^^ ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. CEGRVXTDET VON A. F, A. W-XEGMASTZC. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. VON SIE- BOIiD IN ERLANGEN, DR. TROSCHEIi IN BERLIN, PROF. A. IVAGBTER IN MÜNCHEN UND PROF. RüD. WAGNER IN GÖTTINGEN, v HERAUSGEGEBEN TON Dr. mr. F. ERICHSON, SIEBENTER JAHRGANG, Erster Band. MIT ELF TAFELN. BERLIN 1841. IN DER NICOLAI'SCHEN BUCHHANDLUNG. Inhalt des ersten Bandes. Zoologie. Seite Die italienischen Spitznaäuse, nach den Angaben der Icono- graphia della Fauna Italica di C. L. Bonaparte, Prin- cipe di Canino e Musignano. Fase. XXIX. 1840. Im Auszuge mitgetheilt von A. Wagner 297 Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Be- schreibung der Phoken. Von Nilsson. Aus dem Schwe- dischen übersetzt von Dr. W. Peters 310 Nachschrift zu vorstehender Abhandlung von J. Müller . . . 333 Beschreibung einer neuen Art von Bandikuts, Perameles myom- ros, nebst Bemerkungen über Perameles obesula. Von A. Wagner 289 Gruppirung der Gattungen der Nager in natürlichen Familien, nebst Beschreibung einiger neuer Gattungen und Arten. Von demselben 111 Berichtigung einiger von Hrn. Duvernoy gemachten Bemerkun- gen über meine Beschreibungen der Säugthiere in Dr. M. Wagners „Reisen in der Regentschaft Algier". Von dem- selben 212 Briefliche Nachricht über einige sehr seltene Vögel, welche nach der Herausgabe meines Verzeichnisses der Vögel Ga- liziens entdeckt worden sind, als Beitrag zu demselben mit- getheilt von v. Sierauszowa-Pietruski 335 Ueber die Seeschlange der Norweger. Von Heinr. Rathke . 278 üeber die Fortpflanzungsweise des Aals. Briefliche Mittheilung von F. C. H. Creplin 230 Ein Blick auf die Classification der wirbellosen Thiere. Vom Herausgeber ..... 1 Zur systematischen Kenntniss derlnsectenlarven. Erster Beitrag: die Larven der Coleopteren. Vom Herausgeber 60 Ueber das Eierlegen der Jgrion forcipula. Von Th.v. Siebold 205 Ueber den Bau und die Lebensweise zweier an der Kiefer le- bender Gallmücken-Larven. Vom Prof. J. Th. Ch. Ratze- burg 233 Ueber die Balanideen, Von W. v. Rapp, Prof. in Tübingen . 168 i^oiiS Seite Ueber das Gehörorgan der Mollusken. Von Prof. C.Th.v. Sie - bold in Erlangen 148 Ueber die merkwürdige Bewegung der Farbenzellen (Chromato- phoren) der Cephalopoden und eine muthraasslich neue Reihe von Bewegungsphänomenen in der organischen Natur. Von Rud. Wagner 35 Zoologische Bemerkungen. Fortsetzung. (Fossartis ein neues Genus der kammkiemigen Mollusken; über das Genus Eu- lima Risso; über das Genus Trujicatella Risso; über Tornatella; Oncliidium nanum n. sp.; Euplocamus la- amoms.) Von Dr. A. Philippi 42 Beiträge zur Molluskenfauna Deutschlands , insbesondere der Österreich. Staaten. Von Dr. Louis Pfeiffer in Kassel . 205 Einige neue Land- und Süsswasserconchylien, beschrieben von E. Ch, L. Grüner. {Unio Delphimis, Bulimus Menhei, An- gosture7isis.) 276 Bemerkungen über Linneische Conchylien-Arten, welche von spä- tem Conchyliologen verkannt sind. Von Dr. A. Philippi. (Lepas anserifera; Tellina lactea, pisiformis, divaricata; Cardinm virgineuni; Mactra glabrata; Valuta rusttca, tringa, corniculata ; Murex pusio, clathratus, corneus, li- gnarius, scriptus; Trochus labio; Turbo obtusatus, neriloi- des\ Nerita littoralis; Helix ambigua; Nerita glaucina.) . 258 Berichtigung von Berichtigungen. Von Dr. S.A. Philippi. {Pan- dorina corruscans Scacchi, Paludinella Pfeif., Sigaretus u. Lafnellaria.) 339 Berichtigung das Genus Idalia Leuck. und das Genus Euploca- WMf Phil, betreffend. Von Dr. F. S. Leuckart .... 345 Ueber die Gattungen und Arten der Comatulen. Von J.Müller 139 Ueber die Entwicklung der Medusa aurita und Cyanea ca- pillata, von M. Sars 9 Ueber muthmassliche Nesselorgane der Medusen und das Vor- kommen eigenthümlicher Gebilde bei wirbellosen Thieren, welche eine neue Klasse von Bewegungsorganen zu consti- tuiren scheinen. Von Rud, Wagner 38 Botanik. Neue und weniger gekannte südamericanische Euphorbiaceen- Gattungen. Von Dr. J. F. Klo tzsch 175 Tuckerma7t7iia, eine neue nordamericanische Gattung aus der natürlichen Ordnung Empetreae. Von demselben . . . 248 Die Crotoneae der Flora von Nordamerica. Von demselben . 250 Die Gattung Trewia. Von , demselben 255 Ein Blick auf die Classification der wirbellosen Thiere. Vom zeitigen Herausgeber, Das erste Heft meiner „ Entomographien " habe ich mit einer systematischen Revision derlnsecten, Arachniden und Crustaceen der Neueren begonnen, welche zum Zweck hatte, diese drei Classen nach zoologischen Characteren festzustellen, und deren Resultat war, dafs ein allen dreien gemeinsamer Grundtypus der Körperbildung nachgewiesen wurde, durch welche sie unter sich auf's Engste verbunden erschienen. Damals lag es nur im Zwecke, die drei genannten Classen als ein zusammenge- höriges Ganze darzustellen, im Folgenden will ich versuchen, dasselbe durch den Vergleich mit den übrigen wirbellosen Thieren noch weiter zu begründen, und den Zoologen meine von den jetzt allgemein herrschenden sehr abweichenden An- sicliten über eine natürliche Eintheilung der wirbellosen Thiere überhaupt zur weiteren Prüfung vorzulegen. Man schliefst in neuerer Zeit fast allgemein die geglie- derten Würmer den Insecten Linne's an, beide zusammen als eine einzige Hauptabtheilung, Gliederthiere, betrachtend, mag man nun dieselbe, wie Blainville u. A., über alle wir- bellosen Thiere mit einigermafsen symmetrischem Körperbau ausdehnen, oder sie, wie Ehrenberg, mit tieferem Eindringen in die innere Organisation, auf solche beschränken, wo die Gliederung des Körpers durch das aus einer Ganglienreihe mit strahlig auslaufenden Nervenfäden bestehende Nervensystem als eine wahre bezeichnet wird. Es kommt aber darauf an, ob Symmetrie und Gliederung des Körpers und die mit der letzteren zusammenhängende Form des Nervensystems so viel bedeuten, dafs nicht noch andere Rücksichten für dön Syste- Archi*' f. Naturgescb. VII. Jahrg. 1. Band, 1 matiker geben sollte. Ich wenigstens bin mit der Zeit zu der Ueberzeugung gelangt, dafs man zu dem Linneischen zurück- zukehren, und der Natur gemäfs die wirbellosen Thiere m zwei grofse Abtheilungen zu bringen habe, von denen die eine den Linneischen Insecten, die andere den Lmneisdien Würmern entspräche. Dies soll im Folgenden erwogen werden. Der zuerst in die Augen fallende Unterschied zwischen Beiden besteht darin, dafs die Einen ein bestimmtes System von Bewegungsorganen haben, die Anderen nicht, und da hierin kein Uebergang stattfindet, sondern die Linne.schen Insecten alle, wenigstens zu einer bestimmten Zeit ihres Le- bens, damit versehen sind, ! bei den Linneischen Würmern aber nichts denselben Analoges vorkommt, ist dieser Unter- schied ein beständiger und durchgreifender; und da willkür- liche Bewegung eine der vorzüglichsten thierischen Eigen- schaften ist, scheint er zugleich ein sehr wesentlicher zu sein Bei den Linneischen Würmern wird die Fortbewegung des Körpers auf verschiedene Weise veranstaltet, wo es aber nicht wLperbewegung ist, wie bei den Infusorien und den Jungen mancher Strahlthiere, spielt abwechselnde Ausdehnung und Zusammenziehung des ganzen Körpers dabei die Haupt- rolle Die seitlichen Girren und Borsten der Mehrzahl der Anneliden sind für sich nicht im Stande, den Körper zu be- wegen, sondern dienen höchstens dazu, dafs es demselben an Stiftzpunkten nicht fehle, ebenso wie die <^astropoden nicht mittelst der Bauchsohle, sondern auf derselben durch Exten- sionen undContractionen des ganzen Körpers vorwärts gleien Die Arme der Cephalopoden, wie die der Polypen eige^ dazu bestimmt, den Raub zu ergreifen und zum Munde zu führen, dienen nur gelegentlich dazu, den Korper vorwärts zuschleppen. Auch die sogenannten Füfschen der Echin^dermen sind keine Gliedmaafsen, sondern gehören rein der Haut an. Bei den Insecten dagegen bilden die Bewegungsorgane nicht allein ein eigenes System von Gliedmaafsen, welches die ganze Abtheilung zwar in verschiedenen Modificationen, aber m im- mer gleichem Grundtypus besitzt, sondern welches auch emen eigenthümlichen äufseren Scelettbau bedingt, und mit einer weiteren Gliederung des Körpers in genauer Beziehung steht Man könnte nämlich annehmen, dafs an dem gegliederten Insect ursprünglich jedes Glied oder Segment ein Paar gegliederter Beine habe, wie nir es zunächst bei den Myriapodcn, nament- lich den Scolopendern finden, welche anscheinend einen Ueber- gang zu den Anneliden, und zwar zunächst zu den Nereiden vermitteln. Indefs ist der Grundtypus der Insectenbildung ein ganz anderer, und man sieht, wenn man die ganze Reihe dieser grofsen Abtheilung mit Berücksichtigung der Entwickelungs- geschichte überschaut, dafs mit dem Auftreten von Glied- maafsen, welche die Function der Fortbewegung des^ Körpers auf sich nehmen, noch andere Verhältnisse der Körpergliede- rung verbunden sind, welche für die Organisation von durch- greifender Bedeutung werden. Es centralisiren sich nändich die verschiedenen Le- bensverrichtungen bei den Linneischcn Insecten mehr oder weniger auf bestimmte Abschnitte des Körpers. Zuerst sondert sich der Theil, der die Organe der vegetativen Functionen, nämlich die der Ernährujig und Fortpflanzung enthält, als Hinterleib von dem Vorderleibe, welcher allein animalen Verrichtungen vorsteht, indem er mit den Bewegungs- werkzeugen und Siniu^sorganen ausgerüstet ist. Am Weite- sten und Bestimmtesten ist die Sondening bei den Insecten im engeren Sinne gediehen, wo auch der Vorderleib noch wieder in zwei Theile zerfällt, nämlich den Kopf mit den Sinnesorganen, und den Thorax, auf den allein sich die Be- wegungsorgane beschränken. Bei den Arachniden sind nur Vorderleib und Hinterleib gesondert, aber auch hier besitzt der erstere allein die Bewegungsorgane. Bei den Crustaeeen erhalten auch die Hinterleibssegraente jedes ein ähnliches Fufs- paar, wie es die Segmente des Thorax haben, und dadurch verliert der Thorax in dieser Classe seine ursprüngliche Be- deutung, um so mehr, als die ihm angehörenden Fufspaare, wenn die des Hinterleibes die Fortbewegung des Körpers ent- weder ganz oder vorzugsweise übernehmen, zugleich entweder alle oder zum Theil (bei den eigentlichen Crustaeeen) sich zu Mundtheilen umgestalten.*) Indefs geht aus der Verwandlungs- *) Wie dies bei den verschiedenen Abtheilungen geschehe, habe ich in meiner oben ^geführten Abhandlung entwickelt, worauf ich mich hier beziehen mufs. 1* geschichte verschiefleiier Decapoden hervor, clafs ilirer Körper- bildung kein anderer Typus, als der der Insecten zum Grunde liege, indem in frühester Jugend noch keine anderen Beine, als die des Thorax vorhanden sind, welche alsdann noch ihre Functionen als Bewegungsorgane ausüben. So konmien die Myriapoden (Julus) auch mit 3 Fufspaaren auf die Welt, und zwar gerade mit denen, welche den 3 Fufspaaren der Insecten entsprechen; auf ähnliche Weise findet es sich bei den Lernäen, welche auch gröfstentheils mit 3 Fufspaaren aus dem Ei kom- men, und an denen sich erst nach und nach der anfangs fufs- lose und kaum bemerkbare Hinterleib überwiegend entwickelt. Eine andere durchgreifende Eigenthünilichkeit der Insecten im Linneischen Sinne ist der Besitz von drei Kieferpaaren im Munde, welche, obgleich auf verschiedene Weise modificirt, sich immer wiederfinden lassen. Etwas Entsprechendes giebt es bei den Linneischen Würmern nirgend, denn weder die Zahnplatten im Munde der Blutegel, noch die Haken im Schlünde der Anneliden, selbst nicht einmal der eigenthümliche Zahn- apparat im Schlünde der Räderthiere, lassen einen Vergleich mit jenen drei Kieferpaaren der Insecten zu. Obgleich die Kiefer der Insecten eigentlich den Beinen identisch sind, wie es sich aus der Umwandlung derselben in Beine (wie bei den Arachniden) und umgekehrt, aus der Umwandlung der Beine in Kiefer (bei den eigentlichen Crustaceen) auschaulich macht, läfst sich die Annahme, dafs der Kopf der Insecten, wie der Thorax, aus drei Segmenten zusammengesetzt sei, auf keine Weise rechtfertigen. Das beständige Vorkommen der drei Kieferpaare aber läfst vermuthen, dafs der Kopf, selbst wo er scheinbar fehlt, indem er mit nächstfolgenden Körperabschnitten verschmilzt, wie bei den Arachniden, Decapoden, Stomapoden und Entomostraceen, doch ein wesentlicher Theil des Insecten- körpers sei. Dasselbe geht aus der beständigen Anwesenheit des Gehirns als Centralorgan des Nervensystems hervor, auch da, wo äufserlich ein bestimmt abgegränzter Kopf fehlt. Bei den Linneischen Würmern dagegen ist ein Kopf in dem Sinne nicht vorhanden, Avie ihn sämmtliche Wirbelthiere, sämmtliche Insecten im engeren Sinne und ein grofser Theil der Crustaceen, selbst die Myriapoden, bei denen doch die weitere Gliederung in die gröfseren Körperabschnitte am Wenigsten 5 entwickelt erscheint, haben, und ich kann mich nicht überzeu- gen, dafs Linne darin so Unrecht hatte, als es ihm von so vielen ausgezeichneten Naturforschern gegeben wird, wenn er den Würmern überhaupt den Besitz eines Kopfes abspricht. Ein Kopf kann sich streng genommen nur durch den Gegen- satz vom Rumpfe unterscheiden lassen. Dieser Gegensatz findet aber bei allen Linneischen Würmern nicht statt, wo der ganze Leib nichts als ein für sich lebendiges Abdomen ist, wo selbst dann, wenn der Körper gegliedert ist, zwischen den einzelnen Gliederabschnitten keine anderen Gegensätze obwal- ten, als zuweilen in der V^erästelung des Gefäfssystems, wo endlich wohl mitunter das Vorderende durch die dort ange- brachten Cirren und die dort placirten Sinnesorgane (nament- lich Augen) ausgezeichnet ist, dies aber nur, weil sich eben da die Mundöffnung befindet. So erscheint selbst bei den Cephalopoden das vom Mantel nicht eingeschlossene Vorder- eude des Körpers nicht als ein eigentlicher Kopf, und zwar um so weniger, als sich dieser Theil zur Solile gestaltet, auf welcher die Thiere kriechen; noch weniger scheint derselbe Theil bei den Pteropoden auf eine solche Bezeichnung Anspruch machen zu können, da nicht einmal die Augen auf ihm befind- lich sind. Bei den Anneliden macht sich zwar häufig das erste Körpersegment namentlich durch die stärkeren Cirren, welche es führt, bemerklich, indefs gehören die Cirren nicht sowohl ihm, als der Mundöffnung an, und wie wenig ein Ge- gensatz zwischen ihm und den folgenden Segmenten obwaltet, sieht man am besten da, wo mehrere Augen vorhanden sind, und nicht auf dem ersten Segment allein, sondern auch auf mehreren der folgenden stehen. Was man endlich bei den Cestoideen Kopf nennt, ist eigentlich ein ausgestülpter Schlund, wie er in ähnlicher Art auch bei den Anneliden häufig vortritt, und man braucht nur eine Nereide mit ausgestülptem Schlünde mit einem Bandwurm zu vergleichen, um von der Identität der fraglichen Theile überführt zu werden. Noch gröfser wird man die Uebereinstimmung finden, wenn man einen Sipunculus oder Priapulus nimmt, wo der ausgestülpte Schlund zugleich mit Ilakenkränzen gekrönt ist. Es scheint mir auch nicht ganz unmöglich, dafs die Taenien diesen Theil eben so gut aus- und einstülpen können, wie die Nereiden und Sipunculus, wenn er auch bei Bothriocephalus unbeweglich sein mag. Wie die Würmer also überhaupt kopflos sind, so fehlt iluien auch ein Centralorgan des Nervensystems, ein Gehirn, wie es die Linneischen Insecten in dem über dem Schlünde gelegenen Ganglion allgemein besitzen,*) und welches hier dem Kopfe seine eigentliche Bedeutung verleiht. Bei den Anneliden hat das erste Ganglion (oder der Schlundring) nicht dieselbe Bedeutung wie bei den Insecten, sondern das Lebensprincip scheint mehr über die ganze Kette der Ganglien verbreitet zu sein, woraus allein erklärlich ist, wie Thiere dieser Abtheilung zerschnitten, fortleben und sich zu ganzen Individuen ergänzen, sobald nur ein Theil der Gan- glienkette in dem Stücke vorhanden ist. Bei den Insecten re- produciren sich höchstens Gliedmaafsen. Am wenigsten ist das Lebensprincip bei den Polypen und Planarien centralisirt, bei denen einzelne Stücke, in beliebigen Richtungen getrennt, das ihnen inwohnende Leben bewahren und zu ganzen Thieren worden. Am Ersten könnte noch eine Centralisation des Le- bensprincips in einzelnen Theilen bei den Molluscen stattfinden, indefs fehlen hierüber zur Zeit noch bestimmte Erfahrungen. Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich also, dafs zwischen den beiden Hauptabtheilungen der wirbellosen Thiere, welche wir mit Linne Insecten und Würmer nennen, eine sichere Unterscheidung, ja in manchen Stücken ein scharfer Gegensatz stattfinde, in dem die Insecten durch den Besitz eines Systems eigenthümlicher Bewegungsorgaue, durch Sonderung der Kör- permasse in verschiedene Portionen für die verschiedenen Lebensfunctionen, und damit zusammenhängende Centralisirung des Lebensprincips von der anderen Hauptabtheilung, den Wür- mern sich unterscheiden, und durch die angeführten Momente die Anlage einer höheren Gesammtorganisation erkennen lassen, wenn dieselbe auch niclit überall in allen einzelnen Theilen *) Weun nämlich bei Insecten daS Gehirn mit dem Kopfe vom Rumpfe getrennt wird, hört zwar nicht die Bewegung überhaupt, aber doch die willkürliche auf; ich wenigstens habe mich nie über- zeugen können , dafs nach dem Verlust des Kopfes die noch nicht unmittelbar aufhörenden Bewegungen einen dem Rumpfe inwohnenden Willen verriethen. zur Entwicklung gelangt. Die Natur ist zwar sichtlich bemüht, die Schärfe ihrer Abschnitte abzustumpfen, nichts desto weni- ger sind aber die von ihr gezogenen Gränzen fest und bestimmt. So giebt es weder Mittelformen noch einen unmittelbaren Uebergang zwischen Insecten und Würmern*), eben so wenig als es Zwischenstufen zwischen wirbellosen und Wirbel -Thie- ren giebt. Die weitere Eintheilung der Linneischen Insecten ist hinreichend klar. Die erste Classe bilden die Insecten im engeren Sinne, mit einer Trennung des Körpers in Kopf, Tho- rax und Hinterleib, wo der Thorax allein Bewegungsorgane besitzt, daher beständig sechs (oder 3 Paar) Beine und bei der Mehrzahl noch Flügel, deren Vorkommen hier allein mög- lich ist, weil hier allein ein sowohl vom Kopfe als vom Hin- terleibe abgeschlossener Thorax existirt. Die zweite Classe, die Arachniden, untersclieiden sich von den Insecten darin, dafs der Kopf mit dem Thorax verschmilzt, daher der bestän- dige Mangel der Fühler, und die Umwandlung des dritten Kieferpaares zu einem vierten Fufspaare, deshalb hier 8 Beine. Bei beiden Classen ist der Hinterleib ohne Bewegungsorgane, welche bei der dritten Classe, den Crustaceen auftreten. Bei den eigentlichen Crustaceen liegt der Mund vor den Bei- nen, und die Fufspaare, welche dem Thorax angehören, wan- deln sich entweder alle oder zum Theil zu Mundtheilen um; bei den Entomostraceen findet ein unmittelbarer Ueber- gang der Beine zu Mundtheilen nicht statt, aber der Mund liegt hinter dem ersten Fufspaare.**) *) Man hat häufig den Peripatus als ein natürliches Bindeglied zwischen Myriapoden und Anneliden aufgestellt, ich mufs aber geste- hen, dafs ich an ihm nitlit das Geringste finde, was er von einem Insect an sich hätte. **) Vielleicht ist das vollendetste System ein scheinbar künstliches, indem es nämlich die Charactere von einem einzigen Theile ableitet. Bei allen Linneischen Insecten bieten die Mundtheile eine hinreichende Mannichfaltigkeit dar, um nach denselben allein die gröfseren Ab- theilungen zu bestimmen. Alle haben nämlich ursprünglich drei Kie- ferpaare. Bei den Insecten im engeren Sinne findet kein Uebergang derselben zu den Beinen statt, es sind aber doch scheinbar nur zwei Paare vorhanden, indem das dritte in der Unterlippe verwachsen ist. Bei den Ara&hniden sind ebenfalls scheinbar nur 2 Paare vorhan- 8 Bei den Liniieischeu Würmern ist eine scharfe weitere Eintheilung weit schwieriger, indem die äufsere Structur wenig bietet, und unsere Kenntnifs von der inneren Organisation noch bedeutende Lücken hat. Die erste Classe bilden ohne Frage die Molluscen, indem bei ihnen der innere Bau, namentlich die Zusammensetzung der Nahrungswege die gröfste Vollkom- menheit zeigt. Eine zweite Classe würden alle diejenigen Würmer zusammensetzen, die bei symmetrischem Körperbau einen linearen Typus desselben zeigen, und welche, wie die Molluscen, einen vollständigen Darmkanal mit Mund und After- öffnung haben, also die Anneliden, Turbellarien, die Nematoideen von den Helminthen, und die Räderthiere. Hier finden sich bei gleichem Typus der Körperform auch mehrfache Annähe- rungen an die Insecten, wie die namentlich bei den Nereiden an die Myriapoden, und bei den Räderthieren an gewisse En- tomostraceen nicht wohl haben übersehen werden können. Eine dritte Classe sind die Strahlthiere mit strahligem Typus im Körperbau, gröfstentheils mit einer centralen Verdauungs- höhle, meist auch mit centraler Mundöffnung, welche bei den frei sich bewegenden nach unten, bei den festsitzenden nach oben gerichtet ist. Bei den letzten Classen ist der Nahrungs- weg gefäfsartig, nämlich einfach zweiästig, bei den Helminthen (mit Ausschlufs der Nematoideen), baumartig verästelt bei den Planarien, in eine Menge von einfachen Magen führend bei den polygastrischen Infusorien. Es wäre sehr zu wünschen, dafs wir über die Organisation und die Naturgeschichte der Planarien eine eben so umfassende und tief eindringende Bearbeitung erhielten, als sie Ehrenberg über die Infusorien gegeben hat. den, indem das dritte sich zum ersten Fufspaar umwandelt. Bei den Crustaceen dagegen findet sich scheinbar eine gröfsere Zahl von Kieferpaaren, indem sich entweder das erste (selten die beiden ersten) oder die 3 ersten Fufspaare zu Kiefern gestalten. Bei den Ento- mostraceen sind 3 einfache Kieferpaare da, die in der Mundöff- nung hinter dem ersten Fufspaare liegen. üeber die Ent Wickelung der Medusa aurita uud der Cjanea capillata. Von M. S a r s. (Fortsetzung der Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Mollusken und Zoophyten.) Hierzu Taf. I., II., III. und IV. Vorwort. Die folgende Abhandlung hat über ein halbes Jahr zum Drucke fertig gelegen, da sie dazu bestimmt war, einem Auf- satze über die Entvviekelung der Seesterne zu folgen, deren Studium mich in der letztern Zeit beschäftigt hat, und durch welches ich in Stand gesetzt worden bin, viele Zusätze zu dem früher von mir in diesem Archive (Jahrg. III. S. 404 flf.) gelieferten kurzen Darstellung der Entwickelung dieser Thierc zu geben. Aber da ich gerade dieser Tage des Hrn. Dr. v. Siebold schöne Abhandlung über die ersten Entwickelungs- stadien der Medusa aurita (S. Dessen Beiträge gur Natur- geschichte der wirbellosen Thiere; Danzig 1839) empfing, so finde ich es unzweckmäfsig, die Beobachtungen länger zurück- zuhalten, welche ich, ohne die von jenem wackern Naturfor- scher über denselben Gegenstand angestellten Untersuchungen zu kennen, gemacht habe, und das um so mehr, als ich noch den Beweis meiner Behauptung (a. a. O. S. 406), dafs meine Strohila nur ein Jugendzustand der Medusa aurita sei, schul- dig bin. Es ist mir eine wahre Freude, die Richtigkeit und Genauigkeit der Siebold sehen Beobachtungen bestätigen zu können. Die Uebereinstimmung derselben mit den raeinigeu giebt mir Muth, meine Abhandlung, so wie sie zu seiner Zeit niedergeschrieben, unverändert mit den in ihr ausgesprochenen Ansichten zu veröffentlichen, welche ich ferner für richtig halte; und ich fürchte nun um so weniger die Zweifel, welche 10 von verschiedenen Naturforschern gegen die Richtigkeit meiner früheren Beobachtungen ausgesprochen worden sind, als einige der wichtigsten von diesen kürzlich durch Dalyell eine er- freuliche Bestätigung erhalten haben. Die. von mir zum Ge- genstande von Untersuchungen gewählten Thiere sind schwer zu beobachten; da, wo fast Alles neu ist, läuft man, wie kun- dige Naturforscher wissen, leicht Gefahr, MifsgriflFe zu machen. Ich selbst bin erst in der letztern Zeit mehr im Beobachten geübt worden, habe auch bisher nur ein unvollkommenes Mi- kroskop gehabt; — aber alles dessen ungeachtet hoffe ich doch, es werde sich zeigen, dafs ich zum mindesten nicht flüchtig beobachtet habe. — In meiner i. J. 1835 erschienenen Schrift über einige Seethiere an der Bergenschen Küste habe ich die äufserst merk- würdige Entwicklung einer der Gattung ii/j/ijra Eschscholtz ähnlichen Akalephe, welche ich schon i. J. 1829 entdeckt und Strohila octoradiata benannt hatte, umständlich beschrieben und abgebildet. Später habe ich die Kenutnifs erlangt, dafs die Strohila*) nichts Anderes ist, als ein Jugendzustand der Medusa aiirita, welche Entdeckung ich in diesem Archive, (a. a. O. S. 406) ankündigte. Nachher ist es mir, wie ich glaube, geglückt, die ganze Entwickelung der Medusa aurita und Cyanea capillata (welche beide in dieser Hinsicht die gröfste Uebereinstimmung zeigen) vollständig vom Ei aus bis geradeweges zum erwachsenen Zustande kennen zu lernen. Man begreift leicht, dafs es nicht möglich ist, sehr lange ein einzelnes Individuum dieser Thiere seine verschiedenen Ent- wicklungsperioden hindurch zu beobachten, da es, will man dasselbe in einem mit Seewasser gefüllten Gefäfse conserviren, allemal sehr leidet und in kürzerer oder längerer Zeit zu Grunde geht, wegen des nothwendigen häufigen Wechsels des Seewassers, des Mangels an hinlänglicher Nahrung und endlich >) Ehrenberg hat in seinen „Akalephen des rothen Meeres," S. 52, Anm., ohne hinreichenden Grund meine Süobihi als eme sich querthcilende Lucernaria betrachtet, von deren Organisation jedoch die ihrige ganz abweicht. 11 wegen des Sclileims, welcher sich aus dem Seewasser immer auf die Wände des Gefäfses oder andere Körper niederschlägt, an welchen diese Thiere während ihres Entwicklungszustandes festgeheftet sitzen. — Ich bin defshalb zur Kenntnifs der Ent- vvickelung nur durch viele zu verschiedenen Zeiten und an einer Menge von Individuen in verschiedenen Eutwickelungs- zuständen angestellte Untersuchungen gelangt. Die wichtigsten derselben, aus einem Tagebuche gezogen, werde ich mir er- lauben, hier niitzutheilen; man wird aus ihnen entnehmen kön- nen, auf welche Weise ich zu den eben erwähnten und mehreren Resultaten, welche unten angegeben werden sollen, gelangt bin. Ich setze hierbei voraus, dafs man meine früheren, in der oben citirten Schrift bekannt gemachten Beobachtungen*) kenne. Zuerst will ich beweisen, dafs die frei umherschwimmende achtstrahlige Strohila nur ein Jugendzustand der gemeinen Me- dusa auvita ist. Dies lehrte mich eine im Frühjahre 1837 angestellte Reihe von Untersuchungen. 1. Am 22. und 23. März 1837 fand ich nämlich eine Menge kleiner Acalephen in der See bei Florö, von denen die meisten 3, einige auch 4'" im Durchm. hatten. Die erste- ren (Fig. 49, 50.) glichen in Form und Organisation ganz den kürzlich losgerissenen Strobilen: sie hatten, wie diese, eine flache, während der Zusammenziehungen hemisphärische Scheibe, deren Peripherie in 8 ziemlich lange, am Ende zweitheilige Strahlen getheilt war, einen langen, viereckig oder röhrenför- mig herabhangenden, ganzrandigen Mund an der Unterseite und keine Tentakeln. Die 8 Randkörner waren schon ganz entwickelt, mit einem braunrothen Pigmentpunkte, und safsen an der Stelle, an welcher sich jeder Strahl in 2 längliche, am Ende schmälere und zugerundete Lappen theilt. Der Magen war von 4 Faltenkränzen umgeben, von denen man jedoch nur die sogenannten Saugröhren oder die Tentakeln sieht, *) Einen Auszug aus meinen Beobachtungen hierüber i. J. 1829. Isis 1833, S. 224 Tab. 10. und einen Auszug meiner i. J. 1835 erschie- nenen Schrift in Wie gm. Archiv, 1836, Jahresb. S. 197, wie auch in der Isis 1837, S. 354. 12 welche verhältnifsniäfsig weit gröfser sind, als bei der erwach- senen Meduse, und sich langsam und wunnförniig bewegen. Die vom Magen nach der Peripherie der Scheibe laufenden Canäle sind so vertheilt: zu jedem der 8 Randkörner geht ein ziemlich weiter, und zu dem noch sehr schmalen Räume zwischen den Strahlen ebenfalls ein, aber viel schmälerer, Canal. Diese beiden Canäle anastomosiren mit einander mittels einer zu jeder Seite aus der Mitte des zu den Ran71körnern laufenden Canales entspringenden Zweiges, welcher sich bogen- förmig zum Ende des andern ungetheilten Canales begiebt.*) Diese Akalephen waren empfindlicher, als es gewölnilich der Fall zu sein pflegt, denn bei starken Reizungen bogen sich die Strahlen zusammen und einwärts gegen den Mund, so dafs der Körper die Form einer Halbkugel annahm und sich einige Zeit lang nicht wieder ausstreckte. — 2. Unter den eben erwähnten Akalephen fanden sich auch einige Individuen (Fig. 51., 52.) unbedeutend gröfser (4'" im Durchni.), aber von derselben Form und demselben Baue, nur mit dem Unterschiede, dafs der Raum zwischen den Strahlen etwas gröfser geworden und wie ein runder Lappen gestaltet war, und dafs aus dem Ende des sich dort befindenden Ca- nals, welches mit den 2 seitlich sitzenden Seiten- Zweigen der Randkorncanäle zusammenläuft, einige kleine ovale Blasen, 3 an der Zahl, von denen die mittlere die gröfste war, hervor- zuwachsen begannen. — Ein noch etwas mehr entwickeltes Individuum ist in meiner citirten Schrift S. 21 beschrieben und Tab. 3., Fig. 7., s, t, u, abgebildet. — 3. Zu derselben Zeit kamen luiter den anderen nicht sel- ten einige noch mehr entwickelte Akalephen derselben Art (Fig. 53., 54, 55.) und von fast der doppelten Gröfse (^" im *) Diese Canäle sind, wie ich sehr vermuthe, von der eben los- gerissenen Strobila in meiner Abbildung a. a. O. Tab. 3., Fig. 7., 1, unrichtig angegeben worden. Wenigstens finde ich in den Original- zeichnmigen, dafs der Randkorncanal nur 2 Zweige jederseits hat, von denen der äufsere nur die sehr Icurze Fortsetzung an der Basis des Randkorns ist; der innere geht vevmuthlich (denn es ist in der Figur undeutlich) zu dem im Zwischenräume der Strahlen laufenden ungetheilten Canäle. Ich würdigte damals die Verthcilung der Canäle nur einer flüchtigen Aufmerksamkeit. 13 Durchm.) vor, welche hinsichtlich der Entwickelung besonders wichtige Aufschlüsse gaben. Die 8 Strahlen waren viel kleiner geworden, indem die Zwischenräume zugenommen hatten; an diesen letzteren bemerkte ich noch mehrere der kleinen ovalen Blasen, nämlich 8 — 12 an jedem, von denen die mittelste im- mer die gröfste war und die anderen zu beiden Seiten aus- wärts stets kleiner blieben. Aber besonders interessant war es, dafs die mittelste oder am meisten entwickelte dieser Bla- sen sich in einen fadenförmigen, an der Basis dickeren und am Ende zugespitzten Tentakel verlängert hatte, welcher schon mit seinem Ende ein gutes Stück über den Rand der Scheil)e hinausragte (Fig. 54., 55,). Sie hatte, wie die anderen Blasen, inwendig einen dunkleren, hellröthlichen Kern, w^elcher ihre Höhlung ist. Dies ist die Entstehung der zahlreichen Rand- tentakeln bei Medusa aurita. Erstlich wächst der mittelste in jedem Strahlen-Zwischenräume hervor und zu dessen beiden Seiten entwickeln sich allmälig mehre und mehre, wie man im Folgenden sehen wird, indem der Raum zwischen den Strahlen immer gröfser und die letzteren auf einen engeren Raum beschränkt werden, bis diese Tentakeln zuletzt einen zusammenhangenden Kreis rings um den Scheibenrand bihlen. Nicht weniger interessant ist das Hervorwachsen der Mundtentakeln, welche sich nun erst zeigten. Bei den gröfs- ten der erwäiinten Akalephen war nämlich der noch röhren- förmige, lange Mundrand, besonders in den Ecken, mit gegen 30 hervorwachsenden und ganz kurzen, zugespitzten Tentakeln (Fig. 54.) besetzt; die an den 4 Ecken sitzenden waren die gröfsten; weiterhin wurden sie immer kleiner, bis fast zu un- bemerkbaren kleinen Höckern. Sie wachsen also von den Mundecken aus, und allmälig immer mehre zu beiden Seiten von diesen, längs des Mundrandes. — Die vom Magen abge- lienden Canäle hatten denselben Verlauf, wie es vorher an- gegeben ward, nur waren sie viel schmäler geworden. Am Faltenkranze hatte sich die Anzahl der Tentakeln bedeutend vermehrt. Die obere Fläche der Scheibe ist mit einer zahl- losen Menge blafsrother, sehr kleiner Höcker oder Papillen ( Saugvvärzchen nach Ehrenberg) besetzt, welche schon bei der eben losgerissenen StYobila bemerkt werden (a. a. O. S. 19). 4) Am 5. April fand ich Exemplare von gegen |" Durchm. 14 (Fig. 56 — 60.)« r)io Strahlen waren noch kürzer, ihre Zwi- schenräume gröfser und, jeder, mit 20 — 30 fadenförmigen Randtentakeln besetzt, von denen der mittelste allezeit der längste, und die zu äufserst an beiden Seiten stehenden noch rudimentär oder nur wie ovale' Höcker waren. — Die gegen die Randkörner zulaufenden Canäle waren mit mehren neuen Zweigen vermehrt, welche sich in der Gestalt dünner Röhren, was besonders merkwürdig ist, vom Rande aus, neben den Wurzeln der Tentakeln, da wo der Randcanal sich rings um die Scheibe mehr und mehr entwickelt, hervorbilden und im- mer mehr nach innen anwachsen, bis sie mitunter, nachdem erst 2 und 2 sich vereinigt haben, zuletzt mit den beiden Seitenzweigen des primitiven Canals anastomosiren (Fig. 57.). Die vom Magen nach den Zwischenräumen der Strahlen lau- fenden Canäle bleiben dagegen einfach, ohne Zweige. — Sol- chergestalt sehen wir also nun die Vertheilung der Canäle fertig und im Wesentlichen ganz so, wie sie sich bei der erwachsenen Medusa aurita verliält. — Die Randkörner (Fig. 60.), Augen nach Ehrenberg, sind, wie oben gesagt, völlig entwickelt. Sie bestehen aus einer birnförmigen Blase, welche mit dem dickeren Ende inmitten der beiden vom Ca- näle ausgehenden, sehr kurzen Zweige oder Fortsätze befe- stigt ist und übrigens an der Unterseite der Scheibe frei hervor- ragt, von den beiden Strahlenlappen, welche etwas nach unten oder zusammen gebogen sind, umgeben oder überwölbt. Inner- halb dieser Blase liegt eine andere, von derselben Gestalt, in welcher ein lebhaftes Circuliren kleiner Partikelchen bemerkt wird; das äufsere Ende ist dunkel und körnig (hier bemerkt man beim erwachseneren Thiere die bekannten Kalkkrystalle) und oben auf ihm sieht man den runden, gelbrothen Pigmentfleck. Mit dem Munde war nun eine merkwürdige Veränderung vorgegangen. Er hatte sich nämlich (Fig. 58., 59.) am Ende in 4 Theile getheilt, indem der Rand auf eine ziemlich lange Strecke zwischen den Ecken eingeschnitten war, und diese letzteren, wie 4 von den Seiten zusammengedrückte Arme, frei hervorstanden. Dies ist die wahre Entstehung der 4, an der Unterseite der Medusa aurita herabhängenden grofsen Arme. Sie sind eigentlich dreikantig und haben 3 Ränder, nämlich einen äufseren glatten, welcher der äufsere Längsrand der 15 frühem viereckigen Mnndröhre ist, und 2 nach innen gewen- dete, welche aus dem eingeschnittenen Endrande gebildet wer- den und mit den vorher erwähnten kleinen, in einer Längs- reihe stehenden, konisch zugespitzten Mund- oder Armtentakeln besetzt sind, die allmälig immer mehr an Zahl zunehmen. (Fig. 59.) 5. Diese Arme werden nach und nach immer mehr getrennt, bis sie endlich nur noch an ihrer Basis zusammenhangen, übrigens aber frei sind und sonach von der früheren Mund- röhre nichts weiter zu sehen ist; sie nehmen an Gröfse zu, imd an ihren beiden einwärts gerichteten Rändern wachsen immer mehr Tentakeln hervor. Die Randtentakeln werden auch immer zahlreicher und länger, und die Strahlen auf einen noch kleineren Raum beschränkt. So waren die Individuen beschaffen, welche ich vom 11. bis zum 20. April in Menge um Florö fand, und welche 1" im Durchm. hatten (Fig. 61., 61',). Kurz, die junge Medusa aurita ist in allen wesentli- chen Puncten ihrer Organisation völlig entwickelt und unter- scheidet sich vom erwachsenen Thiere durch nichts, als ihre geringere Gröfse. — Man sieht also, dafs die 4 Arme sich früh sämmtlich gleichmäfsig und in gleichem Verhältnifs ent- wickeln, nicht aber einer nach dem andern, wie O. Fr. Müller glaubte und ni der Zoologia danica von einem schon ziem- lich grofsen Individuum abbildete, welches ohne Zweifel ent- weder beschädigt, oder ein monströses war. Schliefslich will ich nur hinzufügen, dafs man, wie ich von der Strohila schon in meiner citirten Schrift, S. 20, be- merkt habe, bei diesen Akalephen nicht selten Abweichungen von der normalen achtstrahligen Form antrifft; so habe ich z. B. Individuen mit 10 Strahlen gefunden, welche in Ueber- einstimmung hiermit 5 Faltenkränze, 5 Arme u. s. w, hatten, ganz wie es auch Ehrenberg beobachtete (Akalephen, S. 22, Tab. 2.); ferner, dafs die Entwicklung nicht bei allen Indivi- duen gleichzeitig statt findet, da ich z. B. noch am 11. April nicht wenige fand, welche in jeder Hinsicht auf derselben Stufe standen, wie die zuerst am 22. März beobachteten (Fig. 49., 50.); auch habe ich früher (a. a. O. S. 21) im September Individuen von ~" Durchm. gefunden. Aus den obigen Beobachtungen geht es von selbst hervor, 16 dafs meine früher aufgestellte Gattung Strobila, als ein blofser früherer Entwickelungszustand der Medusa auriia, aus dem Systeme entfernt werden mufs, und ohne Zweifel ist dasselbe auch der Fall mit der Eschscholtzschen Gattung Ephyra, welche wohl ebenfalls nichts, als das Junge einer oder der andern Art von iVLedusa ist. Bei Baster, in dessen Opuscula suhseciva, Tom. IL, findet man, Tab. VII., Fig. 5. A. B., die Abbildung einer sehr kleinen Akalephe, welche im Sommer an der Küste von Hol- land häufig ist. Sie hat einen langen niederhangenden, röhren- förmigen Mund, die 4 Faltenkränze, 8 Strahlen, welche in der^, Figur eingebogen zu sein scheinen, kurz, sie ist vermuth- lich ein Junges der Medusa aurita von der Gröfse und Ent- wickelungsstufe, wie ich sie am Schlüsse des Märzmonates fand. Dafs die Entwickelung der Cyanea capillata der der Me- dusa aurita wesentlich gleichen müsse, habe ich alle Ursache anzunehmen. Am 18. April 1837 fand ich nämlich in der See bei Florö einige Akalephen dieser Art von fast ^" im Durchm. (Fig. 62., 63.), deren grofse Aehnlichkeit mit den Jungen der Medusa in die Augen sprang. So wie bei diesen, ist auch dort die Peripherie der Scheibe in 8 ziemlich lange dreitheilige Strahlen getheilt, nur sind die Strahlenlappen am Ende zuge- spitzt. Auch der Mund ist ähnlich gebildet, lang, niederhangend, viereckig oder röhrenförmig; das Ende oder der Rand war vierfach eingeschnitten und zeigte somit den Anfang zu den 4 Armen, welche jedoch noch kurz, doppelt zusammengelegt oder dreieckig, am Ende zugespitzt, ohne Tentakeln, waren (Fig. 63., 64.). Die Randkörner sitzen an derselben Stelle und sind eben so geformt, wie bei den Jungen der Medusa aurita; so auch die 4 Faltenkränze, welche nur wenige und grofse Tentakeln haben. Von den Magenanhängen sind die herzförmigen nur noch wenig entwickelt, desto mehr dagegen die länglichen, zu den Strahlen laufenden ; die Strahlen nehmen nämlich die ganze Peripherie der Scheibe so ein, dafs ihre Zwischenräume, welche später so bedeutend werden, jetzt sehr beschränkt sind. Diese Räume zwischen jedem Paare Strahlen zeigen schon jetzt die hervorwachsenden langen Tentakeln 17 (Fig. 64.), welche bekanntlich bei der erwachsenen Cyanea in 8 Bündel unter der Scheibe etwas innen vor deren Rand ge- stellt sind. Diese Tentakeln, welche nun schon denselben Platz, wie beim erwachsenen Thiere, einnehmen, wachsen hier ganz so, wie bei den Jungen der Medusa hervor. Mitten auf diesen Räumen sah ich nämlich einen an der Basis dickeren, gegen das Ende dünneren, fadenförmigen, sehr langen Tentakel, und zu jeder Seite von diesem einen kurzen, kegelförmig aus- wachsenden Tentakel. Aufser diesen waren an der Wurzel des grofsen Tentakels und an seiner äufsern Seite 2 kleine runde Höcker und zu jeder Seite des kegelförmigen noch 3 andere runde, gegen den Rand gestellte, immer kleiner wer- dende Höcker. Alle diese Höcker haben, so wie der grofse Tentakel, inwendig einen braungelben, dunkleren Kern (Höh- lung) und sind sämmtlich herauswachsende Tentakeln. Diese wachsen also eben so, wie bei der Medusa, von der Mitte aus und allmälig auswärts nach beiden Seiten. — Die langen Tentakeln waren übrigens von verschiedener Gröfse an den verschiedenen Räumen der Scheibe; die gröfsten waren aus- gestreckt 2 — 3" lang, konnten sich aber auch aufserordentlich zusammenziehen; sie waren von Farbe braungelb, die gröfsten am Ende dunkelbraun (vermuthlich mit Brennen erregender Feuchtigkeit gefüllt). Aus dem Angeführten ersieht man die grofse Ueberein- Stimmung zwischen der Cyanea und der Medusa in der Ent- wickelungsweise. So weit war ich also in meiner Kenntnifs von der Ent- wickelung der Akalephen vorgeschritten. Ich hatte, was ich schon lange vermuthete, bewahrheitet, dafs die Strobila nur ein Jugendzustand der Medusa ist; aus meinen vorigen Beob- achtungen wufste ich, dafs die Strobila sich durch Querthei- lung einer polypenartigen Larve, wenn ich mich dieses Wortes bedienen darf, entwickelt. Jetzt galt es endlich, um die Ent- wickelungsreihe vollständig darzulegen, den frühesten Zustand und die Entwickelung vom Eie aus bis zu dem beobachteten polypenartigen Larvenzustande kennen zu lernen. Nach einigen Versuchen, welche vielleicht wegen der Archiv f. Naturgesch. Vll. Jahrg. 1. Band. 2 18 unrechten Jahreszeit oder anderer Ursachen mifsgliickten, ist es mir endlich in diesem Herbste zweimal zu verschiedenen Zeiten geglückt, die erwünschte Entwickelung zu sehen. Jeder Naturforscher wird mit Leichtigkeit die Versuche wiederholen können. lieber die Eier in den Eierstöcken der Medusa aurita hat schon Ehrenberg in seinem Werke über die Akalephen, S. 19, Tab. VII,, einige Erläuterungen gegeben; doch stellt er die Bestandtheile des Eies, die Vesicula Furkinji und die Macula oder richtiger Vesicula Wagneri, so auch die Thei- lung oder Furchung des Dotters, nicht deutlich dar. Er hat ebenfalls die eben ausgekommenen Jungen, welche den Leu- cophrys oder Bursarien gleichen und sick in so grofser Menge in den 4 grofsen Armen ansammeln (welches schon O. Fr. Müller beobachtete), besc-irieben. „Aber," sagt er (a. a. O. S. 20) „keiner hat noch eine Entwickelung dieser Formen zu Medusen gesehen; wefshalb man schon (wie v. Baer) davon geredet hat, dafs diese Körper wohl Parasiten sein könnten." Ehrenberg sieht sie indessen für die Brut der Medusa an, obgleich er unglücklich in den Versuchen war, die er anstellte, um ihre Entwickelung zu verfolgen; aber er ist, übereinstimmig mit seinen bekannten Ansichten, geneigt, sie für eine sehr kleine Form von Männchen, die weniger zahlreichen violetten Formen in den Eierstöcken für Weibchen zu nehmen. Auch v. Siebold will getrenntes Geschlecht bei Medusa aurita beobachtet haben (Wiegm. Archiv, 1837, Bd. II. S. 275), aber auf eine andere Weise, nämlich GeschlechtsdifTerenzen in ver- schiedenen Individuen, so dafs dieselben Organe, welche bei den W^eibchen Eierstöcke, bei den Männchen Testikeln seien, Ueber diese Beobachtung kann ich noch nichts sagen, da ich keine Gelegenheit, sie zu prüfen, gehabt habe.*) Dagegen mufs ich Ehrenberg's Hypothese mit Bestiu)mtheit verwer- fen und Siebold beipflichten, wenn er (a. a. O. S.276) die mit Cilien besetzten, ovalen, cylindrischen, braungelben Formen für eine fernere Entwickelung der kugelförmigen, violetten Eier, *) Spätere Anmerkung. Siebold hat jetzt in seiner Schrift .- „Beiträge zur Natiirgesch. der wirbell. Thiere, S. 7 ff., diese seine Behauptung gründlich bewiesen. 19 und jene für die erste Entwickeluugsstufe der Akalephen erklärt. Dafs dies sich wirklich so verhält, dafs diese mit Cilien besetz- ten Formen weder kleine Männchen, noch weniger Parasiten sind, sondern sich in Wahrheit zu Medusen entwickeln, freilich durch viele und wunderbare Verwandlungen, von denen man früher nicht die mindest* Ahnung gehabt hat, (da man a priori hier die Eutwickelung, wie bei so vielen anderen niederen Thieren, für sehr einfach hielt, dem entgegengesetzt, was sie so oft in der Wirklichkeit ist), das will ich nun aus Beobach- tung erweisen. Den ersten glücklichen Versuch stellte ich am 19. Septbr. d. J. (1839) mit der in den Armen der Cyanea capillata enthaltenen Brut an, welche sich zu der Zeit in zahlloser Menge in denselben befand; aber da ein anderer, einige Wo- chen später angestellter Versucii, obzwar ganz mit dem erste- ren iibereinstiuimend, bestimmtere Resultate lieferte, so will ich diesen lieber umständlicher mittheilen. Ich fand nämlich am 12. October 1839 in der See bei Florö 2 Inrlividuen der Cyanea capillata-, das eine, von mitt- lerer Gröfse (8 — 9"), hatte nur wenige Jungen in den Armen- das andere, etwas kleinere (6"), mehre. Diese Jungen sind dottergelb, sehr klein und, mit dem blofsen Auge angesehen, von der Gröfse eines kleinen Sandkorns. Ich hatte diese Thiere in Gefafsen voll Seewasser mit nach Hause genommen; nach und nach verliefsen die meisten Jungen die Arme und schwammen frei im Wasser herum. Ich fing eine Menge der- selben in einem Glase auf. Durch das Mikroskop angesehen zeigt sich ihre Form oval (Fig. 1., 3.), etwas zusammengedrückt (Fig. 2.), mit einem dickeren und einem schmäleren Ende; einige sind mehr langgestreckt oder nähern sich mehr der Cylinderform (Fig. 4.). Der Körper ist überall mit vibrirenden Cilien besetzt, mittels deren diese Jungen frei herum schwim- men. Es findet bei ihnen keine Verschiedenheit an Rücken und Bauch statt; denn sie drehen sich während des Schwim- mens häufig um ihre Längsachse und zeigen somit bald die breite (Fig. 1.), bald die schmale Seite (Fig. 2.); dagegen exi- stirt ein Vorn und Hinten bestimmt, denn sie schwimmen stets, wie schon v. Siebold bemerkte (a. a. O. S. 276), mit dem dickeren Ende voran. An diesem letztern sieht man in der 2* 20 Mitte eine kleine runde Grube, welche v. Siebold für den Mund hält,*) Aber dagegen streitet eine Beobachtung, die ich unten anführen werde, und durch welche es wird wahr- scheinlich gemacht werden, dafs die Jungen in diesem Zustande gar keinen Mund haben, und dafs sie in dieser und mehren Rücksichten sehr den eben ausgeschlüpften Jungen vieler Po- lypen und insonderheit der Campanularia, wie Löwen in sei- nem schönen Beitrage (K. Svensk Vetensk. Acad. Handl. för ar 1835, S. 260 ff., von Creplin übersetzt in: Wie gm. Archiv, J. 1837, S. 249 ff.) uns dieselben kennen gelehrt hat, gleichen. Der Körper ist weich, besteht blofs aus einem sehr fein- körnichten Gewebe und scheint inwendig eine grofse Höhle von derselben Form, wie der der Körpercontouren, zu haben, welche Hohle sowohl durch ihre gröfsere Dunkelheit, als auch durch Drücken des Körpers luiter dem Compressorium bemerkt wird. Das Schwimmen, welches allein mittels des Schwingens der Wimpern bewirkt wird, geschieht gleichmäfsig fortschrei- tend und gleichsam gleitend, gewöhnlich nach gerader Richtung und ziemlich hurtig. So fuhren diese infusorienartigen Akalephenjungen an die- sem und dem folgenden Tage fort, unter einander herumzu- schwimmen. Bemerkenswerth war es, dafs sie sich gern in der gröfsten Menge an der dem Lichte zugewendeten Seite des Glases ansammelten, ich mochte das Glas herumdrehen, wie ich wollte. Dies scheint zu zeigen, dafs sie im Stande seien, die Einwirkung des Lichts zu empfinden. Wir haben somit den ersten oder infusorienartigen Ent- wickelungszustand der Akalephe betrachtet; jetzt werden wir sie sich verwandeln und in einen polypenartigen Zustand über- gehen sehen. Am 14. October waren nämlich viele der Jungen nach der Wasserfläche hinaufgezogen und hingen mit dem einen Ende an dieser und mit dem andern in das Wasser hinab. Einige hatten sich auch an die Wände des Glases ge- setzt. Ich sah einige in der Nähe der Wasserfläche umher- schwimmende allmälich ihre Bewegungen schwächen und sich endlich mit dem Ende, welches beim Schwimmen das vordere ♦) Spätere Anmerkung. Siebold hat nun in seiner letzteren Schrift, S. 27, diesen Irrthum selbst berichtigt. 21 war, an die Wasserfläche hängen, während das frühere Hinter- ende gerade in's Wasser hinab hing (Fig. 5., 6.). Bei den an den Wänden des Glases festgehefteten Jungen safs eben- falls das frühere Vorderende unbeweglich am Glase, und das andere Ende stand horizontal und frei in das Wasser hinaus. Einige unter dem Mikroskope sich bewegende Jungen sah ich auch nach einiger Zeit sich sehr fest an dem Objectträger anheften (so dafs sie nur mit Gewalt losgerissen werden konn- ten), wobei das vorige Ilintet-ende sich nun aufwärts richtete (Fig. 7., 8.). Dasselbe thaten am folgenden Tage viele, welche sich am Boden des Glases festsetzten. Kurz, die Jungen hef- ten sich jetzt mit demjenigen Ende an, welches vorher das vordere war; anr andern Ende, welches nun noch zugerundet ist (Fig. 7.), aber bald abgestutzt wird (P'ig. 8.), öffnet sich erst später der Mund des Thieres. Beim Anheftungsact ist es die oben erwähnte kleine Grube des vorherigen Vorderendes, welche wie eine Saugwarze wirkt, indem sie zugleich einen zähen Schleim absondert, welcher sich zu einer flachen, cirkelrunden Scheibe ausbreitet, durch welche das Jiuige an dem fremden Körper festgewachsen bleibt (denn es kann nicht mehr seinen Platz verändern); ^venn es aber an der Wasserfläche schwebt, so ist es auch jene Grube, welche eine Luftl)laso auffängt, nüttcls deren es sich schwebend erhält (Fig. 5., 6.). xMan kann, wenn man einige Augenblicke mit Ruhe das Factum, welches ich eben erzählt habe, die Anlieftung und das Festwachsen dieser Akalophenjtingen an fremden Körpern betrachtet, niclit umhin, an die grofse Aehnlichkeit zu denken, welche sich hier mit den Vorgängen bei den Campanularien- jungen zeigt. Diese Uebereinstimmung wird noch augenfälliger und merklicher, wenn man, wie ich gleich berichten v>erde, sie zu Polypen auswachsen sieht. Am 15. October nämlich bemerkte ich, dafs bedeutende Veränderungen mit den am Tage vorher angehefteten Jungen vorgefallen waren. Das freie Ende (das vorige Hinterende) war jetzt das dickere geworden und gerade abgeschnitten, das festgeheftete dagegen schmäler und allemal in die oben er- wähnte Anheftungsscheibe ausgebreitet (Fig. 9.). Am freien Ende war jetzt bei den meisten schon die Mundöffnung sichtbar 22 und zwar von einer Wulst umgeben (Fig. 10. )• Der Mund kann sich bedeutend erweitern und zusammenziehen; im er- steren Zustande ist er kreisförmig oder viereckig (Fig. 10., 11.). Endlich bemerkte ich bei vielen am freien Ende um den Mund 4 runde Höcker, welche hervorwachsende Arme oder Tenta- keln sind (Fig. 11., 12., 13.). Bei einigen (Fig. 14,) waren diese 4 Tentakeln schon länger und konisch zugespitzt; der Körper war nach unten gegen die Anheftungsscheibe schmäler, also becherförmig geworden. Ja, bei einem Paar Individuen, welche die entwickeltsten von allen waren, hatten die Tenta- keln sogar die halbe Körperlänge und waren dabei viel dünner, als bei den anderen (Fig. 15.). Uebrigens waren diese Jungen, welche, wie man sieht, sich so schnell entwickeln und jetzt völlige Polypen geworden waren, auch bedeutend an Gröfse gewachsen; sie waren nun beinahe doppelt so grofs, wie 3 Tage früher; auch hatten sie fast ganz ihre gelbe Farbe ver- loren und waren wcifsiich und etwas durchsichtig geworden. Am IG. October waren die Tentakeln bei vielen von der Länge des Körpers, am 17ten nocl'. länger und sehr dünn, fadenförmig. Zu derselben Zeit gab es viele, welche sich erst kürzlich festgeheftet hatten und nicht wenige noch herum- schwimmende, während Boden und Wände des Glases mit mehren Hunderten festsitzender besetzt waren. Der Körper war nunmehr bei den am meisten entwickelten nach unten noch schmäler geworden und wie ein dünner Stiel, umgeben von einer mit der Anheftungsscheibe zusammenhangenden cy- lindrischen Schleimröhre (Fig. lö., in dieser Figur sind die Tentakeln nicht ganz ausgestreckt), welche zugleich mit der Anheftungsscheibe von steiferer und knorplichterer Beschaflfen- heit ist, als das ganze übrige weichere und contractile Thier. — Am ISten fingen an einzelnen Individuen neue Tentakeln in Gestalt von Höckern in den Zwischenräumen der 4 ursprüng- lichen hervorzuwachsen. Vom 18. bis zum 22. October wurde ich am Beobachten verhindert. Am 22ten hatten alle Indivi- duen 8 Tentakeln, welche gegen 4mal so lang, wie der Durch- messer des Körpers, und überaus dünn waren (Fig. 17 — 21.). Der Körper ist nun, wie eben bemerkt, sehr contractu (eine Eigenschaft, welche bei dem infusorienartigen Zustande nicht bemerkt ward), weifslich und etwas durchsichtig geworden, 23 nur dafs die den Stiel unten umgebende Schleimröhre ganz ungefärbt und wasserklar ist. Er hat ferner inwendig eine grofse Höhle, wie die äufseren Körpercontouren gebildet, welche sicli oben am breiten Ende des Körpers inmitten des Tentakel- kranzes mit einem nach dem Grade der Zusammeuziehung veränderliclien Munde öffnet. Dieser ist nämlich, wenn er zusammengezogen, sehr klein und nur als eine kleine Vertie- fung bemerkbar; erweitert er sich dagegen, so wird er cirkel- rund (Fig. J8.),* oder viereckig, oder länglich, indem sich sein Rand mannichfaltig bewegt und biegt, und oft beinahe so weit wird, wie der Körper selbst. Bei geschlossenem Munde ist die obere Fläche des Körpers etwas convex. Am Rande die- ser Fläche sitzen die Tentakeln in einer einzigen Reihe um den Mund. Man bemerkt, auf welche \Yeise der Polyp einen oder mehre seiner Tentakeln nach verschiedenen Richtungen bewegt, sie zusammenzieht oder ausstreckt; rührt man sie an, so ziehen sie sich schnell zusammen, werden kurz und dick, bei starker Reizung nicht länger, als die Hälfte der Körper- breite, indem sie sich einwärts gegen den Mund krümmen. Auch der Körper zieht sich auf einen Reiz stark zusammen, wird viel kürzer und dicker, fast kugcl- oder birnförniig. Betrachtet man die ausgestreckten Tentakeln mit einer Loupe, so sieht man sie gleichsam gegliedert, da sie in kurzen gleichen Zwischenräumen mit zahlreiclien runden Knötchen (vielleicht Saugwarzen) besetzt sind (Fig. 23.).*) Werden diese Polypen von ihrer Stelle mit Gewalt losgerissen, so waren es nur einige wenige, welche sich wieder anzuheften vermochten, und diese safsen dann auch bei weitem nicht so fest, als bei der gewöhnlichen Anheftung; die meisten blieben los am Boden des Glases liegen. Am 23. October begannen bei einigen der gröfsten Indi- viduen 1 — 2 sehr kleine Tentakeln zwischen den 8 früheren hervorzuwachsen; am 24sten bei einem Paar anderer Individuen, welche fast doppelt so grofs waren, wie die mit 8 Tentakeln versehenen, 3 — 5 neue von sehr ungleicher Gröfse, also in *) Spätere Anmerkung. Dies sind, nach v. Siebold, wel- cher mit besseren Instrumenten beobachtete, als ich, glasklare Körper, wie die an den Tentakeln der erwachsenen Meduse (a. a. O. S. 31). 24 Allem 13 Tentakeln (Fig. 24.). Diese neuen Tentakeln wuch- sen in den 3 — 4 folgenden Tagen stark; die 8 früheren waren fast 5mal so lang, wie der Körperdurchmesser. Man sieht also, dafs die Anzahl der Tentakeln allmälig mehr und mehr mit dem Wachsthume zunimmt. Bei einem Theile der Indi- viduen war der Körper mehr länglich oder nach unten in einen längern Stiel ausgezogen (Fig. 22.), wogegen der untere, dünne, fadenförmige Theil, welchen die durchsichtige Schleimröhre umgiebt, eben so grofs, wie vorher, war. Bei einigen zeigte sich innen in der Körperhöhle schon der Anfang der 4 Längs- wülste, deren weiter unten Erwähnung geschehen soll; diese schienen oberhalb der Mundregion unter den 4 ursprünglichen Tentakeln hervorzuspringen und sich gerade nach unten längs der inneren \yand der Körperhöhle bis zur Basis hin zu erstrecken.*) In den folgenden 8 — 10 Tagen zeigten sich hei diesen polypenartigen Akalephenjungen keine bemerkbaren Verände- rungen mehr; sie wurden allmälich schwächer, zogen sich stark zusammen und starben endlich. So haben wir denn nun die polypenartige Form entstehen sehen, welche ich i. J. 1835 beschrieben und abgebildet habe (a. a. O. S. 16, Tab. 3., Fig. a, h, c,), und aus welcher sich späterhin durch Quertheilung die Strobila entwickelt. Der Kreis ist also geschlossen, die Entwickelungsreihe in den Haupt- zügen vollständig. Ich habe jedoch noch eine höchst merkwürdige, hierher gehörende Thatsache vorzulegen. In dem bescliriebenen fest- sitzenden, polypenartigen Zustand nämlich, welchen wir mit gutem Grunde einen Larvenzustand nennen können, pflanzt sich die Akalephe schon fort, ehe die Quertheilung zur Stro- bila statt findet, und zwar auf die "Weise der Polypen durch Knospen und sogenannte Stolonen. Am 9. September 1836 fand ich nämlich auf einer Lami- *) Spätere Anmerkung. Auch v. S i e b o 1 d hat diese 4 Wülste bemerkt (a. a. 0. S. 31), so wie ebenfalls Wiegraann, s. die Anm. weiter unten. 25 naria bei FlorÖ eine Menge von Individuen, sämmtlich in dem polypenartigen Larvenzustande. Ob sie der Medusa, oder der Cyanea angehörten, konnte mit Sicherheit nicht ausgemittelt werden. Sie waren verschieden an Gröfse und Entwickelung; einige wie ein Sandkorn (~ — ^V" ^^ Durchm.), also wie die, welche wir eben sich haben entwickeln sehen, und, so wie diese, nur mit 8 Tentakeln (Fig. 25., 26,); andere von yV — tV" im Durchm. mit 10 — 12 Tentakeln (Fig. 27., 28.); wieder andere von yV — i" ""* gegen 30 Tentakeln (Fig. 29 — 31.). Die Anzahl der Tentakeln ist in Wahrheit sehr unbestimmt und kaum bei 2 Individuen gleich; ich zählte so bei 4 ver- schiedenen Individuen 19, 23, 24, 30, sämmtlich sehr diiime, fadenförmige, am Ende zugespitzte.*) Um den Mund, welcher sich im zusammengezogenen Zu- stande wie eine Vertiefung zeigt, oder sich in 4 Falten zu- sammenlegt (Fig. 31.), sieht man gegen den Rand zu, wo die Tentakeln in einer kreisförmigen Reihe sitzen, 4 gleichsam runde Löcher in gleichem Abstände von einander (Fig. 31. a.). Diese anscheinenden Löcher sind jedoch nichts Anderes, als die inwendig in der Höhle des Körpers sich befindenden 4 vorspringenden Wülste, von denen wir gleich sprechen wollen» die durch die gemeinschaftliche Redeckung hindurch scheinen. Der Mund kann ungemein weit geöflfnet werden, so dafs er eben so weit, wie der Körper (Fig. 32. ), und cirkelrund wird. Man sieht dann, und noch besser, wenn man den Po- lypen nach der Länge aufschneidet, dafs der Körper inwendig ganz hohl und leer ist, mit der Ausnahme, dafs die 4 eben erwähnten, hervorragenden convexrunden Wülste, in gleichem Abstände von einander längs des Körpers innerer Wand vom *) Bei dieser Gelegenheit mufs ich bemerken, dafs der Zeichner in meiner citirten Schrift die Tentakeln in Fig. 7., a, b, d, e, am Ende dick gemacht hat, statt dafs sie dünn und zugespitzt sein sollten. Spätere Anm.: Es zeigt sich nun, dafs die von Siebold (a. a. O. S. 32) und mir beobachtete Vermehining der Arme oder Tentakeln nicht monströs, sondern normal ist. Dafs so wenige der im Gefäfs eingeschlossenen und sonach grofsentheils ihrer natürlichen Nahrung beraubten Individuen die Anzahl ihrer Tentakeln zu vermehren und so ihre weiteren Verwandlungen zu verfolgen suchten, kann ims nicht verwundern. 26 oberen Rande aus gerade zur Grundfläche hinablaufen (Fig. 32., 33.). Diese Wülste scheinen nichts Anderes zu sein, als eine Duplicatur der inneren Haut des Körpers. Ihre Bedeutung ist mir unbekannt; vielleicht sind sie der Anfang der späteren Theilung in Strahlen. Künftige genauere Untersuchungen werden hierüber vielleicht näheren Aufschlufs geben.*) Innerhalb der Körperhöhle fand ich häufig Monokeln und kleine Flohkrebse (Amphipoden), einmal auch eine kleine Rissoa, alle todt, also verzehrt oder ausgesogen. Aber das Merkwürdigste, was ich bei dieser Gelegenheit beobachtete, war doch die oben erwähnte Fortpflanzung. Diese geschieht: a) Durch Knospen (Fig. 37., 41., 42.), welche an ver- schiedeneji Stellen des Körpers hervorwachsen, welcher überall zu dieser Art von Production eingerichtet zu sein scheint. Die erste Spur von Knospen ist ein kleiner runder Höcker, welcher allmälig gröfser wird und sich mehr und mehr vom Körper der Mutter durch einen dünnen, kurzen Stiel abschnürt; am äufsern keulenförmigen Ende bildet sich eine kreisrunde Oefi'nung, der Mund, und danach wachsen erst die Tentakeln hervor, welche anfangs nur gering an Zahl (4, 6, 8,) und sehr kurz siiul, dann aber allmälig an Anzahl und Länge zunehmen. Die Knospen oder neuen Polypen werden somit der Mutter immer ähnlicher, fallen wahrscheinlich ab und setzen sich fest, wenn sie zur Reife gelangt sind. Die gröfsten, welche ich gesehen habe, überschritten nicht -\ — ^ der Gröfse der Mutter. Ich fand bis an 3 solcher mehr oder weniger entwickelter Knospen auf einmal am Körper der Mutter fest sitzend (Fig. 42.). b) Durch sogenannte Stolonen, welche sehr gewöhnlich aus der Basis des Polypen wie ein dünner, cyiindrischer Stiel hervorschiefsen, welcher eine kurze Strecke weit an der La- minaria hinkriecht und sich an dieser festheftet (Fig. 38., 39., 40. ). An der oberen Fläche dieses Stolos wächst dann in einiger Entfernung von der Mutter nach oben in senkrechter ") Prof. Wiegmaiin in Berlin hat, nach einer brieflichen Mit- theihing an mich, während seines AufenthaUes an der norwegischen Küste i. J. 1836, diese 4 Wülste auch bemerkt. 27 Richtung ein neuer Polyp hervor. Dieser zeigt sich zuerst wie ein kleiner runder Höcker (Fig. 39. a. ), welcher etwas breiter als der Stolo im Durchmesser ist; bald sieht man den Mund sich öffnen (Fig. 38. a.), und danach wachsen die Ten- takeln hervor (Fig. 40. a., &.), Alles wie bei den unmittelbar aus dem Körper der Mutter hervorwachsenden Knospen. Ge- wöhnlich sieht majj nur einen solchen Stolo von der Mutter ausgehen, und nur mit einem, selten mit 2 neuen hervorwach- senden Polypen, noch seltener 2 Stolonen nach verschiedenen Richtungen auslaufen (Fig.'40. ). Bisweilen sieht man an den noci» am Körper der Mutter festsitzenden Knospen schon einen frei herausstehenden Stolo hervorwachsen (Fig. 37., 42.). — Nicht selten bemerkt man auch höher hinauf am Körper des Polypen hervorwachsendc Stolonen (Fig. 37. , 34., 35., 36.), welche bald ziemlich dick und koniscli zugespitzt (Fig. 37., 34., 35.), so dafs es fast aussieht wie eine Theilung des Kör- pers, bald dünn und fadenförmig sind (Fig. 36. ). Diese Art von Stolonen steht bisweilen frei vom Körper des Polypen ab (Fig. 37., 34.), bisweilen heften sie sich mit ihrem äufseren Ende in einiger Entfernung von der Mutter an die Laminaria, eine Sertularia oder einen andern Körper (Fig. 35., 36.).*) Diese Stolonen geben in Vereinigung mit den Knospen dem Polypen ein höchst sonderbares, ungestaltes Ansehen. S c h 1 u f s. Die wichtigsten Ergebnisse, zu welchen das Studium der Entvvickelung der genannten Akalephen geführt hat, sind also folgend.e: 1. Aus den kugelförmigen Eiern, in den Eierstöcken, an \velchen man die Vcsicula Purldnji und die Macula ( FesU cula) Wagneri bemerkt, und deren Dotter die gewöhnliche Theilung oder Furchung zeigt, schlüpfen die mit schwingenden Wimpern besetzten ovalen oder oval-cylindrischen Jungen, *) Spatere Anmerkung. Siebold hat auch solche Stolonen bei den von ihm beobachteten polypenartigen Jungen der Medusa aurita aus dem Körper hcrvorwachseu sehen (a. a. O. S. 33, Fig. 36., 37.). — 28 aus, welche sich in den zu gleicher Zeit sich entwickelnden zahlreichen Behältern in den 4 Mundarmen ansammeln, in welchen sie eine Zeit lang verbleiben. 2. Danach verlassen sie die Mutter, schwimmen, wie In- fusorien, eine Zeitlang herum und haften sich endlich an einen fremden Körper, an welchem sie mit ihrem einen Ende fest- wachsen, während sich am anderen, freien, der Mund öffnet, um welchen allmälich ein Kranz von Tentakeln hervorwächst. 3. In diesem polypenartigen Zustande, welchen wir mit Fug einen Larvenzustand nennen, pflanzen sie sich schon fort, und zwar auf die bei den Polypen gewöhnliche Weise durch Knospen und sogenannte Stolonen. Die neuen Thiere, welche hierdurch hervorkommen, gleichen der Larve ganz. 4. Endlich, nach Verlauf einer noch unbestimmten Zeit, theilt sich die Larve freiwillig in eine Menge von Querstücken (Fig. 43 — 46.), welche sämmtlich neue Thiere werden.*) Diese (Fig. 47. , 48.), welche der Larve nicht gleichen, sind freie, umherschwimmende, scheibenförmige Gescliöpfe, deren Peripherie in 8, am Ende zvveitheilige, Strahlen getheilt ist, und welche einen viereckig -röhrenförmigen, niederhangenden Mund haben u. s. w. Allmälich, so wie sie heranwachsen, werden die Strahlen kürzer, die Räume zwischen ihnen, an welchen die Randtentakeln liervorzuwachsen begiiuien, werden gröfser, der Mund theilt sich und wird zu 4 Mundarmen; kurz, diese Thiere werden völlig der ursprünglichen Mutter (der Medusa oder der Cyanea) gleich. Es ist demnach nicht die Larve oder das aus dem Ei ent- wickelte Individuum, welches sich in eine vollkommene Aka- lephe verwandelt, sondern es ist ihre durch Quertheilung ent- standene Brut. Ich weifs unter den bekannten Thatsachen mit keiner diese Entwickelungsart besser zu vergleichen, als mit der der Salpen, obgleich diese vielfach von jener abweicht. — Meine im vergangenen Herbste angestellten zahlreichen *) Ich kann hier nicht unbemerkt lassen, wie selten es ist, die Meduse in der See in ihrem Larvenzustande anzutreffen. Diese Sel- tenheit liefs mich anfangs zweifeln, ob die eben erwähnten polypen- artigen Jungen der so gemeinen Me^Kf« aurita angehörten. Vielleicht befestigen und entwickeln sich die infusorienartigen jungen Medusen in der See eigentlich in gröfseren Tiefen. — 29 Beobachtungen (welche ich bei einer anderen Gelegenheit mit- theilen werde) über die Salpen haben mir nämlich den Beweis geliefert, dafs Chamisso (welcher von mehren Naturforschern so üble Worte über seine redlichen Beobachtungen hören mufste, weil diese nicht in ihre Systeme pafsten) doch im Wesentlichen ihre Entwickelung richtig beobachtet hat. Die Salpen kommen darin mit den Akalephen überein, dafs bei ihnen nicht die Larve, sondern deren Brut si«h zu dem voll- kommenen Thiere entwickelt; es ist nicht das Individuum, son- dern es ist die Generation, welche sich metamorphosirt. Zum Schlüsse kann ich endlich nicht umhin, zu bemerken, dafs Graham Dalyell's Beobachtungen (The Edinb. Philos. Journ., Bd. XXI. 1836), welche ich nur aus Wiegmann 's Jahresberichte (Dessen Archiv, J. 1837, Bd. II.) und Oken's Isis (1838) kenne,*) zum Theil zur Bestätigung einiger mei- ner Beobachtungen dienen können. Seine Hydra Tuha scheint die von mir beschriebene polypenartige Akalephenlarve zu sein, an welcher er auch die Knospen beobachtete; ebenfalls sah er die Quertheilung, durch wclclie die gestrahlten Akalephen (Strobila) entstehen. Von diesen letzteren bildet er eine mit 11 und eine mit 8 Strahlen ab (Isis 1838, Tab. I., Fig. 3., 2.) (ich fand 4 — 12, aber bei den meisten, also normal, 8 Strah- len, a. a. O. S, 20); die viereckige Säule (Fig. 2. in der Isis), von welcher Dal y eil unrichtig angiebt, dafs sie sich auf der convexen Seite hervorhebe,**) ist der herabhangende Mund, an dessen Basis 4 Organe von ihm erwähnt werden (die Fal- *) Die „ferneren Beobachtungen" von Dalyell über die Fortpfl. d. Schott. Zoophyten stehen ganz übersetzt, wenn ich nicht irre, in Froriep's Notizen Bd. L. Nr. 6., und die früheren desselben Schriftstellers ebendas. Bd. XLII. Nr. 18., diese jedoch nur in kurzem Auszuge. In der Isis, J. 1838, stehen beide Abhandlungen, die erstere aus dem Edinb. Journ. Bd. XVII., die andere aus Bd. XXh im Auszuge, S. 48 — 54. Anm. d. Uebers. **) Er hat vermuthlich seine Zeichnung entworfen, als die kleine Akalephe, nachdem sie eine Weile umhergeschwommen w^ar, sich langsam, gleichsam schwebend, zu Boden sinken liefs; dann freilich wird die convexe Fläche concav, und umgekehrt. 30 tenkränze mit ihren Tentakeln), — Aber in der Erklärung des Gesehenen weichen seine Ansichten von den meinigen ab. „Im Februar und März," sagt er, „wird die Fläche oder Scheibe einiger Hydren mit einer hangenden, biegsamen Verlängerung von umgekehrter Kegelform besetzt" u. s. w., welche sich zu 20 — 30 Schichten entwickelt, die sich nach und nach losreifsen und freie Akalephen werden. Aber woher diese Verlängerung kommt, und in welcher Verbindung sie mit der Hydra steht sagt er nicht; man möchte glauben, er schreibe dem Polypen ein Lebendiggebären zu. "Nach meinen Beobachtungen ist es das Thier selbst, die polypenartige Larve, welche sich in regel- mäfsige Querstiicke, erst nach oben und allmälich mehr und mehr nach unten, gegen die Basis zu, theilt. Wie die Ten- takeln des Polypen versclnvinden und, nachdem alle Querstiicke frei geworden sind, auch der untere Theil seines Stiels, habe ich zwar noch nicht gesehen, vermuthe dies aber als wahr- scheinlich. Dafs der Polyp, wie Dal y eil behauptet, nach dem Verschwinden jener oben erwähnten Verläugerung sich noch wieder ansetze, neue Tentakeln bekomme und wiederum seine frühere Gestalt und Verrichtung annehme, widerstreitet ganz meinen Walirnehmungen (S. a. a. O. Tab. 3., Fig. 7. a — //.) und scheint auf einer unrichtig aufgefafsten Beobachtung zu beruhen. — Erklärung der Figuren. Fig. 1 — 24. stellen die Entwickelung Aqv Cyanea capillal a vor, so wie sie unter meinen Augen vom 12. bis zum 24. October 1839 vor sich gegangen ist. Alle Figuren sind mehr oder minder vergröfsert. Fig. 1 — 6. zeigen die Entwickelung der Cyanea capillata in ihrem ersten oder infusorienartigen Zustande. Fig. 1 — 4. sind einige Jungen, welche eben (am 12. und 13. October) die Mundarrne der Mutter verlassen haben und jetzt frei umherschwimmen (Fig. 1' zwei in nat. Gr.); Fig. 2. von der schmalen, die 3 übrigen von der breiten Seite ange- sehen. — Fig. 5. u. 6. sind 2 solche, welche (am 14. October) 31 sich nach der Wasserfläche hinauf begeben und sich dort fest- gesetzt haben; Fig 5. halb von der Seite, halb von oben an- gesehen, Fig. 6. ganz von oben. Man bemerkt bei beiden deutlich am breiten Ende die runde Grube, welche sich nicht so deutlich bei den vorigen Figuren zeigt. Fig. 7 — 24. stellen die Jungen der Cyanea capil- Za/rt in ihrem zweiten oder polypenartigen Entwicke- lungszu Stande dar. Fig. 7., 8-, zwei der eben genannten infusorienartigen Jun- gen, welche (am 14. October) sich mit dem breiten Ende fest- geheftet haben; das andere freie Ende wird nun breiter, Fig. 8., während jenes, wie Fig. 9. u. 10. (vom 15. October) zeigen, schmäler und an der Basis zu einer kleinen kreisrunden An- heftungsscheibe verbreitert wird. Bei Fig. 10. hat sich am freien Ende schon der Mund geöffnet, von einer circulärea Wulst umgeben. — Fig. 11 — 13. (15. October) zeigen die 4 ursprünglichen hervorwachsenden Arme oder Tentakeln, wie runde Höcker, Fig. 12. von der Seite angeselien, Fig. 11. u. 13. von oben, in der Mitte den Mund. — Bei Fig. 14 — 16. (15. u. 16. October) sieht man diese 4 Tentakeln sich allmälich verlängern und fadenförmiger werden. Die Anheftungsscheibe ist mit ilirer Schleimröhre deutlich. Zu bemerken ist, dafs die Jungen während dieser Verwandlung ihre gelbe Farbe verlieren und weifs und durchsichtiger werden. Bei Fig. 16. sind die Tentakeln nicht ganz ausgestreckt. — Fig. 17 — 22. (22. Ontbr.) zeigen sänuntliche 8 Tentakeln, Fig. 17. von der Seite ange- sehen, Fig. 18. von oben, beide mit zusammengezogenen Ten- takeln, Fig. 19. ein etwas vergröfsertes Individuum mit ausge- strfeckten Tentakeln, von oben, Fig. 20. dasselbe von der Seite, Fig. ^' dasselbe in nat. Gr., Fig. 21. dasselbe stärker ver- gröfsert, Fig. 22. ein Individuum, dessen Untertheil noch mehr dünn und langgestreckt ist, mit zusauunengezogenen Tentakeln. — Fig. 23. ein Stück eines ausgestreckten Tentakels, noch mehr vergröfsert, um die zahlreichen in Ringe gestellten klei- nen Höcker zu zeigen. — Fig. 24. ein Individuum (24. Octbr.), welches, aufser den 8, 5 ungleich grofse, hervorvvachsende Tentakeln zeigt, ein wenig vergröfsert. Fig. 25 — 42. stellen den am 9. September 1836 von mir beobachteten polypenartigen Entwickelungs- 32 zustand der Medusa aurita oder der Cyanea ca- pillata dar. (\Yelcher dieser beiden derselbe angehörte, konnte nicht mit Sicherheit ermittelt werden.) Bei Fig. 29., 30., 31. und 40. sind die Tentakeln ausge- streckt, bei allen anderen Figuren zusammengezogen. Fig. 2.5. ein Individuum mit 8 Tentakeln in natürlicher Gröfse, Fig. 26. dasselbe vergröfsert, von oben gesehen. — Fig. 27. eins mit 10 Tentakeln in nat. Gr. , Fig. 28. dasselbe vergröfsert, von oben. — Fig. 29. eins mit 30 Tentakeln in nat. Gr., von der Seite, Fig. 30. dasselbe von oben, Fig. 31. dasselbe vergröfsert, von oben; man sieht in der Mitte den Mund ziemlich zusammengezogen, und nahe am Rande die durchscheinenden inneren 4 Wülste (a.). — Fig. 32. ein Indi- viduum mit offenem Munde, welcher eben so weit, als der Körper, ist; man sieht in seiner Höhle die 4 Wülste. Fig. 33. dasselbe nach der Länge aufgeschnitten und ausgebreitet, um die 4 Längswülste zu zeigen; die Querstreifen entstehen durch Zusammenziehung des Körpers. Fig. 34 — 36. zeigen Stolonen, welche hoch oben am Körper des Polypen herauswachsen; bei Fig. 35. heftet sich das Ende des Stolo an die Laminaria, bei Fig. 36. an den Stamm einer Sertularie. Fig. 37. zeigt einen solchen hervor- wachsenden Stolo nebst einer Knospe, aus welcher letzteren schon wieder ein Stolo ausschiefst. Fig. 38 — 40. zeigen die aus der Basis des Polypen aus- schiefseuden und längs der Laminaria hinkriechenden Stolonen, aus welchen neue Polypen (a, a, a,) aufwachsen. Bei Fig. 39. a. sieht man den ersten Anfang des jungen Polypen, wie einen kleinen runden Höcker, bei Fig. 38. a. hat dieser Höcker sich schon in einen kreisrunden Mund geöffnet, bei Fig. 40. «. be- ginnen die Tentakeln, in der Gestalt runder Höcker, hervor- zuwachsen, und in derselben Figur zeigt sich bei h. ein schon deutlich entwickelter junger Polyp mit seinen fadenförmigen Tentakeln. Fig. 41. u. 42, zeigen die hervorwachsenden Knospen. Bei Fig. 41. sieht man 2 weniger vollkommene Knospen und einen frei hervorstehenden Stolo ; bei Fig. 42. drei Knospen, von denen 2 zu Polypen mit deren fadenförmigen Tentakeln 33 entwickelt sind,- der eine von ihnen hat schon einen auswach- senden Stolo, wie bei Fig. 37. Fig. 43 — 48. si n d aus meiner öfterscitirten Schrift, Tab. 3., copirt und zeigen den Uebergang von dem polypenartigen zu dem 3ten oder akalephenartigen Zustande, so wie ich ihn im August 1830 beobacli- tet habe. Fig. 43 ist die polypenartige Larve, vergröfsert (der Strich, 43', zeigt die natürliche Gröfse), wenn deren Körper von blei- benden Querrunzeln umgeben wird, welche man in Fig. 44. in 8, am Ende zweitheilige Stralden rundum ausgewachsen findet. — Fig. 45. ist eine solche Larve in nat. Gr., deren Tentakeln verschwunden sind, und deren Körper in etwa 14 Querstücke getheilt ist, welche sich nach und nach, von oben nach unten, einzeln losreifsen. — Fig. 46. ist eine andere, vergrößerte, welche nur 4 Qnerstücke hat, von denen die 3 obersten im Begriffe sind, sich loszureifsen. — Fig. 47. zeigt ein solches, losgerissenes Querstück (freie Strobila), eine frei herumschwim- mende Akalephe, von unten angesehen. Den viereckigen Mund sieht man in der Mitte, um ihn herum sclieinen die Tentakeln der Faltenkränze durch die Haut; ferner sieht man die Ver- theilung der vom Munde au,slaufenvirbellosen Tbicren, welche eine neue Classe von Beweg'ungsorganen zu constituircn scbcinen. Von Rudolph Wagner. Ob das bekannte Nesseln oder Brennen der Medusen in einem ätzenden Safte oder einer mechanischen Verletzung sei- nen Grund hat, ist bekanntlich noch nicht ausgemacht. Nach meinen Unterstichungen bin ich nicht im Stande, diese Frage der Entscheidung näher zu führen. 39 Jedenfalls ist der Grund des Nesseins in der äufseren Hautfläche der Medusen zu suchen. Die Haut aller Medusen zeigt merkwürdige Organisationsverhältnisse. Sehr schön und deutlich habe ich den Bau bei den Pela- gien (Pelagia nocliluca auct.) erkannt.*) Die äufsere Haut zeigt sich hier auf der convexen Scheibenfläche und dem äufse- ren gewölbten Rand der Arme, dann der Randlappen schön bräunlich, violett und röthlich gefleckt. Diese gefleckte Mem- bran stöfst sich leicht los, besonders über dem gröfsten Theil der convexen Fläche der Scheibe, und dann erscheint sogleich die homogene gallertartige Substanz, welche die eigentliche Körpermasse des Thieres bildet. Da wo die röthlichen Flecke sitzen, sieht man, nach abgelöster Haut, rundlige Hügel oder Höcker, wie Warzen. Bei schwacher Vergröfserung erscheinen die rothen Flecke als Anhäufungen von sehr kleinen rothen Pigmentkörnern, in deren Umgebung der ganze Körper von einem Pflasterepithe- liuin überzogen ist, das aus gröfseren und kleineren Zellen besteht, die deutliche Kerne enthalten. Es ist eine Oberliaut, ganz analog der der Frösche und so vieler anderer Thiere. Die Pigmenthäufcheh sitzen vorzugsweise auf den erwähnten gewöll)ten Höckern, welche über die Oberfläche emporragen und eine Unterlage von Muskelfasern haben. Zwischen den rothen Pigmentkörnern sieht man helle, runde Kugeln oder Bläschen, aus denen häufig, bei etwas stär- kerer Vergröfserung — denn diese ganze Organisation wird nur durch das Mikroskop erkainit — feine Fäden hervorragen. Die gröfsten dieser Kugeln zeigen sich als prall gefüllte Kap- seln von y^„- Linie Gröfse, in denen inwendig ein spiralig eingerollter Faden liegt, welcher, öfter von selbst, stets aber nach einem leichten Druck heraustritt. Dieser Faden erscheint dann wie ein peitschenförmiger Anhang der Kapsel und zeigt eine sehr zierliche Zeichnung. Es ist schwer, sich einen Be- grifi" von seiner Struktur zu machen; zuweilen sieht es aus, als wenn er einen Kanal hätte. Man sieht bei geschlossener Kapsel, wenn der Faden noch darinnen eingerollt liegt, da wo sie sich öfi"net, einen Höcker, an dem der Faden l)eim ") Nach Beobachtungen bei Nizza und Villafranca im Herbste 1839. 40 Ausstülpen wie an einem Stiel hängt; ausgestreckt ist der sehr fein auslaufende Faden bis eine Linie lang. Diese Haar- oder Fadenkapseln sitzen sehr lose an, fallen leicht ab und schaben sich mit dem Schleim los, wenn sich die Meduse häutet; sie finden sich, wie die Fäden selbst, in dem sogenannten nesselnden Schleim der Medusen — welches nichts als losgestofsenes Epitheliiun ist — in Menge, wie man sich überzeugt, wenn man die Medusen lebend in Gefäfsen hält. Schwerer lösen sich kleinere, längliche, hellere Kapselchen von ~^ bis -j^-Q Linie Gröfse, von mehr länglicher Form, welche zum Tlieil mit feineren, kürzeren Iläärchen oder peit- schenförmigen Anhängen besetzt sind. Man kann sich — ver- gleicht man damit die Ersatzzähne der Krokodile, Haifische und Giftschlangen, nicht erwehren, diese kleinen Kapselchen für Ersatzbälge zu halten, wenn die gröfseren Organe verlo- ren gehen. Solche einzelne kleinere Organe stehen auch aufserhalb der Flecken und gehen so bis an den inneren Rand der Arme und auf die untere Fläche der Scheibe, wo sie aufhören. Am Rande der Scheibe hängen, zwischen je zwei Rand- lappen, abwechselnd mit den Randkörpern (Crystalldrüsen) feine, lange cylindrische Fäden von violetter Farbe. Diese sind mit Flimmerhaaren besetzt und zeigen darunter ein Cy- linderepithelium, das auf den Muskelfasern aufsitzt; diese Fä- den sind mit zahlreichen Parthien von kleinen Nesselkapseln besetzt. Es ist bekannt, dafs die leiseste Berührung einer Meduse — wie wir (ich selbst und mehrere Zuhörer, die mich auf der Reise begleiteten) dies beim Baden fanden — ein empfind- liches Brennen erregt. Dies erfolgt immer um so leichter und stärker, je lebenskräftiger die Meduse ist. Die Medusen nesseln nur an den Stellen, wo ihre Oberhaut erhalten ist. Wir fanden niemals eine solche Empfindung entstehen, wenn wir Stellen berührten, wo die Oberhaut, was selbst sehr häufig bei lebenden Thieren geschieht, abgelöst war. Legt man ein abgeschnittenes Stückchen der Meduse mit der Oberhautseite auf eine blofse Hautstelle, oder schabt man etwas Oberhaut ab und bringt es auf die Haut, so erfolgt nacli einigen Secun- den, bis zu einer Minute ein brennendes Gefühl; nach 5 Mi- 41 nuten entstand bei mir eine leichte Rötlie und dann eine ein- fache, linsenförmige Erhebung, öfters deren 3 — 4 nebeneinander. Freischwimmende Medusen wirken weit stärker bei der Be- rührung und es bilden sich selbst Quaddeln, wie bei Essera oder Urticaria. Der Schmerz verliert sich bald. Bei einem von uns (Dr. Will) hielt derselbe einen halben Tag an und nach 8 Tagen sah man noch Röthe auf der Stelle. Die innere Körpersubstanz (sogenannte Gallertmasse der Meduse) erregte niemals Nesseln, eben so wenig die innere Fläche der Magenhöhle, oder die innere Fläche der Arme, wo jene Pigmentflecken, Kapseln und Haare fehlen. Auf den Hautstellen, an denen ich mich brennen liefs, fand ich immer abgelöste Kapseln und Haare. Bekanntlich nesseln nicht alle Medusen; diefs fand ich z.B. nicht bei Cassiopea, und die mikroskopische Untersuchung zeigte hier zugleich die Abwesenheit jener Kapseln und Haare auf der ganzen Scheibenfläche. Dagegen nesselte wieder eine Oceania (der cacuminata verwandt), aber nur mit den Randfäden und in weit geringerem Maafse, als die Pelagia. Die Untersuchung weist hier eben- falls jene Kapseln, aber von länglicher Form, mit langen feinen Fäden nach. Doch waren diese Organe viel kleiner und fei- ner; sie hatten eine iiberrascliende Aehnlichkeit mit jenen Ge- bilden, welche ich früher (s. dieses Archiv. 1835. Bd. H. S. 215) als Spermatozoen der Actinien beschrieb. Eine neue Unter- suchung an Actinien, z. B. an Actinia ccreus, überzeugte mich, dafs diese früher als Samenthierchen beschriebenen Gebilde nichts anderes sind, als Nesselfäden der Medusen; sie stehen dicht gedrängt um die Fühler oder Arme und an der äufseren Oberfläche. Die Fäden treten aus länglichen Kapseln mit jener merkwürdigen Bewegung heraus, die ich früher a. a. O. be- sclirieben habe und die ich jetzt ganz so wiederfand. Dieselben Organe, nur in anderer Form, kehren bei den Polypen wieder, wo sie Ehrenberg und Dr. Er dl (einer meiner Begleiter) bei den Hydren fanden; Er dl fand sie auch bei Veretillum. Es ist wahrscheinlich, dafs das Nesseln eine mechanische und chemische Bedingung hat; wie bei der Mehrzahl der sor genannten Giftorgane finden wir einen in einer Blase oder 42 Kapsel sich samuiclnden Saft und ein verletzendes Werkzeuff. So ist es auch bei vielen nesselnden Pflanzen, z. B. den Loasen, wo die feinen, spitzen Haare einen Saft führen, dessen Circu- lation man hier so schön beobachten kann. Ausgedehntere Untersuchungen werden bei Verfolgung dieser als Nesselorgane vorläufig bezeichneten Gebilde noch vieles Merkwürdige in Bezug auf Vorkommen, Anordnung, Struktur und Bewegung erkennen lassen und einen Reichthum von Organisationsverhältnissen aufdecken. Göttingen den 25. März 1S41. Zoologische ß e m e r k u ii g e n. Von Dr. A. P h i 1 i p p i. Fortsetzung. Hierzu Taf. V. Fossarus, ein neues Genus der kan)nikieniigeu Mollusken. Brocchi beschrieb in seiner classischen Conchiologia fossile siihappennina p. 300 eine Nerita costaia, welche von den Neueren in verschiedene Genera gesteckt ist. Nach einem Citat von Bronn (Italiens Tertiärgebilde, p. 65. nr. 339) ist Brocchi geneigt gewesen, diese Art zu dem Lamarckschen Genus Stomatia zu stellen, Bronn selbst bringt sie a.a.O. zu Delphiniila, worin ich ihm in mi^'mcr Enwne ratio mollii- scorum Siciliae gefolgt bin. Sowerby gen. of shells, und nach ilun Defrance*) und Baste rot**) nennen sie Piir- *) Diction. des scic?ices nat. vol. 51. p. 72. **) Descript. ^eolog. du bassm tertiuirc etc. Mein, de la Soc. d'/u'st. nat. de Paris. II 1. p. 50. 43 piira; Marcel de Serres*) gar Sigarctus. Dieselbe (oder jedenfalls eine ganz nah verwandte Art) kommt im Mittelmeer vor, und ist von Herrn Sc acchi erst**) zu Turho, sodann***) zu Rissoa, endlich von Herrn Maravignaf) zu Trochus gerechnet worden. In meiner Enumeratio stellte ich die Vermuthung auf, Adanson's Fossar sei wohl dasselbe Thier, was ich jetzt vollkommen bestätigen kann; da nun Lamarck hisf. jiat. VI. 2. p. 195 mit Bruguiere das Genus JSaiica von Adanson genommen hat, Adanson aber unglücklicher- weise unter Natica das Thier des Fossar beschreibt, jedoch ohne es als Art aufzuführen, so hat Lamarck dieses Thier als den Bewoliner von JSaiica beschrieben, welche doch ein ganz anderes Thier ist. Es sind demnach nicht weniger als neun Gattungen, in welche man den Fossar gebracht hat: Ncrita, Stoinatia,1)cU phhiula, Pwpjira, Sigaretus, Turho, Rissoa, Trochus, Na- *) Geognosie des tei-rains tertiatres, Paris 1829. 8. p. 127. **) Osserva%ioni zoologiclie, Napoli 1833. 8. p. 21. »**) Catalogus conchyliorum Regni ^eujinUtani. ISeap. 1836. p. 14. f) Memoires pour servir a l'histoire naturelle de la S/'cile, Paris 1838. 8. Dies merkwürdige Wcrkchen verdient ein paar Worte. Die eine Abhandlung führt den Titel: Catalogue viethodtque des ?nollusques qu'on trouve en Sicile; es ist eine nackte Aufzählung von Namen, höchstens mit Angabe von einem oder dem andern Synonym, allemal ohne Bezeichnung des Fundortes, und betrachtet man sie näher, so findet man, dafs es eine ohne alle Sachkcnntnifs aus Scacchi's Catalogus und meiner Entunerat'io zusammengestöppelte Liste ist, was sich z.B. daraus ergiebt, dafs Maravigna ein und dieselbe Art als 2 verschiedene Arten aufführt, wenn Sc acchi und ich der- selben zwei verschiedene Namen gegeben hatten. Das Lustigste ist aber, dafs er behauptet, er liefse den Catalog unverändert ab- drucken, wie er ihn 1836 verfafst; er habe zwar 1838 in Bologna mein Werk gesehen, allein man müsse nicht glauben, es seien alle darin aufgeführte Arten wirklich im Sicilischen ISIeer zu Hause, flüch- tige Reisende ( er hat mich recht gut in den Jahren 1830 bis 1832 persönlich in Catania gekannt) könnten darüber nicht iirtheilen u. s. w. Hätte er auch meine Vorrede gelesen, so würde er nicht so einfälti«' gewesen sein, die von meinem Freund Schultz benannten und von mir zuerst 1836 publicirten Arten Doris etc., die er erst 1838 kennen lernte, mit abzuschreiben, und hätte er p. 255. nachgesehen, so würde er nicht, wie es p. 111 bei mir heifst, Patclla pellucida für Patdia (Jussoni abgeschrieben haben. So werden bisweilen Bücher gemacht ! 44 tica, Beweis, dafs er keiner angehört, und ich schlage jetzt ein zehntes Genus dafür vor, welches ich Fossanis nenne. Ich war nändich bereits im December 1838 so glücklich, das Thier in mehreren Exemplaren lebend zu beobachten, wobei ich mich nicht nur überzeugte, dafs es identisch mit dem AdansonschenjPoÄ^ar sei, wie ich nach der blofsen Schaale schon in meiner Enumeratio vermuthet, sondern auch gleich auf den Gedanken kam, es sei wahrscheinlich ein eigenthüm- liches Genus, was ich indessen in Neapel aus Mangel' an lit- terärischen Hiilfsmitteln nicht bestimmen konnte. Mein scharf- sichtiger Freund Scacchi hatte das Thier bereits früher beobachtet und genau in seinen Osservazioni zoologiche 1833 beschrieben, allein ebenfalls aus Mangel au Hülfsmittelu nicht gewagt, es als neues Genus zu beschreiben, und daher zwei- felhaft zu Turbo und später zu Rissoa gesetzt. Das Thier lebt im mittelländischen Meer wie an den Küsten von Senegambien auf Klippen in der Nähe des Was- serspiegels in den Vertiefungen des Gesteins. Die Besclu-ei- bung, welche Adanson vom Thier, seinem Geliäuse und Deckel giebt, ist so genau, so ausführlich und so vollkommen mit meinen eigenen Beobachtungen übereinstimmend, dafs ich glaube nichts besseres thun zu können, als sie in der Uebersetzung mitzutheilen. Er sagt p. 173: Die Schaale des Fossar hat kaum mehr als zwei oder drittehalb Linien im Durchmesser: sie ist beinahe kugelig, sehr dünn, ohne Epidermis, durchsichtig und etwas breiter als lang. Die Windungen sind fünf an der Zahl, abgerundet, stark ge- wölbt und wohl abgesetzt, aber so wenig proportionirt, dafs die ersten gegen das Volumen der letzten fast verschwinden. Sie sind alle von einer grofsen Zahl gedrängter Leistchen um- geben, deren man etwa dreifsig auf der letzten und zwölf bis fünfzehn auf der vorletzten zählt; die letztere hat aufser die- sen Leistchen noch vier bis fünf grofse, sehr scharfe und schnei- dende Querrippen, die bei einigen Individuen fehlen. Der Gipfel ist spitz, sehr klein, ein bis zweimal länger als breit, und ein bis zweimal kürzer, als die letzte Windung. Die Oeffnung ist grofs, von der Gestalt des halben Mondes, nach aufsen und rechts gerichtet. Der Rand der äufseren Lippe ist schneidend, dünn^, mit einigen Wellen bezeichnet, welche 45 den fiinf erhabenen Rippen auf der äufseren Fläche der letzten Windung entsprechen. Die linke Lippe ist platt, glatt von einer graden Linie gebildet und auf die vorletzte Windung zurückgeschlagen, wo sie etwas unterhalb ihrer Mitte einen grofsen Nabel läfst, der die Gestalt eines runden Loches hat und zweimal kürzer als sie ist. Ich habe auf dem Gehäuse keine andere Farbe als die weifse gesehen. Der Kopf des Thieres ist klein, walzenförmig, um die Hälfte länger als breit, an seinem Ende schwach ausgerandel, von wo eine kleine auf der oberen Seite verlaufende Längs- furche entspringt. An seinem Grunde auf seinen Seiten stehen zwei dicke Fühler, welche zweimal so lang sind wie der Kopf und spitz endigen. Ein jeder trägt an seinem Ursprung auf der inneren Seite einen fleischigen, viereckigen Lappen*) oder Behang, der so lang wie der halbe Kopf ist, und frei auf demselben aufliegt. Die Augen sind zwei kleine schwarze Punkte an der Wurzel der Fühler auf ihrer äufseren Seite fast hinter ihnen. Am Ende des Kopfes sieht man unten eine kleine Längsfurche, welche der Mund ist. Der Mantel be- steht aus einer einfachen, sehr dünnen Haut, welche die innere Wand der Schaale auskleidet. Der Fufs ist sehr klein, bei- nahe rund, unten platt, oben gewölbt, und halb so lang als das Gehäuse (wenn das Thier kriecht, wird er eben so lang). Der Deckel ist etwas weniger grofs als die Oeffnung, und hat wie diese die Gestalt des halben Mondes, er ist gelblich, knorpelig (d. h. hornartig), sehr dünn, und oben mit mehreren Streifen versehen, welche von einem gemeinschaftlichen Funkt nahe beim unteren**) Winkel ausgehen. (Es ist mir nicht möglich gewesen, deutlich zu sehen, ob der Deckel aus weni- gen rasch zunehmenden Windungen bestehe, wie bei Natica, oder gar keine Windungen habe, wie bei Purpura und Mu- rex, doch wäre ich eher geneigt das letztere zu glauben.) — Der ganze Körper des Thieres ist weifs, wie sein Gehäuse, *) Ich finde diesen Lappen, welches der gewöhnliche Stirnlappen der Trochus - kxien ist, stets spitz, breit, sichelförmig, Adanson's Abbildung T. 13. i. L. zeigt ihn stumpf, abgerundet. **) Adanson sagt oberen, allein er stellt bei seiner Betrachtung die Schaale mit der Spitze nach unten. 46 es ist nichts schwarzes daran als die Augen. (Icli fand stets einen bräunlichen Streifen von der Schnauze bis zu den Stirn- lappen vorlaufend.*) Betrachten wir jetzt die Verschiedenheiten dieses Thieres von den Gattungen, wohin man es bisher gerechnet hat. Nerita hat ein ungenabeltes Gehäuse, einen Deckel mit ei- nem Fortsatz, dem Thiere fehlen die Stirnlappen, dagegen trägt es die Augen auf langen stielartigen Höckern. Stomatia hat ein ohrförmiges undurchbohrtes Gehäuse. Das Thier ist mir unbekannt. Belphinula hat eine runde Mundöffnung (D. trigono Stoma wird mit Recht zu Cancellaria gerechnet); das Thier trägt wie Trochus und Nerita die Augen auf einem besonderen Höcker, hat keine Stirnlappen, wohl aber die Seitenlappen von Trochus. Purpura hat eine mit einem Ausschnitt versehene Schaale-, das Thier hat keine Schnauze, keine Stirnlappen, einen Sipho etc., kurz es hat gar keine Aehnlichkeit mit dem Fossar. Noch unglücklicher ist der Gedanke gewesen, ihn zu Sigare- ius zu stellen. Sigaretus Cuvier = Coriocello Blainv. ist ein Thier mit einer dünnen, durchsichtigen, inneren Schaale ohne Nabel, und Sigaretus Adanson = Cryptostoma Blainv. hat ein Thier, welches sich wie Naiica durch die enorme Entwickelung seines Fufses unterscheidet, der den gröfsten Theil der Schaale einhüllt, wenn das Thier sich aus derselben heraus begiebt, anderer Unter- schiede nicht zu gedenken. Turho ist, wie jetzt die meisten Conchyliologen das Ge- nus nehmen, in nichts von Trochus verschieden, wenn man aber diesen Namen, wie ich es vorgeschlagen habe, den Arten läfst, mit welchen L in ne sein Genus Turho anfängt (T. ohtu- satus, nerifoides, litloreus, mwicafus), welche er also wohl als Typus betrachtet hat, mit Liliorina identisch.**) In diesem *) Delle Chiaje hat in seinen tabidis ineditis. T. 80. Fig. 13.14. das Thier ebenfalls abgebildet, aber nicht gut, die Stiriilappen sind vergessen und der Deckel in Fig. 17. spiralförmig. **) Adanson gebraucht bekanntlich Turbo und Trochus grade umgekehrt wie Linne. Was dieser Turbo nannte, ist bei Adanson Trochus, und Turbo ist bei Adonson, was Linne Trochus heifst. 47 Falle unterscheidet es sich vom Fossar durch das undurch- hohrte Gehäuse und durch die Stirnlappcn des Thieres. Trochiis unterscheidet sich weit mehr durch die auf einem besonderen Höclcer sitzenden Augen, die Seitenlappen, die sechs Seitenfäden, den vielspiraligen Deckel, und hat nur die Stirnlappen gemein. Rissoa unterscheidet sich endlich durch ein stets unge- nabeltes Gehäuse von anderer Gestalt und anderer MundöfF- nung, und was das Thier anbetrifft, durch den Mangel der Kopflappen und den abgetheilten Fufs. Hiernach erscheint, glaube ich, die Aufstellung eines neuen Genus vollkommen gerechtfertigt. Ich nenne es Fossariis^ die Art F. yldansonii, und charakterisire es in der Kürze also: Fossarus: testa suhglohosa, umhilicata; apertura i?i^ tegra semirotunda ; labiwn edentidwn, imnquam callosiun; umhiliciis aperius; lahriim acutum, intus laevigatum; oper- culwii corneum, non spiratum, semirotundwn, simplex. ylnimal: caput in prohoscidem productum. Tenta- cula ßliformia, acuminata, intus loho frontali instructa. Oculi in hast externa tentaculorum, non promincntia. Fes mediocvis utrinque rotwidatus. Siplio nullus. F. Adansoni. F. testa jninuta, transversim striata et plerumque ein- gulis transversis elevatis acutis aspera. Fossar Adanson. p. 173 tab. 13. f. 1. Tui'ho costatus Scacchi Osservaz,. Zool. p. 24. Rissoa lucullana Scacchi Catal. Conchyl. p. 14. Trochus Maravigna Memoircs pour servir etc. Delphinula costata (Bronn^ Phil. Enum. Moll. Sicil. p. 166. Fossilis: Nerita costata Brocchi Conch. foss. suh. p. 300. t. 1. f. 11. ist 8'" hoch, die Gröfse ist in der Beschreibung nicht angegeben. Delphinula costata Bronn Italiens Tertiärgebilde p. 65. Vurpura costata Sowerby gen. of shells. Defrancc Biet sc. natur. vol. 51. p. 72. Basterot Memoire etc. p. 50. Sigaretus costatus M. de S er res Geogn. des ter. tert. p.l27 (nach Bronn). 48 Ueber das Genus Eulima Risso. Risso hat im Jahre 1826 in seiner histoire naturelle des piincipales produciions de VEurope meridionale vol. 4. p. 123 das Genus Eulima gebildet, für sehr ausgezeichnete kleine thurmförmige oder pfriemenförmige Gehäuse, welche immer höchst glänzend, mit ganz flachen sehr schrägen Win- dungen, und einer einfachen ovalen, oben spitz auslaufenden Mündung versehen sind. Die meisten Conchyliologen haben aber die dahin gehörigen Arten zu Melania gezogen, bis Sowerby dasselbe wieder aufnahm und in den Zoological proceedings 1832 nicht weniger als 15 Arten beschrieb, die später in den Couch ological iUustrations abgebildet sind.*) Deshayes in der neuen Ausgabe von Lamarck's hist. etc. vol. 8. p. 449 ist ihm hierin gefolgt, trennt aber die genabelten Arten p. 286 unter dem Namen BonelUa , indem er Bulimus tcrebellatus Lamk. als Typus nimmt. Aufser dem Nabel finde ich keine wesentliche Verschiedenheit, und würde eine solche Trennung nicht vornehmen, wenn sie nicht durch Ver- schiedenheiten des Thieres gerechtfertigt wäre, in jedem Fall kann aber Deshayes Namen BonelUa nicht angenommen werden, da einmal ein Genus der fufslosen Ilolothurien bereits so benannt worden ist, und zweitens Risse, dieser eifrige Verfertiger neuer Namen, bereits 1826 in dem angeführten Werk p. 218 für den Bulimus terehellatus das Genus Niso aufgestellt hat, ohne freilich zu bemerken, dafs er jene Art vor sich hatte. Seine Beschreibung sowohl, wie seine Figur Nr. 98., wenn gleich sie nur mittelraäfsig ist, erlauben darüber keinen Zweifel. Bereits bei meinem ersten Aufenthalte in Sicilien hatte ich das Thier der einen Art, der Melania distorta Desh. beobachtet, allein da dies grade ein höchst winziges Thierchen ist, und ich nur eine ganz ordinäre Lupe besafs, so gelang es mir nicht, seine Bildung deutlich zu erkennen. Im December 1838 fand ich abermals bei Neapel zwei lebende Individuen *) Er nennt das Genus auf beiden Tafeln der Couch, ill. Eulina aus Versehen. *») S. Rolando Acad. Turin vol. XXVI. — Cuvier Regne anim. ed. II. vol. III. p. 213. 49 derselben kleinen Art, die ich jedoch mit einem besseren In- strument beobachten konnte. Ungeachtet ich sie mehrmals und anhaltend betrachtet habe, steckten sie doch nie den Kopf vollständig zur Schaale heraus, sondern die Augenpunkte und die Basis der Fühler blieben stets darin, konnten jedoch bei der Durchsichtigkeit des Gehäuses leicht erkannt werden. Auch die übrigen Arten scheinen dieselbe Eigenthümlichkeit zu be- sitzen, wenigstens hat ein sehr genauer und aufmerksamer Beobachter, mein Freund Scacchi, der mir seine sämtlichen handschriftlichen Beobachtungen und Zeichnungen auf das Zu- vorkommendste mitgetheilt hat, dieselbe Beobachtung bei einer gröfseren Art gemacht. Der Kopf ist in keine Schnauze ver- längert; die Fühler sind pfriemenförmig, und länger als der dritte Theil des Gehäuses, am Grunde genähert, ja anscheinend verwachsen, und tragen 2 kleine schwarze Augen aufsen an ihrem Grunde, die nicht hervorstehen. Der ungemein beweg- liche Fufs ist nach vorn sehr stark verlängert und abgestutzt, hinten zugespitzt; wenn das Thier kriecht, ist er etwa halb so lang wie das Gehäuse. Von Farbe ist das Thier bei bei- den Arten weifslich, beinahe glashell, der eigentliche Körper aber mit schön purpurrothen zusammenfliefsenden Flecken und Punkten verziert, welche Färbung sich auch in den Grund der Fühler hineinzieht. Der Deckel ist hornartig. So mangelhaft auch diese Beobachtungen sind, indem es namentlich uns beiden nicht gelang, die Gestalt des Kopfes, den Mund etc. zu sehen und uns zu überzeugen, ob die Fühler am Grunde genähert oder gar verwachsen sind, so geht doch daraus das ganz bestimmte Resultat hervor, dafs sich Eltlima sehr wesentlich von Rissoa unterscheidet, welches euie sehr deutliche verlängerte ausgerandete Schnauze hat. Von Phasia- nella unterscheidet sich dies Genus noch mehr, denn Phasia- nella ist dem Thier nach ein vollkommener Trochus mit Schnauze, Stirnlappen, Seitenfäden etc. Die Süfswasser be- wohnenden Melanien haben auch einen schnauzenförmig ver- längerten Kopf, und weichen dadurch ebenfalls sehr ab. Ueber- haupt läfst sich wegen des Mangels der Schnauze und wegen der genäherten Fühler das Genus Eulima in keine Gruppe der pflanzenfressenden Kammkiemer unterbringen, sondern mufs wahrscheinlich eine eigenthümliche Familie bilden, zu der, wie Archiv f. Naturgesrh. VII. Jahrg. I. Band. 4 50 ich vermnthe, noch die eine oder andere Gruppe kleiner See- schnecken kommen würde. Ein ganz anderes Thier hat Delle Chiaje Tah. inedit.l^r.l3. f. 10. ii. 12. ah Eiilima snhulata abgebildet. Der Kopf ist ganz herausgestreckt. Die Fühler sind dnrch eine Schnauze getrennt, kurz und knopfförmig. Die Schaale ist 6^'" lang und beinahe 2'" breit. Eulima snhulata ist es auf keinen Fall, allein was es sei, wage ich nicht zu rathen. Ich habe in meiner Enumeraüo mehrere Arten mit Längs- rippen und senkrechter Spindel beschrieben : M. rufa, Compa- nellae, pallida, Scolaris, welche von Eulima durch die eben angeführten Charaktere sehr abweichen, und schon damals die Vermuthung geäufsert, s. p. 156, dafs sie wohl ein eigenes Ge- nus bilden möchten. Bei Neapel kommt keine dieser Arten vor, bei Palermo sind sie nicht selten, und als ich mich im Früh- jahr vorigen Jahres daselbst befand, habe ich sehr eifrig dar- nach getrachtet, die Thiere derselben zu beobachten, allein es ist mir nicht gelungen, mir dieselben zu verschaffen. Dennoch möchten die Verschiedenheiten des Gehäuses hinreichend sein, die Aufstellung einer neuen Gattung zu rechtfertigen, die ich Pyrgiscus, Thürrachen,*) nennen möchte, um die Aehnlichkeit in der Gestalt mit Turritella zu bezeichnen. Die wesentlichen Charaktere wären folgende: Testa iurrita. Anfr actus planiusculi, longitudinaliter costati. j4pertura suhovafa, integra, superne angulata, peristomate disjuncto; colwnclla perpendicularis; lahrum Simplex, superne sinuatum, axi parallelum. Von Eulima verschieden durch die Rippen der Windungen, die senkrechte grade Spindel, welche eine Verlängerung der *) Risso hat {last. mat. des prt'ncip. prod. de l'Eur. 7nerid. IV. p. 224) das Genus Turhonilla aufgestellt, welches nach den Charak- teren ziemlich mit Pyrgiscus übereinstimmt, allein er rechnet dazu auch den Turbo gracilis Brocchi, welcher nach Ferussac eine Py- ramidella ist, so wie p. 394 nr. 1082. Fig. 63. die T%irhoniUa Hum- loldti, eine entschiedene Tornatella. Er stellt auch das Genus zwi- schen Nesaea (Buccinum d'Orh'gny) und Rostellaria pes pelecani. Ich habe daher, am Confusion zu vermeiden, den Namen Turhonilla nicht gebrauchen mögen. 51 Axe des Gehäuses ist, und mit der vorletzten Windung einen bestimmten Winkel macht. Von Rissoa unterschieden durch dieselbe Beschaffenheit der Mündung, die thurmförraige Gestalt. Von Turritella, wohin einige fossile, wenn ich nicht sehr irre, hierher gehörige, Arten von Risso gestellt sind, durch dieselbe Beschaffenheit, der Mundöffnung und die nicht nach hinten zurückweichende äufsere Lippe. Von Scalaria, wohin Bronn jene fossilen Arten gebracht hat, ebenfalls durch die eigenthümlich gestaltete Mundöffnung und den getrennten Mundsaum leicht zu unterscheiden. Eine andere Frage ist aber die, ob sich dies Genus Pyr- giscus von Lea's Pasilhea unterscheidet. Diese Gattung ist von Lea in dessen Contvihutions to Geology aufgestellt, und mir nur durch den Auszug in Leonhard's und Bronn's Neuem Jahrbuche etc. 1835. p, 614 bekannt. Allein da darin gesagt wird, die Oeffnung sei oben enger als bei Rissoa, und da unter andern McJania Camhcssedesii dahin gezogen wird, so ist es vermuthlich einerlei mit Eulima, was Andere, die das citirte Werk von Lea nachsehen können, entscheiden mögen. Lea erwähnt auch eines ähnlichen Genus Pj r«m?V/f/7rt Bronn Illustr. of the conchol. of Great Britain, welches mir ganz unbekannt ist. Aufser den oben erwähnten vier lebenden Arten gehören hierher: Tiirho pliccduliis Broc. p. 376. t. 7. f. 5. {Melanin Brocchii Bronn Italiens Tertiärgebilde p. 76, Nr. 408.) und Twho lanceolatus Broc. p. 375, t. 7. f. 7. {Scalaria lance- oiöfa Bronn I. c. p. 66^ Nr. 347.) Turritella l. Risse, hist. nat. des prindp. prod. de VEur. merid. IV. p. 109, Nr. 260. Ueber das Genus Truncatella Risso. Risso hat bekanntlich aus Drap arn au d's Cyclostoma truncatulum das Genus Truncatella gemacht. S. hist. nat. des princip. prod. etc. IV. p. 124, worin ihm unter anderen Couch yliologen Menke und Deshayes in der neuen Ausgabe von Lamarck gefolgt sind. Andere Conchyliologen, die das Thier für ein Wasserthior erkannten und Risso nicht folgen mochten, haben es zu Paludina, wie Payraudeaii, oder zu 4 * 52 Rissoa, wie Michaud und ich selbstgestellt. GrafHochen- wart aber hat meinen Freund Rofsmaessler verführt, die Truncatella wieder für eine Land Schnecke zu halten, in- dem er demselben schrieb: S. Rofsm. Iconographie lieft V. u, VI. p. 54, „nur einmal fand ich 3 Exemplare im Moose am Abhänge eines Hügels mit ihrem schwarzen Bewohner, daher ich selbe für eine Landschnecke halte." Es ist ein po- sitiver Irrthum, dafs das Thier schwarz sei, auch kann man es nicht zu den eigentlichen Landschnecken rechnen. Ich habe es stets am Seestrande auf der Wasserlinie gefunden, wie Fos- sarus, SiphoJiaria Garnoti, Auricula etc., kann aber nicht behaupten, dafs es durch Kiemen athme. Lowe hat zuerst das Thier genau beschrieben, Zool. joiirn. V. p. 209, und da die Beschreibung von Deshayes in der neuen Ausgabe von Lamarck vol. 8. p. 363 sehr genau wie- dergegeben ist, so will ich mich begnügen, zu bemerken, dafs ich seine Beschreibung mit meinen eigenen Beobachtungen vollkommen übereinstimmend gefunden habe. Wenn aber Deshayes 1. c. p.364 sagt: „Der Fufs setzt sich nicht als Scheibe bis zum vorderen Theil des Körpers des Thieres fort, er ist durch eine (Quer-) Furche in der Mitte in zwei getheilt, und diese Bildung zwingt das Thier, wie Fedipes zu kriechen, d. h. wie die unter dem Namen „Spannenmesser bekannten Raupen," so glaube ich, dafs dieses auf einem Irrthum beruht. Die Art des Kriechens hat ihre Richtigkeit, allein der „sehr kurze eiförmige" Fufs ist nicht durch eine Furche in zwei getheilt, sondern das Thier stützt sich im Kriechen auf seine Schnauze. Dies ist allerdings sehr sonderbar, allein ich glaube mich nicht getäuscht zu haben, indem ich nicht nur die Thiere von Cyclostoma tiuncatulum, sondern auch von Fidelis Theresa oder Paludina Desnoyersii und von lielix littorina Delle Chiaje, welche diesem Genus angehören, be- obachtet und ebenso befunden habe, und weil mein Freund Scacchi, wie ich aus dessen mir gütig mitgetheiltem Manu- script ersehen habe, es gleichfalls so gesehen hat. Die Mittheilung der Beschreibung einiger anderer hierher gehöriger Arten, wird demjenigen, der sich mit dem Studium der Mollusken beschäftigt, um so angenehmer sein, als diese Arten in der Gestalt des Gehäuses sehr abweichend sind. 53 Die eine Art ist von Delle Chiaje in seiner Memorie SU la sioria e notomia degli anlmali senza vertehre del Regrio di NapoU vol. III. p. 215, 225 beschrieben, und t. 49. f. 36 — 38 abgebildet unter dem Namen Belix littorina. Die ganze Beschreibung lautet: „testa minima siiccinea, spirae anfractuhus quatuor." Hiernach und nach der schlechten Figur läfst sich die Art allerdings nicht erkennen, allein der Fundort: das Ufer von Posilipo und die Citate von Scacchi lassen keinen Zweifel über die Identität der Art, Delle Chiaje citirt noch Descript de VEgypte coq. t. III. f. 16. 18. 19. Im März V. J. habe ich in Palermo etwa 50 Exemplare davon bekommen und lebend beobachtet; sie sitzen in den kleinen Vertiefungen der Klippen und Uferfelsen in der Nähe des "Wasserspiegels. Die Höhe des Gehäuses beträgt f", die Breite eben so viel, es ist daher ziendich kugelförmig, oder genauer flach kegelförmig. Die vier Windungen sind ziemlich gewölbt, und nehmen sehr rasch zu, der letzte ist sehrbauchigj übrigens sind sie glatt, etwas glänzend und sehr blafs horn- farbig. Die Mündung ist mindestens eben so lang, als das Gewinde, eiförmig, oben etwas winklig. Der Mundsautn ist zusammenhängend, die äufsere Lippe jedoch ganz einfach, schneidend, schräg gegen die Axe des Gehäuses, die innere Lippe ist sehr deutlicli als zarte angewachsene Lamelle, und bildet eine ganz feine Nal)clspalte, so dafs man das Gehäuse durchbohrt nennen kann. — Das Thier ist genau wie bei TruncateUa tnincatula Desh., so abweichend auch das Ge- häuse erscheint, der Kopf weit vorgestreckt in eine zweilappige Schnauze; die Fühler halb so lang wie der Kopf, stumpf, tragen die nierenförmigen Augen auf der oberen Seite ihrer "Wurzel, xnid stehen unter einem ziendich ofl'enen Winkel ab. Der Fufs ist sehr kurz, anderthalb oder höchstens zwei Mal so lang wie breit, vorn abgestutzt mit abgerundeten Winkeln, hinten ganz abgerundet. Die Farbe ist weifslich, mit einem röthlichen Querstrich zwischen den Fühlern, und einem gelb- lichen, wenig auffallenden Längsstreifen. Der Analogie nach rechne ich hierher ein noch kleineres Schneckchen, Trimcalella /usca, welches ich ebenfalls bei Palermo in ganz ungeheurer Menge einmal gefunden habe ohne Jedoch da? Thier beobachten zu können. Das Gehäuse 54 ist wenig über ^" hoch und über |"' breit, dunkelbraun, ver- längert kegelförmig, mit stumpfem Wirbel. Die Windungen 4 oder 4|, sind ziemlich stark gewölbt, die letzte nicht bauchig; die Mundöflfnung ist rundlich-eiförmig und nimmt | der ganzen Länge des Gehäuses ein. Die äufsere Lippe ist ebenfalls ein- fach, aber fast senkrecht, die innere wenig deutlich; eine Na- belspalte ist ebenfalls nicht deutlich. Vielleicht ist dieses Thier aber auch eine Rissoa. Am Merkwürdigsten ist aber eine vollkommen mikrosko- pische Art, Ti'wicatella afomus, welche ich im Juli v. J. zu- fällig in Sorrent fand, als ich nach Cytherinen und anderen kleinen Crustaceen suchte. Das Gehäuse hatte keine Viertel- linie im Durchmesser und war vollkommen scheibenförmig, wie von Plajiorhis, es bestand nur aus 3 Windungen, die sehr rasch zunahmen und auf dem Rücken abgerundet waren. Ober- und Unterseite schienen gleich concav. Die Mundöffnung war beinahe kreisrund. Das Thier, dessen Bildung ich bei einer sechzigmaligen Vergröfserung sehr genau erkannte, stimmte auf das Allervollkommenste mit dem der Truncatella trun- catiila iiberein. Wenn es schon nicht häufig vorkommt, in demselben Genus thurmförmige, beinahe walzenförmige imd kugelige Gehäuse anzutreffen, so erscheint es doch wahrlich wunderbar, wenn sich dazu auch noch eine scheibenförmige Art gesellt, und ich wollte Anfangs mit Gewalt die letzte Art zum jugendlichen Zustand einer andern machen, überzeugte mich aber bald, dafs es unmöglich war. — l^er Name Truncatella ist daher sehr unpassend für das Genus, wovon die Rede ist, indessen möchte eine Veränderung des Namens bei der Unzahl bereits beste- hender unnützer Namen keinen wahren Vortheil bringen. Auch existirt bereits für Truncatella der Name Choristoma von De Cristoforis und Jan in ihrem Catalog dem Cyclo- stoma truncatulum beigelegt. Was die Stellung im System anbetrifft, so ist Deshayes geneigt, es ganz in die Nähe von Rissoa zu stellen, allein wegen der sehr kurzen Fühler und namentlich der Stellung der Augen auf der oberen Seite, kann ich eine so nahe Verwandt- schaft nicht finden. Fühler und Augen erinnern an Auricula. Deshayes meint, durch den Fufs sei Truncatella mit Pedipes 55 Adans. verwandt, allein ich glaube, dafs die Bildung des Fufses von Lowe nicht ganz richtig beschrieben ist. Uebri- gens weicht Pedipes sehr durch die Fühler ab, welche nicht an den Seiten, sondern auf der Mitte des Kopfes stehen, wie bei Pyramidella, neben welchem Genus meiner Meinung nach Pedipes stehen mufs. lieber Tornatella. Meines Wissens ist das Thier von Tornatella bisher noch nicht bekannt gemacht. Tornatella fasciata ist im Mittelmeer häufig genug, und im Frühjahr 1831 fand ich einst am Strand bei Syracus ein noch frisches Thier vom Meere ausgeworfen, welches mir deutlich den Deckel zeigte. Ich gab es meinem Freunde, dem Dr. A, W. F. Schultz, der sich damals sehr eifrig mit der Anatomie der Mollusken beschäftigte. Bei mei- nem letzten, beinahe zweijährigen Aufenthalt in Neapel ist es mir aber nicht möglich gewesen, das Thier zu bekommen; wohl aber ist dies Herrn Delle Chiaje und Herrn Scacchi gelungen. Da die Abbildungen beider übereinstimmen, so trage ich kein Bedenken, sie hier bekannt zu machen, nebst einigen mündlichen, mir von Herrn Scacchi mitgetheilten Nachrichten. Ich darf erwarten, dafs diese Mittheilung um so willkomniener sein wird, als das Thier im System eine ganz andere, sehr unerwartete Stellung bekommen mufs, nämlich ganz in die Nähe von Bulla, DerFufs ist etwas länger und fast um den dritten Theii breiter als die Schaale; vorn ist er abgestutzt mit hakenförmig umgebogenen Winkeln, nach hinten wird er nicht schmaler, sondern ist kurz abgerundet. Vorn legen sich über den Rücken der Schaale zwei Lappen, welche bis zur halben Länge derselben reichen, nach hinten und aufsen spitz endigen, in der Mitte zusammenstofsen, und ihre vorderen Winkel jederseits in eine Spitze vorgezogen haben. Von dem Fufse sind sie durch eine Querfurche geschieden, in deren Mitte der Mund als Längspalte erscheint. Augen hat Herr Scacchi nicht bemerkt, in der Figur von Delle Chiaje*) *) Herr Delle Chiaje hat mir am Tage vor meiner Abreise aus Neapel den 23. Febr. d. J. 38 Kupfertafcin geschenkt, mit Nr. LXX. 56 aber sehe ich t. 77. f. 13. auf jedem der oberen Lappen einen schwarzen Punkt, der offenbar das Auge ist. Diese beiden Lappen sind offenbar die Fühler, ebenso blattartig ausgebreitet und über die Schaale zurückgeschlagen, wie bei Bulla, auch die Lage der Augen ist ganz dieselbe. Zur Vergleichung habe ich Bulla striata Brg. mit dem Thier daneben gezeichnet. Man siebt daraus die grofse Uebereinstimmung zwischen beiden; die Farbe des Thieres ist weifs. Onchidium nanum n. sp. O. corpore minimo, ovali, convexo, verrucosa, verrucis sex ad marginem uirinque; supra nigrescente, suhtus ver- rucisque alhido. Im April 1839 fand ich in Palermo fünf Individuen auf einer Masse von Vermetiis glomeratus herumkriechen; von denen das gröfste 3"' lang und iV" breit war. Der Mantel ist oval elliptisch, hinten etwas nach oben umgebogen, so dafs man sehr gut die grofse zur Athemhöble führende Oeffnung sehen kann, ziemlich gewölbt, grünlich schwarz mit einzelnen helleren Warzen besetzt, von denen am Rande jederseits sechs stehen. Der Kopf ragt etwas über den Mantel hinaus und hat zwei beinahe beilförmige Lappen, zwischen denen die Mundöffnung ist. Die Fühler sind knopfförmig, wie bei He- lix, aber karz, so dafs sie nicht über die Kopflappen hervor- ragen; sie tragen die kleinen schwarzen Augen auf dem Kopf wie Helix, und sind dunkelgrau, der Fufs ist nur wenig kürzer als der Mantel, aber kaum halb so breit. Kopf, Fufs und Unterseite des Mantels sind blafsgelblich. — After und Oeffnung der Geschlechtstheile konnte ich nicht erkennen. Cuvier erwähnt beiläufig Regne animal ed. 2, vol. III. p. 46 Note, eines Onchidium cellicum von den Küsten der bis CIX. bezeichnet, welche zum fünften Bande seiner Memorie ge- hören. Er hat sich mündlich mehrmals geäufscrt, er werde den Text dazu nicht drucken lassen, weil er keine hinreichenden incorraggi- menti dazu erhalte. Auch sind diese Tafeln nicht käuflich. Es kann daher Herr D e 1 1 e Chiaje keine Prioritäts-Ansprüche machen, wenn ein Anderer Thiere beschreibt, die er bereits dort abgebildet hat. Ich werde aber gewissenhaft seine Figuren citiren, 57 Bretagne. Vielleicht ist es gegenwärtige Art ; da er aber nichts als den bloP^en Namen und den Fundort angiebt, so läfst sich nichts Bestimmtes darüber sagen^ Euplocamus laciniosus n. sp. E. puniceus, velo capitis distincto; cinis in margine pallä numerosis hrevihus, anticis diiohus elongafis, filifor- mihus; cinis dorsalihus accessoriis; hranchiis 15 pinnaiis. Im Februar v. J. bekam ich in Neapel ein Exemplar, welches sehr* munter war. Es war, ausgestreckt, 9'" lang, 2^'" breit, 2'" hoch. Die Gestalt ist im Allgemeinen parallelo- pipedisch und vierkantig. Die untere Fläche ist die gröfste und wird von der Sohle des Fufses gebildet, welche am Rande namentlich nach hinten etwas gekerbt ist, und abgerundet, mit einer schwachen Ausrandung endigt. Die obere Fläche, welche dem Mantel entspricht, ist in allen Dimensionen kleiner, und vorn, wie an den Seiten, mit einem hervorstehenden Rand umgeben; die Seiten sind ausgezackt und in kurze, fleischige Fäden verlängert. Auf dieser Fläche stehen vorn die beiden langen cylindrischen Fühler, deren Stiel von der dreimal so langen, wie bei Doris gefalteten Keule nicht abgesetzt ist; hinten aber der After, von 15 ziemlich kurzen Kiemen umgeben, welche einfach gefiedert sind, mit dichten, unter einem rechten Winkel abgehenden Blättchen. Die Girren des Mantels verdienen eine genauere Beschreibung. Die ersten beiden, am Vorderende stehend, sind länger noch als die Fühler und fadenförmig; die drei oder vier folgenden sind walzenför- mig, aber nur den dritten Theil oder höchstens halb so lang, die übrigen aber erscheinen platt am Grunde und können so stark verkürzt werden, dafs sie nur als kurze, stumpfe Lappen erscheinen, während das Thier sie auch häufig doppelt so lang macht, als ich sie gezeichnet habe, in welchem Fall sie ganz fadenförmig erscheinen. Die beiden letzten Girren sitzen zur Seite der Kiemen. Aufserdem finden wir noch auf der Mittel- linie vier kurze Girren und jederseits einen unmittelbar vor den Kiemen. Weder Kiemen noch Fühler können in eine Grube eingezogen werden, wie dies bei Doris der Fall ist, sondern erleiden nur eine Verkürzung. — Vor den Fühlern 58 liegt vorn ein kurzer, breiter Lappen, ein vehnn capitis, und zwischen diesem und dem vorderen Rande des Fiilses liegt der Mund, von einem kreisrunden Wulst umgeben. Die Oeffnung der Geschlechtstheile ist auf der rechten Seite, etwas hinter dem Fühler. Die Farbe ist ein schönes Scharlachroth, unter der Lupe mit feinen hellgelben Puncten bestreut; der Rand des Kopf- lappens, so wie des vorderen Theiles des Fufses ist weifs, der hintere Rand des Fufses aber gelb gerundet. Die Cirren sind mehr orangenroth mit weifsen Spitzen, was besonders an den vorderen auffällt; die Kiemen und die Mitfe der Fühler blafsroth, duiikel punctirt. Die vier von mir beobachteten Arten von Euplocamus, E. croceus, frondosus, einiger und laciniosus zeigen einen allmäligen Uebergang in der Gestalt von Tiitonia zu Doris oder Polycera. Bei E. croceus sind die Cirren am Mantelrande ästig und stärker entwickelt, als die Cirren oder Kiemen um den After; bei E. frondosus sind sie zwar ebenfalls ästig, aber schon etwas schwächer entwickelt als die Afterkiemen; bei E. einiger sind beide fadenförmig, die Afterkiemen aber noch gewimpert; bei JE. laciniosus end- lich treten die Seitencirren, einfache, stark verkiirzbare Fäden, gegen die gefiederten Afterkiemen ganz zurück. Bei den bei- den letzteren Arten endlich treten accessorische Rückencirren auf, während bei Polycera Cuv. diese Rücken- und Seiten- cirren in blofse Höcker zusammengeschrumpft sind. Ich habe auch Doris clavigera O. Fr. Müll, zu meinem Genus Euplocamus gerechnet, weil auf dem Rücken vier Kiemen an der Stelle stehen, wo man den After vermuthet. Auch sagt O. Fr. Müller von ihnen: „an locum ani dcco- rantesF quod analogia quidem Juhet; foraminulum vero ne micropio quidem detegerc poiui.'' Da er aber überhaupt keinen Anus gefunden hat, so war er allerdings der Analogie nach auf dem Rücken bei den Kiemen zu suchen, und dann war meine Vermuthung offenbar richtig. Aus dem Jahresbericht von Troschel, s. d. Archiv. 1839. p.231, ersehe ich aber, dafs Johnston in Jardine Annais of nat. hist. \. aus Doris clavigera ein eigenes Genus Na- mens Triopa gemacht hat. Wo der After sei, ist nicht ange- geben von Troschel, vielleicht auch von Johns; ton nicht, 59 was ich nicht verificiren kann, es wäre aber wohl interessant, nachzusehen, worum ich hiermit Herrn Troscliel bitten will. Sollte Johnston die Lage fies Afters nicht angegeben haben, so bleibt mir am Wahrscheinlichsten, dafs Triopa mit Euplo- camus zusammenfällt. Erklärung der Abbildungen, Taf. V. Fig. 1. Fossarus Adansoni, 2imal vergröfsert; y, der ücckel ebenfalls vergröfsert, Fig. 2. Eulima distorta J)esh., 6mal vergröfsert. Fig. 3. Eulima polita üesh. (^Rissoa Boscii Payr.), nach einer Zeichnung von Scacchi. Fig. 4. Truncatella atoinus n. sp., a. die Schaale von oben, h, von der Seite, c. mit dem Thier, ß, der Deckel; bei sechzigmaliger Vergröfserung gesehen. Fig. d. vird. Bern. 4. Latreille rechnet Chelonariiim noch zu veites Glied klein, fein, pfriemförmig ist. Beine nicht sehr lang, mit auseinander stehendem, schrä- nach lunten und innen gerichtetem Hüft-, kurzem Trochanter-'' längerem Schenkel- und Schien- und sehr kurzem Fufsgelenke' das letzte mit einfacher, einzelner, ziemlich langer Klaue. Kör per Segmente 12 (9 Hintorleibssegmente), fleischi- mit derber Haut, das letzte unter den. After mit einem häu- tigen, emonj halben Saugnapf ähnlichen Nachschieber. Stigmenpaare 9, nämlich 8 an den Seiten der 8 ersten Hmterle.bssegmente, das neunte auf der Unterseite in der Falte zwischen dem Pro- und Mesothoraxsegment gelegen. Bern. 1. Die Larven von Cantharis machen sich leicht kenntlich durch den feinen sammtai^tigen Filz, welcher sie so ganz überzieht, dafs nur die vordere Hafte des Kopfes frei bleibt. Mit den Larven von Lampyris und Lycus stimmen sie noch darin überein, dafs sie ein einziges Auge auf jeder beite, kein Kopfschild und keine Lefze haben, während sie den nächsten Gruppen sich näher darin anschliefsen, dafs die Mandibeln, wie es scheint, zum Kauen eingerichtet sind Bem. 2. Waterhouse büdet Transact. Ent. Soc. I 96 t. 3. i.S.g. die Maxille einer Cantliarislarve ab, als verliefe sie an der Spitze nach innen zu in 2 Dornen; zuverlässig ist er durch die vielen an dieser Stelle befindlichen Haare, welche sich leicht pinselförmig zusammenlegen, getäuscht worden. Bern. 3. Die Larven von Cantharis leben in der Erde und vom Raube; man kennt jetzt die von C. fusca seit Degeer, die der C. infa durch Waterhouse und die der C. livida durch Blanchard (in Guer Mag. d. Zooiy, alle haben unter einander die gröfste Uebereinstimmung. Von den Melyriden hat Waterhouse in den Trans- acf. of ihe Ent. Soc. die Larven von Dasytes serricor- nis und aeratus abgebildet. Sie haben grofse Uebereinstimmung mit den Larven der deren; sie leben auch wie diese im Holze (Dr. Schmidt bemerkt dasselbe auch von der Larve des Dasytes coeruleus\ vielleicht aber ebenfalls nicht vom Holze. Ich habe eine Larve vor mir, welche vermuthlich dieser Ab- theiluug angehört: sie gleicht sehr der Larve eines Clerus, ist ähnlich, aber nicht so gleichmäfsig, rosenroth gefärbt, sehr langhaarig. Mundtheile und alles Uebrige sind ziemlich die- selben; Ocellen sind gleichfalls 5 vorhanden, die vordere Reihe von 3 ist indefs kleiner und steht unmittelbar hinter dem Fühler, die hinteren beiden sind etwas gröfser. Water- house giebt bei Dasytes nur 2 Ocellen an, vielleicht hat er aber die vordere Reihe der kleineren Ocellen übersehen. Die Clerier haben in der Gestalt der Larve eine grofse Aehnlichkeit mit denen der Nitidulen und aller verwandten Gattungen so dafs die Unterschiede erst dann recht beurthedt werden können, wenn von diesen eine gröfsere Menge genauer untersucht worden ist. Als Typus diene die Larve des Cl formte arius. Clerus. Kopf hornig, horizontal vorgestreckt, oben flach, unten sehr schwach gewölbt. Ocellen 5 auf jeder Seite, an den Kopfseiten m zwei Querreihen sehr genähert stehend, die vordere Reihe aus 3, die hintere aus 2, alle rund. 97 Fühler unter einem N'orsprunge unmittelbar über der Einlenkung derMandibeln eingelenkt, sehr klein 2-gliedrig. Stirn vorn mit schmalem, pergamentartigem Kopfschild. Lefze vorgestreckt, kürzer als breit, vorn ausgebuchtet. Mandibeln kurz, aber kräftig und scharf, einfach, mit sichelförmig gebogener Spitze. Maxillen dicht neben der Unterlippe eingelenkt, kurz, ohne deutliches Angelgelenk, mit gröfstcntheils fleischigem Körper, ebenfalls fleischiger, verwachsener Lade und ziemlich kurzem, 3-gliedrigem Taster. Unterlippe mit viereckigem, fleischigem Kinn, fleischigen, an der Basis verwachsenen imd hornigen Tasterstämmen, 2-glie- drigen Tastern und kleinem fleischigem Rudiment einer Zunge. lieine ziemlich kurz, mit kurzen, abstehenden Hüft-, kurzen, mit dem Schenkel verwachsenen Trochanter-, etwas längeren Schenkel- und Schien-, und aus einer einfachen Klaue bestehenden Fufsgelenken. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), das erste (Prothorax) oben mit hornigem Schilde, unten mit hornigem Längsfleck, das zweite und dritte (Meso- und Metathorax) auf dem Rücken mit einem Paar Hornflecken, die übrigen ganz fleischig, bis auf das letzte, welches oben ein derb hornige«' zweihörniges Schild hat. Der After ragt zapfenförmig vor und dient als Nachschieber. Stigmen paare 9, nämlich 8 auf den 8 ersten Hinter- leibssegmenten an den Seiten, das neunte auf der Unterseite dos Mesothorax, nahe dem Seiten- und Vorderrande gelegen. Bem. Wir kennen die Larve des Tvichodes alvea- rius aus Seh äff er s Abhandlung (von der Mauerbiene) II. T. 5., die des Clerus formicarius aus Ratzeburgs Forstins., und die des Opiliis mollis durch Waterhouse {Transact. Ent. Soc.^. Alle stimmen ungemein mit einander überein, so dafs ihre Unterschiede wohl erst bei unmittelbarer Vergleichung zum Vorschein kommen werden. Sie sind alle von rosenrother Farbe, und mit einzelnen Haaren besetzt. Sie leben vom Raube. Die Larven von Tvichodes scheinen auf Bienennester angewiesen zu sein, und namentlich Tr. apia- rius auf die Honigbiene, Tr. alvearius auf Osmia und Archiv f. Naturgesch. VJI. Jahrg. 1. Band. n 98 Megachile. Die Larve von Opilus mollis fand Water- hoiise im Holz, zwischen ylnohien-Larvcn, und da der Käfer sich häufig in Häusern findet, geht seine Larve wahrscheinlich auch hier gleicher Nahrung nach. Die Larven des Cleriis forinicariiis stellen nach Ratzeburg den Borken- und Rüsselkäfer- Larven nach; ich habe sie aucli bei denen der Lamia aedilis gefunden, und sie selbst darüber angetroffen, wie sie von Larven zehrten, die viel gröfser waren als sie selbst. Die Ptinioren bilden der Larve nach eine von den übrigen . Malacodermcn sehr abweichende Abtheilung. Ich verbinde damit Apate und glaube, dafs auch hymexylon und Ilylecoetus (nebst Atractocevus^ nur ein Abzweig dieser selben natürlichen Familie sind. Die Larven der eigentlichen Ptinioren scheinen unter sich grofse Uebereinstimmung zu haben. Die des Anohium tessellatum eignet sich ihrer Grofse wegen am Besten zur näheren Betrachtung. Anohium. Kopf rund, mit nach unten gerichtetem Munde. Oc eilen nicht vorhanden. Fühler kurz, unmittelbar über deuMandibeln eingelenkt. Stirn nach vorn gerichtet, mit abgesetztem, schmalem, den oberen Theil der Kluft zwischen den Mandibeln deckendem Kopfschilde. Lefze von der Breite des Kopfschildes, abgesetzt, fast bis zur Spitze der Mandibeln reichend. Mandibeln kurz und breit, mit breiten Flächen gegen einander gekehrt, stumpf gezähnt, sehr derb hornig. Maxillen fleischig, mit verwachsener, innen borstiger Lade und kurzem, 3-gliedrigem Taster. Unterlippe mit grofsem, fleischigem Kinn, halbrunder, fleischiger Zunge und am Grunde derselben auf kaum bemerk- baren, von einander abgerückten Stämmen eingelenkten, kurzen, 2gliedrigen Tastern. Beine kurz, fleischig, mit kurzen Hüft- und Trochanter-, mäfsig langen Schenkel-, etwas kürzeren, borstigen Schien- und aus einer einfachen, hornigen Klaue bestehenden Fufsgelenken* 99 Körpersegnicnte 12 (9 Hintorleibsseginente), alle flei- schig, das letzte einfach, der After ein Längsspalt auf der Un- terseite desselben. Stigmenpaare 9, nämlich 8 an den Seiten der ersten 8 Hinterleibssegmente, das neunte in der Falte zwischen dem Pro- und Mesothoraxsegment, alle auf der Riickenseite gelegen. Bern. 1. In ihrer eingekrümmten Gestalt gleichen diß Larven dieser Abtheilung sowohl denen der LamelUcornen, als denen der Rüssel- und Borkenkäfer. Von den ersten un- terscheiden sie sich durch die Lage der vordersten Stigmen und die Kürze der Fühler, von den anderen durch das Vor- handensein der Beine. Bern. 2. Die Larven der eigentlichen Pt inen (d.h. die von Ptiniis, Anohium, Borcntoma u. s. vv.) haben einen hor- nigen Kopf, und die Fühler sind so kurz, dafs sie kaum zu bemerken sind. Die Larven von Apatc iCapucina und var'uO haben einen fleischigen Kopf, an dem nur die Mandi- beln hornig sind; die Fühler sind hier nicht so kurz als z. B. bei der Larve des Anolium tessellatum, aber noch immer bedeu- tend kürzer als bei den LamelUcornen. Sonst stimmen sie in den wesentlichen Puncten mit denen der Ptinen überein. Beide, vorzüglich aber die von Apate, sind von kurzer, ge- drungener Gestalt. Die Larven von Lymexylon und Hyle- coetus (S. Ratzeburg Forstins. L Taf. IL f. 23. l. und 26. &.) sind von langgestreckter Form, und weiclien darin zwar auf den ersten Anblick von denen der Anohien und Apate ab, scheinen aber doch in den wesentlichen Stücken mit ihnen übereinzustimmen. Ich habe gerade keine derselben zur Ver- gleichung, um zu sehen, wie weit sich die Uebereinstimmung erstreckt. Von den Latreille'schen Clavicornen sind aus der er- sten Familie, der Palpatores, noch keine Larven bekannt, die der zweiten Familie, der Histeren hat schon Paykull in seiner Monographie der Histeroiden nach der des H. mer- darius geschildert, und folgt hier die genauere Beschreibung derselben : 7* 100 Ulster. Kopf horizontal vorgestreckt, hornig, oben und unten flach. O Collen fehlen ganz. Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt, fadenförmig, 3-gliedrig, das erste Glied lang, das dritte klein und dünn, nach innen gekrümmt. Stirn nach vorn verlängert, zwischen den Mandibeln vortretend, den Mund von oben schliefsend (am Vorderrande gezähnt). Lefze nicht vorhanden. Mandibeln stark, sichelförmig gebogen, in der Mitte gezähnt. Maxillen ganz frei, in kleiner Entfernung von der Un- terlippe eingelenkt, mit grofsem, dickem, vorwärts gerichtetem Angeigelenk, kleinerem, cylindrischem Stamm, an dessen Spitze der 3-gliedrige Taster und nach innen ein sehr kleines Rudi- ment einer Lade eingelenkt ist. Uebersieht man dieses, so gleicht der ganze Theil einem 5-gliedrigen Taster, dessen Glieder allmälig an Gröfse abnehmen. Unterlippe mit kleinem, fleischigem Kinn, mit einander verwachsenen, an der Basis hornigen, an der Spitze fleischigen, frei vorstehenden Tasterstämmen ohne Rudiment einer Zunge, und mit 2-gliedrigen Tastern. Beine ungewöhnlich kurz und zugleich dünn, nahe an den Seiten stehend, mit äufserst kurzen, in einander sich ein- schiebenden Hüft-, Trochanter- und Schenkelgelenken, etwas längerem Schien- und Fufsgelenk, letzteres mit einfacher, lan- ger und feiner, fast borstenähnlicher Klaue. Körpersegraente 12 (9 Hinterleibssegmente), das erste (Prothorax) auf der Oberseite ganz, auf der Unterseite an der vorderen Hälfte hornig, die übrigen fleischig, das letzte an der Spitze mit einem Paar 2-gliedriger Anhänge; der After röhren- förmig vortretend, aber kurz, vermuthlich als Nachschieber dienend. Stigmen paare 9, nämlich 8 auf den 8 ersten Hinter- leibssegmenten, an den Seiten, das neunte auf dem Mesothorax- ringe, in der Falte zwischen dem queren Rückenwulst und einem Längs -Seitenwulst gelegen. 101 Bern. 1. Durch die gegliederten Anhänge am Hinterleibs- eiide scliliefst sich die Larve von Bister unmittelbar an die der Silphen und Staphyl'inen, durchaus in Uebereinstim- mung mit der nahen Verwandtschaft, in welcher diese 3 Fa- milien stehen. Sie unterscheidet sich von beiden sehr durch ihre kurzen Beine, durch den vveiciien, fleischigen Leib und durch den vollkommenen Mangel der Ocellen, von den Silphen- Larven auch noch durch das Fehlen der Lefze. Bem. 2. Die Mundöffnung ist unmerklich klein, ohne Zweifel wird die Nahrung nur durch Saugen aufgenommen. Dafs sich diese Larven von Raub nähren sollten, scheint aus den zwar kräftigen und stark vorgestreckten, aber keineswegs scharfen Mandibeln niclit hervorzugehen. — Man kennt erst die Larven vom echten Histev; dafs die von Paykull als die Larve von Holohpta abgebildete eine Zvveifliiglerlarve sei, ist schon anderwärts gezeigt worden. Silp/ia. Kopf hornig, niedergebogen, die Oberseite flach gewölbt, die Unterseite flach. Oc eilen 6 auf jeder Seite, in zwei Gruppen, nämlich eine von 4 an der gewöhnlichen Stelle hinter der Einlenkung des Fidders und 2 von denselben entfernt, nach unten und vorn gerückt, also unter den Fühlern; alle rund. Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt, ziemlich lang, 4-gliedrig, das erste Glied ganz kurz und dick. Stirn mit wenig abgesetztem Kopfschild. Lefze vorhanden, aber mit dem Kopfschilde verwachsen. Mandibeln kurz und stark, vor der Spitze gezähnt, eingeschlagen, von der Lefze bedeckt. Maxillen ziemlich grofs, mit grofser, verwachsener, m der Spitze gehärteter Lade und 3-gliedrigen Tastern. Unterlippe mit fleischigem Kinn, fleischigen, völlig ver- wachsenen Tasterstänmien und kurzen, 2-gliedrigen Tastern. Beine mäfsig lang, mit langen, dem Körper anliegenden, schräg nach innen und hinten gerichteten Hüft-, kurzen, mit dem langen Schenkclgelenke verwachsenen Trochanter-, eben- 102 falls langen, stachligen Scliien- und kleinen, aus einer Klaue bestehenden Fufsgelenken, Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), unten fleischig, aber mit pergamentartiger Haut, oben mit dünn hor- nigen Schilden, welche an den Seiten mehr oder weniger über- ragen, und mit scharfen Hinterecken nach hinten gerichtet sind; das letzte Segment mit einem Paar fadenförmiger, 2-glie- driger Anhänge. Der After in Gestalt einer hornigen Röhre vortretend, mit wulstiger, fleischiger Spitze, als Nachschieber dienend. Stigmenpaare 9, nämlich 8 auf den 8 ersten Hinter- leibssegmenten, an den Seiten am Grunde der Fortsätze der Rückenschienen und zum Theil selbst auf der unteren Fläche dieser Fortsätze, das neunte etwas mehr nach unten in der Falte zwischen dem Pro- und Mesothoraxsegment gelegen. Bern. 1. Die Larven der 5/7p//en unterscheiden sich leicht von den verwandten der Staphylinen und Histeren durch die vorhandene Lefze; von den ersteren aufserdem noch durch die Gruppirung der Ocellen, indem zwei ganz von den übrigen ab und nach unten gerückt sind. Bem. 2. Die Larven der Nccrophoren stimmen im Wesentlichen mit denen der SilpJicn überein, und weichen hauptsächlich nur darin ab, dafs die hornigen Schilder die Segmente nicht so ganz bedecken, wie dies bei den eigentlichen Silpheii der Fall ist, besonders bei solchen Larven als de- nen der S. ohscura, wo sie den Körper noch weit über- ragen, während sie bei solchen als S. riigosa nur gerade die Körpersegmente bedecken. Bem. 3. Auf die umnittelbare Verwandtschaft zwischen Catops und Silphcn habe ich schon früher (in diesem Arch. in. S. 122) hingewiesen. Diese Ansicht wird durch die Larve des Catops fuscus vollkommen bestättigt, welche in allen Stücken einer Silpheri-Lar\e gleicht, selbst, worin ich mich nicht zu täuschen glaube, in der Stellung der Ocellen. Das dritte Fühlerglied ist besonders lang. Die Bekleidung des ganzen Körpers ist lederartig, welche zwar an den drei Thoraxsegmenten, nicht aber an den Hinterleibssegmcnten schild- artig die Seiten überragt. — Die Larven der Scaphidicit^ mit 103 welchen Latreille Catops in eine Gruppe vereinigt, sind noch nicht bekannt, es ist indefs nicht zu erwarten, dafs auch diese mit den Silplien -Larven übereinstimmen werden. Die Larven der JSitidularien sind von denen der Silphen sehr wesentlich verschieden; sie haben grofse Aehn- lichkeit mit denen der deren, und zeichnen sich wie diese durch ein horniges und 2- hörniges Schild auf dem letzten Körpersegmente aus. Es scheinen auch der Larve nach die Cryptophagen und die Latreille'schen Xylophagen von Cis bis Trogosita mit einigen Ausnahmen in diese Abtheilung zu gehören; die bisher bekannt gemachten Larven aus dieser ganzen Abtheilung bedürfen aber noch alle einer genaueren Untersuchung. Derinestes. Kopf rund, hornig, der Mund nach unten gerichtet, die V'orderseite flach gewölbt. Ocellen 6 auf jeder Seite, in zwei, nicht ganz regel- mäfsigen Querreihen, alle rund. Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt, kurz, 4- gliedrig, das erste Glied sehr klein, kaum aus der Gelenkgrube vorragend, das dritte das längste, das vierte klein, pfriemförmig. Stirn mit deutlich durch eine Quorvertiefung abgesetztem Kopfschilde. Lefze deutlich abgesetzt, in der Mitte sanft ausgebuchtet. Mandibeln kurz und kräftig, an der Spitze stumpf gezähnt. Maxillen mit 2 Laden, die innere mit hakenförnn'g nach innen gerichteter Spitze, die äufsere an der Spitze gerade ab- geschnitten und gefranzt. Die Taster sind 3-gliedrig, kurz, das dritte Glied länger und schmäler als die übrigen. Unterlippe mit länglich-viereckigem, lederartigem Kinn, sehr kurzen 2-gliedrigen Tastern, mit gröfstentheils verwach- senen Tasterstämmen und kleiner, halbrunder, lederartiger Zunge. Beine kurz, mit cylindrischen, dem Körper anliegenden, schräg nach innen und hinten gerichteten Hüft-, kurzen, mit 104 dem folgenden verwachsenen Trochanter-, längeren Schenkel-, wenig kürzeren Schien- und aus einer einfachen Klaue be- stehenden Fufsgeleuken. Körpersegmente 12, (9 Ilinterleibssegmente) alle ziem- lich gleich gestaltet, allmälig nach hinten ein wenig kleiner, alle von oben mit hornigen Halbringen bedeckt; das zwölfte mit einem Paar nach hinten gerichteter Hörner; der After röhrenförmig vortretend, als Nachschieber dienend. Stigmenpaare 9, nämlich 8 an den Seiten der 8 ersten Hinterleibssegmente, am Hinterrande der Hornschienen, das neunte am Vordereude des Mesothoraxsegment, ziemlich auf der Bauchseite, in der weichen Haut gelegen, und dadurch mehr ausgezeichnet als die der Hinterleibssegmente. Bern. Es ist hier die Larve ächter Dermesten beschrieben. Den übrigen Larven dieser Familie fehlt das hornige und 2- hörnige Schild auf dem letzten Körpersegment. Die Larve der Megatoma pellio ist noch länger gestreckt als die von Dermestes, kurzbeiniger, nach hinten verjüngt, an der Spitze mit einem Schweif langer Haare, während die der Denncslen überall mit mäfsig langen, abstehenden Haaren besetzt sind. Die Larven von Anthrenus und Attagenus {sevra) sind kürzer, und haben nicht blos an der Spitze, sondern auch neben der Spitze längere Haarschweife, welche letzteren bei Anthrenus- Larven sich radartig ausbreiten können. Die Haare sind bei allen Larven dieser Familie wiederum behaart. Byrrhus. ,Kopf vertical gestellt, hornig, mit nach unten gerichte- tem Munde. Ocellen zwei auf jeder Seite, dicht hinter der Einlen- kung der Mandibeln, von ziemlich gleicher Gröfse, rund. Fühler dicht über der Einlenkung der Mandibeln, in einer halbkreisförmigen Aushöhlung verborgen, sehr klein, 2-gliedrig. Kopf Schild kurz, durch einen Eindruck von der Stirn abgesetzt. Lefze hornig, quer -viereckig, klein. 105 Mandibeln stark, fast dreieckig-, vorn flach gewölbt, hinten flach ausgehöhlt, mit der inneren Schneide gegen ein- ander trefi"end. Maxillen in der Aushöhlung der Hinterseite der Man- dibeln liegend, mit dickem, cylindrischem Stamme, eingelenkter, ungegliederter Lade und ziemlich kurzem, 4-gliedrigem Taster. Unterlippe mit viereckigem, fleischigem Kinn, fleischi- gen, kurzen, beinahe mit einander verwachsenen Tasterstäm- men, kleinen 2-gliedrigen Tastern, ohne Spur einer Zunge. Beine ziemlich kurz, mit kräftigen, fast dreikantigen, schräg nach hinten und innen gerichteten Hüft-, einander fast gleichen Trochanter- und Schenkel-, etwas kürzeren und dün- neren Schien-, sehr kleinen Fufsgelenken, diese mit einzelner, einfacher Klaue. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), fleischig, oben mit halbringförmigen Schienen bekleidet, die auf dem gröfseren und dickeren ersten (Prothorax-) Segment von derb horniger, auf den übrigen von lederartiger Consistenz sind. Die beiden letzten Segmente sind gröfser als die übrigen, nach unten gekrümmt; das letzte hat unten ein Paar afterfufsartiger Nachschieber. Stigmenpaarc 9. Acht befinden sich auf den 8 ersten Hinterleibssegmenten, an den Seiten, zwischen dem Ende der Rückenschiene und einem Paar Lederschwielen, welche die Seiten schützen; das neunte auf der Unterseite in der Falte zwischen dem Pro- und Mcsothorax. Bem. Diese Larve stimmt mit der Beschreibung, welche Latreille (Rcgn. An. IV. S.513) und der Abbildung, welche Westwood {Introd. \. S. 175 f. 17.) von der Bynhm- Larve geben. Sie hat zwar manches Aehnliche mit Dermesten- Larven, weicht aber doch in mehreren Puncten ab. Vorzüglich zeichnen sie die Gröfse und Richtung des letzten Korperseg- ment aus. Aus der folgenden Abtheilung der Clavicornen ist zu- nächst aus der Familie der Acanthopodcn die Larve von Heterocerus von Westwood (^Introd. I. S. 113 f. 5.) ab- 106 gebildet worden, indefs iiur im Umrifs, so dafs sich über ihre wesentlichen Characterc noch nichts sagen läfst. Sie zeichnet sich durch die besondere Breite der drei Thoraxsegmente aus. Aus der Familie der Macrodactyli sind die Larven von Parniis noch zu entdecken, die von Elmis dagegen sind bekannt. Elniis. Kopf niedergebogen. Ocellen fünf auf jeder Seite. Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt, das erste Glied kurz und breit, das zweite ziemlich lang, cylindrisch, das dritte klein und schmal, an der Spitze mit einer kleinen Borste; neben dem dritten ist an der Spitze des zweiten Glie- des eine Borste eingelenkt, Avelche mit demselben von gleicher Länge und Dicke und nur dadurch verschieden ist, dafs sich an seiner Spitze keine feinere Borste befindet. Stirn ohne abgesetztes Kopfschild. Lefze abgesetzt, hornig, viereckig, die Mandibeln be- deckend. Mandibeln kurz, dreieckig. Maxillen mit langem, dickem Stamme, an der Spitze mit zwei Laden, von denen die innere mit dem Stamme ver- wachsen, an der Innenseite, die änfsere eingelenkte an der Spitze mit Börstchen besetzt ist, und einem kurzen 2-gliedri- gen Taster. Unterlippe mit länglichem Kinn, breiter, vorn gerun- deter, häutiger Zunge und kurzen, 2-gIiedrigen Tastern. Beine kurz, mit dem Körper anliegenden, schräg nach innen und hinten gerichteten Hüft-, ziemlich kurzen Trochan- ter-, gleich langen Schenkel- und Schien-, und aus einer ein- fachen Klaue bestehenden Fufsgelenken. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), mit leder- artiger Bekleidung, auf dem Rücken gewölbt, auf der Unter- seite flach, mit überragenden Seitenrändern; das letzte etwas verlängert und zugespitzt, den After an seinem Ende habend. Die Seitenräuder aller Segmente, mit Ausnahme des letzten, sind mit kleinen, am Rande federartig eingeschnittenen Haut- läppchen dicht besetzt. 107 Stigmeiipaare 9, das erste auf dem Mesothorax-, die übrigen auf den 8 ersten Hinterleibssegmenten, an den Seiten der Bauclifläche gelegen. Bern. 1. Ueber diese Larve hat Ph. I. W. Müller (//%. Mag. V. S. 194) die erste Notiz, und Westwood (^Introd. I. S. 113. f. 16. 17.) von ihr einen Umrifs gegeben. In ilirer breiten Form und dem untergebogenen Kopfe gleicht sie einiger- maafsen einer Silphen-Ltirye. Dafs das letzte Segment gespal- ten sei, finde ich bei der Larve des Elm. aenea, welche ich vor mir habe, nicht. Die eigenthümliche Einfassung der Seg- mente (Müller nennt sie einen häutigen Saum, West wo od hat sie ganz übersehen) dient oflfenbar dazu, die durch die überragenden Ränder etwas concave Unterseite luftdicht an Steine zu drücken. — Westwood Qlntrod. S. 113- f. 18.) bildet eine zweite Larve ab, welche sich mit denen der Elmis zusammen findet, und welche offenbar eine Käferlarve ist; dafs die andere die der Elmis sei, geht ausMüUer's Angabe her- vor; welchem Käfer diese angehört, kann einem Beobachter, der dieser Frage seine Aufmerksamkeit schenken will, nicht schwer sein zu ermitteln. Bern. 2. Eine Larve, welche der von Elmis einiger- maafsen sich vergleichen läfst, hat Zimmermann einige Male aus Pensylvanien geschickt, doch ohne weitere Nachricht darüber. Sie ist über 3 Linien lang und von vollkommen elliptischem Umrifs, oben gewölbt, der ganze Rand dicht mit genau an einander schliefsenden Ilaaren besetzt. Der Kopf befindet sich auf der mittelst des den Körper weit überragenden Randes concaven Unterseite. Seine Bildung scheint im Ganzen die nämliche zu sein wie bei Eliiiis, nur sind die Fühler viel länger, und es finden sich auf jeder Seite 6 Ocellen. Der Hinterleib hat auf seiner Unterseite 5 Paar kammförmiger Kiemen, welche auf den Segmenten 2 — 6 ihre Stelle haben. Der einzige Käfer, dem diese Larve angehören köiuite, scheint mir Elmis lithophila zu sein, welche auch aufser der Verschieden- heit der Larve sich generisch von Elmis imterscheiden würde. Von den Palpicornen sind die Larven einiger i/yö/«e7i«ri*Lmk. zeigt ähnliche, feine, der Länge nach verlaufende Röhren in der Schale. An den sechs Furchen, Avelche gegen den Umfang der Schale verlaufen, läfst sich diese leicht zerbrechen und hier ist die Schale aus kamra- förmig über einander liegenden Blättchen gebildet. Im fri- schen Zustande findet man die Schale der Coronula balaena- ris mit einer dicken, schwarzen Haut bedeckt, diese gehört aber nicht zu dem Cirripeden, es ist ein Theil des Malpiphi- schen Netzes des Wallfisches. Bei einigen Stücken von Co- ronula balaenaris fand ich die Oberfläche mit einer weissen Haut bedeckt, sie hatten ihren Sitz an Stellen des Wallfisches, wo die Haut weiss ist. Bei Coronula liegen an der aufsitzen- den Fläche der Schale längliche Kammern, in welchen aber nichts von dem Thier enthalten ist, sie sind mit einer dicken Haut ausgefüllt, welche auch die übrige Oberfläche der Schale überzieht, doch auf der Schale selbst ist noch ein sehr dün- ner, durchsichtiger, membranöser Ueberzug. Bei Coronula balaenaris fragt Blainville (Manuel de Malacologie), ob der Deckel aus zwei Klappen bestehe? Ich fand immer vier Klap- pen, aber von ungleicher Grösse, zwei kleinere uiid zwei grössere. Die Abbildungen bei Blainville und Guerin sind unrichtig, indem alle Klappen von gleicher Grösse gezeichnet sind, die Abbildung bei Sowerby (Conchological Manual) ist richtiger. Zwischen der knorpligen Haut um die Oeff'- 173 nung der Schale herum iiiul dem Thier fand ich eint, weifse zerreibliche Materie, sie bestand, wie die mikroskopische Un- tersuchung zeigte, aus nadeiförmigen Krystallen, und löste sich leicht in Salpetersäure auf. Es scheint kohlensaurer Kalk zu sein, der zum Wachsthum der Schale dient. Das Thier liegt in der Schale auf dem Rücken. Die riisselförmige Verlängerung (der gemeinschaftliche Ausfiihrungs- gang' beider Testikel) ist bei diesen Cirripeden besonders lang und übertrifft an Länge mehrfach die gegliederten Füsse, und ist in regelmässige Ringe getheilt, wie die Haut der Anneliden. Die verschiedenen Arten von Baianus {Baianus spU nosus, Hnünnahulum , miser, sulcalus, peiforatus} zeigen die Röhren in den Schalen, wie ich sie ale einen allgemeinen Charakter der ungestielten Cirripeden angegeben habe. Schon Poli (Testacea utriusque Siciliae) hat diesen Bau bei einigen im mittelländischen Meer vorkommenden Arten erkannt, auch Cuvier (Mem. sur les animaux des anatifes et des balaues) erwäJmt kurz dieser Kanäle in den Schalen und von Cold- stream*) wurden sie bei Baianus beschrieben. Der kalkar- tige Boden, der bei vielen Baianus die Schale schliefst, zeigt ähnliche Röhren, wie die seitliche Wand der Schale, aber die im Boden verlaufenden Röhren gehen vom Mittelpunkt strah- lenförmig gegen den Umfang und sind durch kalkartige, dünne Querwinde abgetheilt, wie gegliedert. Die Abtheilungen der Schale von Baianus, welche gegen die freie Mündung hin zwi- schen den sechs sich zuspitzenden Schalenstücken liegen, ent- halten keine Kanäle, vielmehr sind diese Zwischenstücke, die durch Querstreifen ausgezeichnet sind, aus horizontal liegenden Blättern 'gebildet. Bei Baianus spinosus sind die kalkartigen Stacheln, mit d welchen die Oberfläche der Schale besetzt ist, hohl, und ihre Höhle öff"net sich in eine der Röhren, die in der Schale der I Länge nach verlaufen. Baianus spinosus wird von Blain- ,ville zu den Arten gezählt, bei welchen die Grundfläche der ; Schale nicht kalkartig ist, sondern nur mit einer dünnen Haut verschlossen wird, ich fand aber bei diesem Baianus in dem kalkartigen Boden auch die Röhren, welche vom Mittelpunkt *) In Cyclopaedia of Anatomy and Physiolog. Art. Cirrhopoda. 174 gegen den Umfang ausstrahlen. Die Röhren der Schalen der Balanideen enthalten im frischen Zustande nur eine kleine Menge einer wäfsrigen Feuchtigkeit. Die zwei oder vier kalkartigen Klappen zum Verschliefsen der Mündung der Schale enthalten keine Kanäle, auch in der kalkartigen Schale der gestielten Cirripeden (Lepadeen) fand ich keine Spur davon*). Das Thier der ungestielten Cirripeden unterscheidet sich von dem der gestielten besonders durch die Kiemen. Bei den Lepadeen nämlich erscheinen diese Organe als schmale, zuge- spitzte Blättchen, bei den Balanideen liegt aber an beiden Sei- ten des Thiers eine grofse Kieme von einer Haut gebildet, die in ziemlich regelmäfsige Blätter gefaltet ist, wie schon Cuvier und Hunter angegeben haben. ^) Es ist dies durchaus eme Bestätigung meiner Aimcht, nach welcher die Deckelstückc der Balanen den seitlichen Schalen tacken der Lepadcn entsprechend sind Entomogr. L S 23. ^ot.). Man denke weil es der Aufnahme des Korpers in den btiel i"™. ^f S^ .„ "' ' „^u' Balanen, und zwischen ihnen fi^f^t sich ganz ^i« ^.«1 a ^ ^ die Oeffnung, durch welche die I^^^k^"*"*'*;, '"'^VA^ser in Verbin. xvelche überhaupt das Thier mit dem ™^f«]^,.^"^^«" ^^„^f 'j^ mmMmma liHuse noch eine cylnidr sehe Gestal' hat ist ">e « s f'f o'".ez'-eT'dLfs"°/e SUd Ve ' l1 ITcn^L 'Äle ^er (sonst Theil aus den Vorderbeinen und aus diesen allem entstehe. Der Herausgeber. 175 Neue und weniger gekannte südamerikaniscLe Euphoi biaceen - Gattungen Von Dr. J. F. Klotzsch. (Hierzu Tafel VII, VIII und IX.) Ein grosser Vorrath von unbearbeiteten brasilianischen Euphorbiaceen von dem verstorbenen Selio gesammelt, wozu einige von Luphnath, Blanchet und Lhotzky kamen, die sämmtJich in der hiesigen Königlichen Sammlung aufbewahrt smd, bestimmte mich, diese zu untersuchen, als ich von den Herren Verfassern der Flora brasiliensis von Martins und Endlicher die Auflforderung erhielt, diese Pflanzen -Ordnung für das eben genannte Werk zu bearbeiten und zu diesem Zwecke durch gefällige Mittheilung der durch die Herren von Martins, Schott und Pohl in Brasilien gesammelten Euphorbiaceen der Wiener und Miinchener Museen unterstützt wurde. HerrBentham, dem die Publicirung der Pflanzen- schatze, welche Herr R. Schomburgk aus dem britischen Ouiana brachte, anvertraut ist, übertrug mir die Bearbeitung der dann enthaltenen Euphorbiaceen und hatte aufserdem die besondere Gefälligkeit, mir auch die in seiner reichen Samm- lung befindlichen südamerikanischen Euphorbiaceen zur Bear- beitung zu überweisen. Auch dem Herrn Lindley schulde ich für die aus seinem besonders an chilesischen und perua- mschen Euphorbiaceen reichen Herbarium, welche er mir eben- falls zur Untersuchung und Veröfi-entlichung mittheilte, meinen aufrichtigen, tief gefühlten Dank. Und so erlaube ich mir denn die Ergebnisse der Unter- suchungen des vorerwähnten Materials in Bezug auf Gattun- gen der Oeffentlichkeit mit dem Wunsche zu übergeben, die- 176 selben als einen Beitrag zur Erkenntnifs der südamerikanischen Euphorbiaceengattungen betrachten zu wollen. Bei den Gat- tungen angeführte, bereits näher untersuchte und benannte neue Arten werden nach ilirem Vaterlande, die brasilianischen in der Flora brasiliensis, alle übrigen in Hookers Journal of Botany beschrieben werden. Die seit dem Erscheinen der vortrefflichen Monographie säramtlicher Gattungen der Euphorbiaceen des Herrn Adrian von Jussieu bekannt ge- wordenen Gattungen mit Bezug auf ihre Gruppirung finden wir iuEndlichers an Literatur reichem Werke Genera plan- tar um sorgfältig zusammengetragen und umsichtig unterge- bracht. Meine Ansichten stimmen mit der in diesem Werke befolgten Anordnung so sehr überein, dafs ich es für räthlich halte, dieselbe als Grundlage anzunehmen, und meine Beiträge hiernach unterbringen werde. Dabei gewährt es mir eine be- sondere Freude, nur Zusätze, keine Berichtigungen geben zu müssen. Tri.bus I. Eupovbieae Bartling Ord. nat. p. 372, Endlicher gen. plant, p. 1108. Ovarii loculi uniovulati. Semina albuminosa. Flores monoeci, apetali, intra involucrum commune masculi cum fe- mineis. Aufser einigen neuen Arten der zu dieser Tribus gehö- renden in Südamerika vorkommenden Gattungen: Vedilanthus Necker, Euphorbia L. und Dalechampia Plumier, ist mir et- was Bemerkenswerthes nicht aufgestofsen. Tribus II. Prosopidoclineae *) Kl. Ovarii loculi uniovulati. Semina arillata, exalbuminosa. Jnvolucra subgloboso-vesicaeformia, hinc hiantia, deinde plus minusve explanata, demum decidua, 3, 4 — 6 flora, bracteis suffulta. Flores dioeci, apetali. Diese Tribus weicht in mehreren wichtigen Punkten so sehr von dem gewohnten Charakter der Euphorbiaceen a\ dafs man glauben sollte, man habe eine neue, von allen bif jetzt bekannt gewordenen Pflanzengruppen verschiedene Fa milie vor sich; allein dem ist nicht so. Wenngleich einge räumt werden mufs, dafs die bisher gebrauchten Kenuzeichei *) Aus den Wörtern ttqosotiCs und yMyr} zusammengesetzt. 177 2ur Bezeichnung der Euphorbiaceen durch die Aufnahme ge- genwärtiger Tribus zum Theil modifizirt ^te^den, so sind sie darum doch nicht unanwendbar geworden. Das Auftreten von abweichenden Kennzeichen in dieser Tribus scheint nur des- halb etwas schroff, weil uns die Uebergänge noch fehlen. Der gänzliche Mangel des Eiweifses im reifen Samen bietet aller- dings einen Unterschied, der näher erwogen zu werden ver- dient; aber wer steht dafür, dafs dasselbe nicht auf Kosten des Keim's und der Cotyledonen innerhalb der Testa bereits ver- zehrt wurde, und während der Entwicklnngsperiode doch vor- handen war, was natürlich nur durch unreife Samen, die mir bei meinen Untersuchungen nicht zu Gebote standen, bewiesen werden könnte. Ich darf hierbei nicht unerwähnt lassen, dafs ich bei Untersuchung der Samen zweimal an der Ausrandung der Cotyledonen etwas Eiweifsähnliches bemerkt habe, was eigentlich den Grund zu der vorher ausgesprochenen Vermu- thung in mir weckte. Wichtiger als das Vorhandensein oder der Mangel von Eiweifs ist der Sitz und die Richtung des Embryos, und hierin ist kein Unterschied wahrzunehmen. Die Dicke der Cotyledo- nen wiederholt sich bei vielen Euphorbiaceengattungen. Die Konsistenz der Testa ist genau so, wie bei den übrigen Eu- phorbiaceen. Der Arillus ist häufig in dieser Familie vorhan- den. Die Anheftung, Lage und Zahl der Eichen weicht von der Regel nicht ab. Ueberhaupt bieten alle übrigen Kennzei- chen der Prosopidoclineen nur Belege für die Uebereinstim- mung mit den Euphorbiaceen; der Habitus erinnert an die Gattung Cr 0 ton, die Anwesenheit einer besondern Hülle, welche mehrere Blüthen einschliefst, erinnert an Euphorbia und die eigenthündiche Bildung der in dieser Tribus vorkom- menden Kapsel läfst sich sehr leicht auf die ursprünglich knopfartige Kapselform zurückführen. Zu erwähnen bleibt hier- bei nur noch, dafs mit Ausnahme der Gattung Peridium bei den übrigen zu dieser Tribus gehörenden Gattungen den männ- lichen Blüthen die Rudimente der Ovarien beigesellt sind, welche nicht, wie es bei den Buxeen (eingr Tribus der Euphor- biaceen) der Fall ist, das Centrum einer männlichen Blüthe einnehmen, sondern dieser zur Seite geordnet sind. Mutis war der erste, welcher eine dieser Gattungen Archiv f. Naturgcsch, VII. Jahrg. 1. Bd. 12 178 (Pera) bereits in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entdeckte und beschrieb. Sie scheint seit jener Zeit nicht wie- der aufgefunden zu sein und obgleich es mir nicht gelun- gen ist ein Exemplar hiervon ausfaidig zu machen, so bin ich doch überzeugt, sie als eine besondere Gattung betrach- ten zu müssen. Eine zweite, ebenfalls sehr gut zu unter- scheidende Gattung (^Spixia) machte Leandro de Sacra- mento in den Münchener Denkschriften bekannt. Eine dritte bewährte Gattung {Peridiuin) wurde von dem Herrn Schott entdeckt und in Sprengeis Cur. posterior, in Syst. vegetab. beschrieben. Die wesentlichen Kennzeichen und eine beige- fügte Analyse, welche ich den Gattungen weiter unten habe folgen lassen, werden hoffentlich beweisen, dafs nicht allein diese drei Gattungen beibehalten werden müssen, sondern dafs •sich auch noch eine vierte von den übrigen deutlich geson- derte Gattung dazu gefunden hat, wovon ich leider nur männ- liche Pflanzen zu untersuchen Gelegenheit hatte. A. Involuci'is unihracteatis. SchiSTnatopera*). Spixiae species de Martius in Herb. Reg. Monacensi. Flores dioici. Involucrum coriaceum, subgloboso - vesicaeforme, pubescens, tri - quadriflorum, hinc hians, deraum explanato-bivalvatum, ad basin brac- teola persistente, solitaria, convexa instructum. Masc. Pedicelli antheriferi tres, cylindrici aut subulato-arcuati, basi calycibus brevibus, trifidis aut tripartitis, extus villosis cincti, apice antheris 4 aut 8 oblongis, brevi-filamentosis, erec- tis coronati; antheris lateralibus, extrorsis, ioculis per riuiam longitudinalem dehiscentibus. Ovarii rudimenta 3, trigona, hir- suta, vertice stigmatibus trilobis, magnis, applanatis, sessilibus instructa, in ambitu florum masculorum posita. Fem.? Arbores Americae tropicae, 8 — 12pedales, ramosae. Rami teretes, cortice cinereo-fusco. Folia magna, coriacea, distieha, oblongo-elliptica, glabra. Flores axillares, brevi-pedunculati. Pedunculi nudi aut squamati. Obs. Species 2 aniericanae ;S.distichopIiylla et S.Marüana. *) Aus axiof-ici und n^Qcc zusammengesetzt. 179 B. Involucris hihracteatis: Spixia Leandro de Sacramento in Miinchener Denkschriften VII. p. 231, t. 13 Spixiae species Martius in Herb. Reg. Monacense. Ferae species Endlicher gaw. plant, n. 5880. Flores dioici. Involucrum coriaceo - merabrana- ceum, laxum, subgloboso-vesicaeforme, stellato- pubescens, quadriflorum, vertiefe hians, demum cucullatum, extus bracteolis duabus oppositis, in- aequalibus, persistentibus suffultum. Masc. Stamina 12, in flores 2, 3 aut 4 distinctos collecta, inferne bi-terna- tim aut quaternatim coalita, staminum phalanges calycibus bi- aut tripartitis cinetae; antheris terminalibus, globoso-elllpticis, bilocularibus; filamentis glabris, üliformibus, ab apice usque supra basin liberis. Ovarii rudimenta 4, sphaerico-oblonga aut turbinata, inferne plus minusve attenuata, stigmate dis- ciformi, applanato-orbiculari, integerrimo in ambitu florum inasculorum posita. Fem.: Ovaria 4 — 6, sphaerico-oblonga, villosa, subsessilia, singula calyce diphyllo cincta, trilocularia, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus brevis, cylindri- cus, villosus, deciduus. Stigma infundibuliformi-peltatum, atro-viride, viscosum. Capsulis epicarpium lignosum, durissimum, crassum, trivalve. Semina? Arbores brasilienses, romasae, cortice cinereo-fusco. Folia alterna, magna, coriaceo -membranacea, subtus plerumque pu- bescentia. Flores axillares, brevi-pedunculati. Obs. Species 3, brasilienses. S. Leandri Martius Mss. S. grandißora Mart. Mss. S. harhinervis Mart. Mss. Vera Mutis. Neue Abhandlungen der Königl. Schwedischen Akademie, aus dem Schwedischen übersetzt von Kästner. 5. Band p. 299. Tafel VIII. Flores dioici. Involucrum subgloboso-vesicaeforme, hinc hiaus, demum explanatum, basi emarginatum, extus bracteolis duabus oppositis inaequalibus. Masc. Stamina pluriraa bre- vissima, receptaculo biseriatim inserta, squamulis membrana- ceis plicatis, multifidis iuterstincta; antherae basi fixae, oblon- gae, tetragonae. Ovaria 4, effoeta, in receptaculi latere brevi- ter pedicellata. Stylus brevissimus. Stigma tsipartitum, lobis apice lätioribus emarginatisque incrassatis. Fem.: Ovaria 4, 12* 180 supra receptaculum squamulis plurimis, niultifidis stipata, pedicellata, singula trilocularia, loculis uniovulatis, mouostyla. Stylus brevis, subtrigonus; Stigmata tripartita ut in masc. Capsula pedicellata, trilocularis, subtrigona, trivalvis, valvulis singulis bifidis, tandem bipartitis. Semina in loculis solitaria, arillata. Arbor Mariquitensis facie Spixiae. Species unica. P. arborea Mutis. Peridium Schott in Sprengel Cur. post. p. 410. Peröe spe- cies Endlicher gen. plant, n. 5880. Spixiae species Martius Mss. in Herb. Reg. Monac. Flores dioici. Involucrum globoso-vesicaeforme, lepido- fum, antice rima apertum, ceterum undique clausum, extus bracteis duabus oppositis, inaequalibus, persistentibus suflFul- tum. Masc. Stamina 10 — 16, receptaculo coramuni inserta, basi coalita; antherae terminales, oblongae, biloculares, loculis lateralibus, per rimam longitudinalem dehiscentibus; filamenta erecta, compressa, subulata, glabra; ovarii rudimenta nulla. Fem. Ovaria 4, turbinata, brevi -pedicellata, trilocularia, locu- lis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus brevissimus, teretius- culus, deciduus; Stigmata triloba. Fructus capsularis, epicar- pio corticato, trivalve, valvulis bifidis, intus tricoccus, coccis spongiosis, bivalvibus monospermis. Semina pendula, obovata, arillo membranaceo instructa; testa atra, nitida, crustacea. Embryonis exalbuminosi, orthotropi cotyledoneS carnosae, plano- convexae. Radicula supera, umbilico proxima. Arbores Americae tropicae, foliis alternis, coriaceis, ob- longis, glabris autlepidotis; iuvolucris antice apertis, pedicel- latis; pedunculis abbreviatis, axillaribus. Obs. Species 6 brasilienses. P. glabraium Schott. P. ohtusifolium Schott. P. ferrugineum Schott. P. olovatum Kl. P. parvifolium Kl. P. ovale Kl. Species 1, guianen- sis. P. licolor Kl. Trib. HI. Hippomaneae Bartling Ord. nat. p. 372. Ovarii loculi uniovulati. Flores apetali, spicati, bracteis uni-multifloris. Maproujiea Aubl. umfasst nur zwei Arten, von de- nen eine im französischen Guiana und die andere in Brasilien 181 vorkömmt, beide Arten sind abgebildet, mit Analysen verse- hen und der Gattungscharakter genau gekannt. Adenopeltis Bertero entliält nur eine Art, welche in Chili vorkömmt. Obgleich weder Abbildung noch Analyse hier- von existirt, so lässt doch der Charakter der Gattung, wel- chen die Herren Adr. von Jussieu in den Annales des Scien- ces Naturelles Band 25, p. 24 und Endlicher in seinen Gene- ribus plantarum n. 5770 entworfen haben, nichts zu wünschen übrig. Die Blätter der Adenopeltis haben eine grosse Aehn- lichkeit mit denen der folgenden Gattung. Colliguaja Molina ist ebenfalls in Chili zu Hause und durch Abbildungen und Analysen der Herren Sir William Hooker (Botanical Miscellany I. t. 39 und 40 und Delessert Icones selectae HI. t. 88 vollständig erläutert. I) actylostemon *) novum genus. Gymnarren Lean- dro de Sacramento Mss. ad part. Actinosteraonis species de Martius in Herb. Reg. Monac. Inflorescentia spicata, monoaut polystachya. Spicae ante an- thesin tegraentis magnis, imbricatis, deinde deciduis obtectae. Flores monoici, apetali, flores feminei pedicellati, ad basin spicae masculae pauci, rarissime solitarii, singuli bractea minuta suflfulti. Flores in utroque. latere ad rhachin subvillosami glandula minutis- sima, disciformi, sessili instructi. Masc. Bracteae minutae, bi-tri- florae. Stamina 6 — 16 filamentosa aut subsessilia, in pedi- cellum satis longum, apice obsolete 2 — 3 bracteolatum con- nata; antheris brevissimis, bilocularibus. Fem. Calyx 3 phyl- lus. Ovarium pedicellatum, triluculare, loculis uniovulatis. Stylus brevis. Stigma tripartitum, lobis simplicibus, revolutis, intus stigmatosis. Capsula trilocularis, tricocca, coccis bival- vibus, monospermis, valvulis infra apicem bicornutis. Arbores? Americae tropicae, foliis alternis, membranaceo- coriaceis, penninerviis, integerrimis , glabrescentibus; spicis snbterminalibus. Obs. Species 6 brasilienses. D. glahrescens KL, 1). an- giistifolius Kl., J), grandifolius Kl., J). obtusatus Kl., D. Hagendorßi Kl., D. lasiocarpus Kl. Species 1 guianensis. D. Scliomburghii Kl. '') Aus Sttxjvlos und ßir]f.i(üv zusammengesetzt. 182 Die Gattung Excoecaria wie ich sie verstehe, und wozu Excoecaria Agallocha, von Wight und Arnott in Hookers Companion to the Botanical Magazin Tafel 30 abgebildet, die Grund-Art ausmacht, ist in Süd-Amerika bis jetzt noch nicht aufgefunden worden, sondern wird daselbst durch eine Menge ihr nahestehender Gattungen nur repräsentirt; dahin gehö- ren: Gymnanthes Swartz Prodr. , Sebastiania Sprengel, Gussonia Sprengel und wahrscheinlich eine vierte Gattung aus Gymnanthes eUiptica Swartz Prodr. gebildet, auf die ich aus Mangel an hinreichendem Material nur aufmerksam machen kann; sie sind von Endliclier in dem oben citirten Werke sämmtlich mit Excoecaria verbunden, und es bleiben wegen ihrer Aehnlichkeit mit dieser Gattung noch zu erwähnen: Se- nefcldera Martius, Adenogyne Kl., Actinosiemon Mart. und Sarothrostachys Kl. Hier die Unterschiede, Grenzen und Kennzeichen derselben. Gyinnanthes Swartz Prodrom, p. 95 ad partem. Ex^ coecariae species Adr. Juss. Euphorb. gen. Tab. 16 n. 55. Endlicher 1. c. Inflorescentia axillaris, spicata, mono-distachya. Flores monoici, apetali, ante anthesin squamoso-amentacei, singuli squama persistente instructi; floribus femineis subsolitariis, pedicellatis, in ramulo brevissimo, axillari terminalibus, ad ba- sin amenti masculi ex eadem axilla provenientibus. Masc. Pe- dicellus e filamentis coalitus, basi simplex, mox tripartitus, ad basin squama sessili, persistente instructus; singulae filamentorum laciniae squamula propria unica stipatae, nunc simplices 1-an- theriferae, nunc 2 — 3 fidae, 2 — 3 staminiferae. Fem. Calyx minimus, tripartitus, deciduus. Stylus crassus, brevis. Stigmata 3, reflexa. Ovarium triloculare, loculis uniovulatis. Capsula glo- bosa, nuda, trilocularis, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Arbores aut arbusculae americanae, quaedam lactescentes ; foliis alternis, exstipulatis, subcoriaceis, remote serratis. Gymnanthes liicida Swartz Prodr. G. riparia Kl. (Ex- coecaria riparia Schlecht.) Sehastiania Sprengel Neue Entdeckungen II. p. 118. n/43 Tafel III. Adr. Juss. Euphorb, gen. p. 51. Excoecariae species Endlicher 1, c. p. 1109. Inflorescentia axillaris, laxe spicata, monostachya. FIo- 183 res monoici, apetali, singuli squatna sessili basi biglandulosa instructi. Masc. Stamina 3 — 7, filamentis discretls, basi solum brevissime coalitis, squamulisque angustis, acutis, subimbricatis stipata. Flores feminei subsessiles, ad basin spicae masculae pauci aut solitarii, squamis majoribus vestiti. Ovarium trilo- culare, loculis iiniovulatis. Stylus brevis, crassus. Stigmata 3, revoluta. Capsula glabra, nuda, trilocularis, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Arbusculae brasilienses; foliis alternis, membranaceo-coria- ceis, leviter serratis, exstipulatis, utriuque glabris; spicis axil- laribus, gracilibus, pendulis. Sehastiania hrasiliensis Spr. , iS". hrevifolia KL, S. fo- veata Kl., S. macrophylla KL, S. desertorum KL, (^CnemU dostachys? desertorum Martius Mss. in Herb. Reg. Mona- censi), S. Sellomana KL, S. divaricata Kl. et S. reticulata KL Gussonia Sprengel Neue Entdeckungen IL p. 119. Ta- fel IL Fig. 7 — 10. Excoecariae species Endlicher 1. c. Inflorescentia axillaris, spicata, mono-polystachya. Flores monoici, apetali, singuli bractea concaviuscula, extus eglandu- losa, persistente suffulti, feminei pedicellati, ad basin spicae masculae pauci aut solitarii. Masc. Squama intus glandulosa, 3 staminifera; filamentis distinctis, subexsertis, basi solum coa- litis; antheris ovato-oblongis, didymis. Fem. Calyx trifidus, ad basin pedicelli bracteolatus. Ovarium triloculare, loculis uniovulatis. Stylus nullus. Stigmata 3, subulata, reflexa. Capsula glabra,tricocca, nuda, trilocularis; coccis bivalvibus, monospermis, Arbusculae brasili'enses. Rami cinerei, subglabri, foliis al- ternis, membranaceo-coriaceis, exstipulatis, glabris, supra luci- dis; spicis axillaribus, subaggregatis, brevibus. Gussonia discolor Sprengel et G. concolor Spr. Adenogyne.^^ Inflorescentia axillaris, spicata, mono -aut polystachya. Flores monoici, apetali; masculi pedicellati, triflori, basi squama magna eglandulosa suflfulti; feminei uniflori, sessiles, ad basin spicae masculae pauci aut solitarii. Masc. Pedicelli distincti, squaraarum longitudine, 4 — 8 staminiferi, extus ad apicem squa- mulis 2 calycinis vestiti; antheris brevibus, bilocularibus, bre- *) Nomen e vocibus 'Adriv et yvvr\ compositum. 184 vissime filameutosis. Fem. Calyx trifidiis, persistens. Stylus subnullus. Stigmata 3, subulata, reflexa. Ovarium triloculare, loculis uniovulatis. Capsula globosa, nuda, trilocularis, tri- cocca, coccis bivalvibus, monospermis. Arbusculae brasilienses, ramosissimae, subinde spinescen- tes; foliis minoribus, alternis, membranaceo-coriaceis, margine obsolete crenulatis, supra lucidis, nervisque prominentibus, subtus opacis; spicis axillaribus flavescentibus. Adenogyne pachystachya Kl., A. roiiindifoUa Kl., A. discolor Kl., A. hrachyclada Kl., A. servata Kl., A. angu- Mifolia KI.. A. mucronata Kl. et A. inarginaia Kl. Stnefeldera Martius Bleiblatt zur Regeusburger Flora 1841 Band 2. p. 29. n. 465. Inflorescentia terminalis, paniculata, tegmentis squamae- formibus, imbricatis, deinde deciduis vestita. Flores mo- iioici, apetali, feminei ad basin ramulorum masculorum pa- niculae sessiles, pauci, Masc. Singuli aut rarius bini ex una eademque squama parva, acuta, persistente provenientes. Calyx cupulaeformis, obsolete quadrifidus, in pediceJlum bre- vem attenuatus. Stamen columnare brevissimum, vertice fe- rens antheras subsessiles 8, raro pauciores, globoso-didymas, extrorsum birimosas. Flores feminei: calyx urceolatus, qua- dridentatus. Ovarium triloculare, nuduni, loculis uniovulatis. Ovula pendula. Stylus distinctus, cylindricus. Stigmata 3, bre- viuscula, teretia, longitudinaliter sulcata. Arbores brasilienses; ramulis glabris, subverticillatis; foliis sparsis, longissime petiolatis, ramulorum apices versus confer- tis, magnis, oblongis, coriaceis, supra nitidis ; petiolis apice in- crassatis. Paniculae nonnullae terminales; pedunculo commuui basi tegmentis deciduis vestito. Antherae flavidae. Senefeldera multiflora Martius 1. c. S. angiistifolia Kl. et S. latifolia Kl. ^ctiTiostemon*)M.&rt'ms Mss. inHerb. Reg.Monacensi. Inflorescentia subterminalis, spicata. Spicae subinde ra- niosae, basi foliosae, tegmentis aridis, magnis, deinde de- ciduis vestitae. Flores monoici, apetali, ad basin squama lineari, decidua, eglandulosa instrjicti; feminei longe pedi- *) Nomen e vocibus 'AKTi'y et oirnxap compositum. 185 cellati, ad basiii spicae masculae solitarii. Masc. Squamae 3 — 5 florae. PecUcelli cylindrici, basi subcoaliti, apice 4 — 12 staminiferi, esquamati ; antheris bilocularibus, extrorsis, filamen- tis distinctis, brevibus, deciduis. Fem. Ovarium calyce desti- tutuin, nudum aut verrucosum, triloculare, subglobosura, locu- lis unioviilatis. Stylus cylindricus, brevis. Stigmata 3, teretia, recurvata. Capsula nuda, trilocularis, tricocca, coccis biyalvi- bus, nioiiospermis. Arbusculae brasilienses ; ramis patentibus, cortice laevi, cinereo; foliis alternis, coriaeeis, oblongis, margine iiitegerri- mis. Spicae simplices aut ramosae, subterminales, basi fo- liolis 2 instructae, e gemma tegmentis aridis, fuscis, deinde de- ciduis erumpentes. S arothrostachys*) Kl. Clonostachys Kl. in lit. Inflorescentia axillaris, spicata. Spicae fasciculatae , sim- plices aut ramosae, longissimae, filiformes. Flores monoici, apetali, feminei ad basin ramulorum spicae masculae pauci, sessiles, calyce parvo, tripartito instructi. Masc. Squamae bre- ves, remotae, 3 — 4 florae. Flores brevissime pedicellati. Pe- dicelli apice articulati. Calyces membranacei, cupulaeformes, obsolete 3 — 4 dentati. Antherae 3, didymae, semiexsertae, sub- globosae, brevissime filamentosae. Fem. Ovarium sessile, tri- angulatum, triloculare, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Sty- lus subnullus. Stigmata 3, simplicia reflexa, longitudinaliter sulcata. Capsula triangularis, tricocca, coccis bivalvibus mo- nospermis. Frutices brasilienses; ramis alternis, teretibus, glabris; foliis alternis, subcoriaceis, oblongis, subintegerrimis. Spicae filiformes, longissimae, divaricatac. Sarothrostachys multiramea Kl. (Sebastiania? mul- tiramea Martins Herb. Flor. Bras. No. 538.) S, Luschna- thiana Kl. Bevor ich zu den übrigen amerikanischen Gattungen der Hippomaneen übergehe, will ich zur gröfseren Deutlichkeit die eben abgehandelten Gattungen unter sich vergleichen und die habituellen Kennzeichen besonders hervorheben, damit über die Begründung und Erkenntnifs derjenigen neuen Gattungen, *) Nomen e vocibus accQcod^Qoy et oicix^s compositum. d86 zu welchen aus Mangel an Raum keine Zeichnungen der Ana- i lysen beigegeben werden konnten, kein Zweifel bleibe. ' Die Gattung Bactylostemon ist zunächst mit Actino- steraon verwandt, mit einer der übrigen Gattungen aber nicht zu verwechseln. Sie unterscheidet sich durch das Vorhan- densein der sitzenden Drüsen, welche an der Aehrenspindel den Schuppen der männlichen und weiblichen Blüthen zur Seite stehen, ferner dadurch, dafs die männlichen Blüthenstiel- chen an ihrer Spitze oder dem Insertionspunkte der Staub- gefäfse mit 2—3 besonderen Schüppchen bekleidet sind, durch eine gröfsere Anzahl von weiblichen Blüthen, die kürzer ge- i stielt sind und durch die unterhalb der Spitze der Frucht- \ klappen befindlichen zwei Höcker. Actinostemon hat lederartige Blätter und das kelchartige Gebilde von Dactylostemon unter dem Fruchtknoten fehlt. Gymnanthes Swartz ist von Adrian de Jussieu wie be- reits citirt, durch eine sehr treue und genaue Analyse erläu- tert und mit einer andern Gattung nicht leicht zu verwechseln. Sebastiania zeigt die gröfste Verwandtschaft mit Gusso- nia. Die weiblichen Blüthen sind sitzend, mit einem zwar kur- j zen aber deutlichen Griffel versehen und die Basis dieser wie ' die der männlichen Blüthen ist aufser der gröfseren Schuppe, welche in beiden Gattungen als Stütze derselben dient, noch j besonders mit schmalen, schindeiförmig sich deckenden Schüpj^ I chen bekleidet. Aufserdem sind die Aehren und Staubfäden bei Sebastiania verhältnifsmäfsig viel länger und die Narben eingerollt. Adenogyne hat eine habituelle Aehnlichkeit mit den Anä- cardiengattungen Lithraea, Duvaua und Mauria, sie ist durch = eine deutliche Zeichnung der Analyse erläutert, welche ander- 1 weite Bemerkungen überflüssig macht. Senefeldera hat mehrere neben einander stehende gipfel- ständige monöcische Rispen, sehr grofse langgestielte Blätter und sitzende, mit einem deutlichen Griffel versehene weibliche Blüthen. 1 Saroihrostachys macht sich insbesondere durch die fa- denförmigen Aehren kenntlich, welche büschelförmig aus den Blattwinkeln hervortreten. Die Kapseln sind sitzend, dreikan- tig und kahl. i 187 Bei den Gattungen Styloceras Adr. de Juss. 1. c. p. 51. Tab. 17. n. 56. End- licher 1. c. p. 1109. n. 5773. Kunth in Humboldt et Bon- pland Nova gen. et spec. VII. Tab. 637 et 638. Hura L. Adr. de Juss. 1. c. p. 51. Endlicher 1. c. p. 1110. u. 5776. Hippomane L. Adr. de Juss. 1. c. p. 51. Tab. 16. n. 54. Endlicher 1. c. n. 5777. habe ich etwas Bemerkenswerthes nicht anzuführen. Was die von Endlicher vorgenommene Vereinigung der Gattungen Stillingia Gardener mit Sapiiim Jacquin betrifft, so erkläre ich mich zwar einverstanden, da die Unterscheidungs- zeichen zu gering sind, um darauf Gattungen zu begründen, allein als Untergattungen können sie immer noch benutzt wer- den, da sie als solche den Vortheil gewähren, das Auffinden der Arten zu erleichtern. Stillingia Gard. apud L. Mantissa I. -n, 1279. End- licher I. c. p. 1110. n. 5780. Flores monoici. Masc. aggregati. Calyx cupuliformis aut urceolatus, dentatus aut bifidus. Stamina 2, exserta, filamentis basi coalitis, antheris extrorsis, adnatis. Fem. sparsl. Calyx tridentatus aut trifidus. Ovarium triloculare, loculis uniovu- latis. Stylus brevis deciduus. Stigmata 3, simplicia, paten- tissima. Capsula subglobosa, tricocca, coccis monospermis. Arbores aut frutices lactescentes , in Asia et America nee non in Insulis bourbonicis crescentes; foliis alternis, ra- rissime oppositis, integerrimis aut serratis; petlolis plerumque in apice biglandulosis ; floribus masculis in spicas terminales glomeratis, bracteolatis, glomerulis bractea basi biglandulosa stipatis; femineis in eadem spica inferioribus. a) Eustillingia. Calyx floruni masculorum 3 — 4 den- tatus. Flores feminei pedicellati. Stillingia Kunth in Hcmb. et Bonp. 1. c. II. p. 64. Adr. de Juss. 1. c. pag. 49. Tab. 16. n. 52. b) Sapium. Calyx florum masculorum bifidus. Flores feminei sessiles. Jacquin Amer. p. 249. Tab. 158. Kunth 1. c. II. p. 64. Adr. de Juss. I. c. p. 49. Tab. 15. n. 51. Microstachys. Adr. de Juss. 1. c. p. 48. Tab. 15. 188 Endlicher 1. c. n. 5781. Tragiae species Liime, Vahl. Cne- midostachys Martius et Zuccarini Nova Gen. et Species I. p. 68. Tab. 40 — 44. erhält einen Beitrag von 11 neuen Arten, wovon eine aus dem brittischen Gujana, die übrigen aus Brasilien. Tribus IV. Acalypheae. [Bartling Ord. nat. 371. End- licher 1. c. p. IUI. , Ovarii loculi uniovulati. Flores apetali, glomerato-spicati aut racemosi. TragantJius*) Kl. , FJores nionoici, in foliorum axillis plerumque aggregati. Masc. Calyx quadripartitus. Stamina 4 — 6; filamentis libe-| ris, subulatis; antherarum loculis globosis, horizontalibus, Ion-, gitudinaliter dehiscentibus. Fem. Calyx parvus, quadripartitus, squamis magnis, trifariam imbricatis cinctus. Ovarium trilocu- lare, hirsutum, loculis uniovulatis. Styli sex, distincti, breves, subulati, recurvi, in fructuum valvulas decurrentes. Capsula hirsuta, subdepressa, acute -triangularis, tricocca, coccis mono- sperrais, apice promiuentibus. Columna centralis late-alata,, alis membranaceis, margine argute-dentatis. Semina triangulata. Herbae americanae, annuae, ramosae; radice fusiformi, albida, sparsim fibrosa; caule ramoso, erecto; foliis alternis, margine integerrimis aut grosse -serratis; stipulis ad basin pe- tiolorum geminis, caducis; spicis axillaribus abbreviatis, brac- teatis; bracteis magnis, sessilibus, ochraceis, masculis multi- floris, ante anthesin sessilibus. - Obs. Species 3, una gujanensis, duae brasilienses. Traganthus sidoides Kl. T. hrasiliensis Kl. T. sCQ-\ parius Kl. Leucandra**) K\. Flores monoici, apetali, racemosi, singuli bractea suffulti.j Racemi axillares terminalesque pauciflori. Masc. tetraudri. Ca-| lyx quadripartitus, in aestivatione valvatus; filamentis crassis,| brevibus, basi raonadelphis, longitudinaliter geminatim coaliti?; antheris albidis, oblongis, bilocularibus. Fem. Calyx sexpar- titus. Ovarium subglobosum, hirtum, triloculare, loculis uni^ *) Nomen e vocibus rgäyos et aydog compositum. **) e vocibus hvy.ög et ayi^Q. 189 ovulatis. Stylus brevis. Stigmata 3, simplicia, erecta, apice recurva. Capsula subglobosa, hirta, trilocularis, tricocca, coc- cis bivalvibus, monospermis. Herba brasiliensis; rhizomate sublignoso, repente, fusces- centi-fulvo; caulibus erectis, spithameis, hirtis; foliis petio- latis, membranaceis, ovatis, obtusis, margine crenato-dentatis, basi cordatis, utrinque piloso-setosis; racemis tri- aut quadri- floris; floribus femineis ad racemi basim solitariis aut paucis. Leucandra hetonicaefolia Kl. LeptorJiachis *) Kl. Flores monoici, apetali, racemosi, singuli bractea ^^ alti. Racemi axillares terminalesque longissimi, subramo'"' Masc. Calyx cyatbiformis, quadripartitus, glandulis extuF .tusque de- stitutus. Stamina quindecim, subexserta. A' .lerae parvae, oblongo-subglobosae, biloculares. Filameut? iricta, clavaefor- mia, usque ad basin distincta. Fem. C yx quinquepartitus. Ovarium hirtum, triangulato-globosum. .iloculare, loculis uni- ovulatis. Stylus elongatus, cylind' .us, inferne attenuatus. Stigmata 3, simplicia, erecto-paf jtia. Capsula subglobosa, hirta, trilocularis, tricocca, cocci? bivalvibus, monospermis. Suflfrutex brasiliensis, volubilis; foliis alternis stipulaceis, longe-petiolatis, hastatis, obsolete -denticulatis, membranaceis; racemis longissimis, multifloris; floribus femineis ad racemi basiii paucis ; pedicellis florum masculorum infra apicem articulatis. Leptorhacliis hastaia Kl. JBia**) Kl. Flores monoici, apetali, spicati, singuli bractea suffulti. Spicae dichotomae, multiflorae, ramo inferiore femineo, supe- riore masculo. Masc. Calyx campanulatus, quadripartitus. Sta- mina 12, glandulis glabris, squamaeformibus cincta; filamenta ima basi coalita; antheris oblongis, bilocularibus, basi emargi- natis. Ovarii rudimentum centrale nullum. Fem. Calyx quin- quepartitus. Ovarium hirtum, 'subglobosum , triloculare, lo- culis uniovulatis. Stylus brevis, Stigmata 3, simplicia, erecta, apice recurva, intus fimbriata. Capsula tricocca, cpccis bival- vibus, monospermis. *) e vocibus Xenrög et ^üyig *♦) Bia die Tochter des Pelles. 190 Suffrutices brasilienses, voliibiles; follis alternis stipulaceis, , longe petiolatis, membraiiaceis, basL cordatis, margine dentatis; spicis multifloris axillaribus termiualibusqne longissimis, pro- funde dichotomis; pedicellis florum masculorum infra medium articulatis. Bia Sellowiana Kl. B. LhotzJcyana Kl. Die Gattung Tragantims, welche durch sechs deutliche Griffel, die paarweise in die Klappen der Frucht verlaufen, charakterisirt wird, hat äufserlich das Ansehen eines kraut- artigen Croton. Leucandra nähert sich der Gattung Tragia. Die ein- zige bis jetzt gekannte Art hat, die Inflorescenz ausgenommen; einige habituelle Aehnlichkeit mit Acalypha. Leptorhachis und Bia stehen den Gattungen Pluknetia und Anabaena am nächsten. Erstere unterscheidet sich durch die Form der Antheren und den Mangel der Drüsen in den männlichen Blüthen. Beide durch ihre Pistille und Früchte. Tragia Plumier Gen. 14. Je. Tab. 252. Linne Gen. n. 1048, Adr. de Juss. I. c. Tab. 15. ;Endlicher I. c. p. 1111 n. 5782. obgleich durch eine Anzahl neuer Arten bereichert, erleidet in den Gattungskennzeichen keine Veränderung. Botryanthe*) Kl. Flores monoici, apetali, racemoso-spicati, singuli bractea suffulti. Spicae subracemosae, in apice ramulorum extraaxil- lares. Masc. Calyx globosus, profunde quadripartitus. Sta- mina 10 — 20; filamentis brevibus, plus minusve crassis, basi monadelphis ; antheris bilocularibus, loculis subglobosis. Fem. Calyx quadrifidus, lobis apice recurvis. Ovarium subgloboso- quadrangulare, quadriloculare, loculis uniovulatis, ovulis pen- dulis. Stylus crassus, obovatus, obtuse-quadrangularis, deinde deciduus. Stigmata 4, brevia, divaricata, longitudinaliter sul- cata, styli apice coalita. Bacca globosa, magna, carnoso-sube- rosa, abortu bi-unilocularis. Arbores brasilienses; foliis oblongis, membranaceo-coria^ ceis, nervosis, margine remote-serratis, basi biglanduloso-sti'i pellatis, nervis subtus promiuentibus; spicis longissimis, extra- *) e vocibus ßotQvg et «V5o?. 191 axillaribus, floribus femiueis plurimis usque ad medium spicae sparsis, masculis in apice spicae pedicellatis. Botryanthe discolov Kl. B. concolor Kl. Unverändert bleiben in Hinsicht ihrer Gattungskennzeichen: Plukneiia Plum. Je. Tab. 226. Linne Gen. n. 1080. Endlicher 1. c. n. 5784; Anahaena Adr. de Juss. 1. c. Tab. 15. Endlicher 1. c. n. 5785; wovon die eine bis jetzt bekannte Art auch in Brasilien vor- kömmt; und Acalypha Linne Gen. n. 1082. Adr. de Jussieu 1. c, Tab. 14. Endlicher 1. c. n. 5785. welche um 14 neue Arten vermehrt wird. Die GdLÜVLWgQnApavisthmium Endlicher und OmpÄa- lia L. konnte ich aus Mangel an Material nicht untersuchen. Die Gattungskennzeichen von Conceveiha Aubl. bin ich im Stande zu vervollständigen, da. mir die mämilichen Exem- plare von zwei Arten zu Gebote stehen. Conceveiha Aubl. Flores dioici, apetali, spicati. Spicae solitariae, aut ag- ^regatae, axillares terminalesque longissimae. Masc. Inter- ^■upte-glomerati. Glomeruli squamulis, parvis, plurimis, per- üstentibus cincti. Calyces urceolati, bi- aut trifidi, brevissime ledicellati; pedicellis hirsutis, apice articulatis, persistentibus. stamina 3, antheris oblongis, utrinque obtusis, bilocularibus, candidis; filamentis brevibus, basi coalitis. Fem. Solitarii. Squamulae 3 — 4 parvae, connatae, glandulis 2, sessilibus, dis- Diformibus suffultae. Calyx parvus, 5 — 6 partitus, laciniis i naequalibus, extus glandulis tribus bilobis auctus. Ovarium rigonum, triloculare, loculis uniovulatis, ovulis infra apicem nsertis. Stylus brevissimus. Stigmata 3, lata, erecta, intus imbriata, apice biloba. Capsula coriacea, tricocca, coccis bi- ■alvibus, monospermis. Semina arillo carnoso calyptrata. ArboresAmericae meridionalis, succo viridi scatentes, fo- iis alternis, petiolatis, coriaceo-membranaceis, nervosis, basi )istipellatis; nervis subtus magis prominentibus; floribus raas- pulis glomerato-spicatis, femineis sparsis, spicatis. Species 2, altera gujanensis, altera brasiliensis. Conceveiha gujanensis Aubl. C. macrophylla Kl. 192 Alchornea Solander ist durch Adrian de Jussieu am citirten Orte p. 42. Tab. 13. n. 41. und durch Hayne Arzenei- gewächse Band X. Tab. 42. so bestimmt festgestellt, dafs selbst sieben neu hinzugekommene Arten, wovon eine aus dem britischen Gujana, die übrigen sechs aus Brasilien, keine Aenderung in den Gattungskennzeichen verursachen. Trib. V. Crotoneae Blume Bydragen p. 599. Ovarii loculi uniovulati. Flores saepissime corollati, fas- ciculati, spicati, racemosi aut paniculati. Garcia Rohr ex Vahl Symbol. III. p. 100. Adr. de Juss. 1. c. Tab. 13. n. 40. Endlicher 1. c. n. 5797, habe ich aus Mangel an Material nicht untersuchen können. Mahea Aublet Gujan. II. p. 867. T. 334. Endlicher 1. c. n. 5798., umfafst gegenwärtig drei Arten, von denen zwei in Gujana und die dritte in Brasilien vorkommt. Ich hatte Gelegenheit sämmtliche Arten zu untersuchen und habe mich dadurch überzeugt, dafs der Gattungscharakter keiner Aende- rung bedarf. Dasselbe gilt von: Siphonia Richard ex Adr. de Juss. 1. o. p. 39. Tab. 12. n. 38. A et B. Endlicher n. 5799. Hevea Aubl. Gujan. II. p. 871. Tab. 335., von der zwei Arten, eine aus Gujana, die andere aus Brasilien, bekannt sind. An da Piso. Martins Amoenit. Monac. T. 1. St. Hi- laire Plant, us. T. 54. Endlicher I. c. n. 5801. Jatropha Kunth in Humb. et Bonpl. Nov. Gen. et Spec. II. p. 82. Endlicher 1.- c. p. 5805. Adenorhopium Pohl. Plant, bras. I. p. 12. T. 9. Curcas Adans. Fam. II. p. 356. Endlicher I.e. n. 5806. Jatropha Pohl Plant, bras. I. p. 13. Cnidoscolus Pohl Plant, bras. I. p. 56. Tab. 49—52. Endlicher 1. c. n. 5807. Manihot Plumier Cat. 20, excl. sp. Endlicher n. 5808. Mo Zinna Ortega Decad. 105. T. 13. Laureira Cava- nilles Je. V. p. 17. T. 429, 430. Willd. Spec. pl. IV. p.866. Endlicher 1. c. n. 5814. Jiisingera Helenius in Act. Holm. 1792 p. 32. T. 2. Willd. Sp, pl. IV. p. 835. Adr. de Juss. 1. c. p. 34. Endli- cher 1. c. n. 5816. 193 Acidoton Swartz Flor. lud. occid. p. 952. T. 18. Adr. de Juss. p, 32. Endlicher n. 5822. Hendecandra Eschscholtz in Mein. Acadera. Petrop. X. p, 422. Endlicher 1. c. n. 5824. Astrogyne Bentham Plant. Hartweg. p. 14. hat durch Sellows unermüdlichen Eifer aus Brasilien einen Zuwachs von 6 Arten erhalten : Hendecandra glahrescens Kl., H, longifolia Kl., H. di- varicata KL, Tl. velleriflora Kl, H. polymoi^pha Kl, und H. montevidensis Kl. QCroton montevidensis Spr. ) Adelia Linne Gen. pl. n, 1137. Adr. de Juss. p. 31. T. 9. n. 28. Endlicher n. 5825. ist ebenfalls durch einige neue Arten aus Brasilien vermehrt worden. Cr o ton Linne hat zwar die diöcischen Arten und die, deren Bracteen melirere Blumen stützen, verloren, ist aber dafür durch neu hinzugekommene Arten reichlich entschädigt worden. Julocroton Martins Herb. bras. n. 119. Endlicher 11. 5825. Hierher gehört auch Croton conspurcatus- Schlech- tendal, von Schiede in Mexiko gesammelt, und eine neue Art aus Brasilien {Julocroton lanceolatus Kl). PodostacJiys*) Kl. Flores monoici. Masc. racemoso - spicaeformes , longe pedunculati. Pedunculi "terminales, inferne nudi. Bracteae parvae, persistentes, tri- rarissime uniflorae. Calyx monophyl- lus, quinquepartitus. Petala quinque, aestivatioue convolutiva. Glandulae nullae, Stamina 8 — 10, receptaculo nudo aut vil- loso inserta; filamentis liberis, aestivatioue inflexis, demum erectis, exsertis; antheris oblongis, introrsis, bilocularibus, filamenti apici adnatis, loculis antice per rimam longitudinalem dehiscentibus. Fem. in apice ranmlorum juxta basim spicae masculae verticillati. Calyx campanulatus, sexpartitus, ae- qualis. Petala sex, parva, linearia, laciniis calycis alterna. Germen trigonum, villosum, triloculare, loculis uniovulatis. Stylus nuUus. Stigmata tria, profunde bipartita, lobis filifor- mibus, apice involutis. Capsida tricocca, coccis bivalvibus, KQonospermis. '^) Nomen e vocibus novg et otk/vq compositum. Archiv f. Naturgesch, VII. Jahrg. 1. Bd. 13 194 Herbae brasilienses, pilosae, Crotonis glandulosi facie; foliis' alternis, petiolatis, stipulaceis, margine crenatis aiit ser- ratis; floribus niasculis spicatis, longe pedunculatis, femineis juxta basin spicae masculae verticillatis. Podostachys incana Kl., P. hirta Kl., P. Sellowiana Kl., P. serrata Kl. Hanptunterscheidungszeichen dieser Gattung sind: ein sechstheiliger Kelch der weiblichen Bliithe, drei tief- zweithei- lige Narben, eine langgestielte, unterwärts nackte männliche Aehre, und wirtelständige, die männliche Aehre an der Basis umgebende weibliche Blüthen. uistraea*^ Kl. Croionis sp. Auct. Flores monoici, longissime spicati. Masc. Bracteae par- vae, persistentes, multifiorae. Calyx globosus, deinde magis apertus, longe pedicellatus , profunde quinquefidus, aestiva- tione imbricativa. CoroUae petala quinque calycis laciniis al- terna, aestivatione convolutiva. Glandulae 5, Äquamaeformes, petalis alternae. Stamina 12 — 15, receptaculo nudo inserta; filamentis liberis, aestivatione inflexis, demum erectis, exser- tis; antheris reniformibus, bilocularibus, filamenti apice adnatis, loculis antice per rimam longitudinalem dehiscentibus. Fem. in inferiore parte spicae masculae sparsi, bracteati. Calyx campanulatus, quinquepartitus, aequalis, laciniis angustis. Pe- tala nulla. Glandulae squamaeformes quinque, laciniis calycis oppositae. Germen oblongum, trigonum, triloculare, loculis uniovulatis. Styli tres, distincti, elongati, cylindrici, intus lon- gitudiualiter sulcati , apice in lobos 7 — 8 filiformes, unilatera- les divisi. Capsula tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Herbae aut frutices Araericae meridionalis; foliis alternis, stipulaceis tri- aut quinque -lobatis, rarissime integris, petio- latis; spicis longissimis, monoicis, terminalibus ; floribus femi- neis in parte inferiore spicae masculae sparsis. Astvaea Manihot Kl., A. Jatropha Kl., A. tomentosa KL, A. palmata Kl., A. lohata Kl, {Croton lobatus L.), A. diversifolia KL, A. divaricata KL, yl. prunifolia Kl. Diese Gattung mufste von Croton getrennt werden, weil die Knospenlage des Kelches der männliclien Blüthen nicht *) Astraea, die Tochter des Zeus und der Themis. 195 klappig, sondern schindeiförmig ist, mehrere männliche Blü- then mit besondern Bracteolen versehen aus dem Winkel ei- ner Bractea in Form einer Afterdolde erscheinen und beson- ders, weil die Griffel und Narben von denen des Croton so aufserordentlich abweichen, Ocalia"^) Kl. Flores monoici aut dioici, spicati, Spicae strictae, ter- minales. Masc. Bracteae uniflorae. Calyx globosus, dein apertus, profunde quinquefidus, aestivatione imbricativa. Co- roUae petala quinque, calycis laciniis alterna, aestivatione con- volutiva. Glandulae quinque, squamaeformes, petalis alternae. Stanrina 10, receptaculo villoso inserta; filamentis liberis, ae- stivatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris ovatis^ bilocularibus, filamenti apice adnatis ; loculis antice per rimam longitudinalem dehiscentibus. Fem. Calyx campanulatus, quin- quepartitus, inaequalis, persistens, laciniis intus ad basin squa- ma obtusa, membranacea cinctis. Petala nulla. Germen glo- boso-trigonum, triloculare, pilis setaceis, stellatis undique vestitum, loculis uniovulatis. Stylus nullus. Stigmata 3, ses- silia, bipartita, lobis filiformibus , indivisis aut bifidis, apice involutis. Capsula setosa, tricocca, coccis bivalvibus, rao- nospermis. Suffrutices asperi Americae meridionalis , Cordiae facie; foliis alternis, stipulaceis, nerVosis, basi biglandulosis, margine dentato-subincisis, nervis subtus prominentibus ; spicis nunc sexu distinctis, nunc bisexualibus, masculis saepissime superio- ribus, inferioribus femiueis, Obs. Species 6, quarum 1 mexicana, quinque brasilienses. Species monoicae: Ocalia grandifolia Kl., 0. angiisti- folia Kl., 0. hetulina Kl. Species dioicae: 0. Sellowiana Kl., 0. cordiaefolia Kl., 0. eclnifolia Kl. Diese Gattung, welche sich von Croton nur durch die Unregelmäfsigkeit des Kelches an den weiblichen Bliithen und durch die Narben unterscheidet, weicht durch ihren ha- bituellen Charakter, der an die Cordiaceen erinnert, aufser- ordentlich von dem des Croton ab. *) Okalia, Gemahlin des Abas. 13* 196 Entropia*) Kl. Crotonis spec. Sprengel Neue Entdeckun- gen II. p, 120. RoUleriae spec. Sprengel Syst. veg. III. p. 877. Flores monoici, in spicis longissimis, strictis, terminalibus remotiusculo - aggregati. Bracteae multiflorae. Masc. Calyx profunde - quinquefidus, aestivatione imbricativa. Corollae pe- tala quinque, calycis laciniis alterna, aestivatione convolutiva. Glandulae quinque, squamaeformes , inter se coalitae, petalis alternae. Stamina 10, receptaculo villoso inserta; filamentis liberis, aestivatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris brevibus, bilocularibus , apice emarginatis, filamenti apice ad- natis, loculi« antice per rimam longitudinalem dehiscentibus. Fem. Calyx quinque- aut sexpartitus, subinaequalis. Glandulae nuUae. Germen globoso - trigonum , triloculare, loculis uni- ovulatis. Stylus nullus. Stigmata 3, bifida, divaricatim ad- scendentia, lobis complanatis, integris aut ad apicem bifidis, involutis. Capsula tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Frutices brasilienses ; ramis divaricato - dichotomis, cortice aromatico; foliis alternis, stipulaceis, coriaceo-membranaceis, subglabris, basi biglandulosis, margine obsolete - crenatis, caly- eibusque densissime pellucido-punctulatis; spicis terminalibus, longissimis, strictis, floribus remote-aggregatis, masculis femi- neis intermixtis. Entropia hrasiliensis Kl. (Croton polyandrus et Rott- leria hrasiliensis Spreng.), E. ohovata Kl. Diese Gattung unterscheidet sich in ihren wesentlichen Kennzeichen von Croton lediglich durcli den Mangel der Drü- sen 'in den weiblichen Bliithen, durcj^i ihre Narbenform und durcTi die in zerstreuten Häufchen zu einer Aehre gebildeten männlichen Bliithen, denen ziemlich bis zur Spitze der Aehre einzelne weibliche beigemischt sind. Dem äufsern Ansehen nach sowohl als ihrer durchsichtigen Punkte in den blattar- tigen Theilen wegen bewahrt sie eine aufi"allende Aelmlichkeit mit den Samydeen. Cleodora**) KI. Flores monoici, spicati. Spicae terminales. Masc. Bracteae *) Eutropius, der berühmte Geschichtsschreiber. **) Kleodora eine Danaide. 197 multiflorae. Calyx pubescens, quinquepartitiis, aestivatione imbricativa. Corollae petala quinque, laciniis calycis alterna, aestivatione convolutiva. Glandulae nullae. Stamina decem, receptaculo villoso inserta; filamentis liberis, aestivatione in- flexis, demum erectis, exsertis; antheris introrsis, filamenti apice adnatis. Fem. Calyx cupularis, quinquefidus, persistans, segmentis latis, obtusis, margine imbricatis. Glandulae et pe- tala nulla. Gernien globosum, pubescens, triloculare, loculis uniovulatis. Stylus nuUus. Stigmata 3, adscendentia , tripar- tita, lobis teretibus, profunde bifidis. Capsula globosa, tri- cocca, coccis bivalvibus, raonospermis. Arbor brasiliensis, ramis foliisque villoso -pilosis; foliis alternis, petiolatis, exstipulaceis , oblongis, basi emarginatis, membranaceis , pellucido - punctulatis , margine subserratis; spicis terminalibus , floribus femineis inferioribus , sparsis, masculis superioribus remote - aggregatis , singuli bracteolis suflfulti. Cleodora Sellowiana Kl. Der Mangel von Drüsen und driisenartigen Gebilden in den Blütlien, so Avie die Form des weiblichen Kelches und der Narben begründet die Aufstellung dieser dem Crotou ver- wandten Gattung. Timandra*) Kl. Flores monoici. Masc. Brevi-racemosi. Racemi axillares, pauciflori. Calyx urceolato - campanulatus , profunde - quadri- fidus, aestivatione imbricativa. Corollae petala 4, aestivatione convolutiva. Glandulae nullae. Stamina 8, receptaculo nudo inserta; filamentis liberis, glabris, aestivatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris oblongis, introrsis, filamenti apici adnatis. Fem. Solitarii, axillares. Calyx quinquepartitus, per- sistens. Glandulae et petala nulla. Ovarium globosum, tri- loculare, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus nullus. Stigmata 3, erecta, tri- aut quadripartita , lobis teretiusculis. Capsula globosa, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Fruticuli ramosissimi brasilienses Erythroxyli facie; foliis parvis, alternis, stipulaceis, serratis aut integerrimis, pilis stel- latis consitis floribusque densissime pellucido - punctulatis ; *) Timandra, die Geliebte des Alkibiades. 198 stipulis persistentibus; floribiis axillaribus, bracteis suffultis, masculis racemosis 3 — 5 floris^ femineis solitariis, brevissime pedicellatis. Timandra serrata Kl., T. erythroxyloides KL, T. di~ chotoma Kl. Diese Gattung steht sowohl ihrer habituellen als wesent- lichen Kennzeichen wegen unter den Crotoneen etwas isolirt. Besonders ist die Vierzähligkeit der männlichen Blüthentheile in dieser Abtheilung höchst selten. Medea*^ Kl. Flores monoici, in apice ramulorum sparsi. Masc. Brevi- pedicellati. Calyx profunde quinquefidus, bracteolis destitutus, aestivatione imbricativa. Corollae petala 5, laciniis calycis alterna, aestivatione convolutiva. Glandulae nullae. Stamina 10, receptaculo hirto inserta; fdamentis liberis, pilosis, aesti- vatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris oblongis, introrsis, filaraenti apici adnatis. Fem. Sessiles. Calyx pro- funde quinquepartitus , persistens, laciniis angustis, longis. Glandulae et petala nulla. Ovarium globosum, triloculare, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus nullus. Stigmata 3, profunde trifida, lobis erectis, teretiusculis. Capsula glo- bosa, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Frutex brasiliensis, hirtus, ramis erectis, dichotomis ; foliis alternis, confertis, subsessilibus, ovatis, evanescenti-villosis petalisque pellucido punctulatis, exstipulaceis, floribus in apice ramulorum axillaribus, femineis inclusis, masculis subexsertis. Medea hirta Kl. Zunächst ist diese Gattung mit Timandra verwandt, von der sie sich durch die Fünfzähligkeit der männlichen Blüthen- theile, welche nicht in Trauben, sondern einzeln vorkommen und durch den Mangel der Stipulae unterscheidet. Der Ha- bitus erinnert an die kapische Proteaceengattung Mimetes. Chiropctalum Adr. de Juss. in Annales des sciences nat. XXV, p. 21. Endlicl^er 1. c. n. 5830. Crotonis spec. Adr. de Juss. Euphorb. Tab. 8. n. 26. C. war bisher durch zwei Arten in Chili und durch eine Art in Peru repräsentirt, *) Medea, die Tochter des Aeetes und Gemahlin des Jason. 199 jetzt hat auch Brasilien zwei Arten dieser Gattung- (CA. inolle Kl. und Ch. Uneatum Kl.) aufzuweisen. Caperonia St. Hilaire in Mem. Mus, XII. p. 342. Endlicher 1. c. n. 5831. Crotonis sp. Adr. de Juss. Euphorb. Tab. 8. n. 26. B. ist durch Robert Schomburgk aus dem bri- tischen Gujana um zwei Arten, von Schimper aus Abyssinien um eine Art vermehrt worden. Ditaxis'\3i\\l ex Adr. de Juss. Euphorb. p. 27. Tab. 7. n. 24. Kunth in Humb. Nov. gen. et spec. VII. p. 170. Tab. 639. Zuccarini in Abhandlungen der Akademie der Wissen- schaften I. p. 290. hat aus Brasilien einen Zuwachs von zwei Arten (D. chrysantha und 1). triplinervia) erhalten. • Argythamnia P. Brown Jam. 338. Adr. de Juss. Euphorb. p. 26. Tab. 7. n. 23. hat keinen Zuwachs erfahren. Philyra*^ Kl. Flores dioici, racemosi, axillares. Masc. Racemi subcy- mosi, breves. Pedicelli bracteis tribus glumaceis suffulti. Ca- lyx gamosepalus, elongatus, acutus, candidus, deinde inaequa- liter 2 — 5-fissus. Petala 5, aestivatione convolutiva, basi subcoalita, Glandulae nullae. Stamina 8 — 10; filamentis in columnam connatis, apice liberis; antheris extrorsis, bilocula- ribus, oblongis, bi-triseriatim verticillatis. Germinis rudimen- tum nullum. Fem. Racemi longi, 5 — 6 flori. Flores distantes, longe-pedicellati. Pedicelli basi bracteis tribus glumaceis sti- pati, Calyx foliaceus, quinquepartitus, laciniis angustis, ae- qualibus. Glandulae 5, bilobae, laciniis calycis alternae. Germen? Stylus? Stigmata? Capsula puberula, depressa, tri- angularis, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Semina globosa, albida,, seminum Pisi sativi magnitudine. Arbor brasiliensis , ramosa, glabra; ramis albidis, strictis; foliis primariis in spinam flavidam bipartitam mutatis, secun- dariis alternis, stipulaceis, oblongis, membranaceis , integer- rimis, inferne attenuatis, racemis axillaribus, bracteatis; bra- cteis persistentibus ; femineis longioribus, laxis, masculis bre- vioribus , subcymosis. Fhilyra hrasiliensis Kl, Diese Gattung gehört zuverlässig zu den Crotoneen und *) Philyra, die Mutter des Chiron. 200 reihet sich in Bezug auf die Struktur der männlichen Bliithe der vorhergehenden Gattung an; dem äufseren Ansehn nach hat sie aber durchaus nichts gemein mit ihr. Von der weib- lichen Bliithe habe ich nur eine reife Frucht untersuchen kön- nen, welche die Narben bereits abgeworfen hatte. Tribus VI. Phyllantheae. Endlicher 1. c, p. 1119. Ovarii loculi biovulati. Stamina centro floris inserta. Aufser der Gattung Epistylium Swartz, deren Heimath immer noch auf die westindischen Inseln beschränkt bleibt, ist aus dieser ganzen Abtheilung nur Phyllanthiis Swartz und die unten beschriebene Gattung, welche hiervon getrennt werden mufste, in Süd -Amerika bis jetzt angetroffen worden. Aster an dra'^) Kl. Flores monoici, axillares, pedicellati. Calyx quinque-sex- partitus, laciniis inaequalibus. Masc. Stamina 5 — 6; filamen- tis brevibus, in columnam disco integro, subgyroso cinctam coalitis; antheris horizontalibus, umboni central! adnatis, stel- latim 5 — 6 radiatis. Fem. Ovarium globosum, apice in sty- lum brevem -attenuatum, disco magno, integro cinctum, trilo- culare, loculis biovulatis. Stylus brevissimus. Stigmata 3, paten- tia, petaloidea, bifida aut intcgra, margine crenata. Capsula? Arbores Americae meridionalis , trunco ut in Palniis sub- - squamato, superne attenuato, apice impressionibus rbomboideis ; ramis alternis, tetragonis, fuscis; foliis alternis, magnis, elon- gato - oblongis, acuminatis, integerrimis , reticulato - venosis, membranaceis , basi stipulaceis; racemis axillaribus, valde ab- breviatis, solitariis, multifloris; floribus pedicellatis , basi bra- cteatis, masculis et femineis in eodem racemo. Asterandra Sellowiana Kl., A. cornifolia Kl. {PhylU anthus cornifolius Kunth.) Tribus VII. Buxeae. Bartling Ord. nat. p. 370. Ovarii loculi biovulati. Stamina sub ovarii rudimento sessUi inserta. Sämmtliche zu dieser Abtheilung gehörende Gattungen sind arm an Arten; verhältnifsmäfsig wenige kommen davon in Süd -Amerika vor. *) e vocibus uairiQ et «yjj^. 201 Richeria Vahl Eclog. I. p. 30. Tal». 4. Adr. de Jiiss. Euphorb. p. 16. Endlicher 1. c. n. 5861. Amuno a Aiibl. Gujan. I. p. 256. Tab. 101. Adr. de Juss. 1. c. p. 15. Tab. 2. Endlicher 1. c. n. 5862. Savia Willd. Spec. pl. IV. p. 771. Adr. de Juss. Eu- phorb. p. 15. Tab. 2. Endlicher 1. c. n. 5866. Triceva Svvartz Flora Ind. occid. I. p. 333. Tab. 7. Endlicher 1. c. n. 5868. Drypetes Vahl Eclog. fasc. 111. p. 49. Poiteau in Mem. Mus I. p. 151. Tab. 8 — 10. Adr. de Juss. Euphorb. p. 12. Endlicher 1. c. n. 5874. Discocarpus*) Kl. Flores dioici, in foliorum axillis aggregati. Pedicelli bra- ves, squamis aridis, fuscis, subpersistentibus dense vestiti. Masc. Calyx cyaihiformis, inaequaliter quinquefidus, segmentis intus squauia brevi instructis. Petala nulla. Stamina 5, longe exserta, inferne in cylindrum coalita. Gcrminis rudiraentum parvuiri, pedicelliforme, trifidum. Fem. Calyx profunde quin- quefidus, persistens. Corollae petala 5, calycis laciniis alterna. Staminum rudimenta 5, ad basin gerniinis inserta. Discus hy- pogynus, carnosus, crenato-marginatus. Ovarium sessile, tri- loculare, loculis biovulatis. Stylus brevissimus, crassus. Sti- gmata tria, petaloidea, recurva, crenato -laciniata, basi angusta, supra canaliculata. Capsula globoso - depressa, pubescens, obtuse-sexangularis, tricocca, coccis bivalvibus, abortu mo- nospermis. Arbores Americae tropicae; ramis subinde spinescentibus; foliis alternis, coriaceis, rigidis, ovatis aut ellipticis, niargine integerrimis , supra nitidis; floribus axillaribus, aggregato - fa- sciculatis, squamis aridis, copiosis suffultis. D. essequihoensis KL, D. hrasiliensis Kl. Diese Gattung hat eine grofse Aehnliclikeit mit Securinega Commerson , von der sie sicli durcli die weiblichen Blütheii unterscheidet. Noch mufs ich einer Gattung gedenken, von der ich nur männliche Exemplare untersuchen konnte, welche, wenn sie *) e vocibus SCöxoi et xaQitöi. 202 sich als Euphoj'hiacea bewähren sollte, ebenfalls zu dieser Abtheilung gehört. Podocalyx*) Kl. Flores dioici, densissime glomerulati. Glomeruli in spi- cas axillares dispositi, unibracteati. Masc. Calyx minimus, campanulatus , quadridentatus , longe pedicellatus. Stamina 4, exserta, dentibus calycis opposita; filamentis sub ovarii rudi- niento simplici, pulvinato insertis; antheris subglobosis, utriu- que obtusis, bilocularibus, extrorsis. Fem.? Arbor gujanensis; foliis alternis, coriaceis, exstipulaceis, glabris , integerrimis. Podocalyx loranihoides Kl. Erklärung der zur vorstehenden Abhandlung gehörigen Abbildungen. Tafel VII. ^. Schismatop er a Martiana Kl. «) eine zweiklappige Hülle der männlichen Blüthen mit einer Bractea gestützt, von hinten gesehen, Imal vergröfsert; Z>) dieselbe mit den von ihr eingeschlossenen 3 männlichen Blüthen, von vorn gesehen, 2mal vergr.; c) ein Rudiment des Ovariums aus der männlichen Hülle, 6mal vergr.; d) eine einzelne männliche Blüthe, 6mal vergr. B. Spixia Leandri Martins. a) eine geschlossene männliche Hülle mit z^vei Bracteen ge- stützt, 2mal vergr.; h) die männlichen Blüthen nebst den Rudimenten der Ova- rien nach Entfernung der Hülle, 6mal vergr.; c) ein Rudiment des Fruchtknotens aus der männlichen Hülle, 8mal vergr.; d) eine einzelne männliche Blüthe, 8mal vergr.; e) eine weibliche offene Hülle mit den von ihr eingeschlos- senen vier Blüthen, 2mal vergr.; /) eine einzelne weibliche Blüthe, 5mal vergr.; g) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 5mal vergr, )m- *) e vocibus novs et xcdv'4. 203 C. Peridimn ovale Kl. a) eine offene männliche Hülle mit zwei Bracteen gestützt, 3mal vergr. ; h) die Staubgefäfse nach Entfernung der Hülle, 5mal vergr.; hh) Pollenkörner, nnter Wasser gesehen, ISOmal vergr.; c) die weiblichen Blüthen nach Entfernung der Hülle, 5mal vergr. ; d) eine reife Frucht in nat. Gr. e) ein Querdurchschnitt derselben, Imal vergr,; /) eine in drei zweispaltige Klappen aufgesprungene Frucht in nat. Gr. ; g) ein Same mit der mützenförmigen Samendecke, in na- türlicher Gr.; h) die Samendecke, 2mal vergr.; i) der Same ohne Samendecke, 2mal vergr.; /<•) derselbe nach Entfernung der Samenhaut, 2mal vergr.; l) ein Längsdurchschnitt desselben, 2mal vergr. Tafel Vni. A. Dactylostemon glahrescens Kl. a) eine Blüthenähre, in nat. Gr.; h) eine männliche Blüthe, 6mal vergr.; c) eine weibliche Blüthe, 6mal vergr.; d) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 5mal vergr.; e) eine reife Frucht, 2mal vergr. B. Senefeldera multi/lora Martius «) die Spitze einer Blüthenrispe, in nat. Gr.; h) eine männliche Blüthe, 8mal vergr.; c) dieselbe ohne Staubbeutel, 8mal vergr.; d) eine weibliche Blüthe, 6mal vergr.; e) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 6mal vergr. C. Adenogyne pachys tachys Kl. (i) eine Blüthenähre in nat. Gr.; 6) eine Schuppe mit drei männliclien Blüthen, 6mal vergr.; c) eine männliche Blüthe, 8mal vergr.; d) eine weibliche Blüthe, 6mal vergr.; e) eine reife Frucht, in nat. Gr.; /) ein reifer Same, in nat. Gr.; 204 ' g) ein Längsdurchschnitt des Fruchtknotens, 3mal vergr. D. ^ctinostemon grandifoliiis Kl. a) eine Bliithenähre, Imal vergr.; h) eine männliche Bliithe, 8mal vergr.; c) Pollenkörner, ISOmal vergr.; d) eine junge Frucht, in nat. Gr. ; e) eine reife Kapsel, in nat. Gr.; f) ein Fach derselben, in nat. Gr.; g) ein reifer Same, in nat. Gr. Tafel IX. A. T raganthus sidoides Kl. a) ein Stück eines Zweiges mit männlichen und weiblichen Blüthen, 3mal vergr.; h) eine männliche Hiillschuppe mit Knospen und einer offe- nen Bliithe, 12mal vergr.; c) eine weibliche Bliithe, 6mal vergr.; d) ein Querdurchschnitt der jungen Frucht, 6mal vergf. ; e) die geflügelte Centralsäule der reifen Kapsel, 8mal vergr. B. Botryanthc discolor Kl. ä) die Spitze eines blühenden Zweiges, in nat. Gr.; l) eine männliche Blüthe, 8mal vergr.; c) dieselbe nach Entfernung des Kelches, 8mal vergr.; d) eine weibliche Blüthe, 5mal vergr.; e) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 5mal vergr.; /) ein Längsdurchschnitt desselben, 5mal vergr.; g) eine halbreife Frucht, in nat. Gr. C. Discocarpus essequihoensis Kl. a) ein kurzer Zweig mit männlichen Blüthen, in nat. Gr.; V) eine männliche Blüthe, 12mal vergr.; c) dieselbe nach Entfernung des Kelches, 12mal vergr. ; d) ein kurzer Zweig mit weiblichen Blüthen, in nat. Gr.; e) eine weibliche Blüthe, 4mal vergr.; /) ein Querdurchschnitt der jungen Frucht, 5mal vergr. ; g) eine reife Frucht, Imal vergr.; Ä) ein Fach der reifen Kapsel, von innen gesehen, Imal vergr. 205 üeber das Eierlegen der Agrioii forcipula. Von C. Th. von Siebold. Obgleich der nafskalte Sommer dieses Jahres sich nicht eben eignete, um die Insektenvvelt in ihrem Thun nnd Trei- ben draufsen im Freien zu belauschen, so habe ich zu An- fang des Augustes doch Gelegenheit gehabt, das eigenthümliche Benehmen von u^grion forcipula bei dem Geschäfte des Eier- legens zu beobachten, worüber ich mich um so mehr gefreut habe, da dieser Akt aus der Lebensgeschichte von Agrion forcipula mir ganz neu und höchst überraschend erschien. Bekanntlich gehört die Gattung Agrion zu denjenigen Libellulinen, deren Weibchen einen sehr complicirten Lege- Apparat besitzen, mittelst welches die Eier an Pflanzen ge- legt werden, so vermuthete ich es wenigstens, als ich häufig -4e.jcÄ7i« -Weibchen an Wasserpflanzen hängend ihren Leib unter Wasser stecken und an der Pflanze auf und nieder be- wegen sah.*) Bei yigrion forcipula habe ich mich vollkom- men überzeugt, dafs diese Thierc ihre Eier in das Parenchym gewisser Pflanzen einsenken, wobei ihnen der Lege-Apparat die besten Dienste leistet. Bei diesem Eierlegen nimmt aber auch das ^^/7072- Männchen einen eben so thätigen Antheil, wie ich dasselbe bei Lihellula cancellata beobachtet habe.**) Nachdem nämlich die Begattung zwischen den beiden Ge- schlechtern von Agrion forcipula zu Stande gekommen ist, so läfst auch hier das Männchen sein Weibchen nicht mehr *) Siehe meine Abhandlung: Ueber die Fortpflanzungsweise der Libellulinen, in Germars Zeitschrift f. die Entomologie II. 2. p. 435. *») Ebend. p. 437. 206 los, sondern führt es am Nacken festhaltend mit sich herum, beide fliegen alsdann mit gerade ausgestreckten Leibern um- her, *) und lassen sich bald hier bald dort auf Wasserpflanzen oder auf andere in der Nähe von Gewässer befindliche Pflan- zen nieder, und scheinen in ihren Handlungen wie von einem Willen beseelt zu sein. Der Teich, an welchem ich meine Beobachtungen anstellte, war an seinen Ufern mit Scirpus palustris bewachsen; es stand diese Binse zum Theil auf dem Trocknen, ragte aber auch ein Paar Schritte vom Ufer aus dem Wasser hervor. An diese Binsen setzten sich nun die uigrion - Männchen mit iln-en Weibchen am häufigsten, und kaum hatte sich ein Männchen an die Seite einer Binse gehängt, so umklammerte das Weibchen unter ihm ebenfalls die Binse und fing sogleich das Lege- Geschäft an. Dasselbe bog seinen Leib von der Binse ab, nur sein Leibesende brachte es mit derselben in Berührung und schob dieses bis fast zu seinen Füfsen herauf. In dieser Situation hat Reaumur ein Agrion-Va.vc\\en ganz richtig ab- gebildet;**) derselbe vermuthet auch, dafs das Weibchen mit den sägeförmigen Hornfortsätzen seiner Legeröhre Eier in das Pflanzen -Parenchym hineinschieben könne, er spricht sich jedoch nicht bestimmt aus.***) Beobachtete ich ein solches an einer auf dem Trocknen wachsenden Binse mit bogenförmig gekrümmtem Leibe sitzen- des ^g^/'/o/i -Weibchen, so bemerkte ich bald, dafs dasselbe mit seinem Lege -Apparat beschäftigt war, ich sah deutlich, wie dasselbe seine säbelförmigen Hornfortsätze aus den bei- den breiten Seitenklappen hervorzog und in das Parenchym der Binse eindrückte. Kaum war dies geschehen, so kroch das Agrion - Weibchen einige Schritte au der Binse herab, und arbeitete von neuem mit seinem Lege -Apparat an dem Parenchym der Bijise, welches so oft wiederholt wurde, bis das Weibchen an dem unteren Ende der Binse angelangt war. Das Männchen, welches den Bewegungen seines Weibchens *) Vergl. Reaumur: Memoires pour servir ä l'histoire des In- sectes. T. VI. PI. 40. Fig. 2. *'^) Ebend. PI. 40. Fig. 3. und 9. »"^O Ebend. p. 436. 207 willig gefolgt war, flog dann mit ihm davon, setzte sich aber bald wieder an eine andere Binse, und zwar fast immer an das obere Ende derselben, so dafs dadurch das Weibchen Ge- legenheit fand, an der ganzen Binse herab seine Eier anzu- bringen. Untersuchte ich eine solche Binse, an welcher ein Pärchen von Agrion forcipula mit dem Eierlegen beschäftigt war, so fand ich den Stengel jener Pflanze in der ganzen Länge, in welcher sich das Libellen -Pärchen von oben nach unten bewegt hatte, verwundet; ich konnte nämlich eine Reihe kleiner weifsgelber Flecke erkennen, welche von der Epider- mis des Scirpus herrührten, indem diese von oben nach unten abgetrennt war und wie eine Schuppe den künstlich geöffneten Eingang zu den weiten Luftzellen der Binse verschlofs. Das Weibchen ist nändich, nachdem es den säbelförmigen Lege- stachel wieder aus dem Parenchym der Binse hervorgezogen hat, immer darauf bedacht, die gemachte Oefi'nung zu verber- gen, zu welchem Zwecke dasselbe mit dem convexen Theile des Legesäbels die abgelöste Epidermis der Binse gegen jene Oefi'nung aufdrückt. ' Wenn ich solche Binsen, an welchen ein ^^/-io^i- Pär- chen mit dem Eierlegen beschäftigt gewesen war, genauer un- tersuchte, so fand icli fast an allen Stellen, wo ich äufserlich die Epidermis der Pflanze verletzt sah, in der hinter der Ver- wundung liegenden geräumigen Luftzelle der Binse ein Ei der Agrion forcipula stecken. Die Eier dieser Libelle besitzen eine cylindrische Gestalt und sind an dem einen Ende abgerundet, an dem anderen verschmächtigt und zugespitzt; dieses spitze Ende zeigt immer eine dunkelbraune Farbe, während der übrige Theil der Eier blafsgelb gefärbt ist. Die Eier stecken mit dem spitzen Ende in der inneren Mündung des Wundkanals fest, so dafs man daraus deutlich ersehen kann, dafs die Eier mit dem stumpfen Ende voran in die Luftzellen der Binse liineingeschoben wor- den sind. Waren die Eier schon vor längerer Zeit gelegt worden, so erschienen die Luftzellen der Binse, in welchen sie steckten, krankJiaft braun gefärbt, vielleicht in Folge der Verwundung. Zuweilen fand ich auch die hinter der von dem Legesäbel des Agrion - Weibchen hervorgebrachten Wunde des Scirpus befindliche Zelle leer; es war hier wahrscheinlich 208 dem Weibchen nicht Zeit gelassen, ein Ei durch die Wunde in die Zelle zu schieben, denn die ^^g-z/o/i- Männchen, ob- wohl sie sich gewöhnlich an das obere Ende eines Scirpus ansetzen und" sich von dem eierlegenden Weibchen an der Binse herableiten lassen, zeigen nicht immer gleiche Ausdauer, und fliegen oft, nachdem sie sich kaum niedergelassen und die Weibchen eben den Legesäbel gegen die Binse aufgesetzt haben, schnell wieder davon und nöthigen so ihre Gefährtin- nen, das eben begonnene Werk mitten in der Arbeit aufzu- geben; zuweilen fällt es einem ^^no/i- Männchen ein, wenn sein Weibchen schon bis zur Hälfte der Binse herab seine Eier in diese eingesenkt hat, plötzlich davonzufliegen, ohne dem Weibchen Zeit zu lassen, die untere Hälfte des Binsen- Stengels mit Eiern zu besetzen. Die Weibchen von Agrion forcipula müssen übrigens einen sehr grofsen Drang zum Eierlegen in sich empfinden, da sie, wenn sic]i„ihre Männchen, was nicht selten geschieht, auf andere Pflanzen, auf verdorrte Reiser, abgestorbene Gras- halme und dergleichen niederlassen, ebenfalls ihr Leibesende umbiegen und mit ihrem Legesäbel Versuche zum Eierlegen machen ; dieser Versuch mag an harten und festen Gegenstän- den gänzlich scheitern, und wenn er an abgestorbenen Pflan- zen gelingen sollte, so mögen die hineingelegten Eier später vertrocknen, während in solchen Pflanzen, welche, wie die Binse, ein spongiöses Zellgewebe besitzen (z. B. in Sagitta- lia sagitiifolia) , die Agrion -Eier wohl eben so gut ange- bracht sein mögen, als in Scirpus palustris. Als ich an den Ufern des Teiches, welche von Agrion forcipula belebt wurden, umherschlich, um das Eierlegen dieser Libelle zu beobachten, war es mir aufgefallen, dafs sich ein Agrion -Färchen auf eine Binse, welche nicht auf dem Lande stand, sondern aus dem Wasserspiegel des Teichs hervorragte, gesetzt und das Weibchen bereits mit dem Eier- legen begonnen hatte; ich war neugierig, zu sehen, wie weit der Eifer desselben gehen und ob dasselbe, an der Binse rückwärts herabkriechend, sein Leibesende beim Drange des Eierlegens in das Wasser eintauchen würde. Wie erstaunte ich nun, als dieses ur^^/von-Weibchen nicht allein seinen Leib in das Wasser tauchte, sondern sogar so tief mit seinem 209 Männchen an der Binse herabkroch, bis beide ganz und gar unter dem Wasser verschwunden waren. Das Weibchen fuhr hierauf fort, an dem unter Wasser befindlichen Theile der Binse seine Eier ebenso abzulegen, wie vorher an dem oberen aus dem Wasser hervorragenden Theile dieser Pflanze ; das Agrion- Pärchen kroch bei diesem Geschäfte ebenfalls immer tiefer am Stengel des Scirpus herab, bis es auf dem Grunde des Teiches angekommen war, hiernach begaben sich beide Libellen am Stengel des Scirpus wieder langsam in die Höhe, ohne sich unterwegs aufzuhalten, und flogen dann, über dem Wasser an- gekommen, sogleich weiter, ohne sich von einander zu trennen. Ich muss gestehen, dass mich dieser Trieb von ^grion forci- pula, die Eier an einen für die Brut so zweckmässigen Ort abzulegen, zur grössten Verwunderung fortriss, zumal da die- ses Libellen-Pärchen sein Naturell so vergass, dass beide, Männ- chen und Weibchen, als wahre Luftthiere, welche fast immer fliegend umherschwärmen, plötzlich in das Wasser tauchten, in das Element, mit welchem sie nur in ihren Jugendzuständen vertraut waren. Ich glaubte anfangs, es wäre dieses Benehmen nur ein individueller Einfall des einen Agrion-Pärchen gewe- sen, diesen Gedanken gab ich aber wieder auf, als ich zu mei- ner Freude gar bald erkannte, wie alle diejenigen Agrion- Pärchen, welche sich an die aus dem Wasser hervorragenden Binsen gesetzt hatten, auf ganz gleiche Weise unter dem Was- ser verschwanden, und in demselben das Eierlegen fortsetzten, ja, einmal darauf aufmerksam geworden, bemerkte ich jetzt, in das Wasser hineinblickend, an vielen aus der Tiefe des Teiches hervorgewachsenen Binsen eierlegende Agrion-Pärchen sitzen, welche wegen der Länge der Binse, eine ziemlich lange Zeit (eine viertel bis halbe Stunde) unter Wasser verweilten, bis sie mit ihrem Geschäfte an das Wurzelende der Pflanzen angekommen waren. Die Agrion-Pärchen gebrauchten, ehe sie an den Binsen in das Wasser tauchten, jedesmal die Vorsicht, alle vier Flügel dicht an einander zu legen; hatte sich das Weibchen unter das Wasser begeben, so rückte das Männchen sogleich schnell nach, und erst dann, als auch das letztere vollständig vom Wasser umgeben war, fuhr das Weibchen wieder mit dem Eierlegen fort. Das Männchen bog unter Wasser seinen Leib Archiv f. Nalurgcsch. VH. Jahrg. 1. Bd. |4 210 ebenso bogenförmig von dem Stengel der Sumpfpflanze ab, wie sein Weibchen, wodurch alle unter Wasser befindlichen Agrion- Pärchen an den Binsen einen doppelten Bogen mit ihren Lei- bern bildeten; es haftete übrigens eine dünne Luftschicht so_ fest an ihren Leibern, Füssen und Flügeln, dass sie sich unter Wasser ganz silberglänzend ausnahmen, daher denn auch wohl diese Thiere mittelst dieses Luftvorraths athmeu mögen, und wenn sie aus dem Wasser wieder hervorkriechen, sogleich trocken sind und davonfliegen können. Es kam nicht selten vor, dass an einem und demselben Scirpus- Stengel, an welchem unten im Wasser bereits ein Agrion- Pärchen sass, sich ein zweites Pärchen in die Tieie des Wassers begab, und zwar auf eben derselben Seite; in einem solchen Falle wichen sich beide Pärchen dadurch aus, dass sich das obere nach der anderen, entgegengesetzten Seite der Binse wendete, und dann sein Geschäft ungehindert fort- setzte. Kam ich einem im Eierlegen begriff"enen Agrion-Pärchen über Wasser zu nahe, so flog dasselbe sogleich davon, berührte ich dagegen ein unter dem Wasser befindliches Pärchen, so klammerte sich dasselbe nur noch fester an die Sumpfpflanze an, und nur, wenn ich zu heftig mit einem Stocke an diesen Thieren herumstöberte, krochen sie schneller als gewöhnlich an der Binse herauf, um, über dem Wasser angekommen, so- gleich entfliehen zu können. An denjenigen Stellen der Binsen, welche unter Wasser von dem Legesäbel des Agrionen- Weibchens angestochen waren, breitete sich äusserlich ein brauner Fleck aus, und mit der- selben braunen Färbe waren auch die Luftzellen getränkt, in welchen die Agrioncn-Eier verborgen lagen. Mit solclien brau- nen Flecken waren die unter Wasser befindlichen Stengel der Binsen fast über und über besät. Bei der Untersuchung der Binsen, in welche schon vor längerer Zeit die Eier von Agrion forcipula hineingelegt waren, bemerkte ich, dass schon viele Larven in diesen Eiern sich zu entwickeln angefangen, und dass einige bereits ihre Eischalen schon verlassen hatten; in letzterem Falle stand die von der Epidermis bedeckt gewe- sene Wunde an den Scirpus-Stengeln offen. Die über dem Wasser in den Binsen befindlichen Agrionen-Eier entwickelten 211 sich eben so gut, als die unter dem Wasser in dieser Pflanze eingesenkt liegenden Eier. Die Larven, welche aus den Eiern von Agrion forcipula hervorschlüpften, zeigen eine etwas andere Gestalt als die mehr erwachsenen Agrion-Larven, sie gleichen nämlich ganz jenen Larven, welche Carus, ohne sie bestimmt zu kennen, als „vielleicht zu Sernblis, Sialis oder dergleichen gehörig" be- schrieben und abgebildet hat*), der Mund ist mit der bekann- ten Maske versehen, von welcher Carus keine Erwähnung thut, die Antennen fallen sehr in die Augen, und weichen durch ihre Bildung und Länge von den Antennen derselben Larven im späteren Alter sehr ab. Diese zarten Larven liegen gebo- gen im Ei, das Kopfende befindet sich hinter der Spitze des Eies, wo die beiden schwarzen Augen deutlich aus den Ei- hüllen hervorschimmern, die Antennen, die Maske, die sechs Füsse sind am Leibe herabgeschlagen, dass dreispitzige Schwanz- ende beugt sich in der stumpfen Spitze des Eies um, und reicht bis zum Kopfe herauf. Da die Spitze der Eier immer in der Wunde der Binsen steckt, so werden die jungen Agrion- Larven, so wie sie die Eischale verlassen und aus der Spitze der Eier hervorkriechen, sogleich in den Wundkanal der Bin- sen gelangen und auf diese Weise den Ausweg überhaupt sehr leicht finden. Erlangen den 21. August 1841. *) Carus: Entdeckung eines einfachen vom Herzen aus beschleu- nigten Blutkreislaufes in den Larven netzflüglicher Insecten. S, 14. Taf. II, Fig. 1, 2. y- 14* 212 Berichtigung einiger von Herrn Duyernoj gemach- ten Bemerkungen über meine Beschreibungen der Säugthiere in Dr. M. Wagner 's „Reisen in der Regentscliaft Algier." Von A. Wagner. In der am 6. November 1841 abgehaltenen Sitzung der Societe philomatique de Paris hat Herr Duvernoy eine Ab- handlung vorgelesen unter dem Titel: Notes et renseignements sur plusieurs Mammiferes de l'Algerie, pour servir ä la faune de cette contree. Ein Auszug aus dieser Abhandlung ist im Journal l'Institut Nr. 413 (25. November) erschienen und mir vor Kurzem zugekommen. Aus demselben habe ich ersehen, dass Herr Duvernoy an meinen Beschreibungen der Säugthiere in Dr. M. Wagner's „Reisen in der Regentschaft Al- gier" mehrere Ausstellungen gemacht hat, die mich zu einer kurzen Erwiederung veranlassen. 1. Bei Mus barharus sagt Herr Duvernoy: les figures coloriees de la Souris de ßarbarie adulte, publiees par Bennett et M. Wagner, ont le defaut de montrer le jaune clair comme la couleur de fond qui serait rayee de brun. Ich habe hier- auf blos zu bemerken, dass meine Figur ein getreues Abbild des Originals ist, bei dem nun einmal das Gelb quantitativ vorherrscht, so dass es selbst in der Mitte der Längsbinden durchschimmert. Ist also in dieser Darstellung ein Fehler begangen, so würde wenigstens weder die Abbildung noch die Beschreibung die Schuld tragen, sondern sie müsste dem Ori- ginal-Exemplare aufzubürden sein. IJebrigens spricht auch die Analogie mit andern gestreiften Mäusen dafür, die helle Farbe als die Grundfarbe und die dunkle als die auf sie aufgetrage- nen Streifen anzunehmen. 213 2. Bei Aufstellung seines Gerhillus Shawii macht Herr Duvernoy bemerklich, dass dieser zwar dem Meriones rohustus von Cretzschmar höchst ähnlich wäre, so dass ich geglaubt hätte, beide vereinigen zu dürfen, dass aber jener wirklich eine eigne Art ausmache. Diese Bemerkung ist, wie ich zugestehn muss, begründet, kommt jedoch viel zu spät. Als ich nämlich die von Herrn Dr. Wagner mir iibergebenen algierschen Säugthiere beschrieb, kannte ich Cretzschmar's Meriones rohustus nur aus dessen Beschreibung, die aller- dings nicht vollständig genug war, um mit Sicherheit meine algierschen Exemplare davon zu trennen, und so stellte ich sie (nicht ohne einiges Bedenken unter Erwähnung der Difife- renzen mit der Beschreibung), mit den egyptischen zusammen. Eine spätere Untersuchung von mir, die sich über alle Gat- tungen der Nager erstreckte, ergab mir jedoch das überraschende Resultat, dass die fraglichen algierschen und egyptischen Thiere nicht einmal der Gattung nach zusammen gehörten, woraus sich denn ihre spezifische Differenz von selbst ergab. Dieses Resultat habe ich denn auch in einem Anhange zu meinem Aufsatze: „Gruppirung der Gattungen der Nager in natürliche Familien" der Münchner Akademie unterm 9. Januar 1841 vorgelegt, was in den Blättern Nr. 50 — 54 der Münchner Gelehrten Anzeigen vom 11 — 17. März, und dar- aus im ersten Heft dieses Archivs von 1841, zur Publizität gebracht wurde. Der von mir begangene Irrthum ist demnach lange vorher, ehe Herr Duvernoy auf ihn aufmerksam machte, von mir selbst berichtigt worden, während dieser Naturforscher noch immer in der falschen Meinung befangen ist, einen Merio- nes vor sich zu haben, da er doch ein Rhomhomys ist. 3. Indem Herr Duvernoy von Macroscelides angiebt, dass bei diesem der knöcherne Gaumen von 4 Reihen Löcher und einem 5. Paare ausser der Linie durchbrochen sei, was in Blainville's Osteographie gut abgebildet wäre, setzt er hin- zu: „M. A. Wagner n'en a pas eu connaissance." Ich will hoffen, dass dieser Vorwurf nur in Bezug auf die Blainville'- schen Abbildungen gelten soll ; allein auch in dieser beschränk- teren Bedeutung müsste ich ihn abweisen. Blainville's 6. Heft der Osteographie, in welchem das Knochengerüste der Inse- ctivoren abgehandelt wird, ist im Jahre 1841 publizirt worden, 214 folglich konnte ich von demselben im Herbste 1840*), wo Dr. M. Wagners Ueisen bereits durch den Buchhandel verbrei- tet wurden, noch keine Notiz haben, um so weniger, da meine Beschreibung der algierschen Säugthiere denn doch auch eine gute Weile vorher verfasst und dem Herrn Herausgeber zu- geschickt war, bevor sie nur an die Reihe des Drucks, ge- schweige zur Publizität kommen konnte. — Sollte obiger Vor- wurf indess, wie es fast den Anschein hat, sich auch darauf beziehen, dass ich keine Kenntniss von der Durchbrechung des knöchernen Gaumens gehabt hätte, so will ich aus meiner Be- schreibung (Band HI. S. 14 des erwähnten Werkes) nachfol- gende Stelle herausheben, welche wohl geniigen dürfte. Ich sage nämlich daselbst: „Besonders ausgezeichnet sind die Rohr- riissler (^Macroscdides) durch die mehrfache zierliche Durchbre- chung des knöchernen Gaumens, woran man allein, auch ab- gesehen von allen andern characteristischen Merkmalen, die Gattung erkennen würde. Duvernoy**) hat hierauf nicht auf- merksam gemacht und keine der vorhandenen SchädeJabbilrlun- gen giebt sie mit Genauigkeit an. Der knöcherne Gaumen nämlich ist von fünf Paar Löchern durchbrochen, wovon vier reihenweise hinter einander liegen" u. s. w. Während Herr Duvernoy mich anführt, wo er meint mich berichtigen zu können, hätte er dagegen mit besserem Grunde sich auf mich beziehen dürfen, da, wo ich seine frühere Be- schreibung ergänzt und verbessert habe, wie in dem eben be- sprochenen Falle, und hinsichtlich des von ihm angegebenen Mangels eines Acromions, dessen Dasein und eigenthümliche Bildung ich zuerst nachgewiesen habe, indess Herr Duvernoy jetzt ganz richtig davon spricht, ohne meiner zu gedenken. *) Auf dem Titel ist zwar das Jahr 1841 angegeben, weil es be- kanntlich im deutschen Buchhandel üblich ist, die gegen den Ablauf eines Jahres erscheinenden Bücher auf das nächste zu datiren. *") Mem. de Strasb. Vol. I, livr. 2. 215 Beiträge zur MoUuskenfauna Deutschlands, ins- besondere der österreicliisclien Staaten. Von Dr. Louis Pfeiffer in Kassel.* Seitdem ich nicht allein meine vaterländischen Gegenden mit grösserer Sorgfalt, als es früher geschehen war, in Be- ziehung auf Mollusken untersucht, sondern auch auf fünfmonat- lichen Reisen, hauptsächlich in den österreichischen Provuizen, diesem Gegenstande meine vorzüglichste Aufmerksamkeit gewid- met habe, sehe ich mich im Stande, nicht allein für die deut- sche Fauna manche interessante Bereicherung zu liefern, son- dern auch nach genauer Untersuchung vieler Arten in grösse- rer Menge über manche bisher zweifelhafte Artgränzen Auf- schluss zu geben. Indem ich die unwichtigem, sehr verbreiteten und hinlänglich bekannten Arten ganz mit Stillschweigen über- gehe, werde ich von denjenigen, die entweder in kritischer oder in geographischer Beziehung von Interesse sind, nach der in meiner kleinen Schrift: Symholae ad histor. Heliceorum angenommenen Reihenfolge einige Notizen mittheilen, welche zum Theil als Beweis dienen mögen, dass die äusseren Umbil- dungen der Formen nicht so sehr von den verschiedenen Lo- kaleinflüssen abhängig sind, als der scharfsinnige Forscher Hartmann (im 2. Hefte seiner Land- und Süsswassergasteropo- deu) darzuthun sich bemüht. Succinea. 1. S. levantina Desh. beschränkt sich nicht auf den östlichen Theil von Europa, sondern lebt in vielen Gegenden von Deutschland, indem ich mich überzeugt habe, dass S. Vfeif- feri Rm. wirklich nicht von ihr zu trennen ist. Es gehören ferner zu derselben Art S. lidlina Zgl. aus lUyrien und S. Iriinnea Steutz aus Croatien. In grosser Menge fand ich sie am sumpfigen Ufer des Plattensees in Ungarn. Eine noch 216 gestrecktere Form (bis zu 81'" Länge) fand ich in dem Schlamme des Sees nur leer und weiss, aber doch glänzend. Herr Zieg- ler, dem ich sie mittheilte, war geneigt sie für eine eigene, auch im frischen Zustande weisse Art zu halten, doch wage ich nicht darüber zu entscheiden, da ich sie nicht lebend beob- achten konnte. 2. S. ollonga ist wohl überall selten, scheint, wo sie lebt, stets in Gemeinschaft mit S. amphibia vorzukommen. Eine vonChüoe stammende Art dürfte kaum davon zu trennen sein. Vitrina. 1. V. elongata. Eine, obwohl weit verbreitete, doch überall seltene Schnecke, die häufig mit Helicophanta brevipes verwechselt wird. Am häufigsten kam sie mir bei Klagenfurt vor. Helicophanta. Seitdem Hartmann die beiden deutschen Arten genauer characterisirt hat, ergiebt sich folgendes Resultat: H. ru/a ist nicht selten in vielen Gegenden Deutschlands, wo sich geeignete Localität vorfindet, auch hier bei Kassel, bei Wien u. s. w., H. hrevipes*) dagegen sehr selten. Einmal fand ich sie lebend bei Kassel in einem Eichenwald, während rufa hier nur in Buchenwaldung vorkommt. Bei .München hat sie Dr. Erdl gefunden. Obwohl der Name sehr unpassend ist, da das Thier der brevipes im Verhältnisse zur Schale noch grösser ist, als das der rufa, so finde ich darin doch keinen Grund, mit Zieg^ 1er die rufa als brevipes und die brevipes als longipes zu be- zeichnen, indem jene Namen einmal in der Wissenschaft auf- genommen sind. Helix. 1. H. pomatia fand ich im Wesentlichen unverändert bis an die Küste des adriatischen Meeres. Ein Exemplar aus der Küstenprovinz mit strahliger Zeichnung gehört dem ganzen Baue nach entschieden hierher, und nur eine Uebergangsform zu H. cincta fand ich am Plattensee (H. interposita Zgl.?), die ich aber doch nicht von pomatia trennen möchte. *) Auf Rossmässler's Tafel sind die Nummern der beiden Figuren verwechselt. ° 217 2. H. ligata ist in der Umgegend von Fiume sehr cha- racteristisch ausgebildet (Rin. f. 289), ohne alle Uebergangs- formen zu den verwandten, so wie auch 3. H. ein da aus Fiume, Monfalcone u. s, w. (Rm. f. 287 a. b.). 4. H. sylvatica Dr. Mit Ferussac zähle ich die H. austriaca als Varietät zu dieser Art. Letztere ist in den mei- sten österreichischen Provinzen sehr gemein, hier und da mit der viel seltneren H. nemoralis gemeinschaftlich vorkommend, häufig dieselbe ganz ausschliessend. . Sie variirt vielfältig: am häufig- sten ist die Form mit 5 dunkeln Binden, seltner mit ganz hellen Binden, sehr selten fast einfarbig. Die 2, Binde fehlt bei den steirischen und kärntnerischen Exemplaren nicht sel- ten, andre Abweicl^ngen sah ich nicht. Die Form ist wech- selnd sehr plattgedrückt und konisch. Die Exemplare bei Görz haben häufig eine wohlerhaltene gelbe Epidermis, während sie in der Regel auch lebend eine weisse Grundfarbe zeigen. Merk- würdig war es mir, diese Art, die sonst Schatten und Feuch- tigkeit liebt, im Miirzthale (Steiermark) an nackten, dem Son- nenbrande ausgesetzten Felsen in grosser Menge in Gesellschaft mit Pupa avena zu finden. 5. H. arhustorum. Am Mönchsberge zu Salzburg fand ich kolossale Exemplare (bis 16'" Durchmesser). Ueberhaupt kann man in der Gegend von Salzburg bis nach GoUing eine Folge von Farbenspielarten sammeln, die an Manchfaltigkeit der H. nemoralis wenig nachgeben dürften. Während ich sie in Hessen nie ohne Binde fand, ist sie dort eben so häufig ohne als mit derselben, fast einfarbig gelb bis zum dunkelsten Braun. Als wirkliche Abarten sind aber wichtiger: a. Hei. Xatartii Farin. von der Koralpe in Kärnten, fast papierdünn, gegittert, stark faltig, mit dünnem Mundsaume, einfarbig gelb- grün oder braungrün mit Binde — und &. eine Varietät von 7'" Durchmesser, fest, einfarbig, gelblich, bei Heiligenblut am Glockner, oberhalb des Pasterzengletschers gesammelt. Beide Formen möchte man gern als gute Arten betrachten, wenn nicht die ähnlichen Alpenformen anderer Gegenden Uebergänge vermittelten. G. H. Olivieri Fer. Die Form, welche als Typus in ^der Ferussac'schen SamnTlung sich befindet, ist nicht selten bei Fiume. Wenig abweichend davon ist die von Roth (diss. p. 14) 218 beschriebene Varietät aus Konstantinopel, die sich von H. pa- rumcincta (Rm. VI. 365) nur durch die kleinfleckige Zeichnung unterscheidet. Dagegen möchte ich die Varietät von Syra (Roth a. a. O.) nicht dahin zählen, sondern vielmehr für eine gute Art halten, welche ich als H. Rothii bezeichne: testa subglobosa, opaca, sordide alba, bifasciata: fascia superiore an- gusta, rufa, inferiore lata, diluta, pellucida; umbilico semitecto; apertura lunato-rotundata; peristom. subsimplice, adumbilicum reflexo. Diam. 5|, altit. 4 lin. A;nfr. 6^. — Ferussac's H. Oli- vieri ß ist seiner Sammlung zufolge H. onychina Rm. I. H. carthusianella. In Kärnten, Krain und der Kiistenprovinz sehr gemein in allen Formen, klein und gross, flach und erhaben, mit fest geschlosseneiji oder mehr oder minder geöfi'netem Nabel, so dass es schwer wird, bei manchen Exemplaren, namentlich bei Monfalcone, wo sie mit H. car- thusiana zusammenlebt, die Gränze zwischen diesen beiden Arten, deren extreme Bildungen sich so entfernt stehen, scharf zu ziehen. Ob dies vielleicht von einer Vermischung- beider herrührt? 8. II. carthusiajia. Gemein bei Görz an Hecken, mit schönem, breitem, rothem Mundsaume, zu Tausenden in der Nähe des Meeresstrandes bei Monfalcone, sehr gross. 9. H. fruticum. Diese sah ich noch nirgends in solcher Menge, als im Miirzthale, unter Hunderten von hellbraunen nur eine mit breiter Binde und eine von der weissen Spielart, welche dann südlich von den Centralalpen mir allein vorge- kommen ist. In Steiermark lebt sie vorzugsweise an den Zäu- nen der Felder, während sie um Kassel nur an sehr schattigen Stellen in unmittelbarer Wassernähe zu finden ist. — Eine schöne, kleine, rosenrothe Spielart bei Westerhof unweit Nordheim. 10. H. circinnata Stud. Ist bei Wien an den früher bekannten Fundorten beinahe ganz verschwunden. Dagegen fand ich sie in ungeheurer Menge bei Heidelberg, zusammen- lebend in allen Formen und Farben, die früher zu den Be- nennungen U. montana und striolata Veranlassung gegeben haben. Auch überzeugte ich mich, dass die von mir (Symb. p. 39) beschriebene Jf. rufina Parr. sich nicht von circinnata trennen lässt. II. U. umhrosa. Ueberall von Salzburg bis an die 219' Küste, variirt sehr in der Farbe. Am Mönchsberge zu Salz- burg kommen sehr schön röthlich gefärbte Exemplare vor, während ich sie in Berchtesgaden und anderweit mir von der hellsten Hornfarbe fand. 12. H. allen a Zgl. ist offenbar nichts als Varietät der rupestris. Letztere findet sich in allen Alpengegenden, wo Kalk vorkommt, in unglaublicher Menge; nie sah ich sie au anderen Formationen. 13. H. leucozona. Gemein in Kärnten, Krain u. s. w. Am Ovir (bei 6600' Höhe) fand ich Rossmässler's var. ovi- rensis gesellig mit der gewöhnlichen Form. Sollte diese Art nicht ganz mit Draparnaud's H. edentula zusammenfallen? Behaart ist auch H leucozona bisweilen. I 14. II. monodo7i. Häufig in den sogenannten Oefen der Salza, am Watzmann, bei Hallein, Wien, Grätz. 15. IL scarhuj'gensis. Diese glaubte ich anfangs in einer bei Karfreid im Isonzothale gefundenen Form zu erken- nen, die sehr genau mit den Abbildungen jener übereinstimmt, nach genauerer Untersuchung halte ich aber jene Exemplare aus Illyrien für junge Individuen von Pupa pagodula. 16. H. verticillus. Wien am Kahlenberg, im Salzbur- gischen, bei Grätz u. s. w., besonders häufig in der Gegend von Tarvis in Kärnten und bei Karfreid. 17. II. rüder ata. In den Oefen der Salza sehr selten. 18. U. solar ia. Tritt, wie Rossmässler richtig bemerkt, von Steyermark an in die Stelle der rotundata. Ich fand sie auch schon im Salzburgischen und bei Ischl, desgleichen bei Baden (bei Wien) und in den Oefen der Salza, an beiden letzteren Orten gemeinschaftlich mit rotundata, welche weiter nach Süden verschwindet. Besonders gemein ist sie bei Kla- genfurt. 19. H. variahilis. Ungeheuer häufig an den Küsten des adriatischen Meeres, doch fand ich nie die einfarbige ko- nische Form, welche fast als gute Art zu trennen sein möchte, in Gesellchaft mit der flacheren, gestreiften. — H. neglecta Dr. dürfte wohl mit ihr zusammenfallen. 20. H. ericetorum. Im Süden ziemlich selten. Eine schöne Varietät mit unterbrochenen, orangefarbigen Binden ^uf der Growniker Ebene in Kroatien. 220 21. H. c an die ans Zgl. (H Candida Porro in litt. sec. Zgl.)- T. globoso-depressa, umbilicata, nitide Candida, striatula; spira vix elata, apice fusca; anfractibus 5 convexis, ultimo non descendente; umbilico mediocri, pervio; apertura magna, liinato- rotundata, marginibus approximatis; perlst, simplice. Diam. 10, altit. 5 1in. — In ungeheurer Menge bei Szigleget am Plattensee. — Unterscheidet sich als Art durch den engen Nabel, die weite iiind hohe Mündung, und den nicht herabgesenkten letzten Um- gang, ein Character, der bei H. ericetorum sehr entschieden, aber doch übersehen ist. -- Rossmässler's Fig. 519 und 520 dürften vielleicht hierher zu ziehen sein, doch ist bei beiden die Mündung verhältnissmässig viel kleiner. 22. H. intermedia. Bewohnerin der Kalkformation, von Arnoldstein bei Villach nach Süden und Osten bis Kroatien, b-esonders gemein an Gartenmauern zu Karfreid, wo auch die einfarbige Spielart häufig vorkommt. 23. H. Fontenillii. Ein leeres Gehäuse auf dem Gipfel . , Fig. 16. Die beiden kegelförmigen, hornigen Korper (Analoga der Tracheen-Endigungen) des letzten Segments. Die vier letzten Figuren sind alle stark vergrossert. 248 Tuckermania, eine neue nordamerikanische Gattung aus der natürlichen Ordnung Empetreae. Vom Dr. Klo tzsch. Herr Edward Tuckerman jun., ein sehr erfahrener und eifriger Lichenologe aus Boston in Nord-Amerika, war so freund- lich, dem hiesigen Königlichen Herbario während seiner An- wesenheit in Berlin eine Sammlung trockner Pflanzen aus den östlichen Provinzen von Nord-Amerika zu übergeben, die viele interessante, für die hiesige Sammlung zum Theil neue Sachen, unter anderen das von dem Dr. Torrey in den Annais of the Lyceum of Natural History of New York Band 4, S. 83 be- schriebene Empetrum Conradi enthielt. Die Exemplare dieser Pflanze, welche schon im Habitus einige Verschiedenheiten von Empetrum L. durch ihre end- ständige Inflorescenz, Blattstellung und Form der Narben dar- boten, erweckten in mir den Beschluss nachzusehen, ob sie auch wirklich zur Gattung Empetrum gehören möcliten. Ich überzeugte mich sehr bald, dass das Resultat meiner Untersuchung von dem des Dr. Torrey in vieler Hinsiclit ab- wich, vj;as wohl darin seinen Grund hat, dass die Exemplare' welche mir zur Untersuchung dienten, sich in einem voll- kommner entwickelten Zustande befanden, als diejenigen waren, welche Dr. Torrey benutzte. So giebt zum Beispiel der Dr. Torrey die Blüthenhülle aus 5 — 6 Schuppen zusammengesetzt an; obgleich diese An- gabe in Rücksicht der Zahl richtig ist, so koinite ich doch an den völlig aufgeblüheten männlichen Blüthen deutlich eine grosse Schuppe von dickerer Konsistenz, welche die Blüthe äusserlich bedeckt, einen dreiblättrigen Kelch, der an den mit entleerten Staubbeuteln versehenen Blüthen bereits abgefallen war, und 249 eine bleibende zvveiblättrige Blumenkrone, die im jungen Zu- stande aus nur einem Blatt bestand, unterscheiden. Die Zahl der Staubgefässe, welche konstant 3 war, sah ich nie abändern. Der Fruchtknoten war immer dreifächrig, nicht zuweilen vierfächrig, wie er von Dr. Torrey angegeben wird.; Gehen wir nun zur Vergleichung der durch die Unter- suchung gewonnenen Kennzeichen mit denen über, welche die Gattungen Empetrum L. (von Empetrum nigrum L. und Em- petrum rubrum Vahl entnommen), Corema D. Don (Empetrum album L.) und Ceratiola L. characterisiren, so finden wir, dass sich Empetrum durch einzelne achselständige Bliithen von drei Bracteen gestützt , -dreiblättrige Blumenkronen, durch ein in einer fleischigen Scheibe eingesenktes 6 — 9fächriges Ovarium lind eine beinahe sitzende, strahlenförmig ausgebreitete, 6 — 9thei- lige Narbe unterscheidet, dass Corema in Hinsicht der endstän- digen Inflorescenz mit der in Rede stehenden Pflanze überein- stimmt, durch den Mangel der Bracteen, dreiblättrige Blumen- kronen, durch ein in einer fleischigen Scheibe eingesenktes Ovarium und eine mit einem kurzen Grifi"el versehene, strah- lenförmig ausgebreitete sechstheilige Narbe aber verschieden ist, und Ceratiola, durch die Uebereinstimmung einer zvveiblättrigen Blumenkrone sich nähernd, durch achselständige, von 4 Bracteen gestützte Blüthen, zvveiblättrige Kelche, zwei Staubgefässe, ein in einer fleischigen Scheibe eingesenktes zweifächriges Ovarium und durch eine mit einem kurzen Grifi"el versehene strahlen- förmig ausgebreite 6theilige Narbe entfernt. Es stellt sich hierdurch deutlich heraus, ^ass das Empetrum Conradi zur Gründung einer neuen Gattung berechtigt, die im System zwischen den Gattungen Corema und Ceratiola ihren Platz findet, und dem Andenken des Herrn Edward Tucker- man jim., welcher das Verdienst hat, einen neuen Standort für Nord-Amerika: auf sonnigen, trocknen Weiden beiPlymouth in Neu-England, und vollkommner entwickelte Exemplare dieser Pflanze entdeckt zu haben, gewidmet sein mag. VucJeermania, Empetri species Torrey in Annais of the Lyceum of Nat. Hist. of New York 4, p. 83. Flores dioici. Masc. Calyx tripliyllus, deciduus, foliolis membranaceis , equitantibus, apice obtusis, basi attenuatis, 250 extus bractea squamaeformi munitus. Corolla tenuissime membranacea, cyathiformis, apice truncata et minutissime den^ ticulata, longitudinaliter fissa, deinde dipliylla. Stamina -3, longe exserta; antherae globoso-didymae, biloculares, loculi§ per rimam longitudinalem lateraliter dehiscentibus. Fem. Ca- lyx tripbyllus, persistens; foliolis membranaceis equitantibus, apice dilatatis, obtusis, extus bractea arida squamaefornii cinctus. Corolla diphylla, foliolis equitantibus, Ovarium urceolatum , basi attenuatum, trilocuiare, loculis uniovulatia Ovula erecta, anatropa. Discus bypogynus nullus. Stylu tenuis, brevi exsertus, apice trifidus, laciniis subulatis recuP vis, intus stigmatosis. Fructus parvus, drupaceus, siccus, de- presso-globosus, tri- abortu dipyrenus, .pyrenis cartilagineis, monospermis.' Semen? Fruticulus boreali-americanus, depressus, ramosissimus-, ramis retroflexis, tenuibus ; foliis verticillatis ternis quaternisve patentibus, convexo-planis, anguste-linearibus, obtusiusculis, margine apiceque evanescente-scabriusculis, dorso longitudina- liter sulcatis; floribus dioicis, terininalibus, glomeratis, sessili- bus, capitulis extus squamis aridis cinctis. Tuckerinania Conradi {Empetrum Conradi Torrey). Die Crotoiieae der Flora von Nord - Amerika. Vom Dr. Klotzsch. Die Zahl der Repräsentanten aus dieser Euphorbiaceen- gruppe ist in Nord -Amerika nur gering und beschränkt sich aui Ricinus communis L. (^welcher nicht wild, sondern nur verwildert vorkommt), Cnidoscolus Michauxii Pohl {Bi- vonaea stimulosa Rafinesque, Jatropha sümulosa Michx., Jatvopha urens Walter), Crotonopsis argentea Pursh (firotonopsis linearis Michx., Crotonopsis elliptica Willd. Fridsia argentea Spr.), CrolonArgyranthemum Michx., 251 Croton maritimumWaltei'iCroton disjimctiflorum etCro- lon monanthogynum Michx.), Croton cllipticum Nuttal, Croton g l andulo s umL.umi C r o t on capitatujnMichx. Eine nähere Untersuchung der eben angeführten Pflanzen ieigt, dasssämmtliche hier erwähnte Croton-Arten mit Ausnahme des Croton Argyranthemum grösstentheils neue, von den Jje- kannten Gattungen dieser Gruppe sehr gut zu unterscheidende Gattungen bilden. Um aber zu beweisen, dass diese neuen Gat- tungen auch hinreichend von Croton verschieden sind, werde ich die Diagnose dieser Gattung, wie ich sie jetzt festgestellt liabe, vorausschicken: Croton» Flores nionoici. Masc. Calyx quinquepartitus, aestivatione valvata. Coroilae petala 5. Stamina 10 — 20 disco quinque- radiato nudo aut villoso inserta, filamentis liberis, aestiva- tione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris introrsis, fila- menti apici adnatis. Fem. Calyx quinquefidus. Coroilae pe- tala 5. Discus hypogynus obtuse quinque-radiatus, radii ne- ctariferi ut in mare petalis alterni. Ovarium sessile, trilo- culare, loculis uniovulatis. Styli tres, bifidi, laciniis intus stigmatosis integris aut bis aut ter bifidis. Capsula tricocca, '?coccis bivalvibus, monospermis. Arbores, frutices aut suffrutices in America tropica copiose, rarius in America extratropica, Asia et Africa calidiore crescen- tes; foliis alternis subiude stipulatis, basi saepe glandulosis, in- tegris, serratis aut sublobatis, pilis stellatis aut squamulis lepi- dotis consitis; floribus subspicatis; spicis axillaribus aut termi- nalibus, bisexualibus, masculis superioribus, inferioribus femineis. Cr oton A r g y r anth emum Michaux Flora boreali-ame- cana 2, p. 215. Geiseler Crotonis Monogr. p. 49. n. 78. Willd. Spec. plant. 4, p. 535 exclus. synon. Jacq. Pursh Flora of North I America 2, p. 603. 1 Hab. in sylvis Georgiae et Floridae. Hierbei mag noch bemerkt werden, dass das von Willde- now und Pursh hierher gezogene Croton punctatum Jacq. eben so wenig hierzu gehört, als das später von dem verstorbenen Curt Sprengel damit verbundene Croton reflexifolium Kunth. j Croton maritimum Walter gehört zu der von dem ver- storbenen Eschscholtz in dem 10. Bande der Verhandlungen der 252 Petersburger Akademie aufgestellten Gattung Hendecandra, wo- zu nach der Ausdehnung der Herren Torrey und Asa Gray, welche zur nordamerikanischen B'lora alle nördlich von Mexiko gelegenen Länder zählen, noch Hendecandra procumbens Eschsch. aus Californien und eine neue Art, die der verstorbene Drum- moaid im Jahre 1835 in Texas entdeckte, zu bringen sind. Mendecandra Eschsch. Endlicher Genera plant, p. 1117, n. 5824. Asterogyne Bentham Plantae Hartwegianae 14. Hendecandra maritima. Caule suffruticoso, dicho- tomo; ramis teretibus, villoso-tomentosis; rufescenti-incaniSaj foliis petiolatis, ovalibus, obtusis, integerritiiis, basi subcor- datis supra pallide-viridibus, subtus incanis; fructibus pilis stellato-lepidotis obsitis. Croton maritimiim Walter Fl. carol. 383. Willdenow Spec. pl. 4, p. 532. Geiseler 1. c. p. 57, n. 91. Pursh 1. c. 2, p. 603. Kunth in Humb. et Bonpl. Nova gen. et spec. II. p. 69. Croton disjiinctiflorum et monanthogynum Michaux Flora americana2, p. 214 et 215. Hab. in maritimis et collibus arenosis Carolinae, Colum- biae et Regni mexicani. Hendecandra procumhens Eschsch. Caule suffru- ticoso a basi ramoso; ramis, foliis, calycibus fructibusque pi- lis Stellatis incano-lepidotis; foliis oblongis, obtusis, integer- rimis, basi attenuatis. Hendecandra procumhens Eschsch, 1. c. Croton gracile Kunth in Humb. et Bonpl. Nova gen. et sp. II. p. 69. Asterogyne crotonoides Bentham Plantae Hartweg. p. 14, n. 83. Croton dioicumY^'iWä. Spec. pl.4, p. 554. Herb. n. 17846 nee Cavanilles. Hab. in San Francisco Californiae et Llanos de Perote Regni mexicani. Hendecandra texensis Caule suflfruticoso ; ramis teretibus, erectis, gracilibus foliisque pilis stellatis incanis; foliis linearibus obtusis, supra pallide viridibus, subtus inca- nis, 2 — 4 lineas latis, 1 — 2 uncias longis; germinibus ca- psulisque floccoso-pubescentibus. Hab. in Texas. Von Croton ellipticum Nuttal verdanke ich dem Herrn Dr. George Engelmann in St. Louis sehr vollständige und in- struetive Exemplare. Dasselbe bildet ebenfalls eine neue Gat- 253 tung, welche sich zwischen Crotonopsis und Croton stellt und sich durch die männlichen wie durch die weiblichen Blüthen characterisirt, erstere haben einen fiinftheiligen Kelch, eine fiinf- blättrige Blumenkrone, fünf den Blumenblättern gegenüber- stehende Staubgefässe und im Grunde des Kelches fünf weisse schuppenförmige Drüsen ; in den weiblichen Blüthen fehleji die Blumenblätter, der Fruchtknoten ist nur zweifächrig und der Griffel zweimal zwei getheilt. In Auerkennung der Verdienste, welche sich der Herr Dr. George Engelmann uui die Berliner Museen dadurch er- worben hat, dass er sie mit vielen naturhistorischen Seltenhei- ten Nord-Amerikas versah, erlaube ich mir diese neue Gattung dem Andenken desselben zu widmen. Mngelmannia. Crotonis species Nuttal. Flores monoici. Masc. Calyx quinquepartitus. Corollae petala quinque receptaculo inserta, calycis laciniis alterna, Candida. Stamina 5, libera, petalis opposita, exserta, Can- dida, antheris introrsis, filamentorum apici dilatato adnatis. Glandulae 5 squamaeformes, candidae, calycis laciniis oppo- sitae. Fem. Calyx aequalis, quinquepartitus. Petala nulla. Glandulae 5 squamaeformes, candidae, calycis laciniis oppo- sitae. Ovarium tiloculare, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus bipartitus, laciniis profunde bifidis. Capsula bilocula- ris, quadrivalvis, abortu monosperma. Semen inversum, atro- cinereum. Embryo intra albumen orthotropus. Cotyledones foliaceae, rectae. Radicula elongata, umbilico proxima. Herba boreali-americana, pilis minutis stellatis consita; fo- liis alternis, petiolatis, ovatis, acutis, integerrimis, subtus inca- nis; floribus in extremis ramulis axillaribus aggregatis, femineis inferioribus. EjigelmanniaNuttaliana (Croton ellipticumNntt&].^ Hab. ad Missouri, Croton glandulosum L., ebenfalls generisch von Croton verschieden, unterscheidet sich insbesondere durch die männ- lichen Blüthen, deren Kelch viertheilig, Blumenkrone vierblätt- rig, die unterständige Scheibe vierstrahlig nur acht Staubge- fässe beherbergt, im Habitus hat diese neue Gattung, welche im britischen Gujana noch durch eine zweite Art repräsentirt wird, eine grosse Aehnlichkeit mit den Gattungen Podostachys 254 und Brachystachys, erstere unterscheidet sich durch einen sechs- theiligen, weiblichen Kelch und die andere durch einen unregel- mässigen weiblichen Kelch. Ich erlaube mir sie dem Anden- ken des Verfassers der 1807 erschienenen Monographie der Gattung Croton, Herrn Medizinalrath Dr. Eduard Ferdinand Geiseler in Danzig zu widmen. Geiseleria* Crotonis species herbaceae Auct. Flores monoici. Masc. Calyx quadripartitUB, aequalis, aestivatione valvata. Petala 4, ovato-lanceolata. Discus qua- driradiatus, radii calycis laciniis oppositi. Stamina 8, disco villoso inserta; filamentis liberis, aestivatione inflexis, demuni erectis, exsertis; antheris globosis, introrsis. Fem. Caly> quinquepartitus, aequalis. Corallae petala minutissima, subu- lata. Discus hypogynus quinqueradiatus, radii calycis laciniis oppositi. Ovarium sessile, triloculare, loculis uniovulatis. Stylus usque ad basin tripartitus, laciniis filiformibus, pro- funde bifidis. Capsula tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Ilerbae americanae subpilosae; foliis alternis, margine ser- ratis aut grosse- dentatis, subtus ad basin glandulosis; stipu- lis minutis subpersistentibus; spicis axillaribus terminalibusque brevibus raonoicis; floribus femineis in parte inferiore spicae masculae sparsis. Geiseleria glandulosa. Croton glandiäosimi Linn. Amoen. Acad. 5, p. 409. La- marck Encycl. 2, p. 213. Jacq. Icon. rar. 1, t.41. Coli. 1, p. 125. Michaux Flor, boreal. americ. 2, p. 214. Willd. Spec. pl. 4, p. 540. Pursh Flor, of North America IL, p. 603. Geiseler Monogr. p. 64. Kunth in Humb. et Bonpl. Nova gen. et spec. II. p. 71. Croton scordioides Lamarck Encycl. 2, p. 215. Hab. in Americae borealis prov. Florida, Georgia, Cai'olina et Arkansas; in Indiae occidentalis ins. Jamaica; in Americae meridionalis variis regionibus e. g. in Brasilia, Mexico et in Regno Quitensi. Eben so geht es mit Croton capitatum Michaux, auch die Merkmale dieser Pflanze gebieten, dass sie von Croton getrennt werde, da sie sich durch einen unregelmässigen, ungleich acht- theiligen weiblichen Kelch und durch den Mangel der unter- ständigen Scheibe und der Blumenblätter characterisirt. Diese 255 Pflanze, welche bis jetzt nicht ausserhalb der Grenzen von !Vord-Amerika gefunden wurde, repräsentirt daselbst die Gattung Crozophora Necker, der sie sich in mehreren Puncten nähert. Pilinophiftum»*} Crotonis species Michaux. Flores monoici. Masc. Calyx campanulatus, quinquepar- titus, aestivatione valvata. CoroUae petala 5, aestivatione convolutiva. Glandulae 5, petalis alternae. Stamina 12, re- ceptaculo villoso inserta-, filamentis liberis, aestivatione in- flexis, demum erectis, exsertis, antheris introrsis, filamenti apici_adnatis. Fem. Calyx inaequaliter octo-partitus, laciniis tribus majoribus squama basi instructis. Discus hypogynus nullus. Petula nulla. Ovarium sessile, triloculare, loculis uniovulatis. Stylus profunde tripartitus, laciniis filiformibus, dichotomis (bis aut ter bifidis), conniventibus, inferne villosis. Capsula tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Herba boreali-americana; foliis alternis, petiolatis cum ra- inis et floribus pilis stellatis albido-tomentosis, glandulis stipu- isque destitutis; floribus in apice aut in divisuris ramorum »ggregatis, inferioribus femineis; masculis superioribus in spi- ;am paucifloram dispositis. Pilinop/rytiun capitatum. Croton capitatum MichsLUx 1. c. p. 214. Pursh 1. c. p, 604. Hab. in Carolina, Illinois, Arkansas, Missouri et Kentucky. Die Gattung Trewia L. Vom Dr. Klotzsch. Die Gattung Trewia, welche Linne dem Andenken des Caiserlichen Leibarztes und Geheimen Rathes Christoph Jacob Prew, der unter andern die deutsche Ausgabe des Blakwell- ichen Kräuterbuchs besorgte, widmete, kannte derselbe nur lus einer im llortus Malabaricus von Rheede gegebenen sehr *) Nomen gen. e vocibus nChvog et (fviöv compositum. 256 mangelhaften Abbildung; auch waren die theils unrichtigen theils unausreichenden Bemerkungen, welche die erwähnte Ab- bildung begleiten, eben nicht geeignet, ein für die Diagnose nöthiges, anschauliches Bild zu gewähren. So kam es denn, dass der Character, den Linne dieser Pflanze beilegte, von ihm selbst theilweise bezweifelt wurde; und ich muss in der That gestehen, nach meinem Dafürhalten wäre es besser gewesen, wenn Linne sich der Mühe, eine Gattungsdiagnose nach sol- chem Material zu entwerfen, überhoben hätte. Nicht aus der Linnei'schen Diagnose, nur mit der Pflanze in der Hand ist man im Stande, die Identität der citirten Abbildung mit dieser durch habituelle Uebereinstimmungen zu erkennen, was denn auch dem verstorbenen Willdenow, der hierin einen scharfen und sicheren Blick bekundete (in dessen Herbarium sich die in Rede stehende Pflanze in beiden Geschlechtern mit jungen und reifen Früchten versehen befindet), nachdem er sie früher als Rottlera indica beschrieben hatte; gelang; nur beging Will- denow, der sich um die Untersuchung des Samens nicht ge- kümmert hatte, einen Fehler, dass er Tetragastris ossea Gaertner, welche Endliclier in seinen Gen. pl. ganz richtig zu Hedwigia von Swartz bringt, mit Trewia nudiflora verband, nicht zu ge- denken, dass er in der Gattungsdiagnose den Kelch von bei- den Geschlechtern unrichtig beschreibt und die Frucht als eine Kapsel bezeichnet, während sie doch eine fleischig-korkartige Steinfrucht ist, und eine zweite nicht hierher gehörende Art damit verbindet. Adrian von Jussieu, dessen Euphorbiaceen-Gattungen im Jahre 1824 erschienen, giobt von Trewia nudiflora auf der 9. Tafel unter 29, C. eine sehr genaue Zeichnung der männ- lichen Blüthe und eine Analyse des Pistills, die er mit dem- von Willdenow früher gegebenen Namen Rottlera indica be- zeichnet. Er, der die Samen der Euphorbiaceen genugsam untersucht hatte, erkannte sehr bald, dass die von Gaertner gegebene Analyse des Samens von Tetragastris nicht hierher gehören könne, verfiel aber in einen andern Irrthum, indem er die von Willdenow in seinen Spec. pl. beschriebene Trewia nudiflora mit Tetragastris für identisch und die von Willdenow früher als Rottlera indica beschriebene Pflanze, wovon er jeden- falls keine Früchte untersuchen konnte, für eine ächte Rottlera 257 hielt. Lindley in der zweiten Auflage seines nat. Systems (1836) p. 174 durch die Angaben und Bemerkungen von Will- denow und Adrian vonJussieu verleitet, gründete auf die Be- schreibung, welche Linne und der ältere Jussieu von der Gat- tung Trewia machten, die natürliche Familie der Trewiaceen, die derselbe mit den Urticeen für am ähnlichsten hält, worin ihm vom Meissner gefolgt wurde. Endlicher, der, wie schon oben erwähnt, das Willdenow- sche Citat von Gaertners Tetragastris Bartling folgend zu Hed- wigia Swartz brachte, Hess den Namen Trewia ganz fallen, wahrscheinlich in der Voraussetzung, dass sie zur Gattung Rottlera gehöre. Nach der Ansicht, die ich durch die Untersuchung der Willdenowschen Exemplare von der Gattung Trewia gewonnen habe, ist sie mit der Gattung Rottlera Roxburg, von der sie sich insbesondere durch die Frucht unterscheidet, am meisten verwandt. Beide genannte Gattungen gehören zu den normalen Euphorbiaceen und würden in der Nachbarschaft von Pluknetia einen besseren und natürlicheren Platz finden, als der ist, den letztere unter den Crotoneen gegenwärtig einnimmt. Tretoia L. Hb. Willd. Rottlerae species Ad. de Juss. Flores dioici. Masc. Calyx membranaceus, diphyllus, fo- liolis profunde bifidis, demum reflexis, aestivatione valvata. Corolla et glandulae nullae. Stamina plurima receptaculo convexo nudo inserta; filamentis filiformibus, aestivatione erectis, basi coalitis; antheris parvis, oblongis, terminalibus. Fem. Calyx membranaceus, monophyllus, vaginatus, demum ad basin circumscissus. Ovarium sessile, quadriloculare, lo- culis uniovulatis. Stylus quadrifidus, laciniis intus plumoso- stigmatosis. Drupa carnoso-suberosa, globoso-quadrangula- ris; putamine tetrapyreno; pyrenis subosseis unilocularibus monospermis. Semen pendulum. Testa suberoso-crustacea Albumen copiosum, carnosum. Embryo intra albumen ortho- tropus. Cotyledones foliaceae rectae. Radicula urabilico proxima supera. Arbor indica facie Rottlerae. Archiv i. Nalurgcsch. VII. Jahrg. i. Band. \^ 258 Bemerkungen über einige Linneisclie Conchjlien- Arten, welche von den spätem Conehjliologen verkannt sind. Von Dr. A. Philippi. Es bedarf unstreitig keiner Entschuldigung, wenn ich es versuche, einige von Linne längst beschriebene und später in Vergessenheit gerathene oder gänzlicli verkannte Conchylien- Arten wieder in ihre Rechte einzusetzen. Die Seltenheit der zwölften Ausgabe des Linne, welche auch ich erst nach mehre- ren vergeblichen Bemühungen mir hal)e verscliaffen können, mag wohl die Ursache sein, dass die neueren Conchyliologen und namentlich Lamarck so wenig Rücksicht auf den Begrün- der der systematischen Conchyliologie genommen und sich fast immer auf Schröter und seinen Abschreiber Ginelin verlassen haben. Bei diesen Untersuchungen habe ich mich vorzugsweise auf die kurze, aber fast innner vortreffliche Beschreibung Linnes verlassen, da bekanntlich seine Citate oft fehlerhaft (nicht sel- ten Druckfehler) sind; die von ihm angeführten Figuren kri- tisch revidirt, und wenn sie mit seiner Beschreibung überein- stimmen, mit der grössten Gewissenhaftigkeit berücksichtigt. 1. Xjeptis anseriferit jE,. „L. testa compressa quinquevalvi, striata, intestino insi- dente" cd. XII. p. 1109 nr. 17. Ohne Citat. Diese Diagnose ist allerdings so unvollständig, dass sie auf alle gestreifte Anatifa- Arten passt, allein die folgenden Worte Linne's lassen keinen Zweifel, dass seine Art nicht die Anatifa striata Lr.marck's (und auch wolil Bruguieres) ist. Lamarck citirt zu dieser noch Gmelin p. 3210 und Schröter, Einleitung 3, p. 521 , erstlich: Gualtieri t. 106 f. 2, 3. Diese Figuren stellen aber, mau sollte kaum die Nachlässigkeit dieser Schriftsteller glauben, einzelne Schalen der Anatifa 259 laevis vor, welche von Gualtieri „extra situtn consideratae" sind. Vermuthlich hat Schröter t. 106 f. B. schreiben wollen, welche nach Gualtieri „striis minimis argntissime serrata" und olnie den Stiel acht Linien gross ist. Zweitens citirt La- marck: Lister tab. 440 f. 283, welche Figur 14'" gross ist; die übrigen Figuren kann ich in dem Augenblick nicht nachsehn. Linne, welcher Lister und noch fleissiger Gualtieri anführt, hat zu seiner Lepas anseri/era keine Figur derselben citirt, da- gegen sagt er: Habitat in Pelago americano; in fossilibus magna. Testa hujus niinuta, seniine lini minor, structura onniino L. anatiferae, sed valvulis sulcatis, excepta prima; sulci hi distincti elevati. Hieraus geht, wie mir scheint, unwiderruflich hervor, dass Linne nicht die grosse von Gualt. und Lister abgebildete Ana- tjfa striata Brg. , sondern die kleine auf dem Sargasso „in pelago americano" gemeine Art gemeint hat, die von spätem Conchyliologen übersehn oder mit ^. striata verwechselt ist. welche daher A. anseri/era L. heissen muss. Welche fossile Art Linne damit verwechselt haben mag, ist nicht möglich zu sagen. $. Teilina lactea IJ, „T. testa lentiformi, gibba, alba, pellucida, laevi." — Gualt. t. 71 f. D. Hab. in M. Mediterraneo. Testa semine Lnpini albi major , parum transversim obsolete striata."' ed. XU. p. 119 nr. 65. Chemnitz VI. p. 130 t. 13 f. 12.5, Schröter Einleitung IL p. 659 und folglich auch Gmelin p. 3240 haben diese Art rich- tig erkannt, wie ich glaube, indem sie meine Teilina /ra- gilis Enuni. Moll. Sicil. p. 34 nr. 7, dafür genommen haben. Gualtieri's Figur ist roh, indem das Schloss nicht zu erkennen ist, allein sie zeigt doch eine stark gewölbte Schale. Diese testa gibba fehlt aber durchaus dem Po]i'schenio/7jo//> ^e^^' Mkc/i^/ma^.>i'U^ So/me aJ^tyt t-JS^rcA. 18¥ l m ^Xh., /1. 'S. •^ . ^~ /* f5. li.. ü^«^»fi^T«/^ o^vw. dt^. .. Mrrf^urÄ^itSe^T j^. A)W CTMuniiil'hih