^^^^,^ .^"^w^ ^^^^ !•*•■ ^I if^ ^ ^^^ ^^s^^.^:!*^ :^^^ ^-.^ ARCHIV FUE lATFEGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FOETGESETZT VON W. F. ERICHSON, F. H. TROSCHEL UND E. VON HÄRTENS. HEEAUSGEGEBEN Dr. F. HILGENDORP, CUSTOS DES K. ZOOLOG. MUSEUMS ZU BERLIN. FUNFlJNDFrNFZIC;}STER JAHRGANG}. Erster Baud. Berlin 1889. NICOLAISCHE VERLAGS-BUCHHANDLUNG Inhalt des ersten Bandes. Th. Behme. Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte des Harnapparates der Lungenschnecken. Mit Tafel I und ü. . . . 1 Carl Apstein. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. Mit Tafel IH-V 29 Ph. BertTcau. Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus nebst allgemeinen Bemerkungen und einem Verzeichniss der be- schriebenen Arthropodenzwitter 75 Ih\ Julius V 0 s s e l e r. Die Copepodenfauna der Eifelmaare. Mit Tafel VI 117 Dr. Willy Kükenthal. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. Resultate einer im Jahre 1886 unternommenen Reise. Mit Tafel VII u. Vin. 125 E. von Martens. Griechische Mollusken, gesammelt von Eberh. von Örtzen. Mit Tafel IX - XI 169 Dr. Ose. Nordqvist. Ueber einen Fall von androgj'ner Missbildung bei Diaptomus gracilis G. 0. S. Mit Tafel XU 241 Dr. Ernst Schaff. Ueber den Schädel von Ursus arctos L. Mit Tafel Xin und XIV 244 Georg John. Ueber bohrende Seeigel. Mit Tafel XV 268 Ernst Lohrmann. Untersuchungen über den anatomischen Bau der Pentastomen. Mit Tafel XVI 303 c^c^Z/f Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsgeschiclite des Hcarn- apparates der Lungenschnecken. Von Th. Behme. (Aus dem zoologischen Institut der Universität Rostock.) Mit Tafel I und IL Vor Kurzem veröffentlichte Professor Braun ^) einige Beob- achtungen über das Verhalten des Harnleiters von Helix. Während nämlich bis dahin nach der allgemein herrschenden Ansicht der Ureter bei dieser grossen und so ungemein formenreichen Gattung ein allseits geschlossenes Rohr darstellen sollte, wurde durch obige Publication der Nachweis erbracht, dass der Ausführungsgang der Niere bei den untersuchten europäischen Arten den verschiedensten Variationen unterworfen ist. Letztere beruhen darauf, dass der Harnleiter entweder von Anfang bis zu Ende ganz geschlossen oder ganz offen ist, andererseits aber auch Uebergänge von letzterem zum ersteren Stadium Schritt für Schritt verfolgt werden können. Als ich nun zu Anfang des Sommers an Herrn Professor Dr. Braun die Bitte richtete, mir ein Thema zu einer Dissertation zu geben, schlug mir derselbe vor, diese Untersuchungen bei HelLx fortzusetzen, auch Vertreter anderer Gattungen und Familien der Pulmonaten in den Bereich meiner Betrachtungen zu ziehen und überdies die Entwicklungsgeschichte des Ureters zu verfolgen. Hierbei ist mir in der liebenswürdigsten Weise Rath und Unterstützung von dem genannten Herrn zu Theil geworden, weshalb ich an erster Stelle die angenehme Pflicht erfülle, Herrn Professor Dr. Braun für seine vielen Bemühungen und das meinen Untersuchungen stets entgegen gebrachte rege Interesse verbindlichsten Dank zu sagen. ') Ueber den Harnleiter bei "Helix, Nachrichtsblatt der deutschen malako- zoolog. Gesellschaft, No, 7 und 8. 1888. Aich. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 1. 1 2 Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und Beim Studium der einschlägigen Literatur stellt sich heraus, dass zuerst ein englischer Naturforscher, List er ^), die Niere einer HelLx pomatia untersuchte und für einen Kalksack — viscus cinereum sive praecordiale — hielt, dazu bestimmt, den überflüssigen Kalk aus dem Blute zu entfernen. Der grosse Holländer Swamm er dämm 2) ist derselben Meinung und giebt schon eine ganz gute Abbildung der Niere mit dem längs des Enddarms verlaufenden Ausführungsgange. Zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts ist über die Bedeutung und Funktion der Niere viel gestritten worden. 1809 gab zuerst Wilbrandt und nach ihm Wohnlich =') die richtige Deutung und sprachen von einer Niere; die Autorität Cuvier's jedoch, welcher die Niere mit der Schleimbereitung in engen Connex brachte — Organe de la viscosite — verhinderte vorläufig noch die weitere Verbreitung dieser allein richtigen Anschauung. So spricht Stiebe 1*) von einem organon luteum und vertritt denselben Standpunkt, wie die ersten Untersucher. Die streitige Frage wurde schliesslich endgiltig von Jacobs en 5) im Jahre 1820 durch den mit Hülfe der Analyse geführten Nachweis von Harnsäure entschieden. Trotzdem findet der sonst so gut unterrichtete Moquin- Tandon^) noch 1855, dass die Hauptthätigkeit der Niere in der Bildung ^) der Schalensubstanz besteht und in einer späteren Dissertationsschrift ^ ) wird der von Moquin - Tandon gebrauchte Name — glande precordiale — recht passend gefunden, die Thätigkeit dieser Drüse aber noch als eine räthselhafte hingestellt. Letztere Autoren konnten sich unmöglich mit den schönen Meckel'schen ^) Untersuchungen bekannt gemacht haben, welche uns zuerst über die •) Martini Lister, Exercitatio anatomica, in qua de Cochleis , maxime terrestribus & Limacibus, agitur, Londini, 1694, pag. 92. 2) Johann Swammerdamra, Bibel der Natur. Leipzig 1752 pag. 54. ^) Dissertatio anatomica de Heiice pomatia et aliquibus aliis huic affinibus animalibus e classe MoUuscorum Gasteropodum. Wirzeburgi 1813 pag. 22. *) Stiebel, Ueber die Entwicklung der Teichhorn Schnecke. Meckel, Deutsches Archiv für die Physiologie IL Band 1816 pag. 567, •'•) Jacobsen, Sur l'existence des reins dans les animaux Mollusques. Journal de Physique T 91. 1820. 4 pag. 318-320. *) Histoire naturelle des Mollusques par A. Moquin - Tandon. Tome Premier 1855 pag. 65. '') Es heisst wörtlich: „Eutin, et c'est peut-etre sa fonction la plus im- portante, eile secrete des granules calcaires destines ä la formation et ä l'entretien de la coquille." *) Helicinae titanicae anatome. Dissertatio zoologica von Caspar Isenkrahe. ßonnae 1866. ') Miki-ographie einiger Drüsenapparate niederer Thiere. MüUer's Archiv 1846 pag. 15. Entwickelungsgeschichte des Hariiapparates der Lungeuschnecken. 3 feinere Nierenstruktiir Aufschluss gaben und die Bildung der Harnkonkreraente in treffender Weise klar legten. Diese Untersuchungen hatten sich fast ausschliesslich auf Land- pulmonaten beschränkt, und in erster Reihe musste immer die ge- meine Weinbergschnecke — Helix pomatia L. — als Beobachtungs- material dienen; jedenfalls hatte sie den Forschern durch ihre Grösse imponirt. Paasch ^) dehnte die Ermittelungen auf die Bewohner des süssen Wassers aus und erkannte zuerst das sehr abweichende Ver- halten des Harnapparates bei Land- und Süsswasserpulmonaten. Wie er richtig hervorhebt, geht von der Niere der ersteren ein Harn- leiter ab und mit dem Enddarm zusammen zum Athemloch, während die im Wasser lebenden Lungenschnecken ihr Nierensekret durch eine Papille an der Nierenspitze entleeren, ein recht wesentlicher Unterschied. Die anatomischen Verhältnisse — speciell Avieder bei Helix pomatia L. — hat Nüsslin^) am eingehendsten berücksichtigt. Es wird von diesem Autor die eigentliche Niere von dem anliegenden und mit ihr verwachsenen „engen, röhrenartigen, zweiten Hohlraum" scharf getrennt und besonders darauf hingewiesen, dass dieser „gewissermassen einen mit dem Körper der Niere verwachsenen Theil des Ausführungsganges darstellt! In den letzten Jahren hat von I bering 3) dem Harnapparat der Pulmonaten seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und gestützt auf seine Beobachtungen in Vorschlag gebracht, die Ordnung der Lungenschnecken in die Ordnungen Nephro pneu st a — Heliceen — und Branchiopneusta — Limnaeiden, Cyclostomen etc. — auf- zulösen. Von I bering ging hierbei von der Ansicht aus, dass die Lungenhöhle unserer heutigen Pulmonaten morphologisch nicht als ein und dasselbe Gebilde aufzufassen sei, sondern bei den Nephropneusten einen Abschnitt der Niere darstelle, während der Athemraum bei den Branchiopneusten einer modificirten Kiemenhöhle entspräche. Von Semper^) wurde dies entschieden in Abrede ge- stellt. In seiner Erwiderung an Semper vertheidigt von Ihering^) seinen Standpunkt und glaubt durch erneute, in Amerika angestellte Untersuchungen seine Ansicht durch folgende Argumentation be- ^) Paasch. Ueber das Geschlechtssystem und über die harnbereitenden Organe einiger Zwitterschnecken, Archiv für Naturgeschichte 1843 pag. 71 — 104. ^) Nüsslin. Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Pulmonaten. Habilitationsschrift. Tübingen 1879 p. 8. ^) H. von Ihering. Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Phylogenie der Mollusken. Leipzig 1877, ■*) Semper. Einige Bemerkungen über die Nephropneusten von Ihering's Arbeiten aus dem zool.-anatom. Institute in Würzburg Bd. III 1877 pag. 480—488. ^) H. von Ihering. Ueber die systematische Stellung von Peronia und die Ordniuig der Nephropneusten v. Ib. Erlangen 1877. 1* 4 Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und wiesen zu haben'): Bei Vaginulus, Peronia und Bulimus ovatus, deren uropneustischer Apparat am wenigsten ausgebildet ist, öffnet sich die Niere in die Lunge, welcher daher eine doppelte Thätigkeit obliegt, nämlich erstens als Harnleiter zu funktioniren und zweitens dem Athembedürfniss Genüge zu leisten. Vaginulus und Peronia sind als die Ausgangspunkte der Ne- phropneusten anzusehen, sie lassen keinerlei Unterschied in der Zu- sammensetzung der Lungenhöhle erkennen. Bei Bulimus ovatus sieht man aber neben dem Enddarm eine Rinne, welche dem Harn den Weg zum Athemloche anweist. Von Ihering konnte nun bei mehreren südamerikanischen Bulimi durch eine von der Nierenmündung zum Athemloch wachsende Deckmembran den allmählichen Verschluss der Rinne, aus welcher der Ureter hervorgeht, konstatiren und sagt schhesslich: „Man kann mithin den zugleich als Lunge funktionirenden Harnleiter von Vaginulus etc. als primitiven Ureter bezeichnen. Aus diesem hat sich dann durch die innerhalb der Gattung Bulimus (im weiteren Sinne) sich abspielenden Vorgänge der sekundäre Ureter abgetrennt. Der primitive Ureter hat sich also in 2 Abschnitte zer- legt, deren einer die Lunge, deren anderer der sekundäre Ureter ist. Bei dieser Gelegenheit empfiehlt von Ihering vergleichend -ana- tomische Untersuchungen anderer Gattungen, die von mir ausgeführt wurden; wir wollen also sehen, in wie fern dieselben mit der von Ihering proponirten Auflösung der Pulmonaten in Einklang zu bringen sind. Indem ich dazu übergehe, die einzelnen Familien nach einander abzuhandeln, beginne ich mit den Heliciden, weil dieselben durch die Forschungen von M. Braun in den Vordergrund des Interesses getreten sind; im Uebrigen aber folge ich der von Clessin^) ge- gebenen Eintheilung. Helicidae. Die Niere — als Vertreter wollen wir die HelLx pomatia L. wählen — liegt rechts in der hinteren Abtheilung der Lungenhöhle. Von der Gestalt eines ungleichseitigen Dreiecks, ist ihre ventrale Fläche glatt, weil die Decke der Lungenhöhle gleichmässig über sie hinwegzieht, während die massige Drüsensubstanz nach innen vor- ragt. Die Basis verbindet sich durch feine Bindegewebszüge mit der Leber und einem Theile des Darmes; die linke Seite zeigt einen Ausschnitt zur Aufnahme des Herzens und ist kürzer als die rechte, dem Enddarm parallel gerichtete. Die Niere besteht aus dem intensiv gelb gefärbten, dem Herzen zugekehrten Drüsentheil, dem rechts als zweiter Abschnitt ein Kanal anliegt. Letzterer beginnt an der Nieren- spitze und kommunicirt hier mit der Niere durch eine Papille ; seine ') H. von Ihering-. lieber den uropneustischen Apparat der Heliceen. ZeitscLr. f. wissenscb. Zoolog. Bd. 41 pag. 265. ") Deutsche Exkursions-Mollusken-Fanna von Cl essin. Zweite Auflage 1884. Entwickeluiigsgeschichte des Hariiapparates der Lungenschnecken. 5 durchscheinende Innenwand trägt einen einfachen Besatz von CyHnder- epithel. Dieser Kanal ist der Nüsslin'sche^) „enge, röhrenartige, zweite Hohlranm"; von Ihering-) brachte dafür den Namen ,, Neben- niere" in Vorschlag, welcher der Einfachheit halber weiterhin in Anwendimg kommen soll, wenn er auch durchaus nichts mit der sonstigen Bedeutung dieses Wortes gemein hat. Diese Nebenniere also läuft, mit der Niere verwachsen von der Spitze zurück nach hinten, schlägt sich hier um und geht in den Ureter über, den ich sekundären Harnleiter nenne. Letzterer legt sich an die innere Seite des Enddarmes und zieht mit demselben in gerader Richtung zum Athemloch, in das beide ihren Inhalt ent- leeren. Der Ureter ist, wie man es bis vor kurzem für alle Heli- ciden annahm, ganz geschlossen. 5 mm vor der Ausmündung des p]nddarms trennt sich jedoch der Harnleiter von diesem und läuft in eine weite, deutlich zAveilippige nach links ziehende Einne aus (gr. R. Fig. 1), welche der Lungenhöhle nicht mehr zugerechnet wird. Aber ein Theil des Nierensekrets kann auch in gerader Richtung nach aussen befördert werden durch eine kleinere, in der Verlängerung des Harnleiters befindliche Rinne (kl. R. Fig. 1). Man sieht nämlich bei vorsichtig präparirten Thieren, am deutlichsten nach Zusatz von V2 7o Chromessigsäure über der erst erwähnten Rinne und gleich- falls an einer korrespondirenden Stelle der unteren Pmddarmfläche jederseits eine ovale Vertiefung mit gut ausgeprägten Rändern, welche sich berühren und auf diese Weise bei der Harnentleerung eine Art Klappe bilden können. Diese Vorrichtung trägt jedenfalls dazu bei, das Zurücktreten von ehminirten Harnelementen in die Lungenhöhle zu verhindern. Das Lumen des Ureters beträgt 1,5 — 1,75 mm, das des Enddarms 3,5 mm. Ganz jugendliche Individuen von HelLx pomatia, welche eben ausgeschlüpft waren, verhielten sich in Bezug auf Niere und Harn- leiter genau so Avie ausgewachsene Exemplare. Ich untersuchte nun folgende Species: Aus der Gruppe Fruti- cicola hat die der L^ntergruppe Petasia angehörende Art Helix bidens (Chemn.) den sekundären Harnleiter zum grössten Theil ge- schlossen (10 mm), während die letzten 3,5 mm eine offene Rinne bilden; bei Helix (Monacha) incarnata ist der LTreter ganz offen, ebenso bei Helix (Eulota) strigella. Von allen bisher untersuchten Helices steht nun eine Form aus der Gruppe Vallonia und zwar Helix pulchella (Müll.) einzig da in Bezug auf den Harnapparat und gewinnt dieser, wie noch besonders hervorgehoben wird, unser erhöhtes Interesse. Das Thier ist so winzig, dass von der sonst üblichen Präparationsmethode Abstand genommen werden muss. Aber doch lässt sich bei entkalkten In- dividuen schon mit der Loupe feststellen, dass die Niere weit nach vorn gerückt ist. Ihre Basis ist nur 1,75 mm vom Mantelwulst ent- ') 1. c. pag. 8. '^) 1. c. pag. 2(55. f5 Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und fernt und nach vorhergegangener Färbung mit Boraxkarmin sieht man die deutKch gegen die Nachbarschaft abgegrenzte Niere nach dem Athemloch zu in einen ganz feinen Strang auslaufen. Durch eine in geeigneter Weise vorbereitete Helix pulchella wurden nun Querschnitte gelegt und auf der ganzen Serie war von einer Neben- niere und einem sekundären Ureter in der Anordnung wie sonst bei Helix nichts zu entdecken. Im hinteren Abschnitt der Niere findet man die charakteristischen Nierenelemente; diese nehmen nach vorn immer mehr und mehr an Zahl ab und schliessHch läuft die Niere in einen engen, der Drüsensubstanz vollständig entbehrenden Kanal aus, welcher unmittelbar vor dem Athemloche, aber noch in der Lungenhöhle, ausmündet. Dieser Kanal — 1/2 ™m lang — ent- spricht also genau dem Ausführungsgange der Niere bei Limnaeiden und um ihn von dem sekundären zu unterscheiden, wollen wir ihn „primären Harnleiter" nennen. Stellen wir nun diese Ergebnisse mit den von Braun ^) mit- getheilten tabellarisch zusammen, so ergiebt sich Folgendes: 1. Anchistoma Ad. a) Gonostoma. Helix lenticula Fer. var. Annai Pal. Helix lens Fer. var. lentiformis Zgl. — lenticularis Morel. — barbula Charp. — Tarnieri Morel. — maroccana Morel. — lusitanica Pfr. — obvoluta Müll. c) Triodopsis Raf. Helix personata Lam, sec. Harnleiter öffnet sich etwas hinter der vorderen Nierenspitze. 2. Acanthinula Beck. 3. Vallonia Riss. Helix pulchella Müll. Die Niere geht in gerader Rich- tung in den primären Ureter über. 4. Fruticicola Held. a) Petasia Moq.-Tand. Helix bidens Chemn. % der ganzen Länge des sec. Ureters geschlossen, V4 offen. sec. Harnleiter fast ganz geschlossen. ') 1. c. pag. 110—112. Entwickelungsgeschichte des Harnapparates der Lungenschnecken. c) Trichia Hartm. lucida Zffl ' ^®^" Harnleiter öffnet sich unmittelbar — Erjaveci Briis. / ^^^ ^^' Nierenspitze. e) Mouacha Hartm. Helix incarnata Müll. sec. Harnleiter ganz offen. f) Carthusiana Kob. Helix carthusiana Müll. 1 sec. Harnleiter bildet eine offene — syriaca Ehrbg. | Rinne. p) Eulota Hartm. Helix fruticum Müll. sec. Ureter ganz geschlossen. — strigella Drp. sec. Ureter ganz offen. 5, Campylaea Beck. Helix Pouzolzi Mich. — planospira var. umbilic. Briim. — confusa Ben. — foetens Stud. var. rhaetica Monss. — phocaea var. ornata Par. — Preslii Schmidt — cingulata Stud. var. colubicua — intermedia Fer. cyclolabris v. hymetti Mouss. V4 der ganzen Länge sec. Harnleiter ganz offen. c) Chilotrema. Helix lapicida L. sec. Harnleiter ganz offen. d) Arionta. Helix arbustorum L. sec. Harnleiter öffnet sich etwa an der Mitte der Niere. 6. Pentataenia Schm. a) Tachea Leach. Helix vindobonensis Pfi — nemoralis L. — hortensis Müll. — Coquandi Morel. — splendida Drp. b) Macularia Alb. Helix chorista Bourg. sec. Harnleiter öffnet sich etwas vor der Nierenspitze. sec. Harnleiter öffnet sich auf der Höhe der vorderen Nierenspitze. Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und sec. Harnleiter eine offene Rinne. Helix vermiculata Müll. sec. Harnleiter ganz offen. — Wagneri Rssm. clo. — Codringtonii var. parnassia Roth. Ve ^^^ ganzen Länge des sec. Harnleiters ist eine Rinne, Ve geschlossen. c) Iberus Montf. Helix muralis Müll. — melitensis Fer. — Ascherae Kob. — sicana Fer. — Pacincana Phil. — scabriuscula Desh. — niciensis Fer. V4 des sec. Harnleiters geschlossen, V4 offen. — nebrodensis Fer. var. sec, Harnleiter ganz offen. d) Levantina Kob. Helix Malziana Parr. sec. Harnleiter fast ganz offen. e) Eremia L. Pfr. Helix desertorum Forsk. sec. Harnleiter fast ganz offen. f) Poraatia Leach. Helix aspersa Müll. — Mazzullii Jan. — pomatia L. — Kl com m Müll. — secernenda Rssm. — ambigiia Parr. — einet a Müll. — asemnis Bourg. — melanostoma Drp, — figulina Parr. — obtusalis Zgl. — aperta Born sec. Harnleiter ganz geschlossen. 7. Xerophila. a) Euparypha Hartm. Helix pisana, sec. Harnleiter ganz offen. b) Heliomanes Moq. -Tand. Helix variabilis desgleichen. c) Helicella Moq.-Taud. Helix cretica Fer. do. fl T* P Tl fl 1' 11 Tn \ — candicans ^oiirg. etwa Vi« der ganzen Länge ein Rohr, - obvia - ''Ao offen. Entwickeluiigsgescbichte des Hai'napparates der Lungenschnecken. 8. Incertaesedis. Helix quimperiana Fer. sec. Harnleiter ganz geschlossen. — noverca Friv. Harnleiter ganz offen. Ich will schliesslich noch erwähnen, dass von den deutschen HeHces oft 20 und mehr Exemplare von ein und derselben Species untersucht wurden, ohne aber auch nur in einem Falle ein von der Norm abweichendes Verhalten festzustellen, so dass also die ein- zelnen Arten in Bezug auf den Harnleiter sehr von einander ab- weichen können, die Indi\dduen jeder Art aber in diesem Punkte vollständig übereinstimmen. Endlich bin ich durch die Angabe M eckeis, dass die Con- cremente bei den verschiedenen Schnecken gleich gebildet seien, veranlasst worden, diese Gebilde näher zu untersuchen. Nach meinen Beobachtungen kann obige Ansicht als eine zutreffende nicht be- zeichnet werden, weshalb meistens kurze Notizen hierüber beigefügt werden. Helix pomatia. Concremente bis 0,035 mm gi'oss. Vom Centrum nach der Peripherie verlaufen in annähernd gleichen ZAvischen- räumen 8, seltener 6 dunklere Streifen. In den Sekretbläschen eben ausgekrochener Pomatien sieht man kugelförmige, ovale, kettenartig an einander gereihte oder auch in Haufen liegende Concretionen. Ausserdem finden sich noch viele, kleine Körperchen, welche mit den grösseren verschmelzen und so durch Apposition das Wachsthum bedingen. Grösse 0,ooi — 0,009 mm. Helix strigella bis 0,03r, mm gross mit dunklerem Centrum und deutlich erkennbarer peripherischer Schichtung, bei Helix in- carnata haben sie denselben Umfang, dabei stark granuHrt ohne Lamellenbildung. Helix bidens. Grösse bis 0,018 mm. — — arbustorum zeigt nur 0,009 mm grosse Con- cremente von ganz unregelmässiger Gestalt. Helix fruticum bis 0,030 mm, ovoid und einzeln oder Drusen bildend. Helix hortensis hat, so weit ich feststellte, die grössten Con- cremente (0,0158 mm) aufzuweisen und zwar dadurch, dass 20 oder mehr zusammentreten und die Sekretbläschen fast vollständig aus- füllen. In den Nieren von Helix hispida und Helix lapicida über- schreiten sie einen Durchmesser von 0,015 mm nicht; bei ersterer Form von kugeliger Gestalt, kommen sie bei letzterer in Drusen vor oder stellen ganz unregelmässige, niemals scharf contourirte An- sammlungen harnsaurer Verbindungen dar. Helix pulchella nimmt auch hier wieder eine Sonderstellung ein in der Art, dass 20 — 30 0,003 — 0,006 mm grosse und ohne Aus- nahme runde Concremente frei in den Sekretionsbläschen auftreten. 10 Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und Testacellidae. a) Testacella. Ein Vertreter dieses Genus stand mir nicht zu Gebote. In neuester Zeit lieferte aber Henri de Lacaze-Duthiers^) eine aus- führliche Arbeit über Testacella sp., in welcher Angaben über den Harnapparat enthalten sind. Wie die beigegebene x\bbildung er- kennen lässt, fehlt ein secundärer Ureter; in bogenförmiger Richtung geht von der Nierenspitze ein Ausführungsgang zum Athemloch, so dass hier also ähnliche Verhältnisse wie bei Helix pulchella obzu- walten scheinen. Zudem ist darauf hingewiesen, dass das stark in die Länge gezogene Herz auf der rechten Seite der Niere zu suchen ist, der Ventrikel vertikal über dem Atrium liegt und dieserhalb die in die Systematik eingeführte Scheidung in Proso- und Opistho- branchier nicht für Testacella passt. b) Daudehardia. Untersucht wurde Daudebardia rufa (Fer.). Niere 3,4 mm lang mit Nebenniere und ganz geschlossenem secundären Ureter, wie die Schnittmethode erkennen lässt. Concremente oval, seltener rund. c) Limax und Ämalia. Diese Gattungen sind eingehend von Simroth-) erforscht und besonders von Limax liegt eine genaue Schilderung vor, so dass ich nur der Vollständigkeit halber kurz zu referiren brauche. Die Lungenhöhle hat hier eigenthümlicher Weise eine ringförmige Gestalt angenommen und wird dorsal durch die Schalentasche ge- schützt. „Die Niere verbindet den Boden der Lungenhöhle mit der Lungendecke ; unten ist sie mehr rechts, oben mehr links angewachsen, hinten macht sie den Abschluss der Höhle." Als weiter, flacher Sack liegt die Nebenniere der dorsalen, rechten Nierenfläche an, und diese geht in den feinen Harnleiter über. In das Endstück des letzteren ergiesst eine Schleimdrüse ihren Inhalt und beide — Ureter wie End- darm — münden in eine von dem Athemloch getrennte Oeffnung aus. Der Enddarm tritt bei Limax nicht in den Athemraum; der Harn- leiter aber geht, wie von Ihering-'^) besonders hervorhebt, über die Kloake hinaus und mündet so schliesslich von vorn her in dieselbe aus. *) Henri de Lacaze-Duthiers Histoire de la Testacelle. Archives de Zoologie experimentale et generale Annee 1887 No. 4. ^) Heinrich Simroth. Versuch einer Natvirgeschichte der deutschen Nacktschnecken und ihrer europäischen Verwandten. Zeitschrift f. wisseusch. Zoologie 1885, pag. 203—336. ^) cfr. von Ihering. Ueber den uropneustischen Apparat der Heliceen, pag. 273. Entwickelungsgeschichte des Haraapparates der Lungenschnecken. H d) Vitrina. Bei der mir vorliegenden Vitrina pellucida Müll, ist das Athem- loch weit nach hinten gerückt und die Nierenbasis, der Verschiebung des Athemraums entsprechend, ganz nach links gerückt. Dem hinteren Nierenrande entlang läuft von der Spitze zur Basis die Nebenniere, und in bekannter Weise strebt der Harnleiter, der ganzen Länge nach geschlossen, an der Seite des Rektums dem Athemloch zu. Concremente 0,0 ii mm gross, rund, oval, auch ganz unregel- mässig, einzeln vorkommend oder zu Drusen an einander gelagert, e) Hyalina. Hyalina radiatula Gray wurde auf einer Querschnittserie unter- sucht und festgestellt, dass der, neben dem Enddarm verlaufende secundäre Ureter ganz geschlossen ist. Das gleiche Verhalten zeigt Hyalina sp. (jedenfalls cellaria Müll). Die Nierenconcremente haben einen Durchmesser von 0,oi5 mm und bilden Drusen. f) Zonites. Die zur Verfügung stehenden Species Zonites verticillus Fer. — algirus L. — albanicus Rossm. haben einen vollständig geschlossenen secundären Ureter, der neben dem Enddarm verläuft. g) Leacochroa. Leucochroa candidissima Drap, besitzt einen ganz geschlossenen secundären Ureter. h) Ario)iidae. Bei Arion, dessen Hamapparat sehr complicirt eingerichtet ist, beschränke ich mich auch auf eine kurze Wiedergabe der von Simroth gemachten Mittheilungen (cfr. 1. c. pag. 234). Die Lungenhöhle wie die Niere haben die Form eines Hufeisens, dessen Schenkel hinten dicht zusammentreten und nur durch eine feine Membran geschieden sind. Ein kreisrundes Loch auf der dorsalen Fläche unweit des vorderen Abschnittes führt in den Ureter, den Simroth folgendermassen be- schreibt: ,,Vorn am weitesten, verjüngt er sich ein wenig nach hinten und schlägt sich dabei über den rechten Nierenrand bald nach unten und öffnet sich hinten plötzHch als weite Spalte klaffend an der unteren Nierenseite. Die Oeffiiung führt aber nur in den nach vorn ziehenden Haupt- abschnitt, der sich als breiter Schlauch oder Halbschlauch d. h. nur auf der freien Seite mit eigener Wandung, der rechten Nierenhälfte von unten her anlegt. Er beginnt fast ganz hinten als ziemHch breiter Raum und erweitert sich ziemlich beträchtlich nach vorn, so dass er als weiter Sack unter dem rechten vorderen Nierenrande zum 12 Dr. Th. Behrae: Beiträge zur Anatomie und Vorschein kommt. Hier mündet er mit einem engen Kanal schräg nach oben in den oberen Umfang des Athemloches, dicht hinter dem After, wobei sich schliesslich die Oeffnimg in dreifacher Rinne er- giesst, gerade gegenüber der nnten abführenden Analrinne. Patulidae. Bei Patula rotimdata Müll., deren Niere nur 2 mm lang ist, konnte lediglich die Schnittmethode Aufschluss geben und diese wies nach, dass der secundäre Harnleiter der ganzen Länge nach ge- schlossen ist. Concremente rund und bis 0,015 mm. gross. Die hier dem System nach folgende Gattung Helix ist schon oben abgehandelt. Pupillae. a) Buliininus. Mehrere tropische südamerikanische Vertreter dieser Gattung wurden bereits durch von Ihering^) beschrieben, und das Ergebniss dieser Untersuchungen als treffender Beweis für die vorgeschlagene Trennung der Pulmonaten in Nephro- und Branchiopneusten heran- gezogen. Es war deshalb erwünscht, auch mehrere europäische Formen auf das Verhalten des Harnleiters zu prüfen. Untersucht wurden: Buliminus decoUatus Brug., dessen secundärer Harnleiter ganz geschlossen ist; also mit dem B. Blainvilleanus übereinstimmt und ausserdem Buliminus radiatus Brug., — obscurus Müll. — pupa Brug. Ueber letztere Form Avur de bereits von Braun ^) berichtet, und zum besseren Verständniss habe ich eine Abbildung — Fig. 2 — beigegeben. Die Niere (N.) stellt hier einen sehr in die Länge ge- streckten, dem Enddarm parallel laufenden, ganz dünnen Drüsen- strang dar, der in gerader Richtung durch die Athemhöhle zum Athemloch zieht. Wie bei Helix pulchella näher erörtert, geht die Niere nach vorn zu in den Ausführungsgang — den primären Ureter pr- U. — über, welcher kurz hinter dem Athemloch ausmündet. Der Harnapparat bei B. obscurus und B. radiatus ist genau so eingerichtet. Stellen wir diese Ergebnisse mit den von Ihering gewonnenen zusammen, so erhalten wir: \. Buliminus radiatus Brug. — obscurus Müll. — pupa Brug. ') 1. c. Zeitschrift f. w. Zool. 1885 pag. 270—273. ") Ueber die Eutwickehmgsgeschichte des Harnleiters bei Helix pomatia L. Nachrichtsblatt der deutschen malakozool. Gesellschaft No. 9 und 10. 1888. Entwickelungsgeschichte des Harnapparates der Lungenschnecken. 13 besitzen eine Niere, welche sich durch einen primären Harn- leiter nach aussen öflfnet. 2. „Bulimus oblongus. Die Niere öffnet sich mit einfacher Pa- pille in die Athemhöhle. Nebenniere und secundärer Ureter fehlen, resp. letzter ist offen ohne Deckmembran." 3. ,,B. auris leporis. Nebenniere und oberes V3 des secundären Ureters sind fertig gebildet, der grössere Theil des Ureters, 2/3 desselben liegt noch offen." 4. ,,B. papyraceus. Nebenniere und oberes -/s des secundären Ureters sind geschlossen, nur das Endstück des letzteren, d. h. das zum Athemloch führende V3 ist noch offen." 5. Buliminus Blainviellanus, — decollatus haben einen der ganzen Länge nach geschlossenen Harnleiter. Die Harnconcremente von B. obscurus sind rund, ganz ausnahms- weise oval. Peripherische Schichtung um ein centrales, gelbes, helleres Centrum, daneben feine radiäre Streifinig. Grösse 0,039 mm. Der weit grössere B. radiatus bildet Concremente, welche den Durchmesser von 0,oi5 nicht überschreiten; dieselben sind sehr stark granulirt und sämmtHch kugelrund. Cochlicopa. Die vorUegende Cionella lubrica (Müll.) Avurde geschnitten und auf der Querschnittserie ein der Helix pu Ichella ganz analoges Verhalten festgestellt, d. h. die Niere geht nach vorn zu in den primären Ureter über; auch v. I bering 1) hat diese Art untersucht, meldet aber, das von HelLx; bekannte, typische Verhalten gefunden zu haben. Pupa. Pupa avenacea (Brug.) konnte untersucht werden und auf einer Querschnittsserie erkannte ich, dass die Niere keine Nebenniere und keinen secundären Harnleiter besitzt, sondern ihren Inhalt durch einen aus der Nierenspitze hervorgehenden Gang — den pri- mären Harnleiter — entleert. Die Concremente sind ungewöhnlich gross 0.045 — 0,05 1 mm von kugliger oder ovaler Gestalt. Sehr schön sind hier die einzelnen Schichten zu erkennen; innen markirt sich bei einzelnen sehr scharf ein runder oder dreieckiger goldgelber Kern, diesen umgeben etwas hellere Schichten und die Peripherie schhessen dunklere ab. Clausilia. Von diesem Genus besichtigte ich Clausilia laminata Mtg. und erkannte, dass der aus der Nebenniere hervorgehende secundäre Harnleiter ganz geschlossen ist. Die Lage der Niere betreffend, ist ') Zeitschr. f. wiss. Zool. 41. Bd , pag. l^ Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und zu erwähnen, dass deren Basis dorsal auf der Höhe der zweiten Win- dung, die Nierenspitze direkt hinter dem Athemloch sichtbar ist. Die Niere wird 4 mm, der Ureter 8,75 mm lang. Concremente sämmtlich kuglig, stark gekörnt und 0,012 mm gross. Succinidae. Schon längst ist durch Paasch i) bekannt, dass z. B. Succinea putris L. einen geschlossenen Harnleiter hat; diese vollkommen richtige Thatsache wird von von Ihering^) bestätigt. Aber, wie meinen Beobachtungen zu entnehmen, kommen bei diesem Genus gerade Abweichungen in anatomischer Beziehung vor. Ich kann nun über 3 Species Succinea putris L., — Pfeifferi Rossm., — oblonga Drap. berichten; alle 3 stimmen genau überein, so dass ich die "schon früher untersuchte Art, Succinea putris, näher betrachten will. Der Mantelrand biegt im Anfange des letzten Körperviertels unter Bildung eines Winkels scharf nach links um, 4 mm vor dieser Stelle sehen wir den Eingang in die Athemhöhle, welche mehr breit als lang ist. Die Niere ist weit nach hinten gerückt und begrenzt in fast horizontaler Richtung den Athemraum nach hinten; die Nieren- basis mit dem Herzen ist ganz links, die Nierenspitze ganz rechts gelegen. Dem vorderen Nierenrande entlang läuft, an der Basis ihren Ursprung nehmend, die Nebenniere. An der Nierenspitze biegt sich letztere unter einem Winke] von 90°, an den Mantel tretend, um und folgt jetzt immer der inneren Seite des Mantelsaums. In Folge dessen beschreibt auch der Harnleiter an der oben erwähnten Umbiegungsstelle einen annähernd rechten Winkel, geht hiernach aber nicht auf dem direktesten Wege zum Athemloch, sondern 1 mm von dem oberen Rande entfernt bleibend, wendet er sich noch 2 mm nach links, um schliesslich von dieser Seite in's Athemloch auszumünden. Hervorzuheben ist also, dass die Nebenniere an der Nieren- basis ihren Ursprung nimmt, also hierin von allen Familien abweicht; die Ausmündung des Harnleiters hingegen zeigt uns ein ähnliches Verhalten wie bei Limax. Nach von Ihering soll eine Ver- schiebung des Athemloches die Ursache dieses abweichenden Verlaufes sein. Das Lumen des Harnleiters ist nun den gTÖssten Schwankungen unterworfen. Anfangs beträgt dasselbe 1 mm, an der Stelle, wo der Harnleiter nach links biegt, sehen wir eine starke, fast beuteiförmige Anschwellung, über dem Athemloche ist der Ureter zu einem sehr feinen Kanal geworden, und schliesslich bemerkt man wieder un- mittelbar vor der Ausmündung ein beträchthches Anschwellen, wobei ') 1. c. pag. 92. ^) 1. c. Zeitschrift f. wissensch. Zool. 41. Band, pag. 275. Entwickelungsgeschicbte des Harnapparates der Limgeiischuecken. 15 einige Windungen beschrieben werden. Diese Verhältnisse kommen am klarsten znr Ansicht, falls die Limgenhöhle durch einen von links nach rechts geführten Schnitt eröffnet wird, gleich weit von der Niere und dem Mantelwulst entfernt. Der Enddarm schliesslich berührt auf seinem Wege nach aussen die Nierenspitze, hält sich links und unterhalb des Harnleiters am Boden der Lungenhöhle, um schliesslich, dem Ureter gegenüber, auf der rechten Seite in's Athemloch aus- zumünden. •Concremente 0,u-'5 — 0,03ü mm gross, meist oval; oft ein dunklerer, runder Kern und um diesen 5 Ringe zu beobachten. Bei Succinea oblonga erreicht der Durchmesser der Concremente 0,040 mm; sie sind von ovaler, auch runder Form und lassen gleich- falls eine gut ausgeprägte Schichtung erkennen. Limnaeidae. a) Limnaea. Den Succineen ähneln die Limnäen in mancher Beziehung, aber ganz abweichend ist bei beiden die Ausbildung der Harnorgane vor sich gegangen. Bei Limnaea stagnalis L. z. B. wird die Niere 2 cm lang, die Basis berührt fast die linke Wand der Lungenhöhle und der vordere Rand begrenzt die Lungenhöhle nach vorn. Im Ganzen ist das Organ mehr in die Breite gezogen, der hintere Rand in der Mitte ein wenig geknickt. Es rührt dies daher, dass die Drüse nach hinten in 2 Zipfel ausläuft, welche unter einander durch lockere Bindegewebszüge in Verbindung gebracht sind. Nach vorn zu geht die Niere allmählich in einen grade verlaufenden Kanal, den primären Harnleiter über, der ungefähr 2 mm vor der Athemöftnung aus- mündet. Nach rechts und links schliesst sich an die Mündung eine feine, bald verstreichende Falte, welche wahrscheinlich auch bei der Urinentleerung eine Rolle spielt. Der Enddarm mündet von der rechten Seite in die Kloake aus; diese ist bei erwachsenen Thieren 6 mm von der scharfen Umbiegungsstelle des Mantels entfernt, und wird leicht und vollständig durch die dem letzteren entspringende Klappe von unten her zum Verschluss gebracht. Die Färbung der Niere ist indi\dduell sehr verschieden, besonders aber, Avie zahlreiche Sektionen zeigten, von dem Aufenthaltsorte abhängig. Ich beobachtete dunkel — bis schwarzbraune, intensiv gelbe und auch gaiiiz unregel- mässig gefärbte Nieren; kann aber hinzufügen, dass längeress.lLiegen in gewöhnlichem Wasser das Pigment auflöst und ein gleichmässiges Gelb hervorruft. Bei Limnaea ovata Drp. und Limnaea palustris Müll, konnten dieselben anatomischen Verhältnisse nachgemesen werden. L. stagnahs. Concremente 0,024 mm gross, alle kuglig und schön geschichtet. L. ovata hat deutlich geschichtete und radiär gestreifte Con- 16 Th, Beb nie: Beiträge ziu* Anatomie und cremente mit einem dunkleren Centrnm, welches meist einige Kügelchen enthält. Die Grösse steigt bis 0,050 mm. — L. palustris Concremente 0,010 — 0,015 mm gross, rund oder oval. b) Physa. Untersucht wurde Physa fontinalis L. Analog der links ge- wundenen Schale ist bei dieser Gattung die Nierenbasis rechts, ihre äussere Oeffiiung links gelegen, sonst verhält sich aber der Harn- apparat wie dies bei Limnaea beschrieben wurde. Concremente rund und 0,009 mm gross. c) Planorbis. In Bezug auf Form und Lagerung der Niere, sowie Einrichtung der Lungenhöhle weichen diese Thiere von den übrigen Süsswasser- pulmonaten so erheblich ab, dass sie eine eingehendere Beschreibung erfordern. Der Körper ist stark in die Länge gezogen, dorsal, etwas links von der Medianlinie schimmert die Niere durch, die bei aus- gewachsenen Individuen die ansehnhche Länge von 2 cm erreicht und im hintersten Abschnitt plötzlich nach rechts tritt. Vor der Basis (also rechts) erbHckt man das stets mit blassröthlicher Blut- flüssigkeit gefüllte Herz; rechts und links begrenzen die Niere Ge- fässe, die zum Herzen ziehen. Die Seitenflächen der Niere ver- schmälern sich nach dem Grunde der Athemhöhle zu sehr schnell und vereinigen sich unter einem sehr spitzen Winkel, in Folge dessen der Nierenquerschnitt Keilform annimmt; die Drüsensubstanz wölbt sich in schmalen, flachen Querwülsten in den freien Innenraum der Lungenhöhle vor. Das Nierensekret wird vermittelst einer mit kräftigen Wandungen ausgestatteten Papille nach aussen befördert, wie zuerst Paasch angegeben hat; 2 mm hinter dem Mantelwulst dicht unter der Lungendecke ragt diese Papille über die linke Nieren- fläche hervor. Nun sitzen noch eigenthümliche Falten in der Lungenhöhle, über welche ich nirgends Angaben gefunden und deren Bedeutung mir nicht klar geworden ist. Der scharfe Rand der Niere, ein derber, fester Bindegewebsstrang, legt sich auf einen breiten, dem Boden der Lungenhöhle angehörenden Vorsprung, und indem beide vorn über das Athemloch hinausgehen und verwachsen, sehen wir durch gegen- seitiges Zusammenneigen eine ohrförmige Oeöhung entstehen. Weiter- hin sitzt dem Enddarm eine 1,5 mm hohe, die ganze Lungenhöhle durchziehende Falte auf; eine weniger kräftig ausgebildete entspringt von korrespondirenden Stellen der Lungendecke, und auf gleiche Weise kommt im Athemloch eine zweite, ohrförmige Bildung zu Stande, links von der zuerst erwähnten. Der scharfe Rand der Niere, wie die 3 anderen Falten, führen kein Pigment und haben daher eine schmutzig graue Farbe; im hinteren Abschnitt der Lungen- höhle treten alle eng zusammen und biegen schliesslich nach links, um sich im angrenzenden Gewebe zu verlieren. Der zu hinterst Entwickelungsgeschichte des Harnapparates der Luiigenschiiecken. 17 liegende Nierenabschnitt verwächst auf eine Strecke von 4 — 5 mm innig mit den Nachbarorganen, es fehlt deshalb der scharfe Rand. Diese Ausführungen beziehen sich auf Planorbis corneus L., haben aber auch volle Geltung für Planorbis marginatus. Ausserdem prüfte ich noch Planorbus rotundatus Poir. auf das Verhalten des Harnapparates unter Zuhilfenahme der Schnittmethode und sah, dass die Niere weniger spitz nach unten zuläuft, die Ent- leerung des Harns aber in gleicher Weise vor sich geht. Con- cremente von PI. corneus werden 0,0 18 mm gross, sind ohne Aus- nahme rund und stark gekörnt. PL marginatus C. 0,020 mm gross, rund, bohnenförmig, auch ganz unregelmässig und gleichfalls stark gekörnt. PL rotundatus hat 0,oi2 mm grosse Harnconcremente , die alle denkbaren Formen annehmen können. Diese auf vergleichend anatomischer Basis gewonnenen Ergebnisse dürften einerseits die Kenntniss über den harnleitenden Apparat der Pulmonaten bereichern, andererseits aber den Beweis liefern, dass, soweit es sich um das Verhalten von Niere und Harnleiter handelt, typische Branchiopneusten unter den Nephropneusten v. Ihering's auftreten. Konstatirt wurden solche in den Familien der HeKciden — Helix pulchella Müll. — und Pupinen nämlich: Bulimus pupa Brug. — obscurus Müll. — radiatus Brug. Cionella lubrica Müll. Pupa avenacea Brug. Es muss hierbei auffallen, dass von den untersuchten Heliciden nur eine einzige Species aufgefunden wurde, deren Niere nur den primären Harnleiter besass, während von den 7 Gattungen der zur Verfügung stehenden Pupinen allein 5 einen den Limnäen vollständig gleichenden Harnapparat besitzen. Wir können hieraus schliessen, dass die Heliciden die höher stehenden und in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittenen sind, wie es auch thatsächlich der Fall ist; wir brauchen iuur an den höchst verwickelt eingerichteten Ge- schlechtsapparat der HelLxarten zu denken. Die von Henri de Lacaze- Duthiers untersuchte Testacella verhält sich ganz ähnlich, wie oben ausgeführt. Alle Anzeichen deuten also darauf hin, dass bei weiteren diesbezüglichen Ermittelungen immer mehr Vertreter entdeckt werden, welche eine Niere mit einem primären Harnleiter haben, also Branchiopneusten sind. Die von v. Ihering vorgeschlagene Trennung scheint somit, wenigstens nach vorstehenden Mittheilungen, inopportun und dürfte hiernach nicht aufrecht zu erhalten sein, wenn es nicht gelingt, stichhaltigere Belege durch die Entwicklungsgeschichte zu bringen, also z. B. nachweisen, dass das, was anatomisch bei Bulimus pupa u. A. als primärer Harnleiter bezeichnet werden muss, Aich. f. Naturgescb. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 1 . 2 jg Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und doch aus der Lungenhöhle hervorgegangen und demnach secundärer Harnleiter ist. Die Succineen nehmen, wie schon betont, insofern eine isolirte Stellung ein, als ihre Nebenniere an der Nierenbasis entspringt und dann dem vorderen Nierenrande entlang nach rechts läuft. Die Lage der Niere bietet viel Aehnlichkeit mit derjenigen der Limnäen, so dass meiner Meinung nach die von Rabn) aus- gesprochene Vermuthung, üass die Succineen jedenfalls von den Lim- näiden abstammen, immerhin durch diesen Befund eine Stütze erfahren könnte. Ueber die Limnäen sprechen sich andere Autoren dahin aus, dass sie den Landaufenthalt aufgegeben hätten und wieder in's Wasser zurückgekehrt seien. Die eigenthümhchsten und einfachsten Verhältnisse lassen ent- schieden die Vertreter des Genus Planorbis erkennen; es entspricht dies ihrer niedrigen Organisation. BetreÖs der Harnconcremente glaube ich den Beweis erbracht zu haben, dass dieselben den verschiedensten Modifikationen in Bezug auf Grösse, Form und Zusammensetzung unterworfen sein können. Entwickeluugsgeschiclite. Wie obenerwähnt wurde, hatte von Ihering auf Grund seiner Beobachtungen die Vermuthung ausgesprochen, dass der geschlossene secundäre Harnleiter durch Schluss einer Rinne zu Stande kommt, welche ursprünglich einen Theil der Lungenhöhle bildet. Dem gemäss musste also die Entwicklungsgeschichte nachweisen, dass Gattungen mit vollständig geschlossenem secundären Ureter während des em- bryonalen Lebens Stadien zu durchlaufen haben, welche den all- mählichen Uebergang vom offenen zum geschlossenen Ureter erkennen lassen. Li der That hat nun bereits Professor M. Braun 2) die Richtigkeit der von Ihering'schen Anschauung sicher gestellt und in Kürze die Entwicklung des secundären Harnleiters bei Helix pomatia L. mitgetheilt. Ich habe hier die Aufgabe, genauere Angaben über die betreffenden Verhältnisse zu machen und schildere in Folgendem 4 verschiedene Entwicklungsstadien von Helix pomatia L. Zunächst möchte ich aber einige Worte über die Untersuchungs- methode selbst vorausschicken. Was die Beschaffung der Eier be- trifft, so hält es wenigstens hier in Rostock schwer, dieselben in der freien Natur aufzufinden. Ich habe Tage lang danach gesucht, aber ohne jeglichen Erfolg, weshalb auf Anrathen des Herrn Professor Dr. Braun folgendes Verfahren in Anwendung kam, das ich nur empfehlen kann. Im Juni wurden 50 ausgewachsene Exemplare von Helix pomatia L. gefangen und unter ein geräumiges Drahtgitter ') Rabl. Ueber die Ontogonie der Siisswasserpulmonaten. Jen. Zeitschr. f. Naturw. Band IX., pag. 219. ') M. Braun. Ueber die Entwicklung des Harnleiters bei Helix pomatia L. Nachrichtsblatt der deutschen malakozool Gesellschaft. No. 9 u. 10. 1888. Entwickelungsgeschichte des Harnapparates der Lungenschnecken. 19 gebracht, welches in dem Garten des zoologischen Institutes auf- gestellt war. Durch die Gefangenschaft schien der Geschlechtstrieb keinerlei Einbusse erhtten zu haben, indem öfter zu gleicher Zeit mehrere Paare in copula angetroffen wurden. Nach erfolgter Begattung bohrten die Pomatien in bekannter Weise ein Loch in die Erde, legten durchschnittlich 50 — 70 Eier hinein und deckten dasselbe wieder zu. Bei einiger Aufmerksamkeit kann man somit am besten durch ein Stäbchen genau die Stelle bezeichnen, wo sich der Eierhaufen befindet und überdies das Datum notiren, um einigermassen Anhaltspunkte über das Alter der Em- bryonen zu haben. Die Eier selbst wurden, wie es am meisten den natürlichen Verhältnissen entspricht, bis zu ihrer Benutzung im Freien belassen. Nachdem dann späterhin die Eischalen und das die Em- bryonen umgebende Eiweiss entfernt, wurden die letzteren je nach Grösse V4 bis V2 Stunde in eine heisse, gesättigte Sublimatlösung gebracht und in üblicher Weise gehärtet. Als Färbemittel erwies sich Pikrokarmin am geeignetsten; 2 — 4stündiges Liegen in der Farbe war ausreichend. Die Schnittserien von Schneckenembryonen misslingen wegen der Härte und Sprödigkeit des Eiweisses allzu leicht; doch die Beobachtung zeigt, dass, falls man nicht in Chromsäure gehärtet hat, die Sprödig- keit des Eiweisses nur durch höhere Temperatur erreicht wird, des- halb empfiehlt sich sehr vorsichtiges Einbetten bei etwa 50° C. Wenn nun auch die in Gefangenschaft gehaltenen Thiere reichlich Eier lieferten, so ist, wie gesagt, einerseits die Herstellung von brauch- baren Serien schwierig, noch mehr aber das Einhalten einer be- stimmten Schnittrichtung, weil für die vorliegenden Untersuchungen allein Querschnittserien zum Ziele führen können. Von den vielen Serien, welche hergestellt wurden, konnten von den jüngeren Stadien eben nur 4 den geforderten Ansprüchen genügen, diese aber waren in jeder Beziehung tadellos und ohne Lücken. Zur Beschreibung der auf einander folgenden Entwicklungs- stadien übergehend, betrachte ich zuerst den jüngsten Embryo. Aeusserlich erkennen wir an demselben die Anlage des Mantels, auf dem Schalenfelde die Schale in Form einer zarten, strukturlosen Membran und weiterhin die erste Andeutung des Fusses. Dem Mantel gegenüber kommt vorn die Kopfanlage zum Vorschein und über dem Munde ist das Velum sichtbar. Dieses Entwicklungsstadium war etwas jünger als das von Ihering^) abgebildete, wie ich aus der ge- ringeren Ausbildung der Schale schliesse. Beim Studium der einzelnen Querschnitte fallen zuerst 2 Schläuche in die Augen, welche in nächster Nähe der Mundmasse ihren Ursprung nehmen, unter Beschreibung eines Bogens nach vorn und aufwärts ziehen, um schliesslich jederseits in eine Vertiefung der äusseren Haut auszumünden. Durch dünne Schichten von Mesodermzellen sind diese 1) von Ihering. lieber die Entwicklungsgeschichte von Helix. Jenaische Zeitschrift Bd. IX. Fig. 9 Taf. XVII. 2* 20 Th. Behine: Beiträge zur Anatomie und Organe gleichweit von der äusseren Haut und der Oberfläche der Dottermasse entfernt, der letzteren aber an keiner Stelle direkt auf- gelagert. Kurz vor ihrer Mündung sehen wir eine Annäherung an die Mantelanlage. Das hintere Ende ist geschlossen und ganz mit Zellen ausgefüllt, im vorderen, der äusseren Mündung zunächst liegenden Theile, sitzt der Innenwand ein einfacher Besatz von Cylinderzellen auf; diesen haben wir also als Ausführungsgang, jenen als Drüsentheil zu bezeichnen. Die durchschnittliche Grösse der Zellen beträgt 0,oi5 mm, ihr Kern ist gross, stark granulirt und enthält ein deutlich hervortretendes Kernkörperchen. Das Zellplasma der Drüsen- zellen ist mehr trüb, im Ausführungsgange hell und durchscheinend. Wenn ich hinzufüge, dass auf dem älteren, mir vorHegenden Ent- wicklungsstadium von diesen Organen keine Spur mehr aufgefunden werden konnte, so stellen die beschriebenen Organe ohne Frage die Urnieren, auch Vornieren, primitive oder embryonale Nieren genannt, dar. Wie längst bekannt, haben sie nur die Bedeutung von pro- visorischen, embryonalen Organen; Gegenbaur^) Keferte zuerst eine eingehende Beschreibung derselben bei Limax agrestis. Dieser Autor betont, dass dem Ausführungsgange der Urnieren eine sog. Tunica propria nicht zukomme, auf der vorliegenden Serie aber umgab eine solche die Urnieren der ganzen Länge nach. Bei der obigen Be- schreibung vermisst man allerdings die bekannten Sekretionsbläschen mit den Concretionen, dies darf jedoch nicht Wunder nehmen, weil diese durch die Behandlung der Embryonen mit verschiedenen Agentien zerstört sind. Auf der Zeichnung A sehen wir die rechte Urniere (U. N.) und die Ausmündung derselben in eine Ausstülpung der äusseren Haut (E). Durch diese Figur, sowie durch die mit B, C, D bezeichneten Ab- bildungen sollen die Grössen- und gegenseitigen Lageverhältnisse der uns interessirenden Organe von den 4 Embryonen veranschaulicht werden. Diese Zeichnungen wurden in der loekannten Weise her- gestellt, dass von jedem Querschnitt der Umriss der Organe auf dem Längsbilde in quadrirtes Papier eingetragen wurde; die Abbildungen sind also schematisch gehalten. Weiterhin bemerkt man innen von der rechten Urniere ein unpaares Organ, das den vorderen Abschnitt derselben begleitet und schliesslich mit ihr in der Ausstülpung der äusseren Haut ausmündet. Im Ganzen ist es 0,i5 mm lang, in der Mitte 0,ii mm breit und 0,06 mm dick, so dass wir eine obere und untere Fläche unterscheiden können. Die letztere ist der Oberfläche der Dottermasse zugewandt und nur durch die einschichtige Entodermlage von derselben getrennt. Die Gestalt würde ungefähr einem kurzen Beutel entsprechen. Aussen konstatirt mai^ eine zarte sog. Tunica propria, der innen eine einschichtige Lage von Cylinderzellen aufsitzt, und letztere um- schhessen einen spaltförmigen Hohlraum. Die Zellen haben überall ') Gegenbaur. Beiträge zur Entwicklungsgescliichte der Landgastropoden. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie 1851, pag. 371—411. Entwiclvehingsgeschiclite fle.s Harnapparates der Lungenschnecken. 21 gleiche Beschaffenheit; ihre Grösse beträgt 0,ui5 mm, das Zellplasma ist verhcältnissmässig hell imd iimgiebt einen rnnden 0,008 mm grossen Kern mit Kernkörperchen. Dieses Organ ist die Anlage der definitiven Niere (N in der Figur A und auf dem bei 1 durchgelegten Querschnitte «1), auf späteren Stadien findet man sie immer an dieser Stelle wieder. Jeden- falls haben wir hier eins der frühesten Entwicklungsstadien der Niere vor uns. Wir erkennen einen einheitlich gebildeten Schlauch, dessen Wand einen einfachen Besatz von Cylinderepithel trägt und in dem noch keine Differenzirung in einen secernirenden und ausführenden Abschnitt eingetreten ist. Allerdings steht das, was über die Ausmündung der Niere gesagt wurde, im Widerspruch mit den Angaben von Gegenbaur. Dieser Autor betont nämlich in der kurz vorher citirten Arbeit (pag. 390) ausdrücklich, „dass der Ausführungsgang der Niere in der Nähe des- jenigen der rechten Vorniere liegt, jedoch niemals mit ihm in eins zu- sammenschmilzt." Dem gegenüber lässt diese Serie aber sehr schön erkennen, wie sich die Niere der Urniere ganz nähert, mit ihr zuletzt einen gemeinschaftlichen Kanal bildet und auf diese Weise durch eine Einstülpung der äusseren Haut nach aussen mündet. (E. der Figur A und auf dem Querschnitt « 2.) Urniere wie Niere umgeben spärliche Mesodermzellen. Nur neben der oberen Nierenfläche, also derjenigen Seite, welche der äusseren Haut zugekehrt ist, konstatirt man eine Anhäufung von Zellen, die dem mittleren Keimblatte angehören. Höchst wahr- scheinlich stellen diese die Anlage des Herzens (C. bei « 1) dar; sicher können darüber aber erst spätere Stadien entscheiden. Der Enddarm (E. D.) bildet ein kurzes, geschlossenes Rohr in der Nähe des Mantels. Die Verbindung mit der Aussenwelt ist noch nicht hergestellt. Die zweite Serie, welche ich zu beschreiben habe, entstammt einem Embryo, dessen Länge 1,5 mm. betrug; Schale und Mantel waren weiter ausgebildet, der Fuss grösser als auf dem ersten Stadium. Der von Gegenbaur in Figur 18 Tafel XL abgebildete Embryo stellt ein etwas jüngeres Stadium dar. Wie schon oben be- merkt, sind jetzt die Urnieren vollständig verschwunden; der beste Beweis dafür, dass die Entwicklung erheblich vorgeschritten ist. Verfolgen wir die einzelnen Schnitte von vorn nach hinten, so sieht man horizontal über der Dottermasse einen breiten und spaltförmigen Hohlraum liegen, der vorn durch eine weite Oeffnung, das Athemloch (AI in Fig. B.) mit der Aussenwelt in Verbindung steht, hinten aber sich bis zur Nierenspitze erstreckt. Dies ist die Lungenhöhle (L H. in den Abbildungen.) Bestimmtes über ihre Entstehung ver- mag ich nicht anzugeben, weil die Uebergangsstadien fehlen; ver- muthe aber, dass die Einstülpung, in welche anfangs (Fig. A.) die Niere ausmündete, allmählich zur Lungenhöhle geworden ist. Die Niere hat, abgesehen von einer geringen Annäherung an 22 Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und den Mantel, dieselbe Lage, wie bei dem jüngsten Embryo bei- behalten. Wir erkennen jetzt Folgendes: Im hinteren blind geschlossenen Abschnitt hat die Nierenanlage einen Umfang von 0,i6 mm, der Innenranm wird fast vollständig mit Zellen ausgefüllt derart, dass nur ein ganz feiner, mit schwacher Vergrösserung kaum sichtbarer Spalt im Innern übrig bleibt {ß 1. N.). Die Zellen sind 0,027 mm gross und besitzen einen stark granu- lirten Kern, der die ansehnliche Länge von 0,017 mm und eine Breite von 0,005 mm hat; dabei enthalten die meisten Kerne 2 grosse, den Polen genäherte Kernkörperchen. Nach vorn zu setzt sich die Niere in einen Kanal — pr. U. — fort, den man eine Strecke weit in die Lungenhöhle verfolgen kann, wie die Zeichnung B. illustrirt. Er ist halb so lang als die Niere selbst, sein Durchmesser beträgt 0,08 mm und weil der Innenwand eine einfache Lage von Cylinderzellen auf- sitzt, bleibt ein breiter Hohlraum frei. Die Zellen haben eine Grösse von 0,024 mm, der Kern ist 0,0 1 5 mm lang und 0,006 mm breit. Im hinteren Abschnitt der Lungenhöhle öffnet sich der Kanal in die uns schon bekannte Rinne, welche, diesen ganzen Athemraum durchziehend, im Athemloch ausmündet, so dass etwaiges Sekret der Niere durch diese Rinne nach aussen gelangen kann. Die Lungenhöhle selbst lässt durch ihre Einrichtung 2 sehr scharf voneinander abweichende Abtheilungen erkennen. Die grössere links gelegene Parthie derselben ist mit 0,009 mm grossen Platten- epithelien ausgekleidet, während die Wandungen der Lungenhöhle auf der rechten Seite, also neben dem Enddarm, eine breite Rinne bilden, deren Epithel aus dicht neben einander stehenden und 0,032 mm grossen Cylinderzellen besteht. Es ist hervorzuheben, dass die Nierenanlage sich jetzt bereits in 2 Abschnitte geschieden hat; in einen zu hinterst gelegenen Drüsentheil und einen in gerader Richtung abgehenden Ausführungs- gang. Ohne Frage wird der Drüsenabschnitt späterhin zur eigentlichen Niere, den Ausführungsgang aber müssen wir nach Analogie der früheren Mittheilungen als den primären Harnleiter pr. U. — in der Figur B. und auf dem bei 2 abgezeichneten Querschnitt ß 2 ansprechen, weil nur er ein einfaches Cylinderepithel besizt und sonst nichts mit der Einrichtung der Niere gemein hat. Im weiteren Verlauf wird aus diesem Kanal die Nebenniere, wie auf den späteren Entwicklungs- stadien erkannt werden kann. In dieser Zeit hat die Niere, wie man gestehen muss, grosse AehnHchkeit mit derjenigen von Süsswasserpulmonaten und um Ver- gleiche zwischen beiden anzustellen, beschäftigte ich mich mit der Entwicklung des Harnapparates von Limnaea stagnalis L., kam aber zu keinem nennenswerthen Resultate, weshalb Rabl's i) Angaben herangezogen werden. Dieser Autor bildet in der Figur 30 Tafel IX ') C. Kabl. Die Ontogenie der Süsswasserpulmonaten. Jen. Zeitschr. f. Naturw. Bd. IX pag. 195—240. Eiitwickelungsgescliichte des Harnapparates der Luiigeiischiiecken. 23 die Niere eines entwickelten Limnäenembryo ab. Dieselbe stimmt mit der eben beschriebenen Niere des Helixembryo in der Weise überein, dass beide einen blind geschlossenen Drüsentheil und einen geraden Aiisführungsgang erkennen lassen. Abgesehen von der erfolgenden Ditferenzirimg der Niere bleibt Limnaea auf dieser niedrigen Stufe während des ganzen Lebens stehen, wogegen bei Helix nach und nach der secundäre Harnleiter zu Stande kommt; der erste Anfang davon ist bereits durch die beschriebene Rinne gegeben. Die folgenden Stadien belehren uns darüber, wie sich der secun- dcäre Ureter bildet. Der Zellenhaufen, welcher beim jüngsten Embryo neben der Niere lag, hat sich jetzt bedeutend vergrössert und soweit differenzirt, dass er bestimmt als Herz erkannt werden kann. Das Perikard umgiebt letzteres in Gestalt einer feinen Membran, ein Hohlraum ist im Herzen noch nicht nachweisbar; im Uebrigen übertrifft aber, wie die Figur B und ß 1 lehrt, das Herz (C.) die Niere sowohl an Um- fang als auch an Länge bedeutend. Der Enddarm begleitet auf der rechten Seite die Lungenhöhle in der ganzen Länge, sein Ende ist noch geschlossen. Das nun folgende Entwicklungsstadium habe ich durch die Fig. C zu veranschaulichen versucht. Der betreftende Embryo war wiederum weiter ausgebildet, Mantel und Schale traten mehr hervor und in dieser Periode konnte bereits die Radula erkannt werden. Ein kurzer Blick auf die Abbildung C belehrt uns darüber, dass nunmehr eine wesentliche Aenderung des harnleitenden Apparats eingetreten ist. Während früher die Nierenspitze in gerader Richtung in den Ausführungsgang — den primären Ureter — überging, hat sich letzterer jetzt nach vorhergegangener Knickung rechts neben die Nierenspitze gelegt und ist zu dem Abschnitte des harnleitenden Apparates geworden, welchen wir am erwachsenen Thiere Nebenniere genannt haben. Wie die Schnitte lehren, stimmt auch das Cylinderepithel des früheren primären Harnleiters mit den Zellen, welche die Wand dieser Nebenniere auskleiden, vollständig überein. Nach der Umbiegung hat sich weiterhin eine Wucherung der hinteren Wand eingestellt; als Folge davon sehen wir in dieser Periode eine beuteiförmige An- schwellung der Nebenniere, in Folge dessen letztere der Niere an Umfang fast gleich kommt. Nach vorn umbiegend, geht die Neben- niere in ein Rohr über, welches wir durch Schluss eines Theiles der Rinne in der Lungenhöhle entstanden denken können, wenngleich eine Grenze zwischen diesem Theile und der Nebenniere nirgends scharf hervortritt. Der geschlossene Harnleiter ist hier 0,i mm lang; etwas vor der Nierenspitze setzt er sich in die offene Rinne fort. Der Anus ist zu dieser Zeit gebildet. Beim Studium der durch die Niere selbst gelegten Querschnitte 24 Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und überzeugt man sich, dass die ganze Drüse von hinten nach vorn vollständig übereinstimmend gebaut ist. Ohne noch speciell auf die Histologie der Niere einzugehen, will ich nur anführen, dass, dem fortgeschrittenen Wachsthum ent- sprechend, jetzt frei in's Lumen vorragende Falten der Innenwand aufsitzen, wodurch die spätere Struktur des Organs mehr und mehr vorbereitet wird. In den Nierenzellen sieht man zu dieser Zeit kleinste Concremente in Sekretionsbläschen liegen. Ueberdies ist die Niere mit dem Perikardium, welches als weiter Sack das Herz um- giebt, durch einen Kanal in Verbindung getreten; die Oeffnung wird bekanntlich als Nierenspritze (N. Spr. Fig. C) bezeichnet. Die Ausbildung des harnleitenden Apparates geht, nachdem sie so weit fortgeschritten, nunmehr schnell von statten in der Weise, dass die hintere Wand der Nebenniere immer stärker wuchert und bald die Nierenbasis erreicht. Wie die Zeichnung D illustrirt, hat auf diesem älteren Stadium die Nebenniere sich fast bis zur ganzen Länge der Niere ausgezogen, erst später verwachsen die einander berührenden Flächen von Niere und Nebenniere. Nach vorn um- biegend, sehen wir aus der Nebenniere wieder den secundären ge- schlossenen Harnleiter hervorgehen, der gegen früher länger ist, was durch weiteren Verschluss der Rinne zu erklären ist. W^ie man sich durch die Zeichnung D überzeugt, ist die Niere wiederum grösser geworden, auf den Schnitten sieht man zahlreichere Falten in ihrem Inneren und auch grössere Concremente. Die Zeichnung d 1 entspricht einem Querschnitt, der die Nieren- spitze bei D 1 getroffen hat; am weitesten nach links haben wir die Niere (N) und in folgender Reihe die Nebenniere (Nn), den ge- schlossenen Harnleiter (N) und schliesslich den Enddarm (E D). Unter diesen Organen liegt die Lungenhöhle, die sich zu dieser Zeit schon weiter nach hinten erstreckt, im Uebrigen aber noch die gleiche Lage beibehalten hat, wie auf dem zweiten Stadium. Der bei 2 abgezeichnete Querschnitt d 2 lässt die Rinne (R) mit dem Cylinderepithel und die übrige Lungenhöhle mit ihren Pflaster- zellen besonders schön erkennen. Im Vergleich zu dem früheren Stadium ist also besonders die Nebenniere weiter ausgebildet und ein grösserer Theil der Rinne zum geschlossenen Harnleiter geworden. Der Verschluss kommt jeden- falls durch Zusammenneigen und spätere Verwachsung der Ränder zu Stande. Dies geschieht ganz allmählich von hinten nach dem Athemloch zu, so dass am Ende der Entwicklung der secundäre Ureter der ganzen Länge nach ein geschlossenes Rohr darstellt, wie ich auf Serien und auch durch Präparation nachwies. Ich könnte noch einige Abbildungen zur Illustration dieser Uebergänge geben, halte es jedoch nicht für nöthig. Nach der Ausbildung des geschlossenen secundären Harnleiters enthält die Lungenhöhle nur noch die beschriebenen Plattenepithelien. Inzwischen ist auch die Nebenniere mit der Niere verwachsen; wir sehen somit, dass nach den verschiedenen Uebergangsformen die aus- Eiitwickeluugsgeschichte des Harnapparates der Lnugenschneckeii. 25 gebildeten Embryonen von Helix pomatia mit erwachsenen Individuen anderer Arten dieser Gattimg in Bezug auf den Harnapparat voll- ständig übereinstimmen, falls man dabei von den Grössenverhältnissen absehen will. Bevor ich dieses interessante Kapitel verlasse, will ich noch einige Bemerkungen über die Entwicklung der Niere anknüpfen. Seit langer Zeit wird bekanntHch darüber gestritten, ob das äussere oder mittlere Keimblatt als die Bildungsstätte der Niere zu betrachten ist. So behaupten u. A. von Ihering^), Salensky-) und RabP), dass die Niere durch Wucherung des Mesoderms entstehe. Letzterer Autor führt wörtlich an: ,,Nun sieht man an allem, dass das Ecto- derm continuirlich in einfacher Schicht über die fragliche Zellen- gruppe hinwegstreicht, dass also, mit anderen Worten, weder von einer Verdickung noch von einer Einstülpung des Ectoderms die Rede sein kann." Rabl*) hatte aber früher bei der Untersuchung der- selben Species — Planorbis corneus — die Anschauung gewonnen, dass zur Bildung der Niere Ectodermzellen verwendet werden, er sagt wörtlich: „Aus dem Gesagten geht mit der grössten Bestimmt- heit hervor, dass die Niere der Gastropoden als ein Produkt des äusseren Keimblattes aufzufassen ist!" Bobretzki^), Fol*^) und Sarasin'^) haben gefunden, wie die Niere von Seiten des Ectoderms gebildet wird; letzterer Autor hat besonders die Schnittmethode, die allein nur Aufschluss geben kann, in Anwendung gezogen, und er wie Fol bestreiten entschieden die Richtigkeit der Rabl' sehen An- gaben über die Entwicklung der Tellerschnecke, soweit es sich um die Entstehung der Niere handelt. Im Gegensatz zu allen genannten Forschern will nun Schalfeew^) beobachtet haben, dass sich über der dorsalen Wand des Herzbeutels eine Falte entwickelt, welche den Perikardialraum in zwei Abschnitte theilt; die rechte von diesen beiden Abtheihmgen soll dem eigent- lichen Drüsentheil der Niere seinen Ursprung geben, der Harnleiter aber durch eine Einstülpung des Ectoderms zu Stande kommen. ') 1. c. pag. 306. ^) Salensky. Etudes sur le developpement du Verraet. Extrait des Archives de Biologie publiees par van Beneden et van Barabecke T. VI. 1885, pag. 714. 3) 1. c. pag. 218. *) C. Rabl. Ueber die Entwicklungsgeschichte der Tellerschnecke. Mor- phologisches Jahrbuch 1879, pag. 629. ^) Bobretzki. Studien über die embryonale Entwicklung der Gastro- poden. Archiv für miki'oskopische Anatomie 1877, pag. 138. ^) H. Fol. Developpement des Gasteropodes pulmones. Archiv de Zoologie experimentale et generale 1879 et 1880. ') B. Sarasin. Entwicklungsgeschichte der Bithynia tentaculata. Inaugur.- Dissert. Würzburg 1882, pag. 59. ®) Sui- le developpement da coeur des Mollusques pulmones d'apres les observations de M. Schalfeew. Zoologischer Anzeiger 1888, pag. 65. 26 Th. Behme: Beiträge zur Anatomie und "Wenn ich in dieser Sache eine Meinung ausspreche, kann dabei nur das jüngste, zu Anfang beschriebene Stadium in Frage kommen. Hier erkannten wir die Niere als kurzen, höchst einfach eingerichteten Schlauch und konnten nachweisen, dass er in eine Einstülpung der äusseren Haut ausmündete. Die Zellen waren sämratlich gleich, Drüsenelemente nicht nachweisbar. Mit Recht könnte man hier die Schlussfolgerung ziehen, dass die Niere durch eine Einstülpung des Ectodermes entstanden, also von diesem gebildet sei. Weil mir aber nur ein einziges, derartiges Stadium zur Verfügung stand, spreche ich nur eine Vermuthung aus, da es zu gewagt wäre, aus einer Beobachtung sofort Behauptungen aufzustellen. Die Angabe von Schalfeew habe ich aber durch meine Beobachtungen am aller- wenigsten bestätigt gefunden, muss derselben vielmehr, wie ich kurz ausführen will, einige berechtigte Zweifel entgegenbringen. Auf dem ersten Stadium, welches ich beschrieb, war die Niere mit Sicherheit zu erkennen und neben derselben bemerkten wir einen Haufen von Mesodermzellen. Die ausgesprochene Vermuthung, dass dieselben zur Bildung des Herzens verwendet wurden, bestätigte das folgende Stadium. Sara sin giebt an (1. c. pag. 61), „dass an Stelle des Herzens zu einer Zeit, wo die Niere schon eine kleine nach dieser Stelle sich öffnende Höhlung hatte, noch nichts lag, als mesodermale Muskel- zellen." In diesen Fällen kann die Entwicklung der Niere auf die von Schalfeew angegebene Weise unmöglich zu Stande gekommen sein aus dem einfachen Grunde, weil eben die Niere früher als das Herz gebildet war. Dass ferner der secundäre Harnleiter, wie Schalfeew meint, nicht durch eine Einstülpung des Ectodermes entsteht, glaube ich durch obige Ausführungen bewiesen zu haben, falls der Autor damit nicht den Verschluss der Rinne in der ecto- dermalen Lungenhöhle meint, in welchem Falle wir übereinstimmen würden. Schlussbemerkimgen. Wenn ich endlich eine kurze Zusammenstellung der wichtigsten Resultate gebe, so wäre zu erwähnen, dass unter den Landpulmonaten Formen vorkommen, deren Niere ein secundärer Harnleiter fehlt (Helix pulchella, Buliminus pupa etc.), eine Deutung, die nur auf vergleichend anatomischem Wege gewonnen wurde. Die Ueberein- stimmung der Niere von Buliminus pupa etc. mit der einer Limnaea ist aber so gross, dass man mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die gleiche Entwicklung annehmen kann. Andererseits hat aber die Ent- wicklungsgeschichte die Vermuthung von Ihering's über die Ent- stehung des secundären Harnleiters seiner Nephropneusten bestätigt. Wie nachgewiesen, mündet die Niere in einer frühen Zeit des embryo- nalen Lebens mit der Urniere direkt nach aussen, später durch einen primären Harnleiter am Grunde der Lungenhöhle in eine offene zum Athemloch gehende Rinne aus, welche von den Wandungen der Lungenhöhle gebildet wird. Nach eingetretener Knickung wurde der Entwickeluiigsgeschichte des Haniapparates der Lungenschneckei). 27 primäre Harnleiter zur Nebenniere, und indem die Rinne in der Lungenhöhle allmählich von hinten nach vorn geschlossen wurde, war am Ende der Entwicklung der harnleitende Apparat vollständig ausgebildet. Helix pomatia L. , die in Bezug auf den harnleitenden Apparat mit zu den höchst organisirten Pulmonaten gehört, lässt also während ihrer Entwicklung alle niedrigeren Stufen in der Aus- bildung des Exkretionsapparates erkennen, welche, wie im anatomischen Theile gezeigt, während des ganzen Lebens von verschiedenen Arten beibehalten werden. Nothwendiger Weise müssen wir deshalb schiessen, dass in Bezug auf den Harnapparat die FamiHen und Species mit unvollkommen ausgebildetem secundären Harnleiter auf einer niedrigen Stufe stehen geblieben sind, auf der niedrigsten aber diejenigen Formen, deren Niere sich mittelst eines primären Harnleiters entleert. Ob diese Untersuchungen einen Werth für die systematische Stellung der einzelnen Familien der Pulmonaten haben, ist jetzt noch nicht zu sagen; denn, wie ich glaube, genügt nicht allein die vergleichende Anatomie eines einzigen Organs, wenn auch der Harn- apparat eine wichtige Rolle spielen dürfte, sondern es müssten von berufener Seite auch über andere Organe Ermittelungen angestellt werden, wie z. B. die Untersuchung der Radula schon sehr wichtige Dienste geleistet hat. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. u. IL Fiijur 1. Athemloch von Helix pomatia L. mit dem Eudabschnitt der Lungen- höhle. Figur 2. Liingenhöhle von Buliminus Pupa Briig. mit Niere und primärem Harnleiter. Die Zeichnungen A, B, C, D, stellen die vier auf einander folgenden Ent- wicklungsstadien dar, A. ist das jüngste und D. das älteste. « 1 und u2 = Querschnitt durch 1 und 2 von A. ySl, /32U./93 = — — 1, 2 und 3 von B. (11 und cr2 = — — 1 und 2 von D. Diese Querschnitte wurden mit Hilfe des Zeichenapparates bei 135facher Vergrösserung angefertigt. AI = Athemloch. C = Herz. E = Einstülpung der äusseren Haut. ec = Ectoderm. ED = Enddarm. 28 Th. ßehme: Beiträge zur Anatomie etc. eu = Entoderm. Kl. 1 und KL 2 = Klappe. kl. R. und gr. R. = kleine Rinne und grosse Rinne. L.H. = Lungenhöhle. md. •= Mesoderm. M.. = Mantel. M.D. = MitteldaiTO. N. = Niere. Nn = Nebenniere. N.Spr. = Nierenspritze. Pr. U = Primärer Ureter. R. = Rinne. U. = Ureter. UN = Umiere. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. Von Carl Apstein. Hierzu Tafel III, IV u. V. I. Morphologie und Histologie der Drüsen. A. Untersuch ungsmethoden. Zur makroskopischen Präparation verwandte ich meist frisches Material. Ich trennte den Hinterleib von dem lebenden Tiere ab, öffnete mit der Scheere die Chitinhaut auf der Rückenfläche, breitete die Haut aus und steckte sie unter Wasser resp. Alkohol fest. Dann entfernte ich mit Nadeln Herz, Darm, die mächtig entwickelte Leber und die Ovarien resp. Hoden. Dadurch waren die Spinndrüsen freigelegt, aber der glashellen Farbe wegen schlecht zu sehen. Sie erhielten aber durch Zusatz von einigen Tropfen Sublimat zum Wasser ein milchweisses Aussehen, so dass sie leicht mit Nadeln einzeln herausgehoben werden konnten. Hatte ich kein frisches Material, so brachte ich die in 96 7o Alkohol aufbewahrten Tiere nach Oeffnung der Rückenhaut in schwächeren Alkohol und zuletzt in solchen von 35 7o» in dem ich sie präparierte. Mein sämmtliches Material behandelte ich behufs späterer Be- nutzung zu Schnitten folgendermassen : Die Tiere warf ich, nach der mir von Herrn Dr. Dahl mitge- teilten, jetzt \'ielfach angewandten Methode, in heisses Wasser, das gerade anfing zu sieden. Kleinere Arten blieben in diesem Wasser V2 — 1 Minute, die grössten 2 — 3. Dann kamen sie in 35 % Alkohol und nach und nach in 96%, in dem ich sie aufbewahrte. Um Schnitte anzufertigen verfuhr ich so : Ich öffnete den in 96 % Alkohol aufbewahrten Tieren die Rückenhaut, brachte dann die Spinne in absoluten Alkohol, den ich mehrmals wechselte, und dann in Terpentin oder Chloroform. Cedernöl Keferte' keine guten Resultate, da es, nachdem die Spinnen 6 Stunden in Paraffin eingeschmolzen 30 Carl Apstein: waren, noch nicht durch dasselbe verdrängt war. Dem Terpentin resp. Chloroform wurde nach und nach Paraffin zugefügt, so viel sich löste, und dann wurden die Tiere 3 — G Stunden in reinem Paraffin ein- geschmolzen. Die Schnitte, die ich meist in einer Dicke von 0,oi mm herstellte, wurden nach vielen Versuchen mit zahlreichen Farbstoffen ausschliesslich in Alkohol Carmin (15 Min.) und darauf in Hämato- xylin (10 Min.) gefärbt. Später wendete ich Boraxcarmin an, das bei Nachfärbung mit Hämatoxylin die herrlichsten Bilder zeigte und vor allen andern Farbstoffen den Vorzug verdient. Die Untersuchung der Tiere nahm ich so vor, dass ich von jeder der Unterordnungen!) einige Tiere präparierte und von denselben Arten auch Schnitte herstellte. So habe ich 27 Spinnen untersucht, die ich bei Besprechung der einzelnen Unterordnungen nennen werde. Ausserdem habe ich 9 weitere Arten auf die Verbreitung einer Drüse hin geprüft. B. Form und Bau der Drüsen. Es ist eigentümlich, dass die Forscher, die die Spinndrüsen unter- sucht haben, fast nur auf Epeiva diademata eingegangen sind, trotz- dem die mannigfaltigen Spinngewebe in den verschiedenen Unter- ordnungen auf Abweichungen in den Organen schliessen Hessen. Diese Lücke soll meine Arbeit ausfüllen, deshalb umfasst sie nicht nur den Bau, sondern auch die Function der Drüsen. Von Arbeiten, die auf andere Spinnen als E/jeira eingehen, habe ich nur folgende zu erwähnen: Treviranus 17 2) (S. 42 — 44) beschreibt und bildet ab die Spinn- drüsen von A7'anea afrox und Aranea domestica, jedoch nicht ganz der Natur entsprechend. Weiterhin giebt Wasmann 18 (S. 152 — 157) eine Beschreibung der Drüsen von Mygale, die ich nach meinen Untersuchungen von Lasiodora Erichsonii bestätigen kann. Dann untersuchte Bertkau 1 die Cribellumdrüsen , auf die ich weiter unten kurz eingehen werde. Ausserdem erwähnt Ohlert 15 die grossen Drüsen von Tegenaria und Cinbiona, und Menge 13 bildet die Spinnenwarzen der meisten Spinnen ab, die Zahlen für die Spulen sind aber nicht immer genau. Da sich die bisherigen Forschungen hauptsächlich auf Epeira beziehen, so werde ich die Ergebnisse der früheren Autoren mit meinen Resultaten in folgendem zusammenstellen. ') Die von Thoreil aufgestellt sind. Siehe auch: Dahl, Analytische Be- arbeitung der Spinnen Norddeutschlands, aus: Schriften d. naturw. Vereins f. Schleswig-Holstein Band V. 1. Heft. Kiel 1883. ^) Die Zahl hinter den Autornamen giebt die Nummer des Litteratur- verzeichnisses am Ende dgr Arbeit an. — Der Zahl folgt die Angabe der Seite, wo die angeführte Stelle zu finden ist. S. = Seite. Bau und Function der Spiniulrüsen der Araneida. 31 1. Orbitelariae. Untersucht wurden folgende Spinnen: Epeira diademata Gl, Meta segmentata Gl, Zilla notata Gl und Tetragnatha exteusa L. . Die letzte Spinne werde ich besonders behandeln. Da ich bei diesen Spinnen keine Abweichungen in den Spinn- organen gefunden habe, so darf ich wohl annehmen, dass sie ebenso bei den übrigen Orbitelarien ausgebildet sind. Ob diese Verall- gemeinerung auch auf Hyptiotes ausgedehnt werden darf, kann ich nicht übersehen, da ich nicht in der Lage war, diese Spinne zu unter- suchen; sie weicht von den übrigen Orbitelarien durch den Besitz von Cribellumdrüsen ab und wurde deshalb von Bertkau 1 (S. 351) mit Spinnen anderer Unterordnungen, die diese Drüsen auch besitzen, zu der Familie der Cribellata vereinigt. Die erste bessere Beschreibung der Drüsen giebt Brandt 4. Er unterscheidet drei verschiedene Formen, glandulae t ubu li- fo rmes, ampuUaceae und aggregatae. Eine \ierte Drüsenart hat er wohl gesehen, aber ihrer \Wnzigen Grösse wegen nicht als Spinndrüsen erkannt. Er sagt von diesen letzteren: „Der hintere Teil der Spinngefässe ist von einer eignen, weisslichen, körnigen Masse bedeckt." Brandt giebt nur die Form der Drüsen an, ohne auf ihren Bau weiter einzugehen. Die nächste Arbeit, die diese Drüsen behandelt, ist die von Meckel 11 (S. 50 — 73). Sie zeigt einen grossen Fortschritt, indem Meckel nicht nur die Form, sondern auch den Bau der Drüsen sehr genau beschreibt. Trotzdem ist die Arbeit keineswegs frei von Irr- tümern. Er kennt dieselben drei Drüsenformen wie Brandt, erkennt auch die vierte (glandulae ac iniform es) und fügt noch eine fünfte Form, glandulae tuberosae, hinzu, die jedoch nicht existiert, wie schon Buchholz-Landois 5 (S. '247) zeigten. Dagegen stimmt ihm fast in allem Oeffinger 14 (S. 1 — 11) bei, dessen Arbeit keinen grossen Fortschritt gegenüber der Meckel's zeigt. Auch er beschreibt die nicht vorhandenen glandulae tuberosae. (S. 10.) Zu gleicher Zeit gab Ohlert 15 in seinen Arachniden Preussens ein paar Bemerkungen über die Drüsen, die jedoch auf zu oberflächlichen Beobachtungen beruhen. Ein gleiches gilt von der Arbeit von Emerton 7. In neuester Zeit erschien dann die Arbeit von Schimkewitsch 16 (S. 44 — 47), welche die gesammte Anatomie der Kreuzspinne behandelt. Die Dar- stellung fördert neue Einzelheiten zu Tage, da in ihr zum ersten Male die Schnittmethoden in Anwendung kamen. Da die verschiedenen Arbeiten über die Drüsen so mannigfaltige und oft widersprechende Beschreibungen liefern, so werde icli nach meinen eigenen Untersuchungen die Verhältnisse klar zu legen suchen, stets aber dem ersten Autor sein Recht wahren. 32 Carl Apstein: Ich unterscheide bei den Epeiriden fünf verschiedene Arten von Drüsen, (Fig. 1), jedoch fallen die von mir unterschiedenen nicht mit den fünf Arten von Meckel 11 und Oeffinger 14 zusammen, wie die unten folgende Beschreibung zeigen wird. Glandulae aciniformes und piriformes. Ich unterscheide hier zum ersten Male diese beiden Drüsen, die bis jetzt als eine Form zusammengefasst wurden. Oeffinger 14 (S.6) hat die beiden Bezeichnungen synonym gefasst. Es scheint ihm auf- gefallen zu sein, dass die Drüsen verschiedene Gestalt haben, die eine ist eiförmig, die andere birnförmig. (Fig. 2 und 6.) Sie werden aber nicht nur durch Unterschiede in der Form getrennt, sondern auch durch ihr eigentümUches Verhalten gegen Farbstoffe und andere Reagentien. a) Glandulae aciniformes, beerenförmige Drüsen. (Fig.2,3.) Die Drüsen sind zu kleinen Bündeln vereinigt, die langgestielten Beeren ähnlich sind. Ihre Zahl kann man zu circa 400 annehmen. Sie bilden dicht vor den Spinnwarzen die ,,weissliche, körnige Masse," wie Brandt 4 sagt. Was den Bau der Drüse anbetrifft, so kann man an ihr unterscheiden: eine tunica propria mit ziemlich zahlreichen, länglich ovalen Kernen. Ihr sitzt nach innen ein hohes Epithel auf, das relativ grosse Kerne besitzt, die trotz Färbung aber schwer zu sehen sind, da der Spinnstoff meist die Zellen sehr stark erfüllt. Die Unter- suchungen werden dadurch sehr erschwert und viele sonst gut ge- lungene Schnitte unbrauchbar. Das gilt nicht nur von dieser Drüse, sondern von sämmtlichen Drüsen aller untersuchten Spinnen. Es hängt also vom Zufall ab, gerade zur Untersuchung Tiere zu er- halten, deren Drüsenepithel schwach den Spinnstoff secerniert. Nach innen soll das Epithel von einer tunica intima begrenzt werden, wie Meckel angiebt; bei anderen Autoren finde ich keine Notiz darüber. Mir ist es aber niemals gelungen, diese tunica intima zu sehen, so dass ich glauben muss, dass ihr angebhches Vorhandensein auf einem Irrtume beruht, der ziemlich nahe liegt, indem nemlich bei dieser, wie auch bei den anderen Drüsen der Contour des Spinn- stoffs (auf Schnitten) einer Haut täuschend ähnlich ist. Auch Leydig 11 (S. 118 schreibt: ,,Die Drüsen (Spinndrüsen der Spinnen) haben eine deutlich wahrnehmbare tunica intima." Für meine Behauptung spricht auch eine Bemerkung Was- manns 18. Er sagt: ,,Der Ausführungsgang legt sich nur an die Drüse trompetenförmig an und zieht sich leicht ab." Das ist in der That bei allen Drüsen der Fall. Wenn die Drüse auch eine tunica intima besässe, so würde diese jedenfalls mit der des Ganges zusammenhängen und letzterer nicht so leicht abzuziehen sein. Da aber die tunica intima in der Drüse nicht existirt, so ist diese Loslösung leicht erklärlich, da die tunica intima des Ganges keinen Halt an der Drüse hat. (Fig. 30.) Bau und Function der Spiundrüsen der Araneida. 33 Wie ich schon erwähnte, enthält der Ausführgang der Drüse eine ziemlich starke, sehr gut wahrnehmbare tunica intima, aber kein Epithel (Fig. 4), wie auch Schimkewitsch 16 richtig angiebt. Diese Drüsen, glandulae aciniformes, münden auf der oberen und mittleren Warze auf dicht gedrängt stehenden Spulen, die auf einem langen, gekrümmten Basalstück eine sehr fein ausgezogene Spitze, von Landois-Buchholz 5 (S. 253) Ansatzstück ') genannt, trägt. (Fig. 5.) Die Definition dieser Drüse lautet: Unter einer glandula aciniformis verstehe ich eine Drüse, die aus tunica propria und Epithel besteht, die in allen Teilen sich gegen Farb- stoffe gleich verhält, deren Längsdurchmesser den Quer- durchmesser kaum oder nur wenig übertrifft, deren Aus- führgang kein Epithel trägt, aber eine dicke tunica intima und die mit einer Spule endet, deren Ansatzstück in eine feine Spitze ausgezogen ist. b) Glandulae piriformes, birnförmige Drüsen. (Fig. G.) Diese Drüsen fallen an gefärbten Präparaten sofort in die Augen, indem nemlich die, dem Ausführgange abgewendete Hälfte sehr schwach gefärbt wird, die andere so stark, dass diese Verschiedenheit in der Färbung nicht zu übersehen ist. Dass die älteren Autoren diese Drüse von der ersteren nicht geschieden haben, lag hauptsächlich daran, dass sie die Drüsen kaum mit Reagentien behandelten. Oeffinger 14 (S. 7) giebt aber das Verhalten der glandulae acini- formes (Meckel) gegen Essigsäure und Osmiumsäure an, ohne diese eigentümliche Färbung zu bemerken. Mit Hilfe dieser Reagentien tritt aber der Unterschied der beiden Drüsenhälften deutlich hervor. Vor allem aber hätte Schimkewitsch IG diese Verhältnisse nicht über- sehen dürfen, da seine Unternehmungen mit Hilfe der neuesten Technik ausgeführt sind. Die Verschiedenheit in der Färbung rührt daher, dass in dem untern Teile der Drüse der Spinnstoff färbbar ist; es muss also das Secret in dem untern Teile der Drüse eine andere Beschaffenheit haben, sls das aus dem oberen Ende. Die Verschiedenheit des Secretes lässt auf Abweichungen in den Zellen schliessen. Worin aber diese Unterschiede liegen, vermag ich ncht zu sagen, im Bau der Zellen waren sie nicht zu sehen. Interessant ist die Bildung des Fadens. Der Spinnstoff' aus dem obern Drüsenteile fliesst ab und wird, wenn er am untern Ende, vorbeigeht, nicht mit dem hier abgeschiedenen Secret vermischt, sondern letzteres lagert sich auf und bildet so einen dünnen Ueber- zug (Fig. 31. 32). Darnach besteht der Faden aus einem massiven Cylinder von unfärbbarem Secret und einem, diesen umgebenden HohlcyKnder von färbbarer Substanz. Diese verschiedene Färbung ') Siehe Tafelerklärung Fig 10, wo die einzelnen Teile der Drüse und Warze benannt sind. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd 1. H. 1. 3 34 Cai'l Apstein: der beiden Driisenabschnitte habe ich sowolil mit Alkohol und darauf folgender Nelkenölbehandlung erhalten, als auch sehr schön mit Essig- säure 17o) Osmium und sämmthchen Farbstoffen. Doch nicht nur die Drüse zeigt eine Abweichung von der ersten Form, sondern auch der Ausführgang. Ein Querschnitt durch die Gänge in der Nähe der Warze zeigt die Eigentümlichkeit, dass je drei Gänge (Fig. 8) dicht zusammen liegen und von einer gemeinsamen Bindegewebshaut umgeben sind. Endlich ist auch die Spinnspule besonders ausgebildet (Fig. 9). Ein sehr kurzes Basalstück trägt ein ungefähr doppelt so langes Ansatzstück, das säbelförmig gekrümmt ist. Das Basalstück ist nie gezähnt, wie Oeffinger 14 (S. 2) meint, sondern nur nach der Mitte zu abgedacht. Diese Drüse findet man mit ihren Ausführgängen nur auf der unteren Warze. Unter einer glandula piriformis verstehe ich eine Drüse, die aus tunica propria und Epithel besteht, das in seinem unteren (dem Ausführgange zu gelegenen) Teile stärker färbbar ist, als im oberen, deren Ausführgang eine dicke tunica intima, aber kein Epithel enthält und auf einer Spule mit sehr kleinem Basalstück und feinem, kurzem Ansatzstück endigt. c) Glandulae ampullaceae, bauchige Drüsen. (Fig. 10.) Oeffinger 14 (S. 9) und Landois-Buchholz 5 (S. 242) wollen diese Drüse mit der folgenden, glandula tubuliformis, als eine Form be- trachten. Schimkewitsch 16 (S. 45) dagegen stimmt Meckel bei und trennt beide Drüsen. Morphologisch ist diese Drüse gar nicht mit einer anderen zu verwechseln, wie ein Blick auf die Figur 10 zeigt Lange aber habe ich mich bemüht einen histologischen Unterschied zu finden zwischen dem dünnen Anfangsteil der bauchigen Drüse und der glandula stubuliformis ; aber vergebens. Die Drüse besteht aus einem vielfach gewundenen, dünnen An- fangsteil (Fig. 10a), der dann ziemlich schnell bauchig anschwillt (Fig. 10 b), um dann wieder nach dem Ausführgange sich trichter- förmig zuzuspitzen. Der Gang kehrt nach einiger Zeit zurück (Fig. 10 c), und dann nochmals umzuwenden und nach der Warze zu verlaufen (Fig. 10 d). Dieses doppelte Knie kann kein Kunstproduct sein, wie Oeffinger 14 (S. 9) meint. Denn, wie Schimkewitsch 16 (S. 46) ganz richtig sagt, sieht man auf Schnitten den Gang stets 3 mal getroffen ; an ein Kunstproduct ist hier also gar nicht zu denken. Die Drüse besteht aus einer tunica propria mit ziemlich zahl- reichen, ovalen Kernen. Dann folgt im Anfangsteil ein hohes Epithel, das im erweiterten Teile (Fig. 11) bedeutend niedriger wird. Die Anschwellung ist also nicht durch, höheres Epithel, sondern durch das erweiterte Lumen bedingt. Eine tunica intima existiert nicht. Gegen den Ausführgang hin (Fig. 12) ändert sich das Bild, indem sich der zurückkehrende Gang an die Drüse anlegt, und zwar so, dass das Knie mit der Drüse in eine gemeinsame tunica propria ein- gehüllt ist. Ausserdem verläuft eine tunica propria zwischen dem Ban und Function der Spinndrüsen der Araneida. 35 Knie und dem Drüsenepithel und schliesslich besitzt jeder Gang seine eigene tunica propria. Der Uebergangsteil der Drüse in den Gang zeigt sehr schön den Beginn der sehr stark verdickten tunica intima (Fig. 13). Der Gang besteht aus tunica propria, F^pithel und der sehr dicken tunica intima. Die gleiche Bildung zeigt das Knie (Fig. 14), dessen beide Schenkel eine gemeinsame tunica propria besitzen. Ausserdem hüllt eine Bindegewebshaut alle 3 Gänge zusammen ein. Der Gang (Fig. 15) behält seine Bildung bis zur Warze, nur wird das Lumen sehr eng. Die Spule (Fig. 16) besteht aus einem kurzen, dicken Basalteile, dessen Chitinhaut in das Ansatzstück übergeht, vorher sich aber teilt, und den Innern Ast an den Gang sendet, der bis zur Spitze des Ansatzstückes geht. Die Spule endet stumpf. Den comphcierten Bau der Spule, wie ihn Buchholz-Landois 5 (S. •252) beschreibt, kann ich nicht sehen. Von dieser Drüse finden sich jederseits 2^), nicht 3, wie auch schon Schimkewitsch gegenüber den älteren Autoren richtig angiebt. Es mündet die eine Drüse auf der mittleren, die andere auf der unteren Warze. Unter einer glandula ampullacea verstehe ich eine Drüse, die aus tunica propria und Epithel besteht, deren Anfangsteil cylindrisch ist, dann eine bauchige Anschwel- lung hat, deren Ausführgang aus tunica propria. Epithel und tunica intima bestehend, ein doppeltes Knie bildet, dessen 3 Schenkel in eine tunica propria gelagert sind, und die auf einer grossen abgestutzten Spule endet. d) Glandulae tubuliformes, cylindrische Drüsen. (Fig. 17.) Von dieser Drüse finden wir jederseits 3 (Fig. It), nicht nur beim Weibchen, wie Schimkewitsch meint, sondern auch beim Männchen. Sie liegen direct dem Bauche an, jederseits von dem untern Leber- lappen. Die Drüse ist mannigfach gewunden und zeigt stets den gleichen oder nur wenig wechselnden Durchmesser. Ihr Bau ist nicht von dem des Anfangsteiles der glandula ampullacea zu unter- scheiden (Fig. 18), eine tunica intima fehlt also auch. Im Gange wird das Epithel sehr niedrig (Fig. 19), die tunica intima sehr dick, letztere zeigt in der Nähe der Warze an der Innenseite starke Runzeln (Fig. 20), ist auch wohl in mehrere Lagen geteilt. Die Spule (Fig. 21) ist der der vorigen Drüse gleich gebildet, nur ist die Oefi'nung noch weiter, das chitinöse Ansatzstück an der Spitze abgerundet und der Rand nach innen umgeschlagen. 2 Drüsen münden an der Innen- seite der oberen Warze, eine an der Aussenseite der mittleren. Auf den schönen Leuckart-Nitzsche'schen Wandtafeln vermisse ich diese Drüse. *) Da die Drüsen symmetrisch liegen, so ist es nur nötig, sie für eine Seite zu zählen, die G-esammtzabl ist also doppelt so gross. 3* 36 Carl Apstein: Unter einer glandula tubuliformis verstehe ich eine Drüse, die aus tunica propria und Epithel besteht, deren Durchmesser nicht oder nur wenig variirt, deren Gang aus tunica propria, Epithel und tunica intima besteht und die auf einer grösseren Spule endet. e) Glandulae aggregatae, baumförmige Drüsen. (Fig. 22a.) Diese eigentümhche Drüse ist verhältnissmässig schwer zu finden, da sie nicht rund wie die anderen Drüsen ist, sondern zusammen- gedrückt und wie eine doppelte Haut den darunterliegenden glandulae tubuliformes aufliegt. Wir finden jederseits 3 (Figlag), 2 grössere und eine sehr kleine. Meckel 11, Oeffinger 14 (S. 9) fanden nur 2, Buchholz - Landois (5) (S. 244) aber 5 (!), Schimkewitsch (16) giebt nicht ihre Zahl an. Wenn ich diese Drüse „eigentümlich" genannt habe, so wird ein Blick auf die Figur 22 a diesen Ausdruck verständhch erscheinen lassen. Da diese Drüse oft abweichend dargestellt worden ist, so ist es wohl gerechtfertigt, die verschiedenen Ansichten noch einmal zu vergegenwärtigen, ehe ich die meinige anführe. Meckel 1 1 : Die Drüse besteht aus Welen Kanälen, die zusammen ein rundliches Läppchen bilden. Die Kanäle bestehen aus einer tunica propria. Epithel und einer gleichverlaufenden tunica intima. Der Ausführungsgang ist bekleidet von zahlreichen Blindsäcken, die mit Zellhaufen angefüllt sind, von denen man nur die Kerne wahr- nimmt. Die tunica intima verläuft gerade und geht nicht in diese Blindsäcke ein. Oeffinger 14 (S. 10) dagegen behauptet, dass im Gange auch die tunica intima in die Blindsäcke eingeht, nur nicht zu sehen ist, da die Zellen in den Ausbuchtungen durch Alkoholbehandlung coagu- liert sind. Buchholz -Landois 5 (S. 245) verteidigen die Ansicht Meckel's, ebenso Schimkewitsch 16 (S. 45). Dieser Ansicht schliesse ich mich auch zum teil an, da jeder Schnitt auf das Deuthchste den Bau der Drüse zeigt. Die Drüse ist ein ziemlich grosser dorso- ventral ab- geplatteter Lappen, der aus vielen Verzweigungen besteht und ganz unregelmässig gestaltet ist. An die Drüse schHesst sich der Ausführ- gang an, der zahlreiche Höcker zeigt. Die Drüse (Fig. 22 b) ist zusammengesetzt aus tunica propria und einem in einfacher Lage daraufsitzenden Epithel. Die Zellen sind nicht sehr hoch, die Kerne Hegen mehr nach der tunica propria zu. Eine tunica intima vermisse ich bei dieser Drüse ebenfalls, trotzdem ich die Drüse mit den mannigfaltigsten Reagentien be- handelt habe. Der mittlere Teil des Ganges (Fig. 23, 24) besitzt die erwähnten Höcker, die von einer tunica propria umgeben sind. Die Höcker sind erfüllt von Zellen, deren Kerne deuthch wahrzunehmen sind. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. 37 Jeder Kern ist von einem hellen Hofe umgeben, der wohl den Zell- körper andeutet, trotzdem er im Verhältnis zum Kerne nur sehr klein ist. Die Kerne finden sich zerstreut von dem äussersten Ende der Blindsäcke bis zu der tunica intima. Letztere ist in dem ganzen Gange sehr dick. Dass die Zellen dieser Drüse nicht \iel grösser sind als ihre Kerne, glaube ich daran nachweisen zu können, indem an einigen Stellen die tunica propria zerrissen war, wodurch die Kerne mit ihrem Hof ausgetreten waren. Die Höfe aber hatten dieselbe Grösse, wie an den intact gebliebenen Stellen. Dann muss man aber annehmen, dass die Zellen in einer homogenen Grundmasse eingelagert sind, denn die Kerne liegen oft weit von einander ent- fernt, oft dicht gedrängt. Gegen das Ende des Ganges (Fig. 25) nehmen die Höcker sehr an Grösse ab oder verschwinden ganz. Die Spinnspule (Fig. 26) zeigt denselben Bau, wie die der vorhergehenden grossen Drüsen, nur läuft sie spitz zu. Die drei Drüsen münden dicht neben einander auf der oberen Warze. Unter einer glandula aggregata verstehe ich eine Drüse, die aus tunica propria und Epithel besteht, die ein weites, sehr v.erästeltes Lumen hat, deren Ausführgang aus tunica propria. Epithel und tunica intima besteht und in seinem mittleren Teile mit Zellhaufen erfüllte Höcker trägt und die in einer grösseren Spule mit spitz ausgezogenem An- satzstücke endet. f) Glandulae tuberosae, knollenförmige Drüsen. Meckel 11 und Oeffinger 14 (S. 10) beschreiben diese Drüse, die aber, wie schon die anderen Autoren zeigten, nicht existiert. Resultate : 1. Es giebt bei den Epeiriden 5 Drüsenformen: glandulae acini- formes (Fig. 2), piriformes (Fig. 6), ampullaceae (Fig. 10), tubuli- formes (Fig. 17) und aggregatae (Fig. 22 a). 2. Alle Drüsen bestehen aus tunica propria und Epithel. (Fig. 3, 7, 11, 18, 22.) 3. Die Ausführgänge besitzen eine tunica intima, die stets sehr dick ist. (Fig. 4, 8, 14, 20, 23.) 4. Die glandulaceae haben im Gange ein doppeltes Knie, dessen drei Schenkel in eine gemeinsame tunica intima eingeschlossen sind. (Fig. 14.) 5. Glandulae ampullacea und tubuliformes sind zwei verschiedene Drüsen. (Fig. 10, 17.) 6. Glandulae tubuliformes kommen auch beim jVIännchen vor. In der nachstehenden Tabelle habe ich die Ergebnisse der Unter- suchungen früherer Forscher über Epeira diademata mit meinen Resultaten zusammengestellt. Die Zahlen gelten für eine Seite der Spinne, die Gesammtzahl der im Tier vorhandenen Drüsen ist also doppelt so gross. 38 Carl Apstein: Glandulae aciformis piriformes ampuUaceae tubuliformes aggregatae tnberosae Brandt 3 3 3 - Meckel grosse Zahl 3 3 2 1 Oeffinger gi'osse Zahl ^^^ 2 1 Buchholz-Landois ^cc^äoo" 4 5 - Schimkewitsch ? 2 8 ? - Apstein cc. 200 $ cc. 100(^ ca. 100 2 3 3 - 1. Jederseits sind 3 Spinn warzen vorhanden. Die obere Spinnwarze — hintere nach Buchholz-Landois 5 — ist dicht unter dem After gelegen. Sie ist zweigliederig und auf ihr münden ca. 100 glandulae aciniformes, 3 glandulae aggregatae dicht nebeneinander und 2 glandulae tubuliformes an der Innen- seite. (Fig. 27.) Die mittlere Spinnwarze ist eingliederig (Fig. 28), an der Spitze mit einem eigentümlichen, hakenförmigen Haare bewaffnet. Sie besitzt ca. 100 glandulae aciniformes, 1 glandula tubuliformis an der Aussenseite und 1 glandula ampullacea an der Innenseite. Die untere Spinnwarze (Fig. 29) — vordere nach Buchholz- Landois 5 — ist zweigliedrig. Auf ihr münden ca. 100 glandulae piriformes und 1 glandula ampullacea an der Innenseite. Nachstehend gebe ich eine Tabelle über die Warzen mit den Spulen, in der die grossen Drüsen, bei der Summierung gesondert angegeben sind: 3. obereWarze mittl. Warze untere Warze Summe d. einzelnen Drüsen glandulae aciniformes ca. 100$ CC. 100 $ — CC. 200 $ piriformes - — CC. 100 CC. 100 » ampullaceae - 1 1 2 » tubuliformes 2 1 — 3 » aggrega,ta.e 3 - . - 3 Summe der Spulen auf den Warzen 5 + cc.lOO 2+cc.lOO l f cc.lOO 8+CC.300 Tetragnatha extensa L. Wenn ich zum Schlüsse Tetragnatha allein bespreche, so geschieht es nur aus dem Grunde, weil sie den andern Orbitelarien gegenüber einige Abweichungen zeigt. Der Bau der Spinndrüsen weicht in nichts ') Oeffinger giebt für die glandulae tubuliformes + ampullaceae an: „Jede Warze mit 3 von diesen Drüsen." Das macht auf die 3 Warzen 9. Dagegen giebt er als Summe aller grossen Drüsen 9 an. Bau und Function der Spiiindrüsen der Araneida. 39 von dem der übrigen Epeiriden ab; der einzige Unterschied liegt in der Zahl der glandulae aciniformes und in der Ausbildung . der Spinn- warzen. Von beerenförmigen Drüsen sind nur wenige vorhanden, auf der oberen Warze (Fig. 33) münden ca. 10—20, auf der mittleren (Fig. 34) nur 3. Von den Spinnwarzen fällt namentlich die mittlere auf. Sie ist eingliedrig und trägt an der Spitze und dann etwas mehr der Basis zu zwei mächtige Spulen, die durch ihre colossalen Basalteile auf- fallen. Zwischen diesen beiden grossen Spulen stehen dann dicht nebeneinander die 3 kleinen Spulen, die, wie ich schon erwähnte, zu den glandulae aciniformes gehören. Ausserdem befindet sich auf der Warze ein eigentümlich geformtes Haar, wie ich es nur noch bei Segestria gefunden habe. Bei Epeira ist es, wie ich schon erwähnte, auch vorhanden, aber nur wenig ausgebildet. 2. Retitelariae. Wie wir aus der vorhergehenden Darstellung sehen, ist auch in Bezug auf die Spinnorgane die Familie der Epeiriden eine wohl be- grenzte, in sich abgeschlossene Gruppe. Gerade das Gegenteil muss ich von den Therididae behaupten. Es liegt mir aber fern, trotz der grossen Unterschiede, die die Spinnorgane der hierhergehörigen Spinnen zeigen, diese Unterordnung in mehrere Gruppen aufzulösen, denn ich kann den Spinnorganen keine so hohe systematische Bedeutung beilegen, wie ich unten zeigen werde. Ich untersuchte folgende Spinnen: Linyphia triangularis Gl. Theridiiim sisyphium und lineatam Gl. Steatoda bipnnctata L. und Pachygnatha de Geeri Lund. Dann stellte ich bei noch weiteren 9 Arten die Verbreitung der unten zu erwähnenden lappenförmigen Drüse fest. Nach den Spinnorganen lassen sich die Retitelariae in drei Ab- teilungen bringen, falls nicht weitere Untersuchungen über andere Genera noch weitere Spaltungen bedingen. Dass ich die Spinnorgane nicht systematisch verwendet wissen will, wird deutlich aus der Beschreibung dieser Unterordnung hervor- gehen. Wollte man dennoch den Versuch machen, so würde schon Theridinm scharf von Linyphia zu trennen sein, trotzdem beide nahe mit einander verwandt sind. Dagegen gehören Theridinin und Steatoda nahe zusammen. Von jenen muss dann wieder Pachygnatha voll- ständig getrennt werden. Ob Pachygnatha mit Tetragnatha zusammen- zustellen ist, wie Bertkau 2 will, darauf werde ich weiter unten zurückkommen. Um die Dreiteilung der Retitelariae zu begründen, ist es am vorteilhaftesten, die Spinnorgane bei den verschiedenen Genera für sich zu betrachten. 40 Carl Apstein: JAiiyphia. Ich fand dieselben fünf Drüsenarten auch bei Linyphia, die ich bei Epeira beschrieben habe, mit mehr oder weniger grossen Modi- fikationen. Die glandulae piriformes sind ebenfalls zweifach gefärbt, aber in geringerer Zahl, als bei Epeira vorhanden, es münden anf jeder unteren Warze ca. 50 Drüsen. Der Bau der glandulae aciniformes weicht nicht von dem der Epeiriden ab, wohl aber die Anzahl, durch die diese Spinne Tetragnatha nahe steht. Gegenüber den 200 Drüsen bei Epeira finden wir hier nur im Ganzen 7 auf der oberen und mittleren Warze. Auf Querschnitten entgehen daher diese kleinen Drüsen leicht der Beob- achtung, da sie dann nicht von Querschnitten durch den wenig ge- färbten Teil der glandula piriformes zu unterscheiden sind. Es ist daher stets nötig auch Längsschnitte zu untersuchen, da die einfache Färbung der in ihrer ganzen Länge getroftenen Drüsen die glandulae aciniformes sofort erkennen lassen. Die glandulae ampullacea sind in derselben Zahl wie bei Epeira vorhanden. In ihrem Bau zeigen sie keine Modifikationen, höchstens ist die bauchige Erweiterung etwas geringer ausgebildet. Das Knie findet sich regelmässig vor. Die glandulae tubuliformes sind ebenso stark ausgebildet, liegen auch dicht der Bauchfläche an und sind in der Dreizahl vor- handen. Im Bau zeigt diese Drüse keine Abweichungen, nur fällt es anfangs auf, dass der Gang auch dreimal bei Schnitten getroffen wird, jedoch mit dem Unterschiede von den glandulae ampullaceae, dass die drei Gänge nicht in eine gemeinsame tunica propria (Fig. 36 b) eingehüllt sind. Der Gang macht also nur eine Biegung, die aber nicht dem charakteristischen Knie zu vergleichen ist, aber leicht diese Täuschung hervorrufen kann. Die glandulae aggregatae sind nur schwach ausgebildet, in der Zweizahl vorhanden und münden auf der oberen Warze auf mittelgrossen Spulen. Der Hauptunterschied von der gleichen Drüse der Epeiriden besteht jedoch darin, dass die Höcker auf dem Gange fast ganz fehlen (Fig. 36 a). Die eigentümliche, unregelmässige Lage der Kerne lässt aber keinen Zweifel, dass wir es mit dieser Drüse zu thun haben. Die Unterschiede der Spinndrüsen bei Linyphia und den Epei- riden bestehen also 1. in der geringeren Anzahl der glandulae piriformes, aciniformes und aggregatae und 2. in der schwächeren Ausbildung der glandulae aggregatae. An Linyphia schliessen sich Bolyphantes bucculentus Gl., Drapetisca sociaHs und Erigone an. Theridiuni und Steatoda. Grössere Abweichungen zeigen Theridium und Steatoda, die miteinander fast überein stimmen, und die ich deshalb zusammen beschreiben kann. Die glandulae piriformes, aciniformes, ampullaceae und tubuliformes sind ebenso wie bei Linyphia ausgebildet. Die Bau \\m\ Function der Spinndrüsen der Araneida. 41 glandulae aggregatae dagegen sind stärker entwickelt und er- innern, namentlich durch die Höcker auf dem Gange, an die gleiche Drüse der Epeiriden. Der Grund aber, warum ich diese beiden Spinnen von Linyphia trenne, liegt darin, dass sich bei ihnen eine kolossale lappenförmige Drüse (Fig. 37) findet. Ausser bei Theridium und Steatoda fand ich noch diese Drüse bei Episinus truncatus Walk. Lithyphantes corollatus Sim. Crustalina guttata Wid. Eryopsis flavomaculata Ck. Nesticus cellulanus Gl. Asagena phalerata Panz. Die Drüse besteht aus einer tunica propra und Epithel, über das ich nicht vollständig in das Klare gekommen bin. Ich erhielt nämlich bei Schnitten von verschiedenen Tieren derselben Species einmal das Epithel sehr niedrig, die Zellen fast würfelförmig (Fig. 40), die Kerne näher an der tunica propria gelegen, ein anderes Mal das Epithel sehr hoch, die Zellen waren ungefähr 4 mal so hoch als an der Basis breit (Fig. 38). Die Kerne lagen in der Mitte der Zellen. Worauf diese verschiedene Ausbildung beruht, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Das Lumen der Drüse mit niedrigem p]pithel war ohne Spinn- stoff, ebenso die Zellen selbst, während bei der Drüse mit hohem Epithel die Zellen dicht mit kleinen Kügelchen von Secret angefüllt waren. Dass bei der Secretion die Höhe der Zellen eine grössere ist, ist bekannt, ob aber der Wechsel bis zur Ver\ierfachung der Zellhöhe gehen kann, scheint mir etwas gewagt anzunehmen. Der Mangel an Spinnstoff in ersterer Drüse kann auch so gedeutet werden, dass die Drüse ihre Function erfüllt hatte und deshalb auf- hörte zu secernieren. Dadurch wurde sie zurückgebildet, indem das Epithel anfing zu schwinden. Einen ähnlichen Fall werde ich von den glandulae tubuliformes von Oycale zu beschreiben haben. Der Ausführgang (Fig. 39) zeigt, der Drüse entsprechend, eben- falls ein sehr weites Lumen. F^benso findet man eine sehr grosse Spinnspule, auf die ich bei den Spinnwarzen zurück kommen werde (Fig. 44); Menge 13 erwähnt sie schon, ohne über die Drüse etwas zu sagen. Pachygiiatha. Die dritte Gruppe der Retitelariae bildet Pachygnatha. Diese Spinne zeigt derartige Abweichungen, dass sie den Spinnorganen nach zu urteilen, kaum zu dieser Unterordnung zu rechnen ist. Vor allem ist der gänzliche Mangel der glandulae aggregatae zu consta- tieren. Durch das FeJhlen dieser Drüse, die ich nur bei Epeiriden und den Retitelarien fand, steht diese Spinne in dieser Unterordnung ganz isoliert da und das würde für eine Sonderstellung, wie sie Bertkau 2 ihr zuweist, sprechen. Aus demselben Grunde darf sie aber auch nicht mit Tetragnatha zusammengestellt werden, voraus- gesetzt, dass das Fehlen dieser Drüse systematisch verwendbar wäre, was ich von vornherein verworfen habe. Die andern Drüsen zeigen auch Abweichungen von Linyphia einerseits und von der zweiten Gruppe andererseits; von letzterer namentlich durch den Ausfall der lappenförmigen Drüse. 42 Carl Apst( Die glandulae ampullaceae und tiibuliformes sind be- deutend schwächer ausgebiklet. Die glandulae piriformes sind nur in geringer Zahl vorhanden, ca. 20. Die glandulae acini- formes sind sehr gross, bedeutend stärker als bei den übrigen Re- titelarien ausgebildet. Der Bau zeigt aber keine Abweichungen. Ich fand ungefähr 18 auf der obern und mittleren Warze. Resultate: 1. Linyphia besitzt die fünf typischen Drüsenformen. 2. Steatoda und Theridium haben ausserdem die lappenförmige Drüse (2 resp. 1). 3. Pachygnatha fehlt sowohl die lappenförmige Drüse, als die glan- dulae aggregatae. 4. Die glandulae aciniformes sind nur in geringer Zahl vorhanden. Tabelle über die Spinndrüsen: aggregatae ampuUaceae tubuliformes piriformes aciniformes lappenförm. Drüse I. Linyphia 2 2 3 CC. 50 7 - Theridium 2 2 3 CC.30 9 1 ^' \ Steatoda 2 2 3 CC.30 4 2 Ill.Pachygnatha — 2 3 CC. 20 18 - Spinnwarzen. Linyphia. a) Die obere Warze ist zweigliedrig und besitzt 2 grosse Spulen (Fig. 41), 2 mittlere, die zu den geringer ausgebildeten glandulae aggregatae gehören und 4 kleine Spulen für die glandulae acini- formes. b) Die mittlere Warze ist eingliedrig (Fig. 42) und an ihrer Spitze in 3 Fortsätze geteilt. Die beiden seitlichen, conischen Höcker tragen je eine grosse Spule, auf dem kleinen mittleren stehen 3 kleine Spulen für die glandulae aciniformes. c) Die untere Warze ist zweigliedrig und trägt 1 grosse Spule (Fig. 43) und circa 50 kleine für die glandulae piriformes. Das Basalstück ist bei letzteren Spulen nur sehr klein, ungefähr V5 des Ansatzstückes. Steatoda und Tlieridiuni. Die mittlere und untere Warze ist wie bei Linyphia gebildet. Die obere Warze (Fig. 44 u. 45) ist zweigliedrig, sehr dick und trägt an ihrer Spitze die 2 resp. 1 Spule für die lappenförmige Drüse. Die Spule sieht aus wie der Basalteil der anderen Drüsenspulen, dem das Ansatzstück fehlt; sie ist cylindrisch. Ausserdem stehen auf dieser Warze 2 grosse Spulen, 2 mittlere für die glandulae aggregatae und mehrere kleine unregelmässig verteilt, sie gehören zu den glan- dulae aciniformes. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. 43 Pachygnatha. a) Die obere Warze (Fig. 46) ist zweigliedrig und zeigt eine ganz besondere Ausbildung. Das erste Glied trägt an der Innenseite einen conischen Basalteil, auf dem ein sehr grosses Ansatzstück steht. Auf dem Endgliede der Warze befinden sich noch eine grosse Spule mit grossem Basalteil und dann ungefähr 15 kleine Spulen für die glandulae aciniformes. b) Die mittlere Warze ist eingliedrig und trägt eine grosse Spule mit hohem, conischen Basalteile, ferner eine mittlere Spule für die glandulae ampullaceae und 2 kleine Spulen für die glandulae aciniformes. c) Die untere Warze ist zweigliedrig und auf ihrem Endgliede befinden sich 1 mittlere Spule für eine glandula ampulacea und circa 20 kleine für die glandulae piriformes. Tabelle der Spinnspulen. Ich habe nur da die Drüsen angeführt, wo ich den Zusammenhang zwischen Spule und Drüse sicher nachweisen konnte. Linyphis Theridium Steatoda Pachygnatha cylindrische grosse mittlere kleine Spulen Summe ohere Warze - 2 2ag') 4ac mittlere >■ - 2 - 3ac. untere » - 1 — cc. 50 p 7 + CC57 obere 11 2 2ag 7ac mittlere » - 2 - 2ac untere - 1 - cc. 30. p 8 + cc 39 obere 21 2 2ag 2ac mittlere » - 2 - 2ac untere » - 1 - ccSOp 9+CC34 obere — 2t - cc 16 ac mittlere » - It lam 2ac untere - - lam cc 20 p 5 + CC38 3. Tubitelariae. Konnte ich schon bei den Retitelarien Abweichungen in den Drüsen constatieren, welche hinreichten, um darnach drei Gruppen zu unterscheiden, so gilt dies in noch viel höherm Masse von den Tu- bitelarien. Von den untersuchten Gattungen stimmen kaum zwei ganz mit einander überein. Teils beziehen sich die Abweichungen auf den ') Die Erläuterung der Abkürzungen siehe in der Tafelerklärung. 44 Carl Apstein: Bau der Drüsen, teils auf die Grösse, oder ihre Zahl. Ich unter- suchte 8 Gattungen mit 9 Arten : 1. Cluhiona holosericea De G. 2. Anyphaena accentuata Walk. 3. Argyroneta aquatica Gl. 4. Segestria senoculata L. 5. Prothesima Petiverii Scop. 6. „ petrensis Gl. 7. Tegenaria domestica Gl. 8. Agalena labyrinthica Gl. 9. Amaarohius fenestralis Ström. Sämmtliche Spinnen habe ich hier gesammelt mit Ausnahme von Agalena, die ich in Thüringen zahlreich an Hecken fand. Von Pro- thesima stellte mir Herr Dr. Dahl aus seiner Sammlung Exemplare zur Verfügung. Um den Ueberblick über die Spinnorgane zu er- leichtern, will ich mehrere Spinnen zu Gruppen zusammenfassen. Es würde die erste Gruppe Spinne 1 — 6i umfassen und dadurch characte- risiert sein, dass die grössten Drüsen, glandulae ampuUaceae, wie bei den Epeiriden gebildet sind, die zweite Gruppe, Spinne 7 — 9 zeigt den dünnen Anfangsteil dieser Drüse in mehrere Zweige ^) geteilt. In der zweiten Gruppe wären noch zwei Abteilungen zu machen, nemhch Spinnen ohne Cribellumdrüsen : Tegenaria, Agalena und mit solchen: Amaurobius. Um aber ein vollständiges Verständnis der Drüsen herbei- zuführen, ist es am zweckmässigsten , jede Spinne getrennt von der andern zu betrachten. Ich beginne mit Cluhiona, da diese die einfachsten Verhältnisse darbietet. Vor allem fallen jederseits 2 grosse Drüsen (Fig. 49) in die Augen, die sich weit nach vorn erstrecken. Sie bestehen aus einem dünnen Anfangsteile, dessen Durchmesser stets gleich ist, dann erweitert er sich ziemlich plötzlich zu einer bauchigen Anschwellung, die allmählich in einen feinen Ausführgang übergeht, der ein doppeltes Knie bildet. Diese Drüse entspricht der glandula ampullacea der Epeiriden und ist auch jederseits in der Zweizahl vorhanden, und zwar kann man eine grössere und eine kleinere unterscheiden. Ihr Bau stimmt ebenfalls mit dem der glandula ampullacea überein, nur lässt sich eine eigentümliche Lage der Kerne in den Zellen beobachten. Im Anfangsteile und im grössten Abschnitte der bauchigen Erw^eiterung befinden sich die Kerne dicht an der tunira propria, weiter nach dem Ausführgange zu rücken sie mehr nach der Mitte der Zellen. (Vergleiche Fig. 55 von Segestria). In letzterem Teile sind meist die Zellen frei von Spinnstoff, während sie in dem ersteren dicht mit Serret tröpfchen angefüllt sind, so dass die Zellen meist nur aus der Lage der Kerne erkannt werden können. ') Ohlert 15 giebt fälschlich für Clubione 4 grosse verzweigte, für Tegenaria 4 grosse imverzweigte Gefässe an. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. 45 Eine zweite Drüsenform, die sich im hintern Teile des Abdomens findet, entspricht der glandula tubaliformis der Epeiriden, ist aber bedeutend schwächer ausgebildet. Jederseits finden sich zwei Drüsen. Ihr Bau zeigt keine Abweichungen, auch bildet ihr Gang keine Schlinge, wie wir sie bei Linyphia fanden. Glandulae aggregatae oder diesen entsprechende Drüsen fehlen. Dicht vor den Spinnwarzen finden sich dann jederseits ungefähr 50 kleine Drüsen, die teils einfach, teils characteristisch zweifach gefärbt sind; sie entsprechen den glandulae aciniformes und piriformes. Ich fand also jederseits: 2 glandulae ampuUaceae, 2 glandulae tubuliformes, ca. 30 glandulae aciniformes und ca. 20 glan- dulae piriformes. Die Spinnwarzen sind in der Dreizahl vorhanden. Die obere (Fig. 50) ist zweigliedrig, auf dem Endgliede befinden sich ca. 20 mittelgrosse Spulen, die aus einem grossen Basalstück und einem feinen, langen Ansatzstück bestehen; sie gehören zu den glandulae aciniformes. Grosse Spulen finden sich nicht auf dieser Warze. Die mittlere Warze (Fig. 51) ist eingliedrig und trägt am Ende 2 grosse Spulen und ca. 6 mittelgrosse, die wie die Spulen auf der oberen Warze gebildet sind. Letztere gehören ebenfalls zu den glandulae aciniformes. Die untere Warze (Fig. 52) ist zweigliedrig, auf dem End- ghede sah ich an der Innenseite 2 grosse Spulen und von diesen nach aussen zu circa 20 sehr kleine Spulen, klein war sowohl das Basalstück, wie das Ansatzstück. Sie gehören zu den glandulae piriformes. Die 4 grossen Spulen der mittleren und unteren Warze gehören zu den 2 glandulae ampuUaceae und 2 tubuliformes. Ob aber die gleichen Drüsen auf einer Warze münden, oder nicht, kann ich nicht ent- scheiden, da die Eintrittstellen durch die kleinen Drüsen verdeckt werden, und wenn man versucht, diese zu entfernen, man zugleich die Gänge der grossen Drüsen mit zeiTcisst. Mit Clubiona stimmt Anyphaena fast überein, nur finden sich auf der oberen Warze ca. 15, auf der mittleren Warze 5 mittel- grosse Spulen. Ai'gyroneta. Bei dieser im Wasser lebenden Spinne trat mir zum ersten Male eine EigentümKchkeit entgegen, die auch manchen der noch zu schildernden Spinnen zukommt. Die glandulae tubuliformes (Fig. 53) sind nämlich beim ausgewachsenen Weibchen in sehr grosser Zahl vorhanden gegenüber der constanten Zahl von 3 bei Epeiriden und Retitelarien und 2 bei den vorhergehenden Tubitelarien. Die grosse Zahl dieser Drüse fand ich jedoch nur beim reifen Weibchen, nicht bei dem Männchen oder unreifen Weibchen, was mit der Function dieser Drüse (siehe biologische Untersuchungen) zusammenhängt. Ob diese Form bei letzteren gar nicht vorkommt, kann ich nicht sagen, 46 Carl Apstein: da bei der grossen Zahl der kleinen Drüsen leicht eine grössere übersehen werden kann. Bei einigen Tnbitelarien habe ich diese Drüse auch beim Männchen gefunden, aber nur in wenigen Exemplaren, während beim Weibchen der gleichen Species die Zahl um das Sechs- fache grösser war. In ihrem Bau weichen diese kleineren glandulae tubuliformes von denen der Epeiriden nur darin ab, dass ihr Epithel etwas niedriger ist, dagegen die Kerne etwas grösser sind als bei jenen. Die glandulae aciniformes und piriformes zeigen keine Abweichungen, beide sind aber ebenso scharf, wie bei den vorher- gehenden Spinnen von einander getrennt. Die glandulae ampul- laceae zeigen dieselben characteris tischen Abschnitte, dünner An- fangsteil, Erweiterung und Ausführgang mit dicker tunica intima, der Gang kehrt ebenfalls zurück. Eine Abweichung lässt sich wiederum in der Lage der Kerne constatiren. Diese liegen in der Mitte der Zellen, gegen den Gang aber mehr nach der tunica propria zu; die Lage ist also umgekehrt wie bei Clubiona. Ueber die Spinn warzen kann ich leider nichts sagen, da das Endglied, auf dem die Spulen stehen, so dicht mit Haaren umgeben ist, dass von den Spinnspulen nichts zu sehen ist. Selbst wenn die Warzen in Kahlauge gekocht sind, lassen sich nur einzelne Spulen wahrnehmen, aber nicht mit der Deutlichkeit, um genau die Grösse, Zahl und Stellung derselben anzugeben. Sege Stria (Fig. 54) zeigt wiederum solche Abweichungen, dass es nicht möghch ist, sie mit einer anderen Spinne zusammenzustehen. Jederseits fand ich zwei grosse Drüsen, die ihrer Form nach den glandulae ampallaceae entsprechen, jedoch ist der dünne Anfangsteil nur sehr kurz. Auf einem Querschnitt der Drüse fällt sofort die geringe Zahl der Zellen, die das Lumen umgeben, auf; die Anzahl sinkt bis zu 10; da die Drüse sehr gross ist, so ist auch jede Zelle stark entwickelt. Erst gegen den Ausführgang hin werden die Zellen kleiner und daher ist die das Lumen umgebende Anzahl derselben grösser als im vorhergehenden Teile der Drüse (Fig. 56 a). Entsprechend der Ausbildung der Zellen sind auch die Kerne ganz bedeutend ver- grössert. Während zum Beispiel bei den glandulae ampuUaceae von Epeira das Epithel 0,042 mm i) hoch ist, und die Kerne einen Durchmesser von 0,oo7 mm haben, sind bei der bedeutend kleineren Segestria die entsprechenden Zalüen 0,075 und 0,026 mm. Bei Epeira wäre das Verhältnis von Epithel zu Kern 6:1, bei Segestria aber 3 : 1 oder 6 : 2. Es sind also in letzterem Falle die Kerne doppelt so gross -) als in ersterem. Ich gab schon an, dass die Zellen und Kerne gegen den Gang hin kleiner werden. Die Abnahme ist jedoch bei den Zellen stärker als bei den Kernen, sodass letztere verhältnismässig noch grösser den ') Die Zahlen sind Mittelwerte aus 10 Messungen an verschiedenen Stelleu der Drüse. ') Natürlich im Durchmesser. Für das Volumen der Kerne ist das Ver- hältnis 1:8, da die Kerne vollkommen rund sind. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. 47 kleineren Zellen gegenüber erscheinen. Da in diesem Teile der Drüse die Zellen fast leer von Spinnstoff sind, so lässt sich dies Verhältnis sehr gut beobachten (Fig. 56 b). Bei einer Breite der Zelle von 0,oi mm. ist der Kern 0,00916 mm im Durchmesser, so dass er also die Zelle in zwei fast ganz getrennte Teile spaltet. Ebenso auftaÜig, wie die Grösse der Kerne, ist ihre Lage. Während in der einen Drüse die Kerne durchweg peripher gelagert sind, zeigen sie in der andern Drüse anfangs dieselbe Lage, wenden sich dann aber der Mitte der Zelle zu, um bis zum Gange diese Lage beizubehalten (Fig. 55). Der Gang zeigt keine Besonderheiten. Sehr auffallend ist es, dass ich bei dieser Spinne keine glan- dulae tubuliformes oder diesen entsprechende Drüsen fand. Die glandulae aciniformes sind sehr gross, sie erreichen eine Länge von 0,2035 mm, während sie bei Epeira nur 0,092 mm lang waren. Ihre Zahl ist dafür aber sehr gering, jederseits fand ich nur 8 ; davon münden G auf der oberen und 2 auf der mittleren Warze. Sie liegen so dicht und fest an einander, dass man bei Lupenvergrösserung nur eine grosse Drüse vor sich zu haben glaubt. Von glandulae piriformes finden sich ca. 20. Der ungefärbte Teil beträgt nur V5 des stark gefärbten. Sie münden auf der unteren Warze. Die Spinn warzen weisen ebenfalls sehr grosse EigentümUch- keiten auf. Die zweigliedrige obere Warze (Fig. 72) trägt 6 Spulen, die aus einem sehr grossen Basalteil und einem feinen Ansatzstück be- stehen und zu den glandulae aciniformes gehören. Ausserdem fand ich auf der Spitze 2 sehr grosse, kräftige, S förmig gebogene Haare, die wohl beim Spinnen eine besondere Function haben werden. Die eingliedrige mittlere Warze (Fig. 78) hat 2 Spulen von der Bildung, wie die auf der oberen Warze, dann 1 grosse Spule, die durch ein weiteres und stumpf endigendes Ansatzstück aus- gezeichnet ist. Blackwell 3 giebt auf dieser Warze fälschlich 3 grosse Spulen an; ich bezeichne aber 2 von ihnen als mittlere, da sie einen grossen Basalteil und ein feines Ansatzstück haben, also Merkmale der grossen und kleinen Spulen vereinigen. Die zweigliedrige untere Warze (Fig. 74) trägt eine grosse Spule und ca. 20 sehr kleine Spulen zu den glandulae piriformes. Dieser Gruppe füge ich noch l'rotJiesiina an, da sie ebenfalls nur unverzweigte Drüsen enthält. Da mir nur je 1 Exemplar von Prothesima Petiversi und petrensis zur Verfügung stand, und diese schon sehr lange in Alkohol gelegen hatten, so stellte die Härte der inneren Teile der Präparation grosse Schwierigkeiten in den Weg. Ich bin daher für diese Tiere zu keinem vollkommen sicheren Re- sultat gekommen, will aber trotzdem meine Untersuchungen über diese eigentümlichen Tiere anführen. Ich will diesmal den um- gekehrten Weg einschlagen und von den Spinnenwarzen anfangen, da diese durch das Liegen in Alkohol nicht leiden. 48 Carl Apstein: Die obere Warze (Fig. 57) scheint auf den ersten Blick ein- gliedrig zu sein, so zeichnet sie auch Menge 13. Bei genauerer Unter- suchung stellt es sich jedoch heraus, dass das zweite Glied in das erste zurückgezogen ist und dass dadurch nur die Spitzen der Spulen sichtbar sind. Durch Kochen in Kalilauge wurde das Endglied wieder ausgestülpt (Fig. 60), so dass die Spulen gut sichtbar wurden. Sie ähneln einigermassen den Spulen der lappenförmigen Drüse bei einigen Retitelarien, nur sind sie bedeutend länger und in der Mitte etwas eingeschnürt (Fig. 57a und 61a). Sie enden meist ohne glatten Rand (Fig. 61a), im Gegenteil ist dieser — auch ohne Kalilauge- behandlung — mannigfach ausgebuchtet und sieht wie zerrissen aus. Ausser diesen 5 grossen Spulen finden sich noch 2 kleine Spulen von gewöhnlicher Bildung. Die eingliedrige mittlere Warze (Fig. 58) trägt an ihrem unteren Ende nach innen 4 Spulen, deren Basalteile (Fig. 58a) mammillenförmig sind, wie Menge 13 richtig angiebt. Das Ansatz- stück ist bauchig. Am Ende der Warze finden sich noch 2 grössere Spulen und ungefähr 7 kleine. Auf der zweigliedrigen unteren Warze (Fig. 59) stehen 2 mam- millenförmige, 1 grosse und ca. 13 kleine Spulen. Bei beiden unter- suchten Species fand ich die Bildungen der Warzen gleich. Bei Prothesima petrensis zeigen die 5 grossen Spulen der oberen Warze eine eigentümliche Beweglichkeit. Wenn das Endglied der Warze eingezogen ist, stehen die Spulen parallel mit einander; wird es aber ausgestülpt, so divergieren sie nach der Spitze und können die stern- förmige Anordnung, wie sie Menge 13 zeichnet, annehmen. Was nun die Drüsen anbelangt, so sah ich in die mammillen- förmigen Spulen Gänge von grossen bauchigen Drüsen einmünden, die den glandulae ampuUaceae entsprechen, jedoch konnte ich nicht das Knie im Gange sehen, was ich aber als Resultat der mangel- haften Präparation ansehe, da die Drüsen von Tieren, die lange in Alkohol gelegen haben, hart und leicht brüchig werden. Bei allen Spinnen, die ich untersucht habe, kehrt der Gang dieser Drüse zurück. Die Zahl der glandulae ampullaceae würde nach den Spulen jeder- seits 6 betragen, die ich auch bei Prothesima petrensis fand. In die 5 grossen Drüsen der oberen Warze sah ich die Gänge von 5 glandulae tubuliformes münden. Da ich jederseits 8 von diesen Drüsen fand, muss ich annehmen, dass die 3 anderen Drüsen in die beiden grossen Spulen der mittleren und die eine Spule der unteren Warze münden. Es hätte hier also eine Drüsenart zwei Spulenformen. Zu den kleinen Drüsen gehören die kleinen Spulen. Da ich nicht die Drüsen gefärbt hatte, konnte ich nicht gut glandulae aciniformes und piriformes unterscheiden. Es sind also jederseits vorhanden: 6 glandulae ampullaceae, 8 glandulae tubuliformes und ca. 22 glandulae piriformes u. aciniformes. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. 49 Wende ich mich jetzt zu der 2. Gruppe der Tubitelariae, so habe ich zuerst Spinnen mit verzweigten Drüsen ohne Crihellum zu unter- scheiden: Tegenaria, Agalena. Bei Tegenaria fand ich jederseits stets 3 grosse Drüsen (Fig. 62), von denen zwei mit ihren Gängen in eine gemeinsame tunica propria gehüllt waren. Von diesen 3 Drüsen waren in den meisten Fällen zwei verzweigt, die dritte war einfach (Fig. 62, linke Seite). Bei einem einzigen Exemplar fand ich dagegen alle 3 Drüsen unverzweigt (Fig. 62, rechte Seite). Letzterer Befund ist insofern von Interesse, als er klar den Zusammenhang der gleichzubeschreibenden verzweigten Drüse mit der Stammform, der unverzweigten glandula ampulla- cea, zeigt. Der dünne Anfangsteil dieser Drüsen, die also den glandulae ampullaceae entscprechen, setzt sich aus drei Gängen zusammen, die gleich weit und lang sind und erst dicht vor der bauchigen Er- weiterung in einen Gang verschmelzen. Bei Tegenaria fand ich regelmässig, dass sich bei einer Drüse — bei derjenigen, die sich am weitesten nach vorn erstreckte - jeder der 3 Gänge in 2 Aeste geteilt hatte, so dass also 6 Gänge zu sehen waren, die zu 3 grösseren verschmolzen und. schliessKch in einen einzigen Gang übergingen, der kurz darauf die bauchige Erweiterung erzeugte. Der Ausführ- gang einer der verzweigten Drüsen vereinigt sich dann mit dem Aus- führgange der unverzweigten glandula ampullacea. Die Gänge kehren auch zusammen zurück und laufen bis in die Spinnwarzen zusammen fort. In ihrem Bau stimmen die verzweigten, wie die unverzweigten Drüsen mit den glandulae ampullaceae vollkommen überein. Neben diesen grossen Drüsen fand ich eine Anzahl kleinerer Drüsen von unge- fähr 1 mm Länge. Bei einigen Exemplaren fand ich jederseits 4, bei andern ca. 20. Leider hatte ich nicht auf das Geschlecht der Tiere geachtet, vermute aber, dass das Erstere beim Männchen der Fall gewesen ist, letzteres beim Weibchen, da ich das gleiche Verhalten bei anderen Tubitelarien constatieren konnte (siehe Argyroneta). Diese Drüsen entsprechen den glandulae tubuliformes, sie zeigen auch denselben Bau, aber eine Eigentümlichkeit, die ich mir anfangs nicht erklären konnte. Dicht vor dem Ausführgang, wo die tunica intima auftritt, sah ich auf Querschnitten dieser Drüse ausser den nahe an der tunica propria liegenden Kernen der Zellen noch eine Lage von Kernen dicht um die tunica intima (Fig. 63). Erst auf Längsschnitten fand ich die Erklärung. Während neniKch in der ganzen Drüse die Zellen von der tunica propria bis zum Lumen reichen, ist das bei den letzten Zellen nicht mehr der Fall. Diese gehen von dem Lumen der Drüse nicht bis zur tunica propria, ihre Kerne liegen mit denen der andern Zellen nicht in einer Reihe, sondern weiter nach innen (Fig. 64). Auf einem Querschnitt werden daher die Kerne dieser Zellen getroffen und ausserdem finden sich im Schnitt Kerne von Zellen, die bis zur tunica propria reichen. Die Kerne sind sehr stark gefärbt, so dass diese Bildung sofort in Arch. f. Naturgesch. Jahrg 1889. Bd. I. H. 1. 4 50 Carl Aps teil! : das Auge fällt; sie kann aber doch leicht übersehen werden, da bei einer Schnittdicke von 0,oi mm nur 4 Schnitte diese Bilder zeigen. Ausser diesen beiden Drüsenformen ist noch eine grössere Zahl von glandulae aciniformes und piriformes vorhanden. Die Spinnwarzen bieten wenig eigentümliches dar. Bei der zweigliedrigen obern Warze (Fig. 65) ist das kegel- förmige Endglied nur halb so breit wie das erste Glied. Das ist auch beim ausgestreckten Endgliede der Fall, sonst könnte man leicht vermuten, dass das Endglied teilweise bei meinem Exemplar eingezogen war. An seiner Innenseite trägt das Endglied ca. 10 mittel- grosse Spulen, die aus ziemlich hohem Basalstück und sehr langem, spitzem Ansatzstück bestehen. Die eingliedrige mittlere Warze (Fig. QQ) trägt 1 grosse Spule für eine verzweigte glandula ampullacea und ca. 10 Spulen, die wie diejenigen auf der oberen Warze gebildet sind. Die zweigliedrige untere Warze (siehe Fig. 71 bei Agalena) besitzt 2 grosse Spulen zu den beiden vereinigten glandulae am- pullaceae und circa 20 sehr kleine Spulen für die glandula piriformes. Konnte ich die Verzweigungen der glandulae ampullaceae bei Tegenaria in grosser Regelmässigkeit sehen, so ist dies bei Agalena (Fig. 67) nicht der Fall. Bei dieser Spinne treibt der Anfangsteil der Drüse bald hier einen kleinen Höcker, bald da einen grossen Spross oder einen wiederum mannigfach verzweigten Ast (Fig. 68). Jede Regelmässigkeit fehlt. Während die Drüsen einer Seite reich verzweigt sind, findet man auf der andern Seite nur Avenige Aestchen an ihnen, oder der Anfangsteil ist ganz glatt (Fig. 67). Die Drüse erweitert sich sehr schnell zu der bauchigen Anschwellung, die dann ebenso plötzlich sich zu dem Ausführgang verjüngt. Der mit dicker tunica intima versehene Ausführgang bildet ein grosses Knie. Neben dieser Drüse finden sich 7 grosse gladulae tubuli- formes, die den gleichen Bau zeigen wie bei Tegenaria. Ausserdem sind eine grosse Zahl glandulae piriformes und ungefähr 20 glan- dulae aciniformes vorhanden. Die Spinn Warzen sind sehr eigentümlich ausgebildet. Die zweigliedrige obere Warze (Fig. 69) ist sehr lang und ragt weit unter dem Abdomen wie ein Schwänzchen hervor. Auf dem ca. 4 mal so langem als dickem Endgliede stehen an der Innen- seite 4 grosse Spulen (Fig. 69 a) und 10 mittelgrosse, sehr lange Spulen (Fig. 69 b). Sie besetzen das Glied von der Basis bis zur Spitze hin. Emerton 7 erwähnt diese Spinnwarze, zeichnet aber zu ^del Spulen, Hermann 8 nennt die Spulen zitzenförmig, was aber wenig treifend ist. Auf der eingliedrigen mittleren Warze (Fig. 70) münden 4 grosse und 7 mittlere Spulen. Auf der zweigliedrigen unteren Warze (Fig. 71) finden wir 2 grosse und eine sehr grosse Zahl kleiner Spulen. Bau und Function der Spinndvüsen der Araneida. 51 Wenn ich annehme, dass, wie bei Tegenaria, von den 3 glan- dulae ampiillaceae eine auf der mittleren und zwei auf der unteren Warze münden, so sind die 4 grossen Spulen der oberen und die 3 übrigen grossen Spulen der mittleren Warze für die 7 glandulae tubuliformes. Die langen, mittelgrossen Spulen der obern und mitt- leren Warze für die glandulae aciniformes und die kleinen Spulen der untern Warze für die glandulae piriformes. Die letzte der von mir untersuchten Tubitelarien ist Amanrohias. Diese Spinne unterscheidet sich leicht von allen bisher betrachteten durch den Besitz der Cribellumdrüsen. Diese letzteren, sowie den Hilfsapparat beim Spinnen, das Cala- mistrum hat Bertkau 1 einer eingehenden Untersuchung unterworfen, anf die ich verweisen will. Dieser erschöpfenden Darstellung möchte ich nur einige Worte hinzufügen. Wie bei allen Drüsen vermisse ich auch hier die tunica intima, die im Gange aber vorhanden ist. Dann sah ich stets mehrere Drüsen — in einem Falle 10, in anderen noch mehr — von einer tunica propria umgeben, so dass die kleinen Drüsen in Bündeln zusammen liegen. Dann möchte ich noch be- merken, dass die Kerne nicht ein, sondern stets mehrere Kern- körperchen enthalten. Im übrigen stimme ich mit der Bertkau'schen Darstellung überein. Was die übrigen Drüsen anbelangt, so fand ich jederseits 3 glandulae ampullaceae. Teilweise war der Anfangsteil ver- zweigt. Während aber bei den vorhergehenden beiden Tubitelarien die Verzweigungen sich vor der bauchigen Erweiterung vereinigten, ist das hier nicht immer der Fall. Es kommt nemHch vor, dass an den verschiedenen Stellen der Anschwellung Zweige einmünden, nicht nur an der Spitze (Fig. 75). Neben diesen verzweigten Drüsen finden sich regelmässig unverzweigte, die aber auch die Anschwellung zeigen. Alle haben den characteristischen Bau des Ganges, der ein Knie bildet. Ausser diesen 3 Drüsen finden sich am Ende des Hinter- leibes 3 glandulae tubuliformes. Sie liegen dicht neben dem Darm und zeigen keine Besonderheiten, ebenso wie die glandulae aciniformes und piriformes. Von den 3 Spinnwarzen sind die obere und untere zwei- ghedrig, die mittlere einghedrig. Die obere Warze trägt 2 grosse Spulen für 2 glandulae tubuli- formes, ausserdem ca. 20 mittelgrosse Spulen. Die mittlere Warze besitzt 2 grosse Spulen für 1 glandula tubuliformis und eine ampullacea und 8 mittelgrosse Spulen. Die untere Warze hat an der Innenseite 2 grosse Spulen für 2 glandulae ampuUaceae und eine grosse Zahl (ca. 20) sehr kleine Spulen für die glandulae piriformes. Resultate. Ehe ich die Resultate der Untersuchungen über die Tubitelariae zusammenfasse, möchte ich dieselben in Form von zwei Tabellen fassen, von denen die erste die Spinndrüsen, die zweite die Warzen und Spulen umfasst. Beide Tabellen gelten für reife Weibchen. 4* 52 Carl Apstein: Tabelle über die Spinudrüsen der Tubitelariae. II glandulae 11 ampullaceae tubuliformes acinifoimes piriformes Cribellumdi-üsen Clubiona 2unverzweigt 2 grosse Zahl zahlreich - Anyphaena 2 2 » - Argyroneta 2 cc. 15 » » - Segestria 2 - 8 sehr gross •> - Prothesima 6 8 cc. 22 - Tegenaria 3 verzweigt grosse Zahl grosse Zahl zahlreich - Agalena 3 7 " » - Amaurobius 3 3 » » sehr zahlreich und klein Tabelle dei ' Spinnspulen der Tubitelariae. Warzen grosse Spillen mittlere kleine Spulen Summe ') Clubiona obere — cc 20 ac - mittlere 2 6ac - untere 2 - cc20p 4 + cc 26 H- cc 20 Anyphaena obere - cc 15 ac — - mittlere 2 5ac - untere 2 - cc20p 4 + cc20-i cc20 Argyroneta ? ? ? ? Segestria obere - 6ac - mittlere 1 am 2ac - untere 1 am - 10 p 2 + 8 + 10 Prothesima obere öt 2 - mittlere 6t + am 7 - untere 3t + am - 15— 20 p 14 + 9 + (15-20) Tegenaria obere — cclO - mittlere 1 am cclO - • untere 2 am - cc20p 3 + cc 20 + cc 20 Agalena obere 4 10 - mittlere 4 7 - untere 2 - cc2üp 10 + 17 + cc 20 Amaurobius obere 2t cc 20 ac — mittlere 2t-t-am 8ac _ untere 2 am - cc20p 6 + cc 28 ^ cc 20 ') In der Summe sind die verschieden grossen Spulen gesondert an gegeben. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. 53 Zusammenfassung, 1. Bei den Tubitelariae sind folgende Drüsen vorhanden: glandulae ampullaceae, aciniformes, piriformes und tubuliformes , letztere fehlen nur Segestria, Amaurobius hat ausserdem Cribellumdrüsen. 2. Allen Drüsen fehlt die tunica intima, während diese in den Aus- führgängen sehr dick ist. 3. Die glandulae ampullaceae sind a) unverzweigt und in der Zweizahl vertreten bei Clubiona, Any- phaena, Argyroneta, Segestria ; bei Prothesima in der Sechszahl, b) verzweigt und in der Dreizahl bei Tegenaria, Agalena, Amau- robius. 4. Die Zahl der glandulae tubuliformes ist schwankend. Bei einigen (z. B. Argyroneta) je nach dem Geschlecht. Die Drüsen sind stets kleiner als bei den Epeiriden. 5. Die glandulae aciniformes sind zahlreich, mit Ausnahme von Segestria (8), vorhanden. Sie münden auf der oberen und mitt- leren Warze auf grösseren Spulen als 6. Die glandulae piriformes, die auf der untern Warze münden. 7. Grosse Spulen finden sich auf jeder mittleren und unteren Warze, auf der oberen nur bei Agalena, Amaurobius Prothesima. 8. Mittelgrosse Spulen sind auf der obern und mittleren Warze vor- handen. 9. Kleine Spulen finden sich nur auf der untern Warze. 4. Citigradae. Ich untersuchte folgende Spinnen: Lycosa amentata Gl. Ocyale mirabüis Gl. Trochosa ruricola De Geer. So mannigfach die Spinndrüsen bei den Retitelarien und Tubi- telarien sind, so geringe Abweichungen finden sich in dieser Unter- ordnung. Ich werde daher die Verhältnisse bei Lycosa schildern und die Abweichungen, die ich bei den andern fand, anfügen. Jederseits (Fig. 76) finden sich 4 grosse glandulae ampullaceae, und zwar zwei ungefähr 0,8 mm lange und zwei etwas kleinere. Sie bestehen aus einem dünneren Anfangsteile, der nur sehr kurz ist, und aus einer kaum doppelt so weiten, bauchigen Erweiterung. Der Gang hat eine dicke tunica intima und das characteristische Knie. Die Gänge je zweier Drüsen laufen zusammen und so in einer tunica propria bis zur Warze. Bei Ocyale fand ich diese Drüse sehr characteristisch gebildet, Anfangsteil und Bauch streng geschieden. Das Knie bot aber einen eigentümlichen Anblick, der jedoch nicht regelmässig zu finden war. Gleich dicht hinter zwei Drüsen liefen die Gänge zusammen, bildeten aber kein einfaches Knie, sondern waren in vielen Schlingen und Bogen durcheinander geflochten (Fig. 81). Jeder Gang behielt seine tunica propria, ausserdem war das ganze Gebilde von einer gemeinsamen Bindegewebshaut .um- 54 Carl Apstein: schlössen. Bei keiner andern Spinne ist mir diese Bildung wieder entgegen getreten, stets ist das Knie sehr regelmässig gebaut. Die glandulae tubuliformes erreichen bei Lycosa eine Länge von 0,5 mm bei einem Durchmesser von 0,ii mm. Ich fand diese Drüse weder beim Männchen, noch bei jungen Weibchen, sondern nur bei reifen Weibchen in grosser Zahl. (ca. '25). Sie liegen so dicht gedrängt, dass sie nicht die cylindrische Form wie die andern Drüsen zeigen, sondern durch gegenseitigen Druck abgeplattet sind. Bei einem Tiere fand ich ein Exemplar ^) dieser Drüse, das nicht einfach war, sondern aus zwei dicken Gängen bestand, die sich zur Drüse vereinigten. (Fig. 77). Die drei Schenkel der Drüse waren gleich lang. Bei Trochosa fand ich diese Drüse dunkel gefärbt. Bei Ocyale erreicht sie die Länge von 0,8 mm. Die glandulae aciniformes sind sehr klein, nur 0,i04 mm lang, in grosser Zahl vorhanden und münden auf der oberen und mittleren Warze. Bei Ocyale sind sie 0,2 — 0,5 mm lang, ebenso bei Trochosa. Die glandulae piriformes sind bei Lycosa grösser als die vorhergehende Drüse, nämlich 0,16 — 0,-22 mm lang, bei einem Durch- messer von 0,1 mm. Bei Ocyale sind sie dagegen kleiner als die glandulae aciniformes, nur 0,1 — 0,2 mm lang, ebenso bei Trachosa. Die Spinn Warzen stimmen bei Lycosa und Ocyale vollkommen überein, bei Trochosa sind die Spulen sehr schwer zu sehen, da die Warzen dicht mit Haaren umgeben sind. Die obere Warze (Fig. 78) ist zweigliedrig und trägt ca. 30 mittelgrosse Spulen. Die eingliedrige mittlere Warze (Fig. 79) besitzt 2 grosse Spulen für die glandulae ampuUaceae und ca. 20 mittlere Spulen. Die zweigliedrige untere Warze (Fig. 80) hat zwei grosse Spulen und 20 — 30 kleine. Menge 13 giebt fälschlich nur 2 grosse Spulen an. Resultat: 1. Es finden sich also jederseits: 4 glandulae ampuUaceae 25 ,, tubuliformes (reifes c^). und eine grosse Zahl von glandulae aciniformes und piriformes. 2. Allen Drüsen fehlt eine tunica intima, die Gänge sind mit dicker Intima versehen. 3. Von den glandulae ampuUaceae münden je 2 auf der mittleren und unteren Warze. 4. Die glandulae aciniformes münden auf der oberen und mittleren Warze, die glandulae piriformes auf der unteren. 5. Die obere Warze trägt keine grossen Spulen. 0 Ich glaube darin eine Missbildung zu finden, vielleicht eine Verwachsung zweier Drüsen. Bau niifl Function der Spinndrüsen der Araneida. 55 Tabelle der Spinnwarzen. grosse Spulen mittlere kleiüe obere Warze - cc 30 ac (+ 1) - mittlere 2 am cc 20 ac (-h t) - untere » 2 am - 20-30 p 5. Laterigradae. Ich untersuchte folgende Spinnen: Misiimena vatla Cl. Philodromus anreolns Cl. Micrommota virescens Cl. Die Spinnorgane der Spinnen, die dieser Unterordnung an- gehören, stimmen sowohl untereinander, als auch mit denen der Citigradae so sehr überein, dass sie sich von denen der letzteren gar nicht unterscheiden. Beim reifen Weibchen sind dieselben vier Drüsenarten wie bei den Citigradae vorhanden. Die glandulae ampuUaceae sind wie bei Ocyale gebildet, das Knie im Gange aber regelmässig, je zwei Ausführgänge sind in eine gemeinsame tunica propria eingeschlossen. Die glandulae tubuliformes fand ich nur beim reifen Weibchen ; bei Philodromus nach der Eiablage ganz zusammen gefallen (siehe biol. Untersuchungen) und deshalb kaum als Drüsen erkennbar. Die glandulae aciniformes sind verhältnismässig gross und weniger zahlreich. Ein gleiches gilt von den glandulae piriformes, die nur auf der unteren Warze münden. Die Spinn Warzen bieten ebenso wenig besondere Eigentüm- lichkeiten dar. Die obere Warze ist schräg nach der Innenseite abgestutzt und trägt auf diesem Felde nur Spulen mit ziemlich grossem Basalteile und mittellangem, spitzem Ansatzstück. Die mittlere Warze besitzt 2 grosse Spulen und etwas von diesen gesondert ungefähr 10 Spulen, die wie die der obern Warze gebildet sind. Die untere Warze trägt ebenfalls an der Innenseite 2 grosse Spulen und ca. 20 kleine mehr nach der Aussenseite gelegen. Die Resultate sind wie die der Citigradae (siehe diese). 6. Saltigradae. Folgende Spinnen wurden untersucht: Epibienum scenicuni Cl. Aitus falcatus Cl. Am bemerkenswertesten ist der Ausfall der glandulae tubuli- formes. Sie fehlen auch dem reifen Weibchen, nicht nur dem 56 Carl Apstein: Männchen und unreifen Weibchen. Die geringe Anzahl der Spinn- spnlen Hess gleich von Anfang an das Fehlen einer Drüsenart ver- muten. Es finden sich also nur 3 Drüsenformen. Die glandulae ampuUaceae sind in der Yi erzähl vorhanden, aber verschieden gross. Sie lassen aber alle einen dünnen Anfangs- teil und eine bauchige Anschwellung erkennen. Der Gang mit dicker tunica intima bildet ein Knie. Hervorzuheben ist noch, dass die Zahl der das Lumen in einem Ringe umgebenden Zellen sehr schwankt ; ich sah auf Querschnitten 16—40 Zellen. Die glandulae aciniformes sind von gewöhnlicher Bildung und nur in sehr geringer Zahl vorhanden. Ich fand bei Epiblenum 6, bei Attus nur 4. Von den glandulae piriformes sind 15 — 20 zu finden. Auf der obern Warze münden bei Epiblenum 4, bei AttuS 3 glandulae aciniformes mit mittelgrossen Spulen (Fig. 83). Auf der mittleren Warze (Fig. 84) finden sich 2 grosse Spulen für die glandulae ampullaceae und bei Epiblenum 2, Attus 1 mittlere Spule für glandulae aciniformes. Auf der untern Warze (Fig. 85) fand ich 2 grosse Spulen für die glandulae ampullaceae und 15 — 20 sehr kleine Spulen für die glandulae piriformes. Spinnspulen von Epiblenum (resp. Attus). grosse mittlere kleine Spulen obere Warze - 4(3)ac - mittlere 2 am 2(l)ac - untere 2 am - 15— 20 p Resultate. Allen Drüsen fehlt die tunica intima, die im Ausführgang sehr dick ist. Die glandulae tubuliformes fehlen Männchen und Weibchen, er- wachsenen und unreifen Tieren. Die glandulae aciniformes sind in sehr geringer Zahl vorhanden. Die glandulae piriformes sind zahlreicher. Die obere Spinnwarze trägt keine grossen Spulen, kleine Spulen sind nur auf der untern Warze vorhanden. 7. Plagitelariae. Diese von Dahl6 aufgestellte Unterordnung, bei der die Röhren- tracheen fehlen, unterscheidet sich auch in betreff der Spinnorgane sehr von allen übrigen Spinnen. Die Drüsen von Pholcus finden sich abgebildet in Carus: Icones zootomicae Taf. XIII. Hier sieht man jederseits eine grosse Drüse, die der Gestalt nach zwischen Bai; und Fiinction der Spinudrüsen der Araneida. 57 einer glandula ampiillacea und tubuliformis steht, eine kleinere von ähnlicher Form und eine kleine kugelrunde. So einfach liegen aber die Verhältnisse nicht, wie das Studium der Schnitte unzweifelhaft darthut. Ein vollkommen getreues Bild von den Drüsen zu erhalten, ist nur durch eigenes Studium der Schnitte möglich. Jedoch will ich den Versuch einer Beschreibung wagen, weiss aber nicht, wie weit ich die Verhältnisse dem Leser klar machen kann. Ziemlich weit nach vorn im Abdomen finden sich zwei grosse Drüsen (Fig. 86«), die in der Mitte nur sehr wenig und allmählich erweitert sind. Sie sind 1 mm lang und verengen sich ziemlich plötzlich gegen den Ausführgang hin. Ehe sie jedoch in den Gang eintreten, schicken beide Erweiterungen nach oben und innen, die mit einander verschmelzen (Fig. 86 d und 89). Die Drüse « geht hierauf in den Ausführgang über (Fig. 91), während die obere Er- weiterung eine Drüse (;') von mächtigem, ganz unregelmässigem Lumen bildet (Fig. 86;^, 90;' und 91;'). Die Gänge der Drüse « bilden ein langes Knie (Fig. 86 und 91). Ungefähr in der Gegend des Knies tritt seitwärts je eine einfache, cylindrische Drüse (ß) auf (Fig. SQß und dOß). Sie sind kurz, ihr Ausführgang hat ein Knie und läuft dann bis zur Warze ohne besondere Eigentümlichkeiten weiter. Wir haben es also nur noch mit der oberen Erweiterung der Drüse a zu thun, mit Drüse ;'. ^) Diese verläuft eine Strecke weit nach hinten, schickt dann nach der rechten Seite einen Ausführgang (Fig. SG), der ohne Knie bis zur Warze geht. Die Drüse hat damit aber nicht ihr Ende erreicht, sondern sie geht trotz des Ausführganges nach hinten weiter. Dann treibt sie nach der linken Seite einen Ast d (Fig. 86 d), der nach hinten geht. Die Drüse;' geht ebenfalls weiter, ihr Lumen verengt sich allmähHch, bis es endlich weit hinten blind endet. Der Ast d dagegen, der auch nach hinten läuft, hat bald an der Seite einen Gang nach der Spinnwarze, während die Drüse weiter laufend nach einer Strecke ebenfalls in einen Ausführgang endet. Ganz zuletzt treten dann noch drei kleine Drüsen s (Fig. 86 f) auf, die nach kurzem Verlauf in die Warzen eintreten. Es finden sich also von der Drüse « direct 2 Ausführgänge, von ihrer oberen Erweiterung ;' 3 Gänge. Dazu kommen die 2 Drüsen ß mit 2 Gängen und die 3 kleinen Drüsen t mit 3 Gängen. Im ganzen 10 Ausführgänge, den zweimal ,5 Spulen auf den Warzen entsprechend. Ob bei allen Exemplaren diese complicierte Bildung dieselbe ist, kann ich nicht sagen, doch stimmten meine Schnitte von mehreren Tieren bis auf kleinere Abweichungen überein. Auffallend und von allen bisher betrachteten Drüsen abweichend ist folgendes: L Zwei Drüsen von verschiedenen Seiten des Körpers verschmelzen, ohne ihre eigenen Ausführgänge einzubüssen. ') Der Zusammenhang zwischen Drüse « und / fehlte in einem andern Präparat. 58 Carl Apstein: 2. Die Verschmelzung bildet eine eigene Drüse (y), die in ihrem Verlauf Aeste absendet, die mit 3 Gängen nach der Warze ver- laufen. Die Drüse selbst endet blind. Wollte ich die Drüse y nur als Ausbuchtung von a annehmen, so ist es sehr bemerkenswert, dass diese Ausbuchtung nicht allseitig geschlossen ist, sondern eine grössere Zahl Ausführgänge nach den Warzen sendet. Ausser diesen Ausführgängen bildet die Drüse ;' noch ein paar Aeste, die blind geschlossen sind (Fig. 91), die ich nur der Vollständigkeit halber erwähne. Was den Bau des Drüsencomplexes anbetrifft, so will ich ihn von den einzelnen Teilen respective Drüsen vorführen, die ich in vorhergehendem mit a bis * bezeichnet habe, denn auf die Drüsen der andern Spinnen sind diese Gebilde nicht zurückzuführen, und neue Namen aufzustellen war auch nicht angebracht. Die ganze Drü^enmasse ist in eine homogene, teilweise fein- kömige Grundsubstanz eingeschlossen (Fig. 88 G und 89, 90), die in ihrem obern Teil noch die Ovarien enthält. Die Drüse a ist cylindrisch und zeigt im Anfange ein sehr schönes, hohes Epithel (Fig. 87 a) ^j, bei einem Durchmesser der Drüse (86a) von 0,117 mm ist das Epithel 0,04,35 mm hoch. Die Kerne sind kolossal gross, ich fand sie 0,012.5 mm im Durchmesser. Dann er- weitert sich das Lumen auf Kosten des Epithels, das in der Mitte der Drüse (Fig. 86 b u. 87 b) nur noch 0,026 mm hoch ist. Das Lumen ist an dieser Stelle 0,i67 mm im Durchmesser. Die Kerne sind 0,011175 mm gross. Fast am Ende der Drüse (Fig. 86c u. 87c) ist das Verhältnis noch stärker ausgeprägt. Das P]pithel ist nur noch 0,015 mm hoch, das Lumen 0,182 mm und der Kern 0,oiii75mm im Durchmesser. Darauf verengt sich die Drüse, während das Epithel dieselbe Höhe behält und endhch geht sie in den Ausführgang, der eine dicke tunica intima hat, über. Später bildet der Gang ein Knie und verläuft dann gerade bis zur Warze. Die Drüse y hat ein ganz verschieden hohes Epithel (Fig. 90;^). In einem Schnitt sah ich es auf einer Seite 0,022 mm, an einer andern Stelle nur 0,009 mm hoch. Ein gleiches gilt von der Drüse d. Die Drüsen ß sind genau wie a gebildet, nur nimmt die Höhe des Epithels nicht so stark ab, die Weite des Lumens nicht so sehr zu. Die Kerne haben auch ungefähr dieselbe Grösse, der Gang bildet ein Knie. Die tunica propria aller dieser Drüsen hat lange (0,0075 mm) schmale (0,0016 mm) Kerne. Die 3 Drüsen e sind etwas länger als breit: 0,1 und 0,09 mm und unterscheiden sich nur von den andern Drüsen durch ihre geringere Grösse und die eiförmige Gestalt. Es stimmen also sämmtliche Drüsen in ihrem Bau überein und sind nur der Gestalt nach zu unterscheiden. Wie aber die einzelnen ') Fig. 87 a bis c sind die Schnitte der mit a bis c bezeichneten Stellen von Drüse « in Figur 86. Bau nnrl Function der Spinndrüsen der Araneida. 59 Teile dieses Drüsencomplexes zu deuten sind, vermag ich nicht zu sagen, da diese Spinne eine ganz isolierte Stellung einnimmt und durch keine Uebergänge mit anderen verbunden ist, wodurch eine Erklärung herbeizuführen wäre. Die Spinn warz en zeigen auch einen eigentümlichen Bau. Namentlich ist es die obere (Fig. 92), die durch ihre sonderbare Gestalt auffällt. Sie ist an der Spitze mannigfach gezackt und ge- schlitzt, so dass ähnliche Bildungen zustande kommen wie Basalteile von Spulen. Jede der Zacken trägt ein mächtiges, hohles und ge- krümmtes Haar. Zwischen diesen Haaren steht eine kleine Spule, die leicht zu übersehen ist. Anfangs fand ich sie auch nicht, und glaubte, eine Spinnwarze ohne Spulen vor mir zu haben. Endlich erhielt ich aber ein Präparat, in welchem die Spule an der Mündung noch ein Tröpfchen Spinnstoff trug, welches sie sicher als Spule er- kennen liess. Nicht nur an der Spitze der Warze, sondern namentlich in der Mitte derselben findet sich eine Reihe von Haaren, mit den eigentümlichen Basalteilen. Dadurch gewinnt die Warze ihr be- sonderes Aussehen. Die mittlere Warze (Fig. 93) gleicht einem abgestutzten Kegel, der auf seiner Endfläche eine kurze, dicke aber spitz endigende Spule trägt, an der ich ein Basalstück nicht erkennen konnte. Diese Warze ist im Gegensatz zur oberen nur mit einem mächtigen, horn- förmigen Haare versehen. Die untere Warze ist zweigliedrig (Fig. 94) und trägt an der Spitze des Endgliedes drei Spulen. Die eine davon ist sehr gross, ihre Höhe ist ungefähr gleich dem Durchmesser an der Basis. Sie hat eine sehr weite Oeffnung und ähnelt einigermassen den Spulen der lappenförmigen Drüse bei einigen Retitelarien. Daneben steht eine kleinere Spule mit ziemlich hohem Basalstück, das ein kurzes, dickes, breit endigendes Ansatzstück trägt. Zwischen beiden befindet sich noch eine kleine Spule, auf deren ziemlich grossen Basalteil ein sehr kleines, feines Ansatztück steht. Ausserdem finden sich auf dem Endgliede einige kleine, feine Haare. Auf dem ersten Gliede dagegen stehen ziemlich viele grosse starke Haare in Reihen geordnet. Den Zusammenhang der Drüsen mit den ihnen zukommenden Spulen konnte ich nicht überall nachweisen. Die Drüse « mündet auf der einen grossen Spule der mittleren Warze. In die rechte untere Warze scheint die rechte Drüse ß, der rechte Ast der Drüse y und eine kleine Drüse t zu münden. Nach der Grösse der Drüsen ist anzunehmen, dass zu der Drüse ß die kleinere, zu ;' die grössere der beiden grossen Spulen und zu t die kleine Spule gehört. Für die rechte obere Warze bliebe dann noch eine kleine Drüse f. Auf der linken Seite sind die Drüsen für die obere und mittlere Warze dieselben, während auf der unteren die beiden Gänge der Drüse 6 und eine Drüse ß mündet. 60 Carl Apst ein: 8. Territelariae. Herr Professor Brandt hatte die Güte, mir zur Untersuchung dieser Gruppe das Material der hiesigen zoologischen Sammlung zur Verfügung zu stellen. Ich war daher in der Lage, Lasiodora Erich- sonii untersuchen zu können. Ich fand nur glandulae piriformes, die Wasmannl8 natürlich als glandulae aciniformes (Meckel) bezeichnet. In der Grösse variiert diese Drüse sehr, ich fand ihre Länge von 0,5 — 0,9.' mm. Doch zeigten die einzelnen Drüsen das eigentümliche Verhalten gegen Farbstoffe. Die Spulen sind von Wasmann 1 8 richtig abgebildet worden, nur fand ich, dass das Ansatzstück nicht glatt, sondern fein geringelt ist. 9. Resultate der morphologisch-histologischen Untersuchungen. Bei dieser Zusammenfassung muss ich Pholcus unberücksichtigt lassen, da ich die Drüsen dieser Spinne nicht mit denen der andern identificieren kann. I. Bau der Drüsen und Spulen. Alle Drüsen bestehen aus einem secernierenden Teile, Drüse im engern Sinne, der zugleich als Ansammlungsraum für den Spinnstoff dient und aus einem Ausführgange, der auf einer verschieden grossen Spule nach aussen mündet. Die Drüse (i. e. S.) besteht aus einer tunica propria und einem mehr oder weniger hohen Epithel. Der Gang besteht aus einer tunica propria, niedrigem Epithel (Ausnahme: glandulae aciniformes und piriformes, denen das Epithel fehlt) und einer dicken tunica intima. Die Spinnspulen bestehen aus Basalstück und Ansatzstück. Die obere und untere Warze ist zweigliedrig, die mittlere ein- gliedrig, nur bei Mygaliden sind die 4 Warzen 3- resp. 2gliedrig. II. Arten der Drüsen und ihr Vorkommen. Im ganzen unterscheide ich 7 verschiedene Drüsen: glandulae ampullaceae, tubuhformes, aggregatae, aciniformes, piriformes; lappen- förmige und Cribellumdrüsen. Von diesen Drüsen finden sich bei allen Spinnen glandulae ampullaceae, aciniformes und piriformes, nur die Mygaliden haben allein glandulae piriformes. Glandulae tubuliformes fehlen nur Segestria und den Saltigradae. Glandulae aggregatae finden sich nur bei Epeiriden und Reti- telarien (Ausnahme Pachygnatha). Lappenförmige Drüsen sind nur bei Theridium, Steatoda, Episinus, Lithyphantes, Crustalina, Eryopsis, Nesticus und Asagena vorhanden. Cribellumdrüsen besitzen nur die Cribellaten, z. B. Amaurobius. Bau und Function der Spinndrüseu der Araneida. Ql HI. Anzahl der Drüsen bei den verschiedenen Spinnen. Die glandulae aggregatae sind in der Dreizahl bei Epeiriden, in der Zweizahl bei Retitelarien (Ausnahme Pachygnatha) vorhanden. Die unverzweigten glandulae ampullaceae kommen in der Zwei- zahl vor bei Epeiriden, Retitelarien und einigen Tulutelarien (Clubiona, Anyphaena, Argyroneta, Segestriaj. Die glandulae ampullaceae sind verzweigt und in der Dreizahl vorhanden bei einigen Tubitelarien (Tegenaria, Agalena, Amaurobius). In der Vierzahl finden wir diese Drüse bei Citigradae, Lateri- gradae, Saltigradae. Sechs von diesen Drüsen hat nur Prothesima. Glandulae aciniformes sind stets mehr als "20 vorhanden, nur Segestria hat 8. Glandulae piriformes finden sich ebenfalls mehr als 20, nur die Saltigradae haben 10. Glandulae tubuliformes sind in der Zahl 2 — 3 zu finden bei Epeiriden, Retitelarien, Clubiona, Anyphaena, Amaurobius, zahlreicher sind sie bei den Weibchen aller anderen Spinnen; sie fehlen Segestria und den Saltigradae. Von der lappenförmigen Drüse hat Theridium eine, Steatoda, Episinus, Lithyphantes, Crustalina, Eryopsis, Nesticus undAsagena zwei. Keine Spinne besitzt weniger als 3 und mehr als 6 von den vor- handenen Drüsenarten, eine Ausnahme machen die MygaHden. IV. Verteilung der Drüsen auf die Unterordnungen. Die Epeiriden besitzen 5 Drüsenformen , glandulae ampullaceae, tubuliformes, aggregatae, aciniformes. (Hyptiotes?) Die Retitelariae haben dieselben 5 Formen (Pachygnatha fehlt die giandula aggregata), Theridium, Steatoda, Episinus, Lithyphantes, Crustalina, Eryopsis, ^esticus undAsagena besitzen ausserdem lappen- förmige Drüsen, Die Tubitelariae haben ebenfalls dieselben 4 Formen, wie Pachy- gnatha, nur Segestria fehlen die glandulae tubuliformes, und Amau- robius hat noch Cribellumdrüsen. Saltigradae besitzen nur 3 Drüsenformen: glandulae ampullaceae, aciniformes und piriformes. Citigradae und Saterigradae haben dieselben Formen wie die Tubitelariae. MygaHden besitzen nur glandulae piriformes. V. Geschlechtsunterschiede. Männchen und Weibchen zeigen in betreff der Spinnorgane nur Unterschiede in der Zahl der glandulae tubuliformes, indem sie bei manchen Männchen weniger zahlreich sind als beim Weibchen, oder ganz fehlen. 62 Carl Apsteiii: II. Biolog'isehe Untersuchungen. Viele Spinnen fertigen ausser einem Fang- und Wohngewebe noch einen Eicocon an, viele spinnen ihre Beute ein. Selbst an den Fanggeweben lassen sich verschiedene Fäden unterscheiden, wie trockene, nasse und gekräuselte. Gleich von vornherein ist nun an- zunehmen, da bei jeder Spinne mehr als eine Art von Spinndrüsen zu finden ist, dass jede Drüse eine besondere Function besitzt. Diesen Nachweis zu liefern, soll die Aufgabe der folgenden Unter- suchungen sein. Ihn einfach durch Beobachtung beizubringen, ist wegen der geringen Grösse der Spulen nur in seltenen Fällen möglich. Erschwert wird die Beobachtung noch dadurch, dass auf einer Warze nicht nur eine Drüsenart mündet, sondern mehrere. Es wird daher der Nachweis hauptsächlich durch Combination zu führen sein. Und selbst auf letztere Art ist er schwer beizubringen, da lange fort- gesetzte biologische Beobachtungen nötig sind, um über den Bau und die Anfertigung der Gewebe ins klare zu kommen. Sehr richtig sagt Menge 12 in der Einleitung zu „die Lebens- weise der Arachniden": „Bei Betrachtung des Lebens der Tiere muss man sich sorg- fältig hüten einer einzelnen Beobachtung zu grosse Allgemeinheit zu geben und das bei einer Art vielleicht zufällig Gesehene auf ganze Gattungen und Familien auszudehnen — — am meisten aber, dass man das nur teilweise Gesehene nach eigenem Vermuten und Er- messen erweitert und zu Ende führt." Zuerst wird es sich nun darum handeln das Vorkommen der verschiedenen Drüsen bei den Spinnen festzustellen, und dazu will ich der Uebersicht wegen eine Tabelle zusammenstellen, die den Resultaten des ersten Teiles entnommen ist. Ich habe zur Unter- suchung Spinnen gewählt, die als Typen für die ganze Unterordnung gelten können, daneben aber noch andere untersucht, die irgend welche abweichenden Lebensverhältnisse zeigen. Die gewonnenen Resultate glaube ich daher mit einigem Rechte auf die hiesigen Vertreter der Unterordnungen übertragen zu dürfen. Tabelle über das Vorkommen der Drüsen. • glaiidul. aggre- gatae ampul- laeeae tubuliformes acini- formes piiifoimes lappen- förmig. Drüsen Cribpl- lumdra Epeiriden Epelra 3 2 3 CC200 cc 100 - — Linyphia Theridium I' 2 3 7 cc 50 - - 9 cc30 1 - Steatoda 4 cc30 2 — Pachygnatha - 18 cc20 - - Bali und Function der Spinndrüsen der Araneida. 63 Tabelle über das Vorkommen der Drüsen. glandul. aggre- gatae ampul- laceae tubulifomes acini- foimes piriformes lappen- föimig. Drüsen Ciibel- lumdra Clubiona - >2 1- \ cc 30 lcc20 cc20 - - Anyphaena — cc20 - — Argyroneta - CC 15 9 ? - Tubi- Segestria - 8 cc 20 - - telariae Prothesima - 6 8 cc 22 - - Tegenaria - 1 = cc25${?) ? cc 20 — — Agalena - 7 cc 20 cc 20 - - Amaurobius — 3 cc 25 cc 20 __ X ( Lycosa - ( * : 20— 25$ > cc 50 \ 20—30 - - Citigradae < Ocyale — - - l Trochosa — — - Lateri- j Misumena - 1' cc 25 cc 20 |cc 20 — - gradae | Philodromus - — - Saltigradae< Epiblenum - 1- - l cc 20 CO 10 - - Attus - - - - Territelariae Lasiodora - - - X - - Plagitelariae Pholcus Der Buchstabe x soll andeuten, dass die Drüssen in gi'osser Zahl vorbanden sind, dieselbe aber nicht genau festzustellen ist. Ich will mm die Function der einzelnen Drüsen schildern und werde natürlich mit denjenigen Drüsen beginnen, deren Function voll- kommen klar ist, diese scheiden dann von der Betrachtung aus. lieber den Rest der Drüsen kann ich nur noch Vermutungen auf- stellen und muss es der Zukunft und weiteren sorgfältigen Forschungen anheimstellen, diese als richtig nachzuweisen oder zu widerlegen. Glandulae aggregatae. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, kommt diese Drüse nur bei Epeiriden und Retitelarien (Ausnahme": Pachygnatha) vor. Menge 12 spricht die Vermutung aus, dass die nassen Fäden bei Epeira von dieser Drüse geliefert werden. Als ich nun auch die Drüse bei einigen Retitelarien fand, handelte es sich darum, die sogenannten nassen Fäden auch bei den Geweben dieser Spinnen nachzuweisen. Das gelang mir auch bei Linyphia und Steatoda, während Heuking 7a (S. 4) die nassen Fäden von Theridium erwähnt. 64 Carl Apstein: Die nassen Fäden bestehen aus einem derben Grundfaden, auf dem ziemlich dicht Tröpfchen von Spinnstoff, der nicht an der Luft erhärtet, sich finden. Ich bin geneigt anzunehmen, dass der Grund- faden von den glandulae aciniformes gebildet wird, den Grund für die Annahme will ich aber erst anführen, nachdem ich die Bildung der Tröpfchen beschrieben habe. Sobald der Grundfaden gezogen ist, werden die Spulen der glan- dulae aggregatae gegen ihn gedrückt und lassen auf ihn ein Tröpfchen ihres Secretes ausfliessen. Die drei Spulen stehen dicht neben ein- ander auf der obern Warze und zwar so, dass ihre Mündungen nahe an einander liegen (Fig. 27). Werden nun die beiden oberen Warzen an den Grundfaden angepresst, so umfassen ihn die sechs Spulen beider Warzen und die austretenden Secrettröpfchen können zu- sammenfliessen und so den Faden allseitig umgeben. Damit die Tröpfchen nicht zerfliessen, ist es nötig, dass der Grundfaden schon trocken ist, wenn die glandulae aggregatae ihr Secret auf ihn aus- fliessen lassen. Da der Grundfaden sehr stark ist, so wird er am schnellsten austrocknen, wenn er, statt aus einem dicken Faden, aus zahlreichen sehr feinen Fäden besteht. Aus diesem Grunde glaube ich, dass die glandulae aciniformes den Grundfaden zusammensetzen. Ebenso könnte man glauben, dass die glandulae piriformes diesen Faden bilden. Der Grundfaden ist aber weit dehnbarer, als die trockenen Fäden des Netzes. Da nun letztere von den glandulae piriformes (siehe diese) gebildet werden, so bleiben für den Grundfaden nur die glandulae acini- formes übrig. Die nassen Tröpfchen bieten in ihrer Gesammtheit bei ihrer dichten Lage eine ziemlich grosse, klebrige Fläche dar, an der kleinere Lisecten leicht lo lange haften bleiben, bis sie von der Spinne ergriffen werden können. Bei den Epeiriden findet man nur die Spirale des Netzes von diesen eigentümlichen Fäden gebildet. Bei den Retitelarien ist es das lockere, grossmaschige Gewebe über der Wohnung, an dem ich diese Fäden fand. Fliegt ein Insect in dieses dachförmige Gewebe, so bleibt es kleben. Durch seine An- strengungen zu entfliehen, reisst der dünne Faden und das Tier fällt auf das Wohngewebe herab, wo er von der Spinne ergriften wird. Bei keinem andern Gewebe habe ich diese Fäden beobachtet, keine andere Spinne besitzt auch diese Drüsen. Die läppe nförmige Drüse kommt nur bei Theridium, Steatoda und noch mehreren andern oben erwähnten Retitelarien vor, hat also noch eine geringere Verbreitung, als die glandulae aggregatae. Wie mir Herr Dr. Dahl^) mitteüt; hat er bei den ersten beiden Spinnen folgende Eigentümlichkeit bemerkt. Fliegt in das Netz dieser Spinnen ein Tier, das durch viele Bemühungen aus demselben zu entfliehen sucht, so bewirft die Spinne dasselbe mit Fäden, indem sie mit den Hinterbeinen die Fäden aus den Spulen zieht und aus einiger Ent- ') Siehe auch: Zeitschrift für wissenschaftliche Philosophie Bd. 9. Bau und Function der Spinndrüseu der Avaneida. ß5 fernung nach dem Tier wirft. Dazu bedarf die Spinne sofort grosser Mengen von Spinnstoff. Diese allein kann nur die lappenförmige Drüse liefern, da sie in ihrem mächtigen Lumen stets eine grosse Menge des Stoffes vorrätig halten kann. Ausserdem kann der Spinn- stoff durch die sehr weite Spule (Fig. 45) sehr schnell abfliessen und das nötige Material zum Bewerfen liefern. Heuking 7a (S. 5) erwähnt auch dieses eigentümliche Verhalten. Von Steatoda habe ich es auch selbst beobachten können. Ein ähnliches Verhalten beobachtete ich nur noch bei Pholcus. Bei dieser Spinne fand ich aber auch eine sehr grosse Drüse (;') und dazu eine sehr weite Spule (Fig. 94). Ich glaube daher, dass das Secret dieser Drüse dazu dient, Tiere,' die in das Netz geflogen sind, in demselben durch Bewerfen mit Fäden festzuhalten. Die Cribellumdrüsen dienen, wie Blackwell 3 'Emerton 7 und Bertkau 1 wahrgenommen haben, zur Anfertigung der gekräuselten (curled-web Emerton) Gewebe. Diese Drüse habe ich nur bei Amau- robius untersucht und auch nur bei ihm diese eigentümlichen Fäden, gefunden und zwar sowohl an dem Wohngewebe, als auch am Ei- cocon. An dem genannten Gewebe kann ich Grundfäden und die sogenannten gekräuselten Fäden unterscheiden. Ich sah zwei Grund- fäden parallel neben einander verlaufen und bei starker Vergrösserung konnte ich wahrnehmen, dass jeder Faden ■v^^eder aus 3 dünneren Fäden (Fig. 95 b) zusammengesetzt war. Die Messung ergab für jeden der drei dünnen Fäden 0,0025 mm. Ich glaube, dass diese Fäden aus den giandulae ampullaceae stammen, denn stets sah ich zweimal drei, Fäden und es wäre eigentümlich, wenn sich zalilreiche dünne Fäden- wie die der giandulae aciniformes, stets in der gleichen Weise ver- einigen sollten. Dann kommen auch bei dieser Spinne jederseits 3 giandulae ampullaceae vor, die diese Zahl der Fäden liefern könnten. In gleicher Zahl sind auch die giandulae tubuliformes vorhanden, doch schreibe ich diesen eine ganz andere, bestimmte Function zu. Was nun den eigentlichen gekräuselten Faden anbetriffst, so kann ich daran unterscheiden 1. einen dickeren Faden, der um die beiden Grundfäden geschlungep ist, und 2. sehr feine Fäden, die wie eine dünne, gi-au-weisse Haut dem ersteren Faden aufliegen. Letztere Fäden, glaube ich, stammen allein aus den Cribellum- drüsen her. Aus welcher Drüse der dickere Faden — ich stellte seinen Durchmesser auf 0,00 1 6 mm fest — stammt, vermag ich nicht anzugeben, auch ist mir seine Anfertigung vollständig unklar, trotz- dem ich daraufhin Spinnen beobachtet habe. Der Faden — ich will ihn den geschlängelten Faden nennen — ist um die beiden Grund- fäden geschlungen, jedoch habe ich nie bei der Spinne während des Spinnens eine Bewegung gesehen, die die eigentümliche Lage des Faden erklären Hesse. Emerton 7 betrachtet diesen Faden als den gekräuselten, also als den Faden, den die Cribellumdrüsen Hefern, das ist aber falsch, wie Bertkau 1 schon gezeigt hat. Arch. f. Natuigesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 1. ^ 66 Carl Apstein: Die Cribellumdrüsen liefern nicht nur einen oder einige Fäden, sondern eine grosse Zahl sehr feiner Fädchen, die parallel mit den Grundfäden laufen (Fig. 95 b) und fast senkrecht auf dem geschlängelten Faden stehen. Letzterer bildet eine Unterlage oder Stütze für diese sonst ziemlich frei hängenden „gekräuselten" Fädchen. Letztere erscheinen bei mittelstarker Vergrösserung wie eine feine, graue Haut, erst stärker vergrössert löst diese sich in eine Unmenge von feinen Fädchen auf. Wenn man bedenkt, dass das Cribellum, nach Bertkau 1, bei Amaurobius 2400, bei den Eresiden gar 5600 — 9600 Spulen ent-» hält, so ist es klar, dass jeder einzelne Faden, da sie sämmtlich nur einen sehr kleinen Raum einnehmen, von fast unmessbarer Feinheit ist. Diese gekräuselten Fäden, die man richtiger glatte Fäden nennen müsste, werden so gebildet, dass die Spinne mit dem Calamistrum (siehe Bertkau 1) ruckweise über das Cribellum hinfährt, daraus die Fäden zieht und die während der Vorwärtsbewegung des Tieres gezogenen Grundfäden bedeckt. Bei dem Eicocon sah ich öfter die Grundfäden fehlen, sie sind hier auch nicht nötig, da die feinen Fädchen direct den Eiern an- liegen. Die glandulae tubuliformes kommen bei allen Spinnen vor mit Ausnahme von Segestria und den Saltigradae. Bei dieser Drüse allein beobachtete ich Unterschiede beim Männchen und Weibchen. Ich glaube, dass diese Drüse dazu bestimmt ist, den Eicocon zu liefern. Ich sah nemlich, dass die Drüse beim Epeira $ kurz vor der Eiablage ganz colossal ausgebildet und stark mit gelbem Spinnstoff angefüllt war. W^ie Schinckewitschl6 richtig bemerkt, besteht auch der Eicocon aus gelben Fäden, so dass er richtig schliesst, die glan- dulae tubuliformes dienen zur Anfertigung des Eicocons. Da diese Drüse bei Segestria und den Saltigradae fehlt, so musste ich annehmen, dass diese kein Cocon weben. Für den Mangel eines Cocons bei ersterer Spinne scheint eine Beobachtung zu sprechen, die ich machte, die aber im Gegensatz zu den Angaben aller andern Autoren steht. Ich fand nemlich unter Baumrinde ein Eierhäufchen und neben ihm ein Segestriaweibchen. Kein anderes Tier war zu entdecken, dem ich die Eier zuschreiben konnte. An den Eiern konnte ich keinerlei Fäden wahrnehmen, sie schienen leicht an ein- ander zu kleben und fielen bei der leisesten Berührung herab. Leider versäumte ich, die Eier mitzunehmen und zur Entwicklung kommen zu lassen. Hiernach glaube ich, dass Segestria kein Eicocon spinnt. Sollte dieser dennoch gebildet werden, so könnte man annehmen, dass die so stark ausgebildeten glandulae aciniformes diese Funktion übernommen haben. Bei den Saltigradae muss ich mich auf die in der Litteratur verzeichneten Bemerkungen über die Eicocons verlassen, da ich nicht in der Lage war, selbst Beobachtungen machen zu können. Ueber die beiden von mir untersuchten Spinnen, Epiblenum scenicum und Attus falcatus, fand ich weder bei Ohlertl5 noch Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. ß7 L. Koch 9 eine Bemerkimg über die Gewebe; wolü aber über andere Arten der gleichen Gattungen. Von Calliethera (Epiblenüm) cingululatum erwähnt L. Koch ein weisses, lockeres Gewebe, das die Eier umhüllt. Von Euophrys (Attus) crucigera beschreiben Ohlert und Zimmermann 19 ein Eiersäckchen, ebenso L. Koch von Attus erraticus. Wichtig erscheinen mir folgende Bemerkungen derselben Forscher. Koch sagt von Attus floricola, dass der Cocon 5 mm im Durchmesser hat , eine gleiche Länge hat auch die Spinne selbst. Zimmermann sagt von Calliethera, dass die Wohnung kaum grösser ist als die Spinne und diese nur schwierig aus derselben herauszuziehen ist. In beiden Fällen ist die Wohnung sowie der Eicocon so gross wie das Tier, darum möchte ich an- nehmen, dass Wohnung und Eicocon dasselbe Gewebe ist. Bemerkenswert scheint mir noch folgende Beobachtung Ohlertsl5 über Dendryphantes hastatus. Diese Spinne baut zwischen Kiefer- nadeln ein Walnuss grosses Nest. Das Weibchen bewacht darin die Eier, die sich in einer Duplicatur der Innern Wand befinden. Dieses ,, darin" verstehe ich so, dass sich das Weibchen selbst in dem Nest befindet, es also als Wohnung benutzt; darnach wäre der Cocon nur ein Teil des Wohngewebes und wie dieser von einer anderen Drüse gehefert, als von der glandula tubuliformis. Es ist also bei den Saltigradae die Funktion der glandulae tubuliformes auf eine andere Drüse übergegangen. Es könnte demnach scheinen, als ob meine Annahme, dass die glandulae tubuliformes den Eicocon liefern, auf schwachen Füssen steht. Ich habe aber noch einige Thatsachen ausser den schon am Anfang der Besprechung dieser Drüse angeführten, beizubringen, die mir als vollkommen sicher erscheinen lassen, dass meine Annahme richtig ist. Bertkau 1 erwähnt von den Cribellumdrüsen , dass diese beim reifen Männchen zurückgebildet werden und ganz verschwinden, da dieses nicht mehr spinnt. Es wird also , wenn die Funktion erfüllt ist, die Drüse unnötig, daher zurückgebildet und geht zu gründe. Niemals habe ich Weibchen, namentlich reife gefunden, denen die glandulae tubuliformes fehlten, stets waren sie prall mit Spinn- stoff gefüllt. Im Juli dieses Jahres fing ich einige Weibchen von Ocyale mirabilis, die ihr mit Eiern gefülltes Eiersäckchen bei sich trugen, zu gleicher Zeit fand ich einige Weibchen von Philodromus aureolus, die ihre Eier in Cocons bewachten. Als ich diese Tiere präparierte, fand ich die glandulae tubuli- formes nicht. Um sicher zu sein, dass ich keine Drüse übersehen hatte, verfuhr ich so, dass ich die ganze Drüsenmasse bei einem andern Exemplar heraushob und vorsichtig auf einem Objektträger zerzupfte. So konnte keine Drüse verloren gehen und so zeigte es sich auch, dass die glandulae tubuHformes wohl vorhanden waren, aber so zusammengefallen, dass sie nicht mehr einer Drüse ahnten (Fig. 82). Die Drüse war also noch da, hatte auch die gewöhnliche Länge von 0,8 mm, enthielt aber gar keinen Spinnstoff' mehr, secer- 5* 68 Carl Apsteiii: nierte auch nicht. Sehr schön hob sich der Gang von der Drüse ab, da er durch die dicke tunica intima gestützt war und so seine Gestalt behalten konnte. Durch diese Befunde ist man doch wohl genötigt anzunehmen, dass die Drüse, die vor der Eiablage wohl ausgebildet, nach der- selben aber zusammengefallen war, ihr Secret zur Anfertigung des Eicocons hergegeben hat. Wenn diese Drüse nun doch bei einigen Mcännchen vorkommt, so muss sie naturgemäss bei diesen eine andere Funktion haben. Menge 1 "2 erwähnt von Epeira, dass das Männchen sich einen Steg baut, um auf diesem ein Samentröpfchen abzulegen, das es mit den Tastern auftupft. Ob nun aber die glandulae tubuhformes zur An- fertigung dieses kleinen Gespinnstes dienen, kann ich nicht sagen. Glandulae piriformes. Bei einem sehr grossen Weibchen von Epeira diademata, bei dem ich die Spinnwarzen bei Lupenvergrösserung nicht nur in der Ruhe sehen, sondern auch sehr gut bei ihrer Bewegung verfolgen konnte, machte ich folgende Beobachtung. Ich hatte das Tier in ein Reagenzglas gesetzt, um es zu verhindern weit in seinem Gefäss herumzuwandern und die Beobachtung zu stören. Ehe die Spinne begann einen Faden zu ziehen, rieb sie die unteren Spinnwarzen, die breit gespreizt waren, gegen das Glas, dadurch wurde eine kleine Fläche mit Spinnstoff überzogen und von hier aus verHefen dann die Fäden. EmertonT giebt schon eine ziemlich richtige Abbildung davon. Doch will ich trotzdem meine Beobachtung weiter ausführen. Die Spinne drückt also die gespreitzten unteren Warzen gegen die Wand, zieht dann die Warzen wieder zu einander hin, spreizt sie wieder und wiederholt diese Bewegung 5 bis 6 mal. Auf der unteren Warze münden nun 1 glandula ampullacea und ca. 100 glandulae piriformes. Würde das Gewebe von der grossen Drüse gebildet, so würde man jederseits 10 bis 12 Fäden sehen, ich beobachtete aber stets eine sehr grosse Zahl von Fäden, wie Emerton auch schon angiebt, so dass diese eine Drüse geliefert haben muss, die zahlreicher auf dieser Warze sich vorfindet; und das könne nur die glandulae piriformes sein Die mikroskopische Untersuchung des Gewebes — das ich ,, Haftscheibe" nennen möchte, da es die Bedeutung einer solchen hat — zeigte mir solche feine Fädchen, wie sie nur aus diesen kleinen Drüsen geliefert werden können. Nachdem die Haftscheibe gebildet ist, legen sich die unteren Warzen aneinander, die Spinne bewegt sich vorwärts und zieht so die Fäden aus den Spulen heraus, die sich jederseits zu einem dicken Faden vereinigen. Schliesslich verschmelzen auch die beiden Fäden zu einem, an dem die Zusammen- setzung aus den vielen Fädchen nicht mehr zu sehen ist. Wie ich gezeigt habe kommen bei Mygaliden nur glandulae piriformes vor. Diese Spinnen tapezieren eine Erdröhre aus, bauen also ein Wohngewebe. Diese Röhre möchte ich den gleichen Bildungen der Bau und Function der Spinndrüsen dei Araneida. 69 Tubitelariae z. B. Agalena vergleichen. Da bei Mygale nur gian- dulae piriformes vorkommen, so müssen diese das Gewebe liefern, also die Wohniuig bauen. Die glandulae piriformes fertigen also das Wohngewebe an und befestigen dessen Fäden mit einer Haftscheibe an festen Gegenständen. Welche Funktion den so verbreiteten glandulae ampullaccae und aciniformes zukommt, vermag ich nicht zu sagen. Nachdem ich so die einzelnen Drüsen besprochen habe, bleibt mir nur noch übrig, einige Gewebe zu erwähnen, die in der bisherigen Betrachtung nicht enthalten sind. Ich denke dabei an die Fäden, mit denen einige Spinnen ihre Beute eimvickeln und dann an die Fäden, die den ,, fliegenden Sommer" bilden. Ich glaube, dass das Gewebe, mit dem einige Spinnen ihre Beute ,, einwickeln," aus mehreren Drüsen stammt. Wenn z. B. eine Epeira ein Insekt einspinnt, so spreitzt sie alle Warzen, so dass sie in einer Reihe stehen, drückt sie an das Tier an und dreht dasselbe schnell um seine Achse, sofort wird es von einem breiten Bande von Fäden umgeben. Hierbei ist eine solche Menge Spinnstoff nötig, dass bei dieser Tätiglteit mehrere Drüsen' in Anwendung kommen werden. Was das Fädenschiessen im Herbst anbetrifft, so habe ich keine Gelegenheit gehabt, dasselbe in diesem Jahr zu beobachten. Uebrigens haben die Fähigkeit zum Fädenschiessen nicht nur die sogenannten herbstlichen Flugspinnen,- sondern auch Epeiridcn, um den ersten Faden zu dem Rahmen ihres Netzes anzufertigen. Epeira benutzte auch, nach einem Experiment von Blackwell*), diese Fähig- keit, um sich von einem rings von Wasser umgebenen Stab auf das Trockene zu retten. Endlich muss ich nocJi auf Pachygnatha zu sprechen kommen, die 4 Drüsenarten besitzt. Ich habe sie stets frei auf Steinen und andern frei hervor- ragenden Gegenständen getroffen. In der Litteratur finde ich nur in Brehm's Tierleben (IX. 659) angeführt, dass diese Spinne kein Netz baut, sondern nur beim Gehen einen Faden hinter sich her- zieht; ausserdem wird erwähnt, dass sie Fäden schiesst. Trotzdem nur das letztere eine grössere Menge Spinnstoff in Anspruch nimmt, sind die Drüsen sehr stark entwickelt. Die Spinnwarzen Hessen ver- muten, dass einige Drüsen rückgebildet sind, da nur einige Spulen sehr stark entwickelt sind und die anderen diesen gegenüber ganz in den Hintergrund treten. Die Drüsen waren aber stets sehr schön ausgebildet und Hessen durchaus keine Rückbildung erkennen. Resultate der biologischen Untersuchungen: 1. Die glandulae aggregatae liefern die nass bleibenden Tröpfchen auf den sogenannten nassen Fäden. "2. Die glandulae tubuliformes spinnen den Eicocon. 3. Die Cribellumdrüsen fertigen das gekräuselte Gewebe an. '') Siehe EmertonT. 70 Carl Apstein: 4. Die lappenförmige Drüse liefert den Spinnstoff zum Bewerfen der Beute. 5. Die glandulae piriformes bilden das Wohn- resp. Fanggewebe und befestigen die einzelnen Fäden an festen Gegenständen vermittels der sog. Haftscheibe. 6. Die Funktion der glandulae aciniformes und ampullaceae ist noch nicht erkannt. 7. Mehrere Drüsen kommen \delleicht in Anwendung, um die Beute einzuspinnen. 8. Die Fähigkeit Fäden zu schiessen besitzen auch andere Spinnen, z. B. Epeiriden, als die sogenannten Flugspinnen. 9. Pachygnatha besitzt 4 Drüsenarten, spinnt aber kein Gewebe. Litteratur - Verzeichnis. 1. Bertkau; Cribellum und Calamistrum in Archiv für Naturgeschichte 1882. Seite 316—59. 2. Bertkau ; Natürliche Anordnung der Spinnen in Archiv für Naturgeschichte 1878. 44. Jahrgang. 3. Blackwell; On the Mammulae of Spiders in Spinning in The Transactions of the Linnean Society of London 1839. Vol. XVIII. Part II. 4. Brandt und Ratzeburg; Arachniden in Medicinische Zoologie 1833. 5. Buchholz-Laudois; Anatomische Untersuchungen über den Bau der Araneiden. Müllers Archiv 1868. Seite 240—255. 6. Dahl; Analytische Bearbeitung der Spinnen Norddeutschlands in Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig - Holstein. 5. Band. 1. Heft. 1883. 7. Emerton; The structure and habits of Spiders in lUustrated Boston Cassino 1883. 7a. Henking; Nahrungserwerb und Nestbau von Theridium riparium (Blackw.) Thor, in Kosmos 1866. Bd. 1. 8. Hermann; Ungarns Spinnenfauna (giebt eine sehr ausführliche Litteratur- übersicht). 9. L. Koch; Verzeichnis der bei Nürnberg beobachteten Arachniden. 10. Leydig; Lehrbuch der Histologie 1857. 11. Meckel; Mikrographie einiger Drüsenapparate der niedern Tiere. Müllers Archiv 1846. Seite 50—73. 12. Menge; Lebensweise der Arachniden. Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. 1851. Band IV. Heft 1. 13. Menge; Preussische Spinnen in Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. 1866—79. Bau und Function der Spinndrüsen der Araneida. 71 14. Oeffinger; Spinnorgane von Epeira in M. Schulzes Archiv für mikroskopische Anatomie 1866. Bonn. II. Band. Seite 1—11. 15. Olilert; Arachniden Prensser.s. Leipzig 1867, 16. Schimkewitsch; Sur l'anatoraie de TEpeire, Zoologischer Anzeiger 1881. (Vorläufige Mitteilung.) » Etüde sur Tanatomie de TEpeire in Annales des Sciences Naturelles YI. Serie 17 t. 17. Treviranus; Innerer Bau der Arachniden. Nürnherg 1812. Seite 41 — 44. 18. Wasmann; Beiträge zur Anatomie der Spinnen in Abhandlungen des natur- wissenschaftlichen Vereins zu Hamburg. 1846. Seite 131 — 161. 19. Zimmermann; Die Spinnen der Umgegend von Niesky. Tafel -Erklärung. Die lineare Vergrösserung der Figuren ist in Form eines Bruches angegeben. Ueber die Benennung der einzelnen Teile einer Drüse giebt Fig. 10 Aufschluss. Folgende Abkürzungen wurden angewendet: ac = glandulae aciuiformes, p = >> piriformes, am =: » ampuUaceae, ag = » aggregatae, t = » tubuliformes, Cr = Cribelluradrüsen, 5 := Weibchen, 1 = lappenförmige Drüse. Figur 1. Epeira diademata $ Spinndrüsen in situ nat. Vi- » 2. » » glandulae aciniformes ^"/i- » 3. " » Längsschnitt der gl. ac '""/i- 4. » » Querschnitt dicht vor dem Ende des Ganges der gl. ac ^"/j. 5. •> » Spinnspule der gl. ac '***/p 6. » •' glandula piriformis '"^/j. » 7. » » Längsschnitt der gl. p '"^/i. 8. » » Querschnitt dicht vor dem Ende des Ganges der gl. p '"/i. » 9. » » Spinnspule der gl. p ^®7i- » 10. » » glandula ampullacea 7i- a + b: Drüse im engem Sinne, a: Anfangsteil, b : bauchige Erweiterung , c -f d : Ausführungs- gang, c: Knie, d: Einfacher Gang, e: Spinnwarze, f+g: Spule, f: Basalstück, g: Ansatzstück. 72 Carl Apsteiu: Figur 11. Epßira diademata Querschnitt durch die bauchige Erweiterung ^"/j. » 12. " .. Teil der vorigen Figur mit dem zurückkehrenden Gange '«7,. » 13. » » Längsschnitt durch den Uebergangsteil der Drüse in den Gang gl. am '^7i- » 14. » » Querschnitt durch das Knie der gl. am "7,. » 15. » » ■• durch den Einteil des Ganges der gl, ampullacea ""*/j. » 16. » » Längsschnitt durch die Spule der gl. am '^7i- •> 17. » , » glandula tubuliformis '/,. •' 18. » » Querschnitt der gl. tubuliformis ''Vi • '• 19. » » » des Ganges der gl. t ^'7i. » 20. » " 5 Querschnitt des glandula tubuliformis Ganges dicht vor der Warze ^'7i- »21. » » Längsschnitt der Spule der glandula tubuli- formis '^7i- » 22a. » » glandula aggregata 7i- » 22b. » » Querschnitt der glandula aggregata ^^l^. » 23. » .. .. durch den mit Höckern besetzten Teil des Ganges der glandula aggregata '"Vt- •• 24. » » Längsschnitt durch denselben Teil '"^i- » 25. » » Querschnitt durch den Endteil des Ganges der glandula aggregata. " 26. >. .. Längsschnitt durch die Spule der glandula aggre- gata '^7i- •• 27. » » Obere Spinnwarze "/j. » 28. » .. Mittlere Spinnwarze "/i- >• 29. » ,. Untere Spinn warze *^/^. " 30. » » glandulae aciniforrais mit abgezogenem Gange **/. . » 31- « » glandula piriformis. Längsschnitt durch den die Drüse ausfüllenden Spinnstoff. » 32. » » Querschnitt der glandula piriformis, um die zwei Teile des Spinnfadens zu zeigen. » 33. Tetragnatha extensa, obere Spinnwarze ^7,. '• 34. » >. mittlere Spinnwarze 2"7i- » 35. » .. untere Spinnwarze "71- » 36a. Linyphia triangulari.s. Teil des Ganges der gl. aggregata '7,. ^- '> » Endteil der glandula tubuliformis '7i. '• 37. Steatoda bipunctata, lappenförmige Drüse ^^j. " 38. .. » Querschnitt der lappenförmigen Drüse *7i- " 39. » » Längsschnitt durch den Gang der lappen- förmigen Drüse '^7i- " 40. >. » Querschnitt durch die lappenförmige Drüse ^^j. » 41. Linyphia triangularis. Obere Spinn warze «Vi- - » 42. » „ Mittlere » «*/,. » 43a. » » Untere » ^*|^. " b- " » Kleine Spinnspule der unteren Warze ^*''|^. » 44. Theridium sisyphium. Obere Spinnwarze "/i- Bau und ruiiction der Si)inndrüseu der Araneida. 73 Figur 45. Steatoda bipunctata. Obere Spinnwarze "Vi- ■• 46. Pachygnatha. Obere Spinnwarze -'7i- >' 47. .. Mittlere » ->%. » 48. » Untere » "/i. » 49. Clubiona holosericea. Spinndrüsen in situ naturali '/i- » 50. » » Obere Spinn warze *7i- » 51. .. .. Mittlere » "/^, -• 52. .. >. Untere •■ *V,. » 53. Argyroneta aquatica. glandula tubulitbnnis ^\\. " 54. Segestria senoculata. Spiundrüsen in situ natui-ali ' j. » 55. » >. Längsschnitt durch den Endteil der glandula ampullacea "Vi- » 56a. » » Querschnitt durch die glandula ampullacea ^7i- b. » <> Zellen aus dem Endteil der glandula ampul- lacea 380/j. » 57. Prothesima Petiverii. Obere Spinnwarze *-/\. » a. » .. Grosse Spule der oberen "Warze '*7i' , » 58. » .. Mittlere Spinnwarze ^Vi- » a. » » Mammillenförmige Spule der mittleren Warze '"»'i. •• 59. » .. Untere Warze *-/i. » 60. » petrensis. Obere Spinnwarze, Endglied ausgestülpt *'/,. " 61. » » » » » eingezogen *7f » a, » .. Spule der oberen Warze '*7i- » 62. Tegenaria domestica, Spinndriisen in situ naturali '/i- » 63. » » glandula tubuliformis , Querschnitt dicht vor dem Gange '"7f » 64. » » Längsschnitt der glandula tubuliformis dicht vor dem Gange. » 65. » .. Obere Spinnwarze ^-/i- » 66. » .. Mittlere » ^-/j. •• 67. Agalena lahyrinthica, Spinndriisen '/i- " 68. » .. glandula ampullacea '*/,. » 69. » » Obere Spinn warze *7i. a. >. .. Grosse Spule. 69b. Mittlere Spule ''"/i- » 70. •> » Mittlere Spinn warze ^7i- »71. .. .. Untere -. ^7i. » 72. Segestria senoculata. Obere Spinnwarze ^7i- » 73. » .. Mittlere » »«/,. » 74. » « Untere » ^7i. » 75. Amaurobius fenestralis. Spinndrüsen '"/j. » 76.*) Lycosa amentata. Spinndrüsen '7i. » 77. » » Verzweigte glandula tubuliformis '•'7i. » 78. >• .> Obere Spinnwarze ^7i- » 79. » >. Mittlere » »«/i. '• 80. » » Untere » ^o. *) Die Figur gilt auch für die Laterigradae. J'4 C a r 1 A p s t e i n : Bau und Function der Spiundrüsen der Araneida. Figur 81. Ocyale mirabilis. Knie der glandula ampullacea ''^'7,. .. 82. » » $ glandula tubuliforrais nach der Eiablage ■*7i- » 83. Epiblenum scenicum. Obere Spinnwarze '^Vi- >. 84. » • » Mittlere » «Vi- » 85. » » Untere » *V,. » 86. Pholcus. Drüse in situ naturali "/i. » 87 ac. » Querschnitt durch die Drüse « (siehe Figur 86 a — c) "/,. » 88. ■• Querschnitt durch die ganze Spinne, um die Lage der homogenen Masse zu zeigen, in der die Drüsen liegen ^'/i- h = Herz, 1 = Leber, G = Homogene Grundmasse. » 89. •• Querschnitt durch den Endteil der Drüse «, wo sie die Drüse y bildet *7i- » 90. « Querschnitt durch den Drüsencomplex, enthaltend Gänge von «, Drüse y und 2 Drüsen ß ®Vi ^i = Eier. » 91. " Längsschnitt durch die Drüse « mit y ^'/i- » 92. >' Obere Spinnwarze '^"/i- » 93. » Mittlere » '27,. » 94. » Untere » ''^"/i. » 95a. Amaurobius. Gekräuseltes Gewebe, schwächer vergrössert. » b. » Stärker vergrössert. Besehreibung eines Zwitters von (f astropaclia Quercus nebst allgemeinen Bemerkungen und einem Verzeichniss der beschriebenen Arthropodenzwitter. Von Ph. Bertkau in Bonn. Mit Fig. 1—3. In der entomologischen Literatur sind die Mittheilungen über Fälle von ,, Zwitterbildungen" zahlreich, so dass schon 1825 Ru- dolphi den freilich nur im Vergleich zu den Wirbelthieren gültigen Satz aussprechen konnte, diese Fälle seien in der Klasse der Insekten „sehr häufig vorkommende." Eine 1861 von Hagen in der Stettin. Entom. Zeitg., 22. Jahrg., S. 259—286, vorgenommene Zusammen- stellung der bis dahin bekannt gemachten Insektenzwitter ergibt die Zahl von 119; Gerstäcker (in Bronn, Klassen und Ordnungen, V, 1, S. 205 ff.) rechnet 1868 144 Arthropodenzwitter, von denen 117 auf die Schmetterlinge, 17 auf die Hautflügler, 6 auf die Käfer, 2 auf die Zweiflügler, 1 auf die Geradflügler und 1 auf die Krebsthiere entfallen, und seit jener Zeit hat sich, wie das Verzeichniss am Schlüsse dieses Aufsatzes ausweist, diese Zahl mehr als verdoppelt, so dass in den letzten 20 Jahren durchschnittHch 8 Zwitter jährlich beschrieben sind. So häufig nun aber auch „Zwitter" erwähnt und beschrieben werden, so beschränkt sich die Beschreibung in den meisten Fällen auf die Schilderung der sekundären Geschlechtsmerkmale; ja, das Zusammenvorkommen der männlichen und weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmale ist in den meisten Fällen der alleinige Grund, von einem Zwitter zu sprechen. Und gerade aus der Ordnung, aus welcher die zahlreichsten Zwitter gemeldet werden, liegen nur drei Untersuchungen der Geschlechtsorgane vor, von denen die beiden älteren zudem mancherlei Fragen offen lassen, und selbst die Be- schaffenheit der äusseren Begattungswerkzeuge geben die wenigsten 76 Ph. ßertkau: Beschreibe!" an, weil sie die geringe Beschädigung, welche zur Er- kennung derselben in den meisten Fällen nöthig ist, an der kost- baren Sammlungsrarität nicht vornehmen wollen. Und doch ist für die Frage nach dem Zusammenhang der sekundären Geschlechts- merkmale mit den primären die Kenntniss der letzteren bei den sog. Zwittern von der grössten Bedeutung. Ich benutzte daher die Gelegenheit, von einem „halbierten Zwitter" von Gastropacha Quercus, in dessen Besitz ich diesen Sommer kam, auch die inneren Geschlechtsorgane zu untersuchen und lasse unten eine Beschreibung derselben folgen. Zuvor aber seien kurz die wenigen Fälle, in denen die Geschlechtsorgane von Zwitter- insekten untersucht sind, besprochen. Der älteste bekannte Arthropodenzwitter wurde auch anatomisch untersucht. Es ist dies ein Hummer, über den F. Nicholls 1730 in den Philosoph. Transactions berichtete. Die rechte Körperhälfte war weiblich, die linke männlich. Rechterseits war ein Eierstock vorhanden, dessen Eileiter an der Basis des dritten Beinpaares aus- mündete; sämmtliche Fusspaare des Hinterleibes waren an dieser Seite breite, lamellöse Platten. Auf der linken Seite lag ein Hoden, dessen Ausführungsgang an der Basis des fünften Beinpaares mündete, während das erste Abdominalbein dieser Seite griifelförmig zu einem Penis umgestaltet war. Die Beschreibung, welche Klug von einem Zwitter der Melitaea didyma entwarft, spricht von einem Eierstock linkerseits und von männlichen Geschlechtstheilen rechterseits, die ,,mit dem äusseren Gliede in Zusammenhang waren," ist aber zu kurz gehalten, als dass man sich eine deutliche Vorstellung von den Geschlechtsorganen machen könnte, wie schon Gerstäcker beklagt. Besser ist es in dieser Hinsicht mit der durch Rudolphi 1825 mitgetheilten Schilderung bestellt, welche F. Schultz von dem Zwitter einer Gastropacha quercifolia Hefert. Auf der einen Seite lag eine Eiröhre mit 18 entwickelten und einer grösseren Zahl verkümmerter Eier, auf der anderen zwei Körper hintereinander, die für Hoden erklärt werden. Der Ausführungsgang der Eiröhre und der der Hoden vereinigten sich zu einem erweiterten kurzen Gange, der wiederum in einen engeren Kanal überging, welcher die Ruthe umschloss. Zum weiblichen Apparate gehörte noch eine Blase, die durch einen Kanal mit dem vereinigten Ausführungsgang zusammenhing. Gerstäcker deutet dieselbe als Recept. seminis; da aber der dieselbe mit dem Ausführungsgang verbindende Kanal als ziemlich lang beschrieben wird, so könnte man auch an die Begattungstasche denken. Der von Gerstäcker selbst beschriebene Zwitter von Smerinthus Populi verhielt sich etwas anders. Hier waren beiderseits (statt der normalen 4) je 2 mehr oder weniger verkümmerte Eiröhren (eine jedoch mit 10 legereifen Eiern) vorhanden, die zu zwei in je eine Tube mündeten, welche Tuben sich zu einem gemeinsamen Ovidukte vereinigten; mit dem letzteren war ein wohl ausgebildetes Recept. seminis verbunden. Ferner war eine Begattungstasche vorhanden, Bescbreibung- eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 77 die aber oliiie verbindenden Gang mit dem Recept. seminis, bezw. Ovidukt war, und überdies endeten 0\adukt imd Begattungstascbe hinten blind, so dass Aveder eine Begattung durch ein Männchen hätte Statt finden, noch auch die Eier nach aussen entleert werden können. Neben diesen weiblichen Theilen war nun aber auch eine Ruthe vorhanden, an die sich vorn ein Schlauch, nach Gers tack er der ductus ejaculatorius, anfügte. Freilich würde die Funktion dieses duct. ejac. nicht die gewöhnliche gewesen sein, da er nicht mit einem Hoden, sondern mit einer schlauchförmigen Drüse in Verbindung stand, die Gerstäcker den glandulae mucosae zuzählt. Eine von demselben zergliederte Abia sericea, die äusserlich im Vorderkörper grösstentheils männlich, deren Hinterleib aber rein w^eiblich war, zeigte auch rein weibliche Geschlechtsorgane. Die Ei- röhren enthielten 48 legereife Eier, und am Ondukt war ein Recept. seminis angebracht, das allerdings kein Sperma enthielt. Die Untersuchung der zwitterigen Drohnen des Engst er 'sehen Bienenstandes in Konstanz wies, im Allgemeinen auch zwitterige Ge- schlechtsdrüsen nach, von denen aber höchstens die Hoden auch mit tauglichen Geschlechtsstoffen gefüllt waren, und ein ähnliches Resultat erhielt Forel bei seiner Untersuchung zwitteriger Ameisen, worüber man unten vergleichen möge. In seinem Aufsatz über androgyne Missbildung bei Cla- doceren in den Sitzungsber. d. mathem. nat. Klasse d. kais. Akad. d. Wissensch. Wien, 69. Bd., 1. Abth., S. 40—46 beschreibt endlich W. Kurz von zweien der von ihm beobachteten Zwitter auch die Geschlechtsorgane. Ein in seiner Körpergestalt (nicht ganz rein) halbierter Zwitter von Dkphnia pulex hatte rechterseits ein Ovarium entwickelt, dessen Ausführungsgang sich aber nicht am Rücken neben den Abdominalzipfeln öffnete, sondern parallel dem Darm in das Postabdomen eine Strecke weit sich verfolgen Hess, ohne dass der Porus zu ermitteln gewesen wäre. Auf der linken Seite war der Hoden mit Spermatozoon erfüllt und auch das vas deferens nahm seinen regelmässigen Verlauf. — Der andere Zwitter gehörte zu Alona quadrangularis. Er trug äusserlich das Gepräge eines Männchens, bis auf das Postabdomen, das unregelmässig gestaltet war. Seine Unterseite war höckerig, aufgetrieben, und an der höchsten Stelle der Auftreibung mündete der vereinigte Ausführungsgang der beider- seitigen Geschlechtsdrüsen. Diese waren links ein vollständig aus- gebildeter Hoden, rechts ein Ovarium mit fast legereifen Eiern, dessen Ausfühl ungsgang nach Art des vas deferens abwärts gebogen war. Dies sind die mir bekannt gewordenen Beschreibungen der inneren Geschlechtsorgane von sog. Zwittern: eine im Vergleich zu der Ge- sammtsumme winzig kleine Zahl. Der ob n von mir erwähnte Zwitter von Gastropacha Quercus schlüpfte mir am 21. Juli d. J. aus einer Puppe, die ich aus einer im Mai gefundenen Raupe erhalten hatte. Es ist kein vollständig rein halbierter Zwitter (Fig. 1). Die linken Flügel und der linke Fühler, sowie Thorax und Hinterleib waren weiblich; der rechte Fühler und 78 Ph. Bertkau: Fig. 1. Grastropacha Quercus; halbierter Zwitter. die rechten Flügel waren männlich. Doch zog durch den Vorder- flügel der rechten Seite nahe am Hinterrande und durch den Hinter- flügel nahe am Vorderrand ein Streifen, wo die normale braune Färbung des Männchens durch eine mehr der gelben des Weibchens sich nähernde vertreten war; auch im Hinterfeld der Hinterflügel war die Färbung gemischt. An den linken Flügeln war der Fransensaum, der sonst gelb ist, fast schwarz. Seiner Gestalt und Färbung nach war der Hinterleib rein weiblich und Hess auch an seiner Spitze keine auf die männlichen Begattungswerkzeuge zu deutenden Theile erkennen. — Die Puppenhülse, die ich nach dem Ausschlüpfen genau betrachtete, Hess rechts eine etwas kleinere Flügelscheide erkennen als links; an den Fühlerscheiden Hess sich kein Unterschied wahrnehmen, und die Geschlechtsmerkmale am vor- und drittletzten Hinterleibsringe deuteten auf ein Weibchen hin. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 2 und 3 dessen Geschlechtsorgane, 2 von oben, 3 von unten gesehen, o. r und 0. l. rechtes und linkes Ovarium ; o. V und o. l" Andeutung von zwei Ovarialröhren am linken Ovar., od. r. und od. l. rechter und linker Ovidukt. — r. s. Receptaculum seminis. — h. c. Begattungstasche ; sp. Spalte, welche in die Begattungstasche führt. Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 79 Bei der Zergliederung zeigte sich in der Leibesliölile rechterseits ein durch zwei auf dem Scheitel sich kreuzende Furchen oberflächlich in 4 Segmente zerlegter, unregelmässig kugeliger Körper (Fig. 2 0. r.), links ein mehr in die Länge gestreckter, der durch eine Furche ober- flächlich in zwei Hälften getheilt war. (Fig. 2 0. 1.) Demselben waren ferner zwei dünnere keulenförmige Körper angefügt (0. 1' und 0. 1"), von denen der eine seitwärts, der andere in der Längsachse des Hauptkörpers gerichtet war. Sowohl der kugehge Körper rechts als auch der länghche links Hessen an ihrem hinteren Ende einen weiten Gang aus sich heraustreten (od. r., od. 1.), und beide Gänge vereinigten sich nach kurzem Verlauf zu einem median verlaufenden Gang von etwas bedeutenderem Lumen. Dieser mediane Gang Hess sich bis zum vorletzten Hinterleibssegment verfolgen, wo seine Wandung, namentlich an der unteren Seite, lockerer wurde und er ohne äusser- liche Mündung endete. Davor, auf der drittletzten Bauchschiene, befand sich eine breite Spalte (sp.), die in eine geräumige Tasche (b. c.) führt. Aus derselben entspringt, ziemlich nahe der Spalte, ein feiner Gang, der mit einer Biegung in den oben erwähnten medianen Gang einmündet; an letzterem entspringt dann endlich, ziemlich in gleicher Höhe mit der Einmündungssteile des feinen Ganges, aber nicht genau ihm gegenüber, eine langgestielte birnförmige Blase (r. s. ). Die Farbe dieser sämmtlichen Theile, die vielfach von Tracheenästen umsponnen und mit einander verbunden sind, ist ein blasses Gelb; nur die Tasche und die birnförmige Blase sind an einzelnen Stellen grünlich gefärbt. Was nun die Deutung dieser Organe angeht, so glaube ich wohl nirgends auf Widerspruch zu stossen, wenn ich sie als die weib- lichen Geschlechtsorgane bezeichne, bei denen aber die Ovarien ganz verkümmert sind. Statt der 4 Eierschläuche jederseits finden sich nur die unförmlichen Körper, an denen auf der Hnken Seite noch die Rudimente zweier Eiröhren getrennt erhalten sind, und die beiden anderen, sowie die 4 der rechten Seite wenigstens in den durch die erwähnten Furchen angedeuteten Theilstücken zu erkennen sind. — Die zur Ausleitung der Eier, zur Aufnahme des männHchen GHedes und der Spermatozoen bestimmten Theile {2 Tuben, Ovidukt, Be- gattungstasche, rec. seminis) sind vollständig und in ziemHch normaler Beschaftenheit vorhanden, nur dass der Ovidukt an seinem Ende etwas verkümmert ist und nicht nach aussen mündet. Es fehlen aber auch sowohl die Kittdrüsen, wie auch die Anhangsdrüse des Rec. seminis. Man könnte fragen, ob nicht die von mir als verkümmerte Ei- röhren angesehenen Gebilde Hoden wären, und da bei den von Klug und Schultz beschriebenen Schmetterlingszwittern von Hoden die Rede ist, so w^ll ich diesen Einwurf beantworten, so gut ich kann. Für die Hodennatur etwa des rechten Körpers Hesse sich nur die kugelige Gestalt anführen, und ich zweifle auch nicht im geringsten, dass Klug und Schultz keine histiologischen Untersuchungen vor- genommen haben, auf Grund deren sie die von ihnen erwähnten 80 Pli. Bertkau: kugeligen Körper für Hoden erldärten. Es leuchtet indessen ein, dass ein verkümmerter Eierstock eben so gut in kugeliger Gestalt erscheinen kann, wie ein normaler Hoden. Was mich bestimmt, in den beschriebenen Körpern verkümmerte Eierstöcke und nicht Hoden zu sehen, ist eben der Umstand, dass sie sich an einem unzweifelhaften, wir können sagen, in normaler Weise ausgebildeten weiblichen Geschlechtsapparat, soAveit derselbe zur Begattung und Ausführung der Geschlechtsstoffe eingerichtet ist, an der Stelle befinden, wo in normalen Verhältnissen die Eierstöcke angebracht sind. Die histiologische Beschaffenheit, sowohl der Wan- dung, als des Inhaltes dieser Körper, trägt zur Entscheidung dieser Frage nichts bei. Die Wandung bestand aus lang gestreckten platten Zellen, auf denen an einigen Stellen ein Epithel entwickelt war, wie es in den Tuben vorkommt. Der Hohlraum war von einem lockeren Gewebe angefüllt, indem Stränge von langgestreckten und vielfach mit einander verschlungenen Zellen ein Balkenwerk herstellten, dessen Maschen mit Detritus angefüllt waren. Und dasselbe Bild bot die Untersuchung des rechten Körpers, wie eines der keulenförmigen Ge- bilde der linken Seite. Demnach lässt sich der Geschlechtsapparat dieses ,, Zwitters" kurz mit den Worten charakterisieren: Die Geschlechtsdrüsen sind vollständig verkümmert; die Ausführungsgänge und äusseren Be- gattungstheile sind rein weiblich, nur dass Kittdrüsen und Anhangs- drüse des Recept. seminis fehlen. Ist nun unser Exemplar noch als ,, Zwitter" zu bezeichnen? Nein, wenn man von einem Zwitter verlangt, dass wenigstens Spuren von beiderlei Geschlechtsorganen vorhanden sind; ja, wenn man, Avie in fast allen bisherigen Fällen, das Nebeneinandervorkommen der sekun- dären Geschlechtsmerkmale für ausreichend hält. Schon die älteren Beobachter, namentlich von Scheven, warfen die Frage auf, ob die Vereinigung männlicher und weiblicher Charaktere bei den sog. In- sekten- und besonders bei den Schmetterlingszwittern nicht eine bloss äusserliehe sei, und ob nicht die Geschlechtsorgane nur einem Ge- schlecht angehörten. Auch v. Siebold (Stettin. Entom. Ztg. 1854, S.98 — 101) scheint den Nachweis des gleichzeitigen Vorkommens männ- licher und weiblicher Geschlechtsorgane für erforderlich zu halten, um ein Exemplar mit Recht zu einem Zwitter, zu einem monstrum gynandromorphum, zu erheben. Gerstäcker dagegen (a. a. 0. S. 204) meint ohne weiteres, schon ,,die Erfahrung, dass eine bestimmte Färbung oder Form dem Männchen, eine andere dem Weibchen einer Art unveränderlich zukomme, hätte zu dem Schluss füliren können, dass die Vermengung beiderlei Färbungen und Formen der Ausdruck der Vermischung beider Geschlechter sei." Diese Ansicht lässt sich nun, wie unser Exemplar lehrt, nicht mehr halten, und von Scheven hatte mit seiner Frage vollkommen Recht. Aber unsere Gastropacha Quercus ist auch geeignet, unsere Ansichten über den Einfiuss der Geschlechtsdrüsen auf die sekundären Geschlechtsmerkmale zu klären, Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. gl bezw. die Behauptung Darwin' s von dem Vorhandensein latenter männHcher Merkmale beim Weibchen, und latenter weibhcher Merk- male beim Männchen zu unterstützen. Den Einfluss der zur Reife gelangenden Gesclilechtsdrüsen auf die sekundären Geschlechts- charaktere haben v^ir dann nicht sowohl in der Ausbildung des dem betreffenden Geschlecht zukommenden, als vielmehr in der Unterdrückung der dem anderen Geschlecht eigen- thümlichen sekundären Geschlechtsmerkmale zu sehen. Hier, wo die weiblichen Geschlechtsdrüsen vollkommen verkümmert waren, konnten sie auch die Entfaltung der männlichen sekundären Ge- schlechtscharaktere nicht hintanhalten. Aus dem Typus der Wirbelthiere sind ähnliche Beispiele auch schon bekannt: Hirschkühe und Rieken mit Geweihen, Hennen mit Hahnenfedern u. s. w. Unter den Insektenzwittern mögen namentlich die sog. gemischten Zwitter und unter den halbierten Zwittern die- jenigen, bei denen der Hinterleib die Merkmale nur des einen Ge- schlechts trägt, weitere Beläge für unsere Ansicht enthalten, deren Prüfung durch Zergliederung solcher Zwitter aber immerhin noch ein Bedürfniss ist. Es ist oft die Frage aufgeworfen worden, in wie weit die Zwitter zur Fortpflanzung tauglich seien, wobei wir die Frage, ob sie sich selbst befruchten können, einmal ganz bei Seite lassen wollen. Ein Fall, dass ein Zwitter als Männchen die Begattung mit einem Weibchen versucht hätte, ist mir nicht bekannt geworden; die Zwitter-Drohnen des Engst er' sehen Stockes kamen nicht in die Lage, sich zu ver- suchen, da sie sofort nach ihrem Ausschlüpfen aus der Puppe von den Arbeitern aus dem Stocke getrieben wurden und draussen bald elend umkommen mussten; die Arbeiterinnen müssen sie demnach auch als Drohnen für unnütze Geschöpfe gehalten haben. Die Ver- bindung eines normalen Männchens mit einem zwitterhaft gebildeten Exemplar, wobei letzteres als Weibchen fungierte, ist indessen mehr- fach beobachtet worden, bezw. zu erschUessen. So werden ein Exemplar von Parnassius Apollo und Delius er- wähnt, von denen das eine ein regelrecht halbierter Zwitter war, das andere ,, Zeichen" von Hermaphroditismus trug; beide wiesen das Be- gattungszeichen auf zum Beweise, dass sie mit einem Männchen kopuliert hatten. Newman berichtet ferner von einer Ocneria dispar von weiblichem Habitus, deren Fühler aber die Mitte zwischen Männchen und Weibchen hielten. Dieses Exemplar wurde drei Stunden lang von einem Männchen begattet, legte aber keine Eier ab, die über- haupt nicht entwickelt waren und starb nach 3 Tagen. AI tum fing einen gemischten Zwitter von Dyticus latissimus in copula mit einem Männchen; leider wurde die Untersuchung der Geschlechtsorgane, die in diesem Falle ganz besonderes Interesse gehabt hätte, unter- lassen. Aus diesen Verbindungen von ]\Iännchen mit zwitterhaften Weibchen ist indessen für die Frage der Fortpflanzungsfähigkeit nichts Aich. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 1. (J 82 Pb. Bertkau: zu folgern, da ja auch eine copulatio inter mares unter den Insekten keineswegs zu den Seltenheiten gehört. Dass bei dem von mir be- schriebenen Exemplar ein Männchen die Kopulation hätte vollziehen können, braucht nicht ausgeführt zu werden, eben so wenig aber auch, dass die Liebesmühe verloren gewesen wäre. Und so neige ich mich überhaupt der Ansicht zu, dass solche „Zwitter" thatsächlich geheris neutrius sind, eine Ansicht, die auch durch Scopoli's Be- richt (Introductio , S. 416) von befruchteten Eiern, die ein Zwitter von Gastropacha Pini gelegt haben soll, nicht erschüttert Avorden ist. Ueber die Ursachen der Zwitterbildung sind zwei annehmbare Vermuthungen aufgestellt worden, die aber, wie sie nur für ganz bestimmte Fälle aufgestellt sind, auch nur eine beschränkte Zulässig- keit haben. Anlässlich der Untersuchungen der Zwitterdrohnen des Eugster'schen Stockes leitete v. Siebold diese Missbildungen von einer mangelhaften Befruchtung ursprünglich zu Weibchen bestimmter Eier her. Diese Erklärung genügt vollkommen und steht mit allen bekannten Erscheinungen im Einklang, muss aber natürlich auf die Fälle beschränkt bleiben, in denen es sich um Insekten handelt, bei denen Parthenogenesis mit Arrhenotokie vorkommt; und so möchte für die verhältnissmässig zahlreichen FäUe von Zwittern unter den Bienen, Ameisen, Schlupf- und Blattwespen jene Erklärung Gültigkeit haben. Sie aber auch auf die Schmetterlinge auszudehnen, wie Packard es thut, geht so lange nicht an, als wir nicht bei diesen die Bedingungen kennen, welche die Entwickelung eines Eies zu einem männhchen oder weiblichen Individuum veranlassen, bezw. so lange wir nicht wissen, ob b i ihnen auch Arrhenotokie oder The- lytokie verkommt; abgesehen von den Sackträgermotten sind aber die parthenogenetisch n Nachkommen der übrigen SchmetterHnge sowohl Männchen wie Weibchen. Kurz, der gegen Ende eines Sommers 4 Zwitter von Cladoceren beobachtete, erklärte diese Erscheinung als eine Art Rückschlag: die Weibchen, die bis dahin nur Weibchen hervorgebracht haben, sollen nun Männchen erzeugen, und da ist ein theilweiser Rückfall in die weibliche Bildung wohl verständlich. — Diese Erklärung, wenn man sie als Erklärung gelten lassen will, lässt sich natürli(;h nur auf eine mit den Cladoceren übereinstimmende Fortpfianzungsart an- wenden, also z. B. auf die Aphiden, wenn von diesen Zwitter bekannt werden würden. In allen übrigen Fällen müssen wir vorläufig auf die Erkenntniss der letzten Ursache dieser Missbildungen verzichten und uns einfach darauf beschränken, sie wie jede andere Verkümmerung als etwas gegebenes anzunehmen. Dass bei den Zwitterbildungen auch da, wo männliche und weibliche Geschlechtsorgane vorhanden sind, diese in dem Zustand der Verkümmerung sich befinden, hat sich in den wenigen Fällen herausgestellt, wo eine anatomische Untersuchung vorgenommen worden ist. Für die Fälle, wo eine solche Untersuchung nicht gemacht ist, ist wenigstens das verhältnissmässig häufige Auftreten anderer Abnormitäten bemerkenswerth , das die Annahme begünstigt, dass Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. gß sich auch die Geschlechtsorgane in abnormem Zustand befunden haben. Dass von zwitterigen Schmetterhngen wiederholt ein schwer- fälliger, matter Flug gemeldet ist, will ich für meine Betrachtungen nicht verwerthen, da dieser durch die Asymmetrie der Flügel bedingt sein kann, gerade wie auch das Stutzen eines Flügels dem Vogel den Flug erschwert oder unmöglich macht. Aber in dem von Speyer (1881; No. 255— 264) mitgetheilten Falle einer ganzen Zwitterfamilie von Saturnia Carpini waren die 10 zwitterigen Exemplare zugleich alle verkrüppelt, und 5 hatten nicht einmal die Kraft besessen, die Puppenhülse zu sprengen. Ferner sind bei den doch immer als Ab- normität anzusehenden Aberrationen häufig Zwitter beobachtet worden. Standfuss (1886, No. 238 — 241) fand bei seiner var. lugens von Aglia tau 4 Zwitter; weiterhin sind noch 10 Fälle (No. 4. 5. 72. 83. 91. 144. 155. 187. 195. 269) bekannt geworden, in denen der Zwitter zugleich eine Kombination zweiter (Farben)- Varietäten darstellte; in einem Falle (No. 187) soll er sogar eine Vereinigung zweier Arten (Smerinthus Populi und ocellatus) gewesen sein. Hieraus lässt sich wohl der Schluss ziehen, dass alle die Verhältnisse, die andere Ab- normitäten im Gefolge haben, auch das Zwitterthum begünstigen. Ich lasse hier nach dem Vorbilde Hagen' s (Stettin. Entom. Zeitg. 1861, S. 259—286) ein Verzeichniss der Publikationen über Zwitterinsekten und ein Verzeichniss der Zwitter selbst folgen, so weit sie von Hagen nicht aufgeführt sind. Im Ganzen sind jetzt bekannt Crustaceen 8, Spinnen 2, Insekten 325, und zwar Orthopteren 2, Dipteren 8, Schmetterhnge 255, Hautfiügler 51, Käfer 9. Eine seit- liche Trennung der Geschlechter ist in 153 Fällen angegeben; von diesen sind 78 rechts c^, links $, und 68 umgekehrt links <$, rechts $; von 7 konnte ich nichts näheres angeben. 1730. F. NichoUs, An account of the hennaphroditic lobster presented to the R. society etc., in Philosoph. Transactions, XXXVI, No. 413, March and April 1730, S. 290 ff. (Nach Gerstäcker, in B^-onn, Klassen und Ordnungen des Thierreiches , V, 1., S. 205). — No. 127. 1801. Laubender, Einige Bemerkungen über die von Herrn Schulmeister Lukas neu entdeckten Stacheldrohnen; Oekonom. Heft., XVn, S. 429. 1803 — 1804. Lukas, Vermischte Beiträge zum Fortschritte der Wissenschaft der Bienenzucht. 1808. Lukas, Entwurf eines wissenschaftHchen Systems der Bienenzucht, I. Theil, S. 150. — No. 303. 1819. Fr. Meissner, Doritis Apollo; Naturwissensch. Anzeiger, 2. Jahrg., S. 3. (Nach Hagen, Stettin. Entom. Ztg. 1882, S. 407). — No. 135. 1832. Allis, Mag. nat. bist. T. 5 S. 753. Argynnis Paphia. (Nach Hagen, Stettin. Entom. Zeitg. 1863, S. 290.) — No. 155 a. 84 Ph. Bertkau: 1835. E. N. D. (Doiibleday?), Entomol. Mag., 1 T. 3, S. 304. Lycaena Alexis. (Nach Stettin. Entom. Zeitg. 1863, S. 191). — No. 177a. 1845. A. Förster, Notiz über einen Zwitter der Diapria elegans Nees V. Es. — Stett. Entom. Zeitg., 16. Jahrg., S. 390—392. Seitlich getheilter Zwdtter von Diapria eJegans. — No. 279a. 1847_. Wahlberg, Öfvers. Vet. Akad. Förhdlg. 1847, S. 100. Gemischter Zmtter von Scaeva clypeata; nach Hagen, Stettin. Ent. Zeitg. 1863, S. 194. — No. 131. 1847. Eyndhoven, Allg. Konst en Letterbode, 1847, No. 36; Handl. Nederl. Entom. Vereen., 1854, S. 3f. Smerinthus Populi. (Hagen, Stettin. Entom. Zeitg. 1863, S. 192). — No. 182. 1848. 0. Heer, Stettin. Entom. Ztg. 1848, S. 160. Verfasser theilt in einer Korrespondenz mit, dass er 1847 ein Paar von Melolontha vulgaris in copula angetroffen habe, dessen ? ganz die Fühler des Männchens hatte; auch war sein Leib etwas stärker, hatte aber ganz die Gestalt des Weibchens; da das Paar sehr fest vereinigt war, so ist Zweifel ausgeschlossen. — No. 314. 1849. Gemminger, Stettin. Entom. Zeitg. 1849, S. 63. Gemminger theilt einen gleichen Fall wie Heer mit. Kraatz (a. a. 0. S. 426) glaubt indessen hier an eine copulatio inter mares denken zu müssen. 1855. Assmann, Zeitschr. d. entom. Ver. in Breslau, T. 9, Lepidopt., S. 15—28 Tab. 1. (Nach Hagen, Stettin. Entom. Zeitg. 1863, S. 193). Noctua conflua. — No. 267 a. 1857. Roger, Ein Zwitter von Tetrogmus caldarius; Berlin. Entom. Zeitschr. I. S. 15—17, Taf. I, Fig. 2. — Kraatz, Stettin. Entom. Zeitg. 1862, S. 215. — No. 280. 1860. Dönhoff, Bienenzeitung 1860, S. 174, 209. Gemischter Zwitter von Apis mellifica. — No. 304. 1860. Meinert, Bidrag til de Danske Myrers Naturhistorie. Kjöbenhavn 1860. Der Verfasser beschreibt 2 Zwitter, ohne sie zu zergliedern. Der eine ist ein Tetramorium simillimum (Myrm. cal- daria) mit männhchem Kopf, weiblichem Thorax und Hinterleib ; der zweite ist eine Myrmica lobicornis, welche den Kopf und im Allgemeinen die Dicke eines Weibchens, dagegen die Skulptur, Farbe und Ge- schlechtsorgane eines Männchens hat. „Ces donnes sont un peu sommaires et absolues," fügt A. Forel hinzu, dem ich diese Angaben entnehme, da ich das Meinert'sche Werk nicht im Urtext eingesehen habe. (Nach A. Forel, Fourmis de la Suisse, S. 139 Anm.). — No. 281, 282. 1861. Wittenhagen, Bienenzeitung 1861, S. 119. Gemischter Zmtter von Apis mellifica. — No. 305. 1861. Harnet, Revue et Magazin de Zoologie, XIII, S. 336. Zwitter von Apis mellifica. — No. 308. Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 85 1861. Roo van Westmaas, Tijdschr. voor Entomologie, IV, S. 171 ff. mit Abbild. Halbierter Zwitter von Tephrosia crepnsciüaria. — No. 274. 1861. A. Keller, Jabreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in AVürttemberg, XVII, S. 269; Stettin. Entom. Ztg. 1862, S. 285. Halbierter Zwitter von Limenitis Populi. — No. 160. 1861. Bellier de la Chavignerie, Note sur im Lepidoptere hermaphrodite (Chelonia Latreillei); Annales Sog. Entom. France, 1861, S. 31. Halbierter Zwitter von Chelonia Latreillei. — No. 197. 1862. Gerstäcker, Bericht üb. d. wiss. Leistungen in der En- tomologie w. d. J. 1861, S. 292 f. Der Verfasser beschreibt hier gelegentlich des Berichtes über andere Zwitter zwei Zwitter des Berliner Museums : halbierten Zwitter von Rusina tenebrosa und unvollkommen halbierten Zwitter von Megachile sp. — No. 267, 301. 1862. Smith, Proceed. Entom. Soc. London 1862, S. 89f. Gemischter Zwitter von Apis mellifica. — No. 307. 1862. Newman, Proceed. Entom. Soc. London 1862, S. 70. Ein Weibchen von Liparis dispar mit männlichen (nach West- wood, S. 77, männlich-weiblichen) Fühlern. — No. 204. 1862. Fallou, Bull. Soc. Entom. France 1862, S. 35. Gemischter Zwitter von Aglia tau. — No. 235. 1862 — 1865. Die über den sog. Eugster'schen Stock bei Konstanz, in welchem mehrere Jahre hindurch zahlreiche Bienenzwitter zur Entwicklung kamen, gemachten Mittheilungen folgen hier zusammen: Menzel, Bienenzeitung 1862, S. 167, 186. Derselbe. Ueber die Geschlechtsverhältnisse der Bienen im Allgemeinen und über die Befruchtung der Königin, über Partheno- genesis und Zwitterbildung im Besonderen ; Mitth. d. Schweiz. Entom. Gesellsch., IL, S. 15—30. Derselbe. Ueber Zwitterbildung bei den Bienen; ebenda III. S. 41—56. V. Siebold. Ueber Zwitterbienen ; Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, XIV, S. 73—80; Bienenzeitung 1865, S. Uff. Gerstäcker, Sitzgsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin, 16. Febr. 1864. V. Siebold erklärt die Bildung von Zwitterbienen in an- sprechender Weise: Da das Bienenei ohne Befruchtung entwickelungs- fähig ist und sich unbefi'uchtet zum S entwickelt, während die Be- fruchtung bewirkt, dass ein ? entsteht, so entstehen die Zwätterbienen durch ungenügende Befruchtung; es ist eben zur Entstehung eines $ ein gewisses Minimum von Sperma erforderlich ; wird dieses Minimum nicht erreicht, so mischen sich im Zwitter die männlichen und weib- lichen Merkmale. — No. 306. 1863. Hagen, Stettin. Entom. Zeitg., 24. Jahrg., S. 192. Halbierter Zwitter von Saturnia Carpini. — No. 246. 1863. Bond, Proceed. Entom. Soc. London 1863, S. 150 f. 86 Pb. Bertkau: Halbierter Zwitter von Anthocharis Cardamines und Papilio Machaon, beide in England gefangen. — No. 134, 137. 1863. Westwood, Proce d. Ent. Sog. London 1863, S. 160f.; G. Semper, Wien. Entom. Monatschr., VII, S. 281, Taf. 19. Ein Exemplar von Papilio Castor Westw., dessen linksseitige Flügel rein weiblich sind, während auf dem rechten Oberflügel männ- liche und weibliche Charaktere gemischt erscheinen. Am Hinterleib scheint die hnke Seite weiblich , die rechte männlich . zu sein. — No. 132. 1863. J. Lederer, Wien. Entom. Monatschr., VII, S. 28 mit Abbild. Halbierter Zwitter von Gastropacha Pini. — No. 221. 1863. Fuss, Berlin. Entom. Zeitschr., VII, S. 436. Malachius marginellus. — No. 310. 1864. Döbner, Zwitter und Missbildungen; Stettin. Entom. Zeitg., 1864, S. 196. Weibliches Exemplar von Lucanus cervus mit Ansatz zu männ- Kchen Mandibeln. — No. 311. 1864. Kretschmar, Berlin. Entom. Zeitschr., VIII, S. 397f. Zwitter von Saturnia Carpini. — No. 247. 1865. Altum, Stettin. Entom. Zeitg. 1865, S. 350f.; Abbildung 1866, Taf. 2. Gemischter Zwitter von Dyticus latissimus, mit einem ^ in copula gefangen; die in diesem Falle ganz besonders interessierende Unter- suchung der inneren Geschlechtsorgane wurde unterlassen, ,,weil be- kanntermassen bereits mehrfach der anatomische Bau der Insekten- zwitter wiederholt untersucht ist." — No. 303. 1865. Rogenhofer, Fünf Schmetterlingszwitter; Verhandl. Zool. Bot. Gesellsch. Wien, XV, S. 513—516. 1 Erebia Medea; 4 Saturnia Carpini; die letzteren im Frühjahr 1865 aus Raupen erhalten, die in der Umgegend Wiens eingesammelt worden waren. — No. 179, 248 — 251. 1865. H. Tieffenbach, Berlin. Entom. Zeitschr., IX, S. 413, Taf. III. Fig. 8. Halbierter Zwitter von Ocneria dispar. — No. 201. 1865. W. Edwards, Notes upon Papiho Asterias and Saturnia Promethea hermaphrodites ; Proceed. Entom. Soc. Philadelphia, IV, S. 390. Halbierter Zwitter von Papilio Asterias; gemischter von S. Pro- methea. — No. 133, 242. 1865. Fallou, Note sur en nouveau cas d'hermaphrodisme chez un Lepidoptere Rhopalocere du genre Argynnis, A. Paphia ; Ann. Soc. Entom. France 1865, S. 496—498, Taf. 11, Fig. 10. Links rein männlich, rechts weiblich mit einigen Beimischungen männlicher Charaktere auf den Flügeln; Hinterleib Hnks männhch, rechts weiblich. — Der Verfasser hebt hervor, dass durch diesen Fall die geringe (!) Zahl der halbierten Zwitter, die links männlich und rechts weiblich sind, um einen vermehrt werde. — No. 156. Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 87 1866. Butler, Proceed. Entom. London 1866, S. 173. Halbierter Zwitter von Danais Ismare. — No. 163. 1867. Kriechbaumer, Ein Zwitter von Erebia Medea; Ver- handl. Zool. Bot. Ges. Wien, XVII, S. 809 f. Halbierter Zwitter. — No. 174. 1867. Perty, Mitth. d. naturf. Gesellsch. in Bern. No. 603 bis 618, S. 309. Parnassius Delius mit Anzeichen des ZAvitterthums , aber auch mit Begattimgszeichen, und eine Forflcula auricularia mit un- symmetrischen Zangenhälften. — No. 130, 136. 1867. E. Ballion, Hör. Soc. Entom. Rossic, VI, S.33, Taf.I, Fig. 2. Halbierter Zwitter von Endromis versicolora. — No. 234. 1867. A; Müller, Entom. Monthl. Magaz., III, S. 213. Halbierter Zwitter von Gastropacha Crataegi. — No. 22.5. 1867. Gerstäcker, Sitzungsber. Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin, 1867, S. 25 f. und Bronn, Klassen und Ordnungen des Thier- reichs, V. 1, S. 213—215. Smerinthus Populi. — No. 182 a. 1867 und 1868. G. Dorfmeister, Ueber Zwitter bei den SchmetterKngen ; Mitth. naturw. Ver. f. Steiermark, IV, S. 68 — 70; Stettin. Entom. Zeitg. 1868, S. 181—184. Der Verfasser versucht eine Erklärung der Zwitter in der Weise, dass er annimmt, schon bei der Bildung der Eikeime finde eine Mischung des weiblichen und männlichen Elementes Statt, und es müsste also immer ein Zwitter in derselben Brut seine Ergänzung finden. „SoUte z. B. der erstentwickelte V^ Theil männlich und Vd Theil weiblich sein, so müsste der zweite (wenn nicht mehrere Antheil haben) V4 Theile männlich und V4 Theil weiblich sein." — Ferner werden 5 Zwitter erwähnt : Pontia Cardamines, 2 Gastropacha Quercus, 2 Liparis dispar. — No. 138, 202, 203, 228, 229. 1868. H. Lucas, Note sur un cas d'hermaphrodisme observe chez un Lycaena Alexis; Ann. Soc. Entom. France 1868, S. 744. Halbierter Zwitter. — No. 177. 1869. A. Speyer, Zwitterbildungen bei Sphinx Nerii und einige Worte über den Hermaphroditismus bei Insekten; Stettin. Entom. Zeitg. 1869, S. 235—255 und Nachtrag 1870, S. 77. Ausser der Beschreibung zweier zwitteriger Exemplare von Deilephila Nerii enthält der Aufsatz Bemerkungen über die sekun- dären Geschlechtsunterschiede der Sphingiden, die sich in der Zahl der Hinterleibssegmente und Form der Haftborste zeigen; ferner über die Geschlechtsunterschiede der Puppen. Statt der Benennung „voll- kommene" und „unvollkommene" Zwitter werden die Bezeichnungen ,,dichotomische oder halbierte" und ,, nicht halbierte" in Vor- schlag gebracht, und unter letzteren drei Gruppen unterschieden. — No. 189. 190. 1869. A. Rogenhof er, Verhandl. Zool. Bot. Gesellsch. Wien, XIX, S. 191, 918. 88 Ph- ßertkau: 3 Rhodocera Rbamni, 1 Rh. Cleopatra, 1 Gnophos dilucidaria. — No. 147, 148, 149, 152, 272. 1870. Fallou, Bull. Soc. Entom. France 1870, S. 58 und Annales 1871, S. 369, PL 5, Fig. 7, 8. Ein Weibchen von Anthocharis Cardamines mit orangefarbenen Streifen in dem Aiissenwinkel der Vorderflügel. — No. 139. 1871. Schenck, Einige Bienen-Hermaphroditen; Stettin. Entom. Zeitg. 1871, S. 335. Andrena fasciata, helvola, convexiuscula, albicrus (?); Nomada fucata. — No. 291, 292, 293, 294, 296. 1872. Gerstäcker, Sitzgber. Ges. naturf. Freunde zu Berlin 1872, S. 33. Ein im Allgemeinen den Eindruck eines c^ machendes Exemplar von Abia sericea war mit der Legescheide des $ ausgerüstet und enthielt in seinem Hinterleib eine grosse Zahl legereifer Eier und ein (leeres) recept. semin. — No. 277. 1872. 0. Nickerl, Beschreibung einiger Zwitterbildungen bei Lepidopteren; Verhandl. Zool. Bot. Gesellsch. Wien, XXH, S. 727—732. Zwitter von Lycaena Argus; (2) Satyrus Semele; Smerinthus Populi; Ocneria dispar; Gastropacha Crataegi, Quercus. — No. 165, 175, 176, 182b, 200, 226, 227. 1872. C. Dietze, Beschreibung eines Hermaphroditen von Aglia tau; Stettin. Entom. Zeitg. 1872, S. 331—333. Der Zwitter hatte in jedem einzelnen Körpertheile männliche und weibliche Merkmale gemischt. — No. 236. 1873. Sintenis, Sitzgsber. Dorpater Naturf. Gesellsch., 3. Bd., 5. Heft, S. 398. Unvollkommen halbierter Zwitter von Lythria purpuraria. — ^ No. 268. 1873. A. Dihrik, Lepidopterologisches 1; Stettin. Entom. Zeitg. 1873, S. 113. Gemischter Zwitter von Rhodocera Rhamni. — No. 151. 1873. G. Kraatz, Beschreibung eines Maikäfer-Zwitters. Berlin. Entom. Zeitschr. XVH, S. 425—429, Taf. 1, Fig. 21. Verf. führt die wenigen Fälle von wirklichem Zwitterthum unter Käfern auf, dann Fälle, wo ein scheinbares Zwitterthum vorlag, indem der eine Fühler des 3 per defectum dem des Weibchens ähnlich war; den von Heer mitgetheilten Fall eines in copula angetroffenen Paares, dessen ? die Fühler des ^ hatte und den im Anschluss hieran ge- meldeten Fall von Gemminger. Letzteren bestreitet aber Kraatz und meint, dass hier eine copulatio inter mares Statt gehabt habe. Dann beschreibt er einen Zwitter von Mel. vulgaris, dessen linke Körper- hälfte nach Fühlerbildung, Gestalt der Vorderschiene und Behaarung weibHch war, während die rechte in denselben Körpertheüen die männlichen Merkmale zeigte. Die Hinterleibsspitze ist auf der linken Seite schräg abgeschnitten. — No. 313. 1874. W. Kurz, lieber androgyne Missbildung bei Cladoceren; Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercns. ^9 Sitzber. math.-naturw. Classe d. k. k. Akadem. d. Wissensch. Wien, 69. Bd., 1. Abth. S. 40—46 mit Tafel. Ein nicht ganz rein halbierter Zwitter von Daphnia pulex, ein gemischter, überwiegend weiblicher Zwitter von D. Schaefferi; zwei Zwitter von Alona qiiadrangularis, von denen der eine einen männ- lichen Habitus trug, aber auf der linken Körperseite ein Ovarium mit fast legereifen Eiern enthielt, während der andere bei einem männlichen Umriss des Körpers einzelne Gliedmassen und Theile bald männlich, bald weiblich entwickelt hatte. — Der Verfasser erklärt das Auftreten dieser Zwitter als eine Art Rückschlag : Die Weibchen, die bis dahin nur Weibchen hervorgebracht haben, sollen nun plötzlich Männchen produziren, und da ist bei einem solchen männlichen Ei- keime ein Rückfall in die weibliche Bildung leicht vorauszusetzen. — No. 120, 121, 122, 123. 1874. Loew: Ueber einen Zwitter aus der Ordnung der Dipteren. Giebel's Zeitschr. f. d. gesammten Naturwissensch., (N. F.) Bd. X (Der ganzen Reihe XLIV. Bd.), S. 75—79. — Bezieht sich auf Synarthrus cinereiventris. — • No. 131b. 1874. A. Forel, Les fourmis de la Suisse, S. 139—143, PI. II, Fig. 36, 37. Forel erwähnt die von Me inert beschriebenen Ameisenzwitter und beschreibt dann 6 ihm selbst bekannt gewordene, deren einige auch anatomisch untersucht wurden. Es sind dies Polyergus rufescens 2, Formica exsecta, truncicola, rufibarbis; Myrmica ruginodis. — Die als siebenter Zwitter angeführte Ponera androgyna Roger hat sich als die ungeflügelte Form des Männchens herausgestellt. — No. 284, 285, 286, 287, 288, 289. 1874. M. F. Wocke, Drei Lepidopteren- Zwitter; Entomol. Miscellen, herausg. vom Verein f. schles. Insektenkunde, Breslau 1874, S. 42—44. Anthocharis Cardamines; Gastropacha lanestris; Angeronia prunaria. — No. 140, 233, 269. 1874. A. Speyer, p]in interessanter Zwitter von Zygaena Trifolii E.; Stettin. Entom. Zeitg. 1874, S. 98—103. Kombination von var. Orobi und var. coniluens. — No. 195. 1875. A. S. Packard, On Gynandromorphism in the Lepi- doptera; Memoirs Boston Soc. Nat. Hist., Vol. II Part IV No. III, S. 409—419, PI. XIV Fig. 1, 2. Zwei Zwitter von Callosamia Promethea. Zur Erklärung der Zwitter dehnt Packard die Betrachtungsweise v. Siebold's, dass die Zwitter einer ungenügenden Menge von Sperma ihr Entstehen ver- danken, auch auf die Schmetterlinge aus. — No. 243, 244. 1875. von Hagens, über Bienen-Zwitter ; Corrbl. Naturh. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westfalens 1875, S. 73. Prosopis obscurata; Nomada glabella; Sphecodes reticulatus. — No. 295, 297, 299. 90 Ph. Bertkau: 1875. Bellier de la Chavignerie; Bull. Soc. Entom. France 1875, S. 14. Halbierter Zwitter von Lycaena Alexis. — No. 178. 1876. Weithofer, Sitzgsber. Naturf. Ver. Brunn, XV, 1, S. 40. Halbierter Zwitter von Ocneria dispar. — No. 206. 1877. A.Fuchs, Lepidopterologische Mittheilungen. 1.; Stettin. Entom. Zeitg. 1877, S. 131. Pieris daplidice und Bupalus piniarius. — No. 142, 276. 1877. V. Ghiliani, Ermafroditismo e dimorfismo riuniti in un medesimo Lepidottero; Bull. Soc. Entom. Ital., IX, S. 245 — 248. Zwitter von Argynnis Paphia, kombiniert mit var. Valesina; er- wähnt ist auch ein Semi-Hermaphrodit von Colias Hyale. — No. 145, 155. 1878. Simroth, GiebeFs Zeitschr. f. d. ges. Naturw., LI. Bd., S. 347—350. Ein vermeintlicher Zwitter von Melolontha vulgaris, dessen linker Fühler verkümmert war, erwies sich bei der Zergliederung als ein wohl ausgebildetes Männchen, vergleichbar dem von v. Siebold in der Stettin. Entom. Zeitg. 1854, S. 101 mitgetheilten Falle. 1879. S. C. Dodge, Monstrosities among Bees (Hermaphroditism) ; Americ. Bee Journ., XV, S. 498. — No. 309. 1879. Flett, Scot. Naturalist, XXIX, S. 199. Zwitter einer Honigbiene; die rechte Seite ist Arbeitsbiene, die linke Drohne. — No. 309 a. 1880. E. Shuttle worth, Smerinthus Populi hermaphrodites; The Entomologist, May 1880, S. 116. Zwei Exemplare, deren einer Fühler männlich war, während der andere weiblich gebildet war; das eine Exemplar legte Eier. — No. 185, 186. 1880. Proceed. Entomol. Soc. London 1880, S. 30. Smerinthus PopuH und Ennomos angularia. — No. 184, 270. 1880. Tijdschr. v. Entomologie, XXIV, Versl. S. 111. Bombus mastrucatus und Nomada succincta. — No. 298, 302. 1881. G. Mathew, Odonestis potatoria; The Entomologist S. 68; J. R. Wellman, Abnormal Odonestis potatoria; ebenda S. 227. Je ein Exemplar der genannten Art mit weiblichen Fühlern und männlichem Flügelcolorit. — No. 212, 213. [1881. Jobert, Compt. rendus de l'Acad. Sei. Paris, XCIII, S. 975—977. Verfasser untersuchte Adoxus vitis und fand nur Weibchen, die entwickelungsfähige Eier legten, obgleich ihr recept. semin. leer war. Die Anhangsdrüsen waren aber mit vibrierenden Stäbchen erfüllt, so dass vielleicht Hermaphroditismus vorliegt.] 1881. C. A. Briggs, Hybrid hermaphrodite of Smerinthus Populi; The Entomologist 1881, S. 217; W. F. Kirby, hermaphrodite-hybrid Sphingidae; ebenda S. 254. Beschreibimg eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 91 Briggs beschreibt einen Bastard von Sm. Popiüi und ocellatus, der zugleich Zwitter ist. — No. 187. 1881. C. F. Gissler, Description of a Hermaphroditic Phyllopod Crustacean (Eubranchipus) ; Americ. NaturaHst, XV, S. 136 — 139. — No. 124. 1881. A. Speyer, Eine Zwitterfamihe von Saturnia pavonia; Stettin. Entom. Zeitg. 1881, S. 477—486. 10 bei Wiesbaden einem Zweige der Salix aurita abgelesene Raupen lieferten bei Zimmerzucht vom 15. — 30. März 5 z. Th. ver- krüppelte, gemischt zwitterige Exemplare; die 5 nicht ausgeschlüpften Puppen zeigten ebenfalls clie Anzeigen des Hermaphroditismus. — Der Verf. stellt die anatomische Untersuchung der beiden Krüppel durch geübte Hand in Aussicht, berichtet aber im Jahrg. 1883, S. 24 f., dass zwei bewährte Entomologen die Zergliederung der getrockneten Exemplare für unausführbar erklärt hatten. — No. 255—264. 1881. Ragusa, II Naturalista Siciliano, I, S. 36, Tav. I, Fig. 1. Rhodocera Cleopatra. — No. 153. 1881. A. W. Malm, Entomologisk Tidskr., I, S. 5, 56. Scaeva peltata Zett. — No. 131a. 1881. 0. Herman, Trochilium apiforme, egy hermaphrodita; Termesz. Füzet., V, S. 194—196, 275—277, Taf. V, Fig. 1, 2 (col.). Das Treitschke'sche Exemplar, nach Tr. eine Vereinigung von Tr. apiforme und sireciforme, nach Herman ein halbierter Zwitter. — No. 191. 1881. H. Dewitz, Ein Zwitter von Aglia tau; Berlin. Entom. Zeitschr. 1881, S. 297. — No. 237. 1882. A. Pagenstecher, Ueber Zwitterbildung bei Lepidopteren ; Jahrb. d. nass. Ver. f. Naturk., XXXV, S. 88—101, Taf. Verf. beschreibt einen Zwitter von Sphinx Convolvuli; Saturnia Carpini und Rusina tenebrosa und vergleicht dieselben mit anderen Zwittern. Sph. Convolvuli ist identisch mit No. 36 des Hagen'schen Verzeichnisses; die anderen sind neu. — No. 252, 267. 1882. T, Gibbs, Hermaphrodite Lycaena Alexis; The Ento- mologist, XV, S. 89. — No. 179. 1882. J. J. Weir; Aberration in the genus Argynnis; The Ento- mologist, XV, S. 49—51, Taf. — No. 158. 1882. Buchillot, Bombyx neustria hermaphrodite; Feuille d. j. Naturalistes, XE, S. 146. — No. 219. 1882. R. A. Fräser, Hermaphrodite specimen of Lasiocampa Trifolü; Entomol. Monthl. Magaz., XIX, S. 111. — No. 120. 1882. B. Cooke, Naturalist Yorksh., VIII, S. 30. Myrmica laevinodis. — No. 283. 1883. de Terle, Lepidopteres hermaphrodites ; Feuille d. jeunes Naturalistes, XIII, S. 47. Nymphalis Populi. — No. 162. 92 Ph. ßertkau. 1883. H. Frey, Ein Hermaphrodit von Erebia Euryale-Adyte; Stettin. Entom. Zeitg. 1883, S. 373. Der Zwitter wurde 1867 bei Sils-Maria erbeutet; ausser diesem erinnert sich Frey nur noch eines sehr ,, unvollkommenen Zwitters von Bupalus piniarius," den er als Schulknabe in Frankfurt a. M. erzogen. Gleich Speyer (s. unten) rechnet Frey nach seinen Sammel- erfahrungen auf lOOÖOO Stück kaum 2 — 3 entwickelte Hermaphroditen. — No. 172. 1883. E. H. Jones, Hermaphrodite Orgyiapudibunda; The Ento- mologist, XVI, S. 135. — No. 198. 1883. H. Lamprecht, Entom. Nachr., IX, S. 134f. Saturnia Carpini. — No. 253. 1883. W. T. Wright, Hermaphrodite Odonestis potatoria; The Entomologist, XVI, S. 188. — No. 218. 1883. Strübing, Deutsch. Entom. Zeitschr. 1883, S. 160. Lucanus cervus. — No. 312. 1883. F. Enock, Bilateral hermaphrodite of Macropis labiata Pz.] Proceed. Entomol. Soc. London 1883, S. 25f. mit Holzschn. — No. 300. 1883. A. Speyer, Eine hermaphroditische Boarmia repandata beschrieben und mit einer statistischen Glosse versehen; Stettin. Entom. Zeitg. 1883, S. 20—25. Nach seinen Erfahrungen glaubt der Verfasser, dass erst auf mindestens 30 000 normale Exemplare ein Zwitter komme. Erwähnt ist auch ein von Grentzenberg erzogener Zwitter von Gastropacha Pini. — No. 222, 273. 1884. A. Mocsäry, Hermaphrodita rovarok a m. n. museumban; Rovartani Lapok, I, S. 53 — 57; vgl. Entom. Nachr., X, S. 114. Pieris daplidice; Epinephele Janira; Trochilium apiforme; Jno ampelophaga ; Leucoma SaHcis ; Saturnia Pyri, Carpini ; Harpyia vinula ; Ocneria dispar. (Ich habe das Original nicht vergleichen können und vermuthe, dass einige mit den von Ochsenheimer und Treitschke beschriebenen identisch sind.) — No. 141, 169, 192, 193, 199, 205, 211, 245, 246. 1884. G. Weymer, ZavcI Lepidopteren - Hermaphroditen von Apatura Iris L. und Nemeophila russula X.; Jahresber. Naturw. Ver. Elberfeld, VI, S. 74—77, mit Abbild. — No. 159, 196. 1884. 0. Speyer, Zwitterbildungen bei den Insekten, ins- besondere den Lepidopteren; Ber. d. Ver. f. Naturk. zu Cassel, 31. Bd., S. 42 f. 1884. F. A. Wachtl, Zwei Hermaphroditen von Lasiocampa Pini; Wien. Entom. Zeitg., III, S. 72f. mit Abbild., und: über einige Hermaphroditen; ebenda S. 289 f. Taf. V. Colias Edusa; Ino ampelophaga; Lasiocampa Pini; Gastropacha Quercus. — No. 146, 194, 223, 224, 230. Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 93 1884. Grumm-Grshimailo in Romanoff, Mem. s. 1. Lepidopt., I., S. 162—173. Colias Erate und Tripliysa Phryne. — No. 144, 166. 1884. R. V. Kempelen, Ueber einen Schmetterlincrszwitter; Verh. d. Ver. f. Natur- u. Heilkunde zu Pressburg, (N. F.), V, S. 79—83. — Papillon hermaphrodite ; Rovartani Lapok, I, S. 126. Ej)inephele Janira. — No. 170. 1884. R. M. Christy & R. Meldola, Hermaphrodites of Odonestis potatoria; Proc. Essex Club, III, S. 83. — No. 217. 1884. J. Röber, Ein Hermaphrodit von Argynnis Paphia ; Corrbl. Entom. Ver. „Iris", I, S. 3. — No. 157. 1884. E. Venus, Ein vollkommener Hermaphrodit von Pieris Napi ab. Bryoniae; Corrbl. Entom. Ver. „Iris", I, S. lOf. — No. 143. 1884. Purrmann, Zeitschr. f. Entomologie, Breslau, (N. F.), 9. Heft, Vereinsnachr. S. XXV. Herr Purrmann zeigte in der Sitzung vom 16. Dezember 1881 ein S von Bombyx Rubi vor, dessen Leib mit Eiern gefüllt ist. — No. 232. 1884. G. Machleidt, Zwitterbildung eines Tagfalters; Jahresber. d. Naturw. Ver. Lüneburg, 9. Bd., S. 131, mit Taf. Epinephele Lycaon. — No. 171. 1885. A. L. Ewing, A hermaphroditic crab; American Naturaüst, XIX, S. 811. Callinectes hastatus. — No. 125. 1885. W. Kulczyiiski, Monstrum hermaphroditicum Erigones fuscae Blackw. (Ein Zwitter von Erigone Blackw.) Rozpraw Wydz. matem. — przyr. Akad. Umiej. XIV., S. 169—180, Taf. 2. Ein im Winter 1880 bei Wiehczka gefundenes Exemplar von Erigone fiisca hatte links einen männhchen, rechts einen weibUchen Taster. Auch die Genitalspalte und ihre LTmgebung war asymmetrisch, indem rechts eine Samentasche mit Ausführungsgang vorhanden war, links nicht. — No. 129. 1885. G. 0. Hudson, Hermaphrodite Lepidoptera; New Zealand Journal Soc, II, S. 168 f. Vanessa gonerilla ?; Plusia verticillata ; Eugonia angularia. — No. 154, 265, 271. 1885. A. Becker, Bull. Soc. Inip. Natur. Moscou, LX, S. 176. Zwei bei Sarepta gefangene Exemplare von Triphysa Phryne hatten links schwarze, rechts weisse Flügel, und sind daher \äelleicht Zwitter. — No. 167, 168. 1886. M. Standfuss; Stettin. Entom. Zeitg. 1886, S. 320—322. Verf. beschreibt 4 Zwitter von Agiia tau, von denen 3 zugleich eine Kombination der Grundform mit der var. lugens Stand/, dar- stellen. Die Entstehung dieser Zwitterbildung denkt sich Standfuss ähnlich wie Dorfmeister: Der Bildungsstoff" für drei männliche und 94 Pli. Bertkau: ein weibliches Exemplar ist bei der Bildung der 4 Eier nicht ge- schlechtlich individuell differenziert, sondern unregelmässig vermischt worden. — Alle 4 Exemplare aus den Eiern eines Weibchens in der Gefangenschaft gezüchtet. — No. 238 — 241. 1886. E. Haase, Zwei interessante Zwitter; Corrbl. Entom. Ver. „Iris", III, S. 36—39, Taf. III, Fig. 2, 5, 6. Danai's Ismare und Lycaena Escheri. — No. 164, 180. 1886. Seydel, Zeitschr. f. Entomol., Breslau, XI, Vereinsnachr. S. XXVII. Smerinthus Populi. — No. 183. 1886. V. Dragoni, Verhandl. d. naturf. Ver. in Brunn, XXIV, Sitzgsber. S. 10. Saturnia Carpini. — No. 254. 1887. Konow, Societas Entomolog., II, S. 97f. Zwei Zwitter von Nematus umbrinus Zadd. — No. 278, 279. 1887. M. Garn er on, The Entomologist, XX, S. 106 f. Lycaena Icarus. — No. 181. 1887. Th. Goossens, Bull. Soc. Entom. France 1887, S. 166f. Ocneria dispar. — No. 207. 1887. Bellier de la Chavignerie, ebenda S. 183. Gleichfalls 2 zwitterige Ocneria dispar u. 2 Odonestis potatoria. — No. 208, 209, 215, 216. 1887. L. Demaison, ebenda S. 204. Gleichfalls Ocneria dispar. — No. 210. 1887 — 88. H. Landois, Jahresber. zoolog. Sekt. d. westf. Prov.- Ver. f. Wissensch. u. Kunst für 1887—88, S. 36. Landois untersuchte die Geschlechtsorgane von Weibchen des Dyticus marginalis mit glatten Flügeldecken (var. conformis Kunze) und fand dieselben ebenso entwickelt, wie bei den mit gefurchten Flügeldecken. 1888. R. Dittrich, lieber Andrena praecox $ und Astacus flu- viatilis $ mit theilweise männlichen Kennzeichen. Zeitschr. f. Ento- molog., Breslau (N. F.), 13. Heft, S. 4—6. — No. 126, 290. 1888. K. Eckstein, Hermaphrodite Schmetterlinge; XXVI. Ber. d. Oberhess. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde (Bes. Abdr.), S. 1—5, Taf. 2. 2 Rhodocera Rhamni; 1 Sphinx Convolvuli; ausserdem wird ein Bastard zwischen Smerinthus ocellatus und Populi beschrieben. — No. 150, 188. 1888. Ph. Bertkau, Sitzgsber. d. Niederrh. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde, 1888, S. 67 f. — Bezieht sich auf die oben beschriebene Gastropacha Quercus; erwähnt ist ausserdem eine Diaea dorsata. 1888. H. Lucas: Note relative ä deux abeilles anormales. Bull. Soc. Ent. France, 1888, Seänce du 23 mai, S. LXXXIV. Ein Exemplar von Apis mellifica hatte links das Auge einer Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 95 Arbeitsbiene, rechts das einer Drohne ; bei einem zweiten war es um- gekehrt. — No. 309 b, c. 1888. Th. Becker: Eine zwitterähnliche Missbildung von Syrphus lunulatus i\Jeiy. Wien. Ent. Zeitg., 1888, S. 71— 74 mit 3 Holzschn. No. 131c— e. 1888. S. Webb, Varieties of Rhopalocera near Dover. The Entomologist, XXI, S. 132—135. Der Verfasser erwähnt neben anderen Erscheinungen auch einen Zwitter von Lycaena Icarus. — No. 181a. A. Speyer: Halbierter Zwitter von Argynnis Paphia und eine statistische Notiz. Stett. Ent. Zeitg., 1888, S. 200—202. — Die statistische Notiz gibt weitere Anhaltpunkte zur Beantwortung der Frage, auf wie viel normale Schmetterlinge ein Zwitter komme. — No. 155 b, c. 18s8. H. Reiss, Sitzgsber. Berl. Entom. Ver., 1888, S. 21. — Gastropacha Pini. — No. 229a. 18- Bertkau: 185. 186. Smerinthus Populi. E. Shuttleworth, The Entomologist, May 1880, S. 116. 2 Exemplare, der eine Fühler männlich, der andere weiblich. 187. Smerinthus Populi-ocellatus. C. A. Briggs, The Entomologist 1881, S. 217. Halbierter Zwitter und Bastard zugleich: rechts S und ocellatus, links $ und Populi. — Artefakt? 188. Sphinx Convolvuli. K. Eckstein, XXVI. Ber. d. Oberhess. Gesellsch. für Natur- und Heilkunde, S. 3 f. (Separat.) Taf. 2, Fig. 3. Halbierter Zwitter, links (^, rechts $, mit asymmetrischem Hinter- leib. In Samml. Forstakad. Neustadt -Eberswalde. (Derselbe wie Hagen No. 38?). 189. 190. Deilephila Nerii. A. Speyer, Stettin. Entom. Zeitg. 1869, S. 238—240. Zwei Exemplare, ein halbierter Zwitter, Hnks 3, rechts ?, und ein gemischter Zwitter. Beide 1868 von R. Grentzenberg in Danzig aus Raupen gezogen. 191. Trochilium apiforme. 0. Herman, Termesz Füzet., V, S. 194—196 und 275—277 mit der Abbildung Fig. 1, 2 auf Taf. V. Es ist dies dasselbe Exemplar, in welchem Treitschke eine Ver- einigung von apiformis und siriciformis sah, während. es nach Herman ein halbierter Zwitter von apiformis ist. — Im Mus. Budapest. 192. Trochilium apiforme. A. Mocsäry, Rovart. Lapok, I, S. 56. Halbierter Zwitter, rechts <^, Links $; derselbe wie vorher?; in Mus. Budapest. 193. Ino ampelophaga. A. Mocsäry a. a. 0. S. 56. Halbierter Zwitter, rechts cJ, links $; in Mus. Budapest. 194. Ino ampelophaga. F. A. Wacht 1, Wien. Entom. Zeitschr. 1884, S. 289, Taf. V, Fig. 2. Unvollkommener Zwitter, indem nur der rechte Fühler c^, alles übrige ? ist. — 1876 aus Raupe erzogen; in Samml. Wachtl. 195. Zygaena Trifolii. A. Speyer, Stettin. Entom. Zeitg. 1874, S. 98—103. Halbierter Zwitter, rechts ^ und var. Orobi, Hnks $ und var. confluens (glycyrrhizae). Am Hinterleibe Hessen sich von äusseren Geschlechtsorganen nur die beiden Afterklappen deutlich wahrnehmen, die beide an der männHchen Hälfte lagen. — Am 7. JuH 1873 bei Kassel von Borgmann gefangen. 196. Nemeophila russula. G. Weymer, Jahres-Ber. d. naturw. Ver. inElberfeld, VI, S. 76f., Taf. 1, Fig. 6. Beschreibung eines Zwitters von Clastropacha Quercus. 105 Halbierter Zwitter, links cJ, rechts ?; Genitalien nicht zu er- kennen. — Bei Bonn gefangen; in Samml. Weymer. 197. Chelonia Latreillei. Beliier de la Chavignerie, Ann. Soc. Ent. France 1861, S. 31 f. Halbierter Zwitter, der Mitte nach regelmässig getheilt, links (^, rechts ?, die sekundären Geschlechtsunterschiede an Körper, Fühlern, Flügeln und Beinen ausgeprägt; über die äusseren Geschlechtstheile ist nichts gesagt. 198. Dasychira pudibunda. E. H. Jones, The Entomologist, XVI, S. 135. 199. Leucoma Salicis. A. Mocsäry, Rovart. Lapok, I, S. 57. Halbierter Zwitter, rechts c^, links $. — In Mus. Budapest. 200. Ocneria dispar. 0. Nickerl, Verh. Zool. Bot. Ges. Wien, XXII, S. 729f. S mit untermischter weiblicher Färbung; Fühler, Thorax und Hinterleib ganz männlich. — Von Fierlinger in Sobotka (Böhmen) gefangen; in Samml. Nickerl. 201. Ocneria dispar. H. Tieffenbach, Berl. Entom. Zeitschr., IX, S.413, Taf.IH, Fig.8. Halbierter Zwitter, rechts S, links ? ; in Berlin aus Puppe gezogen. 202. 203. Ocneria dispar. G. Dorfmeister, Mitth. d. naturw. Ver. f. Steiermark, IV, S. 70 und Stett. Entom. Zeitg. 1868, S. 183. S mit ungleichmässig verdicktem Hinterleibe ; in der dunkelen (S) Grundfarbe der Flügel fanden sich weisse ($) Streifen. — Ein ähn- liches Exemplar auch von Möglich erbeutet. — Beide 1866 bei Graz gefangen. 204. Ocneria dispar. Newman, Proceed. Entom. Soc. London 1862, S. 70 und West- wood, ebenda S. 77. Das im übrigen weibliche Exemplar hatte Fühler, welche zwischen männlichen und weiblichen die Mitte hielten; Eier waren im Hinter- leibe nicht vorhanden, das Exemplar wurde aber 3 Stunden hindurch von einem ^ begattet. 205. Ocneria dispar. A. Mocsäry, Rovart. Lapok, I, S. 56. Halbierter Zwitter, links d, rechts ?. In Mus. Budapest. 206. Ocneria dispar. A. Weithof er, Sitzgsber. Naturf. Ver. Brunn, XV, S. 40. Halbierter Zwitter, rechts ^, links ?. Der Hinterleib lässt auf eine bedeutende Verkümmerung seiner Organe, namenthch der weib- lichen, schKessen. — Im August 1876 aus im Freien eingesammelter Puppe erhalten. 106 Ph. Bertkau: 207. Ocneria dispar. Th. Goossens, Bull. Soc. Entom. France, 1887, S. 166f. Gemischter Zwitter; Fühler wie c^; Flügel, namentlich auf der Oberseite mit Weiss gemischt, ebenso der Thorax. Hinterleib 3, aber dicker als gewöhnlich. — Von Rollet, Präsidenten der Naturalistes de Levallois-Perret, erhalten. 208. 209. Ocneria dispar. Beliier de la Chavignerie, ebenda S. 183. Ein S mit weissen Flecken auf den 4 Flügeln ; ein anderes, dessen beide Vorderflügel weiblich sind; Fühler mit Hinterleib 3. In Samml. Bellier. 210. Ocneria dispar. L. Demaison, ebenda S. 204. 3 mit weissen Flecken auf beiden Vorderflügeln und dem linken Hinterflügel. — 1868 bei Reims gefangen; in Samml. Demaison. 211. Harpyia vinula. A. Mocsäry, Rovart. Lapok, I, S. 57. Halbierter Zwitter, rechts c^, links $; vielleicht derselbe wie Hagen No. 69; in Mus. Budapest. 212. 213. Gastropacha potatoria. G. Mathe w, The Entomologist, 1881, S. 68 und J. R. Wellman, ebenda S. 227. Zwei $ mit männlichem Colorit. 214. Gastropacha potatoria. W. F. H. Blandford, The Entomologist, XVHI, S. 128. Ein (^ von der Farbe des ?. 215. 216. Gastropacha potatoria. Bellier de la Chavignerie, Bull. Soc. Entom. France, 1887, S. 183. Ein ? mit männlicher, und ein cJ mit weiblicher Färbung; beide seit Jahren in der Samml. Bellier. 217. Gastropacha potatoria. R. M. Christy & R. Meldola, Proceed. Essex Club, HI, S. 83. 218. Gastropacha potatoria. W. F. Wright, The Entomologist, XVI, S. 188. Vorwiegend $, nur der rechte Fühler ist männlich. 219. Gastropacha neustria. Buchillot, Feuille d. jeunes Natural., XII, S. 146. 220. Gastropacha Trifolii. R. A. Fräser, Entom. Monthl. Magaz., XIX, S. 111. 221. Gastropacha Pini. Leder er, Wien. Entom. Monatschr., VII, S. 28, Taf. I, Fig. 14. Halbierter Zwitter, rechts S, links ? ; der Zeugungsapparat schien vollkommen männlich, aber kleiner und verkümmert zu sein. — Von H. Sander in Wien erzogen. Beschreibung eines Zwitters von Gastropacha Quercus. 107 222. Gastropacha Pini. A. Speyer, Stettin. Entom. Ztg. 1883, S. 21f. Halbierter Zwitter; von Grentzenberg in Danzig aus der Raupe gezogen. 223. 224. Gastropacha Pini. F. A. Wachtl, Wien. Entom. Zeitg. 1884 S. 72. Ein halbierter Zwitter, rechts c^, links ?, „vor Jahren aus der Raupe gezogen." Das andere Exemplar ist ein in gleicher Weise ausgebildeter Zwitter, aber der Unterschied in der Grösse und Färbung der beider- seitigen Flügel ist weit weniger aufiallend; 1881 aus Puppe erzogen. Ueber die Genitalien ist in beiden Fällen nichts gesagt. 224a. Lasiocampa Pini. Hugo Reiss, Sitzgsber. Berlin. P]ntom. Vereins, 1888, S. 21. 225. Gastropacha Crataegi. A. Müller, Entom. Monthl Magaz., HI, S. 213. Halbierter Zwitter, rechts <^, links $. 226. Gastropacha Crataegi. 0. Nickerl, Verh. Zool. Bot. Gesellsch. Wien, XXE, S. 731. Halbierter Zwitter, links (^, rechts $; Thorax und Hinterleib c^, — Von Koläf gezogen; in Samml. Pokorny, 227. Gastropacha Quercus. 0. Nickerl, ebenda S. 731 f. Ein S mit einigen weiblichen Flecken in der Färbung; Samml. Nickerl. 228. 229. Gastropacha Quercus. G. Dorfmeister, Mitth. naturw. Ver. f. Steiermark, IV, S. 69 und Stettin. Entom. Zeitg. 1868, S. 183. Zwei gemischte Zwitter, vorherrschend $ ; der eine enthielt keine Eier, beim anderen dagegen, dessen einer Fühler männlich war, war der Hinterleib mit Eiern gefüllt. — Beide Exemplare gezogen, 1855 und in einem folgenden Jahre. 230. Gastropacha Quercus. F. A. Wachtl, Wien. Entom. Zeitg. 1884, S. 290, Taf. V, Fig. 3. Halbierter Zwitter, links ^, rechts $. — 1884 in Wien aus der Raupe gezogen; im Besitz des Herrn Nadlermeisters Jos. Müller in Wien. 231. Gastropacha Quercus. Bertkau, oben S. 77 und Sitzber. d. Niederrh. Gesellschaft, 1888, S. 67. 1888 aus der Raupe erzogen; jetzt in der Sammlung des Natur- hist. Vereins der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.- Bez. Osnabrück. 232. Gastropacha Rubi. Purrmann, Zeitschr. f. Entomologie, Breslau (N. F.), 9. Heft, Vereinsnachr. S. XXV. 108 Ph. Bertkau: Ein (J, „dessen Leib mit Eiern angefüllt war." Ein Theü der- selben wurde Mitgliedern des Vereins übergeben; über ihr weiteres Schicksal ist nichts mitgetheilt. 233. Gastropacha lanestris, M, F. Wocke, Entomolog. Miscellen, heraiisgeg. vom Ver. f. schles. Insektenkunde, Breslau 1874, S. 43. Das Exemplar macht den Eindruck eines kleinen ?, „namentlich ist der After entschieden weiblich;" die Fühler männlich. Bei Breslau frisch ausgekrochen im Freien gefunden. 234. Endromis versicolora. E. Ballion, Hör. Soc. Entom. Boss., IV, S. 33, Taf. I, Fig. 2. Halbierter Zwitter, rechts S, links ?. 235. Aglia tau. Fallou, Bull. Soc. Entom. France, 1862, S. 35. Gemischter Zwitter; Vorderflügel aus männlichen und weiblichen Theilen gemischt. Hinterflügel männlich; Fühler weiblich, die Spitze des linken stärker gekämmt; Hinterleib weiblich. 236. Aglia tau. C. Dietze, Stettin. Entom. Zeitg. 1872, S. 331—333. Vollkommen gemischter Zwitter; die Flügel alle unter einander verschieden, nur über Kreuz Hess sich eine gewisse Symmetrie er- kennen. „Bei Lebzeiten war der Hinterleib dem eines $ gleich, jedoch statt mit Eiern mit einer braunen Flüssigkeit angefüllt, die später aushef." Bei Frankfurt a. M. im Freien gefunden; in Samml. Fr. Dick in Frankfurt. 237. Aglia tau. H. Dewitz, Berlin. Entom. Zeitschr. 1881, S. 297. ,,Der linke Fühler war c^, der rechte ? gebildet. Im Sommer 1881 in vollständig abgeflogenem Zustand von Rüdorff gefangen." — Zool. Museum in Berlin. 238—241. Aglia tau. M. Standfuss, Stettin. Entom. Zeitg. 1886, S. 320—322. 4 Zwitter, darunter 3 zugleich Vermengung der Stammform mit der var. lugens Stand/. No. 1 ein Weibchen von männlichem Flügelschnitt. Der Leib vollkommen verkümmert und ohne Eier; „am oberen Rande der Vulva eine deutHch Penis-artige Bildung." No. 2. Mischung eines normalen c^ mit schwarzem ¥; rechte Seite und linker Vorderflügel ^ , linker Hinterflügel ? ; Hinterleib grösser wie bei normalem i'- Julius Vosseier: nicht ausgezogen. Die ersten Antennen reichen über den ganzen Körper hinweg und sind sehr kräftig gebaut, durchaus nicht schlank. Die Angabe Lüljeborgs über die geniculirende männhche Antenne, wonach der ,,articukis antepenultimus plane dearmatus" sein soll, finde ich nicht bestätigt. Immer fand ich bei meinen Unter- suchungen dem betreffenden Glied, wie Fig. 13 zeigt, 2 Borsten auf- sitzend, deren eine sehr lang ist. Folgende Zahlen drücken das Verhältniss der Länge der einzelnen Glieder an der weiblichen Antenne aus: I n III IV V VI VII VIII IX X XI XII xiii xiv xv 30 25 15 12 18 18 20 18 18 18 20 13 25 15 25 XVI XV XVII xvm XIX xx xxi xxn xxm xxiv xxv 25 25 25 28 3Ü 25 25 30 35 33 20 Die Mandibeln sind mit 6 deutHchen Zähnchen bewafftiet, daneben befinden sich der Ausbuchtung zu gelegen noch einige verkümmerte (Fig. 11). Der untere Maxillarfuss (Fig. 10) ist gedrungener als bei D. gracilis Sars. Das erste Glied desselben hat am vorderen Rande 4 Wülste, deren erster eine Borste trägt. Dem zweiten sitzen 2, dem dritten 3, wovon die mittlere die kürzeste ist, und dem vierten Wulste 4 Borsten auf. Eines der wesentlichsten Merkmale für diese Art bildet, wie bei den übrigen Arten der Gattung Diaptomus, die Gestaltung der rudimentären Fusspaare. Der rudimentäre Fuss des ^ (Fig. 9) besteht aus einem kurzen Grundglied. Auf diesem sitzt ein 2gliedriger Aussen- und ein eingliedriger Innenast. Das erste Glied des Aussenastes ist lang, das zweite ist an der Spitze in 2 ungleichartige Stücke gespalten. Das eine, innere, stellt einen einwärts gebogenen Dorn dar, die Spitze des andern trägt eine kurze und eine lange Borste, welch letztere bis zum Ende des vorhin erwähnten Dorns reicht. Gegenüber der Basis des Dorns befindet sich an der Aussen- seite des Glieds ein feines Börstchen. Der Innenast ist länger als das erste GHed des Aussenastes, am Ende mit 2 beinahe gleichlangen Borsten versehen, zu welchen noch eine kleinere mehr der Innenseite zu aufsitzende kommt. Der rechte rudimentäre Fuss des ^ (Fig. 8 a.) besteht aus einem Grundglied, welches wenig länger als breit ist. Das erste Glied des Aussenastes ist kurz und am Aussenrande in einen kleinen Wulst ausgezogen. Das zweite Glied ist etwa ebenso lang als das Grundglied. Im letzten Viertel sitzt am Aussenrand ein Dorn, welcher so lang ist als das Glied. Auf der Spitze genikuliert ein durch Veränderung des dritten Astglieds entstandener Dorn, welcher mindestens ebenso lang als die 3 vorhergehenden Glieder ist. Am Grund ist derselbe blasig erweitert, in der Mitte etwa macht er eine Biegung, so dass die beiden Hälften beinahe in einem rechten Winkel zu einander stehen. Der 1 gliedrige Innenast trägt am Ende feine Härchen. Der linke rudimentäre Fuss des ^ (Fig. 8 b.) ist wenig kürzer als der rechte. Das Grundglied übertrifft das des rechten Fusses an Grösse. Die Spitze des zweiten GHedes ist zu einem derben kurzen Dorne ausgezogen, neben welchem an der Die Copepodeufauna der Eifelmaare. 121 Innenseite ein weiterer schlankerer angebracht ist. In den kleinen Eiersäckchen fand ich stets nur 2 Eier. Die Länge des 5 beträgt mit Einschluss der Schwanzborsten 1 mm, die des ^^ 0,8 — 0,9 mm, also etwas weniger, als von Lilljeborg gefiinden wurde. Diese Art steht dem Diaptomus gracilis Sars sehr nahe und es ist leicht möglich, dass sie nur eine durch Anpassung und Isolation entstandene Form des letzteren bildet. Aus dem ,, Faulen- See" bei Frankfurt an der Oder erhielt ich ebenfalls durch Dr. Zacharias den Diapt. gracilis in reichlicher Menge. Ein Theil der Thiere von nor- maler Grösse zeigte kleine Abänderungen, welche mit den Merkmalen des Diapt. gi'aciloides theilweise übereinstimmen. In kurzem hoife ich über diese Verhältnisse genauere Untersuchungen machen zu können, wodurch auch auf die Ursachen der Abänderungen Adelleicht einiges Licht fällt. D. graciloides wurde von Lilljeborg hauptsächhch in den grösseren Süsswasserseen Schwedens, der russischen Halb- insel Kola bis gegen das Ufer des nördhchen Eismeers gefunden. Von allen aus dem Gemündener Maar angeführten Arten erhielt ich nur sehr wenige geschlechtsreife Thiere und ich hatte besonders bei dem Diaptomus Mühe, aus dem reichen Material eine genügende Zahl ausgewachsener Exemplare für die Untersuchung zu finden. Alle Copepoden waren sehr stark roth gefärbt, am intensivsten der Diaptomus. Der Farbstoff war hauptsäclilich an Fett gebunden und konnte mit diesem durch Aether ausgezogen werden. Wiederum anders als in der Fauna der zwei besprochenen Maare, ist die Gruppe der Copepoden, welche das III. Holzmaar beleben, zusammengesetzt. Es finden sich nur noch die 3 in allen Maaren gefundenen Cyclopiden: 1. Cyclops tenuicornis Claus. 2. — agilis Koch. 3. — maarensis n. sp. Die Calaniden sind durch: 4. Diaptomus castor lurine. vertreten. In meiner Inaugural - Dissertation 1) stellte ich, wie die meisten meiner Vorgänger D. castor lur. dem D. coeruleus Fisch, gleich. Herr A. Poppe in Vegesack hatte die Güte, mich auf meinen Irrthum aufmerksam zu machen und sandte mir Exemplare von Diaptomus castor, an welchen ich mich überzeugen konnte, dass der Beschreibung in der erwähnten Arbeit Diaptomus coeruleus Fischer zu Grunde lag. Beide Arten sind scharf von einander getrennt. ') Die freilebenden Copepoden Württembergs nud angrenzender Gegenden. (Jabreshefte d. Vereins für vaterländische Naturkunde in Würtemberg 1886 p. 167.) 8** I^'i rjr Julius Vosseier: In dem letzten der untersuchten Maare dem IV. PiÜYermaar befanden sich nur die 3 Cyclopsarten 1. Cyclops tenuicornis Claus. 2. — agilis Koch. 3. — maarensis n. sp. Unter den 3 Gattungen von Copepoden, welche nach den obigen Ausführungen in den Maaren vorkommen, ist das 1. Genus Cyclops mit 6 Artem 2. — Canthocamptus mit l Art 3. — Diaptomus mit 3 Arten vertreten. Eine besondere Erwähnung verdient das seltsame Auf- treten der Diaptomus coeruleus und D. castor. Ersterer findet sich gewöhnlich in grösseren Wasseransammlungen. Allein bis jetzt ist mir kein Fall bekannt geworden, wo er, wie in dem grossen Laacher See, der pelagischen Fauna angehört, ja sogar, was Copepoden anbetrifft, diese beinahe ausschliesslich gebildet hätte. Der nach übereinstimmenden Angaben mehr den kleinen stagnierenden Wassern angehörige D. castor wagt sich in dem Holzmaar in ein relativ immerhin grosses Becken, während für den kleinen D. graciloides sich die Angaben Lilljeborgs, wonach jener besonders grosse Wasser liebt, bestätigen. Wie wohl in den meisten Fällen, sind auch wahrscheinlich alle Wasser in dem Gebiet der Eifel durch passive Einwanderung mit Copepoden bevölkert worden. Active Einwanderung könnte ohnehin nur in den Maaren stattfinden, welche mit dem Flusssystem der Mosel und des Rheins in Verbindung stehen, z. B. in dem Laacher See. Ich glaube jedoch mit gutem Grund annehmen zu müssen, dass der genannte See seinen Artenreichthum dem durch seine Flächen- ausdehnung bedingten gösseren Zuzug von Wasservögeln und — Insekten verdankt. Diese namentlich spielen nach den neuesten Untersuchungen Migula's*) offenbar bei derBesiedelung abgeschlossener Wasserbecken mit niederen Thieren eine ganz wichtige Rolle. Durch Verschleppung allein erhielt das ganz abgeschlossene Gemünder Maar seine immerhin noch beträchtliche Copepodenfauna. Nach den erhaltenen Resultaten erscheint es nur wünschenswerth, dass auch die noch nicht durchforschten Maare zum Gegenstand genaueren Studiums gemacht werden. Auch die schon behandelten Maare werden bei erneuten Fischereien (vielleicht in verschiedenen Jahreszeiten) immer noch vieles Interessante bieten. Schon der merkwürdige Umstand, dass in den meisten Maaren in der für die Fortpflanzung der Copepoden scheinbar günstigsten Zeit so wenig Thiere mit reifen Geschlechtsprodukten gefunden wurden, reizt zu weiterer Untersuchung. ) Vergl. : Biologisches CeiitJ'alblatt No. 17. 1888. Die Copepodeufaiuia der Eifelinaare. 123 lieber einen Cyclops mit yerkrüppelter Furka von Dr. J. Vosseier. Taf. VI. Fig. 16. Bei der wiederholten Durchsicht des Materials an Copepoden aus dem Laacher See fiel mir ein Cyclops agilis Koch auf, dessen Furka auf merkwürdige Weise verkrüppelt war. Die rechte Furka- hälfte (die Abbildung stellt die Unterseite dar) ist dünner und etwa Vs kürzer als die linke. Die Borsten sind auffallenderweise an dem kleineren Gliede eben so stark entwickelt, wie am normalen; nur ist die äussere Endborste a^ an die Stelle geschoben, welche am normalen Körpertheil die äussere Seitenborste b einnimmt. Diese (b ^) sitzt am rechten Furkatheil etwa in der Mitte, ist also ebenfalls gegen den Kopf zu versetzt. Weitere Abweichungen vom normalen Bau zeigen auch die 3 letzten Hinterleibsringe, indem sie nicht gerade hintereinander liegen, sondern eine schwache Krümmung nach rechts bilden. Der letzte von ihnen, welcher die Furka trägt, fällt überdies durch unsymmetrische Entwicklung auf. Entsprechend den Grössen- verhältnissen der beiden Furkahälften, ist die linke Seite des genannten Ringes bedeutend breiter, als die rechte. Die für die Furka dieser Art charakteristische Säge endigt regelrecht jederseits über der äussern Seitenborste, beginnt aber auf der rechten Seite, nicht wie links, direkt unter dem Hinterrand des letzten Segments, sondern etwas weiter hinten. Diese Verkrüppelung kann angeboren sein, ist aber wohl eher durch einen späteren Unfall (Welleicht unglückliche Häutung) entstanden. Bei Reproduction des verlorenen Furkatheils ergänzte sich dann derselbe nicht wieder zur normalen Grösse, womit allerdings die Verschiebung der genannten Borsten nicht leicht zu erklären ist. Erklärung der Tafel VI. Fig. 1—7. Cyclops maarensis u. sp. Fig. 1. Furka. 2. Erste Antenne des $. » 3. Zweite » » » 4. Maxillarfuss. 5. Dorn von der Spitze der Scbwimmbeiue. 6. Rudimentärer Fuss. » 7. Die 2 mittleren Schwanzborsten des ^ a) innere, b) äussere. 124 Dr- Julius Vosseier: Die Copepodenfauna der Eifelmaare. Fig. 8—14. Diaptomus graciloides Lillj. Fig. 8. Fünftes Fusspaar des ^ a) rechter, b) linker Fuss. 9. Rechter Fuss des 5ten Paares vom $. » 10. Unterer Maxillarfuss. » 11. Mandibel. .' 12. Erster rechter Schwimmfuss. » 13. Rechte genicuHrende Antenne des ^. » 14. Ganzes Thier ($). Vergr. ^'y^. » 15. Cyclops maarensis nov. spec. $. Vergr. ^"/i- » 16. Furka eines Cyclops agilis Koch von unten. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. Resultate einer im Jahre 1886 unternommenen Reise von Dr. Willy Kükenthal — Jena. Unter Mitwirkung der Herren Dr. von Marenzeller (Wien), Dr. E. Meyer (Neapel), Dr. Trautzeh (Jena), Prof. Dr. Cobb (München), Dr. Vosseier (Tübingen), Dr. Giesbrecht (Neapel), Dr. Pfeffer (Hamburg). .Erster Theil. Hierzu Tafel VII. und VTLI. Vorliegende Arbeit hat den Zweck, die Kenntnisse der Fauna Spitzbergens zu erweitern. Veranlassung zu derselben bildet eine Fahrt, welche ich im Jahre 1886 zu zoologischen Zwecken in das nördliche Eismeer und nach Spitzbergen unternommen habe. Vom 28ten April bis zum 23ten Juni kreuzte unser Segler, ein Tromsöer Fangsschili', auf hoher See, zwischen Ostgrönland und Spitzbergen, um hier der Jagd auf den ,,Bottlenoswal" Hyperoodon rostratus obzuliegen. Leider fand sich hier wenig Gelegenheit Material für systematische Zwecke zu sammeln, da besonders in dieser Jahreszeit das Eismeer sehr stürmisch ist, und unsere Zeit mit dem Walfang, sowie für mich speciell mit anatomischen Studien an diesen Thieren vollständig aus- gefüllt war. Nur wenige Male vermochte ich das pelagische Netz auszuwerfen, und die erbeuteten Thiere zu conser\ären. Viel günstiger gestalteten sich die Verhältnisse auf Spitzbergen. Bis Ende Juli lagen wir vor der Mündung des Ruselves, und bis Ende August in der Adventbai. Während dieser Zeit vermochte ich. Dank des Entgegenkommens unseres Schiffers, des Herrn Morton A. Ingebrigtsen, 93 Mal mit dem Schleppnetz zu arbeiten, mehrere Male sogar in Tiefen von 300—400 Meter. Nur ein paar Tage, als wir vom Eise hart bedrängt wurden, erlitt die Arbeit eine Unter- Arch. f. Natuigesch. Jahrg 1889. Bd. I. H. 2. 8** 126 Dl-- Willy Kükenthal: brechimg. Die Thiere wurden, soweit es die Verhältnisse gestatteten; nach den gebräuchHchen Methoden conservirt. Fast durchgängig ist der Meeresboden des Eisfjords mit feinem Schlamm bedeckt, nur an einigen Stellen fand sich Steinboden vor; dies war meist in ge- ringerer Tiefe der Fall. Auf diesem Steinboden erhebt sich ein förmlicher Wald von grossen Tangpflanzen, die indessen nur selten die Oberfläche erreichen. Von diesen Tangen, auf denen eine reiche Thierwelt haust, erhielt ich in kürzester Zeit ganz kolossale Massen, indem ich einen nicht zu schweren, fünfarmigen Anker am Grunde entlang ziehen Hess. Für das Dredgen in grösseren Tiefen ist es sehr zweckmässig das Tau an einer grösseren Treibeismasse zu be- festigen, die mit Leichtigkeit die sonst so anstrengende Arbeit des Vorwärtsziehens übernimmt. Einen reichen Fang machte ich, als das mehrere Hundert Meter lange aus Tauen und Stricken gefertigte Netz, welches zum Fange des Weisswals (Beluga leucas) benutzt wurde, nach langem Liegen im Wasser wieder ans Tageslicht kam, es war mir nicht annähernd möglich, alle bei dieser Gelegenheit er- beuteten Thiere, besonders Polytioiden zu conserviren. Diese Massenhaftigkeit der Individuen erscheint schon auf den ersten Blick als characteristisch für die arctische Fauna. Das krystallklare Meer ist bevölkert mit ungeheuren Schaaren von Clio horealis und Limasina arctica, von Ctenophoren und Crustern, und der herausgesiebte Inhalt von nur ein paar Cubikfuss Meeresbodens enthält Tausende von Individuen, besonders von Anneliden. Dem gegenüber ist die Artenzahl eine verhältnissmässig geringe. Die Landfauna konnte ich leider fast gar nicht berücksichtigen, da wir uns nur wenige Male, und stets zu Jagdzwecken in das Innere hineinbegaben; sie ist, wie bekannt, eine sehr ärmliche, indes sind die einzelnen Formen von hohem Interesse. Nach meiner Rückkehr übergab ich das gesammelte Material verschiedenen Specialforschern zur Bearbeitung. Es erschien mir sehr 2;;»veckmässig, die systematischen Ergebnisse möglichst gesammelt zu veröffentlichen, und wenn auch, wie das in der Natur der Sache Hegt, grosse Lücken vorhanden sind, so hoffe ich doch, dass diese Beiträge unsere Kenntnisse der Fauna Spitzbergens in manchen Punkten erweitern, und für spätere Forscher, welche sich mit diesem Gegenstande beschäftigen, nicht ohne Nutzen sein werden. Der hier vorliegende Theil enthält folgende Aufsätze: Dr. V. Marenzeller (Wien): Anneliden (mit Ausschluss einiger besonders bearbeiteter Gruppen). Dr. E. Meyer (Neapel): Terehelloiden. Dr. Trautzsch (Jena): Polynoiden. Dr. Kükenthal (Jena): Opheliiden. Dr. Cobb (München): Parasitische Nematoden, Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 127 Dr. Vosseier (Tübingen): Amphipoden und Isopoden. Dr. Giesbrecht (Neapel): Pelagische Copepoden. Dr. Küken thal (Jena): Notizen über Hyperoodon rostratus LiU- jeborg und Belnga lencas Gray. In einem demnächst erscheinenden zweiten Theile sollen die Re- sultate der von Herrn Dr. G. Pfeffer (Hamburg) an den gesammelten Hydroiden, Bryozoen, Ecliinodevmen, Mollushen und Tniticuteu an- gestellten Studien mitgetheilt werden. Jena, im Januar 1889. Dr. W. Kükenthal. Spitzbergische Anneliden von Dr. E. von Marenzeller. Nephthys caeca F. Die von Mcdmgren N. ciliata 0. F. Müll genannte Form. Tiefe: 60, 10, 160, 120 m. Grund: Steine mit Mud, Mud. Nephthys mahngreni Theel. Tiefe: 160, 120 m. Grund: Mud, Mud und Steine. Fhyllodoce groenlandica Oerst. Tiefe: 20, 45, 40 30, 80, 100, 250, 12, 160, 120 m. Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm; Mud, Steine mit Mud. Eteone spefsbergensis Mgrn. Tiefe: 20, 45, 40, 80, 30, 60, 10 m. Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm, Steine mit Mud, Mud, Tang mit Steinen. Eteone ardica Mgrn. Die Form der Ruder stimmt gut mit den Zeichnungen Theel'sO (PI. IL Fig. 24.) Der Eingang in den Magen ist wie in den Exemplaren Malmgren's mit einem Kreise von 1 5 Papillen umgeben. Die Rüsselröhre ist an den in Alcohol gelegenen Thieren je nach dem Grade der Contraction mehr oder weniger runzlig. Diese Querwülste gleichen sich jedoch nach kurzer Einwirkung von Wasser aus, und die Rüsselröhre ist dann in ihrer ganzen Länge fast so glatt wie in der Nähe der Mundöffnung. Die knötchenartigen über die ganze Oberfläche unregelmässig vertheilten Papillen in der Figur Malm- gren's sind allzusehr schematisirt. Unmittelbar hinter dem Kopf- lappen bemerke ich ein dem ersten Segment aufsitzendes medianes kleines weissHches Knötchen von dem Durchmesser eines Fühlercirrus. Tiefe: 12 m. Grund: Mud. ') Les Annelides polychetes des mers de la Nouvelle - Zemble in: Kougl. Svenska Vetensk. Akad. Handling. Bd. 16. 1879. 128 r>i'- Willy Kükenthal: Castalia aphroditoides F. Bei der Zergliederung der Ruder einer Castalia, welche man für C. arctica Mgrn. halten könnte, da in dem unteren Ruderaste zwei Aciculen in dem oberen nur eine vor- handen zu sein schien, stellte sich heraus, dass auch in dem oberen Ruderaste constant zwei Aciculen, auftreten. Die zweite ist nur viel schwächer, kürzer und liegt der stärkeren dicht an, so dass sie leicht übersehen werden kann. Ich fand ferner in den Rudern eines zum Theil erhaltenen grösseren Thieres drei Aciculen wie bei C. fahricii Mgrn. Auch der Rüssel entspricht dieser Art. A. Wiren^) (p. 401) war somit vollkommen im Rechte auf Grund des von der Vega- Expedition gesammelten Materials die Vereinigung der C. arctica Mgrn, mit C. /aönm Mgrn. unter dem von Fabricius eingeführten Namen „aphroditoides^ vorzunehmen. Tiefe: 75 u. 100 m. Grund: Steine. Syllis (Typosijllis) fasciata Mgrn. Wie bereits Theel (1. c. p. 39) bemerkt, sind die Glieder der Rückencirren zahlreicher als Malmgren angiebt. Die Borsten zeigen unter stärkerer Vergrösserung einen feinen subapicalen Dorn. Aciculen sind in den vorderen Rudern fünf, in den hinteren vier vorhanden. Eine hiervon ist sehr fein. Tiefe: 20, 45, 40, 170, 85, 75, 10, 4, 3 m. Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm, Tang und Steine. Nereis zonata Mgrn. Theel (1. c. p. 42) hielt die allgemein ange- nommenen Unterschiede zwischen dieser Art und N. pelagica C. nicht für sehr wesentlich. Ich bin jedoch der Ansicht, dass man N. zonata stets nach der Färbung, der Anordnung der Paragnathen in der lateralen Gruppe (VI) des oralen V^ulstes und auch nach der Form der Sichelborsten abtrennen kann. In der medianen Gruppe des maxillaren Wulstes (I) findet sich gewöhnlich nur ein Kieferspitzchen, selten sind zwei vorhanden. In der Gruppe VI treten fünf bis zehn (am häufigsten sieben) Kieferspitzchen jederseits, gegen vier oder drei bei N. pelagica, auf und zwar ist die Zahl links und rechts selten gleich. In einem einzigen Falle sah ich auch in dem medianen Theile (V) des oralen Wulstes ein Kieferspitzchen. N. zonata und pelagica kommen nebeneinander vor, wie auch die vorliegende Sammlung beweist. Doch scheint N. pelagica an Spitz- bergen selten zu sein. Auf 70 N. zonata kamen nur 3 N. pelagica. Tiefe: 20, 45, 40, 80, 60, 100, 85, 75, 12, 10, 85, 120, 20 m. Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm, Steine mit Mud, Mud, Tang und Steine. Nereis pelagica L. Unter den Exemplaren befand sich ein epitokes cJ, das durch die grasgrüne Färbung mit dunkelblauen Reflexen auf dem Kopflappen und Rücken einiger folgenden Segmente auffällt. Wie gewöhnlich waren die 16 ersten Ruder unverändert. ') Chaetopoder ft-än Sibiriska Ishafvet och Berings Haf insamlade under Vega-Expeditionen 1878— 79. in: Vega Expeditionens Vetenskapliga Jakttagelser Bd II Stockholm 1883. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 129 Levinsen i) (p. 234) giebt an, dass bei dem epitoken ^ die 16 ersten, beim ? die 19 ersten „Ringe" unverändert seien. Es muss heissen: Ruder (Parapodier). Ebenso ist in der zusammengefassten Diagnose der N. pelac/ica von Ehlers 2) (p. 512) zu ändern: Vom 18. (statt 17) Segmente ab sind die Ruder bei dem ^ vergrössert, bei dem ? vom 19. (statt 18.). Mit der vorigen Art. Lambrmerels fragilis Müll. Tiefe: 20, 45, 40, 80, 30, 60, 100, 12, 10, 85 m. Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm, Steine mit Mud, Mud, Tang und Steine. Diopaira conchylega Sars. Unter sechs Individuen, denen der Hinterleib fehlte, fand ich die durchwegs am 11. Ruder beginnenden Kiemen an zwei nicht wie gewöhnlich einfach, sondern mehr minder kammförmig. Im Uebrigen ergaben sich keine Differenzen. An dem einen Exemplare mit 40 erhaltenen Rudern entstanden am 11. und 12. Ruder zwei Kiemenfäden nebeneinander, der eine nach vorn, der andere nach hinten gerichtet. Beide waren nur wenig kürzer als der Cirrus. Am 13. Ruder ein kurzer Kiemenstamm mit drei Kamm- zähnen, von welchen der oberste sehr kurz war. An dem zweiten Exemplare mit 23 erhaltenen Rudern fand sich am 11. und 12. Ruder nur ein kurzer Ansatz zum Kiemenfaden vor. Am 13. Ruder eine Kieme mit zwei Kammzähnen. Hier fielen mir die am Ende blasig aufgetriebenen Rückencirren des 12. und 14. Ruders beider Seiten auf. An den Kiemen der folgenden Ruder entwickeln sich die Kamm- zähne immer deutlicher, doch unterHefen stets noch einige Ruder mit einfachen Kiemen, Auch herrschte keine Regelmässigkeit in der Form des Hauptstammes sowie der Kammzähne und deren Zahl. Die ersteren waren oft verkürzt, verdickt und die Kammzähne sehr ungleich an Grösse oder sie setzten manchmal sekundäre Kammzähne an. Die höchste Zahl der Kammzähne war vier. Dieser Fall beweist die geringe Bedeutung der Kiemenform für die Definition der Art oder die Bildung von Gruppen innerhalb einer Gattung. Den Gattungs- namen Diojmtra wende ich im Sinne von Quatrefages und Ehlers für einschlägige Formen mit Fühlercirren ohne Rücksicht auf die Kiemen an. Zu (hiuphis würden die Formen ohne Fühlercirren gehören. Tiefe: 160, 120 m. Grund: Mud, Mud und Steine. Glycera capitata Oerst. Scalibregnia inflatum Rathke. Tiefe: 120, 160 m. Grund: Mud und Steine, Mud. Stylarioides hirsxdus Hansen. 3) Auf diese Art beziehe ich nach der Beschaffenheit der Bauchborsten und Hautpapillen einen in mehreren Exemplaren vorliegenden Stylarioides , der sich aber hin- ') Systematisk - geografisk Oversigt over de nordiske Annialata etc. in: Vidensk. Meddel. fra den naturh. Foren, i Kjebenhavn 1882 og 1883. ") Die Borstenwürmer. Leipzig 1864—68. *) Armauer Hansen. Annelida in: The Norwegian North -Atlantic Expedition 1876-1878. Christiania 1882, p. 38, PI. Vn, Fig. 5—8. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 2. 9 130 Dr. Willy Kükenthal: sichtlich der Tentakeln und Kiemen wieder von den Angaben des Autors entfernt. Hansen bemerkt diesbezüglich: within the restricted siphon occur two short, broad petaloid tentacula posterior to which are seen 8 styliform branchiae. Ich fand dagegen die Tentakeln bei einer Länge von 5 "5 mm, 0*28 mm breit und von den 8 Kiemenfäden vier fast so breit wie diese, vier andere nur halb so breit. Diese Differenzen würden, wenn sie thatsächlich beständen, die Möglichkeit einer Ver- einigung ausschliessen, allein ich habe wegen der Uebereinstimmung in den anderen Charakteren, nach welchen man die hierher gehörigen Formen zu unterscheiden pflegt, allen Grund anzunehmen, dass auch sie sich in der Folge ausgleichen dürften. Petaloide Fühler wären etwas sehr Ungewöhnliches. Die nordischen Stylarioides ( Trophonia aut.) - Arten sondern sich nach den Kiemen in zwei Gruppen. Mit 8 gleich starken Kiemen: St. pbimosus Müll., flahellatns Sars. Mit 4 stärkeren und 4 schwächeren Kiemen: St. glaucns Mgrn. In diese zweite Gruppe müsste ich St. hirsvtus stellen. Die Beziehungen zu St. glaucus werden um so inniger, weü wie bei diesem die ventralen Borsten den dorsalen Haarborsten gleich sind, während sie bei den Arten der anderen Gruppe stets an einer grösseren oder geringeren Zahl der Segmente nicht unbeträchtHch abweichen. Es wäre deshalb zu erwägen, ob nicht St. hirsvtus blos eine Varietät des St. glaucus sei. Die wenigen schlecht erhaltenen Exemplare dieser Art, über welche ich verfüge, gestatten mir nicht eine bestimmte Aeusserung. Le\dnsen jedoch (1. c. p. 122), der gemss über reichliches Material gebot, hält die Art aufrecht, während er die anderen Stylarioides- Arten von Hansen, arcticns, horealis, rugosus zu dem in Hinsicht auf die Grösse und Zahl der Hautpapillen, die Länge der vordersten Haarborsten und zum Theil auch die Form der Bauchborsten sehr veränderlichen St. plumosus Müll, zieht. St. hirsutus war bisher nur unter 62 ^ 44' nördl. Br., !<> 48' östl. Länge und unter GS«' 10' nördl. Br., 4^ östl. Länge in Tiefen von 753 und 763 Meter in der kalten Zone gefunden worden. Die Farbe der mir vorliegenden Exemplare ist zimmtbraun von der Oberfläche aufgelagertem Schlamm, der sich besonders um die Basis der Papillen anhäuft. Viele Individuen waren verstümmelt oder zeigten ein reproduzirtes Hinterende. Vollständige hatten bei einer Länge von 16, 20, 25, 27 mm 34, 42, 33, 39 Segmente. Die Breite des Vorderleibes betrug 2 • 5 — 3 " 5 mm. Die Gestalt gleicht der von St. glaucus Mgrn. Der die Fühler und Kiemen tragende Vorder- theil des Körpers (Kopflappen und Buccalsegment der Autoren) ist einstülpbar. Im ersten borstentragenden Segmente dorsal 5 — 6 etwa 1*7 mm lange Borsten, ventral 6—7 \iel kürzere. Die dorsalen Borsten der nächsten 8 Segmente kürzer als die ersten. Dann aber nehmen sie an Länge zu und werden selbst länger als die des ersten borstentragenden Segmentes, um erst wieder in den hintersten Seg- menten abzunehmen. Dorsale Borsten sind 9 — 12, ventrale 6 — 8 Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 131 (meist 6) vorhanden. Die letztern sind stets kürzer als die dorsalen, aber breiter. Ihre Gliederung gleicht j.ener der dorsalen nur in den ersten Borstenbündeln, in den übrigen zeigt sie die von Hansen bis auf den Umstand, dass er die im Verhältnisse zu den übrigen auf- fallende Länge einzelner Glieder, welche den kürzeren der Basis vor- angehen, nicht genügend hervorgehoben, gut wiedergegebenen Eigen- thümlichkeiten. Sehr auffallend sind die zahlreichen, langen steifen, weisslichen, scheinbar cylindrischen Papillen des Rückens. In der Umgebung der dorsalen Borsten erreichen sie eine Länge von 1 mm. Ich muss mich noch über die Verwendung des Gattungsnamens Stylarioides Chiaje 1829 an Stelle der von Malmgren eingeführten Bezeichnung TrojÄonia Aud. M.-E. äussern. Jene Gattung ist, wenn auch vielleicht nicht älter als die für dieselbe Art von Audouin und Milne Edwards errichtete Gattung Tro/>honia, doch früher pubHcirt worden. L. Agassiz setzt allerdings im Namenciator nach der Quelle (Litt, de la Fr.) die Jahreszahl 1829, allein es hat den Anschein, dass er nur nach dem um diese Zeit zur Publication bestimmten, aber nicht publicirten Manuscripte citirte; denn Cuci'-r bemerkt in der 1830 erschienenen Ausgabe des Regne animal in dem Verzeichnisse der von ihm erwähnten Autoren und Werke unter Audouin avec Milne Edwards: Histoire naturelle des animaux du littoral de la France encore manuscrite. Auf Seite 211 desselben Werkes findet man in einer Note den Hinweis auf Trophonia barbaia Aud. et Edw., Littor. de la France; Annel. pl. X. f. 13 — 15. Dieses Werk erschien aber erst 1834 und die letzte Tafel trägt die Zahl 8. Des Namens Trophonia wird nur vorübergehend bei Besprechung der Savigny'schen Gattung Aristenia Erwähnung gethan. Erst die illustrirte Ausgabe des Cuvier'schen Regne animal, welche 1836 — 4G erschien, enthält die Abbildung der Trophonia harhata Aud. M.-E. ohne nähere Be- schreibung, und da der Text nur eine Copie der früheren Ausgabe ist, auch wieder obiges unbegründetes Citat. Das betreffende, die Anneliden enthaltende Heft, muss vor 1841 veröffentlicht worden sein, weil Delle Chiaje im V. Bande der Descrizione e notomia etc. p. 96 Trophonia harhata mit einem Fragezeichen als Synonym von Stylarioides moniliferus anführt. So weit meine Kenntnisse reichen, kann nur das illustrirte Regne animal als Quelle gelten, und Grube, Quatre- fages, Claparede geben gleichfalls keinen anderen Hinweis. Es hat somit Stylarioides, Trophonia zu ersetzen, und letzter Name ist ganz zu streichen. Will man die hierher gehörigen Arten auf mehrere Gattungen vertheilen, und die Nothwendigkeit leuchtet mir ein, so möge man neben Stylarioides noch andere Namen einführen, vor Allem wäre aber Sorge zu tragen, diese neuen Gattungen auf bessere Füsse zu stellen als dies bisher geschehen. Die von Claparede und Grube für Stylarioides und die gleichzeitig verwendete Gattung Trophonia gegebenen Charaktere sind ganz ungenügend oder un- gerechtfertigt. Durch Berücksichtigung der Kiemen und Borsten dürfte man zum Ziele gelangen. Tiefe: 10, 20, 120, 160 m., Grund: Mud und Steine. 9* 132 I>r- Willy Kükentbal: FlahelUgera affinis Sars. Brada villosa Rathke. Tiefe: 30, 60, 12, 3 m., Grund: Mud, Steine mit Mud, Tang und Steine. Spiochaetopterus tr/picits Ssirs. Tiefe: 160, 120 m., Grund: Mud, Mud und Steine. Spio cirrata Sars. Mit dem vorigen. Spio filicornis F. Tiefe: 80, 10 m., Grund: Steine mit Mud, Mud, Aricia armigera MüU. Tiefe: 20, 45, 40, 80, 30, 60, 100, 10, 85, 160, 120 m., Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm, Steine mit Mud, Mud, Tang und Steine. Chaetozone setosa Mgi'n. Die Diagnose Malmgren's ist durch die Angaben Theel's (l. c. p. 54) über die Büdung des Kopflappens und die Anwesenheit von Tentakelfäden, welche er in Bezug auf bei Nowaja Semlja gefischte Chaetozonen machte, zu ergänzen, da ich dieselioen Verhältnisse an den mir zahlreich vorliegenden theilweise vollständigen und wohl als typisch zu betrachtenden Exemplaren ge- sehen. Nur steht der erste Kiemenfaden jederseits nicht so sehr aussen und neben dem Tentakalfaden , als aussen und hinter demselben. Der Punkt, wo die dorsalen Borstenreihen mit den ventralen verschmelzen und die kurzen und starken Borsten in einem Halbgürtel mit feinen abwechseln, liegt weit nach rückwärts, in einem Falle im 67, in einem anderen im 75 borstentragenden Sigmente, ist aber nicht mit Sicherheit festzustellen, weil der Wechsel kein plötzHcher ist. Das Stärkerwerden der ventralen Borsten und die Umwandlung der dorsalen in solche von Gestalt der ventralen ist eine allmähliche. Im letzten Drittel des Körpers und besonders dem Ende zu springen die Segmente seitHch vor. Tiefe: 20, 45, 40, 80, 30, 60, 12, 160, 120 m., Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm, Steine mit Mud, Mud, Steine mit Mud. Capitella capitata F. Tiefe: 30, 160, 120 m., Grund: Mud, Mud und Steine. Maldane sarsi Mgrn. Tiefe: 10 m., Grund: Mud. • j , Nicomache lumbricalis F. Tiefe: 100, 75m., Grund: Steine. ■ Axiothea catenata Mgrn. Praxilla praetermissa Mgrn. Tiefe: 30, 60, 100, 75, 12 m., Grund: Mud, Steine mit Mud, Steine. Ampharete griibei Mgrn. Tiefe: 75 m., Grund: Steine, Sabeäa fabricii Kröy. Tiefe: 160, 100 m., Grund: Steine. Laonorne kröyeri Mgrn. Tiefe: 100, 75 m., Grund: Steine. Euchone analis Kröy. Tiefe: 12 m., Grund: Mud. Euchone papillosa Sars. Tiefe: 160, 120 m., Grund: Mud und Steine, Steine und Tang. Dasychone infarcta Kröy. Tiefe: 160, 100 m., Grund: Steine. Chone infandihuUformis Kröy. Tiefe: 20, 45, 40, 85, 100, 10, 160, 120, 20 m., Grund: lehmig, lose Steine, lose Steine mit Lehm, Steine, Tang und Steine, Mud, Mud und Steine. Beiträge zur Fauna. Spitzbergens. 133 Terebelloidea bestimmt von E. Meyer, Neapel. (Vergl. über die Bedeutung dieses Namens meine „Studie I" in: Mitth. Z. Stat. Neapel, 7. Bd., pag. 596 die Fussnote; die Bezeich- nung der Familien und Subfamilien ist im Malmgren' sehen Sinne.) Farn. Terebellacea. Subfam. Amphitritea. (Die hierher gehörigen Arten sind nach Malmgren — 1865. „Nordiska Hafs-Annulater" — bestimmt und die Benennungen nach Marenzeller — 1884. „Zur Kenntniss der adriatischen AnneHden. Pritter Beitrag. [Terebellen (Amphitritea Mgrn.)]" in: Sitz. Ber. Akäd. Wien 89. Bd. p. 151—215 — berichtigt. Im Folgenden sind die abweichenden Malmgren' sehen Bezeichnungen in Klammern beigefügt.) 1. Amphitrite cirrata. 0. F. Müll. 6. Jidi . — 60 m. 1 Exemplar. 8. „ - 75 m. 1 21. „ (Isesund) — 85 m. 1 2. Nicolea (Sione) lohata. Mgrn. (wann?) (Tiefe?) 1 Exemplar. 3. Nicolea venustula Mont. (N. zostericola Oerst.) 23. Juli — 200 m. 1 Exemplar. 4. Thelepus cincinnatus F. (T. circinnatus). 3. Juli —110 m. 2 Exempl. 3. „ — 170 m. 5 4. „ — 85 m. 3 8. „ ^ 85 m. 12 }4. „ (Isesund) — 10 m. 1 ? ? 7 Subfam. Polycirridea. (Ebenso— bestimmt nach Malmgren 1. c, berichtigt nach Langerhans — 1884. „Die Wurmfauna von Madeira. IV." in; Zeit. Wiss. Z. 40. Bd. pag. 247— 2&5. 134 Dr- Willy Kükenthal: 6. Polycirrus (Leucariste) albicans. Mgm. 23. Juli — 200 m. 2 Exempl. ? ? 6 „ 6. Polycirrus (Ereutho) Smitti. Mgm. 6. Juli — 60 m. 1 Exempl. 6. „ - 85in. 1 „ 31. „ — 160 m. 1 ? ? 1 „ Subfam. Artacamacea. (Bestimmt nach Malmgren 1. c.) 7. Artacama proboscidea Mgm. ? ? 6 Exempl. Subfam. Trichobranchidea.) (Bestimmt nach Malmgren 1. c.) 8. ? ? 6 Exempl. Subfam. Corephoridea. (Malmgren nennt sie Canephoridea, was unrichtig ist; vergl. Grube — 1846 „Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden" in: Arch. Naturg. 12. Jahrg. pag. 161 — 171.) 9. Terehellides StroemiL Sars. 29. Juni — 80 m. ca. 30 Exempl 1. JuH (Isesund) — 30 m. 6 „ 6. „ — 60 m. ca. 35 „ 21. „ — 50 m. ca. 15 ,, 21. „ — 85 m. 5 23. „ — 200 m. 2 ,, 24. „ — 10 m. 3 „ 31. » — 160 m. 1 » ? 9 ca. 35 „ Fam. Amphictenea. (Bestimmt nach Malmgren, berichtigt nach Grube — 1870. „Bemerkungen üb. d. Amphicteneen und Amphareteen Mgn." in: 48. Jahr. Ber. Nat. Sect. Schles. Ges. Vat. Cult. p. 68—85.) 10. Pectinaria {Cistenides) hyperhorea Mgrn. 23. Juli — 200 m. 6 Exempl. 24. „ — 10 m. 4 „ 31. „ — 160 m. 12 ? ? 24 „ (NB. Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf die Röhren sowohl mit als ohne Insassen.) Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 135 Zur Kenntnis der Polynoiden von Spitzbergen. Von Dr. Hermann Trautzseh. Hierzu Fig. 1 — 3 auf Tafel VIT. Die nachfolgenden Zeilen sollen den Zweck haben, das Material an" Polynoiden, welches Herr Dr. Kükenthal von einer Reise nach Spitzbergen als Ausbeute mitgebracht hat, in das System einzuordnen. Die Bemerkungen, welche sich bei der Bestimmung der vorHegenden Arten herausgestellt haben und welche oft eigenartige Streiflichter auf die Systematik der Gruppe werfen, will ich an die einzelnen Arten anschliessend einflechten. Der Standpunkt, den ich bei den Bestimmungen festgehalten habe, ist der G. M. R. Levinsens^), doch habe ich zur Vergleichung immer die Werke Grubest), A. Hansens^), Malmgren's*), Oersted's^), de Quatrefages«'), Sars^), Savigny's») und TheeFsS) herangezogen, ja in einem Falle sah ich mich gezwungen, einzig und allein auf Malmgren zurückzugreifen. Auf eine Kritik der Vorläufer Levinsens kann ich verzichten, da dessen Worte genügen werden. Eingehender habe ich mich dann in einer besonderen Abhandlung über systematische und anatomische Untersuchungen mit der Polyno'idengruppe beschäftigt; hier sei nur darauf hingedeutet, dass ich es biUigen kann, wenn Levinsen einige genera Malmgren's wie Laenilla, Autinoe, Evarne etc. unter das gemeinsame genus Harmothoe vereinigt hat, doch betone ich, dass das Recht, auf diesem Gebiete der Systematik vollkommene Ordnung zu schaffen, nur dem Bearbeiter einer umfassenden Mono- graphie der Polynoiden zugestanden werden kann. Das vorhandene Material stammt sämmtlich aus der Gegend des Isefjord auf Spitzbergen und wurde in der Zeit vom 20. Juni bis 26. August 1886 erbeutet. Zur Untersuchung kamen gegen 1000 Individuen. Die Ausbeute zeigt folgendes Resultat: 7 Arten des genus Harmothoe (Malmgren*), Levinsen i) 1. Äarmo^Aoe imbricata. Levinsen i) pag. 194/37. Malmgren*) pag. 66 u. 71. 1865. = Johnston (Harmothoe impar). = Grube 2) (Polynoe imbricata). = Müller (Polynoe cirrata). ^) Die Zahlen neben den Namen der Forscher verweisen auf das Litteratur- Verzeichnis. 136 I>r. Willy Kükenthal: 2. Harm othol' xillosa. Levinsen^) pag, 193/36. Malmgren*) 1865, pag. 79—80. 3. Harmothoe badia. Levinsen^) pag. 192/35. H. J. TheeP) S. V. A. H. 16. 1878, pag. 18. 4. Harmothoe glabra. Levinsen^) pag. 193/36. Malmgren^) 1865, pag. 73. 5. Harmothoe aspera. Levinsen, pag. 193/36. G. Armauer Hausen^) N. M. f. N., B. 24. 1878, pag. 1. („Polynoe aspera"). 6. Harmothoe rarispina. Levinsen, pag. 192/35. Malmgren^) 1865, pag. 65, nennt sie aber: Lagisca rarispina. = Grube 2) („Lagisca rarispina"). 7. Harmothoe vittata, nova species. 2 Arten vom genus Nychia. Malmgren. 8. 1. Nychia globifera. Levinsen pag. 195/38. M. Sars^) pag. 95, 1872. 9. 2. Nychia cirrosa. Levinsen pag. 195/38. PaUas. Malm- gren*) 1865, pag. 57—58. 1 Art vom genus Eucranta. Malmgren*). 10. Eucranta villosa. Malmgren*) 1865, pag. 79—80. 1 Art vom genus Enipo. Mabngren. 11. Enipo Torelli. Levinsen pag. 196/39. = Nemidia Torelli, Malmgren*) pag. 84, 1865. Armauer Hansen 3) 1880, pag. 226. 1. Harmotlioe imbricata. Levinsen 1) pag. 194/37. Malmgren*) 1868, pag. 66 und 71. = ,, Harmothoe impar", Johnston. = ,, Polynoe imbricata", Grube ^). = „Polynoe cirrata", Müller. Dies ist die häufigste Form, sie findet sich am weitesten ver- breitet und sowohl in den verschiedensten Tiefen als auf dem ver- schiedensten Grunde. Man vergleiche folgende Fundstellen: am 25. Juni in einer Tiefe von 40 m auf lehmigem Boden mit Steinen, „ 28. Juni in einer Tiefe von 100 m auf Steinboden, „ 20. Juli in einer Tiefe von 10 und 20 m auf Steinboden und zwischen Steinen und Tangen, „ 21. Juli in einer Tiefe von 50 m auf Mudder, „ 31. „ „ „ „ „ 120 und 160 m auf Mudder, „ 26. August in einer Tiefe von 10 m auf Mudder. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 137 Die Diagnose der Gattung Harmothoe wurde im Allgemeinen sehr übereinstimmend gefunden, bis auf ein Exemplar, dem ich eine kurze Besprechung noch besonders widmen werde. Dagegen stellte es sich bei den Bestimmungen heraus, dass die Unterscheidungs- merkmale der Art oft nicht so scharf dieselbe von ihren Verwandten abzugrenzen vermochten, als es wünschenswert wäre. Besonders schwer war Harmothoe imbricata von der nächsten Art, der Villosa- form abzusondern, nur auf das grössere Hinneigen zur einen oder der anderen Art Hess sich die Einordnung basieren. Ein Vergleich beider Diagnosen wird die Schwierigkeiten klar legen. Beide Formen stimmen in folgenden 7 Punkten überein (s. Levinsen>) pag. 187—188 und 193—194). 1. Sie tragen mehr als 12 Paar Elytren. 2. Die Elytren decken die ganze Breite des Rückens. 3. Alle Ringe sind von Elytren bedeckt. 4. Vorhanden sind 15 — 16 Paar Elytren. (Anm. Bei jüngeren Exemplaren 13 — 14.) 5. Ein unpaarer Fühler (= medianer Tentakel) ist vorhanden. 6. Die Rückenborsten sind dicker als die Bauchborsten, mit Quer- reihen von Dornen besetzt, ziemlich breit, schwertförmig, fast gerade oder nur schwach gebogen. 7. Alle oder ein grosser Teil der Bauchborsten mit zweispaltiger Spitze oder mit einem Zahne unter derselben. Nun die Unterschiede: Harmothoe villosa hat Elytren, welche am Rand und auf der Oberfläche mit dichten langen Cilien besetzt sind. Harmothoe imbricata hat entweder gar keine oder nur zerstreute, kurze Cilien an den Elytren. Bei der Villosaform ist das Ende der Bauchborsten tief in zwei Spitzen gespalten, bei der Imbricataform findet sich immer nur ein Zahn unter der Spitze. Wie schwache Anhaltspunkte diese Unterschiede für die Be- stimmung bieten, wird einem jedoch erst klar, wenn man bedenkt, dass solche Anhänge des Körpers benutzt werden, welche leicht ver- letzt oder verloren werden können. Es mögen z. B. die langen Cilien der Villosaform abgestreift, oder was noch wichtiger ist, der untere Teil der Bauchborstenspitzen abgeschliffen werden, so ist die Imbricata- form da. So fand sich ein Exemplar, welches trotz seiner voll- kommen glatten Elytren, der Borstenform nach zu Harmothoe villosa gehörte; andererseits waren nicht wenige Tiere vorhanden, welche dicht mit Cilien besetzte Elytren trugen und doch nach ihren Borsten unzweifelhaft zu Harmothoe imbricata zu stellen waren. Dass ich mich bei der Einordnung hauptsächlich an die Form der Bauch- borsten gehalten habe, wird jedem verständlich sein, weil doch die Cihen der Elytren (übrigens ein wenig zutreffender Ausdruck) die hinfälligeren Elemente bilden. 1^8 Dr. Willy Kükenthal: Obwohl ich nun bei diesen Bestimmungen zu der Ansicht gelangt bin, dass beide Arten durch eine ganze Reihe von Uebergängen ver- bunden sind, hielt ich mich doch nicht für berechtigt, beide zu ver- schmelzen, und ich gebrauche deshalb beide Namen im Sinne Levinsens^); wenn ich auch gestehen muss, dass dieselben in Wirk- lichkeit nur für die exti-emste Form Geltung haben dürften. Betreffs der Nephridialpapillen (= Ventralpapillen, Grube 2) stellte es sich heraus, dass dieselben bei den Exemplaren, welche ich für die Villosafonn in Anspruch nahm, relativ länger waren (Länge: Breite = 4:1) als bei den übrigen, Harmothoe imbricata zugehörigen, (Länge: Breite = 3 : 1); doch fanden sich Uebergänge sowohl bei den einzelnen Arten als auch Schwankungen an den Exemplaren selbst, und da ich mich der Erkenntnis nicht verschhessen kann, dass die- selben zurückziehbare Organe vorstellen, so muss ich darauf ver- zichten, dieses Verhältnis als Species-Unterschied anzusprechen. Wie ich schon erwähnt, fand sich unter dem Material von Harmothoe imbricata ein Exemplar, welches nicht in das genus zu passen schien. Die Stellung der Elytren war nämlich eine vollständig andere, als in der Genus-Diagnose (sub 3) angegeben ist. Die Elytren deckten nicht die ganze Breite des Rückens, sondern sie Hessen an den hinteren zwei Dritteln des Körpers zwischen sich einen Streifen des Rückens frei, welcher ungefähr ein Drittel von dessen Breite betrug. Dasselbe Verhältnis findet bei dem genus „Melaenis" (Malm- gren*) 1865, pag. 78 und TheeP) pag. 22) statt; sowie bei „Her- madion" Sars^) pag. 96), die Form der Borsten wies jedoch auf Harmothoe, und andere grössere Abweichungen von Melaenis und Hermadion bestimmten mich, dieses Moment als entscheidend an- zusehen und das Exemplar zur Imbricataform zu stellen. Auf eine Beobachtung muss ich noch aufmerksam machen, welche im Gegensatz zu einer Aeusserung Kallenbach's ^^) (pag. 9) steht. Dieser behauptet, dass die Färbung des Rückens eine sehr verschiedene, aber immer an die Elytren gebunden sei. Die Färbung der Elytren ist allerdings sehr verschieden, die der darunter Hegenden Rücken- haut zeigt jedoch constant eine charakteristische Färbung; dass dieselbe mit derjenigen von Harmothoe villosa vollkommen überein- stimmt, kann in der Annahme der Identität beider Formen nur bestärken. Das vordere, sowie das hintere Drittel jedes Segments ist durch eine dunkle (grauschwarze) Querbinde ausgezeichnet; das zwischen diesen beiden gelegene Band ist von hellerer Färbung (meist gelb bis gelbbraun) und trägt jederseits von der MitteUinie einen dunklen Fleck (ebenfalls grauschwarz), welcher allmähHg in die hellere Färbung des Mittelbandes übergeht. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 139 2. Hannothoe villosa. Levinseni) pag. 193/36. Malmgren*) 1865,_ pag. 79—80. Da in den Untersuchungen über Harmothoe imbricata die ver- gleichenden Betrachtungen bereits ihre Stätte gefunden haben, kann ich mich hier damit begnügen, darauf hinzuweisen, dass beide Formen immer in guter Nachbarschaft nebeneinander wohnen und in den- selben Tiefen und auf demselben Grunde vorkommen, wie ein Ver- gleich der Fundorte bestätigen wird. Harmothoe villosa fand sich: am 28. Juni in 100 m Tiefe auf steinigem Boden, „ 8. Juli „ 175 m „ „ ,, „ > „ 20. „ „ 10 m „ „ „ „ , „ 21. „ „ 85 m „ „ Stein und Mudder, „ „ ,, „ 50 m „ „ Mudder, „ „ „ „ 3 u. 4 m „ zwischen Steinen und Tangen. Anmerkung: Hinsichtlich der Elytren muss ich erwähnen, dass dieselben bei verschiedenen Exemplaren an ihrem Rande Knoten und knopfartige Anhänge besitzen, welche auf Harmothoe nodosa, Levinsen^) pag. 193/36 hätten hinweisen können, doch gab die Form der Bauch- borsten entschieden den Ausschlag für ,, Harmothoe villosa". 3. Harmothoe badia. Levinseni) pag. 192/35. H. J. TheeP) S. V. A. H. 16. 1878, pag. 18. Diese Form von Harmothoe findet sich ziemHch häufig, doch scheint dieselbe so grosse Tiefen nicht erreichen zu können, wie die beiden vorhergehenden Arten. Fundorte : am 28. Juni in 100 m Tiefe auf steinigem Boden, „ 29. „ „ 80 m „ „ Lehmboden mit Steinen, ,, 5. Juu ,, ,, m ,, ,, ,, ,, 55 „ 21. „ „ 3u. 4m„ zwischen Steinen und Tangen. „ „ „ „ 85 m ,, auf Stein und Mudder. Die vorhandenen Exemplare weichen von der Diagnose Theels ^) nicht ab, ich weise nur darauf hin, dass bei dieser Art die Nephridial- papillen zu fadenartigen Gebilden ausgezogen erscheinen. (Länge: Dicke = 6:1). 4. Harmothoe glabra. Levinsen i) pag. 193/36. Mabngren ^) 1865, pag. 73. Von dieser Art fanden sich drei Exemplare, die sämmtLich am 20. Juli in 10 m Tiefe zwischen Steinen und Tangen gefangen wurden: dieselben weichen von den vorhandenen Beschreibungen nicht ab. Erwähnenswert scheint mir, dass sie nur in so geringer Tiefe und nur an einem Tage ins Netz gerieten, dies dürfte dafür sprechen, dass diese Art eine seltene und mehr locale Form auf Spitzbergen sei, 1^0 • -Dr. Willy Kükenthal: 5. Harmothoe aspera. Levinsen ^) pag. 193/36. = „Polynoe aspera", A. Hansen ^). Das einzige Exemplar stimmt mit der Diagnose Hansen's voll- kommen überein, selbst der Besatz der Elytren mit spitzen Dornen bot das Bild, welches Hansen davon giebt. Fundort: 26. August, 10 m. Tiefe. 6. Harmothoe rarispina. Levinsen 1), pag. 192/35, = „Lagisca rarispina," Mabngren^) 1865, pag. 65. Das einzige vorliegende Exemplar, am 26. August in 10 m Tiefe gefangen, ist eine typische ,, Lagisca rarispina," Malmgren. Ich habe jedoch den Namen acceptiert, welchen ihr Levinsen gegeben hat, nachdem ich mich für dessen Standpunkt entschied, obgleich ich ge- stehen muss, dass mir das genus Lagisca grössere Selbstständigkeit zu besitzen scheint, als Antinoe, Evarne etc. 7. Harmothoe vittata. nov. spec. Fundort: 20. Juli, 10 m Tiefe, zwischen Steinen und Tangen, 1 Exemplar. Beschreibung. Von der Rückseite betrachtet, zeigt das Tier eine braune Färbung, welche hier zunächst an die Elytren gebunden ist, von denen 1 5 Paar, sich dachziegelartig überdeckend, dem Tiere zum Schutze gereichen. Dieses Ueberdecken geschieht dergestalt, dass immer der Hinterrand der vorderen den Vorderrand der folgenden Schuppe überragt. Jede Schuppe zeigt in ihrer Mitte einen schwarzen Fleck, und zwar in der Nähe ihrer Anheftungsstelle am Elytrenträger. Der Körper ist 20 mm. lang und vorn 6 mm. breit; nach hinten zu wird derselbe stets schmäler. Zu beiden Seiten ragen unter den Elytren die Borsten der Parapodien vor, und die Rückencirrhen der- jenigen Segmente, welche keine Elytren tragen, legen sich nach hinten gerichtet zwischen denselben hindurch auf den Rücken des Tieres. Am Aftersegment treten zwei lange Cirrhen auf, welche steif nach hinten gerichtet sind. Hebt man die Elytren ab, so tritt darunter die Rückenhaut mit ihrer eigenartigen Färbung hervor. Von vorn nach hinten verläuft in der Medianlinie ein schmales, hellbraunes Band ; zu dessen Seiten ziehen sich (jederseits eines") zwei breite, dunkel-rotbraune Bänder hin, welche wiederum von breiten hellgelben Bändern eingesäumt werden; sodass also fünf Längsbänder vom Kopfstück zum After- stück verlaufen , welche dem Rücken die eigentümliche Zeichnung verleihen. Von der Bauchseite gesehen, zeigt sich dem Auge deutlich die Gliederung in Segmente, deren man 35 zählt; dieselben sind durch Querrinnen von einander abgesetzt und tragen jederseits ein- Rüdiei' Beiträge zur Fauna Spitzbergens. J4I mit einem neuralen und einem haemalen Ast, (exclus. die beiden vordersten- und das Aftersegnient). Die Färbung der Bauchseite ist weisslich gelb und ein wenig schillernd. Hinter dem Mundsegment (2tes) beginnt beiderseits je eine Rinne, welche sich bis zum Afterstück zieht, durch dieselben erscheint die Bauchseite in drei Streifen zerlegt, von denen der mittlere den Verlauf des Bauchmarkes, die beiden äusseren den Verlauf der beiden neuralen Längsmuskelstränge markieren. Hebt man die beiden vordersten Elytrenpaare ab, so wird das Kopfstück sichtbar. Dasselbe besteht aus zwei fast halbkreisförmigen gelben Lappen, (s. Fig. 2), die nach vorn in stumpfe, gebräunte Spitzen ausgezogen erscheinen. An ihrem hinteren Rande tragen dieselben symmetrisch angeordnet, zwei dunkle, blauschwarze Augen, welche leb- haft irisieren, in der Mitte des Aussenrandes befindet sich jederseits ein Auge des vorderen Augenpaares. Zwischen den vom auseinander- weichenden Kopflappen tritt der mediane Tentakel (= unpaarer Fühler) hervor; derselbe ist in einem conischen, vorwärts gerichteten Vorsprung eingelenkt, welcher mit zahlreichen Querfalten und Quer- rinnen versehen ist. Der mediane Tentakel ist etwa 3 mm. lang, am Ursprung violett, sonst gelblich weiss gefärbt. Seine Fonn ist cylindrisch, am vorderen Drittel schwillt er etwas an, um dann sich rasch ver- jüngend in eine einfache Spitze auszulaufen. Die Anschwellung zeigt einen dunkleren Ring. Auf seiner ganzen Oberfläche ist der Ten- takel mit feinen Spitzchen und Kölbchen besetzt. Jederseits von ihm steht einer der kleinen, nur 0,3 mm. langen, kegelförmigen, paarigen Fühler. Auf sie folgen nach aussen hin die stark entwickelten, 4,5 mm. langen, gelblich -weissen Palpen, welche die Form eines Elephantenstosszahnes haben und auf ihrer ganzen Oberfläche mit Querreihen ziemlich kräftiger Spitzchen be- setzt sind. Die sonst bei allen Harmothoearten auftretenden zwei Borsten, welche sich jederseits zwischen den paarigen Fühlern und den Palpen befinden, gelang es mir bei dieser Art nicht aufzufinden. Das auf das Kopfstück folgende (2te) Mundsegment trägt hach vorn gerichtet auf cylindrischem Polster jederseits ein Paar Fühler- cirrhen von Bau und Bildung des medianen Tentakels, doch sind dieselben nur 2 mm. lang, und das äusserste (resp. unterste) Paar ist noch etwas kleiner. Zu beiden Seiten der Mundöffnung findet sich je ein kurzer Cirrhuus, (cirrus buccalis, Kinberg — homolog den Bauchcirrhen der folgenden Segmente). Den Rücken decken, wie schon erwähnt, 15 Paar Elytren. An- geordnet sind dieselben, wie bei allen Harmothoearten auf dem 2. 4. 5. 7. 9. 11. 13. 15. 17. 19. 21. 23. 26. 29. 32ten Segment. Die Elytren sind flache, ovale Schuppen (die vordersten beiden Paar nierenförmig) von rothbrauner Farbe mit einem dunklen Fleck in der Mitte. Am äusseren Rande finden sich zahlreiche Fäden und 142 Dr. Willy Kükenthal: Spitzchen. Ausser diesen sind zahlreiche, eigenthümlich geformte Dornen über die Oberfläche zerstreut. Mit einer ziemlich schmalen Basis der Oberfläche aufsitzend, verlängern sich dieselben trichter- förmig (wie die von Harmothoe aspera, Hansen ^), dann aber sich wieder verdickend, endigen sie in 5 Spitzen, deren eine in der Richtung der Hauptaxe des Dornes, die anderen in einer, zu dieser senkrechten Ebene gelegen sind, so dass der Dorn der Spitze einer Hellebarde nicht unähnlich sieht; die Färbung der Dornen ist roth- braun. An denjenigen Segmenten, welche keine Elytren tragen, finden sich als diesen homologe^) Gebilde die Rückencirrhen. Dieselben sind Organe, welche in Form und Farbe den Fühlercirrhen des 2ten Segments entsprechen ; sie sind 4 — 5 mm lang und entschieden nervöser Natur. (Ein Längsnerv durchzieht sie ; auch scheint mir der Besatz mit feinen Spitzchen und Kölbchen darauf hinzudeuten;) an ihrer Ursprungsstelle sind sie auf einem cylinderischen Polster eingelenkt. Die Parapodien bestehen aus einem haemalen kürzeren und einem neuralen längeren Ast; beide tragen Borsten und letzterer noch einen schräg nach aussen, unten und hinten gerichteten Bauchcirrhus, Das Afterstück besitzt keine Parapodien. Der Bauchcirrhus erscheint bei dieser Art vollkommen glatt und findet seine Einlenkung an einer hügelartig vorspringenden Papille. Die Borsten des haemalen Astes sind breiter, als die des neu- ralen; sie sind ein wenig gebogen und tragen Querreihen von Zähnchen. Die dünneren Bauchborsten endigen spiessförmig, fast wie eine Lanzette ; die convexe Seite derselben ist mit einfachen Zähnchen besetzt. Das letzte Segment oder Afterstück zeigt haemal die Mündung des Darmcanals, ihm fehlen die Parapodien und Borsten. Die Rücken- cirrhen sind hier durch zwei starke, 6 mm lange Cirrhen vertreten, welche starr nach hinten gerichtet sind und in Form und Anhängen den Fühler- und Rückencirrhen entsprechen. ,Die Form der Bauchborsten unterscheidet das beschriebene Exemplar von Harmothoe glabra und H. aspera, die der Anhänge und besonders die der Elytren von H. badia und H. Sarsii, denen sie nach ihrer Borstenform am nächsten steht, (s. Levinsen.) Die eigenartige Zeichnung des Rückens giebt aber einen durchgreifenden Unterschied gegenüber allen anderen Harmothoearten, deshalb habe ich ihr den Namen ,, Harmothoe vittata" gegeben und stelle sie der ') Die Rückencirrhen fasse ich als den Elytren homolog auf, weil in allen Seg- menten bei Harmothoearten, welche keine Elytren tragen (exclus. Kopf und After- stück) auch bei Enipo, Nemidia etc. an deren Stelle die Rückenirrhen auftreten, nach anderen Autoren bezieht sich das auf alle Polynoeden, und es finden sich bei solchen oft 100 Segmente hinter einander, welche elytrenfrei sind. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 143 Form ihrer Borsten gemäss in Gesellschaft von Harmothoe badia und H. Sarsii. (Kinberg) Malmgren *) 1865, p. 75. Levinsen i), pag. 192/35. TheeP), pag. 16. Genus Nychia. Von diesem genus fanden sich 5 Exemplare, von denen zwei sich als der species 8. NycMa globifera (Sars.) Levinsen i), pag. 195/38 und drei der species 9. NycMa cirrosa, Levinsen i), pag 195/38 Pallas. Malmgren 4), 1865, pag. 57/58. zugehörig ermesen. Eine Abweichung von früheren Beschreibungen Hess sich an keinem Exemplare constatieren. Fundorte: Die beiden Nychia globifera wurden in 10 m Tiefe zwischen Steinen und Tangen am 20. Juli und 26. August gefangen, die drei Nychia cirrosa in 80 m Tiefe auf Lehmboden mit Steinen am 5. Juli. Genus Eucranta. 10. Eucranta villosa. Malmgi-en*), 1865. pag. 79/80. Diese Art wurde in einem Exemplar am 20. Juli in einer Tiefe von 10 m zwischen Steinen und Tangen gefangen. Ich muss mich bei der Namengebung an Malmgren halten, da Levinsen die Gattung nicht aufführt. Genus Enipo. n. Enipo Torelli. Levinsen i), pag. 196/39. = Nemidia Torelli, Mahngren^), 1865, pag. 84. Armauer Hansen 3) 1880. pag 84. Dies scheint eine ziemlich seltene Form auf Spitzbergen zu sein, sie fand sich nur in einem Exemplar und wurde in einer Tiefe von 10 m am 26. August aufgefunden. Ich nehme den Namen ,, Enipo" Levinsens an, weil ich seinen Standpunkt einmal deshalb gerechtfertigt halte, (in diesem Falle) weil in jedem genus Malmgi'ens (Enipo, Nemidia.) nur eine species bis jetzt vorhanden ist und das andere mal, weil der Unterschied beider genera nur auf die verschiedene Segmentzahl (Enipo 100, Nemidia 50) basiert ist; solche und grössere Schwankungen werden aber bei Polynoe scolopendrina (70 — 180 Segmente) unberücksichtigt gelassen. 144 Dr. Willy Kükenthal: Im Anfang glaubte ich, eine neue species von Enipo vor mir zu haben, da das vorliegende Exemplar mit der sehr eingehenden Be- schreibung Malmgrens in einigen Punkten diflferierte, doch stand ich von Aufstellung einer neuen Art ab, weil ich vermute, dass Malmgren nur ein jüngeres Stadium oder auch vielleicht ein verkümmertes Individuum vor sich hatte. Ich will jedoch die gefundenen Unterschiede hier kurz angeben, da dieselben bei etwaigen späteren Beobachtungen einschlagend sein dürften. a) Enipo Torelli (Nemidia Torelli Malmgren) hat: 1. 55 Segmente, 2. kurze, wenig entwickelte Palpen, 3. ein ,,tentakulum parce ciliatum", 4. die Tentakelcirrhen gleichlang mit den Palpen, 5. ,,Elytra glabra", 6. die Elytren lassen die Mitte des Rückens frei. — b) Das vorliegende Exemplar hat : 1. 55 Segmente, 2. sehr kräftig entwickelte Palpen, 3. einen Tentakel, welcher dicht mit feinen Spitzchen und Kölbchen besetzt ist, 4. die Tentakelcirrhen viel kürzer als die Palpen, das untere Paar kaum halb so lang, 5. vollkommen glatte Elytren, 6. die Elytren überdecken sich in der Mitte des Rückens dachziegelartig. Die ersten 3 Unterschiede scheinen mir allerdings irrelevant zu sein, während die drei letzten eher die Aufstellung einer neuen species rechtfertigen könnten; jedenfalls scheinen sie mir mehr Wert zu besitzen als die Unterscheidungsmerkmale von Harmothoe im- bricata und Harmothoe villosa. Doch sehe ich aus schon angeführten Gründen von einer neuen Namengebung ab und begnüge mich damit, auf die Unterschiede in den angegebenen Beziehungen hingewiesen zu haben. Die folgende Tabelle giebt eine gedrängte Uebersicht der Fund- orte, deren Vergleich mit späteren vielleicht Aufschlüsse über die geographische Verbreitung und das Vorkommen der einzelnen Arten in verschiedenen Tiefen Aufschluss geben kann. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 145 N a m e. Datum des Fangs. T>.,.. , Bodenbeschaffenheit. 1. Harmothoe imbricata. 25. Juni. 28. Juni. 20., 21., 31. Juli. 26. August. 10 m\ 20 m/ 40 m 50 m 100 m 120 m\ 160 m/ 1 Steine und Tange. Lehmiger Boden mit Steinen. Mudder. Steiniger Boden. } Mudder. 2. Harmothoe villosa. 28. Juni. 8., 20., 21. Juli. 3-4 m 10 m 50 m 85 m 100 mx 175 m/ Steine und Tange. Steinboden. Mudder. Steine und Mudder. } Steiniger Boden. 3. Harmothoe badia. 28. u. 29. Juni. 5., 20. u 21. Juli. 3— 4m\ 10 m / 80 m 85 m 100 m 1 Steine und Tange. Lehmboden mit Steinen. Stein und Mudder. Steiniger Boden. 4. Harmothoe glabra. 20. Juli. 10 m Steine und Tange und auf Steinboden. 0. Harmothoe aspera. 26. August. 6. Harmothoe rarispina. Steine und Tang. 7. Harmothoe vittata nov. spec. 20. Juli. l 8. Nychia globifera. 20. Juli. 26. August. 9. Nychia cirrosa. 5. Juli. 80 m Lehmboden mit Steinen. 10. Eucranta villosa. 20. Juli. 10 in > Steine und Tang. 11. Enipo TorelJi. 26. August. 10 m Litter atur - Verzei chnis. Levinsen, G. M. R. Systeinatisk-geogralisk Oversigt over de nordiske Annulata, Gephyrea, Chaetognathi og Balanoglossi in „Vidensk. Meddel. fra den naturh. Foren, i Kjobenhavn." 1882/83. Grube , E. „Bemerkungen über die Familie der Aphroditeen," im 53. Jahres- bericht der schles. Gesellschaft f. vaterländ. Kultur. Breslau, 1875. Hansen, G. Arm auer. ,,Annelida' in NytMagasin forNaturvid.Bd.24 og25. » ,,Annelida." Christiania in „Norske Nordhavs Ex- ped. Zool." 1876/78. Arch. f. Naturgesch. Jahig. 1889. Bd 1. H. 2. 10 146 Dr. Willy Kükenthal: 4. Mal mg reu, A. J. „ISordiska Hafs Amuüater." lu „Ofversigt of kongl. Veteiiskaps-academiens Förbandlingar." Stockholm, 1866. 5. 0er st ed. Grönl. Aiinl. dorsibranchiata. » Annlat. Dauic. conspectus. 6. de Quatrefage.s, M. A. „Histoire naturelle des Anneies marins et d'eau donce." Paris, 1865. 7. Sars, M. Forh. Vid. Selsk. Cliristiania, 1872. 8. Savigny, Jul. Ces. „SJ^steme des Annelides, principalement de celles de l'Egypte et de la Syrie" in „Description de TEgypte." Tom 21, 1826. Aus- zug in „Isis von Oken." 1832. 9. Theel, H. J. „Les Annelides polychaetes de mers de la nouvelle Zemble." (1878) im Kongl. Svenska Vetensk.-acad. Handlingar. Bd. 16. No. 3. Stock- holm, 1879. 10. Kallenbach, E. „Ueber Polynoe cirrata." 0. Fr. Mllr. Ein Beitrag zur Kenntnis der Fauna der Kieler Bucht. Inaugural-Dissertation. Eisenach, 1883. Erklärung der Zeichnungen. Tafel VII. Figur 1. stellt zwei Bauchborsten dar, a) von Harmothoe imbricata, b) von Harmothoe villosa. Figur 2. Der Kopf von Harmothoe vittata. p. = Palpus, m.t. = medianer Tentakel, f. c. = Fühlercirrhen, p. t. = paarige Tentakeln, k. 1. = Kopflappen, a. = Auge, 11. s. = zweites Segment, die eigenartige Streifung des Rückens zeigend. Figur 3. Ein Stachel von einer Elytre der Harmothoe vittata. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 147 Opheliiden von Dr. W. Kükenthal. Aus dieser Familie ist mir nur ein Vertreter, zum Genus Amniotrypane gehörig, bekannt geworden, während von andern Autoren auch noch Travisia Forbesii und Ophelia limacina, als diesen arctischen Gegenden angehörig, beschrieben werden. Die schon früher gefundene Ammotrypane des Eismeeres ist bis dahin schlechtw^eg als Ammotrypane aulogaster Rathke bezeichnet worden, eine eingehendere Untersuchung, welche ich indes anstellte, und anhangsweise in meiner Beschreibung der Opheliaceen der Expedition der ,,Vettore Pisani^)" veröffentlichte, führte mich zur Aufstellung einer neuen Art. Da in neuerer Zeit ein Zweifel aus- gesprochen wurde ^), ob die von mir beschriebene Art nicht doch mit der alten, mir ungenügend bekannten Ammotrypane anlogaster identisch sei, habe ich mich von Neuem der vergleichenden Unter- suchung beider Formen gewidmet. Die von mir als: Anwiotrypane Ingehrigtsenii n. sp. beschriebene Form wies folgende Merkmale auf. Ausser Kopf- und Schwanzstück finden wir 51 vierringeHge Segmente. Sämmtliche Segmente sind mit Borstenbündelpaaren versehen, an sämmtlichen finden sich ausserdem Girren. Es sind an jedem Parapodium zwei Girren zu unterscheiden, ein dorsaler und ein ventraler. Die ven- tralen Girren sind in sämmtlichen Segmenten vorhanden, in den ersten und letzten am grössten, immerhin aber sehr klein. Die dorsalen Girren sind bedeutend grösser, Schwankungen in ihrer Grösse sind nicht zu bemerken, sie fehlen dem ersten Segmente wie den drei letzten. Die Borstenbündel, von denen zwei Paar in jedem Segmente austreten, unterscheiden sich voneinander dadurch, dass die dorsalen aus langen und dünnen, die ventralen aus kurzen und dicken Borsten zusammengesetzt sind. — Der Kopf läuft spitz zu, und trägt an seinem Ende ein kleines, kolbenförmig angeschwollenes Organ. ') Willy Kükenthal. „Die Opheliaceen der Expedition der „Vettore Pisani." Jenaische Zeitschrift f. Naturwissensch. XXI. Band. 1887. ^) E. V. Marenzeller: Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiet der Systematik, Biologie und geograph. Verbi'eitung der Plathelminthen, Chaeto- gnathen, Gephyreen etc., in den Jahren 1885 bis 1887. Zoolog. Jahrbücher. Dritter Band, 6tes Heft 1888 p. 1062. 10* 148 Dr. Willy Kükeiithal: An der Basis des Afterstückes finden sich, wie bei Ammotrypane aulogaster, zwei lange Girren. Das Afterstück ist blattförmig, nach der ventralen Seite zu offen. Unter dem Microscop erkennt man eine Ringelung desselben. An beiden Rändern des Blattes sitzen fünf Paar sehr kleine Papillen, zwischen denen sich jedesmal 4 Ringel befinden. Vier Ringel liegen ebenfalls zwischen je zwei Parapodien. Da wir nun das Afterstück als aus Segmenten entstanden zu denken haben, so werden diese Papillen jedenfalls den Parapodien entsprechen, und als Ueberreste derselben aufzufassen sein. Das gesammte After- stück entspricht demnach 5 Körpersegmenten. Ammotrypane anlogasier Rathke. Der Beschreibung dieser Art lege ich meine eigene Unter- suchung zu Grunde, welche ich an Material von der Westküste Norwegens (Alvoerströmmen bei Bergen) angestellt habe. Ausser Kopf- und Schwanzstück finden sich 46 vierringelige Segmente. Sämmtliche Segmente sind mit Borstenbündelpaaren ver- sehen, mit Ausnahme des ersten auch mit den Girren ' ). Diese Angabe steht im Gegensatz zu Rathkes -), wonach den ersten drei Segmenten Girren fehlen. Von ventralen Girren sind nur Spuren an den ersten Parapodien bemerklich, jedenfalls besitzen sie nicht die Grösse wie dieselben Gebilde bei voriger Art. Der Kopf läuft nicht so spitz zu und trägt auch kein kolbenförmiges Organ. Das Afterstück ist ähnlich gebaut, wie in voriger Art. Wenn auch die Unterschiede beider Arten nicht gross sind, so sind sie doch constant vorhanden. Besonderes Gewicht muss ich auf die verschiedene Anzahl Segmente bei beiden legen, da bei den Opheliiden die Gonstanz der Segmente in derselben Art als charac- teristisches Merkmal angesehen werden muss. Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass beide Arten bereits des öfteren aufgefunden und als Ammotrypane aulogaster beschrieben worden sind, wahrscheinlich wird sich die arctische Form auch hier und da in südlichen Breiten vorfinden. *) Siehe Tafel XXXIII Fig. 25 in meiner Arbeit: lieber das Nervensystem der Opheliniceeu. Jenaische Zeitschrift f. Naturwissenschaften XX. Band. 1887. -) Rathke. Beiträge zur Fauna Norwegens. Nov. Act. Acad. Leypold. 1843. Beiträge zur Fauna Spitzbergens, 14-9 Neue parasitische Nematoden') bearbeitet von Dr. W. A. Cobb. Hierzu Fig. 4-10 auf Tafel VII. Ascaris Kükenthalii, n. sp. Fig. 4—6. Reiches Material dieser neuen Art entnahm Herr Dr. Kükenthal dem Magen von Beluga lencas am 11. August 1886 in der Advent- Bai (West-Spitzbergen). Die Länge des Männchens bertägt 7 — 9 cm, durchschnittlich 8 cm. Die grösste Breite liegt ungefähr in der Mitte und beträgt 2 — 3 mm. Der Körper ist nach vorn verjüngt (der Kopf ist kaum Vs mm breit), nach hinten dagegen nur sehr unbedeutend zugespitzt. Der Schwanz ist gekrümmt und mit einer deutlichen Bursa versehen. Die Papillen des Schwanzendes sind kaum mit blossem Auge sichtbar. Die gelblich-weisse Haut (Spiritus-Exemplare) ist quer geringelt, die Ringe haben in der Körpermitte eine Breite von 30 ,u. Die beiden Spicula sind etwas ungleich, das grösste liegt links. Die Längslinien sind deutlich den ganzen Körper entlang ausgeprägt. LTm den jNIund herum stehen die drei Papillen tragenden Lippen, die obere Lippe trägt in der Mitte ein Paar symmetrisch angeordnete Papillen. Jede Seitenlippe trägt, wie es scheint, 3 Papillen, eine obere mit 6 — 7 kleinen Zähnchen, eine untere, auf welcher sich keine Zähnchen konstatieren Hessen, und ungefähr in der jNIitte der inneren Seite eine dritte von sehr kleinen Dimensionen. Ausserdem habe ich auf jeder Seitenlippe ein schiefes Gebilde beobachtet, dessen Struktur ich nicht weiter untersucht habe. Die Papillen des Schwanzendes sind in Figur 3 dargestellt. Es befinden sich jederseits ungefähr 100, welche in 2 unregelmässigen Reihen, die sich 1 cm weit nach vorne erstrecken, angeordnet sind. Die Länge des Weibchens beträgt 8 — 10, durchschnittlich 9 cm, die grösste Breite 2,5 mm. Vorn ist das Weibchen dem Männchen vollständig ähnlich. Nach hinten ist es kaum verjüngt, jedoch variirt ') Herr Dr. N. A. Cobb sandte mir nachfolgende Zeilen als Auszug einer jüngst erschienenen Arbeit: , Beiträge zur Anatomie und Ontogenie der Nema- toden." Jenaische Zeitschr. f. Naturwissensch. Bd. XXIII. N. F. XVI 1888, p. 41, in welcher die von mir im nijidlichen Eismeere gesammelten parasitischen Nematoden mit veiwerthet waren. Dr. Kükenthal. 150 Dr. Willy Kükeiithal: hier die Gestalt je nach der Lage der inneren Geschlechtsorgane, die bald mehr nach vorn, bald mehr nach hinten liegen. Die nicht sehr beträchtliche Vulva liegt vor der Körpermitte, Vn der Körper- länge nach vorn gerückt. Farbe, Haut, Längslinien und Mund sind wie beim Männchen beschaffen. Ascaris bulbosa, u. sp. Fig. 7 und 8. Die untersuchten Exemplare sind dem Magen von Phoca barbata zu verschiedenen Zeiten des Sommers 1886 im Eise Spitzbergens entnommen. Die Männchen erreichen eine Länge von 7 cm, jedoch fand ich geschlechtsreife Männchen, welche nicht mehr als 5 cm lang waren. Der Körper ist im wesentHchen cylindrisch, am Kopfende aber ver- jüngt. Der ziemhch deutlich abgesetzte Kopf ist ungefähr Vs mm breit. Die grösste Breite des Körpers beträgt ^/g.^. — V30 der Länge. Eine Ringelung der weissen Haut ist nur mit dem Mikroskope leicht nachweisbar. Das Schwanzende ist gekrümmt, seine Papillen sind schon mit der Lupe zu sehen. Die 2— 27^ mm langen Spicula sind fast gleich, das linke aber stets etwas länger als das rechte, und zwar im Verhältnisse von 25:23. Die männlichen Papillen sind in Fig. 8 dargestellt. Es befinden sich jederseits ungefähr 70, welche sich in zwei unregelmässigen Reihen nach vorn erstrecken. Die Weibchen erreichen eine Länge von 7^/2 — 8 cm. Sie sind aber schon geschlechtsreif bei einer Länge von 5 cm. Die hervor- ragende Vulva ist etwas weniger als V4 der Körperlänge nach vorn gerückt. Die Körpergestalt ist der des Männchens ähnlich, das Schwanzende aber niemals gekrümmt. Haut und Kopf gerade wie beim Männchen. Strongylus arcticus, n. sp. Fig. 9 und 10. Laut Dr. Kükenthals Notizen wurde diese Art im Gehörorgane von Beluga leucas am 11. August 1886 in der Advent-Bai (West- Spitzbergen) gefunden. Die Männchen sind 18 — 22 mm lang, durchschnittlich 20 mm. Die grösste Breite liegt etwas vor der Mitte und beträgt 1,04 mm. Nach vorn und auch nach hinten wird der Körper allmählich ver- jüngt. Oberhalb sowohl als unterhalb der runden Mundöffnung be- findet sich eine kaum mit dem Mikroskope bemerkbare Papille. 23 [j, hinter dem Kopfende kommen vier den Submedianlinien ent- sprechende Papillen vor. Das Schwanzende besitzt eine deutliche Bursa, welche sechsmal gefaltet ist, so dass der Rand in sechs deutliche Lappen zerfällt. Die Geschlechtsöfihung liegt zwischen den vorderen Lappen. Die 0,2 mm langen, gleichen Spicula sind stark gebogen und am äusseren Ende verwachsen, nach innen dagegen sind sie weit voneinander getrennt. Es befinden sich, 0,2 mm von Beiträge zur ^Faniia Spitzbergens. 151 dem Hinterende entfernt, eine auf jeder ventralen Submedianlinie gestellt, ein Paar grosse Papillen und 0,15 mm weiter nach vorn noch ein Paar ähnliche. Die Weibchen sind etwas grösser als die Mcännchen. Sie sind 21 — 28 mm lang, und die grösste Breite, welche hier wieder ein wenig vor der Körpermitte liegt, beträgt 1,05 mm. Die Vulva ist nur 0,10 mm, der After nur 0,05 mm von dem Schwanzende entfernt. Der Mund und die Mundpapillen des Weibchens sind den ent- sprechenden Theilen des Männchens ähnlich. Die Haut beider Ge- schlechter scheint fast glatt zu sein. Tafel -Erklärung. Fig. 4. Ascaris Kükentbalii n. sp. ,^ '/i- .. 5. >. >. » .. $ V.. >■ 6. » ■> » » (^ Sclnvauzemle. » 7. Ascaris bulbosa n. sp. (^ In der Seitenlage geöffnet. Links das linke Seitenfeld. 7i- » 8. '• •■ •> >• Papillen des männlicben Schwanzendes. *7i- » 9. Strongyhis arcticus n. sp. ^ Schwanzende. Etwa -"/i- » 10. >■ » » » $ Schwänzende. Etwa ^"/i- Aniphipoden und Isopoden von Spitzbergen von Dr. Julius Vosseier. Hierzu Tafel VIII. Im Herbst 1886 erhielt ich von Herrn Dr. W. Kükenthal eine Anzahl von Crustaceen aus der Ordnung der Aniphipoden und Isopoden, welche er während einer im selben Jahre ausgeführten Expedition nach Spitzbergen im dortigen Eismeere gefangen hatte, zur Bearbeitung. Da schon frühere Forscher, wie Goes^) (7), Sars (19) u. a. dasselbe Gebiet ebenfalls auf Crustaceen untersucht hatten, war anzunehmen, es möchte in dem mir überlassenen Materiale nur wenig neues und für die Wissenschaft interessantes enthalten sein. Die ') Unter der den Autorennamen beigefügten Ziffer sind die betreffenden Werke im Litteraturverzeichniss aufgeführt. 152 Dr. Willy Kükeiithal: im folgenden angeführten Ergebnisse werden jedoch zeigen, dass diese Vermuthung unbegründet war. Allerdings mag die Summe der gefangenen Arten klein erscheinen gegenüber den Resultaten früherer Sammler. Goes fand bei Spitzbergen 83 Amphipoden, Sars zählt für dasselbe Gebiet 65, Gerstäcker (15) sogar 91 Arten auf, während das von Kükenthal gesammelte Material nur 25 Arten dieser Ordnung enthielt. An Isopoden wurden zwei Arten gefangen, von Avelchen eine nur durch eine Larve vertreten ist. Es ist damit ein weiterer Beleg für die allgemein anerkannte Thatsache geliefert, dass die Isopoden in höheren Breiten an Artenzahl gegen die Amphipoden aufiallend zurücktreten. Ganz ähnlich in Beziehung auf das Ver- hältniss zwischen den beiden Ordnungen war die Ausbeute der zweiten deutschen Nordpolfahrt. Sie enthielt 27 Amphipoden und 3 Isopoden. Von den oben erwähnten 25 Amphipoden sind nicht weniger als 10 d. h. 407o für die Fauna Spitzbergens neu. Hiervon ist die Hälfte, soweit ich aus der von mir benutzten Litteratur ersehe, überhaupt noch nicht beschrieben. Die fünf schon früher be- kannten, allein bei Spitzbergen zum erstenmal beobachten Arten sind: 1. Pleustes bicuspis. Kröyer. 2. Halirages tridentatus. Bruz. 3. Ampelisca propinqua. Boeck. 4. Caprella acutifrons. Latr. 5. Platycyamus Thompsoni. Gosse. Die neuen im folgenden beschriebenen Arten: 1. Anonyx Kükenthali nov. spec. 2. Anonyx caecus nov. spec. 3. Melita quadrispinosa nov. spec. 4. Amphitopsis dubia nov. spec. 5. Gammarus spetsbergensis nov. spec. Von dem Genus Amphitopsis war bis jetzt kein Vertreter bei Spitzbergen gefunden worden. Sehr interessant ist das Vorkommen der Caprella acutifrons Latr. im Eismeere bei Spitzbergen. Der nördlichste zuvor bekannte Fundort war die Nordsee, wo sie von Kröyer nachgewiesen wurde. Dadurch, dass nun ihre Anwesenheit unter dem 77. Breitegrade festgestellt ist, reicht der Verbreitungsbezirk dieser Art, welche bis Rio de Janeiro vorkommt, über etwa 97 Breite- und 40 Längegrade. Nur wenige Amphipoden erstrecken sich über ein gleich weites Gebiet. Unter dem Material an Amphipoden sind alle drei Stämme dieser Ordnung vertreten. Die 25 Arten vertheüen sich auf 12 Familien und 17 Gattungen u. zw. wie folgt: stamm Familie - — Gattung — - Art. 1. Hyperiina — 1 1 1 2. Gammarina — 9 14 - 21 3. Caprellina — (Laemodipoda) 2 _ 2 - 3 12 — 17 — 25 Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 153 Von den 20 schon früher bekannten Arten wurden an der Nordostküste Grönlands 9, ebensoviele an der Nordküste Norwegens beobachtet. Die Fauna von Nowaja Semlja enthält davon ll,Fin- marken (und Lofoten) 12 Arten, während im karischen Meer nur 6, im sibirischen Eismeer 7 und an der Küste Islands 8 von den oben erwähnten Arten gefunden wurden. Die zwei Isopoden waren schon früher bei Spitzbergen beobachtet worden. Ueber die horizontale Ausbreitung der Arten waren dem Material leider nur ganz wenige Bemerkungen beigegeben, welche im syste- matischen Theil an den betreffenden Stellen zu finden sind. Angaben, die Beschaffenheit und Lage der Fundorte betreffend, liegen mir keine vor. Von einigen Arten Amphipoden befinden sich im ^Material Indi- viduen von einer früher nie beobachteten Grösse. Bei solchen Arten sind die Maasse beigefügt. Eine vollständige Erklärung für die schon öfter angeführte Thatsache, dass IndiA^duen einer Art, welche in höheren, kältern Breitegraden leben, A^iel kräftiger entwickelt sind, als die in südlichen Meeren sich befindlichen, giebt es meines Wissens nicht. Wenige Arten zeigen noch Spuren einer Färbung. Gewöhnlich weicht dieselbe von der des lebenden Thieres ab. Mit Ausnahme einiger besonders brüchiger Arten waren alle Thiere gut erhalten. Die Exemplare, welche für histologische Zwecke mit Chrom -Osmium -Essigsäure behandelt waren, verlieren die Glied- massen leichter, als die einfach in Alkohol konser\äerten. Im Hinblick auf die oben gemachten Mittheilungen lässt sich mit Recht sagen, — vollends wenn man die Zeitdauer und Art des Unternehmens berücksichtigt, — dass die Ergebnisse der Küken- thal'schen Expedition für die beiden bearbeiteten Crustaceenordnungen quantitativ reichliche, für die Wissenschaft aber insbesondere recht werthvolle sind, indem damit sowohl unser Wissen über die Ver- breitung bekannter Gattungen und Arten erweitert, als auch ein be- deutender Beitrag zur Kenntniss neuer Arten geliefert wird. Von einer Neubeschreibung und Abbildung der schon bekannten Arten glaubte ich im Hinblick auf die ausführlichen Arbeiten der oben erwähnten Forscher absehen zu können. Auch in Betreff der Syno- nymik verweise ich auf die genannten Werke. Ordnung: Amphipoda. A. Hyperiina. I. Familie: Hyperiidae. 1. Themisto libellula. Maudt. Eines der mir vorliegenden Thiere stammt aus dem Auftrieb und ist bedeutend kleiner als das zweite in einer Tiefe von 200 m. gefangene. Sars (19.) fand diese Art in 1710 Faden Tiefe und beobachtete, dass immer nur jüngere Individuen an der Oberfläche 154 Dr. Willy Kükenthal: gefangen werden. Die Farbe der in Alkohol aufbewahrten Thiere ist ein zartes Roth, während das lebende Thier nach Buchholz (14) violett aussieht. Länge des grössern Exemplars 35 mm. ^) Hierher rechne ich eine Anzahl kleiner Amphipoden, welche alle für die Art charakteristischen Merkmale mit Ausnahme der autfallenden Verlängerung des vierten und fünften Glieds am fünften Paar der Brustbeine zeigen. Die Länge schwankt zwischen 6 — 10 mm. Sie stammen ebenfalls aus dem Auftrieb. B. Gammarina. II. Familie: Lysianassidae. 2. Aiiouyx Kükenthali u. sp. Taf. VIII. Fig. 1—7. Der Körper ist seitlich zusammengedrückt. Von den grossen Epimeren ist die vierte nach hinten aufvi'ärts gebogen und in eine Spitze ausgezogen. Der untere hintere Seitenrand des dritten Hinter- leibssegments ist ebenfalls, aber etwas weniger, nach oben gerichtet und zugespitzt. Der Kopf ist klein, abgerundet, nicht ausgezogen. Das stark pigmentierte Auge hat einen beinahe nierehförmigen Umriss. Die ersten Antennen sind kurz und plump; die accessorische Geisel nur wenig kürzer als die des Hauptastes. Die zweiten Antennen sind schlank, länger als die ersten. Die Mandibeln (Fig. 2) besitzen eine kräftige beinahe halbkreisförmige Schneide und einen nicht sehr langen Taster. Die Innenlade des ersten Maxillenpaares (Fig. 3) trägt am Ende zwei gefiederte Borsten, die Aussenlade sehr derbe am Innenrande gesägte Klauen. Der Taster ist am Ende verbreitert und mit sechs ungleich grossen Zähnen bewaffnet. Die zweiten Maxillen sind breit und tragen viele starke Haare. Die Innenlade der Kieferfüsse (Fig. 4) ist kurz und reicht kaum bis zum Anfang des ersten Tasterglieds. Dem Ende derselben sitzen Haare auf. Die Aussenlade ist gross, am Innenrande mit kurzen Zähnchen besetzt. Das Endglied des schlanken- Tasters bildet eine kräftige Klaue. Das zweite Beinpaar (Fig. 6) ist bedeutend länger als das erste (Fig. 5). Beide haben eine kleine Greifhand. Die folgenden Beinpaare sind kurz und gedrungen gebaut. Die Schenkelglieder der drei letzten sind sehr verbreitert, die übrigen Glieder durch paarweise am Vorder- rande sitzende Börstchen ausgezeichnet. Das Ende bildet eine Klaue. Der Schwanzanhang ist breit zu Vg gespalten (Fig. 7), länger als das GrundgUed des letzten Schwimmfusspaares. An der Spitze eines jeden Lappens sitzt in einer Kerbe ein kurzer Dorn. Länge des grössten Thieres: 22 mm. Am nächsten ist diese Art mit den Anonyx Lilljeborgi Boeck (12) verwandt. ') Von der Stirn bis zum Scliwanzanhang gemessen. Beiträge zur Famia Spitzbergens. 155 3. Anonyx caecus n. sp. Taf. VIII. Fig. 8-14. Diese Art besitzt einen bedeutend schlankeren Körper als die eben beschriebene. Dem kleinen Kopf fehlen die Augen. Die Seiten- winkel des Kopfes springen wenig vor. Das dritte Hinterleibssegment ist am untern hintern Rande etwas zugespitzt. Die zweiten Antennen übertreffen die ersten an Länge. Die Geisel der ersten Antennen (Fig. 8) sitzt auf einem sehr kurzen dicken Stiel. Das erste Glied derselben fällt durch seine Grösse und eine eigenthümliche beinahe schmetterlingsschuppenähnliche Behaarung auf. Die übrigen Glieder tragen Gebilde, welche etwa mit einer noch in dem Schüsselchen sitzenden Eichel verglichen werden können (Fig. 9). Die Neben- geisel der ersten Antennen ist kurz viergliederig. Dieselben — vorhin bei den ersten Antennen erwähnten — Gebilde, welche als Sinnes- organe gedeutet werden, sitzen auch der schlanken Geisel der zweiten Antennen auf. Der Taster der Mandibeln ist sehr stark behaart (Fig. 10). Das zweite Maxillenpaar (Fig. 11) ist auf der Breitseite ebenfalls mit feinen Härchen besetzt. Derbe Borsten sitzen am Ende. Die inneren Kauladen der Kieferfüsse (Fig. 12) sind schmal und lang; sie reichen bis zur Mitte des zweiten Tasterglieds und tragen am oberen Rande kurze Dornen. Die äussern Kauladen bilden je eine beinahe halbkreisrunde Scheibe, deren gerader Innen- rand bedornt ist. Der Taster ist kurz, gedrungen, namentlich das dritte Glied breit. Das Endglied bildet eine kurze nicht sehr scharfe Klaue. Das kurze erste Beinpaar (Fig. 13) trägt am Ende eine kleine Greifhand. Die Schenkelglieder der 3 letzten Beinpaare sind sehr erweitert. In Kerben am oberen Aussenrande sitzen kleine Dörnchen. Der Schwanzanhang (Fig. 14) ist beinahe bis auf den Grund gespalten. Die Enden der beiden Hälften sind eingekerbt. Der Aussenast des letzten Schwimmfusspaares ist zweigliedrig (Fig. 14a). Länge: 10 mm. Diese Art hat viele Merkmale mit Anonyx typhlops Sars (19) gemeinsam und steht demselben sehr nahe. III. Familie: Pontoporeidae. 4. Pontoporeia furcigera Bruz. Sars hält diese Art für identisch mit P. femorata Kröyer. Ge-. fangen in 30 m Tiefe am 1. Juli 1886. IV. Familie: Syrrhoidae. 5. Syrrhoe crenulata Goes. Diese Art wurde schon im Jahre 1866 als zur Fauna des spitz- bergschen Meeres gehörig von Goes (7) beschrieben und abgebildet. V. Familie: Paramphithoidae. 6. Pleustes panoplus Kröyer. wurde schon öfter im Gebiet beobachtet, während der kleine und leicht zu erkennende 7. Pleustes bicuspis Kröyer, für die Fauna Spitzbergens neu ist, 156 Dr. Willy Kükenthal: VI. Familie: Atylidae. 8. Atylui^ carinatus Fabr. Wie die später zu erwähnende Amathilla Sabinei Leach scheint auch diese Form circumpolare Verbreitung zu haben. Atylus cari- natus wurde in mehreren Exemplaren gefangen, die grössten Tiere massen 32 mm. 9. Halirages tridentatus Bruz. Auch von dieser Art ist eine grössere Anzahl Individuen im Material enthalten. Sie wurde zum erstenmale bei Spitzbergen theilweise in 200 m Tiefe Ende Juli gefunden. 10. Amphitopsis dubia n. sp. Taf. Vm. Fig. 32 — 36. Der Kopf ist in einen kleinen Schnabel ausgezogen und trägt grosse runde Augen. Das zweite und dritte Hinterleibssegment ist nach hinten etwas aufgetrieben, das dritte stärker als das zweite. Die Antennen sind beinahe gleich lang, sehr zierlich und dünn. Sie reichen etwa bis zum fünften Körpersegment. Den ersten Antennen fehlt die Nebengeisel. Die Mandibeln (Fig. 32) sind plump, tragen zwei starke Zähne, unter welchen sich ein Bündel dicker bezahnter Borsten befindet. Die Kaufläche ist deutlich gerieft, der Taster ge- drungen, behaart. Die Innenlade der ersten Maxillen trägt an der Innenseite mehrere Borsten (Fig. 33), die Aussenlade kleine zwei- zinkige Gabeln. Das Endglied des Tasters ist verbreitert und schwach behaart. Die Innenlade der Kieferfüsse (Fig. 34) hat eine länglich- rechteckige Gestalt, zwischen feinen Haaren sitzen am Ende 3 Zähnchen. Die Aussenlade der Kieferfüsse überragt die Innenlade nur um Weniges. Das Endglied des Tasters ist nicht klauenförmig, sondern an der Spitze behaart. Die ersten 2 Beinpaare sind dünn und lang, die Greifhände schmal. Die Greifliand ist beim zweiten langem Beinpaare (Fig. 36) kürzer als beim ersten. Der Schwanzanhang ist ganz, nur wenig länger als am Grunde breit. An dem abgerundeten Hinterende sitzt je rechts und links von der Mitte in einer Kerbe ein Börstchen. Länge: 11,5 mm. Da keine der mir bekannt gewordenen Arten des Genus Amphitopsis einen gekerbten Schwanzanhang hat, zögerte ich anfangs, die eben beschriebene Art dahin zu stellen. Die übrigen Merkmale stimmen jedoch so gut zu denen des Genus Amphitopsis, dass ich trotz des kleinen Unterschieds keinen Anstand nehme, das, soweit ich aus der mir zugänglichen Litteratur ersehe, noch unbeschriebene Tier, dort unterzubringen. VII. Familie: Pardaliscidae. 11. Pardalisca cuspidata Kröyer. Ein Exemplar war in dem Material enthalten. Ausser Spitz- bergen und der Ostküste Grönlands wird auch das weisse Meer als Fundort für diese Art erwähnt. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 257 VIII. Familie: Gammaridae. 12. Melita dentata Kröyer. Die von mir untersuchten Exemplare zeigten einige unwesentlichen Abweichungen von der von Boeck beschriebenen Form. Die Zahl der Dornen, welche für die Hinterleibssegmente angegeben sind, stimmte nicht bei allen Individuen. Auch die Maxillen des ersten Paars waren etwas von denen der typischen Form verschieden. Ge- fangen wurde diese Art in einer Tiefe von 100 m im Juni 1886. Länge: 18 mm. 13. Melita quadrispinosa n. sp. Taf.Vni. Fig. 15 — 24. Hat im Grossen Ganzen Aehnlichkeit mit der vorhergehenden Art. Der Körper ist schlank , seitlich stark zusammengedrückt. Das Auge ist klein, kaum pigmentiert. Die ersten Antennen (Fig. 15) ragen bis in die Mitte des letzten Vorderleibssegments und besitzen eiije dreigliedrige Nebengeisel. Sie sind schwach behaart. Die Geisel der zweiten Antennen (Fig. 16) ist kaum länger als das dritte Glied des Stiels. Der Taster der Mandibeln (Fig. 17) ist dünn und schwach behaart. Das erste Maxillenpaar (Fig. 18) trägt an der Aussenlade gegabelte Borsten, die Innenlade nur wenige Haare, ebenso der verbreiterte Taster am letzten und vorletzten Glied. Die Innenlade der Kieferfüsse (Fig. 20) ist schmal und lang. Das Endglied des Tasters bildet eine scharfe Klaue. Die beiden ersten Beinpaare besitzen Greifliände. Die des ersten Paars (Fig. '21) ist bedeutend kleiner als die des zweiten (Fig 22). Bei beiden Paaren ist der Hinterrand der zwei letzten Glieder mit büschelförmig angeordneten Härchen besetzt. Die Schenkelglieder der drei letzten Beinpaare haben einen ovalen Umriss und sind sehr verbreitert und zwar beinahe gleich stark nach vorn, wie nach hinten. Der zweite und dritte Hinterleibsring läuft am seitHchen untern Rand nach hinten in eine Spitze aus, welche beim dritten stark aufwärts gerichtet ist. Der vierte Hinterleibsring ist am Hinterrande in der Mitte des Rückens mit einem kräftigen Dorn, der fünfte mit drei schwächern Dornen bewaffnet. (Fig. 24, IV — V). Der Schwanzanhang ist bis auf den Grund gespalten (Fig. 23). Beide Hälften sind am Innen- und Aussenrande etwas vor dem Ende eingekerbt, in jeder Kerbe sitzt ein Börstchen. Das letzte Schwimmfusspaar (Fig. 23 a) hat einen langen Aussenast, während der Innenast zu einer kleinen Schuppe verkümmert ist. Das Grundglied ist länger als der Schwanzanhang. Länge 1 1,5 mm. An mehreren Stellen sitzen dem Chitinpanzer des Thiers kleine ocellenähnliche Gebilde, welche wohl parasitärer Natur sind, auf. Dieselben sind manchmal, wie es in Fig. 24 VI o abgebildet ist, symmetrisch angeordnet. 158 Dr- Willy Kükentbal: 14. Amathilla Sabinei Leach. Goes (7) erwähnt, dass diese Art bei Spitzbergen sich häufig zwischen Algen vorfinde. Ich fand in dem Material nur ein Thier von 35 mm Länge. Als grösstes Maass für A. Sabinei giebt Boeck 25 mm, Rathke 1 Zoll, also beinahe ebenso Adel, an. Das in Alkohol konservierte Thier ist rosaroth gefärbt. Die Art hat einen sehr grossen Verbreitungsbezirk. 15. Amathilla pinguis Kröyer. Ebenfalls sehr weit verbreitet, allein in der Nordsee noch nicht beobachtet. Boeck (12) unterliess es, die charakteristische Form des untern hintern Seitenrandes am dritten Hinterleibssegmente zu erwähnen. Dieser läuft nämhch nicht, wie bei sehr vielen Amphi- poden, nur in eine nach oben gerichtete Spitze aus, sondern direkt darunter befindet sich noch eine zweite beinahe ebenso grosse. 16. Gammarus locusta L. Einige der bei Spitzbergen gefangenen Thiere, welche unzweifelhaft dieser Art angehören, erreichen die bedeutende Grösse von 43 mm. Als grösstes Maass für diese Art führt Boeck 35, Buchholz (14) 40 mm. an. Bei den 6 untersuchten Thieren sind die Antennen verschieden lang. Auch von andern Autoren sind einzelne Varietäten beobachtet worden. Goes erwähnt, dass das Auge nicht immer dieselbe Form habe und manchmal ganz verschwinde. Boeck macht auf die wechselnde Länge des inneren Astes des letzten Schwimmfusspaares aufmerksam. 17. Grammariis marinus Leach. Die Jungen dieser und der vorigen Art sind erst nach genauerer Untersuchung zu unterscheiden, indem der die ausgewachsenen Thiere kennzeichnende gedrungene Körperbau bei den Jugendformen des G. marinus kaum auffällt. 18. Gammarus spetsbergensis n. sp. Taf. Vni. Fig. 25—31. Das Auge dieser kleinen Art ist lang-oval. Das zweite und dritte Hinterleibssegment am hinteren unteren Seitenrande in eine nicht aufwärtsstehende Spitze ausgezogen. Die drei letzten Segmente des Hinterleibs sind auf der Mitte des Rückens behaart. Die ersten Antennen sind schlank und reichen beinahe bis zum ersten Hinterleibs- segment. (Fig. 25). Die drei Glieder des Stiels sind massig lang, am kürzesten ist das dritte, auf welchem neben der Hauptgeisel noch eine 3 — 4 gliedrige Nebengeisel entspringt. Die zweiten Antennen (Fig. 16) sind kürzer als die ersten. Die Geisel derselben erreicht etwa die Länge des Stiels. Die Mandibeln (Fig. 27) zeichnen sich durch einen kräftigen schwach behaarten Taster aus. Die Kaufläche ist deuthch gerieft. Die Aussenlade der ersten Maxillen (Fig. 28) trägt am Ende gesägte Borsten. Der Taster ist mit einer Reihe kleiner Zähnchen nebst 2 feinen Härchen besetzt. An den Kieferfüssen ist die Innen- und Aussenlade wenig entwickelt. Der Taster hat ein zur Klaue Beiträge zur Fauna Spitzbergens. I59 umgewandeltes Endglied, vor welchem ebenfalls mehrere gesägte Borsten angebracht sind. (Fig. 29). Die beiden ersten Beinpaare tragen am Ende Greifhände und sind an Grösse wenig verschieden. Von den folgenden Beinpaaren ist das siebente das längste. Der Schwanzanhang ist bis auf den Grund gespalten (Fig. 30), die Aussenseite jeder Hälfte durch zwei Kerben, in welchen Borsten und Dornen sitzen, in drei, beinahe gleiche Theile getheilt. Jedem Ende sitzen, abwechslungsweise angebracht, \äer feinbefiederte Borsten und ebensoviele kürzere Dornen auf. Länge: 8 mm. In 85 m Tiefe wurden 2 Exemplare dieser Art, welche sehr nahe verwandt mit G. locusta ist, gefangen. IX. Familie: Ampeliseidae. 19. Ampelisca macrocephala LiUj. Bei beiden von mir untersuchten Exemplaren fehlt den für diese Gattung charakteristischen 4 Punktaugen das Pigment vollständig. Länge: 21 mm. 20. Ampelisca propinqua Boeck. Auch bei dieser für die Fauna Spitzbergens neuen Art Hess sich keine Spur von Pigment in den Punktaugen entdecken. 21. Haploops tubicola Lillj. Das Material enthielt nur ein 13 mm langes Thier dieser Art. X. Familie: Podoeeridae. _22. Poflocerus anguipes Kröyer. wurde an zwei Stellen in grösserer Anzahl gefangen. Einmal in 85 m Tiefe im Juli 1886; von der zweiten Fundstelle fehlen nähere An- gaben. Die Thiere aus der genannten Tiefe sind durchgehends be- deutend kleiner als die übrigen. C. Caprelliiia (Laemotlipoda). XI. Familie: Caprellidae. 23. Caprella septentrionalis Kröyer. Von diesem Laemodipoden, auf welchen die Boeck'sche Diagnose sehr gut passt, sind Individuen verschiedenen Alters vorhanden. Beim S ist das zweite Beinpaar in der Mitte des zweiten Segments angebracht, während es beim ? mehr nach vorn gerückt ist. Länge des grössten S 28 mm. Länge des grössten $ mit Jungen in der Brusttasche 18 mm. 24. Caprella acutifrons Latr. Der nördlichste Fundort für diese Art war bis jetzt die Nordsee, von wo sie Kröyer anführt. Das einzige Exemplar von Spitzbergen ist ein S und misst 10 mm. 160 I^J". Willy Kükeiithal: XII. Familie: Cyamidae. 25. Platycyamus Thompsoni Gosse. wurde in Menge von Dr. Kükenthal auf Hyperoodon rostratus ge- funden. Die von Spence Bäte gegebene Abbildung stimmt mit der Lütkens so wenig überein, dass die Identität der von beiden Forschern beschriebenen Arten zweifelhaft erscheint. Ordnung: Isopoda. I. Familie: Anceidae. 26. Anceus robustus Sars. Ein erwachsenes Exemplar dieser Art wurde nicht gefunden. AUein nach der von Sars gegebenen Abbildung Hess sich die einzige im Material enthaltene Larve leicht als zu der genannten Art ge- hörig nachweisen. II. Familie: Idotheidae. 27. Idothea nodulosa Kröyer. Ist nahe verwandt mit der von Sars beschriebenen Synidotea incisa (Idotea bicuspida Owen). Ich konnte mir leider die Kröyer'sche Beschreibung der I. nodulosa nicht verschaffen und bestimmte diesen Isopoden nach einigen Angaben über diese Art, welche in der Be- schreibung der Synidotea bicuspidata bei Sars enthalten sind. Alle Thiere bedeckt eine feine bräunliche Schlaramkruste. An den Stellen, wo diese abgeschürft ist, kommt eine blaugraue Färbung des Körpers zum Vorschein. Nach der Anzahl der gefangenen Individuen zu schliessen, scheint dieser Isopode häufig zu sein. Bei einigen Weibchen von 11 mm Länge ist die Brusttasche mit Jungen erfiillt. Die grössten Thiere messen 19 mm. Tübingen, October 1888. Verzeichniss der benützten Werke. 1. Kröyer, H.: Grönlands Amphipoder. Dansk Vidensk. Selsk. Afhaiidl. VII. ThI. Kopenhagen 1838. 2. Rathke, H.: Beiträge zur Fauna Norwegens. Nov. Act. Akad. Caes. Leop. — Carol. Bd. XX. Breslau und Bonn 1843. 3. Lilljeborg: Norges Crustaceer. Ofversigt af Kongl. Vetensk. Akad. För- handl. 1851. 4. » Hafs Crustaceer, ebenda 1852. 5. Spence Bäte: on some new genera and species of crustacea amphipoda. Annais of nat. bist. Ser. III. 1858. 6- " » Catalogue of the specimens of amphipodous crustacea. Lon- don 1862. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 161 7. Goes, A.: Crustacea ampliipoda niaris Spetsbei'giani aliucntis. Ofvers. af Kgl. Vetensk. Akad. Forliandl. 186:». 8. Sars, Gr. 0. : Beretning om en i Sommeren 1865 foretagen zoologisk Rei.se etc. Christiania 1866. 9. » » » Fortsatte Beniärkninger over det dyriske Livs Udbredniug i Havets Dybder. Vid. Selsk. Forhandl. 1868. 10. » « » Undersögelser over Cbi'istianiafordens Dybvandsfanna. Christiania 1869. 11. » M. : Bidrag til kundskab om Christianiafordens Fauna. Christiania 1868. 12. Boeck, A. : De Skandinavisk og Arktiske Amphipoder. Christiania 1872. 13. Lütken, Chr.: Bidrag til kundskab om Arterne af Slaegten Cyamus eller Hvallusene. Vidensk. Selsk. Schrift. 5 Raekke Bd. 10 III. Kjöbenhavn 1873. 14. Die zweite deutsche Nordpolfahrt 1869 — 70. Crustaceen bearb. v. Buchholz. Leipzig 1874. 15. Bronn: Classen und Ordnungen. Bd. V. Abthl. II. Lief. 1—19. 1881-88. 16. Sars, G. 0.: Oversigt af Norges Crustaceer. Christiania Vidensk. Selsk. For- handl. No. 18. 1882. 17. Mayer, P. : Caprelliden. Leipzig 1882. 18. Nordenskiöld: Die wissensch. Ergebnisse der Vega-Expedition 1883. Crusta- ceen bearb. von Stuxberg. 19. Den Nor.ske Nordhavs-Expedition 1876 — 78 XIV. Crustacea (v. G. O. Sars). la. med. 21 Taf. og 1 Kart. Cliristiana 188ö. 20. Carus, V.: Prodromus Faunae Mediterraneae. Vol I. Stuttgart 1885. 21. Report on the scientific Results of exploring Voyage of H. M. S. Challenger Zool. Vol. XVII. London 1886. Isopoden von Beddard bearbeitet. 22 Dijmphna Togtets zoolog.-botaniske Udbytte (Crustaceen v. Hansen). Kjöben- havn 1887. 23. Chevreux, Ed.: Sur les Crustaces aniphipodes de la cöte ouest de Bretagne. Comptes rendus Ac. Sc. Parts T. 104, 1887. 24. Haswell: On some new Australian Marine Isopoda. Proceed. of Linn. Soc- New-South Wales. Vol. VI. 1882. Erklärung der Abbildungen. Taf. YIII. Fig. 1 — 7. Anonyx Kükenthali nov. spec. Fig. 1. Ganzes Thier in beinahe doppelter natürlicher Grösse. ') » 2. Mandibel. » 3. Maxille des ersten Paars. » 4. Kieferfuss. » 5. Bein des ersten Paars. » 6. Bein des zweiten Paars. >• 7. Schwanzanhang mit dem sechsten rechten Schwimrafuss. ') Die Vergrösserungen sind dem jeweiligen Bedürfniss angepasst. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 2. 11 16-2 Dr. Willy Kükenthal: Fig. 8—14. Anonyx caecus nov. spec. Fig. 8. Antenne des ersten Paars. » 9. Antenne des zweiten Paars. .. 10. Mandibel. » 11. Maxille des zweiten Paars. » 12. Kieferfüsse. » 13. Bein des ersten Paars. » 14. Schwanzanhang, a) linker sechster Schwiniinfnss. Fig. 15— 24. Melita quadrispinosa nov. spec. » 15. Antenne des ersten Paars. » 16. Antenne des zweiten Paars. » 17. Mandibel. » 18. Maxille des ersten Paars. » 19. Maxille des zweiten Paars. » 20. Kieferfuss. » 21. Bein des ersten Paars. » 22. Bein des zweiten Paars. » 23. Schwanzanhang, a) rechter sechster Schwimmfuss. » 24. IV. — VI. Die 3 letzten Hinterleibssegmente, IV. trägt einen, V. 3 Dorne, VI. 0. ocellenähnliche, wahrscheinlich parasitäre, Gebilde. Fig. 25— 31. Gammarus spetsbergensis nov. spec. >> 25. Antenne des ersten Paars. » 26. Antenne des zweiten Paars. » 27. Mandibel. » 28. Maxille des ersten Paars. .. 29. Kieferfuss. » 30. Schwanzanhang. » 31. Oberlippe. Fig. 32—36. Aniphitopsis dubia nov. spec. » 32. Mandibel. » 33. Maxille des ersten Paars. » 34. Kieferfuss. » 35. Schwanzanhang. » 36. Bein des zweiten Paars. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 163 Pelagische Copepodeii. Von Dr. W. Giesbrecht, Neapel. Das Auftriebnetz wurde vom 23. Mai bis 10. Juni 4 mal aus- geworfen, und zwar bei 74*' 54' bis 75^ 55' N. Br. und 10*^35' bis 14 *» 7' 0. L.; Tiefe zwischen 20 und 200 Meter. Die erbeuteten Copepoden bestanden fast ausschliesslich in den beiden unten ge- nannten 6a/a/u<.s- Species; während dieselben am 23. Mai und 1. und 10. Juni die einzigen Arten waren und nur in geringer Menge ge- fangen wurden, ergab der Fang vom 30. Mai (200 Meter Tiefe) nicht nur eine weit grössere Zahl von Individuen dieser beiden Arten, son- dern ausserdem noch einige wenige Vertreter von 2 weitern, zu andern Genera gehörigen Arten. Neben zahlreichen Jugendformen waren die beiden Ca/a//»s- Arten durch viele reife ? vertreten, während ^ von 6'. ßnniarchicns sich sehr selten und von hi/jK>rhorei(.s überhaupt nicht fanden. Bemerkenswerth ist ferner, dass die Ovarien aller ? sich nur wenig weiter entwickelt erwiesen, als sie es vor der letzten Häutung sind (mit welcher das $ begattungsfähig wird), und dass sie also diese Häutung erst kurz vor ihrem Tode durchgemacht haben konnten. Diese Daten dürften sich für die Frage verwenden lassen, ob die Fortpflanzung der pelagischen Copepoden von der Jahreszeit abhängig ist. Die 4 Arten sind folgende: 1. Calanns ßiunarclilcHs Gunner (? und S). Die vorliegenden Exemplare stammen von ungefähr denjselben Theile des arctischen Meeres her, in welchem die Art während der Schwedischen Expedition von 1872—1873 gefischt wurde; Lilljeborg, welcher die dabei erbeuteten Entomostraken bearbeitete, sagt (Ofversigt af K. Vetensk. Akad. Förhandl. 1875), die Art variire stark in der Grösse und er habe P^xemplare bis zu 8 mm. Länge gefunden; die- selben stimmten mit der von Kröyer unter dem Namen C. ht/pei-boreus beschriebenen Form überein. Auch G. 0. Sars (Norske Nordhavs- Expedition, Zoologi; Crustacea H, p. 76) spricht von ungewöhnlich grossen Exemplaren, mehr als doppelt so lang wie die gewöhnlichen, welche bei Jan Mayen gefunden waren. In dem von H. Dr. Küken- thal gesammelten Material finden sich nun ebenfalls neben den zwischen 3,5 und 4.5 mm. langen ? von C. fiiimarc/ncus solche, die eine Länge von 7 bis 9,5 mm. erreichen; Individuen, die eine Länge von mehr als 4,5 und weniger als 7 mm. besassen, erwiesen sich sämmtlich als Jugendstadien der grösseren Form. Schon hieraus lässt sich schliessen, dass man es hier mit 2 verschiedenen Arten zu thun hat, und in der Tat ergibt die nähere Untersuchung Unter- schiede, die die Aufstellung einer besondern Species für die grösse:-e 11* 164 I>i'- Willy Kükeiithal: Form erfordern; es fragt sich, ob dieselbe wirklich mit Kröyer's liyperhorens zu identifiziren ist. Kröyer s Beschreibung (Naturhist. Tidskrift, 2. Reihe, 2. Bd., p.542) ist allerdings sehr dürftig und die Merkmale, auf Grund deren er die Art von seinem splUhergensis (wol = ßnmarchicus) unterscheidet, sehr schwankend; auch sind die Individuen, die er abbildet (Voyage en Scandinavie, en Laponie, au Spitsberg et aux Feröe, Atlas, publie p. Paul Gaimard), nicht geschlechtsreif; doch stammen seine Exemplare ebenfalls zum Theil aus der Nähe von Spitzbergen und da die von ihm angegebene Länge von 4 Linien mit der von Lilljeborg, Sars und mir gefundenen Länge ebenfalls übereinstimmt, so scheint es mir angezeigt, den Kröyer'schen Namen beizubehalten. Wir haben daher : 2. Calanus hyperboreus Kröyer. (?) Die Merkmale, durch welche diese Art sich von ßnmarchicus unterscheidet, sind ausser der schon erwähnten Rumpf länge, folgende: Die seitHchen Ecken des letzten Thoraxringes, bei /. abgerundet, sind bei h. (wie bei propincjuus Brady) in eine Spitze verlängert; während bei /. die 14 letzten Glieder der vorderen Antennen an Länge so wenig differiren, dass die kürzesten zu den längsten unter ihnen sich etwa wie 5 : 6 verhalten, ist bei h. z. B. das 19. Glied über doppelt so lang wie das 24.; bei _/. ist der Zähnchensaum am Innenrande des 1. Basalgliedes des 5. Fusspaares in der Mitte concav und zieht sich längs dem ganzen Rande hin, wogegen bei It. die Concavität fehlt, und der distale Theil des Randes von Zähnchen frei bleibt. Leider erwiesen sich alle reife Individuen der Art als $, so dass nur das 5. Fusspaar des J", in welchem nah verwandte Arten am deutlichsten zu diiferiren pflegen, unbekannt geblieben ist. 3. Euchäta norvegica Boeck. (1 $) In dem I. Theil des oben citirten Werkes gibt G. 0. Sars eine ausführliche Darstellung dieser Art. 4. Metridia arniata Boeck. (3 ?) Die von G. St. Brady unter diesem Namen beschriebene (Mono- graph of the ....Copepoda of the British Islands vol. 1) Art ist wol kaum mit derjenigen Boeck's identisch. Die kurze Beschreibung dagegen, die d^r Autor der Species gibt (Overs. over de ved Norges Kyster jagt. Copepoder, in Vidensk. Selsk. Forh. 1864, p. 14 des Separ.), passt auf die mir vorliegenden Exemplare; dass Boeck den characteristischen Bau des 1 . Innenast - Gliedes des 2. Schwimm- fusspaares nicht ganz richtig darstellt, bemerkt Lilljeborg (loc. cit.) mit Recht. Auf alle 4 angeführten Arten hoffe ich bei anderer Gelegenheit ausführlicher zurück zu kommen. Beiträge zur Fauua Spitzbergens. 165 Einige Notizen iiber Hyperoodon rostratus Lilljeborg und Behiga leucas Gray. Vou Dr. W. Kükenthal. In diesen Mittheihmgen gedenke ich mich darauf zu beschränken, das anzugeben, was ich selbst beobachtet habe, und was mir neu oder weniger bekannt erscheint. Hyperoodon rosiratus Lilljeborg. Diesen Wal trafen wir in dem Meerestheil vom 74. bis 77. Grad n. Br. zwischen Grönlandseis und Spitzbergeis ziemlich zahlreich an. Während bis Mitte Mai sein Vorkommen ein mehr vereinzeltes war, fanden wir ihn später bis Ende Juni in grösserer Menge. Es rührt dies von der Wanderung her, welche dieser Wal im Frühjahr nach Norden zu unternimmt; noch im März und April ist er bei Jan Meyen Gegenstand eines ausgiebigen Fanges, ^j Auffallig erschien mir die Thatsache, dass die meisten „Bottlenoswale" sich in einem Wasser aufhielten, dessen Temperatur + 2 bis 3 Grad R. betrug. Diese Temperatur findet sich da, wo die zahlreichen Golfstromarme, welche in diesem Meerestheile ausstrahlen, sich mit dem kalten, polaren Wasser vermischen. 2) An solchen Stellen findet sich ein reiches Thierleben vor. In dem von kleinen einzelligen Algen auf weite Strecken braungrün gefärbten Meere tummeln sich ungeheure Schaaren kleiner Copepoden, meist CalanusSiVtQn angehörig, und auch in den Tiefen scheint an den Grenzen des Avarmen und des polaren Wassers der Roichthum an Thieren besonders gross zu sein, so dass das Erscheinen des Hyperoodon an jenen Stellen, wohl mit dem Auf- treten massenhafter Nahrung, in diesem Falle CephalopoJen, zu- sammenhängt. Im Magen des Hyperoodon triö't man stets ungeheuere Massen von Kiefern der erwähnten Thiere an, und aus dem Schlünde eines eben erbeuteten Individuums konnte ich einmal einen noch ziemlich unversehrten Cephalopoden herausziehen. Sehr selten begegneten wir diesem Wale einzeln, meist waren es zwei und dann entweder $ und S , oder ein ? mit einem Jungen, oder aber kleine Heerden von 3—7 Stück. Die Grösse der von uns erbeuteten 18 Thiere betrug durchschnittlich etwa 23 Fuss, sie schwankte in den Grenzen von 20 — 24 Fuss. Dass unter Umständen ^) Siehe Eschricht „Untersuch ud gen über die nordischen Wallthiere" 1849, in welchen die Verbreitung und Wanderung des „Entenwalles" eingehend be- handelt wird. -) Eine ähnliche Beobachtung ist bereits vonMaliugren gemacht worden ; siehe Malmgren: Beobachtungen und Aufzeichnungen über die Säugethier- Eauna Finmarkens und Spitzbergens. Archiv f. Naturgeschichte. 30. Jahrgang. Berlin 1864, p. 63. 166 Dr. AVilly Kükenthal: der Hyperoodon aber grösser werden kann, beweisen mehrere An- gaben in der Literatur von einzelnen gestrandeten Exemplaren, so- wie Mittheilimgen von Fangsleuten, welche den grossartig betriebenen Fang bei Jan Meyen kennen. (Es wurden dort im Jahre 1886 weit über 1000 Stück erlegt, auch eine deutsche Firma ist an diesem Fange mit einigen Schiffen betheihgt.) Ihnen zufolge kann dieser Wal eine Länge von über 30 Fuss erreichen. Als wesentHches systematisches Merkmal wird allgemein an- gegeben, dass der Hyj>eroodon rodratas auf der Unterseite des flaschenförmig vorspringenden Schnabels keine äusserlich sichtbaren Zähne besitze, dass dieselben vielmehr im Unterkiefer verborgen seien und ich habe diese Angabe an einer grossen Anzahl von In- dividuen bestätigen können. Aelteren Autoren waren nur 2 vordere, stets verborgen bleibende Zähne bekannt, und erst E schriebt') wies nach, dass Rudimente von anderen Zähnen ebenfalls vorhanden sind. Diese auch von Turner^) gemachten Angaben kann ich im Allgemeinen- bestätigen, in einem Falle finde ich hingegen , an einem in meinem Besitze befindlichen Hyi'eroodoti^ohnvihQl im Unterkiefer 2 ziemlich weit hervorragende Zähne, die in Bau und Lage den sonst verborgen bleibenden anderer Exemplare entsprechen. Das frei herausragende spitze Ende hat eine Länge von über 1 cm., der ganze Zahn ist circa 5 cm. lang und an der breitesten Stelle 1,9 cm. breit. Das Fehlen von äusserlich sichtbaren Zähnen ist demnach für Hyperoodon rodratns nicht als ganz constantes Merkmal anzusehen. In dieser Hinsicht ist also ein Uebergang zum Mesoplodon zu constatiren, bei dem die beiden be- treffenden Zähne schon äusserlich sichtbar sind. Die Farbe dieses Wales ist auf der Oberseite ein dunkles Braun- grau mit einem Stich ins Bläuliche, auf der Unterseite ein heUes Silbergrau. Alte Individuen zeigen vorn an der steil abfallenden vorderen Kopfwand eine hellere Färbung. Hier und da sieht man weissliche Flecken von grösserer oder geringerer Ausdehnung, meist von ovaler Form. Mit blossem Auge lässt sich nur erkennen, dass an diesen Stellen die Haut ein fein poröses Aussehen hat. Die microscopische Untersuchung zeigt eine ganz auffällige histologische Veränderung der Haut; der aus flachen Zellen bestehenden, ziemlich dünnen Hornschicht lagert da, wo sich diese Flecken befinden, eine weitere Schicht von eigenthümhchen, senkrecht zur Oberfläche stehen- den, nadeiförmigen Körpern auf, von starkem Lichtbrechungsvermögen, zum Theil in die tiefere Hornschicht hinabreichend. Diese Gebilde sind es, welche den betreffenden Stellen das poröse Aussehen geben. Da sich gerade an diesen Stellen häufig jene der Species flaty- cyamus Thompsoiii Gorse angehörigen Ectoparasiten in grösseren ') Eschricht 1. c , p. 37. ') Turne r. On the anatomy of a second species of Sowerbys AVhale. Journ- Of Aiiat. and Physiol. vol. XX. 188i' iö. Beiträge zur Fauna Spitzbergens. 167 Mengen vorfanden, so glaubte ich anfcänglich, dass diese Flecken pathologische Veränderungen seien, welche durch das Einklammern dieser Parasiten in die Haut hervorgerufen wären, die Untersuchungen indes, Avelche auf meine Bitte Herr Prof. Krukenberg anstellte, ergab, dass die Flecken durch einen zum Begriff ,, Dermatomykose" gehörigen pathologischen Process hervorgerufen seien, und dass die stabförmigen Gebilde, den Reactionen nach, pflanzlicher Natur sind. Weder über die Tragzeit noch über die Zeit der Geburt konnte ich etwas Genaueres ermitteln. In keinem der von mir untersuchten Weibchen fand sich ein Embryo vor. Im Mai und Juni sah ich mehrmals weibliche Wale mit einem Jungen, welches, dem Anschein nach, nicht lange erst geboren sein konnte. Die Geburt würde dem- nach in den März oder April fallen. Dass sich im Kopfe grosse Ansammlungen flüssigen Fettes vor- finden, ist bekannt. Es ist dies ein ähnliches Vorkommniss, wie das Spermaceti des Pottwales. Die Stellen, wo sich dieses Oel in grösster Menge angesammelt hat, liegen in dem Gewebe, welches sich zwischen den beiden enorm hohen Oberkiefern vorfindet; die Masse desselben lässt sich auf mehrere Liter taxiren. Vielleicht ist auch die Beobachtung nicht ohne Interesse, dass ein von uns harpunirter Ihjperoodon 45 Minuten lang unter Wasser blieb. Bdiiga leucas Gray. Diesen Wal kenne ich von der Spitzbergischen Küste her, wo unser Fahrzeug von Ende Juni bis Ende August lag. Wir erbeuteten während dieser Zeit 50 Stück. Im Allgemeinen erscheint der Weiss- wal an den Küsten Spitzbergens, wenn die Eisdecke zu brechen beginnt, also im Juni. Fast stets sind es grössere Ileerden, welche in alle Baien und Buchten hineinschwimmen, und besonders die Flussmündungen, sowie solche Küstenstriche aufsuchen, Avelche seichten schlammigen Boden besitzen, wie dies schon von Malmgren ^) angegeben ist. Diese Heerden bestehen entweder aus Männchen, Weibchen und Jungen, oder aber nur aus Männchen. Letztere scheinen sich in höherem Alter von ihren Heerden zu sondern und Vereinigungen für sich zu bilden, es sind fast ausschliesslich grosse über 5 m. lange Inviduen mit dicker Specklage. Wie bereits bekannt erlangt der Weisswal erst in höherem Lebensalter seine weisse Farbe, bis zum vierten oder fünften Jahre ist er braun, dann grau. Dass diese weisse Hautfarbe eine An- passung an das Leben im Eise ist, erhellt schon aus dieser Thatsache, (selbst kleine Embryonen enthalten Hautpigmente), sowie aus der Beobachtung, dass ein schlafender, an der Oberfläche des Meeres treibender Weisswal, nicht leicht von einer schwimmenden schnee- bedeckten Eisscholle zu unterscheiden ist. ') Malmgren: Beobachtungen und Aufzeicbnvangen über die Säugethier- fauna Finmarkens und Spitzbergens. Aichiv f. Naturgescbichte 30. Jahrg. Berlin 1864 p. 63. Ißg Dr. Willy Kükeuthal: Beiträge etc. Der Weisswal ist Gegenstand eifriger Naclistellungen von Seiten des Menschen, niclit nur seines Speckes, sondern auch seiner Leder- haut wegen, aus welcher sehr feines Leder gearbeitet wird. Nur wenige Cetaceen besitzen eine derartige Lederhaut, bei den meisten grenzt der Speck, also das fetthaltige Unterhautbindegewebe, direct an die dünne Epidermis. Während bei jüngeren Thieren die Leder- haut noch sehr dünn ist, circa 1 mm dick, erreicht sie bei älteren eine Dicke vor über 6 mm. Es ist eine auffällige Thatsache, dass sich die beiden rein arctischen Wale der Weisswal und der Narwal einer derartigen festen Haut erfreuen. Vielleicht kommt der Umstand in Betracht, dass um die Wärmeausstrahlung in dem meist auf Null Grad abgekühlten Wasser zu vermindern, die Lederhaut sich verdickt hat; eine Zunahme der Speckschichtdicke würde diese Fische jagenden, also ausserordentlich agilen Thiere, in ihrer Behendigkeit hindern, möglicherweise sind es aber auch ganz andere Gründe, welche diese starke Ausbildung der Lederhaut veranlasst haben. Im Allgemeinen ist im Frühjahr die Nahrungsaufnahme nicht gross, denn in dieser Zeit findet die Begattung statt, i) Da die Thiere sehr scheu sind, so ist letztere sehr schwer .zu beobachten; mein Schiffer, der seit einigen zwanzig Jahren ununterbrochen Weisswal- fang auf Spitzbergen betreibt, konnte nur einmal eine derartige Beobachtung machen, danach wird die Begattung in seitlicher Stellung im flachen Strandwasser ausgeführt. Die von uns im August gefangenen, weiblichen Weisswale ent- hielten zum Theil gegen fusslange Embryonen, da nun die Geburt der Jungen im Juni bis Mitte Juli erfolgt, so können nicht dieselben Weibchen im August bereits derartig grosse Embryonen besitzen. Es ist daher anzunehmen, dass der Weisswal gegen 1 Jahr Tragzeit hat, im 2. Jahre säugt und erst im dritten Jahre wieder concipiren kann. Da nun ausserdem wohl stets nur 1 Junges geboren wird, so erhellt, wie langsam sich die Thiere fortpflanzen. Die Weisswale waren in der That von den Küsten Spitzbergens so gut wie verschwunden, nachdem in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts russische Fahrzeuge den Fang intensiv betrieben hatten, und auch jetzt sind es nur einige wenige Norwegische Fahrzeuge, welche in diese Gebiete vordringen, um Weisswale zu erbeuten. ') In dem Anhange zu Eschricht's Untersuchungen au nordischen Wal- thiereu (1849) finde ich folgende Notiz von Capt. HolhöU: „So wie der Grinde- wal muss auch der AVeissfisch das Vermögen haben, sich hei drohender Lebens- gefahr der eingenommenen Nahrungsmittel überaus schnell zu erledigen." Davon habe ich nie etwas gesehen oder von Weisswalfängern gehört. Es scheint mir viel wahrscheinlicher, dass wie bei andern Thieren, so auch beim Weisswal, während der Begattungszeit keine oder nur geringe Nahrungsaufnahme erfolgt, und da der Fang dieser Thiere meist in den Sommer, also die Begattuugszeit fällt, so lässt sich die Leere ihres Magens ungezwungen erklären. Griechisclie Mollusken. Gesammelt von Eberh. von Örtzen. Bearbeitet von E. von Martens. Mit Tafel IX— XI. Die vorKegende Arbeit behandelt die Mollusken, welche Hr. von Ortzen auf mehreren Reisen in Griechenland, namenthch auch auf dessen Inseln bis nach der Südwestecke Kleinasiens hin, gesammelt und dem Museum für Naturkunde in Berhn zur Verfügung gestellt hat. Da sowohl die Nacktschnecken als die Clausilien bereits von Dr. Simroth und Dr. Böttger näher untersucht und zum Gegen- stand eigener Bearbeitungen in den Abhandlungen der Senkenbergi- schen Gesellschaft in Frankfurt a. M. gemacht worden sind, so konnte ich diese in dem systematisch-bestimmenden Theile übergehen, dagegen mussten sie doch in , die darauf folgenden Tabellen aufgenommen worden, welche eine Übersicht zugleich des überhaupt aus diesen Gegenden Bekannten und des durch Hrn. von Ortzen neu Hinzu- gekommenen oder Neubestätigten geben sollen. Die erste Tabelle behandelt Mittelgriechenland und Morea mit den anliegenden Küsten- inseln, eingetheilt in die einzelnen Landschaften im Anschluss an die jetzige poHtische Eintheilung, doch mit einigen Modifikationen zu Gunsten einer natürhcheren Abgränzung. Die zweite Tabelle umfasst die selbständigen Inseln des ägäischen INIeeres mit Angabe, welche der hier vorkommenden Arten auch auf dem Festlande von Europa oder Asien oder auf Kreta vorkommen, wie auch in der vorher- gehenden Tabelle umgekehrt das Vorkommen der betreffenden Arten auf den Inseln des ägäischen Meeres angemerkt ist. Die dritte Tabelle betrifft nur die auf Kreta lebenden Arten und soll neben den Örtzen- schen namentlich auch die von Herrn von Malt zan dort gesammelten verzeichnen, da diese meines Wissens noch nirgends zusammengestellt und wenigstens die Hehx darunter alle im Berliner Museum vertreten sind. Dass für diese Tabelle sowohl als die Ausarbeitung im Ganzen neben dem bekannten Werk von Westerlund und Blanc über die Binnenmollusken Griechenlands auch die neueren Veröffentlichungen Aich. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 2. 11** 170 V Härtens: von Hesse, Böttger und Kobelt dankbar benützt worden sind, versteht sich von selbst. Auch für den ersten mehr beschreibenden Theil wurde eine geo- graphische Ghederung gewählt, weil eben die Orte, an denen Hr von Ortzen gesammelt hat, natürlicherweise in einzelne näher zu- sammengehörige Gruppen zerfaUen und der Hauptwerth der meisten Griechische Mollusken. 171 Funde eben in dem Fundort liegt, dagegen die Aufzählung von alba- nischen oder cephalonischen Arten mit solchen von Kreta und Kar- pathos in Einer Reihe wenig Sinn hätte. Die beigegebene Kartenskizze macht keinen Anspruch anf grosse Genauigkeit, sie soll nur die gegenseitige Lage der einzelnen Fund- orte dem Leser erläutern. Bei Anführung der Autoren für die Artnamen ^vurde daran fest- gehalten, nur den als Autor zu nennen, der die Art durch Beschreibung oder Abbildung in einem wissenschaftlichen Werke kenntlich gemacht hat, nicht den, der den Artnamen in einer Sammlung oder als Händler gegeben hat, also z. B. oft Ross massier statt der bisher üblichen Ziegler und Parreyss. I. Avlona, das alte Apollonia, in Albanien an der Meerenge von Otranto, Anfangs März 1887. Vgl. Mousson-Schläfii 1859, Httoral de FEpire p. 26. Glandina algira var. dilatata (Küst.) vgl. Westerlund und Blanc fn. mal. de la Grece p. 21. Limax (Milax) carinatus Risso. Hyalina nitidissima Mousson coq. rec. par Schläfli I p. 38. Helix corcyrensis Rossm. — cartusiana Müll. — olivieri Rossm. — variegata Mouss. Schläfli p. 33. Kobelt Rossm. VI f. 1552. — pisana Müll. — pyramidata Müll. Buliminus pupa (Brug.) Pupa philippii Cantr. Clausilia stigmatica var. maritima Küst. Cyclostoma elegans (Müll.) Pomatius excisus Mouss. 8V2nim lang, 9 Windungen, fein gerippt und gefleckt; Mund- saum mit einem deutHchen Ausschnitt an der Columellarscite, aber kein solcher am Aussenrand. Limnaea palustris (Müll.) 28 mm lang, 11 mm im Durchmesser; Mündung 15 mm. II. Jonische Inseln. Cephalonia und Zante, August 1885. Glandina algira var. intermedia Marts. Berg Ainos (Monte nero) auf Cephalonien. — — var. compressa Mouss. Kobelt - Rossm. V f. 1315 KoiHo- menon auf Zante. Limax cephalonicus Simr. Cephalonien, vgl. Simroth a. a. 0. Vitrina reitteri Böttg. V. draparnaldi (Cuv.) Mouss. Schläfli p. 18. Diam. maj. 8, min. 573- Gipfel des Ainos. 172 V. Martens: Hyalina hydatina (Rossm.) Argostoli auf Cephalonia. Helix (Caracollina) lens Fer. Argostoli, Cefal., 1 Exemplar etwas hoch, und Koiliomenon, Zante. — — corcyrensis Rossm. Argostoli. — (Cartusiana) olivieri Rossm. Argostoli. Eine kleine mehr bräunliche Abart, 10 — 11 mm im Durch- messer, bei Koiliomenon auf Zante. cartusiana Müll. Koiliomenon, Z. — ('Campylaea) subzonata Mouss. Schläfii p. 19. Ainos, Cef. — (Xerophila) instabihs Rossm. Mouss. Schläfli p. 91. Bei Argo- stoli und am Ainos, Cef. Gelblich mit unterbrochenen Bändern, die auf der Unterseite zahlreicher und stärker sind. — — pyramidata Drap. Zante. Klein, weiss, einfarbig. — (Cochlicella) acuta (Müll.) Argostoli. Buliminus pupa (Brug.) Ainos und Argostoli, Cef.; Zante. — cephalonicus (Mouss.") Schläfli p. 24. Ainos. Cionella zacynthia (Roth.) Mal. Blatt. 1855, 1, 10, 11. Zante. Clausilia stigmatica var. miles Küst. ] rv . i ü-^x „ r» — hebetruti Charp. | 2^^*^' ^g^" ß^**^^^ ^- ^- ^- Alexia biasolettiana Küst. ArgostoH. Cyclostoma elegans (Müll.) Argostoli. — — var. marmoreum (Th. Brown). Zante. Pomatias tessellatus (Rossm.) Argostoli, Cef. und Zante. TruneateUa truncatula (Drap.) Argostoli. Neritina varia Rossm. Martens Chemn. ed. nov. Neritina S. 225. Cephalonia, von Heldreich erhalten. III. Mittel -Griechenland namentlich Doris, Attika und Euboea, Apr. bis Juni 1882 und 1887, Boeotien und Attika Apr. 1885 und Aegina Nov. 1883. Daudebardia rufa (Drap.) Ocha-Berg im südUchen Euboea. Sehr ähnlich der Abbildung bei Hartmann, Gast. d. Schweiz, Taf. 3, Fig. 4. Nach Dr. Böttger findet sich die mitteleuropäische D. rufa auch wieder in Montenegro. Limax graecus Simr. Korax-Gebirge. | — (Agriolimax) berytensts Bourg. Euboea. > vgl. Simroth a. a. 0. — (Milax) carinatus Risso. Euboea. | Vitrina annularis Stud. Ferussac liist. nat. pl. 9, Fig. 7. — Moq. Tand. moll. de la France II, p. 53. — v. Martens, Nachr. mal. Gesellsch. III 1871, p. 117. — Kob. Rossm. Y f. 1406. Korax-Gebirge oberhalb Musinitza, Eparchie Parnassis. Auch diese Art ist bereits aus verschiedenen Berggegenden Süd-Europa's bekannt, namentUch auch vom Pindos-Gebirge in Thessalien durch Stussiner (Jahrb. mal. Gesellsch. XIII 51). Griechische Mollusken. 173 Hyalina aeqiiata Mouss. Kob. Rossm. VI f. 1581, 1583. Attika und Insel Makronisi (Helena) an dessen Ostküste. — Malinowskii Zelebor. Kob. Rossm. VI f. 1578. Korax-Gebirge. — (Crystallus) hydatina Rossm. II f. 529. Arachowa am Parnass. Zonites örtzeni n. Taf. 9, Fig. 1. Testa late et aperte umbilicata, convexo-depressa, obtiise an- gulata, siibirregiilariter striata, superne leviter granulata, riifescenti- fulva, siibtus lae\äs, nitida, pallidior; spira convexa, sutura dis- tincte marginata, anfr, 6V2) nltimus distincte angulatus, angiilo obtuso, utrinqiie saepiiis compressiusciüo , antice non descendens; apertura parum obliqiia, ovato-rotimdata, peristomate acuto, margine columeUari vix patulo. Diam. maj. 34, min. 28, alt. 16; apert. diam. 15, alt. IIV2 mm. Südliches Eiiboea bei Dystos und Almyropotamos. Die Kante ist bei allen Exemplaren deutUch, ungefähr wie bei Z. smyrnensis, zuweilen, aber nicht immer, auch durch blasse Farbe ausgezeichnet und auf der letzten Windung bald oben und unten von einer schwachen Eintiefung begleitet, bald an gleich grossen Exemplaren ohne solche. An der vorletzten Windung und den früheren ist die Kante scharf und nach oben von einer deutlichen Eintiefung begleitet wie bei Ilelix spiriplana. Zwei Exemplare, am Monte Delphi (Dirphe) in Euboea von Mad. Thiesse gesammelt und durch Hrn. v. Maltzan als Kobelt's Z. euboeicus erhalten, stimmen in vielem, namenthch auch in der Zahl der Windungen, der Farbe, Grösse etc. mit unserer Schnecke überein, sind aber etwas höher, enger genabelt und ihre Kante ist stumpfer. Doch würde ich mich sehr besinnen, die Örtzen'sche als Art davon zu trennen. Wenn diese Maltzanischen aber die Kobelt'schen Schnecken sind, so ist auf der Abbildung Rossm. VII fig. 1810 eine Windung zu viel gezeichnet und dem entsprechend die ein- zelnen Windungen zu eng. Dann könnte man Z. euboeicus als eigene Art betrachten und örtzeni als flachere Varietät dazu stellen. — croaticus (Rossm.) var. transiens Mouss. Schläfli p. 39. Vgl. Kob. Rossm. IV p. 49. Livadia in Boeotien. Patula rupestris (Dr.) Korax-Gebirge. Helix (Gonostoma) lens Fer. Lidoriki, Ep. Doris, und Dorf PawHani, Livadia und Theben in Boeotien. Phthiotis, — OKvenwald bei Athen, kleine Varietät, lentiformis West. Bl. p. 35. — Aegina u. Angistri. — Aliveri, Stura und Dystos im südlichen Euboea. Wechselt sehr in der absoluten Grösse, die grösste aus Attika 15 mm im Durchmesser. — — lenticula Fer. Dipylon, Athen. — Aegina. — (Cartusiana) olivieri Rossm. Lidoriki, Doris, klein, 9 — 10 mm im Durchmesser, 6 hoch, graugelbhch, das weisse Band kaum an- gedeutet, Mundsaum blass. — Theben, 10 — 12 mm, einfarbig weiss, ziemlich flach. — Bei Athen am Kephissos. — Karystos und Dystos in Euboea, 12 mm, 1 Stück albin. 174 V. Martens: Helix (Cartusiana) dirphica Blanc. Jahrb. mal. Ges. III S. 339 Taf. 12 Fig. 2. Kob. Rossm. IV f. 1206. Korax-Gebirge. H. hausknechti Böttg. vom Pin du s- Gebirge in Thessalien scheint dieselbe Art zu sein. — — cantiana Mont. var. ähnlich der messenica. Blanc p. 41 Taf. 2 Fig. 12. Attika. — — var. frequens Mouss. Schläfli p. 28. Kob. Rossm. V f. 1204. Aegina, IIV2 mm im Durchmesser. — — cartusiana Müll., bei Athen, klein, nur 9 — 12 mm im Durch- messer. Aegina. — — syriaca Ehrenb. Rossm. II f. 568. Bei Athen. — (Campylaea) oetaea n. Taf. 10, Fig. 14. Testa anguste umbilicata, orbiculato-depressa, striatula, opaca, flavido-grisea, fascia peripherica pallide fusca, utrinque pallide limbata; anfr. 5V2) ultimus rotundatus, antice modice descendens. Apertura sat obliqua, transversa, peristomate albo, reflexo, mar- ginibus sat distantibus, infero stricto, columellari valde dilatato, umbilici partem minorem obtegente. Diam. maj. 24 — 26, min. 19 bis 21, alt. 13—14; apert. diam. 13—16, lat. 11— I3V2 mm. Süd -Abhang des Oeta - Gebirges beim Dorfe Stromi, mehrere Exemplare, in der Weite des Nabels etwas unter sich verschieden, s. Fig. 14 u. 14b. Durch stärkere Wölbung, gelbgraue (nicht weisse) Farbe und Vorhandensein nur Eines Bandes von H. Langi Pfr. Kob. Rossm. IV S. 993, der sie in der Form ziemlich gleicht, verschieden, ebenso von den im Balkan vorkommenden Varietäten der H. trizona durch das Eine Band, die matte Grundfarbe und den geradlinig ge- streckten Unterrand, der sowohl gegen den Columellarrand als gegen den Aussenrand an einer bestimmten Stelle durch einen schwachen Winkel sich abgränzt wie bei H. planospira. Auch die thessalischen von Böttger beschriebenen Campylaeen (Jahrb. d. deutsch, malak. Gesellsch. XII 1885 S. 170—172 Taf. 4 Fig. 8, 10, 12j lassen sich sämmtlich nicht mit der vorliegenden identificiren ; Ossica ist mehr konisch, stärker gestreift und dabei doch eigentlich glänzend, dick- schaliger, mit Ausnahme der braungelben Grundfarbe in der That der Olympica Roth, sehr ähnlich, H. Gasparinae ist entschieden flacher. Die vorliegende Oetaea ist mehr gleichmässig gewölbt, etwa wie die normale cingulata, mit feinen und regelmässigen Anwachs- streifen, glanzlos, gelblich grau, mit deutlich markirter hellerer Binde zu beiden Seiten des dunkeln Bandes. Von H. planospira unterscheidet sie sich durch das etwas mehr vorstehende Gewinde und den Mangel des Glanzes. Haarspuren kann ich nicht ent- decken. So bleibt nichts übrig als ihr einen eigenen Namen zu geben. Die Weite des Nabels und die absolute Grösse ist zwischen den zwei zugleich gefundenen Exemplaren merklich ver- schieden und zwar ist das kleinere verhältnissmässig höher und in gejner allgemeinen Form der Ossica näher, aber weiter genabelt, Griechische Mollusken. 175 das kleinere relativ flachere dagegen mit so engem Nabel wie H. cisalpina. Helix (Campylaea) phocaea Roth. (Mal. Blatt. 1856 1, 1 — 3; Kob. Rossm. IV f. 994, 995) var. major, 25 — 26 mm im grossen Durch- messer, sonst nicht abweichend. Korax-Gebirge beim Dorf Musi- nitza, ungefähr 35 Kilometer nordnordöstlich vom Originalfundort, dem Parnass in Phokis. — — cyclolabris Desh., Boeotien, Attika und Euboea, und zwar typica Kob. Rossm. IV f. 1085 bei Livadia in Boeotien u. Theben, var. sphaeriostoma Bourg. amenit. II 5, 1 — 3, im südlichen Euboea bei Dystos und Karystos, kleiner, nur 20 — 26 mm im Durch- messer, ebenda bei Stura, und nur 20 mm auf dem Turkowuni bei Athen, var. heldreichi Schuttl. Kob. f. 1087, Akropolis von Athen. — — (Pseudocampylaea) pellita Jer. Insel Makronisi (alt Helena) an der Ostküste von Attika, 11 — 13 mm im Durchmesser. — (Macularia) vermiculata Müll., „überallin Griechenland, wird gegessen" (v. Ortzen, erste Reise). Auch auf der ebengenannten Insel Makronisi. — — codringtoni Gray var. oetae Kob. Rossm. VII f. 1821, am Südabhang des Oeta- Gebirges beim Dorfe Stromi, Durchmesser 31 — 33 mm, Höhe 19 — 22V2 mm, Bänder mehr oder weniger dunkel gefärbt. — — crassa Pfr. Kob. Rossm. VIII f. 1820. Korax-Gebirge ober- halb von Musinitza, 32 — 37 mm im grossen Durchmesser und nur bis 17 mm hoch, weisslich mit blass rothbrauner Zeichnung, Nabel mehr oder weniger, unter oder über der Hälfte, von dem sehr ver- breiterten Columellarrand bedeckt. War bis jetzt nur von Korfu bekannt. — (Pomatia) aspersa Müll., ,, überall in Griechenland, wird ge- gessen" (erste Reise). Bei Karystos im südlichen Euboea, gross, starkrunzlig, trüb grünlichgelb. — — figulina Rossm. II f. 580. Lidoriki in der Landschaft Doris, 24 mm breit, 25 mm hoch, ziemlich runzlig, nur Band 4 und 5 vorhanden, beide schmal. — — aperta Born. Bei Athen, dickschahg. — (Eupharypha) pisana Müll. Athen, (Xerophila) variabilis Drap. Rossm. I f. 356 d, Attika und — — variegata Mouss. Schläfli p. 33. Kob. Rossm, VI f. 1552. Theben. Stura im südl. Euboea. H. hellenica Bourg. West, und Bl. p. 70, 3, 22, ebenfalls von Euboea, scheint kaum davon ver- schieden. — — cauta West. Bl. p. 63, 2, 18. H. cretica var. Kob. Rossm. V f. 1308 — 1310. Attika, Aegina und Makronisi. Scheint doch durch weiteren Nabel, rundere Mündung und sparsamere Zeichnung sich von cretica unterscheiden zu lassen; jüngere Exemplare sind kantig. 176 V. Martens: Helix (Xeroplnla) chalcidica Hertens. Jahrb. mal. Ges. III 1876 341, 12, 3. Kob. Rossm. VI f. 1558. Mimychion und Phaleron bei Athen. Die Art hat von Chalkis in Eiiboea den Namen; Kobelt gibt in seinem Katalog, 2. Aufl. S. 44 irrthümlich Kreta als Vater- land an. — obvia Hartm. var. vulgarissima Mouss. Schläfli S. 44. Kob. Rossm. V f. 1430. Volo im südHchen Thessalien und Lidoriki in Doris, zahlreich ; Grundfarbe weiss, meist das eine Band in der Peripherie stark ausgeprägt, voll, darunter mehrere schwächere, von denen einige oder alle unterbrochen sind; seltener ist das Hauptband unter- brochen, dann fehlen die übrigen Bänder, oder es fehlen alle Bänder, so namentHch bei grossen Exemplaren, bis 17 mm im Durchmesser. — Spiral -Skulptur kann ich an denselben nicht erkennen. — Einfarbig weisse Exemplare, mit durchschnittlich etwas höherem Gewinde, diam. maj. 17, alt. 10, der Abbild, von H. derbentina bei Kob. Rossm. V f. 1433 entsprechend, daneben aber auch flachere nur 8 mm hohe, aus der Umgebung der Stadt Lamia in Phthiotis. Diese zeigen unter der Lupe mehr oder weniger Spiral- streifung. — — profuga Ad. Schmidt var. attica Böttg. Jahrb. mal. Ges. X 1883 p. 342, bei Laurion in der südöstlichen Ecke von Attika, bei Aliveri und Kastri im südlichen Euboea. Meist mit mehreren breiten, ziemlich hellbraunen Bändern. — biangulosa n. Taf. 10, Fig. 11. Testa umbilicata, conico-depressa, biangulata, conferte radiatim costulato-striata , alba, pallide brunneo-variegata: spira gradata, apice obtusa, anfr. 4V4, primus pallide fuscus, unicolor, laevis, sequentes paulo infra suturam obtuse angulati et fasciati, ad peri- pheriam distincte carinati, carina crassiuscula , transversim rugu- losa; anfr. ultimus basi planiusculus, prope aperturam leviter des- cendens; apertura subpentagona, parum obliqua, peristomate recto, intus leviter albolabiato. Diam. maj. 7, min. 6, alt. öVs; apert. diam. 3V3, lat, 3 mm. Südliches Euboea, bei Stura. Hauptsächlich durch die zweite obere Kante von H. syrensis Pfr. verschieden. ■ — pyramidata Drap. Attika und Aegina. — (CochHcella) acuta (Müll.) Athen an der Akropolis und Aegina. Buliminus (Zebrina) detritus (Müll.) am Ossa im nördlichen Thes- salien, von Hrn. Leonis erhalten, 29 mm lang, 12 mm breit, Mün- dung 12 mm. — — zebra var. spoUatus Pfr. Kob. Rossm. V f. 1360. West. Bl. p. 85. Athen, einzelne Exemplare mehr marmorirt, andere weiss, keines gleichmässig scharf gestriemt. — Kastri im südlichen Euboea. — (Napaeus) monticola Roth. Mal. Blatt. 1856 I, 4, 5. Kob. Rossm. V f. 1346. Korax - Gebirge , schmal, mit deutHch ausgebogenem Mundsaum. G-riechisclie Mollusken. 177 Buliminiis (Napaeus) dirphicus Blanc, West. \\. Blanc p. 90; 4, 30. Kob. Rossm. VII f. 2017. Stura und Karystos im südlichen Eiiboea. Grösste Länge 21 mm, grösste Breite l^/g mm, aber die Exemplare, die so breit, sind nur I8V2 — 19V2 nim lang, die längsten nur 7 mm breit, so dass hierdurch eine gewisse Ausgleichung im Rauminhalt sich ergibt. — — ch-i/ops n. Taf. 11, Fig. 11. Testa rimato-perforata, elongata, striatula, griseo - Cornea, nitidula, sutura albomarginata ; anfr. 9, primus globosus, paUidus, sequentes convexiuscuh, regulariter crescentes, ultimus basi suban- gustatus; apertura Vs longitudinis aequans, paulum obliqua, rhom- beo- oblonga, peristomate expanso, albolabiato, margine externo superne tenui, dein sat dilatato, basali arcuato, columellari stricto, introrsum subphcato, extrorsum dilatato, callo parietali tenuis- simo, tuberculo nullo. Long". liVa — 1*^) diam. 4—5; apert. long. 6^/2, diam. SVs mm. Korax-Gebirge, oberhalb Musinitza (im Gebiete der alten Dry- oper, später Dorier). Gleicht in der allgemeinen Gestalt auffallend dem B. athensis Ffr., Kob. Rossm, V f. 1345, vom Athos, ist aber keineswegs dem B. pupa nahe verwandt, sondern steht in der Oberflächenbeschafien- heit und in der Gestalt des Mundsaums dem B. monticola Roth vom Parnass nahe, ist aber bedeutend kleiner und schlanker. Ein ungewöhnlich bauchiges Exemplar mit breiter Mundöffnung (long. 14, diam. 6^/2, apert. long. 5, diam. 4 mm) kommt sogar dem B. mon- ticola so najie, dass es von ihm nur durch die um 1 grössere Zahl der Windungen bei geringerer absoluter Grösse und die mehr gi^aue, gröber gestreifte, minder glänzende Oberfläche zu unterscheiden ist. — (Mastus) pupa Brug. Korax-Gebirge oberhalb Musinitza. Insel Makronisi. — (Chondrula) bergeri Roth, tricuspis Rossm. II f. 721. Phthiotis beim Dorf Pawliani, bis 16 mm lang; Lidoriki in Doris; am Parnass bei Arachova; Theben und Livadia in Boeotien; Cap Kolias in Attika; Aegina. — — microtragus Rossm. II f. 651. AHveri in Euboea. Gestalt und Grösse, Avie bei Rossmässler, 12 mm lang, 5 Vi Tnm breit, aber der untere Mündungsrand nicht so breit und gerad- linig, wie in dessen Abbildung, sondern mehr gebogen, der Colu- mellarzahn etwas höher stehend; dadurch wird diese Art dem B. bergeri bedenkUch ähnlich, aber sie bleibt darin verschieden, dass der Zahn des Aussenrandes nicht schief, und der Zahn der Mündungswand nicht so tief einwärts steht. — — quadridens ]\Iüll. var. löwi Phil. Korax-Gebirge oberhalb Musinitza, 9 — 14 mm lang, die meisten 10 — 12; Lidoriki in Doris; Arachova am Parnass. Nur durch die mehr nach einwärts gerückte Stelle des obern Columellarzahns unterschieden, in der allgemeinen Gestalt, 10 mm Arch. f. Natuigesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 2. 12 ]^78 '^- Härtens: lang, 4 mm breit, ganz mit kleinern Exemplaren des echten qua- dridens, z. B. solchen aus dem südlichen Baden, übereinstimmend. Biüiminiis (Chondrula) thiesseaniis Westerlund und Blanc p. 92. Kob. Rossm. VII f. 2015. Lidoriki in Doris, Theben und Li- vadia in Boeotien, 14 — 19 mm lang. — Stura im südlichen Euboea, 13 mm lang. Stenogyra decollata (L.) Attika, Aegina und Angistri (kleine Insel zwischen Aegina und Argolis). Sehr schlank, 31 mm lang, 9 mm breit, Mündung 8 mm. Kastri im südl. Euboea. — Insel Makronisi. Pupa (Torquilla) granum Drap. Turko-wuni und Lykabettos in Attika. Insel Angistri bei Aegina. — — avenacea (Brug.) Volo; Korax - Gebirge ; Arachova am Parnass. — (Modiceila) philippii Cantr. Livadia. Lykabettos, Insel Angistri. Karystos auf Euboea. — (Orcula) doliolum (Brug.) Korax-Gebirge. — — scyphus Pfr. Lykabettos. Turko-wuni und CapKolias in Attika. Insel Angistri. Stura auf Euboea. — (Charadrobia) umbilicata Drap. Pentelikon und Lykabettos in Attika. Insel Angistri. — (Isthmia) strobeH Gredl. (nach der Bestimmung von Dr. 0. Rein- hardt, 1 Exemplar, die Mündung nicht vollständig ausgebildet, aber doch die Zähne schon vorhanden). Insel Angistri. — — minutissima Hartm. Korax-Gebirge. Balea perversa (L.) Euboea, von Leonis erhalten. Aussenrand etwas eingebogen, Unterrand und Columellarrand schön gerundet, Mündung daher ziemHch breit. Sie stimmt daher zu keiner der von Bourguignat amenit. mal. II p. 68 — 77 beschrie- benen und auf Taf. 13 abgebildeten Formen, am ehesten noch zu dessen B. fischeriana vom Monte Viso. Clausilia (Alopia) guicciardi Roth. Korax-Gebirge. — (Albinaria) eumeces Böttg. Makronisi. — — discolor Pfr. Aegina. — — dorica Böttg. Lidoriki. — — incommoda Böttg. Lidoriki. — (Papillifera) isabellina Pfr. Insel Angistri. — — almae Böttg. Lidoriki. — — coarctata Westerl. Lamia. — — venusta A. Schm. Doris und Phthiotis. — — negropontina Pfr. Aliveri im mittlem Euboea. — — saxicola Pfr. Attika. — (Idyla) thessalonica Rossm. Korax-Gebirge, Süd-Abhang des Oeta und südl. Euboea. • — (Oligoptychia) bicristata Rossm. Südl. Euboea. ■ — — kephissiae Roth. Südl. Euboea. — — bicolor Pfr. Südl. Euboea. Griechische Mollusken. 179 Alexia biasolettiana Küst. Volo. Limnaea peregra (Müll.) var. abbreviata, an Kob. Rossm. V f. 1508 erinnernd, bis 17V2 mm lang, wovon 11 auf die Mündung kommen, und bis 12 mm breit. Korax - Gebirge im Schlamm eines Gebirgsbaches , circa 1800 m üb. d. Meer. — truncatula (Müll.) Penteli. — — var. tbiesseae Cless. Mal. Blatt. XXV. I, 2. Euboea. Planorbis carinatus Müll. Plialeron und Piraeeus in Attika. — marginatus Müll. Aliveri und Karystos im südlichen Euboea. — rotundatus Poir., leucostomus Mich. Rossm. I f. 62. Livadia. Ancylus ellipticus Clessin. Mal. Blatt. (2j III 1881 p. 157. Euboea. Von Hrn. Leonis. Cyclostoma elegans (Müll.) Süd-Abhang des Oeta-Gebirges bei dem Dorfe Stromi. — Anawriti im Parnass, von Dr. Krüper erhalten. — Livadia. Pomatias athenarum. St. Simon Pfr. mon. pneum. IV p. 204. 11mm lang, grau mit Spuren von zwei Fleckenreihen, die Rippen auf der letzten Windung verschwindend, Mundsaum schwach verdoppelt, am Columellarrand und am Aussenrand etwas ohr- förmig ausgezogen. A^a Süd -Abhang des Oeta-Gebirges bei dem Dorfe Stromi. Eine ähnliche Form, 10 mm lang, gefleckt, bei Livadia. — tesseUatus var. hellenicus St. Simon Pfr. mon. pneum. IV p. 105. Böttger, Nachr. mal. Ges. 1885 p. 119. 10 — 11 mm lang, fast einfarbig hellgrau, am Aussenrand kein deutliches Ohr. Vilitza am Parnass. Paludina fasciata (Müll.) var. hellenica Cless. Mal. Blatt, neue Folge I 1, 1. West. Bl. p. 134. Vrachori in Akamanien. Bithynia orsinii (Küst.), bei Athen. Hydrobia (Bythinella) charpentieri Roth. Mal. Blatt. II p. 36, nach Originalexemplaren von Roth bestimmt. Parnes in Attika und Karystos im südHchen Euboea, von hier durch Hrn. Leonis er- halten. — — eine etwas schlankere Varietät, namentlich betreffs der vor- letzten Windung, 2-/3 mm lang, IV2 mm breit, Mündung P/s mm, im Korax-Gebirge. IV. Morea. Nauplia Dec. 1884. Elis: Stadt Pyrgos, Dorf Kumani bei Divri, Olympia und Hafenplatz Katakolo Juliu. Aug. 1885. Pamon-Gebirge an der Ostgi-enze von Lakonien gegen Kynuria. Zonites verticillus? var. euboeicus. Kob. Rossm. VII f. 1810. Beim Dorf Kumani in EHs; passt sehr gut zu Kobelt's Be- schreibung und Abbildung, nicht aber zur Varietät vom Taygetos, IV f. 1101. Die Farbe der Unterseite mehr hellgelb. Patula rupestris (Drap.) NaupUa. 12* IgO V. Martens: Helix (Gonostoma) leas Fer., grössere Abart, 1 41/2 mm im Durch- messer, imten etwas stärker gewölbt. Olympia am Zeus-Tempel und Divri an der Ostgrenze von Elis. — (Fruticiola) olivieri Rossm. Kumani (Dorf in Elis zwischen Divii und Olympia). — (Campylaea) comephora Bourg. amenit. II pL 12 f. 1 — 4. Ebenda. — (^lacularia) codringtoni Gray. Taygetos, von Dr. Krüper. — (Xerophila) profuga Ad. Schmidt. Rossm. I f. 354 b. Mehrere Exemplare deutlich kantig. Olympia am Zeus-Tempel. Buliminus zebra Oliv. Nauplia. .Exemplare mit und solche ohne Zahnfalte am Columellarrand, im Übrigen ganz gleich, namentlich auch in der Mündungsform und durch mehr schiefen Columellarrand und dadurch unten mehr verengte dreieckige Mündung ein wenig vom attischen spoliatus abweichend. Cionella folliculus (Gronov.) Isthmus von Korinth. Clausiha schuchi Rossm. var. oertzeni Böttg. Olympia. — grisea Desh. 1 Pamon-Gebirge in Arkadien. — maculosa Desh. j * — schuchi Rossm. Olympia. Cyclostoma elegans (Müll.) Kumani und Divri in Elis. Planorbis carinatus Müll. Nauplia. V. Nördliche Sporaden. Im Jahr 1887 gesammelt. Hyalina aequata Mouss. Skyros. Helix (Gonostoma) lens Fer. Insel Skiathos, 10 mm im Durchmesser. Insel Skopelos, 10 — 13 mm. Insel Chihdromia, 10 V2 mm. — (Cartusiana) olivieri Rossm. Skiathos, ganz heU, 13 mm im Durchmesser. Skopelos, bräunlich mit heller Binde und röthlicher Lippe, 11 — 12 mm. — — cantiana var. frequens Mouss. Chihdromia, 13 mm. — (Macularia) vermiculata Müll. Skopelos und Skyros (Emge). — (Xerophila) cauta Westerl. Skopelos und Skyros. Buliminus (Mastus) pupa Brug. Skopelos, nur 12 mm. lang und 5V2 mm breit. — (Chondrula) bergeri Roth. Skiathos, 10 mm lang. Chihdromia, 11 — IIV2 mm lang, 4 mm breit, ziemlich dunkel röthhchbraun. Pupa doliolum Brug. Chihdromia. Clausiha (Albinaria) cristatella Küst. Skyros. — (Papilhfera) leucoraphe Blanc. Skiathos. — — chehdromia Böttg. Skopelos und Chihdromia. — (Oligoptychia) sporadica Böttg. Giura. — — bicristata Rossm. Skopelos. Cyclostoma elegans (Müll.) Skiathos und Skopelos, klein. Griechische Mollusken. 181 VI. Cycladen. Naxos und Syra, März 1885, Keos, Andros, Mykonos März, Apr. 1887. Daudebardia rufa var. ajdadum. Taf. 10, Fig. 1. Grosser Durchmesser 4V2 mm, kleiner 3, Mündung 272 im längern Durchmesser, 27» in der Quere, Columellarrand stärker concav als gewöhnlich; Nabel ziemlich weit, Schale ziemlich fest, röthlichgelb, mit deutlichen Anwachsstreifen. Andros am Berg Kovari. Limax conemenosi Böttg. Andros. — (Agriolimax) berytensis Simr. a, a. 0. Keos und Andros. — — oertzeni Simr. a. a. 0. Andros. — (Milax) carinatus Risso. Keos und Andros. Hyalina nitidissima Mouss. var. air/aea n. 20 mm im Durchmesser, blasser und ein wenig stärker gestreift als die Exemplare von Samos (s. unten); feine Spiralstreifen unter der Lupe sichtbar. Naxos. — aequata Mouss. Syra (13 mm im Durchmesser) und Naxos. — hydatina Rossm. Naxos. Zonites sp., vermuthlich jüngere Exemplare von Z. pergranulatus. Kob. Rossm. VII f. 1809: nicht \^el über 4 Windungen, Unterseite sehr schwach gekörnt, glänzend, Oberseite gut zu typischen Exem- plaren von Amorgos stimmend. Insel Naxos. Helix (Gonostoma) lens Fer. Insel Keos. — (Cartusiana) olivieri Rossm. Keos. Hell mit bräunlichem Mundrand, 12 mm im Durchmesser, 8 — 9V2 mm hoch. — — rothi Pfr. Kob. Rossm. VI f. 1633, 1634. Insel Andros beim Dorf Phelos. Syra. Naxos, mehr kreideweiss. — — — var. imperforata. Kob. Rossm. VI f. 1635. Andros und Mykonos. — (Fruticola) amlria n. Taf. 10 Fig. 5. Andros und ]\Iykonos. Testa conoideo-globosa, anguste perforata, striatula et subti- lissime squamulis anguste lunatis distantibus sculpta, griseofusca, concolor; spira conica, apice subpapillaris ; anfr. 572, convexiuscuh, sutura profunda discreti, ultimus initio subangulatus , dein rotun- datus, supra et infra subaequaliter convexus, antice valde descen- dens; apertura diagonalis, rotundata, peristomate expanso, intus rubescenti vel albo labiato, marginibus callo distincto conjunctis, infero arcuato, non dilatato, columellari triangulatim dilatato, per- forationem partim tegente. a) Diam.maj.l5,niin. r272ja'lt. IO72; apert.diam.879,lat.772mm, b) „ „ 13, „ 11, „8; „ „ 672, „ 6 „ Insel Andros. Gleicht in Gestalt und Habitus ziemlich der H. schuberti Roth, unterscheidet sich aber sofort durch die eigenthümliche Skulptur, welche an H. incarnata erinnert; unter starker Vergrösserung er- 132 V. Martens: scheint sie als aus fast mondsichelförmigen Schüppchen bestehend, 3 — 4 mal so schmal als ihre Zwischenräume und mit der Con- vexität nach rückwärts, nicht nach der Mündung gerichtet; da- zwischen erscheinen äusserst feine Spiral streifen. Von H. incarnata trennt sie schon der gebogene, nicht auffällig verdickte Unterrand. Die Mundränder sind deutlich verbunden und die Verbindungswulst deckt bei einem der 4 Exemplare den Nabel grossentheils , bei den andern nicht. H. redtenbacheri Zelebor ist durch stärkere Radialstreifung ohne Bereifung, hellere Farbe und auffällig verdickten Unterrand gut unterschieden. Helix (Campylaea) cyclolabris Desh. var. media, pilosa, subinflata. Insel Syra. — — — var. baccMca n. Glänzend glatt, durchscheinend röthlich graubraun, ohne Haare oder Körner, dünnschalig, mit verhältnissmässig grosser runder Mündung und stärker gewöli)ter Unterseite. Diam. maj. 25, min. 19, alt. 19, apert. diam. 14, lat. 12 mm. Insel Naxos. Etwas kleiner (22 mm) von der Insel Keos. Kobelt's Abbildung von arcadica, Rossm, IV f. 1086, passt recht gut, Frauenfeld aber (Verband!, d. zool. bot. Gesellsch. Wien 1867 S. 777) und Blanc-Westerlund S. 51 schreiben ihrer arcadica aus- drücklich Haare zu; auch können wir eine Form nicht arcadica nennen, die nur auf den Cycladen und nicht in Arkadien vor- kommt. Vielleicht liegt diese Form der H. naxientia Ferussac prodr. n. 166, später zu naxiana korrigirt, zu Grunde, aber die von Deshayes dazu gegebene Abbildung, pl. 69 f. 1, passt nur auf eine Art von Kreta; vgl. unten H. terrena. — (Pseudocampylaea) peUita Fer. Kob. Rossm. IV f. 1092. Syra. Zu dieser Art gehört vermuthlich auch die H. setosa var. minor aus Syra bei Bourguignat amenites I 1856 p. 111. — (Macularia) vermiculata Müll. Andros. — (Euparypha) pisana Müll. Syra, Milo (Melos) und Naxos. — (Xerophila) cretica Fer. Naxos. Nur kleine Exemplare (IIV2 nim im Durchmesser, 9V2 hoch), deren Bestimmung etwas zweifelhaft bleibt. — — cauta Westerlund und Blanc p. 63. Keos und Syra. Unterscheidet sich von H. variabilis durch rauhere Oberfläche, rtinderen offeneren Nabel und rundere Mündung, namentHch stärkere Biegung des Unterrandes. Das Verhältniss der Höhe zur Breite ist sehr wechselnd. — — candiota Mouss. coq. de Bellardi p. 10—12; Kob. Rossm. VI f. 1547. H. turbinata (non Jan.) Pfr. Chemn. ed. nov. Helix 37, 17, 18. Syra und Naxos. profuga A. Schmidt. Insel Keos, feingestreift, ohne Kante, mit breiten etwas hell- braunen Bändern; Gewinde niedrig. — Insel Naxos, sehr grob Griechische Mollusken. 183 gerunzelt, stumpf kantig, blass mit 1 braunem Bande, Gewinde höher. Helix syrensis Pfr. symbol. III 1846 p. 69; monogr. I p. 178; Chemn. ed. nov. Taf. 23 Fig. 22, 23. — H. syrosina (Bourg.) Westerlund und Blanc fn. mal de la Grece p. 67 pl. 3 fig. 21. — Insel Syra. Bourguignat's Originalbeschreibung seiner syrosina ist mir nicht zugänglich und ich kann daher nicht über dieselbe urtheilen, um so weniger als Westerlund und Blanc ausdrücklich angeben, dass ihre syrosina nicht genau zu der Bourguignat'schen stimme. Sie unterscheiden syrensis und syrosina und bilden beide ab, der ein- zige Unterschied, den ich aber aus ihrer Beschreibung und ihren Abbildungen herausfinden kann, ist der, dass bei ihrer syrosina der Kiel am Aussenrande der Mündung als scharfe Ecke hervortritt, bei ihrer syrensis aber nicht. Nun sagt allerdings Pfeifter in seiner Diagnose apertura ro- tundato-lunata, aber auf seiner Abbildung tritt doch der Kiel ebenso scharf an der Mündung hervor wie bei Westerlund's syrosina, und ebenso bei serrula Morel., womit Pfeiffer sie für identisch zu halten geneigt war. Die vorliegenden Exemplare sind etwas grösser als die Pfeiffer- schen, nämlich 1 0 mm im grossen Durchmesser, ebenso auch Wester- lund's syrosina. Ihre Farbe ist blass ockergelb, mit einigen etwas dunkleren Fleckchen, die Spitze braun, der Kiel weisslich, auf beiden Seiten braun umsäumt. Nur im vordersten Theil der letzten Win- dung steht der Kiel etwas über die Naht vor, sonst schliessen die Windungen eben aneinander an. Var. e.vserta, carina anfr. penultimi exserta, valde supra suturam prominente, margine externo aperturae obtusangulo. Diam. maj. 6, alt. 5. Auf Syra von Spratt gesammelt, nach Exemplaren aus der Sammlung des Hrn. v. Maltzan. Unsere Taf. 3 Fig. 13. Indem die Windungen sich höher übereinander emporheben, verlieren sie wie bei allen Sealariden an Ausdehnung in die Peri- pherie, daher der geringere Durchmesser. Pfeiffer sagt von seiner H. syrensis auch „anfractus exserti", aber die Abbildung zeigt kein derartiges Hervortreten des Kiels. Buliminus (Zebrina) zebra var. spoliatus Pfr. Insel Keos. IOV2 — 13 mm lang, 4 mm breit, meist deutlich gestriemt, seltener einfarbig weiss, öfters mit Andeutung einer Columellar- falte oder eines weiter innen sitzenden Höckers. — (Mastus) pusio Brod. Kleinere Exemplare, nur 1 1 mm lang, 5 mm breit, Mündung 4 mm, also nicht so breit wie Kob. Rossm. V f. 1356, von Naxos. Grössere und auch ziemlich schlankere, 13 — 16 mm lang, 6 — 7 mm breit, entsprechend dem etuberculatus Frauenf. Kob. Rossm. V f. 1355 von Andres. Etwas breitere, Kobelt's f. 1354 entsprechend, von Syra. „Immer nur unter Steinen." 184 ^- Märten«: Pupa Bcyphus Pfr. Naxos und Andros. — iimbilicata Drap. Andros am Berg Kovari. — pagodiüa Dessmoul. Ebenda, unverkennbar trotz des weiten Abstandes von den sonst bekannten Fundorten. Clausilia (Albinaria) eumeces Böttg. Keos. — — discolor Pfr. Keos. — (Alinda) denticulata Oliv. var. erberi Frfld. Andros. — (Oligoptychia) kephissiae Roth. Keos. ^ — — bicolor Pfr. Andros. Physa acuta Drap. var. subopaca Lam. 8 mm lang, 4 mm breit, Mündung 472 nim lang. Insel Keos. Ancylus pileolus Fer., Roth Mal. Blatt. II 1855 2, 4. 5. Clessin Mal. Blcätt. (2) III p. 155. Wirbel so weit rückwärts als der Hinterrand reichend, aber von demselben durch eine Einbiegung getrennt. Insel Mykonos tind Naxos, in Bächen. Melanopsis praerosa (L.) var. ferussaci Roth moU. spec. 1839, Taf. 2 Fig. 10. Insel Keos, ungefähr Kobelt's VII f. 1885 entsprechend. — Insel Andros, bis 23 mm lang und 9V2 mm breit, Mündung 11 nun, der Roth'schen Abbildung entsprechend. Insel Naxos. VII. Kreta. Februar bis August 1884. April u. Mai 1887. Sammelstationen: 1. Kanea, das alte Cydonia. 2. Dorf Elos in der Eparchie Kissemos, am Westende der Inßel. 3. Stadt Rethymno (Retimo, Rhithymna) an der Nordküste. 4. Dorf Melidoni in der Eparchie Mylopotamo. 5. Candia (Megalokastro), auch an der Nordküste, unweit des alten Cnossus oder Gnosos und in der Umgegend Dorf Archanes und Berg Joucta. 6. Hoch -Plateau Omalo („Weisse Berge"), im westlichen Theil (August). 7. Plochplateau Lasithi nebst Viano und Sitia (1887). Daudebardia (Libania) saulcyi Bourg. cat. rais. 1,8. 9. Kob. Rossm. V f. 1395. Kanea. Glandina algira (Brug.) var. intermedia Martens. Kob. Rossm, V f. 1314. West. Bl. 1, 2. Atsipopulos bei Retimo. 39 mm lang, 18 mm breit; Mündung 20 mm lang, 71/2 mm breit; Schalenhaut gelb. Nach einer handschriftlichen Bemerkung von Hrn. V. Ortzen ist dieselbe in frischem Zustande grünlich und wird diese Art in Kreta noch sehr viel grösser; „besonders schön finde ich dieselbe auf der Halbinsel Spada (westl. Theü der Insel), auch bei Tuzla u. s. w." Limax variegatus Drap. Lasithi-Gebirge und Viano. — (Agriolimas) thersites Heynem. Viano. — — böttgeri Simr. Viano. Griechische Mollusken. 185 Limax (Milax) carinatiis Risso. Viano. — — creticus Simr. Lasithi-Gebirge. Hyalina superflua Pfr. Chemn. ed. nov. (2) 10—12. Kob. Rossm. VI f. 1580. Unsere Tafel 10 Fig. 4. Oben zinuntbraun, unten fein gegittert, unten heller glänzend gelb, ziemlich fest; grösstes Exemplar diam. maj. 18mm, min. 15mm. alt. 11 mm, Mündung nur wenig schief, 9 mm im Durchmesser, 8 mm in schiefer Höhe. Die meisten Exemplare 13 — 15 mm. Durchschnittlich höher und viel dunkler als in der genannten Ab- bildung. Lasithi-Gebirge, zahlreich. — moussoni Kob.? var. Ebenso eng genabelt, aber stärker gewölbt und dunkler, feine Spiralstreifung sehr deutUch. Diam. maj. 22 mm, min. 17V2 nim, alt. 11mm; apert. diam. IIV2 mm, alt. obliq. 10 mm. Lasithi-Gebirge. — aequata Mouss. Kanea (I6V2 mm), Kandia, Archanes, Lasithi- Gebirge, Viano und Sitia, also durch die ganze Länge der Insel verbreitet; auch auf der kleinen Insel Elasia an der Ostküste von Kreta. — lamelHfera Westerl. BL, 1, 3. Kanea, 12 mm; Archanes, 15 mm. NB. Helix protensa Fer. pl. 82 Fig. 3, von „Standie," d. h. der Insel Dia an der Nordküste von Kreta, scheint der Abbildung nach zwischen diesen beiden unter sich nahe vei-wandten in der Mitte zu stehen; sie gleicht in Habitus und Grösse grossen Exemplaren der aequata, aber der Unterrand zieht sich, wie schon Mousson hervorhebt, weiter nach vorn bei seiner Einfügung als der Ober- rand, wofern die Abbildung hierin genau ist; bei lamellifera tritt der Oberrand weiter herab und beide Ränder bilden an ihrer Ein- fügung je ein Knötchen, was bei andern Hyalinen nicht vorkommt. — wahrscheinHch subeffusa Böttg. Viano am Lasithi-Gebirge. — (Aegopina) cretensis. West. Blanc p. 31, 1, 8; Kob. Rossm. (2) I f. 19. Kanea. Sehr ähnhch damit ist Helix (Levantina) aegopinoides Maltzan Nachrichtsbl. mal. Ges. 1883 p. 102 von Sidero auf Kreta, in Felsen- spalten lebend, in Skulptur, Färbung und Gesammtform ganz über- einstimmend, nur verschieden durch die scharfe Kante der früheren Windungen, die an der Naht noch deutlich zu erkennen, und ge- ringeres Herabsteigen der letzten Windung. Das Fehlen des Glas- glanzes an der Schale spricht allerdings bei beiden gegen die Ein- reihung unter Hyalina, aber sie besitzen auch nicht die deutliche Körnelung von Zenites, in welche Gattung die erstere von Blanc und Westerlund gestellt wird; gegen Levantina spricht entschieden der Mangel eines umgeschlagenen Mundsaums. Auch Hesse be- stätigt durch Untersuchung der Weichtheile (Jahrb. d. mal. Gesell- schaft 1884 p. 227), dass aegopinoides zu den Hyalinen gehört. V Zonites pergranulatus Kob. Lasithi-Gebirge. Ein unausgewachsenes Exemplar. Wenn etwa nicht eine Ver- wechslung der Etikette zu Grunde liegt, so beweist dieses das Vor- 186 V. Martens: kommen ächter Zonites auf Kreta, das bis jetzt noch nicht bekannt war, aber an sich ganz wahrscheinlich ist, da Zonites auch wieder an der Südwestecke Kleinasiens vorkommen. Patula erdelü Roth, sudensis (Pfr.) Rossm. III f. 906. Kanea und Archanes (südhch von Kandia), auch bei Tuzla auf der Halbinsel Akrotiri (wo auch Suda liegt). Helix (Gonostoma) barbata Fer. bist. nat. pl. 66 fig. 3, von Westerlund p. 35 als Varietät zu lens gezogen. Kanea, in einem Olivenwald. — (Cartusiana) olivieri Rossm. Kanea. — — rothi Pfr. var. psiloritana Maltzan. Kalathines in Kissamo, im westHchsten Theil der Insel. Helix (Pseudocampylaea) pellita Fer.; 12 — 16 nun im Durchmesser, Sitia im östlichen Theil von Kreta und Insel Elasia. Eine etwas abweichende Form, diam. maj. 17, min. 16, alt. 13V2» apert. diam. et alt. 1 1 mm, durch die kreisrunde Mündung und die verhältnissmässig hohe Schale an H. westerlundi, West. Bl. p. 48, erinnernd, mit deutlich erkennbaren Haarnarben. Aus der Höhle Karouba, östlich von Sitia. — — dictaea n. Taf. 3 Fig. 7. Testa anguste umbilicata, depresse globosa, radiatim costulato- striata, pilis brevibus erectis rigidis obsita, brunneo-fulva, concolor; spira vix prominula; anfr. vix 5, convexiusculi, sutura profundius- cula, ultimus inflatus, rotundatus, prope aperturam sat descendens, pallidior; apertura perobliqua, late lunata, peristomate levissime expanso, intus albolabiato, marginibus approximatis, supero levius, basali distinctius arcuato, columellari valde dilatato, umbilici partem minorem occultante. Diam. maj. I6V2, min. ISVg, alt. 10; apert. diam. 10, alt. 9 mm. Südseite des Lasithi-Gebirges (Dikte der Alten) bei Viano. Gleicht im Allgemeinen, namentlich Färbung und Behaarung der H. peUita, unterscheidet sich aber von derselben durch den vollständigen Mangel eines Bandes, das flachere Gewinde und die weitere Mündung. Exemplare, welche die. Haare verloren haben, was leicht geschieht, erhalten eine gewisse Ähnlichkeit mit H. schu- berti Roth, unterscheiden sich aber auch von dieser durch flacheres Gewinde und weitere Mündung. — — noverca Pfr. Kob. Rossm. IV f. 1089. Kanea, Atsipopulos bei Retimo, Archanes, im Lasithi-Gebirge , namentlich an dessen Südabhang bei Viano, und Insel Elasia. Variirt merkhch in der absoluten Grösse, die grössten Stücke haben 26 mm im Durchmesser, diejenigen von Viano nur 12 — 14, die von der kleinen Insel Elasia 16. Die Innenlippe derjenigen vom Lasithi-Gebirge auÖallend röthlich gefärbt. An jüngeren Exemplaren ist das dunkle Band oft kaum erkennbar oder fehlt völlig. — — lecta Fer. bist. nat. pl. 69 f. 2; Kob. Rossm. IV f. 1993, leicht kenntlich an den drei dunkeln Bändern, die dem ersten, dritten Griechische Molinsken. ' 187 und vierten der Tacheen zu entspreclien scliemen; bei jüngeren zuweilen nur 2 vorhanden, indem das untere fehlt. Elos bei Kis- samo, Kandia, Archanes, Südabhang des Lasithi-Gebirges bei Viano; Insel Elasia. Helix (Macularia) vermiculata Müll. Insel Elasia, 34 und 27 mm im Durchmesser. — (Pomatia) aperta Born. Kanea. — (Xerophila) variabilis Drap. Kandia. — — cretica Pfr. Chemn. ed. nov. 37, 21. 22. Melidoni. Sitia, ^'orf Kawuso und Kritsa (hier meist einfarbig weiss) im östlichen Theil der Insel. Elasia. — — mesostena. Westerl. u. Blanc p. 71. Unsere Taf. 10 Fig. 10. Durch eng gedrängte Windungen, sehr seichte Naht, ziemlich flache Unterseite, dunkle unregelmässige Fleckenzeichnung, engen Nabel und meist stark herabsteigenden ]\Iündungstheil ausgezeichnet; die Abbildung bei Blanc und Westerlund 3, 23 ist wenig charakteristisch. Kanea, Kalathines, Kandia, Archanes, Viano und Sitia, bei Viano auch ein einfarbig weisses Exemplar. Die Exemplare von Kalathines verhältnissmässig hoch, SVg mm bei 6V2 nim Durchmesser. — — sitiensis Maltzan. Jahrb. mal. Ges. 1887 p. 118. Einfarbig grauweiss, stumpf kantig, ziemlich weit genabelt. Insel Elasia. — — krynickii Kryn., Pfr. Chemn. ed. nov. 38, 1 — 3. Westerl. u. Blanc p. 60. Flach, weitgenabelt, mit cylindrischen Windungen, weiss mit mehr oder weniger deutlich ausgeprägten von der Naht aus- strahlenden braunen kurzen Linien, an der Mündung bei den er- wachsenen stark herabsteigend. Omalo, Viano und Sitia. H. Hierapetrana Maltzan Jahrb. 1887 p. 118, von Hiera- petra an der Südküste Kreta's scheint dieselbe zu sein. — — amphiconus Maltzan. Nachr. mal. Ges. 1883 p. 102. Flach, linsenförmig, scharfkantig, blassgelb. Am Weg von Sitia nach Apano Zakro. Original-Fundort der Art nach v. Maltzan ebenfalls Sitia. — — gradiUs n. Taf 10 Fig. 12. Testa anguste umbilicata, pyramidata, angulata, solidula, con- fertim striata, alba, fasciis raris fuscis interruptis vel diaphanis picta; anfr. 5, gradati, primus lae^^s, albus vel pallide fuscus, se- quentes superne planiusculi, paulo super suturam distincte angulati, sutura instricta, ultimus basi paulo magis convexus, prope aper- turam lerissime deflexus; apertura parum obHqua, late securi- formis, peristomate recto, intus labiato, margine supero substricto, extemo et basali valde arcuatis, columellari subperpendiculari, ad insertionem vix dilatato. Diam. maj. 8, min. 7, alt. 5V2 — 6; apert. diam. 3V2, alt. 3 mm. Insel Elasia an der Ostküste von Kreta, 188 ' V. Härtens: Unterscheidet sich von H. ledereri Pfr. durch viel stumpfere Kante, geringere Grösse, verhältnissmässig engeren Nabel und schwächere Skulptur, von H. pyramidata Drap, durch die regel- mässige stufenartige Erhebung der Kante über die Naht, die bei allen Exemplaren gleichmässig ist. Buliminus (Mastus) pupa Brug. Sitia, 12 — 13 mm lang, 4'/2 — 5 mm breit, letzte Windung hinreichend gross und dadurch vom folgenden verschieden. — — cretensis Pfr. Kob. Rossm. VII f. 2012. Kandia, Archanes, Meüdoni, Lasithi-Gebirge und bei Viano, sowie zwischen Kawusi und Sitia, immer unter Steinen. Wechselt in der Höhe (Länge) zwischen 22 und 15 mm und 8 — 5 mm breit, die längeren und die kürzeren aber verhältnissmässig gleich schlank, nicht die kürzeren breiter. — — olivaceus Pfr. Kob. Rossm. VII f. 2035. Bei dem Dorfe Kato-Zakro nahe der Ostküste und auf der Insel Elasia. IIV2 his 14 mm lang, ein Stück 15 mm lang. Mündung so lang als die Schale breit; Schalenhaut bei frischen Exemplaren glänzend, blass gelbbraun, seltener dunkelrothbraun, die unregelmässigen hammer- schlagartigen Eindrücke unter der Naht bei vielen Exemplaren recht deutlich, bei andern nicht. Mundsaum meist dünn, mit nur schwacher weisser Lippe, bei andern Exemplaren ein wenig aus- gebogen; meistens keine Spur eines Höckers auf der Mündungs- wand, aber bei einzelnen Stücken, die sonst nach Glanz und Hammer- schlageindrücken ganz charakteristisch sind, doch ein solcher Höcker, wahrscheinUch sind das ältere Exemplare. Einige haben eine dickere Schale überhaupt und besonders eine dickere Mündungslippe, sind zugleich minder glänzend und zeigen die Falten unterhalb der Naht weniger deutlich; zu diesen gehört das einzige 15 mm lange Stück und sie machen einen festen Unterschied zwischen B. olivaceus und cretensis zweifelhaft; ebenso ein Exemplar vom Wege zwischen Kandia und Viano, 11 mm lang, 5 mm breit, mit deutlich weisser Naht, aber Fältchen darunter, glänzend, mit dickem geradem Mund- rand und deuthchem Parietalhöcker, im Ganzen näher cretensis als olivaceus. Diese zwei Arten dürfen jedenfalls nicht in zwei ver- schiedene Untergattungen gestellt werden. Stenogyra decoUata (L.). Insel Elasia, lang und schmal. Pupa doliolum Brug. Lasithi-Gebirge. Die vorliegenden unvollkommenen Exemplare scheinen doch eher zu dieser Art zu gehören, als zu scyphus, die man eher er- warten sollte. — umbilicata Drap. Viano am Lasithi-Gebirge. Clausilia (Albinaria) byzantina, glabella, strigata, tenuicostata, bipa- latalis, striata, corrugata, spratti, drakakisi, clara, distans, vermi- culata und teres, s. Böttger. Griechische Mollusken. 189 Siiccinea elegans Risso. Südabhang des Lasithi-Gebirges bei Viano. — Eine sehr kleine Form, nur 6 mm lang, am meisten mit Kob. Rossm. VII f. 2040 übereinstimmend, bei Elos. Limnaea truncatula (Müll.) Atsipopulos und Kandia. Planorbis rotundatus Poir. Kanea. — nitidus Müll. Kanea. Ancylus capuloides Porro. Im Lasithi- Gebirge. Bithynia sp. Kanea. Hydrobia (Bythinella) sp. Elos. Melanopsis praerosa (L.) Kanea. VIII. Kleinasiatische Inseln. Vergleiche J. Roth molluscorum species diss. 1830. 4'°- und Mousson coquilles terr. et fluv. recueiUies par le Prof. Bellardi (Mittheilungen der naturforsch. GeseUsch. in Zürich Bd. III) 1854. 59 S. 1 Taf. Die auf diesen Inseln im Mai, Juni und Juli 1887 gemachten Sammlungen enthalten viel Neues und Interessantes. Daudebardia sp., nur junge Exemplare. Insel Nikaria, bei Petropulis. Vitrina annularis Stud. Kob. Rossto. V f. 1406. Samos, Gipfel des Kerki. Hyalina nitidissima (Mouss.) var. n. Samia n. Taf. 3 Fig. 2. Testa anguste perforata, depressa, le\^ter striatula et valde nitida, tenuis, diaphana, flavescens, subtus pallidior; spira subplana, anfr. 5V2, ad suturam subimpressam fortius striatuli et le\ater appressi, regulariter crescentes, ultimus rotundatus, basi paulum convexior, antice non descendens; apertura parum obHqua, oblique lunata, marginibus distantibus, columellari ad insertionem vix düa- tato, callo parietali nullo. Diam. maj. 23, min. 18, alt. 9; apert. diam. 1272, alt. obliqua 8V2 nam. Chios und Samos, auf beiden Inseln in Höhlen, auf der letztern m einer solchen auf dem Berge Kerki zahlreich, auch auf Nikaria. Die Unterschiede, welche Mousson -Schläfli p. 38 für seinen Zonites glaber vur. nitidissimus von Janina gegenüber dem ächten Z. glaber aus den Alpen angibt, passen auch auf die vorliegende Schnecke, nur ist diese bedeutend grösser. Hyalina moussoni, Kob. Rossm. VI f. 1584, angeblich von Konstantinopel, ist mindestens sehr ähnlich, aber auch kleiner (19 mm) und flach Kobelt's Ab- bildung VI f. 1584 ihre Spitze etwas mehr vorstehend, der Unter- rand der Mündung stärker gebogen. H. natolica Albers hat nach dem Originalexemplar einen etwas weiteren Nabel und bei gleicher Grösse reichlich einen Umgang mehr, und ist sowohl oben als unten stärker gewölbt. — Cypria Pfr. Chemn. ed. nov. 83, 1. 3. Kob. Rossm. VI f. 1579. var. major n. Taf. 3 Fig. 13. Bis 24 mm im Durchmesser, dunkler rothbräunHch gefärbt, unten heller, im übrigen übereinstimmend. 190 V. Märten s. Insel Nikaria bei Samos (24 mm im Durchmesser), Kalymnos an der Küste Kariens und Samos selbst, am Berg Kerki (18 mm). Hyalina aequata Mouss. coq. de Bellardi p. 16. Chios, Nikaria, Ka- lymnos (16 mm im Durchmesser), Nisyros (13 mm), Rhodos (17 mm), Chalki (15 mm), Karpathos (13 mm), Kasos (bis 15 mm.). — hydatina Rossm. Nikaria bei Agio-Kiriko. — sorella Mouss. Nikaria bei Petropulis. — eudaedalea Bourg., ziemHch stark gestreift, in einer Höhle ebenda. — clessini Hesse Chios, am Berge Elias. Zonites pergranulatus Kobelt (Rossm. VH f. 1809) var. elatior a) Diam. maj. 28, min. 23V2) alt. 13; apert. diam. I2V2, ^It- H "^^t b) „ „ 31, „ 26, „ 171/2; „ „ 14, „ 12 „ Kasos, das kleinere Exemplar, vielleicht noch nicht ganz aus- gewachsen, mit einer Kante, die bis ganz nahe zur Mündung deut- lich bleibt, während bei dem grösseren dieselbe schon auf der Hälfte der letzten Windung undeutlich ist. Beide zeigen die Gra- nulation auch auf der Unterseite ebenso stark wie oben, das kleinere sogar bis in die Nähe des Nabels, aber beide unterscheiden sich von Exemplaren der Insel Amorgos, dem Originalfundort der Art, dadurch, dass die scharfe Kante der obersten Windungen in der Naht deutlich hervortritt, die ganze Schale weniger flach, der Nabel etwas enger und die Kante etwas schwächer ist. Zonites casius n. Taf. 9 Fig. 4, 5. Testa modice umbihcata, orbiculato-convexa, fuscescentiflava, supra distincte seriatim granulosa, opaca, infra striatula, nitida; spira sat convexa, obtusa; anfr. 572, planiusculi, sutura sat im- pressa, priores carinati, ultimus subangulatus, ad aperturam rotun- datus, paululum descendens; apertura lunato-rotundata, remote albo-labiata, margine columellari ad insertionem modice dilatato. Diam. maj. 27, min. 2272? a-lt- I6V25 apert. diam. 13, alt. 12 mm, „ „ 27, „ 2IV2, „ 17, „ „ 13, alt. 12V2mm. Insel Kasos, mit der vorigen mitgebracht. Gleicht in der glanzlos braungelben Färbung dem Z. sm^r- nensis, von dem er sich aber durch die viel schwächere Kante und die Gesammtgestalt unterscheidet; diese gleicht eher dem Z.polycratcs und noch mehr dem Z. (verticillus) euboeicus Kobelt, der erstere ist aber runder, enger genabelt, schwächer gekörnt und dunkler gefärbt, der letztere hat eine deutlichere Kante und engere Win- dungen, ebenso Z. corax. So bleibt nichts übrig, als eine eigene Art daraus zu machen. Zonites smyrnensis Roth. 1. c. 1, 8. 9. Rossm. III f. 900. Chios, bis 31 mm im Durchmesser; Nikaria, hier in einer Höhle bei PetropuH, und Insel Syme, an der Südküste von Karlen, hier sehr stumpf- kantig. Die Exemplare von Chios stimmen sehr gut mit denjenigen überein, welche Fleischer 1826 bei Smyrna sammelte. Leicht kenntlich an den ganz flach aneinander schliessenden Windungen, der hellgelben Farbe, den zahlreichen früheren Lippen Griechische Mollusken. 191 und der stumpfen Kante. Die oberen Windungen sind sehr scharf- kantig und die Kante steht bei einzelnen Exemplaren stellenweise sogar über die Naht vor. Ein junges Exemplar auf unserer Tafel Fig. 6 abgebildet. Zenites rliodius n. Taf. 3 Fig. 2. Testa latiuscule umbilicata, depressa, distincte radiatim striata, supra rufescenti-fulva , subtilissime spiratim striata et granulata, nitidula, infra albida, nitida, obsolete decussata; spira brevissime conoidea, anfr. 4V2> sat lente crescentes, sutura profundiuscula, priores carinati, distincte granulosi, ultimus sat depressus, obsolete angulatus, angulo prope aperturam prorsus evanescente; aper- tura diagonalis, oblique lunata, intus albolabiata. Diam. maj. 28, min. 22, alt. 12 V2; apert. diam. I2V2) latit. obliqua IIV2 mm. Rhodos und Syme. Verwandt mit Z. caricus und pergranulatus, aber flacher, mehr glänzend und die ersten Windungen merklich kleiner. An der Unterseite sind wohl noch eine Strecke weit Spiral- linien zu erkennen, aber doch sehr schwache, und auch die Ober- seite ist entschieden mehr glatt und glänzend als bei Z. pergranu- latus. Von Z. smyrnensis, mit der sie aus Syme zusammen mit- gebracht wurde, unterscheidet sie sich durch grössere Flachheit im Ganzen, aber tiefere Naht, dunklere Farbe, stärkeren Glanz, dün- nere Schale, schwächere Körnelung und schwächere Kante. Schon Saulcy hat auf Rhodus einen Zonites gesammelt, welchen Bourguig-nat 1853, damals noch nicht so sehr zur Aufstellung neuer Arten geneigt, als Z. verticillus bezeichnet hat. Zonites caricus Roth diss. p. 17, 1, G. 7 und 21. Rossm. III f. 899. Unsere Tafel 9 Fig. 7, 8. Testa late umbilicata, convexo-orbiculata , supra confertim granulata, rufofulva, fascia peripherica angusta palHda, subtus nitida, radiatim striatula pallide ^^renti-flava ; anfr. 5, planiusculi, primus subconcavus, distincte granulatus, carinatus, sat magnus, ultimus rotundatus, antice non aut vix deflexus; apertura lunato- rotundata, intus albolabiata, margine columellari ad insertionem modice dilatato. Diam. maj. 31, min. 25, alt. 15; apert. diam. 14, alt. obliq. 13 mm. Ein anderes Exemplar bei sonst gleichen Massen 17 mm hoch, die Mündung 13V2- Insel Karpathos. Wenn man annehmen darf, dass das von Roth und später von Rossmässler beschriebene und abgebildete Exemplar noch nicht ganz ausgewachsen ist, wofür schon die geringe Anzahl von 4 Win- dungen spricht und wie auch schon Rossmässler vermuthete, so passen die vorliegenden Exemplare sehr gut auf diese Art, und dieses wird bestätigt durch das Vorhandensein einiger jüngerer und eines ganz jungen Exemplars unter den von Hrn. v. Örtzen gesammelten. Die erste Windung ist ziemlich gross, doch nicht so viel mehr als bei 192 V. Martens: smyrnensis u. a. (in den Kobelt'schen Figuren von Zonites, Bd. IV und VII der Iconographie, scheinen mir durchsclmittKch die beiden ersten Windungen zu klein gezeichnet), auch die Kömelung der ersten Windung findet sich bei andern Zonites. Ein Exemplar von 3 Windungen, 12^/9 mm Durchmesser, hat noch einen ganz scharfen Kiel bis zur Mündung und schon zwei Lippenwülste; ein älteres von 4 Windungen, Durchmesser 19 mm, also noch etwas kleiner als das Roth'sche und Rossmässler'sche , schon eine sehr stumpfe Kante, die an der Mündung ganz verschwindet und innerhalb der letzten Windung 3 Lippen. Die Art ist zunächst mit H. corax Pfr. novitat. III 78, 1 — 5, Kob. Rossm. IV f. 1103 zu vergleichen, die aber bei gleicher Grösse eine Windung mehr und daher auch engere Windungen überhaupt hat, die Kante länger beibehält und keinen solchen Unterschied in der Färbung zeigt. H. carica erinnert, wie schon Rossmässler richtig bemerkt, an H. albanica, namentlich auch darin, dass die dunkel rothbraune Färbung der Oberseite sich noch unterhalb der hellen peripherischen Binde ein Stück weit fortsetzt. Z. albanicus var. graecus Kob. Rossm. IV f. 1102 unterscheidet sich durch lang- samer zunehmende Windungen, stärkere Granulation und andere Färbung. Zonites polycrates n. Taf. 3 Fig. 3. Testa anguste umbilicata, orbiculato-convexa, rufescenti- fusca, supra seriebus granulorum confertis et lineis impressis sculpta, infra tantum striatula, vix pallidior, non nitens; spira conoidea, obtusa, anfr. 5, rotundati, sutura impressa non margi- nata irregulariter denticulata, pallidiore, ultimus initio levissime subangulatus, dein rotundatus, antice non descendens; apertura perparum obliqua, lunato-subcircularis, margine columellari ad in- sertionem distincte dilatato. Diara. maj. min. alt. apert. diam. alt. obl. a) 35, 28V2, 22V2; 16, leVamm. b) 34, 28, 22; löVs, 14V2 „ c) 34, 28, 25; I7V2, 17 Insel Chios (b), Samos und zwar in dem westHchen Theil der Insel bei Marathokampos (a), Nikaria bei dem Orte Eodilos (c). Nächstverwandt mit Z. chloroticus Pfr. Chemn. ed. nov. 153, 18. 19, Kob. Rossmässler IV. f. 1100, von Smyrna, aber dunkler und mehr gleichmässig gefärbt, mehr kuglig, enger genabelt, eine Windung weniger und durch die grobgezähnelte Naht unterschieden. In der Gestalt nähert er sich einigermassen der Hyalina cretensis Blanc, die aber eine viel schiefere und deutlieh herabsteigende Mündung und einen verhältnissmässig weiteren Nabel hat, auch nicht deutlich gekörnt ist. Bei einem jungen Exemplar von 18 mm Durchmesser, dem noch mehr als eine Windung fehlt, ist die Kante schon ganz stumpf und an der Mündung verschwunden. Griechische Mollusken. 193 Patula erdelii Roth 1. c. 1, 4. 5. 1830. Moiiss. Bellardi p. 17. — H. sudensis Pfr. 184G. Rossm. III f. 901. Inseln Kalymnos, nur 9 mm im Durchmesser, Kappari (zwischen der vorigen nnd Kos gelegen) und Nisyros. Nicht als Art zu unterscheiden von der kretischen sudensis. — rupestris Drap. Samos, am Berg Kerki und Mikaria bei Agio- Kiriko. Helix (Gonostoma) lens Fer. Samos, 12 mm im Durchmesser, Ka- lymnos, 12 mm, Kappari, etwas höher, aber dafür nur 10 mm im Durchmesser. „Meist an der Unterseite von grössern Steinen und unter Laub." — — lenticula Fer. Insel Armathia bei Kasos. Helix (Fruticicola) schuberti Roth 1. c. p. 15, Taf. 1, Fig. 12. Kob. Rossm. V f. 1209. — H. rissoana Pfr. nion. I, p. 138, 184G; Reeve cench. ic. V f. Exemplare, die mit Kobelt's Beschreibung und Abbildung gut übereinstimmen , ziemlich hell graubraun , unregelmässig gestreift , und etwas narbig, 10 — 13 mm im Durchmesser (ein ungewöhnlich grosses nur als Fragment erhaltenes mindestens IG mm) und 9 mm hoch; Mündung gerundet, wenig herabgebogen, G'/g nun im Durchmesser und G mm in schiefer Höhe. Insel Chios und Samos, hier bei Marathokampo. Helix (Fruticicola) proclivis n. Taf. 10, Fig. 8. Testa anguste umbilicata, subdepresso-globosa, distincte stria- tula, Cornea; sutura albida; anfr. 5V25 convexiusculi , ultimus rotundatus, antice valde descendens; apertura late lunata, per- obliqua, peristomate intus albolabiato, extus opace flavo, tenuiter expanso, marginibus subapproximatis , columellari ad insertionem dilatato, umbilici non dimidiam partem obtegente. Diam. maj. 14, min. 11, alt. 9V2; apert. diam. 8, alt. obliqua 7 mm. Inseln Samos, Kalymnos, Kappari, Kos und Nisyros in ver- schiedener Grösse, die kleinsten Stücke nur 11 mm im Durch- messer. Auch auf dem Festlande bei Magnesia, von Hrn. v. Maltzan gesammelt, und bei Smyrna, 12— I4V2 nmi (Böttger). Steht in der Mitte zwischen H. schuberti Roth aus Karien, welche mehr kugelig ist mit mehr kreisrunder weniger schiefstehender Mündung, und H. grelloisi Bourg. amenit. II 5, 10 — 12, von den Inseln des Ar- chipels, ohne nähere Angabe; diese ist noch bedeutend flacher. Die weisse Innenlippe scheint bei allen drei auf der Aussenseite auffälUg als grell gelber Streifen durch. Eine weisse Nahtbinde ist bei den meisten, aber nicht allen der vorKegenden Exemplare ziemlich schwach angedeutet, ebenso eine blasse Binde in der Peri- pherie, wie bei so \äelen Fruticicolen. Helix (Cartusiana) cartusiana Müll. Insel Nikaria, 9 — 11 mm im Durchmesser. — — syriaca Ehrbg. Rossm. I f. 5G8. Nabel ganz verdeckt, zwei Aich. f. Naturgescli. Jahig 1889. Bd.I. H.2. 13 194 V. Martens: mehr oder weniger deutliche graue breite Bänder. Insel Kos, 10 mm im Durchmesser. Insel Rhodos, bei Kastelo, Trianda und bei der Stadt Rhodos, 8—10 mm. Helix (Campylaea) cyclolabris Desh. var. mit sehr weitem Nabel, 2G mm im Durchmesser. Insel Nikaria, subfossil. — (Pseudocampylaea) pellita Fer. Kob. Rossm. IV. f. 1092. Rhodos, bei der gleichnamigen Stadt, 12 mm, und bei Kastelo, 15 mm im Durchmesser. Insel Chalki, an der Westküste von Rhodos. Kar- pathos, bis 17 mm; Armathia, I2V2 — ^16 mm; Kasos, nur junge Exemplare. — — testacea n. Taf. 10, Fig. G. Testa perforata, globosa, solidula, suboblique confertim ruguloso- striata, fulva, ad suturam et peripheriam pallida, fascia supera distincta, infera evanida fuscis; anfr. 572, convexiusculi , ultimus rotundatus, antice subito valde descendens; apertura perobliqua, subcircularis, peristomate breviter expanso, tenui, diaphano, intus valde albolabiato, marginibus approximatis, callo albo junctis. • Diam. maj. IDVo, min. 1GV„ alt. 14; apert. diam. 11, alt. obl. 10 mm. „ „ 15," „ 12 V2, „10-11; „ „ 8V2, „ „ 7 „ Insel Kasos. — — Nächstverwandt mit der vorigen, aber grösser, erwachsen ohne Haare, mehr kugelig, grob gestreift und etwas gekörnt, bräun- lichgelb mit einer hellen Binde in der Peripherie zwischen zwei dunkeln schmalen Bändern; das untere derselben mehr variabel, zuweilen kaum angedeutet. Mündung stark herabsteigend, an- nähernd kreisrund, Mundränder beinahe verbunden, mit weisser Lippe, deutlich ausgebreitet, den Nabel fast zur Hälfte überdeckend. Jüngere Exemplare zeigen kurze steife Haare (von 12 mm Durch- messer), ähnlich denen der H. pellita, namentlich auf der weissen Binde. Ganz junge, Fig. 7 b sind deutlich kantig (Fig. Gb). Diese schöne Art stimmt recht gut mit der Abbildung von Helix naxiana bei Ferussac hist. nat. pl. G9, Fig. 1 überein; diese Abbildung ist aber im prodrome noch nicht citirt und erst nach Ferussac's Tod herausgegeben; im prodr. No. 16G sagt Ferussac von seiner H. naxientia (p. GS in naxiana verbessert), sie sei auf Naxos und auch von Olivier auf Kreta bei Palaiocastro gefunden und sehr ähnlich der vorhergehenden, vielleicht nur eine Aus- artung (degeneration) derselben. Die vorhergehende, No. 1G5, zonata, umfasst nun bei Ferussac unsere jetzigen H. ichthyomma, zonata, foetens und cyclolabris, vielleicht auch noch andere Arten nach den vielerlei Fundorten aus Italien, die daselbst angegeben. Ferussac hat gerade die Campylaeen bei weitem nicht so scharf, wie wir gegenwärtig, unterschieden und so ist es gar nicht un- wahrscheinlich, dass er auch unter dem Namen naxiana zweierlei zusammengefasst hat, vielleicht die oben S. 182 erwähnte grosse Varietät von cyclolabris aus Naxos und eine andere mit der unsern übereinstimmende oder ihr doch sehr ähnliche aus Kreta, diese Griechische Mollusken. 195 letztere aber von Deshayes als naxiana abgebildet worden ist. Jedenfalls mag ich die vorliegende Art aus Kasos nicht naxiana nennen, so lange das Vorkonnnen derselben auf den Cycladen nicht sicherer nachgewiesen ist. Sie schliesst sich sehr nahe an H. wester- lundi Blanc p. 48, pl. 2, Fig. 14 von Kreta an, die noch etwas grösser und höher, sowie deutlich gekörnt ist, auch eine weisse Naht und einen dunkeln häutigen Randsaum an der Mündung haben soll. Helix (Macularia) vermiculata Müll. Chios, bei der Stadt Kastro. Samos, dickschalig. Kalymnos, 35 mm, die 3 obern Bänder mar- morirt und vereinigt, andere Exemplare nur 31 — 3'2 mm, mit schmalen scharf getrennten Bändern. Kappari, albin. Kos. Ni- syros. Symi, bis 33 nmi im Durchmesser und (andere Exem- plare) 24 mm hoch, Bänder scliarf getrennt, wenig oder gar nicht unterbrochen. Rhodos. Armathia, erwachsen nur 24 mm im grossen Durchmesser. — (Iberus) spiriplana Oliv. voy. Levant 17, 7. Mouss. Bellardi p. 23. Kob. Rossni. V f. IIGG. II. malziana Pfr. novitat. III 92, 14 — IG. Rhodos bei Kastelo. „Wird daselbst gegessen und soll nach Aussage der Einwohner der II. vermiculata an Schmackhaftigkeit vorzuziehen sein." (v. Örtzen mscr.) Auch auf der kleinen Insel Chalki, bei Rhodos. Durchmesser erwachsener Stücke 25 V2 — 33, Höhe bei den kleineren Avechselnd, 15 — 19, bei den grössern 20 — 21 mm. Nabel immer ganz verdeckt. Kiel der vorletzten Windung zuweilen noch scharf vorstehend. — — — var. ähnlich caesareana Pfr. Kob. f. 11G4. Insel Ka- lymnos, 38 mm im grossen Durchmesser, dickschalig. Insel Symi, 33 — 39 mm, in der relativen Höhe wechselnd, Nabel zur grössern Hälfte bis ganz verdeckt. Karpathos, ein schlecht erhaltenes Exemplar, mit ziemlich offenem Nabel. — (Pomatia) aspersa Müll. Chios, bei der Stadt Kastro, 35 mm im Durchmesser. Samos, 44 mm. Kos. Rhodos, 40 mm, schön dunkel gefärbt. — — asemnis Bourg. (amenit, II p. 17G, 24, 4. 5. Kob. Rossm. IV p.21 f. 1032, 33.) — — Var. homerica n. Taf. 11, Fig. 4. In den wesentlichen Charakteren mit diesen Beschreibungen und Abbildungen übereinstimmend, aber doch mit etwas anderm Habitus, dünnschalig, etwas glänzend, blass röthlichgrau mit 2 breiten dunklen rothgrauen Bändern (123 u. 45, wie gewöhnlich bei cincta), so hoch wie breit oder höher; Mundsaum kaum verdickt, der Columellar- rand rein weiss, schön gebogen, verhältnissmässig schmal, namentlich die Auflagerung auf die Nabelgegend und Mündungswand sehr dünn, kaum bemerklich und ohne deutliche Grenze nach aussen. Inneres der Mündung dunkel. Grössere Exemplare 40—41 mm hoch und ebenso breit, andere kleinere verhältnissmässig höher, 38 — 39 mm hoch und 33 V2 bis 37 mm breit, auch etwas matter und dunkler, die Ausbreitung des Columellarrandes etwas stärker markirt. 13* 196 V. Marteus: Inseln Chios, Syme. Ein einziges Exemplar von Samos, Fig. 5, bei Marathokampo toclt gefunden, der typischen asemnis noch viel ähnlicher, dick- schalig, etwas breiter (42 mm) als hoch (40 mm), der Columellar- rand noch dicker und weniger gebogen. H. ligata Müll. Rossm. ,,labro crasso" von Magnesia bei Roth dissert. p. 1 ist vermuthlich dieselbe Art. H. solida (Ziegl.) Albers, zweite Ausg. S. 142, angeblich vom Taurus, ist ähnlich, aber mit dickerem Rand. Ilelix cincta Müll. var. minor, vgl. Rossm. I f. 287 a, b. Insel Nikaria. Alle klein, mit der charakteristischen gelbgrauen Farbe und den dunkelrothgrauen Bändern, oben 123, auf der letzten Windung vereinigt, unten 4 und 5 auch hier noch getrennt, schmal. Mund- saum dick, braunroth, ebenso oder noch dunkler die Mündungs- wand. Aber die allgemeine Gestalt verschieden, bald mehr hoch- gewunden, bald ziemhch kugelig, wie die folgenden Dimensionen zeigen. Diam. maj. min. alt. apert. diani. alt. a) 32V2, 27, 37V2, 21, 24 mm. b) 35, 28V2, 35, 21, 24V2inm. Auch grosse Exemplare von Helix cincta, entsprechend Rossm. I f. 287 c mit braunem Mundsaum und brauner Auflagerung auf der Mündungswand, kommen an der benachbarten Küste Kleinasiens bei Smyrna vor, wie von Fleischer 1826 und von v. Maltzan 1887 gesammelte Exemplare zeigen. — (Pomatia) figulina Rossm, II f. 580. Insel Kappari, zwischen Kalymnos und Kos. Insel Symi, an der Südküste Karien's, 28 mm im Durchmesser und ebenso hoch. Rhodos, bei der Stadt Kastelo, 26 mm im Durchmesser und nur 23 V2 mm hoch; 4 Bänder, indem No, 2 und 3 vereinigt. — — aperta Born. Chios. Samos. Nikaria. Kleine Insel Chalki, bei Rhodos, von hier 2 Stück, die eigenthümlich von oben und unten zusammengepresst und nach aussen etwas kantig sind, so dass die Mündung und entsprechend auch der Winterdeckel scharf drei- eckig sind; wahrscheinlich durch Eindringen in enge Spalten bei noch dünner, etwas nachgiebiger Schale so entstellt. — (Euparypha) pisana Müll. Insel Kos. Klein, etwas runzhg. — (Xerophila) variabilis Drap. Chios, Kalymnos (klein). Rhodos, bei Kastelo und Trianda, — — cauta Westerl, (vgl. oben.) Samos. — — cretica Pfr. Rhodos, bei Kastelo und Trianda. Insel Chalki, neben einigen jüngeren Stücken ein ungewöhnlich hohes, kughg- konisches (17 mm im Durchmesser, 14 mm hoch), fast einfarbig weiss, mit engerem Nabel und schwärzlicher Spitze. Erinnert an H. ungeri Zelebor aus Südwest-Kleinasien und Cypern, die ich aber Griechische Mollusken. 197 nur aus der Beschreibung (Pfeiffer monogr. V p. 483) kenne. Insel Karpathos, bis 17 mm im Durchmesser, meist lebhaft marmorirt, seltener mit breiten Bändern oder einfarbig weiss. — Inselchen Sokastro, an der Westseite von Karpathos, ein junges p]xemplar mit mehreren breiten fast schwarzen Bändern. Insel Kasos, 17 mm im Durchmesser, 12 mm hoch, fleckig gebändert und marmorirt, mit ziemlich hellbrauner Spitze. Hehx (Xerophila) candiota Pfr. Kob. Rossm. VI f. 1547. a) 9 mm im Durchmesser, SV^mm hoch, Karpathos, b) 10 „ „ „ 0 " „ „ Kasos, c) llV2n „ „ "10V2 „ „ Armathia. All diese drei Inseln zwischen Rhodos und Kreta gelegen, — — mesostena Westerl. (s. oben bei Kreta). Rhodos, bei Trianda. Insel Armathia, fast nur junge Exemplare, aber sehr bunt und ver- schiedenartig gezeichnet. — — calymnia n. Taf. 10, Fig. 9. Testa subdepressa, modice nmbilicata, subtiliter radiatim stria- tula, alba,fasciis fuscis angustis subinde interruptis picta; spira conica, subgradata, anfr. vix 5, convexi, sutura profunda discreti, ultimus rotundatus, antice vix descendens ; apertura subverticalis, subcircu- laris, peristomate recto, intus albolabiato, marginibus inter se re- motis, columellari arcuato, vix dilatato. Diam. maj. 6V25 ^in öVa» alt. 4V2; apert. diam, 3, alt, 22/3 mm. Insel Kalymnos.- Nur ungern entschliesse ich mich auf Ein P^xemplar einer so kleinen Xerophile eine Art zu gründen, um so mehr als das kaum merkhche Herabsteigen der letzten Windung neben der ttreis- förmigen Gestalt und fast senkrechten Stellung der Mündung nahe legen, an eine nicht vollständig ausgebildete Form zu denken, aber die gut ausgebildete, sogar etwas weiter innen noch einmal wieder- holte weisse Innenlippe spricht dagegen, sie für etwas ganz Junges zu halten. Durch die stark gewölbten, etwas treppenförmig ab- setzenden Umgänge und das verhältnissmässig ziemlich hohe Ge- winde erinnert sie zunächst an H. candidula, mit der sie auch die weisse Farbe und die schmalen Bänder gemein hat, doch ist sie nicht so kreideweiss, sondern ein klein wenig grauröthlich und die Bänder sind heller, braun, etwas durchscheinend, stellenweise in Reihen kleiner Flecken aufgelöst ; unmittelbar unter der Naht finden sich auch vereinzelte röthliche Flecken. Die Spitze ist blassgrau, glänzend. Die Streifung ist sehr fein. Der Oberrand wird nahe der Einfügung auf eine kurze Strecke fast horizontal. Der Nabel ist massig und seine Wände fallen fast senkrecht ein. Von kleinen Xerophilen aus dem östlichen Mittelmeergebiet dürften zunächst Helix Arrouxi Bourg. und subvariegata Maltz. zu vergleichen sein, erstere sieht nach einem von Dr. Böttger erhaltenen Exemplar aus 198 V. Martens: Smyrna von oben der unsrigen ähnlich, ist aber im Ganzen viel flacher nnd ihre Zeichnung besteht in grösseren Flecken. H. sub- variegata ist grösser und ihre Windungen legen sich fast in Einer Fläche aneinander an, wie bei H. caperata, die Mündung steht mehr schief und dunkelbraune Flecken oder Fleckenbänder nehmen einen grossen Theil der Schalenfläche ein. Helix (Xerophila) pyramidata Drap. Chios, eng-genabelt. Kalymnos. Kos. Rhodos, bei Kästele. Kasos. — (Turricula) verticillata Pfr. novitat. III 117, 19. 21 (v. Rhodos). Rhodos, 71/2 mm im Durchmesser, 7 mm hoch. Buliminus (Zebrina) fasciolatus Oliv. voy. Levant 17, 5. Rossm. III f. 910, 911. Rhodos, beim Dorf Trianda, 1 Stunde von der Stadt * Rhodos, an Häusern und auf Gesträuch häufig. — caesius Böttger, Proc. Zool. Soc. 1885, p. 24, mit Holzschnitt. Unsere Tafel 11, Fig. 8— 10. ? Bulimus Cosensis Reeve conch. ic. VII f. 474 ; Pfr. mon. III p. 361. Testa turrito-conica, perforata, tenuis, nitida, coerulescenti- albida, strigis raris nigricantibus vel fuscescentibus picta, versus apicem fuscescens; anfr. SVs? primi 2 convexi, sequentes plani- usculi, sutura impressa divisi, ultimus convexiusculus, basi saepius paulo magis obscurus , antice non descendens ; apertura circa V5 longitudinis oceupans, subverticalis, rotundato-oblonga, peristomate expansiusculo, intus tenuissime albo-labiato, extus et subtus arcuato, margine columellari dilatato, patulo, subrecto, perforationem non tegente, margine exterho ad insertionem convergente, callo parie- tali tenuissimo, fauce flavescente. Var. cldus n. Fig. 9. Anfr. ult. basi sat convexo, testa pallide caerulescenti-albida vel flavido-albida. Long. 17, diam. 6V2J apert. long. 6, diam. 4 mm, ,, 15, „ 5/3, ,, ,, 5/2, ,, 4/2,, 19 fi (\ A 55 -''^) ■>■) "5 55 )5 ^'? 11 ^ 11 Insel Chios, besonders bei der Stadt Kastro, und Insel Samos bei Marathokampos, von hier das grösste Exemplar (19 mm lang), zuweilen mit einzelnen schwärzlichen Punkten. „Nur an Kalksteinfelsen, nach Art der Albinarien ansitzend, jeder Witterung ausgesetzt, im Sommer nur regungslos gesehen." V. Ortzen. Var. symiuft n. Fig. 8. Anfr. ult. basi sat convexo, testa magis obesa, albida vel perpallide caerulescente. Long. 171/2) diam. 8, apert. long. 6, diam. 5 mm, 11 15, „ 7, „ „ 6, „ 4V2,, Insel Symi, 50 Kilometer von Kos, dem Originalfundort ent- fernt, und auch auf dieser Insel selbst. Die von Spratt auf Kos gesammelten Exemplare, nach welchen die Art von Reeve abgebildet und von Pfeiffer beschrieben wurde, sind schlanker (long. 15, diam. 5) und namentlich unten stärker Griechische Mollusken. 199 verengt, daher auch ihre Mündimg schmäler (apert. long. .5, diam. 31/2 mm), man könnte sie als var. cou.s bezeichnen; denn die Namensform ,,cosensis" ist ganz sprachwidrig, etwa wie wenn man ,,rhodosensis" oder „cyprusensis" sagen wollte, statt rhodius und cyprius, das s gehört nicht zum Stamm des Wortes, die klassische Adjectivform ist „cous," bei Cicero, Horaz und Ovid zu finden. Böttger hat Exemplare von Smyrna, unsere Figur 10, als B. caesius beschrieben, dieselben sind gross (10 mm), noch etwas lebhafter bläulich gefärbt, die letzte Windung unten etwas weniger rund als bei den unsrigen, aber doch nicht so schmal w^ie bei der Reeve'schen. Der Name caesius eignet sich für die Zusammen- fassung der Einzelformen aus den verschiedenen Inseln besser als die Spezialbezeichnung nach der einen Insel. Diese Art erinnert zunächst an einige nordafrikanische Formen, wie B. cirtanus Morel. An den östlichen Küsten des Mittelmeers kommen ihnen im allgemeinen Habitus B. syriacus und sidoniensis aus Syrien am nächsten, in der Gestalt, aber nicht in Grösse und Färbung, auch B. dardanus. Sie passen eigentlich in keine der allgemein angenommenen Unterabtheilungen von Buhminus, Kobelt setzt in der zw^eiten Ausgabe seines Katalogs B. „cosensis" und die syrischen unter Petraeus, zu dessen Typus, B. labrosus, mit stumpfer Spitze, grosser Mündung und breitem Mundsaum, sie aber wenig passen, dagegen die nordafrikanischen zu Napaeus, wozu die unsrigen schon der Färbung wegen nicht passen. BuHmus (Mastus) carneolus Mouss. Schläfli II p. 13. Kob. Rossm. V f. 1365. Chios. — — turgidus Kobelt Rossm. V f. 1357. Insel Rhodos und Chalki, an der Westseite derselben; Inseln Karpathos, Sokastro, Kasos und Armathia, alle zwischen Rhodos und Kreta gelegen. Bis jetzt war nur der griechische Archipel im Allgemeinen, ohne namentliche Angabe einer Insel, als seine Hei- math bekannt. 9 — 11 mm lang, 4V2 — (5 mm breit, Länge und Breite bei den meisten Exemplaren in demselben Verhältniss bleibend, nicht sich kompensirend ; der Höcker in der obern Ecke der Mün- dungswand verlängert sich zuweilen schief nach innen. — (Chondrula) quadridens (Müll.) var. lö>vi Phil. Chios. Samos, bei Marathokampo. Nikaria. Kalymnos und Kappari. 10 — 12, auf Nikaria bis 14 mm lang, 3V2 mm breit. Obere Columellarfalte sehr zurücktretend. — — samius n. Taf. 11, Fig 12. Testa sinistrorsa, distincte rimata, oblongo-conica, levissime striatula, corneo-fusca, nitidula; anfr. 7, convexiuscuh , regulariter crescentes, ultimus basi turgidus; apertura parvula, oblique semi- ovalis, bidentata, peristomate incrassato, albo, vix expansiusculo. 200 V. Martens: dente parietali compresso sat valido et altero tiiberculiforrai in margine externo mimita, tuberculo ad insertionem marginis externi niillo. Long. 7, diam. 3, apert. long. 2V2, diam. 2 mm. Insel Samos, auf dem Gipfel des Berges Kerki, im westlichen Theil der Insel, 1440 Meter hoch. Diese Art schliesst sich einigermassen an B. scapus nnd sagax aus Kleinasien an, die aber grösser und weiss sind und von denen der letztere keinen, der erstere nur eine schwache Andeutung eines Zahns am Aussenrande hat. Stenogyra decollata (L.) Inseln Kalymnos, Kappari, Kasos, (27 mm lang, 8 mm breit, 6 Windungen) und Armathia. Pupa (Torquilla) philippii Cantr. Inseln Chios, Kalymnos und Kos. — — rhodia Roth. Kos. — (Orcula) doliolum Brug. Insel Samos, auffallend kurz und dick; Kalymnos imd Karpathos. — — scyphus Pfr. Nikaria, Kos, Nisyros, Rhodos und Chalki. — (Charadrobia) umbilicata Drap. Samos, am Berg Kerki. — — — var. lunbilicus Roth. Chios und Nikaria, hier sowohl bei Petropulis, als bei Agio-Kiriko. Clausilia (Albinaria) brevicoUis Pf. Symi, Rhodos und Chalki. — — caerulea Fer. Chios und Samos. — — freitagi Böttg. Samos. — — leria („lerosiensis") Fer. Kalymnos, Kappari und Kos. — — oertzeni Böttg. Kasos und Armathia. — — carpathia Böttg. Karpathos, Kasos und Armathia. — — teres (Oliv.) var. extensa Pfr. Chalki. — — oKvieri Roth. Rhodos, Karpathos, Sokastro. — — munda Rossm. var. coa Böttg. vgl. oben S. 199. Kos. — — chia Böttg. Chios, Samos, Nikaria. — — proteus Böttg. Karpathos und Saria. — — unicolor Böttg. Karpathos. — (Alinda) denticulata (Oliv.) Samos, Nikaria, • Nisyros. Physa acuta Drap. 8V2 mm lang, wovon 5 auf die Mündung kommen, und 4^/2 mm breit. Insel Nikaria, ,,im Schlamme eines beschatteten kleinen Baches bei Agio-Kiriki." Hydrobia (Amnicola) macrostoma Küst. var. chia n. , etwas kleiner und breiter als der Typus, 2^/9 mm lang, 2 mm im Durchmesser, Mündung IV2 mm hoch, Mündungswulst flach angedrückt. Insel Chios, am Berg Elias, in kleinen Bächen unter Steinen. — (Bythinella) sp. Ein Stück. Petropulis, auf der Insel Nikaria. Melanopsis praerosa (L.) var. ferussaei Roth. Chios, nur 1 1 V2 mni lang und 7 mm breit, Mündung 6 mm lang, Rhodos, bei der Stadt Kastelo. Griechische Mollusken. 201 IX. Festland von Karlen. Bis jetzt malakologisch fast unbekannt, mir einige seltene Arten bei Roth a. a. 0. Hyalina cypria Pfr. Chemn. ed. nov. 83, 1 — 3. Kob. Rossm. VI f. 1 579. Gegenüber Kalymnos, von ungewöhnlicher Grösse, 13 — 16 mm im Durchmesser. Zenites caricus Roth diss. p. 17; 1, 6 und 21. Unsere Taf. 9, Fig. 7, 8. Karlen, gegenüber der Insel Synii. Ich nehme an, dass das von Roth beschriebene Exemplar nicht erwachsen sei, wie schon die geringe Zahl der Windungen andeutet („paucispira") und dann dürfte die vorliegende ein er- wachsenes Exemplar dazu sein; die Skulptur stimmt gut. Helix (Gonostoma) lens Fer. Gegenüber der Insel Kalymnos. — (Fruticicola) schuberti Roth. Gegenüber Symi, ziemlich klein. — (Cartusiana) cartusiana Müll. Gegenüber der Insel Kos. — — syriaca Ehrbg. Bei Hieronda (Geronda, südlich vom alten Miletj und gegen- über Symi. — (Iberus) spiriplana Oliv. 34 — 38 mm im Durchmesser, mit nicht ganz verdecktem Nabel. Festland von Karlen, ohne nähere Angabe. — (Pomatia) aspersa Müll. Bei Hieronda, klein (35 mm Durchmesser, 34 mm hoch), ge- fleckt, und gegenüber Symi und Kos, bis 39 mm, sehr dunkel gefärbt. — — cincta Müll. var. Taf. 11, Fig. 1—3. Entspricht ziemHch der Abbildung bei Rossm. II f. 583, 584 (aus Oberitalien V), matt graugelb, stark gestreift, Mundsaum dick, intensiv braunroth, ebenso die Wulst auf der Mündungswand. Die oberen 3 Bänder immer vereinigt, die zwei untern unter sich ge- trennt. Nabel völlig bedeckt. Bald mehr kugehg, bald etwas hochgewunden. Grösstes kugeliges Exemplar diam. maj. 40, min. 31 mm, alt. 37 ; apert. diam. 24, alt. 27 mm. — Ein etwas kleineres, aber hochgewundenes beziehungsweise 38V25 32,. 41 mm (Höhe); 23, 25 mm Breite. Das Verhältniss der Mündung zur ganzen Schale sehr wech- selnd, an einzelnen Stücken ist sie fast so weit wie bei H. mela- nostoma, an andern so klein wie bei anctostoma. Auch die Dicke des Mundsaums variirt ziemlich stark. Küste von Karlen, bei Hieronda. Helix asemnis var. venusta n. Taf. 11, Fig. 6, 7. Schale höher als breit, gross und dünn, weisshch mit dunkel- 202 V- Martens: rothgrauen Bändern, 1. 2. 3. vereinigt (auf den oberen Windungen getrennt), 4. und 5. bald getrennt, bald vereinigt, etwas wolkig; Columellarrand rein weiss, dünn und schön gebogen, Auflagerung auf Nabelgegend und Mündungswand kaum angedeutet. Diam. maj. min. alt. apert. diam. alt. a) 40, 33, 44; 24, 31 mm b) 36, 30, 42; 22, 27 „ c) 35, 30, 38 V2; 22, 28 „ Küste von Karlen, gegenüber Syme, also auf der Halbinsel von Knidos. Diese Form zeigt die schon oben var. homerica angegebenen Unterschiede von der eigentlichen asemnis in noch höherem Grade, trotzdem ihr Fundort dem Vorkommen der letzteren näher Kegt, und ich würde sie unbedenklich als eigene Art unter- scheiden, wenn nicht eben die Exemplare von Chios und nament- lich dasjenige von Samos einen stufenweisen Übergang dar- stellten. Diese Form gleicht im Ganzen mehr der dalmatisch-illyrischen H. secernenda in Umriss und Färbung, wie auch Bourguignat schon für seine asemnis hervorhebt, während Kobelt die Ähnlichkeit mit cincta betont, die unter den mir vorliegenden Exemplaren hauptsächlich bei denen von Chios deutlich ist. Bei einigen Exemplaren, die noch lebend nach Berlin ge- kommen, zeigten sich die Seiten des Fusses auffällig rosenroth ge- färbt, namentHch nach hinten zu, wie ich es noch bei keiner Helix gesehen (Fig. 7). Helix (Xerophila) variabilis Drap., ziemlich flach, mit Einem dunkeln Band, obere Windungen etwas strahlig gezeichnet, 16 mm im Durchmesser, IIV2 t^^ hoch, bei Hieronda. Stenogyra decollata (L.), sehr schlank. Gegenüber Symi. Pupa umbilicata Drap. Küste von Karlen, gegenüber der Insel Kalymnos. Clausilia (Albinaria) anatolica Roth Phinoka im lykischen Taurus, von Hrn. Konemenos erhalten. — — bigibbosa Charp. Lykien, Konemenos. — — leria Fer. Gegenüber Kalymnos. — (Alinda) denticulata Oliv. Gegenüber Kalymnos. Griechische Mollusken. 203 Tabelle I. Land- und Süsswasser-Mollusken von Mittelgriechenland und Morea. I. II. in. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. a .2 li wtS] 1 1 IJ SSI 1 'S A < 3 i H a .2 'S- .2 1 1 .2 1 c r Daudebardia. rufa Drap Glandina. algira Bnig. . . . Limax. graecus Simr. . . . cephalonicus Simr. . variegatus Drap. . . AgrioUmax. thersites Heyneni. berytensis Bgt. . . . Milax. carinatus E-isso . . hellenicus Simr. . . kobelti Hesse . . . Vitrina. anmilaris Stud. . . reitteri Böttg. . . . Hyalina. maliuowskii Zel. . . \ aequata Mouss. . . frondosula Mouss. Crystallus. hydatina Rossm. . . latehricola Bourg. eudaedalea Bourg. botteri Pfr subrimata Reinh. . . diaphana Stud. . . zacynthia Hesse . . Zonites. verticillus var. graecus Kob. Ith. Cph. cih Cph. z. z. z. t • Kx. p. Kx. Kx. P. A. A. A. A. A. Mkr. A. A. Meg. i. A. s. s. s. Ch. M. Pt. t t Phy. Np. Np. t t Kai T. -h + + + + + + 204 V. Märten s: I. II. HI. IV." V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. 'c 1 11 c 1 1 1 < 1 ■5 -5 1 o 3 n < verticilliis var. euboi- cus Kob. ? chlorotieus Pfr. . . oertzeni n albanicus var. nraecas Kob. croaticus var.transicns Mouss. B. Dph. T Dv. T. Patula. B rupestris Drap. . . Kx. Mak. A. Np. -h Helix. Gonostoma. lens Fer Cph. z. Lp. D Pth. A. Aeg. T Ft. Ol. Dv. t: Kai. (+) leiiticula Fer. . corcyrensis Desh. . , Cph. Lp. A. Aeg. Ch. Ft. El. (+) FruHcola. crenophila Pfr. . . . pseudosericea Beu. ? consona Rossm. . . Ä? t Ch. Phij? T.? t? Cartitsiana. olivieri Kossm. . . 'i- ' D. B.A. Ch. s. t Dv. Np. + cantiaiia Mont. . . . A. Aeg. t Dv. Kai (+) cartusiaiia Müll. . . syriaca Ehrbg. . . dirphica Marts. . . z. • Kx. A. t Dph. Kor. Kor. Np. • (+) Fseudocampylaea. pellita Fer Mkr. ? ^ C'ampylaea. cyclolabris Desh. . . P. B.A. r ? Np. t oetaea n B. phocaea Roth . . . { Kx. p lawji Rossm. . . . argentellei Kob. . . i subzonata Mouss. . \ comephora Bgt. . . conenienosi Bttg. . . Cph. P. Kor. t • Dv. Dv. 3Ir. T. Gri-iechische Mollusken. 205 / I. IL III. IV. V. VI. vn. VIII. IX. X. XI. [ XIL 1 • c '■% lt. •2 -J 1 'S Q = c .2 II s 1 1 •| 1 .2 1 •3 1 '3 ►3 'S . -5 Macularia. vermiculata Müll. z. . Mt. Ch. Kor. . . + codringtoni Desh. Ak. D. P. 1 Dv. Phg. Np. Nav. Mr. Kai. T. crassa Pfr intusiMcata Pfr. . Kx. ■ Chlm ■ Potnatia. aspersa Müll. . . . z. Lk. A. s. Kor. . Nav. + cincta Müll Prg. t Nav. (-f) llgulina Parr. . . D. Pth. B.A. Ch. Kor. + i ambigua Mouss. . \ {thiesseana Kob.) ' aperta Born . . . Cph. z. Z A. N. t M. + Euparypha. pisaiia Müll. . . . . Lp. A. t Pt. . El. 4^ Xerophila. variabilis Drap. . . variegata Mouss. . . P. 1 A A. Aeg. Mkr. A, A. t s. • ■ • Np. ■ (+) cauta Westerl. . . , chalcidica Marts. . . thiesseana{M.o\\üs.)Koh. interpres Westerl. . . ; ■1 Pth. Ch. t Ch. Pt. Np. obvia Hartm, . . . (neglecta auct.) (jraeca Marts. . . . instabilis Zgl. . . . protea Rossm.'? . . arcuata Kob. . . . profuga A. Schm. . . { Cph. '•{ D. Pth. A.? A. t k 1 Ch. IS. Kor. Ft. Km: Pt. Ol. Tp. Np.? Np. Np. + conspurcata Drap.? . biangulosa Marts. . . z. A.? Ch.? s. pyramidata Drap. . . A. Aeg. Ch. Kor. Np. ^ trochoides Poir. . . (conica Drap.) elegans Gm.? ... z. Lp. N. Pt. M. El. (+) Coehlieella. conoidea Drap. . . . z. A. 206 V. Martens: I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. 3 "o g a .2 sss |1 c c .2 c "-"ö; 2 » ^ 'S 13 ^« i ■| .2 1 ■^ 'c 1 3 g p."« .2 i- c .£> tu « ° P n! s tStS < o "^ H ■< H < < S iJ << ventricosu Drap. . . . Np. . -f acuta Müll T Lp. ' Ä. Aeg. Ch. Np. ►f Buliminus. Zebrinti. ( B. zebra Oliv . . A. s. A'or. Np. El. *f (incl. spoliatus) l Sa?. Napaeus. Kx P. raonticola Roth . . . dirphicus Blanc . . T- dryops n Kx. graecus Pfr . N2i- T. cefalonicus Mouss. . Cph. • Dv. Mastus. piipa Brug T- Kx. Ä. Mkr. M. t El. + Chondrnla. eximius Rossm. . . jV. bergeri Roth . . . z. .{ D. Pth. p. B.A. Aeg. t Pt. Kor. . Dv. Np. Sp. (+) microtragus Rossni. . \ £. s. quadridens Müll. . . Kx. D.P. A. M. ' + thiesseanus Westerl. . D. ß. Ch. s hijypohßi Kob. . . . t Stenogyra. 1 A. Aeg. Ang. Ch. s. decoUata (L.) . . . z. Lp. • M. . . + 1 Mkr. Cionella. i zazynthia Roth . . \ cychthyra Böttg. . z. t folliculus Gronov. . . z. Kor. . + jani Betta .... . A. tmnulorum Bgt. . , •{ A.? Mey. . . Np.? 4^ acicula Müll .... z? A . . . + subsaxana Bgt. . . Mey. Grriecbische Mollusken. 207 I. IL III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. i ■a 1.2I n II c £ 0 o 11 J ^.^^ -. iVrtü. -h arcadica Parr. . . . , a:? t t sclmchi Rossm. . . . . . 01p. JyTav. (MassenaePotMicli.) 1 liebetruti Charp. . z. l incommoda Böttg. . z. D. t contaminata Rossm. . Cph. naevosa Per. (incl. Cph. * senilis) z. Fapillifera, bathycUsta Böttg. . . Kd. äbyssoclista Böttg. . . t camfylauclien Böttg. . J i. t Mec) isabellina Pfr. . . . Sal. Xor. Aeg Aüg osculans Marts. . . A. coarctata Westerl. Pth hlanei Marts. . . . Mal t almae Böttg. . . . ( D. D. venusta A. Schiu. . . ) • 1 P. Lk. B. Bph negropontina Pfr. . . 1 Mak t anguina Parr. . . . t confusa Böttg. . . . . , Cg. hoeotica Küst. . . . . JB.? Sp. thermopylarum Pfr. . P. Lk. Griechische Mollusken. 209 I. II. III. IV. V. VI. 1 VII. VIII. IX. X. 1 XI. XII. i . LI ^5s c 1 B c Ix g '3^ ^^ i i 1 ■i 1 1| s tM a; 13 P g h. .2 s ON -^ w < H S a o S p s >H Ji ON -? Q -" W < pa ■5 < S hJ <1 atticus Roth .... B.^. t (jraecus- Cless. . t Aneylus. pileolus Fer P. A.? Np + ellipticus Cless. . . . . B.A. iY. striatulus Cless. . . P^/a. fluviatilis var. (jihhosus p. Bgt. Cyclostoma. Cph. z D. P. elegans Müll. . . . B. Ol. Dv. Np (+) Pomatias. maadatus Doep. . . Cph. athenarum Bgt. . . D. ^•. 7)^)//. tersellatus Rossm. (HellenicusA.Schm.) T- P. t JJi». . macrochüus Westerl. . . ^. Truncatella. truncatula Drap. . . Cph. Paludina. fasciata var. helleiiica Miss. ill? Cless. Vi-ch. Bithynia. orsinii Küst.? . , . Lp A. Jior. Np goryi Bgt iV. hoissieri Charp. . . Z.? CA. (jraeca West. . . . Lp Valvata. spirorbis Drap.? . . . il/. depressa 'Ph:?? . . . A. Hydrobia. achaja Cless. , . . . iV. sorella Westerl. . . . N. Bythinella. Kx. LI: charpentieri Roth . . A. S. . r. Amnicola. macrostoma Küst. . . A. CA. Kor. Np + Griechische Mollusken. 211 I. II. III. rv. V. VI. VII. 1 VIII. IX. X. XI. XII. !i 1 < .2 .2 .2 II s 1 < 1 ■5 1 B .2 'S 1 Afnnicola. tritonum Bgt. . . . Ä. ier- na seminulum Frauenf. . iV. negropontina Cless. . N. Pyrgula. tJiiesseana Koh. . . aiiss. Melanopsis. praerosa L . . . . A. S. Np. + Neritina. vaiia Rossm. . . . Cpb. saidcyi Bgt . B. A. Np.? pcloponnesiaca Recl. . Lp. t B. 31. callosa Desh. . . . ■ A? 31. Unio. UtüraUs Cuv. var. acar- Vrch. Kai? nanicus Kob. . . elongatuliis Rossm. . Vrch. nitidoms Drouet . . Miss. seil wer zenhachl Bgt. . . • Kai. vicarius Westerl. . . rt//. hyzantinus Kob. . . Fth. Anodonta. gravida Drouet . . . Kop. Dreissena. jJühjmorpha Pall. . . 3Iiss. Sphaerinm. wildi Cless t Pisidium. heldreicM Oless. . . . B. SP . A. iY. 14* 212 V. Marteiis: Bemerkungen zu Tabelle I. Für diese und die. zwei folgenden Tabellen gilt im Allgemeinen, dass mit stehender Schrift oder mit 4- die Örtzen'schen Fundorte, mit cursiver oder f ander- weitige aus der Litteratur entnommene eingetragen sind. Die Buchstaben sind Abkürzungen der einzelnen Orts- und Landschaftsnamen, und im Folgenden erklärt, 4* und f bezeichnet, dass die betreffende Art in dem betreffenden Gebiet überhaupt vorkommt. I. Südlichere ionische Inseln: Cph. = Cephalonien. J. =: Jthaka. Z. = Zante. Von Zante führt schon Ferussac prodr. 1821 mehrere Arten an, die er von einem Grafen Mercati erhalten; die meisten derselben sind von Hrn. von Örtzen wiedergefunden; 1852 oder 1853 sammelte J. Roth daselbst. Auf Cephalonien hat zuerst Mousson im Sept. 1858 und später andere Reisende gesammelt. Jthaka ist noch sehr wenig be- kannt. Die Arten von Helix und Buliminus sind theils weiter ver- breitete südeuropäische, theils speziell griechische (H. lens) oder solchen sehr nahe stehend (H. ambigua, subzonata); die Mehrzahl der Clausilien sind von denen des Festlands verschieden, aber doch als Albinarien sich näher au diese als an die dalmatischen (Medora) trotz ihrer Ähnlichkeit in der äussern Fonn anschliessend. n. Aetolien: Lp. = Lepanto 1 „.. „ .. ^ ,/ T,,r- 1 1 • ? Sudkuste. Miss. = Missolunghi J Vrch. =^ Vrachori, im Binnenland. Ak. = Bis jetzt nur aus dem benachbarten Akarnanien angegeben. III. Doris, Phokis, Lokris, Phthiotis: Kx, = Korax-Gebirge. P. =Parnass im alten Phokis, jetzt Eparchie Parnasis, D. = Eparchie Doris im heutigen Sinn , neben der Landschaft dieses Namens das Gebiet der westlichen oder ozolischen Lokrer des Alter- thums mitumfassend, nebst dem Dorfe Strorai im nordwestlichen Winkel der Eparchie Parnasis, Südseite des Oeta. Pth. = Eparchie Phthiotis, Gebiet des Spercheios, nördlich vom Oeta, Hauptort Lamia. Lk. = Eparchie Lokris, Gebiet der östlichen und opuntischeu Lokrer an der Küste des Euripos. IV. Boeotien und Attika: B. = Boeotien im Allgemeinen, Umgebimg von Livadia und Theben. Kop. = Kopaische Sümpfe im Nordosten Boeotiens. Mak. = Makolissos und Umgegend, an der engsten Stelle des Euripos. A. =r Attika, Festland. Griechische Mollusken. 213 Meg. = Megara. Mkr. =; Küsteniiisel Makrunisi, alt Helena, an der Ostküste von Attika. Sal. = Insel Salamis. Aeg. = Insel Aegina. Ang. = Insel Angistri, im Westen von Aegina. Die letztgenannte Insel liegt näher dem Festland von Morea, als demjenigen von Attika, wird aber durch die Nähe von Aegina, das zwischen beiden mitten inne liegt, und die jetzige politische Ein- theilung an Attika geknüpft. V. Euboea: N. = Nördlicher Theil von Euboea (Aedipsos u. s. w.) Kd. = Kandili am nördlicheren Theil der Westküste. Ch. := Chalki, Ebene am Euripos | . .^^, m, •, ^ i .^ , „ „ . , • .. . T. I , • ) 1'" mittlem Theil von Euboea. Dph. = Berg Dirphe, jetzt Delphi ) S. = Südlicher Theil von Euboea, von Aliveri an. VI. Achaja, Nordküste von Morea. Pt. — Patras. Kor. = Korinth. M. So sind die in der französischen Expedition de Moree angegebenen Arten bezeichnet, für die kein spezieller Fundort in Morea mir bekannt geworden, um ihr immerhin noch fragliches Vorkommen in Morea anzudeuten. VII. Elis, jetzt Ilia, Nordhälfte der Westküste. Ol. ^ Olympia, einige Arten neuerdings erhalten. Prg. = Pyrgos, an der Küste. VIII. Arkadien, centrales Bergland. Dv. = Divri, am Nordwestrand, Pholoe-Gebirge, jetzt politisch zu Ilia (Elis) gehörig. Chlm. = Berg Chelmos, am Nordrand, oberhalb Kalavi-yta. KyU. = Kyllene, am nordöstlichen Rand. Tp. = Tripolitza. Phg. = PhygaHa, in der Südwestecke. Pn, := Gebirge Parnon, im Südosten, theilweise zu Lakonien. IX. Argolis, nordöstlicher Theil: Np. = Nauplia. Arg. =: Argos. Lern. = Lerna, gegenüber Nauplia. Pr. = Insel Porös, alt Kalauria, an der Attika zugewandten Küste. Hieran schliesst sich Angistri und Aegina an, s. oben. X. Messenien, Südwesten. Kyp. =Kyparissias, jetzt Arkadia \ ^^^ ^^^^, Westküste. Nav. = Navarin, das alte Pylos \ 214 V. Maitens: Mr. = Mauromati nml Umgegend, das alte Messene und Ithoine, im Binnenland, am obern Pamisos. Kai. =r Kalamata, an der Südküste, an der Grenze von Lakonien. XI. Lakonien: T. = Taygetos-Gebirge. Sp. — Sparta. El. = Insel Eiaphonisi, westlich von Kap Malea, vgl. Issel in Crociera del Violante 1877. Cg. = Insel Cerigo, alt Cytherea. Cgtt. = Insel Cerigotto, alt Aegilia, zwischen Cerigo und Kreta. XII. Diese Colurane gibt an, welche der vorher aufgeführten Arten auch auf den ostgriechischen Inseln (Cykladen, Kreta, kleinasiatische Inseln) vorkommen. Die einzelnen Landschaften Griechenlands sind noch in sehr ungleichem Massstab erforscht, am genauesten Attika, dann Euboea und die angrenzenden Theile Mittelgriechenlands, weniger Morea, in diesem wieder die Umgebungen von Nauplia, Korinth und Patras, also die Athen und Mittelgriechenland näheren Orte grösseren Verkehrs, mehr als die übrigen Landschaften. Unter den hier aufgeführten 225 Arten finden sich : 111 sowohl in Mittelgriechenland als auch in Morea, 66 auf dem Festland von Mittelgriechenland, aber nicht in Morea, 30 auf dem Fertland von Morea, aber nicht in Mittelgriechenland, 10 nur auf den südlichen jonischen Inseln, Cephalonien und (oder) Zante, 39 nur auf Euboea, 2 nur auf Makronisi, 3 nur auf Cerigo oder Cerigotto. Die Zahl der Mittelgriechenland und Morea gemeinsamen dürfte sich aber auch in Zukunft noch vermehren auf Kosten der bis jetzt dem Festland von Mittelgriechenland eigenthümlichen , da unter diesen verhältuissmässig viele kleine, schwer zu findende oder zu unterscheidende, wie Hyalina, Pupa, Fruti- cola, Ancylus, Hydrobia, Pisidium, oder von vielen Sammlern nicht beachtete, wie die Nacktschnecken, sich befinden; unter den übrigen Landschnecken sind die Arten diesseits und jenseits des Isthmus hauptsächlich verschieden bei der Helixgruppe Campylaea und der Buliminusgruppe Napaeus, beide vorzüglich feuchtere Berggegenden bewohnend; ferner bei den Clausilien, die überhaupt durchschnittlich eine geringere Verbreitung der Arten zeigen und von denen Papillifera unter 24 Arten 20 nur in Mittel griechenl and einschliesslich Euboea- dagegen nur 2 auch in Morea, 1 nur hier zählt und sowohl Idyla wie wahr- scheinlich auch Oligoptychia Morea ganz fremd sind. Am meisten Überein- stimmung zeigen Mittelgriechenland und Morea in den für Griechenland über- haupt mehr charakteristischen Gruppen der Helix lens, H. Codringtoni, den Xero- philen, Zebrina, Mastus, Chondrula und Albinaria, sowie selbstverständlich in den über die meisten Mittelmeerküsten verbreiteten Helix vermiculata, aspersa, aperta, pisana, Cochlicella acuta und Cyclostoma elegans. Wie einige in Mittel- Griechische Mollusken. 215 Europa weitverbreitete Landschnecken noch in Thessalien auftreten (vgl. Stus- siner Jahrb. d. mal. Cles. XII, 1885), aber nicht mehr Mittelgriechenland erreichen, z. B. Buliminus detritus, Helix austriaca, Limax marginatus Müll, (arborum Beuch.), so finden wir nur um eine Stufe weiter gehend auch noch Vitrinen, Daudebardien, mehrere Napaeus -Arten und Clausilia thessalonica noch in den Gebirgen Mittelgriechenlands, aber nicht mehr in Moi'ea, soviel wir bis jetzt wissen. Ein Gegensatz zwischen Westen und Osten zeigt sich nicht nur iu den verhältuissmässig zahlreichen Arten, welche einerseits Cephalonien und Zante, andrerseits Euboea eigenthümlich haben, sondern noch deutlicher in denjenigen Arten, welche von den jonischen Inseln auf das benachbarte Festland übergehen, ohne seine Breite ganz zu durchmessen, wie Helix corcyrensis und Clausilia stigmatica. Eigenthümlich ist das Verhalten von Glandina algira, die an der Westküste der Balkanhalbiusel von Triest bis Albanien und auf den jonischen Inseln nicht selten ist, auf einer der Cycladen (Tinos, von Erber gesammelt, Ver- handl. d. zool. liot. Ges. 1867 p. 855) und auf Kreta wieder erscheint, während sie aus Mittelgriechenland gar nicht, aus Morea nur durch die unbestimmte Angabe, der Expedition de Moree bekannt ist; sie findet sich bekanntlich auch in Unter- italien, Sicilien und Algerien, ist also an verschiedenen Küsten des Mittelmeers vorhanden , aber doch nicht ringsum und auch nicht entschieden nur dem Osten oder dem Westen desselben angehörend. Die kleinen nächst anliegenden Küsten- inseln theilen im Allgemeinen die Faiina des Festlandes oder enthalten wenig- stens nichts Eigenthümliches; nur Makronisi au der Südostseite Attika's besitzt schon die auf den Oykladen verbreiteten Helix pellita und Clausilia eumeces, im Gegensatz zum Festland, und Elaphonisi an der Südküste Lakonieus hat eine Clausilie, die nicht auf dem Festlande, wohl aber auf der nahen grössern Insel Cerigo vorkommt (Cl. grayana). Diese letztere hat mehrere eigenthümliche Arten und bildet gewissermassen das Verbindungsglied mit Kreta, doch geliört eine der ihr eigenthümlichen Arten von Clausilien der in Mittelgriechenland so reich vertretenen, in Kreta fehlenden Gruppe Papil- lifera an. Die Süsswasser-Conchylien sind in Griechenland als einem südlichen Berg- land mit versiegenden ßergströmen und wenig stehendem perennirendem Wasser spärlich vertreten; die grössern derselben (Limnaea stagnalis, Paludina, Unio und Anodonta) nur sehr lokal in den grössern Süsswasser- Ansammlungen von Aetolien (See von Vrachori), Phthiotis und Boeotien (Kopais-See), in Morea soviel bis jetzt bekannt, nur an Einer Stelle, bei Kalamata im Winkel zwischen der messenischen und lakonischen Halbinsel, und nirgends auf den Inseln. 216 V. M arten s: Tabelle H. Land- und Süsswasser- Mollusken der griechischen Inseln. I. II. m. IV. V. VI. Europa, Festland. N.- Spoiaden Cycladen Kleinasiatische der der Jonischen Karisehen Küste. Kliste. Inseln Karpa- thisclie. Kreta. Asien, Festland. Glandina. algira Bnig. . . Limax. variegatus Drap, coueineuosi Böttg. beryteusis Bourg. oertzeni Simr. . carinatus Risso . Vitrina. annularis Stiid. Hyalina. aequata Mouss. nitelina Bourg. . cypria Pfr. . . superfiiia Pfr. . nitidissimau Mouss. subg. Orystallü hydatina Rossm. . sorella Mouss. . . eudaedalea Bourg. subeffusa Böttg. clessini Hesse . . Bland Hesse . . Zonites. pergranulatus Kob. casius n caricus Roth . . . polycrates n. . . . smyrneusis Roth . rhodius n. ... Patula. erdelii Roth . . rupestris Drap. . . f. 1 Adr. Alban. g'. G.' Alp. G. Att. Mkr. Alb. S.Eu.G. G.' Const. Mittel- Eu. G. Pp. Sk { / T. A.' Ke.A.? A. Ke.A. r.sy. Nx. m'. Nx. T.Sy. Nx T. Sy. Nx.? Am. Sy. Ch. Sm. Ch. Nk Sm. Nk. Ch. Sm, Nk. Nk. Nk. Ch." Ch. Nk. Ch. Nk. • { Sm. Nk. Kal.Ns Rh. Chlk. Eh. Kai. Sym. X- Kai. Kpp. Ns. Eh. Kp. Ks. Ks. (var.) Ks. Kp. 1 ■ ■ 1 S. AI. AI. S.Pal. Kd. K.Kp. As. Tk. Tk. K. As S.Pal Griechische Mollusken. 17 I. II. in. IV. V. VI. Europa, Festland. N.- Sporadeii. Cycladen. Kleina der Jonischen Küste. siatische der Karischen Küste. Insel Karpa- thische. Kreta. Asien, Festland. Helix. subg. Caracollina. lens Ter leiiticula Fer. . . . subg. Fruticola. audria u ? consona Rossm. . . subg. Cartusiana. schuberti Roth . . . Tiroclivis n Ct. Pp. G. G.' Skth. Skp. Chi. Sk.? Sy. A. Ch. Sm. Ch Sm. Nk. Nk. (sub- foss.) r Kai. { Kpp. l Eh. Eh. Kai. Kpp. K. NsSym. Eh. Eh.? K.Rh. Chlk. Rh. Arm. Kp. Arm. Ks. Ks. K. S.Pal. K. Tk. As. redtenbadieri Zelebor . cautiana Mont. . . . ' olivieri- Rossm. . . . | rothi Pfr syriaca Ehrbg. . . . cartusiana Müll. . . < pathrophia Bourg. . . subg. Pseudo- campylaea. pellita Fer naxiana Fer. . . . testacea Marts. . . . subg. Campylaea. cyclolabris Desh. . . W.Eu. S.Eu. Alb. Eum. G.Pp. Alb. Const. G. Pp. G.Comt. W.Eu. S.Eu. Alb. Eum. G. Pp. G.Pp. Chi. Skth. Skp. SÄ;. ■1 • ■ \ 1 l { Sy. Ke. Si/. 31.' A. T. Mk. Sy. Ni. Nx. St. Am. Sy. Ap.M. St. T.Sy. <£)• Ke. T. Sy.Skn. Nx.ilf. Pt.S. As. Kl). As.K. Arm. S.Pal. As.K. Kp. Tk. 218 V. Martens: subg. 31acularia. vermiciüata Miill. . spiriplaua Oliv. subg. Pomafia. aspersa Müll. . . asemnis Bourg. . . cincta Müll. . . . . figulina Rossm. . . godetiana Kob. . . aperta Boin . . . subg. Eujxtrupha. pisana Müll. . . . ^bg. Xerophilu. variabilis Dr. . . cauta We.sterl. . , cretica Pfr. . . . caudiota Mouss. profuga A. Schra. calymnia n. . . mesostena West. Emopa, Festland. N.- Sporaden. SEu G. Pp. Vonst. W.S.EU Alb. G.Pp. Const. Pp. Skp. Sk, SWi. Cycladen. Kleinasiatische Inseln der Jonische Küste. der Karischen Küste. A.T.Sy. Srph. Sphn. M. Nx. St. T.Sy. Nx. S.Eu. W. Ell. Alb.Q^. Constj S.Eu. W.Eu. U. Pp. Con.st. G. S.Eu. G. Pp. Sk. Skth. Sif. Nx. Nx.Am St. Sy. Sphn. Ni. Cb. Sm, Gh. Sni Ch Sm Nk. Ch. Sr Nk. Karpa- thische Asien, Festland. Kai. Kpp. N,s.Syni. Eb. Kal.Rh. K. ßh. Skp. Sk. Sy. Nx. Srph.M.. St. Ke. Sy T.Sy. Srph. M. St. T. Sy. Nx. Srph. 31. St. Ke.% Nx. Am Ch. Cm Sm. Eh. Kpp. Sym. Rh. Chlk. Bh. K. Bh. Kai. Rh Rh. Arm. Kp. Kai. Rh. Kp.Sok Ks. Kp. Arm. Ks. Arm. El. + •f Pt.As.S. K.Kp. Pal. As. K. St. S. K. As. K. AI. S. Kd. As. Kp. AI S. Kd. As. As. Kp. S. As. K. Tk. S. As. Kl). S. As. Pt.Arm. S. Pal. ? ►f Griechische Mollusken. 219 I. II. III. IV. V. VI. Europa, Festland. N.- Sporaden. Cycladen. Kleina der Jonischen Küste. siatische der Karischen Küste. Inseln Karpa- thische. Kreta. Asien, Festland. krynickii Kryn. . . pyramidata Drap. . . • trochoides Poir. • • • { syrensJs Pfr. . . . f Ledereri Bourg. . . \ melosina Bourg. . . eugoniostoma Bourg. . verticillata Pfr. . . subg. Cochlicella. acuta Müll | ventricosa Drap. . . Buliminus. zebra Oliv (incl. spoliatus Pfr.) fasciolatus Oliv. . . caesius Böttg. . . . stokesi Böttg. . . . carpathius Böttg.' . . pusio Brod milensis Böttg. . . . pupa Brug l carneolus Mouss. . . turgidus Kob. . . . samius n godetianus Kobelt . . bergeri (Roth) . . . quadridens (Müll.) . . \ var. löwi Phil. [ (obvia G.) Alb. Bum. Const. S.Eu. Const. G. Fp. Const. S.Eu. Alb. G. (G.) S. Eu. W.Eu. Alb. G. Const. S.Eu. G.Fp.C. Alb. G. Const. Const. G. Fp.{ S.Eu. W.Eu. G.Const. i ■ ( Skp. sm. Skth. Chi. Sy.? Sy. Sy. %/ Sy. Sy. Srph. Sy. Ke. T. Th. St. Ani A.T.Sy. Sphn. M. Sy. Am. Ch. Sra. Ch. / Sm'.^ Sm. Ch. Sm. Nk. Bh. Kai. K. Rh. Bh. Rh. Bh. Rh. K. Sym. Bh. Rh. Chlk. Kai. Kpp. Ks. Kp. Kp.Sok. Arm. Ks. t t Tk. Ft. As. Kp. S. ^v. Ft. S. s. As? K.Al. S. Kd. As. As. Ft. Kp. 2-20 V. Märten s: Europa, Festland. Spovaden Cycladen. Kleinasiatische Inseln der .Jonischen Küste der Karischen Küste Karpa- thische. Stenogyra. decollata (C.) Cionella. foUicnlus Gronov. turaulonim Bgt. aciciila Müll. Pupa. Torqiiilla. philippii Cantr. . rhodia Roth . . granum Drap. . Orcula. doliolum Brug. . scyphus Pfr. . . Charadrobia. umbilicata Drap. . . var. umbüicus Roth . Pagodina. pagodula Desin. . . Clausilia. subg. Albinaria. strigata var. orientalis Böttg. mitylena Alb. . . . ? higibhosa Charp. . . brevicollis Pfr. . anaphiensis Böttg. S.Ea.G. S.Eh.G. G. Ell. G. S.Eu.G. G. G. Mittel- Eu. S.Eu. Mittel- Eii. G. S.Eu. W.Eu. Alp. Chi. Sy. Sphn. M. St. F.? Su. Kai. Kpp. Arm Ks. Sy? Sy. St. A. T.Sy. Nx. St. Sy. Ch. Sm. Nk. Sm. Ch. Nk Kai. K K. m. Kai. K. Ns, Rh. Chlk. Kp. My- tilene. Rh. (Sauley) Sym. Rh. Chlk. Kp. Ks. An. El. + + (t) Griechische Mollusken. 221 I. II. III. IV. V. VI. Europa, Festland. N.- Sporaden. Cycladen. Eleinasiatische der 1 der Jonisclien Karischen KUste. 1 Küste. Inseln Karpa- thiäche. Kreta. Asien, Festland. Clausilia. caerulea Per. . . amorgia Böttg. . . . astropalia Böttg. . . milleri Pfr T.Mk. Sy. Nx. F.Ap. Ni. Am. Srph. St. Am. Astr. P. Ch. Sm. Nik. Bh. L. Kai. Kpp. K. •■{ .{ Chlk. Rh. K. it. Ns. Arm. Kp. Ks. Arm. Kp. So. Kp. Sa. Kp. + freytagi Böttg. . . . leria Fer altecostata Zeleb. . . oertzeni Böttg. . . . carpathia Böttg. . . teres var. extensa Pfr. ulivieri Roth . . . turrita Pfr eumeces Pfr. . . . munda var. coa Böttg. chia Böttg • • • • Nx. A. Am. Ke. ?Sph. { Sm. •■{ Ch. Sm. Nik. Ch. (OUvier) Sm.Nik. K. Lyc. Lyc. (As.) As Proteus Böttg. . . . unicolor Böttg. . . . cristatella Küst. . . subsenilis Fraueuf. . . subg. PapilUfera. leucoraphe Blanc , . cheliflromia Böttg. subg. Alinda. denticulata Oliv. . . subg. OUgoptychia. sporadica Böttg. . . bicristata Rossm. . . kephissiae Roth . . bicolor Pfr G.' G. (Eaboea.) Sky. Skth. Skp. Chld. ■1 Gi. Skp. ■ ' \ T. A.T.St. Ke. A. K. 222 V. Martens: I. II. lU. IV. V. VI. Europa, Festland. N.- Sporaden. Cycladen. der Jonischen Küste. siatische der Karischen Küste. Inseln Karpa- thische. Kreta. Asien, Festland. Clausula. rothi Pfr eustropJia Böttg. . SWi. Th. Cyelostoma. elegaiis (Müll.) . . W.Eu. S.Eu. Alb. Bum. G. Pp. Skth. Skp. As.? Planorbls. arientalis Oliv. . . . . Ch. Physa. acuta Drap. . . . { W.Eu. S.Eu. Ke. Nk. Aneylus. pileolus Fer. . . reciirvus Küst. . . G. • • Mk. Nx. T. Ch. Hydrobla. macrostoma Küst. . sp sp. (Hesse) . . . Ct. Sy. M. T. Ch. Melanopsls. praerosa (L.) = bucci noidea Oliv. . . 1 Süd- spanien. G. Pp. Ke. A. Nx.^m. Ch, Rh. • • •f As. Kp. AI S. Pal.Kd. Griechische Mollnsken. 223 Bemerkuno-en zu Tabelle II. Alle Fuiulortsangabeu, welche mit, gewühulicher Schrift gedruckt sind, be- ruhen auf den Sammlungen des Hrn. v. Örtzen: alle, die aus der Litteratur hin- zugefügt wurden, sind durch cursivc Druckschrift bezeichnet. I. Die erste Kolumne gibt die Verbreitung der betreffenden Arten im übrigen Europa in allgemeinen Ausdiücken (Mittel-Europa, Alpen, West-Europa, Süd-Europa, und ferner etwas spezieller diejenige auf der Balkan -Halb- insel, nämlich; Adr. = an der adriatischen Küste. Alb. = in Albanien (Epirus), J. == auf den jonischen Inseln (Korfu, Zephalouien, Zaute). Rum. = in Rumelien und dem südlichen Bulgarien. Const.= bei Constantinopel, Diese vier hauptsächlich nach M o u s s o n , coquilles terrestres et flaviatiles recueillies dans TOrient par M. le Dr. Alex. Schläfli (in Vierteljahrsschrift der naturforsch. Gesellsch. in Zürich, Bd. IV, 1859 und Bd. VIII, 1863, auch separat, Zürich, 1859 u. 1863, 8, 71 u. 107 pp.), in unserm Text die Seiten des Separatabdrucks citirt. G. = in Mittel -Griechenland \ hauptsächlich nach Westerlund und Pp. = in Peloponnes (Morea) | Blaue. C. = auf der Insel Cerigo, nach Forbes bei Pfeiffer nionogr. heli- ceor. II, p. 137. II. Enthält die Arten der nöidlichen Sporaden, nämlich: Skth. = Skiathos. Skp. = Skopelos. Sky. = Skyros. Chld. = Chilidroraia. Gi, =: Giura. Einige wenige Angaben hierfür finden sich schon bei Westerlund und Blanc am angeführten Orte, das meiste gehört zu den Ergeb- nissen der letzten Reise des Hrn. v. Örtzen. III. Die Cycladen und zwar: Ke. = Keoä (Tzia), von Hrn. v. Örtzen 1887 besucht. Th. = Thermia (alt Kythnos), einzelne Angaben bei Westerland u. Blanc. A. = Andros, von Hrn v. Örtzen 1887 besucht. T. =: Tinos, nach den Sammlungen von Erber, Verhandl. d. zool. bot. Gesellschaft in Wien, 1867, p. 775 u. 855, (die hier genannte Helix rufocincta ist ohne Zweifel H. rothi), sowie bei Kobelt, Westerlund und Blanc und endlich Hesse (Jahrbuch mal. Ges., IX, 1882). Mk. = Mykonos. Sy. = Syra, als Station der Dampfschiffe schon vielfach besucht und explorirt, daher schon vielfache Angaben in der Litteratur vorhanden, so hei J. Roth dissert. 1839 und Mal. Blatt. 1855, Saulcy bei Bour guignat catalogue raisonne 1853 (mehrere Bestimmungen sehr zweifel- haft und daher hier weggelassen), Bellardi bei Mousson, Mittheil. d. naturforsch. Gesellsch. in Zürich, III, 1853, (auch separat), Zelebor 224 ' V. Martens: in den Mal. Blatt. 1856, Forbes bei L. Pfeiffer symbolae III, 1846 und monogT. I, II, 1848, E. Vesco bei Bourguignat amenites mal. I, 1853, 1856 und J. Layard bei ISevill handlist of the Mollusca of the Indian Museum, vol. I, 1878. Jjx. = Naxos, Naxia, von Hin v. Örtzen 1885 besucht. Einige Angaben nach den Sammlungen von Olivier schon bei Ferussac prodrome 1821. p. := Paros, bis jetzt nur Cl. milleri aus den Marmorbrüchen und Cicnella folliculus bekannt. Die Angabe von H. lens bei Blanc und Westerlund, S. 34, ist Irrthum für Porös, an der Küste von Argolis. Ap. = Antiparos, eine einzelne Angabe bei Albertis iu den Annali del museo civico di Genova, XI, 1877, 78. Skn. = Skinosa. Ni. = Nios, alt Jos, bei Westerlund und Blanc. Am. = Amorgos, ebenda und Heldreich in den Sitzungsberichten der Gesellsch. naturf. Freunde, Berl., 1881, S. 135. Srph. = Serphos, Serfo, Seriphos, bei Albertis, a. a. O. Sphn. = Siphnos, Sipheuo, bei Westerlund und Blanc. M. = Milo, Melos, nach E. Vesco bei Bourguignat amenit. mal., I, p. 112, 119, 1856, in Shuttleworth's Sammlung, und bei Albertis, a. a. 0. Ast. = Astropalia, alt Astypalaea. St. = Santorin, alt Thera, einige Arten von Lehrer Hübner 1877 erhalten, andere bei Albertis, a. a. 0., andere von A. Letourneux in Bulletins de la Societe malacologique de France I, 1884, pag. 287ff. ; die daselbst als neu beschriebenen Arten nicht eingefügt, da in Er- mangelung von Abbildungen eine Vergleichung derselben mit den auf anderen Inseln gefundenen ähnlichen Formen erschwert ist. An. = Anaphi. IV. Die Inseln an der Küste Kleinasiens und zwar: a) an der mittlem Westküste, dem alten Jonien : Ch. = Chios. Sm. = Samos. Nk. = Nikaria, alt Ikaria, alle drei von Hrn. v. Örtzen auf der letzten Reise besucht. Früher war nur Einzelnes aus Chios schon durch Olivier voyage dans l'em- pire Ottoman 1801, 1807, und bei Ferussac prodrome 1821, sowie Roth dissert., 1839 (s. unten) bekannt. b) an der Südwestecke Kleinasiens, dem alten Karien: L. = Leros, Olivier bei Ferussac prodr. uro. 515. Kai. = Kalymnos. Kpp, = Kappari, kleine Insel zwischen der vorhergehenden und folgenden. K. = Kos. Ns. = Nisyros. Sym. = Symi, alt Syme, zunächst der Halbinsel von Knidos. Rh. = Rhodos. Chlk. = Chalki, kleine Insel an der Westseite von Rhodos. Alle diese, ausgenommen die erstgenannte, wurden von Herrn von Örtzen auf der letzten Reise besucht. Früher kannte man nur Griechische Mollusken. 225 Einiges aus Rhodos durch Forskai bei Chemnitz, Conch. Cal., Bd. IX, Theil II, S, 236, 1786, Olivier (vgl. oben, Chios) und Roth, dissei-t. c) im karpathischen Meer, zwischen Rhodos und Kreta. Sa. = Saria, Spratt, s. Büttger, Proc. Zool. Soc. 1883. Kp. = Karpathos. Sok. = Sokastro, kleine Insel, an der Westseite der vorigen. Ks. = Kasos. Arm. = Armathia, kleine Insel au der Xordwestseite von Kasos. Alle diese vier von Hrn. v. Örtzen auf der letzten Reise besucht; vorher waren keine Landschnecken von denselben bekannt. V. Die vorletzte Columne gibt die Landschnecken der Insel Kreta an , soweit dieselben Arten auch auf andern vorerwähnten Inseln vorkommen. Auf Kreta hat zuerst Olivier, später die Engländer Spratt und Forbes, in letzter Zeit Blaue und Freiherr von Maltzan Laudschnecken gesammelt und die Anzahl der von dort bekannten Arten ist jetzt schon so beträchtlich, dass eine Aufzählung derselben eine Arbeit für sich bildet. VI. Die letzte Columne gibt die Verbreit\ing der vorher aufgeführten Arten im übrigen Asien an, hauptsächlich nach der früheren Zusammenstellung des Verfassers „Über vorderasiatische Couchylien, Cassel, 1874,'- mit Benutzung- neuerer Angaben, und zwar bedeutet: As. = das Vorkommen an der nordwestlichen und westlichen Küste von Kleinasieu, von Brussa bis gegenüber Samos. Pt. = Pontus, Nordküste Kleinasiens. Tk. = Transkaukasien. K. = Karlen, Südwestecke Kleinasiens, von wo zuerst Job. Roth in seiner Dissertation: „MoUuscorum species, 1839" einige eigenthüm- liche Arten beschrieben hat und welche bis jetzt verhältnissniässig sehr wenig besucht wurde. Kp. = Cypern, hauptsächlich nach Bellardi bei Mousson, a. a. O, S. = Küstengegend Syriens und Palästinas. AI. = Aleppo, Binnenland Syi'iens. Pal. ^ Palästina, Binnenland. Kd. = Kurdistan. Von der grossen Mehrzahl der griechischen Inseln sind demnach jetzt mehr oder weniger Arten von Landschnecken bekannt geworden, was namentlich für die nördlichen Sporaden und die Inseln nahe der Südwest -Ecke Kleiuasiens wesentlich Herrn v. Örtzen zu verdanken ist. Nur erst Clausilien, aber noch keine andern Landschnecken kennen wir bis jetzt von der grossem Insel Paros unter den Cykladen, sowie von Mytilene (Lesbos) und Leros an der Westküste Kleiuasiens, noch gar keine Landschnecken bis jetzt meines Wissens von den grössern Inseln im nördlichsten Theil des Aegaeischen Meeres: Thasos, Samothrake, Imbros und Lemnos. Absichtlich ausgeschlossen als Küsteninseln des europäischen Griechenlands sind Euboea, Makronisi (H.), Salamis, Aegina, Hydra und Spetsa. Aich. f. Natuigesch. Jahrg. 1889. Bd.I. H. 2. 226 V. Märten s: Übei'blicken wir die so eiitstaiulene Tabelle, so ergeben sich zunächst 133 Arten und zwar: 125 Arten von Landschnecken und 8 Süsswasserschnecken 0 Süsswassennuscheln als Gesammtbestand der Inseln des ägäischen Meeres in darangegebenen Ausdehnung/ Schon dieses Verhältniss ist charakteristisch für bergiges Land und Arniuth an stehendem Süsswasser; wir finden ein ähnliches Zurücktreten der Süsswasser- fauna nur noch auf isolirteu Inselgruppen , z. B. Madera odei- den kanarischen Inseln, und im eigentlichen Gebirgsland, z. B. den Alpen und den Cordilleren. 85 Arten, also etwa Vi, kommen zugleich auch auf dem europäischen und asiatischen Festlande vor, es sind das theils die für die Mittelmeerküsten über- haupt charakteristischen, wie Helix lentieula, cantiana, cartusiana, vermiculata, pisana, variabilis, pyramidata, trochoides, acuta, Buliniinus pupa, quadridens, Stenogyra decollata, (? Cyclostoma elegans) und Melanopsis praerosa, einige davon hauptsächlich in der Nähe des Meeres lebend, theils speziell südeuropäische oder richtiger griechisch-vorderasiatische Arten, die schon in Italien fehlen, so Hyalina aequata, Helix lens, syriaca, figulina, (? Buliminus zebra und '? Pupa rhodia). Wesentlich vorderasiatisch, aber nur eben bei Konstantinopel noch auf euro- päischem Boden vorkommend sind Patula erdelii und Buliniinus carneolus. — Die Inseln haben mit dem europäischen, aber nicht dem asiatischen Festland 12 Arten, etwa Vn gemein, umgekehrt mit dem asiatischen, aber nicht dem europäischen Festland ebenfalls 12 Arten; den Inseln als solchen eigenthüinlich, beiden Festländern fremd, sind 51, etwas mehr als '/'g (wozu übrigens noch manche für Kreta eigenthümliche Arten kommen, die hier nicht mitgezählt sind). Diese Zahlen verhalten sich demnach ziemlich so, wie mau von vornherein erwarten mochte, ungefähr Vs für die Inseln eigenthümlich, und von den übrigen Vs ^^ß" gefähr gleichviel mit Europa, wie mit Asien gemeinsam. Wenn die Zahlen etwas ungünstiger für Asien lauten, so ist zu bedenken, dass die Fauna Vorder- asiens noch nicht so vielfach erforscht ist, wie diejenige der europäischen Länder. Um zu beurtheilen, wie weit in Europa hinein die Ähnlichkeit reicht, können wir die deutsche Schneckenfauna mit derjenigen der griechischen Inseln vergleichen: die Mehrzahl der Gattungen und Untergattungen ist allerdings noch dieselbe, nur Glandina, Caracollina, Pseudocam^^ylaea, Macularia, Cochlicella und Stenogyra sind Deutschland ganz fremd, aber nicht nur sind die Arten fast alle andere, sondern auch der Gesammteindruck des Ganzen, indem diejenigen Unter- gattungen, die in Deutschland und überhaupt im nördlichen Europa vorherrschen, die dunkelgefärbten Schnecken des Humusbodens und der niedrigeren Schatten- pflanzen, wie Fruticola, und die grössern Conchylien des stehenden AVassers, wie Limnaea, Planorbis, Anodonta, auf den griechischen Inseln ganz fehlen oder äusserst spärlich vorhanden sind, dagegen die im Archipel herrschenden Formen, die dem Sonnenschein trotzenden kreideweissen Xerophilen und ähnlich weissen Arten von Buliminus sowie die ebenfalls blassgefärbten Cartusianen imd Chon- drula und unter den Wasserschuecken die Gattung Melanopsis in Deutschland theils uur durch wenige Arten theils nur an den Grenzen vertreten sind. Nur 5—6 Arten von den 133 kommen auch in Deutschland vor, nämlich Helix rupestris, cantiana, cartusiana, Buliminus quadridens und Cyclostoma elegans, und wenn man will, Helix obvia, insofern diese sich nicht scharf von H. krynickii trennen Griechische Mollusken. 227 lässt, aber eben diese, in Deutschland auf die östliche Hälfte beschränkt, ist nicht ganz sicher für die griechischen Inseln. ') Von den andern lebt Helix rupestris allein im grössei'n Theil von Deutschland, doch auch in Mittel- und Norddeutschland sehr vereinzelt, und eben diese ist, ganz charakteristisch, wie ihr Name sagt, eine Felsenschnecke, an kahlen Wänden jeder Witterung trotzend und von Flechten lebend. Cyclostoma elegans und Helix cartusiana greifen aus dem Südosten bei Wien und aus dem Westen noch mehr oder weniger weit nach Deutschland herein, Buliminus quadridens nur im Südwesten, H. cautiana nur im Nordwesten ; in den meisten deutscheu Ländern fehlen sie völlig. England und Frankreich haben etwas mehr Arten mit den griechischen Inseln gemein, da hier diejenigen hinzukommen, welche die westeuropäischen Küstenländer mit dem Süden theilen, so H. aspersa, pisana, variabilis, acuta. Von den kleinen Mulmschnecken, welche Europa und Nordamerika geraein haben und die einen borealen oder circumpolaren Zug in die deutsche Schnecken- fauna bringen, ist noch keine auf den griechischen Inseln gefunden worden, nicht einmal Helix pulchella oder Cionella lubrica, die doch noch im grössern Theil von Italien, auch in Albanien und Transkaukasien leben. Einige der vorherrschenden Eigenthümlichkeiten, die wir eben als charak- teristisch für die griechischen Inseln gegenüber Deutschland hervorgehoben haben, sind aber nicht diesen Inseln eigenthümlich, sondern der Schneckenfauna von Spanien und Marokko bis Turkestan und nahe an die Grenzen Indiens ge- meinsam, so die Xerophiien, die östlich bis Samarkand und Kandahar gehen, die Macularien bis Mesopotamien und bis nach Samarkand, die helleren dickschaligen Buliminus ebenfalls bis Turkestan und in den Himalaya, die Mela- nopsis bis Persieu. Es ist eine charakteristische Strand- und Felsen-, Steppen- und Wöstenfauna, welche die Küstenländer des Mittelmeers und den grössern Theil Nordasiens verbindet, aber sowohl von der mehr oder weniger circumpolaren Wald-, Wiesen- und Teich-Fauna des nördlichen Europas, Sibiriens und Eng- lisch-Nordamerikas, als von der chinesisch -japanischen und der in den ent- sprechenden Breiten Nordamerikas herrschenden verschieden ist. Es gibt weite Grenzgebiete, in denen diese Faunen sich gegenseitig mischen, die griechischen Inseln aber bieten ein gutes Beispiel der einen in reinem charakteristischem Zustand. Die nördlichen Sporaden schliesseu sich in ihren Land.schnecken , wie zu erwarten, zunächst an Euboea und damit an Mittelgriechenland an, eigen- thümlich haben sie nur einige Clausilien und zwar aus all den verschiedenen Gruppen Albinaria, Papillifera und Oligoptychia. Die Gesammtzahl der von den nördlichen Sporaden bis jetzt bekannten Arten ist 20; die Mehrzahl weit ver- breitete Arten. Süsswassermollusken sind darunter nicht vorhanden. Von den Cycladen kennen wir im Ganzen 74 Land- und 6 Süsswasser- Arten, darunter scheinen 29 bis jetzt nur auf den Inseln, 25 auch auf dem Fest- land von Europa und Asien, 15 luir auf dem europäischen, und 4 nur auf dem asiatischen auch vorzukommen. Neben den allgemein an den Mittelmeerküsten verbreiteten Arten und Gruppen sind namentlich Helix rothi, pellita, cyclolabris. ') Anm er kling. Die auf der Insel Syra geiuudene, im Allgemeinen der Helix obvia ähnliche Schnecke, wurde von Bourguignat bei Sauley 1853 als H. ericetorum Müll., von Mousson 1854 als H. neglecta Drap, bestimmt. 15* 228 V. Härtens: flgulina und godetiana, turbinata, mehrere Buliminus und die Albinarieu hervor- zuheben; Cyclostüina elegans fehlt. Die Mehrzahl der Arten dürfte auf mehreren Inseln zugleich, manche auf allen vorkommen; wenn es nach unsern jetzigen Kenntnissen anders scheint, so rührt das daher, dass die einzelnen Inseln noch sehr ungleich durchforscht sind, am gründlichsten Syra, wo seit lange Dampf- schifte anlegen und daher Reisende leichter hingelangen, daher die zahlreichen unter den Oycladen scheinbar Syra eigenthümlichen Arten bei Helix, Cionella und Pupa. Nur bei den Clausilien scheint ein grösserer Unterschied zwischen den Arten der einzelnen Inseln zu sein, und nur Gl. caerulea, vielleicht auch denticulata allgemein auf ihnen verbreitet; die Albinarieu herrschen hier ganz entschieden vor, Oligoptychia ist schwach vertreten, Papillifera gar nicht. Von Süsswasserschuecken ist nur Melanopsis allgemein verbreitet und häufig. Muscheln fehlen gänzlich. Die kleinasiatischen Inseln, bis jetzt weit weniger erforscht, besitzen, soweit wir bis jetzt wissen, 80 Land- und 6 Süsswasser-Arten, viele davon sind mit dem Festland von Kleinasien gemein und die Zahl derselben wird sich wahr- scheinlich noch erhöhen, wenn der Südwesten Kleinasiens näher erforscht wird ; manche sind auch mit Kreta gemeinsam. Die Gattungen und Gruppen sind ähnlich denen auf den Oycladen, doch fehlt unter den Clausilien nicht nur Oli- goptychia, sondern auch Papillifera, dagegen sind die eigentlichen Zonites weit i'eicher vertreten, Betreifs der geogu ostischen Verhältnisse zieht sich bekanntlich eine Kette vulkanischer Gebilde durch die südlicheren Oycladen von Milos über Santorin bis Nisyros au der karischen Küste und liegen bedeutendere Meerestiefen zwischen ihnen und Kreta, während dieses letztere durch geringere Tiefen einer- seits über Oerigotto und Cerigo mit der Südostspitze von Morea, andrerseits über Karpathos mit dem südwestlichen Kleinasien verbunden ist, vgl. Neumayr in den Denkschriften der Wiener Akademie Bd. 40, 1879 und Karte 24 der neuen Ausgabe des physikalischen Atlas von Berghaus. Die Inseln Milos und Santorin erscheinen allerdings verhältnissmässig selten in obiger Liste und hauptsächlich mit auch sonst weit verbreiteten Arten, wie Helix pisana, vermiculata, Steno- gyra decollata, Pupa granum und scyphus, doch auch mit einigen mehr für den Archipel charakteristischen wie 11. pellita, rothi, cretica, candiota und einigen Olausilien, Milos selbst mit dem eigenthümlichen Buliminus milensis. Helix patrophia ist bis jetzt nur von Santorin, Milos und Antiparos bekannt, letztei-e Insel wird von Neumayr auch unter denen aufgezählt, die vulkanische Gebilde zeigen, aber sie enthält bekanntlich auch die grosse Marmorhöhle und die ge- nannte Art ist noch zu wenig bekannt, als dass ihr Vorkommen schon abgegrenzt werden könnte. Einer gewissen Anknüpfung von Oerigo an Kreta ist schon oben gedacht (S. 215) und eine nähere Übereinstimmung von Karpathos, Kasos und Rhodos mit Kreta tritt in der vorstehenden Tabelle mehrfach hervor, namentlich bei Patula, Pseudocampylaea, Xerophila und Buliminus, auffälligerweise aber nicht bei Olausilia. Griechische Mollusken. •229 Tabelle III. Land- und Süsswasser- Mollusken von Kreta. Ol. =^ Olivier, voy. en empire ottoman, OOOO) sowie bei Fenissac, piodroine, 1821. F. = Forbes, bei Pfeiffer, symbolae, 1846. Spr. =: Spratt, Proc. Zool. Soc, 1849; Pfr. niou. hei. III. R. = Raulin, bei Bourgaiigiiat, amen, mal., 1856 und catalogue raisonne 1853, sowie in Ann, Soc. Linn. de Bordeaux, 1869. Bl. = Blanc, bei Westerlund und Elanc 1879. M. = V. Maltzan, Nachr. mal. Gesellsch., 1883 und Jahil). mal. Ges., XV, 1887, sowie viele an das Berliner Museum mitgetlieilte Arten. 0. = V. Örtzen 1884 und 1887. Festland von Euiona. Asien. Inseln. Festland. Daiulebardia Saulcyi Bourg — rufa? Glandina algira var. intermedia Marts. Limax variegatus Drap «P — (Agr.) thersites Hnm — (Milax) creticus Simr Hyalina cretica Bl. West. p. 31 . . . — — var. ci/doniensis Bl. West. . . — aegopinoides Maltz 1883 p. 202 . . — superflua Rossra — moussoni Kob. var — midleri Maltz. 1887 p. 117 ... — protensa Fer — — var. aequata Mouss — lamellifera Bl. West — hydatina Rossm — hotteri Parr — suheffusa Böttg Zenites pergranulatus Kob.? .... Patula erdelii Roth (sudeusis Pfr.) Helix (Gonost.) lens var. barbata Fer. — (Frut.) fretjta(ji Maltz. 1883 pag. 206 — (Gart.) olivieri Fer rothi Pfr syriaca Ehrenb ^ ^ + + + 31. O. R. R. Bl. O. O. R. O. 0. Bl. Bl. M. M. O. 0. M. R. Bl. M. M. 0. Bl. O. M. M. 0. 0. F. M. 0. Ol. R. M. 0. M. O. M. 0. R. Bl. M. (Cyp.) + -b -h -h + + 230 M a r t e n s : Festland von Europa. Cycladon. Helix (Pseudocarap.) pellita Fer. — — noverca Rossni dictaea n toesterlundi Bl. West. p. 48 — — lecta Fer naxiana Fer zonella Pfr — (Macul.) vermiciilata Müll. . . . "^ spiriplana Oliv — (Pora.) aspersa Müll — — Ipronuha West aperta Born — (Eiipar.) pisana Müll — (Xeroph.) variabilis Drap — — cretica Pfr canäiota Pfr mesostena West. Bl. p 71 . . diensis Maltz. 1883 p. 104 . . psilorüuna Maltz. 1883 p. 105 . profuga A. Schmidt suhvarieyata Maltz. 1883 p. 105 suspeda West sitiensis Maltz. 1887 p. 118 . . krynickii Kryn. Pfr (hierapetrana Maltz. 1887 p. 118). hathytera West. p. 55 . . . . örtzeni Maltz. 1887 p. 117. . . ampliicoiius Maltz. 1883 p. 102 euphacodes Maltz. 1883 p. 103 sphakiota Maltz. 1883 p. 103 . siderensis Maltz. 1883 p. 104 . — — gradilis n • eugoniostoma Bourg Cochlicella acuta Müll Buliminus ? fasciolatus Oliv — cretensis Pfr — olivaceus Pfr — pupa Brng Stenogyra decollata L Cionella tumulorum Bourg — böttgeri Hesse — maltzani Cless + + + ►f + ^ M. O. Bl. M. 0. O. Bl. Ol. Bl. M. 0. M. Ol. F. M. Spr. R. M. 0. Ol.? R. M. R ? Bl. R. M. 0. R. M. O. Ol.Bl.R.M.O. R. M. Bl. M. O. M. M. R. M. M. M. M. 0. M. 0. Bl. M. M. M. O. M. M. M. 0. M. R. M. Ol.? M. 0. M. 0. O. R. M. 0. M. M. M. + Griechische Mollusken. 231 Festland von Europa. Cycladen. Asien. Inseln. Festland. a Ch Pnpa graiium Drap. . — doliolum Briig. — iimbilicata Drap. . Clausilia (Albinai'ia) byzantiii (incl. soliclula) . . — — iduea Pfr. . . . glabella Pfr. . . scrigata Pfr. . . vinjinea Pfr. . . — — subvirginea Böttg. cretends Rossm. . troglodytes A. Schm — — suhlamellosa Böttg. — — heteroptyx Böttg. — — teiiuicostata Pfr. — — amalthea Westerl. — — bipalatalis Marts. — — Candida Pfr. . . striata Pfr. . . . aphrodite Böttg. . arthuriana Blanc. — — hippohjti Böttg. . — - — heracleensis Böttg. manselli Böttg. . — ■ — morcletiana Blanc. — — sculpticoUis Böttg. corrugata Di'ap. . (incl. inflata Oliv., Draparnald u. homaloraphe). spratti Pfr drakakisi v. Maltz clara Böttg praeclara Pfr retusa Oliv distans Pfr — — vermiculata Böttg — — vesti Böttg teres Oliv (incl. extensa Pfr.) terebra Pfr — — eburnea Pfr — (Idyla) torticollis Oliv Succinea eleyans Risso + + M. O. R. M. O. Spr. Bl. M. (). Spr. Spr. O. Spr.R.Bl.M.O. Spr. R. M. Spr. M. Mülilf.1832. M. Spr. 31. Spr. M. Spr. ]\r. Spr. O. M. Bl. O. Spr. M. Spr. Bl. M. 0. Spr. Bl. O. 31. Spr. Spr. 3[. Spr. Ol. Spr. R O. Spr. R. O. M. O. Spr. 0. Spr. M. Ol. Spr. 0. Spr. 0. Spr. Ol. R. 0. Spr. Spr. Ol. 31. 31. ►f? ►f 23: V. Martens: Festland von Europa Cycladei: Carychmm miinmiim var. inflatum . . Limuaea tiuncatula Müll Plauorbis rotuiidatus Poir — rjlaber Jeffr — nitidus Müll Fhysa contorta Mich — capülata Gass Aiicylus sp Fomatias cretend.s Maltz. 1887 p. 119 Bithyiiia sp Hydrobia lualtzani Cless Amnicola exotica Cless Neritina peloponnesiaca Recl. . . . Melanopsis praerosa L. (bucciiioidea Oliviei) Pisidium creticum Cless — fossartnum var. ovale Cless. . . . Sphaerium lacastre Müll + M. R. O. R. M. Ü. M. ü. Bl. R. 0. M. O. R? M. 0. R? M R ? M. Ol. R. M. 0. M. R. M. R. -h + + Grriechische Mollusken. 233 Bemerkungen zu Tabelle III. Aus dieser Tabelle ergibt sieb, dass Kreta unter 121 Land- und Süsswasser- Mollusken 77 eigenthümliche Arten hat, also etwas über die Hälfte, worunter namentlich fast alle Clausilien, die meisten Pseudocampylaeen und viele Xero- philen, dagegen keine einzige eigenthümliche Macularia. Mit dem Festland von Europa gemeinsam sind 35, mit den Cycladen 21, mit den kleinasiatischen Inseln 24, mit dem Festland von Asien 29. Mit allen 4 gemeinschaftlich sind 13, nämlich die in Süd-Europa überhaupt weit verbreiteten Hyalina hydatina, Helix vermi- culata, aspersa, aperta, pisana, variabilis, Cochlicella acuta, Buliminus pupa und Stenogyra decollata, sowie die speziell griechisch- vorderasiatischen Hyaüna aequata, Helix syriaca und Melanopsis praerosa. Nur mit den Inseln im Westen und Osten gemeinsam, aber dem Festland nach den jetzigen Kenntnissen fremd sind 3, nämlicb Zonites pergranulatus, Helix pellita und candiota, dagegen mit beiden Festländern gemeinsam , den übrigen Inseln fremd, also gewissermassen Continental, ebenfalls 3, nämlich Helix krynickii, Cionella tumulorum und Lim- naea truncatula; von diesen ist H. krynickii nur im äussersten Südosteuropa (Krim) vorhanden und die kleine schwer zu unterscheidende Cionella tumulorum kann leicht noch auch auf den Inseln gefunden werden. Von den nicht für Kreta eigenthümlichen Arten, 50 an der Zahl, die zweifelhaften nicht mit ge- rechnet, sind 28, also etwas über die Hälfte, nach beiden Seiten, Europa und Asien, weiter verbreitet, 14 nur gegen Europa zu, 8 nur gegen Asien (Daude- bardia saulcyi, Hyalina subeffusa, Patula erdelii, Clausilia teres u. s. w.), wobei aber zu bedenken, dass die asiatischen Nachbargegenden viel weniger durch- forscht sind, als die europäischen. Die Süsswassermollusken verhalten sich zu den Landmollusken der Arten- zahl nach wie 55 zu 106, etwa 1 : 7, etwas weniger ungünstig als auf den kleinem Inseln, doch scheinen auch hier die Unionen und Anodonten ganz zu fehlen, die grösste Süsswasserschnecke Kretas ist Melanopsis praerosa. •234 V. Martens: Meer-Conchylien von Herrn v. Örtzen in Griechenland gesammelt. a) Gastropoden. Murex trunculus L. Kanea auf Kreta. Pisania orbignyi (Payr..) Insel Kalymnos. — striata (Gmel.) = maculosa (Brug.). Insel Andres. Nassa costnlata (Ren.) = variabilis (Phil). Inseln Andros und Kalymnos. Columbella rustica (L.). Karystos im südl. Euboea, Inseln Andros und Kalymnos. Conus mediterraneus Hwass. Karystos im südl. Euboea und Kanea auf Kreta, hier bis 47 mm hoch und 29 mm breit. Cerithium vulgatum Brug. Kanea. var. minutivm Brocchi 1 ^^^^,^^ — mediterraneum Desn. j Litorina neritoides (L.) = caerulescens (Lam.). Inseln Makroiiisi und Keos, an vom Meerwasser bespülten Felsen. Scalaria pseudoscalaris (Brochi) mit dunkelm Nahtband. Karystos. Janthina bicolor Menke. Kanea und Insel Elasa. Calcar rugosum (L.) Kanea. Trochus mutabilis Phil. Insel Kalymnos. — varius L., Phil. Karystos auf Euboea, Kanea anf Kreta und Kalymnos. — adriaticus Phil. Andros. — richardi (Payr.) Andros, zahlreich. Haliotis tuberculata L. Kanea. Patella tarentina Lam. = bonnardi Payr. Kanea. Dentalium tarentinum Lam. Karystos. b) Bivalven. Pecten varius L., scharlachroth, klein. Karystos auf P]uboea. Lima squamosa Lam., 38 mm lang, '21 Rippen. Phaleron bei Athen. Modiola barbata (L.). Avlona in Albanien und Kanea anf Kreta. Area noae L. Avlona und Kanea. — barbata L. Avlona, Karystos und Kanea. Pectunculus pilosus (L.). Avlona und Kanea. Lucina lactea (L.). Kanea. Cardita sulcata Brug. Kanea. Cardium tuberculatum L. Avlona, Phaleron. Artemis lupinus (Brochi) Avlona. Venus gaUina L. 20 — 2IV2 ^"^ lang. Avlona und Phaleron. Griechische Mollusken. 235 Tapes floridus (Poli.) Kanea. — geographiciis (L.) Karystos. Mactra stultorum L., schön gestrahlt. Phaleron. — inflata Bronn, 53 mm lang, 47 mm hoch. Phaleron. Beide auch bei Avlona. Donax trunculus L. 35 mm lang. Phaleron ; kleiner, nur 25 mm, bei Avlona Tellina planata L., klein, Phaleron. — tenuis Dacosta, roth und weiss, Phaleron. Solecurtus strigilatus (L.). Phaleron. Solen marginatus Pult. Phaleron. Alles auch von den Küsten Italiens wohlbekannte Arten, aber der spezielle Nachweis des Vorkommens an den Küsten von Attika und den griechischen Inseln ist von Interesse, auch wegen der Deutung der bei Aristoteles und andern altgriechischen x^utoren erwähnten Meeres-Conchylien. 236 V. Martens: Register. AgTioliiuax Albiuaria 207. Alexia . 172. Alinda . . . Alopia . . . Amnicola . . — macrostoma Ancylus] 210. — capuloides — ellipticus . — pileolus . AnodoDta . . Balea perversa Bithynia . . — orsinii . . Bulimiims 206. — bergeri . — caesius . — carneolus — cefalonicus — Chilis . . — cosensis . — cous — cretensis . — detritus . — dirphicus . — dryops — fasciolatus — löwi . . — microtragus — monticola — olivaceus — pupa 171. Seite 203. 229 220. 231 179. 209 . 221 , . 207 . . 232 17 , . 200 222. 232 , . 189 . 179 . . 184 . 211 178. 207 210. 232 179 219. 230 180 198 199 172 198 198 199 188 176 177 177 198 177. 199 177 . 176 . 188 72. 177 80. 188 Seite Seite (Biilimiuus) (Clausilia) — pusio . . 183 — cristatella 180 — quadrideus 17 7. 199 — denticulata 184. 200 — samius . 199 202 — spoliatus 176. 183 — discolor . 178. 184 — symius . 198 — distans 188 — thiesseanufe 178 — dorica . 178 — tricuspis 177 — drakakisi 188 — turgidus 199 — eumeces 178. 184 — zebra 176. 180. 183 — freytagi 200 Bythinella . 189. 200 — glabella 188 — charpentiei i 179 — guicciardi 178 Campylaea . 204. 217 — hoirialoraphe 000 Cartusiana 20-1. 217. 229 — incommoda 178 Carychium . 232 — isabellina 178 Chondrula 206. 219 — kephissiae 178. 184 Cionella 207. 220. 230 — leria . . 200. 202 — foUiculus 180 — lerosiensis 200. 202 — zacynthia 172 — leucoraphe 180 Clausilia 207. 220. 231 — liebetriiti. 172 — almae . 178 — maculosa 180 — aiiatolica 202 — maritima. 171 — bicolor . 17 8. 184 — miles . . 172 — bicristata 17 8. 180 — mumla . . 200 — bigibbosa 202 — negropontina 178 — bipalatalis 188 — oertzeni . 200 — brevicoUis 200 — olivieri . 200 — byzantina 188 — Proteus . 200 — caerulea 200 — samia\ . 000 — carpathia 200 — saxicola . 178 — chelidromia 180 — scbuchi . 180 — chia . . 200 — sporadica 180 — Clara . . 188 — spratti . 188 — coarctata 178 — stigmatica 17 1. 172 — corrugata 188 — striata 188 Griechische Mollusken. 237 204. 203. (Clausilia) — strigata . — temiicostata — teres . . — thessalonica — iinicolor . — veimsta . — vermiculata Cochlicella 205. Crystallus 203. Cyclostoma — elegans 171. Daiidebardia . — riifa . . — saulcyi Delima . . . Dreissena . . Enparypha 205. Ferussacia . . Fruticola (xlandina — algira — dilatata . — intermedia Gonostoina 204. Helix . . . — acuta . . — aegopinoides — aniphiconus — andria — aperta 175. — arcadica . — asemnis . — aspersa 175. — bacchica . — barhata . — biangulosa — caesareana — calymuia — candiota . — cantiana . — cai-tusiana 174. — cauta 175. — chalcidica — cincta . . 188 . . 188 188. 200 . . 178 . . 200 . . 178 . . 188 219. 230 216. 229 210. 222 172. 179 203. 229 172. 181 . . 184 . . 207 . . 211 218. 230 . . 000 217. 229 216. 229 171. 184 . . 171 171. 184 217. 229 204. 217 172. 176 . 185 . . 187 . . 181 187. 196 . . 182 . . 195 195. 201 . . 182 . . 186 . . 176 . . 195 . . 177 182 197 184. 180 171. 172 193. 201 180. 182 196 . . 176 196. 201 (Helix) (Helix) — codringtoni 175. 180 — sitiensis . 187 — comephora 180 — spiriplana 195. 201 — corcyrensi.s 171. 172 — subzonata 172 — crassa . 175 — sudensis . 186. 193 — cretica . 185. 182 — syrensis . . 183 187. 196 — syriaca 174, 193. 201 — cyclolabris 175. 182 — syrosina . 183 194 — testacea . 194 — dictaea . 186 — turbinata. 182 — dirphica . 174 — variabilis 175. 187 — erdelii . 186. 193 196 — liguliua . 175. 196 — variegata 171. 175 — frequeiis 174. 180 202 — gradilis . 187 — venusta . 201 — hausknechti . 174 — vermiculata 175. 180 — hierapetrai a . 187 182. 187. 195 — liomerica 195 — verticillata 198 — instabili.s . 172 — vulgarissiraa 176 — krynickii . . 187 — westerlundi 195 — lecta . , 186 Hyalina . 203. 216. 229 — lens 172. 173. 178 — aegaea 181 180. 181. 193. 201 — aegopinoides . 185 — lenticula 173. 193 — aequata . 173. 180 — malziana 195 181. 185. 190 — mesostena 187. 197 — clessini . 190 — naxiaua . 182. 194 — creteusis . 185 — uoverca . 186 — cypria . . 189 201 — obvia . . 176 — eudaedalea 190 — oetaea . 174 — hydatina . 172 173 — olivieri . 171. 172 181 190 173. 180. 181. 186 — lamellifera 185 — pellita 175. 182. 186 — malinowskii . 173 191 — moussoni . 195 — phocaea . 175 — nitidissima 171 181 — pisanal71. 175. 182 — samia . . 189 196 — sorella 190 — proclivis. 193 — subeffusa . 185 — profuga . 176 180 — superflua . 185 182 Hydrobia 210. 222 232 — pyramidata 171 176 172 198 — charpentieri — macrostoma • • 179 200 — rissoana . 193 — rothi . . 181 186 Idyla. . . . 209 231 ^ rupestris 173 179 Isthmia . . . • . 207 193 Limax . 203 216 229 — schuberti 193 201 — berytensis 172 238 V. Marteus: Seite Seite Seite (Limax) (Patula) (Pupa) — boettgeri . 184 - rupestris 173.179.193 — uuibilicus 200 — cariuatus 171. 172 — sudensis. . . 186 Pyrgula . . . 211 181. 185 Physa . 209. 222. 232 Sphaerium . . . . 211 — cefalonicus 171 — acuta . 184. 200 Stenogyra 206. 220. 230 . — conemeiiosi 181 — subopaca 184. 200 — decollata . 178. 188 — creticus . 185 Pisidium . . 211. 232 200. 202 — graecus . 172 Plaiiorbis 209. 222. 232 Succiuea . . 209. 231 — oertzeni . 181 — cariuatus 179. 180 — elegans . . 189 — thersites . . 184 — margiuatus . 179 Torquilla 207. 220. 231 — variegatns 184 — nitidus ... 189 Truucatella . 210 Liumaea . . 209. 232 — rotundatus 179. 189 — truncatula 162 — palustris . — peregra . 171 179 Pomatia . 205. 218. 230 Poniatias . . 210. 232 Unio .... 211 Valvata . . '. 210 — thiesseana 179 — atbenaruni . . 179 Vitrina . . . 203 216 — truncatula 179. 189 — excisus ... 171 - aunularis. 172. 189 Maculaiia 205. 218. 229 — hellenicus . . 179 — reitteri . 171 Mastus . 206. 219. 230 — tessel latus 172. 179 Xerophila 205. 218. 230 Melanopsis 211. 222. 232 Pseudocampylaea . 214 Zebrina . 206. 219 230 — ferussaci 184 217. 230 Zouites . 203. 216 229 — praerosa . 184 189 Pupa . 207. 220. 231 — caricns . 191. 201 200 — avenacea . . 178 — casius . . 190 Modiceila . . 207. 231 — duliolum 178. 180 -— croaticus . . . 173 !Napaeus . . 206 188. 200 — euboeicus 179 Neritina . . 211 232 — grauum . . . 178 — oertzeni . 173 — varia . . 172 — minutissiuia . 178 — pergranulatus . 181 Oligoptychia . 209. 221 — pagodula . . 184 185 190 Orcula . 207. 220 231 — philippii 171. 178 — polycrates 192 Pahuliua . 210 200 — rbodius . 191 — fasciata . 179 — rhodia . . . 200 — suiyrneusis. 190 — hellenica . 179 — scypbus 178. 184. 200 — transiens 173 Papillifera . . 208 221 — strobeli ... 178 — verticillus 179 Patula . 204. 216 230 — uiubilicata 178. 184 — erdelii . 186 193 188. 200. 202 1 Griechisclie Mollusken. 239 Tafel -Erklärung. Tafel IX. Fig. 1. Zonites ürtzeiii u. Euboea. S. 173. „2. — rhodins ii. Rhodos. S. 191. „ 3. — polycrates n. Samos. 192. „ 3 b. — — jung, 4. — casius n. Kaso.s. S. 190. „5. — — abweichende Form, ebendaher. 6. — smyrnensis Roth, jung. Chio.s. S. 190. „ 7. — caricus Roth. Festland von Karien. S. 191 und 201. ,,8. — — abweichende Form, ebendaher. Tafel X. Fig. 1. Daudebardia rufa var. cycladum. Andres. S. 181. 2. Hyalina nitidissima var. samia. Samos. S. 189. „ 3. — cypria var. major. Nikaria und Samos. S. 189. ,, 4. — supei-flua Pfr. Lasithi-Gebirge in Kreta. S. 185. 5. Helix andria n. Andros; ein Stückchen der Oberfläche, viermal ver- grössert. S. 181. „ 6. — testacea n. Insel Kasos. S. 194. 6b. — — ganz junges Stück, ebendaher. „ 7. — dictaea n. Kreta; ein Stückchen der Obeifläche, dreimal ver- grössert. S. 186. „ 8. — proclivis n. Samos. S. 193. 9. — calymnia n. Insel Kalymnos. S. 197. „ 10. — mesostena W. Bl. Kreta. S. 187. „11. — biangulosa n. Euboea. S. 176. „ 12. — gradilis n. Insel Elasia bei Kreta; doppelt vergrüssert. S. 187. „ 13. — syrensis Pfr. var. exserta. Insel Syra. S. 183. „ 14. — oetaea n. Oeta-Gebirge. S. 174, „ 14 b. — — abweichendes Exemplar, ebendaher. 240 V. Martens: Griechische Mollusken. Tafel XI. Fig'. 1, 2, 3. Helix cincta var. von Hieronda, individuelle Variationen. S. 201. 4. Helix aseinnis var. homerica. Chios. S. 19.5. .5. — — Exemplar von Samos. S. 196. 6. — — var, venusta. Karlen. S. 201. 7. — — — — nach dem Leben. S. 901. 8. Buliminus caesius var. symius. Insel Symi. S. 198. 9. — -- var. chius. Insel Chios. S. 198. 10. — — typ. Smyrna. S. 199. 11. — dryops n. Korax- Gebirge. S. 177. 12. — samius n. Samos. S. 199. Ueber einen Fall von androgyner Missbildung bei Diaptomus gracilis G. 0. S. Von Dr. Ose. Nordqvist. Hierzu Tafel XII. Während ich den Inhalt eines Gläschens mit pelagischen Thieren, welche ich am 12. September 1883 an der Oberfläche im Landsee Kallavesi (Finland) gefischt hatte, durchmusterte, entdeckte ich ein sonderbar gebildetes Individuum von Diaptomus gracilis, welches sich bald durch seine männliche, rechte vordere Antenne und Aveibliches Abdomen als androgyn missgebildet oder hermaphroditisch erwies. Dass das Thier sich während der Copulation als Weibchen Verhaltes hatte, konnte man aus den drei an der Geschlechtsöffiiung angeklebten Spermatophoren schliessen. So viel ich weiss, finden sich in der Litteratur bis jetzt nur zwei Angaben über androgyne Missbildungen bei Crustaceen. Der erste Fall von einer solchen Missbildung bei einem Crustaceum wurde von F. Nicholls an einem Hummer (Ilomarus vulgaris) schon im Jahre 1730 beobachtet, i) Die zweite Angabe rührt von dem bekannten Carci- nologen W. Kurz her. Er hat in seiner Abhandlung ,,Uber androgyne Missbildung bei Cladoceren" 2) vier Fälle von Zwitterbildung bei den Cladoceren angeführt und glaubt, dass dies keine seltene Erschei- nung sein kann. Da noch kein einziger Fall solcher Missbildungen bei den Copepoden beobachtet wurde, will ich in den folgenden Zeilen *) Vergi. Bronn's Klassen nnd Ordnungen des Thierreichs. Fünfter Band , erste Abth. , Crustacea von G e r s t ä c k e r. Leipzig und Heidelberg 1866—1879, S. 203 xmd 210. [Vergl. Bert kau, diesen Band des Archivs, S. 95—96.] -) Sitzungsber. d. Math. - Naturw. Klasse d. K. Akad. d. Wissenschaften, LXIX, I. Abth., Jahrg. 1874. Wien, 1874. Arch. f. Natuvgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 3. 16 242 Dl"- Ose. Nordqvist: Ueber einen Fall das von mir vorgefundene Individuimi von Diaptomiis gracilis näher beschreiben. Das Thier hat eine Länge von 1,08 mm, ist also gleich lang mit den grössten von mir in Finland gefundenen Weibchen dieser Species, übertrifft aber die Männchen an Grösse. ') Der weibliche Cephalothorax bei D. gracilis unterscheidet sich vom männlichen durch das letzte Segment. Dasselbe ist nämlich bei dem Weibchen, wenn von oben gesehen (Fig. 1), rectangulär, indem die beiden Seitenränder parallel sind und läuft an den beiden hinteren Ecken jederseits in einen starken Dorn aus. Ausserdem befindet sich auf dem Hinterrande jederseits nach innen vom erstgenannten Dorne ein zweiter etwas unsymmetrisch sitzender kleiner Dorn. Bei dem Männchen verjüngt sich das letzte Thoraxsegment ziemhch stark nach hinten und die Dornen sind viel kleiner (Fig. 2). Wie die Figg. 3 und 4 zeigen, stimmt dieses Segment bei dem missgebildeten Exem- plare mit demselben bei dem Weibchen überein. Das Abdomen (Fig. 3 und 4) ist auch wie bei dem W^ eibchen gebaut, hat also ein langes, ursprünglich aus zwei Segmenten zu- sammengeschmolzenes erstes Segment, welches jederseits einen Dorn trägt. Die Geschlechtsöffnung war auch, soweit ich sehen konnte, wie bei den Weibchen gebildet, und an derselben waren drei Spermato- phoren befestigt. Von diesen war eins gefüllt, die zwei übrigen schon leer und ihr Inhalt bildete eine unregelmässige Masse vor der Vulva. Die vorderen Antennen sind wie bei dem Männchen gebaut; die rechte Antenne ist nämlich zu einem Greifarm umgebildet (Fig. 5). Das fünfte Fusspaar (Fig. 6) ist auch hauptsächlich nach dem männlichen Typus gebaut, unterscheidet sich jedoch davon durch fol- gende zAvei Merkmale. Das erste Segment des Protopodits trägt nämlich auf der Hinterseite nicht eine kugelige Warze mit einem darauf sitzenden kleinen Dorne, sondern einen kräftigen Haken, wie bei dem Weibchen. Am Ende des zweiten Gliedes des Exopodits am rechten Fusse sitzt nicht wie bei den Männchen ein langer beweg- licher Stachel, sondern ein kleines Endglied, mit darauf befindlichen zwei Stacheln. Aus dem Angeführten kann man vielleicht die Schlussfolgerung ziehen, dass der Basaltheil des langen beweglichen Endstachels auf dem Exopodit des normalen rechten fünften Fusses des Männchens nicht als eine Anschwellung des Stachels angesehn werden kann, sondern den morphologischen Werth eines Gliedes besitzt. 2) Dass dieses rudimentäre dritte Glied des Exopodits bei der Missbildung zwei Stacheln bekommen hat, kann als ein Rückschlag gedeutet werden, denn das Weibchen hat ein entsprechendes rudimentäres Glied, welches auch zwei Stacheln trägt. Diese letzte Behauptung *) Vergl. Ose. Nordqvist, Die Calaniden Finlands (Bidrag tili känne- domen of Finlands Natur oeh Folk, Heft 47). Helsingfors, 1888, S. 71. ^) Eine Zweispaltung der Staehelanlage ist doch nieht ausgeschlossen, ob- wohl mir keine solchen Fälle bekannt sind. von androgyn. Missbildung bei Diaptomus gracilis G. 0. S. 243 wird auch dadurch unterstützt, dass das erste GHed des Protopodits, wie schon gesagt, eine weibliche Gestaltung zeigte. Wenn wir nun die Vertheilung der männlichen und weiblichen Eigenschaften bei dem oben beschriebenen Diaptomus gracilis überblicken wollen, so finden wir, dass der Cephalothorax und das Abdomen wie bei den Weibchen, die Anhänge dagegen hauptsächlich wie bei den Männchen, aber doch theilweise mit weiblichen Bei- mischungen, gebaut sind. Ovarien oder Testes habe ich nicht finden können, was jedoch vielleicht davon herrührt, dass das Thier schon viele Jahre in Alco- hol gelegen hatte und die weicheren Theile daher wahrscheinlich etw^as macerirt waren. Es ist deshalb unmöglich zu entscheiden, ob es sich hier um einen wirklichen Hermaphroditismus, der durch gleichzeitig vorkom- mende männhche und weibliche Geschlechtsdrüsen gekennzeichnet ist, handelt oder um einen Pseudohermaphroditismus, der auf eine Zusapimen- mischung der secundären Geschlechtscharactere beschränkt ist. Wenn wir uns darum nur an die äusseren Merkmale halten, so finden wir, dass das Thier zu den von Gerstäcker so genannten ,, gemischten Zwittern"!) zu zählen ist, d.h. zu solchen, bei welchen die männ- lichen und weiblichen Merkmale unter einander bunt gemischt sind, im Gegensatz zu dem, was bei dem „lateralen" Hermaphroditen der Fall ist, der sich dadurch auszeichnet, dass die eine Seite männliche, die andere weibhche Merkmale trägt. ') Bronn's Klassen und Ordn. d. Thierr. 1. c. Erläuterungen zu Tafel XII. Fig. 1. Der hintere Theil des Cephalothorax und das erste Abdominalsegnient eines normal gebauten $ von Diaptomus gracilis, von oben. 150 X. „ 2. Der hintere Theil des Cephalothorax und die zwei ersten Abdominal- segmente eines normal gebauten (^ von D. gracilis, von oben. 150 X. „ 3. Das missgebildete Individuum, von unten gesehen. 90 X. „ 4. Das Abdomen und das erste Cephalothoraxsegment von der Seite. Die drei Spermatophoren und die aus denselben herausgequollene Masse ist sowohl auf dieser wie auch auf Fig. 3 sichtbar. 1.50 X. „ 5. Die rechte Antenne. 150 X. „ 6. Das fünfte Fusspaar. 375 X. 16* lieber den Schädel yoii Ursus arctos L. Vergleichende Untersuchung einer Reihe von Schädehi des gemeinen Landbären (Ursus arctos L.) nebst Bemerkungen über die Gray'sche Gattung Myrmarctos. Von Dr. Ernst Sehäff in Berlin. Hierzu Tafel XIII und XIV. Die an osteologischem Material so reiche Zoologische Sammlung der Kgl. landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin besitzt neben anderen Suiten von Schädeln auch eine solche von Ursus arctos L. Es sind 35 ExemjDlare, welche sämtlich von einem Forstbeamten Arendt in Russland gesammelt worden sind. Hermann v. Nathusius erwarb dieses wertvolle Material für seine Sammlung und mit dieser kamen später die Bärenschädel in die Zoologische Sammlung oben genannter Hochschule. Ausser diesen 35 besitzt die erwähnte Samm- lung noch eine Anzahl Schädel von Ursus arctos L. aus anderen Gegenden. Eine so bedeutende Reihe von Schädeln einer Art aus einem relativ eng begrenzten Gebiet, wie sie die 35 russischen Exemplare darbieten, liefert ein ausgezeichnetes Material für das Studium des Variirens innerhalb der Art und ich habe daher auf Veranlassung des Herrn Prof. Dr. Nehring jene Schädelsuite zu einem eingehenden Studium in der angedeuteten Richtung benutzt. Herrn Prof. Nehring erlaube ich mir an dieser Stelle für seine Anregung und Unter- stützung meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Es liegen bereits aus den Jahren 1850, 1851 und 1853 wert- volle und ausführhche Arbeiten, besonders von v. Middendorff ^), *) Ueber den gemeinen Landbären. In : Bull. phys. matb. Acad. St. Peters- bourg 1850. Russisch, daher hier nicht zu berücksichtigen. Unters, an Schädeln des gem. Landbären._ Verb. Russ. Kais. Min. Gesellsch. St. Petersburg, Jahrg. 1850—1851. Sibirische Reise Bd. U, T. 2 1853. Ueber den Schädel von Ursus arctos L. 245 über das Variiren von Ursus arctos vor, welclien ein sehr reiches Material zu Grunde lag. Es könnte daher fast überflüssig erscheinen, dasselbe Thema noch ein Mal zu bearbeiten. Da aber v. Midden- dorff's Bärenschädel aus sehr verschiedenen, weit von einander ent- fernten Gegenden stammten (Umgegend von St. Petersburg, Livland, Kaukasus, Amurland, Kamtschatka, Kalifornien), wohingegen das mir zur Verfügung stehende Material in einem relativ eng begrenzten Gebiet gesammelt wurde, so dürfte eine erneute Untersuchung über das Variiren am Schädel von Ursus arctos L. doch von Interesse sein. v. Middendorff hat neuerdings 1) selbst erklärt, dass bei dem Material zu seinen früheren Arbeiten die geographischen Varietäten eine grosse Rolle gespielt haben und dass ein grosser Teil der con- statirten Verschiedenheiten der sehr verschiedenen Beschaffenheit des Vaterlandes der betr. Tiere zuzuschreiben ist. HinsichtHch der Methode und des Ganges der Untersuchung habe ich v. Middendorff gegenüber einige Abweichungen eintreten lassen. Die Masstabellen des genannten Forschers sind entschieden viel zu umfangreich und daher zu wenig übersichtlich. Ich habe daher die Tabellen wesentUch abgekürzt, indem ich zunächst die von V. Middendorff selbst als unsicher oder unwichtig bezeichneten Messungen unterlassen und sodann noch eine Reihe anderer nicht berücksichtigt habe, Avclche von untergeordneter Bedeutung sind. Die Reduktion auf eine (ziemlich willkürlich gewählte) Einheit scheint mir ebenfalls ihren Zweck nicht zu erfüllen. Die von v. Middendorff gewählte Einheit, der Abstand der letzten beiden oberen Backen- zähne von einander, ist nämlich ebensowohl Schwankungen ausgesetzt wie die anderen Entfernungen und also keineswegs constant. Es ergeben sich daher beständig Fehler, deren Grösse nicht immer zu controUiren ist. Weiter habe ich es für zweckmässig erachtet, statt einer umfang- reichen Tabelle mehrere kleinere zu geben. Die Uebersichtlichkeit wird dadurch erhöht und man kommt nicht so leicht in die Ver- suchung, Schädel von ganz verschiedenem Alter direkt mit einander zu vergleichen und auf diese Weise ziemlich wertlose Resultate zu erhalten (Vergl. w. u.) Das Variiren der Tiere hat zum Teil seinen Grund in der Ver- schiedenheit des Klimas, des Bodens und der Nahrung, je nach der Heimat des betreffenden Tieres. Ich bezeichne das Variiren auf Grund jener drei Faktoren kurz als geographisches Variiren. So- dann bringt das Alter gewisse Veränderungen hervor. Ferner können Besonderheiten in der Körperbeschaffenheit durch die Verschiedenheit des Geschlechts bedingt sein, oder aber es sind die sich zeigenden Abänderungen rein individueller Natur. Dieses individuelle Variiren, welches sehr häufig bei der Aufstellung neuer Arten viel zu wenig beachtet und berücksichtigt wird, bildet zur Hauptsache das Thema der vorliegenden Arbeit. 0 Thiers Landw. Jahrbücher Bd. XVII p. 294, Anm. 2. 246 Dl"- Ernst Schaff: Da die von mir imtersiichten Schädel alle aus einem räumlich sehr beschränkten Distrikt stammen, in welchem sich Verschieden- heiten des Klimas etc. gar nicht oder in unmerklicher Weise geltend machen, so kommt das geographische Variiren hier nicht in Betracht. Die durch Altersverschiedenheiten hedingten Abänderungen werden gebührend berücksichtigt werden, doch sind dieselben gering, da die meisten Schädel sich innerhalb enger Altersgrenzen halten (vergl. u.). Das Geschlecht ist leider fast bei keinem Schädel angegeben; auch ist es nachträghch nicht möglich, an Schädeln von Ursus arctos das Geschlecht zu bestimmen. Lilljeborg^) giebt freilich Unterschiede an, welche von Nilsson^) bereits früher erwähnt waren. Allein v. Middendorff^) hat gezeigt, dass die vermeintlichen Geschlechts- unterschiede an Bärenschädeln illusorisch sind. Es fällt also bei der Untersuchung des vorHegenden Materials auch das Variiren nach dem Geschlecht fort und es bleibt somit zur Hauptsache die Be- trachtung des individuellen Variirens, wozu, wie erwähnt, die Be- rücksichtigung des Alters kommt. Wie bereits v. Middendorff (loc. cit.) dargethan hat, bieten An- haltspunkte zur Beurteilung des Alters am Schädel das Gebiss, die Stirn- und Scheitelleisten und das Verwachsen der Nähte. Ein genaues Abschätzen des Alters und bestimmte Altersangaben sind jedo(th nach diesen Merkmalen nicht möglich; wohl aber kann man nach ihnen eine Anzahl von Schädeln in bestimmte Gruppen son- dern, deren jede Exemplare von annähernd gleichem Alter enthält. Von dem mir vorHegenden Material müssen die Schädel No. 1777, 1778 und 1783 für sich betrachtet werden, da bei ihnen das definitive Gebiss noch nicht ganz fertig ist; ebenso erfordert No. 1762 eine besondere Behandlung, da das Exemplar aUe Zeichen des hohen Greisenalters an sich trägt. Aus der Zahl der noch übrigen 31 lassen sich nochmals 7 Schädel ausscheiden, bei welchen das Gebiss gerade vollendet, aber noch nicht oder unmerklich angekaut ist, und welche auch in den übrigen Charakteren deutUch das jugendHche Alter der Tiere, denen sie entstammen, bekunden. Es sind dieses die Nummern 1776, 1775, 1774, 1752, 1753, 1772, 1768. Die übrigen 24 Schädel haben alle ein ziemlich stark abgenutztes Gebiss, wohl entwickelte Stirn- und Scheitelleisten und z. T. ver wachsene Nähte, wodurch sie sich als von völlig erwachsenen Tieren herrührend ausweisen. Gewisse Alters-Unterschiede sind bei ihnen vorhanden, jedoch nicht immer nachweisbar. Jedenfalls sind aber die von der frühesten Kindheit bis zur Erreichung der völligen Entwicklung sich zeigenden Veränderungen stärker als die beim er- wachsenen Tier durch das zunehmende Alter bedingten. Der Kürze halber werde ich häufig für die 3 jüngsten Schädel die Bezeichnung 1) Sveriges og Norges Eyggradsdjur. I. DäggdjureD. Upsala 1874. '^) Scand. Fauna. I. Däggdjuren 1847. •■') V, Middendorff, Sibirische Reise Bd. II, T. II, p. 40—43. Ueber deu Schädel von Ursus arctos L. 247 Abteilung L, für die 7 dann folgenden Abteilung IL und für die übrigen 24 Abteilung III. gebrauchen. Um jede Unklarheit betrefls der Mafse auszuschliessen , mögen hier zunächst einige kurze Erläuterungen zu den Tabellen folgen. 1. Basallänge nenne ich nach dem Vorgange der Herren Old- field Thomas und Nehring die Entfennmg vom Vorderrand des Foramen magnum bis zum Vorderrand der Zwischenldefer; (Basilarlänge jedoch mit Hensel die Entfernung vom Vorder- rand des Foramen magnum bis zum Hinterrand der Alveole eines der mittleren oberen Schneidezähne). 2. Als grösste Länge bezeichne ich die Entfernung vom äussersten Punkte des Hinterhauptkammes bis zum Vorderrand der Zwischenkiefer. 3. Die Entfernung Keilbein-Hinterraud — Zwischenkiefer- Vorder- rand (resp. bei Abtlg. I — Oberkiefer - Vorderrand) habe ich gemessen, um für diejenigen Schädel ein Längenmafs zu er- halten, bei welchen wegen Beschädigung des Hinterhaupts die Basallänge und die grösste Länge nicht festzustellen waren. 4. bedarf keiner Erklärung. 5. Die Unterkieferlänge messe ich vom Vorderrand der Alveole eines der mittleren Schneidezähne (J i) bis zum äussersten Punkt auf der Mitte des Unterkiefer-Gelenkkopfes. 6. 7. 8. 9. sind nicht misszu verstehen. 10. Die Stirnabstufung wird gemessen, dadurch, dass ein Lineal auf die Spitze der Nasenbeine und den höchsten Punkt der Stirn gelegt wird und dann der grösste senkrechte Abstand des Lineals von den Nasenbeinen gemessen wird. Derselbe fällt nicht immer auf denselben Punkt der Nasaha. 11. 12. und 13. werden mit dem Tasterzirkel in der Weise gemessen, dass die eine Zirkelspitze auf das Vorderende eines Nasenbeins (resp. auf die Mitte einer durch die Hinterränder der For. infraorbitalia gelegten Linie oder einer die Spitzen der beiden Proc. postorbitales verbindenden Geraden), die andere Spitze auf den senkrecht unter dem jeweiligen oberen Ansatzpunkt gelegenen Punkt der Gaumen -Mitte gesetzt mrd. Der Kürze halber wird 11. als vordere, 12. als hintere Schnauzenhöhe und 13. als Stirnhöhe bezeichnet. 14. ergiebt sich in entsprechender Weise wie die drei vorigen Masse. 15. 16. 17. dürften ohne weiteres verständlich sein. Die Zahnmafse sind am Zahnhals genommen. 248 Dl'- Ernst Schaff: Abteilung I. Wie erwähnt, ist bei den drei jüngsten meiner Bärenschädel das definitive Gebiss noch nicht ganz fertig, doch zeigt es bei allen dreien genau das gleiche Stadium der Entwicklung. Die meisten Zähne haben ihre bleibende Form und Grösse bereits erreicht, nur bei den Eckzähnen und dem letzten Molar des Ober- und Unterkiefers ist dies noch nicht der Fall. Die Eckzähne ragen erst mit einem kleinen Teil aus dem Knochen heraus, der letzte untere Molar steckt noch mit seinem hinteren Teil im Unterkiefer und der letzte obere hat eine sehr schräge, hinten nach oben aufsteigende Stellung, so dass nur etwa das vordere Drittel aus dem Zahnfleisch herausgeragt haben kann. Diese schräge Stellung des letzten oberen Kauzahns ist bei Ursus arctos (und wohl auch bei den anderen Ursiden) charakteristisch für das Jugendalter (vergl. v. Middendorf, Sibir. Reise II 2 p. 30). Betreffs der Reihenfolge des Erscheinens der Zähne muss ich übrigens eine Abweichung von den Angaben v. Middendorff's an- führen. Letzterer bemerkt (Sibir. Reise II 2 p. 29), dass die äussersten Schneidezähne (J 3) und die I^ckzähne gleichzeitig hervorbrechen. An den 3 mir vorliegenden Schädeln mit nicht ganz fertigem Gebiss sind jedoch stets die äussersten Schneidezähne fast oder ganz fertig ent- wickelt, während von den Eckzähnen höchstens ein Viertel sichtbar ist. Da ich die exacten Beobachtungen des genannten Forschers nicht anzuzweifeln wage, so muss ich also constatiren, dass in der Gebissentwicklung des jungen Ursus arctos gewisse Verschiedenheiten sich geltend machen. Untersuchen wir jetzt die individuellen Verschiedenheiten der drei Schädel von Abteilung I. Wie sich aus Tabelle 1 ergiebt, schwankt die als Längenmafs dienende Entfernung Keilbein -Oberkiefer beträchtlich. Dies Mafs ist bei No. 1783 erheblich geringer als bei den beiden andern Exemplaren, welche nur geringe Unterschiede zeigen. No. 1777 ist um 27,3 mm länger als 1783, also um ungefähr V5 der Länge von No. 1783. Wenn bei gleichalterigen Tieren in der Jugend bereits so bedeutende Grössen-Unterschiede vorhanden sind, so ist es nicht erstaunlich, wenn bei völlig erwachsenen Tieren noch erhebHchere Verschiedenheiten sich herausstellen. Denkt man sich ein an und für sich kleines Indi\dduum während der Periode des stärksten Wachs- tums durch Mangel an Nahrung oder dgl. in der Entwicklung ge- hemmt, während ein von der Geburt an starkes und grosses Tier derselben Art in LTeberfluss von Nahrung aufwächst, so müssen sich, bis beide völlig ausgewachsen sind, in der That ausserordentliche Grössen-Unterschiede herausbilden. Was quantitativ oder qualitativ ungenügende Nahrung für Einflüsse auf Schädelform und Grösse hat, Ueber deu Schädel von Ursus arctos L. 249 ist am Hausschwein von Herrn, v. Nathusiusi) und neuerdings von Herrn Prof. Nehring^) gezeigt worden. Während die relativen Mafse bei unseren drei Schädeln im All- gemeinen ziemlich übereinstimmen, zeichnet sich No. 1783 durch grosse Breite der Hirnkapsel aus. Nimmt man die Entfernung Keil- bein-Oberkiefer im Verhältniss zur Breite der Hirnkapsel bei No. 1777 als ungefähr normal an (bei No. 1778 ist dies Verhältniss ähnlich wie bei 1777) so würde sich für 1783 eine Schädelbreite von etwa 78 mm ergeben, während dieselbe in Wirkhchkeit 92,5 mm beträgt. Die Jochbogenbreite ist wegen Fehlens der Jochbogen nicht festzustellen. Bei den übrigen Mafsen bleibt, wie die Tabelle 1 ergiebt» No. 1783 constant hinter den beiden anderen Schädeln zurück, welche unter sich nicht in Betracht kommende Difterenzen aufweisen. Ganz erhebHch auffallender als an den Schädelknochen sind die Unterschiede an den Zähnen, von denen besonders der letzte obere und untere Molar variirt. Während der letzte obere Kauzahn bei No. 1783 (Tfl. XIV, Fig. 6) 31,5 mm lang und an der breitesten Stelle 16 mm breit ist, erreicht bei No. 1777 (Tfl. XIV, Fig. 4) 39,5 mm Länge und 19,3 mm Breite, bei No. 1778 38,5 mm Länge und 19 mm Breite! Es bleibt also bei dem Schädel No. 1783 der genannte Zahn um fast V4 seiner Länge und fast 1/5 seiner Breite hinter dem eines anderen gleichalterigen zurück. Vergleicht man Tabelle 3 der erwachsenen Schädel, so findet man nirgends für den letzten oberen Molar die enorme Länge von 39,5 mm, nur ein Mal die von 39 mm. Unter den von v. Midden- dorff^'') untersuchten Schädeln erreicht nur einer aus den Ländern des Baltischen Beckens 39, einer von der Küste des ochotzkischen ^leeres 39,5 mm, letzteres Exemplar mit einer Basallänge von etwa 340 mm, also ein an und für sich grosses Tier und überdies ein ^Männchen. Wenn auch nicht direkt bewiesen, so ist doch die Annahme gerecht- fertigt, dass beim gemeinen Bären die jMännchen durchweg stärker sind als die Weibchen. Ausserdem kommt noch hinzu, dass über- haupt die Bären aus den Gegenden am ochotzkischen INIeer im Durch- schnitt bedeutend stärker sind als die des Baltischen Beckens (v. M., Reise p. 53). Alle diese LTmstände zeigen, dass die Schädel No. 1777 und 1778 in Bezug auf das Gebiss ganz enorme Dimensionen auf- weisen. Die Grössenverhältnisse des vorletzten Molars differiren etwas weniger, doch ist es bemerkenswert, dass die Länge dieses Zahns bei No. 1777 (24 mm), diejenige des entsprechenden Zahns bei den meisten der übrigen Schädel übertrift't. ') Vorstudien f. d. Gesch. vi. Zucht d. Haustiere, zunächst am Schweine- schädel. Berlin 1864, p. 90 ff. -) Ueber die Gebissentwicklung der Schweine .... in Thiel's Landw. Jahrbüchern. Bd. XVII, p. 38 ff. =>) Reise II 2 p.46. 250 Dr. Ernst Schaff: Sehr auffallende Eigentümlichkeiten bietet der obere Reisszahn bei No. 1777 (dieser Zahn ist leider beiden beiden anderen Schädeln aus Abtlg. I verloren gegangen). Während an dem normalen oberen Reisszahn von Ursus arctos sich aussen 2 Haupt- und 1 kleines ac- cessorisches Nebenhöckerchen, innen dagegen nur 1 Höcker findet, ist bei No. 1777 das Höckerchen hinter dem letzten der beiden grossen Höcker sehr stark entwickelt und ausserdem — und das ist das bemerkenswerteste — sind an der Innenseite des Zahns drei wohl ent- wickelte Höcker sichtbar, von denen der letzte etwas schwächer ist als die beiden anderen (Tfl. XIV, Fig. (S). Man könnte diese eigentümliche Bildung des oberen Reisszahns schlechthin als Abnormität bezeichnen, doch zeigt sich an den älteren Schädeln, dass überhaupt jener Zahn dazu neigt, statt des einen Innenhöckers deren mehrere zu ent- wickeln (vergl. die Fig. 8, 9, 10, Tfl. XIV). Wie überhaupt der Typus des Carnivoren- Reisszahnes bei den Bären fast ganz verwischt ist, so nähert sich, wie wir gesehen haben, nicht selten der obere Reisszahn durch Entwicklung von mehreren Innenhöckern, also einer breiteren Kaufläche, gewissermassen den echten Molaren. Das Ge- biss wird dadurch noch mehr Omnivoren-Gebiss. Von den Zähnen des Unterkiefers lässt sich im Allgemeinen sagen, dass sie bei den Nummern 1777 und 1778 sich durch ihre Grösse auszeichnen, während sie bei No. 1783 entsprechend den Befunden im Oberkiefer kleiner sind. Das Gleiche gilt von den Lückenräumen, welche in der Jugend von den 3 kleinen meist hinfäUigen Lückenzähnen ein- genommen werden. No. 1777 zeichnet sich durch einen besonders grossen Lückenraum im Unterkiefer aus. Von Lückenzähnen sind bei den drei bisher zusammen betrachteten Schädeln vorhanden^): oben überall nur der erste und der dritte ; unten nur der erste, mit Ausnahme einer Unterkieferhälfte von No. 1783, wo die Alveolen des ersten und dritten erkennen lassen, dass die beiden hineingehörigen Zähne erst nachträglich ausgefallen sind. Sämtliche Nähte sind bei den bisher erwähnten Schädeln noch gänzlich unverwachsen. Die Stirn- und Scheitelleisten verlaufen als kaum sichtbare Linien von den Postorbitalfortsätzen in fast gleich- bleibendem Abstand von einander zum Hinterhaupt, wo sie sich kurz vor ihrem Ende einander etwas nähern. Abteilung II. In die zweite Abteilung stelle ich, wie erwähnt, sieben Schädel, welche sich augenscheinlich sowohl von den eben behandelten als auch von denen der letzten Abteilung hinsichtlich des Alters unter- scheiden, unter einander aber als gleichalterig angesehen werden ') Bei Bärenschädelu , welche man nicht selbst präparirt, ist es selten zu entscheiden, ob bei einer offenen Alveole der betr. Zahn zu Lebzeiten des Tieres auf natürliche Weise ausgefallen ist, oder ob in Folge nachlässiger Maceration. Es sind daher die Angaben über das Vorhandensein oder Fehlen von Lücken - Zähnen mit einiger Vorsicht aufzunehmen. lieber den Schädel von Ursns arctos L, 251 können. Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, sind ebenso beträchtliche Gröfsen - Unterschiede vorhanden wie bei AbtIg. I. Vergleicht man z. B. die gröfsten Längen von No. 1776 und 1778, so findet man eine Difterenz von V4 der gröfsten Länge von 1776. Aehnlich ver- halten sich die anderen jMafse, doch so, dafs die Verhältnisse der Mafszahlen jedes einzelnen Schädels annähernd gleich sind. Eine Ausnahme hiervon bilden die Lückenräume (vergl. Tabelle 2). Sehr in's Auge fallende Verschiedenheiten zeigt die Stirnpartie des Schädels, welche entweder stark gewölbt ist, was besonders bei einer Profilansicht hervortritt, oder aber flach erscheint. Schon v.Middendorff hat diese,, Hoch- und Flachstirnigkeit" erörtert, welche früher oft als spezifisches Unterscheidungsmerkmal der (irrtümlich) angenommenen Arten des gemeinen Bären gedient hat. Hochstirnig sind die meisten der Exemplare von Abtlg. II, nämHch die Schädel No. 1776, 1775, 1774, 1752, 1768, der erste am wenigsten deuthch, die übrigen sofort erkennbar. No. 1772 ist in der ganzen hinteren Schädelhälfte stark verletzt, so dass hier ein Urteil nicht abzugeben ist; 1753 dagegen ist ausgeprägt flachstirnig. Von einer Wölbung der Stirnbeine ist weder in sagittaler Richtung noch quer, von einem Postorbitalfortsatz zum andern, etwas bemerkbar; \delmehr bilden die Stirnbeine eine fast ebene Fläche. Im Uebrigen verweise ich in Bezug auf Hoch- und Flachstirnigkeit auf das unter Abtlg. III Gesagte. Die Unterschiede treten bei Abtlg. II ebenso hervor wie sie die Abbildungen von Schädeln der Abtlg. III darstellen. (Tfl. XIII, Fig. 1 — 4). Nasenbeine und Oberkiefer ragen überall fast gleich weit nach hinten. Die Zähne der sieben jetzt besprochenen Schädel variiren in Hinsicht auf Grösse und Gestalt ziemHch bedeutend. Der letzte obere Prämolar wechselt in der Länge zwischen 13 und 17nmi, in der Breite zwischen 8,7 und 12,-2 mm, also beinahe um V4 der Länge und fast um V2 der Breite des kleinsten Zahns. Im Umrifs wechselt die Form dieses Zahns sehr. So erscheint er z. B. bei No. 1776 mit fast parallelem Aufsen- und Innenrand, fast ohne Ausbuchtung am Innenhöcker (vergl. Tfl. XIV Fig. 12), während diese Ausbuchtung bei den übrigen ziemlich hervortritt, bei No. 1768 aber ausserordentlich gross ist. " Die beiden oberen liöckerzähne sind weniger Va- riationen ausgesetzt, wenn auch gewisse Gröfsen-Unterschiede be- merkbar sind. So ist besonders der zweite obere Höckerzahn von No. 1752 durch Länge und Breite ausgezeichnet (Tfl. XIV, Fig. 5), während die entsprechenden Zähne von No. 1776 und 1775 sehr klein sind, Ueber die Form des letzten oberen Höckerzahnes sei noch bemerkt, dass seine grösste Breite oft in die Gegend des ersten gi'ofsen Aussenhöckers fällt, oft aber auch viel weiter nach hinten, und dass die hintere Partie des Zahnes in verschiedener Weise sich verjüngt und bisweilen nach innen, bisweilen fast gerade, bisweilen aber auch nach aussen hin verläuft. Auch die Form und Anordnung der kleineren Höcker und Erhabenheiten auf der Kaufläche sind sehr 252 Dr. Ernst Schaff: verschieden. Dieselben treten bisweilen als wenige, ziemlich gestreckte Wälle auf, bisweilen mehr in Form von rundlichen Höckern und Warzen, oder endHch ist die Kaufläche ziemlich gleichmässig grob gekörnt (vergl. die Abbildungen). Auf die Verschiedenheit der Dimen- sionen bei den Eckzähnen ist aus dem Grunde weniger Gewicht zu legen, weil Messungen wegen Mangels fest bestimmter Ansatzpunkte sehr unsicher sind. Der erste untere jMolar (Reisszahn) zeigt in Länge und Breite wenige Unterschiede, mehr in der Ausbildung des charak- teristischen kleinen Höckers an der Innenseite des Zahnes. Dieser kleine Innenhöcker ist z. B. sehr scharf ausgebildet bei No. 1775, fast gar nicht bei den Nummern 1753, 1772 und 1768 (hier links mehr als rechts); bei No. 1752 ist er links sehr deutlich, rechts ver- kümmert. Die beiden Höckerzähne des Unterkiefers sind ebenfalls nur geringen Schwankungen unterworfen. Sehr merkbare, aber durch Zahlen nicht gut ausdrückbare Verschiedenheiten zeigen hingegen die unteren Eckzähne, welche besonders bei No. 1753 eine mächtige Entwicklung zeigen. Die drei kleinen Lückenzähne des Ober- und Unterkiefers sind in Bezug auf Zahl, Grösse und Stellung sehr schwankend, wie folgende Uebersicht zeigt. Mit 1, 2, 3 sind der erste, zweite, dritte Lücken- zahn bezeichnet. P]ine Null (0) bedeutet eine leere Alveole, ein Horizontalstrich ( — ) zeigt das Fehlen von Zahn und Alveole an. 1776 1775 1774 1752 1753 1772 1768 Ober- ( links 1 — 3 kiefer | rechts 0-3* 0 0 — 0 0 — 0 0 — 0 — 00 — 00 103 103 1-3* 1 — 3* 103 1 03 Unter- links — kiefer rechts — 0 0 — 0-0 0 — 3 1-3 1 1 1 0 * steht quer. Aus der Tabelle lässt sich eine Regel für das Vorhandensein oder Fehlen der Lückenzähne nicht ableiten. Nur ergiebt sich als Bestätigung einer schon bekannten Thatsache, dass der zweite untere Lückenzahn selten oder nie vorhanden ist, der zweite obere häufiger fehlt als erhalten bleibt. BezügKch der Alveolen lässt sich auch hier nicht sagen, ob der zugehörige Zahn bei Lebzeiten des Tieres oder bei der Präparation des Schädels ausgefallen ist. Abteilung III. Weitaus der grösste Teil des von mir untersuchten Materials, nämlich 24 Schädel, gehört in diese Abteilung. Wie bereits erwähnt, sind diese 24 Schädel nicht alle von ganz gleichem Alter. Ich habe mich daher bemüht, unter gleichzeitiger Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Alters-Kennzeichen, diese Schädel in der Tabelle 3 in einer fortlaufenden Reihe anzuordnen, in welcher links die relativ jüngsten stehen und dann fortschreitend nach rechts hin die älteren lieber den Schädel von Ursus arctos L. 253 sich anschliessen. Im Grossen und Ganzen darf ich mit Sicherheit annehmen, dass jene Reihe die Altersstufen richtig zur Darstellung bringt. Die absolute Grösse der Schädel von Abtlg. III. schwankt sehr bedeutend. Die Basallänge bewegt sich zwischen 270 und 340 mm. Noch mehr schwankt die grösste Länge (293 und 376 mm), welche jedoch wegen der grösseren oder geringeren Ausbildung des Hinter- hauptkammes sicher vom Alter und wahrscheinlich auch vom Ge- schlecht des Tieres abhängt. Es sind übrigens durchaus nicht die ältesten Schädel auch die grössten. Ein Beispiel eines ganz ausser- ordentlich kleinen, aber dabei alten Exemplars liefert No. 1765 (Tfl. XIII. Fig. 3). Durch die ganze Beschaffenheit, besonders durch die stark abgenutzten Zähne und die fast ganz verwachsenen Nähte erweist sich dieser Schädel als der eines Tieres von hohem Alter. Die Basallänge (270,3 mm) bleibt aber hinter derjenigen sämmtlicher Schädel dieser Abteilung zurück. Die Jochbogenbreite dagegen ist nicht nur relativ, sondern auch absolut grösser als bei einer be- deutenden Anzahl der übrigen Schädel. Ueberhaupt ist die Joch- bogenbreite vielfachen Schwankungen ausgesetzt, so dass man Schädel mit schmalen und solche mit breiten Jochbögen unterscheiden kann. Auffallend schmal ist z. B. No. 1751 mit nur 148 mm Jochbogenbreite bei 317 mm grösster Länge! Betrachtet man nun auch dies Exemplar als abnorm, so bleiben immerhin noch bedeutende Schwankungen bestehen, so bei 1749, 1748, 1759, 1756, 1768 etc. Die Länge der Schnauze variirt in den absoluten Mafszahlen nicht sehr bedeutend, doch ist sie im Verhältniss zur Länge des Schädels recht verschieden. Das Alter scheint hierbei, sofern er- wachsene Schädel in Betracht kommen, keinen Einiluss zu haben. Auf die Länge des Unterkiefers legte Gray ein gewisses Gewicht bei der Aufstellung seiner Gattung Myrmarctos. Nach der von jenem Forscher gegebenen Abbildung (Proc. Zool. Soc. 1864 p. 696 und Catalogue Carniv. Brit. Mus. 1869 p. 233) verhält sich bei Myr- marctos Eversmanni Gray die Unterkieferlänge zur grössten Länge des Schädels wie 10:14,3. Bei No. 1769 meines Materials ist das Verhältniss 10:14,2, also der Unterkiefer relativ etwas länger als bei dem Gray'schen Myrmarctos. Bei No. 1751 finde 10:14,3, bei No. 1803 10 : 15,-2, bei 1748 10 : 15,3, also lauter verschiedene Werte. Es dürfte demnach zur spezifischen oder gar generischen Trennung die Unterkieferlänge kein brauchbares Kriterium abgeben. Die Verschiedenheiten der Stirnabstufung hat bereits v. Midden- dorff betont. Auch bei meinem Material liegen die Grenzwerte weit auseinander (3,7 — 12 mm). Ein Blick auf Tabelle 3 und Tfl. XIII zeigt, dass die grössere oder geringere Stirnabstufung vom Alter unabhängig ist, wenn auch die al3solut grössten Werte sich bei Tieren in vorgerückterem Alter finden. Hoch- und Flachstirnigkeit macht sich bei den Schädeln dieser Abteilung sehr bemerkbar. Bei den hochstirnigen Schädeln zeigt sich erstens im Profil die Stirngegend stark emporgewölbt; dabei 254 Dr. Ernst Schaff: liegt der höchste Punkt der Profillinie bald mehr nach vorn, bald mehr in die Scheitelgegend gerückt (Tfl. XIII Fig. 1 und 2). Zweitens aber sind auch die Stirnbeine in der Querrichtung (von einem Postorbitalfortsatz zum andern) stark gewölbt, wobei an der gemein- samen Naht eine in verschiedenem Mafs vertiefte Rinne sich findet. Besonders sind auch die Proc. postorbitales stark wulstig aufgetrieben. Die flaehstirnigen Exemplare zeigen nicht nur ein flaches, in der Stirngegend nicht gewölbtes Profil, sondern es fehlt auch jegliche Querwölbung der Stirnbeine, desgleichen eine Rinne an der Stirnnaht und die Postorbitalfortsätze sind nicht aufgetrieben. Die Zahlen in den Rubriken 11 — 14 Tabelle 3 zeigen die Schwankungen in den Höhen- mafsen an verschiedenen Punkten des Schädels. Besonders ist es die Höhe zwischen Augenhöhlenfortsätzen der Stirnbeine, welche die Hoch- resp. Flachstirnigkeit anzeigt. Die flaehstirnigen Schädel haben eine viel geringere Stirnhöhe als die hochstirnigen. Natürlich ist die Stirn- höhe der flachen Schädel unter einander verschieden je nach der Totalgrösse der betr. Exemplare. Es hat z. B. No. 1803 86 mm, 1767 nur 75,6 mm Stirnhöhe; es muss aber bemerkt werden, dass bei No. 1803 die gTÖsste Länge über 50 mm grösser ist, als bei No. 1767. ImUebrigen schwankt die vordere Schnauzenhöhe (Tab. 3, 11) zwischen 42,2 und 63 mm, also um 20,8 mm; die hintere Schnauzen- höhe (Tab. 3, 12) zwischen 52 und 68 mm, also nur um 16 mm; die Stirnhöhe zwischen 75,6 und 105, also um fast 30 mm. Dabei haben oft Schädel mit bedeutender vorderer Schnauzenhöhe eine geringere Stirnhöhe als solche mit niedrigerer Schnauze. Es hat z. B. Nr. 1749 bei 53,5 mm vorderer Schnauzenhöhe 105 mm Stirnhöhe, die entspr. Mafse sind bei No. 1764 55,6 mm und 78 mm, bei No. 1771 54 und 96, bei No. 1763 55,2 und 81,4 u. s. w. Ein scharfer Unterschied lässt sich zwischen hoch- und flaehstirnigen Schädeln nicht machen, sondern beide Formen sind durch mannigfache Uebergänge verbunden. Extrem flachstirnig sind in der Abtlg. III. die Nummern 1803 (Tfl. XIII Fig. 4), 1754 und 1767, weniger autfallend sind No. 1764 u. No. 1760. Im höchsten Grade hochstirnig sind die Nummern 1750, 1749 (Tfl, XIII Fig. 1), 1756, 1748 und 1770. Weitaus die grösste Zahl der von mir untersuchten Schädel von Ursus arctos zeigt eine deutlich ge- wölbte Stirn und aufgetriebene Stirnbeinfortsätze. Ich stehe daher nicht an, die gewölbte Stirn für die normale, die flache für eine von der typischen abweichende Bildung zu erklären. Im Uebiigen lassen sich constante Unterschiede ausser in der Stirnbildung zwischen hoch- und flaehstirnigen Schädeln nicht finden, ebensowenig stimmen die beiden Kategorien unter sich überein. Eine Erklärung für die scheinbare Regellosigkeit in der Stirn- bildung beim gemeinen Landbären zu finden, ist mir bisher nicht gelungen. Auch v.Middendorff's Auseinandersetzungen, dass nämlich die Ursache in der verschiedenen Entwicklung der Stirnhöhlen liegt, ist nur eine Umschreibung der Thatsache, nicht eine Erklärung der- selben. Die Frage ist jetzt: Warum entwickeln sich die Stirnhöhlen so ausserordentlich verschiedenartig? Nach II ensel (Craniol. Studien, Uebei- den Schädel von Ursus arctos L. 255 Nov. Acta Leop. Bd. XLII No. 4) beruht die bei Foetorius oft vor- handene Aiiftreibung der Stirnpartie, z. T. wenigstens, auf der An- wesenheit von Pentastomen. Ob Aehnliches beim Bären vorkommt ist mir nicht bekannt. Sollte es der Fall sein, so wäre allerdings die flache Stirn die Norm, die hohe dagegen pathologisch Es er- scheint mir dies a priori als wenig wahrscheinlich. Ebenso wie die Configuration der Stirnbeine wechselt auch ihre Grösse und besonders ihre Breite an den Proc. postorbitales, welche bei den völlig erwachsenen Schädeln meines Materials zwischen 82,7 und 121 mm schwankt. Lilljeborg schreibt (a. a. 0.) dass bei den alten Männchen die Breite an den Postorbitalfortsätzen grösser ist als die Breite der Hirnkapsel über den Jochfortsätzen des Schuppen- beins. Dies trifft bei den meisten meiner durch besondere Grösse ausgezeichneten Schädeln zu, deren einer auch durch eine Original- notiz als Männchen bezeichnet ist. Allein bei einem andern, eben- falls als Männchen bezeichneten Exemplar ist die Postorbitalbreite geringer als die Breite der Schädelkapsel über dem «rochfortsatz des Schuppenbeins. Es ist also dies von Lilljeborg angegebene Ver- hältniss nicht constant und keinenfalls etwa ein Merkmal zur Unter- scheidung des Geschlechts am ausgewachsenen Schädel. Die Nasenbeine variiren bei Ursus arctos besonders hin- sichtlich ihrer Länge in Bezug auf die Oberkiefer und die Augen- höhlenfortsätze der Stirnbeine. In der Regel ragen sie etwas weiter nach hinten als die Oberkiefer, bleiben aber ein beträchtliches Stück von der Verbindungslinie der Spitzen bei der Proc. postorbitales zurück. In einigen Fällen jedoch erreichen sie diese Linie fast ganz (1773, 1754) und andererseits ragen nicht selten die Oberkiefer so weit oder um ein geringes weiter nach hinten als die Nasenbeine z. B. bei No. 1760, 1759 und 1757. Entschieden irrtüniHch ist übrigens Owen's Bemerkung, i) dafs beim braunen Bären der Ober- kiefer den Zwischenkiefer vom Stirnbein trennt. Bei den sämtlichen mir vorliegenden Schädeln ist dies nicht der Fall. Ziemlich auffallende Verschiedenheiten bietet die Höhe des Joch- bogens, besonders in dem vom Proc. zygomaticus des Squamosum ge- bildeten Teil. Auch hier ist weder Alter noch Geschlecht mafsgebend. Es scheint jedoch, als ob der Jochfortsatz des Squamosum relativ lange fortwächst, da er häufig eine aufserordentliche Höhe im Ver- hältnifs zu der des Jochbeins aufweist (Tfl. XIII, Fig. 3 ebenso mehrere der in Blainville's Osteographie abgebildeten Schädel), Sehr bemerkenswerthe Differenzen zeigt der Proc. mastoideus. Lilljeborg^) schreibt über diesen Schädelteil und sein Verhältnifs zum Paramastoidfortsatz : ,,Paramastoidutskotten äro mycket mindre an mastoid D : 0, och räcka föga eller icke nedom dessa." Da Lill- jeborg, welcher am genannten Orte zwei alte Schädel beschreibt, bei anderen Merkmalen ausdrückhch erwähnt, wie es damit bei jungen ») Anat. Vertebr. Vol. II, p. 500. 2) Sveriges och Norges Ryggradsdjur. I. Däggdjuren, p. 165. Upsala 1874, 256 Dr. Ernst Schaff: Tieren steht, hier aber nichts weiter hinzusetzt, so scheint nach jenem Forscher der Proc. mastoideus sich stets in der angegebenen Weise zu verhalten. Das ist jedoch ein Irrtum. Bei jungen Schädeln mit fast fertigem Gebiss (z. B. 1752; vergi. Tfl. XIV, Figur 1) ist sogar der Paramastoidfortsatz stärker entwickelt als der Zitzenfort- satz und ragt weiter nach unten als dieser. Selbst bei Schädeln meiner Abtlg. II (No. 1773, 1770, 17G9, 1759) ist der Proc. mastoideus höchstens so lang, aber nicht länger als der Paramastoidfortsatz. Nur bei ganz alten Schädeln mit besonders riesigen Dimensionen ist der Zitzenbeinfortsatz mehr entwickelt als der Paramastoidfortsatz. Die Länge des Mastoidfortsatzes ist sehr bedeutenden Schwankungen ausgesetzt, auch ist seine Richtung verschieden, bald mehr nach vorn hin, bald mehr seitlich (vergl. Tfl. XIV, Fig. 2 u. 3). Wahrhaft kolossal sind die Mastoidfortsätze bei No. 1761, wo der Abstand ihrer äusseren Enden 178 mm beträgt, während beispielsweise der im Ganzen grössere Schädel No. 1748 nur 147 mm erreicht. Auch die Breite des Mastoidfortsatzes wechselt sehr ; Zahlen lassen sich wegen gänzHchen Mangels fes besttimmter Ansatzpunkte für den Zirkel nicht angeben. Sehr bemerkenswert und, soweit mir bekannt, noch nicht be- schrieben ist ein epiphysenartiges Gebilde ') am distalen Ende des Proc. mastoideus (Tfl. XIV, Fig. 2 u. 3). Dies Gebilde zeigt durchaus die Befunde einer wirkHchen Epiphyse. Es legt sich um das untere Ende des genannten Fortsatzes und bedeckt ausser der Pars mastoidea auch teilweise das angrenzende Stück des Squamosum, welches an der Bildung des Mastoidfortsatzes teil nimmt. An manchen Schädeln ist diese ,,Mastoid - Epiphyse" verloren gegangen und man sieht am Ende des Fortsatzes eine rauhe, spongiöse Fläche, gerade wie wenn bei einem jugendlichen Extremitätenknochen eine Epiphyse sich ab- gelöst hat. Bei Schädeln von ziemhch hohem Alter ist die ,,Mastoid- Epiphyse" noch durch eine deutliche Naht vom Knochen getrennt ; nur bei ganz alten Exemplaren ist sie verwachsen. Bei meinen jüngsten Schädeln ist sie nicht vorhanden, wahrscheinlich bei der Präparation übersehen und abgelöst. Möglich wäre es, dass diese scheinbare Epiphyse sich als Sehnenverknöcherung herausstellte, wenigstens macht das Fehlen des Gebildes bei jugendlichen Schädeln dies denkbar; doch lässt sich das nur durch anatomische Unter- suchung eines Bärenkopfes im Fleisch entscheiden. Während der Processus mastoideus in bedeutendem Mafse Schwankungen in Grösse, Form und Verlauf ausgesetzt ist, zeigt die Bulla ossea eine bemerkenswerte Beständigkeit, ein neuer Beweis für die von Flow er 2) betonte Wichtigkeit dieses Schädelteils für die Systematik, besonders der Carnivoren. Nur der knöcherne Gehör- gang wechselt hinsichtlich seiner Länge. Auch die an der Unter- *) Ich habe im Sitziuigsber. Ges. naturf. Fr. 1889, No. 3 eine kurze Mit- teilung über diese Bildung gemacht und vorgeschlagen ,, dieselbe einstweilen als „Mastoid- Epiphyse" zu bezeichnen. 2) Proc. Z. S. 1869. lieber den Schädel von Ursus arctos L. 257 Seite des Schädels befindlichen Foramina zeigen ein durchaus be- ständiges Verhalten. Der knöcherne Gaumen d. h. das aus den Gaumenbeinen und einem Teil der Oberkiefer bestehende Dach der Mundhöhle tritt in verschiedener Form auf. Während er in der Regel eine ebene Fläche bildet, ist er bei einigen Exemplaren stark ausgehöhlt, be- sonders in der hinteren Partie. Gray führt Concavität der Palatina als eins der Merkmale seiner Gattung Myrmarctos auf ; man sieht, dass dies Kennzeichen nicht stichhaltig ist. In auffallender Weise ist mitunter die Choanenpartie verengt, so besonders bei No. 1754. Bei den Schädeln der Abteilungen I und II waren die Nähte noch alle völlig offen. Bei Abteilung III jedoch muss ich über das Verwachsen der Nähte einige Bemerkungen machen, welche zum Teil mit den Angaben von Middendorff's über diesen Punkt in Widerspruch stehen. Der genannte Forscher giebt die Reihenfolge des Ver- wachsens der Nähte am Schädel von Ursus arctos folgendermafsen an: 1) Scheitel - Hinterhauptsnaht. 2) Scheitelstirnbeinnaht nebst 3) Scheitelschläfenbeinnaht. 4) Stirnbeinnaht nebst 5) Oberkiefer- Jochbeinnaht. 6) Kiefer-Zwischenkiefernaht. 7) Nähte der Nasen- beine, Stirnoberkiefernaht, Jochbogen - Schläfenbeinnaht. Unter 48 Schädeln fand v. Middendorff nur 1 Ausnahme. Unter meinen 24 völlig erwachsenen Exemplaren sind jedoch 8, welche eine andere Reihenfolge zeigen als die eben angeführte. Besonders verwächst die Stirnnaht oft früher als die Nähte der Scheitel- und Schläfenbeine. Nur die Scheitel - Hinterhauptnaht scheint constant am frühsten zu verschwinden; es ist dies eine Folge der Thätigkeit der Nacken- muskeln. Bei den eben erwähnten 8 Schädeln ist die Reihenfolge des Verwachsens der hauptsächlichen Nähte folgende: No. 1767, verwachsen: die Nähte zwischen Scheitel- Hinterhaupts- bein, Stirnbeinen, zum Teil Zwischenkiefer-Oberkiefer. , 1771, verwachsen: die Nähte zwischen den Stirnbeinen mehr als Scheit€lschläfenbein- und Scheitelstirnbeinnaht. , 1770, verwachsen: Scheitel - Schläfenbein weniger als Stirn-, Zwischen -Oberkiefer- und Nasenbein- Naht. , 1764, ,, Stirnnaht mehr als die übrigen, ausser der Scheitel - Hinterhauptnaht. , 1759, „ Stirn- und Scheitel -Hinterhaupt -Naht, die übrigen frei. , 1758, „ Zwischenkiefer-Oberkiefer und z.T. Zwischen- kiefer-Nasenbein mehr als die übrigen. ,1761, ,, Scheitelhinterhaupt-, sowie Stirnnaht und zum Teil Nasen -Stirnbeinnaht, die übrigen frei. , 1763, ,, Alle Nähte ausser den nie sich schliessenden und ausser der linken Oberkiefer-Stirnbein- naht, sowie einem Teil der Nasenbeinnaht. Arch. f. Natuigesch. Jahrg. 1889. Bd 1. H. 3. 17 25^ Dr. Ernst Schaff: Es geht hieraus hervor, dass die Reihenfolge doch nicht so regel- mässig ist, wie es v. Middendorff meinte. Ausser bei jenen Schädeln fand ich noch an einem alten Schädel aus Littauen (No. 2506) eine andere Reihenfolge. Die Stirnbeine waren verwachsen, als die Naht zwischen Scheitel- und Schläfenbeinen noch deutlich sichtbar war. Dass die Stirnbeine häufig relativ früh verwachsen, dürfte nicht be- sonders auffallend sein. Schon die Entwicklung der Stirnhöhlen lässt auf einen lebhaften Wachstumsvorgang in jenen Knochen schüessen, der dann auch das Verschwinden der Naht herbeiführt. Im Uebrigen vollzieht sich im Verhältniss zum Alter der Tiere das Verwachsen der Schädelnähte sehr unregelmässig, so dass man oft an unzweifelhaft alten Schädeln alle Nähte frei findet. Dass an jugendlichen Schädeln schon verwachsene Nähte vorkommen, habe ich nicht beobachten können. Zu der Angabe v. Middendorff's, dass die Grundfelsenbein- naht wohl nie verwächst, kann ich hinzufügen, dass, soweit mein Material Schlüsse gestattet, auch die Naht zwischen Jochbein und Jochfortsatz des Schläfenbeins nie verschwindet. Auch Radde^) macht eine dies bestätigende Mitteilung. Bei No. 1762 meines Materials, einem uralten Bären, smd die beiden genannten Nähte ganz unverwachsen. Nicht minder wechselnd wie die Verwachsung der Nähte ist der Grad der Entwicklung der Knochenkämme und Leisten am Schädel von Ursus arctos. Bei Schädeln, welche man wegen starker Ab- nutzung der Zähne als recht alt ansehen muss, ist nicht selten der Scheitelkamm weit niedriger und kürzer als bei augenscheinhch be- deutend jüngeren Individuen. Eins scheint jedoch festzustehen, was auch Lilljeborg bei der Beschreibung seiner beiden alten Bären- schädel bemerkt (a. a. 0.), dass nämlich der Scheitelkamm sich selbst in seiner grössten Entwicklung nie weiter nach vorn erstreckt, als bis zur Kranznaht. In der Form und Grösse der Zähne finden sich in dieser Ab- teilung III. ebenfalls Verschiedenheiten, doch wechselt die Grösse nicht so sehr wie bei den vorher besprochenen Zähnen. Die enorme Länge von 39,5 mm beim letzten oberen Molar erreicht keiner der Schädel dieser Abteilung. Fassen wir noch einmal die Zahn-Mafse aller Schädel in's Auge, so ergeben sich folgende Grenzwerte für die einzelnen Zähne. ob. Reissz. fL. 13—18 iBr. 8,5—14.5 , „.. , IL. 20—25 1. „ Hockerz. j^^ -^^_^g L. 31—39,5 Br. 16—19,3 . , T •• 1 JL. 10,7—15 4. unt. Luckenz. iry n o (L. 22 —26,3 IBr. 10.4—14,5 Reissz. 1 Höckerz l^' 22,2-27 i. „ nockeiz. |g^^3 _-^g^^ jL. 17,5—22,1 iBr. 13.3—16 *) Reisen im Süden von Ostsibirien, Bd. 1. p. lieber den Schädel von Ursus arctos L. 259 Vergleicht man diese Zahnmafse mit den von v. Middendorff an- gegebenen (Reise II 2, p. 46), so sieht man, dass die Mafse meines Materials innerhalb weiterer Grenzen schwanken als die Mafse der aus der Gegend von Petersburg stammenden Schädel v.Middendorff s. Dagegen zeigen die aus den entlegeneren Gebieten (Kaukasus, Kamtschatka etc. etc.) bedeutendere Schwankungen der Mafszahlen, was von vornherein zu erwarten war. Hinsichtlich der Form der Zähne kann auf das vorher Gesagte (Abtlg. II) und auf die Figuren vermesen werden. Hinzuzufügen ist noch, dass der letzte obere Lückenzahn zwischen 5 und 9 mm Länge schwankt ; er steht ferner nicht selten mit seiner grössten Axe quer zur Längsrichtung des Schädels und ist mitunter zweiwurzelig. Bei No. 1748 zeigt er statt des einfachen Höckers deren zwei, dabei auch 2 Wurzeln, so dass er ganz den Charakter eines hinfälligen Bären- Lückenzahns eingebüsst hat. Betreffs der Reihenfolge, in welcher die Zähne sich durch den Gebrauch abnutzen, stimmen meine Beobachtungen völlig mit denen V. Middendorff s überein. Die Thatsache, dass die Abnutzung am letzten Backenzahn zuerst sichtbar ^^^rd, dürfte auf den ersten Blick etwas befremden, da dieser Zahn erst hervortritt, wenn die übrigen Backenzähne schon in Gebrauch sind. Auch v. Middendorff sagt, dass ,, wider Erwarten" die Abnutzung beim letzten Backenzahn ihren Anfang nimmt. Folgende Ueberlegungen machen die Sache jedoch erklärlich. Betrachtet man einen Bärenschädel, dessen Unterkiefer- hälften noch in festem natürlichen Zusammenhang stehen, so sieht man, dass die Spitzen der vorderen Backenzähne beim Zuklappen des Mauls neben einander vorbeigehen, sich also nicht berühren. Dagegen liegen der letzte obere und der letzte untere Molar direkt mit ihren Kauflächen auf einander. Hierzu komimt noch — und dies ist wohl der Hauptgrund — dass das andauernde Zermalmen der Nahrung mit den eigentlichen Kauzähnen geschieht und dass der Bär, wenn er einen harten Gegenstand, etwa einen Knochen zerbeissen will, dies wohl stets mit dem letzten Molar besorgt, so dass dieser viel stärker in Anspruch genommen wird als die ersten. Solange der Bär nicht sein ganz fertiges Gebiss besitzt, wird er sich wahrscheinlich mit Nahrung begnügen, welche leichter zu zerkleinern ist und also die vorhandenen vorderen Backenzähne wenig angreift. Es erübrigt jetzt noch, einige Worte über den Schädel No. 1762 zu sagen, welcher durch sein Alter eine besondere Stellung einnimmt. Alles an diesem Schädel spricht dafür, dass der einstige Träger desselben im höchsten Greisenalter gestanden hat. Von den Nähten sind nur die zwischen Grund- und Felsenbein und die zwischen dem Jochfortsatz des Schläfenbeins und dem Jochbein noch sichtbar; die Mastoidepiphyse ist kaum noch als solche zu erkennen. Die Zähne sind ausserordentlich stark abgenutzt, besonders im Oberkiefer. Der letzte obere jMolar ist bis auf die Wurzeln abgekaut, nur an seiner Aussenseite sind noch Spuren der beiden gi'ossen Höcker. Der vor- 17* 260 Dr. Ernst Schaff: letzte obere Molar fehlt beiderseits. Der obere Reisszahn ist merk- würdigerweise an seiner Aussenseite fast in seiner ganzen Höhe erhalten, innen aber von der Spitze bis zur Wurzel schräg abgeschliffen. Von den drei kleinen Lückenzcähnen ist keiner vorhanden, doch sind die Alveolen des ersten und dritten rechts und des ersten links gut erhalten. Von den oberen Eckzähnen sind die Spitzen und ein Teil der Innenfläche abgeschliffen. Sämtliche oberen Schneidezähne fehlen. Die Knochensubstanz ist in der Umgebung der Alveolen ohne Zähne teilweise resorbirt. Die unteren Zähne sind sehr unregelmässig, doch im Ganzen nicht so stark abgenutzt wie die oberen. Nur die Eckzähne sind sehr verkürzt, augenscheinUch mehrfach gebrochen, doch schon zu Lebzeiten des Tiers, da alle Kanten und Ränder völlig abgerundet und abgeschliffen sind. Von den unteren Lücken- zähnen sind die leeren Alveolen des ersten jederseits die einzige Spur. Nur ein Schneidezahn ist erhalten, der dritte rechts, welcher fast bis auf die Wurzel abgekaut ist. Die Dimensionen des Schädels sind verhältnissmässig nicht be- deutend (vergl. Tabelle 3). Merkwürdig schwach ist der Scheitel- kamm entwickelt, soweit sich dies an dem in der hinteren Partie verletzten Schädel sehen lässt. Die Stirnleisten dagegen sind sehr scharf ausgeprägt. Der Schädel ist hochstirnig, doch mit unbe- deutender Stirnabstufung. Im Uebrigen bietet er nichts Bemerkens- wertes dar ; unverkennbar zeigt er aber, dass das beste Merkmal zum Abschätzen des Alters das Gebiss bildet. Dass man bei der ungewöhnlich grossen Variabilität des gemeinen Bären leicht auf den Gedanken kommen konnte, es müssten mehrere Arten in dem Verbreitungsgebiet des Ursus arctos (in seinem jetzigen Umfange) vorhanden sein, ist sehr begreiflich, so lange man nicht ein grösseres Material vergleichend untersuchen konnte. ') Ich erinnere hier daran, dass z. B. Blainville bei der Abfassung seiner Osteo- graphie und für seinen grossen Atlas nur 6 europäische Bärenschädel zur Verfügung hatte, welche bis auf einen bereits von Cuvier in den Ossemens fossiles abgebildet waren. Sehr befremdend wirkt es aber, wenn nach dem Erscheinen von v. Middendorff's grund- legenden Arbeiten über Ursus arctos Gray noch im Jahre 1864 ^) auf ein einziges Exemplar aus Norwegen nicht nur eine neue Art, sondern eine neue Gattung (Myrmarctos) begründete und ebenso die von Nilsson 1847 aufgestellte Art Ursus euryrhinus noch anerkannte. *) Andrerseits wurde die Arteinheit schon früh, wenn auch nicht bewiesen, so doch angenommen. Interessant ist eine Notiz, welche ich in Kobells „Wildanger" fand, wo es p. heisst: „Feyerabend schreibt 1582: Etlich machen Vnderscheid vnder Beeren da keiner ist, dann Beer ist Beer." Kürzer, aller- dings auch weniger mit Gi'ünden gestützt , kann man die Frage , ob U. arctos eine oder mehrere Arten bilde, nicht entscheiden! ^) Proc. Z. S. 1864, p. 694 ff. lieber eleu Schädel von Ursus arctos L. 261 (In einer späteren Notiz *) erklärt er allerdings diese letztere für sehr zweifelhaft, da sie auf den Schädel eines der Gefangenschaft entstammenden Tieres begründet sei.) Auch in dem Catalogue of Carniv. Brit. Mus. 1869 finden sich noch Myrmarctos Eversmanni und Helarctos euryrhinus als gute Arten, während z. B. die russischen Bären überhaupt nur eine Subvarietät bilden! Ja, Gray geht so weit, es als möghch hin- zustellen, dass der von Eversmann (BuU.Soc.Imp.Nat.Moscou 1840) beschriebene U. formicarius aus Ostsibirien nicht identisch mit Myrmarc- tos Eversmanni, sondern eine zweite, nahe verwandte Art sein könne. (Cat. Carniv. Brit. Mus. 1869, p. 234 ebenso in Proc. Z. S. 1864, p. 695. Der Text der 1864 in den Proc. Z. S. erschienenen Arbeit „Revision of the Genera and Species of Ursine Animals" ist fast wörtlich der- selbe wie der im betr. Teil des Catalogue.) Die meisten der nach den oft erwähnten Arbeiten v.Middendorff's erschienenen Schriften, welche Ursus arctos behandeln, schliessen sich den Ansichten des russischen Forschers an; ebenso wird nach 1864 resp. 1869 Gray's Myrmarctos fast nirgends anerkannt. Lydekker bemerkt in dem Catalogue of the Fossil Mammalia in the Brit. Mus. 1885 unter U. arctos, dass „wenigstens zu paläontologischen Zwecken" eine Anzahl von Formen unter dieser Art vereinigt werden müssen; darunter befinden sich unter anderen auch U. Eversmanni, U. lasiotis, U. piscator .... und zuletzt noch Myrmarctos Eversmanni. Vor U. Eversmanni und Myrmarctos Eversmanni befindet sich ein ein- geklammertes Fragezeichen. Ob dies bedeutet, dass die genannten ,, Formen" Lydekker als an und für sich sehr zweifelhaft erscheinen oder aber, dass er sie möglicherweise für sicher von U. arctos unter- scheidbar ansieht, ist mir nicht klar geworden. Ich gehe daher noch etwas näher auf die Kennzeichen der Gray'schen Gattung ein, um nachzuweisen, dass ihr keine Berechtigung- zukommt. Selbstver- ständlich kann ich hier nur die Schädelcharaktere berücksichtigen, doch sind die übrigen von Gray angegebenen Merkmale wenig mass- gebend (,,Head elongate, narrow. Lips moderately extensile"). Ueber die allgemeine Form des Schädels von Myrmarctos sagt Gray-): ,,The skull flat above, the nose, forehead, and front of the crown forming a regulär shelving hne, brain-case compressed." Das sagt nicht mehr, als dass der Schädel flachstirnig ist. Was den Ausdruck ,,brain-case compressed" betrifi:t, so ist in der beigegebenen Figur die Hinterkapsel nicht mehr zusammengedrückt als an mittelalten Schädeln von Ursus arctos. Weiter heisst es: ,,The nose moderate, flat above, compressed on the sides". Das passt auf fast alle Schädel von U. arctos. Auch Gray's Figur zeigt in der Nasenpartie nichts mit U. arctos Unver- einbares. 0 Ann. Mag. Nat. Hist. 1873, p. 267. 2) Catal. Carniv. Brit. Mus. 1869. 262 Dr- Ernst Schaff: „The forehead narrow, the space between the orbits narrower than the nose". Dem widerspricht Gray's Figur vollständig, denn der abgebildete Schädel ist zwischen den Augenhöhlen ^del breiter als in irgend einem Teil der Nasengegend. „The last grinder moderate, longer than the flesh-tooth". Dies Verhalten findet sich nicht nur iDci U. arctos, sondern überhaupt bei der Gattung Ursus im weiteren sowohl als auch im engeren Gray'schen Sinn, wie auch Gray selbst angiebt (Catal. Carniv.- Brit. Mus. p. 216 und p. 218.) ,,Palate deeply concave". Dies kommt auch bei unzweifelhaft zu U. arctos gehörenden Bären vor. „The hinder nasal aperture large, broad; the sides longer than the width of the front edge". Dasselbe führt Gray fast wörtlich für seine Gattung Ursus im Allgemeinen an. „Lower jaw large, elongate". Wie erwähnt, bleibt in der bei- gegebenen Figur die Unterkieferlänge noch hinter der einiger von mir untersuchter Schädel von U. arctos zurück. Bei der Beschreibung der Art Myrmarctos Eversmanni werden noch einige weitere Merkmale am Schädel angeführt, die aber zum Teil sehr unbestimmt gehalten sind, z. B. „hinterer Höckerzahn ziemlich kurz." Ferner: „Nasal bonos only extending to rather behind the front edge of the orbit, not nearly so for as in U. arctos of Sweden." Ich habe vorher darauf aufmerksam gemacht, wie die Länge der Nasenbeine bei U. arctos variirt. Gray's Figur lässt das von ihm beschriebene Verhalten nicht erkennen, da sonderbarer Weise nicht eine einzige Naht an dem ganzen nicht sehr alten Schädel ge- zeichnet ist, nicht einmal die Jochbogennaht ! „The aperture for the passage of the artery to the palate in a line with the front edge of the hinder grinder". Auf die Lage des erwähnten Foramen bin ich vorher nicht eingegangen, da ich dies für unwichtig hielt. Ich kann jedoch jetzt nachtragen, dass auch bei U. arctos zuweilen das Foramen die von Gray geschilderte Lage hat, wenn es auch meistens ein wenig hinter dem Vorderrand des letzten Molaren liegt. Im Uebrigen wechselt die Lage einigermassen. Die von Gray angegebenen Mafse passen ebenfalls durchaus auf einen jugendlichen, aber mit fertigem Gebiss versehenen Schädel von U. arctos. Length of the skull below IIV2 inches (= etwa 286 mm), of palate 5V4 inches (= etwa 146 mm) between orbits 2% inches (= etwa 57,5 mm). Es zeigt sich also, dass keins der von Gray für seine Gattung Myrmarctos oder für die Art M. Eversmanni aufgestellten Merkmale einen bestimmten Unterschied von U. arctos darstellt und es dürfte somit die eben genannte Gattung resp. Art als unhaltbar und als mit U. arctos zusammenfallend nachgewiesen sein. Ein eingehendes Studium eines reichen Materials von Ursus piscator Puch., U. isabellinus Horsf., U. syriacus Hempr, et Ehrenbg. Ueber den Schädel von Ursus arctos L. 263 lind andern zum Teil oder überhaupt als Arten betrachteten Bären dürfte vielleicht ein cähnliches Ergebnis haben. Wenn U. arctos schon in einem eng begrenzten Gebiet derartige Verschiedenheiten zeigt, wie es für Russland nachgewiesen worden ist, so ist es begreiflich, dass in Gegenden, wo che Tiere ganz andere Lebensbedingungen finden, auch ihre äussere und innere Beschaffenheit ausserordentlich abändern muss. Erklärung der Abbildungen. Die Nummerii bezieben sich auf den „Katalog der Säugetiere" der Zool. Samml. der Kgi.Laudwirthschaftl. Hochschiüe in Berlin von Prof. Dr. A. N ehring. Tafel XIII. Fig. 1. Hochstirniger Schädel mittleren Alters (No. 1749), sehr gross, '/s nat. Gr. » 2. Hochstirniger Schädel mittleren Alters (No. 1751). Höchster Punkt der Profillinie weit nach hinten gerückt, '/s nat. Clr. » 3. Alter Schädel mit massig hoher Stirnpartie (No. 1765). Sehr klein. Jochfortsatz des Squamosum sehr stark, '/s ^lät. Gr. » 4. Flachstiruiger Schädel (No. 1803); sehr gross, von mittlerem Alter. Va nat. Gr. Tafel XIV. Fig. 1, Fig. 2, Fig. 3. Teil der hinteren Partie des Schädels, von der rechten Seite gesehen, in natürl. Grösse. Fig. 1 von No. 1776, Fig. 2 von No. 1749, Fig. 3 von No. 1761. C. occ. Condylus occipitalis, P. par. Proc. pararaastoideus s. paroccipitalis, P. mast. Proc. mastoideus, Ep. Mastoid-Epiphyse, M. aud. Meatus auditorius externus. Squam. Squamosum. In Fig. 3 erscheint der Perspective wegen der Proc. mast. nicht so gross, wie er wirklich ist. Er ragt in Wirklichkeit schräg seitwärts. » 4. Letzter oberer Molar von Nr. 1777. Sehr gross! Nat. Gr. » 5. » » » » » 1752. Hinten wenig verjüngt. Nat. Gr. » 6. » » » » » 1783. Sehr klein. Hinten stark ver- schmälert. Nat. Gr. » 7. » » » » » 17.. Sehr klein, etwas abgenutzt. Nat. Gr. " 8—12. Oberer Reisszahn, nat. Gr.; von den Schädeln Nr. 1777, J.760, 1757, 1767. 1776. Nat. Gr. » 13—15. Letzter linker oberer Lückenzahn von Nr. 1783, 1749, 1753. Nat. Gr. » 16—17. Letzter rechter und linker oberer Lückenzahu voii Nr. 1748. Nat. Gr. 264 Dr. Ernst Schaff: Tabelle 1. 1783 1777 1778 (Basallänge bis Hinterende des Keilb., da B. occ. fehlt) Grösste Länge Hinterende des Keilb. — Vorderrand des Oberkiefers Schnanzenlänge bis zur Augenhöhle Unterkieferlänge Länge der oberen Backenzahnreihe „ unteren Backenzahnreihe Abstand des C. sup. vom Reisszahn „ „ C. inf. „ 4. Lückenzahn Stirnabstufung Höhe der Schnauze am Vorderende der Nasenbeine . „ zwischen den Foramina infraorb „ Proc. postorbit Höchster Punkt des Schädels über dem Keilbein . . Jochbogenbreite Grösste Breite a. d. Scheitelbeinen od. Schläfenbeinen „ „ Proc. postorb 126i 139 67 13 16 34,3 45,5 66,8 68,2 92,5 61 179,7 153,9 229,5 88,2 166,1 76,5 83,4 17,5 23 3,7 39,5 48,3 72 72,5 129,4 95,2 71,5 172,8 148,3 222,3 83,7 158,7 72,8 82,2 16 18,4 2,9 38,3 50,7 72,1 73,5 96,5 69,2 Zahnmafse. 1783 1777 1778 1747 Oberkiefer: . Länge . Reissz. ^ . Breite Länge 1. Höckerz. Breite . Länge Breite Unterkiefer: 4. Lückenz. Breite* . . Länge . Reissz. Breitet . Länge . 1. Höckerz. ,^ . Breite . Länge Breite , . . * Anfang des letzten Drittels 23 16 31,5 16 11,7 6,5 16,75 13,75 24 18 39,5 19 12,9 7,5 24,3 12,5 26,2 15,2 22,1 16 38,5 19 16 13,5 23,6 17,5 34,5 19 18,5 13,7 Mitte des letzten Drittels. 26,5 16 22 16,5 Ueber den Schädel von Ursus arctos L. 265 Tabelle 2. 1776 1775 1774 1752 1753 flach. 1772 1768 1 Basallänge . . . 218,8 241,9 250 _ _ 279,5? 2. Grösste Länge .... 257,8 273 277,7 268 — 305,8 3. Keilbein - Hinterrand — Zwischenk.-Vorderrand . — 198 212,6 216,4 213,6 — 237,5 4. Schnauzenl. bis z. Orbit. 97,3 98 104,2 106,3 108 113,2 122 5. Unterkieferlänge . . . _ 179,5 _ 188,4 190,2 202 209,2 6. Obere Backenzahureihe . 63 64 75,3 75 75,2 71,3 72,2 7. Untere — 71,6 — 79,7 85,2 78,4 79 8. Abstand des C. sup. vom 1. Backenzahn .... 19,5 17,5 14,5 17,3 16 21,5 19 9. Abstand des 0. inf. vom 1. Backenzahn .... — 23,6 — 25 19,8 28,5 28 10. Stirnabstufung .... — — — — — — — 11. Höhe der Schnauze an den Nasenbeinen .... 36 40 44,4 44,3 44,5 46? 49,3 12. Höhe am For. infraorb. . 40,5 50 52,5 48,5 54 57,8? 58,3 13. „ „ Proc. postorb. . 67,4 70 82,8 72,3 72,7 84,5 82,4 14. Höchster Punkt über dem Keilbein 67 80 81 77,9 72 81,7 15. Jochbogenbreite .... 129,3 142,6 153? 150,5 142,4 — 1.58,5 16. Grösste Breite der Schädel- kapsel 88,7 96,8 96,2 95? 96,4 — 102,8 17. Breite an d. Proc. postorb. 67,3 71,4 81 76,3 79,8 89,2 81,7 Zahnmafse 1776 1775 1774 1752 1753 1772 1 1765 Oberkiefer: Breite 13 13,5 16,6 15,8 17 15,3 15,5 8,7 10 11 11 11,8 10,5 12,2 I.BW.n."".f Breite 20,2 21,8 23,5 23 25 22,6 23,2 14,3 15 16 16 17,9 1.5,4 15,8 2 Länge • " Breite 30,9 30,3 36,5 38 35 35 33,8 16,2 15,8 18 19 17,7 18 17,8 p Längsdurchm.and. Alv. ■ Höhe, seitl. in d. Mitte 17,5 18 20 — 21 20,6 22,5 30 33 35 — 37 35 93 Unterkiefer: — -S : ; : : : — 10,7 — 12,2 12,3 12,5 — — 6,5 — 7 7,9 6,9 — -B^S ; : : ; ; — 23 — 24 26,3 23 — — 10,7 — 10,7 12,5 11 — Breite — 23 — 24 26,2 23,8 — — 13 — 14 15,5 15 — 2 I^änge ■ " Breite — 17,5 — 19 20,8 19,3 — 13,3 — 14 15,3 14 — ,, Längsdurchra. an d.ÄIv. Höhe, seitl. in d. Mitte — 17,5 — 19 25 21,5 — — 30 - 3 2,5 £ i7 34,4 1 — 266 Dr. Ernst Schaff: «5 Ift t_ s 1 1 1 ?3Sg^^ CO K S Ol ^ S g§ (M in s 1 S' g| igäS g5 g^ oö 2=^ s 00 ^2 -g i !M in CO ■* U5 ?' 1 f,^ s s ^ i ^ s^^ s s b^ S^ §^ ^ 00 iC CO 00 CO n >n in CO 00 (M m SS 1 s S- S 2 S CO (N s- s s ^S i S i i 2 i S S' 2 S ^ s i^ ^ s g §^' t- M i ggs'- SJ S c^' ^ ^ -2 SS O -« =°: °° 1- g s JT s ggfi ^ 1 S5S s 2 1 g 1 SS 1 =° ^ s Sd *2 g$ CO 00 CO |i ? sg-i s 1 1 1 1 s 1 Ss CO CO UO ^ i s 1 1 1 ^' s ^ ^-0= o6 s § i= ^:§ (D g i 1 i § i o g S g,^ s g § 1 1 1 1 CO 1 1^ Si S 55 "i g ^ i 2 ggi ■n CQ i CO 'l«' lO ':D r-" oo' ei o d S 2 2 2 S Ueber den Schädel von Ursus arctos L. 267 ^ i c- 1^1 1 '-m 1 2 S! «^ ^ S cv. =" to bij S S d3 2 ^ 1 ^ ^ ;:! g; y 2' i 3 ^ §3 2 s? ^ CD S CD S' 1 1 1 1 3 S s 2 - g t- C-. s ^ ä d ^ S' g 2 i J2 "= 55 2 g? 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Dass das gefundene Verhältnis aber auch im wesentlichen durch die chemischen Bestandtheile des Feldspats hervorgerufen wird, dafür zeugt der Umstand, dass die Plagioklase den Hauptgesteinsgemengteil ausmachen. ^) Anmerkung. Unter anderem hat Simioth auf den Azoren auch Litlio- phyllum cristatum Menegh,, eine weisse Kalkalge von maeandrinenartigem Aus- sehen gefunden. 284 Georg John: complex darstellt. Den Typus der oberen weitmaschigen Schicht sehen wir bei B, den Typns der unteren engmaschigen Zellenlage in den radiären Zellenreihen von D.^) Verfolgen wir jetzt in unserer Figur I den Kontakt zwischen Alge und Gestein , so markiert uns die mehrfach erwähnte Linie ah c de denselben sehr deutHch. Bei a tritt die zerrissenzellige Grenzschicht der Alge an die Längskante eines Plagioklases heran. Bis h sieht man mehrere andere Plagioklaskrystalle , welche an der Gesteins- grenze scharf abschneiden; nirgends sieht man aber die Grenzschicht eines Krystalls uneben oder zerrissen. Von h bis c bilden haupt- sächlich Eisenglanzkryställchen den Kontakt, aber immer eine deut- liche Grenze markierend. Bei c zieht der grosse Augitkrystall eine scharfe Grenze. Von c bis d verläuft der Kontakt wie von h bis c, und die letzte Strecke d e ähnelt wieder der ersten. Die Alge dringt nicht nur in die grossen Risse des Gesteins wie bei h c d ein , son- dern schmiegt sich auch der kleinsten Unebenheit eng an, ohne dass man weder im gewöhnlichen noch im polarisierten Lichte eine Ver- änderung der Grenzschichten durch die Alge wahrnehmen könnte. Besonders schön zeigen dies die Plagioklaskrystalle, welche an ihrem äusseren, die Alge berührenden Enden so lebhaft polarisieren wie an ihrem inneren Ende. Die von der Alge berührte Gesteinsschicht zeigt sich demnach in jeder Weise dem übrigen Gestein gleich beschaffen, so dass eine chemische Einwirkung der Alge anf das (restein nicht statt- gefunden haben kann. — Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass der in den Algenzellen ausgeschiedene Kalk die Alge im polarisierten Lichte buntfarbig erscheinen lässt, ein LTmstand, der für die folgenden Untersuchungen des Verfassers von Wichtigkeit geworden ist. Betrachten wir Figur II unserer Tafel, so stellt sich uns wiederum der Kontakt der Alge mit dem Gestein dar. Die Alge ist nur in ihrer unteren engmaschigen Läge D^) gezeichnet; die obere weit- ') Anmerkung. Die verschiedenen Zellformen lassen sich auf dreierlei Ursachen zurückführen. Beim ersten Wachstum legt sich die Alge dem Ge- stein dicht an, sich allen Unebenheiten desselben anpassend, wie uns dies Fig. I bei bcd zeigt. Dadurch müssen notwendig die darüberliegenden Zellschichten im Wachstum beeinträchtigt werden, und es entstehen vom Typus abweichende Zellformen. Zweitens können im Gestein Risse und Sprünge entstanden sein (wofür wieder Figur I bei bcd ein Beispiel hat), und dadurch müssen dann auch Spannungen im Zellgewebe der ehemals noch recenten Alge im Gefolge gewesen sein. Drittens aber, und dies trifft in unserem Falle wahrscheinlich das Richtige, sind die im Durchschnitt sich verschieden darstellenden Zell- formen dadurch entstanden, dass beim Schleifen der Schnitt bald senkrecht, bald unter einem Winkel zur Oberfläche der Alge geführt worden ist, ein Uebel- stand, der durch die verschiedenartig gekrümmte Oberfläche der Alge hervor- gerufen wird. ") Anmerkung. Die Lage D zeigt hier eine den Unebenheiten des Gesteins entsprechende Verzerrung. Ueber bohrende Seeigel. 285 maschige Schicht ist weggelassen. Das Gestein zeigt die bereits be- schriebenen Gemengteile. Ausser den Zellformen von D bemerken wir eine von E bis F sich erstreckende und zwischen die Zellen- lage D und das Gestein sich einschiebende wurmförmig gekrümmte Kontaktschicht E F, welche zufolge ihrer zelligen Struktur zur Alge gehört. Die Zellen sind allerdings vielfach nicht mehr deutlich, wie dies die Figur auch demonstriert. Betrachtet man diese Kontakt- schicht im polarisierten Lichte, so bleibt sie dunkel, während die darüber befindliche Algenlage und das Gestein lebhaft polarisieren. Wir haben es also hier mit einer dritten Algenschicht zu thun, die frei von Kalk ist, da ihr die Doppelbrechung des Lichts abgeht. Auch dieser Umstand soll den weiteren Untersuchungen zu nutze kommen. Das Tierleben auf und unter diesen näher beschriebenen die Gezeitenzone bildenden Lavafelsen von Ponta delgada ist ein sehr reiches. In Felsspalten prangt unter dem Gestein die orangerote Actinia equina neben bunten Seesternen. Auf den Kalkalgen bilden Sertularien und Bryozoen mehr oder weniger ausgedehnte Rasen. Letztere überziehen häufig Muschelschalen und Schneckenhäuser, be- sonders Patellen. Von den Gasteropoden sind es ausser Patella ganze Massen von Litorinen, Purpurschnecken, Haliotis etc., welche diese Zone zum Aufenthalt gewählt haben. Die Gephyreen sind unter anderen durch Phascolosoma, die Anneliden durch scharenweise auf- tretende Serpein und viele freilebende vertreten. Die Serpein schmiegen sich dem Gestein derart an, dass sie von den alles bedeckenden Kalk- algen meist vollständig inkrustiert werden. Letztere werden zuweilen von den in grossen Mengen dicht nebeneinander auftretenden Balanen verdrängt, welche dem Gestein ein pockennarbiges Ansehen geben; von dem reichen Heere frei sich tummelnder Kruster ganz abzusehen. In den ruhigeren, tieferen sandigen Stellen halten sich die Spatangen, auf den zerklüfteten Felsen der Gezeitenzone aber vornehmlich reguläre Seeigel auf. Die Seeigel, welche dem Verfasser zur Untersuchung vorlagen, waren Arbacia pustulosa (Gray), Strongylocentrotus lividus (Brandt) [syn. Echinus Kvidus (Lam.)] und Sphaerechinus granularis (Ag.) [syn. Echinus brevispinosus (Lam.)]i) Die regulären Seeigel wohnen, soweit von Simroth beobachtet werden konnte, ohne Aus- nahme in Steinhöhlen von ungefähr halbkugehger Form; dabei be- finden sich die Höhlen so dicht nebeneinander, dass die Füsse der Badenden häufig von den Stacheln der Seeigel verletzt werden. Jede Höhle ist der Grösse des Tieres genau angepasst. Mit den Stacheln berühren die Tiere die Unebenheiten der Höhle derart, dass sie von der Flut nicht herausgeschlagen werden können. Nur mit Mühe kann man sie aus ihren Löchern entfernen. Die kleinsten Höhlen haben die Grösse einer Hasselnuss, die grössten erreichen einen ') Aiimerknng. Von den letzteren beiden Arten bat bereits H. Drouet Exemplare anf den Azoren gefunden. 286 Georg Jolni: Durclimesser von 10 cm. Die Tiefe der Löcher entspricht der Höhe der Tiere; meist übertrifft sie dieselbe noch. Die Innenseite der Löcher ist bald nneben, bald durch die Likrustationen der Kalkalgen geglättet. Zuweilen sieht man auf dem Boden der Höhlen kleine Löcher, welche die Unebenheiten der Höhle noch erhöhen und selbst den Kalküberzug durchdringen. In solchen Höhlen liegen die See- igel meist regungslos da. Bei allen ihren Wohnlöchern entnommenen Tieren zeigten sich die Stacheln der Mundseite platt an den Körper angedrückt. Zuweilen sind die Löcher durch Patellenschalen zu- gedeckt. Will man eine solche Schale entfernen, so bemerkt man, dass die Seeigel sich mit ihren Saugfüsschen daran geheftet haben und, wie es scheint, dieselbe nicht loslassen wollen. Sie suchen sich also nach den Beobachtungen des Sammelnden noch eine zweite Deckung gegen das bewegte Meer. An einem quarz- und giimmerreichen grobkörnigen Granithand- stück aus der Bretagne, demselben Material, welches Cailliaud vor- lag, konnte Verfasser ganz Analoges wie an den azorischen Laven beobachten. Die bereits vertrockneten Seeigel sitzen zum Teil noch ganz fest mit ihren Stacheln in den Höhlungen. Da, wo die Tiere aus den Löchern entfernt worden sind, sieht man eine durchweg unebene halbkugelförmige Höhlung, deren Fläche von einzelnen warzenförmigen Quarzkörnern besetzt ist. Das Gestein zeigt sich vollständig zersetzt, und die Höhlen enthalten lose daliegende Par- tikelchen der Gesteinsgemengteile. Das ganze Gestein ist von einer Kalkalge ') bedeckt, welche nur in den Höhlungen selbst fehlt. Die makroskopische Beschreibung dieses Granits stimmt also mit der von Cailliaud gegebenen Beschreibung der von Seeigeln bewohnten bre- tonischen Granite überein. Figur III unserer Tafel demonstriert einen senkrechten Durch- schnitt durch den Granit und die denselben bedeckende Alge. Der Granit zeigt schon makroskopisch ein grobkörniges Aggregat von Quarz, Orthoklas, Magnesiaglimmer und Kaliglimmer. Das Mikroskop bestätigt diese Analyse. Der Quarz stellt sich (in unserer Figur z. B. RR') als eine wasserklare hie und da von Sprüngen durch- zogene, mit Flüssigkeitseinschlüssen versehene Masse dar, welche im gewöhnlichen Lichte stark glänzt, bei gekreuzten Nikols aber lebhaft chromatisch polarisiert. Die mit parallelen Rissen versehenen Feld- spate {a, b, <\ d, e u. s. w. der Figur III kennzeichnen sich durch ihre trübe, gelblichbraune Färbung als Orthoklase. Der Kaliglimmer (die Figur zeigt keinen solchen) ist viel seltener als der dunkle Magnesia- glimmer, von dem man in der dreieckigen Gestalt u-i/t/' ein Beispiel ') Anmerkung-. Die von F. Hauck untersuchte Alge wird von diesem ebenfalls für Litliothamnion polymorphum gehalten Ueber bohrende Seeigel. 287 sieht. Er ist durch seine gelhhchbraune Färbung und zuweilen lamellare Zusammensetzung charakterisiert. Die übrigen das Ge- steinsbikl ausfüllenden nicht speciell genannten Gemengteile sind Quarzpartikelchen. Accessorische Gemengteile wurden in den unter- suchten SchHften nicht beobachtet. Die das Gestein überziehende Alge zeigt nur zwei Schichten. Die obere aus rechteckigen parallelreihig gestellten Zellen bestehende Lage sehen wir zwischen den Buchstaben U und U' und oberhalb der Linie m n o. Unterhalb dieser Linie und oberhalb der Grenz- linie tf V w a- y z bemerkt man eine feinzeUigere Algenschicht , deren Zellindividuen aber weniger deutlich ausgeprägte Formen haben als die Zellen der oberen Lage. Beide unterscheiden sich ausserdem durch ein verschieden starkes Polarisationsvermögen. Der obere Zell- complex polarisiert lebhafter als der untere. Man sieht dies beim raschen Drehen des oberen Nikols besonders deutlich. Der durch das rasche Drehen hervorgerufene Farbenkontrast ist bei der oberen Lage viel stärker als bei der unteren feinzelligen Kontaktschicht. Daraus folgt, dass die Kontaktschicht weniger kohlensauren Kalk enthält als die obere Zellenlage. Diese Erwägung steht in Einklang mit der oben bei Lithothamnion gefundenen Thatsache, dass die unterste Schicht nicht polarisiert, also kalkfrei ist. Verfolgen wir auch in dieser Figur den Kontakt der Alge mit dem Gestein und zwar in der schon erwähnten Linie u o iv .t y z : Von V bis ,f bildet die Kontur einer Quarzplatte die Grenze. Ueberall schmiegt sich die Alge dem Gestein eng an, doch vermag man weder im gewöhnlichen noch im polarisierten Lichte irgend eine Veränderung der Krystallkonturen nachzuweisen, welche durch die Alge hervor- gerufen sein könnte. Von .r bis y bildet das genannte Magnesia- glimmerblättchen die Grenze, und von y bis ^ legen sich die Zellen der Pflanze dicht an die Konturen eines Orthoklases an. Auch hier ist die Färbung der Kontaktzone genau so lebhaft wie in der Mitte des Krystalls, ein chemischer Einfluss der Alge auf die Ge- steinsgemengteile also ausgeschlossen. So finden wir den oben be- gründeten Satz, dass die Kalkalgen dem Gesteine nur mechanisch aufgelagert sind, von neuem und an anderem Material bestätigt. 111. AVie und warum bohren die Seeig'el? Um die Fragen, wie und warvm. die Seeigel bohren, beantworten zu können, sollen im Folgenden die in Abschnitt I angeführten An- sichten der verschiedenen Beobachter kurz reproduziert und kritisch behandelt werden. Daran mögen sich weitere eigene Untersuchungen und schliesslich Reflexionen anreihen, die zum Teil auf den in Ab- schnitt II behandelten Untersuchungen und Beobachtungen fussen. — Fragen wir uns zuerst: Wie bohren die Seeigel? 288 Georg John: Cailliaud war anfangs der Meinung, dass die Seeigel den von ihnen bewohnten Kalk auf chemische Weise angreifen, doch führte ihn der Umstand, dass viele Mollusken, welche eine ätzende Flüssigkeit absondern und doch nicht Gesteine anbohren, zu der Ansicht einer mechanischen Entstehung dieser Vertiefungen. Auch wäre die chemische Einwirkung einer solchen Flüssigkeit auf das Gestein nicht möglich, da sonst die die Felsen bedeckenden Kalkalgen und die Schale des Echinus selbst von derselben angegriifen werden müssten. ') CaiUiaud macht femer darauf aufmerksam, dass bei Absonderung einer Säure der die Zähne des Echinus bedeckende Schmelz verletzt werden würde. Durch chemische Einwirkung einer Säure würde der Kalk, wie schon oben bemerkt, ein Aveniger unebenes Aussehen erhalten, die Höhlen im Kalkgestein zeigen indes eine vollständig rauhe Be- schaffenheit. 2) Die Tiere bohren ausser in Kalk auch in Sandstein, Granit, Gneiss und Lava. Eine chemische Einwirkung durch eine abgesonderte Säure auf derartiges Material ist aber nicht denkbar, da die abgesonderte Flüssigkeit vom Meerwasser derart verdünnt werden würde, dass eine chemische Wirkung auf Kieselsäurever- bindungen ausgeschlossen ist. Zudem hat noch niemand eine der- artige Flüssigkeit bei den Seeigeln nachgewiesen. W^ahrscheinlicher ist schon die von Trevelyan^) und später von Deshayes'^) ausgesprochene Ansicht, dass die Seeigel sich natürliche Höhlungen im Gesteine suchen. Ersterer begründet seine Ansicht nicht näher. Da er selbst tiefe und innen geglättete Löcher ge- funden hat, so glaubt er, dass die Seeigel ihre instinktiv gefundenen Löcher vertiefen und glätten. Damit schreibt er den Tieren also doch eine aktive Beteiligung an dem Entstehen der Höhlungen zu. Auch Deshayes bestreitet, dass die von den Seeigeln bewohnten Löcher die Produkte ihrer eigenen Thätigkeit seien. Er begründet seine Ansicht durch folgende schon oben erwähnte vier Punkte. Erstens, führt er aus, haben die Individuen derselben Art im Mittel- meer nicht dieselbe Fähigkeit wie im Ozean, Dagegen haben Cailliaud und später Marcel de Serres schon den Einwurf erhoben, dass das Fehlen von Ebbe und Flut im Mittelmeer die Seeigel nicht zum Bohren nötigt. Wenn sie eines Schutzes bedürfen, suchen sie sich natürliche Höhlen auf. Indes hat Arthur Eloffe (und, wie Marcel de Serres 5) schreibt, auch Cailliaud) im Mittelmeere, am Leuchtturme ■) P. Caüliaiid. Observations et nouv. faits sur les Mollusques perforants en general. 1864. — Coiupt. rend. de l'Ac. d. Sc. d. P. Zool. t. 39. p. 34 — 36. — E. Robert. Action perforaute d une espece de rEchinoderme. ibid. p. 630. 2) F. Calliaud. Compt. reud. d. l'Ac. d. P. Zool. t. 8. 1856. ^) W. C. Trevelyan. Suppo.sed boring powers of the Echinus lividus. 1849. :— Edinb. new phiIo.s. Joiirn. t. 46. p. 486—87, •») M. Deshayes (Forts, von M. Ch. Lory : Observ. sur les Oursius perforant le granite ser les cötes de la Bretagne). — Bull. Soc. geol. de Fr. p. 43—46. 1856 vom 5. 11. 1855. 5) Marcel de Serres in Bullet. Soc. göol. d. F. t. 14. p. 518 — 24. 1855. lieber bohrende Seeigel. 289 von Planier, Seeigel in ihren Löchern gefunden. (Siehe unten). Zweitens müssten nach Deshayes die Tiere, wenn sie einmal von der Natur zum Bohren bestimmt seien, das immer und überall thun. Dass sie nicht überall zu bohren brauchen, ist oben schon erörtert worden. Dass sie nicht immer bohren, richtet sich ebenfalls nach den Lebensverhältnissen der Tiere. Auch Pholaden bohren nicht immer. Petricola ochroleuca^) und die meisten Arten derselben Gattung sind ebenfalls bohrende Tiere. Doch wenn sie die salzigen Seeen der Mittelmeerufer bewohnen, begnügen sie sich damit, in den Schlamm einzudringen, ohne sich in die Felsen einzugraben. Drittens sucht Deshayes seine Ansicht mit der Behauptung zu begründen, dass die Seeigel keine zum Bohren des Gesteins geeigneten Apparate besässen. Diese Behauptung wird durch die in Abschnitt I berichteten Versuche und Beobachtungen Cailliauds widerlegt. Viertens müssten, schreibt Deshayes, die Inkrustationen der Kalkalgen von den boh- renden Tieren verletzt werden; diese seien aber intakt. Letzteres hat sich bei den azorischen Handstücken nicht gezeigt. Hier sind die inkrustierten Löcher an verschiedenen Stellen unterbrochen. Das oben beschriebene Handstück aus der Bretagne zeigt ebenfalls Löcher, welche die Likrustationen nicht besitzen. Diese bedecken zumeist nur den Rand der Höhlungen. Cailliaud macht darauf aufmerksam, dass nach seinen Beobachtungen die Seeigel ihre Löcher zuweilen verlassen. Ein leeres Loch kann also von demselben oder von einem anderen Echinus bezogen werden, ohne dass dieser genötigt wird, die inzwischen gewachsene Alge zu verletzen. Eine weitere Ansicht, dass nämlich der Seeigel seine Löcher mit den beweglichen Stacheln bohre, wird von Robert-) vertreten. Den Grund für diese Ansicht findet Robert in den stark abgenutzten seitlichen und unteren Stacheln der Tiere. Möbius^) erklärt die von Seeigeln bewohnten Löcher im Riffkalk ebenfalls als durch die be- wegten Stacheln der Tiere entstanden. Die dreikantigen gezähnelten Stacheln der von ihm beobachteten Heterocentrotus trigonarius und Heterocentrotus mammillatus scheinen ihm besonders dazu geeignet zu sein. Die von den Azoren stammenden Strongylocentrotus lividus, Sphaerechinus brevispinosus und Arbacia pustulosa zeigten gleichfalls die unteren und seitlichen Stacheln abgestumpft. Es ist entschieden richtig, dass die Stacheln beim Bohren beteiligt sind. Damit steht aber die zuerst von Cailliaud aufgestellte und unten näher zu erörternde Behauptung, dass der Kauapparat unsere Stachelhäuter fast ausschliesslich zum Bohren ') Marcel de Sorres. Sur l'action perforante de l'Echinus lividus. — Oompt. rend. de l'Ac. d. Sc. d. P. t. 43 p. 405—6. 1856. ^) E. Robert. Action perforante d'iuie espece d'Echinoderme. Compt. rend. de l'Ac. d. Sc. d. P. t. 39 p. 639. 1854. ') K. Möbius. Beiträge zui" Meeresfauna der Insel Mauritius u. s. w. 1880. p. 49. Ai-ch. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 3. 19 290 Georg Joliu: befähigt, nicht in Widerspruch. Denn wenn sich ein Echinus mit seinen Zähnen eine Höhkmg gräbt, müssen naturgemäss die Stacheln dabei verletzt werden. Trevelyan^) hat vollständig geglättete Löcher vorgefunden. Die Glättung kann nur dadurch entstanden sein, dass das Tier seine Stacheln in die Unebenheiten der bereits vorhandenen Höhlung eingesetzt und beim Bearbeiten des Gesteins eine rotierende Bewegung ausgeführt hat. Bei der Bewegung selbst heften sich die Saugfüsschen jedenfalls an die Unterlage an, und die Stacheln greifen übereinander weg, den Körper in eine rotierende Bewegung versetzend. Dabei wird das Gestein durch die Stachel- spitzen allmählig geglättet, die Stacheln aber selbst abgenutzt. Dass ein solcher Vorgang wohl möglich ist, lehrt die Beobachtung, dass die Echinoideen sich auf ihren Stacheln wie auf Stelzen fortbewegen. Eine rotierende Bewegung der Seeigel ist zwar beim Bearbeiten ihrer Wohnstätten noch nicht beobachtet worden, doch glaubt Ver- fasser durch folgendes kleine Experiment für seine Ansicht eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu haben. Er bearbeitete mit den konisch zu- sammengelegten Zähnen einer aristotelischen Laterne eine azorische Lava derart, dass er durch Aufstossen auf das Gestein eine Vertiefung erzeugen wollte. Das Gestein gab jedoch nur wenig nach, und nach etwa 10 Minuten langer Arbeit war nur ein kleines IV2 mm tiefes Loch erzeugt worden, eine Beobachtung, die durch die verschieden- grosse Härte der Lava (4,5) und des Kalkes (3) ihre Erklärung findet. Als aber der Kieferapparat mit den konisch zusammen- gelegten Zähnen in rotierender Bewegung auf die Lava aufgesetzt wurde, da entstand in wenigen Augenblicken ein 3 mm tiefes Loch. Das Experiment wäre noch weiter ausgeführt worden, wenn nicht die Zähne und zugleich die dieselben umgebenden Bandambulacren dadurch abgenutzt worden wären. Wenn der Echinus die Arbeit wie beschrieben ausführt, dann geht das natürhch ganz langsam vor sich, und die abgenutzten Zähne haben Zeit, nachzuwachsen. Oben ist gesagt worden, dass man bei den in Löchern lebenden Seeigeln keine Bewegung beobachtet habe. Das ist kein Widerspruch zu dem eben Gesagten, denn wir müssen annehmen, dass die rotierende Be- wegung äusserst langsam und in langen Zv^dschenräumen vor sich geht. Den Hauptanteil an der Erzeugung der Steinhöhlen hat aber, wie besonders durch Cailliaud erwiesen und oben näher ausgeführt ist, der Kauapparat. Derselbe wird von kräftigen Muskeln bewegt und vermag daher lange in Bewegung erhalten zu werden. Er besitzt Zähne, die meiselartig auf das Gestein wirken und, wenn abgenutzt, wieder erneuert werden. Die Zähne sind härter als die übrigen Skelettteile des Tieres. Den gleichharten Kalk bearbeiten die Zähne sehr langsam, weil dieser eine weniger rauhe Oberfläche darbietet. Sandstein, Gneiss und Granit bearbeiten sie leichter, da bei diesen ') W. C. Trevelyan. Supposed boring powers of the Echinus lividus. Edinb. new. philos. Journ. t. 46 p. 386—87. 1849. Ueber bohrende Seeigel. 291 Gesteinen eine rauhere Oberfläche mehr Angiiffspunkte aufweist. Die Laven endlich ermöglichen das Eingreifen der Zähne durch ihre Porosität. Alle diese Gesteine werden aber vom Meere bespült, und zwar in der Gezeitenzone, wo sie bald feucht bald trocken sind. Durch Einwirkung der Atmosphärilien und des Meerwassers tritt verhältnismässig rasch eine Zersetzung der Gesteinsoberflächen ein. Der Seeigel hat demnach zunächst nur das bröcklig gewordene Ge- stein zu bearbeiten. Härterem Gestein weiss das Tier mit den kegel- förmig zusammengelegten Zähnen zu begegnen, mit denen es wie mit einer scharfen Spitzhacke arbeitet. Der Bau des Kauapparates und die Beschafienheit der Gesteine begründen demnach die Cailliaudsche Ansicht. Das alles aber wird noch durch thatsächliche Beobachtungen bestätigt. CaiUiaud und Hesse haben den Echinus wirklich arbeiten sehen, und Cailliauds Versuchsbassins ergaben, dass die Seeigel, wenn auch wenig, so doch thatsächlich gebohrt haben. Zudem kann der Umstand, dass viele der von Seeigeln bewohnten Gesteinshöhlen unten weit und oben eng gefunden werden, nur dadurch seine Erklärung finden, dass die Tiere in der Jugend zu bohren angefangen und die Höhlen entsprechend ihrem Wachstum erweitert haben. — Bei allen von den Azoren stammenden Seeigeln zeigen sich die Stacheln der Mundseite ganz klein und flach gedrückt. Der Körper der Tiere kann aber bequem auf den Stacheln ruhen, ohne sie wesentHch nieder- zudrücken. Es erklärt sich die Kleinheit und das flache Anliegen der oralen Stacheln nur durch kräftiges Andrücken an die Unterlage, um den Kauapparat ungehindert auf dieselbe wirken lassen zu können. Verfasser hat an anderen in Alkohol präparierten nicht bohrenden Exemplaren von Echinen derselben Gattung und Art die Beschaftenheit und Lage der Stacheln vergleichsweise untersucht und gefunden, dass die Stacheln dieser Tiere nur selten abgenutzt und nur ausnahms- weise an die Mundseite angedrückt waren. Bei den meisten der- artigen Exemplaren ragten sogar die Stacheln gleichsam einen Kranz um den Mund bildend weit hervor. Vertrocknete Exemplare zeigten allerdings öfters plattgedrückte Stacheln auf der Unterseite. Das ist indes leicht erklärlich. Bei den trocknen Exemplaren wirkt das Gewicht der Korona auf die unterseitigen Stacheln und drückt sie nieder. Bei den in Alkohol präparierten Exemplaren aber hält der Organismus noch fest zusammen. Auch wird bei solchen Exemplaren nicht wie bei vertrockneten Tieren ein einseitiger Druck auf die unteren Stacheln ausgeübt. Einen präcisen Beweis dafür, dass es der Kauapparat ist, welcher es in erster Linie den Tieren ermöglicht, ihre Wohnungen zu er- zeugen, geben die Untersuchungen des Verfassers über den Magen- inhalt der Seeigel, die von Simroth meist eigenhändig ihren Wohn- höhlen entnommen worden sind. Der Darm der Tiere wurde so präpariert, dass er von der oralen bis zur analen Oeö"nung intakt blieb. Beim Aufschneiden des Darmes an der Mundseite bemerkte Verfasser zunächst Gesteinspartikelchen, die auf den ersten Blick als 19* 292 Georg John: der Lava angebörig erkannt wurden, ferner eine grosse Menge hell- gelber Körpereben, welche ei- bis kugelrund waren und höchstens die Grösse eines Stecknadelkopfes erreichten. Sowohl die Gesteins- restchen als die erwähnten gelblichen Körner wurden gleichzeitig im mittleren und analen Teile des Darmes gefunden, und zwar bald mehr von diesen, bald mehr von jenen. Die Gesteinspartikelchen wurden zerdrückt, in Kanadabalsam eingebettet und wie Gesteins- dünnschliffe behandelt. Das Mikroskop bestätigte ihren Charakter als Lava. Die im vorigen Abschnitt genau geschilderten Plagioklase zeigten sich wieder in ihrer Stabform und in ihrem blaugrauen Lichte bei gekreuzten Nikols. Daneben sah man die dunklen ferritischen Massen. So gewährten diese Lavarestchen ein Bild,, welches wir in grösserem Massstabe bereits in Abschnitt II genauer kennen gelernt haben. In den massenhaft vorhandenen gelblichen Körnern ver- mutete Verfasser Reste der die Lava bedeckenden Kalkalge. Das bestätigte sich auch. Zunächst wurden die vermutlichen Algenreste auf ihren Gehalt an kohlensaurem Kalk geprüft. Allen Teilen des Darmes wurden die fraglichen Körnchen entnommen und getrennt untersucht. Beim Behandeln mit Salzsäure lösten sich die Körnchen unter lebhafter Kohlensäureentwicklung auf. Die neutralisierte Lösung ergab dann mit Oxalsäure den bekannten weissen Niederschlag, Der Gehalt an kohlensaurem Kalk war damit konstatiert. Ferner wurden verschiedene der erwähnten gelben Partikelchen vorsichtig platt ge- drückt, ebenfalls in Kanadabalsam eingebettet und mikroskopisch untersucht. Hierbei zeigte sich nun die zellige Struktur ^j unseres Materials, welche wahrscheinlich durch den Kalkgehalt besonders gut erhalten wird. (Es giebt indes genug niedere Tiere, z. B. pflanzen- fressende Landschnecken, welche im analen Teile ihres Darmes deutlich pflanzliche Zellenreste erkennen lassen, die nicht durch Kalk kon- serviert werden.) Die Form der aus den Magen der Seeigel stammen- den Algenzellen ist eine verschiedene. Im wesentlichen konnte man weit- und engmaschige Formen unterscheiden. Die weitmaschigen Zellen entsprechen den bei AA' in Figur I unserer Tafel abgebildeten Zellen, die engmaschigen ähneln dem in der Figur zwischen C und D eingeschobenen feinmaschigen Zellencomplex. In Folge ihres Kalk- gehaltes polarisieren beide Zellformen bei gekreuzten Nikols. Gleich- zeitig fand Verfasser aus dem Magen desselben Tieres stammende Algenreste, welche ihrer Struktur nach den die Kontaktschicht EF ') Anmerkung. Eine Verwechselung mit animalischen Gebilden ist voll- ständig ausgeschlossen, einmal durch den ganzen Habitus der Zellen, zweitens durch das Polarisationsvermügen derselben bei gekreuzten Nikols, ein Umstand, der von dem Gehalt an kohlensaurem Kalk abhängt. Animalisches Gewebe könnte nur- beim Präparieren des Darmes von den Darmwändeu des Echinus selbst losgerissen worden sein, denn animalische Nahrung winde mindestens im analen Teile des Darmes vollständig zersetzt und resorbiert sein. Ein Verletzen der Darmwände kann aber gar nicht stattgefunden haben, da die fraglichen Algenreste frei im Darme der Tiere lagen. lieber bohrende Seeigel. 293 bildenden Zellen entsprechen und wie diese die Grenzzone bildenden Zellen bei gekreuzten Nikols dunkel blieben, also ebenfalls keinen kohlensauren Kalk enthalten können (Fig. II). Wiederholte Unter- suchungen ergaben genau dieselben Resultate. Unter den Algen- resten, die je einem Darm der azorischen Seeigel entnommen waren, zeigten sich also alle drei Schichten der Alge wieder: Aveitmaschige und engmaschige Zellenaggregate, welche polarisierten, und pflanz- liche zelHge Reste, die in Folge Kalkmangels bei gekreuzten Nikols dunkel blieben. Ueberlegt man, dass sowohl Gesteinsreste als alle drei Zellen- schichten der Alge in demselben Magen sich befinden, so ist man zu dem Schluss berechtigt, dass in Anbetracht der oben erwähnten Beschaffenheit des Kauapparates die Tiere mittelst der Zähne ihre Höhlungen erzeugen. Sie fressen sich eben von oben durch die Alge nach dem Gestein zu durch. Der Einwand, diese Gesteins- und Zellenreste könnten zufällig durch irgend welche andere Umstände in der schon vorhandenen Höhlung losgebröckelt und dann von den Tieren gefressen worden sein, würde sich nicht halten lassen, denn die Seeigel sitzen zum gi'össten Teile ganz fest in ihrer Höhle von Jugend auf. Welche anderen Instrumente als die Zähne könnten also diese Arbeit leisten, da die Stacheln nur untergeordnete Bewegungen ausführen können? Die letzteren sind, wie oben gezeigt, eben nur sekundär bei der Arbeit beteiligt. Im angenommenen Falle würde das bewegte Meer die losgebröckelten Teilchen baldigst entfernen. Sitzt aber der Seeigel in der Höhle fest, so kann auch das Meerwasser diese Teilchen nicht fortführen, und wir finden sie in den Löchern als Spuren der eigenen Thätigkeit des Echinus. Nach allem, was bisher über das Bohren unserer Stachelhäuter beobachtet worden ist, kann man sich den Vorgang des Bohrens etwa folgendermafsen vorstellen. Der junge Seeigel, welcher von der Bran- dung herumgeworfen wird, sucht eine natürliche Höhlung, eine Fels- spalte oder dergleichen zu gewinnen, um einen Schutz gegen das bewegte Meer zu haben. Diejenigen Tiere, welche dem Anstürmen des Meeres nicht widerstehen, werden aus ihrem Versteck heraus- geworfen und ihrem Schicksal überlassen; diejenigen aber, die ihren Zufluchtsort zu behaupten wissen, tragen im Kampfe ums Dasein den Sieg davon. Sie beissen sich mit ihren Zähnen fest, heften ihre Saug- füsschen an und stemmen die Stacheln in alle Vertiefungen der Unter- lage ein. Auf diese Weise arbeiten sie sich in das Gestein hinein, bis eine starke Welle sie A^ielleicht wieder einmal heraus^virft. Die begonnene Arbeit wird einem anderen Seeigel überlassen, der zu- fällig dahin gelangt. Hat das Tier sich so weit eingegraben, dass es von den Wellen nicht mehr herausgeworfen werden kann, so hört 294 Georg John: es, falls es aiisgeAvachsen ist, auf zu arbeiten. Bei der Arbeit werden die Stacheln in das Gestein eingestemmt; sie glätten, wie oben be- schrieben, durch drehende Bewegung des Tieres allmählig die Höhle. Ist das Gestein widerstandsfähig, so arbeitet der Seeigel mit allen fünf konisch vereinigten Zähnen. Bieten sich ihm grössere Gesteins- gemengteile dar, so bearbeitet er die Konturen derselben und lockert das Gestein auf diese Weise. Solche Teilchen, beim Granit meist Quarzkörnchen, tapezieren dann häufig die Höhle des Tieres aus. — Oft bedecken sich die Seeigel in dieser Lage, wie bereits oben er- wähnt, mit Muschelschalen oder Schneckengehäusen. Auf den Azoren fand Simroth die Seeigel oft von Patellenschalen zugedeckt, die sie mit ihren Saugfüsschen festhielten. Diese Erscheinung ist von Dohrn i) als eine Art Mimikry gedeutet worden. Dohrn hat nämHch beobachtet, dass die Seeigel unter der gewonnenen Decke sich unbemerkt an ihr Opfer heranbewegen und dasselbe dann leicht bewältigen. Wahr- scheinlich trifft in unserem Falle diese Erklärung nicht das Richtige, denn die meisten der in Steinhöhlen lebenden Seeigel verlassen ihre Wohnstätten nicht, können daher auch nicht auf tierische Nahrung Jagd machen. Es scheint die von Simroth beobachtete Eigentüm- lichkeit daher mehr ein Schutz für die Tiere selbst zu sein. An dieser Stelle mag die Thatsache Erwähnung finden, dass sich viele Herzigel in Sand eingraben, wie dies zum Beispiel am Am- phidetus cordatus von Robertson 2) beobachtet worden ist. Die Tiere leben im Meeressande in Löchern, die durch einen 15 bis 20 cm langen federkielstarken Kanal mit der Oberfläche des Sandes in Ver- bindung stehen. Durch den Kanal, welcher mit einer schleimigen Flüssigkeit ausgekleidet ist und zur Nahrungs- und Wasseraufnahme dient, sendet der Herzigel seine langen wurmähnlichen Saugfüsschen hinauf, welche kleine Sandpartikelchen und organische Teilchen mit in die Tiefe nehmen. Diese werden nach Robertson von den Rücken- stacheln des Tieres aufgenommen — vielleicht sind hierbei auch die Pedicellarien beteihgt — und der Mundöffnung zugeführt, in welche sie durch die dieselbe umgebenden Saugfüsschen gebracht werden. Den Darm der Tiere fand Robertson mit Sandkörnern und der- gleichen angefüllt, doch glaubt er, dass das aufgenommene Material wieder durch den Mund ausgebrochen wird, da er im analen Teile des Darmes dergleichen Sandpartikelchen niemals gefunden hat. Bei den den Azoren entstammenden regulären Seeigeln zeigten sich da- gegen, wie oben ausgeführt, auch im analen Teile des Darmes Ge- *) Dohrn erwähnt dies in der „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie". Bd. XXV. p. 471. ") Robertson. Notes on Amphidetus cordatus, Quarterly Journ. micr. sc. 1871. Vol XI. p. 25. Ueber bohieurte Seeigel. 295 Steins- und Algenreste. Das nur zur Vervollständigung über die Frage des Bohrens der Seeigel. Ein Vergleich mit den übrigen Echinoideen lässt sich nicht führen, da die Spatangoideen keinen Kauapparat besitzen. Augenscheinlich ist, dass die Tiere sich auf eine mechanische Weise in den Sand einbohren; dabei sind ihnen, aus den Beobachtvmgen Robertsons zu schliessen, jedenfalls die Stacheln und die Saugfüsschen behilflich, erstere, um die grösseren Sandteilchen radial zu entfernen, und letztere, um die kleineren zurückrollenden von dem Arbeitsfelde wegzuschaffen. Die Frage, loarum sich die Seeigel in Gesteine einbohren, ist schon von mehreren Autoren dahin beantwortet worden, dass sich unsere Sfadie/Jimtfer einen Schutz vor dem beicef/ten Meere suchen. Dieses Schutzbedürfnis erklärt auch den Umstand, dass sich die See- igel mit Muschelschalen, Tangen und dergleichen bedecken und die- selben gierig wiederzuerhaschen suchen, wenn man sie ihnen weg- nimmt. Gegen diese Erklärung könnte eine auf den ersten BHck als Widerspruch sich hinstellende Thatsache folgenden Einwand be- rechtigt erscheinen lassen. Im allgemeinen bohren (siehe oben) die das Mittelmeer bewohnenden Echinusarten nicht. Doch sind von Arthur Elofte (siehe Abschnitt 1 und V) auf der Insel Planier bei Marseille und von Milne-Edwards (siehe Abschnitt V) an der Küste von Algier Seeigel in ihren Löchern angetroffen worden. Marcel de Serres und Cailliaud haben das Nichtbohren der Tiere dem Fehlen von Ebbe und Flut im Mittelmeere zugeschrieben. Wie erklärt es sich aber, dass hier trotzdem bohrende Exemplare gefunden worden sind? Eine Deutung dieser Thatsache finden wir bei Betrachtung der fragUchen Küsten. Sowohl an der französischen Küste als an der Küste von Algier ist die höchste Tiefe unter 200 m. Das Mittel- meer ist dabei nicht völHg gezeitenlos, sondern hat in seinem west- Hchen Teile Vg m Flut. Eine derartige Flut kann bei den genannten seichten Küstenstellen eine Bewegung erzeugen, welche wohl geeignet ist, den Echinus umherzuwerfen und ihn zum P^inbohren zu nötigen, wenn er nicht von der Natur gebotene Verstecke findet. Die Be- wegung des Meeres wird an den fraglichen Stellen bei Sturm ziemlich bedeutend, besonders aber an der zerrissenen und khppenreichen Küste von Marseille, wo die durchschnittliche Meerestiefe nur 91 m beträgt. Hesse ^) führt für das Bohren der Echinoideen noch einen anderen schon oben erwähnten Grund an. Mit wenigen Ausnahmen werden die von Seeigeln bewohnten Gesteine von Kalkalgen bedeckt. Dieselben enthalten zum grössten Teile kohlensauren Kalk, wenig Kieselsäure Hesse. Annales d. sc. nat. Zool. t. VII. p. 251. 1867, 296 Georg John: und ungefähr 1 bis 1 V2 % stickstoffhaltige organische Substanzen. Hesse ist nun der Meinung, dass die Seeigel sich Löcher in die Ge- steine bohren, um den Kalk und die organischen Substanzen der Algen als Nahrung zu gewinnen, und er behauptet, dass die Tiefe der von den Seeigeln bewohnten Löcher von der Dicke der Kalk- ablagerung abhängt. Er hat, wie schon oben citiert, beobachtet, dass Echinus lividus (Lam.) und Echinus miliaris (Mill.) Austern- schalen anbohrten, die V2 % organische Substanzen enthalten. Daraus schliesst er, dass die Tiere die an die organischen Substanzen reicheren Kalkalgen um so mehr aufsuchen müssten. Letztere Auslegung ist sehr unwahrscheinlich, da den Tieren schon durch das Meer genügend organische Nahrung zugeführt wird und nicht anzunehmen ist, dass die Tiere bei einer Differenz von V2 % bis 1 Vo organischer Sub- stanz instinktiv eine Unterscheidung zwischen Algen und Muschel- schalen zu machen im stände sind. Ueberdies hat Hesse nur in einem Falle die beiden Echini Austernschalen anbohren sehen. Auch dass die Tiere, um ihr Kalkskelett zu erneuern, die Algen aufsuchen, ist nicht anzunehmen. Das Meer enthält soviel gelösten Kalk, dass dieser ihren Bedürfnissen entspricht. Wo sie sich aber durch den Kalk hindurch arbeiten müssen, wie zum Beispiel beim Bohren ihrer Löcher, da gelangt derselbe in den Magen und damit wahrscheinlich zum Teil auch in die das Kalkgerüst erzeugenden Körperteile. IV. W^elehe Beziehung* besteht zw^isehen den Kalkalgen und dem Bohren der Seeig-el? Der Verfasser ging, wie schon in der Einleitung berichtet, mit Simroth von der Ansicht aus, dass die Kalkalgen einen zersetzenden Einfluss auf das Gestein ausüben und so dasselbe unseren Stachel- häutern gleichsam präparieren. Im Laufe der Untersuchungen ist Verfasser aber zur gegenteiligen Ansicht gelangt, was in Abschnitt H zum Teil schon Erwähnung gefunden hat. Das Folgende soll die Frage näher ausführen. Da mit wenigen Ausnahmen die von bohrenden Seeigeln be- wohnten Gesteine mit Kalkalgen bedeckt sind, so ist es erklärhch, dass man zwischen beiden Thatsachen eine Beziehung hat finden wollen. Ausser Hesse, worüber eben diskutiert, hat auch P. Fischer^) die in Frage kommenden Kalkalgen in Beziehung zu den Gesteins- höhlen untersucht und gefunden, dass die Algen, welche sich in un- mittelbarer Nähe der Löcher befanden, ein glattes Aussehen und die- selbe Färbung besassen. Das Aussehen der entfernt von den Wohn- stätten der Seeigel abgelagerten Algen war dagegen ähnhch dem von ') P.Fischer, Note sur les Perforations de TEchinus Lividus (Lam.). Annales d. sc. nat. Zoo]. V. Ser. 1. 1. 1864, p. 32L Ueber bohrende Seeigel. 297 Madreporen und Maeandrinen. Fischer schliesst daraus, dass sich die kalkigen Inkrustationen im letzteren Falle auf Körpern von anderer Natur abgesetzt haben als die die Löcher enthaltenden Unterlagen sind. Damit giebt er indes keine Erklärung der That- sache. Es kann dies auf rein zufälligen Umständen beruhen. Es liegt nahe, einen chemischen Einfluss der Algen auf das Gestein zu vermuten, und zwar derart, dass die Algen auf das Gestein zersetzend wirken und dasselbe so zum mechanischen Bearbeiten durch die Seeigel geeignet machen. Die DünnschKffe (siehe Tafel Figur I bis III) der azorischen und bretonischen Ge- steine, welche den Kontakt der Alge mit dem Gestein zeigen, lassen jedoch — und das ist in Abschnitt II näher bewiesen worden — nirgends einen chemischen Einfluss der Alge erkennen. AVie bereits oben bemerkt, schmiegen sich die pflanzlichen Gebilde auch mikroskopisch dem Gestein aufs engste an, bedecken jedoch eine dem übrigen Gestein vollständig gleich beschaffene Schicht. Dass ein chemischer Einfluss nicht stattgefunden haben kann, lehrt auch die noch sehr frische Beschaffenheit der Gesteinsgemengteile der Lava. Nur wo durch Risse und Sprünge das Meerwasser und die AtmosphäriHen auf das Gestein gewirkt haben, da ist es zersetzt, bröckhg und dadurch dem Kieferapparat der Seeigel präpariert worden. Der Granit zeigte sich allerdings zersetzt. Bekanntlich ist Granit aber schon durch die Atmosphärilien leicht zur Erosion zu bringen; er erwies sich dnrchweg zersetzt und in diesem Sinne gleich beschaffen. Die Kalkalgen schliessen in der Regel die Meeresflora nach der Tiefe zu ab ; sie bilden die Grenze des floristischen Lebens im Meere. Sie sind jedoch durch ihren Kalkgehalt befähigt, auch in geringeren Tiefen zu existieren. An sich könnten diese Pflanzen der Licht- intensität an der Oberfläche des Meeres nicht widerstehen. Die Kalk- ablagerungen compensieren jedoch die Wirkung der Lichtintensität, und zwar wächst mit dieser die Menge des albgelagerten Kalkes, i) Dieser von G. Berthold begründete Satz erklärt die oben angeführte Thatsache, dass die unterste Schicht der Alge, welche dem Gestein eng anliegt, keine Doppelbrechung des Lichts zeigt, also auch keinen Kalk enthalten kann. Bis zu dieser Schicht vermag das Licht nicht vorzudringen, vermag also auch keine Kalbabsonderung zu bewirken. Auf dieselbe Weise erklärt sich die Erscheinung, dass die Kontakt- schicht der den bretonischen Granit bedeckenden Kalkalgen weniger stark polarisiert als die obere weitzellige Algenschicht. Es ist bei dieser Alge ebenfalls in der untersten Lage die Kaikabscheidung aus oben angeführtem Grunde eine geringere gewesen. Vollständiger ') G. Berthold, Ueber die Verteilung der Algen im Golf von Neapel. Mitteil. d. zool. Station z. Neapel. III. Bd. 1882. 298 Georg John: Mangel an Kalk ist jedoch nicht zu bemerken, da die Schicht stets, wenn auch schwach polarisiert. — Dass das Auftreten der Kalk- ablagerimgen in den Pflanzen eine Schutzvorrichtung gegen zu starke Lichtintensität ist, dafür hat Pringsheim i) den Nachweis erbracht. Einen anderen Grund dafür, dass die Kalkalgen, welche sonst nur der Tiefe angehören, auch in der Gezeitenzone vorkommen, findet Berthold darin, dass diese Pflanzen in Folge des abgeschiedenen Kalkes die Stärke der Wellenbewegung an der Oberfläche ertragen können. Die in der Bretagne, auf den Azoren und an anderen Orten in der Gezeitenzone vegetierenden Kalkalgen bilden damit einen Beleg für die Bertholdschen Ausführungen. Aus dem Angeführten folgt, dass die Kalkalgen, eben zufolge ihres Kalkgehaltes, in der Gezeiten- zone existieren können und auch thatsächlich in dieser vielfach ver- breitet sind. Welche Gründe die bohrenden Seeigel veranlassen, die gleiche Zone zum Aufenthalte zu wählen, wird sich schwer feststellen lassen. Wir müssen uns hier mit der Thatsache begnügen. Somit lässt sich ein positiver Zusammenhang zwischen den Gesteine heioohnenden Echinoideen und den die Gesteine bedeckenden Kalkalgen nicht nach- iveisen. Letztere sind ihrer ganzen Natur nach befähigt, die Gezeiten- zone zu bewohnen. Lifolgedessen kann man sie überall da antreffen, wo die Brandung die Seeigel nötigt, sich einzubohren. V. Uebersieht über die Gesteinshöhlen be- w^ohnenden reg-ulalren Eehlnoldeen. Die folgenden Angaben sind der in Abschnitt I angegebenen Litteratur entnommen. Zweifelhafte Angaben sind mit einem ? ver- sehen; fehlende Angaben sind durch ■ — angedeutet. Obenan stehen die Oertlichkeiten, von denen das angebohrte Gestein unbekannt ist. Hieran schliessen sich die Gesteine in folgender Ordnung: Kreide, Rift'kalk, Kalk, Sandstein, Gneiss, Granit, Lava. Die erste Rubrik führt die Gesteine, deren Beschaffenheit und Fundort an, die zweite Gattung und Art des Seeigels, die dritte die etwa auf dem Gestein vorhandenen Fremdkörper, und endlich die vierte den Beobachter. ') Priugsheim, iu Moiiatsber. d. Berl. Akad. 1881. Aum. 1, p. 524. Ueber bohrende Seeigel. 299 Gestein, Beschaifenheit Gattung und Art Fremdkörper Beobachter. und Fundort desselben. des Seeigels. a. d. Gestein. ? Gestein, Küste d. Graf- schaft Cläre in Irland (bei Kilkee) Echinus lividus. (Lara). ? Korallineen Benett. ? Gestein, Mündung des Shannon bis zur Insel Arran (bei Berehaven) — — Humphreys, ? Gestein, Bai von Bantry (Grafschaft Cork) - — Humphreys. ? Gestein, 1 km östlich von Santo -Domingo (Haiti) Heliocidaris mexicanaAgas. DiademaTurca- rum (Agas.) " Aug. Salle. ? Gestein, Neu- Holland - - Kapitän King. ? Gestein, Küste v. Algier — — Milne-Edwards. ? Gestein, Küste v. Kali- fornien Strongyloceutro- tus purpuratus — ? (Quelle :A.Agas. siz, Revision of Echini p.706). ? Gestein, Bonininsel Colobocentrotus - Stimpson (Ag.Rv. of Ech.) ? Gestein, Panama Echinoraetra van Brunti — (Ag.Rev.ofEch.) ? Gestein, Panama Cidaris Thouarsii — (Ag. Rev. of Ech.) ? Gestein, Florida Cidaris - (Ag.Rev.ofEch.) ? Gestein, Nikobaren — - Frauenfeld (Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien 1860, p. 371). ? Gestein, Hot du Four (Untere Loire) - - Cailliaud. ? Gestein, Marsaille (nahe der Rhonemündung); cf. Kalk d. Insel Planier — — Lalande. ? Gestein, Insel Mauritius und Reunion; cf. das Folgende Echinus trigo- narius ' 300 Georg Johu : Gestein, Beschaffenheit und Fundort desselben. Gattung und Art des Seeigels. Fremdkörper a. d. Gestein. Beobachter. Kreidefelsen bei Guetary (Basses-Pyrenees) Aussenseite von Korallen- riffen. Insel Mauritius Körallen d. indisch. Ozeans Korallen (Goniaster solida) Kalk (wo?) Kalk vom Plateau Le Four bei Croisic Kalk V. der Insel Planier hei Marseille Kalk, grau, hart, sandig, a. d. kretaceischen Form, von Guetary (Basses- Pyrenees) Kalk, weiss, Küste des Mittelmeeres (wo?) Kalk d. Küste von Biarritz (Basses-Pyrenees) Kalk von Biarritz Kalk od. Sandstein, Bai von Geeu- Pointe bis z. Al- goabai (Kapland). Nord- ost. V. Tasmanien, Bai von Port -Jackson und Bai v. North- Head (ISIeu- Holland) Sandstein, eisenhaltig, Bai von Douarnenez a. d. Küste V. Finistere Sandstein, eisenh. , Bai v. Douarnenez Heterocentrotus trigonarius u. niammillatus Cidaris Savignyi Echinus lividus Echinus miliaris Echinus lividus Ausser von See- igeln auch von Saxicaven und Lithodomen an- gebohrt Echinus lividus Echin. Blanchar- dii u. E. Dela- landii Echinus lividus Echinus lividus Gem. Millepora Nnlliporen an den Rändern, Korallineen in der Nähe Nulliporen an den Rändern, Korallineen dazwischen NuUipora in- crustans Nullipora Nnllipora Quatrefages. K. Möbius. Rumphius. Valenciennes. (?) Trevelyan. Cailliaud. Arthur Eloffe (Cailliaud). Quatrefages. Saemann. P. Fischer. Jules Verreaux. Robert (s. folgende Agb.) Cailliaud. Ueber bohrende Seeigel. 301 Gestein, Beschaifenbeit und Fundort desselben. Gattung- und Art des Seeigels. Fremdkörper a. d. Gestein. Beobachter. Gneiss, braun, Bai v. Huiy a. d. Küste v. Finistöre Granit, gräulich, Bai v. La Turballe (Untere Loire). Zersetzt Granit, grossk., Croisic Untere Loire) Lava, basaltisch, a. der Oberfläche zersetzt Echinus lividus E. lividus Arbacia pustu- losa, Strongy- locentrotus livi- dus, Sphaere- chinus brevi- spinosus Nullipora An den Räudern einige Koral- lineen, Röhren v. Vei-nailien Zuweilen Nulli- poren; Spiror- bis u. Vermilia Lithothamnion polymorphum, Bryozoen, Ser- pein u. s. w. Robert. Lory. Cailliaud. C? Drouet) (Simroth). Die Resultate der vorliegenden Arbeit sind kurzgefasst die folgenden: Die in den Gesteinen gefundenen und von Seeigeln bewohnten Höhlen, rühren von diesen selbst her. Der Echinus erzeugt seine Wohn- stätten Quittelst seines Kanapparates und sekufidär mit Hilfe der Stacheln durch rotierende Bewegung. Er bohrt sich solche Höhlungen, um einen Schutz gegen das braiidende Meer zu haben. Die Kalkalgen, welche die von Seeigeln bewohnten Gesteine bedecken, lagern sich mechanisch auf das Gestein und haben keinen Einßuss auf die cliemische Beschaffenheit der Oberßäche desselben, können daher auch nicht mit de^n Entstehen der Echinushöhlen in Zusamnienhang gebracht werden. 302 Georg John: Ueber bohrende Seeigel. Erklärung der Tafel XV. Figur I. AA', B und C Zellformen der oberen weitmaschigen Zellschicht der Kalkalge Lithothamnion polymorphum, x ist zerrissenes G-ewebe. MNOP Grenze der beiden Algenschichten. D Typus der engmaschigen Algenschicht. abcde Grenze zwischen Alge und Gestein. Zwischen C und D und zwischen D und der Gesteinsgrenze befindet sich undeutlich straiertes Gewebe der engmaschigen Algenschicht. Die Lava zeigt stäbchenförmige Plagioklase {b, d), schwarzen Eisenglanz (a) und dunkle Augite (c). Figur II zeigt nur die untere Algenschicht D. Zwischen dieser und der Gesteinsgrenze befindet sich die aus undeutlichen Zellen aufgebaute kalkfreie wurmähnlich gekrümmte Kontaktschicht E F. Gestein wie in Figur I. Figur lU. UU' kalkhaltiges Gewebe von Lith. polym. uvivxyz Grenzschicht der Alge und des Granits. Zwischen dieser Linie und mno liegt eine feinzelligere kalkärmere Algen- schicht. Das Gestein zeigt hei EB' einen grossen Quarzkrystall, bei a, b, c, d und e Orthoklase und bei xyy' ein Magnesiaglimmerblättchen. Untersuchungen über den anatomischen Bau der Pentastomeii. Von Ernst Lohrmann. Hierzu Tafel XVI. Einleitung. Die Familie der Pentastomiden hat schon vor vielen Jahrzehnten, dank der vielen Eigentümlichkeiten, die sie aufweist, und der vielen Rätsel, die sie dem Forscher darbot, eine grosse Anzahl von Be- arbeitern gefunden, die bald diese, bald jene Art, die ihnen unter die Hände kam, zerghederten und so eine Reihe von Thatsachen ans Licht brachten. Aber diese Kenntnisse waren in einer ]\Ienge von Schriften zerstreut, dazu die Beobachtungen vielfach lückenhaft und teilweise widersprechend, bis endlich Leuckart es unternahm, die zerstreuten Angaben zu sammeln und durch eigene eingehende Unter- suchungen Bau und Entwicklungsweise der Pentastomen soweit klar zu legen, als es mit den Hilfsmitteln der damaligen Zeit möghch war. Mit dem Werke Leuckarts, das vor nunmehr fast dreissig Jahren erschienen ist, war die Pentastomen-Forschung zu einem vorläufigen Abschlüsse gelangt, und es kann uns nicht wundern, dass nach einer so ausgezeichneten Bearbeitung es lauge dauerte, bis wieder ein- gehendere Untersuchungen auf diesem Gebiete geliefert wurden. Ob^ wohl eine Anzahl von kurzen Notizen und kleineren oder grösseren Abhandlungen die Pentastomen zum Gegenstande hatten, so erhielten doch unsere Kenntnisse wesentHche Bereicherungen erst dann, als du.rch Hoyle die inzwischen ausgebildete Schnittmethode auf unsere Tiere angewandt wurde. Hoyle untersuchte auf diese Weise eine bis dahin noch nicht gekannte Art; die Ergebnisse der Untersuchung waren aber mit dem, was vorher über Pentastomen bekannt war, schwer zu vergleichen, weil der Gedanke nahe lag, dass die vor- handenen Verschiedenheiten der Darstellung zum Teil auf die ver- schiedene Vollkommenheit der Methoden zurückgeführt werden müssten. Darum habe ich es mir auf den Rat meines Lehrers, des Herrn Geh.- Rat Leuckart, zur Aufgabe gemacht, durch Anwendung der Schnitt- methode die Leuckartsche Darstellung des Baues von Pentastomum taenioides zu prüfen und je nach Umständen auch zu berichtigen und zu vervollständigen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind 304 Ernst Lohrmann: Untersuchungen über im Folgenden niedergelegt. Daneben wurden auch noch andere Arten berücksichtigt, nämUch P. oxycephalum, ferner eine diesem ähnliche, noch unbeschriebene Art, die ich als P. platycephalum bezeichne, und von der leider blos ein einziges Exemplar, ein erwachsenes Weibchen, vorlag, das sich unter einer Anzahl erwachsener P. oxycephalum des Leipziger Zoologischen Institutes vorfand ; endlich eine Jugendform mit wulstig aufgetriebenen Leibesringen, von der ich nicht zweifle, dass sie zu P. multicinctum , Harl. gehört, und die eingekapselt in einem Purpurhuhn (Porphyrio) gefunden worden war. Es stand mir weiter noch eine unbekannte Form aus der Lunge von Monitor niloticus zur Verfügung, doch leider erwies sich diese infolge ihres mangelhaften Erhaltungszustandes als zu eingehender Untersuchung ungeeignet Ich werde deshalb nur am Schlüsse meiner Arbeit unter dem Namen P. clavatum eine kurze Charakteristik derselben beifügen. Das Material zu meinen Untersuchungen stammt zum grösseren Teile aus dem zoologischen Institut der Universität Leipzig, und es sei mir gestattet, Herrn Geheimrat Professor Dr. Leuckart hierfür sowie für die \delfache Anregung und Förderung, die er mir bei meinen Studien und insbesondere auch bei dieser Arbeit zuteil werden Hess, an dieser Stelle ööentHch meinen innigsten Dank auszusprechen. Für Ueberlassung wertvollen weiteren Materials bin ich ferner Herrn Hofrat Prof. Dr. Zürn in Leipzig, sowie der Königl. Tierarznei- Schule in Dresden zu Danke verpflichtet. Bevor ich mit der Darstellung meiner eigenen Ergebnisse be- ginne, will ich kurz die seit Leuckarts Monographie erschienene Pentastomen -Litteratur anführen. Es ist — soweit wenigstens mir bekannt geworden — die folgende: 1. Weinland, Tod einer Kuh - Antilope , wahrscheinHch ver- ursacht durch eine Hakenmilbe (Pent. taenioides). [Der Zoologische Garten. IL Jahrg. No. 2.] 2. Wedl, Zur Helminthenfauna Egyptens. [Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. XLIV. Bd.] 3. Wedl, Ueber ein Pentastom einer Löwin. [Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. XLVIII. Bd.] 4. Baird, Description of some New Species of Entozoa. 3. Pen- tastoma teretiusculum. [Proc. of Zool. Soc. of London 1862.] 5. Aitken, On the Occurrence of Pentastoma constrictum in the Human Body as a Couse of painful Disease and Death. [The Science and Practice of Medicin. 4. Edition.] 6. Colin, Recherches sur le pentastome tenioide des cavites nasales du chien, et nouveUes observations sur les echanges de ce ver entre les carnassiers et les herbivores. 7. Csokor, Ueber Pentastomen und P. denticulatum aus der Leber des Pferdes. [Zeitschrift für Veterinärkunde I.] 8. Bell, On the Pentastoma polyzonum of Harley; with a note on the Synonymy of the allied Species. [Ann. of Nat. Hist. Ser. 5. Vol. 6.] den anatomischen Bau der Pentastomen. 3(35 9. Hoyle, On a New Species of Pentastomum (P. protelis), from the Mesentery of Proteles cristatus ; with an Account of its Anatomy. [Trans. R. Soc. Edinbourgh. Vol. 32. P. L] 10. Chatin, Notes anatomiqiies sur une Linguatule observee chez l'Alligator lucius. (Pent. oxycephalum.) Avec V2 pl- [Ann. Scienc. Natur. 6. Ser. Zool. T. 14.] 11. Megnin, Note sur les Hehninthes rapportes des cotes de la Laponie par Mr. le Prof. Pouchet, et en particulier sur un nouveau Pentastome, le P. lari Megnin. Avec 1 pl. [Bull. Soc. Zool. France. T. 8.] 12. Bell, A second Note on Pentastomum. [Ann. of Nat. Hist. Ser. 5. Vol. 14.] Von den angeführten Veröffentlichungen enthalten einige Bei- träge zum Vorkommen oder zur Lebensweise oder zur Synonymik der bekannten Pentastomen. Neue Arten lernen wir kennen in der 3., 4., 9. und 11. der genannten Schriften. Selbständige anatomische Untersuchungen bringen Wedl, Csokor, Hoyle und Chatin. Die Ab- handlung von Hoyle enthält viele Bereicherungen unserer Kenntnisse und wird in meiner Arbeit öfters genannt werden müssen. Bei Csokor ist nur die richtigere Erkenntnis der Stacheln des Pent. denticulatum zu erwähnen, Avährend seine Angabe, dass die Vagina nicht am Hinterende, sondern seitlich ausmünde, auf einen Irrtum zurückzuführen ist. Wedl und Chatin haben beide das Verdienst, die Stigmendrüsen richtig erkannt zu haben, im übrigen sind aber bei beiden zahlreiche Irrtümer zu verzeichnen, auf welche an den entsprechenden Stellen meiner Arbeit besonders hingewiesen werden wird. Von Chatin ist noch besonders hervorzuheben, dass er das Hauptwerk der Pentastomen -Litteratur, das von Leuckart, zwar äusserlich kennt, sich aber nicht die Mühe genommen hat, dessen Inhalt kennen zu lernen, wie unter anderem daraus ersichtlich ist, dass er in einem Satze aus den lateinischen Art -Diagnosen, den er wörtlich anführt, das Wort Stigmata als Athemlöcher auffasst, während Leuckart es bekanntlich in ganz anderem Sinne gebrauchte. Nichts- destoweniger erlaubt er sich an einer Stelle, bei Gelegenheit des Nervensystems, zu behaupten, dass durch Leuckart der frühere mangelhafte Stand der Kenntnisse nicht geändert worden sei. So kommt es, dass er Entdeckungen macht, die mehr als 20 Jahre vor ihm schon viel richtiger gemacht worden sind. In der Leuckart'schen Zusammenstellung der Arten fehlen, wie Bell in seiner ersten Anmerkung erwähnt, zwei Arten, deren Charak- teristik von Baird im Jahre 1853 in den Proceedings of Zool. Soc. of London veröffentlicht worden ist. Allerdings scheint die eine mit P. multicinctum Harl. überein zu stimmen. Ebenso, wie ich durch Herrn Geh. -Rat Leuckart selbst erfahren habe, zwei von Diesing in den Denkschriften der K. K. Akademie zu Wien Bd. XII 1856 beschriebene Arten: P. recurvatum aus der Stirnhöhle und Trachea von Felis Onca, eine mit P. taenioides nahe verwandte Art, und P. pusillum von unbekanntem Herkommen. Die zur Beobachtung Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 3. 20 306 Ernst Loh r mann: Untersuchungen über vorliegenden 3 Exemplare wurden von Natterer im Darm eines Weibchen der grünen Acara (A. coscudo) gefunden; die Art schliesst sich an P. subtriquetrum an. Körperbedeckung. Die äussere Bedeckung der Pentastomen besteht, wie bekannt, aus einer weichen Chitinhaut. Leuckart bezeichnet diese als eine völlig strukturlose, homogene Membran, ich habe mich jedoch an P. taenioides überzeugen können, dass sie eine deutliche Schichtung aufweist, die sich auf Schnitten an der Abwechslung von zarten helleren und dunkleren Streifen kundgiebt. An den einzelnen Stellen des Körpers eines erwachsenen Weibchens habe ich verschieden viele Schichten gezählt, von 8 bis zu 20, je nach der Dicke der Cuticula, welche am Vorderkörper durchschnittHch 0,015 mm, am Hinterende bis zu 0.04 mm misst. Dass die Dicke der Chitinhaut am Cephalothorax beträchtlich grösser sei, wie Leuckart angiebt, kann ich nicht be- stätigen, nur in den Hakentaschen erreicht sie 0,05 mm. Vor den übrigen Schichten ist die äussere Grenzschicht fast überall sowohl durch etwas stärkere Lichtbrechung als auch durch ihr Verhalten gegen Farbstoffe ausgezeichnet, sie nimmt dieselben nämlich in etwas höherem Grade auf als der übrige Teil der Cuticula, welcher durch Karmin nur einen ganz zarten rötlichen Schein erhält. Ich vermute, dass diese Grenzschicht nur durch die Berührung mit der Aussen- welt ihre besonderen Eigentümlichkeiten angenommen hat und dass sie es ist, welche bei den Häutungen abgestossen wird. Bei Jugend- formen ist die Zahl der gleichzeitig vorhandenen Schichten eine ge- ringe, nur 3 — 4. Porenkanälchen von 0,ooi mm Durchmesser habe ich an verschiedenen Stellen die Cuticula durchsetzen sehen, dagegen habe ich mich von den noch feineren, die am Cephalothorax erwähnt werden, nicht überzeugen können. Eine besondere Eigentümlichkeit zeigt die Cuticula der Hakentaschen. Die Oberfläche ist hier nicht glatt oder unregelmässig runzelig wie an andern Stellen, sondern mit zahlreichen kleinen Höckern versehen, die in welHgen Erhebungen sämmtlicher darunter liegenden Schichten ihr getreues Abbild haben. Diese Höcker dürften wohl dazu dienen, die Adhäsion des Hakens an die Taschenwände herabzusetzen. Die Hartgebilde der Cuticula, nämlich die Haken, deren Stütz- platten und der Mundring, sind nicht nur durch ihre Festigkeit und die bekannte gelbliche Färbung ausgezeichnet, sondern auch durch den feineren Bau. Sie zeigen nämHch nirgends einen Aufbau aus verschiedenen Schichten, wohl aber kann man häufig in ihnen kleine unregelmässige Hohlräume erkennen, die zuweilen reihen- oder schichtenweise angeordnet sind. Was nun die Matrix der Cuticula, die sog. Hypodermis betrifft, so ist diese eine einfache Zellenlage, deren Elemente meist weniger hoch als breit sind. Nur unter den harten Chitingebilden steigt die Höhe der Matrix, während sich die Zellen dichter zusammendrängen. den anatomischen Bau der Pentastomen. 307 Einer eigentümlichen Schrumpfungserscheinung möchte ich hier ge- denken. An einigen weniger gut erhaltenen Tieren bildete die Hypodermis keine zusammenhängende Lage, sondern die Zellen hatten sich gruppenweise zu zapfenförmigen, stellenweise sogar keulenförmigen Gebilden zusammengedrängt, wobei die Kerne auf die Hälfte ihrer Grösse verkleinert waren. In diesen Zapfen und Keulen war ein deutliches Netzwerk zu erkennen, bestehend aus parallelen zur Cuticula senkrecht stehenden Strichen und unregelmässigen queren Verbindungen. Jeder solche Zapfen enthält natürlich eine Mehrzahl von Kernen, und darauf mag es wohl beruhen, wenn die Hypodermis- zellen gelegentlich als mehrkernig angegeben werden. Als besondere Auszeichnungen der Pentastomenhaut sind die sogenannten Stigmen sowie die Stachelkränze der Jugendformen be- kannt. Da das Wort Stigma hier nicht das bezeichnet, was man sonst darunter versteht, so ist mehrfach die Forderung erhoben worden, diesen Ausdruck ganz fallen zu lassen. So bereclitigt aber auch diese Forderung sein mag, so schwer ist es, eine andere Be- zeichnung dafür zu finden, und in Ermangelung eines besseren sehe ich mich genötigt, den Ausdruck beizubehalten, indem ich ihn nicht in seiner übertragenen Bedeutung als Athemloch, sondern, wie Andere und besonders auch Leuckart, seinem ursprünglichen Sinne nach nehme, als feine, nadelstichartige Oeffiiung. Die Stigmen sind runde Durchbohrungen der Cuticula, die von einem Chitincylinder ausgekleidet sind, der nach innen sich trichter- förmig erweitert und meist über die Dicke der Cuticula hinein in die Tiefe reicht. Hinter dieser Oeftnung hat Leuckart bei ganz jungen Tieren ein helles rundes Bläschen von unbekannter, ^'ielleicht sekretorischer Bedeutung erkannt, bei Erwachsenen aber eine zapfen- förmige Anhäufung von Zellen. Wedl ist der erste, der die hinter den Stigmen gelegenen Gebilde mit Bestimmtheit als Drüse in An- spruch nahm; er lässt seine Hautdrüsen von einem Zellenlager aus- gekleidet sein. Hoyle fand Stigmendrüsen aus 6 — 9 Zellen bestehend, Chatin endlich sah bald ein-, bald mehrzellige Drüsen. Ich selbst fand hinter jedem Stigma des erwachsenen P. taenioides eine Drüse von unregelmässiger, doch im allgemeinen rundlicher Gestalt und etwa 0,07 mm Durchmesser (Fig. 3). Ob diese Gebilde als mehrzellig zu bezeichnen sind, will ich nicht entscheiden, da ich nie Zellgrenzen darin wahrgenommen habe, wohl aber sind sie mehrkernig, die Kerne sind zum Teil regelmässig rundlich und mit grossem Kernkörper versehen, zum Teil aber ganz unregelmässig; ihre Zahl beträgt bis zu 10 Stück. Nach der Oeftnung zu ist das Plasma deutlich streifig, noch weiter nach aussen finden wir eine homogene Masse, die oft"en- bar als Sekret aufzufassen ist. Die äussere Begrenzung wird durch eine stärker lichtbrechende, nach innen gebogene Membran gebildet, die sich zwischen den Wänden des Chitincylinders ausspannt. Ob diese Membran wirklich einen bleibenden Abschluss der Drüse bildet, scheint mir sehr zweifelhaft, vielmehr möchte ich annehmen, dass es 20* 308 Ernst Lohrmann: Untersuchungen über nur die durch die Reagentien veränderte Grenzschicht des Sekretes ist, die diesen scheinbaren Abschluss herstellt. Bei den andern Arten fand ich im wesentlichen gleiche Ver- hältnisse, nur dass der geringeren Grösse wegen die Einzelheiten nicht so klar zu erkennen waren. Indess schien bei P. oxycephalum jede Drüse thatsächlich aus mehreren von einander gesonderten Zellen zu bestehen. Auf die Bedeutung dieser Drüsen will ich später in dem Ab- schnitte über die Absonderungsorgane zurückkommen. Stachelkränze oder andere deren Stelle vertretende Cuticular- bildungen scheinen sich — wie schon Leuckart hervorhebt — bei allen Jugendformen zu finden; und wenn in manchen FäUen keine erwähnt werden, so mag das darin seinen Grund haben, dass es nicht überall so augenfällige Gebüde sind, wie die Stachelkränze des jugend- lichen P. taenioides (denticulatum). Leuckart beschrieb die Stacheln dieser Form als lang kegelförmige Cuticular-Fortsätze ; so erscheinen sie aber nur, wenn man sie von der Seite betrachtet, von der Fläche gesehen machen sie einen anderen Eindruck. Zuerst sah Wedl, dass die Spitze nicht einfach sei, und er deutete dies dahin, dass der Stachel in einer Hülle stecke, welche seitlich eine Tasche zur Auf- nahme des zurückgezogenen Stachels habe. Die Verhältnisse liegen aber einfacher; es ist keine Hülle vorhanden, vielmehr ist der Stachel, we Csokor richtig erkannt hat, ein schuppenartiges Gebilde, das an seinem freien, fast glashellen Rande 2 — 8 Zähnchen trägt. Am Vorder- körper sind die Schuppen lang, schmal, 2 — 3 zähnig, weiter hinten werden sie breiter und kürzer und tragen 5 — 8 Zähne. Ein Irrtum ist es aber, wenn Csokor meint, die Schuppe sitze in einer Haut- tasche, eine solche wird nur durch die am Grunde obwaltenden Licht- berechnungserscheinungen vorgetäuscht. Auch ist kein stachelartiges Mittelstück vorhanden; was als solches bezeichnet und abgebildet worden ist, das ist protoplasmatischer Inhalt, der Fortsatz einer HypodermiszeUe, der, wie das schon Leuckart sah, in die hohle, eine tutenförmige , an der Spitze verbreiterte Ausstülpung der Cuticula darstellende Schuppe hineinragt und dieselbe Gestalt hat wie diese. (Fig. 1); Bei Pent. oxycephalum finden sich thatsächlich kleine Stacheln von spitz kegelförmiger Gestalt, in denen ebenfalls eine Höhlung mit protoplasmatischem Inhalt zu sehen ist. Doch eigentümlicher Weise reichte bei den von mir untersuchten Tieren die Höhlung nicht bis zur Hypodermis hinab, sondern nur etwa durch die Hälfte der Cuticula. Es dürfte diese Erscheinung nicht schwer zu erklären sein. Die Tiere waren ausgewachsene Larven und standen kurz vor dem Ueber- gang zur geschlechtsreif en Form; daher hatte sich unter dem stachel- tragenden Jugendkleid das stachellose des Reifezustandes bereits ge- bildet, sodass ersteres mit den Stacheln bei der nächsten Häutung ganz abgelegt worden wäre. Bei Pent. multicinctum iuv. werden die Stachelkränze durch den anatomischen Bau der Pentastomen. 309 eine am Hinterrande jedes Ringwiilstes befindliche, im Querschnitt dreieckige Chitinleiste (Fig. 2) vertreten, deren gekerbter Rand nach hinten gerichtet ist und deren äussere Fläche mit zahlreichen Höckern besetzt ist. Aehnlich dürfte es sich wohl bei allen den Formen verhalten, deren Ringe wulstig aufgetrieben sind. So er- wähnt auch Wedl bei seinem P. leonis eine solche Chitinleiste, die aber eigentümlicher Weise am Vorderrande des Gliedes sich befinden soll. Ich vermute, dass diese Angabe auf ungenauer Beobachtung beruht. EndHch ist noch einer von Wedl entdeckten und abgebildeten Cuticularbildung zu gedenken. Es sind das kleine peitschenartige Härchen, die auf der Haut von Pent. denticulatum ohne bestimmte Anordnung gefunden werden. Diese Beobachtung Wedls kann ich vollkommen bestätigen. Bindegewebe. An die Hypodermis schliesst sich nach innen überall eine Schicht Bindegewebe, bei vsrschiedenen Arten von ausserordentlich ver- schiedener Ausbildung. In dieselbe ist die Körpermuskulatur und zumeist auch Drüsenzellen in reichhcher Menge eingebettet. Ebenso sind die inneren Organe sämmtlich von Bindegewebe überzogen, das in seiner Ausbildung ganz dem, das wir an der Körperwandung finden, entspricht. Am stärksten entwickelt ist es bei den ringwulstigen Formen, wo es so mächtig auftritt, dass es die Untersuchung der Muskeln, Nerven u. s. w. bedeutend erschwert. Ausser der Verwen- dung zur Auskleidung der Leibeshöhle nimmt es hier auch noch wesentlichen Anteil an der Ausfüllung der mächtigen Wülste, die den Körper umgürten, und die ausserdem noch eine Schicht Drüsen- zeUen, sowie zahlreiche Muskelfasern enthalten. Bei den in Rede stehenden Arten ist das Bindegewebe durchaus zellig, die Zellen sind klein, im allgemeinen rundlich, doch durch gegenseitigen Druck viel- seitig abgeplattet, teilweise auch in die Länge gestreckt. In dieser Ausbildung finden wir es wenigstens bei den Jugendformen, die bisher allein genauer untersucht wurden, nämlich Pent. proteHs von Hoyle, Pent. multicinctum iuv. von mir, doch ist es denkbar, ja sogar wahr- scheinlich, dass dasselbe bei erwachsenen Tieren einen weniger em- bryonalen Charakter aufweisen wird. Viel weniger auftallig ist das Bindegewebe bei P. taenioides, wo es meist faserig mit eingestreuten Kernen auftritt. Nur zwischen den Drüsenzellen in den Seitenteilen des Körpers finden wir Züge von zelligem Bindegewebe, ebenso sind die Querwülste an der Bauch- seite durch zellige Bindegewebspolster gebildet. Diese haben auch eine eigene Muskulatur, nämHch die kurzen Längsmuskeln Leuckarts, welche von der vorderen und hinteren Seite des Wulstes entspringend quer über diesen hinweggehen und ein Stück jenseits des anderen Randes sich an die Bauchwand ansetzen. Offenbar ist der Zweck dieser Fasern der, das Polster so zusammenzudrücken, dass es zu 310 Ernst Lol) im ann: Untersuchungen über einer festen Querleiste wird, mit welcher das Tier sich an die Unter- lage anstemmen kann. Im Körper der cylindrischen Formen ist das Bindegewebe fast verschwindend, weil überall, so viel ich weiss, in durchaus faseriger Form entwickelt. Weder bei P. oxycephalum, noch bei P. platy- cephalum habe ich Bindegewebszellen gefunden, und zwar nicht blos bei den erwachsenen Tieren, sondern ebenso bereits bei den Larven des ersteren. Muskulatur. Die Muskulatur der Pentastomen besteht — wie schon seit Duj ardin bekannt — im allgemeinen aus quergestreiften Fasern, und zwar zeigt sich die Querstreifimg nicht blos an den Körper- muskeln, sondern auch an den Fasern des Darmes und der männ- lichen Geschlechtsorgane. Eine Ausnahme machen nur die Muskel- fasern der weiblichen Geschlechtswerkzeuge, deren später genauer gedacht werden wird. Die quergestreiften Fasern sind, wenigstens die dickeren, ausgezeichnete Muskelröhren, welche im Innern noch undifferenziertes Plasma enthalten, worin häufig mehrere Kerne, in einer Reihe angeordnet, zu sehen sind. Die Enden der Fasern zer- spalten sich oft in 2^ — 4 Teile, die sich dann getrennt von einander an die Cuticula ansetzen, in anderen Fällen, namentlich da, wo viele Fasern dicht neben einander ihren Ansatzpunkt suchen, verjüngt sich nur die Faser ein wenig gegen das Ende. Die Verbindung mit der Cuticula ist, soweit ich es beobachten konnte, überall eine un- mittelbare, nirgends sah ich die Fasern in die Zellen der Hypodermis übergehen. Bekanntlich werden von Leuckart drei Systeme von Fasern in der Körpermuskulatur der Pentastomen unterschieden, Ringmuskeln und Längsmuskeln, beide rings um den ganzen Körper liegend, und Schrägmuskeln, die auf die Seitenteile beschränkt sind. Um zunächst mit Pent. oxycephalum zu beginnen, so schliesst sich dessen Mus- kulatur im allgemeinen der von Leuckart für P. proboscideum gegebenen Beschreibung an. Im einzelnen sind jedoch folgende Ab- weichungen zu erwähnen. Für die Ringmuskulatur wähle ich ab- sichtlich nicht die Bezeichnung Quermuskeln, denn ihr Verlauf ist durchaus nicht überall quer zur Längsaxe des Tieres. Diese Richtung halten sie vielmehr nur an der Bauchfläche ein, an den Seiten biegen sie sich etwas nach vorn und behalten diesen Verlauf auch am Rücken bei, indem sie die Segmente unter einem Winkel von 36 ^ schneiden, (an jungen Tieren gemessen) demgemäss treffen die Fasern in der MittelUnie des Rückens von beiden Seiten unter einem Winkel von etwa 108^ zusammen. Die Längsmuskulatur unterscheidet sich von der des P. proboscideum nur dadurch, dass sie eine rings geschlossene Lage bildet, also weder an den Seiten, noch auf dem Rücken und Bauche durch einen freien Raum unterbrochen ist. Die Schräg- muskeln zerfallen in zwei Lagen. Die äussere ist eine ununterbrochene den anatomischen Bau der Pentastomen. 311 Schicht, deren Fasern ungefähr dieselbe Richtung verfolgen wie der schräglaufende Teil der Ringmuskeln, also von vorn oben nach hinten unten. Die innere Lage dagegen besteht aus einzelnen Bändern, welche entgegengesetzt schräg von Segment zu Segment ziehen. Ebenso wie bei P. oxycephalum verhalten sich die Muskeln bei P. platycephalum. Um die Muskulatur des Pent. taenioides richtig zu verstehen, ist es gut, auf die Jugendformen zurückzugehen. Sehr junge Tiere dieser Art zeigen bekanntlich noch nicht die abgeplattete Gestalt der älteren, sie sind rundlich; dem entsprechend ist auch die Mus- kulatur von jener der cyHndrischen Arten noch nicht wesentlich ver- schieden, insofern als das Schrägmuskelsystem noch auf die Seiten beschränkt ist. Betrachten wir die ausgebildete Larve (P. denti- culatum) im Querschnitt (Fig. 5), so erkennen wir, dass die Schräg- fasern, die übrigens hier wegen der Kürze der Segmente fast senkrecht laufen, mit ihren Ansatzpunkten die ganze Rücken- und Bauchfläche einnehmen und jedenfalls den ganzen Innenraum des Körpers aus- füllten, wenn sie nicht in der Mitte durch die Eingeweide auseinander gedrängt würden. Und derselbe Zustand ist auch beim erwachsenen Tier vorhanden, nur dass die mächtiger entwickelten Eingeweide einen grösseren Raum beanspruchen und deshalb den mittleren Teil des Rückens emporgewölbt haben, wobei die innersten Fasern des Schrägmuskelsystems den CyHndrischen IMittelraum von beiden Seiten halbkreisförmig umfassen. Die Ringmuskeln bilden bei der Larve von Pent. taenioides auf dem Rücken einen Winkel von 136 ''j schneiden mithin die Segmente unter 22^. Wesentliche Verschiedenheiten scheint das Muskelsystem der ringwulstigen Formen darzubieten, doch konnte ich bei P. multi- cinctum iuv. kein völlig klares Bild davon bekommen, vor allem wegen der mächtigen Entwicklung des Bindegewebes, das die Fasern nicht so deutlich hervortreten lässt als anderswo. Die Längsfasem sind bei dieser Art ebenso wie bei P. protelis in Bündel zusammengefasst, deren Anordnung ebenfalls dieselbe ist wie dort. Ringmuskeln bilden nur am Vorderkörper, wo die Segmente nicht so scharf von einander abgesetzt sind, eine geschlossene, dicht unter der Hypodermis ge- legene Lage, deren Fasern auch hier an den Seiten und am Rücken etwas schräg von vorn oben nach hinten unten gerichtet sind. Weiter hinten liegen Ringmuskeln nur an den Einschnürungen zwischen je zwei Segmenten, hier von rein querem Verlaufe. Schrägmuskeln fand ich nur in einer einzigen Lage, stark geneigt von hinten oben nach vorn unten ziehend. Ausserdem verlaufen innerhalb der Ringwülste noch eine Menge einzelner nach verschiedenen Richtungen gehender Fasern, deren genauere Anordnung und Bedeutung mir aber unklar geblieben ist. Die anscheinend bei allen Pentastomen vorhandene schräge Rich- tung der Ringmuskeln ist eine so auffallende Thatsache, dass es wünschenswert erscheint, sich über deren physiologische Bedeutung 312 Ernst Lohr mann: Untersuchungen über Rechenschaft abzulegen. Die Kriechbewegung der Raupen, mit welcher ja die Bewegungen der Pentastomen verglichen werden, beginnt am Hinterende und läuft nach vorn durch den ganzen Körper hindurch, indem jeder Ring dem vorhergehenden genähert wird. Aber nicht blos genähert wird er, er muss dabei auch gehoben werden, um Reibung am Boden und Anstossen an Unebenheiten zu vermeiden. Und diese Hebung beim Vorziehen jedes Segmentes kann nicht von Längsmuskeln, auch nicht mit Hilfe von Quermuskeln besorgt werden, es sind vielmehr Schrägmuskeln nötig, die von vorn oben nach hinten unten verlaufen. Und dieser Forderung ist an Pentastomenkörper hinreichend Rechnung getragen, nicht blos durch die entsprechend gerichteten Fasern der Schrägmuskellage, welche in einigen Fällen die entgegengesetzt verlaufenden an Menge weit überwiegen, sondern auch durch den schrägen Verlauf der Ringmuskeln. Die entgegen- gesetzt schrägen Fasern können natürlich nur dazu dienen, gelegentUch auch eine Rückwärtsbewegung zu ermögHchen; da aber eine solche wohl seltener in Anwendung kommen wird, so kann es uns nicht wundem, dass jene nur in einer einzigen, vielfach unterbrochenen Schicht vertreten sind. Im Anschluss an die Körpermuskulatur will ich mit einigen Worten auf die Leibeshöhle eingehen, die ja von jener ringsumgeben ist, in der Gestalt daher von ihr bedingt wird. Leuckart hebt als ein wesentliches Merkmal seiner Untergattung Linguatula hervor, dass die Leibeshöhle seitliche Ausbuchtungen, Seitentaschen, je zwei in jedem Segment, besitze, während sie bei den übrigen Pentastomen einfach cylindrisch sei. Es will mir scheinen als ob sich dieser Unterschied nicht so streng aufrecht erhalten lasse. Die Seiten- taschen werden dadurch hervorgerufen, dass das System der Schräg- muskeln ziemlich weit nach der Mitte vorspringt; aber auch bei den cylindrischen Pentastomen liegen diese nicht unmittelbar der Haut an, sondern springen etwas nach innen vor, sodass schon hier kleine Nischen der Leibeshöhle gebildet werden. Es ist also nur ein grad- weiser Unterschied in dieser Beziehung vorhanden. Sodann sind aber die Seitentaschen des Pent. taenioides durchaus nicht immer so deutlich ausgeprägt, wde es dargestellt worden ist; nur in einem einzigen Falle, bei einem Männchen, fand ich sie annähernd in dieser Ausbildung, während die Gänge sonst von DrüsenzeUen und Binde- gewebe ganz oder fast ganz ausgefüllt waren. Dagegen war stets der an den Seitenrändern hinführende Kanal vorhanden, aber nicht blos bei P. taenioides, sondern auch bei P. oxycephalum und P. platy- cephalum, wo er schon von aussen als eine Längslinie sichtbar ist. Am Kopfe habe ich jedoch den Verbindungsbogen der beiden Seiten- kanäle überall vermisst. Die Bewegungen des Hakenapparates werden nach der Be- schreibung Leuckarts durch fünf Muskeln vermittelt. Dem gegenüber sehe ich mich genötigt, eine weit grössere Anzahl von Faserbündeln (Fig. 4) zu unterscheiden die zum Teil an der Stützplatte, zum Teil an den vom Hakengrunde entspringenden hohlen Chitinsehnen an- den anatomischen Bai; der Pentastoraen. • 31 3 setzen. Solcher Sehnen giebt es vier, eine an der oberen nnd drei an der unteren Ecke des Hakengrimdes, erstere will ich als Extensoren- Sehne, letztere als innere und äussere Flexoren-Sehne und als Re- tractoren-Sehne bezeichnen. Die daran ansetzenden Muskeln sind folgende : a M. extensor unci entspringt aus dem hinteren Teil der Rinne der Stützplatte und setzt sich an die nach ihm benannte Sehne. h M. flexor unci interior und c M. fl. u. exterior entspringen am innern bez. äussern Rande der Stützplatte und setzen sich an die innere bez. äussere Flexoren-Sehne. d, e, f M. retractores unci dorsales entspringen am Rücken des Tieres, laufen neben einander her nach vorn, dabei langsam ab- steigend, d und e setzen sich an die verlängerte äussere Flexoren- Sehne, in ihrem Verlaufe zuletzt durch Fasern des M. attractor basis externus (k) getrennt, / setzt sich an den hinteren Teil der Retractoren-Sehne . f/ M. retractor unci ventralis, entspringt an der Bauchwand des Tieres und setzt sich an den Vorderteil der Retractoren-Sehne. Auf die Stellung der Stützplatte und dadurch mittelbar auf die des Hakens wirken folgende Muskeln. h M. protractor basis verläuft längs des Rückens der Haken- tasche und der Platte; eine Wirkung desselben wird ermöglicht durch eine Querfalte, die sich in der Auskleidung der Hakentasche bildet. i und k M. attractores basis internus et externus. Vom Rücken der Hakentasche und Stützplatte zu beiden Seiten des Apparates herab an die Bauchwand des Körpers. / und VI M. retractores basis anterior et posterior. Vom Rücken des Tieres schräg vor- und abwärts laufend an die Mitte bez. das Ende der Stützplatte. Die Wirkungsweise dieser Muskeln ist durch die Kenntnis des Ausgangs- und Ansatzpunktes und die darnach gegebenen Namen ohne weiteres verständlich. Pent. oxycephalum zeichnet sich vor Pent. taenioides aus durch ausserordentliche Stärke des Attractor basis internus, durch welchen offenbar der ganze Apparat eine Drehung nach aussen erfährt, was infolge der entgegengesetzten Drehung der rechten und der linken Haken eine festere Verankerung zur Folge hat. Ferner habe ich bei dieser Art einen zweiteiligen Retractor unci internus gefunden, der, vom Rücken des Tieres kommend, sich jedenfalls an die innere Flexoren-Sehne ansetzen wird. Endlich entspringt der M. protractor basis nicht vom Rücken der Hakentasche, sondern von der vorderen Körperbedeckung. Nerveusystem und Sinnesorgane. Leuckart hat am Central-Nervensystem ganz junger Tiere eine Zellenschicht und ein Fasersystem, das eine leiterartige Zeichnung 314 Ernst Lohrman 11 : Untersuchungen über bedingt, unterschieden. Auf Schnitten kann man denselben Bau auch bei erwachsenen Tieren bestätigen; nur ist es ein Irrtum, wenn Leuckart die Faserzüge an die Bauchfläche des Ganglions verlegt. Es sind dieselben vielmehr im Innern gelegen, rings umschlossen von einer Schicht Ganglienzellen, welche daneben auch viele Bindegewebs- kerne zeigt. Diese Zellenschicht bildet auch die Längsscheidewand zwischen den beiden Längsfaserzügen, welche durch querverlaufende Faserzüge \äelfach durchbrochen wird, ohne dass ich imstande gewesen wäre, darnach eine bestimmte Zahl von Segmenten des Ganglions zu unterscheiden. Die Zellenschicht springt ferner auf jeder Seite an zwei Stellen nach innen vor, so dass die Fasermasse jederseits eine dreilappige Form erhält. Das ganze Ganglion ist umschlossen von einer bindegewebigen Hülle. Betrefts der äussern Form sowie der abgehenden Nerven habe ich der Leuckartschen Darstellung nichts hinzuzufügen. Was den doppelten Schlundring anlangt, den Hoyle bei Pent. protelis fand, so möchte ich mich dem gegenüber zweifelnd verhalten; wenigstens habe ich bei P. multicinctum iuv., das sich ja sonst jenem sehr ähnlich erweist, nur einen einfachen Ring gefunden. Chat ins Unter- suchung des Nervensystems von Pent. oxycephalum hat wenig Wert, so sehr er auch seine Verdienste ins Licht zu setzen sucht. Am Ganglion ist ihm die innere Fasermasse völlig entgangen. Bei Be- trachtung der abgehenden Nerven ist es ihm passiert, dass er die Seitenränder des herauspräparierten Ganglions für Vorder- und Hinter- rand gehalten hat; denn bei P. oxycephalum ist ebenso wie bei anderen Pentastomen der Längsdurchmesser des Ganglions grösser als der Querdurchmesser, während auf seiner Abbildung letzterer den ersteren weit übertrifft. Demnach kann auch seine von andern Arten ganz abweichende Beschreibung der Nerven nur den Wert eines Phantasieerzeugnisses beanspruchen. Als Sinnesorgane der Pentastomen waren bisher nur die beiden sogenannten Tastpapillen am vorderen Leibesende bekannt, die Leuckart als verkümmerte Antennen in Anspruch nahm. Anfangs war ich der Meinung, dass das hinter den Papillen gelegene Gewebe- polster lediglich bindegewebiger Natur sei und nur zur Befestigung der beiden Drüsenkanäle des mittleren Paares diene, welche auf den Papillen ausmünden, und dass man demgemäss den Pentastomen jedwedes Sinneswerkzeug absprechen müsse. Später habe ich mich jedoch überzeugt, dass man nicht blos die sogenannten Tastpapillen thatsächlich als solche anerkennen muss, sondern dass bei unsern Tieren auch noch andere Organe vorkommen, denen die Aufnahme von Sinnesempfindungen zuzuschreiben ist. Es sind das eine Anzahl von Wärzchen, die am Vorderkörper meist paarig auftreten und zum Teil auch schon von Leuckart gesehen worden* sind, aber nur an Larven und an erwachsenen Männchen. Bei den Larven beschreibt derselbe an der Bauchfläche im 3. und 5. Stachelkranze zwei Paare von kleinen Näpfchen, deren Aehnlichkeit mit den Gefühl spapillen ihm wohl auffiel, an die er jedoch keine Nerven herantreten sah. den aiiatoniischen Bau der Pentastoraen. 315 Ich habe noch zwei weitere Paare solcher Näpfchen oder Wärzchen gefunden, das eine vor- und auswärts von den hinteren Hakentaschen, das andere am Rücken, in den ersten Stachelkranz eingeschaltet und vom Seitenrande etwa ebensoweit entfernt als von der jMittellinie. Unterwirft man die Gefühlspapille einer genaueren Betrachtung, so erkennt man, dass dieselbe kein einheitliches Gebilde vorstellt, sondern aus vier kleineren Wärzchen besteht, welche im Kreise um die ]\Iün- dung des Drüsenkanales herum gestellt sind. Wir haben somit 8 Paar Wärzchen und diese habe ich auch an erwachsenen Tieren, Männchen wie Weibchen, wiedergefunden. In einem einzigen Falle fand ich bei einer Larve noch ein unpaares Wärzchen in der MittelUnie des Bauches im 9, Stachelkranze. Ueber den feineren Bau unserer Organe wird sich an frisch getöteten Tieren Avohl mehr erkennen lassen als ich an dem mir vor- liegenden Spiritusmaterial feststellen konnte. Auf Querschnitten sieht man, dass die Cuticula ,ein wenig vorgewölbt und auf der Höhe der Wölbung imterbrochen ist. Dieses Loch, in dessen Umkreis die Chitinhant kleine Höckerchen oder Leistchen trägt, wird durch ein dichtes Gewebe ausgefüllt, dessen Elemente parallel angeordnet und nach aussen gerichtet sind, ^"on innen treten unzweifelhafte Nerven- fasern heran, welche ich zwar nicht überall gesehen habe, aber doch an verschiedenen der Wärzchen, sodass ich an der Allgemeinheit des Vorkommens nicht zweifeln kann. Der an die sogenannte Gefühls- papille herantretende Nerv ist schon von Leuckart richtig erkannt, desgleichen die GangHenzellen , welche, wenn auch nicht in grosser Anzahl, in das vordere, verdickte Ende desselben eingelagert sind. Die beiden beweghchen Spitzchen auf den Gefühlspapillen habe ich ebenfalls wieder gefunden, sie stehen auf demjenigen der ^^er Wärzchen, welches vom Drüsengange nach aussen gelegen ist. In einem Falle glaubte ich ein feines Stäbchen zu erkennen, welches aus dem Innern in das Spitzchen hineinragte. Wenn man sich fragt, welcher Art die Reize wohl sein mögen, die durch diese Sinnesorgane dem Tiere zum Bewusstsein gebracht werden, so kann wohl kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass es die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Untergrundes sind, auf dem sich das Tier befindet. Durch diese Organe wird die Larve es merken, wenn sie in ein Tier gelangt, das zur völUgen Ausbildung eine geeignete Wohnstätte bietet, durch diese Organe wird vielleicht auch das jMännchen das Weibchen ertasten, wenn es zur Begattung schreitet. Und die um die Drüsenausführungsgänge gestellten Sinnesorgane dürften wohl den Zweck haben, zu prüfen, ob der Ort, auf welchen das Sekret fliesst, auch der Einwirkung desselben günstig ist. Der Vermutung Leuckarts, dass die sogenannten Gefühlspapillen als rudimentäre Antennen aufzufassen seien, ist durch meine Unter- suchungen keine neue Stütze zugeführt worden, im Gegenteil scheint mir der Umstand, dass es der Umkreis der Mündung eines Drüsen- ganges ist, um welchen sich ebensolche Sinneswärzchen gruppieren, 316 ErnstLohrmann: Untersnchungen über wie sie an andern Stellen des Körpers auch vorkommen, gegen die Antennennatur der Papillen zu sprechen. Was nun die übrigen untersuchten Arten anlangt, so habe ich an Pent. platycephalum die sämmtlichen bei Pent. taenioides beob- achteten Wärzchenpaare wiedergefunden, nur dass das eine anstatt vor- und auswärts vom zweiten Hakenpaare vielmehr vor- und ein- wärts von den vorderen Haken gelegen war. Bei Pent. oxycephalum konnte ich das am Rücken gelegene Paar nicht nachweisen und bei Pent. multicinctum iuv. habe ich nur die um die Mündungen der Drüsengänge gelegenen gesehen, wobei ich jedoch hervorheben will, dass der mangelnde Nachweis bei solchen kleinen Gegenständen noch kein Beweis der Abwesenheit derselben ist. Darmkanal. Wenn die Beschreibung, welche Leuckg^rt vom Munde unserer Tiere gegeben hat, mit den thatsächlichen Verhältnissen vielfach nicht übereinstimmt, so kann uns das nicht Wunder nehmen, denn wohl nur mit Hilfe der Schnittmethode mag es möglich sein, die höchst eigentümliche Bildung des Mundes richtig zu erkennen und zu verstehen. Der erste, der diese Methode auf Pentastomen an- gewendet hat, war Hoyle, und dieser hat auch sofort erkannt, dass die Verhältnisse ganz anders liegen als man vorher annehmen zu müssen geglaubt hat. Allerdings hat Hoyle den Mundzapfen, den er fand, für eine P^igentümhchkeit des von ihm allein untersuchten Pent. protelis gehalten, allein meine Untersuchungen haben dieselbe Bildung auch bei anderen, namentlich auch bei P. taenioides ergeben, und ich stehe nicht an, selbige für alle Pentastomen in Anspruch zu nehmen. In einigen wichtigen Einzelheiten muss ich von Hoyle abweichen, und dem entsprechend ist auch die Deutung, die ich der ganzen Vorrichtung gebe, eine andere. Hoyle hat richtig erkannt, dass der Mundring, der schon mit blossem Auge erkennbar ist, einen ring- förmigen Graben darstellt, dessen Seitenwände einander dicht an- liegen, so dass durch denselben ein etwa halbkugeliges Gebilde von der Umgebung abgesondert wird. An dieser ,, Mundpapille" (Fig. 6—8) beschreibt Hoyle zwei Muskelfasersysteme, Längsfasern, die parallel der Längsaxe des Tieres gerichtet sind, und solche, welche von der äussern Fläche der Papille nach deren Innern Rändern verlaufen; ausserdem schienen ihm Andeutungen einer dritten MuskeUage vor- handen zu sein, welche ringförmig um die Papille herum liefe. Diese letzte Schicht hat er wohl nur vermutet zu Gunsten der Deutung, die er dem ganzen Gebilde gegeben hat, er glaubte nämlich darin einen Rüssel sehen zu müssen, welcher vorgestossen und durch einen Muskel, der aus dem Innern kommend in die Papille hinein verliefe, wieder zurückgezogen werden könnte. Ich kann aufs bestimmteste versichern, dass nur die zuerst genannten Längsfasern vorhanden sind, während von der Aussenfläche nach den Innern Rändern zwar den anatomischen Bau der Pentastomeu. 317 auch feine Fasern verlaufen, die aber keine Muskelfasern sind, son- dern feine Kanälchen, welche das Sekret der in der Umgegend ge- legenen Drüsenzellen aus dem Körper hinaus leiten. Die Papille ist von weicher, dünner Chitinhaut bekleidet ; in der Tiefe des Ringgrabens aber wird diese dicker und nimmt die Be- schaffenheit an, welche die Haken aufweisen; es ist also in der Tiefe des Grabens ein fester Chitinring vorhanden. An der hintern Seite des Ringes senkt sich innerhalb desselben die Grube tiefer hinein und bildet den Eingang in das Mundrohr, das anfangs senkrecht emporsteigt, bald aber nach hinten umbiegt und einen wagrechten Verlauf einhält. Die hintere Wand des im Querschnitt sichelförmigen Mundes wird also gebildet durch den hintern Teil des festen Chitin- ringes, während von der vorderen Wand — das ist also die hintere der Mundpapille — nur das Mittelstück eine feste Platte darstellt, welche die Biegung des Mundrohres mitmacht und noch eine Strecke weit die obere Wand des nach hinten verlaufenden Nahrungskanales ausmacht. Die Seitenstücke der vorderen Mundwand bestehen weder aus festem gelben Chitin, noch aus jenem, das die allgemeine Körper- bedeckung ausmacht und Farbstoffe nur in ganz geringem Mafse aufnimmt, sondern aus einer mit Karmin sich stark färbenden dünnen Chitinhaut, der ich wegen ihrer schön gerundeten Linien elastische Eigenschaften zuerkennen muss. Unter diesen elastischen Stücken liegt als Matrix nicht eine einfache Zellenlage, sondern ein dickeres Polster, welches wohl ebenfalls die Elasticität zu erhöhen bestimmt ist. Die oben erwähnten Muskelfasern entspringen am vorderen Teile des Chitinringes und setzen sich an die feste Mittelplatte der Yorderwand des Mundes an. Nach Feststellung dieser Thatschen kann es nicht mehr zweifel- haft sein, dass die Mundpapille kein vorstreckbares Organ ist. Die Natur hat vielmehr, um mich so auszudrücken, gar nicht die Absicht gehabt, hier eine Papille zu irgendwelchem Zwecke hervorzubringen, sondern sie wollte feste unverrückbare Ansatzpunkte haben für die Muskeln, welche jene Platte am Munde nach vorn ziehen sollen, und zu dem Zwecke schuf sie einen festen Chitinring, und sie senkte ihn in die Tiefe, um den Muskeln einen grösseren Spielraum zu ge- währen. Dieser feste Ring ist das Wesentliche und nicht die Papille, die nur so nebenbei mit entstehen musste. Dass Drüsenkanälchen in der Papille nach aussen münden, verhert seine besondere Be- deutung, wenn wir erfahren, dass dasselbe auch ausserhalb, an der ganzen Bauchseite des vorderen Körperendes geschieht. Uebrigens will ich erwähnen, dass von oben auch ein Nerv in die Muskeln hereintritt und sich zwischen ihnen verteilt. Eigentlich sind es zwei Stränge, die kurz vorher mit einander verschmelzen, dasselbe Nerven- paar, das von Leuckart mit dem Namen Pharyngealnerven belegt worden ist. Vielleicht war es dieser Nerv, den Hoyle für einen Rück- zieher der vorgestreckten Mundpapille ansah. Während der aufsteigende Teil des Mundrohres im Querschnitt eine nach vorn geöffnete Sichelform aufweist, ist der zweite wagrechte 318 Ernst Lohr manu: Untersuchungen über Ast desselben zwar ebenfalls sichelförmig, aber entgegengesetzt ge- krümmt, also nach unten geöffnet. Die Oeffnung der Sichel wird ausgefüllt durch ein dickes Zellenpolster, welches von Muskelfasern umspannt wird, die sich an die beiden Spitzen der Sichel ansetzen. Diese Vorrichtung dürfte wohl dazu dienen das Rohr durch An- näherung der unteren Wand an die obere zu verschliessen. Dazu kommt noch ein Muskel, der vom Mundrand ausgehend sich an die Seitenränder des wagrechten Mundrohrastes ansetzt und jeden- falls eine stärkere Krümmung des Rohres und damit einen noch dichteren Verschluss desselben herbeiführt. Demnach wird die Nahrungsaufnahme wohl in folgender Weise vor sich gehen: Indem durch die Thätigkeit der Papillenmuskeln die oben beschriebene Platte nach vorn gezogen wird, öffnet sich das Mundrohr in seinem ganzen Verlaufe, und es dringt infolge der dabei entstehenden Saugkraft von aussen die flüssige Nahrung hinein. Sodann lassen die Muskeln nach, die Platte wird durch den federnden Apparat zu beiden Seiten wieder an die gegenüberliegende Wand angedrückt, vielleicht von aussen nach innen fortschreitend, sodass die im vordem Teile des Mundrohres befindliche Speise in den hinteren gedrängt wird; dieser schliesst sich hierauf ebenfalls, wo- durch die Nahrung in den Schlund gelangt, in welchem dieselbe durch peristaltische Bewegungen in den Darm geleitet wird. Die Chitinbekleidung der Mundröhre, deren Länge übrigens bei einem ausgewachsenen Weibchen 0,(5 mm beträgt, weist noch einige erwähnenswerte Eigentümlichkeiten auf. Zunächst ist die Oberfläche nicht glatt, sondern mit feinen Leistchen versehen, die geschlängelt in der Längsrichtung des Rohres verlaufen, was wohl ebenso wie die Höcker der Hakentaschen den Zweck hat, die ungünstigen Wirkungen der Adhäsion zu vermeiden. Sodann sind in der Chitin- auskleidung des wagrechten Astes sonderbare kleine Körperchen zu erwähnen von unregelmässig rundlicher Gestalt, deren Bedeutung mir völlig unklar geblieben ist; sie bestehen aus einer ganz gleich- artigen Masse und scheinen eine gewisse Festigkeit zu besitzen, denn auf einigen Schnitten waren sie durch das Mikrotommesser von ihren ursprünglichen Plätzen fortgeschoben worden. Die andern Arten besitzen, wie schon oben erwähnt, einen im wesentlichen gleich gebauten Mundapparat. Nur für Pent. multicinctum ist als abweichend hervorzuheben, dass der Mundring ziemlich flach an der Oberfläche liegt. Dafür aber senken sich vorn zwei starke hohle Chitinsehnen ins Innere, an denen die Vorzieher der Mund- platte entspringen und die in ihrer Stellung festgehalten werden durch Muskelfasern, die von vorn kommend sich an dieselben ansetzen. Zu der Leuckartschen Beschreibung der Speiseröhre habe ich nur hinzuzufügen, dass ausser den Ringmuskeln auch Längsfasern vorhanden sind. Die Einmündung in den Darm geschieht nicht gerade von vorn, sondern mehr von der Bauchseite, ebenso wie bei den andern Pentastomen; es nimmt also Pent. taeinoides in dieser deu anatomischen Bau der Pentastomen. 3X9 Beziehung keine Ausnahmestellung ein, wie Hoyle glaubt. Aller- dings ist das vor der Mündung des Sclüundes gelegene Darmende nicht 1 mm lang, wie bei P. protelis, sondern nur V4 nim, aber auch bei den andern von mir untersuchten Arten betrug die Länge höchstens V2 mm. Dicht vor der Mündung umgiebt sich der Schlund mit einer dichteren Bindegewebsmasse , und in diese sind einzelne Drüsenzellen, eingelagert. Auch sah ich eine Anzahl feiner Aus- führungskanälchen von seitlich gelegenen Drüsenzellen herantreten. Obwohl ich deren Einmündungen in die Speiseröhre nicht gesehen habe, so glaube ich doch nicht an deren Vorhandensein zweifeln zu können. Es scheinen diese Drüsenkanälchen dasselbe zu sein, was Leuckart als Muskelfasern zur Befestigung des Darmes in Anspruch genommen hat. Der Mitteldarm der Pentastomen unterscheidet sich durch den Bau seines Epitels wesentlich von dem, was in dieser Beziehung von andern Arthropoden bekannt ist. Die Zellen desselben sind etwa dreimal so hoch als breit und enthalten einen rundlichen Kern von verschiedener Grösse, der an der Grenze des unteren Drittels gelegen ist. Der darunter liegende Teil der Zelle besteht aus einer ziemlich gleichartig erscheinenden Masse, während der obere ein ganz anderes Aussehen zeigt: Von der dunklen Zell wand ragen kurze dunkle Bälkchen in den hellen Inhalt der Zelle hinein, von denen wieder feinere Fädchen entspringen, die jene Bälkchen unter einander in Verbindung setzen. Die Begrenzung der Zellen nach der Höhlung des Darmes zu ist ganz unregelmässig und durch keinerlei besondere Bildung ausgezeichnet; von einem derartigen Härchensaum, wie er durch Frenzel u. a. (Archiv f. mikr. Anat. Bd. 25, 26) für viele andere Arthropoden beschrieben wird, ist keine Spur vorhanden. Gewöhnlich trifft man jedoch nur einen Teil der Zellen in dem eben geschilderten Zustande an, die übrigen sind in ihrer oberen Hälfte von einer grossen Anzahl kleiner runder Körnchen erfüllt, die verschiedenen Durchmesser (0,ooi bis 0,002 mm) haben können, doch in derselben Zelle immer gleich gross sind. Die kleineren sind hellgelb, während die grösseren meist eine bräunüche Färbung auf- weisen. Die Zahl der Zellen, welche Körnchen enthalten, war in den verschiedenen von mir untersuchten Tieren eine verschiedene; während in dem einen Falle ungefähr ein Drittel aller Zellen davon erfüllt waren, konnte in einem andern Falle kaum eine einzige freie Zelle gefunden werden. Schon Leuckart erwähnt der Körnchen als einer ,, feinkörnigen Molekularmasse" und fasst sie als Resorptions- produkt auf. Frenzel, der ähnliche Inhaltsstoffe aus den Darmzellen vieler Insekten beschreibt (Ueber den Mitteldarm der Insekten. Archiv f. mikr. Anat. 26. Bd. 1886), weist eine derartige Deutung entschieden zurück, ihm klingt diese Ansicht sogar absurd, da man diesen Körperchen doch eine gewisse Festigkeit zuschreiben müsse, welche im Widerspruch stände zum Begriff der Verdauung, die doch Verflüssigung fester Nahrung und Aufnahme in die Körpersäfte be- deute. Er hält die Körnchen für ein Sekret, das durch Abstossung 320 Ernst Loh r manu: Untersuchungen über und Auflösung der Zellen frei werde und die Verdauung der Nahrung bewirke. Wie JVenzel mit dieser Erklärung die Festigkeit der Körnclien in Einklang bringen will, ist mir unklar, er müsste denn annehmen, dass sie durch das Sekret der Speicheldrüsen gelöst werden und nun erst in Wirksamkeit treten. Ein Vergleich mit den Vorgängen der Nahrungsaufnahme in der Pflanzenzelle lehrt aber, dass die von ihm so geringschätzig behandelte Ansicht eine grosse Wahrscheinlichkeit für sich hat. Wird in eine pflanzliche Zelle mehr Nahrungsstoff aufgenommen, als darin gelöst enthalten sein kann, so wird der Ueberschuss in feste Form üljergeführt als Stärkekörner, Proteinkörner u. s. w., um bei anderer Gelegenheit wieder aufgelöst und verbraucht oder weggeführt zu werden. Haben wir etwa einen Grund, ein ähnliches Verhalten in tierischen Zellen von vorn herein in Abrede zu stellen? Ich wüsste keinen. Demnach dürfte es wohl am nächsten liegen anzunehmen, dass die Körnchen aufgenommene Nahrung sind, welche nicht sogleich in den Körper weiter befördert werden konnte und darum einstweilen in fester Form aufgespeichert wurde. Ein Umstand, der zu Gunsten der Frenzeischen Auffassung an- geführt werden könnte, ist der, dass sich, wie schon Leuckart beobachtete, zuweilen der mit Körnchen gefüllte Teil der Zelle ab- schnürt — ob mit oder ohne einen Kern, kann ich nicht sagen — und dem Darminhalt beigesellt. Nach der Sekrethypothese müssten nun aber die Körnchen durch Auflösung des umgebenden Plasmas frei werden und selbst sich verflüssigen, um die ihnen zugeschriebene Aufgabe verrichten zu können; das geschieht aber nicht, sondern man findet die abgeschnürten Zellteile vöUig unverändert im End- darme unter den Auswurfsstoffen. Ich halte den Vorgang, da vorläufig keine bessere Erklärung vorliegt, für eine Abstossung gealterten Plasmas; dass solches noch die Fähigkeit der Nahrungsspeicherung hat, ist zwar auffällig, aber man könnte sich ja vorstellen, dass andere Fähigkeiten, namentlich die der Wiederauflösung der ge- speicherten Stoße, verloren gegangen seien, und dass es deshalb untauglich geworden wäre. Ein anderer Umstand spricht aber entschieden für die Deutung der Körnchen als Nahrungsstoffe, nämlich der, dass sie durchaus nicht auf die Darmepitelzellen beschränkt sind, sondern im ganzen Körper sowohl in Bindegewebs- wie in Drüsenzellen vorkommen. In ersteren haben sie meist dieselbe Grösse und dasselbe Aussehen wie in den Darmzellen, jedoch kommen auch grössere 0,005 mm messende Körnchen vor, die durch Karmin rot gefärbt werden. In den Drüsenzellen sind die Kügelchen blass und 0,003 — 4 mm gross. Das Vorkommen derartiger Körnchen ausserhalb des Darmes ent- spricht vollkommen der grösseren oder geringeren Menge derselben im Darmepitel. Bei einem Tiere, avo nur ein Drittel der Darmzellen Körnchen enthielten, war im übrigen Körper nichts davon zu finden, in einem andern Falle dagegen, wo sämmtliche Darmzellen dicht mit Körnchen erfüllt waren, wiesen auch fast sämmtliche Drüsenzellen den anatomischen Bau der Pentastomeu. 321 und das Bindegewebe grosse Mengen davon auf. In letzterem Falle war offenbar dem Tode des Tieres eine reichliche Nahrungsaufnahme vorangegangen. Das bisher Dargestellte galt zunächst für Pent. taenioides, doch habe ich eben solche Körnchen auch bei den andern Arten gefunden. Von P. multicinctum iuv. ist hervorzuheben, dass dessen Darmepitel ein ausserordentlich flaches ist, wie das auch Hoyle für sein P. pro- telis hervorhebt. Was den Darminhalt betrifft, so bestand dieser meist aus einer krümeligen Masse, deren Beschaffenheit keinen Schluss auf ihren Ursprung zuliess. In einem Falle indess, — es war ein sehr junges P. taenioides — waren eine Menge Körnchen drin, die ich ihrer starken Färbbarkeit wegen für Zellkerne halten möchte, und die auch in der Grösse mit den Kernen des umgebenden Gewebes, das den Schmarotzer beherbergte, übereinstimmten. Andererseits fand ich im Darme des P. platycephalum kleine Bläschen, die man als Zellhäute auffassen könnte, deren Inhalt verdaut worden war. Dem- nach möchte ich annehmen, dass sich die Pentastomen nicht mit einer flüssigen Absonderung der Gewebe des Wirtes begnügen, son- dern die Gewebe selbst angreifen. Unter dieser Voraussetzung kann man auch begreifen, warum ein so gewaltiger Drüsenapparat vor- handen ist, über dessen wahrscheinliche Wirksamkeit im nächsten Abschnitt genauer gehandelt werden soll. Ueber den Bau des Enddarmes habe ich nichts neues hinzu- zufügen. Was jedoch die grossen Zellen anlangt, die auf der Ober- fläche dieses Darmabschnittes gefunden werden, und die Leuckart für Ganglienzellen hielt, so bin ich zu einem anderen Urteil ge- kommen. Dieselben erweisen sich nämlich auf gefärbten Schnitten als so übereinstimmend mit den Drüsenzellen, dass icli keinen Augen- blick Bedenken trage, auch sie als solche in Anspruch zu nehmen. Ebenso haben sich ja auch die am Ende des Ösophagus gelegenen Zellen, die Leuckart gleichfalls für Ganglienzellen zu halten geneigt war, als Drüsenzellen herausgestellt. Damit will ich übrigens nicht in Abrede stellen, dass die Fasern, die den Enddarm umspinnen, nervöser Natur seien, im Gegenteil schien alles, was ich davon sah, diese Deutung zu bestätigen. Indess hielt Leuckart nicht alle diese Fasern für nervös, sondern einen Teil derselben für muskulös. Muskel- fasern habe ich freilich nicht gefunden; wenn man sich jedoch er- innert, dass auch für das Vorderende des Mitteldarmes Muskelfasern angegeben werden, wo ich nur Drüsenkanälchen auffand, so kann man annehmen, dass auch hier solche vorhanden seien, dazu be- stimmt, das Sekret von seitlich gelegenen Drüsenzellen dem End- darme zuzuführen. Die Vermutung gewinnt dadurch an Wahr- scheinlichkeit, dass Leuckart ausdrücldich hervorhebt, dass auch nach Anwendung von Reagentien keine Querstreifung an diesen Fasern zu erkennen sei. Arcli. f. Natuigesch. Jahrg. 1889. Bd. I. H. 3. 21 322 Ernst Lohrmanu: Untersuchungen über Absonderungsorgaue. Dass Drüsenzellen in grosser Anzahl im Körper der Pentastomen vorhanden sind, ist eine seit van Beneden und Leuckart allgemein bekannte Thatsache. Letzterer kannte nur eine Art von Drüsen, die allerdings bei verschiedenen Pentastomen -Arten verschiedene An- ordnung zeigten, und die er Hakendrüsen nannte. Hoyle unterschied dagegen dreierlei Drüsen, nämlich Hakendrüsen, wandständige Zellen und Stigmen-Zellgruppen. Nach meinen Untersuchungen sind erstere beiden Arten zu vereinigen, während die Stigmendrüsen in der That eine gesonderte Stellung einnehmen. Ich will für jene den einmal eingeführten Namen „Hakendrüsen" beibehalten, obwohl er die Sache nicht ganz trifft, da nicht alle damit bezeichneten Zellgruppen ihr Sekret an den Haken ausfiiessen lassen. Später wird er, so hoffe ich, einmal durch einen anderen ersetzt werden, der die physiologische Bedeutung kennzeichnet, die allerdings bislang noch nicht sicher festgestellt ist. Bei allen von mir untersuchten Arten münden drei Paare von Drüsen gangen am Kopfe des Tieres aus, und zwar zwei in die Haken- taschen, eins am vordersten Ende des Körpers nahe der Mittellinie. Die Mündungen dieses letzteren, mittleren Paares liegen bei Pent. taenioides auf den von Leuckart als Tastorgane gedeuteten kleinen Erhebungen. Dass solche Deutung eine gewisse Berechtigung hat, ist schon oben gezeigt worden, aber in erster Linie sind diese kleinen Hügel die Mündungsstellen der mittleren Drüsengänge, und die darum gruppierten nervösen Apparate stehen, wie ich glaube, im Dienste der Drüsen, indem sie prüfen, ob der Ort, auf den sich das Sekret ergiesst, für dessen Einwirkung auch geeignet ist, also eine Art Geschmackswahrnehmung vermitteln. Die an die Haken heran- tretenden Gänge verlaufen zumeist längs des Rückens der Haken- taschen innerhalb des M. protractor basis und münden in die Taschen von oben ein. Nur Pent. taenioides macht insofern eine Ausnahme, als hier die Gänge von der Bauchseite herantreten, zwischen den beiden Beugemuskeln des Hakens nach vorn laufen und dann in der Verbindungshaiit zwischen der Stützplatte und der hinteren Ecke des Hakens ausmünden. Verfolgt man die G Gänge rückwärts, so findet man hinsichtlich der Länge zum Teil erhebliche Verschiedenheiten zwischen den vier Hakengängen einerseits und dem mittleren Paare andererseits. Mit der Länge des Tieres verglichen erreichen letztere bei P. oxycephalum und P. platycephalum 9 Zehntel, bei P. multi- cinctum iuv. 8 Zehntel, erstere dagegen bei allen dreien nur 1 Zehntel etwa, beim ersten etwas mehr, beim letzten etwas weniger. Ab- weichend verhält sich P. taenioides, hier sind die Hakengänge die längeren, sie reichen bis zum 40. Segment, das mittlere Paar nur bis zum 35. Am hinteren Ende lösen sich die Gänge pferdeschweif- artig in 40 — 50 feine Kanälchen auf Was nun die Drüsenzellen selbst und deren Anordnung betrifft, so stimmt darin keine der untersuchten Arten mit einer andern den auatomischen Bau der Pentastoiuen. 323 überein. Bei Pent. taenioides sind die Drüsenzellen, wie bekannt, ausschliesslich in den flachen Seitenteilen des Körpers zwischen der Muskulatur gelegen, und abgesehen von geringen Grössenverschieden- heiten alle von demselben Aussehen. In einigen jugendlichen Tieren (P. denticulatum) zeichneten sich etliche von den Drüsenzellen durch ausserordentliche Färbbark eit aus; ich glaube kaum zu irren, wenn ich annehme, dass diese bei der Tötung sich nur in einem andern Thätigkeitszustande befunden haben als die übrigen, sonst aber nicht verschieden von ihnen sind. Das Sekret der einzelnen Zellgruppen wird durch die schon von Leuckart beobachteten Röhrchen in deren Wandung man nur hier und da einen flachen, länglichen, blassen Kern beobachtet, den grossen Drüsengängen zugeführt, welche eine zeUige Wandung und innerhalb deren eine zarte Cuticular-Auskleidung besitzen. Pent. oxycephalum besitzt zwei zu beiden Seiten des Darmes hin- laufende und mit diesem verbundene Drüsenkörper, innerhalb deren die drei Gänge dicht bei einander hinlaufen. Die Drüsenzellen sind von zweierlei Art: Die meisten haben einen Durchmesser von etwa 0,i mm und bilden auf dem Querschnitt einen nach dem Darme zu geöffneten Halbkreis um die Kanäle herum. Die nächste Umgebung der Kanäle ist von Bindegewebe ausgefüllt, und in dieses ist eine zweite, in geringerer Anzahl vertretene Art von Drüsenzellen eingelagert von geringerer Grösse (0,ü3 mm), aber mit gleichgrossem Kern, und von geringerer Färbbarkeit. Unter den ersteren, den grösseren Drüsenzellen waren stellenweise solche, die Farbstofte gar nicht an- nahmen ausser im Kern, und zwar lagen diese immer in grösserer Menge beisammen. Für dieses besondere Verhalten glaube ich die- selbe Ursache annehmen zu können wie für die oben bei P. taenioides erwähnte ähnliche Erscheinung. Die beiden Drüsenkörper sind durch je ein Mesenterium mit der Leibeswand in Verbindung, und zwar mit der Rückenfläche des Tieres in der Weise, dass dazwischen nur die Geschlechtsdrüse gelegen ist, während der übrige Raum beim Weibchen durch die Windungen des Fruchthälters ausgefüllt wird. Indessen sind nicht alle Drüsenzellen, die ich zum Hakendrüsen.- apparat rechne, in den beiden Drüsenkörpern vereinigt, es kommt noch die auch von Leuckart schon beobachtete Drüsenzellschicht hinzu, welche die Körperwand von innen bedeckt. Diese Zellen gleichen im wesentlichen der kleineren aus den Drüsenkörpern be- schriebenen Art, nur dass sie alle flach gedrückt sind. Bei Pent. multicinctum finden wir, ebenso Avie bei den eben beschriebenen, zwei Drüsenkörper und wandständige Drüsenzellen, aber diese letzteren stellen nicht wie dort eine Auskleidung der Leibeshöhle dar, sondern sind ausserhalb der Muskulatur in den Ringwülsten gelegen, eingebettet in dichtes zelliges Bindegewebe. Natürlich bilden sie auch keine zusammenhängende Schicht durch den ganzen Körper, sondern sind nach den Segmenten in einzelne Hinge gesondert, die allerdings am Vorderteile in einander übergehen. 21* 324 Ernst Lohrmaiiii: Untersuchungen über Die Drüsenkörper, welche wiederum einerseits am Darme befestigt sind, andererseits mit der Körperwand durch ein Mesenterium in Verbindung stehen, bestehen nur aus einer einzigen Art von Zellen, die grösser sind und sich gegen Farbstoffe anders verhalten als die wandständigen. In jedem verläuft von hinten bis vorn nur ein einziger Kanal, der vor dem Munde ausmündet, während die an die Haken tretenden Kanäle in ihrem kurzen Verlaufe oberhalb und seitlich von den Drüsenkörpern sich halten, umgeben von einer dicken Masse wandständiger Zellen. Noch anders liegen die Verhältnisse bei Pent. platycephalum. An der Leibeswandung sind hier überhaupt keine Drüsenzellen zu finden, dieselben sind vollständig auf die beiden am Darme befestigten Drüsenkörper beschränkt, die aber in diesem Falle durch kein Me- senterium mit der Körperwand verbunden sind. Die Drüsenkörper zeigen nicht ihrer ganzen Länge nach dieselbe Zusammensetzung, vielmehr kann man einen kürzeren vorderen und einen längeren hinteren Abschnitt unterscheiden. Ersterer reicht soweit nach hinten, als die Hakengänge in ihnen verlaufen, während im hinteren Ab- schnitt nur noch der mittlere Kanal vorhanden ist. Die Kanäle sind überall von Bindegewebszellen umgeben, und im vorderen Teile liegen sie nicht dicht bei einander, wie bei P. oxycephalum, sondern laufen in gewissen Abständen neben einander her. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Teilen liegt in den Drüsenzellen. Diese sind vorn klein, 0,02.5 mm, kaum grösser als die Bindegewebszellen und — so wenigstens bei dem mir vorliegenden, nicht sehr gut erhaltenen Tiere — von ihnen nur dann sicher zu unterscheiden, wenn man die quastenartige Zeichnung an der Ansatzstelle des Kanälchens zu Gesicht bekommt. Die Drüsenzellen des hinteren Abschnittes dagegen sind 0,i mm im Durchmesser, also viermal so gross. Die Trennung der beiden Zellarten ist keine ganz scharfe, indem im vorderen Teile auch einige grosse Zellen vorkommen. Und ob im hinteren Teile nicht auch hier und da Zellen der kleineren Art gefunden werden, kann ich deshalb nicht mit Bestimmtheit in Abrede stellen, weil die Unterscheidung von den Bindegewebszellen sehr schwierig ist. Hält man die Befunde bei unseren vier Arten gegen einander, so erkennt man, dass nur bei Pent. taenioides einerlei Drüsenzellen vorhanden sind, bei den drei andern Arten aber überall zweierlei, grössere und kleinere, und zwar scheinen die kleineren vornehmlich die Hakengänge mit Sekret zu versorgen, die grösseren dagegen die Mittelgänge; denn bei P. multicinctum und bei P. platycephalum sind die Hakengänge ganz von kleineren Zellen umgeben, während die grossen Zellen ausschliesslich in der Umgebung der allein ver- laufenden Mittelgänge gefunden werden. Vor allem aber ist zunächst die Frage zu beantworten: Gehören die wandständigen Zellen wirklich zum Hakendrüsenapparat oder nicht? Senden sie ihr Sekret ebenfalls in die Gänge oder irgend wo anders hin, etwa durch die Körperbedeckung direkt nach aussen? den anatomischen Bau der Pentastomen. 325 Unmittelbar beobachtet habe ich Ausführungskanälchen weder bei P. oxycephalum noch bei P. multicinctum , dennoch glaube ich ihre Zugehörigkeit zu den Hakendrüsen aus folgenden Gründen annehmen zu müssen. Zunächst habe ich die strahlige Zeichnung, welche die Stelle des Sekretaustritts andeutet, nie nach aussen gewendet ge- sehen, sondern stets seitlich oder nach innen gerichtet. Sodann kann man die Drüsenzellen von Pent. taenioides sämmtlich als wand- ständige bezeichnen, und wenn sie in dem einen Falle ausschliesslich an den \Yänden verteilt sind, warum sollten im andern die Wand- belegzellen nicht mit dazu gehören? Ferner verlaufen die Haken- gänge von P. multicinctum in der Nähe der Körperwand zwischen Zellen, die sich von denen der Ringwülste nicht unterscheiden lassen. Endlich liegt noch ein sehr gewichtiger Wahrscheinlichkeitsgrund in dem Vorhandensein von Mesenterien, welche die Drüsenkörper mit der Körperwand verbinden. Von den untersuchten Arten sind drei mit Drüsenkörpern ver- sehen, aber nur bei zweien sind dieselben an Mesenterien befestigt, und zwar sind das dieselben, welche auch wandständige Drüsenzellen besitzen, während P. platycephalum weder die letzteren noch Me- senterien hat. Diese scheinen demnach, wo sie vorkommen, weniger zur Befestigung zu dienen, als vielmehr im Dienste der Wandbeleg- zellen zu stehen, indem sie die Kanälchen aufnehmen, welche das Sekret dieser Zellen in die grossen Ausführungsgänge überfuhren. Zwar habe ich in den Mesenterien keine Kanälchen direkt gesehen, sondern nur eine etwas schräg gerichtete Längsstreifung, aber diese lässt sich sehr gut auf solche Kanälchen zurückführen; die grösste Beweiskraft scheint mir aber das Fehlen der Mesenterien bei P. platy- cephalum zu besitzen. Wo übrigens solche vorhanden sind, da setzen s"ich dieselben über das hintere Ende der Drüsenkörper hinaus fort, nunmehr unmittelbar den Darm mit der Leibeswandung verbindend, fast bis an die Ausmündung des Darmes, wie denn auch die wand- ständigen Zellen bis an das Hinterende des Körpers vorhanden sind. Auch nach vorn gehen die Drüsenzellen bis an das Ende des Körpers, doch diese vordersten, die zum Teil noch vor der Mündung der Gänge gelegen sind, verhalten sich insofern abweichend, als ihre Ausführungskanälchen sich nicht mit den grossen Gängen vereinigen, sondern nach Durchbrechung der Cuticula an der Bauchfläche direkt nach aussen münden. Abgesehen von den Hakendrüsen giebt es noch eine Anzahl von Zellgruppen, die ihr Sekret in verschiedene Organe des Körpers senden, deren Zellen sich aber von jenen entweder gar nicht oder nur durch die geringere Grösse unterscheiden. Sie sind den be- treffenden Organen entweder dicht aufgelagert und in dem Falle früher \delfaeh für Ganglienzellen gehalten worden, oder räumlich nicht scharf von den Hakendrüsen, d. h. den wandständigen Zellen, gesondert. Die Ausführung des Sekretes geschieht im ersteren Falle durch eine Menge feiner sich nicht vereinigender Kanälchen. Dasselbe findet bei P. taenioides auch im zweiten Falle, d. h. bei grösserer 326 Ernst L oh r mann: Untersuchungen über Entfernung der Drüsenzellen von der Stelle der Sekretwirkung, statt, während da bei anderen Arten eine Sammlung der Kanälclien in einen gemeinsamen Gang erfolgen kann. Solcher Drüsenzellgi'uppen sind mir sechs bekannt, davon vier am Geschlechtsapparat, die später genauer besprochen werden sollen, nämlich am Samenleiter des Männchens, am Samengang des Weibchens, am männlichen Be- gattungsapparat und am Ende der Scheide; ferner die bereits er- wähnten am Enddarm und am Ende des Oesophagus. Diese letzte wird offenbar zur Verdauung unserer Tiere in Be- ziehung stehen, sie ist aber so klein, dass man sie auf keinen Fall für den einzigen Ursprungsort des ganzen nötigen Verdauungs- sekretes halten kann. Dass die im Darmepitel enthaltenen Köi-nchen Verdauungsstoffe darstellen könnten, habe ich oben zurückgewiesen, andererseits aber glaube ich nicht zu irren, wenn ich im Safte der Hakendrüsen das wesentlichste Verdauungssekret erblicke. Von Leuckart wurde das Hakendrüsensekret als ein Reizmittel auf- gefasst, das die Gewebe des Wirtes veranlasse, Flüssigkeit abzu- sondern, die dem Tiere zur Nahrung diene. Aus der Untersuchung des Darminhaltes habe ich aber den Schluss gezogen, dass die Pentastomen sich nicht mit einem abgesonderten Saft begnügen, sondern die Gewebe des Wirtes selbst angreifen. Da nun aber der Mund blos zum Saugen eingerichtet ist, und die Haken auch nicht zum Losreissen und feinen Zerkleinern von Gewebsstücken tauglich erscheinen, so bleibt nichts übrig als anzunehmen, dass die Nahrung ausserhalb des Körpers in flüssige Form übergeführt, d. h. verdaut wird, und das kann nur durch den Saft der Hakendrüsen geschehen. Wenn auch die Verdauung ausserhalb des Körpers keine vollständige zu sein braucht, so müssen doch wenigstens die einzelnen Zellen des Nahrungsgewebes aus ihrem Verbände gelöst werden. Unter obiger Voraussetzung wird auch die Anwesenheit eines so mächtigen Drüsen- apparates verständlich, denn zur blossen Reizung des Wirtes würde wohl eine viel kleinere Drüse ausreichen. Aber auch mit den Ver- dauungsdrüsen anderer Tiere verglichen ist der Drüsenapparat ausser- ordentlich gross, offenbar aus dem Grunde, weil bei Verwendung des Sekretes ausserhalb des Körpers eine Menge davon verloren geht. Dass die Gänge in die Hakentaschen münden, hat natürlich seinen Grund darin, dass die von den Haken verursachten Wunden be- sonders günstige AngTiffsstellen für die Drüsensäfte darbieten. — Es versteht sich von selbst, dass die hier aufgestellte Ansicht noch durch direkte Untersuchung des Sekretes zu prüfen sein wird. Ganz anderer Natur als die Hakendrüsen sind sowohl ihrem Baue als auch jedenfalls ihrer Aufgabe nach die Stigmendrüsen. Der Bau ist bereits in dem Abschnitt über die Körperbedeckung beschrieben worden, hier will ich nur auf die Frage nach ihrer Be- deutung eingehen. Aus dem Baue lässt sich kein Schluss ziehen auf diese, vielleicht aus ihrer Anordnung. Sie sind über den ganzen Körper verteilt, von vorn bis hinten, oben und unten, man könnte deshalb vermuten, dass sie in irgend welcher Beziehung zur Haut den anatomischen Bau d<^r Pentastomen. 327 ständen und vielleicht gewissennassen als Talgdrüsen diese ge- schmeidig zu erhalten hätten. Doch will mir dies wenig glaubhaft erscheinen. Ueberlegen wir uns aber, zu welchem Zweck sonst noch absondernde Organe gebraucht werden, so finden wir, dass keine Harnwerkzeuge im Pentastomenkörper bekannt sind. Dass die Pentastomen ebenso wie alle andern lebenden Organismen stickstoff- haltige Zersetzungsprodukte des Stoffwechsels liefern, unterliegt keinem Zweifel , und bei so grossen Tieren sollte man auch besondere Organe für deren Abscheidung erwarten. Malpighische Gefässe wie bei andern Arthropoden sind aber nicht vorhanden, und dass das Darmepitel neben der Aufnahme der Nahrung auch die Abscheidung der Stoffwechselprodukte besorgen sollte, ist nicht wahrscheinlich. Wenn ich nun die Vermutung ausspreche, dass die Stigmendrüsen möglicher Weise Harn absondernde Organe sein könnten, so habe ich dafür freilich weiter keinen Grund, als dass man für diese Thätigkeit keine Organe, für jene Organe aber keine Thätigkeit kennt. Immerhin wäre die Sache wohl wert, einmal auf mikro- chemischem Wege untersucht zu werden von einem, der in die glückliche Lage kommt, lebende Pentastomen zur Untersuchung zu erhalten. Dass keine einheitliche Drüse an einer bestimmten Stelle des Körpers für die Harnabscheidung vorhanden ist, das würde sich einerseits aus dem Mangel eines Herzens, andererseits aus der trägen Lebensweise der Tiere erklären; denn da weder durch ein Herz noch durch kräftige Körperbewegungen für einen lebhaften Umtrieb der Blutflüssigkeit gesorgt wird, so müssen die Stoftwechselprodukte lediglich durch Diffusion zu den Ausscheidungsstellen gelangen, und wenn nur eine einzige solche vorhanden wäre, so würde an den ent- fernt gelegenen Stellen bald eine zu grosse Ansammlung solcher Stoffe stattfinden. Dem würde aber vorgebeugt sein durch Verteilung der Drüsen über den ganzen Körper. Männliche Creschleclits- Organe. Die morphologischen Verhältnisse der Geschlechtsorgane sind von Leuckart so eingehend beschrieben worden, dass mir nur in den feineren Einzelheiten einiges zu vervollständigen übrig geblieben ist. Auch die Deutung, welche derselbe den einzelnen Teilen gegeben hat, kann ich vollkommen bestätigen trotz der Zweifel, die von einigen P'orschern betreffs mehrerer Punkte erhoben worden sind. Mit Hilfe einer genauen morphologischen Untersuchung ist es mir auch möglich geworden, ein Organ zu erklären, das in dem Leuckartschen Werke unerklärlich geblieben ist, nämlich den sog. Chitinzapfen. Um der von Leuckart innegehaltenen Ordnung zu folgen be- ginne ich mit dem Hoden. Die Wand desselben (Fig. 9) besteht aus zwei Schichten, einer äusseren strukturlosen Haut und einer an diese sich von innen anlegenden Protoplasmalage, in der ich keine Zellgrenzeu wahrzunehmen imstande war. Die darin liegenden Kerne sind ausserordentlich unregelmässig verteilt. Im allgemeinen beträgt 328 Ernst Lolirmanii: Untersuchungen über die Dicke der Schicht kaum 0,005 mm. Die Kerne sind flach und stehen in verhältnismässig grossen Abständen. Stellenweise aber verdickt sich die Schicht in verschiedenem Maise, vom kaum Merk- lichen an bis zum Vier- oder Fünffachen, und in diesen kleinen Hügeln finden sich zahlreiche rundliche Kerne dicht neben einander. Ich glaube nicht daran zweifeln zu dürfen, dass wir in diesen Hügeln die verschiedenen Entwicklungszustände der „Samencysten" vor uns haben, welche den Innenraum des Hodens in grosser Menge erfüllen und deren Aveiteres Schicksal von Leuckart ausführlich beschrieben worden ist. Der gesammte Verlauf der Samenbildung dürfte also der sein, dass ein Kern der Wandung mit dem umgebenden Proto- plasma sich lebhaft teilt, sodass eine grosse Gruppe von Kernen, in Plasma eingebettet, entsteht, die sich nun von der Wand loslöst. Mit der Loslösung ist jedoch keineswegs die Kernvermehrung beendet, sie dauert noch fort, wie die zahlreichen Kernteilungsfiguren be- weisen, welche in den Samencysten zu sehen sind. Sind dann die endgiltigen Samenmutterzellen gebildet, so geht die Samenfaden- bildung in der bekannten Weise vor sich. Die Hoden verengern sich vorn zu zwei kurzen Röhrchen, welche zwar äusserlich sich vereinigen, deren Innenräume jedoch gesondert von einander auf einer kleinen Papille dicht neben einander in die Samenblase einmünden. Die Weite dieser Röhrchen ist sehr gering, etwa 0,02 mm. Die Wandungen der Samenblase zeigen innen eine einfache Epitellage von etwa 0,02 mm Dicke, eine zarte Tunica propria und eine ziemlich kräftig entwickelte Muskelschicht, deren Fasern zu- meist, doch nicht ausschliesslich, der Quere nach verlaufen. Darauf liegt aussen noch ein bindegewebiger Ueberzug. Diese Beobachtungen stimmen mit denen Leuckarts überein bis auf dessen Angabe über die innere Zellschicht. Er sagt, es sei eine 0,14 mm dicke Lage von Zellen vorhanden, die er trotz ihrer geringen Grösse (0,02 mm) als Drüsenzellen betrachte und von denen er die körnige Substanz her- leite, die dem Sperma im Innern der Samenblase beigemischt sei. Die angegebene Grösse der Zellen stimmt mit meinen Beobachtungen, nicht aber die Dicke der Schicht. Vielleicht ist eine andere Beob- achtung, die ich gemacht habe, geeignet, diese Verschiedenheit auf- zuklären. An einem Männchen, dessen Samenblase dicht mit Sperma gefüllt war, konnte ich nämlich das Epitel nur noch in der ersten, rückwärts verlaufenden Hälfte der Blase erkennen, während es in dem zweiten, -wieder nach vorn gehenden Teile vollständig ver- schwunden war; an dessen Stelle waren jedoch Samenfaden in dichter Menge " ringsum in die Wand eingebohrt, stellenweise zu noch dich- teren Büscheln vereinigt. Einige Male schien es mir, als ob kleine Ueberreste des Epitels es wären, die solchen Büscheln als Mittel- punkt dienten. Es machte also den Eindruck, als wenn das Epitel von den Spermatozoen zerstört worden sei. Die im Innern der Blase liegende Samenmasse hob sich scharf von der Schicht der ein- gebohrten Samenfäden ab. Mit dieser letzteren erreichte die Wand den anatomischen Ban der Pentastomen. 329 eine Dicke von etwa 0,i mm. Vielleicht ist es eine ähnliche Stelle gewesen, an der Leuckart die Wand 0,i4 mm dick gefunden hat, während er die Zellen von 0,02 mm von einer andern, von Samen- fäden freien Stelle isolierte. Die beiden vorderen Hörner der Samenblase verjüngen sich rasch und biegen dabei nach hinten um, setzen sich aber nicht, wie Leuckart meint, in die Samenleiter fort, sondern münden mit einer feinen (0,015 mm) nach rückwärts gerichteten Oeffnung in die Anhangs- schläuche, in der Weise, dass eine Kontraktion der Samenblase die Samenfiüssigkeit zunächst nicht in die Samenleiter, sondern nur in die Anhangsschläuche befördern kann. Diese letzteren zeigen (Fig. 10) eine sehr kräftige Tunica propria, welcher nach innen eine einfache Schicht blasser Zellen, nach aussen aber die bekannte mächtig ent- wickelte Längsmuskelschicht aufliegt. Der Angabe Leuckarts, dass im Innern eine dicke, helle Chitinhaut vorhanden sei, muss ich ent- schieden widersprechen, die Chitinbekleidung der Samenleiter setzt sich nicht in die Anhangsschläuche fort, obw^ohl diese ihrer Richtung nach als die gerade Fortsetzung jener zu bezeichnen sind. Die Dicke der Schläuche beträgt 0,21 mm, die Dicke der Muskelschicht 0,07 mm. Die Schicht grosser Zellen, welche aussen um die Samenleiter liegen, hat Leuckart mit Recht für Drüsenzellen erklärt; die Schwie- rigkeit, dass die dicke Chitinankleidung der Röhren dem Durchtritt des Sekretes ein bedeutendes Hindernis zu sein schien, wird dadurch gehoben, dass ich feinste Röhrchen von 0,002 mm Durchmesser und darunter erkannt habe, welche die Chitinschicht durchbohren und offenbar der Leitung des Sekretes dienen. Wir kommen nunmehr zu den Begattungsorganen. Der Samen- leiter setzt sich zunächst in die sogenannte Cirruszwiebel fort, welche aus kleinen Zellen mit grossen Kernen gebildet wird und innerhalb deren die Chitinauskleidung des Kanales sehr dünn ist. Der Kanal setzt sich fort in den langen, spiralig aufgerollt im Cirrusbeutel liegenden Cirrus, an dessen Wand Leuckart nicht weniger als vier Schichten unterscheidet. Ohne die Möglichkeit dieser Unterscheidung für frische Tiere oder vielleicht für jüngere in Abrede stellen zu wollen, will ich nur erwähnen, dass ich an meinem conservierten Material nur deren zwei erkennen konnte, eine innere glashelle Schicht, und eine äussere Chitinröhre, deren Substanz durch Färb- barkeit und sonstiges Aussehen sich dem an die Seite stellen lässt, welches ich bei Beschreibung des Mundes als elastisches Chitin be- zeichnet habe; diese äussere Schicht würde den drei äusseren Leuckarts entsprechen. lieber den Cirrusbeutel und den äusseren Geschlechtsgang habe ich nichts hinzuzufügen, es erübrigt also nur noch, den sogenannten Chitinzapfen einer genaueren Betrachtung zu unterwerfen. Da muss ich zunächst hervorheben, dass ich eine Unterscheidung zweier Gipfel, eines unteren flachen und eines oberen schlanken, nicht billigen kann. Es mag wohl vorkommen, dass durch irgendwelche Einflüsse 330 Ernst Lohrraann: Untersuchungen über eine ungleiche Krümmung der Chitindecke und dadurch der Anschein zweier Gipfel zitstande kommt, aber im normalen Zustande ist es ein einheitliches Gebilde; wenigstens habe ich auf Längs- und Quer- schnitten vergebens nach dem zweiten, niedrigeren Gipfel gesucht. Der Zapfen stellt eine mit Chitin bekleidete, etwas gekrümmte Er- hebung dar, die den Beutel, in welchem sie liegt, am Grunde voll- ständig, im oberen Teile fast vollständig ausfüllt (Fig. 11). In seiner oberen Hälfte ist er mit einer dünnen elastischen Chitinhaut über- zogen, während die Umhüllung der unteren Hälfte aus dickem, festen Chitin besteht. Der obere Teil des Beutels bildet nach innen eine ringsum, mit einer Unterbrechung nach der Cirruszwiebel zu, ver- laufende, nach vorn gerichtete Falte, deren innere Wand mit einer dicken Lage festen Chitins versehen die sog. Scheide darstellt. Ebenso ist der ganze untere Teil des Beutels mit festem Chitin aus- gekleidet, das im untern Drittel mit der Bedeckung des Zapfens zu einem einzigen Blatte verschmilzt. Der Zapfen wird durch kräftige quer gestreifte Muskelfasern ausgefüllt, die in der untern Hälfte von dem festen Chitin ausgehen und sich an das elastische Chitin der oberen Hälfte ansetzen, und zwar in solcher Richtung, dass durch ihre Wirkung der obere Teil gekrümmt wird, sodass die Spitze aus dem Spalte der Scheide hervortritt. Lassen die Muskeln nach, so streckt sich das Ganze wieder infolge der elastischen Beschaffenheit seiner Chitinbekleidung. Auch an der Aussenseite des Apparates entspringen am Grunde eine Menge von Muskelfasern, die teils am Rücken des Beutels verlaufend sich entweder oberhalb der Falte oder nahe der Geschlechtsöffnung an der Körperhaut ansetzen, teils von der Bauchseite entspringend in einem mehr geschlossenen Bündel zwischen Cirruszwiebel und Cirrusbeutel nach vorn gehen und sich dann ebenfalls in der Nähe der Geschlechtsöffnung an der Körper- wand befestigen. Diese Muskeln dienen offenbar dazu, den Chitin- zapfen mitsammt der Scheide nach vorn zu ziehen, sodass das vordere Ende in den äusseren Geschlechtsgang hineinragt, während die Rück- bewegung wiederum auf Rechnung der Elasticität der Chitinhäute gesetzt werden muss, da Muskeln hierfür nicht aufgefunden werden konnten. Wenn sich nun die Thätigkeit dieser äussern IMuskeln mit der der im Chitinzapfen gelegenen in der Weise verbindet, dass nach dem Vorziehen des Ganzen das Beugen des Zapfens, nach der Rück- bewegung das Strecken desselben erfolgt, so entsteht eine zusammen- gesetzte Bewegung, die man am besten mit dem Lecken einer Zunge vergleichen kann, weshalb ich auch vorschlagen möchte, den Ausdruck „Chitinzapfen" durch die Bezeichnung ,, Zunge" zu er- setzen. Ich will hier übrigens die Bemerkung nicht unterdrücken, dass Herr Geh. -Rat Leuckart selbst es war, der zuerst vermutungsweise die hier vorgetragene Ansicht aussprach, worauf ich sie durch eine darauf gerichtete Untersuchung bestätigen konnte. In den Beginn des äussern Geschlechtsganges, dicht vor der Oeffnung des Cirrusbeutels mündet jederseits von der Seite her eine den auatomischen Bau der Pentastoraen. 331 Drüse, von der Leuckart nichts erwähnt. Allerdings ist es keine geschlossene Drüse, die sich deutlich von der Umgebung abhebt, sondern eine Anzahl von Zellen in den Seitenteilen des Körpers, die sich nur dadurch von den Hakendrüsenzellen unterscheiden, dass sie ihr Sekret nicht in deren Ausführungsgänge ergiessen, sondern in die Geschlechtsgänge, aber nicht durch einen gemeinsamen Kanal, sondern durch eine Menge feiner Kanälchen, die getrennt von einander münden. Einige von den Zellen liegen übrigens der Wand des Ge- schlechtsapparates unmittelbar an. Jedenfalls dient das Sekret zur Schmeidigung der Chitinteile des Begattungsapparates. Nach diesen Vervollständigungen unserer anatomischen Kennt- nisse wollen wir versuchen, uns ein zusammenhängendes Bild der Vorgänge bei der Begattung zu geben. Nachdem das männliche Tier seine Geschlechtsöffnung auf die des Weibchens gelegt und sich mit Hilfe der Haken befestigt hat, tritt zunächst die Muskulatur der Samenblase in Thätigkeit und treibt durch ihre Kontraktion einen Teil des Inhaltes der Blase in die Anhangsschläuche hinein. Sodann verkürzen sich diese durch die Wirksamkeit ihres Muskel- belags um ein bedeutendes Stück und drücken die Samenflüssigkeit mit weit grösserer Kraft, als es von der Samenblase unmittelbar geschehen könnte, durch die Samenleiter, wo ein Sekret zugemischt wird, in den Cirrus hinein. Nach vollendeter Verkürzung werden die Anhangsschläuche durch die Elasticität ihrer Membrana propria wieder gestreckt, wobei vielleicht auch der Strahl der Samenflüssig- keit mitwirkt, der durch erneute Kontraktion der Samenblase in die Anhangsschläuche übertritt, um durch deren Zusammenziehung wieder w^eiter befördert zu werden. So wechseln Samenblase und Anhangsschläuche in ihrer Thätigkeit ab und treiben eine immer grössere Menge der Samenmasse in die beiden Cirrus hinein, durch deren Druck diese allmählig entfaltet werden und durch den äussern Geschlechtsgang in die Scheide des Weibchens übertreten. Dabei geht natürlich nicht die Spitze des Cirrus voran, sondern die Streckung schreitet von der Cirruszwiebel aus vor, die Streckung der Spitze erfolgt zu allerletzt. Die Pumpbewegungen der Samenblase und der Anhangsschläuche Averden nun so lange fortgesetzt, bis der ganze Inhalt der Samenblase in die beiden weiblichen Samentaschen, bez. in eine derselben, übergeführt ist. Das Wiedereinzielien der Cirren kann auf keinen Fall durch deren eigene Kraft geschehen, denn nach der anatomischen Untersuchung sind sie nicht befähigt, eine selbständige Bewegung auszuführen. Das Einholen ist vielmehr Auf- gabe der beiden ,, Zungen", welche durch die oben beschriebenen Leck- bewegungen die Cirren nach und nach hereinholen, indem während des jedesmaligen Vorstreckens der Cirrus durch Kontraktion des äussern Geschlechtsganges festgehalten und am wiedervorgleiten ver- hindert wird. Ich habe in dieser Darstellung immer von der gleichzeitigen Thätigkeit beider Seiten des Begattungsapparates gesprochen; ob sie in Wirklichkeit beide zugleich thätig sind oder allemal nur eine, 332 Ernst Lohrmann: Uiitersnchuiigeii über lässt sich vorläufig nicht entscheiden ; auch die Beobachtung Leuckarts, dass Weibchen gefunden werden, bei denen nur eine Tasche mit Sperma gefüllt ist, erlaubt keinen Schluss in dieser Hinsicht. Die Scheide ist jedenfalls weit genug, um beide Girren gleichzeitig auf- zunehmen. Noch habe ich Einiges hinzuzufügen, was ich über den männ- lichen Geschlechtsapparat der übrigen untersuchten Arten beobachtet habe. Von Pent. oxycephalum ist die Einfachheit des Hodens schon bekannt, nicht aber der Umstand, dass dieser einfache Hoden dennoch mit zwei ganz kurzen, engen Röhren in die einfache Samenblase einmündet, ebenso Avie es Hoyle bei Pent. protelis beschrieben hat. Ich möchte mich auch der von diesem gegebenen Erklärung an- schliessen, dass der einfache Hoden der meisten Pentastomen phy- letisch aus einem doppelten abzuleiten sei, wie er bei P. taenioides erhalten ist. Wie sich P. multicinctum hinsichtlich des Uebergangs des Hodens in die Samenblase verhält, habe ich nicht feststellen können. Die Drüse, die bei Pent. taenioides in den Anfang des äussern Geschlechtsganges mündet, habe ich sowohl bei P. oxycephalum als bei P. multicinctum wiedergefunden, nur mit dem Unterschiede, dass bei beiden die Ausführungskanälchen in einen gemeinsamen Gang vereinigt sind, und dass dieser Gang in das obere Ende des Cirrus- sackes einmündet, genau so, wie es bei P. protelis der Fall ist. — Die äussere Geschlechtsöffnung ist bei den genannten Arten nicht einfach, sondern die beiden Gänge münden getrennt, obwohl dicht beisammen. — Im übrigen scheinen weiter keine wesentlichen Ab- weichungen von den bei P. taenioides gefundenen Verhältnissen zu bestehen. Wedl hat für sein P. oxycephalum den männlichen Geschlechts- apparat Avesentlich anders beschrieben, er findet am Penis eine kräftige Muskellage, an den Auhangsschläuchen Drüsenzellen u. s. w. Bei genauerem Zusehen erkennt man jedoch, dass hier grobe Ver- wechselungen vorliegen; was er Penis nennt, sind die Anhangs- schläuche, während seine Anhangsschläuche in Wirklichkeit die Samenleiter sind; und die äussern Geschlechtsgänge mit den Cirrus- beuteln u. s. w. werden als Penisscheiden zusammengefasst. Weibliche Geschleclitsorgaue. Die weiblichen Geschlechtsorgane der Pentastomen sind so genau bekannt, dass ich nur weniges hinzuzufügen habe. Zunächst im allgemeinen eine Bemerkung über die Muskulatur dieser Organe. Während die Muskeln der Pentastomen -sonst, sowohl die Körper- muskeln als die des Darmes und der männlichen Geschlechtsorgane überall deutlich quergestreift sind, scheinen die der weiblichen Ge- schlechtsorgane auf einer tieferen Entwicklungsstufe stehen zu bleiben. Quergestreifte Fasern habe ich nur in geringerer Anzahl und Grösse gefunden, am kräftigsten ausgebildet am Endstück der Scheide. den anatomischen Bau der Pentastomen. 333 Sonst besteht die Muskulatur aus blassen zarten Fasern, namentlich ist die dicke Ringfaserlage am Sphinkter der Samentaschen ohne jede Spur von Querstreifung. Im einzelnen habe ich folgendes der Leuckartschen Darstellung hinzuzufügen. Der Uebergang der vereinigten Eileiter in die Scheide geschieht nicht durch eine Spaltöffnung, die in einen llaschenförmigen Aufsatz der Scheide mündet, sondern der Uebergang ist ein ganz unmittelbarer, wenn auch die Mündung des engen Leitungskanales in die erweiterte Scheide etwas zusammengedrückt ist, sodass der Ausdruck Spaltöffnung nicht geradezu unrichtig erscheint. Der kleine Aufsatz aber ist nicht der ganzen Länge nach geschlitzt, sondern es ist ein blindsackartiger, nach dem Rücken des Tieres zu gelegener und nach vorwärts gerichteter Anhang der Scheide, welcher ebenso wie die beiden ganz ähnlichen Anhänge der Samengänge denselben Bau wie die Leitungsapparate selbst zeigt, nämlich innen chitinige Auskleidung, dann deren Matrix und endlich die Ringfaserschicht. Von einer drüsigen Natur dieser Gebilde kann also nicht die Rede sein, über ihre wahre Bedeutung aber kann ich mir nicht die ge- ringste Vorstellung machen. Bei P. oxycephalum habe ich nach dem mittleren Anhang, d. h. dem der Scheide, vergebens gesucht. Die Erweiterung der Scheide zum Fruchthälter beginnt beim erwachsenen Tier dicht unterhalb des kleinen Blindanhangs, das wahre Ende derselben liegt aber eigentlicli etwas weiter oberhalb, wie ich sehr deutlich an einem jüngeren, noch unbefruchteten Weibchen erkennen konnte. An diesem war die Verbindung zwischen der mit Chitin ausgekleideten Scheide und dem vereinigten Eileiter zwar äusserlich hergestellt, aber die Höhlungen waren noch getrennt, indem die Scheide durch ein gewölbtes Ende abgeschlossen war. Und an dieser Wölbung beteiligte sich sowohl die Zellenlage als auch die Chitinauskleidung der Sehfelde. Offenbar muss dieser Ab- schluss später beseitigt werden, um den Eiern Durchtritt zu ge- währen, es wäre aber denkbar, dass dies erst nach der Befruchtung geschieht, und dass der Verschluss nicht nur genetisch zu verstehen ist als das Ende der von aussen abzuleitenden Geschlechtsteile, sondern auch physiologisch indem er verhindert, dass die Penisspitze sich in die Eileiter verirre und der Same sich in diese anstatt in die Samentaschen entleere. Betreffs der Samentaschen muss ich erwähnen, dass ich an der Matrixlage nicht die Besonderheiten gefunden habe, die Leuckart beschreibt. Die Matrix der Chitinhaut ist eine einfache Schicht kleiner Zellen, an der weder mehrfache Schichtung noch das Aus- sehen eines Cylinderepitel zu sehen war. Endlich habe ich noch hinzuzufügen, dass die grossen Zellen, die den Samengang umgeben, ebenso wie die am männlichen Samen- leiter ihrem ganzen Aussehen nach entschiedene Drüsenzellen sind. Hier habe ich zwar nicht wie dort Ausführungskanälchen gefunden, welche das Chitin durchbohren, ich kann aber das Vorhandensein 334 Ernst Lohrmanu: Untersuchungen über solcher nicht bezweifeln. Jedenfalls wird hier dem aus der Samen- tasche austretenden Sperma ein Sekret zugeuiischt, welches die Lebendigkeit der Samenfäden neu anregt, was verständhch sein wird, wenn man bedenkt, dass das Sperma Monate, teilweise selbst Jahre lang aufbewahrt werden muss ehe es zur Befruchtung ver- wendet wird. Auch die am Endstück der Scheide befindlichen Zellen, die Leuckart für Ganglienzellen hielt, sind Drüsenzellen; welche Bedeutung sie allerdings hier haben mögen, vermag ich nicht zu sagen. Systematisclies. Die Gattung Pentastomum ist von Leuckart in zwei Unter- gattungen, Linguatula und Pentastomum s. str., geteilt worden, und Hoyle erhebt diese zu zwei selbständigen Gattungen, indem er die vorhandenen Unterschiede für gross genug dazu hält. Ich kann dem nicht beistimmen. Der einzige scharfe Unterschied ist der doppelte Hoden bei Pent. taenioides; es ist aber noch gar nicht ausgemacht, ob dieser nicht auch bei manchen runden Formen doppelt ist. Die Gestalt ist offenbar durch den Wohnort bedingt. Während die rundlichen Formen im ausgebildeten Zustande die runden Maschen- räume der Lunge bewohnen, leben die Ilachen Formen in den flachen Räumen der Nasenhöhle. Aehnlich sind auch die Arten der Gattung Phytoptus teils rund, teils flach, je nach ihrem Aufenthaltsorte, ohne dass man sich dadurch veranlasst gesehen hätte, zwei Gattungen daraus zu machen. Dazu kommt, dass auch die Leibeshöhle von P. taenioides mit ihren Seitenkammern, wie oben nachgewiesen, nicht so scharf jener der runden Formen gegenübergestellt werden kann. Die völHg zerstreute Lage der Drüsenzellen bietet allerdings eine weitere Auszeichnung dar, wollte man aber darauf eine scharfe Abtrennung begründen, so müsste auch P. platycephalum, bei dem die Sammlung der Zellen in zwei Drüsenkörper vollendet ist, in eine besondere Gattung verwiesen werden. Behalten wir daher die Unter- gattung Linguatula bei, wie sie Leuckart aufgestellt hat. Dieser stehen aber die übrigen Pentastomen nicht als eine gleichwertige Einheit gegenüber, es müssen auf jeden Fall die Arten mit wulstig aufgetriebenen Leibesringen von den andern ohne solche getrennt werden, obwohl eine scharfe Sonderung auch hier nicht möglich sein wird. Füi- die erste Gruppe sind nicht blos die Ringwülste charak- teristisch, sondern auch das Fehlen oder wenigstens die geringe Ent- wicklung der Nebenhaken und das Fehlen der Stacheln bei den Jugend- formen, indem letztere durch eine ringförmige Leiste ersetzt werden, endlich die geringe Zahl der Segmente, die stets unter 50 bleibt. Hierher sind zu rechnen P. polyzonum, multicinctum , subuliferum, moniliforme, amillatum, Diesingii, constrictum, protelis, leonis, vielleicht auch proboscideum, obwohl bei diesem die Wülste fast verschwinden. Die übrigen Arten bilden dann eine andere Gruppe, deren Merkmale in der grossen Zahl der Ringe , 50 — 1 00 , deren geringem Hervortreten, dem \'orhandensein von Nebenhaken und den anatomischen Bau der Pentastomen. 335 Stachelkränzen bei den Jugendformen bestehen. Diese Merkmale sind alle auch bei der Untergattung Linguatula vorhanden, sodass man vielleicht auch diese beiden Gruppen vereinigt den ringwulstigen Formen gegenüber stellen könnte. Ehe eine sichere Gruppierung vorgenommen werden kann, ist "es natürlich nötig, dass erst eine grössere Anzahl von Arten genau untersucht werde, denn aus der blossen äusseren Beschreibung ist ein sicheres Urteil über das betreffende Tier nicht möglich, zumal da bei der Beschreibung wichtige Merkmale häufig keine oder zu geringe Beachtung erfahren. So ist z. B. weder bei P. lari, Megnin, noch bei P. teretiusculum, Baird. die Ringzahl angegeben; glücklicher Weise kann man sie in beiden Fällen ungefähr ermitteln, bei diesem aus den Grössenangaben, auf etwa 90, bei jenem aus der Abbildung, die aber augenscheinlich nicht sehr genau ist, ungefähr 100. Auch über die Grösse des P. lari erfährt man nichts gewisses, da sie im Text auf 6 cm angegeben ist , während die in natürlicher Grösse beigegebene Figur 3,5 cm misst und die 10 fach vergrösserte nur 23 cm. Zu wenig Wert legt Wedl auf die Zahl der Segmente, indem er eine mit 100 und mehr Ringen versehene Art für P. oxycephalum erklärt, obwohl dieses nur 60 — 70 hat. Ob die von Chatin unter- suchten Tiere wirklich P. oxycephalum gewesen sind, könnte zweifelhaft erscheinen, wenn man die Abbildung betrachtet, wo an dem keines- wegs spitzen Kopfe zwei Paare dreifacher, fast handartig aussehender Haken weit hervorragen. Allein das Bild ist so abenteuerlich, dass ich an dessen Naturtreue starken Zweifel hege, und da die Un- genauigkeit der Untersuchungen des franzosichen Gelehrten auch aus andern Angaben hervorgeht, so kann man wohl annehmen, dass jene Tiere aus dem Kaiman ebenso wie andere Pentastomen nur einen Nebenhaken besassen und thatsächlich P. oxycephalum ge- wesen sind. Während in einigen oben angeführten Fällen die Ringzahl zu wenig Berücksichtigung gefunden hatte, dürfte es w^ohl andererseits auch nicht richtig sein, wenn Hoyle es für einen wesentlichen Unter- schied zwischen Pent. polyzonum und seiner Art, P. protelis, hält, dass ersteres 19 Ringe hat, während letzteres 18—22 aufweist. Es scheint mir überhaupt, als wenn vielfach Unterschiede angenommen worden wären, die in Wirklichkeit keine sind; zum Teil mag das darin seinen Grund haben, dass mit den Worten, mit denen die Körper- gestalt u. s. w. beschrieben werden, nicht von jedem genau derselbe Begriff" verbunden wdrd, zum Teil sind aber auch verschiedene Ent- wicklungsstufen als verschiedene Arten beschrieben worden. Nament- lich glaube ich, dass Pent. polyzonum unter nicht weniger als sechs verschiedenen Namen aufgeführt worden ist. Bell hat bereits in seiner ersten Mitteilung die Vermutung ausgesprochen, dass P. monili- forme keine selbständige Art sei, sondern nur ein ausgezeichnetes Exemplar von P. polyzonum. Als Jugendform für letzteres nahm Leuckart das P. Diesingii v. Ben. in Anspruch, Bell behauptete in seiner zweiten Mitteilung das gleiche für P. protelis Hoyle, und ich 336 Ernst Loh r mann: Uutersuchungen über möchte diesen Arten noch P. constrictum v. Sieb, und P. leonis Wedl anreihen. Wesentliche Verscliiedenheiten kann ich zwischen diesen nicht finden, denn die Grössenunterschiede können natürhch nicht massgebend sein, und wenn man die Ringzahl bei P. protelis zwischen 18 und 22 schwanken sieht, so wird man nicht glauben können, ein anderes Tier vor sich zu haben, wenn man einmal eins mit 23 Ringen findet, wie für P. constrictum angegeben wird. Ich habe das P. leonis auch als Jugendforra bezeichnet, obwohl Wedl es als geschlechts- reifes Tier beschreibt. Indess ist es dem, der den Bau der Pen- tastomen kennt, nicht schwer, zu merken, dass das, was er für Hoden und Eierstöcke ansah, nichts anderes als die beiden Drüsenkörper gewesen sind. Für P. multicinctum war bisher keine Jugendform bekannt. Die von mir als solche angesehenen Tiere verhalten sich zu den er- wachsenen ebenso wie P. protelis zu P. polyzonum, indem die 2ahl der Ringe übereinstimmt, die Wülste aber noch dicht gedrängt bei- sammen stehen, während sie beim erwachsenen Tiere durch grössere Zwischenräume getrennt sind. Die Grösse der mir vorliegenden Stücke beträgt etwa 7 mm, Nebenhaken sind nicht vorhanden. Zum Schluss gebe ich noch die Charakteristik des P. platy- cephalum und P. clavatum: P. platyc'epliah(m n. sp. (Fig. 13). Körper des ausgewachsenen Weibchens annähernd cylindrisch, am dicksten kurz vor dem Hinterende. Kopf flach, stumpf, nur wenig schmäler als der Leib. Haken schlank, weit auseinander stehend, der stark in die Länge gezogene Mundring zwischen dem ersten Hakenpaare. Gegen 70 Ringe, die kaum bemerkbar sind. Länge 23 mm, Dicke 2,8 mm. Hakendrüsen ausschliesslich aus zwei am Darm befestigten Drüsenkörpern bestehend. Wohntier unbekannt, vielleicht Alligator? P. clavatum n. sp. (Fig. 12). Körper des erwachsenen Weibchens keulenförmig, an der Bauch- seite ein wenig abgeflacht, von der Grenze des ersten Viertels aus nach vorn rasch, nach hinten langsam abnehmend. Länge 13 bis 17 mm, gTÖsste Breite 3 mm. Haken und Mundring sehr klein, am vordersten Ende des Körpers dicht zusammengedrängt. Aus der Lunge von Monitor niloticus. den aiiatomischeii Bau der Peiitastoraen. 337 ?ig. , 1, » 2. „ 3. „ 4. Figuren - Erklärung. Stachel von Pent. taenioides inv. a. Längssclniitt ; b. Flächenansicht Vergv. 600. Querschnitt der Chitinleiste am Hinterrande eines Ringes von P. multi- cinctum iuv. Vergr. 240. Stigniendriise von P. taenioides, Längsschnitt. Vergr. 480. Schematische Darstellung der Hakenmuskulatur von P. taenioides. Dg = Drüseugang. Uebrige Bezeichnungen siehe Text. 5. Querschnitt durch P. taenioides iuv. (denticulatnm). Vergr. 50. » 6. Flächenschnitt durch den Mimdring. Vergr. 140. 7. Längsschnitt durch Mundpapille und Mundröhi'e. Vergr. 100. » 8. Querschnitt durch die Mundpapille. Vergr. 140. N = Nerv. M = Muskelfaser- Querschnitte. Dk = Drüsenkanälchen. R = Mundring. 9. Schnitte durch verschiedene Stellen der Hodenwandung. Vergr. 500. » 10. Querschnitt eines Anhangsschlauches. Vergr. 150. » 11. Längsschnitt durch die Zunge des männlichen Geschlechtsapparates. Vergr. 80. » 12. Pentastomum clavatum. Bauchseite. Vergr. 4. Sb = Samenblase. » 13. Pentastomum platycephalura. Kopf von der Bauchseite. Vergr. 5. » 14. Pentastomum oxycephalum. Kopf von der Bauchseite. Vergr. 5. Kr oll 's Bnchdruckerei, Berlin S, AcrliiN- r \'nlnr-f)cs<-h. I8{i!) ...jVSpr Jll) i")<'.liirif! . \i(M-f> der- PiihiKdialrii .\i-< luv f \hIui-c|i'.S(Ii. 1H8!) T,.r II. Hi^hiiic : Ni(>r(: der- l'u I in o n,il on Archiv fNaturge seh. 1889 Taf n[. W AMegru l/jJi,'. Apsfein, Spinndrüsen Fiq I 3h. Archiv fNaturg-e seh 1889 Taf. n- Avuordel. 'WAMcyn. lieh'. Ap stein, Sp in ncl rüsen . AVy X-. 66. Archiv fNalurge seh. 1889 Taf V W AMeyu lu/v Apstpin. 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A m # ^■Si .^x5«i2^: Etzold, dd- ^ WA MsmnlaJ^. John, übor Ix^h p(Mnde See iqol Archi\' f. N'aliir«aesch ]8»<) 6^ Taf.XVI. L o h r in a n n , P e n ta s to n\ g ii MBL WHOI LIBRARY liiH IflöT 7 3fe-<:;.-^Ä >m M^Ä^ m^ ^^<^ ^m