ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRUNDET VON A.F. A. WIEGMANN. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE- BOLD IN ERLANGEN, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A« WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER IN GÖTTINGEN, HERAUSGEGEBEN von Dr. W. F. ERICHSON, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH- WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BERLIN. ZEHNTER JAHRGANG. Erster Band. ———— BERLIN 1844. IN DER NICOLAT’SCHEN BUCHHANDLUNG. Dali Fi win uNAMDEIW .n .2.A MOV Tau - - } .. I - 240 Seite, Mammalium conspectus, quae in Republica Peruana reperiuntur et pleraque observata vel collecta sunt in itinere a Dr. J. J. de Tschudi . R . 244 Beitrag zur Diagnostik der einheimischen Froscharten von A, Fr. Schlotthauber . . . . 255 Nachträgliche Bemerkungen zu den Beiträgen zur Fauna "Nor. wegens. Von H. Rathke . c : ; . 257 Avium conspectus, quae in Republica Peruana reperiunter et pleraegue observatae vel collectae sunt in itinere a Dr. J. J. de Tschudi. - . 262 Beschreibung einiger neuer in der Mammuth- Höhle in "Kentucky aufgefundener Gattungen von Gliederthieren. Von Dr. Th. Tellkampf. (Hierzu Taf. VI). . werte) Ueber das Leuchten einiger Seethiere. Von Dr. Fr. win, Pri. Ar vatdocent in Erlangen . . Ah N 46722) Ueber Staurosoma, einen in den Akanıen Teneaden Schniatotfen: Von Demselben. (Hierzu Taf.X.F.1—9) . 337 Ueber Distoma Beroes. Von Demselben. (Hierzu Tat. x. F.10-13) . . 343 Nachtrag zu den Beobachtungen über das Wachsthum der Blät- ter. Von A. Grisebach. (Hierzu Taf. XI) . . 345 Bemerkungen über die Molluskenfauna Unter. Italiens. Von Dr. A. Philippi (Fortsetzung) . h 3 . 348 Ueber Hirudo tessulata und nr 0. E. Müll. | von Friedr. Müller, Stud. phil. (Hierzu Taf.X.F.14) . . . 370 2 / f £ . / 4 da © Ar KL ru amt IND hr 5 } ts r fi 4 / Ä , Voschn L Bei { SAL 7 u Über den Vegetationscharacter von Hardanger in Bergens Stift. Von A. Grisebach. In der Nähe des 60sten Breitegrades, am Söefjord im west- lichen Norwegen, hat man mehrmals vergeblich versucht die Buche anzupflanzen: dagegen ist dies an der äufsern Küste des Meers mehrere Meilen nördlich von Bergen gelungen, ja es sollen nach Blytt ') sogar über den 63sten Grad hinaus einige Bäume noch bei Christiansund fortkommen. Aber dies sind auch die beiden einzigen Puncte an der ganzen norwe- gischen Westküste, wo Buchen gefunden werden. Solche Ano- malien in der Verbreitung der Gewächse verdienen unsere Aufmerksamkeit, nicht blofs wenn wir die natürlichen Hülfs- quellen eines Landes darstellen wollen, sondern vorzüglich bei der Untersuchung der Einflüsse, welche theils das Clima theils die Gestalt der Erdoberfläche auf die Pflanzen äussern. In der Provinz Bergens Stift giebt es noch mehr ähnliche Probleme zu lösen. So will auch die Rothtanne, der vor- züglichste Baum Tellemarkens, an der Seeküste nicht gedeihen, und in dem weitläuftigen Bezirke des Hardangerfjords, wo ich mich während des Julius und August im Jahre 1842 auf- hielt, habe ich nur an einer einzigen Localität, auf dem Passe der nach Vossevangen führt, diesen Baum gesehen. Eine der häufigsten Pflanzen jener Gegend ist Digitalis purpurea, allein, wenn man von Hardanger nach Tellemarken reist, sieht man sie nieht mehr, sobald man über den kleinen See Odde-Vand gesetzt ist. Doch wir wollen zunächst bei der Buche ver- weilen, wir wollen uns mit der Frage beschäftigen, weshalb dieser Baum hur an zwei weit entlegenen Puncten aufkommt. ’) In Hornemann’s Plantelaere, Kiöbenhavn. 1837. Archiv 1, Naturgeschichte, X. Jahrg. 1. Bd. 1 2) A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter Die Temperatur, innerhalb deren eine Buchen -Vegetation möglich ist, kennen wir mit hinlänglicher Genauigkeit. Die meteorologischen Beobachtungen auf der Sternwarte zu Chri- stiania geben hiezu einen sichern Anhaltspunet: denn wenige Meilen südlich von dieser physiealischen Station stehen die letzten Buchen am Fjord bei Holmestrand.. In dem Clima von Christiania selbst hingegen gedeihen sie nicht mehr. Es ist merkwürdig, dass die Buchenwälder nirgends so üppig und hochstammig sind, als in der Nähe von deren Polargrenzen: so auf den dänischen Inseln unter 56° n. B., da der Baum in Schweden doch schon unter 57° sehr selten wird, und so ist auch der einzige grosse Buchenwald Norwegens, welcher neben der Einfahrt in den Meerbusen von Frederiksvärn liegt und vom 59sten Breitengrade geschnitten wird, nur 7 Meilen von jenem Scheidepunet, von Holmestrand entfernt. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass aus der Reihe der die Vegetation beherrschenden Factoren die Temperatur es allein ist, welche vom nördlichen Gestade des Christiania-Fjords die Buchen- waldungen ausschliesst. Die mittlere Wärme beträgt daselbst nur 5°, 4C., noch etwas weniger als zu Stockholm, von wo man bis zu den nördlichsten schwedischen Buchen schon eine mehrtägige Reise zu machen hätte. Auch der jährliche Gang der Temperatur in den beiden scandinavischen Hauptsädten ist ziemlich derselbe. Vergleichen wir damit die climatischen Verhältnisse von Gothenburg, wo die Buche noch vorkommt, so schliessen wir zwischen diesen Werthen die wahre Grenze des Buchen-Climas ein. Zu diesem Zweck ist das arithme- tische Mittel beigefügt. Christiania.') Stockholm.?)Gothenburg.°) Mittel. Mittlere Wärme +5°,2C. +5°,7C. +7°,9C. +6°,2C. Winterkälte . —5°,0- —3°%,5- —0°%,3- —2°,9- Sommerwärme —+15°,5- +15°,8 - +16°,9- +-16°,0 - Kälte des kälte- sten Monats —6°,4- —4°,3- —1°,1- —3°,9- ') Nach Hansteen in Magazin for Naturvidenskaberne. 1841. *) Nach Mahlmann’s Tafeln in Dove’s Repertorium der Physik, Bd. A. S. 33. 3) Daselbst $. 33. und 136. von Hardanger in Bergens Stift. 3 Nehmen wir nun an, dass die Polargrenze der Buche in 'Seandinavien durch dieses arithmetische Mittel, d. h. durch mittlere climatische Werthe zwischen drei in der Nähe der- selben im Niveau des Meers gelegenen Orten ausgedrückt wird, so können wir weiter aus den am Ufer des Hardanger- Fjords angestellten Messungen folgern, ob diese Gegenden, in denen die Buche nicht einheimisch ist, noch innerhalb des Buchenchma’s liegen oder nicht. Ullensvang. ') Mittlere Wärme‘. „1.0 2.0. 207°, 26. Winterkältew 10.9. me a, 0°, 1 - Sommerwärme . . 2.2.2..2..-F#15°, 6 - Kälte des kältesten Monats. . . —0°, 7 - Wärme des wärmsten Monats . . +16°, 9 - Das Clima am Meeresufer von Bergens Stift und von Bo- huslän stimmt daher in den Wärmeverhältnissen beinahe über- ein: nur ist die Sommerwärme an der norwegischen Küste geringer, aber doch in Ullensvang nur um 0,4° unter den für die Polargrenze der Buche in Scandinavien gefundenen Werth gesunken. Liegt nun hierin die Ursache, dass dieser Baum am Söefjord nicht gedeiht? Solch’ ein Schlufs aus spärlichen Daten würde sehr gewagt sein, indessen ganz unbegründet stellt er sich dar, wenn wir die Verbreitung der Buche auf den britischen Inseln berücksichtigen, wo die Wärme der Sommermonate nach Norden rasch abnimmt und z. B. in Edin- burgh 'nur noch 14°,1 ©. beträgt.. Ferner ist der Sommer an der äusseren Meeresküste bei Bergen viel kühler, als in den inneren Fjorden: dort soll dessen Wärme nur 13,2 C. betragen, und eben dort giebt es Buchen, wie oben angeführt wurde, Endlich ist es bekannt, dafs die Polargrenze der Buche in Russland einer Isochione ziemlich parallel läuft: die Ve- getation dieses Baumes ist daher von der Sommerwärme weit unabhängiger als von der Kälte des Winters, und diese ist in Ullensvang geringer als in Gothenburg. Wir ınüssen daher jene Erscheinungen aus andern ÜUr- sachen ableiten, wir dürfen sie nieht auf die Temperatur be- ziehen. Die übrigen elimatischen Factoren sind zu wenig ') Daselbst 5. 31. 1* A A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter untersucht, allein wir bedürfen deren auch nicht, indem die höchst merkwürdigen Bodenverhältnisse von Bergens Stift weit entschiedener unser Interesse in Anspruch nehmen. Von die- sen wird der Vegetationscharacter der ganzen Provinz bedingt, nur diesen localen Eigenthümlichkeiten glaube ich es zuschrei- ben zu müssen, dass die Buche nicht gedeiht in einem Lande, wo der Winter so mild ist, dass die schmalen wellenlosen Flüssen gleichenden Meerbusen nicht einmal gefrieren. Wäre der Boden ihr günstiger, so möchte sie doch wenigstens in jenen tief eingeschnittenen, abgeschlossenen 'Thälern sich an- siedeln, in denen der Sommer keineswegs ') so übermässig feucht und durch unaufhörliche Wolkenbildung erkältet ist, wie an der Bergenschen Küste, deren Clima Christian Smith nicht hinlänglich von dem der Fjorde unterschieden hat. In den Profilen zu L. v. Buch’s nordischer Reise sind Norwegens Niveauverhältnisse deutlich skizzirt, aber kaum ist es möglich, sich, ohne das Land zu sehen, eine rechte Vor- stellung davon zu machen. Und doch wird das Pflanzenleben durchaus davon bedingt. Es darf hier nicht bloss die Rede sein von hoher oder tiefer Lage, es hängt der Character des Ganzen von Verhältnissen ab, die mit keinem andern euro- päischen Gebirgslande das Geringste gemein haben. Die ge- wohnten Anschauungen von Bergketten, Thälern, Pässen, Was- serscheiden mufs man vergessen, um sich in norwegischer Natur heimisch machen und die Ordnung ihrer vegetabilischen Decke begreifen zu können. Ich spreche hier nur vom süd- westlichen, dem eigenthümlichsten Theile des überall merk- würdigen, wiewohl einförmigen, Landes, von dem einer Ge- birgswüste vergleichbaren Gebiete zwischen Kongsberg und Bergen, zwischen der Strasse über den Doyvrefjeld und Cap Lindesnaes. Dieses ganze Gebiet ist ein Tafelland ohne Rand- gebirge, die engen Thalwege, die von allen Seiten, jedoch in grossen Abständen, in dasselbe einschneiden, werden nicht dureh Bergketten, sondern durch Hochflächen weit von ein- ander abgesondert: deshalb gleichen sie entlegenen Oasen der !) So schreibt Herzberg gerade dem Kirchspiel Kinfervig in Har- danger einen warmen und regenlosen Sommer zu (Budstikker 1818 Nr. 86.). von Hardanger in Bergens Stift. 5 Wiiste, denn die Fjelde, d.h. der ganze Rücken des Landes ist unbewohnt und wird nur hier und da im Sommer von Viehheerden beweidet. Dieses Hochland ist von Osten nach Westen zu drei Gebirgsmassen von verschiedener Structur ge- gliedert. Die mittlere und oberste Terrasse, Schouw’s Oro- pedion, insgemein die Langfjelde genannt, ist bei einer Meri- dianlänge von 58—62° n. B. fast überall 12 — 15 geograph. Meilen breit. Diese ganze Hochfläche von etwa 800 7JMeilen ist durchaus oberhalb der Baumgrenze gelegen, eine Steppe mit schwacher Humusdecke, sparsam mit Alpenkräutern und Cy- peraceen bewachsen, häufiger von ödem Gneissgerölle bedeckt, wellenförmig gebaut, ohne alle symmetrische Thalbildung, hier und da zu isolirten Felsblöcken, den höchsten Erhebungen des Landes, aufgethürmt, den grössten Theil des Jahres über- all zugeschneiet, während des Sommers den geschmolzenen Schnee oder im Torfmoore angesammelten Nebel in den Nie- derungen zu Seen vereinigend, aus denen auf unsichern Was- serwegen an den Seitenwänden der Terasse oft in mächtigen Cascaden die Ströme des tieferen Tafellandes gespeist werden. Von den Thälern, welche alle diese Gewässer aufnehmen, sind die beiden untern Terassen tief eingefurcht, durch diese Ein- schnitte unterscheiden sie sich von den Langfjelden weit auf- fallender, als durch ihr Niveau. Dadurch allein werden sie bewohnbar, weil nur in den Thalwegen urbare Ackerkrume liegt, dadurch stehen sie mit dem Meere in unmittelbarer Ver- bindung, von hieraus können die Fjelde zur Sennwirthschaft genutzt werden. Die östliche Seitenterasse ist wieder ganz verschieden von der westlichen gebaut; sie senkt sich allmäh- lich unter die Baumgrenze, sie neigt sich minder schrofl ge- gen die Thalwege, weite Abhänge sind mit Nadelholz bestan- den, so nimmt in Tellemarken das Land den Character eines waldigen Mittelgebirgs an, aus dem nur einzelne Gipfel, wie der Gausta, der Liefjeld alpengleich sich erheben. Ganz anders verhält sich die westliche Terasse, welche fast bis zum Küstensaume mit den Langfjelden in gleichem Niveau liegt, und zu den engen Thalwegen äusserst schroff ab- fällt. Hier erreicht z.B. das grosse Schneefeld des Folgefon- den eine Höhe von 5240', gleich wie die mittlere Erhebung der Langfjelde 4—5000' beträgt, so dafs man über diese hin- 6 A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter weg vom 5400' hohen Horteigen, einem der dem Hardanger- fjeld aufgesetzten Felsprismen, den Gausta im östlichen Telle- marken sehen kann. Der äusserste Rand des Hardangerfjelds liegt nach L. v. Buch’s Messung 4292 Par. Fuss !') über dem Thalniveau von Ullensvang und fällt mit einfacher Wandung zu dem Pfarrhause unter einem Winkel von 35° ab. Die Breite dieses Thals beträgt daselbst 4 geogr. Meile, und gegen- über erhebt sich der Folgefonden mit gleich starker, oft noch steilerer Böschung. Dies ist der Character aller Thaleinschnitte in Bergens Stift. Bei einer solehen Ausdehnung der Hoch- ebenen ist daher fast die ganze Oberfläche des Landes nur einer alpinen Vegetation zugänglich, welche hier nicht wie in den Alpen auf die einzelnen Berge sich einschränkt und zu- gleich wegen mangelnder Erdkrume jeder. Fülle entbehrt. In- dessen noch weit nachtheiliger für die Mannigfaltigkeit der Flora dieser Gegenden, so wie für deren Culturfähigkeit ist der Umstand, dass die Thalsohlen grösstentheils weit tiefer liegen, als das Niveau der Nordsee, und dafs sie daher ihrer ganzen Länge nach von Meerwasser ausgefüllt werden. Darin besteht, wie L. v. Buch höchst treffend ausgedrückt hat ?), der einzige Unterschied der norwegischen Fjorde von den Thälern der Alpen: reichte das Meer in der Lombardei 2000' höher, so würde aus den südlichen Thälern des Gotthard ein anderer Sognefjord entstehen. Der Söefjord ist bei Ullens- vang 1200’ tief. Die Fjelde müssten sich daher noch um drei ‚ Viertel ihrer jetzigen Höhe erheben, um fruchtbare Thäler im westlichen Norwegen hervorzubringen. Aus diesen beiden Verhältnissen, der hohen Lage des Landes und der tiefen Bildung der Thäler, ergiebt es sich. von selbst, dass in einem Clima, das beinahe so mild ist wie in Dänemark, milder als das westpreussische, die spärliche Bevölkerung ohne Fischfang sich nicht würde ernähren kön- nen, und nur deshalb, weil es der Cultur an Raum fehlt. Es giebt kein Vorland, keine culturfähige Ebene von Bedeutung in der ganzen Provinz. Wie gering die Ackerfläche sei, zeigt ') Budstikker 18% Nr. 7. 8. *) Dessen Reise über den Filefjeld in Topographiske statistiske Samlinger. 1. von Hardanger in Bergens Stift. 7 zum Beispiel eine der wohlhabendsten Ortschaften, Oppedal in Hardanger, die aus 15 Gaarden besteht, worin 34 Bauer- familien ') wohnen. Die ganze Feldbreite am Ufer des Fjords zählte ich 760 Schritte, von da reicht sie bei einer Böschung von etwa 20° nur 500° hoch bergan, und die Gerstenfelder werden noch von den Gehöften, auch von Obstbäumen und von Gehölz unterbrochen: dieses Laubgehölz aber steht dort nicht aus Nachlässigkeit, es ist ein wesentlicher Bestandtheil der Wirthschaft, von dessen Laube müssen im Winter die Viehheerden ernährt werden, die nur während des kurzen Fjeldsommers auf dem Plateau leben. Doch selbst jene schmale abschüssige Region an den Fjordufern wird der Vegetation durch die Beschaffenheit des Bodens zum Theil ganz entzogen. Theils steigert sich die Böschung der Thalwände häufig über 45°, theils fehlt es über- haupt gar zu sehr an Erdkrume, Die Humusdecke über dem anstehenden Gestein beträgt am Söefjord auf dem Acker 6—8 Zoll, auf unbebauetem Boden im Durchschnitt nur 3—4 Zoll. Dies halte ich für den einzigen Grund, weshalb in Har- danger weder die Buche noch die Tanne fortkommt. Die Fjelde tragen ebenso wenig Erdkrume, wie die Fjordufer, oder noch weniger, so dass dies als ein allgemeines Phäno- men für die ganze Provinz anzusehen ist.. Damit steht der Character der Vegetation in so naher Beziehung, dafs ich dessen Bedingungen nachzuforschen mich bemüht habe. Meh- rere Ursachen scheinen hiebei zusammenzuwirken, unter denen die Beschaffenheit des norwegischen Felsgebäudes indessen voransteht. Die ganze Fjeld-Masse wird aus nahezu vertical gestellten, äusserst festen Gneissschichten gebildet, welche der Verwitterung durch die Atmosphäre vielleicht ganz unzugäng- lich sind. Die allgemeine Verbreitung der Diluvial-Schram- men auf deren Kanten macht es gewiss, dass ihre Oberfläche sich jetzt noch in demselben Zustande befindet, als zu der Zeit, da diese seichten Furchen gebildet wurden. Das Was- ser, welches in andern Gebirgen theils durch die mechanische Gewalt seines Gefälles, theils durch die in demselben gelöste ») J. Kraft topographisk - statistiske Beskrivelse over Norge. Vol, 4. p. 568 8 A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter Kohlensäure vornehnlich den Verwitterungsprocefs einleitet, kann diesen Einfluss auf die Fjelde fast gar nicht ausüben: drei Vierteljahre fällt es als Schnee herab und, wenn dieser schmilzt, wenn er sich mit den meist nebelförmigen Nieder- schlägen des Sommers vereinigt, so sammelt sich das Wasser rasch in den Niederungen an, es gleitet auf der Oberfläche des Plateaus hin ohne in den festen Gneiss einzudringen; die Thal- wände der Fjelde sind quellenleer, alles Wasser stürzt von oben zu den Fjorden herab. Mechanische Kräfte sind wegen des gleich- förmigen Niveaus der Fjelde fast nur an deren Seitenwänden thätig, und was hier losgerissen wird, was mit den Cascaden, mit den Schnee- und Felslawinen herabstürzt, sinkt grössten- theils in die Tiefen der-Fjorde, ohne deren Ufer mit gepul- verten durch die Pflanzenwelt zersetzbaren Mineralfragmenten zu befruchten. Bringt man nun noch den Verlust in An- schlag, den die einmal gebildete Erdkrume alljährlich durch den Ackerbau, so wie durch den Fall der Gewässer an so steilen Abhängen erleidet, so wird man sich vielmehr darüber wundern, dass unter den ungünstigsten Verhältnissen die Na- tur, so sparsam sie in diesen Gegenden mit den Bedingungen des Pflanzenlebens verfahren ist, sich doch noch in einem ge- wissen Gleichgewichte erhält: wozu namentlich die“ ausser- ordentlich verbreiteten, alle den Fjorden zugekelirten Fels- wände schwärzenden Hypothallen von Leeideen, so wie viel- leicht auch auf den Fjelden die Torf bildenden Moose, von denen viele Niederungen ausgefüllt sind, mitwirken. Allein dennoch ist dieses Gleichgewicht zwischen gebildeter und weg- geführter Erdkrume vielleicht nicht ganz beständig. Herz- berg ') sagt: wo Bäume in Hardanger ausgehen, wachsen keine wieder, die Baumgrenzen sinken immer mehr. Diese That- sache, bei deren Erwähnung jener vielseitige Kenner seines Landes Änderungen des Climas im Sinne hatte, würde sich einfacher daraus erklären, dass der Ackerbau jetzt mehr Erd- krume verbraucht, als in den Zeiten, da ein alter Baum in der Wildniss sich besamte: doch erst später werde ich meine Beobachtungen über gewisse historische Änderungen in der !) Budstikker 1818 S. 651. von Hardanger in Bergens Stift. 9 Vegetation von Hardanger mittheilen und damit auch diese Hypothese beleuchten. Wenden wir uns jetzt zu dem Character der Flora dieses Distriets im Einzelnen. Es erhellt aus der bisherigen Dar- stellung, dass die Vegetation der Fjelde von der der Fjord- abhänge ganz geschieden ist. Zunächst will ich die alpinen For- mationen characterisiren und bemerke, dass die Resultate auf folgenden Reiserouten gewonnen wurden: I. Übergang über die Langfjelde, und zwar über den Hauglefjeld zwischen Gegaarden und Röldal. 9 g. Meilen. II. Über den Hardangerfjeld zwischen Röldal und Sael- gestad. 3 g. Meilen, Ill. Besteigung des Folgefonden bis auf das Schneefeld von Reissäter aus. IV. Übergang über den Hardangerfjeld zwischen Ullens- vang und Morsaeter am Vöringsfossen. 12 g. Meilen. V. Über den Utnefjeld zwischen Aga und Korsnaes am Samlenfjord. 3 g. Meilen. Die Baumgrenze wird an den Seitenabhängen der Fjelde durch eine glatte Form von Betula pubescens Ehrh. gebildet, nicht wie gewöhnlich angegeben wird durch Betula alba !), welche ich in Norwegen nirgends gesehen habe. Das Niveau der Birkengrenze, wovon es zahlreiche Messungen giebt, wel- che von Neumann und Blytt gesammelt sind, beträgt an der Ostseite der Langfjelde im Mittel 3200, an der Westseite 2800; am Folgefonden sinkt es hier bis zu 1800. Da nun die tiefsten Puncte auf dem Rücken der Fjelde, z. B. der Ulevaa’s Botten zwischen Voxlie und Röldal 3200’ hoch lie- gen, so ist die Baumform der Birke vom Plateau ganz aus- geschlossen. Die obere Grenze der Vegetation an der Schnee- linie übersteigt selten ein Niveau von 5000’, gegen die Küste hin aber ist sie gleich der Birkenregion tiefer gelegen. ») 1. B. pubescens Ehrh. foliis ovato -rotundatis obtusatis, se- mine obovato, ala semiobovata. . glabrata: foliis glabratis, ala seminis latiori. Syn. B. carpatica W. 2. B. alba Aut. foliis rhombeis acutatis, semine elliptico, ala semiovali, 10 A. Grisebach: Uber den Vegetationscharacter Die Alpenpflanzen der Fjelde wachsen demnach meist zwischen den Grenzen von 3000’ und 5000. Innerhalb die- ses Raumes ordnen sich die einzelnen Formationen theils nach der Höhe, theils nach der Feuchtigkeit des Bodens. Der Ein- fluss der Höhe ist ausserhalb der Wasserwege überall sichtbar: denn da die ganze Fläche wellenförmig gewölbt ist, so wie- derholt sich die Abgrenzung der Regionen, so oft man in ge- rader Linie über das Plateau hinreisend in die Wellenthäler hinab oder zu den Wellenkämmen hinauf steigt. Die letztern begrenzen stets nach allen Richtungen den nahen Horizont, und doch sind sie gewöhnlich nur einige hundert Fuss höher als die Niederungen. Vergebens hofft der ermüdete Wanderer einen eulminirenden Puncet zu erreichen, unaufhörlich steigt er auf und nieder, ohne durch irgend eine Fernsicht belohnt zu werden, der Pfad über den Hauglefjeld führt ihn nicht hö- her als bis 4600', nicht tiefer als bis 3200’ hinab. Die am tiefsten gelegenen Gegenden der Fjelde, sofern sie nicht von Wasser oder Sumpf ausgefüllt werden, sind von Betula nana L. ziemlich dicht bewachsen. Dieser armhohe Strauch liefert das Brennholz für die Sennhütten. Eine spär- liche Vegetation von Cyperaceen, Gräsern, Moosen und von den kleinern Alpenkräutern wächst zwischen diesem Gesträuch. An steileren Abhängen, und besonders gegen die Seitenkanten des Fjelds wechselt diese Formation mit Salix glauca L., einem Strauche, der bis tief in die Coniferenregion. verbreitet und gleichfalls gesellig aus weiter Ferne an seinem silberfarbenen Laube kenntlich ist, was gegen das düstere Tiefgrün der Zwerg- birke anmuthig absticht. Die Neigung des Bodens hindert übrigens auf dem Rücken der Fjelde die Vegetation nicht, Alles ist gangbar, nirgends ein schroffer Hang, jedoch jeder Pfad im Gerölle stets beschwerlich. Über den Zwergbirken folgen andere, niedrigere Sträu- cher, welche nicht so gesellig wie jene meist gemischt unter einander wachsen, auch den krautartigen Gewächsen zwischen sich mehr Raum lassen. Diese Sträucher sind nach ihrer Häu- figkeit geordnet: Vaccinium Myrtillus L., Empetrum nigrum L., Phyllodoce taxifolia Salisb., Juniperus vana W., Calluna vulgaris Salisb., Betula pubescens Ehrh. var. fruticosa, Vacei- nium uliginosum L, von Hardanger in Bergens Stift. 11 Diese Sträucher werden, je höher man steigt, allmählig immer seltener, bis zuletzt der Boden, so weit er Erdkrume trägt, nur noch von alpinen Kräutern und Glumaceen, so wie von Erdlichenen und Moosen bedeckt ist. In dem folgenden Verzeichnifs der von mir in dieser Formation beobachteten Gewächse, von denen die meisten sich abwärts bis in die Re- gion der Zwergbirke verbreiten, sind die häufigsten Arten durch gesperrte Schrift bezeichnet; denen, die minder allge- mein vorkommen, ist der Standort mittelst einer auf die oben- angeführten Reisen zurückweisenden Ziffer beigefügt. Phaca astragalina DC. IV, Trifolium repens L. - Alchemilla alpina L. - vulgaris L. Dryas octopetala L. IV. Sibbaldia procumbens L. Potentilla salisburgensis Hk. Tormentilla erecta L. Rubus chamaemorus L. Geranium sylvaticum L. 1. Lychnis alpina L. II. - vespertina Retz. I. Cerastium alpinum L. Alsine biflora Wahl. IV, Sagina Linnaei Prl. - procumbens L. var. corollata Fzl. Helianthemum oelandieum DC. var. alpestre. IV. Cardamine bellidifolia L. II. Arabis alpina L. Ranunculus glacialis L. IM. - pygmaeus Wahl. - acris L. var. pumilus Lindbl. Saxifraga rivularis L. I. IV. - caespitosa L. - stellaris L. Rhodiola rosea L. Sedum annuum L. Pyrola minor L. Arbutus alpina L. 1. 12 A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter Cassiope hypnoides Don. I. IV. Trientalis europaea L. Pedicularis lapponica L. IV. Euphrasia officinalis L. var. minima Schl- Veronica alpina L. 11. Bartsia alpina L. Gentiana campestris L. IV. - nivalis L. IV. - purpurea L. 1. Campanula rotundifolia L. Oporinia norvegica nov. sp. !) IN. Hieracium alpinum L. Taraxacum dens leonis Desf. Saussurea alpina DO. Erigeron uniflorus L. Solidago Virgaurea L. Omalotheca supina DC. Gnaphalium norvegieum Gunn. - alpinum L. Rumex Acetosa L. Oxyria reniformis Hook. Polygonum viviparum L. Salix reticulata L. Habenaria viridis Rich. Tofieldia borealis Wahl. IV. Majanthemum bifolium DC. 1. Luzula nigricans Desv. - spicata Desv. - arcuata Wahl. II. Juncus castaneus Sm. - trifidus L. - biglumis L. - alpinus Vill. Carex saxatilis L. - eanescens L. var. alpicola Wahl. ze !) Op. scapo mono -dicephalo apice involucroque atro-villoso, foliis lineari-lanceolatis glabris remote dentato-runcinatis. — Habitus Apargiae Taraxaci W., sed pappus Oporiniae. von Hardanger in Bergens Stift. 13 Carex lagopina Wahl. - pulla Good. IV, - Vahlii Schk. IV. Phleum alpinum L. Anthoxanthum odoratum L. Agrostis rubra L.') Aira caespitosa L. - montana L. ?) Poa alpina L,. var. vivipara. Festuca ovina L. var. vivipara. Nardus strieta L. Equisetum reptans Mich. - sylvatieum L. Polypodium alpestre Hp. Aspidium Filix mas Sw. Lycopodium alpinum L, - Selago L. - clavatum L. Weissia erispula Hedw. Trematodon ambiguus Hedw. Dieranum falcatum Hedw. - cerviculatum Hedw. var. pusillum H. Bryum elongatum Dies. var, alpinum B. S. - nutans Schreb. var. dentieulatum B. S. - Ludwigii Spr. - Dunvalii Voit. II. Conostomum boreale Sw. V. Polytrichum septentrionale Sw. Catharinea hereynica Ehrh. Jungermannia julacea L. - concinnata Lightf. - Flotowiana Nees. ’) Agr, foliis linearibus planis, ligula oblonga, paniculae ramis glaberrimis, palea aristata, altera nulla. — Syn. Agr. alpina Hornm, 2) Aira montana L. ab A. flexuosa L. spiculis trifloris purpureis nitentibus, arista firmiori et panicula contracta distincta est. Paleae inferiores in nostra tricuspidatae dentibus brevibus ciliatis, nee quin- quefidae, quales in descriptione Kunthiana exhibentur. 14 A. Grisebach: Über den Vegetationscharaeter Jungermannia acuta Nees, - emarginata Ehrh. - barbata Schreb. Stereocaulon tomentosum Wahl. Biatora verna Fr. Cladonia rangiferina Hoffm. = uncialis Hoffm. Cetraria islandica Ach. - aculeata Ach. - nivalis Ach. - eueullata Ach. Evernia ochroleuca Fr. Man erkennt aus diesem Verzeichnisse leicht, dafs die dieotyledonischen Familien, namentlich in ihren geselligen For- men weit gegen die Monocotyledonen zurücktreten. Omalo- theca supina und Sibbaldia procumbens sind beinahe die ein- zigen Rasen bildenden, dicotyledonischen Kräuter, und diese sind nicht grösser als Moos. Weiter aufwärts gegen ;die Firn- grenze verlieren sich nun auch die Cyperaceen und Gräser, dann würden nur die Cryptogamen übrig bleiben, wenn nicht noch eine phanerogamische Pflanze mit ihnen vereinigt wüchse, die Salix herbacea L., durch welche die vierte und oberste Region auf dem Plateau bestimmt wird. Diese der Erdkrume völlig angedrückte Pflanze wächst zwar gesellig, aber sie lässt doch weite Räume leer, welche entweder von Bryum elonga- tum und andern Moosen oder von den genannten Erdlichenen die letzte vegetabilische Bekleidung empfangen. Diese vier nur vom Niveau abhängigen Vegetationsstufen sind besonders deutlich auf dem Hauglefjeld zwischen Voxlie und Röldal ausgeprägt. Hier kann man, gestützt auf Holm- boe’s Höhenbestimmungen von mehreren Localitäten, deren Bereich etwa folgendermassen schätzen: 4. Formation der Zwergbirke 3200’— 3500". 2. - der Heidelbeere. Von der Waldregion her bis 3600'. 3. - der Alpenkräuter 3600'— 4400'. 4 = der Salix herbacea 4400’— 4600. Wir wenden uns jetzt zu den durch eine Verschiedenheit des Bodens bedingten: Formationen- der Fjelde. Wo gar keine von Hardanger in Bergens Stift. 15 Erdkrume liegt, sind die Gneissfelsen doch häufig von Steinflech- ten bedeckt, unter denen Lecidea geographica Fr. den bei Wei- tem vorherrschenden Bestandtheil bilde. Wenn sich in den Spalten solcher Felsblöcke Humus ansammelt, erscheint eine rupestre Formation von Alpenpflanzen und Moosen, welche indessen nur wenige Arten zählt, und wo sie nicht besonders vom Tropfenfall begünstigt ist, auch sehr ärmlich vegetirt. Folgende Arten wurden von mir beobachtet, zu denen ich die Namen der wenigen Steinlichenen setze, die ich auf diesen mühseligen Fjeidreisen zu untersuchen vermochte. Silene acaulis L. Draba alpina L. IV. - seandinavica Lindbl. Saxifraga nivalis L. - cernua L. IV. - oppositifolia L. 1. - rivularis L. Juneus trifidus L. Agrostis rubra L. Onoclea erispa Br. Polypodium phegopteris L. Racomitrium Januginosum b#id. - sudeticum Brid. V. Bartramia ithyphylla B. S. Jungermannia julacea L. Lecidea geographica Fr. _ contigua Fr. var. silacea. - atroalba Ach. Parmelia atra Ach. - ventosa Ach. - chlorophana Wahl. Umbilicaria erosa Hoffm, - polyphylla Hoflm. Cetraria tristis Fr. Folgen wir nun endlich noch den reichlich bewässerten Niederungen, wo überall Torfsümpfe, Teiche und Seen sich bilden, wohin von den schmelzenden Schneefeldern oder aus den Gletschern und vom Firn die reinsten Kiesbäche überall hinfliessen, so treflen wir hier je nach der mannigfaltigen Ein- 16 A: Grisebach; Über den Vegetationscharacter wirkung des Wassers noch eine letzte Reihe von Pflanzenfor- mationen. Wo der Schnee eben geschwunden, wächst auf dem schwarzen Humus die herrliche Peltigera erocea Wahl. Hier träufelt das Wasser auf ausgedehnte Moosrasen herab, welche meist aus Bryum Ludwigii Spr. oder Jungermannia julacea L. bestehen. Mannigfaltiger wird diese Moosvegetation da, wo die Tropfen höher herabfallen, wo die rein gewaschenen Gneiss- felsen den grössern Arten einen Befestigungspunct darbieten. Alle diese Moose vegetiren während des Julius und August in ausserordentlicher Fülle und Frische, sie halten das Wasser lange zurück, wozu die kleinern zwischen Salix herbacea wachsenden Arten gar nicht fähig sind. Daher sind die höhern Abhänge im Verhältnifs zu der grossen Masse des im Sommer gebildeten Wassers sehr trocken, während die Gewächse des feuchten Bodens theils durch die grofsen Moose theils durch Sphagnum vor Trocknifs stets bewahrt bleiben. Die Arten dieser Formation sind folgende: Bartramia fontana Hedw. Hypnum aduncum L. - molle Dies. Bryum Ludwigii Spr. Dicranum ®ubulatum Hedw. var. eurvatum H. Weissia acuta Hedw. Jungermannia uliginosa Sw. - scalaris Schr. Marchantia polymorpha L. Von hieraus wird das Wasser gleich zu Bächen aufgenom- men, deren Ufer gewöhnlich von Saxifraga autumnalis L. dicht bewachsen sind. Diese Vegetation reicht bis zu den Niede- rungen herab. Die unter ähnlichen Verhältnissen wachsenden Arten sind: Epilobium alpinum L. - origanifolium Lam. Saxifraga autumnalis L. Saxifraga stellaris L. Ranunculus reptans L. Phippsia algida Br. IV. - In den Niederungen der Fjelde selbst, welche theils Was- serbecken sind, theils durch Torfmoorvegetation einen Moor- von Hardanger in Bergens Stift. 17 grund erhalten, besteht diese Formation aus folgenden Sumpf- gewächsen: Rubus chamaemorus L. Eriophorum capitatum Epilobium palustre L. Host. Viola palustris L. - angustifolium Stellaria cerastoides L. Rth. Sagina procumbens L. Carex lagopina Wahl. Montia fontana L. - leucoglochin Ehrh. Comarum palustre L. - dioeca L. Andromeda polifolia L. - stellulata Good. Pinguicula vulgaris L. - eaespitosa L. ı Menyanthes trifoliata L. - ırrigua Sm. Juneus filiformis L. Seirpus caespitosus L. - eastaneus Sm. Jungermannia uliginosa - biglumis L. Sw. Ward bisher die Vegetation der den Söefjord in Hardan- ger umgebenden Fjelde unter einem gemeinschaftlichen Ge- sichtspuncte dargestellt, so müssen wir jetzt auf den oben erwähnten Gegensatz in den Niveaugrenzen derselben zurück- kommen, welcher zwischen den Langfjelden und deren west- lichen Seitenarmen statt findet. Ich sah in Bergen eine Charte von Norwegen, auf welcher die Verbreitung des ewigen Schnees angegeben ist. Ein Blick auf diese Zeichnung überzeugt, wie gross der schneebedeckte Raum auf der westlichen Küsten- terrasse des Landes ist, wie hingegen die Langfjelde grössten- theils weder Firn noch Gletscher enthalten. Hier bleibt der Schnee nirgends unter einem Niveau von 5000' liegen. Da nun nur die dem Plateau aufgesetzten Felsmassen eine bedeu- tendere Höhe besitzen, da diese meistentheils weit auseinander liegen, zum Theil auch zu steil sind, um Firn zu tragen, so ist in der That schon zu Anfang August bei Weitem der grösste Theil des Plateaus schneefrei. Ganz entgegengesetzt verhalten sich die Fjelde an den Fjorden. Die Jisbraeer zwi- schen dem Sognefjord und Romsdalen tragen auf einer Fläche von über 20 g. Quadratmeilen ewigen Schnee, die Firndecke auf dem Folgefonden ist 6 g. Meilen lang und zwischen 3 und 2 g. Meilen breit. Nun wissen wir aber, dafs der Rücken des letztgenannten Schneeplateaus ungefähr in demselben Ni- veau liegt, wie die Langfjelde. Die Fjeldvegetation reicht auf Archiv f, Naturgeschichte, X, Jahrg. 1. Bd. 2 18 A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter dem gegenüberliegenden Hardangerfjeld mehr als 1000’ höher. Die untern Vegetationsgrenzen zeigen, wie von der Birke an- gegeben, einen ähnlichen Unterschied. Diese Erscheinung, vielfach erwähnt und gewöhnlich als eine locale Depression der Schneelinie an der Bergenschen Küste aufgefafst, hat L. v. Buch in einer besondern Abhand- lung beleuchtet '). Er zeigt, dafs die geringere Wärme des Küstensommers hiebei wenig in Betracht komme, weil Früh- ling und Herbst desto wärmer seien, und findet die erkältende Kraft in der Masse des einmal vorhandenen Schnees. Allein damit ist die Depression der untern Vegetationsgrenzen nicht erklärt, welche auch in den von den Schneefeldern entfernten Fjorden tiefer liegen. Es scheint die erste Frage, worauf es ankommt, ehe an die Lösung des Problems zu denken ist, hiebei ganz über- sehen worden zu sein, nämlich ob wirklich die Vegetations- grenzen der Küstenfjelde durch elimatische und locale Ein- flüsse sinken, oder ob sie nicht gerade auf dem Plateau der Langfjelde über ihr natürliches Maass erhoben sind, Ist das Letztere der Fall, so würde die Firnbekleidung der Provinz Bergen nichts Auflallendes haben, sondern eben das normale Verhältniss darstellen. Bedient man sich der vom Kämtz ?) angegebenen Formel, um die Schneelinie im südlichen Nor- wegen zu berechnen, so ergeben die Messungen eine bedeu- tende Elevation derselben im Bereiche des grofsen Plateaus. Gemessene Schneelinie. Berechn. Differ. Horteigen 60° n. Br.°) . 5200’ (v. Buch) 4690' 510. Filefjeld 61° 10° - . . 5250’ (v. Buch) 4380° 870. Jötunfjeld 61° 25’ - . 5000’ (Keilhau) 4390' 610. Dovrefjeld 62° 15° - . . 5050 (Hisinger) 4220 830. Demnach liegt die Schneelinie der Langfjelde im Mittel 700’ höher, als nach dem climatischen Gesetze ihrer Senkung gegen den Pol, so weit dasselbe aus den bisherigen Messun- gen hervorgeht, der Fall sein müsste. So bedeutend ist die ') Gilbert’s Annalen Bd. 41. 16. 2) Lehrb. der Meteorol, 2. p. 173. ?) Ich sah diesen Berg, der 5400° hoch ist, schneefrei. Die An- gabe der dortigen Schneegrenze von Smith (4800) verdient daher keine Berücksichtigung. von Hardanger in Bergens Stift. 19 Wirkung der Plateauerwärmung im Gegensatz zu schmalen Gebirgsketten: denn, dass hievon allein jene Elevation bedingt sei, lässt sich mit grösster Wahrscheinlichkeit darthun. Es sind die Verhältnisse Tübets im Kleinen: Schneegebirge gren- zen an ein kahles Hochland. Auf der Bergenschen Seitenterrasse ist die Schneelinie, so viel mir bekannt, nur an zwei Puncten gemessen, auf dem Gebirge von Justedal und auf dem Folgefonden. Gemessen. Berechnet. Lodalskaabe hl, 5080’ (Bohr) / Justedalsbrae ind 5000’ (v. Buch) HR Folgefönden 60° Ostseite . . 2... 4100' (Naum.) 4340° (Smith) 4800' (v. Buch); 4690. Westseite . . . . .. 3950’ (Naum.) 3850’ (Smith) Die Lodalskaabe gehört nebst der damit verbundenen Ju- stedalsbrae zu dem Plateau der Jisbraeer. Dieses verhält sich ebenso wie die Langfjelde, die Schneelinie ist daselbst um 700' elevirt, es ist die grösste zusammenhängende Hochfläche der Seitenterrasse, nur ihrem die Mittelhöhe der Langfjelde übertreffenden Niveau sind die grossen Firnmassen, die sie trägt, zuzuschreiben. Die Jisbraeer erreichen eine Höhe von 6400’. Hiemit ist also das Phänomen, von dem wir ausgingen, so weit es auf Messungen der Schneegrenze beruht, nur auf den Folgefonden in Hardanger eingeschränkt. Unter den Messungen der Schneelinie am Folgefonden habe ich auch die Angabe von L. v. Buch, weil sie häufig an- geführt wird, nicht übergehen wollen, allein da sie nur auf einer irrigen Schätzung Herzberg’s zu beruhen scheint, ist kein Gewicht auf dieselbe zu legen. Aus dem Mittel der bei- den andern Messungen ergiebt sich für die Ostseite des Fol- gefonden eine locale Depression der Schneelinie um 470, für die Westseite um 790. Diese Depression ist daher geringer, als die Elevation auf den Langfjelden. An der Ostseite dop- pelt so gering, als sie früher gehalten worden ist, erklärt sie sich aus den örtlichen Verhältnissen der Lage des Folgefonden. Dieser Berg, ist durch die ihn umsehliessenden Fjorde 2% 20 A.Grisebach: Über den Vegetationscharacter von. den nahen Langfjelden vollständig abgesondert, er nimmt daher an der Erwärmung des Plateaus keinen Antheil. Nach allen Seiten schrofi abfallend, bildet er oben eine kuppenför- mige Plattform, welche im südlichen Theile sich ganz allmäh- lig bis zu 5240' (Naum.) '), also mehr als 500’ über die nor- male Schneelinie hebt. Ein grosser Theil derselben trägt daher seiner Polhöhe gemäss ewigen Schnee. Überall hangen von dem Firne in seinen flachen Seitenschluchten Gletscher herab, zuweilen bis in die Nähe des Meers, wie der von Bondhuus- Dalen, der erst im Niveau von 1000’ endigt. Hiedurch wer- den die Abhänge des Berges erkältet. Das ringsfliessende Meer häuft viel Nebel an, die auf den Firn sich niederschlagen und ihn vermehren. Aber die Nebel sind an der Westseite über dem Samlenfjord viel häufiger, als da wo der trockne Ostwind von den Langfjelden herüberkommt: deshalb liegt der Firn dort mehr als 300’ tiefer. Was aber am entschiedensten die rein örtlichen Wirkungen des einmal gebildeten Firns und Eises zeigt, ist der Umstand, dass die nördliche Fortsetzung des Folgefonden gegen Utne bei ganz gleicher Lage und Berg- gestalt grösstentheils schneefrei ist: denn hier ist der Berg nach mehrern Messungen von Herzberg und Naumann nur noch 4500’ hoch, also freilich höher als die nunmehrige Firn- region, aber nicht mehr deren Einflusse ausgesetzt. Die Lage des Hardangerfjelds über Ullensvang verhält sich, so nahe die- ser dem Folgefonden liegt, gerade umgekehrt: er hängt in der ganzen Breite rückwärts mit den Langfjelden zusammen und wird gegen den Seewind durch den Folgefonden geschützt. So muss ich denn in Bezug auf den Folgefonden der Ansicht L. v. Buch’s beitreten, wiewohl diese in Norwegen keinen Beifall gefunden hat. Aber auch nur in Bezug auf den Folgefonden halte ich sie für richtig, wo auch die Baum- grenze so viel tiefer liegt, als an irgend einer andern Fjord- wand. Denn die allgemeine Depression der Vegetationsgren- zen gegen die Küste erklärt sich einfach aus der Abnahme der Sommerwärme. ') Die Messungen Smith’s scheinen sich auf den mittleren Theil des Bergs zu beziehen. Mit Naumann stimmt Herzberg beinahe über- ein, der dem Folgefonden eine Höhe von 5300° zuschreibt. von Hardanger in Bergens Stift. 21 Aber eine ganz andere Gestalt gewinnt diese Untersu- chung, wenn Herzberg’s Meinung von einer historischen Ab- nahme der Waldungen, von einer vermehrten Anhäufung des Schnees gegründet ist. Ich habe oben zu einem andern Zwecke die Vermuthung geäussert, dass die verminderte Menge der Bäume wohl von dem Verluste des urbaren Bodens an den Fjordwänden abhängen könne. Allein diese Ansicht erklärt die Thatsachen nicht vollständig. Die wichtigste Beobachtung unter denen, die eine wirkliche Änderung der Baumgrenze beweisen, besteht darin, dass auf dem Rücken des Plateaus in den Morästen allgemein Überreste von Bäumen vorkommen. Diese sind zu häufig, als dass sie durch Menschenhand sollten dahin gebracht sein können. Ich habe oben auf dem Plateau des Folgefonden über Aga selbst Holzstämme, die wohl er- halten sind, aus dem Torf herausschaffen lassen. Ich habe sie mikroskopisch untersucht und gefunden, dass sie von Pi- nus sylvestris, also nicht einmal von der Birke waren. Auf den Schweizer Alpen hört die Kiefer 2600' unterhalb der Schneelinie auf, die Rothtanne 2300’ (Wahlenb.). In Norwe- gen, wo die Kiefer etwas höher ansteigt als die Tanne, halten sich diese Bäume gegenwärtig genau in demselben Abstande vom Firn, wie dort. Coniferengrenze. Schneelin. Abstand. Dovrefjeld (Pin. sylv.).. . 2750' (Naum.) 5050' 2300. Filefjeld bei Steppen (Pin. Abies.) . . 1, 2,12700'%(7 =) 75250" ' 25508 Gaustafjeld (Pin. Abies.) . 2900' (Blytt) 5200' 2300'. Folgefonden, Ostseite (Pin. sylIv.) . - 2 2... 1900' (Schouw) 4220 2320'. Norwegen besitzt daher in seinen Gebirgen Coniferenwälder, so weit deren Vegetation überhaupt möglich ist. Die Wur- zeln und Stämme der Fichte, die auf dem Folgefonden noch bei 4000’, also nur 200° unter der wirklichen, oder etwa 700’ unter der berechneten Schneelinie gefunden werden, können unter den jetzigen climatischen Bedingungen dort nicht ent- standen sein. Es ist eine notlwendige Folgerung aus dem allgemeinen Vorkommen dieser vegetabilischen, unversteinerten Überreste der Vorzeit, dass die Temperatur auf dem Fjeld- plateau einst viel höher gewesen sei. Andere Umstände leiten 22 A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter auf dasselbe Resultat. Es ist eine allgemeine in Hardanger verbreitete Sage, dass die Fjelde einst bewaldet und bewohnt gewesen seien. In gewissen Ortsnamen soll die Erinnerung sich erhalten haben: doch dienen solche Verknüpfungen nur zum Beweis, dass die Meinung besteht, nicht zu deren Be- gründung. So nannte man mir eine Niederung bei der Senn- hütte von Oppedal, welche Finnebue heisst, zum Beleg, dass hier einst Finnen gewohnt haben, aber Andere sehen in dem Namen nichts weiter, als dass hier ein Weideplatz gefunden sei. Viel entscheidender für jene Ansicht sind aber die neuer- lich, namentlich auf dem Hardangerfjeld entdeckten Ruinen menschlicher Wohnungen, welche das Gepräge des höchsten Alterthums tragen und so viele einzelne Merkwürdigkeiten enthalten, dass ganz abweichende Sitten der einstigen Fjeld- bewohner daraus erkannt werden. Der Stiftamtmann Christie wollte in der Zeitschrift Urda ausführliche Nachrichten über diese Denkmale der ältesten Geschichte des Nordens mitthei- len. So nahe es übrigens liegt, die Überreste des Waldes und der menschlichen Cultur aus einer gleichzeitigen Ver- nichtung des Bestehenden hervorgegangen sich vorzustellen, so bleibt diese Idee doch ganz hypothetisch. Jahrtausende können zwischen der Waldperiode und den menschlichen An- siedelungen liegen. Man findet in jenen steinernen Ruinen grosse Massen von Rennthierknochen, welche beweisen, dass die Fjeldbewohner von der Jagd lebten. Wilde Rennthiere giebt es auch jetzt noch genug auf den südlichen Fjelden für den, welcher es nicht scheuen wollte, neun Monate des Jahrs vergraben im Schnee zu leben. Die Bildungsepoche ‘jener Fichtenstämme ist hingegen nach geologischem Maasstabe in eine unermesslich ferne Vor- zeit zurückzustellen, wie jede Erscheinung, welche eine grosse climatische Änderung anzunehmen nöthigt. Das ganze Land besitzt ja noch jetzt ein so warmes Ülima, dass sich nirgends in Europa die Isothermen so weit nach Norden krümmen wie dort. Wie sollte es nun unter den Bedingungen der gegen- wärtigen Erdperiode noch so viel wärmer gewesen sein, dass es Wälder in einer Höhe von 4—5000' besessen hätte, gleich den Alpen? Diesen Betrachtungen aber steht die vollkommene mikro- von Hardanger in Bergens Stift. 23 skopische Gleichheit der Structur zwischen dem damals und jetzt gebildeten Fichtenholze wiederum entgegen. Auch sind die Fjeldmoräste, von denen jene Reste eingeschlossen sind, eine Bildung der jetzigen Epoche. Aber ebenso schreitet die Erhebung Norwegens aus dem Meere auch in der gegenwär- tigen Zeit stetig fort. Durch die höchst wichtigen Untersu- chungen Keilhau’s ist es festgestellt, dass der plastische Thon, welcher die verschiedensten Schalthiere der Nordsee einschliesst, bis zu einer Höhe von 600' angetroffen wird. Als die Fjelde noch 600’ niedriger waren, lagen die versunkenen Coniferen dem Niveau ihrer jetzt vegetirenden Nachkommen schon um die Hälfte näher. Es ist also wohl zu denken, dass die bildende Natur, die überall den Boden mit organischem Leben zu begaben strebt, auch zuletzt die Fjorde trocken legt, um einen Ersatz für die allzuhoch gewordenen Fjelde zu bieten. Aber jetzt leben ‘ die Menschen dort in einer traurigen Zeit, wo das Eine längst geschehen und das Andere nicht geleistet ist. Zu dem We- nigen, was sie an vegetabilischen Gütern auf ihren Fjordab- hängen besitzen, wollen wir jetzt die Fjelde verlassend uns wenden. Wirft man im Sommer einen Blick vom Hardanger-Fjord ringsum auf das Gestade, so erscheint ein sehr liebliches, freundlich hellgrünes, vegetationsreiches Bild, das viel mehr verspricht, als es wirklich inne hat. Wo von Wald im Nor- den die Rede ist, denkt man zuerst an düsteres Nadelholz. Aber in Hardanger sind Laubwaldungen weit häufiger, ent- weder reine Birkenbestände oder eine aus der Birke und Esche gemischte Formation. Aus diesen Gehölzen sondern am Fjordufer sich überall die Gaarde ab, von Obstbaum-Pflau- zungen umgeben, von denen Wiesen und Gerstenfelder am Abhang sich hinaufziehen. Am Söefjord fehlt die Kiefer beinahe ganz, am Kifjord ist sie häufiger. Die charaeteristischen Bestandtheile des Misch- waldes, der die untern Abhänge von Hardanger bekleidet, sind folgende: Fraxinus excelsior L. Populus tremula L. Betulapubescens Ehrh. Gorylus Avellana L. Alnus incana W. Sorbus hybrida L. 2A A. Grisebach: Über den Vegetationscharacter Sorbus aucuparia L. Oxalis Acetosella L. Prunus Padus L. Hieracium umbellatum L. R Digitalis purpurea L. Melampyrum’pratense L. Pteris aquilina L. - Equisetum sylvaticum L. Rubus fruticosus L. - idaeus L. Rosa canina L. - _pomifera Herm., Diese Wälder sind licht. Grosse, mit Lichenen bedeckte Gneissblöcke liegen in ihnen verstreut. Über der Eschen- region (1200) bildet die Birke oder die nordische Erle den Bestand allein bis zur Baumgrenze. Nach oben wird Digitalis immer häufiger, an die Stelle der Wiesen treten dort steinige Weideplätze, besonders von Nardus strieta L. gebildet. Die meisten Laubhölzer tragen in Norwegen weit gröfsere Blätter, als im Süden. Sehr auffallend ist dies bei Prunus Padus, sodann bei der Haselnuss und Espe. Populus tremula hat in Obertellemarken allgemein Blätter von mehr als 2 Zoll im Durchmesser. Aber die Vegetationszeit dieser Bäume ist auch viel kürzer als bei uns. Die Birke schlägt bei Ullens- vang Anfangs Mai aus, wie zu Upsala; im September fällt das Laub ab: in manchen Jahren wird es noch früher durch Dürre gelb, gleich den Wiesen, die oft verbrennen. Soll während der Vegetationszeit eben so viel Holz erzeugt werden, wie im Süden, so müssen die Respirationsorgane um so grösser sein. Sollten es wohl die langen nordischen Tage sein, wel- che den Wachsthum des Laubes befördern? Kann auch diese Frage jetzt noch nicht geradezu beant- wortet werden, so lässt sich doch so viel nachweisen, dass in Hardanger die Verkürzung der Vegetation nicht durch den Lichteinfluss, sondern nur durch die Wärme der langen Som- mertage ausgeglichen wird. Hierüber wurde ich durch die glücklichen Culturversuche des Sorenskriver Koren zu Helland belehrt, der zuerst in einer Höhe von 1200’ am Söefjord Ter- rain urbar gemacht hat, da wo man sonst den Ackerbau nur bis 600' wagte. Auf seiner Colonie säet man die Gerste schon Ende April und erndtet sie im letzten Drittel des August, d. h. ihre Vegetation dauert vier Wochen länger als unten am Fjord, wo es freilich viel wärmer ist, aber die Sonne doch nicht Jänger leuchtet, auf die Sauerstoffentbindung der Pflan- von Hardanger in Bergens Stift. 25 zen den gleichen Einfluss hat. Hier rechnet ınan den 12. Mai Gerste zu säen, den 24. Junius zur Blüthe entwickelt zu fin- den und sie den 1. August einzuerndten. Als ich dort war, in einem trockenen sonnenklaren Sommer, schnitt man die Gerste schon den 22. Julius auf einigen Feldern. In Sachsen dauert die Vegetation der Gerste nach der Blüthezeit nicht länger, aber bis das gesäete Korn Blüthen entfaltet, gehen länger als 2 Monate hin *). Solche Erscheinungen zu erklä- ren ist die Theorie des Wachsthums noch weit zurück. Übri- gens ist auch nicht einmal für den ganzen Hardanger-Fjord die Vegetationszeit des Getraides im Niveau des Meeres gleich. Gegen die Küste hin verlängert sie sich ganz ausserordentlich. Dort giebt es Orte, wo man schon in der Mitte April säet und erst im September erndtet ?). Wenige Meilen Abstand am Fjord bedingen hierin schon einen bedeutenden Unter- schied. Wie die edeln und gemeinen Weinsorten am Rhein oft dicht neben einander wachsen, so rücken hier in einem weit grössern Maassstabe verschiedene Climate und Bodenver- hältnisse nahe zusammen: das ist die Wirkung der engen, über 4000’ tiefen, nach allen vier Weltgegenden gerichteten, von reverberirten Sonnenstrahlen getroffenen Fjordschluchten. Von noch grösserer Wichtigkeit als der Wald sind für Hardanger die herrlichen Bergwiesen, welche vom Ufer indes- sen eben nicht höher hinaufreichen als die Esche. Beständig ist der Bauer mit deren Cultur beschäftigt, so oft die übrigen landwirthschaftlichen Arbeiten ihm im Sommer Zeit lassen. Die Heuerndte dauert mehrere Monate fort. Das Heu trock- net man auf hölzernen Gestellen frei in der Luft, Wo es an Bewässerung fehlt, werden die Wiesen, wie am Eifjord, künstlich berieselt. In ihrer Zusammensetzung entsprechen sie dem Character des Nordens: sie bilden eine dichte, freudig vegetirende Pflanzendecke, die aber nur aus wenigen Arten besteht. Folgende zeichnete ich bei Ullensvang auf: AnthoxanthumodoratumL. Molinia coerulea Mch. Aira flexuosa L. Rumex Acetosa L. Agrostis vulgaris With. Euphrasia offieinalis L. ’) Berghaus geogr. Alm. 1840. Tafeln. 2) J. Kraft a. a. O. p. 449. 26 A. Grisebach; Uber den Vegetationscharacter _ Alectorolophus minor Rehb. Pimpinella Saxifraga L. Knautia arvensis Coult. Cerastium vulgatum L. Suceisa pratensis Mch. Silene inflata Sm. Leontodon, autumnalis L. - rupestris L. - hispidus L. Hypericum tetrapterum Er. Gnaphalium dioecum L. Tormentilla erecta L. Campanula rotundifolia L. Lotus cornieulatus L. Galium verum L. Trifolium repens L. Hiezu kommt noch an einzelnen feuchten, humosen Stellen: Juneus bufonius L. Gnaphalium uliginosum L. Narthecium ossifragum Mech. Sagina procumbens L. Am äussersten Raume des Fjords liegt Gerölle mit sehr spärlichen Litoralpflanzen, namentlich: Elymus arenarius L. Atriplex sp. Festuca ovina L. var. glauca. Silene inflata Sm. var. Plantago maritima L., Ligustieum scoticum L. Da das Seewasser im Söefjord wenigstens in seinen ober- sten Schichten fast trinkbar ist, so fällt es auf, hier sogar Tange und andere Meeresalgen angehäuft zu sehen, indessen auch nur sehr wenige Arten, z. B.: Fucus nodosus L. - Sphaerococcus purpurascens Ag. - vesiculosus L. Ulva Lactuca L. Dieser Gürtel marinischer Erzeugnisse reicht nur wenige Schritte vom Ufer. Das Gerölle, welches nicht mehr vom Meer- wasser bespült wird, dient ausser den meist nur in unausge- bildeter Form entwickelten Flechten wenigen Gewächsen zum Substrat: Alchemilla alpina L. Polypodium Dryopteris L. Silene rupestris L. - phegopteris L. Rumex Acetosella L. Aspidium spinulosum Sw. Poa nemoralis L. - Filix mas Sw. Polypodium vulgare L. Asplenium ‘septentrionale Sw. Das ist der ganze dürftige Formenkreis, den die Natur an diesen Abhängen freiwillig erzeugt hat. Nur wenig hat die Thätigkeit des Menschen hinzugebracht, aber doch ist erst durch sie die Physiognomie dieser Gestade freundlich belebt worden. Manche Bäume verdanken ihr erst ihren Ursprung, oder, wenn sie einheimisch waren, sieht man sie jetzt doch von Hardanger in Bergens Stift. 27 nur in der Nähe der Gehöfde. Dahin gehören Quercus pe- dunculata und Tilia parvifolia, ganz besonders aber die mittel- europäischen Obstbäume, welche für eins der wichtigsten Pro- ducte von Hardanger gelten: Pyrus Malus L. - communis L. Ribes rubrum L. - Grossularia L. Prunus Cerasus L. Äpfel und Kirschen erzielt man am meisten. Die letztern gedeihen in einem heissen Sommer, wie 1842, zu einer un- beschreiblichen Fülle, die Äpfel, die im Herbste erst reifen, bedürfen der Juliwärme nicht, so dass, wenn die eine Frucht nicht einschlägt, auf die andere doch zu rechnen ist. Selbst Wallnussbäume hat man in Rosendal’s Baronie, doch werden ihre Nüsse nicht reif. Aber auch die andern Obstbäume ge- deihen nur bis zu einer Höhe von 600'. Der Ackerbau steht in Hardanger auf einer niedrigen Stufe, zum Theil aus Gewohnheit, aus Mangel an .Betriebsam- keit. Jahr aus Jahr ein säet man bei Ullensvang Gerste. Es giebt ‘dort Felder, die über hundert Jahre beständig gleiche Frucht trugen. Brache kennt man nicht. Höchstens wechselt man mit Kartoffeln, wenn die Gerste nicht mehr gedeihen will. Man erndtet überall von diesem Getraide nur A—5 Körner. Hafer soll hier gar nicht gebauet werden können, während dies anı äussern Hardanger-Fjord allgemein geschieht: aber Ullensvang’s Clima sagt man sei zu trocken, die dünne Erd- krume im Frühling zu wenig gebunden. An den Grenzen der Waldregion und alpinen Flora von Hardanger ist zum Schluss noch eine Formation zu erwähnen, welche fast die üppigste von allen ist. Am Söefjord fehlt sie fast ganz: dort sind die obern Abhänge grösstentheils von Salix glauca L. bedeckt. Aber am Hauglefjeld über Röldal und an der Ostseite dieses Fjelds über Gugaarden ist sie sehr entwickelt. Man kann sie die subalpine Aconitenformation Norwegens nennen, denn durch das schlanke, blaurothe Aco- nitum septentrionale wird sie characterisirt. Da wo die Birke zu einem 8—12' hohen Strauche verkrüppelt, wo die Fjeld- pflanzen sich allmählig diesem Gebüsch beimischen, pflegen 28 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die zugleich folgende Gewächse zwischen engen Höhengrenzen zu vegetiren: Vieia sylvatica L. Geranium sylvaticum L. Aconitum septentrionale Wahl. Ranunculus platanifolius L. Campanula latifolia L. Hieracium aurantiacum L. Sonchus alpinus Scop. Bemerkungen über die Molluskenfauna Unter - Italiens in Beziehung auf die geographische Verbreitung der Mollusken und auf die Molluskenfauna der Tertiärperiode. Von Dr. A. Philippi. Während meines letzten zweijährigen Aufenthaltes in Nea- pel und Sicilien während der Jahre 1838 und 1839 habe ich Gelegenheit gehabt meine früheren Untersuchungen über die Mollusken Sieiliens und über die Versteinerungen dieser Thier- klasse, welche daselbst in so grosser Menge vorkommen, be- deutend zu erweitern und auszudehnen. Namentlich. habe ich auch die Tertiärversteinerungen des südlichen Calabriens, wel- ches ich von Capo delle armi bis zum alten Croton in meh- reren Richtungen durchwandert habe, in den Kreis meiner Be- trachtungen ziehen können, so dass ich einen zweiten Band meiner Enumeratio Molluscorum Sieiliae habe nachfolgen las- sen, welcher 814 lebende Molluskenarten und 589 fossile auf- zählt, während im ersten nur 540 lebende und 367 fossile vorkommen, also 274 lebende und 222 fossile Arten enthält, die im ersten Bande fehlen. Abgebildet sind auf 16 Tafeln 258 Arten. Unter den 274 neu aufgeführten Arten sind je- See ee Du Molluskenfauna Unteritaliens. 29 doch etwa 95, die ich nicht selbst gesehen habe, oder von denen es mir zweifelhaft ist, dass sie wirklich in Unteritalien einheimisch sind, und manche derselben dürften zu streichen sein. Namentlich befinden sich gewiss unter den zahlreichen Heliceen, welche in Sieilien von den Herrn Aradas, Calcara, Maggiore, dem Baron Pirajno de Mandralisca, Testa etc. be- schrieben, manche, die auszulöschen sein dürften. Da indessen die Beschreibungen dieser neuen Arten oft ungenügend sind, so habe ich mich jedes Urtheils darüber enthalten, und be- gnügt, sie mit den Worten der Autoren anzuführen. Indessen habe ich aus diesem Grunde auf eine Vergleichung der Fauna der Land- und Süsswassermollusken mit der Fauna anderer Länder Verzicht leisten müssen; und mich um so lieber auf die Meeresbewohner beschränkt, als diese allein in Beziehung auf die Versteinerungen der Tertiärperiode des südlichen Ita- liens stehn. Leider besitzen wir von sehr wenigen Gegenden einigermassen vollständige Molluskenfaunen, und da man sich auf die allgemeinen Werke, Gmelin und Lamarck z. B., in Bezie- hung auf die Angabe des Vaterlandes nur selten verlassen kann, so sind begreiflicher Weise die Resultate der nachfol- genden Untersuchungen über die geographische Verbreitung der Mollusken des Mittelmeeres nur sehr unvollständige Bruch- sticke. Nichts destoweniger wird, hofle ich, die Mittheilung derselben nicht überflüssig erscheinen, da die Lehre von der geographischen Verbreitung der Mollusken in einer Beziehung weit wichtiger erscheint, als die Kenntniss von der geographi- schen Verbreitung anderer Thierklassen, nämlich in Beziehung auf die Geognosie. Die fossilen Ueberreste der Mollusken werden stets die Hauptrolle bei unseren Untersuchungen über das Alter und über die Geschichte der Rinde unseres Erdbal- les spielen, und eine Menge der wichtigsten geologischen Fra- gen durch ihre Auctorität entscheiden. Dass aber hierbei die Kenntniss der geographischen Verbreitung derselben in der jetzigen Periode unseres Erdballs die einzige sichere Grund- lage abgiebt, bedarf wohl keines Beweises. Ich wende mich daher olıne weitere Umschweife zum Gegenstand meiner Be- trachtungen. 30 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die Vergleichung der Fauna Grönlands mit der Fauna Unter-Italiens. Die Fauna Grönlandiae von Otto Fabrieius ist lange das einzige Werk gewesen, das zu meinem Zwecke zu benutzen war, und bei dem Drucke des zweiten Bandes der Enumeratio musste ich mich noch hierauf beschränken. Fabrieius führt von Nr. 381 bis 427 nur 46 Arten Schaalthiere auf; hierzu kommen 2 Cephalopoden, eine Doris, eine Aeolidia und die Clio borealis (die Aseidien abgerechnet, die ich auch im zwei- ten Bande der Enumeratio nicht mit aufgeführt habe). Wir haben indessen ganz kürzlich ein vollständiges Verzeichniss der Mollusken-Fauna Grönlands durch Herrn H. P. ©. Möl- ler (Index Molluseorum Grönlandiae, Hafniae 1842) erhalten. Von den in demselben aufgeführten Mollusken finden sich im Mittelmeer folgende: Octopus granulatus Tellina fragilis L. Arca minuta Saxicava arctica L. Mytilus edulis L. Teredo navalis. Vergleichung der Fauna Grossbritanniens mit der Fauna Unteritaliens. Von keinem Lande ist die Fauna überhaupt, und nament- lich auch die Molluskenfauna besser gekannt, als von Gross- britannien, wenngleich die hierher einschlagenden Werke von Donovyan, Montagu u.s. w. auf dem Continente fast unbekannt sind. Weder Lamarck noch Deshayes haben sie ordentlich benutzt. Auch kann ich nicht unerwähnt lassen, dass das vor- trefliche Werk von Montagu in den meisten deutschen Biblio- theken fehlt, namentlich in Berlin und Göttingen, ich verdanke die Kenntniss desselben Herrn Hofrath Menke, der es mir aus seiner reichen conchyliologischen Bibliothek freundlich zur Ansicht mitgetheilt hat. Eine sehr gute Uebersicht der Engli- schen Molluskenfauna gewährt Fleming’s history of british animals. Edinburgh 1828. Und obgleich dieser Schriftsteller, gleichsam als geschähe es absichtlich, die generischen Namen oft in einem ganz andern Sinne gebraucht, als sie von ihren Gründern festgestellt sind, so war es mir doch, namentlich Molluskenfauna Unteritaliens. 31 mit Hülfe von Montagu, leicht, die Namen zu erkennen. — Fleming zählt 198 Meeresbivalven, 10 Bivalven des süssen Wassers, 5 Brachiopoden, 20 nackte Meeresgasteropoden, 191 mit Schalen bedeckte Meeresgasteropoden, 93 Land- und Süss- wasser-Gasteropoden, 7 Cephalopoden auf; zusammen 524 Mollusken, (die Pteropoden, Cirripedien und Dentalien fehlen bei ihm ganz, das wohl zu den Pteropoden gehörige Odonti- dium rugulosum führt er als eine Orthocera auf!) — diese auf den ersten Anblick, vielleicht etwas wunderliche Eintheilung habe ich wegen der Vergleichung mit den fossilen Arten der Tertiärperiode machen müssen. Aus Unteritalien kenne ich: 188 Meeresbivalven, 11 Süsswasserbivalven, 10 Brachiopoden, 13 Pteropoden, 54 nackte Meeresgasteropoden, 313 mit Scha- len bedeckte Meeresgasteropoden, 186 Land- und Süsswasser- Gasteropoden, 6 Heteropoden, 15 Oephalopoden und 18 Cir- ripedien, oder, rechnen wir die Dentalien, Pteropoden, Cirri- pedien ab, die bei Fleming fehlen, so kommen in Unteritalien 573 Meeres-, 197 Land- und Süsswassermollusken vor, während für Grossbritannien diese Zahlen 422 und 103 betragen, es ist also Unteritalien, wie es zu erwarten war, absolut reicher an Mollusken als Grossbritannien, und zwar ungefähr im Ver- hältniss wie 147:100. Doch gilt dies Verhältniss nicht für die einzelnen Ordnungen der Mollusken, sondern die Bival- ven sind in Grossbritannien sogar in einer etwas grösseren absoluten Zahl vorhanden. Folgende Arten sind Grossbritannien und Unter- italien gemein: Meeresbivalven. Teredo navalis L. Solen coarctatus L. Pholas dactylus L. Solecurtus strigilatus L. — candida L. Panopaea Aldrovandi Men. Solen vagina L. Lutraria elliptica Lan. — siliqua L. Scerobieularia piperata Gm. — ensis L. N Mactra solida L. — legumen L. — stultorum L.? ') * Die M. stultorum der Nordsee ist weit weniger gewölbt, als die des Mittelmeeres. 23 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die *” Bornia seminulum Ph? (Kellia Venus decussata L. rubra Flem.?) Corbula nucleus Lam. Pandora obtusa Leach Osteodesma corruscans Scac.? (norvegicum ?) Thracia pubescens Leach Galeomma Turtoni Sow. Saxicava arctica L. Venerupis Irus L. Psammobia vespertina L. — costulata Turt. — feroensis L. Tellina donacina L. — Fabula Gm. — tenuis Mat. et Rack. — fragilis L. — baltica L. Diplodonta rotundata Mont. Lueina spinifera Mont. — commutata Ph. — radula Lam. — Jlactea Poli non L. Donax complanata Don. ! Mesodesma donacilla Desh. Cytherea Chione L. — exoleta L. — Jineta Lam. Venus casina L. — verrucosa L. — fasciata Don. — gallina L. — undata Penn. — radiata Broc. — aurea Mat. et Rack. — laeta Poli. Cardium echinatum L. — aculeatum L. — tubereulatum L. — laevigatum L. — exiguum Gm. — edule L. '— parvum Ph. (fasciatum Mont. ?) lsocardia cor L. Arca Noae L. — navicularis Brg. — lactea L. — barbata L. Pectuneulus pilosus L. — violacescens? (P. numma- rius Angl.) Nucula margaritacea Lam. — minuta L. Modiola discrepans Lam. — barbata L. — lithophaga L. Mytilus edulis L. Pinna rudis L. — pectinata L. Avicula tarentina Lam. Lima subauricula Mont. — tenera Turt. Pecten jacobaeus L. — opereularis L. — varius L. — pusio Lam. ' Es wird auch Donax trunculusL. aufgeführt, allein was ich un- ter diesem Namen aus der Nordsee gesehen habe, ist eine verschie- dene Art. Molluskenfauna Unter Italiens. 33 Ostrea depressa Ph.? (parasi- Anomia margaritacea Poli? (squa- tica Flem.?) mula) Anomia Ephippium L. — aculeata Mont. — polymorpha Ph. Siisswasser - Bivalven, Cyclas cornea L. Pisidium obligquum Lam. — Jacustris Müll. -— fontinale Drap. — calyeulata Drap. Anodonta anatina L. Brachiopoden. Terebratula vitrea L. Terebratula caput serpentis L. Nackte Meeres- Gasteropoden. Doris verrucosa L. Aplysia punctata Cuv. — argus L. Elysia viridis Mont.? nach Can- — pseudo-argus Rapp. traine einerlei mit Aphlysio- — retieulata Schultz? pterus neapolitanus D. Ch. Aplysia depilans L. Mit Schalen bedeckte Meeres-Gasteropoden. Chiton laevis Penn. Rissoa fulva Mich. — fascicularis L. — calathiscus Mont. Patella vulgata L.? ') — ventricosa Desm.? (labiosa Fissurella graeca L. Flem.?) Emarginula cancellata Ph. Eulima polita L. Pileopsis ungarica L. — subuluta Don. Calyptraea vulgaris L. Chemnitzia elegantissima Mont. Bulla lignaria L. — pallida Ph.? (uniea Angl.?) — hydatis L. — scalaris Ph.? (simillima — truncatula Brg. Angl.?) — truncata Adams. Natica intricata Don. Bullaea planciana Ph. — subcarinata Walk. — punctata Ad. =» Janthina bicolor Menke Truncatella truncatula Drap. Coriocella perspicua L. Rissoa exigua Mich. Haliotis tubereulata L. ı Es ist mir sehr zweifelhaft, ob diese Art in Unteritalien wirk- lich vorkommt. Archiv f. Naturgeschichte, X. Jahrg. 1. Bd. 3 34 Tornatella tornatilis L. Scalaria communis Lam. Trochus granulatus Born. Phasianella pulla L. Turritella communis Ris. Cerithium fuscatum Costa? Pleurotoma gracile Mont. — attenuatum Mont. Testacella haliotidea F. B. Vitrina pellueida Müll. Suceinea amphibia Drap. Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die conulus L. erenulatus Broc. striatus L. rugosus L. (Turbo) ' magus L. perversum Lam. lima Brg. Pleurotoma septangulare Mont. — purpureum Mont. — lineare Mont. Fusus echinatus Sow.? (muri- ricatus Flem.?) Murex erinaceus L. Chenopus pes pelecani L. Cassis undulata L. Buceinum reticulatum L. — ascanias Brg." — minimum Mont. — variabile Ph.? (Nassa ambi- bigua Flem.?) Marginella laevis Donov. Cypraea coceinella Lam. Land- und Süsswasser-Gasteropoden. Limax rufus L. Helix pomatia L. — ericetorum Müll. pisana Müll. elegans L. variabilis Drap. carthusiana Drap. aculeata Müll. nitida Müll. rupestris Drap. erystallina Müll. striata Drap. rotundata Müll. aspersa Müll. arbustorum L. nemoralis L. hortensis Müll. Bulimus acutus Brg. — obscurus Müll. — pupa L. Achatina acicula Müll. — lubriea Müll. Pupa muscorum Müll. -— avena Drap. — antivertigo Drap. — pygmaea Drap. — pusilla Müll. Balea perversa L. Clausilia bidens Müll. Cyelostoma elegans Müll. Limnaeus palustris Müll, — ovatus Müll. — minutus Drap. Physa fontinalis L. Planorbis marginatus Drap. — spirorbis Müll. Valvata piscinalis Müll. ') Die Delphinula calcar der Engländer, welche sehr selten an den Englischen Küsten gefunden ist, scheint mir nämlich nur der Ju- gendzustand des Turbo rugosus zu sein. Molluskenfauna Unteritaliens. 35 Valvata cristata Müll. Aneylus fluviatilis Drap. Paludina tentaculata L. — Jlacustris L. — thermalis L “ Gephalopoden. Octopus vulgaris Lam. Sepiola Rondeleti Leach. Loligo vulgaris Lam. Sepia offieinalis L — sagittata Lam. Grossbritannien hat gemein mit Sicilien: Von 198 Meeres-Bivalven . . . . . 84 oder 0,41—42 Von 10 Bivalven des süssen Wassers . 6 - 0,60 Mon +5: Brachiopodenin nel nn 2 ven Von 20 nackten Meeresgasteropoden . 7 - 0,55 Von 191 schalentragenden Meeresgast. . 56 - 0,29 "Von 93 Land- und Süsswassergast. . . 465 - 0,48 Von 7Cephalopodn . . 2.2. - —_— Sieilien dagegen hat mit Grossbritannien gemein: Von 188 Meeres-Bivalven . . . 2... 84 oder 0,45 Von 11 Bivalven des süssen Wassers . . . 6 - 054 Von 10 Brachiopoden . . . BE DEARZERENNNE Von 54 nackten esieroyaileh ae ET E Von 313 mit Schalen bedeckten Meeresgast. . 56 - 0,18 Von 186 Land- und Süsswassergast. . . . 65 - 025 Von 15 Cephalopoden . . . NORA ZO Man sieht, dass (mit Asse en wenig zahlreichen und daher keine sichere Zahl gewährenden Cephalopoden) die Bi- valven die grösste Übereinstimmung zwischen beiden Ländern zeigen, darauf folgen die Land- und Süsswassergasteropoden, und die geringste Übereinstimmung zeigen die Meeresgastero- poden. Es steht also die geographische Verbrei- tung der Mollusken gerade im umgekehrten Ver- hältniss mit ihrer Fähigkeit, den Ort zu verändern; ein Resultat welches auch die folgenden Untersuchungen be- stätigen werden. Bemerken muss ich jedoch hierbei, dass in dem obigen Verzeichniss der beiden Ländern gemeinschaftli- chen Land- und Sisswassergasteropoden mehrere Arten vor- kommen, die ich nie selbst in Sicilien gesehen, sondern auf 3% 36 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die die Autorität Sieilianischer Conchyliologen aufgenommen habe, und dass Herr Prof. Maravigna seinen Landsleuten den Vor- wurf macht, sie gäben oft ausländische Arten für einheimi sche an. Es ist aber nicht allein, wie wir oben gesehen haben, die Zahl der Arten im Mittelmeer absolut grösser, sondern auch die Zahl der Genera, und somit die Mannigfaltigkeit der For- men. Obgleich, meiner Meinung nach, noch sehr viele Ge- nera durchaus vag und unwissenschaftlich begränzt sind, so will ich doch hier zum Beleg zusammenstellen : Genera Unteritaliens, welche Grossbritannien fehlen: Clavagella Umbrella Fossarus Solenomya Tylodina Solarium Scacchia Crepidula Gancellaria Cardita Acera Fasciolaria >hama Gasteropteron Tritonium Spondylus Notarchus Ranella Thecidea Onchidium Cassidaria Thetys Sigaretus (Lam.non Columbella Idalia Cuv.) Mitra Diphyllidia Haliotis L.') Ovula Pleurobranchaea Siliquaria Conus Genera Grossbritanniens, welche Unteritalien fehlen. Xylophaga Mya Sphenia Sanguinolaria Cyprina Ervilia Lepton Goodallia Diseina Velutina Skenea Cyclostrema Lacuna Polycera Tergipes Montagua Berücksichtigen wir den Habitus oder die Physiognomie der Fauna, wenn ich mich so ausdrücken darf, so wie diese durch die vorwaltend häufigen Arten bedingt wird, so finden wir den Unterschied zwischen beiden Faunen weit grösser, als wenn wir bloss auf die Zahl der beiden gemeinschaftlichen ») Kommt an der Küste Grossbritanniens selbst nicht mehr vor, sondern hört mit den Normannischen Inseln auf. Molluskenfauna Unter-Italiens. 37 Arten achten. Wir sehen nämlich, dass grade die gemeinsten Arten Grossbritanniens in Unteritalien entweder gänzlich feh- len oder doch sehr selten sind, und umgekehrt. So fehlen z. B. folgende in Grossbritannien gemeine Arten Unteritalien gänzlich, oder sind dort sehr selten: Von Seethieren: Patella vulgata, pellucida, virginea, Turbo littoreus, rudis, obtusatus, Trochus einerarius, Purpura lapil- Jus, Buceinum undatum, glaciale, Fusus antiquus, despectus, turricula (Harpula Menke), mehrere Pleurotomata; Pecten ma- ximus, obsoletus, mehrere Mactrae, Tellina punicea, bimacu- lata, crassa, mehrere Astartae, Cyprina islandica, Pholas cri- spata, Mya arenaria etc. Von Land- und Süsswasser-Arten: Limax agrestis, Helix pomatia, arbustorum, hortensis, nemoralis, Clausilia rugosa, pli- catula, Limnaeus auricularius, Physa hypnorum, Planorbis cor- neus, contortus, vortex, Paludina vivipara, Unio batavus etc. Dagegen fehlen folgende, in Unteritalien gemeine Arten in Grossbritannien gänzlich, oder sind dort sehr selten: Von Arten des Meeres: Tellina pulchella, depressa, ni- tida, Lueina peeten, Donax trunculus, venusta, Venus geogra- phica, Cardium erinaceum, sulcatum, papillosum, Carditae alle, Chama gryphoides, Lima inflata, squamosa, Peceten Jacobaeus, polymorphus, hyalinus, Spondylus gaederopus, Ohiton sieulus, Patella fast alle Arten, Bulla striata, Nerita viridis, Natica olla, millepunetata, Trochus fragarioides, divaricatus, fanulum, canalieulatus, Richardi, umbilicaris, Adansoni ete., Monodonta Vieilloti, Jussieui, Phasianella speciosa, Turbo neritoides L. (eaerulescens Lamk.) Cerithium vulgatum , Fasciolaria lignaria L. (tarentina Lam.), Fusus corneus L. (lignarius Lamk.), sy- racusanus, Murex brandaris, trunculus, eristatus, Edwardsii, Tritonium alle, Cassidaria, Buceinum mutabile, cornieulum, d’Orbignyi, pusio L., neriteum, Columbella rustica ete. Von Land- und Süsswasser-Arten: Helix aperta, vermi- eulata, candidissima, globularis, strigata, pyramidata, conica, conoidea, Bulimus decollatus, Achatina follieulus, Paludina ru- bens etc. 38 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die Vergleichung der Fauna der Ganarischen Inseln mit der Fauna Unteritaliens. In dem Werke von Webb und Berthelot über die Cana- rischen Inseln, (von dem nur zu beklagen ist, dass es zu lu- xuriös und theuer ist, als dass es sich viele Privatleute an- schaffen könnten, und dass es daher der Wissenschaft nicht den gewünschten Nutzen leistet) finden wir nicht mehr als 196 Arten Mollusken erwähnt, von denen folgende auch in Unteritalien leben: Meeresbivalven: Saxicava arctica L. Pectunculus pilosus L. Psammobia vespertina L. Modiola costulata Riss. Lueina lactea Poli. Chama gryphoides L. — pecten Lam. Pinna rudis L. Donax trunculus L. Avicula tarentina Lamk. Venus verrucosa L. Lima inflata Lamk. Cardium tuberculatum L. — squamosa Lam. — edule L. Pecten jacobaeus L. Cardita calyculata Brg. — pusio Lam. — corbis Ph. Spondylus Gaederopus L. Arca Noae L. Ostrea cochlear Poli — imbricata Poli Bivalven des süssen Wassers: keine. Brachiopoden: Terebratula truncata L. Pteropoden: Hyalaea tridentata Lam. Cleodora euspidata Q. et @. — gibbosa Rang. — acieula Rang. — trispinosa Lesueur. Nackte Meeres-Gasteropoden: keine. Schalentragende Meeres-Gasteropoden: Chiton fascieularis L. Eulima distorta Desh. Patella caerulea L. Janthina bicolor Menke Emarginula elongata Costa — nitens Menke Chemnitzia elegantissima Mont. Haliotis tuberculata L. Molluskenfauna Unteritaliens. 39 Scalaria pseudoscalaria Broc. Tritonium serobieulator L. Trochus fragarioides Lam. — cutaceum L. — Richardi Payr. Cassis undulata L. — Magus L. Dolium galea L. — rugosus L. (Turbo) Purpura haemastoma L. Phasianella pulla L. Buceinum mutabile L. Turritella triplicata Broe. — retieulatum L. Cerithium vulgatum Bre. Columbella rustica L. — Lima Brg. Mitra Ebenus Lam. — perversum Lam. Ringieula auriculata Men. Murex brandaris L. Cypraea lurida L. — truneulus L. — pyrum L, Tritonium nodiferum L. — spurca L. Land- und Süsswasser - Gasteropoden: Testacella haliotidea F. B. Bulimus ventricosus Drap. Helix pisana Müll. — pupa L. — cellaria Müll. — decollatus L. — maritima Drap. | Cyelostoma elegans Müll. — lenticula Fer, “ Physa fontinalis L. Cephalopoden. Octopus vulgaris Lam. Loligo vulgaris Lam. — ruber Raf. Sepia offieinalis L In der Fauna der Canarischen Inseln werden äufgezählt: 34 Meeres-Bivalven, keine Süsswasser-Bivalven, 1 Brachio- pode, 16 Pteropoden, 5 nackte Meeres-Gasteropoden, 73 scha- lentragende Meeres-Gasteropoden, 59 Land- und Süsswasser- Gasteropoden, 8 Cephalopoden, zusammen 196 Mollusken. Die Canarischen Inseln haben mit Sieilien gemein: Von 34 Meeres-Bivalven . . . . ... 23 oder 0,68. Bon tl Brachiopode „u... 4.4.0.2... nm br u Von 16 Pteropoden . . . END = 0; Von 5 nackten Meeres - Busterohodän EENN = 0; Von 73 schalentragenden Meeres-Gasterop. 34 - 0,46—47. Von 59 Land- und Süsswasser-Gasterop. 10 - 0,17. Von 8 Cephalopoden ; . 2» 2.2.2.4 -. 0,80. 40 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die Unter-Italien dagegen hat mit den Canarischen Inseln gemein: Von 188 Meeres-Bivalven . . . 2.2.2... 23 oder 0,13. Von.40 Brachiopoden wu.nsöh . =5:23..417 ee Von 13 Pteropoden . . ne ou: Von 54 nackten Meeres- god i. 9 Mom OLE 0. Von 313 schalentragenden Meeres-Gasteropod. 34 - 0,11. Von 186 Land- und Süsswasser-Gasteropoden 10 - 0,05. Von „15. Gephalopodeng na. 2 1.02, 0 5 n0r8422200,26, Unter den zahlreicheren Abtheilungen der Mollusken zei- gen wiederum die Bivalven eine grössere Übereinstimmung als die Meeres-Gasteropoden. Sehr gering ist die Übereinstim- mung zwischen den Land- und Süsswasser-Mollusken, da die Mehrzahl der Arten den Canarischen Inseln eigenthiimlich sind, nach demselben Gesetz, nach welchem auf den von Continen- ten weit entfernten Inseln auch die Pflanzen grossentheils eigenthümlich und anderswo nicht zu finden sind. Wenn auf den Canarischen Inseln die Zahl der Land-Mollusken sehr gering, die des süssen Wassers fast 0 ist, so kann uns dies nicht wundern, allein es erscheint kaum glaublich, dass die Zahl der Meeresbewohner in Wirklichkeit so gering ist, als wir sie angegeben finden. Es sind verhältnissmässig nur wenige Genera, die Unter- italien fehlen und dagegen die Ufer der Canarischen Inseln schmücken, wie z.B. Voluta, Terebra, Crassatella; das tro- pische Genus Conus zählt unter 73 Meerergasteropoden schon 4 Arten; allein andere tropische Genera Nerita (im engeren Sinne), Strombus, Pterocera, Tridacna ete. werden noch nicht angetroffen. Wir bemerken, dass viele der gemeinsten Arten Unter- italiens auf den Canarischen Inseln fehlen, z. B. alle Solen-, alle Tellina-Arten, Cytherea Chione, exoleta (die doch noch am Senegal vorkommt), Venus decussata, geographica, gallina, Cardium echinatum, aculeatum, erinaceum, papillosum, fast alle Pecten-, alle Anomia-Arten (es wird keine einzige Art dieses Geschlechtes angeführt), alle Fissurella-, Calyptraea-, Crepidula-, Rissoa-Arten (eine einzige Rissoa wird angeführt); alle Natica- Arten, alle Vermetus-Arten (es ist keine einzige aufgeführt), Trochus granulatus, conulus, erenulatus, striatus, Molluskenfaun ® Unteritaliens. 41 divaricatus, fanulum, umbilicaris, Phasianella speciosa, Turbo neritoides (L. non auct.), Pleurotoma (es wird keine Art auf- geführt), Fusus (es wird keine Art aufgeführt), Murex erina- ceus, eristatus, Edwardsii, Tritonium corrugatum, Chenopus pes pelecani, Cassidaria, Buceinum variabile, d’Orbigny, cor- niculum, neriteum, pusio L., scriptum L., Cypraea cocecinella, Conus mediterraneus. — Helix naticoides, aspersa, vermiceu- lata, strigata, variabilis, Clausilia ‘(keine einzige Art kommt auf den Canarischen Inseln vor) — u. Ss. w. Vergleichung der Fauna des Senegals mit der Fauna Unteritaliens. Adanson hat in seinem bekannten vortrefflichen Werk eine Aufzählung der Mollusken des Senegals gegeben, die freilich unvollständig ist, und nur 196 Arten (genau so viel wie die Fauna der Canarischen Inseln!) enthält. Noch mehr als diese Unvollständigkeit ist zu beklagen, dass noch eine Menge der von ihm aufgezählten Arten unbekannt und ohne systemati- schen Namen geblieben sind, obgleich seine Landsleute seitdem fast ein volles Jahrhundert hindurch im ungestörten Besitz der von ihm erforschten Gegenden geblieben sind. Da es mir indessen von grosser Wichtigkeit erschien, zu bestimmen, wel- che Arten des Mittelmeeres sich bis zum Senegal erstreckten, so habe ich selbst versucht, die Adanson’schen Arten, so gut es nach den Abbildungen und Beschreibungen anging, zu be- stimmen, und für meine Zwecke folgende Resultate erhalten: der Senegal hat mit Unteritalien gemein: Meeres -Bivalven: Teredo navalis L. Taret. Cytherea exoleta L. Cotan. Solen legumen L. Molan. Venus verrucosa L. Clonisse. Solecurtus strigilatus L. Golar. — decussata L. Lunot. Donax trunculus L. Gafet. Pectuneulus pilosus L.? Vovan. Lutraria piperata Gm. Calei- Spondylus gaederopusL. Guron. nelle. Schalentragende Meeres - Gasteropoden, Bulla striata Brg. Gosson. Crepidula unguiformis Lam. Fissurella graeca 1.? Gival, Garnot. 42 Dr. A, Philippi: Bemerkungen über die Haliotis tubereulata L. Ormier. Cerithium vulgatum Brg. Gou- Sigaretus haliotideusL. Sigaret. mier. NatieamillepunctataLam.Fanel. Cancellaria cancellata L. Bivet. Fossarus Adansoni Ph. Fossar. Purpura haemastoma L. Sakem. Trochus Magus L. Dalat. Cassis saburon Lam. Saburon. — umbilicaris L. Lonier. Columbella rustica L. Siger. — fragarioides Lam. Osilin. Mitra lutescens Lam. Gousol. Monodonta corallina L: Fujet. Cypraea lurida L. Pucelage D. Nackte Mollusken hat Adanson gar nicht, und von Land- und Süsswassermollusken nur ein paar aufgeführt. Von 58 Meeresbivalven des Senegals sind in Unteritalien 10 oder 0,17. Von 134 schalentragenden Meeres-Gasteropoden 18 oder 0,14. Es ist also auch hier die Übereinstimmung zwischen den Bi- valven grösser als zwischen den Gasteropoden. — Die Fauna des Senegals ist von der des Mittelmeeres schon weit verschiedener, als die der Canarischen Inseln. Diese letztern haben mit Unteritalien gemein 0,68 Bivalven, der. Se- negal nur 0,17; die Oanarischen Inseln haben mit Sicilien gemein 0,46—47 Gasteropoden, der Senegal nur 0,14. Am Senegal finden wir mehrere Voluta, Terebra, Strombus, Nerita im engeren Sinne, zahlreiche Conus, Cypraea, Marginella, Ostrea etc.; auffallend ist besonders, dass nur eine einzige, sehr kleine Pecten-Art erwähnt ist, der Esson, der noch un- bekannt ist. Vergleichung der Fauna des Rothen Meeres mit der Fauna Unteritaliens. Ich habe im Jahr 1834 die von Hemprich und Ehrenberg im Rothen Meer und den angränzenden Länderir gesammelten Conchylien geordnet und beschrieben, von Herrn Prof. Ehren- berg selbst zu dieser Arbeit aufgefordert, die Bekanntmachung derselben ist jedoch durch diese Umstände, welche das Er- scheinen der Symbolae Physicae überhaupt unterbrochen haben, bis jetzt verhindert worden. Diese Arbeit habe ich bei der nachfolgenden Vergleichung zum Grunde gelegt. Das Rothe Meer hat mit den Küsten Unter-Italiens gemein: Meeres -Bivalven: Solen Vagina L. Solen legumen L. Molluskenfauna Unteritaliens. Mactra stultorum L. — inflata Bronn. Corbula revoluta Broe. Diplodonta rotundata Mont. Lueina lactea Poli. — pecten Lam. Mesodesma donacilla Desh. Donax trunculus L. Venus verrucosa L. — decussata L. Cytherea exoleta L. — lincta Lam. Cardita calyculata Bre. Arca Noae L. 43 Arca tetragona Poli. — barbata L. — diluvii Lam. Pectunc. violacescens Lam. Nucula margaritacea Lam. Chama gryphoides L. Modiola discrepans Lam. — Petagnae Scac. — lithophaga L. Pinna squamosa L. — nobilis L. Spondylus aculeatus Chemn. Ostrea cristata Born. Süsswasser-Bivalven: keine. Brachiopoden sind aus dem Rothen Meer nicht bekannt. Pteropoden: Odontidium rugulosum Ph. !) Nackte Meeres-Gasteropoden: keine. Land- und Süsswasser - Gasteropoden: Suceinea Pfeifferi Ross. Helix pisana Müll. — striata Drap. Helix lenticula Fer. Paludina rubens Mke. thermalis L. Meeres - Gasteropoden: Patella caerulea L. — Jusitanica Gm. — tarentina Lam — fragilis Ph. Fissurella graeca L. — costaria Desh. — rosea Lam. Bulla striata Brg. — truncata Adams. Eulima pplita L. Chemnitzia elegantissima Mont. Truncatella truncatula Drap. Rissoa glabrata v. Mühlf. Natica Olla M. d. Serr. — millepunctata Lam. Nerita viridis L. Janthina bicolor Menke. Haliotis tuberculata L. Tornatella tornatilis L. Trochus erenulatus Broc. — striatus L. — Adansonii Pay. — varius Gm. Gerithium vulgatum Breg. ') Ich besitze ausserdem aus dem Rothen Meer Hyalaea qua- dridentata und H. longirostris. A4 Dr. A. Philippi; Bemerkungen über die Cerithium mamillatum Riss. Dolium Galea L, — Lima Bre. Buceinum variabile Ph. Y — perversum Brg. — mutabile L. Fasciolaria lignaria L. — gibbosulum L. Fusus corneus L. Mitra lutescens Lam. — syracusanus L. Marginella clandestina Broc. — rostratus Olivi. — miliacea L. Murex trunculus L. — minuta Pf. Tritonium variegatum Lam. Cypraea moneta L: Ranella lanceolata Mke. — erosa L. Cephalopoden: Octopus vulgaris. Im Rothen Meer haben Hemprich und Ehrenberg 127 Meeres-Bivalven, 5 Süsswasser-Bivalven, 3 Pteropoden, 23 nackte Meeres-Gasteropoden, 248 schalentragende Meeres- Gasteropoden, 7 Cephalopoden, 10 Cirripeden gesammelt. Es hat daher: | Das Rothe Meer mit Sieilien gemein: Von 127 Meeres-Bivalven °. . . » . 2... 29 oder 0,23. Von 5 Süsswasser-Bivalven . - 0. 5 Von 3 Pteropoden 0 Von 23 nackten Meeres - REN | Von 248 schalentragenden Meeres-Gasteropod. 4 Von 30 Land- und Süsswasser - Gasteropoden Von 7 Cephalopoden Von 10 Cirripeden ı 5 vera © 1 21 ss m no en ee Sicilien mit dem Rothen Meere gemein: Von 187 Meeres-Bivalven . . . 2. ...290der 0,16. # Von 11 Süsswasser-Bivalven . . . 2....0% 0. 5% Von 413 Pteropoden . . . Re = ' Von 54 nackten Meeres - Gastärbfiedn: 0 - 0.5 Von 313 schalentragenden Meeres-Gasteropod. 44 - 0,14. | Von 186 Land- und Süsswasser- Gasteropoden 5 - 0,02. Von 415 Cephalopoden I. N Von 18 Cirripeden 3 -.0416. 5 z Molluskenfauna Unteritaliens. A5 Hieraus geht hervor, dass die Fauna des Rothen Meeres eine grössere Übereinstimmung mit der des Mittelmeeres zeigt, “als die Fauna des Senegal. Der Senegal hat mit Sieilien 0,17, das Rothe Meer 0,23 Meeres-Bivalven gemein; von den scha- lentragenden Meeres -Gasteropoden hat der Senegal 0,14, das Rothe Meer 0,18 Procent mit Sieilien gemein. Auch hier be- stätigt sich das allgemeine Gesetz, dass die Bivalven weiter verbreitet sind, als die Gasteropoden. Sehen wir auf die Physiognomie der Fauna, so ist der Unterschied freilich bei weitem grösser, als man nach den an- geführten Zahlen glauben sollte. So fehlen z. B. folgende Sieilische Genera dem Rotlien Meer: Teredo, Pholas, Sole- nomya, Pandora, Thracia, Mesodesma, Astarte, Isocardia, Ano- mia, Crepidula, Coriocella, Siliquaria, Chenopus, Cassidaria, wogegen folgende Genera des Rothen Meeres im Sicilischen nicht vorkommen: Aspergillum, Sanguinolaria, Anatina, Cyrene, Tridaena, Crassatella, Aetheria, Crenatula, Perna, Vulsella, Malleus, Plicatula, Pedum, Siphonaria, Nerita (im engeren Sinne), Ampullaria, Melania, Melanopsis, Pyramidella, Oliva, Aneillaria, Harpa, Rieinula, Terebra, Turbinella, Strombus, Pterocera. Auch pflegen im Allgemeinen die Genera, welche in Sieilien reich an Arten sind, im Rothen Meer artenarm zu sein, und umgekehrt. Im Rothen Meer finden wir 5 Chama, 10 Pinna, 11 Ostrea, 4 Nerita, 19 Conus, 16 Cypraea, 10 Mitra, 6 Terebra, 17 Cerithium, 8 Strombus, in Sieilien 8 Chiton, 10 Natica, 27 Trochus, 18 Pleurotoma, 28 Buceinum. Es wird uns nicht wundern, dass grade die Arten, wel- che in Sieilien die gemeinsten sind, im Rothen Meere feh- len. So z.B. Solen Siliqua; Tellina pulchella, donaeina, pla- nata, tenuis, depressa; Donax venusta; Cytherea Chione, Venus gallina, geographica; alle Cardium; Cardita sulcata; Isocardia Cor; Peetunculus pilosus, Modiola barbata, Mytilus edulis, Lima inflata; alle Pecten, alle Anomia, Pileopsis hungarica, Crepidula unguiformis, Bulla hydatis, fast alle Rissoa, Natica millepunctata, intrieata, Scalaria communis, Trochus granula- tus, conulus, fragarioides, rugosus, Fanulum, Magus (was man dafür gehalten hat, ist der sehr verschiedene Tr. erythraeus Broc.), Monodonta Vieilloti, Jussieui, Turbo neritoides L. (non auct.); Murex brandaris, erinaceus oder vielmehr taren- 46 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die x tinus, cristatus, Edwardsii; Buccinum d’Orbignyi, corniculum, neriteum, pusio L., scriptum L., Columbella vustica, Cypraea lurida, pyrum, coceinella ete. — Unter den Bivalven zeichnet die grosse Anzahl der einmuskligen das Rothe Meer aus. Vergleichung der Fauna der Sechellen und Ami- ranten mit der Fauna Unteritaliens. Herr Dufo hat in den Annales des Sciences naturelles 2me serie vol. XIV. 1840 ein Verzeichniss der Mollusken je- ner Inseln gegeben, welches 276 Arten umfasst, nämlich 220 schalentragende Meeresgasteropoden, 11 Landgasteropoden, 2 Süsswassergasteropoden und 43 Meeres-Bivalven. Da sämmt- liche kleine Arten, alle Cephalopoden, Pteropoden, Brachio- poden und nackte Gasteropoden ausgelassen sind, so gewährt dieses Verzeichniss allerdings nur ein sehr unvollkommenes Bild der dortigen Fauna, indessen habe ich es doch nicht aus dem Kreis meiner Betrachtungen ausschliessen wollen. Unter jenen 276 Arten finden sich nur die folgenden ebenfalls im Mittelmeer: Modiola lithophaga L. Cypraea annulus L. Lima squamosa Lam. — moneta L. Bulla Ampulla L. — helvola L. Janthina fragilis Lam. ') Dolium Galea L. Tornatella tornatilis L. Doch muss ich bemerken, dass Bulla Ampulla, Cypraea annulus, moneta und helvola zu den allerseltensten und selbst zu den zweifelhaften Bewohnern des Mittelmeeres gehören. Vergleichung der Fauna der Vereinigten Staaten Nordamerikas mit der Fauna Unteritaliens. Es ist unstreitig ein sehr wichtiger Punkt zu untersuchen, in wiefern das Atlantische Meer, so wie es die Floren und die Faunen der Landbewohner scheidet, auch an seinen öst- lichen und westlichen Küsten verschiedene Mollusken ernährt; leider ist es mir aber unmöglich gewesen, mir hierzu auch nur !) Ich vermuthe, dass hiermit J. bicolor Menke gemeint ist. Molluskenfauna Unteritaliens. A7 das nothdürftigste Material zu verschaffen. Ich habe einzig und allein dazu benutzen können das Journal of the academy of nat. Sciences of Philadelphia vol. I. durch die Liberalität der Göttinger Bibliothek, vol. II. und V., welche ich selbst besitze, und Say american: Conchology bis zu tab. 50., wel- ches letztere Werk ich von der K. Bibliothek in Berlin zur Ansicht bekommen habe. Die Amerikanische Ausgabe von Nicholson’s Eneyelopaedia, so wie die folgenden Bände des Philadelphischen Journals habe ich mir nicht verschaffen kön- nen. Auch sind die Sendungen von Conchylien, welche ich meinen Nordamerikanischen Freunden, den Herren Lea, Morris und Griffith, verdanke, an Meeresconchylien sehr arm gewe- sen. Folgende Europäische Arten finden sich auch in den Vereinigten Staaten: Mya arenaria L. (die M. mercenaria Say ist in nichts verschieden). Serobicularia piperata Gm. (Amphidesma transver- sum Say. Am. Conch. t. 28.). Cyprina islandica L. Achatina lubrica L. besitze ich von Pennsylvanien. Helix fulva Müll. (= H. chersina Say. Journ. Phil. 11. p- 156.). — pulchella Müll. (= H. minuta Say. Journ. Acad. Phil. 1. p. 123.). Paludina vivipara L. — porata Say (auf die Autorität von Terver). — thermalis L. (ich habe zwei verschiedene Arten un- ter dem Namen Turbo minutus Say bekommen, von denen ich die kleinere nicht von P. thermalis unterscheiden kann), Crepidula unguiformis Lam. (= Crepidula plana Say). Scalaria communis Lam.? (In Nord-Amerika kommt nur eine kleine, weisse Varietät vor, welche vielleicht eine eigene Art ist.) Bueeinum undatum L. Purpura lapillus L. Von diesen Arten finden sich aber Mya arenaria, Uyprina islandica, Paludina vivipara, Buceinum undatum und Purpura lapillus im Mittelmeer nicht vor. Übrigens enthält obiges Ver- zeichniss gewiss nur einen kleinen Theil der beiden Weltthei- 48 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die len gemeinsamen Arten, denn Say sagt in der American Con- chology bei Gelegenheit von Paludina vivipara: „dies scheint eine von den vielen Arten zu sein, die Nordamerika und Europa gemeinschaftlich angehören.” Vergleichung der Fauna von Cuba mit der Unter- italiens, Zur Vergleichung habe ich mich eines Theils des 289 Arten umfassenden Verzeichnisses Pfeiffer’s (s. dieses Archiv 1839 1. p. 346, 1840. p. 250.), theils desjenigen von D’Orbigny in Ramon dela Sagra’s histoire physique etc. de l’ile de Cuba, welches letztere ich jedoch nur bis No. 293. benutzen konnte, bedient. Zwei oder drei Arten habe ich hinzufügen können, welche mein jüngerer Bruder E. B. Philippi im Jahr 1835 bei Ma- tanzas gesammelt hat. Die Arten, deren Vorkommen im Mit- telmeer mir zweifelhaft ist, habe ich mit einem 7 bezeichnet. Lucina pecten Lam.? — Pf. Cleodora acicula Rang. — R. Arca Noae L. Pf. Odontidium rugulosum Ph. — Ph. Pectunculus marmoratus L. Fissurella graeca L, — Pf. (scheint mir mit pilosus — costaria Desh.? — Pf. identisch) — Pf. Crepidula unguiformis Lam. —Ph, Chama gryphoides L. — Pf. Bulla striata Brg. — Pf. R. Modiola tulipa Lam. — Pf. Physa acuta Drap. — R, — diserepans Lam. — Ph. Truncatella truncatula Drap. ') — lithophaga L. — Pf. — R Pinna pectinata L. — Pf. Chemnitzia elegantissima Mont. Lima squamosa Lam. — Pf. ZuPpf iz Pecten gibbus L. — Pf. Nerita versicolor Gm — R.Pf. } Hyalaea tridentata Gm. — R. — viridis L. — R. Pf, — trispinosa Les. — R. Janthina bicolor Menke. — R. Cleodora Janceolata Peron.—R. — nitens Mke. — R. — cuspidata Rang. — R. Sigaretus haliotideus L.? — R. — spinifera Rang. — R. Trochus carneolus Lam. — R. — striata Rang. — R. Pf. + !) D’Orbigny hält alle Cubanischen Truncatellen für Varietäten der Europäischen; :wer die von Pfeiffer unterschiedenen Arten an- nimmt, muss diese Nummer streichen. EEE Molluskenfauna Unteritaliens. 49 Trochus hippocastanum Lam. Pleurotoma attenuatum Mont. — R. Pf. 7 — Pf. Turbo muricatus L.—R.Pf.f — cinctellum Pf.? — Pf. ?) Phasianella speciosa v. Mühlf. Marginella minuta Pf. — Pf. — Pf. Cypraea annulus L. — R. Cerithium vulgatum Brg.—Pf. Octopus ruber Raf. — R. — perversum Brg. — Pf.!) — vulgaris Lam. — R. — trilineatum Ph. — Pf. Atlanta Peronii Les. — R, Tritonium variegatum Lam. — Pf. Das vorliegende Material war noch zu unvollständig, um Zahlenresultate daraus abzuleiten, ich bemerke nur, dass die Zahl der Arten, welche den Antillen und dem Mittelmeer ge- mein sind, überraschend gross ist. Bei dieser Gelegenheit will ich einen von d’Orbigny be- gangenen Irrthum berichtigen, ehe er sich weiter verbreitet. Es sagt nämlich d’Orbigny p. 53.: „Nous reunissons dans la Famille des Trochoides les Mollusques Gasteropodes, dont le prineipal caractere est, d’avoir le dessus du pied pourvu la- teralement de filets tentaculiformes plus ou moins nombreux. Nous les divisons ainsi qu’il suit: 2 N £ Trochus, Rotella, So- Sans appendices a la base interne 5 : ‚ r Jarium, Delphinula, des tentacules, un opercule corne. Phorus? Des appendices a la base interne des ten- tacules, un opercule pierreux. Das Wahre an der Sache ist, dass alle Trochus mit hornigem Deckel ebenfalls die Stirnlappen, oder die appendices a la base interne des tentacules zeigen, ebenso gut und so gross wie Turbo und Phasianella; und wenn Herr d’Orbigny sie ihnen abspricht, so hat er wohl nicht recht zu- gesehen. Ich habe sie bei allen 145 Trochus- Arten, deren Thiere ich nach dem Leben gezeichnet oder in Spiritus mit- gebracht habe, sehr schön gefunden, und muss daher glauben, dass, wenn d’Orbigny und Quoy und Gaimard sie nicht ange- ben, dies lediglich auf mangelhafter Beobachtung beruht. ’) Cerithium pusillum Pf halte ich nur für eine Varietät dieser sehr veränderlichen Art. *) Pleurotoma rugulosum Ph. dürfte vielleicht hiermit zusammen- fallen. Archiv 1, Naturgeschichte, X. Jahrg. t. Bd. 4 Turbo, Phasianella. 50 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die Vergleichung der Fauna der Westküste Neuhol- lands mit der Fauna Unteritaliens. Sehen wir das Verzeichniss der 260 von Preiss an der Westküste Neuhollands gesammelten Mollusken durch, wie es Menke im Specimen Molluscorum Novae Hollandiae aufgestellt hat, so finden wir darin folgende Arten, die auch im Mittel- meer vorkommen: Lutraria solenoides Lam. Suceinea oblonga Drap. Mactra helvacea Chemn. Paludina thermalis L. Arca tetragona Poli. Mitra lutescens Lam. Modiola lithophaga L. Cypraea annulus L. 7 Lima squamosa Lam. — moneta L. 7 Bulla striata Brg. Zum Schluss mag ein Verzeichniss derjenigen Arten ste- hen, welche nach meinen Untersuchungen eine besonders weite Verbreitung haben. Solen Legumen L. — Anglia, M. Medit., Senegal, M. Rubr. , — Vagina L. — Anglia, M. Medit., M. Rubr. Soleceurtus strigilatus L, — Anglia, M. Medit., Seneg. Serobicularia piperata Gm. — Anglia, M. Medit., Ora Amer. boreal. Saxicava aretica L. — Grönland, Anglia, M. Medit., Canariae. Psammobia vespertina L. — Anglia, M. Medit., Canar. Diplodonta rotundata Mont. — Anglia, M. Medit., M. Rubr. Lucina lactea Poli. — Anglia, M. Medit., Canariae, M. Rubr. Donax trunculus L. — M.Medit., Canariae, Senegal, M. Rubr. Cytherea exoleta L. — Anglia, M. Medit., Senegal, M. Rubr. Venus verrucosa L. — Anglia, M. Medit., Canariae, Senegal, M. Rubr. — decussata L. — Anglia, M. Medit., Senegal, M. Rubr., Molluccae. Cardium echinatum L, — Grönland, Anglia, M. Medit. N Molluskenfauna Unteritaliens. 51 Arca Noae L. — Anglia (rara), M. Medit., Canariae, Senegal?, M. Rubr., Cuba. Pectunculus pilosus L. — Anglia, M. Medit., Cana- riae, Senegal, Cuba. Chama gryphoides L. — M. Medit., Canariae, M. Rubr., Cuba. Mytilus edulis L. — Grönland, Anglia, M. Medit., In- sula Chilo&@ (frater). Modiola lithophaga L. — Anglia, M. Medit., M. Rubr., Sechell., Cuba, Nova Holland. Dorien JacobaeusL. — Anglia (rarus), M. Medit., Canar. Lima squamosa Lam.!) — M. Medit., Canariae, Se- chellae, Cuba, Nova Holl. Spondylus gaederopus L. — M. Medit., Canariae, Senegal. Chiton fascicularis L. — Anglia, M. Medit., nein: Fissurella graeca L. — Anglia, M. Medit., Canariae, Senegal, M. Rubr., Cuba. Crepidula unguiformis Lam. — M. Medit., Senegal, Amer. bor., Cuba. Bulla striata Brg. — M. Medit., Canariae, Senegal, M. Rubr., Cuba, Nova Holl., Nov. Zeland. Paludina thermalisL. — M. Baltic., Anglicum; therm. Apon. et Pisan.; M. Medit., Oasis Ammonis in Libya, Civit. Unitae Amer. bor., Nova Holland. Chemnitzia elegantissima Mont. — Anglia, M. Me- dit., Capariae, M. Rubr., Cuba. Janthina bicolor Mke. — Anglia, M. Medit., Canariae, M. Rubr., Sechellae?, Cuba. “ Haliotis tubereulata L. — Canalis anglicus, M. Me- dit,, Canariae, Senegal, M. Rubr. Tornatella tornatilis L. — Anglia, M. Medit., M Rubr., Sechellae. Trochus magus L. — Anglia, M. Medit., Canar., Seneg. Cerithium vulgatum L. — M. Medit., Canariae, Se- negal, M. Rubr., Cuba. ') Die Form von den Sechellen, von Neuholland u. s. w. dürfte wahrscheinlich als Art zA trennen sein. 4* 52 v.Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan Cerithium perversum Brg. — Anglia, M. Medit., Ca- nariae, M. Rubr., Cuba. Cerithium Lima Brg. — Anglia, M. Medit., Canariae, M. Rubr. Dolium Galea L. — M. Medit., Canariae, M. Rubr., Sechellae, Philippinae (frater). Cypraea annulus L. — M. Medit (?), Sechellae, Cuba, Nova Holl., Tonga-tabu. Cypraea moneta L. — M. Medit. (?), M. Rubr., Se- chellae, Nova Holl., Tonga - tabu. Über das Stimm- und Gehörorgan der Orthopteren. ? Von Professor Carl Theodor von Siebold in Erlangen. (Hierzu Tafel 1.) „Vielleicht hat man“ darum das Gehörorgan bei den Insekten nicht gefunden, weil man es am Kopfe suchte. “* ‘Joh. Müller, Es giebt wohl kaum eine Erscheinung in dem weiten Um- fange der Naturgeschichte der Insekten, welche so einfach zu erklären ist, als die Art und Weise, auf welche die zu der Familie der Acridioideen, Locustinen und Grylloideen gehö- renden Orthopteren ihre bekannten Töne von sich geben. Je- der, der unbefangen eine schrillende Locusta oder ein zirpen- des Acridium belauscht, wird sogleich erkennen, dass bei jener die Töne einzig und allein durch die Bewegung der Vorder- flügel gegen einander und bei diesem durch die Bewegung der Hinterschenkel gegen die äussere Fläche der Oberflügel erzeugt werden; um so mehr muss es auffallen, dass diese augenfällige und leicht zu beobachtende Thatsache so lange verkannt wor- den ist. Fast stände ich an, über einen Gegenstand, von dem man glauben sollte, er müsse Allen bekannt sein, noch Worte »zu machen, wenn er nicht mit dem übrigen Theile meiner Ab- handlung sehr nahe zusammenhinge. * der Orthopteren. bp) Bei allen unseren einheimischen schrillenden und zirpen- den Orthopteren sind es nur die Männchen, welche einen Ton von sich geben, und einen besonders dazu eingerichteten Stimm-Apparat besitzen. Schon hier stosse ich auf einen Irr- thum, welchen Burmeister begangen hat, indem er behauptet, dass in der Gattung Gryllus F. (Acridium Latr.) sich bei bei- den Geschlechtern eine Stimme von gleicher Stärke vorfinde '). Burmeister hat sich wahrscheinlich zu dieser falschen Annahme verleiten lassen, indem er das Organ, welches er unrecht- mässiger Weise für das Stimmorgan der Acridien ansieht, bei beiden Geschlechtern in gleichem Grade ausgebildet fand. Das Stimmorgan der Acridioideen ist am einfachsten ein- gerichtet. Bei vielen dieser Orthopteren wird das Zirpen da- durch hervorgebracht, dass die Männchen die mit einer Längs- leiste versehene innere Fläche der Hinterschenkel gegen eine erhabene Längsrippe an der äusseren Fläche ihrer Flügeldecken auf und nieder reiben, wodurch diese schwingend einen Ton von sich geben, der nach der verschiedenen Art des Reibens sich verschieden modifieirt. - Das Erschüttern der Flügeldecken durch das Scheuern der Hinterschenkel gelingt den Männchen von Gomphocerus besonders leicht, indem die Leiste an der inneren Fläche dieser Schenkel sehr fein gezähnelt und da- durch rauh ist. Bei den Männchen von Oedipoda coerulescens zeigt sich diese Leiste glatt, daher’ sie nur einen leisen Ton damit hervorbringen können. Das Männchen von Oedipoda stridula giebt nur im Fluge die schnarrenden Töne und zwar durch einen mir noch unbekannten Mechanismus von sich. Da bei Tetrix die Flügeldecken verkümmert sind, so muss der schwache zirpende Ton, welchen die Tetrix-Männchen hören lassen, auf eine andere Weise als wie bei ‚Gomphocerus zu Wege gebracht werden. Unter den exotischen Acridioideen fin- den sich gewiss noch manche, welche ein von Gomphoceros abweichendes Stimmorgan besitzen. So sehe ich an den Sei- ten des zweiten Hinterleibs- Segments von Pneumora macı- lata eine grob gezälnelte Leiste schräg herablaufen, welcher gegenüber eine hornige Erhabenheit an der inneren Fläche der ’) Burmeister; Handbuch der Entomologie. Bd. 1. pag. 512 und Bd. 11 pag. 599. 54 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan hinteren Oberschenkel angebracht ist, woraus sich errathen lässt, dass hier ein Ton durch Reiben der Hinterschenkel gegen das Abdomen erzeugt wird. ; In der an Arten so zahlreichen Gattung Gomphocerus lässt sich das Zirpen der männlichen Individuen am leichtesten be- obachten. Jede Art zirpt spezifisch anders, bei der einen Art werden die Beine schneller, bei der anderen langsamer gegen die Flügeldecken gerieben, bei einigen geschieht dieses Scheuern zitternd und Jang andauernd, bei einigen langsam und in Ab- sätzen, wiederum bei einigen bewegen sich die Flügeldecken vibrirend mit u.s.w. Man kann es daher, wenn man diese Thiere fleissig im Freien beobachtet, sehr bald dahin bringen, die verschiedenen Gomphocerus - Arten an der ihnen eigenthüm- lichen Weise des Zirpens zu erkennen. Es würde mich zu weit führen, wollte ich mich auf die Beschreibung der Art des Zirpens bei den einzelnen Gomphocerus- Species einlassen, ich verweise deshalb auf die Preussischen Provinzial-Blätter, in welchen ich über diesen Gegenstand einige Bemerkungen nie- dergelegt habe!), und will hier nur noch erwähnen, dass manche Gomphocerus- Arten, z. B. Gomph. lineatus d* ausser dem lange andauernden Zirpen noch andere kurze, gleichsam knipsende Töne mit ihren Hinterschenkeln aus den Flügel- decken hervorzulocken verstehen. Gomphocerus grossus d’ ist in seinen Tönen sehr beschränkt, diese Heuschrecke kann nur, indem sie mit der Spitze des hinteren Schienbeins an dem Vorderrande des Oberflügels entlang streift und dann am Ende des Flügels mit dem Beine abschnellt, einen einfachen knipsenden Ton von sich geben, den man im Herbste auf ab- gemähten Wiesen oft genug vernimmt. Aber auch diese ein-- fachen Töne von Gomphocerus grossus, indem sie von einem Männchen rastlos wiederholt werden, erfüllen ihren Zweck, die Weibchen hören sie, eilen herbei, um sich an dieser uns Menschen eintönig erscheinenden Musik zu ergötzen und durch sie zur Liebeslust aufregen zu lassen. Es muss dieses Ge- zirpe der männlichen Acridier, welches seiner Einförmigkeit we- gen unser Ohr oft unangenehm berührt, auf die Weibchen die- !) Preussische Provinzial-Blätter. 1842. Beiträge zur Fauna der wirbellosen Thiere Preussens. pag. 545. 2 ei ee a ee der Orthopteren. 55 ser Thiere emen ganz besonderen Reitz ausüben, ihr Gehör muss äusserst empfindlich dafür sein, denn ich sah oft, wie die Männchen der verschiedenen Gomphocerus- Arten durch ihr Gezirpe ihre Weibchen herbeilocken, wie diese sich ganz in die Nähe ihrer zirpenden Männchen begeben und ihnen auf- merksam zuhören, ja mir schien es, als übten diese Töne, in- dem sie von den Weibchen mit einem ganz eigenthümlichen Vergnügen vernommen werden, auf ihre Geschlechtswerkzeuge einen spezifischen Reitz aus, denn nicht selten bemerkte ich, dass, während des aufmerksamen Zuhörens einem solchen Weib- chen einzelne Tropfen einer klaren Feuchtigkeit aus der Scheide entschlüpften, was gewiss Folge von sich regender Geschlechts- lust war, die dann auch oft gegenseitig befriedigt wurde. Ich bemerke noch einmal, dass ich von Seiten der Gom- phocerus-Weibchen niemals ein Gezirpe oder einzelne Lock- töne ausgehen hörte, dass ich sie auch niemals die Bewegun- gen dazu machen sah. Sie besitzen zwar dieselbe Längsleiste an der inneren Fläche ihrer Hinterschenkel und dieselbe Längs- rippe an ihren Flügeldecken, wie ihre Männchen, jedoch nicht in dem Grade hervorragend wie bei diesen, und auf keine Weise konnte ich durch Aneinanderreiben derselben ein ver- nehmbares Geräusch hervorbringen, während es mir ein Leich- tes war, das Gezirpe ihrer Männchen nachzuahmen, wenn ich die Hinterschenkel eines solchen Männchens gegen die Flügel- decken schnell auf und nieder rieb. Es waren diese Töne freilich nicht so laut, als wenn sie das Thier von selbst her- vorgebracht, was sich leicht erklären lässt. Wollen wir näm- lich einem Gomphocerus- Männchen einen Ton entlocken, so missen wir den Körper und die Schenkel des Thieres berüh- ren, wodurch das Schwingen der Flügeldecken nicht so un- behindert vor sich gehen kann, auch sind wir nicht im Stande, die Bewegungen der Schenkel so schnell auszuführen und da- durch ein rascheres Beben der Flügeldecken zu bewirken. Es bedarf demnach nicht noch der Unterstützung eines besonderen Organs, um diese Töne der Acfidier zu. verstär- ken, wie dies von Kirby und Spence angenommen worden ist, welche die dicht über dem Ursprunge der Hinterschenkel ge- legene, in der Tiefe mit einer zarten Haut versehene Grube der Acridier für einen Apparat erklären, der, indem er die 56 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan durch die Reibung der ‚Schenkel und Flügeldecken hervorge- brachten Schwingungen auffängt und zurückwirft, den Ton ver- stärken soll '). Andere Entomologen sind noch weiter gegan- gen, haben das Reiben der Hinterbeine gegen die Flügeldecken als Ursache des Zirpens bei diesen Orthopteren ganz in den Hintergrund geschoben, und die vorhin erwähnte Grube mit ihrer zarten Haut, welche ich in der Folge ‚das trommelför- mige Organ‘ nennen will, zu dem eigentlichen Stimmorgane dieser Thiere erhoben. Degeer beschreibt dieses Organ nur ganz oberflächlich und fügt zuletzt, ohne weitere Erörterung, hinzu, dass dieses trommelförmige Organ vieles zur Her vor- bringung und Verstärkung des Tones bei den Heuschrecken beitrage?). Latreille nannte dieses Organ geradezu organe musical, setzte aber die Art und Weise, wie in demselben ein Ton erzeugt werde, gleichfalls nicht näher auseinander °). Burmeister folgte ganz der Ansicht Degeer’s und Latreille’s und ging sogar noch weiter, indem er anatomisch nachzuwei- sen suchte, wie in diesem trommelförmigen Organe der Ton erzeugt werde. Er behauptete nämlich, dass nahe am Vor- derrande der in der Grube des trommelförmigen Organes aus- gespannten Haut (des Trommelfells) ein kleines braunes Horn- stückchen liegt, an welches sich inwendig ein feiner Muskel ansetzt, der zu einem Vorsprunge des,das Trommelfell um- gebenden Hornringes hinüberläuft. Durch diesen Muskel wird, behauptet Burmeister weiter, das Trommelfell in Schwingun- gen versetzt und dadurch tönend *). Burmeister hat allerdings das kleine Hornstückchen am Trommelfelle und den Vorsprung am Hornringe richtig erkannt, aber der kleine Muskel, wel- cher das Trommelfell in Schwingungen versetzen soll, mithin eine Hauptbedingung, fehlt. Das, was derselbe als Muskel betrachtet hat, besteht keineswegs aus kontraktilen Muskelfa- sern, sondern ist eine von eigenthümlichen Hüllen umschlos- sene Nervenmasse. Es bewegt sich allerdings das Trommel- ') Kirby u. Spence: Einleitung in die Entomologie. Bd. Il. p. 448. 2) Degeer: Abhandlungen zur Geschichte der Insekten. Bd. I. pag. 470. 3) Memoires du Museum d’histoire naturelle, Tom. VIII. De l’or- gane musical des Criquets. pag. 123. *) Burmeister: aa O. Bd.1l. pag. 512. ; der Orthopteren. 57 fell in dem in Rede stehenden Organe, indem es sich oft ab- wechselnd nach aussen und innen wölbt; dies rührt jedoch nur von den Athembewegungen der hinter demselben liegen- den grossen Tracheen-Blase her und ist nicht mit dem ge- ringsten Geräusche verbunden, wie man sich bei genauer Be- obachtung an lebenden männlichen und weiblichen Gompho- cerus-Individuen bestimmt überzeugen kann. Mithin muss die Annahme, dass das trommelförmige Organ, nach Art des Stinnm- organs der singenden Cicaden, durch Muskelbewegung in Töne verbreitende Schwingungen versetzt werde, ganz aufgegeben werden. Es neigte sich Burmeister später wirklich zu der An- nahme, dass das Reiben der Hinterbeine gegen die Flügeldecken das Zirpen der Acridier erzeuge, konnte aber doch nicht um- hin, auch das trommelförmige Organ derselben als Stimmorgan noch fort zu betrachten und hier also eine doppelte Ursache des Tones anzunehmen !). Johannes Müller hat das trommelförmige Organ bei Poe- eilocerus hieroglyphieus mit dem ihm eigenthümlichen Scharf- blicke untersucht und demselben eine ganz andere Deutung gegeben. Es ist zu bewundern, dass man bisher so wenig Werth auf Müller’s Untersuchung dieses Organs gelegt hat, und dass noch von keinem Entomotomen diese Untersuchun- gen weiter verfolgt worden sind, da man voraussetzen durfte, dass die Andeutungen, welche jener scharfsinnige Physiolog über das in Rede stehende Organ gegeben hatte, es wohl ver- lohnten, diesen Gegenstand durch genauere Nachforschungen auszubeuten. Die Schwierigkeit dieser Untersuchungen mag freilich Viele abgehalten haben, Müller's Angaben näher zu prüfen, denn ich selbst muss eingestehen, dass ich, so weit ich mit meinen Untersuchungen dieses Gegenstandes vorge- drungen bin, nicht leicht einen schwierigeren und delikateren zootomischen Gegenstand unter den Händen gehabt habe, als eben diesen. Ich habe mich vier Herbste hindurch mit dem trommelförmigen Organe der Acridier beschäftigt, und wage es nun, da ich die Hoffnung aufgegeben habe, den Gegen- stand zu erschöpfen, die folgenden Fragmente als Resultate meiner mühsamen Untersuchungen hier niederzulegen. ') Burmeister a. a. O. Bd.ll, pag. 599. 58 v. Siebold: Uber das Stimm- und Gehörorgan Ehe ich aber zu der Auseinandersetzung meiner Unter- suchungen schreite, halte ich es für zweckmässig, das wenige, jedoch höchst wichtige, was Müller über das trommelförmige Organ geäussert hat!), hier wörtlich wieder zu geben. Der- selbe theilte darüber folgendes mit: „Bei den Gryllien (Gryl- lus hieroglyphicus) liegt im hintersten Theile der Brust auf dem Rücken, auf beiden Seiten über dem Ursprunge des letz- ten Fusspaares eine Aushöhlung der äusseren Bedeckungen, wo diese unterbrochen und durch eine feine Membran ge- schlossen sind. ‘Diese Membran hat fast eine rhomboidalische Gestalt, bei Gryllus hieroglyphicus an fünf Linien gross, bei dem Männchen kleiner, ist an keiner Stelle durchbohrt und zerbricht bei der kleinsten Verletzung. Wenn das Insekt seine Flügel in der ruhigen Lage hat, sind jene Stellen ganz von den Oberflügeln bedeckt. An der innern Fläche jener Mem- bran liegt ein sehr feinhäutiges mit Wasser gefülltes Bläschen an, welches länglich und über zwei Linien gross, mit seiner einen Extremität die Membran bedeckt, mit seiner anderen nach abwärts gerichtet ist. Deutlich ist jenes Bläschen von den Tracheen zu unterscheiden und bei eigener Ansicht nicht mit einem Luftsacke zu verwechseln. Das Nervensystem der Grylle hat seine grösste Anschwellung im dritten Ganglion des Rücken- marks, das Gehirn selbst ist kleiner als die grösseren Rücken- marksganglien, und diese sind alle kleiner als der dritte Rük- kenmarksknoten, der eine platte Scheibe bildet, von deren hinterem Umfange eine grosse Menge von Nerven für die Brust- muskeln, für das hintere Fusspaar, für die Bauchtheile ent- springen. Der fünfte dieser Nerven des dritten Rückenmarks- knotens auf jeder Seite begiebt sich zu dem beschriebenen Bläschen und befestigt sich an seinem vordern obern Theile, wo es an der elastischen Membran anliegt. Sollten diese Theile das Gehörorgan der Grylle sein? Nichts widerspricht diesem, als dass der Sinnesnerve von dem dritten Rückenmarksknoten entspringt. Vielleicht hat man aber auch darum das Gehör- organ bei den Insekten nicht gefunden, weil man es am Kopfe suchte.“ Diese Beschreibung des Gehörorgans des Gryllus hie- 1) Joh. Müller; Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssin- nes. Fragment zur Physiologie des Gehörsinnes. pag. 439. ES en re Me ne der Orthopteren. 59 roglyphicus hat Müller durch Abbildungen erläutert, aus wel- chen deutlich hervorgeht, dass ein besonderer Nervenast (ner- vus acusticus) von dem grossen Brustganglion sich nach dem trommelförmigen Organe hinbegiebt '). Ich habe, durch diese Beschreibung Müller’s angeregt, sehr detaillirte Untersuchungen an Gomphocerus, Oedipoda und Podisma hier in Deutschland, und an Caloptenus und Truxalis in Istrien angestellt, wobei meine Aufmerksamkeit besonders auf folgende Arten gerichtet war, nämlich auf Gom- phocerus cruciatus, lineatus, viridulus, biguttulus, mollis, apri- carius, grossus und haemorrhoidalis, auf Oedipoda coerule- scens, fasciata, coerulans und stridula, auf Podisma pedestre, ferner auf Caloptenus italicus und Truxalis nasuta. Um das- jenige, was ich später über das Gehörorgan der Locustinen zu sagen habe, mit dem Gehörorgane der Acridier in Verbin- dung bringen zu können, sehe ich mich genöthigt, noch man- ches andere, was im ersten Augenblick nicht in nächster Be- ziehung zu dem trommelförmigen Organe zu stehen scheint, mit in das Bereich meiner Beschreibung zu ziehen. Der Thorax der von mir untersuchten Acridioideen be- sitzt drei Paar Luftröhren-Öffnungen, von welchen das erste Paar zwischen dem Prothorax und Mesothorax, und das zweite Paar zwischen dem Mesothorax und Metathorax gelegen ist. Das erste Stigmen-Paar liegt ganz unter dem Hinterrande des Prothorax verborgen und ist in der weichen Haut, welche Vorderbrust und Mittelbrust miteinander verbindet, angebracht. Das zweite Stigmen -Paar fällt leicht in die Augen, indem es dicht über der Einlenkung des Mittelbeines frei daliegt und einen kleinen ovalen Raum einnimmt, den der in einer Nath dicht aneinanderstossende Mesothorax und Metathorax dort übrig gelassen haben. Diese vier Stigmen sind von zwei hor- nigen Lippenwülsten umgeben, durch welche sie verschlossen werden können. Das dritte Stigmen-Paar des Thorax liegt hoch über der Einlenkung des letzten Fusspaares hinter dem Metathorax und steht mit dem trommelförmigen Organe in einer so nahen Verbindung, dass ich vorerst die Lage dieses ») Nova Acta Physico-medica Acad. Caes. Leop. Carol. Nat. Cur. T. XIV. pag. 107. Tab. 1X. Fig. 4. 1. und Fig. 6, b. 60 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan Organes genauer beschreiben muss, ehe ich die Lage und Bil- dung dieses dritten Stigmen-Paares deutlich machen kann. Die Rückenhälfte des ersten Abdominal-Segments besitzt an beiden Seiten einen eiförmigen Ausschnitt, in welchem eine eigenthümliche Haut wie ein Trommelfell ausgespannt ist. Der Ausschnitt ist von einem hornigen Ringe eingefasst, der nach den verschiedenen Gattungen und Arten der Acridioideen die trommelförmige Haut (das Trommelfell) von oben her bald mehr oder bald’ weniger überwölbt. Nach vorne und unten bildet die hornige Einfassung des Trommelfells eine fast drei- eckige Verbreiterung, in welcher die runde oder ovale Öf- nung des dritten Stigmen-Paares, welches man übrigens auch als das erste Hinterleibsstigmen-Paar ansehen könnte, ange- bracht ist (Fig.1. 2. und 3.a.). Diese beiden Stigmen unter- scheiden sich von den vier vorhin erwähnten Stigmen und den übrigen Athemlöchern der Acridioideen dadurch, dass ih- nen die beweglichen hornigen Lippenwülste fehlen und sie daher stets offen stehen. Das ovale Trommelfell besitzt eine weissliche Farbe und sehr zarte Beschaffenheit; mit der Lupe betrachtet erscheint das Trommelfell dunkel punktirt, diese Punktirung ist an man- chen Stellen des Trommelfells so angehäuft, dass dadurch ein Theil des Trommelfells, genauer betrachtet, eine bräunliche Färbung erhält. Auf der äusseren Fläche des Trommelfells, nahe dem Vorderrande desselben fällt ein, in einem stumpfen Winkel gebogener, dunkelbraun gefärbter Streifen auf, dessen kürzerer Schenkel nach oben und dessen längerer Schenkel schräge nach unten und hinten gerichtet ist (Fig. 1. b.). Hin- ter diesem braunen Streifen gegen die Mitte des Tronmelfells hin bemerkt man ferner noch einen sehr kleinen dreieckigen, und ganz isolirten dunkelbraunen Fleck -(Fig. 1. c.). Beide Färbungen rühren von hornigen Theilen her, welche auf der inneren Fläche des Trommelfells liegend an den erwähnten Stellen durch dasselbe hindurchschimmern. Die hornige Ein- fassung, welche das Trommelfell umgiebt und dasselbe aus- gespannt erhält, ist nicht vollständig geschlossen, sondern bil- det einen nach vorne und unten durchbrochenen Ring. Diese hornige Einfassung besitzt bei manchen Acridioideen sehr viel Hornmasse, welche das Trommelfell von oben und hinten her der Orthopteren. 61 so überwölbt, dass das Ganze lebhaft an das äussere Ohr ge- wisser Lacertinen erinnert. Ziemlich frei und unbedeckt fällt das Trommelfell bei Oedipoda tuberculosa, stridula, coerule- scens und fasciata, bei Gomphocerus cruciatus, mollis und grossus in die Augen, vollständig entblösst erscheint es bei Podisma pedestre und Truxalis nasuta, dagegen findet man dasselbe bei Gomphocerus dorsatus, haemorrhoidalis, aprica- rius, bei Caloptenus italicus und Oedipoda coerulans schon stark, fast bis über ein Drittel überwölbt, und am stärksten salı ich diese von der hornigen Einfassung ausgehende Über- wölbung des Trommelfells bei Gomphocerus biguttulus, bigut- tatus, lineatus und viridulus, wo nur eine schmale Spalte übrig ist, durch welche man das Trommelfell in der Tiefe liegen sieht. Unterhalb des Stigma wird der Rand des Trommelfells von einer kurzen vorspringenden Leiste des Metathorax um- geben, die sich bei einigen Acridiern z. B. bei Gomphocerus biguttatus, biguttulus, lineatus und viridulus bogenförmig er- hebt, und bei Oedipoda coerulans so stark entwickelt ist, dass sie als ein halbmondförmiger Vorsprung von unten her den Eingang zum Trommelfelle verengert. Wenn die Acridier ihre Flügel an den Leib geschlossen halten, so werden die beiden trommelförmigen Organe von dem Vorderrande der Flügeldecken meistens bis zur Hälfte, und nur selten ganz verdeckt. Untersucht man nun das trommelförmige Organ auf sei- ner inneren Seite, so fällt sogleich, nachdem man die Weich- theile hinweggenommen hat, auf dem Trommelfelle ein kleines dreieckiges (Fig. 2. c.) und ein grösseres ziemlich complieirt gebautes Horustück von brauner Farbe (Fig. 2. b.' b.”) in die Augen. -Es sind diese beiden Hornstücke innig mit dem Trom- melfelle verbunden und dieselben, welche an den früher er- wähnten Stellen durch das Trommelfell nach aussen hindurch- schimmern. Das grössere nahe am Vorderrande des Trommel- fells gelegene Hornstück besteht aus zwei ungleichen in einem stumpfen Winkel zusammentretenden Schenkeln, von denen der kürzere nach oben, der längere dagegen nach unten und hinten gerichtet ist. Aus dem stumpfen Winkel dieser beiden in ihrer ganzen Fläche mit dem Trommelfelle verwachsenen Hornschenkel ragt ein kurzer zungenförmiger Fortsatz frei in 62 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan die Höhe (Fig. 2. b’), ist stark nach vorne umgebogen und auf der hinteren Seite seiner breiten Basis stark ausgehöhlt. Dieser zungenförmige Fortsatz besteht aus einer viel dichteren und dunkleren Hornmasse als die beiden Schenkel desselben Körpers, nur noch die obere stumpfe Spitze (Fig. 2. b") die- ses zweischenkeligen Hornkörpers zeigt ebenfalls eine starke Anhäufung von Hornnıasse. An der hornigen Einfassung des Trommelfells bemerkt man, dieselbe von innen betrachtet, unterhalb des offenen Stig- _ ma einen nach unten gerichteten Fortsatz oder Vorsprung (Fig. 2. d.), auf welchen schon Burmeister aufmerksam ge- macht hat. Ist es gelungen, das trommelförmige Organ ohne Beschä- digung der hinteren Fläche des Trommelfells von einem Acri- dier abzutrennen, so wird man stets durch den Anblick eines schneeweissen Stranges frappirt, der sich von dem vorderen und unteren Rande des Trommelfells au: der hinteren Fläche des letzteren in schräger Richtung bis gegen die Mitte hin erstreckt. Es besitzt dieser schneeweisse Strang eine sehr unregelmässige Gestalt (Fig. 3. e, und Fig. 4.), welche sich sehr schwer beschreiben lässt. In der Gegend des zungen- förmigen Fortsatzes, welcher dem zweischenkeligen Hornstücke angehört, bildet jener schneeweisse Strang einen Wulst (Fig. 4. i.), von welchem nach oben zwei weissgefärbte Fortsätze aus- gehen, deren kürzerer und stärkerer sich an das obere Ende des zweischenkeligen Hornstückes (Fig. 4. f.) inserirt, während der andere längere aber dünnere Fortsatz in einem sanften Bogen bis zu dem kleinen dreieckigen Hornstücke läuft (Fig. 4. g.). Nach unten begiebt sich derselbe weisse Strang in Form eines breiten Bandes an den hinter dem Stigma gelegenen Rand des Trommelfells (Fig. 4. h.) und setzt sich zugleich bis zur Spitze des hier befindlichen Vorsprungs der hornigen Einfassung fort (Fig. 4. d'.). Es gelingt indessen nicht immer, diesen so eben beschriebenen schneeweissen Strang aufzufin- den; ich habe ihn anfangs, ehe ich auf die beim Präpariren hier nöthigen Cautelen aufmerksam war, oft vergeblich ge- sucht, bis ich endlich die Ursache errieth, weshalb derselbe bei manchen Heuschrecken zu fehlen schien. War ich näm- lich so unvorsichtig, bei dem Präpariren diesen weissen Strang der Orthopteren. 63 mit der Spitze meiner Scheere oder Nadel zu berühren, so war er augenblicklich verschwunden, denn der ganze Strang mit seinen Fortsätzen und Ausläufern ist nichts anderes als ein äusserst zarthäutiges, mit einer hellen Flüssigkeit gefülltes Bläschen, welches schon von Müller erwähnt worden ist, und welches bei der leisesten Berührung berstet. So wie alsdann die in dem Bläschen und dessen Fortsätzen enthaltene Flüssig- keit ausgelaufen ist, collabirt der ganze Strang und scheint plötzlich verschwunden, obgleich er vorher mit unbewaffnetem Auge deutlich zu sehen war. Nur mit der Lupe oder dem Mikroskope kann man alsdann die ausserordentlich zarte Hülle dieses Wasserbläschens wieder auffinden. Es ist dieses Was- serbläschen mit dem dreieckigen Hornstücke und mit dem zweischenkeligen Hornstücke des Trommelfells so fest ver- bunden, dass es sich ohne Verletzung nicht isoliren lässt. Nach einiger Übung kann man es aber so weit bringen, dass man mit einem scharfen Messerchen so viel von dem Trom- melfelle und dem zweischenkeligen Hornstücke wegschneidet, um das Wasserbläschen unter dem Mikroskope gehörig über- schauen zu können. Man erkennt jetzt, dass dieses Bläschen mit seiner wässerigen Feuchtigkeit eine ansehnliche Nerven- masse dicht bedeckt, deren äusserst merkwürdige Organisation im höchsten Grade überrascht. Es begiebt sich nämlich zu dem unteren Ende des Wasserbläschens ein langer dünner Nervenast, welcher von der Brust heraufsteigt. Es ist dies derselbe Nerve, welchen bereits Müller vom dritten Brust- ganglion des Gryllus hieroglyphicus hatte abgehen und zu demselben Organe herantreten sehen. Dieser Nervenast (Fig. 5. k.) schwillt, während er unter dem Wasserbläschen fortläuft, nach und nach an, und tritt in der Nähe des zungenförmigen Fortsatzes plötzlich in ein eylinderförmiges und verhältniss- mässig grosses Ganglion über (Fig. 5. 6. 1). Dieses Ganglion endet vorne, dem Eintritt des Nerven gegenüber, stumpf ab- gerundet und liegt mit diesem Theile in der Aushöhlung des zungenförmigen Horn-Fortsatzes verborgen. Die ganze Gan- glien-Masse ist von seinem hinteren Ende ab bis weit über die Hälfte nach vorne hinaus mit einem weissen Pigment bedeckt, welches bei durchfallendem Lichte schmutzig gelb erscheint. Durch dieses Pigment, welches wahrscheinlich auch in das 64 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan Innere des Ganglions eingestreut ist, wird man verhindert, die feinere Struktur dieses Theils der Ganglien-Masse zu er- kennen. Ich konnte nur eine Menge rundlicher Körperchen mit körnigem Inhalte aus demselben hervorschimmern sehen (Fig 6. 1.). Es waren diese Körperchen wohl nichts anderes als die Kerne der Ganglionkugeln, deren Umrisse ich, wahr- scheinlich ihrer Zartheit wegen, nicht unterscheiden konnte. Der vordere übrige Theil des Ganglion-Cylinders (Fig. 5. 6. m.) wird durch keine Pigment-Ablagerung verdunkelt, ist durch- aus wasserklar und scheint von sehr zartwandigen Ganglion- kugeln, die leicht ineinander fliessen, zusammengesetzt zu sein. Ich schliesse dies theils aus der Anwesenheit derselben rundlichen körnigen Körperchen, welche ich in dem durch Pigment verdunkelten Ganglientheile angetroffen habe, und theils aus der Unebenheit, welche der äussere Uhuriss dieses wasserhellen Ganglientheiles darbietet. Das auffallendste und am meisten characteristische, was sich in diesem wasserhellen Theile des Ganglion-Cylinders erkennen lässt, ist eine Menge lang gestielter stabförmiger Körperchen, welche in der Sub- stanz der Ganglienmasse zwischen den Zellenkernen eingebet- tet liegen (Fig. 6. m.). Diese merkwürdigen Stäbchen, deren ich im Durchschnitt 30 in jedem Ganglion zählte, besitzen sämmtlich gleiche Grösse, sind alle mit ihrer stumpfen ver- dunkelten Spitze nach vorne gerichtet, und gehen am ent- gegengesetzten Ende in einen zarten geraden Faden über, der bis in die vom Pigment verdunkelte Ganglien - Masse hinein- ragt. Bei einer stärkeren Vergrösserung dieser sonderbaren Stäbchen, welche ich bei keinem Acridier bis jetzt vermisste, erscheint ihr eylinderförmiger Körper hohl und ihre bei gerin- ger Vergrösserung dunkel aussehende Spitze massiv (Fig. 7.n.). Obgleich diese Stäbchen sehr scharfe Conturen besitzen, so be- stehen sie doch aus einer ziemlich weichen Masse und werden durch stärkeres Pressen zwischen Glasplatten so zerstört, dass sie spurlos verschwinden. Wie weit sich Jie von dem hin- teren Ende dieser Stäbchen ausgehenden Fäden in die Gan- glienmasse hineinerstrecken, konnte ich nicht ausfindig machen; fast vermuthe ich, diese Stäbchen sind die angeschwollenen Enden der Primitiv-Fäden des zu dem Ganglion übertretenden Nervenastes. der Orthopteren. 65 Noch muss ich des Stigma erwähnen, welches die hor- nige Einfassung des Trommelfells durchbohrt (Fig. 1. 2. 3. a.). Von dieser erstrecken sich mehrere grosse Tracheen -Äste in die Brust, zugleich entspringt aber aus demselben Stigma eine sehr ansehnliche Tracheen-Blase, welche sich dieht hinter dem Trommelfelle ausbreitet und dessen ganze hintere Fläche ein- nimmt, so dass das vorhin erwähnte Wasserbläschen sammt seiner Nervenmasse zwischen Trommelfell und Tracheenblase vollständig eingeschlossen liegt. Was soll man nun aus diesem Organe machen? Von einem Stimmapparat kann nicht mehr dieRede sein. Das an- sehnliche Ganglion und die ganze Anordnung der einzelnen Theile des Organs muss auf den Gedanken leiten, dass man es hier mit einem Sinnesorgane und zwar mit einem Gehör- werkzeuge zu thun habe, wie dies bereits von Müller erklärt worden ist. Auch Goureau soll dieses trommelförmige Organ der Heuschrecken als Ohr betrachtet haben '); ich kenne seine Arbeit darüber nicht, und weiss daher nicht, auf welche Weise er seine Behauptung zu unterstützen gesucht hat. Aus der von mir gegebenen Beschreibung geht hervor, dass das trommelförmige Organ der Acridioideen fast alle we- sentlichen Bestandtheile eines Gehörwerkzeuges enthält, we- nigstens lassen sich die einzelnen Glieder jenes complieirten Apparats ohne Zwang dahin deuten. Ein dem nervus acusti- eus entsprechender Nerv ist vorhanden, derselbe steht an sei- nem Ende, wo sich seine primitiven Bestandtheile auflockern und auseinander breiten, mit einem dem häutigen Labyrinthe entsprechenden Wasserbläschen in inniger Verbindung, die Ge- genwart eines Tympanum und einer Ohrmuschel ist am wenig- sten zu verkennen; selbst die dicht hinter dem trommelför- migen Organe angebrachte Tracheenblase mit ihrem stets offenen Stigma ist ganz geschaffen, die Funktion des Cavum tympani und der Tuba Eustachii zu vertreten. Nur über die Bedeu- tung der beiden dem Trommelfelle eingefügten Hornstücke kann man schwanken, indem man nicht recht weiss, ob man sie als Andeutungen der Gehörknöchelehen, wofür ihre An- heftung spräche, oder als Rudimente des knöchernen Laby- ') Annales de la Societ@ entomologique de France. 1837. pag. 57. Archiv 1. Naturgeschichte, X, Jahrg. 1. Bd, 5 66 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan rinths der höheren Wirbelthiere ansehen soll. In letzterer Beziehung entspräche der zungenförmige und sehr zarte Fort- satz des zweischenkeligen Hornstückes, in dessen Aushöhlung das- Ende des Nervenganglion verborgen liegt, der Cochlea des Labyrinths. Nichts widerspricht wohl diesem Vergleiche, als dass, wie schon Müller sich einwendet, der Hörnerv hier von dem drit- ten Brustganglion und nicht vom Kopfganglion entspringt, und dass das trommelförmige Organ am Metathorax und nicht am Kopfe liegt. Es stösst eine solehe Anordnung und Stellung des Gehörorgans einen Hauptsatz der von uns angenommenen physiologischen Regeln um. Erwägen wir aber, dass vieles, was an Wirbelthieren als Regel beobachtet worden ist, mit Unrecht als geltend auch auf die wirbellosen Thiere übertra- gen worden ist, so, werden wir uns auch sagen müssen, dass dasjenige, was wir über die Lage der Sinnesorgane als Norm für die ganze Thierwelt aufgestellt haben, nicht für die wir- bellosen Thiere als allgemein gültig dasteht. Die Wirbelthiere besitzen ein Gehirn, eine Centralnervenmasse, von der die Hauptsinnesnerven ausgehen, und in deren Nähe die Haupt- sinnesorgane angebracht sind. Eine solche Centralnervenmasse besitzen die wirbellosen Thiere nicht, dieselbe ist hier in eine grössere oder geringere, bald regelmässig bald unregelmässig im Körper vertheilte Menge von Ganglien-Massen aufgelöst. Von diesen wird gewöhnlich die vorderste Ganglien- Masse als Gehirn betrachtet, obwohl sich dieselbe von den übrigen Ganglien durch innere Organisation nicht unterscheidet, auch nicht einmal durch einen grösseren Umfang sich vor den übri- gen stets auszeichnet; es besitzen demnach die hinter der er- sten Ganglienmasse liegenden Ganglien einen nicht geringeren physiologischen Werth als diese erste, und ein Brustganglion eines Insekts wird daher auch wohl im Stande sein können, in einem von demselben ausgehenden Nerven die spezifischen Kräfte und Eigenschaften eines Sinnesnerven zu unterhalten. Bei den wirbellosen Thieren ist es gewiss nicht die Stelle, aus welcher das Wurzelende eines Nerven entspringt, welche demselben eine so bestimmte physiologische Bedeutung giebt, wie wir dies bei den Wirbelthieren erkannt haben. Wir ha- ben die Normen, welchen die Natur in dieser Hinsicht bei en der Orthopteren. 67 den wirbellosen Thieren gefolgt ist, noch nicht durchschaut, und müssen uns für jetzt an das peripherische Ende eines Ner- ven halten, wenn wir über seine Bedeutung als Sinnesnery urtheilen wollen; dort an der Peripherie des Nerven finden wir denselben auf eine bestimmte spezifische Weise umgewandelt, dort sehen wir ihn zugleich mit eigenthümlichen physikalischen Apparaten in Verbindung gesetzt, so dass, wenn wir diese Organisations-Verhältnisse genau durchforscht haben, wir als- dann ein nicht leicht trügliches Urtheil über die Funktion eines solehen Nerven aussprechen können. Wer wollte nicht jene merkwürdigen, wie Smaragden leuchtende Körper, welche den Saum des Mantels bei Pecten und Spondylus besetzt halten, für die Sehorgane dieser Mu- scheln erklären, nachdem Grube und Krohn die feinere Struk- tur dieser Körper untersucht und an ihnen Theile gefunden haben !), welche vollkommen einer Cornea, einer Linse, einem Glaskörper, einem mit einer Pupille versehenen Pigmente, ei- nem Tapetum, welches das der Wiederkäuer an Pracht über- trifft, und einem sich zur Retina ausbreitenden Sehnerven ent- sprechen? Warum sollen diese mit einen vollständigen licht- brechenden Apparate versehenen Organe nicht Augen sein? Die ungewöhnliche Lage solcher Augen und der Ursprung der Sehnerven aus dem Mantelrandnerven können, aus den oben angeführten Gründen, einer solchen Annahme keinen Eintrag thun, Wie sehr wir in unserem Urtheil oft befangen sind und wie grobe Irrthümer wir uns oft zu Schulden kommen lassen, wenn wir durch aufgestellte allgemeine Prinzipien, die sich nur auf mangelhafte Erfahrungen stützen, uns bei der Natur- forschung allein bestimmen lassen, hierzu liefern uns die Wege, welche man bei Aufsuchung des Gehörorgans der Insekten ein- geschlagen hat, den besten Beweis. Immer wollte man, weder rechts noch links von den allgemeinen Prinzipien abweichend, den Gehörsinn der Insekten am Kopfe suchen, Treviranus, der an der Einlenkung der Fühler bei Blatta orientalis einen weissen Fleck fand, erklärte denselben für das Gehörorgan die- ser Thiere ?), obgleieh er hier weiter nichts entdecken konnte, er ’) Müller’s Archiv. 1840. p.24 und 381. 2) Annalen der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamm Naturkunde, B.1. Heft 2, pag. 169. 5 % 68 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan als eine sehr feste elastische Membran, unter welcher eine abgestumpfte Hervorragung des Gehirns verborgen lag. Ich untersuchte dasselbe Organ, und fand auch nichts weiter, konnte aber nicht so genügsam sein, dasselbe nun als Gehör- organ hinzunehmen; ich stimme vielmehr Burmeister vollkom- men bei, wenn er diese weissen Flecke für unentwickelte Nebenaugen erklärt, die sich bei Blatta aegyptiaca zu voll- ständigen Augen entwickelt haben. Ähnliche weisse Flecke findet man auch bei den Grylloideen (Acheta), auch tragen manche Locustinen ein solches Ocellen-Rudiment an der Stirne. Am meisten hat bei den Entomologen der Gedanke Bei- fall gefunden, die Insekten möchten wohl mit ihren Fühlern hören. Noch ganz neuerdings hat es Newport versucht, die Fühler der Insekten als die Gehörorgane darzustellen '), ohne jedoch in der inneren Organisation dieser Theile einen dem Gehörsinne entsprechenden Apparat gehörig nachgewiesen zu haben. Clarke hat diesen Fehler vermeiden wollen, und einen höchst complieirten Hör-Apparat an der Fühler-Basis von Ca- rabus nemoralis Jllig. beschrieben und abgebildet, wobei er von einer auricula, von einem meatus auditorius externus und internus, von einem tympanum und einem Labyrinthe spricht ?), welche Theile sich sämmtlich an dem Grundgliede der Fühler vorfinden sollen und von welchen Theilen sich sämmtlich in Wahrheit nichts vorfindet. Ich habe mir vergebliche Mühe gegeben, an den verschiedensten grösseren und kleineren Ca- rabiden auch nur eine Spur von jener idealen Beschreibung des Gehörorgans bestättigt zu sehen. Ebenso hat auch Erich- son diese Angaben Olarke’s nicht bestättigen können °). Nachdem ich nun an den Acridiern ein Organ erkannt hatte, welches vermöge seiner äusseren und inneren Organi- sation vollkommen geeignet erscheint, die Schallwellen der äusseren Luft aufzufangen und nach einem perceptionsfähigen Nerven hinzuleiten, lag es sehr nahe, auch bei den mit den Acridiern verwandten Locustinen ein ähnliches Organ zu ver- !) The transactions of the entomological society Vol.ll. pag. 229. und Cyclopaedia of anatomy and physiology Vol. II. pag. 892. u. 961. ?) Magazine of natural history. 1838. Septemb. und Froriep’s Neue Notizen Bd. IX. pag. 4. 3) Wiegmann’s Archiv. 1839. Bd. II. pag. 285. x „u Eee EEE ZA EZ. der Orthopteren, 69 muthen. An der Stelle, an welcher ich bei den Acridiern den Gehörsinn vorgefunden habe, war keine Spur eines äusseren Ohres zu entdecken. Bei weiteren Nachforschungen fielen mir die beiden grossen trichterförmigen Tracheen -Öffnungen auf, welche unter dem Hinterrande des Prothorax bei den männlichen und weiblichen Locustinen angebracht sind. Diese leiteten mich, indem ich sie anfangs für die Analoga eines äusseren Gehörgangs hielt und in die Tiefe verfolgte, zu den Knieen der vorderen Extremitäten, wo sich die sonderbaren doppelten Spalten der Vorderschienen befinden. Bei genaue- rer Untersuchung dieser Stelle unterhalb der beiden vorderen Kniegelenke der Locustinen stiess ich auf zwei Organe, wel- che mit den trommelförmigen Organen der Acridier so viel Ähnlichkeit besassen, dass ich glauben musste, die Funktion derselben fiele mit der der letzteren unzweifelhaft zusammen. Ehe ich diese beiden trommelförmigen Organe der Lo- eustinen genauer beschreibe, muss ich vorher noch ihrer Stimm- organe gedenken, da auch diese noch von manchem Entomo- logen in ihrer Verrichtung verkannt werden. Nach Burmeister soll das Geschrille der Locustinen dadurch entstehen, dass die aus den Stigmen hervorgetriebene Luft unter die Flügeldecken gerathe, und hier auf das sogenannte Trommelfell stossend dieses in tönende Schwingungen versetze '), Newport ver- wirft diese Erklärung mit Recht als unrichtig ?). Nach mei- nen Versuchen schrillen die Locusten nach gänzlicher Zer- störung des Trommelfells noch eben so laut wie vorher, Betrachtet man ferner die verschiedenen lang- und kurzgeflü- gelten Decticus- Arten, so kann man nicht begreifen, wie hier aus den von dem Rande der Flügeldecken so weit entfernten Stigmen die Luft unter die Flügel gelangen könne. Die ge- genseitige Reibung der trockenen Flügeldecken, deren Trocken- heit an dem rechten Flügel (bei Locusta cantans an beiden Flügeln) durch die Anwesenheit einer Trommelscheibe noch besonders vermehrt wird, ist die einzige Veranlassung des Geschrilles, was so leicht zu beobachten ist, dass ich mich ') Burmeister: a, a. 0, Bd. I, pag. 511. ?) Newport: Cyclopaedia of anatomy and plysiology. Vol. I, I y phy pag. 928, 70 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan wundern muss, wie auch Newport sich nicht ganz richtige Begriffe darüber verschaffen konnte. Die von Goureau be- schriebenen, feilenartig rauhen Hornleisten, welche sich auf der unteren Fläche beider Flügeldecken nahe an ihrer Wurzel befinden '), und welche Burmeister nicht gekannt zu haben scheint, sollen, wie man bisher angenommen hat, gegenein- ander gerieben werden und so den schrillenden Ton der Lo- custinen erzeugen. Es ist dies aber eine ganz unrichtige Be- hauptung. Diese beiden feilenartigen Hornleisten, von denen die der linken Flügeldecke stets die bei weitem stärkere ist, können bei ihrer Lage von den Locustinen niemals gegenein- ander gerieben werden. Beobachtet man eine schrillende Lo- custine, so sieht man, dass sie ihre bebenden Flügeldecken nur etwas gelüftet hält, wodurch der innere abgerundete Win- kel der Wurzel ihrer rechten Flügeldecke, welcher einen schar- fen hornigen Rand besitzt, mit der feilenartigen Leiste der linken Flügeldecke in Berührung kommt. Während der zit- ternden Bewegungen der Flügeldecken fährt nun dieser hor- nige scharfe, aber zugleich sehr feste Flügelrand an der feilen- artigen Hornleiste des entgegengesetzten Flügels schnell auf und nieder und erzeugt die bekannten schrillenden Töne der Locustinen. Schneidet man diesen hornigen Bogen der rech- ten Flügeldecke einer Locusta ab, ohne irgend einen ‘anderen Theil ihrer Flügel zu zerstören, so Setzt das Thier seine mu- sikalischen Bemühungen zwar noch fort, bewegt nach wie vor seine Flügeldecken gegeneinander, ist aber jetzt nur im Stände einen ganz leisen Ton zu Wege zu bringen, indem der seines harten Randes beraubte innere Winkel der rechten Flügeldecke zu weich ist, um heftige Schwingungen der Flügeldecken zu erzeugen. Die Männchen von Dectieus apterus lassen nür ein ganz kurz abgebrochenes Geschrille hören, indem diesel- ben während einer einzigen schnellen Bewegung der Flügel- decken nicht mehr wie einmal mit ihrem hornigen Flügelrande über die feilenartige Hornleiste hinwegkratzen; auch Dectieus verrueivorus giebt, ausser einem längeren Geschrille, auf die- selbe Weise solche kurze Locktöne von sich, *!) Goureau: Annales de la societe entomologigue ‘de France. 1837. pag. 31. und Newport: Cyclopaedia etc. a. a. O. pag. 928 und Fig. 394. der Orthopteren, 7 Was die Stigmen des Thorax bei den Locustinen betrifft, so weichen dieselben von denen der Acridioideen auffallend ab. Zwischen dem Vorder- und Mittelrücken ist nämlich ein doppeltes Stigmen-Paar angebracht, von denen das eine so- gleich in die Augen fällt, da es jederseits mit einer ungemein | weiten ovalen Öffnung an dem Hinterrande des Prothorax hervorragt (Fig. 12. a.). Eine jede dieser weiten Öffnungen, welche durch keine Lippen verschlossen werden können, führt in einen trichterförmigen Luftröhrengang (Fig. 13. b. b.), der sich in schräger Richtung nach der Mittellinie der Brustfläche begiebt; hier berühren sich die beiden Trichter beinahe, beu- gen sich knieförmig nach unten und aussen um, und treten als sehr weite Tracheen-Kanäle in die Vorderbeine ein (Fig. 13. e.e.). Dicht vor dem unteren und vorderen Rande dieser weiten Tracheen-Öffnungen liegen die beiden anderen Stig- men, sie werden fast immer von dem Hinterrande des Pro- thorax verdeckt, und sind von der gewöhnlichen Grösse und Bildung (Fig. 12. d.). Bei Hetrodes pupa F. besitzt der Hin- terrand des Prothorax nach unten einen halbmondförmigen Ausschnitt, wodurch nicht nur das grosse, sondern auch das kleine Stigma ganz frei daliegen. Die beiden kleinen Stigmen werden von zwei Lippenwülsten verschlossen, von denen der vordere der grössere ist und bei den lebenden Locustinen fast ununterbrochen, wie ein Ventil an der kleinen Stigmen- Öffnung auf- und zuklappt: so sah ich_es wenigstens bei Lo- custa viridissima, bei Dectieus verrucivorus, tessellatus, apte- rus, brachypterus und brevipennis. Die beiden Tracheen, welche von diesem Stigmen-Paare ausgehen, verbreiten ihre Zweige im Prothorax und Kopfe, während die beiden trichter- förmigen Luftröhren keine Äste in ihrem Verlaufe durch den Prothorax abgeben. Das zweite und dritte Bruststigmen-Paar verhält sich wie die Hinterleibsstigmen, und werden, wie ‚diese, von zwei wulstigen Lippen verschlossen. An keinem aller dieser übrigen Athemlöcher konnte ich das schnelle Öf- nen und Schliessen der Lippen, wie ich es an dem vordersten Stigmen- Paare beobachtet habe, bemerken. Verfolgt man die grossen Tracheen, in welche die beiden trichterförmigen Luftröhren übergehen, durch die Oberschen- kel des ersten Fusspaares hindurch, so erkennt man, dass 72 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan sie hier verschiedene grössere und kleinere Luftröhren- Äste abgeben, olne dabei von ihrem ansehnlichen Kaliber etwas einzubüssen. Durch das schmächtige Knie hindurchtretend, werden sie genöthigt, sich etwas zu verengern, erweitern sich aber nachher sogleich und bilden an der Stelle, wo äusserlich die beiden Spalten sich in den Vordertibien befinden, eine längliche blasenförmige Erweiterung, deren eigenthümliche Form ich etwas später beschreiben werde. Unterhalb dieser Erwei- terung verengert sich eine jede dieser Tracheen von neuem, und löst sich bald darauf in mehrere Äste auf. Was nun das trommelförmige Organ betrifft, welches bei den Locustinen unterhalb des Knies in den Vorderschienen angebracht ist, so sind schon bei der äusseren Betrachtung desselben die sonderbaren Spalten und Öffnungen, welche sich an dieser Stelle vorfinden, ganz geeignet, die Aufmerksamkeit auch auf die innere Organisation dieser Theile zu leiten, und dennoch ist bisher dieses Organ ganz unbeachtet geblieben. Burmeister war bis jetzt der einzige, welcher jener Spalten und Öffnungen an den Vorder-Knieen der Locustinen gedachte, indem er in seinem Systeme die zweite Abtheilung der Lo- custinen in zwei Unterabtheilungen zerfällt unter folgender Bezeichnung '): 1) tibiae anticae in basi utrinque foramine aperto elliptico, und 2) tibiae anticae in basi crassiores, li- neola profunda utrinque in angulis antieis. Um den sehr merkwürdigen Bau der an den Vordertibien der Locustinen angebrachten trommelförmigen Organe besser überschauen zu können, will ich zuerst ihre äussere und dann ihre innere Struktur beschreiben. In Bezug auf den äusseren Bau dieser Organe lässt sich an jeder Vorderschiene eine doppelte Kapsel und ein doppel- tes Trommelfell unterscheiden. Bei der von Burmeister aufgestellten ersten Unterabthei- lung ist eigentlich nur das doppelte Trommelfell vorhanden, indem die dicht unter dem Knie angeschwollenen Tibien auf beiden Seiten in einer flachen Vertiefung eine längs - ovale Öfinung besitzen, welche durch eine Membran (das Trommel- fell) verschlossen ist. Jedes Trommelfell besteht aus zwei !) Burmeister: a. a. O. Bd. ll. pag. 673. der Orthopteren. 73 Theilen. Den einen Theil bildet eine dünne elastische und silberglänzende Membran, welche mit Ausnahme des Vorder- randes von dem ganzen Umfange der ovalen Öffnung der Ti- bia entspringt und nach vorne einen halbmondförmigen Aus- schnitt besitzt, in welchem der andere Theil des Trommelfells liegt. Dieser stellt eine theils schwarz theils braun gefärbte ovale Scheibe von festem hornartigen Gefüge dar, welche die zwischen dem Vorderrande der ovalen Öffnung der Tibia und dem halbmondförmigen Ausschnitt der silberglänzenden Mem- bran übrig gebliebene Lücke vollständig ausfüllt. Als Objekte für diese Beschreibung haben mir übrigens Barbitistes autu- mnalis Charp. (Fig. 8. e.), Meconema varia Fabr., Phaneroptera falcata Scop. und Phylloptera cassinaefolia Serv. gedient. In der zweiten Unterabtheilung der Locustinen ist an je- der Vordertibie eine doppelte Kapsel und ein doppeltes Trom- melfell vorhanden. Erstere variirt sehr in ihrer Bildung, wo- durch die Stelle unter dem Vorderknie dieser Locustinen zuweilen eine ganz auffallende Gestalt erhält. Bei diesen Lo- eustinen der zweiten Unterabtheilung werden nämlich die bei- den mit einem Trommelfelle, welches übrigens ganz wie bei Barbitistes, Meconema ete. gebildet ist, verschlossenen ovalen Öffnungen der Tibien von einer hornigen Schale ganz über- wölbt, wodurch zwei Höhlen oder Kapseln entstehen, in wel- chen die beiden Trommelfelle ungesehen verborgen liegen und zu welchen eine an der Vorderseite der Tibien angebrachte doppelte Längsspalte den Eingang bildet. Diese beiden Kap- seln wölben sich bei Pseudophyllus neriifolius Serv., bei Acan- thodis aquilina Serv. und besonders bei Acanthodis falconaria De Geer so stark nach aussen, dass dadurch zwei sehr ge- räumige Höhlen entstehen, deren Eingänge als zwei weite, nebeneinander liegende längsovale Öffnungen an der Vorder- seite der Tibien sogleich in die Augen fallen (Fig. 9, g. g.). Bei anderen hiehergehörigen Locustinen steht die äussere Wand dieser Kapseln vom Trommelfelle nicht so weit ab, ihre Höhlen sind alsdann weniger geräumig und besitzen nur zwei schmale Ritzen Jals Eingänge (Fig. 11. g.g.). So sah ich es bei Saga serrata Charp., Conocephalus tubereulatus Ros., Xiphidium dorsale Charp., bei allen unseren einheimischen Dectieus- und Locusta-Arten; auch bei Ephippigera perforata Burm, und 7A v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan Callinemus dasypus Jllig. fand ich die äussere Umgebung der Trommelfelle ähnlich beschaffen, während Hetrodes pupa Fab., deren Trommelfelle nur zum Theil vom hinteren Rande her überwölbt werden, die Mitte zwischen den beiden Haupifor- mationen dieses Organs hält. Von Bradyporus, der vierten Gattung der von Burmeister aufgestellten ersten Abtheilung der Locustinen, konnte ich kein Exemplar vergleichen, ich weiss daher nicht, wie sich hier das in Rede stehende Organ verhält, vermuthe aber, dass dasselbe, obgleich Burmeister des- selben nicht erwähnt, eben so wenig wie allen übrigen Lo- custinen fehlen wird. , Der innere Bau des trommelförmigen Organs der Lo- custinen, welchen ich bei Locusta viridissima, cantans, bei Decticus verrucivorus, tessellatus, brevipennis und bei Meco- nema varia untersucht habe, ist sehr schwer ausfindig zu ma- chen, und wird ohne gehörige Übung und Geduld bei dem Präpariren dieser Theile ihrer ungemeinen Zartheit wegen gar leicht zerstört und gänzlich übersehen. Es ist daher am rath- samsten, sich zuerst der grösseren Individuen von Locusta vi- ridissima, cantans und Decticus-verrucivorus, natürlich in ganz frischem Zustande, zu bedienen. Durch das Einbringen der Spitze eines scharfen zweischneidigen Messers in die beiden Öffnungen der Kapseln gelingt es leicht, die äussere Wand derselben zu entfernen und die beiden Trommelfelle einer Vorderschiene bloss zu legen; bei Meconema ist diese Vor- bereitung natürlich nicht nöthig. Spaltet man hierauf das Knie rechts und links und hebt die vordere Wand der Schiene von obenher ab, so wird man gewahr, dass dicht unter dieser äus- seren Bedeckung der Schienen in der Gegend, wo sich die beiden ovalen von den Trommelfellen verschlossenen Öffnun- gen befinden, die oben erwähnte blasenförinige Erweiterung der grossen Tracheen -Röhre liegt. Diese grosse längliche Luftblase (Fig. 14. i.) füllt fast den ganzen Raum der Sehiene in dieser Gegend aus, wird zu beiden Seiten von den Trom- melfellen dicht berührt und gestattet den Muskeln, Nerven und Sehnen, welche für den unteren Theil der Schiene und für die Fussglieder bestimmt sind, nur an ihrer hinteren Wand herabzulaufen. Es lassen sich an dieser Luftblase vier Flä- chen unterscheiden. Die eine nach vorne gerichtete Fläche der Orthopteren. 75 ist schmal und der Länge nach kahnförmig ausgehöhlt, die hintere Fläche dagegen breit und gewölbt, während die beiden Seitenflächen derselben schräg nach vorne geneigt und der Länge nach sanft eingebogen sind (Fig 14.*). Mit diesen Seitenflächen der grossen Luftblase stehen die beiden Trom- melfelle in der nächsten Berührung, so dass dadurch der Raum, welcher sich zwischen der vorderen Wand der Schiene und der kahnförmigen Aushöhlung der grossen Luftblase befindet, von den übrigen in der Tibia vorhandenen Weichtheilen ganz abgeschlossen ist. Mit der grossen Tracheal-Röhre der Vor- derfüsse steigen zwei Nerven-Äste herab, welche beide aus dem ersten Brustganglion entspringen; sie sind von sehr un- gleicher Stärke; der stärkere liegt hinter der grossen Trachea, giebt unterwegs in dem Oberschenkel Nebenäste ab und ver- zweigt sich unterhalb der grossen Luftblase in dem unteren Ende der Extremität; der schwächere Nervenast schickt eben- falls einige Seitenäste im Oberschenkel ab, und wendet sich am Knie zur Seite, nachdem er vorher einen Ast abgegeben hat, der seine Richtung gerade nach der kahnförmigen Aus- höhlung der grossen Luftblase nimmt (Fig. 14.1.). Dieser Ner- venast breitet‘ sich dicht über dieser kahnförmigen Aushöhlung zu einem flachen Ganglion aus (Fig. 14. m.), dessen unteres Ende in Form eines Bandes in die kahnförmige Aushöhlung hinabläuft (Fig. 14. n.), sich an den unteren Rand derselben befestigt und hier endigt (Fig. 14. n’.). Der breite Theil des erwähnten Ganglion ist nur mit wenigem schmutzigweissem Pigmente bestreut, und enthält eine Menge ovaler körniger Körperchen, welche als nuclei betrachtet, auf die Anwesenheit verschmolzener Ganglienkugeln hinweisen dürften. Bei ge- nauerer Untersuchung entdeckt man im Innern dieser Gan- glien-Masse zwischen den Zellenkernen zerstreut eine Anzahl ganz ähnlicher gestielter Stäbchen, wie ich sie in dem Gan- glion des nervus acustieus der Acridioideen gesehen habe. Einen noch interessanteren Bau bietet der in der kahnförmi- gen Aushöhlung der grossen Luftblase ausgespannte bandför- mige Fortsatz dieses Ganglions dar. Dieses Band, welches anfangs breit ist und nach unten allmälig schmäler wird, er- . scheint auf seiner der Tracheen-Blase zugekehrten Fläche ‚eben und auf der entgegengesetzten, nach vorne gerichteteten Fläche 76 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan wellenförmig uneben (Fig. 14. n.). Die ganze Substanz dieses Bandes ist nach jener hinteren Fläche hin mit denselben ova- len körnigen Körperchen durchwebt, wie man sie auch in der vorhinerwähnten breiten Ganglien-Masse vorfindet (Fig. 16.r.). Auf der vorderen Fläche dieses Bandes liegt eine einfache Reihe von Blasen dicht an einander gedrängt, wodurch diese Fläche der bandförmigen Nervenmasse das wellenförmige An- sehen erhält. Diese Bläschen, welche in demselben Verhält- nisse, in welchem die bandförmige Nervenmasse nach unten hin an Breite abnimmt, sich verkleinern, sind so innig mit diesem Bande verschmolzen, dass es mir vor der Hand un- möglich gewesen ist, die Beschaffenheit dieser Bläschen gerade an der Stelle, wo sie aus der Substanz des Bandes auftauchen, genau zu erforschen. Deutlicher ist dagegen die Organisation dieser Bläschen auf der äusseren freien Seite, welche nicht von Zellenkernen verdunkelt ist, zu erkennen. Hier erschei- nen sie nun als wasserklare dickwandige hohle Körper, nach der freien Fläche hin abgerundet und an den gegenseitigen Berührungsstellen abgeplattet. Aus ihren dieken Wänden schim- mert oft deutlich ein ovaler Kern hervor (Fig. 16.s.), und jede einzelne Höhle, welche sie einschliessen, enthält in einer klaren Flüssigkeit einen den gestielten Stäbchen der Acridioi- deen analogen Körper (Fig. 16.t. und Fig. 17.). Diese ge- stielten Stäbchen unterscheiden sich jedoch von denen, welche in der flachen Ganglienmasse, wie bereits erwähnt, versteckt liegen. Sie sind nämlich grösser und weniger in die Länge gezogen, haben im Ganzen eine birnförmige Gestalt, ihr dik- keres stumpfabgerundetes Ende ist bei allen nach vorne ge- richtet, während der von ihrer Spitze ausgehende Faden ge- rade nach hinten in die bandförmige Nervenmasse hineinragt. Wie und wo hier diese Fäden endigen, lässt sich schwer sa- gen, und ich werfe noch einmal die Frage auf, ob diese zar- ten Fäden nicht die Primitivfasern des in dem beschriebenen Ganglion sich ausbreitenden Nervenstammes sein könnten? So viel konnte ich deutlich wahrnehmen, dass diese Fäden, in die von Zellenkernen verdunkelte Masse des Bandes ein- getreten, nach oben sich umbogen, als wollten sie ihren Lauf nach dem über der grossen Luftblase gelegenen breiten Gan- glion einschlagen. der Orthopteren. 77 Diese gestielten stabförmigen oder vielmehr birnförmigen Körperchen nehmen, so wie ihre blasenförmigen Körper, in denen sie eingeschlossen liegen, von oben nach unten an Grösse allmälig ab, ihre Zahl richtet sich nach der der blasenförmi- gen Körper, deren ieh gewöhnlich zwischen 30 bis 45 zähle. Gelingt es, die bandförmige Nervenmasse nicht von der Seite her, sondern von der oberen Fläche aus zu übersehen, so erscheinen die gestielten birnförmigen Körperchen als eine in gerader Linie hinter einander liegende Reihe von runden Bläs- chen, welche alle in ihrer Mitte einen ringförmigen Kern ent- halten (Fig. 15.); es rührt dieser Anblick von der Höhle im Innern der birnförmigen Körper her, welche von oben betrach- tet das Bild eines Ringes liefert. Ich muss übrigens gestehen, dass mir noch manches in der Struktur der bandförmigen Ner- venmasse unklar geblieben ist. Man könnte nämlich die bla- senförmigen Körper, aus welchen die merkwürdigen birnför- migen Körperchen hervorschimmern, für ausgedehnte Ganglien- kugeln halten, in diesem Falle müssten sie nach hinten offen sein, um die von den birnförmigen Körperchen abgehenden und in die übrige Ganglienmasse eindringenden Fäden durch- zulassen. Oder rührt die wellenförmig erhobene vordere Fläche des Nerven -Bandes vielleicht davon her, dass die zu den birn- förmigen Körperchen angeschwollenen Enden der primitiven Nervenfäden, umgeben von einer wässerigen Feuchtigkeit, die vordere Fläche der bandförmigen Ganglienmasse blasenartig er- hoben haben? Ich muss die Entscheidung hierüber anderen Forschern überlassen, und bemerke nur noch, dass das breite Nervenganglion mit seinem bandförmigen Fortsatze bei dem . Herauspräpariren der grossen Tracheenröhre an der blasen- förmigen Erweiterung derselben gewöhnlich haften, bleibt und dann am leichtesten erkannt wird; dass es aber auch eben so oft sich davon lostrennt und an der inneren Fläche der Tibia hängen bleibt, wodurch es alsdann schwer aufzufinden ist, Überblicken wir nun noch einmal das, was das trommel- förmige Organ der Locustinen, verglichen mit demselben Or- gane der Acridioideen, in seinem äusseren und inneren Baue darbietet, so liegt der Gedanke doch wohl sehr nahe: dass beide Organe eine und dieselbe Funktion, und zwar die eines Gehörwerkzeuges zu verrichten haben. 78 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan An jeder Vorderschiene der Locustinen befindet sich eine doppelte Grube oder doppelte Hornkapsel, welche wie das äussere Ohr der Acridier geeignet ist, Schallwellen aufzufan- gen. Im Grunde dieser Gruben oder Kapseln liegen die einen Trommelfelle analogen häutigen Ausbreitungen, von welchen ein Theil eine festere hornige Beschaffenheit besitzt, und so mit denjenigen Stellen des Trommelfells der Acridier, welche ebenfalls hornig verdichtet sind, verglichen werden kann. Im Innern des Vorderknies der Locustinen nähert sich den beiden Trommelfellen ein besonderer Nervenast, schwillt zu einem Ganglion an und sendet einen bandförmigen Fortsatz in den Raum zwischen den beiden Trommelfellen hinein. Diese Gan- glienmasse enthält eine Menge der gestielten stabförmigen Kör- perchen der Acridier ganz analoger Körper, welche in einer klaren Flüssigkeit schweben, und ist dadurch gewiss in den Stand versetzt, die leisesten Schallschwingungen vermittelst die- ser Körperchen zu pereipiren. Ausserdem steht sowohl mit dieser einem Gehörganglion entsprechenden Nervenmasse als mit den beiden Trommelfellen eine grosse Luftblase in näch- ster Berührung, welche durch eine grosse Tracheenröhre und sehr weite Stigmen-Öffnung mit der äusseren atmosphärischen Luft in ununterbrochener Verbindung steht. Es ist also bei den Locustinen so gut wie,bei den Acridiern ein äusseres Ohr, ein Trommelfell, ein spezifisch organisirter Gehörnerv, ein ca- vum tympani und eine tuba Eustachii vorhanden. Einen dem häutigen Labyrinthe entsprechenden Organtheil vermisst man dagegen, indessen kann man fragen, ob nicht der Raum, wel- chen die vordere Wand der Tibia und die kahnförmige Aus- höhlung der grossen Luftblase einschliesst und von dem zarten Nervenbande des Gehörganglion nicht ganz ausgefüllt wird, eine dem Labyrinthwasser vergleichbare Flüssigkeit enthalten könne, welche bei dem Anatomiren dieser Theile leicht über- sehen werden dürfte? Vielleicht macht auch die klare Flüs- sigkeit der blasenförmigen Aushöhlungen, in welcher die birn- förmigen Körperchen suspendirt sind, die Anwesenheit eines besonderen Labyrinthwassers entbehrlich? Man wird mir ein- wenden können: dass bei den Locustinen die Gehörorgane auf eine so ganz abenthenerliche Weise an den Vorderknien ‚und nicht am Kopfe angebracht seien, dass der nervus acusticus Ans u ee ee u der Orthopteren. 79 hier vom ersten Brustganglion und nicht vom Kopfganglion ausgehe, und dass ferner der Gehörnery mit einem anderen Nerven zusammenhänge, der in seinem Verlaufe verschiedene Seitenäste an Muskeln u. s. w. abgebe, mithin kein spezifischer Nery sei; ich kann hierauf nur dasselbe, was ich oben bei dem Gehörorgane der Acridioideen gesagt habe, antworten. Da es mir gelungen war, bei zweien Orthopteren - Fami- lien, deren männliche Individuen mit einem Stimmorgane ver- sehen sind, einen dem Gehörorgane entsprechenden Apparat aufzufinden, so versuchte ich es noch bei einer dritten Or- thopteren-Familie, bei den Grylloideen, bei welchen eben- falls die Männchen mit einem Stimmorgane ausgerüstet sind, nach dem Gehörorgane zu forschen. Ich stellte meine Unter- suchung bis jetzt nur an trockenen Exemplaren von Gryllus campestris, domesticus und achatinus Burm. an, und erkannte an den Vorderschienen dieser Thiere eine Einrichtung, welche auf die Anwesenheit eines Gehörorgans, ganz wie es die Lo- eustinen besitzen, hinweist. Es zeigt sich bei den drei ge- nannten Grylien an der äusseren Seite der beiden Vordertibien dicht unter den Knien eine in einer länglichen Grube gele- gene längsovale Öffnung, welche durch eine silberglänzende Haut verschlossen ist; bei Gryllus achatinus befindet sich auf der entgegengesetzten inneren Seite der Vordertibien eine ganz ähnliche, aber viel kleinere verschlossene Öffnung, bei Gryl- lus campestris ist an derselben Stelle nur eine kleine runde und verschlossene Öffnung angebracht, während bei Gryllus domestieus keine Spur irgend einer Öffnung dort zu ent- decken ist. Ich finde diese eben erwähnten, einem Trommel- felle analogen Membranen von Burmeister nicht erwähnt, da- gegen ‚hat Audinet Serville auf dieselben hingedeutet!). Bei Gryllotalpa habe ich mich vergebens nach einer mit einer Mem- bran verschlossenen Öfinung umgesehen, die mich auf das Gehörorgan hätte leiten können. Mit den stummen Blattinen und Forficulinen ging es mir nicht besser. Sehr neugierig bin ich, ob sich bei den singenden Oicaden ein dem Gehörorgan entsprechender Apparat auffinden lässt, ') Serville; Histoire naturelle des Insectes Orthopteres. p. 327. 80 v. Siebold: Über das Stimm- und Gehörorgan Beschreibung der Abbildungen Taf. 1. (Die Gegenstände sind sämmtlich stark vergrössert dargestellt.) Fig. 1. Das äussere rechte Ohr von Gomphocerus grossus. a. Die im Hornringe befindliche Stigmen- Öffnung. 5. Das durch das Trom- melfell hindurchschimmernde zweischenkelige Hornstück. ec. Das hin- durchschimmernde dreieckige Hornstück. Fig. 2. Das rechte Trommelfell mit seiner hornigen Einfassung von innen betrachtet. a. Die Stigmen-Öffnung. ’. Der zungenför- mige Fortsatz des zweischenkeligen Hornstücks. 5“. Der obere kür- zere Schenkel desselben Hornstücks. c. Das dreieckige Hornstück. d. Vorsprung an der hinteren Seite des Hornringes. Fig. 3. stellt denselben Gegenstand dar, nur sieht man noch das häutige Labyrinth e dargestellt. Fig. 4. Das häutige Labyrinth. f. Der kurze Fortsatz, g. der lange Fortsatz desselben. A. Das breite Band des Labyrinths, d’ das untere Ende des letzteren, welches sich an den Vorsprung des Horn- ringes befestigt. . Wulst des Labyrinths, unter welchem das Ner- venganglion versteckt liegt. Fig. 5. k. Nervus acusticus. /. Gehör-Ganglion, welches unter dem Wulste des Labyrinths verborgen liegt. 2. Ende des Ganglions, welches von der Aushöhlung des zungenförmigen Hornfortsatzes auf- genommen wird. Fig. 6. Gehörganglion. k, Nervus acustieus. 7. Der durch Pigment und mit Zellenkernen angefüllte Theil des Ganglions. m. Oberer was- serheller Theil dieses Ganglion, aus welchem zwischen Zellenkernen die gestielten stabförmigen Körperchen hervorschimmern. Fig. 7. Ein einzelnes gestieltes stabförmiges Körperchen, n. Das obere freie Ende desselben, z‘. der fadenförmige Stiel. Sehr stark vergrössert. Die Figuren von 1. bis 7. sind sämmtlich von Gomphocerus gros- sus genommen. Die auf dem Trommelfelle Fig. 1. 2. und 3. ange- brachte helle und dunkle Punktirung deutet die weisse und braune Schattirung dieser Membran an, Fig. 8. Obere Hälfte einer Tibia vom ersten Fusspaare der Me- conema varia, von der Seite betrachtet. e. Trommelfell. Fig. 9. Obere Hälfte einer Tibia vom ersten Fusspaare der Acan- thodis falconaria, von vorne gesehen. g.g. Die Öffnungen, welche in die beiden Gehör-Kapseln führen, Fig. 10. Derselbe Theil von Locusta viridissima, von der Seite gesehen. f. Ritzförmige Öffnung der Gehörkapsel. Fig. 11. Derselbe Theil von derselben Locusta, von vorne be- trachtet. g.g. Ritzförmige Eingänge zu den beiden Gehörkapseln. Fig. 12. a. Grosse Stigmenöffnung der rechten Seite von Locusta viridissima. d. Das vorderste kleine Stigma. Die punktirte gebogene Linie deutet den Hinterrand des Prothorax an. der Orthopteren. 8 Fig. 13. a,a. Die beiden grossen Stigmenöffnungen. 2,5. Trich- terförmige Eingänge in die c,c. Tracheen der vorderen Oberschenkel. Fig. 14. h. Die von dem vorderen Oberschenkel in die Tibia eintretende grosse Tracheen-Röhre. ;. Blasenförmige Erweiterung derselben, von der Seite betrachtet. k. Die aus dieser Erweiterung hervortretende Trachea der Tibia. /, Nervus acusticus. zn. Gehör- Ganglion desselben. z. Bandförmiger in der kahnförmigen Aushöhlung der grossen Luftblase herablaufender Fortsatz des Gehörganglions. a’. Unteres Ende dieses Fortsatzes. 14*. Querdurchschnitt der grossen Luftblase aus der Vorder- schiene. wz. Vordere kahnförmig ausgehöhlte Fläche; v. hintere ge- wölbte Fläche; w, x. die beiden Seitenflächen. Fig. 15. Ein Theil des bandförmigen Fortsatzes des Gehörgan- glions, von vorne gesehen. o. Oberes Ende und p. unteres Ende des- selben. Die mit einem Kerne versehenen zellenartigen Körper sind die von oben gesehenen birnförmigen Körperchen. Fig. 16. Ein Theil desselben bandförmigen Fortsatzes von der Seite betrachtet und sehr stark vergrössert. ”. Die der kahnförmi- gen Aushöhlung der grossen Luftblase zugekehrte Fläche; s. die vor- dere Fläche des Bandes; ?. gestieltes birnförmiges Körperchen. Fig. 17. Gestieltes birnförmiges Körperchen; ‘. oberes freies Ende desselben; ı". der fadenförmige Stiel. Noch stärker vergrössert. Fig, 10. bis 17. sind aus Locusta viridissima entnommen. Synopsis generum et specierum familiae Characinorum.!) (Prodromus descriptionis novorum generum et speeierum ) auctoribus J. Müller et F, H. Troschel, Characteres familiae: Pisces malacopterygii abdominales fluviatiles, Jepidoti, capite alepidoto, pseudobranchiis nullis, maxilla superior medio osse intermaxillari, lateraliter osse maxillari formata, dentes pharyngei velutini superiores et inferiores; stomachus saceiformis, multa coeca intestini; ve- sica aörea transverse bipartita, ossieulis auditoriis ut in Cy- er ’) Species a nobis non visas asterisco * notayimus. Archiv 1, Naturgeschichte, X, Jahrg. 1, Bd. 6 32 J. Müller et F. H. Troschel: prinoideis et Siluroideis eum labyrintho ceonjuneta. Radii bran- chiostegi quatuor vel quinque. Plurimis pinna adiposa. Characini degunt in fluviis Americae meridionalis et Africae. A. Pinna adiposa nulla. Foramina nasalia ante- riora a posterioribus distantia, Genus 41. ERYTHRINUS Gronov. Müll. Dentes in osse intermaxillari, maxillari, et mandibula co- niei, uniseriales, majoribus intermixtis; dentes ossis palatini velutini aequales. Corpus teres. Squamae magnae, Radii branchiostegi quinque. Apertura branchialis magna. Pinna dorsalis supra ventrales. Pinna adiposa nulla. Pinna caudalis rotundata. Vesica a@rea cellulosa. 1. Erythrinus unitaeniatus Spix pise. bras. p. 42. tab. 19. (Synodus erythrinus Bl. Schn. p. 397.) Hab. in Bra- silia et Guiana. 2. Erythrinus salvus Agass. pisc. bras. P 41. Hab. in Brasilia et Guiana. *3. Erythrinus guavinaValenc. apud Humboldt Re- eueil ct. tome II. p. 179. pl. 48. fig. 1. Hab. in lacu Tacarigua. *4. Erythrinus microcephalus Agass. p.44. Hab. in Brasilia. Genus 2. MACRODON J. Müll. Dentes in osse intermaxillari, maxillari, et mandibula co- nieci, uniseriales, majoribus intermixtis; canini inferiores maximi foveis palatinis reeipiuntur: dentes palatini velutini, serie ante- riore dentium conicorum majorum. Corpus teres. Squamae magnae. Radii branchiostegi quinque. Apertura branchialis magna. Pinna dorsalis supra ventrales. Pinna adiposa nulla. Pinna caudalis rotundata. Vesica a@rea non cellulosa. 1. Macrodon trahira J. Müll. Monatsbericht der Academie zu Berlin 1842 Juni; Müller’s Archiv 1842 p. 309. (Esox malabaricus Bloch tab. 392. Synodus malabaricus Bl. Schn. p. 397.; Erythrinus macrodon Agass. p. 43.; Erythrinus trahira Spix tab. 18.) Hab. in Brasilia et Guiana. 2. Macrodon brasiliensis J. Müll. ib. p.309 .; (Ery- thrinus brasiliensis Agass. p. 45. tab. 20.) Hab. in Brasilia et Guiana, ee N rt re u ee Synopsis generum et specierum familiae Charaeinorum, 83 B. Pinna adiposa. Foramina nasalia anteriora et posteriora approximata, valvula cutanea tan- tum sejuncta. a. Abdomine non serrato. Genus 3. ANODUS Spix. Dentes nulli, labia carnosa nulla, mandibula medio acu- minata, margo oris acutus. Os parvum, transversum. Radii branchiostegi quatuor!); apertura branchialis sat magna. Squa- ımae mediocres vel magnae. Corpus elongatum, subcompres- sum, vel compressum, abdomine ante pinnas ventrales rotun- dato. Pinna dorsalis supra ventrales *). *41. Anodus elongatus Spix (p.61. tab. 40.) Hab. in Brasilia. * 2. Anodus latior Spix. (p. 62. tab. 41.) Hab. in Brasilia. : 3. Anodus edentulus Agass. Spix p. 60. (Salmo edentulus Bl. tab. 380.) D. 12. A. 12. V. 11. Altitudo ad lon- gitudinem 1:3}. Distantia oculorum aequat diametrum oculi. Abdomen rotundatum. Hab. in Brasilia et Surinam. 4. Anodus cyprinoides Nob. (Salmo eyprinoides L.) D. 12. radio antico brevissimo, tertio et quarto elongato. A. 13. V. 21. Squamae in linea laterali 52—57. Altitudo ad longitudinem 1:3. Distantia oculorum aequat 15 diametri oculi. Abdomen ante pinnas ventrales lateraliter carinatum. Hab. in Guiana. 5. Anodus alburnus Nob. ?Curimate Gilbert. Quoy et Gaimard, Freycinet voyage tab, 48. D. 12. A. 10. Squa- mae in linea laterali 36. Altitudo ad longitudinem 4:4. Di- stantia oculi aequat 14 diametri oculi. Abdomen ante pinnas ventrales rotundatum. Hab. in Guiana, ») Quinque ill. Agassiz refert, attamen species ab Agassizio de- seriptae non 5 sed 4 radios branchiostegos ut ceterae species ha- bent, cujus rei notitiam ab 1ll. A. Wagner Monacensi accepimus. *) Characteres generis ab Agassizio propositis processus longi cornei marginis interni arcuum branchialium ad instar elupearum et squamae minimae nostris in speciebus omnibus defieiunt: processus arcuum branchialium internos in nostris semper molles et breviores invenimus, 6% 84 J. Müller et F. H. Troschel: *6. Anodus amazxonum Nob. (Curimatus amazonum Valenciennes apud Humboldt Recueil d’observations tom. 2. p- 164. pl. 45. fig. 2.) Hab. in fluvio Amazonum. * 7. Anodus taeniurus Nob. (Curimatus taeniurus Valenciennes apud Humboldt Recueil d’observations tom. 2. p. 166.) Hab. in fluvio Amazonum. 8. Anodus ciliatus Nob. nov. sp. Dorsum convexum sine impressione in caput descendens; abdomen ante pinnas ventrales rotundatum, post pinnas ventrales acute carinatum. Squamae ciliatae, in linea laterali 57. Altitudo ad longitudi- nem 1:3. Distantia oculorum duplum diametri oculi. D. 12. A. 11. V. 10. Hab. in Essequibo. Genus 5. PACU Spix. (Prochilodus Agassiz.) Labia circularia, mandibula in os dentale et condyloideum disjunetum; dentes minutissimi in margine labiorum, ad instar eiliorum, curvati; forma dentium spathuliformis; post seriem marginalem altera in media parte labii superioris et inferioris duos formans arcus in medio labio convergentes. Apertura bran- chialis sat magna. Corpus elongatum, leviter compressum, ab- domine post pinnas ventrales subcarinato; pinnaenudae. Radii branchiostegi quatuor. Pinna dorsalis supra ventrales, *4, Pacu argenteus Spix tab. 38. (Prochilodus ar- genteus Agass. p. 63.) Hab. in Brasilia. 2. Pacu nigricans Spix tab.39. (Prochilodus nigri- ' cans Agass. p. 64.) Hab. in Brasilia, *3, Pacu lineatus Valenc. apud d’Orbigny Voyage pl. 8. fig.3. Hab. in America meridionali. Genus 6. CITHARINUS Cuv. Nob. Corpus elevatum, compressum, subrhomboideum, abdomine carinato post pinnas ventrales; pinnae verticales nec non adiposa basi squamis tectae. Dentes uniseriales minutissimi, ad instar ciliorum, in osse intermaxillari et mandibula. Radii branchio- stegi quatuor. Apertura branchialis ad lineam mediam usque fissa. Pinna dorsalis inter ventrales et analem. 1. Citharinus GeoffroyiCuv. Regne animal edit. 2. ll. p. 313. (Serrasalmo eitharus Geofir. Deser. de l’Egypte pl. V. f.2.3.) B.4. D. 19. A. 28, P. 17. V. 11. Squamae lineae la- teralis 86. Hab, in Nilo. Synopsis generum et specierum familiae Characinorum. s5 2. Citharinus latws Ehrbg. B. 4. D. 22. A. 26. P. 16. V. 11. Squamae lineae lateralis 68. Pinna adiposa ma- jor quam in praecedente specie. Hab, in Nilo. Genus 7. HEMIODUS ). Müll. Dentes scindentes, ad instar Jaminarum rotundarum, uni- seriales, margine ubique serrati in osse intermaxillari, in man- dibula nulli; os parvum. Corpus elongatum, compressum, ab- domine rotundato, pinnae nudae, squamae in dorso mediocres, in ventre majores. Radii branchiostegi quinque. Apertura branchialis magna. Pinna dorsalis supra ventrales. 1. Hemiodus unimaculatus Nob. (Gronov. Zooph. n. 379. Salmo unimaculatus Bl, tab. 381. fig. 3.; Hemiodus erenidens Müll. Monatsb. der Acad. Juni. Archiv. 1842. 324.) D. 41. A. 11 bis 12. V. 11. P. 17. Argenteus macula nigra in medio corporis. Hab, in Surinam et in Guiana. Genus 8. PIABUCA Cuv. Dentes seindentes, ad instar- Jaminarum rotundarum, mar- gine ubique serrati in osse intermaxillari et mandibula, uni- seriales. Os paryum, Corpus elongatum, compressum, ab- domine carinato. Pinnae nudae, squamae parvae. Radii bran- chiostegi 4. Apertura branchialis magna. Pinna analis lon- gissima, pinna dorsalis post pinnas ventrales, supra analem. 1. Piabuca argentina Cuv. (Regne animal II. p. 310.; Piabucu Maregrav 170; Salmo argentinus Bl. tab. 382. fig. 1.) D.10. A.43. Radii pinnae analis a quarto ad nonum usque in Jateribus hamulo squamiformi ad dorsum verso instructi, Hab. in Brasilia, Genus 9, CHILODUS Nob. Dentes minuti, eylindriei, apice rotundati, uniseriales, mo- biles in osse intermaxillari et mandibula. Corpus formam Cyprini simulans elongatum, compressum, abdomine rotundato; pinnae nudae. Pinna dorsalis ventralibus opposita. Radii bran- chiostegi quatuor. Apertura branchialis angusta. 41. Chilodus punctatuws Nob. Corpore flavo seriebus novem Jongitudinalibus punctorum atrorum ornato, stria late- 86 J. Müller et F. H. Troschel: rali argenteo nigra, pinna dorsali atro punctata. B.4, D. 11. A.12. P. 14. V. 10. Hab. in Jacu Amucu Guianae, Genus 10. SCHIZODON Agass. Dentes seindentes, pauei, margine peectinati, uniseriales in osse intermaxillari et mandibula; os parvum; corpus elonga- tum leviter compressum, abdomine rotundato; pinnae nudae; squamae magnae. Radii branchiostegi 4. Apertura branchialis magna. Pinna dorsalis supra ventrales. 1. Schizodon fasciatus Agass. (Spix tab. 36. p. 66,; Schomburgk Fish. of Guiana I. p. 252. tab. 26.) Hab. in Brasilia et Guiana. Annot. Salmo unimaculatus Bl, ad quem Curimatam Maregravii refert Agassizius, quemque tanquam alteram speeiem hujus generis declarat, non huc pertinet, sed ad genus Hemiodus. Genus 11. LEPORINUS Spix. Dentes scindentes, medio acuminati uniseriales, pauei, in osse intermaxillari et mandibula; medii majores, antrorsum versi; Jabia carnosa, os parvum; corpus elongatum, leviter compres- sum, abdomine rotundato; pinnie nudae; squamae magnae. Radii branchiostegi quatuor. Apertura branchialis angusta. Pinna dorsalis supra ventrales. 1. Leporinus novemfasciatus Agass. Spix tab. 37. p- 65. (Salmo fasciatus Bloch. tab. 379.) Altitudo corporis aequat longitudinem capitis, et quinquies continetur in longi- tudine corporis. Distantia oculorum duplum diametri oculi. Squamae in linea laterali 42. Hab. in Brasilia. et Guiana. 2. Leporinus nigrotaeniatusNob. (Chalceus nigro- taeniatus Schomburgk Fishes of Guiana tab. XIII, male.) Tae- nia nigra laterali, interdum evanescente, inde a regione pinnae dorsalis usque ad pinnam caudalem, D. 12. A.11. P. 16. V. 10. - Altitudo corporis-fere aequat capitis longitudinem, vel minor est, et sexies continetur in tota longitudine. Distantia oculo- rum duplum diametri oculi. Squamae in linea laterali 42. Hab. in fluviis Guianae. 3. Leporinus maculatus Nob. Maculis nigris ma- gnis in Jateribus. D. 13. A. 11. An Varietas L. novemfasciati, quocum dimensionibus conyenit. Squamae in linea laterali 38. Hab. in fluviis Guianae, Synopsis generum et specierum familiae Characinorum. 87 4. Leporinus Friderici Agass. (Salmo Friderici Bl. tab. 378. Curimatus acutidens et Curimatus obtusidens Valenciennes d’Orbigny Voyage poissons pl. VII. fig. 1. et 2.) D.12. A.11. Altitudo corporis superat longitudinem capitis, et 44 vieibus continetur in longitudine corporis. Distantia oculo- rum fere triplum diametri oculi. Squamae in linea laterali 38, Genus 12. ANOSTOMUS Gronov. Dentes supra et infra uniseriales parvi, quales®? Os su- perum, angustum, verticale, mento prominulo. Corpus elon- gatum, erassum, abdomine rotundato. Squamae magnae, Ra- dii branchiostegi quatuor. Apertura branchialis magna, Pinna dorsalis supra ventrales. *41. Anostomus Gronovii Nob. (Gronov. Mus. Ichth, Il. p. 13. tab. 7. fig. 2.) Hab.? Genus 13. HYDROCYON Agass. Dentes ossis intermaxillaris magni, conici, compressi uni- seriales cum aequalibus mandibulae alternantes. Corpus elon- gatum compressum, abdomine rotundato., Squamae magnae, Radii branchiostegi quatuor, Apertura branchialis magna. Pinna dorsalis supra ventrales. Pinna analis parva. 1. Hydrocyon Forskalii Cuv. Mem. du Maus. V, p- 354. pl. 28. fig. 1. (Roschal Forsk. 66.; Characinus dentex Geofir. Poissons de l’Egypte pl.4. fig. 1.) Hab. in Nilo. Genus 14. DISTICHODUS Nob. Dentes scindentes, apice bifidi, biseriales in osse inter- maxillari et mandibula. Corpus elongatum, compressum , ab- domine rotundato; pinna adiposa et caudalis fere usque ad marginem squamis tectae. Radii branchiostegi 4. Pinna dor- salis supra ventrales. 1. Distichodus nefasch Nob. (Salmo niloticus Has- selquist Reise 422.; Characinus nefasch Geofir. Descer. de V’Egypte pl. V. fig.1.) Hab. in Nilo. Genus 15. GAßBTEROPELEOUS Gronov. Dentes ossis intermaxillaris et mandibulae tricuspidati, euspide media longiore, uniseriales; dentes ossis maxillaris co- 83 J. Müller et F. H. Troschel: niei uniseriales. Corpus compressissimum, abdomine carinato, acıto. Squamae magnae. Radii branchiostegi quatuor. Aper- tura branchialis magna. Pinnae ventrales parvae, dorsalis re- mota supra analem longissimam. 1. Gasteropelecus sternicla Bloch. tab. 97. fig. 3. (Salmo gasteropelecus Pallas Spicilegia zoologiea VIII. tab. 3. fig. 4. p. 55. Gasteropelecus Gronov. Mus. Ichthyol. II. p. 7. tab. 7. fig.5.) Hab. in Surinam, Genus 16. ALESTES Nob. Dentes in osse intermaxillari biseriales, in anteriore sein- dentes trieuspidati parvi, in posteriore serie molares, corona cuspidibus eincta; dentes nulli in osse maxillari parvo; dentes in mandibula duplice serie, in anteriore serie pauci magni cu- spidati, series secunda ex duobus solummodo dentibus conieis constat, qui medium tenent. Os parvum. Corpus elongatum compressum, abdomine rotundato. Squamae magnae. Apertura branchiarum magna. Radii branchiostegi 4. Processus interni areus branchialis primi setacei longi. Pinna dorsalis inter pinnas ventrales et analem. Pinna analis longa. 4. Alestes niloticus Nob. (Cyprinus dentex Linn. Mus. Ad. Frid. 2.; Salmo dentex Hasselquist p. 437.; Chara- einus nilotieus Geoffr. Deser. de l’Egypte p. 49. pl. 4. fig. 2.; Myletes Hasselquistii Cuv. Mem. du Mus. IV. p. 449. pl. 21. fig. 2.) Hab. in Nilo. *2., Alestesnurse Nob. (Myletes nurse Rüppell Fort- setzung der Beschr. und Abbild. mehrerer neuer Fische. Frankf. 1832 p. 12. tab. 2. fig. 3.) Hab. in Nilo. Genus 17. TETRAGONOPTERUS Artedi Cuv. Dentes in osse intermaxillari multicuspides duplice serie, perpauci interdum obsoleti in parte suprema ossis maxillaris, dentes in mandibula unica serie, anteriores multicuspides, me- dia cuspide longiore, in parte laterali dentes minores conici. Corpus compressum, abdomine rotundato. Squamae magnae. Radii branchiostegi 4. Apertura branchiarum apertissima. Pinna dorsalis inter ventrales et analem. Pinna analis longa. 1. Tetragonopterus argenteus Artedi apud Seba MI. tab. 34. fig. 3.; (Coregonus amboinensis Artedi spec. 44.; EEE Synopsis generum et specierum familiae Characinorum. 89 Tetragonopterus argenteus Cuv. Mem. du Mus. tome IV. p. 455.; Tetragonopterus chalceus Agass. apud Spix tab. 33. fig. 1. p. 70.; ? Tetragonopterus rufipes Valenciennes apud d’Orbigny Voyage. Poissons pl. Xl. fig. 1.) Hab. in Brasilia et Guiana. 2. Tetragonopterus bimaculatus Nob. (Gronov. Mus. ichth. I. 19. tab. I. fig. 5.; Albula maculata Linn. Mus. Ad. Frid. p. 78. tab. 32. fig. 2.; Salmo bimaculatus Bloch. tab. 382. fig. 2.; Tetragonopterus rutilus Jenyns Voy. of the Beagle p. 125. pl. 23. fig. 2.; false a Cuvierio ad Piabucas relatus.) D.11. A. 33. V.9. P.13. macula nigra in parte an- teriore lineae lateralis, stria argentea longitudinali, laterali, squamis in linea laterali 40.; in linea transversali inter pin- nam dorsalem et ventrales 14. Hab. in Brasilia, Guiana et Suri- nam, Duo exemplaria e Lima missa in Museo exstant, caeteris similia, differunt corpore mÄnus alto, altitudine 33 vieibus in longitudine contenta, et minore numero radiorum pinnae analis. Ann. Inter multa duo specimina pinnam analem habent in an- teriore parte dimidia armatam aculeis multis parvis curvatis in quoque radio dispositis; an mares? 3. Tetragonopterus melanurus Nob. (Salmo me- lanurus Bloch tab. 381. fig. 2.) D. 10. A.30. V.8. Dentibus obsoletis in osse maxillari. Argenteus macula nigra in pinna caudali. In maribus pinnae ventrales et anterior pars analis aculeis curvatis seriatim dispositis armatae. Hab. in Surinam. * 4. Tetragonopterus fasciatus Nob. (Chalceus fasciatus Cuy. Mem. du Mus. V. p. 352. pl. 26. fig.2.) Hab. in Brasilia. *5. Tetragonopterus scabripinnis Jenyns Voy. of tlıe Beagle Vol.IV. London 1842 p. 125. tab. 23. fig. 3. #6. Tetragonopterus taeniatus Jenyns Voy. of the Beagle IV. p. 126. An femina praecedentis? *7. Tetragonopterus Abramis Jenyns Voy. of the Beagle IV. p. 123. tab. 23. fig. 1. Annot. Tetragonopterus interruptus Jenyns Voy. of the Beagle IV. p. 127. tab. 23, fig. 4. propter dentes uniseriales novum genus constituere videtur, Genus 18. CHALOEUS Cuv. Dentes in osse intermaxillari multicuspides, duplice serie, 90 J. Müller et F. H. Troschel: perpauci in parte suprema ossis maxillaris, dentes in mandi- bula duplice serie, anteriores multicuspides, media euspide lon- giore, in parte laterali dentes minores coniei; series secunda ex duobus solummodo dentibus conicis constat, medium te- nentibus, quibus a Tetragonopteris differunt. Corpus elonga- tum, compressum, abdomine carinato. Squamae magnae. Ra- dii branchiostegi 4. Apertura branchiarum apertissima, Pinna dorsalis inter ventrales et analem. Pinna analis longa. 1. Chalceus angulatus Spix tab. 34. p.64. Hab. in Brasilia et Guiana. Genus 19. BRYCON Nob, Dentes in osse intermaxillari triplice serie, multicuspidati, in anteriore serie minores, cuspidibus lateralibus obsoletis; dentes ossis maxillaris uniseriales, superiores similes in coni- cos transeuntes, ad totum marginem; dentes mandibulae bise- riales, anteriores magni multicuspidati, laterales minores conici, altera series interna dentium conicorum in lateribus, praeterea duo dentes conici majores in medio. Corpus elongatum, com- pressum, abdomine rotundato. Squamae magnae. Radii bran- chiostegi quatuor, Apertura branchiarum magna. Pinna dor- salis inter ventrales et analem. 1. Brycon macrolepidotus Nob. (Chalceus macro- lepidotus Cuv. Mem. du Mus. IV. p. 454. pl. 21. fig. 1.) Poste- rior series dentium mandibulae usque ad duos dentes medios majores conicos prolongatur. Hab. in Brasilia et Guiana, 2. Brycon amazonicus Nob. (Chalceus amazonicus Agass. p. 68. Characinus amazonicus Spix tab. 35.) Speeimen nostrum macula nigra in basi pinnae caudalis gaudet. A. 25. Hab. in Brasilia. 3. Brycon falcatus Nob. nov. spec, Interna series dentium mandibulae dentes conicos medios non attingit. Den- tes conici medii internae seriei parvi. D. 11. A.28. V,9. P, 15. Altitudo corporis in. longitudine 34 yieibus continetur. Colore argenteo. . Macula faleiformis nigra inpinna caudali. Vitta nigra in basi pinnae analis. Squamae in Jin. lat. 48. Hab, in Guiana et Surinam. *4. Brycon opalinus Nob. (Chalceus opalinus Cuv. Mem. du Mus. tome V. p. 351. pl. 26. fig. 4.) Hab. in Brasilia. u ae nn Synopsis generum et speeierum familiae Characinorum. 91 5. Brycon SchomburgkiiNob. nov. spec. D. 11. A. 26. Altitudo ad longitudinem 1:4. Interna series dentium mandi- bulae dentes conicos medios attingit. Hab in Guiana. Genus 20. SALMINUS Agass. Dentes in osse. intermaxillari et mandibula coniei biseria- les, in osse maxillari elongati conici uniseriales. Corpus elon- gatum, compressum, abdomine rotundato. »Squamae magnae. Radii branchiostegi quatuor. Apertura branchiarum magna. Pinna dorsalis inter ventrales et analem. 1. Salminus brevidens Agass. (Hydrocyon brevi- dens Cuy. Mem. du Mus. t. V. p. 364. pl. 27. fig. 1,; Hydrocyon brevidens Val. d’Orbigny Voy. Poiss. pl. 9. fig. 3.) Hab. in Brasilia. Genus 21. EXODON Nob. Dentes in osse intermaxillari, in osse maxillari et in man- dibula biseriales. Pauci majores coniei in osse intermaxillari et maxillari antrorsum versi, dentes internae seriei conici mi- nores, irregulariter dispositi. Dentes mandibulae seriei ante- rioris coniei pauci, irregulariter dispositi, internae seriei coniei minores, regulares. Corpus compressum, abdomine rotundato, Squamae magnae. Radii branchiostegi quatuor. Apertura bran- chialis magna. Processus interni arcuum branchiarum aculei- formes. Pinna dorsalis supra ventrales posita. 1. Exodon paradoxzus Nob. nov. sp. Dentes duo eoniei basi amplificata cornuum ad instar in parte anteriore ossis intermaxillaris antrorsum versi. Similis dens major et minor in parte anteriore ossis maxillaris antrorsum et extror- sum versi. Caeteri dentes inferioribus oppositi sunt, et qui- dem in osse intermaxillari plures coniei irregulariter dispositi; os maxillare in margine seriem gerit dentium conicorum, prae- ter hos in parte superiore interiore dentes aliquot conicos in- irorsum speetantes, In mandibula dentes majores coniei ante- riorem formant seriem, et quidem irregulariter dispositi; interna series dentibus numerosioribus minoribus conieis regulariter dispositis constat. D.11. A.20. Macula nigra magna in latere ante pinnam dorsalem, alia macula magna in basi pinnae cau- dalis; vitta argentea laterali, Hab. in Guiana, 92 J. Müller et F. H. Troschel: o Genus 22. EPICYRTUS Nob. Dentes coniei uniseriales in osse intermaxillari, maxillari lon- gissimo et mandibula; anteriorum aliquot infra et supra majores canini. Dentes palatini nulli. Os magnum. Corpus elongatum compressum, abdomine ante pinnas ventrales rotundato, post illas earinato. Squamae parvae. Radii branchiostegi quatuor. Aper- tura branchiarum apertissima. Processus arcus branchialis primi interni longi cornei ut Clupeis, margine interiore subtiliter den- tieulati. Cingulum scapulare infra pinnas pectorales in aculeum productum. Pinna analis longissima, non squamata, Pinma dorsalis post pinnas ventrales pectoralibus approximatas, supra pinnam analem. 1. Epicyrtus gibbosus Nob. (Salmo gibbosus Gro- nov. Museum ichthyologicum I. p. 19. tab. 1. fig. 4.) Male a Cu- vierio ad genus Piabuca relatus. Hab. in America meridionali. Gen. 23. XIPHORHAMPHUS Nob. (Xiphorhynchus Agass.!) Dentes ossis intermaxillaris, maxillaris et mandibulae co- nici, uniseriales, minores, intermixtis maximis caninis, Canini anteriores mandibulae a fossis palatinis reeipiuntur. Ossa maxillaria longissima, toto margine dentata, ossa palatina den- tibus conieis uniseriatis. Corpus elongatum modice compres- sum, abdomine rotundato. Caput antice acuminatum. Squa- mae magnae vel mediocres. Radii branchiostegi quatuor. Apertura branchialis magna. Processus arcus primi branchialis interni cornei aculeiformes. Pinna dorsalis inter pinnas ven- trales et pinnam analem. 41. Xiphorhamphus falcatus Nob. [Salmo falcatus Bloch tab. 385.; ?Hydrocyon microlepis Schomburgk Vol. I. p- 247. pl. 24. (25a.)] Dentes canini in osse intermaxillari et in initio ossis maxillaris. D. 11. A. 30. Aciculi internae partis arcuum branchialium brevissimi. Hab. in Brasilia et Guiana. 2. Xiphorhamphus Odo& Nob. (Salmo Odo& Bl. tab. 386.) Series majorum dentium in parte anteriore ossis maxillaris, posteriores dentes minores. D.9. A.12. Aciculi internae partis arcus primi branchialis longi. Hab. in Guinea. 3. Xiphorkhamphus faleirostris Nob. (Hydrocyon ) Nomen Xiphorhynchus usurpatum in ornithologia. u u EZ u Synopsis generum et specierum familiae Characinorum. 93 faleirostris Cuv. Mem. du Mus. V. p. 361. tab. 27. fig. 3.) Hab. in Brasilia. #4, Xiphorhamphus hepsetus Nob. (Hydrocyon he- psetus Cuv. Regne animal II. p. 312.; Hydrocyon faucille Quoy et Gaimard Freyeinet Voyage pl]. 48, fig. 2.; Hydrocyon he- psetus Valenc. apud d’Orbigny Voyage ct. pl. 9. fig. 2.; Hydro- eyon hepsetus Jenyns Voy. of the Beagle IV. p. fs.) Hab. in America meridionali. *5. Aiphorhamphus argenteus Nob. (Hydrocyon argenteus Valenc. apud d’Orbigny Voyage pl.9. fig. 1.) Hab. in America meridionali. *6. Xiphorhamphus humeralis Nob. (Hydrocyon humeralis Valene. apud d’Orbigny Voyage pl. 11. fig.2.) Hab. in America meridionali. 7. Xiphorhamphus pericoptes Nob. n. sp. Denti- bus in osse intermaxillari caninis duobus utringue, in osse maxillari caninis nullis, dentibus parvis aequalibus, ut in parte posteriore maxillae inferioris. Linea dorsi et capitis recta. D.11. A. 33. Aculei internae partis arcus primi branchialis longi: Squamae magnae, in linea laterali 74. Hab, in Brasilia. Genus 24. HYDROLYCUS Nob. Dentes in osse intermaxillari, maxillari elongato et man- dibula conici uniseriati, caninis magnis mixti; dentes anteriores maximi mandibulae foveis palati recipiuntur. Ossa palatina dentibus minutissimis granulosis late aspera. Corpus elonga- tum, compressum, abdomine rotundato. Squamae mediocres, Radii branchiostegi quinque. Apertura branchialis magna. Pro- cessus interni branchiarum nulli. Pinna dorsalis inter ventra- les et analem. Pinna analis longissima, squamata. 1. Hydrolycus scomberoidesNob. (Hydrocyon scom- beroides Cuv. Mem. du Mus. tome V. p. 357. tab. 27. fig. 2.) Cuvierus dentes palatinos neglexit. D. 12. ‘A. 36. Dorsalis medio inter ventrales et analem, macula nigra ad scapulam, Squamae in linea Jaterali eirca 125. Pectore leviter promi- nente, abdomine non carinato. Hab, in Guiana, Genus 25. RAPHIODON Agass. (Uynodon Spix.) Dentes in osse intermaxillari, maxillari elongato et man- dibula conieci, uniseriales, caninis magnis mixti, dentes ante- 94 0,7. Müller et F. H. Troschel. riores mandibulae foveis palati recipiuntur; dentes palatini nulli. Corpus elongatum compressum, abdomine carinato. Squamae parvae. Radii branchiostegi quatuor. Apertura bran- chialis magna. Processus interni arcuum branchialium parva tubereula ossea sunt, quae in apice aculeis subtilibus ornantur. Pinnae ventrales minimae. Pinna dorsalis supra analem. Ana- lis longis@na, basi squamata, * 4. Raphiodon vulpinus Agass. p. 76. (Cynodon vulpinus Spix. tab. 26.) Tubereula arcuum branchialium in aculeos numerosiores subtiliores breviores exeunt. Hab. in Brasilia, * 2. Raphiodon gibbus Agass. p. 77. (Cynodon gib- bus Spix. tab. 27.) Tuberceula arcuum branchialium apice in 3—4 aculeos subtiles longiores exeunt. Hab. in Brasilia. Annot. Quae de tuberculis arcuum branchialium diximus ex litteris Andreae Wagneri, qui petentibus nobis exemplaria originalia Monachii conservata perlustravit, hausimus. Genus. 26. XIPHOSTOMA Spix. Dentes minutissimi numerosissimi uniseriales apice retror- sum hamati in osse intermaxillari Jongissimo, in brevi osse maxillari et in mandibula, ossa palatina dentibus minutissimis granulosis aspera. Caput antice acuminatum, supra osseum, Corpus elongatum, subteres. Squamae mediocres. Radii bran- chiostegi quatuor. Apertura branchialis magna. Processus interni arcus primi branchiarum aculeiformes. Pinna dorsa- lis inter ventrales et analem parvam, 1. Xiphostoma Cuvieri Spix. p. 78. tab. 42. (Xipho- stoma ocellatum Schomburgk Fishes of Guiana I. p. 245. tab, 23.) Hab. in Brasilia et Guiana, * 2. Species dubia: Aiphostoma lucius Nob. (Hy- drocyon Jucius Cuv. Mem. du Mus. V. p. 359. pl. 26. fig. 3.) b. Abdomine serrato. Genus 27. PYGOCENTRUS Nob. Dentes ossis intermaxillaris et mandibulae uniseriales, scindentes, triangulares, maximi; ‘os maxillare minimum, abor- tivum, immobile, dentes nulli in osse palatino. Corpus com- pressum abdomine serrato, aculeo duplice ante anum, aculeo bieuspide ante pinnam analem, Squamae paryae, Radii bran- ae ee Synopsis generum et specierum familiae Characinorum. 95 chiostegi quatuor. Apertura branchiarum magna. Pinna dorsa- lis inter pinnas ventrales et analem longissimam; aculeo re- eumbente ante pinnam dorsalem. 1. Pygocentrus piraya Nob. (Serrasalmo piraya Cuv. Mem. du Mus. V. p. 368. pl. 28. fig. 4. Serrasalmo piranha Spix p. 71. tab. 28.) Spinis carinae abdominalis 26 non emer- gentibus. D. 18. A.32. Hab. in Brasilia .et Guiana. 2. PygocentrusnigrieansNob. (Serrasalmo nigricans Spix p. 72. tab. 30.) Spinis carinae abdominalis 28 emergen- tibus acutissimis. D. 16. A. 31. Processus arcus primi bran- chiarum interni molles, longi. Hab. in Brasilia et Guiana 3. Pygocentrus niger Nob. (Serrasalmo niger Schom- burgk. Fishes of G@uianal. p. 225. tab. 18.) Spinis carinae ab- dominalis 40 non emergentibus D. 18. A.33. Processus arcus primi branchiarum interni brevissimi Jatissimi. Hab. in Guiana, Genus 28. PYGOPRISTIS Nob. Dentes ossis intermaxillaris et mandibulae uniseriales, scin- dentes, triangulares, serrati, maximi; os maxillare mobile, den- tes palatini nulli. Corpus compressum, abdomine serrato, acu- leorum duplice serie ad anum, aculeo ante pinnam analem nullo. Squamae minimae. Radii branchiostegi quatuor. Aper- tura branchiarum magna. Pinna dorsalis inter pinnas ventra- les et analem longissimam; aculeo recumbente ante pinnam dorsalem. 1. Pygopristis denticulatus Nob. (Serrasalmo den- tieulatus Cuv. Mem. du Mus. V. p. 371.) Altitudo ad longitu- dinem 1:24; forma corporis ut in Serrasalmone rhombeo, D. 18. A. 34. Aculei abdominis simplices 30. Hab. in Guiana. 2. Pygopristis fumariusNob. (?Serrasalmo puncta- tus Schomburgk tom. I. p. 223. tab. 17.) Dorsum admodum convexum sine excavatione in caput transiens. Altitudo dimi- dium longitudinis. D. 18. A. 36. Aculei abdominis simplices 34. Hab. in Guiana. Genus 29. SERRASALMO Cuv. Nob. Dentes ossis intermaxillaris et mandibulae uniseriales, seindentes triangulares, non serrafi, maximi; os maxillare mini- mum abortivum immobile, dentes conici uniseriales in osse pa- 96 J. Müller et F. H. Troschel: latino. Corpus compressum abdomine serrato, aculeo duplice ante anum, aculeo quadricuspide ante pinnam analem. Squa- mae parvaec. Radii branchiostegi quatuor. Apertura branchia- rum magna. Pinna dorsalis inter ventrales et analem longis- simam; aculeo reeumbente ante pinnam dorsalem, 1. Serrasalmo rhombeus Guv. Mem. du Mus. V, p. 367. (Salmo rhombeus Pallas Spice. zool. Fase. 8, p. 57. tab. 5. f.3; Salmo rhombeus Bloch tab. 383.; Serrasalmo mar- ginatus Valene. apud d’Orbigny Voy. pl. 10. fig. 1.) Hab. in Brasilia. 2. Serrasalmo aureus Spix p. 72. tab. 29. D. 15. A. 35. Altitudo ad longitudinem 1:2. Dentes palatini mutici pauci. Hab. in Brasilia et Guiana. Genus 30. CATOPRION Nob. Dentes ossis intermaxillaris biseriales, coniei, dentes man- dibulae uniseriales, seindentes, triangulares. Os superum, mentum prominens. Corpus compressum, abdomine serrato, aculeorum ad anım duplice serie, aculeo post anum nullo. Squa- mae parvae, Radii branchiostegi quatuor. Apertura branchia- rum magna. Processus longi cornei in areu primo branchia- rum. Pinna dorsalis inter pinnas ventrales et analem; aculeo recumbente ante pinnam dorsalem. 1. Catoprion Mento Nob. (Serrasalmo Mento Cuv. Mem. du Mus. V. p. 369. pl. 28. fig. 3.) Specimina nostra ra- diis nonnullis anterioribus pinnae analis elongatis gaudent. Den- tes ossis intermaxillaris majores conici quatuor in serie prima, in seeunda serie minores sex, alternantes cum majoribus primae seriei; dentes mandibulae lati cuspide media, cuspidibus ob- soletis lateralibus, scindentes. D. 16. radiis secundo et tertio in filum longissimum elongatis. A. 40. radiis tertio et quarto in filum longissimum elongatis. Distantia inter pinnam adipo- sam et dorsalem duplum pinnae adiposae. Numerus aculeo- rum abdominis simplicium 29. Errat Cuvierus huie pisci den- tes palatinos adscribens. Ejus figura ratione pinnae analis et pinnae adiposae manca. Hab. in Guiana. Genus 31. MYLETES Cuv. Dentes ossis intermaxillaris duplice serie, externi pris- ER Synopsis Generum et specierum familiae-Characinorum. 97 matiei in margine anteriore apicem scindentem gerentes, interni molares, margine postico scindente; dentes ossis maxillaris nulli; dentes mandibulae margine anteriore scindente cuspi- dato. Dentes duo conici medii: post seriem dentium man- dibulae. Corpus compressum, abdomine carinato, serrato, acu- leorum ad anum duplice serie. Squamae ınediocres vel par- vae. Radii branchiostegi quatuor. Apertura branchiarum magna. Pinna dorsalis inter ventrales et analem, aculeo recumbente ante pinnam dorsalem. * 4. Myletes macropomus Guv. Mem. du Mus. tom. IV. p. 453. pl. 21. fig. 3. Hab. in Brasilia. * 2. Myletes brachypomus Cuv. Mem. du Mus. tom. IV. p. 452. pl. 22. fig. 1. Hab. in Brasilia. * 3. Myletes pacu Valenciennes apud Humboldt Recueil d’Observations tom. ll. p. 175. p. 47. fig. 2. Hab. in fluvio Amazonum. #4. Myletes bidens Spix Agass. p. 75. pl. 32. Hab. in Brasilia. #5. Myletes aureus Agass. p.74. Tetragonopterus aureus Spix tab. 31. Hab. in Brasilia #6. Myletes duriventris Cuv. Mem. du Mus, tom. IV. p. 451. pl. 22. fig.2. Hab. in Brasilia. #7. Myletes rhomboidalis Cuv. Mem. du Mus. tom. IV. p. 449. pl. 22. fig.3. Hab. in Brasilia. 8. Myletes rubripinnis Nob. nov. sp. forma cor- poris et pinnarum Myletis rhomboidalis Cuv. D.26. A, 42. pinna analis falcata, Jobo elongato pinnae analis rubro. Hab. in Guiana. 9. Myletes Schomburgkii Nob. (Tetragonopterus Schomburgkii Schomburgk Fishes of Guiana ‚Vol. I. pl. 22.) D.24. A. 37. Pinna adiposa parva, pinna analis falcata. Hab. in Guiana. 10. Myletes hypsauchen Nob. nov. sp. Üorpore altissimo, altitudine ad longitudinem 1:1}; margine pinnae analis undulato. D. 20. A. 43; pinna adiposa longissima, duplo major distantia ejusdem pinnae a pinna dorsali. Hab, in Guiana 11. Myletes latus Nob. (Tetragonopterus latus Schomburgk Fishes of Guiana 1. p. 142.) Altitudo ad longi- tudinem 1:13. D. 23. A. 37. Pinna adiposa longa, longitudo Archiv 1. Naturgeschichte, X. Jahrg, 1. Bd, 7 98 J. Müller et F. H. Troschel. aequat distantiam 'ejusden: pinnae a pinna dorsali; pinna 'analis faleäta. ‚Dentes conici medii in mandibula magni. Hab. in Guiana. 12. Myletes asterias Nob. nov. 'sp. Altitudo ad longitudinem 1:2. D. 29. A.40. Pinna adiposa parva; pinma analis falcata; maculis rubris in corpore sparsis. Dentes co- niei medii mandibulae magni. Hab. in Guiana. Genus MYLEUS Nob. Dentes ossis intermaxillaris biseriales, externi scindentes, interni molares margine postico scindente; dentes ossis maxil- laris nulli; dentes mandibulae uniseriales margine anteriore seindentes cuspidati. Dentes medii conieci post seriem den- tium mandibulae nulli. Corpus compressum, abdomine ca- rinato serrato, aculeis duplieibus ad anum. Squamae par- vae. Radii branchiostegi quatuor. Apertura branchiarum magna. Pinna dorsalis inter ventrales et analem, aculeo recumbente ante pinnam dorsalem. 1. Myleus setiger Nob.nov. sp. Altitudo ad longitudi- nem 1:2. Dorsi parte anteriore convexa. Dentes posteriores in osse intermaxillari anterioribus approximati. Radiis nonnullis in parte anteriore pinnae dorsalis elongatis, filiformibus, radio quinto longissimo; pinna analis triloba, duplice exeisura, radii lobi medii simplices, pinna adiposa parva. D. 22. A. 40. Acu- lei abdominales simpliees 33, dupliees ad anım 6. Hab. in Guiana. 2. Myleusoligacanthus Nob.nov.sp. Altitudo ad lon- gitudinem 1:13. Dorsi parte anteriore declivi. Dentes posterio- res in 'osse intermaxillari anterioribus approximati; dentes mandibulae cuspide longa. Pinna analis falcata; pinna adi- posa parva. D. 19. A. 39. Aculei abdominis simplices ante pinnas ventrales nulli, post pinnas ventrales 7; aculeo uno utringue ad anum. Hab. in Surinam. Characini dubii. Ad Characinos sine dubio etiam piseis ab Humboldtio de- lineatus et deseriptus, Guapucha de Bogota, Recueil d’Obser- Charaeini, ‚libus ‚t. uniseriati conici . -» t. granulosi. conferti . «. dent. ineisivi integri ß. dent. pectinati n-| dors. supra y. dent. cylindr. parvi on‘ ventral. . (9, dent. coniei maximi b. pinna dors. inter ventral. et anal. c. pinna dors. supra analem. . " dent. intermax. et mandibulae tri- a. pinna cuspidati a IE abdomine = T et \. |b. dent. coniei caninis) rotundato mixti abdomine carinalo biales biseriales sup. et inf. seriales sup. et inf. ‚les, anteriores antrorsum versi h triseriati, inf, biseriati. abJomine carinato u A: dent. oss. max. nullis, e conicis inf. medis 2 alt abdomine ro A 0 rotundato \dent. oss. max., dent. | conieis postieis inf, mediis nullis . (Zu pag. 2%) Erythrinus. Marrodon. Catoprion. Muyletes. Myleus. Serrasalmo. Pygocentrus. Pygopristis. Anodus. Hemiodus. Xiphostoma. Xiphoramphus. Hydrolycus. Anostomus. Leporinus. Schizodon. Chilodus. Hydrocyon. Citharinus. Piabuca. Gasteropelecus. Epieyrtus. Raphiodon. Paecu. Distichodus. Exodon. Salminus. Brycon. Chalceus. Alestes. Tetragonopterus. Clavis generum Characinorum. A. pinna a palatinis aequalibus velutinis. . . it en nulla . dentium palatinorum majorum conic. serie ante ralnlinos 5 conicis ERBE sone 2 mediis post prismaticos mandibulae . abdomine conieis nullis post BERN mandibulae . serrato | dent, oss. intermax. ee palatinis dent. oss. intermax. Viserd Charaeini prismaticis [ able "bitido Host anum seriatis . dentibus palatinis uni | B. pinna adiposa rn Zu dentibus nullis inferioribus Aus‘, a Be NE dent, canini nulli . dent. canini . - ! ore supero abdomine dentibus maxillarum et oss. palat. non serrato Jentibus a. pinna Jdors. supra ventral. . dent. oss.in- termax.non max, dentibus uniseriatis sup. et inf. ore antico aculeorum ad anum seriebus Interalibus Jent. palat. uniseriati conici dent. palat. granulosi conferti . ineisivi integri peetinati eylindr, parvi conici maximi «@. dent. PB. dent. y. dent. d. dent. b. pinna dors. inter ventral, et anal. c. pinna dors. supra analem . a. dent. intermax. et mandibulae tri- ent. oss. in- Jentibus os- sis palatini nullis . cuspidati re termax. et abdomine mas. [: dent. conici caninis) rotundato mixti abdomine carinato a. dent. ciliiformes labiales biseriales sup. et inf. piuna Jors. f sup. vent, Dat dentium A! Di . dent. conici biseriales, plures or- en coniei biseriales . Jines . pinna dors, inter vent, et anal, „ [Ient- euspidati) dent. sup. biseriati Carton. abdomine rotundato |dent. b. dent. dichotomi biseriales sup. et inf. anteriores antrorsum versi dent. sup; triseriati, inf. hiseriti. ablomine carinato dent. oss, nullis, conieis inf. mediis 2 max. postics. « » = oss, max., dent. conieis postieis inf. medis nullis . (Zu pag. 9%) Erythrinus. Marrodon. Catoprion. Miyletes. Miyleus. Serrasalmo. Pygocentrus. Pygopristis. Anodus. Hemiodus. Xiphostoma. Xiphoramphus. Hıydrolycus. Anostomus. Leporinus. Schizodon. Chilodus. Hydrocyon. Citharinus. Piabuca. Gasteropelecus. Epieyrtus. Rapkiodon. Pacu. Distichodus. Exodon. Salminus. Brycon. Chalceus. Alestes. Tetragonopterus. ent. palat. uniseriati conieci dent. palat. granulosi conferti. - «. dent. ineisivi integri a. pinna Da: - ß. dent. pectinati ent. oss.in-| dors.supra E i y. dent. eylindr. parvi termax.non/ ventral. . Ir KR d. dentes coniei maximi max. » : \ b. pinna dors. inter ventral. et anal. ce. pinna dors. supra analem . a, dent. intermax. et mandibulae tri- dent. oss.in- euspidati Dr Zn termax. e abdomine max... . Jb. dent. coniei caninis) rotundato mixti . abdomine carinato ormes labiales biseriales sup. et inf. tomi biseriales sup. et inf. ci biseriales, anteriores antrorsum versi biseriales . ee dent. sup. triseriati, inf. biseriati . abdomine carinato 0 dent. oss, max. nullis, conieis inf, mediis 2 abdomine postieis . FAR rotundato |\dent. oss. max., dent. conieis postieis inf. mediis nullis . dent, sup. biseriati (Zu pag. 99.) Erythrinus. Macrodon. Catoprion. Muyletes. Myleus. ‚Serrasalmo. Pygocentrus. Pygopristis. Anodus. Hemiodus. Aiphostoma. Xiphoramphus. Hıydrolycus. Anostomus. Leporinus. Schizodon. Chilodus. Hiydrocyon. Citharinus. Piabuca. Gasteropelecus. Epieyrtus. Raphiodon. Pacu. Distichodus. Exodon. Salminus. Brycon. Chalceus. Alestes. Tetragonopterus, - —— Clavis generum Characinorum. (Zu pag. 99.) A. pinna ER dentibus palatinis aequalibus velutinis . . PUR PEN RSCERE 1, EN 1 nn Ela nn Bus nn = Erythrinus nulla . dentium palatinorum majorum conic. serie ante alanos Der >> ,° Bone BEE ee ar a ar a ER, . r conieis , . » ee IE en nn dent, oss. intermax. bisrd E w conieis 2 mediis post prismaticos mandibulae . . -. ee ER IETAN Carahını ’ prismaticis a Hi ’ ß : Seren abdomine conicis nullis post prismaticos mandibllae . = . . » 2 „2. en a0. . Myleus. serrato |dent. oss. intermax. Sr palatinis . . - ; ee ee ee RAETARLERTENE seriatis dentibus palatinis nullis Be sihklo oe anım. . » eh ie Wa U ae Eee) ee Re ERFRUOSTEERERN: B. pinna adiposa aculeorum ad anum seriebus Interalilms Raten Meere, Vera VE ATTERE dentibus nullis . . . - RE oe Eu nat en ER, inferioribus rrallin. ee Pr ar a een ann ENTER, abdomine | . dent. canini null. 2 a RINDE non serrato dentibus maxillarum et oss. palat. ent oanini dent. palat. uniseriati coniei . . » -» » . . Aiphoramphus. £ dent. palat. granulosi conferti. . » » -» . . HAydrolycus. dentibus . Ore supero? Wo ee en ANETTE, «@. dent. incisivi integri Zeporinus. ?. dent. peetinati . . Schizodon. y. dent. eylindr. parvi Chilodus. sup. fine See d. dentes coniei maximi Aydrocyon. b. pinna dors. inter ventral. et anal. Citharinus. c. pinna dors. supra analem . . . Piabuca. a. dent. intermax. et mandibulae tri- a. pinna dentib N - | dent. oss.in-| dors. supra e Ss erialis , . ENUBDESUNISETIANE termax.non/ ventral. ore anlico dent. oss.in- euspidati . 2» 2 2 2.2... Gasteropelecus. dentibus os- termax. et abdomine sis palatini max. . . Jb. dent. conici caninis rotundato Epieyrtus. nullis 3 mixti. . . . . Jabdomine carinato Aaphiodon. pinna dora. a. dent. eilüiformes labiales biseriales sup. AmIIEe Sr te nen Pacu. sun ven! b. dent. dichotomi biseriales sup. AU Een ER Distichodus. Jdentium “le. dent. coniei biseriales, anteriores antrorsum versi . . . Zxodon. plures or? _ dent. conici biseriales . Sr Salminus. Jines DIN dors. dent. sup. triseriati, ih, Men ee ne ER: inter vent.‘ dent. sup. abdomine carinato - . » » . . Ohalceus. et anal. posticimo- dent. oss. max. nullis, lares. . dent. sup. conieis inf. mediis 2 biseriati Jabdomine postieis. . . . . Alestes. rotundato dent. oss. max., dent. conicis postieis inf mediis nullis . . . Zetragomopterus. A: 8. Örsted. Zur Classification der Annulaten. 99 vations p. 154. pl. 45. fig. 1. pertinet, quem Valeneiennes ad Poecilias retulit, quarum propter vesicam a@ream transverse bipartitam esse non potest. Quaeritur, an pinna adiposa re- vera deficiat. Zur Classification der Annulaten, mit Beschreibung einiger neuer oder unzulänglich bekaunter Gattungen und Arten. Von A. S. Örsted. Hierzu Taf. I und 111. Fig. 1—%6. In der Olassification der Annulaten vermisst man bei den Systematikern oft die gehörige Consequenz. In der Ein- theilung Cuviers, welcher die drei Ordnungen: Tubicoles, Dorsibranches und Abrauches aufstellte, erscheint allerdings ein richtiges Eintheilungsprincip vorgezeichnet, und wenn hier- auf Blainville die bedeutende Veränderung vornahm, dass er die Hirudineen und Planarieen von den Abramches entfernte und daraus eine eigene Ordnung Apoda bildete, so hat sieh die Eintheilung so gestaltet, dass» sie selbst wenig zu wünschen übrig lässt, was aber den Eintheilungsgrund und die Namen betrifft, so genügen sie nicht. Ohne Zweifel fühl- ten dies Audouin und Milne Edwards, indem sie die Benen- nungen Abranches mit Terricolae, Dorsibranches mit Annulata errantia vertauschten. Kein Fortschritt war es aber, dass sie eine vierte Ordnung Hirudinea aufstellten, der von Blainville eine viel richtigere Stellung angewiesen war. Es leuchtet hieraus aber hervor, dass ihnen ein richtiger Eintheilungsgrund nicht hinlänglich klar gewesen ist, welches auch aus den Gründen hervorgeht, mit denen sie die Ouviersche Benennung 7% 100 A. 8. Örsted: Zur Classification der Annulaten, Dorsibranches verwerfen. Dass diese Gründe durchaus‘ nicht ausreichen, und die Guviersche Bezeichnung beizubehalten sei, habe ich schon früher (Grönlands Annulata dorsobranchiata beskrevne af Örsted, Acta Hafn. V. X.) nachzuweisen ver- sucht; denn ohne Frage besteht das Hauptmerkmal dieser Ordnung darin, dass alle Ringel Kiemen haben, wenn man auch zugeben muss, dass der Gattungen und Arten nicht we- nige vorkommen, wo die Kiemen sehr unvollkommensind oder auch ganz fehlen. Aber alle typischen Formen, welche auch der Zahl nach die meisten sind, und von denen sicherlich Ein- theilungsgrund und ‚Benennung hergenommen werden müssen, haben sehr vollkommene Kiemen. Wenn Cuvier also einsah, dass die dieser ganzen Ordnung höchst eigenthiimliche Wie- derholung derselben Organe hier sich auch auf die Athmungs- werkzeuge erstrecke, und von dieser Bildung seine Benennung ableitete, ist diese auch trefiend. Jene Schriftsteller hätten also nachweisen müssen, dass die Benennung nicht von der Organisation herzunehmen sei, was sie nicht gethan haben. Hätte Cuvier für Tubicoles eine Benennung gewählt, welche anzeigt, dass die Kiemen nur am Kopfe vorhanden wären, liesse sich nicht das Geringste gegen die von ihm gebrauchten Namen einwenden. Ich habe schon früher ausgesprochen, dass bei der Ein- theilung der Terricolae in Familien das Gesetz zu berück- sichtigen sei, welches sich mit der Zeit mehr und mehr für die Eintheilung der Thiere überhaupt geltend machen wird, dass nämlich die Verschiedenheit des Mediums, in welchem die Thiere leben, auch eine entsprechende Verschiedenheit des äusseren Baues zur Folge habe '). Dies Gesetz ist auch auf die Eintheilung der Annulaten überhaupt anzuwenden, wo die Verschiedenheit des äusseren Mediums ihren Einfluss haupt- sächlich auf die Form der Kiemen ausübt. Bei den Einen (Dorsibranchiata) ist der ganze Körper gleichmässig der Be rührung des Wassers ausgesetzt: es folgt daraus, dass die Kiemen, welche ihrer Function nach dem freien Zutritt des Wassers möglichst zugänglich sein müssen, denselben Bau an allen Ringeln haben. Bei Andern (Tubicolae) ist der grösste ’) Kröyer Naturh. 'Tidsskr. 4, Bd. 2. Hft. S. 128. A. S. Örsted: Zur Classification der Annulaten. 101 Theil des Körpers von einer Röhre unischlossen, daher haben sie die Kiemen nur am Vorderende des Körpers, wo diese beständig vom Wasser bespült werden können. Endlich giebt es Solche (Abranchiae), welche mit dem ganzen Körper in einem Medium stecken, welches den Zutritt des Wassers be- hindert, in Folge dessen die Kiemen ganz verschwinden. Wenn wir also den Einfluss berücksichtigen, welchen das umgebende Medium auf die Organisation ausübt, haben wir die Annulaten in drei Ordnungen zu theilen: 1. Maricolae, Meerwürmer, 2. Tubicolae, Röhrenwürmer, 3. Terricolae, Erdwürmer. Es fällt leicht in die Augen, dass diese Ordnungen ganz den drei Ordnungen entsprechen, in welche die Annulaten nach ihrer Organisation getheilt werden können, nämlich: 1. Dorsibranchiata, Rückenkiemer, 2. Capitibranchiata, Kopfkiemer, 3. Abranchiata , Kiemenlose. Die ersteren Namen verdienen aber den Vorzug, weil sie sich auf einen Eintheilungsgrund von höherer Bedeutung be- ziehen, welcher sich zu dem, auf dem die letzteren Be- nennungen beruhen, eben so verhält, wie die Ursache zur Wirkung. Es ist sicher wohl allgemein anerkannt, dass die Familien- eintheilung der von mir als Maricolae bezeichneten Unterord- nung einerseits wenig genüge, dass es aber auch anderer- seits schwierig sei, etwas besseres an die Stelle zu setzen. Diese Schwierigkeit hat meiner Ansicht nach grossentheils in unserer bis jetzt noch mangelhaften Kenntniss der Annulaten ihren Grund, und es ist zu erwarten, dass durch Entdeckung einer Anzahl von Zwischenformen viele Schwierigkeiten geho- ben werden. Dies glaube ich um so mehr annehmen zu kön- nen, als ich bereits, wie ich unten zeigen werde, neue Gat- tungen aufgefunden habe, welche einen vollkommenen Über- gang zwischen den Familien der Aricien und Arenicolen bil- den, und so eine Lücke im System ausfüllen, indem sie den Zusammenhang der Arenicolen mit den übrigen vermitteln. Die Eintheilung in acht Familien von Audouin und Milne Edwards leidet an dem Fehler, dass alle diese Familien nicht 102 A. 8: Örsted: Zur Glassification der Annulaten. durch gleichwerthige Kennzeichen von einander ‚unterschieden worden, .. So. entfernen sich. die Peripatien von ‚allen: übrigen Familien dadurch, dass ihnen die Borsten fehlen... Nach meiner Ansicht ‚müsste. man. die ganze Ordnung, in ‚zwei Unterord- nungen theilen: Chaetopoda, mit Borsten, und Achaeta, ohne Borsten, Die letztere besteht aus einer einzigen, die erstere umfasst alle übrigen Familien, Aber auch. diese sind nicht mit, gleichwerthigen Merkmalen unterschieden. Ich habe schon oben bemerkt, dass die Arenicolen und Aricien so: ‚eng mit einander verbunden sind, dass sie in eine Familie vereinigt werden müssen. In gleichem Verhältniss stehen die Aphro- diteen zu den Amphinomaceen, und die Euniceen zu den Nereiden, so dass es nur drei Familien im Ganzen giebt, von denen jede aus zwei Unterfamilien besteht, welche einander entsprechende Reihen bilden; in jeder Familie hat nämlich. die eine Unterfamilie vollständig entwickelte ästige, die andere unvollständig entwickelte Kiemen; zu den ersteren gehören die Amphinomaceen, Euniceen und Arenicolen, zu den letzte- ren die Aphroditeen, Nereiden und Aricien, Die Aphroditeen und Amphinomaceen haben einen platten Körper mit bestimm- ter, Zahl der Ringel, und entsprechen mit ihrem oft ästigen Nahrungscanal einigermassen den Planarien und Hirudineen unter den Apoden und ‘den Trematoden unter den Entozoen; Die Euniceen und Nereiden sind die typischen Formen dieser Ordnung, die Aricien und Arenicolen entsprechen den Terri- colen. So lassen sich die Maricolae auf folgende Weise ein- theilen: Maricolae. A. Pinnae setis praeditae. A 1. Subordo Chaetopoda. a) Corpus depressum, segmentorum numerus definitus, tu- bus eibarius plerumque ramosus. Chaetopoda trematodina. «) Branchiae perfectae arbusculiformes. 1 Amphinomaceae. ß) Branchiae imperfectae simplices. 2 Aphroditaceae. b) Corpus teres, segmentorum numerus indefinitus, tubus eibarius simplex, capitis appendices perfectae, plerum- que maxillae. , A. 8: Örsted: Zur Classification der, Annulaten. 103 Chaetopoda vera. «) Branchiae perfectae arbusculiformes. 1 Zuniceae. #) Branchiae imperfectae simplices 2: Neretideae. e) Corpus teretiusculum, segmentorun numerus. definitus, tubus eibarius simplex, caput ejusque appendices nudi- . ». anentariae,maxillae nullae, Chaetopoda terricolina. «) Branchiae perfectae arbuseuliformes, 1. Arenicolae. P) Branchiae imperfectae simplices. 2 Ariciae. A. Pinnae setis destitutae. 2. Subordo Achaeta. 1 Peripateae. Dispositio generum Ariciarum. a) Pinnis et branchüis per series dorsales ordınatis. b) Appendieibus tentacularibus nullis aut rudimentaris. Ariciae verae. e) Tentaculis nullis. d) Pinna inferiore in 20—28 an- terioribus segmentis serie pa- pillarum instrueta. 1 Gen. Jfrieiu. dd) Pinna inferiore in 14—15 an- terioribus segmentis papilla parva instructa. 2 Gen. Scoloplos. ce) Tentaculo rudimentario. 3 Gen. Joniks. bb) Appendicibus tentacularibus dua- bus longissimis. Ariciae naidinne. e) Pinnis in toto corpore ferme ejusdem formae. d) Segmento quinto ceteris multo longiore, aciculis peetinatis x praedito. 4 Gen. Leueodorum dd) Segmento quarto longitudine ceteros aequante neque Aaci- eulis pectinatis instructo, e) Pinnis Jamellis instruetis. 5 Gen. Nerine.ı ee) Pinnis mamilla parya in structis, 6 (en, ‚Spio, 104 A. S."Örsted: Zur Classification der Annulaten. cc) Pinnis in anterioribus et poste rioribus segmentis valde disere- pantibus omnibus lateralibus. 7 Gen. Disoma. aa) Pinnis et branchiis per series late- rales ordinatis. b) Branchiis nullis, pinna unica. Arieine neridene, 8 Gen. Spaerodorum. bb) Branchiis distinctis. Arieiae lumbricinae. ce) Branchüs filiformibus d) Branchiis in omnibus segmentis. 9 Gen. Cirratulus. dd) Branchiis tantummodo in seg- mentis sex anterioribus. 10 Gen. Dodecaceria. ec) Branchiis ligulatis. d) Capite in globulum terminato. 11.Gen. Ophelinu. dd) Capite acuminato. 12 Gen. Ophelia. eee) Branchiis fascieulatis subramosis. 13 Gen. Zianenia. Familia Ariciae. Ariciae„verae. Species majores nec pellueidae semieylindricae (ventre con- vexo, dorso plano). Appendices tentaculares rudimentariae aut nullae. Pinnae et branchiae per series dorsales ordinatae. Ocnli nulli. Gen. $Seoloplos Blainv. Anterior corporis pars depressa, posterior semieylindrica; in illa utraque pinna lateralis, in hae dorsalis. Os inferum, anus terminalis. Pinna inferior in 14—15 segmentis ‚anterio- ribus papilla parva et setis ut in ceteris segmentis instructa. Cirri nulli. Branchia ligulata in dorso supra pinnam supe- riorem utramque corporis extremitatem versus regulariter de- cerescens et demum evanescens; setae subulatae, interdum in anterioribus segmentis clavatae. Scoloplos armiger Blainv. Consp. Annult. Dan, Fig. 8. 106. 107. 109. Lumbrieus armiger Zool. Dan. Tab. 22. Corpore 3—4" longo 14" lato lineari antice depresso ceteroquin semieylindrico, rubescente, capite conico-acuminato AS. Örsted: Zur Classification der Annulaten. 105 (Fig."109.), segmentis numerosis 4—5-plo latioribus quamı longis, in 15 anterioribus (segmentis) pinnis lateralibus, setis nigrescentibus, branchiis nullis (Fig. 107.), in ceteris pinnis dorsalibus (Fig. 106.), pinna inferiore apice furcata, superiore minore acuminata branchiis ligulatis pinnas ter longitudine superantibus, margine eiliatis utramque corporis extremitatem versus regulariter decrescentibus et demum evanescentibus, setis in omnibus segmentis subulatis, cauda truncata absque eirris. Aricine naidinue. Species minores pellueidae. Appendices tentaculares duae longissimae. Pinnae et branchiae per series dorsales;ordinatae rarius Jaterales. Oculi 2—-6 vel null. Haec divisio omnino eodenı modo ad Aricias veras se habet ac Naides ad Lum- brieos. (Vide Kröyers Tidsskrift‘4. B. 2.H. Örsted Conspe- ctus generum specierumgue Naidum.) ö Gen. Leucodorum Johnston. Corpus filiforme teretiusculum pellueidum, caput conicum in rostrum abbreviatum bifidum: productum oculorum paribus 2 vel nullis et appendieibus tentacularibus duabus longissimis praeditum, oris apertura subterminalis. Os parum exsertile. Quintum segmentum ceteris 2—3-plo longius, pinnarum loco acicularum serie (pectinis imaginem referentium) instructum. Appendices in ceteris segmentis ut in genere Spionis. Cauda disciformis. Tubum arenosum incolens. Leueodorum ciliatuwm Johnston. Conspect. Annult. Dan. Fig. 104. Spio seticornis Diction, d. sciene. nat. Artiel, Vers. p. 441. Leucodore ciliatus Johnston Ann. of. nat, hist. Vol, 2. p. 57. Pl. 3. fig. 16. Corpore 7—8#” longo 3" lato sublıyalino ex segmentis 40 — 50 constante, segmentis omnibus 3— 4-plo latioribus quam longis, rostri lobis rotundatis, appendieibus itentaculari- bus non acuminatis, oculis quatuor, segmento quinto acieulis 11 —12 praeiito. Obs. Cum hujus speciei specimen sub lente posuissem, animal- eula oculo inarmato inconspieua celerrime circumnatantia animadverti, 106 A. S,Örsted: Zur Classification der Annülaten; quae pullos hujus speciei esse opinor. , Corpus eorum ex ‚segmentis quatuor distinctis constat; quorum anticum sive caput.conicum serie oculorum quatuor instructum est. Segmentum secundum ceteris paulo latius fasciculis setarum capillarium longissimarum, duo posteriora fascieulis setarum breviorum praedita sunt. Ita häec species, si ani. malcula illa ad eam revera pertinent, de ‚quo non’ dubito, metamor- phosin distinctam subit. Leucodorum coecum Örsd. Tab. Il. fig. 13— 46, Corpore 13" longo 2” lato rubescente ex 70— 80 seg- mentis constante; anterioribus segmentis 3-plo latioribus qua longis, posterioribus vero duplo longioribus quamı latis, rostro eapitis in duas appendiculas acuminatas producto, oculis nullis, appendieibus tentacularibus acuminatis, segmento quinto aci- eulis 6--7 praedito. Gen. Spio Fahr. Corpus filiforme teretiusculum pellueidum, caput eonicum in rostrum abbreviatum subbilobum productum, appendices tentaculares duae longissimae basi capitis affıxae, oris apertura subterminalis, os parum exsertile. Omnia segmenta fere ejus- dem‘ formae. Pinnae per series dorsales ordinatae 'mamilla parva 'et' setis'subulatis vel uneinatis praeditae, branchiae ligu- latae margine'ciliis vibrantibus obsitae, 'equda ‘quadrifurcata. Tubum arenosum ineolens. 1 Spio seticornis Fabr. Nereis seticornis Fauna groenl. p. 306. Spio seticornis Schriften der naturf. Freunde zu Berl. v1. Corpore 8— 10" longo 3" lato duabus oculorum serie- bus parallelis, appendicibus tentacularibus apicem versus non attenuatis, segmentis absque punctis nigris, branchiis ligulatis in medio corpore maximis utramque extreniitatem versus eva- nescentibus. Spio filicornis Fabr. ı Nereis filicornis Fauna groenl. p; 307. Spio filicornis Schriften d. naturf., Freunde zu Berlin Tyl: Corpore 8" longo #3" lato, duabus oculorum seriebus antice divergentibus postice convergentibus, appendieibus ten- tacularibus. apicem versus attenuatis, Singuli segmenti margine A. $S, Örsted: Zur Classification der ‚Annulaten, 107 posteriore punetis 4 nigris notato, branchüs lingulatis in ante- riore corpore Imaximis, anedium versus evanescentibus. Obs. Ex omnibus speciebus, quae sub hoc aut aliis nomihibus descriptae sunt, tantummodo duae ad hoc genus referendae: Spio erenaticornis Montg. (Trans. of the lin. Society Tom. XI. pag. 14.) et Lumbricus cirratuloides Delle Chiaje (Memorie et cet. Tab,.64, f. 16.). Hujus generis species tubum arenarium habitant. Qui cum iis ereptus sit, sibi novum celerrime parant per longas appendices ten- taculares granis arenariis corpus tegentes et mucorem, quo inter se grana conglutinantur, secernentes Delectabile est videre, quomodo haec parva voracia animalcula semper insidientur, caput extra tubum, longis tentaculis extensis, tenentia. Quae in duplicem longitudinem porrecta semper per aquam torquent, et parvas Naides vel Planarias iis amplectentes ad aperturam tubi raptas devorant. Gen. Disoma 'Örse. Corpus lineare subdepressum in duas partes et segmen- torum et pinnarum indole inter se valde discrepantes divisum. Caput conieun , appendices 'tentaculares duae longissimae, oculi duo, os subterminale. Pinnae omnes laterales,) bran- chiae nullae, in 19 anterioribus brevibus segmentis pinnis va- "lidis longis, in eeteris multo longioribüs segmentis pinnis in- distinetis brevissimis, pinnis in segmento tertio 'a ceteris valde diserepantibus, serie acieularum et eirro inferiore instructis. Cauda? Obs. Appendices in segmento primo medium lotum inter pinnas et tentacula tenentes fortasse pinnae tentaculares (fig. 1a. b.) appel- lari possunt. De Crustaceorum „pieds machoires” monent. Disoma multisetosum Örsd. Tab.Il, fig, 1-12, von Corpore 11” longo 3” lato subdepresso subpellucido fusco -grisescente ex segmentis 54 — 60 constante, segmentis anterioribus 3— 4-plo Jatioribus quamı Jongis, posterioribus tantummodo duplo Jatioribus, capite parvulo conico medio constricto, duobus oculis minutissimis ad basin capitis, appen- dieibus tentaeularibus Jongissimis inter basin capitis et pinnas tentaculares affıxis, pinnis tentacularibus\ acuminatis prorsum versis et superioribus et inferioribus ejusdem formae; pinnis secundi segmenti ejusdem formae ac in primo, sed multo mino+ ribus nee prorsum versis. In tertio seginento pinnis connatis, 108 A.S.Örsted: Zur Classification der Annulaten. superiore truncato aciculis 5- 6 validis, inferiore Jongiore quinquelobo setis ut in ceteris segmentis et ad basin ejus eirro longo praedito., In reliquis anterioribus segmentis utraque pinna ejusdem Jongitudinis, superiore vero apice rotundato inferiore quinguelobo, in hac setis omnibus capillaribus medio curvatis, in illa forma paulo variantibus. In posterioribus segmentis pinnis ex mamilla parva et duobus setarum fasciculis constantibus, setis acicularibus hyalinis rectis. t Ariciae nereideue. Appendices tentaculares rudimentariae, pinna unica late- ralis. Branchiae nullae. Gen. Sphaerodorum Örsd. Corpus lineare teretiusculum, teßtaculorum loco papillis numerosis in toto margine anteriore capitis, apertura oris in- fera, os non exsertile absque maxillis. Oculi quatuor, pinna unica multifida, setae uncinatae, aciculae nullae, branchiarum loco corpus globosum papilla parva terminatum, papilla parva inter quemque globulum, cauda globulis duobus terminata. Obs., Hoc genus inter Aricias et Nereideas (in primis Glycereas) transitum format, ab his ore non exsertili maxillis destituto et aci- eulis nullis differt. Corporum globosorum singularium vera natura ex speciminibus paucis, quae examini subjeci, non satis perspicua fuit. Corpuscula vermiformia continere videntur. Num,ovaria sint, poste- rioribus examinationibus illustrandum est. Sphaerodorum flavum Örsd. Annulat. Danicor conspectus p. 43. Fig.7, 92, 101. Corpore 1%" longo ®" lato teretiusculo flavescente utrin- que fere aequaliter attenuato, segmentis 150 duplo latioribus quam longis, papillarum 12— 16 in margine anteriore capitis, duabus paulo longioribus, oculis quatuor quadratum forman- tibus, pinnis abbreviatis 7 —8-fidis, setis 5—7 uncinatis. Ariciae lumbrieinae. Species majores nec pellucidae, appendicibus tentaculari- bus nullis, pinnae duae discretae, branchiae filiformes, ligula- tae vel fasciculatae subramosae. A.S.Örsted; Zur Classification der Annulaten. 109 Gen. Cirratulus Lamarck. Corpus oblongo -Jineare teretiuseulum, caput conieum, Os inferum. In segmentis 2—7 anterioribus branchiae nullae aut ininores quam in ceteris segmentis, in segmento tertio vel octavo serie transversali branchiarum, in ceteris duabus bran- ehiis in quoque segmento duae pinnae vel fascieuli setarum eapillarium. Cirratulus borealis Lamarck. Lumbricus cirratus Mül. Fauna groenl. p. 281. Cirratulus Medusa (Cir. fuscescens et Cir. flavescens Johnst.) Johnst Op. eit. Vol. I. p. 71. Pl. 11. Fig. 7— 10 Beskrivelse af Grönlands An. dors. Acta Hafn. X. D. Fig. 98, 102. Corpore 3” longo 14—2” lato tereti utrinque aequaliter attenuato fuscescente (interdum sanguineo), oculorum serie in margine anteriore capitis, duobus anterioribus segmentis duplo longioribus quam ceteris appendicibus omnino destitutis, in tertio serie branchiarum filiformium Jongissimarum omnino ejusdem formae atque in ceteris segmentis, setis utriusque pinnae capil- laribus. Gen. Dodeeaceria Örsd. Corpus lineare teretiusculum, caput conicum, os subter- minale; branchiae filiformes duae in singulis 5 — 6 anteriori- bus segmentis, in ceteris nullae, pinnae vel setarum fascieuli duo disereti, setae pinnae superioris capillares, inferioris uneinatae. Dodecaceria ex Öwdsxz«@, duodeeim, et x£gaıq, antenna, Dodecaceria concharum Örsd. Annul. Dan. conspect. Fig. 99. - Corpore 2" longo 1 — 1%" lato teretiusculo obscure viridi, 65 segmentorum mediis duplo latioribus quam longis, capite aeque longo ac quatnor segmenta sequentia juncta, bran- chiis filiformibus duabus anterioribus paulo longioribus quam ceteris, setis pinnae superioris 7—8 capillaribus, inferioris 5— 6 validioribus uneinatis. Obs. Specimen unicum ab aliis in eo differebat, quod in seg- mento primo duo paria branchiarum, alterum super alterum, affıxa erant, et inferiores multo breviores et crassiores quam ceterae erant. Fortasse peculiarem speciem constituere debet. 110 A.S.Örsted: Zur Classification der Annulaten. Habitat in ostreariis inter Fredrikshavn et Skagen et prope Hellebaek. Effieit_ simuleum Clione celata (vide Kroyer: De danske Östersbanker p. 22), ut testae ostrearum, quod pisca- tores „ormstukne‘ appellant, fiant. Cuniculos enim, quorum magna copia in multis ostreis adest, partim mucore, fortasse eanalis cibarii chymo (qui acidum muriatieum continet), quem secernunt, partim setis uneinatis, quae in posteriore corporis parte confertae sunt, in testis ad habitandum sibi parant. Gen. Ophelia Sav. Corpus teres antice acuminatum postice truncatum. Os inferum, anus terminalis maximus papillarum serie instructus. Pinnae vel setarum fasciculi discreti, interdum mamillis prae- ditae. Branchiae ligulatae in omnibus (?) segmentis, Setae capillares. Obs. Ex hoc charactere generico intelligitur organisationem ho- rum animalium adhue male explicatam esse, nam dorsum pro ventre et oris aperturä pro ano habita sunt (vide: B skrivelse af Grönlands Annul. dorsibr.). Ophelia mamillata Örsd. Tab. I. Fig.-21 — 23. Corpore 20” longo 4—5" lato fusiformi antice acumi- nato postice truncato lacteo- grisescente ex segmentis 27 — 28 comppsito, omnibus segmentis fere ejusdem longitudinis, sed 44—15 anterioribus ex 3 annulis minoribus vix conspieuis compositis, posterioribuis vero modo stria unica transversali praedita. In illis pinnis absque mamillis, in his singulis pin- nis mamilla parva instructis. Branchiis Jigulato - filiformibus sanguineis in omnibus segmentis, utramqne vero corporis extre- mitatem jversus regulariter decrescentibus, papillis analibus un- decim minutis omnibus ejusdem longitudinis et seeunda quaque ejusdem latitudinis. N Gen. Ophelina Örsd. Corpus lineare semieylindricum utringue fere aequaliter attenuatum postice compressum et serie longitudinali appendi- eibus ligulatis praeditum. Caput in globulum terminatum. , Pin- nae vel setarum faseieuli discreti. Branchiae ligulatae in omni- bus ‚segmentis.. ‚Setae capillares. ‚Hoc'genus ab antecedenti praecique eapitis et caudae forma recedit. e AS. Örsted: Zur Classification der Ammulaten. 111 Ophelina acuminata Örsd. Tab.ll. Fig. 24 — 26. Corpore 24" longo 94" lato_ griseo - rubescente semieylin- drico, dorso convexo a ventre canaliculato-constricto, capite attenuato dein in globulum inerassato, segmentis 55 — 60 in- eonspieuis, branchüs ligulatis acuminatis adrectis plerumque corporis lateribus adpressis in omnibus segmentis, utramque corporis extremitatem versus regulariter decrescentibus, cauda compressa appendieibus longioribus ligulatis eonjugatis et serie duplo-triplo minorum instructa. Gen. Eumenia Örsd. Corpus teres sub - fusiforme, segmentorum utrinque regu- lariter deerescentium quodque ex annulis tribus compositum. Os inferum, anus terminalis absque appendieibus. Pinnae ex mamillis cum setarum capillarium faseiculis constantes. Bran- chiae fasciculatae subramosae tantummodo in segmentis ante- rioribus sex. Obs. Hoc genus transitum pulcherrimum ad Arenicolam format. In Museo regio conservatur species generis novi ex Groenlandia, quae medium locum ‚inter Eumeniam et Arenicolam, tenet; habet enim caudam attenuatam Ceteroquin tun Eumenia ferme congruens, ita ut duae familiae Ariciae et Arenicolae per seriem horum generum in- timo nexu inter se conjunctae tantummodo differentiis minutissimis distinguantur. .) Haec observatio causam sperandi dare mihi videtur, multa nova genera Annulatorum inyeniri posse, quibus horum animalium distri- butio systematica illustrari possit. Eumenia crassa Örsd. Tab. ll. Fig. 17— 20. Corpore 2" 2” longo 6" lato fusiformi elavato utrinque aequaliter obtuso, grisescente ex segmentis 35— 40 brevissi- mis composito. Pinnarum mamillis rotundatis, setis numerosis pörrectis, branchiis magnis ex trunco majore et filis numero- sis subramosis compositis. . Explieatio figurarum. Tab. Il. et IM. Fig. 1. Disoma multisetosum, magn. auct. a, b pinnae tentaculares. = 2. Seta ex pinna inferiore anterioris corporis. - 3. Seta ex posteriore corpore. - A—7. Setae ex pinna superiore anterioris corporis, - 8. Acicula ex segmento tertio. - 9. Acicula ex pinna superiore anterioris corporis. 112 Dr. F. C. H. Creplin; Endozoologische, Beiträge. Fig. 10. Seta ex eadem. - 11. Pinna ex segmento tertio. - 12. Pinna ex segmento sexto. - 13. Leucodorum coecum magn. auct. postice truncatum. - 14. Caput ejusdem infra adspectum, a palpi rudimentarii. - 15. Seta ex pinnis ejusdem. - 16. Acicula ex segmento quinto. - 17. Eumenia crassa paululo aucta supra adspecta. - 18. Eadem a latere adspecta. - 19. Pinnae ex segmento quinto. - 20. Pinnae ex segmento undecimo. -- 21. Ophelia mamillata magn. natur. supra adspecta. - 22. Eadem infra adspecta. - 23. Branchia filiformis ex eadem. - 24. Ophelina acuminata magn. natur. - 25. Posterior corporis pars ejusdem. - 25* Sectio transversalis ex eadem. - 26. Anterior corporis pars ejusdem a latere adspecta (ore ex- serto). Endozoologische Beiträge von Dr. F. C. H. Creplin. (Fortsetzung.) (S. VI. Jahrg. 1. Bd. S. 315.) 4. Amphistomum scleroporum mihi. Sp. n. (Tab. Il. Fig. A.) A. depressiusculum, elongato- ellipticum, utrinque attenua- tum obtusissimeque terminatum, rigidum; oris antici, termi- nalis, mediocris, rotundati, utiacetabuli in fine caudali semi- inferi, maximi, ovato-lanceolati margine tumido summeque rigido. Ebenfalls eine Entdeckung Otto’s, welcher mir drei von ihm im .— Magen oder Darmkanal — einer Chelonia My- das gefundene Exemplare übersandt und eines derselben dem Greifswalder zoologischen Museum überliess. Die erwähnten Exemplare waren an Grösse ein wenig ver- schieden; das grösste (dem Entdecker zurückgesendete) war Dr. F.C.H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 113 54" Jang und — etwa in der Mitte — 14” breit; die Farbe gelbweisslich; — es ist dies das abgebildete. Die Gestalt des Körpers war etwas, mehr oder weni- ger, niedergedrückt und ziemlich verlängert elliptisch, das Vorder-, wie das Hinterende stumpf, jenes jedoch bei dem abgebildeten Exemplare durch weite Öffnung des Mundes in’s Abgestutzte übergehend; bei den beiden anderen Exemplaren war der Mund mehr geschlossen und bei ihnen das Vorder- ende völlig stumpf abgerundet. Die Haut lag über den gan- zen Körper strafi angezogen, so dass der Wurm dadurch steif erschien. Ganz besonders straf! war sie auf dem Mundrande und dem innern Rande des Saugnapfs, wo sie seidenartig schim- merte, Eben dies war der Fall bei dem in seiner Spitze den Mund tragenden, hier mehr verschmälerten und wie ein klei- ner Kegel auf dem übrigen Vordertheile sitzenden Vorderende des einen der beiden kleineren Exemplare, Der in der Mitte des Vorderendes liegende Mund war mittelmässig von Grösse, bei dem abgebildeten Exemplare quer elliptisch, bei allen mit wulstigem Rande, welcher bei jenem nach innen etwas scharf auslief. Der Saugnapf lag im Schwanzende nach unten und hinten gerichtet, war sehr gross, länger als breit, in zweien unserer Speeimina mit rundem Vor- dertheile und von diesem abgehenden, sehr schmalen, — bei dem einen sich zuspitzenden, bei dem andern (dem abgebilde- ten) lineären und abgestumpft endigenden —, ‘den Vordertheil an Länge übertreffenden Hintertheile. Bei dem dritten Exem- plare war er nach seiner ganzen Weite geöffnet und erschien folgendermassen: Er war, wie bei den anderen Exemplaren, ansehnlich tief, die, grosse, Öffnung vorn und an den Seiten herum gerundet, hinten spitz zulaufend, etwas länger, als breit, demzufolge ei-lanzettförmig. Die Innenwände seines Randes waren so dick, glatt und glänzend, dass es aussah, als ob er aus dickem Leder mit einem scharfen Messer ausgeschnitten wäre. Die vordere Wand lag so, dass sie sich dem den Wurm gerade von der Bauchseite ansehenden Auge mit ihrem innern und äussern Rande zeigte, indem nämlich hier ihr äusserer scharfer Rand sich nach der Bauchfläche hinaufneigte; in den Seiten dagegen kehrte sich der äussere Rand mehr abwärts und zog sich über den innern, ebenfalls scharfen Rand so Archiv 1. Naturgeschichte, X. Jahrg, 1. Bd, 8 E hinüber, dass er diesen bis zum Endwinkel hin dem Blicke entzog. Der Napf wird also in dem Winkel durch das Sich- aneinanderlegen der beiden äussern Ränder geschlossen. Die den ganzen Napf umgebende Wulst ist viel dicker um die Sei- ten als um den vordern Bogen desselben. In der Tiefe des Napfes schienen vier grosse, beinahe die ganze Breite seines Bodens einnehmende Erhabenheiten durch die den Napf aus- kleidende Haut durch, drei kugelförmige vorn, neben und an einander, und eine ei-lanzettförmige, längere, von etwas über der Mitte dick und zugerundet anfangende und nach dem Win- kel des Napfs allmählich spitz auslaufende. Ungefähr am Ende des ersten Körperdrittels stand der ungemein kleine Ge- schlechtsporus. Von den innern Theilen kann ich nichts weiter melden, als dass ich in zwei Exemplaren den doppelten Darmkanal nach der Länge des Körpers hinablaufen gesehen zu haben glaube; er fing mit seinem Bogen in ziemlich grosser Entfer- nung vom Munde an; die Kanäle waren nicht weit, weiss von Farbe, und entzogen sich im hintern, ganz besonders un- durchsichtigen Theile des Wurms zuletzt meinem Blicke. In einem dieser Exemplare schien auch die Speiseröhre vom Munde bis zum Darmbogen durchzublieken. Endlich schienen drei ziemlich kugelförmige Organe hinter dem Darmbo- gen, zwischen den beiden Därmen in einer Längsreihe liegend, durch, ohne Zweifel dieselben Geschlechtsorgane, deren ich beim Distomum veliporum (No. 3 dieser Beiträge) Erwäh- nung gethan habe. Bemerkung. Es waren früher keine Amphistomen (dies Wort im Sinne Diesing’s genommen) aus Amphibien bekannt geworden, als Diesing im Jahre 1839 (Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte, Bd. II, S. 237 und Taf. XX, Fig. 25—27') sein Amphistoma grande beschrieb und skizzirt abzeichnete, welches Joh. Natterer bei 9 Arten brasiliani- seher Süsswasserschildkröten, meistens im Dickdarme, bei eini- gen derselben auch im Magen, gefunden hatte. Nach dem, was ich aus der kurzen Beschreibung und den Umrisszeich- nungen des Amphistoma grande abnehmen kann, muss ich das 114 Dr. F.C. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. ') Die Bezeichnung, Fig. 4—25, auf S. 237, ist nicht richtig. Dr. F.C.H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 115 hier aus der genannten Seeschildkröte bekannt gemachte Am- phistom für verschieden von jenem halten. Tafel III. Fig. A. Amphistomum scleroporum, 5mal im Durchmesser vergrössert. 5. Zweifelhafte Rundwürmer. a) Nematoideum Bradypodis tridactyli. Otto“sandte mir einen von ihm im Dünndarme des Ai gefundenen, zwischen 14 und 15 Linien langen und ziemlich dünnen Rundwurm, weisslich von Farbe, nach dem Vorder- ende verdünnert, im übrigen Theile ungefähr gleich dick, mit kurzem, konischem, stumpfem und gebogenem Schwanze. Der Kopftheil wurde durch die weite Mwmdhöhlung ein wenig dicker, als der unmittelbar auf ihn folgende Vorderkörper. Die in der Mitte des Kopfendes stehende, die Breite dessel- ben bei weitem nicht einnehmende Mundöffnung war kreisrund und ragte mit scharfem, geripptem Ringsrande vor; als der Wurm unter dem Mikroskope ein wenig trocken ward, zeig- ten sich an der einen Seite des Mundes zwei etwas spitzige Höckerchen vorragend; der Wurm war aber. durch lange Auf- bewahrung im Weingeiste so undurchsichtig geworden, dass ich mir das Ganze der Mundbildung nicht deutlich machen konnte. Viel weniger vermochte ich von inneren Theilen etwas wahrzunehmen. leh vermuthe, dass dies ein weibliches Exemplar des S/ron- gylus leptocephalus R. sein möge, obgleich Rudolphi (Synops. p- 649) von einem gerippten Mundtheile, welchen ich bei jenem Exemplare deutlich als solchen gesehen habe, Nichts sagt und den Schwanz des Weibchens als etwas spitzig an- giebt. Er konnte aber keine gute Beschreibung liefern, da er nur halbmacerirte Specimina zur Untersuchung hatte. b) Nematoideum aliud Bradypodis tridactyli. Diesen Rundwurm hatte Otto ebenfalls, und zwar zwi- schen den Magenhäuten desselben Faulthiers gefunden. Das einzige Exemplar war in der Mitte durchgeschnitten, übrigens vielfach zusammengekrümmt und gefaltet. Ich mass es so ge- nau aus, wie ich konnte, und fand die Länge ungefähr von 7', bei ziemlicher Dünne. Die Farbe war braun. Der in der Kopfspitze stehende Mund war nur wie ein Punkt, aber um- g# 116 Dr. F.C.H. Creplin: Endozoologische Beiträge. geben von einem kreisförmigen, ziemlich breiten, weisslichen Wulstee Der Körper behielt vom Vorder- bis gegen das Hinterende fast dieselbe geringe Dicke; das letzte Ende wurde ‚ein wenig dünner, seine Spitze aber wieder etwas dicker, und schloss sich stumpf. Von der vordern Körperspitze liefen bei- derseits zwei weissliche, gerade Seitenlinien den Körper hinab, verflossen aber weiter herab am Körper jederseits zu einer breiten, so weiterhin fortlaufenden. Diese zwei breiten Sei- tenlinien wurden jedoch im Hinterkörper so undeutlich, dass ich nicht recht bestimmen konnte, ob dort noch dieselben Li- nien blieben, oder ob nicht vielleicht durchscheinende innere Theile die weisse Farbe verursachten. c) Nematoidea Dipodis teiradactyli. Unter den mir von Otto zugesandten Gläsern mit Ein- geweidewürmern fand ich eines mit mehren Rundwürmern so bezeichnet: ‚„Entozoa ex cavo abdominis, ventriculo, coeco, (tria majora) inter parietes ventriculi Dipodis tetradactyli.“ Der längste dieser Würmer war schwärzlich und ungefähr 8" lang, mittelmässig dick, ein anderer weisslich, etwa 3'" lang, von bedeutender, und zwar im Verhältnisse zu der ge- ringern Länge, grösserer Dicke als der des erstern; die übrigen waren klein und dünn, von 14 oder 14 bis 34” lang. In wie fern die verschiedenen Speceimina zu einander der Art nach gehörten, konnte ich nicht völlig ermitteln. Bei je- nem längsten und dem andern, dieksten, Exemplare stand der Mund in der Kopfspitze, war gross und ziemlich tief, und zeigte eine Art von Papillen auf dem ihn umgebenden Rande; da diese Würmer aber nicht im besten Zustande und die Kör- perhaut an verschiedenen Stellen ödematös aufgetrieben war, so weiss ich nicht, in wiefern die Kopfspitze nebst dem Munde ihre normale Gestaltung beibehalten haben mochte. Der Schwanz schien bei dem längsten Exemplare feiner zu sein als bei den übrigen. In allen den kleinen und dünnen Würmern, welche im Übrigen mit jenen beiden darin überein- kamen, dass der Hintertheil des Körpers dicker als der Vor- dertheil war, und dass der kurze Schwanz wenig sich ver- dünnernd, stumpf zulief, vermochte ich auf keine Weise, in- dem ich die Würmer von der Seite betrachtete, als auch zwei abgeschnittene Kopfenden wie Kegel auf den Objektträger des Dr. F.C. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 117 Mikroskopes stellte, so dass ich die Spitze genau betrachten konnte, den Mund zu entdecken. Von den kleinen dünnen Exemplaren habe ich in meinem Tagebuche angemerkt, dass sie mir sämmtlich als weibliche, und nur eines unter ihnen von 2” Länge als ein männliches vorgekommen seien. Da ich aber Nichts über die Veranlas- sung zu dieser Meinung angezeichnet, für das hiesige Museum mit Erlaubniss des Entdeckers aber natürlich nur einige der mir damals als weibliche erschienenen Specimina behalten, und das mir als männliches erschienene nebst den übrigen Wür- mern aus dem genannten Glase dem Besitzer zurückgeschickt habe, und mir jene Sache aus dem Gedächtnisse gekommen ist, so kann ich nun über den etwanigen Geschlechtsunter- schied nichts weiter sagen. Mir ist übrigens ausser diesem kein Vorkommen eines Rundwurms in der Gattung Dipus bekannt, ausser das einer Ascaris, welche, nach Rudolphi (Synops. pag. 54, Nr. 60) und nach Westrumb’s bekanntem Verzeichnisse, die Wie- ner Helminthologen im Darme des Dipus Sagitta gefunden ha- ben, die aber noch nicht beschrieben worden ist. d) Nematoideum Phacochoeri africani. Die Ansicht eines im Dünndarme des Phacochoerus afri- ecanus gefundenen Rundwurms verdanke ich Otto auch. Das einzige Exemplar war ungefähr 2” lang, ziemlich dick, nach beiden Enden verdünnert. Der in der Kopfspitze stehende Mund war gross und kreisrund, mit nach vorn ausgezogenem scharf und nackt erscheinendem Rande. Der Schwanz lief, allmählich abnehmend, stumpf aus. Der Körper war hier und da leicht eingeschnürt, und die ziemlich fein geringelte Ober- haut abnorm aufgetrieben — beides die nicht vorzügliche Be- schaffenheit dieses Speeimens beurkundend. Aus der Ober- haut ging in einiger Entfernung vom Kopfende beiderseits ein kurzer, dicker, sehr stumpfer Fortsatz nach aussen und hinten aus, von dessen Basis durch_die aufgetriebene Oberhaut eine feine Linie zur unterliegenden Hautschicht lief. e) Nematoideum Vespertilionis serotini. Redi fand, wie er (De Animaleulis vivis ete. Aunstel. 1708, p. 222) erzählt, kleine und sehr dünne Würmer an der innern Seite der Haut einer Fledermaus (‚in parte interna 118 Dr. F.C.H.Creplin: Endozoologische Beiträge. pellis vespertilionis‘), jeden von ihnen in einer sehr kleinen „G@landula“ eingeschlossen, welche an der Haut fest hing, sagt aber weiter Nichts von ihnen. Es hat dergleichen, meines Wissens, sonst Keiner gefunden. Rudolphi meinte (Entoz. Hist. nat. II. 2, p. 262), es wären vielleicht ähnliche Askari- den, wie die von ihm im Igel und von G@oeze im Maulwurf in Bläschen am Bauchfell entdeckten Ascarides pusilla und in- eisa gewesen. Dies dahin gestellt sein lassend, will ich hier eine Rundwurmart beschreiben, welche ich unter der Arm- haut einer Fledermaus fand, und die, mag sie gehören zu welcher Gattung sie wolle, wenigstens keine Ascaris ist. Ich suchte am 25. Junius 1840 nach den Pteropten der Fledermäuse an einem nicht ganz erwachsenen Vespertilio serotinus, hatte zu dem Zwecke die Flatterhäute ausgespannt, und erblickte, indem ich nach jenen Epizoen an der Unter- seite der Flughaut vergeblich herumschaute, etwas über der Mitte des rechten Vorderarmknochens die diesen bedeckende Haut wie von dünnen, kurzen, gekrümmten Strängen oder Saiten erhoben. Es waren dies drei kleine Rundwürmer, welche, frei unter der Haut liegend, gleich nach gemachtem Einschnitte in diese, hervorkamen und sich träge bewegten. Ganz an derselben Stelle lag, merkwürdig genug, auch am linken Vorderarmknochen ein soleher Wurm, dessen Gleichen ich an allen übrigen Stellen der beiden Vorderarmknochen, wie auch der Finger, vergeblieh suchte'). 2 . ') Von solchem merkwürdigen Vorkommen von Schmarotzerthie- ren an einer ganz beschränkten, einzelnen Stelle der äusseren Glied- massen der rechten sowohl als auch zugleich der linken Seite eines Thiers unter der Haut kann ich noch zwei andere Fälle mittheilen. Erstlich fand nämlich der Hr. Dr. von Hagenow hierselbst (damals noch in Loitz) am Ende des Oktobers 1828 beim Abbalgen einer Strix flammea zum Zwecke des Ausstopfens „am Fersenge- lenke des einen Fusses, zwischen der Strecksehne und dem Schien- bein eine Menge weisser Punkte, welche wie Fischrogen zusammen- lagen,“ und deren einige er heraus nahm, unter das Mikroskop brachte und für achtfüssige Milben erkannte. Nachdem er die- sen Fund an dem einen Fersengelenke gemacht hatte, war er neu- gierig darauf, ob sich auch an dem andern derselbe machen lassen würde, lösete die Haut dort mit Behutsamkeit ab und traf wiederum, und genau an derselben Stelle wie bei dem zuerst untersuchten Fusse, Dr. F,C.H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 119 Alle vier Würmer waren Weibchen, 2—3" lang und nach Verhältniss dieser Länge ziemlich stark, glänzend weiss und einen Milbenhaufen an, welchen er die Güte hatte mir, nebst dem Küochen, auf welchem derselbe noch im Zellgewebe eingeschlossen sass, im trocknen Zustande zuzuschicken. Den zweiten Fund machte ein hiesiger Thierausstopfer, wel- cher im März 1811, ebenfalls bei Strix flammea, und ebenfalls am Fersengelenke beider Füsse, zunächst über demselben, im Zell- gewebe zwischen der, wie er mir ausdrücklich angab, ganz unver- letzten Haut und der Strecksehne, eine grosse Menge von Akariden angehäuft fand, welche er sammelte und mir in Weingeist zuschickte. Ich habe die Milben des erstern, wie des andern Fundes an das zoologische Museum gegeben. Beide sind gewiss von ein und der- selben Art. - Die vom Dr. v. Hagenow geschickten habe ich nur ganz oben- hin untersucht. Der Entdecker selbst hatte mir in seinem Briefe den elliptischen Umriss seiner Thierchen so gezeichnet, wie ich ihn gleich von den anderen angeben werde. Ich weichte das trockne Präparat in Wasser auf, nahm danach einige der Thierchen heraus und fand an ihnen — dies habe ich mir damals angezeichnet — mittelst des Mikroskops acht Füsse, deren vier vorn am Körper befindlich waren und vier ziemlich weit nach hinten standen; die des letzten Paars lie- fen in eine lange Borste aus. Die in der zweiten Eule gefundenen Milben betrachtete ich etwas genauer, Sie sind weiss und ungefähr von der Grösse der Krätzmil- ben des Menschen und differiren in solcher unter einander wenig. Ich mass eine aus und fand sie 41“ Jang und 5,“ dick. Sie sind el- liptisch oder auch ein wenig eiförmig, ganz glatt, ohne Runzeln, Wärz- chen und Borsten auf dem Leibe, ferner ohne irgend einen vorsprin- genden Kopftheil, welcher sich aber zeigte, wenn ich ein Thierchen etwas presste; von Mundtheilen sah ich Nichts; Augen fehlen, wie bei den Sarkopten. Die vier Vorderfüsse sind ganz vorn am Körper, wie bei der genannten Krätzmilbe angebracht und zusammengestellt, auch eben so dick und kurz, gehen aber, jeder, in drei, an Länge und Stärke verschiedene Borsten aus, deren längste ansehnlich lang ist, und der gerade, fingerartige, mit einer Carunkel geendigte Theil der vorderen Sarkoptenfüsse fehlt. Dagegen sah ich vorn an der Basis des letzten Gliedes dieser vier Füsse einen ziemlich starken, eylindrischen, rund zulaufenden, ein wenig gekrümmten, an Länge etwa dem Gliede selbst gleichkommenden Fortsatz schräg endwärts abgehen. Die Hinterfüsse gehen wieder, wie bei Sarcoptes hominis, von den Vorderfüssen weit entfernt, unterwärts vom Bauche aus (nicht seitlich, wie bei Sarcoptes equi) und sind ebenfalls kurz und diek. Die des vordern Paares gehen, wie die vier Vorderfüsse, in drei ungleiche Borsten, die des hintern (letzten) Paars aber, neben 120 Dr. F.C.H.Creplin: Endozoologische Beiträge. schön durchsichtig. Das Vorderende war stumpf, der Mund nicht zu erkennen, jedenfalls sehr klein und ohne alle Spur von Papillen oder irgend anderen Erhabenheiten. Der Kör- per nahm nach hinten allmählich an Dicke ab, und der sehr kurze Schwanztheil verschmälerte sich in schiefer Richtung und endigte sich stumpf. An der Schwanzspitze eines Exemplars zeigte sich eine kleine Papille. Ungefähr in der Körpermitte ragte die weibliche Geschlechtsöffnung wulstig vor. Von inneren Theilen zeigte sich im Vorderende der Darm- kanal deutlich; weiterhin wurde er von den Jungen ver- deckt, welche den ganzen Körper dieser weiblichen Würmer, nur mit Ausnahme der Enden, ausfüllten. Sie bewegten sich auf’s lebhafteste unter einander und zeigten mir ihre Gestalt deutlich, als eines der Mutterwürmer, nachdem diese einige Stunden lang im Wasser gelegen hatten, platzte und sie aus- schüttete. Sie waren ganz einfach, durchsichtig und, wie die Alten, vorn dicker als hinten. Bei den letzteren sämmtlich sah ich nahe unter der Haut ein Organ liegen, dessen Be- deutung mir nicht bekannt geworden ist. Es ähnelte einem ungleichen Faden, war von körniger Struetur, weissgelblicher Farbe, fing etwas hinter dem Kopfende an, lief ziemlich ge- rade den Körper entlang, endigte sich in einiger Entfernung vom Schwanze und war an beiden Enden verdickt. Sollte es demjenigen, bandförmigen, von einem Längsgefässe durchlau- fenen Organe analog sein, welches Siebold aus einigen ge- schlechtslosen Nematoideen (Dieses Archiv IV. 1, S. 310 fi.) einem kurzen Dorne, in eine sehr lange einfache, schlanke Borste aus; die cylindrischen Fortsätze wurde ich an den vier Hinterfüssen nicht gewahr. Die Bases der vier Vorderfüsse stehen nebst dem zwi schen den mittleren liegenden (Kopf-) Theile auf einem ähnlichen star- ken Horngerüste, wie man dies bei Sarcoptes hominis sieht, und so auch jeder Hinterfuss für sich, wie bei diesem, auf hornartigen Ge- ripptheilen. Innere Organe konnte ich nicht entdecken; viele Öltro- pfen füllten den Körper. Möge diese, wenn gleich unvollständige Beschreibung dazu die- nen, die Aufmerksamkeit der Forscher auf das Thierchen zu lenken, wenn es, wie ich vermuthe, noch sonst nicht beobachtet sein sollte. Es mag vielleicht gar nicht selten vorkommen, ist aber gewiss wegen seiner Kleinheit eben so leicht zu übersehen wie die Krätzmilbe, wenn esnicht, wie in den obigen beiden Fällen, haufenweise vorkommt. d Dr. F.C.H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 121 und früher schon Mehlis aus Ascaris spieuligera (Isis 1831, S. 95—96) beschrieben ')? Die Gattung dieser Wurmart ist natürlich nach den nur gefundenen weiblichen Exemplaren nicht zu bestimmen. f) Nematoideum Colubri Natricis. Am 43ten Mai 1833 fand ich in der Lunge zweier Nat- tern (Coluber Natrix) einige Rundwürmchen weiblichen Ge- schlechts, von so grosser Dünne, dass sie meinem blossen Auge kaum sichtbar waren, weiss von Farbe, mit Ausnahme des Darmkanals, und 2—3" lang. Sie waren eylindrisch und pur auf eine kurze Strecke gegen den Mund- sowohl, als den Schwanztheil hin, an Dicke abnehmend. Der ohne Zweifel in der Kopfspitze liegende Mund zeigte sich mir als Öffnung nicht deutlich; die Stelle aber, wo er sich befinden musste, war von einem wulstigen und breithöckerigen Kreisrande, welcher die Kopfspitze abgestutzt erscheinen liess, umgeben. Eine dünne und höchst durchsichtige Membran lief vom Kopfende bis zum Schwauze zu beiden Seiten des Körpers hinab und wurde da, wo der Schwanz anfıng, breiter. Der Schwanz war ziemlich lang, kegelförmig, und ging in einen ziemlich birnförmigen, vorn nämlich diekern, und zwar an Dicke selbst den ihm vorangehenden Schwanztheil übertreffen- den, dann dünnen, etwas stumpf ausgehenden Anhang oder Ansatz über, an dessen Anfangstheil sich die Seitenmembran heftete, und wo sie auch aufhörte. Der Nahrungskanal war gerade und weit, der sehr starkwandige Schlundtheil sehr durchsichtig, der Darmtheil dunkler, röthlich, von, wie es schien, netzförmigem Gewebe, und sich vor seinem Aus- gange in den im Schwanze liegenden After verengernd. Die vorragende Vulva befand sich in der mittlern Gegend des Körpers. Die inneren Geschlechtstheile wurden mir nicht deutlich. Eier zeigten sich in einigen Individuen; sie waren gross, ziemlich elliptisch und immer geringe an Zahl. Hier und dort zeigten sich zu den Seiten des Darms körner- ») Es ist auch wohl dasselbe, welchesLeuckart in der von ihm beschriebenen Ascaris Sorieis teiragonuri neben dem Darme fand und — zweifelhaft — für einen Muskel halten möchte, durch welchen sich ein sehr feiner Nerve (?) hinziehe, (S. dessen zoolog. Bruchst. IU., Seite 41.) 122 Dr F. C. H, Creplin: Endozoologische Beiträge. ähnliche, sehr dunkle Körperchen, deren Deutung ich nicht unternehmen will. Sollten diese Würmer vielleicht Weibchen der Rundwurm- art sein, welche Rudolphi als Strongylus denudatus in seine Synopsis (p. 34. nr.14., Mantiss. p. 263.) gebracht hat? Ich möchte es nach dem gleichen Vorkommen der beiderlei Wür- mer in der Lunge eines Coluber, wie nach der ähnlichen Länge und — der nach Rudolphi mit der des Strongylus auricularis zu vergleichenden Dünne und dem kreisförmigen, wulstigen Munde beider vermuthen. Die Seitenmembran könnte Rudolphi nebst der eigenthümlichen Schwanzbildung in den von ihm untersuchten, auch nur weiblichen, Weingeistexem- plaren, deren meiste dazu in der Mitte geplatzt waren, über- sehen haben. Bloss eine Ähnlichkeit im Habitus mit Stron- gylus auricularis bewog übrigens Rudolphi, den Wurm gleich- falls für einen Strongylus zu nehmen; ob er aber wirklich zu dieser Gattung gehöre, könnte doch nur die Entdeckung mit Bursa caudalis versehener Männchen ergeben. Übrigens lebt bekanntlich der Strongylus auricularis auch nicht in den Lun-_ gen, sondern im Darme von Amphibien. g) Nematoideum Pipae dersigerae. Ein von Otto im Magen der Rana Pipa L. (nebst meh- ren, später zu beschreibenden Askariden) gefundener Rund- wurm. Er war ungefähr 1” lang und danach ziemlich dick, sehr steif und elastisch, und fest zusammengewickelt, -von Farbe braun. Kopfende und Körper waren nackt, die Ober- haut am Vorderende etwas ödematös aufgetrieben. Der mäs- sig grosse, im letztern stehende Mund quer, mit wulstigem Rande, nackt. Der Körper verschmälerte sich nach beiden Enden wenig und fast gleichmässig. Der Schwanz war stumpf. Hinter dem Munde liefen nach den Körperseiten rings herum weissliche Linien herab, welche sich aber bald wieder verloren. Die Färbung des Hinterkörpers war dunkler als die des übrigen Wurms. Mit den in Bläschen eingeschlossenen Nematoideen, wel- che Rudolphi bei der Pipa fand, (s. Entoz. Hist. nat., II, 2. p. 267. n. 11.) scheint der obige Wurm Nichts gemein zu haben. Dr. F, €. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 123 h) Nematoideum Rajae Batis. Eines der mir von Otto zugesandten Gläser hatte die Aufschrift: „E ventrieulo et intestino Rajae Batis.” Ich fand in demselben neben einer einzigen Ascaris suceisa Rud. (?) drei Rundwürmer, zwei grössere und einen kleinern, von nicht zu bestimmender Gattung. Die beiden ersteren waren unge- fähr 2!” lang, nach dieser Länge verhältnissmässig ziemlich dünn und nur von hinten nach vorn allmählich verschmälert, der letztere nur etwas über 10”. lang, viel dünner als jene, und nach beiden Enden gleich viel an Dicke abnehmend. Bei jenen umgab ein vorragender Rand die Kopfspitze, bei diesen war dieselbe ohne einen solchen Rand und stumpf. Die rechte Beschaffenheit des Mundes konnte ich mir nicht deutlich ma- chen; indessen sah ich bei allen zwei Papillen auf der Kopf- spitze. Der Schwanz ging von dem allmählich wieder ver- schmälerten Ende des Hinterleibes ohne Unterbrechung ab, war ziemlich kurz, gerade, stumpf zugerundet ausgehend. Diese Beschreibung habe ich meinem helminthologischen Tagebuche vom Jahre 1834 entnommen; ich kann aber, da ich das der biesigen Sammlung zu Theil gewordene eine grös- sere Exemplar näher betrachte, noch Folgendes hinzufügen: Ich finde jetzt das stumpfe Vorderende mit aufgetriebener, klarer Oberhaut rings umwulstet. Die Dicke des Wurms un- mittelbar hinter dieser Stelle beträgt 4”; von da nimmt sie allmählich so stark zu, dass sie weniger als 1”’ vor dem Schwanzende, 3" beträgt, und von dieser Stelle wieder ab bis zum letztern, welches dem blossen Auge scharf gespitzt zulaufend erscheint. Recht am Anfange des eigentlichen Schwan- zes ragt ein schwaches Höckerchen hervor, welches, wenn ich nicht irre, der After ist; doch kann ich nicht ganz sicher darüber urtheilen, da mich die geringe Durchsichtigkeit des Wurms den Mastdarm nicht unterscheiden lässt. Etwa a" vor diesem After (?) steht die wulstig gerandete, viel grössere Vulva. In der hintern Körperabtheilung scheinen die Win- dungen der Eiergänge durch die Haut. Von Rundwürmern aus Rochen sind meines Wissens nur fünf bekannt geworden: 1) die von Monro am Ramus 124 Dr. F. C. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. ophthalmicus des Nervus trigeminüs bei Raja Batis in Bläs- chen angetroffenen kleinen Würmehen (Rudolphi, Synops. p- 190, n. 37, et p.560.), 2) der von O. Fabricius in sei- ner Raja fullonica (= R. radiata Donovan) im Magen ge- fundene Wurm (En. groenl. p. 273. n. 253., Müll. Zool. dan. Il. p. 47. Tab. LXXIV. Fig. 4. et b., Ascaris Rajae), 3) eine noch nicht beschriebene, von den Wiener Helminthologen in Raja Pastinaca im Darme entdeckte Ascaris (Rud., Synops. p: 56. n. 103, Asc. Pastinacae), 4) die von G. R. Trevira- nus im Darme der Raja clavata, und von den Wienern in dem von Raja Miraletus gefundene Ascaris succisa Rud.'), !) Von Ascaris succisa ist nur das — einzige — von Trevira- nus gefundene Exemplar durch Rudolphi sehr kurz beschrieben worden. Die oben erwähnte, ebenfalls einzige, von Otto mir zu- gesandte Ascaris war über 14 lang, mittler Dicke, mit ziemlich gros- sen, vorn gerundeten Mundklappen, schmalen, nicht sehr langen Seitenmembranen, nach vorn stärker als nach hinten verschmächtig- tem Körper, dessen gekrümmter Hintertheil so stark niedergedrückt war, dass die Ränder scharf zuliefen. Der Schwanz war sehr kurz, viel dünner als das Hinterende des Körpers, ziemlich kegelförmig, scharf — stumpf geendet. Prof. Retzius schickte mir zwei Exemplare, deren eines, klei- neres, durch seine Güte jetzt das hiesige Museum besitzt. Das grös- sere war über 2’ lang und ziemlich dick, das kleinere ist bei einer Länge von 1! sehr dünn. Seitenmembranen sah ich bei diesen beiden nicht. Ihr Körper war nach vorn weit stärker verschmäch- tigt als nach hinten, und der Schwanz, viel dünner als das Hinter- ende des Körpers, ging vom obern (Rücken-) Theile dieses Endes gerade aus nach hinten. Ich habe das kleinere Specimen eben noch wieder vor mir. Der Körper verdünnt sich allmählich, aber stark, nach vorn; nach hinten nimmt nur das Ende etwas an Dicke ab, en- digt sich ganz stumpf zugerundet, schickt aber aus dem Rückentheile den dünnen und kurzen, stumpf zugespitsten Schwanz aus. Die Mund- klappen sind sehr klein, zeigen sich aber bei 60maliger Vergrösse- rung ganz deutlich. Das Hinterende des Wurms bietet verschie- dene Merkwürdigkeiten dar: 1) macht es, von der Seite angesehen, drei deutliche Absätze; der vorderste derselben rührt von dem vor dem stumpfen Körperende stehenden, stark vorspringenden Af- ter her, ist abgestutzt und von den drei der schmälste; den zwei- ten, bei weitem von allen den breitesten, macht das stumpfe Kör- perende, den dritten und längsten der Schwanz, von der Rücken- fläche ohne Unterbrechung gerade nach hinten auslaufend, mit der gerundeten Endspitze des Körpers aber ungefähr einen rechten Win- Dr. F. C. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 125 zu welcher ich hier die von Otto, wie oben bemerkt, in Raja Batis und eine vom Prof. Retzius (welcher mir seine Exemplare in Jahre 1836 mittheilte) wiederum in Raja cla- vata gefundene Ascaris zweifelhaft stellen will; und endlich 5) eine Art einer neuen Gattung, welche Mehlis, nach einem mir i. J. 1830 von ihm mitgetheilten Verzeichnisse seiner En- dozoensammlung, im Magen der Raja clavata entdeckt hatte; er nannte den Wurm Discophorus tenax und hatte ihn an das Ende seiner Nematoideen unter Ophiostoma gesetzt. Es ist kel bildend; 2) die Bildung des Schwanzes. Dieser zeigt sich, von der Seite betrachtet, ziemlich kegelförmig, stumpf geendigt (bei 60maliger Vergrösserung), von unten oder oben aber an der Vorder- hälfte mit zwei starken, kurzen, von vorn nach hinten auf einander folgenden Verbreiterungen oder Vorsprüngen jederseits, die sich von beiden Seiten her gerade gegenüber stehen, und von deren letzterm Paare die hintere Hälfte des Schwanzes dann einfach kegelförmig weiter läuft. 3) Das hintere Körperende ist stark eingekrümmt, und in dieser Krümmung steht jederseits, weiter nach der Bauch-, als nach der Rückenseite (man sieht sie unter dem Mikroskope im Profil, wenn man den betreffenden Körpertheil schräg stellt, gar nicht aber, wenn man denselben gerade von oben oder aber von der Seite an- schaut) eine gerade Reihe von klaren, sehr kurzen, aber dicken, stumpf zugespitzten Papillen. Diese fangen eine Strecke vor dem Hinterende des Körpers an und folgen sich dann in ungefähr eben so grossen Entfernungen unter einander. Ich zählte ihrer an der einen Seite vier, an der andern nur drei, indem ich an dieser die erste, vorderste (welche etwas weiter von der nächstfolgenden abstand, als die folgenden unter sich und vom Schwanzende entfernt waren) nicht fand. Diese oder ähnliche Papillen scheint Rudolphi zu meinen, wenn er in seiner Beschreibung der Ascaris suceisa (Entoz. H. nat. 11. 1. p. 187—8.) sagt: „Cauda ... punetulis rotundis, quasi tubereulis . . „ obsita.” \ Man sieht, dass die von Otto und Retzius gefundenen Aska- riden unter sich, wie von der von Treviranus mitgetheilten nicht wenig abweichen; es wäre aber, meines Bedünkens, dennoch wohl möglich, dass sie sämmtlich zu einer Species gehörten, welches aber erst zu bestimmen sein wird, wenn eine hinreichende, grössere Menge von Exemplaren gefunden ist, und die letzteren mit einander und den schon bekannten verglichen worden sind. Die von Rudol- phi nach einem einzigen Exemplare aufgestellte Artbezeichnung kann nicht zur Norm dienen, und die Ascaris suceisa ist somit für jetzt noch als eine Ascaris dubia zu betrachten. 126 Dr. F. C. G. Creplin: Endozoologische Beiträge. mir von ihm Nichts weiter über diese Gattung und Art mit- getheilt worden. Unser Nematoideum Rajae Batis scheint auf den ersten Blick von allen diesen verschieden zu sein; indessen dünkt es mir nicht unmöglich, dass es der Species nach identisch mit dem eben unter Nr. 2. angeführten Nematoideum Rajae Fullonicae Fabr. sein könnte. Ich kann zwar für diese Iden- tität nichts weiter anführen, als dass beide Würmer aus einem Rochenmagen herstammen, und dass bei beiden der Körper nackt ist und nach hinten an Dicke stark zunimmt (dass das, was von Fabricius an den eitirten Stellen für das Vorder- “ende des Wurms ausgegeben wird, das Hinterende ist, ist klar, auch schon von Rudolphi Entoz. H. nat. II, 2. p. 271. be- merkt worden); ich spreche aber auch nur von einer Mög- lichkeit. Sind die Würmer von ein und derselben Species, so ist der unsrige das Weibchen zu dem von Fabricius ab- gebildeten Männchen. Einen Haupteinwurf, welchen man ge- gen die Identität beider machen könnte, scheint ihre sehr ver- schiedene verhältnissmässige Dicke zu sein. Der Fabrieius- sche Wurm ist vorn #’”', hinten 1%” dick und weniger als 2" lang. Das dünne Ende ist aber vielleicht gar nicht das wahre, unversehrte Vorderende; Fabricius nennt die „Extremitas.. quasi abrupta”; so mag die Figur auch wohl ein verstümmel- tes Exemplar darbieten. Übrigens aber sind auch andere Wür- ıner dieser 74sten Kupfertafel der Zoologia danica (welche lauter von Fabricius gefundene enthält, denen Müller die Charaktere und Beschreibungen aus der Fauna groenlandica im Texte beigefügt hat), wenn ich dieselben anders richtig deute, nach den Exemplaren, die ich von ihnen kenne, zu dick im Verhältnisse zu ihrer Länge, abgebildet, und so mag es auch leicht mit diesem der Fall sein !). ») Es möge mir erlaubt sein, mich hier über die einzelnen Fi- guren der genannten Kupfertafel näher auszusprechen. Was die Fig.1. betrifft, so glaube ich in ihr ein Weibchen der gewöhn- lichen Ascaris osculata der Seehunde, nur nach dem grössern Theile der Länge, ganz besonders aber im Hintertheile, zu dick dar- gestellt, zu erblicken. Dass das von Fabricius als vorderes ange- gebene Ende das hintere sei, leidet keinen Zweifel. Die Gestalt des Hinterendes variirt bei der weiblichen Ascaris osculata, indem es u N N RR. Dr. F. €. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 127 i) Nematoideum Lepidopodis Peronüi Risso. Aus diesem Fische bekam ich von Otto einige Rund- würmer, ohne Angabe über das Organ desselben, in welchem bald länger ausgezogen und spitz, bald kürzer und stumpf erscheint. Betrachtet man nun ein solches stumpfes Hinterende eines erwach- senen Exemplars, und zwar vergrössert, so hat man dieFabricius'- sche Zeichnung dieses Theils vor sich und kann dieselbe erklären. Fabricius spricht von einer Rima transversalis subtus ad apicem; in der Figur theilt ein Längsstrich das dicke Ende des Wurms in 2 Theile, deren oberer den untern weit an Länge überragt. Der obere Theil ist der wirkliche Schwanz der Ascaris, die Spitze des untern der einen Absatz machende After, und der Strich der durchschei- nende innere Rand des Mastdarms. Das Vorderende ist in der Figur nicht deutlich gemacht, und auch aus der Beschreibung ersieht man Nichts weiter darüber, als dass die „Extremitas magis exacte acuminata (soll wohl heissen: regelmässiger zugespitzt) simulque adunca” sei. Die hakenförmige Krümmung des Vorderendes ist zu- fällig und so bei diesem Spulwurme, wie bei anderen, mitunter vor- kommend, kann aber kein Unterschiedszeichen einer Species abge- ben. Was die Dicke des gezeichneten Specimens betrifft, so ist sie nicht allein — nach der grossen Menge von Würmern dieser Art, welche ich hier vor mir habe, zu urtheilen — nach dem grössern Theile der Länge etwas und im Hinterende viel zu stark gezeich- net, sondern die starke Zunahme derselben nach dem Schwanzende ist dazu ganz unrichtig. Diese geschieht hier bei den erwachsenen Weibchen immer vom Vorderende gegen die Mitte des Wurms zu ganz allmählich und bleibt dann von derselben Dicke bis gegen das Hinterende, welches wieder ganz allmählich abnimmt und zuletzt mit- unter wieder so dünn wird wie das Kopfende, gewöhnlich aber ein wenig dicker bleibt als dieses ist. Die Dicke variirt übrigens ver- hältnissmässig zur Länge des Wurms nicht wenig. Ich sammelte zwei- mal aus der Speiseröhre und dem Magen von Phoca Grypus ganze Massen dieser Ascaris. Die eine derselben, gefunden am 25sten Mai 1839, besteht aus mehr oder weniger dünneren Würmern, deren we- nige (die dicksten), obzwar von 2”, 2” 6”, ja 2" 8” Länge, eine Dicke von 4° (— nach den Weingeistexemplaren angegeben —) besitzen; die andere, am 12ten Dechr. 1838 gefundene, enthält unter vielen dünneren auch eine ansehnliche Menge dickerer Individuen. Von diesen letzteren mass ich, ehe sie in Weingeist gelegt wurden, drei Weibchen und das grösste Männchen aus. Ein Weibchen war 3” 6” lang und 1" (in der stärksten Körperstrecke) dick, die beiden ande- ren 3° und einige Linien lang und um ein Weniges dünner; das Männ- chen hatte etwas über 2’ Länge, und seine stärkste Dicke betrug e. 4”. Ich füge diesen Angaben, um zu zeigen, wie sehr die relative 128 Dr. F. C. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. sie gefunden worden waren. Der grösste von ihnen war un- gefähr 11” lang, die übrigen, deren.nun auch die hiesige Dicke hier variirt, eine kleine Zusammenstellung von Maassen hinzu, welche ich von Weibchen der im Dec. 1833 gesammelten Würmer eben jetzt, nachdem sie folglich seit einigen Jahren im Weingeiste gelegen, genommen habe, denen die von einigen Männchen genommenen unten bei den Bemerkungen zu Fig. 3. folgen werden. 2 Länge. Stärkste Dicke. Länge. Stärkste Dicke. eirca 2” 5 Achtellinien. ce. 2” 6” 4 Achtellinien. ultra 2" 6 - EA en) - ; SB A - 2.8746 - c 2u24 8 - Cha NIE A - 2 Exemplare 2" 3” 5 - u. 2” 10%. 5 - CE - Be 5 - Längere und stärkere Weibchen, als ich sie hier angegeben habe, sind mir nicht zu Gesichte gekommen. Fabricius hatte seine Wür- mer in Phoca groenlandica und foetida gefunden. In der Fauna groen- landica (p. 272. nr. 250.) sagt er: „Longitudo plerumque 34” et lati- tudo 1””;” diese Messungen stimmen also völlig mit denen des von mir frisch untersuchten Weibchens überein; wenn er aber hinzufüsgt: „Vidi autem 8° longam”, so ist mir bisher kein so grosses Specimen zu Augen gekommen. Das abgebildete Weibchen hat eine Länge von c. 3” und die gewaltige Dicke von 14” gegen das Hinterende. Noch führe ich an, dass Rudolphi von Bremser Askariden dieser Art aus Phoca groenlandica bekam, von denen er die Länge der Weibchen zu 18-24” und die Dicke zu 1” angiebt. Sollte die grön- ländische Robbe vielleicht verhältnissmässig dickere oder mehre dicke Spulwürmer in sich erzeugen und ernähren, als andere Phoken, na- mentlich Phoca Grypus? Die Spulwürmer, welche das hiesige Mu- seum aus Phoca foetida — von Schilling gesammelt — besitzt, zeichnen sich in dieser Hinsicht nicht vor denen aus Ph. Grypus aus. Exemplare aus Ph. groenlandica aber kenne ich nicht. Fig. 2. ist offenbar das Vorderende eines durchschnittenen Rund- wurms, wohl auch wieder einer Ascaris osculata, und der aus dem dicken Ende der Figur vorragende kleine Cylinder das ausgetretene Ende des durchschnittenen Darms. Rudolphi hat sich hier durch Fabricius’ unrichtige Ansicht täuschen lassen und nach der Figur das ausgetretene Darmstück für den „Tubulus oris emissilis, laevis”, das Hauptkennzeichen seiner Gattung Liorrhynchus, nehmend, die Species Liorrhynchus gracilescens (doch nicht zweifelfreien Sinnes) aufgestellt. Es war dies die vierte Deutung und Benennung jenes Wurmfragments. Fabricius selbst nannte es Ascaris tubifera Gme- lin (im Systema naturae), und nach ihm, jedoch zweifelnd, Zeder (Naturgesch. S. 160.) Echinorrhynchus tubifer, und im Tableau eney- Dr. F. €. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 129 Sammlung einige besitzt, waren kleiner, alle ziemlich dünn, nach beiden Enden gleich viel verschmächtigt, oder auch nach clopedique et meth. des 3 regnes de la nat. (l’helminthologie p. Bru- guiere) heisst es Proboscidea tubifera. Fig. 3. wird wohl eine Ascaris osculata g‘ sein, deren Kopf- ende abgerissen oder sonst verstümmelt war. Die Dicke beträgt reichlich 3” und die Länge mehr als 24”. Von einem im frischen Zustande von mir gemessenen grossen Männchen habe ich schon oben die Länge und Dicke angegeben; ich mass aber noch ferner, zugleich mit den Weibchen aus dem Weingeiste, 6 Männchen, die die folgen- den Dimensionen darboten: Länge. Grösste Dicke. Jg under 3 Achtellinien. El nbra >12 = Pe a - rät 43 - 2—c.178”" 4 - Die starke nnd lange Verschmächtigung und stumpfe Endigung der hintern Körperstrecke in der Figur ist mir auffallend, da ich bei den Männchen der Ascaris osculata immer nur den letzten Theil des gekrümmten Hinterkörpers etwas abnehmend und schliesslich in den sehr kurzen, zugespitzten Schwanz übergehend finde. Unmittelbar vor dem Schwanze treten die beiden Spicula genitalia heraus; in dem Exemplare, von welchem die Zeichnung genommen worden ist, wa- ren sie nur zum Theile hervorgeschoben, und zwar das eine mehr als das andere. Ganz exserirt sind sie sehr lang, wohl wie bei Ascaris spieuligera, und auch so fein wie bei dieser. Rudolphi bildete aus Fig.1. und 3. sein Ophiostoma dispar, indem er Fig. 1., deren Schwanzende mit Fabrieius für das Kopf- ende haltend, für das Weibchen, Fig.3. für das Männchen nahm, un- eingedenk der Thatsache, dass die Bildung des Kopf- oder Mundendes eines Rundwurms stets bei dessen Männchen und Weibchen gleich ist, während hier in dieser Hinsicht, wäre seine Meinung richtig, die grösste Verschiedenheit herrschen würde. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit zugleich zu bemerken, dass das Ophiostoma lepturum R. auf keinen besseren Gründen beruht, indem Rudolphi auch dort das Hinterende eines Wurms für dessen Vorderende genommen hat. Er kannte den Wurm übrigens auch bloss aus Zeichnungen von Ti- lesius, die er selbst in seiner Entoz. H, nat. Tab. VII. Fig. 1. 2. wiedergiebt. Fig. 4. s. oben im Texte. Fig. 5. ist auch wieder ein Rundwurm mit dickem Schwanzende und über den Aftervorsprung hinauslaufendem Schwanze. Rudolphi stellte ihn, nach O. Fr. Müller’s Vorgange, zweifelnd zu Echinor- Archiv f. Naturgeschichte, X, Jahrg. 1. Bd, 9 130 Dr. F. C. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. hinten um ein kleines Wenig mehr. Aus des Vorderspitze ragte ein sehr stumpfer Theil breit vor; doch ward mir der rhynchus; aber ein Rundwurm ist er offenbar, vielleicht eine nach hinten wieder übertrieben dick gezeichnete, vorn verstümmelt gewe- sene, Ascaris collaris? Rudolphi fand diese bis -zu 3” Länge im Darme von Pleuronectes maximus und Flesus, nicht im Magen (Fabricius fand seinen Wurm im Magen bei Pl. platessoides), in welchem ich sie jedoch bei Pleur. maximus angetroffen habe, Schilling fand sie im Schlunde eines Pleuronectes Limanda, dessen Schlund, Magen und Darm ich nachher weiter untersuchte, ohne aber ferner Spulwürmer zu finden. Bei Pleur. Flesus fand ich übri- gens diese Ascaris auch, und zwar (im Novbr.) im dünnen Darme. Eine Länge von 3” hat von unseren Exemplaren keines. Fabriecius giebt seine „Ascaris Pleuronectis” (Fn. groenl. p. 274. nr. 254.) zu %° Länge ünd 1!” Dicke an; die Figur in der Zool. danica ist etwas über 2” 1” lang und hinten volle 13°” dick; das Letztere also um X" mehr, als er selbst angegeben hat. Fig. 6. Nach dieser Zeichnung und Fabricius Beschreibun- gen hat Rudolphi seine Ascaris elavata aufgestellt. Ich zweifle nicht daran, dass die Zeichnung ein Exemplar dieses von Fabricius entdeckten Spulwurms sei. Das gezeichnete Exemplar war aber wie- der ein vorn verstümmeltes — man sieht hier, wie in Fig.2., das durchschnittene Darmstück aus dem verstümmelten Körper hervor- getreten —; ferner muss ich es, wie die vorigen Würmer (ausser Fig. 2.), nach den Exemplaren der Ascaris clavata, welche ich im Magen und Darme von Gadus Callarias (= Gadus Morrhua junior) im April 1824 gefunden und noch eben wieder vor mir habe, zu ur- theilen, ebenfalls für viel zu corpulent dargestellt halten.- Fig. 7. nebst Fig.e. Ich würde auch diese beiden Figuren zu Ascaris clavata bringen zu müssen glauben, wenn mich nicht die bei- gefügte Fabricius’sche Beschreibung in dieser Meinung irre machte. So aber wage ich kein Urtheil über diese Figuren zu fällen. Fa- bricius nennt den dargestellten Wurm Ascaris versipellis, und Ru- dolphi stellt diesen zu seinem Echinorrhynchus Acus (Entoz. H, nat. U. 1. p. 278.), wozu ihn Fabricius verleitet hat, welcher den Wurm späterhin (in den Danske Nat. Hist. Selsk. Skrivter I 1. 8.155. — uach Rudolphi a.a. 0. S. 281.) zum Echinorrhynchus candidus MI]. gestellt wissen wollte. Einen Echinorrhynchus aber scheinen mir jene Figuren gar nicht vorstellen zu können, und die Fabricius’- sche, aus der Fauna groenlandica in die Zoologia danica aufgenom- mene Beschreibung der Ascaris versipellis giebt zu solcher Annahme ebenfalls keine genügende Veranlassung. Rudolphi citirt auch a. a. O. die Figuren gar nicht. Fig. 8. nebst Fig. f. bleiben mir zweifelhaft. Ich könnte auf Dr. F. €. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 131 Mund auf keine Weise deutlich; er schien äusserst klein und von einigen Knötchen umgeben zu sein. Der kurze Schwanz verschmälerte sich wenig und schickte aus seinem sehr 'stum- pfen Ende eine äusserst kurze, feine Spitze gerade aus. Der After stand am Anfange des Schwanzes. k) Nematoideum Soricis Aranei,. Am 2isten Octbr. 1835 fand ich in der Schale, in wel- cher ich den Abends zuvor geöffneten Körper eines Sorex Araneus die Nacht hindurch in Wasser aufbewahrt hatte, zwei, wieder zu stark gezeichnete, weibliche Exemplare von Ascarös spiculigera rathen, wenn diese nicht ihren beständigen Aufenthalt in der Speiseröhre, dem Vormagen oder Magen der sie beherbergenden Wasservögel hätte und Fabricius nicht in der Beschreibung sagte, die „Ascaris Alcae” würde bisweilen 4” lang, eine Länge, welche bei Ascaris spieuligera, nach meinen Erfahrungen, ganz unerhört sein würde. Mit der von Schilling im Aug. 1826 im Podicipes minor gefundenen Ascaris (s. meine Noyae Obss. de Entozois p. %8), die ich selbst späterhin im Octbr. 1837 (1 Ex.) auch im Podicipes cri- status und, im Novbr. 1833, im Podieipes subecristatus (3 Ex.) antraf, und welche von der spiculigera verschieden ist, kann ich die Fa- brieius’schen Würmer eben so wenig zusammenreimen, obgleich jene, wie diese, im Darme vorkamen. Es spricht übrigens Nichts dafür, dass jene hier bei uns bisher nur in Steissfüssen vorgekom- mene Art auch im Alke vorkäme. Wenn, wie ich vermuthe, die im Darme des Podicipes auritus, cornutus, eristatus und minor von den Wienern gefundene und als eine Species dubia in ihrem letztern Ka- taloge aufgeführte Ascaris zu dieser Art gehört*), so möchte man wohl — falls nicht etwa die in dem eben erwähnten Verzeichnisse ebenfalls angegebenen Ascarides dubiae Colymbi arctici, ferner Mer- gorum Merganseris et Serratoris intestinales derselben Art wären, — die in Rede stehende für eine den Steissfüssen eigenthümliche und bei Vögeln anderer Gattungen nicht zu Hause gehörende halten dür- fen, während dagegen Ascaris spieuligera R. (= A. variegata R.) in den Gattimgen Colymbus, Mergus, Pelecanus, Carbo, Alca und Uria angetroffen wird. — Rudolphi hält es für sehr wahrscheinlich, dass die Ascaris Alcae Fabr. ein Echinorrhynchus sei, zu welcher Gattung sie Gmelin schon früher gebracht hatte. Aber davon kann ich mich nicht überzeugen. #) Ich zweifle nicht, dass auch die von Joh. Natterer im Darme eines brasilianichen Steissfusses (vielleicht P, americanus Garu.?) gefundene und von Rudolphi (Synops. p. 664,) kurz beschriebene Ascaris zu derselben Art gehöre. In dem oben erwähnten Wiener Verzeichnisse geschieht ihrer keine Erwähnung. 9% 132 Dr. F. C. G. Creplin: Endozoologische Beiträge. d ein Bläschen, welches einen zusammengerollten Rundwurm durchscheinen liess, und ein zweites solches auf dem Brette, auf welchem ich den Körper zur weitern Durchsuchung nach Würmern vor mir liegen gehabt hatte, Die Haut des kleinen Balges war so dünn und durch- sichtig, dass ich den von ihr umschlossenen Wurm ziemlich genau durch das Mikroskop betrachten konnte. Die Würmer bewegten sich beide langsam innerhalb ihres Balges. Ich öff- nete den einen Balg und liess den Wurm heraus. Dieser war 4—5" lang und von mässiger Dicke, im vor- dern Ende sehr wenig mehr als im hintern verdünnert, wo- gegen aber die (wenig bedeutend) grössere Körperdicke in die vordere Hälfte des Wurms fiel. In dem sehr stumpfen Vorderende konnte ich mir den Mund nicht zu Gesichte brin- gen; ich sah aber eine oder die andere Papille auf dem Vor- derende stehen, und bisweilen während der Bewegungen des Wurms sich eine kurze Spitze vorschieben, welche vielleicht nur die Verlängerung einer solchen Papille war. Der Vorder- körper war fein gerunzelt (geringelt); weiterhin wurden die Runzeln allmählich immer gröber, so dass sie auf dem gröss- ten Theile des Körpers sehr grob waren; da sie zugleich sehr regelmässig standen, so zeigten sich die Körperränder, durch dasMikroskop angeschaut, elegant gekerbt. AufdemSchwanze, welcher kurz und kegelförmig war und in eine, etwas abge- setzte, noch viel kürzere Spitze überging, waren die Runzeln wieder fein. Der Darm lief vom Mundende bis zum Anfange des Schwanzes gerade durch den Körper, ohne alle Verenge- rung oder Erweiterung. Spuren von Genitalien zeigten sich — wie in dieser Species Nematoidei ceystici solitarii zu er- warten war — weder in dem noch in seiner Hülle liegenden, noch in dem frei gemachten Wurme. Beide setzten ihre Be- wegungen noch am folgenden Tage des Abends fort, da aber brachte ich sie in Weingeist. Nachdem ich diese Beschreibung eben niedergeschrieben hatte, bekam ich den reichen helminthologischen Beitrag, wel- chen unser trefflicher — leider vor Kurzem verschiedener — Leuckart als dritte Abtheilung seiner zoologischen Bruch- EEE Dr. F. €. H. Creplin: Endozoologische Beiträge. 133 stücke im vorigen Jahre herausgegeben hat, durch die Güte des Verfassers zugeschickt und freute mich nicht wenig, als ich unter dem vielen Interessanten und Neuen, welches uns in dem Hefte mitgetheilt wird, auch einen eystischen Rund- wurm aus einer Spitzmaus, dem Sorex tetragonurus nämlich, beschrieben und abgebildet fand, welchen — eine Ascaris — der Entdecker entweder für identisch mit Ascaris incisa Rud. halten, oder, falls diese Identität sich in der Folge nicht be- stätigen sollte, als neue Species mit dem Namen 4se. acan- thura belegen möchte. Das eben von mir beschriebene Ne- matoideum ist, wenn es auch vielleicht eine Ascaris sein sollte, welches wohl möglich wäre, ich aber an dem einen Exem- plare, das ich, aus dem Balge befreit, nur zu untersuchen hatte, nicht auf's Reine bringen konnte, sicher von der durch Leuckart beschriebenen Ascaris verschieden, wie sich Jedem aus der Vergleichung unserer beiderlei Beschreibungen leicht ergeben dürfte. Ich will hier jedoch noch besonders auf den Schwanz aufmerksam machen, welcher in jener Ascaris vom Rückentheile des Hinterendes abgeht und mit einer sehr dün- nen, scharfen Spitze endigt (vgl. die Figur bei Leuckart auf Taf. ].). Beides verhält sich bei meinem Rundwurme nicht so. Bei diesem läuft das Hinterende von allen Seiten her gleichmässig gerade aus in den Schwanz, und dieser geht wie- der in die, wenig abgesetzte, kurze, kegelförmige — von der klaren Oberhaut des Wurms gebildete — Spitze über. Bei schwächeren Vergrösserungen zeigt die letztere sich sehr scharf, bei 200maliger aber ist ihr Ende stumpf abgerundet. — Die Ascaris (Talpae) incisa ist mir noch nicht vorgekommen, wohl aber die auch in Bälgen lebende Ascaris (Erinacei) pusilla. Diese aber ist von den hier abgehandelten Spitzmauswürmern ganz verschieden, 134 A. Grisebach: Beobachtungen Beobachtungen über das Wachsthum der Vege- talionsorgane in Bezug auf Systematik. Von A. Grisebach. Hierzu Taf. IV. Zweiter Abschnitt.!) Über das Wachsthum der Blätter. Die Ansicht, dass das vollkommen: ausgebildete Blatt einer dicotyledonischen Pflanze nach seiner Anlage aus. verschiede- nen Elementen, der Vagina, dem Petiolus, der Lamina be- stehe, gehört zu einer Classe. von. Hypothesen, ohne welche das System der natürlichen: Verwandtschaften nicht, wie, es- geschehen, hätte ausgebildet werden können. Will man nicht anerkennen, dass im, Blatte der Genisteen. die Lamina fehle und nur der Petiolus ausgebildet sei, so fällt einer der natür- lichsten Verwandtschaftskreise zu zwei entgegengesetzten Ent- wickelungsformen der Vegetationsorgane aus. einander. Die Hypothese, welche.den, einfachen Leguminosenblättern die Blatt- fläche verschwinden und dem Blattstiel sich erweitern lässt;. hat, den Zweck, die- Trennung: der Foliola. als. gemeinschaft- lichen Plan. dieser Familie: festzuhalten. Gegen alle Ansichten dieser Art,, die. aus, einem systematischen: Bedürfniss; hervor- gehen, ohne. bisher empirisch. begründet zu sein, ist, Schleiden auf, das, Entschiedenste aufgetreten. So; leugnet: er. (Grund- züge der Botanik. 2. S. 176.) jeden genetischen, Unterschied: von Blattstiel und Blattfläche und erklärt die Behauptung, an einem Blattstiele könne die Blattfläche fehlgeschlagen sein, für unwissenschaftlich und falsch, Ein Abort bleibt freilich so lange hypothetisch, bis er durch die Entwickelung nachge- wiesen ist. Aber ein Organ kann auch fehlen, ohne abortirt zu sein. Kann man nachweisen, dass eine scharfe Begriffs- *) S. IX, Jahrg. 1. Bd. S. 267. über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 135 bestimmung des Petiolus auf das Phyllodium der Leguminosen passt, so’ ist der Schluss, dass die Lamina fehle, begründet. Wenn die Systematik diesen Satz wahrscheinlich macht, ehe er begründet ist, so kann man die Zeit wohl gewähren lassen, ob sich nicht vielleicht später Gründe für die Richtigkeit der Annahme finden würden. Ebenso verfährt man in der Zoo- logie. Bei den Wirbelthieren entwickeln sich an den Hals- wirbeln nur die beiden Wurzeln der Rippen, gerade wie im Phyllodium nur der Blattstiel vorhanden ist. Nach Savigny fehlt der Kopf der Insecten bei den Spinnen, indem die Fress- werkzeuge der letztern den beiden hintern Fusspaaren der erstern entsprechen. Es ist in der That bedenklich, vom phy- siologischen Gesichtspunkte die Morphologie des Systematikers anzugreifen: denn die Vergleichung der Formen führt nicht selten zu richtigen Ideen über deren Organisation, für deren Begründung die physiologische Beobachtungsmethode nicht im- mer schon gereift ist. Es giebt aber auch Sätze, die man nur physiologisch‘ zu prüfen nöthig hat, um die Systematik solchen Angriffen gegen- über zu rechtfertigen. So verhält es sich auch mit der Lehre von den Bestandtheilen des Blatts. Wenn Schleiden dieselben für identisch erklärt, so rührt dies nur daher, dass ihm die Morphose des Blatts unbekannt geblieben ist. Die erste Bil- dung des Blatts in der Knospe beschreibt er mit gewohnter Genauigkeit, aber erst später zeigt sich ein specifischer Ge- gensatz im Wachsthum der Blattfläche und deren Stützen. Die eine oder andere Entwickelungsform ist in der Regel schon durch das Auxanometer ohne weitere Untersuchung der Zel- len nachzuweisen. Ein ächtes Phyllodium ist ein Petiolus, dessen Lamina fehlt, wenn es sich nach dem Entwickelungs- gesetze des Blattstiels bildet. Wo Petiolus und Basis Laminae oder beim gefiederten Blatte Petiolus communis und Foliolum terminale sich berüh- ren, liegt ein sehr merkwürdiger Vegetationspunkt, an wel- chem‘ die Production neuer Gewebtheile weit -länger fort- dauert, als, abgesehen von der Blattscheide der Gräser, an irgend einem andern Punete des Blatts. Die neuen Zellen, welche bier gebildet werden, dienen theils zur Verlängerung des Blattstiels, theils lagern sie sich in die Basis der Lamina 136 A. Grisebach: Beobachtungen = ein. Betrachtet man das Blatt als Ganzes, so ist diese Mor- phose mit keiner der Bildungsweisen des Stengels zu verglei- chen. Sie erinnert an das Incrementum intercalare, nie 4 neue Stücke zwischen die gebildeten eingeschaltet werden; aber die Thätigkeit der Zellen nimmt zu beiden Seiten des Vegetationspunetes, am Petiolus gegen die Basis desselben (axipetal), an der Lamina gegen deren Spitze (axifugal) allmählig ab, wie beim Incrementum continuum. Unter ein- ander verglichen verhalten sich daher Petiolus und Lamina entgegengesetzt: der Petiolus wächst vorzüglich an der Spitze, die Lamina an der Basis. Dies ist in seiner letzten Entwik- kelungsperiode die einzige Zellenbildung am Petiolus, während in der Lamina noch andere Zellen produeirende Vegetations- puncte liegen können. \ Um diese Sätze nachzuweisen, würden zunächst die Mes- sungen mit dem Auxanometer mitzutheilen sein. Allein indem ich diese Darstellung zum Druck vorbereite, erscheint eine nene Arbeit von Münter (Botanische Zeitung. 1843. S. 785.) über das Wachsthum der Blätter, worin die terminale Verlän- gerung des Blatistiels und die basilare des Medianus der La- mina übereinstimmend mit meinen Untersuchungen durch Mes- sungen an einigen Pflanzen dargethan wird. Diese Publication gestattet mir eine kürzere Behandlung meines Stofls. Wachsthum der Lamina. Das Auxanometer findet bei der Flächenentwickelung der Lamina eine weit beschränktere Anwendung, als bei dem lon- gitudinalen Wachsthum des Petiolus und der Vagina. Meine Untersuchungen über die Morphose der Lamina bestehen in einer Vergleichung der Blätter von verschiedenen Altersstufen, jede Blattknospe bietet dazu Gelegenheit dar. Die Stücke einer getheilten Blattfläche wachsen successiv aus einer primär gebildeten Lamina matrix hervor. Eine Region, von der ein solcher Process ausgeht, nenne ich hier, ohne dadurch eine bestimmte Art des Wachsthums bezeichnen zu wollen, allge- mein einen Vegetationspunct. Die Vegetationspuncte, von de- nen ich den an der Grenze des Petiolus und der Basis La- minae liegenden den primären nenne, bieten durch ihre Zahl und Lage die trefflichsten Merkmale zur Characteristik ver- über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 137 schiedener Blätter dar. Zuerst ist inzwischen nachzuweisen, dass an solchen Vegetationspuncten wirklich mitten im Ge- webe des Blatts neue Zellen erzeugt werden können. Zu diesem Zwecke verglich ich die Grösse der Parenchymzellen aus unentwickelten und entwickelten Blättern. I. Phloxz paniculata. In der terminalen Stengelknospe waren Blattpaare von 1", 2”, 3” und 5”’ Länge durch ein äusseres Blattpaar (e) von 10” Länge umschlossen. Die Blät- ter von 1” (a) besassen an Gefässbündeln nur den Medianus, an den Blättern von 5" (d) war das Venennetz in der Bil- dung begriffen, völlig schienen die Verzweigungen desselben auch in den Blättern e nicht geschlossen zu sein. Nun mas- sen aber die runden Parenchymzellen in a = „4; Millimeter im Durchmesser. Genau ebenso gross waren die vom Venennetz eingeschlossenen Parenchymzellen des Blattpaars e, Es ist demnach, abgesehen vom neu gebildeten Venennetze, selbst eine dem Medianus parallele Reihe von 200 Zellen wäh- rend der Entwickelung des Blatts von 1" zu 10” in eine Reihe von 2000 Zellen umgewandelt. Nachdem ich dieses Resultat micrometischer Vergleichung erhalten, bemühte ich mich hier durch directe Beobachtung die Mutterzellen der La- mina von den übrigen zu unterscheiden. Aber die Wand- eytoblasten, welche mich bei der Bestimmung der Vegetations- puncte an den Internodien geleitet hatten, liessen mich hier ganz im Stich. In dem 10” langen Blatte, wo die meisten Parenchymzellen erst kurz zuvor gebildet waren, bemerkte ich nirgends Cytoblasten, Allein die Zellen in e unterschie- den sich von den gleich grossen Zellen in a durch zwei an- dere. Merkmale: 4. Die Parenchymzellen von e zeigten gallertartige Ab- lagerungen, die an den zarten Zellenwänden von a fehlten. 2. Sehr häufig bemerkte ich im Parenchym von e recht- winklig gegen den Medianus gestellte Zellenwände, welche sich durch den Mangel von gallertartiger Ablagerung, so wie durch grössere Zartheit von den übrigen Zellenwänden unter- schieden. Zuweilen erschienen die gallertlosen Membranen auch bei starker Vergrösserung als einfache Trennungslinien von zwei Zellenhöhlen, während an den übrigen Seiten der Zelle die doppelte Membran überall leicht zu erkennen war. 138 A. Grise'bach: Beobachtungen Aus’ diesen Beobachtungen schliesse ich, dass hier das longi- tudinale Wachsthum der Lamina durch Mohl’s Zellentheilung bewirkt wird: In gewissen Regionen der Lamina dauert die Bildung neuer Zellen weit länger fort, als in den übrigen. Dahin ge- hört namentlich der primäre Vegetationspunet. Oft ist dieser, wie bei Phlox‘, der einzige, aus dem sich nach: und nach das ganze Blatt hervorschiebt. Dies gilt allgemein: von’ den ersten Entwickelungsstufen jedes Blatts, indem die Spitze desselben immer zuerst aus der Axe hervorwächst. Auch ohne sich des Auxanometers zu bedienen, kann man jenes Verhältniss' in den Knospen von manchen stiellosen Blättern wahrnehmen, deren Gestalt am Grunde sich auffallend‘ ändert. Ich führe ein Beispiel dieser Art an. ll. Terminalknospe des blüthenlosen Stengels von Dian- thus plumarius. Die jüngsten Blattpaare werden durch a bezeichnet. a) Im Mittelpunete der Knospe stehen drei bis vier Kreise “ von halbkugelförmigen Warzen. b) Diese Warzen, von denen ein grosser Theil sich nicht zu entwickeln scheint, werden zunächst von einem Blattpaare von #” Länge umschlossen. Blattform oblong. e) Blattpaar von 1”” Länge. Blattform oblong. d) Blattpaar von 13” Länge. Blattform oblong. e) Blattpaar von 24” Länge. Die Blätter sind am Grunde durch‘ einen membranösen Anhang sehr breit geworden. Die membranösen Ränder beider Blätter umfassen sich, ohne je- doch verbunden zu sein. So ist durch Bildung neuer Zellen an der Blattbasis aus der Forma oblonga eine Forma subulata geworden: f) Blattpaar von 5’”’ Länge. Jetzt sind beide Blätter am Grunde verwachsen, indem ihre gemeinschaftliche Basis die Stengelperipherie vollständig einschliesst‘(Nodus integer). Über derselben steht der subulirte, am Rande’ membranöse Theil, welcher in e noch die Basis selbst! bildete. Wenn die Blattfläche sich theilt, so tritt! die Bedeutung des primären Vegetationspuncts viel entschiedener hervor. Durch die Productionen dieser Region wird oft erst die Grenz- linie zwischen Petiolus und Lamina sichtbar. Die Entwicke- u über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 139 lung eines Folium trifidum: beobachtete ich an dem: Seitentriebe einer Saxifraga, deren Blätter‘ an unentwickelten: Internodien in grosser Zahl zusammengedrängt, jedoch stets alternirend, gegen ihr Centrum: bis zu mikroskopischer Kleinheit abnehmen. Ih, Sarifraga hypnoides. a) Die kleinsten: Blätter, die kürzer sind als 4", erschei- nen in der Gestalt von ungetheilten Warzen. b) #” langes Blatt. Die beiden Seitenlappen: entstehen als kleine Wärzchen über der Basis. Zu der Lamina des ob- longen Blatts verhalten sie‘ sich ihrer Grösse nach: wie zwei Serraturen. c—g) Blätter von #”, 2”, 1”, 44”, 1%” Länge. An- fangs wachsen die seitlichen Warzen stärker als der nun zum Mittelsegment gewordene Blatttheil. Am. Schlusse dieser Pe- riode entspricht die Form der Lamina: einem Folium tripartitum. h) Das Folium tripartitum: verwandelt sich, bis: es seine völlige Grösse erreicht, in ein Folium trifidum. Es ist klar, dass dies: nur durch: einen an der Basis der Lamina: länger als den übrigen Blatttheilen: thätigen Vegetationspunct: gesche- hen kann. Im Allgemeinen kann man’ aus’ diesen und ähnlichen Be- obachtungen: den Satz ableiten, dass die mannigfaltigen For- men sowohl des einfachen: als des zusammengesetzten Blatts theils von der Disposition der Vegetationspuncte, theils von der zeitlichen Reihenfolge, in: der dieselben thätig sind, ab- hängt. Vielleicht: liessem sich, wenn: man die Mutterzellen. der Lamina. durch Linien verbinden könnte, diese Verhältnisse durch Figuren ausdrücken, welche für bestimmte Pflanzenfami- lien, wie für die Malvaceen, Gramineen, gemeinsame geome- trische Eigenschaften besässen. Hiebei muss man sieh indes- sen die Vegetationspuncte nicht als wirkliche Puncte oder isolirte Mutterzellen denken. Vielmehr giebt es in: der La- mina nur Centra‘ der Zellenproduction, in deren Umkreis diese Thätigkeit allmählich abnimmt. Denn alles Wachsthum der Lamina gehört zum Incrementum continuum, was bei den Blattstützen nicht immer der Fallı ist. Dieser Umstand vermehrt die Schwierigkeit der Untersuchung der Blättflächenentwickelung ungemein. So lange es an einer einfachen und’ siehern Methode, die 140 A. Grisebach: Beobachtungen Vegetationspuncte der Lamina zu finden fehlt, muss man sich mit der Erforschung allgemeinerer Verhältnisse begnügen. Da- hin gehört der Übergang zum selbstständigen Wachsthum der Lamina, nachdem sie sich von ihren Stützen gesondert hat. Hiedurch zerfällt die Entwickelung jedes gestielten oder durch eine Vagina gestützten Blatts in zwei Perioden: 1. Periode des basilaren Wachsthums bis zur Sonderung der Lamina von ihren Stützen. € 2. Wachsthum der Lamina aus einem an der Grenze von Petiolus und Basis Laminae gelegenen und andern eigenen Vegetationspuncten oberhalb der Stützen, während diese selbst nach ihrem eigenen Entwickelungsgesetz sich entfalten. Um die Unabhängigkeit des spätern Wachsthums der La- mina von ihren Stützen nachzuweisen, will ich zunächst von verschiedenen Blättern die ungleichförmige Verlängerung der Bestandtheile darstellen. Sehen wir, dass die Vagina der Um- belliferen mit der Lamina in ihrem Wachsthum durchaus nicht gleichen Schritt hält, so dürfen wir erwarten, dass dies nicht auf einer zufälligen Ungleichheit in der Zuführung des Saftes, sondern auf einem verschiedenen Entwickelungsgesetze berube. Die Auxanometermessungen an den Blattstützen werden diese Schlussfolge weiter begründen. Bei der Erscheinung, dass die obern Blätter der Umbelliferen, z.B. von HZeracleum, fast nur eine Vagina darstellen, deren Lamina verschwindet, frägt es sich, ob hier ein Abort der Lamina anzunehmen ist. Findet sich, dass diese Erscheinung einem frühern Entwickelungszu- stande des normalen Blatts entspricht, so ist die Erklärung gerechtfertigt. Die folgende Darstellung der Entwickelung des Blatts von Peucedanum alsaticum enthält diesen Beweis. Bedeutung der Buchstaben: F — die Länge des ganzen Blatts; L — die Länge der Lamina; P = des Petiolus; V = der Vagina. Von den römischen Minuskeln bedeutet a stets die erste beobachtete Stufe der Entwickelungsreihe, b die zweite u. S. w. IV. Terminale Stengelknospe von Peucedanum alsaticum. Die Vagina entspringt aus der ganzen Stengelperipherie (no- dus integer) und umfasst sich selbst mittelst ihrer übergrei- fenden Ränder, die jedoch mit einander verwachsen. Ehe die Vagina sich von der Lamina trennt, ist hingegen die Blattbasis on über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 141 abgerundet und entspringt nur von einem Segment der Sten- gelperipherie. So geht überall dem Nodus integer ein Stadium des Nodus partialis voraus. a) Das jüngste Blatt, welches ich mikroskopisch unter- suchte, war 2” lang, von eirunder Gestalt, nach oben zuge- spitzt, parenchymatos und ohne eine Spur von Theilung. b)F = +". In der Mitte des einfachen Blatts ist jeder- seits eine deutliche Serratur entstanden. Eine Linie, welche gerade unter dem Insertionspuncte dieser beiden Sägezähne die Mittellinie des Blatts kreuzt, ist in der Folge die Grenze zwischen Vagina und Lamina. Auf dieser Entwickelungsstufe, wo zuerst die Absonderung beider Elemente des Blatts er- folgt, sind sie daher von gleicher Länge. Das Entstehen der beiden Serraturen ist das erste Zeichen eines Vegetationspun- ctes an der Basis Laminae. — Zwischen b und c liegt eine Reihe von Entwickelungsstufen, auf denen die Theile sich gleichförmig vergrössern. oJV=+#";L= +" In V sondern sich mehrere pa- rallele Reihen von prosenchymatosen Zellen aus, die spätern Gefässbündel. L ist jetzt etwas schmaler als V. Der Media- nus wird auch in L durch eine Reihe von Prosenchymzellen angedeutet, welche sich bis jetzt noch nicht zu den inzwischen ° rudimentär gebliebenen beiden Serraturen verzweigt. d, e, f, &) V— ur u ars Am: Ins zu Run un? 4”. Von d bis g verlängert sich also die Blattscheide allein, die Lamina bleibt unverändert und behält ihre frühere oblonge Form. )V=14";, L= #%. Die Lamina beginnt wieder zu wachsen und zugleich vergrössern sich die seitlichen Serraturen. ) V= 14"; L.=1', Bei der raschen Vergrösserung der Lamina auf die doppelte Länge ist die Vagina zurück- geblieben. k)V= 2; L—= 14 Dicht unter den beiden Ser- raturen von IL, haben sich noch zwei kleinere gebildet. Die beiden ursprünglichen Serraturen haben sich jetzt so beträcht- lich vergrössert, dass die Lamina sich zu demselben wie ein Segmentum terminale verhält: dieses hat ebenso wie jene jetzt ein Netz von Gefässbiindeln erhalten. ) V=3; L—= 2, Zum zweiten Male erhält die 142 A. Grisebach: Beobachtungen Vagina das Übergewicht über die Lamina und dies dauert seine Zeit lang fort. Wenn jetzt aus irgend einer Ursache die wei- tere Entfaltung der Lamina verhindert würde, so müsste das Resultat dieses Aborts dasselbe sein, was man an den obern Blättern von Heracleum sieht. m) V= 4"; L = 2“. Während die Verlängerung der Lamina unterbrochen ist, entwickelt dieselbe aus ihrer Basis neue Serraturen. Auf dieser Entwickelungsstufe sah ich de- ren jederseits bereits sechs, von denen die untersten noch in der Bildung begriffen wie zarte Appendices am Grunde der grössern erscheinen. n)V = 5"; L= 3. Jetzt besitzt die Lamina jeder- seits sieben Serraturen, von denen die drei obern dem Seg- mentum terminale an Grösse gleichkommen, die vier untern nach dem primären Vegetationspuncte hin immer kleiner werden. N N EI M) — pP V= 8"; L=5'. Die Serraturen haben sich im Verhältniss zur ganzen Lamina vollständig zu Segmenten aus- gebildet. Die Segmentenpaare fangen nun an auseinander zu rücken, die untern am-Grunde einen stielartigen Theil abzu- sondern. Die Lamina besteht nun bald aus zwei Elementen, aus Segmenten und aus einem System von blattstielähnlichen Stützen (petiolus communis und petioluli),. Aber das Wachs- thum dieser Stützen verhält sich wie das der Lamina selbst, der so genannte Petiolus communis wird aus dem primären Vegetationspuncte herausgeschoben,. In o lagen die beiden untersten Segmentenpaare noch dicht zusammen, in p sind sie durch den jetzt erst 1‘ langen Petiolus communis getrennt. Das Wachsthum desselben zwischen den beiden untersten Seg- mentenpaaren überwiegt nun so bedeutend, dass er in u nicht viel kürzer (14) mehr ist, als der ganze obere Theil der Lamina (17'). — Auf den folgenden Entwickelungsstufen be- deutet £ die Länge des Petiolus communis zwischen deu bei- den untern Segmentenpaaren, als eines Theils von L. qV= 1", D = 8" (= 2"). Die Segmente trei- ben Serraturen, die auf dieselbe Weise aus ihnen hervorwach- sen, wie ursprünglich die Segmente aus der Lamina. Jetzt müssen daher ausser dem primären Vegetationspunete, aus welchem der grösste Theil der ganzen Lamina nebst ihrem über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 143 Petiolus communis gebildet worden ist, auch secundäre Vege- tationspuncte zur Formation der Serraturen an den Segmen- ten thätig werden. Die Serraturen werden später zum Theil wieder zu neuen Segmenten. DV = 124, L = 11” (= 3). )V— 1; L = 14 (Be 4"). t) V — 19; L = Dazu (ß — 9), u) V= 24", L = 31" (# = 14). Alle Segmente und Serraturen sind jetzt gebildet. Nachdem die specifische Form des Blatts hiedurch vollständig gesichert ist, folgt die Periode der stärksten Ausdehnung, sowohl für ‚die Vagina als Lamina. Das Wachsthum der Vagina aber findet, wie man an der Zartheit des Gewebes leicht erkennt, nur an der Spitze statt, das der Lamina decreseirt von der Basis gegen die Spitze, wie aus der Vergleichung von L mit dessen Basilar- theil 8 erhellt. Der obere neu gebildete Theil der Vagina wird in seiner Form ebenso wie der Petiolus communis einem Blattstiele gleich, aber die Grenze beider zwar gleichgeform- ter aber in entgegengesetzter Richtung angewachsener Theile ist durch den Insertionspunet des untersten in der Folge ge- stielten Segmentenpaars stets festgehalten Aus dieser Entwickelungsgeschichte eines Folium pinnati- seetum ergiebt sich daher unter Anderm ein reeller Unter- schied desselben vom Folium pinnatum. Man ist De Candolle nicht allgemein gefolgt, als er so scharf bei keiner Umbelli- fere oder Ranunculacee ein zusammengesetztes Blatt, sondern nur getheilte Blattflächen anerkannte. Aber die systematische Idee, welche ihn hiebei leitete, war morphologisch wohl be- gründet. Mag ein ausgebildetes Umbelliferenblatt auch noch so sehr einem zusammengesetzten gleichen, so wird während der letzten Entwickelungsperiode im ächten Folium pinnatum der Petiolus communis durch axifugales, im Folium pinnati- sectum durch axipetales Wachsthum entfaltet. Künftig werde ich daher den Petiolus communis am Folium pinnatiseetum, um ihn von dem des gefiederten Blatts zu unterscheiden, Sti- pes communis, dessen Äste Stipites segmentorum nennen, Aus- drücke, die zu keiner Verwechselung Anlass geben können. Am Stipes communis sind die untersten Theile, welche an den 144 A. Grisebach: Beobachtungen Petiolus grenzen, die jüngsten, am Petiolus communis sind sie die ältesten. V. Menyanthes trifoliata. Die erste Entwickelung _ des Blatts ist hier ganz ähnlich wie bei den Umbelliferen. Ich habe sie bis zu 2” langen Blättern verfolgt. Diese be- stehen zur Hälfte aus der kreisförmigen, mit übergreifenden Rändern die Axe umfassenden scheidenartigen Stütze, zur Hälfte aus den drei einem Puncte ihres Randes inserirten Blattsegmenten. Die seitlichen Segmente wachsen zuerst aus der Basis Laminae matricis hervor, wie bei Peucedanum. Die Absonderung des primären Vegetationspuncts trennt auch hier die zweite Periode der Blattentwickelung von der ersten. VI. Terminalknospe von Aristolochia Sipho. a) Warzen von +“ Länge. b) Eine zusammengefaltete, runde Scheibe von 4“ Durch- messer umgiebt jene Warzen. Der Medianus ist in dieser Scheibe schon bis zur Mitte angedeutet. c) Die Scheibe (4 lang) zeigt jetzt schon die Gestalt des künftigen Blatts. Ausser dem Medianus sind auch die Seitennerven sichtbar. Die Basis sitzt der Axe breit auf. d) Das Blatt ist 14“ lang, aber noch ganz ungestielt. e) Das 24‘ lange Blatt hat einen kurzen Stiel. Der Pe- tiolus ist daher später gebildet als die Lamina. Er erscheint hier so spät, dass während der zweiten Periode der Blattent- wiekelung die Form der Lamina selbst nicht mehr geändert wird. Demzufolge hat der primäre Vegetationspunct der La- mina in diesem Falle zu der Zeit, in welcher der Petiolus aus der Axe hervorgeschoben wird, nicht mehr eine solche Bedeutung, wie in den vorigen Beispielen. Denn die über- wiesende Thätigkeit desselben bedingt nothwendig eine Ände- rung in der äussern Gestalt der Blattfläche, wie oben bei Saxifraga hypnoides gezeigt ward. Die fernere Ausdehnung der Lamina von Aristolochia mit gleich bleibender Blatt- form kann entweder von einer Vergrösserung sämmtlicher Zellen oder von einer mit der Blattform symmetrischen Dis- position von Vegetationspuncten abhängig sein, welcher dieser beiden möglichen Fälle der wirkliche sei, habe ich nicht zu ermitteln gewusst. Aber so lückenhaft in Betreff der Vege- tationspuncte der Lamina meine Beobachtungsmethode geblie- über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 145 ben ist, so glaube ich es doch als ein sicheres Resultat an- sehen zu dürfen, dass wenigstens. zwei Entwickelungsarten unterschieden werden müssen: je nachdem die Form der La- mina sich während ihrer Entfaltung ändert oder nicht. Über zusammengesetzte Blätter verweise ich auf die Ab- handlung von Mühter. Es geht daraus hervor, dass mit Aus- nahme der schon erwähnten Eigenthümlichkeit des gefiederten Blatts die Entfaltung der Foliola auf dieselbe Weise erfolgt, wie die der Segmenta partialia von Peucedanum. In den Mes- sungen Münter’s zeigt sich überall die Bedeutung von basila- ren Vegetationspuncten an ‘den Foliolis. Ich ergänze hier seine nur auf die spätern Entwickelungsstufen sich beziehen- den Beobachtungen durch die Darstellung der vorhergegange- nen Zustände bei einem Folium digitatum. VII. Terminalknospe von Ampelopsis hederacea. a) Die Warzen, welche den innersten Raum der Knospe ausfüllen, sind etwas verschieden geformt, je nachdem sie zu Nebenblättern oder zu Blättern auswachsen. Das Wachsthum der Nebenblätter ist Anfangs bedeutender, als das der Blätter. Während an diesen die seitlichen Foliola aus der Basis des terminalen Foliolum hervorwachsen, sind sie von zwei Neben- blättern eingeschlossen, die das Blatt selbst an Grösse über- treffen. b) Die beiden Nebenblätter (St.) sind 4 lang, von ova- ler an beiden Enden abgerundeter Form. Sie schliessen ein etwa 3” langes Folium quinquepartitum ein. e)S. = 3"; F= 4". Die Gestalt der Nebenblätter entspricht jetzt der Forma ovata, indem sie gegen die Spitze verschmälert zulaufen. Die Foliola sind fadenförmig. d)S.=1";F =!" Es giebt also eine Periode, in welcher nur die Nebenblätter, die übrigens auf dieselbe Weise von der Knospenaxe entsprungen sind wie die Blätter selbst, allein wachsen, so wie das Blatt späterhin allein wächst, nach- dem die Stipulae ausgebildet sind. Unten wird allgemeiner dargethan werden, dass die ächten Nebenblätter sich von den gewöhnlichen Blättern durch eine verschiedene Entwickelungs- zeit unterscheiden. e) St. = 1%"; F = 4. Die Vergrösserung des Blatts auf die doppelte Länge ist nur durch Wachsthum des Foliolum Archiv f. Naturgeschichte. X, Jahrg. 1. Bd, 10 146 A. Grisebach: Beobachtungen terminale bewirkt, welches jetzt die übrigen Foliola an Länge weit übertrifft. N) St. = 2"; F= 14, Die eirunde Gestalt der Ne- benblätter ist jetzt in die oblonge umgewandelt, welche sie behalten. Die drei mittlern Foliola sind jetzt gleich lang ge- worden, die beiden äussern sind weit kürzer, alle zeigen noch eine lineare Gestalt. g) St. = 3“; F == 3. Mit den drei mittlern Foliolis ist eine grosse Veränderung vorgegangen. Sie sind jetzt der Länge nach zusammengefaltet, von linien-lanzettförmiger Ge- stalt und am Rande wachsen die Serraturen hervor. Die bei- den äussern Foliola sind den übrigen in ihrer Gestalt ähnlich, jedoch noch etwas kürzer. h) St. = 3"; F = 10", Zu derselben Zeit, wo die Nebenblätter aufhören zu wachsen, wird der Blattstiel zwi- schen Blatt und Axe eingeschaltet. Das mittlere Foliolum ist jetzt 8“, der Petiolus 2‘ lang. In g war das Blatt noch völlig sitzend gewesen. Die seitlichen Foliola sind bei dieser Entwickelung zurückgeblieben, 'sie sind 4—6‘ lang, unter sich ungleich, aber der Unterschied zwischen dem äussern und innern Paar ist aufgehoben. Diese Darstellung schliesst mit dem Ende der ersten Pe- riode. Die Messungen Münter’s an derselben Pflanze bezie- hen sich auf einen Theil der zweiten Periode. Hieraus er- giebt sich folgendes Schema für die Entwiekelung eines Folü quinati. a) Incrementum totius folii basilare. b) Incrementum post petioli formationem. 1. I. petioli continuum axifugum. 2. I. laminarum axipetum, Wachsthum der Nebenblätter. Die morphologische Bedeutung der Nebenblätter wird durch ihre Entwickelung weniger aufgeklärt, als man ‚nach dem Umstande, dass sie oft so früh verschwinden, erwarten sollte. Man könnte hieraus schliessen, dass ihre Function an ein früheres Stadium der Blattentwickelung geknüpft sei. Man hat in ihnen Segmente des sich bildenden Blatts erkennen wollen, aber oft wachsen sie erst später aus, wenn das Blatt sie schon lange an Grösse übertrifft. Die Frage über ihre ” über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 147 erste Entstehung ist für die Systematik viel wichtiger, als für ihre noch völlig in Dunkel gehüllte Physiologie. Schleiden (a. a. ©. S. 182.) behauptet, dass die Nebenblätter stets wie Foliola sich bilden und daher Theile des Blatts sind, zu dem sie gehören. Zwischen den zu Nebenblättern auswachsenden Warzen der Blattknospe von Ampelopsis und deren Blattan- lage habe ich keinen Zusammenhang wahrgenommen (s. oben Vi). Zwischen dem Lagenverhältniss dieser Warzen zu der Knospenaxe und dem eines halben sechsblättrigen Blattwirtels sehe ich keine Verschiedenheit. In andern Fällen ist der Ur- sprung der Nebenblätter aus der Lamina matrix des Blatts unzweifelhaft. Dies ist z. B. leicht an den in ihrer Lage Ne- benblättern entsprechenden Drüsen der Apocyneen zu beob- achten, deren Entwickelung aus den schon im Nodus integer vereinigten Blattstielen ich bei Finca minor verfolgt habe. Ebenso verhalten sich die vollkommnen Nebenblätter von Salir. VI. Blattknospe -von Salix viminalis. Jedes Blatt ist mit den Rändern so nach einwärts gebogen, dass, indem alle Blätter genau alterniren, das zunächst tiefer stehende über das obere an beiden Seiten übergreift. Die Länge der ge- messenen Blätter war: a = 4"; b=!4'",c=1"; d—=2"; e = 4", — Hier waren die Nebenblätter erst bei e als drü- senähnliche Warzen sichtbar. Die Blattbasis umfasst zu dieser Zeit die Axe ungefähr zur Hälfte und wird aus diesem Nodus partialis herausgeschoben. Indem die Nebenblätter sich jetzt zuerst an der Blattbasis zeigen, entwickeln sich aus dem Blatt- rande neben jenen noch einige ganz ähnlich geformte Drüsen, die sich nur dadurch von den Nebenblättern unterscheiden, dass sie nicht wie diese blattartig auswachsen. Das stipulirte Blatt von Salix kann daher wohl mit einem Folium tripartitum verglichen werden. Bei der spätern Entfaltung verhalten sich die Nebenblät- ter sehr verschieden, indem sie bald eine Zeit lang gleichen Schritt mit den Blättern halten, bald diesen vorauseilen oder hinter ihnen zurückbleiben. Diese Verschiedenheiten sind für das System ohne Wichtigkeit. Unter den hier anzuführenden Beispielen verhalten sich zwei Leguminosen entgegengesetzt: bei Lathyrus purpureus wird das junge Blatt von den Neben- blättern eingehüllt, bei Thermopsis entfalten sich Anfangs beide 10 * 148 A. Grisebach: Beobachtungen Organe gleichzeitig. Die auffallend späte Ausbildung der gros- sen Nebenblätter von Fiola persicifolia spricht entschieden. gegen die Ansicht, dass diesen Organen allgemein die Bedeu- tung von Schutzorganen für die Knospe zukomme, IX. Blattknospe von Thermopsis lanceolata. Die drei Foliola sind während ihrer Entwickelung vom Medianus aus einwärts zusammengefaltet (Aest. conduplicativa). Ihr Blattstiel umfasst in Verbindung mit den Nebenblättern eine Zeit lang die ganze Axenperipherie. So entsteht hier, was z. B. bei Lathyrus purpureus nie der Fall ist, ein transitori- scher Nodus integer, und wäre von diesem Zeitpuncte an die Entwickelung des Blatts und der Nebenblätter dieselbe, so würde ein dreiblätteriger Wirtel den Stengel umschliessen. a) S.—= 4”; F= 4", Das Blatt besteht schon jetzt aus drei ungestielten gleich langen Blättchen. b) St. = #"; F = 14“, Die beiden seitlichen Foliola sind jetzt nur 1’ lang. c) St. = 2"; F = 4". Die Foliola sind wieder gleich lang, jedoch noch immer ungestielt. d) St. = 3"; F = 9, Jetzt werden die Foliola von einem +4 langen Blattstiel gestützt. e) St. = 4"'; F —= 16°". Der Blattstiel ist 2’ lang. X. Lathyrus purpureus. Hier kommt ein Entwik- kelungsstadium in der Blattknospe vor, wo das Blatt kürzer ist als die Nebenblätter. Zu dieser Zeit besteht das Blatt aus neun linearen, convolutiv eingewickelten Segmenten, von de- nen die drei obern jetzt noch mit den übrigen ganz gleich- geformt sind, späterhin aber nicht in die Breite wachsen und dadurch zu Wickelranken werden. XI. Viola persicifolia Rth. a)S.=4"; F=1". Das Blatt ist vom Medianus ; aus nach einwärts gerollt (A. convolutiva). Allein es hat ebenso wie die Nebenblätter noch eine lineare Gestalt. b) St. = 14; F = 6. Noch ist das Blatt linear und stiellos geblieben. Die Nebenblätter sind hingegen jetzt brei- ter geworden und entsprechen dem obern Stück ihrer aus- gebildeten Form. > ec) St. = 2%"; F= 11". Der Blattstiel ist von dem | 4 über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 149 breiter werdenden Blatte abgesondert; die Länge desselben beträgt 4‘, d) S.—= 2"; F= 20. Die Nebenblätter erleiden einen Stillstand in ihrer Vegetation, während die Lamina sich ausbildet und ihre Serraturen treibt. Der Blattstiel ist jetzt 2 lang, die Lamina 18°. Aus der Anordnung der Säge- zähne kann man schliessen, dass zwischen e und d die La- mina nur aus ihrem primären Vegetationspuncte hervorgescho- ben ist: denn an dem obern schon in ce vorhandenen Stücke fehlen die Serraturen. e) St. = 7"; F = 24". Das Blatt ist jetzt ausgewach- sen. Die Nebenblätter erreichen hier also erst zuletzt ihre be- deutende Grösse, während die meisten Nebenblätter sich frü- her als das Blatt ausbilden. Sie scheinen wie die Lamina aus einem an ihrer Basis gelegenen Vegetationspunkte hervorge- schoben. Der Blattstiel ist nicht länger geworden, als er schon in d war. XI. Rubia tinetorum. Die Frage, welche Organe als die Nebenblätter ‚der Stellaten anzusehen sind, wird durch die Entwicklungsgeschichte der Lösung näher geführt, Vier Blätter im sechsblätterigen Wirtel von Rubia entwickeln sich synchronisch, die beiden übrigen gehen diesen voraus und tragen in der Folge allein Axillarknospen. Von unentwickel- ten Nebenblättern zwischen jenen sechs Blättern habe ich nichts wahrgenommen. a) F. (die beiden später Knospen tragenden Blätter) ; St. (die vier übrigen Blätter) = 7;". 1 Be re OF. = Wr. ie", d)F.—= 3"; St. —2". )R.=\8'; So 4", f) F. = 10"; St. = 9" u. 8". — In d, eund f sind die vier St. nicht mehr regelmässig gleich lang, Wachsthum des Blattstiels. Ich unterschied Blattstiel von Blattscheide anfangs nur nach der äussern Gestalt. Wo aber eine deutliche Blattscheide vor- kommt, wie bei den Umbelliferen, hatte ich stets die ganze Blattstütze so genannt, weil alsdann keine scharfe Trennung 150 A. Grisebach: Beobachtungen zwischen Blattscheide und Blattstiel wahrzunehmen ist. Über- haupt trennte ich in meiner Untersuchung nur deswegen den Blattstiel von der Blattscheide, weil ich erwartete, dass die Gestalt eine Folge besonderer Entwiekelungsverhältnisse sei. Dass diese Vermuthung begründet war, wird sich ergeben und dadurch ein morphologischer Unterschied zwischen Petiolus und Vagina gewonnen. Das Resultat stelle ich gleich voran. Va- gina und Petiolus kommen nach ihrer neuen Begriffsbestim- mung nicht zusammen vor. Ein gestütztes Blatt hat entweder einen Petiolus oder eine Vagina. Alle von mir unter- suchten Blattstiele entwickelten sich durch Inere- mentum continuum von ihren Endpunkten aus, Blattscheiden hingegen werden frühzeitig durch Incerementum interealare verlängert, und zwar ent- weder an der Spitze oder an der Basis. Die letztge- nannte Verschiedenheit ist von der ganzen Untersuchung für Systematik die wichtigste, weil sie einen der schärfsten Fami- liencharaktere einschliesst, von dem keine Beobachtung früher irgend etwas hätte ahnen lassen. Die erste Absonderung des Blattstiels von der Blattfläche erfolgt jedesmal auf dieselbe Weise, wie sie bei Aristolochia und Ampelopsis beschrieben ward. Die allgemeine Form der Lamina ist meist schon bestimmt, wenn der Petiolus sich an der Axe hervorschiebt. Doch ist dies keineswegs inmer der Fall, wie mehrere Beobachtungen beweisen, in denen die La- mina zu der Zeit, wo der Petiolus sich bildet, .noch eine lineare, von der spätern Gestalt völlig abweichende, Gestalt zeigt. (Vergl. oben Viola persicifolia.) XIN. Terminalknospe von Beta-vulgaris. Die klei- nern Blätter im Centrum der Blattrosette sind vom Medianus aus rückwärts gefaltet (Aest. reduplicativa) und einem Nodus partialis inserirt. Die Entfaltung des Blatts von 1" bis 4” Länge ist folgende: a) F=1". Das Blatt stellt eine lineare, ungestielte Lamina dar. b)F= 14". Ein rothgefärbter 4” langer Petiolus ist jetzt deutlich von der linearen Blattfläche abgesetzt. Diese selbst ist unverändert, 41” lang und zeigt dieselbe Gestalt wie bei a. über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 151 ec) F=4". Lamina und Petiolus haben sich gleichför- mig verlängert. Der Vegetationspunkt der Lamina liegt daher jetzt über dem rothen Petiolus oder an dessen Spitze. Am Petiolus selbst findet sich dagegen zu dieser Zeit ein Vegeta- tionspunkt an dessen Basis; denn diese hat sich zwischen und ce scheidenartig erweitert und umfasst die Axe jetzt zur Hälfte, was bei dem Nodus partialis von 5 durchaus nicht der Fall war. Schon diese Beobachtung, in Verbindung mit der bereits durch Münter festgestellten Thatsache, dass späterhin der Blattstiel von seiner Spitze aus sich verlängert (Iner. con- tinuum axipetum), deutet das allgemeine Gesetz an, dass das Wachsthum des Blattstiels an sich auf dieselbe Weise erfolgt, wie in den meisten Internodien. Gerade wie dort sind am Blattstiel Stadien des Incrementum continuum axifugum und axipetum zu unterscheiden. Zur nähern Bestimmung dieses Satzes führe ich einige Auxanometermessungen an, welche, je nachdem sie die eine oder andere Entfaltungsperiode umfassen, wie beim Interno- dium verschiedene Formen des Incrementum continuum am Blattstiele erkennen lassen. Als der bei Weitem bedeutendste Vegetationspunkt erscheint hier allgemein der primäre, wel- cher der Lamina und dem Petiolus gemeinschaftlich angehört und von dem in den letzten Stadien die Verlängerung des Blattstiels gewöhnlich allein abhängig ist. In andern Messun- gen zeigt sich auch "am Blattstiel das Inerementum continnum aequale, aber dass es den andern Formen regelmässig wie im Internodium vorausgelie, glaube ich nicht. Wachsthum des Blattstiels aus dem primären Vegetationspunkte, XIV. Tropaeolum majus. 30. Junius. 8. Julius. sr br. in Dein BU 1: se" a A 2 alu a0. 0 ar te N er ZA th, yu 6 5" . . * . . ) y 152 A. Grisebach: Beobachtungen hl aloinm' ki haspe edel nid sugangutetomn 355 Skate a 17%, lin, alahı Tag AV. Cytisus Laburnum. 8. August. 12 August. al EZ Ba ran JE a1) ERIE SEE. N re tt Sr ö 4 r N y 2 zu au dat ag MH le DUNST RR DA hngy be Alfiieruuk un chiuslannsss dl Skale — 16” . un ale Wachsthum des Blattstiels durch gleichförmige Ausdehnung. XVI. Polygonum orientale. 40.. Aug. 14. Aug.- 18. Aug. 21. Aug. Skale,—. A2 Ur, st AG a 1 en ZB: Hiebei hatten sich die Theilungsstriche gleichförmig von einander entfernt. ‚Nur unter der Skale war an: der Basis des Blattstiels ein Stück von 4’’ eingeschaltet, welches von den Beobachtungsfehlern herrühren kann. Merkwürdig ist der Um- stand, dass hier das gleichförmige Wachsthum bis zur äusser- sten Grenze der Entwickelung. fortdauert: viele Blattstiele die- ser Pflanze werden sogar nicht länger als einen Zoll. XV. Cucurbita Pepo. 10. Aug. 14. Aug. Skale — All u.a. 224104 Die Theilungsstriche hatten sich gleichförmig von einander entfernt, wenn nicht die untern etwas länger waren, als die obern. Wachsthum der Blattscheide. Wahre Blattscheiden nach der oben erläuterten Begriffs- bestimmung kenne ich bis jetzt nur bei zwei natürlichen Fa- milien, wo sie zum allgemeinen Plan der Vegetationsorgane gehören, bei den Umbelliferen und Gramineen. Desto merk- über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 153 würdiger ist es, dass deren Wachsthum sich ‘in beiden Fami- lien gerade entgegengesetzt verhält. Die Vagina der Umbel- liferen entwickelt sich durch intercalares Wachs- thum an der Spitze, die der Gräser an der Basis des Organs. ‚Das intercalare Wachsthum ist hier eben so bestimmt ausgeprägt, wie an den ‚Internodien von Polygonum. Wie ungemein gross hier ‚die in das fertige Gewebe einge- schalteten Stücke sind, ergiebt sich aus den Auxanometermes- sungen. Bei den Gräsern wird auch die direkte Beobachtung durch die Lage einer äusserst schmalen und lange Zeit hin- durch Zellen produeirenden Gewebschicht hart am Stengelkno- ten begünstigt. Wegen der Leichtigkeit Vertikalschnitte zu machen, welche jedesmal die Mutterzellen in der Basis der Vagina treffen müssen, sind hier ohne Zweifel die sichersten Beobachtungen über die erste Bildungsgeschichte der Zellen zu machen. Durch die Entwickelung des Blatts von Peucedanum wurde es bereits wahrscheinlich, dass die Vagina im letzten Stadium ihrer Ausbildung nur durch Gipfelwachsthum sich verlängere, Dass dies aber durch intercalares, und nicht wie beim Petio- lus durch eontinuirliches Wachsthum aus dem primären Vege- tationspunkte geschehe, zeigt folgende Auxanometermessung. XVIll, Messung der Blattscheide von Aszrantia major. 20. Juni. 30. Juni. 6. Juli. Skale — 18m nn Bd ea Deber'der. Skale.—=i0/l,: 12 Länge‘.der Vagina — 8" „,. 12.20 u, 21,..,43 In der 43° langen Blattscheide verglich ich die Grösse der Epidermiszellen an dem durch intercalares Wachsthum und an dem schon früher gebildeten untern Stück. Innerhalb der Skale war die Länge dieser Zellen im Sinne des longitudina- len Wachsthums —= 2— 3 . ;'; Millimeter; über der Skale —=3—5. ;, Millim. Die Vergrösserung der Zellen hat in- dessen in der Zellen erzeugenden Schicht an der Spitze der Vagina einen grössern Einfluss auf das rasche Wachsthum, als es hiernach scheinen sollte. Denn an einer 12’ langen Va- gina, wo ich die Epidermiszellen am primären Vegetations- punkte selbst mass, fand ich dieselben = 1—2 . ;, Millim., 154 A. Grisebach: Beobachtungen’ so dass eine neu gebildete Reihe von solchen Zellen sich nach- her noch um das Dreifache vergrössert, Dass das interoalare Wachsthum der Vagina bei den Gra- mineen sich entgegengesetzt verhält, dass die dem Knoten zu- nächst gelegenen Stücke die jüngsten sind, während die ein- mal gebildeten obern Stücke sich nicht weiter ausdehnen, er- giebt sich aus folgenden Messungen. XIX. Phalaris canariensis. { 30. Juni. 4. Juli. 6. Juli. Skaleı=118" 110 1,28 in A Unter der Skale = 0%. . .20% ., 0.20% Länge der Vagina = 18". . . 38". ...838% XXX, Hordeum hexastichon. 8. Juli. 11. Juli. SRaleg = rl IR, Unter der. Skale.— 10. , ,2.70:% Länge der Vagina = 11" . . . 81“. Es war also bei Hordeum binnen drei Tagen ein über sechs Mal so langes Stück zwischen dem Knoten und der ur- sprünglichen Basis vaginae eingeschaltet, ohne dass die höher gelegenen und früher gebildeten Zellen an diesem Wachsthum Theil genommen hätten. Indenı ich diese Untersuchung mit einem so eigenthümli- chen Ergebniss beschliesse, kann ein Rückblick auf die bishe- rigen Ansichten über das Wachsthum der Blätter nur wenig Stoff zur Vergleichung bieten, weil dieser Gegenstand so höchst unvollkommen untersucht war. Wir sehen, dass die Meinung, das Blatt unterscheide sich durch basilares Wachsthum von der terminal sich entfaltenden Axe der Pflanze, ganz unbe- gründet ist oder doch nur von den ersten Entwickelungspe- rioden gilt. Späterhin verhält sich der Petiolus gerade wie ein Internodium, die Vagina ähnlich wie der Stengel von Po- Zygonum. Ist nun gleich durch die erste Bildung und durch die Stellung gegen die Axe eine scharfe Begriffsbestimmung des Blatts gegeben, so lassen diese Merkmale sich doch durch- aus nicht unmittelbar auf die Erklärung der Blüthenorgane an- wenden. Schleiden (Grundz. 2. S. 319) ist hierin so weit ge- gangen, dass er das Pistill der Leguminosen und Liliaceen für ein Axenorgan erklärt und unter dem Namen Stengelpistill über das Wachsthum der Vegetationsorgane etc. 155 von dem Carpophyll unterscheidet, weil es terminal wachse, Nach diesem Raisonnement würde auch der Blattstiel oder die Umbelliferenscheide ein Zweig genannt werden müssen, weil sie bei ihrer späteren Entwickelung sich eben so wie jene Ovarien verhalten. Aber die späteren Entwickelungsstufen dür- fen, wenn es überhaupt auf eine scharfe Begrenzung der Be- griffe von Blatt und Axe ankommt, mit der ursprünglich ver- schiedenen Bildung nicht zusammengestellt werden und dem Lagenverhältniss beider Organe ist alles Uebrige untergeordnet. Da Phyllodien bei den Leguminosen häufig vorkommen, so kann es nicht auffallen, wenn ihr Ovarium sich wie ein Phyl- lodium entwickelt. Erklärung der Figuren Taf. IV. A. Phalaris canariensis (XIX). a) Vagina am 30. Junius, 5) Durch intercalares Wachsthum eingeschaltetes Stück der Vagina. B. Astrantia major (XV). a) Vagina am 20. Junius. 5) Eingeschaltetes Stück am 30. Junius. c) Eingeschaltetes Stück am 6. Julius. d) Basis des Internodium am 20. Junius. e) Spitze des Internodium am 20. Junius. f—e) Ueber der Skale zwischen dem 30. Junius und 6. Julius ein- geschaltetes Stück. 7 C. Auxanometer. 7 Bemerkungen über die Coryna "squamata von Heinrich Ratlıke. n (Hierzu Taf. V. Fig. 1—6.) Bei Zoppot, einem Badeorte in der Nähe Danzigs, fand ich am Ende des Juli’s einen Haufen von verschiedentlich alten ixemplaren der Coryna, die sich auf einem Fucus angesiedelt hatten, und machte an ihnen, während sie noch lebten, einige 156 Heinrich Rathke: Bemerkungen Beobachtungen, ‘die ich,’ da sie zur Ergänzung dessen, was schon von Andern über die Coryna bekannt ‚gemacht wor- den: ist, dienen können, in den nachstehenden Zeilen be- schreiben will. Im völlig ausgebildeten Zustande hat der genannte Polyp eine Länge von einem halben Zoll und drüber, und besteht der Hauptsache nach aus 2 Abtheilungen, einem Kopfe oder vielmehr: Rumpfe und einem Stielee Der Rumpf hat gewöhn- lich eine länglich- ovale Form, und ist an seinem Mundende am dünnsten und fast zugespitzt (Fig. 1), mitunter jedoch nimmt er etwas andere Formen an, wie sich aus den beifolgenden Abbildungen (Fig. 2 und 3) ersehen lässt. Ueberhaupt aber vermag er sich, obschon nur langsam, zu verlängern und zu verkürzen, wie auch bald in seiner Mitte, bald in der Nähe eines seiner Enden zu erweitern ‚oder aufzublähen. Der wal- zenförmige und biegsame Stiel erscheint als eine gerade Ver- längerung des Rumpfes, ist im Verhältniss zu demselben recht dick, übertrifft ihn ungefähr drei bis vier Mal an Länge, und hat auf den Querdurchschnitten allenthalben eine ziemlich gleiche Dicke. Ziemlich schnell kann er sich bis ungefähr auf die Hälfte seiner Länge verkürzen, nur langsam aber vermag er nachher sich wieder zu verlängern. Im verkürzten Zustande zeigt er eine grosse Menge zarter Ringfurchen; sonst aber erscheint er ganz glatt. Selbst wenn ich den Rumpf abge- schnitten hatte, zeigte der auf dem Fucus verbliebene Stiel noch ungefähr 24 Stunden hindurch das Vermögen, sich ver- längern und verkürzen zu können. — Im Zustande der frühe- sten Jugend sitzt der Polyp mit dem untern Ende seines Rumpfes an andern Körpern fest, indem er eines. Stieles dann noch ganz ermangelt: allmählich‘ aber bildet sich auch dieser und nimmt immer mehr an Länge zu. — Von dem Rumpfe, gehen mehrere ganz einfache, fadenförmig dünne, allenthalben gleich dicke, und am Ende stumpf abgerundete Tentakeln ab, die sich schnell bis auf die Hälfte ihrer Länge verkürzen kön- nen, und dann sowohl der Quere, als auch, doch weniger stark, der Länge nach vielfach gerunzelt erscheinen, in Folge davon. aber lauter kleine Erhöhungen an ihrer Oberfläche dar- bieten. Bei sehr jungen Exemplaren zählte ich 5, bei den ältesten oder grössten 30. Tentakeln. Bei jenen waren sie über die Coryna squamata. 157 etwas länger als der Rumpf, bei diesen aber waren selbst die grössten, sogar wenn sie stark sich ausgedehnt hatten, kürzer als der noch länger gewordene Rumpf. Ihre Stellung ist übri- gens von der Art, dass sie über den Rumpf ohne- eine be- stimmte Ordnung zerstreut erscheinen, also nicht in einem oder mehreren Kreisen stehen. — Unterhalb der Tentakeln, nämlich in der Nähe des Stieles und wo der Rumpf in die- sen übergeht, befinden sich an den grössern Exemplaren, und zwar ebenfalls ohne eine bestimmte Ordnung in ihrer Stellung, doch nahe bei einander, kurze, dieke und ganz glatte Aus- wüchse des Körpers, die das Aussehen von Knospen oder Sprossen haben, und deren Zweck sich auf die Fortpflanzung bezieht. Ihre Zahl ist bei verschiedenen Exemplaren sehr verschieden, steht aber mit der Grösse derselben im geraden Verhältnisse, und steigt bis auf ungefähr 40 und noch drüber. Auch hat, je grösser ihre Zahl ist, derjenige Theil des Rum- pfes, von dem sie ausgehen, im Verhältniss zu dem übrigen, oder demjenigen Theile, welcher mit den Tentakeln besetzt. ist, eine um so grössere Länge, so dass er demselben bei recht grossen Exemplaren darin ungefähr gleich kommt. Fer- ner sitzen jene Auswüchse meistens in Bündeln von 3 bis 9 Stück an dem Körper an, und die einzelnen Bündel haben ein etwas verzweigtes Aussehen, indem ein jedes einen sehr kurzen Stamm und ein Paar oder einige wenige ebenfalls nur kurze Aeste bemerken lässt (Fig. 4). Einzeln aber für sich betrachtet haben die Auswüchse sehr verschiedene Grössen und Formen. Die kleinern stellen kurze Keulen dar, indem sie an ihrem freien Ende nur wenig dicker, als an den andern sind. Die grössern dagegen haben fast die Form von ge- wöhnlichen Destillirkolben oder denjenigen Pilzen, die man Boviste nennt, bestehen nämlich aus einem dicken rundlichen Körper und einem im Verhältniss zu ihm nur kurzen, dünnen und trichterförmig gegen die Basis verjüngten Halse oder Stiele. An jungen Exemplaren fehlen die eben beschriebenen Organe gänzlich. Der völlig runde Mund ist zwar eine im Verhältniss zum ganzen Körper nur kleine Öllnung, doch einer mässig grossen Erweiterung fähig. Er führt in eine einfache Verdauungshöhle, die bis zu dem Stiele des Polypen hinreicht, also durch den » 158 H. Ratlıke: Bemerkungen ganzen Rumpf hindurchgeht. In dieser Höhle fand ich bei mehreren Exemplaren kleine, zum Theil smaragdgrüne Navi- cellen, von denen einige noch lebten, in einem Exemplare ausserdem ein sehr kleines eyclopenartiges Crustaceum, und bei eben demselben, wie auch bei etlichen anderen Exempla- ren, noch einige kleine Eier, über die ich weiterhin ein Meh- reres angeben werde.!) In den Stiel setzt sich die für die Verdauung bestimmte Höhle weiter fort und bildet hier einen nur: engen Kanal, der durch den ganzen Stiel hindurchgeht. Eine Bewegung von Flüssigkeiten aber habe ich so wenig in ihm, wie in den Tentakeln und in dem Rumpfe bemerken können. Die Wandung des Rumpfes ist im Verhältniss zu der Ver- dauungshöhle nur mässig dick. Sie sowohl, wie auch die knospenartigen Auswüchse des erstern, oder die Geschlechts- organe, und der ganze Stiel bestehen wesentlich aus zwei an Farbe und Festigkeit sehr verschiedenen Substanzen, nämlich aus einer milchweissen, festen, fast lederartigen, die den Mantel oder die Hautbedeckung des Körpers ausmacht, und einer rothgelben, weichern, fast gallertartigen, die nach innen von jener gelegen ist. An dem Rumpfe hat die letztere das Übergewicht, und es bildet an ihm die erstere bis auf die Umgebung der Mundöffnung, die nur aus ihr allein besteht, eine nur sehr dünne Schicht, weshalb denn auch der Rumpf am lebhaftesten gefärbt erscheint. Amı Stiele dagegen hat die weisse Substanz das Übergewicht und bildet eine dicke Scheide, die einen nur mässig dieken und nur schwach hindurch schim- mernden hohlen Cylinder der rothgelben Substanz einschliesst. Auf Querdurchschnitten erscheint, wenn das Thier einige Zeit in Weingeist gelegen hat, der von diesem Cylinder dargebo- tene Ring allenthalben kaum zum dritten Theile so dick, als der von der Scheide dargestellte. Die Tentakeln bestehen nur allein aus weisser Substanz. Und da nun die Tentakeln und der Stiel am meisten die Fähigkeit besitzen, sich zusam- 1) Wie diese Gegenstände in den Polypen hineingebracht wor- den waren, ob etwa mittelst der Tentakeln, oder durch eine Bewe- gung um den Mund stehender Wimpern, blieb mir unbekannt. über die Coryna squamata. 159 menzuziehen, so dürfte diese Fähigkeit wohl hauptsächlich an die weisse Substanz des Körpers gebunden sein. Mikroskopisch untersucht zeigten mir beide Substanzen bei einer Vergrösserung von 560 Mal in der Linie folgende Zusammensetzung. Die rothgelbe Substanz enthielt in allen Körpertheilen, in denen sie vorkam, zerstreut liegende rund- liche Zellen in grosser Menge, die höchstens „355 Zoll im Durchmesser hatten und einen Kern von 74950 bis 30305 Zoll enthielten. Die zwischen dem Kern und der Zellenwand befindliche Masse war fast farblos, ohne Granulation, und ganz klar. Der Kern aber bestand aus einer sehr zarthäuti- gen geschlossenen Hülle, und einigen wenigen in derselben eingeschlossenen, scharf umschriebenen, rundlichen Körnern von sehr dunkel-rothgelber Farbe. Der grössere oder übrige Theil der farbigen Substanz war hingegen nur sehr schwach rothgelb und enthielt zahlreiche, doch nicht ganz dicht bei- sammenliegende Zellen von höchstens 75%05 Zoll im Durch- messer, die unregelmässig-rundlich, ziemlich klar, und kaum merklich granulirt erschienen. Ob diese letztern nur die Kerne von Zellen, oder vielmehr ganze eigentliche Zellen darstell- ten, blieb ungewiss. — Die weisse Substanz schien zum grössern Theil ganz gallertartig und formlos zu sein, und enthielt in diesem Theile ihrer Masse am Rumpfe, an den Geschlechtswerkzeugen, am Stiele und in dem untern oder angehefteten Endstücke der Tentakeln zerstreut liegende runde Zellen von 75° bis 5507 Zoll im Durchmesser, die deut- lich einen granulirten Inhalt besassen, aber ausser ihren ziem- lich grossen und dicht gedrängten Granulationen keinen be- sondern Kern hatten. Dieser Beschaffenheit halber möchte ich vermuthen, dass auch die eben beschriebenen Gewebtheile nur die Kerne von Zellen waren, deren Wandungen sich nicht gehörig unterscheiden liessen. Verhältnissmässig am zahlreichsten waren sie in den Geschlechtswerkzeugen. Klei- nere, höchstens nur 75455 Zoll grosse und nur schwach gra- nulirte, doch im Übrigen den zuletzt angeführten ähnliche Zellen kamen in beträchtlicher Menge in dem grössern Theile der Tentakeln vor. Ausserdem aber befanden sich eingebettet in die weisse Substanz, doch nur hart an der Oberfläche des Thieres, sehr kleine, ganz klare und scharf begrenzte Kör- 160 H. Rathhke; Bemerkungen perchen, die meistens länglich-oval, selten beinahe rundlich waren, und von denen die ovalen höchstens eine Länge von kaum 5300 Zoll hatten. Am Rumpfe, dem Stiele und den Geschlechtswerkzeugen kamen sie nur sparsam vor; dagegen waren sie in den Tentakeln überaus zahlreich und lagen in denselben sehr nahe bei einander. Ihre Stellung war von der Art, dass sie mit ihrem einen Ende immer nach aussen ge- richtet waren. Mehrmals auch bemerkte ich, dass in den Ten- takeln einzelne solche Körperchen, selbst wenn auf jene Or- gane kein Druck angewendet worden "war, mit ihrem dünnern Ende über die Oberfläche derselben, wie kleine Stifte, etwas vorsprangen. Ob nun diese krystallhellen Körperchen etwa solehe Nesselorgane oder Giftorgane sind, wie an manchen Medusen und Süsswasser-Polypen vorkommen, muss ich da- hingestellt sein lassen. Einen Faden freilich, der in ihnen enthalten gewesen wäre und ans ihnen hätte herausgestreckt werden können, bin ich nicht im Stande gewesen wahrzuneh- men. Doch dürfte wenigstens so viel gewiss sein, dass sie im Verhältniss zu ihrer Grösse ziemlich diekhäutige Blasen sind, die eine ganz klare Flüssigkeit enthalten. Übrigens bil- deten diese Körperchen mit ihrem Bindemittel an den Tenta- keln eine Schicht von weicherer Substanz, als die übrige oder tiefere Masse der Tentakeln, und es liess sich, nachdem die 'Thiere einige Zeit in Weingeist gelegen hatten, durch Pressen zwischen Glastäfelchen jener erstern Theile, von dem letztern ziemlich leicht abstreifen. — Von Muskelfasern und Nerven- fasern habe ich nirgend an der Coryna eine Spur bemerken können. Die knospenartigen Organe, welche unterhalb der Ten- takeln an dem Rumpfe vorkommen (Fig. 4. und 5.) bestehen in ihrem jüngern Zustande nur allein aus den beiden Sub- stanzen, die man im Rumpfe und dem Stiele des Polypen vorfindet, und es bildet an ihnen die weisse Substanz eine verhältnissmässig nur sehr dünne Scheide um die andere oder rothgelbe. Wenn aber ein solches Organ an seinem Ende immer mehr anschwillt, bildet sich in dem anschwellenden Theile eine Höhle zwischen jenen beiden Substanzen , so dass zuletzt, wenn das Organ einen rundlichen auf kurzem Stiele stehenden Körper darstellt, die rothgelbe Substanz nur in über die Coryna squamata. 161 dem Stiele vorhanden ist (Fig. 4, b.), indess in dem Körper die weisse Substanz für sich allein als Wandung der in ihm entstandenen Höhle (Fig. 4, e.) dient. Die Höhle selbst ist ganz einfach, namentlich nicht von Scheidewänden oder rip- penartigen Nöräfkundin ihrer Wandung durchsetzt, und eine äussere Öffnung mag zwar für sie vorhanden sein, ist jedoch von mir nicht gesehen worden. Als Inhalt jener Höhle fand Rud. Wagner mehrere kleine Eier, die noch ein Keimbläs- chen enthielten.) Unerwartet daher und überraschend war es für mich, dass ich statt der Eier als Inhalt der Höhle bei allen grössern Exemplaren der Coryna, die ich nur näher untersuchte und deren Zahl gegen 20 betrug, in den grös- sern oder reifern knospenartigen Organen eine weisse, etwas ins Gelbe ziehende Masse vorfand, die nur allein aus Sper- matozoen bestand. Mit Seewasser in Berührung gebracht, gingen diese alsbald auseinander und zeigten höchst lebhafte Bewegungen. Von den meisten hatte der Leib die Form einer kurzen, an beiden Enden ‘abgerundeten Walze, und war ent- weder gerade gestreckt, oder schwach gekrümmt: andere wa- ren an dem einen.Ende etwas dicker als an dem andern, und noch andere waren birnförmig oder oval (Fig 6): von allen aber war der Leib so klein, dass seine Länge nicht völlig 75405 Zoll zu betragen schien. Ein Schwanz war an ihnen zwar vorhanden, doch wegen seiner ungemeinen Zart- heit nur undeutlich zu sehen. Die in der Höhle der weniger angeschwollenen knospenartigen Organe eingeschlossene Masse gerietlı zwar ebenfalls, wenn sie ausgepresst und mit Wasser in Berührung gebracht worden war, in Bewegung, doch be- stand diese nur in einem Ziehen und Dehnen und Zucken in- nerhalb der gauzen Masse, worauf sich allmählich einzelne sehr kleine Partien von dem Übrigen ablösten. Die abgelösten Theilchen aber stellten meistens unregelmässig-runde Körper- chen dar und bewegten sich in dem Wasser so, als wären sie mit Cilien versehen gewesen. Bei genauerer Untersuchung ergab sich darauf, dass sie kleine Haufen von noch nicht rei- fen Spermatozoen waren, deren Leiber dicht beisammen lagen ') Prodromus historiae generationis hominis atque animalium. Lipsiae 1836, p. 5 Archiv 1. Naturgeschichte, X, Jahrg. 1. Bil. 41 162 H. Rathke; Bemerkungen und mit einander gleichsam verklebt waren, deren wahrschein- lich schon vorhandene Schwänze aber nach aussen gekehrt waren. Überhaupt boten diese Körperchen einen ähnlichen Anblick und ein ähnliches Verhalten dar, wie ich deutlicher noch bei einigen Würmern und Süsswasser-Muscheln an den Spermatozoen bemerkt habe, wenn dieselben noch nicht völlig ausgebildet waren, indem auch sie dann lauter kleine kugel- runde Haufen zusammensetzten, an denen die Schwänze wie Cilien nach aussen gekehrt, die Kopfenden aber dem Oen- " trum zugekehrt waren. Eier habe ich in den knospenartigen Organen des Rum- pfes bei keinem der Exemplare, die ich näher untersuchte, bemerken können. Wohl aber fand ich bei mehreren grösse- ren Exemplaren, wie schon angeführt, Eier innerhalb der Verdauungshöhle, nachdem ich den Rumpf quer durchschnit- ten und zwischen Glastäfelehen leicht gepresst hatte. Sie wa- ren kugelrund, hatten einen Durchmesser von 74450 DIS 19600 Zoll und schienen 2 Eihäute zu besitzen: denn an manchen, die nach stärkerem Pressen ihren Inhalt zum grössern Theile entleert hatten, kamen an einer mehr oder weniger grossen Stelle des Umkreises 2 Linien vor, die von einander mässig weit abstanden. Der Inhalt aber, oder der Dotter, war in seiner Mitte schwach rothgelb, im Umkreise grünlich gefärbt, und die rothgelbe Farbe seines mittlern 'Theiles rührte von einer ziemlich grossen Zahl kleiner Fetttropfen her. Ein Keim- bläschen konnte ich in den Eiern nicht bemerken, wie sehr ich danach auch suchte, und ich muss deshalb glauben, dass sie schon hinreichend reif für die Bildung eines Embryo’s waren. — Rleinere und noch mit einem Keimbläschen verse- hene Eier konnte ich in der Wandung des Rumpfes eben so wenig, wie besondere Organe, die für die Erzeugung der Eier bestimmt gewesen wären, erkennen. Zwar. erschienen bei mehreren Exemplaren, wenn ihr Rumpf sich stark aufge- bläht hatte, in der rothgelben Substanz der Wandung dessel- ben 6 bis 8 dunklere und eben so viele mit jenen abwech- selnde hellere Längestreifen, so als schimmerten 6 bis 8 schlauchförmige, gegen die Mundöfinung dünner werdende und sich durch eine dunklere Farbe auszeichnende Schläuche hindurch: doch bei andern Exemplaren waren die dunklern über die Coryna squamata. 163 Streifen nicht so regelmässig geordnet, sondern es gingen einige von ihnen hie und da in einander über. Diesemnach und weil, wie schon erwähnt, Rud. Wagner innerhalb der knospenartigen Organe der Coryna squamata noch in. der Ausbildung begriffene Eier gefunden hat, dürfte es wohl kei- nem Zweifel unterliegen, dass in der Wandung des Rumpfes nieht die Bildungsstätte der Eier ist, und dass diejenigen Eier, welche ich in der Verdauungshöhle einiger Exemplare der Coryna bemerkt habe, in dieselbe ebenso, wie die in ihr gefundenen Navicellen, von aussen hineingelangt und ver- schluckt waren. Festgestellt ist es aber auch, wenn ich Wag- ner’s Beobachtungen und die meinigen zusammenfasse, dass die Corynen getrennten Geschlechts sind, da es nicht glaub- lich ist, dass ein Thier in denselben Organen einmal Eier und zu einer andern Zeit männlichen Samen erzeugen wird. Sonderbar jedoch muss der Umstand erscheinen, dass Wag- ner, der sich so viel mit den Untersuchungen der Sperma- tozoen beschäftigt hat, diese also, wo sie ihm vor Augen kamen, nicht leicht wird haben übersehen können, in den Geschlechtswerkzeugen der Coryna nur Eier bemerkt hat, ich hingegen bei ungefähr 20 Exemplaren einer Ansiedlung dieses Thieres nur männlichen Samen gefunden habe. Zu untersu- chen wäre daher noch, eb nicht etwa in einzelnen kleinern Ansiedlungen des in Rede stehenden Polypen alle Exemplare »ur männlichen, und in andern. solcher, Ansiedlungen alle Exemplare nur weiblichen Geschlechts sind. An obige Mittheilungen hätte ich nun noch folgende Be- merkungen anzuschliessen. Die bei Danzig gefundene Coryna habe ich mit einer, die ich aus dem Christinia-Fiorde, einem Meerbusen Norwe- gens, mitgebracht und in Weingeist aufbewahrt hatte, ver- glichen, und zwischen beiden in der Grösse und Gestalt keinen merklichen Unterschied wahrnehmen können. Beide scheinen mir daher auch zu einer und derselben Species zu gehören. Doch war bei den Norwegischen Exemplaren der Rumpf nicht rothgelb, sondern ziemlich “dunkel - rosenroth, und die Geschlechtswerkzeuge waren in ihren angeschwollenen Theilen, wenn ich wich recht erinnere, nicht weiss, sondern — vielleicht von den in ihnen enthaltenen Eiern — grün ge- 11* 164 -H. Rathke: Bemerkungen färbt.') Unpassend ist übrigens der dem Thiere gegebene und von den Geschlechtswerkzeugen hergenommene Beiname „squamata”, da diese Körpertheile nicht sowohl Schuppen, als vielmehr Knollen oder Knospen darstellen Bei 2 Arten unverzweigter Polypen des Meeres, die der Gattung Coryna beigezählt worden sind, nämlich bei C. acz- Zeata Wagner?) und C©, Fritillaria Steenstrup°), bilden sich ebenfalls unterhalb der Tentakeln, obgleich nur in geringer Zahl, knospenartige Theile, die für die Fortpflanzung dienen. Sie erhalten eine Höhle, in der man, wenigstens bei (. acu- leata, Eier gefunden hat, an dem einen Ende eine weite Öf- nung, wie überhaupt die Form einer Glocke, ‘und an dem Rande ihrer Öffnung einige einfache gliedmassenartige Verlän- gerungen. Noch später aber lösen sie sich von dem Körper, an welchem sie sich bildeten, ab und schwimmen nun durch eigne Bewegungen, wie Scheibenqualben, denen sie in mancher Hinsicht ähnlich sind, umher. Bei C. sguamata hingegen sind weder vonR. Wagner, noch auch von mir, an den der Fort- pflanzung dienenden Gebilden gliedmassenartige Theile und eine grössere Öffnung der Höhle bemerkt worden *), und es dürfte daher wahrscheinlich sein, dass an ihnen nur dann erst eine und zwar nur wenig grosse Öffnung entsteht, wenn sie die Eier oder den Samen herauslassen. Auch ist an ihnen soviel mir bekannt, nicht bemerkt worden, dass sie sich end- lich von dem Polypen ablösten und sich aus eigenen Kräften !) Dr. Zaddach fing ungefähr um dieselbe Zeit,‘ als ich bei Danzig, aber an einer andern Stelle, mehrere Exemplare der Coryna, die nach einer mündlich mir gemachten Mittheilung lebhaft rosen- roth waren. 2) Oken’s Isis vom Jahre 1833. =) Über den Generationswechsel. Kopenhagen 1842. *) Unter der grossen Anzahl aus Norwegen mitgebrachter Exem- plare habe ich bei sehr vielen die knospenartigen Orgare weit grös- ser angetroffen, als bei den in der Ostsee gefundenen, und es ist mir daher ziemlich wahrscheinlich, dass bei ihnen diese Organe Eier enthielten (denn etwas Gewisses konnte ich daran wegen der Ein- wirkung des Weingeistes nicht erfahren). Allein auch bei ihnen stell- ten dieselben geschlossene Kapseln dar und liessen nirgends faden - oder hörnerartige Auswüchse bemerken, über die Coryna squamata. 165 im Wasser fortbewegten. !) Ob dies nicht aber mitunter denn doch geschehe, darauf würden Naturforscher in Zukunft noch besonders ihre Aufmerksamkeit zu richten haben, um so mehr, da Ehrenberg und Loven behauptet haben, dass die er- wähnten, mit Eiern gefüllten Kapseln der Coryna acwleata und die ihnen ähnlichen Gebilde der Gattung Syncoryna nicht eigentlich besondere Organe, sondern vielmehr aus (präsu- mirten) männlichen Individuen hervorgesprossene weibliche Individuen seien?), und auch Steenstrup die an seiner (o- ryna Fritillaria bemerkten glockenartigen Gebilde für beson- dere Individuen gehalten hat. In seinem Werke: lcones zootomicae (Tab. 34), hat R Wagner aus einer noch nicht bekannt gemachten Abhandlung Erdl’s eine- Hydra viridis abgebildet, an der unterhalb der Tentakeln 2 kleine kegelförmige abgestumpfte Auswüchse vor- kommen, die mit Spermatozoen gefüllt waren und die deshalb für die Testikel des Thieres gehalten wurden. Diese Wahr- nehmung Erdl’s und die von mir an C. sgquamata gemachte sind, soviel mir bewusst, die einzigen gewesen, aus denen sich ergeben hat, dass auch bei so einfachen Polypthieren, wie es die der Ehrenbergschen Familie Hydrina sind, Organe vorkommen, die man wohl mit allem Rechte für Te- stikel ausgeben darf, obgleich dieselben nicht, wie bei an- dern Thieren, im Innern versteckt liegen, sondern sich an der Oberfläche des Körpers befinden. Eine der wichtigsten Aufgaben für die Kenntniss der niedern Polypthiere würde nun noch diese sein, zu ermitteln, ob auch diejenigen von ’) In der Erklärung, die O. F. Müller zu der vierten Tafel des ersten Theiles der Zoologia Danica gegeben hat, äussert er über die in Rede stelienden Organe der Cor. squamata zwar auch Folgendes: „Ova an gemmae essent, diu dubius fui, donece, uti suspicabar, in fundo deciduas progerminare viderim”; allein einestheils ist mit die- sen Worten noch nicht gesagt worden, dass Müller jene Organe sich wirklich hat ablösen gesehen, und anderntheils hat der sonst treflliche Forscher die in der ersten Ausbildung begriffenen schon festsitzenden Jungen der Coryna für .weitere Entwickelungen jener Organe selbst gehalten, was sie aber nach unsern jetzigen Erfahrun- gen nicht füglich sein können. ?) Dies Archiv, 3ter Jahrg. Bd. J. S. 321. 166 J. Müller: Über einen neuen Wurm ihnen, welche an ihrem Körper glockenförmige und mit Eiern angefüllte Gebilde erzeugen, die sich dann mit der Zeit los- lösen und aus eignen Kräften fortbewegen, besondere 'Testikel besitzen, und wenn dies der Fall sein sollte, wo ee ein Organe Vorkeiiieh und wie sie geformt sind. Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. 1 bis 3. Drei Exemplare der Coryna. In Figur 2 und 3 ist der Stiel nicht vollständig abgebildet worden. Fig. 4. Ein Bündel verschiedentlich weit ausgebildeter Hoden. Fig. 5. Durchschnitt eines stärker entwickelten Hodens, a, a, « die Schicht der weissen Substanz; d. die in dem Stiele des Hodens befindliche rothgelbe Substanz; c. die mit Spermatozoen angefüllte Höhle. Fig. 6. Vier Spermatozoen. Über einen neuen Wurm Sipuneulus (Phascolo- soma) scutatus. Von Joh. Müller. Hierzu Taf. V. Fig. A—D. In einer Sammlung von Seethieren aus Sieilien, die ich vor einiger Zeit in Wien kaufte, fand sich ein Wurm, der sich als ein neues Thier aus der Familie der Sipunkeln zu erken- nen gab. Sein Körper ist, ungerechnet den eingezogenen Rüssel, einen Zoll lang und an seinem diekern Theil, von dem der Rüssel abgeht, 2 Linien breit, nach hinten wird er allmählig etwas dünner, so dass er am hintern Ende, welches wie scharf abgeschnitten ist, 1 Linie Durchmesser hat. Seine Haut ist lederartig, von kleinen Wärzchen rauh und darin stimmt. er mit dem Phascolosoma granulatum Leuckart ‘) (Sipuneulus verrucosus Grube,?) S. Bernhardus et S. John- !) Breves animalium quorundam descriptiones. Heidelb. 1828. 2) Actinien, Echinodermen und Würmer des adriatischen und Mittelmeers. Königsb. 1840. el Sipunculus scutatus. 167 stoni Forbes‘)) überein. Von diesem unterscheidet er sich aber durch zwei scharf abgesetzte harte, lederartige Schilder. Das erste liegt an dem Übergang des Körpers in den eben- falls rauhen Rüssel und zwar über dieser Stelle, sein hinterer Umriss ist rund, es ist schief von oben nach unten und vorn gerichtet, wo es schmaler wird. Sein Rand ist hinten und an den Seiten von der übrigen Haut scharf abgesetzt. Der hintere und Seitenrand haben auch eine Randfläche, welche mit der obern Fläche des Schildes einen stumpfen Winkel bildet. Die obere Fläche des Schildes ist durch Linien eingeschnitten, welche von hinten nach vorn gegen den schmalern Vortheil des Schildes und den hier hervortretenden Rüssel gerichtet sind. Das hintere quer-abgestutzte Ende des Wurms hat ein ähn- liches Schild, welches aber senkrecht auf die Längsdimension des Wurms steht und einen scharfen Rand hat. Es zeigt auf der Oberfläche strahlige Erhabenheiten und die Strahlen sind gegen ein in der Mitte des Schildes befindliches Knötchen ge- richtet. Siehe die Abbildungen. Die Schilder bestehen aus einem verdiekten und verdichteten Theil der Haut selbst. Die Haut des Körpers und Rüssels ist bräunlich feinge- fleckt, so zwar, dass der Grund heller und die kleinen Wärz- chen dunkler sind. Die Bauchfläche des Körpers zunächst hinter dem Abgang des Rüssels ist weisslich, das vordere Schild ist schwärzlich. Die Afteröffnung liegt an der Oberseite, sogleich hinter dem vordern Schilde. Die innern Organe stimmen ganz mit Sipunculus und Phascolosoma überein. Beide Gattungen un- terscheiden sich innerlich bloss durch den Ansatz der Mu- sculi retractores des Rüssels; diese sitzen bei Sipunculus weit vorn an der Leibeswand; bei Phascolosoma granulatum aber nahe am hintern Ende, Bei unserm Wurm befestigen sich die genannten Muskeln an dem Endschilde. Wir ziehen ihn daher als eine neue Art zur Gattung Sipuneulus und Untergattung Phascolosoma als Sipunculus (Phascolo- soma) scutatus. Die beiden Genitalschläuche und der ge- fässartige Strang an der Leibeswand und am Darm verhal- ten sich ganz wie bei Sipunenulus und Phascolosoma granula- ’) History of british starfishes. London 1841 168 J. Müller: Über Sipunculus scutatus. tum. An unserm Thier ist der grösste Theil des Rüssels eingezogen. Von Phascolosoma granulatum Leuck. habe ich 25 Exem- plare, die theils von Hrn. Dr. Schultz in Sieilien gesammelt, theils aus der oben erwähnten Sicilianischen Sammlung her- rühren, theils von mir selbst in Neapel zusammengebracht sind. Ich hatte sie lebend und sah den Rüssel bis zur Ent- wickelung der Tentakeln, ausgestreckt und abwechselnd eingezogen. Die Gestalt des PAascolosoma granulatum ist im Leben sehr veränderlich in Folge der Bewegungen des Thieres, daher verhalten sich auch die in Weingeist aufbe- walhrten Exemplare, von welchen manche Einschnürungen an verschiedenen Stellen zeigen, sehr verschieden. Das spitze Hinterende ist bald ausgestreckt, bald verkürzt, bis zur schein- baren Abrundung. Auch die rauhe Beschaffenheit der Haut va- rürt sehr, ich habe Exemplare, die beinahe glatt zu nennen, und es giebt viele Übergänge, Daher ich das Ascosoma Blu- menbachii Leuck. für identisch mit Phascolosoma granulatum zu halten geneigt bin. Sipunewlus» verrucosus Grube gehört zu demselben Ph. granulatum, ebenso der Sipozcle tuber- culE von Blainville im Dictionnaire des sienc, natur., wahr- scheinlich auch Sipunculus tigrinus und flavus von Risso. Identisch sind ferner damit Sipuneulus Bernhardus Forbes und Sipunculus Johnstoni Forbes, welche sich beide bloss auf die sehr veränderliche Gestalt des hintern, im ausgestreckten Zustande spitzen Endes beziehen. Ich habe auch ein Phasco- losoma von Malacca erhalten, das ich nicht von PA. granu- lZatum zu unterscheiden vermag. Den Sipunculus echinorhyn- chus von Delle Chiaje halte ich ebenfalls für ein Phascolo- soma und lasse es zweifelhaft, ob es zu Ph. granulatum gehört. Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. A. Das ganze Thier von der Seite. a. Rüssel, dessen grös- serer Theil eingezogen ist. 5. Schild. c. After. d. Endschild. Fig. B. Theil des Thiers von oben. a. Rüssel. d. Schild. c. After. Fig. C. Vorderes Schild von vorn gesehen. «. Öffnung des Rüs- sels. ce. After. $ Fig. D. Ansicht von unten. «. Öffnung, aus welcher sich der Rüssel entwickelt. M. Sars: Über die Entwickelung der Seesterne. 169 Über die Entwickelung der Seesterne. Fragment aus meinen „Beiträgen zur Fauna von Norwegen”. Von M. Sars. Hierzu Taf. VI. Fig. 1 —22. Da Jie genannte Schrift, in welcher meine Beobachtun- gen über diesen Gegenstand vollständig erscheinen werden, leider eine unerwartete Verspätung erlitten hat, will ich einst- weilen das Wesentlichste der Ergebnisse meiner Untersuchun- gen über die Entwickelung des Zchinaster sanguinolen- tus‘) (nobis, Asterias sanguinolenta O. F. Müller) und Aster- acanthion Mülleri (nobis, eine neue mit A. glacialis nahe verwandte Art) mittheilen:?) 1) Die Seesterne haben männliche und weibliche Gene- rationsorgane auf besondere Individuen vertheilt. Die Fort- pfanzung geht im Frühlinge vor sich, und zwar durch Eier, welche im Eierstocke das Purkinjische und innerhalb dieses das Wagnersche Bläschen zeigen (Fig. 3—6). Diese Eier entwickeln sich im Eierstocke nach und nach, und werden in mehreren Bruten in gewissen Zeiträumen geboren, indem sie sich wahrscheinlich (denn dies ist bisher nicht mit Sicher- heit ausgemittelt) vom Eierstocke losreissen, in die Körper- höhle fallen und danach durch besondere Öffnungen an der Bauchseite hervorkommen, Anmerkung. Dass die Eier nach und nach und in mehreren Bruten in gewissen Zeiträumen geboren werden, wird dadurch bewiesen, dass sie in den Eierstöcken höchst ’) Es ist ohne Zweifel der weiter unten p. 179 dieses Bandes be- schriebene Echinaster Sarsi Müll. Trosch., den ich mit der Brut in der Bruthöhle von Herrn Stiftsamtmann Christie in Bergen erhielt. Asterias sanguinolenta Retz diss. p. 22 ist nach Untersuchung der Ori- ginalexemplare Echinaster sepositus M. T. Syst. der Asteriden. Nach- träge p. 126. A. sanguinolenta ©. F. Müller lässt sich nicht feststellen. Drei Echinaster von dieser Farbe kommen in den nordischen Mee- ren vor. Anmerkung von Joh. Müller. *) Auf andere Scesterne will ich diese Sätze noch nicht im Ganzen ausgedehnt wissen; denn es scheint wirklich, dass die Generation die den meisten Variationen, auch innerhalb der kleineren Gruppen ver- wandter Wesen, unterworfene Funetion des thierischen Lebens sei. 170 M. Sars: Über die Entwickelung der Seesterne. ungleich entwickelt gefunden werden (Fig. 4, 5), sowie auch dadurch, dass man zu derselben Zeit sowohl Eier als Jungen in sehr verschiedenen Entwickelungsstadien in der Bruthöhle der Mutter antrifit. 2) Die gelegten Eier (Fig. 7), die aus dem Chorion, etwas Eiweiss und dem Dotter bestehen, welcher letztere bald den gewöhnlichen, nunmehr in den meisten Thierclassen nachge- wiesenen Durchfurchungsprozess zeigt (Fig. 8—10), fallen keinesweges sich selbst überlassen in die See hinaus, sogdern werden in eine vermittelst Einbeugung der Bauchseite der Scheibe und der Arme freiwillig von der Mutter gebildete Bruthöhle (Fig. 1,2), eine Art, so zu sagen, von auswendi- gem Uterus, dem Marsupium der Beutelthiere gewissermaassen vergleichbar, aufgenommen. Hier werden die Eier bebrütet, und die herausgeschlüpften Jungen verweilen hier eine ge- raume Zeit während ihrer Entwickelung. Diese Bruthöhle ist, während die Eier gelegt werden und so lange, bis bei den Jungen die Anheftungsorgane völlig entwickelt sind, ganz geschlossen. Während dieser ganzen, Zeit kann die Mutter wahrscheinlich keine Nahrung zu sich nehmen, weil die unten geschlossene Bruthöhle keine Communication von aussen mit dem Munde zulässt: auch sassen die beobachteten Seesterne in dem, beschriebenen zusammengebeugten Zustande (Fig. 2) fast unbeweglich an derselben Stelle wenigstens 11 Tage lang. Wahrlich ein merkwürdiges Beipiel der Sorgfalt für die Brut bei einem übrigens auf einer so niedrigen Stufe der Organi- sation stehenden Thiere ! Anmerkung. Wir kennen auch unter den niederen Thieren mehrere Beispiele einer Art Bebrütung, welcher die Eier bedürfen um zur Entwickelung zu gelangen. So gehen bei den Medusen die Eier von den Ovarien in die Taschen der vier grossen Mundarme über, bei den Flussmuscheln (Unio, Anodonta) in die äusseren Kiemenblätter, bei den Krebsen unter dem Bauche oder Schwanze, um an diesen Stellen einer Brütezeit unterworfen zu werden.') Es giebt !) Nach dem Zeugnisse von Joly (Memoire sur la Caridina Des. marestii, in den Annales des sciences naturelles, 1843, Tom, 19 p. 61) können die Krebseier binnen einer gewissen Zeit der mütterlichen Bebrütung nicht ohne zu verderben und zu sterben entzogen werden. M. Sars: Über die Entwickelung der Seesterne. 171 aber, soviel mir bekannt, kein einziges Beispiel von einer von der Mutter selbst vermittelst ihres Körpers freiwillig ge- bildeten Bruthöhle. Der Instinet der Seesterne in dieser Hin- sicht steht einzig da. — Der Umstand, dass der Seestern während der Bebrütung der Eier keine Nahrung zu sich nimmt, findet seine Analogie in dem ähnlichen Betragen mehrerer an- deren Thiere, z.B. der Schlangen nach den Beobachtungen von Valenciennes, zufolge welcher ein Python während der Bebrütung seiner Eier in 56 Tagen nichts frass. ') 3) Der ganze Dotter wird zum Foetus verwandelt. Letz- terer hat, wenn er aus dem Ei herausschlüpft, eine ovale drehrunde Gestalt (Fig. 11) ohne äussere Organe, und schwimmt vermittelst zahlloser den Körper bedeckender Cilien frei im Wasser herum wie Infusorien oder die eben ausgeschlüpften Jungen der Medusen, Coryneen, Aleyonien ete., denen er auch in der Form sehr ähnlich ist. Dies ist die erste oder infusorienartige Bildungsstufe der Seesterne. Nach dem Ver- laufe weniger Tage fangen an dem Ende des Körpers, das sich während des Schwimmens als das vordere zeigt, Organe (Fig. 12 a, a.), welche zur Anheftung dienen, an hervorzu- wachsen. Diese Anheftungsorgane erscheinen als Warzen, erst nämlich eine an der einen (Fig. 12), dann zwei kleinere an der anderen Seite (Fig. 13, 13b., aa.): später theilt sich die erstere in zwei, so dass nunmehr vier solche fast gleich grosse und kolbenförmige Warzen (Fig. 14— 16, a., a.) und mitten zwischen ihnen eine kleinere (Fig. 14— 16, b.) sich vor- finden. Durch Hülfe dieser Organe heftet sich das Junge an den Wänden der Bruthöhle fest. Der Körper wird nunmehr llachgedrückt (Fig. 14—17) und kreisrund, und an der einen der breiten Flächen, welche sich so als die Bauchseite er- weist, fangen die Tentakeln an hervorzuwachsen wie runde Wärzchen in zehn von einem gemeinschaftlichen Centrum aus- strahlenden Reihen, deren je zwei einander genähert sind, noch nur 2 Wärzchen in jeder Reihe (Fig. 14, c, c). Von der Stelle, wo es sich festgesetzt hat, losgerissen, , schwimmt das Junge noch vermittelst der vibrirenden Cilien im Wasser herum, und zwar immer mit den Anheftungsorganen vorn. ') Dies Archiv 1842, 2. Bd. p. 172. 172 M. Sars: Über die Entwickelung der Seesterne. Sonst sitzt es stets und fast bewegungslos fest und verlässt niemals die Stelle, wo es sich einmal festgesetzt hat. — In diesem Zustande, dem zweiten Entwickelungsstadium, welches wir das Crinoidenartige genannt haben, weil wir es mit nichts besser als den Crinoiden, den einzigen bekannten, wenigstens in ihrer Jugend festsitzenden Echinodermen, zu vergleichen wissen, ist der junge Seestern noch bilateral, indem sowohl durch die Bewegung, während welcher die Anheftungsorgane immer nach vorn sehen, und durch die eben erwähnten Or- gane selbst, die sogar an den beiden Seiten nicht völlig gleich entwickelt sind (Fig. 14, 15,a, a), ein Vorn und Hinten, eine rechte und linke Seite, bestimmt wird. Die Rücken- und Bauchseite ist schon durch die Tentakeln gegeben. — All- mählig aber geht diese bilaterale Form in die radiäre, die dritte und vollkommene Entwickelungsstufe des Seesterns, über, in- dem nämlich der Körper fünfeckig wird oder sein Rand in fünf sehr kurze und stumpfe Arme hervorwächst (Fig. 18, 19). Die Tentakeln verlängern sich in eylindrische Röhren (Fig .20, e,c) mit einem Saugnapfe am Ende, und dienen nun zum Kriechen. An der Spitze der Arme bemerkt man das von Ehrenberg als Auge betrachtete Organ (Fig. 18, b), der Mund zeigt sich mitten an der Bauchfläche, und zahlreiche Stacheln (Fig. 19, 20) wachsen nun aus der Haut des Körpers und der Arme hervor. Endlich fangen die Anheftungsorgane an nach und nach in Volumen vermindert zu werden (Fig. 20, a,a) und zuletzt zu verschwinden, die schwimmenden Bewegungen haben mit dem Verschwinden ‚der Cilien aufgehört, und der junge Seestern, nunmehr vollkommen radiär geworden (Fig. 21, 22), kriecht vermittelst seiner noch unverhältnissmässig langen Tentakeln (Fig. 21, c,c) frei herum. — Diese ganze Entwickelung ist binnen eines Zeitraumes von 6—7 Wochen vollendet. Doch verweilen die vollkommen entwickelten Jun- gen, wenigstens bei der einen der untersuchten Arten (Aster- acanthion Milleri), noch eine Zeit lang in der Bruthöhle und werden solcherweise von der Mutter herumgetragen. Bei der anderen Art, dem Zehinaster sanguwinolentus, habe ich sie mit radiärer Gestalt und noch nicht verschwundenen Anhef- tungsorganen in der Bruthöhle angetroffen; ob sie aber dort PR. . M. Sars: Über die Entwickelung der Seesterne. 173 länger und wie lange verweilen, ist mir bisher nicht möglich gewesen durch Beobachtung festzustellen. 4) Die Seesterne sind in ihrer Entwickelung einer Me- tamorphose oder keiner, je nachdem man dieses Wort in mehr oder weniger ausgedelinter Bedeutung nimmt, unter- worfen. Versteht man, wie einige Naturforscher, darunter einen schroffen Übergang von dem einen zum andern ver- schiedenen Zustande, sowie die Entwickelung, wenigstens für die äussere Gestalt, bei den Insekten von der Larve zur Puppe und von dieser zum vollkommenen Insekt Statt findet, so sind die Seesterne allerdings keiner solchen Metamorphose unterworfen. Nimmt man aber das Wort in der gewöhnlicher angenommenen Bedeutung, welche Lamarck !) so ausdrückt: „Je nomme metamorphose cette partieularite singuliere de l’in- secte de ne pas naitre soit sous la forme, soit avec toutes les sortes des parties qu’il doit avoir dans son dernier vetat” — so muss man gewiss einräumen, dass sie eine Metamor- phose erleiden. Denn ihre Form ist in den beiden frühesten von uns angenommenen Entwickelungsstadien bilateral anstatt radiär zu sein, und sie kommen zur Welt ohne sogar die meisten der wichtigeren zu ihrer Organisation gehörigen Theile (z.B. Mund, Arme, Tentakeln) zu haben, indem diese erst später nachwachsen. Ferner entwickeln sich an ihnen Theile, nämlich die oft erwähnten Anheftungsorgane, welche nur für das jüngere Alter bestimmt sind, und daher später gänzlich verschwinden. In dieser letzteren Hinsicht ist ihre Metamor- phose eine sogenannte rückschreitende, und zwar eine solche, die von Ratlıke „Metamorphosis retrograda per dissolutionem” benannt wird. 2) Die Ursache des Verschwindens der Anhef- tungsorgane ist, dass diese, wegen der nunmehr entwickelten ') Histoire naturelle des animaux sans vertebres. 3. Tom. p.277. ?) Ratlıke, Reisebemerkungen aus Seandinavien, Anhang S. 123. Ich muss übrigens bei dieser Gelegenheit bemerken, dass Ratlıke mich missverstanden hat, wenn er in dieser Schrift, nach den von mir in Wiegmanns Archiv 1837 Heft 5 mitgetheilten Beobachtungen, 8,122 anführt: „Die Seesterne besitzen in frühester Jugend einen dünnen Stiel, der von der Mitte ihres Rückens ausgeht, und mit dem sie an andern Körpern sich festsetzen.” 174 M. Sars: Über die Entwickelung der Seesterne. Tentakeln, durch welche der junge Seestern eine neue Be- wegungsweise beginnt und somit in andere Verhältnisse über- geht, ganz und gar unnütz werden. !) Anmerkung. Wir sahen oben, dass, so weit wir sie verfolgen konnten, noch merkbare Spuren. von ‚dem .Ver- schwinden der Anheftungsorgane' in zwei sehr kleinen, dicht beisammen sitzenden Wärzchen, welche immer mehr und mehr an der Rückenseite hinauf zu rücken schienen, übrig blieben. Ich bin nun, obgleich ich es noch nicht zur völligen Evidenz beweisen kann, überzeugt, dass die sogenannte Madreporen- platte bei den erwachsenen Seesternen nichts anders als diese in ein einziges verschmolzenen Wärzchen, also ein Über- bleibsel der Anheftungsorgane, ist. — Joh. Müller und Tro- schel, indem sie dieser bisher so räthselhaften Madreporen- platte erwähnen, sprechen sich darüber”) so aus: „Auf den ersten Blick scheint es nicht ganz uneben, wenn man die Madreporenplatte der Seesterne und Seeigel mit dem Knopf der Comatulen vergleicht, und da dieser den Stiele der an- deren Crinoiden entspricht, so würde die Madreporenplatte auch letzteren zu vergleichen sein. Ihre excentrische Lage könnte nicht als: Einwurf anerkannt werden, da sie bei den Clypeastern im dorsalen Pole gelegen ist. Indessen gegen die Richtigkeit dieser Vergleichung spricht die constante Mehr- fachheit der Madreporenplatten bei einigen Arten von Seester- nen, und ihre walıre Bedeutung dürfte vielleicht nur durch die Entwickelungsgeschichte aufzuklären sein. Nach den Beob- achtungen von Sars sind die Asterien auch in ihrem Jugend- zustande frei und nicht am Boden angeheftet.” Wenn nun meine Annahme, dass die Madreporenplatte nur ein Überbleibsel der Anheftungsorgane sei, richtig ist, so kann man sie sehr wohl mit dem Knopf der Comatulen und dem Stiele der anderen Crinoiden vergleichen. Wenn die eben genannten Verfasser in den von mir in Wiegmanns Archiv 1837 mitgetheilten Beobachtungen ein Hinderniss für diese Verglei- chung finden, scheinen sie mir viel eher zur Bestättigung der- selben beizutragen. Die beschriebenen Anheftungsorgane bieten ') Rathke, Reise bemerkungen ete. S. 151. 2) System der Asteriden S. 134. M. Sars: Über die Entwiekelung der Seesterne. 175 nämlich gerade dadurch, dass sie zur Anheftung des Jungen dienen, die trefiendste Analogie mit dem Stiele der Crinoi- den dar. Meine Annahme von der Madreporenplatte als Überbleib- sel der Anheftungsorgane dürfte so auf eine unerwartete und merkwürdige Weise die geistreiche, von Agassiz gegebene Dar- stellung des bilateralen Typus der Echinodermen bestättigen. Denn, ausser dass es durch die Lage der Anheftungsorgane im Interradialraume schon erwiesen ist, dass die Längenaxe des Seesternes durch sie fällt, wird auch Agassiz’s Bestim- mung von Vorn und Hinten bestättigt, indem das Ende des Körpers, mit welchem der junge Seestern sich festsetzt, aller- dings für das hintere gehalten werden muss. Zwar schwimmt der Seestern in frühester Jugend gerade mit diesem Ende nach vorn gekehrt, wesshalb man es wohl als das vordere, so wie wir oben einstweilen gethan haben, betrachten möchte; allein die Analogie von ähnlichen bekannten Thierchen, nämlich den Jungen der Medusen (der ersten Generation oder sogenannten Ammin) nach meinen!) und der Colonie-Aseidien nach M. Edwards’s?) Beobachtungen, hergenommen, führt uns zu der Erkenntniss, dass gerade das während des Schwimmens als das vordere sich zeigende Ende später sich festsetzt und dadurch in der Wirklichkeit sich als das hintere erweiset. Über die mit mehreren Madreporenplatten versehenen Ar- ten der Seesterne kann in dieser Hinsicht vor der Hand noch Nichts mit einiger Wahrscheinlichkeit gesagt werden. Viel- leicht haben sie in frühester Jugend mehrere gesonderte An- heftungsorgane. Schliesslich wiederhole ich die oben gemachte Bemerkung, dass man mit dem Generalisiren sehr behutsam sein müsse, Es darf vielleicht in Hinsicht der Entwickelung ein grösse- rer Unterschied zwischen den Gattungen und Arten der See- sterne, als man wohl vermuthen sollte, Statt finden. Von Echinaster sanguinolentus, dessen Genitalöffnungen an der Bauch- seite gelegen sein müssen, weicht so z. B. Asteracanthion ru- ’) In diesem Archive 1841. Heft 1. *) Observations sur les Ascidies composces des cotes de la Manche. 176 M. Sars: Über die Entwickelung der Seesterne. bens. bedeutend dadurch ab, dass bei ihm die erwähnten Öf- nungen, nach Müller und Troschel, an der Rückenseite sich finden, wesshalb seine Eier wahrscheinlich in die See hinaus fallen und sich selbst überlassen werden. Dies ist wahrschein- lieh-auch der Grund, wesshalb ich, fleissiger Untersuchungen in den verschiedensten Jahreszeiten ungeachtet, niemals Jun- gen oder irgend eine Spur von Brutpflege bei dieser Art ge- funden habe. — Eine andere Art derselben Gattung, Aster- acanthion Mülleri (nob.), stimmt dagegen, wie wir gesehen haben, in dieser Hinsicht mit Zeckinaster sanguinolentus über- ein. — Noch mehr abweichend scheint die Entwiekelung eini- ger anderen Seesterne zu sein. So ist das von mir ehedem'') Bipinnaria asterigera genannte Thier, nach meinen neueren Untersuchungen (die bei einer andern Gelegenheit bekannt ge- macht werden sollen), wahrscheinlich nur ein sich entwickeln- der und mit einem grossen Schwimmapparate versehener Seestern. Endlich kann ich nicht unterlassen zu bemerken, dass die Entwickelung der Seesterne, so weit wir sie nun kennen ge- lernt haben, bedeutende Abweichungen von den anderen Strahl- thieren (Polypen, Acalephen), von denen wenigstens ein grosser Theil durch die eigenthümliche Form der Brutpflege, welche den: Namen des Generationswechsels erhalten hat, ausgezeich- net sind, zeigt. Die Seesterne entwickeln sich ohne solchen Generationswechsel vom Ei aus zu dem der Gruppe eigen- thümlichen Typus, und stimmen also hierin mit den Glieder- thieren und Wirbelthieren, zu denen sie auch die erste annä- hernde Stufe, sowohl durch ihr eigenthümliches gegliedertes Kalkskelet als den merkwürdigen Instinkt, mit welchem sie ihrer Brut warten, bilden. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. stellt den Echinaster sanguinolentus in natürlicher Grösse vor, von der Bauchseite gesehen, mit halb geöffneter Bruthöhle, in welcher man die hochroth gefärbten Jungen sieht. Fig. 2. Derselbe im Profil gesehen, festsitzend und mit völl'g geschlossener Bruthöhle. « Madreporenplatte. Fig. 3. Eierstock eines kleineren Individuums, am 22. Februar untersucht. !) Beskrivelser og Jagttagelser etc, pag. 37. Tab. 15. fig: 40. De A M. Sars: Ueber die Entwickelung der Seesterne. 177 ' Fig. 4. Derselbe ig Man sieht die höchst ungleich ent- wickelten Eier. Fig.5. Ein Schlauch desselben Eierstocks noch mehr vergrössert. Fig. 6. Eines der kleineren Eier dieses Schlauches, das Purkinje- sche und Wagnersche Bläschen zeigend. Fig. 7. "Ein eben (am 7. März) gelegtes Ei, Chorion farbelos, Dotter hochroth und glatt, zwischen beiden wasserhelles Eiweiss. Fig. 7° nat. Grösse. Fig. 8—10 zeigen die Dotterfurchung 'an demselben Ei.‘ Fig, 8 am 9. März des Morgens, Fig. 9 am Abend desselben’ Tages, und Fig. 10 am 10. März des Abends. Fig. 11 stellt das herausgeschlüpfte Junge (am 17. März in der Bruthöhle 'angetroffen) vor. Es ist drehrund, ohne sichtbare äussere Organe, und mit Cilien bedeckt. Dies ist der erste oder Infusorien- artige Zustand der Seesterne. Fig. 12—20 stellen das zweite oder Crinoiden -artige ee lungsstadium der Seesterne vor, Fig. 12 und 13. Junge, am 17. März in der Bruthöhle gefunden, mit hervorwachsenden Anheftungsorganen a, a. Fig. 12 ist schr wenig niedergedrückt oder noch fast drehrund, und zeigt den Anfang dieser Organe in zwei Warzen a,a, deren eine mehr als die andere her- vorragt, und mit welchen das Junge sich noch nicht festsetzen kann. Bei Fig. 13 ist die eine dieser Warzen in zwei getheilt, und alle drei dienen schon zur Anheftung. Fig.13. & dasselbe Junge von vorn. Fig. 13 natürliche Grösse. Fig. 14—17 stellen Junge dar, die am 3. April in der Bruthöhle angetroffen wurden. Sie sind ziemlich flachgedrückt, mit 4 völlig ent- wickelten keulenförmigen Anheftungsorganen «a, a und einer kleineren Warze 5, mitten zwischen ilınen. Vermittelst dieser Organe sitzen die Jungen an den Wänden der Bruthöhle fest, Fig. 14 von der Bauch- seite gesehen, wo man schon die wie sehr kleine Warzen in 10 vom Centrum des Körpers ausstrahlenden Reihen, deren je zwei einander genähert sind (und zwei Warzen in jeder Reihe), ‚heryorwachsenden Tentakeln c, c bemerkt. Fig. 15 dasselbe Junge von der Rückenseite, Fig. 16 von vorn gesehen. Fig. 17 ein Junges mit nur 3 keulenförmi- gen Anheftungsorganen, von vorn geschen. Fig. 18—20 stellen den Übergang des bisher bilateralen Jungen zu dem dritten oder radiären Zustande vor. Fig. 18. Eines der Fig. 14— 16 abgebildeten Jungen weiter ent- wickelt (am 15. April), von der Bauchseite gesehen. Der Körper ist fünfeckig geworden und mit einer im Zwischenraume der hervorwach- senden 5 Arme dickeren und mehr eingebogenen Kante rings umge- ben. Die Tentakeln werden grösser und deutlicher, und am Ende eines jeden der 5 Arme bemerkt man eine kleine runde Warze b, welche das von Ehrenberg als Auge betrachtete Organ ist. Fig. 19. Dasselbe Junge von der Rückenseite dargestellt. Man Archiv (, Naturgeschichte, X. Jahrg. 1. Bd, 12 178 J. Müller und F. H. Troschel: sieht die eircwäre ‚Scheibe durch "eine ‚Furche. von den Armen un- terschieden. Auf der Haut wachsen zahlreiche Stacheln. hervor. Fig. 19‘ natürliche Grösse. Z Fig. 20. Dasselbe Junge, am:23..April von: der Rückenseite gese- hen. Die Tentakeln c, c sind'in. lange Röhren verlängert und dienen nun ‘zum. Kriechen. Die Anheftungsorgane: a,@ fangen an kleiner zu werdeni N I Fig.21. Dasselbe Junge am 4. Mai, von der Rückenseite;, Fig.22 von der Bauchseite. Der-Mund: ist‘ deutlich ‚die Anheftungsorgane sind verschwunden, und.das Junge, nunmehr vollkommen radiär ge- worden, kriecht vermittelst seiner Tentakeln herum. Fig.22 natür- liche Grösse. Am Ende des Monates Mai waren die Arme länger und schmäler geworden; die Zahl: der Tentakeln bis 5 in jeder der 10 Reihen yen- mehrt, u. S. w. Beschreibung neuer Asteriden von J. Müller und F. H. Troschel. Asteracanthion polyplax Nob. nov. Sp. Sieben Arme. Verhältniss des Scheibenradius zum Arm- radius wie 1 : 31. Furchenpapillen in zwei Reihen, in jeder Reihe eine auf jeder Platte, nach aussen davon ein Zug von Stacheln, deren jedesmal drei eine Querreihe in Beziehung auf den Arm auf jeder Platte bilden. Ausserdem an den Sei- ten und auf dem Rücken noch sieben regelmässige Züge von Stachelchen. ‘In jeder Reihe gehören meist mehrere zu’ einem Plättchen. Pedicellarien in den Zwischenräumen. Die Sta- cheln sind kurz, eylindrisch, am Ende abgerundet. Drei Ma- dreporenplatten, um den Zwischenraum, von einem, oder meh- reren Armen getrennt. j Farbe: roth. Grösse: 2 Zoll. . Fundort: Vandiemensland. Im zoologischen Museum zu Berlin durch Schayer. r Eehinaster Sarsii Nob. noy. Sp. Fünf Arme, _ Verhältniss, des kleinen ic zum grossen wie «4:24. Die Arme sind conisch, ziemlich spitz; Auf der. Bauchseite stehen ‘quere, schmiale' Haufen von’ Sta- t Beschreibung neuer Asteriden. 179 chelehen; das Ende jedes einzelnen Haufens'wird'an der Furche von einem einzelnen Stachel‘ gebildet, 'so' dass’ die Furchen- papillen in die 'Bauchstacheln übergehen.‘ Allediese Stachel- chen sind stumpf und eylindrisch, Nach aussen folgen auf der Bauchseite‘noch zwei Reihen von: Stachelhäufchen:! Auf dem Rücken 'stehen viele völlig von einander getrennte Häuf- chen von Stacheln, die sehr niedrig sind.‘ Zwischen diesen: Häufchen stehen einzelne Poren, wodurch sich dieser Seestern von 'allen übrigen Echinastern unterscheidet. Farbe: blutroth. Grösse: 1 Zoll. "Fundort: norwegische Küste, Bergen. Im anatomischen Museum zu Berlin dureh Christie. Diese Art könnte leicht nur der Jugendzustand unseres im System der Asteriden p, 25 beschriebenen Echinaster Eschrichtii sein, dem’ er sehr ähnlich ist, aber das Exemplar von 1" Länge hat schon Brut in der von Sars' beschriebenen Bruthöhle. Anmerkung über die Gattung Zekinaster. Wir haben eben einen Eehinaster beschrieben, der von allen. übri- gen dadureh abweicht, dass er nicht Porenfelder, sondern nur einzelne Poren zwischen den Stachelhaufen‘ hat.. -Da er nach dem Bau der Eierstöcke init den übrigen Eclinastern überein- stimmt, so glauben wir ihn nicht als neue Gattung trennen zu dürfen, zumal da er das den eigentlichen Echinastern eigen- thümliche Stachelchen an den Platten im Grunde der 'Furchen besitzt. Es wurde jedoch dadurch nothwendig, die Gattungs- charaktere von neuem zu prüfen und zu schärfen. Dies wird besonders‘ nöthig in ‚Beziehung auf die Gattung Chaetaster, weil sich diese bisher von der Gattung Echinaster besonders durch die einzelnen Poren unterschied, wälirend sie in ihrer innern‘ Organisation und iin Habitus sehr auffallend von ihr abweicht. Die Gattung Chaetaster besitzt nämlich viele Eier- stöcke, welche sich durch die ganze Länge der Arme erstrecken. Die Charaktere der Gattung Zehinaster 'sind‘ nach ‘unsern ernetierten Untersuchungen folgende: " Arme verlängert, conisch oder eylindrisch, in der Haut ein zusammenhängendes- Netz von“ Balken:, auf: welchen Sta4 cheln bald einzelm, bald dicht. Haut zwischen’ dem Netz nackt mit einzelnen oder vielen Poren. Im Grunde der Fiirchen 12 * 180 J. Müller und F. H. Troschel: findet sich stets ein kurzes gekrümmtes Stachelchen an: jeder Platte, welches von der Seitenwand der. Furchen entspringt. Am Rande der Furchen befindet sich auf jeder Platte jedes- mal nur eine einzige Papille. Keine Pedicellarien. In. diesen! Charakteren stimmen’ die bisher von‘ uns! be- schriebenen Echinaster sämmtlich überein, wenn’ wir den Zehi- naster solaris und den neulich beschriebenen Zehinaster deca- nus ausnehmen. ' Bei der Beschreibung dieses letztern (vergl. dies Archiv 1843. I. p. 114) haben wir schon unser Bedenken ausgesprochen, ob derselbe wirklich der Gattung Echinaster angehöre. Nach den hier aufgestellten Piineipien muss er in die Gattung Solaster gebracht werden, die noch näher dahin zu bestimmen ist, dass der Körper mit Pinselfortsätzen be- setzt, die Haut dazwischen nackt mit vielen Tentakelporen ver- sehen ist, dass die Pedicellarien fehlen, dass die Furchenpapillen auf jeder Platte einen Kamın bilden, und dass das den’ Echi- nastern charakteristische Stachelehen im Innern der Furche fehlt; Echinuster solaris Nob. (System der Asteriden p. 25) muss ohne Zweifel zu einer besonderen Gattung, Zehinites Nob., erhoben werden, welche sich auszeichnet durch mehrere Papil- len auf jeder Platte an den Furchen, durch einen bestachelten Körper, durch die Gegenwart von Pedicellarien. Hierzu kommt vielleicht auch noch, wenn es nicht ein Speciescharakter ist, die merkwürdige Vervielfachung der Madreporenplatten. Die Art würde den Namen Zekinites solaris bekomnien. Ophidiaster pusillus Nob. noy. sp. Er gehört zu den Arten mit regelmässigen Tafelreihen des Rückens. Fünf Arme. Verhältniss des kleinen Durchmessers zum grossen wie 1:55. Die Furchenpapillen bilden eine Reihe, je zwei stehen auf einer Platte. Aus der feinen Granulation der Bauchseite treten jederseits zwei Reihen grösserer Granula hervor, welche an‘ Zahl mit der der Plattenreilien überein- stimmen. Diese Granula setzen sich häufig nach dem Rande der Arme zu in ziemlich regelmässige Reihen grösserer Gra- nula fort. ‚Die Granulation des Rückens ist gleichförmig.. Die Porenfelder enthalten wenige Poren. Nur eine Madreporenplatte. Farbe: scheint röthlich gewesen zu sein. Grösse: 1 Zoll. Beschreibung neuer Asteriden. 181 “Fundort: Philippinen.‘ Im zoologischen Museum zu Berlin durch Cuming. Astropeeten echinulatus Nob. nov. sp. Verhältniss des kleinen zum grossen Radius wie 1:: 34. Die Furchenpapillen bilden einen Keil, in welchem vorn drei Papillen stehen, worauf nach aussen noch zwei folgen; alle sind dünn und haben eine rauhe Oberfläche, Die Beschuppung der Bauchplatten besteht aus sehr feinen echinulirten Stachel- chen, zwischen denen eine Reihe grösserer, platter, ebenfalls rauher Stacheln hervortritt, die bis zum Rande an Grösse zu- nehmen. Die dorsalen Randplatten, 25 an jedem Arme, sind mit feinen Borsten besetzt, zwischen denen ein kurzer Sta- chel hervortritt. Diese Platten sind in der Mitte der Arme so hoch wie breit, das Paxillenfeld ist hier mehr als zweimal so breit wie die Randplatten. Die Paxillen tragen einen Kranz von Borsten, welche echinulirt sind. Die Madreporenplatte steht um ihren Durchmesser von den dorsälen Randplatten entfernt. Grösse: 2% Zoll. Fundort: Nordsee. Insel Föhr. Im zoologischen Museum zu Berlin durch Kölliker. Astropeeten Muelleri Nob. Asterias aranciaca ©. F. Müll. Zool. dan. Vol. 111. p. 3. tab. 83. excel. eitatis. Verhältniss des kleinen zum grossen Halbmesser wie 1:34. Dorsale Randplatten 25 an jedem Arme. Die Furchenpapillen nach innen, drei auf einer Platte von gleicher Höhe, die vor- springende mittlere cylindrisch, die beiden seitlichen platt und am Ende breiter und abgestutzt; in der zweiten Reihe stehen zwei ähnliche Papillen auf jeder Platte. ' Aus der Beschuppung der Bauchplatten treten stärkere Stacheln hervor; die vorletz- ten, welche in gleichem Abstande von den Randstacheln eine Reihe auf den Armen bilden, sind wenig kleiner als diesel- ben. Die Randstacheln sind platt und spitz. Aus der Granu- lation der dorsalen Randplatten treten einzelne (2—4) sehr kleine granulaartige Stachelehen hervor, welche eine Querreihe in Beziehung auf die Arme bilden. Die dorsalen Randplatten sind auf der Mitte der Arme höher als breit, das Paxillenfeld 182 J. Müller und F. H. Troschel: istıauf der Mitte’ der Arme dreimal so: breit: wie die Worsalen Randplatten. Die Paxillen des Rückens tragen‘ einen’ Kranz von einfachen Papillen , welche eine mittlere umschliessen. Die Madreporenplatte steht um ihren Durchmesser von den dorsa- len Randplatten entfernt. » Grösse: 24 Zoll. Fundort; Nordsee. ‘Insel Föhr. Im’ zoologischen Museum zu Berlin durch! Rölliker. ind bui Astropecien squamatus,Nob. noy. sp. Verhältniss des kleinen zum grossen : Radius wie 4 23 An jedem Arne 30: Platten. Furchenpapillen in zwei Reihen, in der sersten Reihe stehen drei, deren mittlere länger und etwas vorstehend, alle drei eylindrisch;; in’ der zweiten Reilie wieder drei, -wovon.die nıittlere platt, viel länger und breiter ist, (die: seitlichen sind mehr eylindrisch. Die Bauchplatten sind mit Ausnahme derjenigen | auf der Scheibe und derjenigen am Ende der Arme nackt, ohne Stacheln und nur umgeben‘ von einem Kranze zierlicher Schuppen; am Rande stehen zwei platte Randstacheln neben einander. Die dorsalen Randplätten sind granulirt und ohne alle Stacheln; sie sind in der Mitte der Arme so hoch wie breit. Das Paxillenfeld ist in der Mitte der Arme doppelt so breit wie die Randplatten. ' Die’ Paxillen sind.dicht gekrönt. Die Madreporenplatte steht um ihren Durch- messer von den Randplatten entfernt. Grösse: 2 Zoll. Fundort: Nordsee. Insel Föhr.‘ Im zoologischen Museum zuoBerlin durch Kölliker. | Ophiolepis Schayeri Nob. noy. sp. Verhältniss des Durchmessers der Scheibe zur Länge‘ der Arme wie 1:5. Die Scheibe ist fein einfach und! dachziegel- förmig'beschuppt. ‚Nur‘in «der. Näbe ‚der Radialschilder wer- den-die Schuppen grösser. Die Radialschilder sind; durch viele Schuppen voneinander getrennt, ihre ‚Entfernung‘ von leinan- _ der beträgt janderthalbmal ihre Breite, Die Mundschilder.sind länger als breit, «oval. Die Mundpapillen sind dick, dreigrössere an jeder Seite,» Die Bauchschilder der Arme‘ sind viereckig, so. lang wie ‚breit, die Rückenschilder 'sind ‚doppelt so. breit Beschreibung neuer 'Asteriden. 183 wie Jang, und ausserdem liegt an den’ meisten’ Gliederh nach aussen von ‚dem Rückenschild noch ein Stück, seltener wird das Rückenschild in mehrere ‚getheilt. : Am Anfang der Arme sind vier kurze stumpfe, etwas abgeplattete Stacheln auf,jedem Seitenschilde, weiterhin nur drei, von denen der mittelste der längste, der obere ‚der kürzeste und der breiteste ist. Dieser letztere ist auffallend platt, und: wird gegen das Ende breiter. Der mittlere Stachel ist doppelt solang wie ein Bauchschild. Eine grosse Schuppe am Tentakelporus, Farbe: dunklere Querbinden auf der Rückseite der Arme. Grösse: Durchmesser der Scheibe 8 Linien. Fundort: Vandiemensland. Im zoologischen Museum zu Berlin durch Schayer. Ophiacantha groenlandien Nob. nov. sp. Die Scheibe ist überall mit kleinen einfachen Stachelchen besetzt. Unter den Stachelchen erkennt man: ziemlich deutlich eine Grundlage von Schüppchen, welche aber von der nakten Haut bedeckt sind. Keine Radialschilder. Die Mundschilder sind viel breiter als lang, mehr als doppelt so breit. Sieben ° Mundpapillen an jedem Mundwinkel, die Zähne sind spitz ab- gerundet, ohne Zahnpapillen. ‘Die Bauchschilder der Arme sind siebeneckig, mit einem Winkel nach der adoralen Seite. Die Seitenschilder verbinden sich in der Mitte zwischen je zwei Bauchschildern durch eine Nath, die wenig kürzer ist als die Länge eines Bauchschildes, besonders am dünnern Theil der Arme, Die Rückenschilder sind dreieckie, mit einer ado- ralen Spitze. Auch zwischen ihnen verbinden sich die Seiten- schilder durch eine Nath, die fast so lang’ ist wie das Rücken- schildehen. Fünf dünne, mehr oder weniger rauhe Stacheln an den Seiten der Arme, deren obere mehrmals so lang sind, wie die Breite der Arnie; nach unten zu nehmen sie allmählich bis zum sehr klemen ab. Am Anfange der Arme kommen sich die Stachelreihen beider Seiten auf dem Rücken ganz nahe, späterhin weichen sie mehr auseinander, aber sie sind überall doch nicht weit von einander entfernt, weil die Rückenschild- chen so klein sind. Eine Schuppe am Tentakelporus. Grösse: 2 Zoll, Durchmesser der Scheibe } Zoll. Fundort: Grönland. Im zoologischen Museum zu Berlin durch Eschricht. 184 J. Müller und F. H. Troschel: Ophiothrix parasita Nob. noy. sp. Die Scheibe ist ganz mit kurzen Cylinderchen bedeckt, selbst die Radialschilder. Die Mundschilder klein. Die Bauch- schilder der Arme sind viereckig, mit fast geradem aboralen Rande. Die Rückenschilder sind 'gekielt mit knotiger An- schwellung in der Mitte des aboralen Randes. An jedem Sei- tenschilde fünf, am Anfang der Arme bis sieben Stacheln. Die Stacheln sind sehr lang, mehr als doppelt so lang wie die Breite eines Bauchschildes, stark echinulirt und nicht keu- lenförmig angeschwollen. Farbe: scheint rosenroth gewesen zu sein, mit dunklen Bändern auf den Arınen. Grösse: 1 Zoll. Fundort: Neuholland. Sie fand sich zwischen den’ Sta- cheln einer durch Preiss an das zoologische Museum zu Berlin eingesandten Cidaris. Herr Forbes hat einige Ophiuriden aus dem Ägeischen Meere beschrieben ( Transactions of the Linnean Society of London Vol. XIX. pars ll. London 1843 p. 143, Er hat lei- der unser System: der Asteriden, welches bereits im Jahre 1842 erschienen ist, nicht gekannt. | Sein Genus Peetinura ist identisch mit unserem Ophia- rachna. Die Art Pectinura vestita Forbes Tab, XI. Fig. 1--7. weicht nur wenig, und namentlich ‘in der Gestalt der Rückenschilder der Arme von unserer Ophiarachna gorgonia ab, und möchte leicht der Jugendzustand unserer Art sein. ? Forbes beschränkt den Namen OpAiura auf diejenigen Arten mit beschuppter Scheibe, wo diese am Grunde der, Arme einen Kamm von Papillen trägt. Diese Bildung könnte in der That zur Aufstellung einer Gattung. verleiten, und ‚hätte uns selbst dazu veranlasst, wenn: es ausser der Ophiolepis ciliata Nob. eine zweite sichere Species gäbe. Forbes nimmt drei Arten an: ‚Ophiura texturata, albida und abyssicola tab. XIII. Fig. 8—14. Diese drei: Formen ‚sind ‚nichts; an- ders als Altersverschiedenheiten von unserer Ophiolepis ci- Beschreibung neuer Asteriden. 185 liata. Die Zahl der Papillen in den Kämmen am Grunde der Arme und die Zahl der Stacheln auf den Seitenschildern der Arme nimmt mit dem Alter zu. Wir haben eine grosse Anzahl von Exemplaren verschiedener Alters mit allen Über- gängen untersucht. Die Opkiomyza lubrica Forbes l.c. p. 149. tab. XII. Fig. 15— 22. ist unsere Ophiomyxa pentagona (Ophiura pentagona Lam.). Die Gattung Ophiopsila Forbes p. 149 scheint in der That begründet zu sein, Es handelt sich um ein Thier (Ophio- psila aranea Forbes tab. XIV. Fig. 1—7.) mit nackter leder- artiger Scheibe ohne Mundpapillen und mit einfachen nicht echinulirten Stacheln an den Seiten der Arme. Diese Gat- tung gehört also in die Gruppe der Gattungen ohne Papillen an. den Mundspalten neben Ophiothrix. Das Genus Amphiura Forbes ].c. p. 149 ist identisch mit unserem Genus Ophiolepis. Amphiura neglecta Forbes ist unsere Ophiolepis squamata Nob. (Asterias squamata Delle Chiaje), — Amphiura Chiajiü ist nicht ver- schieden von Ophiolepis filiformis. — Die Amphiura florifera Forbes tab. XIV. Fig. 8—13. ist eine neue Art. Sie hat in der Mitte der Scheibe eine grosse Schuppe, welche von fünf sich berührenden grossen Schuppen eng umgeben wird. Drei Stacheln an den Armen. Sie wird also Ophio- lepis florifera heissen. Goniaster abbensis Forbes. Annals of natural history Vol. XI. London 1843 p. 280 tab, VI. ist nichts anders als Astrogonium phrygianum Nob, 186 Dr. A. Pilippi:'Einige'Bemerkungen Einige Bemerkungen über die Gattung Serpula, nebst Aufzählung der von mir im ‚Mittelmeer mit dem Thier beobachteten Arten, Von Dr. A. Philippi“ Hierzu Taf. VI. Fig. A—T. Wenige Thiere sind von den Naturforschern so sehr ver- nachlässigt wie die Serpeln, wozu sich im Verlauf dieser Be- merkungen mehrere Belege finden \verden, und aus diesem Grunde halte ich für zweckmässig, dem zoologischen Publi- kum das Resultat meiner an fünf und zwanzig Arten in Be- ziehung auf die äussere Bildung des Thieres gemachten Beob- achtungen vorzulegen, indem ich mir eine nähere Begründung durch ausführlichere Beschreibungen und Abbildungen für einen andern Ort vorbehalte. _ Linne in der zwölften Ausgabe des Systema naturae cha- rakterisirt p. 1264 die Gattung Serpula also: animal Tere- bella. Testa univalvis, tubulosa, adhaerens (saepe isthmis integris intercepta). Durch die Worte ‚animal Terebella” hat Linne, wenn er auch, weil ihm die Bewohner unbekannt wa- ren, viele Vermetus-Arten unter Serpula aufgenommen 'hat, doch den Adanson’schen Vermet ausgeschlossen. ‚Die Worte „saepe isthmis integris intercepta” beziehen sich allein auf die Gehäuse von Vermetus, und müssen daher aus der Diagnose wegfallen. Auch Lamarck führt dieses falsche Kennzeichen noch an, Blainville hat aber bereits im Diet. des Sciences na- turelles Vol. XLVIll. p. 550 richtig angegeben, dass gerade durch den Mangel der Scheidewände das Gehäuse von Serpula sich von dem Gehäuse der Vermetus-Arten unterscheide. Meine frühere Vermuthung, dass die porzellanartige Beschaf- fenheit der Schale Vermetus ausschliesslich zukomme, die Serpula- Arten dagegen eine kreideartige besässen, muss ich über die Gattung Serpula etc. » 187 zurücknehmen, da mir "eine ächte Serpula mit. 'glasartiger Schale ‘bekannt geworden. Die ächten Serpulasind von den 'Neueren in folgende Gattungen zerspalten :Serpula Lamk., Vermilia: Lamk., Galeo- laria Lamk., Cymospira Savigny, Blainville, Spirorbis Lamk., Filograna Berkeley, Protula Risso, Spiramella Savigny, Blain- - ville, Die Kennzeichen, worauf diese Trennungen beruhen, sind ‘von verschiedenem Werth. Vermilia und ‚Geleolaria un- terscheiden sich von Serpula lediglich ‚durch «die Bildung des Deckels: Serpwla hat nach Lamarck ein operculum pedicel- latum, infundibuliforme: aut. clavatum (ecorneum); denn einige Zeilen weiter sagt er: ‘Cet opereule, par consequent, n’est point ealeaire. 'S. ed. I. An, sans Vertebr. V. p. 361. — Fermilia dagegen hat ein opereulum testaceum, orbi- eulatum, simplex und weiter a dos convexe, le plus souvent conique. S. ibid. p. 368 — 'Galeolaria end- lich ein operculum testaceum compositum, welches nach mei- nen Beobachtungen aber nicht aus 5 bis'9, ‘sondern aus 15 Stücken besteht: Doch mag die Zahl derselben bei den ein- zelnen Arten verschieden sein. ' Die‘ Abbildung im Diection- naire des Scienees naturelles ist aber wohl jedenfalls schlecht zu nennen. — Filograna Berkeley soll immer zwei Degkel liaben, was ausnahmsweise bei andern Arten auch beobachtet ist. Protula Risso und ‚Spiramella Blainv.'haben gar keinen Deckel, Cuvier rechnet sie wunderbarer. Weise zu 'Sabella. Nach der Zahl. der Fäden, in welche die Kiemen zer- spalten sind, und nach der Anordnung derselben‘hat man die Gattungen Cymospira und Spirorbis aufgestellt. Bei Oy- mospira ist die Kieme jederseits in zahlreiche: Fäden. getheilt und‘ spiralförmig aufgerollt, bei Spirorbis ‚besteht sie nur aus 3 Fäden. ' Allein dieses Kennzeichen ist von’ sehr geringem Wertl. Die versehiedenen Arten 'Serpula, die ich" mit dem Thier beobachtet, haben 3, 4, 6, 7, 8, 10, 11, 13,18, :30, 40 und mehr Fäden an jeder 'Kieme, und je zahlreicher die Fä- den werden, um so mehr müssen sie eine: spiralförmige An- ordnung annehmen ; auch habe ich bei Vermilia triquetra, und Pomatoceros tricuspis (s. unten) bemerkt, dass die Fäden der Kieme eine Spirale von einer Windung beschreiben, 9 in ne- benstehender Art, wenn sie ausgebreitet sind. Es scheint mir 188 Dr. A. Philippi: Einige Bemerkungen also zwischen den spiralförmigen und nicht spiralförmigen Kie- men keine sehr scharfe Gränze Statt zu finden. — Nach Blainville hätten die Kiemenfäden der Vermilien nur auf einer Seite Cirren, was ich für 'einen Irrthum. halte. Auch auf die Art des Wachsthums hat man Rücksicht ge- nommen, und die spiralförmig wachsenden Arten zu Spirorbis gebracht, jedoch die ebenfalls auffallend spiralförmig gewun- - dene S. cereolus davon ausgeschlossen, deren Thier noch un- bekannt'ist.. Überhaupt haben meine Beobachtungen ergeben, dass zwischen ‘der Beschaffenheit des Thieres und dem Ge- häuse keine Beziehung herrscht, es müsste denn beim Genus Galeolaria sein; freilich ein trostloses Resultat, so kommt z!B. ein dreikantiges Gehäuse im drei verschiedenen Ab- theilungen vor, ein drehrundes in noch mehreren; in einer Abtheilung sind drehrunde glatte, drehrunde mit Längsleisten, dreikantige, vierkantige u. s: f. Nach dem Gesagten ist die Beschaffenheit des Dek- kels das beste Kennzeichen, um darnach die Unterabtheilun- gen von Serpula zn bilden. Dieses Kennzeichen hat auch noch den Vortheil, dass man es oft bei den trocknen, in Museen aufbewahrten Exemplaren noch beobachten kann. Die Bildung der Deckel ist aber weit maännichfaltiger als bisher angegeben, und man muss mehr Unterabtheilungen machen, als bisher, deren Kennzeichen folgende sind. A. Thier mit Deckel. Zu jeder Seite des Halses eine kurze, oben breite, unten schmale Membran, welche sieben Borstenbündel trägt, von denen das oberste meist nach vorn gerichtet ist. (Von Galeolaria ist diese Bildung nicht be- kannt.) Serpwla Cuv. a. Deckel hornartig, flach oder trichterförmig, amRande gek erbt, oben strahlenförmig gestreift; auf einem ver- kehrt kegelförmigen fleischigen Stiel sitzend. Serpwla im’ engern Sinn. b. Deckel kalkig, seine flache Scheibe bildend, ganzrandig. Placostegus Ph.. Dieser Deckel erin- nert' am meisten an einen Gasteropoden -Deckel. c. Deckel kalkig, kegelförmig, kürzer oder verlängert, ohne Anhängsel. Vermilia Lamarck. über die Gattung Serpula etc. 189 d. Deckel kalkig, halbkugelförmig mit Fortsätzen (die innen hohl sind). Pomatoceros Ph. \e, Deckel kalkig? hornartig? aus einer elliptischen flachen Platte bestehend, welche am hintern Ende zwei ästige Hör- ner, am vordern Rande aber hakenförmige Borsten trägtz die Kiemen spiralförmig eingerollt. Cymospira Savigny Blainv. 'Die Serpwla, gigantes Gm., welche diese Ab: theilung bildet, ist mir nicht aus den Originalabliand- lungen von Pallas und Home, sondern nur: aus-Blain- ville’s' Diet. :p. 559 und‘. der von Blumenbach gegebenen Copie von Home’s Figur ( Abbildungen naturhistorischer Gegenstände Nr. 67.) bekannt. f. Deckel hornartig, fast wie bei a., ‚aber auf der obern Seite im Centrum mit beweglichen Spitzen versehen, die (wenigstens bei einer Art) auch hornig sind. Zupo- matus Ph. g. Deckel kalkig? schräg abgestutzt? Gehäuse klein, stets spiralförmig aufgewunden? Kiemen stets? ‚aus wenigen Fäden zusammengesetzt. Spirorbis Lamarck. (Die Ge- stalt des Deckels, welche die Abbildung im Diet. des Sciences nat. I, fig. 2, zeigt, ist, ‘genau wie bei Placo- stegus, verschieden von der Gestalt, die ich selbst bei einer andern Art beobachtet habe.) h. Der Deckel kalkig, aus sehr vielen, Stücken zusam- mengesetzt. Galeolaria Lank. B. Gar kein Deckel. Die Seitenmembran bis zur halben Länge des Körpers fortgesetzt, gleich breit. Apomatus Ph. a. Die Kiemen spiralförmig. Protula Risso. Spiramella Blainv. Diet. 48. p. 560.') (Die Beschreibung, welche Risso hist. de l’Eur. merid. IV. p. 405 und 406. giebt, ist ganz abentheuerlich, und stimmt nicht im mindesten mit den Angaben bei Cuvier Regne animal 'ed,, 2. vol. III. p- 192, dessen Beschreibung genau mit meinen eige- nen, gleich unter b. anzuführenden Beobachtungen über- einkommt.) ’) Die Figur des Seba 1. t. 29. fig. 1. 2. stimmt, wie schon Cu- vier bemerkt, nicht mit der Charakteristik überein, es fehlt ihr der disque Cuy. oder der thorax, @galant au moins la moitie de ’ahdomen. 190 - Dr. A, Philippi: Einige Bemerkungen b. Die 'Kiemen einfach fächerförmig. | Psygmobran- chus. Ph. Ich kann’ ‚Cuvier‘ nicht: beistimmen, wenn’ er die‘ letzte Abtheilung,, die©ich! mit dem Namen dpomatws bezeichnet habe, zu ‚Sabella bringt. Auf den Umstand, dass die 'Sabellen eine häutige oder lederartige Röhre, die‘ Apomatus aber eine kalkige bilden, würde ich zwar kein so grosses Gewicht legen, wohl'aber' auf den Umstand, dass bei den Sabellen alle Kör- perriige gleich gebildet: und mit gleichen Borstenblindeln ver- sehen sind, während bei Apomätus, genau wie bei Serpula, die sieben ersten Borstenbündel in einer‘ 'häutigen Ausbreitung sitzen, von welcher die von mir beobachteten Sabellen auch nicht’eine Spur von. Andeutung' zeigen. Ich gehe jetzt über‘ zur Charakterisirung der einzelnen Arten. 1. Serpula L. (sensu strictiori). 41. S. echinata Gm. testa teretiuscula, protensa, flexuosa, rosea, transversim rugosa, carinis denticulatis echinata, diam. 2”. animal branchüs albo coceineoque fasciatis, filorum (in utraque) 30 et ultra, operculo rubro. Gin. p. 3744. — Gualt. t. 10. R. — Martini If 8. 2.8. pallida Ph. testa teretiuscula, protensa, flexuosa, pallide rosea, carina mediana conspieua, Jaterali "utrin- que obsoleta, striisque incrementi tenuibus subaspera. diam. 14”. animal branchiis 'albo coceineoque fasciatis, 'filorum pauciorum 'quam in antecedente, operculo albido. | 3. S. triquetra L.?? testa triquetra, flexuosa, alba, altero latere tota adnata. diam. 2”. animal branchiis albo coceineoque fasciatis, filorum circa 30; 'operculo 'coceineo, erenis' circa 24 (nach der Zeichnung: die Zahl der’ Kerben habe ich"zu notiren vergessen). Ich glaube nicht, dass dieses die Linneische Art ist. 'Linne hat das Thier nicht ‚beschrieben, ‚und nur kleinere Individuen gesehen; auch die, späteren Citationen von Baster,' copirt: im: Martiniy' von "Gualtieri und‘"ändern, über.die Gattung; Serpula‘ete. 191 ‚entsprechen meiner. Art’nicht ganz, indem. sie. viel dün- nere Gehäuse darstellen. , Ferner.ist! zus ,benierken,: dass die Gehäuse von» Serpda. triquetra, Vermiliax:triquetra und: Pomatoceros‘ tricuspis, sich ohne. das Thier, schwer- lich unterscheiden lassen. Wäre es) dalier nicht-besser, den; Namen’ Serpula triquetra Linue ganz zu streichen? 4. S. vermicularis L.? testatereti, flexuosa, laeviuscula, apice libero protensa, rosea;: ore patulo; carina. denti- eulata dorsali demum obsoleta; diam. ‚2%'" animal branchiis:omnino coceineis,; filorum multorum ; operculo cocceineo, erenis‘plurimis, (Fig. A.): Mit welcher Kritik die Serpelü bearbeitet. sind, be- weist diese Art. Blainville diet. 1; c. :p.553 giebt jeder Kieme sieben bis acht Finger, in der'Abbildung se- hen wir aber jederseits 26! In der Beschreibung nennt er den Deckel keulenförmig mit zwei kleinen Hörnern; ‚so ist aber nach‘ planche I. f. 3. der: Deckel. von‘ Ver- milia triquetra, und die Abbildung. von. Serpula vermi- eularis I. f. 4. zeigt einen ganz andern, 'ächten Serpula- Deckel‘ nach ‚meiner 'ebigen Definition. Kann man sich wohl grössere Widersprüche zu Schulden kommen‘lassen ! Dazu kommt, dass nach Blainville's Beschreibung des Deckels das Thier gar keine Serpula, sondern eine Ver- milia Lamarck sein muss, welches Genus Blainville ‚an- nimmt. Auch Cuvier Regne 'animal ed. 2. II. p: 191 sagt (naeh Müll. Z.D.?), der Deckel: habe zwei’ oder drei kleine Spitzen, in welchem Fall seine und: Müller’s Art ein Pomatoceros ist. (Möglich. wäre es, dass Nr. 1. 2. undı4, als blosse Va- rietäten einer Art zu betrachten sind.) ‘5. S. aspera Ph. testa teretiuscula, costis eirca 7, erenu- latis ornata, alba; diam. 1” animal branchiis fuscescentibus aut rubentibus,: filorum 8 utringue; operculo albido,erenis 16-24 (Fig. B.). an Vermilia scabra Lam.? Die Figur bei Delessert Re- eneil ete, ist ganz schlecht, und der Text hilft bekannt- lich bei diesem: Werke gar nichts. 6.8, subgwadrangula Ph. testa elongata, subquadran- 192 Dr. A. Philippi:'Einige Bemerkungen gula, angulis 'crenato-dentatis, carinis tribus, 'singulis in medio laterum liberorum; diam 2". animal albidum, 'branchiis filorum 8 utringue; 'oper- eulo basi aucto, fuscescente, erenis admodum profundis, eirca 24 (Fig. C.). Der fleischige Stiel ist am Ende nicht einfach 'kegel- förmig verdickt, sondern erst eylindrisch verdickt, und dann verkehrt kegelförmig. 7. S. venusta Ph. testa tereti, transversim striata, variei- bus pluribus ornata; alba; ore patulo; diam. 3". animal-coceineum, branchis filorum frequentium; 'oper- euli erenis eirca 60. Die grösste Art, die ich beobachtet und in Spiritus mitgebracht. Das Thier ist 28’ lang und 3’ dick, 2. Placostegus Ph. 1. Pl. erystallinus Seac. testa vitrea, triquetra, demum libera, et carinis omnibus excurrentibus tricuspidata: ca- rina dorsali serrata; diam. 14”. animal album; faseiis duabus fuseis in branchüs; filis eirca 9 in utraque; pedunculo operculi simpliei (Fig. D.). Serpula erystallina Scac. Catalogo p. 18. Lebt in grossen Tiefen auf Korallen. 2. Pl, rn Delle Chiaje testa teretiuscula, serie- bus 4-7 longitudinalibus appendieum falcatarum, pectina- tarum, confertissimarum ornata; diam, 1-14”, animal'album; branchiarum coceinearum filis utrinque circa 9; pedunculo operculi appendice aucto. (Fig. E.). ‚Serpula fimbriata D. Ch. Memorie III. \p. 226 t. 48. f. 19. 20. testa (animal el. auetori non innotuit). 3. Vermilia Lamk. 1. P. triqwetra Lamk. testa triquetra, flexuosa, alba, al- 4 tero latere' adnata; diam. 1 animal branchiarum Sasaih fusco - articulatarum filis numerosis?.(sältem ultra 7); operculo elongato, subeylin- drico, obtuso; pedunculo utrinque filum gerente (Fig.F.). Vermilia triquetra Lamk. Nr. 2. „Son opercule est eonique.” über die Gattung Serpula etc. 193 Selten. Über Linne’s Serpula triquetra siehe die Be- merkung oben. 2. F. infundibulum Gm. ‚testa tereti, alba, multoties va- ricosa, quasi ex infundibulis sese reeipientibus conflata; ore quam maxime patulo; diam. (oris) 44". animal branchiarum albo coccineoque fasciatarum filis multis; operculo elongato-conico, (Fig. @.) Serpula infundibulum Gm. p. 3745. — Lamk. nr. 9, exel. var. — Delessert Recueil I. fig. 8. ad specimen malum. “83. V. clavigera Ph. testa tereti, lineis Jongitudinalibus elevatis quinque ornata; diam. 2”, animal..... operculo. valde elongato, subeylindrico. (Fig. H.) Das trockne Thier zeigte beim Aufweichen die Kiemen nicht deutlich. 4. V. calyptrata Ph. testa tereti, crassa, transversim cor- rugata; diam. 14”, animal] fuscescens, collari, lineaque in filis branchia- rum viridibus, filis branchiarum 11; ciliis rufo - fuscis; operculo conum obliquum, truncatum referente. (Fig. J.) ” 5.V. multicristata Ph. testa tereti, lamellis 5, longitu- dinalibus, plerumque pectinatim incisis eristata; diam. 2'”, animal albidum; operculo parvo, conico, basi carna- sae, multo crassiori, subglobosae insidente. (Fig. K.) Auch von dieser Art hatte ich nur ein getrocknetes Exemplar, dessen Kiemen sich nicht entwirren liessen. v6.V.elongataPh. testa obscure quadrangula, cerassa, trans- versim rugosa, linea impressa dorsali; diam. #”. animal rubrum; branchiarum utrinque filis 6-8; oper- culo elongato-conico; peduneulo utrinque filum gerente [ut in V. triquetra ]. (Fig. L.) 7. V. quinquelineata Ph. testa tereti, lineis elevatis,, lon- gitudinalibus,. laevibus, quinque ornata (ut in V. clavi- gera); diam. 4"—#". animal branchiarum lutescentium filis utringue 8, ru- bro maeulatis; opereulo conum brevem, obliquum refe- rente [fere ut in S. calyptrata]. (Fig. M.) Archiv 1. Naturgeschichte, X, Jahrg. 1. Bd, 13 194 Dr. A. Philippi: Einige Bemerkungen 8. V. polytrema Ph. testa triquetra adnata; carinis foris fre- quentibus perforatis; diam. 14”, . animal coceineum, branchiarum filis utrinque c. 6; operculo forma coni obliqui brevissimi; pedunculo albido annulis tribus fuseis ornato et utrinque filum gerente [ut in nr. 1. et 6.]. (Fig. N.) Bei Vermilia triquetra und andern dreikantigen Serpeln bestehen die Kiele, wenn man sie durchbricht, auch aus einer Reihe Zellen, bei dieser Art sind nur, so zu sa- gen, die Scheidewände der Zellen ausgebildet, und die drei Kiele, von ihrer Löcherreihe durchbohrt, sehen über- aus zierlich aus. Der Durchmesser der Röhre ist sehr klein, indem die seitlichen festgewachsenen Kanten den grössten Theil des Durchmessers einnehmen. “9. V. emarginata Ph. testa tereti, alba, carinis 3 — 4 saepe in dentes antrorsum directos, dorso ineisos ele- vatis; diam. 1'”, animal filis branchiarum utringue 6—7; operculo for- mam coni obliqui truncati referente; pagina superiore marginata, antice emarginata, obscure bidentata. (Fig. O.) Das Thier habe ich an einem aufgeweichten Exemplar in Kassel untersucht. 4. Pomatoceros Ph. 1. P. tricuspis Ph. testa triquetra, saepe in gyrum con- torta, alba; diam. 2". animal branchiis albo et coceineo, sive albo et fusco fasciatis; filis ultra 18; operculo hemisphaerico, vertice cornubus tribus acutis instructo; pedunculo utrinque filum gerente. (Fig. P.) Sehr gemein. Dies scheint Serpwla triquetra Fr. Hofl- mann, Verhandl. Berl. Gesell. vol. 3. p. 150. Vielleicht auch S. Zriquetroides (!) Delle Chiaje Mem. IV. t. 67. f. 15. male, ohne Beschreibung. Ob auch S. vermicularis Cu- vier Regne anim. ed. 2. III. p. 191 hierher gehört? „son opercule en massue est arme de deux ou trois petites pointes.” Eine zweite Art scheint die Vermilia triquetra Dict. des Sc. nat. planches 1. f. 3, deren Deckel, wenn an- en über die Gattung Serpula etc. 195 ders die Figur getreu ist, aus zwei Absätzen besteht, und einen gegabelten, an beiden Gabelenden stumpfen Fortsatz trägt. 5. Cymospira Savigny. Im Mittelmeere kommt meines Wissens keine hierher ge- hörige Art vor. 6. Eupomatus Ph. v4) E. uncinatus Ph. testa tereti, transversim rugosa; diam, 1". animal fuscescens; branchiarum albarum, fusco-faseia- tarum filis utringue 43; margine operculi inciso-dentato; eornubus octo, apice incurvo uneinatis. (Fig. Q.) Nicht selten. Delle Chiaje bildet Memorie vol, III. t. 48. f. 21. ein ganz ähnliches Thier mit zwei Deckeln ab, nennt es aber Sabella euplaeana, und behauptet, es habe ein aus Sandkörnern bestehendes Gehäuse !! “2. E._.pectinatus Ph. testa tereti, transversim rugosa, li- neisque longitudinalibns obsoletis; diam. #'", animal fulvum; branchiarum filis utrinque decem, pun- etis coccineis ornatis; operculi margine erenato; cornu- bus duodeeim, rectis, utringue peectinatis, dentibus tribus acutis. (Fig. R.) Ein untersuchtes Exemplar hatte zwei ganz gleiche Deckel. 7. Spirorbis Lamk. . 74. Sp. cornu arietis Ph. testa spirali, tereti, concentrice striata; anfractu ultimo reliquos abscondente; diam. to- tius gyri 4”. animal pallide aurantiacum, branchiarum albarum filis utringue quatuor; operculo obliquo, subspathulato, in parte postica appendice brevi aucto. (Fig. S.) Der Deckel ist schief auf den Stiel aufgesetzt, wie bei Cymospira, der untere oder hintere Rand ist dicker und trägt einen kurzen, schwach zweitheiligen Fortsatz, der obere oder vordere Rand ist dünn und einfach. Spirorbis nautiloides Lam. ist äusserst gemein, ich habe aber nicht Gelegenheit gehabt das Thier zu sehen. 13% 196 Dr. A. Philippi: Einige Bemerkungen 8. Filograna Berkeley: Von dieser Abtheilung habe ich das Thier nicht beobach- ten können. Nach der kurzen Notiz, ohne Angabe der Quelle, in Lamk. hist. ete. ed. 2. V. p. 621 ist: „le nombre des ap- pendices tentaculaires de huit, dont deux garnis d’um oper- eule infundibuliforme.” Sind wirklich acht fühlerartige An- | hängsel da, anstatt zwei? Das wäre höchst sonderbar. Oder | sind die andern sechs appendices tentaculaires die Kiemen? 9. Protula Risso (ex emendatione Cuvieri). 1. Pr. intestinum Lamk. testa magna, tereti, undato -torta, laevi, primum repente, deinde libera; diam. 5". animal (secundum Cuvier) branchiis aurantiaeis. Selten; ich habe niemals das Thier erhalten können. Die Synonyme sind: Serpula intestinum Lamk. nr. 3. — j Delessert Recueil t. 1. f. 7. bene. — Protula Rudolphü Risso hist. eur. merid. IV. p. 406. [Die Beschreibung, die Risso giebt, ist so verschieden von Cuvier’s Anga- ben, dass man trotz der Autorität Cuvier's, und trotz der groben Versehn, die so oft in Risso’s Beschreibungen vorkommen, an der Identität zweifeln möchte]. — Sabella protula Cuv. Regn. anim. ed. 2. III. p. 192. /20. Psygmobranchus Ph. j «4.Ps.protensus Gm. testa tereti, laevi, protensa, elongata, parum versus finem attenuata; diam. 24”, animal flavescens; branchiarum filis utrinque ultra 40, albis, rubro annulatis; membrana laterali lutea, maculis septem rubris. Serpula protensa Gm. p. 3744. — Rumph. t. 41. f. 3. — Martini I. fig. 12. A. Wenngleich die Rumphsche Fi- gur eine Art aus Amboina darstellt, so kann ich doch in der Figur keine Verschiedenheit von meiner Art entdecken. 2. Ps. cinereus Forsk. testa filiformi, glabra, varie flexa; diam. 4+—4", animal pallide aurantiacum, branchiarum coccinearum filis utrinque quatuor. Serpula cinerea Forsk. fn. arab. p. 128. — Gm. p. 3747. über die Gattung Serpula etc. 197 3 Ps. intricatus L. testa filiformi, flexuosa, tereti, sca- bra, medio subcarinata, valde rugosa; diam, 4+—4" animal aurantiacum; branchiarum albarum filis utrin- que tribus. Serpula intricata L. ed. 12. p. 126%. — Gm. p. 3741. Sehr gemein. Zweifelhaft ist mir folgende Art geblieben, da ich nur ein einziges Exemplar derselben gesehen: -Apomatus ampulliferus Ph. testa transverse rugata, dorso suleis duobus longitudinalibus, approximatis bipar- tito; diam. #4” animal opereulo nullo; branchiis flavidis, filis utrin- que 7, punctis purpureis ornatis; filo uno in vesicu- lam sphaericam terminato. n Ich würde diese wunderliche Bildung ohne Weiteres für eine Monstrosität gehalten haben, wenn nicht mein Freund Scacchi ein Paar Jahre früher dasselbe Thier ebenfalls mit der Blase beobachtet hätte. Bemerkung. In dem Werke ‚Actinien, Echinodermen und Würmer des Adriatischen und Mittelmeeres‘“ von Dr. Grube findet sich Fig. 11. die Abbildung ®iner Borste von, Serpula latisetosa. Der Name kommt im Inhalt p. 90 gar nicht vor, wohl aber eine Sabella latisetosa; und in meinem Exemplar fehlt Seite 57—64. Nach dem Verzeichniss p. 90 hat der Verfasser folgende Arten gesammelt: Serpula intricata L. — glomerata L. Die Linn@’sche Art ist nach den Ci- taten Vermetus triquetra Born. — plicaria Lam, — infundibulum Gm. — wvermicularis L. — proboscidea Gm. Beruht auf 2 Figuren von Martini, die ich nicht zu deuten wage. — protensa Gm, — _ echinata Gm. — _ contortuplicata L. — _ decussata Gm. Beruht auf Lister t. 547. f. 4. (co- pirt Martini 2. f. 47) von Barbadoes, und ist wohl ein Vermelus, Ich vermuthe, dass Herr Grube unter 198 Ed. Grube: Über den Lumbrieus variegatus Müller’s diesem Namen den Vermetus subcancellatus Born. verstanden hat. ‚Spirorbis naitiloides Lam. Erklärungen der Abbildungen Taf. VI. Fig. A. Der Deckel von Serpula vermicularis L. - - - - aspera Ph. - - - - subquadrangula Ph. - - - Placostegus crystallinus Se. & 2 & = Jimbriatus D. Ch. - - - Vermilia triquetra Lam. = . - - infundibulum Gm. = = - - elavigera Ph. = - - - calyptrata Ph. = = E - multicristata Ph. elongata Ph. = = = - quinquelineata Ph, u - e - polytrema Ph. = “ E - .emarginata Ph. - - - Pomatoceros trieuspis Ph. - - - Eupomatus uncinatus Ph. 2 & = - pectinatus Ph. - - - Spirorbis cornu arietis Ph. - - - Vermilia triquetra Blainv. nach dem Diet. d. Seiene. nat. planches. — Nach der Beschreibung müsste er der Deckel von Serpula vermicularis sein. SnROHOoZErKRuER=SmOnH [3 Über den Lumbrieus variegatus Müller’s und ihm verwandte Anneliden. Von Professor Ed. Grube. Hierzu Taf. VII, Die älteren Zoologen umfassten unter der Gattung Zum - bricws nicht nur diejenigen Ringelwürmer mit Borsten, wel- chen, wie den eigentlichen Regenwürmern, äussere Athmungs- organe, Cirren, Antennen, Augen und ein bewaffneter vor- und ihm verwandte Anneliden. 199 streckbarer Rüssel fehlen, sondern rechneten dazu auch man- che Thiere, welche weniger in der Gestalt als einigermassen in der Lebensweise den Regenwürmern ähneln. So führt Pallas Thalassema uud Sipunculus, Müller Scoloplos und Clymene, Fabrieius Arenicola, Glycera und die mit langen Rückenfäden versehene Gattung Cirratulus als Lumbriei auf. Doch hatte schon Linne, dem die wenigsten von diesen Thieren bekannt waren, mindestens die Gattung Sipuneulus von Lumbrieus ab- gesondert, Savigny that ein Gleiches mit Thulassema, Areni- cola und Clymene, noch Spätere folgten ihm mit den übrigen Gattungen, und so kam man allgemein darin überein, nur für diejenigen Borstenwürmer die Bezeichnung Zumbrieus zu ge- brauchen, deren Körper ohne alle äussere Anhänge, ohne Augen und Antennen, dagegen gewöhnlich ') durch eine An- sehwellung mehrerer vorderer Ringe, das Cingulum, ausge- zeichnet ist, und deren Borsten nicht weit vorragen, sondern wie die Aciculae der meisten im Meere lebenden Anneliden gebildet sind, und nur paarweise stehen. So finden wir die Gattung bei Cuvier und Lamarck festgestellt, obschon beide unter die aufgeführten Arten einige setzen, auf welche jene Merkmale nicht passen, indem sie unbeachtet liessen, dass Müller, von dem eben diese Arten entnommen sind, die schon von Linne so hervorgehobene Anwesenheit eines Cingulums in seine Characteristik nicht aufgenommen hat. Gerade diese Arten sind es, welche, mit Ausnahme des L. vermicularis, nicht wie die gemeinhin so genannten Regenwürmer in der Erde, sondern im Boden der Gewässer leben, und so viel- fach in neuerer Zeit jene — der Lumbrieus terrestris L. — in Species zerfällt und anatomisch untersucht sind, so wenige Naturforscher scheint es zu geben, die sich mit den anderen beschäftigt, und auch nur die von Müller genannten Arten wieder aufzufinden und mit der Natur zu vergleichen ver- sucht haben. Herr Dr. Hoflweister hat in einer sehr schätzenswerthen ’) Das Cingulum scheint sogar nie zu fehlen, wenn anders die Individuen vollständig geschlechtlich entwickelt sind, wie Hoffmeister wenigstens von einheimischen Arten nachweist: bei den von mir un- tersuchten ausländischen habe ich es auch nie vermisst. 200 Ed. Grube: Über den Lumbricus variegatus Müller’s Dissertation ') nicht allein Untersuchungen über den L. ter- restris und Enchytraeus albidus, sondern auch über einen im Wasser lebenden Borstenwurm mitgetheilt, aus dem er die Gattung Saenuris bildet. Was den ersten betrifit, so nennt er, weit entfernt, Duges’ Annahme von 35 Arten durchaus zu billigen — worin ich ihm auch beistimme — vorläufige nur 3 einheimische Lumbriei, den Z. agricola, anatomicus und olidus, in seiner Saenuris aber glaubt er den Zumbricus variegatus Müller’s wiedergefunden zu haben, weshalb er ihr auch den Beinamen variegata beilegt. Ich bin hierin nicht seiner Mei- nung, und da ich über den exotischen Amneliden die einhei- mischen nicht vernachlässigt, im Gegentheil die im Wasser lebenden mit besonderer Vorliebe studirt habe, so glaube ich nicht unberufen zu sein, auch meine Ansichten über diesen Gegenstand zu entwickeln, indem ich zuerst von dem Lum- bricus variegatus Müller’s und Bonnet’s sprechen und seine Nicht-Identität mit Saenuris variegata beweisen, sodann den- jenigen Wurm, den ich dafür halte und einen ihm ähn- lichen beschreiben will — beide sind mir seit längerer Zeit bekannt, scheinen aber den Naturforschern meistentheils ent- gangen zu sein — auch möchte ich endlich einiges über den Platz mittheilen, den Saenuris variegata und ihre Verwandten in der Reilte der Anneliden einnehmen müssen. Lumbricus variegatus Müll. Müller characterisirt den Z. variegatus folgendermassen: Lumbricus rufus, maculatus, sexfariam aculeatus. Vermium serpentium, terrestrium et fluviatilium pulcherrimus. Corpus ruberrimum, quadratis minimis fuseis interstinctum, Si lente vitrea indagetur, linea sanguinea totius corporis me- dium pereurrit, utrinqgue maculis quadratis pinnata, pellicula extima pellueida, hyalina. Animaleulum hoc Bonneto eximio nostri aevi philosopho mihique miranda redintegrationis partium in quantulaeunque frusta dissectarum in perfectos vermes spectacula praestitit. In limo aquoso alnetorum et nemorum, ') De vermibus quibusdam ad Genus Lumbricorum pertinentibus. 4. Berolini 1842. und ihm verwandte Anneliden. 201 und eitirt dazu Bonnet Vers d’eau douce tab. I. Fig. 1-5 (im Text bezeichnet als premiere Espece p. 119 u. folg.). Allein diese Abbildungen fördern das Bestreben, uns hier- über genau zu unterrichten, sehr wenig, wir ersehen aus ih- nen vorzüglich nur, dass der Kopftheil (das erste Segment) nicht besonders spitz oder gar fadenförmig verlängert, und die Aciculae sehr kurz sein müssen, und entnehmen aus der Beschreibung, dass die Länge 15-16", mitunter über 2” be- trägt, die Dicke wie eine Violinseite, die Farbe röthlichbraun, in der Mitte dunkler als an den Enden, das hintere Ende gelblich ist, dass sich an der Unterseite der Ringel 4-6 sta- chelartige Theile befinden, ') dass man in der grossen wellen- förmig gekrümmten Arterie (dem Rückengefäss) die Blutwellen von hinten bis zum Gehirn fortlaufen sehen und auf den Grenzen der Segmente kleine Gefässe mit mehreren Ästen bemerken kann. Was wir aber vor Allem festhalten müssen, ist der Um- stand, dass Bonnet an diesem Wurm vorzugsweise seine Beob- achtungen und Versuche über die natürliche und künstliche Theilung des Körpers anstellte: diese Art war es, bei wel- cher er die Reproduetionskraft bis auf einen erstaunlichen Grad gesteigert fand. Die Ausführlichkeit seiner Darstellung ermüdet fast, und so sehr ich wünschen musste, alles von ihm Angeführte zu einer bessern Feststellung der Art zu benutzen, so kostete es doch mir selbst einige Überwindung, mich durch dieses Einerlei der Mannigfaltigkeit hindurch zu arbeiten. Meine Mühe ward für diesen Zweck nicht einmal belohnt, sondern nur die Überzeugung bestärkt, dass jene ausserordentliche Re- producetionskraft eines von den Kennzeichen sei, welche uns bei der Wiederaufsuchung der Art besonders leiten müssten. Was passt nun hievon auf den Bewohner des süssen Wassers, den Hoflmeister für identisch mit dem Bonnet’schen Wurm hält? Von sSuenuris variegata zeigen einige Exemplare eine ') Bonnet braucht den Ausdruck „especes d’epines blanchätres”, was Göze übersetzt „4-6 Arten weisslicher Stacheln” (Hoffmeister pag. 10. Ich selber kant leider die Göze’sche Übersetzung nicht be- nutzen.) 202 Ed. Grube: Über den Lumbricus variegatus Müller’s weissliche, andere eine röthliche, unten graue, die Jungen oft eine orangegelbe Farbe, die Borsten stehen in Bündeln, die Bündel in 4 Reihen, in den einzelnen Bündeln befinden sich 3 bis 7 Borsten, und die der obern Reihen zeichnen sich in der vordern Körpergegend durch ihre Länge aus, nähern sich auch mehr dem Rücken. Was Hoflmeister vom Rückengefäss sagt, würde zum Theil allerdings auf Bonnet’s Wurm bezogen werden können, indess würde dieser schwerlich dieim Vorder- theil der Saenuris so sehr in die Augen fallende Verbindung des Rücken- und Bauchgefässes verschwiegen haben, wenn eben sein Wurm eine Saenuris gewesen wäre. Was aber das Reproductionsvermögen betrifft, so geht aus Hoflmeisters Dar- stellung durchaus nicht hervor, dass seine Saenuris dasselbe in einem hohen Grade besitzt; denn, wenn diese 'Thiere zwi- schen Glasplatten gepresst, nachher doch wieder im Wasser sich erholen und fortleben, so bekundet dies noch nicht die Fähigkeit, zerschnitten sich zu ganzen Würmern auszubilden, und dass sie sich freiwillig zerstückelten, führt Hofmeister gar nicht an. Hieraus schliesse ich, dass Swenuris variegata nicht der Wurm ist, den Bonnet Tab. I. Fig. 1—5 als premiere espece abbildet, wollte man auch, wie Hoflmeister wünscht, auf die Angabe der Borstenzahl an den Ringeln kein besonderes Ge- wicht legen. Es bliebe noch übrig anzunehmen, dass Müllers Z. ve- riegatus und Bonnets ‚erste Art von Würmern‘ nicht einerlei wären, und in diesem Fall wäre besonders zu beweisen, dass Saenuris variegata auch nicht dem Müllerschen Lumbricus ent- spräche. Allein abgesehen davon, dass Müller in diesen Din- gen, die ihm so geläufig waren, schwerlich ein falsches Citat beigebracht haben würde, so stimmt seine Beschreibung in der That mit Bonnets ganz überein, es sei denn, dass er den Kör- per nicht bräunlich, sondern roth- und braun-bunt nennt, „‚cor- pus ruberrimum, quadratis minimis fuseis interstinetum.“ Das von Müller über die Reproductionskraft Gesagte ist nicht etwa Bonnet nachgeschrieben, sondern eine aus eigenen Beobach- tungen hervorgehende Bestätigung '), aber ebenso trägt seine ’) Naturgeschichte einiger Wurmarten pag. 71. „Wenn man die und ihm verwandte Anneliden. 203 Beschreibung selbst das Gepräge der eignen Anschauung. So spricht er z. B. hier nicht von setis, wie man soies schlecht- weg übersetzen könnte, sondern von aculeis, ein Wort, das er für diese Organe bei den Regenwürmern ‚gebraucht, wäh- rend er den Naiden durchweg setae giebt; und die Borsten (im allgemeinen Sinn genommen) der Saenuris erinnern doch mehr an manche Naiden, als an Regenwürmer. Gleichzeitig muss ich eine andere Annahme Hoffmeisters bestreiten, dass Bonnets Würmer der 2ten und 3ten Gattung (espece) völlig identisch mit den zuerst beschriebenen, und nur durch Färbung und Alter von ihnen verschieden seien. So wenig ich Schweigger beipflichten kann, der in allen Bonnet- schen Würmern Naiden zu erkennen glaubte, und seine pre- miere espece Nais variegata nannte, so wenig kann ich jene 3 für dieselben Lumbricus-artigen T'hiere halten. Auch hat die beiden andern Müller nicht zu seinem L. variegatus citirt, und obgleich Bonnet selbst keinen grossen Unterschied zwi- schen der ersten und zweiten Art findet, stellt ihn doch die Angabe der Lebensweise und die Erwähnung der ‚‚poches ou sacs membraneux attaches de deux cötes de l’estomac “ heraus (pag. 207). Während der mehrjährigen Untersuchungen über unsere einheimischen Anneliden des süssen Wassers bin ich auf zwei Thiere gestossen, deren (im Allgemeinen) regenwurmartige Ge- stalt, deren Nadeln und deren ausserordentliche Reproductions- kraft sogleich an den Zumbricus variegatus erinnern. Das eine ist von Müller gar nicht beschrieben; ich nenne es Euares filirostris, das andere halte ich für seinen wahren Zumbri- cus variegatus, glaube aber, dass es in keinem Fall ein Lum- bricus (im Sinne der Neueren), sondern entweder auch zur Gattung Euaxes zu bringen, oder besser zu einer eigenen zu erheben sei. langen Würmer des Herrn Bonnet, die zum Geschlecht der Regen- würmer gehören, in Gläsern aufbewahrt, wird man bald an ihmen den Schwanz vermissen; selbst in ihrem natürlichen Aufenthalt trifft man wenige unbeschädigt an, die meisten sind in Begriff einen neuen Schwanz, andere einen Kopf, noch andere beides zu entwickeln“ ete. Desgl. pag. 41: „Unter meinen Augen zersprang ein Wurm, den ich auf den Tisch legte, in 3 Stücke, demnach scheint die Zertheilung ihnen natürlich zu sein“ u. s. w. 204 Ed. Grube: Über den Lumbricus variegatus Müller’s Euaxes filirostris Gr. Mein Zuaxes‘) filirostris ist einer der schönsten Würmer, die sich in unsern Gewässern finden. Er erreicht eine Länge von 9,5° (3" 6") bei einer grössten Breite von 0,25° (2'"), ist blass fleischfarbig, aber dabei so durchscheinend, dass man eben sowohl den von seinem Inhalt schwarz gefärbten geraden Darm als die Gefässe durchschimmern sehen kann. Diese schöne Färbung wird noch durch ein herrliches Farbenspiel erhöht, welches jedoch nicht immer gleich stark hervortritt, sondern am meisten, wenn das Thier gereizt wird. Dann schwingt es seinen Körper in den heftigsten und dabei gra- ziösesten Krümmungen, und ein wahrhaft leuchtender stahl- blauer Glanz überfliegt seinen Rücken, am meisten da, wo die Färbung am dunkelsten und der Darm am dicksten ist, in der Mitte: nie habe ich ihn bei den eigentlichen Regenwür- mern, obwohl sie etwas ähnliches zeigen, so lebhaft gesehen. Liegt das Thier ruhig unter Wasser in einem Glase zwischen opaken Gegenständen, so erscheint es graulich mit einem schwa- chen veilchenfarbigen Schimmer, der mitunter in’s Grünliche übergeht. Der Körper ist nicht ganz eylindrisch, sondern vier- flächig (Fig. 1.b), der Durchschnitt ein Trapez, dessen län- gere Seite dem Rücken, und dessen kürzeste dem Bauch an- gehört, die Flächen sind aber ein wenig gewölbt, der Rücken zuweilen, namentlich auch nach dem Tode, concav. Nach vorn hin nimmt der Körper an Breite ab, weniger nach hinten, wo dies nur vom Ende selbst gilt; während er jedoch vora seine verhältnissmässige Dicke behält, wird er hinten flacher, also im Verhältniss zur Dicke, und bei manchen Exemplaren auch an sich breiter als in der Mitte; bei letztern sieht das Schwanzende wenig abgerundet, fast abgestutzt aus. Der Darm wird hinten so dünn, wie ein Faden, misst hier wohl kaum den 6ten Theil der Körperbreite und erscheint einfach, perl- artig abgeschnürt durch Dissepimente, die überhaupt nirgends zu fehlen scheinen, wogegen er im vordern Theil des Körpers bis gegen die Mitte hin durch seitliche schwarze Organe, ver- muthlich Darmblindsäcke, gefiedert aussieht. Ganz vorn, etwa 3) edafns, zerbrechlich. und ihm verwandte Anneliden. 205 in den ersten 6 Segmenten, bemerkte ich diese Organe eben- falls nicht; ein besonderer Magen fehlt. Eine andere, den Euaxes filirostris auszeichnende Eigen- thümlichkeit ist die Beschaffenheit seines Kopflappens. Der Mund liegt ganz an der Bauchfläche des ersten Segments, und der Theil von diesem, der sich über ihn hinaus erstreckt, und der der sogenannten Oberlippe der Regenwürmer entspricht, ist nicht ein abgerundeter kürzerer oder längerer Lappen, wie dort, sondern setzt sich in einen äusserst dünnen und be- weglichen, durchsichtigen Faden fort (Fig. 1. a.); eine Bildung, welche nur mit der Nais proboscidea verglichen werden kann. Der Faden kommt an Länge etwa den folgenden 3—4 Seg- menten gleich, ist im Leben glatt, nach dem Tode unregel- mässiger oder regelmässiger am Rande eingekerbt und gerin- gelt, aber die Ringel nicht beständig, wie an den Fühlern der meisten Eunice- und der Syllisarten. Wegen dieser sonder- baren Gestalt des Vorderendes habe ich den Beinamen filiro- stris gewählt. Der Körper ist in eine sehr grosse Menge (gegen 160 — 170) kurzer, wenig oder gar nicht von einander abgesetz- ter Segmente getheilt, deren jedes im hintern Theil des Kör- pers etwa 3 Mal, vorn etwa 2 Mal so lang als breit ist und 4 Paar Nadeln trägt; Hoffmeister hat für diese Theile bei den Regenwürmern die Willis’sche Benennung pedicelli wie- der eingeführt, da sie aber in der That am meisten den Aci- eulis oder Nadeln der übrigen Anneliden entsprechen, und diese eben so gut durch Muskeln bewegt werden als jene, so sehe ich keine Nöthigung, den obigen Ausdruck dafür an- zuwenden. Die Nadeln sind hier leicht Sförmig geschweift, sehr wenig vorragend, und öfters ragt von einem Paar über- haupt nur eine hervor, während die andere in der Körper- wandung verborgen ist. Ihre Reihen nehmen die Kanten des Körpers ein (Fig. 1. a. b. c.). Von Gefässen schimmern durch: ein starkes, mitten auf dem Darm liegendes, sich contrahirendes Rückengefäss und 2 zarte Stämme zu beiden Seiten des Nervenstranges (wahr- scheinlich sind es nur die Säume eines von ihm verdeckten Stammes). Von dem Riückengefäss geht in jedem Segment gegen die obern Borsten hin rechts und links ein Zweig ab, 206 Ed. Grube: Über den Lumbrieus variegatus Müller’s der, wie man an mehreren Stellen sehr deutlich sieht, wie- derum durch senkrecht auf ihm stehende Zweigelchen gefie- dert ist (Fig. 1. d.); die Enden der nächst vorderen und hin- tern Reihe derselben erreichen fast einander und verbreiten sich so über den ganzen Rücken, wie eine Art rechtwinkli- ches Netzwerk. Es würde hier zu weit führen, genauer in den Blutlauf einzugehen, doch muss ich noch einiger anderer gleichfalls durchschimmernder Theile erwähnen, nämlich klei- ner hochgelber runder Flecken (Bläschen), welche an der un- tern Reihe der Nadeln stehen, und weisser ovaler Körper, die man etwa in der zweiten Hälfte vom vordersten Drittheil des Leibes (bei einem Exemplar z. B. vom 22sten bis 56sten Segment) und nur zu einer gewissen Zeit findet; wahrschein- lich bilden sich in ihnen die Eier; aber zu keiner Zeit des Jahres konnte ich einen Gürtel, nie auch jene 2 Vulven der Regenwürmer entdecken. Die Reproductionskraft dieses Wurmes ist eben so gross als seine Reizbarkeit; Selbstzerstückelung habe ich oft ohne besonders sichtbaren Anlass beobachtet, sie erfolgte aber auch wenn man den Körper hart berührte, und besonders beim Ein- setzen in Weingeist. Seine gallertartige Substanz bricht dann bei den heftigen Windungen wie Glas, bekommt an einer oder mehreren Stellen Risse, und überall dringt hier der Inhalt der Blutgefässe tropfenweise durch die Haut durch, zuweilen auch der Darminhalt. Sehr häufig bemerkt man Individuen mit reprodueirten Schwänzen, die man in der Regel an ihrer geringern Breite, vollkommnern Durchsichtigkeit und der Kürze ihrer Segmente erkennt. Hiernach würden sich die Hauptmerkmale so zusammen- fassen lassen: Corpus vermiforme, trapezoideo - cylindricum, hyalinum, antice attenuatum, postice complanatum, acicularum geminatarum seriebus 4 armatum. Os inferum, Segmentum primum (capitale) in filum longum productum. Organa interna conspicua, intestini pars media sacculis paribus, vas dorsuale ramulis pinnatis munitum. Cingulum nullum, Vis sese red- integrandi insignis. Ich fand dieses Thier in der Ufererde des vom Pregel gespeisten grossen Grabens aus Fort Friedrichsburg, in dem milden Winter 1842 selbst noch im December in mehreren und ihm verwandte Anneliden. 207 Exemplaren. Herr Oberlehrer Menge, dem die Wissenschaft höchst belehrende Beobachtungen über die Spinnen verdankt, schickte mir auch Exemplare aus Danzig zu, und wahrschein- lich wird man es, wenn man ernstlich nachsucht, auch an vie- len andern Orten entdecken. Einige Individuen hielt ich meh- rere Tage lang unbeschädigt in meinen Gläsern, gewöhnlich aber verlieren sie ganze Körperstücke. Sie unversehrt zu tödten und in Weingeist zu bewahren, wollte mir anfänglich durchaus nicht gelingen. Wenn es aber auch glückt, so büssen sie ihr Ansehen und ihre Färbung ein, es schwindet das Far- benspiel, welches sich doch bei den meisten damit ausgestat- teten Anneliden des Meeres erhält, es schwindet die Durch- sichtigkeit, und der fadenförmige Rüssel bricht leicht ab. Von allen Würmern, die Bonnet und Müller beschreiben, passt auch nicht einer auf diese Art; denn wären ihnen viel- leicht die übrigen Merkmale minder wichtig erschienen, so hätten sie wohl gewiss nicht den fadenartigen Rüssel mit Still- schweigen übergangen '!). Lumbriculus variegatus Gr. L. variegatus ist in allen Verhältnissen kleiner als Zunres flirostris; er wird nur 4—5° (2”) oder etwas drüber lang bei einer Dicke von noch nicht voll 0,1° (also etwa wie eine Violin- saite). Seine Farbe ist gegen die Mitte hin dunkler als am ° Hinterende und ganz vorn, aber überall gemustert, indem grau- braune oder schwärzliche Stellen mit fast ganz durchsichtigen abwechseln, und auf dem Schwärzlichen das lebhafte Roth der Blutgefässe hervortritt. Die Flecken sind durchaus regelmässig. Nie habe ich an diesem Wurm eine Spur von dem herrlichen Farbenspiel bemerkt, durch welches sich die vorige Art so sehr auszeichnet. Die Gestalt des Körpers nähert sich dem Stielrunden, doch scheint mir die Rückenfläche stärker convex als die Bauchfläche (Fig. 2. d.), an der sich nur die Mitte etwas ’) Hr. Dr. Hoffmeister hat in dem mir vorliegenden 4. Heft des 9. Jahrganges (1843) dieses Archivs einen Wurm beschrieben, der die- sem äusserst nahe steht, seine Rhynchelmis Limosella. Ich wage nicht zu behaupten, dass die Abweichungen Beobachtungsfehler seien, sollte es sich aber dennoch so verhalten, so würde ich den Namen der älte- ren und umfassenderen Beobachtung zu respectiren bitten. Den 26. Dechr. 1813. 208 Ed. Grube: Über den Lumbrieus variegatus Müller’s hebt, das Hinterende ist nicht flach, das Vorderende nicht so merklich dünner, wie bei L. filirostris, die Zahl der Segmente bei grossen Exemplaren sehr beträchtlich, 160 und mehr, oft aber auch nur halb so gross, wenn das Individuum nämlich durch Ablösung von einem grössern kurz vorher entstanden ist, die Segmente haben im gestreckten Zustande etwa dieselbe Länge und Breite, nur nach hinten hin nimmt erstere ver- hältnissmässig ab; sie sind im Leben wenig oder gar nicht ab- gesetzt, so dass der Körper nicht geringelt erscheint, was jedoch bei der Aufbewahrung in Weingeist geschieht. Auch hier liegt der Mund an der Unterfläche des ersten Segments, dessen vorderer Theil sich über ihn in Gestalt eines gewölbt- conischen Lappens mit stumpfer Spitze fortsetzt (Fig. 2. a.), aber nicht die mindeste Ähnlichkeit mit der Rüsselbildung des E. filirostris verräth. Die Nadeln stehen in 4 Reihen, und zwar paarweise; es würde also der Character Müller’s „sexfariam aculeatus“ streng genommen hier zwar auch nicht passen, indessen Jässt sich die Abweichung doch leichter als bei Saenuris erklären, da auch hier von den Paaren nicht selten eine Nadel allein aus der Haut hervorragt, die andere darin zurückbleibt, auch öfters, zumal in den obern, seitlichen Reihen, die eine die andere deckt. Die Gestalt der Nadeln ist lang S-förmig, die Spitze einfach (bei sehr starker Vergrösserung zeigt sie noch oben hinter dem Schnabel und auf seiner Basis ein Köpfchen Fig.2.c.), und, wie bei den eigentlichen Regenwürmern, wenig hervortretend. Die Wandung des Körpers ist auch bei Zumbriculus va- riegatus so durchscheinend, dass man durch sie hindurch die Organe gut erkennen kann, wodurch eben das hübsche Mu- ster entsteht. Vorzüglich gilt dies vom Darm, der, wie man mit einer schwachen Loupe sieht, in jedem Segment einen rechten und linken schwärzlichen, fast bis zum Rande gehen- den, viereckigen Fleck bildet, in der Mitte zwischen beiden läuft das dieke hochrothe Rückengefäss, die Leibesränder selbst erscheinen wie zwei fast farblose durchsichtige Säume. Wer würde hierin Müller’s Worte nicht wieder erkennen: „Corpus ruberrimum quadratis minimis fuseis interstinetum. Si lente vitrea indagetur, linea sanguinea totius corporis medium per- eurrit, utrinqgue maculis quadratis pinnata“ etc. | und ihm verwandte Anneliden. 209 Untersucht man noch genauer, so wird man finden, dass der Darm an sich ein mittleres einfaches, gerades Rohr dar- stellt, dass aber an ihm in jedem Segment, mit Ausnahme der etwa 6 bis 11 vordersten, deren dunkle Zeichnung mehr in der Haut zu liegen scheint, rechts und links ein schwärzli- cher Anhang hervortritt; eine stärkere Vergrösserung lehrt, dass dieses anfänglich einfach aussehende Säckchen gefingert oder gefiedert ist, dass in diese Finger vom Rückengefäss Blut hineintritt, und dass sie, wie dieses selbst, sich ausdehnen und zusammenziehen, wobei ihre Enden, weil sie frei in die Kör- perhöhlung hineinhängen, sich noch wurmartig zu krümmen pflegen; man glaubt die äusserlichen Kiemen der Arenicolen und ihr Spiel hier im Innern des Leibes zu erblicken (Fig. 2. b.). Ich bin noch nicht im Stande mit völliger Gewissheit diese Bildung zu erklären, halte aber dafür, dass jene Anhänge wirklich dem Darm angehören, dass die Gefässe nur auf ihrer Wandung sich verbreiten, und ihre Contraction von der der Gefässe herrührt, dass sie drüsig sind, und ihr Secretin den Darm ergiessen oder Stoffe aus ihm aufnehmen und in das Gefässsystem führen. Übrigens finde ich diese für das Gefässsystem der Wür- mer höchst interessante Beobachtung auch von Treviranus an- gegeben: !) er bezeichnet gleichfalls die Annelide, an welcher er dies gesehen, als den Zumbricus variegatus Müller’s, ob- schon er keine nähere Beschreibung hinzufügt. Ein Bauchgefässstanım und seitliche Gefässe an den Gren- zen der Segmente lassen sich auch wahrnehmen, minder deut- lich der Nervenstrang. Einen deutlichen Magen konnte ich nicht bemerken. Die Reproductionskraft ist bei dieser Art nicht minder gross als bei der vorigen: Exemplare mit einem neu ange- setzten Schwanz sind sehr häufig, und Bildung von Kopfenden erinnere ich mich auch öfters gesehen zu haben. So würde sich denn diese Annelide folgendermassen cha- racterisiren lassen: ') G.R. Treviranus: Beobachtungen aus der Zootomie und Phy- siologie, nach dessen Tode herausgegeben von L. C. Treviranus. Bremen 1839. pag. 59, Archiv f, Naturgeschichte, X. Jahrg, 1. Bds 14 210 Ed. Grube: Über den Lumbricus variegatus Müllers » Corpus vermiforme, quasi teres, subaequale, hyalinum, rubro-nigroque variegatum, acicularum geminarum seriebus 4 armatum. Os inferum, lobulo conico obtuso superatum. Organa interna conspicua, vas dorsuale ramis pinnatis contra- etilibus dilatatum. Cingulum nullum. Vis sese redintegrandi insignis. . ” Diesen schönen Wurm fand ich in Teichen und Gräben, und zwar eben sowohl in ihrer Erde oder ihrem Bodensatz, als zwischen den Blättchen der Lemna minor, mit denen ihre Oberfläche bedeckt war, mochten sie nun frisch, oder wie im ersten Frühjahr, wenn kaum die Eisdecke geschmolzen ist, ab- gestorben sein. Er hält sich selbst in übelriechenden Pfützen- auf, in denen sonst nur WVasserasseln, Cycelopsarten und schwarze Bluterel zu bemerken waren. So theilte ihn mir Herr Medizinalrath Rathke aus einem sumpfigen Bassin mit, Herr Professor Hagen gab ihn mir öfter aus Gläsern voll Gra- benwassers, die den Winter über in seinem Zimmer gestanden hatten. Seine Bewegungen sind nur auf äussere Reize leb- haft, er schlängelt sich dann in heftigen raschen Windungen, sonst kriecht er Jangsam am Boden oder zwischen den Wür- zelchen der Lemna. Zwei Vulven wie bei den Regenwürmern habe ich bei diesen Thieren nie gesehen. Schliesslich entsteht die Frage, ob man besser thäte, die beschriebenen beiden Würmer zu derselben Gattung zu rechnen? Obgleich sie manche gemeinsame Merkmale von Lumbricus unterscheiden, und sie auch sonst unter einander mehrfach äusserst nahe verwandt sind, so glaube ich doch, dass die Abweichungen des Gefässsystems und des Darmka- nals, sowie der Gesammtgestalt des Körpers, mich berechti- gen, Jaraus 2 Gattungen zu bilden, die sich von Lumbricus durch folgende Kennzeichen entfernen: Gen. Euwaxes: Corpus vermiforme, trapezoideo- cylindri- cum, postice complanatum, hyalinum, paene fragile, acicula- rum geminarum seriebus 4 armatum. Os inferum: lobulus labrum referens a segmento sequente haud distinetum, Inte- stinum rectum, postice tenuissimum, in media parte sacculis simplieibus, vas dorsuale ramulis pinnatis, minus contracti- libus munitum. Cingulum nullum. Vulvae insignes nullae, Vis sese redintegrandi maxima. und ihm verwandte Anneliden. 211 Gen, Lumbricuwlus:‘ Corpus vermiforme seu filiforme, quasi teres, hyalinum, acicularum geminarum seriebus 4 ar- matum,. Os inferum, lobulus lJabrum referens a segmento se- quente haud distinetum. Intestinum rectum, per totam fere longitudinem sacculis digitatis, vas dorsuale ramis amplis, con- traetilibus iis respondentibus, dilatatum. Cingulum nullum; Vulvae insignes nullae. Vis sese redintegrandi maxima. Bei beiden Thieren geschieht die Fortpflanzung durch Eier, welche mehrere Dotter enthalten, ich habe sie von beiden im Frühjahr gesammelt, und die Entwickelung der Jungen ver- folgt, von der ich an einem andern Ort ausführlicher handeln werde. Hier führe ich nur an, dass sie einander sehr ähn- lich sehen: das Ei, welches Hoffmeister (tab. I. Fig. 25.) ab- bildet und als ein Ei von Saenuris bezeichnet, scheint mir von einem der obigen Thiere zu sein: wäre die Grösse angegeben, so würde dieser Zweifel leichter gehoben sein, so aber kann ich nur nach der Gestalt urtheilen, welche von den mir wohl- bekannten Saenuris-Eiern abweicht. Saenuris variegata Hoffm. Nachdem ich bewiesen zu haben glaube, dass ein ande- res Thier als Saenuris variegata der Lumbricus variegatus Müller’s sei, entsteht nun die Frage, ob der von Hoffmeister beschriebene Wurm nicht auch schon den ältern Forschern bekannt gewesen sei. Unter Bonnet's Würmern kann man mit Recht auf ihn die 3te und 4te Art (pag. 219) beziehen, von denen er sagt: sie seien weissliche Würmer, welche, wenn man sie verstümmelt, sterben: (mir wenigstens ist es bisher nicht gelungen, mich von der Reproductionskraft der Saenuris oder ihrem längern und kräftigen Weiterleben nach einer Zerreissung zu überzeu- gen, wenn ich auch das Gegentheil nicht geradezu bestreiten mag); ferner, sie seien noclı schlanker als die erste und zweite Art, statt beim Berühren sich hin und her zu krümmen, roll- ten sie sich knäuelartig ein, sie seien weniger lebhaft, und hielten ihr Hinterende gewöhnlich zu dem Loche heraus, in welchem sie sässen, indem sie damit unaufhörliche Schwin- gungen machten. Dies ist gerade das Eigenthümliche der Saen- uris, und Hoflmeister hat sehr bezeichnend und hübsch dar- 14 * 34% Ed. Grube: Über den Lumbrieus variegatus Müller’s nach diesen Namen gewählt. Da jedoch Bonnet sich nicht auf eine sehr genaue Beschreibung einlässt, kann man sich auch von der Identität beider Thiere nicht versichert halten, obgleich sie mindestens sehr verwandt zu sein scheinen. Müller nennt 2 Lumbrici, von denen man jeden in eini- gen Beziehungen mit Saenuris vergleichen darf: 2. tubifex und Zineatus. „L. lineatus: L. albus, linea longitudinali rubra. Corpus pallidum pellueidum, intestino longitudinali supra et subtus rubro vel exactius arteria dorsi lata, vena ventris media an- gusta rubra, canalis alimentarius arteriae incumbit (kann wohl nur heissen: liegt an). Arteria lutea est, liquor vero in eo contentus ruber. Vena caput versus bifida, hine (?hie) san- guis ex arteria per duas venulas in venam magnam intrat. Setas brevissimas raro exserit, in mortis agone mieroscopii ope conspicuas. Ovarium album, quartam corporis partem ab ore remo- tum, Majo ovulis fartum reperi.” Die Beschreibung des Gefässsystems stimmt ganz mit Saen- uris überein, wer dies nur einmal bei einer Saenuris auf- merksam mit einer stark vergrössernden Loupe betrachtet, kann unmöglich die so in die Augen fallende Gabeltheilung der grossen Stämme am Vorderende übersehen, auch hat sie Hoff; meister sehr sorgfältig abgebildet (Tab. II. Fig. 4.). Von den Schwingungen des Schwanzendes sagt Mülker nichts, sondern nur „partem posticam semper in spiram torquet” — eine Stellung, welche meine Exemplare von Saenuris auch sehr oft annahmen, wenn sie sich nicht eingebohrt hatten —, und da überdies jenes Thier am Gestade der Ostsee, nicht im süssen Wasser vorkommt, so gehört es vermuthlich derselben Gattung an, ist aber eine andere Art. Rathke beschreibt,eine Annelide aus dem Schlamm des Meeres von Norwegen,') welche er möglicherweise für den L. lineatus Müller’s hält: sie hat kein Cingulum, eine ziem- lich weit vorspringende, dicke, vorn abgerundete Oberlippe, etwa 80 eben so lange als breite Ringel, an denen jederseits vorn 4 in einer senkrechten Reihe stehende, aus einer Falte ’) Acta Academiae Leop, Natur. Curiosorum. Vol.XX. P. I. pag. 231. und ihm verwandte Anneliden. 213 hervorragende, weiter nach hinten nur 2 Borsten vorkommen, ganz hinten schienen sie gänzlich zu fehlen. Diese Anord- nung der Borsten würde allerdings mit der andern Saenuris nicht übereinstimmen. Häufiger besprochen und eitirt ist der andere Lumbricus: L. tubifex. Alles, was Müller von der Lebensweise dessel- ben sagt, passt auf Saenuris. Hoflmeister hat zwar nicht be- merkt, dass seine Saenuris auch Röhren aus Erdtheilchen baut, allein bei den von mir beobachteten 'Thieren der Gattung habe ich gefunden, dass, wenn man ihnen nur längere Zeit Ruhe lässt, und der Bodensatz des Wassers fein genug ist, sie sich selbst in Gläsern oder Tassen kurze Röhrchen machen. Bei allem dem vernichtet Müller’s Zusatz „bifariam aculeatus”, den er in seiner weitern Beschreibung noch besonders aus- führt „nee aculeus nec verruca, ne quidem valde aucta magni- tudine aliquamdiu se conspiei praebet, minutorum tamen in- tervallo ruga intersectionis segmentorum in verruculam infla- tur, aculeusque brevissimus seu mucro ex ea exseritur”, die Möglichkeit den L. tubifex auf Saenuris zu beziehen, worin ich Hoflmeister durchaus beistimme. Die Abbildung von Trembley,') welche Müller zu seinem L. tubifex eitirt, zeigt nichts als eine Menge aus dem Boden hervorragender Körperenden von sehr dünnen Würmern, ohne instructive Vergrösserung ihrer einzelnen Theile, und wird durch den Text so wenig ergänzt, dass von hier aus nicht ein Lichtstrahl mehr auf das Seltsame der Müller’schen Be- schreibung fällt, dass nämlich wirklich nur eine Reihe von Nadeln jederseits vorhanden sei. Doch hat Duges neuerlich zwei Anneliden als Tubifices beschrieben: 7. gentilianus und T. uncinarius, welche in der That, der eine (T. gentilianus) durchweg, der andere im gröss- ten Theil des Körpers nur eine Reihe Nadeln jederseits be- sitzen sollen: allein auch bei jenem stehen sie nicht einzeln, sondern bilden Büschel, können also nicht der wahre Lum- brieus tubifex sein, obschon sie die Wahrscheinlichkeit, dass ’) Trembley Mömoires pour servir ä Phistoire des Polypes d’eau douce, 4. Leyden 1744. pl. VII. fig. 2, 214 Ed. Grube: Über den Lumbrieus variegatus Müller’s Müller in der Zahl der Borstenreihen sich nicht geirrt, offen- bar erhöhen.') Übrigens fügt Müller ausdrücklich hinzu, dass mit L. tu- bifex zusammen noch einige andere, kaum von ihm zu un- terscheidende Würmer lebten, und citirt als eine solche Art Schäffers ‚‚kleinen Wasseraal”, den er sogar als 8 zu sei- nem Lumbrieus tubifex rechnet — befremdend genug, da der- selbe sehr lange in Bündelchen stehende Borsten besitzt, Bor- sten, deren hervorragender Theil an manchen Stellen der Breite des Körpers gleichkommt. Wenn sich aber die Ver- muthung über die Identität irgend einer der eben besproche- nen Änneliden mit Saenuris variegata begründen lässt, so ist dies bei dem Schäfferschen Wurm der Fall. Herr Dr. Hoff- meister scheint seine Abhandlung und die dazu gegebenen Fi- guren nicht gekannt zu haben, ich glaube aber, dass, wenn er sie vergleicht, er meiner Ansicht nicht abgeneigt sein wird. Die einzigen Zweifel, die dagegen erhoben werden könnten, sind die Gestalt des Darms und die Zahl der Borstenreihen. Jener ist gerade, aber an einigen Stellen des Körpers wellen- artig gekrümmt dargestellt: indessen habe ich ihn bei den Contractionen meiner Thiere wirklich öfters so gesehen, in- dem sich das einem einzelnen Segment entsprechende Darm- stück bei dessen Verkürzung S-förmıg krümmt, und finde nur, dass die Auslassung der Dissepimente in Schäffers Abbildung einen etwas fremdartigen Character hineinbringt. Die Serpen- tine des dünneren Bauchgefässes ist richtig aufgefasst, ich habe es auch stärker gekrümmt gefunden als das Rückengefäss. Die Zahl der Borstenreihen -giebt Schäffer auf 2 an, und Müller bezieht sich darauf; allein hier haben wir wohl ein Recht, Schäffer's Genauigkeit nicht zu hoch anzuschlagen, da, wie er selber sagt, es ihm nicht einmal gelang, die Mundöffnung zu entdecken, und in der That die untern Borsten bei gefülltem Darm schwer zu sehen sind. Ehe ich diese Bemerkungen schliesse, muss ich noch die !) Annales des sciences naturelles. Seconde Serie. Tome VIII. pag. 32. pl. 1. fig. 26. 2) Abhandlungen von Inseceten. Regenshurg 1764. Bd. 1. pag. 307. Tab. II. Fig. 1—3. und ilım verwandte Anneliden. 215 Frage erörtern, ob die von mir untersuchte Saenuris dieselbe sei, die Hoflmeister beschreibt: ich hatte sie von vorn herein mit Ja beantwortet, bin aber später aus folgenden Gründen zweifelhaft geworden: 4) die Aciculae der untern beiden Reihen haben eine ge- spaltene oder mit einem Zahn versehene Spitze, wovon Hoff- meister bei seiner S. variegata nichts erwähnt, und in den oberen beiden Reihen stehen eben solche neben den haarför- migen, langen Borsten, welche die Breite des Körpers nicht selten an Länge übertreffen: die letzteren kann ich sehr weit nach hinten verfolgen. 2) Die weiblichen Genitalien münden am 9ten Borsten- bündel, Hoffmeister giebt das 11te Segment an, - 3) Hofmeister sah die Geschlechtsorgane besonders deut- lich gegen Ende Juli oder Anfang Augusts: meine Würmer hatten schon im Juni ihre Eier gelegt. Sollte S. variegata den ganzen Sommer hindurch Eier legen? 4) Dass S. variegata Röhrchen baute, konnte Hoffmeister nicht bemerken: bei meinen Würmern habe ich mich davon überzeugt. Saenuris und die im äussern und innern Bau ihr ver- wandten Anneliden nehmen nach meinem Dafürhalten eine Mittelstufe zwischen Lumbrieus und Nais ein, stehen aber den Naiden näher: ich möchte sie eine höhere Ausbildung des Naidentypus nennen. : Bei Saenuris sowohl als bei Nais sind die Segmente ge- streckt, nicht kürz, nicht ringförmig und so stark abgesetzt als bei Lumbrieus, die Körperwandung äusserst durchsichtig, die harten beweglichen Theile derselben eher Borsten (setae) als Nadeln (acieulae) zu nennen, — wenigstens gilt dies von den haarförmigen — und meistens zu mehr als zweien zu- sammenstehend, beide leben im Wasser und zeigen einen durchaus ähnlichen Bau in den Athmungsorganen, dem Darm- kanal und den Geschlechtsorganen. Die weiblichen hat Hofl- meister von Saenuris beschrieben (Tab. H. Fig. 23.), die männ- Jichen, die er nicht mit Sicherheit nachweisen konnte, sind mir bekannt: sie liegen um ein Segment weiter nach vorn als die weiblichen, und bestehen in zwei ansehnlichen, nach ihrem Grunde zu erweiterten Blindsäcken, welche jeder durch einen 216 Ed. Grube: Über den Lumbrieus variegatus Müller’s besondern, ziemlich kurzen Kanal nach aussen münden. Ich fand darin ein paar wurmartige, im Verhältniss grosse Körper nit einem stark erweiterten, scheiben- oder kugelförmigen Ende, welche wohl nichts anderes als Massen von Samen- thieren, walırscheinlich in eine durchsichtige Hülle eingeschlos- sen, gewesen sind. Da diese Beobachtung vor einer Reihe von Jahren gemacht und später nicht wiederholt wurde, so möge man damit die Unbestimmtheit meiner Darstellung entschuldi- gen. Was endlich das Gefässsystem anlangt, so ist seine An- lage in beiden Gattungen übereinstimmend, bei Saenuris aber seine Ausführung vollkommner, vor allem die Blutfarbe inten- siv roth, nicht gelblich oder fast farblos, wie bei Nais. Aber die hohe Reproductionskraft, mit welcher die Nai- den ausgestattet sind, und welche sich bei ihnen auch in frei- williger Theilung zeigt, fehlt Saenuris. Schäffer erzählt, dass wenn er seine kleinen Wasseraale mit einer scharfen Schere zerschnitt, er nach einigen Wochen solche Individuen wieder- fand, welche allerlei Knoten an ihrem Leibe zeigten, einer bekam zwei Schwanzenden; wahrscheinlich ist auch die Jahres- zeit auf solche Versuche nicht ohne Einfluss. Auf der andern Seite schiebt sich zwischen Nais und Lumbricus die Gattung Enehytraeus ein, welche mit jener vieles in der innern Organisation und die Blutfarbe, mit die- sem manches Andere in jener Beziehung und die Lebensweise gemein hat. Zwischen Lumbricus und Saenuris endlich stelle ich meine neuen Gattungen Zwaxes und Lumbriculus; ihre sehr zusam- mengesetzte Organisation erlaubt uns nicht, ihnen einen nie- drigeren Platz anzuweisen, obschon ihre erstaunenswürdige Reproductionskraft sich erst auf einer viel tieferen Stufe, in den Naiden, in demselben Grade wiederholt. Königsberg, November 1843. Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. 1. Euawes filirostris Gr. bei einer fast dreimaligen Ver- grösserung. Das Thier ist nach dem Leben und zwar in einem ge- reizten Zustande gezeichnet, in welchem ein blauer Schim- ner über den mittleren Theil des Rückens Jäuft. und ihm verwandte Anneliden. 2317 Fig, 1. a. Die vordersten Segmente desselben Wurms, seitlich ange- sehen, um die Mundöffnung und die Borstenreihen zu zeigen. 1. 5. Ein senkrechter Leibesdurchschnitt, aus der hintern Hälfte: der Rücken ist hier concav gebogen dargestellt, wie er oft erscheint. . Ein Paar Nadeln. . Ein kleines Stück aus der mittleren Partie des Körpers, von oben gesehen. Hervorgehoben sind hier der Darm und die ihn umfassenden Dissepimente, die einfachen Blindsäck- chen, die auf dem Darm liegen, und das Rückengefäss mit seinen paarigen, gefiederten zarten Ästen. u nn Fig.2. Lumbriculus variegatus Gr., bei einer etwa fünfma- ligen Vergrösserung. Fig. 2. a Seitenansicht der vordersten Segmente und des Mundes. 2. b. Senkrechter Durchschnitt des Leibes. 2. c. Ein Paar Nadeln. 2. d. Ein Paar Segmente aus der Mitte, von oben betrachtet; man sieht den Darm, die ihn umfassenden Dissepimente und das starke Rückengefäss mit seinen ansehnlichen Ästen, welche mit contractilen, blinden Ausläufern enden. Der dunkle Saum, den man an diesen Gefässausläufern wahr- nimmt, deutet darauf hin, dass die Gefässe sich auf beson- dern, ähnlich gestalteten Organen (vermuthlich Darman- hängen) verbreiten. Systematische Übersicht über die Ordnung der Zecken. Von C. L. Koch, Kreisforstrath in Regensburg. Die Arachnidenordnung der Zecken schwingt sich zu einer der reichern empor, wenn nicht sowohl die bisher bekannten Arten, als vielmehr jene, womit die Museen in neuerer Zeit geschmückt sind, in Betrachtung genommen werden. Ich ver- danke dem Herrn Geh. Rath Klug, Director des Berliner Mu- seums, die zuvorkommende und sehr gefällige Mittheilung eines reichen Vorrathes dieser Thierchen, wodurch ich in den 218 C. L. Koch: Systematische Übersicht Stand gesetzt worden bin, Beiträge zu einer Übersicht zu sammeln, die sich hier abgekürzt zusammengestellt findet, aber weiter ausgeführt und mit Abbildungen versehen in dem vier- ten Hefte der Übersicht des Arachnidensystems mit der Zeit erscheinen wird. Die Zecken lassen sich, ohne gegen das Prinzip der Clas- sification zu fehlen, nicht mit einer der bekannten Arach- nidenordnungen vereinigen, und ebenso wenig mit der Ord- nung der Acariden, wohin sie bisher gezählt worden sind, mit welchen sie nur jene Charactere gemein haben, welche überhaupt der Thierklasse der Arachniden zukommen. Die eigenthümlichen Merkmale zur Bildung der Zecken- ordnung liegen in den Formen und in dem Vorhandensein gewisser Organe der Ernährung, der Fortpflanzung und der Respiration. — Es wird hier genügen, der zwei letztern im Wesentlichen zu erwähnen. Dass in beider Hinsicht einige Verwandtschaft mit den Spinnen sich aufdrängt, ist nicht zu verkennen, Schon Degeer hat beobachtet, dass grössere Zecken vor- kommen, an deren Unterseite sich eine kleinere angeklam- mert hatte, von welcher der Rüssel in eine Öffnung der grös- sern eingesenkt war. Dieser Zustand kommt häufig vor und ist nichts anderes als die Copulation. Wird ein solches Pärchen in Weingeist gebracht, und wird, wenn sie todt sind, das kleinere Männ- chen mit Behutsamkeit von dem grössern Weibchen hinweg- gezogen, so zeigt sich die auf der Brust des letztern befind- liche weibliche Narbe als eine Querklappe, an dem Rüssel des Männchens aber keine besondere Veränderung, welche das Organ der männlichen Genitalien sehen lässt, und es wird daher, bis zur nähern Erforschung, bloss mit Gewissheit an- zunehmen sein, dass sich die Genitalien des Männchens in den Kinnladen oder in den Kinnbacken, oder in der verlän- gerten Lippe, oder an dem Saugrüssel befinden müssen, aus welchen Theilen der Rüssel zusammengesetzt ist. Die Taster treten damit in keine Verbindung, weil diese bei der ziem- lich lang dauernden Copulation unbeweglich seitwärts gerade ausgestreckt aufliegend, Keinen Antheil an dem Geschäfte neh- men könuen, auch keine Spur von einem Geschlechtsorgan über die Ordnung der Zecken. 219 daran zu sehen ist, welches Organ bei dem vollständig aus- gebildeten Spinnenmännchen dem Auge nicht entgeht. Die Respirationsorgane bestehen äusserlich in einem Luft- loch oder Luftritze, umgeben mit einem hornartigen Schild- chen, sowohl Ritze als Schildchen in verschiedenen Formen; sie befinden sich standhaft, und zwar nur eines an der Seite des Hinterleibes, aber nicht so weit vorn als bei den Spinnen, entweder in der Mitte der Länge oder etwas hinter derselben. Diese Ordnung zerfällt, nach leicht zu erkennenden Cha- racteren, mit Hinzufügung der dahin zu ziehenden Arten, in nachstehende Familien und Gattungen: Erste Familie Argasiden. Der Kopf klein, auf der Unterseite des Vorderleibes. Der Rüssel sehr kurz. Die Taster klein, dreigliedrig, kegelförmig. Zwei Augen an der Unterseite des Vorderleibes auf einer Schwiele, wenn solche da sind. Gatt. I. Ornithodoros. Augen: vorhanden, gross, deutlich. Arten: 1. 0. coriaceus. Schuhsohlenförmig, aufgeworfen dick- randig, grob chagrinirt, gelblich, rostroth fleckig, die Bein- glieder auf dem Rücken gezähnelt. Länge 44”. Vaterland: Mexico. 2. 0. Savignyi. Walck. Suites ä Buff. t.31. £.2D. Gatt. 1. Argas. Augen: fehlen. 1. A. reflexzus. Latr. Gen. erust. et ins. I. p. 155. t. 6. f. 3. Acarus marginatus Fab. Ent. syst. IV. p. 427. n. 11. Acarus reflexus ebendas. n. 7. 2. A. miniatus. Eiförmig, scharfrandig, fein geriesck, mit vertieft liegenden kleinen Narben, röthlich-ockergelb, un- regelmässige Züge auf dem Rücken schwärzlich. Länge 22”, Vaterland: Demarara. 220 C. L. Koch: Systematische Übersicht Sehr wahrscheinlich gehören in diese Gattung: 3. A. Fischeri Sav. Walck. S. a Buff. t.33. f. AD. 4. A. Hermanni Sav. Walck. S. a Buff. t.33. ££5D. 5. A. Persicus Fisch. Walck. S. a. Buff. t. 33. f£.6D. Alle drei mir unbekannt. Zweite Familie. Ixodiden. Der Kopf frei über den Körper vorstehend, in einem Ausschnitte des Thorax eingelenkt, Der Rüssel so lang oder etwas länger als die Taster. Der Taster lang, walzenförmig. Die Augen an den Seiten des Thorax, wenn solche vor- handen sind. Gatt. 11. Hyalomma. Augen: vollständig, kugelig, bernsteinhell. Taster: so lang oder etwas länger als der Kopf, breit walzenförmig. Luftschild: gross, dreieckig. Luftloch: schmal, länglich, ritzenförmig. 1. A. Dromedarii. Länglich, hinten stumpf, rostroth, ein schmaler Saum und das mittlere Hinterrandschildchen weiss, ein Seitenfleck gelblich. Beine rostroth, der Spitzenrand der Glieder, ein Längsstreif auf solchen und ein Ring in der Mitte der Tarsen blassgelb. Länge 21”. Männchen. Ebenso, aber der Hinterleib einfarbig rostroth. Länge 3”. Weibchen. Vaterland: Kleinasien, Ägypten. 2. H. grossum. Kopf und Thorax dunkelrothbraun, letz- ter etwas kurz und grob eingestochen punktirt. Der vollge- sogene Hınterleib sehr gross, eingetrocknet dunkelbraunroth. Taster und Beine dunkelrostroth. Länge 8”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Kleinasien. 3. H. Anatolicum. Kopf und Thorax dunkelrostbraun, über die Ordnung der Zecken. 221 beide vorn in’s Gelbe übergehend. Taster roth. Beine hell- zimmtroth, die Gliederspitzen hellgelb. Länge 63”'. Weibchen. Männchen: unbekannt. Mit H. grossum nahe verwandt. Vaterland: Kleinasien. 4. H. marginatum. Eiförmig, glatt, grob eingesto- chen punktirt, dunkelrothbraun, breit gelb gesäumt. Beine dunkelrothbraunroth, die Gliederspitzen fein gelb. Länge 2". Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Italien. 5. H. impressum. Röthlichschwarz, dicht punktirt, der Hinterleib hinten an den Seiten eingedrückt, ein schmaler Saum rundum weiss. Beine dunkelrostroth, die Gliederspitzen breit blassgelb. Länge 1®2"”. Männchen. Eben so, der Hinterleib dicht runzlig, der Seitenrand trüb gelblich. Eben so gross. Weibchen, Vaterland: am Senegal, 6. H. truncatum. Dicht fein punktirt, der Hinterleib hinten kaum etwas eingedrückt, röthlichschwarz, ein sehr fei- ner Saum weiss. Beine rostroth mit gelbem “pitzenrand der Glieder. Länge 14”. Männchen. Vaterland: am Senegal. Mit dem vorhergehenden in naher Verwandtschaft. 7. H. rufipes. Breit eiförmig, ohne Seiteneindruck am Hinterleibe, grob punktirt, dunkelweinroth, ein feiner Sauın rundum weiss. Beine rostroth, mit weissgelbem, feinem Spitzen- rande der Glieder. Länge 2”. Männchen. Gleichfarbig dunkelweinroth, der weisse Saum des Hin- terleibes fast erloschen, der Thorax im Mittelfelde heller. Beine wie oben. Länge 2”. Weibchen. Vaterland: Südafrika. 8. H. latum. Breit oval, nicht sehr dicht feinpunktirt, einzelne Punkte grösser; dunkelweinroth, eine feine Einfas- sung, Seitenflecken und der Rand der Hinterrandschilde hell- gelb. Beine dunkelrostroth, ein Rückenstreif und der Spitzen- rand der Glieder hellgelb. Länge 2”. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika. 222 C. LE. Koch: Systematische Übersicht 9. H. Syriacum. Oval, glatt, mit vereinzelten Punkt- grübchen, dunkelweinroth, ein ziemlich breiter Saum gelblich- weiss. Beine weinroth, der Spitzenrand der Glieder fein hell- gelb. Länge 13”. Männchen. Weibehen: unbekannt. Vaterland: Syrien. 10. H. excavatum. Länglich eiförmig, glänzend, vor dem Hinterrande ein grosser, etwas viereckiger Eindruck, wein- roth mit hellgelbem Saume, das mittlere Hinterrandschildchen weiss. Beine hell zimmtroth, mit breitem, weissgelbem Spitzen- rande der Glieder. Länge 1%”, Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Aegypten. 41. H. Hispanum. Länglich eiförmig, am Hinterrand stumpf, mit Längsfalten auf dem Hinterleibe, fein punktirt, dun- kelweinroth, ein schmaler Saum rundum gelblichweiss. Beine rostroth, der Rücken der Schenkel, Schienbeine und Fersen mit dem Spitzenrande weissgelb. Länge 12”. Männchen. Eben so, der Hinterleib stark runzlig, schwarzroth, der m Seitenrand heller. Länge 24”. Weibchen. Fabr. Ent. syst. IV. p. 426. n. 5. Vaterland: Portugal, Spanien. 12. H. Lusitanicum. Zerstreut punktirt, weinroth, ein schmaler Saum rundum weiss. Beine rostroth, braunroth be- spritzt, der Spitzenrand der Glieder breit hellgelb, ebenfalls braunroth bespritzt. Länge 13”. Männchen. 4 Eben so, der grob punktirte Thorax vorn ins Gelbe über- gehend; der runzlige Hinterleib dunkelweinroth, an den Sei- ten trüb gelblich. Beine wie oben. Länge 1%”. Weibchen. Vaterland: Portugal. 13. H. degyptium. e Linn. Syst. nat. I. II. p. 1022. n, 2. 14. H. Forskaoliüi. Sav. Desc. de l’Egypte tab. IX. f. 13. 15. H. Fabriedi, Sav. Desc. de l’Egypte t. IX. f. 11. 16. H. devium. Breit-oval, rostroth, der Thorax weiss- gelb, Saumflecken, zwei geschwunmgne schmale Streifen und über die Ordnung der Zecken. 223 Hohlpunkte schwarz. Beine weinroth, der Spitzenrand und der Rücken der Glieder weissgelb. Länge 24”, Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika. Gatt.1V. Haemalastor. Kopf: ganz frei, stumpf kegelförmig. Taster: sehr Jang, etwas länger als der Rüssel. Hinterbeine: sehr lang, viel länger als die andern. Nur eine Art. 41. H. longirostris. Länglich eiförmig, hinten stumpf, - in den Seiten an den Hinterrandwinkeln etwas eckig, leder- gelb, Thorax und Beine braunroth, auf ersterm ein durchzie- hender, in der Mitte rautenförmig erweiterter Fleck und der Spitzenrand der Beinglieder gelb. Länge 3”. Vaterland: Brasilien. Gatt. V. Amblyomma. Augen: flach, matt, weiss oder gelblich, Taster: Luftschild: % wie bei der vorhergehenden Gattung. Luftloch: Die mitunter sehr schönen Zeichnungen, die überhaupt bei der vorhergehenden Gattung nicht wahrgenommen werden, geben hier nicht unwichtige Merkmale für die Gattung; es be- finden sich nämlich auf dem hellfarbigen, gelben oder gelbli- chen Körper dunkelfarbige Flecken, standhaft in folgender Lage oder Stellung: drei am Hinterrande, davon der mittlere streif- oder strichförmig, drei an den Seiten, getrennt, oder auch an einander hängend und sich in einen mit der hohlen Seite aus- wärts liegenden Bogen vereinigend; auf dem Rücken, da wo der Thorax endigt, zwei schief liegende, hinten erweiterte. Die Weibchen haben einen mit weissem oder gelbem Schmelze bedeckten, dunkelfleckigen Thorax, und einen fast einfarbigen Hinterleib. Diese Gattung ist reich an Arten. 1. A. humerale. Kurz eiförmig, linsenförmig gewölbt, glänzend, mässig grob punktirt, dunkelbraun, die Charakter- flecken nur dunkler angedeutet, ein Schulterfleck und Rand- 224 C. L. Koch: Systematische Übersicht fleckchen hellgelb. Taster und Beine rostgelb. Länge 24 bis 3”. Männchen. Weibchen: unbekannt. - Vaterland: Brasilien. 2. A. denticulatum. Etwas kurz eiförmig, flach, am Hinterrande nach der Zahl der Schilde perlfarbige, gerundefe Zähnchen; der Thorax gelb, Furchen und Punkte braun, ver- tieft; Hinterleib dunkelrothbraun, am Seitenrände schmal weiss. Beine rostgelb, die drei vordern Glieder auf dem Rücken und an der Spitze weiss. Länge 12”. Weibchen. Männchen : unbekannt. Vaterland: Brasilien. 3. A. varium. Eiförmig, grob punktirt, ohne Rand- furche, mit länglichen Hinterrandschilden, gelb, die Charakter- flecken dunkelbraun, gross und zusammenhängend, die Einfas- sung rundum ockergelb. Beine braunroth mit gelbem Spitzen- rande der Glieder. Länge 34”. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien. 4. A. marmoreum. Eiförmig, mit rundum ziehender Randfurche, grob punktirt, gelb, alle Charakterzeichnungen dunkelbraun. Beine dunkelrotlibraun, mit gelbem Spitzenrande der Glieder. Länge 3!'”. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika. 5. A. venustum. Breit, nicht viel länger als breit, orangegelb, grün gesäumt, auf dem Thorax zwei Längsstrei- fen, hinter diesem ein grosser Querfleck, ein grosser halb- ovaler Seitenfleck, zwei Flecken und ein feiner Strich auf dem Hinterleibe und die Hinterrandschilde schwarz. Beine rostroth, mit gelben Gliederspitzen. Länge 2%”. Männchen. Weibchen: unbekannt. Acarus variegatus Fabr. Suppl. Ent. syst. p. 572.? Vaterland: am Senegal. 6. A. punctatum. Thorax flach, glänzend. vorn grob, hinten fein punktirt, hellgelb, die Punkte roth; Hinterleib oval, über die Ordnung der. Zecken. 225 diekrandig, trüb ockergelb, grob punktirt: Beine rostroth, mit hellgelben Gliederspitzen. Länge 22'’. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: ? 7. A. triguttatum. Oval, flach, durchaus grob punk- tirt, dunkelblutroth, auf dem Thorax drei Flecken, einer’ an den Augen, einer hinten hellgelb. Beine roth, der Spitzen- rand der Glieder schmal gelb. Länge 24". Weibchen. Männchen: unbekannt. "Vaterland: Neuholland (Schwanenfluss). 8. A. Hippopotami. Flach gewölbt, breit eiförmig, ein- zeln punktirt, gelblichweiss, die Charakterzeichnungen schmal, gleich Schriftzügen, dunkelbraun. Beine dunkelbraun, die Glie- der oben und an der Spitze weiss. Länge 22”. Männchen. lcodes Hippopotamensis Denny Ann. nat. hist. X1. 313. 2. T. 17. £. 2. Elach, oval, Vorderleib gelblichweiss, Hinterleib.braun- roth mit zwei erhöhten, runden, siegellackrothen Tropfen. Beine wie oben. Länge 3%”. Weibchen. Jxodes bimaculatus Denny ebendas. 302. 1. T. 17. £. 1. Vaterland: das innere Südafrika. 9. A. hebraeum. Gewölbt, kurz eiförmig, sehr breit, schwefelgelb, die Charakterflecken schmal ‚vollständig, schwarz, die müttlern hinter. dem Thorax ein feines Hufeisen beschrei- bend. Beine rostroth mit gelbem Spitzenrande der Glieder. Länge 24”. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika. ‚ 10. 4A. dissimile. Kurz eiförmig, gewölbt, dunkelocker- gelb, zerstreut braun punktirt, die Charakterzeichnungen klein, dunkelbraun, blos angedeutet, auf dem Hinterrande ein brau- ner Winkelfleck. Beine rostbraun, mit schmalem gelbem Spitzen- rande der Glieder, Länge 24”. Männchen. Flach; der Halsschild gelb, braun 'eingestochen punktirt, zwei etwas geschwungene Längsstreifen und ein Seitenfleck rost- braun, Hinterleib zimmtroth. Beine und Grösse wie oben. Weibchen, Vaterland: Mexico. 41. A. irroratum. Kurz eiförmig, gewölbt, ockergelb, Archiv 1, Naturgeschichte, X. Jahrg, 1. Bil, 45 226 €. L."Roch:' Systemätische ‚Übersicht zerstreut eingestochen 'rostroth punktirt und rostroth 'gefleckt, drei Flecken vorn’ an dem Seitenrande schwarz. Beine dun- kelrostgelb mit hellgelbem Spitzenrande :der Glieder. ‘ Länge 12”. Männchen. Weibehen: unbekannt, Vaterland: Brasilien. 12. A. infestum. Kurz eiförmig, flach gewölbt, etwas weitschichtig' grob punktirt, ockergelb, die Punkte und Charak- terzeichnungen gelbbraun, der Mittelstreif auf.dem Hinterleibe kegelförmig, mit der Spitze nach hinten. zu liegend und mit einem Bogenstreif am Thorax zusammentrefiend, auf den. Hin- terrandschilden ein gelbbrauner Winkelfleck, Beine gelbbraun, der. Spitzenrand der. Glieder schmal. hellgelb. _ Länge ‚24. Männchen. ci Kaum etwas länger, eiförmig, flach, etwas gröber punk- tirt; Thorax gelb, braunfleckig. Hinterleib gelblich mit brau- nen strahlenförmig liegenden Flecken. Beine wie’/oben. Länge 22", , Weibchen. Vaterland: Bintang (Hinterindien). 13. A. testudinarium, Kurz eiförmig, flach, grob punktirt, ockergelb, alle Punkte und die Zeichnungen dunkel- rostbraun, die gewöhnlichen Flecken undeutlich, ein Anker- fleck auf dem Rücken und ein Winkelfleck auf den Hinterrand- sehilden (dunkelbraun. Beine ockergelb, unten dunkler. Länge 34'”.. Männchen. Vaterland: Java. 14. A. adspersum. Kurz eiförmig, flach gewölbt, zer- streut grob punktirt, gelb, die Charakterzeichnungen schmal, hellrostroth. Beine rostgelb, mit weissgelbem Spitzenrande der Glieder: » Länge 12”’. Männchen. | Flach, der Thorax weitschichtig grob punktirt, rostroth, das Mittelfeld hinten gelb, ‘roth punktirt; ' Hinterleib zimmt- roth. Beine wie oben.‘ «Länge 2”. Weibchen. Vaterland: ‚Columbien. 15. 4. Cajennense. Fab. Ent. syst. IV. p. 427. n. 13. Das von Fabr. nicht beschriebene Weibchen ist flach, ‘des- sen Thorax gelb, rostbraun fleckig und roth punktirt, ‘dessen Hinterleib: grober‘ punktirt, von Farbe‘ dunkelrostroth, heller über die Ordnung der Zecken. 297 fleckig, am Saume unrein gelblich. Die Beine sind gelblich- weiss, vor der Spitze und unten bräunlich, der Spitzenrand der Glieder weiss. j Vaterland: Brasilien, Cajenne. 16. A. tenellum. Eiförmig, flach gewölbt, glänzend, etwas weitschichtig mässig fein punktirt, weisslichgelb, die Cha- rakterzeichnungen rostgelb, deutlich und etwas breit. Beine gelb. Länge 1”. Männchen. _ Weibchen: unbekannt. Vaterland: Mexico. 17. A. miztum. Kurz eiförmig, gewölbt, mässig, grob punktirt, gelb, die Charakterzeichnungen etwas, breit, rost- gelb, rostbräunlich eingefasst. Beine gelblich, vor der Spitze dunkler, der Spitzenrand der Glieder weiss. Länge 44", Männchen. Der Thorax weitschichtig fein punktirt, gelb, an den Sei- ten rostbraune Flecken, im Mittelfeld rostrotlie Punkte; Hin- - terleib kurzborstig, rostgelb, braun gefleckt. Beine wie oben, Länge 14”. Weibchen. - Vaterland: Mexico, 48. A. maculutum. Länglich eiförmig, gewölbt, weit- schichtig fein punktirt, weissgelb, die Charakterzeichnungen ‚gross, dunkelrostgelb, die Hinterrandschilde oben rostgelb, ab- wechselnd mit einem weissen Fleck. Beine rostgelb, der pitzenrand der Glieder schmal weiss. Länge 12’”’. Männchen. Weibehen: unbekannt. Vaterland: Carolina. 29. A. tigrinum, Länglich eiförmig, gewölbt, ziemlich ‚stark mässig grob punktirt, weissgelb, die. Charakterzeichnun- iellrostroth, lang, so breit als die Zwischenräume. Beine ‚Irostgelb mit weissgelbem Spitzenrande der Glieder. Länge en: unbekannt. : Brasilien, 20. vale. Länglich oval, flach gewölbt, grob punk irt;.der R breit, ebenfalls punktirt, hellgelb, die Oharak- erzeichnung Arostroth, eben so die Punkte. Beine rostfar- 15% ED. 228 C. L. Koch: Systematische Übersicht big, vor der Spitze und unten dunkler, der Spitzenrand der Glieder weissgelb. Länge 14 bis 2”. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Mexico. 21. A. rubripes. Länglich oval, an den Seiten aufwärts eingedrückt; Thorax hellgelb, weitschichtig mässig grob punk- tirt, ein Streiffleck auf dem Mittelfeld, und ein solcher über dem hellern Saume am Vorderrande rostroth; Hinterleib voll- gesogen dunkelockergelb. Beine gelbroth mit feinem weissen Spitzenrande der Glieder. Länge 2% bis 22‘ Weibchen. 3 Männchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien. 22. A. ovatum. Eiförmig, mässig grob punktirt, Nach gewölbt, weisslichgelb, die Charakterzeichnungen rostgelb, etwas breit, breiter als die Zwischenräume. Beine hellrostgelb, mit gelb- lichweissem ‚Spitzenrande der Glieder. Länge 14“. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Montevideo. 23. A. oblongoguttatum. Etwas kurz oval, der Hals- schild mässig fein punktirt, rostbraun, vorn heller, zwei lange und hinten ein dreieckiger Tropflleck hellgelb; Hinterleib grob - punktirt, hellrostroth. Beine rostgelb, der Spitzenrand der Glieder fein gelblichweiss. Länge 12 Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien, Surinam, i 24. A. infumatum. Flach, breit oval; Thorax hell- gelb, zerstreut grob punktirt, zwei geschwungene Längsstrei- fen, der Saum und die Punkte dunkelbraun; Hinterleib. sem- melgelb, dunkler gestreift. Beine dunkelgelbbraun, der Spitzen- rand der Glieder weissgelb. Länge 2 bis 21” Weibchen. Männchen: unbekannt. ke Vaterland: Bräsilien. > 25. A. striatum. Länglich eiförmig, fast länglichyal, mässig fein punktirt, etwas flach, gelb; die Charak#ı2€h_ nungen schmal, strichförmig, hellrostroth. Beine brävtlichg,, vor der Spitze dunkler, der Spitzenrand der Glieer schn weissgelb. Länge 1%’. Männchen. Weibchen: unbekannt. \ \ Vaterland: Brasilien. | J über die Ordnung der Zecken. 229 26. A. oblongum. Flach, länglichoval; der Thorax grob punktirt, gelb, zwei schmale geschwungene Längsstrei- fen, ein Saum an den Seiten, ein Bogenfleckchen zwischen diesen und die Punkte rostbraun. Hinterleib grob punktirt, rostgelb, mit dunklern Längsflecken. Beine gelbbraun, vor der Spitze verdunkelt, der Spitzenrand der Glieder weissgelb. Länge 2”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland. Brasilien. 27. A. confine. Flach, oval; der Thorax ziemlich dicht, sehr grob punktirt, rostbraun, ein Seitenfleck und das Mittel- feld gelb, letzteres roth bespritzt; Hinterleib rostroth, sehr grob punktirt. Beine gelbbraun, vor der Spitze dunkler, der Spitzenrand der Glieder gelb. Länge 2”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien. 28. A. triste. Flach, oval; Halsschild etwas weitschichtig braun-punktirt, zwei geschwungene Längsstreifen und Seiten- flecken dunkelbraun, ein Längsstreif im Mittelfeld heller braun; Hinterleib runzlig, dunkelbraun. Beine gelbbraun mit weiss- gelbem Spitzenrande der Glieder. Länge 13”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Montevideo. 29. A. rotundatum. Kurz eiförmig, fast kreisrund; Halsschild ungleich grob punktirt, , hellgelb, zwei geschwun- gene Längsstreifen, Seitenflecken und die Punkte: hellrostroth; Hinterleib hellrostroth, ein Seitenfleckchen über dem Luftloch gelb. Beine rostgelb, gegen die Spitze der Glieder etwas ver- dunkelt, der Spitzenrand fein weisslich. Länge 14”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien. 30. A. Americanum. Linn. Syst. nat. 1. H. p. 1022. n. 5. Linne hat bloss das Weibchen beschrieben. Das Männ- ehen ist kurz eiförmig, nur wenig länger als ‚breit, gewölbt, glänzend, sehr fein punktirt, hellrostroth, ohne gelben Fleck; die Beine sind etwas dunkelrostgelb. Länge 14”. Vaterland: Nordamerika. 230 C. L. Koch: Systematische Übersicht 31. A. elephantinum. Linn, S. nat. 1. 11. p. 1022. n. 1. 32. A. Indum. Linn. S. nat. p. 1022. n. 4. 33. A. sanguisugum. Linn. S, nat. p. 1022. n. 5. 34. A. Iguanae. Fabr. Ent. syst. IV. p. 427. n. 12. 35. A. lineatum. Fabr. Ent. syst. IV. p. 428. n. 14. 36. A. aureolatum. Fahr. Ent. syst. IV. p, 428. n. 15. 37. A. histrio. Fabr. Suppl.. Ent. syst. p. 571. Die Arten Nr. 32.— 37. sind: mir nur aus den Beschrei- bungen bekannt; es ist daher ungewiss, ob sie richtig ein- gereihet sind. 38. A. annulipes. Kurz, flach gewölbt, vorn geschul- tert, hinten gerundet, dunkelbraun, ein grosser Querfleck hin- ten auf dem Thorax, zwei grosse zweilappige Flecken auf dem Hinterleibe und ein Seitenfleck gelb. Beine braunroth mit gelbem Spitzenrande der Glieder. Länge 24’””. Männchen. Durchaus schwarzbraun, der Thorax auf der Hinterhälfte gelb mit zwei geschwungenen braunen Längsstreifen und einem braunen Fleck zur Seite. Beine braunroth, die Gliederspitzen breiter gelb. Länge 34". Weibchen. Vaterland: Südafrika (Weihnachtsbai). 39. A. helvolum. Flach, fast viereckig mit abgerun- deten Ecken; Thorax dunkelweinroth mit drei weissgelben Flecken, zwei vorn, einer hinten; Hinterleib erdfarbig ocker- gelb, aufs blass Mennigröthliche ziehend. Beine gelbbraun. Länge 21”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Manila. 40. A. decoratum. Flach.gewölbt, fast viereckig, mit gerundeten Ecken, fein punktirt, dunkelweinroth, zwei Flecken am\Vorderende, ein grosser am Seitenrande, zwei zusammen- hängende am. Hinterrande hellgelb.. Beine weinroth. Länge 44". Männchen. Weibchen: unbekannt. über die Ordnung der: Zecken. 231 Vaterland: Philippinische Inseln. 41. A. exornatum, Fast viereckig, mit gerundeten Ek- ken, deutlich punktirt, zimmtroth, auf dem Thorax drei Flecken, auf dem Hinterleibe sechs, zwei Jange an den Seiten und zwei etwas viereckige vor den. Hinterrandschildern gelb. Beine zimmtroth. , Länge 14”. Männchen. Thorax zimmtroth' mit den:drei gelben Flecken wie beim Männchen; Hinterleib gelbbraun,: am Rande: heller. . Beine Zimmtroth... Länge 12'”". Weibchen, Vaterland: Südafrika (Weihnachtsbai). 42. A. fimbriatum. Gestalt des: vorigen, mässig grob punktirt, dunkelweinroth, fast schwarz,‘ der Rand rundum gelblichweiss. Beine zimmtbraun, - Länge 4”'. Männchen. Weibchen: unbekannt,, | Vaterland: Manila. 43.4. latum.; Kurz, so, breit 'als lang, der Vorderleib gegen den Vorderrand abwärts gedrückt, glatt, glänzend, von Farbe rostroth; Hinterleib dunkelrostgelb. Beine’ von der Farbe des Hinterleibes, etwas dunkler. Länge 14”. Weibehen. Männchen : unbekannt. Vaterland: Südafrika (Weihnachtsbai). 44. A. Rhinocerotis. Degeer Übers, VII. p. 66. n. 2. t. 38. f. 5.6. 45. A. sylvaticum. Degeer Übers. V]J. p. 66. n. 3. t. 38. f.7. 46. A. Rhinocerinus. 4 Denny Ann. nat. hist, XU, p. 313. n. 3. t.17. £. 3. 47.. A. Hydrosauri. Denny Ann, nat. hist. XII p. 314. n. 4. t.17. f.4. Gatt. VI. Exodes l.atr. Augen: keine. Taster: lang, schmal, mehr oder weniger säbelförmig gebogen. Luftsehild: klein, kreisrund. Luftloeh: punktförmig, klein, rund. Keine Cliarakterzeichnungen. Eine an Arten zahlreiche Gattung. 1. J. Rieinus. Linn, Syst. nat. 1. Il. p. 1023. n.7. 232 €. L.. Koch: Systematische: Übersicht Degeer Übers. VJ. pP. 44. 0.5. t. 6. £. 1.2. Linne zitirt, Frisch ‚Ins. 5. t.19, welche Zecke gegenwärtige Art bezeichnet; also ist das Degeer’sche Zitat ‚bei Fab. unrichtig. 2. I. Reduvius. Linn. Syst. nat. I. I. p. 1022. n. 3. Degeer Übers. VIL p. 42. n.4. t. 5. f. 16.17. 3. 7. thoracicus: Vorderleib und‘ Beine ‘dunkelrost- braun, auf dem Thorax ein grosser ovaler Fleck‘ hellgelb; der vollgesogene Hinterleibsehr gross, hochgewölbt, kurzoval, gelbbraun. Länge 64”) Weibchen, Männchen : unbekannt. Vaterland: Brasilien. 4. L. obliquus. Thorax fein punktirt’ mit vier schiefen Furchenstrichen, dunkelrothbraun; der'völlgesogene Hinterleib länglich eiförmig, dunkelolivenbraun. Beine dunkelrotlibraun, der Spitzenrand der Glieder sehr fein gelb. Länge 4”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Griechenland. 5. I. Vespertilionis. Koch Deutsch. Crust. Myr. u. Arachn. H. 37. n. 9. 6. I. flavipes. Koch D. C. M. u. A. H. 39. n.2. 7. I. Sciuri, Koch D. C. M. u. A. H. 5. n. 11. mas, H 37. Een: 8. I. fuscus. ‚Koch D.C. M. u. A. H. 39. n. 3. mas, n. 4. fem. 9. I. brunneus. Thorax sehr fein nadelrissig punktirt, dunkelbraun, das Mittelfeld der Länge nach heller, der voll- gesogene Hinterleib lang, an den Seiten etwas eingedrückt braun, mit einem ‚gelben. Längsstreifchen. Beine gelbbraun. Länge 2%‘. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Nordamerika. 40. I. Zuteus. Thorax. flach, glänzend, kaum: sichtbar punktirt, hellbräunlichgelb; der vollgesogene Hinterleib: lang, an den Seiten etwas eingedrückt, braungelb,.. Beine pomeran- zengelb. Länge 1°. Weibchen, Männchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika, über die Ordnung der Zecken. 233 41. I. flavidus. Thorax weitschichtig. deutlich punktirt, gelb mit bräunlichem Anfluge; der vollgesogene Hinterleib dick, sackförmig, gelblichweiss. Beine gelb. Länge 14. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Rio Janeiro. 42. I. humanus. Thorax etwas grob ‘punktirt, rost- braun; der vollgesogene Hinterleib länglich' sackförmig, oli- vengelb. Beine bräunlichgelb. Länge 13°. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien, an Menschen. 13. I. sexpunctatus. Koch Deutschl. C. M. u. A. H. 39. n. 5, 6. 14. I. rufus. Koch D.C.M. u. A. H. 39. n. 7. 15. I. erenulatus. : Koch D.C. M. u. A. H. 39. n.8. mas, n. 9. fem, 16. I. pilosws. Thorax flach, rostroth; Hinterleib dunkel- blutroth, gelb behaart. Beine roth. Länge: 12°", , Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika. 17. I. fuseipes. Thorax dicht fein punktirt, dunkelbraun mit gelblichem Seitenrande; Hinterleib hellsemmelgelb. Beine dunkelrothbraun. Länge 12“. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien. 18. I. pygmaeus. Kurzoval, flach; Thorax weitschich- tig mässig grob punktirt, mennigroth, vorn heller, Hinterleib röthlich gelb. Beine dunkelockergelb. Länge $''. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Mexiko, Brasilien. 19. I. sulcatus. Thorax eiförmig, am Hinterrande ge- rundet, über dem Seitenrande eine deutliche gerade Furche, dunkelolivenbraun; der vollgesogene Hlinterleib der trockenen Thierchen weislich, mit olivenfarbigem Anstriche. Beine gelb- braun. Länge 3, Weibchen. Männchen: "unbekannt. Vaterland: Deutschland. Auf'dem Goldammer. 234 €. L..Koch: Systematische Übersicht 20. 7. pallipes. Fabr. Ent. syst. IV.,p. 426. n. 4. Koch Deutschl. C, M. u. A. H. 39, n. 10. 21. /. Lacertae. Koch Deutschl. €. M. u. A. H. 39. n. 11. 22. I. Lipsiensis. Fabr. Ent. syst. IV. p. 427. n, 10. 23. 2. holsatus. «Fahr. Ent, syst. IV. p.428. n: 16. | 24. 1, Fiperarum. Sehr ‘glänzend, olivengelb, ' Beine heller als der Körper. Länge #“. ' Larve, Vaterland: Griechenland. Auf Vipern. 25. I. plumbeus. Panz. Faun. Ins. Germ. H. 90. n. 22. Auf der Feldlerche. 26. 7. lividus. Ixodes plumbeus Leach Isis 1824. U. Auf der Uferschwalbe, 27. 1. Part. Leach ebendas. Auf’ der Kohlmeise. 28. /. frontalis. Panz. Faun. Ins. Germ. H. 59. n. 23. Auf der Kohlmeise, 29. I tristriatus. Panz. Faun. Ins. Germ. H: 59. n. 24. Auf der Kohlmeise. 30. I. hexagonus, Leach Isis 1824. II. Auf dem Tegel. 31. I. megathyreus. Leach ebendas. Auf dem Igel. 32. J. autumnalis. Leach ebendas, Inı, Herbste ‚auf Hunden. Dritte Familie Rhipistomiden., Der Kopf wie bei der vorhergehenden: Familie. Der Rüssel sehr kurz. über die Ordnung der Zecken. 235 Die Taster sehr kurz, fast dreieckig, zusammen an ein- ander geschlossen fächerförmig. Die Augen unvollständig oder fehlend. Gatt. VI. Dermacentor. Augen: klein, flach, ziemlich hell, weiss oder gelb. Taster: sehr kurz, breit, fast oval, die Glieder kaum halb so lang als breit. Luftschild: klein, fast rund, oben mit einer geschwun- genen Ecke. Luftloch: punktförmig, in einem ovalen Mittelschildchen. Die Charakterzeichnungen wie bei der Gattung Amblyomma. 41. D. electus. Länglich eiförmig, gewölbt, weitschichtig grob punktirt, hellgelb, die Charakterflecken, Hinterrandschilde oben, Kopf, Taster und Beine blutroth, der Spitzenrand und ein Rückenfleck auf den Beingliedern gelblichweiss. Länge 12‘. Männchen. Thorax flach, hellgelb, das Mittelfeld bis über die Hälfte und hinten Jappig roth; Hinterleib blutroth mit zerstreuten Hohlpunkten. Taster und Beine wie oben. Länge 12". Weibchen. Vaterland: Pensylvanien. 2. D. reticulatus. Fabr. Ent, syst. IV. p. 428. n. 17. Latr. Gen. Crust. et Ins. ]. p. 157. n: 3. Beide Autoren beschreiben nur das Männchen. Das Weib- chen ist flach, der Thorax hellgelb, weitschichtig- ungleich punktirt, ein Fleck auf dem Mittelfelde roth, ein länglicher Fleck am Seitenrande rothbraun, der: Hinterleib; röthelroth, grob punktir. Die Beine sind braunroth, die. Glieder ‚auf dem Rücken und der Spitzenrand gelblichweiss. Länge: 2’. Vaterland: Frankreich. Die Exemplare, die ich, vor mir habe, sind aus Portugal. 3. D: pardalinus,. Eiörmig, etwas weitschichtig: grob punktirt, gelblichweiss, die Charakterflecken gross, ‚Junkel- rostroth. Beine dick, rostroth, der Spitzenrand der: Glieder schmal, gelblich, das Endpaar unten gezähnt. Länge 2’. Männchen. Weibchen: unbekannt, Vaterland: ?— walırscheinlich. Ungarn. 236 €. L. Koch: Systematische Übersicht 4. D. dentipes. Flach, glänzend, rotlıbraun, in den Falten dunkler. Beine roth, das Endpaar unten gezälnt. Länge 2‘. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Banat. 5. D. albicollis. Eiförmig, flach; Thorax glänzend, gelb- lichweiss; Hinterleib rostroth, in den Falten schwärzlich, Beine dunkel mennigroth. Länge 2’ Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: ? 6. D. elathratus. Eiförmig, hinten etwas stumpf, glän- zend, rostgelb, die Charakterzeiehnungen schmal, strichartig, gitterförmig, zusammengeflossen. Beine rostgelb, die Glieder- spitzen schmal gelblich, Länge 1%“. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: ? 7. D. ferrugineus. Flach, länglich eiförmig, hinten etwas, stumpf, der Thorax einzeln punktirt, blassgelb mit ro- then Längsflecken; Hinterleib röthelroth, grob punktirt, Beine hellroth, der Spitzenrand der Glieder schmal gelblichweiss; Länge 13‘. Weibchen. Vaterland: ? Vielleicht das andere Geschlecht des vorigen, 5 8. D. puncticollis. Thorax klein, flach, dicht punk- tirt, dunkelrothbraun; der vollgesogene Hinterleib sehr gross, beim trocknen Thierchen braunroth. Länge des vollgesogenen Weibchen 64, Männchen: unbekannt. Vaterland: Griechenland. 9. D. parabolicus. Thorax glänzend, vorn runzlig punktirt, "dunkelrothbraun, das Mittelfeld gelblich, mit einem hinten kegelförmig auslaufenden rothen Längsstreif; 'Hinterleib sehr lang, in den Seiten etwas eingedrückt, bräunlich - ocker- gelb, dunkler gemischt. Beine roth, der Spitzenrand der Glie- der schmal, gelblich. Länge 3“ Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Bei Orowitza im Banat. 10. D. cruentwus. Ziemlich eiförmig, hinten 'stumpfrund ; Thorax glänzend, etwas runzelig punktirt, dunkelroth, in der über die Ordnung der Zecken. 237 Mitte heller; Hinterleib weniger glänzend, ‚brannroth, der Rand rundum heller. Beine roth, die @liederspitzen fein gelblich. Länge 14. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Bei Orowitza im Banat. Gatt. VIL Haemaphysalis. Augen: fehlen. Taster: sehr klein, fast breiter als lang, dreieckig, der Hinterrand des zweiten Gliedes seitwärts aufgeworfen. Luftschild: klein, fast rund, oben mit. einem runden Eckchen. Luftloch: punktförmig. Keine Charakterzeichnungen. 1. H. rosea. Eiförmig, hinten etwas schmal, sehr ‚glän- zend, undeutlich sehr fein gepünktelt, hinten drei Längsgruben nebeneinander, gelbroth, fast rosenroth. Beine gelb. Länge £'". Männchen. h Thorax länglich, blutroth, vorn im Mittelfelde ein Fleck feuerroth; Hinterleib vollgesogen sehr gross, mit denselben Längsgruben, röthlich- olivenfarbig. Beine etwas dunkler gelb. Länge 2%“, Weibchen. Vaterland: Westindien. 2. H. cinnabarina. Länglich eiförmig; Thorax dicht fein punktirt, bräunlichroth; Hinterleib durchaus punktirt, gelb- lichroth. Beine roth, die Gliederspitzen schmal, hellgelb. Länge 13“. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Brasilien. 3. H. sanguinolenta, Thorax länglich, etwas gewölbt, nadelrissig punktirt, blutroth; Hinterleib vollgesogen sehr gross, fein wellenfurchig, dunkelolivengelb. Beine roth. Länge..des vollgesogenen Weibchens 54. Männchen : unbekanng. Vaterland: Brasilien. 4. H, concinna. Länglich eiförmig, durchaus punktirt, gewölbt, die Hinterrandschildchen lang, rostgelb mit schwar- zen, vielleicht zufälligen Strahlenstrichen, Beine von der Farbe des Körpers. Länge 1}. Männchen. 238 C. L» Koch: Systematische Übersicht Halssehild rostroth, heller fleckig, fein nadelrissig punk- tirt; Hinterleib oval, mennigroth, Beine rostgelb. Länge 11”, Weibchen. Vaterland: ? Gatt. IX. Rhipicephalus. Augen: flach, trüb, gelb oder weiss. Taster: kurz, so breit als lang, mit einem Seiteneckchen. Luftschild: ziemlich gross, fast rund, schief nach oben in einen 'geschwungenen Fortsatz verlängert. Luftritze: punktförmig, in einem kleihen, ovalen Mit- telschildchen. Der Kopf standhaft hinten verengt, vorn fächerförmig er- weitert. Keine Charakterzeichnungen. 41. R. Linnei. Savigny Desc. de P’Egypte t. 9. f. 12. 2. R. sanguineus. Latr. Gen. Crust. et Ins. I. p. 157. n. 2. 3. R. Capensis. Eiförmig, flach gewölbt, lederartig dicht ziemlich grob punktirt, dunkelblutroth. Beine gelbroth. Länge 2‘. Männchen. ’ Weibchen: unbekannt. Vaterland: Vorgebirge der guten Hoffnung. 4, R. simus. Eiförmig, glatt, glänzend, mit verein- zelten Hohlpunkten, dunkelweinroth, vorn heller. Beine blut- roth. Länge 13. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika. 5. RA. rutilus. Flach, oval; Thorax sehr fein punktirt, roth; Hinterleib etwas dunkel mennigroth. Beine rostroth. Länge 44”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Aegypten. 6. AR. Senegalensis. Flach, etwas länglich oval; Hals- .schild glatt, weinroth; Hinterleib dunkel weinroth, in den Fal- ten heller. Beine blutroth. "Länge 14“ Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: am Senegal, auch Aegypten. über die Ordming der Zecken. 239 7. R. decoloratus. Flach, oval, glänzend, ockergelb, der Rand rundum heller. Beine hellgelb. Länge 1”. Weibchen. Männchen: unbekannt. Vaterland: Südafrika. 8. R. limbatus. Eiförmig, gewölbt, glänzend, sehr fein punktirt, hinten drei Grübchen neben einander, rostroth, der Saum rundum gelb. Beine rostgelb. Länge 4‘ Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Aegypten. | 9. R. Siculus. Gewölbt, glatt, mit einzelnen Hohlpunk- ten,’vorn schmal, hinten eiförmig erweitert, an den Seiten des Hinterrandes eine Ecke, roth, der Saum rundum ockergelb. Beine gelbroth. Länge 12“ Männchen. | Der Thorax zerstreut punktirt, etwas dumkelroth; Hinter- leib oval, etwas grob punktirt, 'röthlichschwarz. Beine gelb+ roth. Länge 12”, "Weibchen. Vaterland: Sieilien. Gatt.X. BRhipistoma. Angen: felilen. Taster: kurz, sehr breit, das erste Glied versteckt, das zweite sichelförmig seitwärts gebogen, beide Taster aneinandeı geschlossen einen breiten, kurzen Fächer vorstellend. Keine Charakterzeichnungen. 1. R. Leackii, Savizny Dese. de l’Egypte t.9. £.9. 2. A. ellipticum. Elliptisch, glänzend, sanft gewölbt, durchaus mässig grob punktirt, hinten ein geglätteter Kiel, der ganze Körper, Kopf, Taster und Beine rostroth. Länge 149. Männchen. Weibchen: unbekannt. Vaterland: Vorgebirge der guten Hoffnung. Acarus undatus Fabr. Ent, syst. IV. p. 427 \ist eine Zecke aus Neuholland, die wahrscheinlich zu keiner der hier vorgetra- genen Gattungen gehört. Die gegebene Beschreibung beschränkt sich 'blos auf die Zeichnung und erwähnt der Formen nur in so weit, dass das Thierchen kreisrund sei. 240 J. T. Reinhardt: Beschreibung Beschreibung einer neuen Art der Gattung Cercolobes. Von J. T. Reinhardt. In dem bekannten Werke Hernandez’s: nova plantarum, animalium et mineralium mexicanorum historia wird unter. dem Namen Hoitztlacuatzin eines Stachelschweins er- wähnt, das später von keinem Naturforscher untersucht wor- den zu sein scheint. Brisson und Pennant nahmen dieses Thier in ihren Werken als eine eigene Art unter den Namen Hy- strix novae Hispaniae und mexican porcupine auf, Die, neueren Schriftsteller führen es theils als Synonym zu der südamerikanischen Hystrix prehensilis L. hin, theils gedenken sie seiner als einer zweifelhaften, noch gar zu unvollständig bekannten Art, über welche man fernere Erläuterungen ab- warten müsse, Mein Freund und Landsmann, der Botaniker Herr Lieb- mann, brachte vorigen Sommer bei seiner Rückkehr von einer dreijährigen Reise im tropischen Mexico, unter andern: interes- santen zoologischen Gegenständen auch zwei vorzügliche Exem- plare dieses Hoitztlacuatzins mit, welche bei genauerer Unter- suchung sich als zur Gattung Cercolabes gehörig, aber auch als eine eigenthümliche, sehr charakteristische Art bildend er- wiesen, deren Beschreibung er mir überlassen. hat. Beide Exemplare sind, wie es die Zähne und Schädel hinlänglich beweisen, erwachsene und alte Thiere;' das eine ist bei Mirador, einem Landgute am östlichen Abhange des Vulkans Orizaba, ungefähr 25 Leguas von Vera Crux ent- fernt, geschossen, das andere wurde dem Herrn Liebmann von Indianern aus der wenige Meilen von Mirador gelegenen Stadt St. Francisco Tenampa lebendig gebracht. Der Hoitztlacuatzin ist ein völliges Nachtthier, und lebt nach: Angaben des Herrn Liebmann auf ‚der ganzen Ostküste, ungefähr zwischen dem 22sten und 46ten Grade N. B.: bis auf eine Höhe ‘von 4000 Fuss, doch vorzugsweise in dem Gürtel von 2000 bis 4000 Fuss, also in Tierra templada. Er wird noch heut zu Tag einer neuen Art der Gattung Cercolabes. 234 mit dem Namen benannt, unter welchem Hernandez seiner er- wähnt, und ist aus der Gattung die einzige, den Einwohnern bekannte Art, welche in diesen Gegenden lebt. Die lose Anheftung der Stacheln, von der Azara bei dem Cuiy aus Paraguay spricht, hat Herr Liebman auch bei der mexicanischen Art bemerkt; als nämlich ein Hund auf das angebundene Thier losgehen wollte, fielen bei der Contraction der Haut, indem das Thier vor Schrecken zusammenfahrend die Stacheln aufrichtete, einige davon zur Erde, und als der Hund es unvorsichtiger Weise biss, wurden sein Maul und Schnauze mit Stacheln dicht besetzt. Da der ältere Name, unter welchem Brisson den Hoitztla- euatzin aufnahm, theils ohne hinlängliche Kenntniss der Art gegeben, theils von mehreren Zoologen als Synonym des Cercolabes prehensilis angeführt worden ist, scheint es mir besser, einen neuen zu wählen, weshalb es mir erlaubt sein mag, das Thier nach dem Wiederentdecker, dem wir eine ge- nauere Kenntniss desselben verdanken, zu benennen. Ich gehe nun zu der speciellen Beschreibung der Art über, für welche folgende Diagnose gelten kann: Cercolabes Liebmani Reinh. pilosissimus, nigro-fuscus, aculeis flavis apice nigro, nisi in capite, pilis omnino fere oceultis. Diese neue Art ist auf dem Vorderhalse mit Stacheln ver- sehen, und auf dem Unterleibe finden sich steife Borsten der übrigen Haarbekleidung sparsam eingemengt; sie muss daher zu der Untergattung Synetheres gehören, weicht aber durch die reiche Haarbekleidung, welche die Stacheln beinahe gänz- lich verbirgt, von den zwei vom Professor Brandt aufgenom- menen Arten') auffallend ab, und es entsteht daher zwischen den 2 Subgenera der Gattung ein Parallelismus, indem bei einigen Arten dieser beiden eine reiche und dichte, bei an- dern eine sparsame und schwache Haarbekleidung vorhanden ist, die die Stacheln nicht verbergen kann. Die Schnauze ist mit kurzen und steifen schwarzen, spar- ’) Mammalium exoticorum novorum vel minus rite cogmitorum Musei academiei zoologiei deseriptiones et icones. Petropoli 1835. Archiv £, Naturgeschichte. X. Jahrg. 1. Ba. 16 242 J. T. Reinhardt: Beschreibung sam vorhandenen Haaren bekleidet. Die an den Seiten der Schnautze, über den Augen und an den Backen stehenden Schnurren sind zahlreich und lang, oft bis auf 5 Zoll; sie sind schwarz, bisweilen etwas heller gegen die Spitze. Die Stacheln sind auf dem ganzen Körper von derselben Farbe, sie sind nämlich strohgelb oder gelblichweiss mit einer schwar- zen Spitze, die selbst an den längsten kaum 4 Linien lang ist. Sie sind beinahe ganz gerade und ungefähr von derselben Dicke bis an den Anfang der schwarzen Farbe, von wo sie dann plötzlich sehr spitzig zulaufen. Ihr gelber Theil ist glänzend und glatt, der schwarze rauh und scharf. anzufühlen, und ist mit einer Menge abwärts gerichteter lanzettförmiger Widerhaken versehen. Die Stacheln sind ziemlich kurz; am Hinterrücken, da wo sie am längsten sind, haben sie eine Länge von etwa anderthalb Zoll. Hernandez irrt sich, wenn er die Stacheln 3 Zoll lang angiebt. An der auswendigen Seite der Glieder gegen die Füsse hinab, an den Seiten des Rumpfes gegen den Unterleib hinab und an der oberen Seite des Schwanzes gegen seine Mitte hin gehen die Stacheln, all- mählich feiner werdend, in steife Borsten über, die die Farbe der Stacheln behalten, sie sind nämlich an den Spitzen schwarz und am Grunde gelblich. Wie schon oben erwähnt worden, ist die Haarbekleidung, ausgenommen am Kopfe, wo die Haare sowohl kurz als dünn und sparsam sind, sehr dicht, und wird aus langen, glänzen- den, sehr weichen und leicht gekräuselten Haaren gebildet, welche am Rücken, wo sie am längsten sind, und eine Länge von etwa 34 Zoll haben, die Stächeln, wenn diese nicht em- porgerichtet sind, ganz verbergen. An der obern Seite des Rumpfes und an der auswendigen der Glieder sind die Haare am Grunde rothbraun, werden aber darauf schwarzbraun, oder bei einigen Individuen beinahe schwarz, so dass die herr- schende Farbe eine tief Bräunlichschwarze ist, und nur wenn man die Haare emporhebt oder sie zur Seite legt, kommt die rothbraune Farbe zum Vorschein. Am Unterleibe und an der inwendigen Seite der Glieder ist die Farbe der Haarbeklei- dung etwas heller als auf der oberen Seite; die Haare sind hier viel sparsamer und kürzer, und einige steife Borsten von der Farbe der Stacheln sind darunter eingemengt. An der einer neuen Art der Gattung Cercolabes. 243 auswendigen Seite der Glieder finden sich, wie bei den übri- gen Arten, hier und da zwischen den Haaren lange, nach hinten gerichtete Borsten, die von schwarzer Farbe sind, bis- weilen etwas heller am Grunde und gegen die Spitze hin. Die Vorder- und Hinterfüsse sind mit kurzen, glänzen- den, anliegenden Borsten von schwarzer Farbe bekleidet. Die Klauen sind hornfarbig. Der Schwanz ist ziemlich kurz, verhältnissmässig kürzer als bei den zwei bekannten Arten der Untergattung. Seine ganze untere Seite ist mit schwarzen, ausserordentlich steifen Borsten von etwa 2 Zoll Länge bekleidet; auf der oberen Seite finden sich, von der Wurzel ab in einer Länge von un- gefähr sechs Zoll, Haare, denen des Rückens ähnlich, welche Stacheln von der gewöhnlichen Farbe verbergen, die nach hinten allmählich dünner werden und in Borsten übergehen. Darauf folgt ein 2 Zoll langes Stück, wo die weichen Haare fehlen, und die Bekleidung nur von denselben schwarzen Bor- sten gebildet wird, welche die untere Seite des Schwanzes bekleiden. Endlich hat der nackte schuppige Theil eine Länge von 33 Zoll. Länge von der Schnautzenspitze bis zum Schwanzende . . . . 2 Fuss 10 Zoll. Länge des Schwanzs . . ..1 „ Der Schädel dieser Art weicht bedeutend von dem des Cercolabes prehensilis ab, nach den Schädeln der beiden ein- gesandten Exemplare zu urtheilen, an denen die Nähte zwi- schen den Hirnschädelknochen fast alle schon gänzlich ver- schwunden sind, so dass man annehmen kann, dass sie ihre völlige Ausbildung erreicht haben. Die ausserordentlich starke Aufschwellung der Stirnregion, welche in der Regel den Schä- del des Öercolabes prehensilis auszeichnet, findet sich bei der mexicanischen Art nicht, wo nur eine ziemlich unbedeutende Wölbung von dem hinteren Ende der Nasenbeine und dem vorderen Theile des Stirnbeins gebildet wird. Ausserdem sind bei der letztgenannten Art die Nasenbeine verhältnissmässig länger, und folglich der Processus nasalis des Zwischenkie- fors breiter. Schliesslich ist noch die vordere Öffnung der Nasenhöhle höher. Die Zähne zeigen nichts Besonderes. 16 * BI Dr. J. J. de Tschudi: Mammalium conspeectus quae in Republica Peruana reperiuntur et pleraque observata vel collecta sunt in itinere a Dr. J. J. de Tschudı. Ord. I. Q@uadrumana. Blumenb. 1791. Fam. Platyrrhini. Geoffr. 1812. 1. Trib. Helopitheeci. Geofir. 1812. 4. Gen. Ateles. Geoffr. An. Mus. 1806. * Pollice nullo. 41. 1.A.marginatus. Geoffr. ]. c. p. 90. Simia marginata Humb. Rec. Obs. I. p. 354. Chuva Indig. in prov. Bracamoras. 2. 2.A.ater Fr. Cuv. Geoffr. Mam. fasc. 39. 3. 3. 4.paniscus. Geoffr. l.c. p. 105. A. ater et A. pentadactylus W agn. Schreb, Säug. Suppl. T.1. p- 197. Maquisapa et Marimonda Indig. *%* Pollice brevissimo unguiculato. 4. A. A.pentadactylus. Geoffr. An. Mus. VII. p. 267. Simia chamek Humb. 1. c. I. p. 353. Chamek et marimonda Indig. 2. Gen. Lagothrix. Geoffr. An. Mus. 1812. 5.1.2. Humboldti. Geoffr. An. Mus. XIX. p. 107. 2. Simia lagothricha Humb. 1. c. I. p. 354, Gastrimargus olivaceus Spix Sim. Vesp. Bras p.39.tab.28. Caparro Indig. Columbiae. Mono oki indig. peruanorum. 6. 2. L.canus. Geoffr. l.c. p. 107. 1. Simia cana Humb. ]. c. p. 354. Gastrimargus infumatus Spix Sim. Bras. p. 41. tab. 29. Habitat in sylvis ad flumen Huallaga apud Yurimaguas in provincia Maynas, Auct. Poeppig. Mammalium conspectus. 245 3. Gen. Mycetes. Jllig. Prodr. 1811. Stentor Geoffr. An. Mus. 1812. 7. 1. M.stramineus Desm. Kuhl Beitr. p. 29. 3. Coro Indig. 8. 2. M.rufimanus. Kuhl l. c. p. 37. 7. Cebus Belzebul Erx]. Syst. p. 44. 1. Mycetes discolor Spix l.c. p.48. tab. 34. 9. 3. M.flavicaudatus. Kuhl. l.c. p. 30.5. Simia flavicaudata Humb. 1. c. p. 343. 3. Cotto mono Indig. 4. Gen. Cebus. Erxl. Syst. Natur. 1777. 410. 1.C.robustus. Kuhl. 1. c. p. 33. Prinz Max. Abbild. Beitr. Il. p. 82. C. macrocephalus Spix l. c. p. 3. tab. 3. Macaquito.Indig. 11. 2. C.capuweinus. Erxl. ].c. p. 48. 8. €. cucullatus Spix. |]. c. p. 9. tab. 6. Miquito Indig. apud flumina Ucayacu et Tullumayo. 12. 3. C.albifrons. Geoffr. ].c. p. 111. 6. Simia albifrons Humb. 1. c. p. 356. 19. Inter flumina. Yanayacu et Machayacu. 5. Gen. Chrysothrix. Kaup Thierr. 1835. 13. 1. Ch.seiureus. Kaup ].c. p. 50. Cebus sciureus Erxl. ].c. p. 51.8. Callithrix sciureus Kuhl. p. 38. 1. Fraylecito Indig. - II. Trib. Geopitheei. Geofir. 1812. 6. Gen. Callithrix. Erxl. Syst. Reg. 1777. Saguinus Lacep. Tab. 1803. 14. 1.C.personatus. Geoffr. ]. c. p. 113. 2. Simia personata Humb. Obs, Zool. p. 357. 2. Saguinus personatus Less. Mam. Man. p. 56. 91. C. nigrifrons Spix l.c. p. 216. tab. 15. 15. 2. C.amietus. Geoffr. ].c. p. 114. Simia amicta Humb, 1. c. p. 87. Suguinus amietus Less. 1. c. p. 57. 93. In provineia Maynas ad flumen Moyobanba. 246 Dr. J. J. de Tschudi: 7. Gen. Nyetipitheeus. Spix Sim. Bras. 1823. Aotus Humb. 1811. Nocthora F. Cuv. 1824. 16. 1. N. trivirgatus. Reng. Paraguay p. 58. Nyetipithecus felinus Spix ]. c. p. 24. t. 18. Miriquina Azar. Ess. ll. p 243. Tocon Indig, peruan. 8. Gen. Pitheeia. Desm. Diet. sc. nat. 1804. 17. 1. P.Satanas. Kuhl. l.ce. p. 42.1. Cebus Satanas Hoffmansegg. 1. c. p. 9. Simia Satanas Humb. 1. c. p. 315. tab.27. Simia chiropotes Humb. 1. c. p. 312. UI. Trib. Aretopitheci. Geoffr. 1812. 9. Gen. Midas. Geoffr. An. Mus. 1812. 18. 1. M.rufimanus. Geoffr. ].c. p. 121.1, 19. 2. M.chrysomelas. Kuhl. l.c. p. 51.4. Hapale chrysomelas Pr. Max. Beitr. II. p. 153. 5. 20. 3. M.labiatus. Geoffr. An. Mus. XIX. p. 121. M. mystax, M. nigricollis, M. fuscicollis Spix l. c. tab. 20. 21. 22. Pinchechillo Indig. Ord. II. Chiroptera. Blum. 1779. Sect. I. Ch. Istiophora, Spix 1823. A. Ch. pentadactyla. Digitus index phalange una ossea, 1. Gen. Phyliostoma. Geoffr. Cuv. Tabl. elem. 1797. Phyllostomus Jllig. Prodr. 1811. Vampyrus Spix part. 4. Subgen. Phyllostoma. Geoflr. 21. 1. Ph.elongatum. Geoffr. An. Mus. XV. p. 182. tab. 9. 22. 2. Ph. hastatum. Geoffr. ].c. p. 177. tab. 11. Vesp. perspieillatus Schreb. Säugeth. I. p. 160. Tab. 46. A. Hatummasu Indigen. 23. 3. Ph. innominatum, — vide Poeppig. Fror. Notizen XXX. p.149. 2. Subg. Artibeus. Leach. 24. 4. Ph.pusillum. Natt. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 366. 5. 3. Subg. Sturnira. Gray. 25. 5. Ph.erythromos. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 26. 6. Ph.oporaphilum. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 3. 33. Mammalium conspectus. 2347 2. Gen. @lossophaga. Geoffr. An. Mus. 1806. . Subg. Glossophaga. Geoflr. . 1.G.amplexicaudata. Geoffr. Mem. Mus. IV. p. 418. 2. tab. 18. A. . Subg. Choeronycteris. Lichtenst. Mus. Berol. 28. 2.G.peruwana. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Sect. II. Ch. Anistiophora. Spix. 1823. Digitus index phalange una ossea. 3. Gen. Vespertilio. Lin. Syst. nat. 1735. .„Subg. Vesperus. Keys. Blas. . 1. V.innoxius. Gerv. Zool, Bonite p. 35. tab. 11. f. 7—9. . Subg. Vesperugo. Keys. Blas. 30. 2. V.velatus. Fisch. Syn. Mam. p. 118. Plecotus velatus Geoffr. Guer. Mag. 1832 No. 2. et 3. B. Ch, tetradactyla. 4. Gen. Noetilio. Lin. Syst. nat. 1766. 1. N.unicolor. Pr. Max. Beitr. II. p. 223. N. americanus Lin. Syst. nat. p. 88.1. N. rufus Spix. Sim. Vesp. Bras. p. 57. tab. 35. f.1. ” . 2. N. af finis. D’Orb. Voy. dans l’Am. Merid. pl. 10. f. 1. sine desceriptione. 5. Gen. Moltossus. Geoffr. An. Mus. VI. 1805 Dysopes Jllig. Temm. 1. M.naso. Tsch. D. naso Wagen. Schreb. Säug. Suppl. T. 1. p. 476. Nyetinomus brasiliensis Geoffr. An. science. nat. 1. p. 243. 1.22. f.1—4. D. nasutus Temm. Monogr. p. 233. tab. 24. 1.2.3. . 2. M.velox. Horsf. Zool. journ. . 3. M. fumarius. Spix ].c. p. 60. tab, 35, f.5. 6. . 4. M. anonymus. Vide Poeppig. Fror. Not. XXXI. p. 230. .5.M. ferozx. Poeppig l.c. p. 230. - 6. M.longimanus. Tsch. D. longimanus W agn. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 367. . 7.M.myosuros. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 248 Dr. J. J. de Tschudi: 40 41. 42. 43. 44, 45. 46. 47. 48. Ord. II. BRapaeia, Wagn. 1841. Sect. I. Omnivora. Fam. 1. Ursina. Gray Ann. Phil. XXVI. 1825. 1. Gen. Ursus. Lin. Syst. nat. 1735. . 1.U.ornatus. F. Cuv. Mam. fasc. 50. 2.U.fructilegus. Tsch. Fauna peruan. Hucamari Indigen. 2. Gen. Nasua. Storr Prodr. Meth. Anim. 1780. 1. N. socialis. Pr. Max. Beitr. II. p. 283. N. rufa Desm. Mam: p. 170. Viverra nasua. Lin, Syst. nat. XII I. p. 64. Achuna Indig. 2.N.montana. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Mishash. Indie. 3. Gen. Cercoleptes. Jllig. Prodr. 1811. Potos Cuv. Leg. Anat. comp. 1800. 1. C.caudivolvulus. Jllig. Prodr. p. 127. Lemur flavus Schreb. Säug. I. p. 145. tab. 42. Cushumbi Indig. Sect. II. Carnivora. Fam. 2. Mustelina. Gray An. Phil. XXVI. 1825. 4. Gen. Galictis. Bell Zool. journ. II. 1836. Gulo Storr 1780. 1.G.barbara. Wagn. Schreb. Säug. Supp. Il. p. 214. var. peruana. Tsch. Fauna peruan. Omeyro Indig. 5. Gen. Mustela. Lin. Syst. Nat. 1735. 1. M.agilis. Tsch. Fauna peruan. 6. Gen. Mephitis. Cuv. Lec. Anat. comp. 1800. Thiosmus Lichtenst. Abhandl. Berl. Acad. 1838. 1.M.mapurito. Less. Man. Mam. p. 151. 407. Viverra putorius Mutis Act. Holm. 1769. p. 68. Gulo mapurito Humb. Rec. Obs. I. p. 350. Zorrillo Indig. 2.M. furcata. Wagn. Schreb. Supp. II. p. 129. M. chilensis Fr. Cuv. Dict. science. nat. XI. p. 126. Anish Indig. r 49. 50. 51. 32. 53. 54. 55. 56. 57. 59. 61. 62. Mammalium conspectus. 3. M.amazonica. Lichtenst. ].c. p. 275. 249 ?Conepatus Humboldti var. Gray Loud. Mag. I. p. 581. 7. Gen. Zutra. Lin. Syst. Nat. 1735. 41. L. Chilensis. Benn. Proc. 1832. p. 1. Waterhouse Zool. Beagle I. p. 22. L. peruviensis. Gervais IInstit. 1841. p. 401. 2. L.montana. Tsch. Fauna peruan. Fam. 3. Canina. Gray An. Phil. XXVI. 1825. 8. Gen. Canis. Lin. Syst. Nat. 1735. 1. C. familiaris. Lin. Syst. Nat. XII. p. 56. 2.C.caraibicus. Less. Man. Mam. p. 163. 29. 3.C.Ingae. Tsch. Fauna peruan. 4. C. Azarae. Pr. Max. Beitr. II. p. 338. Waterhouse Zool. Beagle. I. p. 14. tab. 7. ©. vetulus Lund. Vide Wiegm. Archiv 1843, Fam. 4. Felina. Gray An. Phil. XXVI. 1825. 9. Gen. Felis. Lin. Syst. Nat. 1735. 1. F.coneolor. Lin. Mantis. plant. p. 522. F. discolor Schreb. tab. 104. B. F. Puma Shaw. Gen. Zool. I. 2. p. 358. t, 89. Poma Indigen. Leon-Hispan. 2.F.Onza. Lin. Syst. Nat. XI. p. 61. F. Panthera Schreb. tab. 99. F. nigra Erxl. Syst. p. 512. 8. Choque chinca et Yana choque Indigen. Tigre Hispanorum. . 3. F. Macrura. Pr. Max. Beitr. II. p. 371. F. elegans Less. Cent. Zool. p.69. tab. 21. 4. F.celidogaster. Temm. Monog. 1. p. 140. F. chalybeata Griff. An. King. 11. p. 437. Oscollo Indigen. . 5. F. Pardalis. Lin. Syst. Nat. XII. p. 62. F. armillata F, Cuv. Mam. Livr. 65. F. Catenata Griff. 1. c. U. p. 478. excl. F. Pardalis Pr. Max. Beitr. ]I. p. 361. Uturunco Indigen. 6. F. Yaguarundi. Desm. Mam. p. 230. F. Darwini Mart, Proceed, Z. S. V. p. 4, 7. F.domestica. Briss. Regn. Anim. p. 264, Gato Hispanorum. 250 Dr. J. J. de Tschudi: Sect. Il. Piseivora, Fam. 5. Phocina. Gray An. Phil. XXVI. 1825. 10. Gen. Otaria. Peron Voy. Ter. Austr. IH. 1807. Platyrhyndhus et Arctocephalus F. Cuv. 63. 1.0. jubata. Desm. Mam. p. 248. 380. O. leonina. Peron l.c. p. 113. nec Phoca leonina Lin. Syst. nat. XI. p. 55. 64. 2.0. Ulloae. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Ord. IV. Marsupialia. Jllig. Prodr. 1811. 1. Gen. Didelphys. Lin. Syst. Nat. 1735. 65. 1. D. Azarae. Temm. Mongr. I. p. 30. D. marsupialis Pr. Max. Beitr. II. p. 387. D. aurita Pr. Max. |. c. p: 393. Mucamuca et Jarachupa Indig. 66. 2. D.myosuros. Temm. Monogr. I. p. 38. D. nudicaudata Desm. Mam. p. 257. 67. 3.D.opossum. Lin. Syst. Nat. XII. I. p. 72. 68. 4. D.murina. Lin, Syst. Nat. XII. I. p. 72. 69. 5. D.ornata. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 70. 6. D.noctivaga. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 71. 7. D.impavida. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Ord. V. Rodentia. Ham. Smith. Griff. An. King. 1827. Fam. 1. Sciurina. Blumenb. Handb. Naturg. 1779. 1. Gen. Seiurus. Lin. Syst. Nat. 1735. Macroxus F. Cuv. Dict. Sc. Nat. X. 1818. ! 72. 1.Sc.variabilis. Is. Geoffr. Guer. Mag. 1832. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 73. 2.Sc.stramineus. Eydoux Zool. Bonite p. 37. tab. 9. Prope Amatope. 74. 3.Sc.aestuars. Lin. Syst. Nat. XII. I. p. 88. 75. 4. Sc.tricolor. Poeppig in nonnullis Museis. Fam. 2. Chinchillina. Wagn. Wiegm. Arch. 1841. Lagostomi Wiegm. Handb. Zool. part. 2. Gen. Kriomys. Lichtenst. Darst. 1831. Chinchilla Gray Spic. Zool. 1830. 76. 1. Z.chinchilla. Licht. ].c. Ch. laniger Gray Spie. Zool. p. 11. wıb. 7. Mammalium conspectus. 251 Lagostomus laniger W agl. Isis 1831. Lag. Chinchilla Meyen Nov. Act. Acad. Leop. XV. II. p- 586. 3. Gen. Zagidium. Meyen Nov. Act. Acad. Leop. XVI. II. 1833. Lagotis Benn. Proc. Z. S. 1833. 77. 1.L.peruvianum. Meyen |. c. p. 578. tab. 41. Lagotis Cuvieri Benn. Transact. of Zool. Soc. I. p. 46. tab. A—6. Fam. 3. Psammoryctina. Wagn. Wiegm. Arch. VII. I. 1841. 4. Gen. Octodon. Benn. Proc. Z. S. Lond. 1832. Dendrobius Meyen Nov. Act. Leop. XVI. 1833. 78. 1.0.Cummingii. Benn. Transact. of the Zool. S. II. I. p. 81. tab. 16. e Dendrobius degus Meyen ]. c. XVL U. p. 601. tab. 44. 5. Gen. Eehinomys. Wagn. Münch. Acad. Abh. II. 1841. Echimys Geoffr. Bull. Soc. Phil. 1809. 79. 1. E.leptosoma. Wagn. Schreb. Suppl. III. p. 341. Loncheres myosuros Lichtenst. Abhandl, Berl. Acad. 185%0. p. 129. tab. 1. Echimys longicaudatus Rengger Paraguay p. 236. E. cayensis Pictet Mem. Gen. 1841. X.1. p.145. tab. 3.4. E. setosus Geoffr. Desm. Mam. p. 293. Fam, 4. Murina, Jllig. Prodr. 1811. a. Mures. 6. Gen. Mus. Lin. Syst. Nat. 1735. 80. 1.M.decumanus. Pall. Glir. p. 91. 81. 2. M.musculus. Lin. Syst. Nat. XI. I. p. 83. 7. Gen. Akodon. Meyen Nov. Act. Leop. XVI. II. 1833. 82. 1.4.boliviense. Meyen |. c. p. 600. tab. 43. f. 1. b. Sigmodontes. 8. Gen. Drymomys. Tsch. 83. 1. D.parvulus. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 9. Gen. Hesperomys. Waterh. Zool. Beagle. 1839. Mures americani Auctor. Scapteromys, Habrothrix, Cul- lomys, Phyllotis. Waterh. Zool. Beagle. 1. Subg. Hesperomys. Waterh. 84. 1. H. Darwini. Wagn. Schreb. Supp. III. p. 537. Mus Darwini Waterh. Proc. Z. S. V. p. 28. Phyliotis Darwini Waterh. 1. c. p. 61. tab. 23. 252 Dr. J. J. de Tschudi: 85. 2. H.destructor. Tsch. Fauna peruan. 'cum fig. 86. 3. H. melanostoma. Tsch. Fauna peruan. cum fig. 2. Subg. Rhipidomys. Wagn. in litt. 1844. Tsch. 87. 1. H.leucodactylus. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Fam. 5. Castorina. Gray An. Phil. XXVI. 1825. 10. Gen. Myopotamus. Geoffr. An. Mus. 1805. 88. 1. M. Coypus. Is. Geoffr. Dict. Class. Xl. p. 374.? M. Coypus Molina Chile p. 255. Mastonotus Poppelar? Wesm. Inst. 1841 p. 341. ! Guillinomys chilensis Less. ! test. indig. Fam. 6. Hystricina. Waterh. Mag. Nat, Hist. 1839. 11.Gen. Sphöngurus. Leibl. Grundz. Übers. Thierr. 1839. Sphiggurus Geoffr. Mam. Mus. IX. 1822. Cercolabes. Brandt Hystr. Mus. Act. Petr. 89. 1.Sp.bicolor. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Fam. 7. Subungulata. Jllig. Prodr. Syst. 1811. 42. Gen. Dasyprocta. Jllig. Prod. 1811. Chloromys F. Cuv. An. Mus. XIX. 1812. 90. 1. D.aguti. Jllig. Prodr. p. 93. 91. 2. D.variegata. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Cutspi sive Cushpi Indig. 13. Gen. Coelogenys. Jllig. Prodr. 1811. Coelogenus F. Cuv. An. Mus. 1807. 92. 1.C.fuwlvus. F. Cuv. An. Mus. X. p. 203. tab. 9. f. 1.2. Cavia Paca Schreb. Säug. tab. 107. 14. Gen. Hydrochoerus. Briss. Regn. Anim. 1756. 93. 1. H.Capybara. Erxl]. Syst. p. 193. 2. Sus Hydrochoerus Lin. Syst. Nat. XI. I, p. 103. 4. 15. Gen. Cavia. Klein Quadrup. 1751. 94. 1.C.Cobaya. Marcgr. Bras. p. 224. c. f. 95. 2.0. Cutleri King Ben. Proc. Z. S. 1834. p. 191. Cuy del monte Indig. Fam. 9. Duplicidentata. Jllig. Prodr. 1811. 416. Gen. Zepus. Lin. Syst. Nat. 1735. Mammalium conspectus. 253 96. 1. L.brasiliensis. Lin. Syst. Nat. XI. 1. p. 78. 4. Conejo Indigenorum (fide Poeppig.). Ord. VI. Bruta. Lin. Syst. Nat. 1766. Edentata Cuv. Tab. elem. 1797. Sect. I. Phyllophaga. Owen An. sc. nat. 1842, Fam. 1. Tardigrada. Jllig. Prodr. 1811. 1. Gen. Bradypus. Lin. Syst. Nat. 1735. Choelopus Jllig. part. Acheus F. Cuy. 1825. 97. 1. B.infuscatus. Wagl. Isis 1831. p. 611. 98. 2. B.torguatus. Tem. An. gen. Sc. phys. Vl. p. 512. tab. 19. Sect. I. Pantophaga. Tsch. Fam. 2. Loricata. Vicg. d’Az. Syst. Anat. des Anim. 1792. 2. Gen. Dasypus. Lin. Syst. Nat. II. 1740, 99. 1. D.I9cinetws. Lin. Syst. Nat. XI. 1. p. 54. 6. D. longicaudus Pr. Max. Beitr. II. p. 535 4. 100. 2. D.tatuay. Desm. p. 369. 585. D. gymnurus Pr. Max. Beitr. II. p. 529. 3. Quirquincho Indigen. Sect. II. Entomophaga. Tsch. Fam. 3. Edentata. Cuv. ]. c. 3. Gen. Myrmecophaga. Lin. Syst. Nat. II. 1740. 101. 1. M.tetradactyla. Lin. Syst. Nat. XII. p. 52. 4. 102. 2. M. didactyla. Lin. Mus. Ac. Fried. I. p. 8. Ord. VII. Solidungula. Jllig. Prodr. 1811. 1. Gen. Equus. Lin. Syst. Nat. 1735. 103. 1. E.caballus. Lin. Faun. Suec. II. p. 15.48. 104. 2. E.asinus. Lin. Syst. Nat. XI. I. p. 100. 2. Ord. VIII. Paehydermata. Cuv. Tabl. elem. 1797. Fam. 1. Tapirina. Gray Ann. of Philos. XXVI. 1825. 1. Gen. Tapirus. Briss. Regn. Anim. 1756. Rhinochoerus W ag]. Syst. Amph. p. 17. 105. 1. T.americanus. Desm. Mam. p. 410. 645. T. suyllus Blumenb. Handb. Nat. 5te Ausg. p. 123. 106. 2. 7. villosus. Wagn. Schreb. Fortsetz. VI. p. 292. 254 Dr. J. J. de Tschudi: T. pinchague Roulin An. science. nat. XVII. p. 26.1.1—3. T. Roulini Fisch, Syn. Mam. add. p. 606. Fam. 2. Suina. Gray Ann. Philos. XXVl. 1825. 2. Gen. Sus. Lin. Syst. Nat. 1735. 107. 1.8.scrofa. Lin. Faun. Suec. 2. p. 8. 21. 3. Gen. Dicotyles. Cuv. Regn. Anim. 1817. 408. 1. D.torguatus. Cuv. Regn. Anim. Ed. 1. p. 237. Sus tajassu Erxl. Syst. Regn. Anim. p. 185.3. Aper americanus Briss. Regn. Anim. p. 111. Cochino del monte Hispan. 109. 2. D.labiatus. Cuv. Regn. Anim. l.c. p. 238; D. albirostris Jllig. Lichtenst. Doubl. Verzeichn. 1823. Ord. IX. Ruminantia. Cuv. Tabl. Elem. 1797. Fam. 4. Tylopoda. Jllig. Prodr. p. 103. 1. Gen. Auchenia. Jllig. Prodr, p. 103. Lacma Tiedem., Zool. 1838. 110. 1.4. Lama. Brandt Abbild. u. Beschreib. merkwürd. Säugeth. I. Tab. 1. 2. Camelus peruanus Briss. Regn. Anim. p. 56. Lacma peruana Tiedem. Zool. 1808. Llama Indigenorum. 4141. 2.4. Huanaco. Hamilt. Smith Griff. Anim. King. VI. p-55. Meyen Nov. Act. Ac. Leop. XVI. 2. p. 552. tab. 40, Huanaco Indigenorum. 112. 3. A. Paco. Desm. Mam. p. 426. Lama Pacos Fisch. Syn. Mam. p. 437. Alpaco Indigenorum. 113. 4. A. Vicunia. Fisch. Syn. Mam. p. 437. Camelus Vicugna Lin. Syst. Nat. XII. I. p. 171. Viecunia Indigenorum. Fam. 2. Bovina. Gray An. Phil. XXVI. 1825. 2. Gen. Bos. Lin. Syst. Nat. 1735. 414. 1. B.taurus. Lin. Faun. Suec. 2. p. 15. 46. Fam. 3. Caprina. 3. Gen. Capra. Lin. Syst. Nat. 1735. 115. 1. C.kireus. Lin. Faun. Suec. 2. p. 15.44. [5 Mammalium conspectus. 25 4. Gen. Ovis. Lin. Syst. Nat. 1735. 116. 1.0. Aries. Lin. Faun. Suec. 2. p. 15. 44. Faın. 4. Cervina. Wiegm. Handb. Zool. 1832. 5. Gen. Cervws. Lin. Syst. Nat. 1735. 117. 1.C.rufus. F. Cuv. Diet. Science. nat. VII. p. 485. 4118. 2. C.nemorivagus. F. Cuv. Dict. Sc. nat. VII. p. 485. Var. peruana. Tsch. Fauna peruan. Liucho Indigen. 119. 3.0. antisiensis. D’Orb. Dict. univ. d’hist. nat. III.p.328. Tarush sive Taruga Indigen. Tsch. Fauna peruan. cum fig. Ord. X. Cetacea. Blumenb. Naturg. 1779. Hujus ordinis specierum, quae in mari Pernano obveniunt, enumeratio integra difficillima est, cum haec animalia aegre capiantur et observentur, praeeipue Phocaenae et Delphinapteri. Haee sine dubio enumerare possumus: Catod. macrocepha- lum Lac., Balaenam mysticetum L., B. lunulatam Lac. et Balaenopteram punctatam Lac. Observavimus novam Balaenopterarum speciem, maxilla inferiore supe- riorem vix superante, capite dorsoque ex einereo fuscis, ab- domine albicante; pinnis albo-terminatis, fascia alba ab ocu- lis ad corporis medium porrigente. Long. tot. 38°. Berolini, Mens. Decemb. 1843. Beitrag zur Diagnostik der einheimischen Froscharten von A. Fr. Schlotthauber. Bei einem Aufenthalte in Hamburg während der Sommer- und Herbstmonate dieses Jahres beobachtete ich in der Nähe und Umgegend der Stadt bis auf 6 Stunden Entfernung einen Frosch, der zumal in Mehrzahl und in verschiedenem Alter 256 A. Fr. Schlotthauber: Beitrag zur Diagnostik von gleicher interessanter Färbung und Zeichnung vorkom- mend, sogleich meine grösste Aufmerksamkeit anregte. Diese Zeichnung ist nämlich von der Beschaffenheit, dass sie die bis- herigen Diagnosen der beiden einheimischen Arten in allen Werken unbrauchbar macht, weil diese von mir neu aufge- fundene, konstante Varietät die zeither für genügend gehalte- nen Charaktere beider Species mit einander verbindet. Es hat diese sehr hübsche Varietät die gewöhnliche mitt- lere Grösse des braunen Landfrosches, auch eine gleiche Ge- stalt und sonstige Beschaffenheit. Dagegen scheint mir der Rücken beiderseits schärfer gekielt, höckriger und eckiger zu sein. Die Zeichnung und Färbung aber hält so ziemlich das Mittel zwischen beiden einheimischen Arten und deutet auf eine hybride Entstehungsweise, zumal ich dieselben nur in der Nähe von stehenden Wassern und unmittelbar bei solchen an- getroffen habe. Im Allgemeinen ist die Färbung oberwärts oliven- braun, unterwärts gelblich weiss; durch die Augen bis ober- halb der Mundkante läuft derselbe geradlinigte dunkelbraune breite Längsstreifen, wie bei dem gemeinen, ist aber, so wie die übrigen Flecke, Schenkelbinden und Schattirungen des Rückens weit dunkler als bei dem gemeinen, fast schwärzlich braun. An der Vorderseite der Vorder-Oberarme, zunächst dem Leibe, befindet sich jederseits ein dieker Strich und jen- seits der Vorderfüsse am Bauche zu beiden Seiten bis nach den Weichen hin zwei parallele zusammengeflossene zackige Fleckenreihen, deren Flecken zumal in der untern nur bis zur Mitte des Bauchs reichenden, kürzeren Reihe mehr abgeson- dert und im Umfange zackenstrahliger erscheinen. Der dun- kele scharfbegränzte Augen- und Backenstreif, welcher in seinem ganzen Umrisse fast sehr langgezogen schmal rhom- boidal erscheint, wird, wie die Bauchseiten-Fleckung durch ihren grellen Abstich gegen den sehr hellgelblichen und noch heller getüpfelten Grund, so jener unterwärts durch einen sehr reinen und hellgelben Längsstreifen hervorgehoben, welcher dann wiederum durch einen schmalen Kantenstreifen des Ober- kieferrandes begrenzt ist. Die Querbinden der Hinterschenkel sind wie bei dem gemeinen, aber dunkler; der sehr dunkel- olivenbraun gefärbte Rücken ist mit drei rein hellgelben Längs- streifen geziert, wovon der mittlere bis 2” (paris. Mass) breit der einheimischen Froscharten. 257 und jeder Seits auf der tieflunklen Kante mit einer hellen, unterbrochenen, höckrig gekielten, schmalen Längsstreifen-Reihe noch mehr hervorgehoben ist. Die beiden äussersten Streifen bezeichnen genau die Seitenränder des Rückens, sind ebenso hell als der obere Mundkantenstreifen und kaum in die Quere unterbrochen. Hierdurch hat offenbar diese überaus schöne und wichtige Abart des Landfrosches die Merkmale ‘des Was- serfrosches sich zugeeignet und diese verwerflich gemacht. ‚Ich werde daher die Diagnosen beider Arten rücksichtlich dieser konstanten Varietät nunmehr so geben: 1) Rana esculenta, grüner Wasserfrosch, der Name Röling ist ein Provinzialismus, der den Tritonen (taeniatus, eristatus etc.) zukommt und keinesweges den Fröschen gebührt. R. supra olivaceo-viridis, obscure maculata; infra flavescens alba; vittis oculorum eruriumque nullis. 2) ana temporariaL., der braune Landfrosch.. R.,su- pra olivaceo-fusca, vitta rhomboideo -lanceolata oculorum, zo- nisque erurium fuseis; infra flavescens pallida, Varietas B. R. t. forsan esculento-temporaria hybrida: vittis dorsalibus tribus pallide flavidis: media lata, utrinque linea angusta interrupta, gibboso-carinata terminata; lateralibus angustis subeontinuis aliaque ‚marginis maxillae su- perioris continua argute determinata, lucide flavis. Hamburg, im Herbst 1843. Nachträgliche Bemerkungen zu den Beiträgen zur Fauna Norwegens. Von H. Rath ke, 1. Während der Zeit, da eine von mir verfasste und be- reits in den Verhandlungen der Kaiserl. Leopold. Carol. Aka- demie der Naturforscher (Bd. XX. Th. 1.) erschkenene Ab- handlung, die den Titel: Beiträge zur Fauna Norwegens führt, Archiv f. Naturgesch, X, Jahrg. 1. Bd, 47 2358 H. Rathke: Nachträgliche Bemerkungen gedruckt und die zu ihr gehörigen Kupfertafeln gestochen wurden, sind einige von den Thieren, die ich in dieser Ab- handlung beschrieben habe, schon von andern Zoologen und unter andern Namen dem Publikum vorgeführt worden. Leicht nun aber könnte in Hinsicht des einen oder des andern von ihnen, weil es jetzt unter 2 verschiedenen Namen beschrieben ist, der Irrthum entstehen, als wären damit auch 2 verschie- dene Thierarten gemeint worden. Einem solchen Irrthum vor- zubengen, soll hauptsächlich der Zweck der nachstehenden Zeilen sein. Unter den 7 von mir aufgeführten Arten ‘der Gattung Hippolyte befinden sich 4, die schon Kröyer in seinem Werke: Monografisk Fremstelling af Slaegten Hippolytes nor- diske arter (Kiöbenhavn 1842) ausführlich beschrieben hat. Es ist nämlich meine H. vittata einerlei mit Kröyer’s H. pusiola, - H. Loveniü - - - H. mutila, - AH. lentiginosa - - - H. Gaimardii, - A. varians Leach - - - H. smaragdina. Herr Dr. Kröyer hatte die Güte, mir ausser einer Menge andrer Crustaceen auch fast von allen denjenigen Arten der Gattung Hippolyte, welche von ihm in dem erwähnten Werke verhandelt worden sind, ein Paar Exemplare zum Geschenk zu geben, und ich habe dadurch Gelegenheit gehabt, von jenen oben genannten 4 Arten die Exemplare, welche von Kröyer und von mir zu den Beschreibungen benutzt worden sind, mit einander vergleichen zu können. Übrigens aber möchte ich noch bemerken, dass der Beinamen smaragdina, den Kröyer der einen Hippolyte gegeben hat, nicht füglich. ste- hen bleiben kann, weil die Farbe bei den einzelnen Exem- plaren dieser Art ungemein verschieden, am seltensten jedoch, so viel ich darüber erfahren habe, grün ist, und dass es da- her wohl am passendsten sein dürfte, für sie den Namen A. varians beizubehalten. f Ferner sind von den Würmern, die ich in den genannten Beiträgen als neue Arten aufgestellt habe, 2 unlängst auch von A. S..Örsted in seiner Schrift: Groenlands Annulata dorsibranchiata (Kiöbenhavn 1843) beschrieben worden. Denn Örsied’s Heteronereis arctica ist einerlei mit meiner Nereis zu den Beiträgen zur Fauna Norwegens. 259 grandifolia, und seine Ophelia mamillata einerlei mit meiner Ammotrypane. oestroides. Ein dritter Wurm, den ich Octobothrium digitatum ge- nannt habe, ist von Leuckart unter der Benennung OcZobo- thrium palmatum in dem dritten Hefte von dessen zoologischen Bruchstücken (Freiburg 1842) beschrieben worden. 2. Zur Bestimmung der verschiedenen Arten von Aip- polyte hat Kröyer einige Organisations- Verhältnisse dieser Thiere benutzt, die ich nicht beachtet hatte. Da sie mir jetzt aber, nachdem es sich ergeben hat, dass jene Gattung gar reich an Arten ist, von nicht geringer Wichtigkeit erscheinen, so will ich sie noch nachträglich für diejenigen der von mir aufgestellten Arten angeben, welche als neu stehen geblie- ben sind. Hippolyte Subula hat an dem hintersten Paar der Kie- ferfüsse eine Palpe und eine Geissel (Flagellum), an den 3 vordersten Beinpaaren eine Geissel, und an dem vordern Rande des Rückenschildes nur einen Zahn, und zwar dicht unter dem Auge: an den innern Fühlhörnern ist der innere Ast ein wenig länger als der äussere. Hipp. recurvirostra hat an dem hintersten Paar der Kieferfüsse eine Palpe und eine Geissel, an den beiden vor- dersten Beinpaaren eine Geissel, und an dem vordern Rande des Rückenschildes nur unter dem Auge einen Zahn: an den innern Fühlhörnern ist der innere Ast nicht unbedeutend län- ger als der äussere. Hipp. Retzii hat an dem hintersten Paar der Kiefer- füsse eine Palpe und eine Geissel, an den beiden vordersten Beinpaaren eine Geissel, und an dem vordern Rande des Rückenschildes einen Zahn unter dem Auge und einen zwei- ten, aber viel kleinern, an dem Übergange des vordern Ran- des in den untern Rand jenes Schildes: der innere Ast der innern Fühlhörner ist nicht unbedeutend länger als der äussere. Ferner hätte ich Folgendes zu bemerken. Ähnlich der von mir aufgestellten Art Podocerus calcaratus ist dasjenige Crusta- ceum, welches Kröyer in seiner Naturhistorisk Tidsskrift (Bd. 4, Heft 2. S. 163, Kiöbenhavn 1842) unter dem Namen Podocer, Leachii beschrieben hat, Von beiden Arten besitzen die Männchen an der Hand des zweiten Beinpaares einen Sporn, 17% 260 H. Rathke: Nachträgliche Bemerkungen bei der erstern Art aber ist dieser am Ende stumpf, bei der andern Art dagegen, wie ich an zwei mir von Hrn. Kröyer zugesendeten Exemplaren sah, spitz und ausserdem auch kür- zer oder überhaupt kleiner. Am meisten jedoch unterscheiden sich beide dadurch, dass an der mit dem Sporn versehenen Hand bei Kröyer’s Art der Pollex oder die Klaue aus 2 Gliedern, bei meiner hingegen nur aus einem Gliede besteht. Sehr ähnlich auch einander sind Örsted’s Nephthys coeva und meine Nepkthys ciliata, doch gehören sie wohl ohne Zweifel nicht einer und derselben Art an, sondern sind 2 verschie- dene Arten. Denn wenn ich gleich bei verschiedenen Exem- plaren der von mir beschriebenen Art die blattartigen Theile der Ruderplatten verschiedentlich gross fand, so erschienen sie doch bei keinem von so beträchtlicher Grösse als bei N. coeca, und namentlich reichen an dem obern Aste der Ruderplatten die Blätter iiber den borstentragenden Theil entweder gar nicht, oder nur sehr unbedeutend hinaus. Dagegen reichen an bei- den Ästen die Borsten über die Blätter hinaus und zwar. viele von ihnen bedeutend weit. Ferner ist bei N. ciliata der bor- stentragende Theil des obern Astes unregelmässig dreieckig, nicht aber allenthalben fast gleich breit und am Ende abge- rundet, daher auch der Raum oder der Ausschnitt zwischen den beiden Ästen der einzelnen Ruderplatten von einer andern Form und scheinbar höher als bei N. coeca ist. Überdiess sind bei N. ciliata die Borsten anders beschaffen als bei N. coeca, so weit sich hierüber nach den von Örsted gegebe- nen Abbildungen und der Beschreibung urtheilen lässt: bei jener nämlich sind die kürzern und geraden Borsten 2 bis 3 Mal dicker, als die längern, in ihrer Mitte beinahe spatelför- mig und an einer Seite mit kurzen scharfkantigen Querleisten versehen; bei der andern Art dagegen sind sie dünner als die längern, pfriemenförmig und glatt: die längern oder gekrümm- ten Borsten aber sind bei der erstern Art nur an ihrer hin- tern kleinern Hälfte, und zwar an der konkaven oder innern Seite derselben mit Zähnchen versehen, an der andern Hälfte glatt und sehr zart, und mitunter 3 Mal länger als die gera- den Borsten: dagegen sind sie bei N. coeca an der convexen Seite und fast nach ihrer ganzen Länge mit Zähnchen besetzt und nur wenig länger als die geraden Borsten. Der Rüssel zu den Beiträgen zur Fauna Norwegens. 261 ist bei beiden Arten in sofern gleich beschaffen, als an ihm, wenn er stark angeschwellt worden ist, die auf ihm befindli- chen Papillen so von einander entfernt sind, dass sie 24 ein- fache Längsreihen darstellen. Eine jede solche Reihe aber soll bei N. coeca aus 6 Papillen bestehen, indess ich sie bei meh- reren Exemplaren von N. ciliata höchstens aus 5 bestehend sah. Augenlos sind übrigens beide Arten. Auch von Örsted’s Nephthys longosetosa scheint meine N. ciliata verschieden zu sein. Die Form der Ruderplatten ist bei beiden im Ganzen ziemlich gleich, nur ist — worauf ich jedoch nicht viel Gewicht legen möchte — der borsten- tragende Theil des untern Astes der Ruderplatten an seinem Ende bei der erstern Art fast zugespitzt, bei der letztern breit und abgerundet, der blattartige T'heil desselben Astes bei der erstern Art etwas kürzer als bei der letztern, und die Borsten, zumal des obern Astes, bei jener noch länger, als bei dieser. Bestimmt aber würden beide verschiedenen Arten angehören, wenn bei N. longosetosa, von der Örsted nur zwei ziemlich schlecht erhaltene Exemplare untersuchen konnte, alle Borsten, wie es nach dessen Angabe der Fall zu sein scheint, nur haarförmig sind. Die meiste Ähnlichkeit aber in Hinsicht der ganzen Form der Ruderplatten und der Länge ihrer Borsten findet Statt zwischen meiner N. ciliata und einer Nephthys, von der Ör- sted nur eine Ruderplatte unter Fig. 78. der sechsten Tafel seiner Schrift abgebildet und dabei geäussert hat, es sei ihm zweifelhaft geblieben, ob jenes Thier nur als eine Varietät von N. coeca oder als eine besondere Art angesehen werden dürfe. 3. Gelegentlich möchte ich hier noch ein Paar in meiner oben erwähnten Abhandlung vorkommende Druckfehler, die noch nicht berichtigt sind, anzeigen. Es muss nämlich heissen: Seite 10 Z. 1 von unten „der äussern” statt „der innern” ’ 13 - 9 - oben „non atlingente” - „attingente”. 262 Dr. 3. 3. de Tsehudi: Avium conspectus quae in Republica Peruana reperiuntur et pleraeque obser- vatae vel collectae sunt in itinere a Dr. J. J. de Tschudi.!) Ordo I. Aceipitres Lin. Syst. Nat. 1735. Fam. 1. Vulturidae ©. Bonap. Saggio 1831. 1.Gen. Sarcoramphus Dum. Zool. anal. 1806. Gypagus Vieill. 1816. 1.1.8. condor Dum. ]. c. p. 32. Vultur gryphus Lin. Syst. Nat. Gmel. XII. 1. p. 245. 1. Cathartes gryphus Temm. pl. col. 133 mas; pl. 408 fem. juv. Sarcoramphus gryphus Goldfuss Naturh. Atlas tab. 107. Condor et Buytre Hispan. Cuntur Indigen, 2. 2.5.papa Dum. |. c. p. 32. Vultur papa Lin. Gmel. XIll. 1. p. 246. 3. Iriburubicha Azar. Apunt. Nr. 1. 2. Gen. Cathartes Jllig. Prodr. 1811. Catharista Vieill. 1816. 3. 1. C. foetens Jllig. Prodr. p. 236. Vultur atratus Wils. Amer. Ornith, pl. 45. fig. 2. Cathartes jota Bonap. Synops. p. 23. Yultur jota Molin. Hist. nat. Chile p. 235. Iribu Azar. Apunt. Nr. 2. Gallinazo Incol. 4. 2. C. aura Jllig. Lichtenst. Doubl. Verzeichn. 1823. Nr. 663. Vultur aura Lin. Gmel. Xlll. I. p. 246. 5. Urubu Marcg. Bras. p. 07. Iribi — Acabiray Azar. Apunt. Nr. 3. Gallinazo a cabeza colorada Incol ') Genera quaedam nova, quae hoc in conspectu obveniunt, pro- posita sunt aDom. J. Cabanis, Assist. Mus. Zool. Berol., qui ad con- stituendam hanc enumerationem observationes suas benevole mecum communicavit. ee nn Avium conspectus. 263 Fam. 2. Faleonidae ©. Bonap. Sagg. 1831. 3. Gen. Pelyborus Vieill. Anal. d’une nouv. Ornith. syst. 1816. Caracara Cuv. 1817. Milvago Spix 1824. Phalcoboenus d’Orbig. 1837. 1. P. vulgaris Vieill. et Oudart Gall. des Ois. p. 23. tab. 7. Falco cheriway Jacgq. Beitr. p. 17. Nr. XIl. tab. 4. Falco brasiliensis Lath. Syn. p. 63. 74. Polyb. Caracara Spix Av. Bras. 1, tab. 1a. Caracara Marcgr. Bras. p. 214. 6. 2. P.megalopterus Oab. Aquila megaloptera Meyen Reise Ill. p, 188. tab. XVIl. (foem.). Phalcoboenus montanus d’Orbig. de Lafres. Synopsis Avium ete. in Guerin Mag. Zool. 1837. p. 2. Voyage dans l'Amer. merid. Ois. p. 51. tab. 2. fig. 1.2. Huarahuau Indig. 7. 3. P.chimango Vieill. Encyel. Meth. III. ,p. 1180. Aquila pezoporus Meyen l.c. p. 186. tab. XVI. 8. 4. P.taeniurus Tsch. P. supra ex fusco cinereus; tectrieibus superioribus non- nullis maeulis dilutioribus; remigibus primi secundique or- dinis fasciis transversis nigris; gula peetoreque flavis stri- olis nigris; abdomine obscuriore faseiis transversis spadiceis; cauda permultis (23) fasciis fuseis; rostro coeruleo -corneo; pedibus flavis, unguibus nigris; iride flava. Longit, tot. 1’ 8”. or 4. Gen. Hypomorphnus Cabanis, Rostrum Buteonis sed longius minusque arcuatum; nares puncto osseo, minus conspicuo quanı in Polyboris, instructae; loro deplumato. Alae mediocres, breviores quam in Buteonibus. Cauda mediocris, subaequalis. Pedes Buteonis, tarsis autem longioribus, .digitis unguibusque brevioribus. Color praeva- leus niger aut rufas. Cauda nigra, fascia alba. (Typus: Falco urubitinga Lin. Gmel. Falco rutilans Lichtenst.) 9. 1.4. urubitinga Cab, Falco urubitinga Lin, Gmel. Xlll. 1. p. 265. 7. Temm pl. col. tab. 55. jun. 264 Dr. J. J. de Tschudi: Falco longipes Jllig. Mus. Berol. Aguila picta Spix Av. Bras. tab.1c. Urubitinga Marcgr. Bras. p. 214. Gavilan mixto negro Azar. Apunt. Nr. 20. Gavilan mi.xto chorreado ibid. Nr. 17. Gavilan mixto pintado ibid. Nr. 18. 10. 2. H.rutilans Cab. Circus rufulus Vieill. Encycel. meth. III. p. 1216. Falco rutilans Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 627. Buteo rutilans Less. Man. Ornith. J. p. 104. Falco rutilans Temm. pl. col. 25. Gavilan de estero acanelado Azar. Apunt. Nr. 11. 11. 3. H. unicinctus Cab. Falco unicinctus’Temm. pl. col. 313. Falco Harrisi Audubon Ornith. Biogr. V. p. 30. Nisus unicinetus Less. Trait. p. 61. Astur unicinctus d’Orbig. Lafres. Syn. 1. c. p.5. Gavilan mixto oscuro y canela Azar. Apunt. Nr. 19. 5.Gen. Buteo Cuv. Lec. Anat. comp. 1800. 12. 1. B.aguya Cab. Falco aguya Temm. pl. col, 302. Spizaetus melanoleueus Vieill. Encyel. 11. p. 1256. Haliaetus aguya Less. Trait. p. 42. H. melanoleucus @Orbig. de Lafresn. Syn. 1. c. pP. 3. Aguila oscura y blanca Azar. Apunt. Nr. 8. 13..2. 2. pterocles Less.') Falco pterocles Temm. pl. col. 56. adult. — pl. 139. junior, Buteo pterocles Less. Trait. p. 80. Buteo tricolor d’Orbig. de Lafres. Syn.l. c. p. 6. Voy. p- 106. tab. 3. fem. adult. — Buteo unicolor d’Orb. de Lafres. Syn. l. c. p. 7. Aguila coliblanca Azar. Apunt. Nr. 10. 6.Gen. Circaötus Vieill. Orn. Anal. 1816. 14. 1. ©. solitarius Tsch. C. ardesiacus; hypochondriis femoribusque nigricantibus; remigibus nigris; cauda fascia lata alba in medio et altera an- ') Differt. ab hac specie Buteo braccatus nob. (Aquila braccata Meyen Reise Ill. p. 189. Tab. 18. Buteo tricolor d’Orbig, Voyage tab. 3. fig. 1. mas) Republicae chilensis incola. Dom. D’Or- bieny Aquilam braccatam perperam Buteonis tricoloris marem esse putat. EHE Avium conspectus. 265 gusta in apice; cera flava, rostro 'nigricante; pedibus flavis; unguibus nigris. Long. tot. 2' 3". 7.Gen. Hetinia Vieill. Orn. Anal. 1816. 15. 1. /.plumbea Vieill. Eneyel. 'meth. 11. p. 1208. Falco plumbeus Lin. Gmel. XIll. 1. p. 282.117. Temm. pl. col. 130. juv. 8. Gen. Morphnus Guv. Regn. anim. J. 1817. Harpyia Cuv. Thrasaetos G.R. Gray. 1840. 16. 1. M. harpyia Cab. Falco harpyia Lin. Gmel. XII. 1. p. 251. 34. Falco destructor Daud. Temm. pl. col. 14. Harpyia maxima Vieill. Eneyel. Il. p. 1249. H. ferox Less. Trait. p. 50. Harpyia destructor d’Orbig deLafres. Syn.].c. p.4.1. 9. Gen. Wisus Cuv: Leg. Anat. comp. 1799. 17. 1. N. pileatus Less. Man. d’Ornith. I. p. 98. Avis adult. Falco pileatus Prinz Max. Beitr. Ill. p. 107. Tem. pl. col. 205. Nisus pileatus Less. Trait. p. 57. Esparvero azulejo Azar. Apunt. Nr. 26. Avisjunior. Falco poliogaster Natt. Temm.pl. col.264. Nisus poliogaster Less. Trait. p. 62. Avis juven. Falco poliogaster Temm. pl. col. 265. ?Esparvero pardo y goteado Azar. Apunt. Nr. 24. 18. 2. N.leucorrhöus Cab, Falco leucorrhöus Quoy et Gaim. Zool. de l’Uranie pl. 13. Daedalion leucorrhöus Less. Trait. p. 66. 19. 3. N. magnirostris Less. Trait. p. 57. Falco magnirostris Lin. Gmel. XI. I. p. 281. 115. Falco insectivorus Spix Av. Bras. p. 17. tab. 8a. 10. Gen. Climacocereus ÜOab.') Brachypterus Less. 1837. Micrastur G.R. Gray 1811. 20. 1.0. concentricus Cab. Falco concentricus Jllig. Mus. Berol. Nisus concentrieus Less. Trait. p. 60. ') Hujus Generis typus est: Falco brachypterus Temm. 266 Dr. J. J. de Tschudi: 11. Gen. Harpagus Vig. Zool. Journ. 1824. Bidens Spix 1824. Diodon Less. 1831. Diplodon Nitzsch 1840, 21. 1. A.bidentatus Vig. Sket. of Ornith. in Zool. Journ. I. p. 338. Diodon brasiliensis Less. Trait. p. 95. Mas adult. Falco diodon Temm. pl. col. 198. Bidens femoralis') Spix l. c.tab. 8. et B. einerascens Spix l. c. p. 15. Avis junior (an fem.?): Falco bidentatus Lath. Temm. pl. col. 38. Falco rufiventer Spix ]. c. tab. 6. Avis juven, Falco bidentatus Temm. pl. 228. Bidens albiventer Spix 1. c. tab. 7. 12. Gen. Falco Lin. Syst. Nat. 1748. 22. 1.F. femoralis Temm. pl. col. 343. mas adult. tab. 121. Av. jun. Alconcillo aplomado Azar. Apunt. Nr. 39. 23. 2. F.sparverius Lin. Gmel. XIII. I. p. 284. Cernicalo Incol. 13. Gen. Cöreus Lacep. Mem. Inst. 1800. Circus et Strigiceps Bonap. 24. 1. ©. poliopterus Tsch. C. supra nigro - fuseus, dorsi plumis concoloribus, ca- pitis tectrieibusque alarum superioribus pogoniis rufo-ma- eulatis; remigibus cinereis, pogonio interno fasciis transversis nigris; tectricibus inferioribus albis rufo - maculatis; campterio albo; regione parotica e ferrugineo et nigro variegata; pectore fusco, fasciis numerosis transversis albis; abdomine albo fa- seiis rufis; erisso abdomine concolore; cera flava; rostro ni- gro; pedibus flavis, unguibus nigerrimis. Long. tot. 1’ 94", Fam. 3. Strigidae. Swain. 1837. (Strizideae d’Orbig.!) 14. Gen. Noctua Savigny Mem. Ois. d’Egypt. 1809. 25. 1. N. melanota Tsch. An Strix hylophila Temm. hujus speciei juven.? !) Bidens femoralis Spix ad hane speciem pertinet neque ad Falconem femoralen: Temm. ut Lesson putat et D’Orbigny; repetit. Avium conspectus. 267 N. capite dorsoque saturate fuseis; alis dilutioribus, fa- seiolis transversis albicantibus; teetrieibus alarum superioribus dorso concoloribus, inferioribus rufescentibus; superciliis et collari albis; pectore ex ferrugineo-fusco rufomaculato; abdo- mine fasciis transversis variis fuseis et albis; hypochondriis erissoque flavescentibus; cauda saturate fusca, fasciis angustis et apice albis; cera flava, rostro luteo; pedibus fulvis; iride sulphurea. Long. tot. 1’ 84”. 26. 2. N. dominicensis Cab. Strix dominicensis Lin. Gmel. XII. I. p. 296. 40. Suinda Azar., Apunt. Nr. 45. 27. 3. N. urucurea Less. Trait. p. 103. Strixz grallaria Temm. pl. col. 146, Noctua grallaria Less Trait. p. 102. Athene cunicularia Bonap. List of the Birds etc. p. 6. 31. Noctua cunicularia d’Orb. de Lafr. Syn. ].c. p.8. 3. Strix cunicularia Molina. Urucurea Azar. Apunt. Nr. 47. 28. 4. N. ferruginea Cab. Strix ferruginea Prinz Max. Beitr, Ill. p. 234. Temm. pl. col. 199. 15. Gen. Seops Savig. Mem. Ois. d’Egypt. 1809. 29. 1. Sc.choliba d’Orb. de Lafr. Syn. p. 8. 1. Strix choliba Vieill. Encyecl. III. p. 1279. Strix decussata Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 615. Striz crucigera Spix |]. c. tab. 9. Choliba Azar. Apunt. Nr. 48. 16. Gen. Bubo Cuv. Regn. Anim. I. 1817. 30. 1. B. virginianus Less. Trait. p. 115. Striz virginiana Lin. Gmel. X1l. 1. p. 287. 13. Bubo magellanicus d’Orb. de Lafr. Syn. 1. ce. p.'9. Nacurutu Azar. Apunt, Nr. 42. Chushee Indig. 17. Gen. Otus Cuv. Anat. comp. 1799. 31. 1. O. brachyotus Less. Trait, p. 111. Strix ulula et brachyotos Lin. Gmel. XII 1. p. 289. 18. Gen, Ströx Lin. Syst, Nat. 1748. 32. 1. St. perlata Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 613, 268 Dr. J. J. de Tschudi: St. perlata Prinz Max. Beitr. Ill. p. 263. Lechuza Azar. Apunt. Nr. 46. Ordo Jl. Passeres Lin. Syst. Nat. 1735. Fam. l. Caprimulgidae ©. Bonap. Syn. Vert. 1837. 1.Gen. Nyetibius Vieill. Anal. nouv. Orn. 1816. 33. 1. N. cornutus de Lafres. Guer. Mag. 1837. €. cornutus Vieill. Nouv. Dict. X. p. 245. €. jamaicensis Lin. Gmel. XII. I. p. 1029. 6. Urutau Azar. Apunt. Nr. 308. 34. 2. N. longicaudatus Tsch. Caprimulgus longicaudatus Spix Av. Bras. 11. t.3. fig. 1. 2.Gen. Caprimulgus Lin. Syst. Nat. XII. 1766. 35. 1. ©. ocellatus Tsch. C. nigro-fuseus, innumerabilibus lineolis transversis nigris et griseis varius; semitorque albo, pectore albo-maculato; remigibus primi et secundi ordinis nigricantibus, pogonio externo ferrugineo maculato, tertii ordinis dorso concolori- bus,‘apice macula subrotunda zona ferruginea cinceta ornatis; tectricibus alarum superioribus apice albo ‚maculatis; inferiori- bus nigro-fumosis, striis duabus albescentibus; reetrieibus inter- mediis fasciis transversis nigricantibus, externis obseurioribus apice albis; rostro brunnescente, apice nigro; pedibus colore carneo; iride flava. Long. tot. 9". 36. 2. C. decussatus Tsch. C. capite einereo, plumis nigerrimis intermixtis, dorso lineis transversis ex fusco et nigro vario; remigibus primariis nigro-fumosis fascia, alba notatis, secundariis ferrugineo-macu- tis; 'parapteris medio nigerrimis pogoniüs rufescente-notatis; tectricibus alarum superioribus pogonio externo macula albi- cante, inferioribus rufescentibus nigro-vittatis; rectrieibus late- ralibus fascia et apice albis; semitorque albo; abdomine ex albo-rufescente transversim nigro-striato; crisso rufescente; rostro nigro; pedibus fuseis; iride fusca. Long. tot. 9" 6". 37. 3. C.pruinosus Lichtenst. Mus. Berol. C. supra cinerascens, numerosis Jineolis transversis non- Avium conspectus. 269 nullisque longitudinalibus nigris varius; remigibus cinereo - fu- seis faseia alba; subtus ex albo flavescens, permultis fasciis angustis nigris; gula alba, pectore dorso concolore, cauda fasciata, aequali; vibrissis brevissimis, mollibus; rostri parte plumis denudata brevissima, nigra; pedibus fuseis. Long. tot. 76". 38. 4. Ü. elimacocercus Tsch. €. supra lineolis transversis alternis helveolis et nigris varius, remigibus nigris albo - fasciatis, parapteris tectrieibusque superioribus pogonio externo ex rufo albicante -marginato; rectrieibus intermediis duabus ‘et externis eadem longitudine caeteris gradatim brevioribus, intermediis dorso concoloribus, sed faseiis transversis incompletis nigris, externis pogonio interno albo, externo nigro et fusco notato; gula alba; pe- ctore dorso dilutiore; abdomine albo; rostro nigro, pedibus rubris; iride flava. ) Long. tot. 11", cauda 6". 39. 5.0. trifurcatus Nat. Mus. Vin. Fam.2. Hirundineae d’Orb. de Lafres. Syn. Av. l.c. 1837. 3.Gen. Hirundo Lin. Syst. Nat. 1735. 40. 1. H. andecola d’Orb. de Lafres. Syn. ]. c. p. 69. 41. 2. H. purpurea Lin. Gmel. XIll. 1. p. 1020. 5. Golondrina domestica Azar. Apunt. Nr. 300. Palomita de Santa Rosa Incol. 42. 3. H.leucoptera Lin. Gmel. XII. I. p. 1022. 26. Golondrina de la rabadilla blanca Azar. Apunt. Nr. 304. 43. 4, H. melanopyga Lichtenst. Doubl. Verz. p. 57. 593, H. minuta Prinz Max. Beitr. II. I, p- 369. Temm. pl. col. 209. fig. 1. Golondrina de los timoneles negros Azar. Apunt. Nr;303. Fanı. 3. Ampelidae C. Bonap. Sagg. 1831. 4. Gen. Ampelis Lin. Syst. Nat. 1748. 44. 1, A. maynana Lin. Gmel. XII. I. p. 840, 5. Cotinga maynana Briss. Av. 1. p. 341. 2. tab. 34. fig, 2, 45. 2. A.viridis d’Orb. de Lafres. Syn. ]. c. p. 40.3. 46. 3. A. elegans Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 385.1. A. aureopectus de Lafres. Guer, Mag. 1843. livr. VII. p- 39 (foemin. fig. accur.). 270 Dr. J. J.,de Tsehudi: 47. 4. A.cineta Tsch. Wiegm. Arch. ]. c. p. 385. 2. 48. 5. A. rufazilla Tsch. A. fronte supereiliisque viridi-einereis, pileo plumis elon- gatis rubris, nonnullis nigris intermixtis, facie gulaqne ex albi- cante ferrugineis; collo pectoreque griseo - viridibus; dorso parapterisque obseurioribus, striis longitudinalibus nigricanti- bus; remigibus nigro -fuscis; tectrieibus alarum superioribus rufis, inferioribus pectori concoloribus; reetrieibus nigris; abdomine 'sulphureo,,: striis Jongitudinalibus nigerriwis; rostro nigro, basi maxillae inferioris coerulescente; pedibus viridi-ni- gris, iride colore igneo. Long. tot. 8" 10", 5. Gen. Ptilogonys Swains. Zool. Journ. 1824. Hypothymis Boje 1826, u 49. 1. Pt. leucotis Tsch. | Pt. cinnamomeus, pileo cerviceque nigris; dorso, uropygio tectrieibusque alarum superioribus einnamomeis, parapteris di- lutioribus; fascia lata alba a rostri angulo ad auriculas porri- gente; gula, pectore, abdomine crissoque nigerrimis; hypo- chondriis rufis; remigibus primariis nigris, pogonii interni basi alba, secundariis: pogoniis externis rufescentibus, internis nigricantibus; rectrieibus sex internis nigris; externisapicealbis; maxilla superiore nigra, inferiore flava; pedibus nigerrimis; iride colore igneo. | Long. tot. 9". | 50. 2. Pt. griseiventer Tsch. | Pt. supra ex olivaceo-rufestens, fronte einerea, pileo oli- vaceo nonnullis macnlis rufescentibus, teetrieibus alarıum su- perioribus nigris, pogonio externo apiceque rufo-terminatis; remigibus primariis fuseis pogonio externo olivaceis, secunda- rüs basi pogonii interni’albis; erisso rufo; rectrieibus alarum duabus intermediis dorso concoloribus, duabus externis parte pogonii interni postica albis, caeteris nigris apice albis; subtus griseus; tectricibus caudae inferioribus dilute olivaceis; albo variegatis; rostro pedibusque fuseis; iride nigricante. Long. tot. 7". nn Avium conspectus. 271 6.Gen. Proenias Jllig. Prodr. 1811. Tersina Vieill. 51. 1. P.ventralis Jllig. Prodr. p. 229. Ampelis tersa Lin. Gmel. XI. I. p. 841. 7. Ters. coeruwiea Vieill. Nouvy. Diet. d’hist. nat. XXIV. 1818. Proc cyanotropus Pr. Max. Reisenach Bras. B.1. p. 187. 7. Gen. Cephatopterus Geoffr. St. H. An. Mus. XII. 1809. Coracina Temm. Man. Ornith. 1820. 52. 1.0. ornatus Geoffr. An. Mus. ].c. tab. 15. Coracina cephaloptera Temm. pl. col. 255. Coracina ornata Spix Av. Bras. I. tab. 149. (fig. non accur.). Tungui negro Indig. Fam. 4. Pipridae de Lafres. Revue Zool. 1839. 8. Gen. Rupicola Briss. Ornith. 1760. 53. 1. R. peruviana Ch. Dumont. Dict. Sciene. nat. XLVI. p- 453. r Tunqui colorado Indig. (mas). Tunqui mulata Indig. (foem.). 9.Gen. Pipra Lin. Syst. Nat. XII. 1766. 54. 1. P. filicauda Spix Av. Bras. Il. p. 5. tab. 6. fig. 1. 2. mas et foem. 55. 2. P.chloris Natt. Temm. pl. col. 172. fig. 2. 56. 3. P.chloromeros Tsch. P. nigra, pileo, nucha facieque coceineis; tibiis stramineis; rostro flavo; pedibus coeruleis; iride coerulea. Long. tot. 3”. 67. 4. P. coeruleo- capilla Tsch. P. nigra, pileo uropygioque coeruleis; rostro pedibusque nigricantibus; iride fusca. Differt a Pipra coronata Spix uro- pygio coeruleo. Long, tot. 2" 9”, Fam. 5. Muscicapidae Less. Trait. Orn. 1831. 10. Gen. Psaris ÜOuv. Regen. Anim, I. 1817. Pachyrhynchus Spix. 272 Dr. J.J. de Tschudi: 58. 1. P.semifasciatus Jard. et Selby Jllust. Orn. part. IV. Synops. Nr. 3. Pachyrhynchus semifasciatus Spix Av. Br. II. tab. 44. fig. 2. Titura personata Jard. et Selb. Jllust Orn. Part. II. tab. 24. 11.Gen. Scaphorhynehus Prinz Max. Beitr. 1831. 59. 1. Sc. audax Tsch. Muscicapa. audax Lin. Gmel. Xlll. I. p. 934. 34, Tyrannus solitarius Vieill. Nouv. Dict. III p. 88. Tyrannus audax Vieill. Enc. Meth. II. p. 846. 1823. Suiriri chorreado todo Azar. Apunt. Nr. 196. 60. 2. Sc. chrysocephalus Tsch. Sc. supra ex cinereo-virescens, pileo plumis elongatis, eitrinis, apice virescentibus; fronte oceipiteque einereis, super- eiliis albis, macula nigra ante oculos; facie nigrieante, fascia alba a rostri angulo ad auriculas porrigente; remigibus rectri- eibusque fuseis, pogonio externo einnamomeo-terminatis, in- terno flavicante-limbatis; rectricibus fuseis margine dilutioribus; subtus flavus, gula candida, pectore rufescente, teetrieibus alarum inferioribus abdomini concoloribus; rostro nigro; pe- dibus chalybeis; iride coccinea. Long. tot. 9" 3", 12.Gen. Tyrannus La Cep. Mem. Mus. 1799. 61. 1. T.melancholicus Vieill. Nouv, Diet. XXXV., p. 48. (1819). Muscicapa despotes Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 567a. M. furcata Spix Av. Bras. II. tab. 19. Tyrannus crudelis Swain. Suirirt guazi Azar. Apunt, Nr. 198. Papamosca Incol. 62. 2. T. Cinchoneti Lichtenst. Mus. Berol. 1844, T. supra virescens fronte superciliisque. flavis; remigibus fuseis; subtus flavus; rostro pedibusque nigris. Long. tot. 6" 6”. 13. Gen. Myiarchus Cab.') Muscapa et Tyrannus Auctor. part. Tyrannula Swain.?) 1827. Pyrocephalus Gould. 1838. !) uvie musca, &oyog princeps. 2) except. Muscicapa barbata Gmel. et aliae species eidem si- miles, quae ad genus Myiobius Gray spectant. Avium conspectus. 273 63. 1.M. ferox Cab. Muscicapa ferox Lin. Gmel. XUl.1. p. 934. 32. Tyrannus ferox Vieill. Tabl. encycl. et meth. Il. p. 845. 64. 2. M.rufiventris Cab. Tyrannus rufiventris d’Orb. de Lafr. Syn.l. c. p. 45. 12. id. Voy. Ois. p. 312. tab. 32. fig. 3. 4. 65. 3. M.nigricans Cab. Tyrannula nigricans Swains. Phil. Mag. N. S. ]. p. 367. Muscicapa nigricans Audub. Ornith. Biogr. V. p. 302. id. Birds of Amer. pl. 434. fig. 6. 66. 4. M. ferrugineus Cab. Todus ferrugineus Lin. Gmel. XI. 1. p. 446. 12. Tyrannus bellicosus Vieill. Nouv. Diet. XXXV. p. 74. Platyrhynchus hirundinaceus Spix Av. Bras. 1. p. 11. tab. 13. fig. 1. Platyrhynchus rupestris Pr. Max. Beitr. 111. 2. p. 977. Birundinea bellicosa d’Orb. de Lafr. Syn. l.c. p. 46. Suirirt! roxo oscuro Azar. Apunt. 'Nr. 189. 67. 5. M. coronatus Cab. Muscicapa coronata Lin. Gmel. XII. I. p. 932. 25. Muscipeta coronata d’Orb. de Lafr. Syn.l. c. p. 47.3. Pyrocephalus coronatus Gould Zool. of Beagle. 1838: Curinche Azar. Apunt. Nr. 177. Putilla colorada Incol. 68, 6. M. atropurpureus Cab. Muscicapa atropurpurea,Lichtenst. Mus. Berol. Putilla mulata Incol. M. atrofumosus nonnullis plumulis coceineis intermikxtis; capite nigricante; abdomine purpureo - lavato; rostro pedi- busque nigerrimis. Long. tot. 5" 6". 14. Gen. Kuscarthmus Prinz. Max. Beitr. 1831; 69. 1. E. pileatus Tsch. E. supra viridis, pileo rufo-fusco; remigibus rectribtsque nigris externi pogonii margine viridibus; subtus flavescens, gutture einereo; rostro nigricante, mandibula inferiori alba; pedibus plumbeis, unguibus flavis; iride fusca. Long. tot. 3" 9", 70. 2. E.rufipes Tsch. E. supra olivaceus, pileo einereo; remigibus teetrieibusque Archiv 1. Naturgeschichte. X. Jahrg. ı. Bd, 18 TA Dr. J. J. de Tsehudi: nigris margine pogonii externi virescentibus; subtus albicans, gutture candido; teetricibus alarum inferioribus flavescentibus ; rostro majori quam in specie praecedenti, fusco; pedibus ru- fis; iride fusca. Long. tot. 3" 6". 15. Gen. Copurus Strick]. An. of Zool. 1841. Platyrhynchus Spix part. 71.1. C. filicauda Strick]. I. c. p. 427. Muscicapa monacha Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 550. Platyrhynchus filicauda Spix Av. Bras. Il. p.12. tab. 14. Colon Azar. Apunt. Nr. 180. 3 16. Gen. Klaenia Sundevall Vetensk. Acad. Handling. for ar 1835. Parvides Less. 1837. Muscipeta d’Orb. deLafr. 1837. 72. 1. E.cayanensis Cab. Muscicapa cayanensis Lin. Gmel. X1ll. I. p. 937. 12. Muscipeta cayanensis d’Orb. deLafr. Syn. 1. c.p. 47.1. Muscicapa similis Spix Av. Bras. Il. tab. 25. 73. 2. B.obscura Cab. Muscipeta obscura d’Orb. de Lafr. Syn. l.c. p. 48. 6. 74. 3. E.modesta Tsch. E. supra cinereo fusca, pileo plumis elongatis albis, apice fuseis; remigibus rectrieibusque fuscis margine dilutioribus; subtus cinerea, ventre albo; tectricibus alarıum inferioribus, hy- pochondriis erissoque dilute flavicantibus; mandibula superiori fusca, inferiori albicante; pedibus nigris; iride fusca. Long. tot. 5" 10", 75. 4. E.brevirostris Tsch. E. supra ex cinereo olivacea, pileo obscuriore; remigibus reetrieibusque fuscis; tectriceibus alarum superioribus fuscis apice pogonii externi albo-maculatis; subtus favescens; gut- ture albo; rostro brevi, fusco; pedibus nigris; iride fusca, Long. tot. 5" 10”. 76. 5. Z.viridiflava Tsch. E. supra virescens, capite griseo; remigibus tectricibusque nigricantibus margine viridi-flavis; reetrieibus fuseis, viridi- marginatis; subtus flavescens; gula albicante; pectore ex einereo Avium conspectus. 275 flavescente; alarım teetrieibus itiferioribus dorso concolöribus; rostro pedibusque nigris; iride fusca. Long. tot. 4" 6". 17. Gen. Mioneetes Cab.') Rostrum capite brevius, subrecetum, latius quanı altum, cul- mine vix distineto, apice parum deflexum, incisulum; nares late- rales, rotundae, cartilagine instructae, Vibrissae fere nullae. Alae medioeres, remigibus primariis interdum praecipue: versus apicem angustatis, acuminatis ut in Tyrannis, earum secunda linearis vel filiformis ut in Psaridibus et Ampelidibus non- nullis. Cauda medioeris, aequalis. Pedes mediocres. ' Sunt hujus generis species parvae, habitu Lipangis similes. Typus: M. poliocephalus Tsch. — Muscicapa. oleaginea Lichtenst. 77. 1. M. poliocephalus Tsch. M. supra prasinus, pileo facieque coeruleo-ecinereis; re- migibus nigro-fuscis pogonii externi margine viridibus, interni helvis; subtus sulphureus, gutture cinereo , albo -striato;. pe- etore dorso dilutiore; alarum teetricibus inferioribus helvolis; rectrieibus remigibus concoloribus; rostro basi fusco, .apice nigro; pedibus fuscis; iride fusca. Long. tot. 5" 6". 18. Gen. Leptopogon Cab.?) Rostrum medioere, vix latius quam altus, subreetum, apice deflexum parum emarginatum; nares laterales, oblongae. Vi- brissae longae, tenues. Alae, cauda pedesque mediocres; Hoc genus transitum a Muscicapis ad Sylvias facit. Sunt aves par- vae, habitu coloribusque Regulis similes. Typus: Leptopogon superciliaris Tsch., — Muscicapa ventralis Natt, Temm. 78. 1. L. superciliaris Tsch. L.supra viridis, pileo saturate einereo, supereiliis griseis; remigibus fuscis pogonio externo viridi- marginatis, interno basi albicantibus; alarum teetricibus superioribus pogonio ex- *) weowezrn; damnum faciens. ®) Jenrös temuis, nıayov barba. 18* 276 Dr. J. J. de Tschudi: terno..apice albo-maculatis; , subtus viridi-albus, gula einera- scente; rectrieibus fuscis margine viridibus; rostro nigro, mandibula basi alba; pedibus nigricantibus; iride fusca. Long. tot. 5" 2”. 79. 2. L. cinereus Tsch. L. supra cinereus, pileo nigricante, remigibus saturate fuscis; tectrieibus alarum superioribus apice albo limbatis; cauda nigerrima; subtus dorso dilutiore; rostro pedibusque nigro- fuscis; iride coceinea. Long. tot. 4". 19. Gen. Setophaga Swains. Zool. Journ. 1827. 80. 1. S. verticalös d’Orb. de Lafr. Syn. l. c. p. 50. 2. Voy. tab. 35. fig. 1. 81. 2. S. melanocephala Tsch. S. supra ex coeruleo-cinerascens, pileo nigerrimo, fronte et regione ophthalmiea anreis; macula nigra ante oculos; re- migibus nigris; rectricibus intermediis 4 nigris, lateralibus albis; subtus aurea; alarım tectrieibus albis; erisso flavicante; ro- “ stro pedibusque nigris; iride flavicante. Long. tot. 5" 9". 82. 3.8. chrysogaster Tsch. S. supra colore Linariae viridis, pilei plumis basi aureis; remigibus fuseis, viridi-marginatis; subtus lutea; rostro fusco ; pedibus flavescentibus; iride fusca. Long. tot. 5" 20. Gen. Oulieivora Swaäins. Zool. Journ. 1827. 83. 1. C.reguloides d’Orb. de Lafr. Syn. ]. c. p. 57. 2. id. Voy. Ois. pl. 36. fig. 1. 21. Gen. Piyonura Gould. G.R.Gray Gen. of Birds. 1840. Lessonia Swains. 1831. Muscisazicola d’Orb. deLafr. 1837. Ptionura(?) Gould. 1840. 84. 1. Pt, albifrons Tsch. Pt. supra ex olivaceo cinerea, pileo subfusco, fronte fa- cieque ante oculos candidis; remigibus bruneis apice dilu- tioribus; subtus grisea; reetrieibus nigricantibus, lateralibus Avium conspeetus. 277 margine apiceque albicantibus; rostro pedibusque nigerrimis; iride fusca. Long. tot. 9", 85. 2. Pt. rufivertex Cab. Muscisaxicola rufivertex d’Orb. de Lafr. Ka l.c. p.66. 1. id. Voy. Ois, pl. 40. fig. 2. 86. 3. Pt. mentalis Cab. Muscisaxicola mentalis d’Orb. de Lafr. Syn. ]. c. p. 66. 2. id. Voy. Ois. pl. 40. fig. 1. 22. Gen. Ochthites Cab.') Muscigralla d'’Orb. de Lafr. 1837. 87. 1. O.brevicauda Cab. M. brevicauda d’Orb. de Lafr. ]. c. p.61. 1. id. Voy. Ois. pl. 39. fig. 1. Fam. 6. Laniadae d’Orb. de Lafr. Guer. Mag. Zool. 1837. 23. Gen. Cyelorhis Swains. Zool. Journ. 1824. Laniagra d’Orb. de Lafr. 1837. 88. 1. ©. guayanensis Swains. Zool. Journ. I. p. 30. Tanagra guayanensis Lin. Gmel. XIll. I. p. 893. 30. Lanius guayanensis Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 527. Lanius superciliaris Vieill, Tabl. encycl. et meth. 1. p- 737. Thamnophilus guayanensis Pr. Max. Beitr. 111. p. 1016. Laniagra guayanensis D’'Orb. de Lafr. Syn. 1. ce. p.9. id. Voy. Ois. p. 160. Lindo verde frente de canela Azar. Apunt. Nr. 97. 24. Gen. Thamnophilus Vieill. Meth. 1816. 89. 1. Th. major Vieill. Tabl. eneycl. et meth. II. p. 744. Lanius stagurus Licht. Doubl. Verz. Nr. 487. Thamn. albiventer Spix. Av. Bras. Il. p. 341. Thamn. stagurus Pr. Max. Beitr. 1ll. p. 990. Batard major Azar. Apunt, Nr. 211. 9. 2. Th. doliatus Prinz Max. Beitr. Ill. p. 995. Lanius doliatus Lin. Gmel. XIl. 1. p. 309, 16. Thamn. radiatus Spix Av. Bras. II. p. 24. tab. 35. fig. 2. tab. 38. fig. 1. fem. Thamn. radiatus Vieill. Tabl. encyel. et metlı. p. 746, Batara listado Azar. Apunt. Nr. 212. ’) in ripa degens. ö49n ripa. 278 Dr. J. J.. de Tschudi: 91.,.3. Th. lineatus Spix Av. Bras. Il. tab. 33. Thamn. fasciatus Swains. Zool. Journ. 11. p. 88. Lanius palliatus Lichtenst. Doubl. Verz, Nr. 492, 493. Thamn. palliatus Pr. Max. Beitr. II. p. 1010. 92. 4. Th. luetuosus Tsch. Th. nigerrimus, tectrieibus alarm superioribus rectrici- busque apice candidis; uropygii plumis basi albis; rostro pe- dibusque nigris;, iride coceinea. Long. tot. 6”. 93. 5. Th. mentalis d’Orb. de Lafres. Syn.].c. p.12.15. id Voy. Ois. p. 177. Myiothera mentalis Temm. pl. col. 179. fig. 3. Myiothera poliocephala Pr. Max. Beitr. III. p. 1098. 94. 6. Th. olivaceus Tsch. Th. supra olivaceus, pileo rufo-fusco; remigibus nigrican- _ tibus, pogonio externo fuseis; teetrieibus alarum superioribus nigris apice olivaceo-limbatis; subtus flavescens, gula albi- cante; pectore cinereo; campterio albicante; cauda fusca; ro- stro nigerrimo; mandibula inferiore subtus linea coerulescente; pedibus plumbeis; iride subfusca. Long. tot. 4 9, 95. 7. Th. axillaris Tsch. ‘Th. supra einereo-virescens, capite rubello-fusco, super- eiliis albis; tectricibus alarunı superioribus nigris margine semi- eirculo albo - limbatis, remigibus fuscis, olivaceo marginatis; rectricibus nigris apice et lateralibus attamen margine pogonii externi albis; subtus subflavus; rostro nigro, mandibula infe- riore albicante; pedibus coerulescentibus; iride fusca. Long. tot. 4” 10. 25. Gen. Formicivora Swains. Zool. Journ. 1824. 96. 1. F.atra Menätr. Myotheres Nr. 29. Drymophila atra Swains. Zool. Journ. V]. p. 153. 6. Thamnophilus aterrimus d’Orb. de Lafres. Syn. l. c. p. 11. 10. Formicivora atra d’Orb. Voy. Ois. pl. 5. fig. 2. Fanı. 7. Myiotherinae Swains. 1837. 26. Gen. Pitnys Vieill. Anal. Nouy. Ornith. 1816. 97. 1. P.leucophrys Tsch. P. ardesiacus, fronte supereilisque candidis, pileo obscu- Avium conspectus. 279 riore; remigibus reetrieibusque schistaceis; gula nigra; rostro nigro; pedibus fuscis; iride ignea. Long. tot. 5" 2'". 27. Gen. Conopophaga Vieill. Anal. Nouv. Orn. elem. 1816. 98. 1. C. ardesiaca d’Orb. de Lafres. Syn. 1. c. p. 13. 3. id. Voy. Ois. p. 188. 28. Gen. Corythopis Sundeval Vet. Acad. Handl. 1835. 99. 1. C.torguata Tsch. C. supra ex olivaceo- fusca, pileo laetiore; tectrieibus alarum superioribus minoribus einereis, reliquis, remigibus re- etrieibusque nigricantibus; subtus alba, gula candida; pectore fascia nigra; hypochondriis tibiisque subfuseis; mandibula su- periore nigra, inferiore albicante; pedibus flavescentibus; iride fusca. Long. tot. 5" 10”. 29. Gen. Tinactor Prinz Max. Beitr. IN. 1831. Ozypyga Menetr. 1834. 400. 1. T.fuscus Prinz Max. ]. c. p. 1106. Myiothera longirostris Cuv. Gal, Paris. Thamnophilus caudacutus Vieill. Nouv. Diet. II. p. 742. Myiothera umbretta Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 471. Ozxypyga scansor Menetr. Myioth. tab. 11. 30. Gen. Cinclus Bechst. Naturg. Deutschl. 1802. Sturnus Lin. part. Aydrobata Vieill. 1816. 401. 1. C.leucocephalus Tsch. C. nigricans; capite, gutture pectoreque albis; rostro ni- gerrimo; pedibus flavicantibus; iride fusca. Long. tot. 7", Jacupishu Indig. 31. Gen. Chamaeza Vig. Zool. Journ. 1825. Grallaria Swains. Myioturdus Prinz Max. part. 102. 1. Ch. olivacea Tsch. Ch. meruloidi affınis, sed differt longitudine tarsorum, co- lore pectoris rostrique. Ch. supra olivacea, pileo obscure fusco; remigibus con- 280 Dr. I. J. de Tsehudi: eoloribus nigricantibus; reetrieibus intermediis ferrugineis, la- teralibus fuscis ante apicem faseia nigra, apice helvolis; subtus helva, gula pectoreque ferrugineis plumis nigro-marginatis; cerisso rufescente; rostro valido, nigro; pedibus fuseis; iride fusca. Long. tot. 8” 6. 32. Gen. Grallaria Vieill. Anal. Nouy. Ornith. elem. 1816. Turdus Lin. Gmel. Lath. part. Myioturdus B oje 1826. Myrmothera Vieill. 1816. 103. 1.@.fusca Vieill. Gal. d’Ois. pl. 154. Turdus rex Lin. Gmel. XI. 1. p. 828. 100. Myioturdus rex Prinz Max. Beitr. III. p. 1027. 104. 2. @. tinniens. Turdus tinniens Lin. Gmel. Xlll. I. p. 827. 96. Fam. 8. Turdidae Bonap. Syn. Vert. Syst. 1837, 33. Gen. Turdus Lin. Syst, Nat. 1748. 105. 1. T.serranus Tsch. T. supra obscure fuscus, pilei plumis 'scapis ferrugineis, remigibus rectrieibusque nigricantibus; subtus ex olivaceo fu- scus, pectore ferrugineo -fusco; crisso ‚saturiore; rostro nigro culmine dilutiore; pedibus flavis; iride straminea. Long. tot. 11”. Chihuaco Incol. 106. 2. T. fuscater Orb. de Lafres. Syn.1. ce. p. 16.1. id. Voy. Ois. p. 200. tab. 9. fig. 4. 107. 3. T. Wilsoni Bonap. Syn. p. 76. T. mustelinus Wils. (nec Gmel.) Amer. Ornith. V. p. 98 tab. 43. fig..2 (nee fig. 3. ut saepe citatur). 34. Gen. Mömus Boje Isis 1826. Turdus Lin. part. Orpheus Swains. 1827. 108. 1. M.longicaudatus Tsch. M. supra ex cinereo fuscus, alis saturatioribus, albo-vittatis, cauda longa, fusca, apice alba; subtus albicans, peetore dorso concolore; rostro nigro; pedibus fuseis; iride fusca. Long. tot. 11” 6". Avium concpectus. 281 35. Gen. Opetiorhynchus Temm. Man. Ornith. 1815. Furnarius Vieill. 1816. Figulus Spix 1824. 109. 1. O.ruficaudus') Prinz Max. Beitr. III. p. 671. Merops rufus Lin. Gmel. X1l. 1. p. 465. 20. Turdus badius Liechtenst. Doubl. Verz. Nr. 451. Furnarius rufus Vieill. Tabl. encycl. et meth. II. p.513. Figulus albogularis Spix Av. Bras. I. tab. 78. 36. Gen. Cilturus Cab.) Furnarius Less. part. Opetiorhynchus Kittl. Uppu- certhia d’Orb. de Lafres. Cinclodes G.R. Gray 1840. P 110. 1. C.palliatus Tsch. ©. supra ex ferrugineo-fuscus, capite cerviceque cinereis, alis nigris, fascia alba; cauda nigricante apice alba; subtus al- bus; röstro pedibusque nigerrimis; iride fusca. Long. tot. 11” 6“. 411. 2. C. montanus Cab. - Uppucerthia montana d’Orb. de Lafres. Syn. l. c 1838 p. 22.4. (vide notam 1!) — id. Voy. Ois. tab. 56. fie. 1. 112. 3. C.nigrofumosus Cab. Uppucerthia nigrofumosa d’Orb. de Lafres. Syn. 1. c. p- 32. 6. id. Voy. Ois. tab. 57. fig. 2. Fam. 9. Troglodytinae Swains. 1837. 37. Gen. Pteroptochus Kittl. Mem. Ac. Petersb. 1837. Megalonyx Less. 1830. Leptonyz Swains. 1832. Myio- thera Prinz Max. part. Malocorhynchus Menetr. part. Platyurus Swains. part. 113. 1. Pt. femoralis Tsch. Pt. supra ardesiacus, pileo, alis caudaque nigris; subtus laetior, uropygio, hypochondriis femoribusque fasciis trans- !) Celeb. Meyen in „Reise um die Erde Tom. Ill. p. 205 (1834) novum avium descripsit genus nomine Ochethorhynchus speciemque O. ruficaudus nec Oppetiorhynchus ruficaudus, ut Dominis A. d’Or- bigny et A. de Lafresnaye in Synops. Avium parte altera p. 22, Guer. Mag. Zool. 1838 seribere placuit. ?) zlhhougos nom. prop. 282 Dr. J. J. de Tschudi: versis ferugineis et nigris variis; rostro nigro; pedibus fla- vescentibus; iride fusca. Long. tot. 5" 6'". 114. 2. Pt. acutirostris Tsch. Praecedenti similis sed minor, rostro tenui, acuto; tarsis - longioribus, Pt. supra ex cinereo-nigricans; uropygio subfusco; alis nigro-fuseis; subtus einereus; rostro fusco; pedibus flavescen- tibus; iride fusca. Long. tot. 4". 38. Gen. Cyphorhinus Cab.') Habitus et characteres fere ut in Merulaxidibus, rostrum vero multo magis compressum, mesorhinium culminatum, gib- bosum; nares non fornicatae (ut in caeteris hujus familiae generibus) sed patulae, rotundae, membrana circumdatae; po- dotheca non squamata vel reticulata, sed caligata. 115. 1. C.thoracicus Tsch. ©. supra fuscus dilute ferrugineo -Javatus, fronte laetiore, facie nigricante; tectricibus alarum superioribus remigibusque nigris, ferrugineo-limbatis; subtus fuscus, gula, regione auri- ceulari pectoreque intense ferrugineo-rufis; rostro nigricante; pedibus dilute fuseis, unguibus corneis; iride fusca. Long. tot. 5” 9", 39. Gen. Troglodytes Vieill. Ois. Am. Sept. 1806. 116. 4. Tr. tecellatus d’Orb. de Lafres. Syn.]. c. p. 25.4. id. Voy. Ois. p. 232. 117. 2. Tr. audax Tsch. Cucarachero Indig. Tr. supra ex cinereo-fuscus, tectricibus alarum superio- ribus, remigibus pogonio externo, rectriecibusque ex rufo- fuscis nigro fasciatis; uropygio ferrugineo; subtus rufescens, facie gulaque griseis; rostro nigro, mandibula inferiori albi- cante; pedibus brunescentibus; iride fusca, Long. tot. 4" 6". 118. 3. Tr. leucophrys Tsch. Tr. supra cinnamomeus; capite nuchaque ex olivaceo ni- !) zügos gibba, öfv nasus. Avium conspectus. 283 gricantibus; supereilüis eandidis; tectrieibus-alarum superioribus dorso dilutioribus; remigibus nigris pogonio externo rufo- marginatis; reetrieibus brevibus, fuseis: gula ex albo et nigra varia; peetore einereo; campterio griseo; abdomine crissoque dorso Jaetioribus; rostro nigro; pedibus bruneis; iride rufa. Long. tot. 4” 8", Fam. 10. Sylviadae d’Orb. de Lafres. Guer. Mag. Zool. 1837. 40. Gen. Synalaxis Vieill. Nouv. Dict. Sc. Nat. 1819. Sphaenura Lichtenst. part. Parulus Spix 1824. 119. 1.8. rwficapilla Vieill. Nouv. Diet. Science, Nat, XXXII. p. 210. Sphaenura ruficeps Lichtenst. Doubl. Verz. p. 42. Parulus ruficeps Spix Av. Bras. ]I. tab. 86. 41. Gen. Anthus Bechst. Gemeinnütz. Naturg.; d, Vög. Deutschl. 1802, Alauda Lin. part. : 120. 1. 4. Chii Vieill. Nouv. Diet. Sc. Nat. XXVI. p. 490, Chi Azar. Apunt. Nr. 146. 42. Gen. Myiodioetes Audub. Syn. of the Birds of North Am. 1839. 121. 1. M. coronatus Tsch. M. supra olivaceo-virescens; pileo ex flavo rufescens, striis duabus nigris longitudinalibus a rhinariis ad oceiput por- rigentibus; supereiliis, nucha facieque griseis; remigibus rectri- eibusque fuscis, pogonio-externo viridi-limbatis; subtus citri- nus, gula albicante; tectrieibus alarum inferioribus virescentibus; rostro nigricante; pedibus bruneis; iride fusca. Long. tot. 5" 6". 122. 2. M. tristriatus Tsch. M. supra virescens; pileo nigro; fronte, supereiliis fa- seiaque longitudinali in capitis medio albicantibus, hac initio flavescente; remigibus reetrieibusque ut in specie praecedente; subtus stramineus, regione auriculari et anteorbitali nigris, facie alba; rostro bruneo, mandibula inferiori albicante; pe- dibus roseis; iride brunea. Long. tot. 5" 4". 284 Dr. 3. J. de Tschudi: 43. Gen. Sylvia (Lath.) d’Orb. de Lafres. Syn. l.c. 1837. 123. 1.8. concolor d’Orb. de Lafres. Syn.].c. p. 20 5. id. Voy. Ois. p. 216. tab. 18. fig. 1. fide d’Orbign. 44. Gen. Hylophilus Temm. Planch. color, 1838? 124. 1. A. frontalis Tsch. H. supra virescens, fronte helvola; tectrieibus alarum su- perioribus dorso concoloribus, inferioribus olivaceis; remigi- bus nigro-fuseis pogonio externo olivaceo-, interno albicante- marginatis; rectrieibus bruneis; subtus ex viridi flavescens, gula laetiore; pectore crissoque subrufis; rostro fusco; pedi- bus coeruleis; iride brunea. Long. tot. 6” 3". 125. 2. H.olivaceus Tsch. H. affınis H. thoracico. Temm. pl. col. 173. fig. 1. Supra olivaceus cinereo lavatus, superciliis flavis; remi- gibus ardesiacis pogonio externo olivaceo-limbatis; campterio stramineo; subtus flavus, crisso albicante; rostro roseo; pedi- bus carneis, unguibus flavicantibus; iride fusca. Long. tot. 4“ 6", Fam. 11. Tanagridae ©. Bonap. Syn. Vert. Syst. 1837. 45. Gen. Euphonia Desm. Hist. Nat. Tangr. 1805. 126. 1. Z. chlorotica. Licht. Doubl. Verz. p. 29. 315. Tanagra chlorotica Lin. Gmel. XI. I. p. 890. 5. p.. Lindo azul y oro‘) Azar. Apunt. Nr. 393. 127. 2. E.viridis Cab. Tanagra viridis Vieill. Temm. pl. col, 36, fig. 3. 46. Gen. Procnopis Uab.?) Genus Callospizae simile, sed habitu graciliore, rostro bre- viore, magis depresso, basi latiore, alis longioribus, cauda ae- quali vel subaequali, pedibus parvis; ptilosi molliore. Typus: P. atrocoerulea Tsch. T. vittata Temm. pl. col. 48. 1) Lindo azul y oro ad hanc speciem,neque ad Emphoniam vio- laceam spectat. ?) zeöxvn hirundo, wıy facies. Avium eonspectus. 285 128. 1. P.atrocoerulea Tsch. P. supra atra, capite colloque viridi-coeruleis, sineipite macula dilute straminea, nitente; tectrieibus alarum superiori- bus, tergo uropygioque coeruleis; remigibus reetrieibusque ni- gris ex violaceo coeruleo - marginatis; subtus coerulea: gutture ceinereo lavato; rostro pedibusque atro -coeruleis; iride fusca. Long. tot. 6". 129. 2. P.argentea Tsch. P. supra e coeruleo-einerea, splendore argenteo; pileo nigerrimo; remigibus reetrieibusque .pogonio externo coeruleo- limbatis; subtus niger, gutture stramineo -fusco; hypochondriis dorso concoloribus; rostro pedibusque nigro fuscis; iride flava. Long. tot. 5" 6". 47. Gen. Callospiza G.R.Gray List of Gen. of Birds 1840. 2 Tanagra Lin. part. Calliste Boje 1826. Aglaia Swains. 1827. 130. 1. C.pulchra Tsch. C. fronte aurantio, pileo, collo abdomineque luteis, plumis rostri basi et regione parotica nigerrimis; dorsi plumis niger- rimis, eitreo-marginatis; remigibus atris; pogonio interno albo- marginatis; teetrieibus alarum superioribus minoribus aureis, mediis et majoribus nigris, viridi-einetis; campterio nigerrimo; tectrieibus alarum inferioribus niveis; gutture ex aurantio-fusco; tergo uropygioque auratilibus; rectricibus nigerrimis; rostro atro, mandibula inferiore fusca; pedibus coeruleo -plumbeis; iride fusca, Long. tot. 6" 3". 131. 2. C. zanthocephala Tsch. ©. pileo aurantio, regione parotica citrea; fronte, facie gulaque nigris; auchenio nigro, dorsi plumis, teetrieibus ala- rum superioribus, remigibus reetrieibusque atris ex coeruleo viridi-cinetis; tergo, uropygio, thorace hypochondriisque vi- ridi-glaucis, resplendentibus; abdomine tectrieibusque alarum inferioribus ex albido silaceis; rostro nigerrimo; pedibus atro- coeruleis: iride subflava. Long. tot. 5" 3'". 286 Dr. J. J. de Tschudi: 132. 3. C.yeni Cab. Aglaia chilensis Vig. Proceed. Z. S. 1832 p.3. Aglaia yeni d’Orb. de Lafres. Syn. 1. c. p. 31.1. Tanagra yeni d’Orb. Voy. Ois. p. 270. tab. 24. fig. 2. Siete color Incol. 133. 4.0. Schrankii Cab. Tanagra Schrankii Spix Av. Bras. ]l. p. 38. tab. 51. fig. 1.2. mas et foem. Aglaia Schrankü d’Orb. de Lafres. Syn l.c. p. 31.3. 134. 5. C. calliparaea Lichtenst. Mus. Berol, C. viridis, faseia, tergo tectrieibusque caudae: inferioribus smaragdineis, vertice, regione auriculari, teetrieibusque caudae superioribus ex aurantio fuseis; remigibus reetrieibusque ni- gris, viridi-marginatis; gutture atra, thorace hypochondriisque viridibus; abdomine coeruleo; rostro nigro; pedibus corneis. Long. tot. 5". 135. 6. C.gyrola Cab. Tanagra peruviana viridis Briss. Av. 11. p. 23. 13. tab. 4. fig. 1. Tanagra gyrola Lin. Gmel. X11. I. p. 891. 7. Aglaia gyrola d’Orb. de Lafres. Syn. 1 c. p. 32. 10. 136. 7. C. ceyanicollis Cab. Aglaia eyanicollis d’Orb. de Lafres. Syn.. c. p. 33. 11. Tanagra cyanicollis d’Orb. Voy. Ois. p. 271. tab. 25. f. 1. 137. 8. C.punctata Cab. Tanagra punctata Lin. Gmel. X1ll. 1. p. 897. 21. 48. Gen. Tanagra Lin. Syst. Nat. XII. 1766. Thraupis Boje 1826. 438. 1. T. Sayaca Lin. Gmel. XIll. I. p. 897. 20. T. episcopus Lin. Gmel. XI. I. p. 896. 19. 139. 2. T. olivascens Lichtenst. Doubl. Verz. p. 32. 351. T. palmarum Prinz Max. Beitr. ]ll. p. 489. 11. 140. 3. T. frugilegus Tsch. Frutero Incol. T. supra olivacea, capite, collo, gutture et teetricibus ala- rum superioribus coeruleis; plumis basi rostri et regione oph=- thalmica nigris; remigibus et rectrieibus atris pogonio externo e einereo-coeruleo marginatis; pectore, abdomine uropygioque aurantiis; crisso laetiore; tectricibus alarum inferioribus vi- Avium conspectus. 287 ridi-einereis; tibiis albis; rostro nigro, mandibula inferiore albi- cante; pedibus fuseis; iride brunea. Long. tot. 7" 7”. 141. 4. T. analis Tsch. T. supra viridi-cinerea, auchenio coeruleo-lavato; pileo ardesiaco: fronte, facie et regione parotica nigerrimis; tectri- eibus alarum superioribus remigibusque nigris viridi - coeruleo- marginatis; reetrieibus atro - fuscis pogonio externo cinereo limbatis; subtus ex albido helvola, gutture aurantio; hypochon- driis olivaceis; tectricibus alarum inferioribus abdomini conco- loribus; erisso ferrugineo; rostro albicante, eülmine atro; pe- dibus coeruleo-fuscis; iride subflava. Long. tot. 6" 9”, 142, 5. T.igniventris d’Orb. Voy. Ois. p. 275. pl. 25. fig. 2. Aglaia igniventris d’Orb. de Lafres. Syn.l.c. p. 32.5. 49.Gen. Ramphocelus Desm. Monog: Tangr. 1805. Ramphopis Vieill. 1816. 143. 1. R.atrosericeus d’Orb. de Lafres. Syn. |]. c.p. 34.1. id. Voy. Ois. p. 280. tab. 25. fig. 1. 50. Gen. Phoenisoma Swains. Nat. hist. of Birds 1837. Tanagra Lin. part. Pyranga Vieill. 1807. Saltator Vieill. part. 144. 1. Ph. Azarue Cab. Mas Saltator ruber Vieill. Tabl. encyel. et meth. II. p. 792. Tanagra missisipensis Lichtenst. (nec Gmel.) Doubl. Verz. Nr. 333. Pyranga missisipensis d’Orb. de Lafres. Syn. I. c. p. 33.1. Pyrunga Axarae d’Orb. Voy. Ois. p. 264. Habia punzo Azar. Nr. 88. Foem. Saltator flavus Vieill. Tabl. encyel. et meth. 11. p. 791. Tanagra Saira Spix Av. Bras. I. p.35. tab. 48. Habia amarilla Azar. Apunt. Nr. 87. 145. 2. Ph.ardens Tsch. Ph. coceineum, fronte scapulisque nigerrimis; remigibus atris pogonio interno albo-limbatis; teetrieibus alarum supe- rioribus minoribus albis, mediis pogonio externo apice albo- 288 Dr. 3. J..de Tschudi: maculatis; cauda nigra; rostro atro-coeruleo; pedibus coeru- leo-plumbeis; iride fusca. Long. tot. 6”. Mas juv. Supra viridi-flavus; subtus eitreus. 51.Gen. Tachyphonus Vieill. Anal. nouv. Orn. elem. 1816. 146. 1. T. flavinucha d’Orb. deLafres. Syn. ].c. p. 26.2. id. Voy. Ois. p. 279. tab. 21. fig. 1. 52. Gen. Saltator Vieill. Anal. nouv. Ornith. elem. 1816. Tanagra Lin. part. Spermagra Swains, 1837. 147. 1.S. coerulescens Vieill. Nouv. Diet. XIV. p. 105. id. Tabl. encyel. et meth. Il. p. 791. Tanagra superciliaris Spix Av. Bras. II. p. 44. tab. a2 fig. 2. Habia de la ceja blanca Azar. Apunt. Nr. 81. 148. 2.8. olivaceus Vieill. Gal. Ois. tab. 77. Tanagra magna Lin. Gmel. X1ll. I. p. 890. 26. 149. 3.8. similis d’Orb. de Lafres. Syn. ].c. p. 36. 5. id. Voy. Ois. p. 290. tab. 18, fig. 2. 150. 4. S. elegans Tsch. S. ex prasino smaragdineus, tectrieibus alarum superio- ribus laetioribus, nitidis; remigibus primariis nigris pogonio externo viridi-marginatis, secundariis pogonio externo viridi- bus, interno nigro-fumosis; fronte, facie, gula erissoque ex ferrugineo fuscis, hoc dilutiore; reetrieibus intermediis dorso, reliquis remigibus concoloribus; rostro pedibusque ex, auran- tio, rubris,, unguibus flavicantibus; iride coceinea. Long. tot. 9". 151. 5. S. melanopis Vieill. Nouv. Diet. XX. p. 194, Tanagra melanopis Lath. Syn. I. 1. p. 222. 10. Tanagra atra Lin. Gmel. X1ll. I. p. 898. 39. Saltator atra d’Orb. de Lafres. Syn. ]. c. p. 36. 7. 53. Gen. Bethylus Cuy. Mus. Par. Regn. Anim. I. 1817. Cissopis Vieill. 1816. 152. 1. B.picatus Cuv. Lanius picatus Lath. Syn. I. p. 192. 49. Lanius leverianus Lin Gmel. Xlll. 1. p. 302. 31. Cissopis bicolor Vieill. Nouy. Diet. XXVI. p. 417. Pallar Indig. Avium conspectus. 289 54. Gen. Arremon \Vieill. Nouv._Anal. Ornith. 1816. 153. 1. A. rufinucha d’Orb. Voy. Ois. p.283. tab. 27. fig. 2. Embernagra d’Orb. de Lafres. Syn. 1. ec. p. 34.4. Differunt hujus speciei aves, quas in republica peruana reperimus, ab iis a Dom. d’Orbigny in Bolivia collectis, colore notaei olivaceo, pileo silaceo, et facie collique lateribus ni- gris, concoloribus. 154. 2. A. frontalis Tsch. A. supra olivaceus, pileo ferrugineo -rufo, fronte niger- rima striis tribus albis; superciliis, facie et regione parotica atris, remigibus rectrieibusque nigro-fuseis pogonio externo olivaceo-marginatis, campterio flavo; subtus albus, gutture can- dido, semitorque nigerrimo, pectoris lateribus hypochondriisque einereis; tectricibus caudae inferioribus olivaceis; rostro niger- rimo, pedibus fortibus, atris, unguibus fuseis; iride brunea. Long. tot. 8". Fam. 12. Fringillidae C. Bonap. Sag. 1831. 55. Gen. Emberiza (Lin.) d’Orb. de Lafres. 1837. 155. 1. E.fulviceps d’Orb. de Lafres. Syn. p. 77.9. id. Voy. Ois. tab. 46. fig. 2. Fide d’Orbigny. 56. Gen. Phytotoma Molina Sag. Ist. Nat. Chile 1782. 156. 41. PhA.rara Molina Hist. nat. du Chile p. 235, Ph. silens Kittl. Vögel von Chile p. 3. tab. 1. fig. 1.2. Ph. Bloxhami Jard. et Selby Jllust. of Ornith. ]. tab. 4, Ph. Molina Less. Instit. 1834. Nr. 72. p. 316. 2. 57. Gen. Zonotrichia Swains. Ilist. nat. of Birds. 1837. Emberiza Vieill. Passerina Vieill. part. Cynchrumis Boje part. 1826. 157. 1.Z. matutina Cab. Fringilla matutina Liehtenst. Doubl. Verz. p.25. 246. Fr. chilensis Meyen Reise ll. p. 212. Pyrgita peruviensis Less. Inst. 1834 Nr. 72. p. 316. 3 Gorrion Incol. 58. Gen. Phrygilus ') Cab. Genus inter Euspizas et Fringillas (Struthus Boje) locum ') yovyt,os Aristotel. Archiv f. Naturgesch, X, Jahrg, 1. Bd, 19 290 Dr. J. J. de Tschudi: habens. Differt ab illis statura graciliore, rostro longiore, magis compresso, maxilla basi parum sinuata, ab his vero maxilla minus sinuata, tuberculo palati nullo; alis brevioribus; cauda breviore, minus emarginata, rectricibus emarginatis. Typus: Fr. Gayi Eyd.Gerv. — Emberiza guttata Meyen. 158. 1. Ph. Gayi Cab. Fr. Gayi Eyd. et Gery. Guer, Mag. Zool. 1834. Emberiza Gayi d’Orb, de Lafres. Syn. l.c. p. 75.7. 459. 2. Ph. atriceps Cab. Emberiza atriceps d’Orb. deLafres. Syn.]l.c. p.79. 16. id. Voy. Ois. tab. 47. fig. 2. 160. 3. Ph. unicolor Cab. Emberiza unicolor Orb. de Lafres. Syn. l..c. p. 79. 16. 461. A. Ph. plebejus Tsch. Ph. supra ex cinereo brunescens striis longitudinalibus fuscis; remigibus reetricibusque nigricantibus, albo-margina- tis; teetricibus caudae superioribus coerulescentibus; subtus dilute griseus, gutture crissoque albis; rostro fusco, mandi- bula inferiore albicante; pedibus bruneis; iride fusca. Long. tot. 5" 9", 462. 5. Ph. rusticus Cab. Fringilla rustica Lichtenst. Mus. Berol. Ph. coeruleo-cinerascens, uropygio dilutiore; remigibus rectrieibusque ardesiacis pogonio externo margine ex oliva- ceo-cinereis; subtus griseus; abdomine albicante. Foem. et juv. Ph. supra olivaceus; subtus ex olivaceo- griseus; rostro fusco; pedibus plumbeis; unguibus fuseis. Long. tot. 4" 9”, 59. Gen. Chrysomitris Boje Isis 1828. Fringilla Lin, part. Spinus (Moehr.) Brehm, part. 163. 1. Ch. magellanica Bonap. List. of Birds p. 33. 227. Fringilla magellanica Vieill. Nouv. Diet. XII. p. 168. Fr. icterica Lichtenst. Doubl. Verz. p. 26. 259. Fr. campestris Spix Av. Bras. p. 48. tab. 61. fig. 3. mas. Carduelis magellanicus d’Orb. de Lafres. Syn. |. c. p- 8.1. Gaffaron Azar. Apunt. Nr. 134. Avium conspectus. 291 60. Gen. Syealis Boje Isis p. 324. 1828, 164. 1.8. luteocephala Cab. Emberiza luteocephala d’Orbig. de Lafres. Syn. |]. c. p: 74.4. id. Voy. Ois. tab. 44. fig. 2. 165. 2.5. Zuteoventris Cab. Fringilla luteoventris Meyen Reise Ill. p. 211. tab. 22. fig. 3. ; 61. Gen. Spiza Bonap. An. Lyc. of New-York 1828. Emberiza Lin. part. Passerina Vieill. part. Loz:r- gilla Less. part. 166. 1. Sp. jacarinaCab, Tanagra jacarina Lin. Gmel. XII. I. p. 890. 4. Passerina jacarini Vieill. Nouy. Diet. XXV. p. 14. Fringilla splendens Vieill. Nouv. Dict. XII p. 173. Euphone jacarina Lichtenst. Doubl. Verz. p. 30. 319. Emberiza jacarini d’Orb. deLafres. Syn.l.c. p. 81.23. Polatin Azar. Apunt. Nr. 138. 62. Gen. Sperophila!) Cab. Pyrrhula Tem. part. Spermophila Swains. 1827. 167. 1.8. luetuosa Cab. Pyrrhula luctuosa Lichtenst. Mus, Berol. S. supra atro-nitens; remigibus primariis et secundariis basi albis apice nigris; subtus candida, gutture dorso con- colore; rectricibus nigro-fumosis; rostro albido, basi mandi- bulae inferioris.coeruleo ; pedibus nigricantibus. Long. tot. 4” 74”. 168. 2.8. Telasco Cab. Pyrrhula Telasco Less. Zool. de la Cog. tab. 15. 169. 3.8. alaudina Cab. Pyrrhula alaudina d’Orb. de Lafres. Syn. ].c. p. 88. 9. 63. Gen. Callyrhynehus Less. Rev. Zool. 1842. 170. 1. C.peruvianus Less. Rev. Zool. 1842 p. 209. Fide Lesson. 64. Gen. Pithyltus Cuv. Regn. Anim. I. 1817. Lozia Lin. part. 4171. 1. P. olivaceus Less. Instit. 1834 Nr. 72. p. 316. 4. Fide Lesson. ') anopog Sperma, 19% 293 Dr. J. J. de Tschudi: 172. 2. P.luteus Less. Instit. 1834 Nr. 72. p. 316.5. Fide Lesson. 65. Gen. Coecoborus Swains. Hist. nat. of Orn. 1837. Loxia Lin. part. Guiraca Swains1S27. Pithylus Less, part. 173. 1.0. chrysogaster Cab. Pithylus chrysogaster Less. Cent. Zool. pl. 67. Fam. 13. Sturnidae Vig. Zool. Journ. 1825. 66. Gen. Zeterus Briss. Ornith. 1760. Psarocolüi hymeniorhini Wagl. Syst. Av. 1827. Agelaius Vieill. Passerina Vieill. part. 474. 1. I. brevirostris d’Orb. deLafres. Syn. 1838 p- 7.12. Chopi jun. Noseda apud Azar. Apunt. Nr. 62. p. 282. 175. 2. I.militaris d’Orb. de Liafres. Syn. ]. c. p. 4. 3. leterus guayanensis Briss. Orn. II. p. 107. tab. 11. fig. 2. Oriolus guayanensis Lin. Gmel. XII. I. p. 388. 9. Oriolus americanus Lin. Gmel. Xlll. 1. p. 386. 29. Tanagra militaris Lin. Gmel. XII. I. p. 895. 17. Agelaius militaris Vieill. Nouv. Diet. XXXIV. p. 554. Psarocolius militaris W ag]. Syst. Av. 11. 176. 3. I.persicus Lichtenst. Doubl. Verz. Nr. 179. Tanagra bonariensis Lin. Gmel. XIll. I. p. 898. 38. Passerina discolor Vieill. Nouv. Diet. XXXIV, p. 552. lcterus fringillarius Spix Av. Bras. I. tab.65.fig. 1. foem., fig. 2. juv. Icterus minor Spix Av. Bras. 11. tab. 63. fig. 2. Psarocolius sericeus Wagl. Syst. Av. 31. Tordo comun Azar. Apunt. Nr. 61. 177. 4. I.jamacaii Tsch. Oriolus jamacaii Lin. Gmel. XI. I. p. 391. 39. Xanthornos brasiliensis Briss. Ornith. I. p. 120. 24. Pendulinus jamacaii Vieill. Nouv. Diet. V. p. 319. Agelaius longirostris Vieill. 1. c. p. 319. leterus jamaicenst!! d’Orb. de Lafres. Syn.].c. p.6.9.') Jamacaii Marcgr. Bras. p. 190. 67. Gen. Sturnelta Vieill. Anal. nouv. Ornith. elem. 1816. Sturnus Auctor part. 478. 1. St. militaris Wieill. Nouv. Diet. XXXI. p. 206. Sturnus militaris Lin. Gmel. X. 1. p. 803. 6. !) An Icterus jamaiscensis aut forsan ]. jamacati? Avium conspectus. 293 Tordo degollado primero Azar. Apunt. Nr. 68. Tordo degollado segundo Azar. Apunt. Nr. 69. 68. Gen. Cassicus Cuv. Regn. Anim. I. 1817, Cacicus Briss. part. Oriolus Lin. part. Psarocolü gy- mnorhini Wagl. Syst. Av. 1827. 179. 1.C.icteronotus Vieill. Nouv. Dict. V. p. 365. Oriolus persicus Lin. Gmel. XIll. 1. p. 388. 7. Psarocolius icteronotus Wagl. Syst. Av. 5. 180. 2. O. palliatus Tsch. Oriolus oryzivorus Lin. Gmel. XIll. 1. p. 386. 30. Cassicus ater Vieill. Nouv. Dict. Z p. 363. Psarocolius palliatus Wag]. Syst. Av. 7. Tordo grande Azar. Apunt. Nr. 60. Chivillo Indig. 181. 3. C.yuracares d’Orb. de Lafres. Syn.l.c. p. 2. 3. id. Voy. Ois. tab. 51. fig. 1. 182. 4. C.atrovirens d’Orb. de Lafres. Syn.]. c. p. 2. 2. id. Voy. Ois. tab. 51. fig. 2. Hujus speciei aves quas in montibus peruanis reperimus, ab iis a Dom. d’Orbigni in provincia Yungasensi Republicae bolivianae colleetis fronte luteo differunt. 183. 5.C. cristatus Vieill. Nouv. Dict. V. p. 357. Oriolus eristatus Lin. Gmel. XIll. 1. p. 387. 33. Yapu Azar. Apunt. Nr. 57. Chihuaco grande Indig. Fam. 14. Corvidae ©. Bonap. Sagg. 1831. 69. Gen. Garrulus Briss. Ornith. 1760. Corvus Lin. part. Pica W agl.1827. Garrula 'T emm. 1838, 184. 1.G.peruvianus d’Orb. de Lafres. Syn.].c. p. 9.2. Corvus peruvianus. Lin. Gmel. X1ll. I. p. 373. 37. Pica chloronota Wagl]. Syst. av. 12. Quienquien Indigen. } 185. 2. G. viridi-cyanus d’Orb. de Lafres. Syn. |. c. p- 9.4. id. Voy. Ois. tab. 33. fig. 1. Fam. 15. Certhiadae Less. Trait. d’Ornith. 1831. 70. Gen. Conirostrum d’Orb. de Lafr. Syn. 1. c. p.25. 186. 1. C. cinereum Orb, de Lafres. Syn. ]. c. p. 25. 1. id. Voy. Ois, tab. 59. fig. 1. Fide d’Orbigny. 294 Dr. J. J. de Tschudi: | 71.Gen. Daenis Cuv. Regn. anim. I. 1817. Certhia Lin. part. Coereba Vieill. part. 1817. 1487. 1. D. cyanater Less. Trait. d’Ornith. p. 458. Motacilla cyanocephala Lin. Gmel. XII. I. p. 990. 163. Sylvia cyanocephala Lath. Coereba coerulea Vieill. Nouv. Dict. XIV. p.46. Prinz Max. Beitr. III. p. 766. Nectarinia cyanocephala Swains. Zool. Jllust. II.tab. 117. Dacnis eyanater d’Orb. de Lafres. Syn. 1. c. p. 21. 2. Dacnis cyanocephalus d’Orb. Voy. Ois. p. 221. 188. 2. D.plumbeus Cab. Sylvia plumbea Lath. 72. Gen. Certhiola Sundev. Vet. Acad. Handl. 1835. Certhia Lin. part. Coereba Vieill. part. 189. 1. C. flaveola Vet. Acad. Handl. 1836 p. 99. Certhia fleveola Lin. Gmel. XIll. I. p. 479. 18. Coereba flaveola Vieill. Gal. p. 288. Nectarinia flaveola Swains. Zool Jllust. III. pl. 142. 73.Gen. Diglossa Wagl. Isis 1832. Campylops Lichtenst. 1837. Serrirostrum d’Orb. de Lafres. 1837. Dendroma Swains. 1837. Agrilo- rhinus Bonap. 1838. Uncirostrum de Lafres. 1839. 190. 1. D. melanopis Tsch. D. coerulescens fronte facieque nigerrimis; remigibus rectricibusque atris pogonio externo coeruleo-marginatis; hy- pochondriis cerissoque dilutioribus; rostro nigro, pedibus fu- scis; iride rubra. Long. tot. 6" 3”. 74. Gen. Xenops Jllig. Prodr. 1811. Certhia Lin. part. 491. 1. X. rutilus Lichtenst. Doubl. Verz. p. 17. 158. Temm. pl. col. 72. fig. 2. 75.Gen. Anabates Temm Man. d’Ornith, 1820, Philydor Spix 1824 492. 4. A. auritus Lichtenst, Mus. Berol. A. supra olivaceo-fuscus, striis longitudinalibus flavican- tibus; pileo nigro; tectrieibus alarum superioribus atris apice fulvo-marginatis; remigibus pogonio externo rufo-fuseis, in— Avium conspectus. 295 terno nigricantibus; regione parotica nivea plumis elongatis; subtus albescens plumis nigro-Jimbatis, hypochondriis, tibiis erissoque helvolis; tectrieibus ferrugineis; rostro nigro, man- dibula inferiore albicante, pedibus plumbeis. “ Long. tot. 9". 193. 2. A. montanus Tsch. A. supra olivaceus, pileo obscuriore, uropygio dilutiore; superciliis albescentibus, regione parotica nigricante; remigi- bus pogonio externo dorso concoloribus; interno nigro-fuscis, basi helvolo-marginatis; reetricibus dilute ferrugineis; subtus ex viridi albicans, gula albida; facie juguloque aliquantulum testaceis; rostro bruneo, mandibula inferiore flava; pedibus coerulescentibus; unguibus flavis; iride rufa. Long. tot. 7" 2”. 194. 3. A.ochrolaemus Tsch. A. supra ex olivaceo fuscus, pileo nigro-fusco; crisso rufo; remigibus ex ferrugineo fuscis pogonio externo nigri- cantibus et basi interni helvolo-marginatis; reetricibus ferru- gineis; subtus dorso laetior, gutture ochroleuco, facie fulva; teetrieibus caudae inferioribus rufescentibus; rostro bruneo; mandibula inferiore albicante; pedibus nigro-fuseis; iride brunea. Long. tot. 7" 10”. 195. 4. Ad. melanorhynchus Tsch. A. supra fuscus, pileo nigricante, striis Jongitudinalibus ochroleueis, uropygio rufo, rectrieibus ferrugineis; remigibus nigro-fuseis pogonio externo dilutioribus et basi interni hel- volis; subtus ochraceus, gutturis plumis dilute nigro -margi- natis; tectricibus alarum inferioribus fulvis; rostro nigerrimo; pedibus fuscis; iride fusca. Long. tot. 9" 6", 76. Gen. Dendrocotaptes Jllig. Prodr. 1811. 196. 1. D. Chunchotambo Tsch. D. supra olivaceo-fuscus, pileo nuchaque nigris, hac albi- cante-striato, illo guttato; remigibus primariis fuscis pogonii interni apice nigricantibus, basi et secundariis ferrugineis; erisso rufo; rectrieibus intense ferrugineo-fuseis; subtus oli- vaceus, gula albicante, jugulo testaceo, pectore striolato, 296 Dr. J. J. de Tschudi: tectrieibus alarum inferioribus ochroleucis; rostro corneo, man- dibula inferiore albicante; pedibus nigro-fuseis; iride brunea, Long. tot. 9”, 197. 2. D. validus Tsch. D. supra ex olivaceo fuscus, striis albicantibus longitu- dinalibus et maculis nigris ornatus, supereiliis testaceis; te- etricibus alarum superioribus scapis rufis et macula parva rotunda nigra; remigibus ferrugineis, primariis apice nigro- fuscis; crisso intense rufo; rectrieibus ferrugineo - fuscis; subtus ochraceus, striis transversalibus nigris notatus, gula testacea, pectore olivaceo plumis in medio stria longitudinali albicante lata, utringue angusta nigra notatis; tectrieibus infe- rioribus abdomini concoloribus; rostro valido, fusco, apice et mandibula inferiore albicante; pedibus ex fusco-plumbeis; iride brunea. Long. tot. 11" 6”. Fam. 16. Trochilidae C. Bonap. Sagg. 1831. 77.Gen. Trochilus Lin. Syst. Nat. 1748. 1. Subgen. Polytmus Briss. 198. 1. Tr. pygmaeusSpix Av. Bras. 1. p. 78. tab. 80. fig. 1. 199. 2. Tr. apiealis Lichtenst. Mus. Berol. Tr. supra viridis nitens; remigibus chalybeo-nitidis; tectri- cibus caudae superioribus albo-marginatis; rectricibus duabus intermediis acuminatis, elongatis, apice niveis; subtus einereo- lavatus, gula rufescente, crisso dilutiore; rostro angulato, ni- gro; mandibula inferiori aurantiaca; pedibus fuseis. Long. tot. 6" 6". 2. Subgen. Cynanthus Swains. 200. 3. Tr. chrysurus Cuv. Gal. Mus. Par. et Regn. Anim. I. p. 436. Tr. spargurus Shaw Gen. Zool. of Birds p. 291. 11. Ornismya Sapho Less. Man. Ornith. II. p. 83. Orthorhynchus chrysurus d’Orb. de Lafres. Syn. ].c. p- 26. 3. 3. Subgen. Coeligena Less. 201. 4. Tr. Anais Less. Rev. Zool. 1838 p. 315. Avium conspectus. 297 202. 5. Tr. furcatus Lin. Gmel. XI. I. p. 486. 26. Ornismya furcata Less. Ois. mouch, tab. 18. 4. Subgen. Platurus Less. Heliothrix Boje part. 203. 6. Tr. platurus Vieill. Tabl. encycl. et meth. II. p. 569. Ornismya platura Less. Ois. mouch. tab. 40. Cynanthus platurus Swains. Zool. Journ. Ill. p. 357. 5. Subgen. Phaetornis Swains. 204. 7. Tr. Cora. Orthorhynchus Cora Less. Garn. Zool. Cogq. pl. 31. 4. Ornismya Cora Man. Ornith. 11. p. 82. 6. Subgen. Lophornis Less. Petasophora G.R.Gray. 205. 8. Tr. petasophorus Prinz Max. Reise nach Bras. 11. p. 191. id. Beitr. IV. p. 76. Temm. pl. col. 203. fig. 3. n Ornismya petaxophora Less. Man. Ornith. I. p. 78. Trochilus janthinotus Natt. in nonnullis Museis, Colibri coipus Spix Av. Bras. p. 81. tab. 1. 7. Subgen. Lampornis Swains, 206. 9. Tr. Amazilia. Orthorhynchus amazilia Less. Garn. Zool. Cogq. pl. 31. fig. 3. 207. 10. Tr. amethysticollis Tsch. Orthorhynchus amethysticollis dOrbig. de Lafresn. Syn. l.c. p. 31. id. Voy. Ois. tab. 60. fig. 2. Specimina, in Republica Peruana a nobis reperta, magni- tudine et torque albo a Boliviensibus, quae a Dom, d’Orbigny l. e. deseripta et depicta sunt, differunt. 208. 11. Tr.phoeopygus Lichtenst. Mus. Berol. Tr. supra viridi-aureus, resplendens; remigibus violaceo- micantibus; rectrieibus chalybeis; subtus einereus; gula sma- ragdinea nitida; hypochondriis splendore aureo; rostro pedi- ‚busque nigris. Long. tot. 3" 14”. 209. 12. Tr. leucogaster Tsch.' Tr. supra viridis, nitens, fronte splendore aureo; remi- gibus subfuseis violaceo -nitidis, reetricibus aequalibus, suba- eutis, aeneis, pogonio interno, duabus intermediis exceptis, albis; subtus albus, hypochondris viridi-micantibus; rostro 298 Dr. J. J. de Tschudi: subarcuato, nigro; mandibula inferiori straminea, apice nigra; pedibus fuscis; iride brunea. Long. tot. 4" 4", 210. 13. Tr. opacus Lichtenst. Mus. Berol. Tr. nigro-fuscus, splendore ceupreo; remigibus aeneis, campterio rufo; rectrieibus magnifice aureo -purpurino resplen- dentibus, aequalibus, rotundis; abdomine crissoque plumulis cinereo - marginatis; rostro recto pedibusque nigerrimis. Long. tot. 5”. 211. 14. Tr. insectivorus Tsch. Tr. viridis, resplendens; remigibus violaceo-nitidis, rectri- eibus intermediis dorso concoloribus, caeteris albis, apice vi- ridibus; gula abdomineque smaragdineo-nitidis, pectore can- dido; rostro recto, longissimo, nigro; pedibus stramineis, un- guibus fuscis; iride subflava. Long. tot. 6". 212. 15. Tr. Otero Tsch. Tr. supra viridis, resplendens, fronte coeruleo-nitido; remigibus ex violaceo-nigricantibus; rectrieibus intermediis brevioribus aeneo-micantibus, caeteris e nigro coeruleis; sub- tus dorso aliquantulum dilutiore, pectore smaragdineo-nitente; rostro recto, latiusculo, nigro; pedibus nigris, unguibus fusecis; iride rufescente. Long. tot. 5 6‘. Fam. 17. Momotidae Prinz Max. Beitr. 1831. 78. Gen. Prionites Jllig. Prodr. 1811 Momotus Briss. 1760. Baryphonus Vieill. 1816. Cry- pticus Swains. 1837. 213. 1. P.brasiliensis Jllig. (Cuv. Regn. Anim. 1. p. 443.) Momotus brasiliensis Lath. Syn. I. 1. p. 338. 1. tab. 10. Ramphastos momota Lin. Gmel. Xlll. 1. p. 357. 8. Baryphonus cyanocephalus Vieill. Nouy. Diet. XXI. p. 215. Frayle Incol. 214. 2. P.ruficapillus Jllig. Lichtenst. Doubl. Verz. p- 21. 206. Tutu Azar. Apunt. Nr. 52. Avium conspectus. 299 215. 3. P. Marti Spix Av. Bras. II. p. 64. tab. 60. (fig. non satis accurata). Crypticus platyrhynchus Jard. et Selby Jllust. Ornith. tab. 106. Crypticus Marti C. Bonap. Proceed. Z S. 1837, p. 119.1. Fam. 18. Haleyonidae Vig. Zool. Journ. 1825. 79. Gen. Alcedo Lin. Syst. Nat. 1766. 216. 1. A. americana Lin. Gmel. XII. I. p. 451. 23. Martin-pescador verde obscuro Azar. Apunt. Nr. 421. 217. 2 A.torqualta Lin. Gmel. XIll. I. p. 452. 8. Martin-pescador celeste obscuro Azar. Apunt. Nr. 417. 218. 3. Ad. amazona Vieill. Nouv. Diet. XIX. p. 399. Tabl. eneyel. et meth. 1. p. 229. 25. Martin-pescador obscuro dorado Azar. Apunt. Nr. 419. Martin-pescador de garganta roja Azar. Apunt. Nr.420. Ordo Ill. Seansores Jllig. Prodr. 1811. Fam. 1. Galbulidae C. Bonap. Sagg. 1831. Galbuleae Less. 1831. Jacamaciridae Prinz Max. 1832. 1.Gen. Galbuta Moehr. Gen. Av. 1752. 219. 1. G@.tombacea Spix Av. Bras. I. p. 55. tab. 58. foem. Fam. 2. Cuculidae C. Bonap. Sag. 1831. 2. Gen. Coceyzus Vieill. Anal. nouv. Orn. elem. 1816. 220. 1. C.cayanus Temm. Cuculus cayanus Lin. Gmel. XII. I. p. 417. 14. Tingazü Azar. Apunt. Nr. 353. Huichrao Indig. 3. Gen. Crotophaga Lin. Syst. Nat. Xll. 1766. Crotophagus Briss. 1760. 221. 1.C. major Lin. Gmel. XIII. I. p. 363. 3. Annd-güaxi Azar. Apunt. Nr. 348. 222. 2.0. Casasii Less. Garn. Zool. de la Cogq. ire Part. 2. p. 19. Cent. Zool. tab. 11. C. suleirostris Swains. Guarda Cavallos Incol, 300 Dr. J. J. de Tschudi: 4. Gen. Trogon Moehr. Gen. Av. 1752. 223. 1. Tr. heliothrix Tsch. Tr. supra viridi-aureus, resplendens, pileo uropygioque coeruleo smaragdineo-nitidis; remigibus nigris, pogonio ex- terno albo-marginatis; teetricibus alarum superioribus lineolis innumerabilibus albis et nigris variis; reetricibus duabus inter- mediis dorso aliquantulum obscurioribus, caeteris apice albis et fasciolis transversis albis et nigris variis; subtus carmi- neus; fronte, facie guttureque nigris, semitorque albo;- rostro vitellino; pedibus plumbeis; iride flava. Long. tot. 11”. Fam. 3. Bucconidae Prinz Max. Beitr, 1832. 5. Gen. Zypornix Wagl. Syst. Av. 1827. 224. 1.L.rufa Wagl. Syst. Av. 5. Bucco rufus Spix Av. Bras. I. p. 52. tab. 40. fig.1 (fig. non satis accurata). 225. 2. L.ruficapilla Tsch. L. supra ex olivaceo-cinerea; pileo rufo, nucha dilute ci- nerea, remigibus primariis nigro-fuscis, secundariis pogonio externo flavicante-marginatis, ompibus basi pogoniü interni helvolis; rectrieibus ex cinereo-fuseis; subtus ex flavicante rufa, erisso dilutiore; facie collique lateribus griseis, alarum tectrieibus inferioribus helveolis; rostro nigro, basi mandibu- lae inferioris albicante; pedibus virescentibus; iride fusca. Long. tot. 5" 9'". 6. Gen. Capito Vieill. Anal. nouv. Ornith. elem. 1816. Bucco Lin. part. Micropogon Temm. 226. 1. C.macrorhynchus Wagl. Syst. Av. 1. Bucco macrorhynchus Lin. Gmel. XI. I. p. 406. 5. Le Vaill. Ois. Parad. I. p. 92. tab, 93. 227. 2.C.cyphos Wagl. Syst. Av. 1. Cyphos macrodactylus Spix Av. Bras. I. tab. 39. fig. 2. 228. 3. 0. collaris. Bucco capensis Lin. Gmel. XUl. I. p. 406. 1. Bucco collaris Lath. Syn. I. 2. p. 497. 2. 229. 4. C.elegans Vieill. Tabl. eneyel.' et meth. III. p. 14. 24. 4. Bucco elegans Lin. Gmel. XlI. I. p. 406. 4. | | Avium conspectus. 301 Bucco maynanensis Briss. Av. IV. p. 102,5. tab. 7. fig. 3. Buff. Enlum. Nr. 330. 230. 5. C.melanotis Temm. pl. col. 94. Bucco chacuru Vieill. Tabl. encycl. et meth. p. 1320. Bucco strigilatus Lichtenst. Doub]. Verz. Chacuru Azar. Apunt. Nr. 261. 231. 6. C. senilis.‘) Bucco senilis Poeppig. Mus. Lips. 232. 7.C.glaucogularis Tsch. C. supra prasinus, pileo nuchaque viridi-flavis; remigi- bus nigricantibus pogonio externo viridi-olivaceis, basi po- gonii interni flavescentibus, rectricibus olivaceo - viridibus; subtus stramineus striis longitudinalibus viridibus, fronte, facie guttureque glauco - coeruleis, regione parotica nigra, semi- torque intense vitellino, peetore coeruleo-viridi, campterio stramineo, tectrieibus alarum inferioribus helveolis; rostro basi viridi, apice tomiisque flavis; pedibus viridi-plumbeis; iride flava. Long. tot. 6”. Fam. 2. Ramphastidae C. Bonap. Sag. 1831. 7. Gen. Ramphastos Lin. Syst. Nat. 1748. 233. 1. R. vitellinus Jllig. Mus. Berol. Levaill. Ois. Parad. tab. 17. p. 19. Swains. Zool. Jllustr. Nr. 10. tab. 56. 234. 2. R. carinalus Swains. Zool. Jllust. I. tab. 45. R. piseivorus Lin. Gmel. XII. 1. p. 355. 4. R. tucanus Shaw. Gen. Zool, p. 362. R. callorhynchus Wag]. Syst. Av, 6. R. poecilorhynchus Mus. Berol. 235. 3. R. Cuvieri Wagl. Syst. Av. 5. 236. 4. R. ambiguus Swains. Zool. Jllust. Nr. 34. tab. 108. R. tocard Vieill. Nouy. Diet. XXXIV, p. 281. Tocard Levaill. Ois. Par. tab. 9, p. 25. R. Swainsoni Gould Monogr. of Ramph. L} 8. Gen. Pteroglossus Jllig. Prodr. 1811. 1. Subgen. Pteroglossus Jllig. 237. 1. Pt. Azarae Wagl. Syst. Av. 3. Ramphastos Axarae Vieill. Nouy. Diet. XXXIV. p. 282. ') An forsan Lypornix? 302 Dr. J. J. de Tschudi: 238. 2. Pt. pluricincetus Gould Proceed. Z. S. 1835 p. 157. 239. 3. Pt. castanotis Gould Proceed. Z. S. 1835 p. 159. 2. Subgen. Aulacoramphus G. R. Gray. Aulacorhyn- chus Gould. 240. 4. Pt. Derbianus Gould Monogr. der tunkanartigen Vögel, deutsch übersetzt von Sturm. Aulacorhynchus Derbianus Gould Proc. Z. S. 1835. p.49. 241. 5. Pt.atrogularis Gould Monogr. der tunkanartigen Vögel, deutsch übersetzt von Sturm. 242. 6. Pt. coeruleo-cinctus Tsch. Aulacorhynchus coerulei-cinctus d’Orb. vor. Ois. tab. 66. fig. 2. sine descriptione. Pteroglossus Lichtenstein? Gould Monogr. der kn tigen Vögel, deutsch übersetzt von Sturm, 3. Subgen. Selenidera Gould. 243. 7. Pt. Gouldii Natt. Proceed. Z. S. 1837 p. 44. Selenidera Gouldiü Gray List of Birds p. 50. 244. 8. Pt. Langsdorfii Wagl. Syst. Av. 12. Fam. 3. Picidae Vig. Zool. Journ. 1825. 9.Gen. Picumnus Tem. Man. d’Ornith. 1820. 245. 1. P.albosguamatus d’Orb. Voy. Ois. tab. 64, fig. 2. sine deser. 10. Gen. Picus Lin. Syst. Nat. 1748. 1. Subgen. Dryocopus Boje, 246. 1. P.albirostris Vieill. Nouv. Diet. XXVI. p. 69 P. comatus Jllig. Mus. Berol. Carpintero de lomo blanco Azar. Apunt. Nr. 249, 247. 2. P. lineatus Lin. Gmel. XII. I. p. 425. 4. Ipecu Marcgr. Bras. p. 207. Carpintero negro Azar. Apunt. Nr. 248. 248. 3. P.haematogaster Tsch. P. pileo, nucha, colli lateribus et uropygio coceineis, no- taeo stramineo, tergo fasciis transversalibus nigris, fronte et regione parotica atris, fascia ab oculi angulo posteriore et altera a rostri basi ad auriculas porrigentibus, alis caudaque nigerrimis, remigibus pogonio interno albo-binotatis, pogonü externi apice albis; campterio tectrieibusque alarum inferiori- D Avium conspectus. 303 bus flavescentibus; gastraeo coceineo; rostro nigricante apice tantummodo albicante; pedibus ardesiacis; iride coceinea. Long. tot. 1' 2” 6". 2. Subgen. Picus Lin. 249. 4. P.passerinus Lin. Gmel. XIII. I. p. 427. 6. P. ruficeps Spix Av. Bras. ]. tab. 56. fig. 2. P. maculifrons Spix Av. Bras. I. tab. 56. fig. 1. mas juv. P. haematostigma Natt. in nonnullis Museis. 250. 5. P.puncticeps d’Orb. Voy. Ois. tab. 64. fig. 1. sine deser. 251. 6. P.fumigatus d’Orb. Voy. Ois. tab. 63. fig. 1. sine deser. 3. Subgen. Geceinus Boje Isis 1831. 252. 7. P.cactorum d’Orb. Voy. Ois. tab. 62, fig. 2. sine deser, 253. 8. P.canipileus d’Orb. Voy. Ois. tab. 63. fig. 2. sine deser, 411. Gen. Colaptes Swains. Nat. Hist. of Birds 1837, 254. 9. C.rupicola d’Orb. Voy. Ois. tab. 62. fig. 1. sine deser. Fam. 4. Psittacidae Vig. Zool. Journ. I. 1825. 12.Gen. Psittacus Lin. Syst. Nat. 1748. Amazona Less. 255. 1.P. mercenarius Tsch. A. supra sordide viridis plumis einereo-cinctis, sincipite, facie guttureque prasinis; subtus ex flavo viridis, plumis ob- scure marginatis; crisso flavescente; remigibus nigerrimis po- gonio externo basi viridi; remigibus secundariis pogonio ex- terno viridibus basi ignea, apice cyaneo et nigro, pogonio interno nigris; tectricibus alarum superioribus et scapularum alis prasinis; campterio Juteo; tectrieibus inferioribus viridi- flavis, rectrieibus intermediis obscure viridibus, caeteris po- gonio interno macula rotunda ornatis, externis pogonio ex- terno eyaneis, omnibus apice flavescentibus; rostro corneo basi flavescente; pedibus coeruleo -cinereis; iride subflava. ‘ Long. tot. 1’ 6”, | 304 Dr. J. J. de Tschudi: 255. 2. P.tumultwosus Tsch. A. supra prasinus, infra melino-viridis, sineipite gulaque rubris; remigibus viridibus prima et secunda fascia longitudi- nali nigra, omnibus apice albicante-marginatis; campterio luteo; rectrieibus intermediis dorso concoloribus, caeteris pogonio interno rubro-notatis; crisso aurantio-rubro; rostro flavo tomio mandibulae superioris angulo recto exeiso; pedibus coe- ruleis; iride fusca. Long. tot. 11". 13. Gen. Conurus Kuhl Monogr. Psitt. 1820. Psittacara Vig. 1825. 257. 1.0. Jlligeri Tsch. Psittacus fuscatus Jllig. Mus. Berol. Psittacus Jlligeri Kuhl. Arara purpuro-dorsalis Spix Av. Bras. I. tab. 24. Psittacara Jlligeri Bourjot St. Hilaire et Werner Hist. nat. des Perroq. 1837. 38. 258. 2.C.mitratus Tsch. C. supra viridis; subtus laetior, sineipite regionibus oph- thalmieis et parotieis nonnullisque corporis maculis sanguineis; remigibus viridibus pogonio interno olivaceo-marginatis, re- ctrieibus dorso concoloribus; rostro albido; pedibus robustis flavescentibus; iride fusca. Long. tot. 1’ 1". 259. 3. C.rupicola Tsch. C. supra prasinus, fronte fusco, pileo plumis spadiceis, apice albicante marginatis, ornato; nucha smaragdinea; remi- gibus atris pogonio externo viridi-eyaneis; campterio tectrici- busque alarım superioribus primariis coccineis scapis albis, reliquis viridibus; reetrieibus dorso obscurioribus; subtus me- lino-viridis, gutture helveolo, pectore fasciis transversalibus fu- seis et flavicantibus vario; tectricibus caudae inferioribus vi- ridi-cyaneis; rostro fusco, apice coerulescente; pedibus niger- rimis; iride flava. Long. tot. 10” 9, 260. A. C.sitophagus Tsch. ©. supra viridis, remigibus pogonio externo eyaneis, in- Avium conspectus. 305 terno atris, tectrieibus alarım inferioribus nigris; rectricibus dorso aliquantulum saturatioribus; fronte, gula, pectore .ab- domineque luteis, hypochondriis erissoque viridi-flavis; rostro albescente; pedibus flavescentibus; iride flava. Long. tot. 7" 3“ (caudae 3" 6"'). Haec species valde affınis est Psittaco (Lathamo) auri- fronti, Novae Zeelandiae incolae, a Dom. Lesson in Cent. Zool. p. 63 descripto et tab. 18. depicto. Ordo IV. Columbae Temm. Man. Ornith. 1815. Fam. Columbidae ©. Bonap. Sag. 1831. Gyrantes Bonap. 1. Gen. Columba Lin. Syst. Nat. 1748. 41. Subgen. Columba. 261. 1.C.fasciata Say Long. Expedit. Vol. II. p. 10. 2. Subgen. Turtur Ray. 262. 2.0. meloda Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 385. 4. 3. Subgen. Peristera Swains. 263. 3. C.cinerea Temm. Hist. nat. Pig. et Gall. p. 126. tab. 28. Peristera cinerea Swains. Zool. Journ. Il]. p. 360. 264. 4. C.jamaicensis Lin. Gmel. XII. I. p. 782. 25. C. rufazxilla Richard et Bernard Act. Soc. Hist. nat. Paris. I. P. 1. 1772 p. 118. 74. €. frontalis Temm. pl. col. tab. 10. Leptotila rufazilla Swains. Hist. nat. of Birds. Paloma parda tapadas rojas Azar. Apunt. Nr. 320. 4. Subgen. Chaemepelia Swains. 265. 5. C.passerina Lin. Gmel. XI. I. p. 787. 34. Temm. Hist. nat. Pig. et Gall. p. 24. tab. 13 et 14, Fide Lesson. 266. 6. C.talpacoti Temm, Hist. nat. Pig. et Gall. p. 22. tab. 12. Columbina Cobacolo Spix Av. Bras. ll. tab. 75. fig. 1. Paloma roxixa Azar. Apunt. Nr. 323. 267. 7.C.monticola Tsch. C. erythrothorae Meyen Reise ll. p. 222. tab. XXVI. 268. 8.0. gracilis Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 385. 3. Archiv f. Naturgeschichte. X, Jahrg. 1. Bd, 20 306 Dr. J. J. de Tschudi: 5. Subgen. Zenaida Bonap. 269. 9. C. aurita Temm. Hist. nat. Pig. et Gall. p. 60. tab. 25. €. martinicana et C. leucoptera Lath. Ind. Ornith. 1, p- 599. Zenaida amabilis C.Bonap. Amer. Ornith. pl. 17. fig. 2. Columba Zenaida C.Bonap. List of Birds p. 41. Paloma parda manchada Azar. Apunt. Nr. 322. 6. Subgen. Starnoenas Bonap. 270. 10. 0. melancholica Tsch. C. supra rufo-fusca, pileo ex violaceo fusco; fronte fa- cieque helvolis; remigibus ardesiacis pogonio externo et apice dilute ferrugineo marginatis; tectricibus alarum superioribus violaceo-ferrugineis, majoribus apice rufescente-notatis; re- ctricibus ferrugineo - fuscis; subtus rufescente - albida; gula albicante; pectore violaceo-lavato; tectrieibus alarum inferio- ribus helveolis; rostro basi eoeruleo, apice et mandibula in- feriori flavis; pedibus flavescentibus; iride sulphurea. Long, tot. 9" 6". 271. 11. C./frenata Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 386. 5. Ordo V. Rasores Jllig. 1811. Gallinaceae Keys. et Blas. Fam. 4. Chionidae C. Bonap. Sag. 1831. - 1.Gen. Thinocorus Eschscholtz Zool. Atlas 1829. 272. 1. TA. Ingae Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 387.8. Fam. 2. Tetraonidae ©. Bonap. Syn. Vert. Syst. 1837. 2. Gen. Odontophorus Vieill. Anal. nouv. Ornith. meth. 1816. 273. 1. O.speciosus Tsch. Wiegm. Arch. 1843. 1. p. 387. 10. 274. 2.0. pachyrhynchus Tsch. Odonthophoro guayanensi similis, sed differt coloribus, praecipue gastraei, saturatioribus, abdomine fasciolis nigris et fuseis vario, pedibus validioribus, digitis longioribus et rostro multo altiore. Long. tot. 11”. Avium c@nspectus. 307 Fam. 3. Crypturidae C. Bonap. Sag. 1831. Tinamidae Gray 1840. 3. Gen. Ortygis Jllig. Prodr. 1811. Turniz Bon. 1790 part. 275. 1. O.ocellata Meyen Reise Ill. p. 225. tab. XXVIl. 4. Gen. - Crypturus Jllig. Prodr. 1811. Tinamus Lath. 1790. Cryptura Vieill. 1816. Pezus Spix 1824. 276. 1. ©. tataupa Lichtenst. Doubl. Verz. p. 68. Tinamus tataupa Temm. Hist. nat. Pig. et Gall. II. p. 590. pl. col. 4. Cryptura tataupa Vieill. 3 Pezus Niambu Spix Av. Bras. 11. tab. 78a. Tataupa Azar. Apunt. Nr. 329. 277. 2. C.noctivagus Wagl. Syst. Av. 6. Tinamus noctivagus Prinz Max. Reise nach Bras. 1. p- 160 id. Beitr. IV. p. 504. 2. Pezus Zabale Spix Av. Bras. 11. tab. 77. 278. 3. C.adspersus Lichtenst. Doubl. Verz. p. 68. Tinamus vermiculatus Temm, pl. col. 369. Crypturus vermiculatus Wagl. Syst. Av. 4. 279. 4. C.cinereus Wagl. Syst. Av. 6. Tetrao einerea Lin. Gmel. X]ll. I. p. 768. 64. Tinamus einereus Lath. Syn. 11. p. 726.2. Temm. Hist. nat. Pig. et Gall. 111. p. 574. Cryptura cinerea Vieill, 280. 5. C.obsoletus Lichtenst. Doubl. Verz. p. 68. Tinamus obsoletus Temm. Hist. nat. Pig. et Gall. 1. p- 588. pl. col. 106. Cryptura coerulescens Vieill. Yiuambi azulado Azar. Apunt. Nr, 330, » 281. 6. C.atro-capillus Tsch. C. supra ex violaceo fuscus, permultis fasciolis nigris et rufofuscis in auchenio obsoletis varius; pileo atro, fronte fusca, macula rufa postorbiculari ad auriculas porrigente, te- etrigibus alarum superioribus parapterisque dorso dilutioribus pogonio externo maculis subflavis signatis; remigibus ardesia- eis pogonio externo fuscis; subtus ex rufo flavescens, gula fulva, gutture et epigastrio ferrugineo-rufis, erisso dilutiore, 20% 308 Dr. J. J. de Tschudi: pectore et hypochondriis ex fusco-plumbeis, innumerabilibus lineolis nigris vermiculatis; tibiis fasciis transversis nigris et flavidis variis; teetrieibus alarum inferioribus albis; rostro ni- gro, mandibula inferiori flava; pedibus flavis; iride fusca. Long. tot. 1’ 1". 282. 7. C. Kleei Tsch. Wiegm. Arch. 1843. 1. p. 387. 9. 5. Gen, Tinamotis Vig. Proceed. Zool. Soc. 1836. Eudromia d’Orb. et Geoffr. 1832. 283. 1. T. Pentlandii Vig. Proceed. Z. S. IV. p. 79. Fam. 4. Cracidae G.R. Gray Gen. of Birds 1840. 6. Gen. Crax Lin. Syst. Nat. 1748. 284. 1. C.alector Lin. Gmel. XII. I. p. 735.1. C. Guyanensis Briss. Av. 1. p. 298.12. tab. 29. Mitu Azar. Apunt. Nr. 338. 285. 2.C. Temminckii Tsch. Crax peruvianus Briss. Av. I. p. 305.16. Variete de la femelle du Hocco de la Guayane. Bonat. Tabl. encyel. et meth. Ornith, 174. var. c. Crax rubra b) Lin. Gmel. XIll. 1. p. 736. Crax spadicea, collo annulis alternis nigris albisque vario. Lath. Syn. UI. 2. tab. 63. Crax rubra Temm. Hist. nat. Pig. et Gallin. III. p. 21. et p. 697. foem. La para grande Incol. 7. Gen. Ourax Cuv. Regn. Anim. I. 1817. Pauzi Temm. 1813. 286. 1. O.galeata Cuv. Regn. Anim. Crax galeata Lath. Ind. Ornith. U. p. 614. 4. = C. pauxi Lath. Ind. Ornith. p. 624. Crax mezxicanus Briss. Av. I. p. 302. 14. 287. 2. O.mitu Temm. pl. col. 103. Crax mitu Lin. Gmel. XII. I. p. 736. p. Crax brasiliensis Briss. Av. 1. p. 276. 11. Fam. 5. Penelopidae C. Bonap. Sag. 1831. 8. Gen. Penelope Lin. Syst. Nat. XIII. 1788. 1. Subgen. Salpiza Wagl. 288. 1. P.cristata Lin. Gmel. XII. I. p.733.2. Temm. Avium concpectus. 309 Hist. nat. Pig. et Gall. II. p. 46. Guan Edwards Glean. of Nat. Hist. tab. 13. Meleagris cristata Lin. Syst. Nat. X. I. p. 269. 2 Gallopavo brasiliensis Briss. Ornith. I. p. 162. P. jacupemba Merrem Beitr. 2. p. 42. tab. 11. P. jucuacu Spix Av. Bras. II. tab. 68. 289. 2. P.marail Lin. Gmel. XII. 1. p. 734. 5. Marail Bonat. Tabl. encycl. et meth. Ornith. p. 171. tab. 83. fig. A. Maraye Bajon Mem. sur Cayenne ]. p. 383. tab. 3 et4. Penelope jacucaca Spix Av, Bras. ll. tab. 69. var. 2. Subgen. Penelope. 290. 3. P.aburri Goud. Less. Man. Ornith. II. p. 215. Pava aburrida Incol. 291. 4. P.pipile Lin. Gmel. XII. I. p. 734. 4. Lath. Ind. Ornith. II. p. 620. 2. Penelope cumanensis Lath. Ind. Ornith. II. p. 620. 2. Crax cumanensis Jacq. Beitr. Vög. p. 25. tab. 10. Yacou Bajon Mem. Cay. I. p. 398. tab. 5. Penelope leucolophos Merr. Icon. p. 45. tab. 12. fig. accur. P. jacutinga Spix Av. Bras. ll. tab. 70. fig. accur. 3. Subgen. Ortalida Merr. 1 292. 5. P.adspersa Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 386.7. 293. 6. P.rufiventris Tsch. Wiegm, Arch. 1843.1. p.386. 6. Ordo VI. Cursores Jllig. Prodr. 1811. Fam. Struthionidae Vig. Zool. Journ. 1835. 1. Gen. Bhea Moehr. Gen. Av. 1752, 294. 1. th. americana Lath. Vieill. Gal. pl. 224. Rhea Briss. Ornith. V. p. 8.1. Struthio rhea Lin. Gmel. Xlll. 1. p. 727. 3. Ordo VII. &@rallatores Jllig. Prodr. 1811. Fam. 1. Charadridae ©. Bonap. Sag. 1831. 1. Gen. Oedienemus Temm. Man. Ornith. 1815. 295. 1. Oe.'superciliaris Tsch, Wiegın. Archiv 1843. L p- 387. 11. 300. 302. 303. 304. Dr. J. J. de Tsehudi: . Gen. Charadrius Lin. Syst. Nat. 1748. 1. Ch. virginiacus Borkh. Charadrius pluvialis Lin. Gmel. X1lM. 1. p. 688. 7. var. y Briss. Av. V. p. 48.3. tab. 6. fig. 1. Charadrius pectoralis Vieill. Nouv. Diet. XXVII. p. 145. Charadrius marmoratus W agl. Syst. Av. 42. Mbatiutui del pecho listado Azar. Apunt. Nr.389. Av. jun. Mbatiutui del pecho de marmol Azar. Apunt. Nr. 390. Avis adult. 2. Ch. brevirostris Prinz Max. Beitr. IV. p. 769. Chorlito Incel. 3. Ch. Winterfeldti Tsch. Wiegm. Archiv 1843. 1. p. 388. 12. 4. Ch. resplendens Tsch. Wiegm. Archiv 1843. 1. p- 388. 13. Fraylesco Incol. . Gen. Strepsilas Jllig. Prodr. 1811. 1. St. collaris Temm. Man. Ornith. II. p. 553. Tringa interpres Wils. Am. Ornith. VII, p. 32. tab. 57. fig. 2. 4renaria interpres Vieill. Gal. pl. 237. Strepsilas melanocephala V ig. Zool. Journ. IV. 1829 p. 356. Fam. 2. Ardeadae Swains. Hist. nat. of Birds 1837. . Gen. _Ardea Lin. Syst. Nat. 1748. Egretta C.Bonap. 1831. 5 1. 4.egretta Wils. Ornith. VII. p. 111. tab. 61. 4. 4. leuce Jllig. Mus. Berol. Egretta leuce C,Bonap. List of Birds p. 47. Garza blanca mayor Azar. Apunt. Nr. 350. 2. A. alba Lin. Gmel, XII. I. p. 639. 24. 4A. candida Briss. Av. V. p. 428. 15. A. egrettoides S. Gmel. Itin. I. p. 193. tab. 3. Garza blanca mediana Azar. Apunt. Nr. 351. 3. A. candidissima Jacg. Beitr. p. 18.13. Egretta candidissima C.Bonap. List of Birds p. 47. Garza blanca chica con capa Azar. Apunt. Nr. 349. 4. A. cocoi Lin. Gmel. XIll. I. p. 629. 14. 4rdea palliat« J\lig. Mus. Berol. Avium conspectus. 311 4A. maguari Spix Av. Bras. II. p. 171. tab. 90. Garza aplomada Azar. Apunt. Nr. 347. 305. 5. 4. agami Lin. Gmel. XI. 1. p. 629. 35. 306. 6. A. tigrina Lin. Gmel. XII. I. p. 638. 55. Garza jaspeada Azar. Apunt. Nr. 353. 5.Gen. Nyeticorax Steph. Gen. Zool. 1819. Ardea Auct. part. 307. 1. N.americanus C.Bonap. List of Birds. p. 48. Ardea nycticoraxz Lin. Gmel. XI. I. p. 624. 9, A. Hoactli Lin. Gmel. XIll. 1. p. 630. 37. A. mezxicana cristata Briss. V. p. 418.11. Tayazu-Guird Azar. Apunt. Nr. 357. Av. juven, Ardea Gardeni Lin. Gmel. X11. 1. p. 645. 87. Ardea maculata Frisch Av.ll. tab. 9. neque Ar- dea maculata Vieill. Foem. adult. Ardea jamaicensis Lin. Gmel. XIl1 1. p. 625.29, 6. Gen. Myeteria Lin. Syst. Nat. XII. I. 1766. 308. 1. M. americana Lin. Gmel. XII. I. p. 616, 1. Ciguena del collar roxo Azar. Apunt. Nr. 343. 7.Gen. Platalea Lin. Syst. Nat. XII. I. 1766. 309. 41. Pl. Ajaja Lin. Gmel. XI. 1. p. 614. 2, Platea rosea Briss. Av. V. p. 356. 2. tab. 30. Espatula Azar. Apunt, Nr. 345. Fam. 3. Tantalidae C. Bonap. Sag. 1831. 8. Gen. Tantalus Lin. Syst. Nat. XI. 1. 1766. 310. 1. 7. loculator Lin. Gmel. XII. I. p. 647. 1. Cangui Azar. Apunt. Nr. 122. 9. Gen. Ibis Cuv. Regn. Anim. 1817. 1. Subgen. Ibis. 3l1. 1. /.plumbea Temm. pl. col. tab. 235. I. coerulescens Vieill. Nouy. Diet. XVI. p. 18. Curucai aplomado Azar. Apunt. Nr. 363. 12. 2.1. OrdiC. Bonap. List of.Birds p. 49. Tantalus mexicanus Ord. nee Lin. Gmel. Tuntalus et Ibis falcinellus Auctor. part. 312 Dr. J. J. de Tschudi: 2. Subgen. Theristocus Wagl. 313. 3. I. melanopis Forst. MS. Tantalus melanopis Lin. Gmel. XI. I. p. 653. 19. Mandurria o Curucak Azar. Apunt. Nr, 362. Bandurria Indig. Fam. 4. Scolopacidae C. Bonap. Sag. 1831. 10. Gen. Tringa Lin. Syst. Nat. 1748. 314. 1. Tr. fuscicollis Vieill. Nouv. Dict. XXIV. p. 461. Tr. minutilla Vieill. Nouy. Diet. XXXIV. p. 466. Tr. campestris Lichtenst. Doubl. Verz, p. 74. Nr. 764. 11. Gen. Actitis Boje (Jllig. 1811). 315. 1.A.macularius C.Bonap. List of Birds p. 51. Tringa macularia Wils. nec Totanus macularius Prinz Max, Beitr. IV. p. 727. 12. Gen. Totanus Bechst. Gemeinnütz. Naturg. d. Vög. Deutschl. 1802. 316. 1. T.chloropygius Vieill. Nouv. Diet. VI. p. 401. Tabl. encyel. et meth. III. p. 1100. 20. Tringa solitaria Wils. Am. Ornith. VII. p. 53. 317. 2. T. flavipes Vieill. Nouv. Diet. VI. p. 410. Tabl. eneycl. et meth, III. p. 1106. 39. Scolopax flavipes Lin. Gmel. XII. 1. p. 659. 31. Chorlito pardo picado de blanco Azar. Apunt. Nr. 396. 13. Gen. Seolopax Lin. Syst. Nat. 1766. Gallinago Steph. 1824. 318. 41. Sc. frenata Jllig. Mus. Berol. Lichtenst. Doubl. Verz. p. 75. 770. Scolopax Gallinago Wils. Amer. Ornith. VI. p. 18. Gallinago Wilsoni C.Bonap. Syn. p. 330. Becasina segunda Azar. Apunt. Nr. 388. 14. Gen. Rhynchoea Cuv. Regn. Anim. I. 1817. 319. 1. R. Hilaerea Val. Gal, de Paris. Less. Trait. d’Ornith. p. 557. Fam. 4. Rallidae C. Bonap. Sag. 1831, 15. Gen, Rallus Lin. Syst. Nat. 1766. 320. 1. R.nigricans Vieill, Nouv. Diet, XXVII. p. 560. Avium conspectus. 313 321. 2. R. caesius Tsch. Gallinula caesia Spix. Av. Bras. II. tab. 95. Rallus nigricans Prinz Max. Beitr. IV. p. 782. 16. Gen. Crex Bechst. Gemeinnütz. Naturg. der Vögel Deutschl. 1802. ' 322. 1. C. facialis Tsch. Wiegm. Arch. 1843. T. p. 388. 14. 323. 2. C. femoralis Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p.388. 15. 17. Gen. Gallinula Briss. Ornith. 1760. 324. 1. @. galeata Prinz Max. Beitr. IV. p. 808. Crex galeata Lichtenst. Doubl. Verz. p. 50. Nr. 826. Yahana Azar. Apunt. Nr. 379. 325. 2.G.pileata Prinz Max. Beitr. IV. p. 802. 326. 3. G@.plumbea Vieill. Nouv. Diet. XII. p. 404. Tabl. encyel. et meth. I. p. 344. 12. Gallinula Sarracura Spix Av. Bras. I. p. 75. tab. 98. Chiricote aplomado Azar. Apunt. Nr. 369. 18. Gen. Fulica Lin. Syst. Nat. 1748. 327. 1. F.gigantea Souleyet. Voy. de la Bonite p. 102. tab. 8 (fig. medioe.). Auash sinqui Indig. 328. 2. F.ardesiaca Tsch. Wiegm. Arch. 1831. I. p. 389. 17. Fam, 6. Recurvirostridae C. Bonap. Sag. 1831. 19. Gen. Mömantopus Briss. Ornith. 1760. 329. 1. H. mezicanus Wils. Am. Ornith. VII. p.52. tab. 58. fig. 2. Fam. 7. Phoenicopteridae ©. Bonap. Sag. 1831. 20. Gen. Phoenicopterus Lin. Syst. Nat. 1748. 330. 1. Ph.ignipalliatus Is. Geoffr. St. Hil. An. Se. Nat. XVII. p. 454. Ph. ruber Wils. Amer. Ornith. VIII. p. 360. tab. 60. Ph. ruber Lin. Gmel. X]. I. p. 612. 1. part. Ph. chilensis Molina Hist. nat. Chile p. 214. Flamenco Azar. Apunt. Nr. 348. Parreona Incol. 314 Dr. J. J. de Tschudi: Ordo VII. Natatores Jllig. Prodr. 1811. Anseres Lin. 1735. Fam. 1. Laridae ©. Bonap. Sag. 1831. - 1. Gen. Sterna Lin. Syst. Nat. 1748. Phaetusa Wagl. 1831. 331. 1. St. magnirostris Lichtenst. Doubl. Verz. p. 81. 835. Spix Av. Bras. Il. tab. 104. Phaetusa magnirostris W ag]. Isis 1832 p. 1224. Hatis de la cabeza negra Azar. Apunt. Nr. 413. 332. 2. St. erythrorhynchos Prinz Max. Beitr. IV. p. 857. 333. 3.St. Inca Less. Zool. de la Cog. tab. 47. 334. 4.St.acutirostris Tsch. Wiegm. Archiv 1843. I. p. 389. 18. 335. 5. St. exilös Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 389. 19. 2. Gen. Ahynchops Lin. Syst. Nat. XII. 1766. 336. 1. R.nigra Lin. Gmel. XIII. I. p. 611. 1. R. fulva Lin. Gmel. Xll. I. p. 614.2. Barr. Av. 20. Pescador Incol. et navigat. 3. Gen. Zarus Lin. Syst. Nat. 1748. 337. 1. L.modestus Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p.389.16. 338. 2. L.serranus Tsch. Quiulla Indig, L. candidus capite nigro; alis dilute einereis; remigibus nigris ante apicem nigrum albo notatis; scapis albis; rectrici- bus niveis; rostro pedibusque purpureis; iride fusca. Long. tot. 1’ 2”. 4. Gen. Procellaria Lin. Syst. Nat. 1748. Daption Steph. General Zoology 1825. 339. 1. P.capensis Lin. Gmel. XIIl. I. p. 565.5. Pintado Incol. littor, et navigat. 340. 2. P.glacialoides Smith Jllustr. Zool. South Afric. Tab. 51. Mas. ') Nequaquam ad hanc speciem Hatis del pico corto Azar. Apunt. Nr. 310, ut Dom. Lichtenstein Doubl. Verz. p. 81 putat, referenda. Avium conspectus. 315 5. Gen. Pelecanoides Lacep. Mem. Inst. 1800. Procellaria Lin. part. Haladroma Jllig. 1811: Puffi- nusia Less. 1828. 341. P. Garnoti Tsch. Puffinusia Garnoti Less. Man. Ornith. Il. p. 394. id. Voy. de la Coquille tab. 46. Haladroma Berardi Quoy et Gaimard Voy. de PA- strol. autour du monde tab. 37. Temm. pl. col, 517. Fam. 2. Anatidae (Leach.) C. Bonap. Sag. 1831. 6.Gen. Anser Briss. Ornith. 1760. Subgen. Chloephaga Eyton. 312. 1. A. anticola Tsch. 4. montana Tsch. Wiegm, Arch. 1843. I. p. 390. 21. 7.Gen. Anas Lin. Syst. Nat. 1748. 4. Subgen. Cairina Flemm. Carina Eyton. 343. 1. 4.mosckata Lin. Gmel. XII. T. p. 515. 16. Anas silvestris Marcgr. Bras. p. 213. Pato grande 0 real Azar. Apunt. Nr. 427. 2. Subgen. Poecilonetta Eyton. 314. 2 A.bahamensis Lin. Gmel. XIII. ]. p. 516. 17. Anas Bahamensis Briss. Ornith. VI. p. 358, 12. Poecilonetta bahamensis Eyt. Monogr. anat. p. 116. Puto de pico roxo y aplomado Azar. Apunt. Nr. 433. 3. Subgen. Dendrocygna Swains. 345. 3. A. viduata Lin. Gmel. XII. I. p. 536. 38. Pato de la cara blanca Azar. Apunt. Nr. 435. 4. Subgen. Querquedula Steph. 346. 4. A.oxyptera Meyen Reise III. p. 245. tab. 36. 347. 5. A. Puna Lichtenst. Mus. Berol. A. supra ex fusco et albido varia; pileo nuchaque atro- virentibus; tectricibus alarum superioribus dilute plumbeis; speculo alae viridi-nitente duabus faseiis albis cincto; parapte- ris fuseis, splendore pupureo-violaceo, fasciis longitudinalibus albicantibus; crisso teetricibusque fuseis striolis transversali- bus albis; subtus einerea, permultis striolis transversalibus 316 Dr. J. J. de Tsehudi: fuseis; gutture collique lateribus albis; pectore dilute ex albo brunescente, maculis subcordatis, fusceis, tectrieibus alarum inferioribus albis; hypochondriis faseiis transversalibus albis et fuscis variis; rostro virescente, culmine tomiorumque mar- gine nigris; pedibus purpureis. Long. tot. 1’ 8". 8. Gen. Erismatura C. Bonap. Sag. 1831. 348. 1. Eileucogenys Tsch. , Anas leucogenys Tsch. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 390. 22. Fam. 3. Pelecanidae C. Bonap. Sag. 1831. 9, Gen. Pelecanus Lin. Syst. Nat. 1748. Onocrotalus Moehr. 1753. 349. 1. P.thajus‘) Molina Hist. Nat. de Chile p. 212, Alcatraz incol. lit. et navigat. 10. Gen. Sula Briss. Ornith. 1760. Pelecanus Lin. part. Dysporus Jllig. 1811. Morus Vieill. 1816. 350. 1.S.variegata Tsch. Dysporus variegatus Tsch. Wiegm. Archiv 1843. I. p. 390. 20. 11.Gen. Phalacrocorax Briss. Ornith. 1760. Pelecanus Lin. part. Corvus Ray part. Carbo Meyer. Lacep. 1800. Halieus Jllig. 1811. Hydrocorax Vieill. 1816. 351. 1. Ph. Gaimardii Tseh. Carbo Gaimardi Less. Man. Ornith. II. p. 373. Pelecanus Gaimardi Less. Voy. de la Coq. tab. 48. 352. 2. Ph. albigula Tsch. Carbo albigula Brandt. 42. Gen. Fregata (Ray) Cuv. Leg. Anat. comp. 1800. Pelecanus Lin. part. Halieus Jllig. part. Tachypetes Vieill. 1816. 1) Differt haec species a Pelecano fusco Lin. et ab Onocrotalo Hernandezii Wagl. Isis 1832 p. 1233, qui ad Pelecanum fuscum spectat. Avium conspectus. 317 353. 1. F.aguila Cuv. Regn. Anim. I. p. 563. Fregata Ray Av. p. 153. Pelecanus aquilinus Lin. Gmel. XII. I. p. 572.2. Halieus aquilus Jllig. Prodr. p. 279. Tachypetes aquilus Vieill. Gal. tab. 274. 13. Gen. Phaeton Lin. Syst. Nat. 1766. Lepturus Briss. 1760. 354. 1. Ph. aethereus Lin. Gmel. XIIT. I. p. 581.1. Rabijuncos Ulloa Viage II, p. 305. 44.Gen. Plotus Lin. Syst. Nat. 1766. 355. 1. P.anhinga Lin. Gmel. XIII. I. p. 580. 1. P. melanogaster Lin. Gmel. XII. I. p. 580.2. Vieill. Gal. pl. 278. Zarmagullon chorreado Azar. Apunt, Nr. 424. Fam. 4. Colymbidae Less. Man. Orn. 1827. 15. Gen. Podiceps Lath. Ind. Ornith. 1790. 356. 1. P. calipareus Less. Voy. de la Coq. Zool. tab. 47. Pernetty Voy. II. p. 15. Fam. 5. Alcadae Swains. Nat. Hist. of - Birds 1837. 16. Gen. Spheniscus Briss. Ornith. 1760. Diomedea Lin. part. Aptenodytes Forst. part. Eu- dyptes Vieill. 1816. 357. 1. Sph. Humboldtii Meyen Reise III. p. 234. tab. XXXI. Berolini Mens. Januar. 1844, 318 Dr. Th. Tellkampf: Beschreib. einiger neuer in der Beschreibung einiger neuer in der Mammuth-Höhle in Kentucky aufgefundener Gattungen von Gliederthieren. Von Dr. Th. Tellkampf. Hierzu Taf. VI. Ueber das Vorkonmen thierischer Organismen in den aus- gedehnten unterirdischen Räumen der Mammuth-Höhle in Ken- tucky habe ich in J. Müller’s Archiv für Anat. u. Physiolo- gie ') sowohl im Allgemeinen Nachricht gegeben als auch einzelne näher erläutert. Im Folgenden habe ich die a. a. ©. nur angeführten neuen Gattungen genauer zu beschreiben ver- sucht, und bin hierbei meinem Freunde Dr. ©. Kohlrausch für seine gefällige Mitwirkung dankbar verpflichtet. Adelops hirtus. (Fig. 1-6) Insecta. Coleoptera. Clavicornia. Zunächst mit Catops verwandt ?). Fühler 11gliedrig, nicht so lang als Kopf und Brust- ') 1844. 4.H. S. 384. 2) Die Verkümmerung des Auges ist.es vorzüglich, welche Ade- lops von Catops unterscheidet. Mir scheint es nicht bedenklich, den vom Herrn Verf. mit grosser Scharfsichtigkeit erkannten weis- sen Fleck als ein Augenrudiment anzunehmen, da ein ganz ähnliches bei vielen Obisiden vorkommt. Ausser der obigen Art, welche der Herr Verf. der hiesigen Sammlung einverleibte, besitzt dieselbe noch zwei andere Arten; eine in Sicilien von Herrn Melly ebenfalls in einem einzelnen Exemplar entdeckte, die andere von Herrn Schmidt in Laibach mitgetheilt. Ueber die Weise des Vorkommens dieser beiden europäischen Arten ist mir Näheres nicht bekannt geworden. In systematischer Beziehung ist diese neue Gattung Adelops noch von besonderem Interesse, weil sie ein Bindeglied bildet zwischen Catops und dem bisher noch keiner Familie mit Sicherheit zuge- wiesenen Leptinus Müll. Herausgeber. Mammuth-Höhle in Kentucky aufgefundener Gliederthiere. 319 schild zusammen, nach vorn verdickt, die ersten 6 Glieder dünn, walzenförmig, die 5 letzten allmählig dicker werdend, eine Jängliche Keule bildend; das Ste Glied sehr kurz; alle behaart. Oberlippe breit, ziemlich kurz, am Vorderrande kaum merklich ausgeschweift, die Ecken abgerundet, behaart. Fig. 3. Kiefer (mandibula) gebogen, an der Spitze schräg abge- schnitten. Unterkiefer (maxilla) hinten hornartig, vorn behaart, so dass Lade und Zunge nicht zu erkennen waren. Fig. 4. Unterlippe breit, trapezoidisch, am Vorderrande leicht ausgeschweift. Fig. 4. Kinnladentaster (von denen nur 3 Glieder sichtbar waren, wie bei Catops). Das vorletzte Glied kolbenförnig, behaart, das letzte kürzer, pfriemenförmig. Fig. 4. Lippentaster (wovon nur 2 Glieder zu sehen waren) walzenförmig, das letzte Glied abgestumpft. Fig. 4. Kopf kurz, dreieckig, im Nacken quergekielt;: seitlich hin- ter den Fühlern eine tiefe, hochgerandete, hinten runde, nach vorn spitz auslaufende Impression. In dieser Grube, am hin- teren Stande derselben, war ein runder weisslicher Fleck sichtbar von —5‘“ Durchmesser. Ob dieser runde, weissliche Fleck bei seiner Lage für ein Auge, oder für ein Rudiment desselben anzusprechen sei, war selbst bei Anwendung von 400facher Vergrösserung nicht mit Gewissheit zu entscheiden, da eine Structur daran nicht zu erkennen war. Fig. 2. u. 4. Thorax gross, stark gewölbt, breiter als lang, kurzbor- stig behaart. Flügeldecken oval, nach hinten verschmälert, in den vordern 3 zusammengewachsen, kurzborstig behaart. Flügel fehlen. Die Vorderschenkel an dicken und langen Hüften Fig. 5. etwas nach oben gebogen. Farbe graubraun, durch die Behaarung matt. Ganze Länge 14. Dies Exemplar, das einzige, welches ich gefunden habe, fand ich unter einem Steine in einem der tiefern Arme der Höhle, ungefähr 5 engl. Meilen vom Eingange der Höhle entfernt. 320 Dr. Th. Tellkampf: Beschreib. einiger neuer in der Phalangodes armata. (Fig. 7—10.) Arachnida. Opilionides. Diese Spinne unterscheidet sich von den mir bekannten Phalangiern durch die armirten Fühlerfüsse (palpi) und durch den Mangel der Augen. Brust und Hinterleib sind nicht getrennt, letzterer deutlich geringelt. Oberkiefer (mandibula) scheerenförmig, vorn behaart (Fig. 5), Unterkiefer nicht stark hervorragend. Fühlerfüsse ögliedrig mit langen, zum Theil geglieder- ten, dornförmigen Fäden bewaffnet. Das letzte Glied in eine scharfe Spitze auslaufend. (Fig. 9). Augen fehlen. Beine 4mal so lang als der Körper; am vorderen Fuss- paare ein einfaches Häkchen (Fig. 10), an den beiden letzten Fusspaaren (die 2ten fehlten an unserm Exemplare) drei Häkchen, durch eine Membran verbunden, welche bei der Stellung (Fig. 11) einen hohlen Beutel bildet; die hinterste Klaue ist aber beweglich, wie ich bei einigen Füssen sah, wo dieselbe nach vorn, zwischen den beiden seitlichen Häkchen eingeschlagen war, wodurch dann die dazwischen liegende Menıbran eine Fläche bildete. Bei dieser Anordnung kann die Membran, nach Analogie der Saugwarzen wirken, wenn nämlich die drei Häkchen in einer Ebene aufgelegt und dann das hintere erhoben wird; liegt der Rand der Membran fest, so entsteht dadurch ein luftleerer Raum. Körper kurz eiförmig, unten ziemlich stark behaart. Farbe weiss. Länge des Körpers 3“. Länge der Beine 2. Die Länge der Beine differirt wenig, die vordersten sind zwar etwas kürzer als die beiden hintersten Paare, aber die Differenz ist doch nur 195:205. Obwohl die Kleinheit des Thieres die Vermuthung erwecken könnte, dass die Augen übersehen sind, so bin ich doch von deren ‚Mangel überzeugt, da die helle Farbe des Thieres eine sehr gute Beleuchtung von oben gestattete, so dass eine Vergrösserung von 100mal Mammuth-Höhle in Kentucky aufgefundener Gliederthiere. 321 im Durchmesser mit grosser Deutlichkeit angewandt werden konnte. Anthrobia monmouthia. (Fig. 13—17.) Arachnida. Araneae. Mygalides? 4 Spinnwarzen. Kieferhaken eingeschlagen. Augen fehlen. Brust und Leib hängen durch einen schmalen Stiel zu- sammen. Oberkiefer klauenförmig; Haken nach innen eingeschla- gen, vorn behaart. Unterkiefer ziemlich verlängert, unten behaart. Fühlerfüsse (palpi) 5gliedrig, beim Weibchen schlank, beim Männchen das letzte Glied kolbenförmig verdickt, mit seitlichem Dorn; bei beiden Geschlechtern, beim Männchen aber stärker behaart. Beine ziemlich gleich lang, das vordere Paar um ein ge- ringes kürzer. Bruststück nach vorn verengert, halbbretzelförmig, un- ten behaart. Leib oval, hinten wenig zugespitzt, vorn auf der Ober- seite kurz-borstenförmig, aber sparsam behaart; hinten dichter mit Jängern und dünneren Härchen besetzt. Farbe weiss. Ganze Länge des Körpers kaum 4” (S,”). Triura eavernicola. (Fig. 18.) Crustacea. Malacostraca. Character. 10 Fusspaare, von denen die vorderen 2 Paare in Palpen verwandelt sind. Drei Schwanzspitzen. Kopf und Bruststück getrennt. Kopf oben gepanzert, unten frei. Augen vorn, nahe der Mitte, so dass sie sich mit ihrem inneren Rande berühren, nicht gestielt. Ein Paar Fühler unter dem Kopfschilde eingelenkt, lang, aus einem ersten einfachen und darauf folgenden unzäh- ligen Gliedern bestehend, sparsam behaart. Kieferfüsse 2 Paar. Das erste Paar aus 6 Gliedern bestehend, lang, das letzte Glied in ein Häkchen endend. Alle Glieder etwas, die beiden letzten stark behaart. hiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 1. Bd, 21 392 Gurlt: Ueber Häutung und Metamorphose Brust aus 2 Schildern bestehend, wovon 3 Paar 4glie- driger Beine, deren letztes Glied in 2 scheerenartige Klauen endet. Das letzte Glied von der Seite etwas abgeplattet, stark behaart. Bauchringel 10 nach hinten an-Breite zu-, an Umfang abnehmend mit 9 Paar Afterfüssen, welche nicht gegliedert, nach vorn stark bewimpert sind; an jedem Ringe ein Paar, nach hinten allmählig an Länge zunehmend. Der Leib endet in 3 Schwanzspitzen, von denen die mittlere bei weitem die längste ist, Alle drei bestehen aus unzähligen, ringför- migen Gliederchen, wie die Fühler. Der Körper ist nach vorn übergebogen, nicht seitlich zusammengedrücktz die Bauch- seite flach, die Ringe an den Seiten einen scharfen etwas aus- gefranzten Rand bildend. Der Leib läuft allmählig nach hin- ten spindelförmig zu und geht ohne Unterbrechung in die Schwanzspitze über. Farbe weiss. Ganze Länge 7#', davon der Körper 34“, die mittlere Schwanzspitze 3“, die Fühler (welche abgebrochen sind) 1'”. Ueber Häutung und Metamorphose von Stron- gylus armatus. Von Gurlt. Hierzu Taf. IX. Fig. 1—4. Es ist nichts Neues, was ich hier mitzutheilen beabsichtige, sondern nur eine Bestätigung dessen, was Mehlis schon 1831, bei Gelegenheit der Anzeige von Creplin’s novae observatio- nes de Entozois, im 1. Hefte der Isis gesagt hat. Hier heisst es S. 79: „Strongylus armatus der Pferde und Esel ist in der Jugend sicherlich unbewehrt, und erhält das bewehrte _ von Strongylus armatus. 323 Maul erst nach einer späteren Häutung, bei welcher die Männ- chen schon 6—7 Linien, die Weibchen bereits 8—9 Linien lang sind; freilich aber ist bis dahin sein Mund eng und von einen ganz anderen Baue, die hornige Mundblase überall noch nicht vorhanden, der männliche Schwanzbeutel noch nicht gebildet und die Ausbildung der Genitalien überhaupt noch zurückstehend.“ Ganz so finde ich es bei der kleinen Varietät von Strongylus armatus, welche in der aneurysmatischen Gekrös- Arterie des Pferdes so oft vorkommt. Die Würmer sind 6—7 Linien lang, wenn die Oberhaut abgestreift wird. Vor der Häutung ist um die enge Mundöflnung eine sehr zierliche Rosette (Fig. 3.), von der hornigen Mundblase und den Zähn- chen noch keine Spur zu sehen. Aber eine kleine, häutige Mundblase ist vorhanden, sie setzt sich in die Speiseröhre fort und wird mit einem Theile der letzten bei der Häutung abgeworfen, während die hornige Blase mit den Zähnchen fertig gebildet und durch die dünne Haut hindurch sehr schön zu sehen ist (Fig. 1). h Das Schwanzende des Weibchens verändert sich nach der Häutung weniger, als das des Männchens; bei jenem ist das Ende der abgestreiften Haut etwas mehr verschmächtigt, als das später gebildete (Fig. 2). Bei den Männchen hingegen ist die Metamorphose sehr auffallend, denn das Schwanzende geht erst in eine Spitze aus und hat vor dieser eine deutliche Auftreibung (Fig. 4), so dass es dem Schwanzende des Weib- chens von Strongylus paradoxus Mehlis mehr ähnlich ist, als dem Schwanzende eines männlichen Strongylus, denn der dreilappige Schwanzbeutel bildet sich erst später und ist deut- lich zu unterscheiden, wenn die Oberhaut eben abgeworfen werden soll. Diese Thatsache dürfte bei Bestimmung neuer Arten oder sogar Gattungen nicht zu übersehen sein, denn der ursprüng- liche Mundbesatz (vor der Häutung) und der später entstan- dene haben nicht die mindeste Aehnlichkeit, als dass man daraus ein und ‘denselben Strongylus erkennen sollte, Eben so kann das Männchen leicht mit dem Weibehen verwechselt werden, denn in dieser Zeit haben die letzten noch keine Eier im Eierschlauche. 21% 324 Dr. Aug. Krohn: Ueber eine neue Pteropodenart Erklärung der Abbildungen auf Taf. IX. Fig. 1. Das Kopfende von Strongylus armatus var. minor; 20 mal vergrössert. F a. Die Haut, welche abgestreift werden soll. b. Die sehr enge Mundöffnung. c. Die häutige Mundblase, von welcher d. die Speiseröhre (welche aber jetzt sehr zusammengefallen ist) sich fortsetzt. Die hornige Mundblase mit den Hornzähnchen, welche nach f. J dieser Häutung bleibend sind. Fig. 2. Das Schwanzende des Kerl: derselben Art, in der- selben Vergrösserung. a. Die Haut, welche abgestreift werden soll. 5. Das Schwanzende, wie es nach der Häutung erscheint. c. Der After. Fig. 3. Der abgeschnittene Mundtheil, wie er vor der Häutung ist; von vorn gesehen, bei 80maliger Vergrösserung. a. Die enge Mundöffnung. b. Der rosettenförmige Mundbesatz, welcher häutig zu sein scheint. c. Abschnitt von der nach hinten fortgesetzten Haut. Fig. 4. Das Schwanzende des Männchens desselben Strongylus; 20 mal vergrössert, a. Die Haut, welche abgeworfen werden soll. d. Der fast ausgebildete dreilappige Schwanzbeutel. Ueber eine neue Pteropodenart (Tiedemannia ereniptera). Von Dr. Aug. Krohn. Hierzu Taf. IX. Fig. A. Im verflossenen Spätherbst erhielt ich zu Messina einen Pteropoden, den ich mehrerer auffallender Abweichungen we- gen, mit keiner der bekannten Arten, soweit ihrer in der neuesten Bearbeitung von Lamarck’s Werk Erwähnung ge- schieht, in Uebereinstimmung zu bringen wusste. Indess blieb es mir nicht lange zweifelhaft, dass das Thier den Cym- (Tiedemannia creniptera). 325 bulien nahe stehe, was sich auch bei der Zergliederung eines zweiten mir später zugekommenen Individuums bestätigte. Auf Ansuchen meines Freundes, Dr. Anastasius Cocco, theilte ich eine Notiz darüber in einer Zeitschrift mit, die unter Mit- wirkung dieses Gelehrten in Messina erscheint, und nannte es vorläufig Cymbulia proboscidaea. Erst bei meiner Rück- kunft in Neapel ergab es sich, dass das Thier zu der von della Chiaie aufgestellten Gattung Tiedemannia gehöre, deren erster Repräsentant (T. neapolitana) schon vor einigen Jahren (1830) in dem dortigen Golf von ihm entdeckt, aber erst in seinem neuen Werke ( Animali invertebrati della Sicilia eite- riore. Nap. 1841. Tom. 1. p. 96. Tab. 32. f. 4. 5. 6. 7.) aus- führlicher beschrieben worden ist. Es ist die nämliche Spe- cies, deren Structurübereinstimmung mit Cymbulia Peroniü Hr. Vanbeneden (Exereises zootom. p. 21. Pl. 2. in dem 12. Bande der Nouveaux mem. de l’Acad. de Bruxelles)’ so ein- leuchtend hervorgehoben hat, dass man jetzt nicht anstehen kann, die beiden Genera unter einer eignen Familienbenen-, nung zu vereinigen. Die Gattung Tiedemannia unterscheidet sich von Cymbulia dadurch, dass beide Flossen, welche hier noch ziemlich deut- lich nachzuweisen sind, dort in eine einzige ausgedehnte Scheibe verschmolzen sind. Nur am Vorderrande der letztern bemerkt man noch eine Andeutung der Trennung in Form einer Einbuchtung, von welcher ein langer frei beweglicher Fortsatz ausgeht, der wie ich unten zeigen werde, für einen Rüssel zu halten ist. Dieser fast eylindrische Fortsatz ruht mit breiterer Basis auf der untern, beim Schwimmen gewöhn- lich nach oben gekehrten Fläche der Flossenscheibe, es ist an seiner freien Extremität mit zwei ansehnlichen scheibenförmi- gen Lappen versehen, deren Umkreis von einer Furche seiner ganzen Ausdehnung nach tief ausgehöhlt ist. Mitten auf die- ser Extremität und zwischen den Lappen, die Vanbeneden als lippenförmige Wülste bezeichnet, befindet sich der Mund, in welchen die Furchen der Lappen unmittelbar übergehen. !) ’) Cymbulia Peronii besitzt ähnliche in den Mund führende Fur- chen. Da aber der Mund mit den Flossen in demselben Niveau liegt, so ist auch die Lage beider Furchen anders. Jede ist nämlich 326 Dr. Aug. Krohn: Ueber eine neue Pteropodenart Zwei als kurze Vorsprünge erscheinende von d. Chiaie über-_ sehene Tentakeln stehen auf der Basis des Fortsatzes. Der die Eingeweidemasse einschliessende Kiemen- oder Mantelsack hat eine ähnliche Lage und Beschaffenheit wie bei Cymbulia, ruht auf dem Vordertheil der obern Fläche der Schwimm- flosse und ragt mit seiner vordern Portion etwas über sie nach aussen. Jch kann daher Herrn d. Chiaie nicht Recht geben, wenn er diesen Theil für eine Art Schale (disco el- moideo — massa subeymbiformis) ansieht, aber eben so we- nig-Herrn Vanbeneden, der diese der Tiedemannia ganz ab- spricht. Eine zur Zeit noch unbekannte Schale überwölbt, meiner Ueberzeugung nach, den Kiemensack sicher, der Um- stand, dass sie sowohl bei T. neapolit. als auch bei der neuen Species vermisst wurde, maclit es wahrscheinlich, dass sie mit dem Thiere nur schwach zusammenhängt und auf gering- fügige Veranlassungen sich ablöst. Was die Bedeutung des Fortsatzes betrifit, so ist hierbei die anatomische Thatsache zu beachten, dass der Mund auf seiner Extremität sich befindet, und in seinem Innern kein anderes wichtiges Organ als die Speiseröhre enthalten ist. Er ist demnach dem Rüssel vieler Gasteropoden (Ctenobran- chien) analog, nur mit dem Unterschiede, dass er nicht wie letzterer durch Invagination. in den Leib des Thiers zurück- gezogen werden kann. Für diese Deutung spricht ausser der Lage der Tentakeln, auch die des Schlundnervenringes, der hier wie dort an der Uebergangsstelle der Speiseröhre in den Magen sich befindet. Vergleicht man nun die neue Species mit der T. neapolit. so ergeben sich folgende Unterschiede: Jene ist um Vieles grösser als diese. Ihre Flosse stellt ein etwa 2% Zoll breites und zwei Zoll langes Blatt dar, dessen Umkreis jederseits mit fünf vorspringenden Läppchen versehen ist. !) Letztere in den vordern Rand der entsprechenden Flosse eingegraben, und zwar in der Gegend, wo dieser Rand sich mit einer leichten Krüm- mung gegen den Mund umbiegt. Diese Furchen sind wahrscheinlich jene Theile, welche Vanbeneden (Abhandl. über Cymbul. 1. c. p. 7. u. 14. pl. 1. £ 4) Lippen nennt. Bei lebenden Thieren zeigen sie deutlich Flimmerwimpern. ’) Diesen Läppchen scheint keine sonderlich wichtige Function ie (Tiedemannia creniptera). 327 fehlen an der Flosse der T. neapolit. Beide Arten kommen zwar darin überein, dass beide Flossenflächen mit farbigen Flecken versehen sind, aber die Disposition und Farbe der- selben ist bei jeder verschieden. Bei T. neapolit. sind die Flecken rosenroth und erstrecken sich in Form strahlenför- miger Streifen von der Basis des Rüssels gegen den Umkreis der Flosse, während*sie bei der neuen Art gelbbräunlich er- scheinen und ohne so regelmässige Anordnung, vorzüglich um den Flossenrand stärker angehäuft sind. Ausserdem geht dieser Species der farbige (ebenfalls rosenrothe) Saum ab, der bei T. neapolit. nicht nur die Ränder der beiden schei- benförmigen Lappen des Rüssels, sondern auch den Umkreis der Flosse seiner ganzen Ausdehnung nach, umgiebt. Ich nenne die neue Spec. T. creniptera, um hiermit die am meisten in die Augen fallende Eigenthümlichkeit der- selben, nämlich die durch die vorragenden Läppchen hervor- gebrachte Zähnelung an den Seitenrändern ihrer Flosse, eini- germaassen anzudeuten. Ihre specifischen Merkmale lassen sich in folgender Phrase zusammenfassen: T.creniptera. maxima; alae utraque superficie ad marginem maeulis diseretis creberrimis, colore flave- scenti-fusco aspersa; alae perimetro utroque latere lobulis quinis prominentibus crenulato. Das Thier bewegt sich, indem es die beiden Hälften sei- ner Schwimmscheibe auf die Weise wie andere Pteropoden ihre beiden Flossen, hebt und senkt. Hierbei ist der Rüssel stark nach hinten geneigt, stellt sich aber zuweilen ganz auf- recht, besonders wenn das Thier ruht, und scheint sich über- haupt nach mehreren Richtungen krümmen zu können. Die scheibenförmigen Lappen seiner Extremität sah ich öfter ein- ander genähert und von einander entfernt werden. Die nach dem Leben entworfene Zeichnung zeigt „das Thier in natürlicher Grösse, mit der untern Flossenfläche nach oben gekehrt. Der Rüssel ist nach hinten geneigt. Der zuzukommen, da sie aus einander kreuzenden feinen Faserbündeln bestehen, von denen mehrere Fortsetzungen der in der Flosse ver- breiteten Fleischbündel sind. Endzweige der Flossennerven dringen deutlich in die Läppchen. 328 Dr. Friedrich Will: den Vorderrand der Flosse etwas überragende, grösstentheils aber durch dieselbe hindurchschimmernde Theil soll den Um- fang des Kiemensackes andeuten. Das Uebrige bedarf keiner Erläuterung. i Ueber das Leuchten einiger Seethiere. Von Dr. Friedrich Will, Privatdocenten in Erlangen, Wiewohl über das räthselhafte Phänomen des Leuchtens mancher Thiere schon ein ausserordentlich grosser Reichthum von Beobachtungen vorliegt, so scheint doch die Sache noch nicht spruchreif zu sein. Durch die genaueren Untersuchun- gen aus der jüngsten Zeit werden wir mit so verschiedenen Verhältnissen , unter denen das Leuchten stattfindet, bekannt gemacht, dass es schwer ist, eine genügende physiologische Erklärung davon zu geben. Es dürfte daher nicht ohne eini- ges Interesse sein, wiederholt Beobachtungen mitzutheilen, welche eine oder die andere Seite dieses Phänomens in ein besseres Licht stellen. Auch bleibt es immer wünschenswerth, die Untersuchungen auf möglichst viele Thiere auszudehnen und da, wo es die Beschaffenheit des Objektes erlaubt, die Erscheinungen des Leuchtens selbst, um so zu sagen, zu zer- gliedern. Ich hielt während meines Aufenthaltes in Triest wir- bellose Seethiere jeder Art Tage, oft Wochen lang in Glä- sern und beobachtete fast jeden Abend diejenigen, welche leuchteten. Mit Ausnahme der punktförmigen Lichterschei- nungen, welche jedes frisch geschöpfte Seewasser bei der Bewegung zeigte, fand ich nur bei Eucharis multicornis, Bero& rufescens, Pholas dactylus, Phallusia intestinalis und Chaeto- pterus pergamentaceus Lichtentwicklung. Gegen das Ende des Oktobers zeigte das Wasser im TE er a u Ueber das Leuchten einiger Seethiere. 329 ganzen Hafen, wenn man es in Bewegung setzte, eine so ausserordentliche Menge von leuchtenden Punkten, welche nur auf Augenblicke erschienen, dass ich in der Hoffnung Eier oder Junge von den Rippenquallen, welche kurz zuvor gelaicht hatten, zu finden, wiederholt Wasser schöpfte und davon Uhrgläser voll, worin sich gewöhnlich mehrere Leucht- punkte gezeigt hatten, unter ziemlich starker Vergrösserung nach und nach untersuchte. Ausser einigen kleinen Crusta- ceen fand ich jedoch nichts, dem ich die Lichtentwickelung zuschreiben konnte. Das Leuchten selbst unter dem Mikro- skop zu beobachten, ist mir nicht gelungen. Es lässt sich also wohl nicht mit aller Gewissheit behaupten, dass es von den Crustaceen herrührt, doch wird es durch den Mangel anderer Substanzen oder Thiere, von denen das Licht hätte ausgehen können, und durch den Umstand, dass wenn das Wasser matt geworden und die Crustaceen abgestorben waren, sich durchaus keine Lichtpunkte mehr zeigten, im höchsten Grade wahrscheinlich gemacht. So konnte ich auch umge- kehrt mit Sicherheit schliessen, dass das Wasser untauglich zur Aufbewahrung von Seethieren sei, wenn sich bei der Be- wegung in ihm keine Lichtpunkte mehr entwickelten. In Be- zug auf die Art dieses punktförmigen Leuchtens kann ich nur die Beobachtungen früherer Forscher bestätigen. Es trat am stärksten bei der ersten Berührung des Glases hervor und zwar immer nur auf Augenblicke. Je öfter und schneller man die Bewegung des Wassers nach einander wiederholte, desto vereinzelter und schwächer wurden die leuchtenden Punkte, Liess man das Glas einige Zeit ruhig stehen, so erschienen sie bei der ersten Berührung wieder in der ur- sprünglichen Menge und Stärke. Ueber das Leuchten von Eucharis multicornis und Bero& habe ich schon an einem anderen Orte ") meine Beobachtun- gen veröffentlicht. Plıolas dactylus leuchtete von selbst, ohne dass das Thier berührt oder das Wasser, in welchem es sich befand, ge- schüttelt wurde, so stark, dass man nicht nur die Umrisse, ') Horae Tergestinae oder Beschreibung und Anatomie der im Herbste 1843 bei Triest beobachteten Akaleplien. Leipzig 1844. S. 57. 330 Dr. Friedrich Will: sondern alle einzelnen Theile des Thieres genau sehen konnte. Nahm ich die Muschel aus dem Wasser, so floss aus den Mantelröhren das eingeathmete Wasser mit unzähligen äusserst kleinen Lichtpunkten vermischt heraus. Das ausfliessende Wasser hatte, in einer gewissen Entfernung gesehen, wo man die einzelnen Lichtpunkte nicht mehr unterscheiden konnte, eine milchige Farbe, leuchtete aber ausser in den kleinen Punkten nicht. Brachte ich dasselbe an die Finger, so leuch- teten sie mehrere Minuten lang sehr lebhaft, in Seewasser dauerte jedoch das Leuchten oft eine halbe Stunde und dar- über, wobei sich die Lichtpunkte allmälig zu Boden setzten und nach und nach erloschen. In einem Tropfen des abflies- senden Wassers liess die mikroskopische Untersuchung abge- stossene Epithelialzellen, Cilien und hie und da Schlanmpar- tikelchen mit undeutlichen Krystallen, wahrscheinlich Kalkkry- stallen, erkennen. Soviel sich unter dem Mikroskop bestim- men liess, schien das Licht an die abgestossenen thierischen Theile gebunden zu sein. Der Schlamm mit den Krystallen war auch im Verhältniss zu der grossen Anzahl der Licht- punkte in zu geringer Menge vorhanden, als dass man den- selben für den Träger des Lichtes hätte halten können. Das Thier selbst leuchtete in seiner ganzen Substanz mit einem grünlichen Lichte, besonders stark an den Stellen, wo sich die Schliessmuskeln ansetzen. Mit den Contraktionen der Muskeln vermehrte sich die Intensität des Lichtes und hielt Viertel- ja halbe Stunden lang fast in gleicher Stärke an. Abgerissene Stücke der Mantelröhren leuchteten ebenfalls in ihrer ganzen Substanz mit gleicher Stärke, Ich konnte nir- gends ein Organ entdecken, von welchem eigentlich das Licht ausgeht; dasselbe war vielmehr gleichmässig im ganzen Thier verbreitet und nahm nur da an Stärke zu, wo sich die Mus- keln zusammenzogen. — Auf die neben den Pholaden im Glase befindlichen Aplysien, Doriden und Aeolidien schien das mit Leuchtpunkten vermischte Wasser nachtheilig einzu- wirken; sie wurden unruhig und manche starben während der Nacht, wenn ich sie nicht in frisches Wasser setzte. Bei Phallusia intestinalis ist das selbstständige willkür- liche Leuchten so unbedeutend, dass man es nur bei beson- derer Aufmerksamkeit bemerkt. Ich habe gewöhnlich zwei Ueber das Leuchten einiger Seethiere. 331 Exemplare, ein älteres, undurchsichtigeres und ein jüngeres, durchsichtigeres, nebeneinander in eine flache Glasschale: ge- legt und mir bei der Entfernung des Kerzenlichtes genau die Lage derselben gemerkt. Liess ich zuerst den Thieren so lang Ruhe, bis sie ihre Röhren geöffnet hatten, so erschien jedes Mal, wenn man sie durch Berührung des Wassers oder nur der Glasschale zur Zusammenziehung veranlasste, in dem Winkel, wo die beiden Röhren zusammenstossen, genau an der Stelle, an welcher das Ganglion liegt, ein Jänglich runder schwach bläulich leuchtender Fleck. Das Licht desselben erschien nach und nach und verschwand wieder ebenso, nach- dem es oft nur einige Sekunden, oft aber auch ohngefähr eine Minute lang angehalten halte. Am übrigen Körper konnte ich, so lang er nicht unmittelbar mit dem Finger gereizt oder gedrückt wurde, keine leuchtende Stelle bemerken. Strich ich dagegen mit den Fingern in der Länge des Thieres hin und wieder oder drückte ich nur eine Stelle mehrmals schnell hintereinander, so leuchtete zuerst das Ganglion, aber nur kurze Zeit, dann begann die Stelle, auf welche ich den Druck ausübte, zu leuchten und leuchtete so lang, als ich den Reiz fortsetzte. Auf diese Weise konnte ich das ganze Thier leuchten machen, ohne ihm einen Schaden zuzufügen. Bei den jüngeren, durchsichtigeren Thieren schien das Licht des Ganglions etwas mehr hervorzutreten, dagegen war es am übrigen Körper nicht so leicht hervorzurufen. Ich habe mich zuweilen statt der Finger eines Scalpelheftes oder eines glat- ten Eisenstabes zum Drücken bedient, dabei wurde zwar auch Licht hervorgerufen, aber nie in so grossem Umfange, weil mittelst dieser Instrumente keine so grosse Stelle als mit dem Finger zusammengedrückt werden konnte. Einen sehr schönen Anblick gewährt das Leuchten von Chaetopterus pergamentaceus, ') Bekanntlich haben die drei +) Ueber das Vorkommen dieses interessanten Borstenwurmes im adriatischen Meere bemerke ich vorläufig nur Folgendes: Schon vor mehreren Jahren fand mein Freund Heinrich Koch eine Röhre mit Bruchstücken an einem Convolut von Arca Noae. Während mei- ner Anwesenheit in Triest fanden wir denselben zuerst auf dem Fischmarkt, nicht eben selten an Austern und Peeten Jacobaeus oder zwischen Ascidia mierocosmus und Arca Noae, Später erhielt 332 Dr. Friedrich Will: Abtheilungen des Leibes von Chaetopterus eine so verschie- dene Form, dass man, ohne missverstanden zu werden, von einem Vorder-, Mittel- und Hinterleib sprechen kann. Auf der Rückenfläche des Vorderleibes liegt eine schwammige Drüse, welche durch ihre weisse Farbe gegen die gelbliche Körpersubstanz hinreichend absticht, um in ihrem ganzen Umfang genau erkannt werden zu können; sie erstreckt sich nach vorn, wo sie sich etwas verschmälert, bis nahe an den Mund, läuft an beiden Seiten bis an die Basis der Fussstum- mel und bildet fast allein die vordere Hälfte der Scheide des flügelförmigen Borstenbündels am Ende des Vorderleibes. Der obere Rand der linsenförmigen Segmente des Mittelleibes ist ebenfalls mit einer solchen drüsigen Substanz versehen; ebenso sind die Fussstummeln des Hinterleibes ganz mit der- selben Masse eingehüllt. Oeflnet man eine Röhre, welche längere Zeit aus dem Meere genommen und aus der das Wasser schon abgeflossen ist, so findet man sie durch das Herumkriechen des Wurmes inwendig ganz mit einem durch- sichtigen Schleim überzogen. Der Wurm hat sich in das eine Ende derselben auf einen kleinen Raum zurückgezogen und ist ebenfalls völlig in Schleim eingehüllt. Dieser Schleim leuchtet überaus stark und man erkennt den Wurm nur als eine glänzende Masse, die sich durch intensiveres Licht und durch die zufälligen Bewegungen von der übrigen leuchtenden Schleimmasse unterscheidet. Um mit dem Wurme selbst Ex- perimente anstellen und das Leuchten nach seiner ganzen Entwickelung beobachten zu können, nahm ich das Thier mehrere Stunden vorher aus der Röhre, spülte es mehrmals mit reinem Wasser ab und vermied bis am Abend jede stär- kere Erschütterung des Behältnisses. Das Thier setzte ohne Unterbrechung die eigenthümlichen Bewegungen der Segmente des Mittelleibes fort, welche offenbar dazu dienen, eine immer neue Säule frischen Wassers durch die an beiden Enden ich ihn in ausgezeichnet schönen Exemplaren, von denen eins eine Röhre von 2 Fuss Länge und 1 Zoll Durchmesser hatte, durch Fischer, welche an der istrischen Küste, besonders in der Nähe von Rovigna fischten. Ueber die Struktur dieses Anneliden, besonders über die Augen, die Geschlechtstheile und das Gefässsystem werde ich bei einer anderen Gelegenheit berichten. Ueber das Leuchten einiger Seethiere. 333 offene Röhre durchzuschieben. Auch bewegte es sich durch starke Krümmungen des Leibes, wiewohl langsam und mit Anstrengung, da es sich trotz der vielen Hakenborsten an dem Boden der flächen Glasschale, in welcher es sich befand, nicht festhalten konnte, von einer Stelle zur anderen. Un- geachtet dieser mitunter heftigen Bewegungen leuchtete doch keine Stelle des Leibes. Berührte man jedoch irgend eine Stelle, so fing dieselbe sogleich an zu leuchten. Liess man es dann bei der Berührung dieser einen Stelle bewenden, so beschränkte sich die Absonderung des leuchtenden Schleines gewöhnlich nur auf dieselbe, besonders wenn man unterliess, eine andere zu berühren, bis die erste aufgehört hatte, Schleim abzusondern. Berührung des Thieres in seiner ganzen Länge oder fortgesetzter Reiz einer und derselben Stelle machte natürlich alle mit der oben beschriebenen Drüsenmasse ver- sehenen Körperstellen leuchten. Das Licht ist intensiv grün, entsteht auf den angebrachten Reiz allmälig und verschwindet ebenso nach und nach. Durch öftere Berührung wird es eher lebhafter, denn schwächer. Es ist selbst bei ziemlich starkem Kerzenlicht sichtbar; erscheint aber dann blau. Die Drüsen, welche aus flaschen- oder birnförmigen, mitunter polyedrischen Bälgen bestehen, sondern dabei einen Schleim ab, der eine ausserordentlich grosse Menge von leuchtenden Pünktehen enthält. Letztere bestehen aus einer feinkörnigen, krümlichen Masse, welche man bei der Untersuchung der Drüsen allenthalben in den Bälgen findet. Das Leuchten der- selben dauert Stunden Jang an und erlischt nur allmälig. Man würde mir mit Recht Voreiligkeit' vorwerfen können, wollte ich auf diese wenigen Beobachtungen hin eine Theorie über das Leuchten überhaupt aufstellen, aber es möge mir doch erlaubt sein, zu prüfen, ob die voranstehenden Beob- „achtungen sich mit Hülfe der bereits aufgestellten Theorien erklären lassen. — Die Ansicht, nach welcher das Leuchten eine organische Bewegung im Nervensystem sei, hat sich in der jüngsten Zeit immer entschiedener geltend gemacht. Ver- steht man aber darunter nur, dass das Nervensystem das Er- regende, dass es den Anstoss zur Lichtentwicklung giebt, so wird damit nicht mehr entschieden, als dass das Leuchten eine Lebenserscheinung, nicht ein bloss chemischer oder phy- 334 Dr. Friedr. Will: sikalischer Vorgang sei, und die Frage, auf welche Weise Jasselbe zu Stande komme und wodurch. es bedingt sei, wird nur weiter hinausgeschoben. Bestimmter umgrenzt und näher bezeichnend ist die von Coldstream') ausgesprochene An- sicht, nach welcher „das Licht Folge der Entwicklung eines imponderablen Agens durch das Nervensystem selbst ist.“ Es ist nicht zu leugnen, dass man durch die Beobach- tung des punktförmigen Leuchtens, welches wahrscheinlich von kleinen Crustaceen herrührt, dann durch das Erscheinen der Lichtpunkte am After von Eucharis und Bero@, haupt- sächlich aber durch das mittelst Druck an jeder Stelle des Leibes hervorzurufende Leuchten der Ascidien, ferner durch die in ihrer ganzen Substanz leuchtenden Pholaden und end- lich durch das Leuchten der Muskeln mancher Anneliden, was Quatrefages beobachtete, vor Allem auf die obige An- sicht geführt werden wird. Bei keinem der oben genannten Thiere ist ein eigentliches Leuchtorgan nachgewiesen, und ge- setzt auch, es könnten an den Rippen von Eucharis solche Organe noch aufgefunden werden, sa lässt doch die Art des Leuchtens bei Ascidia und Pholas dazu gar keine Hofinung, weist vielmehr klar darauf hin, dass Lichtentwicklung auch ohne ein besonderes dazu bestimmtes Organ an jedem Theil des Körpers stattfinden könne. Auf der anderen Seite deuten aber die Stellen, an welchen bei den Rippenquallen und den Ascidien das Licht zuerst erscheint, klar auf das Nervensy- stem hin. So leicht sich auf diese Weise die Lichtentwicklung ohne ein besonderes Organ erklären lässt, so schwer scheint diese Art der Erklärung da in Anwendung kommen zu können, wo bestimmte Organe vorhanden sind, welche das Licht entwik- keln; und noch schwerer scheint sich damit das Leuchten der abgesonderten Materien oder das Leuchten mancher Theile noch einige Zeit nach dem Tode des Thieres vereinigen zu lassen. Coldstream wird, um diese Erscheinungen zu er- klären, seiner oben bezeichneten Ansicht bis zu einem ge- wissen Grade untreu, indem er für wahrscheinlich hält, „that ') Cyclopaedia of anatomy and physiology. Art. Animal lumi- nousness. Über das Leuchten einiger Seethiere.- 335 a phosphorie substance really does enter into the composition of the light-giving organs,‘“ obgleich er noch hinzusetzt, diese Substanz scheine nicht das Hauptagens bei der Lichtentwick- lung zu sein. Man darf, glaube ich, consequenter zu Werke gehen, ohne den Thatsachen Gewalt anthun oder mehr Ein- wendungen, als bei der eben gegebenen Erklärung fürchten zu müssen, Sind wir einmal genöthigt, zuzugeben, dass das Licht ein vom Nervensystem entwickeltes, imponderables Agens ist, so liegt es am nächsten, in den Leuchtorganen eine Con- densation desselben, wodurch eın stärkeres und anhaltenderes Leuchten nothwendig gegeben ist, anzunehmen. Es kann uns nicht irre machen, dass das Licht an die ganze Substanz des Leuchtorgans oder an dessen Sekrete gebunden ist, denn wir finden es z. B. bei Pholas an die ganze Körpersubstanz, bei Anneliden (nach Quatrefages) an die Muskeln gebunden. Es erscheint vielmehr als ein Beweis für unsere Ansicht, dass das Licht nur in den Sekreten oder Effluvien auftritt, welche organische Theile, wie Cilien, Epitheliumzellen oder derglei- chen enthalten. Hinge das Leuchten von der Secretion einer phosphorischen Substanz ab, so dürften wir wohl mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass das Sekret gleichmässig und nicht bloss in den einzelnen organischen Theilen, welche in demselben enthalten sind, leuchten würde. Eben so wenig kann uns irre machen, dass die Leucht- organe oft noch nach dem Tode des Thieres leuchten. Über- haupt ist in vielen Fällen schwer zu entscheiden, wann bei manchen Thieren der Tod, d.h. das vollkommene Aufhören aller organischen Thätigkeit, eingetreten ist. Wir wissen viel- mehr aus Erfahrung, dass einzelne Organe oder Gewebe viel länger, als andere, Reizempfänglichkeit, d. h. Spuren des ihnen inhärirenden Lebens beibehalten. Warum sollte nicht die Sub- stanz der Leuchtorgane zu dieser Klasse von Geweben gehö- ren? — Die Flimmerbewegung dauert Stunden und Tage lang fort, wenn das Thier decapitirt oder „getödtet‘ worden ist. Freilich wird man mir einwenden, dass gerade diese Bewe- gung in keinem direkten Zusammenhang mit dem Nervensy- stem zu stehen scheint. Valentin,') der mit gewohntem ’) R. Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie. Art. Flimmer- bewegung. 336 Dr. Friedr, Will: Scharfsinn alle Verhältnisse dieses Phänomens beleuchtet hat, sucht allerdings nachzuweisen, dass die Flimmerbewegung mit dem Nervensystem in keinem direkten Zusammenhang stehe. Den Beweis stützt er auf die lange Dauer der Flimmerbewe- gung nach dem Tode des Thieres, muss aber doch gestehen, dass sich eine absolute Unabhängigkeit nicht definitiv beweisen lasse. Ich habe in meinen Horae Tergestinae (S. 12. ff.) nach- zuweisen gesucht, dass die Schwingplättchen der Rippenqual- len mit den Cilien des Flimmerepitheliums in eine Kategorie zu stellen seien. Sollte ich auch darin vielleicht zu weit ge- gangen sein, so thut dies doch dem Zwecke, zu welchem ich hier diesen Gegenstand zu benutzen gedenke, nicht den min- desten Eintrag. Es ist auf der einen Seite ausgemachte That- sache, dass die Schwingplättchen, vom Körper getrennt, un- aufhörlich fortschwingen, bis sie in Fäulniss geraten und zerfallen. Dies dauert unter verschiedenen Umständen 12 bis 36 Stunden. Sie gleichen’hierin ganz den Cilien des Flimmer- epitheliums und scheinen also ebenfalls unter gar keinem oder einem nur sehr entfernten Einfluss des Nervensystems zu ste- hen. Auf der anderen Seite lehren uns die Beobachtungen früherer Forscher, was ich aus eigener Erfahrung nur bestä- tigen kann, dass die Bewegung der Schwingplättchen ganz von der Willkür des Thieres abhängt. Sie kann beschleunigt oder verlangsanıt, plötzlich unterbrochen und eben so schnell - wieder fortgesetzt, sie kann nur auf einzelne Rippen be- schränkt oder auf alle ausgedehnt werden. Der Einfluss, den das Nervensystem auf sie ausübt, muss daher gewiss ein eben so unmittelbarer und bedeutender sein, wie der, welcher z.B. auf die Muskeln ausgeübt wird. Vielmehr legt uns diese Er- scheinung die Annahme sehr nahe, dass gerade Jiese Organe intensiver vom Nervensystem influenzirt werden oder dass sie die ihnen zukommende Ladung mit Nervenfluidum trotz des Verbrauches durch die unausgesetzte rasche Bewegung länger in sich erhalten als andere. Zugleich leuchten die Rippen von Eucharis multicornis, so lange die Plättchen schwingen, unter den in den Horae Tergestinae näher besprochenen Verhält- nissen. Das Leuchten nach dem Zerfallen derselben hängt aber gewiss von ganz anderen Ursachen ab, denn es tritt z.B. an den Rippen von Bero& erst nach dem Zerfallen ein, Über das Leuchten einiger Seethiere. 337 und muss daher genau von dem durch den Einfluss des Ner- vensystems bedingten geschieden werden. Eben so wenig ge- hört die Beobachtung hieher, dass völlig getrocknete Leucht- organe, welche bereits aufgehört haben zu leuchten, durch Befeuchtung mit Wasser wieder zur Lichtentwicklung gebracht werden können. Sowie also den Rippen von Eucharis noch lange nach der Trennung vom Körper Nervenfluidum inhärirt, was wir neben der Lichtentwicklung an der Bewegung der Schwing- plättchen erkennen, ebenso lässt sich dies mit aller Wahr- scheinlichkeit auch bei anderen Leuchtorganen und den leuch- tenden Sekreten derselben annehmen. An ihnen ist freilich gewöhnlich das noch inwohnende Leben nur aus dem Leuch- ten zu erkennen, weil andere Erscheinungen desselben, wie - Bewegungen, Contraktionen u. dergl., nicht stattfinden. So lange nun die Entwicklung einer eigenartigen, lichtgebenden Substanz in den Leuchtorganen nicht chemisch nachgewiesen werden kann, ist es, wenn nicht wahrscheinlicher, doch we- nigstens ebenso wahrscheinlich, dass das Licht vom Ner- vensystem entwickelt wird, bei gewissen Thieren aber nur an bestimmten Orten, in den Leuchtorganen nämlich, zur Er- scheinung kommt. Erlangen im Mai 1844. Über Staurosoma, einen in den Aktinien lebenden Schmarotzer. Von Dr. Erredrıch- Will, Privatdocenten in Erlangen. Hierzu Taf. X. Fig. 1—9. Bei der genaueren Untersuchung von Actinia viridis, welche bekanntlich an den Mittelmeerküsten sehr häufig zu Markt ge- Archiv f. Naturgeschichte. X. Jahrg, 1. Bd, 22 338 Dr. Friedr. Will: Über Staurosoma, bracht wird, fielen mir runde, härtliche Kugeln auf, welche an den Scheidewänden sitzen, die sich zwischen dem Magen und der Körperhaut befinden. Dieselben sind äusserlich ganz glatt, weisslich oder schwach röthlich -gelb' und treten, wenn das Thier trocken im Korbe liegt, nicht selten zur Mundöft- nung heraus, besonders wenn sich der ohnedies nach unten offene Magen mehr oder weniger herausstülpt; häufiger jedoch ziehen sie sich an die Basis der Arme zurück und bilden äusserlich auf der Scheibe nur schwache Erhöhungen, die ge- wöhnlich dem Auge des Beobachters entgehen. Man kann sich jedoch ohne Schaden für das Thier von dem Vorhandensein dieser Kugeln überzeugen, wenn man einen Finger in den Magen einführt und mittelst gelinden Druckes die ganze Ak- tinie untersucht. Manche Exemplare enthalten nur ein einziges, andere aber oft 6—8 solcher Kügelchen, deren jedes einen von den sogleich zu beschreibenden Schmarotzern einschliesst. Die Kugeln oder richtiger Säckchen sitzen sehr fest an den Muskeln und sind eigentlich nur eine Wucherung der Körpersubstanz. Äusserlich sind sie, wie die ganze Innen- fläche der Aktinien mit Flimmerepithelium überzogen; unter diesem liegen einzelne Muskeln. Die eigentliche Substanz des Säckchens aber besteht aus einer zellig-körnigen Masse. Sie sind durchschnittlich 3—4 Linien lang und 3 Linien breit. An manchen Stellen sind sie zwar sehr dünn, so dass sie leicht zerreissen, aber eine eigentliche constante Öffnung konnte ich nicht finden. Äussere Beschreibung. Das Thier ist 8— 10 Linien lang, von rosenrother oder schwach gelblich-rother Farbe und erscheint wie gegliedert oder aus verschieden grossen Bläschen zusammengesetzt. An dem dickeren Theil liegen jederseits 2 Extremitäten, die aus je 3 Gliedern bestehen. Diese Glieder sind aber, sowie die des Körpers, genau ge- nommen nur durch Einschnürungen der äusseren Haut her- vorgebracht. Der Körper zerfällt nach seiner ganzen Länge in 8 solche Glieder oder Abtheilungen. Am 2ten und 3ten sitzen neben die Arme; am 6ten auf der Bauchseite ein ge- stieltes Bläschen. Obwohl die einzelnen Glieder sich einan- der sehr wenig gleichen, so sind sie doch mit Ausnahme des ersten und letzten ziemlich genau nach einem Typus gebildet. einen in den Aktinien lebenden Schmarotzer. 339 Sie tragen sämmtlich auf der Rückenseite eine und auf der Bauchseite zwei warzenförmige Hervorragungen. Das erste Glied, der Kopf, hat nach vorn zwei länglich runde, nach oben zwei kugelrunde und nach unten eine längliche Warze. Vor der letzteren liegt der Mund (Fig. 2.a). Am lezten Gliede ist die Rückenwarze kurz, abgestuzt; die beiden Bauch- warzen sind sehr klein und verlieren sich in einen dünnen, etwas gekrümmten, mit stumpfer Spitze endenden Fortsatz. Das Thier liegt immer so zusammengekrümmt in dem Säck- chen, dass das gestielte Bläschen in der Nähe des Mundes liegt und die stumpfe Spitze des letzten Gliedes etwas über dem Kopf hinausragt. Verdauungsorgane. Der Mund befindet sich, wie schon bemerkt, vor der kleinen Warze, welche an der un- teren Seite des ersten Gliedes liegt. Er ist rund und von einer kleinen Falte umgeben, die sich als Lippe betrachten lässt. In der Lippe liegt ein nieren- oder bohnenförmiges Hornplättchen, welches beiläufig 4” lang und 4” breit ist, Es besteht aus prismatischen Hornsäulchen, welche zZ" lang und 45" dick sind. Die Endflächen der einen der nach der Mundhöhle gekehrten Seite haben eine kleine Erhöhung oder Warze. Dieses Hornplätichen vertritt wohl die Stelle eines Kiefers. Nach vorn hat die Mundhöhle zwei Ausstülpungen, welche den zwei am ersten Gliede, nach oben gelegenen “ Warzen entsprechen. Der weite Verdauungskanal nimmt fast die ganze Leibeshöhle ein; er erstreckt sich auch in die er- sten Glieder der vier Extremitäten. Gegen das Ende des Körpers wird er etwas enger, hat eine der stumpfen Spitze des letzten Gliedes entsprechende Ausstülpung und geht mit. telst eines dünnen Mastdarmes durch das gestielte Bläschen, welches an der Bauchseite des 6ten Gliedes sitzt. Der After befindet sich an dem freien Ende des Bläschens. Die Magen- haut besteht aus vielfach verschlungenen, gewellten Fasern, die zwar glatt und platt, aber mit vielen feinen dunklen Punkten bedeckt sind. Die Fasern sind „44—z15" dick. Ihre Lagerung genau zu ermitteln ist äusserst schwierig, da am Magen sehr viele undurehsichtige weissliche Zellen von #5 Dehm, sitzen. Die Zellen scheinen einfache Drüsenbälge zu sein, Man kann an ihnen deutlich eine äussere feine Haut 22 * & Dr. Friedr. Will: Ueber Staurosoma, und einen körnigen Inhalt unterscheiden. Die Molekülen des Inhalts sind rund, haben einen Durchmesser von „4, Linie und einen sehr starken Randschatten. Diese Zellen können leicht für Eier gehalten werden; sie unterscheiden sich von den Eiern aber durch die grösseren Molekülen des Inhalts und durch den Mangel des Keimbläschens. Geschlechtsorgane. Zu beiden Seiten des Magens liegen die bandförmigen, durch ihre weisse Farbe ausgezeich- neten Eierstöcke. Sie münden auf der Spitze der seitlichen Warzen am 6ten Glied. Hier sah ich jedes Mal die weissen Eierschnüre anhängen, welche im ausgedehnten Zustande 2— 24 Mal so lang, als der ganze Körper sind. Gewöhnlich bilden sie aber mehrere Windungen und Schlingen um den Körper selbst oder um die Arme. Die Eier in den Eierschnüren mes- sen „;— 75 Linie. — Für Hoden halte ich zwei Schläuche (Fig. 4. b. c.), welche neben dem Mastdarm in dem gestielten Bläschen liegen. Sie sind an ihrem geschlossenen Ende etwas aufgetrieben und gewunden, darmähnlich; das übrige Stück ist gerade und dünner. Ehe sie neben dem After nach aussen münden, schwellen sie zu länglichen Bläschen (Samenbläschen) an. Der ganze Hoden mit Ausnahme der Samenblase steckt in einer weiten Hülle. Der Inhalt desselben bestand zu der Zeit, als ich meine Untersuchungen anstellte (Ende Novem- ber) aus eylindrischen, 25” langen und „I5” dicken Kör- perchen, welche an beiden Enden etwas dünner sind (Fig. 6). Einen feinen haarförmigen Anhang glaubte ich einige Mal zu sehen, konnte aber darüber zu keiner entscheidenden Gewiss- heit kommen. Dennoch halte ich diese Körperchen für Sper- matozoen. Wo das gestielte Bläschen am Körper festsitzt, liegen auf jeder Seite zwei einfache, flaschenförmige Drüsen. Sie sind mit einer körnigen, weissen, wenig durchsichtigen Masse an- gefüllt. Die einfachen, ziemlich weiten Ausführungsgänge münden in der Nähe der Wärzchen, auf denen sich die Oeff- nungen für den Austritt der Eierschnüre befinden. Zunächst am Stiel des Bläschens liegt ferner ein braunes Hornplättchen mit einem dünnen aufgebogenen Stiel (Fig. 7. a.) Das Plättehen besteht aus dünnen übereinander gelagerten Schich- ten, die von verschiedener Grösse sind. Ihre dunklen Gren- einen in den Aktinien lebenden Schmarotzer. 341 zen bilden concentrische Streifen auf der Oberfläche des Plättchens. An dem Ende des aufgebogenen Stieles fand ich gewöhnlich drei unregelmässige, weiche Lappen, welche eine graulich-weisse Farbe haben. Wahrscheinlich sind es die ab- gerissenen Enden von Muskeln. Vom Gefässsystem konnte ich keine Spur finden. — Vom Nervensystem fand ich über dem Schlund ein breites bandartiges Ganglion, von welchem nach beiden Seiten meh- rere Fäden abgingen. Einer dieser Fäden auf jeder Seite schwillt an der Seite des Schlundes zu einem kleineren rund- lichen Ganglion an. — Ueber die Muskeln liess sich nichts Bestimmtes ausmitteln. Man Sieht zwar dunklere Streifen, welche in der ganzen Länge des Thieres verlaufen und an- dere, welche in die Extremitäten gehen, aber es ist mir nicht gelungen, einzelne Bündel zu isoliren oder auch nur ihre Struktur zu erkennen. — Die Haut dieses Thieres ist glatt und weich und besitzt weder Fasern, noch Zellen. An man- chen Stellen sitzen in ihr kleine einfache Drüsen, welche mit ihrem engen Ausführungsgang nach aussen münden und einen durchsichtigen homogenen Inhalt haben. Bei zwei Aktinien fand ich neben den oben beschriebe- nen Kugeln oder Säckchen eine zweite Art von solchen Ge- bilden, die sich von den ersten, denen sie in der Gestalt, Grösse und Struktur gleichkommen, nur durch eine bräun- liche Farbe und starke Runzeln auf der Oberfläche unter- schieden. Ich fand in ihnen das oben beschriebene Thier nicht, dagegen dieke braune Fäden, ähnlich den Eierschnüren. Diese Fäden sind hohle Cylinder, welche eine ausserordent- liche Menge mikroskopischer, brauner Krebschen (Fig. 9.) enthielten. So lang sich diese Krebschen in den Fäden be- fanden, bewegten sie sich wenig, kamen sie aber ins Wasser, so schwammen sie darin munter umher. Sie sind 4 lang und 74” breit; haben ein einfaches, ungegliedertes, ovales Schild, an dem die Stirne etwas vorsteht und sich neben jederseits zwei kleine Hervorragungen befinden. In der Mitte der Stirne scheint ein Auge zu. liegen. Der Fusspaare sind 4 vorhanden; die Gliederung derselben ist kaum angedeutet. Das Endglied trägt Borsten und zwar das des 1sten und 4ten Paares 2, das der beiden mittlern 3 und 4. An der hinteren 342 Dr. Friedr. Will: Ueber Staurosoma. Spitze des Schildes sieht man eine kleine Hervorragung, ne- ben welcher jederseits eine feine Borste steht. Das unter der Schale befindliche Pigment ist dunkelbraun. Man sieht nur undeutlich, den in seinem Anfang etwas angeschwollenen Darmkanal durch dunkle Linien begrenzt. ‘Ob diese zweite Art von Säckchen mit den braunen Fäden oder Schnüren auch dem oben beschriebenen Thiere angehören, ob vielleicht die Krebschenschnüre weiter entwik- kelte Eierschnüre sind, oder ob beide Arten von Säckchen nur nebeneinander bestehen, sind Fragen, die auch nur annä- herungsweise zu beantworten, mir die Unvollständigkeit mei- ner Beobachtungen, welche durch den Mangel an passenden Objekten und an Zeit bedingt war, nicht erlaubt. Ebenso enthalte ich mich deshalb, die systematische Stellung des oben beschriebenen Schmarotzers zu besprechen. Ich würde für dasselbe den von der Gestalt des Thieres hergeleiteten Namen Staurosoma (von ö oravoog das Kreuz) vorschlagen. — Der Zweck dieser kurzen und fragmentären Mittheilung erscheint mir als erreicht, wenn sich dadurch einer oder der andere Forscher veranlasst fühlt, diesem Gegenstande, der für die Metamorphose des Schmarotzers interessante Resultate zu geben verspricht, einige Aufmerksamkeit zu widmen. - Erklärung der Abbildungen. Taf. X. : Fig. 1. Das Thier in natürlicher Grösse, von der Rückenseite. Das Säckchen ist geplatzt und das Thier hat sich mit dem vorderen Theil des Körpers herausgewunden. a, Die Eierschnüre. Fig. 2. Ein grösseres Exemplar von der Bauchseite. a. Die Warze, hinter welcher der Mund liegt; 6. das gestielte Bläschen; cc. Stücke der Eierschnüre. Fig. 3. Das Schwanzstück mit dem gestielten Bläschen von. der Seite, vergrössert. a. Die hintere Ausstülpung des Darmkanales. Fig. 4. Das gestielte Bläschen, stark vergrössert. «. Mastdarm, mit einer körnigen Masse gefüllt; 65. die Hoden mit den Samen- bläschen cc. Fig. 5. Ein Hoden. «. Der eigentliche Hoden; 2. vas deferens; c, die Hülle; d. das Samenbläschen. Fig. 6. Spermatozoen. Fig. 7. Das gestielte Hornplättchen. «. Dessen Stiel. 2 Dr. Friedrich Will: Ueber Distoma Beroes. 343 Fig. 8. Die Ganglien am Schlund; a. das obere, dd. die seit- lichen. Fig. 9. Ein Krebschen aus den braunen Fäden. Erlanggn im Mai 1844. Ueber Distoma Beroe&s. Von Dr. Friedrich Will, Privatdocenten in Erlangen. Hierzu Taf. X. Fig. 10—13. Es lag anfänglich in meinem Plane, den Horae Tergesti- nae einen Artikel über Entozoen und Epizoen der Rippen- quallen einzuverleiben. Allein ich gab später diesen Gedan- ken wieder auf, weil mir die Beobachtungen zu fragmentär und dürftig erschienen und grösstentheils nur bereits Bekann- tes umfassten. Nachträglich gebe‘ich hier die Beschreibung und Abbildung von einem Distoma, welches ich in den Was- sergefässen von Bero& rufescens fand. Dasselbe war in allen Wassergefässen dieser Rippenqualle anzutreflen und zwar ziemlich häufig. Mehr als die Hälfte aller Beroen, welche ich untersuchte, beherbergten es; in einzelnen fand ich über 12 Stück. Der Körper desselben ist mehr cylindrisch, als platt, % Linie lang und „'; Linie breit. Die Mund- und die Bauch- scheibe sind ziemlich gleich gross. Letztere liegt im Anfang des zweiten Drittels der ganzen Körperlänge. Der Rand der Mundscheibe ist mit 8 Wärzchen besetzt. Der Leib besteht aus beiläufig 150 Ringen, von denen 50—60 zwischen der Bauch- und der Mundscheibe liegen. An der Schwanzspitze lassen sich keine Ringe erkennen. Gewöhnlich ist der Leib, ehe er in die Schwanzspitze ausläuft, etwas angeschwollen. Letztere kann in ihrer ganzen Länge in den Leib zurückge- zogen werden. (Fig. 12.) Die Farbe ist gelblich weiss. 344 Dr. Friedrich Will: Ueber Distoma Beroes. In Bezug auf die Anatomie dieses Thieres konnte ich Weniges ermitteln. Die Höhle hinter der Mundscheibe ist grösser, als die hinter der Bauchscheibe; der Schlund eng; der gabelig getheilte Darm ist gewöhnlich auf der einen Seite etwas länger, als auf der anderen. Die darmartigen Ge- schlechtstheile (?) zwischen der Bauchscheibe und der Schwanz- spitze waren zu wenig entwickelt, als dass ich ihre Struktur erkennen konnte, oder eine Deutung derselben wagen durfte. Auf der Rückenseite des Thieres läuft vom Kopfende bis zum Schwanz ein doppelter dünner Schlauch, der gewöhnlich ganz dicht mit wenig durchsichtigen runden, „4,;— 15“ grossen Kügelehen angefüllt ist. Ueber der Mundscheibe . beginnen diese Schläuche in einer Spitze, laufen dann fast um die ganze Breite des Körpers von einander entfernt bis in die zweite Hälfte des Leibes. Hier legen sie sich wieder an ein- ander und münden mittelst eines dünnen Ausführungsganges an der Schwanzspitze nach aussen, Neben diesen Distomen fand ich in einigen Bero@n eben- falls in den Wassergefässen gelbe Körperchen, welche die Form einer dreiseitigen Pyramide oder besser eines kurzen Räucherkerzchens mit abgestumpften Spitzen hatten. Sie waren 14 ‚gross und bestanden aus einer durchsichtigen, ziem- lich derben Haut und einem körnigen Inhalt. In den Spitzen fehlte letzterer, weshalb sie ganz durchsichtig waren. Ich konnte weder thierische Bewegung, noch Organe an oder in ihnen finden. Waren es vielleicht Eier eines Schmarotzers? Erklärung der Abbildungen. Taf. X. Fig. 10. Distoma Bero&s von der Rückenseite. Fig. 11. Dasselbe, von unten. Fig. 12. Das Schwanzende mit der eingezogenen Schwanz- spitze a. Fig. 13. Das vordere Körperstück in halbschematischer Dar- stellung. «@ Mund-, 5 Bauchscheibe, c Darm, @ Geschlechtstheile (?). . Erlangen im Juni 1844. nn ee N EEE A. Grisebach: Nachtrag zu den Beobachtungen etc. 345 Nachtrag zu den Beobachtungen über das Wachsthum der Blätter. Von A. Grisebach. Hierzu Taf. XI. Da es mir gelungen ist, an den S. 153. d. J. erwähnten Vertikalschnitten den Vegetationspunkt der Gramineen-Scheide genauer als früher darzustellen, so bin ich jetzt im Stande, die Lage desselben und die Bildung der neuen Zellen durch eine nach meinem Präparat verfertigte Zeichnung zu erläutern und dadurch das Ergebniss meiner Messungen schärfer zu begründen. Nach meinem Dafürhalten lässt die graphische Darstellung an Naturtreue nichts zu wünschen übrig und ent- hält zugleich die sinnlich wahrnehmbaren Theile des Objects vollständig, mit Ausnahme des formlosen Eiweiss- Gerinsels, welches in den meisten Zellen des Vegetationspunkts nach der Befeuchtung mit Jodtinetur sichtbar wird. Dieser Vertikalschnitt ist fünf Stunden nach Sonnenauf- gang an einer in rascher Entwickelung stehenden Phalaris ca- nariensis gemacht worden. Die Figur II giebt eine Vorstel- lung von der Lage des Objects, welches dem durch den Aus- schnitt b bezeichneten Theile der Blattscheide entspricht. Die schräg laufenden Prosenchymzellen in Figur I gehören zu dem in das obere Internodium übergehenden, äussern Gefäss- bündel der Axe. Die obern, vertikal gestellten Prosenchym- zellen in Figur 1 bilden die Basis eines Gefässbündels der Blattscheide und gehen weiter nach oben zum Theil in Ge- fässe über. Zwischen diesen beiden durch ihre Richtung un- terschiedenen Gefässbündeln liegt der Vegetationspunkt, dessen Jüngste Theile sich in unmittelbarem, organischen Verbande mit den untern Prosenchymzellen befinden. Gewisse Entwickelungszustände lassen sich an den Zellen 346 A. Grisebach: Nachtrag zu den Beobachtungen des Vegetationspunkts unmittelbar wahrnehmen: wie aber der eine in den andern übergeht, lässt sich nicht erkennen. Es sind daher verschiedene Hypothesen über die Zellenbildung ohne Widerspruch in den Beobachtungen möglich. Drei Stufen der Entwickelung sind in dem vorliegenden Vegetationspunkte deutlich zu unterscheiden: 4) Im Safte von Mutterzellen eingeschlossene, frei schwim- mende Zellenanfänge (Z«), welche sich von den Tochterzellen (Zß) durch ihre Kleinheit und ihren punktförmigen Kern (Cyt. &) unterscheiden. Sie finden sich nur in den untersten Mutterzellen, dem Axengefässbündel zunächst. 2) In Mutterzellen schwimmende Tochterzellen (ZP), häufig in derselben Zelle mit den erstern (Z.«) eingeschlossen. Sie sind an zwei concentrischen Conturen kenntlich. Wenn man die äussere derselben für die Zellenmembran, die innere für die Contur des Cytoblasten (Cyt. #) erklärt, so würde der letztere auf dieser Entwickelungsstufe keinen Nucleolus enthalten. 3) Parenchymzellen (ZY), welche einen einzigen Cy- toblast (Cyt.y) und zwar nicht im Zellensafte, sondern in der Wandung enthalten. Diese Zellen, welche ich für die selbstständig gewordenen Tochterzellen halte, sind auch daran kenntlich, dass ihr Cytoblast körnig ist und einen Nucleolus enthält. In manchen, wahrscheinlich ältern Zellen fehlt der Cytoblast. Der Form nach sind alle diese Zellen den tiefer gelegenen Mutterzellen gleich, die sich durch ihren Inhalt, durch ihr Produktionsvermögen von ihnen unterscheiden und in ihrer Wandung keinen Cytoblast zu besitzen scheinen. — Zwischen der zweiten und dritten Stufe ist offenbar die Lücke in der Entwickelungsgeschichte gross, sie umfasst nämlich die Resorption der Mutterzellen, die Vergrösserung der Tochter- zellen und die Veränderung des Cytoblasten. Um diese drei Entwickelungszustände unter einander : zu verknüpfen, scheint mir die einfachste Annahme folgende. Die untersten Zellen der Blattscheide besitzen das Vermögen, aus ihrem Zellensafte neue Zellen zu erzeugen, wozu das benach- barte Gefässbündel ihnen stets das Material herbeiführt. Zuerst bilden sich in einer Zelle zwei bis fünf Körper (Ze), welche Cytoblasten ähnlich sind, indessen durch Jod wenig über das Wachsthum der Blätter. 347 verändert werden. Diese vergrössern sich im Zellensafte nach und nach zu Tochterzellen, indem ihre äussere Contur zur Zellenmembran, ihr dem Nucleolus entsprechender Punkt zum Cytoblast der Tochterzelle (Cyt. #) auswächst. Bald indessen wird dieses Wachsthum ungleichförmig und, wenn die Tochterzellen nach der Resorption der Mutterzellen diesen an Grösse gleich geworden sind, nehmen die Cytoblasten (Cyt. y) nur einen kleinen Raum in der Wand ein und wer- den vor ihrer eigenen Resorption körnig. Ein Theil der Toehterzellen verliert seine Oytoblasten noch früher und wird zu einer neuen Schicht von Mutterzellen. Hört diese Aus- scheidung von neuen Mutterzellen auf, so wird die Blatt- scheide sich wenig mehr verlängern. F Bei dieser Entwickelungsgeschichte wird es als wesent- lich angesehen, dass stickstofllose und stickstoffhaltige Mole- küle (Z« und Cyt. «) gleichzeitig im Safte der Mutterzellen sich präcipitiren, und von Anfang an organisch verbunden, eine Zeitlang gleichartig anwachsen, bis das Wachsthum der erstern überwiegt. Diese Hypothese scheint mir einfacher und manchen Erscheinungen entsprechender, als diejenige, welche durch Schleiden in die Physiologie eingeführt ist. Al- lein es ist klar, dass die dargestellte Reihe von Entwicke- lungsstufen der Blattscheide-Zellen sich nach Schleiden’s Theorie ebenfalls erklären lässt, indem mar Z « als den pri- mären Cytoblasten deutet, an dem sich in Zß erst die Zel- lenmembran erhebt, während der Nucleolus verschwindet. Welcher Ansicht man folgen will, scheint mir von geringer Wichtigkeit zu sein, während ich mich freue, in den That- sachen selbst Schleiden’s Entdeckungen über Phytogenese auch an einem vegetativen Organe auf eine so unzweideutige Weise glänzend bestätigt zu sehen. Göttingen, den 30. Juni 1844. 348 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die Bemerkungen über die Molluskenfauna Unter- Italiens. Von Dr. A. Philippi. Fortsetzung '). Vergleichen wir jetzt die Molluskenfauna der Sicilischen Meere mit derjenigen Fauna, welche zur Zeit der Tertiär- periode die Meere enthielten, aus denen ein grosser Theil Sieiliens und Calabriens emporgestiegen ist, so drängen sich uns hauptsächlich folgende Fragen auf: 1) Waren die Meere zur Zeit der Tertiärperiode überhaupt reicher oder ärmer an Mollusken als gegenwärtig? 2) Wie viele jetzt lebende Arten existirten damals bereits, und sind bei den Katastrophen ver- schont geblieben, welche die Tertiärperiode von der der Ge- genwart scheiden? wie viele Arten sind denselben unterlegen? 3) Zeigen die Arten, welche beiden Perioden gemeinschaftlich sind, Verschiedenheiten in Beziehung auf relative Häufigkeit, auf Grösse und andere Kennzeichen, die zwar an und für sich erheblich, aber doch nicht bedeutend genug sind, um eine specifische Trennung zu rechtfertigen? 4) Wie verhalten sich die einzelnen Lokalitäten, welche Versteinerungen dar- bieten? Haben sie alle ein gleiches Alter? Lassen sich in der Tertiärformation Unter-Italiens Unterabtheilungen machen? 5) In welchem Verhältniss steht die Tertiärformation Unter- Italiens zu andern Tertiärformationen? Diese letzte Frage kann ich aus Mangel der nöthigen Hülfsmittel nicht genügend beantworten, in Beziehung auf die übrigen haben meine Untersuchungen aber die nachfolgenden Ergebnisse geliefert. I. Zahl der Mollusken in der Gegenwart und in der Tertiärperiode. In den tertiären Bildungen Unter-Italiens kommen fast 1) S, 92. Molluskenfauna Unter-Italiens. 349 nur Meeresconchylien vor, und es ist einleuchtend, dass von nackten Mollusken keine Ueberreste angetroffen werden. Zie- hen wir diese so wie die Land- und Süsswasser-Mollusken von der Gesammtzahl der beobachteten lebenden Mollusken ab, so bleiben 188 Meeresbivalven 10 Brachiopoden 41 Pteropoden 313 Meeresgasteropoden mit Schale / 45 Cirripeden 537 Mollusken, welche versteinert vorkommen könnten, Die Anzahl der aufgefundenen fossilen Mollusken beträgt aber: 231 Meeresbivalven ; 43 Brachiopoden 5 Pteropoden 322 Meeresgasteropoden mit Schale 5 Cirripeden 576. Das Meer war also zur Zeit der Tertiärperiode nur um ein weniges reicher als gegenwärtig. Wir müssen zugeben, dass wahrscheinlich die Zahl der Versteinerungen durch spä- tere Untersuchungen bedeutenderen Zuwachs erhalten wird, als die der lebenden Arten, auf der andern Seite aber berück- sichtigen, dass die Tertiärperiode sehr viel länger gedauert hat, und während derselben Arten verschwunden und neue hinzugekommen sind, so dass es hiernach höchst wahrschein- lich erscheint, dass zur damaligen Zeit das Meer eben so reich, nicht ärmer und nicht reicher, als jetzt gewesen ist !). Die Vertheilung unter die Hauptordnungen war damals etwas verschieden von der gegenwärtigen; es betrugen nämlich in der Tertiärperiode: in der Gegenwart: die Meeresbivalven 0,40 0,35 die Brachiopoden 0,025 0,02 ») Nehmen wir diesen Grundsatz an, und unterscheiden wir nur Tertiärformation, Kreide, Jura, Altes Flötzgebirge, Uebergangsge- birge, so beträgt die Zahl der fossilen Arten wenigstens fünfmal so viel wie die der lebenden, und schlägt man diese gering zu 8000 an, so beträgt sie etwa 40,000 Arten! 350 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die in der Tertiärperiode: in der Gegenwart: die Pteropoden 0,01 0,02 die Meeresgast. mit Schale 0,56 0,58 die Cirripeden 0,01 0,03. Es waren demnach früherhin die Bivalven und Brachio- poden überwiegender als gegenwärtig, gegenwärtig sind die Gasteropoden und Cirripeden zahlreicher als ehedem. Hier- nach kann man, glaube ich, schliessen, dass zur Zeit der Tertiärperiode weniger Küsten vorhanden gewesen sind, und der jetzt in Festland verwandelte Meeresgrund hauptsächlich aus Untiefen bestanden habe. I. Verhältniss der ausgestorbenen Arten zu den lebenden. Unter der Zahl der 537 Meeresconchylien, welche im fossilen Zustande vorkommen könnten, habe ich folgende 169, die nicht ganz den dritten Theil betragen, unter den Verstei- nerungen nicht angetroffen; Bivalvia. Clavagella balanorum Scac. — angulata Ph. Teredo navalis L, — Bruguieri D. Ch. — palmulata D. Ch. Pholas candida L, Solen legumen L. Panopaea Aldrovandi Men. Scrobicularia piperata. Gm. — Cottardi Pay. Eryeina ovata Ph. Bornia seminulum Ph. Solenomya mediterranea Lam, Corbula revoluta Broc. Pandora flexuosa Sow. Thracia ovalis Ph. — fabula Ph. Galeomma Turtoni Sow. Venerupis decussata Ph. Tellina Fabula Gm. — Costae Ph. — baltica L. Lucina? bipartita Ph. Scaechia elliptica Scac. — ovata Ph. Venus geographica G. — Jaeta Poli. — aurea Mat. — Beudanti Pay. — nitens Ph. et Sc. Cardium scabrum Ph. — parvum Ph. Arca scabra Poli. — imbricata Poli. Pectunculus lineatus Ph. Modiola costulata Riss. Pinna truncata Ph. — rudis L. Molluskenfauna Unter-Italiens. Pinna pectinata L. — muricata Pol. — marginata Lam. — vitrea Gm. Lima inflata Lam. Pecten sulcatus Lam. — Testae Bivon. — gibbus Lam. 351 Spondylus aculeatus Chemn. Anomia aspera Ph. — scabrella Ph. — pectiniformis Poli. — elegans Ph. — margaritacea Ph. — aculeata Mont. Brachiopoda. Orthis Iunifera Ph. — neapolitana Se. Orthis anomioides Ph. et Sc. Thecidea mediterranea Riss. Pteropoda. Hyalaea gibbosa Rang. — vaginella Cantr. Cleodora cuspidata Q. et @. Cleodora striata Rang. — acieula Rang. — zonata D. Ch. Gasteropoda. Chiton pulchellus Ph. — Polii Ph. — Rissoi Pay. — laevis Penn. — variegatus Ph. — cajetanus Poli. Patella Rouxii Pay. — coerulea L. — fragilis Ph. Emarginula Huzardi Pay. Fissurella rosea Lam. Pileopsis militaris Pult. Thyreus paradoxus Ph, Crepidula gibbosa Dfr. Bullaea planciana Ph. Bulla vestita Ph. — ovulata Broc. — Ampulla L. — diaphana Ar. et Mag. Rissoa elata Ph. Rissoa violacea Desm. — similis Scae. — Auriscalpium L. — clathrata Ph. — coronata Se. — radiata Ph. — rudis Ph. — gracilis Ph. — cingulata Ph. — tenera Ph. — subsuleata Ph. — fulva Mich. — Jabiata v. Mühlf. — soluta Ph. Truncatella littorina Desh. —? fusca Ph. — atomus Ph. | Chemnitzia scalaris Ph. — obliquata Ph. + Nerita versicolor Lam. 352 Natica marochiensis Lam. — helicina Broc.? Ianthina bicolor Mke. — nitens Mke. — patula Ph. Sigaretus haliotideus L. Vermetus semisurrectus Biv. Scalaria pulchella Biv. — crenata L. Delphinula exilissima Ph. Solarium diseus Ph. Trochus granulatus Born. — dubius Ph. — pumilio Ph. — unidentatus Ph. — villicus Ph. — leucophaeus Ph. — Racketti Pay. — pygmaeus Ph. + — carneolus Lam. Turbo neritoides L. — littoreus L. — obtusatus L. — muricatus L. Seissurella plicata Ph. — striatula Ph. Cerithium laevigatum Ph. Pleurotoma purpureum Mont. — costulatum Riss. Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die Pleurotoma multilineolatum Desh. — pusillum Seac. — plicatum Lam. — taeniatum Desh. — Bertrandi Pay. — laevigatum Ph. — secalinum Ph. — Laviae Ph. Pyrula squamulata Ph. . 7 — Santangeli Mar. Murex tetrapterus Bronn. Tritonium variegatum Lam. — scrobiculator L. — cutaceum L. Chenopus sirresianus Mich. Cassidaria depressa Ph. Dolium galea L. Buceinum Scacchianum Ph. — candidissimum Ph. — Tirei Mas. — Lefebvrii Mas. Terebra aciculata Lam. Ovula carnea L. + Cypraea annulus L. 7 — moneta L. — erosa L. — helvola L. Dentalium rubescens Desh. Cirripedia. Balanus intermedius Ph. — hemisphaericus Brg. — galeatus L. Acasta Spongites Poli. Chthamalus glaber Poli. Coronula bissexlobata Blain. Anatifa laevis Brg. — striata Brg. Pollicipes Scalpellum L. Nach der Tertiärperiode sind also im Meer aufgetreten: Von den 188 Meeresbivalven 35 oder 10 Brachiopoden 4 0,19 0,40 Molluskenfauna Unter-Italiens. 353 Von den 11 Pteropoden 6 oder 0,58 - - 313 Meeresgast. mit Schalen 97 0,31 - - 45 Cirripeden 9 0,60 Dagegen sind unter den 576 fossilen Arten Meerescon- chylien folgende 193, oder fast genan 5, welche im heutigen Meere nicht mehr vorkommen: Bivalvia. Aspergillum maniculatum Ph. Venus vetula Bast. Clavagella baecillaris Desh. —? miliaris Ph. — pP. Cardium multicostatum Broc. Pholas vibonensis Ph. Hippagus acutecostatus Ph. Solen tenuis Ph. Arca mytiloides Broc. Solecurtus multistriatus Scac. — Breislaki Bast. Panopaea Faujasii Men. — aspera Ph. — Bivonae Ph. — obliqua Ph. Anatina oblonga Ph. — pectuneuloides Scae, — pusilla Ph. Pectunculus variabilis Sow. Serobicularia tenuis Ph. — auritus Broc. Eryeina pusilla Ph. — minutus Ph. — angulosa Bronn. — pygmaeus Ph. — longieallis Scac. Nucula placentina Lam. — similis Ph. — exeisa Ph. Corbula erispata Scae. — striata Lam. — costellata Desh. — pusio Ph. Thracia ventricosa Ph. — glabra Ph. — elongata Ph. — cuspidata Ph. Tellina pusilla Ph. — dilatata Ph. — pleurostieta Ph. — pellucida Ph. ovata Sow. — deeipiens Ph. — elliptica Broc. Chama dissimilis Bronn. — strigilata Ph. Modiola grandis Ph. Diplodonta Lupinus Broc, — phaseolina Ph. Lueina transversa Bronn. — sericea Bronn. — albella Lam. Mytilus antiquorum Sow. (?) Scacchia inversa Ph. Arcinella laevis Ph. Astarte laevigata v. Münst. Perna Soldanii Desh. Cytherea fragilis Ph. Pecten cristatus Bronn. Venus senilis Broc. — Alessii Ph. Archiv f, Naturgesch. X. Jahrg. 1. Bd, 23 354 Dr. A. Philippi: Pecten latissimus Broc. — palmatus Lam. — scabrellus Lam. — rimulosus Ph. — antiquatus Ph. — fimbriatus Ph. — pygmaeus v. Münst. — semicostatus v. Münst. Bemerkungen über die Hinnites laeviusculus Ph. Plicatula mytilina Ph. Ostrea bellovacina Lam. — praegrandis Ph. — longirostris Lam. — foliosa Broc. Anomia striata Broe. Brachiopoda. Terebratula grandis Blum. — bipartita Broc. — biplicata Sow. — sphenoidea Ph. Terebratula septata Ph. — euthyra Ph. Orthis eustieta Ph. Gasteropoda. Emarginula deeussata Ph. Brocchia sinuosa Broc. Bulla convoluta Broc. — laevis Ar. et Mag. Aplysia? deperdita Ph. —? grandis Ph. Melania? soluta Ph. Valvata? striata Ph. Rissoa sculpta Ph. — reticulata Ph. — textilis Ph. — areolata Ph. — substriata Ph. — canaliculata Ph. Eulima Scillae Scac. — affınis Ph. — Bulimus Scac. Chemnitzia pusilla Ph. — Terebellum Ph. Natica undata Ph. — tigrina Dfr. Scalaria trinacria Ph. — plicosa Ph. Scalaria erispa Lam. Delphinula nitens Ph. — elegantula Ph. Bifrontia? zanclaea Ph. Solarium reticulatum Ph. — pseudoperspectivum Broe. Trochus erispus Kön. — millegranus Ph. — parvulus Ph. — bullatus Ph. — patulus Broc. — gemmulatus Ph. — filosus Ph. — glabratus Ph. — crispulus Ph. — euomphalus Ph. — strigosus Gm. — suturalis Ph, — marginulatus Ph. — Ottoi Ph, — cinctus Ph. Scissurella aspera Ph. Turritella tornata Broc. Molluskenfauna Unter-Italiens. Turritella vermicularis Broc. — subangulata Broc. Gerithium ealabrum Ph. — trieinetum Broc. Scaea stenogyra Ph. Pleurotoma cataphractum Bro. — torquatum Ph. — diinidiatum Broc. — galeritum Ph. — pygmaeum Ph. — noduliferum Ph. — sigmoideum Bronn. — harpula Broc. — columnae Scac. — comma Sow. — Imperati Scac. — decussatum Ph. ° * — semiplicatum Bronn. — Tarentini Ph. 355 Murex vaginatus De Or. et J. — multilamellosus Ph, Chenopus pes graculi. Bronn. — deseiscens Ph. Strombus coronatus Dfr. Cassidaria striata Sow. Purpura cyclopum Ph. Buceinium serratum Broe — musivum Broc. — granulatum Ph. — spinulosum Ph. — acutecostatum Ph. — pusillum Ph. — exile Ph. Columbella Greei Ph. Mitra cupressina Broc. Voluta rarispina Lam. Ancillaria obsoleta Broc. Conus Brocchii Bronn. — demissus Ph. Dentalium sexangulum Gm. — Payraudeaui Desh. — Maggiori Ph. — Turrieula Broe. — multistriatum Desh. — Renieri Scac. — sulcatum Lam. — carinatum Biv. fil. — substriatum Desh. Cancellaria hirta Broc. — tetragonum Broc. — coronata Scac. — incertum Desh. Fusus longiroster Broc. — coarctatum Lam. — clavatus Broc. — striatum Lam. — scalaris Broc. — triquetrum Broc. — rudis Ph. — ovulum Ph. — politus Ren. Cirripedia, Chthamalus gigas. Pollicipes carinatus. Es sind also von den 231 Bivalven der Tertiärperiode ausgestorben 77 oder 0,29 13 Brachiopoden 7 - 054 5 Pteropoden 0 -. — 356 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die 322 schalentragenden Gasteropoden 108 oder 0,31 5 Cirripeden a en 576 194 oder 0,33 Unter den fossilen Arten kommen mehrere vor, welche nicht im Mittelmeere Unter-Italiens, sondern in andern Meeren leben, nämlich: Mya truncata L. Grönland, im ganzen nördlichen Atlanti- schen Ocean, in Toskana nach Brocchi. Lutraria solenoides Lam. An den Küsten Frankreichs ete. Tellina erassa L. In der ‚Nordsee, Lucina columbella Lam. Am Senegal. — pensylvanica L. An den Amerikanischen Küsten. Cyprina islandieca L. In der Nordsee, Island, Canada. Cardium hians Broc. In den heissen Meeren, bei Algier. Lima bullata Turton. In der Nordsee. Pecten medius Lam.? Im Rothen Meer. Ostrea edulis L. In der Nordsee. Patella vulgata L. In der Nordsee. Niso Terebellum Chemn. Bei den Nikobarischen Inseln. Vermetus intortus Lamık. Antillen. | Trochus strigosus Gm. An den Küsten von Marocko. Fusus contrarius L. Im nördlichen Atlantischen Ocean. Buceinum undatum L. Desgleichen. Terebra fuscata Broc. Am Senegal. Dentalium elephantinum L. Im Indischen Meer. — multistriatum Desh. Im Indischen Meer? — coaretatum Lamk. Im Englischen Kanal. Von 382 Arten, welche der Tertiärperiode und der Ge- genwart gemein sind, sind also nur 20 Arten nicht dem, Un- ter-Italien bespülenden, Mittelmeer angehörig, d. h. nur etwa 2 Procent! Schon hieraus lässt sich mit grosser Sicherheit der Schluss ziehen, dass zur Zeit dieser Periode das Klima nicht sehr verschieden von dem gegenwärtigen gewesen sein könne. Aber vielleicht wird dieser Schluss von den 194 aus- gestorbenen Arten umgestossen, und haben dieselbe einer in neuen Zeiten erfundenen Eisperiode, oder auch umgekehrt einem heissen Klima angehört? Es genügt das oben gegebene Verzeichniss flüchtig anzusehen, um sich zu überzeugen, dass keines von beiden der Fall war. Allerdings sprechen Asper- Minen. Molluskenfauna Unter-Italiens. 357 gillum maniculatum, Perna Soldanii, Plicatula mytilina, Strom- bus coronatus, Terebra fusca und duplicata, Voluta rarispina, Ancillaria obsoleta auf den ersten Augenschein für ein wär- meres Klima, da diese Genera nicht in den Meeren der nörd- lichen gemässigten Zone vorkommen, auch ist nicht zu ver- schweigen, dass Cytherea multilamellosa ihre nächste ver- wandte Art in C. eygnus hat, welche bei Canton, (und nicht im Mittelmeer, wie Deshayes vermuthet), lebt. Allein die Anzahl der lebenden und ausgestorbenen Arten, welche für ein ehemaliges wärmeres Klima sprechen, ist im Verhältniss zur Menge der übrigen Arten höchst unbedeutend, und es stehen ihnen andere Arten entgegen, welche gegenwärtig auf kältere Meere beschränkt sind, wie Mya truncata, Cyprina islandica, Fusus contrarius, so dass wir es wohl als eine un- unistössliche Thatsache annehmen können, dass zur Zeit der Tertiärperiode in Unter-Italien das Klima we- der viel wärmer noch viel kälter war, als gegen- wärtig. Hiergegen ist schwerlich der Umstand als ernstliche Einwendung zu betrachten, dass gleichzeitig oder später, (wir werden weiter unten sehen, dass die paläontologischen Ver- hältnisse wenigstens keine Scheidung der Tertiärperiode von der Diluvialperiode und von der Alluvialperiode erlauben) auch Elephanten, Nashörner und Nilpferde in Sieilien gelebt haben, da diese Thiere, andere Arten als die jetzt in der heissen Zone lebenden, sehr wohl in dem jetzigen Klima Si- eiliens leben konnten. Betrachten wir die relative Häufigkeit der Arten, wodurch so zu sagen, die Physiognomie der Molluskenfauna ent- steht, so finden wir zwar, dass nicht wenige Arten in der Jetztwelt und der Tertiärperiode gleich häufig gewesen sind, dass aber auch eine Menge früher sehr häufige Arten selten geworden, ja ganz ausgestorben sind, letztere sind in der Folge immer mit gesperrter Schrift bezeichnet, und um- gekehrt jetzt eine Menge Arten sehr gemein sind, die früher selten waren oder ganz fehlten. In beiden Perioden waren gemein: Cardium echinatum, Cardium papillosum, — tuberculatum. Peetuneulus violascens. — edule. Nucula margaritacea, ‚ 358 Dr. A. Philippi: Pecten Jacobaeus. — opereularis. — varius. Natica millepunctata. Trochus conulus. — cerenulatus. — rugosus. In der Tertiärperiode häufig, jetzt im Mittelmeer selten oder ganz ausgestorben waren: Solen coarctatus. Psammobia feroensis. Diplodonta rotundata. Lueina radula. Venus radiata. — vetula. Pectunculus minutus. Natica sordida. Trochus crispus. Bemerkungen über die Trochus magus. Turritella communis,. Cerithium vulgatum. — Lima. Buceinum mutabile. Dentalium Dentalis. — Entalis. Trochus millegranus. Fusus rostratus, Pleurotoma dimidiatum etc. Murex vaginatus, Buccinum semistriatum. Marginella auriculata. Dentalium striatum. — elephantinum. — strangulatum. Gegenwärtig häufig, zur Tertiärperiode gar nicht vorhan- den (diese Arten habe ich hinten mit einem + bezeichnet) oder sehr selten, sind: Pholas dactylus. Solen legumen. Mactra stultorum. Pandora flexuosa. + Psammobia florida. Tellina planata. — tenuis. Lucina lactea, Donax trunculus. — semistriata. — venusta., — complanata. Venus gallina. — decussata. — geographica. 7 — laeta Poli. + Cardita calyculata. — trapezia. Chama gryphoides. Modiola barbata. Mytilus minimus. Lima inflata. — squamosa. Pecten hyalinus. Spondylus gaederopus. Patella scutellaris Blainv. — caerulea L. — tarentina O. Gadinia Garnoti. Fissurella rosea. + — gibba, Bulla striata. Rissoa violacea. — auriscalpium. — fulva. + Haliotis tuberculata, Molluskenfauna Unter-Italiens. 359 Janthina bicolor. + Pleurotoma taeniatum + etc. — nitens. f Fasciolaria lignaria. Trochus granulatus. Tritonium nodiferum. — fragarioides. — cutaceum. 7 — Fanulum. Buceinum variabile. — canalieulatus. — Pusio, — Richardi. — d’Orbignyi. — Adansoni. Columbella rustica. — umbilicaris. Cypraea lurida. + Turbo neritoides L. — rufa. Pleurotoma purpureum. — pulex. Dabei bemerken wir, dass gerade die allerhäufigsten Arten, Venus geographica, laeta Poli, Turbo neritoides L. etc. in der Tertiärperiode gar nicht existirten. Im Allgemeinen kann man behaupten, dass die Verschie- denheiten, welche zwischen lebenden und fossilen Exemplaren derselben Art beobachtet werden, nicht grösser sind, als sie zwischen Individuen derselben Art auch vorkommen, ja es ist gar nicht selten, dass man in Verlegenheit kommt, zu sagen, ob ein Exemplar fossil sei oder nicht. Dies gilt na- mentlich von den Exemplaren, welche im Thon von Abbate bei Palermo vorkommen, vom Meer ausgewaschen werden, und sehr häufig den Einsiedlerkrebsen zur Wohnung dienen. Diese Arten sind oft erstaunlich wohl erhalten, und so ver- dient es Entschuldigung, wenn sie wirklich als lebend ange- führt werden. Dies scheint z. B. denjenigen Conchyliologen begegnet zu sein, welche mit Linne, dem Dentalium elephan- tinum Sieilien als Vaterland zuschreiben, so wie Herrn Kie- ner, wenn er den Murex vaginatus als lebend auflührt, wobei es nur im höchsten Grade zu tadeln ist, dass er sich erlaubt hat die Namen zu ändern. — Auffallend ist es indess, dass einzelne Arten in früheren Zeiten sehr viel grös- ser geworden zu sein scheinen, als gegenwärtig. Besonders merkwürdig sind in dieser Beziehung: Lucina Ra- dula, fragilis, Cytherea rudis Poli, Venus radiata, Cardium Deshayesii, papillosum, Mytilus edulis (man müsste denn die fossilen Formen mit Sowerby u. a. für verschiedene ‘Arten halten) Pileopsis ungarica, Turritella communis und triplicata, Diese Liste könnte ich noch sehr vermehren, (in der Enume- 360 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die ratio habe ich allemal die Masse der fossilen und lebenden Formen besonders angegeben, wenn sie verschieden waren), allein die Mehrzahl der Arten stimmt auch in der Grösse vollkommen überein, und, was sehr merkwürdig ist, einzelne Arten sind zur Zeit der Tertiärformation constant kleiner gewesen als gegenwärtig, doch ist ihre Zahl weit geringer. Besonders hervorzuheben sind in dieser Beziehung: Bulla lignaria, und Terebratula vitrea, welche damals kaum die Hälfte der Grösse erreichten, die sie gegenwärtig zeigen, und nächst ihnen Corbula nucleus. — Man kann aus diesen Thatsachen weiter nichts folgern, als dass ‘damals die Ver- hältnisse, Lokalitäten, Meeresgrund etc. für die Entwiekelung und das Wachsthum einzelner Arten günstiger, für die Ent- wickelung sehr weniger Arten aber auch ungünstiger waren, und dass, im Allgemeinen, diese Verhältnisse damals ähn- lich waren, wie sie noch heutigen Tages sind. IV. Welches ist das Verhältniss zwischen den lebenden und ausgestorbenen Arten an den einzelnen Lokalitäten? Ha- ben die letzteren alle ein gleiches Alter? Lassen sich Unter- abtheilungen in der Tertiärformation Unter-Italiens machen, und welche? Im Allgemeinen sind es Thone, Mergel und Muschelsand, welche die Versteinerungen besonders reichlich enthalten; es hat für den Zweck gegenwärtiger Abhandlung aber keinen Nutzen, wenn ich die petrographische Beschaffenheit der ein- zelnen Lokalitäten beschreiben wollte, um so mehr, als die- selben Versteinerungen im Thon und im Muschelsand, und selbst im festen Kalkstein vorkommen, wie dies z. B. bei Pa- lermo so deutlich zu sehen ist; ebenso wie auch heut an sandigen Ufern dieselben Arten (im Ganzen) vorkommen, wie an schlammigen u. s. w. Zudem sind die geognostischen Ver- hältnisse, so weit sie Sieilien betreffen, von meinem verstor- benen Freunde Fr. Hofimann auf das Vollständigste geschil- dert, (siehe dessen Geognostische Beobachtungen, gesammelt auf einer Reise durch Italien und Sicilien. Berlin 1839). Die Verhältnisse der Tertiärformation Kalabriens denke ich bald selbst ausführlicher zu schildern, über die Verbreitung der- Molluskenfauna Unter-Italiens. 361 selben gibt die Karte ein sehr anschauliches Bild, welche Herr von Tschikalschoff mit vollständiger Genauigkeit nach meinen Originalzeichnungen copirt hat. Siehe dessen Coup d’oeil sur la constitution geologique des provinces meridiona- les du royaume de Naples. Fangen wir mit Sieilien an, so können wir die Gegenden von Buccheri, Caltagirone, Caltanissetta, Castrogiovanni, Gir- genti, Piazza, Sortino, Melilli, Syracus zusammenfassen. Hier haben wir folgende Versteinerungen gefunden '). Solen Siliqua Buc. — coarctatus Buc. Solecurtus strigilatus Buc. Panopaea Faujasii Sort. Caltanis. Piaz. . Corbula nucleus Buc. Sort. Girg. Syr. Caltanis. Mactra solida Caltanis. Cast. Giov. — inflata Caltagir. — triangula Girg. Caltagir. Tellina donacina Syr. — pulchella Caltagir. Lueina spinosa Buc. — Columbella Sort. * — pensylvanica Buc. * — transversaBue.Caltagir. Donax semistriata Castrogiov. Astarte incrassata Girg. Cyprina islandica Caltanis, * Cytherea exoleta Girg. Sort. — rudis Caltagir. — Cyrilli Girg. — Jineta Girg. Bue. Caltanis. — multilamella Caltanis, Girg. Caltagir. Venus senilis Buc. Caltanis. — verrucosa Girg. Caltanis. Piaz. — gallina Girg. Caltanis. — radiata Girg. Syr. Cardium tuberculatum Buc. Caltanis. — rusticum Caltanis. — ciliare Syr. Buc. Oaltanis. Caltagir. Sort. — laevigatum Girg. — echinatum Caltanis. Girg. Piaz. Isocardia cor. Buc. Syr. Cardita sulcata Syrac. Buc. Girg. Caltanis. Piaz. — aculeata Syr. Arca diluvii Buec. Caltanis. Melilli. — Noae Sort. — barbata Sort. — mytiloides Galtanis. Caltagir. Piaz. — Breislaki Caltanis. Peetuneulus glyeymeris Buc. Girg. ') Die ganz ausgestorbenen Arten sind mit gesperrter Schrift, diejenigen, welche nicht in dem Unter-Italien bespülenden Theil des Mittelmeers leben, hinten mit einem * bezeichnet. 362 Pectunculus pilosus Bue. Girg. Piaz. — violascens Piaz. Oaltanis. Caltagir. Girg. — auritus Girg. Nucula placentina Girg. — sulcata Girg. — emarginata Bue. Syr. — margaritacea Buc. Girg. Caltanis. Chama gryphoides Buc. Syr. Avicula tarentina Buc. Modiola ineurvata Caltanis. Pinna sp. Caltanis. Piaz. —- sp. Caltanis. Pecten latissimus Asaro. — Alessii Castrogiov. — Jacobaeus. Girg. Syrac. Castrogiov. Sort. — opercularis Caltanis. Girg. Piaz. Syr. — aspersus Piaz. Syr. — varius Buc. Syr. — pusio Buc. Syr. — cristatus Buc. Castro- giov. Syr. Anomia Ephippium Caltanis. — polymorpha Girg. Ostrea plicatula Girg. — cristata Oaltanis. — cochlear Syr. — lamellosa Castrogiov. Mel. — bellovacina Sort. — longirostris Syr. Terebratula grandis Syrac. Caltagir. — bipartita Syr. Bulla striata Buc. — laevis Caltagir, Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die Crepidula unguiformis Girg. Calyptraea vulgaris Oaltanis. Niso Terebellum Buc. Calta- niss, * Natica millepunctata Piaz. Buc. Caltanis. Caltagir. Girg. — sordida Buc. Caltanis. Girg. Piaz. Sort. Scalaria planicosta Girg. Trochus patulus Sort. — Magus Sort. — rugosus Buc. Syr. Piaz. Monodonta corallina Sort. Turritella commnis Buc. Girg. Syrac. — triplicata Caltagir. — tornata Girg. — vermicularis Girg. — subangulata Buc. Cerithium pulchellum Sort. Pleurotoma cataphractum Buc. — Turrieula Buc. Sort. Cancellaria hirta Caltanis. Fusus syracusanus Sort. — politus Buc. — lignarius Buc. Sort. Murex brandaris Buc. Calta- nis. Girg. Piaz. — trunculus Caltanis. Tritonium eorrugatum Buc. Chenopus pes graculi Buc. — pes pelecani Girg. Strombus coronatus Bue. Purpura eyclopum Sort. BuccinumgibbosulumCaltanis. — semistriatum Bue. Cal- tanis. Girg. Caltagir. — Ascanias Buc, Piaz. Molluskenfauna Unter-Italiens. 363 Buceinum prismaticum Bue. Conus Brocchii Buc. — serratum Caltanis. Piaz. — demissus Sort. — retieulatum Girg. Dentalium sexangulumBuc. — mutabile Bue. Girg. — Dentalis Caltanis. — seriptum Girg. — Entalis Syr. Terebra duplicata Buc. — elephantinum Buc. Girg. * Mitra cornea Sort. — striatum Syr. Voluta rarispina Buc. Balanus Tulipa Girg. Cast.giov. Ringicula auriculata Buc. — perforatus Caltanis. Ancillaria obsoleta Sort. _— balanoides Syr. Girg. An den genannten Lokalitäten, die ich kurz das Innere Sieilien nennen will, finden sich zusammen 424 Arten, Von diesen 124 Arten kommen im M. Meer nicht mehr vor 40 Arten oder 0,32, ganz ausgestorben sind 35 oder 0,28. Betrachten wir die Lokalitäten einzeln, so hat darunter nicht im M. Meer ausgestorben Bucecheri 41 Arten 14 d.i. 0,34 12 oder 0,30 Caltagirone 14 Arten 5 0,38 4 0,30 Caltanissetta 36 Arten 12 0,33 10 0,29 Girgenti 40 Arten 8 0,20 6 0,15 Sortino 18 Arten 9 0,50 e) 0,50 Syracus 21 Arten 5 0,25 5 0,25 Bei Palermo finden sich 279 Arten fossil, welche im Ein- zelnen namhaft zu machen hier der Raum nicht gestattet, daher ich auf das Verzeichniss Enumeratio vol. Il. 258, 259. verweise. Es findet danach unter den Palermitaner Versteinerungen folgendes Verhältniss Statt: fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 135 Bivalven 39 d.i. 0,29 34 d.i. 0,25 - 4 Brachiopoden 2 — 2 —_ - 5 Pteropoden 0 _ 0 _ - 1435 Gasteropoden 29 0,21 27 0,20 Von 279 Mollusken 0 025 63 0,23 Bei Messina sind, hauptsächlich von Herrn G. O.M. RR. Otto, 166 Arten gesammelt worden. 364 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die (Siehe deren Verzeichniss Enumeratio vol. 11. p. 259. 260.) Das Resultat dieses Verzeichnisses ist wiederum: fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 56 Bivalven 9 d.i. 0,16 9 d.i. 0,16 - 6 Brachiopoden 2 _ 2) — - 100 Gasteropoden 16 0,16 15 0,15 - 4 Cirripeden 2 _ 2 —_ Von 166 Mollusken 29 0,17 28 0,17 Bei Militello kommen vor, sowohl im Basalttufi, als in der Cava di Foschega, Cava de Monaci, zwischen Militello und Palagonia, 132 Arten. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. ll. p. 260. 261.) Wir ziehen hieraus folgendes Ergebniss: fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 61 Bivalven 8 d.i. 0,13 7 di 0,41 - 2 Brachiopoden 2 — 2 _ - 69 .Gasteropoden 10 0,15 9 0,13 Von 132 Mollusken 20 0,15 18 0,14 Bei Sciacca habe ich 65 Mollusken gesammelt. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. ll. p. 261.), Von diesen fehlen im Mittelmeer 7 d. i. 0,11; ausgestorben sind 4 d.i. 0,06. Zu Cefali, dicht bei Catania, kommen 109 Arten fos- sil vor. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. Il. p. 262.). Daraus folgt: - fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 43 Bivalven 3 d.i. 0,09 2 d.i. 0,06 - 66 Gasteropoden 6 0,09 6 0,09 Von 109 Mollusken 9 0,09 8 0,08 DC Molluskenfauna Unter-Italiens. 365 Zu Nizzeti, nicht weit von Aci Castello, haben wir 76 Arten gesammelt. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. ll. p. 262.) Die daselbst vorkommenden Arten verhalten sich danach so, dass im M. Meer fehlen ausgestorben sind Von 26 Bivalven 1.d.i. 0,04 0 di. 0 - 50 Gasteropoden 4 0,08 4 0,08 Von 76 Mollusken 5 0,06 4 0,05 Bei Melazzo habe ich 98 Mollusken gesammelt. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 263.) fehlen dem M. Meer ausgestorben sind Von denselben 4 d.i. 0,04 3 d.i. 0,03 und zwar - 32 Bivalven 1 _ 0 _ - 64 Gasteropoden 2 _ 2 2 Zwischen Stilo und Monasterace in Calabrien, jedoch näher an Monasterace, habe ich in der Eile 22 Arten ge- sammelt. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 264.) Von diesen sind 17 ausgestorben oder 0,77. In der Gegend Calabriens, welche zwischen Catanzaro und dem alten Croton liegt, habe ich bei Cutro, S. Mauro, Sta. Severina, Scandali, Cotrone selbst, 69 Arten ge- sammelt, (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 263. 264.) Von diesen fehlen dem Mittelmeer 32 d. i. 0,46; ausgestor- ben sind 30 oder 0,43. Oberhalb Reggio, bei dem Ort ai Nasiti, und beim Dorf Terreti, etwa 2 bis 3 Stunden vom Ufer, und theils 1500, 366 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die theils 1800 Fuss über dem Meer, habe ich 24 Arten ge- funden: (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 264.) Von diesen fehlen dem Mittelmeer 11 d. i. 0,50; ausgestor- ben sind 9 d.i. 0,40. Im Thal des Lamato, unterhalb Tiriolo, hart an der Chaussee, habe ich 107 Arten aufgefunden (mit Hinzufügung von 28 Arten, welche ich bei Herrn Scaechi ohne weitere Be- zeichnung als: Golfo di S. Eufemia gesehen habe. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. Il. p. 264. 265.) Es folgt hieraus: fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 52 Bivalven 19 d.i. 0,37 19 d.i. 0,37 - 3 Brachiopoden 3 — 3 _ - 52 Gasteropoden 19 0,37 18 0,35 Von 107 Mollusken 41 0,38 40 0,38 Bei seiner Vaterstadt Gravina in Appulien hat Herr Scacchi 173 Arten gesammelt: ') (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. Il. p. 265.) fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 91 Bivalven 19 d.i. 0,20 16 d.i. 0,17 - 82 Gasteropoden 24 0,30 22 0,27 Von 173 Mollusken 3 035 a8 Bei Pezzo, “ein paar Stunden nördlich von Reggio und Messina gegenüber, habe ich 82 Mollusken aufgefunden: (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 266.) '") S. Notizie intorno alle conchiglie ed a’ zoofiti fossili etc. an- nali cibili etc. 1835. Das obige Verzeichniss enthält noch ein paar seitdem hinzugekommene Arten. Molluskenfauna Unter-Italiens. ' 367 Von denselben fehlen im Mittelmeer 15, die ausgestorben sind, oder 0,18. Etwa anderthalb Stunden von Reggio an einem, alle Car- rubbace genannten Ort habe ich 129 Arten gefunden: (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 266.) fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 65 Bivalven 8 d.i. 0,125 7 d.i. 0,10-11 - 64 Gasteropoden 7 0,11 7 0,11 Von 129 Molluken 15 0,12 14 0,11 Bei Monteleone, in den Sandgruben östlich von der Stadt, etwa 900 Fuss über dem Meere fanden sich 59 Mollusken: (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. Il. p. 267.) Von denselben fehlen im Mittelmeer 6 d.i. 0,10; ausgestor- ben sind 5 d. i. 0,085. Bei Tarent haben wir, Herr Scacchi und ich, 162 Arten gefunden. (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 267. 268.) fehlen im M. Meer ausgestorben sind Von 62 Bivalven 1 .d.i. 0,02 1 d.i. 0,02 - 96 Gasteropoden 7 0,07 7 0,07 Von 162 Mollusken 9 0,055 9° 0,055 Auf der Insel Ischia haben wir, Herr Scaechi und ich, 156 Arten gefunden. ') (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 268. 269.) fehlt im M, Meer ausgestorben ist Von 60 Bivalven 0 0 - 41 Brachiopode 1 4 ’) $. Philippi in Leonh. u. Bronn’s N, Jahrb. f. Mineral. 1837. p- 238, und Scacchi in Antologia di Scienze naturali. Napoli 1841. p: 36 59. 368 Dr. A. Philippi: Bemerkungen über die fehlt im ausgestor- M. Meer ben ist Von 93 Gasteropoden 1 1 - 2 Pteropoden 0 0 Von 156 Mollusken 2 2 d.i. 0,013. An dem Ufer von Pozzuoli, nicht weit vom Monte Nuovo, in einer Höhe von 70 bis 80 Fuss über dem Meere, ist eine Reihe von Arten vorgekommen, und von Herrn Scacchi Anto- logia di Scienze naturali p. 46 verzeichnet worden, zu denen ich, aus meinem dort gesammelten Vorrath, noch einige Arten hinzufügen konnte, (Siehe das Verzeichniss Enumeratio vol. II. p. 269.) Von diesen 99 Arten ist keine einzige ausgestorben, und nur eine, die noch dazu zweifelhaft ist, Peeten medius, ist nicht im Mittelmeer gefunden, sondern kommt im Rothen Meer vor. Dennoch war die Beschaffenheit des Meeres da- mals ziemlich abweichend von der gegenwärtigen; so war Tellina serrata damals dort häufig, welche jetzt selten ist; Lueina spinosa war weit häufiger und grösser; Lucina fragi- lis, die jetzt selten und kaum 6 Linien gross ist, erreichte damals die enorme Grösse von 14”, und war sehr häufig ; Ostrea lamellosa Broc., die bei Neapel nicht mehr gefischt wird, lebte damals und wurde so gross, dass eine untere . Valve 5 Zoll 9 Linien lang, 4 Zoll breit, anderthalb Zoll dick und 264 Unzen schwer wurde. Endlich fanden sich in der Stadt Pozzuoli selbst, als die Fundamente des Hospitals im Jahre 1832 gelegt wurden, in einer Höhe von 25 Fuss über dem Meer und 22 Fuss unter der Oberfläche des jetzigen Bodens 103 Arten ). (Siehe deren Verzeichniss Enumeratio vol. 11. p. 270.) Unter diesen 103 Arten findet sich keine ausgestorbene Art, und keine die nicht auch im Mittelmeere lebte; dennoch war die Beschaffenheit des damaligen Meeres nicht völlig ') S. Leonh. u. Bronn N. Jahrb. f. Mineral. etc. 1837. p. 286. Molluskenfauna Unter-Italiens. 369 übereinstimmend mit der gegenwärtigen; Corbula nucleus, Diplodonta rotundata (welche letztere ich nie bei Neapel be- kommen), waren weit häufiger als jetzt; Venus laeta Poli (non L.), Donax trunculus, Mytilus minimus und andere Ar- ten scheinen seltener gewesen zu sein als heut zu Tage, Stellen wir jetzt alle die einzelnen Lokalitäten neben einander, und ordnen wir dieselben nach dem Verhältniss der ausgestorbenen Arten zu den Lebenden, so dass wir den Anfang mit den Lokalitäten machen, welche die meisten aus- gestorbenen Arten enthalten, und endigen mit denjenigen, wo die wenigsten vorkommen ; so bringen wir sie offenbar in die Ordnung ihres relativen Alters, denn wir müssen wohl die ersten für die ältesten, die letzten für die jüngsten erklären. Im Mittelmeere ausgestor- fehlen ben sind Monasterace 0,77 0,77 Sortino 0,53 0,53 Cotrone, Cutro ete. 0,46 0,43 Naseti 0,50 0,40 Lamato-Thal 0,37 0,35 Caltagirone 0,38 0,30 Das Innere Siciliens 0,34 0,30 Buccheri 0,34 0,30 Caltanissetta 0,34 0,29 Syracus 0,25 0,25 Palermo 0,25 0,23 Gravina 0,25 0,22 Pezzo 0,18 0,18 Messina’ 0,17 0,17 Girgenti 0,20 0,15 Militello 0,15 0,14 Carrubbare bei Reggio 0,11 0,11 Monteleone 0,10 0,08 Cefali bei Catania 0,09 0,08 Sciacca 0,11 0,06 Tarent 0,05} 0,054 Nizzeti bei Catania 0,06 0,05 Archiy f, Naturgesch. X. Jahrg. 1. Bd, 24 370 Friedrich Müller; Ueber Hirudo tessulata Im Mittelmeere ausgestor- . fehlen ben sind Melazzo 0,04 0,03 Die Insel Ischia 0,015 0,01% Die Küste beim Monte Nuovo 0,01 0,00 Pozzuoli 0,00 0,00. Wir sehen also augenscheinlich, dass der Uebergang aus der Tertiärperiode in die Gegenwart ganz allmählig Statt gefunden hat; ohne dass irgend eine grosse Revolution einen Abschnitt machte, sondern nach und nach sind einzelne Arten ausgestorben, andere hinzugekommen, bis sich die jetzige Fauna gebildet hat. Wir können keine Unterabtheilungen in den Tertiärgebil- den Süd-Italiens machen, da wir ja nicht ein Mal die Tertiär- periode von der Diluvialperiode, und von der Periode der Gegenwart abgränzen können; und namentlich können wir auf die Bildungen Süd-Italiens die Abtheilungen in aeocaen, pleocaen, meocaen, sofern sie blos auf dem Verhältniss der ausgestorbenen Arten zu den lebenden sich gründet, nicht an- wenden, die auch für andere Gegenden als unsicher und willkührlich sich herausstellen dürfte. Wir können endlich mit grosser Sicherheit schliessen, dass die tertiären Bildungen Unter-Italiens nicht mit einem Male aus dem Meeresgrunde emporgestiegen sind, sondern dass dies die Folge von zahlreichen, wiederholten Hebungen gewesen ist, welche sich bis in die historische Zeit fortgesetzt haben. Ueber Hirudo tessulata und marginata O. F. Müll. Von Friedrich Müller, Stud. phil. Hierzu Taf. X. Fig. 14. Seit man Linne’s Genus Hirudo in kleinere Gattungen getheilt hat, finden sich O. F. Müller’s Hirudo tessulata und En und marginata O. F. Müll. 371 marginata ‘) von den verschiedenen Schriftstellern den ver- schiedensten dieser neugebildeten Gattungen zugerechnet. Hirudo tessulata wurde von Blainville ?) zu Zrpo- bdella (Nephelis Sav.), von Audouin °) zu Olepsine gezählt, und von Moquin-Tandon *) als Synonym zu seiner Piscicola tessellata gezogen. Ja Blainville ®) führte sie später gleich- zeitig unter ZchlAyobdella (Piscicola Lam.) und als Varietät von Erpobdella (Nephelis) vulgaris auf. Hirudo marginata stellten Blainville undAudouin früher zu Clepsine °), machdem aber Carena sie als Hir. cephalota beschrieben und als wahrscheinlich zu Haemocharis Sav. (Piscicola Lam.) gehörig bezeichnet, und nachdem Mo- quin-Tandon ?) die Benennung in Piscicola marginata ge- ändert, traten auch sie dieser letztern Ansicht bei. ®) Schon eine genauere Vergleichung der von O. F. Mül- ler und Braun °) gegebenen Beschreibungen beweist, dass beide Arten nur zu der Gattung Olepsine gehören können. Kein anderer der bekannten Blutegel trägt seine Jungen un- term Bauche mit sich, wie es Müller von H. tessulata, Braun von H. marginata (variegata Braun) beobachtet hat; bei keinem andern Blutegel ist ein gefiederter Darmkanal von aussen sichtbar. Dass H. tessulata von Blainville zu Nephelis gestellt worden ist, beruht lediglich auf der Uebereinstimmung in der Zahl der Augen; allein die acht Augen von H. tessulata stehen in zwei Längsreihen, eine Stellung, die gerade der Gattung Clepsine eigenthümlich ist; die Augen von Nephelis ») Histor. vermium Tom. ], pars 1I. p. 45 u. 46. ?) Dietionn. des Sc, nat. Tom. 47. p. 261. ®) Diet. classique d’hist. nat. Tom. 4. p. 208, Tom. 15. p. 109. *) Monogr. de la Fam. des Hirud. p. 133. *) Diet. des Se. nat. Tom. 57. p. 558, 564. ®) Blainville, ]. c. Tom. 47. p. 266. Audouin, l. c. Tom. 4. p. 208. ”) Mem. dell. Accad, di Torino, Vol. XXV. p. 298, 316; Vol. XXVIN. p. 336. #) Monogr. p. 132. *) Blainville, 1. c. Tom. 57. p. 558. Audouin, 1. c. Tom. 15. p. 110. ’°) Braun, Systematische Beschreibung einiger Egelarten. Berlin, 1805. p. 56, 61. 24% 372 Friedrich Müller: Ueber Hirudo tessulata bilden dagegen, wie die von Sangwisuga, Haemopis, u. 5. w. einen Halbkreis. Zu Piscicola hat man beide Arten stellen zu müssen geglaubt wegen der- deutlichen Sonderung des Kopfes; allein selbst der Kopf, der hier aus mehreren Ringen zusammengesetzt ist, hat keine. Aehnlichkeit mit dem aus einem einzigen Stücke bestehenden Mundsaugnapf von Pisei- cola geometra, Uebrigens ist Moquin-Tandon’s Piscicola tessellata weder, wie er meint, die Hir. tessulata O. F. Müll., noch auch eine Piscicola, denn sie hat weder acht Augen, noch einen aus einem Stück bestehenden, sondern aus zahlreichen Ringen zusammengesetzten Kopf. Die Vergleichung der von Saint-Amans !) gegebenen Beschreibung und Abbildung, die Moquin-Tandon nur excerpirt und copirt hat, hat es mir sehr wahrscheinlich gemacht, dass es nichts anderes ist, als H. marginata. Soviel ergiebt sich aus dem, was über beide Arten bei den verschiedenen Schriftstellern vorliegt; um jedoch ihre Stel- lung unter der Gattung Clepsine noch fester zu begründen, will ich noch einige ihrer für diese Gattung bezeichnendsten Eigenthümlichkeiten hervorheben. Beide Arten kommen näm- lich um Berlin vor, und ich habe so Gelegenheit gehabt, sie sowohl lebend zu beobachten, als zu zergliedern. A. margi- nata findet sich gar nicht selten zwischen den Blättern der Wasserpflanzen (besonders Sparganium und Stratiotes) in allen Seen, wie auch in den Gräben des Thiergartens; ZH. tessulata, die seit ©. F. Müller im erwachsenen Zustande nicht wie- der beobachtet zu sein scheint, (Braun sah nur ziemlich junge Individuen), fand ich nur selten in leeren Anodonten- schaalen und an faulenden Aesten im Tegler See. Der Körper beider Arten ist bei erwachsenen Individuen verhältnissmässig kurz, breit und nach vorn stark verschmä- lert; bei Jüngeren Exemplaren von A. marginata, und nach ©. F. Müller auch von A. tessulata ist ev schmaler, vorn ') Hirudo oscillatoria Saint-Amans, Mem. de la Soc. Linneenne de Paris. Tom. IH, p. 193, Vol. VIII. (besonders Fig. 5, wo auch die Augen, obgleich vom Verf. als solche nicht erkannt, deutlich ge- zeichnet sind. und marginata O. F. Müll. " 373 und hinten ziemlich gleich breit. Er ist ungemein flach, wo- durch die den Clepsinen eigenthimliche Fähigkeit, sich in eine Kugel einzurollen, bedingt wird. Die Zahl der Ringe ist gegen 60. Die Nervenknoten des Bauchstrangs, die sich in gleicher Anzahl, wie bei Nephelis und Piseicola finden, schicken jeder- seits einen einzigen Nervenfaden aus, der sich dann ohne be- merkbare Anschwellung verästelt. ') Die einzelnen Ganglien liegen um je drei Ringe von einander entfernt, während bei Piscicola in jedem Ring, bei Nephelis, Sanguisuga, u. s. w. in jedem fünften Ring ein Ganglion liegt. Daher bei gleicher Anzahl von Ganglien bei Piseicola 20, bei Clepsine 60, bei Nephelis 100 Leibesringe gezählt werden. Ebenso wiederholen sich alle in der Mehrzahl vorhandenen Organe, wie Darman- hänge, Gefässklappen, Hodenbläschen, von drei zu drei Rin- gen, wie sich denn auch in der Zeichnung äusserlich dieses Zahlenverhältniss geltend macht. (Segmens ternes, Savigny). Der Verdauungs-Apparat der Clepsinen ist theils durch einen in dem dünnhäutigen Oesophagus gelegenen vorstreck- baren fleischigen Rüssel, theils dadurch ausgezeichnet, dass nicht nur der Magen, sondern auch der Darm mit seitlichen Blindsäcken versehen ist, was sich meines Wissens bei keinem andern Blutegel findet. Diese grosse Verästelung des Nah- rungskanals erreicht nun gerade ihr Maximum in H. tessulata und zmarginata. Der Magen hat bei beiden Arten 7 Paar seitlicher Anhänge, von denen das letzte sich zu beiden Sei- ten des Darms. bis in die Gegend des Saugnapfs erstreckt, und an der äussern Seite 5 secundäre Blindsäcke trägt. Bei H. tessuluta sind alle diese Anhänge ungetheilt, bei A. margi- nata hat jeder der zwölf vordern Anhänge drei, jeder der zehn Nebenanhänge des letzten Paares zwei, oft mannichfach ausgebuchtete Zweige. Der zwischen den beiden letzten Ma- ’) Auf diesen Bau des Nervensystems hat zuerst Audouin bei Clepsine complanata aufmerksam gemacht; ich habe ihn bei allen von mir untersuchten Clepsinen gefunden. Bei Albione, wo auch jedes Ganglion nur ein Nervenpaar ausschickt, schwellen diese Ner- ven vor ihrer Theilung in ein sehr deutliches Ganglion an, nach Audouin (Diet. classique d’hist, nat, Tom. 15. p. 115) und R. Wag- ner (Isis 1834, p. 131.) 374 Friedrich Müller: Ueber Hirudo tessulata genanhängen gelegene Darm hat jederseits vier Blindsäcke, die nach den Seiten über die Magenanhänge hinweggehen '). Ausser diesen Anhängen, die sie mit den übrigen einheimi- schen Arten der Gattung Clepsine gemein haben, besitzen H. tessulata und marginata noch ein besonderes System von Blindsäcken, nämlich vier Paar vor dem Magen gelegener An- hänge, von denen das vordere nach vorn, die mittleren seit- lich, das hintere nach hinten gerichtet ist. Diese Anhänge sind selten mit Nahrungsstoff gefüllt und deutlich von aussen wahrnehmbar; wenn sie es sind, so zeigen sie meist eine von der des Magens verschiedene Färbung. Dass sie ein beson- deres, dem eigentlichen Magen nicht zuzuzählendes System bilden, scheint mir theils aus der oft verschiedenen Farbe ihres und des Mageninhalts, theils aus der von den Magen- anhängen abweichenden Gestalt, theils aus der Richtung des vordersten und hintersten Paares wahrscheinlich; denn auch bei den Magen- und Darmanhängen der meisten Arten ist das vorderste Paar nach vorn, das hinterste nach hinten gerichtet. Vor diesen Anhängen beginnt der Rüssel, der bei den übrigen Arten sogleich vor dem Magen anfängt; dadurch wird er na- !) Filippi, der neuerdings die Clepsinen zum Gegenstand einer speciellen anatomischen Untersuchung gemacht hat, betrachtet die beiden letzten langen Magenanhänge als Coeca, den zwischen ihnen liegenden Theil des Darmkanals als Rectum. (Lettera del Dott. F. de Filippi al Sign. Dott. M. Rusconi sopra l’anatomia e le sviluppo delle Clepsine. Pavia 1839. p. 12). Ich glaube nicht, dass man diesem letzten Paare eine andere Bedeutung beilegen kann, als den übrigen Magenanhängen; sein Inhalt ist stets dem der andern ganz gleich; selbst in der Form ist es bei einer der Olepsine com- planata Sav. nahe stehenden, wahrscheinlich neuen Art kaum davon verschieden, indem es sehr kurz ist, und noch vor dem zweiten Paar der Darmanhänge endet. Der von Filippi als Rectum angespro- chene Theil scheint mir gerade der Hauptsitz der Verdauung zu sein, während der Magen hauptsächlich als Reservoir des Nahrungs- stoffs dienen mag. So sah ich den Mageninhalt bei einer H, mar- ginata durch sechs Monate (Oktober bis April) unverändert dieselbe Farbe behalten; sobald er dagegen im den Darm getreten ist, wird seine Farbe geändert. Auch sieht man ihn im Darme der fast farb- losen Clepsine hyalina Moqu. Tand. durch eine deutliche peristalti- sche Bewegung umhergetrieben; ein sehr schönes Schauspiel, das mich oft Stunden lang gefesselt hat, und marginata O. F. Müll. 375 türlich hier auf ein verhältnissmässig weit geringeres Volumen _ redueirt. ' Namentlich ist diess bei 4. tesswlata der Fall, wo er bei einem 44 Zoll langen Exemplare kaum länger als bei einer 4 Linien langen Clepsine hyalina war. Das Blut der H. tessulata und marginata ist, wie bei allen Clepsinen, farblos !); das von Nepkelis und Piseicola bekanntlich roth. Die Geschlechtstheile, die ich bei der grossen 4. tessu- Zata genauer untersuchen konnte, bieten zwar im Einzelnen manche Abweichungen von denen der Ülepsine complanata, sind aber nach ganz demselben Typus gebaut. Dass H. tes- sulata und marginata, wie die übrigen Clepsinen, ihre Jungen unterm Bauche mit sich tragen, habe ich schon früher angeführt. Nach allem diesem scheint mir kein Zweifel über die systematische Stellung beider Arten zu bleiben, denn die ein- zigen bedeutenderen Unterschiede von den andern einheimi- schen Clepsinen bestehen in der deutlichen Sonderung des Kopfes, dem verhältnissmässig grossen Saugnapf und der An- wesenheit der vor dem Magen gelegenen Anhänge des Nah- rungskanals. Schliesslich mögen hier noch die Diagnosen beider Arten und ihre zahlreichen Synonyme Platz finden; eine ausführ- lichere Beschreibung scheint mir durch die von O. F. Müller gegebene, an der nichts wesentliches zu ändern wäre, unnöthig gemacht, !) Das Gefässsystem hat Filippi ganz übersehen; was er als Seitenstämme beschreibt, ist eine längs des Randes verlaufende Höhle ohne scharfe Conturen, welche sich, wenn das Thier stark zwischen zwei Glasplatten gedrückt wird, durch Zerreissung der Darmhaut mit dem Darminhalt füllt. Ich sahı ein dünnhäutiges mit Klappen versehenes contractiles Rückengefäss, ein Bauchgefäss, und jeder- seits, doch bis jetzt noch nicht deutlich in ihrem ganzen Verlaufe, zwei Seitengefässe. Somit bedarf auch wohl Filippi’s etwas aben- theuerliche Ansicht (l. c. p. 10) von einem unmittelbaren Uebergang des Nahrungsstoffs aus dem Darmkanal in das Gefässsystem keiner besondern Widerlegung. Die Contractionen des Rückengefässes las- sen sich bei den kleinern durchsichtigen Arten und bei den Jungen der grössern unterm Mikroskop beobachten; die Klappen öffnen sich, wenn der hinter ihnen, und schliessen sich, wenn der vor ihnen ge- legene Theil des Gefässes sich zusammenzieht. 376 Friedrich Müller: Ueber Hirudo tessulata etc. Olepsine tessulata. Corpus gelatinosum, mollissimum, dilatatum, einereo-viride, dorso macularum flavescentium seriebus 2—6 notato, margine cinereo flavoque tessulato. Caput subdistinetum. Oculi 8, in series duas longitudinales antice conyergentes dispositi. Long. 418 —20”, Lat. 4— 5". Hirudo tessulata. O. F. Müll., Hist. verm. Tom. I, pars II, p. 45. Hirudo tessulata, Der Spion. Braun, Syst. Beschreibung eini- ger Egelarten p. 56. Tab. VI. Fig. 6—10. Hirudo (Erpobdella) tessellata. Blainville, Dict. des Sc. nat, Tom. 47. p. 261. B Erpobdella vulgaris var. tessulata. Id. Ibid. Tom. 57. p. 564. Ichthyobdella tessellata. Id. Ibid. Tom. 57. p. 558. Clepsine marginata. Corpus subcartilaginosum, dilatatum, fusco-viride, dorso macularum flavescentium seriebus quatuor, linearum ejusdem coloris serie media notato, margine flavo -albofuscoque tessu- lato. Caput distinetissimum. Oculi 4, postici majores, magis inter se distantes. Long. 10", Lat. 2—23". Birudo marginata. O.F. Müll. Hist. vermium Tom. ], pars I, pag. 46. Hirudo variegata. Der gesellige Egel. Braun, Syst. Be- schreib. einiger Egelarten, p. 61. Tab. VII. Fig. 1—6. Hirudo cephalota. Carena, Mem. dell. Accad. di Torino. Vol. XXV. p. 298, 316; Tab. XI1, Fig. 19. Vol. XX VII, p. 336. Hirudo oscillatoria. Saint-Amans, Mem. de la Soc. Linn. de Paris. Tom. Ill, p. 193, pl. VIII. Piscicola marginata. Moyu. Tand. Monogr. de la Fam. des Hirud. p. 132. Tab. VI. Fig. 2. Piscicola tessellata. Id. Ibid. p. 133. Tab. VII. Fig. 3. (excl. Synon. Hir. tessulata O. F. Müll.) Hirudo (Glossobdella) cephalota, Blainville, Diet. des Sc. nat. Tom. 47, p. 266. Ichthyobdella marginata. 1d. Ibid. Tom. 57, p. 558, Erklärung der Abbildung Taf. X. Fig. 14. Nahrungskanal von Clepsine marginata. Oesophagus. Rüssel. Die vier Paar vor dem Magen gelegener Anhänge. Die sieben Paar Magenanhänge. Die vier Paar Darmanhänge. Rectum. men2 8 ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRUNDET VON A.F. A. WIEGMANN. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE- BOLD IN ERLANGEN, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER IN GÖTTINGEN, HERAUSGEGEBEN voN Dr. W. F. ERICHSON, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH- WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BERLIN. ZEHNTER JAHRGANG. Zweiter Band. —““@ BERLIN 1844. IN DER NICOLAL’SCHEN BUCHHANDLUNG. Tahadrikt Fa Brenn BR stehn " Br ; eu ee A Bier; ck, at; ' % a Eh, 2 ki Wa 7 . Bere u er Box, Taonm Sn Bach a EL REN 2. 2 Sa r AUCUPREIE en Bean een Ken Be y e PN u ar, PENDEIUEREN aan er w bl ie de “ua kov one raantroo Ara Br ee WESAN rsan WER RR he Nat cz ATI ERRRLITT VE 7% nn Run sag! I Ai + = e Ye * HENBERETE IaHAR, ur A; Per ı TR PRIUR, Wache, » P217 7 4 Arkinal. Ioı Kt. Te Wil £ rag De Mr Kr x a“ für a LE E BR 4.81 Wr Inhalt des zweiten Bandes. Seite, Jahresbericht über die Arbeiten für physiologische Botanik in den Jahren 1842 und 1843. Von H. F. Link . £ s 4 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säu- thiere während des Jahres 1843. Vom Prof. Andr. Wagner in München ., . 133 Bericht über die Leistungen iı in der Naturgeschichte de Vögel während des Jahres 1843. Von Demselben . . . 185 Bericht über die Leistungen im Gebiete ‚der Herpetologie "wäh. rend des Jahres 1843. Von Dr. F. H. Troschel . £ . 217 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Ichthyologie wäh- rend des Jahres 1843. Von Demselben. . . 226 Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturge- schichte der Insecten, Arachniden, Crustaceen und Entomostra- ceen während des Jahres 1843. Vom Herausgeber . .249 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. Von Dr. F.H. Troschel 347 Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeographie während des Jahres 1843, Vom Prof. Grisebach rer ‚Y306 Die Berichte über die Leistungen in der Helminthologie und über die Echinodermen, Acalephen, Polypen und Infusorien werden im nächsten Jahrgange nachgeliefert werden. Sy Fri a Shah ur “ 7% Fr ARTE Ei ee u ob idee ra ren LEE TE 7 ba 01T any vor eordat aals SER: £ ie Iny6Y zb sdoidyangunad wohn b bhanmale.). ib ar: ." asdfoamsd noY ‚LIST wsudaleah 9 afgololsqian Inh” oridsdD mi uaanoisto.t Sb A 13 FRE lodsaae TH 170 nos. Be ET lin eiyalayrlidoh zb oiwidor) ini ER Pi BD; aa Tas. noV nginet Ey mi RN elle ri ee os) at ‚HalsadL oo Beier dern N RN are 9b daidsanyıam A son aldod. nina sib # TE [sınsoı D,H.4 al mod ehe Padal.aeh, bansdi bieuhio ben 2 ab, ni W“ ‚Mndsrtan dor ; Ben v kan winoladinimlsrl ih ni PIABENEN Sit oc os no aba asian ham gro urdnlinf Same i Ben STE UT E TS ETIES TEE BE Jahresbericht über die Arbeiten für physiologische Botanik in den Jahren 1842 und 1843. Von H. F. Link. E; ist nicht zufällig, dass in diesem Bericht zwei Jahre zu- sammengefasst werden. Einige Gegenstände, namentlich die Pilze in und auf thierischen Körpern, waren im Jahre 1842 nur angeregt worden, wurden aber im Jahre 1843 genauer und ausführlicher untersucht, und eben dieses war auch der Fall mit dem Erscheinen der Pilze in faulenden Körpern. Ueberhaupt war das Jahr 1842 weniger reich an Untersuchun- gen, als es das nun verflossene geworden ist. Ich gehe so- gleich zu den besondern Gegenständen, indem die allgemeinen aus diesen erst hervorgehen. Innerer Bau der Gewächse. Ich fange mit dem Streit an, welcher zwischen Herrn von Mirbel und Herrn Gaudichaud in der Pariser Akademie geführt worden ist. Die Abhandlung von Mirbel über die Dattelpalme erschien in den Comptes rendus von 1843, 1. B. S. 1214 und nachher in den Annales des Sciences naturelles Ser. 2. T. XX. p. 5. Sogleich nach der Vor- lesung, Compt. rend. a. a. ©. S. 1235, protestirte Gaudi- chaud gegen Mirbels Theorie in wenigen Worten, und zwei Sitzungen nachher erschienen seine Premieres Notes s. Compt. rend. a. a. ©. 1379. Zuerst von Mirbels Abhand- lung. Mirbel wurde im Jahre 1839 nach Algier geschickt, um dort den Dattelbaum nach seiner Natur zu studiren. Er Archiv f, Naturgeschichte, X, Jahrg. 2, Bd, A 2 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten suchte nach einem grossen Dattelbaum, fand aber sogleich keinen, und um nicht müssig zu sein, untersuchte er einen Stamm vom Agave americana. Zuerst kam es ihm darauf an, das Herablaufen der Fäden (filets, Holzbündel) im Stamime (stipe) zu verfolgen. Er fing mit den Fäden an der Basis der Blätter, die zu seiner Rechten waren an, und es gelang ihm, nach vielen vergeblichen Versuchen, sie zu verfolgen, ungeachtet ihrer vielen Windungen, bis da wo sie sich zu seiner Linken in der peripherischen Region, etwas über der Basis des Stammes anhefteten. Er sah dann deutlich, dass sie keine directe Verbindung mit der Wurzel hatten. Bald nach diesen Untersuchungen bekam er durch den Baron von Vialar einen grossen Dattelbaum zur Untersuchung, den ein- zigen, der in dessen Garten befindlich war. Die untern und harten Theile dieses Stammes konnte er zu Hause in Paris untersuchen, aber die obern, zarten Theile der Knospe unter- suchte er dort mikroskopisch. _Nachdeın der Verfasser dieses von dem Entstehen seiner Arbeit mitgetheilt, geht er zu dem Historischen über und erzählt, wie eine Bemerkung von Des- fontaines, die dieser mit seiner gewöhnlichen Bescheidenheit und Behutsamkeit geäussert, sogleich seine Nachfolger zu der Behauptung gebracht habe, dass die Monokotylen - Stämme nach Innen zu anwüchsen, so wie die Dikotylen - Stämme nach Aussen, worauf dann die Eintheilung der Pflanzen über- haupt in Exogenes und Endogenes folgte. Es wird ferner angegeben, wie Moldenhawer sich dieser Theorie zuerst ent- gegensetzte, und dann was die Untersuchungen von Mohl, der immer Molh genannt wird, und Meneghini ergeben haben. Hierauf kehrt er zu seinen Untersuchungen über den Dattel- baum zurück. Poiteau hatte schon früh an einem Palmbaum . der Antillen die Bemerkung gemacht, dass die erste. ursprüng- liche Wurzel vergehe, und dass der Baum nur. durch ‚die Hülfs- oder Nebenwurzeln ernährt werde, eine Bemerkung, die an. vielen andern Monokotylen bestätigt wurde. Mohl stellte nun die auflallende Behauptung auf, dass diese Neben- Wurzeln nur in der ersten Jugend des Baums eine directe Verbindung mit’den Fäden des Stammes hätten. Ueber diesen Gegenstand theilt Mirbel Folgendes mit: In dem Innern des anwachsenden Stammes, nicht weit vom Umfange, zwischen für physiologische Botanik. { 3 den Holzbündeln, die sich an die Basis der Blätter ansetzen, bemerkt man hier und da kleine halbkuglichte Haufen von jungen und zahlreichen Zellen. Diess sind die ersten An- fänge der Hülfswurzeln, die gar keine organische Verbindung mit den Blättern haben. Die flache Seite, oder wenn man will, die Basis dieser Häufchen ist gegen das Innere des Stammes gekehrt und folglich die gewölbte Seite nach Aussen, nach dem Umfange. Diese letzte Seite wird dicker, verlängert sich, bahnt sich einen Weg von Innen nach Aussen, indem die erste Seite nur breiter wird, ohne sich zu verlängern, und in den Stamm divergirende Fäden schickt. Die Fäden, die aus dem Centrum oder dessen Nachbarschaft kommen, nehmen ihre Richtung nach dem Innern des Stammes, schlü- pfen zwischen den alten Fäden, die sich in den Blättern en- digen, durch, werden dünner, so wie sie sich mehr von ihrem Ursprunge entfernen, und verlieren sich in der Menge (foule), ohne dass man bemerken kann, wo sie sich endigen. Die Fäden, welche von den peripherischen Stellen des Häufchens kommen, krümmen sich schnell, einige gegen den obern Theil des jungen Baumes, andere gegen den untern. Es scheint, als ob die letztern zu der Bildung der Schösslinge beitrügen, welche an der Basis des Stammes vom Dattelbaum und Cha- maerops hervorkommen. Was die Fäden betrifit, welche ge- rade in die Höhe steigen, um nach den Theilen in der Nähe der Oberfläche zu gehen, so möchten sie wohl in ihrer Jugend mit den Blättern in Verbindung gewesen sein. Durch diese Bemerkung, setzt Mirbel hinzu, will ich die schönen Bemer- kungen von Mohl nicht widerlegen, sondern sie nur gehörig einschränken. Der Verf. beschreibt nun diese Hülfswurzeln, wie sie in den Palmen vorzukommen pflegen. Wenn man den Längsdurchschnitt eines Dattelbaums be- trachtet, fährt der Verfasser fort, so sieht man eine solche Menge von verwirrten Fäden, dass man nicht weiss, wie man sie gehörig entwickeln soll, Die erste Frage ist, woher kom- men diese Fäden; entstehen sie aus den Blättern und gehen sie zu den Wurzeln, wie de la Hire, Dupetit-Thouars und Gaudichaud behaupten, oder kommen sie aus den Wurzeln und gehen sie zu den Blättern nach der alten Meinung? Der Verf. nimmt keine von diesen beiden Meinungen an. An A 4 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten zwei Längsschnitten sah er leicht, dass zahlreiche Fäden sich mit ihrem obern Ende an die Basis der Blattstiele befestigt hatten, aber kommen diese Fäden von den Blättern oder von dem untern Theile des Stammes? An jedem Schnitt konnte man bemerken, dass die Fäden in dem Zellgewebe fast in derselben Menge vertheilt waren, und dass man den Stamm wohl eylindrisch nennen konnte. Diese Gestalt ist aber erst- lich nicht möglich, wenn man annimmt, dass alle Fäden von unten kommen. Denn da alle Fäden überhaupt zu den Blät- tern gehen, so müssten alle diejenigen, die noch zu den Blät- tern gehen, oder zu den abgestorbenen gegangen sind, im untern Theile des Stammes vereinigt, eim sehr grosses Bündel machen und den Stamm verdicken. Dasselbe würde nun auch der Fall sein, wenn- die Fäden von den Blättern zur Wurzel gingen, denn auf diese Weise würden sie eben- falls von den jetzigen und den abgestorbenen Blättern zu- sammen im untern Theile des Stammes ein grosses Bündel machen und auf eine gleiche Weise den Stamm verdicken, Es giebt aber im Gegentheil Palmenstämme, die an ihrer Basis dünner werden, was nach den bis jetzt gegebenen Tlieorien sich nicht erklären lässt. Nach der Theorie des Verf, ist dieses leicht. Die Fäden wachsen von unten bis oben in dem ganzen innern Umfange des Stammes überall hervor. Als der Stamm sich bildete, war die Vegetation schwach, und folglich der Stamm ebenfalls, so wie er aber heranwuchs, bildeten sich mehr Fäden im Innern und der Stamm wurde dick. Um dieses noch mehr darzuthun, suchte der Verf, die Zahl der Blätter, welche an dem Dattelbaum gewesen waren, heraus- zubringen, welches wegen der überbleibenden Ansätze der Blattstiele leicht ist, und fand auf die Länge eines Meters 337 Blätter, welches für den ganzen Baum ungefähr 6268 Blätter machte. Dann suchte er die Anzahl von Fäden ‚zu schätzen, die in einen Blattstiel hineingingen, deren er ungefähr 644 fand. Dieses würde für den ganzen Stamm die grosse Summe von 4,036,592 Fäden machen, wenn sie alle aus der Wurzel gekommen oder dahin gegangen wären, auch, wenn er die Fläche eines solchen Fadens oder Bündels mass, einen Durch- messer von 2,01 Meter und einen Umfang von 6,33 Metern, da doch der Stamm an seiner Basis wirklich nur 25 Centi- für physiologische Botanik. 5 meter im Umfang hatte. Dieses besteht nicht mit Mohls Theo- rie, der die Fäden aus den Blättern bis an die Wurzeln rei- chen lässt. Der Verf. geht nun zu dem oberen krautartigen Theil des Stammes über, den er den Phyllophor nennt. Der Gipfel des Stammes, wo die jungen Blätter entspringen, bildet eine eingedrückte Halbkugel, und die jüngsten Blätter befinden sich beim Mittelpunkt, die ältern im Umfange. Unter den jüngsten Blättern in der Mitte des Gipfels, findet man ein äusserst zartes Zellgewebe. Dieses Zellgewebe ist der Mittelpunkt einer unaufhörlichen Reproduction. Kaum fangen die Zellen an sich zu entwickeln, so sind sie schon durch andere jün- gere Zellen ersetzt, die wiederum andern ähnlichen weichen. Sie gehen, zufolge eines spiralen, centrifugen und aufsteigen- den Triebes gegen den Umfang, der nun anwächst, und nach der Spitze, die dadurch erhoben wird, Eine zahllose Menge, von fast dem (blossen) Auge unsichtbaren Fäden, gehen von dem ganzen innern Umfange des Stammes aus, und erheben sich gegen den centralen Theil des Phyllophors. Sie verlän- gern sich und nähern sich an ihrem obern Ende der Basis der Blätter, mit denen sie bald in eine directe Verbindung kommen. Zuweilen ertappt man diese Fäden in dem Gewebe, das den Grund des Eindrucks begränzt, indem sie zu den feinen Streifen der Blätter übergehen, die man nur mit star- ken Mikroskopen sieht. Man entdeckt dann in dem Zellge- webe, unmittelbar unter dem eingedrückten Gipfel, zwei pa- rallele und horizontale Spalten, die das Zellgewebe in zwei Lagen theilen, die dicht über einander liegen. Jede Lage ist ein entstehendes Blatt. Die obere ist die älteste, auch ent- wickelt sie sich zuerst, dann kommt eine zweite, und oft eine dritte. Indem diese Blätter anwachsen und stärker wer- den, kommen andere hervor. Was eben von dem Anwachsen des ersten Blattes gesagt worden ist, lässt sich auf alle an- dern anwenden. Dies Zellgewebe, welches das Blatt bei seinem Ursprunge bildet, erhebt sich in Gestalt einer Blase, und bald nachher trennt es sich, vermittelst eines halbkreisförmigen Risses, grösstentheils von dem unterliegenden Zellgewebe. Das vom Phyllophor nicht getrennte Stück wird der Blattstiel, Das Blatt gleicht im Anfange einem Löffel und geht dann 6 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten durch mannichfaltige Veränderungen zu dem ausgebildeten, gefiederten Blatte über. Die (zerrissene) Scheide, meint der Verf., entstehe von der Wunde, welche das Blatt macht, indem es sich vom Phyllophor trennt. Die Fäden oder Holzbündel wachsen, nach dem Verf., von unten nach oben, denn man darf nur einen Blick auf den jungen Trieb des Dattelbaumes werfen, um zu bemerken, dass die obern Fäden sehr zart und jung sind im Verhältniss zu den untern. Entständen sie aus den Blättern, so müssten sie dort älter und dicker sein. Sie entstehen aber, wie schon oben gesagt worden, an der innern Peripherie des jüngern Theiles des Stammes, und so wie der Theil des Stammes alt wird, hört das Vermögen, solche Holzbündel zu erzeugen, auf. Der Verf, wendet sich zu den Theilen unmittelbar unter dem Phyllophor. Hier ist schon Vieles verändert, das vorige Zellgewebe ist nicht mehr vorhanden, an dessen Statt sieht man eine Menge einfacher mehr oder weniger sphärischer Zellen (utrieules), die in den Berührungsstellen leicht zusam- ınenhangen. Diese Zellen bleiben so viele Jahre hindurch; der Stamm fährt fort, sich am Gipfel zu verlängern. Die neuen Fäden, welche aus den untern Theilen entspringen, bahnen sich einen Weg durch die Zellen und werfen sie auf einander, so dass diese gleichsam einen Stuck (ciment) machen, der die Zwischenräume erfüllt und alle Fäden von mehr oder weniger neuem Ursprunge umhüllt. Die Fäden werden ferner genau beschrieben und in feine und dickere eingetheilt, die letztern enthalten Gefässe. Durch die Maceration wurde der Gang der Fäden in dem gespaltenen Stamme untersucht. Viele von diesen Fäden haben eine fast vertikale Richtung, und kommen, wie gesagt von der innern Peripherie des Stam- mes. Ein zarter Faden geht von einem Centralfaden aus, in schief aufsteigender Richtung, um zu einem Blatte zu gelan- gen. Der Verf. nennt diesen feinen Faden Vorläufer (pre- eurseur). Auf ihrem Wege vereinigen sie sich mit einigen Hülfsfäden, die sich um sie herumwinden und mit dem Vor- läufer zu den Blättern gehen. Diese Fäden werden immer feiner, je näher sie den Blättern kommen. Da wo der Vor- läufer von dem vertikalen Faden sich entfernt, giebt er einen Ast oder auch mehr ab, die eine vertikale Richtung nehmen für physiologische Botanik. 7 und deren Ende Mirbel nicht erreichte. Folgt man dem Vor- läufer weiter nach unten, so sieht man, dass nachdem er das Centralbündel in einem kleinen Theile seiner Länge durch- laufen ist, er nun in einer schief absteigenden Linie bis zu dem Blatte auf der entgegengesetzten Seite des Stammes geht. Da sich also diese Bündel in der Mitte des Centralbündels kreuzen, so bilden sie zwei Kegel, einen geraden und einen umgekehrten, die nach der Länge des Stammes in einander stecken. So erklärt nun der Verf. aus der Verlängerung der Vorläufer und des Centralbündels, das vermuthlich nur aus Vorläufer-Fäden besteht, und der Erweiterung der Zellen das Anwachsen des Stammes. Als Mirbel diese Abhandlung vorgelesen hatte, bat Gau- dichaud sogleich um das Wort, in der Absicht, wie er sagte, gegen alle theoretischen Theile dieser Arbeit zu protestiren, weil er diese Theorien für der Wissenschaft schädlich (facheu- ses) hielte.e Er protestirte überdiess gegen alle Theorien, welche Mirbel auf die Untersuchung von Cambium gegründet habe, und versprach mehrere Abhandlungen darüber vorzu- lesen. Diese Protestation geschah in der Sitzung der Akade- mie vom 7. Juni 1843; in der Sitzung vom 26. Juni las Gaudichaud seine Premieres notes über diesen Gegenstand vor, die in den Comptes rendus von 1843 T. 1. p. 1379 ab- gedruckt sind, so wie in den Annal. d. Science. naturell. Ser. 2. T. 20. p. 33. Er beklagt sich über einige Ausdrücke in Mirbels Abhandlung, wie preoccupations d’esprit, les influences d’idees preconcues, les fautes de mieux savoir, les observa- teurs novices ete., die au ihn besonders gerichtet wären. Dann fügt er hinzu, Mirbel habe seine Theorie in der Organogra- phie vegetale nicht widerlegt; er, Gaudichaud habe seine Be- merkungen zuerst an amerikanischen Gewächsen, und nachher an einheimischen gemacht, Mirbel habe dagegen in seiner Ab- handlung Materialien gebraucht, die mit den seinigen nichts gemein hatten, er thue, als ob seine, Gaudichaud’s Theorie, die ihm so viele Nachtwachen, so viele mühsame Untersuchun- gen, so viele Aufopferungen gekostet, nicht einmal verdient habe, geradezu angegriffen zu werden, sondern er suche sie nur nebenbei numzustossen. „leh will“, ruft er aus, „meine Herren, indem ich mich vertheidiee, Herrn von Mirbels Ar- 8 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten beiten über die Organographie und Physiologie der Pflanzen freimüthig angreifen, ihre Irrthümer und ihre Gefahren für die Wissenschaft zeigen, und nicht eher aufhören, ‘als bis die Wahrheit für ihn oder für mich entschieden hat.“ Er stellt dann Mirbels Theorie mit wenigen Worten, und allerdings mangelhaft dar, denn auf die Gründe, womit Mirbel darthut, dass der Stamm der Palmen an der Basis ausserordentlich dick sein müsste, wenn dort alle Gefässbündel aus den Blät- tern zusammen kämen, erwiedert er nichts. Er stellt dann seine eigene Theorie auf. Alle organischen Körper fangen mit einer Zelle an. Die organisirte Zelle bringt ein Anfangs- Wesen (etre rudimentaire) hervor, welches sich nachher ent- wickelt. Dieses gilt für Thiere und Pflanzen. Die thierischen Individuen bleiben, bis auf einige Ausnahmen, isolirt, die ve- getabilischen pfropfen sich von ihrem Ursprunge an, eines auf das andere, und bilden so sehr zusammengesetzte Vereine, In den Monokotyledonen besteht der einfachste Embryo (l’em- bryon le plus reduit), das einfache Phyton aus einem Stamm- Knotenstück (merithalle tigellaire) aus einem Stiel-Knotenstück (merithalle petiolaire) und ein Saum -Knotenstück (merithalle limbaire), welche sich von der Vegetabilie sondern, sobald sie ihre Verrichtung erfüllt haben. Das Stamm - Knotenstück bleibt stehen, und an seiner Spitze bildet sich eine Knospe, an seiner Basis eine Wurzel, die Knospe besteht aus den An- fängen der Blätter (feuilles rudimentaires), welche über ein- ander liegen, und aus einer belebten Zelle entstehen. Beim Keimen oder bei der Entwickelung des Embryo verlängern sich alle Theile oben, so wie bei den Thieren, welche sich nach allen Richtungen entwickeln. An einigen Monokotyle- donen (Phoenix, Xanthorrhoea, Allium Porrum) bleibt das Stamm-Knotenstück sehr kurz; an den andern (Flagellaria, Joinvillea, Calamus, Bambusa und den übrigen Gramineen) wird es lang, in jenem stehen die Blätter dicht zusammen, in diesem weiter von einander. Da das erste Individuum, der Embryo, eine Wurzel hat, so ist kein Grund vorhanden, warum die andern, die sich nach und nach in der Knospe entwickeln, keine haben sollten. Die Entwickelung einer Mo- nokotyledone geschieht in die Höhe durch Uebereinanderlegen der Stamm-Knotenstücke (merithalles figellaires) so klein und für physiologische Botanik. 9 mannichfaltig sie auch sein mögen; in die Breite, durch An- setzung des Wurzelgewebes aller Phytons-Gewebe, worunter sich auch vaisseaux laticiferes finden, und endlich durch das verschiedene Zellgewebe. Nachdem nun Gaudichaud dieses angegeben hat, rühmt er sein System wegen der Einfachheit und sagt, er suche alles zu vereinfachen, Mirbel hingegen suche alles zu verwickeln und da die beiden Systeme einan- der schnurgerade entgegengesetzt wären, so müsse einer von ihnen im Irrthum sein. Ein drittes ist möglich, dass nämlich beide irren. Es ist wohl kein Zweifel, dass Mirbel im Ganzen das bewiesen hat, was er beweisen wollte. Ueber den Ursprung der Gefässbündel aus der innern Peripherie des Stammes ist er dunkel. Entspringen sie an unbestimmten, oder an be- stimmten Stellen von andern Holzbündeln, die sich verästeln oder aus dem Zellgewebe, primitiv? Gehen sie alle nach der entgegengesetzten Peripherie über oder nicht? Es scheint, als ob die Untersuchung eines jungen Stammes eben so nütz- lich, vielleicht nützlicher gewesen wäre, als die Untersuchung eines alten. Auf alle Fälle wäre es sehr zweckmässig gewe- sen, die Untersuchung eines jungen Stammes daneben zu stellen. Gaudichaud stellt dagegen in seinen Premieres No- tes, Annal. d. Sciene. natur. 2 Ser. T.XX. p. 32., statt aller Antwort seine Hypothese auf, wovon er etwas mittheilt, wie oben angeführt ist. Sie gründet sich auf folgenden Schluss: Da das erste Individuum des Embryo eine Wurzel hat, so ist kein Grund vorhanden, warum die andern, die sich nach und nach in der Knospe entwickeln, keine haben sollten, Dass dieser Schluss nicht bündig ist, fällt sogleich in die Augen. Durch diese Wurzeln lässt er nun den Stamm sich verdieken. Doch es ist nöthig, dass wir einen Blick werfen auf die Re- cherches generales sur la Physiologie et Organo- genie des vegetaux, 2de et 3me partie. Comptes rendus 1842. I. 973; der erste Theil, der in Paris 1841 als ein Anhang zur Orgauographie des Verf. erschien, ist im vo- rigen Jahresbericht S. 113 folg. aufgeführt und beurtheilt. Von diesem zweiten und dritten Theil ist in der Botanischen Zeitung von Mohl und Schlechtendal 1843 Nr. 17 ein Auszug 10 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten mit einer Beurtheilung erschienen. In dem Eingange entwik- kelt der Verf. einen sehr richtigen und scharfsinnigen Gedan- ken. Er vergleicht die Physiologie der Thiere mit der Phy- siologie der Pflanzen. Die Thiere, sagt er, haben ein Herz, Arterien und Venen zum Blutumlauf, Lungen zum Athem- holen, Magen und Eingeweide zum Verdauen u. s. w. Ist dieses mit den Pflanzen derselbe Fall? Müssen wir nicht immer fragen, was bei ihnen Organ ist, und von welcher Art ihre Verrichtungen sind? Kann man sagen, dass es in den. Pflanzen physiologische Verrichtungen (fonetions) giebt, die nicht zugleich organogenisch und folglich auch organographisch wären? Sehr wahr. Ich habe auch wohl aufmerksam darauf gemacht, dass in den Pflanzen der Zweck nicht hervortritt, aber Gaudichaud setzt noch bestimmter und treffender hinzu, dass jedes Organ auch organogenisch sei. Er kommt dann auf die Frage, ob die verschiedenen Stoffe, z. B. Strychnin, Morphin, Jalapin u. s. w. aus der Erde in die Pflanzen kom- men, und schliesst mit Recht aus dem Umstande, dass sie bald in den Blättern, den Wurzeln u. s. w. vorkommen, dass die besondere Organisation der Theile sie hervorbringe. Er kommt ferner auf die Metamorphose der Pflanzen, die von der thie- rischen Metamorphose ganz verschieden sei, denn hier würden Theile entzogen, dort neue gebildet, die sich gleichsam auf einanderpfropfen. Dann kommt er zu einigen Voraussetzungen (suppositions, Hypothesen), und die erste ist die oben bereits angeführte von einer lebenden Zelle. In ihr lässt er sich den ersten Saft bewegen und die Kügelchen, welche derselbe enthält, in Zellen verwandeln. Von den verschiedenen Strö- mungen des Safts hängen auch die fünf Klassen von Pflanzen ab, die von ihrem fabelhaften Ursprunge befreit, meiner Mei- nung nach sehr richtig sind, und die ich als Kryptophyten, Moose, Farrn, Monokotylen und Dikotylen unterschieden habe. Es folgt nun eine Menge von wahren, halbwah- ren und falschen Sätzen, die allerdings eine gewisse Fruchtbarkeit des Geistes bekunden, aber nicht hier Platz finden können. So sagt er z. B. nicht ganz unwahr, die Mo- nokotyledonen beständen aus einer Grundpflanze oder Phyton, die Dikotyledonen hingegen aus zwei oder mehreren durch das Mark verbundenen, Als zweite Voraussetzung sagt der für physiologische Botanik. 11 Verf.: In jedem Theile, wo Knospen entstehen können, wird das Leben zwar eine Zeitlang fortdauern können, aber sich doch endlich erschöpfen, wenn sich nicht ein erregendes Or- gan entwickelte, wenn nicht eine Zelle in em Phyton sich verwandelte, welches dann nach oben Blätter, nach unten Wurzeln treibt, die sich dahin erstrecken, wo sie die meiste Nahrung bekommen; diese neuen Phytons pfropfen sich gleich- sam den ältern auf. Unter der Aufschrift dritte Voraussetzung, frägt der Verf., wie geht es zu, dass eine Zelle so belebt wird, dass sie ein Phyton erzeugen kann? Dann setzt er hinzu: Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr werde ich geneigt zu glauben, dass in den verschiedenen Fäl- len des Knospentriebes und selbst der Befruchtung, das Phä- nomen der Zellenbelebung nur durch eine überflüssige Endos- mose oder Ernährung kann hervorgebracht werden. Die vierte Voraussetzung ist endlich, der Anfang der ganzen Pflanze sei die. belebte an der Placenta hängende Zelle, der Embryosack. Der Verf. setzt hinzu, was er hier als blosse Hypothese an- kündige, sei für ihn ausgemachte Wahrheit. In den Secondes Notes relatives ä la protesta- tion faite ä V’Academie des Sciences dans la seance du 12 juin 1843. Annal. d. Scienc. naturell. T. 20. p. 199 geht Gaudichaud, nachdem er wiederum im Kurzen seine Theorie von der ersten belebten Zelle vorge- tragen, mehr zur Sache selbst über. Zuerst will er beweisen, dass die Gefässe, welche die Blätter bilden, nicht aus dem Stamme kommen. Eine seiner Beobachtungen wollen wir doch mit den Worten des Verfassers anführen, da es zu weit- läuftig sein würde, alle herzusetzen. „Ich schnitt einen jungen Stamm von Dracaena unter den Blättern an seinem Gipfel quer durch, liess aber die Basis im Boden. Vierzehn oder zwanzig Tage nachher hatten sich, nahe am Gipfel des abge- schnittenen Stammes, im Centrum der Narben von den abge- fallenen Blättern, Knospen gebildet. Ich zerstörte diese Knospen bis auf eine sehr kräftige, welche sehr schnell einen jungen Trieb gab. Ich schnitt den obern Theil von diesem Stamm mit seinem kleinen Seitenzweig ab, und liess alles maceriren. Die Art von knorpliger Rinde, welche diesen Stamm umgab, löste sich vermittelst einiger Längseinschnitte 12 H. F. Link: Jahresbericht über die‘ Arbeiten ab, und dasselbe war der Fall mit dem darunter liegenden Zellgewebe, auch geschah es später mit einer ebenfalls zelli- gen, aber harten und diehten Rindenschicht, die unmittelbar das Holz umgiebt und die Rinde inwendig in den Dracaena- Arten begränzt, wie es in allen holzigen Monokotyledonen, so viel ich beobachtet habe, der Fall ist. In einem noch nicht herausgegebenen Werke über die Anatomie der Pflanzen, nenne ich diese wichtige Schicht perixyle (perixylon). Dieses Stamm perixyle umgiebt die aufsteigenden Gefässe, von allen Internodien des Stammes, so wie die absteigenden. Wenu diese bis zum Umfange gekommen sind, verbreiten sie sich von oben nach unten, auf der innern Fläche dieses Körpers. Unter dieser letzten Umhüllung findet man das Wurzelgewebe der Knospe. Eine sanfte Bürste von Dachshaaren diente dazu, die Wurzelgefässe von dem Zellgewebe zu trennen, welches sie bedeckte, und so erhielt ich das Stück, welches ich der Akademie vorlege.‘“ Hierbei sind’ die Abbildungen aus der Organographie des Verf, eitirt. Die Dracaena-Arten, meint Gaudichaud, wären den Dikotyledonen sehr ähnlich, Aeste, Stämme und Wurzeln wüchsen im Durchmesser auf dieselbe Weise. Wenn man behauptet, sagt er, dass die Gefässe, die ich Wurzelgefässe genannt habe, aus dem Stamme in die Knospe steigen, so folgt nothwendig, dass die später erschei- nenden etwas tiefer entspringen, und so alle andern, die nach- her kommen, weil der Stamm in allen seinen Theilen an- wächst, besonders an der Basis. Wüchse nun der Stamm auf diese Weise an, so müsste er oben dicker sein als unten, Der Verf. geht nun zweitens zu dem Beweise über, dass die Gefässe an der Basis nicht dieker sind als oben. Um dieses zu beweisen, sagt er, darf man nur einen Blick auf einen macerirten Stamm von Carludovica werfen, um zu sehen, dass die Gefässbündel oben dicker sind als unten. An einem Stamme von Chamaerops humilis sieht man deutlich, in der Mitte, alle Internodien-Enden der Holzbündel (tous les som- mets merithalliens des faisseaux vasculaires), im Umfange, alle Wurzelbasen; die Enden im Centrum sind sehr dick, verhält- nissmässig zu den Basen im Umfange, die immer mehr und mehr haarförmig werden. Die Enden haben auch ihre feinern Spitzen, setzt er hinzu,’ aber das kommt von einer Ursache, für physiologische Botanik. 13 die ich. in meiner Antwort erklären will. Zuletzt will er noch beweisen, dass die Wurzeln keine Gefässe in den Stamm schieken, sondern sie aus diesem empfangen. Dieses wird ihm leicht, und Mirbel mag auch nicht daran gezweifelt haben, aber ich zweifele sehr, dass Mirbel von Gaudichauds Meinung überzeugt worden ist, und ich muss gestehen, ich finde mich auch nicht überzeugt. Was auch Gaudichaud sagen mag, ohne genaue Anatomie ist es nicht möglich, den Streit zu lösen, was auch Mirbel, ohne Vergleichung junger Individuen mit alten, ebenfalls nicht leistet. Ein sonderbares Gemisch giebt uns übrigens Gaudichaud von geistvoller, dichterischer Auffassung, von vorgefassten, man möchte sagen, eingewachsenen Meinungen, und von kränk- licher Empfindlichkeit und Heftigkeit, womit er jeden Angriff aufnimmt und womit er seine Meinung geltend zu machen sucht. Er fühlt sich zurückgesetzt und wird nun oft unange- nehm anmassend. So können seine Abhandlungen nur er- regend wirken, aber selten belehrend. Ueber die Zusammensetzung des Cambium, und die Rolle, die es in der vegetabilischen Organisa- tion spielt, von H.H. von Mirbel und Payen, s. Compt. rend. 1843. I. 98. u. Annal. d. Scienc. natu- rell. T. 19. p. 193. Die kugelicht zellige Materie, die der Erscheinung der Zelle vorangeht, und die man beständig fin- det, wo die Vegetabilie im Wachsthum ist, das Cambium nämlich, enthält seiner Elemental- Zusammensetzung nach, Stoffe, welche mit denen analog sind, woraus die thierische Materie besteht; es ist also stickstoffhaltig. Dasselbe befindet sich aber neben andern nicht stickstoflhaltigen Materien, die aus Kohlenstoff und Wasser bestehen, wie Dextrin, Gumnii, Amylum, Zucker, Glykose, Mannit u. s. w. In dem Augen- blicke, wo die Vegetation sich durch die Entwickelung von Zellen kundgiebt, entsteht auch der Zellstoff (cellulose), ein nenes, unmittelbares Princip, aus Kohlenstofl und Wasser be- stehend. Der Zellstoff vermehrt sich durch neue Schichten, die einander in ihrer chemischen Zusammensetzung gleichen, zuweilen kommen auch andere Materien hinzu, wie die, welche die holzigen Theile oder das Holz bilden (lignose). Aus die- ser Verdickung des Zellstofls wird erklärlich, warum das Holz 14 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten im Innern dicker Stämme wenig Stickstofl enthält, indem die Spongiolen, die Knospen, die heranwachsenden ovula, zehn bis zwanzigmal so viel enthalten. Die chemische Analyse kann Schritt für Schritt der stickstoffhaltigen Materie in den verschiedenen Epochen der Bildung folgen, nämlich von der Peripherie zum Centrum, im Splint und im Holz, oder auch vom Innern zum Aeussern im Bast und in den Rindenlagen, Mit Hülfe der Analysen kann man die Mengen der stickstofl- haltigen Materie bestimmen; sie vermindert sich von dem äussersten Ende der Zweige bis da, wo sie am Stamme sitzen. Dasselbe Resultat erhält man, wenn man das untere Ende der Wurzel mit ihren ältern Theilen vergleicht. Der oberfläch- liche Theil der Blätter und der jungen Zweige, die in unmit- telbarer Berührung mit der Atmosphäre sind, ist mit einer stickstoffhaltigen Materie imprägnirt, die sich über die Spalt- öffnungen verbreitet und mit der Luft bis in die Lufthöhlen dringt. Das Cambium ist eine aus vier Bestandtheilen (qua- ternaire) zusammengesetzte, weiche, feuchte, fast flüssige Sub- stanz, von einer so verschiedenen Elementarzusammensetzung, wie die unzähligen vegetabilischen Bildungen; es findet sich in kleinen Haufen in den Höhlungen der Zellen und der Röhren, und überzieht ihre Wände; es sondert nicht allein den Zellstoff, die mineralischen Substanzen und Krystalle ab, sondern auch den holzigen Stoff, Zucker, die fetten und flüch- “tigen Öle, Gummi, Harze, Farbestofl, sind Produkte der Lebenskraft. Wenn diese chemischen Angaben sich bestätigen, was aller- dings nöthig ist, so sind sie sehr merkwürdig. Aber das Wort cambium ist hier oflenbar so unbestimmt gebraucht, dass man nicht weiss, was die Verf. darunter meinen. Das weiche, körnig zellige Cambium ausser den Zellen hat sich bei mir, und so auch bei andern Beobachtern ganz in Zellen aufgelöst, oder es war ein ausgeschwitzter Saft, der. sich nicht in Zellen verwandelt. Das Cambium in den Zellen ist von sehr verschiedener Natur, und was hier davon gesagt ist, er- fordert genauere Bestimmungen. Zellenbildung in der Spitze der Wurzeln. Nä- geli in Linnaea T. 16. p. 252. Der Verf. sagt: „Wenn in dem punetum vegetationis, wo die verschiedenen Schichten N für physiologische Botanik. 15 der Wurzel wie in einem Brennpunkt zusammentreflen, mög- lichst feine Schnitte gemacht, und daraus durch Zerreissen einige Zellen isolirt werden, so sind darunter; 1) Zellen mit einem Cytoblasten, 2) Zellen mit zwei Cytoblasten, 3) Zellen mit zwei Cytoblasten und einer Scheidewand dazwischen. Diess sah ich gewöhnlich, wenn ich eine wirklich im Wachs- thum begrifiene Wurzelspitze von Lilium, Tulipa, Iris unter- suchte. Einmal sah ich hier einen grossen länglichen Kern, der eben in Theilung begriffen schien; ein andermal innerhalb einer Zelle zwei junge Zellen jede mit einem Kern, die noch nicht so weit angewachsen waren, um durch die Vereinigung der Membranen eine Scheidewand. darzustellen. Zufolge die- ser Thatsachen sehe ich mich veranlasst, ganz bestimmt aus- zusprechen, dass in der Wurzelspitze dieser Pflanze, das Wachsthum in der Weise vor sich geht, dass in einer Mutter- zelle zwei Zellenkerne, und um jeden dieser Zellenkerne eine Zelle entsteht. — — Unger stellt überhaupt als den gewöhn- lichen Vorgang bei der Entstehung der Elementarorgane die Bildung von Scheidewänden in den Zellen, d. h. die Theilung derselben, auf — die Bildung neuer Zellen in bereits vor- handenen beschränke sich auf wenige Fälle, die Entwickelung der Zellenkerne zu Zellen konnte er nicht beobachten.“ Ich auch nicht. Helle Kugeln in jenen Wurzelzellen sah ich auch, zuweilen mit einem Hof umgeben, aber ich möchte be- stimmt aussprechen, dass nie wahre Zellen daraus entstehen, De cella vitali scripsit Dr. H. Karsten Berol. s. a, (14843) 8. Der Verf. hat manche genaue Untersuchungen an- gestellt, nicht allein über die Zellen der Pflanzen, sondern auch der Thiere. Er zieht aus seinen Forschungen folgende Resultate: 4) Jede”Zelle entsteht innerhalb eines lebenden Organismus; nie wird eine Zelle in zwei andere, durch Längs- oder Querwände, oder durch eine Proliferation in zwei Indivi- dua getheilt, Dieses haben Untersuchungen an Phragmotri- chum, an Saccharomyces cerevisiae und Spirogyra ergeben. 2) Die Entwickeluug einer Zelle hängt nicht‘ von vorher- gehender Bildung eines Kerns ab, sondern von einer homo- genen Flüssigkeit. 3) Die Zelle lebt, d. h. sie wächst dureh Intussusception und sondert durch ihre Lebenskraft in ihrem Innern manche Stoffe ab. 4) Die Elementarzelle besteht aus 16 - HF. Link: Jahresbericht über die Arbeiten einer Reihe in ihr entwickelter Zellen; das Glied, welches sich zuweilen dazwischen befindet, ist eine Secretionszelle. 5) Der Organismus besteht potentia aus einem solchen System von Zellen, einer Reproductionszelle, actu aus Zellenreihen, die aneinander gelegt sind, wovon eine jede wieder eine Re- productionszelle sein kann, nie aus einer einfachen Zelle. Nach den Abbildungen möchte man doch meinen, der Verf. habe die grossen mit kleinen Körnern gefüllten Kugeln für innere Zellen angesehen. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Pflanzen von Dr. Th. Hartig. Berlin 1843. 4. Erster Abschnitt, die Bildung der einzelnen Zelle und der Oberhaut der Pflanzen betrefiend. Die Zelle, sagt der Verf., besteht aus drei von einander verschiedenen Gebilden, aus einer äussern Schicht (Eustathe), die aber zwei einander sich be- rührenden Zellen gemeinschaftlich angehört, aus einer das Lumen der Zelle begrenzenden Innenhaut (Ptychode) und end- lich aus einer zwischen beiden abgelagerten Zwischensubstanz (Astathe). Die innere Haut hält er für die primitive Zellen- haut. Um die drei Schichten gut zu erkennen, legt er dünne Schnitte einige Minuten in eine sehr verdünnte Lösung von Jod in Alkohol, bringt sie dann auf eine Glasplatte, lässt sie austrocknen, bedeckt sie mit einer dünnen Glastafel und lässt zwischen die Tafeln einige Tropfen verdünnter Schwefelsäure einziehen. Die Astathe quillt nun auf, zersprengt die Eustathe ünd drängt die fältig zusammengelegte innerste Haut nach dem Innern der Zelle hin. Es folgt nun ein Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenzelle, wovon der Verf. selbst sagt, „dass er keinen Anspruch auf Vollständigkeit mache, auch nicht frei von Hypothesen sei. Die Zelle ent- stehe im Innern einer Mutterzelle, und ihr Leben könne man in vier Stadien theilen, das der Zellenmehrung, der Zellen- festigung, die Splintperiode und die Verholzungsperiode. In der zweiten Feriode erzeugt sich die Astathe, und bald nach den ersten Schichten eine davon ganz verschiedener Zwischen- kitt, die Eustathe. Die Ptychoden benachbarter Zellen, als ursprünglich einfache Zellhäute, berühren sich unmittelbar in frühester Jugend, und vereinigen sich stellenweise, in einer mehr oder weniger unterbrochenen Spirallinie. Durch die für physiologische Botanik. 17 Ausscheidung und Ablagerung der Astathe und Eustathe, tre- ten die ursprünglichen Zellenhäute aus einander, bleiben aber an den Vereinigungsstellen in Verbindung; es entsteht, wenn die Verbindung in der Spirale auf kleine rundliche Stellen sich beschränkt, der Tüpfel und der Tüpfelkanal. Bildet der Tüpfelkanal einen vollkommenen Cylinder, so zeigt er sich in der Vogel-Perspective als ein einfacher Kreis, als einfacher Tüpfel. Vereinigt sich der Tüpfelkanal vor seiner Ausmün- dung, so erscheinen in der Aufsicht zwei Kreise, der äusserste den Umfang des Tüpfels, der innerste die Verengerung vor der Ausmündung bezeichnend. Diess ist der einfache Hof- Tüpfel. ‘Sind die in der Spirale liegenden Tüpfel sehr ge- dehnt, die Vereinigungsstellen der Ptychoden in der Spirale lang und schmal, so zeigt sich das unabrollbare gestreifte Spiralgefäss. Sind die Vereinigungsflächen weniger lang, aber breit, so entstehen die netzförmigen oder Treppengefässe. Sind die Vereinigungsstellen breit und zugleich lang, so ent- steht die einfache unabrollbare Spiral- oder Ringfaser, die besser mit dem Ausdrucke einfache Hautfalte bezeichnet würde. Vom Tüpfelkanale mit verengter Mündung, oder, was gleich- bedeutend, vom Tüpfelkanale mit erweiterter Basis ausgehend entwickelt sich die Reihe der sogenannten abrollbaren Spiral- gefässe, allein durch, in der Spirale ununterbrochen fortlau- fende Vereinigungsflächen und durch gleichzeitig zunehmende Erweiterung derselben in der Breite, bis zur Abschnürung. Der Verf. hat alles dieses durch Figuren erläutert. Ich habe die Darstellung des Verf. mit seinen eigenen Worten gegeben, und will nur den Leser auf das hinweisen, was Mohl im 15. Stück der Botanischen Zeitung von 41844 darüber ge- sagt hat. Unterschiede der Pflanzenmembran von den Häuten der Insekten und Ürustaceen, von Payen. Oompt. rend, 1843. 11. 227. Diese chemischen Unterschiede bestehen in Folgendem: 1) Schwefelsäure mit 1,5 Atome Was- ser, löst in einem Augenblicke die Bedeckung der Insekten auf, greift aber in einigen Stunden die Oberhaut der Vegeta- bilien kaum an; Schwefelsäure mit 3 At. Wasser zerstört (disagrege) in einigen Stunden das thierische Gewebe, indem die Pflanzenepidermis länger als 14 Tage widerstand. 2) Ge- Archiv S, Naturgesch, X, Jahrg. 2. Bd, B 18 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten meine Salpetersäure mit ‘4 At, Wasser, »Jöst sogleich in der Kälte ungefähr ein gleiehes Volumen von den Bedeckungen der Insekten auf, indem es dem vegetabilischen Häutchen, län- ger als einen Monat, seine Struetur und seine äussern Formen lässt. 3) Salzsäure zu 21 Graden, ‚oder mit 6. At. Wasser, durchdringt in einigen Minuten ‚die Bedeckungen. der Insekten, zerstört sie und’ löst sie auf, wirkt aber sehr Jangsam auf die Epidermis der ‚Pflanzen. ,.4).Alle diese Auflösungen von thie- rischen ‚Theilen mit, einer auflösbaren Basis, neutralisirt, geben einen häufigen. Niederschlag mit Gerbsäure; dieser Nieder- schlag gewaschen‘ und getrocknet, giebt alkalische Dämpfe bei der Calcination; nichts von allemı, diesem ‚geschieht unter dei selben Umständen mit. dev Pflanzenmembran. 5) Eine.fast gesättigte, im Kalten gemachte Auflösung von pulverigem Kalk- chlorür in Berührung gebracht mit beiderlei Substanzen, dann einige Sekunden aufgesiedet, zerstört und verbrennt ‚schnell die Bedeckungen der Inseeten, indem sie die Epidermis von Cactus peruvianus nur langsam, angrifl, auch. das Häutchen mehr verschonte, als den (darunter liegenden Zellstoff. Bei der Elementaranalyse fand sich Folgendes: Haut von Krebsschalen gab. 8,935 p. €. Stickstoff, Bedeckung ‚der. ‚Seidenwürmer 9,050 St., Epidermis von. Kartoffeln 2,531: St, Epidermis von Cactus , peruvianus, einjährige 2,059, zweijährige 0,906 St., Oberhaut (eutieule) desselben 2,554 St. — Die grössere Menge des Stickstofls ist doch auch; nach diesen‘ sehr schätzbaren Untersuchungen auszeichnend für das Thierreich. j Ueber die eutieula. der Gewächse von Hugo Mohl. Linnaea B. 16. 5.4014, ist eine mit, grosser Genauig- keit, wie man sie von dem Verf. gewohnt. ist,; angestellte Un- tersuchung. Es ist nothwendig, sie ganz und im Zusammen- hange zu lesen, da sich nicht; wohl, ein Auszug. davon: geben lässt, der nicht fast so gross; sein würde, | als. die Abhandlung selbst, Daher mag es hinreichen, ein: Paar ‚Stellen daraus, an- zuführen, welche ‚die Meinung, des Verf. noch am besten‘ dar- stellen. . Wenn man den Querschnitt einer Epidermis mit Jod behandelt, sagt der: Verf., so. bleiben. in den meisten Fällen die. Wandungen der Epidermiszellen ungefärbt, und nur.in einzelnen Fällen, z: B. an Hakea pachyphylla nehmen sie eine mehr oder weniger tiefe, gelbe Färbung an, immer wind da- für physiologische Botanik: 19 gegen eine auf der Oberfläche der Epidermis liegende dünnere oder 'diekere Schicht ‘dureh Jod tief gelb oder braun gefärbt. — Bei der Epidermis des Stammes von Kleinia neriifolia fehlt, wie "bei Hoya carnosa, ‘die innere ungefärbte Schicht, welche so leicht für die ganze Epidermiszelle gehalten wird, und 'es zeigt sich die äussere, verdiekte, von Jod braun ge- färbte Membran, sehr deutlich aus vielen über einander liegen- den Schiehten zusammengesetzt, welche auf der äussern Wan- dung‘ der Zellen in der Zellenhöhlung abgelagert sind, und durch welche die Fortsetzung‘ der Seitenwandungen der Epi- dermis, als zusammenhängende Membran bis zur äussern Fläche sich 'hinzieht. Dieselbe Erscheinung tritt bei der Epi- dermis des Blattes von Hakea pachyphylla ein (bei welchem jene innere Schicht zwar vorhanden ist, sich aber mit Jod, wie die eigentliche euticula gelb färbt, und sich durch ihre Tüpfel als secundäre Substanz ausweist), wenn die Epidermis mit Schwefelsäure behandelt wird, indem sich nun ebenfalls eine deutliche Schichtung in der, in der Zellenhöhle abgela- gerten Masse zu erkennen giebt, — Was der Verf. hier deut- lieh" sah, sucht erı'inun auch in andern Fällen, wo es weniger deutlich ist, darzuthun, und hieraus das Erwähnte als allge- mein über die eutieula zu bestimmen, nach welchem sie aus den Epidermiszellen besteht, deren Wanilıngen gegen den Umfang: dureh inwendig angelegte Schichten verdickt sind. Hiemit wollen wir verbinden: Einige Bemerkungen über den Bau der getüpfelten Gefüsse von Hugo Mohl. Linnaea T. 16. S. 4, eine Abhandlung, die ebenfalls ein Muster von Genauigkeit ist. Der Verf. hat die Verschie- denheit der Tüpfel nach den anliegenden Theilen zum Gegen- stande der Untersuchung genommen. In dieser Rücksicht führt er folgende Verschiedenheiten auf: A. Am vollständig- " sten: entwickelt sich der eigenthümliche Bau der getüpfelten Gefässe bei solehen Gewächsen, bei’ welchen die Gefässwan- ‚ dungen keine Abweichungen zeigen,‘ sie mögen mit andern Gefässen oder mit Zellen in Berührung stehen, bei welchen sie daher gleichmässig mit Tüpfeln, die mit einem Hofe um- geben werden, besetzt sind, z, B. Elacagnus acuminata,, 'Ole- matis Vitalba, Broussonetia papyrifera. 'B. Hieran schliessen sieh ‚die Gefisse, ber welchen diejenigen Seiten der Gefüsse, B* 20 H. F. Link. Jahresbericht über die Arbeiten welche mit prosenchymatischen Zellen in Berührung stehen, zwar ebenfalls mit den gleichen mit Höfen versehenen Tüpfeln versehen sind, wie die an ein anderes 'Gefäss anstossenden Wandungen, bei welchen aber der Einfluss, den die benach- barten Zellen ausüben, sich darin ausspricht, dass die Tüpfel der an die Zellen angrenzenden Wandungen weitläuftiger ge- stellt sind. : Solche Gefässe finden sich‘ an Bixa Orellana, Acacia lophantha, Sophora japoniea. C. Bei stärker ausge- sprochener Abhängigkeit der Gefässe von den Zellen bleiben zwar ‘die an andere Gefässe änstossenden Wandungen ganz dieht mit Tüpfeln bedeckt, allein die an prosenchymatose Zellen anstossenden Wandungen sind mit sehr entfernt stehen- den’ Tüpfeln besetzt, oder auch, wenigstens auf grösseren Strecken ganz frei von denselben. Die an Markstrahlen an- grenzenden Stellen besitzen endlich Tüpfel ohne Hof. Solche Gefässe finden sich an Sambucus nigra, Betula alba u.a. m. D. ‘Bei noch stärker hervortretendem Einflusse der’ anliegen- den Zellen, welche alsdann ‘gewöhnlich mehr die Form von parenchymatosen als prosenchymatosen Zellen besitzen, zeigen endlich nur noch die an andere Gefässe anliegenden Wandun- gen Tüpfel, welche von einem Hofe umgeben sind, allevan Zellen anstossende Wandungen dagegen häufige und grosse Tüpfel ohne allen Hof, daher ganz von der Form der Tüpfel in parenchymatosen Zellen, z. B. an Cassyta glabella, Bombax pentandrum, Hernandia ovigera. E. Eine blosse Modification dieser Bildung, welche jedoch ein sehr eigenthümliches An- sehen besitzt, ist die Form, bei welcher die an ein anderes Gefäss: anstossenden Wandungen die Form von Treppengängen besitzen, indem die Tüpfel zu Spalten, welche ‘die ganze Breite der Gefässwandungen einnehmen, ausgedehnt sind, wäh- rend. die an Zellen anstossenden Wandungen mit grossen 'Tüpfeln. ohne Hof besetzt sind. Chilianthus arboreus, Cynan- chum obtusifolium. Die Gefässe, von denen bis jetzt die Rede war, haben zwischen den Tüpfelreihen glatte Wandungen, die folgenden aber Spiralfasern, welche an der innern Wandung verlaufen. Diese Gefässe nun ‚kann man unter folgende Ab- theilungen bringen. F. Sämmtliche Gefässe sind mit Tüpfeln, die einen Hof. besitzen, bedeckt; die grössern besitzen glatte Wandungen, bei den ‚kleinern laufen zwischen den Tüpfeln für physiologische Botanik, 21 Spiralfasern durch. Morus alba, Ulmus campestris, Clematis Vitalba. G. Sämmtliche Gefässe sind enge getüpfelt, zwischen den Tüpfelreihen verlaufen schmale Fasern, Hakea oleifolia. H. Die grössern Gefässe sind mit Tüpfeln besetzt, ‚den klei- nern fehlen die Tüpfel. Die Wandungen von beiderlei Ge- fässen sind auf der innern Fläche mit Spiralfasern besetzt. Daphne Mezereum u. a. J. Die Gefässwandungen, welche an andere Gefässe anstossen, sind getüpfelt, die an Zellen an- stossenden Wandungen mit sehr entfernt stehenden Tüpfeln besetzt oder ganz frei von denselben, sämmtliche Gefässwan- dungen mit Fasern besetzt. Samara pentandra, Tilia_parvi- folia u. a..m. Um die wahre Beschaffenheit dieser Tüpfel zu erkennen, fährt der Verf. fort, eignet sich vorzüglich Cassyta glabella, weil die Tüpfel sehr gross sind. Bei dieser Pflanze kann man sich auf zarten Quer- oder Längenschnitten mit der grössten Deutlichkeit davon ‚überzeugen, dass der Hof dieser Tüpfel von einer Höhlung, welche zwischen den an einander liegenden Gefässwandungen liegt, herrührt, und dass der Tü- pfel selbst ein von dem Innern des Gefässes gegen diese Höhlung zuführender und an seinem innern Ende von einer zarten Haut’ verschlossener Kanal ist. Etwas schwieriger ist es diesen Bau bei andern Pflanzen zu erkennen, doch gelingt es gar wohl bei solchen, wo die Tüpfel nicht zu klein sind. Doch wer einen richtigen Begriff von der Bildung dieser Tü- pfel haben will, muss die Abhandlung selbst nachlesen. Was die Genesis betrifit, so vermisst man Darstellungen dieser Ge- - fässe nach dem verschiedenen Alter der Theile, worin sie sich befinden. Die genaue Kenntniss dieser Tüpfel oder so- genannten Poren, die wir dem Verf. vorzüglich verdanken, zeigt uns, dass wir davon, sofern sie zur Organisation der Pflanze gehören, nichts wissen. On fibre by Martin Barry. Philosophical Trans- actions f. 1842. P.1. p. 89. ‚In dem reifen Blutkörperchen, sagt der Verf., sieht man oft einen flachen Faden (filament) oder ein Bändchen, welches mit dem Blutkörperchen zugleich gebildet ist. In den Säugthieren, den Menschen mit einge- schlossen, ist dieses Bändchen häufig ringförmig, zuweilen ist der Ring an einer bestimmten Stelle getheilt, und. zuweilen legt sich ein Ende über das andere, In Vögeln, Amphibien 22 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten = und Fischen ist es oft’ so lang, dass es gewickelt erscheint. Dieses Bändchen wird nun gewöhnlich Fiber genannt. ‘Von Pflanzen, fährt er fort, unterwarf ‘ich einer mikroskopischen Untersuchung Wurzel, ‚Stamm, Blattstiele und Blatt, ‚ausser verschiedenen Theilen der‘Blume, und 'allenthalben, ‘wo ein faseriges Gewebe existirte, fand ich Fäden von’ derselben Art. Diess war in Plianerogamen. Als ich nachher: Theile "von Farı, Moosen, Pilzen, Liechenen und Seetangen untersuchte, traf ich dieselben Fäden überall vertheilt an. Es ist bekannt, dass’ die Spiralform dieses Fadens im Pflanzengewebe‘ vor- kommt, in den Thieren aber, wie man meint, nicht. "Ich habe aber solche Gebilde in den Nerven, Muskeln, in kleinen Blut- gefässen und in der Krystallinse gefunden. _Flachs‘ hat die grösste Uebereinstimmung, nicht‘ allein in der’ Structur, 'son- dern auch in der Art der Reproduction ‘zwischen der thieri- schen und vegetabilischen Fiber gezeigt. Wir sehen hier die- selbe Theilung der Fäden in kleinere‘ und wiederum in noch kleinere. Man ‘sieht auch das Zusammenwachsen von’ Spira- len, um eine Membran zu bilden, wie in den Muskeln, einige Pflanzenhaare zeigen die Fäden, wie die Thierhaare sehr: deut- lich; ich habe sie in der Haarkrone vieler Compositae gefun- den. ' Als‘ ich 'eine Auflösung 'von Sublimat in ‚Weingeist auf Spiralen aus dem Blattstiele einer’ Erdbeere brachte, fand ich, dass nach einiger Zeit der Faden sich in zwei theilte, wie es in den Muskeln geschieht, die sich in zwei und vier durch Selbstzertheilung‘ trennen. Die "Spiralen in den Pflanzen scheinen sich oft mit einander zu verflechten und dureh ihre Berührung die Querspalten und elliptischen Poren und Tüpfel hervorzubringen.‘“ Es gelingt nicht, ‘wenn man ohne Zusammenhang und ohne das Ganze zu übersehen, sich in ein fremdes Fach wagt. Was die flachen Fäden in den thierischen Theilen sind, lasse ich dahin gestellt sein; die meisten Beobachter ‘haben sie nicht gefunden; im Pflanzenreiche findet man solehe nur in den Spiralgefässen und den Spiralzellen, in dem Pilzen, Lichenen und Algen durchaus. Im Flachs sind die Baströhren unstrei- tig Röhren; die Spiralgefässe bilden keine Membran, auch nicht einmal den Anfang dazu. ‘Die Haare in’ den Compositae auch an, den Haarkronen bestehen aus prosenchymatischen für physiologische Botanik. 23 Zellen. Die Abbildungen - sind sehr undeutlich, und für die 600 malige Vergrösserung im Durchmesser‘ sehr klein. Der Verf. scheint sich, elıe er dieses schrieb, durchaus nicht mit Pflanzen-Anatomie beschäftigt zu haben, auch nichts von dem zu kennen, was darüber geschrieben ist. Es liess sich erwarten, dass diese Abhandlung in Eng- land Aufsehen erregen würde. In den Annals and Maga- zine of Natural History T. 9. p. 448 befindet sich eine Abhandlung von Dr. Willshire, Remarkson some parts of vegetable structure, der die bekannten Körper in dem Milchsaft der Euphorbien für die Primär-Körper des Zellstofls hält, nach Analogie von Barry’s Fiber, denn, meint er, man könne nicht ännehmen, dass die Fiber immer die Primärform von Entwickelung im Pflanzenreiche sei. Zwar unterstütze Manches Barry’s Theorie, wobei der‘ Verf. die Faserzellen anführt, doch nicht Alles. Dann spricht er von den Tüpfeln der Gefässe, wobei er doch gesteht, dass ihm Mohls Meinung nicht recht klar sei, wegen der fremden Sprache. Das Ganze ist nicht bedeutend. Es ist schlimm, dass wenn jemand etwas Neues gesagt, andere sogleich, ohne es genauer zu prüfen, darüber herfallen, um etwas daran zu ändern, zu verbessern, zu verdrehen und dadurch die Wissenschaft mit unnützen Dingen zu erfüllen. r | Hierauf bezieht sich auch eine Abhandlung von Dr. Griffith über die Tüpfel' in den @efässen der Pflan- zen, Observations on the formation of the pitted tissue of plantes, Annals and Magazine of Natur. History T. 11. p. 95. Sie ist gegen die oben angeführte Meinung von Dr. Barry gerichtet, welcher die Poren von den Spiralfasern herleitet, die sich um einander winden. Dr. Grif- fin sagt sehr richtig, indem er von den Gefässen mit schein- baren Querspalten spricht: In allen solchen getüpfelten Ge- fässen sieht man Spuren von Spiralbildung oder Spiralfasern; die Gefässe lassen sich spiralförmig abrollen, und: wenn. man sie zerreist, findet man die Tüpfel als Zwischenräume zwischen den vorspringenden Zälmen der Fasern. ‘Die Fasern: laufen niemals nach der Länge der Axe: der umgebenden Röhre, sondern immer spiralförmig. Folglich, da dieses der Fall ist, müssten die beiden Fasern, die sich um einander ‚winden, 24 H. F. Link: „Jahresbericht über die Arbeiten Zwischenräume lassen, ‘welche der Axe des Gefässes beinahe parallel wären, und die Tüpfel müssten auch in dieser Rich- tung ‚liegen. Dass dieses aber nicht der Fall ist, braucht nicht gesagt zu werden. Der Verf. giebt dann seine Meinung von der Entwickelung dieser Gefässe durch den Druck der umgebenden Zellen und ‚Gefässe. Wenn, sagt er, ein Spiral- gefäss in einer jungen Pflanze gebildet worden, so macht der rasche Anwuchs des Stammes, dass ein Druck der Theile auf einander geschieht ; die convexen Theile der umgebenden Zel- len oder Gefässe, die dem Spiralgefäss entgegengesetzt sind, werden stark daran gedrückt, indem die Intercellular- ‘oder Intervascular-Räume einen weit geringern Druck veranlassen. Die Faser innerhalb des zusammengedrückten Spiralgefässes wird also dort einwärts gebogen, wo eine. Zelle oder ein Gefäss anliegt; den Intercellular- und Intervaseular- Räumen gegenüber, d. i. wo sich die Fasern biegen, hängen die letz- tern fest an der Membran, die sich nun verdickt, und mit den Fibern oben und unten verbunden ist. Diese verdickten Por- tionen machen die Linie, die zwischen den Reihen von Tü- pfeln hinläuft, die Tüpfeln selbst werden von Zwischenräumen gebildet, zwischen den Portionen der Fasern, die der Con- vexität‘ der umgebenden Zellen und Gefässe entgegengesetzt sind. — Woher kommt es dber, dass zuweilen vollkommene Spiralgefässe, und solche Tüpfelgefässe dicht neben einander liegen unter denselben Umgebungen? Woher kommt’ es, dass in diesen Fällen die Theile auf einander drücken, da in an- dern, wo offenbar neue Theile zwischen alten entstanden sind, ein solcher Druck nicht geschieht? Die Erklärungen des Verf. sind viel zu mechanisch. Ich übergehe einige andere Aeusserun- gen, die der Verf. macht, z. B. dass der Anschein von dop- pelten, einander umschlingenden Fasern, von scharfen ange- wandten Stoffen herrühre , welches wohl der Fall nicht sein kann, da solche Stoffe die Fasern nicht in andere trennen würden, wenn diese nicht vorher gewesen und nur zusammen geleimt wären. Entwickelung der Hautdrüsenzellen von D. Karl Nägeli, Linnaea B. 16. S. 237. Der Verf. stellte seine Untersuchungen vorzüglich an Fritillaria imperialis, Li- linm tigrinum und Allium CGepa an. In ihrem ‚jüngsten Zu- für physiologische Botanik, 25 ‚stande enthält die Epidermis kleine viereckige Zellen von glei- cher Grösse, jede mit einem Oytoblasten angefüllt. Während nun die übrigen Zellen wachsen, bleiben einzelne klein und werden nur in die Breite grösser. Von dem Kerne, der der Wandung dieser Drüsenmutterzellen anliegt, gehen meist Saft- strömungen aus, die sich als Faden oder als Ringe darstellen. Nachher sieht man Zellen, in denen zwei Kerne liegen; es ist aber dem Verfasser nicht gelungen, die Art ihrer Entste- hung zu beobachten, nur so viel scheint ihm gewiss, dass sie nicht aus dem ursprünglichen Kerne etwa durch Selbsttheilung hervorgehen. Nachdem die zwei Zellenkerne entstanden sind, tritt bald eine Scheidewand auf, die zwischen ihnen durchlau- fend, die ursprüngliche Zelle in zwei Hälften theilt (?). Diese Scheidewand ist nichts anders, als die an einander stossenden Membranen ‘zweier neuer individueller Zellen. Die beiden Hautdrüsenzellen wachsen nun fort, ihre Cytoblasten werden resorbirt; der feinkörnige Inhalt ist meist nach der äussern Zellenwand hin zusammengedrängt. Mitten zwischen den bei- den Zellen wird ein Bläschen Gas ausgeschieden, das grösser werdend, die Spaltöffnung erzeugt (?). Darauf erscheint der Inhalt gleichförmig in. den Zellen vertheilt, und es geht in ihm die Umwandlung in Amylum und: Chlorophyll vor sich. Hierauf folgt: die Entwickelung der Hautdrüsenzel- len und Spaltöffnungen bei Marchantia polymorpha (S. 241). Untersuchungen über das Auftreten der Athemhöhlen und Hautdrüsen zeigten dem Verf. bei einem Längsschnitte durch das Ende der wachsenden Frons kleine Systeme von je drei Zellen, die über hohle Räume gespannt sind. Diese hohlen Räume sind seitlich je durch eine Zelle von einander geschieden; sie ruhen auf dem Parenchym der Frons und bilden die Anfänge der Athemhöhlen. Die mittelste jener drei Zellen wird grösser als die übrigen, sie wird zur Mutterzelle. Diese Mutterzelle theilt sich in mehr oder weniger Zellen, so dass aus ihr eine Partie von Zellen entsteht, die zu drei bis sechs horizontal bei einander liegen und ebenfalls zu drei bis sechs vertikal auf einander stehen. Sie bilden zusammen den Spaltöffnungskanal, der also im günstigsten Falle von 36 Zel- len umgeben sein kann. Wenn aus der Mutterzelle, die für den einzelnen Fall speeifische Zahl von Hautdrüsenzellen 26 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten hervorgegangen sind, so scheiden sie nach dem Centrum ein Bläschen Gas aus und weichen dadurch zu einem Intercellu- Jarraum aus einander. Dieser‘ Raum ist rings von Zellen um- geben, und sowohl’ von der'äussern Luft als der Athemhöhle abgeschlossen, so dass das denselben: erfüllende Gas nicht wohl einen andern Ursprung haben kann, als durch Secretion aus den Hauptzellen selbst. Aufsteigen der Säfte in den Pflanzen, überhaupt, Bewegung derselben. Examen chimique de Ja seve de quelques vege- taux par M. Langlois. Gompt. rend. 1843. 11. 505. Untersuchung des Safts vom Weinstock. Er wurde am 30sten März 1843 von einem Weinstock genominen, der sich im'bo- tanischen Garten des Militär- Hospitals in ‘Strassburg befand, Er war vollkommen flüssig, ohne Farbe und ohne Geruch, von einem etwas sauren Geschmack, auch röthete' er die Lak- mustinetur. Er enthielt, der chemischen Untersuchung zufolge, freie Kohlensäure, weinsauren Kalk, salpetersaures Kali, alka- lische milchsaure Salze (lactates alcalins), salzsaures Ammo- niak, schwefelsaures Kali und phosphorsauren Kalk. Ein’ Ki- logramım enthielt ungefähr 10 Oubikeentimeter ‘Kohlensäure, 4,25 Gramm weinsauren Kalk, 0,02 Gramm Salpeter und sehr wenig voh den andern Salzen. Von einem Weinstock, ‘der im Freien beiStrassburg wuchs, erhielt man später mit Mühe nach und nach 300 Grammen eines trüben Saftes, der das geröthete Lakmuspapier bläuete. Dieser Saft hielt keinen Salpeter und das Ammoniak, was man bei der Destillation erhielt, war un- streitig aus ‘der Zersetzung des Eiweissstoffes entstanden, — Untersuchung des Safts vom Nussbaum. Der Saft wurde vom Stamm Ende April gesammelt, war ohne Farbe, Geruch und durchsichtig, schmeckte süss und angenehm und röthete etwas die Lakmustinctur. ‘Er enthielt freie Kohlensäure, Pflanzen- eiweiss, Gummi, Fett, milchsauren Kalk, Ammoniak und Kali, äpfelsauren Kalk, salzsaures Ammoniak, Salpeter, schwefel- sauren ‘und phosphorsauren Kalk. — Untersuchung des Safts von Linden. Da der Verf. den Saft auf die gewöhnliche Weise nicht erhielt, so entrindete er junge Zweige und spühlte das Cambinm mit kaltem, destillirten Wasser ab. Er ent- für physiologische Botanik. 27 hielt einen gährungsfähigen Zucker, dem Rohrzucker analog, Pflanzeneiweiss, Gummi,mehr Salze, besonders salzsaures Ammoniak und essigsaures Kali, auch freie Kohlensäure. — Biot macht ‘zu diesen Untersuchungen einige Bemerkungen (das. S. 519), worin er die Verschiedenheiten von seinen frühern Beobachtungen darin sucht, dass der Saft zu einer an- dern Zeit gesammelt sei; so habe Langlois in dem Saft vom Nussbaum keinen Zucker gefunden, wie Biot. Auch war allerdings die Art, wie Langlois den Saft von Linden gewann, nicht die zweckmässigste. ' Rainey (Proceedings of the Royal Society 1842. 432., auch Annals of Natural History Vol. XI. 383.) sucht zu beweisen, dass Lebenskraft nicht die Ursache von dem Aufsteigen des Safts in den Pflanzen sei. Ein Zweig von Valeriana rubra in einer Auflösung von Quecksilberbi- chlorid (Sublimat) gestellt, starb von unten ab, und die ober- sten Zweige grünten und blühten noch immer fort, nachdem der untere Theil schon todt war. Der Verf. schliesst daraus, dass alles Wasser, welches die obern Theile nährte, durch die abgestorbenen untern Theile ohne Hinderniss gegangen sei. Das ist allerdings 'sehr richtig, aber konnte hier nicht die Flüssigkeit wie in Haarröhrchen aufsteigen, da oben der Le- bensprozess wirksam war, etwa wie in einem Docht Öl auf- steigt, weil es oben verbrennt. Nur in den abgestorbenen Theilen war Sublimat in Kalomel, Chlor und Wasser zersetzt, in den Jebenden war kein Sublimat. Der Verf. nahm dünne - Schnitte von Pflanzen, welche Quecksilberbichlorid aufgesogen hatten, und setzte Jodkalium hinzu. Eine mikroskopische Untersuchung ergab, dass nur in den Intercellular-"und Inter- vascular-Räumen sich das unauflösliche Biniodid gesetzt hatte, nieht in den Zellen und Gefässen selbst. Eine sehr unvoll- kommene Art, solche Versuche anzustellen. Die Beobachtungen von Rainey über die absteigen- den Flüssigkeiten in den Pflanzen und besonders das Cambium in den Annals of. Natural History Vol. XI. 383. sind so unvollkommen erzählt, dass sich nichts daraus ziehen lässt. Versuche über die Saftführung der Gefässe; von ©. L. Honninger in Tübingen, Botanische Zei- 283 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten tung 1843. 11.St. Eine sehr interessante Abhandlung. Der Verf. untersuchte zuerst Reben im Frühlinge und sah auf Schnitten durch die Loupe deutlich den Saft in den Gefässen aufsteigen, ohne alle Luftblasen, sondern wo diese erschienen, waren sie nur zufällig. ‘Im Sommer fand er die meisten Ge- fässe leer, nur in den innersten Theilen war noch Saft vor- handen, auch waren die Prosenchymzellen des Holzes noch saftvoll. Durch Cyaneisenkalium und schwefelsaures Eisen fand er auch an Zweigen von Lycium. barbarum, dass die äussersten Schichten von Gefässen meistens blau gefärbt wa- ren, ‘die mittlern leer, die innersten aber durchaus blau. Der Verf. hat ferner Versuche mit vielen Pflanzen angestellt, die er zuerst Cyaneisenkalium einsaugen liess, dann aber abschnitt, und in eine Auflösung von schwefelsaurem Eisen setzte, weil er dieses eben so sicher und viel bequemer fand, als wenn “er sie, wie ich vormals, die letztere Auflösung einsaugen liess. Auch nahm er die Auflösungen viel verdünnter, als ich vor- mals, und mit Recht; man muss aber bedenken, dass ich ab- sichtlich trockene und harte Gewächse zu den Versuchen aussuchte. Das Resultat, welches der Verf, aus seinen Ver- suchen zieht, ist: 1) dass den Zellenpflanzen ohne: centralen Strang von verlängerten Zellen ein besonderes Organ für die Fortleitung des Safts abgehe. Der Verf. machte die Versuche nur mit: Flechten, nicht mit andern Zellenpflanzen; mir ist es aber auch mit diesen nie gelungen. 2) Dass bei allen Gefäss- pflanzen aber der Saft allein durch die Gefässe in die Höhe geführt ‘werde. Die Gründe für diesen letzten Satz sind so überwiegend, dass man ihn als einen ausgemachten wird an- sehen können. Die Versuche von Boucherie, Baumstämme mit färbenden und erhaltenden Stoffen zu tränken, wovon bereits in dem Jahresberichte von 4840 Nachricht gegeben wurde *), hat Mohl mit holzsaurem Eisen nachgemacht, s. Bota- nische Zeitung 7.Stück. „Ich verwendete, sagt der Verf., zu diesen Untersuchungen Holz von der Eiche, Birke, Föhre, *) Durch einen mir völlig unbegreiflichen sinnlosen Druck- oder Schreibfehler steht dort Braunkohlentheer (S. 29) statt holzsaures Eisen, zum Glück aber pyrolignite de fer in Klammern. für physiologische Botanik. 29 Schwarzföhre und Weisstanne, welche auf die Weise mit dem holzsauren Eisen getränkt waren, dass den abgesägten noch lebenden Pflanzen die Auflösung zur Aufsaugung gegeben wurde.‘ Die'Birke, ein 6 Par. Zoll dicker Stamm und die Na- delhölzer waren vollständig gefärbt, bei der Eiche waren nur die äussersten 8 Jahrringe von der Salzauflösung durehdrun- gen. Das Eichen- und Birkenholz hatte eine graue, die Na- delhölzer hatten eine schwarze Farbe angenommen, bei den erstern waren besonders die Markstrahlen und ein Theil der Gefässe schwarzbraun gefärbt, was von coagulirten, in den- selben befindlichen Stoffen herrührte. Wurden Längs- und Querschnitte dieser Hölzer in eine Auflösung von Blutlaugen- salz gelegt, und eine freie Säure zugesetzt, so färbte‘ sich sowohl der geronnene Inhalt der Zellen und Gefässe, als auch die Substanz der Zell- und Gefässmembranen prachtvoll blau, zum deutlichen Beweise, dass das Eisen die gesammte organische Substanz der Pflanze durchdrungen und sich mit ihr verbunden hatte.“ ‘Es ist zu verwundern, dass man in allen den französischen Untersuchungen über Boucherie’s Ver- suche nicht eine einzige genaue mikroskopische Untersuchung findet. Noch wäre zu untersuchen, ob die eindringende Flüs- sigkeit geradezu in die Zellen dringe, oder ob sie ihren Weg erst durch die Gefässe nehme. In dieser Rücksicht müsste man die Holzstücke untersuchen, nachdem man sie erst kurze Zeit in die Flüssigkeiten gestellt hatte, mit denen man den Versuch anstellen wollte. Ueber den Milchsaft und seine Bewegung von Hugo Mohl. Botanische Zeitung 33. 34. 35, Stück. Gegen die Theorie von ©. H. Schultz. Zuerst von der Or- ganisation des Milchsafts. Der Verf. hat sich chemisch’ mi- kroskopischer Untersuchungen bedient, welche ihm ein gana anderes Resultat gaben, als Herrn Schultz. Bringt man einen Tropfen Aether mit einem Tropfen des Milchsafts zusammen, so schwellen die Kügelchen des letztern auf, gehen zusammen und lassen nach dem Verdunsten eine fadenartige Materie zurück. Rührt man einen Tropfen Aether mit einem Tropfen Milchsaft unter einander, so schwindet die Milchfarbe und nach dem Verdunsten des Aethers sieht man auf dem von Kügelchen befreiten Saft eine Haut, die ganz die Eigenschaften 30 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten von Kautschuk zeigt. Alkohol hingegen mischt sich! mit-dem Milchsaft und scheidet sogleich aus demselben weisse Hänte aus... Was nun. die Bewegung des Milchsafts betrifit, so, hält der Verf, die Beobachtungen im blendenden Sonnenlicht für täuschend, die am Tageslicht, meint er, rührten von dem Aus- Alusse des Safts aus der Schnittfläche her. Um dieses genauer zw prüfen, brannte er Jie Blätter von ‚Chelidonium (an der Trennungsfläche an, und bemerkte dann auch eine Bewegung des Milchsafts in: den 'Gefässen, aber diese schreibt er dem Druck zu, ‚der auf ein Blatt muss angewendet werden, wenn man es unter, dem Mikroskop beobachten will. ' Zuletzt noch gegen die Vergleichung des Milchsafts mit dem Blut, als 'er- nährende Flüssigkeit. Der Verf. spricht es nicht bestimmt aus, ob er die Bewegung in den Milchgefässen, mag sie sich zeigen, auf welche Art man will, für eine vitale, oder für eine völlig: leblose halte. : Das letzte. kann aber der Fall nicht sein, denn in diesem Falle könnten die Ströme nur nach der Schnittfläche zufliessen, und das sonderbare Kreisen derselben in unbestinimten Richtungen könnte keinesweges Statt finden, Man sehe nur, 'was ich nach der Natur aus dem Kelche von Chelidonium. ‚habe abzeichnen ‚lassen in den Ausgewählten anatom. botan, Abbild. .H.2. T. 8. F.1., wo der Zeichner die Richtung der Ströme, so wie er sie gesehen, durch ‚Pfeile - bezeichnet hat. Es ist auffallend, wie mannichfaltig und un-' bestimmt die Richtungen: der Ströme sind, so dass sie allein durch den Ausfluss aus der Stelle, wo das Kelchblättehen anhing, nicht konnten hervorgebracht werden. '. Es. ist nicht selten, wehn man einen Längsschnitt aus dem Holze Ivon Acer platanoides untersucht, dass der Milchsaft in dem einen. der beiden. Gefässe hinauf-, in dem’ andern 'hinabsteigt, welches besonders Meyen: zu seiner Darstellung des Kreislaufes bewog; ein Umstand, welcher sich nielit mit dem Ausfliessen nach einev Richtung verträgt, ohne. Hülfe von Lebensbewegungen. Dass. in der Pflanze ohne Ausflussöffnungen der Milchsaft sich bewege, ‘beweiset Mohl: selbst in dieser Abhandlung. Er schreibt dieses dem Drucke: zu, der ‚auf das Blatt! ausgeübt wurde, "als man es unter das Mikroskop: brachte. Aber! wie waren die Bewegungen? Eine bloss mechanische, leblose Be- wegung.durch einen. solchen Druck‘ veranlasst, ‘kann doch nur für physiologische Botanik. 3 sehr. unbedeutend und‘ augenblicklich sein, ' Es scheint mir keinem Zweifel unterworfen, dass die Bewegung ‘des Milch- safts in der Pflanze eine vitale ist, und ich pflege sie in die- ser Rücksicht mit der: Bewegung des 'Safts in den Zellen von Vallisneria zu vergleichen. ‘Doch. ich ‘habe meine Meinung über die Cyklose des Herrn Schultz bereits im vorigen Jahres- bericht von 4841, auch in meinen Vorlesungen über die Kräu- terkunde S. 129 umständlich geäussert. Gegen diese Abhandlung ist folgende gerichtet: Zur Be- richtigung von Hugo Mohls Aufsatz: Ueber den Milchsaft und seine Bewegung (in der Berliner Botanischen Zeit. 1843. 33. 34. u. 35, Stück) von Prof. C, H. Schultz in Berlin. Flora 1843. 721. Diese Abhandlung. bedarf keines’ Auszuges, da der Verf. seine in Schriften geäusserten Meinungen nur auseinandersetzt, und zu zeigen sucht, dass Mohl seine Theorie nicht gehörig, gekannt habe. Da der Verf. sich mancher Aeusserungen bedient, die Mohl mit Recht übel nehmen konnte, da er überdiess eine Kritik der Mohlschen Abhandlung in den: Blättern für. wissenschaftliche Kritik eiligst nach Grätz schickte, ‘wo Mohl gerade zum: Vorsitzenden: der botanischen Section ernannt war, so folgte darauf eine sehr derbe Erklärung von dem Letztern in der Botanischen Zeitung 1843. 48. St. Eine interessante Abhandlung: Ueber die Capillar- Aetivität der/äussern Integumente einiger Pflan- zen von .J.J.P. Arendtim Osnabrück findet'sich in Flora 1843. Nr, 10,, auch übers. in den Annal..d. Seienc. na- tur. Bd. 19. Diese Eigenschaft besteht darin, dass verschie- dene Pflanzen, vermittelst ihrer ‚äussern Bekleidung, das: sie umgebende Wasser in die Höhe,an den Stengel hinauf ziehen, es über die: benachbarten Theile, Blattstiele und Blätter ver- breiten, und das an der Spitze. derselben gesammelte Wasser wieder ahtröpfeln lassen. Es wurde ein Stengel von Urtiea dioica oben und unten glatt abgeschnitten, nur mit zwei Blät- tern versehen ins, Wasser gestellt, ‚so. dass die' Blattstiele mit der Oberfläche des Wassers einen Winkel von 30 bis 409 machten, Jer Stengel selbst aber einen rechten: Winkel.‘ So stieg. das, Wasser im der Rinne der‘ obern ı Seite des. 'Blatt- stiels in die Höhe, folgte dem Hauptnerven und tropfte an der 32 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Spitze des Blattes herab. Mit der Urtica urens 'gelingt.es nie so gut; das Wasser verbreitet sich auf der Oberfläche des Blattes, verschwindet dort ‘und tropft nieht herab. Eine noch grössere Capillar-Activität, als Urtica dioica, zeigte Bal- lota nigra, wo das Wasser nicht nur an dem Blattstiele und auf: dem Blatte, sondern auch in den Rinnen des Stengels selbst in die Höhe stieg. Beide Pflanzen, Urticadioica und Ballota nigra, übertraf an Capillar- Activität ein Syngenesist, den der Verf, als Ageratum eoeruleum erhielt, vermuthlich Coelestina ageratoides, sowohl an Schnelligkeit des Aufsaugens als an Quantität des aufgestiegenen Wassers. Physalis Alke- kengi zeigte diese Pflanzen - Capillarität zwar auch, aber nur kurze Zeit. Clinopodium vulgare und Betonica strieta Ait. zeigten eine schwache Capillarität, bei Galeobdolon luteum Smith verlor sich das Wasser schon auf der Mitte der Lamina; bei Galeopsis ochroleuca Lam. konnte die Flüssigkeit kaum die Basis des: Blattes erreichen. Was die Erklärung dieses Phänomens im Allgemeinen betrifit, sagt der Verf., so lässt sie sich füglich aus der Theorie der Haarröhrchen ableiten, indem die mehr oder minder dicht stehenden, 'längern oder kürzern Haare, die sich neigen, zu einander biegen, sich krümmen und durch Anfüllen mit Wasser,‘ sofern das Blatt- parenchym gar nicht oder wenig hydropathisch ist, näher an einander rücken, und anf diese verschiedene‘ Weise äusserst geringe Zwischenräume lassen, welche gleichsam enge Röhr- chen bilden, wodurch das Wasser angezogen und fortgeleitet wird. Für das Aufhören ‘des 'Abtröpfelns, meint der Verf. wird wohl der einfachste Grund darin gesucht werden können, dass durchdie, vermöge der Absorption erzeugte Anschwel- lung und Ausdehnung des Parenchyms und der umhüllenden Epidermis alle Theile aus einander getrieben und folglich auch die Haare, als die Träger der Capillarität, weiter von ein- ander entfernt werden, wodurch alsdann eine Störung in der Capillarität erfolgt. Hiemit will ich verbinden L. F. Gärtner Pflanzen- physiologische Untersuchungen, besonders über das Tropfen aus den Blattspitzen der Calla aethio- piea L. in Flora 1842. Beibl. 1. 1.° Nach einer geschicht- lichen Einleitung folgt ein genaues Tagebuch dieser Erschei- für physiologische Botanik. 33 nung an Pflanzen der Calla, welche der Verf. unter Augen hatte. Dann eine chemische Untersuchung der abgetropften Flüssigkeit, welche sehr wenig feste Bestandtheile enthält; es zeigte sich in dem Rückstande beim Abdampfen vorherrschend Schleim und Salzsäure. Ferner von der Organisation der Blätter, wo sich ergiebt, dass die Gefässe nicht bis ans Ende des pfriemenförmigen Fortsatzes an der Spitze des Blattes gehen, sondern dass hier nur Zellgewebe vorhanden ist. Die Absonderung geschieht an dem äussersten Ende des Fortsatzes in einer Länge von 1 bis 1,5“ auf eine kaum sichtbare Art, bis sich die Flüssigkeit in einen Tropfen sammelt. Nach dem Absterben des Fortsatzes übernimmt der Blattrand der äusser- sten Spitze der Blätter selbst diese Function. Das eigent- liche Organ des Ausschwitzens der Feuchtigkeit scheinen die länglichen Poren der Oberhaut zu sein, auch scheint das Ein- saugen der abgesonderten Feuchtigkeit, welches zuweilen be- merkt wird, durch dieselben zu geschehen. Das Licht hat keinen bedeutenden Einfluss auf das Tropfen der Blätter. Auch Wärme allein wirkt nicht besonders darauf, wohl aber wenn sie mit Tränken durch Wasser verbunden wird. Am schwächsten war die Exeretion des Morgens; gegen Mittag trat sie wieder ein; war Nachmittags gegen 2 bis 5 Uhr Abends am stärksten, und nahm dann in der Nacht wiederum ab, doch ist diese Periodieität nicht genau bestimmt. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dass dieses Tropfen von einem Ueberschusse an Feuchtigkeit, über das zur Nahrung nöthige Wasser herrührt. Das Tropfen hört auf bei Entwik- kelung der Spatha und der Zeugungsorgane. Der Wasser- verbrauch der Pflanze war am stärksten während der Nacht, und besonders bei Entwiekelung der Spatha. Ein Nachtrag (S. 88) giebt ein Tagebuch über die wässrige Absonderung der Blätter von Canna angustifolia, indica und latifolia. Die Absonderung der wässrigen Feuchtigkeit geschieht bei Canna nicht aus der Spitze der Blätter wie bei Calla, sondern aus der Spitze der am Rande der Blätter sich endigenden paral- lelen Hauptribben, und zwar gewöhnlich mehr an denen, die der Spitze der Blätter näher sind als an den der Basis näher gelegenen. An diesen Endieungen der Hauptblattribben ganz nahe am Rande, wo sie sich in einem feinen Netz verlieren ” Archiv 1, Naturgeschichte, X, Jahrg. 2, Bd, Ö 34 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten oder vertheilen (selten in der mittlern Fläche des Blattes) schwitzt zur Abendzeit und bei Nacht unmerklich eine klare wässrige Feuchtigkeit aus, welche sich in Tropfen und Plat- ten auf der obern Fläche, wie auf der untern, der Blätter sammelt, und auf denselben abläuft und zuweilen, aber'selten, in so reichlicher Menge als von den Spitzen der Calla aethio- pica abtropft. Die Temperatur der Luft steht wenigstens in keiner nähern Beziehung zu dieser Absonderung. Sie wird durch das Wachsthum der Blätter allein eher befördert als gehindert; ganz anders verhält es sich aber, wenn die Pflanze in Stengel und Blumen treibt. Dann hört diese Absonderung gewöhnlich für immer auf. Mit einer solchen Genauigkeit, wie hier, ist selten ein Gegenstand der Pflanzen - Physiologie untersucht worden. Neue Beobachtungen über den Holzsaft und dessen Umbildung in Lebenssaft von O/H. Schultz, Prof. in Berlin. Flora 1842. S. 49. Der Verf. hat che- mische Untersuchungen über den Saft von Weinreben, Betula alba, Acer platanoides, Carpinus Betulus zu verschiedenen Zeiten des Frühjahrs angestellt. Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich, dass die Holzsäfte Anfangs Gummi enthalten, das später in Zucker umgebildet wird. Dieser Zucker ist häufig Traübenzucker, und selbst wo Rohrzucker vorhanden ist, wie bei den Ahornen, ist er immer noch mit Trauben- zucker verbunden. Das Gummi gleicht dem Stärkegummi oder Dextrin. Von der Umänderung des Holzsafts in Lebens- saft, sagt der Verf.: „Es war mir von grossem Interesse zu finden, dass das Gummi und der Zucker in dem Serum der Lebenssäfte sich chemisch eben so wie das Gummi und der Zucker in den Holzsäften verhalten. Aus dem zur Syrups- dicke eingedickten Birkensaft und Ahornsaft wurde durch Aetzkali Ammoniak entwickelt.“ Stamm. Wurzel. Blätter. Ueber das Drehen der Stämme nach demLichte findet sich der Auszug aus einer grössern Abhandlung von Payer in Comptes rendus 1842. II. 1194. Wenn man Kresse auf ein Tuch säet, und dem Licht von einer Seite aussetzt, so biegen sich die keimenden jungen Stämme für physiologische Botanik. 35 dem Licht gerade zu, ohne alle Krümmung. Eine Krümmung entsteht nur, wenn die Stämme schon gerade in die Höhe gewachsen sind, und das Licht sie dann erst von einer Seite trifft. Auch ist es gar nicht nöthig, dass der Punkt der Krümmung von einigen Lichtstrahlen getroffen werde. Diese Bemerkungen sind gegen die Theorien von Dutrochet und de Candolle gerichtet. Beide hatten eine mechanische Theo- rie ersonnen, wodurch die Krümmung des Stammes geschehen sollte. Sie dachten aber nur an die Krümmung. des Stammes, ohne zu bedenken, dass eine solche Krümmung oft nicht Statt findet. Als eine allgemeine Regel kann man festsetzen, sagt der Verf., dass die Neigung der Stämme gegen das Licht desto grösser ist, je weniger intensiv das Licht ist, oder wenn es von unten kommt. Wurden die keimenden Saamen in eine Büchse eingeschlossen, die auf derselben Seite zwei Oeflnun- gen hätte, durch welche das Licht einfiel, so folgten die Stämme, wenn die Intensität des einfallenden Lichts durch beide Oefinungen gleich gross war, der Resultante beider Richtungen, sonst aber immer dem stärkern Licht. Befanden sich die Oefinungen einander gegenüber, und war die Inten- sität des Lichts von beiden Seiten gleich stark, so änderten die Stämme ihre natürliche Richtung nicht, war sie aber un- gleich, so folgten sie dem stärkern Licht. In den rothen, orange, gelben und grünen Strahlen verhalten sich die Pflan- zen wie in völliger Dunkelheit, dagegen biegen sie sich gegen die blauen und violetten, und zwar, wenn diese von verschie- denen Seiten einfallen, mehr gegen die blauen als gegen die violetten Strahlen. Der Rapport über diese Abhandlung von de Mirbel, Dutrochet und Becquerel der ihn verfasst hat, findet sich in Compt. rend. 1843. I. 986. Er ist billigend und sogar dankend. Man bedauert, dass Payer nicht Ver- suche mit den dunkeln Strahlen über die Grenze des Farben- bildes hinaus angestellt habe, räth auch die Versuche mit dem gefärbten Licht auf andere Gegenstände auszudehnen, z. B. Ausdünstung, Schlaf u. s..w. Es liess sich erwarten, ılass Herr Dutrochet mit diesem Rapport nicht zufrieden sein würde, und dieses ist wirklich der Fall, wie man in den Compt. rend. 1843. 1. 1120. findet. Er beklagt sich dar- C# 36 H, F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten über, dass Herr Payer geeilt habe, um die Abhandlung von ihm (Dutrochet) weg zu Becquerel zu bringen. Das hätte ich auch gethan. Dutrochet verweiset auf seine Abhandlung über diesen Gegenstand, redet von seinen experiences exactes u. dergl. m., weiter findet sich nichts in diesem Aufsatze, Ueber die Neigung der Wurzeln das Licht zu fliehen, von Payer. Comptes rendus 1843. 11. 1043. An den Wurzeln von Kohl und weissem Senf bemerkt man diese Neigung sehr deutlich, wenn man den Samen dieser Pflanzen auf Baumwolle säet, die in einem Glase voll Was- ser schwimmt. Wie die Stämme sich gegen das Licht biegen, wenden sich die Wurzeln vom Licht abwärts, so dass die Pflanze ein S ‘darstellt. Es giebt aber auch Wurzeln, wie die von Sedum Telephium, welche vom verbreiteten Licht (lumiere diffuse) sich nicht abwenden, wohl aber vom directen. Auf die Wurzeln der Kresse wirkt aber weder das verbreitete noch das directe Licht. Wo aber das Licht auf die Wurzeln wirkt, ist doch der Neigungswinkel der Wurzeln immer klei- ner, als der Neigungswinkel der Stämme. Je stärker das Licht, desto stärker auch dieser Neigungswinkel. Nur die blauen und violetten Strahlen im Farbenspectrum wirken auf die Wurzeln (die Strahlen zwischen F und H). Es giebt aber einen Punkt in dem Raume, den diese Strahlen einneh- men, wo die Wirkung am stärksten sich zeigt, dieser Punkt ist verschieden für verschiedene Pflanzen, aber einerlei für Stamm und Wurzel derselben Pflanze. Ueber die Neigung der Stämme gegen das ge- färbte Licht von Dutrochet. Compt. rend. 1843. 11. 4085. D. bestätigt zuerst die Beobachtung von Payer, dass rothes Licht keinen Einfluss auf die Neigung der Stämme habe, wenigstens nicht auf die Stämme der Kresse (Lepidium sativum). Wohl aber bemerkte er, dass die Stämme von Al- sine media sich gegen das rothe Licht bogen und dann fand er, dass dieses der Fall mit allen jungen Pflanzen war, die einen dünnern Stamm als die Kresse hatten. Er schreibt diesen Erfolg mit Recht der verschiedenen Erleuchtung durch die gefärbten Gläser zu, und meint, dass wenn die blauen ° und violetten Gläser so dunkel wären, als die rothen, so für physiologische Botanik. 37 würden sich die Stämme nicht gegen das Licht biegen, wel- ches dadurch einfällt. Beobachtungen über das sogenannte Uober- wallen der Tannenstöcke für Botaniker und Forst- männer, von Prof. Goeppert zuBreslau. Bonn 1842. eine kleine aber interessante Abhandlung über eine merkwürdige Erscheinung in der Holzbildung. Wenn nämlich ein Baum, wie gewöhnlich, nicht hoch über der Erde abgehauen wird, so über- zieht sich zuweilen der Stumpf mit einer neuen Holz- und Rindenmasse, welches die Forstmänner Ueberwallen nennen. Der Verf. hat die Entstehung dieser Holzmasse genau beob- achtet. Bald nach dem Abhauen des Stammes, sagt er, be- ginnt am gewöhnlichen Orte, nämlich zwischen Holz und Rinde, die Ablagerung einer neuen Holzlage im ganzen Um- fange der Wurzel und des untern Theils des Stumpfes. Im Anfange bedeckt die Rinde des Stumpfes diesen neuen Ansatz, und es vergeht oft eine lange Zeit, ehe man ihn wahrnimmt, indem mit jedem Jahre sich ein neuer nur wenig höher hin- auf reichender Holz- und Rindenring bildet. Endlich zeigt sich auf der Oberfläche des Stumpfes, in dessen Umfang eine aus jungem Holz und junger Rinde bestehende wulstförmige Erhebung, die sich allmälig nach der Mitte zu überwölbt, und bis diese erreicht wird, von Jahr zu Jahr in dieser Richtung fortschreitet. War die Oberfläche des Stumpfes gleichförmig, so zeigt sich auch die Ueberwallung gleichförmig. Im ent- gegengesetzten Falle folgt sie wie eine sich ergiessende, zähe Flüssigkeit allen Unebenheiten der Oberfläche, doch so, dass sie dieselben durch ihre grössere oder geringere Dicke aus- gleicht. Gewöhnlich wird der Stumpf oben hohl und nun krümmt und überwölbt sich die neue Rinde mit ihrem stets etwas kürzern neuen Holz in Form von Stäben, schliesst dadurch die Mündung der Höhle, gleicht auch die trichterför- mige Vertiefung der Mitte allmälig aus und bildet endlich einen vollkommen convexen Ueberzug, gleichsam wie ein Kuppeldach über die alte Wandfläche, das sich bei längerer Fortdauer des Wachsthums immer höher wölbt. Nur an einigen Abietinen hat man diese Ueberwallung beobachtet, am häufigsten an der Edeltanne (Abies pectinata), seltener an der gemeinen Tanne (Picea excelsa), sehr selten aı der gemeinen 38 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Fichte (Pinus sylvestris) und nur einmal an einer der Krumm- holzfichte (Pinus Pumilio) nahe stehenden Art (Pinus humilis?). Diese Bemerkung zeigt deutlich, dass Holz und Rinde unter den gehörigen Umständen nach allen Richtungen anwachsen können. — Ueber diesen Gegenstand findet sich eine Abhandlung in den Preussischen Provinzial-Blät- tern. N. Folge. 1843. 1. von E. Meyer. Da das Wachs- thum der Bäume nur durch den niedersteigenden Rindensaft bedingt wird, so glaubt der Verf,, dass hier das Anwachsen durch einen andern Baum bedingt werde, dessen Wurzeln sich den Wurzeln des Stumpfes gleichsam eingeimpft hatten. — Im Ganzen stimmt H. Mohl in der Botanischen Zei- tung 1843. St. 143. dieser Meinung bei, und macht nur einige Bemerkungen. Er habe .das Ueberwallen an der Weiss- oder Edeltanne (Abies pectinata) oft bemerkt, und es müsse dieser Baum die weiter nicht zu erklärende Eigenschaft haben, den Rindensaft umzukehren und ihn in die Höhe Zu führen, da er sonst gewöhnlich absteigt. Es ist bekanntlich nicht selten, setzt er hinzu, dass Tannenbäume sich gabeln, und wenn der eine Stamm einen oder ein Paar Fuss oberhalb der Gabel- theilung abgesägt war, bemerkte er, dass der stehen geblie- bene, aller beblätterten Zweige entbehrende Stumpf der Weisstanne fortvegetirte und neue Holzlagen absetzte, der Stumpf der Rothtanne hingegen es nicht that; die Weisstanne führe also weit leichter den Rindensaft in einem blattlosen Stamme in die Höhe, als die Rothtanne. Recherches sur la croissance du Pin sylvestre dans le Nord de l’Europe par A. Bravais et Ch. Martins. Aus den Memoir. de l’Academie R. des Bruxelles. T. XV. besonders abgedruckt. Als die Verfasser sich zu Kaafiord in Finmarken unter 69° 57° N. B. u. 20° 40' Ö. L. aufhielten, fiel ihnen die geringe Dieke der Holz- schichten in den gefällten Fichtenstämmen auf; sie maassen solche in mehreren Bäumen, und nahmen sich vor, ähnliche Beobachtungen an andern Orten damit zu vergleichen. Es geschah dieses von ihnen zu Pello (66° 48° N. B. 21° 40° Ö.L.) einem Dorfe am Ufer des Torneoflusses, wo Mauper- tuis seine Triangulirung anfing; zu Gefle in Schweden (60° 40° N. B. 14° 50° Ö.L.; zu Halle, wo sie die Stümpfe im für physiologische Botanik. 39 niedergeschlagenen Walde von Giebichenstein untersuchten (51° 30° N. B. 9° 40‘ Ö.L.) und endlich zu Haguenau am Nieder- rhein (48° 43° N. B. 5° 27'Ö.L.), wo ein geschickter Forst- mann, Herr Millot, solche Beobachtungen anstellte, Ueber diese Messungen werden Tafeln mitgetheilt, nach dem Alter der Bäume und der Dicke der Schichten von zehn zu zehn. Hieraus ist nun die mittlere Dicke einer Schicht bestimmt und den Tafeln beigefügt. Um die Fortschritte des Wachsthums leichter zu übersehen, sind Curven nach den fünf Oertern der Beobachtungen construirt, deren Ordinaten nach zehn und zehn Jahren des Alters, und deren Abseissen nach den Cen- timetern des Anwuchses in der Dieke genommen wurden. Man sieht hieraus, dass die Bäume in wärmern Gegenden viel schneller in der Dicke zunehmen, .die Curve für Haguenau nähert sich fast einer geraden Linie. Für diese Curven wird an 4—bn Durchmesser (mittlern) der Bäume, n die Zahl der Jahre be- zeichnet; a ist eine Grösse beständig für jede einzelne Curve, aber verschieden für die andern Curven. Aus der Verglei- chung der Formel mit den Beobachtungen finden die Verfas- ser, dass der Coefficient a beinahe den mittlern Halbmesser der Holzschicht des ersten Jahres bedeutet. Schwieriger ist es, den Werth des Coefficienten b zu bestimmen. Mit dem Klima kommt er nicht überein; eher muss man annehmen, dass er vom Boden abhängt. Nimmt man den mittlern von den gefundenen Werthen für b — da er die einzige unbe- kannte Grösse in der Formel bleibt, also leicht gefunden wird — so kommt man auf b=0,005. Die Differenzen der gefundenen mittlern Dieke der Schichten von den hiernach berechneten sind auf der Tabelle angegeben, und es werden darüber manche Untersuchungen angestellt. Wir müssen den Verfasser für diese mühsamen Beobachtungen und seine rei- chen Untersuchungen danken; sie geben die Grundlinien an, um welche die Natur mannichfaltig spielt. Zuletzt noch zer- streute Beobachtungen. — Die Fichtenstämme sind selten ge- nau centrirt, wie man es auch an andern Bäumen bemerkt; bei der grössten Excentrität verhielt sich der kleine Durch- messer zum grössten, wie 9549. — Die Trennung zwischen nun folgende Gleichung angenommen r= wo r den 40 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Splint und vollkommenem Holz ist in den Stämmen der nörd- lichen Bäume deutlicher angezeigt als in den Bäumen der gemässigten Zone. — Ueber das Wachsen der Bäume in die Höhe sind einige Beobachtungen angestellt. Die Bäume bil- den, indem sie aufwärts wachsen, einen Kegel, und es folgt aus den Beobachtungen, dass die äussere Oberfläche der Schichten an einem Baume immer denselben Neigungswinkel mit der Axe des Stammes macht. — Die Fichten im Norden gabeln sich oft, und dieses entsteht, wenn die Spitze des Baumes abgebrochen wird, entweder durch Sturm, oder durch den Auerhahn, der sich auf die Spitze der Bäume setzt, auch wie es scheint, wenn die Tortrix Buoliana Fabr. und T. tu- rioniana die Spitzen zerstören. Es wachsen dann zwei gegen- überstehende Aeste des Stammes besonders stark an, und so bildet derselbe beim Fortwachsen eine Gabel. Was die geo- graphischen Bemerkungen betrifft, so muss man erwägen, dass es verschiedene Arten von Fichten giebt, welche Pinus syl- vestris sehr nahe stehen, und oft damit verwechselt werden. Dieses macht die Nachrichten der Schriftsteller sehr zweifel- haft, auf deren Angaben man sich stützen muss. In meiner Abhandlung über die Abietinae (Linnaea T. XV.) habe ich die Abarten (oder vielmehr Arten) von Pinus sylvestris aus einan- der gesetzt. Beobachtungen über das Wachsthum der Pflan- zen von P. Hartingh, Tydschrift voor natuurlyke geschiedeniss en Physiologie T. 9. p. 296. Eine ge- naue und ausführliche Abhandlung. Der Verfasser wählte den Hopfen (Humulus Lupulus) zum Gegenstande seiner Unter- suchungen, wie er sagt, aus einem dreifachen Grunde, erst- lich wegen des schnellen Wuchses, zweitens, wegen der Ge- stalt der gemma terminalis, welche erlaubt, die Länge des Stengels’ mit grosser Genauigkeit bis zu 0,5 Millimeter zu bestimmen, und drittens, wegen der späten Blütezeit, so dass man wenigstens fünf Monate lang Beobachtungen über das Wachsthum machen kann; wozu noch kommt, dass der Sten- gel in deutliche Zwischenknoten abgetheilt ist. Die Beobach- tungen selbst sind in Tabellen geordnet, mit umständlichen Erläuterungen und mit Rücksicht auf die meteorologischen Verhältnisse, Wir wollen die Resultate hieher setzen. 4) Es für physiologische Botanik. 4 sind allein die 2—3 obersten Zwischenknoten, welche in der Länge zunehmen; alle übrigen wachsen nicht mehr, - selbst dann nicht, wenn durch Abbrechen der Endknospe die Bil- dung von neuen Zwischenknoten verhindert wird. 2) Der Einfluss der gemma terminalis auf die Verlängerung des Sten- gels beschränkt sich allein auf die Bildung von neuen Zwi- schenknoten. 3) Jeder Zwischenknoten nimmt vorzüglich an seinem untern Ende zu. 4) Das Wachsthum der besondern Stengel von einer und derselben Pflanze, obgleich vollkommen gleichen äussern Einflüssen ausgesetzt, ist nicht allein nicht gleich, sondern man nimmt auch kein regelmässiges Verhalten in ihrer täglichen Verlängerung wahr. 5) Es findet im An- fange des Wachsthums eine täglich zunehmende Beschleuni- gung des Wachsens Statt, die von äussern Einflüssen unab- hängig ist; die Beschleunigung hat ihr Maximum erreicht un- gefähr im Anfange des Juni, und es entsteht dann eine täglich zunehmende Abnahme des Wachsthums, die besonders beim Erscheinen der Blüthenknospen merklich wird; nach dem Auf- brechen der Blumen nimmt das Wachsthum mehr und mehr ab, und hört in der Zeit der Befruchtung ganz und gar auf. 6) Wenn man die 24 Stunden des Tages von 7 Uhr des Mor- gens bis zu 7 Uhr des folgenden Morgens in drei gleiche Zeiträume theilt, so übertrifft das Wachsthum im Anfange, während der ersten acht Stunden (von 7—3 Uhr), die Summe des Wachsthums von den beiden andern Zeiträumen; aber so . wie der Stengel Jänger wird, vermehrt sich das Wachsthum in diesem letztern und vermindert sich in dem ersten, so dass endlich, im Anfang des Juni, die Zeit des stärksten Wachsthums in den zweiten Zeitraum (von 3—11 Uhr) fallt *%). 7) Von allen äussern Einflüssen auf das Wachsthum ist die Luftwärme bei weitem die bedentendste. Alles Uebrige gleichgesetzt, hält die Luftwärme mit dem Wachsthum gleichen Schritt, doch so, dass die Wärme nicht unmittelbar, sondern mittelbar das Wachsthum befördert. Im Anfange fällt das grösste Wachsthum mit der grössten Wärme des Tages zu- sammen, aber so wie der Stengel länger wird, also der Nah- rungssaft einen längern Weg bis zur Stelle des Wachsthums *) Im Original steht durch einen Druckfehler 7—4 Uhr. 42 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten hat, folgt auch das Wachsthum immer später und später auf die Wärme. 8) Der Einfluss der Luftwärme auf das Wachs- thum steht in einem bestimmten Verhältnisse, so dass für jeden Wärmegrad eine bestimmte Verlängerung des Stengels Statt findet, und der Quotient von dem täglichen Wachsthum, dividirt durch die mittlere tägliche Temperatur, drückt das unreine Wachsthum für jeden Grad auf diesen Tag aus. 9) Aus der Vergleichung des auf diese Weise berechneten, unreinen täglichen Wachsthums wird es sehr wahrscheinlich, dass wenigstens in den Monaten Mai und Juni das wahre Wachsthum eine arithmetische Reihe bilde, deren Differenz die tägliche Beschleunigung und in einer spätern Jahreszeit die tägliche Verzögerung des Wachsthums anzeigt. Durch die Reihe des wahren Wachsthums, verglichen mit der Reihe des unreinen, bekommt man ein Mittel, um zu berechnen, welchen Antheil, positiven oder negativen, die übrigen Ein- flüsse ausser der Luftwärme an dem Wachsthum gehabt haben. Nennt man die bekannte Luftwärme auf einen gewissen Tag t, das Wachsthum an demselben Tage a und verlangt man zu wissen, wie viel der wahrscheinliche Anwuchs A in einen Zeitraum beträgt, der d Tage von dem ersten entfernt und dessen mittlere Temperatur t ist, so findet man es durch die Formel A=t(* Fer), wo r die tägliche Vermehrung des Wachsthums bedeutet. 40) Die Beschleunigung des Wachsthums mit der zunehmenden Luftwärme ist doch nicht uneingeschränkt; es besteht eine Temperatur, die für das Wachsthum der Pflanzen die vortheilhafteste ist, so dass jeder höhere Wärmegrad, statt der Beschleunigung, Verzögerung hervorbringt. Diese günstigste Temperatur ist für den Hopfen ungefähr 20° C., doch es scheint, dass dieser Punkt bei feuchter Luft erhöht, bei trockner hingegen erniedrigt wird. 41) Der Einfluss der Temperatur der Wurzel auf das Wachs- thum des Stengels ist nicht merkbar. 12) Wahrscheinlich ist eine trockene Luft im Allgemeinen zuträglicher für das Wachsthum als eine feuchte. Auch scheint es, dass eine äusserst trockene, so wie eine äusserst feuchte Luft nachthei- lig auf das Wachsthum wirken. 413) Höherer Luftdruck scheint im Allgemeinen einen günstigen Einfluss auf das für physiologische Botanik. 43 Wachsthum zu haben. 44) Ueber den Einfluss des Windes oder der Windstille auf das Wachsthum geben die Beobach- tungen keinen sichern Aufschluss. 15) Regen in irgend einer bedeutenden Menge vermindert immer das Wachsthum des Hopfens. Beobachtungen über das Wachsthum verschie- dener Pflanzentheile, von F. Münter. Botanische Zeitung 1843. 5—8. St. Der Verf. hat sich schon früher rühmlich mit diesem Gegenstande beschäftigt (s. Jahresbericht für 1841. Archiv für 1842. S. 121.) und fährt auf dieselbe Weise fort. Zuerst über den Gang des Wachsthums mehrerer Internodien neben einander. Die Beobachtungen wurden an Dahlia variabilis angestellt. Das in jener Abhandlung für das Wachsthum von Phaseolus gegebene Gesetz wird bestätigt. Indess ist es doch auffallend, setzt der Verf. hinzu, dass das oberste Endstück nicht absolut die grösste Länge zeigt, wäh- rend es doch fast stets die längste Zeit hindurch wuchs. Im- mer sind mehr Internodien in Wachsthum begriffen, doch wachsen die obersten mehr aus, und an einjährigen Pflanzen wie an Zweigen steht ein Theil in Rücksicht auf Wachsthum ganz still, indem der darüber befindliche sich in voller Thä- tigkeit befindet. Die untern Internodien übertreffen die fol- genden in ihrer Länge, doch gilt dies nur von den ober- halb der Mitte des Zweiges oder der ganzen Pflanze gele- genen Internodien, denn die Internodien von den Knospen- schuppen oder von den Kotyledonen bis zur Mitte verhalten sich in Bezug auf die Länge gerade umgekehrt, d. h. sind so im Zunehmen wie jene im Abnehmen begriffen. In Bezug auf das Verhältniss zwischen Internodien und Blatt, fand der Verf,, dass das Wachsthum des Internodiums durchaus von dem des Blattes nicht abhängt. Hierauf folgt eine Tabelle über das Wachsthum des Wedels von Aspidium molle, Die Resultate sind: 1) Der Wedelstiel und dessen Fortsetzung als Mittelrippe wächst wie das Internodium oder der Stamm der dikotylen Pflanzen. 2) Die Pinnen wachsen wie die Blätter der Dikotylen und vieler Monokotylen, d. h. sie hören an der Basis und an der Spitze früher auf zu wachsen, als in der Mitte, 3) Die pinnulae verhalten sich wie die Seiten- ribben eines einfachen Blattes. Die Peripherie, also auch die 4A H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Spitze, hört früher auf zu wachsen als die Basis. Der Verf. meint, dieses könne für meine Behauptung sprechen, dass der Wedel eine Pflanze für ‘sich darstelle. Das habe ich nie be- hauptet, sondern nur, dass der Wedel der Epiphyllospermen und einiger anderer Farn eine Verbindung von Blatt und Blüthenstiel sei, wie man auch deutlich sieht; Verbindung ist aber nicht blosses Zusammenwachsen, wie man mir wohl un- tergeschoben hat. Ueber das Wachsthum monokotyler Blätter hat der Verf. Beobachtungen an Calla palustris und Arum viviparum angestellt, und beiläufig berichtigt er einen Irrthum über die Blätter von Sagittaria sagittifolia in seiner Dissertat. Linnaea XV. p. 228, wo gesagt wird: Mediae partes primum desunt crescere u. s. w. Zufolge der jetzigen Beobachtun- gen, heisst es, sowohl in Hinsicht auf Dauer als auch in Hin- sicht auf die nach dem Aufhören sich herausstellenden Längen- verhältnisse zeigt sich, dass die obersten Regionen .des Blatt- stiels und die untersten der Mittelrippe alle übrigen überragen, dass also die Maxima der Dauer und der Länge um die Ver- bindungsstelle des Blattes und des Blattstiels liegen, während die Minima an der Blattstielbasis und an der Blattspitze sich befinden, von den Maximis zu den Minimis ist der Uebergang allmählig. Ueber das Wachsthum dikotyler Blätter bestätigt er, was er früher für die Blätter von Phaseolus gefunden hatte, dass nämlich: 1) die Blätter anfangs in allen ihren Theilen ausgedehnt werden; 2) in verschiedenen Zeiten die produeirten Stücke, wenn sie auch anfangs gleich lang waren, verschieden lang sind; 3) dass sie dann aber zuerst an der Spitze, später an der Peripherie und endlich an der Basis zu wachsen aufhören, woraus folgt, dass das Wachsthum concen- trisch aufhört; 4) die Blattstiele dagegen hören durchgängig centrifugal auf zu wachsen. Beiläufig Bemerkungen über die Wirkungen des Lichts auf die Blätter, woraus sich ergiebt, dass Entziehung des Lichts die Blattstiele verlängert, indem das Blatt selbst zurückbleibt. Ueber das Wachsthum des Blüthenstiels. Beim pedunculus communis nimmt man. das Wachsthum anfangs in allen Abtheilungen wahr, dann, indem es nach aufwärts stärker fortschreitet, hört es in den untern Theilen allmählig auf. Nach dem pedunculus communis ent- wickeln sich erst die pedicelli. für physiologische Botanik. 45 In dem 44—-47. Stück der Botanischen Zeitung liefert Herr Dr. Münter den dritten Beitrag zur Lehre vom Wachsthum der Pflanzen. Zuerst macht der Verf, Bemerkungen über Hartinghs oben angezeigte Abhandlung, wovon die Resultate in der Botanischen Zeitung 6. Stück übersetzt waren. Er äussert sich besonders gegen das dritte von Hartingh gegebene Gesetz, dass nämlich jedes Internodium besonders an seinem untern Ende wachse und versichert, dass es seinen Erfahrungen ganz widerspreche. Da ich ebenfalls von dem Gegentheil durch eigene Beobachtungen überzeugt war, so las ich die hieher gehörigen Stellen in Hartinghs Ab- handlung mehrmals nach, aber fand keinen deutlichen Beweis für dieses Resultat. Nun folgen Beobachtungen über das Wachsen der Internodien. Es zeigte sich nach den Beobach- tungen an Acer Pseudo-Platanus, Vitis vinifera und Sambucus nigra, dass die Extension der Internodien anfangs in allen Theilen vor sich geht, alsdann in der Basis zuerst nachlässt, während die übrigen Internodientheile fortfahren sich zu ‚ver- längern, und dass die allmälig nach oben fortschreitende Stockung der Extension zuletzt in dem obersten Theile ein- tritt. Wenn eine Störung des Wachsthums vorfällt, welche z. B. starkes Licht hervorbringt, so kann es kommen, dass der untere Theil des Internodiums mehr anzuwachsen scheint, als der obere, welcher aber durch die Dauer des Wachsthums dieses ersetzt. Zuletzt giebt der Verf. Beobachtungen über das Anwachsen der Blätter, von Corylus Avellana, Vitis vini- fera und Ampelopsis quinquefolia, woraus folgt, dass der Blattstiel nach dem System der centrifugal in der Extension nachlassenden Pflanzentheile wächst, während die Mittelrippe und die Seitenrippen, sei es eines einfachen Blattes, wie bei Corylus, oder eines einfachen, fünflappigen Blattes, wie bei Vitis, centripetal aufhören zu wachsen, und eben so verhalten sich die getrennt auftretenden Seitenlappen von Ampelopsis quinquefolia. Beobachtungen an Fraxinus excelsior und Rhus typhinum zeigten, dass soweit die Mittelrippe eines gefiederten Blattes sich erstreckt, dieselbe dem centrifugal nachlassenden Wachsthum folgt, und dass soweit das Endblatt reicht, dies eben so wie die Seitenblättchen, im Sinne des centripetal nachlassenden Wachsthums sich verlängert. Es ergiebt sich 46 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten aber auch, dass das Seitenblättchen ganz unabhängig von der Hauptrippe noch fortfährt sich zu verlängern, während die Hauptrippe an der Insertionsstelle des Seitenblättchens bereits aufhörte zu wachsen. Die secundären Hauptrippen vielfach gefiederter Blätter, wie Acacia lophantha, wachsen ebenfalls centrifugal nachlassend. Eine wichtige Abhandlung ist die in diesem Archiv 1843. S. 267. befindliche Abhandlung: Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Be- zug auf Systematik, von A. Grisebach. Ich werde daraus nur die Hauptresultate erwähnen, da es mir sonderbar scheint, in derselben Zeitschrift eine andere Abhandlung um- ständlich auszuziehen. Zuerst giebt der Verf. ein Instrument an, wodurch die Abtheilungslinien (die Skale) an der Pflanze abgedrückt werden, welches er Auxanometer nennt. Aus sei- nen Messungen zieht er folgende Resultate. Bei gewissen Fflanzen zerfällt die Entwickelung des Stengelgliedes in vier Perioden, die gesetzmässig von einander getrennt sind. Zu dieser Eintheilung berechtigen z. B. die Beobachtungen an verschiedenen Caryophylleen. Diese Perioden sind: 4) Das Stengelglied dehnt sich der ganzen Länge nach gleichförmig aus. Periode der gleichförmigen Ausdehnung (Inerementum continuum aequale). 2) Die Skalenabschnitte werden nach der Basis der Glieder zu grösser, das Wachsthum ist daher im untern Theile des Gliedes stärker als im obern. Eine scharfe Grenze zwischen wachsenden und ruhenden Theilen findet dabei ganz und gar nicht Statt. Betrachtet man die Terminalknospe als das Centrum der Vegetation des Stengels, so kann man diese Periode Incrementum continuum centri- fugum nennen. 3) Die Skalenabschnitte werden nach der Spitze des Gliedes zu grösser, so dass zuerst die obern den untern gleich werden und sie zuletzt an Länge übertreffen. Das Wachsthum ist daher im obern Theile des Gliedes stär- ker, als im untern. Periode der centripetalen Ausdehnung (Inerementum continuum centripetum). 4) Zwischen einem der beiden, gewöhnlich dem untern Knoten und der Skale wird ein Stück eingeschaltet. Dies geschieht indessen, wenn alle vier Entwickelungsweisen an einer Pflanze vorkommen, mei- stentheils während die zweite oder dritte Periode noch für physiologische Botanik. 47 innerhalb der Skale fortdauert. Zuweilen ist die Periodieität aber auch ganz scharf, namentlich wenn die vierte Periode gleich auf die erste folgt, z. B. bei Polygonum orientale. Periode des -intercalaren Wachsthums (Incrementum inter- ealare). Gleichförmiges Wachsthum für sich allein kommt in allen Familien vor, z. B. Azalea pontica, Scabiosa atropur- purea; die Entwickelungsform, wo das zweite Stadium fehlt, ebenfalls, z. B. Lupinus versicolor, Rosa centifolia; die Entwickelungsform, wo dem ersten das zweite, dem zweiten das dritte Stadium folgt, ist mit Sicherheit an Umbelliferen, Caryophylleen, Synanthereen und Cucurbitaceen beobachtet. Intercalares Wachsthum neben ungleichförmigem findet sich an Astrantia; intercalares an der Basis des Stengelgliedes, wel- ches auf das gleichförmige folgt, und von grösserer Intensität ist an Polygonum orientale. Zuletzt über das Wachsthum in Rücksicht auf die Zellen nur kurze Bemerkungen; der Verf. glaubt aus andern Beobachtungen schliessen zu dürfen, dass das Stadium des ungleichförmigen Wachsthunis, nur von Ver- grösserung der Zellen abhänge. — Das gleichförmige Wachs- thum habe ich (Ref.) nicht beobachten können, immer war es mehr oder weniger centrifugal, wie ich lieber sagen möchte, als centripetal, welches der Verf. gebraucht. Das intercalare Wachsthum scheint mir nicht hieher zu gehören. Ueber das Wachsthum des Blüthenstieles von Littaea geminiflora finden sich Bemerkungen von H. Gräfe zu Nymphenburg, in Flora für 1843. S. 35. Das Wachsthum war an verschiedenen Tagen sehr ungleich. Die Temperatur, worin die Pflanze war, ist nicht beigefügt. Ungeachtet die Morphologie nicht eigentlich der Gegen- stand dieses Jahresberichts ist, so will ich doch einige der dahin gehörigen Abhandlungen hier kurz anführen. Prof. Wydler in Bern über die Verzweigung der Caryophylleen in der Botanischen Zeitung 1843. 13. St. Die Zweige stehen, wie bekannt, wechselnd in den Winkeln der entgegengesetzten Blätter, das oberste Blatipaar ausgenommen, wo die Zweige ebenfalls gegenüber stehen. Der Verf. bemerkte aber auch gegenüberstehende Zweige an Cerastium arvense, Stellaria graminea, Spergula nodosa, doch war immer einer derselben schwächer. Auch ist im Blüthen- 48 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten stande der Caryophylleen der dem ersten Vorblatt angehörige Zweig stets der minder entwickelte, der des zweiten Vorblat- tes aber der kräftige und mehr verzweigte. Der Verf. setzt hinzu, dies sei die äussere Erscheinung, der innere Grund bleibe uns. verborgen, doch könne es möglich werden, ihn zu finden, wenn wir die Pflanze nicht als einen fertigen, son- dern als einen werdenden Gegenstand betrachten. — Alle Physiologen haben das gethan, und ich kenne nur beschrei- bende Botaniker, welche die Pflanze als fertig betrachten und nur betrachten können. Daran liegt es aber nicht, sondern nur daran, dass wir nicht das ganze Pflanzenreich übersehen, und das ganze Streben der Natur betrachten, um aus dem mehr verbreiteten vegetabilischen Leben zum mehr zusammengezo- genen, concentrirten, animalischen und so zum Bewusstsein zu kommen. Derselbe über accessorische Zweige. Botani- sche Zeitung 1843. 14. St. Der Verf. bemerkt zuerst, dass der dem Normalzweige zunächst stehende accessorische Zweig nicht sowohl von der Hauptaxe, sondern vom Normal- zweig seinen Ursprung nehme. Die Anordnung, fährt er fort, der accessorischen Zweige ist, wie bekannt, eine seriale; die Geradwüchsigkeit dauert aber nur einige Zeit. Mit der suc- cessiven Entfaltung verändern sie ihre ursprüngliche Lage, sie werfen sich wechselnd rechts und links, und dieses wird durch die Wendung des Normalzweiges bestimmt, welcher sich ebenfalls bald rechts bald links wendet. Dieses Hin- und Herwen- den der von einander abstammenden accessorischen Zweige steht in genauester Beziehung zu der Wendung ihrer Blatt- spirale. In der Regel haben die accessorischen Zweige keine Wurzelblätter, doch fand der Verf. solche an Aristolochia Sipho. Im Allgemeinen sind ferner die dem Normalzweige zunächst stehenden accessorischen Zweige die ausgebildetsten. Es kommen aber auch Ausnahmen vor, wo sich unter die Blüthen ein accessorischer Laubzweig mischt, wie der Verf. an Manulea oppositifolia sah. Zuletzt noch ein Verzeichniss der Pflanzen mit accessorischen Zweigen, welche der Ver- fasser beobachtete. Ueber die Stellung der Blätter und Bracteen am Stamme und den Blüthenstielen ist seitSchimper sehr viel geschrieben wor- für physiologische Botanik. 49 den, doch sind wenig mathematische Untersuchungen, deren dieser Gegenstand wohl fähig ist, darüber erschienen. Jetzt hat ein um die Lehre der mathematischen Krystallographie sehr verdienter Naturforscher, Herr Naumann, eine Abhand- lung geliefert: Ueber den Quincunx als Grundgesetz der Blattstellung im Pflanzenreiche, in Poggen- dorf. Annal. d. Physik u. Chemie. 2 Reihe B. 26. (1842) S. 1. Den Verf. machte zuerst die regelmässige Anordnung der Schilder an den fossilen Pflanzen, den Arten von Lepi- dodendron und Sigillaria auf diesen Gegenstand aufmerksam, Er gesteht kein Botaniker zu sein, auch kennt er nur, was Karl Schimper und Alex. Braun über diesen Gegenstand ge- leistet haben, er liefert also nur allgemeine Betrachtungen, die aber doch wichtig sind. ‘Denn die Natur arbeitet zwar im organischen Körper nicht genau nach Zirkel und Winkel- maass, wohl aber liegt ihren Bildungen immer eine Geometrie zum Grunde. Uebrigens lässt sich von einer solchen Abhand- lung, wo eines aus dem andern genau und buchstäblich folgt, kein Auszug geben, sondern es sind nur die Hauptandeutun- gen mitzutheilen. Eine quineunciale Anordnung, sagt der Verf., findet allemal da Statt, wo parallele (oder auch radiale, unter gleichen Winkeln geneigte) Reihen (Zeilen) von aequi- distanten Punkten in der Weise gegeben sind, dass die Punkte einer jeden einzelnen Reihe gegen die Punkte der Nebenrei- hen um einen bestimmten Theil der Punktdistanz verscho- ben sind. Setzt man die Distanz der Punkte innerhalb einer jeden Reihe = a, den Abstand oder das Intervall der einzel- nen parallelen Reihen —=b, und ist — ein Bruch, dessen Zähler höchstens halb so gross werden kann, als der Nenner, so ist der Quincunx dadurch gegeben, dass alle Punkte der ? k . b n zweiten Reihe gegen die der ersten Reihe um — a verscho- 7 m ben sind. Der Verf. handelt zuerst von dem parallel reihigen Quincunx. Diese ganze Anordnung wird in m Zeilen einen Oyelus vollendet haben, und sonach ist der Nenner des Bru- n FEUTE| ' : - : ches = als die eigentliche eyklische Zahl des Quincunx zu betrachten. Um die schrägen Linien, welche Schimper Wendel Archiv 1, Naturgesch, X, Jahrg. 2, Bd, D 50 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten nannte, und welche unser Verf. Strophen nennt, zu bestimmen, legt er zwei rechtwinklichte Coordinaten durch eine Figur, welche die Fläche eines Cylinders mit dem Quincunx auf eine Ebene projieirt darstellt. Die eine Seite der Ordinaten kann man die positive, die andere Seite die negative nennen. Wenn man nun irgend einen Punkt in der Linie der Ordinaten mit dem nächst gelegenen Punkte der Nebenreihe verbindet, wel- R n : } " - cher gegen ihn um N verschoben ist, so erhält man eine Linie, in deren weiterm Verlaufe eine gauze Reihe von Punk- ten gegeben ist, auch hat man ein ganzes System von .der- gleichen unter einander parallelen Reihen. Diese Reihen sind die ersten und wichtigsten Strophen; der Verf. nennt sie da- her Archistrophen, und bezeichnet sie als erste, zweite, dritte u. s. w. Archistrophe. Zieht man nun von den Anfangspunk- ten der Coordinaten gerade Linien nach allen Punkten der Archistrophen, so erhält man die secundären Strophen und der Verf. nennt die durch Punkte der zweiten Archistrophe bestimmten Strophen Protostrophen, so wie durch Punkte der dritten Archistrophe Deuterostrophen u. s. f., auch werden sie nach der Zahl der Punkte in jeder Archistrophe, mit Strophe der ersten, zweiten, dritten Ordnung u. s. w. benannt. Die um 4 verminderte Ordinalzahl derjenigen Archistrophe, nach welcher irgend eine secundäre Strophe läuft, bestimmt also die Klasse und die Ordinalzahl des Punktes in solcher Archi- strophe bestimmt die Ordnung der Strophe. Der Verf. nennt diesen Punkt den Bestimmungspunkt der Strophe und wenn seine Coordinaten x und y allgemein mit « und ß bezeichnet werden, so folgt leicht, dass der pte Punkt der (q— 1) ten Archistrophe durch die Coordinaten a a und ®= pb bestimmt wird. Diese beiden Gleichungen liegen der Untersuchung des parallel reihigen Quincunx zum Grunde. Die Anwendung und weitere Entwiekelung derselben muss man aber bei dem Verf. selbst nachsehen. In der zweiten Abtheilung handelt derselbe von dem kreisförmigen oder con- centrischen Quincunx, wo nämlich die Blätter oder ähnliche Theile auf einer Kugelfläche stehen, der indessen im Pflanzen- reiche ‚seltener vorkommt. — Ich habe in meinen Grundleh- für physiologische Botanik. 51 ren der Kräuterkunde, 2. Aufl. Th. I. S. 446. 447 folg. eine mathematische Darstellung der Sache gegeben, die mir sehr leicht scheint, und die sich darauf gründet, dass die Blätter oder Bracteen aus ihrer wirtelförmigen Lage in eine Schrau- benlinie hinaufgezogen sind. Diese Veränderung der Lage zu bestimmen, habe ich die Winkel genommen, um welche die Nebenreihen von einer gerade aufsteigenden Hauptreihe entfernt sind. So kann man aus dem Winkelabstande der Wendel oder Strophen von der Hauptlinie die Zahl der Um- läufe finden, welche die Blätter oder Bracteen zwischen zwei in gerader Linie auf einander treflende Blätter oder Bracteen machen. Es dient hier die Rechnung überhaupt nur zur Uebersicht der verschiedenen Fälle, die Zählung ‚und Messung muss doch an der Pflanze selbst geschehen, da die organischen Abschweifungen von der zum Grunde liegenden Form keine genaue Messungen erlauben. Bemerkungen über einige entgegengesetzte Blätter, welche durch Verwachsung wechselnd werden, von Ad. Steinheil. Annal. d. Science. natu- rell. 2 Ser. T. 19. p. 321. Das Verwachsen zweier Blätter mit einander hat zuerst Ch. Bonnet beobachtet, und nach ihm de Candolle. Der Verf. beobachtete eine solche Monstrosität früher an Salvia verbenaca und_jetzt wieder an Eucalyptus pulverulenta, Betonica strieta und Urtica dioica. Die fünf Stammblätter der Betonica waren wechselnd und zweizeilig, das unterste einfach, die drei folgenden zweigablicht, das fünfte wiederum einfach: die Blätter unter dem ersten Wirbel standen aber wiederum gegen einander über. Der Verf. wen- det diese Beobachtungen von Monstrositäten auf die Morpho- logie an, wie er schon früher in einer Abhandlung in den Annales von 1835 gethan. Er unterscheidet wechselnde Blät- ter par la soudure ou par la dissociation; zu dem ersten hatte er in der eben erwähnten Abhandlung die Blätter des' Epheus gerechnet, wo die Stammblätter schon verwachsen sind. Die wechselnden Blätter par dissociation lassen sich dadurch unterscheiden, dass die untersten Blätter zwar gegen- überstehend sind, dass aber von dem dritten an die Stellung etwas ungleich wird, und dass ein Blatt sich eher als das an- D* 52 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten dere entwickelt. Doch gesteht der Verf., dass die Unterschei- dung nicht selten schwierig sei. Beobachtungen über den Ursprung und den Zweck der Stipeln, von E. Regel. Linnaea B. 17. S.193. Der Verf. nimmt den Ausdruck in einer ganz eigen- thümlichen Bedeutung, wie sogleich aus dem Folgenden er- hellen wird. Er stellt zwölf Sätze auf, die er der umständ- Jichern Untersuchung voranschickt, von denen wir das Wesent- liche anführen wollen. 14) Alle blattartigen Organe der pha- meroganischen Gewächse zerfallen in zwei gänzlich von ein- ander getrennte, nämlich in die Stipel- und Blattbildung. 2) Die stipuläre Blattbildung überwächst die in Warzenform sich aus dem Knospenkern erhebende Achsenspitze, von der Basis der letztern aus, als eine in den einfachsten Formen bestän- dig einfache Stipelhülle. Die Umhiüllung der Achsenspitze durch dieselbe ist jedoch nie vollständig. 3) Die ausgebil- deten Stipelformen entstehen, wenn sich in der die Achsen- spitze überwachsenden Stipelhülle statt einer, zwei oder vier oder selten noch mehr Längsspalten bilden, wodurch natürlich eben so viele Stipelblättchen sich hervorbilden. 4) Da die Stipeln aus der Basis der Achsenspitze hervorwachsen, so empfangen sie auch ihre Nerven direct aus dem Stengel. 5) In allen Fällen dienen die Stipeln zur Umhüllung der Achsen- spitze, die unter ihrem Schutze fortwächst. 6) Ueberall wo sich an der Pflanze Theile hervorbilden, entsteht zuerst das Achsengebilde des neuen Individiums, das zunächst von einer oder mehreren Stipelhüllen überwachsen wird. Alle in der Pflanzenwelt zur Umhüllung verwendeten Organe gehören nicht der Blatt-, sondern der Stipelbildung an. Hierzu gehö- ren die Hüllen der Knospen, einige Ausnahmen abgerechnet, die Eihülle, die Cotyledonen und die Fruchthüllen. 7) Die Stipeln sind deshalb insofern als eine der Blattbildung vorausgehende Bildung zu betrachten, insofern sie, bei sich neu entwickelnden Individuen, schon vor der Blattstellung auftreten. 8) Hinsicht- lich der zu einem Knoten gehörigen Stipeln und Blätter finden wir einen doppelten Unterschied, indem im ersten Falle der Stipelkreis höher, und in andern tiefer als das Blatt steht, 9) Die innenständigen Stipeln beschützen die Ausbildung des folgenden Knotens und Blattes. Sie haben die Achsenspitze für plıys:ologische Botanik. 53 schon vollständig umhüllt, wenn sich von ihr das Blatt des nächsten Knotens zu scheiden beginnt, so dass die Bildung derselben gänzlich unter ihrem Schutze vor sich geht. Das Blatt desselben Knotens dagegen, an dessen innerer Basis sie stehen, entwickelt sich etwas früher oder gleichzeitig. 10) Die Hervorbildung der aussenständigen Stipeln geht dagegen der Entwickelung des Blattes desselben Knotens voran. 11) Da die Stipeln zum Schutze bestimmter Theile bestimmt sind, so können sie auch keine Axillarknospen haben; nur da, wo keine wirklichen Blätter vorhanden sind, findet sich eine Axil- larknospe an der Basis der Stipel. 12) Die eigentliche Blatt- bildung wächst excentrisch von einer Seite der Basis der Achsenspitze aus. — Ich habe diese Sätze mit des Verf. eige- nen Worten hergesetzt, nur hin und wieder abgekürzt. Ich sehe nicht ein, was den Verf. zu dem sonderbar aufgefassten Begrifi von Stipel berechtigt, auch nicht, wie man Stipeln, Kotyledonen, Fruchthüllen, Scheiden und Blatthäutchen unter eine Klasse bringen kann. Die Achsenspitze ist an den Diko- tyledonen immer mit einer oft grossen Anzahl von Blatt- anfängen umgeben, die nachher zu wahren Blättern auswach- sen; keine andere Hülle ist vorhanden. Blüthenstand. Blüthe. Befruchtung. Frucht. Was über Blüthenstand und Blüthe in den verflossenen Jahren erschienen, gehört ganz in die Morphologie, welche, wie schon gesagt, nicht eigentlich ein Gegenstand dieses Jah- resberichts ist. Jedoch wollen wir auch hier einige bedeu- tende Abhandlungen kurz anführen. " Veber dichotome Verzweigung der Blüthen- axen (ceymose Inflorescenz) dikotyledonischer Ge- wächse, von H. Wydler, Prof. in Bern. Linnaea "Th. 17 S.113. Der Verf. hat, wie er sagt, die Beobachtungen von Schimper mit denen von Bravais in Verbindung gebracht, und so eine Reihe von Sätzen entworfen, die er hier mittheilt. Wir wollen im Folgenden nur auf das besonders Rücksicht nehmen, was weniger allgemein bekannt ist. Wie bei oppo- nirten Stengelblättern eine Suecession in ihrer Entstehung nachweisbar ist, so auch bei opponirten Vorblättern (Bracteen) und es ist daher stets ein erstes (unteres) und ein zweites 54 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten (oberes) Vorblatt anzunehmen. Die sogenannten opponirten Vorblätter sind selten wirklich opponirt, machen selten mit einander einen Winkel von 180°, gewöhnlich bilden sie unter sich zweierlei Divergenzen, ‘auch Jiegt am häufigsten die grosse Divergenz nach vorn, nach dem Mutterblatt der Blüthenzweige, die kleine hingegen nach hinten, nach der Abstammungsaxe der Zweige. Mit den Vorblättern beginnt die am Blüthen- zweige sich weiter fortsetzende Blattspirale, welche zuerst den Kelch als den ersten Cyklus der Blüthe umfasst: Aın häufigsten zeigt der Kelch dikotyledonischer Gewächse die Blattstellungs-Brüche von 2, 4, #; der erste Fall ist der häu- figste, der letzte der seltenste. Die auf die Vorblätter fol- gende Kelchspirale kann in Beziehung auf ihre Stellung zwi- schen Axe und Mutterblatt hint- oder vornumläufig sein. Im ersten als dem häufigsten Falle kommt bei pentameren Kelchen Jas erste Kelchblatt nach vorn, etwas rechts oder links über dem Mutterblatte zu stehen; das zweite unpaarige hingegen median nach hinten vor der Abstammungsaxe. Es lässt sich dieses Stellverhältniss durch die Formel # (>) ausdrücken. -Die Achseln der Vorblätter sind entweder fertil oder steril. Im ersten Fall geht aus jeder Blattachsel ein Zweig hervor; sind die Zweige von gleichmässiger Ausbildung, so erhält die Verzweigung ein gabeliges Ansehen (cyma triflora Auct.). Wie- derholt sich diese Verzweigung aus den Vorblättern der bei- Jen Seitenzweige mehrere Male auf dieselbe Weise, so ent- steht eine stets nach zwei Seiten hin fortgesetzte diehotome Verzweigung, welche Schimper Diehasium nennt. Man unterscheidet daran Axen (Zweige) und ebenso Vorblätter des zweiten, dritten Grades u. s. f. Das merkwürdige Grundgesetz aller der Achseln zweier Vorblätter gleichen Grades entspros- sende Zweige besteht in ihrer stets sich symmetrisch entgegen- laufenden Blatt- (Kelch-) Wendung, d. h. die beiden Zweige sind unter sich antidrom. Geht nämlich die Blattwendung an dem einen Zweige rechts, so geht sie am andern links. Von den beiden Zweigen ist ferner die Blattspirale des einen Zwei- ges mit der Abstammungsaxe (dem centralen Blüthenzweige) gleichläufig, das andere gegenläufig. Der Verf, unterscheidet nun am Dichasium einen untern und obern Zweig, und giebt die verschiedenen Verhältnisse der Blattstellung an, nachdem für physiologische Botanik, 55 sie mit der Abstammungsaxe gleichlaufend (homodroner Zweig) oder ihr entgegengesetzt sind (antidromer Zweig). Bilden sich die homodromen Zweige eines Dichasiums aus, so nennt es Schimper einen Schraubel (bostryx), bilden sich blos die antidromen aus, so nennt es Schimper einen Wedel (ein. einnus cieinus). Der Verf. geht zuletzt die verschiedenen natürlichen Ordnungen durch, die er in Rücksicht auf diesen Blüthenstand untersucht hat. — Wir müssen es dem Verf. Dank wissen, dass er die nicht klar geschriebenen Abhand- lungen von Schimper und Bravais zu einer klaren Uebersicht _ gebracht hat. Wenn man auch der Blattspirale den Werth nicht beilegt, den viele Morphologen ihr zuschreiben, so ist doch die Untersuchungen derselben zur vollständigen Kennt- niss der Pflanze nöthig. Examen organographique des Nectaires par M. L. Bravais. Annal. d. Se. nat. T. 18. p. 152. Linne nannte Nektarien Theile der Blüthe, welche einen süssen Saft absondern, brachte aber nicht allein viele Theile dahin, an denen man eine solche Absonderung nicht bemerkte, sondern er rechnete auch zu den Nektarien, was nicht Kelch, Blume, Staubgefäss oder Staubweg und Fruchtknoten ist. Der Wis- senschaft fehlt ein Ausdruck, sagt der Verf., um einen Theil des Androceums oder auch einen Kreis von Theilen zu be- zeichnen, welche Nektarsaft absondern oder nicht. Die mei- sten angegebenen Ausdrücke erfüllen ihren Zweck nicht. In Ermangelung von bessern wählt der Verf. die Ausdrücke nectarium und discus, den ersten nach der Linneschen Be- stimmung, den zweiten in dem Falle, wo die Nektarien einen Kreis oder einen Wirtel bilden. Es folgen die Eintheilungen der Nektarien, und zwar nach der Stelle, wo sie sich finden, also: 9) Keleh-Nektarien. Hieher gehören die Kelchdrü- sen vieler Malpighiaceen, einiger Euphorbiaceen, der Sporn an Impatiens Balsamina, auch das Nektarium, welches an der Ba- sis und innerhalb der Kelchblätter der Malvaceen sich befin- det, wie an manchen Arten von Malva, an Lavatera trimestris u. 8. w. Es bildet eine weissliche und rauhe Wulst (bourre- let). 2) Hypopetale Nektarien. Nur ein Beispiel ist dem Verf. bekannt; ausserhalb und an der Basis der Blume von Ohironia deeussata befindet sich ein gelber, nektarführender 56 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten gekerbter Ring. 3) Corollen-Nektarien. Sie finden sich an den meisten Blumen, besonders an dem untern Theile der Blumenblätter, und bilden Gruben, Rinnen, Sporen und dgl. 4) Hypostemone Nektarien, zwischen der Corolle uud den Staubfäden. An sechszehn natürlichen Ordnungen bemerkte sie der Verf.: Capparideae, Resedaceae, Hippocastaneae, Am- pelideae, Geraniaceae, Oxalideae, Sapindaceae, Terebinthaceae, Passifloreae, wo sie zahlreiche Fäden machen und nektarfüh- rende Höhlungen, Loaseae, (wo ich sie Parastemones genannt habe), Cucurbitaceae, Asclepiadeae, die Krone derselben, (die ich paracorolla nannte). 5) Staubfäden-Nektarien. Der Verf. beschreibt hier mehre dergleichen, z. B. an einer gefüllten Acklei, an Veilchen, Fumaria, Corydalis, Dianella, den Lauri- neen, Vinca, Phaseolus, Alsine media. 6) Eingeschobene Nek- tarien zwischen den Staubfäden, wie an Melianthus major und minor, Tropaeolum, vielen Cruciferen, Sibbaldia procumbens. 7) Disei zwischen den Staubfäden und dem Fruchtknoten, (mein perigynium). Sehr häufig, und fast an der Hälfte der Dikotyledonen zu finden. 8) Pistill-Nektarien. Selten, an einigen Euphorbiaceen. Linne rechnete hieher die drei Glan- dulae an der Spitze des Fruchtknotens in den Hyaeinthen. 9) Nektarien auf dem Blüthenboden. Gehören meistens zu den vorigen, doch sind in dieser Rücksicht die Schuppen in der Blüthe von einigen Urassulaceen zu untersuchen. Es giebt aber viele Blumen, die einen Nektarsaft absondern, an denen man keine besondere Nektarien bemerkt. Die mikro- skopische Untersuchung der Nektarien zeigt nur Zellen ver- schiedener Art oft mit Saft gefüllt, keine Spiralgefässe, doch bemerkt man solche an Campanula Rapunculus, aber man ist auch hier nicht sicher, ob nicht etwas vom Blüthenboden mit abgeschnitten wurde. Unter der Abtheilung Symmetrie des nectaires beschreibt der Verf. die Lage derselben in verschie- denen Blüthen. Dann unterscheidet er an jedem Blatte des Androceums vier Theile, support, neetaire, anthere, limbe, und führt dieses mit vielem Scharfsinn an einzelnen Pflanzen aus; die meisten Nektarien sind Theile, an denen Anthere und Saum fehlen. Er wendet dieses auch auf die Pistillarblätter an, wo der Fruchtknoten mit der Unterlage (support), der Griffel mit dem Nektarium und die Narbe mit den Antheren für physiologische Botanik. 57 verglichen werden. Zuletzt kommt er auch auf die Stanım- blätter, an denen, nach unserm Verf., die Basis des Blattstiels, oft sehr verdickt, dem support entspricht, der Blattstiel, oft mit Glandeln bedeckt, dem nectaire, und die Platte der An- there. Ueber den Nutzen des Nektarsaftes weiss der Verf. wenig zu sagen; er meint, dass er in manchen Pflanzen re- sorbirt werde, und vermuthlich zur Ernährung der Eichen diene. — Die Unterscheidung von diseus und neetarium nach der Stellung im Kreise oder nicht, ist nicht zweckmässig, da es deutliche Nektarien giebt, die im Kreise stehen, wie die Gruben auf den Blumenblättern von Fritillaria imperialis L. und vielen andern. Eben so begreift, was der Verf. discus nennt, so verschiedene Theile, dass man sie wohl nicht mit demselben Namen bezeichnen kann. Ich bleibe bei meiner einmal gegebenen Terminologie, die wenigstens leicht verständ- lich ist, wo man Paracorolla, Parapetala, Parastemones gar leicht an Stellung und Gestalt unterscheidet. Perigynium be- zeichnet alle um das Pistill stehende Theile, deren Verschie- denheit sich leicht durch ein Beiwort angeben lässt; P. disci- forme ist der grosse diseus, der in vielen Blumen das Pistill umgiebt, die einzige Form, wofür das Wort discus verständ- lich ist. Das Wort glandulae mag immer bleiben, auch wenn diese Theile keinen Saft absondern, erstlich weil es von fast allen Pflauzenbeschreibern angenommen ist, und dann, weil auch die Anatomen den Ausdruck da behalten haben, wo keine Absonderung Statt findet, z. B. glandulae conglobatae. Der Name nectarium mag immer beibehalten werden als all- gemeiner Name; in den Beschreibungen wird es aber besser sein zu sagen fossae nectariferae u. s. w. Ueber die involuera bei Cynosurus und bei Setaria von Dr. H. Koch in Jever, Botanische Zei- tung. 1843. St. 15—17. Dass bei Cynosurus das sogenannte involuerum aus unfruchtbaren Aechrchen besteht, fällt in die Augen und ist schon von Vielen erkannt worden. Die soge- nannten setae an Setaria sind Blüthenstiele, deren Blüthe nicht zur Ausbildung gelangt. Der Verf. zeigt dieses umständlich und redet dann von den Unterschieden der Setaria viridis, italica und verticillata. Zuletzt sagt der Verf.: Einfaches Al- terniren liegt bekanntlich bei den Gräsern zum Grunde, von den 58 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Blättern bis zu den Staubgefässen, welche sich fast immer zu drei stellen. Unsere Setarien, fährt er fort, haben das Inter- essante, dass der Uebergang, das Schwanken zwischen beiden Zahlenverhältnissen (der Zweizahl und Dreizahl) nicht wie bei den andern Gräsern, in dem Gegensatze zwischen Blatt und Blüthe stehen bleibt, sondern schon in der Stellung der Aeste erscheint. Obgleich hier das Bestreben, die Divergenz 4 zur Herrschaft zu bringen, deutlich genug ausgesprochen ist, so kann es doch nicht ganz dazu kommen, sie zu fixiren; denn nicht allein, dass häufig bei Anfang und Ende der Aehre die Hauptäste wieder in die Divergenz 4 zurückfallen, so sind vollends die Nebenäste bis zu den letzten, den Blü- thenstielen hinzu, wieder im Uebergange von 4 zu 4 begriffen und die letzte Divergenz setzt sich dann, wie gewöhnlich in der Doppelblüthe und deren Theilen weiter fort, so dass die Setarien zweimal ihre Stellungsgesetze wechseln, während an- dere Gräser es meistens nur einmal thun. — In den Blättern der meisten Gräser sehen wir schon die Stellung zu drei, denn die wechselnden Blätter sind überhaupt nur aus einander gezogene Wirtel. Bei der Inflorescenz, welche die Blüthen- stiele machen, kommt noch ein anderer Umstand hinzu, die Prolepsis, das frühere und spätere Hervorkommen, worauf der Verf, nicht‘ geachtet hat. Der Ausdruck Divergenz ist sehr unzweckmässig, und der Verf. redet selbst von der zu- fälligen Grösse der Winkel. Die meisten Morphologen ver- wechseln die Terminologie für die Beschreibung mit der mor- phologischen Terminologie, die ein ganz anderes Feld hat. Involucrum bezeichnet die Stellung von Theilen ausser und unter der Blüthensphäre um eine Blüthe oder um mehrere. Von welcher Art die Theile morphologisch genommen sind, ist nicht immer bereits untersucht worden, und dann auch oft noch zweifelhaft, erfordert auch nicht selten eine genaue anatomische Untersuchung, die der Beschreiber nicht anstellen kann, so wie der, welcher die Beschreibung zur Erkennung der Art benutzen will. Nach diesen Gründen lässt sich der Ausdruck Involuerum für Setaria wohl rechtfertigen, und der Zusatz setosum ebenfalls, denn die Fäden sind selbst steif und borstenartig. Was seta sei, ist sehr verschieden bei den Botanikern bestimmt, und der Beschreiber kann nur auf die für physiologische Botanik. 59 fadenförmige Form und Steifigkeit einer Thierborste Rücksicht nehmen. Cynosurus hat kein involuorum, auch habe ich im Hort. bot. Berol. gesagt, spieulae fultae bracteis pinnatifidis, denn als Bracteen stellen sich diese Theile dar, wenn sie auch zusammengewachsene Blüthenbälge sein mögen. Bemerkungen über den Bau der Pollenkörner, besonders in Rücksicht auf Classification von Ar- thur Hill Hassall, in Annals and Magazine ofNatu- ral History. T. 8. p. 92. Der Verf. gesteht, ‘dass er die Schriften von Purkinje, (der von den Spiralzellen der Anthe- ren allein handelt), von Fritzsche und Mohl nicht geradezu kenne, sondern nur aus Lindley’s Angabe ihrer Meinungen. Zuerst von den Pollenkörnern überhaupt. Die eylindrischen oder beinahe cylindrischen Körner, welche vor der Benetzung mit einer Flüssigkeit horizontal liegen, richten sich auf, wer- den breiter, wenn die Benetzung mit einer Flüssigkeit ge- schieht, die weniger dicht ist als die Foville, und verändern ihre Gestalt in eine dreieckige. Der Verf. glaubt, dieses ge- schehe durch eine Endosmose, sonderbar genug, da hier die Hauptbedingung einer Endosmose, nämlich zwei Flüssigkeiten, die durch eine Membran durchgehen, um ihre Plätze zu ver- tauschen, durchaus nicht Statt findet. Dass die Pollenkörner meistens zwei Häute haben, ist bekannt; zu denen, an welchen man drei beobachtet hat, setzt der Verf. noch die Pollenkör- ner vieler Arten von Banksia und Dryandra, von Fuchsia us. w., doch glaubt er, dass in den letztern eine vierte Haut sein möge, die Fritzsche an vielen Onagrarien fand und der Verf. selbst an Olarkia elegans. Die sonderbare Form der Pollenkörner von Saponaria viscida wird beschrieben. Um- ständlich redet der Verf. von den Furchen, welche man in vielen Pollenkörnern bemerkt, und erklärt sie als eine Lücke (defieieney) in der äussern Membran, wodurch das Austreten der Pollenschläuche erleichtert wird. Die äussere Haut be- steht meistens aus Zellen, die durch eine organische Linie zusammengehalten werden. Auch in den stachlichten Körnern kann man jene zellige Haut erkennen. Zuweilen erscheint die Oberfläche des Pollenkorns körnig, aber dieses rühre nur von Körnern in der Fovilla her, welche durch die äussere Haut durchscheinen, Die Pollenkörner, besonders die stach- 60 H. F. Link. Jahresbericht über die Arbeiten lichten oder borstigen, sind mit einer dieken, zähen Masse umgeben, die der Verf. nicht von einer Absonderung oder von einem Ausschwitzen, sondern von der Zelle ableitet, worin das Pollenkorn zuerst entwickelt wurde. Die Pollen- körner sind oft vereinigt; und zwar durch eine zähe Masse, oder durch Fäden vom zerrissenen Zellgewebe, also unbe- ständig und nur auf einige Zeit, oder auch beständig und organisch. Das erste findet sich bei Epilobium (ausser angusti- folium), das letztere bei den Ericaceen. Es sind oft viele Körner zusammen verbunden, 12 in Acacia decipiens, 16 in Acacia linearis. Die verschiedene Grösse der Pollenkörner wird angegeben; die kleinsten fand der Verf. bei Myosotis palustris und Mimosa marginata, die grösste bei Cobaea sti- pularis. Die Farbe der Pollenkörner ist sehr verschieden. Die Pollenschläuche sind Verlängerungen der innern Haut, mit der Fovilla angefüllt; da sich aber keine Haut so stark ausdehnen kann, als wir es bei manchen Pollenschläuchen finden, so muss man sie wohl Auswüchse nennen. Die sich bewegenden Moleküle in der Fovilla hält der Verf. für flüssig, Ja sich ihre Gestalt gar sehr verändert. Die verschiedenen Wirkungen von Säuren und Salzauflösungen auf die Pollen- körner werden angegeben. Nun folgen die verschiedenen Mittel, welche die Natur anwendet, um das Befruchtungs- geschäft zu erleichtern, die meistens bekannt genug sind. In dem neunten Bande dieses Journals S. 544 wird die Abhandlung über die Pollenkörner fortgesetzt. Der Verf. be- schreibt die Gestalt der von ihm beobachteten Pollenkörner nach den natürlichen Ordnungen, indem er von den Cypera- ceen und Gratmineen anfängt, auch werden 158 Figuren dazu gegeben. Der Verf. macht nun allgemeine Bemerkungen über die Gestalt der Pollenkörner. „Der Unterschied ,‘“ sagt er, „zwischen dem Pollen der Exogenen und Endogenen ist so gross, dass er allein einen Character darbietet, um dadurch sogleich zu bestimmen, zu welcher Klasse eine Pflanze ge- hört. Das Pollenkorn einer Endogene (Monokotyle) kanı auf folgende Weise characterisirt werden. Es ist entweder sphärisch, oval oder elliptisch; gewöhnlich, wenn nicht immer, aus zwei Membranen zusammengesetzt, die selten mehr als einen Pollenschlauch enthalten, und eine einzige Ausnahme für physiologische Botanik. 61 abgerechnet, nie mehr als zwei. Diese Ausnahme kommt an Limnocharis Humboldti vor, an der das Pollenkorn sphärisch ist, und die äussere Haut (extine) durchbohrt mit 6—7 Löchern, um die Pollenschläuche auszulassen. Die elliptische Gestalt der Körner kommt an den Monokotyledonen am häufigsten vor; sie wurde an 44 Gattungen beobachtet unter den 73, die man einer mikroskopischen Untersuchung unterwarf. Das Pollenkorn einer Exogene (Dikotyle) kanı auf folgende Weise definirt werden. Im Allgemeinen zeigt es eine mehr zusam- mengesetzte Organisation; die Zahl der umhüllenden Membra- nen ist zwei, drei oder vier, die Gestalt verschieden, meistens entweder dreilappig, sphärisch, oder dreieckig, mit Pollen- schläuchen, die an Zahl sehr verschieden sind, und zwar drei Ausnahmen abgerechnet, von drei zu funfzig. Von diesen Formen kommt die dreilappige amı häufigsten vor, und ist, nach des Verf. Erfahrungen charakteristisch für eine Exogene, da sie in 187 Gattungen von den 332 untersuchten sich fin- det. Die gedachten Ausnahmen kommen in den Gattungen Acanthus, Dryandra und Magnolia vor; die letzte Gattung ist so bestimmt dikotyledonisch, dass kein Zweifel darüber sein kann, und doch hat, sonderbar genug, das Pollenkorn die elliptische Gestalt, die in den Monokotyledonen so häufig ist, Das Pollenkorn von Dryandra, ob es gleich nur zwei Pollen- schläuche hat, ist krumm und hat drei deutliche Häute.— Das liess sich erwarten und ist nicht sonderbar, denn nach einem von den drei Naturgesetzen für die Mannichfaltigkeit der Pflanzen läuft jeder Theil seine Reihe vom einfachen zum zu- sammengesetzten durch, indem ein anderer Theil auf dersel- ben Stufe der Entwickelung stehen bleibt. Doch kommen die zusammentreffenden Formen, was Einfachheit und Zusammen- setzung betrifit, am häufigsten vor. Die Coniferen und Taxus stellt der Verf. nach seiner Ansicht zwischen die Monokoty- ledonen und Dikotyledonen, doch sei das Pollenkorn mehr zusammengesetzt, als in den Monokotyledonen. Diese Stel- Jung scheint richtig, weil sie eine ganze Ordnung betrifft, aber wenn er Nymphaea des Pollenkorns wegen zu den Mo- nokotyledonen stellt, so entscheidet dieses für eine einzelne Gattung nicht, weil gerade in solchen die Verbindung von Theilen auf schr ungleichen Stufen der Entwickelung Statt 62 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten finden kann. ' Zuletzt ist von Mohls Behauptung die Rede, “ dass nämlich die Gestalt des Pollenkorns veränderlich sei, und verschieden in derselben Familie, derselben Gattung und sogar derselben Art. Das erste gesteht der Verf. ein, das zweite sei aber höchst selten der Fall, und nur zwei Aus- nahmen sind davon dem Verf. bekannt, nämlich bei Linum usitatissimum und L. africanum, ferner bei Viola trieolor und Viola montana oder V. odorata. Das dritte läugnet der Verf, durchaus und behauptet, dass,- wo dieses der Fall scheine, das Pollenkorn monströs oder übel gebildet sei, und zwar durch Mangel (subtraetion) oder Ueberfluss (addition). Bei- spiele führt der Verf. aus mehreren Pflanzen an, besonders häufig kommen sie in hybriden Pflanzen vor, z. B. Fuchsia Standishii, und dieses möge der Grund sein, warum hybride Pflanzen oft unfruchtbar sind, eine Bemerkung des Verfassers, welche Aufmerksamkeit verdient. Hiezu gehört: Kritische Untersuchung von Mohls Ansichten über die Natur des Pollenkorns, von Arthur Hill Hassall. Annals and Magaz. of Natural History. T.9. p. 93. Mohl meint, sagt der Verf., dass die Zellen in der äussern Membran des Pollenkorns das Öl ab- sondern, welches sich im Pollen befindet. Nach unserm Verf. rührt es, so wie die klebrige Materie, die das Korn überzieht, von der ersten Zelle her, worin sich das Pollenkorn bildet, denn es findet sich am häufigsten an den Pollenkörnern, die eben der Anthere entschlüpft sind. Mohl irre sich, wenn er behaupte, dass die Pollenkörner mit Stacheln keine Zellen in der äussern Membran hätten, aber auch Adolph Brongniart, wenn er behaupte, dass in jeder Zelle ein Ausführungsgang sich befinde. Der Verf. sagt ferner, er habe behauptet, dass die körnig erscheinende Oberfläche der Pollenkörner von den activen kleinen Körnern herrühre, welche durchscheinen, auf alle Fälle bleibe er bei der Meinung, dass jenes Ansehen nur scheinbar sei. Die Stacheln und warzenförmigen Hervorra- gungen auf der äussern Haut wären nicht eine Verlängerung der Körner der äussern Membran, sondern eine Hervortrei- bung der innern Haut. Von einem solchen Hervortreten der innern Haut, verbunden mit einem Riss der äussern, rühren für physiologische Botanik. 63 die Banden her, welche man an den Pollenkörnern mit Fur- chen sieht, wenn sie benetzt aufschwellen. Ueber die Structur und Verrichtung des Pollen, von J. Aldridge in Hooker’s Journal ofBotany. T. 4. p- 86. In dem Jahresberichte für 1841 S. 128 gab ich eine Nachricht von Aldridge’s Untersuchungen über den Blüthen- staub, nach dem zweiten Bande S. 428 von Hookers Journal und setzte über die vorliegende Abhandlung nur sehr wenig hinzu, da die Schriften von 1842 nicht mehr zum Bereich des damaligen Jahresberichts gehörten. Der Verf. vertheidigt sich zuerst gegen den Vorwurf, als sei ihm Fritzsche in sei- nen Behauptungen schon zuvorgekommen. Aldridge hatte nämlich in jener Abhandlung behauptet, das Stigma sondere eine Säure ab, diese Säure mache den Blüthestaub aufsprin- gen, und coagulire die Flüssigkeit in derselben, welche die Fovilla umgiebt. Es wird ihm leicht zu zeigen, dass Fritzsche die Säure auf dem Stigma nicht gekannt habe, wie man ihm vorgeworfen hatte. Der Verf, geht nun weiter. Die Fovilla bestehe aus mucus, Öl und Stärkmehl. Der mucus schwillt im Wasser an, und dieses Anschwellen ist die Ursache des Hervordringens der Pollenschläuche; er wird von Jod braun gefärbt, und Säuren verwandeln ihn in eine graue zähe Masse. Der andere Bestandtheil, der nie fehlt, ist das Öl, welches von Jod nicht gefärbt wird, da hingegen die Stärkekörner vom Jod, wie bekannt, blau gefärbt werden. Die Körner in den Öltropfen sind es, welche sich in den Pollenschläuchen bewegen. Auszug aus der Inaugural-Dissertation über die Bildung des Embryo und über die Sexualität der Pflanzen, von Dr. Gelesnow aus Petersburg. Botanische Zeitung. 1843. 49 St. ‚Meine Beobachtun- gen,“ sagt der Verf., „bestätigen der Hauptsache nach die des Herrn Schleiden über die Art der Entstehung des Em- bryo, dass dieser nämlich sich aus dem Pollenschlauche bil- det, der in die Höhle des Embryosackes gelangt. Von der Richtigkeit dieser Erscheinung kann man ‘sich bei solchen Pflanzen am entschiedensten überzeugen, bei welchen die Ein- stülpung des Embryosacks geschieht und letzterer lange Zeit unaufgelöst bleibt. Diesen Fall habe ich am deutlichsten an 64 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten der Pfirsich beobachtet. — Diese Einstülpung des Embryo- sacksfindet sich nicht bei allen Pflanzen. Bei Iberis z. B. (lb. amara und umbellata) ist das mikropyle Ende des Em- bryosacks sehr zugespitzt, so dass der Durchmesser seiner Spitze nicht viel grösser ist, als der des Pollenschlauchs. Hier geschieht die Embryobildung auf folgende Weise: Indem derPollenschlauch in Berührung mit dem Embryo kommt, . löst sich die berührte Stelle des letztern auf und der Pollen- schlauch dringt förmlich in die Höhle des Embryosacks ein; bei den genannten Pflanzen dringt er sogar sehr tief ein. Der gebildete Embryo wird also hier nicht von den umge- schlagenen Wandungen des Embryosacks umhüllt, wie bei der Pfirsich, sondern sowohl er, als sein langer Keimträger wird von der eigenen Membran des Pollenschlauches gebildet. In diesem Falle wird es oft weit schwieriger zu entscheiden sein, ob wirklich der innerhalb des Embryosacks: befindliche Em- bryo mit seinem Träger blos eine Verlängerung des Pollen- schlauches ist, oder ob sie auf irgend eine andere Weise ent- standen sind.‘ — Es wäre zu wünschen gewesen, dass der Verf. eine vollständige Uebersetzung seiner russisch geschrie- benen Abhandlung gegeben, oder wenigstens die dort ange- hängten Resultate wörtlich wieder gegeben hätte. In diesem Auszuge bleibt der Verf., besonders was Iberis betrifft, nicht bei der blossen Beobachtung stehen, wie dort, sondern er geht darüber hinaus zur Theorie. Neue Theorie der Befruchtung der Pflanzen, von Dr. Theodor Hartig. Braunschweig, 1842, 4. Nachdem der Verf, etwas über den gegenwärtigen Standpunkt der: Befruchtungslehre der Pflanzen gesagt hat, geht er im ersten«Abschnitt zur Endogenen - Empfängniss, oder zur Em- pfängniss im Innern des Fruchtknotens über. Hier gelangt nämlich ein Pollenschlauch oder Bällschlauch, wie ‚der Verf. sagt, bis zum Ei, dringt in die Keimöffnung ein, durchwächst das Zellgewebe des Befruchtungskegels "bis zur. Stelle, wo sich der Keim bilden soll. An den Zapfenbäumen geht nach unserm Verf. der Blumenstaub selbst in das Keimloch der nackten Eier, setzt sich auf dem Befruchtungsei‘ fest, und k schickt einen kurzen Schlauch in das Zellgewebe desselben, in Folge dessen eine Reihe merkwürdiger Bildungen “beginnt, für physiologische Botanik. 65 deren Endglied der bei den Nadelhölzern mit zweijähriger Samenreife nach mehr als Jahresfrist entstehende Keim ist, wie schon im vorigen Jahresbericht (S. 133) nach des Verf. Lehrbuch angeführt wurde. Allerdings habe man das Eindrin- gen der Schläuche in das Ei in vielen Familien wahrgenommen; dass die Befruchtung aber nicht immer auf diese Weise geschehen, sei der Zweck des Verf. zu zeigen. Hierauf folgt die Empfängniss des Mutterkuchens. Bei einer nicht unbedeutenden Anzahl lassen sich die Pollenschläuche bis in den Eierstock, mitunter bis auf den Grund desselben verfolgen, während man in der Keimöffnung der Eier vergebens danach sucht, wie bei vielen Oenotheren. Bei allen Pflanzen, fährt der Verf. fort, denen ein tieferes Eingehen der Schläuche überhaupt eigen ist, win- det sich der Schlauch auf dem kürzesten Wege dem Zellge- webe der Narbe zu, durchdringt Oberhaut, Aussenzellen, Rin- denzellen bis zum centralen Gefässbündel, und verläuft von da ab parallel mit letzterm bis zum Griffelende, wo er aus dem Zellgewebe der Narbe in die leitenden Fasern des Grif- felkanals übergeht. Wo der Schlauch nicht auf dem kür- zesten Wege in das Zellgewebe der Narbe eingeht, sondern in grösserer Erstreckung auf der Narbenoberfläche frei ver- läuft, da findet in den meisten Fällen Eindringen des Schlau- ches gar nicht Statt, wie man an Clarkia pulchella sieht. Der Verf. betrachtet nun das Eindringen der Pollenschläuche in den Griffelkanal, wo sie den leitenden Fasern folgen. Die leitenden Fasern des Griffelkanals entsprechen, ihrem Baue nach, wie der Verf. sagt, den Saughaaren der Narbe; in den meisten Fällen ist das Saughaar nichts anderes, als die äus- serste Zelle einer Reihe leitender Fasern, welchen letztern jedoch die Oberhaut fehlt. Die leitenden Fasern bestehen stets aus zwei in einander liegenden Häuten einer Schleimhaut _ amd einer Schlauchhaut. Die Schläuche durchbohren oft da, wo ein oflener Kanal sich findet, dennoch die Oberhaut und dringen in das Innere. Wenn man die Schläuche bis in den Eierstock, aber nicht weiter verfolgen kaun, so geschieht ein Vebergang des befruchtenden Stoffes aus den dem Mutter- kuchen genäherten Schläuchen in das Zellgewebe desselben, und eine Fortleitung zum Eie durch die Zellen oder Fasern der Nabelschnur. Dieses sucht der Verf, dadurch zu bewei- Archiv f, Naturgeschichte, X, Jahrg. 2. Bd. E 66 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten sen, dass bei Pflanzen mit vielsamigen Fruchtknoten die Zahl der Eier oft in grossem Missverhältniss zu der Zahl der Schläuche stehe. Bei Oenothera longiflora z. B. enthalte der Eierstock ungefähr 1000 Eier, wovon etwa 250— 300 zur Vollkommenheit ' gelangen. ' Die gemeinschaftliche ‘Durch- schnittskreisfläche von 300 Schläuchen sei = 0,00785 Qua- dratlinien, der Griffelkanal aber dicht über dem Fruchtknoten habe nur eine Fläche im Querschnitt von 0,00785 Quadrat- linien, er würde also nur, wenn er nichts als Schläuche ent- hielte, nur 4"der zur Befruchtung nöthigen Schläuche fassen können, auch zähle man in den tieferen‘ Theilen des Griflel- kanals dieser Pflanzen meist weniger als 50 Schläuche. Auch zeigten sich ‘die Pollenschläuche, wo sie in die Eier‘gehen, immer von grosser Dauer, hier aber, bei Oenothera longiflora nämlich, habe der Verf. nie einen Schlauch in einem Eie ge- funden. Da der Schlauch gewöhnlich so gross ist, ‚dass der Ball (das Pollenkorn) woraus er entsprang, ihn nicht“wohl fassen konnte, so hält es der Verf: für wahrscheinlich, dass der von der Narbenoberfläche absorbirte, ins Zellgewebe- ein- getretene Befruchtungsstoff aller nicht zur Schlauchbildung vorgeschrittenen Bälle von den Schläuchen aufgenommen ‘und gemeinschaftlich mit dem eigenen Inhalte anden Ort der Empfängniss geleitet werde. Im’ zweiten Abschnitterist von der epigynen Empfängniss die Rede, wohin der Verf. diejeni- gen Fälle rechnet, in denen Griffel, Narbe, oder die Saug- haare der Narbe als Ingestionsorgane bei der Befruchtung auftreten. Zuerst von der Befruchtung durch den Griffel und zwar durch die merkwürdigen Haare des Griffels von Cam- panula. Der Verf. sah Pollenkugeln oder Bälle in den»Haa- ren des Griffels zuweilen in bedeutender Menge. Er hält es für ausgemacht, dass die Befruchtung durch diese Haare ge- schehe, auch könne die Einstülpung des Haares nur: dazu dienen, den Blüthenstaub den langgestreckten Zellen des cen- tralen Spiralgefässbündels zu nähern. "Wenn nach dem Aus- einandertreten der Narbenarme, Blütestaub auf die mit Haa- ren besetzte Innenseite der Narbenarme gelangt, so entwickeln sich dort Pollenschläuche, doch kann die Befruchtung dadurch nicht geschehen, da es nur selten der Fall ist.o,Auch bestrich der Verf, die Narbe vor. der Entfernung der Arme von ein- für physiologische Botanik. 67 ander mit: Gummiauflösung und doch geschah eine Befruch- tung. Zur Empfängniss der Narbe rechnet der Verf, alle Fälle, in denen auf einer nackten, d. h. nicht mit Haaren be- deckten Narbe, Schlauchbildung der Staubbälle nicht ‘kann nachgewiesen werden, wie an Petunia, Nicotiana, Atropa u.a. Der Blütestaub fällt hier auf eine Schleimdecke, deren Schleim von besonders gebildeten Schleimzellen hervorgebracht wird. Die Empfängniss der Saughaare der Narbe, oder der Papillen auf derselben findet bei vielen Pflanzen Statt, z. B. bei Mat- thiola annua u. a. Die Papillen bestehen aus drei Häuten, die mittlere nennt der Verf. die Schleimhaut, sie ist mit einer zarten Oberhaut überzogen und umfasst einen innern Schlauch, dessen körniger Inhalt durch Jod braun gefärbt wird. Hier ist nun zu unterscheiden die Empfängniss durch Eindringen der Schläuche in die Mittelhaut des Haares, indem die 'Ober- haut hier fehlt, wie der Verf. im dritten Heft seines Lehr- buchs an Matthiola annua gezeigt hat. Ferner: Empfängniss der Saughaare durch Eindringen der Schläuche in die Ober- haut der Saughaare, wie bei Glaucium violaceum; Empfäng- niss der Saughaare durch Ansaugung, namentlich an Capsella Bursa pastoris, ein sehr häufig vorkommender Fall; Empfäng- niss der Saughaare durch Berührung, wie an Olarkia pulchella. In‘ allen diesen Fällen findet eine Schlauchbildung Statt, Nicht selten, besonders häufig in solchen Blüten, deren Nar- ben mit grossen Staubmassen sich bedecken, sieht man, dass nur diejenigen Bälle zur Schlauchbildung gelangen, welche durch die tiefer liegenden Staubschichten von der Berührung der 'Narbenoberfläche oder der-Haare zurückgehalten werden, während die den letzten unmittelbar anliegenden Bälle, ihren Inhalt der Narbe übergeben, ohne eine Spur von Schläuchen zu entwickeln; ein Beispiel giebt Eschscholtzia cristata. ‚End- lich gehört noch zur ‚epigynen Empfängniss: diejenige, welche ohne Schlauchbildung geschieht; so bemerkte der Verf. eine solche nie an: den» meisten Compositen‘, Umbelliferen, Lobe- liaceen u.s. w. Der dritte Abschnitt handelt von. der ‚Peri- ‚gynen-Empfängniss.. An der Aussenseite des Fruchtknotens von Reseda odoratä ;isagt der Verf., ziehen da, wo der in- nern Seite die Eier angeheftet sind, genau.dem Verlaufe des Mutterkuchens entsprechend, schmale, kammförmig erhobene E* 68 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Streifen papillenartig hervortretender Aussenzellen vom obern Vereinigungspunkte der Fruchtblätter‘ bis nahe zur Basisrdes Fruchtknotens geradlinig herab. Untersucht man die Blüte dieser Pflanze kurz nach erfolgter Bestäubung, so-sieht man den Kämmen eine Menge Blütenstaub' angeheftet, der sich zum Theil seines Inhaltes ‘ohne Schlauchbildung entleert hat, und in nicht seltenen Fällen’ mit einem feinen Schlauche die Ober- haut durchdringt, so dass eine perigyne Empfängniss bei die- ser Pflanze kaum in Zweifel zu ziehen ist. lm vierten Ab- schnitte ist von der: hypogynen Empfängniss die Rede. Der Strahlenkranz der Passifloren scheint den Zweck zu haben, die Befruchtung zu vermitteln. Er ist mit Papillen bedeckt, wie die Narbe, die Staubbeutel öffnen sich‘ gegen ihn, wie es gegen die empfangenden Organe zu geschehen pflegt. Zuletzt bemerkt der Verf., dass nicht immer Pollenschläuche sind, welche als solche erscheinen, selbst wenn sie aus dem Eie hervorhängen, wie in den Cruciferen,, wo sie Verlängerungen der leitenden Fasern sind und in den Cupuliferen, wo sie dem Eie angehören. Jene sind vor der Bestäubung vorhanden, auch sind sie gegliedert, und die Mittelkammer ist mit einem hellen Saft angefüllt, worin grüne Körner liegen; diese ent- stehen oft lange nach der Bestäubung, wie dieses an Quercus rubra der Fall ist. In den Beiträgen zur Entwickelungsgeschichte der Pflanzen s. oben $. 16 hat der Verf. sich gegen die Angriffe vertheidigt, welche Schleiden in seinen Grundzügen einer wissenschaftlichen Botanik gegen das eben ausgezogene Werk ‘gemacht hatte. Die Vertheidigung des Verf, hat Schleiden bereits in einer kleinen Schrift beantwortet: Die neueren Einwürfe gegen meine Lehre von der Be- fruchtung als Antwort aufDr. Th. Hartigs Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Pflanzen. Leip- zig 1844. Aus solchen Streitigkeiten, besonders wenn sie miteiniger Heftigkeit geführt werden, kommt für die Wissen- schaft nichts Erspriessliches heraus; Herr Hartig"irrt, wenn er glaubt, er müsse sich, als ein jüngerer Schriftsteller, durch Kampf Anerkennung verschaffen. Da er mich dabei anführt, so mag ich die Erlaubniss haben zu sagen, dass ich als ein noch gar nicht alter Maun über meine Grundlehre der Ana- für physiologische Botanik. 69 tomie und’ Physiologie der Pflanzen von vielen Seiten ange- griffen wurde, doch liess ich mich nie, in einen-Kampf dar- über ein. Die Folgezeit hat mir Gerechtigkeit wiederfahren lassen, die meisten Sätze jenes Buchs sind angenommen;-und Manches ist in die Wissenschaft übergegangen, ohne dass man meinen Namen nennt, worauf es auch nicht ankommt *). Ich habe Irrthümer vorgetragen, meistens verleitet durch die schlechten Mikroskope, die man damals nur bekommen konnte; ich habe sie theils bald, theils später verbessert, auch wohl in der Absicht zu‘ verbessern, Manches schlechter gemacht, was wiederum zu verbessern war; aber nie habe ich mich geschämt, meine Meinungen öffentlich aufzugeben, obgleich es oft schwer ist, sich von einem Vorurtheile loszumachen, was man einmal für richtig erkannt hat. Ich mag mich in den ") So z. B. dass sich Stärkmehl in den Zellen schon gebildet, als kleine Körner finde. ‘Ich selbst habe nicht darauf geachtet, bis mir neulich zufällig eine Stelle in Treviranus Beiträgen zur Pflanzen- Physiologie, Götting. 1811. S. 3. auffiel. Treviranus sagt: „Meine Meinung von Entstehung der Blasen, welche in ihrer Gesammtheit das Zellgewebe ausmachen, aus den Körnern, welche man in den Zellen findet, ist nach Mirbels Ausspruche ein Gespinnst der Einbil- dungskraft. Gerechter ist Link, indem er sie bezweifelt, und die Gründe seines Zweifels angiebt (Grundlehren d, Anat. u. Physiol. d. Pi. Götting. 1811. S. 29). So wenig entscheidend diese sind, so we- nig bin ich geneigt, jener Meinung die überredende Kraft der Wahr- heit beizumessen; es ist und bleibt vielmehr nur eine sehr wahr- scheinliche Vermuthung.“ Nun führt er es aus, dass diese Körner doch zur Erzeugung der Zellen dienen könnten, wenn sie aufgelöst würden, wie man in den keimenden Samen sähe. Meine Gründe, die entscheidend genug waren, widerlegt Tr. nicht, führt sie nicht ein- mal an... In jenen Grundlehren $. 8. S. 32. habe ich umständlich den Beweis geführt, dass jene Körner Stärkmehl sind, auch der Auflösung in den keimenden Samen erwähnt, wodurch die Ernährung des jun- gen Keims bewirkt werde. Davon sagt Tr. kein Wort. Ich meine also der erste gewesen zu sein, der es bewiesen hat, dass jene Kör- ner aus Stärkmehl bestehen. Jod kannte:man damals noch nicht: Auf Alles dieses habe,ich nichts geantwortet, als Folgendes (Nach- träge zu den Grundl. d. A. u. Ph. d. Pfl. 2 H. S. 8. Götting. 1812): Ich zweifle nicht, dass die Körner von Stärkmehl zur Bildung der Zellen beitragen, wenn sie zuvor aufgelöst werden und eine Flüssig- keit machen. Aber davon war nicht die Rede, sondern ob das Korn von Stärkmehl‘die junge Zelle sei. Vergl. Treviranus Beiträge S. 3. 70 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Streit unserer beiden Verf. nicht einlassen, da ich glaube nicht genug Beobachtungen zu besitzen, um darin etwas ent- scheiden zu können. Doch scheint mir Hartig zu rasch, be- sonders in seinem Urtheile, ich habe in gar vielen Pflanzen keine Pollenschläuche gesehen, und wenn ich sie sah, doch nicht übergehend in das Ei, aber ich habe mir nie zugetraut zu behaupten, dass ihnen die Pollenschläuche fehlten oder dass man nicht ein anderes Mal den Uebergang in das Ei beobachten könnte, ich habe das Eindringen der Pollenkörner in die Griffelhaare von Campanula oft gesehen, vielleicht frü- her als der Verf., aber ich habe nie gewagt und wage noch nicht zu behaupten, dass die Befruchtung dadurch geschehe, Daran hat das Alter keinen Antheil; ich konnte mich in mei- ner Jugend von Hedwigs Beobachtungen nicht entfernen ; die Faser in den Spiralgefässen der Pflanzen musste wenigstens eine Rinne sein; so wenig traute ich mir selbst. In Hookers London Botanical Journal 1842, 601 ist eine Abhandlung von Wilson über die Griffel- haare von Campanula. Er sah, dass Pollenkörner in die Höhlung der Haare gedrungen waren, und fand Spuren einer Oeflnung am Ende des Haares. Ja sie drangen noch weiter in die Höhlungen des Griflels, in welche sich die Haare ' endigen. Hassall hatte Bemerkungen über diese Abhandlung gemacht und gemeint, Wilson rede von Pollenschläuchen, wel- ches dieser in den Annals of Natur. History. XI. 182 rügt. Uebrigens ist nichts Unbekanntes in diesen Abhandlun- gen enthalten. Bemerkungen über die Bildung des-Embryo in Pinus Lariceio und sylvestris, Thuya orientalis und oceidentalis und Taxus baccata von Herrn von Mirbel und Spach, Annal. des Sciences naturelles T. 20. (1843) p. 257. auch Compt. rend. 1843. 11. 931. Zuerst reden die Verf. von dem, was früher über die Ent- wickelung des Embryo der Öycadeen gefunden war. Man wusste, sagen sie, schon vor‘14810, dass der Embryo von Cycas und Zamia in der Axe des’Samens in einem dicken Eiweisskörper liegt, dass er verkehrt ist,'zwei Kotyledonen hat, und dass sein Würzelchenvsich' nicht’ weit von der Spitze des Eichens endet, ‘Aber man wusste ‚nicht und erfuhr es für physiologische Botanik. 71 erötsidurch eine Abhandlung von 1810, dass dieses Würzel- ehen des Embryo von Cycas sich in einen dünnen, röhren- förmigen, 12—14 Centimeter Jangen Faden endet, der gleich- sam in einen Knäuel: gewickelt ist; das Mittel, wodurch das männliche Organ mit dem entstehenden Embryo in Verbin- dung kommt, ferner dass zwischen dem Würzelchen und der Spitze des Eichens eine Höhle in dem Eiweisskörper sich be- finde, und dass dort vier bis fünf eiförmige Schläuche (utri- eules) liegen, von denen sich jeder in einen röhrigen zusam- mengeschlagenen Faden endet. Diese Schläuche und diese Röhren hielt der Verf. jener Abhandlung (Mirbel) für abor- tirte Embryonen, und die Folge hat dieses bestätigt. Brown’s Untersuchungen machten aufmerksam auf die Aehnlichkeit zwischen den Cycadeen und den Coniferen, und in dieser Rücksicht unternahmen die Verfasser eine Untersuchung der Zapfen der Abietinen. Zwei oder drei Wochen nach dent Anfange des Mais im zweiten Jahre hört der Kern (nucelle) des Ovariums auf ein vollkommen homogenes- Gewebe zu sein. In der Mitte sieht man nun, denn dieser Kern ist durchscheinend, eine kugelförmige Blase, worin man die An- fänge von Zellgewebe bemerkt. Die Blase wird grösser und je grösser sie wird, desto mehr verringert sich die Masse des Kerns und wird endlich ganz absorbirt, ohne dass man genau weiss, 'wo sie geblieben ist. Nun nimmt die Blase, die nichts anderes ist als der Einmbryosack, den ganzen Kern ein, ver- wächst unten mit der Wand des Ovariums und man erkennt jetzt, dass das Gewebe, welches sich in diesem Sack befindet, nichts anderes als der Eiweisskörper ist, der später beim Kei- men in eine milchige Flüssigkeit zerfliesst, um den Embryo zu nähren. Hierauf folgt eine andere Reihe von Thatsachen, Im Innern des Eiweisskörpers, nahe am Gipfel erscheinen einige Bläschen (vesicules), von länglicher Gestalt, um die Centralaxe gestellt. Die Anzahl ist verschieden in verschie- ‚denen Arten; drei in Abies alba und Pinus Lariecio, vier in Abies canadensis, fünf in Larix europaea und sechs in Cedrus Wabani, sie hängen nur schwach an dem Eiweisskörper, und stellen nach Meinung der Verf. einen zweiten Embryosack, für jedes Bündel von Embryonen vor. Sie enthalten ein gelbliches, sehr«feines Zellgewebe, welches drei Viertel der 72 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten ganzen Hohlung einnimmt; das vierte Viertel wird von fünf rosenartig gestellten Bläschen (vesieules) eingenommen, welche nichts weiter sind als der Anfang der Aufhängefäden (suspen- seurs). Später zerreissen die Bläschen an der Basis und lassen die Aufhängefäden heraus, die sich nun verlängern und in eine Höhlung in der Mitte des Eiweisskörpers hinabsteigen. Man bemerkt in ihrem Innern Körner von verschiedener, An- zahl. Bald sind diese röhrenförmigen Bänder getrennt und von einander unabhängig, bald sind sie zu zwei, drei und mehr mit einander verbunden, ja fast zusammengeleimt. Sie endigen sich in ein kleines Knöpfehen, bestehend aus einer oder mehr Zellen, worin sich oft viele Körner befinden. Die Verf. beschreiben nun besonders die Bildung des'Embryo in Thuya orientalis und setzen Folgendes hinzu: An‘der Spitze des Eichens sieht man kleine häutige‘ Auftreibungen (bour- souflures membraneuses). Liegt der Grund davon in dem Pollenschlauche? Wir glauben es nicht, denn ob wir gleich sehr wohl wissen, dass in vielen Arten der Schlauch in das Innere des Ovariums und selbst des Eichens dringt, so scheint es uns doch nicht, dass dieses für die Coniferen der Fall sei. Die Beschreibung der Bildung des Embryo von Taxus baccata bestätigt die Meinung der Verf.«in Rücksicht ‘auf die Auf- hängefaden. — Die Abhandlung ist von grosser Wichtigkeit und besonders von Bedeutung für die Befruchtung durch Pol- lenschläuche, die gar leicht mit den Aufhängefäden können verwechselt werden, und wie es scheint, schon: verwech- selt sind. Beiträge zur vegetabilischen Embryologie nach Bemerkungen über den Ursprung und die Entwik- kelung des Embryo in Tropaeolum majus von Her- bert Giraud in den Transaections of the Linnean Society Vol. 19. P. 2. p. 161. (1843), auch im Auszuge in den Annals of Natural‘ History T. 9. (1842) p. 245. Der Verf. wählte diese Pflanze zur Untersuchung, weil sie einsa- ınige Früchte und verhältnissmässig grosse Eichen hat. In der ersten Periode oder kurz vor der Oefinung der Knospe wurde ein Längsschnitt durch das Carpellum von dem Rücken gegen die Axe des Pistills gemacht. Der Schnitt theilte das Eichen und zeigte, dass dieses sehon seine anatropische Ent- für physiologische Botanik. 73 'wickelung erhalten habe. Ein festes und dichtes Zellgewebe, welches ein Bündel von Gefässen einschloss, stieg vonder placenta herab, und nachdem es mit ihr die raphe gebildet, - endigte es sich in der Basis des Eichens. Der Kern (nu- eleus) hat nur eine Umhüllung, an dessen Spitze sich die Exo- stome oder Mikropyle befindet, dicht neben dem Anheftungs- punkte. Das leitende Zellgewebe des Griffelkanals liess sich in die Carpellarhöhlung bis zur Exostome verfolgen. In der zweiten Periode, während welcher ‘die Knospe sich‘entfaltet, und die Antheren sich öffnen, also vor der Befruchtung, zeigt sich eine kleine elliptische Höhle neben der Spitze des Kerns, überzogen mit einer zarten Membran, welche von den Wän- den der umgebenden Zellen gebildet wird. Diese Höhlung ist der Embryosack und man sieht einen kleinen Kanal, der von ihm zur micropyle geht. Die Spitze des Embryosacks umschliesst eine Quantität von Schleim, worin sich viele kleine Körperchen befinden. In der dritten Periode neigt sich die Spitze des nucleus und seiner Umbüllung etwas gegen die placenta. Der Embryosack ist länger und weiter geworden; der Schleim ist verschwunden und hat einer langen und durch- sichtigen Zelle, Mirbels utrieule primordiale, Platz gemacht, worin sich eine Menge von Kügelchen befindet. Die Primor- dialzelle entwiekelt sich im Embryosack, von welchem sie deutlich verschieden ist. Die vierte Periode folgt auf die Be- fruchtung. Die Pollenschläuche erstrecken sich nicht=bis in die Oarpellarhöhlung, aber die Fovilla mit ihren Körnern findet sich häufig in dem Uebergange vom Griffel zur Exo- stome. Mit der vermehrten Entwicekelung des Embryosacks verlängert sich die Primordialzelle und wird deutlich zellig durch die Entwickelung kleiner Zellen im Innern, indem sie sich neben der Basis des nucleus in eine sphärische Masse voll kugelförmiger Zellen endigt. Die Primordialzelle nimmt zu dieser Zeit den Charakter des Aufhängefadens-(suspenseur von Mirbel) an, und das sphärische Ende bildet die ersten Spuren des Embryo. In der fünften Periode neigt sich der nueleus mit seiner Umhüllung mehr gegen die placenta; das sphärische Ende ‘des suspensor wird grösser und es zeigt sich deutlicher; dass es 'dievAnlage des Embryo ist. Unter- ‚dessen wird der ganze suspensor Jänger dadurch, dass sich 74 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten die Zellen in ihm mehren, ‘und das obere Ende desselben dringt durch die Spitze des Embryosacks, die Spitze des nucleus und die Mikropyle. Die übrigen Perioden der Ent- wickelung mögen wir übergehen. Der Verf. folgert’ daraus, dass da der Embryosack und auch die Primordialzelle sichovor der Befruchtung zeigen, sie also nicht aus einem Pollen- schlauch entstehen können, ferner dass die Befruchtung ver- muthlich durch die Fovilla geschehe, da die Pollenschläuche die Mikropyle nicht erreichen. — Die Abhandlung wurde mit vielen Abbildungen der Linneischen Soeietät zu London vor- gelegt, und verdient die grösste Aufmerksamkeit. "William Griffith beschreibt in einem Briefe aus Serampor in den Annals of Natur. Hist. V. 9. p- 243. das Eichen von Santalum und Osyris. Das Ovulum von Santalum besteht aus einem’ nucleus und dem Embryo- sack, der über die Spitze und die Basis des nucleus verlän- gert ist. Das Albumen und der Embryo entwickeln sich in dem hervorstehenden Theile über den Septum; die‘ Masse des Embryo entwickelt sich geradezu aus dem Bläschen, wel- ches das Ende eines Pollenschlauches ist; der Same (albu-' nien) hat keine andere Bedeckung als den obern einverleibten trennbaren Theil des Embryosacks. In Osyris besteht das Ovulum nur aus einem Nucleus und dem Embryosack, der eben so wie in Santalum verlängert ist, aber doch nicht so sehr nach oben (anteriously), dieser obere (anterior) Theil gleicht völlig dem unveränderten Theile des Sacks von San- talum unter dem Septum. Das Albumen und der Embryo bilden sich ausserhalb des Sacks und sind völlig nackt, und welche Bedeckung sie haben mögen, so gehört doch diese nicht zum Ovulum. Ueber die gegenseitige Lage der Abtheilungen des Stigma und der Wand-Placenten im zusammen- gesetzten Ovarium bei den Pflanzen von Robert Brown. Botan. Zeit. 1843. St. 12. ist ein Auszug aus R. Brown’s Account of Cyrtandreae in dem zweiten"Theile von Horsfield’s Plantae javanicae rariores, Lond. 1840. und befindet sich im Original in den Annals of Natur. Hist. T+XI. p- 35. Einzelne Abdrücke würden schon 1839 "ausgegeben. Man ist gegenwärtig, sagt der berühmte Verf., allgemein darin für physiologische Botanik. 25 übereingekommen, ein vielsamiges Legumen als den Zustand des einfachen Ovariums zu betrachten, welcher am besten die allgemein angenommene hypothetische Ansicht von der Bil- dung dieses Organs erläutert, nämlich dass es in der Modifi- eation eines nach Innen gefalteten und an seinen Rändern verwachsenen Blattes besteht, welche in den meisten Fällen die einzigen Theile des Organs sind, woran Ovula hervor- kommen, oder wo diese Productionskraft nicht durchaus auf die Ränder beschränkt ist, da beginnt sie in der Regel an denselben oder umfasst sie. Die Ausnahmen sind von einer doppelten Art; entweder wo die ganze innere Fläche der Fruchtblätter Ovula trägt, oder wo die Erzeugung der Ovula auf den äussern Winkel des Faches, also auf die Axe des vorausgesetzten Fruchtblattes beschränkt ist. Der Verf. be- trachtet besonders den letztern Fall, und sucht zuerst die Ausnahme an verschiedenen Arten von Mesembrianthemum zu beseitigen, dann die, welche Lindley an den Orchideen bemerkt hat. Es lässt sich erwarten, dass der Verf. mit vie- lem Scharfsinn den letztern Fall auf die gewöhnliche ange- nommene allgemeine Regel zurückzuführen sucht. Aber diese allgemeine Regel hat mir immer nicht bloss zweifelhaft, ‘son- dern völlig unrichtig geschienen. Denn wo kommen aus dem Rande wahrer Blätter Knospen hervor? ‚Am Rande läuft nie ein Gefässbündel herum, woraus Knospen oder junge Triebe hervorkommen könnten und der einige Aehnlichkeit mit dem Gefässbündel hätte, woraus die Ovula in den Fruchtgehäusen hervorkommen. Führt man Bryophyllum calyeinum an, so dient zur Antwort, dass die Kuospen nicht aus dem Rande, sondern nur in der Nähe, in den Winkel der Kerben hervor- kommen, wo mehrere feine Nerven sich verbinden. Oder Phyllanthus; so lässt sich leicht darauf antworten, dass hier die sogenannten Blätter nur erweiterte Blattstiele sind, wie die kleine Schuppe unter ihnen zeigt, welche das wahre Blatt vorstellt. Die Annahme, dass die Ovula aus der Mittelrippe eines metamorphosirten Blattes; hervorkommen, ist weit natür- licher, und erklärt die Formen der Fruchtgehäuse besser, wenn man nur Zurückbiegungen und leichtes Verwachsen der Ränder annimmt. Endlicher hat diese Meinung zuerst vorge- tragen (Liunaea T.7.p. 1), welchem sich Fenzl angeschlossen 76 H. F. Link. Jahresbericht über die Arbeiten hat. Ich ‚mache hierbei auf des Letztern vortreflliche Unter- suchung von Rhigozum «dichotomum Burchell in den ‚Denk- schriften der K. Bayerischen Botanischen Gesellschaft zunRe- gensburg B. 3. S. 205 aufmerksam, wo man das Geschicht- liche über diese Meinung finden wird. Doch scheint mir eine andere Theorie, von der sogleich die Rede sein wird, noch vorzuziehen. j Ueber einige bisher unbemerkte Sonderbarkei- ten in der Struetur der Kapseln der Papaveraceae und über die Natur des Stigma der ÜCrueiferae. Von J. W. Howell,-Annals of Nat. Hist. Vol. 10.:p. 248. Die :Sonderbarkeit besteht darin, dass in. Papaver die Stralen des Stigma den, Scheidewänden entgegengesetzt sind, indem sie in den Nymphaeaceae nach der allgemeinen Regel damit wechseln. . Auf die Erinnerung, dass Kunth in seiner genauen Beschreibung von Papaver in der Flora.berolinensis schon darauf geachtet habe, erwiedert der Verf. in Annals of Nat. Hist. V. 11. p. 42 er habe seine Bemerkung bereits 1832 gemacht, da hingegen Kunths Flora'erst 1838) erschien. Aber es kommt darauf an, wer die Bemerkung zuerst ‚öffentlich bekannt macht; man kann ‘oft «selbst nicht für. ‚Gedächt- nissfehler in dieser Rücksicht stehen,» Die anomale: Bildung bei den Papaveraceae erklärt er oder führt zur Regel zurück, auf folgende Weise: Jeder Stigmastral ist doppelt, gebildet von den aneinanderliegenden Seitentheilen der Stigmate'zweier sich“ berührenden Karpellen; die beiden Stigmatheile jeder Karpelle bei den mehr zusammengesetzten (complex) Kapseln der höhern Arten sind durch eine dazwischen tretende (inter- vening) Membran gesondert, z. B. Argemone, Papaver. Da sich eine ähnliche Anomalie bei den Cruciferen, wie bei den Papaveraceen findet, so erklärt er diese durch folgende An- nahme: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Schote der Cru- eiferen aus zwei Karpellen zusammengesetzt ist, deren ein- wärts gebogene Ränder zwei aus einer doppelten Platte be- stehende Seitenplacenten bilden; die scheinbar anomale Stel- lung der Stigmate entsteht dadurch, dass sie aus zwei Seiten- hälften gebildet werden, wovon jede der entsprechenden dar- unter stehenden Karpelle gehört. — Es ist höchst wahrschein- lich, dass die Samen, wie alle andern Theile aus dem Axen- für physiologische Botanik. 77 gebilde entspringen und zwar hier aus dem Axengebilde des Blütenstiels. Es ist nie einfach, sondern spaltet sich zuletzt in mehrere Abtheilungen, in Lateraltheile. Diese bleiben nun entweder zusammen, und durchlaufen verbunden die Frucht, in welchem Falle die Samen nach der Axe hin ange- heftet sind, oder die Abtheilungen trennen sich von einander, ehe sie in die Frucht eindringen und dann stehen die Samen an den: Wänden, oder die Axe hört ganz auf und nur Kar- pellarblätter bleiben, welche an ihrem Mittelnerven die Früchte tragen, z. B. Delphinium, Aconitum u. s. w. Diese Form der Früchte ist meiner Meinung nach keinesweges die Normal- form, sondern wirklich die anomale und die Kapsel: mit einer freien Centralplacenta''die einfache. Die Karpellarblätter, so mögen wir die Blätter nennen, woraus das Pericarpium be- steht, entspringen unter der Frucht, und sind entweder mit den Rändern an einander gewachsen, oder sie biegen sich an den Rändern um und sind so mit der: Axenabtheilung ver- wachsen, oder auch ohne diese unter sich allein, wie Aconi- tum, Delphinium, alle Multicapsulares und Leguminosae. Die Scheidewände gehen in der Regel von der Mittelrippe des Karpellarblattes aus und da in der Blüthe alles wechselt, 'so wechseln auch die Karpellarblätter mit den Abtheilungen des Axengebildes und den Fortsetzungen derselben, den Stigmaten, Daher die allgemeine Regel, dass die Stigmate mit den Scheidewänden wechseln. Die Fruchtbildung von Papaver ist sehr richtig vom Verfasser erklärt, wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn man eine junge unreife Kapsel von Papaver somniferum eintrocknen lässt, weil sich die Theile der Stigmate dann ganz auseinander ziehen. Die Frucht der Crueiferen hingegen scheint mir eine Mittelform zwischen den Früchten, wo die Axe aufhört und denen wo sie sich nur theilt; «es ist nämlich “ein ‚Karpellarblatt mit der Mittelrippe an die Abtheilung‘ desuAxengebildes angewachsen, und die Scheidewand bildet sich also ‘wie gewöhnlich zwischen der Mittelrippe des Blattes und der gegenüberstehenden Placenta; die aber nun neben einander liegen. Die Abtheilungen der Gsiflel sind eine Fortsetzung der Abtheilungen (des® Axenge- bildes, wie gewöhnlich; und fallewalso hier mit der Scheidewand zusammen. Der Wechsel: der Karpellarblätter mit da» Ab- 78 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten theilungen des Axengebildes sind an Papaver vortrefllich zu sehen. Durch diese Darstellung‘ der Früchte wird der Natur keine Gewalt angethan, wie durch die hypothetischeEntste- hung der Samen an Blatträndern. On the existence of spiral 'eells in#the seeds of Acanthaceae by Mr. Richard Kippis. Tr. of the Linnean Soc. V. 19. P. 1. p. 65 (1842). Auf den Samen eines Acanthodium, welches dem Acanthodium spicatum nahe steht, aus Ober- Aegypten bemerkt man angedrückte schein- bare Haare, die in Wasser anschwellen, sich ausbreiten, und dann deutlich aus Büscheln von 5 bis 20 langen, eylindri- sehen, durchsichtigen Röhren bestehen, die bis zu ein Drittel ihrer Länge zusammenhängen, uud eine, zwei oder auch zu- weilen drei Spiralfasern enthalten, welche fest an der Mem- bran der Röhren hängen. Die Fasern sind zuweilen durch Ringe unterbrochen: ' In dem unteren Theile, wo die Röhren zusammenhängen, findet man die Fasern netzförmig, gegen. das Ende gehen die Gewinde‘ auseinander, und in der Mitte sind sie durch zarte Aeste der Hauptfaser verbunden. Die Entwickelung der Haare ist mit einer starken Ausladung von Schleim verbunden. Die Zellen der Testa sind sechseckig; ähnliche Zellen aber mehr verlängert umgeben die Basis des Haars und gehen darin über. Aehnlich verhalten‘ sich die Haare auf den Samen von Blepharis boerhaaviaefolia, Bl. molluginifolia und Bl. ‚rubifolia. Einzeln stehende Haare mit Spiral- oder Ringfasern sieht man an den Samen von Ruellia formosa und R. repens.) Schleim fliesst in Menge aus dem Ende der Röhre. ‘An fünf Arten von Hygrophila hatten die Samen "ähnliche Haare, so auch an Dyschorista ceruna, D, littoralis und Oechmanthera tomentosa.. An den Samen von Strobilanthes, ‘Stenosiphonium und Aetheilema befinden sich solche Haare nur am Rande des Samens. Aber die Haare der Samen von Strobilanthes fimbriata und Strobilanthes Wallichii haben keine Spiralfaser, so auch die Haare der Samen vonDipteraeanthus patulus und D.verectus; sie er- giessen viel Schleim aus der Spitze,‘ In «den Haaren der Samen von D. dejectus ist eine Spiralfaser. Die Samen von Blechum Brownei haben einen‘ schmalen weisslichen Rand aus eylindrischen Zellen ohne Fasern, Die Zellen dehnemisich für physiologische, Botanik. 79 durch ‚den Schleim, den sie enthalten, im Wasser aus, und nehmen endlich die Form von weiten, stumpfen und geboge- nen ‚Haaren an, ohne Faser. Der Verf. beschreibt zuletzt.die wmannichfaltigen-Haare und Ansätze an den Samen der Akan- thaceen, die aber keine Spiralbildung zeigen. Ueber den Schleim, der mit Spiralfasern aus den Samen hervordringt, 5. meine Vorlesungen über die Kräuterkunde S. 94 folg. Ausartung. Monstrosität. Vollständiger Bericht über einige bei verschies denen,Pflanzen beobachteten Ausartungen, von E v. Berg, Neubrandenburg, 1843. Aus dem Practischen Wochenblatte für Landwirthschaft, Gartenbau, Hauswirthschaft und Handel besonders abgedruckt. — So wie von Zeit zu Zeit eine Abhandlung über die Quadratur des Zirkels und das Perpetuum mobile bei den Akademieen eingeschickt wird, so kommt von Zeit zu Zeit ein Oekonom und behauptet, die Verwandlung von Trespe und Hafer in Roggen, von Roggen in Weizen -und andere dergleichen Verwandlungen zu Stande gebracht zu haben. Unser Verf. gehört auch‘zu diesen Oeko- nomen. Im Anfanige dieser kleinen Abhandlung erzählt er uns, was er. bereits: von solchen Ausartungen öffentlich be: kannt gemacht habe, zuerst anonymisch mit —g unterschrie= ben, endlich unter seinem Namen. Er behauptet, Raps könne sich in» Thlaspi arvense, die letztere Pflanze in Leindotter (Camelina sativa) und diese wiederum in Täschelkraut (Cap- sella Bursa ‚pastoris) verwandeln, auch zog er aus einem Sa- menkorne von Thlaspi eine dem weissen Senf ähnliche Pflanze, die durch wiederholte Aussaat dem weissen Senf immer ähn- licher wurde. Das hat alles der Verf. schon bekannt gemacht. Jetzt erzählt er uns, wie er Trespe (Bromus secalinus) in Roggen verwandelt. Er liess ein Pfund Samen von Trespe im Jahre 1839 aus Hamburg kommen; es wurde davon der eine Theil noch in demselben Frühling gesäet, und zwar in einem Versnchsgarten, der Rest aber im nachfolgenden Herbst ins Land. Zuerst wurde ‚Roggen gesäet, dann Trespe. Die Trespe wie der Roggen ging bald nach der Aussaat auf, es dauerte nicht lange, so nahmen die Trespen-Pflanzen dası An- sehen des Roggens an, und brachten auch im folgenden Jahre 80 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Roggen und zwar so allgemein, dass nur einHalm Trespe darunter war, u. s. w. u. s. w. S. auch Botan. Zeitung von 1843. St. 30. > Some further Observations on the Nature of the Ergot in the grain by Edwin J. Queckett. Tr. of the Linnean Society V. 19. P. 2. p. 137. s. auch An- nals of Nat. Hist. V. 11. p. 461. ‚Der Verf. hat in einer frühern Abhandlung B. 18. Th. 3 dieser Transaction zu zei- gen gesucht, dass Mutterkorn von einem Pilz entsteht. Um dieses zu. beweisen, hat er Versuche angestellt. Körner von Rog- gen, Weizen und Gerste wurden in einem Gefässe mit destil- lirtem Wasser zum Keimen gebracht, dann wurden die Kör- ner auf der äussern Oberfläche von Mutterkorn mit einem Pinsel in demselben Gefäss und Wasser abgebürstet, und das Ganze einige Zeit zum Fortwachsen der Körner hingestellt, hierauf die jungen Pflanzen verpflanzt. Zugleich mit diesen Körnern liess man andere ohne Mutterkorn keimen. Als die Pflanzen herangewachsen waren, hielten die beiden zur Voll- kommenheit gediehenen Pflanzen vom angesteckten Roggen- samen, jede eine Aehre mit Mutterkorn, die Pflanzen von unangestecktem Samen nicht. Aber: die angesteckten Samen von Weizen und Gerste hatten kein Mutterkorn. Der Verf. meint, diese Versuche würden entscheidend sein, wenn Wei- zen und Gerste auch Mutterkorn gehabt hätten. Doch waren zu wenig Roggen-Pflanzen zur Vollkommenheit gediehen, um einen sichern Beweis zu geben. S. auch den Jahresbericht f. physiolog. Botanik im Jahre 1840. S. 418. Beschreibung einer tetramerischen Orchis- blüte von Dr. Moritz Seubert. Linnaea B. 16. S. 389. An einer Orchis palustris waren alle Blüthen wohlgestaltet, bis auf eine der untern, welche sogleich durch zwei Labella auffhiel. Unter diesen beiden war ein accessorisches Perigo- nienblatt. Der Verf. meint, aus der dreifachen Zahl sei die Blüte in die vierfache übergegangen, und so rechnet er: Vier äussere Perigonienzipfel, mit Hinzutreten des accessori- schen, und: vier innere mit den beiden Labellen. Die folgenden Monstrositäten sind nach den natürlichen Ordnungen angeführt, auch stehen die vorigen eben desswegen voran. für physiologische Botanik. st Thesium intermedium. Beitrag zur Teratogno- sie der Thesienblüthe von Siegfr. Reissek. Lin- naea T. 17. p. 641. Von dieser genauen und interessanten Abhandlung sind nur die Resultate anzugeben, da die Be- schreibung der,Deutlichkeit wegen ganz müsste hierher gesetzt werden. Die Monstrosität war an einer Pflanze von Thesium intermedium bemerkt worden, und zwar an einem mit dem Aecidium, Thesii bedeckten Exemplar. Sie zeigte folgende Abweichungen von der typischen ‚Form. Erstlich Verände- rungen im Karpellarkreise mit regelmässiger Bildung der übri- gen Kreise; zweitens Veränderungen im Staub- und Karpellar- kreise mit regelrechter oder wenig abweichender Perigonial- bildung; drittens Veränderung in sämmtlichen Kreisen mit einfacher Blatterzeugung, und viertens Veränderung in sämmt- lichen Kreisen, mit hinzutretender, centraler Blütenverjüngung. Aus der Vergleichung der monströsen Pflanze in ihrer Total- erscheinung mit den verwandten, normalen Formen ergiebt sich ihre morphologische Bedeutung. Es folgt, dass das durch Aecidium verbildete Thesium intermedium in der Stammbil- dung eine relativ höhere Entwickelungsstufe einnimmt, und den suffruteseirenden Theilen und Osyren hierin am nächsten kommt; dass ferner dasselbe auch in der Blüthenerzeugung theilweise auf einer höhern Bildungsstufe steht, und sich hierin den neuholländischen Formen nähert. Aus der Conformation der monströsen Blüten folgt: Erstlich, dass das Perigon einer allmähligen Transformation in vegetative Blätter fähig _ ist, Staub- und Kapillarwirbel aber mit grosser Festigkeit ihre Natur zu erhalten streben, und eher eingehen als sich in ve- getative Blätter verwandeln. Zweitens, dass der Discus beim Fehlschlagen der Staubgefässe verschwindet, und nicht als Ausbreitung oder Rand um die im Innern des Perigons er- erzeugte Knospe zurückbleibt, somit entweder keine beson- dere Ausbreitung der Axe ist, oder im Falle das Statt findet, die Ausbreitung constant mit der Axenfortsetzung verschmilzt. Plantago botryophylla Kirschleger. Notice sur quelques faits de Teratologie vegetale in Mem. de la Soc. du Museum d’Histoire naturelle de Strasbourg T. 3. p. 12. Jede Abhandlung dieser Me- moires ist besonders paginirt. Die Bracteen an Plantago major Archiv 1, Naturgeschichte, X, Jahrg, 2. Bd, F 8% H, F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten waren in folia subspatulata ausgewachsen. Eine in gutem Bo- den gar nicht seltene Monstrosität. Peucedanum Oreoselinum Kirschleger a. a. O. p- 8. Am Stamm sah man in einer gewissen Höhe eine Menge von Doldenstralen 30— 40, welche in einem Wirtel _ um den Stamm herum standen, die Hüllblätter waren in zu- sammengesetzte Blätter verwandelt. Der verlängerte Stamm trug eine viellappige Bractee, aus deren Winkel eine einzige be- sondere Dolde hervorkam. Der Gipfel desStammes endigtesich in eine gewöhnliche zusammengesetzte Dolde. Der Verf. glaubte demnach, dass in den Dolden immer ein Stral die Axe darstelle, Primula sinensis. Beschryving eener volledige Vergroening van Primula sinensis Lindl. Tyd- sehrift voor natuurl. Geschieden. en Physiol. T. 10. p- 355. Eine genaue und umständliche Beschreibung dieser merkwürdigen Monstrosität, die einen stufenweise fortschrei- tenden Uebergang der Blütentheile zur Blattbildung zeigte. Ein Auszug daraus lässt sich nicht wohl geben. Alle Theile der Blume waren grün geworden. Der Kelch, statt unten bauchig zu sein, wurde es erst nach oben; die Blumen- krone, statt abzufallen, war unten mit dem Blütenboden ver- wachsen, die Abtheilungen zeigten ausser der grünen Farbe nur an einigen Blüten geringe Einschnitte, die Staubgefässe waren angewachsen, die Staubbeutel fleischig und ohne Blü- tenstaub, der Fruchtknoten gestielt und nach oben verdickt, so, dass er aus der Blüte herausstand. Am auflallendsten waren die Veränderungen, welche die Eichen oder noch mehr der Samenträger erlitten hatten, sie waren in einigen Frucht- anlagen wenig verändert, nur dass die micropyle (eimond), statt neben der Anheftungsstelle zu liegen, ihr gegenüber lag. In andern Früchten waren die Eichen durch fleischige, 3 bis 5 lappige Blättchen umgeben; einige sind dann ganz mit den Blättchen bedeckt, andere haben an der Basis noch gehörig geformte Eichen, andere wiederum, an der Basis mit Blättehen besetzt, haben an der Spitze lang gestielte Eichen. Die an der Stelle der Eichen hervorkommende Blättchen sind eiför- mig, in den Blattstiel herablaufend, zugespitzt und behaart. Eine Entwickelung der Eichen selbst zu einer jungen Pflanze bemerkte der Verf. nicht. für physiologische Botanik. 53 Primula Auricula. Kirschleger a. a. ©. p. 11. Jede Blume hatte statt des Fruchtknotens eine sehr gut ent- wickelte Blütenknospe. Pelorievon Calceolaria erenatiflora, beschrie- ben von E. Meyer. Linnaea T. 16, p, 26. Die Pelorie dieser Pflanze zeigte eine glockenförmige Röhre und einen umgekehrt trichterförmigen viertheiligen Saum. Das Pistill war vollständig und ohne die mindeste Abweichung vom nor- malen Zustande entwickelt. Aber die Staubfäden fehlten ganz, und ohne die geringste Spur der Stelle, wo sie sich hätten bilden sollen. Der Verf. erklärt nun die Pelorie folgender- massen: In der natürlichen Krone stehen die beiden Staub- fäden unter der kurzen Oberlippe; die Unterlippe scheint deshalb grösser und lebhafter gefärbt, weil aus ihr keine Staubfäden entspringen. Jetzt nehme man die Staubfäden ganz weg und das Gleichgewicht unter beiden Lippen muss sich wiederherstellen, Die Pelorie besteht nun aus dem voll- ständigen zur Krone verschmolzenen Blattkreise, und zeigt in dem Grunde ringsum Flecke, weil ringsum keine Staub- fäden zur Ausbildung gekommen. Endständig war keine der beiden Pelorien. Der Stiel der einen war sogar mit dem Stiele einer ganz normal gebildeten Nachbarblume seiner gan- zen Länge nach so zusammengewachsen, dass die Kelche bei- der mit dem Rücken gegen einander standen, und beide Kro- nen fast horizontal sich ausbreiteten. i Linaria vulgaris. Monströse Blumen, beschrie- ben von E. Heufler. Linnaea T. 17. p. 10, Allerdings eine sonderbare Monstrosität und desswegen merkwürdig, weil sie aus dem gewöhnlichen Kreise der Veränderung her- ausgeht, Die Oberlippe der -Blüte zeigte nichts beson- deres, als das Rudiment eines Sporns an der Rückseite. Die _ Unterlippe war bedeutend grösser, durch einen oder zwei _ unförmliche Lappen vermehrt, der Gaumen mehr aufgetrieben und sehr gerunzelt. Die vier Staubfäden hatten sich in trom- petenförmige Röhren verwandelt. Jede einzelne Röhre stand in mannichfaltigen Krümmungen über den Rachen hinaus. Der unterste Theil glich einem Sporne, der mittlere Theil „war mit orangefarbenen Haaren besetzt, der oberste war wie- derum glatt und öffnete sich auf die verschiedenste Weise. F*# 34 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Der Saum schief nach Aussen geschlagen, und bei jedem ein- zelnen Stück anders geformt. Das Rudiment des fünften Staubfadens war ein ähnliches röhrenförmiges Blatt geworden, welches von der innern Fläche der Oberlippe an frei war, und über die Blume hinausragte. Dieser verwandelte fünfte Staubfaden war äusserst zart gebildet; ganz kahl und durch- sichtig, von gewässerter schwefelgelber Farbe. Manchmal waren Spuren eines sechsten und siebenten Staubfadens vor- handen, entweder in Gestalt einer wasserhellen Spitze oder als ein zartes Stielchen, eine gelbliche, blattartige Schale tragend. Statt des Pistills zeigte sich eine mehr oder weni- ger entwickelte zweite Blume. — Man sieht aus der Be- schreibung dieser Pelorie, dass sie kein Rückschritt zu einer regelmässigen Blüte, sondern ein Fortschritt zu einer höher ausgebildeten Blüte ist. Veronica sibirica fasciata. Kirschleger a. a, O. p- 10. Beschreibung einer solchen Veronica mit einem ge- bänderten Stamme, der sich oben in zwei Theile theilt. Von dem innern Baue sagt der Verf. nur, dass der Stamm im Querschnitt ein einfaches Mark zeigte. Einige wenige Worte über die Entstehung dieser Misbildung kommen darauf hinaus, dass doch eine Verwachsung zweier oder noch mehr Stämme möge Statt gefunden haben. Das müsste sich doch durch den innern Bau zeigen. Campanula persicifolia Kirschleger a. a. O. p- 3. Die Blätter der Pflanzen wurden nach oben zu immer mehr blütenartig. Die Blätter 9—13 am Stamme waren wel- lenförmig kraus, die Blätter 13—18 blau gefärbt, die Blätter 19—23 wurden immer kleiner von einer grünlich blauen, sehr blassen Farbe, einige hingen an den Rändern zusammen. Einige Oyclen von halbblumenblattförmigen Blättern entwik- kelten sich, ehe die fünf wirtelförmigen Staminalblätter er- schienen. Jedes dieser letztern trug an der obern und vor- dern Hälfte eine zweifächerige wohl entwickelte Anthere, deren Fächer aber mit noch nicht staubförmigem Blütenstaub gefüllt waren. Jedes Fach gehörte der Hälfte des Blattes an, die von einander durch die Mittelrippe getrennt waren. Die Pol- lenmasse schien auf beiden Flächen, der vordern und der hintern, durch eine epidermische Membran bedeckt; jedes für physiologische Botanik. 3 Fach war in zwei längliche Concamerationen getheilt, die am Rande, da wo die Anthere sich öffnet, eine Einbiegung hatte. An der Spitze der Axe fanden sich drei freie Karpellarblät- ter; Spuren von Eichen waren nicht zu sehen. Die Monstro- sität schien durch einen Insektenstich veranlasst. Tragopogon pratensis. Kirschleger a. a. O. p- 5. Die äussern Blümchen, viel grösser als die innern, zeigten einen Kelch von fünf linienförmigen Blättchen; eine gelblich grüne, an der Spitze schwach fünfgezähnte Blumen- krone, an einer Seite bis an die Basis gespalten; fünf freie Staubfäden; zwei lange, spitze, grüne Karpellarblätter, und zwischen ihnen ein neues Calathidium aus dreissig Blümchen bestehend. Die Schlüsse sind leicht zu ziehen, Rosa gallica prolifera. Kirschleger a. a. O. p- 7. Den Kelch stellten fünf gefiederte Blätter vor, das Endblättchen war dreilappig an einigen. Die Axe setzte sich durch den Kelch in derselben Dicke fort, dann folgten fünf gewöhnlich gebildete Blumenblätter, aber die Axe fuhr fort und war nun nackt. Hier zeigte sich ein kleines Blatt, wel- ches nur durch das Endblättchen repräsentirt wurde, dessen Rachis zwischen den beiden Stipeln eine Rosenfarbe hatte. Die beiden Stipeln waren von zarter Consistenz und von Rosenfarbe. An der Spitze stand eine gefüllte Rosenknospe mit vielen Karpellen. Philadelphus coronarius. v. Schlechtendal Lin- naea T. 16. p. 463. Der Kelch aus vier gestielten Blättern, von denen die zwei untern länger waren, die zwei obern kleiner und sehr ungleichseitig, indem die eine Hälfte fehlte. Acht Blumenblätter; die Staubgefässe fast normal. Pistill frei, sonst normal. In der Achsel des obern kleinen Kelch- blattes standen noch zwei kleine, verschieden gebogene Blu- menblätter und zwischen diesen zwei kurze Staubgefässe, von denen das eine eine wohlgebildete Anthere, das andere eine inissgebildete trug. Eine andere Blume zeigte den Uebergang der normalen Blumenbildung in die oben beschriebene ab- norme. Noch eine andere Blume hatte einen normalen Kelch, vier Blumenblätter, mit denen jedoch noch andere vier offen- bar aus Staubgefässen entstandene Blumenblätter wechselten. Eine vierte Blume hatte einen in vier Theile getheilten Kelch, 86 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten zwei derselben waren normal, das dritte stellte ein gestieltes Blatt dar, das vierte war viel kleiner, fast halbseitig und spiralig gedreht. In beiden Achseln der obern Kelchtheile befand sich eine unvollkommene Blume. Hier ist, sagt der Verf., eine Vereinigung der Blumenbildung mit der Inflorescenz. ° Berberis articulata Loiseleur Kirschlegera.a.O. p: 1. Der Verf. fand eine Monstrosität von Berberis vulga- ris mit Blättern, deren Stiele an der Spitze gegliedert waren. Er schliesst daraus, dass die Blätter der Berberis eigentlich nur die Endblätter eines gefiederten Blattes sind, wie die ver- wandten Arten zeigen. Willemet in seiner Flore de Nancy sah diese Monstrosität, und da er bei Linn& keine andere Ber- beris fand, als B. vulgaris und B. cretica, so musste es B. cretica sein. Sein Nefle Soyer Willemet sah diesen Fehler ein und nannte die Pflanze B, vulgaris monstruoso - petiolata. Loiseleur (Dictionn. d. sec. naturell. T. 56. p. 318) erkannte wohl, dass diese Pflanze nicht B. cretica sei, doch beschrieb er sie als eine neue Art unter dem Namen B. articulata, Hierher gehört auch B. provincialis Audib,, welche in den Reliquiae Schraderianae Linnaea 1838. p. 381. charakterisirt ist, auch hat es Steudel in seinem Nomenclat. botan., wie K, erinnert, nicht verbessert. Wenn er aber, gleichsam tadelnd, sagt, dass noch immer in den Beschreibungen der Ausdruck spina gebraucht werde, ‚so hat er sehr unrecht, denn in der Beschreibung muss zwar die Stelle des Theils angedeutet sein, aber die morphologischen Ansichten, die sehr verschie- den sein können, dürfen die Benennung des Theils nicht be- stimmen. Delphinium Consolida, Kirschleger a. a. O, p: 4: Die corolla (Linne’s nectarium) war ausgewachsen, fünf- blättrig, und fast regelmässig, die obern Blätter in spornartige Fortsätze verlängert und diese Blumenblätter wechselten mit den Kelchblättern. Ein Beweis für Jussien’s Ansicht dieser Blume. Zwar ist die letztere allgemein angenommen. Ich füge hier die Anzeige einer Abhandlung bei, weil sie sich ebenfalls auf Umbildungen oder Monstrositäten stützt: Ueber das Wesen der Keimknospe von Siegfr. Reissek, Linnaea T. 17. p. 657. ‚Ist die Keimknospe eine wahre Knospe, sagt der Verf,, so entspricht der Nucleus Su A A Pen SPP für physiologische Botanik. 87 dem Nucleus der Blattknospe, die Integumente den äussern Blättern derselben. Bei der gewöhnlichen Blattknospe gilt es als Gesetz, dass die äussern, respective untern Blätter die ältesten sind, die innern Blätter, welche den Nucleus zusam- inensetzen, die jüngsten, somit der Nucleus selbst der jüngste Theil. An der Keimknospe ist stets der Nucleus der älteste, das äussere Integument der jüngste Theil. Es findet demnach hier das Umgekehrte Statt. Aus diesem Verhalten ist ersichtlich, dass die Keimknospe, da sie so wesentlich abweicht, ihrer Vegeta- tion nach keine Knospe sein könne. Die Anlagerung neuer Partien nach aus- und abwärts findet aber gesetzmässig am Blatte Statt. Die Keimknospe ist deshalb ein Blatt. So wie die Bildung der Lappen am Blatte, so schreitet auch die Bil- dung der Intesumente der Keimknospe nach Aussen fort.“ Ich muss diesem geradezu widersprechen. Der Nucleus der Blattknospe ist keinesweges aus Blättern zusammengesetzt; er ist das abgerundete Ende eines Astes und ist der erste, der älteste Theil der Knospe, durch das Hervordringen des Markes gebildet. Ich könnte dem Verf. viele Abbildungen darüber zeigen, eine oder einige werde ich bald in meiner Anatomia plantarum vorlegen. Dieser Nucleus sprosst neue Blätter hervor, löset sich aber gar nicht in Blätter auf. Die Anlagerung neuer Partien nach aus- und abwärts findet aber gesetzmässig an der Blattknospe Statt, und nicht am Blatte, welches sich nach allen Richtungen ausdehnt. Die Keimknospe ist also kein Blatt, wohl aber mit der Blattknospe zu vergleichen. Es würde zu weitläuftig sein, mich über die folgenden ein- zelnen Sätze des Verf. zu äussern, da ich fast immer auf die entgegengesetzten Resultate gekommen bin. An diese allgemeinen Betrachtungen von Monstrositäten — die vorhergehenden betrefien nur einzelne Fälle — schlies- sen sich auch die Missbildungen gesammelt von Pr. v. Schlechtendal an, in Botan. Zeitung St. 29. S. 492. Der viertheilige Saum der Blumenkrone, sagt der Verf. von Syringa vulgaris, zeigt häufig einen Lappen mehr, welcher dann meist nicht von gleicher Grösse mit den übrigen ist, In solehen Fällen mehrt sich auch wohl die Zahl der Staub- gefässe um eins, und zwar ebenfalls durch Theilung des einen, dessen Staubfaden sich biegt und an dieser Biegung eine 8 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Pollen entwickelnde kleine Stelle zeigt. Seltener sind Blu- men, und namentlich kommen sie bei der weissblumigen Art besonders vor, deren Kronensaum in eine Menge Lappen ge- theilt ist, 13 —25 sieht man zuweilen. Staubgefässe sind in der Mehrzahl da, und zwei neben einander im Grunde der Blume stehende Pistille zeigten, dass wenigstens zwei ver- einigte Blumen den Grund zu dieser eigenthümlichen Bildung gelegt hatten. An Arctotheca repens fand der Verf. drei Blümchen der Scheibe mit einander vereinigt. Aeusserst häufig, sagt v. Schlechtendal daselbst, findet sich der Pflanzenstengel, auch wohl die Blätter spiralförmig gedreht, gewöhnlich wenn irgend ein Hinderniss bei der Ent- wickelung Statt fand. Oft kommt dieses Drehen mit dem Flachwerden zugleich vor. An Triticum repens bemerkte der Verf. auch eine Drehung des obersten Blattes, die hier genau beschrieben wird. An den Wurzeln sah ich nicht selten eine solche Drehung ebenfalls. Pflanzenbeschreibungen mit Rücksicht auf den inneren Bau. 1. Phanerogamen. Monographia Cycadearum. Scripsit F, A. @. Miquel. Traj. ad Rhen. 1842, fol. Eine vortrefiliche Mo- nographie. Voran geht eine Untersuchung des innern Baues dieser Pflanzen, historisch und nach eigenen Ansichten, Zuerst eine genaue Beschreibung des innern Baues der Wurzeln, wie sie sonst nicht gegeben worden, und darum wäre es sehr wünschenswerth, dass der Verf. Figuren davon mitgetheilt hätte, Merkwürdig sind die gemmae radicales, welche der Verf. mit Recht mit Zwiebeln vergleicht. Man kann aber auch den ganzen Stamm mit seinen Schuppen, als eine Zwie- bel über der Erde betrachten. Der Verf. führt die Beobach- tung von Faldermann im K. Botanischen Garten in St. Pe- tersburg an, welcher aus den Schuppen abgestorbener Stämme junge Pflanzen erzog. Die Schuppen sind die Blätter, aus denen man, wie aus den Blättern der Aloöarten, so lange sie noch einigermassen frisch sind, junge Pflanzen erziehen kann. Die sogenannten Blätter nennt der Verf. mit Linne frondes, für physiologische Botanik. 89 und die einzelnen Blättchen, nicht damit übereinstimmend, foliola. Es sind Aeste, wie ich in einer noch ungedruckten, in der Akademie (1842) vorgelesenen Abhandlung (wovon aber der Bericht erschienen ist), gezeigt habe, und wie der Verf. es p. 11 selbst andeutet. Er sagt hier, die weiblichen spadices von Cycas waren offenbar frondes, die Ovarien ver- änderte Blätter, und so folge daraus, dass man die frondes für Aeste halten müsse. Die Schuppen unter den frondes sind ein weit mehr überzeugender Beweis, dass jene Aeste sind. Die Blättchen der amerikanischen Cycadeen sind durch angeschwollene Basis an die rachis befestigt, gleichsam arti- eulirt, die der indischen und afrikanischen gehen aber gerade in dieselbe über. Das Ovarium von Cycas revoluta wird ge- nau beschrieben. Es ist Jänglich, und in eine Röhre zuge- „spitzt. Es besteht zu äusserst aus einer Zellenschicht von kleinen, dichten und festen, mit einer gelben färbenden Materie erfüllten Zellen und Gummigängen. Dann folgt eine harte Holzschicht aus Spiralfasern, die nach unten zusammen geheh und endlich eine innere Haut aus einem braunen flockigen Zellgewebe, welche der Verf. für den zelligen Theil des Na- belstranges, oder die Placenta hält. Diese drei Theile rech- net der Verf. zum Pericarpium, in welchem das Ovulum liegt, Es hat ein deutlich geöffnetes Exostomium. Die testa besteht aus einem dicken, festen Zellgewebe und ihre Höhlung wird vor der Befruchtung bis auf ein Drittel oder ein Viertel mit Zellgewebe angefüllt, wovon der äussere Theil häutig erscheint, der innere hingegen dicht und sphärisch den Nucleus dar- stell. Mit der Zeit wächst dieser Nucleus an und bildet das Albumen, die Testa fliesst mit dem flockigen Gewebe zusam- men. Nach der Befruchtung zeigen sich mehr Embryonen in _ einem Stamme, doch wird nur einer entwickelt, der in der Axe des Albumens liegt. Das Wurzelchen tritt ein wenig an der Spitze hervor. Es wird durch ein Filum suspensorium mit der Membran verknüpft, welche die Spitze des Albumens bedeckt, dort frei ist, unten aber zum grössten Theil mit dem Placentarkörper und dem Endokarpium verwächst. Die Nuss oder das Putamen ist inwendig von der Testa überzogen und damit durch ein Placentargewebe verbunden, welches gleichsam eine glatte und trockene Membran darstellt, mit ästigen, von 90 H. F. Link. Jahresbericht über die Arbeiten der Basis divergirenden Gefässbündeln (raphe). In den Za- mien fällt das mittlere Placentargewebe fast ganz weg, und dann sieht man ganz deutlich, wie die Basis der Testa durch Gefässfasern ganz mit der Basis der Nuss verbunden wird. Uebrigens erklärt der Verf. die Bauerschen Abbildungen von der Frucht der Cycas media, und fügt eigene Bemerkungen von der Frucht der javanischen Varietät von Cycas eircinalis hinzu. Auch die männlichen Geschlechtstheile beschreibt der Verf. Die Frucht von Encephalartus spinulosus sah er im Amsterdamer Garten keimen; vergleicht seine Beobachtungen mit der Beschreibung, welche Petit Thouars vom Keimen einer Cycas madagascariensis gegeben hat, und zeigt die Unter- schiede kurz an. Zuletzt ist von den Verwandtschaften der Cycadeen die Rede; er zeigt ihre Unterschiede von allen den Familien, in deren Nähe man sie gestellt hat. Wenn auch Richard den Habitus palmenartig gefunden hat, sagt der Verf, so ist doch der Unterschied sehr gross. Der innere Bau des Caudex ist ganz verschieden und dikotyledonenartig, die Blät- ter sind nicht scheidenartig, sondern von einander getrennt, und zwischen dem Baue der Geschlechtstheile ist keine Aehn- lichkeit. Aber der Bau der Geschlechtstheile bei den Palmen ist ausserordentlich verschieden; die Schuppen der Cycadeen sind die wahren Blätter und scheidenartig; der innere Bau des Stammes ist ganz wie bei Phoenix und verwandten Palmen, die ich als Cocoideae längst von den Arecaceae in meinen Vorlesungen geschieden habe. Doch darüber in der Folge mehr. Hierauf folgt nun die Beschreibung der einzelnen Gat- tungen und Arten. De Encephalarto Lehmanni ser. @. H. de Vriese. Tydsehrift voor naturl. Geschied. T. 10. St. 4. p. 59. Dieser in sehr gutem Latein geschriebene Brief (ein seltener Fall unter den jetzt lebenden Botanikern) an Miquel enthält eine genaue Beschreibung der eben genannten Pflanze und ihre Geschichte. Der Verf. bemerkte, dass im Herbst, nach- dem die Pflanze abgeblühet hatte, neben dem übrig gebliebe- nen Blütenstiele neue Blätter hervorkamen, wodurch die Narbe des Blütenstiels an die Seite getrieben wurde, Es wäre also in dem blühenden Zapfen eine evolutio terminalis, worauf eine evolutio lateralis von Blättern folgte, und der Zu u BA or für physiologische Botanik. 9 Verf. meint, dass auf diese Weise die Verästelung der Cyca- deen, die man an alten Stämme zuweilen bemerkt hat, geschehe. Ein ebenfalls sehr gut lateinisch geschriebener Brief von Mi- quel an de Vriese in derselben Zeitschrift p. 68 handelt de Cycadeis Loddigesianis. Die Observations s. 1. Musacees, les Scitaminees, les Cannees et les Orchidees p. M. Them. Lestiboudois in den Ann. des seiene. natur. T. 17 p. 205 u. 257 enthalten nur Beschreibungen, wobei der Verf. auf die Ansichten Anderer wenig Rücksicht genommen hat. Recherches litteraires sur le lis de St. Jaques, suivies d’observation sur l’anatomie et la physio- logie de cette fleur par Ch. Morren. Bulletin de l’Academie royale des scienc. T. 9. P. 1. p. 302. Es ist die Rede von der Amaryllis formosissima Linn., die man jetzt Sprekelia formosissima nennt; ein Name, wie der Verf, mit Recht sagt, an den sich keine Erinnerung knüpft, und der nicht einmal eine vernünftige Etymologie gestattet. Simon de Tovar, Arzt zu Sevilla, erhielt im Jahre 1595 Zwiebeln von dieser Pflanze aus Mexico, die auch bei ihm blühte, und sandte davon an den Grafen von Aremberg, durch den sie in die Gärten der Liebhaber kam. Linne wollte an dieser Pflanze die Bemerkung gemacht haben, dass die Narbe einen Saft periodisch absondere und auch wieder resorbire; der Verf, fand aber, dass dieser Saft nicht aus dem Stigma, sondern aus dem Boden des Periantliium hervordringe, dass auch keine ‘ Periodieität dabei Statt finde und dass er nicht resorbirt werde, sondern austropfe. Der Verf. kommt nun auf den Metallglanz der Blume. Er entsteht von dem WUeberzug (derme), der einen besondern Bau hat, wo die Zellen mit einem durchsichtigen rothen Saft gefüllt sind, und zweitens von den unzähligen Luftblasen, die sich in den Intercellular- gängen unter jenem Ueberzuge befinden; diese kleinen Luft- kissen stellen einen Spiegel vor, in welchem das Rubinroth der Zellen im Ueberzuge reflektirt wird. Die beiden Ueber- 'züge, der obere und der untere, sind aus einem Zellgewebe mit konischen Zellen gebildet, die einige Anatomen fälschlich (warum?) Papillen genannt haben. Die konischen Zellen sind kurz, an ‘der Basis sechseckig, und in der Mitte konisch z 93 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten erhaben. Diesem Kegel gegenüber, erhebt sich in der Höh- lung ein grosser körniger Cytoblast, von einer weisslich gel- ben Farbe, und übrigens ist die Zelle mit einer schön rothen Flüssigkeit gefüllt. An der Luft ändert diese Flüssigkeit ihre Farbe, und wird bläulich grün. Auf der obern Fläche sind die kegelförmigen Erhebungen ausgezeichneter als auf der untern. — Die erwähnten Luftblasen scheinen mir zu dem Glanz nichts beizutragen. Schon längst habe ich behauptet, dass der eigenthümliche Sammtglanz der Blumenblätter und der Moosblätter von Papillen, nämlich jenen konischen Erhe- bungen der Zellen herrührt; je grösser die Papillen, desto grösser der Glanz. Fehlen die Papillen, so erscheint die Blume ohne allen Glanz wie an Flantago. — Der Verf. setzt noch einige Bemerkungen über das Schwanken der Antheren hinzu, und über die Gestalt der Pollenkörner. Die äussere Haut sei ohne Zellen, gegen Mohl; durch sie sehe man die Körner im Innern. Die grossen Pollenschläuche treten in die länglichen Zellen des Stigma, und folgen der Mitte des Griffels, wo man ihrer eine Menge sieht. Recherches sur l’ivoire vegetal par M. Charl, Morren. Bulletin de l’Academ. R. d. science. d. Bru- xelles T. 9. P. 2. p. 362. Das vegetabilische Elfenbein ist das dichte Albumen einer Nuss, woraus mancherlei zierliche Sachen gedrechselt werden; eine Anwendung, die man zuerst in England gemacht hat. Diese Nuss ist schon lange bekannt, und kommt von einem Baume, der den Palmen oder wie Endlicher will, den Pandaneen nahe steht, und von Ruiz und Pavon Phytelephas, von Willdenow aber Elephantusia genannt wird. Er wächst, nach Humboldt, im Innern von Süd-Ame- rika am Magdalenenflusse und bei lbague in Süd- Amerika, und nicht auf den Mascara-Inseln, wie Morren sagt. Von diesem erhalten wir eine genaue anatomische Untersuchung der Nuss. “Sie besteht zu äusserst aus vier Umhüllungen von verschieden geformtem Parenchym, dann folgt das Albumen, das eigentlich sogenannte vegetabilische Elfenbein, welches äusserst dicht und weiss ist, von einem merkwürdigen Bau. Man findet nämlich gegen den Umfang Höhlungen von unre- gelmässiger Gestalt, dann werden sie sechseckig und von jeder Ecke (im Durchschnitt gesehen) laufen kurze gerade 4 3 | für physiologische Botanik. 95 Kanäle aus. Die Höhlungen stehen im Verbande (in quin- eunce). Alles übrige erscheint selbst unter starken Vergrös- serungen als eine dichte Masse. Wenn man aber einen Tropfen kanadischen Balsam darüber bringt, so sieht man deutlich, dass die dichte Masse aus Parenchym besteht, und dass die Höhlungen mit den breiteren Spitzen ihrer Aeste in einandergreifen. — Der innere Bau gleicht denen der Was- serpflanzen, und die abweichende Dichte und Festigkeit möchte wohl von der Zartheit des zusammengedrängten Parenchyms herrühren. Systema Piperacearum. Exposuit F. A. Guil. Miquel. Roterod. 1843. 8vo. Fasc. 1. Ein schätzbares Buch. Die Einleitung handelt von dem innern sowohl als dem äussern Bau der Piperaceen. Hier können nur einige Sätze des Verf. angeführt werden. Der Stamm aller Pipera- ceen hat einen angeschwollenen Knoten, sagt der Verf., und ist dadurch gegliedert, aber der Ursprung dieser Knoten ist verschieden. An den Peperomieen befindet sich eine End- knospe, welche den Stamm fortsetzt, nebst vielen Seitenknos- pen, woraus die Aeste hervorgehen; an den Piperaceen aber ist das Wachsthum in die Länge an jedem Knoten unterbro- chen und wird durch eine Seitenknospe fortgesetzt. Eine solche Seitenaxe wird mit ihrem ersten Blatte von einer stipula oppositifolia umgeben, die morphologisch betrachtet, ein Abor- tivblatt der Axe ist (?). Mit dem Kätzchen ist bei diesen Pflanzen die Axe beendigt, daher sind die Kätzchen zuerst aufrecht, nachher aber, wenn die Seitenaxe anwächst, zur Seite gebogen. — Die Darstellung des Verf. ist sehr richtig. Diese Art der Inflorescenz findet auch bei manchen Dolden- gewächsen Statt, wo ich sie inflorescentia axillaris genannt habe, so bei Sium angustifolium und Sium nodiflorum, indem Sium latifolium die gewöhnliche Inflorescenz behält. Die Pi- peraceen stehen in der Mitte zwischen den Monokotylen und Dikotylen in aller Rücksicht, und man kann die Stipula als den Anhang eines scheideartigen Blattstiels als eine ligula bipartita ansehen. — Der Stamm hat den innern Bau der Dikotylen, sagt der Verf. ferner, worin alle Botaniker über- einkommen, doch ist das Holz nicht in vollkommen concen- trische Schichten getheilt, sondern nur durch Markstrahlen in 94 H. F. Link: Jahreshericht über die Arbeiten Abschnitte gespalten, und zerstreute Holzfasern laufen ohne Ordnung durch das Mark. In einem zweijährigen Aste von Peperomia magnoliaefolia kann man weder ein wahres Mark, noch Holzschichten unterscheiden, sondern nur ungefähr 25 Holzbündel, unregelmässig, kaum in Kreisen gestellt, von denen die äussern 9 dicker sind, die innern ‚stufenweise dünner werden, und in der Mitte so dicht zusammen stehen, dass man kein Mark unterscheiden kann. In den älteren Zweigen ist das Mark wohl vom Holz unterschieden und enthält zer- streute Holzfasern; das noch weiche Holz aber ist keineswegs in concentrische Schichten getheilt, sondern nur durch weite Medullarstralen stralenweise getrennt. In mehreren kraut- artigen Arten sind die Holzfasern so unregelmässig getheilt, dass man keine Medullarstralen unterscheiden kann. — Diese Form steht ebenfalls in der Mitte zwischen der Monokotylen- und Dikotylenform Ausser den Piperaceen findet sie sich noch bei den Amaranthaceen, vielen Chenopodeen, Nyctagi- neen u, a. Man muss aber diese Form nicht mit der Form in den Cucurbitaceen, Umbelliferen und vielen andern Kräu- tern verwechseln, wie oft geschehen ist, wo nur die Holz- schieht mit Markstralen in mehrere Abschnitte durch Zellge- webe getrennt wird. — Bei den Blättern bemerkt der Verf., dass die entgegengesetzten Blätter nur dadurch entstehen, dass die Knoten sich zusammengezogen haben, und dadurch die beiden Blätter genähert sind, dass aber an jedem Glied nur ein Blatt sich befindet; auch kommen die beiden Blätter nicht zugleich hervor, sondern eines entwickelt sich nach dem andern. Er rechnet übrigens die Piperaceen zu den Diko- tylen, weil nur der Embryosack seitwärts hervortritt und aus ihm sich der Embryo entwickelt. Aber da der Embryo sehr klein ist und nur als gemma biloba, wie der Verf. sagt, sich zeigt, so möchte auch wohl das Keimen zwischen dem der Monokotylen und Dikotylen in der Mitte stehen, Observations anatomiques et organogeniques sur la Clandestine d’Europe (Lathraea clandestina L.) par M. P. Duchartre, Compt. rendus de 1l’Acad. d. Sc. & Par, 1843. P. 2. p. 1328. Von dieser anatomi- schen Beschreibung der Pflanze wollen wir nur das Ende an- führen, wo von der Frucht und dem Samen die Rede ist. A für physiologische Botanik. 95 Die Pflanze ist merkwürdig dadurch, dass sich die Kapsel bei der Reife schnell öffnet, und die beiden Klappen mit einer solchen Elastieität sich zusammenrollen, dass die grossen Samen bis auf 60—90 Centimeter fortgeschnellt worden. Der Grund dieser Erscheinung liegt nach dem Verf. darin, dass im Perikarpium sich zwei Schichten befinden, eine äussere, dicke, fast fleischige aus grossen von innen nach aussen ver- längerten Zellen, die gewöhnlich an dem vom Centrum der Frucht abgekehrten Ende weiter werden, und eine innere, dünne, fast lederartige, aus kleinen, ovalen Zellen, deren grosse Axe mit der Oberfläche der Kapsel parallel ist. Das Aufschwellen der Zellen in der ersten Schicht macht, dass jede auf die neben ihr liegende drückt, woraus die Totalwir- kung in jeder Klappe entsteht, dass sie sich nach innen zu krümmt. — Der Verf. hat hier vermuthlich eine Erklärung nach Dutrochets Weise geben wollen. Die doppelte Schicht von Zellgewebe findet sich fast in allen Perikarpien, die doch nicht mit Gewalt aufspringen. Auch entsteht ein Anschwellen der Zellen im Pflanzenreiche nie plötzlich, und kann daher eine plötzliche Wirkung nie leicht veranlassen, — Der Same, sagt der Verf. ferner, ist im erwachsenen Zustande von einer sehr dünnen testa oder spermoderme umgeben, die unter zwei einfachen zelligen Lagen aus drei Schichten von Faserzellen besteht. Dann folgt nach innen ein grosses, weisses, dichtes Albumen mit grossen Zellen, die sich durch die Dicke der Wände und durch die Tiefe ihrer Tüpfel (ponetuation) auszeichnen. Endlich der sehr kleine Embryo, der in einer Höhle des Albumens liegt, die er ganz ausfüllt; diese Höhle befindet sich gegen den Rand des Samens, nahe beim Nabel. Er hat die Gestalt einer kleinen Kugel, woran äusserlich eine kleine Warze, die radicula sitzt (mamelon ra- dieulaire); gegenüber befinden sich die beiden etwas unglei- chen Cotyledonen, und zwischen diesen eine kleine Erhöhung, der Anfang einer gemmula. Rapport sur un Memoire de Mr. Payer intitule: Etudes morphologique sur les inflorescenses ano- mäles et unM&moire de Mr. Naudin intitule: Etudes sur Ja vegetation des Solanees, la disposition de leurs feuilles et leurs inflorescenses, Compt, rend. 96 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten 1842. P. 2. p. 147. In einigen natürlichen Ordnungen kom- men die Aeste nicht immer aus dem Blattwinkel oder Brac- teenwinkel hervor, sondern stehen frei. St. Hilaire erklärt diese Anomalie durch ein Verwachsen der Blattbasis mit dem Aste. Die zu kurz gefasste Erklärung haben nun Naudin und Payer genauer auseinandergesetzt und angewandt. Nur die Resultate sind kurz angeführt. Naudin redet bloss von den Solaneen, Payer von den Crassulaceen, Borragineen und Cistineen. Beide nehmen ausser dem Verwachsen noch das Aufhören des Hauptstammes an, statt dessen die Aeste seine Stelle einnehmen oder usurpiren, und daher rameaux usurpa- teurs heissen. ; Die Anatomischen Bemerkungen über den Bau der Melocacten von P. F. A. W. Miquel, Linnaea V. 16. p. 465 enthalten nur die Bestätigung älterer Beobach- tungen nebst einigen Berichtigungen, und sind ohne Abbil- dungen. Bydragen tot de Anatomie der Cacteen door P. Harting. Tydschrift voor naturlyke Geschieden. T. 9. p. 181. S. auch Botanische Zeitung 6. St. S. 97. Da die Abhandlung bloss Bestätigungen älterer Beobachtungen enthält und Widerlegung anderer, so kann füglich auf Jas verwiesen werden, was in der Botanischen Zeitung gesagt ist. Cer&ee de Napoleon ou observations sur l’ana- tomie et la physiologie de cette fleur par Mr. Ch. Morren. Bulletin de l’Acad. R. de sciene. de Bru- xelles T. 9. P. 2. p. 210. Der Cereus Napoleonis wird in den Gärten gewöhnlich als die grössere Abänderung von Ce- reus triangularis bezeichnet. Zuerst liefert der Verf. eine äussere Beschreibung dieser Pflanze und ihrer schönen Blüte, welche selten erscheint. Dann redet er vorzüglich von dem Stigmakanal. Indem er von dem Geruche spricht, führt er ein Paar Versuche an, wo er eine Aehre von Orchis bifolia unter Wasser tauchte, so dass er den Duft nur durch das Wasser riechen konnte, und dennoch verbreiteten sie in der Nacht einen angenehmen Duft, zum Beweise, dass die Ursache, warum die Pflanzen den Duft nur in der Nacht verbreiten, nicht darin liegt, dass der ausgehauchte durch die Kühle der Nacht mehr verdichtet werde, in für physiologische, Botanik, 97 + Etwdes' sur l’anatomie. dwraisin et la eolora- - tion desiyins par.COh. Morren, Bullet, deil’Acad. - roy.iid. sciene. d. Bruxell, T.9. P.2. p. 511. Der Verf. untersuchte, die Traube,.‚welche man um ‚Lüttich vorzüglich bauet, und Morillon noir nennt, ‚doch hat er auch Rücksicht auf die Trauben ‚aus Italien und Portugal: genommen. ' Das Epikarpium oder die äussere Haut der Beere besteht aus zwei Schichten, die äussere ist aus prismatischen oder octae- drischen ungefärbten Zellen zusammengesetzt, ohne Kugeln oder Kerne (cytoblastes), in den italienischen, spanischen und portugiesischen Trauben’ besonders dick; die innere Schicht aus ähnlichen Zellen von rother Farbe, welche einen kleinen, weisslichen Kern enthalten, umgeben von einem rothen Saft, worin kleine Kügelchen sich befinden. Das Sarkokarpium oder das Fleisch der Beere ist roth,. da wo es an das Epi- karpium gränzt, sonst aber ungefärbt. Die Zellen sind eiför- mig oder zuweilen prismatisch. Es ist von Gefässen 'durch- zogen, welche zwei Systeme ausmachen, ein centrales und ein peripherisches, welches unter der äussern Haut ‘ein zierliches Geflecht bildet. Die Zellen des Sarkokarpium gehen stralen- weise vom Centrum nach der Peripherie. Der merkwürdigste Theil ‚des Sarkokarpium ist der, welcher sich von dem Ge- fässnetz zum Epikarpium erstreckt, ‚und zu äusserst rothe, dann grüne und endlich weisse: Zellen enthält, mit kleinern Kügelchen und einem Kern oder, Chlorophyll erfüllt. Aber ausserdem findet man unter dem Epikarpium eine ‘grosse Anzahl von dunkelrothen, ‚platten, scheibenförmigen Körpern, die der Verf. coreses nennt, von dem griechischen #007, |pu- pilla. Genaue Untersuchungen ‚zeigten, ‚dass sie ausserhalb der Zellen, und nicht in ihnen lagen. | Befreiet man sie von den Zellen, so sieht man leicht, dass sie aus runden Körnern wie Chlorophyll bestehen, mit kleinen Körnern in ihrem Innern, und dass sie rothe, violette oder bläuliche Flüssigkeit absondern, welche sie wie eine Wolke umgiebt. — Eine solche regelmässige‘ Absonderung.. zwischen den Zellen 'ist noch nicht wahrgenommen, worden. Sollten aber diese Kör- ner nicht in, einer (lichten Haut umschlossen. sein, wie ‘die Raphiden? DVeber die anatomische Structur einiger Magno- Archiv 1, Naturgeschichte, X, Jahrg. 2, Bd, G 98 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten liaceen von’ H. R.'@öppert, "Linnaea’ T.'16. p. 135. Wir wollen’ hier’ nur das»Resultat ‘dieser: Untersuchung ange- ben: dass nämlich bei genauerer Untersuchung "die vielleicht auch nur vermuthete Uebereinstinnmung' der Tasmannia-' und Drimys-Arten mit den Coniferen' ganz und ‘gar nicht Statt findet, ‘und ‘sich nur auf eine allerdings: merkwürdige Aehn- lichkeit rürcksichtlich der ziemlich gleichförmigen Zusammen- setzung des Holzkörpers aus porösen Parenchymzellen be- schränkt, ‘iii diesen selbst aber, der abweichenden Form der Markstralen gar nicht ‘zu gedenken, sich auch noch so viele Unterschiede 'darbieten, dass eine Verwechselung derselben mit‘ den Coniferen gar nicht Statt finden kann. | 2..Faırn. On the dotted vessels of Ferns. By J. W. Grif- fith, Annals of Natur. History T. 10. p. 169; Der Verf. beschreibt die getüpfelten Gefässe der Farn, welche im Wesentlichen von den getüpfelten Gefässen der Phanerogamen ' nicht verschieden sind. Oft sehe man beim Zerreissen die Ueberbleibsel einer Membran, welche die Tüpfeln erfüllte, zum Beweise, dass die Gefässe aus zwei Umhüllungen (coats) be- stehen, 'einer sehr zarten, und einer aus den vereinigten Fa- sern ‘bestehenden. Darüber 'sind wir in Deutschland längst übereingekoinmen. Die Röhren 'sind nicht wahre saftführende Gefässe (ducts), da sie sich abwickeln, ohne zu zerreissen, und Luft enthalten; sie können auch nicht betrachtet werden als eine Form des Holzgewebes, aus der letzterwähnten Ur- j sache, auch weil die Tüpfel spiralförmig gestellt sind. Der Verf. glaubt nun, dass sie veränderte Spiralgefässe sind und dieselbe Fımetion haben. Es sind 'poröse Gefässe, die gar oft 'spiralförmig reissen und eine spiralförmige Stellung der scheinbaren Poren, auch oft Luft enthalten, zu andern Zeiten aber den Nahrungssaft; sie gehören ohne allen Zweifel vi Holzgewebe. Der Verf, glaubt, die Spiralgefässe möchten nicht auf einerlei Weise entstehen und kommt hier auf die Schleim- ausflüsse mit Spiralen aus den Samen der Akanthaceen. ‘Man sieht aus ‚diesen‘ Angaben, dass der Verf. 'seinen Gegenstand nicht übersieht. Igefl Bemerkungen über Bastardfarn' vom E. Regel. für physiologische Botanik. 99 Botanische Zeitung 1843, 32. St. S. 537. 538. Der Verf. zählt ‘hier die verschiedenen Formen auf, welche in unsern Gärten als Bastarde gezogen werden, doch ohne sie genauer zu beschreiben oder ihren Ursprung zu erklären. Sie kom- men allein in der Gattung Gymnogramma vor und zwar nur in der Untergattung oder Abtheilung, die ich Ceropteris ge- nannt habe. S. Filicum species in Hort: Reg. botanico Bero- lin. 1841. Diese dem Verf. bekannt gewordenen Formen sind: 4) Zwischen @. chrysophylla und G. peruviana ist @. L’Herminieri (Filie. sp. p. 164). 2) Zwischen G. chrysophylla und 'G. distans eine Form (C. Massoni, Fil. sp. 'p. 143). 3) Zwischen G. chrysophylla und @. dealbata steht G. Mar- tensi. 4) Zwischen G. chrysophylla und ©. calomelanos zwei Formen. (Eine ist @. Martensii Fil. sp. p. 143). 5) Zwischen G. calomelanos und @. distans eine Form. 6) Zwi- schen G. dealbata (G. tartarea) und G. calomelanos ebenfalls eine Form. Es ist wohl kein Zweifel, dass diese Mittelformen nicht zu den Bastarden, sondern zu den Varietäten müssen gerechnet werden. Bekanntlich sind manche Gattungen, und in diesen manche Arten mehr als andere Ausartungen unter- worfen, wie wir an den Weidenarten sehen, unter denen auch 2. B. Salix aurrita weit mehr der Abänderung unterworfen ist, als Salix pentandra. In der Gattung Ceropteris kommt noch die veränderliche Wachsausschwitzung hinzu, die bald gelb, bald weiss ist, sogar an einer und derselben Pflanze gelb und weiss. So häufig die kimstlich erzeugten Bastarde jetzt sind, so selten sind die von der Natur oder vielmehr in der Natur erzeugten, und am wenigsten kann man sie unter den Kryptogamen vermuthen, wo der männliche Blüten- staub so versteckt ist, dass er sich nicht weit verbreiten kann, werm er überhaupt vorhanden sein mag. “ 3. Algen. BF. T. Kützing, Die Umwandlung niederer Algen- formen in höhere, so wie auch in Gattungen ganz schiedener Fämitien und Klassen höherer Cry- pfogamen mit zelligen, in Natuurkundige Verhan- delingen van de Hollandsch. Maatschappy d. We- tensch,. Tweed. Verzamel. 41 D. Haarlem 1841. BRedr G* 100 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Es ist nöthig diese Preisschrift, ‘welche fast den ganzen Band ausmacht, hier noch anzuführen, da sich der Verf, im ‚dem folgenden Werke darauf beruft. Es.ist die Entwickelung von Algen, von Lichenen und, Laubmoosen aus dem Protococcus. Es. wäre sehr unrecht, ‚weun man diese ‚genauen und sorg- fältigen. Beobachtungen von vorn herein verwerfen, und', die Schlüsse, welche darauf gegründet sind, für falsch‘ erklären wollte. Der Verf. hält den: Protococcus für ein Urgebilde, durch eine generatio originaria oder aequiyoca entstanden. Er weist nun nach den Uebergang der Protococeus -Körner in manche Algen und durch die Conferya tenerrima in die Moose, auch die Entwickelung von Lichenen aus‘ Körnern dieser Art, Wegen der generatio originaria wird er diejeni- gen, welche die Atmosphäre als eine Sammlung von Keimen aller Art ansehen, nicht befriedigen. Sie werden sagen, dass die Sporen keinesweges die Samen sind, sondern diese erst entfalten, und darin möchten. sie wohl oft Recht haben. Aber allerdings wird die Analogie mit den Phanerogamen endlich hypothetisch und die Wahrscheinlichkeit hat der Verf. wohl mehr für sich als gegen sich. Dagegen kann man fragen, wie ist die Verschiedenheit von Arten der Lichenen, die auf einem Stein oder an einem Baumstamme, oder wenn der Verf. hier verschiedene Arten läugnen wollte, wie sind die ver- schiedenen Arten von Moosen, die nicht selten neben einander wachsen, aus einer und derselben Art von Protococcus, oder einer. und derselben Oonferva tenerrima zu erklären? Wird der Verf. uns überzeugen, dass zwei Körner des Protococcus, aus denen verschiedene Arten von Algen, Lichenen oder Moosen hervorgegangen sind, oder die zarten Conferven, für mancherlei Moose keine Unterschiede hatten, wenn sie auch unsern bewaffneten Augen keine zeigen? Finden ‚wir Unter+ schiede in den seit einigen Tagen bebrüteten Embryonen der Hühnereier? Und doch sind wir überzeugt, dass die Verschie- denheit der Anlage zu der bestimmten Varietät schon in ihnen vorhanden sein müsse, denn die bestimmten Varietäten der Hühner pflanzen sich fort. Geschieht dieses bei so sehr entwickelten Thieren, wie vielmehr wird dieses bei den weni- ger entwickelten Kryptogamen der Fall sein. ‚Wenn. wir. anch keine Präformation in, der Strenge annehmen, wie sie einst ee für physiologische Botanik, 101 von Bonnet und seinen Anhängern angenommen wurde, so müssen wir doch bestimmte Anlagen annehmen, oder bestimmt verschiedene Richtungen jener Anlagen, weil sich sonst die Beständigkeit der Arten und selbst der Spielarten nicht er- klären liesse. Wir wollen übrigens die Beobachtungen des Verf. als Grundlagen ansehen, worauf weiter zu bauen wäre, und die erste Aufgabe möchte sein, die Verschiedenheit oder Aehnlichkeit und Gleichheit der Protococeus-Körner und ihre verschiedene Entwickelung in Rücksicht auf die verschieden daraus hervergehenden Arten und Abarten zu erforschen. — Die Ueberhäufung mit Kunstwörtern macht das Lesen dieser Abhandlung unangenehm. Phycologia generalis oder Anatomie, Physio- logie und Systemkunde der Tange ‚von Dr. Friedr. Aug. Kützing, Leipz. 1843. 4. 458 S. u. 80 farbig ge- druckte Tafeln. Ein Werk, welches in der Kenntniss der Algen Epoche macht, und welches die Wissenschaft einen bedeutenden Schritt weiter thun lässt. Es war nothwendig das Einzelne zusammenzufassen, um zu einer Uebersicht zu gelangen, und das ist hier vorzüglich nach eigenen Untersu- chungen, doch nicht ohne Rücksicht auf andere Forschungen so geschehen, dass wir dem Verf. für seine Bemühungen Dank sagen müssen, Es kann hier kein Auszug aus dem gan- zen Werke gegeben werden, nur einzelne Andeutungen mögen genügen. Der Verf. sagt mit Recht, dass offenbar Mittelge- schöpfe zwischen den Thieren und Pflanzen vorkommen, und ich hätte nichts dawider, wenn man viele derselben in beiden Reichen zugleich aufführte. Andere mögen dahin gestellt werden, wohin sie die Mehrheit der vegetabilischen und ani- malischen Eigenschaften bring. Zu den wahren Mittelge- schöpfen gehören die Diatomeen. In einer Abtheilung der Diatomeen, den Desmidieen, fand der Verf. Amylum, welches er für charakteristisch für das Pflanzenreich hält. Man kann dieses als einen Nebengrund gelten lassen, aber nicht zu den Haupfgründen zählen. Einige Arten von Hygrocrocis sind vielleicht Monadenstöcke, meint der Verf., die Oseillatorien und die Oorallineae werden mit Recht zu den Algen gebracht, aber Aleyonidium dem Thierreiche zurückgegeben. Dass der Verf, Spongia zu den Thieren rechnet, scheint nicht ganz 102 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten zweckmässig; die Gattung mag in beiden Reichen zugleich aufgeführt werden. Das erste Buch handelt von den Bestand- theilen der Tange. In dem Kapitel von den unorganischen Bestandtheilen der Algen wird besonders von den Farbestoffen geredet, und der Verfasser unterscheidet ausser Chlorophyll noch Phykokyan, Phykoerythrin und Phykohämatin. Das Phy- kokyan findet sich in Lemania torulosa, Thorea ramosissima, mehreren Oscillatorien, besonders Oseillatoria princeps und einigen Vaucherien, und entsteht durch eine Art von Gährung in den genannten Algen, wenn sie dicht auf einander liegen, und immer benetzt werden, wobei sich eine blaue Flüssigkeit sammelt. Alkalien, nämlich Kali, Natrum, Aetzammoniak ver- ursachen sogleich Entfärbung der Flüssigkeit, aber Säuren stellen sie wieder her. Das Phykoerythrin ist im. Callitham- nion und Griffithia, überhaupt in den Delesserieen enthalten, und zeigt sich beim Eintrocknen als eine ‚rothe Flüssigkeit. Wasser, Weingeist, Aether, Oele und Säuren ziehen die rothe Farbe aus den trockenen Algen nicht aus, wohl aber, Ammo- niak , worauf die Algen eine schmutzig violette oder violett- grüne Farbe annehmen. "Säuren stellen die ursprünglich rothe Farbe wieder her. Digerirt man die mit Ammoniak behan- delten Algen mit absolutem Weingeist oder Aether, so färben sich diese Flüssigkeiten grün, und lassen beim Abdampfen, Chlorophyll zurück, Sonnenlicht bleicht das Phykoerythrin, und die Farbe ist auf keine Weise wieder herzustellen. Das Phykohämatin hat man bis jetzt nur in Rhytiphloea tinctoria gefunden; es löst ‚sich durch Digestion mit Wasser auf, und wird durch absoluten Weingeist niedergeschlagen, Zu. den organischen Bestandtheilen der Pflanzen rechnet er erstlich den Schleim oder die Intercellularsubstanz 'nach Mohl, wie in Klammern umgeschlossen beigefügt wird; ferner das Phytoge- lin, welches durch Kochen mit Wasser in Pflanzengallerte sich verwandelt. Der Verf. unterscheidet weiter gallertartiges, knorpelartiges und hornartiges Gelin, Bei manchen palmel- lenartigen Gebilden, sagt er, haben sich die weichen Gelin- zellen so mit einander vereinigt, dass sie .nur eine, einzige, homogene Masse zu sein schienen, Endlich das Amylid und die Zellenkügelchen (Gonidien Wallroth, Chromatidium Lk.). In dem zweiten Buche ist die Anatomie und: Physiologie der 1 EEE En Eee ni für physiologische Botanik. 103 Tange enthalten. : Zuerst. von den, Gelinzellen, welche aus einer.doppelten Menıbran bestehen, und dann von den Amıy- lidzellen. Die meisten Gelinzellen schliessen nach dem Verf. noch eine besondere. zarte Zelle ein, deren Substanz von der Ge- linsubstanz abweicht, und. die Amylidsubstanz, ‚genannt: wird. An ihr entwickeln sich die feinen Körnchen,, welche in.den Zellen enthalten sind. Zuweilen ist diese Substanz; von dem Zel- lenkerne nicht zu. unterscheiden, wie,bei den Gattungen Nostoc; Palmella, mehren Oscillarien u..a. zuweilen aber ist sie deut- lich unterschieden, und. kann bei ‘den grössern ‚Conferyen; den Spirogyra-Arten u. m. a. gut beobachtet werden. Dann ist von’ gonimischen Zelleninhalt die Rede, und zwar von .dem kryptogonimischen, monogonimischen, ‚und: ‘polygonimischen Zelleninhalt; es ist nämlich nur ‚eine ‚Flüssigkeit vorhanden, oder ein. Zellenkern oder mehre. ‚In dem \Zellensafte mancher Tange findet man ‚sehr kleine, freischwimmende Gonidien, die eine‘ lebhafte, selbstständige Bewegung haben; manı sieht ‚sie besonders an Oedogonium: vesicatum und: capillare.. Es. folgt nun die Entwickelungsgeschichte. der Elementarorgane,, ‚wobei es. störend ist, dass der Verf. nicht die ‚Zellen ‚von. dem In- halte, den Amylidzellen nämlich oder seinem Exenchym und dein, wie er es nennt, gonimischen Gewebe oder Parenchynı scharf trennt, sondern alles zusammen. betrachtet. Die Zellen sind ein ganz anderes, mehr bestimmtes Gebilde, ‚als, die häu- tige oder körnige Substanz‘, die sich innerhalb jener Zellen befindet, Wir wollen daher nur von dem eigentlichen. Zell- gewebe oder Tanggewebe, wie der Verf. sagt, seine, Beobach- tungen. anführen. Die Entwickelung. dieses Gewebes. geschieht 4) durch Theilung der Zellen; 2) durch Conjugation' schon fertiger Zellen; 3) durch. Zwischenlagerung,- wenn zwischen schon vorhandenen und itheilweise verbundenen Zellen sich einzelne neue erzeugen; 4) durch Einwachsen von.Zwischen- fäden in. ein. schon. besteliendes Zellgewebe; -5).. durch Um- wachsuug ‚welches ‚nicht wie ‚das vorige von.der, Peripherie zum Centrum, sondern vom Centrum. zur‘ Peripherie geht; 6) durch Apposition; wo der.Anfang der Bildung mit: einem Kügelchen oder Bläschen ‚beginnt, ‚welches ‘sich. an ‚der Aus- senfläche einer. ältern Zelle erzeugt, vergrössert und ‚mit der: selben in Verbindung. bleibt; sie zeigt Sich besonders bei den 104 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten ' _ quirlförmigen Ramificationen. Man sieht leicht, dass diese Entwickelungsarten ihrer Natur nach sehr von einander ver- schieden sind. Die verschiedenen Formen des Tanggewebes müssen im Werke selbst nachgesehen werden. Hierauf fol- gen die zusammengesetzten Organe und zwar zuerst Tang- oder Algenkörper (Phycoma). Warum hat der Verf. nicht den Ausdruck Thallus beibehalten, ‘der äusserst treffend die Grundlage der ganzen Pflanze darstellt, und die‘ drei sehr verwandten, schwer scharf zu trennenden Familien: Algen, Lichenen, Pilze vortrefflich zusammenstellt. Hier ist der Aus- druck Phycoma wiederum unterschieden in Trichoma, Phyl- loma u. s. w. Der Verf. geht nun die Formen des Thallus, das Phyllom und Caulom durch, die doch wenig von'einander verschieden sind, redet dann von der Ueberhaut, den Schleim- gefässen, den Luftbehältern und den Fasergrübchen. Viele Tange haben auch Wurzeln (aber diese sind in ihrem innern Bau durchaus nicht von dem übrigen Thallus verschieden). Der wesentlichste Theil der Tangfrucht, ‘sagt der Verf.,"ist der Same (spermatium, $permätidium). Manche Früchte be- stehen nur daraus und diese nennt er Nacktfrüchte (gymmo- carpia), andere sind von einer besondern Hülle umgeben, und heissen ‘dann Hüllenfrüchte (angiocarpia), die Hülle selbst Fruchthülle (spermangium). Sie schliesst ‘stets mehre Samen ein. Wo indessen wieder eine Vereinigung mehrer Hüllen- früchte Statt findet, da entsteht ein Fruchtlager, Fruchtkörper (earpoma).' Also wiederum, wie es Acharius machte, 'nene Kunstwörter für eine einzelne Familie, die gar leicht mit an- dern zusammenzustellen ist. ' Die folgende Eintheilung, da sie nicht Eintheilung der besondern Organe, sondern der Ar- ten ist, gehört aber zu den sehr zweckmässigen. Der Verf, fährt nämlich fort: Alle Früchte sind sich in der Bildung und Structur ihrer Samen gleich, auch im’ der Art und Weise, wie sich ihre Samen entwickeln; aber in der Fruchthülle und in der Anordnung der Samen in Zahl und Form "kommen gewisse Verschiedenheiten vor. ‘Die Fruelit' tritt‘ nämlich "bei einer Hälfte der Tange in einerlei Weise auf und entwickelt sich dann auf allen Individuen"gleichartig — diese Tange heissen Gleichfrüchtige (Isocarpeae) — bei der'andern Hälfte tritt sie dagegen stets in zwiefacher Form auf verschiedenen re zes für physiologische Botanik. 105 Individuen auf, diese heissen Ungleichfrüchtige (heterocarpeae),. Die wahren reifen Samen, setzt der Verf. hinzu, sind lose, hologonimische Amylidzellen, welche gewöhnlich von einer melir oder weniger dicken, bald einfachen, bald doppelten Gelinmembran umgeben sind. In einem Nachtrage stellt der Verf. die verschiedenen Kunstwörter für die Organe der Al- gen zusammen, welches ihn hätte behutsam machen sollen, neue zu ersinnen. Bald wird ein anderer kommen, der seine unnöthigen Kunstwörter zu Synonymen’ macht. ‘Schade um das treffliche ‘Werk. Die Fortpflanzung der Tange ist bei den verschiedenen Formen nach eigenen Beobachtungen genau beschrieben, die überhaupt genommen in einer 'gar' einfachen Entwickelung besteht. “ Die Fortpflanzung durch Urbildung wird auch hier angenommen. ‘Die Ernährung der Tange ist _ ein noch wenig bekannter Gegenstand, worüber ‘doch hier aber einige treffende ı Bemerkungen vorkommen. In dem zweiten Theile der Systemkunde 'sind alle bekannten 'Gattun- gen und Arten der Algen aufgeführt, und man erstaunt über die Menge von neuen Arten, womit der Verf. unsere Kunde bereichert hat. Die Pflanze im Momente der Thierwerdung beobachtet von Dr. Fr. Unger, Wien 1843.'8.98 $. und ein Kupfer. Mit jenem liebenswürdigen Enthusiasmus, der an die schönen Zeiten der Naturbeobachtung erinnert, wo die Forscher von den wunderbaren Kunsttrieben der kleinen Thiere ergriffen ‚wurden , erzählt der Verf. in Briefen an Endlicher eine merkwürdige Erscheinung, die er an einer Alge, au der Vaucheria clavata (Eetosperma clavata Vaucher.) beobachtete. Diese kleine Pflanze besteht aus einem 'ver- zweigten ungegliederten 'Schlauche, der seine grüne Farbe wie gewöhnlich von Chlorophylikügelchen hat. An'der Spitze der Endtriebe erscheint unter den gehörigen Umständen eine Querwand, und in der dadurch entstandenen obern ‘Abtheilung geht aus einer ungefärbten, schleimig körnigen Substanz die Bildung eines an die ursprüngliche Haut sich anschmiegenden Sehlauches vor sich, der aus einem Flimmerepithelium gebil- det wird. Im Schlauche selbst, oder im Innern der soge- nannten Sporidie ist nur eine geringe Spur von Organisation zu erkennen, Durch Anschwellung der reifenden Sporidien 106 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten gleichzeitig mit der Verdünnung’ der Spitze des Mutterschlau- ches durch Resorption (Ausdehnung) berstet diese und die Sporidie drängt sich durch die enge. Oeffnung | eigenmächtig und endlich sogar in drehender Bewegung „heraus. ; Dieser Vorgang dauert wenige Minuten. Die Sporidie ‚ist /ein ovaler oder. elliptischer Körper, ‘der vom Mutterschlauche | befreit, sich nach allen Richtungen frei im Wasser bewegt und. zwar in rotirenden Bewegungen von links nach rechts und zugleich fortschreitend. 'Ein: mit schwingenden Gilien gleichförmig be- setztes Epithelium! bringt diese Bewegungen. hervor. '/Momente der Ruhe wechseln nach. Willkür mit Bewegungen ab, die ‚im Ganzen dureh ‚zwei Stunden dauern. Mit dem Aufhören ‚der Bewegüngen: verändert ‚sich: ‚das Ellipsoid in. die Kugelgestalt, die grüne Färbung vertheilt'sich gleichförmiger, ‚und: die glas- artige Durchsichtigkeit (des Epitheliums verwandelt sich in. eine zarte ‚homogene: Pflanzenmembran.. In‘ weniger als zwölf Stunden verlängert sich . die Blase ‚durch unmittelbare Aus- sackung; an einer..oder an zwei Stellen zugleich.und es. treten damit!die Erscheinungen des 'Keimens ein. Die Entwickelung der Schläuche fährt rasch fort. Es bildet sich einerseits, ein Wurzelgebilde, wodurch das Pflänzchen sich festsetzt, während der andere Fortsatz sich verlängert, verzweigt und innerhalb vierzehn Tagen zur ‘gleichen Sporenbildung gelangt. Dieses ist der: Verlauf der merkwürdigen Erscheinung, zum Theil mit des Verf. eigenen Worten dargestellt. Im Anfange der Schrift sagt er: „Die Beweglichkeit der ‚Algensporidien ‚und ‚namentlich die der Vaucheria wurde für keine sehr absonderliche | Er- scheinung, am wenigsten für eine thierische gehalten, Link, Oken, ‚Schlechtendal, Meyen, R. Brown, Valentin, Ehrenberg u. m. a, ıhaben sich dafür ausgesprochen. Ungeachtet ich mich in guter Gesellschaft befinde, ‚so muss ich ‚doch: eine Stelle ‚aus ‘den’ Propyläen der Naturgeschichte anführen, die überdiess hierher gehört, s. S. 279. „‚Eine merkwürdige Er- scheinung ist, dass die Eier von manchen Thieren sich bewe- gen, und. zwar von solchen 'Thieren,, welche selbst ihren. 'Ort nicht verändern. Grant hat dieses an den Spongien, an Gor- gonia verrucosa, Caryophyllaea calyeularis, Plumülaria: falcata u. a, beobachtet. Wenn dieses auch : schon ' ausgeschlüpfte Junge wären, wie die Flimmerbewegung an den Eiern von für physiologische Botanik. 107 Campanularia dichotoma zu zeigen scheint, ‚so bleibt es doch immer sehr merkwürdig, dass ein solches Junge in seinem ersten Zustande von einem Orte zum andern sich bewegen kann, indem das erwachsene Thier festgewachsen ist. Auch an den Keimkörnern einiger Algen hat man solche Bewegun- gen beobachtet, die zu manchen Hypothesen Veranlassung ge- geben haben. In der Pflanze steigert sich das Leben zur Zeit der Befruchtung, und so könnte man wohl erwarten, dass gerade im Uebergange von dem: Thiere zur Pflanze die höchste 'Stei+ gerung im Samen und im Eie Statt finde.“ An einem andern Orte ist gesagt, dass schon im Blatte eine mehr thierische Entwickelung Statt findet, als im» Stamme; das Blatt entwickelt sieh wie ein thierischer Theil, indem es‘ vom Anfange an in seinem Umrisse erscheint, der Stamm nicht. Zuletzt frägt der Verf. nach dem Zweck und sagt: „Die Pflanze kann thier- erzeugend auftreten, das ist sicher, und wenn sie diess kann, was hindert mich zu sagen, dass sie dieses Werk nicht öfter that und öfter thut; was hindert mich zu vermuthen, dass endlich das ganze Thierreich und selbst der Mensch eine Ausgeburt der Pflanzenwelt. sei?‘ Aber die Pflanze konnte dem Samen nur eine vorübergehende Thierheit geben und keine dauernde. Alles geht in der: Natur in stufenweiser Ent! wickelung weiter und diese Art ‚der Entwickelung hat: den Zweck, die Mannichfaltigkeit hervorzubringen, ‚die zuletzt zum Selbstbewusstsein führt, dem höchsten ‚Streben der Natur. So habe ich meinen Glauben in den Propyläen der Naturge- schichte dargestellt. Recherches sur les organes locomoteurs des spores des Algues par M. Gustave Thuret. Annal. des sciene. naturell. 2 Ser. T. 19. p. 266, Diese Ab- handlung schliesst sich an die Schrift von Unger ‘an, und nimmt darauf Rücksicht. Zuerst Beobachtungen über. die Sporen von Conferya glomerata und rivularis. Sie sind sich einander völlig gleich in diesen beiden Arten; ihre‘ Gestalt ist kräuselförmig, das verdünnte ungefärbte Ende, der Schna- bel, hat zwei fadenförmige tentacula, welche: länger ‚sind als die Spore, wodurch sie sich ‚bewegt. Bei dieser Bewegung ist. der Schnabel nach vorn gekehrt und die Spore ‚dreht'sich im Wasser wit einer Art von zitternden Bewegungen. Von 108 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Zeit zu Zeit kehrt sie plötzlich zurück und dreht sich um ihre Axe. Nur wenig Opiumextract hemmt sogleich die Be- wegung, worauf man die Tentacula besser sieht, auch wenn man etwas’ verdünnte Jodtinetur hinzusetzt, und die Sporen zwischen zwei Glasplatten trocknen lässt. — Chaeto- phora elegans var. pisiformis: die Sporen, die kleiner sind und schwer zu beobachten, haben vier‘ Fühlspitzen — Prolifera rivularis und Candollii Leclere (Mem. du Mus. T. 3. p. 462) haben ovale Sporen; der Schnabel ist zugerundet und trägt einen Kranz 'von fadenförmigen Tentakeln, wodurch sie sich sehr schnell bewegen. Wenn die Sporen anfangen zu keimen, so befestigen sie sich 'mit dem Schnabel an Alles, was im Wasser schwimmt und schieken wurzelartige Verlängerungen oder Haken aus, womit sie sehr fest anhängen. “Oft geschieht dieses an den Fäden der ‚Alge selbst, und diese übel verstan- dene Erscheinung hat zu dem Namen Prolifera Gelegenheit gegeben. — Nun kommt der Verf. zu Vaucheria clavata, redet von Ungers Beobachtung über diese Alge und fügt‘ seine eigenen hinzu. Die grüne Materie verdichtet sich in dem keulenförmigen Ende des Fadens, so dass dieser schwärzlich Aussieht.. Dann erscheint‘ an der Basis der Keule ein leerer Raum, als ‘ob der Schleim sich gleichfalls verdichte und die grünen Kugeln nach oben und nach unten zurückstiesse (Un- gers Scheidewand).. ‘Wenn man etwas Karmin in das Wasser streut, so sieht man den Wirbel, den die Cilien im Wasser machen. Wasser über Jod gestanden hemmt sehr rasch die Bewegung, Jodtinetur muss sehr verdünnt sein. Uebrigens kommen: die Beobachtungen des Verf. mit Ungers Beobach- tungen sehr überein. Die Pflanze, setzt er hinzu, besitzt in ‚allen ihren Theilen die Fähigkeit sich zu reprodueiren. Zu- weilen gelingt die Befreiung der Spore nicht, und sie keimt auf der Mutterpflanze, welches sonderbare Formen giebt. An den Chlorophylikügelehen in der Alge sah er'keine Bewegung, ausgenommen wenn ein Faden reisst, wo dann die Körner stossweise herauskommen. Bemerkungen von Hassall über Algen. Entero- morpha intestinalis. Annals of Nat. Hist. T. 11. p. 233. In der Jugend besteht diese Alge aus einer Reihe von Zellen.‘ Jede dieser Zellen wird durch eine Längslinie a VERBENgE für physiologische Botanik. 109 in zivei Theile getheilt: (bisected), worauf mehre parallele Li- nien folgen, so dass ‚die Originalzellen in‘ mehre getheilt wer- der, «von. denen jede breiter und wieder getheilt wird. Zu- letzt legen sie ihren Conferven - Character ab, werden hohl und cylindrisch. Ferner: beobachtete er, dass in den Zellen dieser Alge oft, wenn sie noch sehr klein ‘sind, ein Kern ent- steht, der noch in der Mutterzelle keimt und gegliederte Fä- den hervorbringt, so dass, wenn die Mutterzelle :zerreisst, parasitische Conferven darauf zu sitzen scheinen. Ueber die ästigen Süsswasser-Oonferven, das. S. 359. Die Zellen wachsen nicht allein in die Länge, son- dern auch mit der Zeit in die Breite, so dass die Fäden gegen die Spitze abnehmen. Die reproductiven Zellen sind aufge- blasen. Auch sagt der Verf. etwas von den Zoospores, was wir jetzt besser wissen. Die Gattungen Bulbochaete und Mi- erospora, neue Gattungen, werden charakterisirt. S. auch S.463. Die Querwände sollen durch einen Riss in den Wän- den der Zellen und durch Einbiegung der Ränder entstehen, nicht, wie Morren wollte, durch Sonderung des Inhalts in zwei Theile. Observations on some points in the anatomy and physiology ofthe freshwater Algae, by Arthur Hill Hassall. Annals of Natur. Hist. 'V. 412. p. 20. Zuerst: On cytoblasts in the Algae. Die Cytoblasten in den Gattungen Zygnema und Vesiculifera sind das Central- organ, welches Meyen in der Gattung Spirogyra entdeckt hat ond welches Schleiden einen Cytoblast nennt; eine zufällige Uebereinstimmung, da unser Verf. weder Meyen noch in die- ser Beziehung Schleiden kennt,; wenigstens sie gar nicht an- führt. In Zygnema ist der Bau sehr zusammengesetzt, sagt er. Jeder Gytoblast ist einzeln und nimmt gewöhnlich‘ den Mittelpunkt der Zelle ein. Er besteht aus zwei, zuweilen drei Membranen; die innere stellt einen Kern vor, und die beiden äussern sind durch eine Flüssigkeit von einander ge+ trennt. Die äussere Membran giebt viele röhrenförmige Ver- längerungen ab, die sich in den Spiralfäden endigen. ' Der Verf. hält den Cytoblast für den Magen, welcher die aufge- nommenen und verdauten Stoffe durch die Verlängerungen den Organen zuführt, wodurch sie assimilirt werden. Wenn 410 H. F. Linktu.Jahresbericht über die Arbeiten die Zelle ihre Grösse erreicht hat, so’ schwinden diese röhren- förmigen:'Verlängerungen, 'aber''der ‚Körper: wächst'noch fort, und nun: glaubt'/der"Verf,, diene’ er’ zur Befruchtüng‘der hel- len 'Körner,, die» sich in» den ‘Spiralfäden befinden. »Hypothe- sen! Observations on the genus'Zygniemw'theilt die Arten’ dieser Gattung in zwei Abtheilungen, in der einen sind die Zellen, welche ihre Reife erlangt haben, in einander ge- steekt,‘in der andern nicht." Ueber die Verbindung hat‘'schon Mohl gehandelt, auch 'hat der‘ Verf. Rücksicht darauf genom- men, und eine unbedeutende Bemerkung zugefügt. 'Obser- vations'on tke genus Vesiculifera. Einige Zellen sind zum Theil mit regelmässigen Ringen umgeben.: Der Verf. meint, dass diese Ringe dazu dienen, die Samen herauszulas- sen, indem sie. sich ER und dadurch die ... der Zellen von einander reissen. . Observations on the genus Mougeotia, on two new genera of freshwater Algae, and on Tyndari- dea with description’ of species, by A. H. Hassall. Daselbst p. 180. In den allgemeinen Bemerkungen. über Mougeotia, sagt er, die Arten, deren Fäden sich nicht verbin- den, geben einen Beweis, dass die Verbindung zweier Zellen nicht nöthig sei, um: die Art fortzupflanzen. Er beschreibt dann :Mougeotia ericetorum, die ganz gewiss dieser: Gattung fremd ist, auch führt er die.Unterschiede selbst an, ohne sie doch: für genügend zu halten, 'was sie gewiss sind. Das Uebrige gehört zur beschreibenden Botanik. In: demselben Journal 'p. 188: ist "eine Note von 'Edw. Forbes gegen Hassall eingerückt, meistens Zoophyten betref- fend und das Vorkommen 'von Pilzen auf lebendigen Körpern, wo H. nicht gewusst 'hatte, was über einen Gegenstand bereits geschrieben war. ‘Allerdings ist Hassall ein guter Beobachter, nur kennt er selten und nie genau, was Andere, besonders Ausländer ‚über einen ‘Gegenstand bereits bekannt gemacht haben. Entwickelungsgeschichte der Chaetophora tu- berculosa, Karl Müller, Flora 1842. 513. Merkwürdig und‘auch schon von Hassall zur wiederholten Untersuchung empfohlen. Die Alge hat getrennte Geschlechter auf derselben Pflanze. Die männliche Kapsel ist sitzend, seitenständig, rund; ee En u ws für physiologische Botaniki' 111 roth’ und 'hat' deutlich entwickelte Pollenkörner.! 'Die'weibliche istendständig,! gestielt, rund, ‘gross zuerst mit durchsichtigen Kügelehen gefüllt, ‘dann zellig.' ' Zur’ Befruchtung! nähert 'sich ‚die’nächste männliche‘ Kapsel ‘der weiblichen, . indem 'sie’ sich verlängert, wächst mit der weiblichen gleichsani' zusammen, entleert ihre Pollenkugeln' in dieselbe,‘ und fällt darauf ab. Die‘ weibliche Kapsel enthält deutlich ‘die zuerst ungefärbten Pollenkörner,' wird dann grün und die grünen Körner ballen sich in Häufchen, "gewöhnlich in fünf, zusammen. Nun schwillt sie an, die Körner in ihr entfärben sich und dringen’ aus der zerplatzten Kapsel nach allen Seiten heraus. Von jedem'der hervorgedrungenen Körner kommt ein heller durchsichtiger Faden hervor, der die Alge fortpflanzt. Batrachospermum moniliforme von Nägeli beobachtet, Linnaea T. 16. p. 264. ‘Eine genaue Be- schreibung dieser Alge, die keinen Auszug erlaubt.‘ 'Merkwür- ‚dig scheint besonders die Bildung von Zellen, doch nicht überall in dem Faden, der als charakteristisch für die Gattung angegeben wird. SpirogyraHornschuchi beschreibt Herrmann Kar- sten in diesem Archiv d. Naturgesch. Jahrg. 9. S. 338. Zuerst einige Bemerkungen über den Bau dieser Algen. Der Faden besteht aus drei verschiedenen Membranen. Die äus- ‚sere überzieht gleichmässig die ganze Pflanze und umschliesst die in ihrem Innern von der zweiten Membran gebildeten eng an einander gereihten Zellen, deren sich berührende Wände die Querwände bilden. In jeder dieser Zellen findet man die dritte innerste Membran, eine höchst zartwandige Zelle, die überall gleichmässig der Mutterzelle anliegt. — Die beiden ersten Membranen unterschied schon Roth bei’ den meisten Algen mit Querwänden. — Der Verf. vereinigt nun, wie schon mehre getlan, Spirogyra quinina und princeps , unterscheidet aber eine (von ihm bei Berlin entdeckte Art) Sp. Hornschuchi genannt, dissepimentis patelliformibus. " Note relative aux caracteres distinctifs qui se- parent les vegetaux des animaux et aux secretions minerales dans les plantes, Compt. rend. 1843. P. 2. pP: 16. "Eigentlich nur über die Korallinen. Der Verf. zeigt zuerst, dass der Kalkabsatz nur äusserlich sei, dann analysirte 112 H. F. Link: Jahresbericht; über die Arbeiten er,ieineKoralline. und fand darin,;6,7 p.C;\Stickstoff, ‚gerade so. viel alsı,/diese niedern Pflanzen zu haben: pflegen. \.Nach- dem ver /iden.kalkigen | Ueberzug ‚durch. verdünnte ‚Salzsäure getrennt «hatte, sah er in ‚dem darunter liegenden ‚Gewebe Amylumkörner, wie die Prüfung mit Jod angab, Die Koral- linen. gehören also zum Pflanzenreich. — Was ‚in; Deutsch- land. darüber schon längst geschehen. ist, weiss ‚der\Verfasser nicht! Ist 'auch..in den Annales des Sciene,. natur. IL. Ser. T.:20. p. 65 und.in dem: Werke abgedruckt, worin’ alle Ab- handlungen ‚des Verf. zusammengestellt sind, ‚unter ‚dem-Titel: Memoires sur les developpemens des Vegetaux, par M. Payen Par. 1842. 4. 4 Pilze, Die drei Ordnungen der 'kryptogamischen Pflanzen, Liche- nen, Algen; ‘Pilze unterscheiden sich zwar so auffallend von den; übrigen Kryptogamen, nämlich den Moosen und den Farn, dass man) daraus eine besondere. Klasse. bilden’ muss, die ich längst unter dem Namen Kryptophyten. unterschieden habe, sie gehen 'aber so in einander über, dass sie: äusserst schwer durch ‘bestimmte Charaktere zu trennen sind. Man pflegt .dalier wohl die Algen von den Pilzen dadurch zu un- terscheiden,, dass jene in Flüssigkeiten wachsen, diese nicht. Aber der , weisse flockige Thallus von. Penicillium ‚glaueum, einem Pilze ohne allen Zweifel, findet sich gar oft in Auflö- sungen von, Zucker, verdünnten ‚Auflösungen, von. Weinstein- säure u. s. w. Umgekehrt wächst Trentepohlia Jolithus, eine Alge, auf Steinen am Gebirge und nie im,Wasser. Ich kenne nur zwei Unterschiede, welche auf den Gränzen beider Ord- nungen leiten können, erstlich ‘die Farblosigkeit der im Was- ser wachsenden Pilze, und zweitens, dass die Pilze. oder Schimmel: von niederer Bildung, ihre Fructification mehr -aus- wärts tragen, die Algen mehr innerlich, oder sie doch in Masse ausschütten, was die Algen nicht zu thun pflegen. Sehr viele Pilze, noch dazu unentwickelte, befinden sich unter den Algengattungen Hygrocroeis, Leptomitus u. s. w. Hier ist! nun zuerst von den Vegetabilien die; Rede, welche in und auf lebendigen Thieren vorkommen, deren Un- tersuchung, zwar nicht'neu, aber doch. in den letzten Jahren A für physiologische Botanik. 113 mit grösserer Genauigkeit angestellt ist, als es vorher geschah. Wir müssen zurückgehen zur Abhandlung: Ueber eine eontagiöse Confervenbildung auf dem Wassersala- mander von Ad. Hannover, in Müllers Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1839. S. 338. Zu die- ser Abhandlung hat bereits Meyen in seinem Jahresbericht f. 1839. S. 63 die sehr richtige Bemerkung gemacht, die Pflanze sei Achlya prolifera Nees, die sich auf manchen abgestor- benen thierischen und auch vegetabilischen Theilen finde. Die Contagiosität hält er ebenfalls mit Recht für ein gewöhn- liches Fortpflanzen dieser niedern Gewächse durch Körner oder Sporen. Nees v. Esenbeck hat in dem Zusatz zu der Abhandlung von Carus in den Nov. Act. Acad. Natur. Cur. T. 11. P. 2. p. 493 von den zwischen Algen und Pilzen in der Mitte stehenden Pflanzen (Hydronemata) geredet, wozu der vorliegende Pilz gehört. Er unterscheidet solche Pflan- zen mit Querwänden, die er Saprolegnia, und ohne Quer- wände, die er Achlya nennt. Zu den ersten zählt er ein Gewächs, welches Gruithuisen auf einer abgestorbenen Was- serschnecke (Valvata branchiata) fand, und Conferva ferax nannte, zu den zweiten, die von Carus beschriebene Schim- mel- oder Algenbildung. Nachher hat man beide Gattungen vereinigt, und Kützing führt die Achlya prolifera in der oben erwähnten Phykologie S. 157 als Saprolegnia ferax auf. Ich möchte dies Gewächs zu den Pilzen rechnen; die Fäden selbst sind ungefärbt, die Sporen oder Sporidien bläulich grau, ge- rade wie am gewöhnlichen Schimmel Penicillium glaucum, auch werden die Körner an der Spitze der Fäden schnell hinter einander ausgeleert. Ueber contagiöse Confervenbildung auf leben- den Fröschen und über den Einfluss der Nerven auf die Blutbewegung in den Capillargefässen, von Dr. Stilling zu Cassel, in Müllers Archiv für Anat. 4841. S. 279. Nach einer grossen aber wieder zugenähten Wunde, wobei die untere Hälfte des Rückenmarkes aus dem Kanal genommen war, lebten die Frösche oft noch einen Monat. Die Spitzen der Zehen wurden weiss, und es erzeugte sich an ihnen eine sogenannte Conferve, die sich weiter Archiv 1, Naturgeschichte, X. Jahrg, 2, Bd, H 4 114 H, F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten verbreitete. Die Beschreibung und besonders die Abbildung des Gewächses zeigt ohne Zweifel Achlya prolifera, die Be- wegung der Sporen ist beobachtet, aber falsch gedeutet. Es gelang dem Verf, das Gewächs auf lebendigen und todten Thieren fortzupflanzen. Ungeachtet der Verf. das Gegentheil behauptet, so ist doch wohl kein Zweifel, dass die Theile, worauf dieser Schimmel entstand, im Absterben begriffen wa- ren. $. auch die folgende Abhandlung. Fernere Erläuterung der contagiösen Confer- venbildung auf Fröschen und Wassersalamandern, von Ad. Hannover in Müllers Archiv 1842. 73. Gegen Stillings Abhandlung, der jenes Gewächs zu den Thieren rechnen wollte. Der Verf. zeigt, dass man nicht selten die Körner oder Sporen von Conferven (auch Pilzen) sich bewe- gen gesehen habe, und die Thierchen, welche Stilling an den Fäden des Schimmels beobachtet hatte, hält er mit Recht für zufällig parasitischh Nach der Beschreibung und Abbildung ist der Pilz deutlich gegliedert und wäre demnach Sapro- legnia ferax. On the Conferva which vegetates on the skin ofa Goldfish. By J. Goodsir, Annals of Nat. Hist. T. 9. p. 333. Eine gute Beschreibung der Saprolegnia ferax oder Achlya prolifera, besonders sind die Veränderungen des letzten Gliedes, ehe die Sporen hervorbrechen, gut beschrieben, auch das Keimen der Sporen. Das Bläschen, sagt er, ver- längert sich, und erscheint doppelt, das heisst, aus zwei Zellen bestehend; dann verlängern sich beide Zellen, und bekommen neue (additional) Zellen an dem obern Ende. Er beschreibt deutliche Gliederung, also auch Saprolegnia ferax. Gegen das untere Ende eines jeden Gliedes sah er ein Bläschen im In- nern, Zuletzt sagt er, das Gewächs habe Aehnlichkeit in mancher Hinsicht mit dem, was von Hannover und Stilling beschrieben sei. Die Bewegung vor dem Heraustreten der Sporen sah er wohl, aber nicht nach dem Heraustreten. In der Abhandlung: Ueber das Vorkommen und die Natur der Entophyten und Epiphyten des le- benden Organismus in Klencke’s Neuen physiologi- schen Abhandlungen, Leipz. 1843. 8. findet sich S. 36 die Beschreibung einer Conferye, wie der Verf. sagt, welche für physiologische Botanik. 115 der Verf, im Ausflusse eines rotzkranken Pferdes gefunden hat. Es ist nach den Abbildungen und der Beschreibung selbst kein Zweifel, dass diese Conferve die Achlya prolifera war. Das Hervordringen der Sporen aus dem letzten Gliede und die Bewegung nachher wird genau beschrieben. Einiges zur Lebensgeschichte der Achlya pro- lifera, von F. Unger. Linnaea Th. 17. S. 129. Der Verf. fand dieses Gewächs an kränkelnden Goldfischen. Er giebt davon eine sehr genaue Beschreibung, und da er, ein vortrefllicher Beobachter, nur ungegliederte Fäden oder Schläuche sah, so möchte man glauben, dass die Pflanze mit gegliederten Fäden, welche Gruithuisen und nachher andere beschreiben, wirklich verschieden sei. Der körnige Inhalt des Schlauches ist in beständiger Bewegung und hat ausser der fortschreitenden Bewegung, die ihnen durch Strömung mitge- theilt wird, noch eine besondere Molecularbewegung. Wenn das Ende des Schlauches sich durch Vermehrung des Inhalts zu einer Keule verdickt hat, wird es durch eine Querwand abgesondert, deren Entstehung hier beschrieben wird. Der Endschlauch erhält nun eine netzförmige Oberfläche; die scheinbaren Zellen entstehen aber von der gallertartigen Sub- stanz, die von den Körnerhaufen sich gesondert hat, und nun durch gegenseitigen Druck eckig wird. Sie verschwindet; die früher zusammengepressten Körnerhaufen oder Sporidien wer- den länglich und indem die Körner sich mehr nach hinten sammeln, wird die Spitze durchsichtig. Nun kommen die Sporidien in Bewegung, dringen eines nach dem andern aus dem Fruchtschlauche hervor, bewegen sich wie die Sporidien _ von Vaucheria clavata, doch konnte der Verf. keine Flimmern entdecken, setzen sich fest und keimen. Diese ausführliche Darstellung macht den Schlussstein zu den Untersuchungen über dieses merkwürdige Gewächs. Merkwürdig ist in Klencke’s kurz vorher angeführtem Buche die Beschreibung eines Pilzes (S 62), welchen er auf der Haut eines wassersüchtigen Unterschenkels fand, auch nachher noch zweimal, nämlich am Rande einer Gangraena ex deeubitu und an den Zehen eines gelähmten Mannes. Der Pilz bildet einen Rasen, der sich den blossen Augen als ein H* 116 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten weisslicher Puder zeigte, unter dem Vergrösserungsglase aber aus weissen kleinern und grössern gelbbräunlich gefärbten Fäden bestand, die gabelförmig gespalten und gegen einander gebogen waren. Auf der innern Seite dieser Fäden wuchsen birnförmige Sporangien gegen einander gerichtet, die sobald sie sich berühren, ihre Sporen in einander ausleeren. Dieser Pilz ist offenbar eine Art der Gattung Syzygites, die Ehren- berg, als er hier in Berlin studirte, im Thiergarten fand und sowohl in seiner Inaugural- Dissertation als in den Verhand- lungen d. Naturforsch. Frde. Th. 1. S. 91. t. 2. 3. beschrieb und abbildete. S. auch meine Fortsetzung von Willdenow’s Spec. plant. T. 6. P. 1. (Berol. 1824) p. 94. In diesem Buche findet sich auch p. 93 eine Pilzgattung Sporodinia charakterisirt, an welcher die Sporen aus dem Faden des Thallus in das Sporangium in deutlicher Bewegung übergehen. Diesem mögen wir anknüpfen: Ueber die freie Bewegung der Sporen von Ne- maspora incarnata Pers. vom Prof. Göppert in Mül- lers Archiv 1842. S. 145. Als der Verf. die rothen gal- lertartigen Fäden dieses Pilzes in Wasser brachte, löste sich die einhüllende Gallerte auf und die ausserordentlich kleinen, länglichen an beiden Enden zugespitzten, ziemlich durchsich- tigen Sporen wurden frei, bewegten sich und rotirten nicht blos in horizontaler, sondern auch in vertikaler Richtung. Es war oben von Achlya und Saprolegnia die Rede, Pilzen, welche äusserlich auf kranken lebenden thierischen Körpern vorkommen; es ist nun noch anzuführen, was von Pilzen innerhalb vegetabilischer und animalischer Substanzen gesagt worden. : Pilze tm Innern, beob. von R. Nägeli. Linnaea T. 16. p. 288. In den Wurzeln mehrer Irisarten, von denen nicht gesagt wird, ob sie ganz gesund waren, fand der Verf. Pilze, die er beschreibt und abbildet. Zwei Arten erhebt er zu einer besondern Gattung Schinzia, und nennt die eine Sch. cellulicola, die andere Sch. penieillata. Jene scheint mir ein noch nicht reifer Aspergillus, diese ein noch nicht reifes Pe- nieillium; die dritte Art, der traubenförmige Pilz, ist allerdings eine sonderbare Form. Die Unterscheidung, ob etwas inner- für physiologische Botanik. 117 halb der Zellen oder ausser denselben liege, gehört wegen der durchscheinenden Wände zu den gar nicht leichten. Die Kartoffel-Epidemie der letzten Jahre von Dr. €. Fr. Ph. v. Martius, München 1842. 4. mit drei Taf. Abbild. Ich führe diese Schrift hier an, weil die ge- nannte Krankheit der Einwirkung eines Pilzes vorzüglich zu- geschrieben wird. Unstreitig ist diese Schrift die beste über eine Krankheit, die eine Zeit hindurch die Oekonomen gar sehr beschäftigte, und ich möchte sagen, ein Muster für solche Untersuchungen. Nach einer literarischen Einleitung über die Kartoffelkrankheiten im Ällgemeinen folgt ein Bild der Krank- heit, welche die trockene Stockfäule der Kartoffeln genannt wird, und zugleich eine Beschreibung des Pilzes, welcher immer darin vorkommt. Er bringt ihn mit Recht zur Gat- tung Fusisporum als eine noch nicht beschriebene Art, die er F. Solani nennt und folgendermassen charakterisirt: Erum- pens, pulvinatum; floceis erectis ramosis parce septatis, spo- ris elliptieis aut eylindrieis obtusis septatis facile decidentibus. Eine zweite, durch ihre beträchtliche Streckung in die Länge und durch den Verlust der grossen ceylindrischen Sporenkör- ner bemerkbare Form lässt sich als Varietas ß sporitrichoides bezeichnen. Sie entsteht aus derselben Unterlage (hyphasma) und ist also gewiss nur eine Abänderung. Selten bemerkt man an dieser Abart, die zweite Form von kleinen, rundlichen und nicht mit Scheidewänden versehenen Keimkörnern als das Resultat einer eigenthümlichen Abschnürung. Hierauf folgt die Beschreibung der Kartofielräude, wobei auch der Pilz beschrieben wird, welcher in ihr sich immer findet. Wall- roth nannte ihm Erysibe, weil er für den Namen Caeoma den ältern schon bei Theophrast vorkommenden Erysibe in Anspruch nimmt, und was die andern Erysibe nannten, Al- phitomorpha genannt hat. Ob Theophrast Puccinia von Caeoma schon unterschieden hat? Unser Verf, nennt ihn mit Unrecht Protomyces, da dieser Name auf einer Hypothese beruht, die gar zweifelhaft ist. Nun geht der Verf, mit grosser Umsicht die äussern und innern Ursachen durch, welche eine Race- Verschlechterung oder Prädisposition zur Krankheit hervor- bringen können, worauf dann die Ansteckung als bestimmende Ursache hinzukommt. Hierbei äussert er einen sinnreichen 118 H. F, Link, Jahresbericht über die Arbeiten Gedanken. Er vergleicht die Contagiosität der Pilze mit der Impfung der Krankheiten im thierischen Körper. Der orga- nische Stoff, sagt er, welcher dem zugefügten Contagium zu- nächst liegt, reagirt gegen dasselbe und erleidet eine After- organisation, welche mit mehr oder weniger individuellen und selbstständigem Ausdruck unter denselben physischen Erschei- nungen hervortritt, wodurch sich der ursprünglich ergriffene Organismus als Träger des Contagiums charakterisirte. Aller- dings eine generatio aequivoca und hypothetisch wie diese, aber ist es nicht noch hypothetischer die Atmosphäre, oder das Wasser für eine reiche Sammlung von zarten Pilzsamen zu halten, wozu noch die Eiersammlung von Infusorienthier- chen und dergl. ‚kommt? Als Mittel gegen die Krankheit wird besonders die Reinigung der Saatkartoffeln von anhän- genden Keimkörnern der Pilze empfohlen. Zu den Pilzarten in lebendigen Thieren gefunden, gehören noch folgende Nachrichten. Cryptogames developpees pendant la vie A la surface interne des poches a@riennes d’un canard Eider (Anas mollissima) p. M. Eldes Deslongehamps Compt. rend. 1841. P. 1. p. 1110. Das Thier starb am schweren Athemhohlen. In den Luftsäcken fand man die Wände mit Platten (plaques) von Schimmel besetzt. Diese Platten waren rund, besonders in der Mitte erhaben. Der Pilz bestand aus durchsichtigen, nicht gegliederten, wenig oder gar nicht verästelten Fäden, die einen Filz bildeten. An der Basis, wo sie angeheftet waren, hatten sie kaum 0,02 Milli- meter im Durchmesser, weiterhin aber noch einmal so viel und darüber. Ueberall sah man in diesen Fäden kugelför- mige oder eiförmige Bläschen von weisser oder grünlich grauer Farbe. An einigen Stellen ragten aufrechte Fäden aus .dem Filz hervor, welche einen Haufen von grünlichen Sporen an der Spitze trugen, und nachdem die Sporen abge- fallen, eine Scheibe zeigten. — Ein der Gattung Aspergillus nahe stehender Pilz, wenn nicht eine Art dieser Gattung. Diese Nachricht ist mitgetheilt in den Ann, of Nat. Hist, T. 8. p. 229 und zugleich wird ein ähnlicher Fall aus dem Philosoph. Magaz. 1833. V. 2. p. 74 angeführt, wo sich ein schimmelartiger Pilz in den Lungen eines Flamingo fand, für physiologische Botanik. 119 Noch ein älterer Fall aus Montagu’s Supplement to his Or- nithological Dictionary von 1813 im Artikel Scaup Duck wird von Yarrell in den Ann. of Nat. Hist. T. 9. p. 131 angege- ben, wo es heisst: ‚die Ursache des Todes (bei diesem Weib- chen) schien in den Lungen zu sein und zwar in der Memı- bran, welche die Lungen von den andern Eingeweiden schei- det; diese letztere war verdickt, und die ganze Höhlung inwendig mit einem Mucor oder blauen Schimmel überzogen.“ Ueber die Pilzbildung in den Lungen der Vögel findet sich eine genauere Beobachtung von J. Müller in dessen Archiv 1842. S. 198. Er sahı in Stockholm im Anatomi- schen Museum ein Präparat von einer Strix Nyctea, die an schwerem Athemhohlen starb. Gelbe, zähe und dichte, runde, platte, auf der Oberfläche concentrisch geringelte, in der Mitte vertiefte Körper besetzen die Schleimhaut der Lungen und aller Luftsäcke, auch die Knochen des Beckens, soweit sie von den Luftsäcken berührt werden. Ein anderer Fall wurde in Berlin an einer Rohrweihe, Falco rufus, beobachtet, wo sich solche Körper auf den Nieren fanden, auch in den Luft- säcken der Brust. Diese Körper sind rund, von +—2 Lin. im Durchmesser und darüber; die Oberfläche ist glatt, in der Mitte vertieft; an den jüngern napfförmig ausgehöhlt, an den ältern sieht man concentrische erhabene Zonen; die untere Fläche ist platt und angeheftet, doch lässt sie sich, ohne die darunter befindliche Schleimhaut zu verletzen, abschälen. Den Schimmel, der die Oberfläche dieser Körper an dem Präparat zu Stockholm bedeckt, hält der Verf. für eine Nebensache, auch fehlte er an den zu Berlin beobachteten Körpern, Im Durchschnitte sah man aber hier bei einer Vergrösserung von 600 im D. feine, ungegliederte, verästelte und anastomosirende Fäden, auch ausser diesen Fäden, viel dickere, rundliche oder unregelmässige Körper in der Masse eingestreut, und nicht selten zu vielfach aufgetriebenen kürzern oder längern Strän- gen verlängert, die sich zuweilen gablicht theilen. Abbildun- gen dieser Fäden, und der mit ihnen zugleich gefundenen Körperchen, sind beigefügt, — Ich habe diese sehr merkwür- digen tellerförmigen Körper gesehen, wie der Verf. erwähnt hat. Ganz möchte ich den Schimmel nicht für -Nebensache halten, Sollten die Fäden, die sich im Innern jener Körper 120 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten befinden, nicht die Anfänge von dem Schimmel sein, den man an der Oberfläche späterhin zuweilen wahrgenommen hat? Ich kam auf den Gedanken, indem ich die Pilze auf faulen Früch- ten untersuchte, wo die Fäden der darauf befindlichen Schim- melarten sich tief durch das Zellgewebe ziehen, und oft schon vorhanden sind, wenn man ausserhalb kaum etwas be- merkt. So war der Schimmel an dem zu Berlin gefundenen Körper vielleicht noch nicht entwickelt. Die tellerförmigen Körper selbst scheinen von thierischer Substanz zu sein. Ueber Entophyten auf den Schleimhäuten des todten und lebenden menschlichen Körpers von Adolph Hannover, Müllers Archiv 1842. S. 281. Die mikroskopische Pflanze besteht aus feinen, geraden Fäden, die wasserhell sind, oder inwendig kleine Kügelchen zeigen, zuweilen auch einen neblichten Inhalt, der in Zellen abgetheilt scheint, obgleich keine wirklichen Scheidewände vorhanden sind. Die Fäden sind stark verzweigt, ohne bestimmte An- ordnung und ohne dass die Zweige dünner als der Stamm werden. Sporen im Innern (aber doch Kügelchen) und im Aeussern hat der Verf. nicht bemerkt. Er fand diese Fäden zuerst in der Speiseröhre eines Kranken, wobei er Langen- becks Beobachtung von solchen Fäden in der Speiseröhre einer Typhusleiche in Froriep’s Notiz. 1839 Nr. 252 anführt, doch bestanden hier die Fäden aus Zellenreihen, mit. wasser- hellen Zellen (Sporen?) an den Aussenflächen, die oft eine grünliche Färbung gleich den Schimmelsporen hatten. Bennett fand einen Fadenpilz mit gegliederten Fäden und Sporen in den Lungen eines Mannes, der an einer Knoten- Schwindsucht gestorben war, auch bemerkte man ihn in dem Auswurf, als der Mann noch lebte. Bennett vergleicht den Pilz mit Penicillium glaucum sehr treffend. Sonderbar, dass man die äusserst häufige Entstehung dieses Schimmels in ve- getabilischen Flüssigkeiten so wenig beachtet hat. S. Trans- act. of the R. Society of Edinburgh V. 15 p. 2, auch im Auszuge in Annals of Nat. Hist. T. 11. 126. History ofa case in which a fluid periodically ejected from the stomach contained vegetable or- ganism of an undescribed form. By J. Goodsir. Ann. of Nat, Hist, T, 11. p. 125. Ein junger Mann, a ie DE ZU * für physiologische Botanik. 121 49 Jahre alt, der schon seit vier Monaten an Magenbeschwer- den litt, gab des Morgens eine saure Flüssigkeit aus dem Magen, ohne Anstrengung zum Erbrechen, von sich. Durch das Mikroskop erkannte man darin kleine viereckige oder längliche Platten, die der Verf. für vegetabilisch hält, Sareina nennt, und folgende Gattungskennzeichen davon giebt: Leder- artige, durchsichtige Pflanzen, die aus 16 oder 64 vierzelligen, viereckigen Stücken bestehen, welche parallel neben einander in einer viereckigen durchscheinenden Matrix liegen. — Ohne Zweifel eine Infusorie, und zwar ein Gonium, vielleicht das bekannte Gonium pectorale selbst. Die Beobachtung ist übri- gens merkwürdig, und ich habe sie deswegen hier angeführt, ungeachtet sie nicht in ein Jahrbuch der physiologischen Bo- tanik gehört, Die Entdeckung des Gährungspilzes fällt in das Jahr 1826, wo Desmazieres ihn in einer besondern zu Lille er- schienenen kleinen Schrift beschrieb und abbildete, die nach- her in den Annal. d. Science. naturell. T. 10. p. 59 abge- druckt worden. Er nannte ihn Mycoderma nach einer Gat- tung von Persoon, von der Desmazieres nicht allein, sondern auch Persoon selbst sagt, dass sie von zweifelhafter Natur sei. Es werden darunter von Persoon häutige Verfilzungen oberflächlich beschrieben, die man in Kellern um Flaschen u. s. w. gefunden hat. Desmazieres bestimmt die Gattung von Neuem, rechnet sie zu den Infusorien, begreift darunter kleine Thiere, die sich mit einander verbinden und auf der Oberfläche des Wassers oder feuchter Körper eine Haut dar- stellen. Den Gährungspilz nennt er Mycoderma cerevisiae. Nun machte Biasoletto auf die kleinen Pilze aufmerksam, welche sich in manchen Auflösungen und Aufgüssen erzeugen, 5. Di aleune alghe microscopiche Venetia 1834; Kützing fand schon zu gleicher Zeit in einer wässrigen Rhabarber- tinctur eine Alge, die er Cryptococeus infusionum nannte (Journal f. prakt. Chemie 1834. S. 475). Turpin beschäftigte sich mit der Hefe auf seine bekannte Weise, aber noch Nie- ınand hatte an die Gährung gedacht, als schnell hinter einan- der Abhandlungen erschienen, welche jene mikroskopischen Organismen als das Wesentliche in der Hefe betrachteten. Die erste war yon Oagniard Latour, wovon die Nachricht 122 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten sich in der Zeitschrift L’Institut 23. Nov. 1836 befindet; die zweite von Schwann, in Poggendorfis Annalen der Physik und Chemie B. 41. S. 184; die dritte von Kützing im Jour- nal für praktische Chemie 1837. B. 2. S. 385. Schwann widerlegt die Meinung, dass dieses organische Wesen eine Infusorie sei, bringt es auf Meyens Rath zu den Pilzen und will es Zuckerpilz (Saccharamyces) genannt wissen. Da nun auf diese Weise die Sache unter die Chemiker kam, so wurde sie bald von Berzelius und Liebig verworfen, auch in den Annalen der Chemie und Pharmacie auf eine spasshafte Weise dargestellt. Doch nahm sich Mitscherlich der Physiologen und Botaniker an, und ich ziehe aus dem Berichte der Akademie der Wiss. zu Berlin für den Februar 1843 Folgendes aus: „In der Bierbrauerei kann man zwei Hefearten mit Bestimmt- heit von einander unterscheiden, die Unterhefe und Oberhefe, jene vermehrt sich bei einer Temperatur, die + 7° nicht übersteigen, aber nicht bis 0° sinken darf; sie ist das Gäh- rungsmittel beim Bayerischen Bier; die am schönsten ausge- bildete Oberhefe ist die des Weissbiers, sie vermehrt sich bei einer Temperatur von ungefähr + 25°. Die Unterhefe be- steht aus einzelnen Kügelchen von den verschiedensten Di- mensionen; der Verf. hat fast nie bemerkt, dass sich an irgend einer Stelle eines grössern ein kleineres Kügelchen bildete; die kleinern sind stets in der Flüssigkeit vertheilt. Bei der Oberhefe bemerkt man fast nie einzelne kleine Kügelchen, sondern nur grosse, an deren Enden kleinere sich entwickeln, wodurch Verästelungen gebildet werden. Diese vermehren sich durch Knospenbildung, die Unterhefe dagegen, indem kleine Kügelchen in der Flüssigkeit isolirt wachsen. Bei der ältern Hefe kann man am deutlichsten eine Hülle und einen granulosen Inhalt unterscheiden, welcher noch deutlicher her- vortritt, wenn man sie mit wässriger Jodlösung übergiesst. Der Verf. hält es für sehr wahrscheinlich, dass bei der Unter- hefe die Kügelchen platzen und dieser granulose Inhalt her- austritt; die Unterhefe würde sich demnach durch Sporen fortpflanzen.“ Kützing führt in seiner oben angezeigten Phy- kologie S. 148 den Gährungspilz unter Cryptococcus Fer- mentum auf, und sagt Folgendes davon: „Die Hefe ist eine Alge auf der niedrigsten, aber ein Pilz auf ihren höhern Ent- EEE EEE für physiologische Botanik. 123 wiekelungsstufen. Stellt man nämlich Hefe in einem flachen Gefässe mit der Gährungsflüssigkeit an die Luft, so begeben sich einzelne Hefekügelchen an die Oberfläche. Diese ver- längern sich, reihen sich an einander und verwachsen auch endlich. In den verlängerten Hefenzellen bilden sich alsdann 2—3 punktförmige Kerne (wie in den Sporen mancher Pilze) aus und endlich entsteht durch Verlängern und innigeres Ver- wachsen der Zellen ein geglieder Faden, dessen Glieder ey- lindrische Form haben. Bei noch weiterer Entwickelung deh- nen sich die Fäden entweder zu sehr dünnen Faserchen aus, oder sie erweitern sich zu grössern langgestreckten Zellen, welche endlich zu blasenförmigen Kugeln anschwellen, in de- nen sich kleine sehr zahlreiche Kügelchen (Sporidien) erzeu- gen; in diesem Stadium gleichen sie daher völlig einem Mu- eor.“ Ich bin überzeugt, dass die meisten Pilze, welche in- nerhalb animalischer und vegetabilischer Körper vorkommen, nur der Thallus (das Kraut gleichsam) von mehr ausgebil- deten Formen sind, die sich erst an der Luft entwickeln, wie der Hausschwamm Merulius Vastator eine Menge Rhizomor- phen bildet, und erst, wo er Gelegenheit hat an der Luft auszuwachsen, die Frucht, das sporangium hervorbringt. Für den Gährungspilz muss der Name Cryptococcus bleiben; mit Torula herbarum Pers., einem lange dauernden, festen, schwar- zen Pilz ist keine Aehnlichkeit, mit Oidium aureum weit mehr, doch wächst dieses auf Baumstämmen, und die Glieder sondern sich erst im Wasser ab, gleichen aber dann in Grösse und Gestalt aufallend den einzelnen Gliedern vom Gäh- rungspilz. Schönlein hat zuerst auf die Pilze in Hautkrank- heiten aufmerksam gemacht, s. Müllers Archiv 1839, S. 82. Er fand dergleichen in der Porrigo lupinosa Willan.; er giebt aber davon keine Beschreibung und eine Abbildung, an der nicht viel zu erkennen ist. Gruby liefert in demselben Ar- chiv 1842. S., 22 eine Beschreibung von Pilzen in der Tinea favosa. Innerhalb des epidermatischen Ueberzuges findet sich eine amorphe Schicht, die eine Kapsel darstellt, welche in zwei Hälften getheilt ist, in der sich die Parasitenpflanze be- findet. Sie hat die grösste Aehnlichkeit mit einer Myeoder- mis (ma). Die Wurzeln und Stämmehen der Mycodermis 124 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten sind glatte, eylindrische, durchscheinende Röhrchen, die zu- weilen sich mehrfach dichotomisch spalten; ihre Hülle ist glatt, ihr Inhalt entweder moleculös oder granulös, oft sieht man die charakteristischen Scheidewände der Pflanzenzellen in ihrem Gefüge. Die Endzweigchen, die im Centrum der Kapselhöhle sich befinden, haben gefurchte Ränder. Die oft rosenkranzartig an einander gereihten Keimkörner sind an den Endtheilen der Zweigchen zu finden; sie sind oft unre- gelmässig an einandergehäuft, von gelblich weisser Farbe, jedes Sporkörnchen ist vollkommen glatt, rund oder oval, durchscheinend und aus homogener Substanz gebildet. — Die Beschreibung ist offenbar von einem der Sache Unkundigen gemacht, und im Ganzen unverständlich. Derselbe Verf, hat einen Pilz in der Porrigo decalvans gefunden, s. Compt. rend. 1843. 11. p. 301, wo er eine Scheide um den untern Theil der Haare bildet, so dicht umgiebt er sie. Er besteht aus Aesten, Stämmen und Sporen. Die Aeste (branches) entstehen in der Substanz der Haare (le tissu des cheveux‘) und bilden die innere Schicht der Scheide, indem die Sporen (sporules) die äussere Schicht bilden. Die Stämme (tiges) haben eine wellenförmige Gestalt (forme ondulee) und folgen der Richtung der Haarfibern (des fibres des cheveux). Sie sind durchsichtig, ihre Dicke beträgt nur 0,002 bis 0,003 im Durchmesser; sie enthalten im Innern keine Molekülen. Sie theilen sich zuweilen in zwei Aeste unter einem Winkel. von 30-505. Die Stämme und die Aeste sind’ übrigens von dem- selben Durchmesser. Der Verf. nennt den Pilz Microsporium und Audouin zu Ehren (!) M, Audoini. — Was der Verf, unter tiges versteht, weiss ich nicht. Seine Beschreibung zeigt nicht, dass er die Befugniss hat, neue Gattungen unter den Pilzen zu machen. Endlich hat auch Günsburg in der Plica polonica Pilze gefunden, die er geradezu Mycodermes nennt, s. Compt. rend. 1843. 11. p. 250. Sie entstehen aus dem Bulbus der Haare; die Zellen, woraus der Stamm be- steht, sind im Anfange sehr deutlich geschieden, werden es - aber immer weniger, je älter der Pilz wird. Die Stämme der nalle stehenden Pilze vereinigen sich zu einem Netz. Die Sporen sind oval, genabelt, und mit dem Stamm durch einen Nabel oder einen feinen Faden verbunden, meistens stehen a Ed U u Zu dd für physiologische Botanik, 125 sie zu zwei. Zuweilen stecken diese Mycodermen ganz in der Scheide, die das Haar umgiebt, und sind mit einer dicken Schicht von Sporen bedeckt, meistens durchbohren sie diese Scheide gegen die Basis des Haares. Einige sind völlig aus- serhalb der Scheide, und diese vereinigen sich zu einem dich- ten Netz, — Aus dieser verständlichen Beschreibung geht hervor, dass der Pilz sehr nahe der Gattung Botrytis steht, vielleicht dazu gehört. Auch sind vermuthlich die von Gruby beschriebenen Pilze diesem ähnlich, so viel sich aus der ver- wirrten Beschreibung entziffern lässt. Zu derselben Gattung würde auch noch Botrytis Bassiana oder die Muscardine gehören. Ein wichtiger Aufsatz über die Entwickelung einer Vegetabilie in eiweisshaltigen Flüssigkeiten von Andral und Gavarret befindet sich in den Compt. rend. 1843. 1. 266. Wenn man Blutserum mit sehr verdünnter Schwefelsäure behandelt, so dass es etwas sauer reagirt, und dann mit noch einmal so viel Wasser verdünnt, wird die Flüssigkeit trübe und lässt einen Bodensatz fallen, der aus Eiweiss besteht, klärt sich aber dann wiederum auf. Wenn man nun nach 12 Stunden ungefähr die Flüssigkeit mikro- skopisch untersucht, so findet man sphärisch-ovale, elliptische völlig von einander gesonderte Bläschen, durchsichtig, oder mit einer amorphen Materie (semis) oder auch mit Kügelchen im Innern. Nur an der Oberfläche, wo die Flüssigkeit mit der Luft in Berührung ist, erscheinen diese Bläschen. Bald nachher sieht man auf den Bläschen Keime, die in Stämme auswachsen, welche sich verästeln, und auch in ihrem Innern eine amorphe Materie oder Kügelchen zeigen. Aber es ent- steht noch ein anderes verschiedenes Gebilde. Die Bläschen reihen sich an einander, verlängern sich und bilden hohle Stämme, die im Anfange noch äusserlich Absätze zeigen, nachher aber nur eine Röhre mit Querwänden. Bringt man das, wie gesagt behandelte Serum in eine Atmosphäre von Kohlensäure oder Wasserstoflgas, so entstehen keine solche Vegetationen. Nicht allein Schwefelsäure, sondern auch Es- sigsäure bringt dieselbe Wirkung hervor. Eiweiss auf eine ähnliche Weise behandelt, liefert Vegetation derselben Art, ferner thaten dieses folgende pathologische Flüssigkeiten: -126 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten 1) Seröse Flüssigkeit im Peritonaeum bei einer Leberkrankheit, 2) Serosität aus einer Hydrocele. 3) Die Serosität aus der Blase eines Blasenpflasters, 4) die Flüssigkeit, welche man aus dem Eiter durch Filtriren erhält. Die Frage über generatio aequivoca ist durch alle diese Untersuchungen aufs Neue zur Sprache gekommen, und nicht durch Absprechen zu beantworten. Besonders aber ist es nothwendig, diese niedern Organisationen genau zu unter- suchen, und sie nicht als unvollkommene Wesen zu ver- achten und zu vernachlässigen. Dagegen konnte Ehrenberg nur in Rücksicht auf die Infusionsthiere eifern, die Untersu- chungen über generatio aequivoca abschneiden konnte und wollte er nicht. Wenn Mitscherlich sinnreich, ich möchte sagen, Linneisch behauptet: Niedere Thiere machen Fäulniss, niedere Gewächse Gährung, so ist nichts mehr zu wünschen, als ruhige Unter- suchungen dieses Gegenstandes. Die Chemiker sind, wie die Botaniker in der Physiologie und Anatomie der Pflanzen aus dem Geleise gekommen und ins Wilde gerathen. Bewegung. Des mouvemens revolutifs spontanes qui s’ob- servent chez les vege£taux, par Mr. Dutrochet. Compt. rend. 1843. 11. 989. Eine merkwürdige Abhand- lung, worin D. nicht von Endosmose und Exosmose redet, sondern von innern und äussern Ursachen der Bewegungen im Pflanzenreiche, wovon jene dem Leben zugeschrieben wer- den, und sogar einer Gewohnheit. Zugleich theilt er Beob- achtungen mit über die Bewegungen der Ranken mancher Pflanzen, oder vielmehr er geht von ihnen aus. Da D. etwas weitläuftig in seiner Darstellung, so will ich eine Stelle hie- her setzen, welche die Sache am leichtesten übersehen lässt, Die Beobachtungen sind an Pisum satiyvum angestellt. „Ich habe oben gesagt, dass Stammglied und Blatt, welches das Stammglied endigt, (merithalle ist bekanntlich das abscheuliche, sprachwidrige Wort der französischen Botaniker für Stamm- glied), beide zugleich in der Luft eine ellipsoidische Curve beschreiben. Diese Theile erzeugen nämlich durch ihre Be- wegung eine Art von Kegel, dessen Spitze sich am untern für physiologische Botanik. 127 Theile des Zwischengliedes befindet, die Basis aber an der Curve, welche die Spitze des Blattstiels in der Luft beschreibt, da, wo die beiden Blättchen angefügt sind. Ich fange die “Beobachtung des Drehens in dem Augenblicke an, wo die Spitze des Blattstiels gegen das Fenster oder gegen Süden gerichtet ist. Das Zwischenglied und der Blattstiel, welcher ihm folgt, haben dann dieselbe Krümmung, mit der Ooncavität gegen das Fenster. Die einfache Ranke hatte sich eben ver- tikal gegen den Himmel gekehrt; nun dreht sich langsam das gekrümmte Stammglied mit dem Blatte gegen Südwest und zwar mit der Krümmung gegen diese Himmelsgegend. So wie nun diese Bewegung anfängt, verlässt die Ranke ihre Richtung gegen den Himmel und dreht sich nach Nordwest, so dass die Spitze das Licht vom Fenster her flieht. Die Concavität der Krümmung des Stammgliedes und Blattstiels wendet sich nach und nach von Süden und vom Fenster ab, bis sie gegen Westen steht, aber die Krümmung ist dann nicht so stark als gegen das Fenster oder gegen Süden. Die Spitze der Ranke, welche das Licht flieht, geht dann dem Blattstiele voran, ohne jedoch dessen Krümmung anzunehmen. Stammglied und Blattstiel fahren nun fort sich zu drehen bis gegen Norden, wo aber die Krümmung im Minimum ist. Jetzt kehrt die Ranke um, wendet sich zuerst gegen den Himmel, dann gegen Norden, so dass sie dem Blattstiel die Spitze zukehrt, wobei sie das Licht vom Fenster her flieht. Das Stammglied mit dem Blattstiel fahren fort sich zu dre- hen von Nord durch Osten bis Süden, wobei die Krümmung immer zunimmt. Die Ranke, welche beständig hinter dem Blattstiel zurückblieb, kehrt ihre Richtung in Rücksicht auf den Blattstiel um, fährt fort das Licht zu fliehen und geht Jann vor dem Blattstiel her, der seinen zweiten Umlauf ange- fangen hat. Die Zeit, worin diese Umläufe geschehen, hängt von Wärme und Alter ab, schneller geschehen sie in der Wärme und der Jugend, das Licht trägt nicht allein zu dieser Bewegung nichts bei, sondern ist ihr auch entgegen und ver- mehrt es die Krümmung, wie der Verf. umständlich zeigt. An Bryonia alba und Cucumis sativus hat der Verf. ähnliche Beobachtungen gemacht. Auf eine etwas künstliche Weise bringt er auch die Bewegung von Hedysarum gyrans dahin. 128 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten I) In den thierischen Bewegungen ist Wille, sagt er am Ende, in den Pflanzen nicht, aber hinter diesem unintelligenten We- sen befindet sich die schöpferische Intelligenz, welche diese bewundernswürdigen vegetabilischen Maschinen geschaffen hat. Ist die Bewegung des Herzens willkürlich? Haben die Thiere sich etwa selbst geschaffen? Recherches sur le mouvement et l’anatomie du labellum de Megaclinium falcatum p. Ch. Morren. Annal. d. seiene. natur. T. 19. p. 19. Auch im Auszuge im Bullet. d. 1. Soc. R. d. Bruxell. 1841. P. 1. p. 385. Eine genaue Anatomie der Blüte dieser Orchidee und Darstellung der Bewegung der Lippe. Sie ist doppelt, mechanisch und vital, die erste rührt von der Elasticität des Untersatzes des Labellum her, und diese wiederum von der Beschaffenheit der Zellen in der Haut (derme) jenes Untersatzes; die letztere bemerkt man an dem Erheben und Sinken des Labellum auf seinem Untersatze, doch muss man sich hüten, dass man nicht selbst die Bewegung durch einen Athemzug veranlasst. Die Zellen, “welche die Elastieität hervorbringen, sind sphärisch und von einer weissen und durchsichtigen Substanz, wie Per- gamen, doch sieht man kaum Spuren von angewachsener Schichte. Notice sur la motilite des fleurons dans les Cynarees, par Ch. Morren. Bulletin de la Soc. R. d. seience. d. Brux. 1842. P. 2. p. 47. Der Verf. unterschei- det fünf Bewegungen an diesen Blüten. 4) Wenn man die Blümchen vor dem Heryorkommen der Stigmate leicht be- rührt, so machen sie eine Bewegung nach dem Mittelpunkte der zusammengesetzten Blüte und zurück. 2) Dann geschieht ein Herauswerfen des Pollen. 3) Die Stigmate dringen her- vor. 4) Berührt man nun leicht die Blüten oder die Stig- mate, so machen sie eine drehende Bewegung. 5) Reizt man endlich die Stigmate, so zieht sich die Antherenröhre nieder und steigt dann wieder aufwärts. Die erste Bewegung rührt von einer Verkürzung der innern Fäden der Staubfäden her, die an das Blümchen angewachsen sind, und das Blüm- chen mit dem Pistill fortziehen. Die zweite und dritte wer- den durch das Nachwachsen des Griffels hervorgebracht; die vierte ist ebenfalls eine Folge der Verkürzung der angewach- für physiologische Botanik. 129 senen Staubfäden, die nach einander erfolgt, und so ist es auch die fünfte. In allen diesen Fällen sind es also die Staubfäden, welche durch ihre Reizbarkeit die Bewegungen hervorbringen. Einige Beobachtungen über die Rotationsbe- wegung in den Pflanzenzellen, vom Prof. Czer- mak, s. Verhandlungen der K. K. Gesellschaft der Aerzte zu Wien. Wien 1842. S. 125. Der Verf. sagt: „Ueberblicken wir nun die angegebenen Corollarien, welche aus meinen tausendfach wiederholten Beobachtungen und Ex- perimenten fliessen, so könnten wir folgenden Schluss ziehen: Der Verdunstungsprocess des Zellensaftes ist die vorzüg- lichste Ursache der Bewegung der Chlorophyll -Kügelchen. Er wird durch die Erwärmung erhöht und dadurch die Bewe- gung der Kügelchen beschleunigt; mit dem Sinken der Tem- peratur werden beide zugleich vermindert. — Mögen wir uns doch an ein allgemein bekanntes Phänomen der Bewegung der Staubtheilchen im erwärmten Wasser, an das Sinken und Steigen derselben erinnern, so ist uns der Schlüssel zur Er- klärung der Rotationsbewegung gegeben.“ Die Versuche des Verf. sind schätzbar; auffallend ist es, dass Oel sogleich die Bewegung hemmt. Aber die Bewegungen im erwärmten Was- ser rühren allein daher, dass von unten erwärmtes Wasser steigt, weil es ausgedehnt und dadurch speeifisch leichter. ge- worden ist, das obere kältere, schwerere sinkt. Sollte man wohl hier dergleichen annehmen können, wo die Bewegung in derselben Ebene im Kreise geht? Ernährung und Einsaugung der Pflanzen. Es liess sich erwarten, dass Liebig’s Buch: Die orga- nische Chemie in ihrer Anwendung auf Agrieultur und Phy- siologie, von welcher im Jahresbericht von 1840 eine Nach- richt gegeben wurde, die‘ Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich ziehen würde, nicht allein wegen der Neuheit man- cher Gedanken und Darstellungen, sondern auch wegen der Schärfe, man möchte sagen, der Keckheit, womit er sie dar- stellte, und der Angriffe auf alle, die ihn auf seinem Wege begegneten. Zuerst schrieben Gruber und Sprengel dagegen, denen Liebig in den Annalen der Pharmacie und Chemie Archiv f. Naturgesch. X, Jahrg. 2. Bd, 1} 130 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten B. 38. S. 216 antwortete, Eben so geschah es mit Hlubeck in derselben Zeitschrift B. 41. S. 358. Darauf griff Schleiden Liebig an und dieser wurde von Winkelblech vertheidigt; Schleiden erwiderte in einem offenen Sendsehreiben, dem eine Duplik von Winkelblech folgte. Die Sehrift von H. Mohl gegen Liebig (1843) blieb im Felde der Chemie fast allein, und suchte besonders Saussure’s Theorie der Ernährung der Pflanzen geltend zu machen. Diese Theorie ist in den An- nalen der Pharmacie B. 42. S. 275 durch neue Versuche un- terstützt worden, denen aber Liebig Rechnungen daselbst S. 291 entgegengesetzt. Ich übergehe, was in den ökonomi- schen und ähnlichen Schriften über, gegen und für Liebig gesagt worden. Wichtig ist auch ‘Liebig’s Abhandlung: „Die Wechselwirthschaft‘“ in denselben Annalen B.46, S.58, worin besonders auf die unorganischen Stoffe Rücksicht genommen wird, welche die Pflanzen aufnehmen, auch sind viele Ver- suche über diesen Gegenstand beigefügt. Nimmt man aber alles zusammen, was über die Ernährung der Pflanzen nach Liebigs Lehren geschrieben worden, so kann man keinesweges sagen, dass irgend etwas entschieden wäre und dass die Wis- senschaft durch den Streit grosse Fortschritte gemacht hätte. Ueber die‘ anorganischen Bestandtheile der Pflanzen, eine Preisschrift von A. F. Wiegmann und Polstorff, Braun- schweig 1842, auf welche Liebig in seiner Abhandlung über Wechselwirthschaft schon Rücksicht genommen hat. Hiemit ist zu verbinden die Abhandlung von Wiegmann in der Bo- tan. Zeit. 47. St., dessen Versuche doch im Ganzen darauf hinauskommen, dass Pflanzen mit organischen Stoflen gedüngt und in Wasser mit solchen Stoffen vermengt, besser wachsen, als in kohlensaurem Kalk und kohlensauren Salzen mit koh- lensaurem: Wasser begossen. Hiebei ist an Thaers bekannten Satz zu erinnern, dass nur die Feldfrüchte, welche reifen Samen tragen müssen, um benutzt zu werden, den Boden aussaugen, dass dieses aber nicht, wenigstens nicht in einem bedeutenden Grade geschehe, wenn man sie vor der Reife des Samens benutzt. So wie dieses Liebig’s Theorie zu widersprechen scheint — auch waren die letztern Versuche von Wiegmann, durch Mohls Schrift veranlasst — so sprechen auf der andern Seite el EWG. —— - \ v für physiologische Botanik. 131 die Versuche mit Ammoniak und Ammoniaksalzen, wodurch die Fruchtbarkeit vermehrt wird, für jene Theorie. Dahin gehört die Bearbeitung des Düngers mit schwefelsaurem Eisen, wodurch schwefelsaures Ammoniak entsteht, nach Schatte- manns Versuchen, Compt. rend. 1842. 1. p. 274, auch das. 1843. 11. p. 1128 und Kuhlmanns Untersuchungen das, p.1121. Eine Gardenia radicans, welche im November beim Begiessen jedesmal drei Tropfen kohlensaures Ammoniak (liquor am- mon, carbon. Pharm.?) bekam, behielt ihre Blätter viel länger, als andere, welehe diesen Zusatz nicht erbielten, Ungers Versuche über die Ernährung der Pflanzen, siehe Flora 1842, eigentlich, wie der Verf. sagt, eine Wiederholung des Versuchs, welchen Hartig bereits angestellt hatte, zeigen, dass humussaures Kali den Pflanzen eher schädlich als nütz- lich sei. Die Untersuchungen über den Dünger von Boussingault und Payen, s. Compt. rend. 1841. I. p. 323 und 1842. II. p- 657, sollen beweisen, dass die Kraft des Düngers in ziem- lich geraden Verhältnissen zur Menge der stickstoffhaltigen Materien in demselben steht. Die Abhandlung über die Ernährung der Pflanzen von Scheideweiler, übersetzt in Flora 1843. S. 621, enthält eine sehr gute Uebersicht der verschiedenen Meinungen über diesen Gegenstand, doch sind die Resultate, welche er zieht, nicht alle so zweifelsfrei, als der Verf. sie darstellt. Die Versuche über die Absorption der Salze durch gesunde mit unversehrten Wurzeln verse- hene Pflanzen, von A. Vogel in München, im Jour- nal f. praktische Chemie 1842. 1. Allerdings ist es zweifelhaft, ob die Wurzeln bei diesen Versuchen unversehrt waren, wie die Botanische Zeitung 1843. St. 30 rügt. Aber die Versuche sind doch sehr wichtig, weil sie das Resultat geben, dass die Metalloxyde in manchen Salzverbindungen und in manchen Pflanzen desoxydirt werden. In dieser Rück- sicht kommt wenig darauf an, ob die Wurzeln unversehrt waren oder nicht. Es ist sehr zu wünschen, dass mehr Ver- suche ganz allein in dieser Rücksicht mögen angestellt werden. De l’action qu’exercent sur les vegetaux les produits organiques ou inorganiques qui sont des 1* 132 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten etc. poisons pour les animaux, par Bouchardat. Compt. rend. 1843. 11. p. 112. Es sind schon sehr viel Versuche dieser Art von Jäger und manchen andern angestellt worden, ‚doch ist hier manches, was sonst nicht bemerkt wurde. Die grosse Schädlichkeit aller Queksilberverbindungen, selbst in_ den geringsten Mengen wird hier bestimmt gezeigt. Das dop- pelte Jodkalium ist viel wirksamer als das doppelte Chlorka- lium. Schwefelsaures Kali wirkt viel stärker als schwefel- saures Natrum und Magnesia. Opiumextract wirkt viel stär- ker, als eine gleiche Menge salzsaures Morphium. Dieses nur als Beispiel von den oft merkwürdigen Erfolgen dieser Versuche. Der Verf. hat zugleich Nebenversuche an kleinern Thieren, meistens Fischen, gemacht. Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. Vom . ' Prof. Andr. Wagner | in München. Unter den Leistungen allgemeinerer Art ist als Rückstand vom vorigen Jahre her zuerst zu erwähnen: An Introduction to the Mammalia, by Lieut.-Col. Charles Hamilton Smith. Edinb. 1842 (als Vol. XIII. der Mammalia in Jardine’s Werke: the Naturalist’s Library). J Nach einer kurzen Einleitung in die Klasse der Säugthiere folgt die Charakteristik der Ordnungen, Familien und Gattungen, mit An- B führung einer oder etlicher Arten von jeder der letzteren. Diese Arbeit ist zunächst auf die vielen Dilettanten berechnet, die in Eng- land an der Zoologie Geschmack gefunden haben, und kann deshalb einen eigentlichen wissenschaftlichen Werth nicht ansprechen. Auch hat es sich der Verf. mit ihrer Abfassung allzuleicht gemacht, und ist bei der Ausführung sehr flüchtig zu Werke gegangen. Auf an- dere als englische und französische Arbeiten ist ohnediess keine Rücksicht genommen. Schreber’s Säugthiere, fortgesetzt von Andr. Wag- ner. Supplementband. 3te Abtheilung. (Schluss 1843). Die 3te Abtheilung des Supplementbandes ist mit der ersten Hälfte der Nager geschlossen worden, wobei ich gelegentlich erwähne, dass die Ate Abtheilung , welche die andere Hälfte der Nager, ferner die Zahnlücker und die sämmtlichen Hufthiere enthält, im Laufe des Jahres 1844 ebenfalls fertig geworden ist, so dass jetzt nur noch die Meeres-Säugthiere (Robben und Walle) im Rückstand sind und das Werk also bald seiner Beendigung entgegen geht. Schinz, Monographien der Säugthiere. Mit Abbildungen mach der Natur und den vorzüglichsten naturwissenschaftlichen Werken gezeichnet von Kull. Zürich 1843. 2 Hefte. 4. Der Verf. beabsichtigt monographisch in Beschreibungen und kolorirten Abbildungen die Säugthier-Arten darzustellen. Das 1ste eft behandelt die Gattungen: Macroscelides, Ailurus, Thylacinus und Myrmecobius; das 2te Heft: die Nashorn-Arten. Beide, Hefte Archiv f. Naturgeschichte. X. Jahrg. 2, Bd, K [7 134 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der enthalten nichts Neues; die Abbildungen, meist Kopien, sind gut aus- geführt. Wenn das Unternehmen gesicherten und raschen Fortgang gewinnt, so kann es zur Erleichterung der Bestimmung in den Samm- lungen erspriessliche Dienste leisten. tl Chrav. Dan fwetter'iversuchtelin,seinem ‚Novum systerhh theriologieum” auch eine, meue ‚systematische ‚Anordnung ‚der Säug- thiere und Vögel (Bullet. de la Soc. de Moscou 1843. p. 448). Lesson, ‚moeurs, instinet et singularites de la vie des animaux manımiferes. Par. 1842. Diese Schrift will blos auf diejenigen Arten Rücksicht nehmen, welche Buffon unbekannt waren oder über welche er nur unrichtige Nachrichten hatte. Mehr als die gewöhnlichsten Quellen sind hier- bei nicht benutzt; und mit Scheitlin’s Thierseelenkunde hält es frei- lich keinen Vergleich aus. Observations on’ the Classification ‘of the Mammalia. "By G.'R. Waterhouse (Ann. of nat. hist. XI. p. 399). Die Säugthier-Ordnungen sind durch Kreise dargestellt, welche Waterhouse so zu gruppiren sucht, dass sie den verwandtsehaftlichen Beziehungen der, Abtheilungen untereinander entsprechen, Ich lege auf solche schematische Darstellungen kein sonderliches Gewicht, da sie;ähren, Zweck doch nicht vollkommen erreichen. ‚So, grenzen hier 2..B. Fleischfresser und Diekhäuter zusammen, obschon durch das Schwein, welches als Verbindungsglied bezeichnet wird, nichts weni- ger als ein Uebergang hergestellt ist; dagegen sind die ersteren von den Beuteltbieren weit getrennt, obschon zu diesen ein deutlicher Uebergang besteht, Da jede Ordnung nach verschiedenen Seiten hin sich verkettet, ist es nicht möglich die wirklichen Affinitäten oder auch nur Analogien, die zwischen diesen Abtheilungen stattfinden, im bildlichen ‘Ausdruck. ohne Verwirrung darzustellen. Dies kann mit Klarheit und Vollständigkeit doch nur durch die Rede geschehen. Series of Propositions for rendering the Nomenclature of Zoology uniform and permanent, ‚being the Report of a Com- mittee for the consideration of the subjeet appointed by the British Association for the Advancement of Science (Ann. of nat. hist, XI. p. 259). Nachdem in England und Frankreich die zoologische Nomencla- tur in den grössten Verfall gerathen war, indem insbesondere unter den Verehrern und Pflegern der Ornithologie gar manche sich fan- den, die keiner Regel sich fügen wollten und überdiess, da sie nicht durchgängig hinreichende Kenntniss der alten Sprachen besassen, bei Aufstellung neuer generischer Benennungen die lateinische und grie- chische Sprache so barbarisch misshandelten, dass man sich der von ihnen gegebenen Namen, ohne sich nicht selbst des Barbarismus mitschuldig zu machen, durchaus nicht bedienen konnte, 'so ist es a ie, Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 135 gut und löblich, dass die British Association es sich vorgesetzt hat, diesem groben Unfuge zu steuern. Die Regeln, welche die Gesellschaft _ giebt, sind übrigens keine neuen, sondern sie sind der Hauptsache - nach, obschon es nicht besonders hervorgehoben wird, schon. vor _ mehr als dreissie Jahren von Jlliger aufgestellt, der sie nach den - Vorschriften von Linne’s Philosophia botanica auf die Zoologie über- trug und in seinem „Prodromus systematis Mammalium et Avium _ additis terminis 'zoographieis utriusque elassis eorumque versione _ germanica” seit dem Jahre 1814 in Anwendung brachte. AlsıMotiv : zu seiner Arbeit führt Jlliger an, dass sich „unter den Gattungs- namen, wegen Vernachlässigung der von Linne festgestellten Regeln, Kal a 2 Ze eine solche Menge verwerflicher allmählig eingeschlichen habe, dass man mit ihrer Hinausschaffung nicht zaudern dürfe, wenn wir nicht abermals die alte Barbarei, von der uns jener grosse Mann befreit hätte, hereinbrechen sehen wollten.” Hätten unsere Nachbarn jen- seits des Rheines und über dem Kanal diese von Jlliger aufgefrisch- ten Regeln Linne’s eben so 'befolst, 'wie wir Deutsche und (die uns anverwandten germanischen Stämme uns ihnen fügten, so wäre die Nomenclatur nicht zu einem Augiasstalle geworden, dessen Reinigung Jetzt allerdings keine leichte Aufgabe ist. Uebrigens kann ich bei dieser Gelegenheit nicht umhin, den schon im vorjährigen Berichte gegebenen Rath zu wiederholen, dass die englischen und französischen Therologen und Ornithologen sich in’ genauere Bekanntschaft mit dem erwähnten Prodromus setzen möchten, da er als klassische Ar- beit das Recht hat, normgebend aufzutreten. \ Die geographische Verbreitung der Säugthiere, dargestellt von Dr. A, Wagner, erste Abtheilung (Abhandl. der mathem.- physikal. Klasse der k. bayerisch. Akadem. der Wissensch. IV. Abth. 1). Die geographische Verbreitung der Säugthiere hat zuerst Zim- mermann zur speziellen Aufgabe gewählt und mit Geist und Sach- kenntniss durchgeführt. Dreissig Jahre später nahm Jlliger denselben Gegenstand mit gleichem Talente auf, und nach abermals dreissig "Jahren habe ich mir ihn zur Aufgabe gestellt. Meine Abhandlung zerfällt in zwei Abtheilungen, von denen einstweilen die erste er- schienen ist; die zweite wird bald nachfolgen und ihr sollen die zur Erläuterung dienlichen Karten beigegeben werden. Lehrbuch der Zootomie von Dr. Rudolph Wagner. 2te völlig umgearbeitete Aufl, 1843. 1ste Lieferung: Säugthiere und Vögel. "Gebt eine höchst übersichtliche und genaue Schilderung der ana- tomischen Beschaffenheit des thierischen Baues, diessmal nicht nach den organischen Systemen, sondern, was sehr zu loben ist, nach den ierklassen. Da die anatomische Charakteristik der Klassen fort- _ während auf die von demselben Verfasser herausgegebenen Icones K* 136 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der zootomicae verweist, so ist hierdurch das Verständniss wesentlich erleichtert. \ Mit ziemlicher Ausführlichkeit behandelt Gravenhorst’s „ver- gleichende Zoologie”, Bresl. 1843, die Klassen der Säugthiere und Vögel nach äussern und innern Merkmalen, so wie nach Nutzen und Schaden, und wird als Einleitung in diese Klassen sehr gute Dienste leisten. Von Blainville’s Osteographie sind das 12. und 13. Heft, die Gattungen der Katze und des Hundes behandelnd, erschienen, An allgemeineren zootomischen Arbeiten; die in den Be- reich dieses Berichts fallen, sind noch zu erwähnen; Recherches sur le developpement des os et des dents, par Mr. Flourens (Archives du Mus. d’hist. nat. Il. p. 315). — Eine sehr ausführliche und genaue Arbeit, die von 12 ausgezeichnet schönen Tafeln begleitet ist. Supplement au Memoire sur les dents des musaraignes et autres mammiferes, par Mr. Duvernoy (Compt. rendus XVII. p. 98). — Nach dem Commissionsberichte (ebend. S. 341) soll die ausführliche Abhandlung mit den Abbildungen in die Memoires des Sayans etran- gers aufgenommen werden, bis wohin Ref. seinen Bericht über diese interessante Arbeit verspart. Observations on the Semen and Seminal Tubes of Mammalia and Birds, by G. Gulliver (Ann. of nat. hist. XI, p. 514). — Am Menschen, vielen Säugthieren und Vögeln hat der Verf. Messungen der Samengefässe vorgenommen und Bemerkungen über den Zustand des Samens und den Hoden in verschiedenen Jahreszeiten beigefügt. Additional Measurements of the Blood-Corpuscles or Red Par- ticles of Mammalia and Birds, by G. Gulliver (Ann. of nat. hist. Xll. p. 367). — Nachträge, welche der Verf. seinen Beobachtungen, die er in der englischen Uebersetzung von Gerler’s Anatomie nieder- legte, zufügt. Bemerkungen über die Entwickelung der Gräthe des Schädels bei den Säugthieren und über die Entwickelung und Function der Knochenhöhlen, vou Georg Jäger (Müller’s Archiv für Anatomie 1842. S. 433). An Berichten über die Verhandlungen der zoologischen Gesellschaften und Versammlungen sind dem Ref. mehrere noch nicht zugekommen. Amtlicher Bericht über die 21ste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Grätz im September 1843. Her- ausgegeben von den Geschäftsführern derselben, Dr. Langer und A. Schröter. Grätz 1844. Zoologisches ist überhaupt in dieser Versammlung wenig vorge- kommen. Eine interessante Mittheilung gab Kröyer über das Ver- Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 137 hältniss zwischen dem thierischen Leben in den Polar- und Tropen- meeren (S. 178). Neunter Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Natur- kunde. Mannh. 1843. Kilian hat wieder mehrere urweltliche Ueberreste beschrieben und mit Abbildungen erläutert: Schädel eines Mammuths, Unterkiefer von Elephas primigenius, Schädel von Rhinoceros tichorhinus, Schä- del der Ayaena spelaea, Rennthiergeweih. Actes de la Societe helvetique des sciences naturelles, reunie a Lausanne les 24, 25 et 26 Juillet 1843. 28e session. Lausanne 1843. Wieder ein erfreuliches Zeugniss von der grossen Thätigkeit der schweizerischen Naturforscher. Ausser den Verhandlungen in der allgemeinen Sitzung sind auch die der Kantons-Gesellschaften in Ba- sel, Bern, Genf, Neuenburg, Waadt und Zürich im Auszuge mitge- theilt. Luzern und Freiburg lassen wieder nichts auf diesem Gebiete von sich hören; an Wallis ist ohnediess nicht zu denken. Report of tlıe 13 meeting of the British Association for the advancement of science. 1844. Für uns bemerkenswerth ist hauptsächlich das Palaeontologi- sche; Owen hielt einen grössern Vortrag über die englischen Herbi- voren. Reports of the Couneil and Auditors of the Zoological Society of London, read at tlıe annual general meeting April 29, 1843. Lond. 1843. Die Einnahmen der Gesellschaft betrugen im Jahre 1842 die Summe von 10,057 Pfund Sterling, und die Ausgaben 9721 Pfund. Im Vergleich mit dem vorhergehenden Jahre hatten sich die Einnahmen um 1523 Pfund verringert, theils durch Verminderung der Zahl der Mitglieder, theils durch Ausfall in den für die Zulassung in den Gar- ten erhobenen Eintrittsgeldern. Dieser Nachlass wird dadurch er- klärlich, dass anfänglich Neugierde und Mode mehr Besucher herbei- gezogen, so dass erst jetzt ein mehr ständiges Publikum sich gebil- det hat. Für Förderung der Zoologie, zumal für Kenntniss des in- nern Baues seltener oder wenigstens kostspieliger Thiere, ist dieser Garten von höchster Bedeutung, daher ihm das beste Gedeihen zu wünschen. Atti della quarta riunione degli Scienziati italiani tenuta in Pa- doya nel settembre del 1812. Padoy. 1843. Congres scientifique de France (redig@ par Hepp). Strasb. 1843. Von beiden Versammlungen, so wenig als von der skandinavi- schen, sind mir Berichte zugekommen. American Philosophical Society, held at Philadelphia, for 138 A. Wasner: Bericht über die Leistungen in der promöting useful knowledge. Oelebration of the hundreth anniversary. Philadelph. 1843. Zur Jubelfeier ihres hundertjährigen Bestandes veranstaltete die American Philosophical Society am 25. Mai eine grosse Versamm- lung ihrer Mitglieder und vieler eingeladener Gäste in Philadelphia. Die Sitzung wurde durch Dr. Ludlow mit einem kurzen, passenden Gebete eröffnet, worauf Dr, Patterson die Geschichte der Gesell- schaft in ziemlicher Ausführlichkeit schilderte. Ausserdem wurden noch vom 26. bis 30. Mai acht Spezial-Sitzungen gehalten, welche lediglich wissenschaftlichen Verträgen gewidmet waren. An Beiträgen zur Kenntniss der Spezial-Faunen sind mir nachstehende bekannt geworden: Fauna der in Krain bekannten Säugthiere, Vögel, Repti- lien und Fische. Von Heinrich Freyer. Laibach 1842, Diese im vorigen Jahre mir nur dem Titel nach bekannte Fauna von Krain- habe ich nunmehr durch den Buchhandel erhalten. Ihr Verfasser ist Custos ‘des Landes-Museums zu Laibach, Sie ist nach Cuvier’s System angeordnet, giebt bei jeder Benennung zuerst den systematischen, dann den deutschen und zuletzt den krainischen Na- men. Am Schlusse folgt ein dreifaches Register sämmtlicher syste- matischer, deutscher und krainischer oder slavischer Namen. An Säugthieren sind, mit Inbegriff der gezähmten, 50 Arten aufgeführt; es mögen aber wohl unter den Fledermäusen und kleinen Nagern späterhin noch etliche aufgefunden werden, Als merkwürdigere Thiere sind zu bezeichnen der Bär, Luchs, Alpenhase und die Gemse, Reise im europäischen Russland in den Jahren 1840 und 1841, von J. H! Blasius. 4ster Theil. Reise im Norden. Braunschw. 1844. ’ Eine der interessantesten Reisen, die mit Geist und Sachkennt- niss die Natur des Landes wie seiner Bewohner schildert. Obschon die russische Fauna späterhin vom Verfasser in spezielle Erörterung gezogen werden soll, so hat er doch auch bereits in dieser Reise zweckdienlich hin und wieder auf sie Rücksicht genommen, und na- mentlich von S. 255— 266 vortreflliche Bemerkungen über die Fauna des nordöstlichen Russlands mitgetheilt. Ray, catalogue de la Faune de P’Aube ou liste methodique des animaux vivans et fossiles (vertebres) qui se rencontrent dans cette partie de la Champagne. Paris 1843. Ist mir nur dem Titel nach bekannt. Note sur quelques petits Mammiferes du midi de la France. Par E. de Selys Longschamps. (Rev. zoo]. 1843. p. 129). — Unter einem Schock kleiner Säugthiere, die der Verf. von Saint-Zacharie (Dep. du Var) erhielt, fanden en folgende Arten: Crocidura aranea, Myozus glis, Myoxus avellanarius, Mus sylvaticus,' Mus incertus PN > Naturgeschiehte der Säugthiere während des Jahres 1813. 139 Savi, Mus tectorum, Arvicola destructor? Arvicola ihcertus, Selys und Croeidura etrusca, letztere von «(en Ufern den Durance, In. der Isis 1843 5.470 wird auf eine schon ältere, bei uns: aber nicht in. Verbreitung gekommene- Schrift: Cenni zoologiei ’ete. da Costa, aufmerksam gemacht, ‚welche sich mit der Aufsuchung und Bestimmung neapolitanischer Thiere befasst. Bezüglich ‚der geogra- pbischen Verbreitung sind die daselbst genannten Säugthiere bemerk- lich zusmachen, nämlich: Erinaceus 'europueus, Talpa enecw, Meles taxus, Austela martes und foina, Canis lupus und vulpes, Felis catus, Myozus gls, nitela und avellanarius, Hystrix.eristata, Lepus tim. dus, Sus scrofa, Capra hircus. Die Talpa europaea fehlt im ganzen Königreich Neapel. Verhandelingen over de natuurl. geschiedenis der Nederl. overzeesche bezittingen. Zoologie. Von diesem wichtigsten aller neueren Reisewerke ist aus unse- rer Abtheilung im Jahre 1843 Heft 8 und 9 erschienen, mit vielen Abbildungen von Säugthieren; vom Texte zu dieser Klasse ist nichts geliefert worden. A. Smith, Illustrations ‚of the Zoology of South Africa. Lond. 1843. Hiervon sind im Laufe des Jahres Heft 17, 18 und 19 erschienen, welche nur 3 Säugthier-Abbildungen enthalten. Harris Portraits of the Game and Wild Animals of Southern Africa. Mit diesem Hefte, dem 5ten, ist das prachtyolle Werk geschlos- sen. In diesem letzten Hefte sind dargestellt: tab. 25. Redunca ca- preolus und Tragulus rupestris; tab. 26, Tragulus sylvaticus? Me- lanotis nebst Cephalophus coerulus; tab. 27. Phacochoerus africanus,; tab. 28. Felis leopardus und jubatus; tab. 29. Felis Leo, tab. 30 Hyaena crocuta, fusca und venatica. The Highlands of Aethiopia. By W. C. Harris. In three volumes. ‚Lond. 1844. Kaum hatte Harris seine süd- afrikanische Reise vollendet, so schickte er sich an, als Vorstand einer englischen Gesandtschaft nach Schoa sich zu begeben, wo er 18 Monate verweilte. Als Natur- forscher befand sich Dr. Johannes Roth aus München bei die- - ser Expedition, und er fügte in einem besonderen Appendix zum 2ten Theile seine Bemerkungen über die Geognosie, Botanik, und Zoologie der süd-abyssinischen Hochländer bei. Ueber die Säug- thiere sind von ihm sehr werthvolle Notizen mitgetheilt. .. Om; Professor J, Hedenborgs insamlingar af Däggdjur. i Nordöstra Africa och Arabien, af Carl J. Sundenall Che V; Acad. Handl. Stockh. 1842. p. 189—244). li + Ein’ sehr wichtiger Beitrag (der mir durch gefällige Mittheilung 140 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der des Verf. noch vor Ausgabe des ganzen Bandes in einem Separat- Abdrucke zugekommen ist) zur.Kenntniss der Säugthier-Fauna der Nilländer, namentlich des Sennaars und nebenbei auch des peträi- schen Arabiens. Mit bewundernswerther Ausdauer hat Hedenborg diese und andere Gegenstände gesammelt, und mit grösster Genauig- keit Sundeyall die Bestimmung der Säugthiere vorgenommen. Die Sammlung enthält nachstehende Arten, wovon die ohne Angabe des Fundorts aus dem Sennaar herrühren. a) Affen: Simia subviridis Fr. Cuv. (S. griseo-viridis rec.), pyrrhonotus und Anubis. Otolienus Teng Hedenb. n. sp, (von Bahr el Abiad). — b) Handflügler: Pteropus stramineus, Megaderma frons (Bahr el Abiad), Nyeteris thebaica (ebend.), Dysopes Midas Hed.n. sp. (ebend.) — c) Fleisch- fresser: Felis maniculata (Bahr el Abiad), chaus (Aegypten) und caracal (Nubien). Hyuena striata. Cunis variegatus, lupaster, ni- Zoticus (Aegypten), fumelicus (Sinai), pallidus, Zerda Bahr el Abiad. Viverra genetta var. dongalana Bahr el Ab., var. senegalensis Fr. Cuv. Herpestes Ichneumon Aegypten und lexcurus Bahr. el Abiad. Lipotus (Gulo) mellivorus. Ictonyx frenata n.sp., Mustela Boccamela Kairo. — d) Insektenfresser: Erinaceus heterodactylus n. sp. u. platyotis n. sp. Aegypten. Sorex: Hedenborgi n. sp., sericeus n. sp. und fulvaster n. sp. — e) Nager: Sciurus leucombrinus. Mus decu- manus, alexzandrinus s. tectorum Kairo und Alexandrien, zattus ebenda, albipes, macrolepis n. sp. Bahr el Azrak, orientalis Kairo nebst var. subtus albus. Isomys variegutus Aegypten und Zesticula- ris n. sp. Bahr el Abiad. Acomys cahirinus Alexandrien, id. var. M. dimidiatus, und russatus Sinai. Meriones gerbillus Bahr el Ab., venustus n, sp. ebenda, murinus n. sp. ebenda und crassus n. sp. Si- nai. Psammomys obesus Alex. Dipus hirtipes und aegyptius Aeeyp- ten. Lepus sinaiticus unbekannten Fundorts und aethiopieus. — f) Zahnlücker: Orycteropus aethiopicus n. sp. Bahr el Abiad. Ma- nis Temminckü ebenda. — ge) Dickhäuter: /kppopotamus amphi- bius Nil. Ayraz syriacus und habessinicus? — h) Wiederkäuer: Camelopardalis Girafa. Oryx leucoryx. Bubalus lunatus. Anti- lope Dama, Soemmerringü, Dorcas und Kevella. Capra Beden Si- nai und Aircus var. dom. sennaariensis. Verzeichniss..der in Labrador befindlichen Landsäugthiere, mitgetheilt vom Hofr. v. Schubert (Münchn. gel. Anzeig. XVII. S. 417). Die Missionare der Brüdergemeinde, die auf Labrador sich unter den Eskimos niedergelassen, haben schon etliche Mal der Akademie in München meteorologische Beobachtungen und auch werthvolle zoologische und botanische Sammlungen zugesendet. Das letzte Mal haben sie auf unser Ansuchen ein Verzeichniss der in Labrador be- findlichen Landsäugthiere und der bekanntesten Wasservögel einge- schickt; Mittheilungen, die zur Kenntniss der geographischen Ver- Naturgeschichte ‘der Säugthiere während des Jahres 1843. {41 breitung dieser Arten sehr wichtig sind. Im nachstehenden Verzeich- niss der Landsäugthiere füge ich den Landesnamen die systematischen bei, was nur in wenigen Fällen mir nicht möglich geworden ist. a) Handflügler: 1. Innerlugak, die Fledermaus, sehr selten und nur in den tiefen, landeinwärts gehenden Buchten. — b) Raubthiere: 2. Ukjung narvik, die Spitzmaus. 3. Aklak, der schwarze Bär, nicht zahlreich, flieht meist vor dem Menschen, im Winter nicht sichtbar, soll sich zu dieser Zeit in Höhlen aufhalten und schlafen. Ist der Ursus americanus; eine Abart hat einen weissen Ring um die Nase und weisse Brust. 4. Kapvik, der Dachs, von sehr starkem Knochen- bau und raubt oft die unter schweren Steinen vergrabenen Vorräthe. Fabrieius vermuthet, dass der Kappik, wie er grönländisch den Na- men schreibt, der Vielfrass, Mustela Gulo, sein möchte; nach der Bezeichnung der Missionare, die ihn einen Dachs von starkem Kno- chenbau nennen, ist er aber sicherlich Meles labradoria. 5. Terriak, das Wiesel, dem russischen Hermelin ähnlich, im Sommer grau, im Winter weiss. Richardson schreibt den eskimoischen Namen Ter- reeya; es ist darunter Mustela Erminea verstanden. 6. Kapviaitsiak, der Marder, hält sich meist im Busch auf. Entweder Mustela Vison oder wahrscheinlicher M. Martes (M. Huro). 7. Ammarok, der Wolf, mit demselben Namen von Richardson aufgeführt, ist noch seltener als der Bär, dem Menschen nicht gefährlich, wohl aber den Renn- th’eren. 8. Kingmek, der Hund, bei Fabrieius Kemmek v. Kremmek. 9. Terrienniak, der Fuchs. Die hiesigen Füchse theilen 'sich in 2 Arten: die schwarzen und rothen kommen von Einem Wurfe, die weissen aber sind kleiner und paaren sich nicht mit den anderen. Diese Unterscheidung beruht auf sehr guter Beobachtung: die erstere Art ist der Canis fulvus, die andere der Canis lagopus, der von Fa- brieius mit gleichem Namen Terienniak bezeichnet wird. 10. Per- tukserak, der Luchs, sehr selten; wahrscheinlich Felis borealis. — ec) Nager: 11. Sigsik, das Eichhorn, selten und kleiner als das _ europäische; die fliegenden heissen ebenso, sind aber noch seltener und kleiner. Die erstere Art ist Seiurus hudsonius; die fliegenden Eichhörnchen mögen zu Pteromys sobrinus gehören. 12. Kigiak, der Biber; äusserst selten. 13. Wlakosek, das Stachelschwein, nicht häufig, nährt sich hauptsächlich von der Rinde der Tannenbäume; ist Hystrixz dorsata. 14. Kivgaluk, die Wasserratte, riecht stark nach Moschus; nicht näher bestimmbar, ob Fiber zibethicus oder, was wahrscheinlicher, eine der grösseren Arten von Hypudaeus. 15. Nun- nivakak, die Maus im Allgemeinen, bezeichnet auch speziell die Hausmaus mit weissem Bauch und langem Schwanze. Nach einge- sandten Exemplaren ist diess eine neue Art von Hesperomys, der ich den Namen Hesperomys maniculatus beigelegt habe. 16. Avingak, eine grosse Landmaus, kurzschwänzig, stellt sich auf die Hinterbeine zur Gegenwehr. Nach dem eingeschickten Exemplare ist diese Art der Myodes ( Lemmus) groenlandieus. Unter dem eskimoischen Na- 142 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der men Owingak: bezeichnet: Ricliardson dieselbe Art, und der bei den Hundsripp-Indianern übliche Name Awinnak, den er auf Arvicola boreulis anwendet, ist die nämliche Bezeichnung, nur hier, ‚wahr- scheinlich erst von den Zoologen, auf ein anderes, wenngleich 'ver- wandtes Thier' übergetragen. 17. Ukjungnak, eine kleine Art Mäuse; eine neue Art: Aypudaeus, vou mir A, Aypoleucos benamt. 48. Uk- kalek, der Hase, im Sommer graublau, im Winter weiss mit schwar- zen Ohren. Nach einem eingesandten Exemplare ist es: der Lepus glacialis, den: Fabrieius ‚mit demselben Namen Ukalek bezeichnet, fälschlich aber ihn mit L. timidus identifizirt. 19. Ukkalaitsiak, das Kaninchen;"wahrscheinlich der Lepus americanus Erxl., der dort den Namen Kaninchen führt. d) Wiederkäuer: 20. Tuktu, der allge: meine Name: des Rennthiers, das nach Grösse, Alter u. s. w. noch besondere Benennungen führt. 21. Umingmak, der Bisamochse, ein sehr seltenes Thier, nur durch Ueberlieferung bekannt, von allen Einwohnern Nains hat es noch keiner gesehen; vor vielen Jahren sah ein Eskimo von Okak ein. solehes Thier im Innern des Landes und dachte, es wäre der Teufel. Der Name kommt von Umik, Bart, und mäk gross oder lang. Ist 3os moschatus, der bei Fabricius und Richardson unter dem nämlichen eskimoischen Namen vorkommt. Natural History of New-York. By. Authority. Vol. 1, Zoology by James E. De Kay. Part..1. Mammalia. New- York 1842. 4. mit 33 Jith. Tafeln. wel Unter Autorität des Staates New-York erscheint eine Naturge- schichte dieses Landes, von der De Kay bereits die Säugthiere bear- beitet hat. Er zählt 59 Arten Landthiere, 2 Arten Robben und 8 von den Wallen ‘auf. Die Beschreibungen sind nach der Natur ent- worfen und zeugen von grosser Genauigkeit; leider fehlte es öfters dem Verf. an Gelegenheit die verwandten europäischen Arten zü vergleichen, um den Streit über ihre spezifische Identität oder Ver- schiedenheit zu schlichten. Die Tafeln sind meist in Kupfer ge- stochen und in der Ausführung vortrefflich, nur hat der Künstler die Formfehler, die der Ausstopfer bei den präpatirten Exemplaren sich zu Schulden konımen liess, nicht immer zu verbessern gewusst. Die äussere Ausstattung ist höchst splendid; für deutsche Oftzinen ein Musterbild. '" American Natural Bieb by John D. Godman. Phil: adelph. ‘third edit. 1842, 8. i Das vollständige Verzeichniss der darin beschriebenen Säugthier- Arten ist m der Isis 1844 S. 446 mitgetheilt, worauf ich verweise. " "Nach einer Ankündigung soll von Audubon und Bachman ein Werk unter dem Titel: the viviparous quadrupeds of North America im Erscheinen begriffen sein, doch habe ich auf Anfrage noch keine sichere Auskunft erlangen Höhne! v Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 143 Diagnosen neuer Arten brasilischer Handflügler von A. Wagner (Archiv 1843. S. 365). Am angezeigten Orte habe ich die Diagnosen von 19 neuen Ar- ten Handflügler aus den Gattungen Phyllostoma, Chilonycteris, Em- ballonura und Dysopes mitgetheilt. Durch Lund sind ebenfalls einige neue brasilische Arten be- schrieben worden (Det K, D. Videnskabernes Selskabs natury. og matlıem. Afhandlinger. IX. Deel. Kjöbenh. 1842 und Oversigt over det K. D. Vidensk. Selskabs Forhandl. 1843, p. 77). In unserem Archiye 1843. 1. S. 317 babe ich ‚hiervon einen Auszug gegeben und Bemer- kungen über die unter dem Namen Canis Axarae mit einander, con- fundirten Arten, sowie über Schädel- und Zahnbau von Canis juba- tus ‚beigefügt. Dieffenbach, Travels in Neu Zealand, with contribu- tions to the Geography, Geology, Botany and Natural History of that country. Lond. 1843. Vol. I. u. II. 8. Die Säugthiere sind von F.E. Gray bearbeitet. Es ist ein höchst merkwürdiger Umstand, dass auf Neuseeland ursprünglich gar keine Säugthiere vorgekommen sind, wenn nicht vielleicht eine Fledermaus und Ratte, die jedoch auch später eingewandert sein können. Die letztere ist durch die eingeführte englische Ratte (nicht die Wander- ratte) so selten geworden, dass D. sich kein Exemplar verschaffen konnte. Die Hausmaus soll ebenfalls eingeschleppt worden sein, Alle anderen Landsäugthiere sind eingeführt. Den ‚neuseeländischen Hund benennt Gray als Canis Dingo; Dieffenb. dagegen sagt, dass er nicht der australische Dingo, sondern eine viel kleinere Varietät sei, dem Schakal ähnlich und von schmutzig gelblicher Färbung. Da die Eingebornen ihren Hund auch bisweilen mit dem spanischen Namen Pero bezeichnen, so wäre es möglich, dass noch vor Tasman spanische Seefahrer ihnen den Hund gebracht hätten. Die Hauskatze ist von den Kolonisten eingeführt und zum Theil verwildert, Auch die Schweine kommen in manchen Gegenden in grosser Menge ver- wildert vor, und scheinen den Eingebornen, wie auf andern Inseln, schon vor der Ankunft der Engländer bekannt gewesen zu sein. Aus der neuesten Zeit stammen Pferde, Esel, Ochsen, Schafe und Ziegen her. Mehr Arten als das Land hat das Meer, doch hat von. letztern D. keine Exemplare mitgebracht. Ueber die Wanderungen der Wall- fische und ihren Fang hat D. beachtenswerthe Angaben mitgetheilt. Aus verschiedenen Gegenden, hauptsächlich aber aus Amerika, sind die Materialien gesammelt zur: Zoology of the Voyage, of 4. M. S. Sulphur ‚under the command, ‚of Cap- tain Sir. E., Beleher. , Mammalia.by J. E. Gray. Lond..1843. 2 Hefte, l "Nom grössten Theil der Arten hat Gray schon früher die Dia- 144 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der gnosen mitgetheilt, und sie sind bereits in unserem vorigen Berichte zur Sprache gebracht worden. Jetzt folgen ihnen Beschreibungen nach, denen freilich öfters grössere Ausführlichkeit zu wünschen wäre. Die Abbildungen sind vortrefflich ausgeführt. Die Säugthiere sind mit diesen beiden Heften beschlossen. Als Beiträge allgemeineren Inhalts zur Fauna der urwelt- lichen Säugthiere sind in der Kürze anzuführen: H. v. Meyer, summarische Uebersicht der fossilen Wirbelihiere des Mainzer Tertiär-Beckens (Jahrb. für Mineralog. 1843. S. 379); dann Bemerkungen über die fossilen Säugthiere der Braunkohlen des Westerwaldes, der Mardolce-Höhle in Sizilien und der Diluvialge- bilde von Mosbach (ebenda S. 581), ferner über Säugthierreste aus verschiedenen Gegenden (S. 698). — Owen’s Berichte über die fos- silen Säugthiere Englands (Instit. 1843. p. 55) erscheinen nun in einem besonderen Werke, wovon der nächste Bericht zu sprechen hat. — Pomel über die fossilen Säugthiere der Auvergne (Instit. 1843. p: 218). — Memoria per servire all’ illustrazione dei grandi Mam- miferi fossili, esistenti nell Gabinetto di Santa Teresa in Milano p. G. Balsamo Crivelli. Milano 1842 (im kurzen Auszuge in der Isis 1843. S. 629). — A, v. Nordmann, „über die bis jetzt mir be- kannt gewordenen Fundorte von fossilen Knochen in Südrussland” (Bullet. de la Classe physico-mathematique de l’Academ. des sc. de St. Pötersbourg I. 1843. p. 197). — J. H. Cooper, über fossile, bei Anlesung des Neubraunschweigschen Kanals in Georgien gefundene Knochen (Ann. of nat. hist. XI. p. 70). Im aufgeschwemmten Lande lagen beisammen die Knochen von Megatherium zugleich mit denen von Mastodon giganteum, Hippopotomus, Mammuth und Pferd. Die Knochen waren nicht abgerieben und viele von demselben Skelete fanden sich zusammen gruppirt. — Lund’s neueste Beiträge zur vormaligen und gegenwärtigen Fauna Brasiliens hat Ref. in diesem Archive S. 347 im Auszuge mitgetheilt und mit einigen Bemerkungen versehen. Die „Literatur über Fährten und Fährten-Abdrücke urwelt- licher Thiere in den Gesteinen der festen Erdrinde” hat R, Bern- hardi mit grosser Vollständigkeit in der Halleschen Literaturzeitung 1843. Ergänzungsblätter S. 441 zusammengestellt. Ueber ein pathologisch verändertes Oberschenkelbein eines Höhlenbären von Ph, Fr. von Walther (Journ. für Chirur- gie und Augenheilk., von Dr. Ph. v. Walther und v. Ammon 1843. S. 161). Der berühmte Verf. dieses Aufsatzes hatte schon im Jahre 1825 in dem damals von ihm und Gräfe herausgegebenen Journale der Chirurgie VIII, Heft 1 an einer nicht geringen Anzahl pathologisch veränderter Knochen die meisten Formen der jetzt bei dem Men- schen vorkommenden Knochenkrankheiten, Necrose, Anchylose, Exo- U, EEG Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 145 stose, Caries ete. nachgewiesen. Das erwähnte Oberschenkelbein ist schon von Esper und dem Ref. früherhin beschrieben worden. Nach des Verf. Erklärung ist die heutzutage bei Menschen vorkom- mende Knochenkrankheit, welche der am erwähnten Oberschenkel- bein des Höhlenbären analog und correlativ ist, von Scarpa als bös- artige Exostose von Expansion des Knochengewebes, von Astley Cooper als innere fungöse Exostose der Markhaut beschrieben wor- den. Da jedoch beide den Namen Exostose in zu grosser Breite ge- brauchen, so ist die Erläuterung beigefügt, dass „soll die vorliegende Knochenkrankheit als Exostose bezeichnet werden, so gehört sie jedenfalls unter die fungösen, nicht cartilaginösen Exostosen, und zwar unter jene des zelligen Knochengewebes oder der Markhaut, nicht des Periostes oder der Knochenrinde”. Diese Krankheit ist eine der seltneren, und abermals ein merkwürdiger Beleg von dem Vorkommen der Knochenkrankheiten bei den urweltlichen Thieren ganz in denselben Formen und in der gleichen Gesetzmässigkeit wie noch gegenwärtig. Als Anleitung zum Ausstopfen hat in England grossen Beifall gefunden: K. Lee, Taxidermy or the Art of Collecting, Preparing and Mounting Objects of Natural History. 6. edit. 1843. Simiae. Description des Mammiferes nouveaux ou imparfaitement connus de Ja collection du Mus. d’hist. nat. et remarques sur la classification et les caracteres des Manımiferes. Premier Meno.re. Famille des Singes, par M. Is. Geoffroy-Saint- Hilaire (Archives du Mus. d’hist. nat. Il. p. 485). In dieser, der pariser Akademie im Laufe des Jahres 1843 vor- gelegten Abhandlung (Compt. rend. XVl. p. 1236 u. XVII. p.280) gibt Is. Geoffroy zuerst Bemerkungen über die systematische Eintheilung und Charakteristik der Ordnung der Affen. Er kritisirt die in die- ser Hinsicht gemachten Arbeiten der Franzosen und Eiigländer, wo- bei meiner vor vier Jahren im Druck ausgegebenen Monographie der Affen mit keinem Worte gedacht ist. Ueberhaupt haben sich die englischen und französischen Zoologen, mit geringer Ausnahme, wie durch gemeinsame Verabredung so gestellt, dass sie sich zwar gegenseitig berücksichtigen, von den deutschen Leistungen aber keine weitere Notiz nehmen. Männer, wie Owen, G. R. Gray und Pri- chard, die eine umfassende Kenntniss der ganzen Literatur besitzen, sind jetzt in England und Frankreich seltene Erscheinungen. Abge- ‚sehen hiervon giebt die erwähnte Abhandlung bei dem Reichthume der pariser Sammlungen höchst ansehnliche Beiträge zur genaueren Kenntniss der Affen. Is. Groffroy theilt die Ordnung der Affen (bei ihm Primates be- nannt) in 4 Unterordnungen: Singes, Lemurides, Tarsides und Chei- 146 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der romydes, von denen jede der beiden letzteren nur eine Gattung ent- hält. Die 1ste Unterordnung (die Singes) vertheilt er in 4 Sippen (tribus), nämlich 1) Pithecina mit 5 Backenzähnen, kurzen Nägeln und längern Vorder- als Hintergliedern, hieher Troglodytes, Pithe- eus und Hylobates. 2) Cynopithecina, mit 5 Backenzähnen, kur- zen Nägeln und länsern Hinter- als Vordereliedern; hieher die an- dern altweltlichen Affen. 3) Cebina, mit 6 Backenzähnen und kur- zen Nägeln; hieher alle amerikanischen Affen mit Ausnahme der fol- genden 4) Hapalina, mit 5 Backenzähnen und Krallen; "hieher blos die Gattung Hapule. — Hinsichtlich dieser Sippen will ich hier nur bemerklich machen, dass ich die Trennung der altweltlichen Affen in Pitheeina und Cynopithecina nicht billigen kann, ‘da, wie ich in meiner Monographie nachgewiesen habe, im Khöchenberüßte zwi- schen den Gibbons und Orang Utans eine zu grosse Differenz be- steht, als dass sie sich in eine so nahe Verwandschaft, wie Is. G. will, bringen liessen. Wenn er ferner behauptet, dass die Pithecina, „sils ne sont pas bipedes A la maniere de ’Homme, ne sont pas non plus quadrupedes & la maniere des autres Singes,“ so hat die ana- tomische Untersuchung, wie die Beobachtung der Lebensweise den vierfüssigen Gang als den einzig naturgemässen auch für die Orang- Utans nachgewiesen. Wie S. Müller dargetlıan hat, ist die Vorstel- lung von einer aufrechten Haltung dieses Thieres, wobei es nur auf den beiden Hinterbeinen gehen würde, ganz und gar unrichtig. Is. ‚G. gebt hierauf zur Beantwortung der Frage über, ob man mit Recht die Affen als vierhändige Thiere bezeichnen dürfe. Er findet diese Benennung nur alsdann begründet, wenn man unter Hand nicht ausschliesslich eine mit entgegenstellbarem Daumen begabte Extremität, sondern überhaupt eine solche verstehen will, die mit gestreckten, tief getheilten, sehr beweglichen und sehr biegsamen und deshalb zum Fassen zwischen sich und der Hohlhand tauglichen Fingern versehen ist. Diese Bemerkung ist allerdings richtig, aber nicht neu. Durch die osteologisch - myologischen Untersuchungen von Ilg, Ernst Burdach, Sandifort, Vrolik und mir (ich habe hierzu die Gattungen Cercopitheeus, Cebus und Ateles gewählt) ist die Ei- genthümlichkeit der Affenhand und ihre grosse Verschiedenheit von der menschlichen nun hinlänglich gekannt, und wie selbst bei den altweltlichen Affen die Vorderhand an Geschicklichkeit dieser weit nachsteht, was übrigens schon Galen wusste, — Was die Unterschei- dung zwischen Affen der alten und neuen Welt anbelangt, so habe ich in der Beschaffenheit des knöchernen äussern Gehörgangs ein Merkmal gefunden, das schärfer als alle andern diese beiden Fami- lien von einander trennt. z Simiae eisatlanticae. Is. Geoflroy besteht darauf, (a. a. 0. S. 526) seinen Pithecus bicolor als selbstständige Art gelten zu lassen. Re Naturgeschichte der Sängthiere während des Jahres 1843. 147 Ich wiederhole meine vorjährige Erklärung, dass auf ein einzel- nes junges Thier, dessen Färbung und Schädelform mit dem Alter bedeutend ‘sich ändert, ‚eine neue Art mit Sicherheit nicht gebaut werden kann. Auf die kritischen Bemerkungen, die Is. G. über die bisherigen Beschreibungen von Orang-Utans anstellt, halte ich es für überflüssige näher einzugehen, da von Salomon Müller’s und Schle- gel’s Arbeiten hierüber, so wie von denen Heusinger’s und meinen eigenen ihm noch im Jahre 1843 keine Kunde zugekommen zu sein scheint. J. Macartney, on the minute structure of the Brain in the Chimpanzee and of the human Idiot, compared with that of the perfect Brain of Man (Transaetions of the Royal Irish Academy XIX. 2. Dublin. 1843). Vergleichung des Gehirns des Schimpanses mit dem zweier Idio- ten, woraus hervorgeht, dass das Gehirn der letztern einen noch niedrigeren Grad der Organisation aufzuweisen hat, als jenes Thier. Vom Gehirn des Schimpanses sagt übrigens der Verf., dass „die äussere Form eine so grosse Achnlichkeit mit dem menschlichen Ge- hirne hat, dass, die Differenz in der Grösse ausgenommen, das eine mit dem andern verwechselt werden könnte. Die Windungen waren eben so bestimmt markirt und die Verhältnisse des klemen zum grossen Hirn genau wie beim Menschen.“ Die eorpora candicantia waren sehr unbestimmt, Pyramiden und Oliven nicht sehr entwickelt, die Aeste des Lebensbaumes vielleicht nicht so stark, aber eben so zahlreich als beim Menschen. Dem corpus fimbriatum fehlt der ge- zackte Rand; die glandula pinealis gross, Das vordere Paar der Vierhügel ist das kleinere u. s. w. Abgebildet ist das Gehirn des Schimpanses und eines Idioten. Zur Kenntniss der Gibbons hat Is. Geoffroy mehrere Beiträge geliefert. Hylobates entelloides ist von ihm sowohl in Jacquemont, voyage dans l’Inde, 46. 47 livrais. 1843. p. 13 und in dem Archiv. du Mus. 1. p. 532 ausführlich beschrieben und in den letzteren auch’ in einer schönen Abbildung (tab. 1) dargestellt worden. Von den lichten Ab- änderungen des H. albimanus unterscheidet er sich a) durch die Ver- einigung des Zeig- und Mittelfingers der Hinterhand längs des ersten Gliedes, b) durch breitere weisse Stirnbinde, die 'allmählig in die Scheitelfärbung übergeht, während jene bei H. albimamus wegen der steifern Haare, aus denen sie besteht, von denen des Scheitels mehr abschneidet; auch sind bei den lichten Abänderungen des H. albi- inanus die Augenbrauen schwarz, während sie bei H. entelloides rotlı sind, Ueber Hylobates Hulock und concolor Harl. giebt Is. G. in Jacquemont’s Reise S. 8 blos etliche Notizen. Letzteren charakteri- sirt er dadurch: „Pelz überhaupt schwarz“ und bezeichnet Bomeo 148 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der als Heimath. Dann bemerkt er, dass ihm von Leyden 2 Exemplare unter dem Namen H. concolor oder unicolor zugekommen seien, in der Färbung sehr ähnlich dem H. agilis, so dass er fragt, ob sie nicht etwa diesem angehörten oder einer von H. concolor Harl. ver- schiedenen Art, welcher der von Martin vorgeschlagene Name H. Mülleri sollte conservirt werden. Die holländischen Naturforscher, meint er, könnten allein diesen Zweifel lösen. Ich sehe hieraus, dass es ls. G. mit dieser Art nicht besser als mir früherhin ergangen ist, doch finde ich jetzt nach den Angaben, die S. Müller über seinen H. concolor in den Verhandel. S. 48 gemacht, aber Is. G. nicht be- achtet hat, dass der von Harlan und mir beschriebene H. concolor verschieden ist von dem Müllerschen und dass zu diesem die beiden von Is. G. erwähnten Exemplare gehören; für letztere dürfte daher allerdings der Name H. Mülleri in Anwendung kommen. j Ueber die Gattung Semnopithecus hat Is. Geoflroy eben- falls mehrere Aufschlüsse gegeben. Von seinem Semnopithecus Dussumieri hat er sowohl in Jacque- mont's Reise (a. a. O. S.17) als in den Archives (S. 538) eine aus- führliche Beschreibung, in den letzteren auch eine schöne Abbildung (S. tab. 2) mitgetheilt. In beiden Werken hat er auch den Unter- schied von S. cucullatus aus einander gesetzt und diesen genauer als früher charakterisirt. Aus der beigefügten Note ersehe ich auch, dass von meinem S$. jubatus, dessen Beschreibung (Schreb. Suppl. 1. S. 305) ihm noch immer nicht bekannt ist, ein Exemplar im brit. Museum unter dem Namen S. Johnii steht, wobei ich jedoch bemer- ken muss, dass John’s Beschreibung der Kopfbehaarung seines „Affen aus Tellicherie“* durchaus nicht auf meinen S. jubatus passt. — Den S. flavimanus hat Is. G. in beiden Werken ausführlich beschrieben. Alsdann charakterisirt er in den Archives p. 546 eine neue Art unter dem Namen Semnopithecus nigrimanus. „Auf dem Kopf lange Haare, einen mittlern, zusammengedrückten Kamm oder Schopf bildend. Oberseite, Aussenseite der Arme und Vorderarme, Unterschenkel grau, etwas ins Bräunliche ziehend; untere Theile, Innenseite der Arme und Vorderarme, Innenseite und der grösste Theil der Aussenseite der Schenkel weiss; die vier Hände und fast der ganze Schwanz schwarz.“ Untertheil und Innenseite der Hinterbacken weiss. In der Färbung besteht einige Aehnlichkeit mit S. leucoprymnus, insbesondere durch die weisse Färbung der Hinter- backen; doch sind sie bei $. nigrimanus nur zum Theil weiss. Am nächsten steht S. mitratus, bei dem jedoch „die Unterseite des Schwan- zes weiss, der Kamm schwarz, die Hinterbacken und die Schenkel grau, und die Hände graulich oder weisslich sind.“ — Aus dieser Schilderung geht klar hervor, dass der S. nigrimanus nichts weiter als der von $. Müller und Schlegel schon im Jahre 1841 aufgestellte $. siamensis ist. — Vom $. fulvo-griseus Desm. erinnert Is. G,, ET DEE WE EERREEE Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1813. 149 dass Desmoulins die Beschreibung nach einem S. leucoprymnus, die des Skelets nach S. comatus entworfen hat, ferner dass vom $. albo- cinereus kein Exemplar im Museum existire, und dass der in der Bonite beschriebene der S. obscurus sei. — Nasalis unterscheidet er von Semnopithecus, dass bei jenem die Nasenscheidewand schmal, bei diesem breit ist. Vom S. comatus hat schon Blainville darge- than, dass dem hintersten untern Backenzahn der fünfte Höcker fehlt. Von Semnopithecus mitratus, melalophos und maurus wurden in den Nederl. Verhandel. Zool. tab 12 bis, die Köpfe abgebildet. Für d’Orbigny’s Diet. univers. d’hist. nat. IV. p. 116 hat Is. Geoffroy den Artikel Colobus bearbeitet. Fragweise schreibt er dem Stummelaffen noch Backentaschen zu, während ich sie in meiner Monographie ihnen abgesprochen habe nach den an C. Guereza gemachten Beobachtungen, was Owen nun auch für C. ursinus bestätigt hat. Is. G. theilt sie folgendermassen ab: a) Pelz sehr lang, schwarz, oder weiss und schwarz. 1. ©, vellerosus (s. bicolor s. leucomeros), 2. C. Guereza, 3. C. poly- comos, 4. C. ursinus, 5. C. satanas. b) Pelz mässig lang, vom lebhaft Rothen bis zum Olivenfarbigen wechselnd. 6. €. fuliginosus, 7. C. ferrugineus, 8. C. Pennantü, 9. C. verus. — Hinsichtlich der C. polycomos und ursınus meint Is. G., dass es „beim gegenwärtigen Stand der Wissenschaft gleich vermessen sein würde, die spezifische Differenz dieser beiden Stummelaffen zu be- haupten, oder die eine von den beiden Arten als nominal einzuzie- hen“ Ich habe jedoch schon im Jahre 1839 (Schreb. Suppl. 1. S. 307) nach eigner Vergleichung des Pennant’schen Original-Exemplares von C. polycomos nachgewiesen, dass C. ursinus mit ihm identisch ist, was neuerdings auch Owen bestätigt hat. Ebenso hat mich die Ansicht des Pennant’schen Originals zum C. ferruginosus belehrt, dass dieser mit dem ©. fuliginosus zusammen gehört (Schreb. a. a. O. 5. 308). Vom €. verus macht Is. G. bemerklich, dass man ihm mit Unrecht eine robuste Gestalt zugeschrieben habe. Die früherhin von Is. Geoflroy nur kurz charakterisirte Gattung Miopithecus hat er nun ausführlich beschrieben (Ar- chiv. 1. p. 549). Als Art gehört hieher nur die Simia Talapoin. Eine 2te, die er unter dem Namen M. capillatus aufstellte, nimmt er nun selbst zu- rück, da sie nur auf ein schlecht präparirtes Fell begründet war. Ebenso hat Is. Geofiroy a. a. O. die umständlichere Beschreibung von Cercopithecus labiatus, leucampyz, monoides, Lalandi, pygery- thrus und rufo-viridis mitgetheilt. - Abgebildet ist überdiess letzterer (tab. 4) nebst C, monoides (tab. 3). Die Unterscheidung von ©. pyrrhonotus und ruber will er beibehalten wissen, schon deshalb, da bei jenem die Nase weiss, bei diesem schwarz ist. Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 2, Bd. L 150 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Derselbe Gelehrte sucht neuerdings die spezifische Selbst- standigkeit seines Macacus aureus zu rechtfertigen (Archiv. Il. p. 566). Den’ M. aureus in der Bonite hält er nicht für den ächten, auch stimmt er nicht für seine Identität mit M. carbonarius. Eben so ist er geneigt einen Albino (tab. 5) von den Philippinen als von einer besondern Art abstammend anzusehen, die er einstweilen Macacus philippinensis nennt; ein anderes Exemplar von daher will wieder nicht recht zu M. cynomolgus oder aureus passen. Ich erinnere, dass die von Cuming auf den Philippinen angetroffenen Farbenabänderun- gen wieder anders sind als die eben erwähnten und diese grosse Ver- änderlichkeit in der Färbung spricht zu Gunsten der zuerst von Schlegel, dann von mir und bald hernach von S. Müller ausgespro- chenen Meinung, dass alle diese Färbungen in den grossen Kreis der Abänderungen gehören, welche der Inuus cynomolgus darbietet. In wie fern Macacus arctoides und maurus identisch oder nicht sind, hat Is. G. noch nicht zur Gewissheit bringen können, Vielleicht ist der letztere von der nämlichen Art, die ich in Schreb. Suppl. I. S. 148 charakterisirt habe. Seine Untergattung Cynopithecus hat Is. Geoflroy jetzt zur eignen Gattung erhoben (Archiv. II. p. 574). „Körper kurz, mit ziemlich langen Gliedmassen, Hände verlän- gert, äusserer Daumen ziemlich lang, kein Schwanz. Schädel mässig geräumig, Augenbrauen-Leisten sehr entwickelt; Schnauze sehr ver- längert, breit und verflacht, ihre Seiten im rechten Winkel mit der Oberfläche. Augen mässig. Nasengruben sehr erweitert, Nase platt, Nasenlöcher nicht röhrig und nicht endständig, Gefässschwielen aus- gedehnt.“ Schneidezähne geneigt, die mittlern im Oberkiefer sehr breit, der letzte untere Backenzahn fünfhöckerig. Ich habe zu be- merken, dass die Angabe point de queue dahin zu berichtigen ist, dass der Schwanz nur ein ganz kurzer Stummel ist. Als einzige Art führt Is. G. den Cynocephalus niger Desm. an, den ich an den Schluss der kurzschwänzigen Makaken gestellt habe; eine eigene Gattung für ihn halte ich nicht nöthig. Für den Macacus Gelada Rüpp. will Is. Geoflroy eine eigne Gattung Theropithecus errichtet wissen (Archiv. Il. p. 576). Er unterscheidet diesen Affen von den Pavianen dadurch, dass die Nasenlöcher nicht ganz endständig und die Schneidezähne fast senkrecht sind; Merkmale, die meines Bedünkens nicht ausreichen generisch von Cynocephalus zu scheiden, Zur gönauern Kenntniss des (Üynzocephalus Babuin hat derselbe Zoolog einen schätzbaren Beitrag geliefert (a. a. O. S. 579 tab. 6). s , | | De ZUNVERPEENER Naturgeschichte der Säugthiere während «des Jahres 1843. 451 ' Buffons petit Papion gehört nach ihm nicht hieher, sondern gleich dem grand Papion zu C. Sphinx. Ferner behauptet er, dass sowohl Fr, als G. Cuvier fälschlich das Gesicht fleischfarben ange- geben hätten, während es fast ganz schwarz sei. Den wahren Un- terscheidungscharakter findet er in den Haaren, die anstatt wie bei €. Sphinx fein gelb und schwarz geringelt zu sein, durch sehr aus- gedehnte, aber wenig zahlreiche Ringe gefärbt sind. Den ©. Anubis hält er für sehr zweifelhaft. Schliesslich macht er noch auf den Umstand aufmerksam, dass in der Jugend die: Paviane sehr schlank und leicht sind, während sie im Alter untersetzt und schwerfällig ‚werden. i “ Verwandte Formen unterscheidet Ogilby (Ann. of nat. hist. XU. p. 446) unter dem Namen Oynocephalus Thoth und Cho- ras, beide nach lebenden Exemplaren. Ersterer ist am Vordertheil länger behaart als hinten; die Farbe der Oberseite ist dunkel oliven- grün und der Unterseite licht gelblich-grün; Brust, Vorderhals, Kinn, die untere Hälfte des Backenbartes silbergrau; Gesicht scHmutzig oliven-fleischfarbig; Gefässschwielen fleischfarbig, die nackten Hüften jederseits derselben dunkel purpur- oder violet-braun; Hodensack braun, Scheide des Penis fleischfarbig. Durch graue Behaarung der Finger, dunkle Farbe der Hüften und den braunen Hodensack will er diesen C. Thoth von C. Anubis und Sphinx unterscheiden, bei welchen die Schwielen prächtig blutroth und der Hodensack bloss fleischfarbig ist. In Färbung soll er sich mehr dem C. Sphinx als Anubis annähern, doch das schöne Gelblichgrän durch ein schmutzig Braun und die schlanke Form von Sphinx durch eine massive er- setzt sein. Ogilby hält diesen Thoth für identisch mit den beiden von Rüppell aus Abyssinien mitgebrachten Exemplaren; im Katalog hat letzterer sie als C. Anubis (der Babuin) bezeichnet. — Die an- jere Art, ©. Choras, beruht auf einem halberwachsenen Männchen ‘von der Nigerexpedition, mit langen flatternden dunkel röstbraunen Haaren, jedes Haar rostbraun nnd schwarz geringelt, Gesicht, Augen- ‚kreis, Finger, Gesäss und Hodensack dunkelbraun, nur die obern "Augenlieder fleischfarbig. Von C. Anubis durch die Färbung des Pelzes, Mangei eines licht fleischfarbigen Kreises um die Augen und das dunkelbraune Gesäss verschieden. Die Differenz in der vor- ‚stehenden Beschreibung zeigt sattsam, dass wir uns so bald noch nicht an einzelnen Exemplaren in Sammlungen und'Menagerien be- frielligende Aufschlüsse über das Verhältniss des C. Babuin zu den mit ihm verwandten Formen einholen werden, sondern dass diess nur durch Beobachtungen in der Heimath dieser Thiere erwartet werden darf, Ich bemerke nur, dass ich kürzlich in einer wandern- ‚den ‚Menagerie Gelegenheit hatte 'ein Männchen und Weibchen zu ‚sehen, ganz so wie Is. G. seinen Babuin beschreibt, und) dass ich Sbiermit das von mir Schreb. Suppl. 1.18: 157 beschriebene Exemplar (das il erst nach seinem Tode erhielt und dessen Gesichtsfarbe mir L# r 152 A. Wagener: Bericht über die Leistungen in der als lichter im Leben angegeben wurde) für eine und dieselbe Art betrachte. Simiae transatlamticae. Im ersten Hefte der Zoo- logy of the voy. of Sulphur hat Gray die Abbildungen von Brachyteles frontatus, Pithecia Pogonias, leucocephala (bloss Kopf) und zrrotata, ausserdem noch eine Notiz über Cebus hypoleucos mitgetheilt. Ich verweise hierüber auf meine Bemerkungen im vorigen Jahr- gange und füge noch bei, dass P. irrotata Gray nicht anders als die P. hirsuta und sehr gut abgebildet ist. Ueber die Gattung Cebus will ich hier nur vorläufig erinnern, dass ich durch Natterer’s Mit- theilungen über die geographischen Begrenzungen jetzt im Stande bin, mehr Arten, als die früher angenommenen beiden, zu unterschei- den, während ich über andere, wo mir solche Angaben fehlen, noch eben so rathlos bin wie früher. Von den Nachtaffen und Saimiris unterscheidet Is. Geof- froy mehr Arten als bisher angenommen wurden (Instit. 1843. p. 178). Jeder Gattung legt er 4 Arten bei, nämlich 1) Nyetipithecus felinus Spix, 2) N. lemurinus Is. G. aus Neugranada, 3) N trivirgatus Humb., 4) N. vociferans Sp. Hinsichtlich des N. felinus und trivirgatus kommt demnach Is. G. auf dasselbe Resultat, das Ref. im vorigen Jahre aussprach. Die 4 Arten von Saimiris (Chrysothrix) sind: 1) $. sciureus, 2) S. notus Is. G., 3) S. !u. nulatus von Humboldt entdeckt, und 4) $. entomophagus. In der Zoologie zur Reise der Venus sollen die neuen Arten ausführlich beschrieben werden; alsdann mehr hiervon. Jacchus rufiventer wurde als neue Art der Seiden- affen von J. E. Gray aufgestellt (Ann. of nat. hist. XII. p. 398). „Schwarz, gesprenkelt durch die weissen Spitzen der Haare, welche an den Weichen und Schenkeln häufiger sind; Brust, Innen- seite der Beine, Unterleib und ein Fleck in der Mitte des Scheitels kastanienbraun; Schwanz lang und schwarz; Ohren gross und unge- pinselt. Von Mexiko. Ist allerdings von Hapale melanura sehr ab- weichend und scheint eine eigne Art zu sein, die schon wegen ihrer Heimath merkwürdig ist. Auf eine eigenthümliche Vertheilung der Arteria radialis, crura- lis und sacra media bei Lagothrix Humboldti machte v. Tschudi in Müller’s Archiv 1843. S. 471 aufmerksam. Prosimii. Der Lemur coronatus ist nunmehr von a a. a. O. abgebildet und giebt sich als eigne Art zu erkennen. P. Gervais hat im Dict. univ. d’hist. nat. Il. unter dem Artikel Cheirogaleus den mit Ch. Milii nahe verwandten Lemur furcifer Blainv. näher charakterisirt. Von Lesson’s 4 Gattungen: Cedugale, Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 153 Myscebus, Gliscebus und Myozxicebus sagt er: ils doivent etre consi- deres comme non avenus, puisqu’ ils font tous double emploi. Otolicnus Teng Hedenb, ist von Sundevall (KR. V. Acad. Handl. 1842. p. 201) als neue Art aus dem Sennaar erklärt worden. „O. einereus, subtus albus, cauda cinereo - nigricante;, digiti posteriore quarto longiore.“ Bei O. Moholi soll, wie S. angiebt, der Schwanz kürzer, blass und besonders der 3te und Ate Finger der Hinterhand gleich lang und den ten wenig überragend sein. O. se- negalis soll durch die oben, unten und am Schwanze falbliche Farbe, so wie nach Smith durch Einfarbigkeit der Bauchhaare differiren. Durch Dr. Pruver hat unsre Sammlung ebenfalls etliche Exemplare aus dem Sennaar erhalten, die von den Hedenborgschen dadurch ab- weichen, dass sie unten nur wenig Weiss, sondern mehr und ziem- lich lebhaft Gelb haben; bei einem ist selbst der Rücken mit einem leichten gelblichen Tone überflogen, der jedoch dem Schwanze immer fehlt. Die Zehenlänge ist übrigens ganz so, wie sie S. angegeben. Da demnach die Färbung an den Exemplaren aus Obernubien ver- änderlich, die Zehenlänge an trocknen Exemplaren nicht immer ge- nau zu entnehmen ist, so bleibe ich immer noch der Meinung, dass zwischen O. Teng, Moholi und senegalensis kein spezifischer Unter- schied besteht, zum wenigsten noch nicht evident nachgewiesen ist. Fraser bemerkt (Ann. of nat. hist. XI. p. 437), dass sein Ex- emplar von Galago auf Cape Coast (Westafrika) auf einem Tama- rindenbaum geschossen worden sei und dass sich gegen den Gipfel sein Nest, aus losen Blättern errichtet, in der Gabel eines Astes ge- funden habe. Die Augen waren gross und vorragend; die Bewegun- gen des Thieres langsam. Chiroptera. Frugivora. In der Zoology of the voyage of Sulphur p- 28 hat J. E. Gray eine Synopsis der Gattungen gegeben, die er seinem Tribus Pteropina zutheilt, wie folgt: a) Schwingen von der Seite des Rückens; Kopf sehr lang, zugespitzt; kein Schwanz: 1. Macroglossus, unte- res Gelenk des Daumens gestreckt, Schwingen am Fussrücken, bis zur Zehenwurzel. b) Schwingen wiea; Kopf verlängert; Zeigefinger be- krallt: 2. Prteropus, kein Schwanz, unteres Daumengelenk sehr kurz. — 3. Eyomophorus Benn., kein Schwanz, Hals jederseits mit Haarbüschel; unteres Daumengelenk sehr lang, verbunden (E. Whitii, E. gambianus). — 4. Eleutherura Gray, Schwanz kurz, frei, in der Kerbe an der Mitte der schmalen Schenkelflughaut; un- teres Daumengelenk —?; Hals ohne Drüsen an den Seiten (E. hot- tentottu). — 5. Xantharpyia Gray, Schwanz mit der Wurzel in 154 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der‘ der ‚Unterseite der Schenkelflughaut eingeschlossen; Hals ohne Drü- sen; unteres Daumengelenk ziemlich lang (Pteropus ee Geoffr.) c) Schwingen wiea, Kopf kurz, geschwollen, Nasen- löcher röhrig, Backenzähne 4-5: 6. Cynopterus (Pachy- soma), Schwanz kurz, in die Schenkelflughaut eingeschlossen; unte- res Daumengelenk verlängert, Schwingen fast bis zur Zehenwurzel angeheftet. — 7. Meg aera, kein Schwanz, unteres Daumengelenk sehr kurz, Schwingen wie bei 6. d) Schwingen von der Mitte des Rückens, Kopf und Nasenlöcher wie c, Zeigefinger bekrallt: 8. Harpyia. e) Schwingen wie d, Kopf gestreckt, konisch; Zeige- finger nicht bekrallt: 9. Cephalotes. Kurz charakterisirt ist Pferopus argentatus Gray und Xanthar- pyia amplexicaudata. Istiophora. Eine ähnliche Zusammenstellung der Gat- tungen hat Gray (a.a. 0. S.15) von seinem Tribus Ehyalar stomina gegeben, mit mehreren neuen Gattungen: a) Ohren über der Stirne zusammenstossend; Stirne mit ziemlich tiefer Grube; Nasenblatt lanzett, aufrecht; Schwanz verlängert bis über die Schenkelflughaut. Schwingen vom Knöchel; unteres Daumengelenk mässig: Indien und Afrika; 1. Rhinopoma. b) Ohren gross, durch ein Querblatt über der Stirn vereinigt; Stirne einfach, convex; Nasenblatt wie a. Kein Schwanz; Schenkelflughaut und Schwingen gross; Schwingen vomFuss; unteres Daumengelenk verlängert: 2. Megaderma, Nasenlöcher einfach. Indien. — 3. Livia Gray, Nasenlöcher jedes bedeckt durch eine häutige, klappenartige, läng- liche Falte. Afrika. e) Ohren, Stirne und Nasenblatt wie b; Kinn mit tie- fer, schmaler Grube. Südamerika: 4. Macrotus Gray, Schen- kelflughaut gross, abgestutzt; Schwanz über die Haut verlängert, Hayti. d) Ohren getrennt, an denKopfseiten; Stirne einfach, convex; Nasenblatt lanzett, convex; Kinn vorn mit schmaler, tiefer, dreieckiger Grube; Zunge und Gesicht lang. Südamerika: 5. Phyllophora Gray, Schenkelflughaut gross, abgestutzt; Schwanz kurz, eingeschlossen, Spitze oben. — 6. @/os- sophaga, Sohenkelfinghaut tief ausgeschnitten, kein Schwanz. IK 7: Anoura Gray, Schenkelflughaut sehr schmal; die Beine einsäu- mend; kein Schwanz. — 8. Monophyllus, Schenkelflughaut deut- lich, tief ausgeschnitten; Schwanz kurz, eingeschlossen, Spitze oben. oe} /Oıhren, Stirme, Nasenblatt'wie d; Kinn vorn mit breiter, dreieckiger, kahler Stelle, Zunge und Gesicht Naturgesehichte der Säugtbiere während des Jahres 18435. 155 mässig. Südamerika: 9. Macronhyllum Gray, Schenkelflughaut gross, abgestutzt; Schwanz, lang, eingeschlossen, bis zum; Rande der Haut reichend. Schwingen vom obern Theil des Fersengelenks, — 10. Vampyrus Geoffr., Schenkelflughaut gross, abgestutzt, mit drei .divergirenden Linien; kein Schwanz; Gesicht ziemlich gestreckt. Schwingen von der Zehenwurzel. — 11. Carollia Gray, Schenkel- flughaut gross, abgestutzt; kein Schwanz; Gesicht kurz. Füsse frei bis zum Hintertheil des Fersengelenks; Daumen lang, mit zwei glei- chen Gelenken; vordere Schwinghaut breit, — 12. Phyllostoma, Schenkelflughaut gross, abgestutzt; Schwingen vom Fersengelenke; Schwanz mässig, eingeschlossen, Spitze oben. — 13. Aretibeus, Schenkelflughaut tief ausgeschnitten, Daumen mit kurzem und lan- gem Gelenk; kein Schwanz; Schwingen fast an der Zehenwurzel an- geheftet. — 14. Sturnira Gray, Schenkelflughaut sehr schmal, saumartig; kein Schwanz; Daumen mit unterem kurzen und oberem langen Gelenke. f) Ohren, Stirne und Kinn wie e; Nasenblatt kurz, einfach oder zweispaltig, mit tiefer Grube dahinter; Kopf mässig. Südamerika: 15. Brachyphyllum Gray. Schen- kelflughaut kurz, tief ausgeschnitten, zweistrahlig; Schwanz sehr kurz; Nasenblatt eiförmig; hinten von einer tiefen Grube umgeben. — 16. Stenoderma, weder Schenkelflushaut noch Schwanz; Nasenblatt klein, vorn gekerbt; Daumen verlängert, dick, frei bis zur Wurzel; Füsse frei (nach Waterhouse ohne ächte Backenzähne). Gray bemerkt hierbei, dass er nicht wisse, wie Desmodus, En- dostoma, Diphyllia von dieser Gattung sich unterscheide. Als Arten aus dieser Gattung hat Gray besonders, aber unge- bührlich kurz, charakterisirt: Phyllophora megalotis (tab. 5, fig. 2) und nigra (tab. 5, fig. 1), Monophyllus Leachi, Phyl- lostoma hastatum und elongatum Gray (tab. 8, fig. 2), Ca- rollia verrucata Gray (tab. 8, fig 3), Sturnira spectrum (tab. 6, fig. 1). — Ein Macrotus Waterhousii findet sich von ihm in den’ Ann. of nat. hist. X111. p. 69. Von Phyllostoma habe ich in unserem Archive S. 365 die Diagnosen von 7 neuen Arten aus Brasilien aufgestellt. _ Gymmorhina. Auch über seine Tribus Noctilio« nina hat J. E. Gray eine Zusammenstellung der Gattungen mitgetheilt: a) Sehwanz kurz, mit der Spitze auf der Oberseite der grossen Schenkelflughaut; Ohren seitlich, getrennt. «) Kopf konisch, Stirne flach, Lippen einfach: 1. Mosia Gray, Nase einfach, abgestutzt; Lippen ziemlich geschwollen, Nasenlöcher i TARHNEN einfach, Schenkelflughaut abgestutzt, Schneidezähne 2 — 2. My- stacina Gray, Nase ziemlich vorgestreckt, an der Basis mit einer 156 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Reihe kurzer, steifer Borsten umgeben, Schenkelflughaut abgestutzt; Schneidezähne 2, obere gross. — 3. dello, Kopf etwas konisch, Schenkelflughaut gross, abgestutzt, Schwanz verlängert, mit einem Bande von der Spitze, Schneidezähne 3 (bedarf neuer Prüfung). — 4. Emballonura, Nase ziemlich vorgestreckt, Nasenlöcher röhren- förmig, Schenkelflughaut abgestutzt, Schneidezähne 2 — 5. Cen- 6 tronycteris Gray, Nase und Nasenlöcher wie 4, Schenkelflughaut abgestutzt. Sporen sehr stark. — 6. Urocryptus, Nase und Nasenlöcher wie 4, Schenkelflughaut abgestutzt, Schneidezähne — — T. Diclidurus. — — $) Kopf und Lippen wie «, Stirne mit tiefer Grube: 8. Taphozous. — — y) Kopf konisch, Stirne ein- fach, Lippen gross, hängend, warzig: 9. Noctilio. — — d) Kopf konisch, Nase und Kinn mit Hautfalten verziert: 10. Phyllodia Gray, Nase abgestutzt, Rand scharf, oben mit fleischigem, blattähn- lichen Fortsatz; Nasenlöcher unten. Kinn am Vorderrande mit querer Hautfalte, Ohren seitlich. Schenkelflughaut abgestutzt, Schwanz kurz, Füsse frei (P. Purnellii Jamaika). — 11. Chilonycteris, Nase ab- gestutzt, oberer Rand gefranzt, Nasenlöcher unten; Kinn mit zwei queren Hautfalten am Vorderrande. Ohren seitlich, schmal, spitz, am Aussenrande mit einer Kerbe. Schenkelflughaut gross, abgestutzt, Schwanz ‘lang. — 12. Mormoops, Nase und Kinn mit complizirten Hautfalten verziert; Ohren gross, breit, fast TE Schenkelflug- haut gross, abgestutzt, Füsse frei. b) Schwanz über das Ende der koniseh. vorgestreck- ten Schenkelflughaut vorragend; Schwingen nur an einer schmalen Linie längs des Rückens befestigt: 13. Pteronotws Gray, Ohren seitlich, Kinn mit zwei queren Hautfal- ten (P. Davyı, Trinidad). c) Schwanz dick, verlängert, über das Ende der quer- gefalteten Schenkelflughaut hinausragend: 14. Myopte- ris? Geoffr., Ohren getrennt an den Seiten, gross; Schnautze kurz, stumpf, Schneidezähne 3.— 15. Ohiromeles, Ohren wie 14, Schnautze schief abgestutzt; Schneidezähne 3 — 16. Nyctinomus, Ohren gross, zusammenstossend, an der Stirne abwärts gefaltet; Schnautze schief abgestutzt; Lippen gross, quer ausgehöhlt. — 17. Molossus, Ohren wie 16, Schnautze gerundet; Lippen goschwollen, glatt oder behaart. d)? Kein Schwanz, Schenkelflughaut deutlich, tief eingeschnitten, Kopf gerundet; Gesicht durch knorpe- lige Falten entstellt, Schwingen breit. (Vielleicht zu Phyl- lostomina?): 18. Centurio Gray. Alsdann folgt die Beschreibung von Mosia nigrescens (tab. 6, fig. 2 — 2A und 2B), Diclidurus Freyreissi und albus (tab. 8, fig. 1 und 1A), Centurio senex (tab. 7), der wahrscheinlich nicht ED 2 Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 157 von Amboina, sondern von Brasilien sein wird. Mystacina tu- berculata hat Gray im Appendix zu Dieffenbach’s Travels cha- rakterisirt. Von Chilonycteris habe ich (im Archive S.367) drei und von Emballonura zwei neue Arten durch Diagnosen festgestellt; eben- so 7 Arten von Dysopes. Dysopes Midas Hedenb. ist eine von Sundevall (a. a. O. S. 207 tab. 2, fig. 7) beschriebene neue Art aus dem Sennaar, mit der Diagnose: „supra nigrofuscus, subtus grisescens; membrana ad latera dorsi, ventre infimo artubusque nudis.“ Kotschy hat die näm- liche Art im Sennaar gefunden. Beschreibung einer zur Gattung T’Ayroptera gehörigen Fledermaus von H. Rasch (Nyt Magaz. for Naturvidensk. IV. Heft 1). Ref. hat im Archive 1843 S. 261 diese Beschreibung im Auszuge übersetzt und mit Bemerkungen begleitet. Ueber die Verbreitung und Wanderung von Vesperugo Nilssonii hat Blasius in seiner Reise im europ. Russland S. 264 interessante Bemerkungen mitgetheilt. — Gray stellte in den Ann. of nat. hist. XI p. 117 eine Kerivoula brasiliensis auf: „schwärzlich, Haare mit bräunlichen Spitzen, unten merklich blasser; Ohren gross, spitz, rückwärts gebogen.“ Inseetivora Eine vortrefiliche Monographie der Gattung Sorex hat Sundevall in den K. Vet. Acad. Handl. 1842 p. 174 ‚publi- zirt und sie zugleich mit 3 neuen Arten vermehrt. Die neuen Arten sind: 1) Sorez (Crocidura) Hedenborgi Sund., „totus rufescenti- niger, magnus.‘*“ Aus dem Sennaar, Von ebenda hat Kotschy diese ausgezeichnete Art an das Wiener Museum geschickt, wornach ich die Abbildung im Schreber’schen Werke fer- tigen liess. — 2) Sorez fulvaster Sund., „pallide griseo -fulve- scens, subtus cinereo-albus; dentibus intermediis supra 3, secundo tertioque aequalibus; cauda longit. 5 corporis.“ — 3) Sorez (Cro- cidura) sericeus Hed., saturate cinereus nitidus, supra rufescente fuscus; dentibus intermediis supra 3, secundo tertioque aequalibus: cauda ultra % corporis. Dieselbe Art hat Kotschy in Kordofan gefunden. Mit Hinweisung auf meine Monographie im Schreber’schen Werke füge ich noch etliche Bemerkungen bei. Sorex crassicaudus Licht, 'S. indicus Auct. (wenigstens zum Theil), $. crassicaudus D uv., S. giganteus Duv. und S. sacer Ehr. halte ich nur für eine Art. Lich- tenstein’s Original-Exemplar von S. crassicäudus habe ich mit den unseren verglichen und völlige Uebereinstimmung im Gebisse gefun- den; in der Färbung ist ein leichter rostbräunlicher Anflug auf dem 158 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Rücken :und besonders dem Kopfe deutlicher als an unsern. Exem- plaren, während er an unserm S. indieus noch merklicher ıhervor- tritt. In der Färbung kommt S. cerassicaudus Duv. mehr mit den hiesigen Exemplaren überein; wenn Duvernoy ihm nur 3 Lücken. zähne beilegt, so wird der A4te kleine wohl nur ausgefallen sein. Das Wandelbare dieses Zahnes zeigen Duvernoy’s Angaben von sei- nem S. giganteus. Von Sorex etruscus hat Selys Longehamps ein Exemplar aus dem südlichen Frankreich von den Ufern der Durance erhalten (Rey. Zool. p. 131). — Von Fernando Po erhielt Fraser (Ann, of,nat. hist. XI, p. 436) eine neue Art: $. (Crocidura) poensis, „obscure fu- scus, corpore subtus cinereo, pedibus nigrescentibus; auribus parvu- lis distinetis; cauda corpore breviore pilis obscuris adpressis et setis Jongioribus adspersis.“ Körper 3’ 3”, Schwanz 1” 10”. Eine neue Gattung Otisorex hat De Kay aufgestellt (Natural History of New York I. p. 22). Ihre Merkmale sind: „Ohren gross und aus dem Pelze vorragend, Nase verlängert, Schwanz vierkantig, Zähne 32.“ Ist keine eigne Gattung oder Untergattung, sondern da 5 obere Lückenzähne vorhan- den, die untern Schneidezähne gezackt, die Zahnspitzen gefärbt und der Schwanz ohne lange Haare ist, so gehört sie zur Untergattung Sorex Wagl. (Amphisorex Duv.). Die dazu gehörige Art nennt De Kay ©. platyrrhinus, dun- kelgrau, mit trübem Roth überlaufen, unten aschgrau; Körper 2,5", Schwanz 1,6”. New York Zwei Exemplare von Gymnura aus Borneo unterscheiden sich von @. Rafflesii dadurch, dass ihr Pelz, anstatt schwarz zu sein, mit eingemengten längern weissen Haaren, ganz gelblichweiss ist; nur einige, der ‚längern Haare sind schwarz. Sonst gleichen sich die Exemplare, von..Borneo und Sumatra so vollkommen, dass Water- house sieh, nicht für berechtigt ‚ansieht, sie spezifisch zu scheiden (Ann. ‚of nat» hist. .Xl. p. 529). Hylomys suöllus wurde in.den, Nederl. Verhandel. tab. 25, fig. 4— 7 (Schädel) 26 (Thier) abgebildet; ebendaselbst tab. 26, fig. 2—5 Hylogalea tana, ferruginea, javanica und murina, ferner von diesen tab. ‚27 Schädel und Füsse. Carnivora. Im Diet. univ. d’hist. nat. Ill. p. 177 hat Is. Geoffroy allgemeine Betrachtungen über, die Carnivoren angestellt. Ueber den -Grundtypus, der dem Zahnsysteme der ‚Fleischfresser untergelegt ist, hätte der Verf. weit conciser und schärfer sich. .aus- sprechen können, ‚wenn er Wiegmann’s klassische Arbeit ‘hierüber benutzt hätte, ‚Die, Widerlegung der Meinung, als ob die Fleisch- fresser in, einer fortlaufenden Reihe systematisch angeordnet werden } El Hr % F P « Y 4 | Naturgeschichte den Säugthiere während des Jahres 1843. 159 könnten; halte ich. für ‚ganz überflüssig, da wohl ‚kein' Zoolog mehr in. der' gegenwärtigen Zeit eine ‘solche Ansicht hegen kann, 'indem ‚es hier, wie in jeder andern Ordnung, auf- und absteigende Formen giebt, die mach sehr verschiedenen Seiten hin Anknüpfungspunkte darbieten, öfters so viele, dass auch eine mehrreihige Anordnung ‚sie nicht vollständig darlegen kann. Ursina. Burmeister will in der Halleschen Literatur- Zeitung 1843. S. 514 die omnivoren Raubthiere dadurch cha- rakterisirt wissen, dass ihnen der Reisszahn ganz fehlt und dass deshalb der erste Mahlzahn auch nicht einmal seiner Stellung nach als Repräsentant desselben ‘angesehen werden dürfe. Ich bin hiermit nicht einverstanden, denn wiewohl der Reisszahn der Omnivoren seiner Form nach nicht von den Mahlzähnen erheb- lich verschieden ist, so findet doch von den Viverrinen aus durch Paradoxurus ein so entschiedener Uebergang im Zahnsysteme zu den Omnivoren durch Arctictis statt, dass man, um wissenschaftlich die Einheit des Grundplanes in der Anordnung des Zahnbaues festzuhal- ten, sich nach einem Repräsentanten des Reisszahnes auch bei den Omnivoren umsehen muss. Hierzu kommt nun noch, dass im Milch- gebiss von Procyon der obere Reisszahn ganz nach dem Typus der eigentlichen Carnivoren gebaut, hier also auch ‚der Form nach seine Deutung nicht zu verfehlen ist. An die interessanten Beobachtungen über die Setzzeit und Ab- änderungen unserer Bären von St. K. v. Siemuszowa-Pietruski in unserem Archive S. 369 brauche ich nur zu erinnern. Nach Erlangung neuer Materialien glaubt Lund, dass.die fossi- len Ueberreste, auf welche er seinen «Ursus brasiliensis gründete, eher Verwandtschaft mit dem Cuati zeigen und schlägt für sie jetzt den Namen Nasua ursina vor (Archiv S. 356). Von Procyon Psora hat Gray eine Abbildung gegeben (Sulphur p: 3% tab. 11 u. 17. Fig. 1-3). Mustelina. Gray hat 3 neue Arten von Mustela in den Ann. of nat. hist. XI. p. 118 charakterisirt. 4) Mustela Horsfieldii, einförmig dunkel schwärzlichbraun, ünten sehr ‘wenig blasser; Mitte des Kinns und Unterlippe weiss, ‚Schnurren schwarz; Schwanz dünner, schwärzer, halb so lang als der - ganze Körper. Var.? Vorderhals mit grossem weissen Fleck, Kinn fanz weiss. Von Butan in Indien. — 2) M. Hodgsoni, Pelz gelb- ie hbraun, unten merklich blasser; Obertheil und Kopfseiten viel ‘dunkler; Gesicht, Lippen, Kinn und Vorderhals mit Weiss gescheckt; wanz verlängert, ziemlich buschig, mehr als der 'hälbe Körper lang Var. viel dunkler, das Weisse bis zwischen die Augen ausge- lehnt. Vom Himalaya. — 3) M. zanthogenys, hell kastanienbraun, unten geoldgelb; Kinn, kleiner Fleck über dem Mundwinkel und Füsse 160 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der weiss; ein gelblichweisser Fleck unterm Ohre; ein Fleck hinter dem Mundwinkel gegen den Hals kastanienbraun; Schwanzende schwarz. Von Kalifornien, merklich grösser als M. erminea, im Sulphur tab. 9 zugleich mit dem Kopf von M. frenata abgebildet. M, brasiliensis Sewast. könnte zur nämlichen Art gehören, Seba’s M. javanica viel- leicht ein Junges davon sein. An Wieseln unterscheidet De Kay (Nat. hist. of New York 1. p. 34) 3 Arten: Zwei von ihnen, Mustela pusilla und fusca, stellt er dem Gebisse nach zu den eigentlichen Mardern, die 3te, Putorius noveboracensis, zu den lltissen. Die Diagnose von Mustela pusilla lautet: Farbe die nämliche wie die von P. noveboracensis im Sommerkleid, aber kleiner, nicht ändernd; Schwanz 4 der ganzen Länge. Länge 12—13 Zoll.” Schwanz an der Spitze um einen Ton dunkler; Zähne in ty- pischer Anzahl. Nicht selten, wahrscheinlich mit Richardson’s M. vulgaris, aber nicht mit der europäischen einerlei. — Von M. fusca Bachm. sagt er: „oben braun, unten rein weiss; Schwanz ! der ganzen Länge; Füsse mit langen Haaren. Länge 12 Zoll.” — Pu- torius noveboracensis ist die von andern amerikanischen Zoo- logen als M. erminea beschriebene Art; unterscheidende Charaktere von unserem Hermelin sind nicht angegeben. Sundevall macht in den K. V. Acad. Handl. 1842 p- 215 darauf aufmerksam, dass die aus Kairo eingesandten Exemplare der Mustela subpalmata ganz mit der von Bona- parte gegebenen Beschreibung der M. Boccamela überein- kommen. „An Grösse und Färbung sind sie nicht vom Hermelin verschie- den, ausser in dem kürzern, ganz dem Rücken gleichfarbigen Schwanz, der nicht einmal an der Spitze schwarze Haare hat. Die Zehen sind in derselben Weise wie bei allen Mustelen durch eine Haut vereinigt. Körper 10 Zoll, Schwanz 3%, mit Haaren 4 Zoll”. — Nach Ansicht zweier, im Wiener Museum aufgestellten Exemplare, ebenfalls aus Aegypten, habe ich von dieser Art folgende Notiz aufgezeichnet: „sehr kenntlich durch die grosse behaarte Spannhaut zwischen den gleichfalls stark behaarten Zehen. Färbung ähnlich der des kleinen Wiesels, aber das Thier so gross als der Hermelin, Farbe schön licht rostfalb; Unterkiefer (mit Ausnahme einiger falben Flecke), ganzer Vorderhals urd Brust weiss, was hinter den Vorderbeinen in einem schmalen Streif längs des Bauches verläuft, worauf jedoch falbe Haare eingemengt sind. Schwanz der Aussenseite gleichfarbig, am Ende dunkler rostroth. Körper 10% Zoll, Schwanz mit Haaren fast 5 Zoll.” Ist wohl identisch mit M. africana Desm, Die vom Ref. aufgestellte Art: Alhabdogale multivittata hat durch Sundevall verlässige Bestätigung erhalten. “ L Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1813. 161 Er nennt sie a. a. 0. S. 12 Ietonyx frenata mit der Defini- tion: „lineis dorsi nigris antice confusis; fascia frontali, caput am- biente labiisque albis; cauda breviore.” Körper 85 Zoll, Schwanz 35 Zoll. Auf Tab. 4 Fig. 1 hat S. diese Art abgebildet; ich habe von ihr im Schreb. Werke eine Abbildung publizirt. Die Ottern theilt Gray (Ann. of nat. hist. XI. p. 118) folgendermassen ab: a) Hinter- und Vorderfüsse an Grösse ähnlich; Schwanz sich verdünnend, spitz, verlängert. 1) Lontra, Muffel behaart, Sohlen der Hinterfüsse halb nackt; Krallen deutlich. L. canadensis (??), L. brasiliensis. — 2. Lutra, Muffel kahl, oblong, quer; Krallen deutlich, Sohlen halbnackt. L. vulgaris, indica und chinensis. — 3. Aonyz, Muffel und Sohlen wie 2, Krallen rudimentär. A. Horsfieldü, aurobrunnea, indigitata und Lalandü. — 4. Latax, Muffel kahl, gross, oblong, dreieckig, oben winkelig; Krallen deutlich, Sohlen behaart. L. latazina. b) u, 7 gross. 5. Enhydra und 6. Pteronura. Eine neue urweltliche Art hat von Pomel den Namen Lutra Bravardi erhalten; sie stammt aus den vulkanischen Alluvionen der Auvergne (Instit. 1543 p 140). Viverrina. Schädel und Gebiss von Prionodon graci- lis (Viverra s. Linsang gracilis) ist genau von Waterhouse beschrieben worden (Ann. of nat. hist. XI. p. 529). Der Schädel hat mehr Aehnlichkeit mit Paradoxurus als mit Viverra, das Gebiss kommt am meisten mit dem der Genetten über- ein, nur fehlt, wie schon Horsfield angegeben hat, der letzte Backen- zahn des Oberkiefers, so dass die Zahnformel lautet: 2 Lückenzähne, + Eckzähne, + Backenzähne. Fossile Arten aus den Gattungen Viverra und Herpestes zählt Laurillard 4 auf (Diet. univ. d’hist. nat. Ill. p. 727). Burmeister (Hallesche Literaturzeitung 1843 S. 522) findet es auffallend, dass ich Geoffroy’s Ichneumia albescens zu Herpestes leuc- urus gezogen habe, „da sie doch der Abbildung nach zu Cynietis ‚penieillata gehört.” Hätte B. sich nicht mit einem Blick auf die Ab- bildung begnügt, sondern meine Beschreibung von A. leueurus und Ichneumia albescens (namentlich auch im Zahnbaue) mit einander verglichen, so würde er erstlich sich überzeugt haben, dass beide 4 ‚eine Art ausmachen, dann aber auch hätte er bei mir auf S, 303 folgende Anmerkung lesen können: „ls. Geoffroy’s Angabe der Fär- ‚bung (von /. albescens) passt ganz auf A. leucurus; dagegen muss das Kolorit seiner Abbildung von einer völlig verschiedenen Art, wahrscheinlich von H. (Cynictis) penicillatus, genommen sein.” Canina. Eine Monographie der Hunde hat Boitard im Diet. uniy. d’hist. nat. Ill. p. 536 geliefert. 162 A: Wagner: Bericht über ‘die Leistungen inder I” Eine ganz oberflächliche Compilation, ohne Kenntniss der 'neue- ren ausländischen Leistungen; von ‚meiner Fortsetzung des Schreber- schen Werkes ist ihm gleich andern seiner Landsleute noch keine Notiz zugekommen. ) ' Histoire du Chien chez tous les peuples du monde, d’apres la Bible, les Peres de l’eglise, le Koran, Homere, Aristote, Xenophon, Herodote, Plutarque, Pausanias, Pline, Horace, Virgile, Ovide, Jean Cajus, Paullini, Gesner ete,, par Elzear Blaze. Paris..1843.,458 S. 8. Mn. Der Verfasser, der sich Auteur du Chasseur au. chien ‚d’arret, du Chasseur au chien courant etc. nennt,; versichert, dass dieses Buch die Frucht zwanzigjähriger Arbeit sei. Für seinen‘Gegenstand ist er leidenschaftlich eingenommen und setzt seine. Vorzüge noch über die der Menschen, Die verschiedenen Beziehungen des Hundes zum Menschen und alle seine Eigenschaften werden umständlich er- örtert und mit einer Menge Anekdoten ausgestattet, so dass die Hundeliebhaber an diesem Buche ihre Freude haben werden, Lund hat eine Uebersicht der brasilischen Arten aus, der Familie der Hunde entworfen. Als in unserem Archive (1843 S. 353) von mir mitgetheilt, brauche ich nur daran zu erinnern, dass er 5 lebende und 7 ausgestorbene Arten unterscheidet. Unter letzteren bildet er die Gattungen Pa- laeocyon, Speothos und Abathmodon. ‚Unter, den lebenden Arten stellt er als neu auf den /etöcyon (früher von ihm Cynogale benannt) venaticus, den Uebergang zu den Mardern bildend, denen ihn Lund früherhin zuzählte. Man muss die ausführliche Abhandlung abwarten, um hierüber sich ein eignes Urtheil bilden zu können. Ueber den Schädel und Zahnbau des Canis jubatus, so wie über die unter dem Namen Canis Azarae mit einander confundirten Arten habe ich im Archive S.356 eine Mittheilung (gemacht, Letztere, sind der C. melampus Wagn., ©, vetulus Lund,((C. Azarae Neuw.) und €. melanostomus Mus. Vindob. ' Der Cunis virginianus Gm. et Harl. (Grey Fox Catesb.) scheint nun doch wieder restituirt werden zu müssen, De Kay giebt von ihm in der Nat. hist. of New York I. p. 45 folgende Beschreibung: Kleiner als C. fulvus, im Allgemeinen silber- grau, was vom Widerriste an bis zum Hintertheile dunkler wird; die Haare sind an der Wurzel bleifarben, dann schmutzig weiss, all- mählig weiss werdend, und die Spitze schwarz. Kopf grau; Ohren innen gelblich, um die Wurzel röthlich gefärbt; Spitze dunkelbraun, gelblich hinterwärts; zwischen Auge und Nase jederseits ein dunkler Fleck. Schnautze schwarz, oben jederseits auf eine kleine Strecke gelblich; Halsseiten falblich (tawny), Unterkiefer schwarz. " Brust mitunter weiss gefleckt; Unterseite hellfarbig, Schwanz von der Farbe Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 463 des Körpers, unten schwach mit Roth überlaufen, an der Spitze mit- unter dunkler. Körper 18—25 Zoll, Schwanz mit Haaren 9—12 Zoll. Häufiser in den südlichen als nördlichen Grafschaften, sehr häufig auf Long Island, geht nicht weit über den 42° n. Br. und seine süd- liche Grenze reicht bis nach Florida. Den Canis ochropus (Cojote) hat Gray in der Reise des Sul- phur p. 32 tab. 10 abbilden lassen. Beschreibung und Maasse fehlen. Gray sagt nur, dass an diesem Exemplar Ohren und Gesicht be- trächtlich länger und die Färbung dunkler ist als an einem Exem- plare des Prairien-Wolfes. Von €. Lupaster und Anthus macht Sundevall, wie ich schon früher, die Bemerkung, dass sie von C. aureus kaum differiren (K. V. Acad. Handl. 1842 p. 210. _ Vulpes flavescens aus Persien ist als neue Art von Gray Ann. of nat. hist. XI. p. 118 aufgestellt: „blass gelblich, Rücken merklich dunkler; Gesicht und Aussenseite der Vorderbeine und Schwanzwur- zel blass falb; ein Fleck vor den Augen, Kinn, Vordertheil der Vor- derglieder, ein runder Fleck am Obertheil des Hinterfusses und die Spitzen der Schwanzhaare schwärzlich; Ohren aussen schwarz; Schwanzende weiss.” Wodurch sich dieser Fuchs von den lichten Abänderungen des unsrigen unterscheidet, ist nicht gesagt. Fossile Ueberreste eines Hundes aus den Alluvionen der Auverene sind von Pomel als Cunis megamastoides beschrieben worden (In- stit. 1843 p. 60). Hyaenina. Lund hat jetzt seine frühere Angabe des Vorkommens einer urweltlichen Hyäne in den Höhlen Brasi- liens berichtigt (Det K. Danske Vidensk. Selskabs naturvidensk. og mathemat. Afhandl. IX. 1842, p. 121). Er hatte zuerst nur die Vorderzähne gekannt, die er mit denen der Hyäne übereinstimmend fand. Später entdeckte er Eckzähne, die ganz anderer Bildung sind, nämlich sehr zusammengedrückt, vor- und rückwärts mit schneidendem Rande und sehr wenig gekrümmt. Unter den lebenden Thhieren zeigen nur die Eckzähne des Cuatis hiermit Verwandtschaft, aber die des ausgestorbenen Thieres über- treffen Alles an Grösse, was man von dieser Art von Zähnen kennt. Ein Sprungbein hält in seiner Form das Mittel 'zwischen dem (er Katze und des Bären; etliche Mittelhandknochen zeigen im ‚Detail ihres Baues auffallende Aechnliehkeit mit denen der Katze, während sie an Plumpheit nur mit denen des Bären verglichen werden kön- nen, ferner einige Phalangen, ganz wie die des Bären und daher frü- her von Lund diesem zugewiesen. An Grösse muss sich ‚dieses merkwürdige Raubthier mit den grössten Arten der, Katzen und Bä- ren gemessen haben. Lund legt ihm jetzt den Namen Similodon bei. Ueber die systematische Stellung sagt er nichts; die Eckzähne erinnern aber an Pelis (Stenodon s. Ursus) eultridens. 164 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Felina. Ueber die von Boitard im Diet. univ. d’hist. nat. 111. p. 406 bearbeitete Monographie der Gattung Felis kann Ref. kein anderes als das schon bei Canis gefällte Urtheil aussprechen. Die fossilen Arten hat, wie gewöhnlich, Laurillard kurz angeführt. Werthvolle Beiträge zur genauern Kenntniss der Katzen hat Is. Geoffroy in Jacquemont’s voyage dans I’Inde. 46 und 47 liyrais. 1843. Mammif. p. 34 geliefert. Er nimmt 4 Gattungen an: 1) Oynailurus, Krallen nicht zurück- ziehbar. 2) Felis, Krallen wie beim Tiger, aber die Pupille bei Licht schmal zusammengezogen. Die Gaumenbeine zeigen nicht, wie bei diesem, hinter den Backenzähnen die sehr ausgebreitete und con- stante Verlängerung. Die Schneidezähne sind in gerade Linie ge- stellt und die äussern wenig entwickelt. Die Eckzähne sind innen mehr oder weniger abgeplattet und niemals, zumal im Oberkiefer, dick und konisch wie bei den Tigern, 3) Lynx, Ohren verlängert, schmal und mit Pinsel; Schwanz sehr kurz, oben nur 3 Backenzähne, “ indem der erste Lückenzahn fehlt. (Es bemerkt jedoch Is. G. selbst, dass er ursprünglich vorhanden ist, aber zeitig ausfällt) auch gesteht er zu, dass sowohl die vom Zahnbau als von der äussern Beschaf- fenheit hergenommenen Merkmale für diese Gattung nur von gerin- ger Bedeutung wären, d.h. mit andern Worten, dass sie als Gattung nicht haltbar ist, was auch von den 3 andern gilt. 4) Tigris, Kral- len zurückziehbar, Pupille rund, oben 4 Backenzähne. Hieher Feis Jard., Leo Leach und Puma Jard. Is. Geoffroy weist p. 45 nach, dass Güldenstädts Felis Chaus identisch ist mit den von seinem Vater und Fr. Cuvier beschriebenen ägyptischen, und dass die Schwanzlänge zu der des Körpers bei allen dieselben Verhältnisse zeigt. Felis caligata Temm. und F. cafra Desm. trennt Is. Geoffroy p. 49 als 2 verschiedene Arten. Mit Unrecht, sagt er, zählt Temminck hieher den Lynx botte von Bruce und die F. caffra von Desmarest; übrigens könne seine Beschreibung, die kaum einige von letzterer entlehnte Elemente ent- halte, als eine gute Beschreibung der F. caligata angesehen werden, welche man bisher lediglich in Indien gefunden habe. Von F. Chaus unterscheidet er diese F. caligata hauptsächlich durch Färbung der Ohren und des Schwanzes. Bei F. Chaus nämlich ist zwar auch ein Theil der Ohren röthlichbraun, aber bei F. caligata ist die ganze Aussenseite roth, mit Ausnahme der kurzen schwarzen gepinselten Endspitze. Ferner ist der Schwanz bei dieser länger, mit 3—4 Rin- gen, wovon die beiden letzten vollständig sind; F. Chaus hat 2 Ringe. F. caffra unterscheidet Is. G. von F. caligata dadurch: 1) nicht blos die Hinterseite der Füsse, sondern auch zum Theil des Unter- schenkels und ein Theil der Aussenseite des Vorderarms ist schwarz (bei F. caligata ist die Unterseite der Füsse bloss schwärzlich). Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 165 Die Aussenseite der Beine hat mehrere schwarze Querstreifen, 3) Die Ohren sind rothbraun, mehr oder weniger kastanienbraun, oben ins Schwarze übergehend; die schwarzen Haare schwach über den Rand vorstehend. 4) Der Schwanz ist in der obern Hälfte unten röthlich, an den Seiten grau, aussen schwärzlich mit Spuren von Ringen. Die untere Hälfte ist schwarz und weiss geringelt, mit 3 schwarzen Rin- gen und schwarzer Spitze. 5) Der Schwanz ist viel länger als bei den beiden andern Arten; hier 22 Wirbel, bei F. caligata nur 19. Blos in Südafrika. Derselbe unterscheidet ferner S. 56 eine Felis kbyca Fr. Cuv. von F. maniculata. Während er nämlich bei 2 Exemplaren aus dem Sennaar, die er der F. maniculata zuschreibt, die Stichelhaare kurz und die Woll- haare selten findet, ist dagegen der Pelz der F. libyca sehr reichlich, dicht, markig und merkwürdig durch die Menge uud Länge der Woll- \ haare. Von letzterer kennt er 3 Exemplare: eins aus Tanger, das - andere aus Oran und ein drittes wahrscheinlich aus Abyssinien. Die beiden Exemplare der hiesigen Sammlung, welche aus dem oberen Nubien herstammen, würden nach diesen Angaben eher zu F. libyca als maniculata gehören; ich glaube jedoch, dass hier eine spezifische Verschiedenheit nicht besteht, sondern jene den Winter-, diese den Sommerpelz trägt. Eine neue Art bezeichnet Is. Geoffroy S. 59 nach einem Exemplare als Felis Jaeguemontii. Von Kursali im Himalaya, wohl nicht weniger als 2600 Meter überm Meere. Anfangs von ihm nur für eine Varietät von F. cali- gata angesehen, mit etwas längerem Pelze. Am ausgezeichnetsten sind die Ohren, deren Aussenseite bis zur Spitze, an der allein einige schwarze Haare sich zeigen, lebhaft roth ist; das schwarze Dreieck, welches bei F, Chaus und caligata an der Ohrspitze sich zeigt, fehlt hier. Röthlichfalb sind die Seiten des Kopfs und Rumpfs, Unterleib, Innenseite der Beine, die Tarsen sowohl vorn als hinten und die Unterseite der Schwanzwurzel. Schwanz am Ende schwarz, durch einen weissen Ring von einem schwarzen, der zwar breit, aber schlecht umgrenzt ist, getrennt. Körper 0,6 Meter, Schwänz über 0,2, ‚doch nicht vollständig. An einem jungen Exemplare von Lynchus erythratus, Hodgs. getraut Is. G. nicht mit Sicherheit zu bestimmen, ob er mit F. cali- gata identisch ist oder nicht. Nach einem von Sierra Leone gebrachten Felle ohne Kopf und Füsse bestimmte Waterhouse eine neue Art: Felis rutila (Ann. of nat. bist. X. p. 58): „F. pilis brevibus adpressis; corpore supra ferrugineo, ad latera indistinete maculato, maculis parvulis, subtus albido maculis rufo- nigricantibus ornato; cauda brevi, immaculata, supra obscure rufa, Archiv f. Naturgeschichte. X. Jahrg. 2. Bd, M ‘ Je 166 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der subtus pallidiore.” Körper ohngefähr 36’, Schwanz 10”. Nähert sich durch Kürze des Schwanzes und einförmige Färbung den Luchsen. Felis mitis will Lund als besondere Art von F. macrura und pardalis unterschieden wissen (Det K. D. Vidensk. Selsk. Afh. IX. p. 121). — Ueber den letzten in Thüringen geschossenen Luchs theilte Brehm (Isis 724) einige Notizen mit. Pinnipedia. Den 2 Arten von Stenorhynchus fügte Owen (Ann. of nat. hist. XII. p. 331) eine neue bei, und definirt die Gattung mit ihren Arten folgendermassen: Genus Stenorhynchus, Schneidezähne 2, Eckzähne 4, Backen- zähne 5. Backenzähne etwas zusammengedrückt, in drei oder mehr Lappen tief gespalten; vordere Backenzähne mit einer Wurzel, die andern mit zwei. Kopf klein, Schnautze mehr oder weniger verlän- gert, Krallen klein. Alle im südlichen Ocean. 1. St. leptonyx Fr. Cuv. Backenzähne dreilappig, Lappen spitz; Schnautze schmächtig und gestreckt. — 2. St. Weddellii Less. Backenzähne dreilappig, Lappen stumpf; Schnautze breit und weniger verlängert. — 3. St. serridens Ow., die 3 vordern Backen- zähne vierlappig, die 2 hintern fünflappig, Lappen stumpf; Schnautze mässig lang und schmächtig. Von Phoca vitulina unterscheidet De Kay (Nat. hist. of New York. Mamm. I. p. 53) eine Phoca concolor. „Einförmig dunkel schiefergrau; Junges ganz hellgelb. Länge 4 Fuss.” Ehemals häufig an den Küsten des Staates New-York, jetzt verhältnissmässig selten. 3 Einen Seehund, an der Insel Oleron gefangen, will Lesson (Rey. zool. 1843 p. 256) als Phoca Isidorei von Ph. monachus durch die Grösse und die Anzahl der oben wie unten auf 2 reduzirten Schneide- zähne, von der gemeinen Robbe durch die mit ganzen Schwimmhäu- ten versehenen Hände, sowie dadurch unterscheiden, dass die Pha- langen ganz in die Schwimmhaut eingehüllt sind. Stannius hat in Müller’s Archiv 1842 S. 390 eine aus- führliche Untersuchung vorgenonmen: „über Gebiss und Schä- del des Walrosses, unter Berücksichtigung der Frage, ob die Verschiedenheiten im Baue des Schädels zur Unterschei- dung mehrerer Arten der Gattung Trichecus berechtigen. Die meisten der von ihm verglichenen Schädel gehörten offenbar einer und derselben Art an; nur einer unterschied sich von allen andern in mehreren Punkten so erheblich, dass nach ihm auf eine zweite Art geschlossen werden dürfte, doch will er nicht absprechen, ob diese Verschiedenheiten wirklich genügend sind, um die Aufstel- lung einer eignen Art zu rechtfertigen. Einstweilen bezeichnet er diese abweichende Bildungsform als Trichecus dubius. Rn a in * Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 167 Marsupialia. Rapaeia. In der Bestimmung der brasilischen Arten von Didelphys hat Lund einige Aenderungen vorgenom- men (Det K. Danske Vidensk. Selsk. naturv. Afh. IX. p. 135). Nachdem er Temminck’s Monographie erhalten, meint er, dass die 7 in Brasilien lebenden Arten von den darin beschriebenen ver- schieden seien. Die von ihm früher für D. murina angesehene benennt er jetzt D. elegans; ebenso findet er immermehr die von ihm als D. tricolor bestimmte Art sehr verschieden’ von ihr und mehr der D.brachyura Pall., unter deren Namen er sie nun aufnimmt, sich annähernd, von welcher sie sich jedoch als Art dadurch zu unter_ scheiden scheine, dass die Seiten nicht rostroth, sondern blass ocker- gelb seien. Es sind genauere Beschreibungen abzuwarten, bevor diese beiden Arten mit den von Natterer und mir neu aufgestellten Arten in Vergleich gebracht werden können. Was die aus dieser Ordnung untergegangene Gattung betrifft, welcher er früher den Namen Thylacotherium gab, so zieht Lund sie jetzt ganz zurück, indem er erwartet, dass neue Auffindungen ihm hierüber mehr Klarheit gewähren dürften. Unter Thieren aus Neu-Granada erklärte Roulin eines für die echte Didelphys brachyura von Pallas (Instit. p. 53). Dasyurus hallucatus ist von Gould als neue Art erklärt worden (Ann. of nat. hist. XI. p. 232): „D. supra flavescenti-fuscus, nigro-penicillatus, maculis albis or- natus; corpore infra albo; cauda immaculata ad apicem nigra.” Kör- per 11”, Schwanz 9”. Von Port Essington. Kleiner als D. Geoffroyi und der Daumen mehr entwickelt. 2 Mit den triftigsten Gründen hat Owen gegen Blainville dar- gethan, dass Thylacotherium und Phascolotherium nicht blos zu den 'Säugthieren, sondern insbesondere auch zu den Beutelthieren ge hören. Der schon früher in den Proceed. of the geol. soc. hierüber im Auszuge eingerückte Vortrag ist nunmehr ausführlich erschienen in den Transaet. of the Geol. Soc. of London VI. 1. Lond. 1841. -p- AT mit tab. 5 und 6 Beigefügt ist die Beschreibung einer neuen Art, Thylacotherium Broderipii ; Vom Hafen Adelaide stammt die von Waterhouse neu eschriebene Art von Phascologale albipes (Ann. of nat. „hist. XI. p. 307). ; „Ph. pilis brevibus et permollibus; corpore supra nigro et fla- vescenti-irrorato, infra albo; pedibus albis; cauda longa, supra fusce- scente, infra fusco-alba.” Körper 3” 9", Schwanz 3” 2”. — Phascog. melas wurde in den Nederl. Verhbandel. tab. 25 abgebildet. Ein anderes, von Waterhouse bestimmtes und vom näm- M* u 168 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der lichen Fundort stammendes Beutelthier ist Perameles Har- veyi (a. a. O. S. 307): „P. pilis mollibus; corpore supra fusco alboque irrorato, infra albo; cauda longa, supra fusca, infra et ad apicem sordide alba.” Eine. zweite neue Art ist Gould’s Perameles macrourua (a. a. 0. S.232): „P. corpore supra nigro et flavescenti-albo penicil- lato, infra sordide albo; pilis rigidis obsito; cauda pilis parvulis parce tecta, longitudine dimidio corporis aequante, supra nigra, infra fuscescenti-alba; auribus mediocribus.” Körper 16“ 3%, Schwanz 7“ 3% Von Port Essington. Sehr ähnlich P. nasuta, aber der Schwanz ist länger. Hinsichtlich der von mir früherhin aufgestellten Art aus dieser Gattung: Perameles myosuros habe ich zu bemerken, dass ich seit- dem ein zweites und im besten Stande befindliches Exemplar erhal- ten habe, an welchem ich ersehe, dass erstlich am ersteren der Schwanz alle Haare verloren hatte und sonst verunstaltet war, indem am zweiten Exemplare derselbe mit kurzen weissen Haaren dicht besetzt ist; ferner habe ich, nachdem ich jetzt, statt der ungenauen Beschreibung von Gray, die genaue von Waterhouse benutzen konnte, gefunden, dass beide Stücke mit P. Gunniüi identisch sind, Ueber die Lebensweise von, Tarsipes gab Grey, Gou- verneur von Süd-Australien, einige Aufschlüsse (Ann. of nat. hist. X1. p. 76). Ein Exemplar hielt sich bei ihm mehrere Monate, wo es dann entfloh. Es wurde mit Fliegen und ähnlichen Insekten gefüttert, die es bei den Flügeln ergriff und nur den Körper verzehrte; Getränk sah man es niemal nehmen. Während des Tages schlief es gewöhn- lich und rollte sich wie ein Ball zusammın, zur Nachtzeit aber wurde es sehr lebendig und kletterte gerne auf Zweige; es hing sich wit seinem Schwanze an einen Zweig und sprang plötzlich auf einen andern. — Ein mir seitdem von Dr. Preiss zugekommenes Exemplar dieses Tarsipes bestätigt meine im vorjährigen Jahresbericht ausge- sprochene Ansicht über die systematische Stellung dieser höchst merkwürdigen Gattung. Phyiophaga. Petaurus wurde von Gould (Ann. of nat. hist. X. p. 404) mit einer neuen Art vermehrt, von ihm Belidea Ariel benannt. \ Sie kommt von Port Essington, nähert sich in Grösse und Ver- hältnissen am meisten der B. breviceps, unterscheidet sich aber leicht durch seine blasse (lichtgraue) Färbung und besonders durch den lichtgelben Ton der Unterseite. Vier neue Arten Kängurus, Macropus melanops (Annals of nat. hist. X. p. 403), Halmaturus Binoe& (Xl.p. 386), Petrogale inornata (X.p- 399) und Petrogale concinna (XI. p. 385) wer- den von Gould in seiner Monographie ausführlicher erläutert werden. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 169 - Rodentia. Seiurina. Die Gattung der Eichhörnchen hat diesmal keinen solche.ı ansehnlichen Zugang wie im vorigen Jahre er- halten. Als neue Art bezeichnet Gray (Zool. of the voy. of Sulphur. ]. p- 34 tab. 13 Fig. 2, 18 Fig. 7 und 12) seinen Seiurus griseocau. datus von der Westküste Amerikas und unterscheidet ihn von allen amerikanischen Arten durch die deutliche schwarze und weisse Fär- bung der Oberseite des Schwanzes, und die gelben und schwarzen Ringe der Haare, aus welchen er besteht und die allein auf der Un- terseite gesehen werden. Letzteres Merkmal unterscheidet ihn von Sciurus Boothiae Gray (früher Sc. Richardsonii von ihm be- nannt), der viel dunkler ist, mit schwarzen Füssen, weissem Unter- leib, schwarzen Schwanzhaaren, ausser an der Spitze. Auch diesen hat er tab. 13 Fig. 1 abgebildet; ausserdem noch Seiurus Belcheri _ (tab. 12 Fig. 2) und Tamias Hindsii (tab. 12 Fig. 1). Waterhouse hat von Sciurus Stangeri, rufobrachiatus und erythrogenys, sämmtlich von Fernando Po, ausführlichere Beschrei- bungen als früher vorgelegt. (Ann. of nat. hist. XII. p. 55). Derselbe beschrieb (a. a. O. XI. p. 531) eine Abänderung des Se. Rafflesii s. Prevostii von Borneo. Ein neues indisches Flughörnchen ist der Pleromys in- ornatus Is. Geoffr. Is. Geoffroy hat dasselbe in Jacquemont’s voy. dans l’Inde. 46 und 47 livrais. Mamm. p. 62 tab. 4 charakterisirt. Als Diagnose kann man stellen: Pt. supra nigello-griseus, albo-punctulatus et strigillatus, subtus albus, postice rutilo-lavatus; cauda sordide rutilo-cana, apice nigra. Körper 0,28, Schwanz mit Haaren 0,34. Aus dem Thale von Sind, in einer Meereshöhe von ohngefähr 2500 M. Zur Unter- scheidung von Sciuropterus (richtiger Pteromys) magnificus und ele- gans bemerkt er, dass ersterer zwar ebenfalls eine schwarze Schwanz- spitze und einen schwarzen Kinnfleck hat, dass dagegen er oben lebhaft kastanienfarben, unten goldroti und von andern Grössever- hältnissen ist. Gleich gross ist Pt. elegans, aber die weissen Stri- chelchen stehen auf rein schwarzem Grunde, der Unterleib ist schön rotlı und der ganze Schwanz schwarz. Im Instit. 1843 p. 68 ist die etwas schwer glaubliche Nachricht zu lesen, dass ein Trupp von Pteromys volucella neuerdings in der Gegend von Digne (Basses-Alpes) soll gesehen worden sein; ein Exemplar soll dem Museum in Marseille mitgetheilt werden, was zur Verifikation der Angabe allerdings nothwendig sein dürfte. — Eine ausführliche Beschreibung von Pteromys Oral lieferte Tickell im Calcutta Journ. of Nat. Hist. 1840 (Isis 1843 S. 832). Jacquemont entdeckte in dem 3500 Metres hoch liegen- 170 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der den Thale des Gombur ein Murmelthier, das Is. Geoffroy als Arctomys caudatus (a. a. ©. p. 66 tab. 5) bezeichnete, Oben schwärzlich, unten falb; Schwanz 2 der Körperlänge, oben lichtfalb, unten schwärzlich, an der Spitze ganz schwarz; die Vor- derzähne weiss. Das mitgebrachte Exemplar ist nicht grösser als unser Alpenmurmelthier, doch versichert Jacquemont um ein Drittel grössere gesehen zu haben. — Ref. erinnert, dass diess wohl die nämliche Art ist, ‘welche Vigne bei seiner Reise nach Kleintibet auf dem hohen Tafellande von Drotsuh fand. er u Eee Aus dem Altai hat Brandt eine neue Ziesel-Art erhal- ten, der er den Namen Spermopkilus brevicauda bei- legte (Bullet. de St. Petersb. I. 1843. p. 364): „Habitus Sp. Eversmanni. Cauda admodum brevis. Rostri dor- sum, supercilia, area triangularis sub oculis, pedum anteriorum an- terior facies, regio analis et crurum posterior facies pallide ferru- ginea. Pectus et abdomen albida, ferrugineo lavata. Dorsum sor- dide et pallide ferrugineo, nigricante et albido mixtum. Cauda supra ejusdem fere coloris, infra ferruginea, apice alba, parum fasciculata. Auriculae minimae.” Körper 11“ 2“, Schwanz mit Haaren 2%. Ausführlicher als früher charakterisirte Waterhouse (Ann. XII. p. 52) seine Gattung Anomalurus, ohne sich jedoch bestimmt auszu- sprechen, ob sie noch den Sciurinen oder bereits den Myoxinen zu- zutheilen sei, u he rn a De fe ce Myoxzina. Burmeister (Hallesche Literaturzeitung 1843 S. 524) will die Myoxinen nicht als eigene Familie an- gesehen, sondern der der Mäuse untergeordnet wissen. Als Grund führt er an, dass der Schädelbau, das Augenhöhlen- loch, der Dornfortsatz des 2ten Rückenwirbels und die untere Ver- ° wachsung des Schienbeins mit dem Wadenbein sich bei den Schläfern wie bei den Mäusen verhalte. Diess ist richtig, obschon ich auf die beiden letztgenannten Merkmale kein Gewicht lege, dagegen ist bei den Schläfern die Anzahl, um nicht von der Form zu sprechen, der Backenzähne von der der typischen Mäuse verschieden, ferner ein anderer Habitus, und was die Hauptsache, während bei allen andern Nagern der Blinddarm übermässig entwickelt ist, fehlt er bei den Schläfern ganz und gar. Auf letzteres Merkmal lege ich das Hauptgewicht, um aus den Myoxinen eine eigene Familie zu bilden, die in der Mitte zwischen der der Mäuse und Eichhörnchen steht. Dass auch bei Myoxus Dryas der Blinddarm fehlt, habe ich neulich zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Dem Gebiss nach gehört derselbe zur Abtheilung Glis, das Stirnbein ist aber wie bei M. Ni tela, und der Unterkiefer hinten mit einem Loch, während er bei Glis undurchbohrt ist. Wirbel habe ich im Ganzen 54 gezählt, näm- lich: 13 Rückenw., 6 Lendenw., 3 Kreuzw. und 25 Schwanzwirbel. Se, EEE RN Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 171 Vom Graphiurus capensis ist durch A. Smith (Illustrat. of the Zool. of Southafr. XVII. tab. 39 eine genauere Beschreibung, als die bisherigen erschienen. ' 7 Chinchillina. P. Gervais hat für das Diet. univ. d’hist, nat. 111. p 584 den Artikel Chinchilla bearbeitet, weiss aber noch immer nichts davon, dass seit 1835 durch Wiegmann 2 Arten unter- schieden worden. Psammoryetina s. Oryeterina. Burmeister will a. a.0. Psammoryctes von dieser Gruppe entfernen und sie dagegen den Wurfimäusen zutheilen. Der kurze Schwanz, meint er, und die nach hinten kleiner wer- denden Backenzähne widersprechen dem Typus der Schrotmäuse. Ich habe, als ich diese Familie festsetzte, von Psammoryctes kein Exemplar zur eignen Ansicht gehabt und musste mich mit den An- gaben Anderer behelfen. Seitdem ich jedoch ein solches mit dem herausgenommenen Schädel besitze, sehe ich allerdings, dass Psamm- oryctes keineswegs als Mittelpunkt der Schrotmäuse genommen werden darf, sondern dass er eine Uebergangsform ist, die von letz- teren unmittelbar zu Georhychus führt. Mit diesem kommt die Form des Schädels und der Schneidezähne am nächsten überein; auch er- weitert sich schon das enge Augenhöhlenloch der Wurfmäuse (Cuni- eularia) merklich bei Georhychus und führt dadurch zu Psammo- "ryctes, wo es noch mehr vergrössert ist und dadurch in Ueberein- stimmung mit dem der Schrotmäuse kommt. Abgesehen von diesem allerdings wichtigen Umstande finde ich in der Annäherung zu Geo- rhychus, in der Kürze der Ohren und des Schwanzes, und, wie mir scheint, in der kräftigeren Entwickelung der Vorder- gegen die Hin- terglieder Momente, die mich jetzt bestimmen Psammoryctes auf die Grenze der Wurfmäuse zu stellen. Mit der Ausscheidung dieser Gattung aus den Schrotmäusen muss aber deren Familiennamen ge- ändert werden, weshalb ich statt Psammoryctina jetzt Oryeterina in Vorschlag bringe. Eine genaue, von schönen Abbildungen begleitete Be- ‚schreibung zweier neuer brasilischer Schrotmäuse, Nelomys pictus und Echinomys inermis benannt, hat Pictet in den Mem. de la Soeiete de Physique et d’Hist. nat. de Geneve, X. ire partie 1843 gegeben. Beide stimmen darin überein, dass sie der Stacheln ermangeln; sie wurden vor Bahia eingeschickt. a) Nelomys pietus (p. 203 tab. 1 und 2), Füsse ganz wie bei Ne- lomys; obere Backenzähne fast ganz wie bei Dactylomys, untere völlig wie bei Nelomys, Ohren gerundet, so breit als lang. Schwanz dick mit ziemlich grossen Schuppen, die von den langen und gedrängt stehenden Haaren verdeckt sind. Färbung sonderbar bunt aus Braun und Weiss. Kopf, Nacken und übriger Hals schmutzig weiss; auf 172 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der dem Scheitel ein länglicher brauner Fleck, der sich gegen die Nasen- spitze auskeilt. Rücken dunkelbraun, was sich in einer Binde bis auf den Vorderarm herabzieht. Seiten, Unterleib und Hinterfüsse schmutzigweiss. Körper 10”, Schwanz 12”, Hinterfüsse 1 9, b) Echinomys inermis (p. 207 tab. 3 und 5 Fig. 1—8); Gebiss ähn- lich dem von Nelomys, Ohren gross, am Aussenrande etwas aus- geschnitten, Füsse mässig lang; Schwanz mit Schuppen wie die der Ratte, aber durch die langen und häufigen Haare fast ganz verdeckt; Behaarung weich. Ganze Oberseite fahlbraun mit dunkelbraun ge- sprenkelt; Unterseite und Innenseite der Beine gelblichweiss; Schwanz schwarz, in der ersten Hälfte der Unterseite weisslich., Körper 74”, Schwanz 6%”, Hinterfuss 1” 8. In den Verhandlungen der schweiz. naturf. Gesellsch. zu Altdorf 1842 findet sich S. 192 die Notiz, dass Pietet einige aus Bahia ein- gesandte Nager vorgezeigt habe. „Drei von diesen Thieren schienen ihm ziemlich scharfe Charaktere darzubieten, um die Errichtung dreier neuer Gattungen zu erheischen: 1) die Gattung Platythrix mit Echimys verwandt; 2) die Gattung Poecilomys, mit Dactylo- mys verwandt; 3) die Gattung Oryeteromys, die von den Ratten nur durch einige Details im Zahnbau und starke Nägel an den Vor- derfüssen abweicht.” Seinen Nelomys suleidens sieht Lund (Danske Vidensk. Selsk. Afh. IX. p. 135) jetzt für eine Art von Aulacodus an und legt ihm den Namen _4. Temminckii bei: diese Zusammenstellung scheint mir sehr zweifelhaft. Murina. Burmeister meint in der Halleschen Lite- raturzeitung 1843 S. 524, dass ich bei der Üharakteristik der Familien blos die Schädel berücksichtigt und dadurch bei den Mäusen 2 wichtige Merkmale des Skelets, näml.ch die enorme Verlängerung des Dornfortsatzes am 2ten Rückenwirbel und die Verwachsung der beiden Unterschenkelknochen am Grunde, übersehen hätte. Ich gestehe gerne, dass es mir mit den Skeleten der überaus zahlreichen Arten, ja selbst Gattungen aus der Familie der Mäuse nicht viel besser wie dem Fuchse mit den Trauben geht, indem ich der meisten nicht habhaft werden konnte, doch ersehe ich aus den sehr spärlichen Notizen, die Andere über den Skeletbau dieser Thiere geben, dass auch in grössern Sammlungen als der hiesigen noch kein Ueberfluss hieran besteht. Nun aber habe ich eine gewaltige Scheu aus einzelnen isolirten Beobachtungen gleich allgemeine Gesetze fol- gern zu wollen, indem die grössten Missgriffe hieraus hervorgehen können, wie gleich Burmeister selbst einen solchen begangen hat. Ich habe nämlich aus Ansicht der in hiesiger Sammlung aufgestellten Skelete von Myodes Lemmus und groenlandieus, Hypudaeus, amphi- bius, terrestris, alpinus und hypoleucos gefunden, dass ihnen allen Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 173 die erwähnte Verlängerung des Dornfortsatzes ganz abgeht, da über- haupt alle diese Fortsätze sehr kurz sind. Es müssten daher eines solchen geringfügigen Merkmales halber die Arvicolinen, vielleicht alle, von der Familie der Mäuse ausgeschlossen werden, was ganz unnatürlich wäre, zumal man nicht weiss, ob sich in dieser Bezie- hung nicht noch andere Gattungen anreihen könnten. Auch die von Burmeister sonst noch den Mäusen zugestandenen Charaktere: „ab- gerundete, mehr oder weniger nackte Ohren, beschuppte oder bor- stig dazwischen behaarte Schwänze, vorn wie hinten 5 Zehen”, haben keine allgemeine Gültigkeit, obschon ich aus Versehen die beiden letztern Merkmale ebenfalls in die Definition der Familie aufgenom- men hatte. Aus Neuholland sind 5 neue Arten aus der Gattung Mus bekannt gemacht worden: Drei davon durch Gould (Ann. of nat. hist. X. p. 405), nämlich 1) Mus penicillatus, „griseo-fuscus, vellere fere ut in M. decu- mano; corpore subtus pedibusque albis flavo-lavatis; auribus medio- eribus, postice subemarginatis; cauda gracili dimidia apicali pilis longis njgris vestita.” Körper 7” 3, Schwanz 7” 9“. 2) M. hir- sutus, „vellere hirsuto, corpore supra fuscescente pilis nigris erebre commixtis, subtus fulvescens, fusco rufoque tincto; auribus medio- cribus; cauda longa pilis nieris, aliquanto longis, vestita, dimidia apicali pilis longioribus, his ad apicem caudae rufescentibus.” Kör- per 10“ 4“, Schwanz 13”. 3) M. delicatulus, „supra pallide fusco- flavus; corpore ad latera flavescente, subtus albo; cauda mediocri supra fusca, subtus ad basin albescenti; auribus parvulis; pedihus gracilibus albis.” Körper 2 5“, Schwanz 2" 2", Waterhouse’s beide Arten sind (Ann. XII. p. 134): 1) Mus castaneus, „intense castaneus, corpore subtus pallidiore; cauda corpore cum capite longiore; auribus mediocribus.” Körper 2” mus, Schwanz 3". 2) M. Novae-Hollandiae (ein sehr übel gewählter Name), „supra canus flavescente lavatus; corpore subtus pedibusque albis; auribus mediocribus; cauda quoad longitudinem corpus fere aequante.” Körper 3”, Schwanz 2. Als eingeführte Arten in New York bezeichnet De Kay (Nat. hist. of New York. Mamm. p. 79) Mus decumanus, rat- tus und musculus; als neue Art bezeichnet er Mus ameri- canus. „Oben schwarz, unten bleifarben, Ohren höher als breit, Schwanz kürzer als der Leib, Länge 15 Zoll.” Körper 9" 4% Schwanz 6", Von M. rattus unterscheidet er diese Maus durch Gebiss, relative Ohrlänge und Schwanz. Gehört offenbar nicht zu Mus, sondern ‚höchst wahrscheinlich zu Hesperomys. 7: Selys Longehamps bezweifelt jetzt in der Rev, zool, 174 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 1843. p. 129 die von ihm zuerst behauptete Identität von Mus tectorum Savi und M. alexandrinus Geoflr. Indem er anführt, dass er aus dem südlichen Frankreich Mus tectorum Savi erhalten habe, setzt er hinzu: „diese Dachratte, von Savi in Toskana entdeckt, und seitdem durch Pictet, der sie M. leu- cogaster nannte, bei Genf gefunden, scheint sehr gemein in den Gär- ten der Provence zu sein. Ich hatte geglaubt, dass sie die nämliche Art als M. alexandrinus Geofir. wäre, aber das Exemplar des Mu- seums in Paris, welches ich so eben examinirt habe, scheint von M. tectorum verschieden durch die grauliche Farbe des Untertheils des Körpers und der Füsse, Theile, die rein weiss sind bei M. teetorum.” — Diese Bemerkung ist eben nicht sehr geeignet, Aufklärung zu bringen, denn während Selys M. tectorum und /eucogaster identifi- zirt, hat Pictet sie spezifisch geschieden; auch wird von M. tectorum der Unterleib gewöhnlich nicht als rein weiss, sondern als gelblich weiss angegeben. Zahlreiche Beiträge zur weiteren Kenntniss der Familie der Mäuse hat Sundevall geliefert in den K. V. Acad. Handl. 1842. p. 217. Von Mus trennt er erstlich eine Gattung oder vielmehr Unter- gattung ab: /somys, die er von der ersteren dadurch unterscheidet, dass a) die seitlichen hinteren Zehen gleich laug sind, indem der äussere wie die zweite Zehe an das Ende des Metatarsus des fol- genden reicht, während bei den übrigen Mäusen die äussere viel länger ist; b) dass der unvollkommene hintere Höcker an den beiden ersten obern Backenzähnen fehlt. Hieher rechnet S. den Mus varie- gatus Brants und eine neue Art, die er Jsomys testicularis nennt, mit der Diagnose: „griseo-flavescens, subtus labiisque albidus; rostri apice pallide fulvo.” Körper 0m,15, Schwanz 0,12. Vom Bahr el Abiad. Ausführlich mit einander verglichen werden die 3 Arten der Un- tergattung Acomys, nämlich A. cahirinus, dimidiatus und russatus, (S. 222). Alsdann beschreibt er 4 Arten von Meriones, sämmtlich wie die vorhergehenden von Hedenborg gesammelt. Diese Arten sind 1) Meriones Gerbillus Oliv. (nec Rüpp.), „magnitudine Muris ‚musculi, macula ante et pone aures alba, cauda corpore longiore, supra fusca, postice Jongius nigro-pilosa.“ Körper 3"4”, Schwanz ohne Haare 4’ 1'”. Hieher zählt S. den Gerbillus aegyptius Desm. und Fr. Cuvy., schliesst aber den M. Gerbillus Rüpp. aus und verbindet die- sen mit Gerbillus pygargus, der grösser ist. 2) M. venustusn. sp. „luteo-fulvus, gastraeo maculisque pone oculos et aures niveis; cauda corpore longior, griseo-flavescens, supra apicem elongato -ni- gropilosa.‘“ Körper 4”, Schwanz ohne Haare 4° 10”. Vom Bahr el Abiad. S. findet ihn dem M. pygargus sehr ähnlich, mit dem ich ihn für identisch halte, auch immer noch der Meinung bin, dass es der Den Mr an. = ne Sn nn hr St ee eye Keı EHE ED! Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 175 ganz erwachsene Stand des vorigen sein möchte. 3) M. murinus sp. n. „supra fulvescens, fusco-mixtus, naso cristato productissimo! auriculis rotundato-oblongis; cauda corpore longiore, postice undi- que nigricante pilosa“ Körper 55”, Schwanz ohne Haare fast 6”. Vom Bahr el Abiad. Wie S, selbst sagt, ist diese Art sehr ähnlich dem Gerbillus pyramidum, doch weicht die Abbildung, die Fr. Cuvier vom Schädel giebt, davon ab, worauf ich übrigens kein Gewicht lege, da diese Zeichnungen nicht sehr exakt sind. 4) M. crassus n. sp. „Pallide fulvescens, vellere quoque laterum basi cinereo; cauda bre- viore, planta brevi.“ Körper über 5°, Schwanz ohne Haare 3" 3'", Aus der sinaitischen Wüste. Letztere Art, die bereits zu Rhombo- .mys gehört, ist meinem Rhombomys pallidus sehr ähnlich, unter- scheidet sich aber schon durch die auffallende Kürze des Schwanzes. Eine dritte Art von Oxymycterus hat Pietet in den Mem, de Genev. X. 1. (1843) p. 211 tab. 4 und 5 fig. 9—14 unterschieden. Er nennt sie O. hispidus, oben lebhäft roth, schwarz gespren- kelt, unten graulichbraun mit Gelb beflogen, Schwanz viel länger als die Körperhälfte. Körper 6”, Schwanz 4° 2”. Nach Vergleichung mit O. rostellatus und nasutus finde ich diesen O. hispidus von bei- den spezifisch verschieden. Den Artikel Campagnol (Arvicola) hat Quatrefages für das Diet. univ. d’hist. nat. Ill. p.95 bearbeitet, aber freilich nicht so, wie es der gegenwärtige Zustand der Therologie erheischt. Von seinem Arvicola incertus sagt Selys (Rev. Zool. 1843), dass er ihn aus dem Departement du Var und von Montpellier er- halten hätte. Wenn er ihn aber von A. Savii nur dadurch zn unter- scheiden meint, dass der Pelz von A. incertus minder dunkel als bei diesem sei und durch seinen gelblichen Ton an den Seiten mehr dem arvalis und socialis sich annähere, so hat diese Differenz gar kein Gewicht, da Pecchioli angiebt, dass nicht nur bei A. Savii überhaupt die Seiten in’s Gelbliche übergehen, sondern die Jungen einen gelben Pelz haben, der allmählig erst in’s Aschgraue übergeht. Eine sehr ausführliche Beschreibung, zumal der Lebensgeschichte, von diesem 4. Saviü hat Pecchioli geliefert (Isis 1843 S. 688). In den Annal. des se. nat. hat nunmehr Martins seinen Arvi- cola nivalis ausführlich beschrieben, woraus dessen Identität ‚mit mei- nem Hypudaeus alpinus hervorgeht. ' De Kay hat in der Nat. hist. of New York I. 2 neue nordameri- kanische Arten von Arvicola unterschieden: 1) A.rufescens, „oben hell röthlichbraun, unten schieferfarben, Schwanz länger als der Kopf.” Körper 3°, Schwanz 2’. 2) A. Oneida, „oben amberbraun, - unten dunkel aschgrau, Daumenkralle dreieckig, Hinterfüsse sehr iang“* Körper 3, 2’, Schwanz 1, 3”. Castorina. Auf die interessanten Angaben von Dierbach N N Wu 176 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der über die Kenntniss, welche die Alten vom Bibergeil hatten, glaube ich ‘hier aufmerksam machen zu müssen (Isis 1843 S. 373). Lereboullet erhielt mehrere Exemplare des Myopota- mus Coypus in Branntwein, die er zu anatomiren Gelegenheit hatte (Instit. 1843 p. 372) uud denen Ackermann noch einige Bemerkungen über die äussere Beschaffenheit und Le- bensweise beifügte (Compt. rend. XVII. p. 1236). L. fand nur an einem Weibchen die Zitzen, obschen er vier dar- auf untersuchte; erwähntes Weibchen war trächtig und hatte 5 Junge im Leib, seine Zitzen waren 12—14 Millim. (5—6”) lang. Diese Zitzen führten zu Brustdrüsen, die unmittelbar unter dem Hautmus- kel lagen und aus langen, schmalen und dünnen Bändern zusammen- gesetzt waren, deren Struktur man leicht mit Hülfe einer einfachen Loupe erkennen konnte. Der Darmkanal war 16 mal so lang als der Körper; der Blinddarm ausserordentlich entwickelt. Die Leber bestand aus einem in drei Portionen getheilten Hauptläppchen, einem rechten Lappen, einem rechten Läppchen und einem linken Lappen ohne Läppchen. Aculeata. Aus Hystrix subspinosus Licht. hat Gray eine eigne Gattung Ohaetomys errichtet (Ann. of nat. hist. XII. p. 69). Er stützt sich hierbei auf Schädel- und Zahnbau, von dem er in der Reise des Sulphur p. 36 tab. 18 fie. 1—6 auch eine Abbildung lieferte. Schädel breit, convex (ohne Stirnbuckel), Jochbögen aufge- trieben, Gaumen zusammengezogen.“ Jeder obere Backenzahn hat 2 hauptsächliche gefaltete Schmelzplättchen und eine kleinere Quer- falte zwischen ihnen. Die untern Backenzähne sind länglich; der erste zeigt zwei rundliche Schmelzringe, deren jeder eine innere Falte und der hintere Ring überdiess eine kleine Falte am Vordertheil der Aussenseite hat. Jeder der andern untern Backenzähne hat 2 buch- tige Falten an der Innenseite und eine an der Mitte des Aussenran- des. — Eine weit genauere Beschreibung dieses Thieres hat Pictet (Rev. Zool. 1843 p. 225) gelicfert und aus ihm ebenfalls eine eigne Gattung Pleetrochoerus errichtet, von der er bald darauf (a. a. O.'S. 319) selbst erkannte, dass sie mit Gray’s Chaetomys identisch wäre. Als Speziesnamen hatte Pictet den von P/. Moricandi ge- wählt; es ist jedoch diese Art mit Ch. subspinosus einerlei, Dass Hystrix crigtata auf Sizilien einheimisch ist, wird von Mal- herbe in seiner Faune ormithologique p. 9 erwähnt. Subungulata. \on Dasyprocta punctata und nigra hat Gray in der Reise des Sulphur tab. 15 und 16 Abbildungen liefern lassen, ausser Wiederholung der Definition aber keine Beschreibung oder Vergleichung mit andern Arten, was so nothwendig gewesen wäre, beigefügt. e Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. {77 Duptieidentata. Derselbe hat a. a. O. tab. 14 eine Ab- bildung von Lepus Bennettii und zugleich S. 35 eine genauere Be- schreibung mitgetheilt, Edentata. Anatomische Untersuchungen über die Edentaten. Von W. von Rapp. Tübing. 1843. In klarer, umsichtiger Weise giebt diese Monographie eine all- gemeine Darstellung des innern Baues der Edentaten, indem sie so- wohl die vorliegenden Erfahrungen benutzt, als auch zahlreiche eigene und höchst genaue Untersuchungen vorlegt, wodurch die Kenntniss dieser Thiere bedeutend gefördert wird. Die Monotremen sind ausgeschlossen, die übrigbleibeuden Zahnlücker in pflanzenfres- sende und insektenfressende getheilt. Neun lithographirte Tafeln, eben so schön als genau ausgeführt, erhöhen den Werth dieser aus- gezeichneten Monographie. Description of the Skeleton of an extinet gigantic Sloth, Mylodon robustus Owen, with observ. on the osteology, nat. affınities and probable habits of the Megatherioid Qua- drupeds in general. By R. Owen. Lond. 1842. " Wieder eine höchst wichtige Arbeit des berühmten Verf., die nicht blos eine der merkwürdigsten Formen der Urwelt uns vorführt, und auf 24 wunderschönen Tafeln zur Anschauung bringt, sondern überdiess durch Vergleichung derselben mit verwandten ansgestorbe- nen und noch lebenden Typen einer ganzen Gruppe von Thieren ihren richtigen Platz im Systeme feststellt. Das Skelet wurde 1841 im Diluviallande bei Buenos-Ayres entdeckt, und zwar fast vollstän- dig; es ist von gigantischen Dimensionen (ganze Länge 11‘) und über- aus massiven Formen. Owen meint, dass Mylodon sowohl als Me- galonyx und Megatherium gleich den Faulthieren vom Laub der Bäume sich genährt haben, wobei jenen urweltlichen Thieren die gewaltigen vordern Gliedmassen zum Umstürzen der Bäume gedient haben möchten. Diese und verwandte Formen nennt er laubfres- sende Zahnlücker mit den Merkmalen: „Zähne spärlich, aus dem Pfropfe, der harten Zahnsubstanz und dem Cement zusammen- gesetzt, wobei der Pfropf die Achse ausmacht. Jochbein mit abstei- _ gendem Fortsatz; Acromion mit dem Hakenfortsatz verwachsen.“ Die weitere Abtheilung ist: Erste Famitie. Tardigrada; Gliedmassen lang, schlank, die vordern mehr oder minder länger als die hintern; Hände 2 oder 3zehig; Hinterpfoten 3zehig; Zehen umhüllt mit Sichelkrallen. — Jochbögen offen, Schwanz sehr kurz. 1. Gattung Bradypus. — 1. Gattung Choloepus, Zweite Familie. Gravigrada; Gliedmassen kurz, sehr robust, gleich oder fast gleich; Vorderfüsse 5 oder Azehig; Hinter- a Ce 178 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der füsse A oder 3zehig; 1--2 äussere Zehen unbewehrt, zum Stützen und Gehen tauglich, die übrigen mit Krallen. — Jochbogen geschlos- sen; Schlüsselbeine vollständig; Schwanz mässig, dick, stützend. .5? II. Gattung Megalonyz; Zähne = fast elliptisch, in der Mitte der Krone ausgehöhlt, mit vorspringenden Rändern; Vorder- beine länger; Schien- und Wadenbeine getrennt; Fersenbein lang, zu- sammengedrückt, hoch; Krallen gross, zusammengedrückt. 1) M. Jeffirsonii Cuv. (M. laqueatus Harl.). seitig, auf der Krone quergefurcht. Vorderfüsse A zehig; hintere 3zehig; zwei äussere unbewehrt. Krallen gross, verschiedenartig, am mittlern Finger sehr gross und zusammengedrückt. Oberschen- kelbein mit ganzem Kopf; Schien- und Wadenbein an beiden Enden verwachsen; Sprungbein auf der Aussenseite oben ausgehöhlt; Fer- senbein lang, dick. 1) M. Cuvieri (Bradypus giganteus Pand.) V. Gattung Mylodon (Orycterotherium Harl.); Zähne . getrennt; im Oberkiefer der erste fast elliptisch, von den andern mässig entfernt, der zweite elliptisch, die andern dreieckig, innen gefurcht; im Unterkiefer der erste elliptisch, vorletzter viereckig, letzter sehr gross, zweilappig. Gliedmassen gleich, vorn 6, hinten A Zehen; beide äussere Zehen unbewehrt, die andern mit grossen halbkegeligen ungleichen Krallen. Oberschenkelkopf durch das runde Band eingedrückt; Schien- und Wadenbein getrennt; Sprungbein oben auf der Vorderseite verflacht; Fersenbein lang, dick. 1) M. Darwinü Owen. — 2) M. Harlani Ow. (Megalonyz laquea- tus Harl., Orycterotherium missuriense Harl.). — 3) M. robustus Ow. VI. Gattung Scelidotherium Ow. (Megalonyx Lund); Zähne 3-5 2.4’ den; obere dreieckig; von den untern der 1ste dreieckig, der 2te und 3te etwas gedrückt, der letzte, sehr gross, zweiappig. Ober- schenkelkopf eingedrückt; Schien- und Wadenbein getrennt; Sprung- bein vorn mit 2 Aushöhlungen. Fersenbein lang, dick. Krallen gross, halbkegelig. 1) S. Zeptocephalum Ow. — 2) $. Cuvieri Ow. (Meg. Cuvieri Lund). — 3) S. Bucklandi Ow. (Meg. Bucklandi L.). — 4) S. minu- tum Ow. (Meg. minutus L.) IV. Gattung Megatherium;, Zähne a angrenzend, vier- | $ entweder angrenzend oder in gleichen Zwischenräumen geschie- Vll. Gattung Coelodon Lund; Zähne ne [ee VII. Gattung Sphenodon Lund. Zweifelhaft bleibt Owen, ob der später von Lund vorgeschlagene Name Platyonyz auf Scelidotherium zu beziehen sei. Für wahr- | Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 179 scheinlich hält er es, dass die Zähne, auf welche Lund seinen Sphen- odon begründete, nur der jugendliche Zustand von denen des Sceli- dotheriums sein dürften. Bemerkungen über seine Feststellung von Mylodon gegenüber der Meinung von Harlan hat Owen in Sillim. American Journ. XLIV. p. 341 niedergelegt. Auch Lund hat abermals höchst bedeutende Beiträge zur Kenntniss der urweltlichen Edentaten Brasiliens geliefert (Det K. Danske Vidensk. Selsk. naturv. Afhandl. IX. 1842 p- 137). Er theilt sie in folgende Familien: a) Zahnlose. Von den urweltlichen Ameisenfressern unter- scheidet Lund jetzt 2 Arten, deren wenige Ueberreste von den gleich- namigen Knochen der Myrmecophaga jubata und teiradaciyla nicht differiren. b) Gürtelthiere. Zu Dasypus hat L. 2 neue Arten zugefügt, dagegen von Chlamydotherium sich überzeugt, dass ein Theil der Ueberreste nicht hieher, sondern zur Familie der c) Faulthiere gehört und eine eigene Gattung Oenotherium ausmachen, indem die Backenzähne aussen mit einer Lage von Rin- densubstanz versehen sind, die allen Gürtelthieren mangelt. Sehr scharfsinnig bespricht dann L. ausführlich die Stellung, welche Me- gatherium und Platyonyx, der allerdings mit Scelidotherium iden- tisch ist, im Systeme einzunehmen hat, und widerlegt in schlagender Weise, ähnlich wie Owen, Blainville’s Meinung, als ob die Zusam- menstellung des Megatherium mit den Faulthieren verfehlt, dagegen die mit den Gürtelthieren begründet wäre. Lund kommt gleich Owen zum Schlusse, dass Coelodon, Megalonyz, Platyonyxz und Megathe- rium keinen andern Platz als in der Familie der Faulthiere einneh- men können. Ausführlicher habe ich hierüber in den Münch. gel. Anzeig. XVII. S 597 berichtet. Von diesen urweltlichen wendet sich nun Ref. zu den lebenden Edentaten. Allman machte am Dasypus sexcinctus die Entdeckung, dass er mit ähnlichen Wundernetzen, wie das Faulthier, der zweizehige Ameisenfresser und der Lori versehen ist (Instit. 4844. p. 118). Eine vortrefiliche Monographie der Gattung Manis hat Sundevall in den K. V. Acad. Handl. 1842. p. 245 mitge- theilt und die Arten sehr gründlich auseinander gesetzt. Da ich diese Arbeit bereits meiner Beschreibung der Gattung _ Manis im Schreber’schen Werke zu Grunde gelegt habe, so beziehe ich mich wegen des Weiteren auf letzteres. Derselbe hat (a. a. O. S. 236) das von Hedenborg im 180 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Sennaar entdeckte Erdschwein genau beschrieben und als Orycteropus aethiopicus vom kapischen unterschieden. Auch diese Beschreibung habe ich bereits in meine Fortsetzung aufgenommen, worauf ich verweise. Solidungula. Gut gearbeitet ist der von Quatrefages verfasste Artikel Che- val im Dict. univ. d’hist. nat. III. p. 476. Im Jardin des Plantes scheint es ausgemachte Sache zu sein, die dort gehaltenen Kulans für den Hemionus gelten zu lassen. @. fügt die Beschreibung der beiden dort geborenen Jungen bei, die auch im Instit. 1343 p. 30 aufgenommen ist. Savi gab einige Bemerkungen über den anatomischen Bau und die Entwickelung des Rosshufes (Isis 1843 S. 412). Pachydermata. Owen wies nach, dass Zeiracaulodon nur den jugend- lichen Zustand von Mastodon giganteum darstelle, und dass das Missurium ebenfalls dieser Gattung angehöre (Ann. of nat. hist. XI. p. 147). Grant dagegen bleibt bei der Trennnng von Mastodon und Te- tracaulodon stehen und theilt ersterem 13, letzterem 6 Arten zu (ebenda S. 479). — Auch Hays unterscheidet fortwährend beide als Gattungen (Proceed. of the Amerie. phil. Soc. 1843 p. 44). A. v. Klipstein und Kaup Beschreibung und Abbil- dungen von dem in Rheinhessen aufgefundenen kolossalen Schädel des Dinotherü gigantei. Giessen 1843. Sehr schöne Abbildungen mit genauen Beschreibungen des ko- lossalen Schädels; zugleich mit geo@nostischen Erläuterungen der | knochenführenden Bildungen des mittelrheinischen Tertiärbeckens. Der Streit, ob das Dinotherium zu den Dickhäutern oder pflan- zenfressenden Wallen gehöre, ist nun auf einmal entschieden worden, \ indem auf Neuholland mit einem Kieferstück und Zähnen ein Ober- schenkelknochen gefunden und an den beiden ersteren ein Dinothe- rium von Owen (Ann. XI. p. 7 und 329) erkannt wurde. Es wird zu den Rüsselträgern zu stellen sein. An Kaup’s „Bemerkungen über die drei Arten Mastodon und die drei Arten Tetracaulödon des Herrn Isaak Hays” brauche ich, als in unserem Archive S. 168 publizirt, nur zu erinnern. Ueber die geognostischen Einlagerungsverhältnisse des Meistodih I giganteum und anderer fossiler Ueberreste zu Bigbone Lick, Ken- tucky und andere Lokalitäten in den Vereinigten Staaten und Kanada theilte Lyell seine Beobachtungen mit (Ann, XII. p. 125). “ Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 181 Durch mikroskopische Untersuchung, der Stosszähne von Masto: don giganteum, ‚Tetracaulodon Godmani, Kochii und tapiroides, und vom Missurium hat Nasmyth. (Ann. of nat. hist, X. p. 502) bei allen Verschiedenheiten wahrgenommen, doch will er es unentschie- den lassen, ob. hierin spezifische oder blos individuelle Differenzen liegen. — Hays bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass jeder Stoss- zahn des Missurium aus drei Stücken zusammengesetzt und es kei- nesweges gewiss war, dass sie alle demselben Thiere angehört hätten, weshalb von Nasmyth eigentlich jedes Stück zu untersuchen gewesen wäre (Proceed. of the Americ. phil. Soc. 1843, vol..U. p..265). Die Heimath des von mir beschriebenen Rhinoceros cucul- latus ist durch Harris und Dr. Roth im südlichen Abyssinien, wie ich es vermuthete, ausfindig gemacht worden (Harris, the High- lands of Aethiop. II. p. 425). Von den Schweinsarten des indischen Archipels wurden in den Nederl. Verhandel. abgebildet: Sus timoriensis tab. 31 Fig. 1 —3, 8. barbatus Fig. A und 5 (Schädel), S. vittatus tab. 29, S. celebensis tab. 98, S. verrucosus tab. 28, $. barbatus tab. 30. Der Tapirus villosus (Tapir Pinchaque) ist neuerdings wieder von Goudot beobachtet worden (Instit. p. 44). Er macht bemerklich, dass die Jungen Livree tragen, dass diese Art auch die mittlere Kette der Anden bewohnt und die kalte Region vorzieht, dass das Weibchen ebenfalls schwarz ist und dass man keinen nackten Fleck auf der Kruppe an jungen Thieren wahrnimmt. Aus den anatomischen Bemerkungen, die Eudes-Deslong- champs über den gewöhnlichen amerikanischen Tapir bei- brachte, ist hervorzuheben, dass die tiefe breite Rinne auf der äus- seren Fläche des Schädels zwischen Nasen- und Stirnbein nicht, wie angenommen wurde, zur Befestigung des Rüssels dient, sondern von einem faserknorpeligen Sack eingenommen wird, dessen Grund in eine Halbspirale gedreht ist. Er communicirt durch eine längliche Oeffnung mit der Nasenhöhle. Es sind die in der Lage veränderten Nasenflügel. Die Rüsselmuskeln und die eigenthümlichen oberen und unteren Retraktoren des Penis werden beschrieben; abgebildet sind die Rüsselmuskeln, Gehirn, männliche Geschlechtstheile, Magen und Blinddarm (Me&m. de la Soc. Linn. de Normandie 1842, daraus in - Müller’s Archiv 1843. S. CCLIX), Ruminantia. Tylopoda,. Unter dem Artikel Ohameau hat Quatre- fages im Diet. univ.. d’hist. nat. Il. p. 378 eine Uebersicht über diese Familie gegeben. In der glücklichen Unbekanntschaft, in der der Verf mit der deutschen Literatur lebt, brinvgt er noch das Mährchen vom Wasser- vorrath der Kameele vor, die deshalb hei Wassermangel von den Archiv f. Naturgesch. X, Jahrg. 2. Bd, N 182 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Karavanen geschlachtet würden. Ebenso provozirt er noch auf Un- tersuchung des Gebisses an jungen Thieren, ‘während dies. schon längst von uns aus geschehen ist, und steht in der ‘guten’ Meinung, dass wir erst auf Duvernoy hätten warten müssen, 'um die Beschaf- fenheit des Lamamagens kennen zu lernen, mit dem übrigens 2a Verf. noch gar nicht recht bekannt zu sein scheint. Stannius hat am neugebormen Lama die interessante Beobach- tung gemacht, dass dieses gleich dem jungen Kameele, von dem Ref. es zuerst angab, im Oberkiefer mit 4 Schneidezähnen versehen ist (Joh. Müller’s Arch. für Anat. 1842. S. 388). Cervina. Ausführliche anatomische Untersuchungen über das javanische Moschusthier hat Rapp in unserem Ar- chive S. 43 mitgetheilt. Gleichzeitig mit Leuckart (Müller’s Arch. 1843 S. 24) ist von ihm der Mangel des Blättermagens nachgewiesen worden,, so, dass das javan. Moschusthier gleich dem Lama und Kameel nur 3 Mägen hat, und also blos der Pansen, Netzmagen und Labmagen vorhan- den ist. Die Frage über die Zeit der Rehbrunft und des Trächtiggehens der Rehe ist jetzt durch Ziegler in seiner interressanten Schrift: „Beobachtungen über die Brunft und den Embryo der Rehe, Han- nov. 1843” zur völligen Entscheidung gebracht. Er fand bereits in der Mitte Augusts geplatzte Graaf’sche Bläschen; die Eierchen brau- chen aber 3 Monate, bis sie durch die engen Eileiter in den Frucht- hälter gelangen. — Einige bestätigende Beobachtungen brachte Th. E! Bisandien in Müller’s Archiv 1843. S. CLXXVI bei. Bemerkungen über das Vorkommen der Hirscharten im nörd- lichen Russland finden sich in Blasius Reise im europ. Russland 1.'S. 262. Soweit die durch französische und durch die gewöhnlichen 'en&- Jischen Arbeiten ’geförderte Kenntniss der Hirscheättung reicht, kann man mit dem Artikel Cerf im Dict. univ. d’hist. nat. IM! von Pu- chera'n verfässt, zufrieden sein; nur darf man ‘darin nicht 'eihe Be- nutzung der Arbeiten von Wibsmann, S. Müller, Rengger und dem Prinzen von Neuwied erwärten. Ueber die fossilen Arten hat da: selbst Laurilliard eine gute Uebersicht entworfen. — In den Ne_ derl. Verhandel. erschienen die Abbildungen von Cerous’eguinus lind Russa (tab. 42 und 43). — Ueber eine von ihnen für neu angesehene Hirschart im nördlichen Bengalen gaben Kapt. Guthrier und Eld Nachricht (Calcutt. journ. I. p. 501, U. p. 415, daraus in der Isis 5. 816 und 835). Entweder Cervus Wallichii oder doch diesem verwandt, heisst Sungraee (grosser Hirsch). Der Hauptunterschied besteht in der besondern Gestalt des untern Zinkens, der nicht unter einem Winkel abgeht, sondern allmählig abwärts gekrümmt ist und über x die Augen vorspringt, so dass er sie fast bedeckt, Zinken finden sich gewöhlich 6-10, aber auch 16. re re N RE WEEZE Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 183 ; An einem fossilen Unterkiefer, gefunden, ‚zu ‚Issoudun,, Dep.. de Tindre hat Duvernoy (Instit. p. 177 und 406; Compt. rend. XV. und XVII. p. 1227) nachgewiesen, dass er der Giraffe angehört, und Zwar einer von der lebenden verschiedenen Art! Beides hat Owen bestätigt und daran erinnert, dass’ Cautley und Falconer im Himalaya '2 Arten’\fossiler Giräffen in der -Miocenbildung' zugleich’ mit 'Fluss- pferd, Mastodon, Sivatherium etc. entdeckt hätten und dass er sich durch Vergleichung der fossilen Stücke von der Richtigkeit der 'Be- stimmung überzeugt’ hätte, Duvernoy Niehnt seine fossile Art Came- Topardalis birürigüm. hut? « w. Qawicornia. Im Diet. univ, »d’hist. ‚nat. 1m. p- 501 fin- det sich eine Monographie der Ziegen von Roulim. Höchst vortheilhaft unterscheidet sich dieselbe von den meisten andern in diesem Wörterbuche niederselesten therologischen Artikeln, "indem sie eine gründliche, durchdachte, auf umfassende Autopsie be- gründete Arbeit ist, auch in besserer Kenntniss der auswärtigen Li- teratur sich hält, obschon der Aegoceros Falconeri und Aeg. Pallasii von Rouillier noch nicht Aufgeführt sind. "Unter den von den Sivalikbergen stammenden fossilen Ueber- resten fand Blyth Stücke vom Schädel und den Hornzapfen einer grossen Art von Schafen, genau verwandt, wenn nicht selbst iden- tisch, mit Ovis Ammon aus Sibirien, eben so eine korrespondirende Portion eines ächten Steinbocks, allem Anschein nach identisch mit Capra Sakeen, die noch im Himalaya vorkommt (Ann. of hat. bist. XI. p. 78). Seine frühere Beschreibung von Antilope Ogilbyi hatte Water- house Gelegenheit zu vervollständigen (Ann. XII. p. 57). Ban) Tab. 36—39 der Nederl. Verhandel. wurden Bos sondaicus, ‚tab, 40, 41 Bos Bubalus abgebildet; anf Tab. 40 und 41 der Hlustrat. of the Zool. of South-Afr. wurde Antilope Oreus dargestellt, jr zw.‘ Cetacea. Von Zeuglodon Ow. (Basilosaurus Harl.) ist ‚ein fast, voll- ständiges ’Skelet in Alabama gefunden "worden (Sillim. Amerie. journ. XLIV. p. 409). In einem mergeligen kalkigen Boden, wenige Fuss unter der Oberfläche, lag das Skelet von Zeug/odon (fälschlich Zygodon ge- schrieben), und zwar so, dass die ganze Wirbelsäule vom Kopf an EEE bis zum Schwanzende in einer fast ununterbrochenen Reihe sich zeigte; die volle Länge mit Inbegriff des Schädels beträgt fast 70 Fuss. _ Die Säugthiernatur dieser Gattung hat Owen in den Transact. of the Geolog. Soc. 1841. p. 69 nachgewiesen. Eine neue Gattung der Urwelt hat Brandt Cetothe- N* 184 A. Wagner: Bericht ü. d. Leistungen i. d. Näturgesch. etc. rium benannt (Bullet. de la classe physico-math. de St. Pe- tersb. I. p. 145; Instit. 1843. p. 241, 270). Mit Balaenoptera verwandt, aber doch generisch abweichend. Hieher gehört das von, Rathke ‚beschriebene Schädelfragment aus Kertsch und noch andere Knochen, worauf Brandt sein €. Rathkii begründete. Eichwald’s Ziphius priscus hält er für eine noch zwei- felhafte Art dieser Gattung. An die umfassenden wichtigen Untersuchungen Eschricht’s über die nordischen Wallfische, die nun auch in der Isis 1843 S. 276 mitgetheilt sind, brauche ich nicht zu erinnern; ebenso sind die von Dieffenbach in seinen Travels in New-Zealand gemachten Erfahrungen über die südlichen Walle beachtenswerth. Gegen Schlegels Annahme, der nur 2 Arten von Finnfischen gel- ten lassen will, behauptete Joh. Müller in seinem Arch. für Anat. 1842 S. COXXXVII, dass Balaenoptera musculus eine ganz bestimmte Spezies ist, wozu nun noch der von Kröyer und Eschricht beschrie- bene Finnfisch von Bergen kommt. Ueber die Augennerven des Delphins wurden von Stannius (ebenda S. 378) höchst genaue und umfassende Untersuchungen an- gestellt. Bemerkungen über einen an der englischen Küste gestrandeten Hyperoodon hat Bellingham (Ann. of nat. hist. XI. p. 414) mitgetheilt; über eine bei Marseille gefangene Phocaena rissouna findet sich eine kurze Notiz in der Isis 1843. S. 414. -— Die rechte Hälfte des Magens von Hyperoodon enthält, wie Eudes-Deslongchamps angab, 7—8 Ab- theilungen, die durch Duplicaturen der Schleimhaut getrennt sind (Mem. de la Soc. Linn. de Normandie. 1842, daraus in Müller’s Ar- chiv 1843. S. CCLX). Delphinus leucopleurus wurde von Rasch als neue Art aufgestellt (Rev. zool. p. 369). „D. corpore supra coerulescente nigro, infra niveo, lateribus macula longitudinali magna, obliqua, alba griseoque bruneo ornatis; rostro breviori, maxilla inferiori longiori, dentibus conspicuis supra infraque utringue 28—35 acutis, incurvis.” Länge 2,29— 2,75 (wahr- scheinlich Meter). — In der Bucht von Christiania wurden 23 Stück gefangen. 185 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. Vom Prof. Andr. Wagner - in München. . Mit Freude begrüssen wir die Ankündigung eines Wer- kes, das bestimmt ist, einem der dringlichsten Bedürfnisse in der Ornithologie entgegen zu kommen. Es führt den Titel: The Genera of Bird. By G. R. Gray. Illustrated with about 350 plates by D. W. Mitchell. Lond. seit 1844. kl. Fol. - Obschon nur die Ankündigung von diesem Werke noch in das Jahr 1843 hineinfällt — das erste Heft ist erst im Mai 1844 ausge- geben — so ist es doch eine allzu bedeutsame Erscheinung, als dass nicht Ref, schon jetzt auf dasselbe aufmerksam machen sollte. Der Zweck dieses Werkes ist, das ganze weit umher zerstreute ornitho- logische Material zu sammeln und geordnet in Vorlage zu bringen. Demgemäss sollen alle Gattungen und Untergattungen ausführlich charakterisirt und bei jeder die ihr angehörigen Arten mit Namen aufgeführt und die eine oder die andere Autorität citirt werden. Jede Gattung wird abgebildet und dazu in der Regel eine noch nicht abgebildete Art gewählt; ausserdem werden auf andern Tafeln die _ einzelnen charakteristischen Theile besonders bildlich dargestellt. Das ganze Werk soll nicht über 50 Monatshefte hinausgehen und Ä ohngefähr 350 Tafeln enthalten, Jedes Heft kostet 10s. 6d. Obschon _ eine genauere Analyse dieses Werkes dem nächsten Jahresberichte vorbehalten bleiben muss, so kann Ref. doch schon nach Ansicht der ersten Hefte versichern, dass das Unternehmen in keine bessern Hände als in die von Gray und Mitchell hätte fallen können. Text wie Abbildungen sind gleich vortrefflich bearbeitet und bei der um- fassenden Kenntniss der Literatur, die R. Gray besitzt, darf man auf möglichst vollständige Bewältigung des ungeheuern Materials rech- nen. Dies ist ein Werk, das keiner Bibliothek fehlen darf; ein Zoo- log wenigstens, der sich in Kenntniss des neuesten Standes der Or- _ nithologie halten will, kann ohne dasselbe nicht mehr auskommen. Ornitologia powszechna, ezyli opisande ptaköw wszy- stkich ezesci swiata przez Hr. Konstantetogo Tyzen- hauza. Wilno. 1842. 1. OXXVHR. und 509 S. 8. 186 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Graf Tysenhaus, ein ausgezeichneter Ornitholog, beabsichtigt in dieser, in polnischer Sprache verfassten Ornithologie eine Schilderung aller hauptsächlichen Gattungen, einheimischer wie ausländischer, nebst :ihren: wiehtigsten Arten. ‚Die, Anordnung, hält, sich; an; das, Sy- stem von Temminck,; der erste Band umfasst dessen Ordnungen der Raubvür el a Tore ran IUNE Dan u gel, Omnivoren un Da im Polnischen eine ähnliche Arbeit noch nicht existirt, so ist es von dieser zu erwarten, dass sie unter den Polen einen leb- hafteren Eifer für Ornithologie/errsgen’wird.‘;Nach dem Leben vor- trefflich abgebildet ist Strix mieropthalmos Tys., wie der Verf. sehr treffend die Strix lapponica benennt. Zasady Ornitologii-albo nauki o ptakach. Przez Hr. Koffstäntego Tyzenhauza. Wilno 1841. 165 $.| 8." Das' Hauptverdienst dieser Schrift besteht in der-Uebertragung der Jlliger’schen Terminologie für! die Klasse ‚der Vögel in die pok- nische Sprache, (mit Beigabe von 6, gut, gearbeiteten Tafeln zum bes- sern, Verständnisse der Kunstausdrücke, Zur Herstellung einer Gleich- förmigkeit in der Terminologie wäre es sehr zu wünschen, dass ähn- liche Arbeiten auch von englischen und französischen Örnithologen unternommen werden möchten. Ovögraphik”ornithologique, par M. ©. Des Murs (Rey, zool. 1843 p. 353). "Fortsetzung der früherhin schon erwähnten Arbeit, und zwar diesmal von der Farbe der Eier im Allgemeinen und ihren Ursprung handelnd. — Von Berge’s Fortpflanzung der Vögel ist die 12te Lief. angekündigt. — Hewitson’s coloured Illustrations of the Eges of British Birds, with Descript. of the Eggs and Nests. Lond. part 12. price 2. 6d. ur hie Mehr präktischer Tendenz sind die Zusätze und Nachträge zu Brehm’s „Handb. ‚für den Liebhaber der Stuben-, Haus- 'ünd aller der Zähmung werthen Vögel.” (Isis 1843 S.484). Die Zusätze rüh- ren theils von Brehm, theils vom Grafen Gourey-Droitaumoht, theils von Dr, Richter her, und beruhen auf vielfachen, bewährten. Erfahrungen genauer Beobachter. — Ueber den Nutzen der Vögel in der Oekonomie der Natur ete. von St. K. y. Siemuszowa-Pie- truski (Isis S. 585). — Andreä, die vorzüglichsten Sing- oder Stu- benvögel Deutschlands. Naturgesch. und Fang der Vögel, Behandlung derselben ‚nebst Anleitung eine Canarienvögel-Hecke einzurichten Eıf, 1843. 4 ü g trägen versehen worden. | Anı die Spitze der, europäischen Faunen ist, zu ‚stellen: „die Vögel Europa’s. 'Gezeichnet und in Stahl gestochen ‘von ‚Sehr reichlich sind wieder die Spezialfaunen mit Bei Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 187 Joh. Gonr. und Ed. Susemihl.” Text bearbeitet von Dr. Schlegel. 'Stuttg. Balz. " Die Fortsetzungen sind jetzt im rascheren Zuge begriffen. Bei den Raubvögeln wird weiter von diesem Werk die Rede sein. Catalogo metodico degli Ueccelli Europei di Carlo L. Bonaparte, Prineipe di Canino. Bologna. 1842. Sehr brauchbare Uebersicht der europäischen Arten, mit Angabe der Synonymen und der geographischen Verbreitung. Naumann’s Naturgesch. der Vögel Deutschlands ist im raschen Fortgange, und im Jahre 1844 kommt dieses ausge- zeichnete Werk zum Abschluss. Beiträge zur Ornithologie Griechenlands, von Heinrich Graf von der Mühle. Leipz. 1844. 152 S. 8. Der Verf. benutzte seinen Aufenthalt als Offizier in Griechenland zum fleissigen Sammeln und Studiren der dortigen Vögel und giebt in diesem Buche ein Verzeichniss der von ihm in Griechenland beob- achteten Vögel mit vortrefflichen Bemerkungen über die Unterschiede der minder bekannten, so wie über ihre Lebensweise. Im Ganzen führt er 321 Arteu auf, doch meint er selbst, dass diese Ziffer wohl auf 350 sich erhöhen dürfte. Der Verf. zeigt sich durchgängig als guter Beobachter und mit der Literatur wohl vertraut. Früher erschien, obschon der Graf von der Mühle sie nicht mehr benutzen konnte, eine ähnliehe Arbeit: „die Vögel Griechenlands von Dr. Ant. Lindermayer in Athen” (Isis 1843. S. 321). Zählt 263 Arten auf und giebt ebenfalls sehr schätzbare Bemer- kungen über einzelne Arten, besonders über Lebens. und Brüteweise. - Öbschon L. 58 Arten weniger als M. anführt, so hat er doch 12 Ar- ten, die von diesem nicht erwähnt werden. Zählen wir diese 12 zu - den 321 Spezies, die Graf M. als griechische Vögel angiebt, so stei- gert sich deren Gesammtbetrag bereits auf 333 Arten. L Faune ornithologique de la Sieile, avec des obseryations sur. l'habitat ou l’apparition des oiseaux de cette ile soit dans Fr: de l’Europe, soit dans le nord de l’Afrique, par Al- fred Malherbe. Metz 1843. 2425. 8. Sizilien, zwischen dem europäischen und afrikanischen Konti- nent situirt, hat für den Ornithologen eine sehr glückliche Lage, da hier die Vögel beider Welttheile zusammentreffen. Der Verf.) seinem amtlichen Berufe nach Jurist, aber in der Ornithologie wohl erfah- ren, füllt eine grosse Lücke in der Kenntniss der geographischen . Verbreitung der Vögel durch diese Fauna aus, die mit grossem f 188 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Fleisse und tüchtiger Erfahrung bearbeitet ist, und noch ein beson- deres Interesse dadurch gewinnt, dass sie auf die Fauna der umlie- genden Länder fortwährend Rücksicht nimmt. Der Verf. zählt auf Sizilien 318 Arten auf, von denen jedoch 35 zweifelhaft sind. An diese Beiträge zur Kenntniss der geographischen Verbreitung der Vögel längs des Mittelmeerbeckens schliessen sich noch 2 andere an: Drummond, Katalog der auf Korfu und den andern ionischen Inseln, so wie an der Küste von Albanien gefundenen Vögel, mit Bemerkungen von Strickland (Ann, of nat. hist. XII. p. 412). Drum- mond sammelte vier Jahre und brachte 200 Arten zusammen, von denen 157 mit England gemeinsam sind, doch ist hierbei zu bemer- ken, dass gleichwohl die Physiognomie dieser beiderlei Faunen weit differenter ist als es diese Zahl vermuthen lässt, indem viele auf den ionischen Inseln ganz gewöhnliche Arten, wie 2. B. Cathartes per- enopterus, Falco rufipes, Glareola torquata u. s. w. in England nur selten und zufällig vorkommen. — Von demselben Beobachter rührt das Verzeichniss der während eines zweimonatlichen Aufenthaltes wahrgenommenen Vögel auf der Insel Kreta her, das Strickland eben- falls mit einigen Bemerkungen begleitet hat (Ann. XII. p. 423). Der Aufenthalt dauerte vom 27. April bis 18. Juni 1843. Aufgezählt sind 105 Arten, darunter 84 auch in England. Alle wurden ebenfalls auf den ionischen Inseln gefunden, mit Ausnahme von Accentor alpinus, Anthus Richardi, Fringilla cisalpina und Platelea leucorodia. An sonstigen Beiträgen zur europäischen Vögelfauna sind er- schienen: H Bouteille, Ornithologie du Dauphine Grenoble 1843. — E. Canivet, catalogue des oiseaux du departement de la Manche. 1843. — Die Vögel Sirmiens, von Ch. L. Landbek (Isis 1843 S.2 und 83). Sehr reichhaltig an eigenen genauen Beobachtungen, und zählt 278 Arten auf, unter denen jedoch 10 zweifelhaft sind. — Die irischen Vögel von W. Thompson (Ann. of nat. hist. XI. p. 283, X. p.31). Fortsetzung der schon früher begonnenen Arbeit; dies- mal die Tauben und den Anfang der Hühnervögel enthaltend. — Ver- zeichniss und Bemerkungen über die in Norwegen vorkommenden Vögel von H. Rasch (Nyt Magaz. for Naturvidenskaberne. Christia- nia 1. S. 356). In der Isis sind die Namen der Arten angegeben. Norwegen zählt 218 Arten, und Christiania 194, Schweden (nach Nilsson) 269. — Skandinaviska Foglar, af M. Körner. 9 Häftet. Stockh. 1843. — Brandt, Verzeichniss der von Herrn Bystrow in Mesen an das zoolog. Museum der Akademie eingesandten Säugthier-. und Vögelbälge (Bullet. scientif. de l’Acad. de Petersb. X. 1842. p. 350). Zählt 5 Arten Säugthiere und 62 Arten Vögel auf, aus der Gegend von Mesen am weissen Meere herrührend auf; darunter Em- beriza pusilla Pall., die hiermit in die Reihe der europäischen Vö- gel tritt. Mit der asiatischen Fauna befassen sich: Brandt’s Bemerkungen über einige von Latham hentiriehend, FRrwr "7 Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 189 bisher aber ungenügend bestimmte, sibirische Vögel (Ann. of nat. hist. XI. p. 113). — lllustrations of Indian Ornithology; a series of fifty coloured lithographie Drawings of Indian Birds, accompanied by descriptive Letterpress. By T. C. Jerdon. Madr. 1843. — E. Blyth, Verzeichniss der in der Gegend von Calcutta vom Sep- tember 1841 bis März 1843 erhaltenen Vögel (Ann. XU. p: 90 u. 165). Führt 274 Arten auf. Einige Zusätze nnd Berichtigungen folgen auf S. 229. Schon früher hatte er in den Ann. XI. p. 477 ein Verzeich- niss der Vögel geliefert, die sich sowohl in Indien als Europa finden. — Eine Liste von Vögelbälgen, in den nordwestlichen Theilen von Bengalen gesammelt, findet sich ebenda S. 476. — Gute Bemerkun- gen zu Gould’s Werke über die Vögel des Himalayas theilte Brehm mit (Isis 1813. S.886). — Ein kleines Verzeichniss chinesischer, um Kanton gesammelter Vögel machte Striekland bekannt (Ann. XIL p- 220). — Nr. 6 und 7 der Land- en Volkenk. der Nederl. Verhand. sind reich an Aufschlüssen über die Vögel des indischen Archipels und viele neue Arten daselbst von S. Müller und Schlegel auf- gestellt. Die ‚afrikanische Vögel-Fauna ist diesmal spärlicher be- dacht worden. Zu des Ref. Kenntniss ist gekommen: A. Smith, illustrations of the zoolog. of South-Africa. Nr. 17, 18 und 19. — Harris, the Highlands of Aethiopia. Vol. U. app. p. 418 mit Bemerkungen über die Vögel von Dr. Roth. „ Reichlicher sind die Beiträge zur amerikanischen Fauna: Reinhardt, Mittheilungen über einige bisher in Grönland nicht angetroffene Vögel (Isis 1843 S. 59). — Verzeichniss der bekanntesten Vögel in Labrador (Münchn. gel. Anzeig. XVI1. S. 421), von den Missionaren der Brüdergemeinde gefertigt, doch sind die Vögel nur nach den Landesnamen aufgeführt. — Richardson, Liste von 12 Vögelarten, die am Mackenzie unter 62° n. Breite gesammelt wurden (Ann. of nat. hist. XI. p. 484). — Linsley, Katalog der Vögel von Connecticut (Sillim. Amerie. journ. 1843. p. 249). Es sind 302 Arten aufgezählt und werthvolle Bemerkungen beigefügt. — J. v. Tschudi, Diagnosen einiger neuer peruanischer Vögel (in unserem Arch. 1843. 1.8.385). 22 Arten, deren ausführliche Beschreibung mit Abbildun- gen in der Fauna peruana geliefert werden wird. Auch die australische Vögelfauna ist nicht leer. ausge- gangen: G. R. Gray, Verzeichniss der auf Neuseeland, Chatham und "Auckland gefundenen Vögel (Dieffenbach, travels in New Zealand 11. p. 186). Im Ganzen #4 Arten, worunter mehrere, die bisher nur auf diesen Inseln wahrgenommen wurden; die Namen habe ich in ‘den Münchn. gel. Anzeig. XVII S. 58 mitgetheilt. — Strickland, Bemerkungen über eine Sammlung australischer Vögelzeichnungen 190 Aı Wagner: Bericht über. die Leistungen in der im. Besitz des Grafen von Derby, (Ann. XI. p., 333)... Ferner G. B. Gray,. Berichtigung, der Nomencelatur ‚australischer Vögel (ebenda pP» 189)... Nach Zeichnungen, die White, der: Herausgeber, des „Jour- nal of New South Wales’ von australischen Vögeln fertigte, hatte Latham viele Arten publizirt, jedoch in ungenügender Weise, so. dass es. Dank verdient, dass Strickland und Gray, denen sich auch noch Gould. beigesellte, durch Vergleichung mit den Originalgemälden die Lathamschen Arten genauer zu bestimmen unternahmen. — Von Gould’s Prachtwerke: „The Birds of Australia” sind im Laufe des Jahres 1843 Heft 10, 11, 12 und 13: erschienen. An allgemeineren anatomischen Arbeiten sind zu beachten: W. v. Rapp, über die Tonsillen der Vögel (Müller’s Arch. für Anat. 1843 S.19).. Es ist ihm gelungen, die Tonsillen auch bei den Vögeln zu finden. — Stannius, über Lymphherzen der Vögel (ebenda S. 449). Er hat sie beim Storch, Strauss, indischen Kasuar, Gans, Schwan, Colymbus und Alca aufgefunden und quergestreifte Primitiv-Muskelbündel an diesen Gebilden wahrgenommen. Unter den urweltlichen Fährten versichern sich die Geologen nicht blos immer mehr des Vorkommens von Vogeltritten, sondern sie sind jetzt bereits so weit gekommen, dass sie die Spuren urwelt- lichen Regens nachzuweisen sich getrauen. lm rothen Sandsteine von Connecticut ist es hauptsächlich, wo Hitchcock, Vanuxem, Lyell, Mantell u. A. nicht blos die Fussstapfen von Vögeln, sondern auch die Spuren urweltlicher Regentropfen erkennen wollen (Ann. of nat. hist. XI. p. 322, 513). Bei solcher immer mehr sich. steigernder Scharfsinnigkeit im Beobachten kann es zuletzt kommen, dass die Geologen auch noch das Gras wachsen hören. Aceipitres. Schlegel] hat seine Darstellung der europäischen Tag- raubvögel im vorhin genannten Werke beendigt. Eine höchst verdienstliche Arbeit, wie sie nur einem Ornitho- logen von solchen umfassenden Kenntnissen und dem eine so reiche Sammlung als die Leydner zu Gebote steht, möglich ist. In derKri- tik scheint mir der richtige Mittelweg zwischen den beiden Extre- men: der zu grosser Vervielfältigung oder Zusammenziehung der Arten, glücklich eingehalten zu sein. Sehr lobenswerth ist die be- ständige Rücksichtsnahme auf verwandte ausländische Formen, wo- durch häufig eine Zurückführung auf bekannte Arten möglich wird. Die ‚Tafeln sind vortrefflich gezeichnet und gestochen, aber das Ko- lorit dürfte lebhafter sein, was leieht zu bewerkstelligen ist und auch dem. Werke mehr Liebhaber gewinnen wird. ‚Unter allen ornitholo- gischen Leistungen, die vom Jahre 4843 vorliegen, erkennt Ref. diese als die ‚bedeutendste au. Ein ‚grosser Vorzug von ihr ist auch das gewählte Format, ‚was eben so ‚die bequeme Benutzung erhöht, als TTS: Naturgesehichte der Vögel während des Jahres 1843. 191 die Kösten‘ ungemein verringert. Luxuswerke, wie die Gouldschen und ‘Audubon’schen, sind nicht zur Verbreitung und Förderung der Wissehschaft geeignet, ‘sondern müssen nothwendig ihrer unnöthigen Kostspieligkeit 'halber, den ‚Kreis der Naturforscher, die zu ihrer Benutzung kommen können, immer enger ziehen und gereichen da- durch der Ornithologie am Ende nur zum Verderben: Ueber die Raubvögel, welche in der Gefangenschaft gehalten werden können, hat Brehm gute‘ Bemerkungen beigebracht we ea \ Lindermayer(Isis 8.523) stellt, zwar | noch Vultur En und V. albicollis als besondere Arten nebeneinander, allein, seine eigenen Angaben beweisen die Einheit der Art. . Er sagt nämlich selbst, dass 1) _V. a/bicollis sich in seiner Le- bensweise nicht vom Y. fulvus unterscheide, 2) dass er sich nur in Gesellschaft desselben finde, 3) dass seine Geier so, viel Verschieden- heiten darbieten als Exemplare sind, und dass insbesondere von der Halskrause des V. fulvus''zu der 'des' V. albicollis alle möglichen Nüäncirungen . vorkommen, ‚und 4). dass die Eier des V, albieollis ebenfalls braunroth gefleckt, nur weniger dicht als die des V. fulvus. Die Eier des V. cinereus, von deren Beschaffenheit man bisher nichts Sicheres wusste, bezeichnet L. als ganz weiss, ohne Flecken. Malherbe dagegen sagt, dass sie gegen das dicke Ende braun gefleckt und hellroth gewässert seien. Umgekehrt legen andere dem V. ful- vus einfarbige Eier bei. Bei diesem Widerstreit der Angaben, aus Verwechselung der Nester beider Arten entstanden, möchten wohl die von L. die meiste Autorität für sich haben. — Vom V. auricu- laris, der nach Schlegel und Temminck in vielen Exemplaren von Griechenland aus versandt worden sein soll, ist hier weder von L., noch vom Graf von der Mühle getroffen worden. Falco rufipes ist von L. nur auf dem Durchzuge im Frühling um Athen gesehen worden; dabei weit mehr alte Männchen als Weib- chen. In der Morea ist er dagegen vom Graf v. d. Mühle auf dem Hin- und Rückzuge häufig gesehen; auf letzterem jedoch nur Weib- chen und Junge. Einzelne bleiben nach seiner Angabe auch Zum Brüten, ‚Falco arcadicus als neue Art von Lindermayer aufgeführt und tab. 1 abgebildet, scheint, wie er selbst vermuthet, doch nichts anders als der jüngere Zustand von F. concolor Temm. oder F. Eleo- norae Gen& zu sein, welche beide letztern sich sehr ähnlich, doch noch zu wenig gekannt sind, um ihre spezifische Identität mit Sicher- ‚heit auszusprechen. An griechischen Falkenarten führt Graf von der Mühle folgende 6 Arten auf, nämlich: Falco Haliaetus, Bonelli, laniarius, penndtus, telanopterus und parasiticus, die bei L. nicht genannt sind. " Anssereuropäische Arten, als'neu ‚aufgestellt oder doch'neu ab- 192 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der gebildet sind: Falco subniger , unbekannter Heimath,; F. guttatus und 4stur cristatus; beide letztere von den Philippinen (Gray, Ann. Xl. p. 371). — Haliaetos unicolor Gray scheint nach Brandt identisch mit Falco leucoryphos Lath (Ann. of nat. hist. XI. p. 113). — Haliastur leucosternus Gould und Haliastur? (Milvus) sphenurus Vieill. hat Gould abgebildet in seinen Birds of Austral, part 11. — Ebenda: Astur Novae Hollandiae Lath. im grauen, so wie im weissen Albinokleide (part. 12); Tinnunculus cencroides Vig., Circus assimilis Jard, und €. Jardinii Gould (part. 10); Pandion leucocephalus Gould (part. 13). — Neue von Gould aufgestellte Arten sind noch: Astur eruentus und Elanus scriptus; beide von Australien (Ann. XI. p. 5% und 401). Polyboroides (Nomina generica in oides desinentia e foro releganda sunt. Philosoph. bot. $. 216) ?ypicus Smith (Falco gy- mnogenys Temm.) ist von A. Smith in seinen Illustrat. of the Zool. of South Afr. tab. 81 und 82, alt und jung, abgebildet und ausführlich beschrieben worden. Eine Uebersicht über die allgemeinen Verhältnisse der Eulen hat Gerard im Dict. univ. d’hist. nat. III. p. 631 unter dem Artikel chouette geliefert. Gehört zu den besten ornithologischen Artikeln, die in diesem Theile enthalten sind. Mit Recht betrachtet G. die angebrachten Abtheilungen als blosse Untergattungen; auf die Arten geht er nicht ein. Da in einem Wörterbuche die Artikel leicht zu finden sind, auch in den vorliegenden meist nicht sonderlich ins Detail eingehen, wird Ref. sie für gewöhnlich nicht besonders anführen. Hinsichtlich des Sommer - Aufenthaltes von Sir. brachyotus hat Malherbe eine sehr abweichende Angabe von der Linder- mayer’s, Graf v. d. Mühle und Drummond’s. Nach letzteren wird er in Griechenland und auf Korfu niemals während des Som- mers, sondern nur auf dem Zuge und im Winter gesehen; nach Mal- herbe dagegen ist er sehr gemein im Sommer in den Gebirgswal- dungen Siziliens, was Folge der hohen Lage ist. — Merkwürdig ist es, dass Strix Tengmalmi (s. dasypus) nach L. bis nach Griechen- land geht; er nennt diese Art „sehr selten und nur in Olivenwäldern.” Zwei abyssinische Eulen beschrieb Guerin-Meneville unter dem Namen Bubo cinerascens und Otus abyssinicus (Rev. zool. p. 321). Passerinae. Corvinae. Die seit Kurzem ziemlich allgemein gewor- dene Annahme, dass Rabenkrähe (Corvus corone) und Ne- belkrähe (Corvus corzix) nur Varietäten einer und. dersel- ben’ Art seien, fängt bereits wieder an als ziemlich unhaltbar Ze an TEE. it ae re IV FERT En EA ET ee DI RE DET ee na Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 193 zu erscheinen, wenigstens ist es gewiss, dass ihre Farben- verschiedenheit nicht auf Rechnung klimatischer Einwirkungen (der grössern oder geringern Hitze) gebracht werden darf. Nach Gloger soll die schwarze Krähe hauptsächlich dem Süden, die graue dem Norden angehören. Dies ist insofern richtig, als in Franken und Bayern die Nebelkrähe nur im Winter und da z.B. um Müuchen in manchen Wintern höchst selten gesehen wird. Dagegen erklärte es schon Gloger als etwas Sonderbares, dass die Nebelkrähe auch in Toskana, Dalmatien, Sardinien u. s. w. viel häufiger als die schwarze, oder gar nur allein vorgefunden wird, ja selbst einigen griechischen Inseln nicht fehlen soll. Diese Thatsache hat sich in neuerer Zeit immer mehr bestätigt. Lindermayer führt zwar die Nebelkrähe nur als Wintervogel an, dagegen ganz im Widerspruche damit sagt Graf v. d. Mühle von ihr: „findet sich das ganze Jahr hindurch in Griechenland, zumal bei Lamia, Patras und um Athen, was merkwürdig ist, nur in Gesellschaft von Kohlraben, wie von C. corone”, obschon diese ebenfalls häufig ist. Malherbe hat auf Sizi- lien die Rabenkrähe so wenig als Benoit gefunden; für ihr Vorkom- men bezieht er sich nur auf Galvagni, der sie in seiner Fauna des Aetna angiebt. Die Nebelkrähe dagegen ist nach M. in Menge auf Sizilien vorhanden. Eben so hat Drummond auf Korfu die Raben- krähe gar nicht gesehen, während die Nebelkrähe daselbst gelegent- lich und in Albanien sehr häufig vorkommt, hier auch brütet. Von Kandia führt er ebenfalls blos die Nebelkrähe an, und zwar als sehr zahlreich und hier brütend. Landbek belehrt uns in der Isis 1812 S.185, dass in Ungarn und Siebenbürgen die Nebelkrähe haufig, die schwarze sehr selten ist. Ref. will noch bei dieser Gelegenheit be- merklich machen, dass aus Hofrathıs v. Schubert Reise in der hiesi- gen Sammlung ein Exemplar der Nebelkrähe aus Kairo steht; auch Rüppell führt unter den abyssinischen Vögeln nur diese, nicht die schwarze Krähe an. Schon diese Angaben genügen, um zu zeigen, dass graue und schwarze Krähen nicht nach Nord und Süd ausein- ander geschieden, sondern theils vermengt mit einander theils in ab- wechselnden Complexen getrennt von einander im Norden wie im Süden vorkommen. Diese seltsame Verbreitungsweise spricht eher für spezifische Gesondertheit der Nebel- und Rabenkrähe; we- nigstens erweist sie, dass ihre Farbenverschiedenheit nicht von der Temperatur und sonstigen atmosphärischen Einflüssen. abhängig ist. Die etlichen Fälle, die man von Verpaarung der Nebel- und Raben- krähen kennt, entscheiden für ihre spezifische Vereinigung so wenig als analoge Fakta Pferd und Esel als eine einzige Art ausweisen. Erst wenn der Nachweis geliefert ist, dass die Blendlinge unter sich eine permanent fruchtbare Nachkommenschaft mit einander zu er- zeugen vermögen, erst dann und nicht eher ist die Nothwendiekeit Nebel- und Rabenkrähe unter einer und derselben Art zu vereinigen, unwidersprechlich dargelegt. 194 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in.der , In der Angabe der Wohnörter von Corvus Pyrrhocorax und ‚ce. Graculus scheint Lindermayer die Namen zu verwechseln, denn wie Graf v. d. Mühle angiebt, ist die in den Schluchten Tripolitzas vor- kommende Art C. Pyrrhocorax und die auf dem Hymettus und Pen: telikon ist C. Graculus. — Den C. (Garrulus) melanocephalus, der nach’ Temminck in Griechenland gemein sein soll, haben weder L. noch Graf v. d. Mühle daselbst angetroffen, sondern nur den €. glan- darius, auch Drümmond hat auf Korfu nur’ diesen gefunden, so GE Temminck’s. Angabe auf einem Irrthum beruhen muss. ' Ueber die Lebensweise einer schon seit zwölf Jahren auf‘ eiheih Hofe gehaltenen Saatkrähe liess D. Landsborough einige‘Bemer- kungen in die Ann. of nat. hist. XI. p. 275 einrücken.'— Struthidea cinerea von Neuholland hat Gould in den Birds of Austral. part. 10 abgebildet. Auf die sehr eigenthümliche Luftröhrenbildung des Gepänioptöhle ‚machte Tschudi aufmerksam (Müller’s Archiv 1843 8. 473). Ampelidae. Zur Gattung Ampelis sind mehrere neue Arten gekommen. Lafresn aye errichtete 2 Arten: Ampelis aureopectus von Santa-Fe' de Bogota (Rev. zool. p./68, Magas. de Zool. tab. 39), und A. arcuata (Rev. p. 98) aus Columbien. Beide gehören zu den grünen Arten mit rothem Schnabel, zu welcher Abtheilung, auch die von Tschudi (in unserm Archiv S. 385) aufgestellte A, elegans vom Tullumayo-Flusse.zu rechnen ist, während seine A. cincta aus den Wäldern von Pangoa durch den schwarzen Schnabel abweicht. , Gould hat'seinen Pardalotus quadragintus von Vandiemens- land in den Birds of Austral. part. 12 ‚abgebildet. Davon haben S. Müller und Schlegel ihren P. odsoletus von Timor als beson- dere Art unterschieden (Verh. Land- en Volkenk. p. 174). J. Goudot hat ausführlich die Rupicoia peruviana, auch ihr Nest und Eier beschrieben (Rev. zool. p. 1; Mag. de zool. tab. 37 Ei). — Pipra linearis Bonap. und.P. vitellina Gould aus Central- Amerika wurden in der Zoology of the voy. of Sulphur. Birds p. 40, 41 tab. 20 und 21 abgebildet. Neu ‚aufgestellt wurden von Gould: Pachycephala fal- cata, melanura und simplex, aus Australien (Ann. of nat. hist. XI. p.61). Fringillidae. Ueber die geographische Verbreitune von Fringilla domestica, cisalpina und hispaniolensis sind ‚ge nauere Anhaltspunkte gegeben, worden. Graf v. d. Mühle hat F. eisalpina nie in Crecbena gesehen; der dortige Häussperling unterscheidet ‚sich in gar nichts yon dem deutschen; als grösste Seltenheit daselbst giebt er F. hispaniolensis an. Auch Lindermayer sagt, dass sich der griech. Haussperling nicht von dem deutschen unterscheide, dagegen behauptet er das Vorkom- Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 195 men von F. cisalpina, „im Frübjabre und Sommer selten”, wenn dies nicht etwa auf Verwechselung mit F. hispaniolensis beruht. Drum- mond hat auf Kandia nur F. cisalpina gefunden, aber’ nicht F. do- mestica, während diese in Menge auf den ionischen Inseln vorkommt, wo dagegen F. cisalpina ganz fehlt. Auf Sizilien hat Malherbe F. eisalpina und hispaniolensis beisammen gefunden, ohne dass sich beide vermengen; F. domestica fehlt dagegen. Ref. hält sowohl F‘ eisalpina als hispaniolensis nur für lokale südliche Abänderungen der F. domestica, wobei F. hispaniolensis mehr ‘den westlichen Gegen- den zufällt. " Fringilla coelebs kommt, nach Drummond, zu Anfang Oktobers auf Korfu an, ist gemein während des Winters, und verschwindet zu Ende Februars, während sie dagegen zahlreich auf Kandia brütet, worüber sich D. wundert, was aber wohl nur von den hohen bewal- deten Gebirgen herrührt, wodurch die Temperatur auf letzterer Insel gemässigt wird. — Wenn Drummond dagegen die F. montium als Standvogel für beide Inseln angiebt, so ist dies offenbar ein Schreib- fehler und darunter F. montana gemeint, die er mit diesem Namen nicht in seinem Verzeichnisse aufführt, während sie doch daselbst nicht fehlen wird. Landbek hat eine ausführlichere Beschreibung seines Sump f- hänflings (Fringilla palustris) in der Isis S. 597 entworfen. Er steht in der Gestalt und Farbe mitten zwischen F. cannabina und montium, ist im Elsass beobachtet worden, und sind weitere Beob- achtungen über ihn zu gewäitigen, bevor man sich mit Sicherheit über seine Stellung zu den andern Arten aussprechen kann. Aus dem Passer arctous Pall. bildete Brandt (Bullet. scientif. de l’Acad. de Petersb. X. p. 251) 3 besondere Arten, von ihm Frin- gilla (Linaria) Gebleri, brunneonucha und griseonucha benannt. Nachdem er noch mehr Exemplare aus Sibirien erhalten, überzeugte er sich, dass F. Gebleri vollkommen mit Passer arctous var. a Pall. übereinkommt, daher er den Namen in Fringilla arctoa umänderte, wogegen er nun (in den Bullet. de la classe phys. de Petersb. 1. p. 363) die Benennung F. Gebleri auf eine vierte, der vorigen anverwandte Art übertrug. Ausserdem stellte Brandt daselbst noch eine neue sibirische Art auf: Pyrrhula (Co- rythus) rhodochlamys, in Grösse und Färbung der P, rosea ähn- lich, aber ohne die beiden weissen Flügelflecken, während hierin und in der Schnabelform sie sich dem Corythus rutieilla nähert. Gould hat in der Reise des Sulphur 3 dieser Familie angehö- rige Vögel abgebildet: Fringilla ( Linaria?) coccinea p. Al tab. 22 von den Sandwichs-Inseln, Leucosticte griseogenys Gould p. A2 tab. 23 aus dem russischen Nordamerika, und Cäctornis inornatus Gould p- 42 tab. 25 von der Bow-Insel. — Carduelis colombianus, Fringilla analis, Spermophila luctuosa und olivaceo- 196 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der flava, alle aus Columbien, hat Lafresnaye als neue Arten aufge- stellt (Rev. zool. p. 291). Passer pusillus Pall. wurde von Brandt nach beiden Geschlech- tern genau charakterisirt und ihm sein Platz unter Pyrrhula (Dryo- spiza) angewiesen (Bullet. de la classe phys. de Petersb. I. p. 366). Die von Coccothraustes unnöthiger Weise abgetrennte Gattung Guiraca hat Lafresnaye mit einer Art: @, cinerea von.den Gal- lopagos-Inseln bereichert (Mag. de zool. tab.'30), und hält bereits einen neuen Gattungsnamen Piezorina in Bereitschaft, falls zu den von der äussern Beschaffenheit hergenommenen spezifischen Merk- malen auch noch etwa in der Lebensweise ein oder das andere hin- zukommen sollte. Dauert dies Unwesen mit der Gattungsmacherei so fort, so werden wir bald nicht viel weniger Gattungen als Arten haben. — Catamblyrhynchus diadema wurde von ihm im Mag. de Zool. tab. 34 abgebildet. Von der Niger-Expedition charakterisirte Fraser (Ann. XI.p.131 und 133) mehrere neue Arten Fringilliden: Ploceus collaris, Euplectes rufo-velatus, Coccothraustes olivaceus, Ni- grita fusco-nolus, Amadina poensis und bicolor, Ni- grita ist ein neuer Name, den Fraser in Vorschlag für Aethiops bringt, weil dieser bereits an einen Affen vergeben sein soll, wobei er jedoch im Irrthum ist, indem dieser in der Therologie nur als spezifischer, nicht als generischer Name verwendet, die Aenderung also völlig überflüssig ist. — Amadina Lathami Vig. und A. casta. notis Gould sind in den Birds of Austral. part. 13 abgebildet, — Ploceus melanotis von Guerin als neue Art aus Abyssinien auf- gestellt. ' Mit Errichtung zweier überflüssiger Gattungen Zmblema und Poephila hat Gould diese Familie beschwert (Ann, XI. p. 144). Die Definitionen lauten: 1) Emblema „rostrum fere quam ca- put longum, conicum (ut in genere Ploceus). Alae mediocres, re- mige prima parvula, 4 proximis inter se aequalibus; tertiariis elon- gatis. Cauda medioeris et fere quadrata paululum rotundata. Pedes plantigradi, digitis gracillimis; digito intermedio externis longiore, illis inter se aequalibus.” Hieher E. picta von Neuholland. — 2) Poephila, „rostrum ad basin tumidum et igitur tam latum et profundum quam longum. Alae mediocres, remige prima parvula, 2—5 inter se fere aequalibus; digitis gracilibus, medio externis lon- giore, illis inter se aequalibus; ‚digito postico medio valde breviore, Cauda cuneiformis, rectribus 2 intermediis productis.” Typus: Ama- dina acuticauda. Als neue Spezies hat Gould P. personata von der Nordküste Neuhollands beigefügt. Aus Sibirien erhielt Brandt eine neue Ammer-Art, von Naturgeschiehte der Vögel während des’ Jahres 1843. 197 ihin Zmberiza eioides benannt (Bullet. de’Petersb.'l. p. 363; ‚Instit. 'p. 349). „Habitus et colorum distributio fere ut in E. Cia, cui'simillima. ‚Rostrum brevius quam E. Ciae. ‚Frons, capitis lJatera cum supereiliis, ‚mentum, gula et genae alba. Macula parotica latior quam in E. Cia. Vertex castaneus, cinerascente vel albicante subimbutus. Pectus torque plus minusve laete castanea, Abdomen medio -albidum, late- ‚zibus pallide ferrugineum. Religqua ut in E. Cia.” — Brandt macht ‚ferner in den Ann. of.nat. hist. XI. p.114 bemerklich, dass seine E. ‚bruniceps von E. rutila verschieden sei. 0 Landbeck hat in der Isis S. 599 von seiner Alauda anthi- 'rostris nähere Nachricht gegeben: „Sie unterscheidet sich von der ihr sehr ähnlichen Haidelerche (A. arborea) vorzüglich durch ihren 'gestreckten, etwas gebogenen Schnabel, der dem’ des Wasserpiepers ‚sehr ähnlich ist, während er bei ihren Gattungsverwandten kegelför- mig, kurz und gerade zugespitzt ist, den höhern Scheitel und längern Sporn.” Bewohnt nur die höchsten Plateaus der schwäbischen Alp. Wenn diese Lerche, meint L., keine selbstständige Art bildet, so ‚muss sie mindestens als standhafte Varietät betrachtet werden. Die Alauda Duponti Vieill. soll auf Sizilien geschossen worden sein, doch hat Malherbe kein Exemplar gesehen. Es wäre zu ‘wünschen, dass die Ornithologen, welche hierzu Gelegenheit haben, die Anmerkung in Keys. und Blasius, europ. Wirbelth. S. XXXVI. beachten möchten, nach welcher A. Duponti nur eine monströse Ausartung der A. arvensis sein dürfte. — Brandt machte bemerk- lich, dass A. mongolica Pall. eine sehr gute Art sei, zur Untergat- tung Melbmochrybhä gleich der A. tatarica, leucoptera und bimaeu- data, gehörig (Ann. of nat. hist. XI. p. 114). "> Im 19ten Heft der Illustrat. of the Zool. of South Afr. hat A. Smith als neue Arten beschrieben ‚und abgebildet: Alauda Coelea and Lagepa, Mirafra africana, africanoides (sie!), Sa- bota und cheniana, Certhilauda africana Vieill. und sub6- Br onat a >. Sturnidae. Wie Malherbe aa ist Sturnus uni- color häufig in Sizilien, wo er niemals seinen Geburtsort ver- lässt ‚ während die gemeinen Staare im März ihren Zug nach ‚dieser Insel antreten. $. Graf v. d. Mühle und Lindermayer haben in Griechenland nie- mals den St. unieolor wahrgenommen, der dagegen in Algier ebenso äufig ist als der St, vulgaris, mit welchem er sich in zahlreichen anden vereinigt. Von Korfu berichtet Drummond, dass St. vulgaris im Winter gemein’ ist, aber niemals im Sommer geschen wird. 5 Cassicus.uropygialis ist von Lafresnaye als neue Art aus Columbien bezeichnet worden er z00]. p. 290). Archiv f. Naturgeschichte. X. Jahrg. 2. Bd, [6) 198 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in: der Dentirostres. Die europäische Fauna ist: durch eine Art, den Zanius nubicus Licht. (L. personatus Temm. O. col. 216. 2) erweitert worden. Dieser bisher nur aus Nubien und Arabien bekannte Vogel ist zuerst von Lindermayer als europäischer Vogel unter dem Namen L. personatus bezeichnet worden. Er fand ihn in Griechenland als Zugvogel, der dort sehr spät, erst Ende April, Anfangs Mai, an- kommt. Gleichzeitig hatte Hartlaub aus Griechenland einen Würger erhalten, von dem er eine Zeichnung an Lafresnaye überschickte, in der letzterer den L. nubicus s. personatus erkannte (Rev. zoo]. p. 159). Nicht lange hernach fand Hartlaub, dass Lindermayer schon diese Art in der Isis als griechisch nachgewiesen hatte (Rey. p.211). Bald hernach gab Graf v. d. Mühle von ihr unter dem Namen L. lex- cometopon Nachricht, überzeugte sich aber gleich nach Empfang der Isis, dass derselbe mit Lindermayers L. personatus identisch ist. So ist denn fast gleichzeitig von drei Seiten her der L. nubicus der europäischen Faura zugestanden worden. Zwischen‘ Lanius aethiopicus Lath. Gm. und Levyaillant’s Pie- grieche Boubou will Guerin spezifische Unterschiede gefunden ha- ben, daher er letzteren als Lanius Boubouw abtrennt (Rey. zool. pag. 161). Sonstige Arten sind: Collurio Smithii von Cape Coast (Fra- ser Ann. Xll. p. 478). — Dierurus bracteatus (D. balicassius) Horsf. nec Lath.) aus Neuholland von Gould (Ann. XII. p. 59). — Oreoica (Falcunculu) gutturalis Horsf. von Gould in den Birds of Austral. part..12 abgebildet. — Derselbe charakterisirte einen Artamus leucopygialis aus Neuholland (Ann. XI. p. 143). Zur Kenntniss der: bisher sehr verwirrten indischen Ar- ten von Ceblepyris, haben S. Müller und Schlegel in den Verhandel. Land- en Volkenk. p. 189 einen wichtigen Beitrag geliefert, indem sie kritisch die bisher aufgestellten Arten musterten und 8 neue zusetzten. a) Untergattung Campephaga: 1) C. melasn. sp. Neu- guinea, 2) ©, cinnamomean. sp. ebenda, 3) C. plumbea n. sp. ebenda und Timor, 4) ©. morio n. sp. Celebes, 5) ©. fimbriata Temm. Java, Sumatra, Borneo, b) Untergattung Lalage: 6) C. orientalis Temm. Java, Su- matra, Borneo, Celebes, Timor, 7) ©. aurea Temm. Celebes, 8) ©. timoriensis n. sp. Timor. c) Untergattung Graucalus: 9) C. melanops Lath. (G. me- Zanotis Gould), Neuholland, Neuguinea, Timor, 10) C. atriceps n. sp. Celebes, 11) ©. personatan. sp. Timor, 12) ©. larvata n. sp. Java, 13) ©. Novae Gwineae Lath. Sumatra, 14) C. javensis Horsf. (Rüppell’s Beschreibung gehört zu C. fimbriata, dagegen die des Weibchens von C. papuensis hieher) Java, 15) €. papuensis Lath, | Näturgeschichte der Vögel während des Jähres 1843. 199 "Banda, Ternate, Celebes und' Neuguinea, 16) 'C! Temminckii n. sp. "Celebes, 17) ©. bicolor Temm. Celebes. \ „Ze abnar w v e a, i I Zu den Muscicapiden sind hinzugekommen: In der Rev. zool. 1843 die Muscicapa fumigata Guerin "aus Abyssinien (p. 161), M. cinnamomeiventris, fusco-capilla _ und M. (Todirostrwm?) ruficeps sämmtlich aus Columbien und won Lafresnaye bestimmt (p. 291). — Tehitrea Ferreti Gue- rin. aus Abyssinien ‘(p. 162). — WFireo vwersicolor, Myiobius -didadema und pyrrhopterus, Todirostrum granadense, - ‚sämmtlich’aus Neugranada'und von Hartlaub bestimmt: (p. 289). — Püchyrhynchus squamatus, .Querula fusco-cinerea und Setophaganigro-cincta aus Columbien und von Lafresnaye "aufgestellt (p. 291 und 292). “ Ferner in den Ann: of nat. hist. die Tehitrea rufa Gray von den Philippinen (XI. p. 371), Muscipeta (Tehitrea) tricolor ‚Fraser von Fernando Po (Xll p. 441). — Rhipidura Dryas -Gould von Neuholland (XII. p.59); Meöeroeca flavigaster Gould seben daher (XII: p. 60). = Platysteira’castanea und leucopy- "göalis Fraser, von Fernändo Po (XIL p. 131). — Eopsaltria australis Lath. und griseogularis Gould wurde in den Birds of "Austral. part. 13 abgebildet. — S. Müller und Schlegel bereicher- “ten in ‘den‘Verhandel. Land- en: Volkenk. p. 184 die Gattung Ripi- ‚dura mit nicht weniger als 9 Arten aus dem indischen Archipel: RA. .semicollaris, sqguamata, phoenicura, threnothoraz, ru- "fiventris, gularis, ochrögastra, euryuraund perlatw. oo. Subulirostres. Der deutschen .Fauna hat; v. Ho- „meyer eine’ neue Artı Drossel, von ihm mit dem. Namen "Purdus atrocyaneus belegt, zugefügt (Isis S. 604). Sie wurde auf Rügen am 1. Oktober 1842 gefangen, ist etwas grösser als die Singdrossel, schön schieferblau, was am Bauch am ellsten ist. Ein Streif durch das Auge ist weiss; After, Bauchmitte, tzen der 5 äussersten Steuerfedern, innere Deckfedern der Flügel it Ausnahme der dunkel schieferblauen Spitze), so wie die Innen- e der grossen Schwungfederh in ihrer Mitte sind ebenfalls weiss, dureh 'auf der Unterseite der Flügel 2 ‘weisse Binden entstehen. chnabel’ dunkelbraun, an’ der "Wurzel des’ Unterkiefers ‘gelblich; üsse hellbraun. H. bemerkt 'selbst'die Aehnlichkeit' dieser Drossel mit T. leueoecillus Pall.; es weicht jedoch die Beschreibung von as erheblich davon ab. "Ih einer Drossel aus Kaschmir, die im Mus. Senckenberg. steht, te Brehm seinen Turdus 'Seiffertitzit (Isis 887). — Von Tur- " Whitei würde ein Exemplar in Irland gefangen (Ann. XI. p. 78). Als neue Arten wurden von Guerin Cossypha gutturalis und nigrocapilla aus' Abyssinien' unterschieden (Rev. zo0l. p: 162); erkannte er, dass letztere mit Petrocinclu semirufa-Rüpp. o* 200 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der identisch ist (ebenda p. 322). — Zu Grallaria fügte Lafresnaye eine 10te Art: @. rufula aus Columbien (Rey. p. 99), — Turdus fumidus n. sp. aus Timor in der Land- en Volkenk. p. 199; ebenda Geocichla rubiginosa von Timor p. 172. Zur genauern Kenntniss der süd-europäischen Sylvien sind erhebliche Beiträge geliefert worden, Lindermayer stellte (Isis S, 342) eine neue Art auf: Sylvia (Saltcaria) elaeica. Gleicht an Grösse der S. atricapilla, an Ge- fieder aber der S. orphea, ist jedoch um die Hälfte kleiner und un- terscheidet sich vor Allem durch den ungemein grossen Schnabel, vermöge dessen sie nur mit S. hypolais grosse Aehnlichkeit hat. Ihr Ankommen und ihre Brütezeit in Griechenland (Ende Mai’s) be- zeichnen sie als einen Bewohner der Aequatorialländer. Scheint allerdings eine bisher unbeschriebene Art zu sein. Sylvia olivetorum, welche Drummond im Jahre 1836 auf Korfu entdeckte, wo sie während des Sommers sehr häufig ist, ist von Lin- dermayer und Graf v. d. Mühle in Griechenland aufgefunden wor- den. Ersterer belehrt uns über Lebensweise, Gesang und Nestbau; letzterer macht darauf aufmerksam, dass sie mit Rüppell’s Sylvia crassirostris identisch ist. Noch glaubt Lindermayer eine zweite neue Art in seiner Sylvia ochrogenion entdeckt zu haben, die er von den andern Arten hauptsächlich durch einen gelben Kinnfleck unterscheiden will, ihm, aber nur in einem einzigen Exemplare bekannt ist. Graf v. d Mühle hat jedoch gegen mich die Bemerkung gemacht, dass diese neue Art nur auf dem Weibchen von S. melanocephala beruhe, das von den Früchten der Cactus opuntia gefressen habe, die eine so beissende gelbe Farbe führen, dass sie auch andern Vögeln, z. B. der S. atricapilla, das Kinn schön gelb färben; er selbst sei anfänglich in diesen Irrthum gerathen. Malherbe machte (S. 78) auf eine von Gerbe neu aufgestellte Art, Sylvia angusticauda, aufmerksam: „Schnabel auffallend mehr .niedergedrückt und verdünnt .als bei den verwandten Arten (S. Fitis, rufa); Schwanzfedern sehr schmal?’ Ganze Länge 116 Mil- lim., Schwanz 45. Um Paris und in verschiedenen andern Gegenden Frankreichs gefunden. M. bemerkt, dass er aus Algerien eine S. rufa erhalten habe, die ihm die 'S. angusticauda zu sein scheine, so, dass er letztere nur als eine Varietät der ersteren vermuthe, wobei es wohl sein Bewenden haben wird. e Landbeck behauptete neuerdings (Isis S. 600) die Selbststän- digkeit seiner Sylvia (Curruca) rubricapilla. Nachdem er jedoch selbst kein Exemplar auftreiben konnte, sondern nur die Angaben seines Vaters wiederholt, so wird sie doch wohl nur als zufällige Varietät der S. atricapilla anzusehen sein, bei der der Scheitel der Männchen länger oder für immer die Jugendfarbe behielt. Eine Sylvia badiceps von Fernando Po charakterisirte DE ZZ Lu LU DUO Amin 2 Su Enz Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 201 Fraser (Ann. XII. p. 133), so wie eine Sylvscola superciliaris, von daher (p. 440). — Zosterops abyssinica unterschied Gue- rin (Rev. zool. p. 162), und Gould bildete in den Birds of Austr. part. 11. Zosterops dorsalis mit dem Neste, /uteus und chloronotus ab. — Im 17ten Hefte seiner lllustrations hat A. Smith folgende Ar- ten von Drymoica geschildert: D. ocularıs, pectoralis, capensis, sub- ruficapilla, affinis, cherina, aberrans, chiniana und natalensis. — Gleichzeitig charakterisirte Fraser 7 Arten von Drymoica aus West-Afrika, nämlich: D. mentalis, Strangei, lateralis, ruficapilla, rufa, rufogularis und uropygialis (Ann. X]l. p. 478), die genauer ge- kannt sein müssen, bevor sie mit Sicherheit mit den vorigen ver- glichen werden können. — Cincloramphus cantatoris, neue Art von Gould aus Neuholland (Ann. XII. p. 63). Für die spezifische Verschiedenheit von Sazricola aurita und stapazina sind neuerdings Gewährsmänner aufgetreten. Lindermayer, Malherbe, Graf v. d. Mühle und Drummond tren- nen beide Arten und die zwei letzteren führen auch Gründe dafür auf. Wenn Strickland meint, dass S. aurita nur das Winterkleid von S. stapazina sein könnte, so widerspricht der Umstand, dass beide in Griechenland und Sizilien zusammen vorkommen. Von der Saxicola leucura unterscheidet Guerin eine $. /eucu- roides, „tota atra, cauda basi uropygioque imo rufescente albidis” aus Abyssinien (Rev. zool. p. 162). — Sawicola pyrrhonotus auf Timor ist als neue Art in der Land- en Volkenk. p. 207 auf- geführt. Motacilla melanocephala wird sowohl von Lindermayer als von Graf v. d. Mühle und Malherbe als selbstständige Art angesehen. Nach Drummond wird der schwarze Kopf im Winter grau. , Wie Sundevall (Isis S. 2838) bemerkt, ist M. Zava gemein im mittlern und südlichen Schweden, scheint dagegen in Lappland und Norwegen gar nicht vorzukommen, sondern wird hier durch S. melanocephala ersetzt, Aus dem Altai hat Brandt einen neuen Flüevogel erhal- ten, den er dccentor altaicus benennt (Bullet. de Petersb, 1. p. 365). e „Rostrum nigrum. Caput supra cum cervice griseum. Genae ejusdem coloris, sed albo fuscoque longitudinaliter striolatae. ' Gula alba, sparsim nigro-fasciolata. Pectoris superioris partis pennae medio ferrugineae, albo limbatae, inferioris cum pennis hypochon- driorum, erissi et tectricibus caudae medio fuscae, ferrugineo parum imbutae, albo limbatae, Abdomen medio album. Tectrices alae in- feriores albo et griseo fasciolatae, Dorsi superior pars ferruginea fasco-nigro maculata, ob pennas medio fusco-nigras, margine ferru- gineas. Dorsi posterior pars grisea. Remiges primariae et reotri- 202 A. Wagner Bericht über die Leistungen. in.der ces fusco-nigricantes, ‚margine externo,albo limbatae,” Ganze Jönes ge Grallina australis hat G ould:.in den Birds of Austral, part 11 abgebildet; N Als eine neue Meisenart bezeichnete E. de Selys Bong. champs seinen Parus borealis (Rev. zool. p. 212). „P- supra ‚cinereo-griseus, pileo atro, temporibus alba; subtus albidus, lateribus vix saturatioribus, Sala late nigricante.” Länge 4° 10”, Schwanz 2 4—5‘, .Wurde von der französischen Expedition aus Island mitgebracht; ein Exemplar kommt aus Norwegen. — Zweifelhaft stellt S. noch eine 2te Art als P. frigoris auf, die an- geblich aus Island stammen soll, ‚so gross als P. borealis ist und deren Schwarz an der Kehle minder ausgedehnt als bei P. atricapil- lus, der Rücken minder rein grau, mehr olivenfarbig.ist. Könnte, wie er meint, auch nur ein älterer Zustand oder das Hochzeitskleid von P. borealis sein. Parus leuconotus und Parisoma Galinieri aus Abyssi- nien sind von Guerin als neu angekündigt (Rev. p. 162). Zu Pitta brachte Hartlaub als neue Art seine P. cueullata von Malakka; er zählt jetzt 16 Arten von dieser Gattung auf (Rev. zool. p. 65). Als neu ereirte und sämmtlich.‘ überflüssige, auf keinen. haltbaren Merkmalen beruhende Gattungen. sind ‘die nachste- henden zu erwähnen. Smicrornis, von Gould errichtet: „rostrum parvulum et in- star grani tritici, fere cylindraceum, a basi ineurvatum. Nares basa- les oblongae et operculo obtectae; ad basin rostri pili tenuissimi admodum pauci.” Alae modice longae, alula brevissima, primariae "3, 4, 5 longissimae et inter se fere aequales. Cauda breyis et qua- drata. Tarsi modici; digiti perbreves; digitus posticus cum inter- medio fere coaequalis. Ungues admodum adunci et ad haerendum aptati. Mit Gerygone nahe verwandt, welcher Name jetzt statt Psi- lopus in; Anwendung gebracht wird. Neue Arten sind; Smöcornis flavescens, Gerygone magnirostris und chloronotus, sämmtlich von Neuholland (Ann. Kir. p- 60 und 61). Hylacola trennte Gould als Gattung von Acanthiza ab, und! wies. ihr .die A. pyrrhopygia: und: eine neue H. cauta zu: Kann x. pP: 62 und Birds of Austral. ‚part! 13). u Eine-andere Gattung ist von ihm Beptkrbängieh Pe wor- den,i die.so wenig von Petroica abweicht, dass Ref. es’ nicht der: Mühe: werth: findet ihre Merkmale anzugeben. Gould: rechnet hieher. die Petroica rhodinogaster Jard. und seine P.'rosea (Ann. XI, p. 528). Unter den drosselartigen ‘Vögeln: 'errichtete Lafresnaye eine! eigene Gattung Ramphocinclus (Rev: zool. p. 66), mit:.3.Arten! von.den Antillen, ausgezeichnet durch die Länge 'des schwach gebo- Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 203 genen Schnabels und ein schwärzlichbraunes Gefieder, Typus ist der Tuürdus brachyurus Vieill., wozu L. noch 2 von ihm unterschiedene Arten: R. fremulus und gutiuralis bringt. - Lafresnaye sollte jedoch nicht lange die Freude, eine neue’ Gattung aufgestellt zu ha- ben, ungestört geniessen, denn unmittelbar nach ihrer‘ Publikation machte sich Lesson in derselben Zeitschrift (p. 325)’ darüber, sie wieder zu zertrümmern, indem er R. tremulus und gutturalis zu Thriothorus verwiess, und nur den Turdus brachyurus bei Rampho- einclus belassen wissen will. Certhiaceae. Neue Arten: Synallazxis striaticollis, unirufus, fuliginosus, brachyurus, gularis und cinnamo- meus, sämmtlich aus Columbien und von Lafresnaye bestimmt in der Rey. zool. p. 290. — Ebendaher Diglossa albilatera Lafr. Rev. p. 99 und Dendrocolaptes triangularis Lafr. im Magas. de zool. tab. 32.— Ptilotis flava, versicolor und uni- color, Myzomela obseura, Glyeiphila fasciata, Entomo- phila? rufogularis und albogularis, Climacteris melan- ura; alle aus Australien und von Gould bestimmt in den Ann. of nat, hist, XII. p. 63, 64 und 65. — Ferner hat derselbe in den Birds of Austral, abgebildet: Mediphaga Novae Hollandiae Lath. und seri- cea Gould, Glyciphila fulvifrons Vig., albifrons Gould und fasciata (part. 10); Myzomela sanguinolenta Lath. und erythrocephala Gould, Acanthorhynchus tenuirostris Lath. und supercikiosus Gould (part.11); Zanthomyza phrygia Lath., Entomophila picta Gould, albogularis G. und rufogularis G., Myzomela pectoralis G. (part. 12). Eine Charakteristik der 4 Arten von Conirostrum entwarf La- fresnaye und gab von C. albifrons eine Abbildung (Mag. de zool. tab. 35). ' Den Nectarinien haben S. Müller und Schlegel 6 neue Arten aus dem indischen Archipel beigesellt, nämlich: Nectarina vulne- rata, Boiei, simplexz, hypogrammica, frenata und Tem- mirckii (Verhandel, Land- en Volkenk. p. 172). — Nectarinia flavigastra Gould auf Neu-Irland gefunden (Zool. of the voy. of Sulphur, Birds p. 43 tab. 24), _ Merulazis orthonya Lafr. aus Columbien mag einstweilen seinen Platz hier nehmen; ein merkwürdiger Vogel, indem er den Uebergang von Merulaxis zu Megalonyx bildet. ‚MHirundinaceae. Drummond sah am 17. April 1836. bei Patras einen beträchtlichen Flug von Hirundo rufula (H. alpestris Pall. daurica Linn.); später erlegte er auf der Insel Fano bei Korfu von 2 Exemplaren, die er salı, das eine (Ann. of nat. hist. XII. p. 419). Weller Lindermayer noch Graf v. d. Mühle führen diesen Vogel von Griechenland an. Malherbe bemerkt, dass er sich gelegentlich auf Sieilien, in. Italien und Frankreich zeige. — Brandt erwähnt, dass Kittlitz ihn von-Manilla gebracht habe, und Strickland fügt die Be- merkung bei, dass H, erythropygia wohl die nämliche Art sei. 204 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Guerin sagt von seiner‘ Hirundo abyssinica: „affinis H. capensi,' sed multo minor. Supra nigro-cyanea, 'alis nigris. "Pileo uropygioque rufo -ferrugineis, © Corpore infra 'albo, nigro-guttato. Rectrieibus nigris, intus ad apicem albo-maculatis, 'duabus 'exteriori- bus longioribus. ' Long. tot. 15 cent.” Vicomte de Tarragon erzählt als PD den intdpde: santen Fall, dass Fensterschwalben ein Sperlingsweibchen, ‘welches ein Schwalbennest eingenommen und darin brütend über den Eiern sass, im Verlauf von nur ein Paar Sekunden unter ‘grossem Lärm eingemauert hatten, so dass der Sperling umkam. Der Erzähler be- wahrte. dies Nest, zugleich mit dem: todten Vogel längere Zeit auf (Rev. zool..p. 323). Hirundo neoxena aus Australien unterschied Gould als be- sondere Art von H. javanica und orientalis (Ann. XII. p. 58). Clamatores. Macrochires. In den südlichen Theilen Australiens heimisch ist die von Gould beschriebene Colocalia Ariel (Ann. X. p. 59). Bourcier, von dem so viele neue Arten Kolibris aufgestellt wurden, beschrieb als solche in der Rev. z00l. den Trochilus Prunellei, cupripennis, auntophilus, Guimeti, Guerini, und Barroti (p.70), Prevostii, cyanifrons, Goudoti, chry- sogasier, cyanotus, Geoffroyi, Leadbeateri, fallax, Riefferi und viridigaster (p. 99—103), alle aus Columbien; ebendaher Ornismya Poortmanni (p.2). — Noch eine Art aus Guatimala, Ornismya Helenae fügte Delattre bei (Rey. p.133), Caprimulginae. Weil die Eier von Steatornis cari- pensis die nächste Aehnlichkeit mit denen der Eulen und ins- besondere der Strix flammea haben, will ©, Des Murs (Rev. zool.) den Guacharo in näheren Anschluss mit den letzteren, als es meist bisher’ geschehen ist, gebracht wissen. Es ist hierauf zu bemerken, dass die anatomische Untersuchung von Joh. Müller, von der Des Murs nichts zu wissen scheint, dem Guacharo bereits seinen Platz unter den Caprimulginen gesichert hat, obgleich sie ebenfalls seine in manchen Stücken stattfindende Annäherung an die Raubvögel hervorhob, welche letztere durch die Form der Eier vermehrt ist. Durch den Steatornis hat die Ordnung der Wiedvögel einen Typus, vermittelst dessen sie in Verbindung mit den Raubvögeln tritt. Todidae. Merops Lafresnayii ist von Guerin als eine neue abyssinische Art unterschieden worden: „Supra viridis, infra pallide cinnamomeus. Gutture flavo, postice late nigro ‘cyaneo marginato. Remigibus secundariis flavo -ferrugi- neis apice nigris. Cauda pallide cinnamomea apice nigra; duobus u 7 Eu un 2 20. Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 205 rectrieibus mediis subbrevioribus omnino viridibus. "Long. tot. 20 centim.” . " Eurystomus australis Swains. wurde von Gould in den Birds of Austral. part. 12 abgebildet. Zipoglossae. Ueber die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Upupa und Irrisor (Levaillant's Moqueur) und über die Stelle, die beide im Systeme einzunehmen haben, erging sich Strickland in weitläufigen Discussionen (Aun. of nat. hist. XI, p. 238). Nach äusserlicher Vergleichung beider Gattungen findet er, dass sie zu einander mehr Verwandtschaft zeigen als jeder von ihnen zu irgend einer andern Gruppe und dass sie also in eine und dieselbe Gruppe, die Upupidae, vereinigt werden müssen. Nun frage es sich aber, welchen Platz diese Upupidae einzunehmen hätten? Wie St. meint, könne diese Frage noch nicht zur Genüge beantwortet wer- den, bevor nicht mehr Thatsachen hinsichtlich der Nahrung, Sitten und Anatomie dieser Gruppen vorlägen. Es dürfte jedoch vermuthet werden, dass sie in einer Richtung. durch Epimachus oder Astrapia mit den Paradiseidae, in einer andern durch Merops mit den Alce- dinidae, in einer dritten durch Lamprornis mit den Corvidae ver- wandt seien. So tappt der gute Mann rathlos im Nebel herum, weil es ihm gänzlich unbekannt ist, dass Nitzsch dem Wiedehopf wie dem Moqueur schon längst ihre festen Plätze im Systeme angewie- sen hat, wobei er allerdings auf mehr als auf den äussern Anschein Rücksicht nahm. Aber freilich muss man sich, um dies zu wissen, mit den deutschen Leistungen bekannt machen, an denen ein grosser Theil der englischen und französischen Zoologen es in der Ordnung, wenigstens bequem findet, Umgang zu nehmen. Selbst wenn Strick- land nur die Jahresberichte in unserem Archive beachtet hätte, hätte er sich nicht mit Fragen bios gestellt, die schon längst und für im- mer abgemacht sind. Wie S. Müller und Schlegel nachweisen, lassen sich alle indischen Eisvögel und wie 'es ihnen scheint auch alle übrigen hinsichtlich ihres Habitus, ihres Aufenthaltortes, ihrer Lebensweise und Nahrung sehr natürlich in 3 Gruppen vertheilen (Verhandel. Land- en Volkenk. p. 175). a) Eigentliche Eisvögel (Alcedo), oder die Arten, welche sich stets beim Wasser aufhalten. Zu ihnen gehören die kleinsten, aber mit den frischesten Farben gezierten Arten (auch die dreizehi- gen), die meist nahe am Boden leben, in Erdhöhlen nisten und haupt- ‚sächlich von kleinen Fischen sich nähren. b) Halcyon, mit verhält- nissmässig grösserem, zumal dickerem und minder eckigem Schnabel findet man dagegen sehr unregelmässig, bald in der Nähe des Was- 206 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der sers, ‚dann wieder entfernt ‚davon in trockenen bergigen Gegenden, jedoch stets auf mehr oder minder offenen Plätzen, nicht in dichten Waldungen, noch, minder am Grunde an düstern Orten, sondern im Gegentheil hauptsächlich auf mässig hohen Bäumen, Sie lassen eine sehr gellende Stimme hören, nisten in Baumlöchern und ihr Futter besteht in Heuschrecken, Haften und andern Insekten, bei einigen auch in kleinen Fischen und Krustenthieren, Hieher gehören Hal- cyon collaris, sanctus, ommnicolor, atricapillus, coromandus, leucoce- phalus etc. c) Dacelo, unterscheiden sich noch mehr durch Lebens- weise, Schnabelform und Beschaffenheit der Federn von den eigent- lichen Eisvögeln. Sie bewohnen Wälder, zumal gebirgige, verrathen ihre, Anwesenheit selten durch einen Laut, nisten nieder am Boden in: Höhlen‘ von alten Baumstämmen, Felsenspalten ete. und nähren sich von allerlei, Insekten und kleinen Conchylien. Hieher gehören vom indischen 'Archipel: Dacelo conereta, pulchella, cyanotis, dea, syma. und einige neue Arten ‚von Celebes und den Molukken -- Wie dieselben Schriftsteller erinnern, ist D. duccoides das: Weibchen von D. pulchella. Neue Arten: Halcyon coromatus 8. Müll. et Schleg. von Timor (a.a.0.), H. platyrostris Gould von den Schiffer -Inseln und /A. sordidus Gould von Neuholland (Ann. XI. p. 394), H. leu- cogaster Fraser von Fernando Po (Ann. XI. p. 441), A. sauro- phaga Gould von Nenguinea (Sulphur. Birds p. 39 tab. 19). Zygodaectyli. Cuculinae. Der sogenannte Ouculus rufus ist neuer- dings wieder zur Verhandlung gekommen, Lindermayer sagt'in der Isis S. 337, dass unter vielleicht tau- send. ©. canorus, die in Athen auf den Markt kommen, sich nur ein C. rufus befand; dass. also. deshalb wohl die Ansicht, ‚dass C. rufus nur Weibchen oder Junges ‚sei, ganz. wegfalle, Hierauf hat Brehm (Isis S.890) geantwortet, und unter allen Ornithologen mag er ge- rade in diesem Punkte am meisten competent sein. Er bemerkt, dass die rothen Kuckuke überhaupt selten sind, dass mitunter auch ältere als einjährige Weibchen das rothe Kleid tragen, und dass er- wiesenermassen ebenfalls aus jungen rothen Männchen graue wer- den. Brehm sieht daher den rothen Kuckuk für nichts anders als zufällige Ausartung an, welche bei den alten, d. h. vermauserten Vö- geln nur im weiblichen Geschlechte gewöhnlich ist. Dass L. nur einen rothen Kuckuk sah, erklärt Brehm aus dem Umstande, dass R erstlich die Weibchen später wandern und vielleicht, wie die alten Herbstvögel und die Jungen, einen ganz andern Zug nehmen, dann aber auch‘, weil die rothen Kuckuke überhaupt selten erbeutet wer- den, ‘wie er dem in 30 Jahren nicht mehr als 4 Stück alte rothe Weibchen bekommen habe. Die Weibchen mancher Arten sind schwer und auf dem Zuge fast gar nicht zu erbeuten. Naturgeschichte der Vögel: während des Jahres 1843: 207 4 Den Cuculus himalayunus erklärte Brehm.a. a, ©. für, eine Sub- species des C..canoxus oder, wenn! man ‚lieber, wolle, ‚des Eıitenui rostris: | „Ein Exemplar des Cuculus glandarius wurde! in ‚der Grafschaft Galway: in.Irland erlegt, (Ann. XIl. p. 149). j "+ Neue Arten deslindischen Archipels sind: Cu ewlus, = ulera= lis, tymbonomus, fasciolatas undJanceolatus, Eudyna- #s, picatus und melanorhynchus (Verhandel. Land- en Vol- za p- 176—178). Das Ei von Crotophaga Ani’ hat 0. des Murs im Mae. de als, tab. 36 abgebildet. Bucconidae. Ueber die Lebensweise von Trogon pavoninus hat, Delattre einige Notizen in der Rev. 2001. p. 163 bekanht gemacht. — Bucco subsulphureus von Fernando Po ist von Fraser auf-' Be (Ann. X. p. 441). { Bamphastidae.. ‚Vom. vorigen‘ .Jahre..her hat. Ref. ch nachträglich “den Inhalt ‘des '3ten Heftes von Gould?’s Monographie der Ramphästiden, ‘ übersetzt, mit Zusätzen und einigen "neuen Arten vermehrt von F. Sturkh und W, SS anzugeben. Ramphastos Toco, carinatus , vitellinus, Temminckii und dicolo- rus. Pteroglossus hypoglaucus, Sturmii, Humboldti, inseriptus und derbianus. Unter diesen ist Pr. Sturmii eine neue, von Natterer unterschiedene Art, welche sich von dem sehr ähnlichen Pt. bitor- quatüs durch den ganz schwarzen Unterkiefer, die dunkelbraune Iris, die dunkel blaugraue' nackte Haut um die Augen und: den, blassgelben Halbmond am Ende des Vorderhalses ‚unterscheidet. — Nahe ver- dt hiermit ist Gould’s neue Art Pt. erythropyg tus (Ann. ..p. 477), Br Pieinae, Vom ‚grossen Buntspecht ‚unterschied Mal- herbe einen Picus numidus aus der algierischen Provinz Bona ‚als besondere Art (Faune. de la Sicile p. 144 und Mem. de:V’Acad, de Metz: 1842—1843). 5 Unterscheidet; sich vom Pieus major hauptsächlich dadurch, dass die schwarze Binde, welche bei, diesem vom Schnabel: auf jede Seite der Brust herabgeht; olıne sich‘ zu vereinigen, bei P.'n. einen nicht unterbrochenen breiten Halskragen.bildet, der ganz von lebhaft rothen Federn bedeckt ist; ferner dass. der weisse Halsfleck, das Weisse der Schulterfedern, der mittlern Deckfedern und) die weissen Flecken: des Soltwanzes hei,P. n. weniger Ausdehnung haben und dass das Kar- minroth des Bauches und der Schwanzdeckfedern lehhafter ist... "Die Männchen sind. um 14 Millim. kleiner ‚als die des P, major. © Den Picus leuconstus zerfällte Brehm in, 3 Subspecies, über' die ‚er: gute ' Bemerkungen ‚beibrachte (Isis S. 728): :— Von seinem 208 Andr, Wagner: Bericht über die Leistungen in der Picus jubatus machte Lafresnaye die Erfahrung, dass er nur das Weibchen von P. magellanicus King sei. Sonderbar-ist es, dass einzig bei dieser Art das Männchen einen viel minder langen Schopf als das Weibchen hat (Mag. de Zool. tab. 31 Abbild. des Weibchens). Ein auffallender Umstand ist es, dass, wie Drummond angiebt, Yunz torquilla zur Zugzeit auf Malta so zahlreich ist, dass er korb- weise zu Markte gebracht wird (Ann. XII. p. 418). Psittacinae. Fortwährend vermehrt sich die Anzahl dieser ohnediess schon. so zahlreichen Abtheilung von Vögeln. Psittacus (Platycercus) hypophonius von Gilobo und Ps. (Psittacula) stigmatus von Celebes (S. Müll. u. Schleg. Verhandel. Land- en Volkenk. p. 181). — Calyptorhynchus ma- crorhynchus und Cacatua sanguinea aus Australien von Gould (Ann. XX. p.65). — In den Birds of Austral. hat Gould ab- gebildet: Cacatua galerita Lath., Leadbeateri Wagl. und sanguinea G., Trichoglossus chlorolepidotus Kuhl (part. 10); Platycercus semi- torquatus Quoy, Baueri Temm. und Barnardi Vig. (part. 11); Tri- choglossus concinnus Shaw und pusillus Lath. (part. 13). — Cory- philus Dryas Gould von den Marquesas-Inseln (Sulphur, p. 44 tab. 26). . Von einem sehr verständigen Papagei ist in der Isis S. 527 die Rede. Columbinae. Während noch Wagler, der doch sonst gerne auf Tren- nung der Gattungen einging, die 113 Tauben-Arten, welche er beschrieb, sämmtlich unter einer einzigen Gattung begriff, haben neuere Ornithologen eine Schaar von Gattungen für sie ausgeheckt. Zwei solcher völlig unhaltbaren Gattungen hat uns wieder Gould vorgeführt: Geopkaps und Ocy- phaps (Ann. XI. p. 146). a) Geophaps; „rosttum perbreve et robustum. Oculi cute de- nudata circumdati. Alae perbreves et rotundatae, apicibus latis. Tarsi mediocres digitis longiores. Digitus internus paululum caeteris longior.” Hieher G. plumifera n. sp. — b) Ocyphaps; „Caput erista oceipitali elongata, Alae paulo breves, remige tertia gradatim ad apicem coarctata. Cauda mediocriter elongata et rotundata. Tarsi et digitus intermedius eadem longitudine. Digitus internus ex- ternus brevior.” Typus C. lophotes. Abgebildet hat Gould in den Birds of Austral. an Tauben: Pe- trophassa albipennis G. (part. 10); Carpophaga leucomela Temm. und luctuosa T. (part. 12); Ocyphaps lophotes T., Peristera chalcoptera Lath. und elegans T., Chalcophaps chrysochlora Wagl., Leucosarcia picata Lath. (part. 13). — Peruanische Arten sind von Tschudi in Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 209 unserem Archive S. 385 aufgestellt worden: Columba gracilis, meloda und frenata. Ueber seine Columba caesia und /ugubris, die beide als gesonderte Arten von C. Turtur angesehen werden sollen und im Elsass gefunden wurden, hat Landbeck (Isis 601) Notizen seines Va- ters beigebracht, die jedoch zu einem sichern Urtheil nicht genug Anhalt darbieten. Sonderbar, dass man von diesen angeblichen Ar- ten, die als Zugvögel doch auch anderwärts sich zeigen müssten, nichts weiter gehört hat, denn Brehm’s C. dubia kann doch nur sehr zweifelhaft auf die C. caesia bezogen werden. Gallinaceae. Syrrhaptidae. Aus der Reise des Sulphur stammt Gould’s Pterocles personatus, doch ist die Heimath nicht benannt (Ann. of nat. hist. XII. p. 478). Gallinae. Ueber die Berechtigung des Rakelhahns als eigene Art angesehen zu werden, theilte Wilson der k. Societät von Edinburg seine Erfahrungen mit (Instit. p. 298). Der Rakelhahn kommt hier und da im nördlichen Schottland vor, aber nur in solchen Gegenden, wo Auer- und Birkhuhn vorhan- den sind. In Gegenden, wo man neuerdings das Auerhuhn einführte, während das Birkhuhn bereits in Menge da war, zögerte die Mittel- form nicht sich einzustellen, woraus Wilson schliesst, dass sie nicht eine besondere Art, sondern nur ein Bastard ist. Dieser Vogel, sagt er, war früher in Schottland unbekannt, wenigstens seit unserer Zeit; von Aussen ist er nicht eingeführt, und man trifft ihn jetzt in densel- ben Distrikten, die von den beiden andern Arten bewohnt werden. Brandt, indem er von Perdix caucasica und altaica nä- here Nachricht gab, lieferte zugleich eine Charakteristik der Untergattungen von Perdix, (Bullet. de la classe physico- mathem. de l’Acad. de Petersb. I. p. 278), Er nimmt Perdix in dem Sinne von Bonaparte und schliesst also Starna (Perdixz cinerea) davon aus. Seine Eintheilung ist folgende: > 1 Subgenus Perdiz; valvulae nasales calvae vel in margine "basali ad mediam usque area angusta, subuniseriata, acuminata pen- nularum obsessae. Remigum prima septima. longior, sextae sub- aequalis vel brevior, Digiti et ungues longiores et angustiores. Squamarum dorsalium digitos obtegentium apicalis reliquis subaequa- lis. Caudae rectrieibus 14—16 composita. > @) Gymnorrhines ( Lerwa Hogds.); valvulae nasales calvae; hy- pochondriorum pennae acuminatae vel subacuminatae. Hieher Per- diz Heyi Temm., P. griseogularis Brandt und andere Arten. 8) Pterorrhines (Chacura Hodgs.); valvulae nasales area angusta uniseriata pennarum ad medium usque extensa vestitae; hypochondr, 210 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in’ der‘ pennae in 'adultis 'dilatatae, "truncato- rotundatae.‘ Hieher " Perdix graeca (s. saxatilis), P. rubra, P. welEn, pP. N m und andere. 1. Subgenus Megaloperdix Brandt (Tetraogallus Gray Chourtka Motchoulski); valvulae nasales bası totae areola rei angüsta pehnalarım pluriseriatarum obsessae. Remigum prima sexta longior. Digiti et ungues 'breviores et latiores. : Plantae latiores. Squamarum dorsalium digitos obtegentium apicalis reliquis paulb longiör. Pennae hypochondriorum Subelöngätae, plus minusye acu- minatae. Cauda e pennis 18— 24 composita. — Grosse Arten, die sich in den Hochgebirgen in der Nähe des ewigen Schnees aufhalten. Spec. 1. Perdix altaica Geh). (P. caucasica Eversm.); cau- dae rectricibus 22 vel 24 medio’'cinereis, apiee- nigris‘ composita. Nucha einerea, postice fascia atra terminata. Pectoris superior pars pallide cinerea albo nigroque maculata, inferior cum abdominis’ an- teriore parte ‚alba. — Ganze Länge 23 10'., Bewohnt die höchsten altaischen Alpen, Spec. 2. Perdix caucasica Brandt (Teirao caucasica Pall., Chourt ka :alpina Motchoulski); cauda e rectrieibus 18, basi einereis, inde a medio nigris, apice ferrugineis composita. 'Nuchae ‘inferior pars albido 'nigroque subtenere undulata. Pectoris superior pars'al- bido nigroque transversim fasciolata, inferior pars cum abdomine nigricante-cinerea, pallide ferrugineo striata et tenuissime punctata et fasciolata. — Ganze Länge 22“. Bewohnt 'die höchsten ' Gipfel des Kaukasus. Dat o ?'Spee, 3.” Perdiw Nigellü (Lophophorus NegelliiJard., Te- traogallüs Nigelli Gray); noch'nicht ganz sicher festgestellt, "der Perdix caucasica wenigstens sehr äbnlich, so dass Jardine’s Tab. 76 ein junges Weibchen sein könnte, während Tab. 141 und.die von Gray ‚eine andere Art anzeigen, dürften. Hierüber giebt nun G. R. Gray. (Ann, XI. p. 523) "Aufschluss, in solcher Weise die Arbeit von Brandt ergänzend. Er bemerkt, dass mit Tab. 76 von Jardine ein-aus Nordpersien gebrachtes leben- des Exemplar übereinkomme und dass‘beide höchst walirscheinlich mit Tetrao caueasica 'Pall! identisch seien. Ferner 'bezeichnet' er'die Tab! 141 und die von J. E: Gray unter. dem Namen’ Tetraogallus Nigelli gegebene‘ Abbildung in" der Ind. 'zool' als von einer ändern Art herrührend, ‘von der er viele Exemplare aus dem Himalaya ge- ‚sehen hätte und sich "unterscheide durch seidenweissen Hals’ und Brust, durch 'eine kastanienbraune, ‘abwärts laufende, und'zum Theil die Basis des Halses umgebende! Linie und: durch vorn schwarz ge- fleckte Brüst. 'Gray will diese Art Terraogallws himalayjensis genannt wissen, was unnöthig 2 ar ihr der Name Perdix ge: bleiben kann. . . ’ Brandt ‘verwirft die’ Gattung Telkaopalı, "wo sie‘ weder mit den Hühnern , noch den Auerhühnern eine 'markirte Verwandtschaft Naäturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 211 darbietet.' Von Lophophorus 'bemerkt er, dass er grosse ‚Analogie - mit Perdix zeige. Mit Perdix griseogularis sehr nahe verwandt, wenn nicht selbst identisch, ist Caccabis Bonhami aus den Bergen von ‚Persien. _ (Gray in den Ann. of nat. hist. XI. p. 372). Von seiner Perdix griseogularis entwarf Brandt (a.a.O. S.365) folgende Diagnose: „Habitus fere P. Heyi. Rostrum minus robustum. Dorsum, pectus et abdomen magis einerascentia et eine- reo irrorata. Tectrices alarum inferiores tenuissime atro vermicu- latae. Frons et stria supra oculum atra Mentum cum stria pone et ante oculum album. Gula cum genis et capitis superiore facie einerea. Colli latera albo fuscoque transversim fasciolata. Dorsum et pectoris initium einereo, fusco et ferrugineo fasciolata.” Länge 9« 3’ Von Karelin aus seiner Reise nach Turcomanien und Persien eingeschickt. Nach dieser Arbeit von Brandt beantworten sich nun die Fragen von selbst, welche Gerard in seinem Artikel Chourtka im Dict. univ. d’hist. nat. JII. p. 642 aufwarf. _ Cookson erwähnt eines Rebhuhns, das in seinem Vogelhause 36 Eier leste, von welchen zwei Haushennen 30 Junge aufbrachten. Er hatte diesen Vogel erhalten, als er ohngefähr 3 Wochen alt war, und nach der Mauser nahm er ganz das männliche Gefieder an, so dass er auch für ein Männchen ‚gehalten wurde, und man sich ver- wunderte, dass es mit einem wild eingefangenen Männchen sich ‚ganz gut vertrug. Bei der Mauser des nächsten Jahres nahm er das weib- - liche Gefieder an, und legte im.nächsten. Frühling die erwähnte Zahl - Eier (Ann. ‚of nat. hist. XII. p. 453. — Ueber Lebensweise und Brut- eschäfte des Frankolins lieferte Malherbe interessante Notizen; in Griechenland ist er so wenig als auf Korfu und Kandia angetrof- fen worden. Als neue Art stellte A. Smith in seinen 1llustrat, of the Zool, of South Alr, auf: Francolinus gariepensis tab. 83 und 84, und gab von Fr, Levaillantii Temm. eine Abbildung auf tab. 85. — mn Ortyz fügte Gould 4 Arten: O. nigrogularis von Mexiko, pectoralis von ebenda, O. castanea aus Südamerika und en stellata aus Brasilien (Ann, XIl. p. 284). — In den Birds of Austral, part. 12: Synoicus (Coturnix) australis Lath, und chinensis Lath. Aus Peru brachte Tschudi als neue Arten: Odontophorus speciosus, Penelope rufiventris und adspersa, Thinoco- zus Ingae (Archiv S. 356), S. Müller und Schlegel machten „darauf aufmerksam, dass der Gallus aeneus (pl. co]. 374) nichts anders als ein Bastard von 6. furcatus und einer zahmen Henne ist (Land- en Volkenk. p. 210). - Eine eigenthümliche Bildung des Penis fand v. Tschudi an Pe- ‚nelope abunnida (Müller’s Archiv 1843 S.472), wobei Joh. Müller bemerkt, dass er nach eigener Untersuchung von P. cristata gefunden 212 A. Wagner:'Bericht über die Leistungen in. der babe, dass bei ihr, der Penis ebenso und ganz wie bei den dreizehi- gen Straussen beschaffen sei, daher Penelope mit diesen, und nicht mit den hühnerartigen. Vögeln, zusammen gehöre. COrypturidae. Hemipodius castanotus aus Neuholland von Gould aufgestellt und in seinen Birds of Austral. part. 13 ab- gebildet. — Crypturus Kleei von Tschudi in unserem Archiv S. 387. Cursores. Die wichtigste Entdeckung, die in diesem Jahre gemacht wurde, ‘ist die Nachweisung eines riesenhaften Vogels aus der Ordnung der Kurzflügler, Dinor nis, von Owen benannt and auf Neuseeland gefunden. Aus dem Fragment eines auf Neuseeland gefundenen Oberschen- kelknochens hatte Owen schon vor drei Jahren geschlossen, dass daselbst ein straussartiger Vogel von der Grösse des Strausses exi- stirt habe oder vielleicht noch daselbst lebe. Jetzt sind genauere Nachweisungen gegeben. Missionar Williams nämlich, auf jener In- sel stationirt, hat viele dieser Knochen gesammelt und eine Sendung davon an Buckland übermacht, der sie zur Bestimmung Owen zu- kommen liess. Die Knochen, die keineswegs petrefizirt sind, wur- den im Schlamme von Strömungen, die aus den Hochgebirgen kom- men, ausgegraben und sind ganz gut erhalten. Ein vollständiger Fe- mur hat fast dasselbe Verhältniss der Dicke zur Länge wie beim Strauss, ist aber weniger zusammengedrückt; von dem des Apteryx differirt er, dass er im Verhältniss zur Dicke kürzer ist. Von dem Femur des Strausses und Emeus weicht er in dem wichtigen Um- stande ab, dass ihm das Luftloch am Rücken des Halses fehlt, folg- lich im Innern des Knochen Mark der Luft substituirt ist. Er ist 11” lang und hat in der Mitte einen Umfang von 53°, während letz- terer an einem andern Exemplare 7%” beträgt. — Eine Tibia ist % 4%” lang und correspondirt mit dem grössern Femur, Sie differirt von dem gleichnamigen Knochen des Apteryx und aller grossen Stru- thioniden durch einen vollständigen knöchernen Kanal für den Durch- gang einer Strecksehne in der vordern Concavität oder den endstän- digen Gelenkfortsätzen. — Der instruktiveste Knochen ist ein Meta- tarsal-Knochen, welcher zeigt, dass der gigantische Vogel drei- zehig war, wodurch er sich gleich von Apteryx und der Dronte unterscheidet. Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass der grosse neuseeländische Vogel unter den Kurzflüglern eine besondere Gattung ausmacht, die Owen Dinornis benennt, mit der spezifischen Bezeichnung D. Novae Zealandiae. An Grösse übertrifft er den Strauss und ist daher der riesenhafteste Vogel. Lebend ist er noch nicht gesehen worden (Ann. of nat. hist. II. p. 438 und 444). Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 213 | Owen vollendete seine wichtige Monographie über die Gattung Apteryx (Ann. XI. p. 213). 4 Die Schluss-Abtheilung enthält die ausführliche Beschreibung des Muskelsystemes dieses merkwürdigen Vogels. ‚ Ueber Aufenthalt und Lebensweise des Apteryx gab Dieffen- bach in seinen Travels in New-Zealand I. p. 230 weitere Aufschlüsse, die Ref. auch in den Münchn. gel. Anzeig. XV]. S. 582 mittheilte. D. konnte sich nur ein Exemplar verschaffen, in vielen Gegenden ist der Kiwi bereits ausgerottet. Die Auffindung eines Drontenschädels in der Sammlung zu Kopenhagen wurde durch Reinhardt bestätigt (Isis S. 58). Messungen der Blutkügelchen vom Straus, Emeu und der Rhea sind von Gulliver vorgenommen worden (Ann. XII. p. 130). &Grallae. Alectorides. Ueber die Lebensweise einer im Thiergarten des Grafen von Derby gehaltenen Palamedea cristata theilte Mar- tin einige Nachrichten mit (Ann. of nat. hist. XI. p. 141). Fulicariae. Die europäische Fauna hat an der Fulca eristata Gmel. einen Zuwachs erhalten. Wie Malherbe angiebt (p. 198), ist dieser in Algerien gemeine Vögel in der Provence, mehrmals auf Sardinien und neuerdings auch auf Sizilien erlegt worden. Neue Arten: Fulica ardesiaca, Crex facialis und femo- ralis aus Peru von Tschudi im Archiv S.388. — Rallus Rou- getii aus Abyssinien von Guerin Rev. zool. p. 322. — Porzana fluminea von Neu-Südwallis und P. palustris aus Vandiemens- land von Gould (Ann. Xll. p.66); beide abgebildet in den Birds of -Austral. part. 10, so wie auch Parra gallinacea Temm. Erodii. Eier und Nest der Eurypya phaluenoides wurden von Goudot in der Rev. zool. p.1 und im Mag. de Zool. tab. 38 be- schrieben und abgebildet. — Abgebildet hat A. Smith in seinen llustrat. die Ardea atricollis Wagl. tab.86 und gutturalis Smith ). 91. n Gruinae, Nach Malherbe’s Angabe erscheint @rus pavo- inus sehr zufällige an den südlichen und östlichen Küsten Siziliens; en Swainson soll er in diesen Gewässern nicht selten sein, nament- y auf der kleinen Insel Lampedosa bei Malta. - ZLimicolae. Neue Arten von Regenpfeifern sind: Chara- us Winterfeldti und resplendens, Vedicenemus super- eiliaris aus Peru von Tschudi im Archiv S. 387 und 388. — Lo- bivanellus personatus aus Neuholland von Gould in den Ann. XI. p. 528. — Eudromias australis Gould in den Birds of Austral. part. 13. Archiv I, Naturgesch, X, Jahrg. 2. Bd, P 214 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Pedionomus micrurus unterschied Gould als 2te Art der von ihm errichteten Gattung (Ann, XI. p. 146). Unsere Strandreuter brachte Brehm in 5 Subspecies (Isis 725). Dass Totanus glottoides Gould aus dem Himalaya von un- serm T. Glottis sich nicht spezifisch trennen lasse, wies Brehm (a. a. 0. S. 894) befriedigend nach. Unter ‚den griechischen Brachvögeln will-Graf von der Mühle einen Numenius syngenicos unterscheiden (Beitr. S. 111). Für die Selbstständigkeit der Art ist es ein misslicher Umstand, dass sie nur auf einem Exemplare begründet ist, und dass der von den 3 andern europäischen Arten auffallend verschiedene Habitus gleich- wohl „ein auffallend charakteristisches Kennzeichen nicht an sich trägt.” Grösse, Gestalt und Füsse des N. phaeopus, Schnabel schwä- cher und kürzer, Kopfzeichnung ganz wie bei N. arquata, Weichen ohne schwarze Schaftflecke, schwarze Schaftflecke des Unterkörpers nicht wie bei N. tenuirostris herz-, sondern lanzettförmig; Schäfte der 3 ersten grossen Schwingen weiss; seitliche Befiederung des Un- terkiefers nicht über die des Oberkiefers vorreichend. Glareola will Blyth (Ann. XII. p.74) zu den Caprimulgiden ge- zählt wissen. Natatores. Longipennes. Gould hat aus Australien 4 Arten See- schwälben bekannt gemacht: Sterna velox, Hydrochelidon fluviatilis, Thalasseus Torresiü und Sternula Nereis (Ann. of nat. hist. XUL, p. 67). — Aus Peru von Tschudi: Stern« acutirostris und ewilis, so wie Larus modestus (Archiv S. 389), Tubinares. Einen Zugang hat die europäische Fauna durch eine neu aufgestellte Art: Procellaria ( Thulassi- droma) melitensis erhalten (Ann. XIl. p. 422). Diesen Namen scheint Schembri gegeben zu haben, von dem Drummond sagt, dass er die P. melitensis auf Malta entdeckt habe, wo sie an dem Felsen von Filfola in grosser Anzahl brütet, während T. pelagica nicht vorkommt. D. meint, dass sie dem Mit- telmeere eigenthümlich sein möchte und bemerkt, dass er auf seiner Heimreise sie in Menge gesehen, dass sie aber, nachdem er die Strasse von Gibraltar passirt hätte, durch die P. pelagiea abgelöst worden wäre, Beide Arten sind, wie D. sagt, leicht zu unterschei- den: P. melitensis ist etwas kleiner, und die untere Hälfte des Schwanzes ist wie der Bürzel weiss. Malherbe erwähnt desselben Felsen von Malta, giebt aber daselbst P. pelagica an, von der er auch sagt, dass sie nach Sizilien komme. Ob er Exemplare zur Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 215 eigenen Untersuchung vor sich hatte, kann aus seiner Angabe nicht entnommen werden. Unguirostres. G. R. Gray machte den Vorschlag, den Wagler’schen Gattungsnamen Malacorhynchus mit dem von Hymenolaimus zu vertauschen (Ann. XI, p. 369). Aus Forster’s Anas malacorhynchus von Neuseeland hatte Wag- ler in der Isis 1832 S. 1235 die Gattung Malacorhynchus gebildet und ihr auch noch die hautschnäbelige Ente von Neuholland beige- fügt, für welche kurz vorher Swainson gleichfalls eine besondere Gattung und zwar unter der nämlichen Benennung Malocorhynchus errichtet hatte. Gray zeigt nun, dass beide Arten nicht zur näm- lichen Gattung gehören, indem bei der neuholländischen die Hinter- zehe ungelappt, bei der neuseeländischen dagegen gelappt ist. Jener soll der Name Malacorhynchus Swains. gelassen werden, daher dann dieser ein neuer zu geben ist, als welchen er den von Hymenolai- mus gewählt hat. E Neue peruanische Arten von Tschudi sind: Anas leucoge- nys und Anser montana (Archiv S. 390). — Bemerkungen über eine zahme Ente, welche die Farbe und das Aussehen des wilden Entrichs angenommen hatte, legte Nilsson vor (Isis S.218). Als eine merkwürdige Thatsache ist es hervorzuheben, dass so- ' wohl Graf v. d. Mühle als Lindermayer den Cygnus musicus als Standvogel auf Griechenland angeben, der in den dortigen Seen und Sümpfen brütet; nach Ersterem sogar in nicht geringer Anzahl. Steganopodes. Ueber den Aufenthalt und die Brüte- weise des Pelecanus crispus hat Graf v. d. Mühle in seinen Beitr. z. Ornithol. Griechen]. S. 132 interessante Notizen mit- getheilt. In Griechenland sehr häufig das ganze Jahr hindurch und an manchen Seen und Sümpfen sind weit ausgebreitete Brutkolonien desselben. P. onocrotalus ist dagegen äusserst selten in Griechen- land, ja Graf M. glaubt kaum, dass er dort brüte, sondern dass sich im Winter nur einer oder der andere dahin verstreiche. Linder- mayer giebt nur den P. onocratalus daselbst an und sagt, dass sich unter andern ganze Familien fortwährend am Lycari-See finden. Diese Angabe beruht jedoch auf einer Verwechselung mit O. cerispus, ‘da nur, wie Graf M. bemerkt, letzterer allein es ist, der am gedach- ten See sich aufhält. di Pelecanus rufescens wurde, wie Fraser anführt, von der Niger- Expedition in grossen Schaaren bei Egga im Oktober angetroffen (Ann, XI1. p. 133). r en 4: 216 A. Wagner: Bericht ü. d. Leistungen i. d. Naturgesch. etc. Dysporus variegatus wurde von Tschudi als neue Art an den Küsten und Inseln des stillen Ozeans entdeckt (Archiv 'S. 390). Phalacrocorax hypoleucus Brandt, leucogaster Gould u, meluno- Zeucos Vieill. wurden von Gould in den Birds of Austral. part. 11 und 12 abgebildet. Pygopodes. Von Podiceps gularis G. und poliocephalus Jard. lieferte Gould in den Birds of Austral. part. 12 die Abbil- dungen. Bericht über die Leistungen im Gebiete der Her- petologie während des Jahres 1943. Von Dr. F. H. Troschel. Die Abbildungen neuer oder unvollständig bekannter Am- phibien, nach der Natur oder dem Leben entworfen, heraus- gegeben und mit einem erläuternden Texte begleitet von H, Schlegel, Düsseldorf 1837-— 1844, deren erste Lieferung bereits in diesem Archiv 1838. II. p. 359 angezeigt ist, ist nunmehr vollständig erschienen und besteht aus einem Atlas mit 50 colorirten Tafeln in Folio und einem Bändchen Text in Octav. Es muss hier genügen die abgebildeten Arten auf- zuzählen. Emys vulgaris japonica, pieta,; Trionyx japonicus; — Crocodilus biporcatus; Gymnodactylus marmoratus; Galeotes lophyrus; Draco viridis, fimbriatus, lineatus, haematopogon; Monitor exanthematicus capensis, chlorostigma, bivittatus javan., prasinus; Scincus Mülleri, smaragdinus; Typhlops lumbricalis, squwamosus, bilineatus, Eschrich- tü, Lalundei, nigricans, Mülleri, lineatus, ater, polygrammicus, mul- tilineatus; Pseudotyphlops oxyrhynchus; Tortrix seytale, rufa, eryx aegyptiaca, pseudoeryx, xenopeltis, boa; Calamaria Linnaei, oligo- don; Xenodon purpurascens; Coluber melanurus javanica, Korros, subradiatus, Corais, miniatus: Herpetodryas oxycephalus javan., ca- rinatus, dipsas, margaritiferus, psammophis, dendrophis; Psammo- phis pulverulenta, moniliger Var. aegyptiaca, seychellensis, elegans; Dendrophis ornata; Dryophis Catesbeji, prasina, Langaha; Dipsas Drapiezii, dendrophila var. javan., multimaculata, Gaimardii, aegy- ptiaca, colubrina, carinata; Homalopsis herpeton; Boa melanura, mu- rina, Dussumieri, carinata; Python bivittatus javanicus; Acrochordus javanicus; Elaps furcatus, surinamensis, collaris, coronatus, psammo- phis, lemniscatus, bivirgatus var. javanica; Bungarus annularis, semi- fasciatus; Naja tripudians sondaica, porphyrea, elaps, bungaroides, eurta; Hydrophis Aybrida; Trigonocephalus rhodostoma, puniceus; — Hyla chalconotus, cyanea, erythraea, aurifasciata, Reinwardtii, leucomystax, Bürgeri; Ceratophrys cornuta, montana, turpicola; Bufo asper, scaber; Salamandra pleurodeles, naevia, Genei, suberi- stata, scatata, nehulosa; Caecilia hypocyanea, 218 Troschel: Bericht über die Leistungen im Von Andrew Smith Illustrations of the Zoology of South Africa sind im Laufe der letzten Jahre, seit sie zuletzt in diesen Berichten besprochen sind, die Lieferungen 13—19 erschienen, und zwar im Jahre 4844 die Lief. 13—15, 1842 nur die 16. Lief., und 1843 die 17. bis 19. Lief. Die 13te enthält von Amphibien die Abbildung von Bucephalus capensis Sm. (Dendrophis colubrina Schlegel). — Die 15te Coluber nanus Merr. — Die 16te Naja haje Sm. (Echidna flava Merr. — Die 17te Lycodon geometricus Schlegel und Zyeodon gut. Zatus Sm. n. sp. — Die 18te Cordylus microlepidotus Cuv. (wohin Smith seinen ©. montanus, melanotus, algoensis und subviridis zieht), C. faseiatus (C. microlepidotus Dum, Bibr.), C. capensis (Zonurus capensis Dum. Bibr.), ©. polyzonus (Zonurus polyzonus Dum. Bibr.); ©. griseus Cuv., ©. cata- phractus Gray; auf einer besondern Tafel sind die Käpfe und Schenkel der verschiedenen Arten dargestellt. — Die 19te Vipera cornuta auct., V. lophophrys Cuv., Naja haemachates (Vipera haemachates Daud., Naja capensis Sm.). Von S. Nilsson’s Standinsvick Fauna erschien der dritte Theil, welcher die Amphibien enthält, Lund 1842. Die Amphibienfauna stimmt fast ganz mit der des nördlichen Deutschlands überein, denn es werden eine Schildkröte: Emys lutaria (europaea), drei Echsen: Lacerta agilis, vivipara und Anguis fraghis, drei Schlangen: Coluber natrix, laevis (austri- acus) und Vipera Berus, neun schwanzlose Batrachier: Hyla viridis, Rana temporaria, esculenta, arvalis nov. sp. Ss. unten, Bombinator igneus, Pelobates fuscus, Bufo vulgaris, variabilis und calamita, und endlich drei geschwänzte Batrachier: Triton eristatus, alpestris und punetatus aufgezählt, also im Ganzen 49 Amphibien, unter denen eine neue Art. Bereits im Jahre 1842 erschien der dritte Band der Zoo- logsy of New-York or the New-York Fauna von James de Kay, Albany 1842. 4., welcher die Amphibien enthält. Es werden 161 Arten als in den vereinigten Staaten vorkommend aufgezählt, von denen 64 Arten von New-York beschrieben und abgebildet sind. Es sind dies 17 Schildkröten (Chelonia mydas; Sphargis coriacea; Trionyx ferox; Chelonura serpen- tina; Emys palustris, terrapin, pieta, guttata, insculpta, rubri- ventris, Muhlenbergii, geographica, pseudogeographiea; Kino- >. >> m Gebiete der Herpetologie während des Jahres 1843. 219 sternon pensylvanieun; Sternothaerus geographieus; Cistudo earolina, Blandingii); nur 2 Echsen (Seineus faseiatus und Tropidolepis undulatus); 15 Schlangen (Coluber constrictor, alleghaniensis, getulus, eximius, punctatus, vernalis; Tropido- notus sipedon, taenia, leberis, Dekayi; Leptophis saurita; Ca- lamaria amoena; Heterodon platyrhinos; — Trigonocephalus eontortrix; Crotalus durissus) und 30 Lurche, worunter 12 ungeschwänzte (Rana pipiens, horiconensis, fontinalis, palustris, haleeina, sylvatica; Scaphiopus solitarius; Bufo americanus; Hylodes Pickeringi, Gryllus; Hyla versicolor, squirella) und 18 geschwänzte (Salamandra symmetrica, subviolacea, erythro- nota, picta, salmonea, fasciata, longicauda, granulata, bilineata, rubra, coccinea nov. sp. s. unten, glutinosa; Triton tigrinus, millepunetatus, niger, porphyritieus; Menobranchus lateralis; Menopoma alleshaniensis). Nur eine neue Art der Gattung Salamandra ist aufgestellt, Sämmtliche genannte Arten sind auf 23 Steindrucktafeln abgebildet. The Zoology of the Voyage of H. M. S. Beagle under the Command of Captain Fitzroy during the Years 1832—1836. Part. V. Reptiles by Thomas Bell. London 1843. 4. Die in diesem Werke besprochenen Amphibien sind mit wenigen Ausnahmen südamerikanisch; viele Arten werden als neu be- schrieben; alle sind auf 20 Steindrucktafeln abgebildet. Ausser den Beschreibungen ist jede Art mit lateinischer Diagnose versehen. Die der neuen Arten, so wie die der beiden hier aufgestellten Echsengattungen und 5 Batrachiergattungen sind unten aufgenommen, Von John Edw. Holbrook’s North American Herpetology; or a Description of the Reptiles inhabiting the United States ist zu Philadelphia 1843 eine neue Ausgabe in Octav erschie- nen. Leider ist mir dieselbe noch nicht zugänglich geworden, da sie, so viel mir bekannt, noch nicht in Berlin angekom- nen: ist. DeFilippi giebt im Giornale dell’ Istituto Lombardo di scienze, Tomo VI. Milano 1843 p. 407 die Beschreibung einiger Amphibien: Agama nupta n. sp., Herpetodryas cursor Schl. und Boa brachiura (Gundlach dies Archiv. 1840. I, p. 361). Ein Brief von Rusconi an Prof. Oken, Sur les vais- seaux Iymphatiques des reptiles (Giornale dell’ Istituto Lom- 220 Troschel: Bericht über die Leistungen im bardo. Tomo VI. p. 158) ist in Müller’s Archiv 1843 p. 241 abgedruckt. Daran schliessen sich in Müller’s Archiv: Einige historische Notizen, die Lymphgefässe der Amphibien betref- fend, von demselben Verfasser, Chelonii, Ueber die Struktur der Netzhaut der Schildkröte, von Adolph Hannover. (Müller’s Archiv 1843. p. 314). Sauri. Mehrere neue Gattungen und Arten sind in dieser Ab- theilung in den bereits oben angeführten Werken aufgestellt: Chamaeleo rhinoceros Gray. Annals XI. p. 46. Rücken und Bauch mit einem gezähnten Kiel, Occiput niedrig, prismatisch, mit einem mittleren Kiel, Nase mit einem breiten dreieckigen Vorsprung, mit einem einzelnen Kiel an seiner Unterseite, und zwei gezähnten Kielen, getrennt durch eine tiefe Grube, an seiner obern Fläche. Dunkel, weiss gefleckt, ein heller Streifen jederseits. Madagascar? Von der Reise des Schiffs Sulphur. Von der Gattung Proctotretus beschreibt Bell in der Voyage of the Beagle 14 Arten, unter denen vier neue: P. gracilis corpore gracili, capitis squamis laevibus, non imbricatis, aurium margine an- teriore minute bi-tridentato, collo vix plicato, squamis imbricatis, serie unica squamarum supralabialium, femorum facie posteriore omnino granulosa. Patagonien 5% Zoll. — P. Bibroni capite squa- mis laevibus subconvexis; auribus ovalibus, margine anteriore uni- dentato; squamis temporum collique rotundatis laevibus imbricatis; colli minimis; serie unica squamarum supralabialium; squamis dorsi ıhomboideis, carinatis, postice acumjnatis; abdominis squamis om- nibus integris; femorum facie posteriore omnino granulosa. Patago- nien 5% Zoll. — P. Kingi squamis capitis neque imbricatis nec ca- rinatis; supralabialibus in serie unica; aurium margine anteriore granuloso, interdum unidentato; squamis dorsalibus carinatis, postice acuminatis, femorum facie posteriore praecipue granulosa, sed por- tione parva, caudam versus, squamis parvis rotundatis imbricatis tecta. Patagonien 6% Zoll. — P. Darwinii corpore subdepresso; capite squamis numerosis parvis, subelevatis, laevibus non imbrica- tis; aurium margine anteriore integro; temporibus colloque granu- latis; serie unica squamarum supralabialium; facie posteriore femo- rum partim granulosa, partim squamis imbricatis tecta. Nord-Pata- gonien. 5% Zoll. Eine neue Gattung Diplolaemus stellt Bell l. c, in der Nähe von Leiosaurus Bibr. auf; Caput breve, latum, subtriangulare. Aures parvae, ovatae, margine laevi. Nares magnae rotundae. Collum in- Jg 5 a Gebiete der Herpetologie während des Jahres 1813. 2231 fra transverse, ad latera longitudinaliter plicatum. Corpus, subde- pressum, non cristatum.. Cauda teres, breviuscula, laevis. Pedes breves, robusti. Squamae capitis numerosae, parvae, rotundatae, non imbricatae — corporis atque caudae supra minimae, laeves, convexae, paulo imbricatae, infra laeves, planae, Pori femorales et praeanales in utroque sexu nulli. Dentes palatini nulli. D. Darur- zii squamis capitis convexis; cauda corpore cum capite longiore, 7”. — D. Bibronii squamis capitis planis; cauda corpore cum capite breviore. 74. Beide von Patagonien, Port Desire. Leiocephalus (Holotropis Bibr,) Grayii Bell]. c. crista dorsali elevata, cauda subcompressa; squamis ventralibus rhomboideis, lae- vibus; margine anteriore meatus auditorii quadridentato; squama ocejpitali magna, 9% Zoll. Galapagos-Inseln. Bell stellte ferner eine neue Gattung Centrura zwischen Oplura und Doryphorus: Caput breve, triangulare. Aures magnae, antice cutis plica haud dentata partim celatae. Nares magnae rotun- dae. Gula transverse subplicata. Collum atque corpus haud cristata, hoc depressum, latum, cute longitudinaliter plicata. Cauda teres, basin versus subdepressa, squamis fortibus spinosis vertieillatis. Squamae capitis numerosae, parvae, rotundatae, non imbricatae — corporis minimae, rotundae, subconvexae, laeves. Pori femorales et praeanales nulli. Dentes palatini. Eine neue Art C. fagellifer 7". Woher? Naultinus Grayiü Bell omnino viridis; fronte subconcavo; squa- mulis capitis planis. Neu-Seeland. Ameiva longicauda Bell squamis suprahumeralibus rhomboideis, imbricatis; subfemoralibus transversim hexagonis; abdominalibus in seriebus decem longitudinalibus dispositis; cauda, corpore cum ca- pite plus quam duplo longiore, squamis medio carinatis, et ad mar- ginem subcarinatis. 74 Patagonien. Agama nupta de Filippi l. c. capite muricato, squamis dorsi omnibus aequalibus, carinatis; lateralibus laevibus minutissimis; cauda subverticillata; gula flavo coeruleoque marmorata. Von Osculati auf den Ruinen von Persepolis gefangen. Guyon beobachtete in Algerien den Zureig, welcher ihm der Jaculus der Alten zu sein scheint; es ist eine neue Art Seps, welcher drei Zehen an jedem Fuss hat; er ist oberhalb broncefarbig, unterhalb weissgrau, und von ungemeiner Schnel- ligkeit; er trank täglich (Comtes rendus XVI. p. 1011). Serpentes. J. J. Bächtold schrieb unter dem Präsidium von W, v. Rapp als Inaugural-Dissertation: Untersuchungen über die Giftwerkzeuge der Schlangen, Tübingen 1843, 4, Auf zwei 2223 Trosch el: Bericht über die Leistungen im Steindrucktafeln sind die Wirbelzähne von Deirodon scaber Owen, die Zähne und Giftdrüse von Hydrophis pelamis und die von Reinhardt entdeckte ausserordentlich lange Giftdrüse von Naja rhombeata Schlegel abgebildet. Die Frage, ob die Schlangen mit Furchenzähnen giftig. seien, wird nicht. ent- schieden. J. Th. Reinhardt publizirte in dem 40ten Bande der Schriften der dänischen Gesellschaft der Wissenschaften meh- rere nete Schlangen (Beskrivelse af Nogle nye Slangearter). Der Aufsatz ist von drei lithographirten Tafeln begleitet, auf welchen die Köpfe der beschriebenen Arten, und sonstige Charaktere abgebildet sind.‘ Die Diagnosen sind hier mit- getheilt. Calamaria unicolor Reinhardt. Capite indistincto, scuta fron- talia et anteriora et posteriora praebente; scutis loreis et ocularibus anterioribus nullis; dente postremo maxillae anterioribus longiore; corpore toto fusco, unicolore, nitido. Scuta abdom. 179. Scutella caudalia 33. Guinea. — C. meleagris id. capite vix distincto, scu- tum frontale et anterius et posterius unicum praebente; supra coe- ruleo-nigra, squamis singulis versus apicem puncto pallido ornatis; subtus albida. Sc. abdom. 142—170. Scutella eaud. 22—34. Guinea. Lycodon guttatus Smith 1. c. gelbbraun, oben mit braunen Tropfenflecken, am Kopf braune Linien, zwei Längsflecke hinter dem Nacken. — L. lineatus Reinhardt cauda scutata; notaeo ex gri- seo fusco ad latera obscuriore, supra spinam dorsi linea obscura, a fronte distincta incipiente deinde diffusa, notato; gastraeo flave- scente, scutis singulis in angulis externis maculis obscuris ornatis. Se. abd. 154. Sc. caud. 42. Manilla. Psammophis oxyrhynchus Reinhardt capite distineto; rostro adunco, conico; dente postremo maxillae sulcato et valde elongato; notaeo fusco-canescente, gastraco pallidiore. Se. abd. 169—178. Se. caud. 95—96. Guinea. Dendrophis Chenoni Reinhardt dentibus elongatis et sulcatis nullis, squamis laevibus per 15 series dispositis; corpore toto laete viridi. Se. abd. 164—177. Sc. caud. 108—126. Guinea, Dipsas variegata Reinhardt capite distinctissimo; squamis laevibus per 19 series dispositis; notaeo canescente, fuliginosis ma- culis irregularibus, maculam canescentem rursus includentibus, huc et illue in taeniam confluentibus, notato; gastraeo albido maculis parvis, fuliginosis ornato. Se. abd. 218. Sc. caud, 67. — D. hippo- erepis id. capite distinctissimo; notaeo brunneo-rubescente, anteriora versus obscuriore; oceipite macula albida ferri equini formam imi- tante ornato; gastraeo flavescente, Se, abd. 178. Se. caud. 43, Guinea, # Gebiete der Herpetologie während des Jahres 1843. 223 Boa inornata Reinh. capite scutis irregularibus tecto; oculis et naribus lateralibus, seutis labialibus planis; obsolete fusca, in’par- tibus posterioribus diffusis maeulis irregularibus notata. Sc. abd. 264—271. Se. caud. 67—69. Portorico. . Xenodermus javanieus wird von Reinhardt ]. c. umständlich beschrieben. (Vergl. dies Archiv 1837. I. p. 136). Elaps irregularis Reinh. corpore toto coeruleo-fusco, Sc. abd, 230. Sc. caud. 26. Guinea. Bungarus flaviceps id. squamis laevibus per 13 series dispositis; cauda subtus scutis scutellisque obtecta; trunco supra coeruleo, sub- tus flavescente, capite et cauda flavescentibus. Se. abd. 219. Scuta et scutella caud. 49. Java. Naja nigricollis id. seutis ocularibus anterioribus duobus; supra obscure olivacea, subtus lurida maculis fuscis confluentibus, gula et collo nigerrimis. Sc. abd. 203. Scutella caud. 64. Guinea. Zuletzt wird noch von Reinhardt]. c. Vipera nasicornis Daud. beschrieben. Lapemis loreatus Gray Annals XI. p.46 verwandt mit L. Hard- wiekii Gray, aber sie ist grösser, hat keine Zügelschilder, und ein kleineres viereckiges vorderes Augenschild. Vaterland unbekannt. Von der Reise des Schiffs Sulphur. Batrachin. T. Wricht beobachtete in Hindostan einen Frosch (the large yellow ram frog), welcher mit einem vier Fuss weiten Sprunge einen Sperling ergriff und verschlang. (Me, Clelland Caleutta Journal III, p. 284). Rana arvalis Nilsson ]. c. p. 92: Schnauze spitz, Stirn zwischen den Augen flach, Nasenlöcher vor der Schnauzenspitze, ein schwarzer Fleck durch die Ohrengegend, in einen schwarzen Strich durch die Nasenlöcher fortgesetzt; oben schwarz marmorirt und mit drei blassen Längsbinden. Hinterzehen mit 2% bis 3 Gliedern aus der Schwimmhaut vorstehend. Zwischen Rana und Cystignathus stellt Bell l. e. seine neue Gattung Limnocharis: Lingua ovalis, integra, margine posteriore libero. Dentes palatini utrinque in faseiculis duobus dispositis, quo- rum alter ad marginem anteriorem narium interiorum, alter pone nares interiores, prope arcum maxillarem. Nasus terminalis, trun- eatus, ultra labium produetus. Tympanum conspieuum, eirculare. Cutis omnino laevis. Digiti anteriores liberi, posteriores ad basin tantum palmati. Eine Art L. fuscus von Rio Janeiro. 1 4“. Hin- terbeine 1” 8, Borborocoetes Bell noy. gen. bei Cystignathus. Lingua ovata, postice libera, rotundata, antice subacuminata. Dentes palatini in fascieulis binis plus minusye obliquis, pone nares posteriores positi, 224 Troschel: Bericht über die Leistungen im Tympanum celatum. Digiti anteriores haud palmati, posteriores ad basin tantum 'eute connexi. Glandulae cutaneae nullae. Sacculi vo- cales (maris) utrinque sub lingua 'nascentes, 2. Bibronii dentibus palatinis in fasciculis distantibus obliquis pone nares posteriores po- sitis, palmis bituberceulatis. 1‘ 5; Hinterbeine 2” 6“, Chiloe und Valdivia. — B. Grayii dentibus palatinis in fascieulis subcontiguis paulo obliquis, pone nares posteriores positis; palmis non tubercu- latis. Valdivia. Bell findet die Trennung der Gattung Pleurodema Tschudi von Cystignathus Wagler gerechtfertigt, und beschreibt drei neue Arten: P Darwinii von Maldonado, elegans von Chiloe und Chili, und bufo- ninum von Patagonien. Leiuperus salarius Bell l. ec. supra nigricans, lumbis maculis 3 vel 4 nigris, albo-marginatis. Patagonien. Alsodes Bell nov. gen. Caput convexum. Lingua antice acute producta, postice rotundata et libera. Dentes palatini inter nares posteriores. Tympanum celatum. Aperturae Eustachianae haud con- spieuae. Digiti anteriores ad basin tantum, posteriores usque ad phalangem tertiam membrana connexi. In der Nähe von Scaphiopus. A. monticola von den Chonos-Inseln. Litoria glandulosa Bell femoribus postice glandulosis; digitis postieis breviter palmatis. Chile. Batrachylu Bell nov. gen. Lingua suborbicularis, postice li- bera. Dentes palatini in fasciculis binis obliquis inter nares poste- riores dispositi. Tympanum distinetum, parvum, rotundum, Digiti depressi, ad apicem paullo dilatati, truncati. Anteriores ad basin tantum, posteriores paulo plus palmati. 2. Zeptopus. Valdivia. Hylorina Bell noy. gen. Caput subrotundum planum. Lingua magna circularis, postice libera. Dentes palatini in linea transversa parum interrupta dispositi. Tympanum distinctum. Digiti subde- pressi, ad apicem obtusi, haud expansi; anteriores fere liberi, poste- riores ad basin membrana connexi, et marginati. Femora multo glandulosa. Verwandt mit Hylodes. 4. sylvatica. Chonos-Inseln. Aus der Gattung Hyla beschreibt Bell, c. zwei neue Arten: H. Vauterü Bibr. M.S. und H. agrestis Bell, beide von Mal- donado. Uperodon ornatum Bell capite multo latiore quam longiore. Dorso olivaceo, maculis fuscis, albo marginatis. Buenos Ayres. Salamandra coccinea de Kay l.c. scharlachroth mit drei hoch- rothen, schwarzgerandeten Augenflecken an jeder Seite des Rückens; der Schwanz beträgt die halbe Länge des ganzen Thieres. Bis sechs Zoll. In der Nähe des Sees Pleasant, Hamilton county. Joly beobachtete, dass ein Salamander (Salamandra ma- culosa) in einem Tage 25 lebendige Junge gebar (Comtes rendus XVI. p. 461). Gebiete der Herpetologie während des Jahres 1843. 225 Nouvelles recherches sur la configuration, la structure et les rapports de la vesicule proligere ou germinative chez les Salamandres aquatiques von Martin Saint-Ange finden sich in der Revue zoologique 1843. p. 327. Mauro Rusconi machte Beobachtungen über Proteus anguineus in Beziehung auf die beiden Bläschen, welche den Lungen der übrigen Amphibien entsprechen. Er lebt nur im Wasser. Aus diesem genommen gaben diese Thiere Zeichen von Unbehaglichkeit, und fingen nach einer Stunde an, aus der ganzen Oberfläche einen Schleim abzusondern, und be- fanden sich in Agonie. (Giornale dell’ Istituto Lombardo. VI. pP: 288. Froriep’s Neue Notizen XXVI. p. 295). 226 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. Von Dr. F. H. Troschel. Höchst wichtig für Systematik ist die Abhandlung von J. Müller: Beiträge zur Kenntniss der natürlichen Familien der Fische (Monatsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Berlin August 1843; dies Archiv 1843. I. p. 292) und Nachträge dazu (dies Archiv 1843. I. p. 381). Die neueren Lieferungen von Smith’s Illustrations of the zoology of South Africa (vergl. oben p. 218) enthalten einige neue Fische, welche unten angegeben sind. Ausserdem sind abgebildet in der 14. Lief.: Otolithus aequidens Cuv. Val. und Dentex rupestris Cuv. Val.; in der 4öten Sciaena hololepidota Cuv. Val. und Rhinobatus (Syrrhina) annulatus Müll. Henle.; in der 16ten Ostracion bicuspis Blumenb. (O. stellifer Bl. S.). Der vierte Band der Zoology of the Voyage ofH.M. S. Beagle under the Command of Captain Fitzroy during the Years 1832—1836. London 1842. 4. enthält die Fische, bear- ee beitet von Leonard Jenyns. Die vielen neuen Arten, unter denen auch mehrere neue Gattungen, sind unten angeführt, da wohl vorausgesetzt werden darf, dass das Werk zu den schwerer zugänglichen gehören wird. Auch von manchen be- reits bekannten Fischen sind genauere Beschreibungen und interessante Angaben hier niedergelegt. Es ist nicht eine be- stimmte Fauna hier behandelt, sondern die Einheit des Wer- kes beruht nur darin, dass die Fische gerade auf einer Reise gesammelt sind, sie stammen aus den verschiedenen Gegen- den der Erde, Die Abbildungen finden sich auf 29 Tafeln in Steindruck. Von der Fauna Japonica von v. Siebold ist die zweite bis vierte Lieferung erschienen, welche Fische, bearbeitet von Bericht ü. d. Leist. i. Gebiete d. Ichthyologie währ. d. J. 1843. 2927 Temminck und Schlegel, enthalten. Diese Lieferungen ent- halten Fische aus den Familien der Pereoiden, Panzerwangen, Sciaenoiden und einige Sparoiden. Unter einer grossen Zahl _ von neuen Fischen, sind auch viele bereits früher beschrie- bene abgebildet, und es wird durch mancherlei interessante Angaben und genauere Beschreibungen die Kenntniss dieser Thiere erweitert. An den lithographirten Abbildungen ist be- sonders zu rühmen, dass die meisten nach frischen Exempla- ren angefertigt sind, was wegen der Färbung so sehr wichtig ist. Mehrere neue Gattungen sind aufgestellt, diesen sind 3 | aber die Speciesnamen noch vorenthalten. | j Von der Zoology of New-York or the New-York Fauna by James de Kay, Albany 1842. 4. enthält der vierte Band die Fische. Es werden darin 440 Arten als den vereinigten Staaten angehörig genannt, die in 156 Genera und 32 Fami- lien vertheilt sind. Von ihnen kommen 294 Arten im Staate New-York und den anliegenden Gewässern vor, sie sind ge- nau beschrieben und auf 79 Steindrucktafeln abgebildet. Es sind 30 Percoiden, 5 Perca, 5 Lahrax, worunter 2 neue, 1 Huro, 1-Pileoma nov. Gen., 2 Lucioperca, worunter einer neu, 1 Bo- leosoma noy. Gen., 1 Serranus neu, 1 ‚Centropristes, 1 'Grystes, 3 Centrarchus, unter denen einer neu, 2 Pomotis (P. vulgaris und P. appendix (Labrus appendix Mitch.), 1 Dules, 1 Aphredoderus, 1 Uranoscopus, 1 Sphyraena neu und 1 Lepisoma nov. Gen.); — 20 Trigliden (1 Trigla, 3 Prionotus, f Dactylopterus, 4 Cottus, 1 Hemi- tripterus, 2 Scorpaena, 1 Sebastes, 1 Uranidea nov. Gen., 1 Aspido- phorus, 1 Cryptacanthodes, 4 Gasterosteus); — 16 Sciaenoiden (1 Leiostomus, 1 Otolithus, 5 Corvina, von denen eine neu, 1 Um- brina, 2 Pogonias, 1 Micropogon, 3 Haemulon, 1 Pristipoma, 1 Lo- botes); — 5 Sparoiden (3 Sargus, worunter einer neu, 1 Chryso- phrys, 1 Pagrus); — 3 Squamipennen (2 Ephippus, 1 Pimelepterus); — 27 Scombroiden (3 Scomber, 1 Thynnus, 1 Pelamys, 1 Cybium, 4 Trichiurus, 1 Xiphias, 1 Naucrates, 1 Elacate, 1 Lichia neu, 2 _ Trachinotus, 1 Palinurus nov. Gen,, 3 Caranx, worunter einer neu, 1 Blepharis, 2 Argyreiosus, 1 Vomer, 1 Seriola, 1 Temnodon, 1 Co- ryphaena, 1 Lampugus, 2 Rhombus); — 1 Teuthiden (Acanthurus); I 2 Atherina; — 4 Mugil; — 8 Gobioiden (1 Blennius, 1 Pholis, 1 Chasmodes, 1 Gunnellus, 2 Zoarces, 1 Anarrhichas, 1 Gobius); — 7 Lophiden (1 Lophius, 2 Chironeetes, 2 Malthaea, 2 Batrachus, unter denen einer neu); — 3 Labroiden (2 Ctenolabrus, 1 Tautoga); also zusammen 126 Stachelflosser, Ferner 6 Siluroiden (1 Galeichthys, 1 Arius, 4 Pimelodus, wor- unter zwei neue); — 27 Cyprinoiden (2 Cyprinus, 1 Abramis neu, 228 Troschel: Bericht über die Leistungen im 5 Labeo, wovon zwei neu, 7 Catostomus, unter denen zwei neue, 1 Stilbe, 11 Leueiscus, wovon vier neu); — 7 Cyprinodonten (1 Le- bias, 3 Fundulus, wovon einer neu, 3 Hydrargira, wovon einer neu); — 9 Esociden (4 Esox, worunter einer neu, 1 Belone, 1 Scombere- sox, 3 Exocoetus); — 2 Fistularia; — 11 Salmoniden (5 Salmo, 1 Osmerus, 1 Bajone nov. Gen., 1 Scopelus, 3 Coregonus); — 18 Clu- peaceen (7 Clupea, 6 Alosa mit einer neuen Art, 1 Chaetoessus neu, 2 Hyodon, 1 Elops, 1 Amia neu); — 2 Lepisosteus, wovon einer neu; — 14 Gadoiden (4 Morrhua, 1 Merluccius, 3 Lota mit einer neuen Art, 3 Merlangus einer neu, 1 Brosmius, 2 Phycis); — 9 Pleu- ronecten (1 Hippoglossus, 6 Platessa, wovon zwei neu, 1 Pleurone- ctes (Rhombus), 1 Achirus); — 1 Cyclopterus; — 3 Echeneis; — 7 Aale (4 Anguilla, 4 Conger, 1 Ophidium, 2 Ammodytes, davon einer neu, der eine neue Gattung bilden muss in der Familie der Scomberoiden s. unten); also zusammen 115 Weichflosser. Es folgen dann 3 Lophobranchii (2 Syngnathus, einer neu, und 1 Hippocampus); — 18 Plectognathi (4 Diodon, 3 Tetrodon, 1 Acan- thosoma nov. Gen., 1 Orthagoriscus; 4 Monacanthus, einer neu, 1 Aluteres, 1 Balistes neu, 3 Lactophrys nov. Gen., wozu Ostracion Yalei Storer, Ostr. sexcornutus Mitchell und eine neue Art); — 3 Acipenser; — und 27 Knorpelfische (13 Haifische, 9 Rochen und 5 Rundmäuler, wovon 1 Petromyzon und 1 Ammocoetes neu). Das Buch scheint sehr sorgfältig gearbeitet, ist vortheilhaft ausgestattet, und ist für die Bestimmung nordamerikanischer Fische unentbehrlich. In den Abbildungen und Beschreibungen neuer und sel- tener Thiere und Pflanzen in Syrien und im westlichen Tau- rus gesammelt von Th. Kotschy, herausgegeben von Fenzl, Heckel, und Redtenbacher enthält die erste Textlieferung (Stuttgart 1843) die Fische Syriens von Jacob Heckel voll- ständig, und die erste Lieferung des Atlas sechs Tafeln Abbil- dungen, welche nach den Angaben im Text etwa auf das Dop- pelte anwachsen müssen. 57 Arten Fische wurden von Kotschy in den Flüssen Orontes und Euphrat eingesammelt, und von denen ergeben -sich 50 Arten als neu. Es ergiebt sich, dass in Syrien, so wie auf der ganzen südlichen Hälfte Asiens die Cyprinen vorherrschend unter den Süsswasserfischen sind. Salmonen Kommen gar nicht vor. (Salmo orientalis in den Nebenflüssen des Oxus! dies Archiv 1843. II, p. 113). Verf. sagt: „Im Allgemeinen sind die süd- asiatischen Süsswasser- fische durch ihre Organisation mehr auf eine vegetabilische Nahrungsweise angewiesen, ja es scheint überhaupt, dass Mam- malien und Süsswasserfische als die beiden heterogensten Ge- bilde unter den Vertebraten im umgekehrten Verhältnisse zu DL 7o 20 1 a Zu Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 299 einander auftreten, so dass in Länderstrecken, wo die Rapa- ces unter den einen vorherrschen, diese unter den andern abnehmen. Eine grosse Anzahl Süsswasserfische im tropischen Asien, dem Sitze der grimmigsten Raubthiere, nähret sich mit zahnlosenı Munde, zarten zugeschärften Lippen und fadenför- mig verlängertem Darmkanale ausschliesslich von vegetabili- schen Substanzen, während im tropischen Amerika, das so arım ist an reissenden Säugethieren, unter den Fischen nicht ein pflanzenfressender sich befindet. Im Gegentheile leben dort Schaaren raubgieriger Salmoniden, die mit scharfem Ge- bisse und seltener Verwegenheit grosse Hausthiere, ja sogar Menschen anfallen, die genöthigt sind, einen Fluss zu durch- schwimmen.” Offenbar hat diese geistreiche Bemerkung viel Wahres, nur muss man es auch nicht allzu genau nehmen. Unter den raubgierigen Salmoniden sind die Characinen (vgl. dies Archiv 1844 Bd. 1 p. 81) gemeint, von denen die mei- sten mit grimmigem Gebiss bewaffnet sind; indessen unter ihnen finden sich auch Gattungen aus denselben Gegenden, die nur äusserst zarte Zähnchen besitzen, eine sogar (Anodus), die ganz zahnlos ist. Diese sind natürlich auch nicht auf Thiernahrung angewiesen, sondern sie leben theils von Vege- tabilien, theils nur von Schlamm, der mit organischen Sub- stanzen geschwängert ist. — Unter den 57 Arten Syrischer Fische, welche Heckel beschreibt, sind 45 Cyprinen, 5 Cobi- tis, 2 Cyprinodonten, 3 Siluroiden, 1 Mastacembelus und 1 Mugil. Leider enthält das Werk viele Druckfehler in den Namen, selbst einige in den Fundorten. In den Transactions of the zoologieal Society of London Vol. III. Part. 2. p. 133 findet sich eine Abhandlung von John Richardson: Description of Australian Fish, mit 5 Kupfer- tafelı, auf denen einige Arten abgebildet sind. Die meisten hier beschriebenen Fische sind schon in den Proc. zool. Soc. 1839 — 1841 aufgestellt, nur zwei neue Arten sind hinzugefügt. Die Fortsetzung und der Beschluss der Beiträge zu der Ichthyologie von Australien von John Richardson (vergl. den vorjährigen Jahresbericht p. 103) findet sich in den An- nals XI. p. 22, 169, 352, 422, 489. Diese Beiträge sind ganz in derselben Weise behandelt, wie die früheren. Sie beziehen sich besonders auf die Familie der Scomberoiden, Teuthyer Archiv f. Naturgeschichte, X. Jahrg. 2, Rd, Q 230 Troschel: Bericht über die Leistungen im und Labroiden, und enthalten wieder manche interessante Aufklärungen über Forstersche, Bankssche und Solandersche Fische. Von Henrik Kroyer’s Danmarks Fiske, Kopenhagen 8. ist im Jahre 1843 das erste Heft des zweiten Bandes erschie- nen (die früheren Hefte sind mir nicht zu Gesichte gekom- men). Der Text ist dänisch, und die Fische sind in Holz- schnitt abgebildet. Dieses Heft enthält: Gadus Morrhua, Aeglefinus, minutus, luscus; Merlangus vulgaris, Carbonarius, Pollachius; Merluccius vulgaris; Lota Molva, raptor, abyssorum, vulgaris; Motella Mustela, cimbria, trieirrata; Phycis furcatus; Brosmius vulgaris; Raniceps fuseus; — Platessa vulgaris, Flesus, Limanda und microcephalus. The Naturalists Library conducted by William Jardine. Ichthyology Vol. V. enthält Fishes of Guiana Vol. II. by Ro- bert Schomburgk. Edinburgh 1843. 8. Die Beschreibun- gen der Fische sind wie im ersten Bande nach den Abbil- dungen und Notizen des Reisenden von einem ungenannten Verfasser bearbeitet, dessen Incognito ich ehren zu müssen glaube. Im Allgemeinen sind die Beschreibungen ungenügend, und es. hält schwer oder ist unmöglich die Fische, welche das Berliner Museum aus denselben Gegenden empfing, da- nach zu bestimmen. Noch weniger sind die Abbildungen, auf 30 Tafeln, geeignet die Bestimmung zu erleichtern. Icones piscium or plates of rare Fishes. By J. Richard- son. London 1843. 4. Part 1. History of the Fishes of Madeira. By Richard Thomas Lowe. London 1843. 8. Diese beiden letztgenannten Werke sind mir noch nicht zugänglich geworden. Ueber Hausenblase finden sich einige ausgedehnte Auf- sätze in dem 3ten Bande von McClelland’s Calcutta. Jour- nal of natural history 1843: Production of Isinglass on the Coasts of India, with a notice of its Fisheries. By J. For- bes Royle. p. 76. — On East Indian Isinglass, its introduc- tion to, ‚and manufacture for, the European Market. By Me Glelland p. 157. — Extract of a letter from E. O’Reiley pP: 287. 289. Bemerkungen über die äussern Athemmuskeln der Fische von’ Robert Remak (Müller’s Archiv 1843, p. 190). Gebiete der lIchthyologie während des Jahres 1843. 231 - Ueber die Caudal- und Kopf-Sinuse der Fische und das damit zusammenhängende Seitengefäss - System von Hpyrtl. (Müller’s Archiv 1843 p. 224). Aecanthopteryeii. h In dieser Abtheilung ist eine grosse Zahl neuer Arten aufgestellt. Percacei. Perca laevis Jenyns Beagle, schwarzbraun punktirt, Schnauze vor den Naslöchern nackt, Schuppen des Rumpfes glatt; verwandt mit P. trucha Val. D. 9-1 11, A 3.9. Patagonien. Labrax nigricans de Kay, dunkel mit einem Stich ins Gelbe, erste Rückenflosse höher als die zweite. D.10. 1.12, A.3.8. New- York. — L. albidus id. bläulich weiss, mit einigen schmalen dunklen Linien. D.9.1. 13; A. 3.12. Erie-See. Zur Gattung Labrax, welche Schlegel zur Familie der Pan- zerwangen stellt, beschreibt derselbe eine neue Art L. agrammus _ mit einfacher Seitenlinie, sonst sehr ähnlich mit L. hexogrammus. © Pileoma nov. Gen. de Kay, verwandt mit Huro. ‚Zwei ge- trennte Rückenflossen, Praeoperculum glatt, Operculum mit einem schwachen platten Dorn. Bauchflossen mit 5 weichen Strahlen. Zähne gleich gross. P, semifasciatum olivengrün mit vielen dunklen Querbinden. D. 13,15; A. 12. 2 Zoll. See Champlain. Lucioperca grisea de Kay: grau, keine Flecken auf der ersten Rückenflosse. D. 14. 1. 17; A. 13. Ohio. Boleosoma nov. Gen. de Kay. Zwei Rückenflossen, Praeo- erculum am Rande glatt, Operculum schuppig mit einem Dorn, chs Kiemenstrahlen, Nacken gedrückt, zusammengezogen. B. tes- sellatum bräunlich mit viereckigen Flecken an Rücken und Seiten. 8 Zoll. D.9.14; A.10, ‚In den Flüssen von New-York. Serranus ulbomaculatus Jenyns Beagle: eine Reihe weisser Elecken an den Seiten, Kiefer schuppenlos. D. 10.13; A.3.7. Gala- pagos-Inseln. — S. aspersus id. oben dunkel grün, unten heller, an den Seiten hell smaragdgrün gesprenkelt. D. 11. 15; A.3 8. Cap Ver- dische Inseln. — $. /abriformis id. Praeoperculum kaum gezähnelt, - Sehuppen unter der Seitenlinie ciliirt, über ihr glatt. D. 11.17; A. 3. 8. Galapagos-Inseln, — $. o/fax id. kleine Lappen an der Spitze der Rückendornen, zwei Dornen am Deckel, alle Schuppen glatt, D. 11. 18; A. 3. 11. Galapagos-Inseln. — S. erythrogaster de Kay, oben olivenbraun, unten roth, die senkrechten Flossen sind blau eingefasst und dunkel gerändert. D. 11.16; A. 2.10. 2 Fuss. Florida, New-York. LET Q*r ” 232 Troschel: Bericht über die Leistungen im Jenyns stellte Zoology of the Voyage of Beagle eine neue Gattung von Sciaenoiden auf, die ganz der Gattung Serranus gleicht, und der nur die Gaumen- und Vomerzähne fehlen; er stellt sie in eine Gruppe mit Haemulon, Pristipoma und Diagramma, von denen sie jedoch durch den Mangel der Poren an der Symphyse verschie- den ist. Die Gattung heisst Pröonodes, die Art P. fusciatus von den Galapagos-Inseln. D. 10. 12; A. 3. 7. Im Anhange sieht er das Fehlen der Gaumenzähne als Missbildung an, und zieht die Gattung wieder ein. . Plectropoma patachonica Jenyns Beagle, nur zwei Dornen am unteren Rande des Praeoperculums. D. 13. 15 oder 16; A.3. 8 oder 9. vielleicht nur Varietät von P. brasilianum. Patagonien. Jenyns bildet aus Centropristes georgianus Cuv. Val. eine eigene Gattung. Sie soll sich durch häringsartige Gestalt, gezähnten Suborbitalknochen,, schuppigen Kiefer, kleine Brustflossen und tief- gegabelte Schwanzflosse unterscheiden, ausserdem haben die Schup- pen statt, des gewöhnlichen Fächers divergirender Streifen an ihrem Basaltheile einen dreieckigen Raum mit äusserst feinen dem Rande parallelen Streifen, Die Gattung heisst Arripis. Vielleicht gehört auch Centropristes truttaceus Cuv. Val. hierher. Centrarchus obscurus de Kay, grünlich braun. 8 Zoll. D. 9.1. 12; A.3.12. Verf. meint, Cichla minima sei vielleicht diese Art im Ju- gendzustande. Onondaga-Bucht. Wegen der geringen Anzahl von Stacheln in der Afterflosse scheint der Fisch nicht zur Gattung Cen- trarchus zu gehören. Dules leuciscus Jenyns Beagle ist vielleicht D. malo Val. Helotes octolineatus Jenyns Beagle, mit 8 schwarzen Längs- linien, die senkrechten Flossen braun gefleckt. D. 12. 9; A. 3. 7. Neu-Hoiland. Pinguipes fasciatus Jenyns Beagle, mit 12 kastanienbraunen Querbinden, wenigen Gaumenzähnen, stachelförmigen Schlundzähnen, Bauchflossen genau unter den Brustflossen. D. 7. 27; A. 1.24. Zu der Gattung Aphritis beschreibt Jenyns l. c. zwei neue Ar- ten: A. undulatus mit schwarzen Querbinden und welligen Längs- linien. 3 Zoll. B.6; D.8. 25. A. 1.22. Chonos-Inseln. — A. porosus mit_schwärzlichen Querbinden, mit Reihen von Poren am Unterkie- fer, Präoperculum und Suborbitalknochen. 2% Zoll. D. 8. 25; A. 1. 22. Patagonien. Sphyraena borealis de Kay, oben grünlich, Seitenlinie gelb, Deckel mit einer Spitze. D. 5.1. 9; A.1.9. New-York. — 8. nigri- pinnis Schlegel l. c. die Entfernung der beiden Rückenflossen von einander beträgt 4 des ganzen Fisches, alle Flossen schwarz. D. 5 — 1. 9; A. 1.9. Acropoma nennt Schlegel Fauna japonica einen Fisch, der mit Mullus in der Körpergestalt grosse Aehnlichkeit hat, der sich aber durch den Mangel der Bartfäden von ihm unterscheidet; der Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 233 After liegt weit entfernt von der Afterflosse, nahe den Bauchflossen; die Kiefer sind mit spitzen Zähnen besetzt, deren vordere Hunds- zähne sind, von Gaumenzähnen ist nichts angegeben. ‘5 Zoll. B. 7- D. 7—1—1. 10; A. 3. 7. Mehrere neue Arten der Gattung Upeneus Cuv. Val. beschreibt Schlegel ]. c., indem er ihnen den Gattungsnamen Mullus lässt: M. chrysopleuron blutroth, mit einem goldgelben Streifen längs der Seitenlinie. 1 Fuss. D. 8—1. 11; A.1.7. — M. Bensasi ein Dorn am Kiemendeckel, braunroth, lackrothe Flecke am Kopf, einer vor der Basis der Brustflosse und zwei jederseits am Körper, die Rücken- flosse und die obere Schwanzflosse haben rothbraune Binden, Bart- fäden citrongelb. 6°. D. 7—1.9; A 1.7. — M. subvittatus wurde von Cuv. Val. nach einem Langsdorffschen Fisch für Varietät von vwittatus gehalten; der Körper ist höher, die Schnauze kürzer, die Stirn viel gewölbter, aber fast flach zwischen den Augen. D. 7—1.8; A.1.7. — M. dubius Kieferzähne in einer Reihe. D.7—1.8; A.1. 6. Lepisoma nov. Gen. de Kay. Körper und Flossen schuppig; fleischige Fäden längs der Grundlinie des Kopfes und an den Augen; eine Rückenflosse. Sechs Strahlen in der Kiemenhaut. Zähne in den Kiefern, am Vomer und an dem Gaumen. Bauchflossen vor den Brustflossen. L. cirrhosum. 6% Zoll. D. 18.12. V.3 (?) A. 19. Florida, Scleroparei. Trigla Bürgeri Schlegel l.c. vorn an der Schnauze jederseits ein nach aussen gewendeter Fortsatz. 9 Zoll. D.9—16; A. 16. — T. hemisticta id. Augen sehr gross, zwei Dornen am Vordeckel. D. 7 —11; A. 11. Peristedion orientale Schlegel l. c. unterscheidet sich von der europäischen Art durch das Fehlen der drei Dornen über der Schnauze. 7 Zoll. Prionotus- miles Jenyns Beagle, von den Galapagos-Inseln und verschieden von allen bisher bekannten Arten, die sich nur auf der Ostseite Amerikas finden. Uranidea de Kay nov. Gen. Kopf breit, edge Körper ohne Schuppen; zwei Rückenflossen, Bauchflossen mit drei Strahlen, Augen fast vertical, Operculum glatt, Vordeckel mit einem einzigen Dorn, Zähne in den Kiefern, am Vomer und auf der Zunge. U. quiescens _ olivenbraun, 3 Zoll, D. 7.16; V.3; A.13. Round lake und Pleasant ee lake, Hamilton County. Cottus intermedius Schlegel ]. c. der grosse Dorn des Vor- deckels hat A oder 5 Spitzen. D. 9—13; A. 14. — ©. uncinatus id. der grosse Dorn des Vordeckels ist an der Spitze hakenförmig in die Höhe gebogen. 3 Zoll. D. 8-19; A. 17. Aspidophorus chiloensis Jenyns unterscheidet sich von den bis- her bekannten Arten durch das Vorhandensein von Vomer- und Gau- 934 Trösthel: Bericht über die Leistungen im menzähnen; Fäden am Kinn und an der Kiemenhaut, die Rücken- flossen getrennt. "D.' 8-75 A. 8." Länge 2 7'%. Chiloe, Platycephalus inops Jenyns Beagle, verwandt mit P. laevigatus Cuv. Val. aber die erste Rückenflosse hat hinten einen grossen schwarzbraunen Fleck, die zweite Rückenflosse, die Schwanzflosse und die Brustflossen ‚haben kleine braune Flecken, die Afterflosse und die Bauchflossen sind fast ganz schwarz. D.8—12; A. 12. Neu- Holland. — P/. spinosus Schlegel Fauna japon. D. 9—12; A. 12. Bembras curtus Schlegel l. ce. D. 9—1.8; A. 3.5. Scorpaena histrio Jenyns Beagle, roth, Flossen heller, mit klei- nen schwärzlichen Flecken, Kopf zum grossen Theil schuppenlos, Kopf und Seiten überall mit kleinen Hautlappen, vier gefranzte über den Augen, von ihnen die hintern die grössten. Galapagos-Inseln. — Se. neglecta Schlegel 1. c. 9 Zoll. Dornen des Kopfes zeigen einige Verschiedenheit von den übrigen Arten. Pelor aurantiacum Schlegel ]. c. unterscheidet sich von P. japonieum Cuv, Val. ausser kleinen Abweichungen leicht durch orange gelbe Färbung, kleine schwarze Punkte sind über den ganzen Kör- per zerstreut. Pterois hmulata Schlegel zeichnet sich durch die Kleinheit der Lappen über den Augen und durch die Grösse der Schwanzflosse aus. D. 12—1. 11; A. 3.7. Sebastes pachycephalus Schlegel, die Stacheln des Kopfes sind sehr dick und stark. D. 12—1.12; A.3. 6; P. 19, von denen 12 ein- fach. — S. ventricosus id. Körper ziemlich hoch, Kopf klein, spitz, Mund wenig gespalten. D. 12—1. 15; A. 3.7. P.16, wovon 7 einfach. Apistus rubripinnis Schlegel 1. c. D. 14.7. V.1.4; A. 3.4. Minous pusillus Schlegel, der Zwischenraum zwischen den Augen’ ist schmaler als bei den andern Arten. 2% Zoll. D. 9. 11; A.1. 8. j % Ka Eine neue Gattung Aploactis ist von Schlegel nach einem Fisch aufgestellt worden, der die Mitte hält zwischen Cottus, Synan- ceia, Apistus und Agriopus. Alle weichen Strahlen der Flossen 'sind unverzweigt. 3 Zoll. B.5; D. 14. 11; A. 12; V.1. 2%, Sciaenoidei. Sciaena japonica Schlegel. D. 10—2. 26; A. 2. 8. wird bis 5 Fuss lang. Otolithus analis Jenyns 12 Zoll. D.9—1.24; A. 1.16, Peru. Corvina oxyptera de Kay. Deckel obsolet gesägt, mit zwei Dornen, Präoperculum gezähnt, Brustflossen lang und spitz. D. 10. 19; A. 3.7. New-York: Umbrina ophicephala Jenyns Beagle, ausgezeichnet vor allen andern 'Arten durch die verlängerte Körperform. D. 12—1. 22; A. 1. 9, , Chile. Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 235 Pogonias nigripinnis Schlegel, sehr hoch, Stirnprofil concav. D. 11.15; A. 5.9. Pristipoma cantharinum Jenyns Beagle. Rückenflosse überall fast gleich hoch, bläulich silberfarbig, der Deckel schwarz gerandet. D. 12.15; A. 3, 12. Galapagos-Inseln. Diagramma cinctum Schlegel. c. D. 12. 16; A. 3. 8. braun- grau, oberhalb mit kleinen runden Flecken besäet, zwei schiefe braune Binden steigen vom Rücken nach der Bauchseite. Einen Fisch, der sich unter den Sciaenoiden durch die Kleinheit des stachligen Theils der Rückenfiosse auszeichnet, und von dem nur eine Zeichnung des Herrn Bürger nach Europa gekommen ist, nennt Schlegel G/aucosoma. Poren am Unterkiefer sind nicht angegeben; die Stacheln der Rückenflosse werden nach hinten zu länger. B.7. D.9. 11; A. 3.9. graublau. 2 Fuss. Latilus princeps Jenyns Beagle, Kopf vor dem Auge nackt, Bauchflossen genau unter den Brustflossen. D. 8. 26; A. 2. %6. Ga- lapagos- Inseln. Scolopsides inermis Schlegel 1. c. verwandt mit taeniopterus hat aber grössere Schuppen, und einen kaum bemerklichen Dorn am Suborbitalknochen. D. 10. 9; A. 3.6. Hellroth mit sechs dunklern Binden. Sparoidei, Sargus arenosus de Kay, mit Querbinden, vor der Rückenflosse ein liegender Stachel. 6 Zoll. D.1.12. 11; A. 3. 12. Long Island. Dentex griseus Schlegel. c. Chrysophrys taurina Jenyns Beagle. Nur drei Reihen Mahl- zähne im Oberkiefer, ähnlich mit Ch. aculeata, aber ohne liegenden Dorn vor der Rückenflosse. Galapagos-Inseln. — Ch. aries Schle- gel. Profil stark gebogen, oben 5, unten 3 Reihen Mahlzähne. D. 11. 13; A. 3. 11. graugrün. — Ch. tumifrons id. Das Profil des Kopfes fällt fast senkrecht ab. D. 12. 11; A. 3. 10. roth. — Ch. major id. D. 12. 10; A. 3 8. Roth. Scomberoidei. Cybium flavo-brunneum Smith, Jll. 17. oben 5, unten 4 falsche Flossen. 24 Zoll, Lichia carolina de Kay: die Höhe verhält sich zur Länge, wie 1:2, der etste Strahl der zweiten Rückenflosse und Afterflesse sehr lang. 1 Fuss. D. 1.6.25; A.2.20. Küste von Carolina. Paropsis ist eine von Jenyns aufgestellte neue Gattung, welche sich von Lichia nur durch den gänzlichen Mangel der Bauch- flossen unterscheidet. Der Name ist bereits bei den Käfern längst ver- geben. Die einzige Art P. signata stammt von der Nordküste Pa- tagoniens, das Berliner zoologische Museum besitzt ein Exemplar von Brasilien, 236 Troschel: Bericht über .die Leistungen im De Kay bildet aus Coryphaena perciformis Mitchill, (Trachi- notus argenteus Storer) eine neue Gattung Palinurws: die Stacheln vor. der Rückenflosse sind nicht frei, sondern durch niedrige Haut verbunden, vorn anı der Afterflosse ein Dorn, Vordeckel und Deckel gesägt. Der Name ist bei den Krebsen vergeben, wie Verf. selbst bemerkt, warum hat er keinen andern erfunden? Der gesägte Deckel scheint diesen Fisch aus der Familie der Scomberoiden zu entfernen, indessen der ganze Habitus ihn leicht als hierher gehörig erken- nen lässt. f Caranz (Trachurus) declivis Jenyns Beagle, die Seitenlinie der ganzen Länge nach mit 82 hohen Platten bewaffnet. D. 8—1. 35; A. 2—1. 30. Gegen 8 Zoll. Neu-Holland. — C. torvus id. Seiten- linie vorn mit kleinen unbewaffneten Schuppen, hinten mit 36 Plat- ten bedeckt. D. 8—1.26; A. 2—1.22. Tahiti. Caranz .defensor de Kay die Höhe des Körpers beträgt ein Drittel der ganzen Länge, ein liegender Dorn vor der Rückenflosse; keine falschen Rückenflossen, ein schwarzer Fleck am Deckel, 9Zoll. D. 7. 1.20; A. 2.17. New-York. Capros australis Richardson Annals X. p. 170. D. 7—18; A.2—17. 10 Zoll. Vandiemensland. Teuthyes. Amphacanthus gymnopareius Richardson Annals XI. p. 174 dunkel rothbraun. — 4. notostictus id. schwarze Flecken an den Seiten, eine schiefe Binde läuft nach vorn und unten vom hintern Theil des Auges. Port Essington Acanthurus grammoptilus Riehardson Annals XI. p. 176. D. 9. 26; A. 3.24. Port Essington- Mugiloidei. Mugil Abu Heckel Fische Syriens p. 107 (1097). D. 4—1. 8; A. 3.8. Atherina microlepidota Jenyns Beagle, Schuppen klein, in 18 Längsreihen. D. 5-1. 11; A. 1.17. Vier Zoll. Valparaiso. — 4. in- cisa id. Schuppen mittelmässig in 12 Längsreihen. 2% Zoll. D.5—1. 18; A. 1. 17 bis D. 6—1. 10; A. 1. 19. Chili. — 4. hepsetoides Ri- chardson Annals XI. p. 178. D. 9—1. 11; A. 1.14. Port Arthur. — A. presbyteroides id. D. 9. 11; A. 1. 12. ebendaher. — A. Rigrans id. D. 1. 4—1.12; A. 1.18. Port Essington. Blennioidei. Blenechis Jasciatus Jenyns Beagle 2%% Zoll. D. 13. 16; A. 20. V..2. ‚Chili. — B. ornatus id. 2 Zoll. D.12. 11. A. 20. Chile. Clinus crinitus Jenyns Beagle, die Augenlidtentakeln bestehen UL UL a A Du a Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 237 aus acht vom Grunde aus getrennten Haaren. 6% Zoll. D. 26. 11; A.2.24. V.3. Chile. Jenyns stellt in die Nähe von Clinus eine neue Gattung Acan- thoclinus, welche sich von Clinus durch eine grössere Zahl von Stachelstrahlen in der Afterflosse, eine Längsbinde kleiner Zähne auf der Zunge, die Lage der Bauchflossen unter den Brustflossen, und das Vorhandensein von drei Seitenlinien unterscheidet. 4A. fu- scus B. 6. D. 20.4. A. 9.4. V. 1.2. Neu-Seeland. Vielleicht gehört zu dieser Gattung der Clinus littoreus Cuv. Val. ebenfalls von Neu- Seeland. Tripterygion capito Jenyns Beagle, die Seitenlinie reicht wenig über die Brustflossen hinaus. 2% Zoll. D. 6. 20. 14. A. 25. Neu- Seeland. In der Familie der Blennioiden stellt Jenyns Voy. of the Beagle p- 165 zwei neue Gattungen auf. Beide stimmen darin überein, dass sie einen glatten hinten comprimirten Körper haben, dass im Ober- kiefer zwei grössere conische Zähne vor den übrigen vorhanden sind, dass sie im Vomer einige spitze Zähne, am Gaumen zwei Reihen Zähne haben, dass die Bauchflossen sehr klein sind, und dass die Kücken- und Afterflosse mit der Schwanzflosse verschmelzen. Die eine aber, /luocoetes (I. fimbriatus von Chiloe) hat in jedem Kie- fer eine Reihe Zähne, fünf Strahlen in der Kiemenhaut, und die Kiefer, Suborbitalknochen und Vordeckel sind mit häutigen Röhren gewimpert. — Die andere Phucocoetes (Ph. latilans von den Falkland-Inseln) hat eine Reihe Zähne im Oberkiefer, 2 oder 3 Rei- hen im Unterkiefer, sechs Strahlen in der Kiemenhaut, nur Poren statt der häutigen Röhren. Gobioidei. 2 Bellamy zeigt an, dass ein Anarrhichas Jupus bei Plymouth gefangen wurde. Er war 3 Fuss lang, und hatte Krabben, Pecten opercularis und Fusus corneus in seinem Magen. (Ann. XU. p. 298). Gobius lineatus Jenyns Beagle. D.6—1.9; A. 1.8. Galapagos- Inseln. — @. ophicephalus D. 8—1. 16; A. 1.13. Chiloe. Discoboli. Zwei neue Gattungen aus dieser Familie wurden von J, Müller und Ref. aufgestellt: Corylis und Sicyases. (Dies Archiv 1842. I. p- 297). Gobiesox marmoratus Jenyns, die vordern Zähne grösser, oben konisch, unten schneidend, Deckel hinten mit stumpfer Spitze. 24 Zoll. B.6; D. 13; A. 11. Chiloe. — @. poecilophthalmus id. die vorderen Zähne grösser, oben und unten schneidend. Deckel hinten mit spitzem Dorn. 1” 10”. B.6. D.7. A.7. Galapagos-Inseln. Es lässt sich nicht entscheiden, ob diese beiden Arten der Gattung Cotylis angehören, da die Zahl der Kiemen nicht angegeben ist. 238 Troschel: Bericht über die Leistungen im Carpopterygii. Lophius upsicephalus Smith Jllustrations Part. 13, supra pallide flavo-brunneus, subtus purpureo griseus, flavo-brunneo tinctus; oculis lueide viridi-albis. 285”. D.7 vel8; P. 16; A.7. Cap. bonae spei, Cheironectes ‚politus Bichardson Transact. zool. Soc. dorso bipinnato, corpore laevi, glabro, rubicundo, punctulato. 2% Zoll. Port Arthur. Batruchus celatus de Kay, Operculum mit zwei Dornen, Rük- kenflossen getrennt, Körper mit dunklen Querbinden. 1 Zoll. D. 3. 28; V.3; A.23. New-York. Er ist als Fischregen im Jahre 1824 zu New-York in den Strassen gefunden. — B. diemensis (Le Sueur?) Richardson D.2—18; A. 16. Port Essington. Pharyngognathi. Diese Ordnung der Fische wurde von J. Müller in dem oben erwähnten Aufsatze über die natürlichen Familien der Fische gegründet. (Vergl. dies Archiv 1843 I. p. 305). Labroidei cycloidei. Labrus Gouldii Richardson Ann. XI. p. 353 scheint verwandt mit L. macrodontus: D. 11. 10; A. 3. 10. West-Australien. — L. eya- nodus id., ebenfalls verwandt mit macrodontus, keine Hundszähne am Mundwinkel D. 13.7; A. 3.10. Port Essington. Cassyphus Darwini Jenyns, Praeoperculum ungezähnt, und ohne Schuppen an den vertikalen Flossen. D. 12.10; A. 3.12. Galapagos- Inseln. Cheilio ramosus Jenyns Beagle, Flossen einfarbig hellbraun. D. 9.13; A. 3.12. Japan? Scarus chlorodon Jenyns, verwandt mit Se. variegatus C. V., aber ‚die Schwanzflosse ist etwas ausgeschnitten. D. 9, 10; A. 3, 9. Indischer Ocean. — Se. Zepidus id. verwandt mit Sc. globiceps Val. Tahiti. Labroidei ctenoidei. Amphiprion japonicus Schlegel. Zwei weisse Querbinden, Schwanzflosse gelb, Bauch- und Afterflosse schwarz gerandet. D. 10. 15; A. 2. 13. Heliases notatus Schlegel |. c. braunroth, ein weisser Fleck dicht hinter der Rückenflosse, ein schwarzer Fleck am Grunde der Brustflossen. Mit dem Namen Caprodon bezeichnet Schlegel. c. einen Fisch, dessen Zähne hechelförmig in beiden Kiefern sind, vor denen eine Reihe grösserer steht, die drei vordern im Oberkiefer jederseits sind 'grösse' Schneidezähne, der vorderste im Unterkiefer ist sehr gross, und nach aussen gerichtet, hinter ihm ein etwas kleinerer, DILL LLC e Gebiete der Ichthyologie während des Jahres: 1843. 239 auf der Mitte des Unterkiefers steht wieder ein grosser nach hinten gebogener Zahr, hinter ihm folgen keine hechelförmigen Zähne mehr. B. 5; D. 10. 20; A. 3. 9. Rosenfarbig, am Kopfe gelbe Züge, einige unregelmässige schwarze Flecke in der Mitte der Rückenflosse. Rückenflosse und Afterflosse sind mit Schuppen bedeckt wie bei den Squamipennen. Schlegel stellt den Fisch zu den Sciaenoiden, ich vermuthe nur wegen der Strahlenzahl in der Kiemenhaut, dass er hierher gehören möchte. Jenyns stellt ].c. eine neue Gattung Steg astes in die Fami- lie der Squamipennen. St. imbricatus von den Cap Verdischen In- seln. Im Nachtrage erkennt er den Fisch für Glyphisodon luridus Cuv. Val. Chromidei. Chromis facetus Jenyns D. 15.10, A.6.8. Rio Plata. Scomberesoces. Couch legte der Linnean Society einen kleinen Fisch von Zoll Länge, der in Cornwall gefangen war, vor, und den er für eine neue Gattung in der Nähe von Hemiramphus hält. Der Unterkiefer stand beträchtlich vor, und erschien mehr knorplig, Rücken- und After- flosse hinten. Für Aufstellung der Gattung ist eine genauere Be- schreibung nöthig, die wohl anderen Orts gegeben werden wird. Leicht könnte es der Jugendzustand eines bereits bekannten Fisches sein. (Annals of nat. hist, XI. p. 232). Malacopierygii. Siluroidei. Silurus triostegus Heckel lische Syriens, Kopf verlängert, erste Strahl der Brustflossen stark, gesägt, D. 1. 2; A. 3.86. im Tigris bei Mossul. Hecke] beschreibt ]. c. den Silurus Cous Linn. (Pimelodus cous Val.) als Arius Cous, indem sich am Gaumen zwei Haufen sammt- artiger Zähne finden. Pimelodus pullus de Kay, Brustflossen spitz, Schwanzflosse aus- gerandet. 11 Zoll, D. 1.5; V. 85 A. 17. Nördliche Seen von New- York. — P. atrarius id. schwarz, Fettflosse schmal und hoch, Schwanzflosse ausgerandet, abgerundet. 5 Zoll. D.1.6. V.8. A.%. In Nebenflüssen des Hudson. — P. exsudans Jenyns. Sechs Bart- fäden, der Maxillarfaden erreicht die Afterflosse nicht, ‚Fettflosse nicht ganz doppelt so lang wie die Rücken- und Afterflosse. D. 1.7. A. 13 bis 14. Brasilien. Callichthys paleatus Jenyns, verwandt mit C. punctatus Val, aber er besitzt ausser den 4 gewöhnlichen Fäden noch 2 Lippen- fäden, und die Maxillarfäden reichen nur bis auf die Mitte des Auges. Ist wohl nicht eigene Art. Südamerika, 240 Troschel: Bericht über die Leistungen im Cyprinoidei. In Heckels oben erwähnter Arbeit über Syrische Fische ist der grösste Theil den Cyprinen gewidmet, und Verf. legt mit Recht einen hohen Werth auf die Bildung der Schlund- zähne. Die erste Tafel der Abbildungen stellt die verschie- denen Formen derselben dar, und es ist in der That leicht, mit dieser Hülfe, Cyprinen zu bestimmen, namentlich ist dies bei denen gelungen, welche das Berliner Museum durch Prof. Koch aus Syrien erhalten hat. Die Schlundzähne werden in vier Hauptabtheilungen gebracht: 4) Hohlzähne (dentes excavati) mit hohlkehlenartiger Ver- tiefung an der Rückseite, sie zerfallen in Löffelzähne und Schaufelzähne. 2) Kauzähne (dentes masticatorii) mit nach aufwärts ge- richteten Kauflächen ohne Haken; sie zerfallen in Pflaster- zähne, Mahlzähne, Becherzähne, Meisselzähne, Kammzähne, Messerzähne. 3) Hakenzähne mit Kauflächen (dentes uncinato -submo- lares) mit schmalen nach innen zu in einen Haken auslaufen- den etwas concaven Kauflächen ; sie zerfallen in Keulenzähne, Drückzähne und Greifzähne. 4) Hakenzähne ohne Kauflächen (dentes uncinato -sub- conici) langgestreckt mit rückwärts gewendetem Haken; sie zerfallen in Fangzähne und Würgezähne. Die beiden erstern gehören Cyprinen mit langem Darm- kanal, die beiden letzteren solchen mit kurzem Darmkanal an. Die 54 Gattungen, welche Verf. annimmt, und unter denen 28 Heckelsche, werden demnächst in zehn Tribus getheilt, und sämmtlich vollständig charakterisirt; auch werden in die- ser Uebersicht sämmtliche Arten namentlich angeführt mit den nöthigen Citaten und Angabe des Vaterlandes. In Beziehung auf die Gattungscharaktere sehe ich mich genöthigt, auf das Buch selbst zu verweisen, dessen Studium für die Naturge- schichte der Cyprinoiden unentbehrlich ist. Bei manchen Gat- tungen kennt Verf. den Bau der Schlundzähne nicht, weil ihm das Material fehlte, und eine grosse Anzahl von Arten bedarf aus demselben Grunde noch der Untersuchung, so dass diese Familie noch immer nicht ganz aufs Reine gebracht ist. Die neuen Arten aus Syrien sind folgende: Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 234 Barbus Lacerta, pectoralis, perniciosus, Grypus, Seincus, Raja- norum, Kersin; Labeobarbus Kotschyi; Luciobarbus xzanthopterus, esocinus, Scheich; Scaphiodon Trutta, fratercula, Umbla, socialis, peregrinorum; Systomus luteus, albus; Phozxinellus Zeregi; Cypri- nion macrostomus, Kais., Cypris; Discognathus variabilis, rufus, obtusus; Tylognathus nanus; Acanthobrama centisguama, Marmid, Arrhada, cupida; Chondrochilus regius; Squalius Berak, lepidus, cephalopsis, spurius; Aspius vorax; Alburnus Sellal, microlepis, coe- ruleus, hebes, mossulensis, capito, pallidus; — Cobitis frenata, Pan- thera, insignis, Tigris, Leopardus, Wenn gleich der 17te Band der Histoire naturelle des Poissons von Cuvier und Valenciennes erst im Jahre 1844 erschienen ist, so scheint es mir dennoch angemessen, ihn bereits an diesem Orte zu besprechen. Valenciennes beschliesst in diesem Bande die eigentlichen Cyprinoiden ohne Zähne. Im Allgemeinen befolgt er ein ganz anderes Princip als Heckel. Während dieser danach strebt, durch constante Charaktere zu sondern, zu unterscheiden, was vielleicht zu- weilen zu einem mehr künstlichen, als natürlichen Systeme führen mag, so strebt Valenciennes danach zu vereinigen, und lieber verwandte Formen in grossen Gruppen bei einander zu lassen. So zieht der letztere eine grosse Menge von Cy- prinoiden in eine Gattung Leueiscus zusammen, die bei Heckel in etwa 16 verschiedene Gattungen vertheilt sind. Es mag recht schwer sein, nach der Valenciennes’schen Arbeit einen Fisch dieser Abtheilung zu bestimmen. Ausserdem folgen dann die Gattungen Chondrostoma, Catla ( Gibelion Heckel), Catostomus, Sclerognathus (Catostomus Cyprinus Lesueur) scheint mit Rhitidostomus Heckel übereinzustimmen, Exoglos- sum. Auf die vielen neuen Arten kann unmöglich hier ein- gegangen werden. Einige neue Cyprinoiden aus der Gattung Barbus werden von Smith Jll. South Africa 14. abgebildet und in Untergattungen ge- bracht, Heckel hat sie bereits berücksichtigt: Cheilobarbus capensis, 167 Zoll. D. 10; P. 16; V. 8; A.7; C. 19. — Ch. marequensis unter- scheidet sich vom vorigen etwas in der Form. Pseudobarbus Burchellii, 4 Zoll, die Flossen am Grunde roth. D.8; P. 12; V.6; A.7; C. 19. — Ps. pallidus D.7; P. 14; V.6; A. 7; ©. 17. Abrostomus umbratus, röthlich grau mit gelben Flecken. D, 10; P. 12; V. 10; A. 6; C. 21. -- A. capensis D. 11; P, 16; V. 9; A, 6; €. 18. 242 Troschel: Bericht über die Leistungen im Labeo elegans de Kay, oben bläulich, Kopf grünlich, Rücken- flosse oben abgerundet. 8 Zoll. D. 12; P. 15; V.9; A.8. New-York. — 'L. esopus id. Rücken erhaben, Schuppen Jlänglich, Seitenlinie un- deutlich. 10 Zoll. D.12; P. 16; V. 9; A.7. New-York, aus dem In- nern des Staats. Abramis versicolor de Kay, silberfarbig mit grün, blau und gold varürt. 7 Zoll. D. 9; P. 14; V.9; A. 14. In den Flüssen Connecti- cut und Hudson. Catostomus oneida de Kay, Rücken höckerig, zwei kurze Sta- chelstrahlen an der Rückenflosse, Kopf glatt, mit zahlreichen Schleim- poren. 12 Zoll. D,2. 13; P.15; V.9; A.8. See Oneida. — €. pal- lidus id. Seiten blass, die beiden Abtheilungen der Schwimmblase durch eine weite Oeffnung vereinigt. 10 Zoll. D. 13; P. 16; V. 8; A.8. bei Peekskill. Leueiseus nitidus de Kay Körper silberweiss, Kopf mit Schleim- poren, Schwanz tief ausgerandet, nicht gegabelt. 10 Zoll. D, 8; P- 16; V.10; A. 9. See Champlain. — L. chrysopterus id. Eine grosse Schuppe am Grunde der Bauchflosse, Rückenflosse ausgerandet. 6 Zoll. D.9; P. 19; V. 9; A. 10. Hafen von New-York. — L. vittu- tus id. olivengrün mit goldenem Rückenstreif, unten silberfarbig mit einem Stich ins fleischfarbige. 4 Zoll. D.9; P. 15; V.8; A.8. Mo- hawk. — L. pygmaeus id ein oder mehrere Augenflecke am Schwanz. 1 Zoll. D.14; P. 16; V.6; A.13. In Bächen bei Tappan, Rockland County. a“ Cyprinodontes. Poecilia decemmaculata Jenyns, zehn schwarze Flecke in einer Längsreihe an jeder Seite. D.8: A. 10. 1: Zoll. Maldonado. Lebias lineata Jenyns, jederseits sieben schwarze Längslinien. 2 Zoll. D.9; A.9. Maldonado. — L. multidentata id. Zähne drei- spitzig, aber in mehreren Reihen. 3 Zoll. D. 9; A.9. Monte Video. Wird vielleicht eine eigene Gattung bilden müssen. — L. mento Heckel Fische Syriens, mit vorspringendem Kinn. D. 2.10; A. 2.9. — L. cypris id. Rückenflosse weiter vorn. D. 2. 9; A. 2. 8. Beide von Mossul. Fundulus zebra de Kay, gegen zwanzig senkrechte Linien über den Körper, Rücken- und Afterflosse, weiss punktirt. D. 10; P, 17; V:6; A. 10. In Salzwasserbuchten bei New-York. Hydrargira utricauda de Kay, olivenbraun mit einem schwar- zen breiten Streifen am Schwanz. 4 Strahlen ‘in der Kiemenhaut. 34 Zoll. D. 155 P. 15; V. 6; A. 10. See Champlain. Zu den Cyprinodonten stellt Jenyns eine neue Gattung Mesites, welche sich, wie es scheint, nicht von Galaxias Cuv. unterscheidet. Verf. beschreibt drei neue Arten: M. maculatus und\alpinus von Tierra del Fuego und M. attenuatus von Neu-Seeland. Von allen wird als Grösse %4 Zoll angegeben. £ Lou LLLLLLLLLLLLULLUUULLL[[[_ CE se Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 243 Charaeini. Die von Jenyns Voy. of the Beagle aufgestellten Arten der Gattung Tetragonopterus sind schon in der Arbeit über Characinen (siehe oben Vol. 1. p. 81) berücksichtigt worden. T. rutilus scheint nicht verschieden von Tetrag. bimac. Müll. Tr.; (Salmo bimaculatus Bl.), T. Abramis und scabripinnis sind neu, taeniatus scheint das Weibchen von scabripinnis zu sein. T. interruptus wird wegen der abweichenden Zahnbildung ein neues Genus bilden müssen. Alle sind aus Südamerika. Salmones. Histoire naturelle des Poissons d’eau douce de l’Europe centrale par L. Agassiz. Empbryologie des Salmones par C. Vogt. Neuchatel 1842. 8. Die Untersuchungen sind an Coregonus palea Cuv. angestellt. Young stellte Beobachtungen über das Wachsthum der Salmen an. So lange die Fische im süssen Wasser bleiben, stimmt Young ganz mit Shaw überein; im Salzwasser wach- sen sie weit schneller. Er zeichnete viele Fische beim Ab- gange ins Meer und viele wurden bei ihrer Rückkunft wieder eingefangen, so dass es keinem Zweifel unterlag, er habe es mit denselben Individuen zu thun. So beobachtete er den Uebergang in die verschiedenen Alterszustände. Im. April und Mai 1837 zeichnete er absteigende Smolts, welche als Grilse im Juni und Juli wiedergefangen wurden; sie wogen mehr oder weniger nach der Länge der Zeit, die sie im Meere zugebrächt batten. Ein im April gezeichneter wog am 25. Juli 7 Pfund, ein anderer im Mai gezeichneter wog am 30. Juli ‚34 Pfund. Ein Grilse von 4 Pfund, gezeichnet im Ja- _ amar 1842 wurde im Juli als Salmon von. 9 Pfund wieder- gefangen. (Annals of nat. hist. XI. p. 157). John Shaw stellte ebenfalls wieder Beobachtungen über das Wachsthum an Salmo trutta an. Am ersten November 1839 wurden die Eier befruchtet, die Jungen verliessen das Ei in 75 Tagen; sie erlangten in zwei Jahren eine Grösse von 7 Zoll und wurden Smolts, Dann observirte er an Smolts in den Flüssen. Sie kehrten im Juli und August als Herlings (Salmo albus Flem.) zurück mit einer Zunahme ihres Gewichts von 7 — 8 Unzen. Sie gingen später wieder in See und kehrten im Mai und Juni zurück mit einem durch- AA Troschel: Bericht über die Leistungen im schnittlichen Gewicht von 14 Pfund. Nach der dritten Wan- derung in die See erschienen sie wieder im nächsten Som- mer mit einem Gewicht von 4 Pfund. Nach dem vierten Seegange wogen sie im nächsten Sommer 6 Pfund, also im sechsten Sommer ihres Lebens. (Annals of nat. hist. XI. p. 384). Auch John Blackwall giebt Bemerkungen über Sal- mon, die er im Conway-Flusse beobachtet hatte. Die jungen Männchen mit den Charakteren des Parr haben ihre Milch bereits stark entwickelt, während die Eier der Weibchen noch weit zurück sind; diese Männchen entleeren ihre Milch in den nächsten Wintermonaten; die Salmon -Smolts haben ihre Milch bereits vor der Seewanderung entleert, obgleich die Roggen der Weibchen noch sehr klein sind; Smolts erhalten das Ansehen von Parr’s, wenn man vorsichtig die Silber- schuppen abnimmt. — Verf. tadelt es, dass Young bei seinen Wägungen nicht zugleich Rücksicht auf Maasse genommen habe, da es beim Gewicht sehr auf die Beschaffenheit (con- dition) ankäme. Freilich lässt eine so bedeutende Gewichts- zunahme, wie sie Young in so kurzer Zeit angiebt, auf einen guten Fütterungszustand schliessen. (Amnals nat. hist, XI. p- 409). Griffith bildet den Salmo orientalis (vergl. dies Archiv 1843. 1. p. 113) ab; er fand ihn in einer Erhebung von 11000 Fuss in den Flüssen, die in den Bameanfluss fallen. (Mc Clelland Caleutta Jour- nal 11. p. 283). Unter den Lachsen stellt de Kay eine neue Gattung Bajone auf: eine Reihe gleicher Zähne im Oberkiefer, eine kürzere Reihe im Zwischenkiefer und am vordern Theil des Vomer, eine Reihe langer krummer Zähne um den Rand der Zunge. Zehn Strahlen in der Kiemenhaut. Fettflosse hinter der Afterflosse; Schuppen sehr klein. B. fontinalis, sechs bis acht senkrechte schwarze Binden an den Seiten; zwei Zoll. D.8; P. 12; V. 7; A.9. lebt in klaren Bächen und Quellen. Jenyns stellt ebenfalls eine neue Gattung der Salmonen Aplo- chiton auf: ganz schuppenlos, kleine Zähne in beiden Kiefern in einer Reihe, auf der Zunge und am Vomer zwei Längsreihen, keine am Gaumen. Drei Strahlen in der Kiemenhaut. Leben in süssem Wasser. 4. Zebra mit schwarzen Querbinden. 9 Zoll. D. 11; A. 2. 14. Falkland -Inseln. — 4. taeniatus mit braunen Punkten be- sprengt, an den Seiten mit einer silbernen Längsbinde. 4 Zoll. D. 12; A.2.13. Terra del Fuego. Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 245 Esoces Esox fasciatus de Kay, grünlich gelb mit dunklen senkrechten Streifen an den Seiten. 10 Zoll. D. 15; P. 15; V.9; A. 14. Long Island. Clupeoidei. Bei Jenynsl. e. sind drei neue Heringe angeführt: Clupea fue- gensis 3 Zoll. D. 18; A. 19. Terra del Fuego. — C!. arcuata 4 Zoll. D.18; A. 23, Bahia blanca. — Cl. sagax 10+ Zoll. D. 11; A. 18—19. Lima. ‚ Alosa teres de Kay, cylindrisch, Bauchflossen hinter der Rücken- flosse. 7 Zoll. D.19; P. 15; V. 10; A. 12. Hafen von New-York. — A. pectinata Jenyns, Bauchflossen vor der Rückenflosse, Schuppen mit kammartigem Rande, 12 Zoll. D. 16; A. 21; P. 17; V.7. Ba- hia blanca. Engraulis ringens Jenyns Beagle D. 15; A. 19. Peru. .,. Chaetoessus signifer de Kay, Rücken mit 3 oder 4 dunklen Li- nien, ein runder schwarzer Fleck hinter der Kiemenöffnung, After- flosse deutlich. 12 Zoll. D.19; P.18; V.8; A.21. New-York. Amia occidentalis de Kay, dunkelbraun, verlängert, Seitenlinie röhtig, kein Schwanzfleck. 2 Fuss. D.46; V.9; A. 11. Sauroidei. Lepisosteus platyrhynchus de Kay, Kiefer breit, verlängert, der Oberkiefer dreimal so lang als breit am Grunde, Schuppen glatt. 2 Fuss. D.7; V.6; A.8. Florida. Gadoidei. Lota inornata de Kay, Bauchflossen mit fadenförmigen Spitzen, der erste Strahl zum Theil frei, beide Rückenflossen fast gleich hoch. 2 Fuss. D. 9. 71; V.7; A. 63._ Hudson. Merlangus leptocephalus de Kay, grün über der Seitenlinie. D. 12. 19.19; V.6; A. 27.20. New-York. nn. Pleuronectae. mn Platessa pusilla de Kay, Augen rechts, olivenbraun, kein After- stachel. 11 Zoll. D. 67—69; P. 11; V. 6; A. 50. — P. ocellaris, Oberseite mit Augenflecken, Schwanz gerundet, Augen links. 18 Zoll. D. 95; P. 12, V. 6; A. 72. u Hippoglossus Kingii Jenyns Beagle, Augen links, Seitenlinie vorn bogig. D. 18. 48; A. 51; P. 11; V.6. Valparaiso, ı » Rhombus lentiginosus Richardson Annals XI. p. 495. Augen links, elliptisch, Schwanzflosse rhombisch, Bauchflossen unter sich und von der Afterflosse getrennt, Schuppen gewimpert. D. 73; A. 59. Port Essington. Solea liturata Richardson Transact. zool. Soc. of London. none lituris exiguis geminatis, sparse sed irregulariter maviogniD; Archiv f, Naturgesch, X. Jahrg. 2. Bd, 246 Troschel: Bericht über die Leistungen im pinna ventrali dextra cum anali “onjuncta; pinna caudae soluta. Australien. 6 Zell. Anguillares. Muraena lentiginosa Jenyns ].c. rothbraun, mit kleinen gelben Zirkelflecken. 20} Zoll. Gälapagos-Inseln. Ausserdem beschreibt Verf zwei Arten dieser Gattung ohne Artnamen, die eine von den Cap Verdischen Inseln, die ändere von Tahiti. Conger punctus Jenyns mit rothbraunen Querbinden und engen grauen Zwischenräumen; viele kleine Punkte auf der Haut. 3 Zoll 3 Lin. Terra del Fuego. Ophidini. Richardson beschreibt (Annals XI. p. 175) einen Fisch von Port Essington in Neuholland als neue Gattung, die er in die Nähe von Ophidium stellt, unter dem Namen Machaerium. Er stellt die Gattungen Ophidium, Machetes, Echiodon und Fierasfer als be- sondere Familie in die Nähe der Gadoiden, wohin er auch die Blen- nioiden ziehen will. Die Gattung Machaerium charakterisirt er fol- gendermassen: Piscis malacopterygius, apodus, ensiformis, squamo- sus. Apertura branchialis satis magna sub gula extensa. Radiü membr. branch. sex. Opercula conspieua. Os modice extensivum. Dentes parvi, uniseriales in ossibus intermaxillaribus et in maxilla inferiore, quae rictum efficiunt, ordinati. Genae et regiones supra- scapulares squamosae. Pinnae verticales coalitae, radiis spinosis nullis. Pinna dorsi per totum fere dorsum regnans. Linea lateralis brevis super anum desinens. M. subducens B. 6, D. 70; A. 59; P. 10; v0. De Kay beschreibt als neue Art der Gattung Ammodytes einen Fisch: 4A. vittatus, der sieben Dornfortsätze vor der Rückenflosse hat, die Kieferzähne fehlen, und am Vomer finden sich zwei Knochen- fortsätze, die kaum für Zähne genommen werden können; keine Schwimmblase. Dieser Fisch scheint eine eigene Gattung der Scom- broiden bilden zu müssen, in der Nähe von Lepidopus. Er hat einen breiten Silberstreifen an den Seiten. D. 7.54; P. 15, A. 28. Lophobranehii. Syngnathus wiridescens de Kay, oben dunkel olivengrün, unten gelblich. 7 Zoll. D. 40; P.14; A. 3. — $. dcieularis Jenyms, gelb- braub, etwas'mehr zusämmengedrückt als Acus, über 40 ‘Strahlen in dor Rückenflosse, 1 oder 2 in der Afterflosse, Brustflossen isehr klein. 6 Zoll. Valparaiso. = S. conspieillatus id. grau mit braunen Quer- binden. 44 Zoll. D. 31; A. 32; P. 14. Tahiti. — 8. erinitus id. grau‘, Batch und Deckelfleck schwarz, zwei Fäden über den Augen, keine Afterflosse, Brustflossen sehr klein. '31 Zeil. Pätägonien a 2.2 (ui re Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843: 247 Pectognathi. Gymnodontes. Diodon fuliginosus de Kay, oben olivengrün, unten orange, mit dreieckigen Dornen bedeckt, drei Dornen über jedem Auge, Schwanz- flosse lanzettlich. 2 Zoll. D. 14; P. 22; A. 8. — D. verrucosus id. mit rundlichen Feldern, von welchen biegsame Dornen entspringen. 14 Zoll. D. 11; P.22, A. 10. Hafen von New-York. Unter dem Namen Acanthosoma unterschied de Kay I, c. eine neue Gattung, welche von Diodon darin abweicht, dass die Rücken- Schwanz- und Afterflosse vereinigt sind. Eine Art 4. carinatum (Diodon carinatus Mitchill) 1 Zoll lang. D. F C. + A. 52. P. 12. Tetrodon aerostaticus Jenyns 1. c. wie lineatus Bl., aber die Seitenlinie fehlt, Rücken und die oberen Seiten gefleckt. 23 Zoll. D.11; A. 10; P. 11. — T. implutus id. olivenfarbig mit weissen Zir- kelflecken, Nasenlöcher röhrig, gablig. 5 Zoll. D. 10; A. 10; P. 16. Indischer Ocean. — T. annulatus id. oben schwarzbraun mit schwar- zen Zirkelflecken, Nasenlöcher cylindrisch mit zwei seitlichen Oeff- nungen. 9 Zoll. D. 8; A.7; P.15. Galapagos-Inseln. — T. angusti- ceps id. oben dunkelgrün, mitten auf dem Rücken zwei Cirren, Na- senlöcher röhrig mit zwei seitlichen Oeffnungen. 9 Zoll. D.8; A.7; P.15. Galapagos-Inseln. Selerodermi. Ostracion undecim-aculeatus Smith Jll. South Africa 16. vier- kantig, 5 Dornen am Rücken, 6 an den Seiten des Bauches. Cap. bon. spei. Von der Gattung Ostracion trennt de Kay eine Gattung Lacto- phrys ab, zu welcher er Ostracion Yalei Storer und Osträcion sex- eortttus Mitchill zählt, und in der er ausserdem eine neue Art auf- stell. Der Körper ist dreikantig, mit kräftigen, rückwärts gerich- teten Dornen vor der Afterflosse, über den Augen Dornen. Bei der neuen Art L. camelinus ist der Rücken in einen Dorn erhoben, ausserdem acht Dornen. 34 Zoll. D.'9; P. 10; A. 10. Balistes fuliginosus de Kay: Schwanzflosse doppelt ausgerandet, ein einzelner Dorn zwischen der ersten und zweiten Rückenflosse. 12 Zoll, D. 2.1. 28; P. 14; V.7; A.26. Hafen von New-York. Monacanthus setifer de Kay: einige der vordern Strahlen der Rückenflosse in Fäden verlängert. 7 Zoll. D. 1. 33; P. 13; A. 33. Hafen von New-York. Aleuteres velutinus Jenyns, hellbraun mit vier dunklern Längs- binden, rauh, 8 Zoll. D.2. 33; A. 31. Georgs-Canal. ‘ Plagiostomi. Matteucei stellte neue Versuche am Zitterrochen an 248 Troschel: Bericht ü. d. Leistungen i. Gebiete d. Ichthyol. etc. (Annals XI. p. 406; Comtes rendus XVI. p.455; Frorieps No- tizen XXV. p. 184). In einer kleinen Schrift (Spieilegium observationum ana- tomicarum de Organo electrico in Rajis 'aneleetrieis et de Haematozois. Memoriam sacram regis augustissimi beati Fri- deriei Guilielmi III. indieit A. F. J. Carolus Mayer. Bon- nae 1843). zeigt der Verf., dass auch die nicht electrischen Rochen mit einem Rudiment eines electrischen Organs ver- sehen sind. Er sieht dafür ein’ kaum haselnussgrosses drüsi- ges Organ an, welches an derselben Stelle liegt, wo beim Zitterrochen das electrische Organ sich befindet. Er vergleicht es mit der Parotis.. Es wurde bei Raja clavata, batis und Schultzii beobachtet. (Vergl. auch- Froriep’s Notizen XXVII. p- 121). Humphreys Storer' erhielt am Cape Cod und von New- „York einen eleetrischen Fisch, den er für identisch mit Raja nobiliana Bonap. erkannte. (Silliman American Journ. Jan. 1843; Annals'ct. X1. p. 326). Eleutherehranchi. Ueber den Bau des Gehirns des Störs schrieb Stannius (Müller’s Archiv 1843 p. 36). Cyclostomi, Petromyzon appendix de Kay: Rückenflossen zusammenhängend, - gelb, Afterflosse vorn mit einem fadenartigen Anhang. 6 Zoll. Hudson. Ammocoetes unicolor de Kay, einfarbig, mit einer Rückenflosse. 5 Zoll. See Champlain. Myzine australis Jenyns. Zwei Kiemenlöcher etwas Bez dr vierten Theil der ganzen Länge; eine Reihe Poren an jeder Seite des Bauches. 114 Zoll, Tierra'del Fuegoe. Kann mit dem Schwanz voran schwimmen, Das Geruchsorgan: bei Amphioxus fand Källiker (Mül- ler’s Archiv 1843 p. 32). Es ist unpaarig und weist‘ ‘von neuem dem Thier die unterste Stelle unter den Cyclostomen an. 249 Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in | | der Naturgeschichte der Insecten, Arachniden, Cru- staceen u. Entomostraceen während des Jahres 1843. Vom Herausgeber. Die Leichtfertiskeit, mit welcher die Namengebung in allen Theilen der Zoologie immer mehr und mehr, vorzüglich aber von den Franzosen und Engländern behandelt wird, ist zu umfangreich geworden, als dass sie nicht Bedenken hervor- gerufen hätte. Es sind denn auch gleichzeitig von zwei Sei- ten her Schritte geschehen, um ihr zu begegnen und sie wo möglich zu tilgen. In England ist eine Auswahl von Zoologen für diesen Zweck zusammengetreten, welche ihre Vorschläge im Report of the 12th. ‚Meeting of the Brit. Assoc. of the advance of Science held in Man- iester. June 1842. Lond. 1843. p. 105—121 niedergelegt hat; auch sie in den Ann. of nat. hist. XI. p. 259 veröffentlicht worden. bestehen 1) in Regeln zur Verbesserung bereits gegebener feh- hafter Namen, 2) in Andeutungen für die richtige Bildung neuer men. Im Allgemeinen ist der Entwurf ganz verständig, mir scheint aber nur das verfehlt zu sein, dass nicht auf Linne zurückgegangen ist, der die heutige Nomenclatur geschaffen, und sie in der Philosophia ‚botanica geregelt hat. Die Regeln sind, wie die Nomenclatur, in beiden organischen Reichen wesentlich dieselben, und ihre Anwen- dung aus der Phil. bot. auf die Zoologie ist ganz einfach. Bei feh- lerhafter Namenbildung liegt übrigens meist der Grund darin, dass en Namengebern die nöthigen Sprachkenntnisse mangeln, selbst bis zu dem Grade, dass sie nicht einmal die griechischen Buchstaben sennen, und unter solchen Verhältnissen ist kaum zu erwarten, dass Arbeit des englischen Zoologen-Ausschusses ihre Früchte tragen R. Mehr Erfolg ist von einer Unternehmung zu erwarten, welche dem Festlande von Agassiz’ vielseitiger und glücklicher Thä- igkeit i ins Leben gerufen ist, und in welcher er von einer namhaf- ten Zahl europäischer Zoologen unterstützt wird: Nomenclator Zoo- Archiv f, Naturgesch, X, Jahrg. 2. Bd. Ss 250 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der logieus, continens nomina systematica generum Animalium tam vi- ventium quam fossilium secundum ordinem alphabeticum disposita, adjectis autoribus, libris in quibus reperiuntur, anno editionis, ety- mologia et familiis, ad quas pertinent, in variis classibus. Auctore L. Agassiz. Solodur. Die Einrichtung des Werkes erhellt aus dem Titel. In der Entomologie sind die Crustaceen mit Einschluss der Entomostraca unter Mithülfe von Prof. Burmeister, die Ins. Hemiptera unter Mithülfe von Prof. Germar im J. 1843 erschienen. Nach Voll- endung der einzelnen 'Abtheilungen wird eine allgemeine Uebersicht über alle Namen in der Zoologie, mit Angabe der Jahreszahl und Nachweis der Klasse und Ordnung gegeben werden. Auf diese Weise wird auf der einen Seite dem grossen Uebelstande, welchen diemehrfache Benutzung einesund desselben Namens hervorbringt, für die Zukunft vor- gebeugt, auf der andern Seite durch die Einrichtung des Buches auch ein Ueberblick über die bereits aufgestellten Gattungen und andern sy- stematischen Abtheilungen gegeben, so dass in doppelter Beziehung sich dies Werk jeden Zoologen unentbehrlich macht, und wesentlich dazu beitragen wird, die Zahl der Synonymen für die Zukunft zu verringern. Werthvolle Untersuchungen über den innern Bau der In- secten im weiteren Sinne hat Newport in den Philosoph. Transact. Roy. Soc. of Lond. 1843. S. 243 „On the Structure Relations and Development of the Nervous and Cireulatory Systems, and on the Existence of a Complete Circulation of the Blood in Vessels, in Myriapoda and Macrourous Arach- nida. — First Series.” niedergelegt, welche, wenn sie sich auch zunächst auf ein paar bestimmte Gruppen beziehen, doch auf alle Klassen ihre Anwendung finden. Dies gilt zunächst von den Untersuchungen über den Bau der Ganglienkette. Der Verf. hatte schon vor neun Jahren gezeigt, dass die Nervenstränge zwischen den Ganglien jeder aus zwei Säulen be- stehen, und darin die Unterscheidung in Empfindungs- und Bewegungs- nerven gefunden. Jetzt hat er mehrfache Uebergänge von Fasern aus der einen Säule in die andere erkannt, doch fällt es ihm auf, dass die untere Säule allein die Ganglien bilde, während die obere denselben ohne merkliche Erweiterung aufliegt. Das Gang- lion wird theils durch Anschwellung der Nervenfasern selbst, theils durch zwischengelagerte, mit einem Kern versehene Zellen gebildet. Ausserdem finden sich im Ganglion noch Bündel von Querfasern, und zwar eben so viele als Nerven auf jeder Seite abgegeben werden, so däss sie Commissuren zwischen den einander entsprechenden Nerven bilden. Mit dem Gehirn und andern Nerven haben sie kei- nen unmittelbaren Zusammenhang. Ihre Function ist daher auf den Nervenreflex zu beziehen. Eben so sind die Nervenfasern zu be- ee... ne Naturgesch. der Inseeten ete. während des Jahres 1843. 9251 trachten, welche an der Aussenseite des Neryenstrangs liegen, und keinen Zusammenhang mit dem Gehirn haben (Verstärkungsfasern). Er unterscheidet demnach vier Schichten von Nervenfasern im Bauch- mark: 1) Bewegungs-, 2) Empfindungsnerven, beide.ins Gehirn füh- rend, die eine Knoten bildend, die andere knotenlos; 3) die Verbin- dungsfasern, 4) die Verstärkungsfasern, beide unabhängig vom Ge- hirn, die erstere den Reflex in querer, die letztere in der Längs- richtung vermittelnd. Seine Entdeckungen über das Gefässsystem hat der Verf. bei den Myriapoden und Scorpionen beträchtlich erweitert (vergl. Be- richt für 1841 S. 193). Es ist gelungen hier ein vollkommen abge- schlossenes Gefässsystem nachzuweisen. Zuerst entspringt aus jeder Kammer des Rückengefässes, auf jeder Seite eine kleine Arterie (sy- stemie art.) und geht zu den Körperseiten. Die Aorta ferner ver- zweigt sich im Kopfe so, dass Arterienstämme zu allen Organen gehen, ausserdem aber noch ein Gefässring um den Schlund gebildet wird, indem zwei an den Seiten desselben herabsteigende Aeste sich unter demselben vereinigen, um ein grosses Gefäss (supraspinal art.) zu bilden, welches der Oberseite der Ganglienkette aufliegt, vor jedem Ganglion zu jeder Seite einen Ast abgiebt, der sich in so viele Zweige spaltet, als Nervenstränge vom Ganglion ausgehen, welche sie zu den Theilen begleiten. Ebenso theilt sich diese Arte- rie auf dem letzten Ganglion in, den von demselben ausgehenden Ner- vensträngen entsprechende Zweige. Beim Scorpion ist ein auf der Unterseite der Ganglienkette liegender Venenstamm nachgewiesen. Von demselben gehen Aeste zu den Lungensäcken, von wo aus sich das Blut, in Sinus angesammelt, wieder im Rörper verbreitet, um zum Herzen zurückzugelangen. — Im Jugend- (Larven-) Zustande des Thiers ist das Gefässsystem noch minder entwickelt. Lassaigne (Compt. rend. Fror. N. Notiz. 27. B. S. 7. hat über seine chemischen Untersuchungen der Körperbedek- kungen der Insecten berichtet. Einen ihnen eigenthimlichen Stoff, den Odier bereits als Chitine bestimmt hatte, will er lieber Entomaderm genannt wissen. Er ist den Insecten, im weiteren Sinne, eigenthümlich, namentlich findet er sich auch bei den Spinnen, während er bei den Ringelwürmern (Regen- wurm u, $. w.) vermisst wird. In den zusammengesetzten Augen fand Will (Müll. Arch. S. 349) eine Vorrichtung von feinen, 7955 — 1757 Starken Fäden, welche sich von der gemeinschaftlichen Sehnervenschicht bis an das Pigment erstrecken, welches die Pupille bildet. Der Verf. vermuthet, dass sie Bewegungsfüden sind und zur Erweiterung und Verengerung der Pupille dienen. J. Müller S# 252 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der machte in einer Anmerkung auf den merkwürdigen Bau der Anschwellungen der Sehnervenfäden des Flusskrebses auf- merksam. Inseeten. Ueber die Malpighischen Gefässe der Inseeten hat Leon Dufour (Ann. d. sc. nat. XIX. p. 147. pl. 6—-9. Fror. N. Notiz. 26. Bd. S. 257) eine umfassende Abhandlung veröffent- licht, welche einen reichhaltigen Ueberblick über die verschie- denen Formen dieser Organe, nach den verschiedenen Ord- nungen giebt, durch zahlreiche Abbildungen erläutert. Der Verf. spricht sich für die Ansicht aus, welche diesen Or- ganen die Gallenbereitung zuschreibt, und stützt sich hierin beson- ders auf ihre Einmündung in den chylusbereitenden Theil des Darms. Noch mehr hätte diese Ansicht begründet werden können, wenn auf die grosse Uebereinstimmung der Malpighischen Gefässe der Heu- schrecken mit der Leber der Krebse hingewiesen wäre. Auch ist der Verf. in den feineren Bau der betreffenden Organe nicht einge- gangen. Abgesehen von den Fällen (bei einer grossen Anzahl von Coleopteren), wo eine scheinbare zweite Insertion der Malpighischen Gefässe in den Mastdarm stattfindet, fand der Verf. bei vielen He- mipteren, dass diese Gefässe in eine eigene Aussackung des Mast- darms zu münden schienen, bei genauerer Untersuchung ergab sich aber, dass diese Aussackungen nicht dem Mastdarm, sondern dem vorhergehenden Darmtheile angehöre, der bei Astemma (Pyrrhocoris) apterum sogar noch eine ganze Reihe vorhergehender Blindsäckchen zeigte. Das Farbenspielen der Insectenflügel hat Goureau zum Gegenstande seiner Untersuchungen gemacht, und gezeigt, dass es sich fast allgemein, in geringerem oder höheren Grade bei den durchsichtigen, nicht selten auch bei den gefärbten Flügeln finde. Er führt es auf die physicalische Erscheinung der Farbenkreise zurück. (Ann, d. l. soc. ent. d. Fr. 2. Ser. I. p. 201). Ueber das Vorkommen der Fadenwürmer in den Inseeten hat v. Siebold (Ent. Zeit. S. 78) seine Nachforschungen fortgesetzt. Als Arbeiten über einzelne Faunen sind hier zu erwähnen: Esposizione sommaria delle osservatione raccolte durante V’anno 1842 intorno allo sviluppo ed apparazione successeva degli insetti nei contorni di Napoli, Di Achille Costa, in den Annali dell’ Accademia degli Aspiranti Naturalisti. Für deutsche Localfaunen finden sich mehrere Beiträge a Ee —. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 253 in der Entomol. Zeitung: Aphoristische Mittheilungen über die Umgebungen von Bad Ems in entomologischer Beziehung, von Suffrian (S. 283. 292). — Entomologische Exeursionen im Monat Juni 1842 in der Umgegend des Bades Kissingen von Weidenbach (S. 125). — Ueber Insecten die an den Sali- nen leben von v. Heyden (S. 227). — Auf die schlesische Fauna beziehen sich Mittheilungen von v. Uechtritz und Schummel in der Uebersicht d. Arb. u. Veränd. d. schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur i. J. 1843. Redtenbacher Bemerkungen über die in Syrien von Theodor Kotschy gesammelten Käfer in Russeggers Reisen in Europa, Asien und Africa, I. Bd. 1843, In den allgemeinen Betrachtungen erkennt der Verf. sehr richtig die grosse Uebereinstimmung der Fauna mit der Mittelmeerischen überhaupt und mit der der griechischen Halbinsel insbesondere. In dieser Einleitung sind die bereits bekannten Arten namentlich auf- geführt, und ihre Verbreitung überall näher bestimmt, das Material war indess zu dürftig, als dass der Verf. auch die wichtigen Ver- hältnisse würdigen konnte, in welchen die Syrische Fauna zu denen Mittelasiens, des Persischen Hochlandes einerseits und des Euphrati- schen Thalgebietes andererseits steht. Beitrag zur Insectenfauna von Angola, in besonderer Be- ziehung zur geographischen Verbreitung der Insecten in Africa, vom Ref. in diesem Archiv, 9. Jahrg. 1. Bd. S. 199. — Ueber die Insectenfauna von Congo nach den Sendungen von Cur- ror und Cranch gab Ad. White (Ann. nat. hist. XII. p. 262) einige Nachrichten. Eine Zusammenstellung der von Neuseeland bekannt ge- wordenen Insecten wurde von Ad. White und Ed. Dou- bleday in Dieffenbach’s Travels in New-Zealand Il. Bd. S. 265 mitgetheilt. Der grössere Theil der aufgeführten Arten ist auf den Banks- schen Reisen entdeckt und schon von Fabrieius beschrieben worden. Coleoptera. Ueber die noch so wenig beachtete Flügelfaltung der Coleopteren hat Heer (Entom. Zeit. S.47) wichtige Unter- suchungen angestellt, welche um so grössere Beachtung ver- dienen, als die Art des Einschlagens der Flügel unter die Flügeldecken für die Systematik nicht ohne Bedeutung ist, 254 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der indem sie, wie der Verf, mit Recht sagt, „wenigstens secun- däre Familiencharaktere hergiebt.” Der Verf. unterscheidet drei Fälle: 1) Gradläufige Flügel (alae orthotropae), ohne alle Querfaltung und ohne Bruch (Molor- chus, Atractocerus, Lycus — der Verf. führt auch Carabus an, und beruft sich darauf, dass bei Carabus granulatus ziemlich lange Flü- gel sich unter den Flügeldecken finden, allein diese sind nicht voll- ständig ausgebildet und können daher nicht in Betracht gezogen werden; wenn sie sich ungewöhnlicher Weise vollkommen entwickeln, nehmen sie bei der genannten Art die dritte Form an). — 2) Gegen- läufige Flügel (alae anatropae), gebrochen, ohne Querfaltung (Trichopteryx, Scaphidium, Catops, und die untersuchten verschie- denen Curculioniden). — 3) Querläufige Flügel (alae plagiotro- pae), gebrochen und zugleich eingefaltet, so dass der Vorderrand des Flügels beim eingeschlagenen Flügel einen mehr oder minder spitzen Winkel bildet, während beim gegenläufigen Flügel der Vorderrand übereinander gebrochen wird. Dieser dritte Fall ist der bei weitem häufigste, und zeigt mannigfaltige Abstufungen, die in ihren Haupt- zügen auf eine sehr übersichtliche Art geschildert sind. Ders. (ebendas, S. 51. T.2) hat auch die Gliederung des Hinterleibes der Coleopteren einer übersichtlichen Prüfung unterworfen. Er bemerkt mit Recht, dass sich allgemein bei den Larven 9 Hinterleibsringe vorfinden, dass man die Zahl neun auch beim aus- gebildeten Käfer als die gesetzmässige für die Segmente des Hinter- leibs annehmen müsse, und dass diese Zahl sich nur dadurch schein- bar verringere, dass entweder an der Wurzel oder. an der Spitze ein- zelne Halbringe zurückgezogen oder verdeckt werden, Dies ist mehr auf der Bauchseite als der Rückenseite der Fall, daher die Halb- xinge des Bauches sich mehr von der gesetzmässigen Zahl entfernen als die des Rückens. Ausser der blossen Zahl der Halbringe des Rückens und des Bauches sind auch ihre Verhältnisse zu einander in Betracht zu nehmen. Der Verf. unterscheidet hier folgende vier Fälle: 1) Jedes Bauchsegment entspricht einem Rückensegmente, nur das erste setzt sich häufig nicht auf die Bauchseite fort (Brachely- tren, Silphiden, ächte Lamellicornen). — 2) Die ersten Bauchseg- mente liegen einzelnen Rückensegmenten gegenüber; es setzen sich die ersten Bauchsegmente unmittelbar in einzelne Rückensegmente fort, allein dem letzten Bauchsegmente liegen 2 bis 3 Rückenseg- mente gegenüber (Carabiden, Lucaniden, Elateriden, Byrrhiden). — 3) Den ersten Bauchsegmenten liegen 2 bis 3 Rückensegmente, den übrigen Bauchsegmenten aber nur einzelne Rückensegmente gegen- über, das letzte ist aber in der Regel in das vorletzte zurückgezo- gen. Dieser Fall ist häufig, z. B. bei den Longicornen. —- 4) Dem ersten Bauchsegmente und ebenso dem letzten liegen zwei Rücken- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 255 segmente gegenüber (Heteroceriden, Hydrophiliden, Sphaerididen). — Zuweilen sind auch die entsprechenden Segmente der Bauch- und Rückenseite gegen einander verschoben, wie bei den Calandren und Histeren. — Der Verf. ist in diesen Untersuchungen allerdings auf einem richtigen Wege vorgeschritten, und die Ergebnisse derselben enthalten vieles, was beachtet werden muss, allein sie bedürfen noch oft der Berichtigung. Der Verf. hat nur trockene Exemplare unter- sucht. Ferner dürfen die Stigmen nicht ausser Acht gelassen wer- den. Es sind an der Larve immer die ersten 8 Hinterleibsringe mit Stigmen versehen; danach sind auch beim Käfer die Rückenseg- mente, welche sie enthalten, zu bestimmen. Im Allgemeinen ist die Zalıl derselben in demselben Grade wie die Zahl der Segmente ver- ringert, so dass wir auch beim Käfer ein (letztes) Segment mehr als Stigmenpaare finden, doch kommen hierin einige Ausnahmen vor. Nie aber kommt ein stigmenloses erstes Segment vor, wie es der Verf. bei Staphylinus (S.52) annimmt. Auch müssen die Käfer mehr mit ihren Larven in Vergleich gestellt werden. So haben die Dy- tiscen- und Hydrophilen-Larven nur 8 Hinterleibsringe. Für die Sy- stematik ist die genauere Kenntniss der Zusammensetzung des Hin- terleibes der Coleopteren von Wichtigkeit, weil sie im Allgemeinen in derselben Familie durchgreifend ist; seltene und auffallende Aus- nahmen bieten die Trichopterygier und Lymexylen dar. Guerin hat unter dem Titel „Species et Iconographie generique des Animaux articules, ou 'representation des genres avec la description abregee de toutes les especes de cette grande division du regne animal, ouyrage formant une serie de Monographies completes. ire partie, Insectes Coleopteres” ein Werk angefangen, welches bestimmt ist eine umfassende Bearbeitung dieser Ordnung zu werden. Der Verf. hat mit den Monographien solcher Gattungen begonnen, welche deren am bedürftigsten sind, den Malacodermen. Ueber die wenigen, welche mir bis jetzt zugekommen sind, werde ich unten berichten. Es ist ein grosser Uebelstand, dass die franzö- sischen Werke häufig in so kleinen Lieferungen wie das vorliegende, und so ungeregelt erscheinen, und es für uns kaum möglich ist, ein solches vollständig zu erhalten. Für die Zukunft hoffe ich durch unmittelbare Mittheilung des Herausgebers in den Stand gesetzt zu sein, vollständig über den Fortgang des Unternehmens zu berichten. Catalog der Käfersammlung von Jacob Sturm. Mit 6 ausgemalten Kupfertafeln. Nürnberg 1843. Es ist dies das vierte Verzeichniss seiner Sammlung, welches der verdienstvolle Verf. seit 48 Jahren herausgegeben hat. Das vorlie- ‚gende zeichnet sich vor allen ähnlichen dadurch aus, dass bei bereits beschriebenen Arten die Zitate zugefügt sind, was, je mehr das Ma- 256 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der terial wächst, desto nöthiger wird. Es wird in dieser Beziehung zum Nachschlagen von sehr grossem Nutzen sein. In einem Anhange ist eine Auswahl zum Theil neuer Arten beschrieben und durch Abbildungen erläutert, welche beweisen, dass der Verf. sich noch heute wie seit mehr als 50 Jahren auf dem Gipfel der Kunst befindet. Leop. Heinr. Fischer hat in seiner Inauguralschrift „Diss. inaug. zool. sist. Enumerationem Coleopterorum circa Friburgum Brisgoviae indigenarum. Frib. Brisg. 1843” eine sorgfältige, für die Kenntniss der Verbreitung der Käfer in Deutschland werthvolle Arbeit geliefert. Beiträge zur Kenntniss der Käferfauna Finnlands gab Mannerheim, indem er seine Beobachtungen aus dem Jahre 1842 über dieselbe auf eine anziehende Weise zusammenstellte, und die neuen Arten genauer beschrieb (Bull. Mose. p. 70, 88). Eine besondere Aufmerksamkeit widmete der Verf. den Myrmecophilen. Die von Dr. Schrenk in den Steppen und Gebirgen der Songarei aufgefundenen neuen Arten wurden von Gebler (Bull. Physico-Math. de l’Acad. d. St. Petersb. I. p. 36) be- kannt gemacht. Hope (Ann. nat. hist. XI. p. 1.364) setzte seine Auflüh- rung neuer Arten aus dem tropischen Africa fort, die gegen- wärtige betrifft die Wasserkäfer, Elateren und Cerambycinen. Beitrag zur Käferfauna der aleutischen Inseln, der Insel Sitkha und Neu-Californiens von Graf Mannerheim (Bull. Mosc. p. 175). Eine umfassende, Zusammenstellung aller bis- her in jenen Strichen beobachteten Arten, von denen ein grosser Theil von Eschscholtz u. a. entdeckt war, welche aber mit einer beträchtlichen Zahl neuer vermehrt sind. Da die Fauna der Aleuten und Sitkha’s so wenig innern Zusammen- hang mit der von Californien hat, wäre es vielleicht zweck- mässiger gewesen beide gesondert und in sich abgeschlossen zu behandeln. Eine Anzahl neuer Arten aus Neu-Granada, Entdeckun- gen von J. Goudot, machte Guerin (Revue Zool. p. 12) bekannt. Hope (Proceed. Ent. Soc. p. 76) setzte seinen Bericht über die Käferfauna von Port Essington (Nord-Neuholland ) fort; bei der Unzulänglichkeit der flüchtig entworfenen Dia- nun u et ee Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 257 gnosen, bei der Unsicherheit der Gattungsbestimmungen (es sind u. a. Tagenia und Asida aufgeführt, welche unmöglich in Neuholland zu finden sind), verspare ich mir den Bericht, bis die Abhandlung mit etwas mehr Gründlichkeit und. Ge- wissenhaftigkeit in den Transactions erschienen ist. Dasselbe gilt von einer Anzalıl von dems. (ebendas. p. 71) aufgestell- ter Arten aus Südwest-Neuholland. Cieindeletae. Diese Familie ist mit zwei neuen Gat- tungen bereichert worden. Myrmecoptera Germar (Guer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 124.) wird vom Verf. als in der Mitte stehend zwischen Dromica und Apte- roessa betrachtet, indem sie mit der ersteren in der Form der Lefze, mit der letzteren in dem verdickten zweiten (nicht dritten) Gliede der Lippentaster übereinkomme. Indess ist auch bei allen Arten von Dro- mica das 2te Gl. der Lippentaster — bei Dr. coarctata und vittata so- gar sehr stark — verdickt. Auch die sehr breiten, zusammengedrückten Fühler, welche die Myrmecoptera besonders auszeichnen, finden sich, wenn auch in geringerer Ausbildung, bei einigen Arten von Dromica, z.B. D. clathrata, so dass ein recht durchgreifender Unterschied der neuen Gattung von Dromica noch vermisst wird. Die neue Art, M. egregia, ist aus Mittelafrica (Fasogl.). Callidema Guerin (Revue Zool. p. 12) verbindet mit dem Ansehn von Iresia und Euprosopus die kurzen Lippentasterstäimme (angeblich das 1te Gl. der Lippentaster) von Oxygonia. Der Name fällt wesentlich mit Calodema Lap. zusammen. C©. Boussignaultii wurde vonGoudot in Neu-Granada hoch in den Cordilleren entdeckt. Die Larve gleicht der von Cicind. campestris, und unterscheidet sich angeblich darin, dass sie nur 2, nicht 3 Ocellen auf jeder Seite hat. Die Larve von Cieindela hat aber eigentlich 4 Ocellen, zwei "grosse und zwei kleine, und vermuthlich sind bei jener Larve nur die kleinen Ocellen übersehen worden, Die Lebensweise der Larve wie die von Cicindela. Der Käfer fliegt nicht. Der Gatt. Ozxycheila fügte Guerin (ebendas. S. 14) zwei neue Arten hinzu: O. aquatica, schwarz mit gelben Beinen und unge- fleckten Flügeldeken, wurde von Goudot in Neu-Granada in einer Höhe von 1400” auf Steinen mitten im Flusse Chipalo gefunden. O. Pinellii aus Brasilien, unterscheidet sich von O. tristis durch klei- neren Fleck und breit abgestutzte Spitze der Flügeldecken. Ozygonia Mannerh. wurde von Germar (Guer. Mag. de Zoo]. Ins. pl. 124.) mit einer zweiten, neuen Art, O. dentipennis, aus Brasilien vermehrt. Loew (Entom. Zeit. S.339.) beschrieb zwei Arten von (ieindela aus Vorderasien, von denen die eine, ©. guadrimaculata aus Kleinasien, zu den ausgezeichnetsten neuen Entdeckungen gehört — 258 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der der Name ist von Sturm schon gebraucht, — die andere, ©; Spun- etata von der Ins. Rhodus, mir nicht verschieden von €. Fischeri. Ad. zu sein scheint. Ausserdem erwähnt der Verf. schöner Abän- derungen von C. littoralis und C. campestris: — Gebler’s (Bull. Acad. Petrop. I. 36,1) Cicindela granulata aus den Thälern des Alatau-Gebirges, gleicht der C. sylvatica, ist düster schwarz, die Flügeldecken fein gekörnt, ein Schulterpunct, ein schräger aussen breiterer Querfleck in der Mitte und ein hinterer Punct weiss. Aus Californien erhielt Menetries (Bull. Acad. Petersb. I. S. 52) Cicindela 12guttata und eine neue Art, CO. californica. Als neue Arten beschrieb Chaudoir (Bull. Mose. p. 674.) Apte- ma denticollis von Kordofan, Megacephala latipennis aus Brasilien?, M. Zaevigata, vermuthlich einerlei mit M. Chilensis Lap.; Odontocheiladistinguendäa,cognata, spinipennisaus Cayenne, Cicindela miranda aus Brasilien, /inearis von Ma- dagascar, assimilis, angeblich aus Aegypten (??), Reichei, api- calis aus Mexico, longicollis vom Senegal, Madagascarien- sis von Madagascar, rectilatera von Mexico, oculata von Ma- dagascar, Colliuris filiformis von Java. Carabiei. Mit neuen Gattungen ist diese Familie in nicht unbedeutender Zahl bereichert worden, vorzüglich durch Chaudoir (Genres nouveaux de la fam. de Carabiques, cont. Bull. d. ]. Soc. Imp. des Nat. d. Moscou 1843. p. 383). Der leichteren Uebersicht halber zähle ich sie in systematischer Reihenfolge auf. Aplothorax Waterhouse, schon früher angezeigt, (verel. Jahrb. f. 1841 S. 205) jetzt genauer beschrieben und abgebildet (Trans- act. Ent, Soc. Lond. 111. S.267. T. 12. F.1), wird jetzt mit mehr Recht als blosse Untergatt, von Carabus angesehen, von welchem sie haupt- sächlich die Form des Halsschildes ohne aufgeworfenen Rand unter- scheidet. Die Vorderfüsse sind schwach erweitert, die vier ersten Glieder unten mit Haarfılz bekleidet. A. Burchellii, von der Grösse des Procrust. coriaceus, ist auf St. Helena zu Hause. Disphericus (richtiger: Disphaerieus) Waterhouse, eben- falls früher schon angezeigt (s. ebendas.) und zwar als eine mit Cy- chrus verwandte Gatt., jetzt a. a. O. S. 210. T.12, F.2. genauer be- schrieben und abgebildet, weist sich als eine mit Tefflus und Pana- gaeus verwandte Gatt. aus. Die Endglieder an beiden Tasterpaaren beilförmig. Das Kinn vorn ausgerandet. Das Halsschild fast kugel- förmig. Die Vorderschenkel etwas verdickt. Die Vorderfüsse beim Männchen schwach erweitert. Am meisten gleicht der Käfer einem Eurysoma, es hat das Halsschild aber keine Spur von Ecken und ist stärker abgerückt. D. Gambianus, glänzend schwarz, mit tief punctirt gestreiften Flügeldecken, vom Gambia. Belonognatha Chaudoir (Bull. Mose. 1843. S. 383) weicht, Naturgoschichte der Insecten während des Jahres 1343. 259 wie. der Verf. sehr richtig bemerkt, mit Nycteis (Beleopterus Kl.) darin von den übrigen Pericalliden, denen sie einzureihen ist, ab, dass die Klauen gezähnelt sind, stimmt ferner auch darin mit Nycteis überein, dass das Kinn keinen Zahn in der Ausrandung hat, und weicht nur darin ab, dass Lefze und Mandibeln etwas gestreckter sind und den Flügeldecken der Endstachel fehlt. B. pustulata, eine kleine, neue Art von Madagascar. Penthus Chaudoir (Bull. Mose. S. 387) gehört zur Ditomi- den-Gruppe, über welche der Verf. hier folgende Uebersicht giebt: 1. Flügeldecken frei: a) Kinn mit starkem Zahn: Aristus, Ditomus, Odogenius — b) Kinn einfach ausgebuchtet: Penthus; — 2 Flügel- decken verwachsen: a) Kinn ungezalnt; «) Halsschild hinten vorge- zogen: Chilatomus; — 8) Halsschild hinten abgeschnitten: Pachyca- - zus; — b) Kinn gezahnt; Mystropterus. — Was Penthus betrifft, so scheint mir diese neue Gatt. in die zweite Abth., mit verwachsenen Flügeldecken zu gehören, und sie würde sich hier nach der Form des Halsschilds an Pachycarus anschliessen, wovon sie sich durch erweiterte Vorderfüsse des Männchens absondert. Die Art, Pen- thus tenebricosus, aus der Gegend von Constantinopel, ist schon vom Waltl Isis 1838 als Ditomus tenebrioides beschrieben. Der Harpaliden-Gruppe kommen folgende zu: Anisocnemus Chaudoir, Bull. Mosc. (S. 391), an. Acinopus erinnernd, das Kinn ohne Zahn in der Ausbuchtung, die Vorderschie- nen etwas erweitert, am Aussenrande stumpf gezackt; eine neue Art: A.ralidus Kl. aus Columbien. Trichopselaphus Chaudoir (ebendas. 5. 399), eine sehr aus- gezeichnete neue Gatt., welche Paramecus nahe steht, aber ohne Zahn in der Ausrandung des Kinns, das Endglied der Lippentaster eiförmig verdickt, ringsum behaart. T. subiridescens, aus Bra- silien, ein Weibchen; die hiesige Sammlung besitzt von ders. Art ebenfalls nur ein Weibchen, von einer andern Art aber ein Männchen, mit stark verdickten, unten mit einem starken Zahn bewaffneten Hin- terschenkeln, und stark gekrümmten, innen sägeförmig gekerbten Hinterschienen, ähnlich wie bei dem Javanischen Hypharpax Mac L., das Endglied der Maxillartaster, welche dem Ex. des Verf. fehlten, ist ebenso gebildet als das der Lippentaster. Diapheromerus Chaudoir (ebendas. S. 402) auf Harp. me- lanarius Dej.? gegründet, von Harpalus durch gestrecktes erstes Fuss. glied, schwammige Bekleidung der erweiterten Fussglieder und die die Zunge überragende Nebenzungen unterschieden. Ctenomerus Chaudoir (ebendas. S. 408), eine Ophonen-Form, mit schwach erweiterten vorderen Füssen, das erste Gl. der Vorder. füsse innen etwas gerundet, deutlich kammförmig, alle unten kamm- förmig beborstet. Ct. crenulatus, neue Art aus Kordofan. Dicheirus (Esch) Mannerheim (Bull. Mosc. 8.211) eben. 260 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der falls eine Ophonen-Form, den Harp. dilatatus und brunneus Dej. enthaltend, welche wegen ihrer verdickten Vorderschenkel und zwei Dornen an der Spitze der Vorderschienen von den übrigen abgeson- dert werden. Cyphogenius Chaudoir (ebendas. S. 395) ist sicher einerlei mit Cratognathus Dej., so wie CypA. pallipes Chaud. (eben- das.) vom Cap mit Cr. mandibularis Dej. Ref. (dies Arch. 1843. I. S.205) hat bei diesem Käfer die irrige Dejeansche Vaterlandsangabe berichtigt, und zugleich die Gatt. Eucephalus Lap. und Daptomorphus Chaud. so wie den Harp. xanthorhaphus Wied. Dej. unter Cratogna- thus vereinigt. Pteroglossus Chaudoir (a. a. O. 8.405.) bietet mir keinen Unterschied von Harpalus dar, selbst die Zunge, auf deren ver- meintliche Eigenthümlichkeit der Verf. Gewicht zu legen scheint, finde ich nicht so wie er sie beschreibt, sondern der von Harpalus, z. B. des H. ferrugineus ähnlich. Die als neu betrachtete Art: Pt. sutu- ralis aus Kordofan, ist nichts anderes als Harp. fulvus Dej., wel- cher sich von Oberägypten bis nach Guinea verbreitet. Da die Gat- tung nicht bestehen kann, fällt der Anstoss, den der für eine Vögel- gattung so bekannte Name giebt, mit fort. Zur Pterostinen-Gruppe: Simodontus Chaudoir (Bull. Mose. p. 412). Der Zahn in der Ausbuchtung des Kinnes kurz, eingebogen, anscheinend gespalten; so ist es bei vielen Dejeanschen Feronien, von welchen sich für diese Gattung aus der sehr ausführlichen Beschreibung auch weiter keine genügenden Unterschiede entnchmen lassen. $. aeneipennis aus Neuholland, fragweise vom Verf. für Fer. australis Dej. gehalten. Oxycrepis (Dej.) Reiche (Rev. Zool, S. 78), mit flach drei- lappigem Kinn, die drei ersten erweiterten Glieder der Vorderfüsse beim g' schief nach innen erweitert, unten mit lappigen Sohlen und Borsten bekleidet. O. Zeucocera aus Columbien, hat dasSte und 9te Fühlerglied weiss. Agaosoma Menetries (Bull. Acad. Petersb. II. p. 63) fällt mit Stenomorphus Dej. zusammen. Die folgenden beiden Gattungen schliessen sich vielleicht den Pterostichinen an, ohne indess ganz genau in diese Gruppe hinein zu passen. Lissopterus Waterhouse (Ann. nat. hist. X]. S. 281) hat etwa die Körperform des Omaseus melanarius, weicht aber von den Pterostichinen darin ab, dass an den Vorderfüssen des g‘ die vier ersten Glieder stark erweitert sind. L. Anotatus, schwarz, die Flügeldecken sehr undeutlich gestreift, jede mit zwei kleinen rothen Flecken am Aussenrande; auf den Falklandsinseln. Azinidium Sturm (Catal. S.51. T.1. F.4.) ist eine neue Gatt., welche nach meiner Ansicht sich Eripus zur Seite stellt, wovon sie sich vorzüglich durch stark beilförmiges Endglied der Maxillartaster Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 261 unterscheidet, auch ist die doppelte Ausbuchtung des Kinns nach der Abbildung tiefer als sie bei Eripus ist. A. africanum, neue muth- masslich africanische Art, doch ohne genauere Bestimmung des Fund- orts, kommt auch in der Glätte der Oberseite mit Eripus überein, nur dass die Flügeldecken jede drei tiefere Puncte haben. Zur Anchomeninen-Gruppe: Ozyglossus Chaudoir (Bull. Mosc. p. 424), mit Anchomenus (Agonum) im Allgemeinen sehr übereinstimmend, die Mandibeln ge- streckt, schmal, und die Klauen zeigen am Grunde eine feine kamm- artige Zähnelung. O. subcyaneus, neue Art aus Brasilien. Stenognathus dess. (ebendas. S.421) aus dem Anchomenus melanarius Dej. gebildet, weicht von Anchomenus in mehreren Pun- cten ab. Die Mandibeln und Lefze sind mehr gestreckt, erstere schmal und spitz, die Vorderfüsse beim g‘ kaum etwas erweitert; das 4. Fussgl. ausgerandet. Megalonychus dess. (ebendas. S. 418) hat täuschend das An- sehn eines Agonum Dej., weicht aber durch die auffallende Länge des Klauengliedes der Füsse ab, welches auf dem Rücken nahe der Spitze eine Borste trägt. Die Unterseite der erweiterten Fussglieder _ des Z haben eine filzartige Bekleidung (nach des Verf. Angabe). Eine neue Art: M. Madagascariensis aus Madagaskar, Ozyspelaphus dess. (ebendas. S.415) hat die spitzen Taster von Olisthopus, kommt aber in dem vorhandenen Zahn in der Aus- randung des Kinns mit Anchomenus überein. O. pallidus aus Tur- kestan, hat das Ansehn des Anchom. fuliginosus. Camptotoma Reiche (Rev. Zool. S.40). Die Taster gross, dick, gewimpert, das 2te Glied gebogen, ausserdem durch schnurför- mige Fühler und feiste'Form von Anchomenus abweichend. ©. Le- basii aus Neu-Granada. Anchonoderus dess. (ebendas. S. 38), wird von Anchomenus _ durch nicht flachen Körper, längere Fühler mit cylindrischen 6lie- dern, herzförmiges Halsschild mit nicht aufgebogenen Hinterecken, abgerundete nicht buchtige Spitze und gekörnte Zwischenräume der Flügeldecken unterschieden, und dahin Anchom. eximius Dej., ele- gans Brulle, dimidiaticornis Dej., elegans Dej. und mehrere neue co- Jumbische Arten gerechnet. Mir scheint sie in naher Verwandtschaft mit Lachnophorus zu stehen. Eine Monographie der Gatt. Callisthenes wurde von Menetries ‚der Petersb. Acad. vorgetragen (Bull. Acad. Petersb. ]. p. 341). Sie umfasst 5 Arten: C. Panderi Fisch. aus der Kirgisensteppe, C. bre- viusculus (Carab. brev, Mannerlı.) von Beiburt in Armenien, C. orbi- eulatus (Carab. orb. Motsch. Callisth. Motschoulski Fisch.) von den Gebirgen von Alaguez und Diligan an der Nordgränze Armeniens, ©. Fischeri Men. aus Nordchina, ©, Reichel Guer. aus Persien. Der Verf. findet alle diese Arten in ihrem eigenthümlichen Habitus so übereinstimmend, dass er dadurch die Selbstständigkeit der Gatt. Calli- 262 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der sthenes für verbürgt betrachtet. Aus seiner Zusammenstellung der Charactere von Carabus, Calosoma und Callisthenes ergeben sich für letztere: stark zusammengedrücktes drittes Fühlerglied (bei Calo- soma schwach zusammengedrückt), ein zweilappiger Zahn am Innen- rande der Mandibeln (fehlt bei Calosoma), die stark abgerundeten Flügeldecken und der beständige Mangel der Flügel. Chaudoir (Bull. Mosc. p. 671) hat eine grosse Menge neuer Arten aus verschiedenen Gattungen und den verschiedensten Erdthei- len aufgestellt, welche ich noch nicht näher habe prüfen können, da mir das Heft, welches sie enthält, erst spät zugegangen ist. Mir will es scheinen, als sei mit der Beschreibung neuer Arten in einer im Ganzen wenig verbreiteten Zeitschrift, wenig gewonnen, und es wäre wohl besser, wenn der Verf. Nachträge zu Dejeans Werke lie- fern will, sie besonders erscheinen zu lassen. Es wird dadurch, dass das Material überall zerstreut wird, das Studium eher erschwert als erleichtert. Ueberhaupt ist die Entomologie jetzt in einem solchen Stande, dass das Beschreiben neuer Arten, ohne weiteren Zweck — an sich eine geistlose Arbeit — wenig fördert. Um über den Inhalt der vorliegenden Abhandlung eine Andeutung zu geben, kann ich nur die besehriebenen Arten namhaft machen: Casnonia pieta, Cali- fornien; Drypta cyanella von Madagascar; Galerita cordi- collis Nordamerica, longöcolliös desgl., tristis Kordofan, Hel- luo erythropus (rufipes Brull.) Südamerica, Lebia reflexicol- lis, Columbien, ab dominalis, Nordamerica, Aptinuscordicollis, nördl. Türkei, Pheropsophus Apustulatus, Java, bifulcatus, Senegal, longipennis desgl., humeralis, Madagascar, pictus, Surinam; Brachinus crueiger, Kordofan, undulatus, Senegal, parallelus, Kordofan, parvulus, Cap,.oxygonus, Nordame- rica; Graphipterus rotundipennis, Kordofan, parvicollis, Cap, /utescens, Cap, Anthia atra, Cap, Siagona sulcicol- lis, Kordofan, picea ebendaher, angustata desgl., zwfa, Ber- berei, bicolor, Kordofan, Melaenus elongatus ebendaher, Sca- rites bpunctatus, Algier, nötidus, Kordofan, Dregei, Cap, eribripennis, Madagaskar, odblong us, Aegypten, guadricollis, Brasilien, alternans, Cuba, vöicinus, Neu-Orleans, denticollis, desgl., guadriceps, Nordamerica, subcylindricus, Aegypten, subdepressus, Cayenne, Faldermunni, Brasilien, ovipennis, Cap, Clivina basalis, Neuholland, elongata, Cayenne, Dys- chirius semicrenatus, Guadeloupe, humeralis, Neu-Orleans, subangustatus desel., o@ygnathus, Cayenne, Leprieuri desgl., rufo-aeneus, Sieilien, rotundipennis, Steyermark; Di- tomus spinicollis, Algier, Odogenius rufipes, Türkei und Persien, Carabus planatus, woher?, Calosoma scabrosum, Kordofan, crassipes desgl., affine, Mexico, Leistus rufipes, nördl. Türkei, Nebria Parreyssi, woher?, subacuminata, desgl., barbara, Algier, femoralis, Gallicien, Gaugeri, woher? Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1813. 263 turcica, Türkei, Chlaenius plagiatus, Senegal, longicornis, Kordofan, Zongicollis, Neu-Orleans, oxygonus desgl., virens, desgl., smaragdinus, desgl., distinguendus, Algier, Epomis brevicollis, Aegypten, Dinodes laticollis, Türkei, Oodes ni- grita, Kordofan, t4striatus, Neu-Orleans, brasiliensis, Bra- silien, eupreus, Neu-Orleans, Licinus dalmatinus, Dalmatien, Calathus deplanatus, nördl. Türkei, Anchomenus distin- ctus, Schweiz, deplanatus, Neu-Orleans, odscuratus, Nord- America, Agonum foveicolle, Neu-Orleans, conveziusculum, Smyrna, Megalostylus saphirinus, laticollis, minor, Neu- Orleans, Poecilus micuns,desgl., Trirammatus angustatus, Peru, Aypherpes chalybeipennis, Neuholland, Orthomus acrogonus, Türkei, Steropus convexus, woher?, Lissotar- sus canaliculatus, Sicilien, Lyperus acutangulus, Neu-Or- leans, Molops graecus, Griechenland, rwfipes desgl , sudbtrun- catus, Schweiz, Eucamptognathus angustatus, Madagaskar, Leirus borealis, Polargegenden, Leiocnemis? latiuscula, Steyermark, Masoreus laticollis, Aegypten, affinis, desel., Paramecus parallelus, Chile, Selenophorus foveolatus, woher?, (Pangus) impunctus, Kordofan, angulatus, woher?, Brachybaenus oxyomus, Kordofan, Hypolithus iridescens, Guadeloupe, Ophonus longicollis, nördl. Türkei, Harpalus acuminatus, Cap, rufocinetus, desgl., maculicornis, Neu- Orleans, nitidulus, desgl., fulvipennis, Cap, Stenolophus terminalis, Madagaskar. Die übrigen neu aufgestellten Arten lassen sich am leichtesten nach ihrer geographischen Verbreitung übersehen. Aus der Songarei sind von Gebler (Bull. Acad. Petersb. T. S.36. 37) beschrieben: Cymindis Mannerheimii aus den Thä- lern des Tarbagatai-Gebirges, C. sellata vom Alakul-See, Lebia punctata, stahlblau, Kopf und Halsschild düster, Flügeldecken glänzend, ebendaher, Dromius cingulatus, ebendaher, Nebria Schrenkii aus den Thälern des Alatau-Gebirges, Sphodrus tho- racicus vom Alakul-See, Omaseus Mellyi, häufig am Ajagus- Flusse. Aus Syrien und Cypern sind die vonRedtenbacher (Russ- egger Reise 1. S. 979) beschriebenen Cymindis seriepunctata, adusta von Cypern, Scarites punctatostriatus, desgl., Mo- rio olympicus, desgl., Procerus Syriacus, aus Syrien, Cara- bus paphius von Cypern, Pristonychus crenatus und gua- _ dricollis, so wie Feronia punctata, ebendaher. — Interessant ist vorzüglich die Entdeckung eines Morio im Gebiet der europäi- ‚schen Fauna, Vom Senegal ist Stenidia Edwardsii Castelnau (Guer. Mag. d. Zoo]. Ins. pl. 119.) eine ausgezeichnete neue Art, welche in Gestalt und Färbung der Drypta ruficollis Dej. gleicht. 264 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Aus Angola hat Ref. in diesem Archiv I. S.211—219, 25 neue Arten beschrieben, nämlich 1 Calleida, 6Brachinus, 1 Helluo, 2 Anthia, 1 Scarites, 1 Clivina, 1 Cratognathus, 4 Ste- nolophus, 1 Hispalis, 5 Chlaenius, 1 Oodes,1 Pogonus. Die Fauna von Sitkha und Californien ist durch Manner- heim (Bull. Mose. a. a. O.) und Menetries (Bull. Acad. Petersb. 11. S. 49) erläutert, und mit einer Anzahl neuer Arten bereichert worden. Sitkha enthält 2 Cychrus, A Nebria, 1 Notiophilus, 1 Lei- stus ( ferruginosus Mann., ferrugineus Esch.), 1 Loricera, 2 Har- palus, 9 Pterostichus (Feronia) — darunter Pt. Rerculeanus Mann. (S. 201) der F, valida Dej. ähnlich, Pi. seriepunctatus Mannerh. (S. 204) der F. adstrieta Dej. ähnlich, neu — 1 Amara, 1 Patrobus, 4 Bembidium, nämlich B. planiusculum, Kupranovii, biim- pressum, quadrifoveolatum (Mannerh. (S. 216), alle dem B. Pfeiffei verwandt. 5 Reicher ist Californien: 3 Cychrus, unter denen C. veluti- nus und interruptusMenetr. (S.53) neu, 1 Calosoma, 1 Metrius, 1 Nebria, neue Art, N. Eschscholtzii (Menetr. (S.55) 1 Elaphrus, ebenfalls neue Art, E. californicus Mann. (S 190) Men. ($S. 55), 1 Notiophilus, 1 Loricera, 1 Badister, 1 Galerita, neue, der G. Ja- nus nahe verwandte Art: G. Calöfornica Mannerh. (8.183), Men. (S. 52), 1 Cymindis, 1 Calleida, neue, der C. decora ähnliche Art, C. croceicollis Menetr. (S. 53), 2 Dromius, Dr. biplagiatus De). und Dr. nigrinus Esch. Mann. (S.184), 1 Ledia, 1 Brachinus, 1 Anisodactylus, 4 Dicheirus (s. oben) unter denen bei Menetries (S. 61) zwei neue Arten, D. piceus und hirsutus, 2 Harpalus, unter denen A. albionicus Mannerh. (S.213) neu, 1 Stenolophus, 1 Bradycellus (Acupalpus), 1 Eripus, 1 Stenomorphus, neue Art, näm- lich Agaosoma californicum Menetr. S.63), 8Pterostichus (Feronia) unter denen neu Pr. vicinus Mann. (S.200), der F. ca- lifornica Dej. verwandt, F. (Platysm.) castanipes und congesta, F. (Percus) Lama Menetr. (S. 59); 4 Amara, 2 Calathus, unter denen €. Behrensii Mannerh. (S. 145), Men. (S.56) neu, 15 An- chomenus, (incl. Agonum) unter denen neu A. ovipennis Esch., rugiceps, brunneomarginatus Mannerh. (S. 196), Anch. marginatus, micans, Ag. deplanatum, famelicum Me- netr. (S. 56), 5 Chlaenius, von denen Chl. asperulus Men£tr. (S.55) neu, 1 Lachnophorus, neue Art, L. elegantulus Man- nerh. (S.215) vermuthlich eine Calybe, endlich 2 Bembidium. Reiche hat in der Revue Zool. S. 37. 75. 141. 177 seine Beschrei- bung neuer Columbischer Carabicinen fortgesetzt (s. vor. Ber. S. 169), und zwar sind beschrieben 1 Chlaenius, 1 Oodes, 6 Anchono- derus, 1 Coptotoma, 3 Anchomenus, 7, 4gonum, 1 Oxycrepis, 1 Ba- rysomus, 9 Selenophorus, 1 Hypolithus, 3 Harpalus, 2 Acupalpus, 2 Tetragonoderus, 2 Lachnophorus. — Zwei neue Arten von Pelecium aus Neu-Granada wurden von Guerin (ebendas. 8.15) beschrieben. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 265 Sturm hat in seinem neuen Catalog (S. 325. T.1. F.1—3) drei ausgezeichnete Lebien aus Brasilien unter der Benennung Lia fasciata, multipunctata, 1Opunctata als neue Arten abge- bildet, welche im Dejeanschen Werke allerdings fehlen, aber von andern Seiten her nicht unbeschrieben geblieben sind: es ist nämlich die erste Chelonodema elegans Mannerh. Bull. Mosc. 1837. 11. S. 32, die zweite Chelonodema scripta l.aport. Etud. Ent. S. 50, notata Brulle Hist. d. Ins. 1. S. 219, die dritte Ch. affınis Lap. a. a. ©. — Ebenfalls aus Brasilien ist Cteuodactyla bicolor Castelnau (in Guer. Mag. d. Zoo]. Ins. pl. 119 beschrieben), welche eben so wenig neu, sondern mit Ct. Langsdorfii Klug Jahrb. einerlei ist. Fairmaire (Ann. Soc. Ent. d. Fr. 2 ser. I. p. 11. pl. 1) be- schrieb als neue Art, Ch/aeninus ophontoides aus Neuholland, dadurch ausgezeichnet, dass der Flügeldeckenrücken eine gelbliche Färbung hat, und Anchomenus Novae Zelandiae von Neu- seeland; das vorletzte Fussglied ist tief zweilappig, es kann also kein eigentlicher Anchomenus sein, der Verf. will auch eine eigene Gatt. Ctenognathus daraus bilden, deren Hauptmerkmal ‚machoi- res pectinees” ist. Die Abbildung stellt den Innenrand der Mandibeln kammförmig vor, und das in solcher Weise, dass es den Anschein hat, als ob das Kammförmige von der unter der Mandibel liegenden in- neren Maxillarlade herrühre. Einen interessanten Zug aus der Naturgeschichte des Carabus auratus erzählte Klingelhöfer (Ent. Zeit. S. 89). Dytisei. Von Cybister wurden durch Ormancey (Rev. ‚Zool. S. 331) zwei neue Arten aufgestellt, der eine C. prosterno- viridis (sie!), der andere C. aeneus benannt. Der letzte aus Bra- silien, der erste mutlimasslich ebenfalls. Von Hydaticus durch Hope (Ann. nat. hist. XI p. 364) eine neue Art, H. discoidalis aus dem westlichen Afrika. „Zu Dytiscus wurde von Mannerheim (Bull. Mose. $. 218), eine neue Art, D. aunzius, von Sitkha, dem D. circumcinctus Ahr. $ehr ähnlich, hinzugefügt. — Westwood (Transact. Ent. Soc. Lond. IN. p- 203. pl 11. £. 2) machte eine Missbildung bei einem männlichen Dytiscus marginalis bekannt, an welchem die Geschlechtsauszeich- nungen, namentlich die Erweiterung der Füsse, weniger ausgebildet wären. > Ein Colymbetes coriaceus mit missgebildetem Fühler wurde von Lucas Ann. d. la Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I.”p. 55. T.1 abgebildet. Auf die eigenthümliche Bildung der vordern Krallen bei ‚den Männchen des Agabus bipustulatus machte Suffrian (Ent. Zeit. 5.332) aufınerksam. Der Verf. lässt die Ansicht durchblicken, dass es verschiedene ähnliche Arten mit verschiedener Klauenbildung ‚geben möchte, da von Mehreren, namentlich von Degeer und mir, jene Bil- dung nicht angegeben sei. Was mieh betrifft, so ‚ist sie von mir nur Archiv 1. Naturgesch. X, Jahrg. 2. Bd, AN 266 Erichson: Bericht über die wissenseh. Leistungen in der aus dem Grunde übergangen, weil sie mir zur Charakteristik eines so leicht: kenntlichen Käfers unnöthig erschien. Als eine neue schlesische Art beschrieb Letzner (Uebers. der Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. i. J. 1543) Agabus sile- siacus, dem A. guttatus zunächst verwandt, indess etwas gewölbter und an beiden Enden mehr zugespitzt, auf den Flügeldecken nur ein Fensterfleckehen hinter der Mitte. In klaren Bächen des Altvater- gebirgs. Neue Arten von Sitkha sind: Jgab. dubius und hypo- melas Mannerheim (Bull. Mosc. p. 221). Aus Angola führte Ref. (a. a. 0. S.220) zwei neue Wasserkäfer auf, Hydrocanthus notula und Hydroporus turgidus. Der letztere ist zugleich in Aegypten einheimisch. Suffrian (Ent. Zeit. S. 94) bemerkt, dass der wahre Aydrop. parallelogrammus des Ahrens nicht die matte, sondern die stark punktirte glänzende Form dieses Käfers sei. Der Name AH. nigro- lineatus Sch., meint der Verf., müsse als zweideutig wegfallen, da die Stevenschen Käfer dieses Namens Ahrens als H. enneagrammus zuerst beschrieben habe: es wird aber doch wohl nöthig sein, Ste- ven’s eigene viel frühere Beschreibung in Schönh. Syn. zu berück- sichtigen, da sie so deutlich ist, dass die gemeinte Art, trotz der irrthümlich (dazu gekommenen Abbildung nicht zu verkennen ist, — Mulsant (Ann. d. ]. Soc. roy. d’agric. d Lyon. Vl.p.276) stellte eine neue Art, Hydroporus Aubei, aus Frankreich auf. Gyrini. Nachträgliche Bemerkungen zu seiner früheren Bear- beitung der deutschen Gyrinen lieferte Suffrian (Ent. Zeit. 5.25, 369). Staphylini. Die Untersuchung der Ameisennester liefert noch immer Ausbeute an neuen Arten, vorzüglich aus dieser Familie. Mehrere in der Oberlausitz neu entdeckte Myrmecophilen wurden von v. Kie- senwetter (Ent. Zeit. S. 306) beschrieben, Oxypoda familia- ris, Dinarda Märkelii (die grössere bisher unter D. dentata begriffene Form, welche der Verf. specifisch von der kleineren tren- nen zu müssen glaubt, auf welche die Gravenhorstsche Lom. dentata zu beziehen ist), Othius myrmecophilus, Scopaeus pusillus. — In Finnland richtete Graf Mannerheim besondere Aufmerksam- keit auf die Ameisengäste, und beobachtete unter einer Anzahl be- kannter auch mehrere neue Arten: Homalota fossigera, Oxy- poda myrmecobia, latiuscula, Oligota tantilla, Tachy- porus pulchellus, Stenus formicetorum, (Bull. Mose. p. 77). Chevrolat (Rev. Zool. p. 42) stellte eine neue Art auf: Myr- medonia nigriventris von Calais, wo sie am Meeresufer lebt. Aube (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser, I. p. 90) berichtigt, dass sie zur Gatt. Homalota gehöre. Aube (ebendas.) beschrieb zwei interessante neue südeuropäi- sche Arten: Qedichirus unicolor von Badajoz in Andalusien, und Bledius tristis von Sieilien. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 267 Kellner (Ent. Zeit. S. 31) beschrieb Quedius riparius, neue Art aus dem Thüringer Walde. Mehrere neue Arten aus Angola wurden von Ref. (a. a. O.) be- schrieben: Myrmedonia satelles, suturalis, Philonthus hospes, Cryptobium tricolor, Puederus Angolensis, Dedichirus terminatus. Mannerheim (Bull. Mose. p. 224) führte als neue Arten aus Sitkha auf: Homalota maritima, picipennis, Aleochara castaneipennis, suleicollis, Tachinus nigricornis, pro- pingqguus, Othius californicus, Staphylinus tarsalis, Siegwaldii, Quedius plagiatus, brunnipennis, Oxytelus SFuscipennis, Anthophagus laticollis, Arpedium testa- ceum, maculicolle, Omalium plagiatum, Anthobium p9- thos — ferner aus Californien Philonthus californicus und albionicus. - Buprestides. Einen Beitrag zur Naturgeschichte der Bu- presten lieferte Peechioli (Guer. Mag. de Zool. 1843 pl. 120. 121), welcher die Naturgeschichte der 3. Fabricü, über welche wir auch von Bertolini eine Abhandlung besitzen (s. vor. Jahresb.) und der B. mariana zum Gegenstande hat. Larve und Nymphen der letzteren sind abgebildet. Eine Nachricht über Vorkommen und Larve von Dicerca berolinensis theilte Klingelhöfer (Ent. Zeit. S. 87) mit. Die Verwandlungsgeschichte des Agrilus biguttatus beschrieb Gou- reau (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. S. 23. T. 2) als etwas Neues, indess hat Ratzeburg seiner schon in seinen ‚Forstinsecten ‚erwähnt. Die Larve gehört zu denen mit einer Horngabel an der Hinterleibsspitze. -_ Diese Abhandlung hat einen Streit hervorgerufen zwischen Leon Dufour und Goureau (ebendas. S. 253. 257), dadurch veranlasst, dass G. den für einen so sorgfältigen Beobachter sehr auffallenden Missgriff beging, den Prothorax als Kopf zu beschreiben. (Ich habe übrigens nur an meine Abhandl. über Käferlarven im Archiv f. 1841. 1. Bd. (S. 82) zu erinnern. Eine Uebersicht der bereits vorhandenen Beobachtungen über Buprestidenlarven theilte Blanchard (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2 ser. 1. p. 221) mit. Neu aufgestellte Arten dieser Familie sind: Sternocera lanifica des Ref., dies Archiv 9. Jahre. 1. Bd. 8.223 von Angola. Sternocera liturata var. Currori White Ann. nat. hist. XII. p. 266 vom Zaira (Congo) könnte leicht dieselbe sein, es hat sich der Verf, aber über die Sculptur des Halsschilds nicht geäussert; die Stammart, St. Jiturata Burch. vom Cap ist offen- bar St. Orissa Bug. — Eine zweite durch ihre längsgerunzelten Flü- geldecken schr ausgezeichnete Art vom Zaira (auch vom Gaboon) ist St. feldspathica (sic!) White (ebendas. S. 267). _ Julodis Clouei Buquet (Revue Zool, 5.22) von Socotora (In- T* 268 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der sel an der Arabischen Küste), eine ausgezeichnete Art, von der der Verf. in den Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. S. 97. T. 4 die Ab- bildung eines Ind. mit missgestaltetem Fühler gegeben hat, ferner Julodis Rothii, Sturm Catal. S. 328. T. 1. F. 5 von Jerusalem, J.intricata und sulcata Redtenbacher (Russeggers Reis. 1. S. 982) aus Syrien. White (Ann. nat. hist. XII. p. 342) führt A Arten von. Chryso- chroa auf: Chr. (Catoxantha) opulenta De). var. purpurea Wh., von den Philippinen, von der Stammart dadurch unterschieden, dass die Grundfarbe purpurroth, und auch die Brust von derselben ist; Chr. praelonga Wh. neue Art von den Philipp. Ins.; Chr. sublineata Wh. aus Bengalen ist Chr. mutabilis Ol. (marginata Gory); Chr. ocellata var. ephippigera Wh. unbedeutende Ab- änd. von Chr. ‚ocellata. Wenn erst die Abänderungen eigene Namen erhalten, wird man auch bald dahin kommen, jedes Ind. damit zu beehren. — Chrysochroa Edwardsii Hope Transact. Lin. Soc. XIX. S. 109. T. 10. F. 4, von Sylhet, der Chr. Perrotetii. Guer. zunächst verwandt. Chalcophora quadrioculata Redtenbacher (a. a. O. S. 983) aus Syrien. Buprestis Langii Mannerheim (Bull. Mosc. p. 237. n. 132) von Sitkha. — Buprestis viridiazurea White Ann. nat. hist. XI. p.267 vom Zaira, soll der B. limbalis JIl. nahe stehen. Hyperantha (Poecilonota) vittaticollis aus Brasilien und stigmaticollis von Cordova in Südamerica, durch Desmarest (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 17. T. 1). Stigmodera gratiosa Chevrolat (Revue Zool. S. 201) aus Neuholland. — St. funerea White (Ann. nat. hist. X1l. p. 344) vom K. Georgs-Sund ist eine unbedeutende Abänderung von St. Rei- chei Gory, St. conspicillata desselb. (ebendas.) vom Schwanen- fluss, eine schöne neue Art. Anthazia facialis des Ref. (dies Archiv 9, Jahre. 1. S. 224) von Angola. Eucenemides. „Revue critique de la tribu des Eucnemides par M. Guerin-Meneville”, Ann. d, l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I, p- 163. Diese Abhandlung ist wichtig, vorzüglich weil sie eine Menge der „unbegreiflichsten Irrthümer” von Laporte berichtigt, und zwar nach denselben Ex., welche Laporte vor Augen gehabt hatte. Ausser- dem mustert Verf. die in den Pariser Sammlungen befindlichen Gat- tungen und Arten. Seine Eintheilung ist folgende: 1. Füsse einfach, ohne Hautläppchen. 1. Fühler frei, entweder a) ohne Rinnen auf der Unterseite des Halsschilds: 1. Melasis Ol.; 2, Tharops Lap. (Isorhipis Lacord.); 3. Nematodes Latr.; 4. Xy- lobius Latr. (Xylophilus Mann. Xyloecus Serv.); 5. Epiphanis Esch.; 6. Aypocoe/lus Esch. (procerulus Mann.); 7. Aylochares Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843! 269 (buprestoides, unicolor, melasinus); 8. Calyptocerus Neue Gatt.; 9. Emathion Lap. (Sphaerocephalus Esch.) — oder b) mit seichten Rinnen am Prosternum: 10. Microrhagus Esch. (pygmaeus, Sahlbergiüt). 2. Die Fühler sich in Rinnen unter dem Seitenrande des Hals- schilds einlegend, a) mit eylindrischen Gliedern: 11. Fornaxw Lap. (Dirhagus Esch.); 12. Eucalosoma Lap. (Rhigmajhorus Dej.). b) mit sägeartigen Fühlern: 13. Eucnemis Ahr.; 14. Gastraulacus (Galba Latr.). c) mit wedelförmigen Fühlern: 15. Ga/bodema Lap. ll. Füsse mit langen Hautläppchen auf der Unterseite: 16. Galba Esch.; 17. Pterotarsus Esch. Von Melasis ist die Larve beschrieben und abgebildet, doch hat der Verf. ihre vorzüglichste Eigenthümlichkeit, den Mangel der Maxillen, nicht beinerkt, obschon ich sie schon vor mehreren Jahren beschrieben habe (S. dies Arch. 7. Jahrg. 1. S,84). Es ist auch ganz unrichtig, wenn der Verf. sie als in der Mitte stehend zwischen den Larven von Bupresten und Elateren betrachtet; mit den letzteren hat sie nichts gemein. — Die Gatt. Hypocoelus Esch. und Aylochares Latr. fallen eigentlich zusammen, der Verf. wendet aber beide Namen an, und zwar Hypocoelus für Eucn. procerulus, den Eschscholtz unzweckmässig als Typus von Nematodes betrachtet, Latreille mit unter Hylochares begriffen hatte. Aylochares umfasst beim Verf. Euen. eruentatus Mann., unicolor Latr. (vermuthlich einerlei mit duprestoides Rossi oder alticollis Rond., also Arhipis Dej.), ferner melasinus Latr. und Euen. senegalensis Lap., eine neue Art H. sub- acutus aus Mexico, und A. Lanieri Guer. von Cuba. Nahe ver- wandt mit dieser Gattung ist der Silenus? javanicus Lap., welcher sich durch seine nach der Spitze hin etwas verdickten Fühler und das ungelappte vorletzte Fussglied unterscheidet, und daher als eigene Gatt. mit dem von Laporte schon bereit gehaltenen Namen Eudorus anerkannt wird. Nematodes beschränkt der Verf. auf El. filum., mir ist aber noch nicht klar, wie sich Emathion Lap. davon unterschei- det, dem Laporte mit Unrecht Fühlerrinnen zugeschrieben hatte, und wohin E. cylindricum Lap., E. Mannerheimit Chevr. (Galba mexi- cana Lap.!), Galba Leprieuri Lap.! und zwei neue Arten E. cuneu- tum Chevr. von Bahia, und E. Buquetii aus Columbien gerechnet werden. Da die neue Gatt. Calyptocerus freie Fühler hat, scheint der Name wie lucus a non lucendo sich zu verhalten. Sie ist übri- gens ausgezeichnet durch grosses kapuzenförmiges Halsschild mit jederseits tief ausgeschnittenem Hinterrande, etwas spindelförmige Fühler mit dicht an einander schliessenden Gliedern, löffelförmiges Endglied der Taster, und zweilappiges vorletztes Fussglied. Eine neue Art ©. Leboucherii von Cayenne, Unter Fornax führt der Verf. 12 Arten auf, F. grandis aus Brasilien (ist Euen. sericatus 270 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Mann.), madagascariensis aus Madagascar, odrutus Chev, aus Mexico, Petitii ebendaher, ruficollis Lap. aus Cayeme, sangnui- neo-signatus aus Columbien, opifex Dej. aus Cayenne, Chevro- latii, unbekannten Vaterlandes (aus Brasilien), endlich Dirhagus testaceus, luridus, timidus, longulus Dej. — Die letzte Art wenig- stens weicht von den übrigen dadurch ab, dass das Männchen Kamm- fühler hat, sollte also nicht einmal in dieser Abtheilung (s. 0.) stehen. — Eucnemis zählt 5 Arten: E. Wicardi (Gulba Wic, Lap.), orien- talis (Galba or. Lap), capueinus Ahr., und zwei neue, E. fu/vi- cornis und foveolatus von Cayenne. — Gastraulacus Guer., wel- cher wohl den Latreilleschen Namen Gulba behalten sollte, ist mit zwei neuen Arten, @. atraius aus Mexico, und @. Leprieuri aus Cayenne vermehrt. — Ga/bodema beschränkt sich auf @. abel- licornis und Mannerheimi Lap. — Galba (Esch. Guer.) unterschei- det sich von Prerotarsus darin, dass die Füsse bei G.3, bei Pt. 4 Haut- läppchen an den Füssen haben, und die Fühlerrinnen bei G. am Sei- tenrande des Halsschilds, bei Pt. am Prosternum liegen. Galba ent- hält: G, marmorata Guer., murina Dej. und zwei neue Arten @. flavicornis aus Nordamerika und bombycina aus Columbien; bei der vorletzten legen sich die Füsse in die Schienen ein, der Verf. bringt daher eine eigene Gatt. Dendrocharis in Vorschlag. Endlich Prerotarsus enthält: Mel. tuberculata Dalm., Aistrio Guer. (mit den Abänd. testaceus und brasiliensis Lap.), bimaculatus Lap. Saund., Eschscholtzü Lap,, rugosus Blanch, und Walkenuertii, neue Art aus Brasilien. Silenus Latr. entfernt der Verf. aus dieser Familie und zeigt zugleich, dass er der eigentliche 4Anelastes Kirby, (Sl. brunneus Latr. = An. Drurii Kirby) sei. r Elaterides. Hope’s Monographie der Gatt. Campsosternus Latr. ist etwas mehr ausgeführt in den Transaet. Ent. Soc. Ill. p. 286 erschienen. (S. Jahresber. f. 1841. S. 215). Neue Arten wurden folgende aufgestellt: Ludius anzius Gebler (Bull. Acad. Petersb. 1. p. 38) aus dem Tarbatai-Gebirge, dem L. melancholieus ungemein nahe stehend. Ampedus Savagei, cyanocephalus, auripennis, Iris, cyanicollis, auricollis, Alaus? interruptus, Agrypnus tropicus, laticollis Hope (Ann. nat. hist. XI. p. 365) aus Gui- nea, Was die Gattungsbestimmungen betrifft, darf man unter den ersten 6 Arten keinen Ampedus erwarten, es wäre wohl rathsam ge- wesen, den Leser nicht durch eine nähere Gattungsangabe über diese durch Farbenpracht sehr ausgezeichneten Elateren irre zu leiten. Monocrepidius plancus, Atractodes cavifrons, deolus inscriptus, Drasterius umbrosus, Cardiophorus fulni- cornis des Ref. (a. a. O.) aus Angola. Diacanthus angusticollis und Athous pallidipennis Mannerheim (a. a. O.) von Sitkha, ’ Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 271 Cardiophorus californiceus, tantillus, Cryptohypnus puberulus, Diacanthus serricornis Desselb. (ebendas.) von Californien. Agrypnus pictipes Chevrolat (Guer. Mag. d.Zool. Ins. pl. 107. 108. p.7) aus Mexico. Rhipicerites. Die zweite Lief. von Guerin’s Anim. Artic. enthält eine Monographie der Gatt. Sundalus Kn., womit der Verf. Piyocerus Thunb., Microrhipis Guer., Ptiocerus Lap., Megarhipis Lap. verbindet. Die Arten sind 1. $. Knochii Guer., Rhipie. rufipennis Latr. Z', Sand. niger Kn.Q aus Nordamerika, — 2. S. brunneus, Me- garh. brunn. Lap., aus Brasilien, — 3. $S. Goudotii, neue Art aus Columbien, — 4. S. petrophya Kn., Rhip. fulva Lap., Rhip. proser- pina Newm., aus Nordamerika, — 5. $. mystacinus, Melas. mystacina F., Ptyoc. myst. Thunb., Microrhip. Dumerilii Guer. Mag. Zool. I, vom Cap. ‚In der fünften Lief. desselben Werkes ist Pryocerus Lap. bear- beitet, und es sind vier Arten aus einander gesetzt: 1. Pt. Goryi Lap., — 2. attenuatus Lap., — 3. nebulosus Kl., — 4. capensis Reiche, alle vom Cap, die beiden letzten hier zuerst beschrieben, die letzte von den andern durch gestreckte Taster mit cylindrischem Endgliede abweichend. Cryptostomites. Westwood stellte in der 8. Lief. von Guerin’s Anim. art. eine neue Gatt. Basodonta auf, welche mir mit Cryptostoma verwandt zu sein scheint, und auf einer neuen Art, B.nigricornis, aus Neu-Granada, gegründet ist. Atopites. Guerin (Rev. Zool. S. 193) stellte für diese Fa- milie, welche er lieber Dascillidae genannt wissen will, ein Kenn- zeichen in der mehrfach gelappten Zunge fest. Zugleich giebt er eine Uebersicht über die Gattungen: Octoglossa Guer., Dascillus Latr., Cladotoma Westw., Odontonyx G., Bradytoma G., An- chytarsus G., Cneoglossa G. Ueber den Inhalt der neuen Gat- tungen ist noch nichts angegeben. Cyphonites. Eine Monographie von Encinetus Schüpp. (Nyeteus Latr.) lieferte Gu&rin in der vierten Lief. der Anim, art. Die Gattung beschränkt sich noch auf zwei Arten E. haemorrhoida- lis Germ. und E. mceridionalis Lap. Lampyridae. Ueber die leuchtende Substanz der Lampy- ris italia hat Matteucei in einem Schreiben an Dumas der Pariser Akademie die Ergebnisse seiner Untersuchungen mitgetheilt. Im Jo- hanniswurm ist ein Stoff, welcher ohne merkbare Wärme ein Licht verbreitet, ohne dass zugleich Integrität oder selbst Leben des Thiers dabei erforderlich wäre. In der Kohlensäure und im Wasserstoff hört der Leuchtstoff nach 30-40 Min. zu leuchten auf, wenn die Gase rein sind, Im Sauerstofi ist das Licht entschieden lebhafter, 372 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der als‘ in ‚der atmosphärischen Luft, und hält dreimal länger an, sowohl an den abgetrennten leuchtenden Segmenten als am ganzen Käfer. Wenn der Leuchtstoff im Sauerstoff oder der atmosph. Luft leuchtet, verzehrt er einen Theil Sauerstoff, welcher von einem entsprechen- den Theil Kohlensäure ersetzt wird. Wärme bis zu einem gewissen Grade erhöht das Leuchtvermögen, Kälte im Gegentheil. Zu hohe Wärme verändert den Leuchtstoff, dasselbe findet auch in der Luft und ‚andern Mitteln statt, wenn der Leuchtstoff vom Thier getrennt ist; es kann aber auch das Leuchtvermögen vor dem Tode des In- sects aufhören. (Compt. rend. Fror. N. Notiz. 27. Bd. S. 168. Ann. nat. hist. XII. p. 373). Phengodes pulchella, Roulinii, Megalophthalmus collaris Guerin (Rev. Zool. p. 17) sind neue Arten aus Neu- Granada. Eyeidae. Mannerheim (Bull, Mosc. p. 88) entdeckte in Finnland Dietyoptera hybrida, eine neue Art, welche zwischen D. aurora und affınis in der Mitte steht, der ersteren näher verwandt, aber durch die unten tiefschwarze, oben mehr blutrothe Färbung, durch die doppelt so breite, rautenförmige Mittelzelle des Halsschilds und die breiteren Zwischenräume der Flügeldecken unterschieden ist. — Von Sitkha führte Ders. (ebenda S. 245) D. hamatus und simplicipes Esch. auf. Lycus appendiculatus Sturm (Catal. S. 329. T. 1. F. 6) vom Senegal ist Laporte’s L. africanus. Telephoridae. Schummel (Arb. und Veränd. der schles. Gesellsch. i. J. 1843. S. 193) entdeckte in Schlesien zwei Arten von Cantharis, von denen die eine, C. melanoceros, ohne Zweifel einerlei mit C. barbara F. ist; die andere, €. denticollis, schwarz, ganzes Halsschild und Beine roth, Füsse an der Spitze schwärzlich, 22” lang, wird von C. fulvicollis Gyll. durch ganz schwarzen Kopf. kürzere schwarze Fühler, und unten einfarbig gelbrothen Mittelleib unterschieden. Die Hinterecken des Halsschilds ragen als ein spitzes Zähnchen vor. — Mannerheim (Bull. Mosc. p.89) hat in Finnland mebrere neue Arten aufgefunden, von denen die erste, Rhago- nycha fugazxz, wieder einerlei mit C. barbara‘F., ist (und zwar eine Abänderung derselben mit gelben Schienen), die anderen sind: Canth. Schönherri Dej. und figurata M. — Ferner sind neue Arten: Cantharis notata aus Californien und Silis pallida Esch. von Sitkha von Mannerheim (Bull. Mosc. p. 246), Tele-. phorus heros aus Neugranada von Gu£rin (Rev. Zool. p. 18) und Malthinus analis aus der Songarei von Gebler (Bull. Academ. Petersb. 1, p. 38). Melyridae. Neue Malachien sind: Apalochrus nobülis des Ref. (a. a. 0.) aus Angola, Mulachius reflewicollis Gebler (Bull. Acad. Petersb. I. p. 38) aus dem Alatau-Gebirge, MaJ. ephip- Naturgeschiehte der Inseeten während des Jahres 1843. 275 piger Redtenbacher (Russegg. Reis. 1. S. 983) aus Syrien. Die Dasyten wurden vermehrt von Suffrian (Ent. Zeit.S.334) mit zwei deutschen Arten, D. seaber und virens Müll., vonRedtenbacher (Russege. Reis. ]. S. 954) mit D. vulpinus aus Syrien, von Man- nerheim (Bull. Mose. p. 247) mit D. /aticollis, parvicollis M., canescens Esch. aus Californien. Clerii. „Description de 24 nouvelles especes de Terediles, pour faire suite ä la monographie des Clairons de M. le doct. Klug, par M. Chevrolat” (Ann. d. ]. Soc. ent. d. France, 2. ser. I. p.31). Die beschriebenen Arten sind Ti//us (Cymathodera) Boscii aus Nordamerika, Cl/erus (Thanasimus) marginicollis, ob- lique-fasciatus, cinctiventris aus Brasilien, Theano eru- cialtus aus Columbien, C/ladiscus strangulatus von den Phi- lipp- Inseln, Enoplium punctatissimum aus Nordamerika, se- minigrum (scheint mir von E. semipunctatum Kl. nicht abzuwei- chen) aus Columbien, E. niveum, fimbriolatum aus Brasilien, E. (Epiphloeus) pantherinum, dem E. 12maculatum Kl. nahe stehend, aus Cayeune, balteatum aus Brasilien, E. (/chnea?) divi. sum, calceatum ausBrasilien, Opilus germanusaus Norddeutsch- land (schwerlich etwas anderes als eine Abänd. des O. domesticus), Trichodes Olivieri Chev. aus Persien, hält der Verf. für verschieden von dem von Klug, Trich. affinis, Lafertei, viridi fascia- tus aus dem Orient, scheinen mir alle drei Abänd. von Tr. favarius zu sein, Tr. Carcelii aus Kleinasien ist einerlei mit Tr. nobilis Kl., Tr. laminatus aus Kleinasien, Tr. ungustus von Amadan; Tri- chodes? (Zenithicola?) fulgens zus Neuholland (ein Clerus, zur Abth. des Cl. intricatus Kl. gehörend); endlich Corynetes marginellus aus Californien. — Cladiscus ist eine neue Gat- tung, mit beilf. Endgl. der Taster, die Fühler 11gliedrig, jedes Gl. vom 3ten an einen langen Ast aussendend, Halsschild hinter der Mitte tief eingeschnürt; 4tes Fussglied unten vorgezogen, das Klauenglied mit vier, gedoppelten, Klauen. Die neuen mexikanischen Arten seiner Sammlung hat ders. Verf. in Guer. Mag. de Zool bekannt gemacht: Cymathodera palli- dipennis, discoidalis, Phonius sanguinipennis (pl. 107), Derostenus Alineatus, Clerus assimilis, venustus, ni- gromaculatus, Silbermanni, A-notatus, zebra, ulbofa- sciatus, nitidus. — Phonius und Derostenus sind als neue Gattungen aufgestellt, die erstere dürfte, aber wohl mit Clero- nomus Kl. übereinkommen, die letztere, welche der Verf. zu Eury- pus, der aber kein Clerier ist, stellen möchte, gehört nach den vom Verf. angegebenen Merkmalen zu den Tillus mit einfach gezahnten Klauen, und dürfte sich von Cleronomus nur wenig unterscheiden. Mannerheim (Bull.Mose.S.248) führte eine neue Art, Clerus erimius auf, der auf einem von Californien abgesegelten Schiffe gefangen wurde, und wahrscheinlich diesem Lande angehört. 274 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Lucas hatte aus algierischem Reisig in Paris erzogen Opi- lus dorsalis (Notox. dors. Dej. — sonst nur vom Senegal bekannt) und Cylidrus agilis Luc. (Ann. d. l. Soc. ent. d. Fr. 2. ser. 1. XXIV.). Die erste könnte wohl Notox, dimidiatus Lap. sein, die letztere scheint nichts als Cylidrus albofasciatus, und zwar die von Charpentier abgebildete Abänd. mit schwarzem Gesicht zu sein. Dass Cylidrus albofasciatus (Tillus albof. Charp. St.) neuerdings in Deutschland, und zwar vom Pfarrer Schmitt bei Mainz in einem Kiefernwalde wieder aufgefunden sei, ist von Suffrian (Ent. Zeit. S. 123) mitgetheilt worden. Ptiniores. Schilling (Arb. u. Veränd. d. schles. Gesellsch. i. J. 1843. S. 175) erhielt aus den Steinsalzgruben von Wieliczka in Galicien, Salzstücke mit Käfern, welche sich als Ptinus ergaben. Der Verf. hält sie für eine neue Art, welche er Ptinus salinus nennt. Wir haben hier vor Langem ebendaher Steinsalz mit Käfern erhalten, welche nichts als Pt. crenatus F. waren, und mit ihren Larven sich nicht im Holzwerk der Gruben, sondern im Menschen- koth aufhalten sollten. Mannerheim (Bull. Mose. p. 93) entdeckte in Finnland zwei neue Arten von Anobium, das eine, A. excisum, dem A. denticolle Pz. verwandt, das andere, A. explanuatum, dem A. molle nahe stehend. Die Verwandlungsgeschichte des Xyletinus hederae Duf. (laevis Latr. Cardui Dej.) wurde von Leon Dufour (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 321) beschrieben. Die Larve lebt in trocke- nen Epheuzweigen. Ueber das Vorkommen der 4Apate varia theilte Klingelhöfer (Ent. Zeit. S.86) seine Erfahrungen mit. — Drei Arten aus Algier erzog Lucas (Ann. d. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. p. xxv) aus Reisig, welche er als neue bestimmte, A. rufiventris, nigriventris, humeralis. Die letzte kommt auch in Südeuropa vor, und ist unter gleichem Namen in Dejean’s Catalog aufgeführt; die zweite findet sich in Olivier’s Ent. als Bostr. capucinus abgebildet, ist im Text auch mit derselben verwechselt, ist aber weder Abänderung der A. capucina, noch selbstständige Art, sondern Abänd. der A. luctuosa. Silphales. Klingelhöfer (Ent. Zeit. S. 88) theilte die hübsche Bemerkung mit, dass Necrophorus germanicus lebende Geo- trupes stercorurius anfällt und fortschleppt. Dr. Schmidt bestätigte die Thatsache. Ich habe den N. germanicus auch nie im Aase, son- dern immer in der Nähe von Koth gefunden. Neue Arten sind: Necrophorus nigrita M. aus Californien, N. maritimus Esch. aus Sitkha, Silpha cervaria, califor- nica Esch. aus Californien, Necrophilus hydrophiloides Esch., Catops cadaverinus Esch. von Sithka von Mannerheim (Bull. Mose. p. 251). j Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 275 Necerodes analös Chevrolat (Guerin Mag. d. Zool. Ins. pl. 107.108. p. 26) aus Mexiko scheint die über Südamerika verbrei- tete Silpha cayennensis St., diseicollis Brull. zu sein. Histeres. Neue Arten dieser Familie sind: Hister heros des Ref. (a. a. O.) von Angola, Saprinus equestris von den Ins. des Grünen Vorgebirges (nicht von Angola) und $, /zfricatus von Angola, von Dems. (a. a. O.) S. calöfornicus, sulceifrons Man- nerheim (Bull. Mosc. p. 259) aus Californien. Abraeus rombophorus Aube (Ann. d. ]. Soc. ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 75. pl.1.1V. £.2) von Paris, gleicht dem A. nigricornis, von dem er sich vorzüglich durch blasse Fühlerkeule und erweiterte, aussen abgerundete Vorderschienen unterscheidet. Trichopterygia. Heer (Ent. Zeit. S. 39) hat den Bau von Trichopteryx in Untersuchung genommen, und daraus den Schluss gezogen, dass sie als eigene Grüppe „Ptilina” den Staphylinen ein- zureihen sei. Meine eigenen Untersuchungen, namentlich der Mund- theile, stimmen wenig mit denen des Verf. überein, auch finde ich so viele Eigenthümlichkeiten, dass die Bildung einer eigenen Familie wohl zu rechtfertigen sein wird. Da meine Untersuchungen in ganz Kurzem in meiner deutschen Fauna niedergelegt erscheinen werden, scheinen weitere Erörterungen hier überflüssig zu sein. Die bei die- ser Gelegenheit mitgetheilten schätzbaren Forschungen des Verf. über Flügelfaltung und Zusammensetzung des Hinterleibs bei den Käfern sind oben besprochen worden. Mannerheim (Bull Mosc. p. 84) entdeckte eine neue Art, Trichopteryz picicornis, im Ameisenhaufen von F. rufa. NWitidulariae. Nitidulaterminata Mannerheim (Bull Mosc. p. 95) in Finnland am austräufelnden Birkensaft gesammelt, unterschied ders. von N. limbata F. darin, dass sie kleiner ist, und Hals- schild und Flügeldecken einen breiteren Rand haben. — Derselbe (ebenda p. 255. 300) führte als neue Arten auf: Strongylus? tin- etus, aus Californien, Nitidula conveziuscula, ambigua, Rhizophagus dimidiatus von Sitkha, Trogosita chlorodia, viridicyanea von Californien, T. pusillima von Sitkha. - Cryptophagidae. Mannerheim (Bull. Mose. p. 256) be- reicherte Cryptophagus mit zwei amerikanischen Arten: Cr. ealifornicus aus Californien und Cr. quadridentatus von Sitkha. Dermestini. Eine neue Gattung T'elopes wurde von Red- tenbacher (Russegg. Reis. I, 5. 985) durch kurze Körperform, durch die Gestalt der Maxillen und undeutliche Paraglossen von Attagenus unterschieden, Die (neue) Art dieser Gatt.. T. dispar aus Syrien, gehört zu einer Reihe der dem Att. obtusus Dej,. ver- 276 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der wandten Arten, welche durch ihren gedrungenen Bau, ihre gewim- pexrten Körperränder, ihre stark bedornten Schienen, kurzen Füsse als eine eigenthümliche Form dem ersten Blick erscheinen, eine ge- nauere Vergleichung mit verschiedenen eigentl. Attagenen zeigt aber, dass zu dieser Form ein allmählicher Uebergang stattfindet, wie auch in den Mundtheilen, in der Länge der Taster und der Maxillarladen bei den verschiedenen Arten nicht unbedeutende Verschiedenheiten vorkommen. Indess sind alle diese Verschiedenheiten nur relativ. Freie Nebenzungen finden sich auch bei anderen Attagenus nicht. Daher bin ich der Ansicht, dass die Gatt. Telopes mit Attagenus vereinigt werden müsse. Neue, von Mannerheim (Bull. Mose. p. 257) aufgeführte Arten sind Dermestes lupinus und talpinus Esch., und Anthrenus apicalis M. von Californien. Der zweite, den Dejean als Abänd. von D. catta Panz. aufführt, ist eine eigene Art, dagegen halte ich den ersten für nicht verschieden von dem Dermestes, welcher über die ganze Erde durch den Handel verbreitet wird, und dieser, nicht aber der bei uns einheimische, ist der wahre D. vulpinus F, Reiche (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. xxvıı) hat den Versuch gemacht, die etwas verwickelte Synonymie der europäischen - Anthrenus-Arten zu ordnen, doch finde ich mit wenig Glück. Ich werde in Kurzem in der deutschen Fauna versuchen, dieselbe zu be- richtigen, indess kann ich mein Befremden darüber nicht zurückhal- ten, dass der Verf. beim A. glabratus bemerkt „an scrophulariae var.2”, da diese Art nicht einmal in die Gatt. Anthrenus passt, son- dern eine eigene bildet, welche ich mit der Benennung Orphilus aufstellen werde. Macerodactyli. Guerin (Rey. Zool. p. 18) bereicherte Po- tamophilus mit zwei von Goudot in Neugranada entdeckten Arten: P. Goudotii und Cordillerae. Sie fanden sich zusammen auf Steinen mitten im Chipalo-Flusse, dicht über dem Wasserrande, so dass sie beständig von den kleinen Stromwellen benetzt wurden. Monographie du genre Georyssus Latr. par Viet. Motschoulski (Bull. Mose. p. 644). Es sind 11 Arten im Ganzen aufgeführt, von denen G. maior am Ufer des Kur, @. integrostriatus trifos- sulatus, an den Ufern des Alasan in Georgien, @. tenuepuncta- tus im Caucasus, @. spinicollis in der Caucasischen Steppe, @. mutilatus am Irtysch, @. bisulcatus in Lievland Entdeckungen des Verf sind. Hydrophilidae. Ref. (dies Arch. 1. S. 229) stellte eine neue Gatt. Amphiops auf, welche dadurch ausgezeichnet ist, dass sie wie Gyrinus zwei Augen oben, zwei unten hat: dahin Hydroph. gibbus I., und A. globus und /ucidus des Ref. von Angola. Neue Arten ebendaher (ebendas.) sind Hydrophilus angolensis, Hy- drobius dilutus, Berosus cuspidatus, Globuria subaenea. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 277 Hope (Ann. nat. hist. XI. p. 364) führte Aydrous rufo-fe- moratus und distinetus als neue Arten aus Guinea auf. Sturm (Catal. S. 330. T. 1. F. 7) bildete einen bei Cassel von Herrn Riehl aufgefundenen Aydrophilus als eine neue Art, H. sub- striatus ab; allem Anschein nach ist es indess nur eine Missbil- dung des H. caraboides. Mannerheim (Bull. Mose. p. 260) stellte zwei neue Arten von Cereyon auf, ©. limbatum und C. adumbratum, beide von Sitkha. Lamellicornia. Coprophagi dteuchus prodigiosus, Gymnopleurus virens und sericatus des Ref. (a. a. O.) sind neue Arten von Angola. Drei Mexicanische Phanaexs wurden von Sturm (Catal.) abge- bildet, Ph. Pegasus (T.1. F.8.9) Ph. palliatus (T.2. F.1.2) und Ph. /!aevipennis (T.2. F.3,4). Nach (Chevrolat Rev. Zool. 1814. p. 198) der erste einerlei mit Ph. Damon, der zweite als Ab- änd, [2] mit Ph. Neptunus, der dritte mit Ph. Evippus des Dejean- schen Catalogs, die letzte auch unter dem Namen Ph. custos Kl. ver- breitet, welcher in der hiesigen Sammlung zurückgezogen ist, nach- dem Say diese Art im Bost. Journ. 1835 als Copris quadridens be- schrieben hat. Onthophagus vermehrte Redtenbacher (Russegger Reis. I. S. 985) mit zwei syrischen Arten, 0. centromaculatus und aleppensis, von denen der letztere indess Sc. Nemaeus. Ol. ist. — Ref. (a. a. O.) beschrieb aus Angola: O. prasinus, plancus, venustulus, stellio, vinctus; der dritte auch in Aegypten und am Senegal einheimisch, der letzte inzwischen auch von der Weih- nachtsbai eingesendet. Neue Arten von Aphodius sind A. yarallelus Mulsant (Ann. d. l, Soe. roy. d’agrie. ete. de Lyon VI. p. 277), in Frankreich bei Nismes entdeckt, dem A. plagiatus ähnlich, aber kleiner, ganz schwarz, durch eine äusserst feine, zusammenfliessende, nur bei stärkerer Ver- grösserung sichtbare Punktirung von allen anderen Arten verschie- den. — Aph. suturalis Redtenbacher Russegg. (Reis. 1. S. 986) aus Syrien, — Aph. flagrans, turbidus, des Ref. (a. a. O.) aus Angola, — Qzyomus cadaverinus Esch. Mannerheim (Bull. Mose. p. 261) aus Californien. Geotrupides. Ueber die Gatt. Arhyreus und Bolboceras las Klug in der Acad. der Wissensch. zu Berlin (Bericht über die Ver- handl. S. 225). Beide Gatt., welche sich hauptsächlich durch die Einlenkung der Mittelbeine von einander unterscheiden, kommen darin überein, dass die innere Maxillarlade zwei Zähne hat, von denen der obere gespalten, der untere einfach ist. Unter der Be- nennung Odontaeus werden O. mobilicornis P. und O. filicornis Say (beide mit beweglichem Kopfhorn) von Bolboceras entfernt, indem bei ihnen der obere Zahn der Maxillarlade einfach ist. Dagegen ist 278 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Elephastomus, wie Ref. es vorgeschlagen hatte, mit Bolboceras ver- einigt. Mulsant (Ann. d. ]. Soc. roy. d’agricult. de Lyon XV. p. 250) beschreibt aus dieser Gruppe zwei Arten von Algerien, Bolboceras fissicornis, und Geotrupes dentifrons, beide sind indess nicht mehr neu, der erstere ist B. Bocchus des Ref., der zweite G. Sieulus Dahl, G. Douei Gory. Auf einem Versehen beruht es auch, wenn der Verf. beim letzteren einen der seitlichen Fortsätze der Mandibeln des Männchens der Lefze zuschreibt. Westwood (Proceed. Ent. Soc. p. 68) vermehrte seine Gatt. Silphodes (s. Jahresber. f, 1841. S. 226) mit drei neuen Arten S. In« dica aus Östindien, Madagascariensis von Madagascar, dubia, unbekannten Vaterlandes. Trogides. Zwei neue Arten von Angola sind Trox varico- sus und radula des Ref. (a. a. O.). : Dynastidae. Einige mexicanische Dynastiden wurden von Chevrolat (Guer. Mag. d. Zool.) erläutert. Sc. (Megusoma) Ele- phas F. (pl. 109. 110) ist in Mexico aufgefunden und hiermit Mittel- amerika als seine Heimath nachgewiesen. Nach des Verf. Angaben wurde er am Seeufer im Mangrovegehölz gefunden. Die preuss. Reisenden in Guatemala, Reg. Rath Fellechner und Dr. Müller erhielten ihn aber nach mündlicher Mittheilung nur von Mahagoni- bäumen, — Dynastes Hyllus Chev. (pl. 111. 112) ist schon von Panzer als Sc. Iphiclus gut abgebildet, — Enema Lupercus Chev. und E. Endymion Chev. sind nur beschrieben, der erstere ist nur eine Abänderung von E. Pan ohne Zahn am Horn, wie sie sich gleichfalls in Brasilien, so wie die Stammart in Mexico findet. Unter der Benennung Scarabaeus Petiveri Er. lieferte Sturm (Catal. T.2.F.5) eine herrliche Abbildung des Golofa Porteri Hope. Ich muss hierbei bemerken, dass, als ich im Bericht f. 1837 darauf aufmerksam machte, dass der alte Petiver diesen Käfer schon abge- bildet habe, und vorschlug ihn Petiveri zu nennen, ich ihn vom Geotr. Aegeon F. verschieden glaubte; jetzt bin ich der Ansicht, dass die Art, welche gegenwärtig für Aegeon gilt, es nicht ist — es ist dabei zu beherzigen, dass er bei Lima einheimisch ist, einer Gegend‘, wo- her Drury und Fabrieius Nichts kannten — sondern dass Aegeon F. Dr. auf ein kleines Männchen des G. Porteri Hope, mit schwach ent- wickelten Hörnern bezogen werden müsse. Fabricius’ Beschreibung ist ganz gut, Drury’s Abbildung aber sehr ungenügend, um so mehr als sie den Käfer mit Hirschkäferbeinen darstellt. Rutelidae. Eine Anzahl mexicanischer, zur Gattung Chrysina Kirby gehörender Arten wurde von Sturm (Catal. T. 3) abgebildet unter den Namen: Pelidnota aeruginosa amoena, modesta, latipennis, laniventris, psittacina, ornatissima. Die beiden ersten, sowie die 4te und 5te sind indess als Q und Z' zu ver- einigen; die vorletzte ist als Chr. auripes von Gray in Ann. Kingd. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 279 abgebildet, und die letzte von Hope als Pal. Adelaida, wenn auch nur dürftig bezeichnet worden, Melolonthidae, Monographie du genre Elaphocera. Par P. Rambur (Ann. d. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. ]. p. 329). Diese auf den drei Halbinseln von Südeuropa und den davon abhängigen Inseln so in Nordafrika heimische Gatt., zählt hier 16 Arten. A. Kopfschild schwach oder gar nicht ausgerandet: 1. E. Bedeaui Er. häufig an der Bai von Cadix in den Dünen, im Februar; wie bei Cebrio findet die Begattung nur während eines Regengusses statt, ausserdem halten sich die Käfer im Sande versteckt; 2. E. Mauritanica R. von Algier, 3. E. Malaceensis von Malaga, 4. E. Numidica von Al- gier, 5. E. /ongitarsis Jll. Er., 6. E. hiemalis Er., 7. E. odscura Gent, Er., 8. E. dilatata Er. — B. Kopfschild vorn mehr oder we- niger tief ausgerandet: 9. E. granatensis aus Granada, 10. E. bar- bara von Alsier, 11. E. sardoa von Sardinien, 12. E. hispalen- sis von Sevilla, 13. E, byzantina aus der europ. Türkei, 14. E. churianensis von Malaga, 15. E. carteiensis an der Gibraltar gegenüberliegenden spanischen Küste (Sararoque), 16. E. gracrlis Waltl. Er. — Mit der letzten fällt die E. byzantina des Verf. zusam- men. — Hinsichts der Stellung von Elaphocera meint der Verf., dass die von mir in den Entomogr. aufgestellte Gruppe der Pachypoden nicht naturgemäss sei, und er betrachte die geringere Ausbildung des Mundes nur als secundären Charakter; „man müsste Sesia apiformis dann ja auch von Sesia trennen und eine eigene Gattung daraus machen”, sagt er. Das ist ja längst geschehen! Und wenn der Verf. aufstellt, dass Elaphocera mit Leocaeta, Lagosterna, Dasysterna u. s. w. eine natürliche Gruppe bilde, so geschieht dies ganz ins Gelag hinein, denn er giebt nicht im Geringsten die Kennzeichen die- ser Gruppe an, nicht einmal ihre Abgränzung. - In einer Anmerkung beschreibt Rambur (a. a. O.) zwei vermeint- lich neue Gattungen, welche nach seiner Meinung sich an Elaphocera anschliessen. Die eine, Dasysterna Dej. ist indess von mir, in Mor. Wagner’s Reisen in Algier, bereits als Phlexis aufgestellt, und ‚vermuthlich fällt auch Tanyproctus Fald. hiermit zusammen, we- nigstens, wenn auch Faldermann’s Beschreibung dadurch ganz un- brauchbar ist, dass die wesentlichsten Punkte: Zahl der Fühlerblät- ter u. s. w., nicht berührt sind, ist uns die von mir a. a. O, als Phl. Eversmanni bezeichnete Art aus Petersburg als T. scarabaeoides Fald. mitgetheilt worden. Von den 3 aufgestellten Arten, halte ich 1. D. barbara Dej. aus der Berberei für Melol. hirticollis Fab.; 2. D. canariensis Ramb. ist vermuthlich eine der drei von Brulle in den Isl. Canar. beschriebenen Arten, welche ich im Jahresber. f. 1840 S. 174 als Phlexis- Arten bezeichnet habe, 3. D. Reichii, von Athen ist noch neu. — Die zweite Gatt. Artia ist von der vor. nur dadurch unterschieden, dass beim Weibchen alle Füsse einfach sind, 280 Eriechson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der während sie in jener die Vorderfüsse erweitert-haben. Dahin eine neue Art, A. carthaginensis, von Tunis. i Eine neue, mit Pachypus verwandte Gatt. Metascelis wurde von Westwood (Proceed. Ent. Soc. p. 68) aufgestellt: ungeflügelt, Flügeldecken an der Spitze klaffend, Kopfschild den Mund ganz be- deckend, Fühler kurz, 9gl., das 4te Glied kurz, nach innen erweitert, das Ste und 6te Glied mit kürzeren, das 7—9te mit längeren Blät- tern; Maxillarladen verkümmert; Halsschildseiten gerundet, Hinter- beine. ziemlich kurz und sehr dick. M. flezilis, unbekannten Va- terlandes. Mimela Passerinii Hope (Transact. Lin-Soc. XIX. p. 108) ist eine neue Art aus Sylhet. Ancistrosoma rufipes (Melol. ruf. Latr.) von Goudot am obern Theil des Magdalenenflusses wieder aufgefunden, und zwei neue Ar- ten, Macrodactylus tenuilineatus und flavolineatus von den Cordilleren Neugranada’s sind von Guerin (Rev. Zool. p. 19) beschrieben. Eine Abbildung von Pachytrichiu castanea Hope (V. Jahresber. f. 1841. S. 230) ist in den Transact. Ent. Soc. Lond. Il. pl. 13. F. 4 geliefert worden. Westwood spricht sich dabei in einer Note (p- 283) für die Stellung der Gattung zu den Glaphyriden aus, und meint, dass sie von Eucheirus die gestreckte zweitheilige Lefze und die zahnlosen Maxillen und die Gestalt des Kinns entfernen. Ich bin indess noch immer der Meinung, dass die Gattung zu Eucheirus die meiste Verwandtschaft hat, von den Glaphyriden entfernt sie der kräftige Körperbau, die kräftigen Füsse mit gezähnten Krallen und der Mangel häutiger Nebenzungen. Glaphyridae. Zwei neue syrische Arten von dmphicoma sind A. syriaca und cupripennis Redtenbacher (Russegger Reis. 1. S. 19). Die letzte fällt mit der gleichzeitig aufgestellten 4. papaveris Sturm (Catal. S. 342. T. 2. F.8) zusammen. Cetoniidae. Zwei neue Goliath-Formen wurden von West- wood (Arc. Ent. p. 71. pl. 47) erläutert. 1. Amaurodes, eine Un- tergatt. von Ceratorhina: Z, Vorderschienen innen gezähnelt, aussen wie die vier hinteren Schienen glattrandig. Kopfhorn. gespalten. Farbe matt. A. Passerinii, von Mosambik, nach einer Zeichnung des Herrn Passerini. Vermittelt offenbar den Uebergang zu Meeynorhina, so dass das Künstliche der gegenwärtigen Unterscheidungen ‚recht augenfällig ist. — 2. Asthenorhina, von Heterorhina hauptsäch- lich durch die verdickten, unten zweizähnigen Vorderschenkel unter- schieden; Vorderschienen mit einem schwachen Zahn: A, Turneri_ aus dem tropischen Afrika. Hope (Linn. Transact. XIX. p- 107. T. 10. F. 1) stellt eine neue Gatt. Diphyllocera auf, welche unter dem Namen Anomalocera bereits in vor, Jahresber. S. 197 erwähnt ist. In den Transact. Ent. Soc. Lond. Il. ist eine Anzahl Cetonien Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres’ 1843. 281 von Bainbridge (p. 214), Saunders (p. 234) und Hope (p. 280) beschrieben, welche indess alle aus den Proceed. Ent. Soc. (Ann. nat. hist.) schon in früheren Berichten aufgeführt sind. ‚ Lucanidae. Einige ausgezeichnete Arten dieser Gruppe wur- den von Sturm (Catal.) meisterhaft abgebildet: Ryssonotus nehulo- sus, Chiasognathus Grantii, Coryptius capensis Dej. (Xiphodontus Antilope Westw.) und Lucanus turcicus St., neue Art von Kon- - stantinopel, vom L. cervus durch 6 Fühlerblätter unterschieden: ich vermuthe jedoch, dass sie nur auf besonders grossen und ausgebil- - deten Ind. von L. tetraodon Thunb. beruhe. Mehrere Lucanen von Sylhet sind von Hope (Transact. Lin. Soc. XIX. p. 104) beschrieben, Hexaphyllus Parryi und Odon- tolabis Cuvera durch Abbildung kenntlich gemacht, die übrigen: Od. Baladeva, Dorcus Westermanni, Dehaanii, Lucanus Brahminus, Buddha nur dürftig bezeichnet. Worauf die beiden hier zuerst namhaft gemachten Gattungen, Hexaphyllus und Odontolabis sich gründen, ist nicht angegeben: die erste hat nach der Abbildung 6, die zweite 3 Fühlerblätter. — Ders. gab in den Transact. Ent. Soc. Il. pl. 13. F. 3 eine Abbildung von seinem Lu- canus Burmeisteri von Mysore. Tenebriones. Erodites. Eine neue Art von Zophosis aus Angola wurde von Ref. (a. a. O.) beschrieben. Tentyrites: Eine neue Gatt. Gnophota mit 3 Arten, ferner 1 neue Art von Mesostena und 2 Arten von Oxycara von Angola (die letzten indess vermuthlich von den Inseln des grünen Vorgebirgs), wurden von Ref. (ebendas.) bekannt gemacht. Macropodites: Gu£rin (Rey. Zool. S. 261) stellte Adesmia Langii, Ref. (a. a. O.) 1 Stenocara und 2 Metriopus von Angola als neue Arten auf. Eurychorites: Ebendaher sind je 1 neue Art von Eurychora, Pogonabasis, Psaryphis; die letzte Gatt. ist neu, und enthält noch eine zweite noch unbeschriebene Art vom Cap. Praocites. Ebenfalls von Angola eine neue, auffallend grosse Art von Cryptochile. Molurites ebendaher 1 neue Art von Moluris. Blapidae. Mannerheim (Bull, Mosc. p.266) führte 17 Arten von Eleodes aus Californien auf, unter denen 7 neue. Von diesen sind E. gigantea, suleipennis, pimeloides zugleich in Gu£r, ag. d. Zool. 1843. pl. 127—29, E. grandicollis ebendas. 1844. ‚pl.130 abgebildet, E. reflezicollis, producta, intricata vor- durch ausführliche Diagnosen erläutert. " Drei neue Arten von Gyriosomus beschrieb Waterhouse (Ann, nat, hist. XII. p.258), nämlich @. Bridgesii, marmoratus, elon- gatus, alle aus der Nähe von Coquimbo. Ref. (a. a. 0.) stellte zwei neue Gatt. auf: Drosochrus mit er Art von Angola und 2 Arten vom Cap, und Stixopus, in Archiv f. Naturgesch, X. Jahrg. 2, Bd, 282 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der naher Verwandtschaft mit Gonopus, Heteroscelis Latr. und Blenosia Lap., mit einer neuen Art von Angola. Opatridae. Die Fauna von Angola lieferte auch hier zwei neue Gatt. Ammidium und Emmalus, jede mit einer neuen Art; ferner 8 Arten von Opatrum, welche zum Theil auch in Afrika wei- ter verbreitet sind, zum Theil aber sich später als den Ins. des Grü- nen Vorgebirges angehörig ausgewiesen haben, wie ©. melanarium und aeguale. Wahrscheinlich werden auch O. tenebricosum, pa- truele, prolizum, virgatum als auf der Ins. St. Vincent gesam- melt aus der Fauna von Angola zu löschen sein. Tenebrionidae. Ueber Westwood’s Ahhandlung: Descrip- tions of some Coleopterous Insects from Tropical Africa, belonging to the section Heteromera (Transact. Zool. Soc. III. p. 207) ist nach dem Auszuge in den Proceed. Z. S. bereits in vor. J. das Wesent- lichste berichtet worden. Daher nur noch einige Bemerkungen. Die von Klug abgebildete Chiroscelis digitata kommt mit Ch. bife- nestrella des Verf. überein. — Nyctobates confusus ist, wie der Verf. p- 221 mit Recht vermuthet, Helops sinuatus F. Die Gatt. Ogcoo- soma ist mit Amatodes Dej. einerlei, und O. granularis Westw. ist eine der Pim. gemmata F. nahe verwandte Art. Drei neue Gattungen dieser Gruppe aus Californien hat Man- nerheim (Bull. Mose. p. 279) aufgestellt. Alle drei sind mit Upis nahe verwandt, aber ungeflügelt. 1. CGentrioptera, (auch in Guer. Mag. d. Zoo]. 1843. Ins. pl. 126 abgebildet) hat das Kopfschild vorn gerundet, die Schenkel unten tief ausgehöhlt, die Flügeldecken an den Seiten hinten mit drei Reihen von Dörnchen. Eine neue Art: €. caraboides. — 2. Coelocnemis (auch in Guer. Mag. d. Zool. 1844. Ins. pl. 133 abgebildet) hat das Kopfschild vorn gerade abge- schnitten, die Schenkel unten tief ausgehöhlt, alle Schienen an der Innenseite mit einer tiefen Längsrinne; zwei neue Arten, ©. cali- fornica und C. dilaticollis, — 3. Cibdelis. Kopfschild vom leicht gerundet. Beine ohne Auszeichnung; eine neue Art: ©. Blaschkii. Neue Arten ebendaher sind Nyetobates serrata und inermis Esch. (ebendas. p. 284). Tenebrio subrugosus Dej. vom Senegal, Guinea und Angola wurde von Ref. (a. a. O.) beschrieben. Diaperiales. Die Verwandlungsgeschichte von Boletophagus (Eledona) ag'aricola und von Diaperis Boleti ist von Leon Dufour (Ann. d. scienc: nat. X. p. 284. 290. T.12) beschrieben worden. Die Larven haben eine wesentliche Uebereinstimmung von Tenebrio (mit welchen ich im 8ten Jahrg. dieses Archivs I. S. 366 bereits beide verglichen habe), in ihrer Lebensweise zeigen beide die Eigenthüm- lichkeit, dass sie im dem Schwamm, den sie bewohnen, ein rundliches Stück ausbeissen, dasselbe aushöhlen, und sich darin verwandeln, nachdem sie die Oeffnung mit Spänen geschlossen haben. Neue Arten sind U/oma pulla des Ref. (a. a. O:) von Angola Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 283 und Phaleria pieta Esch. Mannerheim (Bull. Mosc. p. 277) von Sitkha. Helopii. Neben einer neuen Art, Helops californicus Esch. stellte Mannerheim (Bull. Mosc. p. 286) eine neue Gattung Eucyphus auf, mit unter das Halsschild gezogenem Kopfe, stark gewölbten Flügeldecken, und einem Hautläppchen unter dem dritt- letzten Fussgliede; die Art, Eucyphus hybosoroides ist ebenfalls aus, Californien. Ref. (a. a. O.) beschrieb die Gatt. IR (Imatismus Dej.) und zeigte, dass sie auf der einen Seite mit Epitragus, auf der andern mit Trictenotoma in der nächsten Verwandtschaft steht. Eine neue Art, A. mandibularis von Angola, erinnert schon durch die weit vortretenden Mandibeln an Trictenotoma. Helops tomentosus Mannerh. Gebler (Bull. Acad. Peterb, I. p. 38) von den sandigen Ufern des Balchasch-See scheint eine eigene Gatt. bilden zu müssen, wenigstens weicht er durch Körper- form u. s. w. auffallend von Helops ab. Mordellones. Neue Arten sind Anaspis sericea M. und pallescens Esch. Mannerheim (Bull. Mosc. p. 288) von Sitkha.. Pyrochroides. Ebendaher ist Pytho Sahlbergii Man- nerheim (Bull. Mosc. p. 285). Anthicides. Neue Arten aus der französischen Berberei, deren Selbstständigkeit indess noch zu prüfen ist, indem sie leicht mit solchen aus Südeuropa übereinstimmen möchten, sind von Lu- cas (Rev. Zool. p. 145) aufgestellt: Monocerus numidicus, An- thicus vittatus, insignis, bicolor, fumosus, mauritani- cus, Amaculatus. Der Verf. rechnet auch Psammoecus hierher, und beschreibt als neue Art Ps. Boudieri; dieser Käfer kommt auch auf Sicilien vor, und scheint nur eine südliche Abänderung des Ps. bipunctatus zu sein, von welchem er im Wesentlichen nur durch lichtere Färbung unterschieden ist. Mannerheim (Bull. Mose. p. 97) entdeckte in Finnland An- thicus nigriceps, dem A. rufipes ähnlich, aber kleiner, das Hals- schild hinten mehr verengt, die Flügeldecken stärker punktirt, runz- lig, die Behaarung länger, rostgelb, Kopf, Brust und Hinterleib schwarz, und Euglenes fennicus, dem B. oculatus nähe verwandt, aber grösser, stärker punktirt, und durch die Verhältnisse der Füh- lerglieder verschieden. x Wesicantia. Neue Arten sind: Mylabris coeruleo-ma- culata und Ö6notata Redtenbacher (Russegg. Reis. 1. S. 987) aus Syrien, MW. liqguida, tincta, phalerata, tortuosa, 12gut- tata, decorata, iucunda, chrysomelina, Lytta chalybea, vellicata, thoracica, Oenas melanura@ des Ref, (a..a, 0.) von Angola, Epicauta puncticollis Mannerlieim (Bulls Mose: vr 284 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der p: 288) aus Californien, Tetraonyz flavipennis Guerin (Rev. Zool. p. 22) aus Neu-Granada. Oedemerides. Guerin (ebendas. p. 21) beschrieb eine neue Art, Oed. (Nacerdes) marginata aus Neu-Granada. Curculiones. Von Schönherr’s grossem Werke „Genera et species Cureulionidum” liegt der 7te (3te Supplement-) Band zum Berichte vor, die Kurzrüssler mit graden Fühlerrinnen (Phyllobides, Cyclomides, Otiorhynchides), und die erste grosse Abtheilung der Langrüssler (Erirhinides) umfassend. Die Zahl der Gattungen ist vorzüglich durch neue Entdeckungen beträchtlich erweitert. Hinzu- gekommen sind zur Gruppe Phyllobides: Aptolemus mit 1 neuen Art aus Brasilien; Aphrastus, aus dem Phyllob. taeniatus Say gebildet; Eustylus 2 columbische Arten, Hormotrophusi neue Art von St. Domingo, Styliscus den Curc. armatus Thunb. vom Cap, Platytrachelus 1 neue Art aus Siam enthaltend; auch ist Macrops Kirby Faun. Bor. Am. hier eingereiht. — Die Cyclo- mides gehören recht eigentlich in Südafrika zu Hause, daher auch von dort die grösste Zahl (11) der neuen Gattungen; Occylotra- chelus, Bustomus, Porpacus, Lalagetes, Lobetorus, Cladeuterus, Piezoderus, Sympiezorhynchus, Ellime- nistes, Cycliscus, Phaulomerinthus, — ausserdem 1 Ca- talalus aus Madagascar, — 2 aus Europa: Cathormiocerus (Spanien, England), Chiloneus (Sicilien); — 1 aus Sibirien: My- lacus; — 1 aus Rleinasien: Epiphaneus; — 3 aus Ostindien: Acanthotrachelus, Pyrgops, Isomerinthus; — 3 aus Neu- holland: Bothynorhynchus, Pantopoeus, Merimnmetes; — 2 aus Nordamerika: Phyzelis, Cercopeus; — 1 aus Südamerika: Scotoeborus. — Die Otiorhynchides sind mit den Gattungen Embrites aus Südafrika, Siteutes (O. multicarinatus und cirri- collis Sch. 1.), Catergus vom Cap, Caterectus ebendaher und von Ostindien, Nastus (Otiorh. humatus Germ.) vermehrt worden. — Die Erirhinides haben einen Zuwachs erhalten durch Cera- topus aus Mexiko, Pteroporus und Tranes aus Neuholland, Colubus vom Cap, Pileophorus aus Brasilien, Laccoproctus aus Mexiko, Pteracanthus (Smidtü F. aus Südamerika), Hypse- Zus aus Buenos-Ayres, Eutecheus von Madagascar, Phytotribus von Cayenne, Phyllotrox aus Südamerika, Peridleptus vom Hi- malajah, Acanthomerus vom Cap, Ctenomerus ebendaher, Pristimerus aus Brasilien, Hoplitopales vom Cap, Mene- machus ebendaher, OQdontomaches desgl., Storeus aus Neuhol- land, Cnemopachus aus Madagascar, Echinocnemus (Erirh. squameus Sch. Ill. von Canton), Centemerus von Cayenne, Ephi- merus von Jamaica, Spermologus aus Brasilischen Samen, Ba- lanephagus ebenfalls aus Brasilien, Technites aus Südafrika, Cycloteres aus Madagascar, Elassonyz aus Südafrika, Orimus N Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 285 ebendaher. Auch ist Petalochilus Sch. III. dieser Gruppe zugewiesen worden. Eingegangen sind dagegen Hoploparochus und Pelororhinus, ersterer mit Acallopistes, letzterer mit Rhinaria verbunden. Von Labram und Imhoff „die Gattungen der Rüsselkäfer” ist ein 1ites Heft erschienen, welches die Gattungen Tanaos (sangui- neus), Eugnamptus (collaris), Rhinomacer (attelaboides), Diody- rhynchus (austriacus), Belus (suturalis, melanocephalus), Homalo- cerus (lyciformis), Ithycerus (curculionoides), Eurhynchus (scabrior) darstellt. Hinsichts des Rhinomacer attelaboides habe ich schon im Jahresber. v. 1839. S. 255 darauf aufmerksam gemacht, dass nach den von Schönherr aufgestellten Kennzeichen Rh. lepturoides allein ein Rhinomacer, Rh. attelaboides aber ein Diodyrhynehus ist, und zwar Männchen zu D. austriacus. White (Dieffenb. Trav. II. p. 275) stellte eine neue Gatt. Pse- _ pholax auf: sie ist mit Gronops nnd Aterpus verwandt; der Rüssel kurz, senkrecht abwärts gerichtet, an der Spitze etwas erweitert; die Fühler an der Rüsselspitze am Ende einer tiefen Rinne, 12glie- drig, das 1ste Glied so lang als die folgenden 7 zusammen, mit der Spitze beinahe, jedoch nicht ganz bis zum Auge reichend, allmählich dicker werdend, das 2te Glied klein, die 5 der Keule vorhergehenden etwas schnurförmig, die Keule gross, eiförmig zugespitzt, fein behaart. Die Augen rundlich. Halsschild hinten so breit als die Flügeldecken- wurzel. Flügeldecken hinter der Wurzel am breitesten, gerippt. Die Beine etwas kurz, die Schenkel verdickt, die des ersten Paars buchtig, und mit breitem stumpfen Zahn; Mittelschienen mit einem starken Zahn nahe der Spitze. Eine neue Art, Ps. sulcatws über 4” lang, von Neuseeland. Waterhouse’s Monographie der Philippinischen Arten von Pachyrhynchus ist in den Transact. Ent. Soc. of Lond. 111. p. 310 erschienen. Die zum Theil schon früher durch Diagnosen bekannt gemachten Arten belaufen sich auf 23. Die von Chevrolat beschrie- benen Arten (s. Ber. f. 1841. S. 242) hat der Verf. nicht erwähnt, ausser den a. a. O. angezeigten fallen nur noch ordifer Wat. und fimbriatus Chev. zusammen. Die Mehrzahl der Cheyrolatschen Ar- ten verbindet der Verf. aber als Abänderungen mit seinem P. orbi- fer, wenn ich auch nicht zweifle, dass dies mit P. cireuliferus und alboguttatus Ch. der Fall ist, und auch wenig Bedenken trage, P. gemmans, pretiosus, scintillans, ardens und globulipennis Ch. zu einer ‘Art zu vereinigen, kann ich mich doch nicht überzeugen, dass bei der verschiedenen Lagerung der Schüppchen dieselbe auch mit P. orbifer vereinigt werden könne. Der Verf, geht aber noch weiter, indem er schliesslich die Ansicht äussert, dass auch noch P. montli- ferus und chlorolineatus in den Kreis dieser Abänderungen zu ziehen und als durch örtliche oder sonstige Einflüsse bedingte Rassenver- schiedenheiten einer und derselben Art zu betrachten sein möchten. Desselben im vorigen Jahresbericht schon erwähnte Monogra- 286 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der pbie von den Philippinischen Apocyrtus ist (in den Ann. nat. hist. p- 247) beendet worden. Von den 17 früher beschriebenen Arten werden zunächst A. metallicus und Zaevicollis als Abänderungen zu- sammengezogen, ebenso werden A. gubbirostris und subfasciatus un- ter A. Erichsonü Cheyr, vereinigt, und dann, ausser den drei von mir in Meyens Reise aufgeführten Arten, noch 8 neue hinzugefügt, so dass im Ganzen 26 Arten von den Philipp. Inseln bekannt sind. Piaromias Sch. vermehrte Gebler (Bull. Acad. Petersb. I. p. 39) mit. zwei neuen Arten, P. Karelinii und inauratus, beide aus den, Steppen der Songarei. Als neue Rüsselkäfer beschrieb Redtenbacher (Russegg. Reis. 1.8. 988): Bruchus signatus, Phytonomus pictus von Cy- pern, Tychius alboguttatus und Mononychus syriacus aus Syrien. — Der erste ist Bruchus 5guttatus Ol. Neue Arten von Angola sind Dereodus acuminatus, Tany- mecus humilis, Siderodactylus cuspidatus, Alcides leu- cogrammus, Baridius alcyoneus des Ref. (a. a. O.) Mannerheim (Bull. Mosc. p. 239—293) führte an Rüssel- und Borkenkäfern folgende neue Arten auf. 4. aus Californien: Apion troglodytesSch., Sitones seniculus, Lizus poricollis, mo- destus, Heilipus scrobiculatus, Anthonomus brunnipen- nis, Sphenophorus discolor, subcarinatus, Bostrichus terminalis; 2. von Sitkha: Apion cuprescens, Rhyncolus brunneus Esch., Hylurgus sericeus, obesus Esch., rugipen- nis, pumilus, Bostrichus cavifrons, septentrionis, niti- dulus. Die Verwandlungsgeschichte ist von mehreren Rüsselkäfern beob- achtet worden. — 1. Von Choragus Sheppardi durch Leon Dufour (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. I. p. 313); lebt in dürren Zweigen des Weissdorn (Crataegus oxyacantha). — 2. Apion apricans Hbt., durch Gu&rin (ebendas. p. 65); lebt in dem Samen des Klee (Trifol. pra- tense). Als Parasiten sind der Braconid Calyptus macrocephalus (Eubaz. macr. Nees) und der Pteromaline, Pteromalus pione Walk. beobachtet. — 3. Lizus turbatus Gyll. durch Eversmann (Bull. Mose. p. 530), lebt im südl. Ural, in Angelica archangelica. — 4, Ceutorhynchus macula alba, durch Klingelhöfer (Ent. Zeit, S. 88); lebt in den Köpfen aller Mohnarten. — 5. Cionus Scrophulariae durch Huber (Mem. d. ], Soc. d. Phys. et d’hist. nat. d. Geneve X. 1. p. 15). — 6. Aylesinus Hederae Schmitt (Ent. Zeit. S. 108), eine neue, dem H. rhododactylus verwandte Art, aus trocknen Epheuzweigen erzogen. Robert (Ann. d. sc. nat. XIX. p. 12) hat über den Schaden ge- schrieben, welcher vorzugsweise vom Scolytus pygmaeus an Ulmen und Eichen angerichtet wird. Die Ulmen-Alleen an den Kunststras- sen in der Nähe von Paris sind namentlich den Angriffen dieses Kä- fers sehr preisgegeben. Der Verf. schlägt zu ihrer Erhaltung zweier- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 287 lei Mittel vor, welche beide etwas abentheuerlich erscheinen. 1. Den Bäumen einen luftdichten Ueberzug (z. B. von Kautschuck) zu geben, damit die darin befindlichen Käfer nebst den Larven ersticken. 2. In die Rinde in gewissen Zwischenräumen, Längs- oder Schräg- einschnitte zu machen und diese vernarben zu lassen, weil der Verf. beobachtet haben will, dass der Scolytus solche Narben verschont. Colydii. Aube (Ann. d. 1. Soc, Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 93. pl. 4) stellte eine neue Gattung Philothermus auf, welche mit Cerylon in der nächsten Verwandtschaft steht, und sich hauptsächlich durch die deutlich 11gliedr. Fühler mit 2gliedr. Knopfe unterscheidet. Auch die Mundtheile sind sehr übereinstimmend mit denen von Cerylon, bis auf die Zunge, welche in Konsistenz und Form abweicht. P%. Montandonii ist in Frankreich in Lohbeeten gefunden worden; unsere Sammlung besitzt verschiedene amerikanische Arten. ' " "Guerin (ebendas. p. 69. pl. 2) machte eine in Ananas-Treibhäu- sern aufgefundene neue Art von Myrmecixenus, M. vaporariorum bekannt. Sie kommt auch in Deutschland vor. . Mannerheim (Bull. Mosc. p. 300) gab eine kurze Beschreibung der Rhagodera tuberculata Esch. aus Californien; die Merk- male dieser mit Sarrotrium zunächst verwandten Gattung sind indess noch nirgends festgestellt. Neue Art ist ferner C’s vitulus Mannerheim (ebend. S. 299) von Californien. Paussili. Westwood (ArcanaEnt. p1.49.50.58) hat eine neue Monographie dieser Familie angefangen, deren vorliegende Abtheilungen die Gattung Cerapterus (mit den Untergattungen Cerapterus, Ortho- pterus, Arthropterus Phymatopterus, Homopterus, Pleuropterus), Ce- ratoderus, Lebioderus, Hylotorus umfasst. Eine als neu aufgestellte Art, Cerapt. Arthropterus Hopei von Port Philip halte ich für nicht wesentlich von C. Mac Leayi Don. verschieden. — Schätz- bar sind die zahlreichen Abbildungen, mit denen die verschiedenen Arten, so wie die Kennzeichen der Gattungen und Untergattungen erläutert sind. Vorzügliche Aufmerksamkeit hat der Verf. auf die Mundtheile verwendet, um durch genaue Darstellung Missgriffen in der Deutung derselben zu begegnen. Cucuiöpes. Mannerheim (Bull. Mose. p. 303) führte als neue Arten von Sitkha auf: Cucuius puniceus Esch. und Luae- mophloeus longicornis. L Bongicornes. Eine Uebersicht der bis jetzt von Neuseeland bekannt gewordenen Bockkäfer gab Westwood (Arcan. Ent.1l.p.25). Prionii. Eine neue neuseeländische Gatt. ist Prönoplus White (Dieffenb. Neuseel. II. S.276, auch Westw. Arcana Ent. T. 56. F. 1). Die Augen oben und unten sehr genähert, die Mandibeln kurz, die Fühler von mehr als } Körperlänge, das dte—8te Glied jedes mit 2838 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der einem Dorn an der Spitze. Das Halsschild mit wolliger Behaarung und einem Dorn an jeder Seite; die Schenkel mit zwei Zähnchen an der Spitze. Eine Art Pr. reticularis Wh. Chevrolat (Guer. Mag. d. Zool. pl. 113) erläuterte seine, in Dejean’s Catalog aufgeführte Gattung Trichoderes. Sie hat mit Aegosoma viel Aehnlichkeit; das Halsschild mit zwei Seitendornen; vorzüglich ausgezeichnet durch das; Endglied der Maxillartaster, welches beim Weibchen einfach, beim Männchen stark erweitert und quergezogen ist, was aber weder in der Beschreibung bemerkt, noch in der Abbildung richtig dargestellt ist. Tr. p@nz Ch. lebt im Hoch- lande von Mexiko, unter Fichtenrinde. Die Larven werden von den Eingebornen gegessen. Die Gattung Torneutes Reich ist mit zwei Arten vermehrt. Bu- quet (Rev. Zool. p. 229) beschrieb neben dem Weibchen des T., pallidipennis Reich, eine neue Art, T. Bouchantii, vermuthlich ebenfalls aus Buenos Ayres, und Guerin (ebendas. p. 300, 352) fügte eine dritte, T. odscurus, aus Patagonien, hinzu, welche sich von der ersten durch geringere Grösse und deutlich punktirte Flügel- decken unterscheidet. Ueber Ctenoscelis theilte Buquet (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 231) eine „notice monographique” mit. Er beschreibt 4 Arten, Ct. ater (Pr. ater Ol.) aus Cayenne, Ct. Dyrrhachus neue Art ebendaher, Ct. Nausithous Bug. aus Bolivien und Ct. acanthopus (Pr. acanth. Serv.) aus Brasilien. Bei den drei ersten Arten sind die Fühler des Männchens von der Länge des Körpers, bei der letzten kürzer. — Den Ct. tuberculatus Serv. (Pr. ind. Ol.) aus Cayenne verweiset der Verf. zu der von ihm aufgestellten Gatt. Mecosarthron. Eine an der arabischen Küste aufgefundene neue Art von Mallo- - don ist von Buquet (Rev. Zool. S. 330) als M. Arabicum nach beiden Geschlechtern beschrieben. Mallodon Downesii von Fer- nando Po, so wie Acanthophorus Palinii, longipennis von Sierra Leone sind von Hope (Ann. nat. hist. XI. p. 366) aufgestellt. Spondylis upiformis Esch. von Sitkha und Asemum atrum Esch. aus Californien wurden von Mannerheim (Bull. Mosc, p. 304) vorläufig durch Diagnosen bekannt gemacht. Cerambyeini, Eine ArbeitvonHope: Observationson the Steno- choridae of New Holland, with Descriptions of New Genera and Spe- cies of that Family”, welche ihrem wesentlichen Inhalt nach aus den Proceed. Zool. Soc. schon im Jahresb. f. 1840 S. 189 angezeigt wor- den ist, ist jetzt in den Transact. Zool. Soc. Ill. p. 187 erschienen. Auf der ihr beigegebenen Tafel sind Piesarthrius marginellus, Stron- gylurus scutellatus, Coptopterus cretifer, Coptocercus unifasciatus, Stenochorus rubripes Boisd., gigas, uniguttatus, Mitchellü, trimacu- Iatus abgebildet. Einige Anzeichnungen von Mac Leay über das. Vorkommen verschiedener Arten sind in einer Anmerkung mitge- FE BIBI « WEG VORDENEINEE © NEE. nn er we» Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 289 theilt: Stenochorus latus Hope findet sich im Herzen des Stammes von Casuarinea, St. semipunctatus F. unter Eucalyptus-Rinde, Mero- pachys Mac Leayi auf den Blüthen von Leptospermum, Uracantha triangularis gemein zu Ulladolla an der Küste auf Blüthen. Eine Abbildung der neuen Gattung Zonopterus Hope ist in den Transact. Lin. Soc. XIX. p. 110. T. 10. F. 7 erschienen. Es ist eine Callichromen-Form, theils an Pachyteria und Niraeus, theils an Promeces erinnernd, mit einem wie bei Callidium scheibenförmigen Halsschilde. Z. flavitarsis H. ist von Sylhet. — Ebenda F. 6 ist auch Purpuricenus rubripennis Hope, ebendaher, abgebildet. Hope (Ann. nat. hist. XI. p. 366) stellte eine neue Gatt. Phyl- larthrius auf, welche mit Paristemia und Amphidesmus in naher Verwandtschaft steht, sich aber durch vom 4ten Gliede an blättrig ästige Fühler, an den Seiten gerundetes unbedorntes Halsschild u. s.w. auszeichnet, mit 2 neuen Arten Ph. africanus und unicolor aus Guinea. Ebendaher sind die neuen Arten: Hamaticherus sig na- ticollis, viridipennis, pilosicollis, glabricollis, Jontho- des amabilis, Callichroma assimile, laetum, atripenne, igneicolle, Promeces carbonarius, Euporus amabilis, cehrysocollis. Westwood (Arcana Ent pl.64) erläuterte seine früher (s. Jah- resber. f. 1841 S. 246) angezeigte Gattung Paristemia durch Ab- bildung, und fügte der früheren P. platyptera, eine zweite Art, P7. apicalis hinzu. Beide aus dem tropischen Afrika. Sturm (Catalog) hat zwei neue Arten dieser Gruppe abgebildet. Der eine, Purpuricenus dalmatinus, eine schöne, dem P. Des- fontainii verwandte Art, dürfte wohl einen andern Namen erhalten müssen, da der Käfer nicht in Dalmatien, sondern in Kleinasien zu Hause ist. Der andere, Oxodes Mexzicanus St. aus Mexiko, ist nach Cheyrolat (Rev. Zool. 1844. p-199) Trichophorus argentipictus Dej. Cat., Tr. Chevrolati Guer. Iconogr. Regn. an. text.); ob er aber besser in der letzteren Gattung steht, will ich dahin gestellt sein lassen. Ref. (a. a. O.) beschrieb als neue Art aus Angola Callidium Ang.olense. Mannerheim (Bull, Mosc. p. 305) gab Diagnosen von Opsi- mus quadrilineatus Esch. von Sitkha, ohne indess die noch un- beschriebene Gattung näher zu bestimmen, und C/ytus nauticus, _ muthmasslich von Californien. Westwood (Arcan. Ent. pl. 56) bildete zwei neue neuseeländi- sche Arten ab: Cerambyz strigipennis, allem Anschein nach der neuholländischen Gattung Trachelorhachys Hope (Phlyctaenodes Newm.) sich einreihend, und Obrium guttigerum Westw. Die Verwandlungsgeschichte des Callidium sanguineum wurde von Goureau (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. p. 99. pl. 4), die der 290 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Gracilia pygmaea und des Anisarthron barbipes von Schmitt(Ent. Zeit. S. 105) beschrieben. Lamiariae. Eine neue Gattung Eunidia wurde von Ref, (dies Archiv 1843. 1. Bd. S.261) aufgestellt. Es ist dies eine schlanke Saperdenform, von welcher mehrere Arten in Südafrika einheimisch, die beschriebene E. nebulosa hat Angola mit dem Kaffernlande gemein, Eine andere südafrikanische Saperdenform, Nemotragus Kl., ist von Westwood (Arcan. Ent. pl. 64. F.4) erläutert worden, die Abbildung ist aber durchaus verunglückt, Der Käfer Nemotragus helvolus Rl. zeichnet sich bei seiner langgestreckten Form, seinen langen und feinen Fühlern, mit sehr langem, keulförmigen ersten Gliede, durch auffallend kurze Hinterbeine und ein nach vorn all- mählich so verengtes Halsschild aus, dass der viel breitere Kopf diesem, ähnlich wie bei Vesperus, mit einem engen Halse eingefügt ists von diesen Eigenthümlichkeiten zeigt aber die Abbildung so we- nig,.dass ich, wie der Verf. als ein sicherer Zeichner bekannt ist, nie zugeben würde, dass sie den wahren N. hely. ‚vorstellen könnte, wenn nicht der Verf. bemerkte, dass er den Käfer von Klug selbst erhalten habe. Von neuen Arten sind folgende aufzuführen: Dorcadion to- mentosum und Saperda graeca Sturm (Catal. S. 355. T. 6. F.3.u.6) beide von Nauplia, merkwürdig wegen ihrer übereinstim- menden Färbung. Chevrolat (Rev. Zool. 1844. p.199) bemerkt, dass das erstere nicht wohl ein Dorcadion sein könne, da es geflügelt sei, ich kann mich indess an dem von Herrn Sturm selbst mitgetheil- ten Exempl. der hiesigen Sammlung nicht davon überzeugen, dass diese Angabe Grund habe. Stenidia Troberti und Phytoecia flavescens Mulsant (Ann. d. 1. Soc. roy. d’agricult. etc. desLyon VI. p. 283) die erstere aus Algier, die letztere von Hyeres; tiese letztere ist der Ph. vire- scens zunächst verwandt, unterscheidet sich aber durch kürzeres Halsschild, ein Paar kahle Punkte auf demselben, an der Wurzel breitere, kürzere Flügeldecken mit mehr ins Gelbliche fallendem Haarüberzuge. Monohammus sulphurifer und Colobothea rubricol- lis Hope von Sylhet, in den Transaet. Lin. Soc. XIX. S. 109. 111. T. 10. F.5u.8 abgebildet. Sternodonta Palinii, princeps und amabilis Hope (Ann. nat, hist. XI. p. 368), die erste von Sierra Leone, die anderen beiden aus dem Lande der Aschanti. Lamia obesa Westwood (Arcana Ent. pl. 64) aus Südafrika (ist eine Phryneta, und zwar einerlei mit Phr. Dregei Dej. Cat.) Saperda carissima Westwood (ebendas.) aus dem tropi- schen Afrika — Sap. (Sphenura) basalis des Ref. aus Angola (a. a. O.) Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 291 Von Neuseeland bildet Westwood (Arcan. Ent. pl.56) ab La- mia pulnerulenta, neue Art, und Xyloteles griseus, Sap. grisea F. Lepturetae. Eine neue Gattung Heteropalpws wurde von Buquet (Guer. Mag. d. Zool. pl.118) aufgestellt. Sie schliesst sich zunächst an Distenia, der Hinterkörper ist aber etwas kürzer, die | Flügeldecken haben keinen Dorn an der Spitze und die Maxillar- taster sind von wunderlicher Bildung, indem das 2te und 4te Glied lang gestreckt, und: das letztere am Grunde mit einem langen hakigen und haarigen Fortsatz versehen ist; H. pretiosus, glänzend grün, mit rothen Schenkeln, ist aus Cayenne. — Der Gattungsname ist eine vox hybrida. Eine andere neue Gattung, welche dieser Gruppe einzureihen | ‚sein möchte, ist Calliprason White, welche der Verf. als Unter- "gattung von Callichroma, Promeces nahe stehend betrachtet, West- wood als Stenoderus aufführt, welche mir aber am nächsten mit emsemorpha Newm. verwandt zu sein scheint. Die Augen sind - zundlich und kaum ausgerandet, die Fühler mit verlängertem keul- - förmigen ersten Gliede, das Halsschild an den Seiten mit einem star- ken Dorn, die Flügeldecken nach hinten verschmälert, die Beine lang en dünn, die Schenkel keulförmig. €. Sinclairii White (Dief- ; - \ fenb. Neuseel. II. 277. 80, auch von Westwood Arcan. Ent.1l. p. 27. pl. 56. F.3 als Stenoderus Sinclairii abgebildet. Von Letzner (Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. i. J. 1843. S.173) wurde in Schlesien, im Gesenke, eine neue Leptura entdeckt, L. lineata, noch etwas gestreckter als L. lurida, die Flügeldecken gelbbraun, die Naht, der Seitenrand und eine mittlere Längsbinde schwarz; Länge 5”; an den Fühlern das 2te, 3te und 4te Glied zu- sammen nur so lang als das fünfte. Pachyta serricornis Gebler (Bull. Acad. Petersb. I. p. 39) ist eine neue der P, variabilis verwandte Art aus der Steppe am ‚ Alakul-See. Bi, Chrysomelinae. Eupoda. Als eine neue Gattung wurde von Sturm (Catal. S. 357. T. 6. F.7) Mesophalacrus aufgestellt, "welche indess mit Mecynodera Hope (Col. Man. 111.) zusammenfällt. Auch die Art M, Spinolae Sturm aus Neuholland ist mit M. pieta Hope einerlei. — Hope (Linn. Transact. XIX. S. 112. T. 10. F. 9) bildete Sagra carbunculus, eine kleine neue Art von Sylhet ab. — Matz (Ent. Zeit. S. 364) beschrieb beide Geschlechter von Orso- dacne nigricollis Ol., das Weibchen ist einfarbig hellgelb. — Suf- frian (ebendas. S. 122) theilte noch einige Bemerkungen über ein- "zelne Arten von Lema mit. — Neue Arten aus Sitkha sind Dona- eia Germari, flavipennis, Syneta carinata Esch. -Man- 'nerheim (Bull. Mose. S. 306). _ Cassidariae. Eine neue Gatt. Platyauchenia wurde von Sturm (Catal. 5.358. T.6. F.8) beschrieben und durch eine ausser- ordentlich schöne Abbildung erläutert. Sie ist mit Alurnus verwandt, 292 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der hat aber erweiterte Ränder des Halsschilds und der Flügeldecken und zeichnet sich vorzüglich durch kuglig aufgetriebenes Endglied der Maxillartaster aus. Daher hat Dejean diese Gattung Sphaero- palpus genannt. Pl. /imbata aus Brasilien ist einerlei mit Sph. cinctus Dej. und ist auch bereits in Guerins Iconogr. Reen. An. ab- gebildet. Von Californien sind folgende neue Arten: Odontota rubro- lineata, Coptocycla aurisplendens Esch., Cassida Imacu- lata Mannerheim (Bull. Mosc. p. 307). Chrysomelariae. Ein Paar neue Arten aus der Songarei sind Chrysomela Songarica und Gastrophysa virescens Geb- ler (Bull. d. l’Acad. d. Petersb. 1. p. 39). Bemerkungen über schle- sische Chrysomelen theilte Schummel (Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. i. J. 1843. S.195) mit. Chr. senecionis Köhler wird als eigene Art festgehalten, ausserdem werden noch zwei neue Arten aufgeführt, Chr. fusco-aenea und alpestris, von welchen die erste vielleicht eine Abänderung der Chr. speciosa sein möchte. Die ersten Zustände von Chrysomela (Lina) populi und tremulae F. wurden von Klingelhöfer (Ent. Zeit. S.85) beobachtet. Cryptocephalidae. In Russeggers Reis. (I. 989) wurde von Redtenbacher C/lythra Aleppensis und Labidostomis li- neola als neue Arten, beide aus Syrien, beschrieben, die erste ist indess einerlei mit Cl. I9punctata Ol. Neue Arten von Angola sind C/ythra stricta, angustata, discors, hyacinthina und Cryptocephalus angolensis des Ref. (a. a. O. S.263). Mannerheim (Bull. Mose. p. 311) stellte als neue Arten auf: Chlamys conspersa, Pachybrachis signatifrons und Cry- ptocephalus chalconatus, alle von Californien. Fairmaire (Ann. d. 1. Soc. Ent. 2. ser. 1. p.13. T.t) stellte eine neue Gattung Brachycaulus auf. Sie hat das Ansehn von Chla- mys, aber alle Kennzeichen von Cryptocephalus, nur dass die Fühler kürzer und vom 6ten Gliede an schwach gesägt sind. (Die Abbil- dung stellt sie unrichtiger Weise 10gliedrig dar). Br. ferrugi- neus, aus Neuholland. Galerucitae. Die Geschlechtsunterschiede der einheimischen Galerucen wurden von Suffrian (Ent. Zeit. S. 91) erörtert. Neue Arten sind: Gal. thoracica Redtenbacher (Russegg. Reis, I. 989) aus Syrien, @. delata und G. (Monolepta) pauperata (Dej.) des Ref. (a. a. O.) aus Angola, @. flavolimbata, puncti. pennis, Diabrotica 3vittata Mannerheim (Bull. Mose, p.308), aus Californien. Aube (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p.5) unterschied drei der H. oleracea nahe stehende Arten, deren Artverschiedenheit durch die Verschiedenheit des Vorkommens sicher begründet wird. Die eigentliche H. oleracea lebt vorzugsweise auf Cruciferen. A, Lythri, auf Lythr. Salicaria lebend, ist etwas grösser, hat län- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 293 gere Fühler und ist beständig blau, weniger glänzend, die Querfurche auf dem Halsschilde weniger tief. A. Hippophaes, auf den Alpen und dem Jura auf Hippoph. rhamnoides vorkommend, unterscheidet sich von der vorigen durch äusserst feine, fast unmerkliche Punkti- rung, dagegen ungewöhnlich tiefe Halsschildsfurche (diese scheint mir mit H. consobrina Duft. zusammenzufallen). A. Erucae Ol., auf Eichentrieben, leicht kenntlich durch eine erhabene Falte am Aussenrande der Flügeldecken. Neue Halticen sind: HA. Graptodera pyritosa des Ref. (a. a. 0.) von Angola, Graptod. plicipennis, californica, Disonycha maritima Mannerheim (Bull. Mosc. p. 310) aus Californien. Coceinellae. Eine Monographie der österreichischen Cocci- nellen lieferte Ludwig Redtenbacher in seiner Inaugural-Disser- tation: Tentamen dispositionis generum et specierum Coleopterorum Pseudotrimerorum Archiducatus Austriae. Vind. 1843, auch im 5ten Bande von Germars Zeitschr. f. d. Ent. abgedruckt. Die Dejeanschen ‘ Gattungen sind der Mehrzahl nach vom Verf. angenommen, die Be- _ gründung derselben durch Angabe der Kennzeichen beschränkt sich "jedoch auf eine Uebersichtstafel. Zwei vom Verf. neu aufgestellte ‚Gattungen sind sehr gut: Exochomus, enthält C. Apustulata L. _ und aurita Scr., ist von Chilocorus durch einfachen Vorderrand des Kopfes unterschieden, sie weicht aber auch noch ferner in dem Bau der Beine ab. Platynaspis enthält den Sc. bisbipustulatus, wel- cher sich den beiden ebengenannten Gattungen durch den vor den Augen erweiterten Kopfrand anschliesst, von Scymnus ausserdem durch 1igliedr. Fühler verschieden ist, Dass bei Scymnus die Füh- ler nur 10gliedr. sind, hat der Verf. nicht beachtet. Ferner be- schränkt mit Recht der Verf, Anisosticta auf C. 19punctata, und bezeichnet sie durch einfache Klauen, weniger mit Recht verbindet der Verf. die übrigen länglichen Formen mit Coceinella; die Gattung ‚Bippodamia Dej. (€. mutabilis, 13punctata, Tmaculata) weicht durch die hinter der Spitze gespaltenen Klauen von den eigentlichen Coceinellen ab, welche unmittelbar an der Wurzel der Klauen den Zahn haben. Die von Dejean aufgeführten amerikanischen Arten von Anisosticta (10maculata u.s. w.) stimmen zwar in der Gestalt der Klauen mit Coccinella überein, sie haben aber ein Merkmal mit Hip- podamia gemein, welches beide zugleich von Cocc. absondert, näm- ich die stark verengte Wurzel des Kinnes, Cocc. M. nigrum, bei Dej. eine Anisostieta, ist eine ächte Coceinella. — Für Rhizobius Steph. nimmt der Verf. den Namen Nundina an, weil jener schon früher (1835) für eine Blattlausgattung gebraucht sei, indess ist der ‚von Stephens schon 1829 aufgestellt und 1831 in den Illustr. Brit. Ent. begründet. Endlich ist Cynegetis Dej. auf C. impunctata be- schränkt, indem C. globosa als Epilachna angenommen wird. — Eine ausgezeichnete für die deutsche Fauna neue Art ist Hyperaspis. Amaculata Redt., welche aus Ungarn und Vorderasien schon län- 294 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in. der gere Zeit bekannt ist, weniger glücklich ist der Verf. mit einer Reibe als neu aufgestellter Scymnus-Arten, indem sein Se. affinis — fron- talis @, Sc. flavicollis vermuthlich Abänd. von Sc. marginalis j', Sc quadrillum = Sc. frontalis var. @, Sc. bisbisignatus= Se. frontalis var. g', endlich Sc. basalös = marginalis var. sind. ‚Cocei-: nella ist mit drei neuen Arten vermehrt, €. magnifica Ziegl., di- stincta Meg., und alpina Redt., von denen indess bei den beiden ersten die Unterschiede von C. 7punctata L. aus der dürftigen Be- zeichnung nicht recht hervorgehen. — Corylophus (Clypeaster) schliesst der Verf. wegen der eigenthümlichen Bildung ihrer Mandibeln aus der Familie der Coccinellen aus, durch aussereuropäische Arten wird aber nicht nur ein fast unmerklicher Uebergang von Scymnus dahin gebildet, sondern nach des Verf. eigener Angabe stimmt auch die Larve mit denen der Coccinellen überein, Suffrian (Ent, Zeit, S. 93) machte eine noch unbeschriebene deutsche Art von Ayperaspis mit ungefleckten Flügeldecken unter der Benennung Cocc. concolor bekannt. Ferner (ebendas. S. 330) er- örterte er die mannigfachen Abänderungen des Scymnus frontalis, Neu aufgestellte aussereuropäische Arten sind Hippodamia scalaris aus dem Alatau-Geb., und Micraspis lineola von Ala- kul und Saisan-See durch Gebler (Bull. Acad, Petersh. I. P- 39). — Cocc.effusa, nassata, Chilocorus nigripennis aus Augola durch Ref. (dies Archiv I. S. 266). — Hippodamia vittigera, Coceinella californica, Scymnus marginicollis aus Cali- fornien durch Mannerheim (Bull. Mose. p. 312). KEndomychidae. Diese Familie wurde von Redtenbacher (a. a. ©.) mit bearbeitet, ohne dass jedoch neue Gattungen und Arten aufgestellt wären. Eine hübsche Monographie der Gattung Calyptobium Will. ist von Aube (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 241) ausgeführt worden. Die Gattung umfasst hier vier Arten, €. Villae Rond. von Mailand, €. caularum, in Frankreich in Mistbeeten in Menge ge- sammelt, ©. Kunzei, von Kunze in Brasilischen Pilzen gefunden, ©. nigrum, von Melly auf Sieilien entdeckt. (Die letzte wurde uns von Sardinien in lichterer Färbung von Gene mitgetheilt; ausserdem besitzt unsere Sammlung noch mehrere Arten). Ueber die Stellung der Gattung ist der Verf. nicht im Reinen, er möchte sie an Cholo- vocera Motsch. anschliessen; mir scheint sie am natürlichsten in dieser Familie zu stehen. Guerin (Rev. Zool. 1844. p. 33) bemerkte mit Recht, dass die Gattung schon 1833 von Curtis als Holopara- mecus aufgestellt sei, und dass Cal. Villae mit H. depressus Curt. zusammenfalle. Calyptobium, ebenso früh aufgestellt, aber nicht beschrieben, empfiehlt sich indess durch Wohllaut. : Lathridii. Aube (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 73° pl.1) fügte der Gatt. Monotoma eine neue Art, M. punctaticollis zu, , ! Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 295 welche im Mist von Schafställen aufgefunden wurde; sie unterschei- det sich von M. quadricollis durch deutlichere Punktirung des Hals- schildes. Zugleich bemerkt der Verf., dass Mon. Blaivi Guer. Rev, Zool. 1839 sieh als nicht verschieden von M. brevicollis ausgewie- sen habe. Mannerheim (Bull. Mosc. p. 299) führte drei neue Arten von Lathridius von Sitkha auf: L. quadricollis, protensicollis, cordicollis. Orthopterä. Eine vortreffliche Inaugural-Dissertation „Symbolae ad Orthopte- rorum quorundam oeconomiam” ist von Fr. Goldfuss in Bonn vertheidigt worden. Die Untersuchungen des Verf. betreffen haupt- sächlich auch die Ernährung der Orthopteren und namentlich der Locusta viridissima und der Oedipoda migratoria, und in dieser Be- ziehung hat der Verf. Gelegenheit gefunden, durch seine Beobach- tungen einige ziemlich allgemein verbreitete Irrthümer zu beseitigen. Der eine Punkt betrifft die Nahrung der Locusten, man hat einige ältere Angaben übersehen, und diese Familie ziemlich allgemein mit den Acridiern zu den Pflanzenfressern gerechnet; der Verf. zeigt, dass sie bei vegetabilischer Nahrung, welche sie allerdings nicht ver- schmähen, allein nicht bestehen, sondern nebenbei vom Raube leben, und in ihren Vorderbeinen eine grosse Geschicklichkeit im Fliegen- fangen haben. Ein zweiter Punkt betrifft den Proventrieulus, den man, namentlich wo er mit Hornleisten und Zähnen besetzt ist, als Zerkleinerungs-Apparat betrachtete und daher „Kaumagen” nannte. Ich habe mich längst darüber gewundert, wie man mit der Natur so rücksichtslos verfahren konnte; denn es ist wirklich schwer, den Um- stand zu übersehen, dass der sogenannte Kaumagen allein bei den Fleischfressern, aber bei solchen Inseeten, welche nur von harten vegetabilischen Theilen sich nähren, nicht sich findet. Dies ist na- mentlich bei den Orthopteren auffallend, wo z. B. die Mantis den sogenannten Kaumagen haben, die Phasmen nicht, ebenso die Lo- eusten ihn haben, die Acridier nicht. Auch kann man bei der Sec- tion leicht bemerken, dass bei den Insecten mit dem sogenannten Kaumagen der Inhalt des Schlundes schon flüssig ist, so dass der Kaumagen nichts mehr zu kauen findet. Der Verf. thut durch seine Beobachtungen dar, dass im Vergleich zum Schlunde die Muskelthä- tigkeit dieses Theils sehr unbedeutend ist, und läugnet demnach die zerkleinernde Thätigkeit desselben. Auf die Functionen der ver- schiedenen Darmabschnitte bezieht sich ein grosser Theil der vor- liegenden Untersuchungen. Die Magenanhänge haben sich als Ab- sonderungsorgane ausgewiesen. Eine auffallende Erscheinung war bei Loc; viridiesima die, dass, wenm sie mit Insecten gefüttert war, zuweilen der Nahrungskanal und in einem Falle selbst die Tracheen 296 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der roth. gefärbt wurden. Auch. das Stridulationsorgan einiger Locusten ist vom Verf. sorgfältig beschrieben. Von v. Charpentier’s „Orthoptera descripta et depieta sind drei folgende Hefte (7—9) erschienen, deren Inhalt unten näher an- gegeben werden soll. Der Schluss der im vorigen Bericht aufgeführten Arbeit von De Haan: Bijdragen tot de Kennis der Orthoptera, ist in der 10ten Lief. der Verhandl. over de natuurlijke Geschied. der Nederlandsche overzeesche Bezittingen, Zoologie, enthalten. Wenn auch die ge- nannte Lieferung erst 1844 ausgegeben worden ist, scheint es doch wünschenswerth, den Bericht schon jetzt damit zu vervollständigen. Forficulariae. Die neuen Arten dieser Familie, welche von De Haan (a. a. O.) bekannt gemacht worden sind, sind: Apachya characterea von Borneo, Sumatra; Pygidicrana pallidipen- nis von Borneo; Psalidophora fuscipennis und albomargi- nata, von Sumatra; Echinosoma sumatrana von Padang, ge- sellig in faulem Holz lebend; Forfieula longipes, forcipata, brachynotavonSumatra, insignisHag. und tenellaHag. von Java. Mamtides. Eine sehr ausgezeichnete neue Gattung wurde von Westwood (Arcana Ent. I. p. 52. T.62. F.2) bekannt gemacht: Körper und Flügel sind schmal, der Kopf mit einem breiteren Horn zwischen, und einem schmäleren zweispitzigen vor jedem Auge; die hinteren Schenkel gelappt, die Hinterleibsfäden lang, blattartig, nur an der Wurzel gegliedert. Das Insect, Stenophylla cornigera Westw. ist aus dem innern Brasilien. - Ausserdem sind (ebendas.) noch PAyllocrania insignis Westw. von Sierra Leone, eine der Capensischen nahe verwandte neue Art, und Mantis metallica, eine sehr hübsche neue Art aus Sylhet abgebildet. v. Charpentier (Orthopt. 7. fase.) stellte dar: Mantis sublo- bata Serv. aus Brasilien nach beiden Geschlechtern (es ist nämlich SM. pilipes Serv., @ M. sublobata Serv. brachyptera Burm.), M. undata F. (Theoclyt. undata Serv.) vom Cap, M. zebrata, neue Art, ebendaher, M. fenestrata F. ebendaher, nach beiden Geschlech- tern (‘ M. fenestrata F. Burm,, vitrata Serv., @ M. prasina Burm,, nana Stoll.). i Guerin (Rev. Zool. p. 41) stellte nach einer südfranzösischen Art, P. Allibertii, welche nichts weiter als Mant. decolor Charp. zu sein scheint, eine neue Gattung Perlamantis auf, welche sich hauptsächlich darauf gründet, dass alle vier Flügel häutig sind, ein Umstand, der sehr vielen Männchen, namentlich der Abtheilung, welcher die genannte Art angehört, zukommt. (Die Weibchen haben dagegen lederartige kurze Deckenstummel). Somit möchte also diese Aufstellung als verfehlt zu betrachten sein. Ueber das Eidechsenfressen der Mantis carolina hat Zimmer- mann in diesem Archiv (1843. I. S. 390) nähere Auskunft gegeben. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 297 Spectra. Eine besondere Form dieser Familie machte J. Goudot (Gwuer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 125) bekannt. Sie ist in beiden Geschlechtern ungeflügelt, von gedrungener Form, und da- durch von den übrigen abweichend, dass die Vorderbeine am Grunde nicht ausgebuchtet sind. Auch entfernen die Thiere sich in ihrer Lebensweise darin, dass sie bei Tage unter Steinen und dergl, ver- steckt sind und bei Nacht umherstreifen. Der Verf. vereinigt diese Form noch mit Bacteria, sie verdient aber schon in Rücksicht auf die fehlende Ausbuchtung der Vorderschenkel als eigene Gattung ab- gesondert zu werden. Er hat 3 Arten in Neugranada entdeckt: B, Bogotensis, häufig und gesellschaftlich bei Bogotä unter Steinen an feuchten Stellen, glänzend schwarz, 4 Höcker an der Stelle der Flügel beim Z roth, beim @ gelb; B. Roulini, ähnlich der vori- gen, aber mit rothen Schenkeln, in höher gelegenen Gegenden, sel- tener, und B. quindensis, ganz matt braun, in der kalten Region der Cordilliere, einzeln unter Baumstämmen. Bei der ersten Art findet sich im Thorax zu jeder Seite eine Drüse, welche mit einem Ausführungsgange in einem Höcker mündet, welcher am Vorderende des Prothorax auf jeder Seite gelegen ist, und aus welcher das In- sect eine milchige scharfe Flüssigkeit fussweit ausspritzen kann. Die beiden andern Arten haben die Drüsen ebenfalls, aber die Höcker fehlen. (Guerin bemerkt am Schluss, dass diese drei Arten zu Anisomorpha Gray gehörten, aber kaum mit Recht, da diese noch eine, wenn auch nur schwache, Ausbuchtung an den Vorderschen- keln hat). v. Charpentier (a.a.O.) bildete ab: Ascepasma infumata von Java, und Phasma ornatum Burm., (welche wahrscheinlich PA. Tithonus Gray ist) aus Brasilien. Westwood (Arcana Ent. pl. 61) stellte zwei Arten von Dia- pherodes dar: die eine D. (Cranidium) pumilio, muthmasslich aus Mittelafrika, ist neu und zeichnet sich durch einen Kamm auf dem Rücken des: Mesothorax aus. Die andere D. (Cranidium) serricollis Westw. unbekannten Vaterlandes, ist dagegen das wahre Cranidium gibbosum Hiffgg., Diapherod. gibb. Burm. aus Parä. Das früher unter dieser Bezeichnung abgebildete Insect hat der Verf. jetzt Diaph. (Craspedonia) undulata henamnt. Achetae. Die von De Haan (a. a. O.) beschriebenen Arten dieser Familie sind: Gryllus brachypterus und platyziphus von Java; Gr. Eneoptera hemelytrus Hag. und concinnus von Java, fasciatus von Celebes und Java, cinereus von Neuguinea und Java, punctatus von Java; Gr. Scleropterus, (neue Unter- gattung, welche aber mit Trigonidium Sery. übereinstimmen wird), ceoriaceus Hag. von Java; Gr. Platydactylus Novae Guineae von Neuguinea, Java, Gaimardii aus Neuguinea und Banjermas- sing, vittatus von Padang, qguadratus von Java; Gr. Phalan- gopsis marmoratus von Japan, pilosus von Borneo und Java, Archiv f. Naturgesch, X, Jahrg. 2. Bd, Ww 298 Eriehson: Berieht über die wissensch. Leistungen‘in der mierocephalus von Japan, Sumatra, Buquetii von Java, Japan, diaponicus von Japan; Gr. Oecanthus gracilis von Celebes, Gr. Gryllotalpa longipennis von Borneo; Gr. Xya iaponi- eus von Japan, ; Locustariae. Westwood (Arcana Ent. pl. 63) bildete das im Brit. Mus. aufbewahrte Bruchstück einer sehr merkwürdigen Heu- schrecke ab, welche in hohem Grade das Ansehn eines Phasma hat, und welche der Verf. als eine denselben analoge Form dieser Fami- lie betrachtet. Sie ist ungeflügelt, der Kopf klein, vorgestreckt, der Prothorax lang, die Legeröhre lang und gerade; die vorderen Beine lang und unbedornt, die Vorderschienen „absque operculo”, Fühler und Hinterbeine fehlen. Das Insect, Phasmodes ranatriformis benannt, ist vom Kön. Georgs-Sund in Neuholland. — Zugleich hat der Verf. eine Abbildung von Prochilus australis Brull. gegehen. v, Charpentier (a. a. O. 8. fasc.) bildete aus dieser Familie ab: Copiophora cornuta Deg. aus Brasilien, Cayenne, Rhaphidophora pal- pata (Locust, palp. Sulz. Phalangops. araneiform. Burm,.) aus Süd- europa, Hetrodes longipes, neue Art aus Benguela (Niedergui- nea), Polyaneistrus serrulatus Palis. Beauv. aus St. Domingo. Acridii. Ein Paar Proscopien-Formen sind von Westwood (Arcana Ent. pl.63) abgebildet. Die eine derselben, mit dem Namen Proscopia occidentalis belegt, in Chile einheimisch, fällt durch ihren gedrungenen Bau und die buckelförmige Auftreibung des Hin- terrückens auf, und wird unfehlbar eine eigene Gattung bilden müs- sen, für welche ich den Namen Hybusa in Vorschlag bringe. Sie unterscheidet sich von Proscopia ausser der Körperform noch durch einen Umstand, den der Verf. übersehen hat: es ist nämlich an den Füssen eine Klaue verkümmert, so dass nur noch eine Klaue zur Seite des deutlich vorhandenen Pulvillus bemerkt wird. — Die andere, Proscopia (Cephalocoema) subaptera, mit kleinen, freien Decken, und kleinen unter den Decken verborgenen schwarz- metallischen Flügeln, angeblich aus Brasilien, stehe ich nicht an für ein Astroma Charp. zu halten. Hinsichts der Decken hat der Verf. sich wahrscheinlich getäuscht, indem er den breiten lederartigen Vordersaum der Flügel, unter welchem der metallische Theil dersel- ben sich fächerartig einfaltet, für Decken genommen hat. Wären wirklich Decken vorhanden, so wäre es bei ihrer Kleinheit und der Länge des Mesothorax — da sie am Vorderende des Mesothorax ihre naturgemässe Stelle hätten — durchaus unmöglich, dass sie die Flügelchen bedecken könnten, wie der Verf. es verlangt. Die Flü- gelchen von Astroma sitzen nicht, wie W. hier angiebt, am ersten, sondern, wie Charpentier (Orthopt. deser. et dep. I. t.4) es sehr deutlich abbildet, am zweiten Ringe nach dem Prothorax. Endlich zeigt W.’s Abbildung, wenn auch seine Beschreibung darüber schweigt, die von Charp. so richtig dargestellte Klauenbildung von Naturgeschiehte der Inseeten während des Jahres 1843, 299 Astroma, mit fehlendem Pulvillus. Die Angabe des Vaterlandes be- ruht ohne Zweifel auf einem Irrthum. Ebendas. giebt der Verf. noch die Diagnose des neuen Mastaz affinis aus Assam, v. Charpentier (a. a. O.) hat diese Familie mit drei neuen - Gattungen bereichert. Hyalopteryz (8. fasc. t.46) mit Truxalis verwandt, die Fühler | ebenso schwertförmig, der Kopf aber nicht thurmförmig, die Flügel - beim Männchen mit einer Reihe sehr grosser. viereckiger Spiegelzel- _ len, H. rufipennis aus Brasilien. Brachypeplus (9. fasc. t. 51) ohne Kehlzapfen, mit sehr klei- | nen Deckenrudimenten, vom gedrungenen Bau der Oedipoda hystrix, mit grossem, weit nach hinten reichendem Prothorax und auffallend langen Hinterfüssen. Br. virescens aus Mexiko. Dactylotum (9. fasc. t.52) mit dickem Kehlzapfen, sehr wal- zenförmig, mit tief eingeschnittenem Prothorax, netzförmig gegitter- ten Deckenrudimenten von der Länge des Prothorax, geringer Flü- | gelspur, beim Männchen die untere Afterdecke gross, kahnförmig, innen mit einer sich in regelmässige Querfalten zusammenlegenden - Haut. D. bicolor aus Mexiko. Ausserdem hat der Verf. (ebendas. fasc. 8.9) abgebildet: Räo- malea microptera Sery. aus Nordamerika, Aderidium herbaceum Sery. vom Cap, A. plorans Charp. von Südeuropa bis zum Cap verbreitet, Oedipoda bisignata Charp. desgl., Oe. longipes neue Art, aus Si- ceilien und der Türkei, von Oe, insubrica, der sie sonst sehr gleicht, durch die an der Wurzel hellgelben Flügel unterschieden. „Ueber die schädlichen Heuschrecken” hatKeferstein (Ent. Zeit. S.167, 213, 232) geschrieben. FPerlariae. Rambur (Hist. nat. d. Ins. Neuropt.) hat diese Familie bearbeitet, indess mit geringer literarischer Kenntniss, daher die neu aufgestellten Arten zum Theil wieder eingehen werden, um so mehr als inzwischen Pictet’s vortreffliche Monographie erschienen ist. Die neu aufgestellte Gätt. Leptomeres, mit langem vorletz- ten und feinem Endgliede der Maxillartaster fällt vielleicht mit Isopteryx Pict. oder selbst Chloroperla Newm., oder auch mit bei- ‚den zusammen. Psoeides. Huber (Mem. d. ]. Soc. d. Phys. et d’hist. nat. -d. Geneve X. 1.p. 35) theilte über mehrere Psocus-Arten seine Beob- achtungen mit, die von Interesse sind. Der Verf. sah, dass sie ihre Eier auf Blätter ablegen und diese überspinnen; und zwar machen verschiedene Arten auch ein verschiedenes Gewebe. Diese Thatsache nicht neu, wohl aber die Entdeckung des Spinnorgans, welches ‚am Rande der Oberlippe als ein Paar länglicher Körperchen sich befindet ’). Eine Art mit gefleckten Flügeln hält sich immer unter ’) Ich erinnere mich, auch beim Hydrophilus piceus ein Paar w* 300 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Fäden auf, welche sie von einem Rande des Blattes zum andern spinnt. Als Nahrung der Psocen beobachtete der Verf. Rost (Uredo), welcher vorzugsweise in Folge der Stiche der Blattläuse entsteht. Libellulinae. Rambur (Hist. nat. des Ins. Neuropt.) hat diese Familie mit einer grossen Anzahl neuer Arten nicht allein, son- dern auch neuer Gattungen bereichert. Was die Arten betrifft, so ist es auffallend, dass der Verf. von Charpentiers grossem Werk über die europäischen Libellen nichts weiss, überhaupt werden die neuen Arten, welche grösstentheils aussereuropäisch sind, noch einer be- sonderen Prüfung unterworfen werden müssen. Die neuen Gattungen sind in der Libelluliden-Gruppe: Nannophya, mit einer neuen Art unbekannter Heimath, Acisoma mit 2 neuen Arten von Ostindien und Madagascar, Zyzomma, mit einer neuen Art von Ostindien, Uracis, mit einer neuen Art von Buenos-Ayres, Polyneura (der Name ist nicht mehr frei) mit Lib. sophronia und fulvia Drury, Palpopleura mit Lib. dimidiata L., portia Dr., marginata F., lu- cia Dr., fasciata L., Diastatops mit Lib. pullata, obscura Burm,; Macromia mit mehreren neuen Arten. Von den Aeschniden son- dert der Verf. als eigene Gruppe die Gomphides ab mit meist aus einander stehenden Augen, mit den Gattungen: Gomphus Leach, (z. B. L. forcipata L.), Diastatomma Charp. (z. B. 4e. clavata F.); Tctinus neue Gattung mit drei neuen Arten, Lindenia, Phenes, neue Gattung mit einer neuen Art aus Chile; Cordulegaster Leach, Petalura Leach (gigantea Leach). Die Aeschniden beschränken sich auf Anax, Aeschna, Gynacantha neue Gattung, mit exoti- schen Arten. Die Agrioniden-Gruppe hat einen Zuwachs erhalten von folgenden neuen Gattungen: Rhinocypha mit A. fulgidipennis Guer. und perforata Perch., Micromerus mit Calopt. lineata Burm., Argia, mit Agr. australe Guer., Mecistogaster mit M. Lucretia Dr. u. a., Microstigma mit zwei neuen Arten, Mega- loprepus mit L. coerulata Dr. Pietet (Guer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 117) stellte eine neue Art, Cordulia splendens, aus Süd-Frankreich auf, zu der Selys Longchamps (ebendas., ferner Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 108, so wie auch Rey. Zool. p.131) das Männchen beschrieb, und dabei bemerkte, dass sie von den übrigen Cordulien sich entferne, und durchaus zu der auf indischen und nordamerikanischen Arten gegründeten Gattung Macromia Ramb. gehöre, welche durch voll- ständig gespaltene Klauen, und doppelte Zahl der Aederchen im ersten Costalraum von jenen abweicht, ausserdem noch das kleine accessorische Auge deutlicher hat als jene. Gestalt und Färbung wie bei Cordulia. Selys-Longcehamps (Ann. S. E. Fr. p. 107, kleiner länglicher Körperchen auf der Unterseite der Oberlippe be- merkt zu haben, und da die Hydrophilen ebenfalls spinnen, könnte es wohl sein, dass dies gleichfalls das Spinnorgan wäre. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 301 Rev. Zool.:p. 158) beschrieb ferner das Männchen der Lindenia te- traphylia und unterschied eine zweite europäische Art, Cordule- gaster bidentatus von C. annulatus Latr. (lunulatus Charp.). White (Dieffenb. New Zealand p. 281. n.97) beschrieb eine neue Art, Petalura Carovei von Neuseeland, welche sich von P. gi- gantea Leach durch breitere gelbe Zeichnungen auf dem Mittelleibe unterscheidet; die erweiterten Afteranhänge sind etwas gerundet, der Vorderrand und die Spitze der Flügel, besonders die Spitze der Hinterflügel dunkel. Lepismenae. Gervais (Hist, nat. d. Ins. Apteres. Il. p. 449) theilte Lepisma in zwei Untergattungen, Lepismina und Lepisma, erstere die Arten mit kurzem herzförmigen Körper und breitem Pro- thorax enthaltend. Templeton (Transact. Ent. Soc. Lond. 11]. p. 304. pl. 16. F.1 bis 7) stellte eine neue Art, Lepisma niveo-fasciata, von Cey- - Ion, auf, welche dort die alten holländischen Bücher in den Biblio- theken benagt. | Westwood (ebendas. S. 231) lieferte die genauere Beschrei- bung eines kleinen ungeflügelten Insects, welches unter Kraut auf der Erde lebt, und welches er schon 1840 der Ent. Gesellsch. (S. Pro- ceed. E. S. p. 14) vorgelegt hat. Es ist gegen 2” lang, schmal, flach, weich, 13ringlig; mit ziemlich grossem Kopfe, vielgliedrigen Fühlern, ziemlich langen seitwärts gerichteten Beinen, zwei Klauen an dem einzelnen Fussgliede, und zwei langen behaarten Borsten am letzten Hinterleibssegment, weisslich von Farbe, sehr beweglich und ie Der Verf. betrachtet es als eine neue Gattung dieser Familie, welcher er den Namen Campodea beilegt. Auch Gervais (a.a. O.) hat es aufgefunden, und betrachtet es ebenso. Mir scheint es noch sehr ungewiss, ob es nicht doch irgend eine Larve ist, Neuroptera. Histoire naturelle des Insectes, Neuropteres, par M. Ram- bur. Paris 1842, bildet einen Theil der Suites a Buffon- 'Roret, die Bearbeitung erstreckt sich auf die Neuropteren im Latreilleschen Sinne, der Verf. ist auch in einer solchen Unbekanntschaft mit der ausserfranzösischen Literatur, dass ihm die neueren deutschen Arbeiten völlig ausser Gesicht ge- ‚blieben sind. Ebenso wie weder Charpentier’s grosses Libel- lenwerk noch Hagen’s Synonymie der Europ. Libellen berück- sichtigt sind, hat sich auch der Verf. weder um Klug’s Mo- nographie der Panorpaten noch meine der Mantispen geküm- mert, und ebenso fremd ist es dem Verf. geblieben, dass ich _ nachgewiesen habe, wie der Theil der früheren Neuropteren, » 302 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der bei welchen unvollkommene Verwandlung ist, die Ordnungs- charaktere der Orthopteren habe, und mit diesen zu vereinigen sei, die übrigen aber eine eigene Ordnung bilden, welche wenigstens unter den Begriff keiner anderen zu bringen ist. Die äusserst beschränkte Rücksicht auf die Literatur ist denn auch auf die Bestimmung der Arten nicht ohne Einfluss ge- blieben, und es wäre um so mehr wünschenswerth, als das Buch in der That gute Beobachtungen enthält, dass ein Hagen durch kritische Sichtung der Synonymie das Werk nutzbar machte. Memerobii. Rambur hat hier eine Anzahl neuer Gattungen gebildet, grösstentheils durch Zerlegung früherer grösserer Gattun- gen. Ascalaphus F. zerfällt in Ascalaphus (longicornis L. ete.), The- leproctophylla (australis F.), Puer Lef. (maculatus Ol.) — Bubo — Vogelgatt.! — (capensis F.); Ulula — Vogelgatt.! — (senex Burm.) Cordulecercus (surinamensis F.); Colobopterus — Käfergatt.! (2 neue Arten); Byas, (1 neue Art); Haplogenius Burm.; Azesia Lefebr. — Myrmeleon F. ist zerlegt in Pa/pares (libelluloides L. etc), Acanthaclisis (oceitanica Vill.), Myrmeleon, Megiüstopus (eine neue Art mit besonders langen vorderen Beinen; das unbe- stimmte Vaterland des M. bisignatus ist Brasilien. — Heme- robius im Sinne der Neuern ist in drei Gattungen geschieden: Mi- eromus (mit drei Arten: /ineosus (= paganus L.) variegatus F., und tendinosus R. (= intricatus Wesm.) — Megalomus mit H. (Drepanopteryx) phalaenoides L., M. tortricoidesR. (= hirtusF.) und zwei neue Arten — Mucropalpus mit H. lutescens F. und 5 angeblich neuen Arten, welche noch einer näheren Prüfung bedürfen. — Den Namen Hemerobius hat der Verf. für Chrysopa der Neuern wieder in Gebrauch genommen. — Endlich sind als neue Gattung Neuromus von Corydalis ‚solche Arten abgesondert, deren Männ- chen einfache Mandibeln haben. Schneider lieferte in seiner in Breslau erschienenen Inaugu- ralschrift eine treffliche Monographie von Raphidia. Es sind 7 Ar- ten beobachtet, und mit den früheren Ständen abgebildet: 1. R. ophiopsis Schumm.; 2. R. zunthostigma Schumm., unter welcher jedoch noch zwei Arten verwechselt sind, welche sich in den Ocel- len und vorzüglich im Flügelgeäder unterscheiden; die eigentliche R. xanthostigma ist von Schummel, die andere Art hier sehr kemnt- lich abgebildet; 3. R. affinis, neue der vorigen verwandte Art, 4. R. media Burm, 5. R. maior Burm., welche ich unbedenklich für Rh. megacephalus Leach halte; 6. R. notata F.— 7. R. crassicornis Schumm., für welche der Verf. eine eigene Untergattung Inocellia errichtet, welche weniger durch das Fehlen der Ocellen, die auch er Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 303 bei einigen Arten eigentlicher Raphidien schon verschwinden, als durch die Kürze des Halsschilds sich absondert. Grube’s trefflicher „Beschreibung einer auffallenden, an Süss- wasserschwämmen lebenden Larve” (in diesem Archiv 1843. 1. Bd. S.331. T.10) ist bereits im vorigen Jahresbericht S.235 Erwähnung geschehen. Phryganides. Rambur (Hist. nat. d. Ins. Neuropt.) hat diese Familie mit mehreren neuen Gattungen vermehrt: Olig otri- cha, durch die fast glatten Flügel von Phryganea abweichend, PAr. reticulata und phalaenoides L. und zwei angeblich neue Arten ent- haltend; Enoicy/a, Mundtheile wie bei Limnephila, die vier hin- teren Schienen nur mit einem Spornenpaar; E, sylvatica, neue Art, im Herbst häufig bei Paris in Wäldern; Monocentra, die vier hinteren Schienen mit einem einzelnen Dorn in der Mitte, die Flügel mit Härchen und Schüppchen bekleidet; sonst namentlich in den Tastern und im Flügelgeäder mit Limnephilus übereinkommend; M. lepidoptera, aus Sardinien. Die vier folg. Gatt. gehören zur Gruppe Sericostomidae Steph., welche Rambur Trichostomides nennt: Pogonostoma (der Name gehört einer Käfergattung) mit 1 Sporn- paar an den Mittelschienen und an den Hinterschienen mit einem einzelnen Sporn an der Stelle des obern Paars: P. vernum gemein im Frühjahr an der Seinen Paris; Dasystoma, an allen vier hin- teren Schienen mit einem einzelnen Spornpaar, Fühler gezähnelt: D. pulchellum aus Spanien; Lasiostoma vielleicht mit Silo Curt., Lepidostoma mit Goera Hofigg. übereinkommend, endlich Setodes, von Mystacida dadurch unterschieden, dass die Unter- flügel nicht gefaltet sind, z. B. Phr. punctata F. — Es ist ebenso wunderbar, dass die neuen Gattungen des Verf. so wenig mit denen von Stephens und Curtis zusammenfallen, als dass ihm in Paris die Arbeiten von beiden, namentlich der vor fast 10 Jahren erschie- nene 6te Band von Steph. Illustr. Brit. Ent. Mand. unbekannt bleiben konnte. Hymenoptera. Eine umfassende Bearbeitung dieser Ordnung ist von Dahlbom unter dem Titel „Hymenoptera Europaea, praeeipue Borealia, formis typieis nonnullis specierum ge- nerumve exoticorum aut extraneorum propter nexum syste- maticum associatis, per Familias, Genera, Species et Varietates disposita atque deseripta” unternommen, und die erste Lieferung bei ©. A. Koch in Greifswald erschienen, welche einen Theil der Linneischen Gattung Sphex umfasst, und auf Jeren Inhalt demnach unten näher einzugehen ist. 304 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Zur Kenntniss der Spanischen Hymenopterenfauna lieferte Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 111) einen Beitrag ‚Notes sur quelques Hymenopteres peu connus, re- cuellis en Espagne pendant l’annee 1842, par M. V. Ghiliani, roy. nat.”, welcher sich indess darauf beschränkt, die als neu erkannten Arten zu beschreiben. Waltl’s Reise nach Spanien, in welcher die Hymenopteren von Klug und mir bearbeitet sind, hat der Verf. nicht gekannt, es sind indess nicht viele Arten, welche dort schon beschrieben waren. Eine Anzahl russischer Hymenopteren ist von Fischer v. Waldheim (Guer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 122) bekannt gemacht worden. Wenn die hier aufgestellten Arten zum Theil schon von alten Zeiten her bekannt waren, zum Theil auch hier ungenügend be- schrieben sind, so ist es immer doch des Dankes werth, dass der Verf. die Aufmerksamkeit der Russischen Entomologen auf diese Ordnung richtet, indem dieselben seit Pallas’ Zeit mit der ehrenvollen Ausnahme, welche Eversmann bildet, den Käfern ihre ausschliessliche Aufmerksamkeit zugewendet haben. Das von Pallas gesammelte Ma- terial liegt hier noch zur Bekanntmachung bereit, und wird nicht verfehlen, wenn es ans Licht tritt, künftigen Forschungen russischer Entomologen einen sichern Anhalt zu geben. Tenthredinetae. Spinola (a. a. O.) beschrieb eine Reihe neuer spanischer Arten: Tenthredo rufimana, zanthopus, baetica, limbalis, erythrogaster, Cephus Parreyssii, Tarpa hispanica. Die letzte ist einerlei mit T. bucephala Kl. Entom, Monogr. Fischer’s v. W. (a. a. ©.) Tenthredo nyctea ist sicher nichts als die eigentliche T. blanda L., und T. Grossulariae ist mir nach der Beschreibung räthselhaft, nach der Benennung viel- leicht eine Abänderung der T. (Nematus) Ribesii Schr. (ventricosus Kl. Hart.). Urocerata. Spinola hat eine in Padua bei der Gelehrten- versammlung vorgetragene Abhandlung „Considerazioni sopra i co- stumi degl’ Imenotteri del g. Sirex F., e sopra il miglior posto dei Sireceti nel methodo razionale, Genova 1843 veröffentlicht, in wel- cher er die von Lepelletier de St Fargeau neuerdings aufgenommene Ansicht, dass die Holzwespen Parasiten seien, nach Art der Schlupf- wespen, durch einen Fall bekräftigt, in welchem ein Sirex gigas aus einer Puppe von Papilio Machaon ausgeschlüpft sein soll. Indess ist der Verf. mit Lepell. darin, dass dieser die Holzwespen von den Blattwespen trennen und den Schlupfwespen anschliessen will, nicht einverstanden, und dies mit um so grösserem Recht, als bei uns hin- en nn DU LU LU Z E S Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 305 reichend festgestellt ist, dass die Sirex-Larven selbst im Holze boh- ren, und die oben angeführte Beobachtung durchaus nur auf einem Irrthum beruhen kann. Ichneumonides. Blackwall (Report on the 12. Meeting of Brit. Assoc. held in Manchester 1842 p. 68, ausführlicher Ann. nat. hist. XI. p.1, Fror. N. Notiz 25. B. S. 113) gab über eine Ichneumo- nenlarye Nachricht, welche sich bei mehreren Spinnen, namentlich Epeira antriada und cucurbitina u. a. äusserlich auf dem Rücken des Hinterleibes findet. Er erzog daraus eine Schlupfwespe, welche Hr. Stevens als Po/ysphincta carbonaria Gr. bestimmte. Als die Ichneu- monenlarve die Spinne verlassen hatte, um sich am Kork der Flasche, in der sie gehalten wurde, einzuspinnen, starb die Spinne. Letztere war in unerwachsenem Zustande und ein bemerkenswer- ther Umstand war, dass sie sich nicht häutete. Als neue spanische Ichneumonen beschrieb Spinola (a. a. 0.) Bassus hispanicus, Pimpla Ghilianii, Cryptus andalu- sicus, Ichneumon melanopterus, nigricornis, baeticus, erythrurus, unifasciatus. Braconides. Ebendaher sind Bracon baeticus, bico- lorator, Agathis baetica Spinola (a. a. O.). Die letzte ist Ag. caesa Kl. in Waltl’s Reise. Ein unbestimmter Braconid, aus Cal- lidium sanguineum erzogen, wurde von Goureau beschrieben (eben- das. S. 104. T.4). Evaniales. Westwood’s schon früher (Jahresb. f. 1841. S.267) angezeigte Abhandlung ist jetzt in den Transact. of the Ent. Soc. of Lond. Ill. p. 237: „On Evania and some allied Genera of Hymenopterous Insects” erschienen und mit vielen Zeichnungen er- läutert. Die Gattung Evanid enthält in der gegenwärtigen Aufzäh- lung 30 Arten, unter denen eine neue E. antennalis W. von Bom- bay. — Foenus hat einen Zuwachs an F. gracillimus aus Deme- rara erhalten, und dem F. dorsalis W. ist das Vaterland Spanien bestimmt worden. — Aulacus ist ebenfalls mit einer neuen Art, A. congener, unbekannten Vaterlandes bereichert worden. Einige Bemerkungen zu Evania sind von Guerin (Rev. zool. p- 333) mitgetheilt worden. Die von Spinola bemerkte Gabelung des Metasternum fand der Verf. bei allen eigentlichen Evanien mit voll- ständigen Flügelzellen Hyptia und Brachygaster haben dagegen eine einfache Vorragung. Zwischen E. appendigaster und laevigata fin- det sich auch ein Unterschied in der Gestalt der Randzelle, und zur letzteren Art gehören E. appendigaster Blanch. als @ und £. Des- jardinii Blanch. als 5. Endlich beschreibt der Verf. noch zwei meue Arten, E. Poeyi aus Cuba, und E. Servillei von St. Domingo. Beide gehören zur Untergattung Hyptia, welche der Verf. wunder- licher Weise „Hyptiam” nennt, vermuthlich weil Jlliger zufällig den Namen im Accus. einführt. (Fn. Etr. 1. p- 82: „..genus.,., 306 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der quod Hyptiam voco. — Dass E. thoracica Blanch. einerlei mit E. rufipes F. sei, wie der Verf. a. a.O. angiebt, ist von ihm später (Rev. Zool. 1844. p.39) zurückgenommen, Chalcidiae. Die Bearbeitung der von Darwin gesammelten Chaleidien hat Walker in den Ann. of nat. hist. vol. XI. fortge- setzt. Von Conception (S. 30) sind 8 Arten, nämlich je eine von Lamprotatus, Gastrancistrus, Pteromalus, Derostenus, Olosterocerus, Bellerus Halid. (neue Gattung zu den Eulophides gehörend, mit 12gliedr.? schlanken, schnurförmigen, wirtelförmig behaarten Fühlern, deren drei letzte Glieder eine spindelförmige Keule bilden) — und 2 A. von Tetrastichus Halid. (s. u.). — Von Lima (S. 115) sind je 1 Art von Dicyclus, Pachylarthrus, Pteromalus, Entedon; die letzte ist als neue Gatt. Horismenus Halid. angezeigt, ohne dass jedoch ihre Merkmale hervorgehoben wären. — Von der Insel Chonos (S.184) sind je1 Lamprotatus, Pteromalus?, Entedon, Closterocerus, von Coquimbo (8.185) 2 Lamprotatus, 1 Gastrancistrus, 1 Platy- terma s. Pteromalus, 1 Tetrastichus. — Im 12ten Bd. S.45 sind noch zwei Arten hinzugefügt: Thoracantha Latreillei Guer. aus Brasilien und ein Micromelus von Mount Wellington. Die von Guilding auf der Insel St. Vincent gesammelten Chalei- dien sind von dems. (Ann. nat. hist. XU. S. 46) beschrieben, nämlich je 1 Art von Decatoma, Pteromalus, Lelaps, Idarnes, Encyrtus, Euplectrus, Paphagus. Die drei neuen Gattungen Lelaps Halid. Idarnes, und Paphagus sind genauer beschrieben, ohne dass sich jedoch der Verf. über ihre systematische ‚Stellung geäussert hätte. Ferner ist von Dems. die Bearbeitung der von E. Doubleday und R. Forster in Ostflorida gesammelten Chaleidien in den Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. S.145 niedergelegt worden: 1 Smicra, 2 Hookeria, 1 Ormyrus, 2 Callimone, 5 Eurytoma, 1 Micromelus, A Lamprotatus, 1 Pachyneuron, 2 Norbanus (neue, aber nicht RAUEL erläuterte Gattung), 1 Metopon. Endlich theilte Ders. (Ann. nat. hist. XII. S. 103) Beschreibun- gen verschiedener neuer Arten mit: /sosoma hordei Harr. parasi- tisch in Cecidomyia in Nordamerika, I. Laothoe von Edinburg, Perilampus Entellus in Ohio, Callimone Aea von New-York, Trichogramma Carina aus dem Walde von Fontainebleau. Beiträge zur Eintheilung der Chaleidien von Haliday (Trans- act. Ent. Soc. Lond. Il. S. 295) enthalten zuerst Aufstellung einer eigenen Gruppe Pireniani, mit ögliedr. Füssen, einfachen Beinen, am Munde eingelenkten 10gliedr. Fühlern; der Metacarpus der Flü- gel äusserst kurz, fast fehlend; dahin die drei Gattungen Oalypso (1 Art) mit 4gliedr. Tastern und auseinanderstehenden Augen, Macro- gilenes (3 Arten) mit ägliedr. Tastern und beim Jg‘ genäherten Augen, und Pirene (4a.) mit 2gliedr. Tastern. Dann wird die Gruppe der Eulophini auf folgende Weise eingetheilt: 1. Füsse Agliedr. Füh- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 307 ler 7—11gliedr. A. Der Subeostalnery mit einer leichten Krümmung gegen die Costa gewendet: 1. Elasmus Westw., 2. Epiclerus Hal. Ant. i1art. mesothoracis parapsides discretae, scutellum integrum, transverse impressum; Abdomen petiolatum; metacarpus productus, radius brevis. (Ertedon Parujas Walk.). — 3. Euplectrus Westw. — 4. Elachestes Spin. — 5. Lophocomus Hal.: Ant. g' 10art., nodo- sae, verticillatae, Q 9art., ulna mediocris, radius longus (Cirrospil. Anaitis Walk.) — 6. Eulophus Geofir. — 7. Cirrospilus Westw. — B. Der Subeostalnery plötzlich verdickt und gleichsam gebrochen, schräg gegen die Costa gerichtet: 8. Tetrastichus Hal.: Ant. Z Yart., 2 Sart.; mesothoracis parapsides discretae, postice incisae; scutellum convexum, lineis 4 elongatis parallelis exsculptum; abdomen subsessile; radius ab alae apice quam longissime remotus. metacar- pus evanescens. (Cirrosp. Attalus Walk.). — 9. Euderus Hal.: ant. Q Yart., capitulo 3art. mesothor. parapsides discretae, postice acute ineisae; scutell. integrum; metacarp. productus; radius brevissimus; alae subglabrae; abdomen subssssile. (Ent. Amphis Walk.). — 10. Entedon Dalm. (E. Amanus Walk.). — 11. Pteroptrüc West. — II Füsse 3gliedr. Trichogramma Westw. — Ferner werden noch neue Gattungen Agamerion (Miscogaster Gelo Walk.) und Ophelimus (Euloph. Ursidius, Sabella, Cirrosp. Vannius Walk.), drei Arten von Lelaps (s. o.) und endlich ein neuer Ewlophus beschrieben. Ueber die Caprification der Feigen hat Loew (Ent. Zeit. S. 66) höchst anziehende Nachrichten gegeben. Er beobachtete sie auf Leros. Natürliche Caprification kommt auf den kultivirten Feigen- bäumen gar nicht, oder nur sehr einzeln vor; sie werden daher mit caprificirten Feigen, welche an der nicht geschlossenen Oeffnung der Frucht kenntlich, von wilden Feigensträuchen gesammelt werden, be- hangen. Es geschieht dies im Juni, wo die natürlich caprificirten Feigen das Insect bereits vollkommen entwickelt erhalten. Der Verf. hat die wahrscheinlich sehr richtige Ansicht, dass das Insect im na- türlichen Verlauf seiner Entwickelung bis zum September in der Frucht verweilen werde, dass aber durch das Austrocknen der abge- flückten wilden Feigen sein Hervorkommen und seine Fortpflanzung beschleunigt, und so auf künstliche Weise eine Caprification der cul- tivirten Feige bewirkt werde. Das Inseet war Blastophaga grosso- rum Grav., welche Westwood nach Linne’'s Sammlung für dessen Cynips Sycomori angenommen hatte; der Verf, weist indess .auf eine sehr gründliche Weise nach, theils nach Linne’s, theils nach Hassel- quist’s des Entdeckers dieser Insecten, Beschreibungen, dass das In- sect der (ägyptischen) Sycomore, die Sycophaga crassipes Westw., nichts anderes sei als Cyn. Sycomori L., das Insect der (südeuropäi- schen) essbaren Feige aber, Blastophaga grossorum Gr., die wahre C. Psenes L., dass also das erstere Sycophaga Sycomori, das letztere Blastophaga Psenes zu benennen sei. Proctotrupii. Die Gattungen Pelecinus und Monomachus 308 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der sind von Westwood in seiner Arbeit über Evania (s. 0.) mit erläu- tert; die erstere zählt zur Zeit 8 Arten, die zweite 7, von denen in- dess nur drei vom Verf. beschrieben, die vierte, M. fuscator von Perty aufgenommen, die übrigen drei (nebst den beiden ersten aus der hiesigen Sammlung) nur namentlich aufgeführt sind. Alle diese Arten sind südamerikanisch; die hiesige Sammlung hat neuerdings auch Arten aus Neuholland erhalten. Einige neue Oxyuren sind von Walker mit Chaleidien be- schrieben worden, Telenomus Apitius von der Insel St. Vincent (Ann. nat. hist. XII. p. 48). Platygaster Sylea von Coquimbo, und Omaloderus intrepidus ebendaher, (ebendas. XI. p. 188). Die letzte neue Gattung ist als Bethylo affınis bezeichnet und hat im Vorderflügel 3 Cubital- und 2 Subcubitalzellen. Chrysidides. Zwei neue spanische Arten sind Chrysis crassimargo und Hedychrum aulicum Spinola (a. a. O.); das letztere zeichnet sich vor allen andern Arten durch eine erha- bene Längslinie über die drei Hinterleibssegmente aus. Spheeidae. Dahlbom (Hym. Europ. S. 1—29) bereicherte diese Familie mit einer Anzahl neuer aussereuropäischer Arten, und brachte zugleich einige neue Gattungen in Vorschlag, welche in sei- nem Conspectus noch fehlen, über welche ich aber, da Merkmale hier nicht beigefügt sind, zum Theil nichts näheres angeben kann. Unter Chalybion sind die blaugefärbten Pelopoeus abgesondert, als Peps. violacea F. und Sph, cyanea L.; eine andere Gattung Eno- dia wird irrthümlich der Encyclopedie zugeschrieben, sie ist in der hiesigen Sammlung aufgestellt, und auf Grund einer hornigen, in der Mitte nach Art eines Carabenkinnes ausgeschnittenen Lefze von Sphex abgesondert. Unter den vom Verf. dahin gezählten beiden Arten steht Sph. albisecta Enc. demnach bei uns unter Enodia, E. canescens Dahlb., aber welche Peps. pubescens F. ist, unter Sphex. Dagegen haben wir Peps. Thomae F., aus welchem der Verf. eine eigene Gattung Priononyz bildet, unter Enodia begriffen. Ueber die neuen Arten des Verf,, da das Buch unfehlbar in den Händen aller derer ist, welche sich mit dieser Ordnung beschäftigen, nur einige Bemerkungen: Miscus arvensis aus Nordamerika, ist von uns zu Ammophila gerechnet, weil alle unsere Exempl. das Flügel- geäder von A. haben, das Exempl. des Verf. scheint also eine zufäl- lige Abart im Flügelgeäder zu sein, welche auch bei anderen Arten vorkommt, und es folgt daraus nur, dass Miscus als Gattung nicht haltbar ist, indem unmöglich eine Art in zwei Gattungen stehen kann. — Pelop. figulus ist nicht in Südfrankreich, sondern in Südame- rika einheimisch, und der folg. Pel. assimilis des Verf. scheint nicht davon verschieden. — Sphex cinerascens des Verf. ist Peps. obscura F. — Mit Prion. Thomae sind zwei Arten verwech- selt, welche in verschiedenen Theilen Amerika’s vorkommen, nämlich Enod. rustica Nob. in Nordamerika, Enod. pagana Nob. in Südbra- EEE ee Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 309 silien, dagegen ist dem Verf. entgangen, dass Peps. Crucis F. das Weibchen seiner P. Thomae ist. — Die Gattung Trachypus Rl. ge- hört nicht in diese Familie (s. Jahresber. f. 1841 S. 271) ebenso we- nig möchte ich Psen und Mimesa hierher rechnen. Fischer v. W. (a. a. 0.) beschrieb Ammophila elongata, nitida und Sphexz obscura aus Südrussland. Die letzte ist mir räthselhaft, da der Hinterleibstiel zweigliedrig angegeben ist. Guerin (Mag. d. Zool. Ins. pl.116) bildete als Sphez Pauli- nierii einen neuen Chlorion ab, und beschrieb ebendas. Ammo- phila cyaniventris als neue Art, beide vom Senegal. Ampulicidae. Dahlbom (Hym. Eur. p. 29) erhebt die Gattung Ampulex zu einer eigenen Familie, ohne jedoch die Merk- male derselben festzustellen. Er fügt der Amp. compressa eine neue Art, A. Guerinii zu, deren Vaterland (nicht angegeben) Mittel- afrika ist. Allerdings bildet Ampulex mit einigen verwandten For- men eine ganz eigenthümliche Gruppe, welche Westwood zunächst in einer schon in Proceed. E. S. von 1840 angezeigten, jetzt in den Transact. Ent. Soc. III. p. 223 vollständig erschienenen Abhandlung erörtert, später die Kenntniss derselben in den Arcana, Ent. pl. 65 vervollständigt hat. Der Inhalt der Gruppe ist nach diesen beiden Abhandlungen folgender: Ampulex Jur. (der Verf. nennt die Gattung Chlorion Latr., indem Latreille ursprünglich die Gattung nach Amp. femorata beschrieben, obgleich er Chl. lobatum als Typus aufführte; da Laätreille aber später selbst die Gattung Ampulex aufgenommen hat, und Chl. lobatum immer als Chlorion gegolten hat, scheint es mir sicherer Latreille’s eigener Bestimmung zu folgen) mit 7 bekann- ten Arten, von denen Chl. cyanipes Westw. in den Tr. E. S. p. 230 genauer beschrieben, Chl, pyurpureum Westw. in den Arc. aufge- stellt und abgebildet ist. — Trirogma Westw. (vergl. Jahresber. für 1841. S. 273) coerulea, aus Ostindien, das Z in den Tr., das © in den Arc. abgebildet; das erstere zeigt drei Hinterleibsringe, das letz- tere die gewöhnliche Zahl (6) — Aphelotoma (s. Jahresber. f. 1841. S.273) tasmanica von Vandiemensland, das in den Arc., das @ in den Tr. abgebildet. — Endlich noch eine vierte neue Gattung R hin- opsis in den Arc., mit spitz vorgezogenem Kopfschilde, nur 3 Cu- bitalzellen, gelapptem Aten Fussgliede, und einer neuen Art, RA. Abbottii aus Georgien in Nordamerika. Pompilti. Dahlbom (Hym. Europ.) beschreibt eine nam- hafte Anzahl sowohl europäischer als exotischer Arten, welche unter folgende Gattungen vertheilt sind: Dolichurus Spin., Ceropales F., Salius F., Entypus Dahlb., Planiceps Latr., Aporus Spin., Pompilus F., Agenia Schiödt., Priocnemis Schiödt., Pepsis F., Hemipepsis Dahlb. Charaktere sind für die neuen Gattungen Entypus und He- mipepsis nicht angegeben, und ich weiss auch nicht, worauf sie beruhen mögen: die erstere enthält eine neue Art, E. ochrocerus 310 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der von Algier, die‘ letztere den Pomp. flavus F. und zwei neue Arten. Als Salius betrachtet der Verf. den Pomp. sanguinolentus F., mit Unrecht, denn die Fabrieischen Arten bilden eine sehr eigenthüm- liche Form, Fischer v. W. (a. a. O.) beschrieb Pompilus sesquialte- rus und P. alienus, den ersten von der untern Wolga, den zweiten aus Südrussland. Guerin (Mag. d. Zool. Ins. pl. 114. 115) stellte drei Arten von Pompilus auf, von denen P. Paulinieri vom Senegal neu, P. Brentonii vom Senegal und Sicilien, nichts anderes als P. croci- cornis Kl. ist, endlich P. G@raellsii von Barcelona, unbedenklich mit P. luteipennis F. einerlei ist, obschon Fahr. nicht der schwarzen Schenkelwurzel erwähnt, woran der Verf. Anstoss nimmt. Larratae. Dahlbom (Hym. Europ.) begriff unter dieser Familie die Gattung Palarus Latr., Tachytes Panz., Liris F., Larra Latr., Astata Latr. Die Gattungen Tachytes und Larra dürften schwer aus einander zu halten sein, was schon daraus hervorgehen mag, dass Tachytes pagana Dahlb., eine über einen grossen Theil von Amerika verbreitete Art, nächste Verwandte von Larra anathema ist. Ausserdem nur noch die Bemerkung, dass Tachy- tes tricincta des Verf., nicht in der hiesigen Sammlung, wie er es angegeben, benannt, sondern Liris trieincta Fab. (und das Weib- chen Liris varians F.) und dass Liris orichalcea des Verf. eben- falls eine Fabrieische Art, nämlich Pomp. haemorrhoidalis F. ist. Spinola (a. a. O.) stellte eine neue Gattung Dryudella auf, welche von Larra und Liris dadurch abweicht, dass die Radialzelle eine grosse Nebenzelle hat, wie bei Dimorpha, von dieser dadurch, dass die dritte Cubitalzelle mondförmig, wie bei Lyrops ist. Wie die Ocellen sich verhalten, ist nicht angegeben. Der Verf. rechnet dahin Dimorpha eincta Perris, und eine neue spanische Art, Dr. Ghilianii. Auch stellte Ders. (ebendas.) eine neue Art von Oxybelus auf, O. andalusiacus, und bemerkt dazu, dass derselbe vielleicht eine Abänderung seines O. Savignii sein mögte; bei aller nahen Verwandt- schaft scheint mir die südeuropäische Art von der ägyptischen un- terschieden zu sein. Nyssonii. Dahlbom (Hym. Europ.) rechnet in diese Fam. Alyson, mit einer neuen europäischen Art A. Ratzeburgii, Har- paetus, Stizus Lestiphorus, Hoplisus mit zwei neuen Arten A. semi- niger aus Brasilien und H. Behni, durch glatten Hinterrücken ausgezeichnet, in Fabricius’ Sammlung unter Crabr. fossorius stek- kend; Gorytes, Nysson. — Stizus dürfte in der folg. Familie an sei- ner natürlichen Stelle bleiben. , Bembecides. Dahlbom (Hym. Europ.) bildete aus der Sphex speciosa Drury eine eigene Gattung Sphecius, wie sich diese aber von Stizus unterscheide, ist nicht angegeben. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 311 Seolietae. Shuckard (Transact. Ent. Soe. Lond. III. p. 222 berichtigte die Beschreibung der Scolia fulva in Griff. Ann. Kingd. und bemerkte zugleich, dass das Inseet nicht, wie es dort heisse, aus Südamerika, sondern aus Neuholland sei. Fischer v. W. (a. a. ©.) stellte drei russische Scolieten auf, von denen in Scolia rufiventris die Se. rubra Jur. sich erken- nen lässt, Myzine spinosa zwar unverkennbar eine ächte My- zine, aber als Art nicht zu bestimmen ist, Myzine arcuata end- lieh ein Scolien-Männchen, und zwar vermuthlich das der Seol. 5eincta F. ist, welche sich bis tief nach Sibirien hinein verbreitet.- Spinola (a. a. ©.) beschrieb zwei neue Arten von Myzine, welche der M. haemorrhoidalis Guer. vom Cap sich zunächst an- schliessen, und mit ihr ein rothes letztes Hinterleibssegment gemein haben: M. hispanica aus Andalusien und M. Ghilianii aus Si- cilien. Mutillariae. Mutilla bereicherte Spinola (a. a. O.) mit mehreren südeuropäischen Arten, M. Smaculata, Ghilianii, fasciaticollis, angusticollis aus Spanien, M. triareolata aus Sieilien und M. Rondani von Parma. — Nur die erste, M. Smaculata ist schon von Klug als M. 9guttata Kl. in Wil’s Reise beschrieben. F Eine Arbeit über die neuholländischen Arten von Mutilla lieferte Westwood (Arcana Ent. ll. p. 17. pl. 53. 54) mit vielen Abbildun- gen. Es sind im Ganzen {1 Arten, von denen 4 bei Fabricius auf- geführt, die übrigen vom Verf. aufgestellt sind. Die M. dorsigera Westw. halte ich für einerlei mit M. Australasiae F. — Die hiesige Sammlung besitzt zur Zeit 11 neuholländische Arten‘dieser Gattung, _ von denen nur drei sich unter den von Westwood aufgeführten finden. Ahynnidae. Derselbe (ebendas.) lieferte eine Abbildung von Psamatha chalybea Shuck. und Diamma bicolor Westw. von Vandiemensland. Beide werden doch wohl als Männchen und Weib- chen zusammen gehören. Wespariae. Als eine neue Art, Eumenes venusta, wurde von Fischer v. W. (a. a.0.) eine Wespe nach beiden Geschlech- tern abgebildet, welche sich schon bei Christ als Sphex tripunctata vorgestellt findet. ) White (Ann. nat. hist. Xll. p. 268) fügte seiner früheren Abhand- Jung über die Honigwespe (Ann. V]l. p. 315) einige Bemerkungen des Einsenders des Nestes, Herrn Hawkins, zu. Milne Edwards (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. ]. p.xxxıv) schrieb das Nest der Epipone tatua (Pol. morio F.). Es ist nur von Kartenstärke, aber fest, um einen Baumzweig gebaut und gleicht "in seiner Form und durch die Ringe seiner Oberfläche dem Panzer eines Gürtelthieres (Tatu), daher der Name der Wespe. Spinola veröffentlichte eine kleine Schrift: Osservazioni sopra 312 Eriehson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der earatteri naturali di tre famigli d’Insetti Imenotteri cio& le Vesparie, le Masari e le Criside, Genova, 1843, welche hauptsächlich gegen Lepelletier’s wunderliche Eintheilung gerichtet ist, welche die gesell- schaftlichen Wespen von den einzeln lebenden weit absondert. Der Verf. macht namentlich darauf aufmerksam, dass bei den Wespen ausser den längsgefalteten Flügeln durch den Bau des Hinterrückens die Fähigkeit bedingt sei, den Hinterleib in die Höhe zu richten, die Masariden verbinden damit auch die, den Hinterleib unterzu- schlagen, welche die Chrysididen auszeichnet, die indess die erstere nicht haben. Apiariae. Zu den von Spinola (a. a. O.) beschriebenen spanischen Bienen ist Mehreres zu bemerken. Andrena lanugi- nosa Spin. ist meine Andr. pruinosa (in Waltl’s Reise). — Sphe- codes collaris Spin., neu, (gelegentlich werden hier zwei andere neue Arten beschrieben SpA. rubripes von Bombay, und SpA. cribosus aus Südafrika). — Dasypoda baetica Spin. ist nach den von Rossi mitgetheilten Typen dessen wahre D. diseineta. — Camptopoeum nennt der Verf. eine neue Gattung, welche die Pros- opis frontalis F. (Panurgus nasutus Spin.) aufzunehmen bestimmt ist, und der eine neue spanische Art C. interruptum zugefügt ist, welche indess vielleicht % von meinem Panurg. venustus (Waltl’s Reise) ist. — Ammobates muticus Spin. möchte schwerlich von A. rufiventris Latr. verschieden sein: der Verf. nimmt daran Anstoss, dass bei der Latreilleschen Art die Schienen und Füsse, bei seinem nur die Füsse roth sind, bei dem Exempl. unserer Sammlung sind die Schienen halb roth, woraus hervorgeht, dass dieser Unterschied nicht viel bedeutet. — Osmia baetica Spin. stimmt in vielen Punkten mit meiner O. rutila (Waltl’s Reise) und ist vielleicht nur Abänderung: O. rutila hat den Hinterleib dunkelroth, auch sind die Beine ganz roth. — Megachile Ghilianii Spin., mir unbekannt. — Xylocopa sinuatifrons Spin, ist X. Cantabrica Lepell., so wie X. hellenica Spin. (a. a. O.) aus Griechenland einerlei mit X. Olivieri Lepell, ist. Fischer v. W. (a. a..O.) stellte auf: Melecta fasciculata und 14punctata, beide vom obern Ural, Bombus melinoides von Irkutsk, vom B. sibiricus F. nur durch das Fehlen der rothen Binde auf dem Mittelleibe unterschieden; Apis daurica, eben- daher und aus Südrussland, schwerlich mehr als örtliche Abänderung der A. mellifica. F. Smith (Transact. Ent. Soc. II. p.293) beobachtete Nomada Schäfferella (zu der N. connexa Kirby als Z gehört) als Parasiten von Eucera longicornis. Die Bienen schwärmten im Juni zusammen, und als er im März die Nester aufgrub, traf er die Nomaden in den Nestern der Eucera bereits entwickelt. Es ist hiermit ein Anfang zu genaueren Beobachtungen über das Verhältniss der Parasiten gemacht. N Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 313 Ueber die Wachsbereitung bei den Bienen haben Dumas und Milne Edwards (Ann. d. sc. nat. XX. p. 174) Untersuchungen an- gestellt, welche denen von Huber und Gundelach widersprechen, in- sofern diese sich durch ihre Versuche überzeugt zu haben glaubten, dass das Wachs in dem Körper der Bienen aus der vegetabilischen Nahrung nur abgeschieden werde. Durch gründliche und umsichtige Versuche haben dagegen obige Verf. dargethan, dass ‚das Wachs eine thierische Absonderung sei, zu welcher der Fettkörper den Stoff hergebe. x Das Geschlechtsverhältniss bei den Meliponen ist von Klug (Ber. ü. d. Verhandl. d. Acad, d. Wiss. z. Berlin 1843. S, 219) erläu- tert worden. Er spricht sich entschieden dahin aus, dass im Stocke nur ein fruchtbares Weibchen vorkomme, es weicht durch Grösse, Länge des Hinterleibes u. s. w. von den Männchen und Arbeitern ab, _ und würde ohne Zweifel von den einsichtigen Reisenden, v. Olfers und Sellow in grösserer Zahl eingesandt worden sein, wenn sie es in Mehrzahl in den Nestern angetroffen hätten. Es sind von diesen - Reisenden indess unter einer grossen Zahl von Arbeitern und vielen Männchen nur von drei Arten einzelne Weibchen gesammelt, näm- lich von der Manduri-Biene (M. Ziturata n. sp.) der Wora-Biene Br clanipes, Centr. claviyes F.) und der Jetahi-Biene (M. angustula Latr.). j | Strepsiptera. Auf v. Siebold’s wichtige Arbeit über Strepsiptera (in diesem Archiv 1843. 1. Bd. S. 137. T.7) ist schon im vor. Jahresberichte auf- erksam gemacht worden. 1 Lepidoptera. Eine neue wichtige Unternehmung im Gebiet der euro- päischen Schmetterlingskunde ist Herrich-Schäffer’s „Sy- stematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa als ext, Revision und Supplement zu J. Hübner’s Sammlung europäischer Schmetterlinge, mit Kupfertafeln von Geyer. Die Tafeln enthalten im Hübnerschen Werke noch nicht ab- ebildete Arten und Abarten, der Text giebt eine systemati- he Uebersicht über die europäische Schmetterlingsfauna. Bei 'r Eintheilung sind aber nur die europäischen Arten berück- chtigt, und vielleicht weil sie zu vielfach gegliedert ist, ge- währt sie keine leichte Uebersicht. Dass in der Aufnahme der Arten nicht überall: Kritik angewendet ist, geht daraus hervor, dass auch hier eine künstlich geschwärzte Deile- phila Euphorbiae als D. Esulae abgebildet ist. Sehr zweck- Archiv f. Naturgesch, X, Jahrg. 2. Bd, Bi 344 Erichson:' Bericht über die wissensch. Leistungen’ in der mässig sind die Darstellungen der Gattungskennzeichen in be- sonderen Umrisszeichnungen. Aus 1843 liegen zwei Lieferun- gen, jede mit 10 Tafeln, vor, das Werk ist aber im raschen Fortschreiten. begriffen. Ueber den Inhalt der im J. 1843 erschienenen Lieferun- gen von Freyer’s „Neue Beiträge zur Schmetterlingskunde” ist bereits im vor, Jahre berichtet. Ueber die Falter der Reinthal- oder Schlückenalpe bei Reutte in Tirol berichtete Freyer (Ent. Zeit. S. 153. 162). Nachricht über eine lepidopterologische Excursion von Wien aus in die Steyrischen Alpen (ebendas. S. 144). Entomologische Notizen von Kokeil (Isis 1843. S. 139) betreffen einige bei Laibach beobachtete Schmetterlinge. Hering (Ent. Zeit. S. 6. 343. 354) setzte seine Aufzählung der pommerschen Falter fort. Oberlehrer Dr. H. R. Schmidt in Danzig (Preuss. Prov. Blätt. S. 316) gab einen kleinen Nachtrag zu v. Siebold’s Verzeichniss der Schmetterlinge Preussens. Unter den 13 hinzugefügten Arten befindet sich u. a. Doritis Mnemosyne, von Herrn Kaspari aufgefunden. British Moths and their Transformations. With 56 coloured Plates by Humphreys and descriptions by J. ©. Westwood Voll. Lond. 1843. 4. Eversmann (Bull. Mosc. p. 535) hat eine Anzahl neuer Schmet- terlinge vom Ural und Altai beschrieben und zum Theil abgebildet, welche unten näher angegeben werden. Untersuchung der Beine der Schmetterlinge.‘ Ein Beitrag zur Systematik. Von Dr. Adolph Speyer und Otto Speyer (Isis S. 161). Diese Abhandlung bildet eine Fortsetzung der vortrefflichen und musterhaften' Arbeiten, welche die Verf. ebenda 1838 und 39 über den Bau der Fühler und das Vorkommen der Nebenaugen ausgeführt haben. Die Beine der Schmetterlinge sind bisher weniger beachtet worden als sie es verdienten, gleichwohl bieten sie für das System treffliche Merkmale dar. Die Verf. haben hier einen Schatz von Beobachtungen niedergelegt, und es ist nur zn bedauern, dass ihnen nicht vollständigere Sammlungen, namentlich auch aussereuropäischer Schmetterlinge zu Gebote standen, deren Untersuchung zu durch- greifenderen Ergebnissen geführt haben würde. Dies ist von den Verf. auch überall gefühlt worden. Doch haben sie auf Vieles auf- merksam gemacht und diese Abhandlung verdient im höchsten Grade die Aufmerksamkeit der Lepidopterologen; nur auf einzelne Punkte kann ich im Folgenden aufmerksam machen. " In.Bezug auf die Häutung der Raupen bestättigte Ashton (Trans-' act. Ent. Soc. of Lond. Ill. 157). die Beobachtungen von Swammerdam und Bonnet, nach welchen mit der äussern Haut zugleich die inner- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 315 sten Häute des Nahrungskanals und der Tracheen abgelegt wer- den, gegen Herold, welcher dies in Abrede stellt. Ashton stellte seine Untersuchungen an der Raupe von Sphinx Ligustri an, auch an der abgelegten Raupenhaut hinter der Puppe fand er die innere Darmhaut vor, und konnte durch Einweichen in Wasser die feinen Verästelungen der Tracheen darstellen. Zwei hermaphroditische Schmetterlinge wurden von Zeller (Ent. Zeit. S. 299) beschrieben: Hipparchia Janira und Geometra lichenaria. Den letzteren erhielt der Verf. frisch aus der Puppe, aufgespiesst legte er eine Menge unbefruchteter Eier. Schade dass dieser Schmetterling nicht anatomisch untersucht wurde! FPapiliones. Eine neue, der Rittergruppe angehörende Gat- tung Teinopalpus wurde von Hope (Transact. Lin. Soc. S. 131) errichtet, und auch von Westwood (Arcana Ent. XV. T. 59. 60) erläutert. Flügelschnitt und Flügelgeäder, sowie die ausgebildeten Vorderbeine von Papilio, die Stirn aber kegelförmig vortretend und die Taster, wie bei den Nymphaliden, vorgestreckt, die Fühler kurz, die Keule allmählich verdickt. Zwei ansehnliche, prächtig gefärbte Arten, T. imperialis und Purryuae, sind in Sylhet einheimisch, vielleicht, wie die Verf. vermuthen, die Geschlechter einer Art, welche Annahme bei wirklich grosser Uebereinstimmung dadurch bedenklich gemacht wird, dass die erste (5) einfach, die zweite (9) doppelt geschwänzte Hinterflügel hat. Aus der Gattung Papilio hat Westwood in seinen Arc. Ent. wieder mehrere Arten abgebildet und zwar von indischen den P. Giycerion Gray (pl. 55) von Semlah, Agetes Westw. (ebendas.) muthmasslich aus Sylhet, Astorion Westw. und Chara Westw. (Va- runa White) aus Sylhet. (T. 66). — Ueber die neuholländischen Ar- ten ist im 13ten Heft eine Uebersicht gegeben, und mit dem P. Ana- etus MacL. eine neue Art, P. Capaneus Westw. abgebildet. — White (Ann. nat. hist. XlJ. p.262) machte eine neue Art, P. Rid- leyanus vom Zairefluss bekannt. Eversmann (Bull. Mosc. S. 539) unterschied drei neue Arten von Doritis aus den südlichen Vorbergen des Altai: D. Clarius (T.9. F.1), D. Actius (T.9. F.2) und D. Delphius (T.7. F. 1). - Herrich-Schäffer (a. a. O.), indem er sämmtliche Fagschmet- terlinge mit Ausnahme der Hesperien Papilionides benennt, bringt für die Rittergruppe die Bezeichnung Equitides in Vorschlag, welche bei ihrer hybriden Bildung unmöglich Beifall finden. kann. In der Pieriden-Gruppe machten A. und ©. Speyer (Isis S. 178) darauf aufmerksam, wie P. Crataegi von den übrigen Arten abweiche, und eine eigene Gattung bilden dürfe. Aus der Verglei- chung der’ aussereuropäischen Arten kann es jedoch sich erst 'er- geben, ob die bemerkten Unterschiede standhaltig sind. Eine neue Art ist Pontia Leucodice Eversmann (a. 4.0. xX%# 316 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der S. 541. T. 7. F.2) aus den Kräutersteppen am Nor Saisan. Sie ist der.P. Bellidice zunächst verwandt. In der Nymphaliden-Gruppe bemerken A. und OÖ. Speyer (Isis S.170), dass sich Argynnis von Melitaea standhaft dadurch unterscheidet, dass bei letzterer nur die Unterseite, bei ersterer auch die Oberseite des Fusses, und meistens auch der Schiene ‘mit Sta- chelborsten besetzt sind. Arg. Ino hat beim 5 ganz kahle lange Putzpfoten eigenthümlich. ‚Jos. Mann (Ent. Zeit. S.62) suchte durch mikroskopische Un- tersuchung der Schuppen die Verschiedenheit von Apatura Ülytie und Ila nachzuweisen. Mir scheint damit die Sache noch nicht entschieden zu sein, denn es kann die Schuppenform im Zusammen- hang mit der Färbung abändern, wie ich ein solches Verhalten bei beschuppten Elateren nachgewiesen habe (s. Germ. Zeitschr. S. 78). Zwei neue Arten von Charaxes aus Sylhet, Ch. Delphis und Eudamippus wurden von Ed. Doubleday (Ann. d.]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. p. 217. pl.7.8) beschrieben und abgebildet. Satyrides. Zwei neue Arten sind von Eversmann (a. a. O. S. 538) entdekt worden: Hipp. Ocnus, der H. Manto und AH. Sunbecca, der H. Phryne zunächst verwandt, die erste vom Hoch- gebirge, die zweite aus der Steppe am Nor Saisan. Lycaenides. Durch ihre gründliche Untersuchung des Fuss- baues haben A, und O. Speyer die hübsche Entdeckung gemacht, dass diese Gruppe mit den Eryciniden und Hecaerge in die Abthei- lung der Heteropoden gehört, deren Vorderbeine nämlich nach Ge- schlechtern verschieden gebildet sind. Bei Hecaerge und den Ery- ciniden haben die Männchen bekanntlich Putzpfoten, bei den Lycae- niden besteht die Verschiedenheit darin, dass den Männchen an den Vorderfüssen die Klauen fehlen: das Klauenglied endet jedoch selten stumpf (bei L. llieis), sondern läuft gewöhnlich in eine scharfe Spitze aus. Eversmann (a. a. O.) stellte drei neue sibirische Arten auf. L. coelestina und Fischer: aus den Vorbergen des Ural und L. Pheretiades vom Nor Saisan. Lye. Edno Doubleday (Dieffenb. Trav. II. p. 283. n, 110) ist eine neue Art aus Neuseeland. Sphinges. Notice of the occurence of Hybrid Individuals oc- curring in the Genus Smerinthus. By Mr. Henry House. Ina Letter addressed to W. Raddon Esgq. (Transact. Ent. Soc. Lond. IM. p. 193). — Description of a Hybrid Smerinthus, with Remarks on Hybridism in general. B. J. O. Westwood (ebendas. S. 195). — Hr. House erzielte Blendlinge von Sm. Populi @ und Ocellatus 2 welche zwischen beiden Eltern die Mitte halten, aber an der Schön- heit beider nur geringen Antheil haben. Es fehlt ihnen auch ‚die Zeugungskraft, sagt der Verf., vollkommen, und sie stehen offenbar auch zwischen beiden Geschlechtern mitten inne. Westwood hat { | Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 317 eine genauere Beschreibung des Blendlings beigefügt, welche ergiebt, dass er in den Vorderflügeln mehr dem S. Populi, im Uebrigen mehr dem S. occellatus sich anschliesst. Chelonidae. Eversmann (a. a.O. T. 10. F. 1 u. 4) bildete zwei schöne neue Arten von Euprepia aus den südlichen Vorbergen des Altai ab: E.intercalaris, der E. fasciata ähnlich, aber mit rothen Hinterflügeln, und E. G/ayhyra, der vorigen ähnlich aber klein, und in den Vorderflügeln mit der Zeichnung der E. maculosa. Graells (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. ]. p. 359. pl. 12) theilte seine Beobachtungen über Betragen und Verwandlungsge- schichte der Chelonia Latreillei mit. Die Raupe lebt vorzugsweise von den Blättern der Plantago lanceolata. Das Männchen des Schmetterlings kommt im Betragen mit denen von Trichiosoma über- ein, namentlich fliegt es, wie diese, wild im Sonnenschein. Guenee (ebendas. S.XLV) berichtete, dass er Zygaena balea- rica Boisd., ganz mit der spanischen übereinstimmend, im Westen Frankreichs angetroffen habe; ob sie eigene Art sei oder nur Abänd. von Z. Sarpedon, wofür Rambur sie ausgebe, würde erst aus der Kenntniss der Raupe sich ergeben. Bombyces. Beobachtungen über die in Krain und Kärnthen vorkommenden Saturnien (S. Pyri, Spini, coccigena) theilte Kokeil (Isis S.134) mit. Saturnia Perrotetii Guerin (Mag. d. Zool. Ins. pl. 123) von Pondicheri, ist der S. Paphia ähnlich, aber ohne Fensterfleck, dagegen mit einem ziemlich kleinen rothen Auge auf der Mitte jeden Flügels. — Eine andere indische Art ist S. Zuleika Hope (Trans- act. Lin. Soc. XIX. p. 132. T. 11. F.5) aus Sylhet. — Saturnia Helena und Janetta White (Ann. nat. hist. XII. p. 344) sind neue australische Arten. — Bombyxz Mariana Dess. (ebendas. S. 264) vom Zairefluss. _ _Gastropacha bereicherte Eversmann (a. a. O. p. 542. T. 10, F.2) mit einer neuen Art, @. Eversmanni Kind., welche sich der G. Medicaginis und Trifolii anschliesst, und deren Raupe in den Vorbergen des Ural und Altai auf Caragana frutescens lebt. — Ueber die Zucht der G. Dumeti machte Daniel (Ent. Zeit. S.110) eine Mittheilung Psyche hirtella Eversmann (a. a. O. p. 542) lebt in den Vorbergen des Ural. Die Raupe findet sich sehr häufig an Eichen- und Birkenstämmen. — Die Naturgeschichte der Ps. albida wurde von Merck beschrieben. (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. p. 81). Lithosia lurideola Zinck. wurde von Fischer von Rössler- stamm (Ent. Zeit. S. 118) in ihren Artrechten gegen Freyer verthei- digt, welcher sie mit L. complana verbinden will. Von Neuseeland ist Hepialus virescens Doubleday (Dief- fenb. Trav. 11. p. 284. n. 114). 318 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Noctuae. Einige neu entdeckte sibirische Eulen wurden ven Eversmann (a. a. O. p. 545) beschrieben: Episema deplanata aus den Vorbergen des Ural, AmpAipyra phantasma aus den südl. Vorbergen des Altai, Mamestra sylvicola aus den südl. Vorbergen des Ural, Apamea moderata, Xylina lIcterias, Leucania Hellmanni, Cucullia praecana alle aus den Vor- bergen des Ural, Catocala deducta (T.10. F.3) aus den südl. Vorbergen des Altai. Plusia eriosoma Doubleday (Dieffenb. Trav. II. p. 285. n. 117) ist eine neue Art aus Neuseeland. Geometrae. Neue Arten von Eversmann (a. a. ©. S.550) sind Larentia taeniolata, Cidaria Burgaria, Iduea cul- minaria, alle aus den Vorbergen des Ural. Doubleday (Dieffenb. Trav.]l. p. 285) führt Aspilates? sud- ochraria, Cidaria rosearia, C.? cineraria, Acidalia pul- chraria, Ptychopoda rubraria, rubropunctaria als neue neuseeländische Arten auf. Die Raupe von Gnophos variegata wurde von Bruand (Ann. d. 1. Soc. ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 249. pl.10) beschrieben und abgebildet. Pyralides. Zeller (Ent. Zeit. S.140) beschrieb einen neuen Zünsler aus Lievland, Asopia Lienigialis, welche von der deut- schen A. farinalis sich durch dunklere Farbe, schmälere Vorderflügel u. a. m, unterscheidet. Bei der grossen Uebereinstimmung der schwe- dischen und liev- und kurländischen Fauna liesse sich fast erwarten, dass diese Art auch in Schweden vorkommt, und dann würde sie die ächte Linneische Ph. Pyr. farinalis sein, welchem die Beschrei- bung in der Fn. suec. auch durchaus nicht widerspricht. Eversmann (a, a. 0.$.553) beschreibt 2 neue Arten: Enny- chia alborivularis aus dem ÖOrenburgischen, und E. cacumi- nalis, von den Vorbergen des Ural. Neue neuseeländische Arten sind: Diasemia grammalis, Margaritia flavidalis, M. quadralis, M.? cordalis Dou- Bleday (Dieffenb. Tray. II. p. 287). Tortrices. Guence (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. xtı) macht darauf aufmerksam, dass Carpocapsa complana Hü. zu Millionen in allen Wäldern Frankreichs zu finden sei, wo die Raupe in Eicheln lebt. Tineae. Ders. (ebendas. p.xtı) berichtet, dass er Crambus pediolellus Duponch., später als Or. spuriellus von Geyer abgebildet, in den Dünen der Bretagne angetroffen habe, die Raupe lebt dort in einem aus Seide und Sand bereiteten Sack an den Wurzeln des Triticum. — Zeller (Ent. Zeit. S. 142) stellte eine neue Art von Crambus auf, nach der Entdeckerin, Frau Past. Lienig, Or. Lieni- giellus benannt, und in Lievland einheimisch. Ders. (ebendas. S. 281) wies nach, dass Linne unter T. zylo- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 319 stella zwei Arten vermengt habe, von welcher die eine 7. harpella auf Lonic. xylosteum, die andere, T. xylostella auct., auf welche Linne’s Beschreibung hauptsächlich zutrifft, auf Cruciferen lebt. Der Verf. schlägt daher vor, die letztere mit T. cruciferarum zu be- zeichnen und den Namen zylostella ganz eingehen zu lassen, Depressaria Gossypiella, eine den Baumwollenpflanzungen in Indien schädliche Schabe, ist von Saunders (Transact. Ent. Soc. 1. p. 281) beschrieben. Doubleday (Dieffenb. Trav. II. p. 288) führt mehrere neue Schaben von Neuseeland auf: Crambus ramosellus, flexuo- sellus, vitellus; Argyrosetia stilbella. Diptera Ueber die Bedeutung des sogenannten Saugmagens bei den Zweiflüglern hat Loew (Ent. Zeit. S. 114) seine Beob- achtungen mitgetheilt. Die gewöhnlich angenommene Ansicht von Treviranus, dass das Organ durch Luftverdünnung das Aufsaugen von Flüssigkeiten be- wirke, wird auf das Entschiedendste zurückgewiesen. Angemessener hatte Ramdohr diesen Theil als Speisesack bezeichnet. Bei frisch ausgeschlüpften Inseeten fand der Verf. ihn leer und zusammengefal- tet. Leer blieb er auch, wenn das Insect ohne besondere Gier Nah- rung zu sich genommen hatte; hatte es aber vorher länger gefastet, oder war die Speise besonders wohlschmeckend, so fand sich im gesättigten Insect nicht nur der Magen, sondern auch der sogenannte Saugmagen voll Speise, mochte es eine Flüssigkeit oder Pollen sein. Durch Druck des Hinterleibes und wahrscheinlich auch durch Thä- tigkeit der muskulösen Wandungen wird dann später diese Nahrung allmählich in den Mund zurückgepresst, und dann in den wirklichen Magen geschluckt. Luft fand sich nur sehr ausnahmsweise in dem sogenannten Saugmagen. Ueber die Schwinger (halteres) der Dipteren hat Gou- reau (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 299) Versuche angestellt, durch welche die Ansicht bekräftigt wird, welche dieselben als den hinteren Flügeln entsprechend betrachtet. Die Spitze des Schwingers bildet einen luftgefüllten Kolben, welcher bei grösseren Zweiflüglern nur mit hörbarem Knacken zer- drückt wird. Dies aber, so wie Abtragung beider Schwinger, ob- schon sie auf einer Seite ohne merkliche Störung geschehen kann, beeinträchtigt zunächst das Flugvermögen, und hat beständig inner- halb 6—#8 Stunden den Tod zur Folge. Die nahe Verbindung der Schwinger mit den Athmungsorganen erklärt diese Erscheinung. Mehrere Hymenopteren, denen beide Hinterflügel abgeschnitten wur- den, zeigten ein gleiches Verhalten. Der Verf. folgert daraus, dass 320 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der die Schwinger der Dipteren umgebildete Hinterflügel, aber keine Stummel derselben, sondern zur Fortbewegung und zum Leben selbst nothwendige Organe seien. Zetterstedts „Diptera Scandinaviae” sind im regel- mässigen Fortschreiten begriffen. Im Jahre 1843 ist der zweite Band erschienen, welcher die Familien der Dolicho- poden und Syrphici umfasst. Macquart’s „Dipteres Exotiques” sind mit der dritten Abtheilung des zweiten Bandes geschlossen worden. Tipulariae. Zur Verwandlungsgeschichte einiger Dipteren aus der Abtheilung der Nemoceren, und über ihre Stellung im Sy- steme, von Loew (Ent. Zeit. S. 27). { 1) Der Verf. beobachtete die Entwickelung von Ceratopogon bipunctatus Meig. Die Larve lebt unter feuchter Baumrinde und in den Spalten im Wasser stehender Pfähle; die Nymphe zeigt das sehr Bemerkenswerthe, dass sie in der letzten Larvenhaut bleibt. — 2) Lasioptera und Sciara zeigen in ihren früheren Ständen grosse Uebereinstimmung, stehen überhaupt in so naher Verwandtschaft mit einander, dass Sciara nur neben Lasioptera an ihrer natürlichen Stelle steht. Macquart (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p.59. pl.3) be- schrieb eine neue Gattung Blepharicera, welche er in die Nähe von Anisomera gestellt wissen will, mir scheint sie indess näher mit Simulium verwandt. Die Augen stossen beim g‘ zusammen. Der Rüssel wird von einer hornigen spitzen Lefze überragt. Die Beine sind lang und zart. Die Fühler etwa 16gliedrig, vorn fein behaart. Die Gattung scheint nahe verwandt mit Asthenia Westw. (s. vorigen Jahresber. S. 257), wenn sie überhaupt verschieden ist. Bl. limbi- pennis Macq. ist in Südfrankreich, im Thal der Loire in grosser Menge beobachtet. Rondani (ebendas. p. 263.) lieferte eine Monographie einer von ihm 1840 in einer kleinen zu Parma erschienenen Schrift auf- gestellten Gattung Hebetomus, welche zugleich eine eigene Gruppe Hebetominae bildet. Fühler bei beiden Geschlechtern fast von Kör- perlänge, etwa 14gliedrig, dicht behaart, die Haare kurz, nicht wir- telförmig, Augen rund, bei beiden Geschlechtern aus einanderstehend. Kopf schnautzenförmig vorgezogen, der Saugrüssel noch etwas länger als die Schnautze, dick, die Taster Agliedr., das letzte Glied lang, dünn, biegsam. Die Flügel dicht behaart, mit zahlreichen Längsner- ven. Drei Arten: H. pupatasii, Tip. pap. Scop., in Mittel-Italien, H. minutus, neue Art, aus der Ebene Parma’s, H. molestus (Cyniph. molesta Costa) aus dem Neapolitanischen, unter 1"" klein, aber durch ihre Stiche sehr lästige ‚Insecten. Empides. Schummel (Arbeit. u. Veränd. der schles. Ge- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 321 sellsch. S. 189) glaubte als neue schlesische Art, Rhamphomyia alpestris durch die grössere Länge des Rüssels von Rh: anthracina Meig. unterscheiden zu müssen; es ist indess die Rüssellänge zur “ Unterscheidung der Arten hier ein unsicheres Merkmal, da sie sich nach Umständen ändert. Dolichopodes. Zetterstedt’s Dipt. Scandinav. enthalten eine Anzahl neuer Arten; es ist indess noch die Monographie der dänischen Dolichopoden von Stäger (s. vor. Jahresber. S. 259) zu vergleichen, welche noch nicht benutzt worden ist. Syrphiei. Eine neue Gattung Spazxigaster stellte Ron- dani (Rev. Ent. p. 43) auf: An den Fühlern die beiden ersten Glie- der kurz, das dritte rundlich, die Fühlerborste kurz behaart, Gesicht höckrig, Mund nicht vortretend. Augen kahl. Vierter Längsnerv der Flügel gerade. Hinterleib spatelförmig, zusammengedrückt (com- pressum), an der Wurzel eingezogen. Beine einfach: Sp. Apennini schwarz, Hinterleib in der Mitte roth, Flügel rauchig. Von den Ap- peninen. Ebendaher ist Merodon armipes Rondani (ebendas.). Zwei neue schlesische Arten wurden von Schummel (Arbeit. u. Veränd. der schles. Gesellsch. S. 190) aufgestellt, Syrphus alpi:- cola (zur Untergattung Platycheirus Enc. gehörend, und Eristalis nigro.antennatus, dem E. pratorum, similis u a. verwandt. Zetterstedt’s Diptera Scandinaviae enthalten zahlreiche neue Arten: Brachyopa vittata aus dem Norden, der B, ferruginea sehr ähnlich, Doros decoratus, dem D. festivus und ornatus sehr ähnlich, Scaeva nigritarsis, diaphana, melanostoma, nitens, lineola, vittigera, hilaris, macularis, lasioph- thalma, maculicornis, triangulifera, cinctella, angu- stata; Sphaerophoria nigricoza, von Sph. scripta durch schwarze Hüften u. s. w. unterschieden, SpAh. flavicauda, Loewii; Eristalis (der Verf. begreift unter dieser Benennung, abweichend von der gewöhnlicheren Bestimmung die Cheilosia Meig., während er Meigens Eristalis „Syrphus” nennt) prozima, praecox, in- nupta, coracina, rostrata, melanopa, soror, latifrons, Schmidtii, Pipiza luteitarsis, vana, morionella, fulvi- mana, geniculata, Ratzeburgi, Heringi, Psilota rufi- ‚cornis, Paragus ruficauda, Eumerus flavitarsis, Xylota confinis. Die europäischen Arten der Gattung Chrysogaster sind von ‚Loew (Ent. Zeit. S. 204, 240, 258) sorgfältig auseinandergesetzt wor- den. Neue Arten sind Chr, longicornis aus Kleinasien, simplex, incisa, von Posen, Macquarti ebendaher, hirtella, insignis, plumbago,brevicornis, frontalis, fumipennis, die beiden letzten wieder aus Kleinasien, Die schlesischen Arten von Sphegina sind von Zeller (Ent. Zeit. 5. 302) gemustert worden. Es ist vom Verf. eine neue, SpA. 322 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Loewii entdeckt worden, ausserdem kommen Sph. clunipes, nigra Meig. und elegans Schumm. vor. Conoparii. Eine Anzahl neuer aussereuropäischer Arten von Conops beschrieb Macquart (Dipt. exotig.), nämlich 1 vom Senegal, 2 aus Ostindien, 4 aus Süd-, 3 aus Nordamerika und 2 un- bekannter Heimath. Oestrides. Clark hat in den Transact. Lin. Soc. XIX. S. 81 einen Nachtrag zu seinen bekannten Arbeiten über diese Familie ge- geben, in welchem ausser dem neuerlich auch in England aufgefun- denen Oe. pictus Meig. zwei neue, Oe. Libycus aus Aegypten, und Oe. Clarkii Shuck. (wunderliches Compliment!) aus Südafrika, be- schrieben werden. Ausserdem noch mehrere Bemerkungen und Be- richtigungen, aus denen wir folgende hervorheben. 1. Oe. Trompe (stimulator Cl.) ist der Verf. geneigt für Männchen des Oe. Tarandi zu halten, da beide in gleichen Gegenden vorkämen und von Oe. Tarandi nur 2 vorkommen, alle De. Trompe aber g‘ zu sein schei- nen. Diese Ansicht ist nicht neu. Modeer sagt, „vielleicht ist Trompe g‘ von Curbma (Oe. Tarandi) oder der Rennthiere Nasen- bremse”,. Das letztere scheint mehr Wahrscheinlichkeit für sich zu haben, wenn man das verschiedene Vorkommen beider berücksich- tigt: Oe. Trompe findet sich auch in Deutschland, wahrscheinlich im Rothwild lebend, während Oe. Tarandi hier nie gesehen ist. (Das Rothwild hat bekanntlich auch eine Hautbremse, welche noch nicht ermittelt ist: sollte sie einerlei mit der Rinderbremse sein?) _— 2. Oe. Ericetorum Leach erklärt der Verf. für Z' von Oe. Bovis. — 3. Oe. pecorum F. will der Verf. als Abänderung mit Oe. veteri- nus vereinigen, er ist aber @ einer ihm unbekannten eigenen, im Pferde lebenden Art. — 4. Oe. Clarkii Leach hat der Verf. als lichte Abänd. des Oe. veterinus befunden. — 5. In Folge nachlässiger Com- pilation, bedauert der Verf., in den Werken Meigens, Megerle’s (sie!) u. a. den Oe. lineatus De Vill. als eigene Art aufgeführt zu finden: es sei unzweifelhaft Oe. Bovis. — 6. Geht der Verf. zu weit, wenn er es unter der Würde des Menschen hält, eine eigene Bremse zu besitzen, und damit das Dasein des alten südamerikanischen Oe. ho- minis in Abrede stellt :). Endlich 7. erklärt der Verfasser einen wider seine Ansicht der Salubrität der Magenbremsen angeführten ») Trotz der etwas gezwungenen Erklärungen und der Spässchen, mit welchen der Verf. den Oestrus hominis zu beseitigen sucht, ist dessen Vorhandensein, d. i. das Vorkommen einer Larve in Hautge- schwülsten von neueren Reisenden bestättigt worden. Schomburgk hatte auch das Inseet mitgebracht, welches als Urheber der Ge- schwülste gilt, es war dies aber ein kleiner Tabanus, dem sicherlich die Larve nicht angehört. Die Sache ist also noch weiterer Auf- klärung bedürftig. ee u. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1843. 323 Fall, wo ein mit Bremsenlarven besetzter Magen durchlöchert gefun- den wurde, damit, dass dieser Magen sich bei genauerer Untersuchung als brandig ausgewiesen habe. Woher aber der Brand? Am nächsten liegt es, ihn als aus Ueberreizung durch die Bremsen entstanden an- zunehmen. Muscariae. Diese Familie hat durch Macquart (Dipt. ex.) einen namhaften Zuwachs an neuen Arten erhalten. Die Eintheilung ist im Wesentlichen die alte in den Suit. ä Buff., nur dass hier eine Reihe von Gattungen von Kobineau Desvoidy und auch von Meigen (Suppl.) aufgenommen ist. Neue Gattungen sind in der Tachinen- Gruppe: Hystricia, durch gerades drittes Fühlerglied von Jurinea abweichend, die T. pyrrhaspis Wd. und drei neue amerikanische Arten enthaltend; Blephuripeza, mit Eurygaster verwandt, die Hinterschienen dicht gewimpert, mit einer neuen Art aus Mexiko; Trichoprosopus, mit haarigem, schrägen Untergesicht, behaarter Fühlerborste, nackten Augen und breiter Stirn bei beiden Geschlech- tern, mit einer neuen Art aus Chile; — in der Dexien-Gruppe: Megaprosopus, mit verlängerter vortretender Stirn, tiefer als das Untergesicht herabsteigenden Wangen, sehr kleinen Fühlern, mit einer neuen Ärt aus Mexiko; Mierophthalma, mit sehr geneigtem Gesicht, kleinen Augen, eylindrischem Hinterleibe, mit einer neuen Art aus Nordamerika; Cordyligaster, auf D. petiolata Wied. ge- gründet, welche durch verlängerten, dünnen, stielförmigen ersten Hinterleibsring sich auszeichnet, und Triehodura,:aus D. anceps Wd. gebildet, welcher auffallend lange Borsten auf dem Schildchen und Hinterleibe, sowie eine lange Legeröhre (9) eigenthümlich sind; — in der Muscien-Gruppe: Pachymyia (Stom. vexans Wd.) durch beiderseits befiederte, Gigamyia (Stom. giganteu Wd.) durch nackte Fühlerborste von Stomoxys abweichend, Si/’bomyiu (M. micans und fuscipennis F.) durch schlanke Form von Amenia ab- weichend, Diaphania und Amphibolia, beide aus neuen neuhol- ländischen Arten gebildet, und sehr nahe an Rutilia stehend, mit "kurz behaarter Fühlerborste, bei der letzten jedoch nur an der Wur- 2el; Blepharicnemau, von Lucilia durch dicht gewimperte Hinter- schienen abweichend, mit einer neuen Art unbestimmter Heimath; — in der Helomyzen-Gruppe: Curtonotum (H. gibba Wd.) durch den buckligen Mittelleib u. s. w. von Helomyza abweichend; — in der Ortaliden-Gruppe Ozxzycephala durch die scharf zugespitzte Stirn ausgezeichnet, mit einer neuen Art unbekannten Vaterlandes; Camptoneura, aus Trypeta picta und obscura Wa. gebildet; Eniconeura mit einer neuen ostindischen Art, Lamprogaster _ eine neuholländische Gattung, welche ich eher zu den Anthomyien zählen würde, weil sie kleine Flügelschuppen besitzt; Oruphiocera mit einer neuen Art aus Neuguinea; — in der Tephritiden- Gruppe: Odontomera mit Sepsis-artiger Form, und unten gezäh- nelten Schenkeln, auf einer neuen Art unbestimmter Heimath ge- 324 Erichseon: Bericht über die wissensch. Leistungen in der gründet; Campylocera, mit unten gerundetem dritten Fühlergliede, mit einer neuen Art vom Senegal; Acanthineura, durch stach- liche Flügelnerven ausgezeichnet, mit einer neuen Art aus Bengalen; — in der Sespiden-Gruppe: Omalocephala, durch einen flachen hinten verschinälerten Kopf bemerkbar, mit einer neuen Art aus Guyana; — in der Leptopoden-Gruppe: Cardiacephala (Ca- lob. longipes F. Wd.); — in der Hydromyziden-Gruppe: Ble- pharitarsis, mit einfachen Vorderschenkeln und gewimperten Hin- terfüssen, mit einer neuen afrikanischen Art. ” Goureau (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p.77) erzog aus Helix conspurcata eine Fliege, welche er unter der Benennung Me- lanophora helicivora beschrieb. Die Larve ist vermuthlich die- selbe, welche in derselben Schnecke schon von Rudolphi beobachtet wurde. Sie hatte in einem Fühler ihren Sitz. Guerin (Rev. Zool. p. 262) theilte eine „note monographique” zur Gattung Rutilia Rob. mit, in welcher er zuerst die Musca mi- rabilis der Voy. d. l. Coquill. als eine eigene neue Gattung For mo- sia absondert, welche in befiederter Fühlerborste mit Amenia Rob. (M. leonina F. Wd.) übereinkommt, aber durch zusammenstos- sende Augen des Männchens, schmale Füsse mit sehr langen Klauen und sehr gestreckten Haftlappen, gebogene (nicht gerade) Querader an der Flügelspitze und breiten, an der Spitze etwas ausgerandeten Hinterleib sich absondert. ARutzlia entfernt sich durch einfache Fühlerborste, - Von dieser Gattung führt der Verf. 14 Arten auf: 1. R. regalis Guer.; 2. R. imperialis G., neue Art; 3. R. formosa Rob.; 4. R. decora, neue Art, indess wohl kaum von 5. R. splen- dida (Musc. spl. Don.) verschieden, mit welcher der Verf. M. Austral- asiae Griff. vereinigt; 6. R. /epida, neue Art; 7. R. inornata, ist Tachina inusta Wied.; 8. R. Desvoirdyi (R. vivipara Rob.); 9. R. Duruvillei Rob.; 10. R. vivipara (Tach. vivipara F. Wd.); 11. R. sinuata (Musc. sinuata Don.); 12. R. speciosa Er.; 13. R. fulvipes Guer., welche indess von der vorigen nicht verschieden ist, da die vom Verf. hervorgehobenen Unterschiede theils individuell sind, theils auf einem Missverständniss beruhen, indem G. den vor der den Muscarien eigenthümlichen Quernaht gelegenen Theil des Mittel- rückens als Prothorax betrachtet; 14. R. vidua, welche indess von den übrigen in mehreren Punkten sich entfernt, wie Macquart rich- tig erkannt hat, der daraus eine eigene Gattung, Amphibolia valen- tina, bildet. Als Musca (Sarcophaga) laemica bezeichnete White (Dieffenb. Neuseel. II. 291. n. 136) eine neue Fliege: schwarz mit grünlichem Hinterleibe, gelben Beinen und gelbem Kopf, Eine Uebersicht der schlesischen Arten der Gattung Psila Meig. wurde von Schummel (Arb. u. Veränd. der schles. Gesell. S. 186) gegeben; es sind darunter zwei neue: Ps. dispar, mit beim Männ- chen gekrümmten und keulförmigen Hinterschenkeln, und Ps. ab- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 325 dominalis, 3" lang, rostgelb, mit schwarz geflecktem Kopf und Mittelleibe, und schwarzem Hinterleibe. Monographie d’un genre de Muscides, nomme Ceratitis, par M. _ Guerin-Meneville (Rev. Zool. p. 194). Der Verf. setzt 5 Arten | auseinander, 1. ©. Catoirei (C. citriperda M. Leay Zool. Journ.) von - der Insel Mauritius, 2. €. capitata (Tryp. cap. Wied.) von Madera, 3. C. hispanica Breme; 4. ©. Bremei neue Art vom Senegal; 5. C.? dentipes neue Art aus Neuholland. Die letzte weicht namentlich durch eigenthümliche Vorragungen auf dem Kopfe des Z', welche - mit denen der andern Arten nichts gemein haben, ab, und dürfte wohl eine eigene Gattung bilden, für welche der Verf. den Namen j Lenophila in Bereitschaft hält. Die te Art ist mir unbekannt, “ hinsichts der drei ersten verweise ich auf meine im vorigen Berichte (S. 263) geäusserte Meinung zurück. Die Gattung Milichia Meig. unterwarf Loew (Ent. Zeit. S. 310. 322) einer gründlichen Prüfung, und fügte ihr eine neue bei Posen _ entdeckte Art, M. formosa zu, Pupipara. Denny (Ann. of nat. hist. p. 314. pl. 17. F. 5) beschrieb eine vom Pteropus edulis gesammelte neue Art: Lipo- ptena Pteropi. Aphaniptera. Derselbe (ebendas. S. 315. F. 6) gab eine Beschreibung und Abbildung des Flohs der Echidna hystrix aus Van- diemensland: Pulex Echidnae., Eine Zusammenstellung aller bisher beobachteten Arten und auf- gestellten Gattungen dieser Familie ist von Gervais (Hist. nat. d. Ins. Apteres Ill. p. 362) gemacht worden. Hemiptera. ‚ Ein neues sehr brauchbares Handbuch für diese Ordnung ist „Histoire naturelle des Insectes Hemipteres par M.M. Amyot et Audinet-Serville. Paris. 1843”, einen Theil der von Roret her- ausgegebenen Suites ä Buffon bildend.. Die Verf. sind von dem ndsatz ausgegangen, „qu’un genre n’est pas autre chose qu’une ‚division methodique venant immediatement au-dessus du dernier de- gre de division, qui est l’espece, comme l’espece est elle-meme im- ediatement au-dessus de la variete”. Demgemäss haben die Verf, wo sich bei ihren Vorgängern nur irgend Unterabtheilungen ange- deutet fanden, Gattungen daraus gemacht, daher die Zahl derselben hr beträchtlich geworden ist. Manche derselben sind gut, und werden Bestand haben, andere werden bei tiefer blickenden Syste- ikern, welchen der Begriff der Gattung ein mehr bedeutender ist, ieder zu dem Range der blossen Unterabtheilung hinabsteigen, aus dem die Verf. sie erhoben haben. Für die Benutzung ist die Weise der Verf. allerdings die bequemere, da bei allzu vielfacher Gliede- zung durch Unter- und Unter-unterabtheilungen alle Haltung in der Bu 326 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der Eintheilung ‚verloren geht. Da dies Werk unfehlbar in den Händen derjenigen Entomologen ist, welche sich mit dieser Ordnung beschäf- tigen, ist ein näheres Eingehen auf den Inhalt desselben überflüssig. Herrich-Schäffer’s „die wanzenartigen Inseeten” sind mit den beiden ersten Heften des 7ten Bandes fortgesetzt. Im zweiten ist-eine Revision der Pentatomiden angefangen, über welche ich mir den Bericht erspare, bis dieselbe vollendet ist oder wenigstens ein grösserer Theil vorliegt. Der übrige Inhalt wird nach. den einzelnen Familien näher angegeben werden. Pentatomides. Die schlesischen Wanzenarten der Gattun- gen Pentatoma und Cydnus wurden von Schilling (Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. im J. 1843. S. 179) auseinaudergesetzt, Es findet sich darunter eine neue Art: C’ydnus notatus: „schwarz, Aussenrand der Flügeldecken weiss, Membran braun; letztes Fühler- glied grau haarig. Länge 13”. Einmal bei Landeck gefunden. Coreides. Von Herrich-Schäffer (a. a. O.) sind folgende zum Theil neue Arten abgebildet: Copius intermedius Burm. aus Brasilien (ist Latreillei Serv. Enc.), C’hariesterus moestus Burm. aus Mexiko, Nematopus gallus F. aus Cayenne, Anisoscelis fastuosus, divisus aus Brasilien, pulverulentus aus Mexiko, serrulatus aus Brasilien, t@dialis (nur beschrieben) aus Nordamerika, Aypse- lonotus pulchellus aus Brasilien, Gonocerus puncticornis aus Cuba. Uygaeites. Herrich-Schäffer (a. a. O.) bildete folgende, grösstentheils neue Arten ab: Lygaeus gutta, alternans, costa- lis, hamatus aus Mexiko, L. /anio aus Java (ist hospes F.); Pyrrhocoris suturalis F. aus Westindien, poecilus aus Java, Sole- nis aus Manila (nicht verschieden von Königii F.), P. obliquus aus Mexiko, P. pyrrhomelas von Java, Largus cinctus aus Mexiko, L. bicolor (nur beschrieben) aus Brasilien; Ophthalmicus dispar Waga von Warschau. Microphysa pselaphiformis Westw. wurde von Meyer in der Schweiz aufgefunden. Er sammelte sie an eichenen Zaunpfählen. (Mittheil. d. naturf. Ges. zu Bern. 1843. S. 47). Capsini. Verzeichniss der in der Schweiz einheimischen Rhynchoten, von Meyer. Erstes Heft. Die Familie der Capsini. Mit 7 col. Steintafeln, Solothurn 1843. Eine werthvolle Arbeit, nicht sowohl ein Verzeichniss als eine gründliche Auseinandersetzung der schweizer Arten dieser Familie, zu deren Erläuterung die schönen, nach den Zeichnungen des Verf, von Nicolet lithographirten Tafeln wesentlich beitragen. Es enthält diese Aufzählung: Miris 7 Arten, Lopus 5 A., Phytocoris 3 A., Capsus 109 A., Oryptostemma 1. A. — Neue Arten sind’ Capsus lucorum, brevicollis, parallelus, hortensis, brunnipennis, modestus, Verbasci, atomarius, Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 327 salicellus, coccineus, hortulanus, solitarius, elegantu- Zus, curvipes, ticinensis, nitidus. Phymatites. Herrich-Schäffer (a. a. O.) bildete neben der Syrtis nervosa F. aus Südamerika, eine neue Art ab: $. forti- ficata Kl: aus Brasilien. Reduvini. Ders. (a. a.O.) bildete ab: Harpactor haemor- rhoidalis F. aus Südeuropa, H. niger neue Art aus Ungarn, Redu- vius maurus F. aus Italien. — Westwood (Proceed. Ent. Soc. Lond. p.74) stellte zwei neue grosse Arten vom Palmencap (Guinea): Ectrichodia imperialis und Platymerus ducalis, so wie eine neue Gattung Ectinoderus auf: Mit sehr grossem, vorn über der Einlenkung der Vorderbeine erweitertem, hinten über der Wur- zel der Halbdecken in zwei Lappen. vorgezogenem Halsschilde, sehr - verlängerten Vorderbeinen, mit dicken Schenkeln und geraden Schie- nen. Fühler Agliedrig, das 1ste Glied lang, die andern allmählich kürzer und dünner, in den beiden ersten Gelenken kleine Zwischen- glieder. Hinterleib rundlich, flach, mit unbedeckten Seiten. Ob die vorderen Schienen Sohlen haben oder nicht, und wie die Klauen be- schaffen sind, ist nicht angegeben; E. longimanus von Singhapur? — Eine neue Art von Neuseeland ist Pirates ephippiger White (Dieffenb. Trav. 11. p. 283). Galgulites. Guerin (Rev. Zool. p. 112) zeigte, dass Nau- coris rugosa Desjardins ein Mononyx sei, mit in der Naht verwach- senen, die Flügel nicht bedeckenden Decken, und dass die Angabe von Serville und Brulle, dass dieser Theil das Schildchen sei, auf einem Irrthum beruhe. Für den Fall, dass man eine eigene Gattung aus dieser Art bilden wolle, schlägt er den Namen Peltophorus vor. Ferner beschreibt er als neue Arten Pelogonus indicus von den - Nilgherries, P. Perbosecii von der Compeohebai, Mononychus fuscipes aus Columbien, M. Zaticollis aus Neuguinea, A Fulgorellae. Hope (Transact. Lin. Soc. XIX. p. 132) be- reicherte diese Familie mit einer Anzahl neuer Arten aus Sylhet, _ welche den Gattungen Aphana (amabilis, aurora) Lystra (Westwoodii, dimidiata, punicea), Eurybrachis (basalis, pulverosa, reversa, insignis) und Corethrura (fuscovaria angehören, und alle durch schöne Abbildungen von Westwood erläu- ‚tert sind. Die neue Gattung Corethrura, nach dem langen Flok- _ kenschweif an der Hinterleibsspitze benannt, hat ähnlich breite Vor- “ „ derbeine wie Eurybrachis, aber ein schmales, zusammengedrücktes Gesicht mit hohen Kielen. 7 Westwood (Arcana Ent. pl. 57) stellte ein Paar neuer indischer ” Fulgorellen dar: die eine ist eine Lystra (tricolor) aus Assam, die andere bildet eine neue Gatt. Cyrene, eine kleinere Form, mit - kegelförmiger Kopfvorragung, auf welche sich die Seitenkiele der 328 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der Stirn fortsetzen, ohne Ocellen, mit sehr breiten, wagrecht getra- genen, derb lederartigen Decken, deren Hinterwinkel in eine Spitze ausgezogen ist. C. guttulata W. ist von Sumatra (die hiesige Sammlung besitzt eine zweite Art aus dem Sund von Singhapur. Stridulantes. Einige Arten sind von Westwood (Arcan. Ent.) abgebildet; Cicada imperatoria, eine riesenhafte neue Art aus Ostindien (pl. 51), €. pulchella W. vom Himalajah, €. 8notata W. eine schön gefärbte neue Art aus Assam. Aphidii. Monographie der Familien der Pflanzenläuse (Phy- tophthires) von Kaltenbach. 1. Theil. Die Blatt- und Erdläuse, (Aphidina et Hypomeneutes), mit erläuternden Abbildungen. Aachen 1843. Eine sehr gründliche Arbeit, um so schätzenswerther, als sie auf eigenen Erfahrungen beruht. Hinsichts der Fortpflanzung der Blattläuse ist noch manches Räthsel zu lösen, welches sorgsamen anatomischen und physiologischen Forschungen vorbehalten bleibt. Ohne Zweifel wird auch die Aufmerksamkeit der beobachtenden En- tomologen durch die vorliegende Arbeit um so mehr auf die Erfor- schung der merkwürdigen Naturgeschichte dieser Familie gelenkt werden, als durch genaue Beschreibungen sämmtlicher, dem Verf. bekannt gewordener Arten, die Bestimmung von Blattläusen gegen- wärtig leicht gemacht ist. Die Eintheilung des Verf. ist folgende: l. Geflügelte Pflanzenläuse, Blattläuse, Aphidina. A. Vorderflügel mit 2gabl. Cubitus. 1. Apkis L., Fühler 7gl. meistens so lang oder länger als der Körper; 119 Arten. 2. Lachnus Jll., Fühler 6gliedr, nicht länger als Kopf und Thorax; 13 Arten. — B. Vorderflügel mit 1gabl. Cubitus. 3. Schizoneura Hart., Fühler 6gliedr., Flügel dachartig getragen, Hinterflügel mit 2 Schräg- adern; 6 A. — 4. Vacuna v. Heyd., Fühler ögliedr., Flügel horizon- tal getragen, Hinterflügel mit 1 Schrägader; 2 A. — C. Vorderflü- gel mit einfachem Cubitus. a. Fühler 6gliedr., Vorderflügel mit 4 Schrägadern: 5. Pemphigus Hart., Hinterflügel mit 2 Schräg- adern; 7 A. — 6. Tetraneura Hart., Hinterflügel mit 1 Schrägader. 1 A. — b. Vorderflügel mit 3 Schrägadern: 7. Chermes L., Fühler ögliedr., Flügel dachartig getragen; 4 A. — 8 Phylloxera Fonsc., Fühler 3gliedr., Flügel horizontal getragen; 1 A. ll. Ungeflügelte Pflanzenläuse, Erdläuse, Hypome- neutes. a. Fühler 6gliedr., 9. Rhixobius Burm. (der Name kann nicht bleiben, da Stephens ihn schon früher für eine Käfergattung gebraucht hat. S. o. S. 293), letztes Fühlerglied stumpf, länger als das vorletzte; 2 A. — 10. Forda v. Heyd., (Rhixoteres Hart.) letz- tes Fühlerglied spitz, viel kleiner als das vorletzte; 1 A. — b. Füh- ler 7gliedr., letztes Glied sehr klein. — 11. Trama v. Heyd., Hinter- füsse lang, ungegliedert; 1 A. — 12. Paracletus v. Heyd., Hinterfüsse 2gliedr.; 1 A. Die Lebensweise der einzelnen Arten ist mit musterhafter Ge- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 329 nauigkeit angezeichnet worden. In Bezug auf die Fortpflanzung son- dert der Verf.: 1. vivi-ovipare (Aphis, Lachnus), — 2. ovipare (Chermes, Phyllöxera, Vacuna?), — 3. vivipare (Tetraneura, Pem- phigus, Schizoneura, und höchst wahrscheinlich auch die Erdläuse: Forda, Rhizobius, Paracletus, Trama). Ratzeburg (Ent. Zeit. S. 201) zerlegte Chermes Abietis L. in zwei Arten, Ch. viridis und coccineus. Die letztere fällt mit Ch. strobilobius Kaltenb. zusammen, während die erstere dessen Ch. Abietis ist. Coceides. Ratzeburg (a. a. O.S.202) gab von einer neuen Schildlaus, Coecus racemosus, Nachricht, deren Weibchen auf - Fichtenästchen, oft so dicht wie Traubenkörner beisammensitzen, - anfangs gelblich, später dunkler braun. Das Männchen hat grosse - ‚Aehnlichkeit mit dem von Coccus Cacti. Thysanura. ©» Eine Zusammenstellung der neueren systematischen Arbeiten _ über diese Ordnung, namentlich derer von Nicolet und Bourlet, ist ü von Lucas (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. I. p.269) unternommen wor- _ den. Da mir die Abhandlungen von Bourlet in den Schriften der > landwirthschaftlichen u.s. w. Gesellsch. zu Lille und des Dep. du Nord nicht zugänglich gewesen sind, um seiner Zeit darüber zu be- - richten, theile ich hier die Synonymie der Gattungen mit, so wie sie von Lucas festgestellt ist. L Podurides Bourl. 1. Tomocerus Nic. ‚1841. (Macrotoma Bourl. 1839. — gleichnamige Käfergattung). — 2. Lepidoeyrtus Bourl. — 3. Orchesella Templ. (Heterotoma, Isotoma, - detheocerüs Bourl.) — 4. Podura auct. (Isotoma Bourl.) — 5. De- ‚soria Nic. — 6. Cyphoderus Nie. — 7. Degeeria Nic. (Isotoma, Po- ‚dura Bourl.) — 8. Achorutes Templ. Nie. (Aypogastrura Bourl.) — 9. Lipura Burm. (Anurophorus Nie. Adieranus Bourl.). Bei der ‚letzten Gattung bemerkt der Verf., dass sie nach Waga aus unent- ‚wickelten Individuen von Achorutes gebildet sei. — I. Sminthuri- 'es Bourl. — 10. Sminthurus Latr. 11. Dieyrtoma Bourl. (1842). - Eine andere Bearbeitung der Thysanuren, welche die oben er- nten Untersuchungen von Nicolet und Bourlet zum Grunde legt, st von Gervais in der Hist. nat. d. Insectes Apteres, par M.M, Walkenaer‘et Paul Gervais. 111. p. 379 niedergelegt worden, in wel- er folgende Gattungen und Untergattungen angenommen sind: 1. Sminthurus Latr. mit der Untergattung Dieyrtosoma Bourl. 11. Po- dura, mit den Untergattungen 1. Macrotoma Bourl. (Tomocerus Nic.). 2. Lepidocyrtus Bourl. (Cyphoderus Nie.). 3. Orchesella Templ. (He- terotoma und Aetheocerus Bourl.). A. Heterotoma Bourl. (mit _ etheocerus Bourl.). 5. /sotoma Bourl. (Desoria und Degeeria Nic.). 6. Achorutes Dempl. (Hypogastrurus Bourl. Podura Nie.). 7. Lip- ura Burm. (Anurophorus Nic., Adieranus Bourl.). 8. Anoura Gerv. (Achorutes Nic.). Archiv 1. Naturgesch. X, Jahrg. 2. Bd, Y 330 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Parasita. - ‚Eine handbuchmässige Bearbeitung dieser Ordnung lieferte Ger- vais.in: der, Hist. nat, d.. Ins. Apteres. IU. p. 290-361. Arachniden. Araneae. Eine umfassende Arbeit ‚Ueber die Lebensweise der Arachniden” wurde von A. Menge in den Neuesten Schrif- ten der. Naturf. Gesellsch, in Danzig. 4, Bd. 1. Hft, nieder- gelegt. Es: umfasst ‚diese Abhandlung: 1. Entwiekelung. Vor. der ersten Häutung sind die jungen Spinnen nackt, unbestimmt gefärbt, und verweilen gleichsam erstarrt am Geburtsorte, bis.sie nach der Häutung, behaart, bestimmt gefärbt und thätig werden; auch entwik- keln sich ‚dann erst ‚die Spinnwarzen. Spätere Veränderungen bezie- hen sich ‚nur auf Grösse, Färbung, Form des Hinterleibes, und beim Männchen Gestalt ‘der Taster, 2. Aufenthaltsort. 3. Bewe- gung. Interessante Beziehungen (der Fussbildung zur Art der Fort- bewegung. 4. Ernährung. Dieser Abschnitt enthält auch anato- mische, Entdeckungen von grosser Wichtigkeit, namentlich über die Athmungsorgane, Da es dem Verf. geglückt war, bei Argyroneta neben den Lungensäcken Tracheen aufzufinden, welche hier genau beschrieben und abgebildet sind, untersuchte er auch andere Spinnen, und traf sie ‚bei Salticus und Mieryphantes, nicht aber bei Epeira, Tegenaria, Linyphia, Lycosa und Thomisus. Die Tracheen von Sal- tieus und Mieryphantes münden am Hinterleibsende, nahe den Spinn- warzen, und liegen büschelförmig im Hinterleibe, auf den sie be- schränkt bleiben. 5. Webekunst. Lehrreiche Schilderung des Verfahrens bei Anfertigung des Gewebes nach den verschiedenen Familien, ‚6. Fortpflanzung., A. Begattung. Dem Verf. war es vorbehalten, ‚das physiologische Räthsel zu lösen, welches dieselbe bisher gewesen war. Die löffelförmigen Taster der Männchen sind allerdings die Copulations-Organe, mit welchen sie aus der am Grunde des Hinterleibes befindlichen Oefinung der Samengänge, den Samen aufnehmen, und in die weibliche Geschlechtsöffnung übertra- gen. ‚Das Verfahren ist bei verschiedenen Spinnen sorgfältig geschil- dert. ;B. Nesterbau und Sorge für die Jungen. Die befruch- teten Eier werden in mehreren Fristen gelegt. Alle Spinnen umge- ben ihre Eier mit einem Gespinnst. Die ausgekrochenen Jungen werden 'bei vielen von der Mutter gehütet und selbst gefüttert. 7. Herbstliche Wanderungen. Der Verf, bezieht die Erscheinung des sogenannten fliegenden Sommers darauf, dass die Spinnen, welche” sich an feuchten Orten aufhalten, sich mittelst der von ihnen aus- geschossenen Fäden an passendere Orte zum Ueberwintern begeben. Naturgeschichte,der'Arachniden während! des Jahres 1843. 331 8. Sinneswahrnehmungen, Der Verf. hat sich nicht überzeugen können, dass Töne: auf dieSpinnen Eindruck machen. ‚Auch der all- gemein verbreiteten Meinung tritt er entgegen, welche den Spinnen ein. Vorgefühl künftiger Witterung zuschreibt, und theilt hierüber seine Dem widersprechenden Erfahrungen mit. 9. Alter, Krank- heit, Feinde. 10. Schaden und Nutzen. Max Rosenheyn erinnerte, in Bezug auf die eben besprochene Abhandlung, an seine vor mehreren Jahren geäusserte Ansicht vom Einfluss der Electrizität auf das Fädenschiessen und auf das Segeln der Spinnen auf ihren Gespinnsten (Preuss. Prov. B]. S. 388). Lettre sur les Araignees aeronautes du genre Lycose, par. P, Huber (Mem. d. J. Soc. d. Phys. et d’hist. natur. de Geneve X. I. p. 1). Ausführlich dargelegte Beobachtungen an _Lyeosen über Fadenschiessen und Fortfliegen mittelst desselben. Blackwall hat mehrere allgemeine Mittheilungen über diese Ordnung gemacht: „On the Palpi of Spiders” (Report on the 12. Meeting of Brit. Associat. for the advanc. of science, held in Manchester 1842, Lond. 1843). Der Verf. schildert namentlich den Gebrauch, den die Spin- nen von ihren Tastern machen. Sie dienen theils zum Sammeln der losen Fäden, theils — wie bei Dolomedes — zugleich mit den Man- dibeln zum Festhalten der Eiersäcke; bei den Salticiden, wo sie stark behaart sind, zum Putzen der Augen. „Notice of several cases of defective and redundant organisa- Eon’ observed among the Araneidea”. (Ann. of nat. hist. XI. S. 165, Fror. N. Notiz. 25. B. S.273). Die aufgeführten vom Verf. beobach- teten Missbildungen betreffen hauptsächlich überzählige oder man- ‚gelnde Augen; auch ein Fall von einem überzähligen Tarsus. „A Catalogue of Spiders not previously recorded or Jittle known as indigenous to Great Britain”, (Transact. Linn. Soc. XIX. 113) enthält zwar fast ohne Ausnahme bereits bekannte Arten, aber schätzbare Bemerkungen sowohl über Vorkommen und Lebens- ise als über die Synonymie. Epeirides. Koch (Arachn. X. Bd. 5. Hft.) bildete Atea in- De eine neue Art, wahrscheinlich aus Ostindien, ab, und White ellte in Dieffenb. Trav. II. 272. 42. Tetragnatha (Deina- rk Dandridgii aus Neuseeland, auf. idites. Neriene graminicolens ist von Black- u (Linn. Transact. XIX. p. 125) als neue englische Art aufgestellt, elche der N, trilineata Koch gleicht bis auf einfarhige, ungeringelte ne, ‚(Die Gattung Neriene Blackw. Phil. Journ., 1833 entspricht olyphantes Koch). u Drassides. Aus der Gattung Clotho bildete Koch (Arachn. X. 6, Hit.) 5 Arten ab: 0/. Goudotit Latr. aus Aegypten, und vier Y# 33% Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der neue: Cl. ceycacea aus Italien, Cl. guttata zweifelhaften Vater- lands, Ol. stellata aus Portugal, und C/, limbata aus’ Arabien. — Die Gattung Enyo wurde ebendas. 4. Heft mit 2 Arten, E. germa- nica (früher Lucia germ.) Koch aus Deutschland, und E. graeca, neue Art aus Griechenland, erläutert. Agelenides. Von Koch (Arachn. X. 5. Hft.) wurden aus dieser Familie abgebildet: Hersilia caudata Sav., ferner Tegenaria atrica, neue deutsche Art, Philoica linotina, neue Art aus Baiern, Agelena Syriaca Kl, neue Art aus Syrien, Ag. Pensyl- vanica, neue Art aus Pensylvanien. Westring (Kroy. Naturh. Tidsskr. IV. S. 349) beobachtete, dass das Männchen von Asagena serratipes einen ähnlichen zirpenden Laut von sich giebt als die Bockkäfer, Reduvien, u. s.w. Bei ge- nauerer Untersuchung fand er, dass das Schild des Vorderleibes am Rande fein gekerbt, auf der Fläche fein lederartig gerunzelt ist, am Grunde, der Einlenkung des Hinterleibes gegenüber mit einer glatten Stelle, und die Hinterleibswurzel mit einer gekerbten Leiste umge- ben, durch deren Reibung an den Vorderleib der Ton erzeugt wird. Mygalides. Saunders (Transact. Ent. Soc. of Lond. Ill. p. 160. pl.9) beobachtete auf den Jonischen Inseln eine neue der M. caementaria verwandte Art, Mygale Jonicu, welche in einem san- digen Thonboden ihre Röhren baut, welche die Eigenthümlichkeit haben, dass 1. der Deckel über dem Schloss einen Vorsprung bildet, wel- cher nicht gestattet, dass der Deckel sich über einen rechten Winkel hinaus öffne, und auch dazu dient, durch einen leisen Druck darauf den Deckel zu öffnen; 2. dass auch das untere Ende der Röhre einen ähnlichen aber kleinern Deckel zeigt. In einem Nachtrage (ebendas. S.165) theilt der Verf. seine ferneren Versuche mit, sich über den Bau der Röhren und die Verfertigung der Deckel zu unterrichten. Westwood (ebendas. S. 170. pl. 10) beschrieb eine neue nord- afrikanische Spinne dieser Familie Actinopus aedificatorius, mit ihrer Deckelröhre. Dysderides. Koch (Arachn. X, 5. Hft.) bildete aus dieser Familie ab: Ariadne pallida, neue Art aus Nordamerika, Sege- stria Bavarica neue Art aus der Regensburger Gegend, und Dys- dera Hombergi (Aran. Homb. Scop. Dysd. gracilis Wid.) ebendaher. Zwei neue Spinnen unbestimmter Familie wurden von Koch (a. a.0©.) nach mangelhaften Exempl. aufgestellt. Poltys üllepi- dus aus Ostindien ist eine merkwürdige Form, mit nach vorn ver- schmälertem und fast zugespitztem Vorderleibe; auf dessen Vorder- fläche stehen vier Augen im Quadrat, auf dem Rücken zu jeder Seite noch zwei Augen hinter einander. Am meisten ist die Gattung mit‘ Mithras verwandt, und der Verf. ist geneigt, aus beiden eine eigene Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1843. 333 kleine Familie der Mitlıraden zu bilden. — Gea spinipes, eben- falls eine kleine ostindische Spinne, hat die Augen in zwei Reihen, die mittleren Augen der hinteren Reihe weit zurückstehend. Solifugae. Phrynides. Phrynus erhielt durch Koch (Arachn. X. 5.Hft.) einen Zuwachs durch eine Art aus Ceylon, Phr. Ceylonicus, vom nahe verwandten Phr. lunatus durch kürzere und anders bedornte Taster unterschieden. Gervais(Apt.) hat im Ganzen neun, darunter vier neue Arten, Phr. scaber von den Sechellen und Mauritius, Ph. cheiracanthus von Guyana, PA. Grayi von den Philippinen, Ph. Whitei aus Bengalen. Während Gervais (Apteres) von T’helyphonus nur die Arten der 'Lucas'schen Monographie aufführt, bereicherte Koch (Arachn. X. 2. Hft.) diese Gattung mit einer Reihe von neuen Arten aus sehr ver- schiedenen Theilen der Erde: Th. Brasilianus aus Brasilien, TA. Manillanus von Manila, Th. Antillanus von St. Domingo, TA. Linganus von der Insel Linga (Hinterindien), TA. Australianus - von Neuholland. Zugleich wurden Abbildungen von Th. giganteus Luc. aus Mexiko (nach beiden Geschlechtern), Th. rufipes Luc. aus Java und T%. proscorpio Latr. ebendaher gegeben. Durch ein Ver- ‚sehen scheinen bei den beiden ersteren die Citate der Lucas’schen Monographie ausgefallen zu sein. Scorpionides. Eine Anzahl neuer Arten dieser Familie ist von Gervais (a. a. O.) aufgeführt, da sich derselbe jedoch auf eine | errie in den Archiv. d. Mus. d’hist. nat. 11. bezieht, welche ‚ausführlichere Beschreibungen und Abbildungen enthalten soll, ver- ‚spare ich den Bericht, bis dieselbe vorliegt. . Obisides. Koch (Arachn. X. Bd. 3.4. Hft.) vervollständigte die Kenntniss dieser Familie mit einer Anzahl neuer Arten: C'heli- fer granulatus, grandimanus, izoides, Panzeri, Wideri, Reussii, Fabricii, Hahnii, Schäfferi, depressus, Obi- m sylvaticum, fuscimanum, dumicola, carcinoides, enellum, elimatum, gracile, dubium, alle aus Deutschland; ferner wurden zwei neue Gattungen dargestellt: Chthonius, mit n beiden Arten Ch. trombidioides (Chel. tromb. Latr., ischnochelus .) und Ch. orthodactylus (Obis. orthod. Leach), die Kennzeichen er Gattung sind indess hier nicht angegeben; Pelorus mit einer neuen Art: P, rufimanus aus Brasilien, nach des Verf. Angaben mit der Fussgliederung von Chelifer und den Augen von Obisium; da der Verf, aber nur ein sehr mangelhaftes Exempl. untersuchen konnte, hat er sich in dem letzten Punkte getäuscht: es sind näm- lich nicht vier Augen vorhanden, sondern nur zwei, und auch diese nur durch einen hellen Punkt der Hornbedeckung des Vorderleibes angedeutet: da ähnliche unausgebildete Augen auch bei einigen ächten 334 Erichson: Bericht über die wissensch: Leistungen in’ der Chelifer vorkommen, bedarf also diese Gattung, welche eine grössere Zahl von Arten besitzen würde, noch einer genaueren Bestimmung. Galeodides. Ueber die Lebensweise eines indischen Galeo- des theilte Capt. Hutton (Ann. of nat. hist.XII. S.81, Fror. N. Notiz. 28. Bd. S. 49), seine Beobachtungen mit. Er ist durchaus nächtlich und sehr räuberisch, selbst grosse und ‚hartschalige Käfer packt er mit seinen gewaltigen Mandibeln und beisst sie mit der grössten Leich- tigkeit in Stücke. Auch eine Eidechse, ohne Schwanz 3” lang, ward vom Galeodes gepackt und bis auf geringe Reste verzehrt, er war dann aber auch so vollgefressen, dass er, 14. Tage regungslos blieb. Eine ‚andere Eidechse erhielt von einem Galeodes einen Biss in die Seite, blieb aber bei der Wunde am Leben, ‚woraus der‘ Verf. den Schluss ‘zieht, dass der Biss nicht, giftig ist. Ein junger ‘Sperling ward'vom Galeodes todt gebissen, aber nicht gefressen. Dergleichen Thiere beisst der Galeodes dicht hinter dem Kopf. Die eigentliche Nährung besteht aber in Insecten aller Art, ‚welche nicht blos aus- gesogen, sondern förmlich gekaut werden. Unter einander‘ schonen sie sich nicht, sie kämpfen auf Leben und Tod, und der Besiegte wird von seinem ‚Gegner aufgefressen.. Dagegen hütet die Mutter ihre Jungen mit der grössten Sorgfalt. Der Verf. hatte ein. Weib- chen eingesperrt, welches (über 50) weisse Eier legte, die es regungs- los bewachte. Nach 14 Tagen kamen die Jungen aus, welche 3 Wochen hindurch bis zur ersten Häutung ohne Bewegungen blieben, dann umherliefen, zusehends wuchsen, ohne dass es dem Verf. gelang zu sehen, dass sie Nahrung zu sich nahmen. Im Freien findet sich der Galeodes unter Steinen und in Erdlöchern, das gefangene Weib- ‚chen grub sich auch gleich mit den Mandibeln und Beinen einen Gang. Der Verf. schlägt für die Art den Namen @. vorax vor, es ist indess sehr leicht möglich, dass sie von dem Herbst’schen G. fa- talis nicht verschieden ist. Opiliones, - \ Eine trefilliche Arbeit über die Anatomie des Phalangium opilio lieferte Tulk (Ann. of nat. hist. XII. p. 153. 243, 318. pl. 3—5). 11 . Aus den umfassenden Untersuchungen des Vetf., welche die von Trevirahis über denselben Gegenstand eben so vervollständigen als sie in deh Hauptsachen bestättigen, hebe ich hier nur einige Punkte hervor. Das darmförmige Organ, welches Treviranus als zu den mähnlichen Geschlechtswerkzeugen gehörend betrachtete, obschon er keine unmittelbare Verbindung mit denselben gesehen hatte, blieb auch Herrn Tulk seiner Bedeutung nach zweifelhaft. Er verfolgte die Ausführunesgänge desselben um die Hauptträcheenstämme herum bis fast an die Athmungsöffnung und vermuthet, dass sie dort nach aussen münden. Am Nervensystem, dessen Centraltheile bekanntlich Naturgeschichte ‚der Arachniden während des Jahres 1843. 335 nicht aus einer Knotenreihe, sondern aus mehreren zerstreuten, aber symmetrisch gelegenen Ganglien bestehen, liess sich’ keine Spur einer Zusammensetzung aus Bewegungs- und Empfindungsnerven nach- weisen. ‘Besonders eigenthümlich sind den’ Phalangien einige Mus- kelpaare, welche sich an das Ganglion des Cephalothorax ansetzen und es vor: und rückwärts, auf- und abwärts zu bewegen vermögen- Bemerkungen über die Geschlechtswerkzeuge der, Phalangien sind von Westring (Kröy. Naturh. Tidsskr. IV. S. 354) mitgetheilt: Alan. Von Koch’s Uebersicht des Arachnidensystems, 3. Heft, ist die dritte Abtheilung erschienen, welche die Fortsetzung der Eintheilung der Milben liefert. Die zweite Familie der Laufmilben: Bdellides, Schnabel-Mil- ben, ist so weit erkennbar vieräugig, mit kegel- ‚oder nadelförmigem freien Rüssel, freien an den Seiten des Kopfes eingelenkten, seitwärts beweglichen Tastern, und enthält die Gaitungen Bdella Latr., Am- monia K., Scirus Herrm., Eupalus K., Cheyletus Latr. — Die dritte Familie Gamasides, Thiermilben, ohne sichtbare Augen, mit auf einer Röhre vor- und rückwärts beweglichen Mundtheilen, freien, deutlich gegliederten, spindelförmigen Tastern; auf Thieren, auch in Modererde lebend, umfasst die Gattungen Dermanyssus Dug., Gama- sus Latr., Laelaps K., Zercon K., Sejus K., Notaspis Herrm., Eumaeus K. (früher Iphis K.). — Die vierte Familie Carabodides Käfermil- ben, käferförmig, mit deutlich abgesetztem Vorderleibe, und mit ver- steckten, selten vortretenden Tastern, auf der Erde und auf Pflanzen t lebend, besteht aus den Gattungen Oribates Latr., Zetes K., Ere- maeus K., Pelops K., Cepheus K., Oppia K., Damaeus K., Carabodes _K., Celaeno K., Hypochthonius K., Nothrus K., Murcia K., Hoplo- _ phora K. — Die fünfte Familie endlich, die Sarcoptides, Lausmil- ben, lausartig, mit ganz verborgenem Saugrüssel, und zum Theil oder fast verborgenen Tastern, meist sehr ungleichen Beinen, mit und ohne Krallenbläschen, begreift die Gattungen Acarus L., Homopus K., Sarcoptes Latr., Dermaleichus K., Pteroptus Duf., Uropoda Latr., - Hypopus Dug. Mit Ausnahme der ersten bewohnen alle Gattungen dieser Familie Thiere. 4 Denny (Ann. nat. hist. X]]. p. 312. pl. 17) macht einige. neue Arien bekannt, nämlich I. bimaculatwus (Weibchen des fol- den), I. Hippopotamensis vom Nilpferd, in Südafrika. 4. r hü- nocerinus vom Rhinoceros bicornis, ebenda, /, Hydrosauni, von Hydros. Gouldii? aus Vandiemensland. Die von Simon entdeckte Hautmilbe ist auch in England aufge- funden worden. Wilson wird darüber eine eigene Abhandlung "in dem Phil. Transact. Roy. Soc. erscheinen lassen; er will nähere Auf- schlüsse über den inneren Bau geben,’ und auch die Eier und Ent- 336 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in ‘der wickelung kennen lehren. "Er nennt'das Thierchen Entozoon fol- liculorum (Ann. nat. hist. X]. p. 222). Inzwischen hat auch Owen den Gattungsnamen Demode.x vorgeschlagen. Tulk zeigte der Mi- eroscop. Society im Decemb. 1843 ein ähnliches Thier aus Haut- pusteln eines Hundes ‚vor, welches eine zweite Art zu sein scheint. (Ann. nat. hist. XIII. p. 75). Endlich belegte Gervais (Hist. nat.'.d. Apteres III. p. 282), der einen Auszug aus Simon’s Beschreibung mit- theilt, die Gattung mit dem Namen Simonea, so dass diese Milbe schon nicht weniger als 4 Gattungsnamen erhalten hat. Vergl. den vor, Jahresber. S. 278. Pycenogonides. Philippi theilte in diesem Archiv (1843. 1. Bd. S. 175. T. 9) seine Beobachtungen über die neapolitanischen Pyenogoniden mit, unter denen drei neue Arten zur Errichtung von zwei neuen Gattun- gen Veranlassung gaben. Crustaceen. Die Kalkschale der Crustaceen ist im Vergleich mit den Kalkschalen der Mollusken und Echinodermen von Carpenter ihrem feinern Baue nach untersucht worden. (Ann. nat. hist. XII. p. 386). Die Kalkschale der Crustaceen ist auf der Oberfläche, welche in eine Menge kleiner warziger Erhabenheiten vortritt, mit einer Schicht Pigmentzellen bedeckt, welche jene Erhabenheiten freilassen, so dass die Epidermis, welche das Ganze überzieht, den Spitzen der- selben aufliegt. Die Kalkschicht, von elfenbeinartiger Masse, ist von feinen buchtigen Röhrchen durchzogen. „Ueber das Gehörorgan bei den. Crustaceen”, von Ar- thur Farre (Philos, Transact. of the Roy. Soc. of London. 1843. p. 233). An der Wurzel der äusseren Fühler, sagt der Verf., ist ein Or-' gan, an der Wurzel der inneren Fühler ein anderes; das erstere gelte gewöhnlich für das Gehörorgan der Krebse, aber sicherlich mit Un- recht, seiner Lage und seinem Bau nach sei es wahrscheinlich, dass’ es das: Geruchorgan sei. Das eigentliche Gehörorgan liege aber an der Wurzel der innern Fühler. Der Verf. beschreibt es 'nun richtig und genau, es scheint ihm aber entgangen zu sein, dass dies Organ durch Rosenthal, der es als Geruchorgan gedeutet hat, längst be- kannt ist. Der Verf. weist es nach beim Hummer, Flusskrebs, bei Pagurus streblops, und Palinurus, dagegen hat er es bei Squilla und den Brachyuren vermisst. Die äussere Oeffnung. dieses Organs dient nach der Ansicht des Verf. dazu, damit Wasser hineindringen könne, welches das Gehörwasser ersetze; ferner finden sich Steinchen in PaPT (5 Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1843. 337 der Höhlung des Organs, welche keine Otolithen sind — da sie mit Säuren nicht aufbrausen — sondern Sandkörnchen, feinere bei sol- chen mit engen, gröbere bei solchen mit weiteren äusseren Oeffnun- gen: diese Sandkörnchen, glaubt der Verf,, treten an die Stelle der Otolithen. Ich habe mich nicht davon überzeugen können; bei einem durch! einen Schnitt durch die 'vorderen Ganglien frisch getödteten Flusskrebse fand ich das Häufchen Sand im Grunde der Höhlung. des fraglichen Organs stillliegend, während Otolithen: hin, und her schwin- gen müssten. Ich kann daher auch die Ansicht des; Verf. über dies Organ nicht theilen, Rathke’s „Beiträge zur Fauna Norwegens” «Act. Leo- pold. XX. Bd. 1. Th.) sind für die Kenntniss der Crustaceen von Bedeutung. Das einzelne Neue wird unten im Beson- deren angezeigt werden. Thompson (Ann. nat..hist. XI. p. 102) hat seine: Auf- zählung der irischen Crustaceen fortgesetzt. ' Die südafrikanischen Crustaceen, eine Zusammenstellung aller bekannten Malacostraca, Bemerkungen über deren Le- bensweise und geographische Verbreitung, nebst Beschreibung und Abbildung mehrerer neuen Arten von Dr. Ferd. Krauss. Stuttgart 1843 mit 4 lith. Taf. Eine verdienstliche Arbeit, welche besonders werthvoll durch die anziehenden Bemerkungen ist, welche der Verf. nach eigener Anschauung über die Verhältnisse des Vorkommens und die Lebens- weise der südafrikanischen Crustaceen macht. Die neuen Arten sind unten aufgeführt worden. Die Bearbeitung der südamerikanischen Crustaceen im d’Orbig- nyschen Reisewerk durch Milne Edwards und Lucas ist 1843 zum Theil veröffentlicht, aber erst 1844 abgeschlossen worden. Ich verspare mir demnach diese Arbeit für den nächsten Bericht. Decapoda. Zur Kenntniss der Entwickelung der Decapoden hat Joly (Ann. d. sciene. nat. XIX. p. 34. T. 3. 4, Froriep. N. Notiz. 25. Bd. S. 337) einen Beitrag von vorzüglicher Wichtigkeit - geliefert: Etudes sur les moeurs, le developpement et les me- tamorphoses d'une petite Salicoque d’eau douce. (Caridina Desmarestii) suivies de quelques reflections sur les metamor- phoses des Crustaces Decapodes en general. Eine Erwähnung dieser Arbeit ist schon im vor. Jahresb. S. 281 nach den Anzeigen französischer Blätter geschehen, die Abhandlung selbst giebt viel mehr als jene Ankündigung versprach. Die Art, an 338 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der welcher die Beobachtungen gemacht sind, ist die in Frankreieh im Süsswasser lebende Hippolyte Desmarestii Millet, 'von welcher der Verf. nachweist; dass sie eher zur Gattung Caridina Edw. gehöre, und sie deshalb Caridina Desmarestii nennt. Die Entwickelung des Embryo im Ei wird mit der des Flusskrebses (nach Ratlıke’s frü- herer Arbeit) verglichen. Während beim Flusskrebs Fühler, Lefze, Mandibeln gleichzeitig mit dem Hinterleibshöcker erscheinen, geht hier das Auftreten desselben dem der Mandibeln, Lefze und Fühler voraus.‘ Beim’ Flusskrebse zeigen sich die Kiefer früher als: die Beine; hier umgekehrt. Während beim Flusskrebse Kieferpaare und Gangfüsse schon beim Embryo sich so bilden, wie sie später sich finden, zeigen, sich hier nur drei Kieferpaare und. drei Paar Spalt- füsse, welche letzteren später Kieferfüsse werden, und die spä- teren Gangfüsse fehlen noch ganz. Die Ordnung des Auftretens der Augen, des Herzens, des Darms und des Panzers ist bei beiden ziem- lich gleich. Wenn das Junge aus dem Ei kommt, gleichen seine Augen denen des Erwachsenen, sie sind aber noch ungestielt und auffallend gross. Die Fühler sind kurz, wenig-gliedrig. Am Panzer ist das Rostrum noch wenig entwickelt, Der Schwanz im Verhält- niss lang, 6gliedrig, die Spitze zweilappig oder spatelförmig. Beine findet man nur an der Brust und zwar drei Paar Spaltfüsse. Im Munde eine fleischige Lefze, ein Paar Mandibeln denen der Erwach- senen ähnlich, und zwei Paar mehrlappiger Maxillen. Von Kiemen noch keine Spur; sie bilden sich erst später und verhältnissmässig langsam aus, und zwar je mehr nach hinten um so‘ später. Der Nahrungskanal ist einfach, der Magen eine blosse Erweiterung, ohne Spur des Knorpelgerüstes, welches sich bei den Erwachsenen findet. Die Leber, welche beim Erwachsenen aus zwei Massen, jede aus einer Menge blind endigender Gallengefässe gebildet, besteht, er- scheint hier noch 'als eine körnige Masse, welche den Anfang des Nahrungskanals umgicbt. Das Junge der Porcellana longicornis wurde von Du- jardin beobachtet (Rev. Zool. p. 187). Es ist eine Zoe-Form, dem Jungen der Pagurus ähnlich. Es hat zwei Paar Fühler, im Munde drei Kieferpaare, nämlich ein Paar ausgebildeter Mandibeln und zwei Paar Maxillen, die beiden letz- teren mit Tastern, ferner am hinteren Theil des Cephalothorax zwei Paar Spaltfüsse, welche gleich den Fühlern mit äusserst zarten Fie- derborsten besetzt sind, denen ähnlich, welche die Entomostraceen an ihren Ruder- und Kiemenfüssen tragen, und welche der Verf. demnach als die Athmungsorgane der jungen ‚Krebse betrachtet. Endlich hat der hintere Theil des Cephalothorax noch zwei seitliche nach hinten gerichtete lange Fortsätze, welche dem Rückenstachel der anderen Zoen entsprechen. Erdl ‚„Entwickelung des Hummereies von den ersten — Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1843. 339 Veränderungen im Dotter an bis zur Reife des Embryo.” München 1843. = Ausser der Darstellung der allmählichen Ausbildung des Embryo giebt der Verf. schliesslich noch eine Uebersicht über die Verschie- denheiten, welche sich in dieser Rücksicht bei dem ebenfalls beob- ächteten Carcinus Maenas und beim Flusskrebs finden. Beim C. Mae- nas sind die Augen beträchtlich grösser, die Leber bildet sich früher aus, Füsse und Mundtheile aber später. Beim Flusskrebs sind die Augen kleiner als beim Hummer, obgleich das Ei grösser ist, dage- gen entwickeln sich die Fühler schon früh zu beträchtlicher Länge, und die Schwanzfüsse finden sich schon in frühen Stadien. Beim Hummer entwickelt sich der Schwanz früher als beim Flusskrebs. Brachyura. Aus den verschiedenen Familien der kurz- schwänzigen Krebse sind von Kraussa. a. O. folgende Arten als neue aufgestellt: Platyonychus rugulosus, degle (DeHaan) Rüppellii; Nantho De Haanii, 5dentatus; Galene (De Haan) natalensis; Pilumnus zanthoides; Menippe Mar- tensii; Telphusa depressa; Sesarma longipes; Acantho- nyz MacLeayi, Adentatus; Pisu fascieularts, Ausserdem sind von White zwei neue Arten beschrieben wor- den: Portunus catharus, dem europäischen P. marmoreus ähn- lich, indess breiter und mit vier Zähnen auf dem Stirnrande, aus Neuseeland (Dieffenb. Trav. II. p. 265) und Ateleeyelus spinu- losus von den Falklands-Inseln, dem chilesischen A. chilensis Edw. nahe verwandt (Ann. nat. hist. Xil. p. 345). Auf einen eigenthümlichen Bau der Kiemen bei den Landkrabben machte J. Müller in der Gesellsch. naturf. Fr. zu Berlin aufmerk- sam. Die Kiemen haben nämlich harte Fortsätze zwischen den ein- zelnen Blättern, welche das Zusammenbacken derselben verhindern, und deren Mangel allein den Fischen ausserhalb des Wassers tödt- lich zu werden scheint. (Fror. N. Notiz. 28. Bd. S. 265). Anomura. Pagurus virescens so wie Porcellana matalensis und DeHaanii sind neue Arten vonKrauss (a.a.O.) von der Natalküste; die beiden letzten leben auf den Madreporinen- Bänken. Astacini. Krauss (a. a. 0.) traf in der Tafelbai häufig eine Gebia, welche er nach der Abbildung in der Fauna Japon. als @, major De Haan bestimmt, wegen einiger Abweichungen jedoch als var, capensis bezeichnet. Bei genauerer Vergleichung wird sich wahrscheinlich finden, dass sie eine eigenthümliche Art ist. Carides. Eine Anzahl neuer Arten von der Norwegischen Küste ist von Ratlıke (Verhandl. d. Kais. Leop. Acad. d. Wiss, XIl. 8.6—18) aufgestellt und genau beschrieben; Palaemon Fabrieit, Hippolyte subula, vittata (pusiola Kröy.), recurvirostris, 340 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Lovenii'(mutila Kr.), lentiginosa (Gaimardii Kr.), Retzis, Pan- dalus brevirostris. Nachträgliche Bemerkungen dazu in diesem Arch. 1844, 1. S.258. 259. Die. Gattung Cuma Edw. wurde auch von Goodsir (Edinb. New Philos. Journ. 34. Bd, S. 119) als ausgebildete Form nachgewiesen, indem er Weibchen mit Eiern antraf. Auch ist die Stellung der Gattung unter den Decapoden festgestellt. Die kammförmigen Kie- men liegen nämlich unter dem Panzerschilde, über den Beinen, die Geschlechtsorgane der Männchen sind nicht sichtbar, die der Weib- chen gleichen denen von Mysis. Die gestielten Augen sind sehr klein, und unter dem Panzerschilde versteckt, (daher rührte es auch wohl, wenn Kröyer — s. vor. Jahresber. S. 283 — sie nicht fand). Drei Arten beobachtete der Verf. um Frith of Forth: €. Edward- sii.n. sp., C. Audouinii Edw., und €. trispinosan.sp. In wie weit diese mit den Arten von Kröyer zusammenfallen, muss aus einer näheren Vergleichung der Beschreibungen hervorgehen, zu bemerken ist aber, dass der Verf., wie Edwards, ausser dem Kopftheil 4 Vor- derleibsringe beschreibt, während Kr. bei seinen neuen Arten 5 zählte. — Zum Unterschiede von zwei neuen, verwandten Gattungen, stellte Goodsir die Merkmale von-Cuma so fest: Obere Fühler igliedrig, schuppenförmig, untere Fühler ögliedrig, die doppelten Endstücke der Schwanzstiele zweigliedrig, das letzte Glied das kleinste. Die beiden neuen Gattungen sind 1. Alauna; obere Füh- ler bestehend aus einem Stiel und vielgliedr. Faden, untere Fühler Sgliedr.; die, drei ersten Beinpaare zusammengesetzt; das innere Stück des Schwanzstiels aus drei Absätzen bestehend, das äussere aus einem: A. rostrata, neue Art. — 2. Bodotria; die 5 ersten Schwanzringe jedes mit einem Paar von Spaltfüssen versehen; die beiden Endstücke der Schwanzstiele ungegliedert: 3. arenosa, neue Art. Stomapoda. Caridioides. Rathke (a. a. O. S.18) gab eine genauere Beschreibung von Mysis flexuosa (Canc. flex. Müll.) und stellte eine neue Art, M. inermis auf. 3 Amphipoda. Rathke (a. a. 0. S,60.85) bereicherte diese Ordnung mit zwei neuen Gattungen: 1. Liriope, aus einem kleinen kaum 1” langen Crustaceum, L. pygmaea gebildet, welches in mehreren Individuen lebend in der zugleich als Bruthöhle dienenden Verdauungshöhle des Peltogaster Paguri, eines auf dem Pagurus Bernhardus schmarotzen- den Wurms gefunden wurde: die inneren Fühler klein, mit einem grossen Haarbüschel an der Wurzel, die äussern Fühler lang, viel- gliedrig. Der Körper länglich, oben gewölbt. Die vier ersten Füsse .. iz 22 .. Naturgeschichte der'Crustaceen während des Jahres 1843. 341 mit anscheinend klauenlosen Scheeren, die 'beiden' letzten in einen einfachen Stiel ausgehend, die übrigen längere Gangfüsse; die After- füsse (6 Paar) platt, in zwei Aeste getheilt und in lange Borsten auslaufend; zwei dünne, drehrundliche, gegliederte, mit langen Bor- sten am Ende besetzte Schwanzanhänge. 2. Iphimedia, der Gattung Leucothoe insofern zunächst ver- wandt, als die Beine des ersten Paares auch bei ihnen in eine Scheere auslaufen, die des 2ten Paares aber solche Hand besitzen, wie etwa bei Gammarus und Amphithoe; unterschieden dagegen da- durch, dass der Pollex seiner Scheerenfüsse nicht aus 2 sondern 1 Gliede besteht, dass die Stämme der Fühler nicht aus 2 Gliedern, sondern der der obern aus 3, der der untern aus 4 Gliedern zusam- mengesetzt sind, und dass die obern Fühler nicht länger sondern kürzer sind als die untern. J. odesa, häufig bei Christianssund. Neue Arten der Norwegischen Küste (ebendas.) sind: Gamm a- rus anomalus, Sundevallii, poecilurus, Kröyeri, angu- losus, zebra, — Amphithoe tenuicornis, podoceroides, Prevostii Edw.? norvegica — Podocerus capillatus, cal- caratus. Die Ordnung der Laemodipoda wurde von Kröyer in einer Abhandlung „Beschreibung neuer Arten und Gattungen der Caprel- lina, mit einleitenden Bemerkungen über die Laemodipoda und deren Stellung im System” (Naturhist. Tidsskr. IV. S. 490) aufgehoben, und mit den Amphipoden verbunden. Es ist dies ganz naturgemäss, denn sie haben selbst den wesentlichen Charakter mit den Amphipoden gemein, dass die vorderen 7 Körpersegmente Kiemenblasen haben, nur mit der Einschränkung, dass hier nicht Beine und Kiemenblasen zugleich vorhanden sind, sondern in der Regel, wo die letzteren vorkommen, die ersteren fehlen und umgekehrt. Hierdurch, und durch die Verkümmerung der Schwanzportion sondern sie sich als eine eigene Familie ab, welche der Verf. als Laemodipoda be- zeichnet, und in zwei Gruppen, Caprellina und Cyamea zerlegt. In der Gruppe der Caprellina fügt der Verf. den beiden Gat- tungen Leptamera Latr. und Caprella Lam. zwei neue zu: 1. Cer- cops, der 2te Körperring mit Beinen und Kiemenblasen wie bei Leptomera, Schwanzportion deutlich, 5gliedrig, mit 4 längeren 2glie- drigen Anhängen. — 2. degina, das 2te Segment mit Beinen, aber ohne Kiemenblasen; Schwanzportion deutlich, 2gliedrig mit 4 Anhän- gen. Mandibeln mit dreigliedrigem Taster. Beschrieben hat der Verf. (a. a. O. S. 499. 585) Leptomera pe- data Abildg. aus dem Sund, Cercops Holbölli Kr. aus Grönland, Aegina longicornis Kr. ebendaher, Caprella Januarit Kr. ©. dilatata Kr. beide von Rio Janeiro, C. septentrionalis in der Nordsee von Grönland bis zum Kattegat, C. lobata (Squill. lob. Müll.), ©. Aystriz Kr. vom Christianssund. Rathke (a. a7 O. 5. 94) setzte die an der norwegischen Küste 342 Erichsont Berichtiüber die wissensch: Leistungen inıder beobachteten ‘Arten der 'Caprellinen genau ‚aus einander, nämlich Caprella Phasma: ‘Lam. , (0, acumüiifera. Leach? C. scolopendroides Lam: und ZLeptomera pedata Lam. CET Die »Gattung Cyamus wurde von‘ Kröyer (Naturhist, Tidsskr, IV. S. 474) mit den zwei Arten 0. Cetö L. und ©. erraticus Rouss. d: V. erläutert. | Isopoda. Idoteides. Neue Arten von Idotea sind: I. Lichtenstei- nii Krauss (a. a. O.) vom Cap (Tafelbay) und 7. granulosa, 1. brevicornis Rathke (a. a.O.) von der Norwegischen Küste; auch wurde /. tridentata Latr., welche häufig ebenda vorkommt, genauer beschrieben und von I. Basteri Aud. unterschieden. Asellota, Eine neue Gatt. Crossurus errichtete Rathke (a. a.0,): Vier etwas dicke Fühler, die äussern länger als die innern. Körper gestreckt, oben gewölbt. Schwanz von zwei Halbbinden von einer Menge, Haare wie Fransen, an der Spitze mit kurzen geglie- derten Anhängen. Das erste Paar stark verdickte Scheerenfüsse, die übrigen. dünne Gangbeine. Sechs Kiemenblätter mit gleichgebildeten Deckblättern. Cr. vittatus, 2” lang, bei Molde auf Austern ge- funden. Oniscides. Eine ausführliche Beschreibung des äussern und innern Baues des Ligidium Persooni Brandt hat Lereboullet (Ann. 'd. se. nat. XI. p. 103. pl. 45) gegeben. Tylos wurde von Krauss (a. a.O.) mit zwei neuen Arten, T. Sranulatus und capensis, aus der Tafelbai, bereichert. Sphaeromides. Derselbe (ebendas.) führte unter 5 süd- afrikanischen Arten von Sphaeroma eine neue Art auf, Sph. macro- cephala Kr, yon der Natalküste. — White (Ann. nat. hist. XU. p.:345) beschrieb Sphaeroma gigaas var. lanceolata von den Falk- lands-Inseln, Zwei neue fossile Formen wurden von Milne-Edwards (Ann. d. sc. nat. XX. p. 326) vorläufig bekannt gemacht. Die eine Pa- laeoniscus Brongiartii, aus dem grünen Mergel der Pariser Gegend, gehört entschieden den Sphaeromiden an, ohne jedoch einer der jetzt lebenden Gattungen eingereiht werden zu können. Die an- dere, Archeoniscus (Brodii) von Brodie in Wiltshire in England gefunden, scheint eher den Cymothoaden anzugehörer, namentlich schliesst sie sich in manchen Punkten an Serolis an. Cymothoada. Eine ausführlichere Beschreibung des äusse- ren und inneren Baues von dega bicarinata Leach theilte Rathke (a. a..0.) mit. Epicarides. Derselbe (a. a. 0.) stellte eine neue Gattung dieser Familie, PAryzus, auf, welche mit Bopyrus nahe verwandt Naturgeschiehte der Crustaceen während des Jahres 1843. 343 ist, sich'aber durch die grossen zweilappigen Kiemen des Weib- ‚chens unterscheidet: Zwei Arten leben auf Krebsen, nämlich PAr. Hippolgtes auf‘ Hipp. lentiginosa R., und PAr. Pagurivauf P. Bernhardi. Die erstere Art ist einerlei mit Kröyer’s Bopyrus abdo- minalis (S. Jahresber. f. 1840), welcher die Theilung der Kiemen übersehen, die spätere Entwickelungsgeschichte aber so schön darge- stellt hat, während von R. die frühere Bildungsgeschichte innerhalb der Bruthöhle der Mutter weiter verfolgt ist. Myriapoda. Newport’s Abhandlung über Nerven- und Gefässsystem der Myriopoden ist im Eingange besprochen worden. Chilognatha. Lucas (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. p-43) stellte eine neue Gattung Platydesmus anf, welche in der Form der Leibesringe Polydesmus gleicht, aber durch kleinen drei- eckigen Kopf, vorhandene Augen und saugende Mundtheile abweicht; die neue Art, Pl. polydesmoides ist von Guatemala. Newport stellte zwei neue englische Arten Julus Sandwi- censis (Proceed. Ent. Soc. Lond. p. 66) und J. pilosus (ebendas. p- 69), ferner Spirotreptus antipodarum (Dieflenb. Trav. 11. p: 270) von Neuseeland, auf. Chitopoda. Eine kleine Arbeit über Cermatia theilte Tem- pleton (Transact. Ent. Soc, Lond. 11l. p. 306) mit. Er sondert sie in zwei Gruppen: a. Körper gestreckt, in der Mitte deutlich breiter: 1. ©, araneoides Pall., 2. C. longicornis Hardw. von Bengalen, 3. C. nobilis neue Art von Mauritius und Indien, 4. C. coleoptrata I.am. aus Südeuropa, 5. C. capensis neue vom Cap. — b. Körper kurz und fast gleich breit: 6. €. longipes Lam. Als neue Art ist Scolopendra rubriceps aus Neuseeland von Newport (Diefienb. Trav. II. p. 270) aufgestellt. Entomostraceen. Goodsir (Edinb. New Philos. Journ. XXXV.p. 102) untersuchte in Firth of Fortlı Das, was die dortigen Fischer „Maidre” nennen. Er besteht in ungeheuren und zusammenhängenden Massen lebender Thiere, unter denen Amphipoden, Cirripedien und Acalephen zahl- reich vorkommen, deren Hauptbestandtheil jedoch Entomostraceen bilden. Hierhin kommen nicht allein unermessliche Heerden von Köblern (coal-fish), und kleine Schaaren von Heringen, sondern selbst Cetaceen, namentlich Delphine, Meerschweine, und gelegentlich lässt sich auch der Rorqual blicken. Der Verf. meint, dass diese Walle nicht den Fischen folgen, um sich von ihnen zu nähren, sondern mit ihnen das Mabl des Maidre theilen, denn nie habe er einen Fisch im Magen eines Delphins oder Meerschweins gefunden. Auch fand er bei einem Besuch der genannten Iusel im Mai das Wasser 344 Erichson:' Bericht über die wissensch. Leistungen in der in weitem Umkreise roth gefärbt, und dies rührte von einem Ento- mostracon her, welches sich als Cetochilus ergab. ‘So scheint das massenhafte Auftreten der fast unsichtbaren Entomostraceen die Exi- stenz der’ungeheuren: Fischheerden sowohl als der riesigen Meeres- säugthiere zu bedingen. sim Cladocera. Baird (Ann. nat. hist. XI. p.81) in der Fortsetzung seiner seit mehreren Jahren unterbrochenen Naturgeschichte der britischen En- tomostraceen hat die Gattung Lynceus Müll. einer gründlichen Prü- fung unterworfen. Zunächst bedurften die Charaktere der Gattung einer Berichtigung, die von allen Schriftstellern unrichtig gefasst sind, und welche der Verf. so aufstellt: Ruderarme zwei, gewöhnlich sehr kurz, ästig, jeder Ast’dreigliedrig. Ein einzelnes Auge; vor demsel- ben ein schwarzer Fleck, Beine 5 Paar. Darm gewunden, Schwanz eingelenkt. Der Verf. sondert die britischen Arten in 8 Untergattun- gen: 1. Macrothrix, vorderer Ast der Ruderfüsse mit einer selır langen Borste an der Wurzel des zweiten Gelenks; Fühler hängend, an der Rüsselspitze: M. laticornis (Mon. lat. Jur.). — 2. Eurycer- cus: fast viereckig, Schwanz sehr breit, eine flache Platte bildend, dicht gesägt: E. /amellatus (L. lam. Müll.). — 3. Chydorus Leach: Fast kuglig, Rüssel sehr lang und spitz, meist mondförmig gekrümmt; Ruderarm sehr kurz: Ch. sphaericus (L. sph. Müll,) und ‚eine neue Art, Ch. globosus. — 4. Camptocercus. eiförmig, Schwanz lang, dünn, sehr. biegsam, gesägt: CO, macrourus (L. maer. Müll.). — 5. Acroperus, etwa leierförmig, unten am vorderen Rande in einer stumpfen etwas vortretenden Spitze endend, Ruderbeine ‚etwas-lang: 4A. harpae (L. harp. Baird.) und eine neue Art A. nanus. —.6. Alona; Schale viereckig, gestreift, Arme kurz: A. quadrangularis (L. quadr. Müll.) und eine neue Art, A. reticulata, — 7. Pleur- oxus: Vorderrand vorragend im obern Theil, der untere Theil ab- gestutzt, oder gerade abgeschnitten, erstes Fusspaar sehr gross: DI: trigonellus (L. trig. Müll.) und P/. hamatus (L ham. Baird.), — 8. Peracantha: eiförmig, das untere Ende der Schale leicht rück- wärts gekrümmt, und gleich dem oberen Ende des Vorderrandes mit starken hakigen Dornen besetzt: P. truncata (L, trunc. Müll.). Ostracoda. Eine Cypris wurde von Dieffenbach aus Neuseeland mitgebracht und von Baird (Dieffenb. Tray. ll. p.268) beschrieben: ©. Novae Zelandiae; eiförmig, verlängert, an beiden Enden gleich zu gerun- det, etwas aufgetrieben, und in der Mitte des Vorderrandes leicht i ausgebuchtet, glatt, glänzend, ganz unbehaart; der C. detecta Müll, ähnlich, bei der indess die Schale nicht aufgetrieben ist. Naturgeschichte der Entomostraceen während ‚des Jahres 1843. 345 Copepoda. Philippi (Archiv 1843. 1. S.54) hat seine ferneren Beobachtun- gen über die Copepoden des Mittelmeers mitgetheilt. Eine für die Systematik der Ordnung wichtige Abhandlung. Es sind sieben neue Gattungen aufgestellt: Euchaeta, Idya, Metis, denippe, On- caea, Euryte, Idomene, jede mit einer neuen Art. — Cyclopsina Edw. beschränkt der Verf. auf C. castor, und verweist staphylinus und furcatus zu Nauplius, von welcher Gattung er 14 Arten aufführt. Goodsir (Edinb. New Phil. Journ. 25. Bd. S. 336. T. 6) beschrieb eine neue Art von Cetochilus, welche sich vom C. australis durch je eine lange Borste am 22sten und 23sten Fühlergliede, auch in der Form der Füsse unterscheidet, und welche der Verf. €. septen- trionalis nennt; ferner (ebendas. S. 337) eine neue Gattung Ire- naeus mit folgenden Kennzeichen: „ein grosses röhriges Organ, welches von der Bauchseite des Körpers abgeht, trägt an der Spitze das Gesichtsorgan; der rechte Fühler über der Mitte stark verdickt; 10 Kaufüsse.” Die Art J. splendidus zeichnet sich durch den Me- tallglanz der Farben, in denen Saphir und Smaragd vorherrschen, aus. Beide finden sich im Maidre (s. 0.) bei Firth of Forth, der letztere einzeln, der Cetochilus massenweise. Siphonostoma. Wichtige genauere Untersuchungen über einige Arten der Nord- see hat Rathke (Verhandl. d. Kais. Leop. Akad, XII. S. 98) ange- stellt. Es sind Caligus curtus, C. diaphanus Nordm., ©. hippoglossi Kröy., Nicothoe Astaci Aud., Chondracanthus Lophü (gibbosus Kröy.), Lernaea brachialis L. beobachtet. Der innere Bau ist von Caligus eurtus, Nicothoe astaci, Chondracanthus Lophü, Lernaea brachialis erforscht worden. Als vorzüglich wichtig sind die Beobachtungen über die Entwickelung der Nicothoe Astaci hervorzuheben. Es findet hier nämlich keine Verwandlung statt, wie sie sonst in dieser Ord- nung angetroffen wird, sondern das Junge kommt in ähnlicher Form, wie sie die Eltern haben, aus dem Ei. Nur die grossen flügel- förmigen Fortsätze des Vorderkörpers des Weibchens fehlen: diese enthalten die Geschlechtsorgane, und entwickeln sich also erst später mit denselben, wodurch die Gestalt des Vorderleibes eine andere wird, ferner sind die Klammerfüsse in ähnlicher Weise vorhanden, und ausser diesen kommen bei reiferen Larven noch zwei Fusspaare vor, bei Erwachsenen fünf; endlich haben die Jungen zwei Ringel weniger als diese. — Erwachsene Männchen hat der Verf. nicht beobachtet, dagegen beobachtete er unter den Embryonen eine be- sondere Form, welche sich durch kleinere, schmälere Gestalt, län- gere Fühler und kürzere Beine von der anderen unterschied, und welche deshalb als männliche, letztere als weibliche Embryonen an- zunehmen zu sein schienen. Archiv f, Naturgesch. X, Jahrg. 2. Bd. 2. 346 Erichson: Bericht ü. d. wissensch. Leist. i. d. Naturg. ete. Cirripedia Goodsir (Edinb. New Philos. Journ, 25. B. S.88) hat eine Ent- deckung gemacht, welche die Kenntniss dieser Ordnung in einem wesentlichen Punkte vervollständigt, nämlich die Männchen. Der Verf. hatte sich die Meinung gebildet, dass die Cirripedien getrenn- ten Geschlechts seien, und dass die Männchen ähnlich wie bei den Lernaeen, in ganz abweichender Form auf den Weibchen zu finden sein würden. Nach langem vergeblichen Suchen war er endlich im Mai 1843 so glücklich, auf dem Balanus balaenoides, und zwar un- mittelbar über den Ovarien ein Thierchen angeheftet zu finden, wel- ches er nicht Bedenken trägt, als das Männchen zu betrachten. Der vordere Theil des Körpers ist hartschalig, und besteht aus sechs Ringeln. Das erste derselben ist halbkreisförmig, und enthält ein Paar gestielter Augen, zwei Paar fühlerartiger, ein Paar kammförmiger Klammer-Organe und den Mund; der letztere scheint ein Saugmund zu sein und ist seiner Zusammensetzung nach noch nicht näher un- tersucht. Die übrigen fünf Ringel haben jeder ein Paar mit einer einfachen Klaue bewafineter Beine; an der Wurzel des letzten Fuss- paars finden sich die äussern Geschlechtsorgane. Der hintere, weiche Theil des Körpers besteht aus drei Theilen, welche durch Einschnü- rung geschieden werden: der erste ist vorn in drei Lappen getheilt, und überragt den hartschaligen Vorderkörper, so dass derselbe ganz von demselben verdeckt wird, der zweite hat an jeder Seite einen armartigen, nach hinten gerichteten Fortsatz, der dritte endet mit drei ähnlichen Fortsätzen. Das ganze Thierchen hat etwa eine Linie im Durchmesser, in einzelnen Fällen wird es aber vergrössert, wenn sich nämlich in seinem weichen Theil ein 4” langes Schmarotzer- krebschen, zur Isopoden-Familie der Jonier gehörend, zuweilen in grosser Zahl eingeschlossen findet. — Auch die Larven von Balanus ‚balanoides und tintinnabulum hat der Verf. beobachtet und ebendas. (S. 97. 99) beschrieben. Elminius plicatus Gray: Schalen gelb, stark gefaltet, vor- züglich an der Wurzel, Deckelplatten dick,” ist in Dieffenb. Tray. 1. 269. 26 aufgestellt. Sowerby der Jüngere (Ann. nat. hist. XII. p. 260) machte einen merkwürdigen fossilen Cirripeden Loricula pulchella aus dem obern Kalk von Rochester bekannt, welcher gewissermassen in der Mitte zwischen Balanen und Lepaden zu stehen scheint. Der Stiel ist an der Wurzel eng, ringsum mit ineinandergreifenden Reihen grosser Schuppen gepanzert. Es scheinen sechs Schuppenreihen zu sein. Ob vier oder fünf Deckelstücke vorhanden sind, ist nicht deutlich. 347 - Bericht über die Leistungen im Gebiete der Natur- - geschichte der Mollusken während des Jahres 1843. Von Dr. F. H. Troschel. j a j Von solchen Werken, die danach streben in getreuen h Abbildungen die ganze Summe der jetzt bekannten Conchy- { lien-Arten zu liefern, sind vier im Gange, und es scheint da- - durch eine ermunternde Concurrenz entstanden zu sein, - welche Verfasser und Verleger antreibt, ihr Möglichstes zu R thun. Leider müssen sie zu so grossem Umfange anwächsen, dass es wohl nur wenigen Privatgelehrten möglich ist, sich in ihren Besitz zu setzen. Freilich müssten sie sich, wenn sie vollendet werden sollten, zum grossen Theil wiederholen, da sie eben alle Arten abbilden wollen. Die Zahl derselben ist in neuerer Zeit ins Ungeheure gewachsen, und wenn ein _ Autor die Zahl der bisher beschriebenen Arten einer Gattung vervierfacht, ja versechsfacht, so ist" es wohl zu verzeihen, wenn man in die Gültigkeit derselben einiges Misstrauen setzt. Viele Arten werden gewiss als Varietäten in eine zusammen- fallen, wenn ein anderer Forscher dasselbe Material unter die Hände bekommt. Entfernt von diesen reichen Materialien enthalte ich mich natürlich jeder Kritik. Die vier Werke, auf die ich so eben hingewiesen, sind folgende: Ilustrations conchyliologiques ou Description et figures toutes les coquilles connues vivantes et fossiles, classdes ivant le systeme de Lamarck ct. par Chenu. Livr. 1, 2. ol. Paris 1843. Lovell Reeve Conchologia iconica a complete Reper- fory of species, pietorial et descriptive Number 1.2. London 1843. 4. Die Diagnosen der Arten mehrerer Gattungen sind den Proceedings zool. soc. of London gegeben. ! Sowerby Conchological Ilustrations. London. Kiener Species general. Von diesem Werke erschienen im 7% m; 348 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Jahre 1843 die Lieferungen 83—92, welche den Text zu den Gat- tungen Murex und Strombus enthalten, so wie die Tafeln zu den Gattungen Strombus, Pterocera, Rostellaria und Ancillaria. Von Lamarck’s Histoire naturelle des animaux sans: ver- tebres erschien während des Jahres 1843 in der von Deshayes bearbeiteten zweiten Ausgabe der neunte Band. Er enthält die Janthinen, Macrostomen (Sigaretus, Stomatella, Stomatia, Haliotis), Plicaceen (Tornatella, Pedipes, Pyramidella), Scala- rinen (Vermetus, Scalaria, Delphinula), Turbinaceen (Solarium, Bifrontia, Rotella, Trochus, Monodonta, Turbo, Littorina, Pla- naxis, Phasianella, Turritella), Canaliferen (Cerithium, Pleuro- toma, Turbinella, Cancellaria, Fasciolaria, Fusus, Pyrula, Struthiolaria, Ranella, Murex, Triton) und die Alata (Rostel- laria, Chenopus, Pterocera, Strombus). Wie die früheren Bände ist auch dieser ausgezeichnet durch die vielen Bemer- kungen über die Organisation der Thiere, wobei vorzugsweise die reichen Beobachtungen von Quoy und Gaimard in der Voyage de l’Astrolabe benutzt sind. Damit verbinden sich vielfache Berichtigungen über die Stellung .der Gattungen im System; natürlich musste ‘hier noch die oft unpassende La- marcksche Reihenfolge beibehalten werden. In der Synonymie finden sich bedeutende Vervollständigungen und wichtige Be- richtigungen. Endlich gewinnt das Werk ungemein an Brauch- barkeit durch die Hinzufügung einer grossen Zahl solcher Arten, die in neueren Schriften bekannt gemacht und hier durch viel ausführlichere Behandlung kenntlicher gemacht wor- den sind, als dies bei der ersten Ausgabe des Lamarckschen Werkes der Fall war. Lamarcks species of shells, eomprising the whole of the recent additions in Deshayes last french edition with nume- rous species not noticed by that Naturalist, accompanied by, accurate delineations of almost all the shells deseribed and forming the last edition of the Index testaceologieus. The letter press by Sylvanus Hanley; the Illustrations by W. Wood, London 1843. Roy. fol. Ist mir nur aus der Anzeige bekannt. Küster’s Fortsetzung des Martini- Chemnitzschen Con- chylienwerkes erfreut sich eines guten Fortganges. Ich ver- Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 349 weise auf den dem fünften Hefte dieses Jahrganges beigege- benen Bericht der Verlagshandlung. Von einem englischen Werke: Figures of Molluscous Animals, selected from various Authors; etched for the use of Students. By Maria Emma Gray Vol. 1. London 1842. 8. kenne ich nur eine kurze Anzeige in den Annals XI. p. 56. Zu den Fortsetzungen bereits früher begonnener Werke gehört auch die zweite und dritte Lieferung von Philippi’s Abbildungen und Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Conchylien. Kassel 1843. Es sind hier Arten aus den Gat- tungen Helix, Bulimus, Melania, Neritina, Trochus, Unio, Arca, Venus, Tellina und Solen dargestellt. Die neuen Arten sind unten angeführt. Von Hartmwann’s Erd- und Süsswasser - Gasteropoden _ erschien im Jahre 1843 das 7te Heft, es enthält die Abbil- _ dungen von Pupa bigranata, Heterostoma semitecta (Helix paupereula Lowe), Helix (Uhromocochlea) Tahitensis, (Colum- plica) dolium und uniplicata, Varietäten von Helix fruticum, nemoralis, lueifuga und arbustorum und endlich Scalariden von Planorbis dubius. Der Text bezieht sich theils noch auf Abbildungen des 6ten Hefts, des 7ten und greift auch schon in das Ste über. Dieses ist erst im Jahre 1844 erschienen; _ da jedoch mit demselben der erste Band geschlossen wird, . so mag seiner hier gleich erwähnt werden. Er enthält Ab- - bildungen von ausgebesserten und linken Helix arbustorum, ; Scalariden von Valvata planorbis, Carocolla Zebuensis Lowe, Helix rota Sow., Neritina virginea Lam,, Varietäten von Helix rlıodostoma, Helix montana und sylvatica, einige Abnormitäten _ von Ölausilien und einige Scalariden von Helix pomatia. Der Band ist wie gesagt somit geschlossen und es ist Titel und Inhaltsanzeige beigegeben. Seite 189 verspricht Verf. für den zweiten Band eine ganz geordnete Uebersicht dessen, was die Schweiz von Gasteropoden enthält. Es wird also einen zweiten Band geben. 4 H. Scholtz gab eine Schrift heraus: Schlesiens Land- und Wasser-Mollusken, systematisch geordnet und beschrie- ben. Breslau 4843. 8. Dieser dankenswerthe Beitrag zu der Fauna Schlesiens zeigt, dass Verf. keine Mühe gescheut hat, eine möglichste Vollständigkeit zu erreichen. Es werden « 350 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der in diesem Werkchen 128 Mollusken beschrieben, unter denen zwei neue (Helix Charpentieri und Pisidium roseum). Bei jeder Art ist der lateinische und deutsche Name, eine deutsche Diagnose, die Synonyme, eine Beschreibung der Schale und des Thiers, und genaue Angaben über den Aufenthalt gegeben. Häufig ‘sind auch die Eier beschrieben. Abbildungen sind nicht beigegeben. Einen schätzenswerthen Beitrag zur Molluskenfauna von Neuholland Jieferte Menke: Molluscorum Novae Hollandiae specimen ct. Hannnover 1843. In dieser Schrift zählt der Verf. 263 Mollusken -Arten auf, welche Preiss in dem süd- westlichen Neuholland sammelte, und unter denen 64 Arten als neu aufgeführt sind. Diese sind kurz beschrieben; Abbil- dungen sind nicht beigegeben. Später giebt Menke selbst in seiner Zeitschrift für Malacozoologie eine Kritik, in der er nach Vergleichung einiger Conchylienwerke 12 seiner neuen Arten als schon beschrieben angiebt, so dass nur 48 neue Arten bleiben. Carpenter theilte der Royal Society einen Aufsatz über den mikroskopischen Bau der harten Theile der Evertebraten mit, deren erste Abtheilung sich mit den Schalen der Mollus- ken beschäftigt. Er fand Schalen mit prismatischer Zellenbil- dung, wie Pinna, welche aus einer Menge flacher sechsseitiger Kalkprismen zusammengesetzt sind, andere die aus häutiger Schalensubstanz bestehen ohne EN, drittens solche, welche Perlmutterstruktur haben, und endlich Schalen mit röhriger Struktur. Die letzten Abschnitte des Aufsatzes be- sehäftigen sich mit der Epidermis und der färbenden Substanz der Schalen. Annals XI. p. 380. Eine weitere Ausführung dieser Untersuchungen findet sich Annals XII. p. 377. General results of Microscopic In- quiries into the minute Structure of the Skeletons of Mol- Jusca, Crustacea and Echinodermata. By William B. Car- penter. \ Kölliker hat beobachtet, dass die Bewegung der Ge- hörsteinchen bei: den Mollusken yon Wimpern abhängig ist, welche die innere Fläche der Bläschen bedecken. Er hat sie bei Tritonia thethydea, Thethys fimbria, Pleurobranchaea Meckelii, Diphyllidia Jineata und Hyalaea tricuspidata gesehen, Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843, 351 am besten bei Thethys und Diphyllidia (Froriep’s Neue Noti- zen 1843. Vol. 25. p. 134). Joly machte die Beobachtung an Mollusken (Paludina viyipara Lam., und Anodonta eygnea Lam.), dass sie in Eis einfroren, ohne daran zu sterben. Einige Paludinen gebaren sogar kurz nach dem Einfrieren Junge. (Comtes rendus 1843. XVI. p. 460). 3 Cephalopoda. A. Kölliker fand bei den Cephalopoden in der Nähe der Augen Grübchen, zu welchen ein vom Augennerv ent- springender Nervenfaden geht; er hält dies für Geruchsorgan. (Froriep’s Notizen. Vol. XXVL. p. 166). Vrolik theilt die Resultate einer Untersuchung des Nau- tilus Pompilius, von welchem die Akademie zu Harlem zwei Exemplare aus der Bai von Amboina erhielt, mit. Annals XI. p. 174. Es sind folgende: 1) Die Kammern enthalten nur Luft, welche reich an Stickstoff ist, und keine Kohlensäure enthält. 2) Das Thier ist nur durch den Sipho an der Schale befestigt. 3) Die Struktur und die Lage der innern Theile stimmt mit der Beschreibung Owen’s überein. A) Die Kiefer sind hornig, aber mit einer bläulichen Kalk- masse bedeckt. 5) Die Zahl und Beschaffenheit der Taschen am Herzbeutel ist wie es Valenciennes beschreibt. 6) Der After liegt nicht, wie Valenciennes ihn abbildet, sondern in der halbmondförmi- gen Spalte des blättrigen Organs, welches Owen in Beziehung zum _ Oviduct bringt. 7) Es ist eine deutliche Oeffnung im Herzbeutel vorhanden, wie es Owen beschreibt und Valenciennes leugnet. Ebenfalls in den Annals XII. p. 305 macht Owen einen Aufsatz über die Tentakeln des Nautilus Pompilius bekannt, in welchem er seine frühere Deutung, gegen die Valencien- " nessche Erklärung, dass die vielen Tentakeln den Saugnäpfen an den Armen der andern Cephalopoden entsprechen, und dass sich eigentlich nur 8 Arme vorfänden, vertheidigt. 1 Pteropoda. Eine interessante Abhandlung zur Anatomie, Physiologie und Naturgeschichte der Pteropoden gab Souleyet in den Comptes rendus des seances de l’Academie des sc. de Paris XVIl. p. 662, Froriep’s Notizen XXVII. p. 81 u. 97. 352 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Die nackten und schalenträgenden Pteropoden unterscheiden sich durch stark und wenig entwickelten Kauapparat und durch andere anatomische Unterschiede. Alle Pteropoden sind Zwitter, die Ruthe ist von den übrigen Geschlechtsorganen getrennt, nur Reizorgan. Das Auge soll allen Pteropoden fehlen. Der Nervenring hat nur unter dem Oesophagus Ganglien. Verf. unterscheidet am Nervenringe der Mollusken drei Abtheilungen: Die beiden oberen Ganglien, die sich berühren oder soweit von einander getrennt sein können, dass sie unter den Schlund treten, geben die Nerven für die Sinnesorgane; die beiden unteren Ganglien, welche sich wieder berühren oder so weit von einander entfernen können, dass sie über dem Schlund liegen, dienen der Locomotion und dem Gemeingefühle; ausserdem findet sich am untern Theil des Nervenringes noch eine veränderliche Zahl von Ganglien, welche durch Commissuren mit einander verbun- den sind, ihre Nerven sind nie völlig symmetrisch und verzweigen sich über die Kiemen und Eingeweide. Das Verkehrt-Schwimmen wird durch die Lage der Eingeweidemasse im obern Theil des Kör- pers erklärt, und die Vermuthung ausgesprochen, dass eine stete schwimmende Bewegung, wie man allgemein glaubt, nicht wirklich stattfinde, sondern dass die Thiere theils ruhig auf der Oberfläche treiben oder sich auch anheften könnten. Was die Stellung im Sy- stem betrifft, so hält Verf. eine Trennung von den Gasteropoden nicht für naturgemäss, er weist ihre Stellung neben Bulla, Gastero- pteron und Aphysia an. Der zweite Theil der Arbeit enthält die Beschreibung der Gattungen und Arten. Gasteropoda. A. Paasch machte seine sorgfältigen und lehrreichen Untersuchungen über das Geschlechtssystem und über die Harn bereitenden Organe einiger (einheimischer) Zwitter- schnecken, so wie der Paludina vivipara in diesem Archiv IX. I. p. 71 bekannt. Pulmonata. Clarke zählt in den Annals XII. p. 333 die in Irland lebenden Arten der Gattung Limax auf und bildet sie auf 3 Tafeln ab. Es sind L. maximus L., g/aucus n. sp. (arboreus Bouchard Chantereux). Mantel hinten vorgezogen, mit concentrischen Streifen, weissgelb, Rücken und Schild mit zwei dunklen Binden, Tentakeln dunkel, flavus Drap, agrestis L., Sowerbii Fer,, Gagates Drap. Limax rustica Millet Guerin Magasin pl. 63. Schild glatt, weiss rothbraun, beiderseits mit schwarzer Linie; Körper gekielt mit zwei schwarzen Binden, die Seitenöffnung nach hinten zu gelegen (subpostica), Frankreich. h Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1813. 353 Helix Charpentier Scholtz 1. c. verwandt mit faustina Ziegl. und cornea Drap. Schlesien. — A. Sowerlyana, fulvida, porphyria, indistincta, mexicana, oujacensis, Winteriana und pomum Pfeiffer, sämmtlich bereits in seinen Symbolae Heliceorum aufgestellt, sind bei Philippi im zweiten Heft abgebildet. Dasselbe gilt von H. bi. cincta, Guerini, detecta, lusitanica Pfeiffer im dritten Heft des Philippischen Werkes. Ebenda sind auch H. Cumingü (Proc. zool. soc. 1842) paludosa und fragilis Pfeiffer (Wiegm. Archiv 1839) abgebildet. — H. plana Dunker ib. scheibenförmig mit einem schwieligen Zahn auf der Spindel. Ostindien? — H. Zeus (Proc. zool. soc. 1842), calamechroa und distorta Jonas, die beiden letz- tern von Guinea ebenda. — H. (Helicella) australis Menke. c. verwandt mit H. irrorata Zgl. Carocolla subplanata Petit von Neu-Granada. Rev. zool. p. 238 ist sehr verwandt mit Helix plicata Born, aber kleiner und flacher, sie ist auf pl. 68 in Guerin’s Magasin abgebildet. Bulimus subsemielausus, Powisianus und Goudot Petit von Neu- Granada. Rev. zool. p. 239. Dieselben sind in Guerin’s Magasin 1813. pl. 65— 67 abgebildet und ausführlicher beschrieben. — Das- selbe gilt von B. malleatus und fulguratus Jay von Südamerika, welche bereits in der Rev. zool. 1842 aufgestellt worden sind. — " _B. bieinetus Recluz. Rev. zool. 1843 von Socotora. — Bei Phi- lippi sind aus dieser Gattung im dritten Hefte abgebildet: B. bu. lula Brod., B. simplex (Proc. 1842), pallens und guineensis Jonas, die beiden letztern von Guinea, fictilis Brod., calobaptus Jonas (Proc, 1842) und folgende Arten, die von Pfeiffer schon andern Orts (Proc., Symb., und dies Archiv) aufgestellt sind: B. Cumingü, truncatus, sulcosus, fulvicans, Schiedeanus, canimarensis, turricula, pachychilus, Bridgesü und eburneus. — Von Nyst wurden in den Memoires de la Societe Royale des sciences de Liege. "Tom. 1. 1813 et 1844. p. 261. pl. 7 zwei Arten aus Columbien abgebildet und beschrieben: B. fulminans testa ovato-oblonga, imperforata, rugu- losa, ventricosa, fulvo-brunnea, strigis flexuosis castaneis, sutura pal- lescente; longitudinaliter sulcata, ultimo anfractu magno; apertura oblonga labro incrassato, repando, reflexo, atro-fusco, 60 Mill. — B. Funcki testa ovato-oblonga, medio ventricosa, sublaevigata, crassa, fusco-nigra anfractibus convexis; apertura ovata, intus fusce- scente; columella subtorta, labro reflexo, incrassato, marginato, pal- lide rufo. 90 Mill. — B. indutus Menke ]. c. durchbohrt, 6 Win- dungen, die letzte länger als die Spira, Labrum scharf, gelblich. 18 Lin. — 3. bulla id. durchbohrt, 6 Windungen, grüngelb mit brau- nen Binden und Streifen. 7 Lin. Puypa Jehennei und arata Recluz. Rev. zool. Socotora, abge- bildet in Guerin’s Magasin pl. 75 und 76. Petit stellte (Proc. zool, soc. 1843. p. 2) eine neue Gattung in der Familie der Helieiden auf, deren Arten auf den Inseln des stillen 354 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Oceans leben: Elasmatina iesta ovata seu turrita, fragilis, pellu- cida; columella uni-vel pluridentata, dentibus lamelliformibus; labrum tenue, acutum. Vier neue Arten E. subuwlata, Cumingiana, Reclu- siana und globosa. W. H. Benson beschreibt eine neue Gattung in der Familie der Lymnaeaceen, welche den Uebergang zu Ancylus vermitteln soll. Er nennt sie Camptoceras: Testa elongata sinistrorsa, anfractibus paueis produetis, haud connexis, spira saliente subrecta; apertura oblonga, libera, integra; peristomate acuto, continuo. Animal tenta- culis duobus filiformibus obtusis munitum; oculis magnis inter ten- tacula sitis; proboscide mediocri; pallio Jabia testae haud transeunte. Pede brevi longitudinem aperturae vix superante. Die einzige Art C. terebra hat drei Windungen mit zwei Winkeln. Bengalen. (Cal- cutta Journal Ill. p. 465). 4uricula (Cassidula) rugata Menke mit 7 Windungen, längs gefaltet, Labrum verdickt, drei orangefarbige Spindelzähne. 15 Lin. Am Victoriafluss. , Scarabus Cumingianus Petit Proc. p.3 von der Zebu-Insel. Cyclostoma naticoides Recluz. Rev. Zool. Socotora. — Üyel. clathratula id. ib. an juv. species praecedentis? Beide sind in Gue- rin Mag. pl. 73. 74 abgebildet. Erstere zeichnet sich durch eine dicke Schwiele, ähnlich wie bei einigen Natica-Arten aus, letztere hat einen offenen Nabel. — C. bilabre Menke |. c. ungenabelt, mit doppeltem Mundrand, der äussere umgeschlagen. Südküste Neuhol- lands. — 12 neue Arten von Sowerby Proc. 1843. p.29. €. sutu- rale von Demerara, rugulosum von Jamaica, semistriatum von Ost- indien, translucidum, brasiliense, giganteum von Panama, corruga- tum von Jamaica, clathratulum von Arabien, tigrinum, pileus und linguiferum, die drei letzten von den Philippinen, Lister? Gray von Mauritius, — C. stramineum Hinds. Proc. p. 46 von Merida, — Ferner 28 Arten dieser Gattung von Sowerby Proc. p. 59, die sämmtlich in dessen 'Thesaurus abgebildet sind. Pectinibranchia. Paludina deecipiens Millet Guerin Mag. pl. 63. Fünf bis sechs gewölbte Windungen mit tiefen Näthen, letzte Windung bauchig und durch eine grosse Nabelspalte von der vorigen abgesetzt. Frank- reich. Die Abbildung scheint nicht gut zu sein. Es könnte mög- licherweise die von Paasch beschriebene Pal. Troschelii sein. Frank- reich. — P. granum Menke. c. durchbohrt, glatt, 5 Windungen, Schlund gelb. 14 Lin. Schwanenfluss. Aus der Gattung Melania sind bei Philippi 12 Arten abgebil- det, unter denen die Hälfte neu: cofea Phil. von Java® Hügeli Ph. von Neuholland? siccata v. d. Busch von Java, Largüllierti Ph. von Central- Amerika, Schiedeana Ph. von Mexiko, strigilata Dunker ohne Angabe des Vaterlandes. — M. lirata Menke thurm- Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1813. 355 förmig, zelbgrün, die letzte Windung mit feinen Furchen umgeben, Spindel mit schiefen Falten. 84 Lin. Avonfluss. Benson stellte in der Nähe von Melania eine neue Gattung Tricula auf: Testa spira elongatiuscula, apertura obliqua, ovata, integra superne angulata; peristomate continuo, subreflexo; anfractu ultimo subumbilicato. Animal Melaniae simile, proboseide elongata, antice emarginata, tentaculis filiformibus duobus oculos postice prope basin gerentibus; pede mediocri ovato, antice subquadrato. Oper- eulo corneo subspirali. T. montana im Fluss bei Bhimtäl. Truncatella striatula Menke thurmförmig, durchbohrt, quer- gestreift. 5 Lin. Westküste Neuhollands. Recluz beschreibt mehrere Arten Rissoa von der französischen Küste in der Rev. zool. p.5: R. souleyetana, lilacina, arata, minu- tissima Mich. Var., Guerini, parva (Turbo parv. Maton), cancellata (Turbo canc. Lam., Rissoa lactea Mich.), costata (Turbo costatus Montagu, R. carinata Phil.), matoniana, striatula (Turbo striat. Mon- tagu), vittata (Turbo vitt. Donovan, Turbo cingillus Mont.), unifu- sciata (Turbo unif. Mont., Rissoa fulva Mich.). Es folgen dann p. 104 R. cyclomostomata, Deshayesiana, praeusta. Hinds stellte 8 neue Arten Scalarien auf Proc. p. 124. Sc. gla- brata, Dianae, vestalis, suturalis, aciculina, creberrima, porrecta, vulpina. "Richard Brinsley Hinds beschreibt (Annals XI. p. 16) 29 neue Arten der Gattung Triphoris Desh., kleine linksgewundene Ce- rithien. Er theilt die Gattung wieder in drei Untergattungen: 1) Ino testa cylindrica, elongata, acuminata; dahin Triphoris gigas von Neu-Guinea, concors, sculptus, vittatus, bilic von Malacca, Metcalfeii aus dem stillen Ocean, cancellatus, corrugatus, mazxillaris, von Malacca, micans, asperrimus von Neu-Guinea, marmoratus von Westindien, e/egans von Malacca. 2) Sychar testa elongata, anfractus rotundati, apex mamillaris; dahin Tr. vitreus von Malacca. 3) Mastonia testa acuminata, eirca medium tumida; dahin Tr. vulpinus von Neu-Irland, wmonilifer von Malacca, Grayii aus dem Mittelmeer, ruber von Neu-Irland, affinis, castus von Westindien, coelebs, aemulans, concinnus aus dem stillen Ocean, tristis ohne Angabe des Vaterlandes, c/emens von Malacca, carteretensis von Neu-Irland, roseus, candidus und Ailaris aus dem stillen Ocean. Dass von diesen vielen Arten manche als Varietäten einer und derselben Art zusammenfallen werden, lässt sich wohl erwarten. Die Ver schiedenheiten beziehen sich besonders auf die Zahl der Windungen und auf Zahl und Farbe der Höckerreihen. Dazu kommen von dem- selben Verf. Proc. p.22 T. (Ino) pagodus und T. (Mastonia) collaris von den Philippinen. Natica sagittata Menke kuglig, mit gebogenen Längslinien, an der Nath eine Reihe runder Flecke, auf der Mitte der letzten Win- 356- Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der dung drei Reihen pfeilförmiger Flecke; Nabel durch eine weisse Schwiele verengt. — N. sertata id. halbkuglig, an der Nath längs-- gefurcht, auf der letzten Windung zwei Keihen brauner verästelter Flecke. Beide von der Westküste Neuhollands. — Recluz be- schreibt Proc. p. 204 31 Arten dieser Gattung, von denen die mei- sten als neu angegeben werden. — N. Cookö Recluz Proc. p. 197 von den Comoren. E Von der Gattung Narica, welche mit Velutina, Fossarus und viel- leicht Neritopsis eine ®igene kleine Familie Velutinidae zwischen Blainvilles Coriocellen und den Neriten bilden soll, zählt Recluz Proc. p. 136 die bisher bekannten 9 Arten auf und fügt ihnen 8 von Cuming auf den Philippinen gesammelte Arten, und 4 Arten aus seiner Sammlung hinzu. Im zweiten Hefte des Philippischen Werkes stellt eine Tafel 14 Neritinen dar. Darunter sind als neu beschrieben: N. elegantina Busch (N. purpurea Cuming) und 6 Arten desselben Verf. von Java, rugosa, fuliginosa, flavovirens, inconspicua, bella und nubila; ater- rima Koch mit unbekanntem Vaterlande und Zugudris Phil. von den Sandwich-Inseln. Ausserdem sind abgebildet granosa Sow., zic- zac Lam., melanostoma Trosch., sandwichensis Desh.? baetica Lam. Am Schluss ist bemerkt, dass N. hamuligera Trosch. — N. Smithii Gray (Sow. Conch. 111. F. 36) ist, der erstere Name ist also zu kas- siren. — Recluz stellt wieder 10 Arten der Gattung Nerita ‚auf Proc. p. 71 und ferner 11 Arten ebenda p. 198. Von der letzten N. Rumphiü unterscheidet er 32 Varietäten. Lovell Reeve giebt in den Proc. p. 141 die Diagnosen von 10 Arten der Gattung Delphinula, die in seiner Conchologia iconica abgebildet sind. Der Gattung Trochus im weitesten Sinne des Worts sind bei Philippi zwei Tafeln gewidmet, eine im zweiten und eine im drit- ten Hefte, Auf der ersten Tafel sind 8 Arten abgebildet: Tr. trium- phans Ph. (Guilfordiae Reeve), Hanleyanus Reeve, Antoni Koch verwandt mit Tr. granulatus Born, perspectivus Koch verwandt mit dem fossilen euomphalus Ph., agrestis Ph. erinnert an Tr, conulus, vinctus Ph. ist nach späterer Bemerkung Tr. bieingulatus Lam., Tr. miniatus Auton, Tr. (Turbo) digitatus Desh, von Acapulco. Die neuen Arten sind sämmtlich ohne Angabe des Vaterlandes. Auf der zweiten Tafel finden sich 11 Arten dargestellt: Turbo Fokkesi Jo- nas von Californien, Tr. eicatricosus Jonas von Neuholland, Tr. carinatus Koch von Central-Amerika, Tr. rubroflammulatus Koch, Monodonta Dunkeri Koch, Mon. Philippü Koch, Tr. corrugatus Koch, die vier letzteren ohne Angabe des Vaterlandes, Tr. chlorostomus Menke von Neuholland, Tr. strigilatus Anton von Californien, Tr. tuberosus Phil. verwandt mit Tr. caelatus, Tr. torulosus Phil. beide ohne Angabe des Vaterlandes. Philippi neigt zu einer völligen Zusammenziehung der N u Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 357 Gattungen Trochus, Monodonta, Turbo, und spricht sich da- hin aus, dass auf Verschiedenheit des Deckels nicht viel zu geben sei. Nach meinen Untersuchungen ergeben sich höchst wichtige anatomische Unterschiede, besonders in der Bildung der Mundtheile, welche die Annahme einer ganzen Reihe von Gattungen in dieser Familie nothwendig machen. Es giebt Arten mit hornigem und mit kalkigem Deckel, mit Kiefer und ohne Kiefer, mit Kiel und ohne Kiel, auch das Vorhandensein oder Fehlen so wie die Beschaffenheit des Nabels wird hier von Wichtigkeit, die Eigenthümlichkeiten der Schalenmündung dürfen auch nicht übersehen werden. Erst wenn ein hinrei- chendes Material die anatomische Untersuchung vieler Arten gestattet hat, lässt sich eine sichere Aufstellung von Gattungen bewirken. Die Gattungen Trochus, Monodonta und Turbo reichen freilich nicht aus, und sind als solche nicht zu unter- scheiden, Trochus Philberti und agathensis Recluz Rev. zool. an der Küste von Cette. — T. nassaviensis Chemn. ib. p. 107. — T. sub- carinata (Helix subcar. Montagu) ib. — Bei Menke I. c. sind Tr. prasinus, ciliaris, viridulus, chlorostomus (bei Philippi abgebildet), Preissiü, Lehmanni (vielleicht Phasianella elegans Lam.) impervius, vitiligineus von der Westküste Neuhollands als neu beschrieben. Monodonta sitis Recluz Rev. zool. Cette. — Bei Menke M. melanoloma, baccata, crenulat«, ringens, mazillata, virgata von der Westküste Neuhollands. M. /upina und turrita sind vom Verf, selbst später (Zeitschr. für Malacozoologie) für M. denticulata und conica Gray erkannt worden; M. apicina ist Trochus irisodontes Quoy und Gaimard. Turbo Lehmanni Menke ]. c. mit hornigem dünnen Deckel, bunt, gehört zu den Margariten Leach. Phasianella pulchella Recluz Rev. zool., weissgelb, mit dunkel purpurvioletten Linien. Atlant. Ocean. — Ph. brevis Menke l. c. von der Südküste Neuhollands. Ph. Lehmanni und Preisii desselben Verf. sind nach dessen späterer Angabe (Zeitschr. ct.) Varietäten von Ph. bulimoides, und als solche bei Quoy und Gaimard Voy. de l’Astrolabe abgebildet. Phos Veraguensis Hinds Annals X]. p. 257 von der Küste von Veragua. — Ph. crassus id. von Panama. Gaskoin beschreibt zwei neue Cypraeen Proc. p.23. C. Saulae und Zeucostoma von den Philippinen. Marginella liturata Menke]. c. gelbgrau mit winkligen punk- tirten braunen Längslinien. Conus marchionatus Hinds Annals XI. p. 256 weiss, braun 358 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der winklich genetzt, gefurcht. Marquesas-Inseln. — C. patrieius id. ib. gekrönt, gestreift, oben faltig. Golf von Nicoya, Central-Amerika. — €. coelebs id. ib. mit erhabenen Linien, Basis der Spindel und Apex violett. Feejee-Inseln. — Conus Delesserti Recluz Rey. zool. p. 2 von Socotora im Rothen Meer mit stark ausgezogener Spira; ist in Guerin’s Magasin pl. 72 abgebildet. — C. rutilus Menke. c. — Von Lovell Reeve Proc, p. 12 C. Stainforthü, lignarius, magni- Jiens und Neptunus, sämmtlich von den Philippinen und bereits in des Verf. Conchologia iconica abgebildet. — Ebenso C. vidua und furvus Reeve Proc. p. 79, — Desgleichen 5l Arten von Reeye Proc. p. 168. Mitra Belcheri Hinds Annals XI. p. 255 milchweiss mit schwär- zer Epidermis, vier Falten an der Spindel. Westküste von Central- Amerika. Voluta reticulata Reeve Proc. p.144 gleicht in der Gestalt der V. pallida, aber ist fein braun genetzt auf gelbem Grunde, das Netz verwirrt sich zu zwei breiten Binden. Neuholland. Terebra albula Menke l.c. milchweiss, längsgefaltet. — Hinds zählt 108 lebende und 24 fossile Arten dieser Gattung auf, unter denen 50 neue, und zwar 16 aus dem Indischen Ocean, 6 aus Afri- kanischen Meeren, 12 von Amerikanischen Meeren und 5 aus dem “ stillen Ocean; 11 sind unbekannten Fundorts. Es ist nicht möglich auch nur die Namen anzuführen. Proc. 1843. p. 149. Buccinum acuminatum Menke langspindelförmig, glatt, an der Basis gestreift, rothbraun mit schwarz und weiss articulirter Binde unter der Nath, — B. fasciculare id. durchscheinend, weiss mit fei- nen braunrothen Linien. Beide von der Westküste Neuhollands. Planaxis atropurpurea Recluz Rev. zool. p. 261 glatt, an der Basis mit drei Streifen. Südsee, Columbella bidentata Menke ]. c. weiss mit dichten braunen Längslinien genetzt, zwei Falten an der Spindel. Westküste Neu- hollands. j Cassis paucirugis Menke ]. c. unterscheidet sich von C. pyrum durch den innen gezähnten Lippenrand. Murex antillarum, centrifuga, festivus, foveolatus, ananas, Bel- cheri, californicus, hamatus, cirrosus, gravidus, radicatus und peri- tus Hinds Proc. p. 126. — M. Boivinii Kiener ]. c. ohne Angabe des Vaterlandes, aWweatus desgl., exiguus desgl. alle drei mit mehr als drei Varices, calcar desgl. mit blattartigen Varices. L. Pfeiffer giebt in der Rev. zool. p. 134 eine Notice critique a une monographie du genre Tritonium Cuv., iü welcher 89 Arten aufgezählt werden, indem die Gattung Ranella mit Tritonium ver- einigt wird. Es ist besonders der Zweck, die Synonymie aufzuklä- ren, und den Namen nach der Priorität Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. — Menke beschreibt ]. c. eine neue Art: T. rutilum von Neuholland. f e | Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 359 Ranella californica Hinds Annals XI. p. 255 mit einer Höcker- reihe, quer körnig gestreift, die letzte Windung mit vielen Höcker- reihen. Californien, Hinds giebt drei neue Arten der Broderipschen Gattung Tri- ehotropis aus der Sammlung des Capitain Belcher auf dem Schiff Sulphur, Proc. p. 17. T. cancellata, inermis und flavida, die beiden dratus aus der Bai von Guayaquil, T. arcuatus vom Cap, und T. nitens von Macassar. Fusus ventricosus und ezilis Menke |. c. Lovell Reeye stellt Proc. p. 31 zehn neue Arten Pleurotoma auf, die demnächst in seiner Conchologia iconica abgebildet werden sollen. P. Garnonsü (babylonia Var. Kiener), spectabilis, beide von den Philippinen, ezasperata, arcuata von Central-Amerika, picta Beck Ms. von Panama, papalis (mitraeformis Var. Kiener), obesa virginea Beck Ms. von der Mündung des Gambia, annulata und eatena. — Ebenda p. 36 finden sich 8 Arten dieser Gattung von Brinsley Hinds die auf der Reise mit dem Schiff Sulphur gesam- melt wurden. P. nobilis von Mexico, gemmata von Californien, ju- bata von China, stolida und gravis vom Cap, inermis von Califor- 2 nien, violacea von Neu-Guinea. Diese Arten gehören zu der Abthei- 5 r ersten von Sitka. Derselbe beschreibt ib. aus derselben Sammlung Typhis qua- lung der Gattung, welche einen langen Kanal besitzt; von ihnen trennt Verf. die Abtheilung C/avatula Lam, mit kurzem Kanal, zu der er 49 neue Arten beschreibt, die in den verschiedensten Meeren gesammelt wurden. Zur dritten Abtheilung Mangelia Leach, von der der Mangel des Deckels als wahrscheinlich angegeben wird, sind demnächst 5 Arten beschrieben: cinnamomea, coronata, vittata, _ oriza und celebensis, sämmtlich von Macassar. — Ebenda p. 181 fol- gen noch 30 Arten von Reeve, die in der Conchologia iconica ab- gebildet sind. Hinds stellt in den Annals X]. p. 256 eine neue Gattung Cyr- tulus in der Familie der Pyruliden auf: testa fusiformis; anfractus altimus et penultimus turbinatus; spira per saltum ascendens ; aper- a linearis in canali brevi effuso desinens; columella valde arcuata, uperne callosa, labium externum acutum; umbilicus paryus. Epi- dermis laevis. C. serotinus. Marquesas-Inseln. Hinds beschreibt Proc. p. 47 zehn neue Cancellarien: C. ven- tricosa, urceolata, albida, cremata, corrugata, elata, funiculata ämmtlich von der Westküste Amerika’s, bicolor von Macassar, la- llosa aus verschiedenen Punkten des Indischen Oceans, antiquata on Neu-Guinea. Pomatobranchia. Recluz beschreibt in. der Rev, zool. die Oyula triticea ‚Blainv. als Zulla blainvilleana, Atlant, Ocean, 360 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Nudibranchia. Alder und Hancock beschrieben eine neue britische Callio- paea C. dendritica. Annals X1. p. 233. Dieselben schliessen daran vier neue Arten Eolis: E. stiputa, pellucida, curta und concinna sämmtlich britisch. Dieselben Verfasser machen ihre Beobachtungen über die Entwickelung von Eolis, Melibaea und Tritonia be- kannt, die sich unmittelbar an die Beobachtungen von Sars anschliessen. Zur Entwickelung der Eier gehören etwa 14 Tage. Sie beobachteten bei Eolis ein ähnliches Gefässsystem, welches mit dem Nahrungskanal in Verbindung steht, wie es Milne Edwards bei Calliopaea fand, nur dass nicht zwei Längsgefässe vorhanden sind, sondern nur eins, welches Zweige zu den Papillen sendet. Am Ende jeder Papille ist innen ein eiförmiges Bläschen, welches mittelst eines durchsichtigen Ge- fässes mit seiner centralen Röhre zusammenhängt. Durch eine Contraction dieses Bläschens werden kleine Körper zuweilen aus dem Ende der Papille ausgestossen. Auch die Gehör- organe wurden beobachtet. Als Geruchsorgan wollen die Verf. mit Blainville die Rückententakeln ansehen. De Quatrefages las in der Akademie zu Paris über ein neues Mollusk Zolidina paradoxa, welches in man- chen Punkten einen Uebergang zu den Annulaten bilden soll. Eine genauere Darstellung muss erwartet werden. Comptes rendus. Vol. XVI. Aspidobranchia. Haliotis scabricosta Menke mit schuppigen Rippen. Mistaken- ; island. — H. semiplicata id. vorn längsgefaltet. Die französischen Arten der Gattung Emarginula werden von Recluz in der Rev. zool. beschrieben, und die Synonymie aufgeklärt. Es sind folgende Arten: E. fissura Lam., laevis, rosea Bell, Huzardi Payr., elongata Costa, fissurata Sow., franciscana Recl. n. sp. Fissurella reticulata wird von Recluz als Species von F. graeca unterschieden. Rev. zool. p. 110. — F. occitanica id. ib. — F. oblonga Menke rosenfarbig. Fissurella (Rimula) striata Recluz Rey. zool. p. 228. Cyclobranchia. Patella onychitis und insignis Menke, letztere ist nach des Verf. Angabe die vergessene P. cruciata Linn. ; Chiton biradiatus Sowerby von den Philippinen, Proc. p. 102. Ü Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 361 Conchifera. d’Orbigny machte Betrachtungen über die Stellung der zweischaligen Mollusken. Linne, Bruguiere und Lamarck stellen die Wirbel nach unten, Blainville umgekehrt die Wir- bel nach oben, Deshayes stellt die Röhren nach unten, den - Mund nach oben. D’Orbigny will nun bei den symmetrischen Muscheln die letztmögliche Stellung einführen, nämlich die Röhren nach oben und den Mund nach unten, weil in der natürlichen Stellung die Thiere sich in dieser Lage befänden. Allerdings strecken die Muscheln im Leben die Röhren nach oben, den Mund in die Tiefe, aber doch nicht so, dass eine senkrechte Stellung dadurch entsteht, sondern die Röhren sind nach oben und hinten gerichtet. Ich kann daher der Meinung D’Orbigny’ s nicht beistimmen; es hält die natürliche Stellung der Muscheln die Mitte zwischen der senkrechten und hori- zontalen Lage. Beim Fortschieben im Sande mittelst des ‚flei- - sehigen Fusses nähert sich die Lage weit mehr der horizon- talen, so dass offenbar, wenn man nicht die Genauigkeit bis auf eine schiefe Lage, den After nach hinten und oben ge- richtet, treiben will, die Blainvillesche Darstellung den Vor- zug verdient, welcher die Wirbel nach oben wendet. Von den unsymmetrischen Muscheln sagt Verf. sehr geistreich, sie verhalten sich zu den symmetrischen wie die Pleuronecten zu _ den übrigen Fischen, so dass sich nicht eine rechte und linke ö Schale, sondern eine obere und untere unterscheiden lassen. Sie liegen auf der Seite. (Comtes rendus XVI. p. 561. 1843; Froriep’s Notizen XXVIll. p. 193). Ein Angriff gegen diese Li \ Neuerung d’Orbigny's macht Deshayes Comptes rendus e. p- 1333, wogegen d’Orbigny wiederum ebenda Er. 1364 sich Verkhetdiet Templeton berichtet, dass Avicula radiata Leach die Pearl ‚Oyster von Ceylon ist. Sie ist abgebildet. Annals XI. p. 325. pl. 7. Menke beschreibt 1. c. eine neue Plicatula, P. imbricata, deren Besen beschuppt sind, Lima Cumingü und angulata Sowerby Proc. p.23, beide in ansen Thesaurus abgebildet. Pecten bifidus Menke die Rippen der convexen Schale durch eine Furche getheilt. Zwei neue Arten der Gattung Pinna stellt Menke l.c. auf: P, virgata und deltodes, letztere an der Mündung des Victoriaflusses. Archiv f. Naturgesch,. X. Jahrg. 2, Bd, Aa 362 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der . Küster kämpft in der Isis 1843. p. 565 für die gefähr- liche Behauptung, dass in Europa zahlreiche Arten von Unionen und Anodonten unterschieden werden müssten. Mög- lichst genaues Studium und recht viele Unterscheidung wird , gewiss recht nützlich sein, aber die zahlreich aufgestellten europäischen Arten lassen sich nach meiner Ansicht nur als Lokal-Varietäten weniger Arten (species) ansehen. Diese An- sicht weiter auszuführen, ist hier nicht der Ort; es soll hier nur referirt werden. Unio bigerrensis Millet (Guerin Mag. pl. 64) testa pseudo.elli- ptica, crassa, non hiante, posterius bicolorata, oblique truncata; radiis viridibus aut rufescentibus divergentibus; natibus decorticatis erosissimis; dentibus cardinalibus brevibus, erassis, sulcatis et den- tatis non regulatim, laterali acuto lamelloso. — U. manca id, ib, testa oblongo-reniformis, natibus promionlis, non decorticatis, undato rugosis. Beide aus Frankreich. U. Panacoensis v. d. Busch bei Philippi Heft 2. ist eine schöne grosse Art aus dem Fluss Panaco bei Tampico. Castalia Duprei Recluz Rev. zool. p. 305 und Guerins Mag. pl. 77. 78 aus den grossen Seen von Para in Brasilien. Die Gattung Arca ist bei Philippi Heft 2 um eine sehr eigen- thümliche Art 4. Hemicardium Koch bereichert, welche vorn vom Wirbel herab gerade abgestutzt ist; die hintern Schlosszähne sind hakig, und bilden einen nach hinten offenen Winkel. Diese Art möchte leicht der Typus für eine neue Gattung sein. Das Vaterland ist nicht angegeben, sie stammt jedoch von Peru, wo sie Herr Dr. v. Tschudi gesammelt hat. Auf derselben Tafel sind ferner A. tu, berculosa Sow., brasiliana Lam. und pexata Say abgebildet. Pectunculus giganteus von Californien, raripietus, aurifluus und holosericus, alle olıne Angabe des Vaterlandes von Lovell Reeve Proc. p. 33. — Derselbe beschreibt ebenda p. 79 P. bicolor von Californien, pallium von Zanzibar, nodosws von Ceylon, Zineatus von Westindien, obliquus vom Schwanenfluss, tellinaeformis von Rio Ja- neiro, tenuicostatus von Australien, — und ferner p. 190 noch 12 Arten: spurcus, pertusus, oculatus, cancellatus, morum, Siculus, per- diz, spadiceus, formosus, sericatus, Zividus und Delessertü. Die Gattung Nucula wird von Hinds um 23 neue Arten aus den Sammlungen von Belcher und Cuming bereichert. Proc. p. 97. Chama spondylodes Menke ]. c. verwandt mit Chama aspe- rella Lam. Menke stellte drei neue Arten der Gattung Cardita auf, von denen er später in seiner Zeitschrift angiebt, dass ©. rubicunda bei Reeve als incrassata $ und Preissii unter diesem Namen abgebildet sei; Zridacnoides erklärt er ebenda für crassicostata Lam. — Reeve beschreibt Proc. p. 191 noch 21 Arten dieser Gattung. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1813. 363 Lovetl Reeve giebt 7 neue Arten der Gattung Cypricardia an, die in der Conch. icon. abgebildet sind: C. serrata, decussata, velli- cata, incarnata, laminata, obesa, solenoides. Proc. p. 195. Auf ‘der Tafel des zweiten Heftes des Conchylienwerkes von Philippi, welche der Gattung Venus gewidmet ist, sind V. undulosa und /ristis Lam. abgebildet, ferner semicancellata Koch von Java, V. Kochii Phil. ohne Vaterland und V. africana v. Mühlfeld vom Vorgebirge der guten Hoffnung. — Menke beschreibt ]. e. V. gra- vescens und coelata als neu. Cytherea scalaris und vaginalis Menke l. ec. Die bereits in der Rev. zool. 1842 von Recluz beschriebene Lucina ceristata ist in Guerin’s Magasin 1843. pl. 60 abgebildet. — L. corrugata Deshayes Guerin Mag. pl. 82 testa orbieulari, lenti- formi, ventricosa, transversim et irregulariter sulcato-Jamellosa, li- _ neolis squalide fuseis radiata, intus extusque alba; cardine inerassato edentulo. California. Pisidium roseum Scholtz ]. c. durchscheinend, mit undurch- sichtigeren Querbinden, Wirbel etwas nach hinten gekrümmt. Tbier rosenroth. Schlesien in den Teichen am Eingange in die Schnee- gruben. — P. semen Menke vom Schwanenfluss. Tellina ligamentina Deshayes Guerin Mag. pl. 81 testa ovato- oblonga, depressa, tenui, fragili, alba, hiante, subaequilatera, postice subangulata, subinaequivalvi; cardine angusto, unidentato; nymphis inerassatis, profundis., Patria? — Bei Philippi enthält im dritten Hefte eine Tafel T. (Solen) constricta Brug. (Psammobia cayennen- sis Lam.), und ausserdem vier Arten als neu: T. sericina, truncata und /ippopoidea Jonas von China und 7, pellucida Phil. ohne An- gabe des Vaterlandes. Donax Powisiana Recluz Rev. zoo]. p. 261 unbekannten Fund- oris. — D. sulcarius Menke ]. c. — ‘Fünf neue Arten beschreibt l Hanley Proc. p.5. D. semisulcata, puncialo-striata, carinata, den- u tifera und pulchella, letztere Art von Westindien, von den übrigen I ist das Vaterland unbekannt. Zu der Gattung Corbula beschreibt Hinds 22 neue Arten, theils auf der Reise des Capt. Belcher, theils durch Cuming gesammelt, die meisten von den Philippinen, einige von der Westküste Amerika’s. Mactra decussata Menke ].c. von der Westküste Neuhollands, Mesodesma lata Deshaves Guerin Mag. pl. 80 testa ovato-tri- gona, depressa, solida, laevigata, transversim substriata, subaequila- tera; latere postico breviore, antico latiore; marginibus integris; apice minimo; cardine angusto, foveola ligamentali profunda, Pa- tria? — M. triguetrum und planum Hanley. Proc. p. 101. Recluz stellt in der Rev. zool. p. 166 eine neue Gattung Po- ronia zwischen Eryeina und Amphidesma mit folgenden Charak- teren auf: „Animal fere ignotum, pallio postice bilobo; siphonibus duobus, disjunctis; pede plano, acuto. Testa ovata seu subrotunda, Aat 364 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der regularis, transversalis, aequivalvis, inaequilatera, clausa. Apices -minuti, antice recurvati. Lunula areaque nullae. Cardo dentibus eardinalibus duobus in utraque valvula, apieali minima ante auctam, antica majori apicalem approximata, transversali, concava, ad mar- ginem superam inflexa et in valvula dextra inserta; fossula interpo+ sita, elongata, oblique valde transversali, sub dente laterali decur- rente, ligamentum magnum, cartilagineum, unicum ferente; dente laterali unica, postica, remota, in valvula sinistra triangularia, in dextra inserta. Impressiones musculares ovales, aequales. Sinus palliaris nullus.” Dahin 3 Arten: P. Adansonia (Le Poron Adans) vom Senegal, P. Petitiana von Peru, P. rubra (Cardium rubrum Montagu, Kellia rubra Turt.) von den Englischen Küsten. Recluz theilt in der Rev. zool. p. 292 und 359 die Gattung Am- phidesma (nach Abzug der Arten mit einfachem Ligament) in zwei Gattungen. Der ersten, zu welcher Amphidesma variegata Lam. und Amph. reticulata Sow. (Lucina ret. Lam.) die Typen sind, bleibt der Name Amphidesma; die andere, welche die Amph. Boysii, prismatica, tenuis, nucleolu und purpurascens Lam., Erycina Renieri Bronn, und Amph. segmentum Costa enthält, bekommt ° den Namen Syndosmya. Dazu eine neue Art $. occitunica. Alle diese Arten sind Europäisch und sehr klein. Mantel weit offen, nur in eine kurze Röhre für die Siphonen vereinigt; die Siphonen ge- trennt, der obere kürzer, Fuss lang, zusammengedrückt, gekrümmt Schale frei, ungleichseitig. Zwei kleine Schlosszähne unter dem Apex rechts, einer links, dahinter ein Grübchen für das imere Li- gament, zwei dreieckige Seitenzähne rechts. Ein äusseres und ein inneres Ligament. Mantelbucht gross. Mya semistriata Hanley Proc. p. 6 ist nach einer einzelnen Schale aufgestellt. Potamomya nimbosa Hinds aus dem Rio de la Plata und ocreata Hinds aus Süsswasserströmen Brasiliens. E. Forbes stellt zu den beiden bekannten Arten der Gattung Neaera Gray zwei neue aus dem Aegäischen Meere auf N. attenuata und abbreviata. Proc. p. 75. — Daran schliesst sich die Beschreibung von 17 Arten dieser Gattung von Hinds, unter denen sich Cordula costellata Desh., Anatina costata Sow., Mya rostrata Chemn. und Te/lina cuspidata befinden. ‚ Eine Tafel im zweiten Hefte des Philippischen Werkes stellt Solen dar und zwar S. abbreviatus Phil. (Solen vagina Var. abbr. Lam.), truncatus Sow., vaginoides Lam., intermedius Koch (S. Vagina Var. a Lam.), Vagina Linn. und $. marginatus Koch von Afrika, welche sich von Vagina durch das schmalere und abgerun- dete hintere Ende unterscheidet. — Drei Arten beschreibt Hanley Proc. p. 101: $. philippinarum von den Philippinen, acinaces und cylindraceus ohne Angabe des Vaterlandes. N Pholas dilatata Souleyet von Manilla Rey. zool. p. 176. — N 2 k b) L Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 365 Ph. spathulata Deshayes Guerin Mag. pl. 79 quer blättrig, längs gestreift, hinten glatt, vorn geschnäbelt. Chili. Caillaud theilt in Guerins Magasin pl. 69— 71 interes- _ sante Beobachtungen über Gastrochaena modiolina mit, welche zu Malta angestellt wurden. Das Thier hat eine Kalkröhre, in welcher auf ein Drittel der Länge zwei Leisten verlaufen, welche die Siphonen unvollständig trennen, indem sie sich nicht vereinigen. Die ganz kleinen Thiere bohren äusserst feine Löcher in den Stein, von denen zwei immer dicht ne- ben einander aber noch völlig getrennt liegen. Verf. behaup- tet, das Thier müsse vor seiner völligen Entwickelung die Gestalt eines fadenförmigen Wurmes haben, welches bis zu einer Tiefe von 20 Millim, je nach der Härte des Steins sich einbohrt, dann eine Wendung macht, und so ein zweites Loch parallel dem ersten bohrt, bis es eine zweite Oeflnung erzeugt hat. Verf. hat Fälle beobachtet, wo der zweite Theil der Röhre nur zur Hälfte vollendet war. Dieser Vorgang muss schnell vor sich gehen, weil die beiden äussern Oeflinungen gleich an Grösse sind. Während sich nun das Thier weiter entwickelt und die Röhren vergrössert, wird die Scheidewand durelibrochen. Verf. glaubt nach Vergleichung der Grösse der Röhren annehmen zu müssen, dass das Thier dreimal die Röhre wechsele, bis es zu seiner völligen Grösse gelange. Uebrigens ist die innere Höhlung völlig rund, so dass das Thier wohl bei der Vergrösserung sich dreht, ‚wie Pholas. Bei Modiola lithophaga findet keine Drehung um die Axe statt, die Höhlung ist oval. £ > 366 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeo- graphie während des Jahres 1843. Vom Prof. Grisebach. Das wichtigste Werk des verwichenen Jahres im Gebiete der allgemeinen Climatologie ist v. Humboldt’s Central- Asien (Asie centrale. Recherches sur les chaines de mon- tagnes et Ja climatologie comparee. Paris 1843. 3 Vol. 8.). In den beiden ersten Bänden werden die Lagen- und Niveau- Verhältnisse des zwischen dem Altai und dem Himalayah ge- legenen Theils von Asien aus einer erneuten Zergliederung aller vorhandenen Quellen abgeleitet. Namentlich wird nach- gewiesen, dass die bisherigen Vorstellungen über die Höhe und Ausdehnung des central-asiatischen Hochlandes sehr über- trieben gewesen sind. Dass das chinesische Gouvernement Thian-schan-pelu oder das Land zwischen Altai und Thian- schan zu der Depression der caspisch-sibirischen Steppen ge- höre, ist schon früher nachgewiesen worden. Ebenso aber ist auch das Gouvernement Thian-schan-nanlu zwischen Thian- % schan und Kuenlün von dem Hochlande auszuschliessen, weil hier unter italienischen Polhöhen Baumwollen-Production blüht, weil in Jarkand Weintrauben gedeihen und in Khotan vor- treflliche Seidenzucht getrieben wird (3. p. 20). Die Wüste Gobi hat nach den Messungen von Fuss und Bunge, auf deren Reise nach Peking, eine mittlere Höhe von 4000' und steht daher dem Plateau von Persien gleich (1. p. 9). Nur die be- rühmte Hochebene von Klein- Tibet erreicht das Niveau des Sees von Titicaca (12000') und ihre mittlere Höhe ist wahr- scheinlich niedriger (s. vor. Jahresb. S. 403). — Im dritten Bande sind einige der wichtigsten Abhandlungen v. Hum- boldt’s über allgemeine Climatologie neu bearbeitet und mit den neuern, zum 'Theil hier zuerst publieirten Messungen Pflanzengeographie während des Jahres 1843. bereichert. sachen der Biegungen der Isothermen, grenze. Auszug aus der Tafel über der Schneegrenze in Toisen: I. Nördliche Hemisphäre. 367 Dahin gehören die Untersuchungen über die Ur- und über die Schnee- sämmtliche Messungen Mageröe 714° = 370T. Norwegen 70°—704° = 550 „(v. Buch) — _ 67°—671°= 650 „(Wahlenb.) = E00 630 nen“ Island 65° — 480 „(Morcks u. Olafsen) - Aldankette 5 in Sibirien } ee Ural 59° 40 — 750 „? Kamschatka 56° 40° = 820 „(A. Erman) Unalaschka 53° 44 = 550 „(Lütke) Altai 494°—51° =1100 ‚(v. Ledeb, u. Bunge) Alpen 452°_46° —1390 „ Caucasus 43° 21' —=1730 ‚, (Kupfer) — 42° 42° = 1660 „, (Dubois) Ararat 39° 42' =2216 „? (Parrot) Argaeus 38° 33' = 1674 „, (Hamilton) Bolor 373° = 2660 „ (Wood) Hindu-Kho 344° = 2030 ‚„ (Burnes) Himalaya N. Aumansha020—31° £ 2600 „, S. Abhang Pyrenäen 427°—43° — 1400 SierraNevada 37° 10° = 1750 2 Aetna 373° = 1490 Abyssinien 13° 10° = 2200 Mexico 19° —194° = 2310 | S. Amerika 8°5 =2335 4° 46' = 2397 2 2°18' =2405 1l. Aequator. 11. Südliche Hemisphäre. Quito 0’ —14° = 2470 = 2030 „ Mi „ (Rüppel) „ (Humb.) „(Codazzi) „ (Humb.) „ (Boussaingault) Quito = 2475 T. (Humb.) T, (Humb.) 365 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Chile Oestl. a er e 2490 T.(Pentland) Westl. Cord.) 18° {= 2897 ‚, (Pentland) Chile 33° = 2300 ‚, (Gillies) _ 41°—44°—= 940 ‚, (Darwin) Maghellanstr. 53°-54°—= 580 ‚, (King). Die Tafeln, welche v. Humboldt’s berühmte Abhandlung über die Isothermen begleiteten, sind ebenfalls durch alle neuere Messungen ergänzt und von Mahlmann für das v. Humboldt’sche Werk bearbeitet. Sie umfassen 315 Orte, vor denen die mittlere Temperatur, die Temperatur der vier Jah- reszeiten und des wärmsten und kältesten Monats angegeben ist. In den letztern Beziehungen sind diese Tafeln daher reichhaltiger, als die zunächst vorhergegangene Arbeit von Mahlmann (in Dove’s Repertorium Bd. IV. 1841.), wo von 700 bis 800 Orten nur die mittlere Wärme und, wo dies möglich war, die Sommer- und Winter-Wärme verzeichnet ist. v. Humboldt theilt auf die jetzigen im Vergleich zu sei- ner Abhandlung von 1817 um das Fünffache vermehrten Da- ten sich gründend die Erdoberfläche in 8 Wärmezonen, deren Bereich durch folgende Grenzen mittlerer Temperatur bestimmt werden. 1. —18° bis 0°C. z.B. Melville-Insel —18°,7 (74°,8N.B.), Nain in Labrador —3°,6(57°,2N.B.) U. +0°,1 bis 5° C. z.B. Uleaborg +0°,7 (65° N. B.), Que- bek 3°,1 (46°,8N.B. u. 300’ Höhe). 11. 5°,1 bis 7°%,50. z.B. Upsala 5°,3 (59°,9 N. B.), Utika 7°,4 (43°,1 N. B. und 450’ Höhe). IV. 7°,6 bis 10°C. z. B. Orkney-Inseln 8° (58°,9 N. B.), Berlin 8°,6 (52°,5 N. B. und 108’ Höhe), Fort Providencee 8°,5 (41°,8 N. B.) V. 10° ,1 bis 15° ©. z.B. Metz 10°,3 (49° N. B.), St. Louis 12°,9 (38°,6 N. B.) VI. 15°,1 bis 20° C. z.B. Florenz 15°,2 (43°,8 N. B. und 200' Höhe),; New-Orleans 19,4 (30° N. B.) VII. 20°,1 bis 25° C. z.B. Cairo 22°,3 (30° N. B.), Macao 22°,5 (22°,2N.B.) j Bess Pe s Pflanzengeographie während des Jahres 1813. 369 VII. 25°,1 bis 31°,5C. z.B. Calcutta 25°,7 (22°,6 N.B.), Gua- yaquil 26° (2°,2 N. B.), Pondichery 29°,6 (11°,9 N. B.), Massahua 31°,5 (15°%,6N.B.) ° Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen in der Vegetation werden jetzt unter der Leitung von Quetelet nach einem zusammenhängenden Plan in England, Frankreich, Deutschland, Italien, der Schweiz, Belgien und Holland ange- stellt und vom J. 1843 an in den Memoiren der Brüsseler Akademie publizirt. E. Meyer hat eine einfache Bezeichnungsweise vorge- schlagen, um bei der Aufzählung der Pflanzen eines Floren- gebiets diejenigen zu unterscheiden, welche in demselben ihre Arealgrenze irgendwo berühren (Bot. Zeit. 1843. S. 209). Die gewählten Zeichen sind folgende: | Endemische Gewächse der Flora; * Gewächse, die darin ihre Nordgrenze berühren; |%,%|,%: ebenso für die West-, Ost- und Süd-Grenze. Ueber das Zahlenverhältniss der Monokotyledonen zu den Dikotyledonen giebt E. Meyer (Drege’s Dokumente s. u. S. 28) an, dass das von Schouw entwickelte Gesetz der Ab- nahme: der Monokotyledonen gegen mittlere Breiten (35°—45° "N. B.) für -die Gebirge nicht gelte, wo die Dikotyledonen in ‘ der Nähe der Schneegrenze zunehmen, Die Feuchtigkeitsver- ‚hältnisse der Atmosphäre sollen diese Erscheinungen erklären ‚und die alpine Region, welche über den Wolken liegt, in der Heiterkeit des Sommers mit dem mittelländischen Becken übereinstimmen, wo die Monokotyledonen am entschiedensten abnehmen, -. » Von mehreren Pflanzenfamilien sind im verflossenen Jahre die geographischen Verhältnisse monographisch. abgehandelt, von’Watson für die Ranuneulaceen, Nymphaeaceen, Papa- weraceen (the geographieal distribution of British plants. s. u.); _ won A. Jussieu für. die Malpighiaceen (Monographie des Malpighiacees. Paris 1843); von Frankenhein für die Rosa- ceen; von Miquel für die Piperaceen (Systema Piperacea- rum, Roterod. 1843. 8). Da die bei solchen Untersuchungen 370 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der erhaltenen Zahlenverhältnisse grossem Wechsel unterworfen sind, so führe ich'nur einige allgemeinere Resultate an. Ranunculaceen. In Steudel’s Nomenclator sind 830 sp. aufgezählt. Auf'allen Polarreisen angetroffen, nehmen sie von der gemässigten Zone gegen die Tropen an Artenzahl ab oder rücken in die obern Regionen der Gebirge. Verglichen mit der Summe der Phanerogamen sind sie in der Polarzone am zahlreichsten, aber die absolute Zahl der Arten ist in. der ge- mässigten nördlichen Zone am grössten. Es sind gefunden im arktischen Amerika 22 sp., im. britischen Nord-Amerika zählt Hooker 74, in den Vereinsstaaten Pursch 73, in Schwe- den Wahlenberg 44, in Deutschland Koch 109, in Griechen- land Sibthorp 60, in Nord-Afrika Desfontaines 30 und auf den Anden v. Humboldt 20 sp. Nymphaeaceen. Bei Steudel 57 sp., davon besitzen Asien 20 sp., Nordamerika 14, Südamerika 9, Europa 8, Afrika 7, Westindien 2, Madagaskar und Java 1 oder 2: bei Steudel. Aber dieser Vertheilung stellt W. entgegen, dass Torrey und Gray nur 5 sp. in den Vereinsstaaten kennen und Hooker nur ebenso viel im britischen Amerika. Papaveraceen. Man trennt von dieser Familie mit Ein- schluss der Fümariaceen etwa 170 sp. In die arktische Zone verbreitet sie sich und erscheint auch unter den Tropen, jedoch selten. Am zahlreichsten ist sie im wärmeren Theile der nördlichen gemässigten Zone - Malpighiaceen. Von Jieser Familie besitzt Amerika 528 sp. und zwar Brasilien 290, Mexiko 61, Westindien 56, Co- lumbien 45, Guiana 42, Peru 31; die alte Welt hingegen nur 55 sp., von diesen Indien 14, Madagaskar 11, Westafrika 9, Sunda-Inseln 9, Ostafrika 5, Australien 3, Arabien 2, China 2. Dass Malpighiaceen die Wendekreise überschreiten, hat man nur wenig Beispiele: in Nordamerika wächst Hiraea septen- trionalis doch nicht über 26° N. B. hinaus, Hiptage in Nepal nicht über 28°, aber in der südlichen Hemisphäre giebt es einen Acridocarpus bei Port Natal (30°) und Higmaphylion litorale reicht bis Buenos-Ayres. In den mexikanischen An- den steigt die Familie nicht über 6000° oder überschreitet diese Grenze tropischer Vegetation kaum. Bis zu gleicher | 3 ‘ Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 371 Höhe ist sie auch am Aequator angetroflen. In Neuholland fehlt sie bis jetzt ganz. Rosaceen. Gegen 1100 Arten nimmt der Verf. an. Von diesen besitze Mittel-Europa 175, fast ebenso viel Nordame- rika, Sideuropa 92, der Himalayah 74, die Alpen 61, die tro- pischen Anden 85: jedoch mit Einschluss der Chrysobalaneen. Piperaceen. Am artenreichsten ist diese Familie im tro- pischen Amerika: viermal geringer ist die Zahl der asiatischen und nur einzelne Arten sind auf den Südsee-Inseln, ebenfalls wenige in Afrika gefunden. In der nördlichen Hemisphäre verbreiten sie sich mit wenigen Ausnahmen kaum über den Wendekreis: in Afrika nur bis 14° N, B. am Senegal, aus Arabien ist nur eine Art: Peperomia arabica (bis 22°) be- kannt, am Himalayah giebt es einige bis 304°, in China bis 22}, in Amerika wächst die einzige Enckea californica bei Monterey bis 38°. In Quito steigt Piper peploides bis zu der Höhe von 1590 Toisen. In der südlichen Hemisphäre über- schreiten die Piperaceen den Wendekreis am weitesten: sie gedeihen am Cap unter 35° S. B., ein Macropiper in Neu- Seeland bis 45° S.B. I. Europa Die in dem v. Humboldt’schen Werke über Central- Asien enthaltenen, neuen Daten über das Klima des europäi- schen Russlands weichen bedeutend von den frühern, weniger genauen Angaben ab. Auf Messungen in Petersburg, Moskau und Kasan gegründet, geben sie ein umfassendes Bild von - den klimatischen Verhältnissen Osteuropas. Petersburg. (As. centr. 3. p. 56). Die Messungen sind P von Wisniewsky und waren schon früher bekannt, aber nicht genau berechnet. Bm + Mittl. Wärme. Mittl. Wärme, - December =,.-5°2C, Juni =,+15° C. Januar =1.—9°5 -; Juli —u, 170,3. - © Februar = ,—7°5 - „August = +15°8 - Ei; Winter = — 79,4 6 Sommer — 16°C, März = —3°,7 - , September = +10°5.- April = —+2',6 - Oktober =ı +, 5°,1,- Mai =. -+8°,7. -,November. ‚= ‚—.03,8 - Frühling = +2°,5 C. ‚Herbst =. + 4°,8.C. 372 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Moskau. (ib..3. p. 554). Die Messungen sind von Spaski und in den Bullet. Mosc. 1842 enthalten. Meeres- höhe = 400'. Winter 7 = 11 995.0. Sommer = +17°,4 €, Frühling = + 45 - Herbst = + 4/1 - Jahrestemp. = 4°,1 C. Kasan. (ib. 3. p. 555). Die Messungen sind von Knorre und ebenda publizirt. Höhe über dem schwarzen Meere = 240'. | Winter V=--149,3 ©. Sommer = +16°%,2 C. Frühling = + 3°2 - Herbst == Hn29, 7: Jahrestemp. = 1°,9 C. Ueber die Verbreitung der organischen Natur im euro- päischen Russland hat Blasius eine treflliche Darstellung 'ge- geben, welche in botanischer Rücksicht eine allgemeine Be- gründung und Charakteristik der von v. Ledebour vorgeschla- genen und im Jahresbericht für 1841 erwähnten Provinzen enthält (Reise im europ. Russland in den Jahren 4840 und 1841. 2 Bde in 8. Braunschweig). Vom nördlichen Russland hat der Verf. besonders die Gegenden des Onega-Sees und den südlichen Theil des Gouvernements Wologda untersucht. Das mittlere Gebiet kennt er in grösserem Umfange von Ja- roslaw an der Wolga durch die Gegenden an der Oka bis zur Düna und zum Dnjepr, und vom Süden hat er die Ukraine bis in die Steppen durchreist. Das nördliche Russland ist von dem mittlern Gebiete vorzüglich durch seinen geschlossenen Wald unterschieden, wo Pinus sylvestris L. und P. Abies L. die herrschenden Baumarten sind und deren gewaltige Bestände nur durch Sümpfe unterbrochen werden oder in der Nähe der Flussthä- ler vom Menschen gelichtet und zerstört sind. Unter die Kiefern und Tannen mischen sich hin und wieder Alnus in- cana L. und Betula pubescens Ehrh., die in einigen Gegenden grosse Waldungen selbstständig zusammensetzen. Namentlich werden durch Erlengestrüppe die Grenzen der Kultur und Wildniss überall bezeichnet. Ausser diesen sind die Laubholz- formen auf Populus tremula L., Sorbus aucuparia L. und Pru- nus Padus L. beschränkt. Die Kiefern und Tannen bilden zwei gesonderte Waldformationen, durch Verschiedenheit des | Pflanzeneeographie während des Jahres 1843. 373 Thongehalts inı Boden geschieden. Die thonreichen, oft mo- rastigen Niederungen des alten rothen Sandsteins werden von dichten Tannenwäldern bedeckt, zwischen denen sich Espen und Erlen einfinden; die sandigen Diluvialhügel tragen Pinus sylvestris L. und Betula pubescens Ehrh. und vergegenwärligen den Waldcharakter der norddeutschen Ebene, deren Boden gleichzeitig gebildet worden ist. Auf diesem Diluvium, wo der Thon in. der Erdkrume fehlt, giebt es auch Haiden von Calluna (Bd. 1. S. 102), die man auf den silurischen Ebenen und Flötzgebilden nicht antriflt. Jedoch ist auch der Dilu- vialboden nicht ganz frei von Sümpfen, ‘wo Ledum und An- dromeda calyculata L. gedeihen, aber auch hier wächst nicht die Tanne, sondern die Kiefer, indem sie das Wasser nicht scheut, sondern nur lockern Sandboden fordert (S. 161). — Charakteristische Gewächse der nordrussischen Coniferenwäl- der sind: Aubus arcticus L., saratilis L., Chamaemorus L. — Waccinium Myrtillus L., uliginosum L., Oxycoccos L. — Ru- bus idaeus L., Rosa canina L., cinnamomea L. — Linnaea borealis L. — In den Kiefer- und Birkenwäldern, vorzüglich Cetrarien oder Antennaria dioeca Br. — Waldwiesen sind an- gefüllt von Aanunceulus reptans L. Auf dem Bergkalk wach- sen Peristylus albidus Bl. und viridis Bl., und am Onega-See auf das Ueppigste Aconitum septentrionale Mart. (4. Napellus "Blas.). In den nordrussischen Mooren der thonigen Niederungen unterscheidet B. zwei Pflanzenformationen. 41. Form der Zwergbirken. Ueber der unsichern Tiefe ruht ein dichter, schwankender Teppich von Sphagnum mit Vaceinium Oxycoc- os L., aus welchem sich überall 3—5 Fuss hohe Sträucher von Betula nana L. und /ruticosa Pall. erheben. In deren Gesellschaft wachsen verschiedene Ericeen, nordische Aubi und Salices: Ledum palustre \.., Andromeda polifolia L. und calyeulata L., Arctostaphylus uva ursi Spr., Vaceinium Vitis idaea L. und uliginosum L., Rubus arcticus L., Chamaemorus L. und saratilis L.; Salix bicolor Ehrh., Zimosa Wahl., glauca L., myrtilloides L. und rosmartnifolia L. 2. Form der Erio- phoren und Riedgräser. Der Boden ist mit Wasser bedeckt, aber am Grunde desselben fester und thonhaltiger, als unter den Birkensträuchern, und ohne Sphagnum-Decke, Rasen von 374 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Riedgräsern stehen auf der Fläche dicht zusammen, man zählt einige 30 Arten von Öarex und aus diesen erheben sich. die gedrängten weissen Köpfe des Zriophkorum (Bd. 1. S. 43). Holzgewächse: fehlen, aber Calla und Pedicularis geben einigen Wechsel. — Die ofinen Wasserflächen und Seen, welche die- sen Sümpfen angehören, entwickeln fast dieselben Formen, wie in Deutschland: Aymphaea alba L.., Nuphar luteum Sm. und pumilum Sm., Stratiotis aloides L., Hydrocharis, weiss- blumige Ranunkeln und Caltha (p. 252), \ Die Ackerfläche bildet nur Oasen in diesen unermess- lichen Flächen, die vom weissen Meere bis zu den Wasser- scheiden gegen das Wolgagebiet überall von diesen vier For- mationen bedeckt sind. Nur durch die Flussthäler wird das Land auf eigenthümliche Weise gegliedert. Diese schneiden tief und mit breiten, ungeregelten Wasserwegen in die grosse Ebene ein, die übrigens nur schwache Wellenbiegungen be- sitzt. Die höchsten Erhebungen scheinen sich etwa 300—400' über das Niveau der Flüsse zu erheben. So liegt Ustjug weliki an der Dwina 330’ über dem Meere, das höchste Pla- teau der Waldfläche in deren Nachbarschaft durchgängig 600", Die weiten Rücken des Landes an den Wasserscheiden sind es vorzüglich, wo die Sümpfe sich meilenweit erstrecken. Gegen die Flüsse fällt die Fläche gewöhnlich schrof? ein und - bildet unterhalb des Waldes zwei Terrassen, welche den weit- läuftigen Thalweg ausfüllen. Die untere ist ganz horizontal und wird von den Ueberschwemmungen des Stroms erreicht. Sie ist unbewohnt und entwickelt fruchtbare Wiesen oder öde, vegetationslose Uferstrecken und Inseln. Die Wasser- strasse liegt durchgängig rechts, hart am Fusse der steilen obern Terrasse: (Bd. 1. S. 238). Auf den wüsten Sandufern wächst durch ganz Russland bis zu den südlichen Steppen Salix acutifolia W. und bildet mit 40 — 60' langen Wurzel- stöcken im losen Boden ein dichtes Geflecht. Der darüber vom Flusse abgesetzte Thon und Mergel giebt zur Entstehung der Wiesen den Anlass, die alljährlich von selbst überrieselt und gemergelt, die üppigste Grasnarbe besitzen. Die Dünen 4 am. Onega-See tragen hingegen (nlluna mit Empetrum. — Die obere Terrasse liegt gegen 40— 60’ über dem Thalwege, [| { Sie ist wellenförmig. ‚gebaut und reicht bis an den Fuss des | R) Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 35 bewaldeten Diluviums. Bewohnt und grossentheils beackert enthält sie trockene, abhängige Wiesen, blüthenreich von Or- chideen, Labiaten und Synanthereen, die abwärts in Sümpfe übergehen, so wie auch alle Vertiefungen des Bodens, beson- ders längs des Waldrandes, von Sumpfwiesen ausgefüllt sind. Nach der Beschaffenheit der Erdkrume ist das Land überall zur Kultur sämmtlicher mitteleuropäischer Cerealien' geeignet, aber das Klima steht dem Ackerbau im Wege. — Zwar haben die Waldverwüstungen, die dem mittlern Russland so verderb- lich wurden, hier den Charakter des Landes bisher nur wenig und nur in der Nähe der Flussthäler zu verändern vermocht, aber doch sind zwei der edelsten und brauchbarsten Holzarten seit Menschengedenken aus diesen Gebieten fast ganz ver- schwunden. In Gegenden, wo Pallas noch grosse Waldstrek- ken von Pinus Larix L. sah, zählte Blasius auf 60 bis 80 Meilen kaum ein halbes Dutzend Stämme. Ebenso ist 2. Cembra L., die russische Ceder, früher weiter westwärts ver- breitet gewesen, während sie jetzt zuerst an der mittlern Wit- schegda östlich von der Dwina gefunden wird. Die schönsten Wälder traf B. längs des Stromlaufs der Suchona im Gouv; Wologda. Hier steigen die Stämme der Tannen‘ und Espen zu 100 bis 150 Fuss auf, und die Birken erreichen nicht selten eine Höhe von mehr als 100 Fuss (Bd. 1. S. 164). Mit grosser Genauigkeit hat Blasius die Naturgrenzen des - nördlichen und mittlern Russlands bezeichnet. Mit scharfen Gegensätzeu folgen sie dem Rücken des Waldai, das heisst 3 der Linie der Wasserscheiden zwischen den nördlichen und _ südlichen Strömen. Deren Niveau liegt nur 200’ höher, als die höchsten Erhebungen des Nordens, es kann durchschnitt- u zu 800' angenommen werden (z. B, bei Grjansowez. zwi- ‚schen Wologda und Jareslaw beträgt die gemessene Meeres- höhe 760’): und doch trennt dieser niedrige. Kamm überall deutlich zwei grosse Vegetationsgebiete, Es ist die Südgrenze für Alnus incana DC. und die Nordgrenze der Obstkultur und mannigfacher Laubhölzer, namentlich für. Betula cortieifraga, ‚die Anfangs noch mit Betula pubescens Ehrh. gemischt wächst, aber weiter südwärts allein die Birkenwälder zusammensetzt. Die Nadelwälder nehmen ab, Populus tremula L. wird häu- figer und bildet geschlossene Wälder. Die Birken und Espen 376 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der streiten mit der Kiefer um das UVebergewicht, bis “die Eiche erscheint und von nun an gemischte Laubwälder vorherrschen. Bei Jareslaw treten zuerst Ararinus excelsior L., Tilia und Quercus pedunculata Ehrh. auf. @. Robur L. hingegen: ist Mittelrussland fremd und scheint ostwärts nicht einmal den Dinjepr zu erreichen, Niedrige Gehölze bestehen aus Corydus Avellana L., zuweilen untermischt mit Zvonymus europaeus L, und verrucosus Scop., mit Aikumnus Frangula L. und cathar- tica L. Ferner war Jareslaw für folgende Gewächse die Nordgrenze: für Berteroa incana DC., Lunaria rediviva L., Lavatera thuringiaca L,, Chaerophyllum aromaticum L., Eryn- gium planum 1.., Scrofularia vernalis L. u.a. An die Stelle der nordischen Sumpfweiden treten Salör fusca L., einerea L., Caprea L., Alnus glutinosa G. ersetzt A. incana DC. — So nehmen fast alle Pflanzenformationen einen andern Charakter an, aber noch weit auffallender ist die Physiognomie des gan- zen Landes durch die Zunahme des Ackerbaus geändert. Feld und Wald stehen in Mittelrussland -im Gleiehgewicht: es ist das Gebiet der Gross-Russen, die die Wälder -gelichtet ‘haben. An der Oka, wo die Waldungen aus mit Eichen gemischten‘ Espen und Birken bestehen, sind sie meist schon auf die Nähe der Flüsse und deren Seitenthäler und "Thalschluchten : be= schränkt, wodurch die Baumlosigkeit der Steppen sich allmä- lig vorbereitet. Hier sieht man bereits auf trocknen Anhöhen- eine dichte Vegetation von Artemisien (4. scoparia Kit., vwl- garis L., campestris L. und Absinthium L.), welche an die) Weidengebüsche des Flussufers reicht, wo nun Salie acuti- folia mit mehreren andern Arten gemischt wächst, als ,S. alba L., fragilis L., viminalis L. u.a. — Geognostisch ist das‘ mittlere Russland dadurch bestimmt, dass an der Nordgrenze auf dem alten rothen Sandstein sich vorherrschend Dolomite einfinden, weiterhin ist dessen Naturcharakter an den Mergel- boden des jüngern rothen Sandsteins, den Bergkalk oder an die Kreidemergel gebunden, die streckenweise ziemlich frei zu Tage treten. Der Norden’ hingegen besitzt die‘ Sand- und‘ Thonschichten des alten rothen Sandsteins und mächtiger Di- luvialbildungen. Am Osero greift mit dem Kalkboden die mittlere Region eine Strecke weit in die nördliche ein, 'zwi- de Pflanzengeographie während des Jahres 1843, 377 sehen Dina und Dnjepr reichen die nordischen Pflanzenfor- mationen unter umgekehrten Bedingungen weiter nach Süden. Das südliche Russland beginnt da, wo ausgedehnte Dilu- vien die Kreide und die tertiären Bildungen bedecken, und wo zunächst jener humose Boden über dem Diluvialsande sich ausbreitet, den man die schwarze Erde, Tschernon Sem, nennt. Am Dnjepr liegt deren Nordrand in der Nähe von Tschernigof, von da zieht sich die Grenzlinie durch den süd- lichen Theil des Gouvernements Kursk und erreicht in der "Nähe von Simbirsk die Wolga, wo die Sandbedeckung der Kreide bis an den jüngern rothen Sandstein des Nordens un- mittelbar reicht. Aus diesen geognostischen Verhältnissen wird es erklärlich, dass die Steppenvegetation ebenso scharf von dem Gebiet der Laubhölzer sich absondert, wie diese _ von den nordischen Nadelwäldern. An der Desna, die bei Kiew in den Dujepr fällt, treten zuerst die wilden Obstbäume, Pyrus communis L. und Malus L. nebst Prunus Cerasus L. auf und mit diesen beginnt das siidliche Vegetationsgebiet. Mit krausen, gedrängten Zweigen und dunkler Rinde zeichnen sie sich aus der Ferne vor den übrigen Laubhölzern aus, die Apfelbäume zertheilen sich schon über einem mannshohen Stamme in gleichmässige Aeste (Bd. 2. S. 221). Aber die ganze Fläche des Landes ist durchaus baumlos. Nur in den Sumpfniederungen und in der Tiefe der Flussthäler, den ein- - zigen Stellen, die im Norden gelichtet sind, ‘kann ‚hier eine Baumvegetation gedeihen, aber auch hier sind nirgend zusam- _ menhängende Wälder, so weit das Diluvium an der Ober- fläche liegt. Schon lange ist das Nadelholz ganz verschwun- den und von den Laubbäumen tritt die Birke bald zurück. Die Eiche ist der häufigste Baum und niemals fehlen die Obstbäume in deren Gemeinschaft: so werden schmale Wald- streifen gebildet, die gegen die Grösse der Steppe von gerin- ger Bedeutung sind. An die fruchtbare, schwarze Erde, den äussern Steppengürtel, ist der Ackerbau gebunden. Dieser ‚schmale Landstreifen reicht am Dnjepr nicht völlig bis Kre- mentschug, wo B. die Nordgrenze des Weinbaus fand. Hier beginnt die Steppe zunächst mit hohen Stauden, Arten von Artemisia, Verbascum, Achillea, Euphorbia und Cynareen, die dem hohen, dürren Grase eingemischt sind und, weil sie zur Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 2. Bd, Bb 378 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Feuerung dienen, Brennstauden (Burian) genannt werden. In der Steppe breitet der Frühling zwar einen leichten Blüthen- teppich aus, aber nach wenig Monden hat die schattenlose Sonne alles Lebendige wieder vernichtet und versengt: im kurzen Herbste wiederholen sich noch einmal die dichten Nebel, denen jene Pflanzen entsprossen waren, aber bald fol- gen Schneestürme und unter der tiefen Schneedecke muss die öde Fläche den langen Winter ausharren (S. 269). Die eigentliche Ukraine oder das Gouvernement Charkow bildet ein eigenthümliches Uebergangsglied zwischen der Steppe und dem mittlern Russland. Dies ist ein Hügelland, indem die Kreide aus dem Diluvialsande hervorragt. Hiedurch wer- den Wälder hervorgebracht, die einen bedeutenden Theil die- ses fruchtbaren Landes bedecken. Wenn man aus der Fläche von Poltawa nach Charkow geht, sieht man an der Wasser- scheide der Gebiete des Dnjepr und Don bei Walki die schwarze Erde an Mächtigkeit verlieren und hier zeigen sich bald die ersten Wälder. Sie bestehen aus Eichen, Linden, Espen, Pappeln, Eschen und Acer tataricum L., aber stets mit wilden Birnbäumen gemischt. Das Unterholz wird be- sonders von Corylus gebildet. Das unbewaldete Erdreich wird hier von Steppensträuchern 2—3' hoch dicht bekleidet, namentlich von Cytisus supinus, Caragana und Zwergkirschen, (Prunus Chamaecerasus Jacg.). Die Flora dieser Provinz, ist eine entschieden südrussische und: dies macht es wahrschein- lich, dass das Klima einen allgemeinern Einfluss übt als der Boden, der in der Ukraine den Kalk von Mittelrussland. besitzt. ) Am Südabhange des taurischen Gebirgszuges fand M. Wagner von Alupka bis zum Aju-Dagh die Wälder durch! P. Laricio MB. gebildet, deren Region sich von 600‘—3000° erstreckt. Auf dem nördlichen Abfall, wo die Winterkälte grösser ist, wird sie durch die Buche ersetzt. Arbutus An- drachne L. kommt nur an der Südseite von der Küste bis 1200’, jedoch sehr vereinzelt vor, und scheint durch Zug-- vögel aus Anatolien angesiedelt. (Augsburg. Zeitung 1843.) Nr. 47. 48). I Von v. Ledebour’s Flora rossica (s. Jahresb. für 1841. S. 416) erschien 1843 das dritte und vierte, 1844 das fünfte Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 379 Heft (Vol. I. Fase. II. Vol. II. Fase. IV, V.). Die statistischen Verhältnisse der seit dem frühern Berichte abgehandelten Fa- milien sind: Balsamineen 3; Oxalideen 2; Zygophylleen 10, in den europäischen Steppen jedoch nur Zyg. Fabago L. und an der Uralmündung Zyg. Eichwaldii GAM.; Biebersteinieen 2; Rutaceen 14, darunter 2 Tetradictis-Arten, eine Gattung, die vielleicht zu den Crassulaceen gehört; Diosmeen 1; Celastri- neen 6 und 1 Staphylea; 10 Rhamneen und 1 Nitraria; Ju- glandeen 2, beide im Caucasus einheimisch; Anacardiaceen 3; Papilionaceen 568, darunter Astragalus mit 168, Ozxytropis mit 61 Arten, auf Asien beschränkte Gattungen nur Therm- opsis, Leobordea, Güldenstüdtia, Halimodendron, Sphaero- physa, Eremosparton, Lespedeza, Ammodendron, Gleditschia, sämmtlich mit einzelnen oder wenigen Arten; Mimoseen 2, nämlich Zagonychium Stephanianum MB. und Acacia fulibris- sia W.: beide nur in den caucasischen Provinzen; Amygda- leen 18; Rosaceen 155, darunter Spiraea mit 18 Arten, Po- tentilla mit 60, von ZAubus 16, von Rosa 17 Arten unter- schieden: asiatische Formen Üoluria, Dryadanthe, Chamaerho- dos, Hulthemia; Pomaceen 42, namentlich 19 Arten von Pyrus und Sorbus; Punica 4; Onagrarien 23; Halorageen 2; Hippu- rideen 3; Callitrichineen 5; Ceratophylleen 3; Lythrarieen 15, nämlich 2 Peplis- Arten und Middendorfia z. B. am Dnjepr, 2 Ammannien und Ameletia in Caucasien; die übrigen Zythra; Tamariscineen 15, grösstentheils asiatisch, doch auch in den südrussischen Steppen 5 Arten; Reaumuriaceen 3, nämlich _ Reaumuria vom Caucasus bis zum Asowschen Meer, Zich- waldia an der Ostseite des Caspischen Sees und Hololachna in der Soongarei; Philadelpheen 1; Cucurbitaceen 9, nament- lich am Caucasus einzelne Repräsentanten von Lagenaria, & Oucumis, Cucurbita und Sieyas angulatus L. von da westwärts g bis Podolien; Portulaceen 16, indem in Ostsibirien 11 Arten Er n, Claytonia vorkommen; Selerantheen 2; Paronychieen 17; ‚Orassulaceen 59, z. B. 12 Umbilicus-Arten, grösstentheils vom Oaucasus und Ural; Grossularieen 48, meist sibirisch ; Saxi- frageen 70, ausser 57 Saxifragen und 6 Ohrysosplenien in Ostasien einzelne Arten von Leptarrhena, Mitella, Tellina, Tiarella und Heuchera; Umbelliferen 331, am zahlreichsten in Caucasien, in Ostsibirien fast ganz verschwindend, doch Bb* 380 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der am Altai noch 92 Arten: die artenreichsten Gattungen in Russland sind Zeracleum 23, Peucedanum 21, Seseli 18, Bu- pleurum 48 und Ferula 15; Araliaceen 2, nämlich Zedera und Panax horridus auf den Kodjak-Inseln; Hamamelideen 1: Par- rotia in Talüsch; Corneen 5; Loranthaceen 3; Caprifoliaceen 23; Rubiaceen 77, darunter in Caucasien die Hedyotidee Aa- ramyschewia und die Spermacocee Gaillonia, beide mit einer einzigen Art; Valerianeen 41, darunter in Sibirien 4 Patri- nien, in Armenien 1 Dufresnea; Dipsaceen 36 mit Morina parviflora Kar. am Alatau. Die Flora von Finland haben Nylander (Spicilegium plantarum fennicarum. Helsingf. 1843. Centur. I. 31 Seit. 8. 1844. Cent. II. 38 Seit. 8. — Ferner: Stirpes cotyledoneae paroeciae Pojo. Das. 1844. 22 Seit. 8) und Wirzen (Pro- dromus Florae fennicae. Das. 1843. 32 Seit. 8.) zu bearbeiten angefangen. Das Spieilegium enthält kritische Bemerkungen über zweifelhafte Arten, namentlich über Carices. Die Arbeit von Wirzen folgt dem Sexualsystem und reicht erst bis zu den Gräsern. Nylander bereiste 1842 das russische Lappland von Uleaborg bis Kola am arktischen Meer und 1843 das östliche Finland und die Gouvernements zwischen dem Ladoga und dem weissen Meere. Verzeichnisse der auf der ersten, Reise gesammelten Merkwürdigkeiten finden sich in Lindbloni’s Zeit- schrift (Botaniske Notiser 1842. 1844). Lund beschrieb seine botanische Reise nach Nordland und Finmarken (Reise igjennem Nordlandene og Vestfinmar- ken i Sommeren 1841. Christiania 1842. 8.). Er besuchte Tromsöe, wo Ende August das Birkenlaub bleichte, sodann Alten, Hammerfest, Mageröe bis zum Nordcap und einige an- dere Punkte. Seine Uebersicht der finmärkischen Flora ent- hält 402 Phanerogamen aus 50 Familien, während er auf ganz Norwegen nach Blytt’s Angabe 84 Familien mit ungefähr 1100 Phanerogamen rechnet. Die artenreichsten Familien in Fin- marken sind folgende: Cyperaceen 51; Gramineen 42; Synan- thereen 33; Caryophylleen 27; Cruciferen 19; Rosaceen 18; Junceen 17; Ranunculaceen 16; Ericeen 15; Scrophularineen 15; Saliceen 15. Dann folgen 12 Leguminosen und 12 Or- chideen. — Interessantere Pflanzen sind: Viola epipsila Led. Pflanzengeographie während des Jahres 1813. 381 "bis in die Nähe des Nordeaps, ZLyehnis affinis Vahl, Poten- tilla nivea L. bei Tromsöe, Conioselinum tataricum Blytt (an Fisch.?) bei Alten, Galium triflorum Mich. — Die beobach- teten Polargrenzen der Holzgewächse sind: 1. Bei Alten: Rubus idaeus L., Ribes rubrum L., Myricaria germanica Desv., Menziesia coerulea Sm., Andromeda tetragona L., “Arctosta- phylos uva ursi Spr., Rhododendron lapponicum Wahl., Ledum palustre L., Salix penlandra L.., Arbuscula L., hastato-herbacea Laestad., Populus tremula L., Alnus incana DC. 2. Bei Ham- merfest: Prunus Padus L. 3. Pinus sylvestris L. bis 70° N. Br., d. h. bis 13 g. Meilen südöstlich von Kistrand am Per- sanger Fjord. 4. Auf Mageröe selbst finden sich noch: ‚Sor- bus aucuparia L., (ulluna, Andromeda hypnoides L., 4A. poli- folia L., Arctostaphylos alpina Spr., Azalea procumbens L., Vaccinium Myrtillus L., V. uliginosum L., V. Vitis iduea L., Empetrum nigrum L., Diapensia lapponiea L., Salix glauca L., S. lapponum Wahl., S. Myrsinites L., S. retieulata L., 8. her- bacea L., Betula pubescens Ehrh., (glutinosa Ld.), B. nana L., Juniperus communis L. Beurling, welcher in der Versammlung der scandinavi- schen Naturforscher im J. 1842 über die Physiognomie der Gegend von Stockholm sprach, hat 1843 eine Reise durch Schweden gemacht, deren botanische Ergebnisse in die Ver- handelungen der Stockholmer Akademie werden aufgenommen werden. — Zetterstedt’s botanische Reise durch Jemtland im J. 1840 ist in der botanischen Zeitung für 1844 übersetzt _ worden. Dieser Bericht enthält Verzeichnisse von Standorten, jedoch ohne allgemeinere Charakteristik der Vegetation dieser schwedischen Provinz. — v. Düben beschreibt eine im J. 4841 gemachte Exeursion in Bohuslän (Lindblom’s Botaniske Aviser 1843. S.75). Von Gaymard’s Voyages en Scandi- _ navie sind die ersten Lieferungen erschienen. Die Kupfer- tafeln geben anschauliche Darstellungen des nordischen Natur- _ eharakters, aber der erläuternde Text dazu ist noch nicht publizirt. Von Hartmann’s scandinavischer Flora wurde bereits die Ate Auflage herausgegeben (Handbok i Skandinaviens Flora innefattande Sveriges och Norrige’s Vexter, till och med Mes- sorna. Stockh, 1843). — Eine unbedeutende Compilation ist 382 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Högberg’s Svensk Flora. (Oerebro 1843). — Anders- son’s Observationes stirpium eirca Christinehamn provenien- tium (Upsala 1842. 4.) enthält einige neue Fundorte, — Kröningsvärd schrieb eine Flora dalekarlica (Fahlun 1843, 8. 66 Seit.) — Torssel publieirte ein Verzeichniss ‘der skandinavischen Lichenen (343) und Byssaceen (43): Enume- ratio Lichenum et Byssacearum Scandinaviae hucusque cogni- torum (Upsal. 1843. 12). — Von Fries’ Normalherbarium (Jahresb. für 1841) wurde die 8te Centurie ausgegeben; von der Flora danica das 40ste Heft, « Die statistischen Verhältnisse der britischen Flora haben Watson zu neuen Arbeiten Veranlassung gegeben. Die erste Abtheilung eines grossen Werks über diesen Gegenstand (The geographical distribution of British plants. London 1843, 8.) erstreckt sich nur auf die Ranunculaceen, Nymphaeaceen und Papaveraceen und enthält demohngeachtet nicht weniger als 259 Seiten. Dies ist die ausführlichste Sammlung von Fund- orten, die wohl jemals zusammengetragen wurde, und hori- zontale und vertikale Verbreitung jeder einzelnen Pflanzenart werden auf einer schon in diesem Bande 40 Mal wiederholten Charte versinnlicht. Beilschmied hat eine Uebersicht die- ser speziellen Resultate in der Regensb. Flora gegeben (1843. S. 641). Von allgemeinerem Interesse sind nur die einleiten- den Betrachtungen über die Verbreitung der drei genannten Familien auf der ganzen Erde, wovon oben die Rede war, Die Vegetation der westlich von den Hebriden im atlan- tischen Meere gelegenen Felsinsel S. Kilda (58° N. Br.) hat Mac Gillivray geschildert (Edinb. N. Philos. Journ. 1842, p. 47—70 u. 178—180. Auch extrah. von Beilschmied in Regensb. Flora 1843. S. 455). Dieses Eiland, etwa 4 g.M. lang und kaum halb so breit, bildet einen 1380’ hohen Felsen, der aus Trappformationen und Syenit besteht und zum Theil Weidegrund besitzt mit schottischer Vegetation: doch sind nur einige 50 Phanerogamen einheimisch. Charakteristische Arten: Cochlearia danica L., Süene maritima Wilh., Sedum anglicum Huds., Rhodiola rosea L., Ligusticum scoticum L., Anagallis tenella L,, Salix herbacea L., Carex rigida Good, — Salix herbacen L. kommt hier in niedrigerem Niveau vor als in Schottland, wo sie von Watson nicht unter 1850’ ge- Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 383 funden ist. Der Winter ist sehr milde. Gerste und Hafer werden gebaut. Dickie untersuchte die geographischen Verhältnisse der Vegetation in Aberdeenshire (Notes on the distribution of the plants of Aberdeenshire in Hooker’s London Journ. of Botany. 2. p. 131—135 und 355—358). Es ist dies ein Nachtrag zu der im vor. Jahresbericht dargestellten Arbeit von Watson über die Grampians und es ergeben sich daraus folgende Ver- besserungen und Zusätze zu den Niveaugrenzen der Holz- gewächse: Quercus Robur L. 0' —1500' Lonicera Periclymenum L. 0' — 1500 Rosa canina L. 0'— 1860' — spinosissima L. 0 —2000'. Ausserdem ist die obere Höhengrenze für eine bedeutende Zahl von Pflanzen der untern Region bestimmt. — Für das Verzeichniss der Alpenpflanzen giebt der Verf. folgende Ver- besserungen: Arabis petraea Hook. 1740’ (auch herabgeschwemmt bis 800'). Cerastium latifolium L. 1740. Rubus chamaemorus L. 1000. Sazxifraga oppositifolia L. an der Küste bei Aberdour. Cornus suecica L. 1200'. Veronica alpina L. 2300. Salix reticulata L. 2000. Juncus castaneus Sm. 2300", — triglumis L. 1200'. Carex rupestris All. 2000 —? — lagopina Wahl. (leporina Ant.) 3560’. Eine nach dem Vorbilde von Koch’s Synopsis bearbeitete britische Flora hat Babington herausgegeben (Manual of British Botany, containing the flowering Plants and Ferns, arranged according to the Natural Orders. London 1843. 8.) —— Von Withering’s British Plants (corrected and condensed by Mae Gillivray. Aberdeen 1843) erschien die fünfte Auf- lage. — Von getrockneten Sammlungen britischer Gewächse ‘ sind zu erwähnen: Salicetum britannicum exsiccatum, contai- ning dried specimens of the Britislı Willows, edited by Leefe 384 Grisebach: Bericht.über die Leistungen in der (Fase. I. 1842. fol. mit 32 Formen); Berkeley’s British Fungi (4 Fasc. of dried specimens. London 1843). Die Flora batava (s. Jahresb. für 1841) rückte 1843 fort bis zur 130. Aflevering. — Dozy lieferte Nachträge zu sei- ner daselbst erwähnten Aufzählung der bei Leiden gefundenen Laub- und Leber-Moose (in v. d. Hoeven’s Tijdschrift 1843. S. 108— 114). — Kiekx hat im 13ten Bande der Memoiren der Brüsseler Akademie die erste Centurie einer flandrischen Cryptogamen-Flor, grössentheils Pilze enthaltend, herausgege- ben (Recherches pour servir ä la Flore cryptogamique des Flandres. Bruxelles 1840. 46 pag. 4.). Ueber die Pflanzen des obern Maassthals veröffentlichte de la Fons einige Bemerkungen (Ann. sc. nat. 19, p. 317 bis 319), welche nur lokales Interesse besitzen. Von Reichenbach’s lcones Florae germanicae erschie- nen die 6 letzten Dekaden der sechsten Centurie, mit dem Schluss der Caryophylleen, den Celastrineen, Tiliaceen und einem Theil der Lineen; die Flora Germanviae exsiccata ent- hält jetzt 25 Centurien. — Von Sturm’s Flora Deutschlands ist das 21ste und 22ste Heft aus der dritten Abtheilung er- schienen, Pilze von Rostkovius enthaltend. — Das im vor. Jahresberichte erwähnte Kupferwerk von v. Schlechtendal und Schenk gedieh 1843 bis zur zehnten Lieferung des vier- ten Bandes, das über Thüringen bis zum 47sten Hefte, so wie auch von dem ersteren eine neue Auflage begonnen ist. — Die daselbst erwähnten Publikationen von Lincke sind beide bis zur 33sten Lieferung weiter geführt. — D. Die- trich begann ein Kupferwerk über Deutschlands Cryptogamen, wovon das erste Heft 26 illum. Tafelı Farnkräuter umfasst (Deutschlands kryptogamische Gewächse. Jena 1843. 8.). Koch gab die zweite Auflage seiner berühmten Synopsis Florae germanicae heraus (Frankf. 1843), welche durch zahl- reiche Special-Untersuchungen und Zusätze vermehrt worden ist. Eine abgekürzte Ausgabe dieses Werks erschien 1844 (Taschenbuch der deutschen und schweizerischen Flora von Koch. Leipzig. 12.). — Auch von Kittel’s deutscher Flora wurde eine zweite Auflage veranstaltet. — Scheele schrieb | kritische Bemerkungen über einzelne deutsche Pflanzen, jedoch | Ed Ah Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 385 ohne hinlängliche literarische Hülfsmittel (in Regensb. Flora 1843. S. 296. 421. 557). Von Rabenhorst’s Sammlung getrockneter Pilze der deutschen Flora sind die 5te und 6te Centurie ausgegeben. Deutsche Provinzialfloren und ähnliche Werke; Lange- thal üher das nördliche Deutschland (die Gewächse des n. D. für Landwirihe u. s. w. Jena 1843. 8.); Schmidt über die Provinz Preussen (Preussens Pfanzen. Danzig 1843. 8.); Roeper über Mecklenburg (Zur Flora M.’s Th. I. Rostock. 1843. 8.), die Gefässeryptogamen enthaltend, reichhaltig für Morphologie; Scholtz Flora der Umgegend von Breslau (Breslau 1843. 8.); Grabowski Flora von Oberschlesien (Breslau 1843. 8.); Döll rheinische Flora (Frankf. 1843. 8.) die Vegetaiion des Rheinflussgebieis vom Bodensee bis zur Mosel und Lahn umfassend und für Systematik wichtig; Hackl Pflanzenverzeichniss für dem südlichen Theil des Leitmeritzer ‚Kreises in Böhmen (in den medie. Jahrb. des österr. Staats 1843. S. 105 ete.). — Speciellere Abbandlungen von John über einige Pflanzen der Berliner Gegend (in der bot. Zeit. 1843. S. 689 — 692); von Preuss über einige Fundorte von Pflanzen in der Oberlausitz (in der Regensb. Flora 1843. S.671— 72); von Wimmer über die schlesischen Hieracien (in der Uebers. der Arbeit der schles. Gesellsch. für 1843); von Hampe neueste Nachtröge zur Harz-Flora (in der Lin- naea 1843. S. 671— 674); von Traunsteiner über die Sa- lices Tirol’s (in der n. Zeitschr. des Ferdinandeums 1842). Unter diesen Arbeiten zeichnet sich die oberschlesische Flora von Grabowski durch Angabe der Niveaugrenzen aus. Im Gesenke (vergl. Jahresb. für 1840) sind nach G.’s Mes- sungen die obern Höhengrenzen der Holzgewächse folgende: 1. In der Tasnenregion (1500°— 3600° nach Wimmer) steigen Pinus Abies L. und Picea L. — 4000; Juniperus nana W. — 4500; Detula pubescens Ehrh. und Sorbus aucuparia L. — 3900°; Populus tremula L. — 3800; Pinus Larix L. — 3000; Juniperus communis L. — 2600; Betula alba L. — 2500'; Acer pseudoplatanus L. — 2400; Prunus Padus L. — 2300'; Pyrus communis L. — 2200; Fagus sylvatica L. — 2000; Alnus glutinosa @. — 1800'; Prunus avium L. — 1700°, 386 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 2) In der Eichen- und Kiefer-Region: @uercus Robur G. — 1500°; Fraxinus excelsior L. — 1480; Ulmus campestris L. und Pinus sylvestris L. — 1300; Taxus baccata L. — 41200’; Populus alba L. — 1000', — Die Kultur des Weizens und der Gerste reicht bis 1000', des Roggens bis 1800‘, des Hafers durchschnittlich bis 2000’. Die in der Gäa von Sachsen enthaltene Abhandlung von Reichenbach über die Vegetationsverhältnisse dieses Landes ist mir noch nicht bekannt geworden. — Eine botanische Skizze des Kyflhäusers in Thüringen von Ekart ist nur eine Zusammenstellung von Pflanzenverzeichnissen an diesem aus Wallroth’s Schriften bekannten Fundorten (Regensb. Flora 1843. S. 169— 182). — Kirschleger verglich die Vegeta- tion des Schwarzwalds, des Jura und der Vogesen (Congres scientif. 1842 und übersetzt in der Regensb. Flora 1843. S. 186—194). Da die allgemeinern Einflüsse des Klima’s auf die Vegetation in diesen drei Gebirgen dieselben sind, umso. mehr als der südlich von Neufchatel gelegene Theil des Jura ausgeschlossen wird, so leitet der Verf. mit Recht die bedeu- tenden Vegetations-Verschiedenheiten, welche er darstellt, von den Bodenyverhältnissen ab. Die Gebirgsregion von 2400’ bis 4800’ zeigt diese Gegensätze am entschiedensten. Der Jura besitzt in diesem Niveau 116 Phanerogamen, die auf dem Schwarzwald und den Vogesen fehlen. Diese haben dagegen 52 Arten, die nicht im Jura einheimisch sind. So viel pflan- zenreicher ist der Jurakalk, aber viel trägt auch die grössere Nähe der Alpen bei. Charakteristische Formen desselben sind neben vielen Alpenpflanzen folgende: Erysimum ochroleucum DC., Thlaspi montanum L., Saponaria acymoides L., Arenaria grandiftora All., Linum montanum Schl., Hyperichum Richeri Vill,, Acer opulifolium Vill., Genista Halleri Reyn., Heracleum alpinum L., Centranthus angustifolius DC., Hieracium rupestre All., Prenanthes tenuifolia L., Sideritis hyssopifolia L., Fri- tillaria Meleagris L. Die Vogesen besitzen wiederum eine viel eigenthümlichere Vegetation als der Schwarzwald. Cha- rakteristische Formen dieser beiden Gebirge, welche dem Jura fehlen und auch nicht zu den übrigens weit verbreiteten ge- hören: ‚Nasturtium pyrenaicum Br!, Brassica Cheiranthus\ill., Hypericum elodes L. in Lothringen, Angelica Pyrenaea Spv., Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 387 Galium tenerum Schl., Carlina longifolia Rehb., Hieracium longifolium Scht., Sonchus Plumieri L., Campanula hederacea L., Pyrola media Sw., Digitalis purpurea L. und deren Ba- starde!, Epipogium aphyllum Rich. Von diesen kommen je- doch nur die beiden mit ! bezeichneten auf dem Schwarzwalde vor, die übrigen nur auf den Vogesen. — Die Vegetation der untern Region zeigt gleichfalls nach der geognostischen For- mation entschiedene Gegensätze. Der Jurakalk nebst dem Basalt und Trachyt des Kaiserstuhls steht den Sandsteinen und Graniten bestimmt gegenüber. Jurakalkpflanzen des Rhein- thals und der Vorberge — 2400‘, z.B. Thalictrum montanum Wallr., Autchinsia petraea Br., Althaea hirsuta L., Alsine ‚fascieulata MK., Trinia vulgaris DC., Bunium Bulbocastanum L., Artemisia camphorata \ill., Crepis pulchra L., Melittis Melissophyllum L., Euphorbia verrucosa Lam., E. falcata L., Gymnadenia odoratissima Rich., Himantoglossum hircinum Spr., Orchis simia Lam., Oplrys aranifera Huds., apifera Huds., Aceras anthropophora Br., Allium rotundum L. — Vflanzen des Granits und Sandsteins sind z. B. Sösymbrium pannoni- cum Jaq., Mönchia erecta G., Potentilla recta L., P. inclinata Vill.,, Lactuca virosa L. Heufler versuchte die Pflanzenregionen Tirols zu cha- rakterisiren (Tiroler Bote 1842. Nr. 19—27), doch ist die botanische Darstellung zu allgemein gehalten, und die Niveau- grenzen können nur für approximative Schätzungen gelten. Eine immergrüne Vegetation von Quercus dex und Phillyrea media kommt nur im Sarcathale vor. — Die Vegetation der Reichenauer und Flatnitzer Alpen an der Grenze von Steier- mark und Kärnthen schilderte Pacher (Regensb. Flora 1843. 8. 803— 811); dieser Aufsatz ist nur von lokalem Interesse, In dem geognostischen Werke von Fuchs über die ve- netianischen Alpen (Solothurn 1843, fol.), welches mir noch _ nicht näher bekannt geworden ist, behandelt ein Abschnitt die Vegetationsgrenzen der südlichen Alpen. — Bemerkungen über die Baumvegetation in den Schweizer Alpen hat U. v. Mohl mitgetheilt (Bot. Zeit. 1843. S. 409 u. f.). Sie reihen sich den im vor. Jahresb. erwähnten Beobachtungen von Martins an, Der Verf. berichtigt einige Angaben von Wahlenberg, die zwar für die nördliche Schweiz gelten, jedoch nicht für die 388 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Centralkette, welche von W. unvollständig untersucht war. P. Abies tritt hier in der obern Waldregion zurück und wird häufig. durch ?. Larix und P. Cembra ersetzt. Bei Zermat- ten, wo die Rothtanne das Niveau von 5000 nicht erreicht, liegt die Baumgrenze, durch die beiden letztgenannten Coni- feren gebildet, erst bei 7000. Ebenso verschwinden Buchen und Eichen auf der Centralkette in einem tiefern Niveau, als in der nördlichen Schweiz, jene im Oberhaslithal bei 3000’, diese bei 2460’. Liessen sich diese und ähnliche Unterschiede in der Bewaldung der Kalk- und Schiefer- Alpen gleich von dem geognostischen Substrat ableiten, so sei diese Erklärung nicht auf die Kulturgewächse anzuwenden, von denen v. M. ähnliche Verhältnisse nachweist. Nördl. Schweiz Centralkette. nach Wahlenb. Kirschbäume bis 2900° 4480’ im Matterthal. Apfelbiume - 3000° 3400 — Wallnussb. - 2000 3600’ im Lauterbrunnerthal(Kasthof.). Weinstock - 1700 2500’ bei Stalden. Cerealien - 2700° Weizen eig? bei ee local — 5000’. Gerste 6100’) Zermatt U(Martins). H. v. Mohl ist geneigt, diese Differenzen von klimatischen Ursachen abzuleiten. Er glaubt, dass die Vertheilung der Wärme auf die Jahreszeiten gerade die entgegengesetzte Wir- kung erwarten lasse, dass dagegen in Beziehung auf die at- mosphärischen Niederschläge, wenigstens auf deren Zunahme im Sommer (?), so wie auf den Feuchtigkeitszustand der Luft (?) die grössere Erhebung des Landes in der südlichen Schweiz ein continentaleres Klima besitze, als die von Wah- lenberg untersuchten Gegenden. Gewiss nähert sich die Cen- tralkette der Alpen den klimatischen Verhältnissen eines Pla- teaus mehr, als die steilern, schmalern Kalkalpen: doch scheint mir der grösste Theil der von v. M. hervorgehobenen Er- scheinungen durch die verschiedene Gestaltung der Thäler im Schiefergebirge erklärlich, während die Kultur des Bodens durch die Bildung der Oberfläche in den Kalkalpen und Con- glomeraten beschränkt wird. — Aus einem Aufsatze von ©. Heer über die Forstkultur in den Schweizer Alpen (Schweiz. Zeitschr. für Land- und Gartenbau 1843) ergeben sich die Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 389 bedeutenden Lokalverschiedenheiten in den Niveaugrenzen der Bäume gleichfalls. Die Extreme sind in folgender Tafel zu- samınengestellt. Nördl. Schweiz. Südl. Schweiz. Fagus sylvatica bis 4250' An nördl. Abhängen bis 3900' - südl. - - 4550 Acer pseudoplatanus bis 480 — — An nördl. Abhängen bis 4700’ 4660 in Tessin. - südl. - - 5000' Pinus Picea L. bis 5000' - Abies L. - 5500° — 5100 bei Airolo. Im Ober-Engadin steigt sie dagegen bis 6100, im Unter- Engadin bis 6600". Pinus Larix L. bis 6000° — 6500° in Graubündten. Im Engadin steigt sie gleichfalls höher, am höchsten an der Südseite des Passes zwischen Scarl und Münster- thal in der Nähe des Wormser Jochs bis 7150’. Pinus CembraL. bs — — 6500. Im Engadin höher, am höchsten in der Nähe von Stelvio bis 7280’. Pinus sylvestris L. bis 55000 — 6000‘. - Pumilio UK. - 6200° — 6750’ in Graubündten. 5000' im Engadin. re nee Albignathal. Durch diese Thatsachen erhält man einen Maassstab für \ den Einfluss der Oertlichkeit auf die Verbreitung der Ge- j wächse in der Schweiz, ein Einfluss, welcher hier so viel ö verschiedene, durch die Lage, Neigung und Oberflächenbildung _ der Thäler und Höhen bestimmte Klimate dicht an einander - rückt. Nur durch die vollständige Analyse aller dieser Ver- hältnisse kann hier eine einzelne abnorme Erscheinung erklärt werden. Aber im Grossen gleichen diese Lokalverhältnisse sich aus, und die von v. Mohl dargestellten Eigenthümlichkei- ten des berner Oberlandes und Wallis verlieren an allgemei- ner Bedeutung, wenn man sie mit dem Engadin vergleicht, einem Thale, welches gleichfalls zum Systeme der Centralkette gehört und nach Nordosten ausläuft. Systematische Schriften über die Schweizer Flora: Ha- | 390 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der genbach Supplementum Florae basileensis (Basel 1843. 8.); J. B. Brown Catalogue des plantes qui croissent naturelle- ment dans les environs de Thoune et dans la partie de ’Ober- land Bernois qui est le plus souvent visitee par les voyageurs (Thun: 1843, 8.): Catalog der Phanerogamen und Moose mit deren Standorten; Rapin le guide du botaniste dans le can- ton de Vaud, comprenant les descriptions de toutes les plan- tes vasculaires qui croissent spontanement dans ce Canton (Laus. 1843. 8.); Blanchet essai sur P’histoire naturelle des environs de Vevey (1843. 8.): mir nicht bekannt geworden; Reuter supplement au catalogue des plantes vaseulaires qui croissent naturellement aux environs de Geneve (Geneve 4841. 8.): 51 pag. mit Abbild. der Arabis hybrida R. — Die seltnern Gewächse bei Pfäfers zählt Kaiser auf (die Heil- quelle zu Pf. — St. Gallen 1843). — Schaerer’s Lichenes helvetiei exsiccati sind bis zum 18ten Hefte gediehen und ent- halten 450 sp. Das letzte Heft ist vom Schluss des Lichenum helveticorum Spicilegium' begleitet. Kirschleger giebt eine Uebersicht der Vegetationsver- hältnisse der Umgegend Strassburgs (Congres scientif. a.a. O.). Er zählt auf diesem grösstentheils kultivirten Alluvium 960 sp., die er in folgenden Formationen eintheilt: in arvis: 290 sp., in pratis: 300 sp., in campis (incultis ete.): 120 sp., in syl- vis: 280 sp., in paludibus: 80 sp., in aquis: 110 sp., in ripa Rheni: 20 sp. Von mehreren Botanikern in der Normandie (Hardouin, Le Olere, Fourneaux und Eudes-Des- lonchamps) wird die Wiesenvegetation an der Orne vom Dorfe Louvigny (südlich von Caen) bis zum Meere, geschil- dert (Mem. de la soc. Linneenne de Normandie, Vol. 7). Diese Arbeit zeigt den Einfluss des Bodens auf die Verthei- lung der Wiesenpflanzen. Wo regelmässige Ueberschweni- mungen stattfinden, ersetzt Agrostis vulgaris. die übrigens vor- züglich aus Hordeum secalinum und Cynosurus gebildete Gras- narbe, oder wo die Fluthen des Meers zweimal monatlich übertreten, wechselt die Agrostis mit G/yceria maritima und Festuca rubra var, maritima, Von Schultz Flora Galliae et Germ. exsiccata sind jetzt 6 Centurien ausgegeben. Die französische Flora behandeln j folgende Schriften: Cosson, Germain et We ddel Intro- er en Mn Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 391 duction ä une Flore analytique et descriptive des environs de Paris (Paris 1842. 12.); von denselben Verf. Supplement au catalogue raisonne des plantes de Paris (Paris 1843. 12.); eine neue Auflage erschien von Bautier Tableau analytique de la Flore Parisienne (Paris 1843), so wie auch: von Merat unter dem Titel Revue de la Flore Parisienne (Paris 1843): die letztere in Opposition gegen die exactere Arbeit von Cos- son u.s. w.; Godron Flore de Lorraine: begreift die Dep. Meurthe, Moselle, Meuse und Vosges (Nancy 1843. 3 Vol. 12.); von demselben Verf. Monographie des Rubus, qui crois- sent naturellement aux environs de Nancy (ib. 1843. 8.); Desmazieres dixieme notices sur quelques plantes erypto- games-recemment decouvertes en france (Ann. sc. nat. 19. p- 335 — 373): enthält neue Pilze, besonders Pyrenomyceten und einige Pezizen;, Tulasne beschreibt die unterirdischen Lycoperdaceen der Gegend von Paris mit mehreren neuen Arten und den neuen Gattungen Hydnobolites und Delastria (Ann. sc. nat. 19. p. 373 — 381). Massot hat eine Tafel über die Vegetationsgrenzen am Canigou in den Pyrenäen publizirt (Comptes rendus v. 17, auch abgedruckt in der Regensb. Fl. 1844. S. 84 und in der Bot. Zeit. 1844. p. 427). Für die alpinen Pflanzen sind diese Messungen von Bedeutung. -Die Holzgewächse erscheinen vom Gipfel aus, der 2785 Meter hoch liegt, abwärts in folgender Ordnung: Rhododendron ferrugineum L. (1322”) — 2540”. Genista purguns L. Pinus Abies L. (1500”) — 2415. Sambucus racemosa L. 2063. Betula alba 1987. Pinus Picea L. 1950. Sorbus Aucuparia L. 1838. Populus tremula L. 1640. Amelanchier vulgaris Mech. Kulturgrenze der Kartoffel und des Roggens: Erndte Anf. Septemb. ni Fagus sylwatica L. 1623. Corylus Avellana L. Lonicera Xylosteum L. 2 392 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Sorbus Aria Cr. 1566". Rubus fruticosus L. 1322. Crataegus Oxyacantha L. 1250. Prunus spinosa L. 1050. Nex Aquifolium L. 987. Cornus sanguinea L. 4 Roggenerndte Mitte Juli. Castanea vesca G. 800. Alnus gluiinosa G. 800. Sarothamnus scoparius W. G. ” Kulturversuche des Weinstocks 750. Acer monspessulanum L. 700. Evonymus europaeus 1. % Ergiebige Weinkultur 550. Olivenkultur 420. Nach Bory ist die auf den Gebirgen Andalusiens einhei- mische Eiche @zercus baeiica Webb. identisch mit @. Aobur Desf. und in Algerien weit verbreitet. Der Erstere hat sie @. Mirbecki genannt. (Comptes rendus. v. 17). Systematische Bemerkungen über einige südeuropäische Gramineen hat Link mitgetheilt (Linnaea 1843. p. 385—407). Eine interessante Abhandlung über den Vegetationscha- rakter von Neu-Castilien hat Reuter in der Genfer Gesell- schaft für Naturkunde vorgelesen (Essai sur la vegetation de la nouvelle Castille. Geneve 1843. 4. 34 pag.) Das über 2000‘ hohe Plateau von Madrid wird nach N. von der Sierra de Guadarrama begrenzt, den Mts. Carpetano-Vetoniques (bei Boissier), welche 8 Monate mit Schnee bedeckt bleiben. Die mittlere Wärme scheint in Madrid (2050) = 15° C. zu be- tragen (v. Humb.), die des Sommers — 24°,8, des Winters —= + 6°,1 (Schouw): doch fällt das Thermometer im Winter regelmässig unter den Gefrierpunkt, so dass man fast jedes Jahr auf dem Teiche von Retiro Schlittschuhe läuft; selten sinkt es tiefer als — 6°, doch hatte man im J. 1830 — 10°, im Jahre 1802 — 11,25° C. Im Sommer steigt das Thermo- meter bei stiller Luft im Schatten zuweilen auf 37° bis 41°. Nur im Winter und Frühling finden atmosphärische Nieder- schläge statt bei vorherrschenden Nordwinden, welche durch das Gebirge abgekühlt werden. Im Frühlinge wechseln diese ei DZ u En | u Pflanzengeographie während des Jahres 1843: 393 Luftströmungen mit westlichen und südlichen, welche den Som- mer charakterisiren und von heiterem Himmel und grosser Trockniss begleitet sind. Auch der Herbst ist durchaus hei- ter bis zum December. Die Epochen der Vegetation scheinen um einen Monat früher einzutreten, als in Genf: Ende März waren die Bäume schon ausgeschlagen, Kirschen und Syringa blühten. Die Vegetation der Kräuter beginnt Anfang März und ist Ende Junius bis auf einige der Dürre widerstehende Stauden völlig geschlossen (p. 12). — Das Plateau, durch niedrige Hügelreihen wellenförmig gebaut, in der Nähe der Hauptstadt grossentheils mit Weizen- und Gerste-Feldern be- deckt, von Wald und sogar von Gesträuch fast vollständig entblösst, bietet den einförmigsten Anblick dar und wiederholt überall denselben eingeschränkten Horizont. Die Pflanzenfor- mationen werden durchaus vom Boden bestimmt und zerfallen hiernach in 4 Klassen, die des Thons, des Gyps, des Sandes und Granits. Der Thonboden erstreckt sich sidwärts von Madrid über den grössten Theil der Mancha. Die Hügel des- selben z. B. von Aranjuez bis Alcala bestehen aus salzhalti- gem Gyps, von dessen Quellen das Kochsalz efflorescirt und Halophyten genährt werden. Nördlich und westlich von Ma- drid wird die Fläche bis zum Gebirge aus grobkörnigem, steinlosem Sande gebildet, der durch die Dürre fast wie der Thon einen hohen Cohäsionsgrad erhält. Der granitische Boden endlich bildet die Sierra de Guadarrama selbst und die Blöcke derselben sind auch über den Sandboden zerstreut. Diese Gebirge erreichen eine Höhe von 7 —8000° und die Pässe nach Alt-Castilien liegen zwischen 4500° und 5500°. — Der Kalk findet sich in -der Nähe von Madrid nicht; zuerst zeigt er sich ostwärts gegen Cuenga und mit ihm erscheinen hier sogleich die grossen Gesträuchformationen Cataloniens, welche dem Plateau von Neu-Öastilien fremd sind. Das Getreide des Sandbodens ist ärmlich, auf dem Thon wird es wohl 4‘ hoch. Als Futterkräuter baut man besonders Garbanzo’s (Cicer arietinum) und Algarroba’s (Ervum monan- thos). Nur in geschützter Lage kommen Weinstock und Oel- baum fort, aber die Oelbäume bleiben klein und dürftig. Wiesen fehlen gänzlich; selbst die Kräuterwiesen am Manza- nares bestehen nur aus jährigen Gräsern und Leguminosen, Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 2. Bd. Ce 394 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der die gegen den Sommer bald von dornigen Stauden verdrängt werden, z. B. Centaurea Calcitrapa, Eryngium campestre, Ono- as spinosa, Xanthium spinosum, oder, wo sie sumpfiger wer- den, grossen Rasen von Juncus acutus und Scirpus holoschoe- nus Platz machen. — Nach alten Chroniken sollen einst auf der Hochfläche von Madrid Wälder gestanden haben (p. 13) und Ueberreste derselben aus verkrüppelten, weitläuftig ge- sonderten Eichen, besonders @uercus Dex, sieht man noch auf den Sandhügeln der Casa del Campo und des Pardo ver- eint mit blattlosen Genisteen (Aetama sphaerocarpa, Saro- thamnus scoparius), allein diese nebst den Uferbäumen der Flüsse (Salix, Populus, Ulmus, Fraxinus angustifolia Vahl) und einigen Sträuchern ( Tamarix gallica, Crataegus, Rosa, Rubus, Rhamnus, Osiris) sind auch die einzigen Holzgewächse des Plateaus. Es lässt sich nachweisen, dass der Holzmangel nur Folge der Trockenheit ist: dies beweisen die hochstäm- migen Pflanzungen im Thalwege des Tajo. bei Aranjuez, so wie die in neuerer Zeit gepflanzten und durch Begiessung unterhaltenen Alleen in Madrid. — Uebersicht der Pflanzen- formationen: 4) Thonboden, An den Aeckern erscheinen zuerst Bras- sica orientalis, Lathyrus erectus Lag., Turgenia, Glaucium corniculatum, Polygonum Bellardi; diese werden später durch dornige Synanthereen verdrängt: Picnomon, Scolymus, Nan- thium, Onopordon nervosum Boiss.; Ende Sommer bleibt nur noch Zeballion übrig, das zuletzt seine Früchte entwickelt, auch Crozophora ist häufig. — Die unbebauten Flächen und Hügel (campi) sind mit aromatischen Kräutern bewachsen, einer Formation, die in Spanien nach dem Thymus (Tomillo) den Namen Tomillares führt. Hier besteht die Vegetation aus Thymus tenuifolius, Teucrium capitatum und Sideritis hirsuta, denen verschiedene das Land charakterisirende Gewächse bei- gemischt sind, z. B. Queria, Minuartia, Astragalus macror- rhizus und narbonensis, Echinops strigosus, Cynosurus Lima, Stipa barbata. — Uferpflanzen: Althaea officinalis, Lavatera trüloba, Cochlearia glastifolia, Gypsophila perfoliata, Sonchus erassifolius. — Halophyten, am üppigsten entwickelt am Teich von Ontigola bei Aranjuez: Spergularia marina, Frankenia pulverulenta, Erythraea spicata, Atriplex, Suaeda setigera, eg Pflanzeneeographie während des Jahres 1843. 395 Jruticosa und maritima, Salicornia, Hordeum maritimum und kultivirt wird Salsola Soda. 2) Gyps. Dessen Vegetation ist auf gleichem Substrat auch durch”ganz Arragonien verbreitet. Die steilern Abhänge sind mit Rasen. von Frankenia thymifolia bewachsen und diese begleiten: Peganum, Lepidium subulatum und Cardami- nes, Helianthemum squamatum, Gypsophia struthium, Zolliko- Feria, Salsola vermiculata. — WUebrige Uharakterpflanzen: Wella pseudocytisus, Iberis subvelutina Guss., Herniaria fruti- cosa, Centaurea hyssopifolia, Statice dichotoma Cav, — Vom südlichen Spanien bis Aranjuez verbreitet ist, die Krone der Hügel bekleidend, die gesellige und vielfältig benutzte Stıpa tenacissima; mit dieser wachsen mehrere Cisteen, Pimpinella dichotoma, Rosmarinus, Fritillaria. — Sehr isolirte Gesträuche aus Auercus coccifera wit Rhamnus lycioides, Betama sphae- rocarpa und Bupleurum frutescens. 3) Der Sandboden wird durch zahlreiche Cruciferen cha- 'rakterisirt, die vielleicht nirgends ebenso mannigfaltig an Ar- ten und gesellig in ihren Individuen sind wie hier, und im Frühling die Ackerfluren gelb färben. Mit dieser vorherr- schenden Farbe mischen sich dann blaue Boragineen und _ weisse Anthemideen: Diplotaxis catholica und virgata, Sisym- brium contortum und hirsutum Lag., Brassica laevigata und n valentina, Sinapis heterophylla Lag.; Anchusa undulata und italica, Echium violaceum; Anthemis mixta, pubescens und arvensis; ferner Malcolmia patulau, Hypecoum grandiflorum und pendulum, RRoemeria hybrida, Cerastium dichotomum, Ve- ronica digitata, Aphanes cornucopioides und mehrere Linaria- Arten, namentlich die höchst gesellige L. ramosissima Boiss., sodann L. kirta und spartea. Wenn diese reiche Vegetation verschwunden ist, werden die Aecker von Zanacetum miero- phyllum DC. überzogen. — Ausgedehnte Flächen nehmen die - Tomillares ein, welche hier aus TAymus tenuifolius und Ma- stichina, Santolina rosmarinifolia und Lavandula pedunculata bestehen. Unter diesen sieht man im Frühling eine mannig- faltige Vegetation von jährigen Kräutern und Gräsern: meh- - rere Cisteen, namentlich Hel. sanguineum Lag. und aegyptia- cum, Astrolobium durum, Campanula Loefflingiü, Myosotis Zutea, Pyrethrum pulverulentum, Prolongoa pectinata; Aira Öc* 396 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der involucrata, minuta, lendigera und articulata, Holeus setiglu- mis, Bromus ovatus, Psilurus anistatus, Hordeum erinitum. Nachdem diese Gewächse verschwunden sind, erscheinen grös- sere Stauden, besonders Umbelliferen: Thapsia villosa, Mar- gotia laserpitioides, Daucus crinitus, Magydaris panacina, Pimpinella villosa; Verbascum sinuatum “und pulverulentum, Ruta montana, Onopordon illyricum, Centaurea ornata. 4) Auf den Granit der Sierra de Guadarrama verbreiten sich diese Tomillares bis etwa zu 4000’, nach und nach sich mit andern Gewächsen vermischend. Die stärkere Bewässe- rung des Bodens bringt hier manche mitteleuropäische Pflan- zen zur Entwickelung. — Weitläuftige, vor den Schafheerden geschützte Weidestrecken (Dahesa) für Rindviehheerden sind mit Gestrüpp von Quercus Toza und /aginea bedeckt; an Felsen stehen Gesträuche von Jasminum fruticans, Lonicera etrusca, Daphne Gnidium, Juniperus Oxycedrus. Hier treten auch zuerst Cistus-Rosen auf: (. Zadaniferus und laurifolius. Mehrere neue Pflanzenarten wurden in dieser, übrigens vom Plateau wenig verschiedenen Region von R. entdeckt, z. B. Ranunculus carpetanus, Paeonia Broteri, Silene Agrostemma, Hispidella; ferner wachsen hier Caucalis hispanica Lam., Di- güalis Thapsi, Dianthus lusitanicus, Anlirrkinum hispanicum Chav., Macrochloa arenaria, einige Orchideen, Irideen; im Schatten der Eichensträucher: Arenaria montana, Bunium denudatum, Valeriana tuberosa, Scilla nutans. — Die obere Region des Gebirgs über 4000' ist die der Genisten, indem sie fast vollständig von Genista purgans bekleidet wird. Ein- zeln kommen Sträucher von Juniperus und Adenocarpus hi- spanicus vor, auf dem letztern lebt die echte Cantharide. In dieser Strauchregion wachsen Arabis Boryi Boiss., Linaria delphinoides Lag., saxatilis Chav. und zivea Boiss., Senecio Tournefortiüi und Duriaei Gay, Narcissus apodanthos. — Einige höhere Gipfel erheben sich über die Ginsterregion und tragen eine dichte, harte Grasnarbe von Festuca curvifolia Lag., vermischt mit Armeria juniperifolia W. Von alpinen Pflanzenarten giebt es nur wenige Andeutungen z. B. Sazxi- /raga nervosa und Aypnoides, Sedum hirsutum und brevifolium, aber zugleich wachsen selbst hier noch die annuellen Sand- pflanzen der Ebene von Madrid. An den Gebirgsbächen wird R, Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 397 die Grasnarbe von Nardus stricta gebildet mit Pedieularis sylvatica, Jasione carpetana und Veronica serpyllifolia. Nur auf dem nördlichen Abhange der Sierra kommen Wälder von einer zweinadeligen Fichte vor (P. sylvestris R.) und hier werden grosse Räume von Pteris bedeckt. — Die Sierra de Gredos, die westlichste und höchste Erhebung die- ser Kette, unterscheidet sich wenig in ihrer Vegetation und ist in noch höherm Grade pflanzenarm und einförmig. — In- teressanter scheinen die von R. in zu später Jahreszeit be- suchten Gebirge südlich von Toledo. Diese weitläuftigen, ab- gerundeten Höhen gehören zu der Vegetationsform des Monte Baxo, worunter der Spanier die gesellig wachsenden Eichen- sträucher versteht. — Aber weit grösser ist der Gegensatz der Sierra Nevada: denn alle Gewächse, welche dieser und der Guadarrama gemeinsam sind, wachsen ohne Ausnahme zugleich in Asturien und auf den Pyrenäen. Reuter hat überhaupt 1250 Pflanzenarten in Neu-Castilien gesammelt. Die neuen Arten (gegen 50 sp.) sind in Verein mit Boissier von ihm in der Bibliotheque universelle de Ge- neve (1840) publicirt. Die artenreichsten Familien dieser Sammlung sind folgende: 143 Synanthereen, 123 Gramineen, - 410 Leguminosen, 76 Crueiferen, 61 Caryophylleen, 54 La- biaten, 52 Scrophularineen, 38 Rosaceen, 33 Ranunculaceen, 38 Boragineen. — Merkwürdig ist die Wiederkehr einer Reihe von eastilischen Pflanzen in der Krim, ohne dass sie die zwi- schenliegenden Länder irgendwo besitzen. R. erklärt diese _ merkwürdige Thatsache durch die Analogie des excessiven - Klimas und des geognostischen Substrats, namentlich im festen - Thonboden und salzhaltigen Gyps hervortretend. Die Pflanzen, “ welche zu dieser Erklärung auffordern, sind: ZLepidium per- _ foliatum, Meniocus linifolius, Mollugo Cerviana, Minuartia id > dichotoma, Aueria hispanica, Callipeltis, Campanula fastigiata, _ Veronica digitata, Acinos graveolens, Rochelia stellulata, Plan- N rag Loeflingüi. ? Schriften über die italienische Flora. Von Bertoloni’s Flora italica ist der fünfte Band erschienen, welcher die 11., 12. und 13. Klasse enthält (Bologna 8.). — Von Moris’ Flora sardoa, einem für die Systematik der sideuropäischen Pflanzen unentbehrlichen Quellenwerke, der zweite Band, wel- cher nach De Candolle’s Familienanordnung die Rosaceen bis 398 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der zum Schluss der Ericeen von Nr. 411—779 nebst Taf. 73 bis 93 begreift (Turin 1840—43. — 4.) — Puceinelli Syn- opsis plantarım in agro Luccensi sponte nascentium (Lucca 1842). Desselb. Additamentum ad Synops. Luce. ( Giornale bot. Ital. fase. 1). — Gussone Synopsis Florae siculae (1842): eine neue Bearbeitung seines Prodromus. — Todaro Orchi- deae siculae (1842). — Gasparrini nonnullarum plantarum deseriptiones (Rendiconto accad. Nap. 1842, extrah. in Bot. Zeit. 1843. S. 643): 1 Geranium und 1 Fumaria aus Cala- brien, 1 Cerinthe von Neapel, 1 Sedum von den Nebroden. Ball hat einige Bemerkungen über seine botanische Reise in Sieilien publizirt und bei diesem Anlass einen sehr vollständigen Catalog der sicilianischen Gramineen (240 sp.) ausgearbeitet (Ann. nat. hist. 11. p. 338—351). Die Angabe im vor. Jahresb. (S. 391), als ob Schouw in Pompeji Opuntia und Agave nachgewiesen hätte, scheint nach der Bot. Zeit. (1844. S. 581) nur auf fehlerhafter Ueber- setzung seines Vortrages in Stockholm zu beruhen. Ueber die Vegetation um Pola in Istrien sind einige nur Bekanntes enthaltende Bemerkungen von v. Heufler in der Regensb. Flora abgedruckt (1843. S. 767). Zanardini hat in einer neuen, systematischen Schrift seinen Catalog der dalmatischen Algen bis auf 272 Arten ver- vollständigt (Saggio di classificazione della Ficee. Venezia 1843. 64 pag. 4.). In dem Werke von Davy über die jonischen Inseln (Notes on the Jonian islands and Malta. London 1842, 2vol. 8.) sind zweijährige Beobachtungen über das Klima von Konstan- tinopel enthalten, aus denen ich die für die Vegetation wich- tigsten Werthe aushebe (2. p. 400). Mittlere Wärme. ne Te PR 1839. 1840. Jauar = + 2/2 = + 4°%8C. Februar = + 5°6 = + 41 - März == = AC- \ April = 6, Mai = +14 = +45%5 - Juni = +21’1 = +20°6 - Max. der Temp. +31°,7 = +32°,7 C. Min. 44 um — 17 = 0 — 44 - Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 399 Mittlere Wärme. 1839. 1840. Juli = 42202 = +2405 C. Auguste = +26°7 = —+22°,9 - Septemb.= +20° = +20°,6 - October = +17°2 = +15°6 - Novemb.= +13°%9 = +12°,7 - Decemb. = + 7%8 = + 3°2 - Mitt. Wärme = +13°3 = 14°,7.C. Vorherrschende Windesrichtung Nordost (215 und 199 Tage), Südwest (99 und 113 Tage). Regentage = 102 und 122. Regenmenge 1840 — 31,65”; fast regenfrei Mai, Juni, Juli, August; zwischen 1” und 2” im November; zwischen 2” und 3“ im Februar und April; zwischen 3” und 5” im Mai, September, Oktober, December; über 6” im Januar. Nach Davy’s Messungen schwanken die Quellentempera- turen auf den jonischen Inseln im Niveau des Meeres zwi- schen 16° und 18° ©. — Die mittlere Wärme von Malta (1. p- 261) beträgt = 17°,8 C., das Maximum der Temperatur — 31°,1, das Minimum = + 5° C. Dasselbe Werk enthält eine nicht unbedeutende Reihe von Beobachtungen über den Salzgehalt und die Wärme des mittelländischen Meeres. Die gewöhnliche Annahme, dass es speeifisch leichter und wärmer sei, als das atlantische Meer, wird hierdurch keineswegs unterstützt. Bei den Untersuchungen von Forbes über die Verbrei- tung der niedern Thiere im ägäischen Meere sind auch die Algen, wiewohl nur im Allgemeinen, berücksichtigt (Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean Sea: from the Report of the British Association for 1843). In den von Forbes angenommenen 8 Regionen von 0'—1380' Tiefe ver- breiten sich die vorherrschenden Algen in folgendem Ver- hältniss: 1. 0 — 12‘. a. Ueber der Ebbelinie Dietyota dichotoma und Corallina officinalis. b. Unter der Ebbelinie. Die charakteristische Fucoidee ist Padina pavonia. 2. 12’—60°. Der Schlamm ist gewöhnlich grün von 400 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Caulerpa prolifera. — Der Sandboden ist reich an Zostera oceanica. 3. 60’—120'. Caulerpa und Zostera nehmen allmählig an Masse ab, 4. 120'— 210‘. Fucoideen sind häufig, besonders Di- ctyomenia volubilis, Sargassum satirifolium, Codium Bursa und fabelliforme, Cystosira. Corallinen nehmen zu. — Nulli- poren und Spongien in Menge. 5. 210’— 330‘. Die Fucoideen nehmen ab; Dietyomenia volubilis ist selten, häufiger Aytiphloea tinctoria und Chrysi- menia uvaria. — Der Seeboden besteht grösstentheils aus Nulliporen und Thierschalen. 6. 330°— 474‘. Fucoideen kommen nur noch äusserst selten vor. Der Seeboden besteht aus Nulliporen. — Wie- wohl in dieser Tiefe die höhern Algen kaum: noch gedeihen, leben hier doch noch viele Pflanzen ‚fressende Testaceen, wo- durch die Meinung, dass die Nulliporen Pflanzen sind, eine neue, sehr erhebliche Stütze erhält. 7. 474'— 630. Die Algen sind mit Ausnahme der Nulli- poren, welche noch gewöhnlich den Meeresboden: bilden, völ- lig verschwunden. . 8. 630°— 1380’ Hier scheinen auch die Nulliporen zu fehlen: denn der Meeresboden besteht von hier an aus gelbem Schlamm mit Resten von Foraminiferen. Von meinem Spieilegium Florae rumelicae et bithynicae, worin gegen 2000 Gewächse systematisch bearbeitet werden, erschien der erste Band (Braunschw. 8.), die Polypetalen, fast die Hälfte des Ganzen, enthaltend. Nach dem Schlusse dieser Arbeit werde ich auf dieselbe zurückkommen. Der Bericht C. Koch’s über seine Donaureise nach Konstantinopel (Bot. Zeit. 1843. S. 605) scheint ohne Vor- wissen‘ des Verf. gedruckt und muss wegen der Unsicherheit der Pflanzennamen (z. B. Pinus Cembra und Ammodendron am Bosporus) übergangen werden. Tenore hat Bemerkungen zu Sibthorp’s Flora graeca publieirt, welche bei der Vergleichung der italienischen und griechischen Flora nicht zu übersehen sind (Rendiconto ac- cad. Nap. 1842, extrah. in Bot. Zeit. 1843. S. 877), — Schultz hät eine bedeutende Anzahl von neuen, griechischen Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 401 Orobanchen aufgestellt (Regensb. Fl. 1843. S.125): allein die Beschreibungen sind mangelhaft und die Arten ohne Zweifel grösstentheils unhaltbar. ll. Asien. Aucher-Eloy’s orientalische Tagebücher sind vom Gr. Jaubert herausgegeben (Relations de voyages en Orient de 1830— 1838, par Aucher-Eloy, reyues par le te. Jaubert. Paris 1843. 2 Vol. 8.). Der wissenschaftliche Gehalt dieses Werks ist nicht bedeutend, allein die Wichtigkeit von des Verf. jetzt bereits grösstentheils bearbeiteten Sammlungen ver- leiht selbst einem einfachen Itinerar, wonach sich die Lokali- tät und Blüthezeit der meisten Pflanzen feststellen lässt, ein grosses Interesse. Der Uebersicht dieser Reisen schicke ich, da A. E. keine Höhenbestimmungen gemacht hat, eine Bemer- kung von Ainsworth voraus, die in dessen neuestem Reise- werke vorkommt (Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea and Armenia. London 1842. 2 Vol. 8.: daselbst 2. p. 374) und wodurch die Niveauverhältnisse eines Theils der von A. E. besuchten Gegenden nach eigenen Mes- sungen trefiend charakterisirt werden. Klein-Asien ist ein Hochland, von einem flachen oder hügeligen Litoral umgürtet, welchem an der Nordseite eine zweite Terrasse von niedrigen Ebenen folgt, z. B. die von Duzcha östlich von Nicomedien 250‘, von Boli 570‘, von Vezir Köpri oberhalb der Mündung des Kizil-Irmak 800’ u.s. w. Hierauf beginnt südwärts die Erhebung des von Persien gegen das ägäische Meer stufen- weise gesenkten Plateaus, bei Angora 2700’, selbst bei Ka- stamuni in der Nähe des schwarzen Meeres südwestlich von - Sinope noch 2400° hoch, aber bei Erzerum sich in einer Höhe von 6000’ behauptend. Dieses Plateau mit seinen un- regelmässig zerstreuten Bergkegeln, von denen der höchste, der Argäus bei Kaisaria nach Hamilton 12809’ misst, schliesst - zahlreiche Becken ohne Wasser - Abfluss ein: namentlich Ak- Scher 2300, Konia 2900‘, den grossen Salzsee Koch -Hissar südlich von Angora 2800‘, Erekli am nördlichen Fusse des - Taurus 2600‘, Kara-Hissar bei Kaisaria 3420, den See Van 5460° und Urmia 4300. Der Taurus oder die südliche Rand- kette dieses grossen Hochlandes fällt nach Süden schroff theils 402 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der zum Litoral, theils zu den Ebenen von Assyrien und Meso- potamien ab, von denen die letzteren nirgends über 700° Meereshöhe besitzen. Die erste Reise Aucher-Eloy’s dauerte vom November 1830 bis Oktober 1831. Sie berührt Aegypten, wo er vom Dezember bis März, und Syrien, wo er die Monate April bis Juli zubrachte; den August widmete er der Bereisung von Cypern. — Das unvollständige Journal von 1832 zeigt, dass A. E. in diesem Jahre Smyrna und Rhodos besuchte, worauf er über Moylah und Guzel-Hissar zurückkehrte. — Die dritte Reise umfasst das Jahr 1834. Im Mai gelangt er von Kon- stantinopel über Nicomedien und Angora bis Kaisaria; im April ‚über Tarsus nach Skanderun und Antiochien; im Mai untersucht er die Gegend von Aleppo und Aintab: zwischen Antiochien und Aleppo bemerkt er den plötzlichen Uebergang von der mittelländischen zu der syrischen Vegetation (Vol. 1. p- 84); im Juni geht er über die Taurus-Pässe nach Malatia am Euphrat und folgt diesem Strome aufwärts bis in die Nähe von Arabkir; ferner im Juli über Erzingan nach Erzerum. — Vierte Reise im Jahre 1835. Februar: Konstantinopel, Brussa, Kutaja, Ophium-Karahissar, Ak-Scher; März: Konia, Adana: Crocus, Hyacinthus, Anemone coronaria und andere in Blüthe den 9. März am Südabhang des Taurus, — Skanderun: Phoe- nix zahlreich an der Küste, Gebüsche von Myrtus, Laurus, Styrac und Arbutus Andrachne gegen Antiochien, — Aleppo: Vegetationszeit der Steppe dauert von Ende Februar bis Juni Gib. p. 177); April: Bir, Mardin, Mossul: als vorherrschende Steppenpflanzen zwischen den beiden letztern Städten werden genannt Serratula cerinthefolia DO., Sinapis Oliveriana, Ave- nae sp. (ib. p. 191); Mai: längs des Tigris nach Bagdad: Ufer des Flusses bedeckt mit Tamarix gallica, Populus euphratica Oliv:, Capparis leucophylla, Sinapis laevigata, un- terhalb Dor (34° N. B.) beginnen die Dattelpalmen häufiger zu werden, bedeutende Palmenwaldungen bei Hilla und Ker- bela, vorherrschende Gewächse der Salzsteppe: Tamarix py- cnocarpa Decaisn., gallica, Chenopodium fruticosum, Zygo- phyllum simplex, Peganum, Fagonia Bruguieri, Cucumis sp. ; Ajuga elongata MB., Savignya aegyptiaca (ib. p. 227); Juni: Kermanschah: Grenze von Phoenix gegen Persien bei Hadschi- 3 2 ” Ri . Pflanzengeographie während des Jahres 1913. 403 Kara-Khani, südwestlich von Elluan (ib. p. 231), — Hamadan, Besteigung des Elwend; Juli: Scheschnau, Ispahan; August: Exeursion nach dem südwestlich gelegenen Gebirge Zerdaku (32° N. B.), dessen Höhe A. E. auf mehr als 10000 schätzt, — Fortsetzung der Reise über Kaschan bis Teheran; Septem- ber: Excursion nach dem Demawend, Kasbin, Tawris. Die Kette des Elbruz besitzt keine Coniferen-Region. Die Wälder bestehen aus Quereus, Fagus, Uhnus, Celtis, Diospyros, Gle- ditschia caspica, Acacia Julibrissin, Platanus. Darüber folgen Gesträuche von Paliurus und Juniperus hispanica A. E., in der alpinen Region ein anderer Juziperus, Rosa und Berberis (ib. p. 335). Fünfte Reise 1836: Smyrna, Chios, Syra, Athen, Parnass, Euböa, Thessalien, Olymp, Hajion-Oros, Skyros, Lemnos, Im- bros, Hellespont, Brussa. — Sechste und letzte Reise 1837 und 1838. März: Nicomedien, Angora; April: Tokat, Baibut; Mai: Erzerum, Koi, See Urmia; Juni: Tawris, Ardebil; Küste ‘von Ghilan, Rescht; Juli: Erzevil am Südabhang des Elbruz; August, September: Untersuchung dieses Gebirgs, zweite Be- steigung des Demawend; September bis December: Aufent- halt in Teheran; Januar: Ispahan, Schiras: Frühlings- Vegeta- tion beginnt Mitte Januar mit einem Bulbocodium (Colchicum crocifolium Boiss.) und im Februar ist die Gegend mit Blü- ‚then bedeckt, die einzige Regenzeit dauert vom 15. Januar bis 15. März, — Buschir am persischen Golf; Febr.: Dschar- run, Lar: Mimosen werden häufig, — Bender-Abassi; März: "Veberfahrt nach Maskate: die Küste ist bei Sohar mit Palmen- wäldern bedeckt (V. 2. p 545), Excursion ins Innere bis zum Gebirge Akadar (etwa 5000° hoch); April: Ueberfahrt nach Bender-Said und zurück nach Bender-Abassi; Mai: Forg, Darap: Grenze der Palmenvegetation zwischen D. und Fasa (ib. p. 600), — Schiras; Juni: Rückreise nach Ispahan. Tod ‚des Reisenden daselbst im Oktober. Ainswortli (a. a. O. V. 2. p. 131) schildert den jährlichen _ Verlauf der Vegetation in der Umgegend von Mossul. Wäh- rend des feuchten Februars, dessen mittlere Temperatur=10°C. betrug, keimten die Frühlingspflanzen, welche den einzigen Schmuck der Steppe bilden. Anfang März blühten Anemone und Narcissus; in der 2ten Woche dieses Monats Aununculus- 404 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Arten, Feigen und Aprikosen schlugen aus; in der 3ten Woche blühende Cruciferen und Orchideen, Aanunculus asiaticus und Traganth-Astragalus. Gegen den April standen etwa 20 Pha- nerogamen in Blüthe, namentlich Gladiolus, Sternbergia, Trol- lius asiaticus und eine kleine Anthemidee; Mandelbäume ent- falteten die Blumen, Wassermelonen keimten. In der letzten Hälfte dieses Monats betrug die mittlere Temperatur = 15° C. Mit dem Mai begann die trockene Jahreszeit; auf die Früh- lingsgräser folgten jetzt andere Arten von Chrysurus, Dacty- Zactenıum u. a.; unter den Phanerogamen herrschten Euphor- bien und Synanthereen; die Getraide-Erndte dauerte von der Mitte bis zum Ende des Monats, zu welcher Zeit die mittlere Temperatur bis 30° ©. stieg. Jetzt begannen alle Phaneroga- men zu verdorren, nur ein weisses Trifolium und Nigella damascena blühten noch. Nur die vorherrschenden Gewächse der Steppe Artemisia-Arten und Mimosa bleiben zuletzt übrig. Im Juli steigt die Hitze auf 40° C. und von nun an dauert der Winterschlaf der Vegetation bis zum nächsten Frühjahr. — Als die häufigsten Pflanzen der mesopotamischen Steppe, deren leichte, rothe Erdkrume nach Aucher-Eloy auf einer Kalkformation ruht und mit deren. Gerölle gemischt ist, be- zeichnet Ainsworth (ib. p. 177) Artemisia fragrans und Absinthium; hier und da finden sich andere socielle Pflanzen, z. B. Allium, Roemeria, Silene, Erigeron ( Aster pulchellus Ainsw.), Anthemideen u. a. Wo der Boden weniger trocken ist, berrscht eine 4vena meilenweit, nebst einigen anderen Gräsern und Synanthereen: Chrysanthemum, Gnaphalium, Crepis, Centaurea. Ganz pflanzenleer ist die Steppe nirgends, aber nackte Strecken sind oft nur von Lichenen bedeckt, be- sonders von einer grauen Leeidea mit schwarzen Apothecien, einer Cetraria und einigen Verrucarien. Die Region der Eichenwälder im Hochgebirge von Kur- distan bei Amadia reicht von 1500’— 2500’ nach den Mes- sungen von Ainsworth (ib. p. 194). Am See von Urmia besteht die Steppenvegetation fast aus denselben Gewächsen, wie im Tieflande von Mesopota- mien und Babylon, ungeachtet des um fast 4000‘ höhern Ni- veaus (ib. p. 301). Nur werden die Artemisien grossentheils durch Traganth-Astragalus-Arten vertreten: A. verus und tra- Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 405 gacanthoides. Wo die Steppe salzfrei ist, wachsen Nrgella damascena wit Capparis spinosa und ovata, wie bei Mossul, oder die Fläche ist mit Onoris und einem Mesembryanthe- mum bedeckt, welches wie bei Hilla vegetirt. Die Vegetation der Salzsteppe am Urmia besteht aus Chenopodeen: Salsola, Salicornia. M. Wagner bestieg den grossen Ararat und fand die Baumgrenze, von einigen Birkengruppen gebildet, in der Par- rot's Bestimmung entsprechenden Höhe von 7800’. Indessen sind die Gebirgsabhänge Armeniens fast ebenso baumlos, wie die Hochfläche. In gegenwärtig völlig kahlen Gegenden wurde die ehemalige Existenz von Wäldern dem Reisenden von Ein- gebornen versichert. (Augsb. Zeit. 1843. Nr. 214). Die systematischen Arbeiten über die vorderasiatische Flora sind auch im verflossenen Jahre bedeutend weitergeführt worden. Von Boissier’s Diagnoses plantarum orientalium (s. vor. Jahresb.) erschien dass 2te und 3te Heft und diese wichtige Publication wurde 1844 mit dem 4ten und ten Hefte beschlossen. Die darin beschriebenen neuen Arten gehören zu folgenden Familien: 5 Rhamneen aus Persien, Kurdistan und Cilicien; 1 Rhus aus Mascate; gegen 180 Leguminosen, darunter 54 persische, grösstentheils Astragali (39), 2 Arten von Taverniera, 1 Crotalaria von Bender-Abassi und 1 Te- phrosia, — die übrigen grösstentheils aus der asiatischen _ Türkei, gleichfalls gegen 40 Astragali, dann folgen Trifolium . - (44), Trigonella (10), Onobrychis (9): aber viele Arten noch nicht hinlänglich gesichert, mit Sibthorp’schen und Willdenow- schen zu vergleichen; 10 Rosaceen: grösstentheils Potentillen aus Anatolien, 1 Cotoneaster auf dem bithynischen Olymp von _ Boissier gefunden, 2 Amelanchier-Arten; 5 Paronychieen mit _ der neuen Gattung Sclerocephalus (Paron. sclerocarpa De- eaisn.), am Sinai und bei Mascate einheimisch; 1 Reaumuria- _ cee: Eichwaldia persica vom persischen Steppenplateau; 6 Orassulaceen, darunter 3 Umbiliei aus Persien und Babylon; 6 Saxifragen vom Cadmus, bithynischen Olymp, Taygetus und _Parnass; die zahlreichen Umbelliferen sind in den Ann. se, nat. für 1844 publieirt; etwa 45 Rubiaceen, von denen jedoch viele redueirt werden müssen, die ausgezeichnetsten sind die von Kotschy in Kurdistan entdeckte Wendlandia und die neue 406 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Gattung Mericarpaea aus Mesopotamien; 8 Valerianeen; 13 Dipsaceen; über 40 Synanthereen, am zahlreichsten Anthemis (9) und Centaurea (8), jedoch mit mehreren nicht haltbaren Arten, eine neu aufgestellte Gattung Üephalorrkynchus vom Habitus der Crepis pulchra von Boissier in Lydien entdeckt; 6 Campanulaceen aus Anatolien; 1 Primulacee; 2 Asclepia- deen; 1 Convolvulacee; 17 Borragineen; 47 Scrophularineen, am zahlreichsten Verbascum (18) grösstentheils aus Anatolien, Serophularia (9), Veronica (9), bemerkenswerth 1 Gymnandra bei Erzerum, 1 Wulfenia bei Seleueis; 1 Acanthacee aus Ca- rien; 65 Labiaten, darunter für Persien charakteristisch Salvia (7), Nepeta (5), Phlomis, 2 Otostegien, 1 Lagochilus und die beiden neuen Gattungen Zataria und Sestinia; 3 Polygoneen; 3 Santaleen; 3 Aristolochien; 7 Euphorbien; 4 Orchis; 15 Liliaceen mit der neuen Gattung C/ionodoxa, in der alpinen Region des Tmolus bei Sardes von Boissier entdeckt; 4 Col- chieaceen; 13 Gramineen- mitg den neuen Gattungen Zthizoce- phalus aus Mesopotamien und Nephelochloa aus Carien. Im Anhange sind enthalten:; 4 Fumariacee aus Spanien (Aplec- trocapnos), 5 Cruciferen, 4 Caryophylleen, 1 Linee, 2 Ruta- ceen, 1 Leguminose, 1 Dipsacee, 3 Gentianeen, darunter eine persische, auch von mir im Prodromus von De Oandolle pu- blicirte Swertiee, Das im vorigen Jahresbericht erwähnte Kupferwerk von Fenzl führt den Titel: Illustrationes et descriptiones planta- rum novarıım Syriae et Tauri oceidentalis (Stuttgart 1843. Fase. I. mit 14 lithographirten Tafeln in 4.), Diese Lieferung enthält ausserdem vollständige- Beschreibungen der im Pugillus publieirten Arten: 12 Leguminosen mit der neuen Gattung Hammatolobium vom Taurus; 2 Rosaceen (Potentilla); 1.Ge: raniacee; 4 Euphorbia; 4 Hyperieineen; 18 Caryophylleen, vorzüglich Arten von Silene und Dianthus; 4 Violaceen; 7 Crueiferen; 1 Ranunculacee; 3 Crassulaceen; 10 Umbelliferen, Die Illustrationes plantarum orientalium von Gr. Jau- bert und Spach (s. vor. Jahresber.) rücken rasch fort. Der N erste Band von 100 Tafeln wurde 1843 vollendet und schon i ist der zweite mit der elften Lieferung begonnen. Ausführ- lich bearbeitete Gattungen sind: Argyrolobium, Cicer, Hyperi- cum, Gaillonia, Statice, Quercus. In der Folge muss 7 | y 24 a er Pflanzengeographie während des Jahres 1843. A407 ausführlicher auf dieses Werk zurückkommen. — In den An- nales des sc. nat. hat Spach gleichzeitig mehrere orientali- sche Gattungen abgehandelt: namentlich Spartium, Leobordea, Argyrolobium, Ebenus, Amygdalus, Gaillonia und die Section Armeriastrum von Statice. v. Schlechtendal hat einige von Kotschy in Kurdistan gesammelte Pflanzen beschrieben (Linnaea 1843. p. 124—128): 3 Umbelliferen mit der neuen Gattung Polyeyrtus, 1 Fedia, 4 Althaea, 14 Hyoscyamus. — T neue Umbelliferen aus der- selben Quelle hat Fenzl beschrieben (Regensb. Flora 1843. S. 457— 463): darunter die neuen Gattungen Callistroma, Blaeosticta, Anisopleura, Uloptera. Die Flora von Cypern hat Pöch zusammengestellt und dieser Arbeit namentlich ein im Herbst 1840 von Kotschy auf dieser Insel gesammeltes Herbarium zu Grunde gelegt (Enumeratio plantarum hucusque cognitarum ins. Cypri. Vin- dob. 1842. 8. 42 Seiten). Im Ganzen sind 310 Arten aufge- zählt, darunter 4 als neu: Pferocephalus multiflorus, Teuerium Kotschyanum, Quercus alnifolia, Crocus veneris. Die Diagno- sen derselben sind in der Regensb. Flora 1844. S. 454 abge- druckt. — Einige auf Cypern gesammelte Lichenen hat v. Flotow bestimmt (Linnaea 1843. S. 18 — 20). ©. Koch’s Reise in den Caucasus ist mir leider noch nicht zugegangen. Sein Catalog caucasischer und armenischer j Pflanzen ist wie früher fortgesetzt worden (Linnaea 1843. - 8.31—50. u. S. 273—314). Folgende Familien wurden im { verflossenen Jahre abgehandelt: 5 Caprifoliaceen, 21 Rubia- _ ceen (neu 1 Galium), 7 Valerianeen (neu 1 Dufresnea, 1 Valerianella), 16 Dipsaceen (neu 2 Scabiosae), 178 Synan- thereen (neu 1 Centaurea, 3 Cirsia, 1 Carduus, 1 Anthemis, 4 Pyrethrum, 2 Senecio-Arten, 1 Antennaria, 2 Podosperma, 1 Scorzonera, 1 Lactuca, 2 Crepis-Arten, 2 Mulgedia), 16 Campanulaceen, 2 Cucurbitaceen, 7 Ericeen, 4 Diospyros, 4 lex, 2 Oleineen, 2 Asclepiadeen, 2 Apocyneen, 10 Gen- fianeen, 3 Convolvulaceen, 10 Solaneen, 67 Serophularineen (nen 2 Verbasca, 1 Celsia, 2 Scrophulariae, 4 Linaria, 3 Ve- ronica, A Gymnandra, 1 Odontites, 1 Pedieularis), 10 Oro- bancheen (neu 1 Phelipaea, 2 Orobanche-Arten), 1 Sesamum, A Globularia, 1 Verbena, 81 Labiaten (neu 2 Zixiphora, 1 Sa- nz 408 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der tureja, 1 Micromeria, 1 Lamium), 43 Boragineen (neu 1 Omphalodes, 1 Caccinia, 1 Onosma), 16 Primulaceen, 5 Plan- tagineen, 1 Laurinee, 2 Thymelaeen, 3 Elaeagneen, 2 Santa- leen, 24 Chenopodeen (neu 1 Spinacia, 1 Halimocnemis und die neue Gattung Aalanthium vom Araxes). Trigonometrische Höhenbestimmungen des Caucasus über dem Niveau des schwarzen Meeres von Fuss, Sabler und Sawitsch weichen bedeutend von den früheren Angaben ab. Für 3 der bekanntesten Berge sind sie von v. Humboldt (Asie centr. 2. p. 57) mitgetheilt. Der westliche Pie des El- bruz misst 2882 t. (18493 engl. Fuss), der östliche 2880 t.; der Kasbeck 2585 t.; der Beschtau 710 t. Basiner giebt eine gedrängte Darstellung der Herbst- vegetation am Aral-See auf seiner Reise von Orenburg nach Chiwa (Bullet. Petersb. 2. p. 199— 204). Ust-Jurt wird die Steppe zwischen dem caspischen Meere und dem Aral genannt, welche B. durchreiste und welche nach dem Berichte von Tschihatscheff ein 500° über der Fläche von Orenburg gele- genes, ausgedehntes Plateau bildet (Humb. Asie centr. 3. p: 558). Der letztgenannte Officier, welcher den unglücklichen Feldzug der Russen gegen Chiwa begleitete, gab Nachrichten über das excessive Klima dieser Gegend, wo die Winterkälte bis zu — 43°,7 C. stieg, während im Sommer —+ 46°,2 C. beobachtet sein sollen. Als Basiner auf demselben Wege mit einer Gesandtschaft von Orenburg nach Chiwa zog, waren die Steppen schon von der Sommerwärme verbrannt. Die Fläche zwischen Orenburg und dem Aral sah er an mehreren Stellen meilenweit von Salsola Arbuscula und Atraphaxis spi- nosa bedeckt. Am felsigen Abhange des Ust-Jurt über dem Aral wuchsen mit diesen andere Chenopodeen. Auf den Sand- hügeln war besonders Pterococcus aphyllus häufig, durch schlanke, blattlose Zweige und an fadenförmigen Stielen hän- gende Früchte sehr ausgezeichnet. Zwischen den muschel- reichen Tertiär-Felsen am Aral vegetirten zwei Sträucher: Tamaric ramosissima Led. und der oft genannte Saxaul (Anu- basis Ammodendron CAM.), der einem grün angestrichenen Bündel Reiser gleicht. Weiter südwärts traf B. bei Aibugir, nordwestlich von Kunä-Urgendsch ein grosses und ziemlich dichtes Saxaul-Gebüsch, in welchem Stämme von 15’ Höhe ö a £ ”) f Pflanzengeographie während des Jahres 1843, 409 vorkamen. Dies war seit dem Neck der erste Wald, aber ein Wald ohne Laub oder Nadeln, wiewohl grün und blü- hend. Die übrigen den Ust-Jurt charakterisirenden Gewächse stimmen mit den -gewöhnlichen Formen der südrussischen Steppen überein und diese reichen auch bis Chiwa. In Chiwa allgemein verbreitete Pflanzen sind Äarelinia caspia Led., Al- hagi camelorum Fisch. und nicht selten sind ‚Salsola subaphylla CAM. und Halimocnemis sclerosperma CAM. Oft war indes- sen auch der salzhaltige Lehmboden Chiwa’s ganz pflanzen- leer. Die im Orient gerühmten Wiesen des Chanats entstehen nur durch künstliche Bewässerung und dann wetteifern Poa pilosa, Setaria glauca, Melilotus und Plantago mit den Cheno- podeen Kochia hyssopifolia und Atriplee Hermanni. — Den Rückweg nahm die Gesandtschaft mitten im Winter am west- lichen Ufer des Amu-Deria, den eine Gebüschformation ein- fasst aus Zlaeagnus angustifolia L., Halimodendron argenteum DC., Tamarix ramosissima Led. und Populus diversifolia Schrk. — Zum Schluss werden 3 neue Arten beschrieben: 1 AsperwWla, 1 Lepidium und die Früchte von Sium cymi- - nosma, welches in Chiwa kultivirt wird und die Stelle des S. Sisarum vertritt. An den Grenzen der nahbaren Welt bewegt sich auch die merkwürdige Reise von Middendorf im nördlichsten Sibirien fast bis zum Vorgebirge Taimyr (Erman’s Archiv für Russland 1843. H. 3.) Den Fluss dieses Namens hinabschif- fend kehrte der Reisende erst unter dem 76 Breitegrade um, indem er das offene, arktische Meer unter unsäglichen Schwie- j rigkeiten beinahe erreicht hatte. Dann lag er 18 Tage krank _ und von seinen Begleitern verlassen während des Septembers, im Schnee vergraben am See Taimyr, und wurde mit Mühe gerettet. Der letzte Reisende in dieser Gegend war Laptiew h gewesen (1739 — 1743), der bis 77° 29' vordrang und von m Zuge M. die Spuren aufland. Die ganze Halbinsel am See Taimyr wird nur von 2 Samojeden-Familien bewohnt, . die dort im Sommer ihre Rennthierheerden weiden und im _ Winter südwärts ziehen, Die unter 74° zusammengebrachte - Sammlung von Naturalien ist noch nicht bearbeitet. Baum- vegetation fand M. noch über den 70° hinaus. - In der Versammlung skandinavischer Naturforscher zu Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg, 2. Bd, Did DE. 40 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Stockholm (1842) gab Eichwald Nachrichten über eine’ als Nahrungsmittel dienende Alge der Aleuten: Zromicolla aleu- tica. Sie bildet auf Unimah ein 2” dickes Lager von Nostoc- ähnlichen Massen, welches von einer Gramineenvegetation be- deckt ist. So oft die Fischnahrung den Bewohnern ausgeht, werden diese Algen gesammelt und gegessen. Systematische Arbeiten zur Flora von Nord- Asien. Schrenck hat die Gegenden am soongarischen Steppenflusse Tschu untersucht. Die neuen Arten, welche er entdeckte, sind bereits publieirt (Bullet. Petersb. 2. Nr. 32. 37). Sie gehören zu folgenden Gattungen: Zepidium, Diplotaxis,; 3 sp. Silene, Zygophyllum, Euphorbia, 5 sp. Astragalus, Oxytropis, Rosa, 2 sp. Lythrum, Rubia, Microphysa (nov. gen. Stellat.), Cousinia, Apocynum, Pedicularis, Diploloma (nov. gen. Bora- gin.), Solenanthus, Behinospermum, Pluntago, Brachylepis, Rheum, Allium, Juncus. Zu diesen kommen ausserdem noch 9 Chenopodeen (mit den beiden neuen Gattungen Pterocalyx Schr. und Halostachys CAM.) und 2 Staticeen, welche in den Bulletins der Moskauer Akademie beschrieben sind (1843. Mars). — Eine Monographie der sibirischen Rosaceen Gattung Chamaerrhodos von Bunge findet sich in den Ann. sc. nat. (Vol. 19. p. 176— 178). — Sehr wichtig für die Kenntniss der Steppenvegetation ist die erst jetzt gedruckte Monogra- phie der Artemisien von Besser (Mem. Petersbourg. Divers savans. V. 4. 1843). Kützing charakterisirt die von Tilesius an der Küste von Japan gesammelten Fucoideen, welche bereits in seine Phycologia generalis aufgenommen sind (Bot. Zeit. 1843. S. 53— 57). y In den Souvenirs d’un voyage dans l’Inde par Deles- sert (Paris 1843. 4.) sind Nachrichten über das Klima der“ Nielgherries theils nach eigenen, theils nach Baikie’s Messun- gen enthalten. Die beiden englischen Stationen heissen Ko- . tagherry und Ootacamund, die erstere liegt 1983",5 über dem Meere, die letztere 2255", beide unter 11°—12° N. B. Mittl. Temp. Unterschied des Max. u. Min. Kotagherry = vn. go 5 A Ootacamund = 140,4 Eine bedeutende systematische Arbeit hat Bentham an- u ee N u Pflanzengeographie während des Jahres 1813. 411 gefangen, welche sich auf alle Leguminosen Ostindiens, so wie des tropischen und. südlichen Afrika’s ausdehnen soll (Hook. Lond. Journ. of Bot. 1843. p. 423—481 u. 559 —613). Diese Monographie beruht hauptsächlich auf den Sammlungen von Wallich, Royle, Wight, Jaquemont, Griffith, Helfer u. A. aus Indien, von Schimper, Kotschy, Heudelot und Vogel aus dem tropischen Afrika, von Burchell und andern Reisenden am Cap. Bis jetzt sind die Podalirieen, die Liparieen und ein Theil der Genisteen, namentlich die Crotalarien publicirt, bereits gegen 300 Arten. Unter diesen sind vom Cap etwa 100 Genisteen, 37 diadelphische Genisteen (Liparieen) und 27 Podalirieen; indisch sind etwa 80 Genisteen und 3 Poda- lirieen vom Himalayah; dem tropischen Afrika gehören unge- fähr 40 Genisteen an. Griffith hat folgende neue Gattungen beschrieben: Jen- kinsia (Thymelaee) aus Assam, Znkleia (Thymelaee) aus Ma- lakka, Leptonium aus Assam und Champereia von Malakka (beide Uebergangsglieder von den Santaleen zu den Olacineen), Plagiopteron von Silhet (Euphorbiacee?), Siphonodon (Nici- nee) von Malakka (Calcutta Journ. of nat. Hist. vol. IV, 4843), auch in der Regensb. Flora 1844. p. 432). — In dem- selben Journale, welches mir nicht zugänglich ist, sollen auch Jack’s botanische Arbeiten über Sumatra u. s. w. zusammen- gestellt sein. Das grosse Kupferwerk über die Flora von Java, wel- ches Blume unter dem Titel Rumphia herausgiebt ( Lugd. Batav. fol.), ist 1843 bis zum Schlusse des zweiten Bandes geführt, der besonders von den Palmen handelt. — Eine zweite Arbeit von Hasskarl, welche mit der im vorigen Jahresbericht erwähnten in gar keiner Verbindung steht, ist in v. d. Hoeven’s Tijdschrift (1843. p. 115—150) abgedruckt. Sie enthält systematische Bemerkungen über javanische und einige japanische Pflanzen und die Beschreibungen von neuen Arten aus folgenden Familien: 1 Farn, 2 Cyperaceen von der neuen Gattung Pandanophyllum (neben Chrysitrix), 1 Xyridee, 4 Commelinee, 1 Melanthacee, 4 Amaryllidee, 1 Canna, 1 Ar- tocarpus, 4 Labiaten, 1 Begonia, 1 Malvacee, 1 Meliacee, 4 Euphorbiaceen, 1 Connarus, 1 Rubus, 2 Leguminosen, Junghuhn’s Reisen in Java (s. Jahresber. für 1841) D4* 412 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der sind in weiterer Ausführung durch Nees v. Esenbeck’s Ver- mittelung herausgegeben (Lüdde’s Zeitschr. für vergleich. Erd- kunde. Bd. 2. 3.). Bei der Untersuchung der javanischen Ge- birgsvegetation war der Reisende durch seinen Wohnort in Djocjokarta am südlichen Fusse des über 8000’ hohen Vul- kans Merapi begünstigt. Diesen Berg bestieg er zu wieder- holten Malen und schildert dessen Vegetation. Die Wälder der untern Region (Bd. 2. S. 457) bestehen aus Hunderten ‘von Baumarten, doch vorherrschend sind Ficus-Arten und andere Urticeen, sodann Magnoliaceen, mit Unterholz, von Melastomaceen und Seitamineengebüsch., Dann folgen die Eichen, besonders Quercus pruinosa Bl., bis 100’ hohe Stämme, bis zum Gipfel mit Orchideen und andern Parasiten, mit fuss- langen Usneen und Moosen bekleidet. In diesen Wäldern ist die Palmenform durch Areca humilis W., die der Farnbäume durch Chnoophora glauca Bl. vertreten. — Auf dem Merapi fehlt der Coniferengürtel. Ueber der Eichenregion wird der Wäld von einer Celtis gebildet, welche Angring heisst, und diese beschattet Rubus- Arten, wie sie auf andern Gebirgen mit Podocarpus verbunden sind (Zub. javanicus Bl., molucca- nus L., lineatus Reinw.). In dieser Region giebt es schon grosse, vulkanische Gerölle, welche über 5000’ überall in Java von Polypodium vulcanicum bekleidet sind. An andern Abhängen des Merapi wird die Celtis von Acacia montana vertreten (Bd. 3. S. 68), oder Rubus durch Gaxitheria und Thibaudia. — Diese Ericeen bilden nebst andern Sträuchern hier eine alpine Region über der Baumgrenze, eine Forma- tion, welche an den obern Trachyt-Abhängen hinaufreicht. Am häufigsten ist Gaultheria punctata Bl. und ein holziges Gnaphalium (G. javanicum Bl.). Diesen beigemischt wachsen Thibaudia varingifolia Bl., Rhododendron tubiflorum Bl. und andere Ericeen, ferner Aypericum javanicum, Polygonum pa- niculatum. Bis zum Kraterrande. fand J. Gaultheria repens mit Lycopodien, einigen Moosen und Polypodium vulcanicum. Die Schilderungen der südlichen Küste von Java sind nicht hinlänglich geordnet, um anschaulich zu werden: aber wenig Reisende haben bis jetzt das "Talent entwickelt, eine üppige Tropenvegetation darstellen zu können. Ein beson- derer Kenner ist J, von den Pilzen, einer Familie, aus wel- Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 413 cher er viele javanische Formen zuerst beschrieben hat. Von deren Vegetation handelt er in der Beschreibung des Znider- Gebergte, einer längs der Bai Pashitan an der Südküste ver- laufenden, waldigen Hügelkette. Hier wechseln mit den feuch- ten Urwäldern lichte Haine von Tectonia grandis, Emblica officinalis und niedrigen Leguminosenbäumen, deren Zwischen- räume von einem Dickicht hohen Grases, dem Allang-allang des Javaners, ausgefüllt werden. Der hochgewölbte Urwald aber ist es, der hier einen Reichthum von Pilzen verbirgt (2. S.358). In dieser Aequatorial-Flora ist ihre Erscheinung an keine besondere Jahreszeit gebunden. Die atmosphärischen Niederschläge dauern, namentlich in den Gebirgen, das ganze Jahr fort. Der fette Humusboden ist beständig durchweicht und schwammig. Selbst die einzelnen Pilz-Arten sind an keine Zeit gebunden und die Erscheinung derselben Species wiederholt sich unaufhörlich. Auf der andern Seite sind die grossen Pilze hier nicht so gesellig, wie in der gemässigten Zone. Zu allen Zeiten entstehen sie nur vereinzelt, eine Folge ihres Wohnorts auf kranken Bäumen: denn an die Stelle der Agariei des Nordens treten hier parasitische Poly- porus - Arten. In den waldähnlichen Pflanzungen von Batavia und Wel- tevreden sind die häufigsten Bäume folgende (das. 2. p. 89): Garcinia Mangostana, Mangifera indica, Artocarpus, Nephe- lium lappuceum, (itrus, Averrhoa, Morinda, Eugenia, Anona, Persea, Durio zibethinus, Carica, (ocos, Areca, Tamarindus, Canarium, Morus, Hibiscus tiliaceus, Musa paradisiaca, Bam- busa arundinacea, Bixa. Ursprüngliche Wälder giebt es auf der Fläche von Batavia nicht mehr, nur Gesträuche von Ps- dium, Mussaenda glahra und Melastoma malabaricum. Die Erdkrume besteht hier aus einem röthlich-braunen, fetten Thonboden, der nach dem Seestrande zu an Humusgehalt zu- nimmit, bis er zuletzt in den reinen Humus oder Schlamm der Rhizophorenformation übergeht. In diesen Morästen mischt sich das Wasser der Flüsse mit der See, Eigentliche Rhizo- phoren giebt es hier nicht, aber Bruguiera caryophylloides Bl., 2. Rhedii Bl. und Aegiceras-Arten, mit Lianen von Jpo- moea maritima Br., Verbesina und Borassus, mit Loranthaceen, AA Grisebach: Bericht über die Leistungen in der oder vor einem Strauchdickicht zurücktretend von Nipa fru- ticosa und Acanthus ilieifolius (das. 2. p. 141). Botta (s. vor. Jahresber.) hat eine Darstellung von sei- ner Reise im glücklichen Arabien als Einleitung zur Bearbei- tung der von ihm gesammelten Pflanzen besonders mitgetheilt (Archives du Museum d’histoire nat. V. II. p. 63—88). Der Reisende begab sich von Hodeida (15° N. B.) nach Zebid und untersuchte die Gebirge in der Gegend von Taas, namentlich den auch zu Forskäl’s Zeiten wegen seines Pflanzenreichthums gerühmten Berg Saber. Dies ist eine hohe, steile Trachyt- masse, an dessen nördlichem Fusse die Stadt Taas liegt. Die Fläche von Taas, etwa zur Hälfte niedriger gelegen als die Gebirge, ist wegen der bürgerlichen Zerrüttung von Yemen gegenwärtig wüst und mit fleischigen Euphorbien bewachsen. Auf dem Berge Saber hingegen, der leicht zu vertheidigen ist, blüht neben dem Ackerbau von Weizen und Hafer die Kultur des Oelastrus edulis (Cät), dessen Knospen und in der Entwickelung begriffenen Zweige ohne weitere Zubereitung gegessen werden und eine leichte, angenehme Erregung der Nerven hervorbringen. Der Handel mit diesem Produkt ist in Yemen bedeutender sogar als der Kaflfee-Handel. Eine Person kann davon täglich für 5 Francs an Werth verzehren. Kaffee-Plantagen finden sich nur an der Südseite des Saber: im Lande wird fast nur die Pulpa der Kaffeefrucht gebraucht, den Aufguss der Bohnen schätzt man gering. Der Saber ist ferner reich an den verschiedensten Früchten sowohl der tro- pischen als gemässigten Zone, die hier kultivirt werden: Ba- nanen, Anonen, Weintrauben, Amygdaleen, Pomaceen. Bei der Besteigung des Gipfels sah B. zuletzt auch europäische Pflanzenformen (Rubus, Geranium) auf die tropische Region folgen, für welche er dornige Solaneen und Orchideen cha- rakteristisch nennt. In bedeutender Höhe finden sich Gehölze von einem baumartigen Juniperus, in deren Schatten doch noch tropische Aroideen ( Arösaema) und Labiaten (Codeus) vegetiren. Vom Gipfel des Saber, der über die andern Ge- birge Yemens weit emporzuragen schien, erblickte B. zugleich das rothe Meer und den Golf von Aden. Von hier kehrte er an die Küste zurück und überstand zu Mokka eine lang- wierige Krankheit. Die gesammelten Pflanzen sind von denen Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 415 Forskäl’s grossentheils verschieden: zwar in derselben Ge- gend, aber in einer andern Jahreszeit (Oktober und Noven- ber) und zum Theil in höhern Gebirgstheilen zusammenge- bracht, vervollständigen sie die Flora Süd-Arabiens nach der Meinung des Reisenden in solehem Grade, dass hier wenig mehr zu erforschen übrig bliebe (p. 81). Wir wollen wün- schen, dass das Material nur vollständig bearbeitet werden möge. Bei der Skızze der Pflanzenregionen, welche B. sei- nem Berichte beifügt, vermisst man die systematische Kennt- niss der gesammelten Formen, doch ist die Darstellung der Kulturverhältuisse ansprechend. Der niedrige, bald zu der Breite einiger Meilen erweiterte, bald eingeengte Küstenstrei- fen“West-Arabiens, von den Eingebornen Tehama genannt, ist nicht überall kulturfähig, sondern sandig und wüst: doch kann das Land durch künstliche Bewässerung sehr fruchtbar gemacht werden. Die allgemeinen Kulturgewächse sind Mais, Doura und Indigo. Auch findet man hier die grossen Dattel- baumpflanzungen. Die Wälder bestehen durchaus aus ver- schiedenen Acacien und haben viele Gewächsformen mit dem Sennaar gemeinsam: Indigofera, Aristolochia indica, Capparis, Amyris, Cissus, Cadaba, Asclepiadeen und dornige Solaneen. Die Halophytem der Küste bestehen aus Salsola und Suaeda. — Von Jer Erhebung der Gebirge hat B. einen hohen Be- griff, er schätzt den Saber weit höher als 8000 Die Regen- zeit derselben fällt in die Monate Mai oder Juli bis Oktober, während es im Tehama heiter ist, dessen atmosphärische Nie- derschläge auf die Wintermonate vom December an beschränkt sind und von den Moussons des arabischen Golfs abhängen. “ Decaisne hat zwar angefangen, die von Botta in Yemen gesammelten Pflanzen zu bearbeiten, allein bis jetzt liegen nur die Cryptogamen vor (a. a. O. p. 899—199 mit 7 Tafeln ). Die ganze Sammlung besteht nach den Vorbemerkungen je- doch nur aus 500 Arten und mehr liess sich in zwei Monaten - auch wohl nicht erwerben. Ob hierunter die Algen des rothen Meeres mitbegrifien sind oder nicht, wird man erst aus der Fortsetzung der Decaisne’schen Arbeit entnehmen können, die - sieh für jetzt fast nur auf die Algen beschränkt, von denen Botta 53 Arten gesendet hat: z. B. 7 sp. Cawlerpa, 3 sp. Dictyota, 42 sp. Sargassum u. 5, w, auf das Erschöpfendste 416 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der vom Verfasser dargestellt. Hierauf folgen 13 Farne, unter denen 5 europäisch und 2 neu; endlich 2 Lycopodiaceen von Spring redigirt, ML A, Cr. k;a. Veber die Flora von Algier hat Bory de St. Vincent, als Vorstand der in den Jahren 1840— 42 dahin gesandten wissenschaftlichen Expedition, nach seiner Rückkunft einen Vortrag in der französischen Akademie gehalten (Comptes rendus. V. 16). Das gesammelte Herbarium enthalte gegen 3000 Arten, von denen nur etwa 60 sp. unbeschrieben seien: überhaupt stimmen sie grossentheils mit den Produkten Spa- niens und Portugals überein. Die Zahl der gesammelten Cry- ptogamen betrage 400 sp. — Die Wälder des kleinen Atlas sind verwüstet; Kastanien, immergrüne Eichen, Laurus sind selten geworden; syrische Cedern finden sich an einzelnen Abhängen und sollen am grossen Atlas sehr häufig sein. — Bory unterscheidet 3 Vegetationsgebiete, das numidische, mau- ritanische und tingitanische. Das östliche oder numidische erstreckt sich von Biserta bis Collo; La Cala liegt in der Mitte; die Landschaften sind waldreich und enthalten viele Pflanzen Mitteleuropa’s. Im Mittelpunkt des#mauritanischen oder mittlern Gebiets liegt Algier, in dessen Umgebungen die südeuropäischen Pflanzen vorherrschen und die Banane reife Früchte trägt. Das tingitanische oder westliche Gebiet reicht vom Cap Tanes bis Marokko; es besitzt entschiedener afrika- nische Formen, wohin jedoch die als Beispiel angeführte Sta- pelia von Oran nicht zu rechnen ist. Die im vorigen Berichte erwähnte Charakteristik der Flora von Kordofan ist aufs Neue von Brunner (Regensb. Flora 1843. S. 473) und von A. Braun (das. S. 498) erwei- tert und berichtigt. Die erstere Arbeit ist ohne Bedeutung, die letztere bezieht sich nur auf zwei Alismaceen und enthält schätzenswerthe Bemerkungen über diese Familie. A. Braun hat auch eine numerische Uebersicht der von { Schimper aus Abyssinien gesendeten Pflanzen mitgetheilt (das. S. 749— 752). Diese Herbarien bestehen aus 1250 sp., von denen zwei Drittel new sind. Hierunter sind die beiden ersten Sendungen Schimper’s begriffen. Nach der Artenzahl Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 417 folgen die Familien in nachstehender Ordnung: Gramineen (141), Synanthereen (140), Leguminosen (116), Cyperaceen (60), Acanthaceen (46), Malvaceen mit Einschluss der Tilia- ceen (42), Labiaten (40), Serophularineen (33), Rubiaceen (26), Umbelliferen (26), Urticeen (25), Euphorbiaceen (24). Hierauf 18 sp. Cruciferen und Boragineen, 16 sp. Terebin- thaceen und Orchideen, 15 sp. Amarantaceen, 14 sp. Ranun- eulaceen, 13 sp. Convolvulaceen und Asclepiadeen, 11 sp. Combretaceen, Crassulaceen und Solaneen, und 10 sp. Cap- parideen und Verbenaceen. Einbegriffen in obige Zahl sind gegen 100 Cryptogamen, nämlich 27 Farne, 50 Moose, 17 Li- chenen u. 5. w. Neue abyssinische, von Feret und Galinier gesammelte Pflanzen sind von Raffeneau-Delile beschrieben (Ann. sc. nat. 20. p. 88—95): bis jetzt nur 16 sp., aber darunter meh- rere neue Gattungen: Teelea (Zanthoxylee), Lanneoma und Ozoron (Terebinthaceen), Feretia und Galiniera (Rubiaceen). — Die von Schimper gesammelten Lichenen hat v. Flotow bestimmt (Linnaea 1843. H. 1): wenige Arten sind neu. — Hochstetter stellte folgende neue afrikanische Gattungen auf (Regensb. Fl. 1843. S. 69—83): Xylotheca von Port Na- tal (Bixinee), Candelabria ebendaher (Samydee), Diotocarpus dgl. (Rubiacee): Aurria des -vor. Ber. = Hymenodictyon Wall., Haplanthera, Monothecium und Tyloglossa aus Abyssinien und Nubien (Acanthaceen), Lachnopylis aus Abyssinien (Logania- cee?), Pterygocarpus dgl. und Apozyanthera von Natal (As- elepiadeen). E. Meyer hat eine sehr wichtige Abhandlung über die Flora des Caplandes bekannt gemacht, die sich auf Drege’s vollständige und hier zugleich mit abgedruckte Standorte gründet. (Zwei pflanzengeograpbische Dokumente von Drege, nebst einer Einleitung von E. Meyer: als besondere Beigabe zur Regensb. Flora 1843. Enthält 230 S. und eine Charte), Das Herbarium von Drege enthält gegen 7000 verschiedene Arten (6595 Planerogamen und 497 Cryptogamen) und ist auf einem Gebiete von kaum 4000 Quadratmeilen gesammelt. E. Meyer scl.ätzt die Zahl aller bisher aus der Capcolonie bekannt gewordenen Phanerogamen auf 9000 sp. und aller überhaupt in den von Drege bereisten Distrikten einheimischen 418 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der auf 11500. Er hält enge Verbreitungsbezirke der einzelnen Species für einen Grundzug der Capflora, das Areal der mei- sten 'sei 5 mal beschränkter, als in der europäischen Flora, wo. das mittlere Areal nach Schouw 10 - 15 Breitegrade um- fasst. Gesellige Pflanzen giebt es im Verhältniss zur Masse der Vegetation nur sehr wenige und selbst diese sind gröss- tentheils bei Weitem nicht so gesellig, wie die Wiesengräser oder Waldbäume Europa’s. Zu den geselligen Formen rech- net D. einige Proteaceen, kleinblumige Ericeen, auf den Kar- ro’s den grosse Strecken bedeckenden Zlytropappus rhinoce- rotis (Stoebe Th.), Galenia und in der östlichen Karro-Fläche ist eine der geselligsten Pflanzen des Landes Mesembryanthe- mum spinosum. Ziemlich häufig sind ferner die Qliffortien, Prosopis elephantina, Acacia horrida an den Karro-Flüssen, einige Bruniaceen, Oxalideen, Asclepiadeen, Aloe-Arten; auf dem Giftberge an der Westküste Toxicodendron capense; bei Port Natal die Rhizophoren und Ayphaene coriacea; endlich die gesellige Wasserpflanze Prionium serratum (Juncus Icha)% Die capischen Gattungen, wie sie gegenwärtig begrenzt sind, enthalten im Durchschnitt 6 bis 8 sp.: um so merkwür- diger ist der ungemein grosse Artenreichthum einzelner für die Flora charakteristischer Gattungen. So sammelte D. von Senecio 451 sp., Pelargonium 148 sp., Erica verhältnissmässig wenig: nur 139 sp., von Helichrysum 108 sp., von Aspalathus, Hermannia, Oxalis und Zestio zwischen 80 und 90, von Me- sembryanthemum, ‚Crassula, Euphorbia und Indigofera zwischen 60 und 70, von Polygala, Muraltia, Rhus, Cliffortia, Anthe- ricum und Heliophila zwischen 50 und 60 u. s. w. Die statistischen Verhältnisse der Familien stellt E. M. sehr gründlich dar und legt dabei Endlicher’'s Genera zu Grunde. Die Monoeotyledonen vertheilen sich in 21, die Di- cotyledonen in 125 Familien. Von diesen scheinen 38 in Neuholland zu fehlen, während dieser Kontinent wiederum 18 besitzt, welche am Cap nicht vertreten sind. Die artenreich- sten Familien bilden in Drege’s Sammlung folgende Reihe: 4410 Synanthereen, d. h. fast 17 Proc., 510 Leguminosen, 312 Gramineen, 286 Irideen, 264 Liliaceen, 191 Restiaceen, 184 Cyperaceen, 470 Scrophularineen, 169 Geraniaceen, 167 Ericeen, 157 Proteaceen, 135 Euphorbiaceen, 122 Orchideen, Pflanzengeographie während des Jahres 1543. 419 4112 Polygaleen, 108 Crassulaceen, 104 Asclepiadeen, 104 Umbelliferen, 99 Byttneriaceen, 88 Rubiaceen, 87 Cruciferen, 83 Oxalideen, 79 Labiaten, 75 Thymelaeen, 75 Campanula- ceen, 71 Rosaceen, 69 Mesembryanthemeen, 69 Selagineen, 68 Malvaceen, 66 Acanthaceen, 65 Anacardiaceen. — Als charakteristisch sieht E. M. ferner folgende, schwächere Fami- lien an: Lobeliaceen (56), Rhamneen (56), Smilaceen (51), Zygophylleen (44), Uelastrineen (40), Bruniaceen (38), Hy- poxideen (37), Cucurbitaceen- (35), Ebenaceen (27), Penaea- ceen (11), Cycadeen (9), Stilbeen (4). — Einige Familien sind nur über einen Theil der Capcolonie verbreitet: die Ericeen, von denen Bentham bereits 455 sp. vom Cap be- schreibt, sind von Drege weniger gesammelt, weil sich die meisten auf die Gebirge des äussersten Südens beschränken; keine Proteacee entfernt sich über 30 Meilen von der Küste, . aber auch hier verbreitet sich Jdiese Familie nicht bis zu den Grenzen der Colonie; die Orassulaceen bewohnen vorzüglich die grosse Karro-Fläche, die Hermannien den Norden des Gebiets, die Heliophila-Arten die Westküste zwischen 30° und 34° S. B., die Rhus-Arten den Osten, ebenso die Hypoxideen. — Vier Familien sind für die Capflora endemisch: die Sela- gineen, Bruniaceen, Penaeaceen und Stilbeen. Physiognomisch ist die Capflora charakterisirt durch den Reichtlium an grossblumigen Monoeotyledonen mit gefärbtem Perigon, durch die Succulenten und Erikenform. Von der letztern kommen in den meisten grössern Familien wenigstens einzelne Gattungen vor, z. B. Stoebe unter den Synanthereen, Aspalathus unter den Leguminosen, einige Proteen, unter den Rhamneen Phytica: ferner gehören ausser den Ericeen selbst dahin die meisten Diosmeen, Bruniaceen, Stilbeen, Penaeaceen, Thymelaeen. Die Suceulenten enthalten z. B. die Crassula- ceen, Mesembryanthemeen, die Stapelien, viele Euphorbiaceen, mehrere Portulaceen und Aloe, Bekanntlich fehlen die höhern Baumformen, wie die ge- schlossenen Wälder ganz. D. entwirft folgendes Verzeichniss sämmtlicher über 20° hoher Holzgewächse, von denen einige eine Höhe von 50' erreichen: 3 Coniferen (3 sp. Podocarpus = Geelhout), die Urticee Fleus Lichtensteinü, die Laurinee Ocotea bullata, 3 sp. Olea (Xserhout: unter diesen O, exaspe- 420 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der rata der stärkste Baum der Colonie, aber nur ungefähr 30' hoch), die Araliacee Oussonia paniculata, einige Meliaceen (Trichilia), 1 Tiliacee (Grewia), die Celastrinee Curtisia fa- ginea, Ilex crocea, die Rhanınee Olinia acuminata, die Dios- mee Calodendron capense, die Myrtacee Jambosa cymifera und eine Leguminose: Virgilia grandis. — Von parasitischen Di- cotyledonen hat D. 42 sp. gesammelt: darunter 17 Loran- theen, 5 Cassyten, 1 Cactee, 12 Orobancheen, 3 Cytineen, 1 Balanophoree, 3 Cuscuteen. * ° Die Monocotyledonen der Drege’schen Sammlung verhal- ten sich zu den Dicotyledonen wie 1:3,2, ebenso wie in gleicher Breite von Neuholland. Von den Küsten gegen die Hochflächen des Innern nehmen Anfangs die Monocotyledonen zu, dann entschieden ab und auf der höchsten Terrasse wie- der zu, wovon das letztere Verhältniss mit dem oben ange- führten Gesetze von E. Meyer nicht übereinstimmt. Der un- teren Terrasse des Landes schreibt er eine mittlere Höhe von 500' zu, der mittlern von 2000’, der obern von 3500, worüber sich sodann die Gebirge, auf denen die Monocotyle- donen wieder zunehmen, noch bis zum Niveau von mehr als 8000’ Meereshöhe erheben. E. M. sucht diese Gegensätze in ö der Verbreitung der Monocotyledonen aus den atmosphäri- 2 schen Niederschlägen zu erklären, deren Zunahme eine Zu- nahme der Monocotyledonen bewirke. Nach Drege regnet es | nirgends häufiger und stärker, als an der Südwestküste der Colonie. Von Stufe zu Stufe aufwärts vermindern sich die atmosphärischen Niederschläge, in demselben Verhältniss wie die Dicotyledonen sich vermehren. Aehnliche Verschieden- heiten zeigen sich auch an der Küstenlinie. An der Mündung des Gariep sollen die Winterregen des Cap fast ganz auf- hören und die Sommerregen selten fallen, an der Ostküste hingegen macht sich der Einfluss der Passate durch den Ge- gensatz eines trocknen Winters und tropisch feuchten Som- mers geltend, wodurch sich die eigenthümliche Vegetation von Port Natal erklärt. Schon an der Algoabay nehmen die Verbena- ceen und Acanthaceen zu. FürNatal sind sodann charakteristisch: tropische Leguminosengattungen, Myrtaceen, Rubiaceen, zwei Palmen und andere Gewächse der heissen Zone, wiewohl diese b . Pe Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 421 Ansiedelung unter dem 30° S. B., d. h. südlicher als die Mün- dung des Gariep liegt. Bunbury (s. vor. Jahresb.) hat die Berichte über seine botanischen Wanderungen im “Caplande fortgesetzt (Hook. Lond. Journ. of Bot. 2. p. 15—41). Er beschreibt seine Reise von der Capstadt nach Grahamstown. In der Küstenregion findet er eine deutliche Vegetationsgrenze an der Mündung des Gamtos-Rivier, hier beginnt gegen die Algoabay ein Di- strikt, den die fleischigen Euphorbien und andere Succulen- ten, so wie auch Schotia speciosa (Boerboontje) charakterisi- ren. Etwas weiter westwärts bis zum Kromme-Rivier kom- men die Zamien zuerst vor, von denen E. Meyer irrthümlich angiebt, dass sie erst in Albany auftreten. Die ganze Reise wurde übrigens in 17 Tagen gemacht und gab daher wenig Anlass zu Beobachtungen, aber weitere Nachriehten sind 1844 hinzugekommen. Die systematischen Beiträge zur Capflora, besonders auf die Herbarien von Krauss gestützt, von Meissner sind in derselben Zeitschrift fortgesetzt (p. 53—105 und 527—559). Diese zweite Abtheilung begreift folgende Familien: 2 Tilia- ceen, 1 Aitonia, 30 Oxalideen, 7 Zygophylleen, 1 Ochnacee von Natal, 1 Rhamnee, 1 Bruniacee, 166 Leguminosen, 10 Rosaceen, 1 Portulacee, 1 Cunoniacee, 28, Umbelliferen, 1 _ Hamamelidee, 1 Cornee, 3 Loranthaceen, 5 Rubiaceen, 1 Lo- beliacee, 4 Jasminee, 1 Apocynee, 25 Asclepiadeen, 1 Scro- > phularinee, 4 Orobanchee, 10 Amarantaceen, 6 Chenopodeen, 42 Polygoneen, 28 Thymeleen, 3 Penaeaceen, 4 Euphorbia- ceen. — 22 neue oder nur durch Ecklon bekannt gewordene - Diosmeen hat Bartling ausführlich beschrieben, darunter die neue Gattung Gymnonychium (Linnaea 1843. p. 353 — 382). — Einige neue Cappflanzen hat Fenzl publizirt (daselbst. p. 323 bis 334): die neue Amarantaceengattung Sericocoma wit 3 sp., die neu aufgestellte Asclepiadee Anisotoma und 1 Veronica, sämmtlich aus Drege’s Sammlung. — 55 capische Lichenen hat v. Flotow bestimmt und die neuen beschrieben (daselbst - p-20—30), 31 Pilze nach Zeyher’s Sammlungen Berkeley - (Journ. of Bot. p. 507—524). Neue Pflanzen von den im Südosten von Afrika. gelege- nen Inseln hat, wie im vorigen Jahre, Bojer wiederum be- 422 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der schrieben (Ann. sc. nat. 20. p. 53—61. u. 95—106). Darunter sind 1 Anonacee, 2 Menispermeen, 8 Capparideen, 4 Polyga- leen, 2 Pittosporeen, 1 Linee, 6 Tiliaceen, 2 Leguminosen mit der neuen Dalbergiee Chadsia. IV. Inseln des atlantischen Meeres. Auf die interessante Charakteristik der Azoren von Seu- bert und Hochstetter, mit welcher der diesjährige Jahr- gang des Archivs beginnt, habe ich hier nur zu verweisen, — Gleichzeitig hat Watson über seine botanische Reise nach den Azoren berichtet (Hook. Lond. Journ. of Bot. 2. p. 1—9, 425—131. u. 394—408).- Die endemische Vegetation fand W. ausserhalb des kultivirten Bodens von Fagal zuerst zwischen Horta und Flamingos, wo die Hügel am Strande von Myrica Faya und Myrsine retusa bewachsen sind: mit diesen wächst Erica azorica Hochst. (E. arborea S. H. p. 21) zusammen, welche nach W. jedoch nur eine Varietät von E. scoparia L. sein soll. Bei-Flamingos kommen hiezu noch zwei europäi- sche Ericeen: Menziesia Daboeci DC. und Calluna. Es wird durch diese Darstellung wahrscheinlich, dass die Region des Lorbeerwaldes (1500'—2500'), welche fast aus denselben Holz- gewächsen besteht wie die Küstenformation bei Flamingos, ursprünglich überall bis zum Meere herabreichte. Der Wald über Flamingos besteht aus Zrica scoparia, Myrica Faya, | Myrsine retusa und Juniperus Oxycedrus S. H., den W. für eine verschiedene, endemische Art hält: mit diesen gemischt sind Vaceinium maderense Lk. (dessen kleinblumige Var: y’ cylindraceum Sm., V. longiflorum Wickstr. und V. padifolium S.H. sein soll), ferner Rubus Hochstetterorum S., Ilex Perado, Viburnum Tinus, Persea azorica S. (Laurus canariensis S.H.) und Zuphorbia stygiana W. (E. mellifera S.) — Der Krater- rand von Fayal liegt 3170’ über der See und senkt sich nach innep zu einem eingeschlossenen See von nur 1670’ Höhe. Diese feuchte Schlucht, deren Durchmesser etwa eine e. Meile beträgt, ist dicht mit Farnen und den endemischen, immer- grünen Sträuchern bedeckt. Die Phanerogamen sind grossen- theils dieselben, wie an der Aussenseite des Kraters, aber die endemischen Arten sind hier weit mehr zusammengedrängt. Allein die Wasserpflanzen am See sind wieder europäisch. — Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 423 Die Beschreibung des Piks von Pico stimmt völlig mit der Darstellung von S. und H. überein. Die Höhe des Pies wurde zu 7616 engl. F. barometrisch gemessen und hiernach reichen die obern Grenzen für einige Gewächse in ein höhe- res Niveau, als S. und H. annehmen. Auf dem Gipfel wuch- sen nur Thymus micans und eine unbestimmte Art von Agro- stis mit einigen Moosen und Lichenen. Obere Grenze für Calluna: 7000, für Erica scoparia 6000". Der jüngere Hooker besuchte auf seiner antarktischen Reise die Cap-Verd-Inseln (Journ. of Bot. p. 250). Das Innere von S. Jago, dessen Küsten völlig wüst sind, besitzt eine üppige Vegetation, auf den Bergen Formen des Atlas und Süd-Europa’s, in den Thälern tropische Gattungen. Es ist erst wenig von dieser Flora bekannt; die Gebirge würden nach des Reisenden Urtheil unmittelbar nach der Regenzeit die reichste Ausbeute geben. Wer sie untersuchen wolle, müsse sogleich von Porto Praga nach S. Domingo sich wen- den, da mehrere Meilen rings um die Hauptstadt alsdann kein Gewächs mehr zu sehen ist. Foyo, dessen Vulkan 7000’ hoch sein soll, möchte jedoch interessanter sein, als S. Jago. Auch S. Antonio ist mit Wald bedeckt und Sal eine salzhal- tige Ebene. Auf den S. Paul-Felsen (0° 58' N.B.) wurde H. nicht ausgeschifft, aber Darwin, der sie besuchte, bemerkt (Journ. of research. p. 10), dass, wiewohl mehrere Insekten und Spin- nen einheimisch sind, doch keine einzige Pflanze, nicht ein- mal eine Flechte, zu finden ist, nur Algen in grösster Man- nigfaltigkeit. S. Helena hat seine endemische Flora nun bereits gros- sentheils verloren (ib. p. 582). Der grosse Wald der Hoch- fläche, der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts bestand, ist ausgerottet und mit ihm ohne Zweifel viele Gewächse, die nun gleich den Erzeugnissen der Vorwelt auf der Erde ver- schwunden sind. D. schreibt diesen Wechsel nach Beatson’s Vorgange der Einführung der Ziegen zu, welche die Sämlinge des Waldes nicht aufkommen liessen. Statt der endemischen Flora haben sich nun grossentheils europäische Gewächse auf dem Boden von S. Helena ausgebreitet. Der häufigste Baum ist jetzt die Kiefer (Scotch Fir), aber zugleich bemerkt Hoo- 424 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der ker (a.a. ©. p. 252) P. Dammara, Casuarina, Acacien und Pittosporeen aus Neu-Seeland, Eucalyptus aus Neu-Holland, Seitamineen, Aroideen u. s. w. aus Ostindien. V.SAr’mseömakia: Nuttall hat die Beschreibung der auf seiner Reise durch Nord-Amerika nach den Sandwich Inseln gesammelten Pflan- zen (s. Jahresb. für 1841) fortgesetzt (in den Transactions of the American Philosophical Society. 1843. p. 251). Diese Abhandlung enthält die Campanulaceen, Lobeliaceen, Ericeen und verwandten-Familien: mehrere grosse Gattungen sind von dem Verf. getheilt worden, z. B. Vaceinium, Andromeda, — Engelmann hat eine ausgezeichnete Monographie des nord- amerikanischen Cuscuteen herausgegeben (Silliman’s American Journal of Science, Vol. 43. p. 333—345. — 1842. Extrahirt im London Journ. of Botany. 1843. p. 184—199). — In dem- selben amerikanischen Journal ist auch eine Fortsetzung von Dewey’s Caricographie erschienen (Vol. 43. p. 90—92 mit 5 Abbildungen). — Bruch und Schimper haben Drum- mond’s canadische Moossamnilung untersucht und die Resul- tate sind von Schuttleworth bekannt gemacht (Journ. of Bot. p- 663 — 670). Eine pflanzengeographische Schilderung des mexikanischen Vulkans Orizaba von Liebmann wurde der Versammlung skandinavischer Naturforscher in Stockholm 1842 mitgetheilt (auch übersetzt in der Bot. Zeit. 1844. S. 668 u. f.). 4) Heisse Region (0'—3000'). Die geneigten Savanen im Westen von Veracruz werden jenseits S. Fe bei 200" Höhe von einem Walde unterbrochen, dessen Baumformen durch Mimosa, Bombax, Citrus, Combretum bezeichnet sind. Dann folgt ein äusserst fruchtbarer, von ausgeschleuderten Porphyr- blöcken des Orizaba getroffener Mergelboden, dessen Wälder prächtige Gruppen der unbeschriebenen Palma real enthalten. Von hier bis zu einer Höhe von 3000’ reicht wieder die schräge Gras-Savane mit Mimosengesträuch und der Tern- stroemiacee Wittelsbachia, einem Convolvulus und einer Bi- gnonia. — 2) Warme, feuchte Region (3000'— 6000'). Bei 3000’ beginnen die feuchten Gebirgswälder, in denen die Eiche in zahlreichen Formen auftritt und mit diesen 6 Arten Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 425 von Chamaedorea, theils aufgerichtete, theils schlingende Pal- men, wachsen. Dies ist die pflanzenreichste Region Mexikos, wo bei einer mittlern Temperatur von 21° C. und einer 8 bis 9 Monate dauernden Regenzeit z. B. 200 Orchideen ein- heimisch smd. Hier beginnt ein eisenhaltiger, harter Thon- boden, der sich bis 11000° über dein vulkanischen Gestein hinauflagert. Die Eichen wachsen am üppigsten zwischen 4000° und 5000‘, es kommen einige 20 Arten vor und meh- rere sind auf diese Höhen eingeschränkt. Wie auf Java wach- sen diese Eichen in einem dichten tropischen Walde von Laurineen, Myrtaceen, Terebinthaceen, Malpighiaceen und Ano- naceen. Das Unterholz wird gebildet von Melastomen, Farn- bäumen, Mimosa , der Monimiee Citrosma, Bambusa, Yucca, Jatropha und Croton, Triumfetta, Magnolia, baumartigen Syn- anthereen, Symplocos, Aesculus, Araliaceen u. a. Die Lia- nen bestehen aus Smilaceen, Sapindaceen, Cissus, Apocyneen, Asclepiadeen, Bignoniaceen, Passifloren, Leguminosen und Cueurbitaceen. In diesen Wäldern berührt man die obere Grenze der Kaffee- und Baumwollen-Kultur bei 4—-5000', die des Zuckerrohrs und Pisangs bei 5500. — 3) Region der Eichenwälder (6000‘—- 7800‘). Bei 6000‘ erreicht man den Fuss der Cordillere, wo ein anderes Klima und andere Ge- wächsformen beginnen. In der Nähe der Stadt Coscomatepee, wo mit dem Mais die europäischen Obstbäume und Südfrüchte gezogen werden, wo die fruchtbaren Ebenen des Plateaus be- ginnen, sind die häufigsten Bäume: Yucca gloriosa, Crataegus pubescens, Sambucus bipinnata, Clethra tinifolia, Persea gra- tissima, Cornus: die Lianen werden hier von Convolvulus, Vitis und Atubus gebildet. Die Palmen haben schon bei 5000 aufgehört, aber im innern Hochlande treten wieder andere Arten bis 8000° auf. Die Farnbäume sind gleichfalls der Cor- dillere fremd und wachsen nur zwischen 2500 und 5000'. Ebenso kommen die letzten strauchartigen Myrten bei 4800° vor. — Der Orizaba selbst ist ein dem Rande des Plateaus aufgesetzter 17000° hoher Pie. Der Reisende besuchte ilın mitten in der Regenzeit, im September. Der untere Wald- gürtel (6000°— 7800’) besteht hauptsächlich aus Quercus-Arten: die übrigen Bäume sind Zacepedea pinnata, Ulmus, Alnus, Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 2. Bd, Ee 426 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Clethra, eine Verbenacee und Araliacee; Waldgesträuche aus Cornus toluccensis, Vihurnum, Triumfetta, Rubus; Lianen aus Vitis, Ipomoea Purga, einem. Bidens und Cuscuta, Alstroeme- rien; ‚parasitische Farnkräuter, Viseum, Orchideen, Piper in 3. kleinen Formen, Cereus flagelliformis. Offene Flächen sind mit Cassia- und Mimosa-Gebüschen bewachsen, Kräuter und Gräser sind formenreich, charakteristisch z. B. Aanunculus, Thalictrum, Anada, Hypericum, Drymaria, Oxalis, Geranium, Euphorbia, Desmodium, Rhexia, Lopezia, Cuphea, Georgina, Lobelia, Salvia, Erythraea, Iresine, Cyperus, Panicum, Paspa- Zus, Festuca, Vilfa, Lycopodium; Farnkräuter, auch Moose und Flechten sind schon ziemlich häufig. — Schon gegen 7000° ändert sich die ‚Vegetation bedeutend. Vaccinium, Gualtheria, Andromeda. werden häufig, namentlich. ein neuer, baumartiger Arbutus, Fuchsia microphylla; unter den Kräu- tern: Chimaphia, Dracocephalum, Tagetes, Carduus, eine Gen- tianee, mehrere Orchideen, Ferraria und Commelyneen. — 4) Region der Coniferenwälder (7800’—11000'). — Bei 6800° wachsen die ersten Coniferen: Pinus leiophylla, bei 7800’ aber erst werden die Eichen vom Nadelholze verdrängt. Hier sind kräftige Stämme von ‚Pinus Montezumae vorherr- schend mit parasitischen Tillandsien und Usneen. “Bei 9000‘ beginnen die Wälder der Oyamel-Tanne (Abies religiosa), aber P. Montezumae bildet wieder den obern Gürtel des geschlos- senen Tannenwaldes bei 11000', einzeln oder verkrüppelt steigt sie bis 14000‘ an der Nordwestseite des Pics. In einer Sennhütte der Coniferenregion, in der Vaqueria del Jacal (40000') verweilte der Reisende zwei Wochen. Die mittlere Temperatur betrug zu dieser Zeit 11° C. Im Spätherbst geht die Regenzeit in Schneefall über und der Schnee bleibt vom November bis März liegen. Die Einförmigkeit des Nordens herrscht in diesen Nadelwäldern nicht. Eingemischt kommen überall Laubbäume vor: Eichen und Erlen, die Schattenkräu- ter bleiben mannigfaltig, eine üppige Vegetation ernähren .die Thalschluchten (Barranca’s), ganze Bergseiten sind kahl und mit hoher Grasnarbe nebst alpinen Kräutern bedeckt. Die Gewächse der Coniferenregion sind überhaupt höchst mannig- faltig in ihren Formen, ein reichhaltiges Verzeichniss entwirft Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 497 Liebmann. Zu den charakteristischen Familien gehören fol- gende: Leguminosen (Lupinus), Umbelliferen, Ericeen (Clethra, Vaccinium, Pyrola ete.), Synanthereen (Zupatorium , Stevia, Bidens, Bacharis, Aster ete.), Scrophularineen (Chelone, La- mouzouxia, Gerardia, Castilleja), Labiaten (Salvia, Stachys), Verbena, Orchideen (Spiranthes, Serapias), Veratrum, Ivideen (Sisyrinchium), Farnkräutern u. v.a. Gesträuche von Lauri- neen, Rhamneen, Tilia, Viburnum, Cornus, Synanthereen, Sa- lix finden sich neben den Ericeen. In einer Barranca traf L. bei 9500° ein Bambusengehölz, während diese Pflanzenform übrigens schon bei 3000’ verschwunden war. — 5) Region der Stevien (11000’—13600‘). Niedrige Synanthereensträu- cher (Stevia purpurea, arbutifolia u. a.) vertreten die sub- alpine Erikenform ebenso wie auf der südamerikanischen Cor- dillere, wo statt der Stevia die Gattung Baccharis auftritt. Doch reichen sie nicht wie dort bis zur obersten Vegetations- grenze. Ein häufiger Strauch im untern Theil der Region ist Spiraea argentea. ÜUebrigens wachsen hier grösstentheils alpine Gattungen im Gerölle der vulkanischen Felsblöcke, welches nun an die Stelle des Thonbodens getreten ist. Cha- rakteristische Formen: Cruciferen (Draba, Nasturtium), Al- sineen, Viola, Lupinus, Rosaceen (Alchemilla, Potentilla), Umbelliferen (Zryngium, Seseli, Oenanthe), Tiarella, Pedieu- laris, Lithospermum, Stachys, Synanthereen (Erigeron, Hiera- eium, Hypochoeris), Veratrum, Sisyrinchium, Serapias, Jun- ceen, Carex. — 6) Alpine Gebirgsebene (13600'— 14800'). Der Boden der höchsten Fläche unter dem Krater, aus vul- kanischem Sande mit Asche gemischt, trägt eine Gramineen- Vegetation, deren Arten mit den von Humboldt auf dem Ne- vado de Tolucca gefundenen übereinstimmen: Festuca tolue- censis, Bromus lividus, Avena elongata, Deyewxia recta, Orypsis strieta, Agrostis und andere Festuca-Arten. An die Stelle der - Stevien treten hier diekblättrige, silberhaarige Gesträuche von Senecio, Kleine Kratere sind von Mahonia ilieina und Juni- perus mexicana bedeckt. Unter den Gramineen wachsen meh- rere Synanthereen (Conyza, Helichrysum, Carduus, Saussurea), Gaultheria eiliata und von den übrigen alpinen Gattungen reichen bis hieher Cerastium, Viola, Draba. Der aufgethaute Ee* 428 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Schnee ernährt eine Formation von Zanunculus und Poten- tilla, in deren Gesellschaft einige Glumaceen und Veronica wachsen (Luzula, Carex, Phleum, Agrostis), Moose und Flechten sind häufig, und unter den letztern namentlich auch die nordischen Umbilicarien (U. pustulata 10—14000', U. vel- lea 43—14000', U. cylindrica und proboscidea 14000'—14800'). Der Fuss des grossen über 30° geneigten Kraters liegt 14300' hoch und ist mit schwer zu ersteigendem Geröll& bedeckt. Hier wachsen die letzten, von Schiede grösstentheils nicht mehr beobachteten Phanerogamen: 1 Hydrophyllee ( Phacelia lactea Liebm.), 1 Castilleja, Saussurea, Carduus nisalis, Are- naria, Cherleria, Draba vulcanica Liebm., eine der strauch- artigen ‚Senecio-Arten und der grössere Theil der erwähnten Gramineen. Die letzten Phanerogamen beobachtete der Rei- sende in einer Höhe von 14600. Die grössern Felsblöcke bleiben von hier aus noch bis 14800’ mit Cryptogamen be- deckt: ausser den Umbilicarien sind es Tortula ruralis, Par- melia Ehrharti, Lecidea atro-alba, citrina, geographica, Üeno- myce pyxidata und als die letzte von allen, 50' höher als die übrigen Parmelia elegans, eine Flechte, die Agassiz gleich- falls unter den höchsten auf der Schweizer Jungfrau. fand (s. vor. Jahresb. S. 389). — Ungefähr bei 15000’ ist am Ori- zaba die Grenze des ewigen Schnees anzunehmen. Grosse Erwartungen darf man ven der Bearbeitung der Liebmann’schen Sammlungen für die Systematik der mexika- nischen Flora hegen und der Reisende hat sie unter Anderm durch die Vorträge erhöht, welche er nach seiner glücklichen Rückkehr in der 1843 zu Christiania gehaltenen Versammlung skandinavischer Naturforscher gelesen hat. Inzwischen sind anderweitige Bereicherungen der mittelamerikanischen Flora gleichzeitig in England und Belgien publizirt werden. Ben- tham hat ein zweites und letztes Heft seiner Plantae Hart- wegeanae (London 1842. 8.) herausgeben. Dieses reicht von Nr. 518—631, von denen der grösste Theil nicht mehr in Mexiko, sondern in Guatimala gesammelt ist. Die neuen Gattungen’ sind: Hemichaena (Serophularinee), Lindenia (Ru- biacee), Oxylepis (Helianthee), (aloseris (Trixidee), Lampra (Commelinee). — Sehr reichhaltig ist die Enumeratio syno- 4 Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 429 ptica plantarum a Galeotti in Mexico lectarum, welche von Martens und Galeotti begonnen und schon ziemlich weit geführt worden ist. Diese Arbeit ist in den Bulletins der Brüsseler Akademie enthalten (1843. Vol. X. P. I. p. 110. 208. 341. — P. Il. p. 31. 178. 302. — 1844. Vol. XI. P. I. p. 121. 227. 355). Die bisher bearbeiteten Familien mit zahlreichen neuen und ausführlich beschriebenen Arten sind folgende: 7 Irideen, 1 Haemodoracee, 2 Hypoxideen, 14 Amaryllideen, 10 Bromeliaceen, 4 Seitamineen, 1 Najade, 4 Aroideen, 1 Ty- phacee, 3 Palmen, 14 Coniferen, 24 Piperaceen, 2 Myriceen, 35 Cupuliferen, 2 Betulineen, 2 Plataneen, 8 Saliceen, 5 Che- nopodiaceen, 14 Amarantaceen, 12 Polygoneen, 10 Nyctagi- neen mit der neuen Gattung Tinantia, 4 Laurineen, 2 Thy- melaeen, 13 Valerianeen, 83 Rubiaceen, 5 Caprifoliaceen mit der neuen Gattung Velalea, 15 Apocyneen, 40 Asclepiadeen, 147 Gentianeen mit der als neu betrachteten Gattung Arem- bergia und grossentheils neuen Arten, 8 Spigeliaceen und 205 Leguminosen mit den neuen Gattungen Mikelertia und Ro- bynsia. — Ferner erschienen schon früher die Ericeen und Vaceinieen unter dem Titel: Notice sur les plantes des famil- les des Vacciniees et des Ericacees, recueillies au Mexique par H. Galeotti, et publiees par Martens et Galeotti (daselbst 1842. p. 526). — v. Schlechtendal’s neue Mittheilungen über die mexikanische Flora (s. Jahresb. für 1840) betrefien die Burseraceen, besonders Zlaphrium (Linnaea 1842. H. 6. und 1843. S. 245), sodann Jie Dioscoreen (das, S. 602). E. Otto hat die Ergebnisse seiner amerikanischeu Reise (s. Jahresb. für 1840) jetzt zusammengestellt (Reiseerinnerun- gen an Cuba, Nord- und Südamerika 1838 — 1841. Berlin 1843, 8.) 'Von Caracas aus besuchte er das Orinoko-Gebiet. Die Bemerkungen von Jameson über die Flora von Eeuador (Lond. Journ. of Bot. 2. p. 643—661) sind bis jetzt noch zu fragmentarisch, um näher darauf eingehen zu können, doch werden sie, wenn, wie versprochen ist, der Verf. sie fortsetzt, nicht ohne Bedeutung bleiben. Von Bentham’s Bearbeitung der in Guiana von Schomburgk gesammelten Pflanzen sind folgende Familien erschienen: Buphorbiaceen von Klotzsch (32 sp. mit den neuen Gattungen Schismato- 430 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der pera, Dactylostemon, Traganthus, Brachystachys, Geiseleriu, Discocarpus, die beiden vorletzten von Croton abgesondert); von Bentham selbst Dilleniaceen (1 sp.), Anonaceen (9 sp.), Myristiceen (1 sp.), Menispermeen (2 sp.), Nymphaeaceen (1 sp.), Cabombeen (1 sp.), Sarraceniaceen (1 sp.), Ternstroe- miaceen (10 sp. mit den beiden abweichenden, neuen Gattun- gen Catostemma und Ochthocosmus) Guttiferen (8 sp.), Marc- graviaceen (1 sp.), Hypericineen (3 sp.), Erythroxyleen (6 sp.), Trigoniaceen (3 sp.), Huniriaceen (4 sp.), Olacineen (3 sp., wobei B. die neue Gattung Piychopetalum aus Cayenne auf- stellt), Rhizoboleen (1 sp.); von Lindley die Orchideen (66 sp.). Die Zahl der bis jetzt publieirten Arten beträgt 846. (Hooker’s London Journ. of Bot. 1843. p. 42 —52. — p- 359—378. — p. 670—674). In verschiedenen Zeitschriften hat Miquel von Neuem Pflanzen aus Surinam publicirt, besonders nach Herbarien von Focke: im ersten Hefte der Annals of natural hist. für 1843, welches uns zufällig vom Buchhändler nicht geliefert ist; fer- ner in der Linnaea und in v. d. Hoeven’s Tijdschrift. Der Aufsatz in der Linnaea (1843, S. 55— 74) enthält Arten aus verschiedenen Familien und wenig Neues: nämlich 4 Cypera- cee, 1 Xyridee, 2 Pontedereen, 1 Smilacee, 4 Haemodoree, 4 Aroidee, 4 Synanthereen, 4 Rubiaceen (darunter die neue Gattung Bruinsmania). Die Animadversiones in herbarium surinamense, quod in colonia surin. legit H. ©. Focke, auct. Miquel (Tijdschr. voor natuurlijke Geschiedenis. 1843, p. 75 bis 93) begreifen folgende Familien: 1 Cactee (ohne neue sp.), 2 Portulaceen (1 sp. nov.), 1 Phytolaccee, 7 Malvaceen (2 sp. nov.), 1 neue Byttneriacee, 3 Gntüiferen (1 sp. nov.), 4 neue Maregraaviacee, 1 Hypericinee, 6 Malpighiaceen (1 sp. n.), 1 neue Erythroxylee, 2 neue Sapindaceen, 1 Polygalee, 1 Euphorbiacee, 4 Anacardiacee, 1 Myrtacee, 16 Leguminosen. Focke in Paramaribo hat ein systematisches Verzeich- niss sämmtlicher in Surinam gebauter Kulturgewächse durch Miquel publiciren lassen (v. d. Hoeven’s Tijdschrift a. a. O. p- 373—385). Auszug der holländischen Namen für die wich- tigsten tropischen Produkte: Anora muricata L. (Zuurzak), A. squamosa L. (Kaneelappel), Terminalia latifolia (Amandel- Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 431 boom, Tafelboom), Zugenia pimenta DE. (Bayberrytree), Jum- bosa vulgaris DC. (Pomme de rose), J. malnccensis DC. (Schambo), Passiffora quadrangularis L. (Marquisade, Grena- dille), Mammea americana L. (Mammi), Caryocar tomentosum W. (Bokkenoot), Hibiscus esculentus L. (Okro), H. Rosa si- nensis L. (Engelsche Roos), H. Sabdarifa UL. (Roode Zuring), ‚Spondias dulcis Forst. (Pomme de COythere), /teinus commu- nis L. (Krapatta), Janipha Loeflingii Kth. (Zoete Cassave), J. Manihot Kth. (Bittere Cassave), Malpighia glahbra L. (Sure Kers), Averrhoa Bilimbi L. (Bilambi), Abrus precatorius L. (Weesboontje), Erythrina corallodendron L. (Koffij-mama), Arachis hypogaea L. (Pienda), Poinciana pulcherrima L. (Sa- binabloem), Parkinsonia aculeata L. (Jerusalemsdoren), Ara- cardium occidentale L. (Cachou), Mangifera indica L. (Manja), Artocarpus incisa L. (Broodboom), Persea gratissima G. (Ad- vocaat), (Coccoloba wifera L. (Zeedruif), Achras Sapota L. (Sapotille), Chrysophyllum Cainito L. (Starappel), Sesamum orientale L. (Abonjera), Crescentia Cujete L. (Kalebasboom), Justicia pieta L. (Portretboom), Lycopersicum esculentum Dun. (Tomati), Solanum ovigerum Dun. (Antroeri), Plumeria rubra L. (Frangipane), Cycas revoluta Th. (Sayo). — dmomum granum paradisi L. (Malaguetsche Peper), Musa paradisiaca L. (Banane), M. humilis L. (Dwerg-Banane), M. sapientum L. (Bakove, Bakoeba), Agave foetida L. (Ingi-sopo), Yucca strieta Ker (Bajonet), Bambusa arundinacea W. (Guinea-Gras). Die im vorigen Jahresbericht erwähnten Herbarien von Hoffmann aus Surinam hat Steudel zu bestimmen angefan- gen (Regensb. Flora 1843. S. 753— 765). Die als neu be- schriebenen Arten gehören zu folgenden Familien: Anonaceen (3 sp.), Stereuliaceen (2), Tilidceen (2), Sapindaceen (1), Ho- malineen (1), Leguminosen (21), Rosaceen (5), Combretaceen (2), Myrtaceen (3), Paronychieen (1), Umbelliferen (1), Ru- biaceen (2), Solaneen (2), Verbenaceen (1), Spigeliaceen (2), Gentianeen (2). Die Diagnosen sind kurz und Beschreibun- gen nicht zugefügt. Von Pöppig’s Kupferwerk über die auf seiner südame- rikanischen Reise gesammelten Pflanzen (Nova genera etc. Lips. 1843. 4.) erschienen die 5te und 6te Dekade des drit- 432 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der ten Bandes. — Orbigny’s Reisewerk ist regelmässig fort- gesetzt worden bis zur Lief. 74. — Casaretto hat 8 Deka- den brasilianischer Pflanzen herausgegeben: eine Arbeit, die mir noch nicht zu Gesicht gekommen ist (Novarum stirpium Brasiliensium Decades. Genuae 1842 — 44. 8. 72 5.). Meyen’s Nachlass von getrockneten Pflanzen, welche er auf seiner Reise um die Erde gesammelt hatte, ist durch vereinte Kräfte bearbeitet und in den Schriften der Leopol- dinischen Akademie publizirt worden (Nov. Act. Natur. Cu- riosor. Vol. 16. Suppl. secund. Vratisl. 1843). Diese Samm- lung umfasst etwa 1500 Arten und die Zahl der neuen ist verhältnissmässig nicht gross. Die Leguminosen hat der ver- storbene Vogel bearbeitet, Nees v. Esenbeck die Gluma- ceen, Philydreen, Acanthaceen, Solaneen und in Verbindung mit Lindenberg und Gottsche die Lebermoose; Meyen selbst mit Flotow die Flechten; Klotzsch die Euphorbia- ceen und Pilze; Schauer die Myrtaceen, Apocyneen, Ascle- piadeen und übrigen Monocotyledonen; ich die Gentianeen; Walpers die übrigen Dicotyledonen und Goldmann die Farne. Der grösste Theil der gesammelten Pflanzen stammt aus Siidamerika, besonders Chile und Peru, aber ein grösseres Interesse bieten die Herbarien von Manila (etwa 200 sp.) und von Macao (etwa 220 sp.) dar. Gardner’s Publicationen über die brasilische Flora (s. vor. Jahresb.) sind fortgesetzt worden. Er beschreibt 4 neue Gattungen von den Orgelbergen bei Rio: Zowrnania (Nassau- viee), Leucopholis (dgl.), Hockinia (Gentianee), Napeanthus (Cyrtandree) (Hooker’s Lond. Journ, of Bot. 2. p. 9—15). Die Fortsetzung des geographisch geordneten Catalogs seiner Sammlung enthält 125 sp. von den Orgelbergen, unter denen viele neue Arten und die neue Gattung Jsodesmia (Hedysaree) (ib. p. 329 — 355). — 39 von Gardner gesammelte Pilze sind von Berkeley bestimmt und beschrieben (ib. p. 629—643). Darwin, dessen geistreiche Schilderung der Naturver- hältnisse von Südamerika und von den Südsee-Inseln ein so vielseitiges Interesse darbieten, beschäftigt sich mit dem Pro- blem, die Waldlosigkeit von Montevideo bis Patagonien zu erklären (Journ. of Researches p. 53). An den Ufern der Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 433 grossen Ströme in Montevideo kommen Salices vor und man spricht von einem Palmenwalde bei den Arroyo-Tapes. Eine einzelne Palme sah der Reisende unter 35° S.B. Aber dies sind die einzigen Ausnahmen von der Baumlosigkeit eines Landes, in welchem die Pflanzungen von europäischem Obst sehr gut gedeihen. Ebenen, wie die Pampas von Buenos- Ayres, sind durchaus baumlos, was von den herrschenden Luftströmungen und den davon abhängigen Feuchtigkeits-Ver- hältnissen bedingt scheint. Aber diese Bedingungen fehlen in Montevideo, dessen hügelige, felsige Oberfläche die verschie- densten Bodenarten besitzt, wo es an thonhaltiger Erdkrume und Bewässerung nicht fehlt. Hier ist im Winter eine regel- mässige Regenzeit und auch der Sommer ist nicht übermässig trocken. Bei Weitem trockener ist Neuholland südwärts vom Wendekreise und doch an den Küsten allgemein bewaldet, Deshalb kann man die Waldlosigkeit Montevideos nach D.’s Urtheil nur von geologischen Momenten, von einer ursprüng- lichen Eigenthümlichkeit dieses vegetabilischen Schöpfungs- heerdes herleiten. Waren von diesem Akte die grössern Holzgewächse ausgeschlossen, so konnten sie sich in der Folge nicht leicht von andern Schöpfungsheerden hieher verbreiten: denn die brasilischen Bäume erfordern ein tropisches Klima und kein anderes Waldland ist diesen Küsten nahe. Ueber- haupt hat Südamerika nur in weit feuchtern Gegenden Wald, an der Westküste südwärts von 38° S. B., wo die westlichen Winde der Südsee vorherrschen, und in Brasilien, so weit der südöstliche Passat reicht. So verhalten sich die Gebiete diesseits und jenseits der die Winde brechenden und austrock- nenden ‚Oordillere sowohl innerhalb als ausserhalb der: tropi- schen Zone entgegengesetzt.. Den brasilischen Urwäldern liegt die Westküste gegenüber, die von 4° — 32° S, B. wald- los,und wüst ist, der waldigen Küste von Chiloe zum Feuer- lande auf gleiche Weise die ärmliche Vegetation. Patagoniens. Hiernach könnte man schliessen, dass Montevideo für siidame- rikanischen Baumwuchs ein zu trocknes Klima habe, wenn auch nicht-in Vergleich mit andern bewaldeten Erdtheilen. — Uebrigens sind auch die Falklands-Inseln baumlos, wiewohl sie unter ganz ähnlichen klimatischen und geognostischen Ver- hältnissen stehen, wie die Wälder des Feuerlands. 434 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Die Südgrenze der Pampasvegetation bildet der Rio Colo- rado, dessen Mündung unter 40° S.B. liegt (ib. p. 87). Hier ändert sich der Boden und mit ihm der Vegetationscharakter der Steppe. Zwischen dem Rio Negro und Colorado trägt ein trockner Kiesboden Rasen von Gras mit niedrigen Dorn- büschen, und dies bleibt der Typus der Flora längs der gan- zen patagonischen Küste, Ebenso besteht von der Maghel- lans-Strasse bis zum Colorado die ganze Oberfläche des Lan- des aus Kiesboden: die Kiese sind grösstentheils Porphyr und stammen von der Oordillere. Nördlich vom Colorado werden sie allmählig kleiner und so gehen sie in den kalkhaltigen Thonboden der Pampas über, der von hier bis zu den Gra- niten von Montevideo ein grosses, gesteinloses Becken aus- füllt. Das Klima nördlich vom Colorado bleibt nicht minder trocken und unfruchtbar, allein der Boden trägt mannigfache Kräuter und Gräser, während die dornigen Sträucher sich zugleich mit den Kiesen verlieren. — Anfang September herrschte in den Panıpas von Bahia blanca um die weisse Bai noch Winterschlaf (p. 115), aber in der Mitte dieses Mo- nats bedeckte sich die Ebene mit Blumen, so wie in allen Steppen der neuen und alten Welt das blüthenreiche Früh- jahr sich ungemein rasch zu entwickeln scheint.. Ehe die Pflanzen sprossten, war die mittlere Tagestemperatur = 10°,6 gewesen, jetzt hob sie sich auf = 14°,4 O., d. h. zu einer Höhe, bei welcher in Montevideo noch Winterschlaf herrscht. Hieraus könnte man auf eine verschiedene Reizbarkeit beider durchaus durch den Plata getrennter Floren schliessen: allein vielleicht kommt bei diesem Problem auch die Feuchtigkeit der Atmosphäre in Betracht, welche in Montevideo länger als in den heitern Pampas die Evaporation der Pflanzen, die Quelle ihrer Saftströmung im Frühlinge, verhindert. — Weit üppiger als in diesen südlichen Grenzdistrikten wird die Step- penvegetation der Pampas vom Rio Salado bis Buenos Ayres, aber vermuthlich nur in Folge der grössern Weidebenutzung (p. 137). Mit den verwilderten Pferden und andern Haus- thieren, die seit der ersten Colonisation im Jahre 1535 sich so weit über diese Steppen verbreitet haben, sind auch euro- päische Gewächse eingewandert, haben die endemische Vege- Pflanzengeographie während des Jahres 1843, 435 tation auf grossen Strecken völlig verdrängt und verleihen vom Plata bis zur Cordillere verbreitet in vielen Gegenden dem Lande seinen heutigen Naturcharakter, gerade, wie die Opuntien und Agaven an den Küsten des Mittelmeers, Wo jetzt nur aus Europa stammende Pferde existiren, hat D. die Reste eines fossilen, einheimischen Pferdes aus der jüngsten Erdperiode aufgefunden und gerade ebenso hat sich neben einer endemischen Distel, welche grosse Strecken am Plata bedeckt, die europäische Oynara Cardunculus auf weit grös- sern Räumen des Bodens bemächtigt. Diese hohe Distelvege- tation ist vermöge höchst geselligen Wachsthums für Men- schen und Thiere vollkommen undurchdringlich. D. kennt kein Beispiel von einer vegetabilischen Einwanderung in grös- serm Maassstabe und findet diese Formation auf weiten Land- reisen häufig wiederkehrend, er sieht sie selbst den Plata überschreiten und viele Quadratmeilen in Montevideo von dieser Distel dicht bedeckt. In Süd-Patagonien fuhr Darwin, nachdem er bereits eine Reihe von Küstenpunkten untersucht hatte, den S. Cruz (50° S. B.) bis zum Fuss der Cordillere hinauf. Ganz Patagonien bildet bis zu den Anden eine allmählig sich erhebende terras- senförmig 1200° tief gegen das Meer abstürzende, tertiäre Ebene. Die gerundeten Kiese, welche sie bedecken, ruhen auf einer weisslichen Erdkrume, dem thonhaltigen Porphyr- detritus, in welchem die Pflanzen wurzeln. Unter den wenigen Erzeugnissen dieses Bodens ist Opuntia Darwinii Hensl. cha- rakteristisch. Oft werden die Terrassen von flachen, jedoch wasserleeren Thalwegen eingeschnitten und hier häufen die Dorngesträuche sich an. Das Klima ist so trocken, dass man Tage lang reisen kann, ohne einen Wassertropfen anzutreffen. Den entschiedensten Gegensatz gegen diese Steppen bil- den die doclı hart an sie herantretenden Thonschiefer - Berge des Feuerlands, die überall bis an den Rand des Meeres mit einem einzigen, düstern Walde bekleidet sind (p. 227). Die Thäler dieses Gebirgslandes liegen, wie in Norwegen, tiefer als das Niveau des Meeres und sind Fjorde, Die Hauptmasse des Waldes besteht aus Fagus betuloides Mirb. ( Betula ant- arctica Korst.), indem die übrigen Buchenarten und Drimys 436 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der nur in unbedeutender Anzahl vorkommen. Der Wald reicht an den steilen Abhängen, wo fast nirgends ein Fleck ebenen Bodens zu erblicken ist, bis zur Höhe von 1000’ bis 1500', dann folgt die Region der Alpenkräuter, welche auf Torfboden wachsen und sich bis zur Linie des ewigen Schnees (3500') erstrecken. Torfbildung ist auch in.der Waldregion gemein, unter einer Wildniss von gefallenen und noch vegetirenden Baumstämmen. Hierdurch und durch das gelblich braune Grün des im Winter nicht abfallenden Buchenlaubes erhält die Land- schaft einen ‚düstern Charakter, auch wird sie nicht oft von den Strahlen der Sonne belebt. Die Torfbildung (p. 349), welche nordwärts bis zum Chonos-Archipel (45°) reicht und in Chiloe nicht mehr bemerkt wird, beruht in offenen Gegen- den vorzüglich auf der geselligen Astelia pumila Br. (Anthe- rieum trifarium Sol.), einer den Junceen verwandten Gat- tung, welche daher hier das im System unmittelbar daran grenzende Narthecium der Emsmoore vertritt. Mit der Aste- lie wachsen Myrtus nummularia, Empetrum rubrum und Jun- cus grandiflorus und nehmen an der Torferzeugung Theil. Auf den Falklands-Inseln verwandeln sich auf entsprechendem Boden alle Gewächse in Torf, namentlich die Gräser. — Bei der östlichen Einfahrt in die Maghellans-Strasse greift die pa- tagonische Steppe hinüber auf die Küste des Feuerlands, im Innern schneidet die Meerenge beide Floren ziemlich scharf ab (p. 263), womit die analogen Gegensätze von Jütland und Norwegen verglichen werden können. Die Ursache dieses merkwürdigen Gegensatzes an der Südspitze von Amerika sucht‘ D. in ‘den atmosphärischen Niederschlägen. Auf den ersten Blick scheine ein soleher Unterschied im Landschafts- charakter auf 4 g. Meilen Entfernung fast wunderbar, aber ebenso entgegengesetzt verhalte sich das Klima: die abgerun- deten Berge von Port Famine unaufhörlich getränkt von Re- gengüssen und Nebeln, welche die stürmische Bewegung der Atmosphäre versammelt, und 12 Meilen von da an der Gre- gory-Bay ein heiterer, strahlend blauer Himmel über der trock- nen, wüsten Ebene. Die mittlere Temperatur von Port Fa- mine beträgt wahrscheinlich = 5°,3 C., die des Sommers = 10°, des Winters = + 0°,6 (nach King und Darwin). Pflanzengeographie während des Jahres 1843. A437 Dr. Hooker beschreibt seinen Winteraufenthalt auf den Falklands-Inseln (Journ. of Bot. 2. p. 280— 305). Urville zählt in seiner Flora dieser Inseln 217 sp. H. vermehrt die- ses Verzeichniss besonders durch Cryptogamen. Die einzigen Sträucher sind Ckiliotrichum amelloides, Empetrum rubrum und Pernettia empetrifolia, auf der westlichen Insel Veronica decussata. Das berühmte Tussakgras (Dactylis caespitosa Forst. = Festuca flabellata Lam.), welches sich in breiten 6° hohen Rasen über dem Torfboden erhebt, und das man seiner grossen Nahrungskraft wegen in Irland zu accelimatisiren im Begriff ist, beschränkt sich doch nur auf geeignete Standorte und steht an Wichtigkeit für die Viehzucht der viel allgemei- ner verbreiteten, gleichfalls sehr nahrhaften Festzca Alopecurus Urv. nach, von denen jeder Torfsumpf bedeckt ist. Die westlich von Cap Horn gelegene Hermite-Insel ist der südlichste Punkt, wo H. auf seiner antarktischen Reise Baumvegetation sah (ib. p. 305). Ein Herbarium von 84 Pha- nerogamen stimmt mit den Formen des Feuerlands und der Falklands überein: der Baum ist Darwin’s immergrüne Buche, zu welcher H. als wahrscheinliche Synonyme ausser den oben erwähnten noch Fagus Forsteri Hook. und F. dubia Mirb. hinzufügt. Die Wälder von Chiloe vergleicht Darwin (Journ. p. 270) mit den tropischen an Ueppigkeit ihrer Vegetation. Verschie- dene immergrüne Arten, namentlich Laurineen und Drimys, sind gemengt und mit parasitischen Monocotyledonen beladen, in ihrem Schatten grosse, mannigfaltige Farne und baumartige Gräser. Diese Vegetation grenzt an der Westküste des Kon- tinents unter dem 45° S. B. an die einförmigen Wälder, welche sich hier an der Westseite der Anden bis zum Feuerlande fortsetzen. Sie verdankt ihren Ursprung in so hoher Breite der ungemein grossen Feuchtigkeit des Klimas. Es regnet auf Chiloe im Winter, wie im Sommer, und der Reisende glaubt, es sei kein anderes Land in beiden gemässigten Zonen, wo so viel atmosphärische Niederschläge fallen. Die Luft- strömungen sind gewöhnlich stürmisch und der Himmel ist fast beständig von Wolken bedeckt. Schon in Valdivia än- dert sich der Waldcharakter merklich (40°), die immergrünen 438 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Bäume nehmen ab und bei Valparaiso (33°), wo: den Sommer hindurch regenloser Südwind herrscht und die atmosphärischen Niederschläge sich fast nur auf drei -Wintermonate einschrän- ken, giebt es fast keinen Baum mehr. VI. Australien und oceanische Inseln. Von den Gallopagos, derem endemische Flora noch fast ganz unbekannt ist, giebt Darwin eine allgemeine Schilde- rung des Vegetationscharakters (a. a. O. p. 453). Von zahl- losen Krateren bedeckt, erheben sich die Inseln zur Höhe von 3000’—4000' und besitzen wegen der eigenthümlich niedrigen Temperatur des benachbarten Meeres, wiewohl unter dem Aequator gelegen, kein sehr heisses Klima. An der Küste regnet es selten, aber die Wolken hangen niedrig an den Bergen und mit ihnen tritt im Niveau von etwa 1000’ an die Stelle der wüsten Küstenregion eine ziemlich üppige Vegeta- tion. Die an den Abhängen verbreiteten neuern Laven sind jedoch ganz pflanzenleer. Sowohl Thiere als Pflanzen deuten grossentheils auf eine endemische Schöpfung. Die Gewächse zeichnen sich durch geringe Entwickelung der Blätter aus und lassen durchaus nicht auf die aequatoriale Lage der Inseln schliessen. Holzgewächse sind sparsam, in der untern Region am häufigsten ein Euphorbiaceenstrauch mit kleinen, bräun- lichen Blättern, ferner eine Acacie und die baumartige Opun- tia galopagea mit grossen, ovalen, zusammengedrückten Glie- dern, die aus dem cylindrischen Stamme entspringen; in der Gebirgsregion ein Synanthereenbaum, sodann Farne und Grä- ser, aber keine Farnbäume, keine Palmen. j Die Flora der Fidji-Inseln u. s. w. (s. vor. Jahresb.) hat Bentham nach den Sammlungen von Hinds und Barclay zu bearbeiten fortgefahren (Journ. of Bot. p. 211—240). Dieser Catalog von nicht völlig 200 sp. scheint jetzt geschlossen und enthält die neuen Gattungen Favaea von den Freundschafts- Inseln (verwandt mit der zweifelhaften Cedrelacee Ixionanthes), Cardiophora von Neu-Irland (Terebinthacee), Zasiostoma von Neu-Guinea (Rubiacee), Chaetosus ebendaher (Apocynee), Leu- cosmia von den Fidji’s (Aquilarinee). -Lhotsky hat einen Versuch gemacht, gewisse Distrikte Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 439 der Ostküste von Australien durch ihre Erzeugnisse zu cha- rakterisiren (Some data towards the Botanical Geography of New Holland ib. p. 135— 141). Er unterscheidet folgende Formationen: 1) Küstenvegetation von Sidney südwärts bis zum Illawarra. Flugsand oder Sandsteinfelsen mit schwacher Erdkrume: häufig Lagunen von salzigem oder brackischem Wasser. Von Bäumen nur Eucalyptus; dichte Gebüsche von Epacrideen, Proteaceen, Podalirieen, Boronia und Comesperma; socielle Xanthorrhoeen und Xerotes. Diese Gesträuche bilden fast undurchdringliche Massen und sind zu keinem ökonomi- schen Zweck zu nutzen. — 2) Bewässerte Felsenthäler längs der Küste. Dies scheint der einzige Standort für die beiden Palmen von Neu-Süd-Wales: Corypha australis und Seaforthia elegans. Hier wächst die baumartige Amaryllidee Doryanthes, ein Farnbaum (Alsophila), die Magnoliacee Tasmania, ferner einige Malvaceen, Rubiaceen und Callicoma. — 3) Vegetation des Thonbodens. Diesen bedeckt auf weite Landstrecken der lichte, durch R. Brown’s berühmte Skizze charakterisirte Euca- lyptus-Wald, der nur wenig Unterholz besitzt, aber trefllichen Weidegrund von den mannigfaltigsten Kräutern einschliesst, — 4) Die Vegetation der Minero-Downs begreift die grossen Weidestrecken längs des Fusses der Blue Mountains. Mit Ausnahme von Hakea und Brunonia fehlen die Holzgewächse auf diesen Ebenen ganz. Im November bekleiden sie sich it einer üppigen Frühlingsvegetation, welche in der Sommer- hitze verdorrt und vom April an eine gelbgefärbte Steppe zurücklässt: aber die Hauptmasse der Pflanzen besteht aus Gräsern und Oyperaceen. Auf den Downs, die übrigens von der Formation des Thonbodens nicht scharf gesondert schei- nen, beruht die Viehzucht, der Reichthum der Kolonie. — 5) Vegetation der Blue Mountains. Die obern Abhänge des von L. bestiegenen Mount William the fourth, auf dessen Gipfel der Siedepunkt — 196° F. war, sah er mit einem 12° bis 20° hohen Eucalyptus bedeckt, Die australischen Gräser der Lindley’schen Sammlung hat Nees von Esenbeck bestimmt und ausser mehreren neuen Arten bei diesem Anlass die Gattungen Gamelythrum und Amphibromus aufgestellt (Journ. of Bot. 2. p. 409 — 420). — AAO Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Ueber die von Preiss am Swan-River gesammelten Myrtaceen (178 sp.) berichtet Schauer (Regensb. Flora 1843. S. 405 bis 410). — 8 neuholländische Charen, grösstentheils von Preiss, beschreibt A. Braun: sie sind sämmtlich ohne äussere Zellenschicht. (Linnaea. 1843. S. 113 — 119). In Vandiemensland erscheint seit 1842 ein Journal (The Tasmanian Journal of Natural Science, Agriculture ete.) mit botanischen Beiträgen von Gunn und Öolenso. Nach einem Auszuge des“ersten Bandes (Bot. Zeit. 1844. S. 140) hat der Erstere Bemerkungen über die Flora von Geelong, Port Phi- lipp, publizirt, der Letztere einige Farne aus Neu-Seeland beschrieben. - Dieffenbach spricht in seiner neu-seeländischen Reise über die statistischen Verhältnisse der dortigen Flora (Travels in New-Zealand. London 1843. — 1. p. 419—431). Bis jetzt sind erst etwa 630 Arten von Neu-Seeland bekannt ge- worden und diese geringe Zahl rührt nach des Reisenden Meinung nicht von unvollständiger Untersuchung, sondern von der Armuth der Flora her, von welcher ihm der grösste Theil bereits bekannt erscheint. Hauptfamilien: 94 Farne, welche nicht bloss durch die Mannigfaltigkeit der Formen, sondern vorzüglich durch die. Masse der Individuen den Charakter der Flora bestimmen, indem die Farnkräuter, als Stellvertreter für die Gräser anderer Floren, unermessliche Strecken ofinen Landes bedecken; 3 Farnbäume (Cyathea medullaris und dealbata, Dicsonia squarrosa) werden 30" bis 40' hoch und wachsen auch in grösserer Zahl beisammen tief im Walde; — 24 Gramineen; 20 Cyperaceen; von. Junceen Repräsentanten, unter denen der europäische J. filiformis gesellig und weit verbreitet eine geringe Stärke urbarer Erdkrume über un- fruchtbaren Thonsehichten andeuten soll; von Palmen nur Areca sapida, aber in dichtern Waldungen nicht leicht fehlend; gewisse Lilienformen für die ofinen Gegenden charakteristisch: Phormium fast überall, Dracaena australis Jungle-Waldung an Flussufern bildend; von den Smilaceen Aripogonum parviflorum Br., nebst einer Pandanee (Freyeinetia Banksü) die häufigste Liane des Waldes; Orchideen sparsam, jedoch 3 Epiphyten; Typha angustifolia bedeckt in der Regel die Sümpfe, wie in Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 441 Europa; 2 Piperaceen allgemein; 11 Coniferen, unter denen die wichtigste, die Kaurifichte (Dammara australis) auf die Nordspitze der nördlichen Insel beschränkt ist und die übri- gen (Daerydium, Podocarpus, Phyllocladus), keine geschlosse- nen Bestände bilden, sondern zerstreut in den Wäldern vor- kommen; 9 Epacrideen; einige Araliaceen von auffallender Gestalt (Panax, Aralia Scheffleri u. a.); mehrere Cunoniaceen, unter denen Leiospermum racemosum grosse Wälder in ganz Neu-Seeland bildet; 20 Onagrarien; 13 Myrtaceen, sehr ver- breitete Waldbäume einschliessend (2 sp. Leptospermum, 9 Metrosideros, Eugenia und die auch in Chile einheimische Myrtus bullata); 6 Pimelea- Arten, aber nur 2 Proteaceen (Persoonia tora und Knightia excelsa; 3 Laurineen: 2’dersel- ben sind verbreitet und bilden Ufergehölze, Laurus tawa be- deckt die obere Region der Berge an der Cooks-Strasse; von _ den Atherospermeen Laurelia, ein mässiger Baum; 12 Scero- phularineen mit 9 zum Theil strauchartigen Veronica- Arten; von Cyrtandraceen nur Rhabdothamnus Solandri; von den Myoporineen Avicennia tomentosa, welche die Mangrove-Wäl- der Neu-Seelands bildet; von Verbenaceen der wichtige Baum Vitex litoralis, die New-Zealand-oak der Ansiedler. Die südlich von Neu-Seeland gelegenen Lord-Aucklands- Inseln (51° S.B.) hat Dr. Hooker mehrere Wochen lang in der günstigsten Jahrzeit (Nov. Dec.) untersucht und, ohne die Algen zu rechnen, ein Herbarium von 120 sp. gesammelt. Die Flora ist, wie auch Dieffenbach anführt, wahrscheinlich nicht endemisch, sondern von Neu-Seeland abzuleiten. Dafür spricht der Umstand, dass selbst in dieser hohen Breite noch wirkliche, wiewohl nur einen niedrigen Stamm bildende Farn- bäume vorkommen. Ueber diesen gebirgigen Archipel ver- theilen sich ziemlich gleichförmig Wald, Gesträuchformationen und ofiner Weidegrund. Vom Seestrande bis zum Walde fanden sich besonders europäische Gattungen bei herrschen- dem Farnkraut, welches auch in den Waldungen sehr zahlreich ist. Die Bäume des Waldes sind stark mit Unterholz ge- mischt: die höhern Stämme gehören zu Veronica, einer Ara- liacee, zu Myrtaceen und Epacrideen und diese Bäume stehen oft so dicht, dass sie den Boden vollständig beschatten. Die Archiv f. Naturgesch, X, Jahrg. 2. Bd. Ff 442 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der stammbildenden Farne gehören zu. Aspidium. ' Ueber ‘diesem Walde folgt eine Gesträuchregion, in welcher der Veronica- Baum fehlt und die Bestandtheile' des Unterholzes in'kleinere Formen nach und nach 'verkümmern, ' Ueber dem 'Gesträuch folgt eine Gramineenregion, wo die Bergwiesen aus Bromus und 1 Hierochloa nebst einigen Kräutern, z. B!. 2 Umbelli- feren bestehen, und streng durch verschiedene Vegetation von diesen geschieden, nimmt eine alpine Region die Gipfel der Berge ein mit ‚europäischen Gattungen und Acaena. — Cha- rakteristische Formen: ein sehr geselliger Asphodelus mit gold- gelben Blumen, Veronica, Gentiana,' Coprosma, Dracophyllum, Astelia u. s. w. — Mit der Flora des Lord-Auckland-Archipel stimmt auch die benachbarte Campbell-Insel ‘überein, sogar bis auf die. beiden baumartigen Farne (524° S. B:), nur: ist die Südwest- oder Wind- Seite des Eilands ganz ohne Holz- gewächse. Auf den durch Dar win’s Untersuchungen über die Co- rallen-Inseln berühmt gewordenen Keeling-Islands (12° S. B.), welche von angesiedelten Cocos-Palmen auch ‘den Namen Cocos - Inseln führen, sammelte jener Reisende einige 20 Pflanzen, worauf die dortige Vegetation sich beschränkt (Journ. p. 541). Nach Henslow’s Untersuchung gehören 20 Arten zu 19 verschiedenen Gattungen und 16 natürlichen Familien, so wie diese auch sämmtlich von Java oder Neuholland angespült sind und die Corallenriffe keine einzige, endemische Art er- zeugt haben. Kerguelens-Land (50° S. B. im indischen Ocean) war eine lange Winterstation auf Dr. Hooker’s Reise (Journ. of Bot. 2. p. 257— 263). Er sammelte dort viele Cryptoga- men und brachte ein Herbarium von 130 sp. zusammen, unter diesen 30 Lichenen, die in grossen Massen die 2000" hohen Berge bedecken. Eine Eigenthümlichkeit des Klimas scheint es möglich gemacht zu haben, dass H. auch ‘die wenigen Pha- nerogamen grossentheils in bestimmbarem Zustande hat sam- meln können. Folgende Gattungen kommen vor: Agrostis und 4 andere Gräser, 1 Juncus, 1 Ranunculus, 1 Callitriche, 1 grosse kohlähnliche Orueifere, 1 gesellige Umbellifere (Bo- lax wahrscheinlich), 4 Acaena, 4 Silene?, 14 Portulacee, Ru- Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 443 biacee und Synantheree und 3 Phanerogamen, deren Verwandt- schaft ungewiss ist. Ferner von Cryptogamen noch 1 Farn, 2 Lycopodien, 23 Moose meist arktischen Formen entspre- chend, 10 Jungermannien, 1 Marchantia, 10 Conferven und 39 andere Algen, 1 Pilz. Diese grosse Armuth der Flora kann nicht als eine Folge des Klimas, welches zwar stür- misch, aber übrigens nicht so sehr rauh ist, angesehen wer- den, sondern würde geologisch zu erklären sein. Die französischen Kupferwerke, welche in Folge der ant- arktischen Reise Dumont d’Urville’s, so wie über die Expedition des Schiffs Venus herausgegeben werden, enthal- ten botanische Abtheilungen, sind jedoch der Vollendung noch fern. Gedruckt bei den Gebr, Unger in Berlin, TaßL, W. Wagenschieber so, Foren | | 0 sloloe oloee annlelelgie® s 3 ! RS Anka | ! | m RL a U SSL CF Sohmadıt Lidl rund till CPI FSBH. Taf 7 Sohmudlt lich nn az rn EN en he De, a“ Ba nn Orube 0 Kruntsberger dal VabJU Tab.IX, W. Wagenschieber sc, CE Schmidt lich. „ = Kat Hrihid Hirn) hc: