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ARCHIV FÜR PAPYRÜSFORSCHÜNG

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UND VERWANDTE GEBIETE

UNTER MITWIRKUNG VON

Otto Gradenwitz in Königsberg, Bernard P. Grenfell in Oxford, Arthur S. Hunt in Oxford, Pierre Jouguet in Lille, Frederic G. Kenyon in London, Giacomo Lumbroso in Rom, John P. Mahaffy IN Dublin, Ludwig Mitteis in Leipzig, Jules Nicole in Genf, Paul Viereck in Berlin

HERAUSGEGEBEN VON

ULRICH WILCKEN

in wükzburg.

ERSTER BAND. /

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MIT EINER TAFEL IN LICHTDRUCK.

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LEIPZIG,

DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.

19UL J

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Bd-

K EKCHTE, EINSCHUKSSLICH DBS ÜBEBSKTZüKGSBECHTS, VOKBEHALTEN.

Inhaltsverzeichnis des I. Bandes.

I. Aufsätze. g^.,^

Bauer, Adolf: Heidnische Märtyrerakten 29

Boll, Franz: Astrologisches aus den Münchener Papyri 4'2'J

Collinet et Jougiiet: Un proces plaide devant le jnridicus Alexandreae dans

la seconde moitie du IV'' siecle apres J. -C 293

Ei'Uian, Heinrich: Die Siegehmg der Papyrusurkunden 68

Die Habe -Quittung bei den Griechen 77

Gradenwitz, Otto: Papyrus und Lexicon 92

Zur Petition of Dionysia 3l'8

(irenfell and Hunt: Ptolemaic papyi-i in the Gizeh- Museum 57

Kenyon, Frederic: Some new fragments of Herodas 379

Lumbroso, Giacomo: Lettere al signor professore Wilcken I 66

Lettere al signor professore Wilcken H 291

Maliaffy, John P. : A second edition of some Petrie Papyri 285

Moninisen, Theodor: Zum ägyptischen Münzwesen 273

Muller, C. H,: Über die von Kenyon herausgegebene Emphyteusis - Urkunde

auf Papyrus aus dem Jahre 616 n. Chr 437

Naher, J. C: Observatiunculae ad papyros juridicae 85

Observatiunculae ad papyros juridicae (continuantur) 313

Spiegelherg, Wilhelm: Buchis, der heilige Stier von Hermonthis. Zu Macrob.

Sat. I. SXI 20 339

Stein, Arthur: Die Jm-idici Alexandreae 445

Viereck, Paul: Die Ostraka des Berliner Museums 450

V. Wilaniowitz-Moellendorff, Ulrich: Zwei Gedichte aus der Zeit Euergetes' II 219 Wilcken, Ulrich: General-Register der griechischen und lateinischen Papyrus- urkunden aus Ägypten 1

Vgl. Fortsetzung 548

Eine neue Romanhandschrift 227

Ein Polybiustext auf Papyrus 388

Heidnisches und Christliches aus Ägypten 396

Zu den griechischen Papyi-i der Kgi. bayerischen Hof- und Staats- bibliothek zu München 468

Willrich, Hugo: Der Chelkiasstein. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in

Ägypten 48

Zereteli, (iregor: Über die Nationaltypen in d»^r Schrift der griechischen Papyri 336

IV Inhaltsverzeichnis des I. Bandes.

II. Referate und Besprecliungeu.

Seite

Crönert, Willieliu: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen . . . 104

Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen (Fortsetzung). 502

Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit von

E. Mayser 1 210

Mitteis, Ludwig: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 178

Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos (Schlufs) 343

Schmidt, Carl: Christliche Texte 120

Christliche Texte (Fortsetzung) 539

Strack, Max L., Inschriften aus ptolemäischer Zeit 200

Wilcken, Ulrich: Papyrus -Urkunden 122

Papyrus -Urkunden. (Fortsetzung) 544

Zur Palaeographie 354

III. Mitteilungen.

Deifsinanii, Adolf: Über die Heidelberger Papyri 560

Grenfell and Hunt: Englische Ausgrabungen im Faijüm 1898/9 216

A large find of Ptolemaic papyri 376

Englische Ausgrabungen im Faijüm 19001 560

Wilcken, Ulrich: Yorwort III

Friedrich Krebs f 375

Preisaufgabe der Charlottenstiftung 1899 21G

Indices 563

Vorwort.

Die Zahl der Fachzeitschriften, die das griechisch-römische Alter- tum pflegen, ist im Inlande wie im Auslande schon eine so aufser- ordentlich grofse, dafs mit Recht ein Wort der Begründung von dem erwartet wird, der eine neue Zeitschrift für dies Gebiet ins Leben rufen will.

Es ist gewifs, dafs, wenn uns die ägyptischen Papyri ebenso wie die herculanensischen Rollen nur litterarische Texte gebracht hätten, ein eigenes Organ für ihre Bearbeitung kaum nötig sein würde. Diese litterarischen Papyri haben zwar ihre gemeinsamen Besonderheiten, durch die sie von gröfster Bedeutung für die Philologie geworden sind, wie denn v. Wilamowitz kürzlich die Forderung erhoben hat, dafs „jeder, der über die Klassikertexte mitreden will", sich diese aus dem Altertum selbst stammenden Exemplare aagesehen habe. Aber darum sind sie doch „Handschriften" ebensogut wie die mittelalterlichen Codices und können daher ihren Platz in den philologischen Zeitschriften finden ohne dafs eine gröfsere Zersplitterung als bei jedem anderen philo- logischen Thema zu befürchten wäre.

Bekanntlich bilden aber diese litterarischen Texte nur einen kleinen Prozentsatz im Vergleich zu den gewaltigen Funden von Papyrus- urkunden, die im Laufe des 19. Jahrhunderts, namentlich in den letzten drei Decennien, aus den Schutthügeln, den Hausruinen und den Gräbern Ägyptens in ungezählten Hunderten, ja Tausenden ans Tageslicht ge- kommen sind. Diese Urkunden, die sich von der Blütezeit des Helle- nismus unter den ersten Ptolemäern bis in die Zeit seines Absterbens unter der Herrschaft der Araber, vom HL Jahrhundert vor Chr. bis ins VHI. Jahrhundert nach Chr., also über mehr denn tausend Jahre er- strecken, haben sich immer mehr als von universaler Bedeutung für die verschiedensten Zweige der Altertumskunde herausgestellt. Ja, auch über die Grenzen der griechisch-römischen Altertumskunde hinaus wirkt der breite Strom neuer Erkenntnis, der aus diesem Born hervorquillt, befruchtend und belebend: die meisten Wissenschaften, die in historischer

IV Vorwort

Betrachtung ihre Wurzeln bis in das Altertum verfolgen, können aus dieser neu erschlossenen Tradition Nutzen ziehen.^)

Dies ist der Grund, weshalb die Arbeiten, die sich an die Papyri anschliefsen, nicht nur in historischen und philologischen, in epigraphi- schen und numismatischen, in archäologischen und ägyptologischen, sondern auch in juristischen und theologischen Zeitschriften Aufnahme gefunden haben. Hierdurch ist eine kolossale Zersplitterung der Papyrus- forschungen eingetreten, die um so empfindlicher ist, als zum vollstän- digen Verständnis der Urkunden ihre allseitige Aufklärung nach allen jenen Richtungen hin notwendig ist. Was der Jurist oder der Theologe von ihrer Seite zum Verständnis beisteuern, ist dem Historiker und Philologen ebenso wichtig wie umgekehrt die Resultate dieser für jene. Sind diese Arbeiten aber über eine grofse Reihe der verschiedenartigsten Zeitschriften des In- und Auslandes hin zerstreut, so ist eine Übersicht ungemein erschwert, und der Nutzen der einzelnen Forschung kommt eventuell nicht zu seiner Geltung.

Hieraus erklärt es sich, dafs das Verlangen nach einem Central- organ, das die verschiedenartigen Bestrebungen zusammenfasse, sich all- mählich immer mehr bemerkbar gemacht hat, und als der Herausgeber vor zwei Jahren auf dem Dresdener Philologentage mit dem Vorschlag, ein solches Organ begi'ünden zu wollen, hervortrat, konnte er aus der zustimmenden Resolution der Versammlung ersehen, dafs er ein allge- meines Interesse vertrat. Iij;. Vertrauen auf die bereitwillig zugesagte Mitwirkung der nächsten Fachgenossen im Auslande wie im Inlande ist er dann an die Verwirklichung des Gedankens herangegangen.

Wenn die Zeitschrift sich so entwickelt, wie der Herausgeber hofft, so wird sie ein Vereiniguugspunkt werden für die Papyrusforschungeu und für alle Studien, die sich mit den Papyri berühren. Die Grund- lage aller dieser Forschungen muls natürlich die richtige Lesung und Interpretierung der Texte bilden. Bezüglich der Lesungen können wir nur auf eine beständige Zunahme der Kunst der Editoren hoffen. Von ihr haben wir die sicherste Grundlage zu erwarten, denn auch hier gilt, was Mommsen in der Einleitung zum Monumentum Ancyranum gesagt hat: „doda lectio et docta conicctatio cum ipsae simillimae s'mt, co diffe- runt, quod illa ut utilior est, ita laudibus sese quodammodo subtrahit, haec minus prodest, magis celehratur."' Die Interpretierung aber und eventuell Ergänzung kann nur unter Heranziehung aller verfüg- baren Parallelen, sowie durch eine immer tiefer gehende Erkenntnis

1) Um micli nicht zu wiederholen, verweise ich auf meinen Vortrag: „Die griechischen Papynisurkunden". Berlin 1897 (G. Reimer).

Vorwort V

des Sprachgebrauches gelingen. Nach diesen Richtungen hin steht die Papyrusforschung heute noch in ihren Anfangen. Gerade hierin sie zu fördern, niufs die nächstliegende Aufgabe der Zeitschrift sein, die da- durch dem zukünftigen Corpus papyrorum vorarbeitet.

Aber wo diese Grundlage, der richtige Text, bereits gewonnen ist, da kann und soll auch jetzt schon die allseitige Ausnutzung der Papyri für die verschiedenen Disziplinen in Angriff genommen werden. Denn nicht etwa eine spezialistische Separierung der Papyruskunde, wie sie trotz der ausgezeichneten Arbeiten eines Peyron, Leemans und anderer lange Zeit hindurch bestanden hat, sondern gerade ihr inniges Zu- sammenwachsen mit den anderen Disziplinen ist das Ziel, das unser Archiv fördern will, und wie die Papyri durch die sonstige Tradition die Autoren wie die Urkunden Licht empfangen, so wollen wir auch diese andere Tradition durch die Papyri besser verstehen lernen. Beide Bemühungen aber dienen nur dem einen, noch höheren Ziele, die antike Kultur in allen ihren Erscheinungen möglichst lebendig zu er- fassen.

Da das Archiv gerade der Zersplitterung der Papyrusforschungen entgegenarbeiten will, so wird es aufser den selbständigen Aufsätzen auch fortlaufende Referate, beziehungsweise Rezensionen über alle in Betracht kommenden Erscheinungen bringen, um vor allem eine Übersicht über das dem Einzelnen nicht mehr übersehbare Gebiet zu ermöglichen. Endlich sollen Mitteilungen über neue Funde, Er- werbimgen und ähnliches zur Ergänzung des Gesamtbildes hinzutreten. Es versteht sich von selbst, dafs das Archiv, wenn es auch in erster Reihe durch die Bedürfnisse der Urkundenforschung ins Leben gerufen worden ist, doch auch die Förderung der litterarischen Papyri als seine Aufgabe betrachtet.

Entsprechend dem Wunsch, die Papyri nach allen Richtungen hin auszunutzen, sollen die Referate sich nicht auf die speziellen Papyrus- arbeiten beschränken, sondern auch die Wissensgebiete, die zur Er- klärung der Papyri beitragen oder ihrerseits durch jene verständlicher werden, nach Möglichkeit berücksichtigen. So bringt das erste Heft aufser dem Referat des Philologen Wilhelm Crönert über die klassisch- litterarischen Papyri, des Theologen Carl Schmidt über die christ- lichen Texte und des Herausgebers über die Papyrusurkunden auch ein Referat von dem Juristen Ludwig Mitteis über die rechtsgeschicht- lichen Ergebnisse der Oxyrhynchos-Papyri, von dem Historiker Max L. Strack über Inschriften aus der ptolemäischen Zeit, endlich wieder von Crönert über die dankenswerte Arbeit Maysers über die Gram- matik der ptolemäischen Papyri. In ähnlicher Weise werden die späteren

VI Vorwort.

Hefte aiicli Referate bringen von Friedrich Hultscli über die metro- logischen Ergebnisse der Papyri, von Wilhelm Kubitschek über die numismatischen, von Conrad Cichorius über die in Betracht kom- menden Inschriften aus der Kaiserzeit, endlich auch über Geschichte, Paläographie, Diplomatik und welche Gebiete sonst noch im Fortgang der Studien hineingezogen werden mögen. ^)

Wie weit die an die Begründung des Archivs geknüpften Hoffnungen sich verwirklichen werden, wird in erster Reihe von der Mitwirkung der beteiligten Kreise abhängen. In der Geschichte imserer Altertumswissen- schaft werden dereinst die Papyrusfunde des XIX. Jahrhunderts und hoffentlich weiter des in Jahresfrist beginnenden XX. Jahrhunderts! als epochemachende Erweiterung unserer antiken Tradition eine her- vorragende Rolle spielen. Hoffen wir, dafs man dann von den heutigen Männern wird sagen können, dafs sie das ihrige gethan haben, um diesen unerwarteten Schatz zu einem Segen für die Wissenschaft werden zu lassen.

Dezember 1899. ^ Der Herausgeber.

1) Dafs in dem vorliegenden ersten Heft die Referate meist auf das Jahr 1898 zurückgreifen, ist z. T. darauf zurückzufüliren , dafs die Zeitschrift wegen einer ägy|3tischen Reise des Herausgebers imi ein Jahr später erscheint, als anfangs be- absichtigt war. Es ist dann daran festgehalten worden, zumal sich so ein Anschlufs an gewisse zusammenfassende Arbeiten ergab. So reihen sich die beiden Referate über die litterarischen Texte an Haeberlin's Übersicht vom J. 1897 an, das Urkundem-eferat an die dem oben erwähnten Vortrag des Heraus- gebers beigegebene Bibliographie vom J. 1898, endlich das Referat über die ptole- mäischen Inschriften an die Sammlung in Strack 's „Dynastie der Ptolemäer" vom Jahre 1897.

Bedeutung der im Archiv für Papyrusforschuug- zur Anwendung gelaugenden

Klannuern.

[ ] bedeutet Lücke im Original.

II Tilgung durch den Schreiber.

<^ ^ ,, Hinzufügung oder Ändervmg durch den Editor.

^ y Tilgung durch den Editor.

( ) Auflösung von Abbreviaturen.

I. Aufsatze.

General-Register der griechischen und lateinischen Papyrusurkunden aus

Ägypten.

Durch das Urkundeiiverzeichiiis, mit dem ich die neue Zeitschrift eröfifne, soll ein von vielen Seiten ausgesprochener Wunsch erfüllt werden. Bei dem schnellen Anwachsen der Papyruslitteratur in den letzten zwanzig Jahren hat sich immer lebhafter das Bedürfnis nach Wegweisern auf diesem schwer übersehbaren Gebiet geltend gemacht. Zu diesem Zweck sind in letzter Zeit mehrere Übersichten über die Litteratur erschienen.^) Was uns noch fehlte, ein sachlich geordnetes Verzeichnis aller publizierten Urkunden^) wird im Folgenden gegeben.

Das Register will alle Publikationen bis zum November 1899, einschliefslich des IL Oxyrhynchos- Bandes, der mir während des Ab- schlusses der Arbeit zuging, umfassen. Es berücksichtigt alle Texte, die in Transkription oder in Faksimile ediert sind; von den nur beschriebenen Urkunden mufste abgesehen werden. Sollte hier oder da ein Stück über- sehen sein, so werde ich für den Nachweis dankbar sein. Entsprechend dem Fortgang der Publikationen sollen in späteren Jahrgängen Nach- träge geliefert werden.

Dieses Generalregister giebt sich als eine Erweiterung des Registers der Berliner Papyri, mit dem ich vor kurzem den IL Band der Ber-

1) Eine allgemeine Charakteristik der Bedeutung der Papyrusurkunden für die verschiedenen Seiten der Altertumskunde gab ich in einem Vortrag auf' dem Dresdener Philologentag. Vgl. Wilcken, Die griechischen Pai^yrusurkunden, Berlin (G. Reimer) 1897. Eine sehr dankenswerte Übersicht über die gesamten Publikationen mit genauerem Eingehen auf einzelne Texte hat Paul Viereck in Bursians Jahresberichten soeben geliefert. Endlich hat auch Adolf Bauer in seinen „Forschungen zur griechischen Geschichte von 1888 1898" in eingehender Weise über die Papyruspublikationen gehandelt.

2) Natüi'lich sind auch die ägyptischen Pergamene berücksichtigt, wiewohl ich sie im Titel nicht habe hervortreten lassen.

Archiv f. Papyrusforschung I. 1, 1

2 I. Aufsätze

liner Publikation gesclilossen habe. Da die dort gewählte Anordnung Beifall gefunden zu haben scheint, wie denn auch Viereck sie in seinem Verzeichnis der älteren Publikationen übernommen hat, so habe ich sie mit den für das gröfsere Material erforderlichen Modifikationen auch hier angewendet.

Die Belege sind bei jedem Lemma alphabetisch gesondert. Ist ein Text mehrmals publiziert, so ist die letzte Behandlung, in der die früheren Arbeiten aufgeführt sind, genannt, allein oder neben der grund- legenden. Eine Aufzählung der Arbeiten, die einzelne Verbesserungen zu den Texten gebracht haben, war hier natürlich nicht möglich. Wer genauere Angaben sucht, ziehe den eingehenden Bericht von Viereck (s. S. 1 Anm. 1) zu Rate. Eine Liste der Abkürzungen nebst Er- klärungen folgt dem Register.

Noch schärfer als im Berliner Register und auch übersicht- licher — ist die zeitliche Treimung der Urkunden durchgeführt. Während die Scheidung der Texte aus der Ptolemäerzeit und der Kaiserzeit sich von selbst ergiebt, hat die Frage, wo innerhalb des grofsen Zeitraumes von der römischen bis zu der arabischen Eroberung am besten ein Einschnitt gemacht wird, verschiedene Beantwortungen gefunden. Ich habe auch jetzt wie damals die neue Periode mit Diokletian beginnen lassen, denn mit ihm bahnt sich thatsächlich wie für das Reich so auch für Ägypten auf allen Gebieten die neue Zeit an. Hat doch auch das ägyptische Volk selbst das Epochemachende seiner Neuerungen so tief empfunden, dafs es später mit Diokletian eine neue Ära begonnen hat. Wenn ich die Bezeichnung der neuen Periode als der „byzanti- nischen", die sich im Gegensatz zu der vorhergehenden „römischen" von selbst ergiebt, auch schon auf Diokletians Zeit anwende, so wird diesen bewufsten Anachronismus aus den praktischen Bedürfnissen des Registers heraus gut heifsen, wer auf den Sinn, nicht auf die Buchstaben sieht.

Die weitere Scheidvuig zwischen der byzantinischen und der arabischen Periode, die historisch zwingend ist, ist praktisch bei dem derzeitigen Zustande der Papyruspublikationen nicht immer leicht durch- führbar. Der Registrator war da vielfach in einer üblen Lage, da aus vielen Editionen jüngerer Texte nicht zu ersehen ist, ob sie vor oder hinter die arabische Eroberung (ca. 642) gehören. Von da an verschwinden eben die Kaisernamen, die uns sonst den Weg erleuchten; ob aber anderer- seits ihr Fehlen z. B. in den Protokollen der Verträge ein sicheres Indicium für die arabische Zeit ist, ist noch zu untersuchen^), auch

1) Die meisten Fälle scheinen mir dafür zu sprechen. Inhaltlich bestätigt wird die Annahme z. B. in BGU II 366, wo im Text die Saracenen erwähnt werden. Andererseits entstehen Bedenken hei Vergleichung von BGU I 3 und 320.

U. Wilcken: Gencral-Kcgister 3

würde dies Indicium nur für einzelne Urkiiiidenklasseii niafsgebend sein. Das Vorkommen arabischer Eigennamen wird im allgemeinen als ein gutes Argument für die arabische Zeit betrachtet werden können, doch mahnt z. B. die Unterschrift eines Osmaniu in BGU 11 308 vom J. 015 auch hier zur Vorsicht. Die Paläographie kann für die Übergangs- zeit natürlich auch nicht helfen, wohl aber kann sie die jüngeren arabischen Texte des VII./VIII. Jahrhunderts selbst von den jüngeren byzantinischen Texten trennen. In demselben Simie kann die Be- obachtung des Schreibmaterials nützen (ob Papyrus oder Pergament oder gar Papier). Es ist zu wünschen, dafs die Editoren künftig noch genauer die verschiedenen Gesichtspunkte abwägen, um den Leser wissen zu lassen, ob er sich in der byzantinischen oder der arabischen Zeit befindet. So möge man denn die im Register durchgeführte Tren- nung mit Vorsicht und auch mit Nachsicht aufnehmen.^)

Eine andere grofse Schwierigkeit bestand darin, dafs, namentlich bei unvollständigen Stücken, sich oft schwer entscheiden liefs, ob die Urkunde als amtliche oder als private aufzufassen ist. Auch nach dieser Seite hin werden gelegentlich andere Entscheidungen als die unten gegebenen aufgestellt werden. Überhaupt ist bei einem ge- sunden Fortschritt der Studien zu erwarten, dafs bei manchen Ur- kunden die durch die Einregistrierung stillschweigend gegebene Inter- pretation geändert wird, indem durch neue Parallelen oder durch ein- dringenderes Studium eine noch präzisere Fassung des Inhalts ermög- licht wird, wie ich auch selbst schon jetzt manche Texte anders als im Berliner Register bewertet habe. Die folgende Arbeit, deren Müh- seligkeit der Fachmann nicht verkennen wird ^), ist eben ein erster Wurf. Mögen auch Mängel ihr anhaften, so darf ich doch hoflfen, dafs sie lin- den Papyrusforscher eine wesentliche Förderung der Studien bedeutet, indem sie ihm ermöglicht, beim Edieren wie beim Verarbeiten alle Paralleltexte nel)en einander zu halten. In meinem unten folgenden Referat wird man zahlreiche Ergebnisse dieser synoptischen Behandlung finden. Aber auch den Fernerstehenden möge die folgende Übersicht anregen, zuzugreifen und an der Verarbeitung dieses für fast alle Zweige der Altertumskunde so wichtigen Materials sich zu beteiligen.

1) Bei den Abgabenquittungen und den Privataufzeichnungen habe ich mangels sicherer Unterlagen beide zusammenfassen müssen, habe aber bei denjenigen Texten, die sicher oder doch mit hoher Wahrscheinlichkeit in die arabische Zeit gehören, ein „arab." hinzugefügt.

2) Paul Viereck, der in Berlin einige seltenere Editionen, die mir hier nicht zugänglich waren, für mich freundlichst excerpiert hat, sage ich auch hier meinen besten Dank.

1*

4 I. Aufsätze

A. Behördliche Urkiiudeii,

I, Amtliche Tagebücher {vn:o[ivr}^atL6^oi).

Ptol.

Vgl. die Gericlitsprotokolle: Greiif. I 11; 37 (?); 40. Par. 15-, 16. Petr. I 21 {= GGA 1895, 143); 28 (1); II 8 (2 u. 3); 17 (2—4); 18 (2a, b) (vgl. Introd. S. 31); 21; 38c, 5-6.3. Tor. 1; 9; 13,4ft. (=Rev. Eg. II 125£f.).

Köm.

Aus den Commentarii des Kaisers oder des Senates (?): BGU II 611 (lat.). Des Präfekten: BGU I 114 I, i/i3; 388. - Cattaoui S. 156; 157.

Oxy. I 62 R; II 237 VIII 18/21 (?). Rev. Mel. 357. Des Präfekten aufser Diensten (Tjye^ovEvaccg): Oxy. I 40; II 237 VII 19/29, Des Juridicus: BGU I 75; 245. Oxy. II 237 VII 39/ VIII 2. Des Idiologus: Cattaoui S. 158; 159. Des praefectus cohortis: CPR I 18.

Des ccQxi'diicaatijs' BGU I 114 I uff. (?); 136. Cattaoiii S. 156 oben. Des ccQXLSQSvg xal inl tüv CeQ&v: BGU I 82; 347. Des £7ti6tQdTr}yog: BGU I 15 I. Oxy. II 237 VII 29/38. Des 6tQati]y6g: BGU I 163; 361; vgl. II 613, 2(3 ff. Oxy. I 37.

Par. 69 (= Philol. 53 N. F. 7, si ff). Des Nomarchen: Leipz. 9 (?). Des xQit^g: BGU I 19; II 592. Von Gesandten (?) : BGU II 5 1 1 + Reinacli Gizeh. Vgl. Par. 68 (= Hermes

27, 466 ff) und BGU I 341; II 588; Oxy. I 33 Verso und dazu Bauer

unten S. 29 ff.. Von ungenannten Beamten: Berl. Bibl. 9; 29. BGU I 5 II 11 ff ; 329;

II 390; 587; III 705. Loiid. II 196 (S. 152 ff.). Petersb. IIa.—

Rev. M61. 359f. Wilck. Taf. 12c.

Byz.

Der Volksversammlung (ixxkrjöia): Oxy. I 41.

IIa. Gesetze und Erlasse.

Ptol. Gesetze: Rev. L. Königliche Erlasse: Leid. G 1—8; H 4—7; J i— G. Par. 62; 63 col. 13.

Petr. II 8 (1). Vgl. 8 (3) Verso; 22 (?). Rev. L. 36; 37. Verfügungen des dioixrjtVjg: Par. 61 R (?); 63 col. 1 7. Greiif. II

23, 17 ff Verfügungen des yQcc^y^utsvg xüv övvd^eiov: Loild. I 23, 53 ff". (S. 39f.).

U. Wilcken: General -Register 5

Erlasse von Unbekannt: Par. 10. Pefr. II 29 b-d. Rev. 31^1. 303. Tor. 13, 1/3.

Rom.

Edikt des Triiimvir Octavianus: BGU II 628 Verso II 2 fF. (lat.).

Kaiser-Edikt: BGU II 628 R. (lat.).

Kaiser-Reskripte : BGU I 74; 140; 267; II 473, 1/12.

Gesetzesfragmeut (?): Oxy. I 36.

Statthalter -Edikte: BGU I 288; II 372. Boissier, 5 ff. Oxy. I 34

Verso I-III; II 237 VIII 7/I8; 21/27; 27/43; 43.

Auszüge aus dem statthalterlichen t8vxog ßißXtdtcuv: BGU II 525; vgl.

Oxy. I 35 R. Erlasse des Präfekten: BGU I 15 II; II 484, 9/10; 646; III 747 Verso.

Oxy. II 237 VI 32/35. Erlasse des Prokurator: Hermes 23, 593. des KQ%iöiKa(5x)]£: BGU I 73. B7tL<5XQOitriyog: vgl. BGU I 43.

ötQatriyös: BGU 1 7; 18; II 578, 1/2. von Unbekannt: Berl. Bibl. 1. BGU II 656; 659 l (?). Gen. 1; 7, 1/12. Lond. II 379 (s. I62). Oxy. II 238. Aufforderungen zur ccvu^ijtrjöig: BGU I 8 II 26 ff.; 106; 325.

dvaTtofimr. BGU 1 148; II 374—376; 684. Grenf.

II 66. Aufforderungen zur Aratsausübung (;f9?j|Ltartö'oi'): Oxy. I 48; 40; II

241—243.

Byz.

Kaiserreskripte: Leid. Z (lat.) (vgl. B. Phil. Wocb. 1888, 1205). Stobbes

Jahrb. VI 398 ff (lat.).

Verfügungen des Präfekten: Oxy. I 67, 8/11.

loytöxrig: Oxy. I 42.

öTQatrjyog: Oxy. I 60.

von Unbekannt: Oxy. I 58.

Aufforderung zur nccQccdoötg: Oxy. I 64; 65.

IIb. Richterliche Urteilssprüche (ccTtoipKöeig^ %Qriiiati6^oi^ (SvyxQi^aTu).

Ptol.

Lond. I 41, 15 ft'. (S. 27/8). Vgl. die Gerichtsprotokolle in A I.

Köm.

BGU I 168, 24/27; II 578, 7/9; 614, 7/9. Loiid. II 276, 8/I6 (S. 149). Vgl. die Tagebücher in A I.

Byz. Wess. Taf. 14 (lat. gr.) (V).

6 I. Aufsätze

II c. Marginal-Entscheidungen von Gesuchen (vTCoyQacpaC).

Ptol. Grenf. 111 II 8. Leid. B Subscr. I-V; D Subscr. Loiid. I 20, 25 (S. o);

17a, 26 (S. 11)5 17c, 43 ff. (S. 11); 19, uff. (S. 17); 34, 14/17 (S.is); 23, 35 (S. 38); 23b, c (S. 39); 23, 92/93 (S. 4o). Par. 25, 16 ff; 30, 31 ff.; 36, 23 f. Petr. II 32 (1) Verso. Tor. 6, 30/35; 7,17/20.— Vat. IV 446. Vgl. auch die Gerichtsprotokolle in A I.

Küm.

BOU I 5 II 17; 180, 28 f.; 256, 33/5; II 379, 20/22; 448, 29/31; 582; 613, 4/6; 614, 18/19 und 21 ; 648, 26/27; III 747 Verso. Loiid. II 359, 6/8 (S. 150) (?); 358, 15 (S. 172). Oxv. II 237 V 7/8; 38.

II d. Geld-Zahlungsanweisungen.

Ptol.

Grenf. I 9 (?); II 23. Petr. II 14 (^ib-id). Rev. Mel. 327; 343 f.

Theb. Bank. 5—7.

Arab. BGU II 675; 691.

II e. Geld-Empfangsanweisungen. Ptol. Rev. Mel. 321 f. Theb. Bank. 1—4. AVien. Kais. S. 14, 5 ff und 18, 6 ff (= Zois I und II).

Rom. Oxy. I 96.

II f. Natural-Lieferungsanweisungen. Ptol. Lond. I 17c, b(S. 11); 31, 6/12 (S. I6); vgl. 27 (s. u). Petr. II 15 (2). Rev. L. App. II 3.

Rom. Lond. II 256 R (S. 96 u. 98). Oxy. I 88.

Byz. Bfill II 549. Orenf. I 63. Mitt. PR VI S. 115, 116. Oxy. I 141.— Wess. Taf. 21 (lat. gr.). Wien. Denk. XXXVII 182/196; 207, 64; 224, 72; 228 App. 575; 238 App. 866; 239 App. 106— 241, 9008.

Arab.

BGU II 683-690; 692—695. Lond. I 113, 9 (b, e) (S. 221).

III a. Amtliche Berichte. Ptol. Vom vo^aQxVS- l*<'tr. JI 30 (d). Vom roTtoyQa^^atevg: Theb. Bank. 1 col. 2, 1/14.

U. Wilcken: Glencral Register 7

Vom xco^oyQcc^^Ktsvg: Thel). Bank. 1 col. 2, löff'.; 3 col. 2, ii/i9; 4 col.

2, 3 /ig. Vom ccvTcyQacpsvg: Leid. D 2. Lond. I 34, off. (S. 18). Vom ßaöthKbg tQa7Cs^iT}]g: Parth. Tlieb. 12. Von ygcc^^atEtg: Loiid. I 23, 59/91 (S. 4o). Petr. II 10 (2). Vou ysca^ixQai: Leid. L. Von Unbekamit: (^reiif. J 41. Lond. I 17a (S. 10/11); 34 (S. 18)-, IH

(S. 22/3); 41 R (S. 27/8); 23, 1/4, 94/104, 105/143 (s. 38/42). Par. 1 1 ;

25 (?); 34; 64 (?); 65— 67. Petr. I 22 (1); 23; S. [66]; II 30f(?);

36; 39c; 45; vgl 41. Rev. Mel. 325. Theb. Bank. 4 col. 2, 1/2.

Rom. Vom oxQaxYiyog: BGU 1 134; II 490. Vom ßaöilixog yQuii^iateug: BGU I 299.

Vom xa^oyQafi^atsvg: BOU I 6 {jtQ86^diCids^); 20; 84; 91; 145; 194;

235; 330; II 457; 484; 512; 618; 659 II f. Gen. 5. Hernais

XIII 43 Mitte. Lond. II 322 (S. 159/160). Vom aQX8q)odog: Oxy. I 80. Vom v7C7]Qstr}g: Oxy. I 106. Von Priestern: BGUI 16; 250; 296; II 433; 598. - Lond. II 353 (S. 112/3)

345 (S. 114). Vom iTtLTrjQrjtrig (xataöTtoQäg?)'. BGU I 12. Vgl. Schow. Vom £7tLrr}Qrjrr}g vo^üv: BGU II 478 480. Vom ii,aQLd^^i]t^g: Lond. II 376 (S. 77/8). Von tatQor. BGU II 647. Oxy. I 51. Von voiiLKor. Oxy. II 237 VIII 2/7. Von ßaöLhaol rQa7tst,ttai: BGU I 121. Von öitoXöyoi: BGU I 64; II 529; 534; 585. Von TtQdxtoQsg: BGU I 25; 41; 42; 199 R; II 392; 639; 652; 653.

Grenf. II 62 a. Lond. II 474 (S. i08). Von öitOTiaQaXfi^'jttaL: BGU I 81. Von 88%(X7tQ(otoi: BGU II 552—557; III 743; 744. Von Unbekannt: BGU 15; 11; 88 Rand; 141; 144; 175; 283; II 492;

513; 560; 562; III 703. CPR I 33. Hartel Gr. P. 70 (= Hermes

23, 60o). Leipz. 5.

Byz.

Von eqjOQog, jcco^aQxat etc.: BGU I 21.

Von y,G)^ccQiai: BGU II 620.

Von iaxQoC: Oxy. I 52.

Von 'noivu: Oxy. I 53; 85.

Von Unbekannt: Grenf. I 64. Wilck. Obs. 53.

8 I. Aufsätze

III b. Amtliche Bittgesuche etc. Ptol. Archiv I S. 61/2. Leid. A. Petr. 11 10 (i). Rom. BGU III 747. Loiid. II 214 (S. 161A2).

III c. Amtseide. Rom. Eines ötQcnrjyog: Oxy. 1 82. Eines TiQ^zraQ: Oxy. I 81. Eines Getreidetrausport- Aufsehers (?): Loiul. II 301 (S. 256/7).

III d. Andere amtliche Eide. Rom. Oxy. II 240. Byz. Oxy. I 125. Vergl. Wieu. Denk. XXXVII 152 App. 474.

IV. Amtliche Bescheinigungen, a. Abgaben-Quittungen.

Ptol.

Von der Bank ausgestellt: Bnttmanu. Chrest. dem. 349/50, Droyseii l_5._O1.e11f. I 36, i(vi3; 27 III lof.-, II 15 III; 32, 12/15-, 34; 35, 13/17. Leid. M 2, 9/i4; N 3, 1/9; I 377, 379; R. Loud. I 27 (S. 14) (?)-, 3, 37/44 (8. 47). Par. 5, 50; 15 bis 2/55 15 ter. Petr. II 46 c 1.8/16. Rev. Eg. II 114; 116ff. Tor. 10 (V). Tor. dem. 20; 21 ; 23; 24; 25. Wieu. Kais. 10 ; Uff. u. 18ff. (= Zois I u. II). Youiig, HierogL 33 36.

Vom xEläviov: Proc. BiM. Ar. 14, 60ff'.

Vom Thesauros: Loiid. II 227 a R (S. 4) (?).

Vom TtQKKTcoQ: Leid. Q.

Von Steuerpächtern: Greuf. II 39. Leid. F.

Rom. Von der Bank ausgestellt: Greiif. II 56, 15/18. Oxy. I 99, 13/19; II

288, 1/34 (?); 289 (?). Vom Thesauros: BGU I 61 I; 67; 188; 218; 336; II 579; III 716; 755;

787; 792. «renf. II 47. Lond. II 290 (S. 89/90); 315 (S. 90);

471 (S. 91); 439 (S. 9i); 346 (S. 92); 217 (S. 93); 351 (S. 93/4); 180

(S. 94/5). Oxy. I 89; 90; II 287. Von jCQCcxtoQes aQyvQLXüv:

a) (Form: duyQaxpsv) BOU I 49; 61 II; 62; 65 I; 66; 99; 212;

214; 215; 219; 222; 270; 273; II 342, 7/11; 359; 382; 391; 429;

434; 452; 458; 645 Rand; 654; 655; 662; III 704; 761; 779; 784;

790; 791. CPR I S. 8. Oreiif. II 52. - Loud. II 340 (8.70);

201a (S 79); 319 (S. 80); 323 (S. 81); 2m (S. 107); 337 (S. 107); 477

U. Wilcken: General-Register 9

(S. 109); 451 {H. lio); 380 (S. iKi); 340 (S. llö); ll(3a (S. 116).

b) (Briefform) ßOU 111 711. Von üTQdxTOQsg ölzixCov (Briefform): BOU I 61 II 8/io (V); 223; II 414.

Loiid. 11 307a (S. loi); 171a (S. 102). Von Steiierpäclitern :

a) (Form: dt^yQaipsv) BdU I 213; II 383; 617. Oreuf. 11 60.

b) (Briefform) Oreiif. II 58. Loud. II 318 (S. si/s); 330 (S. 88). Par. 17, 22/26.

Vom vonäQxris: BGU I 220; 221; 345; 356; 11 463; III 748 II; 756.—

Loiul. II 297 b (S. 111). Vom £^r]y'y]Trjg: Greilf. I 50. Von djiccitrjrai: BGU I 342, 1/6.

Vom fisQidocQxVS' ^^^ HI ^^1*

Von imrriQYitai: B(jU I 293.

Von nQsößvtsQOL xconTjg: BGU I 334; II 431.

Vom ^Lö&cotrig t£Q(ov) x£l(qi6^ov): Loiid. II 478 (S. 111/2).

Von den Thorbeamten: BGU III 724; 763 768; 803; 804. Greiif.

II 50. Loud. II 307 (S. 84); 316c (S. 84); 469a (S. 85); 206 c

(S. 85); 469 b (S. 86); 206 d (S. 86); 316 b (S. 87). Von Ungenannt: BGU I 63; 216; 268; 292; 328, 23/30; 346; II 386;

461; 518; 521; 528; 535; 622 (V); III 718; 748 III; 770; 788;

789; 810. Greuf. II 48; 54; 65. Hawara 31b. Loud. II

170 (S. 69); 347 (S. 71); 305 (S. 79); 312 (S. 80); 472 (S. 82); 329

(S. 113); 352 (S. 114); 203 (S. 248).

Byz. und Arab.

BGU II 548; 676—682 (arab.); III 738; 739 (ar.). Greiif. I 69; II 95; 101; 105 (ar.); 106 (ar.). Loud. I 113, 9a, c, d (S. 221) (ar.); 116 a, b (S. 222) (ar.). Mitt. PR III 263; 264. Wieu. Deuk. XXXVII 208, 64, 1—215, 9049; 217, 67—224, 71; 225, 73; 226, 73, 3 (ar.), 4, 5; 227, 73, 7; 228, 73, 10; 229, 73, 14—232, 73, 25; 233, 73,27 —234, 73, 32; 242, 9010; 246, 7164 (?); 247 App. 138 (?); 250 App. 477,

456, 463; 251 App. 889; 252 App. 481, 277; 256 App. 900. Wilck. Taf. 19c (ar.); 20a (ar.).

b. Andere amtliclie Bescheinigungen. rtoi.

Bescheinigungen über Einregistrieriing

a) von demotischen Kontrakten ('durch das }'Qag)£iov): Bntt- mauu, 4. Forshall 41; 42. Leid. I 373, 375, 380. - Par. 15 Ins, 1. Rev. Eg. II 121. Tor. dem. 23, 5. AVieu. Kais. 10, 1.

10 I- Aufsätze

b) von griechisclien Kontrakten (durch öv^ßoXocpvXaxsg): Leid. 0, 36/37. Petr. II 41, 34 ff. Quittungen von Gehaltsempfängern an die Kgl. Bank: Rev. Mel. 329

337. Theb. Bank. 9— 10a. Andere amtliche Quittungen: Greilf. I 22.

Rom.

Bescheinigung über Einregistrierung

a) von demotischen Kontrakten (durch das yQacpBloi'): l](ifUII580(?).

b) von griechischen Kontrakten (gleichfalls durch das yQaq)£tov): BGU I 87, 33; 153,44/5; 183, 47; 350,26; II 446, 27; 453, I9ff(?); 538, 38; 664,9; III 719, 17. CPR I 4, 37/8; 27, 32. Lond. II

154, 28 (S. 180); 289, 38/9 (S. 185) (?); 293, 33 (S. 188); 303, 1 (S. 195); 142, 27 (S. -204); 143, 36 (S. 205); 277, 20/23 (S. 218); 308, 26 (S. 219); 311, 26 (S. 220). Quittungen über XHtovQyiar. BGU I 264; II 593; 658; III 722; 723.—

Oreiif. II 53. Lond. II 165 (S. 103); 139b (S. 103/4); 316a (S. 104);

321a— c (S. 104/5); 325 (s. 106); 166b (S. 106). Rendic. Ac. Line.

1897, 77, 1. Epikrisis- Bescheinigungen: BGU I 113; 142; 143; 265; III 780.

Oxy. I 39. Apographe-ßescheinigungen: Oxy. I 73. Decharge für den Vicarius: Lond. II 255 (S. 117/8). Bescheinigung der Reinheit des Opfertieres: Grenf. II 64. Quittungen von Gehaltsempfängern: BGU II 621; III 707. Hermes

22, 143. Lond. II 295 (S. 100). Sonstige amtliche Quittungen: BGU I 102; II 381; III 760; 807.

Grenf. I 48; II 44; 63. Lond. II 256R (S. 99). Oxy. I 61;

II 276.

Byz.

Quittungen von Gehaltsempfängern: Grenf. I 68.

Sonstige amtliche Quittungen: Grenf. II 96; 98. Lond. I 113, 10 (S. 222/3). Oxy. I 43 R III 6/23, 26/28, 30/34, IV .5/10, 12/17, 19/23, 26/29, V 4/8, 12/15, 19/22, 26/31; 84; 142; 143; 145—153. Wien. Denk. XLII S. 9^ (P. Rain. 1579). Wien. Stnd. 8, 102 (M. 101)

—106 (M. 117).

V. Andere amtliche Korrespondenzen, rtol. Alex. 2; 7 (?); 10. Anton. Archiv I S. 59/00. Ashniol. Veiso Bnll. hel].21,i4iff Grenf. I 11 II 6/22; 13; 32; 35; 66; II 14a, b, c; 37.— Leid. H, 1/3. Lond. I 1!) (S. I6/17); 15 (1;^) (s. 57). Par. 42 (?).

TJ. Wilc-ken: General -Register 11

rarlh. Thob. V2, ii ff. Petr. 1 24 (^!); 25 (-); II 2 (2); 4 (2), (i-c),

(11-13); 5a, b; 6; 9 (1— 5); 12 (l), (4) 1/2, 3/1O; 13 ('2—16), (l8a— 20);

14(la), (2); 15(1), (3)5 16; 23(1) (vgl. Introd. S. 31), (2-4); 29e; 31;

32 (2a) (3); 37 (1-2); 38b, c; 39g; 42 (a, c); 46 (c). - Rev. Mel.

291; 302 f.; 321 f.; 323f. Tlu'b. Bank. 5, 12; 6, 13 ff; 7, 10 ff; 8.—

Tor. 12.

Rom.

BGU I 8 I-II 25; 19 I 11-11 18; 231; 328, 1/22 u. 3iff ; II 422; 432; 473;

486; III 742; 746. - Boissier. (leu. 1, 13/20. Grenf. II 42;

46a. Lond. II 276 (S. uo); 213 Verso (S. 160/1); 459b (S. I63).

Oxy. I 34 Verso IV; 44-47; 50; 54; 57; 62 Verso; 63; II 237 V17/19;

242,31/34; 243,45/49; 244, 18 ff; 291. Wien. Denk. XLII S. 9»;

92 (P. Rain. 2073). Z. Savig. XV 243 IV.

Byz.

BGU II 412. Gen. (Rev. Philol. 20, 47 lat.). Lond. II 233 (s. 273);

415 (S. 283); 408 (S. 284); 231 (S. 285); 234 (S. 287); 409 (S. 288); 235 (S. 289/90); 236 (S. 290/91); 414 (S. 292); 237 (S. 293); 405 (S. 294/5);

416 (S. 295/6); 232 (S. 296/7); 239 (S. 297/8); 417 (S. 299/300); 422

(S. 318). Oxy. I 59; 66.

VI. Amtliche Abrechnungen, Verzeichnisse etc. Ptol.

Abrechnimgen über Steuereingänge u. a.: Lond. II 402 R (S. 10). Petr. II 7; 27 (3) (5); 28; 29a; 30c; 35c; 39b; 39e (vgl. Introd. S. 36); 39 f.; 43. Rev. L. App. II 5.

Abrechnung über Besäung der Felder: Asliniol. Recto.

Abrechnung über Aussaat-Lieferungen: Petr. II 39 a.

Andere Abrechnungen: Forshall 23 (?). Petr. II Introd. S.33; Nr. 14 (:h) (vgl Introd. S. 30); 30a; 34b; 39d, h. Rev. L. App. II 1; 4.

Auszüge aus den Steuerbüchern: Petr. II 30 b; 39 i.

Aktenliste: Lond. I 26 (S. 21).

Verzeichnis von Kavalleriepferden: Petr. II 35a, b, d.

Rom.

Abrechnungen über Steuereingänge u. a.: Berl. Bibl. 10; 21; 26; 50. BGU I 199 Verso; 259; 269; 271 (?); 274; 277 (?); 343; II 471; 474—477; 485; 558; 559; .561; 572—576; 642; 657; III 753; 754; 772; 802. - Leipz. 11 R. Lond. I 119 (S. 142/9); 109a

(S. 150/1); 109 b (S. 1.52/7); II 460 (S. 70); 468 (S. 81/2); 175a (S. 120) (?); 193 (S. 122/4) (?); 194 (S. 124/7); 195 (S. 127/8); 188 (S. 142/6); 181 (S. 146/8); 254 Verso (s. 23o/2). Wien. Kais. 22 f. Wilck. Obs. 13.

12 I- Aufsätze

Abrechnungen über Aussaat-Lieferungen: Loild. II 254 R (S. 220). Andere Abrechnungen: BGU I 178; II 466; 567; 568; III 812. Ha-

wara 29b; 30a b; 33. Leipz. 1; 4; 6R; 7; 8; 11 Verso;

12— 15R; 16; 17; 24—29; 31 Verso; 32; 33 Verso; 34; 35.—

Loud. II 266 (S. 234/44) (?); 156 (S. 249). Petersb. 14 a. Fhirbuch: Loud. II 267 (S. 129/141). Kleroslisten: BGU I 65 II; 165; II 470; III 700. Auszüge aus den Steuerbüchern: Oxy. II 274. Dammverzeichnis : Oxy. II 290. Beamtenlisten: Sitz. Berl. Ak. 1892,818f. BOU I 10; II 425; III 715.—

Loud. II 189 (S. 155/158); 199 (S. 158/159).

Bevölkerungslisten: :^GU I 185; II 493—510; 533. Loud. II 257

(S. 21/28); 258 (S. 29/36); 259 (S. 36/42); 260 (S. 46/53); (261 S. 54/6l).

Militärische Listen: BGU II 610 (lat.); 696 (lat.). ~ Wess. Taf. 8 (lat.);

9 (lat.). Sonstige Personenlisten: BGU I 56; 83; 186; 217; 344; II 426; 532;

563—566; 569—571; 630; III 734; 735. Hawara 29 a, b.

Leipz. 3; 15 Verso. Loud. II 443 (S. 78); 192 (s. 222/5); 369

(S. 265/6). Mitt. PR II 6 An. 1 ff.; VI 98. Schow. Vgl.

Oxy. 11 288, 35 ff.

Byz. Abrechnungen über Steuereingänge: BGU I 9. Loud. I 99(S. 158/62).

Oxy. I 127 R. Wien. Deuk. XXXVII 224 App. 746; 227, 73, 8. Andere Abrechnungen: Loud. I 125 (S. 192/4); II 249 (S. 307/9); 250

(S. 310); 252 (S. 311); 427 (s. 312); 428 (S. 313). Oxy. I 43R; 154. Beamtenlisten : Oxy. I 43 Verso.

Personenlisten: BGU II 672. Loud. II 387 (S. 33l). Dorf listen: Wieu. Stud. 8, 107 (M. 90)— 108(M. 94). Strafseulisten: Mitt. PR III 261—263. Wieu. Deuk. XXXVII 227, 73, 6. Kircheninventar: Greuf. II 111.

Arab.

Abrechnungen: BGU II 539. Loud. I 113, 7 (s. 217/8); Wess. Prol. 68.—

Wilck. Taf. 19d. Personenlisten: BGU II 608. Strafseulisten: Mitt. PR III 262 An. 3.

VII. Tempelakten. Böin.

Priesterlisten: BGU I 162, 15 ff.; 258; II 406. Vgl. 627. Inventare: BGU I 40; 162, i/l4; 338; II 387; 488; 590; III 781.

U. Wilckcn: General -Register 13

Rechnungen u. ä.: BOU 1 1 (vgl. 337); 149; 337; 11 302; 489. Hermes 23, 029.

B. Private Urkunden.

1. Eingaben von Privaten an Behörden. I. Klagschril'ten und Bittscliriften.

Ptol.

An den König: Alex. 9. Leid. B; G 9/22; H 8/20, 21/3C; J 7/24. Lond.

I 45 (S. 36/7); 23, 5/34 (S. 38); 51a (S. 59/G()); 106 (S. GO/l). Pai'. 14

(= Tor. 3); 2"^', 24; 2Q; 29; 35; 38; 39. Petr. II 8 (2)a; 13 (13) 4/5; 17 (1). Tor. 3. Vat. V 352f.; 35Gf. (vgl. Witk. Prodi-. 14). An den tTtLötQcctrjyog xal ötQatrjybg rijg ©Tjßa'idog: Lond. II 401 (S. 134).

Tor. 5—7.

An den ßxQat'rjybg aal vo^KQXi]g: Tor. 1 I 14— III 16.

An den ötQurriyog: Oreuf. I 38; 42. Lond. I 24 R (S. 32/3); 44 (S. 34).

Par. 12; 13; 36 (= Vat.); 37; 40; 41. Petr. II 2 (1); 12 (2) (3); S. [32] oben. Vat. IV 445.

An den oUovo^og: Petr. II 18 (i); 20 col. 4; 32 (2b); App. S. 3.

An die iQyj^atiörai: Petr. II 8 (2)b.

An den vjiod 10 LKy]t)]g: Dresd. (= Leid. D, 1=E, 1 = Par. 30). Leid.

D, 1; E, 1; E, 2 (= Mil. = Par. 27 = 28). Loud. I 22 (S. 7/8);

20 (S. 9); 33 a (S. 19/20) (= Par. 33); 21(S.13); 35(8.24/5); 24Vevso(S.26);

41 Verso (S. 28/9).— Mil.— Par. 27; 30; 33. - Vat. V 602f.; 603 f. An den eTtißrätrjg: Par. 15 I 8— II 33. Tor. 2; 8; 11; 14. An den inLiisXrjXTJg: Par. 31. Petr. U 20 col. 1/2; 32 (1). An den xco^oyQaii^atsvg: Petr. II 38a. An den aQiirpvXaxCtrig: Par. 6.

An den aQiLxiKxav. Petr. II 4 (1); 4 (3) (?); 4 (7) u. (9); 13 (1). An Ungenannt: Alex. 1. Grenf. I 11 I— II ö; 15; 17. Lond. I 41 R

(S. 27/8); II 220 1 1-16 (S. ö). Par. 8; 23. Passal. 1564 G.

Petr. II 1; 4 (8); 13 (17); 19; 20 coL 3.

Rom.

An den Präfekten: BGtU I 256; 327; II 378, 11/28; 448, 5 ff.; 525, loff.;

613, 9/25. CPR I 20 IL Lond. II 354 (S. IG4/5); 177 (s. 168/9).

Oxy. I 38; II 237 I-VIII; Vi 12/20. An den Juridicus: BGU II 378. Vgl. 327. Oen. 4. Lond. II 198

(S. 173). Z. Savig. XV 241 l. An den aQiLÖi'KaaxYig: Berl. Bibl. 8. BOII II 455; 578, 9 ff.; 614, 10 ff,

Oxy. II 281. Vgl. BGU III 729; 741; Oxy. II 268.

14 I. Aufsätze

An den iTtiaxQdxriyog: BGU I 1G8; 195; 291; 340; II 448; 462.

Oxy. I 70. An den axQaxriyog'. BGU 1^2; 22; 35; 45; 46; 72; 181; 242; 321; II

422, 'jft'.; 467; 491; 589; 663; III 731; 757; 759. Oeii. 6.

Greiif. II 61. Lond. II 357 (s. leo); 445 (S. igg/t); 363 (S. 170/1) (?);

176 (S. 174/5). Oxy. II 282—285. An den ßuöiXixbg yQa^^axsvg: BGU II 583. Au den tjtl xüv xexQi^avcov: BGU II 613. An den Centurio: BGU I 4; 36; 98; 146; 275; 322; 11 436; 454; 515;

522; 651. Oeii. 3; 16. - Oxy. I 69. An den Decurio (ßexadocQx^g): BCrlJ I 157. (ireiif. I 47. An den Centnrio imd Decurio: Gen. 17. An den Beneficiarius: Lond. II 342 (S. 17:5/4). An den t'l^j'^T'r;?: Oxy. I 56.

An den n^osöxag xilg IIsxQcoviavflg ovöüag: BGU II 650. An Unbekannt: Athen. BOU I 23 (?); 159; 176; 180; II 481; 482;

616; 648; III 769; 778. CPR I 232. Gesuche um Zustellung von Klagschriften u. a. an die andere Partei:

BGU I 226; 239; II 578, 3ff.; 614. Lond. II 361 R (S. 109/70);

358 (S.172). Oxy. I 68; II 286.

Byz.

An den Kaiser: Leid. Z (griech.).

An den Präfekten: Grenf. II 78. Oxy. I 67, 1.^/22; 71.

An den dux Thebaidis: Oxy. I 130.

An den Logisten: Oxy. I 86.

An den praefectus castrorum: Lond. II 410 (S. 298/9).

An den praefectus alae: Lond. II 245 (S. 271/2); 407 (S. 274); 242(8.275);

403 (S. 276); 240 (S. 277/»); 241 (S. 278/9); 412 (ß. 280); 406 (S. --Sl);

411 (S. 281/2). An den xoTCoxrjQTjxrjg: BGII II 669; 670. An den jtQOTtoXixevo^svog: CPR I 19. Oxy. I 67, 1/2.S. An Ungenannt: CPR I 233. Lond. 1 113, Hb (S. 224); 113, 12d(S.227).

Oxy. I 131.

II. Eingaben in Steuerangelegenheiten.

Ptol.

J7toyQCi(pccL: Alex. 6. Archiv I s. 17.3/4. Lond. I 50 (s 49).

Petr. II Introd. S. 33; 36 oben. i:vvTi{irJ6sig: Petr. II 27 (1); 30e. Vgl. Petr. I 16 (2).

U. Wilckcu: CJenoral-Register 15

liüiii.

Steucrobjekts-Deklarationcii [(x7io'y^)aq)ai)

über Grundbesitz: B(;U I lOHll; 131); lOS; II 420; 536. Gi-eiil'.

II 56. Oxy. 1 72; II 248; 250. über Hausbositz: B(^IJ 1 112; II 420; 45ü; 536. Oxy. II 247—250. über Viehbesitz:

a) Kamele: BÖU I 51; 52; 89; 192; 266; 352—355; 357; 358; II 421; 629; III 762. Greiif. II 45; 45a. Loiid. II

304 (S. 72); 309 (S. 73); 327 (S. 74); 328 (S. 75); 368 (S. 7ü).

b) Schafe und Ziegen: BGU I 133. Hartel üv. V. 74. Oxy. I 74; II 245; 246.

c) Esel: Loud. II 473 (?). über Schiffe: Greuf. I 49.

Objekt unbestimmt: BGU III 785. Hawara 30 1^. Auszüge aus anoyQacpaC: B(xU II 545. Selbstanzeigen aus Augustus' Zeit: Oreilf. I 45; 46. Anzeige der Hausbewohner durch die Hauseigentümer (yQaq)i] rav -

oiKovvxav): Oxy. II 254 256. Steuersubjekts -Deklarationen (itar OLKtav anoyQacpat): BOU I 53 55;

57—60; 90; 95; 97; 115—120; 122; 123; 125—132; 137; 138;

154; 182; 224; 225; 298; 302; II 410; 430; 447; 524; 537; 577;

III 706; 777. Grenf. II 55. Lond. II 476a (S. C2). Oxy. II

171 (S. 208). Auszüge aus aar' öUCav KütoyQaq)cct: BGU I 124; vgl. 55. Loiltl. II

182b (S. 62); 324, 1/29 (S. 63/4); 452 (S. 65). Fragmente: BGU I 158.

Geburtsanzeigen (yjto^VTJfiara aTtLysi^vyjöscog): BGU 128; 110; 111. Todesanzeigen: Anz. Wien. Akad. 31,7. B(^U I 17; 79; 254; III

773. Loud. II 281 (S. 66); 173 (S. 66/7); 208a (S. 67/8); 338(S.68).—

Mitt. PR V 12/3. Oxy. I 79 R; vgl. 173 (S. 24o); II 262. Anzeigen von Erbschaften: Oxy. I 75. Steuerpacht-Angebote: Greiif. II 41 (= Wilck. Ostr. I 587). Lond. II

286 (S. 184).

Byz.

Reklamationen: Oxy. I 78,

in. Anderweitige Eingaben an Behörden. Ptol. Bürgschaftserklärungen für Steuerpächter: Petr. I 28 (2) 5ff. ; II 46b. Eidliche Erklärungen: Petr. II 46a. Rev. L. App. II 2. Theb. Bank. 11; IIa, b. Vgl. S. 64.

16 I. Aufsätze

Empfangsbesclieinigungen an die kgl. Bank: Petr. Tl 26. Andere Empfangsbescheinigungen: Loild. I 31, 1/5 (S. 15). Peir. II 25; 48 (?).

Rom.

An die Epikrisis-Kommission: BGU I 109; 324. Gen. 18. Greiif.

II 49. Vgl. Oxy. II 257; 258. An die Opfer-Kommission (libelli libellaticorum): BGU I 287. Sitz.

Wien. Ak. 1894 (= Haniack, Theol. Litz. 1894, 38 f. und 162 f.). An die drjiioßia ßißho^yjxr]: BGU I 184; 243 (?); 379. CPR I 196.

Hartel Gr. P. 64/5. Lond. II 299 (S. i5i); 300 (S. 151/2). Eidliche Versicherungen: BGU I 85; 92; 244; II 543; 649; III 730.

Oxy. I 77; 100; II 239; 260; 263. Gestellungsverpflichtungen [Tia^aötüöeig): BGU 11 58l. Grenf. II 62.

Oxy. II 259. Anträge auf Testamentseröffnung: BGU I 135. Lond. II 171b (S. 176). Anträge auf öa^azLö^og: BGU III 729 (?); 741 (?). Oxy. II 268. Domanialpacht-Angebote: BGU JI 640. CPR I 32; 239. Lond. II

350 (S. 192/3). Oxy. II 279. Gemeindepacht-Angebote: CPR I 39. Meldungen {TtQOöccyysh'aL): Lond. II 280 (S. 19.S/4). An den 6rQatif]yös'. Oxy. I 76; II 244. An den Tt^mc^vig: CPR I 20; I S. 110.

An die TOTtoy^a^^cctslg und xco^oyQa^^arstg: Oxy. II 251 253. An Unbekannt: Z. Savig. XV 242 II; 243 III. Empfangsbescheinigungen über Aussaat: BGU I 31; 104; 105; 107

152; 160; 167; 169—172; 201—211; 262; 263; 278—280; 284

285; 294; 331; II 438—443; 516; 517; 626; 631; III 701; 720

721. Bescheinigung über Zustellung der Klagschrift: Oxy. I 67, 2.3/4. Andere Bescheinigungen: Oxy. I 55, 20/23; 107.

Bjz.

Gestellungsverpflichtungen (:;rß;()aö'TKö£tg, TTccQudööSLg^ iyyvai): BGUI 255; 320; 323; II 401; III 752 (?). Lond. I 113, 5c + Oxf. (GGA 1894, 746) ('?); II 246 (S. 277). Wien. Denk. XXXVII 121, 23;

122,24; 125,32; 139 App. 159; 146 App. 372; 163 App. ('.C2; 172 App. 808.

Andere iyyvai: Wien. Stud. V Iff".

Eidliche Versicherungen: Grenf. TI 79. Oxy. I 83; 87.

Anträge auf 6c3^att<)^6g: Oxy. I 126.

An den Comes: Oxv. 1 158.

U. Wilcken: General -Register 17

An den xoiiLtorQißovvog: i)\\. 1 128. An den Logisten: Oxy. I 00^ i;i-2o. An Ungenannt: Oxy. I 157. Gemeindepacht-Vertriige: (!Pß I 41.

Arab. Gestellungsverpflichtimgen (jtaQaötdösig): BOU II 404; IIT 7r)()

(B) 2. Akten zwischen Privaten.

I. Rechtsgeschäfte.

Ptol.

Verträge über Kauf: (^reilf. I 25; 27; 34; 36; 44 (?); II 15; IG; 20;

23a; 32; 35; 46. Leid. M; N; P. Loiid. I 3 (s. 46). Par.5.—

Vgl. Grenf. I 33. Verträge über Pacht: Loud. II 226b (S. 9) (V). Petr. II 44 (?). Empfangserklärungeu (Quittungen): Orenf. I 26; II 19; 22] 2ö-^ 30;

31. Leid. C Recto. Loud. I 22 Verso (S. 8). Petr. II 47. Verträge über Darlehen (Schuhisch eine): Oreuf. I 10; 18—20; 23; 28;

29; 31; II 18; 21; 24; 27; 29. Leid. 0. Loud. II 222 (ö. 7/8);

225 (S. 8/9); 218 (S. 15/6). Par. 7. Verträge über vjrO'O'ijxat : Greuf. II 17. Auseinandersetzuugsurkuuden (övl^vöscg): Tor. 4. Verträge über Abtretungen {6vyxo3Q'i]0SLs , äjtoßtdösig, jtuQaxcoQrjöeig):

Greuf. II 25; 28; 33. Gestellungsverträge (nKQaötaösig): Loud. II 220 II (S. 6). . Auszüge aus Verträgen: Greuf. I 33. Petr. II 27 (2). Testamente: Archiv I S. 63/65. Greuf. I 12; 21; 24. Loud. II 219a

Verso, b (S. 2/3). Petr. I 11; 13 (vgl. GGA 1895, 134); 14—16 (t);

17—21; II Introd. S. 22; 23. Fragmente: Loud. II 226a (S. 9). Petr. I 22 (1); 24 (2); II 24 (?).

Rom.

Rechtsgeschäfte durch Vermittelung von Privatbanken: BGU I 70; 88; 281; II 415; 427; 468; 472 II; 607; 645; III 697; 702. CPR I 14—17; 230. Greuf. 11 43; 51. Hawara 31a, b. Loud. II 333 (S. 199); 317 (S. 209); 332 (S. 210); 336 (S. 221).

Verträge über Kauf: BGU I 71; 87; 100; 153; 177; 193; 228; 233 236; 282; 350; II 413; 416; 453; 455, sft.; 469; 527; 542; 584 666; 667; III 709; 710; 758; 805; 806. CPR I 1—9; 57; 59 64; 66; 73; 80; 86; 88—90; 93; 95; 96; 102; 103; 105; 106 108—114; 120; 122—144; 146—158; 162; 165; 167; 168; 170

Arcliiv f. Papyruäfürscliuiig 1. 1. ' 2

18 I. Aufsätze

172; 175; 176; 179; 180; 183; 184; 186—194; 197; 198; 200; 203—207; 210—218; 220; 221; 223; 225 (?). Leipz. 31 R. Lond. II 262 (S. 177); 154 (S. 178/80); 140 (S. 180/81); 141 (S. I81/2); 282 (S. 194/5); 303 (S. 195/6); 466 (S. 190/7); 313 (S. 197/8); 320 (S. 198/9); 339 (S. 200). Oxy. I 95; 99; II 264. Par. 17. Rev. Et. Or. 1894 302 IV, 303 V, 303 VI. Wess. Taf. 7 (lat.).

Zustimmungserklärungen zu Käufen: Lolul. II 289 (S. I84/5).

Eidliche Bekräftigungen von Kaufverträgen: CPR I 224. Vgl. 225.

Verträge über ocaxayQacpri: BGU I 50.

Verträge über Pacht: BGU I 197; II 526; 538; 636; 644. CPR I 35—37; 47; 240; 242; 243. Oxy. I 101; II 277; 280.

Pachtangebote: BGU I 39; 166; 227; 237; II 591; 603; 604; 633; 661. CPR I 31; 34; 38; 45; 241; 244; 245. Grenf. II 57. Lond. II 163 (S. 182/3); 216 (s. 18G/7); 438 (S. 188/9); 314 (S. 189/90); 168 (S. 190/1). Mitt. PR II S. 33.

Verpachtungsangebote : Lond. II 335 (S. 191/2).

Verträge über Miete: Oxy. II 278.

Mietsangebote: BGU I 253; II 393; 407.

Dienstvertrags-Angebote: Grenf. II 67. Lond. II 331 (S. 154/5). Vgl. BGU II 638.

Lehrlingsverträge: Grenf. II 59. Oxy. II 275.

Empfangserkläruiigen (Quittungen): Berl. BibL 6. BGU I 24; 32; 44; 68; 77; 150; 155; 187; 196; 200; 240; 260; 289; 297; II 394; 418; 419; 445; 446; 514; 612; 635; III 708. CPR I 46; 63; 82; 107; 202; 228; 246. Grenf. II 69. Hawara 30a.— Leipz. 30. Lond. II 139 a (S. 200/1); 285 (S. 201); 287 (s. 202); 142 (S. 20:s); 143 (S. 204/5); 172 (S. 205); 178 (S. 207/8); 334 (S. 211); 341(8.213); 343(8.214); 348(8.214/5); 151(8.215/6); 157b (8. 217).

Oxy. I 91; 98. Vgl. II 268. Verträge über Darlehen (Schuldscheine): BGU I 69; 101; 179; 189;

190; 238; 272; 290; 339; II 465; 472 I; 578, 11/iG; 664; III 713;

800. Vgl. 741. CPR I 229. Gen. 8; 8 bis; 9. Lond. II 277

(S. 217/8); 308 (8. 218/9). Mitt. PR II 31; IV 61. Oxy. II 269. Kumulativ-Schuldscheine : CPR I 13. Nachträge zu Darlehen: BGU I 301. Vgl. III 782. Cession von Ansprüchen: Lond. II 360 (8. 216). Oxy. II 271; 272. Verträge über Deposita (;ra()a^f;xo:0: BGU II 520; 637. Vgl. III 729.—

CPR I 29. Lond. II 278 (S. 206); 310 (S. 208). Pfandurkunden: CPR I 12. Verträge über Bürgschaften {tyy{mt): BGU III 782. Hawara 31a(?).

U. Wikken: General-Register 19

Versprechungen zu Gunsten von Bürgen: Oxy. H 270. Vollmachtsurkmiden {Gv6tdGH^)'. lUiU I 191; :')()(). Onif. II 70; 71.— Lond. II 306 (S. 118/9). Oxy. I 94; 97; II 261. Rev. Et. «r.

1894, 301 I, 302 III. Auseinandersetzungsurkunden (diciLQsösig): BOU I 234; 241 ; II 444.

CPR I 11; 174; 177; 199; 222. Lond. II 293 (S. 187/«). Vertragsregister: BOU II 540. Mitt. PR V 107. Vgl. Leipz. (5 Verso. Heiratsverträge: BGU I 1S3; 251; 252; III 717. ~ €PR 1 21—28.

234—238. Oxy. II 265; 267. Scheidungsurkunden: Oxy. II 266.

Schenkungsurkunden: (rrenf. II 68; 70, off.; 71, 8 ff. Oxy. II 273. Freilassungsurkunden: BGU I 96.

Testamente: BGU I 86; 326; II 483; 600; III 719. Oxy. I 104; 105. Vertragsfragmente: Berl. Bibl. 2 (?). BGU I 76; 232. CPR I

48—56; 58; 60—62; 65; 67—72; 74—79; 81; 83—85; 87; 91;

92; 94; 97—101; 104; 115—119; 121; 145; 159—161; 163; 164;

166; 169; 171; 173; 178; 181; 185; 195; 209; 219; 231.

Hermes 30, 15-2. Par. 9 bis R; 70 bis (?). Wilck. Taf. 12b.

Byz.

Verträge über Kauf: BGU I 13; 94; 313; 316; 319; II 373; 402; 456. CPR I 10; 226- 221. Grenf. I 60; II 74. Jomard. Jonr. Phil. 22, 27iff. Lond. II 251 (S. 317/8). Par. 21 ; 21 bis; 21 ter.— Rev. Et. Gr. III 134; 135. Rev. Phil. 20, 49. Wien. Denk.

XXXVII 123, 26; 126, 34; 133 App. 105; 153 App. 490; 169 App. 731;

171 App. 774. Wien. Stud. 8, 9.5 (M. 4); 96; 97 (M. 12, 13). Verträge über Pacht: BGU I 303; 307; 308; 349; II 364; 409. CPR I 40; 42—44; 247 {(itöd'aTcoxrj). Gen. 10. Grenf. I 54; 56—58. Hernais XVI 1—3; 5; 6; 11—16. Lond. I 113,3 (S. 207/8); 4 + Oxf. (GGA 1894, 747); 5 a (S. 210). Wess. Prol. 50ff. (vgL Rev. Eg. IV 59); 56 f. Wien. Denk. XXXVII 130

App. 56; 134 App. 115C; 135 App. 129; 137 App. 144; 138 App. 152; 141 App. 275; 143 App. .307, 309; 144 App. 328; 147 App. 392; 149 App. 422, 425; 151 App. 454, 467; 152 App. 482; 157 App. 523, 536; 160 App. 595; 162 App. 648, 649; 166 App. 706 (?); 168 App. 722; 173 App. 831; 174 App. 864, 867; 253, 7100. Wien. Stnd. 8, 98 (M. 23); 99 (M. 35, 54).

Pachtangebote: BGU II 519; 586. Oxy. I 102; 103. Verträge über Miete: BGU I 305; 306; III 749. Vgl. I 3. Lond. I 113,5b (S. 211/2); 6a (S. 210/1); 6b (S. 211/2). Wien. Stud. 7, i.35f.

2*

20 I- Aufsätze

Mietsangebote: BGU II 606.

Verträge über Empbyteuse: Loiid. II 483 (S. 324/29).

Verträge über Verdingimgen, Arbeiten etc.: BOII I 286; II 305; 403. Grenf. II 87 (?). Heriials XVI 30 (= Schmidt I). Oxy. I 138; 140(?).

Empfangserklärungeu (Quittungen): BGU II 408; 411; III 727; 799; 808. Oeil. 13. Oreiif. I 65; 75; 80; 81; 81a; 97; 99; II 102. fleruals XVI 7—9; 22. Lond. II 153 (S. sio); 393 (S. 33:3); 450 (S. 334). Oxy. I 137. Reiidic. Acc. Line. 1897, 78, 3. Rev. Et. Gr. 1894, 301, ll. Wien. Denk. XXXVII 141 App. 265; 148 App. 415; 149 App. 423; 176 App. 885 e; 196,9073; 201,54 205,62; 215, 66—216, 66, 4; 228, 73, 11; 229, 73, 12 u. 13; 234 App. 27—237

App. 28; 242, 217; 244 App. 247 (?), 190; 250 App. 836; 251 App. 119, 161, 147; 253 App. 894; 254, 73, 73 (2), 75, 75 b; 255, 76; 256 App. 902,

912, 916. Wien. Stud. 8, loo (M. 46). Verträge über Darleben (Scbuldscbeine) : BGU I 295; 314; 318; II 363; 365; III 725; 726; 736; 740; 741; 795—797. CPR I S. 59. Gen. 12; 15. Grenf. I 59; II 72; 86; 88—90. Hernais XVI 17—19; 21; S. 46 (= Sclimidt II); S. 47 f. Loud. I 113, 6c (S. 215/6); II 390 (S. 332); 392 (S. 333). Oxy. I 133. Wien. Denk. XXXVII 122, 25; 124, 29; 131 App. 09; 135 App. 137; 156 App.

518; 157 App. 535; 165 App. 699. Wien. Stiul. 7, 123f.; 130f.; 8,

100 (M. 50, 51). Verträge über TtaQccO'TjxaL : Oxy. I 144.

Verträge über Bürgschaft: Grenf. II 99a (?). Oxy. I 135. Versprecbungen zu Gunsten von Bürgen: Oxy. 1 125. Auseinandersetzungsurkuncleu

a) diuLQhsLs: Gen. 11 Lond. II 391 (S. 329/30); 394 (S. 330/1). Vgl. BGU II 405.

b) dmAv(?£tg: BGU I 317. Lond. I 113, 1 (S. 200/4). —Oxy. I 129 [repudium). Par. 20. Wien. Denk. XXXVII 150 App. 45i.

c) Gw^eßEiq: Oxy. I 136. Wien. Stnd. 8, 98 (M. 28). Kompromisse: BGU I 309. Lond. II 456 (S. 335). Wess. ProL 57/8;

61. Wien. Denk. XXXVII 127,37; 128, 37 bis. Versprechen, nicht zu stehlen: Oxy. I 139. Vertragsformulare: Lond. I 113, 2 (S. 205/7).

Heiratsverträge: CPR I 30. Wien. Denk. XXXVII 170 App. 768. Scheidungsurkunden: Grenf. II 76.

Schenkungsurkunden: Wien. Denk. XXXVII 129, 7104 b. Freilassungsurkunden: Hernais XIII 47/8 (Edmonstone). Testamente: Grenf. I (52.

U. Wileken: General-Register 21

Vertragsfragmente: BfiU 11 397—400; 609; 608; 673. Gronf. I 55.— Hernais XVI 4; 10; 20; 20b.— Wess. i'rol. passim. Wien. Denk.

XXXVII 123,27; 124,28,30; 125,31,33; 126,35; 127,36; 128,38, App. 2; 129App. 4(?); 129 App. 20; 130 App. 51, 53; 131 App. 65, 70, 74; 132 App. 82, 83 R; 134 App. 107; 135 App. 120, 121, 127, 136; 136 App. 139; 139 App. 160, 171, 178; 140 Ai^p. 184, 185, 187, 188, 197, 205; 141 App. 273; 142 App. 275, 279, 289—291; 143 App. 324, 325; 144 App. 329, 340; 145 App. 352R, 354; 146 App. 367, 374, 386, 390; 147 App. 391; 149 App. 420, 426; 150 App. 434, 438, 440; * 152 App. 468; 153 App. 483, 495; 155 App. 498,499; 156 App. 511; 157 App. 531; 160 App. 611; 161 App. 634, 635, 641, 642; 162 App. 657, 661; 163 App. 664, 669, 672; 164 App. 685—687; 165 App. 693, 694, 697; 166 App. 701—703, 707; 167 App. 708 710; 168 App. 714, 726; 169 App. 728, 729; 170 App. 746b, 762, 772; 171 App. 784, 787, 789; 172 App. 791, 792, 809, 821; 173 App. 822, 823, 833; 174 App. 849, 870; 175 App. 876, 877; 176 App. 884b, 886, 888;

243 App. 681. Wien. Stud. 8, 95 (M. 5—7), 97 (M. 8—11), 99 (M. 40—48,

58); 102 (M. 59—65); 12, 93 unten.

Aral).

Hierhin gehören vielleicht niiinche der unter Byz. aufgeführten Teste. Verträge über Kauf: BOU II 671. Verträge über Pacht: BGU I 310—312. Verträge über Arbeiten u. dgl.: BOU I 304; II 366. Empfangserklärungen (Quittungen): BOU I 29; 47; 173; II 367—371;

550; III 737 (?). Oreuf. II 100. Wess. Prol. 17 ll. Wien.

Denk. XXXVII 232, 73, 26. Verträge über Darlehen: BOU III 751. Kompromisse: BOU I 315. Testamente: Loud. I 77 (S. 232/6). Subskription koptischer Kontrakte: Wess. Prol. 66. Vertragsfragmente: BOU II 396. Wien. Stud. 8, 99 (M. 30).

II. Private Briefe.

Ptol.

Alex. 3; 4 Orenf. I 43; II 36; 38. Leid. K. Lond. I 33b

(S. 20/1); 42 (S. 30/1); 28 (S. 43); 43 (S. 48). Par. 31; 32; 43—49; 58—60. Passal. 1563. Petr. I 29; 30 (1); II 2 (3), (4); 3; 11 (1), (2); 40 (a), (b); 42 (b). Rev. Mel. 295. Vat. V 60if. Subskriptionen demotischer Briefe: Orenf. II 14 d.

Köm.

Berl. BiW. 7; 30. BOU I 27; 33; 37; 38; 48; 93; 164; 246—249; 257; 261; 276; 332; 348; 360; II 380; 384; 385; 417; 423; 424;

22 I- Aufsätze

435- 440—451; 523; 530; 531; 544; 504—597; 601; 602; 615; 623; 625; 632; 665; III 698; 714; 775; 783; 794; 801; 811. (Jen. 2. Greuf. II 108 (lai). Leipz. 2. Loiid. II 324, 29 ff.

(S. 63/4); 470 (S. 212) (?); 356(8.252); 144(8.253); 190(8.254/5); 157a (8. 255); 479 (8. 255/6). Oxy. I 32 (lai); 113—119; 121; II259;269II;292— 300. Par. 18; 18bis; 18 qiiat. Petersbil.- Rendic. Acc. Line. 1897, 77, 2. Rev.Et. Gr. 1894, 299 unten (oder byz.?).— AVess. Taf. 1 (lat.). Einladungen: BGU I 333. Oxy. I 110; 111.

Byz.

BOU I 103; 151; 335; 351; II 546; 547; 624; 641; 643; 674; III 728; 798. Gen. 14. Grenf. I 53; 61; II 73; 77; 82; 91—94.

Lond. II 243 (8. soo/i); 413 (8. 301/2); 418 (8. 302/3); 244 (8. 304); 404 (8. 305); 248 (8. 306); 453 (8. 319/20); 480 (S. 32l). Oxy. I 120;

122; 123; 155; 156. Wess. Taf. 16. Wien. Denk. XXXVII

132 App. 83 Vei-so; 145 App. 352 Verso; 153 App. 486; 174 App. 839.—

Wien. Stud. 12, 83 ; 91 ; 93. -Einladungen: Oxy. I 112.

Arab.

BGU II 605.

III. Sonstige private Aufzeiclinungen.

Ptol. Wirtschaftsbücher : Sakkakini. Rechnungen: Grenf. I 15; 39. Leid. C Verso 3/4; S; T. Lond. I 2d

(8. 162/3); 29 (8. 163/4); 30 (S. 164/5); II 219aR (8.2). Par. 9(V);

39 Verso; 52—57 bis; 60 bis; 61 Verso. Petr. II Introd. 32; Nr. 33.

Weil. Listen: Grenf. I 14. Lond. II 402 Verso- (8. 10/11). Träume: Leid. C Verso l/ll. Par. 50; 51. Vgl. Leid. U. Verfluchungen: Wien. Kais. 4 ff. (Artemisia).

Rom. Wirtschaftsbücher: BGU I 14. Hawara 34 (?). Lond. I 131 R

(8. 169/188); 131* (8. 189/91).

Rechnungen: BGU III 699; 712; 774. Grenf. I 51. Lond. II 202

(8. 247); 206 b (8. 248); 370 (8. 251). Oxy. I 108. Wess. Taf. 1

(gi-iech.); 11 (lat.). Zahlungsanweisungen an Privatbanken: BGU I 156; III 813 (?). Listen: CPR I S. 125. Lond. II 191 (8. 264/5). Oxy. I 109. Leihhaus- Abrechnung: Lond. II 193 Verso (8. 245/7).

U. Wilcken: General-Register 23

Rezepte: (ilrcnf. I 52.

Bücherkataloge: Pefersb. 13 (vgl. Rh. Mus. 21, i;nfF.j. Horoskope: Lond. I 98 R (S. i27/3o); 110 (S. 131/2); 130 (S. 133/9). Oxy. II 235. Par. 19; 19 bis.

Bj'z. und Arab.

Rechnungen: BGU I 34; II 377 (arab.); 551 (arab.); 809 (arab.). Grenf. II 83; 104. Lond. I 113, 8 a, b, c, (S. 219/20) (arab.?); II 247 (S. 306); 429 (S. 314/5); 431 (S. Slß); 432 (S. 316); 395 (S. 334). Oxy. I 132. Wien. Denk. XXXVII 133 App 85; 164 App.

685 Verso; 168 App. 723 Verso; XLIV 17, 6876. Wien. Stud. 12, 84, 85, 88—90, 92, 93. Anweisungen zu Zahlungen und Lieferungen: Orenf. 11 103. Lond. II 454 (S. 320). Oxy. I 92; 93. Wien. Denk. XXXVII 205,63—

206, 63; 238 App. 886; 239 App. 819; 242 App. 578; 244 App. 235;

245 App. 677, 863; 247 App. 448; 253, 151; 255, 206, 230. Gebete: Grenf. I 70. Horoskope: Classical Review 8, 70.

Unbestimmte Stücke,

die im Vorstehenden nicht eingereiht sind.

Alex. 5. BerL BibL 3; 4; 11—20; 22—25; 27; 28; 31; 32. BGU I 30; 108 Verso; 174 (vgl. Hermes 30, 151 f.); 229; 230; II 428; 487; 599; 619; 660; ni732; 733; 745; 756; 793. CPR I 182; 201; 208. Grenf. I S. 24; Nr. 30; H 70, 1/5; 85; 109 (lat.); 110 (lat.).— Haivara 32a, b. Leipz. 10; 18R; 19; 20 Verso; 23; 33R.I Lond. I 15 (n) (16) (S. 57/9); 32 (s. 230/1); H 220,

17-25 (S. 6); 223 (S. 3/4); 227 a Verso (S. 4); 227 b (S. 4); 197

(S. 100/1); 475 (S. 102); 164 (S. 116); 383 (S. 117); 359 (S. i5o); 355

(S. 178); 371 (S. 244/5); 212b (S. 266); 211 (S. 266). Mitt. PR IV 52.

Oxy. 135 R; II 236.— Par. 63, 8/9,11/12; 9 bis Verso; 18ter.— PassaL 1564 A-F. Petersb. 2—6; 8—10; 12; 14; 15. Petr. I S. [34] An.; 24 (1); 28 (2) 1/4; 30 (2, 3); n 27 (4). Rev. Mel. 339; 345. Wess. ProL67.-Wess.Taf.l7-19; 23; 25-27.- Wien.Denk.XXXVn

132 App. 78; 133 App. 92, 97, 100; 134 App. 115, 115b; 137 App. 141, 145; 138 App. 154, 156a, b, e; 141 App. 206, 271; 143 App. 319, 320; 146 App. 382; 148 App. 403; 150, 427, App. 452; 151 App. 457, 459b; 154 App. 496; 156 App. 516; 160 App. 616, 628, 630; 161 App. 643, 645; 166 App. 700; 168 App. 712; 169 App. 743; 170 App. 763, 767; 171 App. 788; 173 App. 824; 174 App. 868; 175 App. 871 a, b, c, 876; 225,72,2; 228 73, 9; 238 App. 862; 242 App. 584; 243 App. 756, 251, 163, 817; 244

24 I- Aufsätze

App. 664; 245 App. 741, 319, 869 5 246 App. 312, 712, 671; 246 App. 692; 247 App. 257, 875; 248; 249; 250 App. 195; 251 App. 31, 523; 252 App. 140, 226, 913, 6916; 253, 6846, App. 45; 255 App. 846, 79; 256 App. 906;

XLll S. 92 (P. Rain. 1581); XLTV 16; 17. -- Wien. Kais. S.27/8.— Wien. Stnd. 8, 98 (M. is); 12, 84 Mitte; 97 imteu. Wilck. Taf. 12d, e. Z. Nnmis. XV 331.

Lateinische Papyri

(sind oben eingereiht).

BGU II 610; 611; 628; 696. Orenf. II 108 110. Leid. Z (vor der Bittschrift). Oxy. I 32. Rev. Phil. 20,47. Stobbe's Jahrl).

VI, 398 tf. Wess. Taf. passim.

Erkläruug der Alikürzuiigen.

Allgemein wird das Bedürfnis empfunden, dafs endlich in der Zitierung der Papyruspublikationen eine Einigung erzielt werde. Hoffent- lich wird diese Zeitschrift, in der nur eine Methode, und zwar die im vorstehenden Register befolgte, angewendet werden soll, zur Erreichung dieses Zieles beitragen.

Mein Prinzip bei Aufstellung der Siglen war: kurz, aber deut- lich! Unter diesem Gesichtspunkt bin ich auf den Vorschlag, für die einzelnen Editionen einzelne Anfangsbuchstaben festzusetzen, nicht ein- gegangen, denn bei der Masse der Editionen würde es ein Spezial- studium erfordern, sich alle diese Siglen im Gedächtnis zu bewahren. Man braucht z. B. nur einen Blick in die assyriologische Litteratur zu werfen mit ihren MAP, ASKT, OBJ u. s. w. , um ein Grauen vor der Übertreibung dieser Methode zu empfinden. Nur zwei Aus- nahmen habe ich zugelassen, zumal diese sich schon einer gewissen Verbreitung erfreuen, nämlich BGU (= Berliner Griechische Urkunden) und CPR (= Corpus papyrorum Raineri). Sonst habe ich es vorgezogen, immer ein charakteristisches Wort, ganz oder in mäfsiger Verkürzung, zu geben, durch das man an den Fundort oder das betreffende Museum oder den Editor oder den Finder deutlich erinnert wird. Soweit Stadt- namen in Betracht kommen, schien es mir mit Rücksicht auf den inter- nationalen Gebrauch richtig, immer die Form zu gründe zu legen, die die Stadt in ihrer Sprache hat, daher Mil(ano), Tor(ino), Wien, Gen(eve) u. s. w. Römische Zahlen sind nur für Bände angewendet, sonst immer arabische. Ein vorgesetztes P (=Papyrus) wird sich überall empfehlen,

U. Wilcken: General-Register 25

WO nicht durch eleu Zusammenhaug (wie iui Jvegister) klar ist, dafs es sich um Papyri handelt.

Ich habe mich nur mit wenigen Fachgenossen vorher besprechen köimen. Es wäre sehr dankenswert, Avenn selbst diejenigen, die bessere Siglen zu haben glauben, im Interesse der Einigkeit sich künftig der für diese Zeitschrift mafsgebenden Methode anschliefsen wollten.

P. Alex. == Botti, Papyrus ptolemaiques du Musee d'Alexandrie, im „Bulletin de la Societe archeologique d'Alexandrie" Nr. 2, Alexaudrie 189'), S. 6öS.

P. Autou. = Classical Review VII 1893, S. 476. Vgl. Hermes 32, 509 fi'., 33, 422 (Schreiben des Triumvir M. Antonius).

P. Ashmol. = Mahafi'y, On new papyrus-fragments from the Ashmolean- Museum at Oxford, in „The transactions of the Royal Irish Aca- demy« XXXI, 6 (1898), S. 197 if. Vgl. unten S. 165ff.

P. Athen. = E. Egger, Bulletin de la Societe imperiale des antiquaires de France, Paris 1862, S. 128 ff. Der von Viereck als Athen. II aufgeführte Text ist identisch mit P. Sakkakini (s. unten).

Berl. Bibl. = Gr. Parthey, Frammenti di papiri greci asservati nella Regia biblioteca di Berlino, in „Memorie dell' Istituto di con^e- spondenza archeologica" II, 1865, S. 438 ff.

BGU = Ägyptische Urkunden aus den königlichen Museen zu Berlin, herausgegeben von der Generalverwaltung. Griechische Urkunden, Berlin I 1895; II 1898. Von III sind zur Zeit 4 Hefte erschienen (bis Nr. 813).

P. Boissier = J. Nicole, Avillius Flaccus prefet d'Egypte et Philon d'Alexandrie, in „Revue de philologie" XXII, S. 18 ff. Vgl. unten S. 168 ff

P. Buttuiann = H. Buttmann, Erklärung der griechischen Beischrift auf einem ägyptischen Papyrus aus der Minutolischen Sammlung, in „Abhandl. Berl. Akad." 1824, S. 89 ff.

P. Caftaoni = Vittorio Scialoja, II papiro giudiziario Cattaoui e il matri- monio dei soldati romani, in „Bulletino dell' Istituto di diritto romano" VIII 1895, S. 155 ff. Hiernach ist im Register zitiert, da die erste Ausgabe von Botti, Rivista Egiziana VI Nr. 23, S. 529 ff. mir nicht zugäno-lich war.

ehrest, dem. = E. Revillout, Chrestomathie demotique, Paris 1880.

CPR =^ Corpus papyrorum Raineri archiducis Austriae I Griech. Texte, herausgegeben von Wessely unter Mitwirkung von Mitteis, Wien 1895.

P. Dresd. = Wessely, Die griechischen Papyi-i Sachsens, in den „Be- richten über die Verhandlungen d. kgl. Sachs. Gesell, d, Wiss, ph.

26 I- Aufsätze

bist. Kl. 1885, S. 276 ff. Vgl. E. Haaser, Der griech. Pap. d. kgl. öffeutlichen Bibliothek zu Dresden, 1885 (Weimar. Hof- Buch- druckerei).

P. Droysen = J. G. Droysen, Kleine Schriften I, S. 1 ff. (vgl. S. 386/7).

P. Forshall = J. Forshall, Description of the greek papyri in the British Museum, Lond. 1839. Oben sind nur diejenigen Nummern nach Forshall zitiert, die nicht in Kenyons Catalogue aufgenommen sind.

P. Oeil. = J. Nicole, Les papyrus de Geneve, premier fascicule 1896.

P. Greilf. I = B. P. Grenfell, An alexandrian erotic fragment and other greek papyri chiefly ptolemaic, Oxford 1896.

P. Oreilf. U = B. P. Grenfell and A. S. Hunt, New classical fragments and other greek and latin papyri, Oxford 1897.

Harte] Gr. P. == W. v. Hartel, Über die griechischen Papyri Erzherzog Rainer, Wien 1886.

P. Hawara = Flinders Petrie, Hawara Biahmu and Arsinoe, Lond. 1889.

P. Heruals XHI und XVI = XIII. und XVI. Jahresbericht des k. k. Staats- gymnasiums in Hernais, Wien 1887 und 1890, mit Aufsätzen von Wessely.

P. Jomard = Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque impe'riale XVIII (2), S. 257 ff.

P. Leid. = C. Leemans, Papyri graeci musei antiquarii publici Lugduni- Batavi, I, 1843; II, 1885.

P. Leipz. = Wessely, Die griech. Papyri Sachsens, in den „Berichten über die Verhandlungen der kgl. Sachs. Gesell, d. Wiss. ph. bist. Kl. 1885, S. 237 ff.

P. Lond. I und n = F. G. Kenyon, Greek papyri in the British Museum. Catalogue with texts, I Lond. 1893; II 1898. Vgl. unten S. 131 ff

P. Mil. = Ant. Ceriani, Un papiro greco del 162 a. C. in „Reale Istituto Lombardo dei Scienze e lettere, Rendiconti," Ser. II, vol. IX, Milano 1876, S. 582 ff.

Mitt. PR. = Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer I— VI, Wien 1887 ff

P. Oxy. I und II = B. P. Grenfell and A. S. Hunt, The Oxyrhynchos- Papyri, I 1898; II 1899, in „Egypt Exploration Fund, Graeco- roman brauch".

P. Par. = Notices et extraits des manuscrits de la bibliotheque impe- riale XVIII (2), Paris 1865 (Brunet de Presle).

Parth. Theb. = G. Parthey, Die thebanischen Papyrusfragmente im Berliner Museum, in „Abhandl. Berl. Akad." 1869, S. 1 ff. Hier- nach ist oben nur das eine Stück zitiert, das nicht in meine „Theb. Akten." aufgenommen ist.

U. Wilcken: General-RegiBter 27

P. Passal. = Letronne, Lettre h Mr. Passalacquu, in „Notices et extraits

de la Bibl. imp." XVIII (2), S. 400 fi'. P. Petersb. = E. Muralt, Catalogue des manuscrits grecs de la biblio-

theque imperiale publique de Petersbourg, 1864. P. Petr. I, II imd App. = J. F. Mahaffy, The Flinders Pctrie Papyri

with transcriptions, commentaries etc., Dublin, I 1891; II 1893;

Appendix 1894. P. Reiiiach Gizeh = Theod. Reinacli, l'empereur Claude et les antisemites

Alexandrins d'apres un nouveau papyrus, in „Revue des etudes

Juives'' XXXI 62, 1896, S. 161 ff. Rev. L. = B. P. Grenfell, Revenue Laws of Ptolemy Pbiladelpbus,

Oxford 1896. Rev. Mel. = E. Revillout, Melauges sur la metrologie, reconouiie poli-

tique et l'histoire de l'ancienne Egypte, Paris 1895. P. Sakkakini = E. Revillout, Revue Egyptologique III 118 ff. P. Scliow = Nie. Schow, Charta papyracea graece scripta musei Bor-

giani Velitris, qua series incolarum Ptolemaidis Arsinoiticae in

aggeribus et fossis operantium exhibetur, Rom. 1788. P. Schmidt = W. A. Schmidt, Forschungen auf dem Gebiet des Alter- tums. I. Teil: Die griech. Papyrusurkunden der kgl. Bibliothek zu

Berlin, 1842. Oben zitiert nach der Neuedition von Wessely in

„Hernais XVI". Theb. Bank. = Wilcken, Aktenstücke aus der kgl. Bank zu Theben in

den Museen zu Berlin, London, Paris, in „Abhandl. Berl. Akad." 1886. P. Tor. = Amadeo Peyron, Papyri graeci Regii Taurinensis Musei

Aegyptii, I 1826; II 1827. P. Tor. dem. = demotische Papyri des Turiner Museums. Nr. 20 =

Par. S. 215. Mr. 21 = A. Peyron, Pap. di Zoide, S. 35 ff.

Nr. 23, 24, 25 = Lumbroso, Documenti Greci del Regio Museo

Egizio di Torino raccolti, 1869, S. 13 ff. P. Vat. = Angelo Mai, Classicorum auctorum e Vaticanis codicibus

editorum tom. IV u. V, Rom. 1831—1833. P. Weil = Henri Weil, Un papyrus inedit de la bibliotheque de

M. Ambroise Firmin-Didot, in „Monuments grecs publies par l'Asso-

ciation pour l'encouragement des Etudes grecques en France"

1879, S. 35. Wess. Prol. == Wessely, Prolegomena ad papyrorum graecorum novam

coUectionem edendam, Wien 1883. Wess. Taf. ^= Wessely, Schrifttafeln zur älteren lateinischen Palaeo-

gi'aphie, Leipzig 1898. Wien. Kais. = Wessely, Die griech. Papyri der kaiserl. Sammlungen

28 I- Aufsätze: U. Wilcken: General-Register

Wiens, in „XI. Jaliresbericlit über d. k. k. Franz-Joseph-Gyninasium

in Wien, 1885." Wilck. Obs. = Wilcken, Observationes ad historiam Aegypti provinciae

Romanae, Diss. Berl. 1885. AV^ilck. Taf. = Wilcken, Tafeln zur älteren griechischen Palaeographie,

Leipzig 1890. Witk. Prodr. = Stanislaus Witkowski, Prodromus grammaticae pap.

graec. aetatis Lagidarum, Krakau 1897. Young Hierogl. = Thom. Young, Hieroglyphics coUected by the Egypti-

an Society, I 1823; II 1828. P. Zois == Amadeo Peyrou, Papiri Greco-Egizi di Zoide dell' Imp. R.

Museo di Vienna, 1828. Oben zitiert nach der Neuedition von

Wessely in „Wien. Kais".

Die Abkürzungen der Zeitschriften bedürfen kaum einer Erklärung. Hervorgehoben sei nur: Archiv = Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete, Bull. hell. = Bulletin de correspondance hellenique, 0(JA = Göttingische Gelehrte Anzeigen, Joiir. Phil. = Journal of Philology, Proc. Bibl. Ar. = Proceedings of the Society of Biblical Archaeology, llev. Eg. = Revue Egyptologique, Rev. Et. Or. = Revue des Etudes Grecques, Rev. Phil. = Revue de philologie, Stohbe's Jahrb. = Stobbe's Jahrbücher für das gemeine deutsche Recht, Wien. Denk. = Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, phil. bist. Klasse, Wien.

Breslau. Ulrich Wilcken.

Heidnische Märtyrerakten.

Die bisher bekannt gewordenen Papyri, die Verhandlungen vor- nehmer alexandrinischer Griechen und Juden mit römischen Kaisern betreifen (Claudius, Trajan und einem dritten, der entweder Marcus, Verus oder Commodus ist), sind von den Herausgebern und in den darüber vorliegenden Abhandlungen übereinstimmend als aktenmäfsige Wiedergabe der Wechselreden und Vorkommnisse bezeichnet worden.

U. Wilcken (Hermes XXX S. 496if.) hat, gestützt auf die Be- obachtung einiger Latinismen, die lateinischen Kommentarien der Kaiser Claudius und Trajan als die von den Gesandten ihren Berichten zu- grunde gelegte und nur geringfügig für das alexandrinische Publikum zugerichtete Vorlage angenommeu. Allerdiiio-s hatte dieser Forscher mit Rücksicht auf das Vorhandensein zweier die Verhandlung mit Trajan betreffender und nicht völlig übereinstimmender Fassungen auch die Mügliclikeit ins Auge gefafst, dafs die eine von einem griechischen, die andere von einem jüdischen Teilnehmer der gleichzeitig erschienenen Abordnungen herrühre, und er hatte am Schlüsse seines Aufsatzes (S. 498) diese Papyrustexte als einen „neuen Litteraturzweig" bezeichnet, dessen genaueres Verständnis von weiteren Funden zu erhoffen sei.^)

Th. Reinach (a. u. a. 0.) steht auf demselben Standpunkte, er hält sowohl den auf Claudius bezüglichen, wie den von Tjrajan handelnden Papyrus für die Wiedergabe stenographischer Aufzeichnungen, die bei den Verhandlungen selbst gemacht worden sind. -

Wilcken's Hoffnung hat sich jüngst erfüllt, die Ausgabe der Oxy- rhynchos -Papyri I von Grenfell und Hunt, London 1898 enthält unter No.XXXHI ein drittes Beispiel eines solchen Berichtes über eine Verhand- lung vor dem Richterstuhl eines römischen Kaisers. Die Herausgeber lehnen zwar aus naheliegenden Gründen für diesen Wilcken's Annahme ab und bestreiten, dafs er aus den kaiserlichen Kommentarieii geschöpft sei, vermuten aber gleichfalls, dafs er den offiziellen Rapport eines der

1) Zuletzt hat U. Wilcken in dem Verzeichnis zu Bd. I und II der Berliner griechischen Urkunden, wenn auch mit Vorbehalt, diese Papj'ri als Amtstage- bücher [v7touvr\uuxia^oi) alexandrinischer Gesandten augeführt.

30 I- Aufsätze

Teilnehmer an der Gesandtschaft enthalte und betonen ausdrücklich, dafs dessen Inhalt, ohschon uns nur eine Abschrift für private Zwecke erhalten ist, doch als durchaus aktenmäfsig beglaubigt gelten müsse.

Diese Ansichten über den urkundlichen Charakter der erwähnten Papyri^) müssen meines Erachtens modifiziert werden.

Für diese Gattung von Aufzeichnungen bietet vielmehr die Schrift des Philon über die Gesandtschaft an Gaius ein zwar nicht völlig entsprechendes litterarisches Analogou^), näher verwandt sind ihnen aber die ältesten für echt geltenden und viele der nacliAveislich ge- fälscliten christlichen Märtyrerakten. Dies will ich im folgenden dar- thuu und daraus einige für die Beurteilung der neuen Handschriften nahegelegte Folgerungen ziehen.^)

1) Der Bericht über die Verhandlungen vor Claudius liegt vor in BGU 511 (vgl. U. Wilcken, Hermes XXX S. 485 ff.) und in dem zur selben Rolle gehörigen, auf den Berliner Text folgenden Bruchstück in Gizeh (Th. Reinach, Rev. des etudes Juives XXXI (1895) S. 161 ff., vgl. U. Wilcken, Berl. philol. Wochenschr. 1896 Sp. 1617, 1897 Sp. 410).

Von dem Berichte über die Gesandtschaft an Trajan besitzen wir zwei ver- schiedene Fassungen. Die erste setzt sich zusammen aus P. Par. 68 und dem zur selben Rolle gehörigen Londoner Bruchstück, das früher mit No. XLIII jetzt mit No. I bezeichnet ist. Der Pariser Text ist veröffentlicht von U. Wilcken, Hermes XXVII S. 464 ff. und nach neuer Vergleichung des Originales von Th. Rei- nach (Revue des et. Juives XXVE (1893) S. 70 ff., vgl. Krebs, Berl. philol. Wochen- schr. 1894 Sp. 1524 und U. Wilcken, Hermes XXX, S. 481 ff.). Der Londoner Text ist veröffentlicht von U. Wilcken, Hermes XXVH a. a. 0. und etwas abweichend von Kenyon (P. Lond. I S. 229, vgl. U. Wilcken, Gott. gel. Anzeigen 1894, S. 749). Die zweite Fassung dieser vor Trajan geführten Verhandlung enthält der Berliner Papyrus BGU 341, veröffentlicht von Krebs (vgl. U. Wilcken, Hermes XXX, S. 482).

Auf eine ähnliche Verhandlung bezieht sich der Berliner Paj)yrus BGU 588, der jedoch zu keiner der bisher bekannten Rollen gehört und infolge seiner schlechten Erhaltung nicht näher bestimmt werden kann.

2) Unter den Papyri der Ptolemäevzeit besitzen wir ein mit diesen Verhand- lungsberichten vergleichbares Dokument: den Bericht eines Teilnehmers am laodi- keischen Kriege (Mahafly, P. Petr. II 45, vgl. U. Köhler, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1894, S. 445 ff.). Auch dieses ist wie jene Gesandtschaftsberichte eine „Privat- abschrift", es enthält eine teils in der 3., teils in der 1. Person erzählte Dar- stellung der Ereignisse, in der sich Angaben amtlichen Charakters finden.

3) Auf die echten christlichen Märtyrerakten als Analogie hat, seit ich diesen Aufsatz geschrieben habe, in einer Besprechung des Papyrus von Oxy- rhynchos auch U. v. Wilamowitz (Gott. gel. Anz. 1898, S. 690) hingewiesen. H. Weil, Rev. des etudes Grecques XI S. 243 hat auf die Wiederkehr der Namen Isidoros, Theon und Lampon in dem Claudiuspapyrus und in der Rede des Ap- pianos aufmerksam gemacht und gemeint, dafs diese noch ein Jahrhundert später wie eine Art Märtyrer in Alexandricn verehrt worden seien. Deissmann, dem

Adolf Bauer: Heidnische Märtyrerakten 31

Ich bestreite durchaus nicht, dafs diesen Darstellungen der vor dem Richterstuhle des Kaisers durcho-efülirten Verhandlungen und der Wiedergalje der dabei gehaltenen Reden amtliche Aufzeichnungen und Berichte der dabei beteiligten Gesandten zu gründe liegen. Es sind ja jetzt genug Beispiele von solchen Protokollen über Gerichtsverhand- lungen vor verschiedenen Amtspersonen durch die Papyri bekannt ge- worden. In diesen Protokollen war der Inhalt der Reden kurz ver- zeichnet, die von den Anwälten gehalten worden sind, sie enthielten Fragen und die Entscheidung des Richters. Wir wissen auch, dafs sie in den Archiven hinterlegt, und dafs häufig davon Abschi'iften gemacht worden sind, wenn später ein Anlafs gegeben war, auf die in einer Streitsache bereits getroffene Entscheidung zurückzukommen. Es wird niemandem beifallen, die Urkimdlichkeit solcher Protokolle von Ge- richtsverhandlungen zu bezweifeln. Es liegt also auf der Hand, dafs ähnliche Aufzeichnungen auch gemacht worden sind, wemi wie in unserem Falle vornehme Alexandriner vor dem Kaiser erschienen, als Angeklagte von ihm vernommen wurden mid ihr Urteil erhalten haben.

Allein Audienzen und Gerichtsverhandlungen, in denen der Kaiser über das politische Verhalten der Angeklagten richtet, in denen die Führer der alexandrinischen Bürgerschaft oder Abgesandte der dort lebenden Juden erschienen, haben eine ganz andere Wichtigkeit gehabt als die Entscheidungen eines Strategen in irgend einem ägyptischen Dorf über eine Erbschaftsangelegenheit. An dem Ausgang jener Pro- zesse war die Bürgerschaft einer der gröfsten Städte des römischen Reiches interessiert, das Urteil des Kaisers hatte bei den steten Streitig- keiten zwischen den dortigen Griechen und Juden grofse prinzipielle Bedeutung, kurz solche Verhandlungen waren politische Ereignisse ersten Ranges. Darin ist es begründet, dafs auch die Berichte darüber dem Schicksal aller politischen Litteratur nicht entgangen sind. Sie haben nämlich keineswegs alle den gleichen Charakter der Urkmidlich- keit, sondern stehen der aktenmäfsigen Wiedergabe der Vorgänge bald näher, bald ferner, und entsprechen insofern vollständig den uns be- kannten Berichten über die Verhandlungen gegen angeklagte Christen, von denen bekanntlich einige wenige ebenfalls als durchaus getreue Wiederholung der von den notarii bei der Sitzung selbst gemachten

P. Viereck zustimmt, hat die meines Erachtens irrige Ansicht ausgesprochen, dafs alle diese Papyri Abschriften aus einem vielgelesenen Buche seien, das eine historia calamitatum der alexandrinischen Juden enthielt (Theolog. Litte raturztg. 1898, Sp. 602 fF.), den litterarischen Charakter dieser Aufzeichnungen und die darin enthaltenen Übertreibungen aber richtig hervorgehoben.

32 !• Aufsätze

Aufzeiclimmgen gelten dürfen, während in der überwiegenden Mehr- zahl der Fälle nur die Form des Protokolles festgehalten wird, im übrigen aber der Vorgang ausgeschmückt wiedergegeben oder ganz er- funden ist. Die Akten der christlichen Märtyrer sind ein Bestandteil der Litteratur des Christentums geworden, sie dienten der Erbaviung und als Vorbilder zur Nachahmung, werden also von der Tendenz be- herrscht. Von den Papyri, die man bisher als Verhandlungsberichte über alexantbinische Gesandtschaften bezeichnet hat, gilt das Gleiche. Denn auch sie betreffen insgesamt, soweit wir sie kennen, richterliche Entscheidungen des römischen Kaisers, ja durch- weg Todesurteile gegen vornehme Griechen aus Alexandria, sie schildern deren mutiges Verhalten vor dem Tribunal des Kaisers. Es wäre seltsam, wemi unter solchen Umständen nicht auch unter ihnen sich Beispiele fänden, deren Unechtheit sich beweisen oder doch wahrscheinlich machen läfst.

Der Bericht über die Verhandlung vor Claudius ist allerdings, Avie Wilckeu gezeigt hat, eine nur unwesentlich geänderte Wiedergabe aus dem Amtstagebuch der griechischen Gesandtschaft; es ist möglich, dafs ihm die kaiserlichen Kommentarien zugiamde liegen, und es scheint, dafs der Redaktor dieses Berichtes nichts anderes gethan hat, als die ägyptischen Daten an die Stelle der römischen zu setzen. Dieser griechischen Ausfertigung der lateinischen Vorlage ist also derselbe Grad von Genauigkeit eigen wie der griechischen Übersetzung des lateinischen Originales auf der Inschrift im Tempel des Augustus und der Roma in Ancyra. Der Bericht über die Verhandlungen vor Trajau scheint mir schon im geringeren Mafse von dem Streben nach Ur- kundlichkeit und stärker von der Tendenz beherrscht zu seiii, die Standhaftigkeit des Sprechers der Griechen möglichst wirkungsvoll dar- zustellen. Diese Darstellung nähert sich ihrem Charakter nach schon weit mehr den Erzeugnissen der politischen und historischen Litteratur, die urkundliche Fassung der Erzählung ist zur Form geworden^), ihr Wert als geschichtliches Zeugnis ist nicht gröfser als der der Schrift des Philon, die Glaubwürdigkeit der mitgeteilten Reden ist mindestens teihveise kaum gröfser als die der Reden in den Werken der antiken Historiker, im günstigsten Falle so grofs wie die der Rede des Clau-

1) Dafs VerhandlungsLerichte und in diese Form gekleidete Darstellungen litterarische Verbreitung haben finden können, wie die späte Abschrift des Clau- diustextes beweist, obschon nach guter antiker Tradition diese Form für ein litterarisches Erzeugnis ganz ungeeignet war, kann im 1. und 2. Jahrhundert n. Clir. nicht Wiuider nehmen. Damals haben die früher für die Stilisierung solchen KohmaLeriales verbindlichen Gesetze nicht mehr gegolten.

Adolf Bauer: Heidnische Märtyrerakten 33

dius über das Bürgerrecht der Gallier bei Tacitus, für deren Zurichtung und Stilisierung durch die Hand des Tacitus uns in dem authentischen Verhandlungsprotokoll auf der Tafel von Lyon ein Mafsstab gegeben ist. Der auf dem Papyrus von Oxyrhynchos erhaltene Bericht endlicb ist meines Erachtens ganz unglaubwürdig und ein rhetorisches Mach- werk trotz der protokollarischen Form. Diese Aufstellimgen habe ich nun im folgenden zu begründen und durch die Analogie, welche die christlichen Märtyrerakten bieten, zu erhärten.

Ich schicke eine Bemerkung über den Gresandtschaftsbericht des Philon voraus. Diesem Autor ist es in seiner Darstellung über den Empfang der jüdischen Gesandten durch Gaius um den Nachweis zu tliun, dafs alle jene Machthaber ein schlimmes Ende genommen haben, die gegen die Juden in Judäa und in der Diaspora strenge Mafsregeln angeraten, angeordnet oder durchgeführt hatten. Philon ist wenn auch abgeschmackt und von unleidlicher Breite in seiner Darstellung doch noch soweit Stilist, dafs er den persönlichen Ermnerungen an seine Erlebnisse als Gesandter nur eine verhältnismäfsig untergeordnete Stelle anweist und nicht die Form der amtlichen lielation dafür gewählt ha^. Überdies war der Mifserfolg der Abordnung, an der er teilgenommen hatte, zu einer breiteren Ausführung keineswegs einladend.

Der Bericht über den Gymnasiarcheu Isidoros von Alexandrieu und Lampon, die sich bei Claudius über den mit diesem befreundeten jüdischen König Agrippa beschweren und deren Verurteilung zum Tode vom Kaiser nach kurzer Verhandlung bestätigt wird, ist, wie bemerkt, eine nur geringfügig veränderte Wiedergabe der aktenmäfsigen Auf- zeichnung. Dies zeigt die genaue Datierung der Verhandlungstage, die Aufzählung der Personen, die als Consilium des Kaisers an der Ge- richtsverhandlung teilnehmen, die Angaben über deren Ort, endlich die auf der ersten Kolumne enthaltene Darstellung der Vorverhandlung, in die mehrere Mitglieder des Consiliums eingreifen. Wenn ferner bei der Verhandlung selbst Lampon zu Isidoros sagt, er habe bereits dem Tode ins Antlitz gesehen^) und der Kaiser dann Isidoros vorwirft, dafs er viele seiner Freunde-) zum Tode gebracht habe, was dieser mit dem Hinweis rechtfertigt, er sei den Befehlen des damaligen Kaisers (Gaius',

1) Die Ergänzung des Fragmentes von Gizeh ist an dieser Stelle nicht mit voller Sicherheit zu gewinnen.

2) In den christlichen Martyrien stellen die die Untersuchung führenden Beamten den Angeklagten überaus häufig vor, dafs, wenn sie opfern, sie den amici Caesaris beigezählt werden. Vgl. die Zusammenstellung bei Le Blant, Me- moires de l'institut national de France XXX, 2, S. 132 ff. Die Benennung besagt also nicht mehr als „loyaler Unterthan",

Archiv f. Papyrusforschung I. 1. 3

34 I- Aufsätze

des Judengegners) gehorsam gewesen, und er würde auch jetzt jedem kaiserlichen Befehl Folge leisten, so erweckt all dies nicht das mindeste Bedenken dagegen, dafs diese Wechselreden aktenmäfsig wiedergegeben sind. Auch, die folgenden, leider nicht vollständig erhaltenen Sätze sind, da sie vor dem Tribunal des Claudius gesprochen werden, völlig eüiwandfrei. Wir wissen ja, d^fs dieser Herrscher sich von Angeklagten und Advokaten die gröfsten Sottisen hat bieten lassen. Dem entspricht,^ wenn Isidoros" dem kaiserlichen Vorwurf, er sei ungebildet, mit scharfe n Worten begegnet, wenn er stolz auf seine Würde als Gymnasiarch der hervorragenden Stadt Alexandria hinweist und wenn er endlich daran, wie Wilcken gezeigt hat, eine für Claudius beleidigende Anspielung auf Beziehungen desselben zu einer Jüdin Salome fügt. Auch mit der Bemerkung des Lampon, der Isidoros mit dem Hinweis auf Claudius' Narrheit zur Beendigung seiner Darlegung auffordert, wird es wahi-- scheinlich seine Richtigkeit haben; ja es ist sogar möglich, dafs diese in den kaiserlichen Konnneutarien ebenso verzeichnet war wie der keineswegs schmeichelhafte Zwischenruf der Senatoren auf der Tafel von Lyon, der gleichfalls aus dieser Quelle stammt. Hierauf giebt aber Claudius denjenigen, denen bereits früher die Hinrichtung des Isidoros und Lampon aufgetragen war, den Befehl, beide abzuführen. Damit bricht das Erhaltene ab. Die uns vorliegende Abschrift, die erst aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. stammt, hat nicht nur in dem Interesse ihren Ursprung, das man bei dem andauernden Gegensatz zwischen Griechen und Juden in Alexandrien an älteren kaiserlichen Entscheidungen in dieser Sache gehabt hat, sondern sie zeugt auch von der in den Kreisen der Griechen begreiflichen Sympathie für die beiden Männer, die mit ihrem Leben die schwankende Politik der Caesaren gegenüber der alexandrinischen Judenschaft hatten büfsen müssen. Ihr mutiges und furchtloses Auftreten mochte als vorbildlich betrachtet werden, ihr Andenken ist, wie wir aus einem anderen dieser Papyri erfahren werden, als das von Blutzeugen noch in viel späterer Zeit lebendig gewesen.

In den beiden anderen uns erhaltenen „Gesaudschaftsberichten" fehlen jene Anzeichen der Urkundlichkeit, die den Claudiuspapyrus aus- zeichnen. Der Mangel solcher aktenmäfsiger Angaben ist schwerlich in der Lückenhaftigkeit und Unvollständigkeit der Handschriften be- gründet; für die Beurteilung der Glaubwürdigkeit des Erhaltenen kommt dieser. Umstand jedoch nicht in Betracht. Mit dem Claudiuspapyrus haben diese beiden spätere, ähnliche Vorkommnisse betreifenden Berichte gemein, dafs wiederum griechische Würdenträger aus Alexandrien an- gesichts des bereits verhängten Todesurteiles nicht nur unerschrocken.

Adolf Hauer: Ilcidiiische Märtyrerakten 35

sondern sogar niafslos herausfordefnd dem Herrscher der Welt ent- gegentreten. Höchst wirksam und patlietiscli wird diejres ihr Ver- halten in Wechselreden ges(diildert.

Ich lasse nun die Berichte selbst folgen. - Wie Isidoros vor Clau- dius als Angeklagter sich zur Rechtfertigung auf die judenfeindlichen Befehle des Gaius berufen hatte, so lassen die von den Juden be- schuldigten Griechen vor Trajan zunächst den Erlafs des Lupus, des, Statthalters des Kaisers, verlesen, der die Vorführung des jüdischen Königs befohlen, und diesen darin einen Theaterkönig und Komödianten- sohn genannt hatte. Die Antwort des Kaisers hierauf, sowie die Reden, erst der Juden, dann der angeklagten Griechen, hierauf aber- mals eine der Juden, dann der angeklagten Griechen, hierauf abermals eine der Juden, in denen es sich um die Vertreibung von 60 Alexan- drinern und die Tötung ihrer Sklaven handelt, sind sehr schlecht er- halten. Nur soviel ist zu erkennen, dafs Trajan die Anklagen der Juden einmal mit der Versicherung unterbricht, über diesen Gegenstand sei er unterrichtet und dafs er dann schliefslich zu den Juden ge- wendet bemerkt: „In all diesem stimme ich euch bei, aber nicht die Alexandriner, sondern die, welche dieses gethan haben, sind zu ver- folgen." Die Griechen behaupten hierauf, dafs die Verbannung ihrer Mitbürger und die Tötnns: der Sklaven auf einen ungerechten Richter- Spruch hin erfolgt sei, dafür werden sie wiederum von den Juden der Lüge bezichtigt. Hierauf ergreift der Kaiser das Wort zu einer längeren Rede. Er hält den Anwesenden vor, dafs sie nicht im stände seien, die Schuldigen zu bezeichnen^), beruft sich auf einen Bericht seines Statthalters und herrscht dann, falls die vorgeschlagenen Ergänzungen das Richtige treffen, die Juden an, indem er sich die Anschauungen der Griechen über ihre Gegner ausdrücklich aneignet.

Das Folgende ist leider so lückenhaft, dafs der Zusammenhang ganz verloren geht. Nur soviel ist zu erkeiuien, dafs eine Wendung zu Ungunsten der Griechen eintrat, die zur Verurteilung ihres Sprechers Paulus zum Tode oder zur Bestätigung des über ihn bereits verhängten Todesurteiles durch den Kaiser geführt hat. Diese Vermutung über den Inhalt des verlorenen Textes scheint mir wahrscheinlicher als die Annahme, dafs Paulus es jetzt erst für angemessen erachtet habe, zu

1) Mit Bezug auf die Worte des Kaisers in dem Pariser Papyrus Kol. II, 11 otiM 'AXt^]c<vÖQ£vaL aXlci roig 7ioi7][ßccai tavra ä]st f"[jrf|]^p;^f(>['9']Ki glaube ich die Lücke in der Antwort des Kaisers Kol. III IG mit ^av[8Qbv ort rovg cciticorjdTove ov övvaa&s S£[Uvva&at . . . ausfüllen zu dürfen. Im Berliner Papyrus 341 scheint mir Z. 4/5 mit &Xlä toig TTOiTJaaat ravta vvv v,cd~\ 7roi[^]ajtts iTTS^i^%£G%'cici \8si zu ergänzen.

3*

36 I- Aufsätze

erwäbnen, dafs er bereits zum Tode verurteilt sei. Hierauf folgt nun im wesentlichen gut erhalten eine höchst pathetische Scene.

Der Verurteilte apostrophiert den Kaiser mit den Worten: „In Alexandrien ist mir das Grab bereitet, das mich aufnehmen soll. Ihm schreite ich zu imd ich werde mich darum nicht fürchten, Dir die Wahrheit zu sagen. Vernimm, Cäsar, die Worte eines Mannes, der einen Tag später nicht mehr am Leben sein wird." Eines der Mit- glieder der Gesandtsghafti, Antoninus, unterbricht den Redner mit den Worten: „Mein Herr und Cäsar, bei deiner Tyche, er redet die Wahr- heit, nach einem Tage wird er nicht mehr am Leben sein." Was Antoninus fernerhin noch bemerkt, ist, obwohl erträglich gut erhalten, doch um der Anspielungen auf uns unbekannte Thatsachen willen schwer verständlich; die Antwort des Kaisers darauf und damit der weitere Verlauf und das Ende der Audienz sind infolge der Zerstörung des Papyrus so gut wie verloren.

So lange nur diese beiden Beispiele bekannt waren, in denen die Führer griechischer Abordnungen an den Herren der Welt, obschon zum Tode verurteilt, ein freies Wort wagten, lag kein Grund vor, an der aktenmäfsigen Wiedergabe der Verhandlung selbst zu zweifeln. Nun ist aber noch ein dritter ähnlicher Bericht bekaimt geworden, in dem die Einzelheiten noch viel weniger glaubwürdig sind als in dem Trajanpapyrus. Darum, scheint mir, mufs auch bei dessen Beurteilung ein etwas anderer Standpunkt eingenommen werden als bisher.

Kolumne I des neuen Papyrus von Oxyrhynchos fülrrt uns mitten in die im Gange befindliche Verhandlung des Kaisers Marcus, Verus oder Commodus mit Appianos, dem Gymnasiarchen von Alexandrien. Der Kaiser hat befohlen, den Verurteilten abzuführen, dieser hat einige Worte gesprochen, deren Inhalt aus den erhaltenen Resten nicht zu erkennen ist, er wendet sich dann um und erblickt Heliodoros, wie es scheint, einen Mitangeklagten und redet ihn an: „Heliodoros, ich werde abgeführt und du sprichst kein Wort." Der Angeredete erwidert: „Zu wem sollen wir sprechen, da uns keiner hören will, geh', mein Kind, in den Tod, dir ist der Ruhm beschieden, für die süfse Heimat zu sterben^), fürchte dich nicht." Der Text hat nun eine Lücke von 5 Zeilen und die beiden ersten auf Kol. II erhaltenen Zeilen sind un- leserlich. Der Kaiser hat sich durch das in der Lücke Erzählte be- stimmt gesehen, Appianos nochmals zurückrufen zu lassen und fragt

1) Dieselbe Auffassung des von dem Kaiser verhängten Todesurteiles durch die Freunde des Verurteilten war auch in dem Claudiuspapyrus ausgesprochen, vgl. Kol. I, 5 ff. Kol. II, 1.

Adolf Bauer: Heidnische Märtyrerakten 37

ihn mm: „Weifst du nicht, mit wem du sprichst?" Appianoß ant- wortet: „Ich weil's es, ich Appianos mit dem Tyrannen." Der Kaiser verbessert ihn: „Nein mit dem Herrscher." Darauf erwidert der junge Mann: „Sage das nicht, dein göttlicher Vater Antoninus konnte mit Recht sagen, dafs er ein Herrscher sei. Denn höre mich, vor allem war er ein Philosoph, hernach frei von Habsucht und endlich ein Freund des Guten. Du aber hast die gerade entgegengesetzten Eigen- schaften, du bist tyrannisch, liebst das Gute nicht und bist ungebildet" (ccTtcciöc^evöyi'a Blass L. Centralblatt 1^97 Sp. 1076).^) Der Kaiser befiehlt nun abermals Appianos abzuführen, dieser bittet sich eine Gnade aus, die ihm der Kaiser auch gewährt: er will geschmückt mit den Insignien seiner Würde als Gymnasiarch von der Wache durch die Stadt geführt werden. Die Leute in Rom laufen mm zusammen, Appianos haranguiert sie durch Ansprachen, das römische Volk wird unwillig. Ein Mann der Eskorte meldet dies, der Kaiser läfst nun den Verurteilten noch- mals vorführen. Appianos betritt den Verhandlungsraum mit den Worten: „Wer läfst mich, der mm schon zum zweitenmale den Weg zum Hades und zu den vor mir Verurteilten, zu Theon, Isidoros und Lampon betreten hat, abermals rufen? Ist's der Senat oder bist du es, Häuptling der Räuber?" Der Kaiser erwidert: „Appianos, ich bin ge- wohnt. Rasende und Wahnwitzige zur Vernunft zu bringen. Du redest nur, so lange ich dich reden lasse." Appianos: „Bei deiner Tyche, ich rase nicht und habe den Verstand nicht verloren, sondern verkünde dir, dafs ich ein Edler bin und was mir als solchem gebührt" und auf eine Zwischenfrage des Kaisers wiederholt er: „Ja wohl ein Edler und Gymnasiarch." Das Folgende ist nur mehr teilweise verständlich. Ap- pianos wiederholt seinen Ausspruch, was der Kaiser so deutet, als ob er ihn damit als einen Nichtadeligen bezeichnen wolle, er verlangt darüber eine Aufklärung, die ihm Appianos mit einer Auseinander- setzvmg giebt, von der nur die ersten Worte erhalten sind^), in denen von Kleopatra die Rede war.

Der einzige unter den römischen Kaisern, dem man allenfalls solche Langmut zutrauen könnte, Claudius, ist durch die Erwähnung des

1) Es ist bemerkenswert, dafs umgekehrt in dem Claudiuspapja-us der gleiche Vorwurf der änaiSsvaia von dem Kaiser gegen Isidoros erhoben und von diesem zurückgewiesen wird.

2) Auch dieses Thema wird in dem Claudiuspapyrus behandelt; wie Ap- pianos auf schimpfliche Beziehungen doch wohl Cäsars zu Kleopatra, so ist Isi- doros auf die Jüdin Salome zu sprechen gekommen. Man müfste also glauben, dafs Isidoros durch die litterarische Verbreitung der ihn betreffenden Gerichts- verhandlung Schule gemacht hat.

38 I. Aufsätze

diviis Äntonimis als Vaters des das Urteil fällenden Imperators aus- geschlossen. Allerdings wird auch dem Kaiser Marcus die gleiche Eigenschaft nachgerühmt, und aus den Acta martyrum geht hervor, dafs, wenn auch nicht die Kaiser, obschon auch dafür Beispiele vor- liegen — so doch die Prokonsuln und andere richterliche Beamte bei den Verhören im allgemeinen aulserordentliche Geduld und Milde ge- zeigt haben. AUein der die Verhandlung gegen Appianos führende Kaiser kann nicht Marcus gewesen sein, denn wenn ihm solche Lang- mut den Angriffen des Angeklagten gegenüber allenfalls zugetraut Averden könnte, so ist dann unverständlich, wie ihn dieser als brutalen und ungebildeten Tyrannen zu dem divus Antoninus in Gegensatz stellen kann. Ist hingegen der Angeredete Verus oder Commodus, so wird zwar diese seine Charakteristik begreiflich, dafür aber wird die Milde und Güte, mit der Appianos behandelt wird, unglaubwürdig.^)

Die bereits hervorgehobenen zahlreichen Übereinstimmungen in den Gedanken und in Einzelheiten, die der Papyrus von Oxyrhynchos mit dem Claudiuspapyrus aufweist, legen den Gedanken nahe, dafs ein ähn- licher Vorgang, der sieh vor dem Richterstuhl des Claudius wirklich zugetragen hatte, irrtümlich oder fälschlich auf einen späteren Herrscher übertragen worden sei. Für diese Vermutung, jedenfalls a]3er gegen die Echtheit dieses Berichtes kami aber noch folgendes geltend ge- macht werden. Appianos erwähnt in seiner Rede drei frühere Opfer der Justiz der Kaiser: Theon, Isidoros und Lampon. Der Name des Theon begegnet uns auch auf dem Claudiuspapyrus, die beiden anderen sind als Verfolger der Juden unter Gaius bei Philon (in Flaccum) ge- nannt, sie sind beide, wie wir aus dem Claudiuspapyrus ersehen, unter diesem Kaiser verurteilt worden. Nimmt man eine irrtümliche Ver- schiebung eines unter Claudius stattgehabten Vorganges in spätere Zeit an, so würde der Anachronismus, der in dem Zurückgreifen auf diese längst vergangenen Dinge durch Appianos gelegen ist, seine Er- klärung finden. Dann wäre eine Berufung auf der jüngsten Vergangen- heit angehörige Vorgänge unbedacht aus der Vorlage herübergenommen worden, denn an der Identität der Personen ist kein Zweifel möglich. In eine Ansprache an Marcus, Verus oder Commodus pafst aber eine Bezugnahme auf Ereignisse, die sich rund hundert Jahre vor der Ver- handlung gegen Appianos zugetragen hatten, schwerlich. Hinzu kommt noch ein zweiter Verdachtstji'und.

1) Da dei- d'ilog 'Ävrojvstvog zu<Tloich als Philosoph gerühmt wird, so ist doch das wahrscheinlichste, dal's Commodus als der zu Gericht sitzende Kaiser ge- meint ist.

Adolf Bauer: Heidnische Märtyrerakten 39

Ein Soldat meldet von den Unruhen in Rom, hierauf fragt der Kaiser: „Worüber murren die Römer?" Der Konsul antwortet: „Weil der Alexandriner zum Tode geführt wird." Der Kaiser läfst Appianos nun nochmals zurückrufen, dieser betritt den Ort der Verhandlung mit den Worten: „Wer läfst mich vorführen, der Senat oder du (zum Kaiser gewendet) Häuptling der Räuber?" Darauf, dafs der Ton dieser und der vorhergehenden Anreden des Appianos gegen die Echtheit dieses Berichtes spricht, werde ich noch zurückkommen. In diesen Worten liegt aber auch eine Inkorrektheit. In Kapitalsachen wird ein Alexandriner vom Kaiser gerichtet, dann kann aber der Senat nicht als solcher und dem Kaiser koordiniert an der Verhandlung teilnehmen, sondern Konsul und Senatoren nur als Mitglieder des consilium Cae- saris. Eine derartige Unkenntnis kann dem Gymnasiarchen Appianos nicht zugetraut werden. Ich sehe auch darin einen Beweis, dafs dieser Bericht nicht als aktenmäfsig gelten darf. ^)

Nach der Richtung, in der sich diese Darlegung bewegt, war der Kritik überdies durch die beiden anderen, länger bekamiten Papyri schon ein Fingerzeig gegeben. Da nämlich über die Verhandlung vor Trajan zwei, was die Vollständigkeit und Einzelheiten anlangt, ver- schiedene Fassungen vorlagen, so konnte schon daraus gefolgert werden, dafs es den Verfassern solcher Berichte mindestens nicht immer auf urkundliche Genauigkeit ankam.

Die drei bisher bekamiten Beispiele solcher Aufzeichnungen dienen vielmehr, ob echt oder unecht, in erster Linie der Verherrlichung der Unerschrockenheit und des Todesmutes griechischer Angeklagter vor dem Richterstuhl des Machthabers in Rom. Darin liegt ihre Ähnlich- keit mit den christlichen Märtyrerakten, mit denen sie auch die Form der Darstellung, die Wiedergabe der an die Angeklagten gerichteten Fragen, ihrer Antworten und der Aufserungen des Richters und ein- zelner Teilnehmer an der Verhandlung gemein haben.

Diese Analogie mufs ich schliefslich, soweit es in meinen Kräften steht, noch näher ausführen. Ich habe, um mir darüber ein Urteil zu bilden, die acta sincera et selecta in der Ausgabe von Ruiuart durch- gelesen und, was ich sonst mit Hilfe von Harnacks Geschichte der alt- christlichen Litteratur I 2 S. 807 ff. und K. J. Neumann, der römische

1) Unsere Kenntnis von der Politik der Antonine gegenüber Juden und Griechen in Alexandrien reicht nicht aus, um einen besonderen Anlafs für eine Fälschung gerade in dieser Zeit zu ermitteln, von der eine Abschrift als Flugblatt nach dem Landstädtchen Oxyrhynchos gelangt oder dort auf der Rückseite eines Verzeichnisses von Kontrakten angefertigt worden ist.

40 I- Aufsätze

Staat und die allgemeine Kirclie I, S. 274 ff*, insbesouders an echten oder für echt geltenden Märtyrerakteu erreichen konnte, zum Vergleiche herangezogen.

Nur in imglaubwürdigen Akten habe ich der alles Mafs über- steigenden Frechheit des Appiano? einigerraafsen Entsprecljendes ge- funden. M Die Unerschrocke.nheit der christlichen Angeklagten, die zu- dem meist nicht vor dem Kaiser, sondern nur vor dessen Beamten stehen^), äuTsert sich in den echten oder einigermaisen glaubAvürdigeu Akten in viel bescheideneren Formen. Gegen diesen Vergleich darf nicht eingewendet werden, dafs unsere Papyri Verantwortungen vor- nehmer alexaudrinischer Griechen enthalten, während die Christen meist in untergeord)ieten Lebensstellungen sich befanden, denn dieser Unter- schied wird dadurch aufgewogen, dafs es sich für die Christen um den religiösen Glauben handelt, und dafs sie dem heidnischen Richter über- haupt das Recht nicht zuerkennen, darüber zu entscheiden.^)

Die christlichen Märtyrerakteu weisen mit unseren Papyris die all- gemeine Übereinstimmung auf, dafs in den verschiedenen Beispielen der einen und der anderen Gattung stets dieselben Gegenstände zwischen dem Richter und den Angeklagten zur Sprache kommen, Fragestellung und Antworten schematisch wiederkehren.^) Wie die Erörterungen über die Bildung des Angeklagten in dem Claudius- und Oxyrhynchos- papyrus wiederkehren, Avie in beiden der angeklagte Grieche den Kaiser durch den Hinweis auf Kleopatra und Salome verletzt, wie in beiden der Tod des Isidoros und des Appianos als ein Sterben fürs Vaterland und darum als ruhmvoll bezeichnet wird, so ist auch die Art, wie die

1) Schon die Bollauclisten und Tillemont haben Martyrien, die solche Aus- schreitungen der Angeklagten enthielten, el)en deshalb für unecht erklärt. Le Blant Ca. a. 0.), der in diesem Punkte sehr konservativ ist, hat gleichwohl gezeigt, dafs das Verhalten der Makkabäer vor Antiochos für einzelne Martyrien Vorbild war. Le Blants Zusammenstellung solcher Äufserungen ist übrigens sehr dürftig.

2) Eine Ausnahme macht Ignatius, der nach den in der erhaltenen Form verdächtigen Akten seines Martyriums (vgl. die verschiedenen Fassungen bei Funk, opera patrum apostol. I, 225 ff. II, 219 IF.) vor Trajan steht. Aber weder in diesen noch in den sicherlich unechten Akten der Symphorosa und ihrer Söhne, die von Hadrian gerichtet werden , kommen solche Ausschreitungen der An- geklagten vor. Erst in einem späten Machwerke in dem martyr. Vatican. sagt Ignatius zu Trajan: "Eoi^ndg (lot [iOQ(pi]v ^hv i%HV ccvQ'QmTtov zQOTtovg Sh aXäitEKog . . . Zwei andere Beispiele für Verhandlungen vor dem Kaiser führe ich später noch an, andere giebt Le Blant a. a. 0.

3) Zu beiden Gattungen steht die Unterwürfigkeit im Gegensatz, die nach Philon's Darstellung die jüdischen Abgesandten vor Gaius an den Tag legen.

4) Vgl. die Sammlung solcher Stellen aus den Martyrien bei Le Blant a. a. 0. S. 140 if.

Adolf Bauer: Heidnische Märtyrerakten - 41

Chiüsten befragt werden imd wie sie dem dichter antworten, in den Märtyrerakten durchweg* sehr ähnlich dargestellt. In den meisten der- selben sprechen nur der Richter und die Angeklagten, selten beteiligt sich jemand aus dem Volk oder einer der mit der Folterung Beauf- tragten. So wie in dem Trajanpapynis, in dem sich zwei Parteien gegenüberstehen, ist die Situation meines Wissens nur in der Passio S. IV coronatorum beschaffen, in der die coronati und die phüosophi als Angeklagte und Kläger sich gegenüberstehen (ed. Wattenbach bei Büdinger, Untersuchungen zur römischen Kaisergeschichte III

S. 324 fe.).

Ich verzeichne nun zunächst, was die allgemein für echt geltenden Akten der Perpetua und Genossen (Robinson, Texts and studies I S. 60 tl'.), der Märtyrer von Scili (ebenda S. 11 2 ff.), die von Harnack der Zeit des Marcus zugewiesenen Akten des Karpus, Papylus und der Agathonike (Grebhardt und Harnack, Texte und Untersuchungen zur altchristlichen Litteratur III S. 435 ff.) in ihren ältesten Fassungen, was endlich die ebenfalls für echt geltenden Akten des Polykarp und des Pionius sowie die von Eusebius in der Kii-chengeschichte benutzten (V 21), aus der \ Zeit des Commodus stammenden und in armenischer Übersetzung er- haltenen (deutsch herausgegeben von Harnack, Sitzungsber. der Berl. Akademie 1893 S. 778 ff.) Akten des ApoUonios an Vergleichspunkten zur Beurteilung des Tones ergeben, in dem die angeklagten Blutzeugen mit ihrem Richter sprechen.

Die Angeklagten von Scili sowie Perpetua beschränken sich auf die stete Wiederholung, dafs sie Christen seien und weisen damit alle Versuche ihi-es Richters, sie umzustimmen, zurück. Überaus mafsvoll und würdig verantwortet sich ApoUonios. Der Verkehr zwischen dem praefectus praetorio Perennis und dem Angeklagten bewegt sich in den Formen auserlesener Höflichkeit, obgleich ApoUonios sich weigert zu schwören, und Perennis ihn deshalb verurteilt. Energischer treten Karpus und Genossen auf, aUein nicht gegen den Vorsitzenden der Verhandlung, sondern in ihren übrigens vieUeicht nicht der ursprüng- lichen Aufzeichnung angehörigen theologischen Auseinandersetzungen gegen die heidnischen Götter. Freilich war solche Beharrlichkeit und die Charakterisierung der heidnischen Götter vom Standpunkte der christlichen Bekenner an sich geeignet, den Richter zu verletzen und um die Langmut zu bringen, die sehr viele an den Tag legten.^)

1) Wenn die Richter der christlichen Märtyi-er geduldig und nachsichtig vor- gehen, so ist dies durch das Bestreben begründet, sie zum Opfern oder zum Wider- ruf zu bestimmen und eine Verurteilung zu vermeiden.

42 I- Aufsätze

Andererseits ist aber diese rückhaltslose Aussprache über Sachen des Glaubens im Munde christlicher Bekenner, wenn sie nicht wie in den gefälschten Akten alles Mafs überschreitet, völlig begreiflich. Für den Richter persönlich verletzende Aufserungen finden sich dagegen erst in den Akten des Polykarpus. ^) Er sagt unter anderem: „Je mehr du dich ärgerst, desto gröfser ist meine Freude", er beleidigt dann das seinem A^erhör beiwohnende Volk, indem er ihm das Recht abspricht, über ihn zu urteilen. Ich wage nicht zu entscheiden, ob vielleicht diese Aufserungen der Bearbeitung, in der diese Akten vorliegen, zu- zuweisen sind und daher hier ausgeschaltet werden dürfen. Aus einer anderen Stelle derselben Akten ist nämlich ersichtlich, dafs Folykarpus bei seiner Verantwortung doch auch bemüht ist, ohne das Christentum zu vei-leugnen, dem Wunsche seines Richters entgegenzukommen. Da er nämlich von diesem aufgefordert wird, bei der Tyclie des Kaisers zu schwören und den Atheisten zu fluchen, unterläfst er das erste und wendet sich, wie die Akten sagen, gegen das versammelte Volk und spricht feierlich über dieses die Worte y^iQs rovg d&iovg. Dies hält der Richter für eine Erfüllung seines Befehles, was nicht ganz un- begreiflich ist, obschon die Akten den Vorgang anders aufgefafst haben wollen. Am stärksten sind die Herausforderungen eines langmütigen Richters in den Akten des Pionius.''^) Diese Stellen finden sich aber in dem ersten Abschnitt, für den nicht wie für den folgenden die Auf- zeichnungen der notarii als Quelle angeführt werden. Der Märtyrer sagt: „Wenn du den Auftrag hast, entweder mich zu überzeugen oder mich zu bestrafen, dann mufst du mich bestrafen, da du mich nicht überreden kannst." Man wird aber zugeben, dafs alle diese Aufserungen angeklagter Christen nicht entfernt so beleidigend und herausfordernd sind, wie die Reden des Appianos in dem Papyrus von Oxyrhynchos. Die für echt geltenden Märtyrerakten liefern also keinen Beleg dafüi-, dafs ein Verhalten wie das dieses Alexandriners vor dem römischen Kaiser glaubwürdig sei.

Ich füge nnn eine Anzahl von Beispielen aus solchen Märtyrer- ukten au, die, wenn sie auch nicht als ganz echt gelten, doch auf historiäche Grundlage zurückgeführt werden. Sie sind auf einen viel

1) Bei Rviinart und Funk opera patrum apostolicormn I. Wo für die Mar- tyrien im Text keine Ausgaben zitiert sind, ist allemal die Sammlung von Ruinart gemeint.

2) Dafs solche vorkamen, bestätigt auch Minucius Felix für das Ende des 2. Jahrhunderts, wenn er schreibt (37 ed. Halm, Corp. Script, eccles. Lat. II S. 52) quam pulchrum spectacuhtm Deo . . . cum christianus strepituni mortis et Jwrrorem carnißcis inridens inculcat, cum libertatem suam adver sus reges et principes erigit.

Adolf Bauer: Heidnische Märtyrerakten 43

schärferen Ton gestimmt. So sagt Pothinvis, einer der Blutzeugen von Lyon, '/AI dem Beamten: falls er würdig sei, Avürde er den Gott der Christen kennen lernen. Attalus, ein anderer derselben, wendet unter Folterqualen den gegen die Christen erhobenen Vorwurf der Anthro- pophagie gegen seine Peiniger mit den Worten: „Das heilst Menschen essen." Epipodius sagt zu seinem Richter: „Da du Erhabenes nicht fassen kannst, so ist dein Geist so umnachtet, dafs du nicht weifst, dafs der Mensch aus Körper und Seele besteht." In den auf eine alte Grundlage zurückgeführten, in der vorliegenden Fassung aber nicht echten Akten des Achatius sagt der Vorsitzende: Entweder opfere oder stirb, worauf dieser erwidert: „Du machst es wie die illyrischen Räuber, die das Geld oder das Leben verlangen." Nur in den dieser Gruppe angehörenden Akten des Probus und Andronikus finden sich aber Ausdrücke wie ^a^civoticbtare^ avaideörars^ ^G}Qog il ij^iy]v ö^oiog Oov övvrjöEßrjv äv 6oi oder die Anrede d-rjQtcov ävaLdeötata rvQ(CPV{. Derartiges erinnert schon sehr an die apokryphen Acta apostolorum, die ich in Tischendorfs und Lipsius' Ausgaben ebenfalls eingesehen habe, in denen z. B. Matthäus den Ausdruck rvQavvs dölis gebraucht und Petrus den Präfekten Agrippa anredet: video quo tendis, dux libi- dinmn, amator poUutionis, atrocitatis inventor, innocentium pcrseciitor, deceptornm fautor, faUaciae conditor, habitaculmn satanae.

Aber selbst in der dritten Gruppe der Acta martyrum, unter deu zweifellos unechten, sind die Beispiele solcher rhetorischer Übertreibungen verhältnismäfsig selten, in der Regel verantworten sich die Angeklagten auch nach diesen Akten mafsvoll. Es kommt allerdings häufig vor, dafs sie im Hinblick auf das Zureden zu opfern und auf die drohende Folter ein rasches Urteil hervorrufen wollen, indem sie dem Richter sagen: „Thue schnell, was du willst." Theonilla ferner beschwert sich darüber, dafs sie als ingenua und peregrina gefoltert werde, und Lucius erhebt den gewifs sehr niafsvollen Vorwurf: Imjusmodi forma iudicii non convenit temportbus Iniperatoris Pü, nee pliüosoplii Caesaris filii nee senatui Romano.'^) Am stärksten sind die Aufserungen des Sym-

1) Diese Nebeneinaudersfcelhuig von Kaiser und Senat ist korrekt. In dem unechten martyrium Vaticanuni des Ignatius (Funk a. a. 0. II 218 ff.) sind gleich- falls Trajan und der Senat an der Verhandlung beteiligt. In diesem Falle liegt aber ein Irrtum insofern vor, als genau so wie in dem Papyrus von Oxyrhynchos- der Senat genannt ist, obwohl nur einzelne seiner Mitglieder an dem Consildum des Kaisers beteiligt sein konnten. Denn sowohl der Kaiser als der Senat sind in diesem Kriminalfall kompetent, sie können daher nicht gleichzeitig richten. Über die Kriminaljurisdiktion des Kaisers und sein Consilium vgl. Mommsen, Staatsrecht II 958 tf. 986 flF. und Sitzungsber. der Berl. Akad. 1894 über den Pro-

44 I- Aufsätze

jmorianiis, der den Richter eben, da dieser milde zu werden beginnt, - schroff an seine Pflicht ermahnt, des Rogatiauus, der den Prokonsiü einen Thoren schilt, des Asterius, der ihn mit den Worten apostrophiert: „Weifst du nicht, dafs dich Gott dafür bestrafen wird, dafs du die Christen verfolgst" und dann im Gegensatz zu der Mehrzahl der Ver- antwortungen ähnlich wie Vincentius und Theodotus überaus heftig gegen die heidnischen Götter loszieht. Bouifatius sagt: ^i] dvot^i]g liiaQÖ. öov xst^rj—iöxoTcd^svs rTj dtavoia 6<pi: Der Gipfelpunkt wird in den Erzählungen von Victor von Marseille und Basilius erreicht. Jener wirft vor dem Präfekten den heidnischen Göttern alle erdenklichen Schändlichkeiten vor imd stöfst vor den Kaiser gebracht mit dem Fufs den Altar um, auf dem er opfern soll, dieser, vor Julian geführt und von diesem milde behandelt, schleudert dem Kaiser ein Stück Fleisch seines gefolterten Leibes ins Gesicht.^)

Aus dieser allmäligen Steigerung sieht mau, wie die jüngeren und imglaub würdigen Erzeugnisse einer solchen Märtyrerlitteratur die älteren Beispiele zu übertrumpfen suchen: die heidnischen Märtyrerakten unserer Papyri bieten dasselbe Bild; was bei jenen als ein Anhaltspimkt für deren Unglaubwürdigkeit gilt, mufs also auch bei diesen als solcher betrachtet werden.^)

Ich habe bei der Lektüre der christlichen Akten auch darauf ge- achtet, ob darin nicht ähnliche Gegenstände berührt und in ähnlichen Ausdrücken behandelt werden wie in den analogen, im ganzen älteren heidnischen Berichten. Ich habe jedoch nur drei, überdies keineswegs für irgend welche Abhängigkeit sprechende Parallelen gefunden. Eine direkte Abhängigkeit scheint mir übrigens auch an sich höchst unwahr- scheinlich. In den Akten des Theodoretus sagt dieser zu Julian: cor regls cognoscentis Deicm scriptum est esse in manu Dei non cor tyranni ado- rantis idola. Darauf erwidert der Kaiser: Stulte, tyrannum vocas impera- torem. Damit läfst sich Pap. Oxyrh. Kol. II off. vergleichen: AvroxQatcoQ eiTtev vvv ovx oidag^ ttvi [AajAfts; 'Aiimavos' ijttGta^ccL, A7t[jtt]avbg rv-

zeis gegen Apollonius, für den Mommsen ein ansnahmsweises Verfahren insofern annimmt, dafs der Kaiser den Senat um ein Rechtsgutachten angeht.

1) Celsus hatte in seinem wahren Wort behauptet, dafs einzelne Christen die Statuen des Jupiter, Apoll und anderer Götter beschimpft und geschlagen hätten, um deren Ohnmacht darzuthun. Dieser Behauptung tritt aber Origenes in Geis. Vin 38 nachdrücklichst entgegen.

2) Genauere Kenner der Märtyrerakten werden sicherlich noch mehr für diesen Vergleich geeignete Parallelen nachweisen können , doch kann es sich dabei nur um solche aus unechten Martyrien handeln, deren Häufung minder wichtig ist.

Adolf Bauer: Heidnische Märtyrerakten 45

r QccvvG}. AvtoxQatcoQ' [ovn] aXXvc ßccöiXsi. In demselben Papynis wendet sich später Kol. IV 9 ff. der Kaiser an Appianos mit denWorten' JjCTtLuvt^ l(od-afi£v xal rj^slg (icavofitvovc; xkI a7Covsvor^^tvor)g 6G)rpQivit,Eiv. Ähn- lich heifst es in den Akten des Tarachus: Ma|t/u.og rjysiiiov alne' iyto OE 7cav6ag rijg ^(OQcag tavf^g q)Q6vL^6v 0s tcoltjöco. In denselben Akten findet sich endlich die Aussage des Andronikos: svysvVjg el^it xal tCöv 7CQ(bt(ov Tijg 'E(pii6iav jioltag vi6g. Damit ist die nachdrückliche Be- tonung seiner edlen A})kunft durch Appianos in dem Oxyrhynchos- papyrus zu vergleichen^ und was Isidoros im Papyrus von Gizeh sagt: iy~\(o fi£v ovK ei^i öovkog ovde ^ovaLxi]g [x£v]bg^ dk^u öiaörjaov nökscog \'Jl^l£lav[dQ^Si[ag^ yv^vaöiccQxog.

Ein direkter Zusammenhang der heidnischen und christlichen Akten könnte also höchstens darin gefunden werden, dafs man in christlichen Kreisen durch die Verbreitung solcher Akten und in deren Aus- schmückung einem heidnischen Vorbild gefolgt ist. Allein selbst das ist unwahrscheinlich: auch diese Ubereiustimmuuo; ist zufällie- uud in der Natur der Sache begründet; wohl aber haben die beiden unab- hängig von einander aus analogen Voraussetzungen und durch gleich- artige Interessen entstandenen Litteraturzweige , wie der Vergleich ge- lehrt hat, eine gleichartige Entwickelung genommen.

So wenig also die christlichen Märtyrerakten, weil sie in der Form urkundlicher Aufzeichnuug der Verhandlungen gehalten sind, als sclilechthin echt betrachtet werden können, ebensowenig können die Berichte der Papyri über das Auftreten heidnischer Blutzeugen, weil sie gleichfalls die Form von Akten haben, durchaus für echt gelten und als amtliche Gesandtschaftsberichte bezeichnet werden. In beiden Gruppen finden sich echte Beispiele neben unechten. Den Bericht des Claudiuspapyrus halte ich sicherlich für authentisch, die Darstellung des Oxyrhynchospapyrus ebenso sicherlich für gefälscht, den Papyrus über die Verhandlungen vor Trajan für verdächtig; er mag immerhin in der Hauptsache auf authentische Aufzeichnungen zurückgehen und nur die Szene,, in der Paulus sich als Todeskandidat an den Kaiser wendet, ausgeschmückt sein.

An diese heidnischen Märtyrerakten niufs somit derselbe kritische Mafsstab gelegt werden, wie an aUe anderen litterarischen Erzeugnisse, die uns aus den Lagern der verschiedenen sich im römischen Reiche befehdenden Parteien und Bekenntnisse vorliegen. Sie stellen sich nicht nur den chiistlicheu Martyrien uud Legenden, sondern auch den Schriften des Apion und den Gegenschriften Philon's sowie den Bio- graphien des Apollonios von Tyana an die Seite. Wie diese zeugen sie dafür, dafs in heidnisch-griechischen Kreisen das Interesse für Be-

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46 I- Aufsätze

kenuer einer religiösen oder politischen Überzeugung, die mit der römischen Staatsgewalt und deren höchstem Yerti'eter in Konflikt ge- raten waren, ebenso lebhaft gewesen ist, wie in jüdischen das Interesse für die gemafsregelten und verfolgten jüdischen, in christlichen für die verurteilten und standhaften christlichen Glaubensgenossen.

Die jüngsten dieser heidnischen und die ältesten christlichen Märtyrerakten gehören derselben Zeit au. Das Streben für eine Über- zeugung unerschütterlich, allen Gewalten zum Trotz einzustehen, war damals bei Christen und Heiden gleich stark und verbreitet. In den Kreisen der Montanisten hat sich diese Neigung bis zur absiclitlichen Herbeiführung des Martyriums gesteigert, aber auch in der Biographie des Apollonios von Tyaua (Philostrat. S. 16 ff. p. 297) tritt uns derselbe Zug entgegen. Aelianus, der dem Tyaneer gewogene praefectus prae- torio, sucht Domitian dadurch für den Propheten günstig zu stimmen, dafs er den Kaiser auf das häutige Bestreben der Sophisten hin- weist, absichtlich ihre Verurteilung zum Tode herbeizuführen ('d-avdtov yXiyiovxai xal ov 7C£Qi^tvovöcv avrov t6 avtö^atov, dkk STCKSTiüvrac rov d-dvatov ixxaXovfisvoL rovg e%ovTag i>icpri). Auch dem ApoUo- nios wird wiederholt der Rat erteilt, sich vor dem Kaiser mafsvoU und zurückhaltend zu benehmen und ihn nicht zu reizen (jii) vtcsq- oQuv ^i]de v7tSQq)Qovstv avtov). Diese Stimmung der Geister bringen heidnische und christliche Märtyrer zum Ausdruck, ihr entspringen auch solche rhetorische Übertreibungen, wie sie die Verantwortungen des Paulus -und Appianos und zahlreiche unechte christliche Martyrien enthalten.

Nicht nur religiöse Überzeugungstreue hat also Einzelnen die Kraft verliehen, furchtlos, ja selbst herausfordernd dem höchsten irdischen Machthaber entgegenzutreten. ^) Aus den stolzen Worten der auch an- gesichts des Todesurteils ungebeugten Griechen, von denen unsere Papyri berichten, tönt ein letzter Nachhall des demokratischen Tyrannenhasses wider, der die Litteratur der früheren Jahrhunderte erfüUt. Dies mufs darum besonders hervorgehoben werden, weil bisher von den griechischen Unterthanen im römischen Reiche mehr Beispiele ihrer Servilität vor den Herrschern als ihres Unabhängigkeitssinne's bekannt geworden sind. Für den selbstbewufsten Bürgerstolz der alexandrinischen Griechen")

1) Es gehört bei den Orientalen noch heute zu den Erfordernissen mann-, haften Betragens, in der Gefangenschaft auch angesichts des bevorstehenden Todesurteiles den Sieger zu schmähen. Diese Erfahrung haben noch jüngst die Engländer an den gefangenen Mahdistenführern gemacht.

2) In Alexandrien ist die Herrschaft Roms nicht immer als eine Wohlthat empfunden worden. Die griechische Bevölkerung der Stadt stand bei den römischen

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Adolf Rauor: Heidnische Märtyrovakten 47

würden aber diese Berichte aucli dann noch zeugen^ wenn sie reine litterarische Fiktionen wären, wofür ich übrigens nicht einmal die sicherlich uueclite Darstellung des Oxyrhynchospapyrus halte.

Graz, 20. September 1898. Adolf Bauer.

Behörden gewifs nicht grundlos in schlechtem Ruf. Allein die Urteile über die Beweggründe ihrer Unruhe und Widerspenstigkeit (Seneca ad Helv. l'J, 6, Cass. Dio 39, 58, vgl. die 32. Rede des Dien von Prusa) sind ganz ausschliefslich von dem Unmut diktiert, den in den regierenden Kreisen die steten Konflikte mit dieser leicht eri-egbaren und selbstbewufsten Bürgerschaft erzeugt hatten.

Der Chelkiasstein.

Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Ägypten.

In der ägyptischen Abteilung des Berliner Museums befindet sich das Fragment einer Inschriftplatte von weifsem Marmor.^) Das Stück ist an allen Seiten abgebrochen, aufserdem ist fast die ganze linke Hälfte der Inschrift so verwischt, dafs eine Lesung ausgeschlossen ist. Die gröfste Länge des Fragments beträgt 33 cm, die gröfste Breite 24 cm. Die Schrift steht auf Linien, vs^elche 35 mm Abstand von einander haben. Die Buchstaben sind von sehr verschiedener Höhe, 11 19 mm, sie stehen bald enger zusammen bald weiter von einander. Erhalten sind Reste von 10 Zeilen; die 2 3 Buchstaben, welche auf der über die oberste Linie hinausragenden Spitze des Fragments gestanden haben, sind unleserlich, die zweite Zeile allein geht mit deutlichen Lettern bis an den linken Rand des Stückes heran. Bei der dritten schimmern dort auch noch einige Buchstaben, ich glaubte övv oder ovg zu erkennen, bin aber wieder unsicher geworden. Hier gebe ich nur die sicher erkennbaren und setze die ersten Buchstaben der Zeilen so untereinander, wie sie auf dem Stein stehen.

2 XEAKIOYET

TI2NENTI1ITEME lETETIMHKO 5 AYTI2IAIATOYA

GEN EAO

TPATHrON MYZHIETEtj) NYnOTHNB 10 NAOz2iETI2l

1) Herr Prof. Erman, dem ich für die Erlaubnis zur Veröffentlichung ebenso zu Dank verpflichtet bin wie Herrn Dr. Krebs für die Besorgung eines Abklatsches, hat den Stein von dem Dach des deutschen Konsulatsgebiiudes in Kairo mit- gebracht; woher er stammt, ist unbekannt.

Hugo Willricli: Der Chelkiasstein. 49

Ich ergänze:

XsXxi'ov örlQutyjyov rCiv iv r<p Tf^tji^ft To|rg tSTi^rjxolöi avtö 8iä tov d

XeKxCav 6\tQar'\]'yhv

V vitb r&v ß vcc o de r(p

Dafs der Stein sich auf den jüdischen General der Kleopatra Kokke, Chelkias, Sohn des Onias und Bruder des Ananias, bezieht, hat Wilcken^) erkannt und danach ist das Fragment katalogisiert. Wilcken trug sich auch mit dem Gedanken, dasselbe zu veröffentlichen, hat aber leider keine Zeit dazu gefunden, so mögen meine Zeilen als Surrogat für die kompetentere Beurteilung dienen.

Die Inschrift ist trotz ihres hoffnungslosen Zustandes nicht ohne Interesse, da sie mit einer der merkwürdigsten Erscheinungen auf ägyptischem Boden, der Oniaskolonie in Leontopolis, in Verbindung steht. Sie bestätigt Dinge, welche Josephus erzählt, und empfängt von diesem einiges Licht.

Josephus") berichtet, ant. XIII, 284 f., zur Zeit des Johannes Hyrkanos ging es nicht nur den Juden daheim gut, sondern auch denen in Ägypten und auf Kypros. Kleopatra machte in dem Kampfe gegen ihren Sohn Ptolemaios Lathuros zu Führern ihres Heeres die Söhne des Onias, der den Tempel im Nomos von Heliopolis gebaut hatte, Chelkias und Ananias. Das bezeugt auch Strabo, indem er sagt, die Truppen der Kleopatra auf Kypros seien zu Lathuros al)gefallen mit Ausnahme der Juden aus dem Oniasland, deren Mitbürger Chelkias und Ananias viel bei der Königin galten.

Etwas später, XIII, 320 ff. kommt Josephus auf Chelkias zurück und nennt auch hier neben Timageues und Nikolaos von Damaskos

1) Wilcken ist jetzt allerdings zweifelhaft geworden, ob es sich nicht eher um einen »Sohn des Chelkias handelt. Der Gedanke war mir bei der ersten Lektüre auch gekommen. Wilcken vermifst, falls Chelkias selber der geehrte war. die Nennung des Vaters. Allerdings sollte man erwaii:eu, diese zu finden, wir werden aber doch wohl liei Chelkias selber bleiben müssen, denn der geehrte ist doch vermutlich der argccTriyög in Zeile 7, und wenn ein Sohn des Chelkias auch noch diese Würde bekleidet hätte, würde .Josephus gewifs seiner rühmend ge- denken.

2) ed. Niese.

Archiv f. Papyrusforschung I. 1. 4

50 I- Aufsätze

den Strabo als seine Quelle. Josephus schildert an dieser Stelle die erfolgreichen Kämpfe des Ptolemaios Lathnros gegen den Judenkönig Alexander Jannaios und gegen die Stadt Ptolemais. Als Kleopatra davon hörte, fürchtete sie, der Sohn könne ihr gefährlich werden, und so ging sie auf Alexanders Bitten um Unterstützung ein; sie selbst brach mit einem Heer vmd einer Flotte gegen Lathuros auf, Chelkias und Ananias waren Führer der Armee, mit welcher die Königin Ptolemais belagerte. Auf eine uns nicht erklärte Weise hat Lathuros jetzt einen Handstreich auf Ägypten unternommen, der aber mifslungen ist. ^) Er muls durch irgendwelche Manöver das feindliche Heer, das doch zwischen ihm und Ägypten stand, umgangen haben. Chelkias verfolgte Lathuros, als man seine Absichten merkte, aber er starb auf dem Wege in Koile Syrien; unter welchen Umständen, wird nicht gesagt. Diese Partie wird bei Josephus merkwürdig kurz behandelt, daraus hat dann v. Gutschmid in den Anmerkungen zu Sharpes Ge- schichte Ägyptens-) den Verdacht geschöpft, Josephus wolle hier etwas für Chelkias Unrühmliches vertuschen, v. Gutschmid kombiniert damit die Stelle bei Justin XXXIX, 4 „wec filium regno expidisse contenta {Cleopatra) hello Cypri exulantem perseqiiitur. Unde pulso interficit ducem exercitus sui, qiwd vivum eum e manibus misisset, quamquam Ptoletnaeus verecundia materni belli non viribus minor ab in- sida recessisset" Dieser Feldherr soll Chelkias gewesen sein, Josephus habe verschweigen wollen, dafs er als Verräter verurteilt wurde; die Unfähigkeit der jüdischen Generale allein habe den plötzlichen Angriff des Lathuros auf Ägypten ermöglicht. Letzteres ist wohl richtig, aber müssen wir darum glauben, dafs Chelkias so kläglich endete? Nach dem Wortlaut des Justin mufs man annehmen, dafs der betreffende Feldherr umgebracht wurde, weil er den Lathuros aus Kypros entwischen liefs; Justin meint, dafs eigentlich von einem ent- wischen lassen nicht geredet werden könne, da Lathuros ja keineswegs der schwächere war^), sondern aus Pietät die Insel räumte: die Ver- urteilung sei also ungerecht gewesen. Daran ist zweifellos richtig, dafs Lathuros in Kypros die Oberhand hatte, als er die Insel verliefs, denn sonst konnte er nicht daran denken, in Syrien Eroberungen zu machen. Wir haben ja auch von Strabo gehört, dafs alle Truppen der Kleopatra auf Kypros zu Lathuros übergegangen Avaren mit Aus- nahme der Oniasjuden. Demnach kami man es sich kaum vorstellen,

1) Dazu vergl. Strabo XVII, 794.

2) Deutsch von Jolowicz II, 7 f.

3) Also ist der von Justin eben gebrauchte Ausdruck ,,unde pulso" bei ihm sehr unangebracht.

Hugo Willrich: Der Chelkiasstein 51

dafs ein Feldherr der Kleopatra in dieser Zeit aus dem angegebenen Grunde hingerichtet Avurde.\) Justins Behauptung, Ptok'inaios habe verecimdia materni helU die Insel verlassen, Aviderspricht nicht nur den Thatsachen, sondern ist bei dem Verhältnis zwischen Mutter und Sohn geradezu unsinnig. Es wäre also denkbar, dals Justin hier eine seiner vielen Konfusionen gemacht hätte und das Ende des Feldherrn in falschem Zusammenhang erwähnte. Dennoch kann es sich nicht gut um Chelkias handeln, wie das weitere, Verhalten des Ananias zeigt. Als nämlich bald nachher Alexander Jannaios der Königin seine Aufwartung machte, und ihre Vertrauten ihr rieten, den Judenkönig zu beseitigen, um sein Land in Besitz zu nehmen, da hielt der Widerspruch des Ananias sie zurück. Er drohte, Kleopatra werde sich dadurch alle Juden zu Feinden machen, und darauf mochte sie es nicht ankommen lassen.^) Man fragt sich nun, sollte Ananias, der sich so energisch für den Makkabäer, also den Inhaber des von Rechtswegen den Aaro- niden zustehenden Thrones, ins Zeug legte, ganz ruhig geblieben sein, wenn sein eigener Bruder hingerichtet wurde? Sollten die Oniasjuden sich nicht für die Ermordung ihres Hauptes gerächt haben? Unter diesen Umständen ist es doch wahrscheinlich, dafs Chelkias eines natürlichen Todes gestorben ist, zumal er als Sohn des Tempel- gründers Onias schon hoch bei Jahren gewesen sein mufs.

Leider sagt unsre Inschrift nicht, für welche Thaten Chelkias mit dem goldenen Kranz geehrt worden ist, ebensowenig sehen wir, von wem die Ehrung ausging. Das in Zeile 3 erwähnte ts^isvog ist wohl der Tempelbezirk von Leontopolis, dieser wird so bezeichnet bei Jos. bell. VII, 430 und 434 und in den Sibyllinen^) V, 493. Besonders be- dauerlich ist es, dafs am Anfang der dritten Zeile die Schrift so ver- wischt ist, es war dort von Leuten die Rede, welche in irgendwelcher Beziehung zu dem ray^svog standen.

Über die Stellung dieser jüdischen Kolonie im Rahmen des Ptole- mäischen Staatswesens können wir uns jetzt ein klareres Bild machen.

1) Näher läge es, zu vermuten, dafs er für den Üljertritt der ihm unter- stellten Truppen büfsen mufste.

2) So stellt es Josephus dar, und in der That wäre bei der von Lathuros noch immer drohenden Gefahr der Abfall der ägyx^tischen Judenschaft sehr be- denklich gewesen. Doch hat MahafFy, empire of the Ptolemies pag. 412 gewifs Recht, wenn er meint, dafs auch die Furcht vor Rom dabei mitspielte. Rom hatte es verhindert, dafs Autiochos Epiphanes Ägypten unterwarf, es hätte ebensowenig geduldet, dafs die Ptolemäer in Syrien wieder eine Grofsmachtstellung zu ge- winnen suchten.

3) ed. Rzach 1891.

4*

52 I- Aufsätze

als das bisher möglich war oder wenigstens geschehen ist.^) Ptole- maios Philometor wies dem im Jahre 170 v. Chr. aus Jerusalem ver- triebenen Hohenpriester Onias, Simons Sohn, und dessen Anhängern ein öxvQco^a der wilden Bubastis an, ein verfallenes Kastell, das jetzt erneuert wurde. Der Tempel von Leontopolis sollte, wie es bei Josephus bell. VII, 424 f. heilst, ein Zentrum für den Kampf der Juden gegen Antiochos Epiphanes werden, der den Tempel in Jerusalem zerstört hatte. So traten die Juden des Onias in ein enges Verhältnis zur Dynastie des Ptolemaios. Onias ') selber hat nach Apion einmal ein kleines Heer gegen Alexandeia geführt, vermutlich im Interesse des Philometor gegen Physkon.^) Auch noch nach der Generation des Chelkias und Ananias bewahrten sie ihre eigentümliche militärische Organisation. Als Mithradates von Pergamon den in Alexandreia be- lagerten Caesar entsetzen wollte, waren sie zum Kampf für Ptolemaios gegen Mithradates bereit, erst Antipatros, dem Vater Herodes des Grofsen, gelang es, sie auf Caesars Seite zu ziehen, indem er ihnen Briefe des Hohenpriesters Hyrkanos II vorzeigte. Jos. bell. I, 190. ant. XIV, 131 f.

Schon allein dieses kriegerische Auftreten jener Kolonisten, das einen merkwürdigen Gegensatz zu dem sonstigen Verhalten der Juden in der Diaspora bildet, würde darauf hinführen, dafs Philometor sie nach dem Muster einer makedonischen Militärkolonie organisierte^), wir bekommen aber noch eine weitere Bestätigung dafür. Ich glaube, gezeigt zu haben ^), dafs der unter dem Namen Hekataios von Abdera schreibende jüdische Geschichtsfälscher, seiner Maske als Zeitgenosse des Ptolemaios I entsprechend, diese Ansiedelung unter Philometor und Onias in eine solche unter Soter I und dem eigens für diesen Zweck erfundenen Hohenpriester Ezechias^) verwandelt. Dem Pseudo-

1) Z. B. eben noch bei Schürer, Gesch. des jüd. Volkes im Zeitalter Jesu Christi. 3. Aufl. Bd. III, p. 97 f.

2) Über diesen Mann und die Vorgeschichte der makkabäischen Erhebung ist Wellhausen auf Grund der von mir gegebenen Quellenanalyse zu besseren Er- gebnissen gelangt als ich, Juden und Griechen vor der makkab. Erhebung pg. llSif. Ich schliefse mich jetzt durchaus der von ihm in der dritten Auflage der israeli- tischen und jüdischen Geschichte gegebenen Darstellung an, p. ÜJi? ff., 246 ff. und Götting. gel. Anzeig. 1895 pg. 952 ff.

3) Vergl. Juden und Griechen pg. 142 ff.

4) Über diese vergl. Schulten im Hermes XXXII, pg. 521 ff. Dazu E. Meyer a. a. 0. XXXni, pg. C43 ff. Lumbroso TEgitto dei Greci e dei Romani 2 Aufl., pg. 80 ff.

5) Juden und Griechen pg. 24—32 und 126 fl'., dazu Wellhausen in den Gott. gel. Anz. 1895 pg. 952 ff. und Wileken, Berl. philol. Wochenschr. 1896 pg. 1461 f.

6) Dieser Ezechias läfst sich in der von Josephus aus seinen andern Quellen

Hugo Willrich: Der Chelkiasstein 53

Hekataios lag daran, möglichst viel von den intimen Beziehungen der Juden zu griechischen Fürsten erzählen zu können, zu diesem Zweck verlegte er auch allerlei geeignete Dinge, die ihm zeitlich nahe standen, mit einigen äufserlichen Änderungen in die Periode Alexanders und der Diadochen^) oder auch der Perser. Er sagt nun bei Jos. c. Ap. I, 189, der Hohepriester Ezechias habe alle Zwistigkeiten unter den Seinen beigelegt „d%8v yccQ tyjv xcctoi'yjjöiv avtäv yial rrjv TtoXi- rsiccv yEyQcc^fievYjv". Die xatoiKrjöig ist die Anlegung einer xatoixtcc, dieses Wort kann nun allerdings verschiedene Arten von Ansiedelungen bezeichnen, wenn die xaroixovvrsg aber militärisch organisiert sind, so bedeutet es natürlich eine Militärkolonie. Dafs dies bei den angeblich unter Ptolemaios I. in Ägypten angelegten jüdischen Niederlassungen der Fall war, zeigt uns Pseudo-Aristeas, der in seinen Erzählungen über das Verhältnis der Juden zu jenem Herrscher offenkundig von dem bei ihm zitierten Pseudo - Hekataios abhängt und also zu dessen Ergänzung dienen kann. Aristeas sagt^), Ptolemaios I. habe 100 000 Juden nach Ägypten übergesiedelt, davon habe er 30 000 auserlesene Männer im Lande in Kastellen angesiedelt „£ij rijv lä^av xataxL^sv iv rotg cpQOVQiOiq," es handelt sich also um mehrere Militärkolonien, vgl. auchp. 20 „cpQOVQia zti'öccg aniÖcoxsv avtolq."^) Auch in dem gefälschten Brief des Onias an Philometor und Kleopatra ist aufser von Leonto- polis im Gau von Heliopolis noch von äXkoi tOTtot rot) id'vovg die Rede, Jos. aut. XIII, 65, welche durch die Tempelgründung den bisher fehlenden religiösen Halt bekommen sollen. Nun heifst es in der inter- polierten Stelle Jesaia 19, 18 ff, wo vom Tempel von Leontopolis die Rede ist, es würde in fünf Städten Ägyptens die Sprache Kanaans geredet und bei Jahve geschworen werden, eine davon werde heifsen Ir-ha-heres d h. Heliopolis. Wellhausen "^j nimmt gewifs mit Recht

konstruiei-ten Liste der Hohenpriester nicht unterbringen, vgl. Juden und Griechen 108—111.

1) Wer, wie z. B. Schürer a. a. 0. p. 20, noch daran festhält, dafs Ptole- maios I. 100,000 Juden nach Ägypten brachte und 30,000 Krieger zu Besatzungs- truppen verwendete, der wird vor die unangenehme Aufgabe gestellt, zu erklären, wie so bedeutende Dinge in dem äufserst sorgfältigen Geschichtswerk des Zeit- genossen und Statthalters von Syrien, Hieronymos von Kardia, einfach übergangen werden konnten. Sollte dieser treffliche Mann wirklich aus Neid und Mifsgunst die Juden totgeschwiegen haben, wie Josephus c. Ap. I, 213 meint? Die einfachste Lösung ist doch wohl, dafs er nichts von ihnen erzählte, weil sie in dieser Zeit nur eine sehr unbedeutende Rolle spielten.

2) pg. 15 der Ausgabe von Moritz Schmidt in Merx' Archiv.

3) Diese bezeichnet schon Lumbroso a. a. 0. pg. 85 f. als Militärkolonien.

4) Israel, u. jüd. Gesch., 3. Aufl. pg.247.

54 I- Aufsätze

an, dafs diese fünf Gemeinden araniäisch reden, nicht griechisch, wie etwa andere Judengemeiuden in Ägypten, weil sie erst vor kurzem die Heimat verlassen und somit die Muttersprache noch nicht aufgegeben haben. Er weist darauf hin, dafs die Gemeinde, oder sagen wir auroi- xi'a von Heliopolis verschieden ist von der von Leontopolis. Eine dritte und vierte Militärkolonie müssen nach Jos. bell. I, 190 und aut. XIV, 131 f. vorausgesetzt werden. Als nämlich die Juden des Oniaslandes, zwischen Pelusion und Memphis, sich mit Mithradates von Pergamon vereinbart haben, lassen es auch die ttsql Me^rpiv oder xarä Ms^cptv nicht zum Kampfe kommen, sondern schliefsen sich an, also auch hier finden wir Juden in Kriegsbereitschaft.^) Als dann Mithra- dates über den Nil gegangen ist und an der Westseite des Delta auf Alcxandreia marschiert, trifft er auf die Feinde bei einem 'lovdaicjv ötQKrÖTtsdov, das nur als Militärkolonie anfgefafst werden kann. Nun wird noch ein vicus ludaeormn im Itinerarium Antonini und in der notitia dignitatum ein castra ludaeorum in der Provinz Augustamnica, also östlich des Delta erwähnt; wo dieselben gelegen haben, ob sie mit einander identisch sind oder eins von ihnen mit dem Oniaslaud, das ist nicht auszumachen. Das Oniasland glaubt Naville bei der Station Schibin el Kanätir an der Bahnstrecke Kairo-Zakazik in einem Teil el-Jahudijeh gefunden zu haben-), die Lage stimmt auch einiger- mafsen zu der von Josephus angegebenen Entfernung von Memphis und die Ruinen deuten auf eine ehemalige Festung. Ein andrer Teil el-Jahudijeh liegt weiter nordöstlich an der Strafse nach Pelusion bei dem alten Belbeis^), der kommt ebenfalls für uns in Frage. Es lassen sich also wirklich fünf jüdische Ortschaften nachweisen, die wir als KcnoLxiai bezeichnen dürfen, und es ist gewifs kein Zufall, dafs sie alle an dem Wege von Pelusion nach Alexandreia liegen. Wir erkennen die Absicht, den Weg von Syrien nach der Hauptstadt des Landes auf diese Weise zu sichern, denn wer Alexandreia von Asien aus angreifen wollte, mufste so marschieren wie Mithradates und vor ihm Antiochos Epiphanes. Dem letzteren und etwaigen gleichgesinnten Nachfolgern sollte das Spiel für die Zukunft erschwert werden, und man kann nicht leugnen, dafs die jüdischen Todfeinde der Syrer zu diesem Zweck ganz geeignet erscheinen konnten. Ob sie sich sonst, wenn ihr reli-

1) In und um Memphis gab es auch andere xarommr. Vergl. Niese, Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten 11, Ulf.

2) The mound of the jew and the city of Onias. VIT mem. des Egypt Ex- ploration fund. London 1890 pg. 17 ff.

.'{) Hier möchte Schürer a. a. 0. p. 5)8 den Tempel lieber suchen. Vergl. auch Atlas of the ancient Egypt. London 189-4. Karte III u. 8.

Hugo Willrich: Der Chelkiasstein 55

giöser Fauatismus nicht in Frage kam, durcli soldatische Tugenden in so hohem Grade auszeichneten, wie Josephus und seine apologetischen Quellen uns glauben machen möchten, das wird man billig bezweifeln dürfen, demi ihre zahlreichen uns berichteten Heldenthaten im Dienste hellenistischer Fürsten ertragen eine Beleuchtung nicht. Der Vergleich der Einleitung des sogenannten dritten Makkabäerbuches mit Poly- bios V, 81 ist recht charakteristisch für die befolgte Methode, deren schönstes Ergebnis wohl der mit Gottes Hilfe von SOOO Juden über 120 000 Galater bei Babylon erfochtene Sieg sein dürfte.^)

Aus der Existenz jener jüdischen Militärkolonien erklärt sich ohne Zweifel die mehrfach bei Josephus und seinen Quellen vorkommende befremdliche Behauptung, die Ptolemaier hätten den Juden die Festungen des Landes anvertraut. Daran haben sie gewifs nicht gedacht, am aller- wenigsten Soter L, zumal gerade er es erlebt hatte, dafs die Juden ihre heilige Stadt Jerusalem ohne einen Schwertstreich in seine Hand fallen liefsen, als er sie am Sabbat angriff. Erst in dem makkabäischen Befreiungskampf, also zu Onias' Zeit, begannen die Juden, wenn sie direkt angegriffen wurden, am Sabbat Waffen anzufassen, noch lange Zeit nachher weigerten sie sich, an diesem Tage zu marschieren. Auch von den Oniasjuden erfahren wir keine Heldenthaten, über Onias und Dositheos machte Apion sich lustig, Chelkias und Ananias sind offen- bar keine grofsen Strategen gewesen und ihre Nachkommen vermieden schliefslich doch noch den Kampf für die Dynastie, als an ihre lands- mannschaftlichen Gefühle appelliert wurde. Trotzdem haben diese Kolo- nisten auf einer ganz andern Stufe gestanden als die Bewohner des Ghettos in Alexandreia und anderen Städten. Die Juden stehen übrigens als imgriechische Militärkolonisten in Ägypten nicht allein, wir finden auch z. B. Thraker und Galater^) als solche. Das Auftreten der Onias- juden bestätigt aufs beste Wilcken's'^) Meinung, dafs die Kleruchen der

1) II. Makk. 8, 20. Vergl. Juden und Griechen 28 f. 148.

2) Bei Polybios V 65; nach Jos. ant. XI, 3iö hätte Alexander auch 8000 Sama- riter mit nach Ägypten gebracht und daselbst zur Sicherung des Landes angesiedelt. Das kann nicht richtig sein, denn alle anderen Quellen schweigen davon, und das, was Curtius Rufus IV, 8, 10 f. über das Verhalten der Samaritaner berichtet, steht in direktem Widerspruch zu den freundschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen und dem König, von denen Jos. auch a. a. 0. 321 fi". redet. Josephus' Quelle ist äufserst trübe, aber es wäre trotzdem möglich, dafs in späterer Zeit, als man sich mehr und räehr angewiesen fand, barbarische Elemente in das zu Ptolemaios I. Zeit rein griechische Heer aufzunehmen, auch samaritanische Militärkolonisten in Ägypten existierten, denn wir wissen ja, dafs auch dieses Volk doi't stark ver- treten war.

3) Götting. gel. Anz. 1895 pg. 132 f. und D. Litt.-Ztg 1896 pg. 1389.

56 I- Aufsätze : Hugo Willrich: Der Chelkiasstein

uns unter den Papyri erhalten Testamente aktive Soldaten sind. Dasselbe thut aucli die Drohung des Ptolemaios gegen die Juden in Jerusalem, j{/.kr^Qov%ri6ELV avrav trjv yfiv .... neu Tts'fiipaLV tovg evoiicr]6avrag öTQaricötag", Jos. ant. XII, 159. Die Generation des Chelkias und Ananias bildete die imyovri der icdtoixoL des Onias imd Dositheos. Die getreuen Oniasjuden auf Kypros waren ix rav imyovav ausgehoben, wie es in der herangezogenen Polybiosstelle von den Thrakern und Galatern heifst. Die von Pseudo-Hekataios erwähnte nolixeia ist das Statut der Kolonie, nolixag der Oniasjuden nennt Strabon den Chelkias und Ananias, eine TtoXtxvrj nach Jerusalems Vorbild gründete Onias nach Jos. bell. I, 153. Eine eigentliche Ttöhg ist die Ansiedelung ebenso- wenig gewesen wie die sonstigen xaTotmccL^), wenn sie auch nach städtischer Weise organisiert waren.

Göttingen. Hugo Willrich.

1) Vergl. E. Meyer a. a. 0. pg. 643.

Ptolemaic Papyri in the Gizeh- Museum.

While at work upon the catalogue of the Greek papyri in the Gizeh- Museum, which will form part of the official catalogue, now in course of preparation, of the antiquities of the Museum, we have had occasion to copy some of the more interesting texts. Of the documents in the collection helonging to the Ptolemaic period, which are for the most part extremely fragmentary, the three printed below are the most important. Two of these (Inv. Nos. 10351 and 10371) are closely connected with each other; and their historical interest naturally gives them the first place. Their provenance is Gebelen, near the ancient Crocodilopolis; and their subject is a quarrel which occurred between the inhabitants of that town and those of the neighbouring Hermouthis (Erment) in the 48*'» year of Euergetes II (B. C. 123). Both documents are written by inhabitants of Crocodilopolis, who represent the Her- monthites as the aggressors. The population of Hermonthis appears to have been particularly restless and troublesome at this period. Two other extant papyri refer to disputes or disturbances which took place there about the same time. The earlier of these is an unpublished papyrus in the British Museum (DCX, cf Grenfell, Gr. Pap. I p. 64), dated in the So''* year of Philometor, in which the priests of Hermonthis peti- tion the king respecting a dispute with the priests of Pathyris. The subject of the quarrel, which was sufficiently bitter to result in blood- shed, was the ownership of an island to which both sides laid claim. Our second source of Information is the letter of a soldier, written in the 40*'' year of Euergetes II (ReviUout, Melanges 295; Strack, Dynastie der Ptolemäer 46, n.), which speaks of a military expedition to Her- monthis whose inhabitants were in revolt. The Gizeh papyri carry on the history seven years later, and complete the picture of disorder and misgovernment prevailiug in the Thebaid during these troublous times.

No. 10351 is made up of four fragments, containing three columns of writing, the last of which is upon the verso. The mutilation of the beginning of col. I and the end of col. III makes it uncertain who were the writers of the document and whom thev addressed: and

58 I- Aufsätze

also whether tliej were presenting a petition or simply giving infor- niation. The tone of the opening formula aud the fulness of the cletails, some of wliich woulcl be irrelevant in a petition, favour the latter hypothesis. Nr. 10371, consisting of two fragnieuts, is a petition to Amphicles, the vito^vri^aTO'yQdcpog ^ from the priests of Sonchos at Crocodilopolis (Avho may also be the writers of No. 10351), relatiug to the sanie aggression but with special reference to the damage done to the property of the king and of their temple. The narrative is a good deal more compressed here than in the previous document, which however it Supplements in one or two details. Putting the two accounts together we arrive at the following series of events. About Thoth 1 in the 48"' year (10371. 4., 10351. 10) the inhabitants @f Hermonthis, aided bv reinforcements from the surroimding villasjes, made nine breaches in the dyke to the north of Crocodilopolis (10351. 5flf.), i. e., on the side nearest their own town. On Thoth 3 the attack was re- peated on the further side of Crocodilopolis, where the Hermonthites effected fifteen more breaches in the dyke (10351. lOff.)^ having pre- viously killed the guards stationed there (10371. 6). They then marched close up to Crocodilopolis itself, and besieged an outpost (10371. 11); a general eugagement resulted, in which the Hermonthites were defeated (10351. 15 18). On the thirteenth (of the same month?) a force from Hermonthis came np the Nile to Crocodilopolis in a boat, and a fight took place on the river; while simultaneously an engagement oc- curred on land in which both the cavalry and infantry of the rival eitles took part (10351. 20ff.). At this point the narrative breaks off. When it is resumed (10351. 30), the scene has shifted to the sa- cred island of Souchos, where another pitched battle was fought; but whether this was an the same day as the events already described or upon a subsequent occasion cannot be determined. During this engage- ment a number of priests (?) who were assisting the Crocodilopolites and were probably inhabitants of the island, were routed and fled to the river, where many of them were drowned. Apparently the Crocodilo- polites as a whole wei*e worsted on this occasion; but in any case this was the end of the fighting, for in the uext scene (10351. 46 If.) they are represented as sending a deputation to Hermonthis, on the invita- tiou of that town, to arrange terms of peace. The commissioners of the rival eitles seem to have settled their differences in a very con- vivial manner. In the transcription of the texts we have followed our usual method. Round brackets denote expansions of abbreviations ; sr(uare brackets, lacunae; double Square brackets, erasures in the ori- ginal; angular brackets, letters mistakenly omitted.

Grenfell-Hunt : Ptolemaic Papyri in the Gizeh-Museum. 59

Gizeh Museum luv. No. 10351,

Col. I.

Frs. (a) + (c).

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Frs. (d) + (b).

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60 I- Aufsätze

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[si]g tijv 'EQ^&vd^iv xal 6vv-

xad^covLöd'evtGJv xal aXbg

[xaji tQaite^rjg ^sta^y ovrov

[ . . . ]tOLg 6pxL[

* * * *

3, 4. For the formula cf. e. g. Petrie Papyri II XI (l) Kakmg noBig il iQQ(x)6ta Xf« TU XoiTtd Goi ncaa yv(a^i]v iariv eQQcoi-ie&ci de xal rjfistg. vyiaivovxeg in place of vyiaivouev would be more natural.^)

4, 5. The date has been lost between vyiaCvoi.i\ev and t&v; cf. 1. 10 and 10371. 4. räv is written over an erasure.

5 if. iniGvvaya'yovtrov . . . Xvöavreg: the loose construction is repeated in the next sentence.

10. Ivöavteg iK%Qrjf.(,ciT(i in äquivalent to Sianoipavteg öuiGcpaydg („made breaches") in 10371. 6, as is shown by 11. 14 and 15 below, where the total number of iK^Qi^iiata is the same as that of the SiaGcpayai in 10371. The word e'KXQr)i.iu is new.

1) Es wird sirj uv tag | ßovX6fi]f'd'cc oder ähnlich zu ergänzen sein. U. W.

Grenfell-Hunt : Ptolemaic Papyri in tlie Gizeh-Museum Gl

ävikvaav may be intransitive, „they returned", or may refer to ßaai- kiKov %&fi(x, „they destroyed it".

17. (T<^r;)>i: the insertion of ?; seems to be the siraplest remedy, the reterence of coui'se being to the official to whom this letter or petition was addressed. It is true that the familiarity of the greeting and the faet that the name of the addressee has the inferior position indicate that he was not a persou whose rvxi] would be expected to be much involved in the result of the fight. But if he was worth appealing to he would also be woi'th a little flattery.

18. rQon[(o&f]V(xi,]: cf. 1. 40.

19 29. These eleven lines are contained upou two detached fragments, whose relation to each other is determiued by the fact that the second fragment shows the junctiou of the two KoXXrj^ara of which this sheet of papyrus was composed. Its position cau therefore be approximately fixed. It is probable that the verso of this fragment contains some letters from the ends of the lost lines of col. III, but it has been so mounted that this cannot be verified.

20. There is not sufficient Space for the natural Supplement zov [^avzov firivog. Probably &cav& (cf. 10371. 4) was repeated.

21. avv [oTtkoig: cf. 1. 12.

25 ff. The mutilation of this passage is too serious for satisfactory restoration. In 1. 23 i^ißd^vTcov . . . or i^ßa[tev6o:vr^cor' suggest themselves; and STcmke^ is no doubt some part of Inntluv. oxov in 1. 24 is difficult; there is no doubt about the reading. The genei-al sense however seems fairly clear. The Hermouthites divided their forces and attacked Crocodilo- polis on two sides, both by river (11. 23 4) and on land (1. 25 ff.).

27. övvßTiilyaL: cf. 1. 40.

30. The Upper part of this column is broken away; 1. 30 is opposite to 1. 5 in col. I.

32. anoßia^ofievr^v: the letters sv have been corrected.

34. TtsQtiilvrog: 7iEQlKXv<^ayrov is apparently intended.

41. h^rrjQLOvg: krjxTjQsg isqoI Gr£q)avocp6qoi^ Hesychius. The reading however is uncertain; the letters transcribed as i^t might be read as ayy or lyy. lrj<^6yr'rjQtovg is not satisfactory. Crusius suggests that ähxi]Qiovg is meant. If that is right, then the Hermouthites were again defeated.

44. The second a in öiacp&aQi^vcci has been corrected from t].

45. Perhaps [xal] cci&Tivai. There is scarcely rooni for [raQ]ai'd-T]vcci. 46 ff. This column is writteu on the verso of fr. (c).

51. xov : leg. rovg. 54. leg. ensnoiri'/.Eaav.

Gizeh Museum Inv. No. 10371.

'^fKpLxkel övyysvel xal v7io^v)]^atoyQdq)ai,

TtUQU ttbV iv KQO}l\od£Ck\(OV TlÖlSL Tjjg Sr^ßcCiÖog l6Q£tC3V

■nal T(hv a.l[Acoi']. xov 2;'ov;jrov. 'VndQi\ovto\q iv xH] örj^aivo^ivt] iidlsL

62 I- Aufsätze

ßaGikiKOv ^cö^arog tTußaXovxeg iv tut ^r] (£T£i) &(x)vd^ y f) ot £^ 'EQ^cbvd'ecos £v[oix]ol xal tovg TtuQ i)^cbv TTQog r\]i

rrjQrjöSL ovrag icplövlevöavltagj diaxöipccv dia6q)ayäg xÖ, aöre äv öiä tavr'r][v^ r[^rf\v aixiav a.67tOQi\p\ai ri]v yijv aal didcpoQa |tJ ovx 6U[y^a röfc ßaCikEi Kai röt Ispöt avacpBQEöd'aL. ov\ß\v\ d' i]66ov xal sig t['))]x' TtöXiv

Mat «[jrTTJfMi'

10 BTiißaXovrsg ^u[£Ta x\G)V Ixccvav TCSQLSKccd'Löav yj^av

S]s TO (pQovQiov, ^xaij r\^i]v\^üjv^ tikq yj^biv SKTtTqdriedlv^rGiv

•I« «t» "I» •!»

Fr. (b). ]£S e^g ro ^^ {hog) . . [ ].[.].

JAouftf'vcoi^ tcc roiavta SiccTtSTtga^fötss ] |r^? TtaQa 6ov avnXrjxlJSCog'} r^vxovtsg tijg na^ä 6ov dvtLkrulJSCjg 15 ] avtvx£i-

2. leg. teQioov.

6. cpovevßavtsg öisKoipav has been altered to tcpovsvGav Siay.6i\)avTeq. It is noticeable that no mention of tlie slaughter of tlie Crocodilopolite guai'ds is made in the parallel account (10351. 5 10).

Off. Cf. 10351. 10 ff. The cpqovQiov mentioued in 1. 11 below does not figure in the previous version.

10. The doubtful word inserted above the line niight also be read as

12. £[t]?: f has been corrected (from to?j. A good deal has probably been lost between this line and 1. 11.

The following papyrus, Gizeh Museum luv. Nr. 10388, was also fouud at GebeleUj and coutaius the will of Pachuoubis, sou of Taskos, written at Pathyris in the 47"' year of Euergetes II (B. C. 123). The only other extaut wiUs of this Century are that of Drytou (Grenfell, Greek Papyri I Nr. 21 = Brit. Mus. Pap. DCXVII) Avhich is nearly complete, and some fragments also in the British Museum; see op. cit. nos 12 and 24, and Kenyou, Catalogue II p. 2. The formula employed resembles that found in the numerous wills among the Petrie Papyri with one important exception. The clause common in 3''' Century B. C. wills, by which the king and queen and their descendants are appointed executors, disappears; and in its place we have a clause (lines 18 21 below) similar to that often found in contracts, punishing any violation of the will by two fines, one to the injured party and one to the state, a provision which occurs also in Oxyrhynchus wills

Grenfell-Hunt: Ptolomaic Papyri in tlie Gizeh-Museura G3

of tlie Roman period. The original of Dryton's will no doubt con- tained a like clause, but tlie existing document, wbich is only a copy and is not even signed by tlie agent of tlie agoranomus, ends abruptly in the middle of a sentence begiiining ot d' insksvGovtfg (sie).

Pachnoubis' disposition of bis property is i-emarkable for the ine- quality of the division and the practical disinheritance of bis sons, The heirs are firstly bis wife Tathotes, who in spite of her thoroughly Egyptian name is described as a Persian, and secondly bis two sons f'l aXh]g yvvccixög. But the sons receive only a bed apiece (or per- haps a mattress and bed jointly), wbile Tathotes inberits not only the remainder of the bousehold furniture, but all Pachnoubis' other pro- perty, consisting of live stock, a house, and twelve arourae of land. This division ofFers a striking contrast to the provisions of the will of Dryton. By that testament Dryton's property was divided approximately into two halves, of wbich one went to Estbladas, the son of Dry- ton's deceased first wife Sarapias, the other to Drj'ton's second wife Apollonia and four daughters by the second niarriage. It is possible that the «AA); yvvyj so curtly mentioned in line 6 was a concubine and contrasted witb the lawful wife Tathotes. But the phraseology of Dryton's will forbids us to lay much stress on the expression /; övv- Et^L yvvaiKl xarä vö^ovg^ for thougb it is applied (witb the alteratiou of 0vvrj^r]v for övvsliil) only to Dryton's first wife, bis second wife Apollonia was none the less knvfully wedded; cf. Gr. Pap. I no. 21 1. 18 witb 19 1. 6 and 20 1. 3. It is more probable therefore that the a'AAr; yvvrj in the present case was a previous wife who had eitber been divorced or died, and that Pachnoubis had quarrelled witb bis sons by her. The bequest of a bed may well have been the Egyptian method of cutting off witb a Shilling.

The papyrus concludes witb the signatures of the testator and of the usual six witnesses (all of whom were mercenaries), written by the agent of the agoranomus. Thus, like niost of the wills in the Petrie Papyri, the document is no doubt only a copy of the original will.

The writing is clear senii-uncial. The ordinary Symbols for hog and aQovQK occur, and there are several abbreviations. ^löd-ocpÖQOjv and iTtzicüv are represented respectively by a large M and U witb I drawn througb the middle. On the verso are two lines of demotic.

"Exovg ^t, 0[a/x]£VG)'9' /3, ev UaQ^vQet c'^' 'H^todcoQov dyoQCivouov tilg

ävco TOTiaQiCag roi) nad-vQtrov. TäÖE öi[£0']£TO ITccxvovßig Taöxov. ei'r] (.ie^i ^oi vyiaivovri rüv saccv-

TOV KVQIOV SIVUL,

64 I- Aufsätze

täv ds t[l ä]vd'Qc6:tivov Ttdd'a, KaxaXnTCco xat öCda^t v7idQ%ovxd

fxoi Eyyaid re xal £Ji[iJi^^a xal xryjvrj x[a]t ö(?a av nQüöslTt^iKrtjöco^aL Tad^d)r7]L

'AQvärov UeQGivti 5 /} öv[v£i^i^ ywuLHi v.axd vo^ovg^ 7ch)v 0rQc6^aTog ivbg xal xXsiVfjg

tOQvvsvtflg a /Z(Kt[. . .]ft xal n6tE6oQdd'^]L tSjv na%vovßiog rolg i^oig vfolg rotg

f'l (^ov xal d^krjg yvvalixög^^ rd de koind ndvra üv xh xa%'\e\v örj^eQov vTroxtixac xüv

xs iyyccLwv xal xxrj[v]ß}V xfii nQOXEL^evt] Tad'coxsi, TCQoßaxa ^sv öxxo) ßoeg ovo xal i7is66yi\£i>\a xovxoig xal olx\J.^av d)txodo^rj^£V'r]v xal iöreyaö^evriv

xal xeO'VQCo- 10 ^Evrjv [xr}]v ovöav ivtavld-a] xov Aaxo\yioXi]xov, ysCxovEg vöxov oixia

Wsvv^Giog xov naovxo[g, ßJoQQä QVfii] ßa6iX[iX7j, djtjijXltax^ov olxCa &a^6iog xfjg

üaovxog, hßbg olxCa UaxxoQ^iog, xal yyjg 7)[7tSLQ]ov 6ix[^o(pÖQo]v (aQovQag) dexddvo

xfjg iv xüi dnh kißhg ^igsv XG)H,'^\g . .]|ii£Cög, iv 'fii Aa[. . . .],u^ 6v^cp\^. . .]£i cpQsaQ xal dvaxsQSiov

f'l ÖTCxflg 7cli[vd-ov], ysLXOVsg x^jg oA['j;g yrlg vö^xov [otxog^ Ws^^LViog xov Kal-

kiov ßoQQä 6 avxbg

15 d7t7][Xtd)XO^v ßovi'ol xfjg xd}\^Yjg Xtßog x^^alovn,iv')] ^J^^üvog, xal

dn älXrig 6q)Q[ayl8og^^ Kalsßs^Xtovg xov[ ]t XQt'xov ftf'pog, yei-

xovEg xrjg oh]g [i/(JTOü 'AQ^Evdaxov ßoQQÜ [ d^Ttrjkicoxov ödog ^i{ßbg)

oQog )] ot dv d)6i yaCxovBg

[Tcdvtod'sv. ^]r} th,86xco de [ xif\v diad^yjxijv xavxr]v dXkc) xlvl

[ ]c^t, ei da ^i] dx\vQov £6xc3 xal 7iQ\o6a7toxEi(idxc) b i7tig)£Q(ov

VÖTiQOV

20 [ ] dlXov xyg av\ ] £7tLXi(^ov) TtaQaxQfjUU

yaXxov xdXavxa [ J xal lEQag ßa(6ik£vat) dQyv^i[ov £7ti6ri^ov dQa]x^dg AU.

f}v de 6 diaxid-E^Evog [Uaxvovßjtg cjg {ixibv) v £v^[£yE&rig ^£li%Q{iog) x^^Exavbg dva(fdlavd^og

^aXQOTlQÖÖCJTCOg

[evQ^vqlv o]vkvi.

l}idQXVQ£]g'EQ^Lag 'A6x?^[i]Ji]idÖov ÜEQ^rig xSjv ^i6&o(p\o]Qcov iTtinEdv)

dtg (^ixüv) xe

Grenfell-Hunt: Ptolemaic Papyri in the Gizeh-Museum. 65

25 [siffisytd'^tjg ^ish'xQCJi^ KX\a(jt]ui^ aaxffOTtQoöcoTtog i:Vn^v[Qiv\ ovX(ii) &g

de^iibv) TaTQ'>](^Bvog),

[aal ^avog 'Jqsi'ov ntQ6rj[g\ tüjv aiiöQ'ocpOQCov) i7i(jitiov) cogißtCyv)

l [Lböog [iitlC \lQ(og alaöTog auKQOTtQiööanog) [ßV'^vQiv o\vl'ii ^ETGiiiG}^ Kai ^Eöd'Mdag zlQvtavog TlroXs^aiavg ag

[8v^iEy£d-i]\g nsh'xQCog x^a\6T]bg ^axQOTtQoöoTrog avd-vQiv^ xal UroXs-

^alog 'AGxhj- [Tiiddov n]8Q6^]g xüv ^((öd-ocpÖQCov) i7i(nic3v) ag {Jrüv) ks j.ia6og uf-

lilQcog uaxQüTiQoöojJtog svd-vQi}\ 30 [aal. . . . \rjrog Msvsx^tovg IIsQörjg turu Tie^iov üg [irüv) Xe ^E6og

^sXdvxQcog %Xa6(xog) [liaKQonQ{66i07iogy\ Evd-vQ(Lv\ Ol f| rax\x\6nL[6^oi).

\^A^liGi(vtog^ 6 ■x\aQ' 'Hk\i(oöd)Qov)\ x£XQrj(jidTixa).

1. Heliodorus is known from other Gebelen papyri to have been ago- ranomus at Patliyris, wliich was close to Crocodilopulis, i'rom 118 113 B. C. The present document shows that liis tenure of office went back as far as 123 B. C; cf. the case of Pauisciis who is shown by other papyri to have been agoranomus at both towns from 108 98 B. C.

2. The house of Pachnoubis, sou of Taskos, is mentioned in P. Grenf. I 33 1. 51.

18. Probably fii^ösvi is lost after i^eövco 6e, and some verb like naQu- öovvai, governing dlXo) rivi must be supplied at the beginniug of line 19. Cf. Pap. Oxyrhynchus I 105. 7.

21. There is a difficnlty concerning the amount of the fine. Of the two figures following öqa\ji^uq the first appears to be 1000, but the se- coud is not much like 200, though it is still less like any other figure. The usual fines imposed by similar clauses in agreements, e. g. nos 25, 26, 28, 30 of our Gr. Pap. II, are 10 talents of copper to the injured party and 200 silver drachmae to the state, or the half of these sums.

23. A Space is left blank after ovXiq.

24. (e'tcöi^) %b: ks has been corrected from Kß.

27. Esthladas, son of Dryton, is frequently mentioned in Gr. Pap. I nos. 12 and 21. Tirols iA,(XL6vg might mean that he was a member of a deme at Ptolemais called after the city's founder, or simply that he was a Citizen of Ptolemais. His father Dryton belonged to the deme of QdonsQsioL in that city (P. Grenf. 1 12 1. 15, cf. Jouguet, Bull. Corr. Hell. 1897 p. 194 5), and therefore the second explanation is the more probable.

32. Ammonius' name can be supplied from P. Grenf. 11 21 1. 2G.

Oxford. B. P. Greiifell.

A. S. Hunt.

Archiv f. Papyiusforscliung I. 1.

Lettere al signor professore Wilcken.

I.

Roma, 25 maggio '99. Pregiato Amico,

Rileggevo ultimameute il „Mare Evitreo" di Agatarchide, e giunto al passo in cui si accennano i Tttvte vo^oC che erauo tra Memfi e Tebe, mi colpi e mi fermö per la prima volta il modo con cui sono descritti o qualificati: id-vojv s^ovreg 7toXvavd-Qd)7i[(o^v rd^iv 22). Mi colpi, voglio dire, e mi fermö l'implicita equivalenza che ne emergeva: vo^ög, sotto mi certo aspetto, potersi chiamare anche sd^vog- E sic- come questa nuova veduta mi interessava per la ragione che Le dirö poi, mi diedi subito a ricercare se esistevauo altri indizi ed esempi della stessa equivalenza, e ne trovai piü d'uno: infatti in Diodoro (I, 90, 2), dov' e detto che rav jiiyvTiTLGyv ^d-vrj veneravano ciascimo un dato auimale, id^vrj, evidentemente, val quanto vo^oi. Similmente „populi", i^vt]^ non sono altro che vo^ioi, in Pomponio Mela (1,9,58) dove dice „colunt animalia, sed alia alii: Apis populorum omnium numen est". In Seneca N. Q. IV, 2, il vo^iog (non importa che si tratti di quello dei Tentiriti) figura come un ed-vog distinto „generis aut sanguinis proprietate". Dalla quäl cosa risulta che se vo^iög sotto un certo aspetto pote chiamarsi anche ed-vog, i vo^ccQxat in certo modo poterono chiamarsi anche id^vccQxcct. D'altra parte noi conosciamo giä l'altra equivalenza i/o(u-dg = ötQutrjyicc (Plin. V, 49; VI, 27), vo^idQiai = <}tQaTy]yot (Kuhn, Die städt. u. bürgerl. Verfass. des Rom. Reichs, II, p. 483 487), ancorche nei monumenti, ossia nel linguaggio am- ministrativo delF Egitto greco, i titoli ufficiali, usati generalmente, sieno non giä quei di von,dQ%ai, ma quei di (jtQatrjyoi ed ejCiötQdri^yoi. II che non esclude adunque che gli ötQatriyoi ed iniöxQdTYiyoL o si chia- massero, o si potessero chiamare, anche vo^dQ^ac ed id-vaQxui,. Ed ecco affacciarsi un vecchio e quasi disperato nostro problema (Mar- quardt, Rom. Staatsverw., 1873, I, p. 297), voglio dire il testo di Stra- bone (17, 798), dove parlando töv ijii%c3Qia)v ccQiovtcov xatä tioXiv e xard Ti)r xojquv, e venendo a questi ultimi, il Geografo alle parole

(iiacomo Luiiibroso: Lettere al signor professore Wilcken. 67

imGTQaTiq'yovq xiväi^ (e lorse yial (TT^artjyovg) fa scguire queste altre: not vofiäQX<xg xal t&vdQx<^£ xaXov^svovs: testo che non riceve nessuna liice da nessiina parte, finclie vi si vuol ravvisare P. degli epistrategi, 2°. dei iiomarchi, 3". degli etnarchi, inentre non presenta piü difficoltä se vi si vegga un' aggiunta dei titoli locali, tradizionali , logici di iio- marchi ed etnarcbi, ai titoli nffieiali introdotti ed imposti dall' uso puramente governativo ed amministrativo della Dinastia greea. Ne io credo che possa ostare il Ttgay^drcov ov ^syccXcov tTtiöTaxBlv rji^LCo^k' vovg che segne imniediatamente in Strabone, e che verrebbe cosi ad applicarsi ai Nomarchi o Strategi, ed anche agli Epistrategi in quanto erano Nomarchi anch' essi nel piü ampio senso della parola ( Arrian. III, 5), giacche erano mutati e lontanissimi i tempi in cui i Ropäitou, i vecchi Nomarchi od Etnarchi, erano come tanti Signori e Principi, e convenivano nel ßaöUeiov ^sya (Strab. 17, 811) a trattare dei piü alti affari dell' Egitto.

Ma Ella, pregiato amico, veda e gindichi la soluzione che pro- pongo, e gradisca ad ogni modo la buona volonta di chi si mette di tutto cuore al servigio di Lei e dei Colleghi.

II Suo deditissimo

Oiacomo Liimbroso.

5*

Die Siegelung der Papyrusurkunden.

Plinius Hist. nat. XXXIII, 1 sect. 6 sagt:

cum . . . nullosque omnino annlos maior pars gentium hominum- que, etiam qui sub imperio nostio degunt, hodieque habeat: non signat Oriens aut Aegyptus, etiam nunc litteris contenta solis. Es wäre erwünscht, wenn die Bearbeiter der PajDyrusurkunden auf Grund ihrer Erfahi'ungen diese Aul'serung des Plinius berichtigend oder bestätigend kommentierten. Hierzu den Anlafs und einiges vor- läufige Material zu bieten, ist der Zweck der folgenden Zeilen.^)

Da hier ein Römer das ägyptisch - orientalische Urkundenwesen charakterisiert, hat die Untersuchung auszugehen von dem über das 'signare' bei den Römern jetzt Bekannten.

I. Bisher schrieb man den Römern nur eine Anwendung des Siegels zu: die Ffrsiegelung zum Zweck der Beglaubigung und zugleich des Verschlusses:

1) bei Briefen;

2) bei Verträgen, wichtigen Erklärungen etc. Hier in zwei Formen

a) testatio : mündliche Erklärung vor Zeugen. Darüber Wachstafelurkunden mit 'dixit', die von aufsen von den (referierenden) Zeugen, meist 7 'VII festes cives Ro- mani puberes' und meist auch von dem Interessenten versiegelt werden. Neben dieser versiegelten ^scriptura inferior' steht meist eine offene 'scriptura exterior'. Ur- sprünglich eine einfache, unbeglaubigte Abschrift der dixit- Urkunde. In claudisch - neronischer Zeit aber häufig auch eine selbständige zweite Urkunde, ein handschriftliches Bekenntnis (chirographum) dessen, der im Hauptakt münd- lich bekannte: 'scripsi, me . . . ' neben: ''dixit, se . . . ' Also dieselbe Doppelredaktion wie in den Fayumurkunden mit: ^öuoXoyst UvQog^ und am Ende ^UvQog ö^oXoya.

1) Eine Reihe von Thatsachen und Berichtigungen, die Herr Professor Wilcken mir freundlich mitteilte, sind bei Korrektur dieses Aufsatzes verwertet worden.

Heinrich Emian: Die Siegelunfjf der Papyrusurkunden 69

b) chirographum : die handschriftliche Erklärung (scripsi me) schon als scriptura inferior. Versiegelt vom Aussteller und gelegentlich von 1 bis 2 Zeugen. Meist mit einer offenen Abschrift scriptura exterior auf der freien Seite des Di- oder Triptychon. IL Jetzt ist durch Zangemeisters, nach zwanzigjähriger Arbeit erschienene, endgültige Ausgabe der 1875 in Pompeji gefundenen Wachstafelquittungen des Bankiers und Auktionators L. Caecilius Ju- cundus (27 61 n. Chr.) im Corp. Inscr. Lat. IV Suppl. (1898) im- zweifelhaft festgestellt, dafs die Römer damals ihre Urkunden auch /(«Versiegelten. Bei der ältesten Urkunde des Fundes (von 15 n. Chr.) ist die innere testatio untersiegelt. Später sind nur chirograplia unter- siegelt, aber diese auch immer. Wo nur ein äufseres chirogi-aphum ist, trägt dieses das Siegel, wo zwei chirographa sind, ist nur das innere untersiegelt. Dies, obwohl es doch stets mit dem gleichen Siegel auch versiegelt wurde.

Ebenso gewifs auch bei anderen römischen Urkunden. Am nahe- liegendsten ist die Untersiegelung (statt oder neben der Versiegelung) bei den 'diplomata' der Kaiserverwaltung, zumal den Postpassierscheinen. Recht wahrscheinlich ist ferner die direkte Forterbung dieser von Zangemeister für die elaudisch-neronische Zeit entdeckten Übung bis zu und in der frühmittelalterlichen Urkundenuntersiegelung, z. B. in den longobardischeu Fürstenurkunden des 10. Jahrhunderts, die genau wie jene pompejanischen chirographa das Siegel mitten auf der Ur- kunde tragen.^)

Jedenfalls kannte Plinius, der Zeitgenosse des Pompejaners Cae- cilius Jucundus, das Unter- genau wie das Versiegeln der Urkunden, als er sein 'non signat Oriens aut Aegyptus' schrieb. Wie weit ist nun seine Behauptung richtig?

Zunächst: *nou signat Oriens'.

Die Keilschriftverträge zeigen bekanntlich durchweg Siegel, und zwar als Be-(Unter-)siegelung nicht als Versiegelung.

Vgl. z. B. Hommel Greschichte Babyloniens u. Assyriens (Berlin 1885)

S. 110: Die Kontraktstafeln von Teil Sifr um 2000 v. Chr. sind von

Thon, in Hhönerner Umhüllung, auf welcher der Wortlaut des

Kontrakts nebst dem Siegel noch einmal abgedrückt war.'

(Also C/?«fersiegelung der scriptura interior, wie der exterior).

1) Genauere Darlegung und Belege für das vorstehend unter I und 11 Aus- geführte in der Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte 1899 Roma- nistische Abteilung S. 177 88. Was dort über die Pliniusstelle und das Siegeln in Ägypten ausgeführt wurde, ist nach dem Folgenden mehrfach zu berichtigen.

70 I- Aufsätze

S. 380: "^Zur Beglaubigimg unterzeicliiien sich eine Reihe von Zeugen, oder genauer: es werden ihre Namen vom Schreiber notiert und zu weiterer Bekräftigung drücken zwei andere Personen (offizielle Schreiber oder Notare . ) noch ihre Siegel auf.' Die jede Verfälschung unmöglich machende Einrichtung dieser Thonurkunden, die nach der Fertigstellung gebrannt wurden, und deren scriptura interior durch die zusammengebogenen Ränder der exterior absolut sicher verschlossen war, machte ja eine Fersiegelung durchaus überflüssig. Das Siegel sollte hier nicht die nachträgliche Ver- fälschung hindern, sondern lediglich die Echtheit der Urkunde be- kräftigen, genauer: die Gegenwart und Zustimmung des Siegelinhabers.

Fersiegelung ist dagegen gemeint bei Jeremias 32, 9 ff.: ^Und schrieb einen Brief und versiegelte ihn, und nahm Zeugen dazu und wog das (leid dar auf einer Wage und nahm zu mir den versiegelten Kaufbrief nach dem Recht und Gewohnheit und eine offene Abschrift. . . . Und gab den Kaufbrief Baruch ... in Gegenwart . . der Zeugen, die im Kaufbrief geschrieben standen . . . und befahl Baruch . . . : 'Nimm- diese Briefe, den versiegelten Kaufbrief sammt dieser offenen Abschrift und lege sie in ein irdenes Gefäfs, dafs sie lange bleiben mögen,' 44: . , 'Dennoch wird man Äcker um Geld kaufen und verbriefen, versiegeln und bezeugen.' Dies ist offenbar genau der Mechanismus der römischen testationes. Da die Zeugen 'im Kaufbrief geschrieben stehen', war dieser wohl nicht als chirographum in der ersten Person abgefafst, sondern in der dritten als Erklärung der Zeugen. Die Zeugen versiegelten anscheinend nicht, wohl aber die Parteien oder doch der Käufer. Neben der ver- siegelten Haupturkunde war eine offene Abschrift. Das Ganze ent- weder auf Wachstafeln, Avie nachmals in Rom, oder auf Leder: die Haupturkunde wohl auf dem Anfang des Blattes eingerollt und ver- siegelt, die Abschrift auf dem Ende des Blattes, wie in ptolemäischen Papyrusurkunden (s. u. S. 72).

Gleichfalls als Verschlufssiegel tritt die Beglaubigungssiegelung auf bei den Königsbriefen. Wem der König sein Siegel anvertraut, der kann gültige Befehlsbriefe an seiner Statt erlassen, so z. B. bei den Juden:

I Könige 21, 8 und bei den Persern:

Esther 3, 10 ff., 8, 2 ff', u. s. w.

Heinrich Erman: Die Siegelung der Papyi-usurkunfien 71

Nach diesen Zeugnissen über das Siegeln im 'Orient', die sich gewifs sehr vermehren liefseu, ist für die alte, vorhellenische Zeit das 'non signat Oriens' des Plinius unbedingt falsch. Für die spätere Zeit bleibt es dagegen einstweilen denkbar, dafs in plinianischer Zeit, vielleicht imter dem Einflufs griechischer Schreibfertigkeit oder in Folge ausgedehnter öffentlicher Registrierung von Privatgeschäften, die Gewohnheit der Urkundenbe- und -Versiegelung wirklich in den Ost- ländern verschwunden oder doch stark zurückgegangen wäre.

*Non signat Aegyptus.'

Für die alte Zeit ganz ebenso falsch, wie 'non signat Oriens.'

Über das Königssiegel im alten Ägypten vgl. z. B. die Bestellung des Joseph zum Vertreter

Genesis 41.41 2: 'Und weiter sprach Pharao zu Joseph: 'Siehe, ich habe Dich über ganz Agyptenland gesetzt' und that seinen Ring von seiner Hand und gab ihn Joseph an seine Hand.'

Entsprechend^): ^in dem Grabe eines Hivy in Theben ist dar- gestellt, wie er in Gegenwart des Königs zum Statthalter von Nubien eingesetzt wird. Dabei wird ihm ein Iling, das htm n iJ ivt: 'Siegel- ring des Amtes' gegeben (um 1400 v. Chr.).

Mit diesem ohrigl'eitUchen Siegel bei Befehlsbriefen wird es denn auch zusammenhängen, wenn: (A. Erman a. a. 0.) 'irgendwo in den ur- alten 'Pyramidentexten' etwa vorkommt: 'Dein Dekret (mit dem der Tote unter die Himmlischen aufgenommen wird) trägt nicht das kleine Siegel, es trägt das grolse Siegel.' So hat es Maspero auch übersetzt; meiner Erinnerung nach steht das Wort dh/ das mit dh^ Finger zu- sammenhängt und eigentlich den Fingerabdruck bedeuten wird.'-)

Ferner a. a. 0.: ^Briefe sind wohl immer versiegelt gewesen imd mehrfach erhalten.

1) Das Folgende nach brieflicher Auskunft meines Bruders Adolf Erman, der indes für die ganze Frage auf Hen-n Professor Wilcken verweist, ''der diesen Dingen selbst Beachtung geschenkt haben wird, während ich nur zufällige Er- innerungen habe'.

2) Da der 'Fingerabdruck' von stets gleicher Gröfse ist, müfste das Wort hier natürlich in abgeleiteter Bedeutung für Tetschaft, Siegel' gebraucht sein. Aber die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ergiebt eine neue Frage für die Papyrusforschung: nach einem in der Pariser Revue scientifique 1898 erschienenen Aufsatz Bertillons läfst die englische Regierung die Pensions- etc. -Empfänger in Indien ihre Quittungen durch einen Tintenabdruck ihres Daumens in unverfälschbar sicherer Weise beglaubigen. Nach Bertillon wäre dies eine Erfindung der Eng- länder. Sollte es nicht vielmehr eine im Orient althergebrachte Übung sein? Sind Spuren davon in den Papyrusurkunden erhalten?

72 I- Aufsätze

Und über das Siegeln der Kontrcüäe: ^Verträge heifsen im mittleren Reich htmt, was von htm 'siegeln' hergeleitet ist, htm m^: 'etwas siegeln von jemand' wird gebraucht für: 'etwas durch Vertrag von jemand erwerben.'

Wie erfolgte dieses Siegeln? Hierüber bemerkt A. Erman, unter dem obigen Vorbehalt: 'Em ir;^fc;siegelter Papyrus ist meines Wissens nicht erhalten (vgl. meine Bearbeitung der Siutverträge, äg. Ztsclir. 1882, passim)'.

Dagegen darf vielleicht als altägyptische Tradition angesehen werden eine Versiegelungsart, die nach A. Erman und Wilcken bei griechischen Kontrakten der Ptolemäerzeit (II. Jahrh. v. Chr.) sich findet:

Am Anfang der Rolle, links vor dem Kontrakt, wird der Inhalt desselben kurz in einem Sätzchen zusammengefafst, wie z. B.

„Datum, antdoxo 6 delva ra dsivt Objekt Preis." Dieser Teil des Papyrus aber auch nur dieser wird von links nach rechts gerollt resp. gefaltet, mit einem Papyrusband, das durch die durchlochte Rolle gezogen ist, umwickelt und darauf durch ein Siegel, das oben auf das Band gedrückt wird, verschlossen. So zu sehen an einem jüngst vom Berliner Museum erworbenen Kontrakt aus der Ptolemäerzeit.^) Daneben kam aber auch bei Kontrakten Ver- siegelmig der Gesamtrolle vor, wie aus Leemans' Worten zu P. Leid. 0 hervorgeht.

Von wem erfolgte die Versiegelung, die dem Kontrakt seinen ägyptischen Namen gab? Zmiächst vermutlich von dem Interessenten, wie in Rom (s. o.). Sodann wohl von Zeugen, so Avenigstens in einem von Wilcken mir mitgeteilten griechischen Vertrag der Ptolemäerzeit, wo beide Kontrahenten und die Zeugen siegeln:

P. Petr. II 21d 7 (III. Jahrh. vor Chr. ergänzt von Wilcken): r^g de övyyQafpfig (ein Darlehnskontrakt) 6fpQayL0d-Ei6\rjg vnh re 2J\(otidQOv (der Gläubiger) xal Zläöov (der Schuldner) oicd

iflOV Xul tÜV 6Vv[^E7tiyQa](pEVTüW ^Oi ^UQtVQOJV.

Endlich mochte mitsiegeln auch der (öiFentliche) Schreiber, der die Urkunde abfafste.

Jedenfalls wurde also im alten Ägypten vielfach gesiegelt und des Plinius: 'non signat . . Aegyptus, etiammmc litteris contenta solis' ist falsch, wie so vieles andere in seiner kritiklosen Kompilation. A))er sollte dasselbe gelten auch von dem 'non signat Oriens aut Aegyptus' als Bericht über die eigene Zeit des Plinius? Kann man von einem

1) Versiegelung dieses Teiles ist vom Herausgeber angegeben im P. Leid. N, einem griechischen Kontrakte, nicht Übersetzung eines ägyptischen.

Heinrich Erman: Die Siegelung der Papyrnpurkunden 73

mitteu den Geschäften stehenden, so viel uiiihergekommenen Kaiser- beaniten annehmen, dafs er über die Urkuiidenpraxis dieser wichtifi^en Kaiserprovinzen mit solcher Sicherheit ganz Falsches berichten sollte?

Da fragt es sich zunächst, ob er mit 'Oriens aut Aegyptus' nur die Landeseingeborenen meint oder auch die dortigen Griechen? Da das Urkundenwesen, zumal m Ägypten, zur Kaiserzeit von griechischen Formen überwuchert war, liegt die Ausdehnung auf alle, auch die griechisch-ägyptischen Urkunden nahe. 'Möglich' aber auch, wieWilcken bemerkt,

'^dass Plinius . . an die Griechen in Ägypten ebensowenig denkt, wie an die dortigen Römer. Denn er hat vorher im § 4 aus- führlicher davon gesprochen, dafs die Sitte, Siegelringe zu haben von den Griechen stammt: 'Graecia . . imde hie auulorum usus venit.' Jedenfalls weifs er also, dafs die Griechen seit alten Zeiten siegelten. Auch die Nebeneinanderstellung 'Oriens aut Aegyptus' würde dazu passen.' ^) Jedenfalls ist bei Deutung dieser Notiz auszugehen von dem all- täglichen Siegeln im damaligen römischen Urkundenwesen, wie es die gleichzeitigen pompejanischen Wachstafeln zeigen: bei der testatio ver- siegeln 7 Zeugen uud der Aussteller, beim chirographum unter- und versiegelt der Aussteller, und ein bis zwei Zeugen versiegeln neben ihm. Daher trug zu Plinius' Zeit in Rom jeder, auch Sklaven uud Frauen, einen Siegelring. Des Plinius Bemerkung wäre nun erklärlich und ge- rechtfertigt, wenn in 'Oriens aut Aegyptus' das Siegeln und Tragen von Siegelringen auch nur im Vergleich zu diesem römischen Uber- mafs als selten erschien. Und dieser geringere Gebrauch des Siegeins könnte wiederum sich erklären aus der viel gröfseren Schreibfertigkeit und Schreibseligkeit, aus der vielfach die Echtheit gewährleistenden Registrierung von Privaturkunden, endlich vielleicht daraus, dafs das Fälschen bei Papyrus schwerer war, als bei Wachstafelurkunden.

Doch dies alles sind nur Möglichkeiten; wie es wirklich damit war, kann nur die Prüfung der Originalurkunden selbst auf Siegelspuren hin ergeben. Denn, wie Wilcken bemerkt, 'die Angaben der bisherigen

1) Ganz zwingend ist dies nicht, denn der Gedankengang des Plinius in seiner Sammlung disparater Notizen ist nie sehr streng, und überdies scheint er im § 4 den Griechen nicht die Erfindung der Siegelringe überhaupt zuzuschreiben, sondern der goldenen, im Gegensatz zu den eisernen, z. B. der Kömer. Aber jedenfalls war es um-ichtig, die Pliniusnotiz ohne weiteres auch auf die Griechen in ''Oriens aut Aegyptus' zu deuten, und von da auf die Griechen überhaupt, wie ich es Sav. Ztschr. XX S. 180 that.

74 I- Aufsätze

Publikationen sind hierüber sehr dürftig, da eben bisher wenig darauf geachtet worden ist.'

Hier, zum gröfsten Teil nach seinen Mitteilungen, eine vorläufige Zusammenstellung über das Siegeln im griechisch-römischen Ägypten:

1. Nichts zu thun mit dem 'non signat Aegyptus' des Plinius hat das häufige 'öcpQKyc^SLv' für Stempeln von Tieren z. B. BGU I 15, 87, 107, 250, 356.

2. Ebenso ist damit vereinbar die Versiegelung von Geldbeuteln und ähnlichem: BGU I 98, 248, 249.

3. Ja auch die Versiegelung wirklicher Briefe, die, wie für die Ptolemäerzeit, so auch für die Kaiserzeit feststeht (vgl. Lond. I S. 74, 290).

4. Anders dagegen bei Kontrakten. Waren bei ihnen Siegelungen einigermalsen häufig, so durfte Plinius nicht '^non signat Aegyptus' schreiben.

Wie steht es nun zunächst mit der ägyptischen Bezeichnung des Vertrags als 'Siegelung'. Dafs sie in den griechisch-ägyptischen Sprach- gebrauch ül)erging und darin bis zur christlichen Zeit fortdauerte, scheint hervorzugehen aus folgendem Citat bei Stephanus (Ed. Hase- Dindorf, Paris 1848 ss.) s. v. öcpQuylg:

Kai eQ%EtaC xig cpigav öcpQuylda TtEvtazoöicav vo^kS^kxcov xkI keysL avra' AdßE rijv ßcpQaytda tavtrjv xal öts %QBiav 6%g)^ TtaQaöx^g ^oi %ata ^SQog. Die Stelle ist aus: Jo. Carpathi episc. in Narr. Mss. de anacho- retis, also wohl über die ägyj)tischen Einsiedler. Dafs ß(pQaylg hier etwa einen 500 Solidi werten '^Siegelring' bedeutete, erscheint mir aus- geschlossen, es ist, wie Stephanus mit Recht annimmt, eine 'syngrapha', deren dem gewölmlichen Griechisch fremder Name als Übersetzung der ägyptischen Bezeichnung gelten darf.^)

1) Dagegen ist nicht damit zu verbinden die stehende Wendung der Fayum- urkunden bei Grundstücken: 'yilfjQog . . iv [im GtfQccytSi'' z. B. BGU I 39 (186 n. Chr.), 139 (201); 186 (215); 23S (IL Jahrh.), 240 (167), 241 (177); 282 (II. Jahrh.). Ich nahm dies an und wollte übersetzen: 'in einem einzigen Vertrage (Siegelung) er- worben', aber diese Deutung ist mehreren Stellen gegenüber undurchführbar und daher anzunehmen die von Wilcken, Hermes XXVII, S. 237, A. 2 und Ostraka I, S. 210, A. 1 vorgeschlagene als 'Rayons der Fluren resp. Flm-karten' entsprechend der Bezeichnung der Rayons auf Eratosthenes' Erdkarte als G^pQaylSsg. Denn, dafs auch in den obigen Stellen die arpoayiStg lokale Gröfsen sind und mit einem Kontrakt ganz und gar nichts zu thun haben, zeigt z. B. BGU 282, 10: iv dval aq)Qci'y[8Tai] . . . ov ysitovsg Tfjg nhv TtgmTrjg ccfgaystdog vöxca v.al Xißl v-rX. . . . ryg öh ö\Ev]r^QCig 6cpQay£lSog v.xX. Ebenso CPR I 1,8: rfig [ihv fuäg acpQaytSog, rj iariv ccQovQ&v Svo ktX.; vgl. ferner BGU. 444, Grenf. 11 23 a, 25, 32, vor allem Grenf. I 33, 35 S u. s. w.

Heinrich Erman: Die Siegelunj? der Pa})yrnsnrkimden 75

Aber die Beibelialtung des Namens könnte oliiie Beibehaltung der Übung erfolgt sein! Lebte zur Kaiserzeit das in ptolemäischer Zeit übliche Einrollen und Einsiegeln noch fort? Der Doppeltext der Fayüra- urkunden: 'o^oloyet Uvqos' und '^UvQog ö^oXoyc)'' bietet dafür keinen Beweis, denn, wieWilcken bemerkt, stehen häufig beide Redaktionen in einer und derselben Kolonne. Es war also nicht wie in den Urkunden des Pompejaners Jucundus (s. o. S. 69), der erste Text, die testatio, ein- gesiegelt. Vielmehr bemerkt Wilcken, er habe 'in der Litteratnr bisher keine Spur davon gefunden, dafs die eigentlichen Verträge damals ver- oder untersiegelt wären. Auch bieten die Publikationen keinen Hin- weis auf materielle Spuren. Es bleibt freilich die Frage, ob nicht doch auch solche Verträge, die als i^aficcQtvQOt citiert werden in BGU 260, 7 eine anoxrj^ in 813 ddvsia wie jene Testamente (s. u.) gesiegelt gewesen sind. Aber bis jetzt liegen nur diese Citate vor. Demotische Kontrakte giebt es auch noch aus der Kaiserzeit, aber über ihre Siegelung oder Nichtsiegelung kann ich nichts aussagen. Für die Frage, ob Plinius recht hat, sind sie, gleichviel wie man 'Aegyptus' auffalst, jedenfalls von Bedeutung.'

5. Hinsichtlich der Testamente kommt nicht gegen Plinius in Be- tracht die Versiegelung der römischen Testamente oder Codicille BGU m 326 (189 n. Chr.); 361 (184 n. Chr.). Wohl aber das Testament vor sechs Zeugen BGU I 86 (155 n. Chr.), denn, wie Wilcken mit Recht bemerkt, diese Zahl ist 'charakteristisch für die griechischen Urkunden (i^a^ccQtvQog die ägyptischen haben 16 Zeugen, vgl. Gott. G. A. 1895, S. 165).' Auch die sämtlichen Namen zeigen, dals es nicht römisch ist. Ferner: 'in BGU. 592 wird das Testament eines nvsq)SQG)g als icjrpQaytö^svrj bezeichnet. In P. Oxy. I 106 (a. 135 n. Chr.) erhält eine Frau Utols^ä ihr Testament wieder zurück, inl tav avxav GcpQayCdcov. Vgl. I 107. In Oxy. I 105 (Hadrians Zeit) werden die Siegel des Testa- tors und der sechs Zeugen genau beschrieben. Ob Siegelspuren sind, darüber ist aus der Publikation nichts zu entnehmen. Durch die Be- schreibung versicherte man sich wohl für den Fall, dafs die Siegel ab- sprangen, oder ist das ein Übergang, dafs die Beschreibung an die Stelle der Siegel selbst tritt? Damit ist zu vergleichen Mitt. PR. V 87 (Zeit des Caracalla): iiaqrvQOdv e^ Cov xa övö^ara xal ot sixovtö^ol ei,fjs drjXovvtai. Doch erfährt man nicht, aus was für einer Urkunde dies Citat stammt. Hiernach ist wohl sicher, dafs die griechischen Testamente versiegelt wurden.'

6. Über anderweite Urkunden bemerkt Wilcken: 'Aufserdem habe ich Siegel gefunden unter gewissen amtlichen Quittungen (Steuer- quittungen), und zwar im Original erhalten, z. B. in BGU 463, 718,

76 I- Aufsätze: Heinr. Erman: Die Siegelung d. Papyrusmkunden

764, 765, 803. Sehr interessant ist der Schlnfs einer ähnlichen Be- scheinigimg BGU 763: x^Q^^S x^^Q^^''^V9^S XXXXX. Hier vertreten (he fünf Kreuze die Stelle des Siegels. Auch diese Gruppe mufs jetzt ganz und gar in den Originalen auf Siegelspuren hin untersucht werden.' ^)

Die Thatsachen unter Nr. 5 und 6 sprechen nicht gerade dafür, dafs 'non signat Aegyptus, litteris contenta solis'. Doch wird die En- quete noch zu vervollständigen sein und festzustellen:

1) Was sagen die Papyrus von Urkundenver- oder untersiegelung? ^)

2) Zeigen sie materielle Siegelspuren:

a) Versiegelung von Urkimden eingerollte scriptura inferior?

b) Untersiegelung von Urkunden?

3) Findet sich die Beglaubigung durch Abdruck der Fingerfläche mit Tinte oder auf Siegel wachs?

Lausanne. Heinrich Ermaii.

1) Derselbe: 'Mit der Pliniusfrage haben nichts zu thun jene roten Stempel (nebst Beischriften) , die neuerdings mehrfach auf der Rückseite von Ver- trägen und andern öffentlichen Urkunden der Kaiserzeit beobachtet worden sind. Vgl. BGU 183, 748; CPR I 1, 11, 170 und ein ccvTiyQCicpov in CPR I 4, 37/8, auch in Lond. 11, S. 218, 20 flP. (s. unt. d. Ref). Über diese ;^o:pK7fto;To: vgl. Deil'smann, Neue Bibelstudien S. 70 ff. Der Stempel giebt das Jahresdatum, dem dann mit Tinte der Tag und die Registrierangsnote des Beamten beigefügt wird. An den beiden letztgenannten Stellen wird mit einer Verallgemeinerung der ursprüng- lichen Bedeutung Stempelinschi'ift plus Beischrift zusammen als x'^gccy^ia be- zeichnet. — Diese Abstempelung der Kontrakte wurde von den Beamten des Grapheion vollzogen. Es wurde dadurch die Einregistrierung in die Vertrags- listen etc. bestätigt {ävocyiyQanxa.i). Wir werden jetzt die Originale auch auf diese roten Stempel hin noch genauer zu prüfen haben. Eine Ähnlichkeit mit der Versiegelung liegt ja vor, insofern hierdurch die Urkunde zugleich beglaubigt ■wurde, doch fehlt der Verschlufs. Dagegen zeigt gerade die Abstempelung dieser Verträge vorausgesetzt, dafs auf den Vorderseiten wirklich keinerlei Siegelung gewesen ist , dafs die Verträge auch ohne Untersiegelung als gültig beim yQcc- (pslov angenommen wurden. Aus Obigem geht hervor, in wieweit ich den Aus- führangen von Naber (s. unten S.85f.) nicht beistimmen kann. Es scheint mir un- zweifelhaft, dafs xf^Qay^cc ui-spninglich den Stempel und erst übertx-agen die ganze Subscriptio bezeichnet. Da aus der Ptolemäerzeit bis jetzt solche Stempel nicht bekannt geworden sind, so halte ich es nicht für glücklich, jene Subscriptionen der Ptolemäerzeit als %uQäyyLuxcc zu bezeichnen.'

2) Versiegelte Briefe sind für alle Perioden bezeugt.

Die 'Habe'-Quittung bei den Griechen.

In dem stehenden i%£iv^ äni^siv der griechischen Quittungen steckt ein allgemeines Institut des griechisch-römischen Verkehrslebeus: die Habe-Quittung,

d. h. die Sitte da, wo heutzutage in allen Sprachen der Empfang bescheinigt werden würde, statt dessen oder doch daneben das Haben der geschuldeten Leistung zu bekennen.

Der Grund und Ursprung dieser Sitte liegt in dem naheliegenden Gedanken, dal's Gehen und Haben sich entsprechen: Geben ist macheu dafs der andre hat, vgl. z. B. den stoischen Wortkünstler Seneca, de beneficiis V 10: dare aliquid a se dimittere est et id quod tenueris habendum alteri fradere.

Diese Erscheinung, deren Erkenntnis für Rom nahe gelegt wurde durch die 1875 entdeckten pompejanischen Auktionsquittungen, wies ich 1883 ^zur Geschichte der römischen Quittungen und Solutions- akte' S. 1 if. zuerst nach und habe sie nun wie ich glaube, end- gültig — festgestellt in einem in der Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte XX 1899 erscheinenden Aufsatz über ^die pompe- janischen Wachstafeln'. Die Geschichte des Begriffspaares 'Geben Haben' führt von dem e%£iv^ &7iE%Siv der griechischen Quittungen, ent- sprechend dem dtöövai und ccTCodidovaL^ über das römische: "^spondesne dari^ spondeo' und liabesne accei^tum? haheo' hinweg bis in das Mittel- alter mit seinen 'Habere'- und 'Habuisse'- Quittungen und mit dem 'Soll geben Soll haben' seiner Buchführung, heut zusammengeschrumpft zu dem wenig logischen 'Soll Haben', vermutlich dem letzten Aus- läufer der griechisch-römischen 'Habe'-Quittung.

Wie in der Savigny-Zeitschrift die römische, so ist hier vor allem die griechische Seite dieser Erscheinung zu würdigen, also die Quit- tungen mit ex^LV und a7ci%Biv, die ja grofsenteils in Papyrusurkunden erhalten sind.

Dafs B%Biv eine Habequittung ist, liegt auf der Hand, hier aber soll gezeigt werden, dafs genau das Gleiche auch für a%i%Biv gilt. Dessen herkömmliche Übersetzung mit '^Empfangen haben' scheint mir

78

I. Aufsätze

ungenau und im Widerspruch mit der Thatsaclie, dafs das griechische Sprachbewufstsein bis in die Kaiserzeit hinein in dem än£%£iv das £%Biv klar und deutlich empfand. ^Ano £%£tv stand eben zu anh öidovai in genau dem gleichen bewufsten Korrespondenzverhältnis, wie t%8iv zu didovau.

Diese Habe -Bedeutung des a7ii%£iv äufsert sich in zwei Er- scheinungen, die bei der Auffassung des (xTiiiuv als 'Empfangen- haben', m. E., unerklärlich sind. Einmal in dem in besserer Zeit durchgehenden Gebrauch des Präsens für aniiuv genau wie für h%Hv. Sodann in der Beschränkung des aTti%siv auf Bezeugung eines ano- dtdövai, d. h. grundsätzlich eines .^MrMCÄ^gebens.

Der ursprünglich durchgehende Gebrauch des Präsens, welches nur sehr allmählich dem Präteritum Platz macht, tritt für direxEiv genau wie für s%€lv in den Papyrussammlungen sehr deutlich hervor. Noch schärfer aber in den Scherbenquittungen, deren Ergebnisse nach dieser Richtung Herr Professor Wilcken auf meine Frage, ob jene Er- scheinung auch dort sich finde, mir freundlichst übersandt hat.

Folgende Tabelle fafst seine Feststellungen über Gegenwart und Vergangenheit bei sxca und cc7t£%co zusammen: "Exco oder anijGi stehen in der

in Ostrakaquittungen

Gegen- wart

Ver- gangen- heit

Hierunter

Vor Christo

41

I. Jahrh. n. Chr.

II. Jahrh. n. Chr.

III. Jahrh. n. Chr.

51

34

10

268

11

48

35

Summa 126 279 94

Hiernach ist der Gebrauch der Vergangenheit bei aiiiyip genau

wie bei iyja ein mifsbräuchlicher, den Ostraken vor Chr. Geb. ganz,

denen des I. Jahrh. n. dir wesentlich fremder.

Ganz dasselbe ergeben die Papyrusquittungen. ^)

1) "E^siv in der GegenwciH findet sich: BGU. I 68, 4 (112—3 n. Chr.); 69, 4 (113—4 n. Chr.); 101, 2 (114—5 n. Chr.);

183, 5 (85 n.Chr.); 189, 2 (8 n. Chr.) ; 190, 1,4(Domitian); 240,5(167— 8n. Chr.);

251, 3(81 n. Chr.); 272, 3(138 n. Chr.); 289,2(147 n. Chr.); 290,9 (150 n.Chr.);

339, 9 (128 n. Chr.). CPß. I 15 (149 n. Chr.); 16 (163 n. Chr.); 21 (230 n. Chr.); 22 (Anton. Pius); 23

(s. a.); 26 (136 n. Chr.); 26 (Hadrian); 27 (190 n. Chr.); 29 (184 n. Chr.);

198 (139 n. Chr.); 280 (137—8 n. Chr.); 238 (s. a.).

Heinrieli Ernian : Die 'Ilabo'-Quittung lioi den Grifichon 79

Der Bestand ist hier tabellarisch folsender:

Gegenwart

Verojan

genheit

Vor Christo

2

1

I. Jahrh.

n.

Chr. . .

4

4

1

I.— n. Jahrh.

n.

Chr. . .

2

II. Jahrh.

n.

Chr. . .

18

18

15 0

5

IL— ni. Jahrh.

n.

Chr. . .

1

3

2

7*)

in. Jahrh.

n. n.

Chr. . .

1

3

7

IV. Jahrh.

Chr. . .

3

Später

3

1

4

1

sine anno . .

6

1

2

11

1) Da die 10 Sitologenurkunden Abschriften desselben Formulars sind, können sie eigentlich nur für 1 rechnen also statt 15 nur G!

2) Vergl. hierzu die Bemerkung des CPR. I S. 14 (in der vorigen Anm.), wonach unter Severus die Kaufurkunden ''geradezu stereotyp' mit änscxriKevcxi über den Preis quittieren.

Grenf. I 22 (118 vor Chr.); 68 (7. Jahrh. n. Chr.).

Wessely Denkschr. Wien. Akad. 1889 XXXVII S. 101: No. 1 (89 vor Chr.); 2 und

3 (2—300 n. Chr.); S. 199 ('häufig wiederkehrend!' 647 n. Chr.); S. 203

Pap. LVII (VI. Jahrh. oder später); S. 205, LXII (s. a.); S. 215, LXVI(s. a.);

S. 251, App. 889 (s. a.); S. 254 Pap. LXXV (s. a.). P. Par. 7 (99 v. Chr.).

'Ani^Hv in der Gegemvart: BGU. I 44 (Trajan); 71 (Commodus); 77 (Max Aurel); 100 (Anton. Pius); 101

(Trajan); 153 (Anton. Pius); 165 (Anton. Pius); 177 (Claudius); 179 (Anton.

Pius); 187 (Anton. Pius) ; 193 (Hadrian); 196 (Trajan); 200 (Commodus);

228 (2—300 n. Chr.); 236 (ü. Jahrh. n. Chr.); 260 (Dioklet.); 281 (Trajan); 297 (Claudius); 350 (Trajan).

CPR. I 1 (ter! Diocletian); p. 13 (s. a.); 4 (bis! Claudius); 14 (IGG n. Chr.);

187 (1—200 n. Chr.); 188(1—200 n. Chr.); 194(161 n. Chr.); 198 (139 n. Chr.);

220 (I. Jahrh. n. Chr.); 223 (Hadrian). Grenf. I 26 (113 v. Chr.). Wessely, Denkschr. Wien. Ak. XXXVII 1889 : No. XXVI (4. Jahrh. n. Chr. oder später).

"E^siv in der Vergangenheit: BGU I 24, 2 (s. a.); 29 (7—800 n. Chr.); 61, I, 4 (199 n. Chr.); 104; 105; 169;

171; 172; 263; 279; 280; 284; 294 (10 'Sitologen'- Quittungen nach einem

und demselben Formular 155 9 n. Chr.); 150, 1 (II. III. Jahrh. n. Chr.);

155, 4 (152—3 n. Chr.). CPR. I p. 59 (um 300 n. Chr.); 20 (250 n. Chr.); 183 (35 n. Chr.); 228 (205 n. Chr.^-

229 (H.-ni. Jahrh. n, Chr.).

80 I- Aufsätze

Die Papyrus ergeben also ganz wie die Ostraka^ dafs der ältere, korrekte Sprachgebrauch das aiiiiuv genau wie das ti^iv nur in der Gegenwart anwendet. Dies scheint mir nun unvereinbar mit der Auf- fassung des UTiixaiv als EmpfangshQ7.e\xgMn^. Das Emj)fangen ist eine abgeschlossene, also in der Vergangenheit liegende Thatsache. Daher steht in allen Sprachen das Empfangsbekenntnis in der Vergangenheit: 'empfangen zu haben', j'ai regu, accepi, recepi, slaßov^ £d£i,cc^7]v etc.

Dagegen steht logischer Weise in der Gegenwart das Bekenntnis über den fortdauernden, also gegenwärtigen Zustand des Habens. Es zeugt von Abschwächung des Sprachgefühls, wenn auch dies Haben in der Vergangenheit erscheint. So im Griechischen, wo den obigen Tabellen nach dieser Umschwung etwa im H. Jahrh. n. Chr. sich voll- zog. Und so auch im Lateinischen, wo unsern Zeugnissen nach die ganze römische Zeit hindurch das 'habere' ausschliefslich war, während im Mittelalter die 'habuisse'-Quittung auftritt. Dies zeugt einmal mehr von der schärferen und länger festgehaltenen Logik der römischen Rechts- sprache gegenüber der griechischen. Doch ist dabei auch zu beacliten, dafs unsere Scherben- und Papyrusquittungen eigentlich 'griechische' nicht sind, sondern gutenteils die hellenisierter Barbaren. Wohl möglich, dafs z. B. in athenischen Quittungen das korrekte Präsens von ^%Eiv^ icntiEiv erheblich länger in Gebrauch blieb als in unsern helleno - ägyptischen !

Doch wie dem auch sei, sicher ist, dafs das Präsens bei amistv genau in der gleichen Weise auftritt wie bei £%Eiv. Man empfand also das ccTtsiEiv als Bezeichnung nicht eines (vergangenen) Vorgangs, als

Grenf. I 00 (5«1 n. Chr.) [No. 51 (IL III. Jahrh. v. Chr.): iaxtv XaiQ&g Tvßi u üß[^olovg) y ist Jceine Quittung, sondern die Aufzeichnung eines vergangenen Kassenbestandes. Das tax^^ ist also am Platz !J

Wessely, Wiener Ak. Denkschi-. XXXVII: No. XXV (4. Jahrh. oder später); p. 201 No. LIV (VI. Jahrh. n. Chr.); p. 256 App. 902 (s. a.).

'Antx^iv in der Vergangenheit:

BGU. I 13 (Dioklet.); 32 (s. a.); 282 (Mark. Aur.); 316 (IV. Jahrh. n. Chr.).

CPli. I p. 14: Cunter Severus . . . griechisch-ägyptische Kaufurkunde stereotyp; . . . der nachfolgende Passus geradezu stercotyj}- ngoßo^oloysl 6 TtaQaxcoQihv ansöxriK^vcci, rrjv uvtrjv rtfii^v . .'); No. 2 (II. III. Jahrh. n. Chr.), 3 (II. bis III. Jahrh. n. Chr.); p. 19 (271); 5 (1G8 n. Chr.); 6 (238 n. Chr.); 9 (bis! 271 n. Chr.); 10 (bis! 321 n. Chr.); 11 (bis! Trajan); 46 (Caracalla); 63 (Alex. Sev.j; 103 (s. a.); 109 (s. a.); 113 (s. n.); 120 (s. a.); 122 (s. a.); 138 (s. a.); 140 (nach M. Aurel), 142 (s. a.); 149 JL— IE. Jahrh.); 151 (III. Jahrh.) ; 152 (IL— III. Jahrh.); 153 (s. a.); 154 (M. iur.); 155 (s. a.); 156 (nach M. Aurel.); 193 (;iGl n. Chr.); 225(224—5 n. Chr.); 238 (s. a.); 247 (347 n. Chr.).

GrenL I 60, 32 (.081 n. Chr.).

Heinrich Emian: Die 'Habe'-Quittung l)ei den Griechen 81

Empfang, sondern eines (gegenwärtigen) Zustands, als ein Haben: auch änixELv war eine 'Habe'-Quittung.

Durch den Zusatz des a:ih hatte also das E%blv von seiner Habe- bedeutung nichts eingebüfst. Da fragt es sich denn, was dies aith eigentlich bedeutete und in welchem Sinne es die Bedeutung des s%blv modifizierte?

Aufschlufs darüber ergiebt die durchgehende Korrespondenz: ^äjio- didövcci uTcaxsiv' entsprechend der von öidövaL sx^iv. Die her- kömmliche Übersetzung von äTCodidövai = geschuldetes geben ist nicht falsch, aber schwerlich die ursprüngliche. Diese scheint mir 'zurück', 'wieder' zu sein: anoöidövai anix^v == zurückgeben zurückhaben.^)

Auszugehen ist von demjenigen Vertrag, der in allen Sprachen wegen seines Alters, seiner Häufigkeit und Wichtigkeit die Obligationstermino- logie beherrscht : dem Darlehn. Hingabe eines Darlehns ist lie'm Zuräcli- fjehen, daher hier niemals KTtodudovat änex^uv gesagt wird, sondern stets nur dtdovai bxblv. Dagegen die Heimzahlung des Darlehns ist ein Zurückgeben. Daher zwar natürlich auch didovat Bx^tv da- von gesagt werden Tiann, technisch und regelmäfsig aber nur äno- didovai änixBiv.

Entsprechend lateinisch dare accipere und reddere recipere,

am schärfsten wieder bei dem Wortkünstler Seneca, de benef. H 17 § 7:

Beneficium tam recipiendum est, quam non exigendum. Opti-

mus ille qui dedit facile, numquam exegit, reddi gavisus est . . .

qui accipientis animo recepit.

Dies wäre griechisch nur durch ^-ij^vx]] sxovtog uTcix^C wieder- zugeben.

Der Begriff des Zurückgebens und -habeus war also den Römern selbstverständlich geläufig, so zumal beim Darlehn: mutuum reddere und beim Kaufpreis pretium reddere (wirtscliafüicli ist die Preiszahlung eine Rückgabe des vom Verkäufer empfangenen Sachwertes daher griechisch stehend tLybi]v anodtöovai cctcsx^lv). Aber es zeigt sich hier einmal mehr die Verschiedenheit zwischen der juristisch-raffinierten römischen Terminologie und der naiv-praktischen der Griechen. Die technische Rechtsterminologie der Römer unterdi-ückt ganz systematisch die dem Leben geläufige Unterscheidung zwischen dare accipere einerseits und reddere recipere andrerseits, und so erscheint in dem römischen Hauptkontrakt, der Stipulation, das BücJcgehen eines Dar- lehns als ein blofses Gehen: dari spondes? spondeo. Entsprechend die

1) Für ccTtix^iv im Sinne von '"empfangen haben' verweist Herr Professor Wilcken auf die mir nicht zugänglichen Bücher von Sturz de dialecto Mace- donica et Alexandrina 1808 p. 147 und Deifsraann, Neue Bibelstudien S. 56.

Archiv f. Papyrusforschung. i, 1. 6

82 I- Aiafsätze

Quittung darüber: Quod promisi, habesne acceptum? (nicht receptum) habeo.

Ja ein besonderes JRMc/iempfangsbekenntnis bat sich in Rom über- haupt nicht entwickelt^ kein dem anaxco entsprechendes redhiheo oder ähnlich, und habesne acceptum, nicht receptum. Das Bekenntnis über ein gewährtes Darlehn war in Rom von der Quittung über ein zurück- gezahltes nicht zu unterscheiden, beide lauteten gleichmäfsig auf: se accepisse, accepisse et habere, accepta habere, habere u. s. w. Erst im Mittelalter kommt dieser abstrakt-juristischen Terminologie gegenüber die praktische Auffassung zum Siege: während der Darlehnsempfangs- schein stets auf se aecepisse abgestellt wird, lautet die Quittung auf se recepisse (et habuisse).

Im vollen Gegensatz zu dem juristischen Raffinement der Römer kann nun, wie besonders Mitteis gezeigt hat, der Grieche die Obligation sich nur als DarlehnsrwcAgabepflicht vorstellen. Die Obligation ist ihm ein wirkliches oder fingiertes Darlehn. Und gerade daraus wird der allgemeine Gebrauch von antodidovai a.-jti%Biv für Zahlung einer 'jeden Sclmld zu erklären sein; auch wenn sie nach keiner Richtung hin als wahre Rückgabe erscheint, weder unmittelbar: Rückzahlung eines Dar- lehns, einer Mitgift u. s. w., noch wenigstens materiell: Kaufpreis- zahlung = Rückgabe des Sachwerts.

Von hier aus dürfte sich auch der Widerspruch erledigen, den gegen die obige Deutung des äntico Herr Professor Wilckeu bei freundlicher Übersendung der Ostrakaergebnisse erhoben hat. Er schreibt :

'Meine Sammlung spricht dagegen, . . . dafs anaxoj auf eine

Rückzahlung beschränkt sei . . ., denn äntiELv steht genau so wie

iy^£iv auch in reinen Steuerquittungen. Ja ein und derselbe

Steuererheber schreibt bei Empfang derselben Steuer bald i^^,

bald ä7iEi(o. Vgl. z. B. 1085 und 1087 {Scniio) mit 1081, 1082,

1086 etc. (f^co). In 1359, einer Schustersteuer-Bankquittung {xt-

raxtac), schreibt der Trapezit an den Rand: djtE%(o %. In diesem

ani%£LV liegt also wohl nur, wofür auch die Lexika Beispiele

geben, das 'Empfangen dessen, was einem zukommt'.'

Hiermit völlig einverstanden, suche ich nur auch noch die weitere

Frage zu beantworten, woher jene Bedeutung von aniio (und aTCobi-

d(oiii) stammt. Und da scheint mir keine andere Autwort denkbar

als: vom Darlehn, also vom Zurückgehen. Und das strenge Vermeiden

dieser Ausdrücke für die Darlehnsgewährung scheint mir dafür zu

sprechen, dafs jene 7iyVcZ"zahlnngsidee sehr lange lebendig blieb. So

ist in den mittelalterlichen Quittungen das recepisse auf die Darleims-

Heinrich p]rman: Die 'ITalje'-Quittun;' l)oi den Griechen 83

rückzahlung beschränkt, während der Darlehnsempfang durch accepisse l)ekaunt wird. Im modernen Französisch dagegen hat das recevoir jene ursprüngliche Bedeutung ganz verloren und wird anstandslos auch vom Em/pfang eines Darlehns gebraucht.

Folgendes die von Professor Wilcken mitgeteilten Zahlen für die Ostraka:

h<o

CiTtiXO}

Vor Christo

30

11

I. Jahrh. n. Chr. . . .

13

48

n. Jahrh. n. Chr. . . .

267

35

III. Jahrh. n. Chr. . . .

1

Summa

311

1)4

Hier ist, wie immer bei unserm sjDoradischen Material, viel Zufall im Spiel zumal in dem Gegensatz der Quittungen des I. u. IL Jahrh. aber die Gesamtzahlen und ihnen entsprechend die 41 Quittungen v. Chr. ergeben ein Verhältnis von etwa 3 aico zu 1 ccitbico. Danach trat die Auffassung der Steuerleistung als Heimmhlung einer SeJadd eines fingierten Darlehns sehr erheblich zurück gegen die naivere, die diesen Schuldcharakter dahingestellt sein liefs, vielleicht auch ihn geradezu leugnete.

Die Ergebnisse der Papyrusurkunden endlich sind folgende:

1) Hinsahlung eines Darlehns, einer Mitgift, einer arrha: 28 (oder 37!)

a%(x} vom I. VII. Jahrh. n. Chr.^), hein cc7ca%co.

2) HücTxZalilmigen, Daiiehn oder Kaufpreis (hierzu vgl. oben S. 81):

Für Darlehnsrückzahlung: 6 oiiti%Gi des IL Jahrh. vor und des IL Jahrh. n. Chr., 1 £;t« f^es III. Jahi-h. ii. Chr.).-)

1) I. Darlehnsempfang: BGU. I: 69, 4 (113—4 n. Chr.); 101 (Trajan); 155 (Anton.

P.); 189, 2 (s. a.); 190, I 4 (s. a.); 223, 5 (210—11 n. Chr.); 272, 3 (138 n. Chr.); 290, 9 (150 n. Chr.); 339, 9 (128 n. Chr.)— aufserdem 104, 105, 169, 171, 172, 263, 279, 280, 284, 294 (10 Abschriften desselben Formulars über Saatkorndai'lehen (155 9 n. Chr.) nur als eine No. zu zählen: ob. S. 80^) CPR. I: XV (149 n. Chr.); XVI (163); p. 59 (300?); p. 229 (s. a.). Wessely, Denkschr. d. Wien. Ak. 1889: S. 157: App. .'J3.> (Christi. Zt.); S. 216 Pap. LXVI, 2 (s. a.); S. 251 App. 889 (s. a.); S. 254 Pap. LXXV'(s. a.).

n. Bosempfang BGU I: 183, 5 (85 n. Chr.); 251, 3 (81 n. Chr.); 252 ^98 n. Chr.); CPR. I XXI (230 n. Chr.); XXII (Ant. Pius); XXIII (s. a.i; XXV (136 n. Chr.); XXVI (136 n. Chr.); XXVII (190 n. Chr.); XXIX (184 n. Chr.).'

III. ii^^u§(ov BGU. I: 240. 5 (167 n. Chr.).

2) Darlehnsquittungen mit aniivi: BGT". I: 44 (Trajan); 101 (Trajan); 155

6*

84 I- Aufsätze: Heinr. Erman: Die 'Habe' -Quittung bei den Griechen

Für Kaufpreis: 1 aTiiiGi des 11. Jahrh. n. Chr.^ 3 t%(a des IL Jahrh. D. Clir.\) 3) Andere SclmldzaJilungen'. 9 eia 10 ccni%G},

nämlicli: MietszaMung: ^£%(o des IL VII. Jahrh. n. Chr., 3 änixcj

des L— III. Jahrh. n. Chr. 2) Sonstiges (Zinsen u. s. w.): 5 e%(o vom IL Jahrh. vor bis VI. Jahrh.

n. Chr., 7 ccTiEia des IL Jahr. n. Chr. (s. a.).^) Lausanne. Heinrich Erman.

(Ant. P.); 179 (Ant. P.); 281 (Trajan); Grenf. I 26 (113 vor Chr.); mit ^xa: CPR. I 228, 4 (205 n. Chr.).

1) Kaufpreisquittungen mit ixa: CPR. I: 198, 18 (139 n. Chr.); 230, 12 (137—8); Grenf. I 22 (118 n. Chr.); mit änix(o: CPR I 198,18 (139 n. Chr.).

2) Mietsquittungen mit ^;^co: BGU. I: 150, 1 (s. a.); 289, 2 (147 n. Chr.). Grenf. I: 22 (118 v. Chr.); 68 (VH. Jahrh. n. Chr.); mit &Ttix(^- BGU. I: 32, 2 (s. a.); 253, 15 (IE. Jahrh. n. Chr.); 260 (Diokl.); 297 (Claudius).

3) Sonstige Quittungen mit J^x^^- BGU. I: 24 (nach Mark Aur.) ; 68,4(113—4); 295 (591). Grenf. I 23 (s. a.); 51 (II. Jahrh. vor Chr.); mit anix(a: BGU. I: 77 (Mark Aur.); 187 (Anton. P.); 196 (Trajan); 200 (s. a.;. CPR. I p. 13 (s. a.); No. 14 (166 n. Chi-.); 63 (AI. Sev.).

Observatiunculae ad papyros juridicae.

§ 1. Norunt, qui papyraceis contractibus operam impenderunt, instrumentis vel Graecis vel demoticis, praeter suhscriptiones eorum, qui scribendo adfuerint, subscriptas haud raro inveniri publicas sub- notationes („Vermerke") binas, quae registra nescio qua de causa appel- lavit Peyron, alterum trapenficum, alterum grapliicuni, sed vera nomiua bis sunt Ttt&^a'^) et %aQay^a.^) Atque haec quidem in fronte; ceterum in tergo ab Augusto utique conspicitur^) signum planum {„Stempel"), quae res praeterea in tota antiquitate inventa nonduni est, siquidem (tö) TCQotoxollov^), cuius apud lustinianuni fit mentio (Nov. 44 cap. 2) magis videtur scribi, quam signari, solitum. Quod babere debebat xriv tov naxcc xuLQOV ivdo^ordrov x6^r]rog t&v ^eiGiv rj^&v XaQyitiovcav^) TiQOöiqyoQiav ^ aal xov %q6vov %a%^ ov 6 xccQtt]g yayovs^ xal ÖTtööa inl rav roiovtcov ngoyQKqysrai , nam non valet protocollum alh]v xivä yQcc(prjv s'xov. Sed quod in papyrorum tergis deprebenditur, id babere solet effigiem imperatoris^) et in orbe literas, quibus principis nomen

1) Droysen, Bh. Mus. f. Philol. lU (1829) p. 495 (ex papyro Londiniensi III (= Forshall I = Grey) lin. 37).

2) CPR. I 4, 37/8.

3) Imagines repraesentantur in corp. Rain. I pag. 38 et in pap. Berol. I pag. 192. Habuerunt autem talia BGU. 183, 748, CPR. I 170, Londin. CCXCVII (b), atque sine dubio alii quam plurimi, unde nunc evanuit signum.

4) Sintne protocolla vel protocollorum loco literarum figurationes, quae in- veniuntur in summa fronte papyrorum Byzantini aevi (Marini LXXX, LXXXVIII, XCIV, CXIII; Führer durch die Ausstellung Rainer (1894) p. 17sq. ; P. Oxy. (I) praef. pap. 138) necdum legi potuerunt {Führer etc. p. 18: „ein sinnvenvirrendes Gemengsei von geraden und verschlungenen Linien", cf. Spangenberg, Tab. negot. p. 142' cum tab. lithogr. I), quaeritur. Negat Marini (not. 2 ad pap. LXXX), alt Karabacek (Führer etc. p. 17) ideo fortasse, quia sub Arabibus iam cernuntur, quae ad papyri confectionem pertineant („d(ie) Namen der Chalifen, Statthalter, Steuer ver IV alter, Arbeiter und d(ie) entspi'echenden Jahreszahlen"), proinde possunt videri sub Graecis eadem obscure significari.

5) Ad hunc igitur tunc pertinuisse chartarum dispositio et cnra videtur Cuiacio (ad R. C. 11. 18).

6) Antiquissimum exemplar null am habet effigiem, sed notam FP et in orbe (Jxovs) Is KaiaciQog (pap. Berol. I pag. 192).

86 I. Aufsätze

et annus exprimitur velut hoc modo: srovg tß' uvtoxQchoQog KaCduQog NsQova TQcaavov xri, eaque omnia rubro colore signantur. Huic uomen fuisse putat Wilcken^) xäQuy^a, sed decepit eum Deissmann^) speciose laudando ex Corp. Rain. I pap. IV lin. 37/8, nam dissimulat is anti- graplio, sicut ipse viüt signi, messe vocabuliim avaysyQaTcrca, quod, ut a signo aliennm, ita cum altera subnotatione (quam registrum graphicum appellabat Peyron) coniunctum fere est, proinde ex boc ipso loco du- citur, xciQCiyua nomen esse non signo illi piano sed subnotationi. Signo fuisse uomen conieeerim yQacpr'iv^), sed scire refert, significeturne eo fabricandi an coutrahendi annus. Et quidem lustiniana protocolla fabricandi annuni demonstrant (tbv xqövov Jiu&' ov 6 x^Q'^VS yiyovs), vetera signa anniversaria contrabendi tempus exprimunt. Idque pro- batur subscriptionibus quibusdam agoranomicis'^), quibuscum eoaluit quodammodo signum anniversarium, nam subscripsit agoranomus in fronte dieni {ßv Urols^atdi, ^aa(fi iß'), in tergo sub signo nomen (^MccQav 6£6t]y.£t(o^ca), annum supplente signo, itaque pertinebat ad contrabendi tempus. Proinde vera est sententia Deissmanni ■'') signa papyrorum anniversaria non esse originaria sed imposititia, neque in cbarta pura extitisse, sed post contractum addita esse, quamquam in bona causa non pretiosa pugnat ratione: si fuissent originaria. futurum, ut scripturae nimium decederet nulluni in usum.^) Nam, quia in fronte scribitur''), signa tergum occupant, scripturae nil sane deperit.

Quod autem attinet ad publicas illas subscriptiones, de quibus initio dictum est, xagayfia paret esse subnotationem magistratus eins qui privatorum contractibus praesideat, testandi causa publice trans- scriptum esse. Utä^a autem est apoche publici vectigalis ea pleruni- que forma, ut subscribat trapezita publicus accepisse se sizoörrig^) iyxvxXiov'') TsXog^ quod pro contractu deberetur, narä dtayQaqjrjv, id

1) Ad pap. Berol. 748 col. I.

2) Neue Bibehtudien (1897) p. 74.

3) Itaque solvendam esse notam vocabuli supervacanei (nam a recentioribus exemplaribus abest), quam invenimus in jjap. Berol. I pag. 192 (TP).

4) CPR. I, 11; BGU 748. I.

5) Neue Bibelstudien (1897) p. 73.

6) „Für eine Urspningsmarlce int der Stempel viel zu grofs, man ivird doch

nicht eine so grofse Fläche des wertvollen Materials durch Abstempelung ohne iveiteres dem Gebrauche entzogen haben."

7) Wilcken, Herrn. XXH (1887) i». 487— 492; cf. P. Grenf. II p. 211 21G; Spangenberg, Tab. negot. (1822) p. 14.

8) Vel Sfy.drrig.

9) lungendura esse iyv.vv.).iov rtlog vidit Droysen (Bh. Mus. f. Phil. III (1829) p. 501). lunxerat Buttmann iyy.vuliov TQÜitf^ca', et nunc Wilcken {Götting. gel. Am. 1894 p. 725).

J. C. Naber: Obsci'vatiunculac arl papyros juridicae 87

est mandatiim ^) , tov tsXcovov, vcp i]v^) VTCoyQdrpei 6 ävtiyQa(p£vgy) Ergo vTisQ ri}^ lotnig^) non publicano solvendum est, sed publico tra- pezitae, nee potest is accipere solius publicaiii mandato, nisi id habeat subscriptionem contrascribae.'') De bis UTSIMAEIN quaedam a nobis observabimtur, iit sie deiiide perveniamus ad xaQayiidtav materiem, quaedam denique nEgl öiayQacp&v subjuncturi.

§ 2. Iltco^dtcov fastos confecerat olim Lumbroso®), admixtis qui- busdam alterius generis doeumentis '') ; post quem collegit ea nxa^dtcov exempla Wessely®), quibus messet principale verbum tetaxtcct, id est solvit.^) Alia nunc demum accesserunt, veluti babent nta^a papyri Londinienses DCXXIII (= Grenfell I, 21), DCXXXII (= Grenfell I, 36), DCLXVII (= Grenfell II, 15), DCLXXV (= Grenfell II, 32), DCLXXIX (= Grenfell II, 35), Grenfell II, 34; Oxyrhyncbita, sub Romanis scriptus, (toI. I) XCIX, et superest, quod indicant articuli vtp tjv, ptomatis frustu- lum in pap. Fl. Petrie (pari II) XXYI (2). Nee erat illi vera causa, cur excluderet ea, quae non baberent verbum Tfrajcrat, velut Leidense I. 379 (p. 90), quod in niodum passivum ita concipitur: nintco^ev dg X. ßo3 . . . (suppleo: sig xißänov). Item Berolinensi papyro (41), quod Tcr&^ci est, restituit formam ninzcoxEv Droysen^*'), et occurrit ea, licet inde Ttra^aöiv nomen est, etiam in alterius generis apocbis, veluti pap. Zoidis lin. 1 et Fl. Petrie (ijart II) XXXIX (/:) lin. 15.

§ 3. Diximus in omni ptomate, quod quidem communi forma sit, publicauum, contrascribam, trapezitam inveuiri. De publicano et tra- pezita nulla quaestio est, sed de contrascriba quaeri potest, qui ävvL- yQatpsvg subscribere debeat mandato, quod ad trapezitam publicanus dabit. Non est utique 6 TtQog rfi ävayQag)fj^^), apud quem contractus,

1) „Berechnung der Steuer" vertebat Droysen, Bh. Mus. f. Phil. III p. 504.

2) Hoc manet in P. Petr. II 26 (2), 4.

3) His nomen sunm non semper subscribit trapezita (Wilcken, Jahrb. des Vereins von Ältertumsfr. im Bhl. 86 (1888) p. 236).

4) Bevenue laivs 31, 16.

5) Contrascriba et contrascriptor in lapidibus occurrunt.

6) Becherches sur V economie politique de l'Egypte (1870) p. 330 ^

7) Veluti quod dederat Egger, Comptes-re'ttdus de l'acad. des inscr. III (1867) p. 314, et Zoidis papyris, et Partheyanis 2, 3 (= Wilcken, Actenstücke IX, X) et altero Eggeri papyro {Memoires d'hist. anc. (1863) p. 150). Praeterea pro duobus computat Brugsch, Lettre p. 63 = Leemans p. 69.

8) Wiener Studien UI (1881) p. 3, 5, 8—11.

9) Droysen, Bh. Mus. f. Philol. m (1829) p. 500: „es hat entrichtet".

10) Bh. Mus. m p. 540.

11) Wiener Studien DI p. 5. Idem bis dicitur 6 itqbs rc5 ygacpsLa in: 3Ie- morie della B. A. di Torino (Peyron) XXXI (1827) p. 159, tertium in pap. Berol. 580, qi;in immo 6 xb yQa^fsZov in pap. Berol. 379 lin. 18, 20.

88 I. Aufsätze

Aegyptii inprimis^), publicari debent. Licet enim is ävTiyQccq)£vg non- numquam TOcitetur^\ errore tarnen, et quidem eodem, fit, quo appel- latnr 6 TtQog tf] ccvtLyQaipii.^) Sed nihil obstat, qno minus publicani mandatum confinnare subscribendo intelligatur (6) xaraötad^elg ävxi- yQCitpevg ty]g covrjg "ujrö*) rov (ßa6i,XiXov) oixov6}iov^ qui nuper innotuit lege Ptolemaeornm vectigali.^)

§ 4. Sequitur, ut dicanius qua re non ipsi publicano vectigal sol- vendum fuerit, sed trapezitae, quum tarnen illius rem sine dubio au- geret. Fit igitur hoc eandem ob causam, quam propter rj dzoaoiQa^) non traditur publicano sed in horrea publica defertur^), quia scilicet sicuti privatis fundorum locatoribus expedit xvqisvelv tüv xaQjtav sag (av) XU. Kar hog orpEilo^LSva ito^iö((ov)Tai^\ ita civitati vectigalia elo- canti tutissimum visum est (ffjg) yLyvo^evrjg TtQodödov xvQLSvsiv'^), atque sie (otav) 6 nanga^ivog XQovog^^) änag ^tsAO'r/^), tunc cum publicano dialoyit,£6d'aL.^^) Quam ob rem fit etiam, ut non totius con- ductionis praedes dentur, sed partis pretii^^) atque praeterea täv a(7t)EL- xo0tßv^'^), quae aliquando facta sunt iTtidsxata.^^) Etenim pars utique pretii, civitati xvqlevovö)] quum sit omnimodo salva futura, praedibus indigere non videtur.

§ 5. Cur vero mandatum publicani ad trapezitam non sufficiat, nisi habeat subscriptionem tot) dvTtyQaq)icog'lf Subscribit is, ut con-

1) Postea quidem etiam Graecos contractus Sia tov yQcccpeiov publicari coe- pisse, docebimus infra 13). Sed erat initio t6 ygacpHov Aegyptiis contractibus publicandis institutum.

2) Memorie della E. A. di Torino (Peyron) XXXI (1827) p. 159 sq. In pap. Leidensi I. 380 (p. 90) fit 6 yQacpivs.

3) Notices et extraits XVIII 2 p. 225.

4) Observavit Witkowski, Götting. gel. Ans. 159 (1897) p. 471 (ad col. 29 lin. 4) in hoc papyi'O {Bev. laws) semper legi ■iiccd^eatriiimg itccQa et Kcctaetcc&slg vnö.

5) Ben. laivs 54, 20.

6) IIsqI tiis &no(ioiQo:g conferendus est inprimis Grenfell, i?ey. laws p. 119 121, deinde vero Kenyon, ad pap. Lond. CXCV lin. 9.

7) Bev. laics 30; 31.

8) Ergo hoc recipit locator in P. Oxy. I 101, 22—24; 102, 17/18. Ex iure Romano cf. 1. 62 (61) § 8 D. 47. 2 (et 1. 7 pr. D. 20. 2).

9) Bev. laws col. 3.

10) Cf. Bev. laws 21/2: slg ov ccl ngöeoSoi nBTtQccvtcci (xqovov) , atque col. 8 lin. 6: iv inqiavto ti]v oivrjv (;fpdrw) pi'O: sig ov . . . . y^Qovov.

11) Bev. laws col. 18 lin. 9 sq.

12) Bev. laws col. 16—20.

13) Cf. Bev. laws 17, 3: t6 &8iiyyvov ^tQog tfjg wvfjg.

14) Bev. laivs 34, 3; 56, 15.

15) Bev. laivs, App.I (= P. Par. 62) I, 15.

J. C. Naber: Observatiunculae ad papyros juridicae 89

stet exigi «x tojv vö^cov^), id est iie inclebituin exigatur^j neve minus debito, nam hoc quoque ne fiat, sicut vectigalis eius sociorum^), ita civitatis interest propter ddisyyvov fitQog rijg wvij?.*) Vel magis illud ne fiat, civitatis interest propter futurorum annorum reditus, quos perituros certuin est, si depeculari subditos publicanis permit- tatur, quapropter etiaui apud Romanos, qui, quantum novimus, vecti- galia non subsignabant, tarnen publicanis quorundam publicorum eorun- dem publicorum procuratores invigilabant.^) Quod nominatim traditur de quatuor publicis Africae.")

§ 6. Habent autem TtTa^ura tarn Graecae cautiones veluti pap. Paris. 5; Leid. M et N; Lond. DCXXIII (= Grenfell I, 27); DCXXXII (= Grenfell I, 36): DCLXVII (= Grenfell II, 15); DCLXXV (= Gren- fell II, 32); DCLXXIX (= Grenfell II, 35) quam demoticae, dummodo vectigales id est ra iy^vx^iG) subiectae sint. Vectigales esse constat prae- diorum et mancipiorum '') et rerum incorporalium ^) coväg, avcbv exemplo döösig^), quae pretium quodcumque habeant, atque dicaQeasig^^)^ id est so- ciorum licitationes.^^) Exigebatur autem de bis omuibus initio vicesima, postea adauctis aerarii necessitatibus decima.^^) Ssöetg perinde pendebant tu TiQuöELg^^), id est initio vicesimam postea decimam.^'^) Reliqua 6vvaK-

1) Mev. Imcs 15, 12. Exigit igitur publicanus, non contrascriba vel olv.o- vo^og, quae sententia est Pauli Viereck (Berliner phüologiscJie Wochenschrift 1896 p. 1652: „die Pächter ivurden kontrolliert durch die von der Eegierung angestellten Steuererheber").

2) Cf. P. Par. 61 (adhib. Bev. laivs p. 77); Bev. laics 12, 1—4; Bev. Imvs, app. I (= P. Par. 62) 1, 4: kccI ^sXlsrs ^riQ^iva avxocpavt'^GBiv, quod etiam dicitur TtaQaXoysvHV (P. Petr. 11 38 b, 6).

3) Ergo queritur in pap. Fl. Petrie, App. p. 3 socius de socio: oti . . . i^ ^KVtov tag 6vy%aiQrj6£ig noistrcci KataßXccTtTcov ri]v 6}vt]v.

4) Cf. supra 4).

5) Willems, Droit public (1880) p. 493'.

6) Marquardt, Staatsvenvaltung II (1884) p. 313^. De textu (lin. 4) melius abesset: und Einnehmer.

7) ' EyuvKXiov . . . dovXrig commemoratur in P. Oxy. I 95, 25 27; 96.

8) Veluti Xoysvopiivcov in P. Lond. HI, 40.

9) P. Par. 5 col. 50. 10) Wiener Studien III p. 5.

11) Bivisio pro emptione partis socii etiam legitur 1. 7 § 12 D. 10. 3.

12) Droysen, Bh. Mus. f. Philol. EI p. 512.

13) Pap. Berol. (39) quem edidit Droysen , Bh. Mus. f. Philol III p. 494, 535 et item Wilcken in: Kleine Schriften von Droysen I (1893) p. 387. Torsit priorem editorem (p. 537) vox t&sto pro ^&riyitv. Atqui in Anecdotis Bekkeri I p. 264 (lin. 10 sq.) habemus: 0f^svog- xorl 6 ivsx,VQOv &£lg xai 6 Xaßmv . . . slg v7to&r}-Ki]v. Invenitur autem xL&sgQ-ch pro xi&ivui in Byzantini aevi documentis , veluti : P. Oxy. I 125, 21; 138, 37; Theoph. paraphr. IV cap. 141.

14) In ptomate quod laudavimus decirna est.

90 ^ Aufsätze

?My^aTa ab hoc onere immimia fuisse videntur; uulluni certe sive ddvELOv sive eTiiXvfSig (id est anoiiq) habens Tträfia hactenus prodiit. Non tarnen videntur ea prorsus immunia fuisse, sed stato vectigali subieeta, quod ut credam efficit pap. Berol. 567, 568, ubi omne genus oautionibus veluti ixcpoQicov Xoi7iO'yQa(ptaLg; aTioxcctg ÖQaxfi&v, xqc- #f;?, tQoq)Si(ov; TrQaGeGiv ilaicövcov^); vnod^riyiaig dovlav, a7Co%al5 67Ceq- [luxav; dccveioig; jtQdöeöLV ovcov^ 6vyyQC((pcdg yccaav minutae sum- mulae, quarum est maxima sex drachmum ") expensae referuntur. Erat etiara de quibusdam contractibus Diis retribuendum, veluti in paj:). Berol. 748 III propter domus emptionem solvit emptor trjv didga^^Lttv rov Uovxov.

§ 7. Quod autem diximus de quantitate vectigalis iyxvxh'ov, boc pertinere Lumbroso ^) observavit ad privatos contractus dumtaxat. Nam praediatores initio quidem pependerunt ro sixoötov^) perinde ut ex privato emptores, sed postea hoc remissum est, et coepit exigi de praediatura pars sexagesima, addita centesima.^) Mansit quidem vecti- gal ordinarium rsXäv (oi'mg, itaqiie praedes dabat conductor, quemad- modura supra quoque 4) diximus rCov E{7i)sLXo0tG)i' , quae postea sunt facta ETtidexara. Kursus ab omni vectigali excipiebantur eorum vectigalium conductiones, quae res publica elocabat solvenda Diis^), nam sie explendum videtur, quod statuitur lege Ptolemaeorum vecti- gali (Bev. laws. col. 20 (i. f-)' oea de övyyQdrpovxat oC oixövo^oi

tvsqI tav sTg rovg ( . . )vg'^) 0vyxvQo(v)vr(ov, ^lij TCgaßöeß&cjßav ol (rrjv (hvrjv) TtQCiy^atsvöiiEvot^) räv övyyQacpäv ^rjdev.

§ 8. Duo nuper ntco^ccra simul innotuerunt^) valde singularia, ut in quibus vectigal emptionis non solvit emptor ^°) xaxä diayQCKpriv reXavov ergo ne illa quidem secundaria insunt v(p 7]v VTCoy^äcpsi,

1) Apparet ab hoc altero vectigali t6 iynvyiliov non liberare.

2) Propter apochen 4000 drachmum.

3) Recherehes sur l'econ. polit. de V Egyptc (1870) p. 303 305.

4) P. Petr. II 46 c, 15. Solvit ibi praediator iy-AVAliov nomine de pretio drachmum 6500 drachmas 325.

5) P. Zoid. lin. 4 (cf. Wilcken, ActenstücJce (1886) p. 40).

6) Exemplum dedimus § 6 (i. f.).

7) Expleo: 0EOT2.

8) I. e. publicani (cf. Eev. laws p. 78 ad col. 7 lin. 2). Diversi sunt et oi tu ßaadr/.u TtQccyiidxsvöiisvQi (P. Leid. G. lin. 4/5; Bev. laivs 20, 15) et ol nsgl ttjv v)vi]v 7rQay^iuz£v6[iiV0i {Eev. laws 10, 3). Ceterum in P. Oxy. I 34 (11 12/3) ol TtQcxy^ia- rsvöiisvoL intelligendi sunt oi vo^lkoL (III 3).

9) Alterum demotico contractui subiectum est (Grenf. 11 34) , alterum Graeco (Grenf. 11 35). Coaeva sunt cum P. Grenf. n 32, qui habet 7crw(ia ordinarium.

10) Tb iy%vv.hov semper solvit emptor.

J. C. Nabel": Observatiunculae ad papyros juridicae 91

KVTiyQaq)evg sed ötä re^covov. Venit iitrubique naarotpÖQiov ivrbg (tov TtfQißöXov) rov iv II. itQov, itaque uoii possumus non suspicari, in hac quoque specie sacrum ins vectigalium iuri quodammodo dero- gare. Id quidem ipsa couceptio maiiifestat, emptorem naGtotpoQiov nee, iit solvat vectigal, conveniri posse, et idtro convenire posse, quin immo debere, iit is solvat, vectigalis conductorem. Verum, quamobrem conductor solvere adstriugitur, quod mox ipse reeepturus est vneQ Tfjg covrjg? Scilicet, quia res publica tfjg TtQoöodov xvqlsvsl^), itaque fieri interest (TCQog) t6 ddtB'yyvov (iSQog trjg tovijg, maluerunt reges solvendi necessitatem ab emptore ad publicanum transferre, quam simpliciter remittere.

§ 9. Quia autem nulla vectigalia sponte solvuntur, videndum est; quo modo quibusve modis Ptolemaei subditos suos ad solveu- dum'^) compulerint. Et quidem patet, 6vyyQaq)cov rslr] ut exigantur, duplex via, actionis id est aut retentionis. Actiouis via multa est, ni quis intra certum tempus professus sit*, retentionis, quum copia monu- mentorum publicorum denegetur, donec vectigal illatum esse consti- terit. lila ubique, liaec patet, ubi sine monumentis privatorum con- tractus stare non possunt. Quod obtinebat sub Ptolemaeis, etenim sanctum erat ^rj dvaysyQa^iisva JHyvTCtia 6vvalXdy(iarK azvga SLvai^); Graecos autem privatim contractus scriptos, antequam in publice deponerentur non esse ratos constabat*); proinde poterant Ptolemaei praescribere, ue transscriberetur deponereturve, antequam vectigal solutum esset. Maluisse eos altera via uti, ideo demonstratur, quia sunt papyri in quibus nudum est xaQay^a'^), vel praemittitur id ipsum, deinde sequitur Ttr&fia.^) Apparet igitur transscribi per- missum vectigali non soluto, proinde visam Ptolemaeis actionis viam retentione optabiliorem. Nam contrascribae subscriptio efficiebat qui- dem ne plus minusve debito, non vero ut omnino solveretur,

Trajecti. (Continuabuntur.) J. C. Naber.

1) Cf. supra 4).

2) Aut in specie, de qua diximus § 8, ut publicanum cogerent.

3) P. Taur. 1 IV 13—15. 4) Cf. infra 12).

5) Id est transscriptionis notitia.

6) Nudi ^orpayfiaros exempla: pap. Lond. (Forshall) XLI et XLII; Leid. I. 373 (p. 88); 375 (p. 89); 380 (p. 90); Leid. 0; P. Petr. II 47; tria dat Peyron, Memorie della E. A. di Torino XXXI (1827) p. 159 sq. Praecedere alias t6 ffTcofta, alias t6 xägayiia, observat Lumbroso, Recherches etc. p. 330 not. 1 (i. f.). Deprehenditur autem x^Qocy^a ante Jtroöfto:: Notices et extraits XVIII 2 p. 225; Wiener Studien DI p. 5; P. Grenf. I 36, nr&^cc, deinde ;japo:yftor, bis: Memorie della Reale Acad. dt Tor. (Peyron) XXXI p. 159.

Papyrus und Lexikon. I. Wörterl)ucli iiud Wortverzeichnis.

Weun in der Sprache q)v6ig imd ipvpj, Physiologie und Psycho- logie sich berühren^ so bildet die Sprachwissenschaft den Übergang von den Naturwissenschaften zu den humanistischen. Während nun die Grammatik in einer durch die Jahrhunderte sich hindurchziehenden Folge wie eine exakte Wissenschaft bearbeitet wurde, fafste man die Lexikographie bis in die Mitte des ablaufenden Jahrhimderts meist als Kunst oder als Kunstgewerbe auf. In der That bietet dieser Zweig der Forschung so verschiedene Seiten, dafs ein methodisches Vorgehen hier die Voraussetzung wohl völligen, aber nicht jedes Erfolges war

Gegenwärtig sind grofse Gegensätze herausgearbeitet, und es sind mannigfache Zwecke gesondert, denen ein Stellenverzeichnis und, was darauf gebaut wird, zu dienen hat. Die Semasiologie, die Entwickelung und das Leben des Wortes in der Geschichte, ist dem allgemeinen Wörterbuch zu überweisen; Speziallexika geben ein Inventar des Wort- schatzes bei einem Autor oder einer Klasse von Autoren und weisen den diesem Autor eigentümlichen Gebrauch namentlich durch Her- zählung der Verbindungen nach (Objekte beim Verbum, Substantive beim Adjektivum u. s. w.), in denen bei ihm das Wort sich findet. Voll- ständigkeit der Belege ist dem erstgenannten Zwecke ebenso fremd, wie dem letzteren natürlich; und so steckt in dem Spezial Wörterbuch auch ein verbaliter geordnetes Reallexikon: für ein Reallexikon aber ist die Einteilung nach Verbindungen hemmend, und so behauptet gegenüber dem Wörterbuch das einfache Stellenverzeichnis seinen Platz welches allerdings dem Benutzer die Mühe auferlegt, das von ihm Ge- suchte selbst auszusondern, aber auf der andern Seite es ihm ersjiart, eine nicht im Zuge seiner Wünsche liegende Ordnung wieder aufzu- lösen. Es mag in manchen Fällen zweifelhaft sein, ob Stellenverzeichnis oder Wörterbuch wichtigeren Interessen dient; in andern Fällen mag eine beispielweise angeführte Gliederung auch nur einiger Worte ein wertvolles Hilfsmittel für die Benutzung eines Wortverzeichnisses sein, für ein Material, das erst gewonnen und stetig vermehrt wird, wie

Otto Gradenwitz: Papyrus und Lexikon 93

die Papyri; sind nur Stellenverzeiciinisse am Platze^), daneben eine Übersetzung der Worte, die im Griechisch der Papyri etwas anderes bedeuten, als im Attischen. Kommt es einmal zu einem Corpus Papy- rorum, so wird für die Urkmiden und Briefe, für alle nicht litterarischen Papyri, die Frage nach der Beschaffenheit des lexikographischen Appendix keine der unwichtigsten sein.

II. Die provisoriselien Indices der Soiideri)iil)likationeii.

Das gegenwärtige Stadium der Papyruskunde bietet Editionen, die, von den verschiedensten Seiten ausgehend, der Zentralstelle entbehren: doch sind die Indices im wesentlichen nach einem Schema entworfen, das demjenigen der epigraphischeu Arbeiten entspricht: Prosopograpliia, Realia, Index potiorum verborum; nur ist der letztere bei den Papyri auf mehr Worte ausgedehnt.'

Betrachten wir zimächst den Wortindex, so ist der Name General- Index, den er bei Grenfell und Hunt (Oxyrhynchos I) hat, der sach- gemäfse; nur müfste diesem Namen auch die That entsprechen, und die verhältnismäfsig wenigen kleingeschriebenen Worte, die in den Realindices stehen (Menschen- und Ortsnamen natürlich nicht), in diesem General- Index, mindestens als Lemmata, mit Verweisung wiederholt werden; denn die Grenze für das, was noch in die Special ia gehört, ist nicht mit Sicher- heit zu ziehen, und der Leser, der 7]ye^ov£vc3 rjysfiovca sieht, und 7)y£- ^äv vermifst, stutzt ebenso wie der, welcher (Oxy. I) sfißoX'i] nicht findet, sondern letzteres unter X: Taxes suchen soll, während i^ßold- Tco^ unter VIII: Officials steht. Im ersten Beispiel kann man noch einwenden, dafs der Beamten - Index bekannt ist, im zweiten ist die Frage brennend. Ein analoger Fall in BGU ist das Fehlen von öloikt]-

1) Es mag die Bemerkung nicht überflüssig sein, dafs ein Stellenverzeichnis nicht nur dazu benutzt werden kann, das Vorkommen des einzelnen Wortes zu konstatieren, sondern in der einfachsten Weise für Wortverbindungen benutzbar wird, wenn man, am besten mit zwei Exemplaren des Verzeichnisses arbeitend, die Zahlen der Stellen des einen Wortes und die der Stellen des anderen vergleicht und, wo beide zusammentreffen, auf die Verbindung schliefst. Will man z. B. in BGU idia Ttlarsi finden, so wäre es verfehlt, in Bd. I die 14 Stellen mit tdiog oder auch nur die 4 Stellen mit Ttiarig nachzuschlagen; vielmehr lehrt eine Ver- gleichung der Nummern von i'Siog mit denen von Ttiarig, dafs ein und dieselbe bei beiden Worten sich nicht findet, also dafs 18 La Ttlarsi in BGU I fehlt, während umgekehrt in BGU II der Index das Vorkommen dieser Verbindung nur für 371, 19 und 388 II 13 zuläfst. So spricht ferner der Umstand, dafs insQUiräv in BGU nie sich findet, ohne dafs die gleiche oder die folgende Zeile 6(ioloy£iv hätte, dafür, dafs iTtSQoarüv nur in der Formel: insQcorrid'sig ä^oXoyrico: auftritt; indefs ist hier Vorsicht am Platze.

94 I- Aufsätze

rrjs neben dtoixstv^ diotKrjötg^ während e^ßoh'j in BGU, eben wie bei Kenyon, mit Reclit im Wort-Index steht.

Erwägt man, dafs i^ßokri im General-Index Oxy. nicht steht, in den beiden andern doch, so empfindet man die Gefahr, dafs der Be- nutzer wähnt, das Wort fehle in Oxy. Daraus ergiebt sich einmal, dafs, wie bemerkt, die Beamten zu rekapitulieren sind, und sodann, dafs Gleichmäfsigkeit bei der Herstellung erforderlich ist. Gewifs sind die Einzelpublikationen der Gegenwart, von der Seite des Herausgebers be- trachtet, selbständige Werke, deren Autoren auf eigene Verantwortung und also nach eigenen Regeln vorgehen. Der eine mag Übersetzungen geben, der andere Paraphrasen, der dritte Inhaltübersichten, der vierte blos den Text; der eine mag drucken, der andere autographieren, der eine accentuieren und interpungieren, der andere nicht; der eine mag sachlich ordnen, der andere zeitlich, der dritte gar nicht; hier sind die Abweichungen erträglich, weil die Hauptsache, die Urkunde, unter allen Umständen geboten wird, und superflua non nocent; aber für den Be- nutzer sind diese Werke verschiedener Autoren nur Teile eines Ganzen, das stets anwächst, aber soweit es erschienen ist, vollständig von ihm verwertet werden soll, und darum wäre es gerade bei den Indices von eminentem Wert, wenn die Verfasser hier eine Verständigung unter sich erzielten, nach der die überhaupt auszulassenden Worte ^) ein für alle mal gleichmäfsig festgestellt und bekannt gegeben würden (j>ro- hibentis melior conäicio käme hier dem oynittcre prohihenü zu), und ebenso das Gerüst der ganzen Indicistik festgelegt würde. Denn ein Index ist ein wichtiges, aber auch ein schwerfälliges Werkzeug, und was geschehen kann, ihn handlich zu machen, das sollte nicht unter- bleiben.

Ganz äufserlich, aber ebenso schwerwiegend ist folgender Punkt: soll nach Urkunden oder nach Seiten zitiert werden? Wenn Kenyon nach Seiten zitiert, so ist dies nur aus dem Fehlen laufender Nummern bei der Edition des British Museum zu erklären; es wäre dringend zu wünschen, dafs in weiteren Bänden (wie die Berliner Publikationen dies thun) neben der Ordnungsnammer des Museums noch die laufenden Nummern der Publikationen, und zwar in arabischen Ziffern^) einge- schaltet würden. Der vortreffliche Index zu Kenyons Publikation hat

1) Die Kenyon also zusammenfafst : the commonest words. Es ist nicht zu billigen, dals in Oxyrhynchos I ixsiv (bis auf ^;^f) weggelassen ist: es ist oft sehr "wichtig zu erwägen, welches Objekt bei i%£iv in einer Lücke gestanden haben mag; auch ist av.vQwg, tro/fico? ^xbiv recht interessant.

2) Oxy. I hat lateinische, was der Übersicht so sehr Abbruch thut, dafs sie im Index durch arabische ersetzt sind.

Otto Gradenwitz: Papyrus und Lexikon 95

dadurch, dafs er es verschmäht hat, liehen die Zahl der Seite noch die Zeile des Papyrus zu setzen, seine Brauchbarkeit vermindert, es würde sich wohl lohnen, ihn nochmals ahzudrucken, und hinter die Seitenzahl die Orduungs-Nummer und die Zeilenzahl des Papyrus zu setzen, z. B. dTtelsvd'eQog 67 (CCVin,r)); 87(CCCXVIII, 3 Ma. ScTtsi^&SQog)-, 99 (CCCI, 5), oder, besser: 07 (20H^ 5).

Dagegen sollte allgemein angenommen werden die Anstirnung der den gangbaren Wörterbüchern fremden Wörter, wie sie sich bei Kenyon findet; sie gewährt eine bequeme Übersicht über die neuen Wörter in dem Griechisch der Papyri.

Auch für die Aufzählung der Stellen mufs davor gewarnt werden, um der Raumersparnis willen die Brauchbarkeit zu schmälern. Man kann sagen, dafs es minder beschwerlich ist, sogar eine gröfsere Zahl von Stellen im Zuge des Buches nachzuschlagen, als eine kleinere im Hin- und Herblättern, geschweige denn eine gleiche; und es ist niclit nur weit vorzuziehen, wenn verdienstliche Bemerkungen, wie die Kenyoiis über sonderbare Formen, an die betreffende Stelle im Zuge der Nummern hinter der Zahl in Klammern beigefügt werden, statt dafs jetzt die Stellen am Schlufs zusammengesetzt werden^), sondern es sollte in solchen Fällen, wo durch die Einordnung derartiger Bemerkungen häufige Wiederholung sich notwendig machen würde, zunächst eine Übersicht aller Stellen gegeben werden, und die Stellen, für welche die Bemerkungen gelten, nachher, etwa durch: N. B. getrennt wieder- holt werden, wie denn überhaupt die wiederholte Auffühi'ung einiger Zahlen wenig Raum mehr fordert und sehr* viel Zeit ersparen kann. So ist bei Kenyon im Artikel isQsvg es überaus dankenswert, dafs die Dienstherren adnotiert werden, aber es sollten darum, dafs die Stellen, in welchen diese Heiligkeiten genannt sind, am Schlüsse gesondert an- geführt werden, diese Stellen in der Aufzählung am Anfang nicht fehlen.^) Es würde in diesem Falle demjenigen, dessen Interesse sich nicht auf das Heiligtum, sondern auf die Stellung des Priesters als solchen (etwa bei Rechtsgeschäften) richtet, es erspart bleiben, nach

1) ^xo^ai wäre praktischer: 253. 255. 291 und 292 (7]kSav). 293. 298. 299. 301 {sav sldovat). 303 etc.; statt dafs jetzt riX&av 291. 292, 8ixv s2.dov6i 301 am Schlul's stellt, und also der auf Formenlehre nicht ausgehende Benutzer im Text zurückblättem mufs. Ebenso wäre bei r]LL£Qa einfacher: 290. 299. 299 {avrs Tjfispf). 300. Bei arsQog käme besser zu Anfang, statt hinter allen Stellen: 96 (yri STSQu) 104. In gleicher Weise liefsen sich die Adjektiva anhängen bei BGU II ovaiu. Die Verbalformen von SiayQätfxo endlich könnten ohne Schaden fortbleiben.

3) Es sind: 34. 34. 68. 112. 151. 170. 201. 202. 211. 221; im ganzen würde ihre Aufführung in der Reihe noch nicht eine Zeile ausmachen.

96 I- Aufsätze

durchblätterten! Buche nochmals hin und wieder zu suchen.^) Ebenso wäre in dem Artikel Xöyog BGU II zunächst eine Übersicht aller Stellen zu geben (was 7 Zeilen mehr machen würde) und dann allenfalls die notabilia zu bringen, deren Notabilität allerdings nur subjektiv ge- sichert erscheint: fisvst koyog (651, 9) ist nicht besonders aufgeführt, dagegen wohl Xöyov s%£lv- Xoyov Tcoutöd-ai fehlt, köyov rdöösiv steht da. Vollends bei noislv konnte koyovg Ttoiatöd-ai im Zug der Stellen untergebracht werden; 472, 16. 511, 4. 511^, 3 (2.6yovs ^oulüd-at). 538, 17 u. s. f., indem eben die Regel ist, dafs die hinter der Zahl vor dem Punkt stehende Klammer Worte einschliefst, die sich nur auf die eine Stelle beziehen, während Rubriken, die für mehrere Stellen gelten, ohne Klammer, mit einem Doppelpunkt hinter sich, vor der Stelle stehen. Bei nXr]Qriq (BGU) ist die Sonderuug in TclrJQijg^ sig ^h]Qrig^ tx TtlriQovg unnötig, und insofern irreleitend, als die andern Stellen ebenfalls den Zusammenhang haben, in dem die Formel m 7th]Qovg als die korrekte erscheint, nämlich die völlige Befriedigung.^)

Eine grofse Erleichterung könnte im Anschlufs an ein Verfahren o-egeben werden, das Wilcken in seiner sachlichen Übersicht über alle Urkunden von BGU II befolgt: er druckt die Urkunden von Diokletian an kursiv. Der Benutzer, der nur auf den Prinzipat es abgesehen hat, wird angenehm empfinden, wenn das Nachschlagen der byzantinischen und arabischen Urkunden ihm erspart bleibt, und umgekehrt. Will BGU auch für den Index diese Erleichterung bieten, so mufs es auch da kursive Ziifern wählen, während die nach Zeiträumen geordneten englischen Publikationen einfach durch Querstriche im Index andeuten könnten, wo die neue Gruppe anfängt. Kenyons Publikation hätte vier Gruppen: 1. Ptolemaic Periode. 2. Roman Periode. 3. Byzantine Periode. 4th. Century. 4. Late Byzantine papyri. Indefs brauchten 1 und 2 nicht getrennt zu werden, und z. B. der Artikel d Cd 0^11 könnte lauten: dCÖco^i 3. 99. 153 (u. s. f.) 251. 252. | 290 (u. s. f.) 319. || 326 u. s. f.

Die Dreiteilung der englischen Publikationen verdient m. E. den Vorzug vor der Zweiteilung; nur ist es besser, mit Wilcken die mittlere Periode schon mit Diokletian beginnen zu lassen: sie ist ohnehin die schmälste.

1) Man halte diese Bemerkung nicht für Pedanterie; es ist nicht blos die Zeitversäumnis , die man empfindet, wenn man zurückhlättem mufs, sondern es richtet sich die Aufmerksamkeit gewissermafsen auf das ganze Buch ein, und hat man es durch und mufs wieder anfangen, so erfordert das eine neue Anspannung.

2) Ebenso: ist einmal ärj^iÖGiov nach Substantiven geordnet, so mufs z. B. XQriiiciri6u.6g nicht nochmals die Verbindungen mit Srjuoatog herausheben. Dafür ist das Adjektiv da! Man kann sagen: siehe auch Örmoaiog, oder ein für allemal die vorkommenden Adjektiva in Klammern dem Lemma beifügen.

Otto Gradenwitz: Papyrus und Lexikon 97

In einem andern Sinne noch können die Indices ein Bindeglied zwischen den einzelneu Publikationen werden: die Papyri bieten in dem Teile der Masse, der die Urkunden umfafst, hunderte von similia; die Ergänzung und selbst die Lesung der nova wird vielfach gefördert durch die Erinnerung an Bekanntes und die Vergleichung mit diesem. Nun ist es allerdings nicht eine unerschwingliche Arbeit, in den nach sachlichen Gesichtspunkten geordneten Sammlungen alle verwandten Stücke durchzusehen, und wer ein oder zwei Exemplare der ungeordneten Publikationen daran wenden will, kami sich auch diese zum gleichen Zweck zurechtschneiden, aber dieser Weg ist nicht angenehm und führt sicher nicht zum Ziel. Viel besser ist es, die auffallenden, kritischen Worte des novum im Index nachzuschlagen und also die similia aufzuspüren.

So hat sich Kenjon beim Papyrus CCXCIII (Brit. Mus. II pag. 187/8) die Mühe nicht verdriefsen lassen, das Corpus Papyrorum Rainer i nach analogen Urkunden durchzusehen und dabei No. XI gefunden, die ihm wahrscheinlich für die Ergänzung wertvoll war. Nehmen wir aber den Weg durch den Index, so ist es leicht, von dem, was selbst ein Entzifferer wie Kenyon nicht gefunden, noch einiges aufzuspüren. Wir müssen zimäehst fragen, welches die dem vorliegenden Papyrus eigen- tümlichen, seltenen Wendungen sind: hier fallen von juristischen Ter- mini ins Auge: Z. 8 disLQrjöd-aL (denn 6^ioXoyov6i, Kvgiog^ cctto ri'jg ivE6T(xiai]q xtL, vTtdQx^iv^ ci7toriv£Lv und ähnl. sind zu farblos), Z. 11 f'l e\vdo[)iovvT03v^ Z. 12 ETCißäkkov^ Z. 21 i7rav£tQyj6d-(XL. Nehmen wir hiervon f'| £]vdo[xovvrcov\, so ergiebt der Berliner Index bei evdo- xetv 96,iG und öfter, 101,23. 193,25. 300,11. 427,21. 444,8. 543,15. Von diesen bieten 96, 101, 193, 300 die gewöhnliche Ratihabition, 427 und 543 das Versprechen, sie herbeiführen zu wollen, aber 444, 8 zeigt: £^ £]vdoKovv[rog und giebt so Gelegenheit, die Zeilen beider Papyri zu verbessern.^) BGU 444 zeigt sich bald als ähnliche Teilungsurkunde mit ÖLutQSöig und mavEiQfiöQ'ai und liefert noch manche sichere Er- gänzung der British -Museum -Urkunde; so Z. 12 hinter ^eQog [exrov TtQog Ußa^) ^EQOvg TirjxsLg^) (Zahl) und ebenso Z. 16 ^8Q7j tcsvts ccTib ^SQüv [f]! ix [toi) TtQog ccTCyjlLarrjv ^SQOvg xccr i^iißolriv töj/^j], und anderes, auf das ich noch komme.

1) Ausführlicher legte ich dies dar: Berl. Philol. Wochenschrift 1899, S. 1571: Lond. 11: i'g ris itsnoirivrai £§ svSo\y.ovvxog cimcpiovov diaiQBascog inccvsiQiiG^aL tj)j^], d. h., da aviicpwvov kaum fehlen kann, sind 40 Buchstaben zu ergänzen.

2) Oder die umgekehrte Windrichtung.

3) Zu 7trj;{«is vgl. Lond. II 154 (II, S. 179).

4) Zu dem Schlufs vgl. BGU 444, i9.

Archiv f. Papyrusforacliuug. I. 1. 7

98 I. Aufsätze

Von nichtjuristischen Worten sind selten nnd erlieblicli ^btqov ^iiXvg d-VQ<x- sie finden sich im Lond. II alle drei vereint in CCIV, 6 (S. 179), und diese Nummer bietet mit ^stqov und Jifixvg nicht nur den Schlufs von Z. 12 (s. oben), sondern in Z. 6/7 auch die Er- gänzung von Z. 13 r£66[ciQ . . . 2.Lßbg (oder ^ißa) Itc' ä7Cr}XiC}ty]v n^%sis (Zahl)], während wieder das erhaltene votov tjcl ßoQQä von Z. 13 unseres Papyrus die Ergänzung dort Z. 6 und 7 £[lg] zu gunsten von i[7tl] be- seitigt. &vQa, dort Z. 8 Xißbg sl'goöog koL E^odog aoivrj {Z. 9) ti^lk- rovg 7irj%Cj[v] T[QLÖJi}v [ai^g ^v ccv[oi]i,8i 6 QiXrj^cov d^vQav xal d'VQiÖccg auf unsere Urkunde von Z. 18 übertragen, bildet einen möglichen Schlufs von Z. 17, während (dort Z. 9) die Fortsetzung zur Ergänzung von Z. 13 dient: [dt' 'ri]g dgodevöt %[cd\ i^odsvöL i) &Iq^lov^) wohl sig

BGU 444, 14 lehrt uns noch, dafs Z. 15 „der Anspruch" der

Qociöäg beginnt: BGrU 444, 14 hat slg to xal avrf] STCißiUkov ^sQog^^), während BGU 444, ig {[sjig 6v^^7t[Xrj]Q(o6iv rov iTtißällovTog a[vt\Yii rj^iLöovg fitQOvg uns wenigstens zeigt, dafs Z. 14 ^ktjQCod'ri auf eine Er- gänzung des Teils der Ssq^iov hinweist.

Z. 20 wäre wohl hinter iv^evsiv nicht sofort [toig ^goysy^a^i^i- voig, sondern rag o^oXoyovöag rotg TTQoy. zu ergänzen und 21 viel- leicht — dem Sinne nach rrjv ttsq! [cbv] und i7iai>s[iQy}TaL ii,ov6i'ccv Tov ÖLOLXStv cog iäv alQYjtaL, vgl. BGU 71, i.i; die grammatische Form finde ich nicht. ^)

Der Schlufs ist mit Hilfe des Wortes e7ay£yQa[^i]^s herzustellen: Kenyon führt uns durch seine Lesung 179, 25 (S. 208) und die An- merkung dazu, auf das auch hier Wahrscheinliche. i%iyQd(p£LV kommt, abgesehen von zweifelhaften Stellen^), in zwei Bedeutungen vor: 'zu- schreiben' und ' drüberschreiben ', nämlich 'bestellen' und 'fälschen'. Der letzte Sinn liegt Oxy. I 34, I, 4 vor: a.7cakiqlELnxai r) iniykyQanxai ü [axuj^Gjg si£i^ d. h. weggefälscht oder hinzugefälscht, und in diesem Sinne ist i^TCLyQacpri und äkEifpccg technisch. Alle übrigen Stellen geben die zweite Bedeutung in der Weise, die Oxy. I 56, (12) 16 ff. klar- legt: (ahov^ai) . . . i7CiyQa(py]vaC ^ov xvqlov TtQog ^övrjv tavrrjv xriv ol- Kovo^iav 'Jiioixäv IIXovxLcovog, d. h. sie bittet, es möge ihr für das eine negotium (in scriptis hahendum) ein avQiog bestellt werden. Die Unterzeichnung eines solchen 'KVQiog ijiLyQacpstg bieten nicht alle, aber

1) Oder @ai.a&g?

2) Indefs ist k<xI. statt xaji. zu lesen; vielleicht ytcu a[vti]v inccvtiQiioQ^cd tu imßdXXovrcc k-ut^.];/,.

3) Z. 28 ist wohl öiioXoyov^isv öisiQfic^ai statt öitiQrivrai zu lesen und zu 29 rrjv vn[^o:QXO'v6(xv rjiilv v.rX. nach Z. 9.

4) BGU 293, 13; 457,2; 563,8 und Lond. II 408, lu.

Otto Gradenwitz: Papyrus und l.oxikon 99

manche Urkunden: Oxy. 1 7(), 34: 11. 11. mLysyQa^iiat rijg yvvaxbg xvQiog ical syQaipa vtisq avriig ^ij eidvLrjg yQu^fiaxa. Oxy. I 106, 22: 11. K. ijtiyiyQuyb^av avrrjg 7cx)Qtog xal iyQa^a vtiIq ccvttjg ^tj eiÖvirjg yQ(K^(^aTa), und Loud. II CLXXVIIl, 25 (S. 20S): F. 11. M. iniKiyQa[^\- fiai avQiog tilg adsXq)i'jg ^ov xal eyQ[a\ipcc vtcIq (cvTfjg dyga^^drco ovrjg., wozu Kenyon bemerkt: „STtLxsyQa^^aL: for eniysyQa^^ai. Cf. Berl. Pap. 77. 1. 22, ivhere S7Ct,ysyQ{a^^aL) rrjg yv{vaixog xvQiog xui syQuil^a] x. r. A. lüould he read, also 350, 1. 18 b STttyQuipd^svog xvQiog." Zu letzteren Stellen kommt jetzt BGU 44(), 19 TnoyQacpstg ry]g ^[s^v b^oXoyovörjg ßQads'a yQatpovörig 6 E7iiyQaipc(.n£\vog xvQiog., xov d' dllov |wohl iölk yQKii^uta], zu ersterem BGU GOO, 7: A. M. Ä. imyQacpyjv x[v()i]og r[7ßg 7tQo[y]syQ(a^^Evrjg) 'HQaxX7]ag xal eyQcafjtc vtceq ccvtrjg dicc ro ui) sldsvat avtfjv yga^^axa.

Es ist klar, dafs in unserem Falle nur die ;<t^^io^- Formel in Be- tracht kommt, bei dieser sind zwei Abarten zu unterscheiden; einmal wird am Schlufs der Haupturkunde vor der Unterschrift erwähnt, dafs als Subscribent der iTttyQuipd^svog xvQtog erscheine (BGU 350 und 446); das andremal bemerkt in der Subscriptio der, welcher sie leistet, dafs er zum xvQLog bestellt ward. Beidemal sind aber zu scheiden das i7tiyQaq)i]vaL xvQiov und das yQacpsiv.^ oder sachlich ausgedrückt: xvQiog und vTtoyQacpavg. Die erste Art giebt den Unterschied wieder in der Form, dafs sie den schon ernannten xvQiog als vjtoyQacpsvg aufführt, die zweite so, dafs der als ernannt sich einführende nachher sich auch noch als Schreiber bezeichnet. Es ist dies wichtig: vTtoyQarpsvg und tTtiyQaxljd^evog xvQtog sind nicht notwendig eine Person.

Wenn nun in unserer Urkunde die dritte Hand also erhalten ist

Z. 30 yelyQaTtrat ] [3'® Hand ]

31 dia xov fiev 2Jcox[uv\ [ßJQadsa [yQojcpSLv [^) ]

32 UsQccTiaxog STiiyayQal^^^^E xiqg [ J

33 xaO'og 7iQo\%\ixai. (4*® Hand)^) £T[ovg] Zg avx[oxQuxoQog

34 ft'' KaiöaQSLov xd" (x. x. A.),

so wird man bei xrjg (Z. 32) an die Frau zu denken haben, die mit dem Ecoxccg von Z. 31 in Verbindung steht, nämlich ®EQ(itov (vgl. Z. 28), und eben diesen, nach Z. 31 schreibungewandten xvQiog von demjenigen viio- yQKCpsvg zu trennen haben, der Z. 25 mit vxoyQ[a(psvg eingeführt wird, und, weil Uaxäg schwer schreibt (und 'JnCav schreibunkundig ist?) in 2'®'' Hand das Resume der P*^" Hand für beide Ausstellerinnen liefert. Bei dem Namen SsQUTCaxog ist zu bedenken, dafs wir von dem xvQLog

1) Diese Zeile nach dem Faksimile.

2) Z. 33 von hieran nach dem Faksimile.

100 I. Aufsätze

aus Z. 28 nur wissen^ dafs er Ucoxccg to-ö 2JaQ [. .] heifst, und bei dem Sehreibschwächling ^) der 3*^'" Hand kann dies sehr wolil zu SsQccTcäros geworden sein. Hiernach würde ich der 3*®° Hand von Z. 31 nur Z!(o- Tag] vindicieren und in Z. 31 die 40 50 Buchstaben zwischen der Schwiegermutterschaft der Ssq^lov und xal eyQw^a (alles 2*® Hand) teilen.

Z. 33 folgt hinter avT\oKQaTOQog die Kaiserbezeichnung , wenn sie so ausführlich ist wie Z. 1, mit 56 Buchstaben in der \sma1l, riqnd cursive', welche 7/?e clerFs suhscription' hier darstellt.

Man kann hiervon ausgehend auch die letzte Zeile 1'® Hand und die 2'® Hand noch behandeln. Treffend ergänzt Kenyon xat [it^dav i]66ov vor XU 8i\(xi\^oXo'yriiiEva-^ geht man mm alle Stellen mit dio^oloyta durch, so ergiebt sich:

Lond. H 289, 22 (S. I85): xal ^i]dh^ i]66ov tu di(o^oXoy7jn[tvu ^a]- v£iv avQia' 'TicoyQiuipstg) x. t. X.

140, 12 KuC iöxiv TU öicoiioXoyriiiivu xvqiu. 2'** Hand: MuQxog %. x. k.

BGU 350, 17: xul ^)]dav yöaov xu dio^oXoyi]^tva jcvqlu sivuL' VnoQUfpaig X. x. X.

In der That ist zwischen dio^oXoyi]^£Pu und aivuL zu viel Raum für [|tt], dagegen genügend für xvqlu^ und die verwischten Reste ge- statten es, diese Buchstaben einzusetzen. Ferner ist zu beachten, dafs die oben genannte Formel (anders xcoQlg xov ^avatv xvqlu BGU 74, 20. 193, 28. 542, 18. 667, is) unmittelbar vor dem Aufliören der V" Hand oder vor der Ankündigung der vnoyQucpatg zu stehen hat. Auch in unserer Urkunde lassen sich die Buchstaben lesen: vnoyQulcpaig x\\g ^\v &ai6u X. X, xrig ö' uXX')]g 6 aTttyQUii^u^avog xvQLog})

Absichtlich habe ich eine Urkunde, die ein Editor von euro- päischem Rufe herausgegeben hat, gewählt, um zu zeigen, wie viel auch da noch durch Ausnutzung der Indices mit leichter Mühe sich gewinnen läfst, denn die Inedita, die an die verschiedensten Institute jetzt ab- geliefert sind und demnächst publiziert werden, sollen von vornherein sich dies Instrument, das ihre Vorgänger geschaffen haben, zu Nutze machen. Eine ganz andere Frage ist es, ob der Editor gut thut, Er- gänzungen, die er zeilenweise durch Analoga findet, buchstäblich hinzu- schreiben, oder ob er sie nur zitieren soll. Der Index ist nicht nur

1) 'in a shcdy, irregulär, uncial hand\

2) Z. 19 liefsen die mir zur Verfügung stehenden Indices im Stich. Es heifst am Schlufs nicht rccivtri, sondern rcovTrj ; tr} ist offenbar der Genitiv, der in ^vXiKrlg ■KCil seinen Schlufs findet, und jeder Teilhaberin ihr Teil an den Pertinenzen und am instrumentum fundi sichert; also entweder ist rrov rrj[g zu lesen oder ein mir unbekanntes Wort mit rrj zu ergänzen.

Otto Graflenwitz: Papyrus und Lexikon 101

für Ergänzungen wertvoll, sondern selbst für die Entzifferung schwieriger Stellen: aber da mufs man schon seines Auges sicher sein, dafs es einem nicht die fata morgana des erwünschten Simile vorspiegelt.

III. Stellenverzeichiiis und Wortverzeichnis; Konträr-Intlex.

Ist von einem Wort nur ein Teil der Buchstaben erhalten, so ist es an sich nicht notwendig, dafs die fehlenden das Vorhandene zu irgend einem bereits bekannten Worte ergänzen, denn die Papyri bringen viele neue Wörter ans Tageslicht; aber es ist wahrscheinlich, dafs das betreffende Wort im Lexikon, und namentlich in den Papyrus -Indices bereits enthalten ist. Die meisten Worte wird der Kenner der Papyri aus dem Gedächtnis rekonstruieren; wo diese Rekonstruktion, die ihre subjektiven und ihre objektiven Erfordernisse hat, nicht gelingt, bietet der Index ein Hilfsmittel für den Fall, dafs der Anfang erhalten ist; denn in seinen Lemmata giebt er, wenn z. B. an erhalten, die Mög- lichkeit, alle Worte mit ait der Reihe nach zur Kenntnis zu nehmen, und Erwägungen über das zu Ergänzende anzustellen. Hierzu braucht man offenbar die Stellen zunächst nicht, sondern eben nur die Lemmata, die Stellen hindern die Übersicht; aber doch stören sie nicht so sehr, dafs es sich notwendig machte, die Worte noch einmal zu diesem Zweck ohne Stellenzahlen abzudrucken. Ist aber ein Teil aus der Mitte er- halten, so kann man den Index nur dann gebrauchen, wenn aus sach- lichen Gründen nur eine bestimmte Zahl von Worten in Frage kommt: wie z. B. BGU 241, 24: at ((nämlich uQOVQtti)) jteQt ttj [.] . onaxo [.] triv xal [. .] ysvovg durch folgende Erwägung gefunden werden kann. Da es sich um Aruren handelt, so ist mit tieq! die Örtlichkeit, wo sie liegen, eingeführt; daher wird sich die gewünschte Ergänzung unter den Dorfhamen befinden; sieht man diese im Index BGIF VII B durch, so findet sich eine einzige, die die Lettern . . . otckto ... in der Mitte ihres Namens birgt, nämlich ^i/l]o:;raro[pog; Kombinationen, die ich an anderem Orte ausführe, bringen für die weiteren Worte auf xriv aal ®\so]yivovg] aber den ersten und wichtigsten Namen liefert die ein- fache Durchsicht der Dorfnamen. Natürlich kann dies nur bei Spezial- Indices geschehen: niemandem kann zugemutet werden, einen General- Index ganz durchzusehen, um einige Mittelbuchstaben zu rekonstruieren. Auch wenn der Schlufs eines Wortes erhalten ist, leisten die vor- handenen Indices nicht den gewünschten Dienst: BGU 667, 16 steht

«!/£/*[ ; Krebs ergänzt mit Recht avByi[7todC6TC}g], wahrscheinlich

aus dem Gedächtnis; indefs konnte auch ein minder Geübter darauf kommen, wenn er sich durch den Index überzeugte, dafs äv€(i7todi(ftG)s

102 I- Aufsätze

das einzige Wort mit dvs^ in den Pap3'ri (die Winde von Oxy. I 100, 10 kommen nicht in Betracht); aber wenn es in derselben Zeile zu An- fang heifst [vousva c(7Cog)8Q£öd'aL^) dg Iölov ] Qtovvtug xal

dioixovvrag xcd olxoöo^ovvtag tcsq! cwrfjg^ so können wir zwar schliefsen, dafs hier ein Yerbum auf qlöoj oder ql£03 gestanden, aber welches, können wir durch kein Wortverzeichnis finden, sondern nur, wenn das Glück gut ist, durch ein Stellen Verzeichnis, auf Grund dessen wir die Stellen mit diOLZSiV und olüodo^eiv nachschlagen, um so die gewöhn- liche Nachbarschaft dieser Worte durchzuprüfen. Allein hier l'afst sich Abhilfe schaffen. Sowie nämlich unsere Indices die Worte nach dem Anfang, dem Vorderende, ordnen, kann man sie auch nach dem Schlufs- buchstaben und so fort ordnen: hat man sie in diesem Sinne alphabetisch geordnet vor sich, so kann man für das Vorderende ebenso sicher die Möglichkeiten erwägen, wie beim gewöhnlichen Wörterverzeichnis für den Schlufs. Ein solches Verzeichnis nach der Ordnung der Wortenden habe ich für die Indices zu BGU I und IL, Lond. II, und Oxy. I zu- sammenstellen lassen: es lehrt uns für lovvrag folgendes:

Es kommen vor""): A. auf lsco: ^^^toleco ^^sraTtoLeco ^jtSQLTtouco

^dvttTCOiEG) ^^ixJtOLEOJ ^B^nOlBCO ^aTtOTTOlSCO ^Xad-aQOTCOLBGJ ^nQOÖTtOlBG).

B. au± tdco: ^ä^tocj ^^xKTah,iÖG) ^^s^al2.orQLÖco ^TtQos^aXlotQioco \^xa&o- öiöa] ^'ör]^o0L6c3.

Nun ist QLOvvtag erhalten und das q erlaubt uns von allen an- geführten Worten nur die Composita von dXkotQioa zur Ergänzung zu benutzen. Aber ich glaube, dafs auch wenn nur Lovvrag da stände, unsere Wahl doch nur auf diese gefallen wäre. Verifiziert man die Stellen in K, so findet man: CLIV, 13 TCQOE^a^kotQiovv. 16. Bi,aklo- xQiovv (S. 179).

CLIV ist Verkauf einer auAr;, BGU 667 Verkauf einer otxm, und in beiden findet sich die stereotype Entäufserungserklärung mit dem Anhang, niemand solle den Erwerber daran hindern, auf dem Grund- stück als Herr zu schalten {KVQisvBiv), Avas dann spezialisiert wird, und hierbei bringt CLIV eben auch Bi,akloTQLovv^ allerdings in Verbindung mit vTtoTLd-Bvat am Schlufs in einer Art Anhang, während avotxodo- fiBLV Z. 15 im Hauptgefüge steht. IJQOB^aXlotQLOvv wiederum steht Z. 13 [fiji) VTiEQVTtoxBL^Bvrjv ^Tjöe 7tQOBi,aXXorQL(o^Bvrjv ölcc ^rjdevbg dg- XSiqv, ähnlich wie Oxy. I 100, 11 (auch ein Grundstückskauf) sagt: sivav

1) Es mufs ergänzt werden : anocpsQotitvovg^ da vorher und nachher Parti- cipia stehen.

2) Die Exponenten BOK beziehen sich auf das Vorkommen des betr. Wortes in den Indices und zwar ist: B = BGU, K = Kenyon 11 (^fjond. II); 0 = Oxy- rliynchos T.

Otto Gradenwitz: Papyrns und Lexikon 103

TS ifiov xal firJTS vjtoxelöd-Ki ^u]ts ireQOtg i^rjlXoxQiaad^cii xarä ^rjddva TQÖnoir^ hier ist eine andere Nuance: der Verkäufer versichert, sub- jektiv weder vorverpfändet noch (vor-)veräufsert zu haben, während er Lond. II. CLIV sich für die objektive Pfandfreiheit verbürgt.

Es mufs dem Skeptiker überlassen bleiben, ob er die Ergänzung si,aHoTQiovvTag um deswillen angreifen will, weil die Verfügung, die in der Veräufserung enthalten, stärker ist, als die im dioLXstv xal oixodo- (istv gelegene, und sie also streng genommen an den Schlufs gehört.

Für derartige ludices nach dem Wortende schlage ich die Bezeich- nung Conträr-Indices vor-, es leuchtet ein, dafs ein Conträr-Index nicht nur für die Zwecke der Ergänzung von Wert ist, sondern auch für linguistische und grammatische: Der gewöhnliche, normale, Index zeigt uns alle Worte, die mit einer bestimmten Präposition, z. B. acrd, an- fangen; der Conträr-Index umgekehrt giebt uns alle Composita eines bestimmten Verbi, wie das oben für noiico in den drei Sammlungen dargelegt wurde; der normale Index zeigt uns die Worte, die von einem Stamm, z. B. |vA- gebildet werden, der Conträr-Index giebt uns die Stämme aus t^A-, wenn wir die Suffixa abziehen. Schwierigkeiten macht die Frage der Media, der Pluralia tantum, der substantivierten Adjek- tiva: man wird im Zweifel beide Formen zu geben sich entschliefsen müssen.

Natürlich sind entfernt nicht alle lexikalischen Beziehungen hiermit erschöpft; doch mögen diese Bemerkungen einstweilen genügen, vielleicht folgt ihnen später ein Wörterbuch- Artikel, etwa über eine Präposition, ist doch gerade bei diesen eine Übersicht über alle Stellen besonders wertvoll.

Königsberg. Otto Gradeuwitz.

II. Referate und Besprechungen.

Litterarische Texte mit Aussclilufs der christlichen.

Da das Ai'chiv dazu bestimmt ist, die gesamte an die Papyri sich an- schliefsende Litteratur zu umfassen, so mufste aufser den neuen Funden auch das erwähnt werden, was über schon seit längerer Zeit bekannte Stücke in neuester Zeit veröffentlicht worden ist. Gleichwohl hat sich der vorliegende Bericht auf die neuen Entdeckungen beschränkt. Bei der Fülle des Stoffes nämlich schien es geraten, zunächst das zu bearbeiten, was der allgemeinen Aufmerksamkeit am nächsten liegt, doch wird das Versprechen gegeben, dafs die nächsten Hefte auch die jüngsten Arbeiten über früher veröffentlichte Texte, z. B. über Aristoteles und Bakchylides, besprechen werden. Ein Anschlufs an C. Ha eb erlin 's Arbeit über die griechischen Pa- pyri (Centralblatt f. Bibl. XIV [1897J S. 201, 263, 337, 389, 473) ist nicht gesucht worden. Wer jedoch über das vor 1898 Liegende sich unter- richten will, wird neben jener Zusammenstellung auch Kenyon's Catalogue of Literary Papyri (Palaeography of Greek Papyri, Oxford 1899, 129 148) wenigstens zum Vergleiche heranziehen müssen. Die lateinischen Papyri haben nun durch Max Ihm (Centralbl. f. Bibl. XVI [1899] 341—357) eine vortreffliche Darstellung erhalten.

Eine Übersicht der litterarischen Bruchstücke, welche im Jahre 1898 aus den Papyrusschätzen hervorgezogen sind, mufs sich zum gröfsten Teile mit den von B. Grenfell und A. Hunt im 1. Bande der Oxyrhynchospapyri ^) herausgegebenen Texten beschäftigen. Von Anzeigen dieses Bandes haben mir vorgelegen: F. Blafs, Litt. Corr. 1898, 1074—1076; derselbe. Neuestes aus Oxyrynchos, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert. II (1899) 1. Abt. 30—49 80; W. Crönert, Preufs. Jalu-b. 1898 Band 94, 528 540; 0. Crusius, Allg. Zeit. Beil. 1898 Nr. 225 (5. Okt.); H. Diels und Th. Mommsen, Sitz.-Ber. d. Berl. Akad. 1898, 497—498; K. Schenkl, Zeitsch. f. d. öst. Gymn. 49 (1898) 1093—1095; 0. Schulthess, Woch. f. kl. Phil. 1899, 1049—1058; P. Viereck, Berl. ph. Wochensch. 1899, 161—170; U. v. Wilamowitz-Möllen- dorff, Gott. Gel. Anz. 1898, 673 704. Von diesen allen ist die letzte die eingehendste, und da alle Teile des Buches ziemlich gleichmäfsig be- handelt sind, so ist diese Besprechung eine vorzügliche Einführung in die Papyruswissenschaft. Bevor ich an die einzelnen Stücke herantrete, mufs ich bemex'ken, dafs ich bei den Bruchstücken schon bekannter Schriftsteller sämtliche Abweichungen und bemerkenswerten Schreibungen des Papyrus

1) Abgekürzt Oxy. I.

Wilhelm Crönert: Littorarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 105

angeben werde. Dabei soll auch die Kechtschreibung, soweit sich darüber reden läfst, berücksichtigt werden.

I. Dicliterische Stücke.

1. Oxy. I 46—47, Nr. 20; Tafel V. Es sind 12 Bruchstücke (das gröfste 14,5X8) Eeste von 4 Columnen enthaltend. Die Schrift ist eine schöne aufrechte ünciale, ohne Lesezeichen; die Columne hat 25 Zeilen. Die Zeit ist dadurch ungefähr bestimmt, dafs auf der Rückseite einige Rechnungen in Cursive aus dem Ende des II. oder Anfang des III. Jahrb. eingetragen sind. Inhalt: Homor B 7;-50— 754, 755—779, 780—803, 804 828. Schlechte Formen und Schriftfehler sind letrjv 800, nstvlovreg 825, 7toi.ie[vi 772, DICIN (= toiaiv) 805. Was die Lesarten angeht, so geben die Hrgg. nur die Abweichungen von der La Rocheschen Ausgabe an: 793 a]vaKrog (f. yeQOvrog), 795 ^ö](plv (f. |iuV), 797 COCTenOTen (f. üg Trox S7t\ wohl Schreibf.), nach 798 ist der Vers F 185 eingefügt: k'v&a tdov 7i[lsiatovg 0QV'yag ccjvsgag cdo[Xo7ta)Xovg (es folgt aAA' ov jfco etc.) welche Einfügung aus der Ähnlichkeit der beiden Stellen zu erklären ist, 801 TtEQi a[6rv, 802 aSs 6e^ 803 yccQ 7T.[sQi (?) für yccQ Kcact, 823 ^AQ%f\- Aopg ^Anlafiag (es fehlt r).

2. Oxy. I 47, Nr. 21. Breite runde aufrechte Hand, I. 11. Jahrh. Elisionszeichen von 1. Hand, wohl von einer späteren Accente (Akut) Spiritus (lenis = "', asper = ""^ ; man bemerke nQoiei) , Punkte (") , Längen- zeichen i^Exvyog 0rjQ')]rt[aöao) und Vokalpunkte (^ttqo'Cei,^ Ka&vTceQd'ev , vöa- tog). Inhalt: Hoiuer B 745 764. Es fehlen allenthalben die Versaus- gänge. In der Schreibung zu bemerken: 749 AIN6IHN6C (f. ^Evii^veg, das erste G getilgt), 750 övGil^eqov (€ über I nachträglich beigefügt), 752 KalXiQoov^ 753 öv^^i6yExca 1. Hand 6vv^ wie es scheint die zweite, 754 ETtiQset, 756 ij^xe. Fast keine Abweichungen von Naucks Text, aufser

dafs 754 fälschlich statt aXXa AA]AA (aAA.'a) geschrieben ist.

3. Washim - Papyrus , hrg. von Edgar Johnson Goodspeed , Americ. Journ. of Archaeol. Second Series II 5, 1898, 347 356 und Lichtdruck- tafel. — 22x17,4 cm, die Colunme hatte 33 Zeilen. Es sind Reste von zwei Col. erhalten, von der ersteren die rechte, von der anderen die linke Hälfte. Die Schrift gehört wohl der ersten Hälfte des II. Jahrh. n. Chr. an; denn jenes Blatt wurde zusammen mit einigen z. T. datierten Ui'kunden (aus den Jahren 144 159 n. Chr.) in den Ruinen eines im Sande ver- grabenen Hauses bei Washim im Fayum gefunden. Nebst gewöhnlicheren Lesezeichen (Akut, Gravis, Circumflex, Elisionszeichen, Colon) ist der zwei- mal (ZI. 20 und 66) an einem Satzende stehende schräge Strich (/) zu vermerken.^) Inhalt: Homer O 1 29, 35 68. Die Rechtschreibung ist ziemlich gut (44 xQvßCrjv, 57 ;^^i[ot). In dem erhaltenen Teile weicht der Papyrus nirgend vom Venetus A ab, er läfst auch mit ihm und D den Vers 6 aus. Dafs heute vom Vers 59 keine Spur mehr vorhanden ist, geht vielleicht auf die Zertrümmerung der Rolle zurück.

1) Hier ist natürlich der über der Zeile stehende Strich, der das Ende eines Satzes bezeichnen soll, als Linie in gleicher Höhe mit den Buchstaben in die Zeile aufgenommen. Die Herculanensischen Papyri 831 und 1026 bieten zu diesem Vor- gänge einige Mittelformen.

106 n. Referate und Besprechungen

4. Pap. Mus. Brit. 732, im Winter 1897—98 von B. P. Grenfell er- worben, lirg. von Arthur S. Hiinf^ Journal of Philology fasc. 51, 1898, 25 59. Es sind umfangreiche Reste einer Rolle, welche wohl ehedem eine Ausdehnung von 16 Fufs hatte. Es waren insgesamt 36 Columnen, von denen heute noch Reste von Col. 1 19 und 26 36 erhalten sind. Die üncialschrift gleicht der des Pap. Mus. Brit. 128^), welche aus der Bias V und Q enthält und von Kenyon in das I. Jahrh. n. Chr. gesetzt wird. Die Columne enthält im Buche N 38 39, im Buche ^ 30—40 Zeilen. Lese- zeichen sind sehr spärlich. Von erster Hand stammen die diaireti sehen Punkte in 6%^£vH N 193, vTtEQfievEi 226, vm 238, ')(^qo'£ 241 (hier scheinen in der Aus- gabe die Punkte aus Versehen zu fehlen, vgl. zu JV193)^), Scä 286, &v^o- QCii6Tr]g 544, sodann die Paragraphos in Gestalt von > nach iV619 und

vielleicht der Spiritus in YneX(jüP6l N 476 und der Accent in

AIAAIOMÄI 253, von späterer der schräge Spiritus asper (^) in h N 2G0 und vTteßrrjg iV375, der Accent in xQoog JV 191 (und so noch fünfmal, vgl. Hunt z. St.) und di-eimal das Elisionszeichen (vgl. zu N 227). Die Punkte über anlautendem i oder v fehlen hingegen vollkommen. Kola sind im Buch N von zweiter Hand hinzugefügt, sie fehlen in S*. Die späteren Zusätze und Verbesserungen verteilen sich auf drei Hände; die erste erscheint zuerst N 269 und ist eine schmale Cursive, kaum später als das H. Jahrh., vielleicht auch noch dem I. Jahi'h. angehörend, die andere ist eine rote Unciale aus dem HI. Jahrh. Die Schrift des Papyrus war schon vom Alter schlecht geworden, sie ist ein- oder zweimal wieder aufgefrischt worden; dabei wurden die Lücken durch Ubei'klebung von neuen Papyrusstreifen ausgefüllt, doch liefsen sich diese Zusätze wieder entfernen: die auf diesen Flickstücken erscheinende Schrift gehört dem H. oder m. Jahrh. an.^) Inhalt: Homer N 2—12, 28—34, 38—41, 46—50, 52, 56, 73—87, 149—653, 657—674, 740—747, 769—770, 772—775, ^ 120—293, 332, 334—341, 343, 345—346, 348—354, 358—476, 480—522, im Ganzen demnach die Reste von 936 Versen, wovon am besten erhalten iV 225— 417, 456—674, 5*123—293, 358—476, 480 522, ungefähr sieben Zehntel des Ganzen. Auf die Rechtschreibung ist im Allgemeinen sorglich geachtet; stummes t- ist meist vorhanden, es fehlt in tw S* 175, id'iXrjad-a iV 260, i'E,£^L7T.i] 5*414, ^gaGyMöiv iV 589, d'corjv 669*), ist fälschlich zugesetzt in rvneirjig N 288, eIt^i 322, 343, 3*336, nXriyr}t iV 394, xovJqpO'Tjt 405, (pavrit 5* 400, 'A&ocot 229, iörjua iV 229, in rcot (pron.) N 327 von P übergeschrieben. Für Et erscheint i in iadiiEvog N 206, Uoötdccav 351 u. s. w. (so immer, vgl. Hunt zur St.), Ixelov N 330, lkJeXov (dies ist sicher) S* 386; das Umgekehrte ist der Fall in a^ELPi-jv iV612, ßociiELOv\a N 529, ßaa^Eiovog 532, e\iiieoov S 198, ei^el- Qai\x]o S*163, KEivvfiEvoto 173, hirjv N 284 (^Xli]i' P^), ofiEtXov iV 204 (so immer, vgl. 307, 332, 338, 459, 498, 560), oqeivs{v) iV418, 468, 5*459, Tti-

1) Vgl. C. Haeberlin, Centralbl. f. Biljl. XIV 209.

2) Desgleichen scheint ein Versehen von Hunt -iiKld-Eiat S 204 und v]riag TS 392.

3) Im Folgenden ist die ursprüngliche Lesart mit P, die verbesserte mit P* bezeichnet.

4) Richtig (prig S 265.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte niif AnsKchlnfs der christlichen 107

(iedu 5*186, 7t[olv7t]siöciKog 157, ^eivög iV 616, cpd'siöi^ßQorog 339, also übevall ff = /; auffallend ist n[Qici\(.iiöij\v 3*375, wo das über der Lücke erhaltene €1 eine falsche Verbesserung andeutet. In ydvvr]ai d' uqu N 493 ist das c von P" übergeschrieben, wodurch nur ein Versehen verbessert wurde, während KAIMBPO[Y 3 281 f. yMl"IfxßQov mit Kvöa&rivaevg u. s. w. zu vergleichen ist. Bei den o-Lauten giebt es verschiedene Versehen: Tta&i N 309, &g (-dg) 34-1, oQ^ij&i^aau 526 (coq. P^), prco 544, OYrATPGÜGüN (f. O-vycag&v) 365; Vokalausfall: ?T<^£)>di/ N 375, d-coQ<^'rjyKO)v 342 (gleich von P vei'b.). Bei den Konsonanten ist zu vermerken ANDONON iV 239, ivKccx&eo 3 219 (sonst erscheint überall Ausgleichung); xendlvm^o N 192, (leivs coff 564, 6CATON f. £6ci&\ öv 3 178 (aus e'öccro, ov zu erklären), oiccrsvv[i'j\aca(iL 248, l&i 268 (im übrigen wird wie bei Nauck elidiei-t); ■Aehvö&ovg (f. KsXsv&ovg) N 335, d-coQriaßija&ov 301 P (-rjffe- P^), v.avovits' 407, %alaTtdQ\7]v 3 447 und wohl auch ■KCi\}.cm<:iqt]\v hll ^ ovxto N 22i') am Versende. Das bewegliche v fehlt am Versende vor folgendem Konsonant (entgegen der Nauckschen Ausg.) iV 175, 176, 205, 240, 298, 331, 339, 356, 368, 372, 420, 468, 579, S 142, 165, 182, 349, 403, 418, 459, 491, im Vers vor Vokalen N 354 (d^cporeQoiöi, ofiov) und vor Kon- sonanten, wo es durch Positionslänge gefordert Avii'd, N 78, 628 3 145 (hier von P^ zugefügt), vgl. vor langer Muta cum liquida iE,eQV6E N 532, XEQGi 776, Kojficae 456; endlich erscheint es, wo es bei Nauck des Di- gammas halber fehlt, N 218, 344, 524, 609, S 150, 218, 251, 489, 492, aber nur einmal (E'^evdQi,'^Ev Kai iV 6 1 9) ist es gegen das Versmass ein- gesetzt, wie üenn überhaupt die sparsame Verwendung dieses Buchstabens bemerkt zu werden verdient. Am mchtigsten sind die Formen XQiyXi]va fifto[^df]i^ra 3 183 und vno Xh\a\QOi<jLv 186.^)

Ehe ich daran gehe, die Lesungen des Papyrus mit denen Nauck's zu vergleichen, muTs ich einiges über die Verszählung sagen. Es fehlt N 255, 316, 480, 602 606 (dabei steht statt IlEiaavÖQog 601 TlEiöavSQOv; die Lücke ist durch Homoioarcton entstanden) 3 269, 420, also zehn Verse; demgegen- über erscheint nirgend ein Zuwachs, wenn wir ihn etwa nicht im Anfange von N aus einer Lücke erschliefsen können. Es haben sich nämlich von einer alten Verszähhmg folgende Spuren erhalten: B am Rande von JV 197, r bei 303, Ä bei 407, Z bei 601, B bei 3 201, Ä bei 403, 6 bei 503, dazu kommt die Unterschrift am Ende von 3*:

lAIAAOC

r\ n

T ~AA

also 520 Verse, welche Zahl stimmt, wenn aufser den beiden eben erwähnten Versen kein Ausfall mehr vorkam.^) Nach den Zählungen im Buche 3

1) Vgl. C. Haeberlin, Centralbl. f. d. Bibliotheksw. XIV 211, der indessen nicht die ganze Frage überschaut.

2) Das läfst sich vielleicht auch auf andere Art ungefähr Ijeweisen. Seite 18 hebt mit JV 654 an, dann beginnt nach einer greisen Lücke eine neue Seite mit S 126. Dazwischen liegen demnach 303 Verse. Rechnet man nun für die Unter- schrift am Ende von JV fünf Zeilen und für den Zwischenraum und die Überschrift

108 ^I- Referate und Besprechungen

scheint es, als ob immer der erste Vers eines neuen Hunderts mit einer Zahl versehen sei, doch ist im Buche N sichtlich falsch gezählt; z. B. da der Zwischenraum zwischen 303 und 407 vollständig erhalten ist, hätte A nicht bei 407, sondern bei 404 (316 ist, wie oben bemerkt, ausgelassen) stehen sollen. Und so ist es auch nicht ganz sicher, ob im Anfange von JV drei neue Verse standen, wenngleich darauf neben der Stellung von B der Umstand hinweist, dafs die nun sehr zerrissene zweite Columne nur 35 Verse (38 72) umfafst, während die sechs folgenden Seiten 38 Zeilen haben.

Im einzelnen ist zu bemerken^): N 9 o:^]Tjy[£jii]f^'? 41 ^Ayjcaovg^ 166* i,vv\iriKB^ 230 nsXeve öi, 234* og nev eV, 236 öTtevöeiv^ 245 ekaintsv iv(, 249 YIOY Schreibf. f. vis, 252 TGÜ f. toi ebenfalls Schreibf., 263 i6r]ü-

(levoi ntoXeiJiiS,eiv, 264 über 6 in iöri ein A von P^(wozu?), 266 über t in Tov ein wohl tügender Punkt, 269 AeAACMeNAlAAKHC P, OCGM- M6NAI von P^ übergeschr., 278 evd^ ö te öadbg avrjQ og x aX%iiiog, 285 iTtsiödv, 288 yc<Q Kai ßXeio, 301 G^YPOV ' (der Punkt deutet vielleicht den Rest eines übergeschr. C an), 321 oux, 327* ife kcci riiiiv, 335 rs von P^ übergeschr., 338* avaiQs^Ev, 346 '^Qaeaßi rerevxcaov, 349 oXsGöai, 354 7} (jidv, 356 das v in ccficpadirjv vonP^ auspunktiert, 358 o't ^' egiöog . . o^oiiov, 362 TqcoeöGiv iTtccXjisvog^ 366 uvcceövov, 380* 'IXiov, 383 eiX^e, 399 0 y, 408* ttji q u[7Co, 412* yovvara Xvösv, 414 ov fidv, 483 6CCI, 484* avÖQi fieyi6rov, 485 6^7j]Xikl7] P, -xtTjt P^, ivl -O'i'ju.cöt, 486 7/ xe, 490 eCOPOGüN (Schreibf.?), 512 fjv, 541 eW Alveilag] 'Acpaqria, 544 GYMOPAVCTHC, 543* E%Xivev, 556 ^v, 565 yccirii, 572* «>«(?«/, 583 aviiXKEv, 584* cniaQxriXTiv , 589 vo in ^sXavöxQOtg von P^, 594* ex ö' aqa xogov, 595 ccvxiKQv, 607 OA£ P, Y von P^ beigefügt, 608 e^xero, 610 ^AxQeWrjg xa/, 624 iööeiöaxE, 644 'AgnaXicov 0 [^]«, 651* Kai Qa ßdXe, 652 avxiKQv, 665 OIPeY P, C über I von P^, 668 xeqgiv lvr}v6iv, 743 et k ; S* 127 «Ufi]7](Ta[trf, 152 noXe(.u^£iv, 162 e'A'&frv, 168 xbv d' oij -O'Eog aXXog ava- yev, 169 iitid'ri'Ke^ 172 eavai, 181 «[^Ja^vnjt, 185 *x]«A6i^ d' ^v P, AJevxoi» (J' ^v P^ 188 ^f; ö'i'(isv, 190 HPANMO! (Schreibf.), xev, 196* xeXsßai xs, 202 HAATA[A]A0[N (so scheint es, doch ist der Pap. lückenhaft), 208 KEivco y\ 209 6(ioico[&fi]vai, 210 x£, 216 iv d' tjtiE^og P, ivl d'- P^, 235 TtEid-co, 249 ETtivveaev, 252 h'Xs'^a^ 253* xc<:xoju,[7J(J«o, 266 "^iJ^axi^o?, 271 aaxov, 281 AHM]NONT6KAIMBPO[Y, 288 ne](PYIA, 290 HXeN, 376 86-

Xixov P, y f. % P^, 383 ind q s66avxo, 384* /3av dTfiEv, 412 ß8ßXrjKei, 431 il^öTaöav P, über der Lücke CAN von P^, Avas auf einen Fehler von P hinweist, 437 aTte^^iaaasv ^ 439 i'^[sKdXvil}e P, darüber N[YH von P'^, 445 KO von ßovKoXiovxi P^, 453 (lanQCi ßißda&cov, 454 ov (xdv, 455 AAIOC, 465* övveexi^cot-, 467 PINAC, 470 TlovXvödfia, 474* KscpaXrjv ayxiGxa ('KB^AMIHN could also be read' Hunt), 510 h\vo6iyaio~]q, 515 n£Qi(poiri]vV,-g)rjxrjvI'-, 520'OiXidÖ7]g, 522 cöIqotji. Nächst dem obenerwähnten

von S vier Zeilen, so erhält man die Zahl 312, welche durch 8 dividiert 39 er- giebt. Dies aber ist die Länge der beiden angrenzenden erhaltenen Kolumnen (JV 573 616 und lEl 120— 158). In der grofsen Lücke also vi^ird wohl die gewöhn- licne Verszahl gestanden haben.

1) Neue Lesarten sind mit einem Sterne gekennzeichnet.

Wilhelm Cröncrt: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen. 109

Papyrus des Britischen Museums von T und ß ist diese Rolle der umfang- reichste Homerpapyrus. Ist auch der Ertrag aus seinen Lesungen nicht sehr bedeutend, so ist doch seine Stellung unter den Gruppen der Vulgat- überliet'erung von Wichtigkeit; denn mit dem Marcianus A allein hat er auTser iV 362 und der Schreibung Uociöccav garnichts gemeinsam, am meisten mit CHDL.

5. Papyrus von Genf, hrg. von Jnles Nicole, L'aventure de Zeus et de Leda, Melanges Henri Weil (Paris 1898) 290—297. 17X3 cm, Reste einer Seite mit Spuren von 26 Zeilen; die Schrift ist von klarer Farbe, eine ünciale in Schönschrift, Zeit: en pleine epoque romaine. Lesezeichen

sind nicht vorhanden. Inhalt: kärgliche Trümmer eiues die Ledasage be- liaildeludeu epischen Stückes. Von den Hexamtern sind immer nur Reste vom 2., 3. und 4. Fufse erhalten, am vollständigsten ist noch -^w- d^EÖg' slgI &E&V . . Vers 18. Aus eQcora 4 u. 15, ttttjvov 5, Zfpa 8 u. 11, Kvnvog 13, KVKvov 14, und vielleicht AijJÖEm tt^o? i'fi\^EQOv 16 ergiebt sich der Inhalt. Nicole weist darauf hin, dafs die Sage von den Dichtern im Gegensatz zu bildlichen Darstellungen nicht oft behandelt sei, garnicht bei Epikern, Lyrikern und Elegikern; doch hängen seine Vermutungen zum grofsen Teile in der Luft. Denn aus der Verkürzung von ndXcv in itaXi KVKVog Vs. 13 läfst sich nicht viel gewinnen, im übrigen fehlt jeder sichere Anhalt. Die Reste sind wohl der hellenistischen Poesie zuzuweisen.^)

6. Oxy. I 10—13, Nr. 7; Tafel IL 19,7x9,6 cm, der Rest einer ganzen Columne, wie es scheint; doch ist der untere Teil sehr zerrissen, avifserdem fehlt der linke Rand gänzlich. Die Schrift, eine schöne ünciale, die der des Bakchylidespapyrus sehr ähnlich ist, wird von den Hrgg. dem III. Jahrh. n. Chr. zugeteilt. Viele Lesezeichen (Akut, Apostroph, diair. Punkte, Längenzeichen, Punkte, doch nur am Versende), keine Verbesserungen.

Inhalt: Reste von fünf Strophen eines Sappholiedes (20 Zeilen), eine Bitte für die Rückkehr ihres Bruders enthaltend, die Perle der 1898 ver- öffentlichten Funde. Das Digamma ist noch gewahrt {J^olai Vs. 6), die von einem Graramatiker herrührende Accentuation ist äolisch. Die Engländer, denen Blafs an der Wiederherstellung geholfen hat, nehmen eine Beziehung des Gedichts auf den Bruder der Sappho, Charaxos, an, welche von andern geleugnet wird. Vgl. besonders Diels, Sitz.-Ber. der Berlin. Ak. 1898, 497, V. Wilamowitz a. a. 0. 697, Crusius a. a. 0. 3, Blafs, Neuestes aus Oxy- rynchos 47 49, G. Fraccaroli, L' ode di Saffo recentemente scoperta, Bol-

1) Die Sage ist zusammen mit anderen Zeusverwandlungen kurz in einem versprengten und bisher übersehenen Bruchstücke von Philodems Schrift von der Frömmigkeit gestreift, welches sich in der photographischen Sammlung der Ox- forder Abschriften im 6. Bande auf Blatt 20G vorfindet. Hier heifst es oiv jjv y.al JV^fijtffts, [tjv I cpriJOLv (T) 6 T(i Kv[7tQi(x I 'y]Qdip(xg (vgl. das längere Bruchstück Nr. 6 Kinkel) d^Oicad-fj\v]a(^ty X^vi, z/f'o; <(ö^^ avT\i]v \ 8^imv.£iv v.al yiyfi^>[^ui, \ rr]v 8~\h dubv rs-nnv, \ i^] qv ysviaQ-ccL Ti]\y \ 'El'\iv7\v. Ich mufs gestehen, dafs mir die Ergänzung nicht befriedigend gelungen ist, doch ist daran z. T. wohl auch die Uberlieferang schuld, wie denn in der 4. Zeile ein übergeschriebener Buchstabe erscheint. Das Weitere ist verständlicher: OTc;[3r]f[9 av | Ai]\Sag iQoca&slg [i\y]h'£To "Avyivo[g, I EvJQmTtrig dh Tav\Qog], Aa^iiag 8h ^|jroJi/) (so Prof. Blafs), ^ccvdrig Sk '/,[Qv\6Qg\ Kai TtaQ 'AnoX\X(i3\vi8r]] xorl ticxq ILv^QC^nid^ri Xsyerai . . . Dafs sich Zeus Lamia gegenüber verwandelt habe, ist neu; der selten angeführte Tragiker ApoUonides wird auch S. 39, 1 in der Ausgabe von Gomperz erwähnt.

110 n. Referate und Besprechungen.

lettino di lilologia classica V Nr. 4, S. 83 85. Das Lied ist zuletzt von Hugo Jurenka behandelt: Die neu aufgefundene Ode der Sappho, Wien. Stud. XXI (1899) 1 16. Jui-enka giebt die Überlieferung in Minuskeln mit breiter Erörterung der nötigen Ergänzungen, darauf eine metrische Übersetzung. An der Beziehung auf Charaxos hält er fest.

7. Oxy. I 13—14, Nr. 8- Tafel IL 6,1x10,9 cm, der untere Teil eines Blattes. Die Schrift ist eine kleine Unciale mit zierlichen, runden, etwas geschweiften Zügen, Ende des I. oder Anfang des IL Jahrh. Lese- zeichen ähnlich wie in Nr. 6, einmal erscheint eine Verbesserung. Inhalt: Bruchstücke von Hexametern, welche die englischen Bearbeiter dem Alkman zuschreiben. Zeilen 1 3, sehr verstümmelt, enthalten den Schlufs eines Gedichtes, dann hebt ein neues an, von dem vorigen durch die Paragraphos am linken Rande geschieden. Vor diesem neuen Stücke stehen auf der Seite noch vier bis auf das letzte Wort vorzüglich erhaltene Verse, den Festgang von 9 Jimgfrauen zum Demeterheiligtume schildernd. Gegen Diels ('Nachahmer Alkmans'j und v. Wilamowitz (^sehr künstliche Imitation') richtet sich Blafs, Neuestes aus Oxyrjnchos S. 45 46, welcher bestreitet, dafs sich aus der Verskunst ein Einwand gegen Alkman gewinnen lasse, der Inhalt liefere weder für Alkman noch für einen Nachahmer die ge- nügenden Anzeichen; im Nachtrag S. 80 wird der Gedanke an Erinna sehr ernstlich erwogen. Über das Digamma vgl. noch J. van Leeuwen Mne- mosyne XXVII (1899) S. 221 Ad Alcmanis (?) Fragmentum nuper re- pertum.

8. Oxy. I 47—50, Nr. 22. 8X9,3 cm, ein Blatt aus einen Pa- pyrusbuche, der obere Rand ist erhalten. Die Schrift ist eine schmale, runde und aufrechte Unciale des V. Jahrb., die Tinte ist wie im Genfer Menanderfragment braun, welche Farbe zu byzantinischer Zeit in Gebrauch kam. Die zahlreichen Lesezeichen aufser dem Apostroph von zweiter Hand (Accente^), Spiritus^), Vokalpunkte, Längenzeichen av Käaa[(p7i)-^ in AHTAN6KTA ist ein ungewöhnliches Elisionszeichen verwandt. Zahl- reiche Verbesserungen von 2. Hand über der Zeile, einmal in Punkte (Vs. 378) und einmal in Doppelpunkte (Vs. 430) eingeschaltet; die Para- graphos am linken Rande giebt den Personenwechsel an. Inhalt: SopllO- cles, König Oedipus 375 385 (Rückseite) und 429 441 (Vorderseite). Verschiedene Schreibfehler: flYRANNI 380, AfOPPOC 431, TONeV- Cl 436 (in yov. verb.), 11010161 437 (in -otffi verb.); das stumme i ist von 1. Hand ausgelassen, von späterer oft übergeschrieben. Lesarten: 375 ßkiipm (so auch der Laurentianus, doch ist hier richtig ßldipai, ge- bessert), 376 fis . . ys 6ov, 378 6ov tuvtcc 1. Hand, rov ravta 2. Hand, 385 OneiC[T]Oe[E]A[P]XHC l. Hand, darüber niCTOC von 2., 429 TOYT[OY, schräg rechts über dem letzten Buchstaben ein A wie es scheint von 2. Hand, das übrige ist verloren (welcher Art die Ver- besserung war, läfst sich nicht erkennen), 430 av 7ta]hv 1. Hand; die 2. schreibt darüber ON nnd so die Hss., 434 CXOAHCf', doch über H ein I von 2. Hand (die Hss. ßx^Xy o\ Suid. axoXy y), 435 HM6IA6-

1) Der Gravis auf unbetonten Silben: ahrog 379, ovvh'n 3«3, cutiitov 384, c(ivlv.ra 43'J.

'2_i U) 377, O 382 und 385, WC 435, HA 438.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen Hl

TOlOlZ^' 1. Hand, über 61 ein C von 2. Hand, welche A6 zu tilgen vei-gafs. Lag zwischen A (= 375 385) und B (= 429 441) keine besondere Colunme, so hatte die einzelne Columne 54 Verse (52 Zeilen der Thucydidespapyrus Oxy. I Nr. 16); dann mufste, damit ein erträgliches Gröfsenverhältnis vorhanden war, links von A und rechts von B noch eine zweite Columne gestanden haben. War aber rechts von A und links von B noch eine Columne, so standen auf der Seite 36, in der Columne 18 Verse, und es war dann das ungewöhnliche Seitenmafs 14X22 vorhanden. Dieser letztere Fall ist aber unmöglich, wenn man bedenkt, dafs rechts oben am Rande von A die Seitenzahl PL (sie befand sich also zwischen 110 und 119) steht, eine solche konnte nur am rechten Rande einer Seite beigeschrieben werden. Die Vermutungen, welche ich in den PreuTs. Jahrb. Bd. 94, S. 530 über den Inhalt und die Reihenfolge der Stücke im Papyrusbuche aufgestellt habe, sind hinfällig, weil ich damals die richtige Seitenfolge verkannt habe; nur das ist vorläufig festzustellen, dafs in jenem Buche eine ganze Anzahl von Stücken vereinigt waren.

9. Genfer Papyrus, hrg. von Jules Nicole, Le Laboureui- de Menandre, Fragments inedits sur Papyrus d'Egypte, Basel und Genf (Georg) 1898. 28,5X15,7 cm. Es sind die Reste des Blattes eines Papyrusbuches; auf der Vorderseite, welche die Zahl g trägt und also die sechste Seite des Buches war, sind 44 Verse, auf der Rückseite (hier erscheint am oberen Rande die Zahl Z) 43 Verse erhalten. Die Schrift ist eine unregelmäfsige Unciale, mit mancher Hinneigung zur Cursive, besonders bei den Buch- staben £ X A ju- V, sie wird in die Zeit zwischen 350 und 500 angesetzt. Der Apostroph ist aufser zwei Fällen (Vs. 29 und 84) überall angewandt, er fehlt bei der fcasis (TAAAA Vs. 37) und steht vielleicht Vs. 61 au falscher Stelle. Zu bemerken sind die Schreibimgen nPAX'XOJN Vs. 1

KOjn'TeiN 16, nPAPMATA 67, AnApreAAoüN 54, evjAp-

rSAlCACOAl 83.^) Doppelpunkte erschienen über i: TtQOßicov 1, iacog

68 79 yquWiov 54 und v. vtög 63, v7ieGi[i]t]at 7 4:, doch fehlen Accente voll- ständig. Die übrigen Lesezeichen betreffen den Personenwechsel, und zwar findet sich ein einfacher Punkt (28) oder ein Doppelpunkt: (41 49 54) oder die Paragraphos am linken Rande (52) oder endlich die Koronis -i-C beim Abgang einer Person (84). Hinsichtlich der Rechtschreibung sind viele Fehler begangen worden. Das stumme t fehlt, nur in yqatöiov steht es, dui-ch die Punkte als selbständiger Vokal gekennzeichnet, wie ähnlich es auch bei anderen Wörtern in der späteren Sprache vorkommt (z. B. ai'Gßeiv, K^ecadtov u. a.). Sonst sind fünfzehnmal Vokale verwechselt, in mekr als der Hälfte der Fälle o und co, bei den Konsonanten ist aufser daeveyK ojicog 39 ^) nur V für vv zu vermerken: 0iXiva 22 28, ysvtxiq 42. Meist tritt Elision

1) Die Erklärung Omonts für T ' T : de ne pas prendre T T pom- TT , an die schon Weil nicht recht glaubt, ist falsch. Wir haben es mit Silbentrennungs- zeichen zu thun, die hier zum erstenmale in einem litterarischen Papyrus erscheinen. Sie sind in Urkunden und älteren Bibelhandschriften ziemlich häufig, treten jedoch erst mit dem 3. Jahrh. n. Chr. auf, vgl. U. Wilcken, Observ. ad bist. Aeg. provinc. rem. diss. Berol. 1885 S. 58ff. und Crönert, Quaest. Hercul. diss. Gott. 1898 S. 21.

2) Dies ist nicht etwa falsche Psilosis, sondern 8iah'i:yy.£ oficog, durch ein Versehen verkürzt.

112 II- Referate und Besprechungen f"".";^

ein, offene Schreibung erscheint nur zweimal: d'voina a'vöov 9, TTQayfxara avciKqivEL 67. Die Assimilation fehlt am Wortende, nie dagegen im Wort- innern. Inhalt: Bruchstück aus dem rnüQyoq des Meuandros, wie ab- gesehen von den Anführungen des Stobaios und des Etymologicum auch aus dem Inhalte hervorgeht, und zwar setzt unser Stück, wie es scheint, mit der zweiten Szene des Lustspiels ein. Der erste Herausgeber Nicole, dessen Büchlein vom 1. Juli 1897 datiert ist, lieferte zunächst Text und Erklärung (S. 7 42), dann Bemerkungen über das Stück (S. 43 63) und endlich den Versuch einer Wiederherstellung des Ganzen (S. 67 79). Nicole hat übersehen, dafs die von ihm behandelten Bruchstücke die Teile eines einzigen Blattes bildeten, wobei die Endstücke sich gegenseitig ergänzten. Dadurch, dafs F. Blafs in seiner Anzeige der Schrift (Litter. Centralbl. vom 9. Dez. 1897) diese glänzende Entdeckung vorlegte, ward für das Ver- ständnis der Reste erst die richtige Grundlage gegeben. Diese neue Ord- nung und der Umstand, dafs Nicole den Text nur in Minuskeln gegeben hatte, veranlafste die Engländer B. P. Grcnfcll und A. S. Hunt den Papyrus neu hei'auszugebeu: Menander's r6GL)PrOC, A revised Text of the Ge- neva Fragment with a translation and notes, Oxford (Clarendon Press) 1898. Die kleine Schrift, welche nun für die Verszählung mafsgebend geworden ist, enthält neben einer kurzen paläographischen Einleitung den Text in Uncialen und Umschrift, kritische Noten, zu denen Bury und Ellis einiges beigesteuert haben, Bemerkungen über die Personen des Stückes, Über- setzung und Anmerkungen. Weiter handelte von dem Papyi-us Otto Cru- sius, Allg. Zeit. 1897, Beil. Nr. 294 (29. Dezember), Heinrich Weil, der nach einer kurzen Anzeige im Journal des Savants 1897, S. 675 ff. in dem Aufsatze Le ^ Campagnard' de Menandre, Revue des et. grecqu. 1898 (XI) 121—137 den Text mit Prosaübersetzvmg und Erklärung lieferte, v. Wila- mowitz-Möllendorff Deutsche Litt. Ztg. 1897, 1734, Karl Scheukl, Jahres- heft des österr. archäol. Instituts I (1898) 49, besonders aber Georg Kaibel: Menanders TEw^yd?, Gott. Nachr. pliil. bist. Klasse 1898 S. 146 166. Auch hier ist der Text gegeben, zusammen mit einem umfangreichen kritischen Appai*ate, worauf eine sehr eingehende Behandlung über die Personen und den mutmafslichen Gang des Stückes folgt. Das Bruchstück hat eine Fülle von Fragen hinsichtlich der Anordnung des Ganzen und des Verständnisses der einzelnen Teile in die Welt gebracht, wozu noch der üble Umstand kommt, dafs schon die Vorlage des Schreibers eine sehr ver- derbte gewesen sein mufs, und auf eine neue Art hat sich an diesen Schwierigkeiten U. v. Wilamowitz-Möllendorff versucht in seiner vorläufig als Manuskript erschienenen Abhandlung: Die Reste des Landmannes von Menandros, die den Text nebst einer metrischen Übersetzung enthält. Das Urteil hierüber mufs zurückgehalten werden, bis dafs der Herausgeber in den Neuen Jahrb. für Phil, und Päd. seine Bearbeitung und Erklärung einem gröfseren Kreise vorlegt.^) Eine neue Vergleichung des Genfer Pa- pyrus ist nicht zu umgehen, wie denn durch die englische Ausgabe die Arbeit Nicoles nicht völlig ersetzt worden ist. Vgl. z. B. Kaibel zu Vs. 35*.

1) Dieser Aufsatz ist inzwischen erschienen: Der Landmann des Menandros, Neue Jahrb. f. d. kl. Alt. 2. Jahrg. (1899) 1. Abt. S. 513—531. Nachdem vorher die Kunstweise des attischen Lustspieldichters an den lateinischen Nachbildungen erläutert worden ist, erhalten wir einen in manchem von früheren Versuchen sich

Wilhelm Crönort: Litterarische Texte mit Ausscliluf's der christlichen 113

10. Oxy. I 21—22, Nr. 10. 14,4x14,2 cm. Reste einer Columne, geschrieben in einer aufrechten zur Cursive hinneigenden ünciale mittlerer Gröfse, II. III. Jahrh. Sehr wenig Lesezeichen, iva Z. lo und ein Doppel- punkt Z. 7 zur Anzeige des Personenwechsels. Inhalt: IJiiicJistück aus der neueren Komödie; wir haben die Reste von 20 Versen, doch nur die letzten 9 sind annäliei-nd vollständig erhalten. Die Rede führt ein Sklave, vgl. V. Wilamowitz a. a. 0. 694.

11. Oxy. I 22 25, Nr. 11. 17,7x17,5 cm. Erhalten ist ein Intercolumnium mit den anschliefsenden Rändern der begrenzenden Schrift- reihen, welche 25 Zeilen enthalten, geschrieben in einer runden aufrechten ünciale, etwa Ende des I. oder Anfang des II. Jahrh. Lesezeichen: Kolon (•) am Satzende (zwölfmal), Apostroph, Akut, : bei Personenwechsel (fünfmal). Inhalt: Bruclistück aus der neueren Komödie. Zu der Rechtschreibung ist zu bemerken, dafs zweimal vor £ nicht elidiert ist (Z. 5 und 43), HfeN (= elsv) 29, ißeivi](} 1, TtQoöSoKäg 2. Blafs stellte Vers 1 19 und 26 34 wieder her; über den Inhalt vgl. v. Wilamowitz a. a. 0. 694 f. Im Mittel- punkt der Rede steht auch hier ein Sklave.

12. Oxy. I 37—38, Nr. 14. 18,5X7,2 cm. Bruchstücke einer Columne mit sehr grofsem Rande am obern Ende (7,8 cm), der nach An- sicht der Engländer vielleicht zur Aufnahme von Schollen dienen sollte; aufrechte klare ünciale aus dem II. Jahrh. n. Chr. Aufser zwei Punkten keine Lesezeichen. Inhalt: Hellenistische Elegie, Trümmer von 18 Versen, eine Feier des einfachen Lebens der Mensehen in ihrer Urzeit enthaltend, vgl. V. Wilamowitz a. a. 0. 695. Auf die sinnlose Erklärung G. Fracca- rolis (ün' elegia d' Archiloco, Bolletino di fil. class. V, Nr. 5, S. 108 111), deren einzige Stütze die Ergänzung QaG^lrig in Vers 7 ist , folgte alsbald die schöne Behandtöng des Bruchstückes von Heinrich Weil, Revue des Et. grecques XI (1898) S. 239 244. Er stellt die ersten sechs Distichen wieder her, den Verfasser sucht er unter den Alexandrinern.^)

13. Oxy. I 38—39, Nr. 15. 9,2X15,7. Reste vom unteren Teile zweier Columnen, doch sind die beiden äufseren Enden rechts und links verloren; unregelmäfsige schräge Hand des III. Jahrh. (auf der Rückseite sechs Zeilen einer Rechnung in Cursive des III. Jahrh.); zu II 12 am linken

unterscheidenden Aufbau des Ganges der Handlung, wodurch denn der Hinter- grund für__die nachfolgende metrische Übersetzung gebildet ist. Was dann weiter über die Überlieferung alter Lustspieltexte gesagt wird, ist für jeden, der Lesarten und Verderbnisse zu beurteilen hat, nützlich zu lesen, und die Forderung, dafs jeder, der über Klassikertexte mitreden will, sich die Schriftreste ptolemäischer Zeit angesehen haben müsse, möge das Ihrige dazu thun, dals die Papyruswissen- schaft inmaer mehr gepflegt und gefördert werde. Völlig neu ist die am Schlüsse vorgebrachte Ansicht, dafs dem Stücke, da der Prolog unmöglich die fünf ver- lorenen Seiten des Anfangs könne ausgefüllt haben, neben einer v7t6Q'f(>ig auch ein y8vos MsvdvÖQOv oder gar Prolegomena voraufgegangen seien, und dies bringt V. Wilamowitz mit dem Umstände in Verbindung, dass der rsaQyog in die engere noch bis tief in byzantinische Zeit hinein gelesene Auswahl menandreischer Stücke gehörte, zusammen mit den Lustspielen Jvonolog, ©tigccvqos, MLaovubvog und Tl£QLv.uQOnivr\. Eine Bestiltigung dieses einleuchtenden Gedankens werden weitere Papyrusfunde zu bringen haben.

1) AYAIAA fafst er als den Namen der bekannten Stadt auf und sieht darin eine Anspielung auf den trojanischen Krieg und seine Übel; besser 'die Hirten trieben tg a.vliÖa'' Wilamowitz.

Archiv f. Papyrusforschung. I. 1. 8

114 II- Referate und Besprechungen

Rande das Zeichen D und ebenda hinter II 14 eine Paragraphos. Inhalt:

Skolieuartige vierzeilige Epigramme aus der Kaiserzeit, Moralsprüche enthaltend. Das Metrum scheint der Meiouroshexameter zu sein, nach den Versschlüssen der linken Columne zu schliefsen, doch ist die Kunstfertigkeit eine sehr geringe. Die einzelnen Sprüche sind durch das aus dem Skolien- brauche entlehnte avkei- |iiot abgeteilt. Vgl. im übrigen Crusius a. a. 0. 3, V. Wilamowitz a. a. 0. 695 f., G. Fraccaroli Boll. di fil. class. V, Nr. 5, S. 112—114.

14. Oxy. I 60—61, Nr. 31; Tafel VIII. 6,6 X 5, 4. Bruchstück eines Blattes eines Jateinischen Papyrusbuches, geschrieben in einer schmalen aufrechten Halbunciale des V. Jahi-h., und zwar mit braxiner Tinte. Die Höhe der ganzen Seite betrug ehedem gegen 26 cm. Es finden sich keinerlei Schreibzeichen vor, nur dafs etwa einmal adq. für adque gesetzt ist. In- halt: Vergll, Aeueis I 457 orhe]m 467 iuventu]s, 495 stu'li)[ef 507 i[iira. Da auf der Vorderseite nur ganz wenig von den Versenden, auf der Rückseite nur einige Worte aus den Anfängen der Hexameter erhalten sind, so lernt man aus dem Stückchen fast nichts; von Ribbecks Text (1860) weicht ab: Adiata 459, adq(ue) 500; im Verse 501 hatte der Papyrus wohl ferf umero g[)-adiens.

II. Prosastücke,

15. Oxy. I 44—45, Nr. 18. 18,2x8,7; runde sorgfältige Uuciale, der Schrift der alten Bibelhandschriften ähnelnd, III. Jahrh. Das untere Ende einer Columne mit sehr breitem Rande ist erhalten. Die Zeile hat 7— 10 Silben. Zeichen: Punkt, Paragraphos, lAPY[CAMeNO!. Inhalt: Herodot I 105 iv K[v7tQa)L bis 106 V7t\6 ze vßQiog. Eigentliche Lesarten fehlen fast ganz: ivrsv^&ev Z. 1, ev£6Ki]\ipev y) &s6g 11, acplv 22.

16. Oxy. I 45 46, Nr. 19. 12,5x8; auf der Vorderseite acht Zeilen in Cursive einer Urkunde des II. Jahrh. n. Chr., auf der Rückseite ziemlich schmale eckige ünciale des II. oder III. Jahrh. Die Zeile hat 10 13 Silben. Zeichen: Paragraph, Kolon, IGÜNAC Z. 6. Inhalt: Herodot I 76 KvQog 6s aysi^ag ilTtjeh&ovGi^g' kccL Auch hier fast keine Abweichung; denn aufser noXjl&v aficpoxEQOJv statt a. it. nur Ineiqiovxo f. ETtSLQcbvTO Und gemeingriechischc Schreibung acpiKexo und ivxuvd'a.

17. Oxy. I 44, Nr. 17. - 7x5,3; schmale aufrechte ünciale des IL III. Jahrh., die Zeile hat 8 10 Silben. Einmal ein Kolon, zweimal die Paragraphos. Inhalt: Tlinkydides^) 117,3 tJe vn\ccQiov6cc 8,1 xhv 7t6]^£jti[oi'. Nur eine Lesart: xcoQia ^aXXov f. ^üXlov xcoQia.

18. Oxy. I 50—51, Nr. 23; Tafel VI. Reste von drei Columnen, schöne schräge eckige ünciale, nicht früher als das IH. Jahrh. und wieder nicht später als 295 n. Chr., denn aus diesem Jahre stammt eine datierte Urkunde auf der Rückseite. Die Zeilen haben 5 7 Silben. Als Lese- zeichen erscheinen Punkte, Doppelpunkte beim Personenwechsel, Para-

1) Den gröfseren Thukydidespapyrus Oxy. I 39—44 Nr. 160 lasse ich hier fort, da er schon im Sommer 1897 von A. Hunt(Egypt Exploration Found, Archaeological Rapport for 189G— 1897) bekannt gemacht unirde und nun von Hude für seine Ausgabe neu untersucht worden ist; vgl. auch v. Wilamowitz a. a. 0. 692.

Wilhelm Crrmort: Littorarische Texte mit Ausschluls der ehristlichen Hf)

wraphen und II 11 eine Zeileiifülluno- in dieser Form: )>. Davon sind die Punkte von zweiter Hand. Inhalt : Platoil Gesetze IX., col. I: öVJxatwt tq6\ttcoi 862^*- 7T£iQccrio\v c/.EL 862'', col. II: -iilSovcöv 862'^ T]oio['i;TCöv 863% col. III: y.cd Uy\siv 863"— d|t;^j> 863^ Das Erhaltene ist arg zer- rissen. Lesarten: 862'' .... BAJABCN f. ^ev ußXaßig, 862" rotg] v6[^ioig 1. Hand, darüber TteiQcaio^v üel von 2. Hand, welche also die Worte umstellte, 862'' 6riQ'i,ca öe (das letzte £ durch übergeschr. Punkt getilgt), 862® in a7rcdXaTr6(ji£voi . . TTaQadsiyiici ^iv fügt die 2. Hand f.iiv nach aTi. ein und verbessert das andere (.lÜ' in de, 863^ ist die Vermutung der Eng- länder, dafs mit Rücksicht auf die Längen der Zeilen wohl ot'[T(a (jlev] öi) Tw]v als ehemalige Lesart zu erschliefsen sei, sehr ungewifs, 863'' (.leQog 6V, sodann ravrbv Twt &v(iG)i (so die 2. Hand, es stand früher TAYTHN TCOI u. s. w. da), weiter ß(ov Ttgccrrsiv 1. Hand, AI über OY 2. Hand, endlich fehlt zwar nciv ort, doch ist es durch die Lücke gesichert, 863 '^ tqi-

19. Oxy. I 52, Nr. 24. 4,6X7,4; mittlere schöne Unciale des III. Jahrb.; in der Linie 8 9 Silben. Als Schreibzeichen erscheinen zwei Kola und ein Eüllstrich Z. 5 (». Inhalt: Platoil Staat X 607« ft 6s] ys (i[rj 608 ** iöo^e&cc cpavfj^vai. Gegenüber der Hermannschen Ausgabe nur zwei geringfügige Abweichungen: ovrco öi und ivysyovora.

20. Oxy. I 56 57, Nr. 28. Zwei Bruchstücke, Reste dreier Co- lumnen enthaltend, das gi'öfsere 12,2X12,5. Eine fast aufrechte eckige Unciale, dem IL Jahrb. angehörig. Am oberen Rande, der sehr breit ist,

Scholien in Halbcm'sive, wohl von demselben Schreiber. Die Columne hatte

h 43 44 Zeilen, die Zeile 6 9 Silben. Lesezeichen: GüN II 14, Punkt, Paragraph, Füllzeichen y II 3, 5, 6; bemerkenswert der Doppelpunkt zu Beginn eines neuen Satzes I 4.-) Inhalt: XeilopllOll Hellenika III 1,3 örjOho] ccvrcöv 4 £t]7r;w[a', 5 öu((pv\Xdrr£i\v 6 Aa]Keö[aii.iovcov^ 7 wqvt- Xcv £%8Qa^öv\t£g o\J. Aus der Rechtschreibung ist nur zu erwähnen 6vvi^i\j,^av 1, 6 und TXQOG\ßX\aßEv v\cii ebenda; sonst noch Ti\G\<5ciCpiQvei und ^A\li,6aQvmv , was wegen des Raumes als sicher angenommen werden

muTs. Von Scholien ist über der 1. Columne erhalten: iit\novg na j

. . . o^iiGccvzeg^ über der andern i6av . . . v7i\^e]q | a cpoQOv

Iniypvtag.

21. Oxy. I 56, Nr. 27. 5,2x12,7; Teile von zwei Columnen, deren oberer Rand erhalten ist; zierliche, ziemlich schmale, aufrechte Unciale, Ende des ei'sten oder zweites Jahrb. Die Seite hat 42 43 Zeilen, die Zeile 8 10 Silben. Von Zeichen nur einmal die Paragraphos. Inhalt: Isokrat6S mql avtiSÖGECog'. 11 Evs^yeaiKiv] Kai xCov aXXcov 7Ca[^Qa-;iaXovvTog und 81 TiEQL nXELOvog xvyiäv\ov6Lv. Ein blofser Schreibfehler ist FPA]- 06NXCON 81 statt yQuq)6vzoiv^ sonst weicht der Papyrus nur in einem Zusätze (%ai riöv aXXcov kcvövvcov 11) und in einem fehlenden Worte {ßaQ- ßccQcov 11 statt räv ß.) von der Züi-icher Ausgabe ab.

1) Dieser Papyras bestä,tigt trotz seiner grofsen Zerstümmeluug manche Sätze, welche F. Blafs, Zur ältesten Geschichte des Platonischen Textes, Berichte über die Verband], der Kgl. sächs. Ges. der Wiss. zu Leipzig, Phil. -bist. Klasse, 50. Bd. 1898 V über den Wert der Papj'rusüberlieferung Piatons aufgestellt liat.

2) So auch pap. Hercul. 1012 col. 44, 4.

8*

116 IL Referate und Besprecliungen

22. Oxy. I 52, Nr. 25; Tafel IH. 9,5X8; breite dicke Unciale des in. Jakrli., die Seite zu 11 Zeilen, die Zeile zu 6 7 Silben, also sehr geringe Ausdehnung. Von erster Hand sind die Punkte ("), von zweiter Accente (Akut, Circumflex), Apostrophe, Spiritus (*") und die Pünktchen über ysyolvvl'ucv, sie besserte auch ttqoö [^Tj]kev Z. 5 in ttqogTj %sv^) und fügte zweimal das fehlende stumme t hinzu. Lihalt: Demostheiies Kranzrede 244 : oi) ro\^LV^vv o]i}[(Jci;jiioö Ttanojre. Die Vernachlässigung der Elision in diesem letzten Worte ist das einzige, was nicht mit der Züricher Aus- gabe übereinstimmt. Vgl. J. H. Lipsius Leipz. Stud. 18 (1898) S. 320.

23. Oxy. I 53—56, Nr. 26; Tafel VIT. Reste von sieben Columnen, in einer Unciale des II. Jahrh. ^), die mit der des Bakchylidespapyrus viele Ähnlichkeit besitzt. Die Columne enthielt 24—25 Zeilen, die Zeile 7- 8 Silben. Die erste Hand schrieb auch Apostrophe, Paragraphos (desgl. 7" JV 4 beim Anfang eines neuen Prooimions) und Füllzeichen )> (vgl. I 14, 16, VI 3, VII 12); woher die Punkte in ICON und INA stammen, kann ich nicht ermitteln. Von gleichzeitiger oder wenig späterer halbuncialer Hand sind einige Lesarten vermerkt worden. Zu beachten ist die Trennung ravT^liv V 1, 6v9^ \vfitv 2, naQvfitv VI 1 aber Ka^tijyoQOvvrag 7,2.^) Inhalt: Demosthenes Prooemia 26 29, und zwar: ^syci]kcov 26,5 (Züi-. Ausg.) tavru olg 11, v^ag 15 ccKOvGai GYN 22, SKa]6ra}i, 27,2 oipsi- Xeiv 9, öuißciXövrcov (so) 14 l'&og 28, 6, 6[v]voLaeLv 28, 11 ö6[l 18, 'A&tß- valoL 29, 2 £7r[iT(pJ(T£]i£i/ 8, ej^fjv 14 7r^[cö]r[o]i' 20; das zwischen diesen Grenzen Liegende ist ziemlich lückenlos erhalten. Zur Rechtschi-eibung ge- hört ad-(üiovg 26,20, v^elv 26, 11; die Elision ist nicht beachtet in ori 26, 19, oGa av'ö'^wTrcov 22 (doch ist hier OCAN- gebessert), ovÖETtconots 27,3, ov- ÖETtors 28, 3, hinwider schrieb in növijQ iTti&viieCv 28, 17 die 2. Hand das ausgelassene a wieder hinzu; das bewegliche v steht vor Konsonanten 26,11, 27,8, 28,11, 15, 29,2. Sonst bleibt zu bemerken: 26,5 kolvCov uTtdvrcov (so nach H.Wolf die Ausgg.), 7 vvv ßEßovl6vi.iiv(ov (jiiv fehlt), 9 in Twv avT&v ist xüv durch Punkte getilgt, 11 rccvru oig (mit 0 und Blafs), 27,7 -core l'ßov: am Rande als Lesart von 2. Hand TOYT'ICON, 8 oGov 7TSQ TtQiv: am Rande TOYIIPIN von 2. Hand, 28, 15 lav f. av, 29,4 TOT f. Torr, nEi\&£6\ya xovxovg (doch fügte die 2. Hand das fehlende t hinzu), 15 xavxb öl toOto, 19 IVt f. oxiovv ^ vo(.u£hs 1. Hand, die zweite vo^L^sxs. Vgl. über die Lesarten und den nicht geringen Wert dieser neuen Überlieferung J. H. Lipsius a. a. 0. 321 323.

24. Oxy. I 36—37, Nr. 13. 8,7x7,1; schräge Unciale von mittlerer Gröfse aus dem II. HL Jahrb., die Zeile hat 7 9 Silben, die wenigen Verbesserungen sind wohl von der 1. Hand. Inhalt: Dem äufseren Schein nach ein Brief all eineil makedoili scheu Herrscher, worin die Ver- gehen Thebens gegen Makedonien aufgezählt werden. Franz Rühl (Zu den Papyri von Oxyrhynchos Rhein. Mus. 54 [1899] 152 155) nimmt an, dafs Alexander den Brief kurz vor der Zerstörung Thebens geschrieben habe.

1) Vgl. darüber Crönert, Quaest. Hercul. diss. Gott. 1898, 20 Aimi. 4.

2) Auf der Rückseite und auch auf der Vorderseite zwischen col. VI und VII einige Rechnungen in schmaler Cm-sive, wohl noch aus dem 2. Jahrb., spätestens aus dem dritten.

3) Vgl. Quaest. Hercul. l'.if.

Wilhelm Crönert: LitterariBche Texte mit Ausschlufs der christlichen 117

Er stellt folgende Möglichkeiten auf: 1) das Stück stammt aus einer Samm- lung von Alexanderbriefen, 2) es ist aus einem Geschichtsschreiber Alexanders entnommen, 3) kann es ein rhetorisches Übungsstück sein. Wie Alexander geschrieben haben würde, lehren die erhaltenen Briefe Philipps und der Diadochen; den in dem Papyrus in Wortstellung und Hiatvermeidung offen zu tage liegenden isokrateischen Stil kennen sie nicht. Da blieben nur die beiden andern Möglichkeiten. Wäre nicht Theopompos als Verfasser denkbar?

25. Oxy. I 14 21, Nr. 9; Tafel HL Reste von fünf Columnen, von denen indes die erste nur noch in einigen wenigen rechten Randstücken erhalten ist, das Übrige nur zum kleineren Teile zerstört. Die Schrift ist eine klare, steile oder gar auch sich etwas nach links neigende Unciale der

1. Hälfte des III. Jahrb., welche Zeit nach unten hin durch Halbuncial- Urkunden auf der Rückseite begrenzt wird, die nach den Hrgg. kaum später als 320 n. Chr. geschrieben sein können. Die Columne hat 35 Zeilen, die Zeile 8 10 Silben. Die Satzpausen sind zehnmal durch die Paragraphos angedeutet, demselben Zwecke dient ein freier Zwischem-aum zwischen End- und Anfangswort, der neunmal erscheint; sonst fehlt Interpunktion. Die

2. Hand brachte viele Verbesserungen an, die sie oft durch Punkte ein- schlofs z. B. •[• II 4, durch Überschreibung von A und B bewirkt sie Um- stellung II 15 und IV 15, endlich rührt von ihr der einzige Accent her:

N8ANIC IV 16. Inhalt: Bruchstücke aus deu ^Pv&niTiä aroiieta des Aristoxeuos mit eingelegten aus Dithyramben genommenen Beispielen. In der Rechtsclu'eibung fällt der attische Brauch in ^vv (so stets) und yly- vofiat auf. Nachdem v. Wilamowitz a. a. 0. 698 703 gegen die allzuhohe Wertschätzung jener Reste angekämpft hatte, haben F. Blafs, Neuestes aus Oxyrhynchos 32 44 und Karl von Jan Berl. phil. Wochenschr. 1899, 475 479 und 508 511 eine eingehende Untersuchung der Reste ange- stellt, worin im Allgemeinen die grofse Bedeutung jener wenigen Seiten betont wird. Vgl. auch Th. Reinach, Revue des Etud. grecques XI (1898) 389.

26. Oxy. I 58, Nr. 29. 8,5x15,2; schräge, etwas unregelmäfsige Unciale, Ende des HI. oder Anfang des IV. Jahi'h.; über I und Y am An- fang eines Wortes erscheinen die zwei Punkte. Inhalt: Eukleides Orot- Xeicc Be' ed. Heib. I 128,12 -22. Die Abweichungen betreffen nur die Rechtschreibung: ^sro'^v und earCv räv (so auch P). Der Beginn der fünften Aufgabe ist durch ein 6' am Rande bezeichnet. Nach der Hypothesis folgt im Texte eine erläuternde, doch nicht mit Buchstaben versehene Zeichnung.

27. Pap. Mus. Brit. 256; F. G. Kenyon, Fragments d'exercices de i'hetorique conserves sur un papyinis , Melanges Henri Weil (Paris 1898) 243 248. 127 cm (init den Bruchstücken, welche zusammen 37 cm lang sind) X 26 cm. Auf der Vorderseite fünf Schriftstücke von ver- schiedenen Händen: vier Urkunden (die datierten aus den Jahren 5, 11 und 15 n. Chr.) und ein Epigi-amm auf den Sieg des Augustus bei Actimn und die Eroberung Ägyptens (veröff. Rev. de phil. XIX [1895] 177). Auf der Rückseite eine einzige Cursivhand, sein- ähnlich der, welche den gröfsten Teil des Aristotelespapyrus schrieb. Vielfach erscheinen Abküi-zungen ; da- von stimmen die für yccQ, üvca, iarlv, slatv und fiiv gebrauchten mit denen des Aristotelespapyrus überein, aufserdem findet sich noch r = yiverai,

X]^8 II- Referate und Besprechungen

Kv_ = Kcd und r\ = TtQÖg (so auch in zwei HercuL Papyri). Fehler in der Rechtschreibung sind aufser zwei Itaeismen rjVOKlsi und }']QQsro (= i]Q£zo). Ül)er Lesezeichen und Ausdehnung der Zeilen und Seiten giebt Kenyon nichts an; es sind die Reste von recht breiten Coluranen erhalten. In- halt: Bruclistücke von Übungsredeu. Drei davon glaubt Kenyon sicher fest- stellen zu können: l) Es handelt sich um eine ölktj ^eviag^ in der die Frage der Legitimität erörtert wird; hiervon ist etwas mehr denn eine Columne erhalten. 2) Eine ÖL%rj xAoTt^g mit folgender vTtöd'EGig: 7t(XQ<^ayKa(rE)'d'sr6 rig cpikfot, rdl[civ]rov. iKstvog TtaQccyei'Oi.tei'og Gvv [ajürcot 5:aTcu[^i;]^£i^ iv iöiiOL %coQl(ot zr]v 7iciqcc'naxa%''{]%i]\v\. vGxeqov eijqev ETtel&cov xov naqaKaxa- d'Sfisvov vcpatQOVfisvov xb xdXavxov. KkoTtTjg avxbv KQivei. Die Rede füllt drei Columnen an; Kenyon teilt davon etwa die erste Hälfte und ein Stück des Schlusses mit. 3) Der Inhalt ist wahrscheinlich eine Verteidigung gegen eine Anklage ^sviag\ die Erhaltung ist sehr schlecht. Dafs wir hier nur jLieAETc« vor uns haben, mufste Kenyon alsbald aus dem Fehlen der Namen und dem Umstände schliefsen, dafs von derselben Person bald in der ersten, bald in der dritten Person gesprochen wird. Besonders wichtig ist, dafs die Übungen aus dem Anfange der Kaiserzeit stammen, und darum ist die genaue Untersuchung und Veröffentlichung der Reste eine notwendige Aufgabe, deren Lösung man trotz der grofsen Schwierigkeiten in der Ent- zifferung bald erwartet; denn Kenyon's Aufsatz bietet nicht viel mehr denn ein specimen. Die Sprache ist einfach und ungeschmückt , der Hiat wird nicht vermieden.

28. Oxy. I 25 36, Nr. 12. 21X55,5; Reste von sechs Columnen; die Schrift ist wohl nicht unter die Mitte des III. Jahrh. hinabzurücken, sie ähnelt der des oben erwähnten Papyrus von Piatons Gesetzen; auf der Rückseite erscheinen Rechnungen in Cursive, wohl aus dem III. Jahrh. Die Columne hat 26 Zeilen, die Zeile 8 10 Silben. Als Lesezeichen erscheint Kolon, Paragraphos (vierzehnmal, darunter 7" II 17, V 24, VI 2, 26), und die Diairesis über i und Y; KAXGJ II 5 am rechten Rande von 2. Hand bedeutet, dafs unten ein jetzt verlorener Zusatz war, unverständlich ist das Zeichen i:s. am linken Rande V 13 und 17; die Doppelschreibung III 17 18 iveina üxccölov Kleo^dvxig KXeixoQiog ist durch Einklammerung getilgt, wie es ähnlich auch in den Herculanensischen Rollen vorkommt. Inhalt: Chronologischer Abrifs der griechischen, römischen nnd orien- talischen beschichte aus den Jahren 355 bis 315 v. Chr. In der Recht- schreibung bemerkt man, dafs das stumme i aufser in iiiai III 14 von 1. Hand fortgelassen ist, die 2. Hand zwängte es oft noch zwischen die Buchstaben ein; falsch steht es in ivslnai. VI 1 von 1. Hand; zehnmal ei'scheint et für t, daneben KlenoQcog III 16, was aber von 1. Hand gleich in -eiog geändert wurde. Das Werkchen, der Auszug aus einem gröfseren Buche, ist in der Sprache der ersten Kaiserzeit ohne jeden Schmuck geschrieben; der Ertrag für die Geschichtsforschung ist nur ein geringer, Fehler kommen öfter vor; vgl. V. Wilamowitz a. a. 0. 693 f. und die eingehenden Anmerkungen der Engländer.

29. Ayerpapyrus (jetzt im Field Columbian Museum in Chicago), hrg. von E. G. Goodspeed, Amer. Journ. of Philol. XIX 25 39, dazu eine vor- zügliche Tafel in Lichtdruck. 10,5x21,3 cm; die Reste von drei Co-

Willielm Crünert: Litterarische Texte mit Ausschluls der christlichen ]19

lumnen, davon ist die erste fast gauz zerstümmelt. Die zweite enthält aufser einer Figur noch 24 Zeilen, die dritte 21 Zeilen und 2 Figuren, die Länge der Zeilen ist ziemlich bedeutend. Eingehend ist von dem Hsg. die Schrift besprochen vporden: es ist eine feste mittelgrofse Unciale, wohl noch aus dem I. christl. Jahrh. Die Züge haben grofse Ähnlichkeit mit der Schreib- weise mancher Herculanensischer KoUen, insbesondere mufs die Kleinheit von O bemerkt werden, und dafs in B die Bogen sich nicht berühren. Wichtig sind die verschiedenen Abkürzungen, die ganz an die Urkundenschrift er- innern. Einmal werden Worte nur unvollständig geschrieben: :\Y =^ uvru, APOY == ccQOVQa, n A6Y = TilsvQat, CXH = Gy/i^ia, TOIOY == TOtouTO, oder man bedient sich besonderer Zeichen: n\^=loL7i6v oder lontü (llmal), 0 = yiv£tai oder yivovxai (27mal), 1j ='k(xßi^ wie Goodspeed vermutet, L =

riiuöv (8mal) und d = te'w^toi/ (imal). Inhalt: Anleitung zur Berech- nung unregelmäfsiger Landfläclien (aQovQo), wobei es sich um Trapeze, Trapezoide, Rhomben u. s. w. handelt. Die Aufgaben, von denen 3 voll- ständig erhalten sind, während von einer vierten der Schlafs gerettet ist, werden durch ein ^Eav dod-fj (■7T.(x<iaXXi]X6yQa(x^ov u. ä.) eingeleitet. Ist sie gelöst, so beschliefst nach der Wendung: to Öe ß'pj^ui e'örai. roiovto eine mit Buchstaben versehene Figur den Abschnitt. Der Verfasser gehört der Hero- nischen Schule an. Aus der Rechtschreibung möge noch erwähnt werden, dafs das stumme i immer in avrcoi, nie in 6o&T] steht, wie man es ähnlich wieder in den Herk. Rollen beobachtet, ferner rQ(x7t£^Tjov 2, 3^), k^Xv^mvcov 2, 14 OQoyäuiOv {= OQd:) 3, 12. Vgl. meine Anzeige Allg. Zeit. 1898 Beil. Nr. 266 vom 23. Nov. , wo ich auf noch unbenutzte mathematische Papyri der Herculanensischen Bil^liothek hingewiesen habe.

30. Oxj. I 59 60, Nr. 30; Tafel Vm. 8,6x5; Stück eines Blattes aus einem lateinischen Pergamcnthuchc. Die Zeilen sind kaum zur Hälfte erhalten, von der Seite aber nur der obere Rand und ein Teil des seitlichen. Die Schrift ist eine feste Kapitale, in der besonders das offene P (Pj auffällt. Das Bruchstück hat mit dem Herkulanensischen Carmen de hello Äcflaco den starken Gebrauch der worttrennenden Punkte und der über langen Vokalen erscheinenden apices (z. B. despecti, alieuas) gemein. Und man würde das Oxyrhynchosblatt dem I. Jahrh. n. Chr. zuw^eisen müssen, nötigte nicht eine zweite, der Unciale schon sehr nahe stehende Hand, den Schreiber in weit spätere Zeit, etwa das III. Jahrh., zu setzen. Der Worttrennungspunkt in Verbindung mit einem Häkchen (sp]ectarent.' 1, 7 und superat.' 2, 2) deutet das Ende eines Satzes an; Q 2, 3 steht für que. Inhalt: Bruclistück eiues lateinischen dreschichtsschreibers, der die Zeit der Kriege Roms gegen Philipp von Macedonien und Autiochos von Syrien schilderte. Während die Engländer an die Historiae Philippicae des Pom- peius Trogus dachten, hat H. Diels, Berl. Sitz.-Ber. 1898, S. 497 auf Ennius hingewiesen, dessen Dichtung hier die von Livius XXXVII 7 geschilderte Zeit berühre. Auf diesen Gedanken ist Diels durch die Beobachtung gekommen, daXs auf der Vorderseite, wo die rechte Hälfte des Schriftraumes erhalten ist, die Worte nicht getrennt sind, und die Mehrzahl der Zeilenausgänge läfst sich wirklich, wenn man unter 7 Versen 4 spondaici leicht erträgt, in das Mafs der Hexameter einreihen, doch aber wohl nicht tum imperi 1, -US atque AnfiocJi[us 4, und suh dici]one AHi[loc]il (?) 9; gegen Verse sprechen auch einige Wortstellungen der Rückseite. Die Zeilenlänge aber

120 II- Referate und Besprecliungen

kann besthtinit werden, wenn etwa iti] TJirav\Ja^in al[(iHe Cheys(mesmn cii}m

auxiJieis [ ] pcrvexit Z. 8 richtig ergänzt ist, vgl. Liv.

XXXVU 33; rex Incme c[oacins Z. 2 ist wohl mit Liv. XXXVII 32 zu verbinden; der Winter ist der des Jahres 191 190. Man wird aus dem geringen Bruchstücke, das sowohl für die Schriftkunde als auch dem Inhalt nach so merkwürdig ist, bei eingehendem Studium wohl noch mehr heraus- bekommen müssen.

Halle a. d. S., den 10. Mai 1899. Wilhelm Cröuerf.

Christliche Texte.

1. Oxy. II. 15X9,7 cm.

Blatt eines Papyrusbuches, das Verso von späterer Hand mit m paginiert, unten abgebrochen, daher unbestimmt, wieviel Zeilen fehlen, sicherlich mehr als eine Zeile, wie gewöhnlich angenommen. Verso und Recto 21 Zeilen, aber Recto schlechter erhalten.

Schrift: Unciale nach Meinung der Herausgeber zwischen 150 bis 300 n. Chr., wahrscheinlich nicht älter als 200 n. Chr. Abküi-zungen wie gewöhnlich in bibl. Mss., v am Ende der Zeile häufig ersetzt durch einen Horizontalstrich über dem letzten Buchstaben, die küi-zeren Linien am Ende mit einem Füllungszeichen. Punkte und Accente fehlen.

Inhalt: Erneuter Abdruck und Übersetzung der im Jahre 1897 herausgegebenen Xoyia 'hi<Jov mit Benutzung der bis dahin erschienenen Litteratur. Nach Harnack Stück des Agypt.-Ev., nach Battifol des Hebr.-Ev., nach Zahn des Ebioniten-Ev.

2. Oxy. I 2, Taf. I (verso). 14,7 X 15 cm.

Blatt eines Papyrusbuches, paginiert a u. /3, unten abgebrochen, dazu noch ein kleines Fragment mit den Endbuchstaben von vier Zeilen auf dem Verso; auf dem Recto nur eine Zeile lesbar. Das Recto überhaupt in schlechterem Zustande wie das Verso mit 23 resp. 24 Zeilen. Lücke zwischen dem Fragmente imd dem gröfseren Stücke unbestimmt, viel- leicht sechs Zeilen.

Schrift: Schmale Unciale mit gelegentlicher Neigung zur Cursive, von den Herausgebern auf Anfang des IV., wahrscheinlicher auf das in. Jahrhundert datiert. Die gewöhnlichen biblischen Abkürzungen, Apostrophe zuweilen hinter Eigennamen, diakritische Punkte über Jota, in Zeile 17 Verso Punkt.

Inhalt: Ev.-Matth. cap. I, vv. 1 9 und Reste von v. 12 und 13; auf dem Recto vv. 14 20 und 23.

Der Text gehört auf Grund der Varianten zu der Handschriftenklasse Sinait. und Vatic. (i? u. B).

1) D. i. TQaTte^tiur, und so pflegt die beiäte Hs. des Archimedes, des Lauren- tianus F, das Wort zu schreiben, vgl. Ileiberg zu 11 312, 17.

Carl Schmidl: ChrisUiche Texte 121

Ein kleines Fragment von drei Anfangszeilen eines Papyrusblattes in ziemlich grofser Unciale, ist unbestimmbar, wahrscheinlich Bibeltext.

3. Oxy. I 3. 4,5 X 8,3 em.

Fragment eines Blattes aus einem Pergamentcodex. Recto sieben Zeilen und Verso acht Zeilen.

Schrift: Schöne Unciale, wahrscheinlich V. oder VI. Jahrh. Die gebräuchlichen Abkürzungen, Punkt in Zeile 3 Verso nnd Z. 7 Recto.

Inhalt: Stücke aus Ev.-Marc. Verso cap. X, 50, 51 und Recto cap. XI, 11, 12. Der Text gehört zu der Klasse des Cod. Alexandr. (A).

4. Oxy. 14. 12,7 X 7,2 cm (frag. a).

Drei Fragmente eines Papyrusblattes, oben abgebrochen, von dem Recto nur die Anfänge und Enden einiger Zeilen erhalten.

Schrift: Das Verso ist geschrieben in einer mittelgrofsen Unciale, wahrscheinlich des IV. Jahrb., das Recto dagegen in einer Cursive des III. oder IV. Jahrh. Punkte und Abkürzungen.

Inhalt: Nach den Herausgebern Stück eines theologischen Werkes, wahrscheinlich gnostischen Charakters ,,Über die obere Ulld untere Seele"; vgl. Hamack: Sitzungsber. der Berl. Acad. 1898, philosoph.- hist. Kl. Bd. XXXVI. S. 51 6 f., vielleicht ein Stück aus einem gliostischeil Werke der valentinianischen Schule.

5. Oxy. I 5. 12 X 11,4 cm.

Fragment eines Papyrusblattes, oben unvollständig. Das Verso in einem besseren Zustande als das Recto, ersteres 16 Zeilen, letzteres 15 Zeüen.

Schrift: Mittelgrofse unregelmäfsige Unciale nach den Herausgg. aus dem Ende des III. oder Anfang des IV. Jahrh. Die gewöhnlichen bib- lischen Abkürzungen kommen vor.

Inhalt: Nach den Herausgg. Fragment einer christlichen Homilie resp. einer Abhandlung über den prophetischen Geist. Harnack: Sitzungsber. der Berl. Akad. philosoph.-hist. Kl. 1898 Bd. XXXVI, S. 51 7 ff. weist nach, dafs Z. 1—9 ein Zitat aus dem „Hirten des Hermas'* Mand. XI, 9. 10; vgl. Conybeare (Athenaeum, July 9, 1898) u. Bartlet (1. c. Oct. 8, 1898) der auf die Anführung von Matth. 22, 43 aufmerksam macht. Der Text ist wichtig für- die Kritik des Hermas, da der Sinaiticus an dieser Stelle fehlt; eine Reihe Lesarten des Armeniers (A) und alten Lateiners (L") werden bestätigt. Harnack sieht in dem Ganzen einen Traktat „Über die Proplietie" und stellt die Möglich- keit auf, dafs Melito, Bischof von Sardes (c. 170 n. Chr.), der Ver- fasser sei, da dieser ein Buch tisqI 7tQ0cpi]xsiccg geschrieben.

6. Oxy. I 6. 7,3 X 6,7 cm.

Vollständig erhaltenes Blatt eines Pergamentcodex, Recto und Verso 12 Zeilen. Das Verso sehr beschmutzt.

Schrift: Kleine, zum Teil unregelmäfsige Unciale, nach der Meinung der Herausgg. aus dem V. Jahrb.; zuweilen Punkte, am Ende kurzer Zeilen Füllungszeichen.

122 11- Referate und Besiirechungen

lubiilt: Stück (von cap. VIII und IX) aus den Akten des Paulus und der Tliekla resp. der alten PaulllS-Akteu (vgl. Schmidt: Neue Heidelb. Jahrb. 7. Bd. 1897, S. 117ff.). Der Text weicht bedeutend ab von der Ausgabe Tischendorfs (Acta apostol. apocrypha Leipz. 1851); leider ist die Ausgabe von Lipsius: Act. apostol. apocr. 1891 Bd. I, 241 if. nicht benutzt. Der griech. Text scheint stark geglättet.

Berlin. Carl Schmidt.

Papyrus - Urkunden.

Seit 1898 sind bis Oktober 1899 folgende Urkundenpublikationen er- schienen:

I. The Oxyrh}'UCllOS-Papyri part I, edited with translations and notes by Bernard P. Grenfell and Arthur S. Hunt. Lond. 1898. Egypt Ex- ploration Fund, Graeco-roman brauch (P. Oxy. I).

Aufser den oben S. l04 angeführten Besprechungen vgl. Deissmann, Theol. Literaturz. 1898 Nr. 23, S. 602fF.; Fraccaroli, Eivist. d. Filol. XXVn 1 p. 97; Mitteis, Hermes XXXV S. 88 ff.; F. Eühl, Rhein. Mus. 54,1 S. 152 155; Wilcken, Griech. Ostraka aus Äg. u. Nub. 1899 passim (vgl. Indices in I S. 852f.); 0. Schulthess, Woch. f. klass. Phil. 1899 Nr. 39, Sp. 1049 ff.

[Über den IL Band, der soeben im November erschien, nachdem dies Referat im wesentlichen abgeschlossen war, wird im nächsten Heft be- richtet werden. Hier konnte nur noch gelegentlich in Anmerkungen darauf Bezug genommen werden. Vgl. das folgende Referat von Mitteis]. Jl. tfreek Papyri in the British Museum, uatalogue, with texts, edited by F. G. Kenyon, Vol. IL Lond. 1898 (P. Lond. II).

Vgl. Blass, Lit. Centralbl. 1899 Nr. 4, S. 130f.; Haeb erlin, BerL phil. Woch. 1899 Nr. 9 Sp. 257 ff., Nr. 10 Sp. 289 ff., Nr. 15, Sp. 474. Athenäum 1899, 3713 p. 886ff.; Grenfell and Hunt, Classical Review XII 1898 Nr. 9, S. 434 ff.

III. John P. MahafFy. On new papyrus-fragments from the Ashmo- lean -Museum at Oxford in „The Transactions of the Royal Ivish Academie" XXXI part VI, März 1898. (P. AshmoL).

IV. Jules Nicole, AvilliusFlaccus prefet d'Egypte et Philon dAlexandrie

d'apres un papyrus inedit, in Rev. de philol. N. S. XXII 1, S. 18ff., Paris 1898 (P. Boissier).

V. (t. Botti, Papyrus ptolemaiques du Musee dAlexandrie im Bul-

letin de la Societe Archeol. dAlexandrie, redig. par Botti Nr. 2, Alexandrie 1899 S. 65 ff. (P. Alex.).

VI. Ägyptische Urkunden aus d. Königi. Museen zu Berlin, herausgeg.

von d. General Verwaltung. Griech. Urkunden IL Band, 12. Heft. III. Band, 1.— 4. Heft, Berlin 1898—1899 (BGU).

Vgl. Blass, Lit. Centralbl 1898 Nr. 44, Sp. 1757. Wilcken, Griech. Ostr. (vgl. Indices in I S. 850). Gradenwitz, Berl. philol. Woch. 1899, 9. Sept., Sp. 1099ff.

Ulrich Wilcken: l'apyriis-Urkundeu 123

I. Die Oxyrhyiichos-Papyri.

Über den Papyvusfund von Behnesa-Oxyrhynchos, der in seiner Reich- haltigkeit ganz einzig dasteht, und im besonderen über den vortrefflichen ersten Band der Oxyrhynchos-Papyri liegt schon eine grofse Litteratur vor. Zumal V. Wilamowitz (GGA 1898) mit genialen Sti'ichen ein farbenreiches Bild von dem mannigfachen Inhalt dieses Werkes entworfen hat, kann ich auf ein zusammenfassendes Referat hier verzichten. Es sollen nur einzelne Urkunden hervorgehoben werden, zu deren Erklärung ich etwas beitragen zu können glaube. Die Ährennachlese ist freilich ein mühsames und wenig lohnendes Geschäft, wenn so sorgsame Schnitter wie Grenfell und Hunt die Ernte ein- gebracht hüben, und ein Wilamowitz danach schon über das Feld gegangen ist.

Was diese Urkunden föi- die Rechtsgeschichte bieten, hat Mitteis in seinem viel Licht bringenden Hermesaufsatz gezeigt. Was sie zur Steuer- geschichte beitragen, konnte ich noch in letzter Stunde zu meinem Ostrakon- kommentar heranziehen. Aus dem obigen General -Register kann man er- sehen, wie die Urkunden sich inhaltlich auf die verschiedenen Rubriken ver- teilen. Dieser Anordnung folge ich auch hier bei den folgenden Rand- l)emerkungen. Ich schicke noch voraus, dafs den Urkunden Faksimilia nicht beigegeben sind.

Einen Auszug aus dem Tagebuch (vTto^vyjfianö^og) des Strategen bietet Nr. 37 (49 n. Chr.) ^). Es handelt sich um einen Rechtsstreit zwischen einem Manne Pesuris und einer Frau Saraeus, die einen von jenem ihr überwiesenen Findling genährt hatte. Von den weiteren Verwickelungen kann ich hier absehen, denn wir brauchen sie nicht zum Verständnis der folgenden Worte des Rechtsanwaltes des Pesuris, die ich erklären möchte (I 8): iyivsro evd'ccds tj x^ocpuxiq slg viov xov TleßovQiog. Die Herausgeber übersetzen: This nurse was there for tJie son of Pesouris. Ebenso übersetzen sie in (l9flF.) £'xfi»['-] Ttgärov yQdfifia TT]g rQO(peittöog, eyjio 8£vr£Qo\y\ rCov TQOcpslcov ti-jv [«Jtto^^-^v das Wort rQO(peLrig mit nursc. Die Amme heifst vielmehr i] TQ0(p6g; zu xQOtpuxig dagegen ist övyyqacpr] hinzuzudenken wie es in GPR I 244, 3 zu yfi gehört , und wir haben hier eine Parallele zu P. Tor. 13, 9 (II. Jahrh. v. Chr.): Gvyyqacpriv xQocpTxiv. Mitteis (Hermes 32, 659) hat diese letztere Lesung zwar im Hinblick auf die aytop] XQOtpdow in BGU 567, die auch in dem obigen Text begegnet, in Zweifel gezogen, ja für unmöglich erklärt, und hat gemeint, man müsse auch im Turiner Papyi'us GvyyQacprj XQOcpeifov lesen. Am Original in Turin (1887) hat sich mir jedoch Peyron's Lesung 6vyyQa(pi]v xqorpTxiv als durchaus sicher ergeben. Ich glaube, diese Gvyyqui^'r] und jene cmoyr] xQocpsUov sind zwei völlig ver- schiedene Urkunden:

1) Die övyyQacpr} xQOcpixig im obigen Text (vgl. yQanfxrc rf^g xQOfpEixiöog in Z. 19) ist der Lohnvei-trag, durch welchen die Frau Saraeus als Amme für den Sohn engagiert worden ist. Wiewohl es sich hier um eine Amme handelt, ist, wie P. Tor. 13 zeigt, bei xQocptxig nicht an i) xQOcpog, sondern an Tj xQoq^ri (= xQOcpeia) zu denken.

2) Die anoiri XQOrpemv ist die nach Ablauf jedes Jahres von der Kon- trahentin ausgestellte Quittung darüber, dafs sie den in jener Gvyyqacpri

1) I 25 ist (>Tcc\rriQoiv TXSQiövTOiv unmöglich. Davor mufs entweder der Artikel Twv oder eine Zahl gestanden haben.

124 II. Referate und Besprechungen

TQoqjhcg festgesetzten Lebensunterhalt (rQoq)Sici) empfangen hat. Solche Quit- tungen von Ammen sind uns in BGU 297 und P. Grenf. II 75 erhalten. Vgl. Ostr. I 678. Vgl. auch P. Oxy. I 91. Zitiert werden sie in BGU 567 und in dem vorliegenden Oxyrhynchostext.-^)

Ein Unikum ist das Protokoll der Volksversammlung Nr. 41 , das der Exegese noch ein weites Feld läfst. Ich will hier nur zu dem, was v. Wila- mowitz beigebracht hat, noch den Hinweis auf Pick's Aufsatz über die „Akklamationen auf Münzen" und die interessanten Beigaben dazu von Svo- ronos hinzufügen.^) Die Anregungen des Letzteren müssen weiter verfolgt werden. Füi- den Historiker ist es jedenfalls von grofsem Interesse, in Ägypten einmal einen 6i]nog in Alrtion zu sehen. Es handelt^ sich hier wir befinden uns im HI./IV. Jahrh.*^) um einen Beschlufs bezüglich einer Ehrung des Prytanen, die bezeichnenderweise das Volk nicht selbständig, sondern nur durch Vermittelung des xad-oXiKog erteilen kann. Dabei machen sie ein Geschrei, als wenn sie das Imperium zu vergeben hätten.

Unter den Erlassen ragen vor allem die Edikte des Präfekten T. Fla- vius Titianus vom J. 127 hervor (Nr. 84 Versol III), die die Neubegründung der „Hadrianischen Bibliothek" als eines Oberarchivs zur Kontrolle des bis dahin allein bestehenden Navatov betreffen. Hierzu ist Mitteis S. 91fi". zu vergleichen. Nur in einem Punkte hat er mich nicht überzeugt, nämlich dafs es in jedem Dorf ein Nanaion*), und in jeder Metropole eine Hadrianische Bibliothek gegeben haben soll. Die gehören beide, wie auch die Heraus- geber mit Recht annehmen, nur nach Alexandrien. Das folgt füi* mich aus II 8f. : 6 inixy]Qy]X'\]g xov Navaiov soll nichts unternehmen, bis es ihm auf- getragen ist VTto \ro\v rf]g'AdQLav7]g ßißho&')]'K7]g iTturjQfjrov, inel vnsv'd'vvog löXLv (og nciQaloyiGaßQ'at xi ßovlrj&elg xcov <(ou?)> öeovrcov. Diese letztere Beschuldigung mufs auf einen ganz konkreten Fall gehen, den man nicht verallgemeinern kann; man hätte sonst sicher von iTtixrjQrjxai im Plural gesprochen. Vielmehr hat die Unredlichkeit dieses alexandrinischen Nanaion- vorstehers eben auf das Bedürfnis nach gröfserer Kontrolle hingewiesen. Ferner werden die Bibliotheken in den Metropolen in den Texten nach 127 n. Chr. niemals als 'AÖQiaval bezeichnet, sondern nach wie vor als ör}- (.loßiat, o. ä. Andererseits sind uns in den Dörfern nach wie vor nur die ygaqjEia o. ä., nicht Navaia und überhaupt keine ßi.ßlio&fjaat im obigen Sinne bekannt. Ich kann daher in „den beiden Bibliotheken", in die die Kontrakte von nun an einregistriert werden sollen, mit Grenfell-Hunt nur das Nanaion und die neue Hadrianische Bibliothek, beide in Alexandrien, sehen und nehme an, dafs in das Nanaion auch schon vorher die Akten aus der ^coga ein- registriert worden sind. Die einzige Anwendung dieses Gesetzes, die wir bis jetzt kennen, auf die schon Mitteis hingewiesen hat, BGU 578 (vom J. 189 n. Chr.), spricht durchaus für diese Auffassung: die Thatsache, dafs dieser Antrag auf Einregistrierung des eingereichten, bisher nicht beglaubigten

1) Vgl. auch I 13: ^ariv ypafifiar« (xvTrjg Si löv o^oXoyH aiXricpsvai.

2) Journ. Internat, d'archeol. mimism. I 1898 S. 451. Vgl. S. 463*.

3) Vgl. Ostr. I 431 f.

4) In P. Lond. II S. 114, 3 ist zwar jetzt eine '/ctg Navcciu für ein Dorf Nci^äv\ri'i\ bezeugt (a. 193). Aber solche vereinzelten Nachahmungen alexandrinischer Kulte in der Provinz sind nichts Ungewöhnliches. Dagegen anzunehmen, dafs es in jedem Dorf einen Nana-Tempcl gegeben habe, fällt mir sehr schwer.

Ulricli Wilckoii: Papyrus-Uikundcii 125

Schuldscheins mitsamt der Eingabe^) an einen alexandrinischen Beamten gerichtet ist, bestätigt die obige Deutung aufs beste. Vgl. hierzu unten S. 176.

Im Einzelnen möchte ich noch auf I 12 flf. hinweisen. Die Eikonisten") sollen die Fascikel darauf hin prüfen, el Ttol^v cc7Ccdi]hi7tTca i) InLyiyQumaL XI o \ä%v\oioq ipi, d. h. ob Rasur oder unerlaubte Zuschrift vorhanden ist. Diese Worte erklären mit einem Schlage eine mir bisher unverständliche Phrase, die sich gelegentlich am Schlufs von nicht einregistrierten xeiQO- YQcecpa findet: Lond. II S. 207, 11 ft". rb 6s 'j^siqöyqafpov xovxo öiGGov yQu- cpEv Ka&aQov ano imyQacpiig Kai aXCcpaöog nvQiov e6x(0. Ahnlich BGU 578, 15; 666, 31 und 717, 24 Qy^^dcpi] %coQlg aXicpaxog koI InvyqcccpTig^. Ich habe Ostr. I S. 196 wegen der Analogie von Kccd'aQov arcb xsXeßjxäxcov und der Bedeutung von sniyQacprj als „Auflage", wenn auch nur zweifelnd, an Sportein oder dgl. gedacht. Nach den obigen Worten kann es nur heifsen: „ohne Rasur und Zuschrift" oder genauer „ohne Ausstreichen (resp. Abwischen) und Hinzuschreiben". Für das Lexikon des Kauzlei-Griechisch aber gewinnen wir die bisher nicht belegte Bedeutung von «Aftqpa^ im Sinne von aloKfi] (= litm'a). ^)

In Ol ccTtb X'fig Aiyvnzov vo^nnoL (III 3) möchte ich nicht mit GH die lawyers (von vöjuo?) sehen, sondern die Gaubeamten (von vo|itdg); Gegensatz: die TtoXixLKol in Z. 10, d. h. die Alexandriner. Den Rechtsgelehrten steht nicht das YMXcciiOQi^Eiv zu. Charakteristisch für die kräftige Amtssprache des Präfekten sind die Asyndeta in I 7 und 12."^) So möchte ich auch im Edikt des Capito 36 an dem überlieferten o iav festhalten.

Ein Erlafs eines Präfekten ist neben anderem in Nr. 67 enthalten, die uns in die byzantinische Zeit fülu't. Zu der Form SQavva füi' egswa in Z. 18 verweist v. Wilamowitz auf die theräischen Inschriften. Näher noch liegt ein Hinweis auf die LXX, in denen, wenigstens im Codex Alexandrinus, wenn ich recht sehe, regelmäfsig igawäu steht, wofüi- freilich die Heraus- geber, wie Tischendorf-Nestle, igswäu in den Text gesetzt haben. Vgl. Sturz, de dialecto Maced. et Alex. 1808 S. 117.

Die Verfügung des Strategen Hermeias vom J. 323 (Nr. 60) ist sprach- lich sehr amüsant: ^AKolov^-cog xoig nEXsvö&elöc vnb xrjg äQSxf]g roi) Kvoiov (jLOv 6iaGr](ioxdxov 'r]ysi.i6vog 2aßivi.avov, XQ^^c^Q ov6i]g inid . . kaüxov KQecog Xi(xQG)v) y, KaxaKOfiiGafiivcov slg t-jjv NmoTtoXsiv totg vnb OvaXsQiavbv TCQai- tioGlxov vvvl iniGe öiaxQißovßiy tV ovv slöevai e'^onE Kai rjörj xovxov sXo- (lEvoi cpavaiqbv ^ot Kaxaßxrjß^ixai. Mit diesem Monstrum von Periode ist der gute Hermeias vollständig entgleist. Man sieht, er kennt die einzelnen

1) So wird Z. 19 zu lesen sein: 6vvKarax[coQi]Gcei ccvtay [t]m vnoybvruLccxi.

2) Hierüber vgl. Mitteis S. 97, der mit Recht auf P.' Par.' G5 hinweist. Es ist für diese Frage unwesentlich, dafs dieser Brief des Paniskos nicht an den König gerichtet ist dami hätte die Adresse und der ganze Stil anders sein müssen , sondern an irgend einen Beamten mit Namen Ptolemaios.

3) Dies war schon geschrieben, als mir Gradenwitz' Besprechung in Berl. phil. W. 1899 zu Gesicht kam, wo er Sp. 1103 gleichfalls die richtige Erklärung giebt, ebenso jetzt auch oben S. 98.

4) In I 15 schlage ich vor: iv i[yt\ xdqtrj. Die Eikonisten sollen die auf dem Original gemachten Randbemerkungen auf einem besondern Blatt abschreiben, und zwar soll jedem rdfiog ein Papyi-usblatt entsprechen. Diese Blätter werden dann nach Alexandrien eingeschickt. III 12 >t[o;t] mg GH, /.[aij ä? Wilamowitz. Ich denke: K[a)i]äi? „böswilligerweise".

126 II- Referate und Bespreclimigeii

Kanzleiphrasen a,y,oXov&(og xoig nskevß&Höij IV ovv elöevca h'xrjre , er kann sie aber nicht zu einer verständlichen Periode vereinigen: das xaraxo- fitöa^ivüiv schwimmt hilflos in der Mitte umher, und Toinov weist auf eine Person hin, an die er im Vorhergehenden wohl gedacht, die er aber noch gar nicht genannt hat. Es ist eigentlich schade darum, einen solchen Satz in vernünftiges CTriechisch zurechtrücken zu wollen; den mufs man geniefsen, wie er dasteht. Wäre er modern, würde der Briefkasten des Kladderadatsch ihn sich nicht entgehen lassen. Die ßovXi], an die der Brief gerichtet ist, wird auch Mülie gehabt haben, herauszuljekommen, was sie eigentlich thun soll. Ich meine, sie soll einen Mann wählen, der den Fleischtransport nach Mko- polis hin zu leiten hat, und soll den Gewählten dem Strategen präsentieren. An anderes denkt v. Wilamowitz, wenn er rovxov iköfievot in rovro öeio- (.levoi oder avsXn^isvoi, verändern möchte (S. 679). Vgl. zu meiner Auf- fassung Nr. 58 ^j, wo gleichfalls der Präfekt oder Epistrateg den Strategen beauftragt, eine Wahl durch die j3ouA?j vornehmen zu lassen.

In dem ord(?r for paymcnt of winc vom J. 503 (Nr. 141) erscheint zum ersten Mal das öijtlovv als Weinmafs, das ich bisher nur aus kopti- schen Texten kannte. Gemeint ist offenbar der öinXoKSQa^og. Vgl. Ostr. I 760. Man wird nun vielleicht auch in den griechischen Urkunden öi^ lieber in öi7t{ka) auflösen. Sachlich kommt es auf dasselbe hinaus.

Unter den amtlichen Berichten erweitern Nr. 45 47 unsere Kennt- nis von den naraloyia^ol rS)v ymxoUiov. Mit Recht weist v. Wilamowitz S. 679 auf den urspi'ünglich militärischen Sinn von KccxaXoiiO^ög hin. Frei- lich in der Kaiserzeit, wo der militärische Charakter der Katöken zurück- trat, wird sich diese Bedeutung zu einer „Eintragung in die Katöken- listen" verblafst haben. "^) Diese Urkunden, nach denen die aßioloviisvoi^) xovg KCixaloy^iG^ovg die Veränderungen im Besitzstande der Katöken den Agoranomen anzuzeigen hatten, lehren uns erst einigermafsen die Ordnung der verwandten Aktensammlung in BGU 328 verstehen.*) Nach 47, 4 wird man jetzt in P. Grenf. II 42, 1 Schluss: xTjg A\iyvnxov ergänzen.'') In 47, 18/20 ist offenbar ä%h v,\oi\v&)V Kcä <[ayÖL<^cayQex(ov gemeint.

In dem Bericht des Strategen an die öffentliche Bank vom J. 221 (Nr. 61) kann von öüyQccifja = „ich habe gezahlt" nicht ein Infinitiv di.ot- v.(£iv) abhängen. Wohl: 8ioLy.[ov^£vag^ }tori>' eavxag ÖQa^^ag x. Für Z. 11 schlägt V. Wilamowitz ßißXioov m^xi'jßecov) vor (S. 687^) und denkt an die aus 56, 22 bekannte Stempelsteuer für Gesuche. Die Ergänzung ist

1) In Z. 24 dieser Urkunde wird rov<^gy toTg für rovroig zu cmendieren sein.

2) Vgl. Ostr. I 34G. P. Meyer Philol. 56, 199.

3) Ol cia%olovii£voi lesen jetzt GH statt öiaa%olo{m£voi. Vgl. Oxy. II S. 319.

4) Wegweiser ist mir die Wiederkehr des eigenartigen %Q6vog ö avTog (auch in Nr. 106) in 328, 22. Das Ganze enthält verschiedene Akten bezüglich zweier Personen, Dioscurides und 'AX^^ävöga f] y.al 'IlQaTg. Ich scheide nun folgender- mafsen: I 1 19 Schreiben des yiaTaloxiG^iog -Beamten; 20 22: Subskription; 23 30: Steuerquittung (so wegen c:Qi&tit]6Hog aufzufassen, s. unten). Auf die naheliegenden Ergänzungen verzichte ich. Von 31 an folgen dann verschiedene Auskünfte über die beiden Personen. In 34 lese ich Jtog-^ovQiörig noth iLcc&rjT(;^g) uov. In II 1: isQOvsi'iicov y-ccl ari[Xcbv. S. unten.

b) In Z. 2 ist hier NtiloCv) toü JkIvuov zu lesen, nicht Nsüo^g), denn nach dem Nominativ wiirde es entweder o zJtövjiov oder ü rov A. oder (gewöhnlich) AiÖviiov heifsen, mit anderen Worten, der Artikel bezieht sich in diesen Ver- bindungen zurück, nicht vor. Beweis: man sagt NstliKiviig xiig AiSv\iov, nicht roüz/.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 127

vielleicht richtig oder ist Ai(yv7triaxwv) zu lesen? , aber das Geld, das der Stratege zahlt, ist nicht eine Stempelsteuer, sondern, wie auch GH richtig sagen, ein Bufsgeld (iitixi^ov) ^ das er dafür zahlen niufs, dafs ge- gewisse Akten nicht rechtzeitig einregistriert worden waren. Die Höhe der Bufse 2255 Dr. spricht für die strenge Zucht in der Archivverwal- tung (s. oben), als deren verantwortliche Spitze innerhalb des Gaues hier der Stratege erscheint.

In dem Bericht an den Eirenarchen (Nr. 80) scheint mir die Er- gänzung \^Aq^£vQ5)v in Z. 26 nicht möglich. Der aQyicpoSog kann nur für sein Dorf, nicht für ein Dorf im Nachbargau die Garantie übernehmen.

Unter den späteren Berichten ist Nr. 53 vom J. 316 von hervorragen- dem Interesse: der Vorstand der Zimmermeisterzunft berichtet auf Befehl an den Logisten über den Zustand des alten Perseabaumes in Oxyrhynchos. Man hat sich darüber gewundert, dafs 16 Zeilen geschrieben wurden, blofs um zu konstatieren, „dafs ein Pfirsichbaum in der Stadt vertrocknet sei".-*^) Mit diesem Perseabaum hat es aber doch seine eigene Bewandnis. Die Hei'- ausgeber haben schon auf das Edikt des Arcadius hingewiesen, das die Persea- bäume in Ägypten schützte (Cod. Just. XI 77). Ich möchte noch auf die reiche Litteratur hinweisen, die in Sharpe's Ägyptischer Geschichte (2. Aufl. II S. 253 ff.) von Alfred von Gutschmid und Jolowicz über den Persea- baum zusammengetragen ist. Unsere Urkunde bestätigt, dafs dieser Baum, dem das Volk seit alten Zeiten geheimnisvolle Kräfte zuschrieb, damals im Anfang des IV. Jahrhunderts zu den gröfsten Raritäten gehörte^) und sich daher auch seitens der Behörden einer ganz besonderen Füi'sorge erfreute, etwa wie heute in der Eeichshauptstadt die beiden in letzter Zeit so viel genannten Eibenbäume in der Leipziger Strafse. Von besonderem Interesse ist, dafs der Perseabaum, der schon in den altägyptischen Sagen eine Rolle spielt, dann auch in die clmstlichen Legenden hinübergewandert ist: sollte doch Mutter Maria mit dem Jesuskinde auf der Flucht nach Ägypten unter seinem Schatten geruht haben. Ich weiTs nicht, ob BGU 369 (vom J. 531) nicht vielleicht ein Zeugnis füi- diese christliche Bedeutung des Baumes ent- hält. Nachdem in Z. 4 gesagt ist, dafs die eine Partei in der „Persea- strafse" wohnt, heilst es nachher:

9 [ ]f<ag xriq ayicarccrtjg t'nyiXv\6iaq

10 [ ^ov^ivrig UeQöiag i)g %cd

Sicher ist, dafs in 10 nicht mehr von dem Strafsennamen gesprochen wird, sondern von dem Baum selbst, nach dem die Strafse heilst. Nicht sicher, aber möglich ist, dafs dieser Baum hier in den Namen der heiligen Kii'che (Z. 9) irgendwie hineingebort.'^)

Die beiden Thesaurosquittuilgeu, Nr. 89 und 90, sind zwar den ent- sprechenden Quittungen aus dem Faijüm und aus Oberägypten (Ostraka)

1) Viereck, Berl. ph. W. 1899 a. a. 0.

2) In Oxyrhynchos gab es offenbar nur diesen einen Baum, denn sonst hätte sein Standplatz 'genauer angegeben werden müssen. Abgesehen von den littera- rischen Nachrichten wird für Arsinoe durch BGU 3()9 (J. 531) ein Perseabaum be- zeugt. Vgl. oben. Aufserdem gab es im Faijüm ein Dorf, das nach einem oder mehreren Perseabäumen TIsqö^cc hiefs. Vgl. P. Petr. II 10(^1)9; 22(2)0 (III. J. v. Chr.), in der Form TIsQasav in P. Lond. II S. 227 (J. 133/4).

3) Nach ^v.tiXriciag ist in der Lücke zunächst der Name des oder der Hei- ligen zu erwarten.

]^28 II- Referate und Besprechungen

selir ähnlich, zeigen aber doch auch wieder gewisse lokale Eigentümlich- keiten. Das erste Wort ist in beiden Quittungen jedenfalls Mciie(rQ'}'iK£i>), nicht MeiieixQrircci) aufzulösen, denn das würde gerade das Gegenteil be- deuten: „er hat enapfangen", nicht „er hat geliefert". Vgl. Ostr. I 100. Aber was soll TtvQov in M£ixi(rQr}K£v^ eig t6 ör}(x66io(^v) (tcv^oü)? An dieser Stelle ist die Erwähnung der Getreideart nicht zu erwarten. Ich vermute nach Analogien: slg to(v) Öi]^6gio(^v) '9">;((jßtip6v).^) Doch das läfst sich nur am Original entscheiden.

In der Bankquittllllg Nr. 99, 15 (vgl. Ostr. I 736) ist in diesem Zu- sammenhange neu die Verwendung von rai öiaxL^B^ivan (wie vorher Z. 9) im Sinne von „Verkäufer". Vgl. Herodot I 1; Rev. L. 48, 4.

Zu den amtlichen Korrespoudenzeil habe ich nur Weniges zu be- merken.") Unter den amtliclieil Listen nimmt das Wächterverzeichnis aus dem IV. Jahrh. (N. 43 Verso) einen hervorragenden Platz ein. Das Stück ist nicht nur topographisch von gröfster Bedeutung, in sofern es uns, wie schon GH und v. Wilamowitz hervorgehoben haben, mit den verschie- densten Lokalitäten und Bauten der Stadt Oxyrhynchos bekannt macht, es ist auch kultui-historisch von aufserordentlichem Interesse. Zeigt es uns doch wieder einmal, was sich jedem, der Ägypten bereist, auf Schritt und Tritt aufdrängt, wie zäh sich hier oft alte Einrichtungen bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Die Unsicherheit namentlich der nach der Wüste zu ge- legenen Gebiete, nicht minder aber auch die oft lächerliche Ängstlichkeit der Fellachen läfst die Wächter, die (pvlamg, oder wie sie heute heifsen, die Ghafire oder Ghufara, im öflfentlichen Leben damals so wie heute eine auf- fallend grofse Rolle spielen. Wer einmal in einem ägyptischen Dorf gehaust hat, dem werden diese Ghafire, die „Wächter" heifsen und doch ewig schlafen, unvergefslich sein. Nach v. Fircks^) giebt es heute in den kleinen Städten und Landgemeinden Ägyptens 124 757 solcher Wächter, die nament- lich während der Nacht die Wohnstätten und Feldfrüchte sowie das Vieh zu bewachen haben. Während sie heute mit alten Hinterladern bewaffnet sind, trugen sie noch zu Mohammed Ali's Zeiten meist blofs Stöcke, wohl die bekannten Nabbüt's auch ein Vermächtnis der alten Zeit! , und so haben wir uns wohl auch diese (pvluKtg vorzustellen, die in den Papyri der Ptolemäer- und Kaiserzeit in den verschiedensten Nuancen als ayqo- q^vXaKsg, TisöiocpvXaKeg , vSQocpvkaKsg und wie sie alle heifsen entgegen- treten.*) Nur die Wüstenwächter, die iQ')]^ocpvXa%£g oder oQSocpvXaKig^ wird man sich wohl nicht gut anders denn als bewaffnet vorstellen können.''^') Die in

1) Die Sigle -^ müfste statt %'n verlesen sein.

2) In Nr. 63, 5 vermute ich avv Tcäarj aTtovSfj, denn ovv ist hier nicht am Platz. In dem Schreiben Nr. OG, das schon v. Wil. erklärt hat, ist von Interesse die Erwähnung eines Strategen für das .1. 357. Der ist zu Ostr. I 435'' als z. Z. jüngster Stratege nachzutragen. In Ni'. 59 tritt die privilegierte Stellung der isQOvtnai hervor. Hierzu vgl. BGU 3'28 II, 1, wo ich am Original las: UQOvtiHcov ■nal uTi[Xu)v. Dasselbe haben GH für Lond. II S. 21.5, 6 hergestellt.

3) „Ägypten 1894" II S. 53. Vgl. auch Ebers, Cicerone durch das alte und neue Aegypten, II S. 320 ff.

4) In P. Petr. II 32 wird ein Ghafir verprügelt; man hört aber nichts da- von, dafs er Waffen zur Abwehr gehabt hätte.

5) Vgl. zu diesen allen aufser 0. Hirschfeld, Äg. Poliz. (Sitzungsb. Berl. Ak. 1892, 815 ff.) jetzt Mommsen, Rom. Strafrecht S. 307.

Ulricli Wilcken: Papyrus-Urkmulen 129

der vorliegenden Urkunde aufgezählten Wächter, die über die ganze Stadt verteilt sind, wird man nach P, Grenf. II 43 (92 n. Chr.) als (pvluKsg jiirj- xQO%6l£(og bezeichnen können. Sie haben ihre bestimmten Plätze, an den Strafsenecken oder vor dem und dem Hause oder aber, in gröfserer Zahl vereint, bei den öffentlichen Gebäuden, wie Theater, Gymnasien und Tem- peln.^) — Dafs diese cpvlaKsg von den cpvXav.lxaL^ der Gendarmerie, scharf zu trennen sind, zeigt z. B. P. Petr. II 32. Für das oipcoviov der q^vlauEg vgl. P. Grenf. II 43 und Ostr. I 320.

Der Text bietet eine noch ungelöste Schwierigkeit in dem q' vor dem Dativ der Lokalangaben. Mit Recht hat v. Wil. (S. 676) die Auflösung der Herausgeber q(v^i]) als unmöglich zurückgewiesen, und das von ihm vor- geschlagene TT^og wüi-de einen vortrefflichen Sinn ergeben. Aber wenn GH an allen Stellen p' gelesen haben, erwarte ich noch eine andere Lösung.^)

Von den KlagSChrifteil ^) wird die im Anfang verstümmelte Nl\ 69 au einen Centurio gerichtet gewesen sein (vgl. Mitteis, Hermes 30 S. 567 ff.). Diese Berichte über Diebstähle, die oft, wie auch hier, mit grofser Aus- führlichkeit und Lebendigkeit den Vorgang schildern, sind u. a. auch für unsere Vorstellung von den Wohnstätten der Alten nicht ohne Interesse. Vgl. BGU 321, 322, namentlich aber CPß I 232, 16 ff. Da ist böse Feindschaft zwischen zwei Nachbarhäusern, deren Höfe durch eine Mauer getrennt sind. Um dem Nachbar einen Diebstahl zuzuschieben, hat die Nachbarin „aus dieser Mauer, die mit Krügen vollgestopft war, den ver- bindenden Lehm und aus der Mitte einige Krüge herausgenommen", damit es aussehe, als wenn jener eingebrochen sei.'^) Damit ist fürs II./III. Jahrb. n. Chr. das Vorkommen derselben Bauart erwiesen, die uns noch heute in Ägypten vielfach auffällt. Auch heute werden nicht nur die Taubenhäuser (TteQiGtSQ&veg), bei denen noch eine besondere Absicht damit verbunden ist, sondern auch die Wände menschlicher Wohnstätten vielfach in der Weise errichtet, dafs man leere Thonkrüge durch Nilschlamm verbindet.

Als ein libeJlus contradictorkis ist Nr. 68 von Mitteis S. 101 über- zeugend interpretiert worden. Schwierigkeiten macht nur Z. 33 f.: 6vv oig iav ßißho^airjü}] ngog^etccöot^sv ovGav d' i^oi z'y\v nqog avxov kqlGiv ktI. V. Wilamowitz (S. 688 A.) vermifst zu dem Optativ ein av und übersetzt: „Ist er mit meinen Erklärungen nicht zufrieden, so kann ich die Belege beifügen", und Mitteis: „Wenn der Kläger mit einem weiteren Schriftstück streiten sollte, wollen wir noch etwas hinzufügen". Mir ist hierbei anstöfsig, dafs der Schreiber vorher regelmäfsig in der 1. Person Singular is von sich gesprochen hat. Ich trenne daher Tigogfisraöoi fiivovGav ö^ s{,iol. Das TtQogiiSTadoi mufs, was bei der Orthographie dieses Mannes auch gar nichts

1) Thoeris ist übrigens eine weibliche Gottheit (vgl. v. Wil. S. 677). „Die Grofse" bedeutet ihr Name, vielleicht als „die Schwangere"- aufzufassen nach ihrem greulichen Bilde, einem aufrecht gehenden schwangeren Nilpferd.

2) Die Auflösung des q bleibt leider auch nach Oxy. II S. 319 dunkel. Das TtajiäQiov in V 8 möchte ich nicht mit v. Wil. in jwmerimn verändern. Ua^äQiov im Sinne von Obstgarten begegnet z. B. auch CPR I 19, 4 (J. 330 n. Chr.), aber auch schon im II. Jahrh. n. Chr. Vgl. BGU 712. Zu ■jtw^Laqixrig vgl. Ostr. I 693.

3) In Nr. 56 lernen wir in dem wQiaiiivov xf]g (xtTi]a[sa]s xsXog eine neue Abgabe kennen, die zu Ostr. I S. 344 nachzutragen ist.

4) Tov xsix'o^ xtpa[fio]r? [^iaTJoißaa^itvov rbv \6\vv8sovTa 7t[)]l]bv [kk! räv KSQ]d(icov xovg ^£ao[vg v]cp£lo^£vr], wie Wessely richtig ergänzt hat.

Archiv f. Papyrusforachung I. 1. 9

X30 n. Referate und Besprechungen

Auffälliges hat, füi- TtQogfisraömi stehen. Der Konjunktiv in dem Sinne: „dann will ich eine neue Eingabe machen". Mivovßav braucht nicht weiter durch Parallelen empfohlen zu werden.

Dieser Text^) gewinnt noch an Interesse, wenn man ihn zusammen mit den formell verwandten BGU 578 und 614, die Mitteis im Hermes 32, 644 ff. erläutert hat, und ferner mit P. Lond. II S. 169/70 und 172 betrachtet. Allen ist gemeinsam, dafs sie Bitten um Zustellung von Akten an den Gegner enthalten. Durch die Berliner Texte wird es wahrscheinlich, dafs auch der Oxyrhjnchos-Text an einen (XQ^iÖMaairig gerichtet ist. Andrer- seits gewinnen wieder die Berliner Urkunden durch den vorliegenden.^)

Zu den Eingaben ^) ist wohl auch Nr. 35 R zu rechnen , wegen des tTiLSidcoKa in Z. 3, und zwar gehört es wohl zu den piivateu Eingaben, da vor imdeöaKa kein Titel steht. Von Z. 6 an liegt offenbar die Kopie eines Schriftstückes aus der Kanzlei des Präfekten vor. Die Herausgeber denken an eine proclamatlon. Wegen des Plurals itQoxE&evxiav tTj h£Ox(h\(iri i^iiequ möchte ich lieber an Libelle denken, die der Präfekt erledigt und der Ord- nung gemäfs wie uns Mitteis, Hermes 32, 653 gelehrt hat publiziert hat. Also Z. 10 etwa: ek avvKoXX7}6l\^fjiU)i' ßißhÖLcov^ worauf der Name des Präfekten folgt. Nach dieser Deutung ist BGU 525 damit zu vergleichen.*)

In der Eingabe Nr. 76 ist in Z. 14 offenbar Tiobg oi'yirjaLv statt nqoqoi- y.)]Glv zu lesen.

Die Kontrakte sind durchgehends prächtig erhalten, z. Th. von un- gewöhnlichem Umfang, und da sie uns offenbar in vortrefflicher Lesung^)

1) Z. 15 ist <^'ti]vy ccvrov oder auch avrov <^ti]v ccvrovy zu emendiei'en. Das vorhergehende x£l'cvxi]v mag Schuld haben. In Z. 24: xaXdvxoiv tt, %al n^bg inl TCO avxbv ä-Ko8o(^vyvDci xxl. ist die Übersetzmig von niQog kxI. mit „ivith tlie further stipidation tJiat" unmöglich. Da 7tQog(dLayQacp6^i8vci) hier ausgeschlossen ist, steht TtQog absolut und es heilst: C Talente und darüber, unter der Bedingung, dafs etc.

2) Zu 614. In Z. 6 ist vielleicht di<xaxol{iiiov) für öia6xoX{£wg) zu lesen, nach Oxy. 68, 33. Z. 23 ff. lese und konstruiere ich jetzt nach Prüfung des Originals: i'v' siSäGi XU TtQOXsluBvu y.[a^v ^ihv svyvcoiLOvcöai . . . rag rjOv^iag f-s (i^ovxa, £t öh iLi] . . . xQTiGÖiisvov f(f 7t(jbg avxovg . . . co '^^co SiKalco. Die beiden Partizipien hängen von slS&ai ab. 'TTtavxüGi in Z. 23 steht asyndetisch erklärend neben svyvcüiiovüai. Z. 27 fahre ich fort: nal XQV (korrigiert aus ixQVv) avxovg fir; vnav- [xüvxaq v.xX. und inl xijv iaoiibvr}v und 28: ötaaxoX[fj, [Lsvovxog xov X6y]ov (tov (^besser wäre iioi) tv olg aXXoig iy^ca dixaioig aal nsQi oiv ^ot idiag o[qp]f /2t.

3) In Nr. 74, 15 ist xaxaXl7Tovx{ai) zu lesen, nicht KaxaXt7t6vx(a). Das Lokal- kolorit der oxyrhynchitischen Kanzleien tritt uns wie oben in d'iaxiQ'i^i:vog so hier in xovg i7ta^oXov&ovvx(ag) änb yovfjg ccgvag (statt des im Faijüm üblichen i^ iniyovfig imysyiviqLL^vovg o. ä.) entgegen.

4) Nach Einsicht des Duplikates lese und ergänze ich jetzt hier in Z. 7f. : 7tQo[T]£:&tvx(ov iv \'IovXi07f]6X£i [iv cp] ßißXaidio} KxX. Das ist das luliopolis, das wir bisher nur aus Plin. h. n. VI 23, 102 kennen: cliio milia passuum ah Alexandria abest oppidum luliopolis, inde navigant Nilo Coptum etc. Vgl. hierzu 0. Crusius, Jahrb. f klass. Phil. 1893, S. 34 ff. (luliopolis -Nicopolis). Jetzt durch den Papyras für 178 n. Chr. bezeugt. Ich hoffe den wichtigen Text bald zu publizieren.

o) Eine crux ist noch das Wort Sidmc^ia in 157, 2 und 6. Wegen eines 8. an einem Getreidemafs wird die Annahme der Lieferung verweigert in 133, 14. JcäitiGiia giebt nun absolut keinen Sinn. Der einzige Buchstabe, der von GH leicht verlesen sein könnte, ist das tc, von dem es in jener Zeit eine mit v iden- tische Form giebt. Also öidvia^ia'^ Das wäre von diavit^iv „abwaschen" abzu- leiten, und könnte die Verwischung des Aichungszeichens bedeuten. Darum könnte der Schreiber aufgefordert werden: acpQaylaai xb diäviaua, sein Siegel auf die Stelle zu drücken und so das Hohlmafs wieder für <?ültig zu erklären.

Ulricli Wilfkeii: Papyrus-Urkunden 131

und mit sachkundigem Kommentar^) vorgelegt sind, sind sie für die ver- schiedensten Seiten des öffentlichen und privaten Lebens aufserordentlich lehrreicli. So wird, um nur ein Beispiel herauszugreifen, in Nr. li>7, 13 vom J. 584 von einer yeoviiY.i] (.iiYK^avi] Kakov^iv\] y^diov'^) ^Aviavov a.vxXov6a elg aqo6i{Jn]v yi]v gesprochen, die wegen des dazu gehörigen alcov sehr wahr- scheinlich mit den Herausgebern als Schöpfrad, als Sakje zu fassen ist. Ich füge hinzu, dafs durch P. Lond. I S. 169 ff. auch schon füi* die Zeit Vespa- sians diese Sakjen bezeugt werden^), und wenn ich nicht iiTe, sind auch die bei Strabo XVII p. 807 genannten tQOxoi nichts anderes. Ich hebe diese Notizen nur hervor, da nach Erman, Ag. u. äg. Leben S. 567^, für die alt- ägyptischen Zeiten die Schöpfräder nicht zu belegen, wenn auch wohl an- zunehmen sind. Die ganze Physiognomie der antiken ägyptischen Land- schaft wh'd dadurch der heutigen wieder um ein wesentliches Stück ge- nähert, wenn wir uns nun, auf sichere Zeugnisse gestützt, aufser den ächzen- den Schadüfs (den Zieheimern) auch die melancholisch knairenden Sakjen dort vorstellen düifen.

Unter den privaten Briefscliafteu*) endlich erwecken die Einladungen zu Diners, Hochzeiten und anderen Festlichkeiten ein besonderes Interesse: Nr. 110 112, mit denen BGU 333 zu vergleichen ist.^) Sprachlich ist der Gebrauch von igoarav „bitten" (einladen) auch für die Theologen beachtens- wert. Vgl. Deissmann, Neue Bibelst. S. 23.

II. Die Londoner Texte (vgl. S. 122).

Der im Jahre 1893 von F. G. Kenyon herausgegebene erste Katalog der GreeJc papyri in the British Museum brachte die vollständige Publi- kation aller bis zum Jahre 1890 dort erworbenen griechischen Papp-us- urkunden, eiuschliefslich der Zaubertexte. Über die Erwerbungen der nächsten Jahi'e berichtete Kenyon bald danach in dankenswertester Weise in dem Cafalogue of addiüons to the dcpartment of Mss, 1888 189-i S. 390^450. Die Erwartungen, die durch dieses vorläufige, kurz und knapp gehaltene

1) Die in Ostr. I 772 voi'geschlagene Deutung von 101, 40 f. ziehe ich zu Gmisten der von GH gegebenen zurück. JlarpaAjjft^rrixfo steht offenbar für ca v.al TtaQsiXr}- (pev. Es ist alles in Ordnung.

2) Nicht Gedius Anianus (GH). FriSiov ist ein in dieser Zeit sehr häufiges Diminutivum von yi]. Vgl. Ostr. H n. 1224.

3) Mit -tiviilsvriig in Z. 32 ist offenbar der Arbeiter gemeint, der das Wasser- rad bedient. Vgl. Z. 495: y.vy.ltvrrj v.vulhvovti avv reo ^[r})fCi(vciQi(a)] oder 573: Kvzluvrjj KvyilsvoivTi) t6 ÖQy(avov) oder ö77 : 'A^ßQvav ccxol(ovö'et) tw ogy^ävai). Wer ist aber der ^irixavccQiog? Kaum ein zweiter Mann, denn einer genügt. Ich denke mir, ßovg wird zu ergänzen sein. Vgl. auch P. Grenf. 1 58 (a. 561): y.vHXsvGai xb avtb yswQytov ix tfjg i^i^jg ^moig r&v xal tQScpo^iEvav tzixq' iiiov. Wenn es an anderen Stellen heilst: avrlovai ö Suva xat 6 Sstva, so kann dabei sowohl an die für das alte Ägypten nachgewiesenen Schadvifs gedacht werden, als auch an die oft bezeugte archimedische Schraube, y.oxUag (vgl. Varges, de stat. Aeg. S. 71), für die es übrigens auch heute noch eine Analogie giebt.

4) In 119, 2 4 wird [isz' iaov für jifTg 6ov zu lesen sein. Vgl. Wessely, Wien. Stud. VII 77 und Hatzidakis, Einl. in d. Neugr. Gr. S. 329. Zu 114 (wor- über v. Wil.) vgl. auch BGU 93. In Z. 7 ist hier djAftarix^v 7]v t;^ftg Ilviiv zu lesen, in 11: xa ßaldßuQ'^QCi] (= ^aldßaO'QOi).

5) Ist hier Z. 4 vielleicht nach Oxy. 112 auch i^]hlQ^i^iv zu ergänzen?

9*

132 II< Referate und Besprechungen

Eegister erweckt waren, sind jetzt durch den vorliegenden zweiten Band des Catalogue of Greek papyri in tlie British Museum, der den ersten noch um mehr als hundert Seiten überragt, im höchsten Mafse erfüllt worden: er bietet uns die sorgfältige Publikation von 262 Papyrusurkunden, die in der Zeit von 1891 1895 vom British Museum erworben worden sind. Da die nach 1895 gemachten Erwerbungen bereits von Mahatfy, Grenfell und Hunt an anderen Orten publiziert sind (P. Petr., Grenf. I, II), so sind augen- blicklich with a few exceptions all the GreeTc papyri in ihc British Museum accessible to scholars.

Auch diesem zweiten Bande ist wie dem ersten ein Tafelwerk bei- gefügt, das über jedes Lob erhaben ist. Diese in Grofsfolio, in vornehmster Ausstattung ausgeführten photographischen Reproduktionen es sind nicht weniger als 123 Tafeln! sind ein Schatz, für den wir der Verwaltung des British Museum, im besondern Sir Thompsen, unsern wärmsten Dank ausspi-echen müssen. Auch mit der Auswahl der zu reproduzierenden Texte wird man im allgemeinen einverstanden sein, wenn natürlich auch Mancher je nach seinen Interessen diesen oder jenen Text vorgezogen hätte. Als Prinzip würde ich es allerdings füi' richtiger halten, nicht nur the best pjre- servecl papyri zu bevorzugen, sondern gerade auch die schlecht erhaltenen, für deren Entzifferung im Dm'chschnitt am meisten zu thun übrig bleibt, zu reproduzieren und damit der Mitarbeit aller zu erschliefsen. So würde z. B. ein Faksimile zu der wichtigen, aber schlechter erhaltenen Censusrolle 260 (S. 36 ff.) sehr viel wertvoller gewesen sein, als die 7 Tafeln zu den vorhergehenden Rollen S. 19 ff". Doch einer solchen Gabe gegenül)er ist es unbescheiden, auf Desiderien hinzuweisen.

Die Sammlung des British Museum hat sich durch die Ankäufe der Jahre 1891 1895 auf das beste kompletiert: gerade die römische Periode, die früher gegenüber der ptolemäischen und späteren byzantinischen stark zurückgetreten war, ist jetzt glänzend vertreten. Die meisten der hier publi- zierten Texte gehören den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung an. Auch das IV. Jahrb., aus dem wir vor den Funden von Grenf ell-Hunt nur wenige Texte kannten, ist hier, namentlich durch die Korrespondenz des Abinnäus, vortrefflich repräsentiert.

Mit wenigen Ausnahmen^) füliren uns die vorliegenden Urkunden nach dem Faijüm. Die meisten gehören dem epochemachenden, noch iimrier nicht versiegenden Funde von Dime Soknopaiu-Nesos an, jenem Dorfe am Nord- rande des Birket Kerün, das einst im blühenden Fruchtlande lag, heute völlig zur Wüste gehört und gerade darum ähnlich wie Behnesa-Oxy- hrynchos uns seine Papiere in so ausgezeichneter Konservierung hinter- lassen hat. ^) Mehrere stammen aus der Metropole Arsinoe, andere aus an- deren Dörfern des Gaues, unter denen namentlich JiovvGLccg hervortritt, das nach Grenfell-Hunt (s. unten S. 217) sehr wahrscheinlich mit dem heutigen Kasr Kurün an der Südwestecke des Birket Kerün identisch ist.

1) Vgl. S. 1 ff. aus der Thebais, S. 323 ff. aus Apollinopolis Maior (Edfu).

2) Dazu kommt, dafs in Dime die Papyri meist in Hausruinen gefunden werden sollen, nicht in den Schutthügeln. Auch Baechias und Karanis, die gleichfalls in Kenyon's Publikation vertreten sind, liegen heute in der Wüste, beide östlich vom Birket Kerün, jenes das heutige Köm el-Qatl, dieses Köm Uashim, wie Hogarth und Grenfell gezeigt haben.

Ulrich Wilcken: Papyi-us-Urkundcn 133

Es spricht für den gewaltigen Aufschwung der Papyi'usfunde, dafs Kenyon, wie auch CJrenfell-Hunt bei den Oxji-hynchos-Texten, nur eine Aus- wahl der erworbenen Papyri vorlegt und über die kleineren Fragmente nur in dem vorangehenden Register berichtet. So sind von den 410 Papyri des Registers nur 262 in extenso mitgeteilt. Unter den obwaltenden Verhält- nissen ist dies Verfahren im Interesse der Beschleunigung der Publikation denn nichts ist schwieriger und zeitraubender als Fragmente zu edieren! gewifs zu billigen, vorausgesetzt, dafs uns später einmal auch die kleineren Stücke in vollständigem Text mitgeteilt werden. Vielleicht könnten künftig die Angaben des Registers über die nicht publizierten Texte etwas ausführ- licher gehalten werden.

In der Transkription ist Kenyon demselben System wie im ersten Bande gefolgt: er beabsichtigt möglichst engen Anschlufs an das Original, markiert zwar Worttrennung, aber keine Satztrennung und giebt auch keine Accente noch sonstige Lesezeichen. Ich halte nach wie vor daran fest, dafs es wünschenswerter ist, dafs der Herausgeber solcher Urkunden durch Hinzu- fügung von Interpunktion, Accenten etc. den Texten den äufseren Charakter gebe, den wii* in unseren gi-iechischen Ausgaben zu finden gewohnt sind. Doch da ich hierüber in meiner Rezension des ersten Bandes ausführlicher gesprochen habe^), will ich heute nicht noch einmal darauf zurückkommen. Gewifs gebe ich zu, dafs eacli editor must he allowed to judge for himself wliat metJiod is most convenient. Es ist nur nicht zu leugnen, dafs durch Kenyon's Methode die Benutzung der Texte erschwert wird, da ein schneller Überblick nicht möglich ist. Man mufs sich immer wieder erst die Kon- struktionen zusanmiensuchen, wenigstens wenn man nicht in der glücklichen Lage ist, ein eigenes Exemplar zu besitzen, in dem man die Perioden mar- kieren kann.

Eine Neuerung findet sich in dem vorliegenden Bande, für deren künf- tige Unterlassung wir wohl alle dem verdienstvollen Herausgeber sehr dank- bar wären. In seinem Bestreben, dem Original möglichst nahe zu kommen, giebt er solche Buchstaben, die der Schreiber auffallend grofs gemacht hat, im Druck mit unseren „grofsen Buchstaben" wieder. Welches Interesse kann es für den Leser haben zu wissen, dafs hier oder dort der Schreiber aus irgend einer Marotte einen Buchstaben etwas gröfser gemalt hat, da man doch damals den Unterschied von grofsen und kleinen Buch- staben in unserem Sinne gar nicht gekannt hat? Es wirkt aber auch direkt störend. Wenn z. B. auf S. 179, 18 gedi-uckt wird: Ofxoloyco IIsTtQanevai, OiXyi^ovi TlToXefiaiov Kccxa rrjvöe rrjv O^oXoyiav ÄTto x)]g Eve- öraGrig 7]fjLSQag Eiti xov anavxa iqovov ^ so heifst das doch wahrlich, dem Leser nicht nur die Erleichterungen, auf die er m. E. Anspruch hätte, versagen, sondern sogar neu geschaffene Schwierigkeiten ihm in den Weg stellen.

Dagegen würde es eine sehr wünschenswei'fce Anlehnung an das Ori-

1) Vgl. Gott. GA 1894, 718 ff. Zu dem Urteil von Waitz, auf das ich mich damals bezog, kann ich zu meiner Freude jetzt auch das von Wilamowitz hinzu- fügen, der in GGA 1898 S. 674 bezüglich der Oxyrhynchos-Texte sagt: „(Aufser den litterarischen Papyri) wird alles nur in Umschrift gegeben, die alle Lese- zeichen ohne weiteres zufügt. Das ist das einzig verständige."

134 II- Referate und Besprecliungen

ginal sein, wenn auf eine konsequentere Wiedergabe der vom Schreiber be- hufs Trennung der Sätze oder Perioden gelassenen Spatien geachtet würde. Beispielshalber hat der Schreiber von S. 276 die Adresse vom Expose, und dieses wieder vom Petitum deutlich geschieden. Darum müTste auch das Spatium in Z. 5 vor y,caa und in 15 vor Siü im Druck kenntlich gemacht werden. Denn da liegt nicht eine Laune, sondern bewufste Absicht vor.

Auch eine noch genauere und zwar am besten im Text, nicht in den Fufsnoten gegebene Bezeichnung der verschiedenen Hände, die an einem Text gearbeitet haben, würde ein klareres Bild von dem Original erwecken. Füi' manche Fragen ist es auch sachlich von grofsem Werte zu wissen, ob der Text von einer Hand oder von mehi-eren geschrieben ist. Kenyon's An- gaben sind nicht ausreichend. So ist z. B. nicht angegeben, dafs S. 205, 26 die eigenhändige Erklärung des Kontrahenten beginnt, dafs die Deklaration auf S. 73 von fünf verschiedenen Händen geschrieben ist, die auf S. 74 von vier Händen u. s. w. Eine genaue und übersichtliche Angabe der verschie- denen Hände ist eine Forderung, auf die nicht verzichtet werden kann.

Vor allem aber bitten wir für die nächsten Bände um fortlaufende Numerierung der publizierten Texte, und womöglich mit arabischen Zahlen! Dieses Zitieren nach den Museumsnummern , die man dann vorn im Register nachschlagen raufs, um herauszubekommen, wo sie denn eigent- lich publiziert sind, führt zu sehr bedauerlichen Stöningen beim Arbeiten.

Doch nun von den Äufserlichkeiten zu dem prächtigen Inhalt. Ich folge bei dieser Übersicht der vom Editor gegebenen Anordnung.

A. Ptolemaic Period. S. 1—16.

Die wenigen Stücke, die hier aus ptolemäischer Zeit mitgeteilt sind, stammen aus der Thebais (IL Jahrh. vor Chr.). Sie sind wie die Petrie- Papyri aus Mumienkartonagen losgelöst. Es sind meist kleinere Bruchstücke aus Testamenten, Klagschriften, Kontrakten, ferner Abrechnungen, Inven- tare u. ä. Sowohl diese als alle folgenden Stücke sind vom Herausgeber in einleitenden Ausführungen und in Fufsnoten sprachlich imd sachlich bestens kommentiert worden. Der grofsen Arbeit gegenüber, die hier von Kenyon geleistet ist, sind es meist nur Kleinigkeiten, die ich nach meinem bisherigen Studium dieser Texte bessernd oder ergänzend nachtragen kann. Anderes haben schon Grenfell - Hunt a. a. 0. angemerkt. Im Einzelnen bemerke ich:

S. 2 (b), 2: Tlavi6Y,o^ ög %<u TlErsfistvig: einer der seltenen Fälle, in denen griechisch -ägyptische Doppelnamen auf Übersetzung des einen Teiles beruhen: Pan entspricht dem Min; TläviGY.og Diminutivform für Uavoöcooog (= IlEre^ivig).

S. 3 oben Z. 7 lies «[jro utej^rot' n£\vTe] statt .[.... \q(ov 7r£[. .].

S. 3/4. Die Sigle in Z. 5, 8 und 9 , die K. mit <( wiedergiebt und als Drachme erklärt, ist vielmehr eine Verbindung von a mit übergesetztem v und bedeutet Arure. Vgl. Ostraka I 775. Daher auch die Brüche -^^ und fV ('^gl- ebendort). In Z. 2 ist noch nicht alles klar; Schlufs jedenfalls IIccvccr\^ st. ncivacp.

Tu der Quittung S. 4 (a), 2 1. s^/ßi iy •d-rjaa[vQov st. sy &aißa[.

Für S. 5/6 nur Vermutungen, da kein Faksimile beigegeben ist. Z. 8: Savs\t6ccfjt,evog? Z. 10 wohl: kc(]&^ a ^:£^^en:cd (.lot ')(^£tQ6yQ[a(pc<. Z. 11: 6fK[a6Tag?

Ulrich Wilcken: Papyms-Urkunden 135

Z. 20 etwa: Ini^wvov eivca \iv xri cpv\kav,ri. Kol. II 1 etwa: y^cdQuv. 'OjU.[o- A.oyc5? K. hält dies für einen Kaufkontrakt. Viehnehr liegt eine Verpflich- tung zur TtaQccOraGig vor. Theoxena Avar vielleicht die Gläubigerin, deren Schuldner im Gefängnis safs. Der Schreiber will ihn für drei Tage heraus haben und bürgt ihr dafüi", dafs er sich nach drei Tagen wieder stellt.^)

S. 7, 8 1.: zb int-ßdllov st. xo .eni 8 aXlov. Z. 14 liest K. twt] 8b 8ri^\oOL(o\i. Ich kenne das Wort 8y]i.i66Lov als Bezeichnung für die Regie- rungskasse erst für die Kaiserzeit. Ich glaube statt dessen 8i87]lio\TC(\i zu ei'kennen. Also wäre zu lesen: iav 8e\ firj aitoSm i} fiT] 7roi7J[(jijt ? . . . ■Kad'öxi\ 8B8'riX(o\xa\tj a%ox\si,6dx(i> yixX. Z. 18/19 1.: ].g 3t«[t? i^eQug elg [ro ßaatltKov aQ-yv^iov] und (J]pa;^ ftag 8 ia\Koaiag(?) statt ]g rjfiEQag £tg[ und ].a vfiag 8co[. Dieselbe Phrase steht sicher im 3. Frag- ment Z. 26: tEQCiS (st. x£Qag) sig xb ßciGLXiy.\bv dqyvqiov 8Qa'indg\ Also gehören die beiden Fragmeute nicht zu demselben Text, wiewohl sie von derselben Hand geschrieben sind. Diese Wendung ist mir neu, sonst sagt man: kqag ßaßiXst oder ähnlich. Vgl. Ostr. I 722^. ^AQyvqiov ist notwendig zu ergänzen (vgl. ebenda). Z. 21 erg.: t%z\ld'6vxi ay.vQo\g saxw.

S. 8, 7 steht wii'klich anoxstadzcoGav da. Es ist aber verschrieben für ajto86xcoaav (vgl. Z. 15), wie alle Parallelen zeigen.

S. 10. K. erklärt die Sigle h als Arure. Es ist vielmehr die Ai-tabe; daher auch die Bräcke ^, -^V, ^V- ^§^- ^^tr. I 749 f. Das zweimalige laamg in Z. 11 und 12 wird als Eigenname ^l6ä%ig (= Isaak) zu fassen sein (vgl. S. 33, 151). Auch Za^ißad'cciog in Z. 9 ist ein jüdischer Name. Vgl. Ostr. I 523.

Das Inventar auf S. 11 ist lexikalisch sehr interessant. In Z. 5 wird nag eq)t7t7tt{ov) zu lesen sein st. y.aßBcpntn'". also ein Fell, das als Pferde- decke dient. In Z. 13 hat K. vulag richtig gelesen. Aber was ist das? Von v(xlog (Glas) läfst es sich kaum ableiten. Ich denke, im Anlaut ist ein y (= j) geschwunden, und es steht für yvdXag, worüber Athen. XI 467 c zu vergleichen ist. Darauf folgt G'a\ci\cpLOv oder cjx[v]qD/ov. Zu y.övbv vgl. Stm-z, de dial. Mac. S. 91. Das iviov in Z. 14 halte ich für iviov, das ägyptische Hohlmafs Hin. Vgl. Hultsch, Metrol.^ S. 103, 367 .^ Z. 25 1. ^tXa- vo86%ov st. ^uXav8oy.ov. Z. 28 1. c(.Xaßa6xQ0%^ri%ai st. uXcißc)cGxQo'^%^\]Y,cii.

Die Klagschrift an den Epistrategen Qo^ifxovg (S. 13/14), die schon früher von Mahaffy gut ediert war, liegt jetzt in fehlex-loser Lesung vor. In Z. 13 hat K, richtig Xrjvcovog hergestellt, hält das Wort aber für unbekannt. Wir kennen es sonst in der jüngeren volkstümlichen Form Xi]va(ov (Kelter- ramn) aus den Geop. 6, 1, 3. Vgl. Lobeck, Phryn. S. 166. Es kommt aber auch hier S. 128 zweimal als Xi}v6v vor. In Z. 14 ist sicher mit Ma- haiFy zu ergänzen: yT]\^g] xsqGov Kai aXh]g yrjg iuxbg q)o<^QoyXoy iccg. Vgl. BGU 396, 7: üyov ini cpoqoXoyia. kXtiqov, und nachher Z. 9: eyeQöco&ri.

B. Roman Period.

1. The Census and Poll-tax. S. 17 64.

Dieser Abschnitt ist für die Steuergeschichte Ägyptens der wichtigste in dem Buche. Ich kann hier nur die Hauptpunkte hervorheben.

1) Vgl. hierzu jetzt Oxy. II 259.

136 II- Referate und Besprechungen

Es liegen hier umfangreiche Scha'iftstücke aus amtliehen Büchern vor, in denen auf Grund der Subjektsdeklaratiouen (xca'' oiy.lav aTCoyqacpcd) und anderer Eingaben (wie Todes- und Gebui-tsanzeigen) Personenlisten nach verschiedenen Gesichtspunkten gefühi-t wurden. Sie beziehen sich auf Dörfer des Faijüm (vgl. S. 37, 35: ^tA-cors^idog). Die ersten drei Listen, aus dem 1-4. Jahr des Domitian, haben, abgesehen vom SchluTs, das Schema: Haus Einwohner (Name, Stand, Alter), sind also zu vergleichen mit den Listen BGU I 185, 11 493 510 und 533 (vgl. Ostr. I 479), von denen sie aber insofern abweichen, als sie nm- Männer und zwar nur solche im Alter von 14 bis 61 Jahren aufFühren.

Nach Kenyon ergeben sich zwei wichtige Fakta aus diesen Listen: l) Der Kopfsteuer {idoy^afpicc) waren nur die Männer, nicht auch die Frauen unterworfen. 2) Die Kopfsteuerpflicht war auf die Jahre 14 60 beschränkt.

Um das Sichere vorweg zu nehmen, so steht der zweite Punkt aufser Zweifel, nur möchte ich wegen S. 38, 64: vnkq xo 'E,a statt des 60. das 61. Jahr als letztes kopfsteuerpflichtiges annehmen. Es hat sich also nicht bewährt, was ich auf Grund von ülpian (Dig. 50, 15, 3) als wahrscheinlich bezeichnet habe (Ostr. I 242), dafs ebenso wie in Syrien auch in Ägypten die Männer bis zum 65. Jahre kopfsteuerpflichtig gewesen seien. Dagegen wird meine ebendorther geschöpfte und auch durch den 14jährigen Turnus der Subjektsdeklarationen gestützte Annahme, dafs diese Verpflichtung mit dem 14. Jahre begonnen habe, auf das beste bestätigt.

Über den anderen Punkt, den Ausschluls der Frauen von der Kopf- steuer, bekenne ich, noch zu keinem festen Resultat gekommen zu sein. Kenyon kann füi' seine Ansicht anführen, dafs diese langen Männerlisten abgeschlossen werden mit dem Satze (S. 38, 61): /oi 7ta[v]r(£g) avd(()£g) q-a a.v\a] L [ju,] L (J'o) 7tQo{ß8iciyQCicp6^eva) t-r 6vfiß6X{(av) ivj i-SQV. Auch im Folgenden, wo die über 61jährigen und die Toten abgerechnet werden, be- gegnen nur Männer. Vgl. auch S. 54.

Für Kenyons Ansicht kann ich ferner anführen, dafs unter den zahl- reichen Kopfsteuerquittungen, die ich in Ostr. I 230 ff. behandelt habe, auch nicht eine Quittung ist, die einer Frau ausgestellt wäre. Auch Grenfell kennt, wie er mir schreibt, kein Beispiel.

Trotzdem kann ich mich aus allgemeinen historischen Gesichtspunkten noch nicht für überzeugt erklären. Was sollte den Kaiser Augustus, der die XaoyQacpia in Ägypten eingeführt zu haben scheint^), bewogen haben, die Frauen von der Kopfsteuer auszuschliefsen und auf diese grofse Einnahme zu verzichten? Wie sollte er darauf kommen, den ägyptischen Frauen ein Privileg zu erteilen, das er sonst nur den Alexandi-inern und einigen privi- legierten Klassen zedierte?") Es wäre dies um so verwunderlicher, als nirgends sonst im römischen Reiche, soweit wir wissen, die Kopfsteuer auf die Männer beschränkt war. Für Afrika bezeugt es Appian, Libyc. 135, dafs Männer und Frauen ihr unterworfen waren ^), für Syrien ist es durch Ulpian a. a. 0. erwiesen, und hätte Dio Cassius 62, 3 wohl die Brittin Buduica sagen lassen: rcov autfidrcov avvcov 6a6i.ibv izrjGiov (psoojxsv , wenn sie selbst frei gewesen wäre von dieser Kopfsteuer?

1) Ostraka I 245 If.

2) Ostr. I 240 f.

3) Vgl. auch Cod. Theod. XIII 4, 4.

Ulrich Wilckon: Papynis-Urkmulcn 137

Wenn also in den Londoner Listen nur über kopfsteuerpflichtige Männer abgerechnet wird, so liegt zunächst doch der Gedanke nahe, dafs über die Frauen in anderen Eollen Buch geführt ist, dafs also aus ii-gend welchen Gründen der Geschäftspraxis etwa mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Militärbehörden über Männer und Frauen gesonderte Listen geführt worden sind. Dafs noch keine Kopfsteuerquittuugen für Frauen gefunden sind, könnte Zufall sein. Das Fehlen des XaoyQacpoviievt] in den Subjektsdeklarationen beweist nichts, da der entsprechende Zusatz auch bei den erwachsenen Söhnen fehlt (vgl. BGU 115, 117). Dafs endlich die Mädchen nicht in den vTto- ^ivrifiarcc iTtifsw^ßecog aufgeführt zu sein scheinen, könnte in der schon in Ostr. I 453 von mir proponierten Annahme ihre Erklärung finden, dafs diese Eingaben im militärischen Interesse gemacht wurden.

Wenn man Josephus nur genau beim Wort nehmen könnte, würde die Kopfsteuerpflichtigkeit der ägyptischen Frauen erwiesen sein durch die oft zitierten Worte im b. lud. II § 385: (tj Aiyvnxoq) TtEvrrjnovra TtQog ralg STtxccKoöicciq iypvGa fxvQidöag ccv&QOOTtcov 6i%cc xav ^ylXE'E,dvdQEiav kuxoikovv- X(Ov cog evsöxiv ek xrjg nad- £%a6xr]v nscpakiiv elgcpoQccg x Ev.^r]Qa- G&cii Aber ich habe selbst gegen seine Berechnungsmethode Einwendungen erhoben (Ostr. I 238 f.), und so will ich dies nicht urgieren. Das wird man allerdings sagen müssen, dafs, wenn wirklich die ägyptischen Frauen frei sein sollten von der Kopfsteuer, die Berechnung des Josephus absolut keinen Wert mehr hätte.

Für ihre Kopfsteuerpflichtigkeit weifs ich nur einen einzigen Text an- zuführen, den Berliner Papyrus P. 7097. In dieser Subjektsdeklaration vom J. 173/4 (Memphis) sagt der Deklarant, nachdem er seinen einjährigen Sohn und seine 17jährige Tochter genannt hat: Ttccgav öe 6 TtQoyEyQ^aii- fiEvog) 6xa&[fxovxog?) ['J](T/(Ja)^[og] Evyväxai 'i]^\ßg~\ tco|v] ETCinstpakLcov. Wenn hier nur nicht das allgemeine i7ti,KEq)dXL0v statt XaoyQacpia gesagt wäre, so wüi-den wir einen sicheren Beweis haben, denn in das i^ftßg kann er natür- lich nur die Tochter, nicht den Säugling eingeschlossen haben. Dafs hier wii-klich die Xaoyqacpia gemeint ist, macht allerdings ein unpublizierter Text im Gizeh-Museum (Nr. 10429), der gleichfalls aus Memphis stammt, sehr wahrscheinlich, wo es heifst: di^J^yQiccij^Ev) vueq ivoinav avayQa- (pofXEvcov sig avxbv XaoyQacplag nal cpvXÜKXQOv xov avxov l'rov[?] tixX. Hier zahlt der Hauswirt für die XaoyQacpia seiner Mieter, wie er dort füi- ihre ETtiKEcpccXta büi-gt. Doch ein strikter Beweis ist das nicht.

So schliefse ich mit einem non liquef. Sollte sich durch weiteres Ma- terial die Schlufsfolgerung Kenyon's als richtig ergeben, so war es doch vielleicht nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, eine wie merkwürdige histo- rische Rarität diese Exzeption der ägj^ tischen Frauen von der Kopfsteuer innerhalb der griechisch-römischen Welt darstellen würde.

Abgesehen von ihrem grofsen steuergeschichtlichen Wert sind diese Listen nicht nur für die Eigennamen^), sondern auch füi- die Gewerbe von gi'ofsem Interesse. Das gilt namentlich von den verschiedenen Arten von öffentlichen Bodenpächtern, die hier in allen möglichen Variationen als

1) S. 22, 52 1. TansTE-nfaios). S. 23, 70 Schlufs 1. rf]g n]ErEQ^(ov&ov) ; ebenda 83 1. TJJs ß.Xi:\^]&rog. Nach S. 26, 224 (JTtöxß) vermute ich für BGU 560 II 16 die Lesung UeGuccg st. ÜEüßäg.

138 n. Referate und Bespreciimigen

ötj^oGioi., ov6Ui%oi ^), TiQogööov ") yewQyot auftreten- Neu ist meines Wissens der yQaj.if.icit^Evg) yscoi^gyäi') ovöii^axäv) (S. 30, 60) und der dfj(fto(Ticoy) ov<3i{cik5)v yEaQy&v) yQ^a^if.iaxevg) (S. 31, 94). Vgl. unten zu S. 98. Das mag ein vom Staat ihnen gegebener Sekretär sein, wie jene yqafx^arsig tov yivovg rmv vi&v löQarjX ot aaraGxad'ivreg in avxovg vnb rcov i.%iGxax&v xov 0a^aco (Exod. 5, 14), an die sie mich lebhaft erinnern, wenn auch das Dienstverhältnis doi*t ein anderes ist.

Die wichtigste Liste, die dritte (S. 36), bedarf noch vielfach der Auf- klärung. Da kein Faksimile beigegeben ist, bringe ich nur Vermutungen.

S. 38, 56 ist TiQog!^ nicht 7TQogßsßXr]f.ievoi, sondern 7iQogß{ai,v6vt(ov) oder ähnlich. Vgl. die Eingaben an die Epikrisiskommission, aus denen diese Notiz entnommen ist (BGU 109, 324 etc.). Kann Z. 63 "Hx&nßav elg aTtalxTjötv gelesen werden? In Z. 66 vermute ich statt ywv ju./ (= ixetk) vielmehr yvcofi^ == yvoSfi^ovog). Davor vielleicht Kavoviov wie in Z. 126? Z. 73 ist zu trennen: ötcc x&v xov ly^ iv iiEq)ciXal(o (st. evKS(pa}Mi.^ = Iv- üScpciXaicoiia S. 393) %al x«t' avöga Xoycov. Der Gegensatz ist: „summarische Übersicht" und „Spezialisierung Mann für Mann".

S. 39, 91 wird von K. mit Recht avsTtUi^QLxog) aufgelöst. Danach er- gänze ich auch in BGU 562, 16: kko avsTttniQixav).^)

Am schwierigsten ist S. 40, 126 flf.*) Ich vermute: Kavoviov yv(0}io(^vog) ixo^[evov (d.h.. des folgenden) xov a^vaXa[iß{dvovxog) xexeXevx\^r]^K{6- xag). Z. 128 vielleicht: XaoyQa(q)ovii.evoi) iv [yva^ovi] ai'EXri(ig)'d'('r]- Gav).^) Doch hier bleibt noch vieles dunkel.^)

Vielleicht noch wichtiger sind die beiden folgenden grofsen Urkunden auf S. 42 61. Es sind verschiedene amtliche Listen, die von einem Ampho- darchen aus Ai'sinoe im 5. Jahre des Vespasian aufgestellt sind. Das Kopf- stück der ersten fehlt. Die zweite wird als aTtoXoyL6(xbg a.(p^iXiK(av vl6)v KocxoLKcov bezeichnet (S. 49), die dritte als aTioXoyiöfxbg acprjXLyMV vuov [X^a\^oy^Qaq)ovfji£V(X)v (S. 55), die vierte als yQtxcprji tcöv xäi e (evei) ßnjfiav- ^EVx(ov Öl vTCoiivr)ii.dx(Ov iTtiysyEvvrjßd'ai xotg VTtoyEyQd^fievoig e'xeöi (S. 60). Diese Listen werfen aufserordentlich schwierige und wichtige Fragen auf, denen Kenyon mit grofsem Scharfsinn zu Leibe gegangen ist. Da Grenfell mir mitteilte, dafs der II. Oxyrhynchos-Band neues wichtiges Material hierzu bringen wird, so verschiebe ich die Besprechung bis zu dem Referat über diesen zAveiten Band im nächsten Heft. Nur was die Listen über die Höhe

1) Kenyon S. .30, 44 liest ovalas y£coQy6g und erklärt es als ciiltivator of his own land mit Unrecht. Zum Patrimonialland vgl. Ostr. I 392 f. und 643 f., (346.

2) Auch Kenyon, wie vor ihm Viereck und P. Meyer, setzt (S. 22, 96 und 224) TCQogödov yi) = idioitiiiri. Vgl. dagegen Ostr. I 657.- Wenn in dem unpubli- zierten P. Lond. 604 A (S. 96 A. 2) ßcoilixi] , hQa und idio^rizi] yTy unterschieden wird, so braucht das nicht dasselbe 7ai sein, als wenn in BGU__20 öioiKijascog rfjg TU ßaaili-afjg -nal liQccg xcd TtQogodov imterschieden wird. Im Übrigen vgl. unten S. 148/9.

.3) Grenfell erinnert mich mit Recht daran, dafs hier Z. 15 iTtiy.{sy.QHiivov) nicht richtig aufgelöst ist. Er schlägt iTti%(iivc(vrog vor. Besser ist vielleicht ein

4) In 125 schlage ich vor: mv yvwyLo(vi) rüi ly'- &v\ fX'^i^qi&rjaav) i]y.

5) In einem unpublizierten Papyrus las ich: iv yvö)^ovi &vcclcc^ißd{v£iv). Vgl. dagegen S. 39, 99, oline iv.

6) Zu coi' öiiöloyoi (42, 191) vgl. Ostr. I 253 f.

Ulrich Wilcken: Papyniö-Urkundcn 139

der Kopfsteuer im Faijüm melden, sei schon hier hervorgehoben, da dieser Punkt schon jetzt klar ist. Auf S. 54 wird über die Kopfsteuern von 385 Männern abgerechnet. Von diesen haben 330 je 20 Drachmen gezahlt, 3 je 40, 5 Tote je 10, und 47 sind areKeig, wie K. offenbar richtig in Z. 20 hergestellt hat. Dafs die Kopfsteuer in Ägypten in verschiedener Höhe erhoben wurde, habe ich schon in Ostr. I S. 234 tf. nachgewiesen, wo ich aus den erhaltenen Quittungen zeigte, dafs die verschiedenen kleinen Ortschaften Oberägyptens z. T. in vei'schiedener Höhe belastet waren. Aber dafs nach dem Londinensis in der Gauhauptstadt Ai'sinoe sogar die Be- wohner einer imd derselben Strafse (ßiirpodov) in verschiedener Höhe zur Kopfsteuer herangezogen wurden, das ist uns neu. Wir werden mit Kenyon in denen, die 40 Drachmen zahlen, die Ägypter erkennen, in denen, die 20 zahlen, die Griechen, soweit sie nicht KccroiKot, oder sonst Privilegierte sind, und in den aTsXeig die Letzteren.-^) Dafs uns hier zweierlei Griechen, auch griechische XaoyQacpov^svoi amtlich bezeugt werden, ist historisch von hohem Werte. Diese XaoyQacpovixEvot sind wohl jene Gi'iechen^j, die im Laufe der Zeit sich mit den Ägyjitern gemischt und so jene graeco - ägyp- tische Mischbevölkerung geschaffen haben, die wie in der Nomenklatur, so auch in der gesamten Kultur dieser Zeit uns so deutlich entgegentritt.^)

Die von anderer Hand geschriebene Subskription auf S. 54 möchte ich ergänzen: . . . %arccKexco(Qi6tat) %vQ(tK>g) de' ^Ayad'ov örjfiioGoov) ßvß{Xto- (pvXaKog) .... Diese Unterschrift lehrt uns, dafs die vorstehenden Ab- rechnungen des Amphodarchen in die Srjfioata ßißXio&riKT] einregistriert worden sind. Vgl. die ähnliche Subskription des Strategen-Tagebuchs im Philologus 53 N. F. 7, S. 99.^)

Von den anderen Urkunden, die Kenyon in diesem Abschnitt vorlegt, ist am interessantesten der Brief des "AvMog an seine Schwester Tamystha (S. 63/4), in dem er ihr durch Beifügung von Kopien aus den in der öri(jL06La ßißXioQ"r]Y.)] hinterlegten Subjektsdeklarationen der beiden letzten Periodenjahre nachweist, dafs er ihr Bruder ist."'') Dies ist wichtig für die Publizität der in der dr]^G6tcc ßißXt,od-7]K'r] deponierten Akten. Vgl. Ostr. I 487.

2. Death Certificates. S. 65—68.

Es werden hier vier Todesanzeigen publiziert, wie wir sie schon kannten^), doch ist manches Bemerkenswerte dai'in. Die obere auf S. 66

1) Die fünf Toten zu je 10 Drachmen werden kaum einer besonderen Klasse angehört haben, sondern man wird ihnen als Toten nur 10 Drachmen berechnet haben. Das würde die Eile erklären, mit der die Angehörigen die Todesfälle melden. Vgl. Ostr. I 455.

2) Die Privilegierten werden sich strßnger abgeschlossen haben. Wenn auch bei ihnen gelegentlich Ehen mit Frauen ägyptischen Namens begegnen, so mögen das eher Töchter aus jener griechisch-ägyptischen Mischbevölkerung als aus rein ägyptischen Familien sein. Doch diese Fragen bedürfen noch sehr einer exakteren Behandlung.

3) Vgl. meinen Vortrag ,,Die griechischen Papyrusurkunden" S. 34.

4) Ich glaube nicht, dafs man dies naraicaQi^sLv mit Mommsen, Rom. Strafr. S. 520* als „anweisen" fassen kann.

5) Den Wechsel von QavQ'vovcpig und XsvQ'vov^pig mögen die Agyptologen beachten! Ähnlich wechselt Otvcdskä? und XsvaU^äg in BGU I 19.

6j Vgl. oben das Generalregister und Ostr. I 454 ff. Bestätigend tritt jetzt

140 II- Referate und Besprechvuigen

ist das erste Beispiel aus dem I. Jahrli. n. Chr. Neu ist, dafs hier der Tod eines Priesters an die Tjyoviisvot islgicov] gemeldet Avird, damit diese es weiter berichten an die zuständige Behörde (oncog avevs'ji&fi). Dagegen wird auf S. 68 (vom J. 170 n. Chr.) der Tod eines Priesters übrigens eines cc<pfih'^l direkt dem Dorfschreiber gemeldet. Dieses Stück ist dm'ch den Kontrollevermerk des Dorfschreibers „I'(T;(Ov toütou t6 i'ßov eig i^itaGiv'''', den wir bisher unter den ccKoyQCKpai und Gebui-tsanzeigen kannten, bemerkenswert. Damit ist zu vergleichen der Schlufs von BGU I 254, den ich folgendermafsen lesen möchte: TovQßtov ntX. ... to[v 7tQ^oyeyQa{^i- (.livov) Nefießimva [..] .... aXy]d'(S)g) rereXevtt^y.^ivai.)^) statt to

[ ] Nefisßioav [(X7t6] Tjjg fxrjT^QondXecog) reteXEVT'i^xie).

Zum Text bemerke ich noch: S. 66 oben 4 lies TIav£(pqiii[iiog und 5 TavtfpQt^^iog ^ in 9 TciVccpQ£iiii\^Log\. In 67, 13 (ohne Faks.) wird jeden- falls ^ylßäöKdVTog für AßaGxaTtrog zu lesen sein.

3. Taxation. S. 69—148.

In diesem Abschnitt hat Kenyon eine Reihe von Urkunden zusammen- gestellt, die das Steuerwesen betreffen. Auch unter diesen befinden sich einige Nummern von hervorragender Bedeutung. Über die Steuern selbst kann ich hinweggehen, denn es ist abgesehen von der öi^otviKicc keine darunter, die nicht schon in meinen Ostraka besprochen wäre^), doch wird das dort entworfene Bild durch manche neue Züge bereichert. So wird die Altarsteuer (^(poQog ßcofimv) sonst direkt, durch TtgaKroQeg, ein- getrieben (vgl. Ostr. I 352 u. 581), hier S. 111/2 durch (iiad'coral uq^ov) ysi(Qi,(j(iov). Ich weifs keine andere Lösung dieses Widerspruches als die Annahme, dafs diese letztgenannten j.u6d-coral i. y. nebenbei mit der direkten Erhebung dieser Steuer betraut waren, also nicht Pächter der Altarsteuer waren, ebenso wie jene iiißd'axa.l tSQäg nvXrjg Soi^vrig nicht Pächter der von ihnen erhobenen Steuern, sondern ihre direkten Erheber waren (vgl. Ostr. I 611 ff.) Ferner wird die von GH aufgestellte und von mir übernom- mene Ansicht, dafs das reXe6(xa Ka^'^lav zwei Drachmen füi- jedes Kamel betragen habe, durch die Abrechnung auf S. 81/2 umgestofsen, wonach auch andere Sätze wie 11 oder 6 Drachmen vorkamen. Also stand die Abgabe wohl in einem Verhältnis zum Wert des Tieres.

Doch wichtiger ist mii% was ich über die formale Seite der auf Papyrus geschriebenen ddyQaipsv-Qnittungen^) aus dem Faijixtn durch die Texte auf S. 110 hinzugelernt habe. Ich hatte bisher angenommen, dafs diese Quit- tungen den Steuerzahlern von der Bank ausgestellt seien, und hatte sie daher im Urkundenverzeichnis in BGU 11 als Bankquittungen aufgeführt.

zu diesen Ausführungen P. Oxy. I 173 (description) hinzu: TtSQiygacpfivat, itSQl tfig XaoyQacpiag xat rov ^iLQOJVcc^iov.

i) So nach flüchtiger Revision des Originals. Auch sonst ist die Publikation verbesserungsbedürftig. In Z. 2 glaube ich zu sehen : ko^ ra|fw(?) ngogyii. . .) statt ..f|. Ta|co(s) TtQog(p{avrtCioig'i).

2) Manche dieser Texte habe ich mit Kenyon's freundlicher Erlaubnis schon 1895 kennen gelernt und daher für den Ostraken-Kommentar verwerten können.

3) Ich meine die Quittungen, die mit mancherlei Varietäten im Durchschnitt folgendes .Schema zeigen: Datum ddyQatpsv 6 dtlva dem Erheber (kann fehlen) für Abgabe Summe.

Ulrich Wilckon: T'iipyrus-Urkunden 141

Da Subskriptionen nicht vorhanden waren, hatte ich das nur aus der Analogie mit den sicher bezeugten Bankquittungen und aus der Thatsache, dafs auch im Faijüni die Steuererheber in Briefform quittieren, geschlossen. Dieser Schlufs war falsch: diese diiyQuiljev-Qmtinngen sind vielmehr sicher Erheberquifctungen. Das zeigt jetzt die Quittung auf S. HO, die von zweiter Hand subskribiert ist: TQvq)(o(v) avveaio(^v) ag TtQOK^eiTai). Dafs dieser Tqvcpiov einer der vorher genannten ^ixo'/pb nqccnxoQeq ist, wird durch die folgende, aus demselben Jahre stammende Nummer bestätigt, in der es heifst: 8dyq{a'x\)£v) TQvcpavL irQaKtcoQt. Hier ist also endlich einmal eine Subskription, die die Frage entscheidet. Danach ist es kein Zweifel, dafs diese ^is'y^ai/^ev-Quittungen von den in ihnen genannten Be- amten ausgestellt worden sind. Nachträglich finde ich eine Bestätigung in P. Grenf. I 50,. in der ein Exeget unterschreibt. Dafs diese Quittungen dem Steuerzahler ausgestellt wurden, habe ich schon in Ostr. I 69^ aus dem gelegentlichen Zusatz (itr) ^^rjöd^svag sviQo) ßv^ßolco (oder ähnlich) geschlossen.^) Wir haben also zu konstatieren, dafs im Faijüm die Erheber dem Steuerzahler bald in Briefform, bald in der objektiv stilisierten öle- yQaipEv-'FoYm quittierten, imd damit haben wir eine schöne Parallele zu den Gepflogenheiten in Syene-Elephantine gewonnen, wo abweichend z. B. von Theben gleichfalls beide Formen für die Erheberquittungen nachweisbar sind (vgl. Ostr. I 120 ff.). Dafs die TtQoaöiciyQacpo^sva nun- mehr nicht blofs in den Bankquittungen, sondern auch in den Erheber- quittungen begegnen, kommt nur erwünscht, denn es war nicht recht ein- zusehen, weshalb diese Zuschläge nicht auch in den Erheberquittungen notiert werden sollten. Vgl. Ostr. I 287 f.

Wenn die Entzifferung dieser Steuerquittungen in Kenyon's Publikation noch nicht überall gelungen ist, so ist zu bedenken, dafs diese Texte ebenso wie die auf den Ostraka meist in gröfster Eile und Flüchtigkeit hin- geworfen sind und daher der Entzifferung ganz besondere Schwierigkeiten entgegenstellen. Sie erfordern ein Spezialstudium. Im einzelnen bemerke ich folgendes :

S. 69, 3 l. OaQi^ov&i) Lo. «^ti>(fi'>;(J£C()g) 0ajLt£i/a)^ 8i{iyQay\> ev^ statt Oa6L la. . . Oai»\ß\v(xid' »j. Das soll heifsen, dafs am 11. Pharmuthi auf Rechnung des (vorhergehenden) Monats Phamenoth gezahlt ist. Vgl. Ostr. I 814 f. In Z. 6 Schlufs lese ich nqoqißiayqacpoiiEva) ösKa (seil. oßoXovg) statt tt % ösaa. Von Z. 7 an ist später geschrieben, wenn auch von derselben Hand. In 7 lese ich '£^(4)90 a a^i&dirjaeojg) statt sni Xa. . .

S. 70 oben Z. 2 1. )cc6(ft>/g) statt ßov^. Die erste Zeile ist schon von GH gebessert. In der zweiten Urkunde auf derselben Seite ist q mit folgender Schleife eine häufig vorkommende Sigle für exaroöxij. Sachlich hat es K. schon richtig gedeutet. Füi- ßo^ in Z. 3 und 5 weifs ich keinen anderen Vorschlag als (3ocö(i/), also Rindersteuer. Vgl. Ostr. I 352. Dafs die Altarsteuer danebensteht, spricht nicht dagegen. Vgl. BGU I 199.

1) Was ich ebendort S. 648 anführte, um die Aushändigung- an die Erheber zu erweisen, fällt nun hin. Wenn in BGU I 342 zwei Zahler genannt werden, so mag das so zu erklären sein, dafs der erste auch für den zweiten gezahlt hat. Vgl. Kai tig.

142 II- Referate und Besprechungen

Ans der wichtigen Urkunde auf S. 71 hat K. durch Vergleichung mit BGU I 1 den richtigen Schlufs auf die Kopfsteuerpfiicht der Priester ge- zogen. Vgl. Ostr. I 231/2 und 241.

Von den darauf folgenden Objektsdeklarationen bietet die auf S. 72 etwas Neues, insofern sie uns zeigt, dafs die Genauigkeit im Deklarations- wesen sogar so weit getrieben wurde, dafs diejenigen, die über die im ver- gangenen Jahre deklarierten Güter zur Zeit nicht mehr verfügten, doch in den üblichen Formen erklären mufsten, dafs sie eben nichts mehr hätten, und nachweisen mufsten, wo die früher deklarierten Güter geblieben wären.

Bei den folgenden Texten vermissen wir die genaue Angabe der ver- schiedenen Hände.

S. 73, 15 1. 'l6ivQi(o{v). Weiteres bei GH.

S. 74, 14: hinter (5ta fehlt nichts. Was scheinbar dahintersteht, ist der zur Zahl « in der folgenden Zeile gehörige Strich.

S. 77. Der obere Text ist noch ganz unvei'ständlich. Ein Faksimile ist nicht beigegeben. Der untere Text ist, wie K. mit Eecht hervorhebt, o/' a guite unusnal nuturc. Er zeigt uns, dafs zur amtlichen Auszählung des Viehes, die zur Kontrolle der Viehdeklarationen erfolgte, gewöhnlich Männer aus einem anderen Gau genommen wurden. Hielt man diese für unparteiischer? Auch dafs der Epistratege diese ernennt, ausnahmsweise der Stratege es thun kann, ist uns neu. Der Epistratege verteilt freilich auch sonst die Liturgien, und dafs das Viehauszählen zu diesen gehört, habe ich in Ostr. I 475 vermutet. Wenn ich dort hervorhob, dafs nach BGU I 358 ein vornehmer Mann, ein zum Gymnasiarchen designierter, mit der Auszählung der Kamele beauftragt war, so bestärkt mich dies in der Vermutung, dafs hier in dem vorliegenden Londoner Text in Z. 1 AyQa^ö für ayoQavo^ov verschrieben oder verlesen ist. ^) In Z. 12 steht ypgav nicht für %qcUiv oder '/^OQt^yiciv (K.), sondern einfach füi- ypqav in der Be- deutung „Platz, Stelle". Vgl. P. Lond. I, S. 39, 40.

S. 79 oben 3 wird (Ji[c'j'^(ai/;£v) JioG'aoQai] zu ergänzen sein, da für Kai ixiroiotg kein Platz zu sein scheint. Sonst könnte trotz der Sub- skription /lioQKOQolg] ae6r]fi{slcoficci) ein anderer Name stehen. Vgl. oben S. 141.

S. 79 unten 2 ist noch völlig dunkel. Ich lasse es dahingestellt, ob der Kauf des Esels oder sein Besitz besteuert wird. In letzterem Falle wäre das rekog ovov zu den anderen uns schon bekannten Vei-mögens- steuern hinzuzufügen (Ostr. I 408). Jedenfalls ist aber 'jJyo(^«Gev), nicht r}y6{Qa6a) aufzulösen.

S. 80 oben 3 ist wohl OaQ^ov&^t) zu lesen. Statt asi oder XiÜTisi) in Z. 7 lies Gv(^iißoXi%ov).

S. 80 unten 5 1. 8i(^a^ ^EQieag statt Tegiicog. Letzteres wäre, als ein weiblicher Name, auch unmöglich für einen Praktor.

S. 81 unten ist wohl (p*^ ß nicht in q)6(Q0i) ß, sondern in (po{QKi) ß aufzulösen, im Sinne von „zwei Raten''.

S. 82, 4: der Pakjsis, der das rikog fx6(}%ov ^voiilpov iv tf^<^c5)> zahlt, wird ein Priester sein. Vgl. Ostr. I 384 f.

1) Eine Namensbezeichnung wie /lidv^ov 'AyQccy.o(v) v'io(v) TJccn^iötoiis) ist an sich durchaus unwabrscheinlicli. Der Urolsvater wird nicht mit v'iov ein- geführt.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 143

Es folgen S. 83 ff. die interessanten Quittungen über Thorzölle. Vgl. Ostr. I 354 if. Dafs nach einem von GH edierten Text überall rereXeötai statt rExiX'exs zu lesen ist, hat Kenyon in den Corrigenda p. XI angemerkt. S. 84 steht nach K. statt dessen Ttadeö. Ich las am Original naQaeg, was eine Verschreibuug für 7taQeö(jev) sein könnte. Es ist aber unsicher.

S. 85 unten 7 L Tvßi ißööfiy.

S. 86 unten 3 las ich am Original NaaQay\g], ein auch sonst be- kannter Eigenname, nicht Na&Qag.

S. 87, 2 las ich am Oi'iginal igaycoi^v) statt Iot". Das scheint mir sicher, dagegen lasse ich den Schlufs von Z. 3 und Anfang von 4, wo ich xi^^xa. vermutete (Ostr. I 356"''), dahingestellt.

Die beiden Quittungen auf S. 87/8 bestätigen im wesentlichen meine Ergänzung von P. Grenf. II 58 (Ostr. I 394). Dafs hinter TlqoaoiTtLxov Kcd ein Gauname stehen müsse, hatte ich richtig erkannt; nur auf den Ai]xo- 7toXixr]g konnte ich allerdings nicht verfallen. S. 87, 3 haben GH statt uTtsv&SQov gelesen: Av . .a TCQay^i.iaxiKov). Ich möchte lesen: ''Avovß(. . .) 7t Qayijiaxevxov)] die letztere Auflösung wird durch den Paralleltext P. Grenf. II 58 an die Hand gegeben.

S. 88 oben 5 ergänze "£;^[a)]. S. 88 unten 3 Schlufs 1. naQa ö[o(ü)]. Der Abkürzungsstrich ist noch sichtbar.

Es folgt der Abschnitt über die Naturalsteuern. Hier ist Kenyon's Konmientar durchweg von der irrigen Vorstellung beherrscht, dafs die Sito- logen die Erheber der Naturalsteuern seien. Die TtQccaxoQeg atxmCov, meint er, träten nur dann ein, wenn statt des Getreides Geld gezahlt werde (S. 101). Ich glaube in Ostr. I 653 ff. und 658 ff. erwiesen zu haben, dafs die Sitologen vielmehr die Beamten des Thesauros sind, die die Getreide- lieferungen von den Natm-alsteuererheberu (den TtQÜKxoQeg 6lxi.küv)^) ent- gegennehmen und andererseits auch die nötigen Auszahlungen vornehmen, und habe mich dabei gerade auf die von Kenyon hier vorgelegten Urkimden gestützt. Die Sitologen sind danach in der Natui'alverwaltung, was die Trapeziten in der Geldverwaltung sind. Die Sitologenquittungen auf S. 91 ff. .sind also Thesaurosquittungen, die, wie ich Ostr. I 110 f. gezeigt habe, von den Sitologen den Naturalsteuererhebern ausgestellt wurden; die in den Quittungen oft in gi'öfserer Zahl (S. 90) genannten Lieferanten aber sind die Steuerzahler. ^)

Im einzelnen bemerke ich:

S. 89, 11 (ohne Faksimile) wohl 6]v6[fiaxog) statt ]Ao). Das tiq" ist in diesen Urkunden, die von i.iETQri[iaxcc handeln, nicht in nQo(g- diay'Qacpo^svci), sondern in 7tQo{gii£XQuvi.iEva) aufzulösen. Vgl. Ostr. I 289.

S. 90, 8 kann dr} unmöglich zu Ö7](ii6glov yecoQyov) ei'gänzt werden.

1) Dafs die TtQccKxoQsg 6itiv.&v nicht nur bei der adaeratio eintreten, sondern auch Naturalien entgegennehmen, zeigt z. B. Ostr. II n. 301, 9G1, 1031.

2) Die Richtigkeit dieser Deutung wurde mir nachträglich durch ein Ostrakon in Gizeh (n.9562j bestätigt, welches beginnt: \jivt^iyQ{cccpov) &ttox(jis) rjs ^^eS6^i]v [TI?]uiim(vd"r] ?j Kai 2!r}cp . . xal fi(£rö;^o(ff). Darauf folgt im üblichen Schema : Mt(tQri^cc) &ri6{avQov) u. s. w., nachher v-jt{£Q) X^dgccnog) 6v6[^utos), worauf Namen folgen, die ich noch nicht entziffert habe, die aber sicher nicht mit den vorher genannten Namen übereinstimmen. Damit ist er^viesen, dafs diese Quittungen vom Sitologen dem Erheber aussfehändi^t wurden.

144 II. Referate und Besprecliungen

Das hätte notwendig vor BaKii^iccdog) stehen müssen. Vgl. auch S. 91 oben 8; 95, 22. Ich 'sehe hierin vielmehr die Bezeichnung der Abgabe und lese: 6i^(^(io6i(ov^ (seil. ystoQyav) im Sinne von vnsQ S.^) Ähnlich in den folgenden Nummern. Dafs Öy] hier überhaupt auf die drj^oöioi yecoQyoi hinweist, hat Kenyon richtig erkannt.^) Die Abgaben, die S. 90 IF. für die ö)]fi6at,oi yecoQyoi und natürlich auch von ihnen gezahlt werden im Gegensatz zu v7t£Q y.Xi]QOv%cov S. 93, 12 sind also Natiiralabgaben der kaiserlichen Pächter. Ich möchte dabei nicht, wie K. zu thun scheint, in erster Linie an die Rückzahlung der ihnen vorgeschossenen Aussaat denken, sondern namentlich an die skcpoqlcc, den Pachtzins, den sie dem Kaiser schuldeten und die weiteren Zuschläge.

Die folgenden Worte hinter diesem 6}j (S. 90, 8) liest Kenyon öi) [ . . ]coQ., und denkt dabei an 6ta yscoQymv. Grenfell-Hunt schlagen [xwjjna^)- ;^(ä»v) vor. Ich lese nach dem Faksimile: öicc [rjcbv «(tto) 2oKvoTc(^aiov) NijGov (der Abkürzungsstrich über a ist weggebrochen) und verweise zur Stütze auf den ähnlichen Passus in BGÜ I 201: 6r](iooio)v öia twi' anb <I>iXon(^(iroQog).

Auch S. 91 oben 7 ist, wie GH schon für S. 92 und andere Stellen bemerkt haben, '^varä statt ^£örc5 zu lesen. Es bezeichnet das „abgestrichene" Mafs. Die von K. vorgeschlagene Erklärung von 'E,eöv(p als a mcasure containing one '^sa trjg (ebenso S. XI) wäre sprachlich unmöglich. Es ist aber überall IikTtm zu lesen. Vgl. Ostr. I 769^

S. 92 c, 4/5 1. ^Ayyp-TtLV. Der Name ist mir sonst als AyyßicpLg be- kannt. Ebenso a 5 ^Aiv/Giiniv). Es ist dieselbe Person.

S. 93, 12 mufs hinter dg der Name des Steuerzahlei'S stehen. Der Artikel davor ist ausgeschlossen. Lesung unsicher.

S. 94 oben 9/10 1. Ilariio^iv) Marast statt naxiG^axag. Der zweite Name, der auch in CPR I 33, 18; 239, 3 im Genetiv Maxusixog begegnet, erinnert mich an das koptische M(\TO I (Soldat). Ist er vielleicht die faijümische Form davon?

S. 95, 22. Es ist für die Auffassung von den öri^ÖGLOi yscoQyol von Bedeutung, dafs hier ein isQsvg die Abgabe örj^(^o6icov yscaQy&v) zahlt. Dafs wirklich ein Priester zugleich dTjßoötog yscoQyog sein konnte, wird durch S. 34, 204 bestätigt, wo ein [e{QEvg) ötj^iioatog) y^EcoQyog) begegnet.

Die Urkunden auf S. 95 98 aus der Zeit des Augustus sind dadurch besonders wichtig, dafs sie uns den Geschäftsgang der kaiserlichen Thesauren vor Augen führen. Vgl. Ostr. I 657^ 661 ff., 701.

S. 96/7. Mit dieser Urkunde ist Rev. L. App. II 3 (aus dem III. Jahrh. V. Chr.) zu vergleichen.

S. 97, 3/4 glaubte ich am Original zu erkennen rik[kcov\ \ ijyovjxivav

1) Ich habe früher bei dem Srf ähnlicher Urkunden zwischen Si][iÖ6ioi und Sr^yböxui geschwankt. Dafs ersteres richtig ist, zeigt jetzt BGU III 802 IX 13 if., wo in ähnlichem Zusammenhange dr}iioaicov ausgeschrieben ist (vgl. auch BGU

I 201). Sie zeigt zugleich, dafs ich mit Recht einen Gegensatz zu den xäroiKoi. in BGU G4 gesucht habe. S. nächste Anmerkung.

2) Dafs öriiiÖGiog, abgesehen von seinen anderen Bedeutungen, auch für öi]- ftoff/og ytoiqyög stehen kann, ergiebt die Vergleichung von CPR 1 33; BGU I 201;

II 598; G5y II.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 145

(j korrigiei*t), wo Kenyon liest: aX\k(ov xmv itu\ \ Q\a\y£vq^iiv(av. Vgl. Ostr. I 662. Faksimile ist nicht beigegeben. Danach würde riyoviievoL hier eine allgemeine Bezeichnung für die Beamten sein, zu denen auch der Toparch und der Dorfschreiber gezählt werden. Dagegen hat 'r]yovii£vog eine prägnante Bedeutung in Zusammensetzungen wie iiyov^evoq Kc6jii>/g, i'jyoufifvot tcQscov etc.

Ist in Z. 9 vielleicht die Lesung ;ri;ploi)] 2vQLaKov nQcorov möglich? und in 10 vor der Summe öavsiov?

Diese Quittungen, die die Sitologen sich nach Z. 10 von den ötjixoOcoL yscoQyOL ausstellen lassen sollen, sind eben jene Aussaatquittuugen , die uns in der Berliner Sammlung so zahlreich erhalten sind. ^) Gerade dieser Lon- doner Papyrus war mir ein Beweis dafür, dafs jene Aussaatquittungen von nicht privaten ysioQyol geschrieben sind. Vgl. auch unten S. 148 f.

S. 98, 1 ergänzt K. mit Rücksicht auf die uqo. yr]: 7jyou^£v[og lEQiciv\^ was mir sehr unwahrscheinlich ist. Es ist hier ein höherer weltlicher Posten zu erwarten^), denn wenn auch die teQcc yi] gleichfalls in Betracht kommt, so handelt es sich doch vorwiegend um kaiserliche Domäne, und, was die Hauptsache ist, auch das Tempelland steht ja in Ägypten in könig- licher Verwaltung, wie für die Ptolemäerzeit durch P. Par. 63 nahe- gelegt wird, für die Kaiserzeit jetzt aber unumstöfslich der vorhergehende Text auf S. 96 zeigt.

In Z, 3 möchte ich yQa^\ax(tvq) (Jrj(jito()/cai')J yzMQy&v ergänzen, womit S. 31, 94 zu vergleichen ist und oben 8. 138. Jedenfalls handelt es sich um öffentliche, nicht um private yecoQyoL Z. 5 ist gewifs TtaQ^cc (pavarov^ zu ergänzen.^) Z. 7/8 lese ich y£(OQyoi[^s f^s] | Sc(V)ja (= öccvsia) statt y£co^yor[g] | nXeiva. Z. 10/11 trenne ß<x]\6iXcK0v. In Z. 12 ist sehr zu überlegen, ob statt [ßia] nicht [xal] zu ergänzen ist. Das erstere könnte nur bedeuten, dafs der Stratege vertreten sei durch den kaiserlichen Sklaven, was mir unwahrscheinlich ist. Z. 13 lautet die Zahl x^^tL (697%), nicht x^tLC

Auch der Text auf S. 99 ist von grofsem Interesse: die Quittung eines Steuermannes eines öffentlichen Faln-zeuges, durch die er bekundet, vom Sitologen zum Transport nach Alexandrien so und so viele Artaben Weizen empfangen zu haben. Ähnliche Quittungen eines vavKkrjQog aus dem 18. Jahre des Ptolemaios V. besitzen wir in P. Petr. II 48, die gleichfalls von den Sitologen ausgestellt sind.*) Vgl. auch Oxy. I 63, BGU III, 802 und P. Petr. II 20. Ln einzelnen bleibt noch manches dunkel. Z. 2 Anfang wird ccQzdßag x zu ergänzen sein, die Artabensumme , die das Schiff zu tragen fähig ist. ^) Gegen Ende wird üinrog (für Sextus) zu verbinden

1) Vgl. Viereck, Hermes 30, lll/'i.

2) Dem Range nach würde hier der rjyov^L£vog tov arQccrry/ov passen, der jetzt durch Oxy. II 294, 19 bekannt wird.

3) In diesem ^avatog IlQlaxov KaiaccQog sieht jetzt auch Kenyon einen kaiser- lichen Sklaven. Vgl. Ostr. I 662. Auch in BGU I 102 wird KcäauQog {Sovlog) zu verstehen sein.

4) Der in Ostr. I 653 als möglich zugestandene Einwand, der Steuererheber habe sich vielleicht das Getreide nach dem Thesauros transportieren lassen, ist abzuweisen. Vielmehr tritt ims auch hier der Sitologe als der Magazinbeamte entgegen, der das Getreide zum Transport nach Alexandrien (vgl. Z. 24) dem VDcvKlriQog übergiebt.

5) So lese ich in P. Petr. II 20 IV 14 (vgl. 4/5): Xs^ßov {aQtaßwv) % (900) Archiv f. Papyrusforschung I. 1. 10

146 II- Referate und Besprecliungen

sein.^) Der Titel vor keyuovog in 3 ist noch zu entziffern; jedenfalls steht nicht a6i](iov da, auch ist der militärische Titel sicher nicht mit K. auf den Steuermann, sondern auf seinen Vertreter ((Jia), jenen Sextus Atinius zu be- ziehen. — Das Getreide wii-d verladen iitl tov Ka[ta IlvoXs^^aLÖci [oojitjov. Wenn K. meint, dafs damals zur Zeit des Augustus sich hieraus noch nicht der Ortsname IlTolsfiai; "Ogfiog entwickelt habe, so hat er P. Petr. II 28 (I) 8 übersehen, der aus dem III. Jahrh. v. Chr. stammend, schon UxoXe- jttaig "ÖQ^og als Dorfnamen erwähnt. Trotzdem sagt man auch damals bei Verladungen inl rov] Kara nro[k]£ficiLÖa uq^ov, wie ich nach Obigem in P. Petr. II 48, 3 (Zeit des Epiphanes) ergänzen möchte.

In Z. 12 haben GH xalKS^XoTcp (= xalK}]Xcir(p) vorgeschlagen. Ich glaube iaX%eiXdx(p zu erkennen.

Nach Z. 10 wird man jetzt in P. Petr. II 48, 8 ergänzen: x£K[o(rxii£i;- ^ivovj ebenso in Z. 17, wo ich am Oidginal hinter %ci&aQov noch ein % sah. Dafs ebendort Z. 10 %al ov&sv ivxaXco zu lesen ist, wo Mahaffy nai, ad'rj- vicov? KceXag las, ist schon in Ostr. I 653"^ angemerkt und wird jetzt dui-ch die obige Urkunde Z. 17 bestätigt.

Das syrische Getreide, das hier und in der vorhergehenden Urkunde begegnet, bedarf noch der Aufklärung. Kenyon hält es für com of fite Syrian Jdnd grown in tJie Ärsinoite nomc.

S. 100 oben 2 lese ich: JiovvGLa8[og y]£V)j|u.(aTog) §^ . Ebendort unten Z. 1 scheint mir Tftf- an der Spitze einer Naturalquittung unwahr- scheinlich. Sollte nicht ^Efisr^Qi^KSv) dastehen? Faksimile fehlt.

S. 101 An. 6 ergänzt K. richtig ^ETQrjao^sv in BGU II 414 statt des yiarE%coQlGa(iEv des Herausgebers, wie auch ich schon in den Addenda zu BGU II S. 356 angemerkt habe. Zur Sache vgl. Ostr. I 666.

Es folgen die Arbeitsquittungen über die fünftägigen Frohnarbeiten an Dänamen und Kanälen, die Kenyon sachkundig erklärt hat.^) Vgl. auch Ostr. I 338 ff.

Auch hier genügen nicht die Angaben des Herausgebers über die ver- schiedenen Hände. Die Photographien zeigen, dafs die Arbeitsquittungen auf Vorrat geschrieben wm-den, so dafs nur der Name des Arbeiters (von zweiter Hand) eingefügt zu werden brauchte. Meistens folgt dann noch von dritter Hand die Subskription des Beamten. Lii einzelnen bemerke ich:

S. 104 oben 6 lies üaTtod'i.g (?) Ma^aaovr( . .) st. TlaTtstg MaQaöov^.

S. 104 Mitte 4 1. Ecog MEöOQrj st. £ig MtöOQi]. Zu dem Einschiebsel firj 7t()oaxQii'j6rj ktX. vgl. Ostr. I 79 und dazu S. 820. In Z. 8 wird statt 7] die aus dem Demotischen übernommene Abkürzung 1 für (itjtQog stehen. Jedenfalls ist TEKici6io(g) der Muttei'name.

S. 105 Mitte 4 liest K. iv t('»j) 'ETtayia&co?) (Lesung t?; sicher nach S. 106, Mitte 6): evidcntly a place name. Ich möchte den regelmäfsig

i(p' ov Kv(ß8QV'^rrig) Tiqxis statt Mahaffys F r|l E(pov fiysQrig. Vgl. auch BGU III 802 XII 13. '

1) So jetzt auch GH in Oxy. II 276, die aufserdem nach dem Oxy. davor iTtinX\o^v erkennen.

2) Wenn K. es vermifst, dafs der Herausgeber von BGU II 593 die Ab- kürzung von ;^tojiaTMj' nicht erkannt habe, so mufs ich bemerken, dafs sie hier thatsüchlich nicht vorkommt. Nach einer von Krebs mir geschickten Abzeichnung der schwierigen Stelle glaube ich v(ntQ) avc^ißoX&v) zu erkennen.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 147

folgenden Gottesnamen Eonvonatov dazunehmen und verbinden: iv xT] „'jEtk' ccyK^ü Sovivonaiov^''^ wozu öicoQvyi oder ähnliches hinzuzudenken ist. Dieser fromme Wunsch ist jedenfalls für einen Kanal oder dergl. im Gebiet von ZonvoTtaiov NT]6og ein sehr passender Name. Was ich in Ostr. I 338 über die Berechtigung des Tempels, Frohnarbeiten aufzulegen, aus dieser Gruppe geschlossen habe, wird jetzt durch das iv rfj, das ich damals noch nicht kannte, hinfällig. In Z. 7 steht vor Ta%icc6io(g) wieder die Abbreviatur

fÜl' fii^T^OJ.

S. 105 unten 5: zu KElievö&etöav) vgl. Ostr. I 822. Z. 8 Teoieag ist der Muttername (Femininum von 'EQiicog).

Zu 8. 106 unten 5/6 vgl. BGU I 264 (Corrig.).

S. 108, 15 1. Uavsavsvg statt TlaTtEGrQEmg.

S. 109, 20 1. yiQÖig st. yEQÖiog.

S. 110 oben 3 ist Kenyon's Ergänzung ^HgaKlksiag] unrichtig, denn dies Praktorenkollegium gehört nach Apias, wie der nächste Text zeigt. Auch verlangt der Zusammenhang hier den Namen des Steuerzahlers, also 'Hqk- rX]st6i]g, oder vielmehr nach den Schriftspuren: 'Hoax\X^ei[ö'i}g\. Z. 4 erklärt K. agid-f xar vkov als ccQi&^firjrixbi') xav oixov. Es ist viel- mehr zu verbinden: aQL&f.i(r]riKOv) %axv%ov (= xßTotxroi'). Vgl. Ostr. I 351. Entsprechend im folgenden Text.

S. 110 unten 6 : '/^cilv,Lv(^i]v) f . Grenfell-Huut postulieren , dafs ^ hier nicht für 5, sondern für 6 Obolen stehen müsse, da die ^akKivr] 6 Obolen habe. Ich erkläre so: „eine Kupferdrachme (von 6 Obolen) und 5 Obolen". Vgl. Ostr. I 735 und 821.

Mit S. 111 oben ist jetzt BGU 748 II zu vergleichen.

S. 113, 4 1. aQid'{(x,rj6s(og) MsGo^qt}) statt . . Me6'\ 5 1. Zara- [ß]ovTog st. 2a^[ß]ovrog? 6 1. leQsvg st. iSQeiag. Wichtiger ist Z. 7 IgKQiösa^g) st. ig KQt,aeci). Über die priesterliche Abgabe des sianQiriKou vgl. Ostr. I 185. Das folgende Wort ist vielleicht tQscav zu lesen. 8. 1. ä^ {= xEtaQTOv Exovg) st. dQ. Den Schlufs der Zeile lese ich: nigogöta- yQa(p6(iEva) a -^ ^ {=1 Dr. lYg Ob.), G^v^ßoliKOv) [^ (= 3 Öbol.). 9 Anfang scheint eq^ov zu stehen st. ßv^iß. Lesung unsicher. Wenn richtig, so würde wohl ^Eq^ov hier in Parallele zu dem vorhergenannten ZoKvoTtalov Q'EOv stehen. Den Schlufs dieser Zeile lese ich: n\qog8ia- yQc<g)6fiEva) p , a{v(A,ßokiKov) <\ (= ^^ Oh.).

S. 114 oben 6 1. ielqiö^^ov) st. %EtQtö (= xeiqlov p. XXXIII).

S. 114 unten 3 (ohne Faks.) wird aQt&^^iqöEcog) Qacocpi öüyiQccipsv) oder ähnlich zu lesen sein statt ccficpEcpiöag. Aber was ist öiy) in 4V Zu der ETfiötaxLKov-Ahgdihe vgl. Ostr. I 366.

S. 115, 6 ist der Name der Steuer verstünuiielt. Die Ergänzung ')(^]co- (idxav wiixl von K. mit Recht in Zweifel gezogen wegen der Summen. Man könnte auch an 6^co(iuxcov im Sinne von „Sklavensteuer" denken. Vgl. Ostr. I 304. Z. 8 (OKxoo/tß. Dazu Kenyon: anxco written hy mlstake, the real numher heing t/3, which follows. Nein, es folgt: ''ß = 12 Obolen. Also all riglii. Dafs die Obolen nicht zu Drachmen verrechnet werden, koimnt oft vor.

Der zweite Text auf S. 116 bietet grofse Schwierigkeiten. The hulh of ilie (locnment still awaits elncidafion. Ich glaube, es handelt sich hier

10*

148 IT- Referate und Besprechungen.

um die Behandlung von konfiszierten Vermögen: v7zc4Q')(^6vrcov (so wird statt VTtaQiov tcov zu lesen sein) yEVi]^ccroyQ(aq)OVfxivo}v) oder ysvrj^aroyQiacpri- d-ivrav) nQog rbv vrjg ÖLOLürjöscog köyov. Zu dem rätselhaften ysvrjiiaroyQa- cpetv, dessen Etymologie uns nicht weiter hilft, bemerke ich folgendes. In BGÜ I 282, 19 wird als Grenze angegeben ein yevr]^aroyQa(povn[e]vog iXaiav TCQOtEQOv Aoyytivov Fe^iXlov. Dieser Olivengarten war also frülier Privat- eigentum, ist es jetzt aber nicht mehr, ist also öffentliches, wohl kaiser- liches Eigentum geworden. In BGU I 291, 14 ff. beklagt sich eine Frau, dafs jemand ihre Oliven rauben wolle, indem er vorgebe, avx[ovg ijjt xov dtj[jU.o](?tO'u icovTjcT'ö'at , ^iri8mo\x\e \y£vri\^\ci\xoyQC(q)y]\ß-iv\xog \xov iXaiävog (oder ähnl.). Auch hier tritt deutlich der Gegensatz des privaten und des öffentlichen Eigentums entgegen. Der Mann behauptet, die Oliven von der kaiserlichen Verwaltung gekauft zu haben, „während der Garten doch nie- mals der ysvrjjxaxoyQCKpla verfallen war". Also verliert er dm-ch das yEV}]i.iaxo- yqacpelGd'aL den privaten Charakter und wird öffentlich. Wäre BGU II 599 vollständig, würden wir weiterkommen. Es scheint^), dafs hier ein Grund- stück von Leuten, die für einen kaiserlichen Pächter Bürgschaft übernommen hatten und dem Staate gegenüber mit in Schulden geraten waren, dafür der y£vr]^caoyQctq)la verfallen war. Der Staat wird sich also an die Bürgen gehalten und ihre als Unterpfand bezeichneten Güter konfisziert haben.

So handelt es sich wohl auch in dem obigen Londoner Text um Ver- mögensobjekte, die auf Rechnung der kaiserlichen Sioinypig konfisziei't worden sind. Das Merkwürdigste kommt aber nun erst: diese Güter scheinen darauf versteigert zu sein (vgl. neKVQ&ßd-ai)^ und nach Erlegung des Kaufpreises^) heifst es dann: wQLö&rj TtQogodov rivog. Dainit ist zu vergleichen BGU I 49, wo der i7tix(7]Q}-jTrjg) yevri(jL(^axoyQag)ov(i£va)v) so oder in der Aorist- form möchte ich statt y£vr/fi(arcov) ergänzen v7TaQ')(^(6vxcov) Kco^rjg Nsilov- 7rdA(£03g) vtieq TtQogoöcov vTtaQyovxcov xTjg TtQonsi^Evyjg iTtixrjQ^^rjöyecog so und so viele Drachmen zahlt. Auch in BGU II 599 steht nach obiger Ergänzung die TtQogodog in Verbindung mit den konfiszierten Gütern.^) Vgl. auch BGU I 61, 9.

Man sieht wohl überall Zusammenhänge, aber es ist sehr schwer, von diesen Andeutungen zu klaren Ansichten zu kommen. Ich möchte eine Vermutung wagen, die ich hiermit zur Diskussion stelle.

Das konfiszierte Land, das vom Staat an einen Privatmann verkauft wird, und darauf mit einer Abgabe, die als TCQogoöog bezeichnet wird, belegt wird, ist jene vielumstrittene TtQogööov yrj (vgl. oben S. 138^).*) Die Er-

1) Ich schlage mit Vorbehalt folgende Ergänzungen vor: 7[ ]vg ZcxQa-

Tciavog vTtalXd^avros ^xi ■näXai (vgl. BGU II 362 IX 12) [tag Kh(pä.X](ovog yiccl jdbida y£vo[\Jbivai%> o]v6iDc%(bv fiLC&on&v ^laicovog (ccQOVQocg) y \n£q\ xwftJTjv Ei)r}utQtiav (st. svrj^eQaiuv) y.al tüv Ttagl rbv K£\[cpcilcov(x 6v]vocpail[r}]ao:vra)v

TfQog rovg (poQOvg rjjg \ ] tkxI yivrj^atoyQcccpTq&^vrcov , r; 7tQ6g\odog KtX.

Hier bezieht sich das Participium auf die Personen, nicht auf das Grundstück wie oben. Nachher ist vom i'Stog Xöyog die Rede.

2) Mutä Si,ciyQ{cccpi]v) ri]g raijiijg xai täv tokcov. Was das für Zinsen sein sollen, verstehe ich nicht. Ist vielleicht ^nl rcav roncov gemeint statt xorl räv TÖKOJv'^ Vgl. BGU II 462.

3) Ich weise noch auf die Ähnlichkeit des Londoner Textes mit BGU II 619 hin. Vgl. I 1 dQi]G&tTa(xv TtQogodov und 4 xar' ayvoiccv.

4) Oder allgemeiner 7rposd(Jou vTrap^^of, Plural: jrpogod'ajv vnäqiovra. So fasse ich Z. 13 des Lond. auf, BGU I 61, 9 etc.

Ulrich Wilcken: rapyrus-Urkundcu 149

Werber desselben sind nur die festen Besitzer der gekauften Güter, während das Eigentumsrecht dem Kaiser verldeibt, denn sonst würde der Käufer ja die übliche Grundsteuer zu bezahlen haben, und so vergleiche ich diese TtQogodov yi] dem römischen agcr quaestorius (vgl. Marqu. II S. 181/2), und die TfQogoöog, resp. die TtQogoömd (CIGr III 4957, 26) den vedigalia des agcr quaestorius. Aus der Abhängigkeit, in der die Besitzer der nqogöSov yr] auch nach dem Kauf im Verhältnis zum Staat bleiben, erklärt sich, dafs sie ähnlich wie die drmÖGioi yEcoQyol die Aussaat vom Kaiser erhalten (s. oben S. 145), und dafs die TtQogoöov yi] nach wie vor zur kaiserlichen Sloi- Krjöig gehört (vgl. BGU I 20).

Hieraus ergiebt sich eine neue Interpretation eines Abschnittes im Edikt des Ti. Julius Alexander, der mir bisher unklar war. Der Statt- halter sagt Z. 26: iverivx'Q'rjv 6s Kai tieqI r&v axeXeLav Kca xoviporsleiav, iv alg iöriv Kai xk TiQogodtncc. Über das erstere Thema, aTEksia und xovcpo- riXeta, handelt er von Z. 26 29 bis zu den Worten xr\Qov^ivy]g avxolg xrig ccTslsictg Kai aovcpoxeleuig. Wenn er in dem folgenden Abschnitt, Z. 29 32, bestimmt, dafs die Käufer, die vom Kaiser etwas gekauft haben, xa Ka&ij- Kovxa zahlen sollen, und nicht ixcpoQta, wie vorübergehend dekretiert war, so scheint mir aus der ganzen Disposition zu folgen, dafs diese xaO'jj- Kovxa eben die TtQogodiKcc von Z. 26 sind, die hier ihre Erledigung finden. Es pafst durchaus zu der obigen Deutung, wenn der Statthalter sagt (Z. 31): äÖLKOV yaQ Igxi xovg Mvrjßa^evovg Kxrj^ctxa Kai xi^ag avxav ano- Sovxag j ag örjfioötovg yecoQyovg ir.cpoQia anaixnGd'aL x&v i8i(ov eöaq^&v^), woraus zu entnehmen ist, dafs jene vectigalia (TtQogoöina) mäfsig bemessen waren (vgl. auch Z. 26), niedriger als die sKcpogca. Man mufs nur an- nehmen, dafs es sich um Käufe vom Kaiser handelt, wie ich schon oben vor- wegnahm, und das steht auch im Edikt, wenn man nur eine an und füi* sich naheliegende Emendation ausführt, nämlich in Z. 31 TtQad-evtav statt irga^- ■d'Evxav liest, also: VTtSQ 6e x&v ek xov KaiöaQog koyov TtQa&ivxcov. Diese Emendation ist, wie ich nachträglich sehe, auch schon von Rudorfl' gefordert, aber von Franz nicht aufgenommen worden. Erst hierdm-ch wird aber der Abschnitt verständlich, und hierdurch ist auch der volle Anschlufs an die obigen Ausführungen erreicht.

Zu Z. 8/9 des Londoner Textes bemei-ke ich noch, dafs das unver- ständliche iTtiSedcoKoat wohl durch falsche Auflösung eines Eitt'^ der Vorlage entstanden ist. Es kann nur iTtcöo&ELGaig heifsen.

Die folgenden beiden Texte auf S. 117 119 sind für die Geschichte der TtQaKxoQia von grofser Bedeutung. Vgl. Ostr. I 286, 373, 6060"., 613, 619, 647 und 11 \ 605ff., 645f. Im einzelnen bemerke ich:

S. 117/8, 10 1. 'Em (= ETtsl) 6vvE6tayMiiEv statt ETtiövvsßxaKa^Ev.

S. 119, 17 erklärt K. das iaiQi]yovv xag %aQxag des Papyrus mit lOJQri' yovvxog xag 'i- Das ist unmöglich, da es 6 %aQxr]g heifst. Also liegt Ver- schreibung für x'(oyQr]yovvt<^oyg %. vor. Durch die richtige Lesung [aüjrro 6 in Z. 18 hat K. die Schwierigkeiten beseitigt, die mir nach flüchtiger Kopie aus Jrtog erwachsen waren (Ostr. I 608).

1) Wenn der Statthalter hier, veranlafst durch den Gegensatz zu den drr (iöffto/. yecoQyoi, die fremdes Land bebauen, von den i'Sia idäcpi] der Käufer redet, so steht das auf einer Stufe mit der Bezeichnung des ager quaestorius als ager privatus vectigalisque. Beides ist nur prekäres Eigentum.

150 II- Referate und Besprechungen

Es folgen amtliche Abrechnungen über Zahlungseingänge. Die in der grofsen Liste S. 122 if. genannten Personen zahlen in natura füi- die Arure 1 2 Artaben Weizen, dazu die uns neue dr/^oiviy.ia nebst dem Zuschlag jt^og- (jii£r^ouft£vov) (vgl. oben S. 143); aufserdem in Geld füi" vcivßiov^\ für ein noch unerkläi-tes sva und den Zuschlag nQoqiÖLayQacpö^iBvov). Hier ist noch das meiste dunkel (Faks. fehlt). Kenyon hält die Zahler für- öffent- liche Pächter und die Naturalabgaben von 1 2 Artaben für die Rückzah- lung der vorgeschossenen Aussaat. Das ist jedoch sehr unsicher.^) Zu beachten ist, dafs zweimal vor dem Arurenzeichen, wo sonst meist %'" steht, x^T^t gesagt ist (Z. 27, 33). Ich vermute, dafs dies %"' (trotz Z. 55) für vMTOiY.og steht. Das erklärt auch BGU 342. Über die öiioivi-du werden wir erst Klarheit haben, wenn Kenyon uns auch P. Lond. 372 mitgeteilt haben wird.

Die Natural- und Geldabgaben werden in den von 2.H. geschi-iebenen Schlufssummen als ^ti^xQri^axci) und aQ(^yvQLv,a) unterschieden, denn so dürften die Gruppen ft' und rp", was wohl verlesen ist, zu deuten sein. In Z. 30 und 71 ist wohl jit nui- ein Versehen für- v. Es kann nur vi^avßiov) gemeint sein. In Z. 34 steht wohl rfjg avxi^rig^ statt vy] firjt.

Grofse Schwierigkeiten bietet auch die folgende Liste (S. 124/7), auf deren Erklärung Kenyon verzichtet. Es mögen etwa Auszüge aus dem Tagebuch von Sitologen sein. Jedenfalls wird hier gebucht, wieviel Weizen Tag für Tag eingegangen ist. Die Hauptschwierigkeit bieten die Abkürzungen am Beginn der einzelnen Posten. Ich gehe aus von Z. 80: töto'^. Das kann nur 16 LOK(trjrov) seil, yfig sein. Folglich werden sich auch die anderen Abkürzungen auf die verschiedenen Arten von Ländereien beziehen. Danach schlage ich vor: i/ = rin^ciqov)^ dt"' = SioiinriGBOig), aiy^ =^ ar/L^alov) (so auch K.). Zu QiXo^ vlg. BGU I 210, 3; 262, 3. Das ^^ in den Schlufs- summen ist i)fx(^eQag).

Sehr interessant sind die folgenden Abrechnungen über die Abgaben verschiedener Güter (S. 127/8). Neu ist mir, dafs Gai-fcen- und Gemüseland sowohl bei der Grundsteuer (yEafxsrQia, vgl. Ostr. I 147ff., 173ff., 313ff.) wie auch bei der cmö^oiQa, die hier auch für die Kaiserzeit bezeugt wird (vgl. Ostr. I 157 ff.), halb so hoch wie Rebenland besteuert sind. Im ein- zelnen bleibt auch hier manches dunkel. In b, 11 1. naXdixoi^v^ 'ElXiq- {yiKOv) nach BGU HI 776, 10. So ist auch BGU H 619, 19 zu lesen: YMläi^^ov) ^EX(^Xi]vi,'/iov) statt des unmöglichen i}.{at&vog). Den Gegensatz bildet das indische Rohr auf S. 265 (KaXd(iov ^Ivöikov).

1) Die Abgabe vtcIq vKvßiov betrachte ich als eine Geldablösung für die an dem Boden haftende Verpflichtung zu Erdarbeiten. Vgl. Ostr. I 259 ff. In BGU II .572 möchte ich jetzt das T nicht in TrtrTTjxocrTj, sondern in v{cc'vßLov) auflösen.

2) Er geht aus von dem Nachweis Vierecks, dafs die Aussaat 1 Artabe für die Arure betrug, wobei er freilich die höheren Sätze von ly» und 2 nicht er- klären kann fS. 121). Ich habe schon in Ostr. I 777 darauf hingemesen, dafs jener Satz von 1 Artabe bisher nur für die ß(xailty.i) yfj nachgewiesen ist, dafs dagegen in BOT" 512 für die ^tXadt^^cpov ovcia und die TTQoaöSov yr) geringere Sätze begegnen. Die Vergleichung mit BGU I 20 bestärkt mich übrigens darin, in der 'Inladtkcpov ovcia Tempelland zu sehen: es sind die Äcker, die einst der Göttin Philadcli)hos gehörten. Die ovaia konnte sich bis in die Kaiserzeit er- halten, da es sich ja nicht um die Königin, sondern um die Göttin handelt.

Ulrich Wilcken: Papyrus- Urkunden 151

Von hervon-agender Bedeutung ist die folgende grofse Rolle (S.129/4I). Es ist eine amtliche Urkunde, in der für das 5. Jahr eines Kaisers (wohl des n. Jahrh.s) der Umfang und die Ertragsfähigheit von Ländereien fest- gestellt wird. Wegen der häufigen Bezugnahme auf den Zustand im vorher- gehenden Jahre möchte ich die vorliegenden Tabellen für das Resultat der iTtiöKStpig dieses Ö.Jahreshalten^), deren Aufgabe es war,die (JiaO'£()tg des laufenden Jahres mit der des vorhergehenden Jahres zu vergleichen. ^) Diese ETiiG-Kstpig be- deutet somit die jährlich an Ort und Stelle auszuführende Revision des Katasters, die nach dem Gesetz die Grundlage der Besteuerung bildete und nicht durch eine am grünen Tisch vorgenommene summarische Vergleichung der ISTilometer- angaben ersetzt werden durfte. Das meint Ti. Julius Alexander, wenn er in seinem Edikt die Ackerbauern mit den Worten bei*uhigt, sie sollten wissen, ort TTQog t6 cch]d-eg rijg ov6)]g avaßaGecog Kai tT]g ßEßQ[e]y[^isurjg y^g, ßH'] ov TtQog 6vv.ocpavxLCiv xS)v nccra Gvvorpiv 7iaQCiyQa(fo\^(ii \vcov 7] aTcaurjöig eGrat (CIGr. in 4597, 57 ff.). Wie notwendig diese Bestimmung bei den starken Veränderung n, denen die ägyptischen Felder durch die jährlichen Über- schwemmungen unterliegen^), war, wird uns dm-ch den Londoner Text so recht vor Augen geführt, denn es galt nicht nur die Mafse, sondei'n auch die Kulturart und Ertragsfähigkeit jeder kleinen Parzelle festzustellen. Nach dieser Hinsicht Averden hier von der GitoQov (yi}), dem Saatland, dessen Qualität nach der Grundsteuer in Artaben angegeben wird, die folgenden Bodenarten unterschieden, die für die Besteuerung von dem Gesamtareal in Abrechnung gebracht werden*): aXjxr] aipoQog, das ist der unfruchtbare mit einer Salzkruste überzogene Boden, der dem Reisenden in Ägypten aller- wärts auffällt^), ferner '^EQGog '8,vXhLg acpoQog^ unfi'uchtbares ^) Strauchland ^), wie man es z. B. oft als Übergang vom Kulturland zur Wüste sieht. Eine Spezialität hiervon ist die xi^Gog aito iivQiv.{€ov) ^7]Ö£v övvafievt] cpiqeiv^ d. i. mit Tamariskengebüsch bedeckter Boden (S. 139, 272). Abgezogen wird ferner das Land, von dem das Überschwemmungswasser nicht zurück- getreten ist, xkO-' v8c(xog^\ offenbar dasselbe, das vorher S. 97, 6 als i^iß^oiog

1) Vgl. Ostr. I 175. An die iniaTisipig denkt auch Kenyon p. XII.

2) Die iTtiaxsipig des vierten Jahres wird ausdrücklich in Z. 134 erwähnt.

3) An das Strabonische aväyxr} 6)) avaiisTQtTß&aL ■näXiv y.ul TtdXiv (XVII p. 787) ^rurde ich in Ägyi^ten lebhaft erinnert, als ich im vorigen Winter, sobald die Wasser zuräckgetreten waren, die Geometer meist von den schreienden und lebhaft gestikulierenden Fellachen begleitet mit ihren langen Mefsstangen über die Felder gehen und die von der Überschwemmung unsichtbar gemachten Grenzen __ wieder festlegen sah.

4) Über solche Abzüge vgl. Ostr. I 212 V

5) Die Beziehung auf die Ufer des Moerissees, die Kenyon verschlägt, ist nur eine von vielen Möglichkeiten.

6) XsQCos allein bezeichnet nicht immer unfruchtbares Land, Avie S. 192/3 zeigt, sondern auch das Festland, das nach seiner Lage erfahrmigsgemäfs nach der Überschwemmung wieder hart wird. Vgl. Diod. I 36, 6. Xigaog als unfrucht- bares Land ist z. B. S. 325 beschrieben.

7) Es gab auch Strauchland, das kulturfähig war, denn in P. Petr. II 39 (a) wird Kroton zur Aussaat aig ti]v ^vlTvtv verteilt. Dies ^vXov erklärt mir nun auch BGU I 12, 27: yEco^sTQOvvtog iial ^vXoiiHTQOvvtog: wonl der Gegensatz des Vermessens von Fruchtland und Strauchland.

8) Auch BGU II 571, 11 ist 7ca&' vd(arog) herzustellen, und CPR I 239, 11 ist :iu&vTaTov in xa-ö"' v<^6yät(ov zu emendieren. Für BGU II 640, 12 vermute ich: 'Eäv dt T[ig ct^ßQO'/^og t) y.u^' vSarog, dann 7Cc:Qa[6£^%&fjvcci.

152 n. Referate imd Besprechungen

(im prägnanten Sinne) bezeichnet ist. Das können muldenförmige Ver- tiefungen sein, wie wir sie in BGU II 571, 12 als kglXcc l^ißQoxa finden^), aber auch anderes, z. B. Uferland (alytakog). Unbewässertes Land (aßQOxog)^ das sonst oft als steuerfrei begegnet, kommt hier nicht vor. Wir haben es hier oifenbar mit niedrig gelegenen Rai-Feldern zu thun.

Über den metrologischen Gewinn dieser wie der anderen Urkunden wird in dem metrologischen Eeferat seiner Zeit berichtet werden. Hier möchte ich nur, da es bisher nicht bemerkt ist, auf die eklatante Parallele hinweisen, die zwischen dieser Felderveimessung aus dem II. Jahrh. n. Chr. und dem dui'ch Lepsius beriihmt gewordenen hieroglyphischen Feldertext von Edfu (aus dem J. 82 v. Chr.) besteht.^) Identisch ist die Zerteilung der Felder in kleine, leichter zu berechnende viereckige Parzellen, identisch die Be- rechnung dieser Parzellen durch Angabe der 4 Seiten, wobei in beiden Texten die Seite der Arure, das ayoiviov^ wie Kenyon richtig filr den Lon- doner Text hervorhebt, zugrunde gelegt wird, identisch ist aber auch im einzelnen das Vorgehen des Geometers und die Art der Aufzeichnung. Der einzige, Unterschied ist der, dafs der Grieche die 4 Mafse um einen horizon- talen Strich gruppiert, was in dem Hieroglyphentext nicht geschieht. Ich gebe zur Probe ein Stück aus dem griechischen Text in XJbersetzung (S. 132, 65 ff.):

„Von Norden aus: l-^^ dito^), macht Salzboden 1 Arure.

Südlich davon: l^-^l, macht Saatland 3^ 3^2 Aruren.

Südlich davon: f |- -^ 1^, macht 10||^i Aruren."

Im Feldertext von Edfu heifst es an einer der zahlreichen ent- sprechenden Stellen^):

„Vom Süden aus (oder an anderen Stellen: wenn du dein Gesicht nach Norden wendest)

5|- gegen 5|-^g, 4|- gegen 4|-, macht ^^\j^ Aruren. S)

Nördlich davon:

[5-2 j-g gegen 8]|-, 27|^ gegen 27i, macht 194^- Aruren.

Nördlich davon: 8| gegen 15, 46 gegen 46, macht 546y Aruren."

Diese und andere Übereinstimmungen^) zeigen uns von neuem, wie nahe oft die einheimischen und die fremden Denkmäler einander berühren,

1) Mit Unrecht habe ich es dort als Eigennamen gefafst. Ebendort wird man jetzt nach S. 137, 190 lieber v8Q{ayayov) ergänzen. Statt G7f{oQi^ov) könnte auch 67t(6Qov) nach obigem gelesen werden.

2) Abhandl. Berl. Akad. 1855 (Mathem.) S. 69 ff.

3) Die kleinen Häkchen, die oiioiag (dito) bedeuten und der gegenüberstehenden Zahl korrespondieren, hat K. nur beschrieben, nicht im Druck wiedergegeben.

4) Vgl. H. Brugsch, Thesaurus inscr. aeg. III S. 567. Die Übersetzung von Brugsch und sein scharfsinniger Kommentar sind auch sonst aufserordentlich lehr- reich für diesen und andere griechische Texte.

5) Das würde unser Grieche geschrieben haben: f^ ^ t^ig/KÖ^dig.

6) Aus Brugsch's Kommentar S. 598/9 ersehe ich, dafs die von Eratosthenes und unsei-en Urkunden verwendete Bedeutung von acpQayig als Rayon der Flur- karte (vgl. oben H. Erman S. 74') ägyptischen Ursprungs ist. Die von Brugsch ht gelesene (Jruppe ist, wie das Determinativ des Siegelringes zeigt, offenbar htm-t = Siegel zu lesen (von Sethe mir bestätigt). Nach zwei verschiedenen htm-t werden hier die Parzellen geordnet wie in griccbischen Urkunden nach 6vo acpQccytdhg. Dafs Eratosthenes diesen Ausdruck verwendet, ist von besonderem Interesse.

Ulrifli Wilcken: Pai^yrus-Urkundcn 153

und wie wünsclienswert daher eine gröfsere Annäherung der ägyptologischen und der griechischen Urkundenforschuag wäre.

Den Abschlufs dieser Gruppe bilden einige amtliche Listen. S. 145, 121 ist offenbar eTti^evcov statt STit, i^evoiv zu lesen. Die Fremden, die wohl meist gewerbshalher sich im Dorfe aufhalten, waren hiernach den orts- üblichen Abgaben unterworfen. Dafs sie aufsei-dem noch eine besondere „Fremdensteuer" zahlten, ersah ich aus dem leider nur flüchtig von mir kopierten Ostrak. Gizeh n. 9632, wo quittiert wird: vti{eq) TEX(ovg) im'^i- vcov Ilaxcov Tluvvi rov 8'- (des Nero) ^(J; also, wie es scheint, 2 Drachmen für den Monat. Den interessanten Nachsatz: tav dh ^srad'rjg riQyaGixivoqi^^) xtA. empfehle ich Grenfell-Hunt's Fürsorge.

In den folgenden Abschnitten i. Miscellaneous official documenfs (S. 148/63), 0. Petitions (S. 163/76), 6. Sales and Leases (S. 176/200), 7. Receipts (S. 200/17), 8. Loans (S. 217/21) stehen meistens juristische Texte, deren rechtsgeschichtliche Würdigung ich den Jm-isten überlassen mufs. Nur einige Beiträge zu einzelnen Stellen mögen hier Platz finden.

S. 149, 1 : 2s%tsiog offenbar verschrieben für E£nx£l<^^C)oq. 8 mit AlT}]Ga^isv(ot beginnt das ävrlyqacpov. Einen Epistrategen der Heptanomis (K.) gab es unter Tiberius noch nicht. Vgl. Ostr. I 423 ff.

Mit Recht folgert K. aus diesem Text, dafs das erste Jahr des Tiberius in Ägypten erst mit dem 29. Aug. 14 n. Chr. begonnen hat. Während die Lücken in Z. 16 immerhin noch einen Zweifel übrig lassen, wii-d K.s Ansicht dm*ch S. 166, 6 so gut wie sicher. Ich füge hinzu, dafs ich inzwischen in Kairo ein Ostrakon gesehen habe (Ostr. Gizeh 9577), das datiert ist: La^) Tißsqiov KulaaQog üsßaßvov Xolai id'. Auch hieraus folgt, dafs das 1. Jahr des Kaisers mit dem 1. Thot =29. August 14 ange- fangen hat. Also haben Krall und Pick Recht behalten. Vgl. Ostr. I 7891

S. 151, 19 1. i7tiöC6o[i\^e%'^ st. £7ttdt^oft[t]. Zu diesen TtQogayyeUca gehört offenbar auch CPR I 196, die Wessely unter die Kaufcontrakte gesetzt hat. In Z.5 wird dort zu lesen sein: ^ATtsyQiaipaii-^v) öia r&v 7t [qo]- T(^eQcov^ ßißki,0(pvl( dii(ov).

S. 153, 3 1. ty.ixiov st. lYMvov. Im übrigen sind GH zu vergleichen.

S. 154. Der Mietskontrakt vom J. 165 n. Chr. wirft ein interessantes Streiflicht auf das heitere Treiben, das sich einst auch in den fernsten Dör- fern, deren Stätte heute in der Wüste liegt, bei den zahlreichen Volksfesten entfaltet hat. Ein gewisser Satyros aus [Soknopaiu] Nesos mietet sich auf sechs Tage einen Mann, dessen Titel nicht entziffert sind, „mit drei wohl- erprobten Gymnastikern und vier Mädchen", die dort in Dime wohl ihre Kunststücke produzieren sollen. So fasse ich Z. 3ff.: ßovlo^ai naQalaßiv as 6vv e7tt6ri^(^fio0i) yv<^(i,yva6rai^g (statt K\^a]u7}Xircag) xQiöl Kai noQaßioig^) xeöaaQ^ayöi XLXovQy7]Gai nxX. Kenyon, der vielmehr an Kornlieferungen from tJie local granarij to Alexandria denkt, würde den Text nicht so völlig anders aufgefafst haben, wenn er die Verwandtschaft mit P. Grenf. II 67

1) Ich schwankte damals zwischen cc und ß. Nach meiner Abzeichnung scheint mir a richtig.

2) Zu KOQdaiov, das K. fälschlich mit lad (Knabe) übersetzt, vgl. Hatzidakis NeuOT. Gr. S. 286.

154 ^- Referate und Besprecbuugen

bemerkt hätte. Das ist ein formell und inhaltlich ganz ähnlicher Kontrakt, durch welchen zwei Tänzerinnen füi- ein Volksfest in Bacchias gemietet werden. •')

In dem interessanten Verweis (S. 160 ff.), den ein höherer Beamter einem imehrlichen Steuererheber erteilt, bedarf Z. 11 der Korrektur. Kenyon liest: £5t SK rav bmv v7taQ'j(^ovrcov xac vtievO^vvojv keXevGco cmo'/icac(6[T](xd'r]vat und bemerkt dazu: read sk re tcov. Ein Faks. fehlt. Ich zweifle aber nicht, dafs zu emendieren ist: sk re <C^x^ tcov a&v vitagiovrcov xci <(tcöv^ iTtev&vvav ktX. Ich habe es schon in Ostr. I 606 als wahrscheinlich be- zeichnet, dafs die Praktoren mit ihrem Privatvermögen füi- die i-ichtige Ein- ziehung der Steuern haftbar waren, hatte aber noch keinen Beleg dafür. Jetzt haben wir hier ein Zeugnis füi- die Steuererheber überhaupt, wenn es auch nicht notwendig gerade auf den tcquktcoq zu beziehen ist. Mit den VTtev&vvoi, die in zweiter Linie mit ihrem Vermögen herangezogen werden sollen, sind wohl die Bürgen gemeint.

S. 161, 3 ist er nach vielen Analogien sicher in tiqotsqov aufzulösen. Vgl. Ostr. I 392. ^EXai&va in Z. 10 ist korrigiert aus elai&vog. Z. 15 vielleicht öia rag avayKaia[g? Hier könnte der Papyrus noch besser geglättet werden. In 20 ergänze [flvyQarpa st. [^Sv^vyQaipa. Der Beklagte soll die nötigen Papiere bringen. Den Schlufs haben schon GH hergestellt.

S. 162 unten 1.: (li] TtaQEvoyX^^eyLts ^AY.idQ<^£yi, (Non. pr.).

In der Klagschrift an den Präfekten Turranius heifst es S. 165, 17: x&v vo^cov xcoAvdvrcoi/ ölg Tt£Q[i to]v a[yT]ov [KQLv\E6^^al,. De cadem re ne his agatur. Vgl. das Edikt des Julius Alexander Z. 35if.

Auf S. 167 erfahren wir, dafs die Kaiserin Livia und des Tiberius Adoptivsohn Germanicus im Faijiim Güter besessen haben. Zu dem Patri- monium der ersteren vgl. Marquardt, Staatsv. 11^ S. 256. Die ägyptische Reise des Germanicus, an die auch Kenyon erinnert, scheint später zu fallen als diese Urkunde.

Der Text ist auch nach einer anderen Seite von Interesse. Der Petent nennt sich yEwqyov rivcov iöag^äv ^lovXiag Seßaörfjg Kai FE^ficcviKOv Kcciöa- Qog . . . . [.]ö. Kai ciTtoXvßifjLOV rr]g avrijg ovöiag. Vergleicht man damit z. B. den ixiGd-corov tlvcov t[75g] Nigcovog KXavdiov . . . Maim^variavrig ovöiag (BGU I 181, 4) oder die EyXrnimoqav rivav UQariKäv ESa<pK)v (Lond. II S. 164. 3), so scheint es mir gesichert, dafs mit dem yscoQyog hier wie so häufig nicht der Feldarbeiter oder Frohnarbeiter auch das tcvcov wüi-de schlecht dazu passen , sondern der Pächter bezeichnet ist. Da derselbe Mann sich nun aufserdem aTtoXvöi^iog xfig avrrjg ovolag nennt ^), also abzu- lösen ist von dieser Patrimonialverwaltung der Livia und des Germanicus, so haben wir hier, wenn ich nicht irre, ein Beispiel für eine Zwangs- verpachtung kaiserlicher Domänen vor uns. Denn die ovGia entspricht hier der Kopfsteuer und der Wehrpflicht in den unten angeführten Beispielen. Vgl. Ostr. I 702.

1) Vgl. zu diesem Ostr. I 675*, 794 ff. Nach dem obigen XirovQyfjaai liegt es nahe, auch hier in Z. 6 li[rovQy]'^a<(i:yir statt des unverständlichen ät' [ÖQx]ri- aiv zu vermuten.

2) Vgl. oben S. 114 a7tolvai{^cov) r?}s XccoyQ(aq)iag), und BGU JI 581, 3; 645,4: ccTtoXvatuog ccjtb OTQUTtiag.

Ulrich Wilckon: Pa2iynis-üikunden 155

Auf S. 169, 15 wird TCQSößvTSQMTeQa für d:i.s J. 40/1 belegt. Vgl. zu diesen Bildungen, die sich auch im Neugriechischen finden (wie vöTSQooteQog) Hatzidakis a. a. 0. 177.^)

Zu S. 169/70 schlage ich folgende Ergänzungen vor (Z. 3): [^H ^t]- TfjQ ftov . . . .]tof AnoXX(oviov i^iiG^üyGaxo [naqa Nlvvov xov . . .] (icc')(Ov iXaiovQytov 7r()dr£po[i'] |roi; deivog . . .]?, kccI rTjg ^rjzoög ^lov hier ist das übergeschriebene ev oivrj6£t avrfjg einzuschieben rereX[evr7]Kvlc<g TtQo ktI. Z. 14 1. t6 i'aov statt roig ov. Z. 16 rrj ö[ia6toXrj nach S. 172.

Von der Eingabe S. 170/1 fehlt links wohl mehr als K. annimmt. In Z. 4 kann man mit ziemlicher Sicherheit ergänzen: [^Htj^isqov TjTtg eg^tIv vsoj-upua. In Z. 3 wird man daher hinter UQStov die Phyle ergänzen.

S. 172, 11 1. rtjg tcsqI xovg :7i;od^a5 fiov öiad-söecog statt r. n. xov ccTCoöaöfjiov ö. Der Mann hat wohl kranke Füfse. In 20 ist 7totiix{^at statt 7toi.')][ar]] zu lesen. Vgl. dieselbe Phrase in BGü I 226, 21 f., wo ov iäv entsprechend dem ötcov eav hier zu lesen ist (vgl. Ostr. I 500).

In der Bittschrift an den beneficiarius (so nach GH) auf S. 173/4 ist historisch von hohem Interesse das Bild, das der Petent von dem Römer Sempronius entwirft, der in seinem Dorf das Gemeindeamt eines TtQSößvxsQog xfjg Kco(ir}g übernommen hatte. Wir bekommen hier eine Vorstellung davon, wie die im Lande ansässigen Römer den Fellachen gegenübertraten. Anlafs zur Klage bot es, dafs Sempronius zwei Verwandte des Petenten zum Dienst als ETtLTtlooi einfangen wollte"^); die aber waren entflohen. Diese eniTtXooi, die auch S. 256, 10 begegnen, sind nicht so unbekannt, wie K. (und auch GH) zu glauben scheint; nach Arrian bei Suidas s. v. minlovg gehören die %vߣQvrixai und TtQfpqäxai, zu ihnen, nach Harpoki'ation s. v. SiOTtEvoiv heifsen so die SchifFsaufseher (ßnonxevoiv xa zaxa ttji/ vauv), und das pafst hier, namentlich S. 256, sehr gut, ebenso auch in P. Grenf. II 46a, 7, wo nach der Anmerkung offenbar ETtLTtlooi statt ETtixiiioi zu lesen ist.^)

S. 174/5 bleibt noch manches zu entziffern. Einstweilen erkannte ich in Z. 17 [t]« ßißl\i]8ia statt . .\ß . . . dm, ävuTti^ipyg in 20.

Zu S. 176. In einem unpublizierten Text aus Ehnäs-Herakleopolis las ich KfOLxov civco^ wohl als Name einer Toparchie. Danach wii'd hier Z. 7 zu lesen sein: iv kco^t] OeK[. .Jöt Kcoitov.'^)

S. 177, 3 1. TteTtQCCKSVai, st. TtETtqaiEVUl. Z. 4 1. E% xov TlQOg ßoQQCi

fiEQOvg statt £. X. Tt. ßo^^ci\y\Ev tug. 5 1. ETtX st. ETtig.

S. 178 unten 1 1. 'HQCiK}i£iö{7}g) statt Hqu''- (og. Was davor steht, ist unsicher. Dieser oberhalb des Kaufkontraktes angebrachte knappe Aus- zug entspricht jenen kurzen Auszügen, die in ptolemäischer Zeit links vor dem Kontrakt geschrieben und zusammengeknifft und versiegelt wurden. Vgl. oben H. Erman S. 72. Ebenso S. 217 unten. In diesen römischen Kontrakten ist schon durch die Stellung jeder Gedanke an Siegelung aus- geschlossen. — Z. 16 1. £XEQ[(p] st. avt'^.

1) Vgl. auch fitt^orspog in BGU II 368, 9 vom J. 61.5, dasselbe aber auch schon Ep. Joh. 3, 4.

2) Kaxiibiv im Sinne von „in Anspruch nehmen für Liturgien" auch BGU II 619, 21.

3) Vgl. jetzt auch GH zu Oxy. II 276.

4) In dem verwandten Text BGU I 13.5 wird in Z. 8/9 zu ergänzen sein nQOg Tb(pavs]Qbv yEvic^ca.

156 II- Referate und Besprechungen

Der Pachtkontrakt S. 182/3 betrifft einen Weingarten, in dem aufser den Trauben auch sonst allerlei Gutes gedeiht, wie Feigen, und, nach Kenyon's Lesung, auch afpQoöiöial Also eine Art Liebesgarten? Ganz so romantisch ist es nicht, was ich an der Stelle lese: es sind nur wilde Rosen, immerhin amüsant genug, da uns die Rosen hier zum ersten Mal in unseren Urkunden begegnen. Statt a9o^[o](Ji[at]cov glaube ich nämlich «9>' ()[.](Jt(av zu erkennen, was wohl als ccQy(^Cov) ^[ojdi'cov zu fassen ist.

Z. 33f. lese ich: Kcd öKcc'ipOfiev xov a.^\TtE\XG}va [fv?] öxacprirotg övöl y.al ficTu rbv '/^[g^övov Tt[^aQCid(o6oiiev rbv äiiTtsk^ava nxX. Zu Gxacprjvög (das Umgi'aben) vgl. S. 190, 11 und CPR I 244, 9.

In der Auffassung des Pachtkontraktes auf S. 184 kann ich dem Her- ausgeber nicht folgen. Vier Walker (yva(peig) aus dem Dorfe Soknopaiu Nesos erklären den i]'yov^i£voi ieqiav: ßovlo^E'^Gy^a fiiGd'a6aß&ai. naq' v^mv

rr}v yvafpi.K'qv Kcoficov Nsikov TtoXeoyg aal EoKvoncdov Nrjßov. Kenyon meint, sie pachten hierdurch das der Priesterschaft gehörige Monopol der Walkerei. Ich fasse rrjv 'yvag)i%riv vielmehr als Bezeichnung der Gewerbe- steuer, die auf den Walkern lastete, und meine, dafs diese vier Walker von den Priestern die Erhebung dieser Steuer in jenen beiden Dörfern pachten. Die Richtigkeit dieser Auffassung ergiebt sich durch Vergleichung des formell ganz ähnlichen Pachtangebotes P. Grenf. II 41, das von der Hetärensteuer handelt und jede andere Deutung ausschliefst. Dies war bisher unser einziges Beispiel eines Steuerpacht- Angebotes. Vgl. Ostr. I 587 f. Der Londoner Text tritt nun als zweites Beispiel hinzu.

Die Urkunde zeigt zugleich, dafs die Walkersteuer in diesen beiden Dörfern jedenfalls auch von den Walkern bezahlt wui-de, nicht etwa von den Priestern, und damit ist die Interpretation von BGU I 337, die ich in Ostr. I 227, 369, 396, 597 ff., 616 f. vorgeschlagen habe, als __ richtig er- wiesen. Dafs es sich hier um dieselbe Abgabe und dieselben Örtlichkeiten und Interessentengruppen handelt, ist ein glücklicher Zufall. Die Priester des Soknopaios waren also mit der Erhebung der Walkersteuer beauftragt und erledigten sich dieser unangenehmen Pflicht, indem sie die Erhebung ihrerseits verpachteten. Ebenso werden sie auch die Erhebung der anderen Steuern, die in BGU 337 neben der Walkersteuer genannt werden, ver- pachtet haben. Dafs Behörden oder Personen, die mit der Steuererhebung betraut waren, gelegentlich das Geschäft von sich abwälzten, war uns schon bekannt. In den in Ostr. I 606 ff. besprochenen Fällen geschieht es durch Bevollmächtigung eines Vicarius (övötaGig).

Wenn in BGU I 337, die über 100 Jahre jünger ist als die Londoner Urkunde vom J. 88, die yvacpEig^) von Neilupolis 240 Drachmen zahlen, die von Soknopaiu Nesos aufserdem noch 16, während nach der Londoner die Walker aus beiden Dörfern zusammen 240 zahlen, so folgt daraus weiter nichts, als dafs sich in der Zwischenzeit der Ertrag eben ein wenig gehoben hat. Jedenfalls zeigen die Berliner Zahlen, dafs Kenyon's Deutung der Ur- kunde unmöglich ist, denn die 240 Drachmen sind auf alle Fälle als Pacht- summe für das Monopol viel zu gering.

Bemerkenswert ist, dafs die Priester ihre Päcliter aus dem I{j:eise der von der Steuer selbst Betroffenen nehmen. Diese vier Walker, die von

1) So wird man jetzt statt ß]c<cptav, wie ich vorschlug, lesen müssen.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkundon 157

ihren Gewerbsgenossen die Walkerstener erheben sollen, erinnern mutatis mutandis an die Zunftmeister (^iTrißrccrai) der nachdiokletianischen Zeit, deren Aufgabe es war, die der ganzen Korporation auferlegte Steuer von den Zunftgenossen einzutreiben. Vgl. Ostr. I 227^; Marquardt, Staatsv. 112 237.

Den Schlufs der Urkunde möchte ich lesen: ug kuI d(ßy()ßi/;Oju.£v £i' civaq)OQuig 6iy.a nara (i[eQO^g aiQOvv, eav (pcdvifirci{L S7fiy^(0Q]fi6ai„^) Grenfell-Hunt, die aiQovv zuerst erkannt haben, lassen davor Kenyon's «ßT« (i[r]va] xo stehen. Das a von ^iqog ist mir allerdings unsicher. Die Ergänzung ^Tiva steht aber jedenfalls mit den 10 Raten im Widerspruch. Zu dem merkwüi-digen aiQOvv vgl. aufser S. 119, 22 (GH) auch P. Grenf. II 23, 14: ra aiQOvvra (ptol.) und BGU II 405, 10: t6 sqovv juot ^iQog.

S. 184/5, 3 1. EvrjfiSQLa xT^g st. Evi]^EQLÖt xt}. Z. 31 lese ich:

avayeyQafi^lixivijg xi]g nquaeag 6ia xov iv iico[ß,7j ^iovvöi]döi yQucpiov. Der Schlufs der Registrierungsnote des Grapheion in Z. 39 ist sehr schwer lesbar. Statt inaytyQ^ rrjg avxvjg tiq" [..]..[... .Jst vermute ich: av uy iy Q ai^Ttx a i^ 8i(^a^ 'Hq a kX löl^o v^ To(i5) rcQoi^g) [t]w YQ [ß9']£t[a)].

In dem interessanten Kontrakt S. 186/7, der von der Verpachtung eines Thesauros handelt (vgl. Ostr. I 651, 698, 773) lese ich Z. 6 fiia&ö- acißd-at, Tl. 24 ano^oG^ni. In Z. 27, die Kenyon ungelesen läfst, habe ich früher am Original gesehen: Iv fiio&öctGsi. fii6&[(0fidxa)v und am Schlufs

Dafs uns für die Geschichte der Landwirtschaft in den Papyrusm-kunden eine neue Quelle von hohem Wert beschieden ist, ist bisher noch wenig beachtet worden. In dem Pachtkontrakt S. 189/90") wird ein Problem aus diesem Gebiet berührt, zu dessen weiterer Behandlung die folgenden Be- merkungen anregen wollen.

Der Pächter, der vom kaiserlichen Domanialpächter 7 Aruren in After- paeht nimmt, verpflichtet sich (Z. 14), öTieiQcov aQOVQag fiev nivxs nvQÜ nal rag A[oi7rag] cc^l^ovQ^ag ovo anb voxov dvaTtavfieör^^^ ye[ys]6t. Kenyon er- klärt die letzten l)eiden Worte als a Uglit lind of crop, tchich would not exhausf Ute soil. Das ist ganz richtig, triift aber nicht den Kern der Sache. Der Text lehrt etwas viel Wichtigeres, nämlich dafs die Dreifelderwirt- schaft vorliegt und zwar die sogenannte „verbesserte Dreifelderwirtschaft".^)

Ein paar Worte zur Begründung. Der entscheidende terminus tech- nicus, der bisher nicht erkannt worden ist, ist das Wort avccTtavöig oder dvdnavfia zur Bezeichnung der Brache.*) Die Pachtkontrakte bestimmen meist gegen Schlufs, in welchem Zustande der Acker wieder zurückgegeben werden soll. Da finden sich Ausdräcke Avie (xaJ. lASxa xbv iqovov -TcaQccddiöto^)

1) Ergänzt nach Grenf. II 41, 22.

2) Z. 4 1. avccyQ(cc(pon£vov) st. [aTtjoyQg. Zu cccniQ^ii in Z. 11 bildet den Gegensatz 6vv airsQuaCL in BGU II 644. In 19 ist iSQag nicht als h^äg yfjg zu fassen, sondern als Dorfname 'InQ&g, seil, xcbfirjff.

3) Vgl. L. Elster, Wörterbuch der Volkswirtschaft I 21.

4) Auch bei den Geoponici findet sich diese Bezeichnung nicht. Ursprüng- lich bedeutet es das „Ausruhen" des Bodens, sowie ävsaig bei Suidas s. v. inl

KaXd^LTj CCQOVV.

5) BGU II 603, 24 ergänze: [-TtciQcxSmcoiisv].

158 II- Referate und Besprechungen

rag ccQOVQag) ccnb naldiiT^g (BGÜ II 519, CPR I 38 oder mit nvQOv BGU II 661), äno &qvo)v aald^ov (BGU I 39, CPR I 38 u. 47), a%b ccyQcoaxscog (CPR I 38, Mitt. PR II S. 34), dnb öei6r]g näöijg (ibid.). Wessely übersetzt dies (CPR I S. 166): „frei von Schilf und Binsengewächs, von Queckgras und jeglichem Schlamm"; er denkt also an ein (^Ka&aQugy d.Tto. Ich meine, dafs hier mit ktto, im Gegenteil, das eingeführt wird, was bei der Ablieferung vorhanden sein soll ^), und übersetze also: „mit Stoppeln (ccTtb y.aJid^fjgy), mit Feldgras (ccTtb dyQaöTscog).'^) Wenn an anderen Stellen die Äcker mit Schilf (anb ■&Qva}v KaXdiiov)^) und mit dem ganzen Schlamm (ccnb öelarig Ttd6}]g) zurückgegeben werden sollen, so erklärt sich das wohl daraus, dafs die Rückgabe hier während oder nach der uberschwenunung erfolgen sollte. In anderen Urkunden soll die Rückgabe dnb evvxo^iörjg er- folgen, wobei <(yM&aQdgy ausgeschlossen ist (BGU II 603, 25; CPR I 45). ^J Diesen Ausdrücken parallel findet sich nun auch dnb dvanavaecog^), womit nur bezeichnet sein kann, dafs das betreffende Feld als Brachfeld zurück- gegeben werden soll. Vgl. auch P. Lond. I S. 176, 225: -/^eQöoxon^ovvrog^ iv tc5 dvanav^a[ri) = „auf dem Brachfelde" (lokal).

Ich kehre nun zu den avanav^eßi ye[ve]6L zm'ück. Dafs das erste Wort versclu'ieben ist, ist klar. Zu erwarten wäre eine Adjektivbildung von dvdnav^a, wie dvanav [laziKog oder ähnlich. Ich wage keinen Vorschlag. Soviel ist aber sicher, dafs diese yerr] Fruchtsorten sind, wie man sie auf Brachen säte („Brachfrüchte"). Damit ist erwiesen, dafs den Ägyptern bekannt war, welchen hohen Wert die Besäung der Brachen mit Futterkräutern, denn die können hier nux gemeint sein, im Gegensatz zu der reinen Brache hat. Auch andere Texte bestätigen es, wie CPR I 245 (slg anoQav nvQOv ymI ;^dpToi'), 39 (^eig onoQav nvQOv aal dvci')(^cofiariKcov yft'GJv)^), wo unter '/^OQZog die Futter- pflanzen zu verstehen sind.''^)

Über das quantitative Vei'hältnis der Brache zum Saatland, bemerke ich endlich folgendes. In BGU II 661, 20 heifst es: na^aÖ(ä6<^coy rb xqixov (lEQog dnb dvanavöscog v.aX xb Xoinbv Öi^ioiQOv fieQo[g] dnb Kakd^ijg nvQov. Also -^ soll als Brache, | mit den Stoppeln (nach der Ernte) abgeliefert werden, d. h. nur f soll mit Weizen besät werden. Damit ist deutlich auf die Dreifelderwirtschaft hingewiesen. Etwa dasselbe Verhältnis liegt nun auch in unserem Londineusis vor, wo 5 Aruren mit Weizen und 2 Aruren mit Futterkräutern auf Brache besät werden sollen.

In beiden Texten handelt es sich um kaiserliches Domanialland. Auch für ein Privatgut liegt ein Beleg vor in CPR I 43, wo ich den Schlufs so

1) Siehe oben S. 151 xtQOog ccnb ^vqi7i{(üv). Vgl. z. B. Lucian, Toxar. 19: dnb ipiXfjg xi]g -nSQuidg nXiovxag.

2) Vgl. LXX Exod. 5, 12.

3) Vgl. Diod. I 43. Ich vermute, dafs auch in BGU I 197, 28 zu lesen ist: ayQmaxbcog öicrig Ttdarig statt dyQwv . . s&t . .naXrig.

4) Vgl. dnb vtiXoxaXd^rig in BGU II 633.

5) Auch dies erklären die Daten: der 29. Mai (Getreide, also „auf dem Halm") und der 28. August (Oliven). Vgl. auch Mitt. PR II S. 34.

6) BGU II 644, 32; 661; CPR I 43.

7) Oder sollte hier dvanocv^cctiKüv zu lesen sein?

8) Besonders lehrreich ist der soeben publizierte Text Oxy. II 280, der uns zeigt, dafs die Ägyi^ter es verstanden, die Futterpflanzen zum Teil unterzui^flügen, also zur Düngung des Bodens zu benutzen. Vgl. Z. 16: dQdxai, dcp' ov xb niv Tj^iGv ilg ÜQwaiv xb dh txiQOv ij^icv tig Komfjv.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 159

ergänze: rriv (.uv -ijlfiiösiav ano avccnavGsag ^ \rrjv öe ixLJav [ccnb] xalafilag. Ein anderes Verhältnis ist dagegen in CPIi I 245 , wo von 5 Aruren die Hälfte mit Weizen, die andere mit Futterpflanzen besät werden soll. Das ist Zweifelderwirtschaft, aber auch hier die „verbesserte".

Da über die hier berührten Fragen bisher nur ein geringes Material vorgelegen hat und die Ansichten daher sehr auseinander gegangen sind^), wäre es sehr erwünscht, wenn von sachkundiger Seite unser Urkundenmaterial auch für die Geschichte der Landwirtschaft ausgenutzt würde.

Die Worte S. 193 oben 7 ,,£v tottco Ka^ßaGifirog Isya^^ivioy" geben die erwünschte Erklärung für das rätselhafte KiaQßaaä'ig in BGU I 10, 3 und KeQßäöLg in BGU I 277, I 7, die ich in Ostr. I 380 als Bezeichnung füi- eine Steuer gefafst habe. Es sind vielmehr nur andere Schreibungen dieses durch den Londoner Text nun als Ortsnamen erwiesenen Wortes.

Die Erklärung des Pächters einer kaiserlichen Ölfabrik auf S. 193/94 fasse ich anders auf als der Herausgeber. Kenyon meint, he ivishes fo ferminate Ms tenancy. Vielmehr zeigt er dem kaiserlichen Beamten an, dafs er aus eigenen Mitteln allerlei Verbesserungen in der Fabrik einführen wolle, und bedingt sich aus, dafs im Falle der Beendigung der Pacht diese neuen Einrichtungen ihm gehören sollen. Das ergiebt sich aus folgenden meist neuen Lesungen: 4 1. [fi,t](J'9'cü[To]i) st. [ö»]jfi[o]ö[to]D. 8 erg. fx] xatvijg? 9 ff . 1. £x xS)v fujröv d(XTtav6}\y ^y]iciviiv iXaiov\^Qyi'iiriv Kul . .? t]?;? avxfig Qvquv %al xa avrjKOVta '^vXixa aQyaXsil^tx^.^) 12 1. Iva iciv iyßaiva Kcd. 13 1. £x[ct) cc^vxrig e^ovöcav äTtEv[^iy^- UEöd'ai [tj^f fiTqxl^ocvrjv %al &^VQCiv %[ccl xa «v]7^xov[ra . . . .] %ca a.QyuXB\^La. 21 Anfang \.^AvxLy\^QCiq)ov VTtoyQdcpiig? '£7tofqo]^o(5[i]rog. In 23 erkenne ich ^Eitelcp x.

S. 197, 12 1. 9?ßfxog statt 'ipaaog. Der Mann hat einen Leberfleck auf dem linken Arm.

Nach S. 198, 6 mag auch in CPR I 231, 2 6ro[&g~\ 'A&f}[väg zu lesen sein statt G(a[. . . .Jor-ö'»/.

S. 202, 36/7 1. Kccl 0'u[<5£v] I evnaXovjisv Ka9'a)[g statt rjöco^ | Eßi aXXov.

S. 204, 5. 1. 6(pQvv ös^cav statt oipQvog da'^iag. Schlufs 1. XaiQn]- ftovo(g). 20 1. Tanovxav. 26 1. £'%iv st. aTceji^iv.

S. 206 liefert einen hübschen Beitrag zu den alexandrinischen Demen- namen. Kenyon liest Z. 7: AiXavaßaxtco xco Kai AXQ^aisi. Der zweite Teil war uns schon aus der Zusammensetzung EcoßLKÖaiiiog 6 Kai ^AX&aisvg be- kannt. Vgl. GGA 1895, S. 142. Aber was soll der erste Name? Eine griechische Etymologie wird sich dafür nicht aufstellen lassen. Nach vielen Versuchen glaube ich auf dem Faksimile die richtige Lesung gefunden zu haben: Tsiiavaßaxioa. Das ist zwar ein unbekanntes, aber gut gi'iechisches Wort: der Demos hiefs nacb einem Tei'/civaßdxt]g, dem „Mauererklimmerer". Das wird der Kultbeiname eines Gottes oder Heros sein. Es liegt nicht fem, an den alexandrinischen Stadtgott selbst, an Alexander, zu denken.

1) Vgl. Röscher, System der Volkswii-tschaft II § 35. Büchsenschütz, Besitz u. Erwerb S. 301. Olck in Pauly-Wissowa s. v. Ackerbau.

2) Für i^yalsTa.

160 II- Referate und Bespreclmng-en

Wahrscheinlich ist dasselbe Demotikon auch in Oxy. I 100, 4 herzustellen, wo GH lesen: nal TavaßaxcUo to5 %cd ^AX^aisi})

S. 207, 7 steht TtQooL'/J für TtQoiKi, wie öfter. Dieselbe Nebenform liegt auch an der umstrittenen Stelle BGU II 592, 8 zugrunde. Statt des un- möglichen ^«pot}C£[(j]^[^] (Krebs) hatte Blass iTtQot-möd-r) vorgeschlagen, womit er den Sinn der juristisch sehr wichtigen Stelle richtig erkannt hatte. Vgl. Mitteis, Hermes 32, 655. Der richtige Wortlaut des ganzen Passus ist aber nach meiner Revision des Originals folgender: £7t((TrflrjLtc'[vtj] iog 7t ^ 0 0 i X t ö ■9' [ £ t ] (> ?; ovSs^la ^alr^ovola eGzIv \^av r^fj r&v ix£iv\ov

S. 209 7 1. TtaKtcp rb st. TtaKxavi. Vgl. Oxy. I 138, 28: X6y(p Ttdnrov, 44 ettI tc5 Ttaxrw (= X)actuni^. Auch hier S. 327, 48 und Ostr. II n. 1224.

S. 215, 6 (ohne Faks.) wird zu lesen sein: ag 8s itQoxsQov ktX. Es folgt dann die Nomenklatur des Mannes, die er vor der Erlangung des Bürgerrechtes als Grieche gehabt hatte. Dafs er zwei Gentilnamen l^ekonmien hat, was mit der Samtherrschaft zusammenhängt, ist an sich ein Unding, kommt aber in dieser späteren Zeit vor.

S. 216 oben 6/7 1. izneTcrcoKoroii' st. aaTCsm. orcov. Vgl. BGÜ II 591, 9; 603, 9; 604, auch CPR I 34 u. 45, wo Wessely es fälschlich als Toxog erklärt.

S. 217 unten 9 1. xenov^^'^ st. xokov.

S. 218, 20 1. avxiyQi^acfOV^ luqay ^<^^c(xyog statt avxiy^ Xaqay^og, Vgl. CPR I 4, 37/8 und oben S. 76.^

S. 220, 10 ergänze [vn^ulkay^iaxi st. [Gw^aXlay^iaxi,^ denn es soll die Hypothek ausgedrückt werden. Z. 14 erg. etwa [Ttcog iQt]^a^xiGui st. \ßXEQOig uno\xL6m.

9. Accounts. S. 222 251.

In diesem Abschnitt sind allerlei Listen und Rechnungen zusammen- gestellt, die z. T. von nicht geringem Interesse sind. Faksimilia sind nicht beigegeben.

Gut erhalten sind die Abrechnungen über Aussaat (S. 226 ff.), die im 18. Jahr des Hadi'ian an verschiedene Dörfer des Faijüm geliefert ist. Die Sitologen, die Kenyon mit Recht als die Verfasser betrachtet, fassen immer 10 Tage in der Rechnung zusammen ein öeirniEQov.

Die Abrechnung auf S. 280 ff. möchte ich anders als K. deuten. Er sieht in dem beständig wiederkehrenden ^v"^ und (pö^ den Gegensatz von ^vxog und (poivit,. Ich glaube, der Text wird erst verständlich durch die vorher auf S. 117/8 publizierte Urkunde. Diese lehi-t uns, dafs die Bier- steuer (^urrj^a) an die öyjfxoßia xQdTTs'^a abgeliefert wurde, dagegen der cpö- Qog TtQoßdrav %al akXcov siö&v an ein besonderes Bankressort {slg xrjv inl xovxoig xQccTis^av). Wenn nun in der vorliegenden Urkunde die Einnahmen aus ^D* und aus g)o beständig separat gebucht werden, so liegt die Ver-

1) Jetzt lesen GH [.jt/Tcvrar/JßTfi'a» (Oxy. II S. .^19). Da wäre nur noch r statt y^ verlesen, üas neue Demotikon (PvXcc^i&aXuGctog lälst sich auch in P. Leipz. 10, 3 herstellen.

2) Vgl. zu letzterer Phrase BGU II G14, 24.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 161

mutung nahe, dafs wir eben hier eine Abrechnung über jene '^vrrjQu und jenen cpoQog TC^oßccxav %al akX(ov sldüv vor uns haben. Die Urkunde ist wichtig für die Frage nach dem Wesen der Biersteuer (vgl. Ostr. I 369 ff.), doch wüi-de ein Eingehen hier zu weit führen.

In dem Namen Neßpjg (Gen. NeßiBiovg) auf S. 237 f. hat sich wohl wieder einmal ein alter Königsname erhalten: es ist eine genaue Transkription von Nebka (nb k^), einem König der III. Dynastie, dessen Totenkult sich lange erhalten hat. Auf andere Königsnamen in den griechischen Urkunden habe ich in GGA 1895 S. 157 hingewiesen. Hier sei nur noch jener König ÄEVEqpQijg hinzugefügt, unter dem nach jüdischen und christlichen Legenden Moses gelebt haben soll. Dessen Name steckt offenbar in dem memphiti- schen Dorfnamen Taxsveq)Qii^ denn so ist in P. Leid. A, 4 zu lesen: xc6jtti/g TaiEVEcpQi] rov ME^cpLxov (st. TayBVEcpQTixov). Die griechische Tradition der ägyptischen Königsnamen müfste jetzt mit Hilfe unserer Urkunden von neuem revidiert werden. Doch da müfsten die Agyptologen mitthun.

Hervorzuheben sind ferner die Abrechnungen eines Pfandhauses auf S. 245 f., die namentlich lexikalisch von Interesse sind.

Die Rechnung auf S. 248/9 hätte unter die Steuerquittungen gestellt werden können, denn trotz des fehlenden dtiy^aipEv ist sie nichts anderes.

10. Private letters. S. 252—257.

Bekanntlich sind die Privatbriefe uns meist so schwer verständlich, weil wir die Beziehungen der Personen zu einander nicht kennen. Man hat daher mit Recht versucht, aus gewissen Formalien Anhaltspunkte, die weiter helfen könnten, zu gewinnen. So operiert Kenyon mit der von Mahaffy gemachten Beobachtung, dafs die Grufsformel sqqcoGo stehe, wenn der Brief an Gleichstehende oder Niedrigere gerichtet ist, dagegen evzv'/^ei., wenn an Höherstehende. In der That stimmen die meisten Fälle durchaus für diese Annahme, aber es handelt sich natürlich bestenfalls um einen Usus, an den niemand gebunden ist, und von dem es daher auch Ausnahmen giebt.^) Immerhin ist uns eine gewisse Direktive für die Erklärung damit gegeben.

Ähnlich steht es mit einer anderen Beobachtung, die Kenyon macht, und die auch ich schon im Hermes 2 2, 5 ff. hervorgehoben habe, dafs der Brief als an eine höher stehende Persönlichkeit gerichtet aufzufassen ist, sobald der Adressat in der Adi-esse dem Namen des Schreibers vorangestellt ist. Freilich könnte allzugrofse Höflichkeit des Schreibers uns gelegentlich ii-re- führen, aber mir ist noch keine Ausnahme aufgefallen, und so wird uns auch diese Beobachtung bei der Interpretation der Briefe fördern können.^)

1) So findet sich z. B. ^qqcoöo auch unter Bittschriften, die also an höhere Persönlichkeiten gerichtet sind, deren Gunst der Schreiber erringen möchte, nicht nur P. Grenf. I 11 II 5, wo auch schon Grenfell den Widerspruch angemerkt hat, sondern auch Grenf. I 37, 14 (beide aus Ptolemäerzeit). Andererseits scheuen sich z. B. auch Kaiser nicht, eventuell mit svrvxi^ttE zu unterschreiben. Hier kann man nach Mahaffys Beobachtung nur sagen, dafs damit eine besondere Ehrung zum Ausdruck kommt.

2) Ebenso äufserlich kommt die Devotion dadurch zum Ausdruck, dafs man abschriftlich beigefügte Kaiserbriefe nicht wie die anderen Beilagen dem eigenen Briefe folgen (ynorüaGbiv) , sondern vorangehen läfst {itgordaaEiv). Darauf wurde

Archiv f. Papyriiaforschung I. 1. 11

162 n. Referate und Besprechungen

Aiach die Datierung der Privatbriefe ist schwierig, da sie bestenfalls das Jahr, aber selten den Namen des regierenden Kaisers nennen. Kenyon meint, dafs die erweiterte Grufsformel iggäad-ai as ev^oiiai auf das IV. Jahrh. n. Chr. weise (S. 253). Sie erscheint vielmehr auch schon im J. 201 (Bruns, fönt. i. K.ß S. 248), 215 (BGU 362 V 12), vgl. Oxy. I 114 f. und GH a. a. 0. S. 435, die schon aus Trajans Zeit ein Beispiel kennen. Eine er- neute Untersuchung über die Entwickelung der Briefformalitäten an der Hand der Papyri, Inschriften und Autores wäre eine sehr lohnende Aufgabe.

S. 254, 16 begegnet i7ti(xi]vLa im Sinne von „Monatsvorrat". Vgl. Polyb. 31, 20, 13; 22, 12. Die yQacprj £7rt|it(i;v/cov) 6t^[co]vtcov, die Z. 27 folgt, ist nicht ohne Interesse: da sind verschiedene Brote und Kuchen, die nach Paaren (^evyr}) berechnet werden^), ferner Datteln, Dattelbrot ^), rohe Oliven, endlich Ole^), Essig und ein Korb mit Pökelwaren vom vorigen Jahre. Es ist das so ungefähr dasselbe, was noch heute die Hauptnahrung der Bevölkerung ausmacht.

Der Text auf S. 256/7, der richtiger in den nächsten Abschnitt ge- kommen wäre, gewinnt durch Vergleichung mit P. Oxy. I 81 und 82. Es ist wie diese ein Amtseid, geschrieben von einem Manne, der auf einem öffentlichen Transportschiff einen Posten, wohl als Liturgie, übernimmt. Der Anfang mag auch hier gelautet haben: Elgöo&elg kxX. Zu iitinXooi in Z. 10 vgl. oben S. 155. Z. 15 ist nach Oxy. I 82 und vielen anderen Parallelen i] evol^y^^^oq elijv to3 üq%(o zu lesen statt t] iv6')^£]d'£Li]v x. o.-

Unter den Miscelloneous Documenis endlich, die S. 257 266 den Schlufs der römischen Gruppe bilden, ist vor allem der mathematische Pa- pyrus S. 257 ff., der die Umrechnung der verschiedenen Artaben in einander behandelt, von hervoiTagendem Werte. Dieser bleibt dem metrologischen Referat vorbehalten.

Die ensvoyqacptu (Inventarium) auf S. 264/5 ist wieder eine Fundgrube für das Lexikon.

C. Byzantine Period.

1. The correspondence of Abinnaeus.

Einer der interessantesten Funde der letzten Jahre ist ohne Zweifel diese Korrespondenz des praefedus alae Flavius Abinnaeus, der in der Mitte des IV. Jahrh. n. Chi-.^) zugleich die Stelle eines praefedus castrorum Dio- nysiadis , also des Platzkommandanten von Dionysias nach GH dem heutigen Kasr Kemn bekleidete. Es sind im ganzen etwa 60 Urkunden,

ich durch den Brief bei Bruns font.^ S. 247/8 aufmerksam, und ich glaube, dafs danach BGU II 473 interpretiert werden mufs (vgl. Mitteis, Hermes 32, 651 f.). Voran steht ein Kaiserreskript. Dann Z. 13 If. ein amtlicher Brief, dessen Anfang Z. 14 ich folgendermafsen ergänzen möchte: 'AvriyQCi(pov~\ räv &iicov diarä^so^v, worauf weiter in Z.17 zu ergänzen ist: tovtols (^ov xoig yQÜiniasiv TtQoirai,a. Die %ttai 8iaxäh,i:ig sind eben der vorher wiedergegebene Brief des Kaisers.

1) Vgl. Ostr. I 755.

2) Das wird mit ccQxocpoivi" gemeint sein. Zu erwarten wäre : ciQX(o{v) cpoivi- ■Kiivoiv). Der Plural wegen der Rechnung nach t^vyr].

3) Z. 39 ist nicht Hcclwv, sondern ilaiwv zu lesen, denn es wird nach Ke- ramia gemessen.

4) Die Briefe reichen von 343 bis 351.

Ulrich Wilcken: Papyvus-Urkunden 163

von denen 37 dem British Museum, etwa 20 der Genfer Sammlung ge- hören. Über die letzteren liegt eine Mitteilung von Nicole vor, der zwei Proben davon giebt (darunter eine lateinische).^) Die ersteren hat uns Kenyon hier in einer vortrefflichen Publikation mit sachkundigem Kommentar vorgelegt. Das lebensfrische Bild, das uns aus diesen so eng zusammen- gehörigen Urkunden entgegentritt, wird erst seine volle Wirkung ausüben können, wenn auch die Genfer Texte publiziert sein werden. Aber auch schon die jetzt vorliegenden lassen uns in das Leben und Treiben jener abgeschiedenen Gegend einen tiefen Einblick gewinnen. Nicht minder wert- voll ist, was wii* über die Bedeutung des Platzkominandauten und anderer- seits der Dorfbehörden füi' den Sicherheitsdienst erfahren.^) Die Klagschi-iften wegen Diebstahls, Sachbeschädigung u. s. w. werden auch von den umlie- genden Dörfern aus, wie in früheren Jahrhunderten an den centurio oder decui'io, so jetzt an den praefectus castrorum gesandt, mit der Aufforderung, die Dorfbehörden (dr/fto(Jioi) zur Auffindung der Übelthäter zu veranlassen, resp. die schon bekannten Übelthäter festzunehmen und den Fall dem dux zur Bestrafung zu melden.^) Der militärische Sicherheitsdienst war hier um so notwendiger, als die Dorfbehörden selber nicht immer reine Hände gehabt zu haben scheinen.*) Auf S. 275 werden freilich neben dem Sohn des Irenarchen auch Soldaten aus der Truppe des Abinnaeus beschuldigt, einem Manne bei Nacht seine Schafe geschoren zu haben (vgl. auch S. 282), und was für ein Ehrenmann Abinnaeus selbst gewesen ist, das wissen wir nicht. Der Brief auf S. 284 läfst auch nach dieser Seite hin dunkle Ahnungen aufsteigen. Trotz des guten Systems war hier jedenfalls die Unsicherheit eine sehr grofse.

Indem ich mir ein weiteres Eingehen vorbehalte, bis die Genfer Publi- kation vorliegt, beschränke ich mich hier darauf, einige Beiträge zum Text zu liefern. Hervorgehoben sei nur noch, dafs die Urkunden auch sprach- lich von hervorragendem Interesse sind, da sie fast alle, wie auch sonst meist die Privatbriefe, in vulgärer Orthographie geschrieben sind und uns daher die damals wirklich gesprochene Volkssprache vor Augen führen. Be- merkenswert ist das Eindringen von Latinismen auch aufserhalb der Titu- laturen, wie TiQsöav {= praedani) S. 282, 15 und Qayccxa (= rogaki) S. 288, 15. Im einzelnen bemerke ich:

S. 272, 6 wird OaXamidi statt PaluiKiSi zu lesen sein. Das Doi-f war also nach einem OaluiKog benannt. Z. 10 1. eTtTjX&a st. SLai]l&(x. Gemeint ist inTiX'&av.

S. 275, 4/5 1. EüiQ&'TjGav st. aKoq}&t]aav.

1) Revue de Philol. 20, 43 £F.

2) Vgl. Mommsen, Rom. Strafrecht S. 307, 312.

3) Unter dem heutigen arabischem Regiment ist der Sicherheitsdienst in ganz ähnlicher Weise geordnet. Als im vorigen Winter in Ehnäs(Herakleopolis) ein Dieb- stahl begangen war, hatte zunächst der Ortsvoarsteher , der Omde (etwa der y.co- HccQxrig) mit seinen Ghafiren (qivlaKsg) die Persönlichkeit festzustellen. Dazu wurde dann der treffliche Platzkommandant des ly^ Stunden entfernten Sedment (am Wüstenrande) herbeigeholt, der an der Untersuchung teilnahm und dann den Übelthäter von seinen Soldaten nach Sedment abführen liefs. Der Fall aber wurde dem Mudir von Beni-Suef (entsprechend dem dux) gemeldet.

4) Vgl. auch die Schilderung des Dorfältesten Sempronius auf S. 174.

11*

164 11. Referate und Besprecliungen

S. 276, 10 scheint öitjQnsvai st. cKprjQnsvai zu stehen. Das ist viel- leicht verschrieben füi* 6iriQ(jtu)y,ivcii. 13 1. NuQ^ovQ'£Oi{g st. TIocq- ju,oi;'9'£co[g.

S. 277, 9 ist avx(o(vy (== cuvtov) herzustellen.

S. 278, 9 1. riov (= vov = vfov) st. yiov. Zu aTtavco&sv Z. 12 vgl. neugriech. ccTtävco (Hatzid. S. 36). Zu 14 1. ^i' avro) T[o]vrco (= avtb rovroi) statt diavTcav reo.

S. 280, 10 1. av sGtikerco (= ai/föTfiAaro) st. avEGztle t«o.

S. 284, 11 steht: 7]Q7tcc^ag avtovg. Da mit avtovg die Frevler gemeint sind (vgl. nächste Zeile: rovxovg UTtoßrdov), so scheint r^QTia'^ag kausative Bedeutung zu haben: „du hast sie plündern lassen". Ähnliches bei Hatzid. S. 200f. 14 1. avaviynco^sv (^= ävsvey'KcofiSv^ statt av arsyncof-iev. Das ßovXEvrT^Qiov hier kann übrigens unmöglich, wie K. annimmt, zum Dorf Theoxenis gehören, denn Dörfer haben keinen Rat; das kann nur der Eat der Metropole Arsinoe sein. 16 Kxrjascog ist als Nom. propr. zu fassen. 18 ist wiederum jcar' iaov st. nate aov zu lesen. Vgl. oben S. 131.^.

S. 285, 3 zu ÖTjloiv (= dTjlovv) vgl. KaraaKrjvoiv bei Matth. 13, 32, Marc. 4, 32 und andere Beispiele bei Hatzidakis S. 193.

S. 292, 9 steht t6 als Relativum: ro (lot ösdcoKsg für o jitot öiöcoKag. Vgl. S. 301, 9: [rrjv a'y\dm]v rrjv Ttoistg; S. 304, 14: rrjv ilqa rr}v öiöco- KEv. 16 steht öidoviiEv füi* öiö&uev, nicht für dlöo^sv.

S. 295, 13 glaubt Kenyon eine Erwähnung der arsino'itischen ßovXij zu finden. Es ist vielmehr zu lesen: nal tteqI av ßovXrj keIeve(^i}v ^oi.

An den Briefen des Apamios S. 300 f. ist beachtenswert, dafs er ent- gegen der antiken Sitte, wie sie uns bisher bekannt war, zum Schlufs nicht eine Grufsformel, sondern in moderner Weise seinen Namen im Nominativ darunter schreibt. Ist das nur eine Marotte von Apamios, oder kommt das in dieser jüngeren Zeit auch sonst vor?

S. 304, 14 1. 'iaäg st. CGag. Ebenso Z. 20: 6 'löag.

2. Miscellaneous Fourth Century Documents. S. 307 323.

Auch von diesen gehören noch mehrere zu den Papieren des Abinnäus. Es sind Listen und Abrechnungen der verschiedensten Art, auf die ich hier nicht genauer eingehen will. Auf S. 307 unten Col. II, 1 ist die Sigle, die Kenyon als nvqov äQxccßri erklärt, vielmehr als xaXccvxov zu fassen. Die eigentümliche Form der Siglenatabe auf S. 316 oben wird als Gi{xov) -^ aufzulösen sein.

3. Late Byzantine Papyri. S. 323—335.

Unter diesen letzten Texten ragt an Umfang und Bedeutung die grofse o^oloyici xrig E(i(pvxEv6£(og aus dem Anfang des VII. Jahrh. n. Chr. hervor (S. 324/29), durch welche das Kloster des heiligen Patois einem gewissen Johannes 12|^ Aruren Fruchtland und 5 Aruren Ödland in Erbpacht giebt. Dieses Dokument, das bisher einzig in seiner Art dasteht, wird hoffentlich von juristischer Seite eingehender intei-pretiert werden. Zum Text haben schon GH Nachträge geliefert, denen ich TtEvxE'^iaxo) statt TCEvxt^Eaxco (in Z. 91) hinzufüge. Hier sollen nur einige topographische Bemerkungen Platz finden.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 165

Die Urkunde stammt aus Edfü, dem alten Apollinopolis Maior. Das Kloster des heiligen Patois gehört zum oQovg xaSjur;? Tanaldscog (so wohl besser als Tavald-ecog) xov ^ATiolliovoitoUxov vofiov (Z. 7). Von dem Ge- höft, in dem der Erbpächter wohnt, heilst es nachher gleichfalls (Z. 10): OQOvg xfig avxfig %(b^y]g. Ich möchte hervorheben, wiewohl es fiü* die Kenner der ägyptischen Verhältnisse wohl selbstverständlich ist, dafs OQog hier nicht Berg oder Gebirge, sondern Wüste bedeutet. Das OQog xrjg Koo^ir)g ist das Stück Wüste, das zu dem oflfenbar am Wüstenrande gelegenen Dorfe Tapaithis gehört, und das Kloster liegt, wie die meisten, in der Wüste selbst. Es ist interessant, dafs ebenso der moderne arabische Aus- druck, mit dem heute im Volksmunde die Wüste bezeichnet wird, Gebel, zu- gleich und ursprünglich „Berg" bedeutet. Es ist ja klar, dafs der Be- deutungswandel durch den gebirgigen Charakter der Wüste bedingt ist, aber es ist bemerkenswert, dafs sowohl Gebel wie oQog auch den völlig flachen Wüstenrand bezeichnen (vgl. Z. 16).

Gleichfalls aus Edfü stammen die Kontrakte, die Grenfell in seiner Erstlingsarbeit, im Journal of Philology 22, 268 if., publiziert hat. Auch sie enthalten eine interessante topographische Notiz. In I 28 heifst es da von einem Grundstück, es liege sv rc5 vipcofiaxi xrig 7röAe[a)j]. Wer den rie- sigen Schutthügel (Kom) gesehen hat, der heute als Wahrzeichen des alten Apollinopolis emporragt, kann nicht zweifeln, dafs nur an ilin hier zu denken ist. Oder genauer gesagt: das vipioiia der Urkunde ist der Kom von Edfü in der Gestalt, die er damals im Anfang des VII. Jahrhunderts gehabt hat, und da Häuser imd Gassen darauf erwälmt werden, so war er damals bebaut, wie ja auch heute gi'ofse Teile von Edfü auf alten Schutthügeln stehen, und so gewährt uns diese Urkunde einen interessanten Einblick in das allmähliche Werden und Wachsen der Schutthügel von Edfü.

Da das Londoner Tafelwerk jetzt die Photographieen dieser Gren- fell'schen Kontrakte bringt, mögen hier einige Korrekturen Platz finden, die sie mii- ermöglicht haben.

17 1. -hmg av^x&v st. Jrrj?. 36 ^vii*d Tkvqov und Tßsvnr]fi(..) zu lesen sein (Feminina). 57 1. a6d-svi]6ei[jLev st. ao&evetusv. 80 1. Movöatog st. A&ovg viog. In 81 hat Gr. /iuvi'r]Xov hinter t^iov ausgelassen.

ni 20 Schlufs erg. tvog xqIxov]. 21 1. ayll, d. h. l|- Solidi, st. ayV/ . 26 1. iSarpovg st. tScccpov. In 47 hat Gr. tckvxk hinter TtQoyeyQafifxiva ausgelassen.

III. Der Papyrus des Ashmoleaii-Museum (vgl. S. 122).

John P. MahaflFy legt uns hier einige Fragmente vor, die er aus einem von Mr. Arthur Evans, dem Direktor des Ashmolean-Museum ilmi zm- Untersuchung überwiesenen Mumienpectorale glücklich herausgelöst hat. Es ist dies ein neues Beispiel für die Verwendung des Papyrus zu Kartonnagen, wie sie uns namentlich durch die Petrie-Papyri bekannt geworden war, und die Wichtigkeit der dui'ch die Zerstörung des Pectorale für die Wissen- schaft geretteten Documente richtet von neuem an alle Museumsverwaltimgen die Mahnung, die Mumienkartonnagen aus hellenistischer Zeit einer genauen

166 IL Referate und Besprechungen

Pi'üfung zu unterwerfen und sie eventuell der histonschen Forschung zu opfern.

Das Papyrusstück, das zum Oxforder Pectorale verarbeitet wurde, stammt aus einer gröfseren Rolle (s. unten S. 168), die, wie die Schrift deutlich zeigt, im III. Jahrh. v. Chr. beschrieben worden ist. Die Hände auf Recto und Verso sind verschieden. Die Entzifferung war nicht leicht, wie man aus den beigefügten Tafeln ersehen kann, und wir müssen Mahaffy für die mühevolle Arbeit sehr danken, wenn er auch noch nicht überall das Richtige getroffen hat. Das wird auch kein Sachverständiger auf unserem Gebiet von einer editio princeps erwaiiien.

Das Recto enthält sehr merkwürdige und nicht leicht verständliche Bestimmungen über die Aussaat der Felder verschiedener Dörfer des Faijüm. Sie sind alle nach demselben Schema abgefafst. Ich gebe ein Beispiel (Z. 5 15): 'AQfjv&g KMfirjg öicc Usroßaariog (aQOVQai) 717|^j^j^. ^^qo' äv a.7Coliinov6iv ngog xriv nvQocpOQOv ^O?,^^^:^^, kvtjkov 300, oQoßcot, 10, äQccKCoi 100 / 817 l^^Yei-21 ccvravai,Qov(xivcov öh at nXetco oiaziöTtaQKev '/.Qi&iji, [100|, nataXELTtovrai, Ti'^2^hi'>i ^*P' ^^ ^^'' '^'^T:f^'3nc(Qi]vai kutixcoc 300, oQoßcoL 10^), TCVQ&L [407 1 ^ jg ^]. Das fasse ich folgendermafsen auf: In Athena-Dorf sind 717 etc. Aruren durch Petobastis [zu besäen].^) Von den 817 etc. Aruren^), die man für Weizen, Saflor, Erven und Arakos (Hülsen- fi-ucht) reserviert hat, bleiben nach Abzug der 100 Aruren, die er (d. h. Petobastis) schon mit Gerste besät hat, 717 etc. Aruren übrig, die nun in der hier angegebenen Weise mit Saflor, Erven und Weizen zu besäen sind.

Hierbei bleibt vieles unklar. Wer ist der verfügende Beamte, in dessen Bureau diese Abrechnungen aufgesetzt sind? Wer ist Petobastis? Mahaffy hält den letzteren für den Komarchen, den vorgesetzten Beamten aber für den Oikonomos. Das sind zwei Möglichkeiten, neben denen auch andere bestehen. Aus Rev. L. 41 wissen wir, dafs in dieser Zeit aufser dem Oikonomos auch der Nomarch und der Toparch die Oberaufsicht über die richtige Besäung der Felder ausübten und im Falle einer Übertretung mit jenem straffällig waren. Ich verweise auch auf P. Petr. II 30 (d), wo der Nomarch auf Grund der Eingaben der Toparchen (resp. xonoyQa^naretg) über die Aussaat des arsinoitischen Gaues Bericht erstattet. Mit Berück- sichtigung der Rangstellung des Verfassers der vorliegenden Bestimmungen und des ümfanges seines Amtsgebietes wird man also einstweilen wohl die Wahl zwischen dem Oikonomos und dem Nomarchen haben. Vgl. nament- lich Rev. L. 41, 5 f. mit dem 8. Brief auf dem Verso.

Den Petobastis dagegen, der nicht wie jene durch Geometer die Aus- saat feststellen läfst, sondern selbst sie leitet (KarianccQKsv) , möchte ich etwa für einen Spezialbeamten der KatccGiiOQd halten, und da denke ich un- willkürlich an den in Ostr. I 3 40 f. nachgewiesenen inirriQ-rjTrjg navaöTCOQccg, der vielleicht mit Hilfe der Xiiivaötal Kai ndTaGTtoQetg (Ostr. I 508) die Aussaat zu beaufsichticfen und durchzuführen hatte. Doch auch das ist

1) Mah. liest q statt ^. Danach ändert sich auch die Ergänzung der folgen- den Zahl.

2) Anders Mah. S. 204: fuccount furnishedj through Petobastis.

3) Mah. bezieht das a(p' wr auf die vorhergehende Zahl 717 etc. Das geht nicht, da hier und überall die folgende Summe gröfscr ist. llq)' on> ist vielmehr mit den folgenden Zahlen, in Summa 817 etc. zu verbinden.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 167

nur ein Vorschlag; der Komarch ist nicht ausgeschlossen. Wir wissen nichts über das Verhältnis jenes zu diesem.

Schwierig ist der Mittelsatz: c!.vvavaLQovfiev(ov^^ 6e öot TtXsiu) nariönaQ- nev Ktl. Was soll das tiXslo)? Mahafiy sieht darin einen excess occurrcd in the previous year. Ich meine, der Übergriff kann nur im laufenden Jahre erfolgt sein, sonst würde er nicht bei der Abrechnung dieses Jahres in Anschlag kommen. Dafs Petobastis durch Besäung der hier in Abzug gebrachten Felder seine Instruktionen überschritten hat, geht aus C, 36 hervor, wo es hinter y.axiGnaQ'KSv heifst: xSiv HßO-dAot; jUtj ÖL\ayzyQ\cniidviov [. .Jvov 100 (Aruren), aQänov 50 kxX. Hier werden also diese abzüglichen Arui'en ausdrücklieh als solche bezeichnet, die ihm „überhaupt gar nicht vorgeschrieben" waren zu besäen (anders Mah. S. 205). Dafs also ein Übergriff des Beamten vorliegt, scheint hiernach sicher. Merkwürdig ist nm", dafs ein solcher in jedem der uns vorliegenden fünf Fälle begegnet. Aber das Ttlem ist noch nicht erklärt. Womit soll dies plus in Vergleich gestellt werden? Ich finde einen Sinn darin unter Annahme folgender Situation; Aufser den 817 Aruren, um bei obigem Beispiel zu bleiben, ge- hören noch andere zu der Feldmark desselben Dorfes, die vielleicht zu einem anderen Eessort gehören (s. unten). Bei Besäung dieses anderen Teiles hat Petobastis gegen seine Instruktionen in den hier behandelten Teil über- gegi-iffen, und hat 100 Aruren mehr, als er in jenem anderen Teil sollte, besät, und zwar mit Gerste statt mit Arakos. Darum müssen diese 100 Aruren Gerstenland von dem hier behandelten Komplex in Abzug gebracht werden. So bleiben nur 717 Aruren. Diese Erklärung würde dem Wort- laut gerecht werden. Ob sie sachlich zutrifft, lasse ich dahingestellt.

Wie auch Mahaffy hervorgehoben hat, beschränkt sich in den vor- liegenden Fällen die Aufsicht der Regierung über die Aussaat nicht auf diejenigen Fruchtarten, deren Verarbeitung sie mono- polisiert hatte (vgl. das Ölmonopol im Eevenue-Papyrus), sondern er- streckt sich auch auf die anderen. Freilich hätte diese Neuigkeit für uns nur einen Wert, wenn wii' wüfsten, ob der Text vom öffentlichen oder vom privaten Boden spricht. Mahaffy hat diese Kardinalfrage garnicht berührt, wohl weil er annimmt, dafs die hier genannten Aruren das Ge- samtareal der betreffenden Dörfer darstellen. Mein schon oben angedeuteter Dissens soll unten begründet werden. Handelt es sich in unserm Text um öffentliches Land, so verstünde es sich von selbst, dafs der Staat auch die Entscheidung über die Aussaat hat. Denn das ist natüi-lich Sache des Grundherrn. Ist es aber Privatland, so mülsten wir annehmen, dafs es so etwas wie einen Flur zwang in Ägypten gegeben hat, und es liefse sich dafür vielleicht auf Plin. h.n. 19,5,79 verweisen, wo Plinius in Bezug auf den raphanus sagt: hoc maxime cupiunt severe si liceat. Freilich liefse sich die letztere Notiz durch den Hinweis auf das Ölmonopol entkräften, und auch sonst sind mir Einwände zm- Hand. Doch es ist hier nur meine Auf- gabe, den Stand der Frage klarzulegen. Da das Kopfstück der ürkimde

1) ^vravaiQttcQ-ai (nicht avtavKiQißd-ai Mah. S. 206) begegnet in demselben Sinne von „bei der Rechnung in Abzug gebracht werden" auch in P. Zois I 18, wo Wessely (Wien. Kais. S. 16) es fälschlich mit „dafür erhoben werden" übersetzt. Vgl. jetzt auch BGU III 776, 18 und GH zu Lond. II S. 116.

]^68 II. Referate und Besprechungen

verloren ist, bleiben wir über jene Hauptfrage einstweilen im Dunkeln. So legt der Oxforder Papyrus Fragen von gröfster Bedeutung an, ohne sie zu rösen, und führt uns so recht vor Augen, wie wenig wir wissen. Im einzelnen bemerke ich noch folgendes.

B 25: ag?' cov öei [nazaöTca ist sachlich unwahrscheinlich; zu erwarten ist ag)' mv anoXelTiovatv, und nach dem Faksimile scheint mir K7t[o]A.[£t7rot;- 6iv nicht unmöglich.

B 27. Die Schlufssumme kann nicht vis (315) sein, denn sie mufs gröfser als die Summe in der ersten Zeile (822) sein. Ich sehe auf dem Faksimile deutlich ^ statt t, also ist es 915.

C 32. Das Zeichen hinter q^ö ist die Sigle für Xomov, Idmxca u. dgl., und entspricht hier dem aTCoksmovöiv der anderen Nummern.

Das Verso enthält Kopien von amtlichen Briefen, die wohl alle von demselben Beamten geschrieben sind, der die Verfügungen des Recto hat aufsetzen lassen. Die Adressen sind in der Kopie, wie häufig, in der Weise gekürzt, dafs der Name des Absenders und iuIqbiv ausgelassen ist, ebenso eQQaao am Schlufs. Diese Briefsammlung war von nicht geringem Umfang, denn die Zahl 13, die über der ersten vollständigen Kolumne steht, ist nicht mit Mab. als Datum, sondern als Paginalzahl aufzufassen, wie ich denn auch über der nächsten Kolumne über av (von ^AvrLoxto) ein zu sehen glaube.

In B 20 lese ich den Schlufs, den Mab. unentziffert gelassen hat: iv[tav^&ci öriGaiiov.^) Also wurde nach Z. 21 auch im Dorfe Philagris Sesam gepflanzt. Wenn trotzdem in Recto C, in der Aussaat-Abrechnuug dieses Dorfes, kein Sesam genannt wird, so spricht das meines Erachtens dafür, dafs die auf Recto behandelten Bodenflächen nicht das ganze Kulturareal der betreffenden Dörfer ausmachen (s. oben).

Den Schlufs dieses Briefes möchte ich lesen: vTCO[iiv(o yccQ öe ojg vv[v] (st. coöxs) ivccQ'^ciöd'ai d-i(Xcov). Das letzte Wort (statt as, was sicher falsch) ist unsicher. Die Spuren würden passen. Jedenfalls ist über den zwei Buchstaben der Abkürzungsstrich sichtbar.

Der zweite Brief wird erst verständlich, wenn man Z. 25 rt 6oi statt ri6i liest. Im dritten Brief ist noch vieles unsicher. Aber ich weifs zur Zeit keinen Rat.

Im fünften Brief fasse ich Z. 38flF. folgendermafsen auf. Ich schwöre euch bei allen Göttern, wenn ihr nicht augenblicklich nach Empfang dieses Briefes die vorgeschriebene Menge Saflor säet, dann sollt ihr u. s. w: et f.ir} ajjia xmi Xaßsiv vfxäg rrjv eTt(^i6roXr]v) [ t?)v öcajysyQafXfiivi^v xtA.

Im achten Brief droht der Beamte dem säumigen Saflor-Pflanzer, ihn durch einen fidii^iog arretieren zu lassen. Das ist für die Geschichte der ixdxifxoi im III. Jahrb. v. Chr. von Interesse.

IV. Papyrus Boissier (vgl. S. 122).

Dafs wir über die grofsen, wohlerhaltenen Texte, wie sie uns in letzter Zeit glücklicher Weise so reichlich zufliefsen, die kleinen Fragmente nicht

1) Der Revenue - Papyrus sagt arjaa^iov. Hier steht 6 arjacciLog, wie z. B. in Geopon. IX 18, 2.

ITlrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 169

vernachlässigen sollen, mahnt der von Alfred IJoissier erworbene Genfer Pa- pyrus auf das eindringlichste. Dieser von Jules Nicole mit scharfsinnigem Kommentar herausgegebene Text ist formell wie inhaltlich von hervor- ragendem Interesse.

Der verdienstvolle Editor der Genfer Papyri, der die historische Be- deutung des Fragmentes richtig erkannt hat, würde auch der formalen Seite noch mehi- gerecht geworden sein, wenn er die uns sonst bekannten Statt- halter-Edikte aus Ägypten, im besonderen die aus der Oase el-Chargeh (CIGr. III 4956, 4957) zur Erklärung herangezogen hätte. Mit Hilfe dieser wird man die ersten fünf Zeilen folgendermafsen ergänzen können:

1 HhoötOQog 6[r]Qarr}ybg [ . .

2 T^g 'yQa(pEi6ri[g^ fxoi vno xov \%VQiov Tjyenovog iittöroXiig Gvv tat vno- xexay^ivoii nQogxdynari xh ccvxiyQaq^a vnoxEX(X'](^a vfilv, i'v clöfjxe oder ähnlich. Datum.]

3 (PkaKKog 'HXioöcoQcot [öxQaxTjy&t, . . . laiQEiv. . . .

4 vo^iov xonoig^ iva näöi [6r]X<x yivrjxca xa vn ifiov KEXsvöfieva. "EqqcoGo.^

5 AvXog ^AvoviXXiog OXccKTiog [Xiyet'

Es war offenbar, wie namentlich Z. 2 zeigt, eine sehr breite Kolumne, von der uns nur der linke Rand erhalten ist. Die obigen Vorschläge wollen natürlich nur nach den bekannten Analogien den Inhalt skizzieren. Die Inschrift CIGr 4956 trägt lediglich die Überschrift: Tloatöcöviog Gxqu- xfjyog. Vielleicht ist daher auch hier in Z. 1 nichts zu ergänzen. Doch ist es auch sehr gut möglich, mit Nicole anzunehmen, dafs dahinter die Behörden im Dativ und laiqeiv gestanden haben, denn es wäre ja denkbar, dafs man bei der Publikation auf dem Stein die Briefadresse geküi'zt hätte. Vgl. freilich BGU 7 und 18.

Der darauf folgende Begleitbrief des Präfekten (Z. 3 4) enthielt vor allem, wie auch Nicole annimmt, den Befehl, das beiliegende Edikt in der Metropole und den Dörfern an passendem Orte zu publizieren. Der Wort- laut läfst sich natürlich nicht wiederherstellen. Das vofxov xonoig in Z. 4 erinnert an die im Edikt des Lusius gewählte Formel: nqod'eg Iv oig KaQi]- %Ei xov vo^ov xonoig (vgl. Milne, Hist. of Eg. V S. 186), doch giebt es auch andere Möglichkeiten.

So imgewifs im einzelnen die Ergänzungen der 4 ersten Zeilen bleiben müssen, so sicher ist die von Z. 5 wiederherzustellen. Nicole will hier die Strategen der Provinz oder Epistrategie im Dativ ergänzen, nimmt also Briefform an. Dabei hat er die uns wohlbekannte Form des Edikts aufser Acht gelassen: hier mufs notwendig Hyti (= didt) stehen. Davor könnte höchstens noch ETiaQ^og Alyvnxov stehen, wie in BGU 288, während dies in den beiden Oaseninschriften fehlt. Von dem Edikt selbst ist folgendes erhalten:

6 TlaGav TtQovoidv noiov^Evlog . . .

7 kWcc elg xb XotTibv a6g)ccke[6xeQ . . .

8 iTtnTjösicov eQyaXeiav^ ccXla jiit[x^? ...

9 Kai (iccy^aiQOcpoQCiV (ieycc[ . . .

10 löoxifjLog exioav. ^O ö av\x . . .

11 Q'dväxfOL evo'/pg e6\x(oi.

170 II- Referate und Besprechungen

Es ist bezeichnend für den Schematismus des Kanzleistils, im beson- deren des Ediktalstils , dafs das im J. 67 n. Chr. erlassene Edikt des Ti. Julius Alexander mit denselben Worten beginnt: IJciaav TtQovoim' TtoLOVfiEvogl

Hierauf folgen sehr verstüiranelte Subskriptionen, die von verschiedenen Händen, offenbar von verschiedenen Dorf beamten •*) geschrieben sind. Dann das Datum: (^'Erovg) aa TißsQLOv KaiCciQog\^. . .

Nach der formalen Seite lernen wir aus diesem Genfer Text, dafs die Publikation der Statthalteredikte durch die Strategen auf zweierlei Art er- folgte, erstens durch Aushängen resp. Eingi-avieren an öffentlichen Plätzen, zweitens durch schriftliches Cirkular an die untergebenen Behörden, die es zu unterschreiben hatten. Bisher war uns nur die erstere Art genauer bekannt, namentlich durch die beiden grofsen Edikte, die in die Tempelwand in der Oase el-Chargeh eingemeifselt sind (vgl. Ostr. I 572). Freilich hätte man aus dem v7toT£r(x%a in dem Anschreiben des Strategen in jenen beiden Inschriften auch schon auf ein Cirkular schliefsen können. Aber dafs dieses Cirkular wii-klich an die sämtlichen Unterbeamten zu schicken und von diesen zu subskribieren war, wie es scheint mit der Versicherung, dafs sie den Vor- schiiften zu folgen sich verpflichteten, oder ähnlich (vgl. Z. 14 cog] TtQOKSLrai), das lernen wir erst aus dem Genfer Papyrus, der bisher das einzige Original eines solchen durch Unterschriften erledigten Cirkulars ist.

Die historische Bedeutung des Edikts selbst ist schon von Nicole ge- würdigt worden. Der Statthalter ist der aus Philon's Schriften „in Flaccum" und „legatio ad Gaium" wohlbekannte Aulus Avillius Flaccus. Das Prä- nomen Aulus war schon durch Lepsius, Denk. XH 76 n. 27 gesichert.^) So winzig auch die ÜbeiTeste des Edikts sind, wird man doch mit Nicole daraus entnehmen düi-fen, dafs Flaccus im 21. Jahre des Tiberius durch das vorliegende Edikt das WafFentragen bei Todesstrafe'^) verboten hat. Vgl. ixaxcti'QocpoQav^) in Z. 9. Erlaubt war der Gebrauch der notwendigen Werkzeuge: initTjöeicov SQyaXelcov (Z. 8). Doch berücksichtigt das Edikt natürlich die verschiedenen Schichten der Bevölkerung (vgl. Ißotifiog Z. 10). Als Motiv wird der Wunsch, gröfsere Sicherheit zu schaifen, ange- geben (Z. 7).

Mehr wird man aus ' den paar Worten kaum herauspressen können. Doch dies Wenige wird dadm-ch interessant, dafs es, wie Nicole gezeigt hat, zum 11. Kapitel von Philon's Schrift „in Flaccum" (Mang. II 530/1) in enge Beziehung gesetzt werden kann. Philon erzählt da anläfslich der von Flaccus in den jüdischen Häusern vorgenommenen onXoXoyicc (J. 37/8), dafs nicht lange vorher (oi) TtQO noXXov) die Ägypter im Lande (t&v xata rrjv

1) Vgl. Z. 16: Kwfirjg Ksqus ... In 17 wohl ein ngsaßvTSQog, in 19 ein fjyov^l^svos.

2) In der Prosopographia Imjj. Rom. %vird er trotzdem noch als Lucius an- gegeben.

3) Die Verkündigung der Todesstrafe mit den Worten d-ccvätoji 'ho^og ^6[xai erinnert mich an die Verurteilung Jesu bei Mattli. 26, 66: ivoiog ^avdtov iariv. Vgl. Marc. 14, 64. Unser Präfekt schreibt ein besseres Griechisch als das Evan- gelium. Oder ist der unlogische Genetiv ^ccvärov nur durch das allmähliche Zu- sammenfliefsen des u- und o-Vokals in der späteren Volkssprache in die Hss. ge- kommen ?

4) Zu (icc^aiQo^poQci statt ^KxxcaQOcpoQia vgl. ^la&orpoQcc neben ^iGd^o^poQicc und dazu Jjobeck, Phryn. S. 491.

Ulrich Wilcken: f'apynis-LTkimden 171

liOQCiv AiyvnxUov) auf Walfen liiu untersucht worden seien, wobei grofse Massen von Waffen gefunden seien. Mir scheint, dafs das ov nqh noXXov nicht gegen die Annahme spricht, dafs die von Philon hier füi* die %(äQa bezeugte bnloloylcc eben die ist, die jedenfalls im Anschlufs an unser Edikt im J. 34/5^) vorgenommen sein wird. Ich möchte Nicole nicht folgen, wenn er vielmehr auf Grund von Philon's späteren Worten: i8h %azci ju/jutjCtv Tcov UQ&v ayavav TQieryjQlöag äyeiv Kcavag iv Alyvnxfp Gvyao- liiöfjg önXcov xovg Ttgoeßrcbtag, Iva rj (irj xaraönEvd^EG&ai, (p&dvaGLv i] avtl noXkäv oliya anninamt, dafs alle drei Jahre solche Haussuchungen bei den Ägyptern vorgenommen seien, und dafs Philon sich daher an der früheren Stelle auf eine onXoXoylcc vom J. 37/8 bezogen habe. Schon Alfred von Gutschmid hat ohne Zweifel mit Recht bemerkt, dafs diese alle di'ei Jahre zu wieder- holende Haussuchung bei den Ägyptern nur ein frommer Wunsch des Philon ist.^) Das zeigt deutlich der Widerspruch, der sonst zwischen den letzten Worten rj avrl tcoXX&v oXiya und seinem Bericht über den Erfolg der ägyp- tischen Haussuchungen bestehen würde. Auch scheint es mii' unzweifelhaft, dafs Philon an der ersteren Stelle von dieser bnXoXoyCa als einem einmaligen Ereignis spricht.

Den historischen Vorgang werden wir uns etwa folgendermafsen vor- zustellen haben. Im 20. Jahre des Tiberius hatte den Flaccus, wie ich hier einschalten will, eine Amtsreise bis nach Theben hinaufgeführt. Das zeigt Ostrakon II n. 1372, in welchem unter diesem Datum von der TtuQovöia des OXaKog rjyrjfimv gesprochen wird (vgl. Ostr. I 276). Möglich, dafs er auf dieser Reise allerlei Dinge gesehen hatte, die ihm mifsfielen. Doch mögen auch andere Vorgänge ihn bestimmt haben. ^) Jedenfalls erliefs er im 21. Jahre das kann kurz nach jener oberägyptischen Reise gewesen sein das Edikt, in dem er mit gewissen Einschränkungen das Waffen- tragen bei Todesstrafe verbot. Wir kennen Flaccus auch sonst als einen vorsichtigen und, wo es die öffentliche Sicherheit nach seiner Ansicht gebot, energisch zugreifenden Beamten. Hatte er doch auch in dieser selben Periode seiner Amtsführung die alexandrinischen Klubs aufgehoben.*) Diese beiden Mafsregeln lassen uns die Verwickelungen der inneren Lage, mit denen der damalige Präfekt zu kämpfen hatte, mehr ahnen als erkennen. Es ist ein Jammer, dafs dieses Edikt uns nicht vollständig erhalten ist. Hätten wir den ganzen Text vor uns, so würden wir daraus vielleicht auch für manche Vorgänge in dem bald darauf entbrennenden alexandrinischen Bürgerkrieg, über den wir bis jetzt nur einseitige Berichte haben, das richtige Ver- ständnis gewinnen. Die regelmäfsige Form des Genfer Fragmentes stützt die Hoffnung, dafs eines Tages auch die gröfsere, rechte Seite der Urkunde wohlbehalten in einer Sammlung ans Licht komme. Diese neue Probe aus

1) Vgl. oben S. 153. Nicole berechnet 33/4.

2) Sharpe, Gesch. Äg. II S. 96.^ Es ist wohl nur ein Versehen, wenn er von Alexandrinern spricht. Philon redet deutlich von den Ägyi^tern des Landes.

3) Sehr möglich, dafs es sich nur um eine Erneuerung oder Verschärfung schon bestehender Bestimmungen handelt. Es wäre verständlich, wenn nach dem Aufstand, den Cornelius Gallus niederschlug, den Einheimischen das Waffentragen verboten worden wäre. Nicole weist darauf hin, dafs auch die Ptolemäer ge- legentlich solche oTcloloyiai vornehmen liefsen (P. Par. 35 und 37').

4) Philo, in Place. 1 (II 518).

172 11. Referate und Besprechungen

den CTenfer Schätzen erweckt aber von neuem den Wunsch, dafs es ihrem verdienstvollen Hüter möglich sein möchte, dem ersten Faszikel der Papyrus de Geneve, der 1896 erschienen ist, recht bald weitere Faszikel folgen zu lassen.

V. Die alexaudriuischeii Papyri (vgl. S. 122).

Die pessimistischen Ansichten, die noch bis vor kiu-zem betreffs der Möglichkeit erfolgreicher Ausgrabimgen auf dem Boden des alten Alexandi-ien bestanden, sind durch die Erfolge der letzten Jahre glücklich überwunden worden, und neues Leben hat begonnen. Nicht nur sind durch die deutschen Ausgrabungen von 1898/9, die Theodor Schreiber und Ferdinand Noack dank der Liberalität des Herrn Sieglin dort ausführen konnten, neue Perspektiven eröffnet worden, sondern auch in Alexandrien selbst haben hervoiTagende Gelehrte und ebenso kunstverständige wie opferwillige Ver- treter der Bürgerschaft zur Erforschung der ruhmreichen Vergangenheit ihrer Vaterstadt sich die Hand gereicht, und sind bereits durch schöne Er- folge belohnt worden, die zu weiteren Hoffnungen berechtigen. Die unter Ealli's Leitung stehende Societe archeologique d'Alexandrie, die sich 1893 zu diesem Zweck dort gebildet hat, kann des lebhaftesten Bei- falls aller Altertumsfreunde gewifs sein, denn jedes Stück, das aus dem alten Alexandrien zu Tage kommt, jede neue Nachricht, die ihre Topo- graphie uns genauer erkennen läfst, hat bei der einzigen Bedeutung dieser Stadt für die Geschichte des Hellenismus auf allgemeines Interesse einen vollen Anspruch. Es war ein glücklicher Gedanke dieser Societe, ein Bulletin zu schaffen, das über die Arbeiten der Gesellschaft und über- haupt über die Erforschung des alten Alexandriens Bericht erstatte. Dafs die Schaffung eines solchen Organs möglich war, wird der Opferwilligkeit mafsgebender Stellen, im besonderen, wie ich der Vorrede des mir vor- liegenden zweiten Heftes^) entnehme, des Herrn Bindernagel verdankt, durch dessen Wahl zum Vizepräsidenten die Gesellschaft sich selbst geehrt hat. Die Redaktion dieses Bulletin liegt in den Händen des Herrn Dr. Botti, dem es in kurzer Zeit gelungen ist, die alexandrinischen Sammlungen griechischer und römischer Altertümer zu einem der lehrreichsten Museen auszugestalten, an dem niemand vorübergehen darf, der alexandrinische Kunst studieren wUl. Es ist hier nicht der Ort, auf Botti's Bericht über die alexandi'inischen Zisternen, über den Fund des prächtigen Apisstieres, auf seine topographischen Studien über die Nekropole von Gabbary u. s. w. einzugehen; hier soll nur seiner Mitteilung über die ptolemäi sehen Pa- pyri des Museums von Alexandrien gedacht werden (S. 65 ff.).

Das Museum besafs im Winter 1898, wie Botti mir gelegentlich meines Besuches mitteilte, ungefähr 900 griechische Papyri. Unter ihnen befinden sich gegen 50 Texte, die der älteren ptolemäischen Periode, wohl dem ni. Jahrh. vor Chr. angehören. Botti hat diese auf Mahaffy's An- weisung aus Mumienkax'tonnagen , die Flinders Petrie in Faijüm gefunden hatte, losgelöst, und so gehören diese Texte zeitlich und örtlich zu den bekannten „Petrie Papyi'i".

1) Das erste Heft ist mir hier noch nicht zugänglich gewesen.

Ulrich Wilcken: Papyius-Urkunden 173

Es ist in hohem Mafse anzuerkennen, dafs Botti neben seinen vielen anderen Pflichten Zeit gefunden hat, sich in die Geheimnisse der griechischen Cursive hineinzuarbeiten. Da zu ihrer Beherrschung Jahre intensivester Übung erforderlich sind, wird kein Sachverständiger schon jetzt befriedigende Publikationen von ihm erwarten, und so werden die Texte, die er uns hier in Transkription vorlegt, durch erneute Revisionen gewifs noch vielfach gewinnen. Zumal Photographien nicht beigegeben sind, ist es bei manchen Texten, die zudem noch arg verstümmelt sind, schwer, schon jetzt den Sinn zu erkennen.

Die meisten sind Briefe und Bittschriften. No. 9 ist an den König Ptolemaios gerichtet, wohl einen der ersten Ptolemäer. Es ist die Klage eines Mannes, der ungerechter Weise in das Gefängnis geworfen ist. ^) Wenn hier zwei Beamte mit Namen Ei^wv erscheinen, ein ßaGiliKoq yQafifiarEvg und ein TtQoardrrjg , so wird dabei eher an den griechischen Namen (von 6i[i6g^ stumpfnasig) als an eine Transkription des hebräischen Simon zu denken sein; denn wenn es im III. Jahrh. v. Chr. auch schon eine jüdische Diaspora dort gegeben hat, wäre es doch verwunderlich, schon damals Juden in solchen Verwaltungsposten zu finden. No. 2, deren Anfang leider verstümmelt ist, scheint von der Übertragung eines KXi^Qog^ der durch Todesfall erledigt war, zu handeln.^) In No. 4, 7 ist zu lesen: el firj TTiv (jLi^Koava (Mohn) Gvvcc^eig.

Von besonderem Werte ist die Steuerdeklaration No. 6, auf die ich schon in Ostr. I 823 in den Nachträgen zu S. 456 hinweisen konnte: [/fjiqfjiaQ^og [M]aKeöoav [t]-^? intyoviig [a]TtoyQcc(po[^]at tbi' v\7t]dQiovrd [jiio]t atrov, womit der Text abbricht. Also eine reine Objektsdeklaration aus dem III. Jahrh. vor Chr. Die beiden anderen Deklarationen, auf die Botti hin- weist, sind gemischtevy Subjekts- und Objektsdeklarationen, über die eine habe ich schon a. a. 0. eine kurze Mitteilung gemacht. Die andere ist von Mahafiy im Bull. hell. 18, 145 ff. ediert. Ich hob a. a. 0. schon hervor, dafs bei der Revision des Originals sich wesentliche Änderungen gegenüber Mahaffy herausstellten. Manches hatte schon Botti richtig erkannt, wie ^löQ&i (4), 'PaysaoßdaX (4), Ttoifxrjv (5); anderes haben wir dann bei ge- meinsamer Revision mit einander festgestellt. Bei der hohen Wichtigkeit des Textes drucke ich ihn hier nochmals ab, so wie Botti und ich ihn gelesen haben:

l_^ XoLci'ji S ^AöKlriTCidöfjg, yvvi] UaTQOcpiXa, viog AnoXlocpdvi]g tag /.te, AnoXXodaQog rog /.ty, Aqxe^iöoaQog wg /.t, IlroXefiatog (og /.f, XQOcpbg Koßfiicc, yscoQyol ^tßd'&t. Xd^aQog, 'PaysOoßdaX^ 5 'ledß, KQarsQog, EtrdXxsg ^^'^^\ NaravßdaX, noiixrjv

üord^ov, ßovKoXog 'flqog

6(a(^(iarci) le.

^ÄTtoyqd- (po^ai rbv vndQ^ovrd fioi ßtrov sig xa diovra 71v(^qov) /////

1 0acocpS{?) Mah. 3 /.f deutlich. Zahl fehlt bei M. 4 inad-fji M. PccysaßccXu M. 5 NaiccvßccXa HX^iriv (?) M.

1) Z. 4 erg. ccno]Xv6aL. 13 wird zu lesen sein: &cpstQi]vTo:li vnb tcoi»] ScniGtcov XrjiGTOQcov.

2) Z. 2 1. rov rsTtXevtrjKOTog.

174 II- Referate und Besprechungen

10 K a &, X a IS, £ig xa diovxa vTCo^vyloig 6 roig

XeirovQyovöiv Kai ßo5)v ^BvysGiv £^ y.QLd^on\y^QOv a ij, ßcolonvQOV [.iE;.iiy^£vot kqi&Tji a iß. Svviiov- xaL öe TtuQ Efiol ifiov ncd x&v ^sxö'npv ^ov %Qid'oitvQOv a X TCQog xa iKcpöqidj a dq)ElXofi£v '[NiKccvdQOv]. xov Ev,k-

1 5 iiccvÖQOv v.Xriqov x . [ ] iiaxa ano xTjg ciXco

Ovv xäi KoviOQxSti a t£, ÖGTtQia Kvdnov a xy, SQEßlv- &0V a Xs, (paKwv a f Kai e(i 7taQaKaxad")]Krjt Ua- vi]GLog cpanäv a y, cpaGijXov a le Kai iv x&i ifi Bov- ßaöxat ßaßiXtKcöt &7jGavQä)t anoKa&aQGig xov Girov

aitov 20 xov Ei,£VE'/d'EVXOg KQL^OnvQOV a Q'^fjy e'^ ov ekoG-

klveve\xo^ nvQog. (Vollständig.)

Ich schliefse diesen kurzen Bericht über die alexandrinischen Papyri mit dem Wunsche, dafs es HeiTu Dr. Botti vergönnt sei, die Gesamt- publikation seiner Papyrusschätze, ^) die er, äufserlich dem Muster der Berliner Museumspublikation folgend, bereits in Angriff genommen hat, zum glücklichen Ziele zu führen. Freilich wii-d das ohne eine Fachbibliothek, die ihm zur Zeit, wie er auf S. 72 bemerkt, durchaus fehlt, nicht gut möglich sein.

YI. Die Berliner Papyri. Vgl. S. 122.

Seit 1898 sind 5 Hefte der von der Generalverwaltung herausgegebenen Papyi-uspublikation erschienen: das 12. Heft des H. Bandes, das die Indices bringt und vom HL Band die ersten 4 Hefte, die zusammen 117 neue Papyri aus dem Berliner Museum in der bekannten Art mitteilen. Den Indices, die Krebs gearbeitet hat, ist vom Referenten ein sachlich geord- netes Urkundenverzeichnis für Band I und II beige^ben. Vgl. oben S. 1. Auch an den Texten der 4 Hefte des II. Bandes hat Krebs den Haupt- anteil. Mit geringen Ausnahmen sind Heft 1, 3 und 4 von ihm gearbeitet worden, während Referent wegen seiner ägyptischen Reise sich diesmal, von Einzelbeiträgen zu anderen abgesehen, mit dem zweiten Heft begnügen mufste. Aufserdem erscheinen hier als Mitarbeiter oder Herausgeber ein- zelner Stücke Kurt Sethe, Wilhelm Schubart und der Amerikaner Goodspeed. Paul Viereck, der durch andere Pflichten an der Mitarbeit verhindert war, wird hoffentlich auch bald wieder unter uns erscheinen.

Auch in diesen Heften finden sich wieder einige Urkunden, die über den guten Durchschnitt, den die meisten vertreten, hinausragend ein ganz besonderes Interesse in Anspruch nehmen. Dahin rechne ich den Brief des

10 Anfang: über dem x ein nach unten geöffneter Kreis, ä Sigle für Artabe.

11 f| Pap. f M. 12 ßcoXoTtvQOv Pap. ßo . . oIvqch M. 12 1. iie\iiy{iivov. 14 S Pap. S M. 14 Niy.ävÖQOv mehrfach durchstrichen. 17 ■:taQaQ'r\Krii M. 18 die Artabensigle hinter cpccy.uiv nicht regulär; V M. 18 qpa . . lov (V) M. 118 x&i Pap. xriL M. 20 aixov vielleicht von zweiter Hand nachgetragen, fehlt bei M. 20/1 iy.o6yiLVEva\x6] nvQog Pap. elgo'kivsve ' ^ol (?) M.

1) Bei flüchtiger Durchsicht der Sammlung sah ich einige Stücke von her- vorragendem Interesse, so ein neues Fragmentchen zu dem sogenannten Gesand- schaftsbericht in Gizeh, femer einen libellus libellatici, der dadurch zu neuen Fragen anregt, dafs er von einer Priesterin des Gottes Petesuchos geschrieben ist. Doch ich will hier dem Editor nicht vorgreifen.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 175

Strategen von Koptos an den Präfekten Ägyptens Avidius Heliodorus (n. 747), der namentlich wegen seiner Aussagen über das Benehmen der im Gau thätigen „Körner, Alexandriner und Veteranen" für die innere Ge- schichte Ägyptens von hohem Werte ist. Für die Steuergeschichte habe ich ihn schon in Ostr. I 6(34, 609, 645 herangezogen. Dahin zähle ich ferner das merkwürdige Inventar 11. 781, das eine genaue Beschreibung zahlreicher Silbergefäfse bietet, deren Gewicht zugleich nach Pfunden, Unzen und Grammen angegeben wii'd. In einem Falle ist sogar der Ort der Fabi'ikation und der Name des Künstlers, der es gefertigt hat, mitgeteilt (IV 5): (nivdxiu) KaraanevaGdevra iv'AQ6i,vohi]i öicc lAnoXlcoviov ccQylvQo]- KOTtov. Es wäre di-ingend zu wünschen, dafs diese Urkunde, die lexikalisch wie kunsthistorisch von hohem Werte ist und jetzt durch den Silberfund von Hermupolis^) vielleicht noch an Interesse gewinnt, von archäologischer Seite eingehender interpretiert wüi'de.

Hervorzuheben sind ferner die mit Sethe's Hilfe edierten, von Blemmyem geschriebenen ledernen Quittungen (ll. 795 797), die mit den von Krall jüngst herausgegebenen Lederhandschriften in engen Beziehungen stehen. Auch die von Krebs sorgfältig herausgegebene grofse Abrechnung über Getreidetransporte aus dem Faijüaii (ll. 802) sowie die Quittung des römischen Soldaten über das für die ala Heracliana in Koptos gekaufte Getreide (ll. 807) sind historisch von hohem Interesse.

Da mein Referat durch die Fülle der Publikationen schon sehr lang ge- worden ist, mufs ich es mii* für dieses Mal versagen, auf diese und andere Texte der Berliner Publikation hier genauer einzugehen, und so beschränke ich mich auf einige Nachträge, die sich mit- durch gelegentliche Revisionen oder auch durch die neuen Publikationen ergeben haben.

In 697, 6 glaube ich am Original ötutt) = ßxvnir^Qiag) zu erkennen, und in Z. 18: tag rrjg 6tv7t(rr]Qtag) statt ru . .6rv . .{. . .). In 19 las ich Qg = SKaroörccg (Prozente) statt gi.

In 698, 7 ist vielleicht Ki q ö a v staii keqöüv zu lesen. Vgl. auch 812.

In 702,22/3 vermute ich 6^\7ti]viKa st. . .]vr]v £xa.

Nr. 703 wird dui'ch Vergleichung mit der grofsen 'ETr/öxetptg-Urkunde, Lond. II S. 130 ff., verständlicher: auch hier wird die diesjäln-ige Beschaffen- heit (dtd&£6ig) von Grundstücken (Z. 3, 6, 8, 10) der vorjährigen (Z. 2, 4/5, 7, 9) gegenübergestellt.

In 708, 11 mag [7) oöat £av] aöt zu ergänzen sein, in 12 wegen der Gröfse der Lücke wohl eher slg GnoQav^.

In 710, 12 1. cog oder ort s^av alQävxai st. ävuLQOivxciL. Dasselbe Versehen wie hier Krebs macht Sayce in Rev. Et. Gr. III S. 134 ff., wenn er öfter oGcov d' av^Griv liest statt oGav d' av eöxiv (Ind.!). 15 wohl ^ex[rikXax6xog ? 16 erg. 63g eav aiQ]fjxat..

Dafs in 711, 6 (xovoösßfiiag st. ^ovo8iG^y]g zu lesen ist, erwähnte ich schon in Ostr. I 582 ^

In 715 I 8 las ich am Original: '£^£«[^«^05] statt £Af. [....]. Es begegnen in diesem Text auch sonst jüdische Namen. In Z. 13 lese ich MiQGevagj in II, 11 wird besser Sa(ißad'(^aiog) statt I!a(ißa&(^la)v) zu ergänzen sein.

1) Vgl. E. Femice, Zeitschr. f. bildende Kunst X 1899, S. 241 ff.

176 II- Referate und Besprechungen

In 716, 13 vermute ich nach den oben S. 144 angeführten Stellen öia Tcöv «710 KaQ(uvtöog) statt öia xoj. . . . KaQi^aviöog).

In 718, 3 erg. Ne6rvi](p(iog). Vgl. P. Lond. II S. 178, 4.

In 719, 17 ist ccvayeyQi^arcrat) statt a.vaysyQiafiiA.evov) aufzulösen.

In 723, 5 ist nach dem oben S. 147 Bemerkten 'jEtt' aya^a Eokvo- Ttatov als Lokalbezeichnung zu fassen.

In 726, 3 1. öttoj (= öitov) fiil^x^Qa statt 6tTCü(ie[T]^a). Vgl. Ostr. I 774.

Das einzige Wort, das mir in der Eingabe der Petronia an den aQ^iöi- YM6ri]g (ll. 729) bei der Publikation unklar blieb, das Schlufswort a|to\, glaube ich jetzt durch Oxy. II 268, 19 zu verstehen. In beiden Fällen wird dem a.QxidiyMöTtjg eine GvyxooQi]acg mitgeteilt. Im Oxyrh. sagt darauf die Schreiberin: '£v öh roig TtQOKELfjLivoig ovk k'veGxi 6cofi(xr(^c6(i6g^. ^A^i,ov(i£v mg KC(&rjn[Ei\. Grenfell-Hunt sagen richtig, dafs die erbetene sanction consisfed in tJie aajjiixnö^og, übersehen aber zur Erklärung des otoiiaTtajxog das von ihnen selbst edierte iitLörcdfia roi; öpjitcuTiöjiiou in Oxy. I 126. Der 6(oiia- ciöiiog scheint mir die nach Veränderung von Eigentumsverhältnissen vor- zunehmende Eintragung des Objektes auf die Person ((jöjtia) des neuen Eigentümers zu bedeuten. Ein neuer wichtiger Beitrag zu Ost. I 483 if. So wird auch in der Berliner Urkunde das kurze L4^io(i5ju.£v) den Antrag auf CwjüßTiajttog bedeuten. Vergleicht man hiermit 11. 741, so wird es sehr wahr- scheinlich, dafs auch dieser Kontrakt dem aQ^LÖLKaarrig zwecks des acifia- TiG^og eingereicht ist. Das a^LOVfjiev scheint in Z. 48 als selbstverständlich ausgelassen zu sein. Im Generalregister habe ich daher diese Urkunden zu- sammengestellt. Es ist weiter zu untersuchen, ob nicht auch BGU 542 wegen des otg c!,t,ioi in Z. 22 dahin gehört. Mit diesem 0cojiiaTt(?(u.6g ist vielleicht identisch die gleichfalls durch den ccQiidiKaGrijg vorzunehmende ör]ixo6LcoOi,g in P. Grenf. II 71 und den verwandten Urkunden. Vgl. auch oben S. 124.

In 734 habe ich das formelhafte e reo nach Mitt. VI 98 in eTti^sKQL&r}?) TW 7c(^QOKSi,nev(o) aufgelöst. Ob Wessely sich dabei auf vollständige Schreibungen von eTTSKQi&rj stützt, weifs ich nicht. Mir sind nachträglich Bedenken gekommen. Da es sich um Verpachtung von Ländereien handelt (vgl. Ostr. I 451^), würde in(^sKVQ(ad"ti) in der Bedeutung „es wurde dem Obengenannten der Zuschlag erteilt" einen guten Sinn ergeben.

Die Ankündigung einer Besprechung von 11. 743 in Ostr. I Kap. VI §. 2 G ist dort bei der Ausarbeitung übersehen worden. Die erwähnten Ö£iiu7iQG)toi sind zu den dort behandelten hinzuzufügen.

Die Klageschrift 759 hätte an den Centurio statt an den Strategen gerichtet werden sollen. Vgl. ä'^cä ai&iivai inl ai. Eq(io in Z. 1 ist viel- leicht eher in 'Eq^oinoXitov) als in 'EQii(a)}{yQ'iTOv) zu ergänzen.

In der Steuerquittung 771 begegnet zmn erstenmal die Bemerkung üg xov T?j(5) ßovXijig^ l6y{ov). über die Beteiligung des Rates an der Steuererhebung vgl. Ostr. I 625 f. Der Meridarch ist hier der Beamte, der im Auftrage der Bule die Steuer erhebt.

In 775, 11 vermute ich nach BGU III 716 TtßöqGi ^t TikoqGi. Ähn- lich Z. 17. Oder aber dort ist fälschlich ß statt a gelesen, denn es ist doch wohl dieselbe Persönlichkeit hier und dort, dieser Neikog Ti.oqai. Dann gehört auch dieser Brief 775 ins III. Jahr. n. Chr., nicht ins II.

Ulrich Wiloken: rai)3-rus-Urkiinden 177

Für 11. 777 schlage ich nach 1'. 7097 folgende Ergänzungen vor: 1 ijttßVTOv]. 2 \stg ?) J v oixcö. 11 [i'jiiJftVTov statt [toi'] avrov. 12 [rov]. In 7 steht wirklich iveax&tog. Das kann natürlich nur ein Schreibfehler für öiElrjkvd'orog sein. Der Text stammt übrigens aus Memphis, nicht aus dem Faijum. Den Paralleltext P. 7097, auf den ich schon in den Ostraka oft Bezug genommen habe, werde ich im 5. Hefte edieren.

In 781 (vgl. oben S. 175) wird in I 10 nach VI 6 ö' [cruTofg] zu ergänzen sein. I 14 naQ]oipiÖEg'^^ II 4/5 1. iitinafiTCfi statt inl 'Adfiiti}. IV 10 (17]] l'pi;[(>atj hat keinen Sinn. Etwa: wxia (.li}] f. V 12 vielleicht 7t[o]Xv(iriKeig'!f

In 782, 4 erg. Kaza] statt sig].

In 786 II 7 1. roit[aQ')(^iag.

In 790, 10 If. ei'gänze Kdaro}[Qi] acd i.i£Ö[6{yoig)] 7r^axTa»[^(jt] und in Z. 13 wird mit T der Name des Zahlers beginnen: T[l'^ nal].

In 792, 15 ist [n\(oXicov iv xlr'jQa atT[o]X(6yo g) zu ergänzen. Zu iu KlrjQO) vgl. Ostr. I 603 und 6G0.

Zu 793. ^ATtoÖEKtai d'jTVQOv (Z. 5) begegnen auch iu Oxj. I 43 R.

In 801, 12 wird mit Rö^iLGat, (statt Ko^iCcai) ein neuer Satz beginnen. Zu den Pinienzapfen {axQoßiloi), die hier zum Opfer geschickt werden, vgl. Hermes 20, 458.

In 802 Xn 12 1. EsxövSov statt Esßavöov, ebenso XIV 24.

In 803, 2 steht qf (= inaToari^), was der Herausgeber postuliert, wirklich da, nicht ej.

Zu 805 ist am Rande „Jan./Febr. 138" (nicht 137/138) zu bemerken. Das 22. Jahr des Hadrian ist zugleich das erste Jahr des Antoninus.

Zu 807. Die in Koptos stationierte ala Heracliana ist auch aus den Ostraka bekannt. Vgl. Ostr. II n. 906. 961, 1012^) 1013, 1464. Der Text gewinnt durch Vergleichung mit P. Grenf. I 48 (vgl. Ostr. I 661) und BGU II 381. Der Geschäftsgang ist kurz folgender: Der Präfekt Ägyptens befiehlt, dafs für die Verpflegung der ala Heracliana 20 000 Ar- taben Gerste im Lande zusammengekauft werden sollen (avvtovEiö&at, avi- ayoQccati.Krj KQc&rj). Diese Summe wii'd repai-tiert auf die Gaue und von den Gaubeamten (TTQayfiaTtKot) wieder auf die einzelnen Orte {iTtifxeQiöixog). Die Dorfbeamten (nQeaßvrsQOL) liefern die Gerste an die dazu abgesandten Soldaten ab, wofüi- die Soldaten ttjv e^ k'&ovg rifiriv (P. Grenf.), wahrscheinlich einen sehr geringen Preis zahlen.

In 811, 5 1. [(jjou [7t]ai8ia. '£^03 reo st. [ö]oi;[v]o;f , öi et e'^cotcö. Das rätselhafte vEöronoixiTrjg in Z. 7 scheint mir eine Ableitung von Neötov inoLKiov, einer Ortschaft im Faijum zu sein (vgl. BGU I 18, 24; II 455, 13): wie von 'EQfiov noXig 'Eo^uottoA/tt/? abgeleitet wii*d, so ist nach Analogie ein NEaroETtotKLvrjg^ wofür hier NsGTOTtoiKkrjg geschi-ieben ist, gebildet worden. Z. 11 steht 'Äaraviay (== xazEvEynij). Z. 12 erg. [TTOtijGjy]?. In 812, 5 ist (I>Eri.g oder ^saig zu lesen.

1) Hier ist wohl eher GTQ{ari(otiyidg) als orß(aTrjy/y.ag) XP^^'^S ^^^ ergänzen.

Ulrich Wilckeu.

Archiv f. Papyrusforschung I. 1. 12

178 II- Referate und Besprechungen

Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos/)

*Neu' sind die Papyrusurkunden , über welche ich diesmal handeln will, nicht in dem Sinn, als ob sie seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Oxyrhynchos-Papyri (1898) frisch dazu erworben worden wären; viel- mehr gehören sie der gleichen Fundmasse an, welche damals nur zu einem Bruchteil publiziert werden konnte und bilden demnach von der Oxja-hynchos- Publikation den zweiten Teil. Dafs auch dieser das Vorhandene lange nicht erschöpft, sondern wir noch auf einen dritten, vierten u. s. w. zu hoffen haben, ist ein äufserst erfreulicher Gedanke; aber der vorliegende Band ist wie sein Vorgänger nicht blos eine schöne Verheifsung, sondern auch bereits eine reiche Erfüllung. Er bringt uns 29 theologische und litterarische und nicht weniger denn 65 juristische und archäologische Stücke. Mit den letzteren, welche hier allein zur Besprechung stehen, kommt die Rechts- geschichte auch diesmal wieder reichlich auf ihre Rechnung.

Die Herausgeber haben diesmal, wie sie schon in dem Vorwort zum ersten Band in Aussicht gestellt hatten, sich bezüglich der juristischen Ur- kunden zu einem synchronistischen System bekannt; während der erste Band noch Urkunden aus verschiedenen Jahrhunderten vereinigt, ist jetzt mit einer einzigen Ausnahme (Nr. 237) eine Beschränkung auf Stücke aus dem ersten Jahrhundert der christlichen Ära befolgt worden. Vollständig publi- ziert ist zwar der Bestand aus dieser Zeit auch jetzt noch nicht; aber die dem voidiegenden Band beigegebene Beschreibung der noch restierenden Rechtsurkunden gleichen Alters, welche nach Mitteilung der Herausgeber (p. V) das Wesentlichste umfafst, ermöglicht einen ziemlichen Überblick.

Das Gebotene ist überaus wertvoll, und enthält mehrere Stücke, die als wahre Perlen in unserer Übei'lieferung einen dauernden Ruf erlangen werden; zumal die ersten Bearbeiter denselben durch ihre diesmal besonders reich ausgestatteten Erläuterungen auch eine glänzende Fassung zu geben gewufst haben.

I. Weitaus die gröfste und jedenfalls auch eine der wichtigsten Ur- kunden in dem vorliegenden Band ist jene, welche die Herausgeber als 'Petition of Dionysia' rubrizieii; haben, Nr. 237. Diese ist gleichzeitig die oben erwähnte einzige Ausnahme von dem Grundsatz, die Urkunden aus dem ersten Jahrhundei-t zusammenzustellen; denn diese 'Petition' ist vei-fafst i. J. 186 p. C. Es ist ein riesiges Fundstück, welches sich über mindestens neun Kolumnen erstreckt, und auf der Rückseite das fünfte Buch der Ilias geschrieben zeigt; von dem Recto sind leider die drei ersten Spalten und auch die letzte so zerstört, dafs Grenfell - Hunt von dem Ab- druck abgesehen haben. Demgemäfs sind nur die fünf Kolmnnen 4 8 abgedruckt; auch hiervon sind Nr. 4 und 5 arg beschädigt und lassen ihren

1) The Oxyi-hynchus Papyri, part. II, edited with translations and nofces by Bemard P. Grenfell and Ai-thm- S. Hunt. London 1899. Da diese Publikation erst vor wenigen Wochen (Ende November 1899) erschienen ist, war es mir, namentlich auch mit Rücksicht auf anderweitige Obliegenheiten, nicht möglich, die Be- sprechung so früh abzuschliefsen, dafs dieselbe ohne wesentliche Verzögerung dea Lruckes vollständig hätte aufgenommen werden können. Ich gebe daher hier vorerst einen Bruchteil, die Fortsetzung soll im nächsten Heft erscheinen.

L. Mitteis: Neue Rechtsnrkiinden aus Oxyrhynchos 179

Inhalt nur vermutungsweise und im allgemeinen ei-raten. J)agegen sind Nr. 6 8 relativ gut konserviert und eines vollkommenen Verständnisses fähig. Der Zufall will es nun, dafs die besser überlieferte Hälfte des Fund- stückes uns nicht blos Rückschlüsse auf die andere gestattet, sondern auch sonst die reichste Belehrung bietet.

Der Sachverhalt, soweit wir über ihn übei'haupt uns ein Bild herzu- stellen vermögen, ist von Grenfell und Hunt in den einleitenden Bemer- kungen zu dieser Nummer entwickelt. Die ^Petition' der Dionysia ist jeden- falls keine Klagschrift, sondern eine der vielen bei den Ägyptern und ägyp- tischen Griechen üblichen 'Eingaben', die in schwebenden Prozessen, oft in etwas tumultuarischer Weise, den Gerichtsbehörden zur 'Aufklärung' des Sachverhalts unterbreitet werden. Der Rechtshandel schwebt zwischen Dionysia, der Frau eines Ägypters Namens Horion und ihrem Vater Chaire- mon; bei diesem Familienzwist scheint die Mutter und der Ehegatte, Horion, auf Seiten der Dionysia zu stehen und der Vater Chairemon, ob mit Recht oder Unrecht, somit seine ganze Familie gegen sich zu haben. Der Sach- verhalt mag etwa dieser sein. Vater Chairemon hatte seiner Tochter bei ihrer Verheiratung an einem nicht näher bezeichneten Besitztum (ovßia 6, 22) die Kcaoyri oder Kr7]6ig (8, 22, 34 36) überlassen (jtQoörivE'yKSv 6, 14), den Fruchtgenufs an dem Ertrag dieses Besitzes dagegen scheint er sich vor- behalten zu haben. Als später Chairemon von einem seiner Gläubiger wahrscheinlich dem in 4, 12, 27 genannten Asklepiades wegen einer Dar- lehnsschuld von 8 Talenten (4, 25) bedrängt wurde, gab Dionysia sowie ihre Mutter^) (6, 24) die Zustimmung, dafs obiges Gut der Dionysia dem Gläubiger verpfändet wurde, und hat sich, wie sie Avenigstens behauptet, auch sonst um ein Arrangement mit dem Gläubiger bemüht. Das Nähere wissen wir nicht und können daher auch nicht feststellen , wie es kommt, dafs laut 4, 33 sie das Recht in Ansprach nahm, die Erträgnisse ihi'es Guts, die ihr offenbar laut des Heiratskontraktes vom Vater nicht geschenkt waren (s. oben), bis zur vollständigen Tilgung der Forderung des Askle- piades zurückzubehalten; vielleicht hatte sie selbst die Tilguugsrente auf sich genommen. Wie dem auch sei, ward dies der Anlafs zu dem ersten Prozefs, den ihr Vater wegen rechtswidrigen Besitzes {ttsqI ccvoixov Karopjg^ 7, 11) gegen sie anstrengte.^)

Der Verlauf dieses Prozesses war nun für Chairemon ein ganz un- glücklicher. Es hatte sich durch Erhebungen bei der ßißXiod-r'jKr} iynTiqösojv herausgestellt, dafs die Rechte der Dionysia auf die fragliche ovaia ord- nungsmäfsig verbucht seien, worauf wir später zurückkommen, und dalnit war für Chairemon die Aussicht verloren, diese Güter denn er hatte

1) Wie diese dazu kommt, wissen wir nicht. Dafs, wie Grenfell-Hunt zu 6, 24 meinen, die von Chairemon gegebene Mitgift teilweise aus dem Vermögen der Mutter entnommen war, stöfst auf mehrfache Bedenken; indessen ist es zweck- los, diesen Punkt hier zu verfolgen.

2) Dafs der Vater zuerst geklagt hatte, scheint sich, wie auch die Heraus- geber annehmen, aus col. VI 13 15 zu ergeben. Zwar möchte man, da Dionysia, wie im folgenden sich zeigen wird, ihrem Vater vorwirft, dafs er cpavysi rag xqy]- ^LUTiiiug SiKccg iitl it^otpaasi ttigcov iyxXrjiiccTcov (7, 16) diesen im Prozefs über das Gut als Beklagten ansehn; aber bei der unpräzisen Darstellung darf mau die Worte nicht auf die Goklwage legen.

12*

180 II- Referate und Besprechungen

offenbar nicht blos seineu Fruchtgeuufs, sondern die Substanz selbst in An- spruch genommen (col. 6 lin. 14) auf diesem Wege wieder zu erlangen. Jetzt ändert er seine Taktik und klagt gegen seinen Schwiegersohn auf Rückstellung seiner Tochter, gestützt auf das Landrecht, welches dem Vater erlaube, die Ehe seiner Tochter jederzeit zu lösen, und dies ist das Stadimn des Rechtshandels von welchem die Kolumnen 6 8 handeln. Be- greiflicherweise gerät Dionysia, welche ihren Mann durchaus nicht zu ver- lassen gewillt ist, über die Härte des Vaters in grofse Ekstase und über- schüttet den Pi'äfekten, an den ihre Eingabe sich richtet, mit einer beträchtlichen Flut von „Präjudizien der Statthalter, Prokuratoren und Archidikasten, aber auch Aussprüchen der Rechtsgelehrten". Es ist für den Wirrwarr, der in dieser Angelegenheit herrscht, bezeichnend, dafs diese Kronzeugnisse zum Lihalt haben nicht blos die Frage des väterlichen Schei- dungsrechts, sondern wieder die schon endlos verhandelte Frage nach dem Heiratsgut. Vielleicht war dieser erste Prozefs noch nicht formell erledigt. Zwar hat der Präfekt (col. 6 bis G fg.) sich weitere Eingaben des Chairemon in dieser Sache verbeten. Doch ist es nicht ersichtlich, dafs ein eigent- liches abweisendes Urteil ergangen war. Es ist überhaupt cum grano salis zu nehmen, wenn wir hier von Urteil und Prozefs sprechen; der Sachver- halt ist so unklar, dafs man auch an ein blofses Beschwerdeverfahren (offi- cioses Verfahren) denken könnte. Doch ist es nach allem, was wir von diesem hören, ganz überflüssig, dafs Dionysia ihre ohnedies schon aufs deutlichste anerkannte Position neuerlich zum Gegenstand der Frage macht. Dennoch müssen wir für diese Beflissenheit dankbar sein, denn sie bringt uns über- aus wertvolle geschichtliche Materialien.

Im ganzen läfst sich der Rechtsstofi", den diese letzten Ausführungen der Dionysia umfassen, in drei Gruppen sondern.

1) Zunächst wird behauptet und durch Verordnungen belegt, es sei prozessualisch unzulässig, einer vermögensrechtlichen Klage anderweitige iyKXrjiiara entgegenzusetzen ;

2) dafs ordnungsmäfsig verbuchte oiaroxal der Kinder am Vermögen ihrer Eltern und der Frauen am Vermögen ihrer Männer unanfechtbar sind ;

3) dafs grofsjährige Frauen ihren Männern nicht entzogen werden dürfen.^)

Dies ist nun im einzelnen zu erörtern. Die zwei letzteren Punkte werden uns Veranlassung geben, auch andere Papyri dieser Publikation mit zu besprechen.

1. Ovo i(p£L%CiL STtl 7lQ0(p(X6£t SXSQOiV £y « A /] ft ßTW J^ (pSVySiV T LX g

Dieses ist die prozessualische Einwendung, welche Dionysia gegen die Scheidungsklage ihres Vaters erhebt. Ich habe schon oben (S. 179, Note 2) bemerkt, dafs, wenn man diese Worte genau nehmen dürfte, man daraus schliefsen müfste, Dionysia habe im Prozefs über die nuTOxr} ^Tjg ovßiag die Klägerrolle inne und werfe ihrem Vater vor, dafs er eine unzu-

1) Im griechischen Text 7, 14 f. ist dieser Punkt vorausgestellt. Ich habe der Darstellung wegen die lleihenfolge geändert.

L. Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 181

lässige Widerklage erhebt. Jedoch ist es bei der Inconzinnität, welche der nicht eben meistei-liche Urheber von Dionysias Schriftsatz mehrfach an den Tag legt, auch möglich, dafs ihr Vater auch im ersten Prozefs Kläger war und sich die „Widerklage" auf Scheidung materiell nur als eine neue Taktik gegenüber der sachlich so stai-ken Einrede der Tochter im Prozefs über das Gut darstellt; und das ist auch wie oben (p. 179 n. 2) bemerkt nach col. VI 13 15 anzunehmen.

Der Inhalt der Prozefseinrede ist aber der, es sei nicht gestattet einer vermögensrechtlichen Klage gegenüber (denn das ist offenbar die iQrjfiarnir] 8Uy]) Einwendungen zu erheben {cptvytiv) gestützt auf den Vorwand „ander- weitiger Anklagen". Was mit dieser recht vagen und unjuristischen Rede- wendung gesagt sein soll, ist klar; es soll offenbar die Klage auf Scheidung als unstatthafte Verbindung nicht zusammengehöriger Gegenstände stigmati- siert werden. Dafs das irgend eine sachliche Berechtigung hätte, ist von vornherein mehr als zweifelhaft; denn an sich beruht ja die Scheidungs- klage auf einem selbständigen materiellen Klagrecht, das niemandem ge- nommen werden kann und unstatthaft könnte nur das sein, dafs etwa ein im Gesetz nicht begründetes Forum connexitatis oder eine sachlich nicht gerechtfertigte Verbindung heterogener Rechtsangelegenheiten zu einem ein- heitlichen Verfahren beansprucht würde. Aber dafs dies der Fall ge- wesen sei, wii-d nii-gends angedeutet und in der (Col. 6 lin. 12 20) in extenso wiedergegebenen Scheidungsklage des Chairemon ist kein derartiger Antrag gestellt.

Das zur Unterstützung dieses sehr zweifelhaften Standpunktes herbei- gezogene Material handelt denn auch von einer ganz anderen Frage als sie hier vorliegt; nämlich nicht von den Bedingungen der Widerklage, sondern von der Statthaftigkeit gewisser Eim-eden im Prozefs über ^f^Qrmaxiy.cil dlv.ai. Es besteht dieses Material [col. 8, 7 21] in einem Edikt des Valerius Eudaimon (Praef. Aegypti 138) der sich hinwiederum auf den Vorgang des Petronius Mamei'tinus (Praefect 134 5) zu berufen weifs; aulserdem noch in einer Entscheidung des L. Munatius Felix (Praef. Aeg. ca. 150). Das Edikt des Eudaimon beginnt mit einer Mifsbilligung der Thatsache, dafs viele Schuldner, wenn sie auf Erfüllung belangt werden (jQi]jj,ara anuLTOv^uvoi 8, 9 gedacht ist in erster Linie an Geldklagen) sich ihrer Verpflichtung zu entziehen suchen durch „Androhung schwererer Anklagen", womit offenbar die Kiiminalanklage wegen Fälschung oder Erpressung des Schuldscheins gemeint ist; dadurch bestimmen sie ihre Gläubiger zum Verzicht auf ihr Klagerecht oder zu einer .billigen Abfindung. Darum '^ TCaQayyiXlio rijg

T0tavv7}g TtcivovQyiag ani{G)iBGQ'CiL cog ei xiq ■)[Qf](iariKijg . . . 6v6vccGr]g

öiarjg aTiaiti^&slg oial ^r] na^avtiKa a,()vr}6o:[A,svog dcpelhiv, tovr^ k'öttv, (ir) TtciQccvriKcc nXaGxcc slvat xa yQa^fiaxa sinav %ca naxrjyoQi'jßEtv ygarpag i) ei'xe TiXccötcbv yga^ficcxcov ?} QaöiovQylag rj 7tEQLyQacpT]g eynaleiv im-ieiQT]^ i) ovdev avrü xfjg xoiavx}]g xi'ivrjg oq)£leg l'öxai a,vayy.ci6d^)']6exaL [^e] aTToöovvai evd'icog d ocptiXcij t) TiaQaKaxa&iiiEvog re ro ciQyvQiov %v iv ßEßalco xo avalaßetv ocpEilö^ieva y, TTSQcig xi]g ;(^>jjU.ßTt3f^g aficpiGßrjrijßscog XaßovGrjg, rot' iäv &aQQfi xoig xi]g KarrjyoQiag eXeyyoLg xov fisi^ova ay&va e(^l^6eXsvaerai^ o(y)8(s) xoxs a&oog iöojxsvog^ aXXcc xoig xExay^ivoig ETtixt^oig evsio^evog. Wenn also jemand mit einer Schuldklage belangt wii-d, und nicht sofort erklärt, dafs die Schuldurkunde gefälscht ist, und die Anklage erhebt, sei es nun wegen

182 II- Referate und Besprechungen

Falsums, oder Caliunnia ^) , oder Betrug, so nützt ihm sein Leugnen nichts, und er muTs sofoi-t zahlen-, andernfalls mufs er die Schuldsiunme hinter- legen und mag dann, wenn er seinen Beweisen vertraut, die Kriminalanklage erheben, unter Gefahr der Poena accusatorum.

Was nun au diesem Edikt so sehr überrascht, das ist seine sachliche Übereinstimmung mit einer Konstitution von Honorius und Theodosius V. J. 421, die im CTh. 2, 27, 1 aufgenommen ist. Dortselbst heifst es, nachdem von den chirographa mortuorum gesprochen ist, in § 3: „Sed si viventis ante hanc legem facta cautio proferatur, quam suam neget ille qui petitur, sequestret pecuniam, litigaturus ex falso. Cavendum est enim ne infitiandi fomitem ministremus obnoxiis." Hier ist genau derselbe Vorgang vorgeschrieben wie in unserem Papyrus; die Ableugnung der Echtheit ])ringt die Pflicht zur Erhebung des Accusatio falsi und Sequestration des Ge- schuldeten mit sich. Dabei mufs es auffallen, dafs dies auch gelten soll für cautiones ante hanc legem factae und weiter, dafs diese überaus wich- tige Vorschrift in solcher Küi-ze aufgestellt wird; der Gesetzgeber beeilt sich zu dem ihm offenbar wichtigeren Punkt zu kommen, der sofort folgt nämlich der Bedeutung, welche der Zeitablauf füi' die Beweislast hat. Es wird nämlich festgestellt, dafs obige Vorschrift cessiert für jene, schon vor Erlassung des Gesetzes ausgestellten Schuldscheine, welche nicht eher als nach zwanzig (resp. inter absentes dreifsigj Jahren, vom Tag der Aus- stellung gerechnet, geltend gemacht werden. Für alle übrigen, wenn auch schon vor dem Gesetz ausgestellten aber wird überhaupt ein neues Recht eingeführt; sie müssen je nach 12 Jahi*en erneuert werden.

Nun scheint mir klar zu sein, dafs von diesen Vorschriften überhaupt die erste, die Sequestration betreffende nur längst fesstehendes Recht wieder- holen kann. Das folgt zunächst daraus, dafs sie nur ganz kurz, wie eine bekannte Sache hingestellt wird. Ganz schlagend ergiebt es sich ferner daraus, dafs in § 1 von den Schuldscheinen verstorbener Schuldner es ein- fach heifst, der Gläubiger mufs die Echtheit beweisen „absque sequestrationis objectu": diese Bestiimnung steht noch vor jener über die Sequestration bei den Schuldscheinen Lebender, wie könnte man nun eine Sequestration für gewisse Fälle verbieten, ehe man noch gesagt hat, dafs sie überhaupt vorkommen kann? Offenbar handelt es sich eben um eine längst bekannte Sache. Das ist schliefslich auch schon deswegen wahrscheinlich, weil eine Constitution desselben Kaisers schon im darauffolgenden Jahr (422) diese ganze Sequestration abschafft (C. Th. 2, 28. 1), welche Abschaffung „cum juris ratio tum ipsa aequitas desiderat"'); das ist erklärlich, wenn es sich um altes Recht handelt, welches man im Vorjahr abzuschaffen nur vergessen hat; eine Verordnung, die man selber erlassen hat, hebt man nicht so rasch und jedenfalls nicht mit solchen Invectiven auf.

Das alles zu erkennen ist nun heute leichter, als es bisher gewesen war; die Papyri geben uns den Schlüssel. Wir sehen eben aus der '^Petition

1) Dies vemiute ich unter QaäLovQyia , oltwohl sonst die Calumnia GVKO(pciv- rriiioc heifst. CPR I 232 lin. 31.

2) Allerdings sucht Muther, Sequestration 278, dies hinwegzuinterpretieren; aber der Wortlaut ist zwingend: Ex quolibet contractu sequestrationis necessitas conquiescat.

L. Mitteis: Neue Reehtsurkimden aus Oxyrhynchos 183

ofDionysia', dafs das, was uns hier im Codex Theodosianus, scheinbar ohne Anknüpfungspunkt entgegentritt, altes Recht ist. Die Constitution von 421 weiXs nichts zu sagen, was nicht Petronius Mamertinus und Valerius Eudaimon drei Jahi"hundei*te früher gesagt hätten, und auch diese werden nicht die Bahnbrecher gewesen sein. Die Sequestration des Geschuldeten, von der ich bereits wiederholt Spuren in den Papyri namhaft gemacht habe, mufs alten Rechtens gewesen sein. Wenn nicht in der Centrale des Reichs, so doch in seinen Provinzen, welche wie sie den Strom des Rechtes vom Mutterland empfangen, im Kreislauf rückströmend ikr eigenes Recht dorthin entsenden. Wir haben bisher nur das abströmende stadtrömische Recht gekannt, wie es uns die Digesten lehren; die Papyri zeigen uns die Gegenströmung, die wir bisher nicht als solche erkannt haben, sondern für ein originäres Pro- dukt der nachklassischen Zeit halten mufsten. Die Chronologie unserer Rechtsgeschichte wird durch diese Beobachtungen wesentlich verschoben.

2. Die Verbuchung der dinglichen Rechte.

Ich habe hier Anlafs auf die von mir bereits wiederholt (Hermes 30, 592—605; 34, 91 98) behandelte Frage der Intabulierung des Privat- besitzes zurückzukommen; ich thue dies um so lieber als der neueste Band aus Oxyrhynchus über das Archivwesen viel Neues bringt. Aufserdem sind die einschlägigen Dinge neuei'dings von Wilcken in den Ostraka 2, 456 469, 478 486 mit gewohnter Sachkenntnis und Einsicht besprochen und mehr- fach neu beleuchtet worden; auch Grenfell und Hunt bringen in ihren Er- läuterungen viel Beachtenswertes.

Wie vm- oben (S. 179) bereits gehört haben, ist zwischen Dionysia und ihrem Vater ein Gut streitig; Dionysia leitet ihr Recht auf dasselbe daraus ab, dafs der Vater es ihr bei ihrer Verheii'atung überlassen hat. Eine solche Aussteuer ist in den Papyri häufig; Grenfell-Hunt weisen mit Recht hin auf CPR 24 und 28 sowie BGU 183 ^j, 251 und 252, wo gleich- falls die Eltern Gutsübertragungen an die heii'atenden Kinder vollziehen. Dionysia beruft sich aber auch darauf, dafs die Übertragung durch Ein- verleibung ihrer Rechte in die ßLßhod-rjKTj syKziqösiov gesichert sei; ihr Vater habe selbst diese veranlafst (col. 5, 24: a avrbg eiöijveyKev eig t6 ßißXiocpv- XcxKiov TtEQt Tovrov v7to^vri(iatci) cf. 5, 9 14, 6. 9, 40 41. Eine solche Einverleibung aber begründet unanfechtbare Rechte. Füi- diese in col. 7, 17 aufgestellte These werden in 8, 21 40 die Edikte der Statthalter Marcus Mettius Rufus (Präfekt unter Domitian) und Flavius Sulpicius Similis (a. 182) angeführt. Das erstere ist von besonderer Wichtigkeit.

28. KXavdiog "Ageiog 6 xov ^O^VQvyxeitov Gxqaxriyog id)]X(o6Ev (.loi (.nqxe

lÖltOTtKCi flljte rC( 6}]n66lCi

29. TtQayixara rr]v na&r}Kov6av Xa^ßdveiv §iOL'A,)]6iv Sia xo in TtoXXäv XQOVoav (irj Kad'' öv k'ÖEt XQOTtov (pKOvoiifja&at xk iv xrj z&v iy-

1) Wenn in diesem Papyi-us die Mutter sich vorbehält, rrjv i^ovßiccv räv idicav nccvtojv TtoiXelv VTCorld'aa&at dicc&^aO'cii olg iäv (SoiUrjrat ccTtugaTtoSiatcog , so ist das nicht, wie Grenfell-Hunt p. 143 meinen, auf das vergabte Vermögen zu beziehen, wodurch ja der ganze Kontrakt illusorisch witrde, sondern betriflFt nur das übrige Vermögen der Mutter.

184 II- Referate und Besprechungen

30. zTTjCfoJi/ ßißXiod^rjur] ÖLa6rQ(o^caa, 'Kctirot itolXcMtg kqi&sv v%o xüv TtQO ifiov ETtccQicov TTjg 6sov6r)g ctvTCi rv%Eiv i7CaV0Q&(6-

31. Gscog' OTtBQ ov 'AccXäg svöey^srat ti fir) ai'co&ev yivoiro avxiyqacpa' KaXevca ovv navTag rovg KTTjxoQag ivrbg (irjväv £| {moyQa-

32. xl;a6&ca rrjv Idiav nrrjötv eig ttjv rä>v lyy.zi]6£03v ßi.ßkioQ"iqKr]v y.al Tohg öaveLGrag ag iav k'icoGi vnod'rjKag aal Tovg aklovg

33. oGa iav syaGt 6i%aia, ttji' Öe aitoyQacprjv TCOiSiöd-coaav ötjlovvvEg Ttöd'sv enaörog t&v vttccq'/^ovtcov naraßeßrjKEv slg avzovg

34. 7^ UTijGig' IlaQaTi&ercoGav öh %al cd ywainsg rcdg vitoördöEGi rav ÜvÖq&v iav Kccrci riva iniyaQLOv vöiiov y.QaxEtxca, xcc VTtccQ-

35. lovxa, ofiolcog Öe y.cd xa xinva xaig x&v yovicov iccv jj ^dv yjyfjGig öia ö}]i,ioGi(ov xExijQTjxca iQ}]iicixt.G^a)v i] 8e kxTj-

36. Gig ju-£Ta &ccvaxov xoig xEKvotg üEXQccxrjxai, Iva ol GvvaXXaGGovxEg f.u] Kax ayvoLccv ivsÖQEVovrca. y.xX.

Das heifst:

„Es ist Klage geführt worden, dafs seit langer Zeit die diaGtQto^axa in der ßißkiod-rjyir] iyKxrjGEav nicht ordentlich gefiilirt worden sind, wovon Verwiri'ung entstanden ist in den Privat- und öffentlichen Angelegen- heiten.

Darum sollen, wie schon frühere Präfekten verordnet haben, alle Be- sitzer (KxrjxoQEg) innerhalb sechs Monaten ihren Besitz bekennen (ktto- yQciipciG&ai) zu der ßißXio&riK)] iyKxi]GEcov und ihre Hypothekargläubiger mit deren Pfandrechten namhaft machen, und die anderweitig Berechtigten; diese Angaben sollen sie machen unter Nachweis ihres Besitztitels. Es sollen auch die Frauen beim Besitz ihrer Männer es angeben, wenn nach Land- recht ihnen das Vermögen als Pfand haftet, ebenso auch die Kinder beim Besitz ihrer Eltern, wenn ihnen nach deren Tode an deren Vermögen das Eigentum durch öffentliche Urkunden verfangen ist und den Eltern nur der Nutzgenuls vorbehalten blieb. Dies alles, damit nicht die (dritten) Kon- trahenten durch Unkenntnis getäuscht werden."

Wir haben hier eins der merkwürdigsten Zeugnisse aus der antiken Rechtsgeschichte vor uns, nämlich den dokumentarischen Beweis, dafs der Gedanke der Publizität des Grundbesitzes und der dinglichen Rechte an Grundstücken schon im Altertum mit Bewufstsein erfafst worden war. Die (Dritt- )Kontrahenten sollen nicht durch Unkenntnis getäuscht werden der leitende Gedanke des modernen Grundbuchrechts, dessen Ausbildung wir als heutige Errungenschaft preisen, ist im Provinzialrecht schon erfafst worden. Auch Mettius Rufus hat ihn nicht zuerst ausgesprochen, sondern weist (lin. 30: Tialxot TCoXlaüLg hql^ev vno xoiv nqo i^ov ETtaQ^^v^ auf frühei'e Ord- nungen hin.^)

Wer die bisherige Papyruslitteratur verfolgt hat, wird hier freilich nicht etwas völlig Neues erfahren, ich habe schon vor einigen Jahren im

Ij Eine andere Frage ist es, inwiefern diese Ideen auch jm-istisch realisiert worden sind, inwiefern also das Publizitätsprinzip im modernen Sinn gegolten hat. Ich bin in diesem Punkt noch ziemlich skeptisch; gelegentliche Bemerkungen darüber unten S. 195 Anm. 1.

L. Mitteis: Neue Rechtsurknnden aus Oxyrhynchoa 185

Hermes (30, 592) darauf hingewiesen, dafs von das Wilekcn (Hermes 28, 230 fg.) entwickelte System der anoyQC((pcd auch der Evidenz des Besitz- standes dienen mufste, und kürzlich erst, noch vor dem Erscheinen des vorliegenden Bandes, hat Wilcken (Ostraka a. a. 0.) dasselbe in trefflicher Ausführung unter Herbeiziehung des neuesten Materials neuerlich entwickelt. Aber die jetzt bekannt werdenden Urkunden geben der Untersuchung doch eine viel festere Grundlage.

I. Auszugehen ist dabei vom Begriff der ßißhod'rjKr} iyKTrjaecov. Diese ist der Kataster, in welchem der Immobilienbesitz eingetragen ist. Bekannt- lich ist schon ^seit Sesostris' Zeiten' wie Herodot sagt, der gesamte ägyptische Boden genau vermessen und katastriert, und jedenfalls in ptolemäischer und römischer Zeit dient diese Vermessung vor allem der Grund- und Gebäude- steuer. Die ßtßhod-rjxr} iyKrrjascav ist von Haus aus der Grund- und Ge- bäudesteuerkataster. '^Eine Grundbuchsführung, die von vornherein im Inter- esse des privaten Besitzstandes gelegen gewesen wäre, so habe ich schon Hermes 30, 601 gesagt und dies ist noch heute richtig, bestand gewifs nicht'. Aber schärfer als früher tritt hervor, was ich schon damals be- tonte, dafs das Steuerbuch für private Zwecke mitfunktionierte; wh- sehen heute, dafs dies ein bewufster und gewollter Nebenvorteil desselben ge- wesen ist.

Eine ßtßXiod'rjKtj iyKx^ascov hat sicher in jedem Bezirke bestanden, für Oxyrhynchos wie für- Arsinoe ist sie oft bezeugt.

Ihre Vorsteher sind die ßi,ßhog)vXa'/,sg; sie werden fast immer in der Mehrzahl genannt, und ich vermute, dafs ihrer je zwei waren, denn es heilst in einem bei Grenfell-Hunt in einer Note p. 180 auszugsweise mitgeteilten Papyrus aus der Zeit Trajans: UaQamav 6 6vu Oeavi ßt-ßhoyvla'^; ebenso BGU 420, 459: z/tcot reo xort AnoXXiovUa y.a.l'^HqmSr] reo y,al ^loysvei yeyvfiva- öLccQ'irjKoGi ßißXLOcpvXa'S^i r-^g £v ^Qötvoeit&v noXsL ö}]^o(^6LCig^ ßiß^Xio&rjKfjg] ; vgl. BU 112, 379, P. Oxy. 1, 72, 75; 2, 247—250 u. s. f.

Als Gegenstand der ßißXLO&r'jKr] syKzrjßefov erscheinen blos Immobilien; die Deklarationen von Mobilien richten sich au deii Strategen resp. den ßaödiKog yQaii(iarevg. Aber andererseits ist die Bibliothek zwar der Haupt- kataster des Nomos, aber nicht der einzige; es giebt daneben noch Dorf- oder Flurbücher; in Arsinoe werden sie gewöhnlich yQa(peiov genannt, in Oxyrhynchos scheiiit dem das Mnemoneion und vielleicht noch anderes zu entsprechen, auf welche ziemlich schwierige Frage ich unten ausführlich zurückkomme. Das Verhältnis der Dorfbücher zum Hauptkataster ist nun unzweifelhaft das des Parallelismus; d.h. der Hauptkataster enthält zusammen für den ganzen Bezirk den Inhalt, den jedes Dorfbuch nur für die Dorfflur umfafst, er ist also gleich der Summe aller Dorfbücher. Dafs auf diese Ai-t eine „doppelte Buchführung" besteht, ist wie ich Hermes 34, 95 ver- mutet habe, natüi'lich im Interesse der lokalen Verwaltung, und auch im Interesse der Parteien geschehen, welchen daran gelegen sein mufste, auch in loco ihren Flurkataster zu besitzen.

Zu betonen ist aber dabei, dafs die ßißXiod'ri%'ri iyKviqGscov das über- geordnete Amt ist, von welcher das yqacpEiov (und was ihm gleichsteht) Weisungen entgegenzunehmen hat.

Einen Fingerzeig über den Inhalt dieser Weisungen gab schon früher z. B. BGU 379, wo jemand einen Ölgarien seinem Bruder zediert und

186 11. Referate und Besprechungen

die ßißXtotpvXaneg an der ßtßX. iynx. bittet onoig i7Ti.6reiXrjTe reo yQacpsiov KaQai'l$og avyyQyjaarl^eiv 't]fietv üg xa^ijxet. (Vgl. meine Bern, im Hermes 30, 602; 34, 94, Wilcken Ostraka 2, 462 f); vgl. auch BGU 50 und 73, Hermes 30, 602 3). Wir sehen daraus, dafs das Grapheion die Besitz- umschreibung nicht vollzog, ohne von der ßcßX. eyKTTjaecov dazu beauftragt zu sein. Auf allgemeinere Gesichtspunkte wiu-de diese ims ursprünglich noch nicht recht verständliche Thatsache ziu-iickgefühi-t durch das i. J. 1898 im ersten Band der Oxyr. Pap. unter No. 34 veröffentlichte Edikt des Prä- fectus Ägypti v. J. 127, welches ich Hermes 34, 91 f. erläutei-t habe.^)

In diesem Edikt heilst es nämlich, die Beamten des ^Navaiov' haben keine Veränderung des Buchstandes zu vollziehen, so lange sie ihnen nicht von den Vorstehern der ^Hadrianischen Bibliothek' aufgetragen ist. Da, wie ich in Anm. 1 neuerlich ausführe, diese beiden Amter dem ^yQUfpilov^ und der '^ ßtßlLod-^nt'i syKrrjöeav' korrespondieren, zeigt sich, dafs Papyri wie die angefühi-ten BIT 379, 50 und 73 die Ausführung allgemeiner Vorschriften bedeuten. Die Tendenz derselben ist augenscheinlich die: Damit nicht durch die jedenfalls weniger verläfsliche Geschäftsführung der Dorfbuch- fühi-er eine Diskrepanz zwischen dem Hauptkataster und Flurkataster herbei- geführt werden kann, soll im letzteren immer nm* mit Wissen und Zustim- mung der Verwalter des Hauptkatasters eine bücherliche Veränderung vollzogen werden.

Dieser uns bereits bekannte Sachverhalt wird nun durch das Edikt des Mettius Rufus neuerlich bestätigt. Ich habe dasselbe oben nur in den Hauptpunkten mitgeteilt; hier -will ich eine oben noch weggelassene Be- stimmung hinzufügen. Es heifst lin. 36: naQayyiXlo) \ öe zal xoig övvaX- XayfjtaxoyQacpoig %ca rotg ^vri^oöi ^i]ÖEV öi^a iittGTccX^arog xov ßißXiOfpvXaviiov xsXsLäöaL Neuerlich wird die Abhängigkeit des Flui-buchs vom Bezirks- hauptbuch eingeschärft; denn dafs die övvaXXayjiaxoyQcccpot. und fivij^oveg die Dorfbuchführer sind, sowie dafs andererseits sie mit den Beamten des Navcciov

1) Dieses Edikt nennt zwar nicht die ßißX. iyv.r. und das ygacpsiov, sondern es spricht von der 'ASgiavi] ßißXio&rjxri imd dem Navaiov, alter offenbar haben diese beiden ganz denselben Inhalt, wie die erstgenannten Kataster, und ich habe darum angenommen, dafs die 'Hadrianische Bibliothek' identisch ist mit der ßißX. iyy,T., während das Navmov nur ein anderer Name ist fitr yQcctpeiov. Diese Identi- fizierung wird nun freilich jetzt von Grenfell-Hunt 182 bestritten, weil das Edikt von 127 von der 'Hadrianischen Bibliothek' und dem 'Nanaion' in der Einzahl spricht, während der Bezirks- und Dorfkataster sehr viele sind. Ich kann diesem Bedenken heute so wenig Gewicht lieilegen, wie ich es früher (a. a. 0. 93) gethan habe; auch unsere Gesetze nehmen keinen Anstofs daran, von 'dem Grund- buch' zu sprechen, wo sie alle Grundbücher meinen. Übrigens haben Grenfell- Hunt selbst p. 73 von jenem Edikt bemerkt: the praefect has a tendency to prefer the Singular, where the plm-al might be expected. Auffallend sind ja freilich die besonderen Namen; aber die Nomenklatm- ist ja hier jedenfalls mindestens be- züglich der Dorfbücher eine sehr vielgestaltige gewesen, da für dieselben in Faiyüm und Oxyrhynchos zwei, ja wohl (s. unten S. 190) noch mehr verschiedene Bezeichnungen üblich sind. Ich hatte aufserdem schon früher auf die ganz un- zweideutige Thatsache hingewiesen, dafs das Edikt von 127 nicht blos für- Alexan- drien gilt, sondern für das ganze Land (das. col. 2 lin. 12); das schliefst den Ge- danken an ein einheitliches Buch von vornherein völlig aus. Ganz evident wird aber die Richtigkeit meiner früheren Behauptung jetzt durch das Edikt des Met- tius Rufus; 8. das im Text folgende.

L. Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 187

identifiziert werden müssen, bedarf doch bei dem inhaltlichen Parallelismus dieser Bestimmungen mit den früheren kaum einer Bemerkung.

II. Wir gehen nunmehr dazu über, den Inhalt der ßtßXio&VjXtj iyy.xrjßemv genauer zu bezeichnen, welche weitaus das wichtigste und in Streitfällen über Privatrechte das zunächst mafsgebende Buch ist.

Die bisherige Annahme ging dahin, dafs die Bibliothek ihren Inhalt dm'ch jäkrliche Deklarationen (^o.TtoyQacpai) der Immobiliarbesitzer empfing; man stellte dabei die in den Papyri enthaltenen ccTtoyQaipal der Grundbesitzer auf eine Linie mit den änoyQucpal des beweglichen Vermögens und suppo- nierte, dafs beides zm* Steuerbemessung jährlich einbekannt werden sei. Diese in Wilckens grundlegender Untersuchung Hermes 28, 230 f. enthaltene Voraussetzung wird jedoch heute durch neu hinzugekommene Texte teilweise rektifiziert, wie Kenyon Cat. 2 p. 150 und Grenfell-Hunt P. Oxy. 2 p. 177 n. 31 richtig erkannt haben. Die Sache stellt sich jetzt so dar, dafs nur das Mobiliarvermögen jährlich neu einbekannt wiu'de, während man für die Besteuerung des weniger fluktuierenden iimnobiliaren einfach den ständigen Kataster zu Grunde legte, der etwaige Besitzveränderungen ohnedies aus- weisen mufste, da die Umschreibung des Besitzes im Fall der Veräufserung streng vorgeschrieben war (s. Hermes 28, 235 f. 30, 602, Wilcken Ostraka 2, 463). Eine allgemeine Fassion (a.7CoyQaq)rj) der Immobiliarbesitzer wm-de darum nur unter besonderen Umständen durch Spezialerlässe vorgeschrieben, nämlich dann, wenn die ßi,ßhod-r}Kt] in Unordnung geraten war. Dafs dies vorkommen konnte, sagt unser Edikt col. 8 lin. 28 f., und istauch angedeutet in dem statthalterlichen Erlafs vom Jahr 127 (P. Oxy. 1, 74). Die Parteien mögen eben manchmal Grundübertragungen ohne die vor- geschriebene Anzeige beim Katasteramt vollzogen haben, oder auch es wurden diese Übertragungen durch Nachlässigkeit der Grundbuchführer nicht oder nicht richtig eingetragen; wie sich in P. Oxy. 1, 78 jemand über die durch ayvoia xov nqay^axi'KOv versäumte Einverleibung seiner Rechte be- schwert. Wenn solche Übelstände sich in gröfserem Umfang herausstellten, ergingen dann Edikte, welche eine Revision des Katasters bezweckten und darirm eine allgemeine anoyQacp'r] des Immobiliarbesitzes anordneten. Aus dieser exzeptionellen Natui- der Inunobiliar- Fassion erklärt sich auch, dafs die uns erhaltenen Irmnohilmv -anoyqcicpai regelmäfsig auf eine ergangene Verordnung Bezug nehmen (z. B. BGU 459 Kaxa xa vno xov kquxIgxov rjys- (.lovog OXaoviov Tixiavov nsXsvßd'ivxa anoyQÜfpo^ai) und dafs die Erwerbs- titel, welche diese Fassionen für den Besitz anführen, oft um Jahre zurück- liegen-'), ohne dafs erwähnt wüi-de, sie seien bereits fatieri, während bei der Mobiliarfassion, welche jährlich geschieht, auf das Bekenntnis des Vor- jahres Bezug genommen wird (z. B. BGU 51, 52, 133, Wilcken, Hermes 28, 239). Allgemeine Katasterrevisionen der bezeichneten Art sind oft genug vorgekommen, Nachweise bei Grenfell-Hunt p. 179. Eine solche Revision ist es nun auch, was Mettius Rufus in dem hier in Rede stehenden diäxctyiia anordnet.

1) Sehr schön tritt das alles hervor in Pap. ER 1436, wo die Fassionen und die Erwerbsdaten aufgezählt werden. Fatiert wird das Grundstück a" 222, ererbt ist es 204, der Vorbesitzer hat es gekauft a" 197. Fatiert war es erst wieder bei seinem Vorgänger W^ 195. A^'gl. Wilcken, Ostraka 470 f.

188 IL Eeferate und Besprechungen

Die Besitzer sollen ihr Eigentum (-/rfjöig) binnen sechs Monaten be- kannt geben (^ccTtoyQccipaö&ai) lin. 31 32. ^ATtoyQd(psöd'ai, ist terminus tech- nicus und wird häufig verbunden mit cctto rov öelvov, welches den Vormann bezeichnet, von dem der Besitz erworben wurde. Diese letztere Angabe wird wie wir jetzt sehen, gleichfalls amtlich erfordert; es heilst lin. 32 die Leute sollen fatieren ör^Xovvreg %6&ev eKaßrog rav v7TccQ')(^6vrcov oiaxaßißrjKEv eig avtoiig rj %T7J6cg. Dieses obligatorische örjXovv des Erwerbstitels bestand freilich nur in einer einfachen Erklärung; Bescheinigung derselben finden wii* nii-gends, ausgenommen dafs in P. Oxy. 1, 75, wo der Erwerb auf Erbschaft beruht, eine eidesstättige Versicherung dieses Erwerbs eintritt. In andern Fällen fehlt jede Bestätigung über die Richtigkeit der Angaben; doch wird amtliche Nachprüfung vorbehalten gewesen sein, und es mufs offenbar immer dann eine solche stattgefunden haben, wenn die Kataster- lage mit der Erklärung zu Ungunsten der Profitenten in Widerspruch stand.

Bei der Angabe des Besitzstandes soll aber der Eigentümer auch nam- haft machen rovg davsißrag ag iav eyjcoGi VTCo&'^zag Kai rovg aXlovg o6a eav eyfoGi ÖLKata. Die Hy-pothekarbelastung soll somit gleichfalls in Evidenz gehalten werden. Ich habe bereits Hermes 30, 601 f. auf Grund von BGU 50 die Frage aufgeworfen, ob nicht auch eine Hypothekenregistrierung statt- fand; wenn ich damals aus einer in diesen Dingen gebotenen Vorsicht die Frage eher verneinen zu sollen glaubte, so ist es mir um so erfreulicher, meine Erwartungen durch die später publizierten Urkunden übei'fcrofi'en zu sehen. Dies war schon angesichts BGU 536 der Fall(Wilcken Ostraka 462): a%oyQa.(po^ai oi'Aiibv iv VTCod''ri'Krj (rjfiKJv) ^eQog oirJag %ca aijA^g, ev rj i^s- d(^avei6a^r}v^ Tcaoa Tlaiteixog tov Ilanuxog und ist es jetzt noch mehr.

Und zwar werden, wie sich gleichzeitig herausstellt, die Hypotheken eingetragen nicht blos dann, wenn gleichzeitig das Eigentum eingetragen wird, also etwa so, dafs sie blos als Qualitäten des Eigentumsrechts und in dessen Gefolge ins Buch gelangen. Vielmehr bilden sie auch einen ganz selbständigen Gegenstand der Einverleibung. Das ist uns zwar von Kon- ventionalhypotheken nicht besonders bezeugt; aber jedenfalls sehen wii- an einem anderen Punkt, dafs gewisse Inhaber von jura in re aliena als legi- timiei-t gelten, ihre Rechte selbständig in den Kataster eintragen zu lassen'. Das ist gesagt 1) von den Ehefrauen luv Kura xiva iTTiyoiQiov vofxov %Qa- reixat xa VTtdgyopxa tu)v avÖQ&v^ wenn ihnen nach Landrecht das Vermögen der Männer verpfändet ist.') 2) Ferner dürfen auch die Kinder es einver- leiben lassen, wenn ihnen am Vermögen der Eltern durch öffentliche Ur- kunden^) die Kxrjötg eingeräumt ist und die Eltern nur die XQyjßtg haben; diese Termini bestimmt Papinian D 7, 8, 10, 1^): %Qi]ßig ist der Usus, Kxi]Oi.g

1) Denn KQcctBia&Ki. heifst hier nach einem häufigen Sprachgebrauch 'ver- pTändet sein'. So auch BGU 243 uridsvl v.Qaxoviisvoi\ vgl. Wileken, Ostraka 2, 462. Allerdings kann das mehrdeutige Wort auch den faktischen Besitz bedeuten; vgl. BGU 71, 16; 282, 33 u. a. : v.Quxiiiv nc:l itvQisvbiv, und so hatte ich es für BU 243 gefalst in Hermes 30, 604. Aber die jetzige Sachlage bestimmt mich, hier anders zu übersetzen.

2) Über den Begriff Hermes 30, 597 f.; dafs bei den ehefräulichen Hypo- theken diese Voraussetzung fehlt, kann verschieden gedeutet werden.

3) Vgl. auch Cicero ad Farn. 7. 29, 1 : Sum %Qria£i iihv tuus, Kri]ߣi Ss Attici nostri. Ergo fructus est tuus, mancipium illius.

L. Mitteis: Neue Rechtsm-kunden ans Oxyrhynclios 189

das Eigentum.^) Wenn demnach diese Hypotheken und Servituten selb- ständige Objekte von Einverleibungen bilden konnten, wird dies auch von den Hypotheken gewöhnliche]- Gläubiger nicht bezweifelt werden dürfen.

in. Damit nun, dafs im Kataster dingliche Rechte Dritter apparieren konnten, erkläi-t sich, dafs beim Kauf von Liegenschaften es eine wichtige Frage ist, ob diese bücherlich belastet sind oder nicht. So bildet in den fragmentierten Kaufbriefen CPR 1 und Gi. 90. 103. 104. lOG. 109. 112. 113. 122. 123. 130 132. 141. 144 es eine stehende Klausel, dafs das Grundstück frei ist ciTto äXlav itQciöecov Kai atiQcou oiKOvo^t&v, was die aXXut TtQaösig hier bedeuten, bespreche ich später, aber die 'anderweitigen Belastungen' (denn otxovo/ii'a == Verfügung, bedeutet hier offenbar die belastende Verfügung) werden in erster Linie die Hypotheken der Gläubiger und die Verfangen- schaftsrechte der Kinder zum Gegenstand haben. Immerhin hat die Klausel Ka&uQa ano . . . uIy.ovo^lGjv nur eine deklarative Bedeutung; sie besagt, dafs der Kataster keine solchen Belastungen ausweist. Wenn sich trotzdem solche herausstellten, so wurden sie auch ohne Eintragung gültig gewesen sein. Denn soweit düi-fen wii-, jetzt wenigstens, noch nicht gehen, zu be- haupten, dafs der Kataster publica fides genossen hätte und darum das hier nicht apparierende Recht dem gutgläubigen Erwerber gegenüber unwirksam gewesen sei. Unsere Klausel hat gerade auch den Sinn, füi- diesen Fall eine Eviktionshaftung zu begründen.

Jetzt kann ich auch die seinerzeit (Hermes 30, 604) '^nur ungern und zaghaft namhaft gemachte Spur' der Hypothekarevidenz in BGÜ 50 mit Beruhigung hierherstellen; wenn daselbst der Verkäufer eines Olgai-tenanteils den Käufer, der die Übertragung durch das Buch fordert (KaxayqucpfivaL Karu örjuoßiov^ um eine Frist bittet bis zum Monat Phamenoth iv w ^7ivl z%a- vccyKOV TCaQ^'^ai, ^s rr}v ßi.ßXio&ii'jK'rjv üa&aQccv y.cu ra aXXa aQyla avtöd'ev^ so heilst das eben wii-klich, dafs er Zeit braucht, um das Grundbuch zu be- reinigen von den dinglichen Lasten, wie die Kaufkontrakte es verlangen.

Durch die hier dargestellte Übersicht über die Besitzverhältnisse wurde die ßißlLod-ijKrj eyurriGetov für den Bodenverkehr von der gröfsten Wichtig- keit. Sie ist es, die jede Veränderung daran zuerst erfahren mufs und ihre bücherliche Durchführung erst bewilligt; infolgedessen ist sie das Aus- kunftsbureau für die Behörden, wenn es sich um das Vorhandensein solcher Rechte handelt, und auch die Kontrahenten kaufen und verkaufen die Grund- stücke auf der Basis des derzeitigen Buchstandes, TtntQccaKStv öia r^g ßißXio- 'ö'ijxijg. So läfst sich auf Grund bekannter formelhafter Wendungen in 667 lesen b^oXoyei . . . TCcTcgaKivai [. . . öuc xrig räv f\yy,xiia£biv ßißXio- 'O'ijX'jjg [«Ttö T^g] TtQoyeyQafxfiiviqg '^^egag im xhv anavxa [y^qovov xrjv vTtccQ-

1) Nichts anderes als diese ztf]6ig des Kindes bedeutet es, wenn an andern Stellen (col. 4, 32, col. 6, 22) das Gesuch der Dionysia ihr eine KaToxv am Streit- objekt zuschreibt. Das Wort ist allerdings vieldeutig, BGU 140, 24 ist es die bono- inim possessio; CPR 1, 228 (ocpsilo^tvov iici Kccroxf] Ttccvtbg rov TtoQOv aov) die Pfandhaftung; BGU 323, 11 sig Karo'j^rjv itoitiv nva = in Gewahrsam nehmen. Der gemeinsame Simi ist der des Yerfangenseins, welcher bald Gewahi'sam und Pfand- recht bedeuten kann, bald wie an obigen Stellen unseres Papya-us, die dui-eli die Leibzucht der Eltern suspendierten Eigentumsansprüche der Kinder, «übrigens ge- braucht unser Dionysiapapyaiis xaT£;^itv auch als Pfandbesitz und synonym mit ■K^cithlv; man vgl. col. 8 lin. 34 (ralg yvvaii}. y.QarhlTccL ta vnccQj^ovta rüv avdQwv) mit lin. 22 (tus ÄiyvjixiaY.ug yvvtxiKccg y.urt](^tiv tu vnuQ'/^ovxa xibv avöqäiv).

190 II. Referate und Besprechungen

yovGuv avxri iv Ktofiy 0v]ka'iiirtKrj Nrj6(o olrJav inl roig (^ov^Gi avxTjg fiir^oig Kai TtriiiG^oiq Kol Q'£nsU\oig\ Kca öiKaioig 7tä[(y]t Kam [r'ißv i^ ocQX'fig aal fiiXQt tov vvv Cw^d-iav^ wegen der Grenzmafse und der Rechtslage der Grundstücke wird auf das Buch verwiesen. Ahnlich BGU 94.^)

2a. Die Technik der bücherlichen Eintragungen.

Schwierigeren Fragen als die bisher besprochenen sind, begegnen wir, sobald wir den Hergang bei der Eintragung in die Kataster ini einzelnen uns klar zu machen suchen. Als feststehende Regel können wii- hierbei zunächst betrachten, dafs die Eintragung nachgesucht werden mufs bei den ßißXiocpvXaKsg der ßi,ßXi,o&i]Kri iy^rriGEcov und diese sie nur bewilligen, wenn der Buchstand den Voraussetzungen des Kontrakts entspricht.

I. Des Weiteren ist vor allem festzustellen, welche Behörden aufser der ßtßhod-r'jKr] für die Überschreibung des Besitzes noch in Betracht kommen. Es wurde oben (S. 185) gesagt, dafs es noch lokale Urkunds- bücher gab, welche der Bibliothek untergeordnet waren. Hier stofsen wir aber auf eine vielgestaltige Terminologie, denn es ist die Rede bald vom yQacpsiov, bald von ^vr^f-iovstov oder fivi^^oveg^ von ayoQavofxoi oder ccyoQa- vo^eiov oder auch GvvaXkayfjLaroyQdcpoi.^ endlich auch ocQ^SiOv. So heifst es in Ox. Pap. 2, 238: xovg e^ovrag ^srscoQovg oi%ovo^lag ev ts räi äyoQa- rofiicot Kai fivrjfiovEicot Kai yQucpltoi-^ ebenda Nr. 237 col. 8 lin. 36 fg.: ksXsvo) öh Kai xoig GvvaXXayfiaroyQcccpoig Kai rotg fivrjfioGL firjöev 8i%a iTtiGraXfiarog TOi? ßi,ßXi,oq)vXa%iov rsXsi-cöGai. Man wüi'de nun, glaube ich, völlig irre gehen, wollte man aus dieser bunten Phraseologie auf Kompetenzverschiedenheiten schliefsen; es scheint sich mir hier immer um dieselbe Behöi'de zu handeln. Man kann zwar vielleicht für die ptolemäische Zeit einen Gegensatz von ayoQavo(i£iov und yqacpüov annehmen, aber füi* die Kaiserzeit habe ich schon früher (Hermes 30, 597) es für vermutlich angesehen, dafs das yqacpEiov dem äyoqavoiiHov ein- oder untergeordnet war^) und bin jetzt inamer mehr der Überzeugung, dafs das yQacpsiov mit dem ayoqavo^uov zwar nicht identisch, wohl aber das für die Urkundenaufnahme bestimmte Spezialbureau des letzteren war, wobei dem Hauptamt als Ganzen noch andere Funktionen obgelegen haben können. Hierbei wird höchstens das eine zu betonen sein, dafs Agoranoraen nur in den Hauptorten des Bezirks genannt werden, während vom yqacpEiov^) sowohl in diesen als auch in den Dörfern die Rede ist; das ex-klärt sich leicht bei der Annahme, dafs die Agoranomie das umfassendere Amt ist, das sowohl in den Städten Spezial- bureaus als auf dem Lande Exposituren besitzt. Nichts anderes als das yQucpsiov ist aber auch das fxvr]jxovsiov. Das läfst sich ganz deutlich zeigen aus dem Vergleich von P. Lond. II 299, wo eine Eingabe an die ßißXto-

1) Dagegen möchte ich nicht mit Wilcken, Ostraka 2, 484 auch F. Oxy. 1, 100 hieherstellen. Denn das ist kein Kauf, sondern die den Agoranomen er- stattete Anzeige von einem solchen; wenn der Deklarant dabei sagt, dafs die roTto&SGia der verkauften Grandstücke Sta tiig v.arayQacpfjg SsSrjlarai , so ist hier v.atayQucp'q nicht der Kataster, der m. W. nie so heifst, sondern der Originalkauf- kontrakt.

2) Dies übersehen Grenfell-Hunt 2, 181, wenn sie meinen, dafs ich hier einen scharfen Gegensatz konstatiere; für die Kaiser zeit habe ich dies nie gethan.

3) BGLJ 379 ein yQucptiov im Dorf Karanis.

L. Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxjrhynchos 191

cpvXwKsg gerichtet wird: 8lo imöidajXL orrag eTCiGzaXfj tc5 ^vtj^ovi a>g Ka&riKEi, welcher ganz genau entspricht BGU 379: 6lo TtQoOayytkXofiev uTiag i%i6xeih]xs tc5 t6 yQacpstov KagavCöog GvyiQrj^ari'^eiv rjfiiv wj KCid'i]Kei. rqucpsiov und fivrjjxovstov sind hier ganz parallel gestellt. Anderseits ist das fivrjfiovsiov verwaltet von den Agoranomen; es heifst z. B. BGU 177: o^oXoyo) nSTtQaKEvai vno FccXeqIov rov 2(aTOV r&t ayoQavofiiot ovxi 6e xal ^vrjfiovi. Da nun der ayoQavofiog auch ^vt^ficov ist und das fivrjfiovciov die- selben Funktionen versieht wie das yqacpsiov^ so ergiebt sich wieder der Beweis dafür, dafs das yQacpsiov und die Agoranomie voneinander nicht zu unterscheiden sind. Und das wird auch bestätigt durch einen Papyrus aus Oxyrhynchos, wovon Grenfell - Hunt nur einen Auszug mitteilen: EaQanCav 6 6vi> &icovi {jißUocpvXv'E, äyoqavo^OLg ^rjtQonöhcog '/^aLQStv. "Eyei ^A'/^iXläg iv anoyQacpTi rag aqovQag f^, ^i6 iTiitsXeirs iog y.a&rizei', denn hier erhält der Agoranome von den ßLßXiocpvXanEg genau densell)en Auftrag zu einer Bucheintragung wie in BU o79 das yQUfpstov.

Es läfst sich demnach sagen, dafs eine Kompetenzverschiedenheit hier nirgends nachgewiesen werden kann. Ich nehme nur eine Nuance zwischen dem Agoranomen und den beiden anderen Ämtern an: wenn der Agoranomos genannt wird „(öv y.cd jwi'iyfiov" (BGU 177), so scheint das nur eine seiner Funktionen zu sein, und das ist, wie ich sagte, die vermutliche Einordnung des (ivy^^ovHov und y^acpsiov in die höhere Behörde des ayoQavofisiov , der auch noch andere Funktionen zukommen als die Ui'kundenverwaltung. Daraus ergiebt sich weiter, dafs es kamn mehr als Tautologie ist, wenn Ox. Pap. 2, 238 von den ^erecoQOi oIkovo^lch, k'v xs xm ayogavo^iicoL y.al fivirjfiovsitoi Kai yQatpioai spricht. Da es sich dort um einen amtlichen Erlafs handelt, so ist es möglich, dafs der Beamte die verschiedenen Titulaturen, welche die lokalen Bücher führten, nebeneinander aufzählen zu müssen glaubte, um in allen Teilen seines Bezirkes richtig verstanden zu werden. Freilich ist uns derzeit kein sicheres Beispiel übei-liefert, dafs in Oxyi-hynchos, woher unser Papyrus ja stammt, die Bezeichnung ygacpsiov für das Buch üblich gewesen wäre-^), vielmelu* ist sie nur in Faijüm üblich; aber es ist auch sehr gut möglich, dafs unser Erlafs entweder direkt vom Präfekten stammt, der eben für Faijüm ebenso sprechen mufs wie für Oxyrhynchos, oder, was noch wahrscheinlicher ist, dafs der Strateg von Oxyrhynchos einen Erlafs des Statthalters, der in dieser Weise spricht, wörtlich ausschreibt, indem er , ihn auf seinen Bezirk anwendet. ^)

Aufserdem ist noch mehrmals von ccQirj und ccq^slov die Rede, z. B. BGU 50, 86; 251, 252; P. Grenfell 1, 21 und 26 u. f. Wie ich glaube, ist auch dieses Amt, welches (Grenfell-Hunt a. a. 0. 1, 21) dem Agoranomen untersteht, mit den früher genannten identisch. Und so stehe ich nicht an,

1) In P. Oxy. 1, 44, 23 ist ygcccpslov wahrscheinlich die Bezeichnung einer Schreibgebühr.

2) Nur ein Bedenken bleibt bei der Gleichstellung der obigen Termini zurück, nämlich dafs es in BGU 50 heifst: TtaQh^co rr]v ßtßXto&rjyiriv ^la&ccQav xa/, TU aXXcc aQ%ia (Plural!) avxöQ'tv. Hier sind doch neben der Bibliothek mehrere Archive ins Auge gefafst. Doch ist es möglich, dafs agista hier als Plurale tantimi für &Q-j^üov gebraucht ist. In CPR 1, 22.3 lin. 20: [;/,?)] fjXXoxQtcou.tva Sicc ftTjd'frog &QXtiov kann die Mehrzahl so zu erklären sein, dafs an die Bibliothek mitge- dacht ist.

192 II' Referate und Besprechungen

auch das im Edikt von 127 (P. Oxy. 1, 34) genannte Navaiov hierherzu- stellen, wie ich bereits früher ausgeführt habe.

Schliefslich werden noch 6vvaXkay^axoyqa(fOL erwähnt im Edikt des Mettius Rufus P. Oxy. 2, 237 col. 8 liu. 36: naquyyiXloi öe rotg GvvaXlay^a- xoyQccq)OLq Kai toTg (ivrjfioöi [irjÖEv Sija IniGräX^axog xov ßißXiocpvXaniov xeXeLojßai.. Auch diese sind nichts Besonderes, die Unterscheidung von den fiU'/jfiovEg ist sicher höchstens eine funktionelle. Bedenkt man nämlich, dafs die Geschäftsurkunden, welche den Veränderungen im Urkundenbuch zu Grunde lagen, wie Käufe, Schenkungen, Vergleiche u. s. f., eben auch fast immer instrumenta publica waren, so sind GvvaXXayfiaxoyQacpoi jene Offiziale, welche die notarielle Funktion der Urkundenvei-fassung vollzogen; im Gegen- satz zu jenen, welche die Urkunden sammelten und so das Urkundenbuch selbst anlegten und führten. Aber auch die ersteren gehören zu dem gleichen Amt; wenn sie unterschieden werden, so ist es nur ein anderes Schreibpult, an dem sie funktionieren. Oft aber werden sie gar nicht unterschieden; so spricht z. B. P. Oxy. 2, 270 lin. 12 und 14 von b^oXoyCai öia xov (ivtj(iov£Lov, wo die iivi^jAOvsg als Urkundenverfasser, nicht als Buch- führer erscheinen.

Ganz dunkel bleibt uns nur das yMxaXoyetotK Dieses nicht zu ver- wechseln mit dem Kaxidoxiöfiog kommt auch wohl vor in der Verbindung icprjfxsQlg xov KaxaXoyslov P. Oxy. 2, 271 lin. 8 und 12: aaxa övy^a^tiaiv xrjv xsXsifo&SLöav öta xrjg £(pi]fiEQiöog xov ■KataXoysiov. Sonst wird es noch genannt in P. Oxy. 1, 68, 5; 73, 34 und vor allem 1, 34 col. 1 lin. 7. Einmal koimnt die icpijixe^ig allein vor in 2, 268, 10: Kaxa GvyywQviöiv xrjv teXs ta&ELötxv Siu xov KaxaXoyEiov. Offenbar ist auch das nccxaXoyEiov ein Archiv und die i(pr]^£QLg das zugehörige Journal, wo die Urkunden legali- siei-t werden; ob hier dasselbe Amt vorliegt wie das ayoQavonEiov, yqacpEiov, ^ivt]^ovEiov ist nicht ersichtlich^), aber inmierhin möglich. Wir hätten dann für dieselbe Sache schon den fünften Namen.

II. Der Hergang bei der Grundübertragung ist, wie bereits wiederholt bemerkt wm-de, der, dafs zunächst ein Gesuch bei der ßißXu)d-{]%ti iyKxijGECüv eingereicht werden mufs^), welche den Vollzug den untergeordneten Urkunds- ämtern aufträgt. ^)

1) In Hennes 34, 96, 1 habe ich dies angenommen. Man könnte auch daran denken, dafs bei der ßißXiod-^xr] iyKrijatcov Urkunden aufgenommen worden seien; sehr wahrscheinlich ist mir das nicht.

2) Auszugehen scheint das Gesuch fast immer vom VeräuTserer, der auch allein legitimiert ist, über das Objekt zu verfügen. In BGU 243 spricht wohl der Erwerber, hier ist aber auch ein anomaler Fall gegeben (s. unten S. 19(3). In P. Oxy. 2, 273 lin. 20 f. heifst es: die Erwerberin solle sich das Land zuschreiben diLrfen, ohne die Unterschi'ift der Veräul'serin zu bedürfen ; also eine 'Aufsandungs- urkunde'. Ebenso P. Oxy. 373, 20 (zit. bei Grenfell-Hunt zu 273). Indessen liegt hier der Fall anders; es handelt sich um Katökenland. Bei den gewöhnlichen Grundstücken wird die Anzeige schon vor der Errichtung des Kontrakts erstattet; der Kontrakt macht sie nur perfekt. Auch in CPR 1,10 lin. 11, wo im vorhinein die Zustimmung des Veräufserers zur ärnipatäaig gegeben wird, steht Katökenland in Frage. Wie übrigens jene einseitige Überschreibung durchzuführen war, wissen wir nicht.

3) In diesem Auftrag pflegt dann hervorgehoben zu werden, dafs [resp. obj das Grundstück frei sei von dinglichen Belastungen; so wird dem Urkuudsver- wahrer vom Dürfe Kc<(}avig geschrieben: xu&' ijp ntTtvir\vrcci. TttQi tqUop fttpo^

L. Mitteis: Neue Rechtsurkunden ans Oxyrhynchos 193

Das miifs man sich, wie bereits gesagt wurde, so vorstellen, dafs die Untei'ämter (yQacpsiov, iivtifxovsiov u. s. f.) überhaupt jede Mitwirkung zu einem auf Grundübertragungen gerichteten Rechtsgeschäft zu verweigern hatten, so lange sie nicht dazu angewiesen waren. Mit anderen Worten es durfte vorher Kauf, Schenkung, Verpfändung u. s. w. von Grundstücken nicht legalisiert, d. h. nicht notariell beurkundet werden. In der That bitten die Parteien die ßißliocpvXuY.Eg ^ sie mögen z. B. dem yqacpHov das GvyxQri^iccxlt^iv auftragen, d. h. die Mitwirkung bei der Urkundsausfei-ti- gung. Laut P. Oxy. 1, 34 col. 2 lin. 7 soll das Navatov keine oiKOvofiLa, d. h. keine rechtsgeschäftliche Verfügung herbeiführen ohne Ordre. So zeigt denn auch PER. 1436 jemand an: ßovXofiai it,oi.%ovoix^6ai rjv yriv aTtEyqi^ccipüiDiv)^ ich beabsichtige zu verkaufen und BGU 112 lin. 23 heifst es: oxL d' av rovvcov (die deklarierten Grundstücke einer ccTCoyQag)!]) i'^OL- KovofirjGo) . . . TtQOTBQOv TtQOöccyyslw wg inslevöd"!], ich werde den etwaigen Verkauf meiner Grundstücke vorher anzeigen wie befohlen ist.

Damit hängt ein merkwüi-diges Stück zusammen, das uns in P. Oxy. 2, 238, leider unvollkommen, erhalten ist.

Tovg h'ypvrag (.iszEcoQovg oiaovoiiiag ev re r&v a,yoQai'Of.u(i>i Kai (.iv)ii.io- vEtfoi Kai yQdtpUoi SV rcot 8u'ky]kvQ'6xi xbxuqxiol k'xsi AvxoKQccxoQog KaiGaQog OvsGJtaßiavov 2sßaGxov 7tQ0GeQ')(^eG&(xi, xoig ayoqcivö^oLg Kcd xe{X£iovv) xavxcig Evxbg . . ? . . xov EvEGTG)t[og) ^rjvbg SsßaGxov ...... y.al ocpEilovxag . . ? . .

(pEQELV ...... \i{cixaXo\iLG^(bv «[. ..'{.. ] xat tvv.vy.li . . ? . ftara EXi xca

vv\y . . . .] (pEQELV ^ OTi xotg £>:[....?

Wer der Sprecher ist, wissen wir nicht; offenbar eine Amtsperson. Dieselbe konstatiert, dafs im ccyoQavoixEtov yQaq)Eiov ^vrjfxovEtov noch liEXEcoQot olKovo^iai, liegen, welche nach ihrem Befehl binnen einer be- stiimiiten Frist vollzogen (xeXelovv) werden sollen. Mexecoqoi ohovo^tai können jedenfalls nur schwebende, d. h. unvollendete, imperfekte Veräufserungen sein, also Provisorien, bezüglich deren der Ordnung halber die Herbeiführung des Definitivums zu verlangen ist. Als Präjudiz mufs man sich wohl denken, dafs die Versäumung der Präklusivfrist die betreffenden Ver- äufserungen hinfällig werden liefs.

Das klingt rätselhaft und die Herausgeber der Papyrus haben die Schvsderigkeit richtig gefühlt. Dennoch läfst sich für die Sache eine, wie ich glaube, ganz einleuchtende Erklärung finden.

Man mufs davon ausgehen, dafs der Ausdruck (isxicoQog ohovo^iia durchaus nicht zu der Annahme zwingt, als ob hier überhaupt schon eine Kontraktsurkunde errichtet worden sei, deren Wirkung noch irgendwie sus- pendiert ist. Wollte man das annehmen, so wäre kamn zu begreifen, woher so viele suspendierte Kontraktsurkunden kämen. Es ist vielmehr die Sache so zu verstehen, dafs die Pai-teien der ßißXio&i]m] blofs den bevorstehenden Kauf angezeigt hatten, aber mit dem Vollzug beim yQaq)£tov nachträglich säumten.^)

T^g Tov kX'^qov Kpot'pT]? (ii&g rijs vn' ov&8vbg KQaroviiivrig ysvEiß&co (Hunt) (hg kch- &ii]KSi. War eine Belastung gegeben, so mufste sie oifenbar dem Erwerber be- kanntgegeben werden; und jeder Vollzug mufs ausgeschlossen gewesen sein, wenn die Bibliothek den Veräufserer nicht als Eigentümer auswies. So war das ygcc- cpslov an die Weisungen der Bibliothek gebunden.

1) Darum haben die ^stbcoqol oixovo^iai nichts zu thun, wie Grenfell-Himt meinen (p. 183), mit dem Umstand, dafs in manchen uns erhaltenen Urkunden das Datum entweder unausgefüllt oder von späterer Hand ausgefüllt ist.

Archiv f. Papyrusforschung I. 1. 13

194 n. Referate und Besijrecliungen

Ein sehr naheliegender und praktischer Anlafs zu einer solchen Säumnis konnte es insbesondere sein, dafs die Kaufs- und Urkundsteuer nicht recht- zeitig gezahlt werden konnte. Über das Nähere sind wir allerdings nicht genügend unterrichtet, insofern wir nicht wissen, ob der Vollzug der Über- tragung durch den Erlag der Steuer bedingt war. Doch scheint mii- dies naheliegend nach drei Urkunden aus Oxyrhynchos, Grenfell-Hunt 2, 241 243; ich nehme Nr. 242 heraus:

lin. 1. [^KXavdiog Avtcovelvog roü ayoQavofico ^aLQeiv.^ 2. l^AvccyQuijJov wvrjv ....

lin. 30 KXavöiog ^Avxovlvog 1Q'Y^lla.XL6ov^^

lin. 31 folgt die Bestätigung eines Trapeziten über die bezahlte Kauf- steuer {i.ynvnliov).

Klaudios Antoneinos wird hier der Pächter des eynvxXtov, d. h. der Verkaufssteuer, sein, dem die Kontrahenten den Kauf angemeldet hatten. Derselbe weist den Agoranomos an, die Urkunde zu legalisieren (jQ^^axiGov), wobei es anscheinend Condicio juris ist, dafs die Steuer bezahlt ist, weshalb die Parteien am unteren Rande die Bestätigung der Steuerkasse eingeholt haben. ^)

Es ist übrigens ganz gleichgültig, ob diese Bestätigung schon vor Vollzug des Notariatsaktes erfordert wurde oder nicht; denn jedenfalls mufsten Parteien, welche nicht alsbald in der Lage waren, die Steuer ein- zuzahlen, auf die Aufnalmae des Akts auch dann verzichten, wenn die vor- herige Steuerzahlung nicht Bedingung dafür war, weil sie sonst sich der Steuerexekution ausgesetzt hätten. Anderseits wird man keinesfalls an- nehmen dürfen, dafs vor gezahlter Steuer der Vollzugsauftrag von der ßißho&i^yi'ri iynrrjöEcov an das yQacpstov überhaupt nicht vorliegen konnte. In den Gesuchen an die Bibliothek ist überhaupt von der Steuer noch gar nicht die Rede; natürlich, denn die Bibliothek kümmert sich ja gar nicht um den wirklichen Abschlufs des Geschäfts, sondern erteilt nur die vor- gängige Bestätigung, dafs derselbe nach der Aktenlage möglich ist. Die Bezahlung der Gebühr zu überwachen oblag dem yQaq)Blov. Anderseits aber mufs die Bibliothek es in Vormerkung gehalten haben, dafs eine Veräufseruug schwebte; denn wenn sie vollzogen wurde, mufste ein Bericht des yqafpuov eintreffen und danach auch ihr eigener Buchstand rektifiziert werden. Trat der Bericht nicht ein, so mufste darüber Aufkläi'ung verlangt werden; in der Zwischenzeit konnte sie weitere Verfügungen des Veräufserers nicht mehr zulassen, denn es wäre diesem ja sonst möglich gewesen, dasselbe Objekt zu wiederholten Malen immer an verschiedene Personen unter Autorität des Katasters zu veräufsei-n.

1) Andererseits finde ich in den Pap. ER Bemerkungen, welche die Ver- mutung nahelegen, dafs auch eine nachträgliche Zahlung der Steuer möglich war. So heilst es CPR 1, Nr. 6, 21; Nr. 15G, t) ö dt '■/^QrniccxiGnbg irtXtiw&i] nLvSvva avrcav TtQCitoTtQa'^iccg ovaris xä> drjiLoalo); der ^ivövvog scheint in der Haftung für die Ver- kaufsteuer zu bestehen wenn nicht an rückständige Grundsteuer zu denken ist. Dafs in den massenhaft vorliegenden Kaufverträgen die Bestätigung über die gezahlte Steuer regelmäfsig fehlt, hat mit unserer Frage nichts zu thun, weil diese Bestätigung nicht gerade auf die Kontraktsurkunde geschrieben worden sein wird, imd übrigens unsere Kaufverträge oft nicht einmal das Original derselben sind, sondern Kopien (avxiyqcccpcc).

L. Mitteis: Neue Rechtsiirkunden aus Oxyrhynchos 195

Ii'gend einmal aber luuJste dieser Zustand ein Ende nehmen; denn keine Behörde der Welt lälst sich darauf ein, jahrelang un vollzogene Auf- träge in Evidenz zu halten. Das yQa(p£iov mul'ste, wenn die Parteien nicht innerhalb angemessener Frist die Steuer zahlten und sonach Vollzug des Kontraktes verlangten, den Auftrag der Bibliothek „zui-ücklegen" ; und auch die Bibliothek, wollte sie irgendwie auf dem Laufenden sein, muTste wissen, ob das Eigentum gewechselt habe oder nicht.

So sind denn die (.isxäcoQOi ohovo^ilai eigentlich eine ganz selbst- verständliche Sache. Im Grunde genommen war jede Veräufserung , sobald sie von den ßißhocpvXansg bewilligt war, im Sinne dieses Amts fiericoQog so lange, bis der Bericht des yQacpEiov eintraf. Nur wird dieser Zustand in der Regel nicht lange gedauert haben; erst wenn dieser Fall eintrat, mufsten die ßißhocpvXiXKeg zur Finalisierung der Angelegenheit mahnen. Allerdings konnten sie die Parteien nicht zur Steuerzahlung verhalten; denn diese konnten ja noch jederzeit vom Vertrag zurücktreten. Wohl aber mögen sie ihnen Präklusivfristen gesetzt haben, deren Versäumnis bewirkte, dafs die ei-teilte Verkaufserlaubnis als erloschen galt.

Ich habe im Bisherigen vorausgesetzt, dafs die von den ßißXiocpvXccusg gerügte Verzögerung der Kontraktserrichtung hauptsächlich in der Schwierig- keit der Steuerzahlung ihren Grund hatte. Natüi-lich konnte dieser unter Umständen auch ein anderer sein, etwa dafs die Parteien nachträglich doch nicht recht handelseins wurden. Aber im Fall unserer Urkunde scheint mir doch vorwiegend an die Steuer gedacht werden zu müssen; es ist be- merkenswert, dafs in lin. 16 noch die Reste des Wortes EyKVKXii^ov) zu erkennen sind; davon mufs hier irgendwie die Rede gewesen sein.

Aus allen diesen Ausiühi-ungen ergiebt sich nun aber noch eine That- sache, welche für den Rechtshistoriker von Interesse ist. Nämlich die, dafs die Anmeldung der beabsichtigten Eintragungen bei der Bibliothek schon eine provisorische Wü-kung zu Gunsten des künftigen Erwerbers hat ; sie wirkt ähnlich wie heute eine bücherliche „Vormerkung''.

Ich habe oben bemerkt (S. 194), dafs, wenn eine bevorstehende Über- tragung (oder Pfandbestellung u. s. w.) bei den ßißXioq)vXc(Ksg angezeigt war, diese eine zweite entgegenstehende Verfügung nicht Ijewilligt haben können. Das ist eigentlich selbstverständlich und wüi'de auch ohne jeden Nachweis aus der Natur der Sache zu folgern sein; denn unmöglich konnte das Amt sich dazu hergeben, dafs unter seiner Ägide z. B. zwei-, dx-eimal hinter- einander an verschiedene Personen verkauft wurde. Der erste Käufer mufs hier die anderen ausgeschlossen haben. ^) Ebenso mufs eine, wenn auch blofs angemeldete Verpfändung einem nachfolgenden Käufer gegenüber ge- wahrt worden sein. Deutlich sehen wir das aber auch aus den Urkunden

1) Doch ist die Wii-kmig dieser Vormerkung nach dem oben S. 184 Anna. 1 Ge- sagten nm" eine beschränkte; es wird ausgeschlossen, dafs ein anderer Käufer das Grundstück jetzt noch dem vorgemerkten vorwegnimmt, denn keinesfalls konnte, auch nach streng römischem Recht, der als bona fide emtor angesehen werden, der Grund kaufte, ohne die katastrale Vormerkung Dritter einzusehen, welche sicher als quasi traditio angesehen wurde. Dagegen wirkt die Vormerkung nicht auch gegen Dritte, welche das Grundstück aufserbücherlich erworben hatten, ehe sie eingetragen war; denn ein Publizitätsprinzip in dem Sinne, dafs der aufserbücher- liche Erwerb überhaupt nicht als vorhanden galt, können wir derzeit noch nicht annehmen.

13*

196 II- Referate und Besprechungen

selbst, wenn die ßißXiocpvXaKeg z. B. bemerken, das zu verkaufende Grund- stück sei i'Tt' ovÖEvog KQarovi.ievov^ diese Bemerkung mufs auch durch eine blofs vorläufig angezeigte Hypothekierung ebenso wie durch eine schon per- fizierte ausgeschlossen gewesen sein. Und wie ich oben sagte, das Bestreben, das in P. Oxy. 238 hervortritt, das Kataster frei zu halten von fisriaQoi. OLnovofilat. zeigt selbst schon, dafs diese vorderhand in Evidenz gehalten wurden.

So hat das hochentwickelte System des Katasters zu einer dem modernen Grundbuchverkehr sich annähernden-^) Sicherheit geführt.

Ich kann nicht umhin, hier noch zwei mir schon längst interessante, aber durch das jetzige Material neu beleuchtete Stücke anzufühi'en, welche, wenngleich unter etwas anderen Prämissen, doch die Thatsache bestätigen, dafs der Wert der Vormerkung dinglicher Rechte schon jener Zeit be- kannt war.

BUG 243 (vgl. Hermes 30, 604) ist ein im Anfang leider zerstörtes Stück, offenbar gerichtet an die ßi,ßXiog)vkaKEg. Jemand hat einen Haus- anteil erworben, der übrigens zum Kataster noch nicht einbekannt ist. Er bittet nun (nach Ergänzung von Wilcken):

dio eTtLÖLÖa^i eig xo ty^v TtuQccd'eöiv ysvBGd'at ccKoXov&cog (o 7tQos8i]X[coKa^ avn.yQl^Dccpfo] rov 2Qr}fiart6ixov' bnoxav yccQ xT^v anoyqacpriv avxov noioy^ca^ ccTtoösC^co cog vnaQyjBt zai l6vL aa&aQov (A,r}6evl KQaxovjievov. El 6s cpaveCtj elvat KVQiov xb itQOKaxeö'/^rjuivov )} n^OTtaqansi^uvov 6t.a xov %(oX{vsiv^ TtQO tilg TtaQaO'eöEag Kai (roi)?) k'ßsG&at i[A,7t6öi,ou sk xtjöös xTjg TtaQaO'iöscog.

Die Eingabe weist auf eine schon bestehende Erwerbsurkunde zu Gunsten des Gesuchstellers hin: ccnoXov&cog a TtQoedrjXi^coKa) uviiyglacpa)] xov 'IQYi^axiG^ov. Also war, wenn diese z. B. einen Kauf enthielt, schon vor der Eingabe gekauft. Das entspricht sicher nicht der obigen Regel, wonach der Verkauf erst erfolgen soll nach der Anzeige bei der Bibliothek. Aber die Erklärung ist bei der Hand: Das Kaufobjekt war im Kataster noch gar nicht eingetragen, was sich leicht erklärt bei einem Haus, das vielleicht seit der letzten Katasterrevision (s. oben S. 187) gebaut worden ist. Nun könnte man wohl daran denken, es wäre Sache des Gesuchstellers gewesen, zunächst eine individuelle Rektifizierung des Katasters herbeizuführen. Aber es mag wohl sein, dafs man das hierzu notwendige Verfahren, welches jedenfalls eine Ediktalladung der unbekannten Interessenten involviert hätte, nicht kannte, sondern nur generelle Revisionen vornahm; wenigstens steht der Gesuchsteller auf dem Standpunkt, auf die allgemeine ccTtoyQaipri warten zu müssen \^6n6xav yccQ xvju aTtoyQacprjv Ttoctöfiai.]^. Mittlerweile aber bittet er doch um eine TtaQa&sötg, d. h. Registrierung seiner Rechte.

Diese kann nun allerdings nicht den Inhalt haben, den sie sonst hat, nämlich dafs die Bibliothek den bücherlichen Besitzstand „lustriert" und das Resultat dem y^acpiiov mitteilt. Überhaupt kann nichts „überschrieben" werden, wo noch nichts eingeschrieben ist. Wenn dennoch eine TtaQcc&eCig, d. h. eine Registrierung erfolgen soll, kann sie nur den Zweck haben, dafs die Rechte des gegenwärtigen Erwerbers „vorgemerkt" werden, so dafs spätere Erwerber ihm nachstehen sollen.

Wir finden am Schlufs dieses Gesuchs einen ziemlich verworrenen Satz.

1) Über die Unterschiede s. vorige Note und S. 184 Anm. 1.

L. Mitteis: Neue Rechtsurkimdcn aus Oxyrhynchos 197

So wie derselbe dasteht, hat er überhaupt keinen Sinn. Dennoch scheint die Lesung sicher zu sein. Einen Sinn giebt er, wenn wir in der vorletzten Zeile die grammatisch nirgends anzuknüpfenden Worte TtQo rfjg Ttaoad^eaecag als Gemination aus der Schlufszeile her weglassen. Dann heifst es:

aTto6slt,(0 cjg vitaq-jisi y.cd eGxi y.ad'aqQV ^rjöevl HQccrov-

l-uvou, el de opuveit] elvcci kvqcov t6 TtQOKateG'irji^iivov rj nQOTiccQa- KEi^svov diä rov nalvetv [del. ttqo tJjg 7ror^or'9'£()£(ag] xai eivca e^moöiov i% xrieds xi]g naQad^EöEMg.

Es ist davon ausgegangen, dafs das Grundstück frei und niemandem verpfändet ist. Die Übersetzung des Weiteren hängt davon ab, was man unter dem elvat kvqiov t6 TCQOKaxeGiri^iivov ?} TTQOTtaQaneifiEvov versteht. Man kann übersetzen: 'Sollte sich aber doch ein früheres Pfandrecht herausstellen, so soll diese Verpfändung oder Eintragung gültig sein.' Das aber stöfst auf die doppelte Schwierigkeit, einerseits dafs dann das Nachfolgende ganz unverständlich wird, zweitens dafs der Käufer gar kein Interesse hat, einen Vorbehalt zu Gunsten fremder Rechte zu machen. Darum würde ich über- setzen: '^Sollte sich aber doch bei der nächsten Apographe ein Pfandgläubiger melden [der sein Pfandrecht ja erst nach meinem Kauf erworben haben könnte, weil jetzt keines besteht], so soll die [d. h. meine jetzige] frühere Rechtserwerbung oder Eintragung gültig bleiben, weil sie verbietet und ein Hindernis [füi- spätere Verpfändung] entsteht aus dieser Registrierung.'

Sollte diese Übersetzung des immerhin schauderhaft schlechten Stückes das Richtige treffen, so haben wir einen ganz vernünftigen Vorgang vor uns. Der aufserbücherliche Kauf soll bis zur späteren Richtigstellung der Bücher vorgemerkt werden und schon jetzt jede weitere aufserbücherliche Verfügung über dasselbe Objekt ausschliefsen. ^)

Ich möchte hier gleich einen zweiten Fall der „Pränotation" (Vor- merkung) dinglicher Rechte namhaft machen; leider auch wieder aus einem ganz defekten Fragment. In dem sonst kaum verständlichen Papynis CPR 1, 104 lin. 17 fg. liest man:

Kai l'örort fxoi Kad-dQcc ^iyßi xov T% KVQOiGscog iqovov Y,cd

lav (pcdvy]xca nvQOvv. ^Jgccqiov \J] Kca E\ciQC(itLccg ^exa kvqcov

]ou öiövfiov iTtidel^dcoAa]

Nach dem e7T.LÖe[ö(x)'Ka] wohl ein Gesuch an die Bibliothek, vgl. iTti- öiöcofii in BGU 243. Isarion verlangt, das Grundstück mufs ihr „frei" bleiben bis zur Eigentumserwerljung. Näheres wissen wii- nicht, aber klar ist einerseits, dafs sie aus irgend einem Grunde nicht Eigentümerin wird, anderseits dafs ihre Rechte vorgemerkt werden sollen.

III. War die Bewilligung der ß(,ßhoq)vXaKEg zur Umschreilning der dinglichen Rechte erteilt, so kam es nun zui* definitiven Errichtung des Kontraktes vor dem y^acpstov, fxvrjfxovEtov u. s. w. Der errichtete Kontrakt wii'd sofort vom yqatpEiov in das Register der Kontrakte eingetragen, was

1) Ob dieses Begehren ziilässig war, ist eine andere Frage. Man könnte einwenden, dafs, wenn das Haus im Kataster nicht stand, eine Eintragung bezüg- lich desselben nicht möglich ist. Aber anderseits mufs doch das Areal katastriert gewesen sein; wer also das Areal später kaufen wollte, muTste doch die Vor- merkung ersehen.

5^98 n. Referate und Besprechungen

av<x'yQaq)Eiv heifst, und dieses wird auch auf dem Kontraktkörper vermerkt,

z. B. CPE. T, 4 lin. 37 f.: avxlyqacpov yuQayfiaxog civay^EyQafx^ivov^

öicc rov ev ^H^aKlsia yqctcpdov. Ahnlich CPR T, 1 lin. 38 (6 8iiva rrjv) ccyo-

5

Qccv^ofiiav) öiaÖE^(^d^i£vog) (tiETsy^"*^'^'"^'. BGU 173 [FQafifia )evg rov [xtoft-jjg SoKv)ona[ov {N)rjGov (yQC{)(piov. Auf den beiden letzten Stücken sowie CPR 1, 11 ist noch das Amtssiegel zu erkennen; Spuren davon sind über- haupt öfter erhalten, und dafs die sonstigen Bestätigungsformeln des ygacpeiov ineistens fehlen, ist wohl zum grofsen Teil auf die schlechte Erhaltung der Stücke zurückzuführen.

Aufserdem sind uns in Pap. E. R. 2030—2034 (bei Wessely Mitteil. 5, 64 f.) auch Reste der avayQacpni erhalten; sie stellen kurze Auszüge aus den Kontrakten vor, welche eine Ül3ersicht gestatteten; nebstbei wurde auch das Original in einer „Urkundensammlung" hinterlegt.

Das Nähere zeigt P. Oxy. 1, 34, vgl. meine Abhandlung Hermes 34, namentlich S. 96; danach ist zu ersehen, dafs auch der ßißXio&iqKy] eyurrjaEcov ein Exemplar des Auszugs und eine Abschrift jedes Kontraktes abgeliefert werden mufste.

Auf Grund dessen fertigte nun die Bibliothek die diaGxQco^axa an, von denen wir- durch das Edikt des Mettius Rufus zum erstenmal ei-fahren, P. Oxy. 2, 237 col. 8 lin. 38

iav ö' slölv iv xrj ßißXiod'rjKr] x&v aTtccvco ^qovodv aitoyqatpai^ ^zxa

TtccGrjg a.KQLßslag cpvXaööEö&coGav , o^oltog 6s nal xcc ÖLaöxQaiiaxa^ "v ei' xig yivoixo ^rixiiGig elg vGxsqov nsQi x&v fir} öeovxag ccTtoyQatjjaijLSvcov, e^ £K£tv(ov ikEyj^&coGi. ["Iv«] ö'[o'i']v ßlsß^aLCi xe xcd slg aixav öia^ivri x&v öiuGXQa- liKXoov rj ;(^fj(j[£]tg TtQog xo ^i] ndliv anoyqaoprig datj-O'^i'af , KaQayyilX^o xoig ß(^i)ßlLO(pvlciS,iv diu Ttsvxasxiag ETtavavEovG&ai xa diuöXQCOjxaxa iiexa(pEQO(ievrig elg xa KaivOTtoiovfiiva xijg xeXsvxaiag ekccöxov ovoficaog vTtoGxccGEcog Kccxa Koy^fjv Kfd Kccx slöog.

Wie der Name besagt, ist öiaüxQo^a eine Übersicht; aber man darf dieselbe durchaus nicht für einen blofsen, etwa zu manipulativen Zwecken angelegten Auszug ansehen, sondern sie ist das Katastralblatt selbst, insofern dasselbe über die Rechtslage des Grundstücks eine XJbersicht gewährt, wobei natürlich das „Blatt" nicht im physischen Sinne genommen ist, sondern im juristischen Sinne; als die Summe aller auf einen Katastralkörper sich be- ziehenden Eintragungen. Dafs diese Auffassung das Richtige trifft, ergiebt schon der Zusammenhang; der Statthalter kennt nur zweieiiei, was offenbar beides zur Hauptsache gehört, einerseits die Deklarationen der Parteien

(lin. 38: iav d' eigIv iv xfj ßißkio&i^K'r] arcoy^acpaC) ^ anderseits die

öiaöxQcofiaxa. Diese letzteren sollen von fünf zu fünf Jahren (man denkt an die alte Lustralfrist) ^) nach dem jüngsten Vermögensstand rektifiziert werden, damit eine weitere allgemeine Katasterrevision im Wege der ccTtoyQacp'q nicht mehr nötig wird (lin. 41 43). Damit ist gemeint: Da die Katastral- lage sich durch Vermögen sül)ertragungen fortwährend verschiebt, sollen die Katastralblätter alle fünf Jahre, nach Mafsgabe der inzwischen erfolgten

1) Ob diese fünfjährige Katasterrevision in einem Zusammenhang steht mit den später auftretenden fünfjährigen Perioden, in welche, wie Sceck (in der Deutschen Ztsch. für Geschichtswissenschaft XII 279 £) gezeigt hat, der fünfzehn- jährige Tndictionencyklus zerfällt, wage ich derzeit nicbt zu entscheiden.

L. Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 199

Verschiebungen, umgeschrieben werden. Natürlich bedarf es hierzu keiner Mitwirkung der Parteien, da ja dem Katasteramt die vollzogenen Grundübei-- tragungen vom ygacpEiov in copia mitgeteilt werden. Theoretisch genommen milfste eigentlich aus der Durchsicht der Kopien sich immer der wahre augenblickliche Stand der Besitzverhältnisse ergeben haben, auch ohne Rek- tifiziei-ung der Katastralblätter selbst; praktisch betrachtet ist diese aber doch wünschenswert, weil es ja zweifelhaft war, ob diese Copien immer richtig einlangten, gehörig aufbewahrt waren u. s. w. Kurz, die periodische Richtigstellung war ein Kontrollezwang, ob der Mechanismus richtig funktio- niert hatte. Wurde ein Fehler entdeckt, so war es leicht, auf die kurze Zeit von fünf Jahren zurück ihn wieder gut zu machen; ganz anders, wenn man ihn erst nach vielen Jahren entdeckt hätte. In so langer Zeit konnte der ganze Kataster so verlottei-t sein, dafs er überhaupt nichts mehr taugte; dann mufste eine allgemeine «Ttoy^xvqpT], d. h. aber faktisch eine Neuanlegtmg des Katasters vorgenommen werden, und was das bedeutet, ist dem prak- tischen Juristen zur Genüge bekannt. Sehr mit Recht sagt darmn der Präfekt, die periodische Richtigstellung soll diese Notwendigkeit für die Zukunft ausschliefsen. Leider scheinen die guten Absichten nicht verwirklicht worden zu sein, denn wir finden auch später noch, dafs allgemeine KTtoyQacpa.i ausgeschrieben wurden.

Über das Aussehen der diaGrQcofiara können wir uns nach den jetzt vorliegenden Urkunden bereits ein ganz gutes Bild machen. Sie sind, wie Mettius Rufus lin. 42 sagt, angelegt (jiEta<pEoo^Evr}g xf^g rElEvraCag ekccöxov 6v6(j,arog vTtcßrccöEcog naxa %a)fir]v %(xl v.ax Ei§og. Es wird also hier ein Personalfolium gebildet für jedes ovoju.« (caput), wie in P. Ox. 1, 78 in dem v.cix' avÖQa ßißXiov. Zweifelhaft ist nur, ob y.axa y.cof.u'jv eine Ober- oder Untereinteilung der Personalfolien bildete, ob also die Personalfolien dorfweise angelegt waren, oder in anderer Reihenfolge, und nur die Grund- stücke des Besitzers innerhalb des Foliiuns nach den Dörfern zusammen- gestellt wurden, in denen sie lagen. An sich möchte man das erstere vermuten; nur hält es schwer, dann das x^t' slSog, welches jedenfalls den einzelnen Grundstückskörper bezeichnet, zu übersetzen.

Ein Exemplar eines solchen öcdöxQco^a enthalten jetzt die P. Oxy. 2, 274. Es beginnt mit (lExrjvix&r}^ d. h. Übertrag, wohl aus dem älteren Kataster; es liegt also hier schon ein Fall der Katastererneuerung vor, wie sie Mettius Rufus im Auge hat. Darauf trägt eine zweite Hand die Katastralobjelrte ein, mit den Hypotheken, so dafs zwischen je zwei Objekten ein freier Raiun bleibt; dieser ist später von dritter und vierter Hand mit nachträglichen Eintragungen ausgefüllt, welche die späteren rechtlichen Schick- sale der betreffenden Objekte vermerken. Auch in margine sind solche Nachtragseinverleibungen zu lesen.

(Fortsetzung folgt.)

Leipzig. L. Mitteis.

200 II- Refei"ate und Bespreclamigen

Inschriften aus ptolemäischer Zeit. I.

Eine vollständige Sammlung der griechischen Inschriften Ägyptens aus der Zeit der Ptolemäer liegt nicht vor seit den Zusammenstellungen von Franz im Corpus inscriptionum graecarum III (1853) und Letronne, recueil des inscriptions grecques et latines de l'Egypte (1842 u. 1848). Als An- hang zu Stracks, Dynastie der Ptotemäer (1897) gab ich eine Sammlung der- jenigen griechischen Ptolemäer-Inschriften, die zu dem Königshaus in dii-ekter Be- ziehung stehen, unbekümmert, ob sie in Ägypten oder sonstwo gefunden sind.

Im Anschlufs an diese letzte Sammlung ist die folgende Zusammen- stellung gemacht. Sie ist in der Anlage verändert insofern, als nunmehr aus Ägypten alle neuen Inschriften aus der Zeit der Ptolemäer Aufnahme gefunden haben, nicht nur die auf das Königshaus bezüglichen. Füi- die aufserägyptischen Länder, mögen sie abhängig oder unabhängig vom Alexandri- nischen Hof gewesen sein, ist die Beschränkung auf die Djmastie in Kraft geblieben. Das wenigstens war die Absicht. Dafs ich in der Auswahl der zeitlich unbestimmten ägyptischen Inschriften nicht manche als römisch aus- geschlossen habe, die schon unter den Ptolemäern geschrieben wurde, ist wohl möglich. So sind von den Graffitti am Gebel-Tukh (BCH 1896) nur zwei aufgenommen (No. 26) möglicherweise auch sie mit Unrecht; viel- leicht gehören aber auch die Drohungen mit dem Zorn des Pan hierher, die sich gegen unanständige Leute richten.

Abkürzungen.

AJofArch. = American Journal of arcliaeology.

BCH. = Bulletiu de con-espondance hellenique.

CIGrlns. = Inscriptiones graecae insularum maris Aegaei.

MA. = Mitteilungen des kaiserl. deutschen archäologischen Instituts in Athen.

REGr. = Revue des etudes grecques.

Ptolemäus I.

1, Bilingue Inschrift auf einer Statuenbasis. Gize, im Museum Saal 37. Unveröffentlicht, mir von Wiedemann gegeben.

ßaöilsa Iltolsficdov UcotriQU zitodotog ^AiaCov.

Unter dem griechischen Text die demotische Übei'setzung.

Ptolemäus II.

2. Kleine weifse Marmorplatte im Jahre 1896 im ägyptischen Kunst- handel (Händler Ali in Gize). BCH. 1896 XX 396 Jouguet. Fundort un- bestimmt; Jouguet vermutet Faiyüm, "Wiedemann ward Luxor genannt.

VTUQ ßaeiXiag JJxoXe^aCov^ \ xov IlToXs^aCov^ aal ßaöLUöörjg \ '^Qöivorjs Moöxog 6 IsQSvg \ thv vabv xal te^svog \ 'Jydiörsi STCrj- XÖCOL I lÖQVöazo.

Max L. Strack: Inschriften ans ptolemäischer Zeit 201

Von Jouguet mit Recht in die Zeit des Philadelphos gesetzt. Der fehlenden Beinamen wegen dürfte die Inschrift in den Anfang seiner Re- gierung rücken, jedenfalls wohl vor 270, dem Todesjahr der Königin, ge- fertigt sein. Die Echtheit der Inschrift, an der ich zuerst zweifelte, hat sich Wiedemann auf grund des Schriftcharakters ausdrücklich vermerkt.

3. Giebelstele aus Nikurgia, einer kleinen Insel bei Amorgos. Hoch 1,70 m, breit 0,32 m, dick 0,08, linke Seite sehr beschädigt. Vorläufige Anzeige BCH. 1893 XVII 205 Prasinos-Homolle; abschliefsend veröffentlicht Revue de philologie 1806 XX 103 Delamarre mit gutem Begleittext. Ditten- berger, Sylloge^ 202; Michel recueil d'insc. gr. 373.

edo^s^v tolg GvviÖQoig räv vr^öiojtav vnsQ cov \ [^iXoxlyf\g 6 ß<x6iksvg IJidovicov xal BaK^av 6 v}]\\6iaQxog £Qya\ipm> Ttghg rag Tcoleig^ onag av a7to\\pt\£LXo36iv övveÖQOvg elg Ud^iov ottivfg \ [%Qy]^^cicrioü6iv V718Q Tijg Q-vöiag xal rav d-£(OQ\[a^v xal rot) aycoi'og ov ttd'rjijiv 6 ßadc- 5 2.£vg nt[oX£]^atog tat Ttatgl sv ^AXE^avdQEtat lc)oXvii7c\i\ov ^ xal vvv], ix TCÖXsav TtaQaysvo^svoig totg 6v[v\EdQ0ig^ d[iEXEyrf\6av ^iXoxlrig xal Bdxxcov^ dlsldö^Xd-ai tau xoivßi räv övveöqcov^ STtEiöi] 6 \ ßaöclEvg xal lo öatrjQ ntoXs^aiog^ TiolXav \ xal ^Eydlcov dya%-ß)v atriog syEVEto rotg j [r]£ vrjöLcbtaLg xal rotg alloig "EXh]0iv, rag xe 7i6\X£Lg iXEvQ-EQCiöag xal tovg vo^iovg änodovg \ [xjal rrj^ JcdtQLO^ noXizEia^ Tcäöiy xata- 6tr]6a\^g. \ x^al r&v £l6q)0QC)y xovq)L6ag, xal vvv 6 ßaöiXEvg \ [TJJToAe- i5 jwaiog, dtaÖE^d^Evog trj^i ßaötXsi'av 7rap![f(:] tov TiatQog, trjv avrijv Evvotav xal ETti^EXEiav ^laQE^o^svog diatEXEt ei'g xe xovg vrjöLaxag xa[i] \ xovg äXXovg "EXXvjVag, xal ^vöta^ tcolev xäi 7raxQ\i] | xal dyüva xid-rj- 20 6iv l6oXv^Jttov yv^vixoy xa\Y\ \ fiovöixby xal ititcixöv^ xijv xe TCQog xovg d-Eovg [^E^vösß^Etav diacpvXdxxay xal xtjjx TtQog tovg TC^Qoy'övov^g EvvoLav diaxi]QC)V, xal TCagaxaXEi slg Tß;i)T[ß; | xov\g xe v7]6L(oxag xal 25 xovg dXXovg "EXXrjvag il^[7]\(pi0a^6d-ac xov ayüva v7tdQ%ELv löeXv^niov^ 3tQo\\67]x^Et TCäöi xolg vTqßiäxaig xexl^7]x66l^i :tQcb[xoig t]öv öcoxiJQa Uxo- XE^atov Löod-Eoig xi^ai[g \ xal di]d xdg xot[vdg svEQyEötag^ xal öiä xäg idio[y\g acpEXEiag^ xät ßaöiXEt nxo]XE^aicoi 7iaQaxaXov[vxL ev xe xolg so aXXotg övXXa^^ßdvEöd'ai xal vvy xaxd \ \xriv avxov a'i'QEötv ^lExd Ttdör^g^

7tQod'viiLa[^g ■ipri(pt6a^6d'a\L] \ [ihv röft 7r«(?[tv]

ccTt \ at xaxa^iag xi^äg \

rrflg iavxav avvoLa\^g \ a7CodE%E6d-^ai xrjv d'vöi'ay^ xal Tot>? d-EcoQovg 35 dWßoöXEXXEiv SL\g xb^ ndvxa xqovov ev xolg xud-{riKov6i %Q6volg^^ xa- d'aTtEQ 6 ßaßiXEvg iniöxaXxE \ \}i\a\y\ Eivai xov ayäva tGoXv^intoy^ xal xolg vLxöjötv I [x&v vrjöicoxav^ xäg xtaäg xag avxdg v7tdQ%Eiv^ aX7CEQ\ Ei6l\y aV] xolg vö^otg nag ixdöxotg xav vrjöLcox&v \ [yEyQa^^£vai\ rotg lo 'OXvfiTtLa VLX7]6a<3CV 6x£(pavS)[6^ai ds xal xb[^ ßa^öcXm üxoXE^alov ßaöiXEcog xal \ \6\coxYiQo\g\ IloXs^aCov %qv[(3G)i\ 6xE(pdvGii d^i^XEt^coL a^ö] 6xa\xriQ]coy i\^i\Xicov^ dQExfjg svExsy xal Ev\[voi^ag xfjg eig xovg 45 vrjöLcoxag' dvayQdipai 8e xovg \ [Gvv^sdQovg xoös ro ip[;rj(pL](3^a Eig 6x7]-

202 n. Referate nnd Bespreclnmgen

X')]v h&tvrjy xal \ \ötYJ6(iL fV] z/ifA[rot] jiaQa xov ßa^bv tov öcjTrJQog \ [ 77r]oAf [jU,ß;<^]ot» [x«Tß] r«ur« de il''r]q)i(3cc6d'co6civ tods | [rö il^lrjil^iö^ia

50 x«t fa ii^T&iovöia rü^ noXscov xov 0vv\ß\dQi\ov\ 'Kai avayQaipäraöuv eig ötnjlccs Xid^ivag^ \ [>i\al ävaO'stcjöav aig Csgä iv olg aal ccC XoLTial tLlucct. E161V avayeyQKiipievai tckq ixdßtoLg' eXiöxtai \ [d]£ rovg 6vi>i- ÖQOvg ycal d'scoQovg tQatg oXxivsg a.(p[^i\'}i\6^Bvoi SLg'AXsi,dvdQ£i,av Q-v6ov6i'v

55 xs vTTfQ XOV \ \oi\oLvov xSiV VTjöicjxßyv TIxo^siiKicot UcoxyjQL^ XKi I [tov <3^xeg)Kvov ocnodäöovdiv xS)l ßaöikel' xo d\ stg | [x]bv Gxicpavov aQyv- Qiov Kai Big i(f68ioy Kai 7t0QB\Cal^g xoig ^scoQotg siöev^yKElv xäg TtoXsig^

60 fxd6[x7]\v Kaxä xb a7c]ißdXkov avxriL^ Kai öovvai da d^ BdK[x<jo\v dno-

ÖBi^rii]' 'HiQed-rjöav -O-fw^ot FXavKcov Kvd'\vLog^ | ag iVa|tog,

KlEGiKQixog "AvÖQiog.

Die Rückseite ist sehr beschädigt. Einzelne Worte nur sind zu lesen: TtQeaßsig ^A^ioQyioi. Der Beschlufs gehört in den Regierungsanfang des Ptole- mäus II., zwischen 281—274. Vgl. Rhein. Mus. 1898 LIII 460 von Prott; Niese, Geschichte der griechischen Staaten seit Chaeronea II (1899) 103, 113.

4. Marmorstele mit Giebel aus Ptolemais in der Thebais (Menschiye), gekauft im Winter 1896 in Akhmim, jetzt im Hause der mission fran^aise au Caire, bestimmt für die französische Schule in Athen. Hoch 0,75 m, breit 0,52 m, dick 0,10 m; unten und rechts verstümmelt; sechs Kränze. BCH. 1897 XXI 189 Jouguet mit giitem Begleittext. Vgl. No. 11 u. 12.

i8oi,Ev XYii ßot^kiji Kai xa dy'j^ojt,' 'E\Q]^äg \ zloQKcovog Msyiöxarq Si'Jtsv' i7tEid['r}\ TtQvxdvatg \ 01 6vv zIlow^Ccol MovöaCov xov 6[y]dö\o\v sxovg I ziLovv6Log Movöatov 'T2,XEvg,'^l7f[7tta]g? ^Ccovog M8\yi6x£vg, Kgd-

<s xiog TIqokqixov ^i[A]for«()£[i]o^, Ki'ßöog | NsdQxov ^Av\8aA^vievg^ 'HI16- öciQog NLKo^d%ov /Javasvg \ NeoTtxoXeiiog &eodd}QOv KaQavevg Kal&g Kai «liög I xrig ndlscog TCQOEöxrjöav dg&vxsg xivag x&v ctolixav \ [ju,]?) op-O-ög av\a6xQ\e\(p\o^ivovg Kai Q-oQvßov ov xbv T'u^oVto; 7CaQ[£\%]ovxag

10 £v x\aig^ ßov[la^t[g Kal^ iv xatg iKK^rjöiaig^ ^idli^xa de \ iv Tft;t? dQ'iai\Q£]6\iaig sig Ttäv d6£Xy]£Lag TCQOElrjXvd'öxag \ £7t£<3xr]6av xrji Ka- \KovQyiai Kai xaQa'fßii xoXg\ Ik xSjv vo^icov iitixiiioig^ \ di ö 0vi.iߣßi]K£v xi]v 7t6\l\L[v dvajfvoijg xvx£iv^^ Kai Eil)rjq)L6av[xo] \ i^ iTttXsKxav dvÖQiov xijv ßot^Xij[v Kai rö] diKa6xi]\Qiov iXBJ^d'ai^ itp' o[/g|] 7taQoi,vv6^£voi ol

15 vEoneQOi Kai 01 dXloi jr[o/ltr]«t o\l^^ aiQoYvii£voi\ ßiXxiov \'jtoXLx\£vir6d'\ai

Kai TTFqI d)V V7l£XdllßaV0V 6V^(p£Q£LV XTji 7t6X£i 8L0iK)]d'y]VaYi I

()/o?]tx:'j^rr/v.

Die Inschrift gehört ins 3. Jahrhundert, wahrscheinlich in die Regie- rungszeit des Ptolemäus IL, möglicherweise in die des Ptolemäus III.; wenn Z. 3 das achte Jahr ein Regierungsjahr des Königs bezeichnet, was doch wohl anzunehmen, so gehört die Inschrift in das Jahr 278 (bez. 240). Die Datierung, vom Herausgeber in der Hauptsache schon gegeben, stützt sich auf ein Ebrcndekret der dionysischen Künstler fStrack, Dynastie Anhang No. 35), in dem Jiovvßiog Movocdov 7T,()vt(xvig öid ßlov geehi't wird. Freilich

Max L. Strack: Tnsfhriftcn ans ptolemäißcher Zeit 203

ist auch dieser Künstlerbeschlufs nur mit Wahrscheinlichkeitsgränden in die Zeit des Philadelphos gesetzt, von denen einer wohl mit Recht von Wilhelm (Gott. gel. Anzeigen 1898 März 211) abgelehnt ist. Für die veonsQoi- (Z. 15) verweist Th. Reinach (BCH XXI 331) auf die i^eor«? von Kreta in den von Halbherr herausgegebenen Inschriften (AJofArch. 1897, S. 192, No. 19, 20); vgl. Ziebarth, Vereinswesen llOf.

5. Cypern. Tuffbasis in'Ayiog Tvxcov bei Amathus. BCH. 1896 XX 358 Perdrizet.

'j4Qötv6rjg ^tXadiXcpov.

(>. Cypern. Kleine Tuffplatte in Limassol in der Klostermauei-, aus Amathus. BCH. 1896 XX 358 Perdrizet.

^yiQ6[^bv6y]g\ ^iXadsllcpov.

7. Cypern. Cippus aus hartem Kalkstein in Hyalasa, eingemauert im Reservoir des Georgis Papajannolychnu. BCH. 1896 XX 359 Perdrizet.

^AQ6iv6\iqg ^ila\dik(pov.

8. Cypern. Tuffbasis aus Larnaka, in der Sammlung Pierides. BCH. 1896 XX 359 Perdrizet.

^AQ6Lv6ri(g\ OiXad\iX\(pov.

Wieso Perdrizet zu der Ansicht kommt, Mahaffy imd ich hielten diese Inschriften im dedicaces d'objets „voues par Arsinoe", weifs ich nicht.

9. Paros. Stein 0,19 X 0,24 XO,23 in Parikia. BCH. 1897 XXI 17 de Ridder. Erwähnt von Perdrizet BCH. 1896 XXI 360l

'AQ<3iv6Tqig\ ^iXaöil(p6[v.

Ptolemäus III.

10. Bauinschrift, vielleicht aus Memphis, im Jahre 1898 im ägyptischen Kunsthandel von F. von Bissing gesehen. MA. 1898 XXIII 367 von Prott.

VTt'eQ ßa6ikicöq UtoksfiKiOv xal \ ßaOiXiööTjg BsQSvixrjg Q-eüv \ Evsq- ysTÖJv xal tav rexvav UciQccTtidi, \ 'löiÖi xov vahv aal rbv TtSQißokov \ 'ATtoXXchvLog ^iXCavog 'A^^cjvisvg \ xal rj yvvij avrov zirj^rjtQia.

11. Marmorplatte aus Ptolemais in der Thebais (Menschiye) gekauft im Winter 1896 in Sohag, jetzt im Hause der mission fran9aise au Caire, bestimmt füi' die französische Schule in Athen. Hoch 0,39 m, breit 0,55 m, dick 0,05 m, rechts und links leicht verstümmelt, oben und unten unvoll- ständig. BCH. XXI (1897) 187 Jouguet mit gutem Begleittext. Vgl. No. 4 und 12.

204 n. Referate und Besprecliungen

. . . jtoXsag' cc7t[o]d8dax[^6]v de 'AvtccpiXog xov äy\&>\vtt ä^iov tov TS ßuöilicog Kcd rijg n6Xsag\^ [o^ncog cpatvrjrccL {] noXtg (piXoti^cog koX äi,C\(og v7io8£%oiüvri tovg TtaQcc rot) ßaöiXtcog | [TraQuy^ivoiiavovg^ ösdöx&ai

f) Tcofc dt]^cot 0lr^e\[(pai'^a)6aL ^Avxi(piXov ^Ayad^dvoQog niößov 6Ts\[q)^a:v(0i naxQicoi ev Tö[i d'ec^tQcoi tfjL utE^Ttrrjt \ xcc] elxadt^ rtjt tov ßcc6\i]Xsc3g 'i]^i£Qai q)LXotL\[^^iag svexa tilg sig xov \^ßa6iXHi\ aal eivai av\[x^fiv no-

10 Xixrjv xfjg nxoX^^aisav TCoXecog' | [d^sdööd'ai d' avxca jcal iyyövotg 6l- xr]6iv I [f'Jfi TtQvxavsCaii diä ßiov xa[i] TtQoeÖQiav iv xolg \ äyaöiv^ xal xovg TTQVTccvsig xaxaxcoQiöca | [a]vxbv sig (pvXriv rixoXs[iaiCda xal druiov

15 B\^EQe\\Vi'H.m^ xov d\ yga^^axacc xijg ßovXijg ävay[Qd\^ai xo] iprjcpiö^a xöds iv 6xy]X7]c kcu [pxiqßai iv xcoi delvcc x6ncoi\.

Die Zeit (245 221) ist von Jouguet riclitig bestimmt auf grund der Z. 7: T^t Tti^itrrjt, xal shäöi, riji. xov ßaöiXscog ij^iSQai. Der 25. Dios ist der Tag des Regierungsantrittes des Euergetes I. nach der Inschrift von Kanopus (Strack, Dynastie Anhang 38, Z. 5), und dieser 25. Tag wird nicht nur jährlich, sondern monatlich festlich begangen (Kanopusinschrift Z. 34). Der Brauch, den Regierungsantritt monatlich festlich zu begehen, hielt sich auch in römischer Zeit, vgl. BCH. 1895 XIX 523. Jouguet.

12. Syenitstele mit Giebel aus Ptolemais in der Thebais (Menschiye), gekauft in Sohag, jetzt im Hause der mission fran^aise au Caire, bestimmt füi- die französische Schule in Athen. Hoch 0,23 m, breit 0,24 m, dick 0,07 m. Unten und links gebrochen. BCH. 1897 XXI 188 Jouguet mit gutem Be- gleittext. Vgl. No. 4 und 11.

ido^Ev x^iji ßovXfJL xal xäi Ötj^col \ TltoXEiiaiixov inl 8vo ixxXrj- 6iag\' [iitELdr] NiJKo^tjdrjg? KxiipixXiovg \ {^Evvovg^ hv diaxEXEi ßa^iXet] [nxoX£^a]tcoL xal xfii IIxoXEiiaieav \ [TtöXsL xal TtQo^d-v^cav 7tciQEXExai,\

Der Schrift wegen von dem Herausgeber in die gleiche Zeit gesetzt wie No. 11. Zu dem Ausdruck: STtl dvo iKKXi]aiag vgl. roiöös aö6d'r]6av 7tQo£,svlat im filav ixKXijötav (Eudemos' Denkmal; Heberdey-Wilhelm, Reisen in Kilikien, Denkschriften wien. Akad. 1896, S. 109, Taf. 1, Z. 17).

13. Weifse Marmorstele aus Thera, gefunden im Gymnasium. Hoch 1,00 m, breit 0,43 m, dick 0,30 m; auf drei Seiten beschrieben. MA. XXI 257 teilweise, vollständig CIGrIns. III 327 und add. S. 320.

Vorderseite: ßaeiXs-vg ITxoXEiiatog \ ^A^oXXavCai xklqelv' ixo^iöd- (lEd^a I xr^v ijiLöxoXijv^ iv y]i xal xov do&dvxog \ vTtouvTJ^axog TtuQä xav

5 iv ©tjQca xa6\6o^EV(ov öxqkxicoxüv xb avxLyQa\q)ov v7tEXExd%Eig\, xal xaQ'ditEQ i^ltow I TtQoöxExd^a^EV zlioyevsL xat dioiXT^\xr]i dovvai avxoig

10 dvEiXrjfifiEva vtco \ xov oixovo^ov sig xb ßaGiXixbv %(OQitt \ xb Tsißa- yoQEiov xal xb Kuqxlvelov xal \ xaXov^Eva KaXXiöxQaxEia xal a Eixe I Ti^axQixa^ «9?' av xdg TtQoöööovg d7Cs\q)aLVEv yivEöd'ai v-ax iviav- xbv üxoXE^aixdg Y pta, oTtag i%iyi<5iv sig xe xäg d'v\6Lag xal xb dXEi^i^a

15 Saitavuv \ eqqcoöo' sxovg m] avövaiov le^ inslfpi is.

Es folgen 125 griechische Namen, zum kleineren Teil mit beigeschrie- benen abgeküi'zten Vatersnamen.

Max L. Strack: Inschriften aus ptolemäischer Zoit 205

Linke Seite: oWs dörivsynav trjv ysvo^ivrjv | dandviqv sig rriv £7tL6xsvr}v Tov yv^vccöLOV Tf^g Lg' h (dQCix^äg) cItto rov nq L {txovg) \ i'ag rov aß' L (erovg).

Es folgen auf dieser und auf der rechten Seite 168 griechische Namen, gleichfalls wie auf der Vorderseite zum teil mit beigeschriebeuen abgekürzten Vatersnamen. Z. 47 und vielleicht Z. 310 steht D hinter den Namen; eine Erklärung weifs ich nicht. Z. 14 TtroXsucuKug V qiu = 111 ptolemäische Drachmen.

Die Zeit, Regierung des Euergetes I. (245 221), ist bestimmt auf grund der Schrift (Hiller im CIGrIns. III 327) und des Doppeldatum (29. VIII. 229) (Rh. Mus. 1898 LIH 404^ Strack). Mahaffy, history of Egypt IV 60^ setzt die Inschrift in die Zeit des Ptolemäus I., weil unter den 279 Namen nur ein Ptolemäus; seine Ansicht wird ihm durch eine bis jetzt nicht veröffentlichte Arbeit Smyly's bestärkt, der das Doppeldatum in die Zeit des Ptolemäus I. setzt.

14. Inschrift am Isistempel auf Philae über dem Nordthor, entdeckt von Lyons, mitgeteilt von Mahaffy, history of Egypt IV 119; ei*wähnt Athe- näum 1896, 1. Jan.

ßaßiXevg IlTols^alog^ ßaöikiag riroXs^cciov xal 'AQ6Lv6ii]g \ Q'süv 'AdeXfp&v^ >iai ßccöihööa BeQsvixt] t/ ßaGikecog \ Uroleiiaiov ädsXcpr] xal yvvi) aal tovrav xtni'a xhv vcchv \ "löst Tccd 'AQno%Qdxy]t.

15. Inschrift aus Philae, gefunden am Aresnefer-Tempel, jetzt in der Westaufsenmauer der ^Agora'. Abgeschrieben von Lyons; mir geschickt von F. von Bissing im Januar 1897. Sandstein, hoch 0,91 m, breit 0,93 m.

VTCSQ ßaöiXbcag \ iJroAf^atotJJ, xov Ilxoks^aiov^ \ xal ßaöLXcöönjg Bs- QSVixrjg Kd£Xg)fjg \ xal yvvaixbg avxov \ 'I^ovxt]g U\. . .HOT.

Der fehlenden Beinamen wegen gehört die Inschrift vielleicht in die erste Regierungszeit des Euergetes I.

16. Inschrift aus Philae, gefunden im Schutt des Hathortempels. Ab- geschrieben von Borchardt, mii' geschickt von F. von Bissing im Januar 1897. Sandstein, Buchstaben rot ausgemalt.

ß^aöiltl HxoXe^aiiOiy ßaßiXitog \ [iTroAjf/iatou xal ^ÄQ^tvörig Q'süv ^AdaX(p&)V I xai] ßaGikCßörii BsQSvCxrjL.

17. Inschrift aus Philae, verbaut in der Westaufsenmauer der ^Agora'. Hoch 0,97 m, breit 1,05 m. Abgeschrieben von Borchardt, mir geschickt von F. von Bissing im Januar 1897.

ßadiXet UxokBiLaLcoi | xal ßa6Lki66^]t BEQEvixi]i \ d'solg EvEQyixaig xal "löidt xal Ua^ccTtidi \ xal 'AQjioxQcixrjL \ TavQivog ^HQaxXeCdov.

Ptolemäus IT.

18. Weifse Marmorplatte. Fundort unbekannt, jetzt im British Mu- seum, egyptian saloon No. 1207. Hoch 0,50 m, breit 0,38 m. Classical

206 1^1- Referate und Besprechungen

review 1898 S. 274 Hall mit gutem Begleittext; danach Mahaffy, history of Egypt IV 1899, S. 138.

v7t£Q ßaöLkeag IlxokeiiaCov xccl ßa\6Lli66i]g 'Aqölvöyis aal TItoXe-

^atov I tov viov, d'e&v ^lXotcutoqcov^ rüv \ ix riroXs^uiov aal Beqs-

5 vixi]g d-£\cöv EvEQyExCov, "Aqtii Ni%7](p6Q(Oi EvayQtoi \ 'AXh^avÖQoq 2Jvv-

datov 'ÖQoavvsvg 1 6 GvvaTfoötaXslg dtcidoxog \ XaQL^OQtcot tut ötQcctrjyai

10 STil I T))v ^r'jQUv rüv iXsq^ccvtcov^ xal \ 'A7ioä6ig Mio^ßöXXov 'ExEvvEvg |

7jy£^c3V xal OL vn avrbv t£ta\y^8voi öT^anibrat.

Zeit: 210—205. Wilhelm, class. review 1899 XIII 79 weist auf eine Grabschrift aus Alexandrien hin: Pcol^ig ''Aitodaiog ^ExEvvevg (Nerutsos, l'an- cienne Alexandrie 115) und erklärt beide Apoasis mit grofser Wahrschein- lichkeit für identisch.

Ptolemäus V.

18 a. Weifse Marmorplatte (?), im Winter 1898/9 im Kunsthandel in Cairo; von Wilcken mir geschickt.

vTiaQ ßaöiXiayg llroXa^aiov xal \ ßaöiXCöörig KlsoTtdtQag 'd'süv \ 'EjtLcpccvöJv xal EviaQCötcov d'sov j ^syaXov 2J£fiavov(pLog \ 20e^8vovcpig <Pavaviog (oder Qavavtog?).

Herkunft unbekannt. Der Name Semenuphis ist Wilcken aus Theben oder Umgegend bekannt. Vgl. Wilcken, Gr. Ostr. II n. 522 und Ostr. Gizeh 9659 (IL Jahrh. n. Chr.), beide Male in der Form Sa^avov(piq.

Ptolemäus YI.

19. Runder Altar auf Thera in der Nähe der Basilica, geschmückt mit Kränzen und Bukranien, jetzt in zwei Stücke gespalten. CIGrIns. III 466 Hiller von Gaertringen.

vTiaQ 'AQi6\tC7t7t\ov TOV ®ao\i,ävov ^AXa\i,av\8Qäo3g t&v dt,a\d6x(ov to[v tar^ay^i'vov anl &t'jQag \ ßaöiXat ntoXa^a[t(ot xa\l rolg aXXoig j

5 Q'aoig xo\y ß(o\[iov avaxav xfig \ ai^av xaXo\xaya\d-iag ai'g xe xovg 6xQa\- xiäxag xa\l t]i^v jtoXiv xal xov | ßaöiXa'cog [TtQJdy^axa xal alg xovg \

10 Q^aovg av[pa^ßaiag EiQTjvaiog \ NixCov ^AXa^i,'\6yavÖQavg \ 6 yQa^^a[xav]g tß)v xaxä KQyjxrjv | xal @7^'^a[v x]al 'AQöivoTjv | xijv av [^na^XoTiovviqöcoi | <jXQaxno\x\G}v xal ^axc^cov | xal Oixov[6ii]og xüv avxibv xÖTtav.

Die Inschrift steht auf einer älteren Inschrift, von der einzebie Worte für- die spätere wieder benutzt sind; die übergebliebenen Worte sind unter- strichen.

"AqiöXLTtTtoq Qeo'^ivov AXe'^ccvÖQEvg ist noch auf einer zweiten Theräischen Inschrift genannt (CIGr.Ins. III 467; Strack, Dynastie 60). Beide hat Hiller von Gärtringen im corpus, mir folgend, in die Regierungszeit des Philopator (221 205) gesetzt. Der Ansatz ist falsch. Mahaify hat zuerst (Rev. Pap. XL; Petrie Pap. II S. 10 u. anderswo) darauf hingewiesen, dafs die ordens- gleichen Titel erst im II. Jahrhundert auftreten. Der terminus, post quem, läfst sich noch genauer bestimmen. Es sind die achtziger Jahre des II. Jahr-

Max L. Strack: Inschriften aus ptolemäischer Zeit 207

hundert«, die Zeit nach der Hochzeit des Epiphanes mit der syrischen Prin- zessin Kleopatra, als diese ihm schon Kinder geboren hatte. In die spätere Kegierungszeit also des Epiphanes oder in die seiner Nachfolger gehören die Inschriften, in denen der Titel rav öuiöoxcov vorkommt. Da nun Epi- phanes keinerlei Macht im ägäischen Meer gehabt hat, Philometors Macht aber in Thera wie in Methana im Peloponnes bezeugt ist (Strack, Dynastie 90, 91), so werden die Inschriften in seine ßegierungszeit zu setzen sein. Da ferner in der obigen Inschrift der König allein genannt ist, so gehört sie wahrscheinlich in die Zeit vor seiner Hochzeit (181 172); CIGr.Ins. 467, die Frau und Sohn nennt, gehört in die Jahre 162 (spätestens) 145 und ist zu ergänzen (nach Strack, Dynastie 59 und 82a) [ßaöiXei: UroXeficcicoi Kai ßccöiXLöörji \ KXeondxQui &eoig <PiXo(i7iroQ6i nal xGjl vl(öl\ amüv IIxoXz- fjtalat %al &soig \E[7tiq)ccveai,v ^A^lörcmtog] | @eoE,ivov ^Ale'^avÖQSvg tüv d[ia- öö^av] I 6 TEtayfievog inl Qriqug.

Gleichzeitig mit mir hat Paul Meyer in seinem schönen Buche über das Heerwesen der Ptolemäer und der Römer in Ägypten (S. 59 Anm. 197 und S. 67), von dem mir der Verfasser in liebenswüi-digster Weise die Druck- bogen vor dem Erscheinen des Buches zm- Einsicht geschickt hat, das richtige Datum auf grund der Titel gegeben und diese Datierung noch durch andere Gründe aus dem Heerwesen gestützt.

Ptolemäus X.

20. Weifse Marmorstele in Didyma. Aus ihr führt Haussoullier an (Rev. de philologie 1899, S. 27, No. 28, le temple d'Apollon Didymeen):

. . akkm xiööaQEq ( Weihgescheuke) ßaöikEcos nroAsficäov xov tcqeö- ßvtdtov Viov oXaijg AXe^avö^siav TKH

Von Haussoullier wohl mit Recht auf Ptolemäus X. bezogen im An- schlufs an die Inschrift: . . .vtcbq ßaadioag Tirols ^aiov ücotriQog, xov TtQsa- ßvxdxov viov ßaadioog JJxoXeiiaiov xov öevxsqov EvEQyexov (Strack, Dynastie Anhang 134). Warum in beiden Inschriften die Erstgeburt so stark be- tont wird, entzieht sich noch unserer Kenntnis. Ist es der Protest des flüchtigen in Cyperu residierenden Königs und seiner Anhänger? In Gegen- satz zum TtQsößvxaxog viog Soter IL hat man doch wohl Ptolemäus XI. Alexander und Ptolemäus Apion, die Herren von Ägypten und Kyrene, zu setzen.

Ptolemäus XIII.

21. Marmorstele mit Giebel, gefunden in Hermopolis magna (Asch- munein), jetzt im Museum von Alexandrieu. Hoch 2,45 m, breit 0,97 m. BGH. 1896 XX 267 Jouguet; dazu Verbesserungen vom Herausgeber BGH. 1896 XX 196, zu denen auch Wilhelm beigesteuert hat, und 1897 XXI 166. Erwähnt REGr. 1897 X 98 Th. Reinach.

VTtsQ ßaßiWüjg UrolE^ULOv xal \^ßa\6ili66Yis [KksoTcdxQccs xfig xal TQvcpaiVYjg, Q-iüv 0Lko7C<xx6Q\G}v aal 0iladtlq)(x)v o/" 7taQS(plsdQsvovTsg iv 'EqiiovtcoKel xfjL iieydlrjt xal xoivüg 7tQa'y^ax]tv6[X£voc xtiöxac mv 6v6\^axu vjfoxsixai lÖQvöavxo xül öelva d^süi xov ßa^ibv x\al xov ■jiBQißolov xccl 6v[vHVQ0vxcc ndvxa.

208 ^I- Referate und Besprecliungen

Es folgen Soldatennanaen in drei Kolonnen, deutlich geteilt in drei

Gruppen. Der Anfang der ersten Gruppe ist zerstört, der zweiten ist ein

grofses B vorgesetzt, die di-itte trägt die Überschrift: EFAEAÜXIZMENOI

o A MAXAIPO0 BA. Die letzten Worte löst Jouguet auf: i.LCi2caQO(p6{Qoi-) ß<x-

(^öiXiKOL?)] dabei bleiben die übergeschriebenen Buchstaben unerklärt, einen

befriedigenden Vorschlag weifs ich nicht. Die zweite Gruppe nennt zu

Anfang die Offiziere und Unteroffiziere: ify = •yjye^cov q avÖQ&v = eKcaov-

raQ'/og, ovQayog , Gi]n = 6i]^£io(p6^og^ drei N = mvx^v.övraQ'/pi^ AF bleibt unerklärt. Die Namen der Soldaten sind meist griechisch, gleichwie ihre Vatersnamen; der SchluTs von Jouguet, dafs damit das Überwiegen der Griechen in der ptolemäischen Armee bewiesen sei, scheint mir falsch. Leute wie 'ArcolXofpdvijg "A^aip, S^ciS, Bi&vog^ &Qo:i EQixcdov, rcdiaijg Iiqci%og ver- raten ihre Heimat noch deutlich trotz des griechischen Bestandteiles in ihrem Namen; ebenso TIdi.g ^ATtoXXoöorov, ^A&rjvlcov Tdov, Tläiig OeoÖcoqov, JZfre- 6ov'ii(ov(?^ XqvGtmtov^ BijGug Bi]Gäxog u. a. m. Doppelnamen mit 6 xai, tTtiKCiloviisvog u. s. w. kommen in der Liste gar nicht vor; sollte nicht mancher der Soldaten ein Fellache sein nnd beim Militär einen für giechische Zungen aussprechbaren Namen erhalten haben, der hier einzig verzeichnet ist? Im Pap. Grenf. I 21 tragen die Töchter des Drjton reingriechische Namen. Durch einen anderen Papyrus aber, den Mahaify (Hermathena IX 1895 No. 21) veröffentlicht hat, wissen wir, dafs jede von ihnen noch einen reinägyptischen Namen neben dem reingriechischen führt. Ich meine, dies zufällig erhaltene Beispiel mufs zur Vorsicht mahnen. ''AnoXlcoviog MeXayKOfxov, MeXai'xofiag ^ATtoXXocpdvov, MiXag 'HXloÖcoqov sind vielleicht so zu ihren Namen ge- kommen. Die lange Reihe der mit Götternamen zusammenhängenden Namen ElßiöioQog^ 'löLÖorog^ AitoXXaviog^ AjtoXXcog, SaganCcov, A&rjvoöcoQog, Eg^iaiog, ^loÖtoQog, ^AQrE[iiö(OQog u. s. w. weisen auf Leute hin, die zu Isis und Horos, Ammon, Sarapis in Beziehung stehen; sollten diese Griechen sein? Die Schwertträger ^aiaLQOcpöqoi haben auch zum Teil griechische Namen; sollte man in diese Truppe Griechen eingereiht haben? Gegen die Unterschätzung des einheimischen Elements in der ptolemäischen Armee siehe Mahaffy, history of Egypt IV 1889 S. 33, 145, 200. Ein kolvov xibv %ri6x&v weist Jou- guet in einer Inschrift aus Memphis nach (Rev. arch. 1870^ 108 Miller), die etwa aus gleicher Zeit stammt; in ihr sind die arLörai, wie es scheint, auch Soldaten. Die Zweifel Lumbroso's (Recherches 372) an der Existenz eines noivbv r&v Kxtat&v, das ja allerdings höchst wunderlich, werden durch diese neue Inschrift abgeschwächt, wenn auch nicht ganz gehoben.

Die Zeit ist von Jouguet BGH. XXI richtig bestimmt (80 69), der Name der Frau des Neos Dionysos mit Recht eingesetzt wegen des erhaltenen Beinamen QiXuöeXcpoi.

Ptolemäus XIV oder XY.

22. Ancient greek insc. IV 1 No. 921 Z. 7 Hirschfeld, angefühi-t Rev. de Philologie 1899, S. 12 Haussoullier. In der Liste der Propheten des Apollo von Didyma findet sich die Notiz:

7tQ£6ßEv6ug\ dl xal sts 'A^£i,avdQ)]av rriv TtQog \ {^Aiyvntai 7Cq\os ßaailiti IlroKe^idov ßaOLlicog \ \ Uroks^uiov] d^eov vtov Aiovvaov nal

Max L. Strack: Inschriften aus ptolemäischer Zeit 209

xcctayayav | [stg ro] fiaya d'vQco^cc iXs(pavTog tdXccv\[ta d£xat86]6€Qtt livag et%o6i.

Es bleibt fraglich, ob man aus der Erwähnung des Königs Ptolemäus allein auf die Zeit einer Alleinherrschaft schliefsen darf und so die Reise in die Monate Juli-August 48 datieren kann, in denen Kleopatra VII flüchtig war.

Unbestimmt.

23. Marmorfragment aus Alexandrien, gefunden bei der sogenannten Pompeiussäule. Botti, l'acropole d'Alexandrie et le Serapeum 1895 S. 19.

. . . ßaöihö^öa BeQsvLKT] ....{.... [ßa6i]XiG)g ... | ... g avtfig . . . | . . . ÖQog. . .

24. Koptos. Inschriftenfragment aus den Tempeltrümmern. Petrie, Koptos pl. 22; vgl. S. 18:

. .v:i]€Q ßadi^l^Bcig nroXe^aCov . . •] | 7CQ6nvk6[y . . .

25. Kreta, Eleutherna im Hause des Constantinos Zachariadakis. Hoch 0,17 m, breit 0,84 m, dick 0,20 m. AJofArch. 1896 XI 581 Halbherr.

ßccöiXia IIrokE^al\ov . . . | evegye. . . .

Halbherr ergänzt ßaGiXia nroXE^aio[i> rbv rag TtdAfcog] £VSQye\T(xv.

26. Graffitto am Gebel-Tukh, dem Steinbruch von Ptolemais (Menschiye). Nach Sayce und Bouriant abschliefsend veröffentlicht von Jouguet BGH. 1896 XX 248 No. 11 nxoU^aiov \ zal rrTOAA|.GüNI(?) | rov Hzoh- fiaiov I rov NmdvoQog | Gvvyevovg Kai orQati]yov.

Ich verstehe die Inschrift nicht. Von den übrigen Graffitti schreibe ich noch aus:

26a. d'sotg UarffJQöt \ 'HgaxXrjg AvötÖog \ LSQOTtOibg aal aQ\xL7iQv- Tuvig diä ßiov \ . tÖTiog Aa^ot" IltoXs^alog \ UarrjQ "AQiqg ZJagaTiicav.

Jouguet (BGH. XXI 202^) hält die Inschrift für römisch. Er merkt mit Recht an, dafs die &sol JSarTjQsg in der Nähe von Ptolemais keine Zeit- bestimmung ermöglichen; ob man die Ptolemäer in römischer Zeit noch ver- ehrt hat, ist mii- doch fraglich, ebenso ob es noch einen aQxntQvravig gab.

27. Marmorblock im Museum von Alexandrien, abgeschrieben von Schmidt, herausgegeben Ziebarth, Vereinswesen 213. Fundort imbekannt.

tfj^t) övvödcoi TG)v 6vvyB0v%&v nroXe^atog 'AXs^dvÖQOv Alaxt- ds'vg, LK.

Aiakideus ist ein Demenname, der nach Wilckens Mitteilung auch im P. Petr. I 21, 14 herzustellen ist (^laxidf [«?]).

Mit den Beziehungen der Ptolemäer zum Auslande haben sich aufser- dem in dankenswerter Weise und mit schönen Resultaten befafst im An- schluTs an solche Inschriften, die die Ptolemäer als Stifter von Geschenken

Archiv f. Papyrusforschung I. 1. 14

210 11- Referate und Besprechungen

oder sonst nennen: Holleaux KEGr. 1897 S. 26 (Tliespiae), S. 24 (Samos), 1898 S. 250 (zu Strack, Dynastie Anhang No. 78: der Gouverneur von Cypern heifst IIoXvKQdrijg MvaGtdöov)-^ Haussoullier, revue de philologie 1890 (Didyma); Wilhelm, Gott, gelehrt. Anz. 1898, S.211, vgl. vonWilamo- witz, Hermes 33, S. 533.

Aus „Botti, plan de la ville d'Alexandrie 1898 p. 98 No. LXIV" habe ich notiert: decret biliugue 5447 calcaire compact hoch 1,20 m, breit 0,50 m; decret bilingue en hieroglyphes et en grec, malheureusement illisible; epoque ptolemaique, Alexandi-ie". Vielleicht versucht ein Besucher Alexandrieus einmal sein Glück.

Bonn, 1. April 1899. Max L. Strack.

Grammatik der GriecMscken Papyri aus der Ptolemäerzeit. I. Teil. Von Prof. Edwin Mayser. Programm des Heilbronner Gymnasiums. 1898.

Der erste Versuch, die Sprache der Papyi-i darzustellen, muTs notwendig dazu auffordern, ihn von allen Seiten zu prüfen, einmal um der Frage willen, ob er unter die anerkannten grammatischen Arbeiten aufzunehmen sei, dann aber auch, damit über die einzelnen bei der Ausfühi-ung zu be- obachtenden Gesichtspunkte eine Einigung erzielt werde. Denn es mufs doch den vornehmsten Zweck solcher Einzelschriften bilden, für den Aufbau einer geschichtlichen Grammatik brauchbare Bausteine zusammenzutragen. Und wie der Werkmeister mit verschieden behauenen Steinen schwer zm-echt kommt, so wird der Bearbeiter einer allgemeinen Grammatik die einheitliche Behandlung in seinen Hilfsmitteln sehr ungern vermissen.

Maysers Gebiet sind die hellenistischen Papyri. Sie vollständig heran- zuziehen, ist ihm nicht gelungen, wie ihn ein Blick in Paul Vierecks kürz- lich erschienene Übersicht über die ältere Papyruslitteratur belehren wird. AuTser dem dort Angegebenen kenne ich noch ein von Mahaify im Bulletin de Corr. Hell. XVHI 145 herausgegebenes Stück aus dem Jahre 240 v. Chr. und einen zweifellos ptolemäischen Papyrus Eendiconti della Reale Academia dei Lincei 1897, 97; während oder nach dem Erscheinen von Maysers Schrift wurde noch veröffentlicht: der zweite, wiederum von Kenyon besorgte. Band der Papyri des Britischen Museums mit zumeist jüngeren Stücken, sodann die wichtigen Fragmente, die MahafFy in den Transactious of the Royal Irish Academy XXXI (1898) part. VI (III. Jahrh. v. Chr.) heraus- gegeben hat.

Ich bemerke noch, dafs der Herausgeber dieser Zeitschrift die grofse Güte hatte, aus seinen umfassenden Sammlungen neue, auf eigener An- schauung beruhende Lesarten zui' Verfügung zu stellen, welche in der Folge mit W. bezeichnet sind.^)

1) Was davon auf meine Bemerkungen keinen Bezug hat, möge hier folgen. S. X, Anm. 8 statt rcc [ßJ^Xrara 1. to; xatu rä; ebenda veiTQutet Mayser richtig rovTcov f. ßovTwv, doch ist das erste r verb.; S. 9, Anm. !^7 ^sä statt i;&i]; S. 12, Anm. 7H ^t()tov zu tilgen, da der Pap. x^Q'^ov hat; S. 23, Anm. 169 statt Z\o]X£l(ov 1. Zti.<^£viiy£ia}v , wie schon Wilhelm vermutet hatte; S. 26, Anm. 181 ist richtig

Wilhelm Crönert: Urammatik der Griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit 211

In dem vorliegenden ersten Teile behandelt Mayser die Vokallehre. Auf die Diu'chtbrschung des von ihm gewühlten Gebietes hat er grofsen Fleifs verwendet, und man muTs es anerkennen, dafs er im Ausschreiben der Stellen sorgfältig ver- fahren ist. Er schliefst sich ganz an die von Meisterhans gegebene Anordnung an und giebt dadurch zu verstehen, dafs es ihm weniger auf grammatische Scheidung denn auf Übersichtlichkeit ankomme. So wird S. 8 in einem Atemzuge rj^yoXeßi^xloreg ^ öfico^oKef-iev und iöTQe^^iva^ evr^STcevrog erwähnt, wo doch eigentlicher Wandel von a zu e nur- in dem ersten Beispiele vorliegt; das zweite ist nach sTtoirjaeg und si'QTjKsg zu beurteilen, die andern Wörter aber zeigen die Beibehaltung des Präsensstammes, wie Ahnliches selu' zahlreich in Hss. sich findet. Diese beiden Fälle waren aus der Lautlehre zu ent- fernen, und es ist überhaupt ein Fehler der Arbeit, dafs sie zuviel Fremd- artiges vorwegnimmt. S. 10 war in einer Reihe zu vermerken ag)svQefia, SK&ejxa^ Tr^dff^EjLia', vnofjLvsfia (aber ÖKXöTiqfKxri Eud. 17, 6 etc., V7toöri(ß)ar[a Petr. 37, 32), öTS^eßig olniöerog, TtenovEKEvai TtaQEßre'KorEg iEieils(p6ti. Auf der nämlichen Seite erscheinen unter haß folgende Wörter: 6rj (== ds) öi^ovrcc ivviqcc aQiLEQfjd 'Epy^o? fxetriX&cct. rjAtjc« ijX&rj rE&i'ja^ca i]vey,ev sv6'^ßeiav 7Jcog, ^A^xti^iGit] ivEGx'i]v,6xci fi,i) (=^|U£) ev6i]'rig ijrsQac i]üv nXrjOveEiLag rj^r^^iorai, 6v(i- TCEQtEvevrjyfiivrjg ^VVV^ {irjtrjveKCi 6(pXavyvi6rjg ^) YoyyvXtö'rjg (plur.) nXfiQrjg (neutr.). Ein buntscheckiges WiiTwar! Alle Fälle, in denen dem r) ein Vokal folgt, waren zu entfernen^); t/vskev war mit stvensv, dessen Fehlen S. 23 ausdrücklich angemerkt werden mufste, zu verbinden; Umstellung der Vokale^) könnte man in TtQOßEvrjiie S. 10 Haß und 6v(i7teQievevr]y^£vrjg annehmen; in 7tXi^Qi]g haben wir den ältesten Fall der indeklinablen Adjektiv- form, von der sich eine Menge Beispiele in den Papyri der Kaiserzeit (bes. sig nXriQrig) und in den biblischen Schriften findet; riX^i] ^zxfiXd'ai gehört unter die Verbalformen, da hier das Augment beibehalten ist; die Ver-

6vviyLEii,cic hergestellt, so hat es der Pap.; S. 30, Anm. 222: \ialonaQovav findet sich Petr. 11 3.5 nur einmal, nämlich col. 1, 11, aber 3,9 ist toffavjTO)? TtaQavciv (liaXoTtaQcevav Mah.) überl. und ebenso maavTcog TtaQccvccv 1, 5 und aaccizas itKQÖuv (so, nvQQ&v Mah.) 1, 3 (an diesen beiden Stellen ist cböccvrcos vom Sckreiber aus- gestrichen), endlich naQovav (nicht aji) d 7; S. 33, Anm. 243 ist i]t^is&(x zu be- seitigen, da zu lesen ist awEav^aaiisv 8h Kai Iloy.ia avx&i i'va i]L ftfr' a\^vTov (t in ju.£t' ist verb.); Anm. 245 1. xQrmcctia&f]; S. 34, Anm. 263 1. -umidLa f. }iaii8[ccQ]ia (nach 8 ist ein Buchstabe getilgt); Anm. 269 1. üvQQiai f. 'PmiQQcoi,; Anm. 270 1.

7]v[mL]^aiisv f. av[ai.]^a tr'jv; S. 37, Anm. 283 1. svolk {= ivoUo{ig)) f. iv otKO, vgl. GGA 1894, 722; S. 41, Anm. 322 1. Ha/rt Tswrog f. navncoXsärrig, vgl. GGA 1895, 137.

1) Die zweimal vorkommende Form aq^lavyviSsg (Leid. C4, 3 13) erklärt Lee- mans durch anXayxviSsg 'et intelligendum de visceribus'. An der ersten Stelle steht das Wort mitten unter Früchten , und es kann wohl kein Zweifel darüber sein, dafs hier Spargel gemeint sind: aaqxxQayog aacpaQayyog (vgl. aacpaQayyov Plut. Thes. 8 die Aid. und Juntina, aaTtUQÜyycav Lucian. v. bist. I 16 Gorlic, aanaQccy- yiov in einem mittelgriechischen Jatrosophion cod. Monac. 288 s. XIV Blatt 87^) Gcpäqayyog (vgl. aCipälai, Gcpälai, u. s. w., heute Gnaqäyyi) ßcpQayyog aqjXäyyog erklärt sich ohne Schwierigkeit.

2) Es mufste zusammenstehen cdriOsccv Mi^rovsa u. s. w. S. 21 , ßaadsicog sldv u. s. w. 23, 'AXs^av8Q-^a. nXT]ä8a u. s. w. S. 19, ivv^a Tsd-t]a^ai. u. s. w. S. 10.

3) Ein solches Kapitel, wohin auch MirvXrji'laLw und zweimaliges 8v8iiiri S. 15 gehörte, fehlt bei Maj^ser. Freilich möchte ich nicht verschweigen, dass eine Anzahl von Zeugnissen, die in den Quaestiones Herculanenses vorgelegt werden sollen, es wahrscheinlich machen, dafs der kolvt] die jonischen Bildungen ijvsitia Tjvai^&ri nicht fremd waren.

14 H:

212 II- Referate und Besprechungen

tauschung von de und öt] beweist nichts. Von dem Reste aber ist vielleicht noch GcpXavyviSriq yoyyvXi8i]g abzusondern, da man hier eine Einwii'kung der Substantivformen -evg -elg finden kann-^): was übrig bleibt, zeigt das irrige ?j nur vor folgendem I- Laute: fjAixa svörjßeiav AQTrj^LöLi] iv7]6rri'/,6r<x i]^imLoxai ^rjrrivsaa. Man würde indessen solche gezwungene Zusammenstellungen gerne hinnehmen, wenn man im Übrigen ein sicheres grammatisches Urteil fände. Das ist aber keineswegs überall der Fall. Man erstaunt, wenn S. 24 und 25 in OiKsiag aQeid'iiovöa iTteiöTQeipai, IvaiKSiGtai VTtoXoyeiö&rjOercci die Dehnung eines langen i angenoiumen wird, aTtoKXiqGavTEg fehlt bei r}i<^£L S. 18 und steht S. 20 an falschem Orte unter cf-^ij, ^HQccxXeicorrig S. 23 ist doch, da es von 'HqkkXeicc abgeleitet ist, mit ßccödeiwg nicht gleichzusetzen^), ovxlvovv S. 42 ist imter Hyphairesis statt unter Elision gestellt, d'QOionwXiov wird S. 26 als rechtmäfsige Form angesehen^) u. a. Man wird ferner in Gvvoi- neaia S. 74 nicht den Wandel von f^t, sondern von rj^^e anzvmehmen haben, vgl. auch rcccvotKrjöia Lond. 11255,4 (111^); E^eAijqpora iXricpotcav S. 21 mufs man doch wohl mit iayr]%u si'öyrjKcc in eine Reihe stellen. Bei Qscpa- vivov Ss S'*) sollte der Verfasser wissen, dafs dies die jonische, von der Koine übernommene und noch bis heute fortgepflanzte Form ist, und ypij- Gvavxat, S. 9 aufzuführen, war nutzlos, da nie ixQCiödfirjv gesagt wurde. Neben ^&i,ov 'HQ(X)i,öi]g ßioi^co^) S. 34 bemerkt man mit Befremden Zw/Aog, sonderbar ist auch, dafs Mayser in einer Sprache, die den Dualis schon lange nicht mehr kennt, eine Fonn wie v&tv (ebenda) unbeanstandet ge- lassen hat.^)

Dazu hat Mayser noch eine Menge von Bausteinen unbenutzt liegen gelassen. Ich will zunächst bemerken^), worin er in den einzelnen von ihm berührten Fragen unvollständig geblieben ist. S. 8 s <^ a: andvuyKov

A

Leid. C 10^), S. 9 a ~ o: ayy£iäv xl Eud. (Blass) 14, 14 axav 18, 16 OIOAAOl Petr. II 147 20, a '^ r]: eiöavaXtöKovxsg Petr. II 6,5, S. 10 £ ^^-^ 1]: jiiejitij^tG-

1) €^AAMHC Zeile 15 dieser Rechnung ist nicht i^ f^AfiTjs, sondern ö^äl^irig. Dasselbe Blatt enthält noch andere Merkwürdigkeiten: ylta 74 17 vermag ich nicht zu deuten, aber gkoUicc ist mit dem von Pollux 10, 179 aufbewahrten Antiphanes- bruchstück: ayystov äl(pitriQiov xd/.| zu vergleichen, in cicQßia 17 steckt wohl agÜHicc (agänov Par. 9, 28).

2) Die Form ist zu streichen, da nach W. an der einen Stelle (Petr. II 35, 2, 1) 'HgccKlsrntrig steht, an der andern (I 19, 21) 'Hqu^IsiSIov zu lesen sein wird.

3) Daher erklärt sich, dafs sich S. 29 unter of^v &Qoioit6liov Par. 40, 13 9Qoicc 16 d'QoiaS^auovg Leid. S 2,18, 19, 20, 21, 22, 23; 6,38 T 1,4 nicht finden (die richtige Fonn Q-qvov d'QvoHOTtsiv erscheint erst in der Kaiserzeit). An der- selben Stelle sollte noch erwähnt werden ijvov (= oi'vov wie es scheint) Par. 55, 11, 12, 14.

4) Es fehlt paqpavta Leid. C 4, 4 ganccvta 15.

5) Mit alv^ißoXa eNXPHMAlZCIN Petr. II 43, 16 weifs ich nichts anzufangen; ein Wort iyji^Qri^ditca ist eine zu absonderliche Bildung. Vielleicht ist die Fonn aus iyxQTiii'CXTi^iiv (wie W. vorschlägt) verderbt.

6) dns vmv Petr. 11 15, 5; die Buchstaben €ITTeN.YN scheinen sicher, und dafs ilitsv ovv zu schreiben sei, ist die gröfste Wahrscheinlichkeit (NCOIN steht nicht da, W.). nXarsi[&6i S. 17 ist zu streichen; das A nach T ist deutlich sichtbar.

7) Im Folgenden lasse ich solche Dinge fort, die in meinen Quaestiones Her- culanenses Platz finden sollen.

8) €N€AEK€TOi)l Lond. I 11, 44 steht nicht für ivösKccrcoi, sondern für ivs-

dixSTO (W.).

Wilhelm Crönert: Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit. 213

liivov Rev. L. 45,9, KeQKsoatQrjcog (so W. f. -ueööt-) Petr. II 93, 22, S. 11

Y T^r^v: HriHreN Petr. II 145, 22 1), S. 14 coC\)ov: ovöetvovöa Leid. C 2, 27 ^), S. 16 a<^ca: ad Par. 63, 11, 65, yiyQanxa noieiv Lond. I 39, 37 40, 83 KeXQtjtiKTtßxa (so W. f. -laöra) totg Leid. E 15 ncc xexQäymva Eud. 15, 18, hingegen alöiKOvvxai Lond. 126,9, wenn dies nicht vielmehr zu a^^e ge- hört^), S. 17 atf^Et: iyyai\([ov Grenf. I 30,18*), S. 18 ijt'^ft: tyuBKlEi- fiivov Par. 37, 48 u. a., S. 20 •jj'^ft: slßovlofirjv Leid. Cl,8, S. 21 ei^^^e:

I emCTeAAC Petr. II 145,22, S. 23 er^er. uqbIcov (= iwv) Petr. II 146, 23, ft«' (= jLis) Par. 63, 12, 93, S. 25 i'^er. el'va Petr. II 8,11 (W. hält £ als Zahlzeichen für möglich, also £ tVa), S. 26 ei f^ i: yQafifiaxsi- 8iov Petr. 1122,6^), üovxismi Petr. II 2,18 'Hg)Ciiöxiaia Leid. K 13 u. a.,

o

xvQiSiccg Tor. I 34, 37 40, 31, S. 31 ov^v: öevxigv Eud. 13,17 YCHAN (== ovGciv^ Petr. II 48,23, S. 32 ai-^a: iyTiXiqixatßiv Petr. 119,3 wofern dies nicht besser zu dem eben erwähnten aLÖi-KOvvxai gestellt wii'd, S. 33 rj^^rj: '))x'i^6cixo Petr. II 31,4, S. 40 Krasis: TtQoiyov6i Petr. 1132,4. Aphairesis:

A e

TOYPCINOITOY Petr. I 76,2 KAinGAAYXNIOY Eev. L. 40, 12,

S. 42 Hyphairesis: xriv vsKQ<^iyav Par. 23, 14, Epenthesis: GexsQead-coöav Rev. L. 50,11 (l. Hand) nQ06sxccyfia6i.v Leid. U 3,5.

Es wüi'de keine Mühe machen, diese Reihe noch weiterzuführen, doch ist es wichtiger, zu Dingen überzugehen, die Mayser garuicht berührt hat. S. 8 xsaöaQccTiovxci Petr. II 143,9 xe6aciQ(xy.aid[s^yi[^ccx^i]g Eud. 3,32 u. a., es

fehlt und das kann nur Zufall sein das in den Papyri der

Kaiserzeit und späterhin so verbreitete xiöösQa u. ä. Kvcc&ov Petr. II 108, 23 (vgl. Kve&ovg LXX Num. 4, 7 im Vaticanus). ipcMaÖLöxioig Fetr. II 115,5 ipaKciÖLaßcci 7 17. Das sind Bezeichnungen für

gesprenkelte (getröpfelte) Pferde, ebenso merkwürdig, wie das von

Mayser richtig verstandene iiaXoTTCiQavav. S. 9 'EQ(iaq)iXog und 'EQ{ia(ptXo)t, aber auf der Rückseite 'E^ixöcpikog Petr. II 24,

^AöLodcoQov Petr. I 75, 29, ■d'QOtaöeafiag neben &Qoi07t6hov (s. oben) und

anderes derart; in diesen Kreis gehört «auch em,GxoXoyQdg)og Leid.

G 16 u. ö.

1) In ePYMWNTOTTCiON Petr. II 7, 5 iqri^av xönav anzunehmen, kann ich mich nur schwer entschliel'sen. W. las Träjf [i'\Qvuoyv xÖTtcav, und damit ward meine Vermutung 'EQvyiav x07toyQ(a(iu,ccxfcoe) xal tlixi60v%ov v.a^oiyQcciLuarta}?) hin- fällig. Ein Adjektiv '^gv^og für BQVfivog ist nur sehr ungewii's belegt (Thes. m 2067^), und SQv^og scheint ausgeschlossen. So lange die Sache nicht endgültig entschieden ist, mag Maysers Lesung Geltung haben. 'Eqv^kov ist ein seltener und nm- aus Papyri (Petr. II 88, 18; 93, 24; 96, 6) bekannter Eigenname, aus '^qv^k gebildet wie Ai'iiwv aus alpicc, Ei'^cov aus elfia, Kxr^^cov aus v.xrjiKx.

2) Die von v. Wilamowitz vorgeschlagene Bessei-ung ovqovok statt OPOYCA hat Mayser zu Unrecht verschmäht, ein Beweis, dafs er die anschauliche Schilderung des Traumes nicht verstanden hat.

3) Man bemerke, dafs bei diesen Fehlem der Ton nie auf der veränderten Silbe ruht.

4) aslrivtnqoLg und 6xc<X7]Qii'i]ag gehört wohl nicht zu aL^^^JT]^ sondera zu 8t r^ r]. Nicht zu vergessen war die richtigere Form Gslrivalcc Eud. 3, 20.

5) Vielleicht ist doch yQCi^^o:xbi[ov zu schreiben (yp«uftKT£io[T' las W.), vgl. yQociniaxHOv (Brief) 53, 3.

214 II- Referate und Besprechungen

'AöKXancovog Petr. II 125,13.

Tlccvri^iog Grenf. I 20, 4 9 (vgl. Schweizer, Gr. der pergam. Inschr. 50). ZriQcc^ßog Petr II 59,10 11 13 und Vorr. 31,4 6 7.

Das ägyptische Brot erscheint in unattischer Form: rcöv kvItjötlüv Par. 27,20, KvXi]azrjL(ov Lond. 126,13, KvlXiiöri (dies scheint keine Ab- küi-zung zu sein) Par. 55^\ 10 12 14 u. a. övrjyoi {o[[ K]vvi]yot las W.) Petr. II 135, 16, (va-ßg) iXscpai'xr^yog 26, Xi&rjy^g 43,7 11, 47,3 8. S. 10 TeiQLÖan^g (so W. f. TsQQtd.) ein fremdländischer Name Petr. II, 103, 19. Die armenischen Fürsten des Namens 'Dertrad' heifsen in den griechi- schen Hss. TrjQiÖKtrjg oder TiQiSdxi]g. S. 12 svoa^hiov füi' £v(ovvi.iov Leid. U 2,12.

('AneX&g Par. 5 10,11, ist falsch gelesen, 'AnoXX&g W.).

iTtiroöoKa Lond. I 38, 2 ccTtetadconu 41, 100 (Einwirkung des nachfolgenden

Vokals). vÖQOxoog Eud. col. 24. Die später hin und wieder auftauchende Foi-m vÖQT^xöog (so z. B. Lond. I 94, 293 aus dem IV. Jahrh.) geht wohl auf den Einflufs der astrologischen Dichtung zm-ück.^) S. 14 oöTtQiov Tor. 1145,24 ( sov Spätere).

ccXuvg Par. 5, 13,6 19,2 41, 10, Leid. P 16 (ccXssvg im neuen Testament, Schmiedel § 5, 20). S. 15 (loXvßötva Par. 35,28 37,39 45 }ioXv[ßd . . Rev. L. 75,8.

ccXiKÖg Petr. II 14 131 und Vorr. 36 37, im Ganzen fünfzehnmal; vgl. Moiris: ccXvkov ^Atxin&g, uXtKov noiviög. S. 16 Es war wohl nicht überflüssig, unter ai^a das häufig vorkommende iXcüKov zu erwähnen (für TIXaxaMOV Petr. II 118, 26 ist mit W. JZa- xaUov zu lesen). S. 28 Qom Leid. C 4, 12 Qoiug 4,4. S. 42? £XaioovQy\ol Rev. L. 49, 1 von erster Hand. q

Endlich giebt es noch folgende Vokalverschiebungen: xoig 06IC (= d-Eoig) Petr. I 78, 2, tcccq ^lovöaiov . . ov x6 ovo^a A<xvoovXo[g Grenf. I 75,6 (das ist doch wohl Daniel), Tta^' 'AnoXXcovcog (!) Tifiöd-ev Par. 60^ 28, oidTjv (= cod/v?) Leid. C 2, 30. Mit dem letzten Beispiel ist aber ^o^ovovvxsg Petr. II 66, 7 nicht zu verbinden, da gewifs k'yveafiev 6(ioy[v]co- fiovovvxsg mit Wyse zu lesen sein wird. ^)

In vielem von dem hier Gegebenen soll für Mayser kein Vorwurf liegen, da auch Dinge vermerkt sind, die erst für- die spätere Zeit wichtiger werden und dem aufs Allgemeine gerichteten Blicke sich entziehen.

1) Sie erscheint dann auch in den Hss. späterer Prosaschriftsteller, und da hierüber die Wörterbücher keine Auskunft geben, so mögen gleich einige Belege folgen: vÖQrixoa Bardesanes bei Euseb. pr. ev. 276*, v8qi%6(o (so) Schol. in Dionys. Perieg. ed. Wescher (Dionys. Bosp. nav.) 107, v8Qr\%6o? aquarius Corp. Gloss. Lat. n 20, 2.5 m 30, 12 ; vÖQrixöo? ist die übliche Form der besten Hs. der Geoponica, F, vgl. 5, 3; IG, 20; 22, 3 u. s. w. ed. Beckh, Es findet sich sogar vöqtixosIov: Clem. Roman, homil. XI 1 im Ottobonianus.

2) In &foasßovag Lond. I 38, 30, das für -siag gelesen wird, ist das k nach W. ausgelöscht (zu lesen: &£06sßovg Kvrdiliiipewg), und statt öiaasiv Leid. G. 19 hat der Pap. diaaisiv (W.).

Wilhelm Crönert: Grammatik der Griechischen Papyri ans der Ptolemäerzeit 215

Nun ist es aber nicht unbekannt, dafs Stanislaus Witkowski in Leni- berg eine Gramtnatik der Ptolemäerpapjri in Bearbeitunff genommen hat: in dem schon erschienenen Prodromus liat er eine Grundlage dazu gelegt. Es liegt nun nahe, in Anbetracht der zahlreichen Mängel von Maysers Schrift, eine bessere Lösung der Aufgabe von Witkowski zu wünschen und damit jene Arbeit für abgethan zu erachten. Wenngleich es nicht an- genehm ist, die Grammatik der älteren ägyptischen Schriftdenkmäler in zwei Büchern suchen zu müssen, so glaube ich doch die besprochene Leistung um der vielen an sie verwendeten Sorgfalt^) und um ihrer prunklosen Kürze willen halten zu müssen. Da sie als Programm erschienen ist, so macht es keine Schwierigkeit, sie abzuändern. Und für diese Änderungen darf ich vielleicht noch einige Vorschläge machen. In der Grammatik der ägyptischen Papyri suchen wir nur die Behandlung der von Agyptei'n ge- schi-i ebenen Dinge; alles litterarische kann foi-tfallen, ausgenommen natüi-lich den Eudoxospapyi'us. Dafür aber verlangt man eine sorgfältige Berück- sichtigung der ägyptischen Inschriften aus der Ptolemäerzeit. In der Ein- leitung soll nur kurz ein Verzeichnis der Quellen und der herangezogenen Werke stehen; allgemeine Erörterungen möge man zurückhalten. Für die Übersicht aber über Laut- und Formenlehre müssen vor allem folgende Grundsätze mafsgebend sein: l) Es ist in wichtigen Dingen ein äufserlicher Unterschied zwischen sorgfältiger und nachlässiger Schrift zu machen^), 2) bei allen selteneren Erscheinungen mufs die Frage der Analogie die nächste sein, 3) neben dem Ungewöhnlichen darf das Gewöhnliche nicht unbeachtet bleiben, 4) bei Anführung einzelner Stellen ist genau die Üljer- lieferung wiederzugeben, endlich, und das ist der wichtigste, man soll nicht einer bequemen äufseren Einteilung zu Liebe den grammatischen Zusammen- hang zerreifsen. Wird dann diese Arbeit, in der aufser den Verweisen auf andere Darstellungen nichts zu stehen braucht, was nicht aus den Ptole- mäerpapyri geschöpft ist, mit klarem Inhaltsverzeichnisse ausgestattet, so werden alle Wünsche befriedigt sein. Dann bleibt noch immer für Wit- kowski ein weites Gebiet übrig: die Syntax und, was noch weit wichtiger ist, die Wortwahl. Es wird ein jeglicher gestehen, der viele der Papyri gelesen hat, dafs die Sprache der Urkunden stellenweise von hohem Reize ist. Diese Feinheiten und Eigentümlichkeiten wiederzugeben, und daneben die Zwischenstufe zwischen der attischen Sprache und dem Neuen Testa^ ment aufzubauen, ist eine zwar schwierige, aber sehr dankbare Aufgabe. Und wenn es gelänge, die beiden Gelehrten in dieser Weise zu gemeinsamer Arbeit zu bestimmen, so wäre der Zweck dieser Anzeige in erfreulicher Weise erreicht.

Halle a. d. S. Wilhelm Crönert.

1) AuTser dafs bei Iloasdcovicoi S. 22 die Stelle ausgefallen ist, sind dem Nach- prüfenden keine Flüchtigkeiten aufgefallen. Dafs übrigens Mayser bisweilen tref- fende grammatische Entdeckungen macht , dafiü- mag die hübsche Erklärung von iYXoti&evtcc S. X zum Beweise dienen.

2) In meinen Quaestiones habe ich mit f die guten, mit * die schlechten Schreiber bezeichnet.

III. Mitteilungen.

Preisaufgabe der Charlotten-Stiftung 1899.

Nach dem Statut der von Frau Charlotte Stiepel geb. Freiin von

Ho pff garten errichteten Charlotten - Stiftung für Philologie wird am

heutigen Tage (6. Juli 1899) eine neue Aufgabe von der ständigen Kom- mission der Akademie gestellt:

„Die griechischen Doppelnamen in Ägypten, mit AusschluTs der römischen Vor- und Geschlechtsnamen, sollen aus der Litteratur, den Inschiiften und der Papyrus- imd Ostraka- Überlieferung, soweit sie veröffentlicht ist, zusammengestellt und Umfang und Entwickelung dieser Sitte in den Grundzügen dargelegt werden. Man wünscht durch diese Aufgabe die Anregung zu geben zu einer späteren zu- sammenfassenden Untersuchung über die Nomenclatur der griechisch- römischen Epoche, namentlich mit Rücksicht auf die Cognomina (Signa).

Die Stiftung ist zm- Förderung junger, dem Deutschen Reiche an- gehöriger Philologen bestimmt, welche die üniversitätsstudien vollendet und den philosophischen Doktorgrad erlangt oder die Prüfung für das höhere Schulamt bestanden haben, aber zur Zeit ihrer Bewerbung noch ohne feste Anstellung sind. Privatdocenten an Universitäten sind von der Bewerbung nicht ausgeschlossen. Die Arbeiten der Bewerber sind bis zum 1. März 1900 an die Akademie einzusenden. Sie sind mit einem Denkspruch zu versehen; in einem versiegelten, mit demselben Spruche bezeichneten Umschlage ist der Name des Verfassers anzugeben vmd der Nachweis zu liefern, dafs die statutenmäfsigen Voraussetzungen bei dem Bewerber zutreffen. In der öffent- lichen Sitzung am Leibniz-Tage 1900 (oder in der an ihre Stelle tretenden Festsitzung) erteilt die Akademie dem Verfasser der des Preises wüi-dig er- kannten Arbeit das Stipendium. Dasselbe besteht in dem Genüsse der Jahres- zinsen des Stiftungskapitals von 30000 Mark auf die Dauer von vier Jahren.

Englisclie Ausgrabungen im Faijüm 1898/99.

Mit dem folgenden von Grenfell und Hunt an die Redaktion ein- gesandten Bericht sind die soeben erschienenen ausführlicheren Darlegungen

III. Mitteilungen 217

derselben Gelehrten im „Archaeological Report" 1898/99 S. 8 15 zu ver- gleichen.

Messrs Grenfell and Hunt resumed last winter excavations for papyri in the Fayiim which they began three years ago on behalf of the Egypt Exploration Fund. A concession was obtained for excavating over a con- siderable strip of desert in the north-west of the district. In that part of the Fayürn, as on the north-east side, the margin of cultivation receded four or five miles in the fourth Century A. D., leaving several towns, situated near the aucient edge of the desert, some distance inside it. Work was begun at the largest of these Graeco-Roman sites, Kasr el Banat, in December 1898, and documents found the.re soon showed that the ancient name of the place was Euhemeria. The buildings, whicb were denuded to within two metres or less from the ground floor, contained papyri of the first three centuries of our era. One of these houses, which belonged in the reigns of Domitian and Trajan to a wealthy Roman Citizen Lucius Bel- lenus Gemellus, yielded over a hundred documents from its owner's cor- respondence, while the doorstep of the same home on being turned over proved to be an inscription with a petition to one of the later Ptolemies concerning the right of asylum in temples. Many ostraca too were found, 70 being discovered together in an oven, besides terracottas, coins (silver and copper) and numerous objects of domestic use or Ornament, The local temple dedicated, as is usual in the Fayüm, to Sebek and Isis, had been for the most part plundered; but in a few unopened Chambers some de- motic papyri were fovmd, and a large pot containing a bronze incense-holder and other Ornaments belonging to the temple. After six weeks work at Kasr el Banät, Grenfell and Hunt moved their camp to a site about 3 kilo- metres to the south, called Harit. Here a considerable cemetery chiefly of the Ptolemaic period was first explored. The tombs, having been placed in low ground, were affected by damp; and though in the early Ptolemaic burials many mummies with papyrus cartonnage were found, similar to those discovered by Flinders Petrie at Gurob, the papyi'i had in all cases decayed. Much pottery however of the Ptolemaic period was found, both native Egyptian and finer imported wäre, together vnth some alabaster and calcite vases, beads etc. The town of Harit, which proved to be the ancient Thea- delphia, yielded papyri and other antiquities resembling both in quantity and quality those of Kasr el Banat, except that Ptolemaic documents and literary fragments were somewhat more frequent. A third centmy wooden plough was discovered in a remarkably fine state of preservation, the ropes being intact. Besides Kasr el Banät and Harit, two very much ruined sites, now several miles back in the desert, were examined. One of these, Wadfa, was identified from documents found on the spot as the ancient Philoteris; at the other, Kasr Kurün, where there is a well preserved late Ptolemaic temple, no place-name was found; but papyri found at Kasr el Banät make it extremely probable that Kasr Kurun was the site of Diony- sias. Both that town and Bacchias are marked in the map of Ptolemaeus as situated respectively near the two ends of lake Moeris, a position which agrees with their actual site near the two extremities of the BLrket el Kurün. All the sites excavated by Grenfell and Hunt were in the i^iSQig of Themistes, which thus contained the north-west of the Fayüm. Since the fxsQlg of

218 in. Mitteilungen

Heraclides occupied the eastern half of the province, the position of the remaining (uf^/g, that of Polemon, must have been confined to the South- west part of the Arsinoite home.

The papyri and ostraca have been brought to England to be published ; a selection will be retm-ned later to the Gizeh Museum, which has retained the most important of the other objects found. A füll account of Grenfell and Hunt's excavations in the Fayüm and publication of the papyi-i etc. will be issued in 1900 by the Graeco-Roman branch of the Egypt Explo- ration Fund.

I. Aufsätze.

Zwei Gedichte aus der Zeit Euergetes' IL

Im Bulletin de correspondance Hellenique XX 191 liat P. Jouguet zwei zusammeDgehörige Grabschriften veröÖ'entliclit, die angeblich aus dem Faiyum in das Museum von Gizeh gelangt waren. N. 920G des neuen Inventares. Da ich ihre Bedeutung erkannte, habe ich von F. V. Bissing eine Naehvergleichung erbeten, die allerdings notwendig war. Derselbe hat vor allem konstatiert, dafs die Steine aus Hassai'a, zwei Stunden südlich von Edfü, Apollonopolis- Magna, stammen. In betreff* der Schrift hebt er hervor, dafs der Tüncher, der die ein- gegrabenen Zeichen mit Rot gefüllt hat, manche Striche, die nicht vorgerissen waren, nachgetragen hat. Die Schrift ist also korrekter, als der erste Herausgeber annahm. Ich werde auf dessen Umschrift nur eingehen, wenn er etwas richtig gefunden hat. Natürlich folg-e ich in der Orthographie dem Steine; wer solche Dokumente benutzen will, mufs so viel Griechisch können, dafs er ein fälschlich zu- geschriebenes oder weggelassenes Iota hinter langem Vokale verträgt; auch die Wiedergabe des Vokalismus auf unsere Schulgrammatik oder die Etymologie hin umzukorrigieren halte ich für eine Trübung des Thatbestandes : nur was der Verfasser nicht gewollt haben kann, ist zu beseitigen. Der Schriftcharakter, so viel ich davon weifs, würde ungefähr spätheUenistische Zeit bezeugen, aber selbst das ist vielleicht für Ägypten schon zu bestimmt geredet.

I EvayoQov xovqtjv övvyvovg, ^^vs^ Tcoid^ vtco zv^ißco Gxsi^e 0VV evtv%irii TTJöds 6t' atQaTtLtov Bavd'sog iv önontkoLöiv oQrjddog^ r) ^is ka^ovöa %'dX'n.Ei 0SQ6£g)6v'r}g ■^'tö' lequ ükißCu 5 KUi xkeog äst^vriGTov hTtiyß'ovCoiöLV s^ovöav^

yvcaöTov o6ol TidxQav Ti]vd' intßiqöav i^rjv. ovvo^d fiot Vt', w ^£lv\ \4q)QodiGia^ /jv IlxoXe^ialog yijfisvy 6 xccl ßovlät xal ÖoqI xtaQöa.ltog

I. 5 xofi scheinbar abundierend. Der Gedanke, bei Perseplione in Seligkeit weilend und auf Erden in ewigem Naclii-uhm, ist nicht klar herausgebracht. 7 Dafs nicht Krasis ^ioiax' , sondern Apokope des Anlautes eintritt, ist in den Papjri gewöhnlich.

Archiv f. Püi)yi'usfoiscluiug I. i. 15

220 I. Aufsätze

xa] öTQariäi OoCßov dixvvg ösXag auv a^aiiov 10 OvyysvLxfjg rs cpoQCjp ö6^ai> iöovQaviav.

bjL ysvöarjv svvovg ßiorov dtdyovd' aua, jcotvijt

•aal ysvsöSL rtxvcov^ 7]v kCnov iv ngoxonalg^ lov |U-' cm&iäQLO' 6 TtccvT ixpoQbiv iQovog iiÖE övv avrü

Molgai xX(o6r£LQCov vi]6av cctc ad-ccvdrcjv, 15 rov xccQLV i) xkri^av xarodvQO^ai slv atdao

TiavToCcov laQixcov xdkXog ivsyxa^svrjc^ xai ^s GvvdoQov ov6av i^bg Tcoötg ixrsQH^sv

7iQO(pQovtcjg dixvvg svvoiav if]v s^e [loi. CO xaXhv eig kXo%ov d's^Evog XQSog, c6 xakd d-vßüi 20 Q^^cig J^o^t t,d)ö7jL %aX TtaQcc Q£Q6£(p6vr]i.

tavta iiad^cov x^^iQovti vocot itagd^eißs xtlEv&ov^

^Sive^ övv evrviCiji Ttgog y an xal öä xtxva xal Xiy aus xtsQi'öaöi, „infVotr' £7tl yijg d^dgaptoi,^

o66ov iya vcawi däfiata OsQösfpovrig.''^

'HQ(x)drjg eyQailjsv.

n UaTJQLÖ^ ifiijv övvyvovg xaX rig tivog ai^l TtQOös^.d'cov |]£«;v£, övv avTv%Lrii örel%£ dt dtgamtov. sl^l yaQ evxlEiovg 'ATCokläviog 6 77roA£jU.«toi» xovQog ov svtQXtat iiCrga STtrjykdiöccv, 5 övyysvtxijg do^rjg legbv ysQag. evvoLcc ydg ^lv ßalve xaX sL'ög) yäg aiQL xccl cjxsavöv. rovvsxa xa^e TtatQog xaXhv xXtog slöoQOOvra

rijg avtr^g ^pavetv d-v^bg iO'Tqy aQsrfig xal TCaxQLÖog xalrig rbv istd^tov iö^bv iXeöd-ai, 10 ainsLag ^oißov tijöd^ isQäg nökEag^

11. 12 Sie hat die s^voicc bewiesen, sowohl durch das Zusammenleben wie durch die Geburt seiner Kinder; ■ncci hellenistisch nachgestellt. Die Kinder hinter- liefs sie 'in gutem Avancement'. 13 /ikite;^ der Stein. 14 xAcoörr^pcov sollte

es heifsen; vielleicht eher ein Fehler des Steinmetzen. 20 Kühn steht naQcc

^SQOsqiovqL ohne Partizip ovarjt gleich iczocpQ'iiiivrii. 24 oaaov gewifs nicht im Wortsinne gemeint, sondern gleich iv oacoi, dum ego orcum hahito.

IL 1. 2 ergänzt von Jouguet 3 svy-lfiovg Mifsbildung durch falsche Ana- logie. Der Eigenname hat den Verstofs gegen die Quantität erzwungen. 4 hinter ■AovQog ein Buchstabe verloschen; vermutlich war er getilgt. 9 io^og ist normal von iriiit gebildet, allgemein gebräuchlich nur vom exagmen apium, es liegt aber in der Etymologie, dafs es von der 'Direktion', die etwas nimmt, gesagt werden konnte, und so wird man diese Stelle und Hesych £G(i6g oSog und so^iov voGtifiov nicht Vjeanstanden; vermutlich (xlossen hellenistischer Dichter. 10 alnvsiag der Stein: das ist Schreibfehler.

Ulrich V. WilaTuowitz-Moellendorff: Zwei Gedichte aus der Zeit Euergetes' II. 221 TtatQog e^ov yvorolöt 6vvsx7t^sv0avta cpigtöta

xal 'y£v6}ii]v sm'ovg^ ylv^eCav rrjQäv a^ia nCßttv^

Ttal doQL xal roX^a Ttdvrag ivsyxcc^evog. 15 as ^' i'iWfc fiolQ' sda^aööe ßLoxkojötetQa, xi <5\ XQV

tovto ^adslv^ voötov ^v7]6dfi£vov ykvxsiov, rjhxirjg äxoQrjtov^ Öt' ovdl cpClav £V£7t^7]6a

a)'v^bv efiüv TBXvcov av XiTtov iv d'aldfioig. tavta ^ad'd)v^ cb t,£iv8^ Xb.yoig naxQi tüv xr£Qi6avti 20 .^öavTOv (li] XQVi£iV iivr]6d^£vov ßtoxovJ'''

xal 6ol ö' £vodLrjg xgCßov okßiov ev^ofiac £ivat

TCQog y £Xi xal xixvotg öolot q)tko(pQo6vvotg'

^A7toklävi£ XQr](jx£ xaiQ£ 'HQadov.

Aus den Gedichten ergiebt sich, dafs sie von einem grofsen Grab- mal herrühren, das Ptolemaios für seine Frau Aphrodisia hatte errichten lassen, und in dem er auch noch seinen Sohn Apollonios bestattet hat. Er nennt das Grabmal ein „Zelt der Persephone;^' ich kann mir dabei nichts Sinnliches vorstellen, vermutlich ist aber eine bestimmte Grab- form gemeint. Das Grab lag in einer bergigen Gegend Bauthis (1, o), die ich nicht kenne, vor der Stadt des Phoibos (2, 10): das ist eben Edfü. Wenn dort ein Grieche, sogar ein 6vyy£t'}]g^ heimatberechtigt war, so mufs man dort eine Militärkolonie, eine xaxoixCa^ annehmen. Ptolemaios hatte den Rang eines 6vyy£V7]g, dem Sohne aber kam dieser nicht zu : ein neuer Beleg dafür, dafs dieser Adel persönlich, nicht erblich war. Ferner lernen wir, dafs der cousln du roi die Stirnbinde tragen durfte, das Zeichen der Königsherrschaft; sie wird sich wohl in Farbe oder Form von der königlichen noch unterschieden haben; immerhin ist das für die Deutung von Portraits der Zeit nicht unwichtig. Die Ehre gilt als „göttergleich" ^), d. h. sie erhebt in den Stand der Majestäten.

12 Die Lesung nach Bissings Abschrift unzweifelhaft, aber es fehlt eine Sylbe. In der Vorlage des Steinmetzen wird i,slvog gestanden haben. i]Xv&' .Touguet, [LvQ^' der Stein: die Vorlage war kursiv. 13 Die Nebenform ylvv.iog

auch 16: an ylvv-slav ist nicht zu denken; dessen Mittelsylbe konnte nicht kurz werden; nur auf die Orthographie hat es eingewirkt. 14 Das Medium

ivsyv.ä[i£vog will besagen, dafs er die ihm anvertrauten väterlichen Verwandten alle heil heimgebracht hat. 19 Isyoig nicht ganz deutlich; statt y haben beide Abschriften p 20 yQv%£iv der Stein.

1) laovQuviog. Mir ein erwünschter Beleg dafür, dafs ich in dem Hymnus

15*

222 I- Aufsätze

Ptolemaios hat sich auch im Rate ausgezeichnet, aber vor allem als Soldat, und zwar indem er dem Heere das untadelige Feuer des Phoibos zeigte (1, 9). Ich wüfste das nicht anders zu deuten als auf die Charge des Pyrphoros^j, möchte dabei aber an den des Hauptquartieres, also eine Hofcharge denken. Von seinen Expeditionen sagt ein seltsamer Vers, dafs er in das Innere des Landes bis an den Ocean gedrungen wäre^): was ich, wenn es nicht verschrieben ist, nicht anders zu deuten weifs, als dafs er etwa von Koptos landeinwärts und dann an das rote Meer und in diesem bis an den indischen Ocean gedrungen wäre. An sich würde das ganz glaublich sein. Den Adel hat er von den avtQycxai^ d. i. svEQyaTai erhalten; das ergiebt die Regierung Euergetes' II (145 116). Der Sohn ApoUonios hat Verwandte des Vaters nach Syrien begleitet, ist aber auf der Heimkehr, obwohl er jene sicher heim- gebracht hat, in einer Weise, die der Dichter in befremdlicher Weise verschweigt, gestorben. Jene Expedition nach Syrien ist leider dunkel in einem verdorbenen Verse angegeben (2, 12) ^stve or£ öndnxQCOv ■riXvQ-' äQr]s 2JvQirjv. Darin ist ein Hiat, den der Dichter nicht auf dem Gewissen haben kann; die Anrede des Wanderers ist hier auch unan- gebracht. Am nächsten liegt ^elvog ors öxccTirQCiv ij2.v&^ ccqtjq U. „als ein fremder Kriegszug um des Königtumes willen Syrien überzog." Das ist zumal bei unserer Kenntnis der unaufhörlichen Thronstreitigkeiten wenig genau; passen würde z. B. die Expedition des Alexandros Zabinas (129). Der Dichter Herodes hat sich unter beiden Epigrammen genannt; ein gleicher Verfasser würde sich auch sonst aus der gleichen Anlage der Gedichte ergeben. Der Tote stellt sich dem Wanderer vor, erzählt sein Leben und schliefst mit einer Bestellung an die Hinterbliebenen. Es ist deutlich, dafs die Komplimente viel mehr dem ApoUonios gelten, der das Gedicht bezahlte, als den Verstorbenen. Es verlohnt sich, die Technik eines ägyptischen Dichters aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts zu analysieren. Wir kennen durch Meleagers Sammlung die

des Aristoteles die tlberliefeniug SLOa&avarov richtig nach der Analogie von lao- öai^icov laoXv(inLos gedeutet habe (Ar. u. Ath. 2, 409).

1) Xenoph. noX. Aan. 13, 2; am häufigsten begegnet er in dem Sprichwort ovöh nvQcpOQog iXkicpQ^r].

2) tvvoia yuQ ^liv ßalvs %al sl'aco yäg aj^Qi xaJ. oj-Ktapöv. Darin mul's wohl ßcävs, nach dem homerischen ßfjas, transitiv sein; ii'aco yäg würde man lieber einen der in das Innere der Erde steigt, nennen, als einen, der in das Innere Afrikas di-ingt; und a^Qi^ xai mit dem Accusativ ist inkorrekt. Da der Vers auch an- stöfsig ist, darf man die Hichtigkeit der Überlieferung anzweifeln; die Lesung steht fest, svvoia, das oft gesetzte Wort, ist in hellenistischer Zeit die loyale Ge- sinnung des Unterthans. Dafs die Mittelsylbe das Iota verklingen läfst, folgt der damaligen Aussprache.

Ulrich V. Wiln.raowitz-Mocllenflorff: Zwei Gedichte aus der Zeit F^uergetes' II. 223

epigrammatische Poesie der Alexandriner, die vollendetste des Alter- tums, für das ganze dritte Jahrhundert genau, his auf Dioskurides und Poseidippos herah; wenn der oder jener der nur durch ein paar Gedichte vertretenen und sonst unbekannten Dichter in spätere Zeit imd zugleich nach Ägypten gehören sollte, so würde das wenig ändern: wir wissen von keinem bedeutenden Dichter aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts, aufser etwa Alkaios von Messene, der im Mutterlande thätig ist. Meleager hat die älteren und bedeutenden Dichter aus den Buchausgaben ihrer Werke gekannt.^) Dann wird es eben keine be- deutenden mehr in Alexandreia gegeben haben, wie er auf der anderen Seite zwar zeitgenössische oder wenig ältere Syrer ^), aber keine des dritten Jahrhunderts aufzunehmen hatte. Die Poesie Alexandreias welkt wie der Staat seit Philopator. Euergetes IL zerstört auch die Wissenschaften. Moschos, der Freund des Aristarchos, ist schon recht unbedeutend und hat keine bekannten Nachfolger mehr. Da ist Herodes nicht zu verachten. Dichter ist er nicht, aber Verse machen kann er noch. Die Regel, dafs weibliche Cäsur des dritten Fufses oder männ- liche mit bukolischer Diärese gefordert wird, ist nur zweimal verletzt. 1, 11 ganz leicht, da auf die männliche Cäsur ein anapästisches Wort und dann ein überlanges folgt: didyovö' afjba-^ denn die Elision ver- bindet natürlich. 2, 13 ist anstöfsiger, denn da ist zwar auch das anapästische Wort, das die männliche Cäsur des dritten und des vierten Fufses erzeugt, aber dann steht ein zweisylbiges und spondeisches Wort in den fünften Fufs eingreifend, zugleich der einzige Spondeus im vierten Fufse aufser dem überlangen Worte ßtox^cöGtsiQa, das in jedem Dichter gut sein würde. Also nur zwei Spondeen im vierten Fufse, keiner im fünften, und im dritten nur vier, natürlich nie zwei in der zweiten Hexameterhälfte: das giebt leichtesten Flufs. Und in der ersten giebt es zwar recht oft einen, aber aufser 2, 21 immer an zweiter Stelle, und nie zwei. Es ist also erreicht, dafs der Hexameter mindestens vier Daktylen hat, und zwar, wenn er sie hat, die beiden Spondeen in der Mitte stehn. Dafs dies auch in der ersten Hexameter- hälfte bewufste Absicht ist, ergiebt sich daraus, dafs der Pentameter in seiner ersten Hälfte zwei Spondeen anstandslos zuläfst. Herodes würde gewifs selbst als Schnitzer anerkennen, dafs er im vierten Fufse,

1) Oder aus älteren Epigrammensammlungen, wie das Reitzenstein für Askle- piades und Poseidippos gezeigt hat.

2) Typen sind Antipatros von Sidon und Meleagros selbst; für sie war aufser und vor den Alexandrinern und Asiaten Leonidas von Tarent Vorbild, von dem sie den hohen Wortschwall haben. Allerdings haben die jüngeren Alexan- driner die Feinheit des Kallimachos und Asklepiades zu verlieren begonnen.

224 I- Aufsätze

2, 17, einen trochäisclien Einschnitt zugelassen hat; gemieden ist er auch im zweiten^); findet sich aber im Hexameter einmal, 2,7, und einmal im Pentameter, 2, 10. Kaum glaublich ist das Monosyllabam vor der Cäsur des Pentameters in dem auch dem Sinne nach austöfsigen Verse 2, 6. Denn Herodes hat nicht mir den Hexameter, wie sich gebührt, mit keinem einsylbigen Worte geschlossen, (wohl aber mit zweien hinter einander), sondern hat auch im Petameterschlufs entschieden Abneigung gegen zweisylbigen Schlufs, der nur zweimal erscheint: ein sehr starker Gegensatz des guten griechischen von dem klassischen lateinischen Distichon. Vokalverkürzimg vor vokalischem Anlaut ist sonst korrekt (aufser %aC nur in daktylischen Verbalformen auf at, 1, 15; 2, 21, und dem Eigennamen 'A(pQodL0Ca), nur 2, 6 ist das a des Dativs fit'xQK (ehedem äi.) gar in der zweiten Pentameterhälfte ver- kürzt. Herodes konnte also, wo er etwas besonderes zu sagen hatte, die Eleganz, die er kannte und suchte, nicht immer erreichen; so wird es wohl auch 2, 6 sein.

Die Sprache mischt den epischen und dorischen Vokalismus ohne erkennbare Regel. Ich habe schon bei den um 150 Jahre älteren Gedichten des Isyllos darauf nachdrücklich hingewiesen, dafs die helle- nistischen Epiker sich im Epigramm und nicht nur da die Freiheit genommen haben, je nach ihrem Klanggefühle mit dem Vokalismus zu wechseln; die athenischen Tragiker und die Lyriker hatten es in manchem schon so gemacht und behaupteten die Freiheit. Man soll also begreifen, dafs unsere handschriftliche Überlieferung, obwohl an sich von geringer Zuverlässigkeit, immer noch besser ist, als die Nor- malisierung, die in unseren Texten Mode war und zum Teil noch ist. Dafs Herodes nur eine geringe Bildung besafs, zeigt sich am deut- lichsten darin, dafs er nur wenige gelehrte Worte hat, während die gleichzeitige syrische Dichtung in künstlichen Wörtern schwelgt, da- gegen aufser dem Formelschatze des Grabepigrammes stark homerisiert. Er mifst xaXög auch in der Senkung mit Vorliebe in der ersten lang; Versausgänge wie ti 6e iqyi und sv^o^at eivm (mit anderer Bedeutung) sind direkte Reminiscenzen. Die fehlen, so viel ich weifs, ganz gegen- über der späteren Poesie. Und wenn er ßalvs im Sinne von t^ys gesagt hat, so mufs ihm der transitive Aorist /3^(?£, den er aus Homer kannte, einen Streich gespielt haben. Vulgarismen dagegen fehlen

1) Nicht die iambischen Wörter vor der Cäsur werden gemieden, wie es W. Meyer gel'afst hat, die Wörter an sich sind harmlos, sondern die Zerreifsung des Fufses; dann ist die Folge, dafs die Wörter vor der Mittelcäsur nicht stehen sollen, welche den zweiten Fufs zerreifsen würden, die von der Messung

Ulrich V. Wilamowitz-Moellendorff: Zwei Gcdichlo aus der Zeit Euergetes' II. 225

nicht, TtQoxoTti] ist stockprosaisch; das Adjektiv fpilo^Qoafvvog kaum schriftgeniäfs, das zweimalige nQÖg y etl aal für das «rt de aaC (atque) der hellenistischen Prosa recht schleppend. Und daneben solche pretiösen Erfindungen oder Entlehnungen, wie ßioxXcoöteiQcc, die Glosse iöfiög^ öx^yysvLY.y] für „Charakter eines evyysvrig'^ (weil övyysveLa nicht in den Vers ging) und vor allem die Umbildung des Königsnamens zu svsQXTcci: das giebt das rechte Bild der Halbbildung und Decadence, wie es für die Zeit des Euergetes IL pafst.

Es wird mancher meinen, ich hätte zu viel Worte über einen schlechten Poeten gemacht; wer das Material besser gegenwärtig hat als ich, wird mit mehr Recht vieles vermissen. Es sollte doch klar sein, dafs es mit dem Publizieren der neuen Dokumente nicht gethan ist: verstanden und in die Gesamtentwickelung müssen sie eingereiht werden, damit wir oder vielmehr eine künftige Generation eine wirk- liche Geschichte der Sprache und Kultur erhalten kann.

Westend, 16. März 1900.

Ulrich von Wilainowitz-Moelleudorff.

Zusatz.

Auf Anregung des Verfassers des vorstehenden Aufsatzes gestatte ich mir folgende Bemerkungen zu S. 221 hinzuzufügen:

1) Aufser der fiirga, die hier zum ersten Mal als Abzeichen der avyyev^lg bezeugt wird, kannten wir schon die goldene Agraffe, die auf der Schulter das Gewand zusammenhält, als ihren Schmuck: nognriv ^Qvaf]v wg ^&og ierl älSoe&aL rolg Gvyysveat tmv ßccödsav. Vgl. 1. Makk. 10, 89 = loseph. ant. XIII § 102 und Lumbroso, Recherches S. 190. Freilich wird das für die seleukidischen „Ver- wandten" bezeugt, doch darf es sicher auch auf die ptolemäischen bezogen werden. Hiermit steht in Widerspruch eine andere Nachricht, die bisher in diesem Zu- sammenhang übersehen worden zu sein scheint: 1. Makk. 11, 58 ^ loseph. ant. XUI § 146. Danach erhielt man schon als rcbv ngcorcov cpiXojv (nach dem Text von Makk. sogar schon als tcbv cpiXav) die goldene Agraffe und das Purpurgewand. Vielleicht löst sich dieser Widerspruch so, dafs man diese Abzeichen bei Ein- haltung des gewöhnlichen cursiis honorum (vgl. Strack, Rhein. Mus. 55, 161 ff.) schon als zwv -jtQmxav (pilcav, bei aufsergewöhnlichen Ehrangen aber, bei Über- springung dieses Ranges (vgl. 1. Makk. 10), als avyysviqg erhielt, und zwar, wie wir jetzt hinzufügen können, in letzterem Falle zugleich mit der ultga, dem speziellen Abzeichen der avyysvslg. Hiernach sind die anregenden Untersuchungen von Georg Ebers (Antike Porträts, Lpz. 1893, S. 45 ff.) wieder aufzunehmen, der zuerst die 7CÖQ%ri für die Datierung der Grafschen Bilder herangezogen hat. Es wird sich vor allem fragen, ob der Dichter mit poetischer Freiheit mit dem Worte ybitga einen goldenen Lorbeerkranz hat meinen können. Dann wüi-den die Bilder Nr. 4 und 22 in der That, wie Ebers wollte, ptolemäische Gvyysvstg dar- stellen.

226 I.Aufsätze: U. v.Wilamowitz-Moellendorff: Zwei Gedichte a. d. Zeit Euerg. II.

2) Draufsen „vor der Stadt" möchte ich mir das Grabmal, zu dem die obigen Gedichte gehören, nicht vorstellen, denn das ist nicht ägyptische Sitte: die Toten werden drüben am Wüstenrande eventuell meilenweit von der Stadt begraben. Dieser Sitte haben sich auch die Griechen nicht entziehen können, denn sie beruht auf zwingenden wirtschaftlichen Gründen: das Fruchtland, soweit die Nilüber- schwemmung es erreichen kann, wird zum Begräbnis nicht hergegeben. Wir haben es offenbar mit einem Felsengrab zu thun, im libyschen Gebirge Eav&fog iv CKonekoiGi ÖQriäSog , wie sich das für eine so vornehme Familie schickte, während die weniger Bemittelten vornan im Wüstensande begraben wurden. Bav&is mir unbekannt, klingt gut ägyptisch mufs der Name für den be- treifenden libyschen Höhenzug westlich oder südwestlich von Edfü sein. Die ccTQccTtirog ist der Fufspfad, der zur Grabkammer führt. Wegen des tfjods di' cctQccTtiTov ist wohl anzunehmen , dafs die Tafeln an den Wänden dieses Felsen- ganges Aufstellung gefunden hatten. „Eingelassen waren die Stelen nie", schreibt mir auf eine Anfrage freundlichst von Bissing, „denn die Profiliening des unteren Giebelrandes geht an den Schmalseiten weiter, hingegen ist die Rückseite, soviel man sehen kann, ungeglättet, war also durch eine Wand oder dergl. verdeckt".

D. Red.

Eine neue Roman-Handschrift.

1. Die Fundgeschichte.

Als ich im November 1898 im hundertthorigen Theben weilte, wurde mir u. a. ein ganzer Stofs von Pergamentblättern, die den ver- schiedensten Codices entstammten, zum Kauf angel)oten. Da es sämt- lich koptische und zwar sehr junge kojjtische Handschriften waren, wollte ich sie schon bei Seite schieben, als ich auf einem der Blätter unter der dicken, schwarzen Schrift der koptischen Hand eine matte, hellgelbe griechische Uncialschrift entdeckte. Bald fanden sich noch mehrere derartige Blätter hinzu; im ganzen waren es sieben, die ich mir dann käuflich erwarb. Es gehört zu meinen schönsten Reise- erinnerungen, wie ich darauf in meiner Feluke den Nil stromabfahrend mich in das ehrwürdige Pergamen vertiefte und erst einzelne Worte, dann ganze Sätze des griechischen Palimpsestes entzifferte, bis mir die schon bei der ersten Durchsicht in Theben in den Sinn gekommene Vermutung, dafs ich einen griechischen Roman vor mir habe, zur Ge- wifsheit wurde. Bald zogen mich andere Aufgaben von der Hand- schrift ab. Nur vorübergehend habe ich noch im Zelt zu Abusir und dann in Cairo Mufse gehabt, die Entzifferung des Palimpsestes zu fördern. Wesentlich wurde ich hierbei dank der Liebenswürdigkeit des stets hilf bereiten Herrn Dr. von Bissing dadurch imterstützt, dafs er mir seine Didot'sche Ausgabe der Scriptores Erotici lieh. Natürlich mufste ich mich auf die besser erhaltenen Teile des Palimpsestes be- schränken und hoffte, später in der Heimat mit Hilfe chemischer Rea- gentien auch die anderen Partien bezwingen zu können.

Diese Hoffnung sollte nicht in Erfüllung gehen. Durch eine jener unberechenbaren Launen der Tyche, wie sie die griechischen Romanschi-iftsteller nicht müde wurden zu ersinnen, sind die Pergament- blätter für immer verloren gegangen: auf dem Schiffe, das sie im Früh- ling 1899 sicher bis an die heimatliche Küste gebracht hatte, brach vor der Ausladung im Hafen von Hamburg Feuer aus, und bei diesem Brande sind sowohl jene Pergamentblätter als auch die Papyri, die ich im Auftrage der Generalverwaltung der königlichen Museen zu Berlin

228 I- Aufsätze

vom Januar bis März 1899 in Ehnäs-Herakleopolis mit Heinrich Schaefer zusammen ausgegraben hatte, der Vernichtung anheimgefallen. Was wir durch die Zerstörung der Papyri verloren haben, resp. was durch meine Kopien sich davon für die Wissenschaft noch retten läfst, darüber werde ich ein anderes Mal berichten. Heute beschränke ich mich darauf, mitzuteilen, was ich über jene Pergamentblätter nach meinen Aufzeichnungen und meinen Erinnerungen zu sagen weifs. Wenn diese Mitteilungen lückenhaft sind, so wolle man nicht vergessen, dafs alles, was ich in Ägypten an der Handschrift gethan habe, nur zur vor- läufigen Orientierung geschah, der die gründliche Durcharbeitung zu Hause folgen sollte.

2. Der Codex Thebanus.

Von den sieben Blättern gehörten sechs zu einem und demselben Codex. Das bewies das gleiche Format, die gleiche Schrift und Schrift- anordnung, sowie die Verwandtschaft des Inhalts.

Von diesen sechs Blättern mag jedes nach nachträglicher, rein approximativer Schätzung etwa 20 cm. hoch und 15 cm. breit gewesen sein. Dagegen war das siebente Blatt gröfser.

Die griechische Palimpsestschrift jener sechs Blätter war eine feine, sorgsam geschriebene Unciale, die nach rechts hin geneigt war. Gewisse Linien der Schrift liefen in kleine Pünktchen aus. Accente waren nicht vorhanden, ebensowenig Interpunktion oder son- stige Lesezeichen-, gröfsere Abschnitte wurden vielmehr durch Spatien getrennt. An Abkürzungen habe ich nichts weiter bemerkt als ge- legentlich am Schlufs der Zeilen den übergesetzten Horizontalstrich zur Vertretung des schliefsenden v. Der ganze Ductus erinnerte etwa an die Schrift des Fragmentum Mathematicum Bobiense aus dem VII./VIII. Jahrh. n. Chr. Als ich das Original noch vor mir hatte, habe ich die Schrift des Palimpsestes in das VI. oder VII. Jahrh. n. Chr. gesetzt. Jetzt, nach Vergleichung mancher anderen Texte, ist mir das VII. Jahrh. wahrscheinlicher, doch ist auch das VIII. wohl nicht vöUig ausgeschlossen. Noch später dürfte die Handschrift auf keinen Fall anzusetzen sein.

In der Schrift des siebenten Blattes waren die Buchstaben nicht schräg geneigt, sondern standen aufrecht. Die Linien zeigten an ihren Enden dicke Punkte. Ich bin nicht in der Lage, eine genauere zeit- liche Schätzung anzugeben. Damals schien mir die Schrift etwas älter als die der sechs Blätter zu sein. Über die Schwierigkeit solcher Da- tierungen vgl. unten das paläographische Referat.

Ulrich Wilcken: Eine neue Boman - Handschrift 229

Während das siebente Blatt in einer einzigen breiten Kolumne beschrieben war, war die »Schrift auf den sechs anderen Blättern in der Weise angeordnet, dafs auf jeder Seite zwei sehmale Kolumnen neben einander standen. Die Kolumne bestand hier, wie ich nachträglich meinen Kopien entnehme, überall aus 28 Zeilen. Die Zeile hatte im Durchschnitt 13 17 Buchstaben; doch kommen auch 18 vor, andrer- seits auch 12, einmal auch 11 (VII 9). Die Anfänge der Zeilen standen genau unter einander, die Zeilenenden, wie häufig, nicht ganz so genau, doch war auch hier eine Gleichheit wohl beabsichtigt, denn gegen Schlufs der Zeile wurden gelegentlich, wenn mich meine Er- innerung nicht täuscht, die Buchstaben kleiner und enger an einander gerückt; auch diente demselben Zweck der oben erwähnte Horizontal- strich für V. Über die Liniierung des Pergaments kann ich nichts Sicheres mehr aussagen.

Was endlich den Inhalt der griechischen Texte betrifft, so ge- hörten vier von jenen sechs gleichartigen Blättern einer Handschrift von Charitons Roman von Chaireas und Kallirrhoe an, zwei der Handschrift eines, wie mir scheint, bisher unbekannten Romans von der schönen Chione. Welchem Litteraturwerk das siebente Blatt angehört hat, kann ich nicht sagen, da ich nur einzelne Worte davon entziffert habe. Ich beschäftige mich daher im Folgenden nur mit jenen Romanhandschriften.

Die oben angeführten Indicien machen es zweifellos, dafs der Chariton-Roman und der Chione-Roman in einem und demselben Codex gestanden haben. Dieser Codex, in dem also mindestens zwei griechische Romane vereinigt waren, scheint der Bibliothek eines der oberägyptischen Klöster angehört zu haben. So berichtete mir wenigstens der Ver- käufer, dafs die mir angebotenen koptischen Manuskripte sämtlich aus einem benachbarten Kloster stammten. Diese Annahme pafst auch gut zu der Thatsache, dafs die griechischen Texte abgewaschen wor- den sind, um das wertvolle Pergament zur Aufnahme christlicher religiöser Texte in koptischer Sprache Schaefer taxierte sie, glaube ich, auf Homilien zu verwenden. Wann diese Reskription erfolgt ist, kann jetzt, wo das Original verloren ist, nicht mehr ausgemacht werden. Ich habe die koptische Schrift unserer sechs Blätter damals etwa in das X. XII. Jahrh. gesetzt, kann freilich keine Bürgschaft übernehmen.

Wie mag man dazu gekommen sein, die griechischen Romane zu beseitigen? Wenn man beim Kirchenvater Nikephoros Kallistos liest, wie der Bischof Heliodor von der Provinzialsynode aufgefordert wird, entweder den Roman (den er geschrieben haben soll) zu verbrennen

230 I- Aufsätze

oder aus dem Amt zu scheiden^), so könnte man auf den Gedanken kommen, dals ein ^laubenseifriger Mönch voll heiligen Eifers über die sündige Erotik unserer Romane sie abgewaschen und fromme christ- liche Homilien darüber geschrieben habe.^) Diese Möglichkeit wird man nicht leicht bestreiten können. Aber ich könnte mir die Ge- schichte unserer Handschrift auch anders denken: trotz aller Provinzial- synoden mag man zumal in der abgelegenen Thebais die griechischen Romane auch hinter den Klostermauern mit Vergnügen gelesen haben, und so mag sich auch an imserer Handschrift, die wir etwa dem VH. Jahrh. zugewiesen, noch eine Reihe von Generationen ergötzt haben. Allmählich vielleicht seit dem X. Jahrhundert schwand dann die Kenntnis des Griechischen, und für diesen Romanjargon half auch keine „Scala". So mag man denn schliefslich, nachdem der Romancodex nur noch den Wert eines Schreibstoffes hatte, die kop- tischen Homilien darüber geschrieben haben.

Ich habe nicht nachgeforscht, ob schon mehrere griechische Palimpseste aus koptischen Klosterbibliotheken bekannt geworden sind. Aber auch schon dieser eine Fund eröffnet uns vielleicht eine erfreu- liche Perspektive. Sollte es nicht öfter vorgekommen sein, dafs die griechischen Autoren, die in den Klöstern gelesen wurden, später nach dem Aussterben der griechischen Sprache koptisch reskribiert worden sind? So liefse sich hoffen, dafs vielleicht noch mancher griechische Palimpsest aus koptischen Klosterbibliotheken an's Tageslicht käme!

3. Der Roman des Chariten.

Eine neue Handschrift des Chariton wird schon darum überall auf besonderes Interesse rechnen dürfen, weil uns dieser Dichter bekannt- lich nur in einer einzigen Handschrift, einem Florentinus aus dem XIII. /XIV. Jahrhundert überliefert ist. Das Interesse wird dadurch noch gesteigert, dafs dieser Florentinus besonders schlecht erhalten und sehr schwer lesbar ist, sodafs erst nach und nach namentlich durch Cobet's Verdienst die Entzifferung gelingen konnte.

Neben diesen Florentinus tritt nun der Codex Thebanus aus dem VII., spätestens VIII. Jahrhundert. Da Chariton nach Rohdes Ansatz

1) Vgl. Rohde, Gr. Rom. S. 432.

2) Nach Rohde wären Achilles Tatiiis und Chariton Christen gewesen. Er- wiesen ist es nicht. Ich betone, dafs diejenigen Schriftsteller, die christlichen Bischöfen die Autorschaft von Romanen zuschreiben, doch hervorheben, dafs sie dies gethan, ehe sie Bischöfe, resp. Christen geworden. Vgl. zu Heliodor Rohde S. 432 und zu Achilles Tatius S. 470, Anm. 1.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman - Handschrift 231

erst im V./VI. Jahrhundert gelebt hat, so repräsentiert der Codex The- banus, der nur 1 2 Jahrhunderte jünger ist, eine recht alte Tradition. Bei der Wichtigkeit der Handschrilt hielt ich es nicht für überflüssig, statt einer kurzen Mitteilung der neuen Lesarten vielmehr den ganzen Text des Palimpsestes, soweit ich über ihn verfuge, mitzuteilen, zumal sich gelegentlich erst durch die Beobachtung der Kaumverhältnisse Abweichungen zwischen den beiden Handschriften ergeben.

Von den sechs Blättern des Romancodex gehören, wie oben gesagt, vier zum Roman des Chariton. Von diesen vier habe ich bei meiner vorläufigen Entziflerung in Ägypten nur die glatteren, besser erhaltenen und leichter lesbaren Fleischseiten berücksichtigt, während ich die Haarseiten, die mit blofsem Auge oder auch mit der Lupe kaum lesbar waren, für die spätere Behandlung mit Reagentien reservierte. So sind vier Seiten oder acht Kolumnen, also gerade die Hälfte der von mir erworbenen Charitonhandschrift, durch meine Kopie gerettet worden. Es ist ein besonderes Glück, dafs ich, wie schon oben bemerkt, dank der Liebenswürdigkeit des Herrn von Bissing diese neue Charitonhand- schrift während der EntzifiPerung mit einer Edition des Romanes ver- gleichen konnte. Bei den zahlreichen Al)weichungen des Codex The- banus würde ich sonst keine völlige Sicherheit haben, dafs sie wirklich so in der Handschrift stehen und nicht etwa verunglückten Lesunsen ihr Dasein verdanken. Nim aber habe ich schon während der Ent- zifferung die Abweichungen von der Tradition kennen gelernt imd habe im Bewufstsein der Verschiedenheit die divergierenden Stellen mit doppelter Aufmerksamkeit prüfen können. Ich kann daher mit gutem Gewissen die Fachgenossen bitten, der folgenden Kopie der acht Ko- lumnen ilir Vertrauen entgegen zu bringen, wenn auch die Richtigkeit am Original nicht mehr nachgeprüft werden kann.

Nur an wenigen Stellen sind mir Bedenken über die Richtigkeit meiner Kopie gekommen. Die wenigen Buchstaben, die ich nachträg- lich vermutungsweise geändert habe, sind in spitze Klammern <( y ein- geschlossen. Alles andere wird so mitgeteilt, wie ich es am Original gelesen habe, mit allen Eigentümlichkeiten und Fehlern des Originals, unter Hinzufügung von Accenten, Spiritus, Jota subscripta und Liter- punktion. Die Lücken sind nach dem Florentinus ergänzt, soweit nach Mafsgabe des Raumes Übereinstimmung der Traditionen anzunehmen war. Rechts neben dem Thebanus habe ich die abweichenden Lesims-en des Florentinus notiert. Die entsprechenden Wörter in Th. sind fett gedruckt.

Da die vier Blätter unmittelbar hinter einander gehörten und, wie Gregory gezeigt, die Lagen des Codex so geordnet zu werden pflegten,

232

I. Aufsätze

dafs immer Fleischseite neben Fleischseite und Haarseite neben Haar- seite zu stehen kam, so ergiebt sich folgende Anordnung des Hand- schriftenrestes :

1. Blatt Haarseite: nicht kopiert.

Fleischseite: Col. I und H \

2. Blatt Fleischseite:

Haarseite:

3. Blatt Haarseite:

Fleischseite:

4. Blatt Fleischseite:

Haarseite:

Col.IIIundlVI-*^'""^-™''''^-'''^-

nicht kopiert. K.^^ ^^^^^ ^^^^, ^jjj ^

nicht kopiert. J

Col. V und VI 1 ^1 /- o r- Q

CoLVIIundVIIlH^'^^''*^''^-''^-

nicht kopiert.

-6, 8.

Codex Thehanus.

(pyjöl zi[iOvv6tog, Kai iiX]-

Qog talg [ßlTcCöi' xüv] \yäQ tceqI X\aLQBav \pv\-

5 6h\y 'i]üti\ö\raxo, ju.«]- d\\ täv uX\Xg)v yv- vaix[ß)\v idöxsi xai KalhgÖTjv TCaQHvav xal ßaöilia ')i\akBl\v av-

10 Tüv, Iva a^ioda rrjv yvvalxa ysQccg rijg d- Qiöxtag. 'Enal öh i^X- ^8Vf dLrjyrjöaro uv- ßaöcXsvg iS, «9X^§

1.5 «rr«i'T« TU yeyavrj- ^eva. 'Ev ixeCva di^ Tc5 xccLQä ^aXiOra Ai- ovvöioq s:rs(feii,a- xo Jiaiöiav te x«t (pQo-

"Sl6JtsQ yaQ si tig xequv-

VOV TtSGÖVtOg TIQO

rdv Ttodiöv tcvTov

Codex Florentinus.

Kolumne I.

4/5 i]7tC6TaT0 OVÖtV

7 xal fehlt.

12/13 d' dg7]XQ'ev

14 et, vcQp]g fehlt.

15 TtdvTU

IC de

17 ^aXiöta fehlt. 18 tf. (pQovrjöLV zliovvöiog STCe- dBii,aTo xul TtaidsLav i^ai-

QETOV.

21 et fehlt.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift

233

Codex Tliebanus. ^r] taQw^d-Tiy orr<o§ 25 xccicetvog axovöag Xöyovq öxrjTitov ßa- QVTSQOvqt ort, XaiQt- ag «rtßyft KaXXiQ6i]{v)

Codex Florentmus. 24 raQuid-ELY]. Es fehlt ovr cog^

ergänzt vou Hercher. 26 Xöyav ßaQVtSQav

28 f. KuHiQQ6y]v slg UvQUXovöug anuysi

Kolumne II. \hiq J^VQaaovffag f ojw-ojg]

[ovx edo^sv aöcpaXeg]

5 [p'sCßrig xfig ßaöiXCöog^ ['O de '^Qtci'itQ^r]g ^^El ^ev\

aal K[aXhQ67]v d^s]- (ftox« ä[v öoif zliovv\- 10 öi£, %a6av \yuQ Evvot\-

av XaX TtiGXLV \ß7tE\-

deii,G). TovTov d[6 ov]-

rog ddvvdrov, dida-

^C 6oi Ttdörjg 'Jco[vt]- 15 ccg aQiELv xal JtQO)-

xov svsQY^T^ii^ st[s]

tov ol^ov rov ßadi-

Xeioq dvayqaifTivai.

IlQogsxvvrjös zJlo- 20 vvöLog x[at] idQ<(ivy 6-

lioKoyriGag [ßeitev]-

Ißsv ccjtaXkayrivai]

xal daxQvcov \ßi,ov\-

oCav £%Eiv. '£|[idj^Tt] 25 de avrä Zlxd\tEiQCi i^]-

Xi^v tJtiöliöüJGiv].

'T7to6tQe^[ccg de]

8 xal fehlt. 8/9 av aTtidcoxd 6ol

11 Evvoiav Eig sae xai

18 a^ri%iwov

15 ff.

nQäxog svsQyatrjg sig oixov ßaöiXsag KvayQaq)rj6rj.

19 rFQogexvvr^ösv 6 z/.

21

26 f.

sX^iv hinter 6^oXoyt]6ag^ vou Hercher getilgt.

trjv s^iöroXijv yjövxrj didco- 6lv.

n 1—7 zu den Ergänzungen vgl. unten S. 243. 20 meine Kopie hat %aQS., wohl verlesen. 21 für ty^siv scheint kein Platz zu sein.

234

I. Aufsätze

Codex Thehanus.

Codex Florentinus.

Kolumne III.

[xal xaraxksiöag s]- [^avrbv yvlaQiöag KaXXiQÖrig yQccfiiicc- xa ■jCQÜxov rtjv s- 5 TiLöTohjv ■KUtacpC- h]6sv nai ävoii,ag öxrjd-st, JtQO'^sjttv- §«To ag sx£ivr]v Ttagovöav. 'Ejfi JtoXv(v)

Ui (fi xQÖvov x«r«xa>(r) avtä «i'«y8t>'U)(Tjct ^^KuXXiQoip Y,axs(fi- X^at xovvona „Aiovv- aCoi hvboytxrf'' „oi'^fi)>-

15 iioi Ttü ävÖQi o-üx t-

ynsvoq; „-Lv yccQ f/uög ivhQyety]^''* „rt yuQ ü-

Ha . txo da rijg sm- ötoXrig ^QÖq TT^r «- jioXoyiav xal TtoX- \Xa\iiLg avEyCvaOxs ■ib [xß?jr« XU Qt'i^axu. 'E- \^7ciö^}\d-y] yaQ öxi äxov- [öa 7ia]xsXiJisi\ Ovxco [d»y? (pvGH xo\v(p6v s6-

7/8

£tTK TtQOgSXLd'SL

xal ijil itoXvv iQovov xaxsl- %av^ avayLVcaöxEiv ^i] dv- väfisvog diä ödxQva. ^AicoxXavßag da ^öXig ccva- yivoiöxatv ^'^laro, xal tiqü- x6v ys KalXiQQ6i]g xovvona xaxacpiXrjaav. 'Ejtal da 7]X^av aig Tu diovvöiG) EvaQyäxr} ^yol^ioi'''' (piqislv ^^ovxax ävögC.''^ Ui) yaQ avaQyax7]g a^og. ^^TC ydq a^tov anoCriGa öoi;'"''

21 "Höd^rj

2'2/2ti xfi dnoXoyia

'i.'i/^.l avxd' VTtadrjXov yä^ cbsj äxovöa avrbv xaxaXCnoi.

28 [dri (pvöai] fehlt.

Kolumne IV.

[xc]v 6 aQcog xal dvanc- ['d'i] Qa[d]iojg dvxaQäö^ai. \ßB\aödiitvov 6b [jt]aiöiov xöv ctaxbQu b . aöovxa (V) :xQoqfiXi^f:V

1 ü auchF, getilgt von Hercher.

3—10 &sa6diisvog (dö^taßdfiavog Hercher) de xb naidCov xal TtrjXag xatg %aQ6lv ^^dnaXavörj

HI. 12 ff. die Gedankenstriche, die die Verlesung und die Auslaufe etc. trennen Bolleu, bind meine Zuthat. 15/lü /.u ov'k ^-/^co vgl. unten S. 240.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman - Handschrift

235

Codex Tliehanus. avtip x«t f,IIov iioi std- xeQ^" hl:tsv „ij (iYit^iq;

„2^v fikv djtsXsvöaif rs-

10 y,voVf ivtvfßtq ocal yuQ avtij rovto xexs- Xevksv. 'Eya de e^rj^og /3it6ö'ofi«i, ndvtcov al'- Tcog i^avtip ysvö^s-

15 vog. ^AnciXsöE pte xai- VYi ^rjXotvTista %al (jv, Baßvkav.''^ Tavta ei- Tiav JtaQEGKSvd^s- xo xriv xaxtGtrjv (iBiv)

20 ß-ayav vo^i^cov na- Qu^v^iov %olXriv b- dbv xal JtoA^aii' tiöXe- cav Yjys^ovLav xal xäg iv MeiXrixci} KaX-

•25 At()d');[g] Hxovaq. ^e{v) ovv ^sqI XTjv 'AöCav iv xovToig rjv. 'O da Xat^eag 'tjvvös xbv

Codex Florentinus. Ttoxi ^loi xal <?v, xsxvov^ TCQbg xijv ^ritSQu

18 6vV€0XSvd^£XO

19/20 xaxaßuCvsLV elg^Icoviav, ^eyu

VOfll^03V

22 nokX&v fehlt; TioXXav o%Kmv Reiske.

25 oixyfistg

Kolumne V.

q)iXaQy\yQ ]

nsQW[_ ]

'EQ^oxQaxrig dv[s7tij]- Srj6sv ETtl xrjv [^öxrj]-

5 VrjV xal TCEQLTlXV^d-

}isvog xriv ^vyaxs-

Qtt „Z^s, rcxroi',** finre,

„Xat XOVTO TCEJlXdvfj-

fiat;" „Zö, ndxsQ,^^ si:!tsv^ 10 dXrjd-cog, ort 6s t,G>vra T[£'9'£a/io;t]." AdxQva Jtä- 6lv (ji,e(xyä (^yyctlQdq] sS,s-

1—2 entspricht in F nichts. 3 'EQfiox^dxrjg de

7 eiTie „^^ff, xexvov, 7]

8 xalaneh inF^v.Hercher getilgt.

9 £tjr£v fehlt.

10 vvv dXrjd'äg. Es fehlt ^üvxa.

12 iiEixo yLExä %aQäg.

V. 12 meine Kopie hat ftfyor?.« . . ., wohl verlesen, denn 7 ist t ähnlich und l Y,

Archiv f. Papyrusforschung I. 2. 16

236

I. Aufsätze

Codex Thebanus. y^etro. M£rcci,[v] de Tlokv- Xag^iog {^eniKa^xanXEl

15 Tat[s' cckXuLg XQirJQS^- 6 IV. Avtbg yccQ i]v tie- Ttcßtsv^svos tbv 6x6- Xov äno KvTtQOv diu xb fiij XaiQEUv uXXci

20 xivl övvaöd^ui afpXd' ^Biv :xXi]v fidrto Tai KaXXiQÖi]q övvBivai y.aXXBi. TaxEcog ovv 6 Xtfirjv STtXrjQovxo x[at]

25 fjV ixEivo xb ^xii^cc xb ^Exä xriv vccvficc- XEiav xrjv 'Axxixrjv, Tcul avxat yuQ al XQirj-

Codex Florentinus.

15 xutg auch inF; Hercher: avv

xatg. Dagegen Cobet, 17 xbv aXXov öxöXov

19 ^rjXEXi 20—23 6i^Xät,Eiv dvvaö&ai 7cX))v KaXXL^QÖi} ^övy.

23 ÖS

25 ff. wie F. Vgl. Naber, Mnemo- syne N. S. VIII. S. 212-, Schmidt, J.Jahrbb.l25 (1882) S. 194.

Kolumne VI.

[QEig EX TioXs^ov xuxe]-

[tcXeOV £6X£q)aVC3^E\-

\yai xQrjödfiEvaL 2Jv]- [qccxoölc} öXQaxrjyä'^ 5 [pwE^Cx^riöuv 8e tti\ [(paval xäv aTtb xfjg d'o]- X(x[66r]g xovg inl yfjg^ ä0zat,[o^EVG}V, rd)i'] de astö t[^s yijg tovq\

10 hv xaXq XQi\riQiöiv\ EVfpri^Cat \xE xal e^ul]- vo[t] xal svxa[l srpög] äXXijXovg. 'HxE d[E jus]- Tß^v (p6QÖnsvo[q]

15 xal 6 XaiQEov nax[i]Q\ Xino^v^Ojv ix t['»Js] 7CUQaö6h,ov xaQag. 'E- :xBXvXiovro 8e aXX\ri\- Xoig 6vvE(prjßoi xal

20 6vvyv^v[a]0xac, Xai- Qsav äöTi^äöaöd'ai. ]#£-

8—10 xal JtccXiv EXEivav Tovg ix d-aXdööYjg

12 övvEvxccl TCvxval nag" a^(po-

XEQCOV

1.3/14 iiExa'E,v cpEQouEvog feiilt.

17/18 inExXvovxo F; iitExsXEvovxo nach Reiske auch Hercher.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman - Handschrift

237

Codex Thehanus. ÖS al yvvaixelg. 'Eöo]-

25 -aaXXswiv [ ]

vtivxriv (?) [avaövo]- HBViiv [iyt TYis ^aXda\- 6ijg. TlQo^g^Xd^av Öe]

Codex Florentinus.

2;^— 27 "Edo^£ ds hl (vüu Cobet neben iavrfig gestrichen) xal (xaX- Xtov Reiske) avxalg {ßavTfig Herch.) KalXiQQ6i]v {Kak- kiQQor] Herch. ) ysyovEvat, äöTS dXrjd^äg sinsg av avrrjv oQccv ttjv 'AcpQoöitrjv avuövo-

\ISVYIV

Kolumne VIJ.

[XuLQsag t<p 'EQ^oxQ](Kvr]

[xal Tcar^Qi ^^IlaQaXd-

[/SJfrcct" (py](Siv „töv nXov-^

xov rov fisydXov ßa- 5 öiXmg}'' Kai evd-vg i-

xbXsvös 8xx[o]^i^s-

(j^ccfc ccQYVQÖi^ T& xal

XQvöbv ävaQid^^riTov

y.al iXetpavta 10 xal rjXexTQOv xal

eöd'fjra xal näöav

JtXovtov 71oXvxeX\sl\-

av, sjti(fETS,ai dh 2Jv-

[Qa]xo6toig xal xX£Lvrj(v) 15 [xal] XQdz£t,av xov fis-

[yd]Xov ßa[6t]XEa}g xal

[B^vvovypvq xal JtaX-

[^JßjetcT«^, dj(?T£ ivs-

[7iX^]6d-rj 7Cä6a tj no- 20 [Xig ovx\ log tiqoxeqov

[ix xov TCoXi^ov] xov

[ElxeXlxov nsviag ^Ax]-

[xixrig^ dXXa xh xatvo]-

[xaxov iv siQ't]vrj Xaq)v\- 25 [qov Mrjdixibv. 'A&qöov de]

3 scptj

7 aQyvQLovF.ccQyvQovlieYeheY.

X8 fehlt. 9 sixa

12 vXrjg xaxvi]g xs

13 sTisdsi^s. Es fehlt dk

16—18 xal svvovxovg xal naXXaxi- dag fehlt.

VI. 24 meine Kopie hat ^svSewa . y . [ ]. Das zweite N mag ich aus

dem Anfang von AH verlesen haben. Vgl. unten S. 246 f.

IC*

238

I. Aufsätze

Codex Thebanus. [^,'y4jtico^sv elg xr]v ixxXii\-

Codex Florentimis.

27 u^iov^Ev P; ajiCanav Beck.

Kolumne avrovg xal ßXBJtsiv Ttai dnovstv. 'E^ti ös i-

[7t^1]Q6d-7] xb %-ta\xQov

[avÖQÖv xe nal yvvafc]«(ö(v), 5 ei\^s\£X%6vxog ^ovov

\Xai\QEOv x«c sidvxBq

x«t TiäOai STiEßörjüccv

^^KaXkiQÖiqv TiaQaxcclsi.^''

'EQ^oxQKXiqg de xal 10 rovxo sdyj^ayayrjösiv)

slgayaycov xtjv d'vya-

XEQU. Uqcöxov ovv 6 df]-

^og eig xhv ovgavhv

aTtoßkaxl^ag svcpruit 15 xovg d^sovg xal %äQiv

rjTCtöxaxo ^äXXov v-

7C£Q xrig rj^EQag xav-

rrjg rj x&v intveixi-

av. Eixa noxa ^av a- 20 (Jyil^eto xal oi iiav u(v)-

ÖQag inrivovv XaiQa-

av, al da yvvalxag KaX-

XiQoriv^ JCOT8 d' av 7td-

kiv a^ifoxeQOvg xol- 25 vfy, xal xovxo ixaCvotg

ilöiötov i]v. KakkiQÖ-

rjv ^av cjg ix nkov

[■

.]

VIII.

1/2 idatv xal axovöai. Aoyov da d^äxxov i7i2.t]Q(o&rj

5 algekd^övxog da 6/7 ^äßai xal Ttdvxag

11 aiödyoov xal xrjv

14 änoßki-^ag auch F; ävaßki- if^ag corr. Hercher.

18 xijg xtbv 20 i6xCt,ovxo

23 bxs

26 ridiov

27 tog av

Die beiden Abschnitte, für die wir jetzt zwei Codices haben, ge- hören zu denjenigen Partien des Romans, in denen die Herausgeber an der Lesung des Florentinus nur wenig Austofs genommen haben. Auch Cobet bringt in seinen Nachträgen zu Herchers Ausgabe (Mnemosyne VIII 229 ff.) für diese Abschnitte nur wenige Be-

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 239

merkungen.^) Im Ganzen sind etwa ein Dutzend Verbesserungen zu dem überlieferten Text vorgeschlagen worden.") Um so bemerkens- werter ist es, dafs der Codex Thebanus eine solche Fülle von Ab- weichungen bringt. Doch das Wichtigste sind nicht die einzelnen Verbesserungen, sondern der Einblick, der uns in die Textgeschichte eröffnet wird. Wenn ich recht gesehen habe, ergiebt die Vergleichung der beiden Handschriften, dafs der Florentinus und der Thebanus zwei verschiedene Redaktionen des ursprünglichen, uns nicht bekannten Urtextes des Chariton darstellen.

Ich greife zunächst die beiden Stellen heraus, die die stärksten Abweichungen aufweisen.

Die eine ist III 9 20. Dionysios hat den Brief der Geliebten empfangen, hat ihn geküfst, dann geöffnet und an die Brust gedrückt, als wäre es die Geliebte selbst. Der Florentinus fährt fort: xal sjil TCokvv XQovov 7iatEi%sv^ ccvayLvaöxsLV ^rj dvvd^svog diä ddxQva. 'Aitoükavöag d\ iiöltg civayivaß'neiv r/p|o:To. Ahnliche umständliche Schilderungen der Gemütsbewegungen sind passim in den griechischen Romanen zu finden.^) Bei der bekannten Vorliebe des Chariton für Wiederholungen kann die folgende Parallele als Stütze für die Gesamt- anlage dieser Schilderung dienen (Char. IV 6, 5) : XaiQsag ijd'sXe yQcc- tpEiv^ aAA' ovx idvvato^ daxQvcjv iTaQQSovtav xal rrig ;t£tpög ccvrov tQ£(iov6rjs. 'AnonXavöag d\ rag iavtov 6v^(pOQäg ^6kig riQi,axo toiav- rrjg iniöTolrig. Nur das alleinstehende dnoxkavöag im Florentinus wird hierdurch verdächtigt, denn dnoxkalEiv heifst „in Weinen aus- brechen" oder „beweinen". Ersteres ist hier wegen des vorhergehenden diä ddxQva ausgeschlossen. Für die zweite Bedeutung aber fehlt ein Objekt, das man nach jener Parallele als (tag iavtov öxfficpOQccgy vielleicht um so lieber ergänzen möchte, als dieselbe Phrase auch in IV 7, 3 (^ccnozXavöag de tijv iavtov öv^tpOQccv) wiederkehrt. Noch sinn- gemäfser wäre für diese Situation die Bedeutung „sich ausweinen", die freilich bisher nur für das Medium bezeugt ist-, man müfste also cctco- xXav6d<^fi£voyg emendieren, wenn man nicht dort auch dem Aktivum eine durch die Lexica nicht bezeugte Bedeutung zutrauen will. Schlimm-

1) Vgl. auch Cobet, Variae lectiones^ 1873 S. 169 ff.

2) Einige von Reiskes Emendationen (in der Editio princ. von D'Orville 1750) sind bei erneuter Revision in der Hs selbst gefunden worden, so xsrrj (oben IV 15), inmataTtlsl (V 14), avtbg (V 16). Den Hinweis auf S. A. Naber, Mnemo- syne N. S. VI (1878) S. 190 ff. und F. W. Schmidt, J. Jahrbb. 125 (1882) S. 185 ff. verdanke ich Richard Förster.

3) So schon in dem ältesten Roman, den wir kennen, dem Ninosroman, A IV 26 ff Vgl. Hermes XXVIH S. 172 f.

240 I- Aufsätze

sten Falls steckt also in dem ccTioxlavöug^ an dem übrigens die Heraus- geber bisher keinen Anstofs genommen haben, ein Fehler. Sonst ist diese Schilderung durchaus anschaulich und durch jene Parallele gestützt.

Statt dessen bietet der Thebanus: 'EtiI nokvv de %qövov y.atB%Giv uvrä avaysivcSöxi.^) Dieser Satz ist sowohl sprachlich wie sachlich anstöfsig. Das Präsens y.axii<av ist hier unmöglich: es müfste xata- 6X03V heifsen. Doch das könnte immerhin ein Schreibfehler sein. Ferner ist ccvrä nicht gut, nachdem vorher von der eTCtötokr) und nicht mehr von den y^d^^uta (Z. 3) die Rede war. Sachlich ist es ein Mangel, dafs nach dieser Version Dionysios beim Lesen des Briefes gar nicht in Thränen ausbricht, zumal der Dichter kurz vorher ausdrücklich ge- sagt hat, dafs Dionysios schnell vom König fortging, um weinen zu können [daxQvojv eh,ov6Cav e%siv).

Während a priori bei derartigen Abweichungen die Möglichkeit der Interpolation ebenso wie die der Verkürzung zuzugeben ist, ist hier kein Zweifel, dafs der vollere Florentinus den ursprünglicheren Text bietet, während der Thebanus eine ungeschickte Verkürzung giebt.

Dagegen scheint mir das umgekehrte Verhältnis in den unmittel- bar folgenden Sätzen vorzuliegen. Im Codex Thebanus ist das Lesen des Briefes in der Weise dargestellt, dafs die volle Adresse und der erste Satz vgl. Char. VIII 4, 4/5 wörtlich mitgeteilt werden, mit Hinzufügung der Ausrufe oder Liebkosungen, mit denen Dionysios das Lesen begleitet. In dieser Darstellung, für die ich auf S. 234 ver- weise, ist sprachlich alles in Ordnung bis auf einen Punkt. Wenn man ovx £%w in Z. 15/6 mit dem folgenden %uiQEiv verknüpft, so würde derselbe Gedanke mit %ä<s dvvufiai nochmals zum Ausdruck kommen, und andrerseits würde tc3 uvÖqI eine Verschlechterung gegen- über dem ovxst' uvöqI sein. Ich vermute, dafs ovxsxa korrumpiert ist aus ovxit' ovtl. Dann ist alles klar und gut: Ol'uoi uvögl ovxdt üVTt, worauf mit %aCQEiv etwas Neues beginnt.

1) Nur nebenbei sei auf die orthographischen Eigentümlichkeiten des The- banus hingewiesen, die in der Schreibart jener Zeit, in der der Codex entstand, begründet sind und weder mit Chariton noch mit der Redaktion etwas zu schaffen haben. Dahin gehören die damals üblichen Vertauschungen von i für bi {naidiav I ly, a.v(xyi-iväiGyt.i III 11, ävanid'i IV 1, inl VIII 2, hvcpr'nii VIII 14) und ti für i {ccvaysivway.1 III 11, ^rilorvTisicc IV 16, MeiXtjtg) IV 24, vav^iaj^sla V 27, KccXXsicav

VI 25, Tilsivriv VII 14, iTtiveimmv VIII 18), von cci für s (xairr) IV 15, TtccQccXäßsxai

VII 3) und s für ai (dvvaii8 lU 17). Ungewöhnlicher ist agiarsag I 12 für &qi- ßtsias. Vgl. Oxy.II 269 I 20: crjfiFmßtoyg. Ohne Belang sind auch die Schreibungen KccXXiQori mit einem q (durchgehends) und oi'fiuoi III 14/5. Vgl. auch ' EQiioxQccTr] in VII 1. Das v i(psXy.variii6v steht wie üblich ganz regellos, sowohl vor Konso- nanten (12, 13, VI 24) wie vor Vokalen (passim), auch fehlt es vor Vokalen (VII 5).

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman - Handschrift 241

Dagegen thnt der Florentinus die Verlesung der Briefadresse mit folgenden Worten ab: Kai TiQäröv ye KalXiQQÖrjg tovvo^a xurscpCkrjösv. 'ETtel de rjXd-ev sig t6 /JiovvgCgji eveQyhrji, ol'fioi cpi^ölv ovxtT' avÖgl. Eine wesentliche Kürzung! Die Spielerei mit dem xuCqsiv der Adresse ist völlig übergangen. Die Darstellung ist aber auch ungeschickt, denn die Worte STtsl de ißd'ev eig t6 ztiowöCat erwecken die Vorstellung, als wenn das /liowöCai wer weifs wie weit von KcclliQQÖr] entfernt wäre, während es doch unmittelbar folgte. Dieser Darstellung liest also keine anschauliche Vorstellung von der Adresse zugrunde.

Auch hier können wir nicht schwanken, wer die ursprüngliche Lesart hat: dieses Mal ist es der Thebanus, dem wir jetzt zum ersten Mal die Kenntnis des volleren Wortlautes verdanken, während der Florentinus eine stark, und zwar ungeschickt verkürzende Bearbeitung bietet.

In beiden Fällen hat sich die vollere Form als die ursprüngliche erwiesen. Für die Annahme einer erweiternden Bearbeitung eines ur- sprünglich kürzeren Textes hat sich kein Argument gefunden.

Ein ähnlicher Unterschied in der Ausführlichkeit zeigt sich Kol. IV 3 10. Der Florentinus erzählt die Begrüfsung des Dionysios mit dem Knaben bis zu den Worten des Vaters folgender- mafsen: &ecc0d^evog wofür Hercher unter Hinweis auf den Homer- vers ^^avtaQ oy öv tpllov vCbv mel %v6e TtriXi te leQßCv'"'' cc07ia6d(ievog schreiben wollte de trö naidiov zul jtTJXag ratg xe^ölv^ worauf die Ansprache folgt. Es ist von den Herausgebern nicht bemerkt worden, dafs dieser Satz den durch die vorangegangene Erzählung gegebenen Voraussetzungen nicht gerecht wird. Dionysios hat sich vorher, um den Brief ungestört zu lesen, eingeschlossen (III 1 xaranXelöag eavrbv). Wie soll er jetzt den Knaben, selbst angenommen, dafs er ihn von seiner Klausur aus sehen konnte (d-ea6cc(ievog\ ohne weiteres mit den Händen streicheln können? Mufste da nicht vorher erzählt sein, wie sie zu einander gekommen sind? Und dieses Desideratum wird in der That durch den volleren Text unseres Thebanus befriedigt, der sich so durch innere Gründe als echt und ursprünglich erweist: [&e]a6d(ievov de t6 [TCJaidLov rbv TtateQcc . aöovta (?) TtQogrjXd-ev avra xal ^^IIov (lOi TtdxeQ'''' einev „i^ /iijri;^; 'ATtico^ev TiQog avTi^(v)." Ganz klar würde die Situation erst, wenn das Participium . aöovta mit Sicherheit ergänzt würde. Viel- leicht bezeichnete dies das Verlassen der Klausur. Meine Lesung kann kaum richtig sein ; ich wüfste wenigstens keine Ergänzung zu . aöovta. Angenommen, dafs ich a mit X und 6 mit -0' verwechselt habe, was bei dieser Unciale nahe liegt und bei einem Palimpsest wohl entschuld- bar wäre, so könnte man [i]X9'6vta lesen. Wie dem auch sei, in der

242 I- Aufsätze

Hauptsache ist der Vorgang klar: Der Knabe läuft auf seinen Vater, als er ihn kommen sieht, zu und fragt ihn: „Wo ist die Mutter? Wir wollen zu ihr gehen." ^)

Das alles hat der Redaktor des Florentinus, denn von einem sol- chen dürfen wir wohl schon reden, übergangen. Wie ist nun seine Verkürzung zu erklären? Aus dem angeführten Passus des Thebanus können nur die Worte ©saöd^svog de t6 natdCov stammen (aus Z. 3, mit Veränderung der Konstruktion). Woher hat er die Homerremi- niscenz nrilaq ralg x^Q^''^ genommen? Eine so gelehrte Interpolation wird man dem Redaktor, der dazu noch kürzen wollte, gewifs nicht zutrauen. Das ist sicher Charitonisch. Und damit ist uns der Weg für die Erklärung des Thebanus gewiesen: das Homerzitat mufs in dem Urtext zwischen den Worten des Knaben und der Antwort des Vaters gestanden haben. Diese Annahme ist um so einleuchtender, als es ungewöhnlich wäre, wenn wie jetzt im Thebanus die Worte des Vaters 6v ^sv uTteXsvöai xxX. unmittelbar, ohne erzählende Einleitung auf die Kindesworte folgten. Dafs also zwischen IV 8 und 9 eine Lücke an- zunehmen, in der mindestens yiai nrilag tcctg %f()(?ti^ zu ergänzen ist, scheint mir sicher, und da 7irj?.ag nicht ohne Beziehung auf ein Objekt stehen wird, so wird auch t6 tcuiölov vorhergegangen sein. Es fehlt uns nur noch das passende Partizipium zu diesem. Man könnte viel- leicht daran denken wollen, hier ein 'O öe d^saedfisvos tb nmdCov zu ergänzen, weil dann die kürzere Fassung des Florentinus nicht not- wendig eine tiefgreifende redaktionelle Änderung zu sein brauchte, sondern einfach ein Schreibfehler sein könnte, indem wegen der Ähn- lichkeit der Satzanfänge die erstere Periode überschlagen wäre. Aber abgesehen von der Kakophonie, würde ^suödfiavog an der zweiten SteUe nicht an seinem Platze sein. Denn nachdem der Knabe den Vater angeredet hat, wird der Dichter nicht sagen, dafs der Vater ihn „erblickt" oder auch „anblickt". Wenn hier schon einmal erraten wer- den soll, was der Dichter geschrieben haben könne, so halte ich mich an den Homervers, auf den Hercher hingewiesen, und schlage der Sprach- weise des Chariton gemäfs etwa folgendes vor: 'O de xaru(piX7J6ag tb Tcccidiov xal nrikag xalg %eQ6Cv. Der knappe Satz des Florentinus wäre dann zusammengeflickt aus dem leicht veränderten d-eaödfievov de tb TiaidCov in Z. 3 und dem in der Lücke zwischen 8 und 9 anzu- nehmenden xat niqXag taig %eQ6iv.

Die Antwort des Vaters lautet im Florentinus: dneXevöri noxe (lot xal 6Vj XEXvov, JiQbg xijv ^rjxsQa^ im Thebanus: (jv fiev ccTtdXevöai,

1) Dieselben Worte aniantv TiQÜg avzrjv auch Chariton UI 1, 8.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 243

tsxvov, £vrvx&g. Hier hat offenbar keine der beiden Versionen den ursprünglichen Wortlaut. Nicht nur, dafs svtvx&S ini Florentinus fehlt, auch das xal vor 6v, das einen hier ganz unpassenden^) Hinweis auf die Mutter enthält, weist auf eine Verderbnis des Textes hin. Kai steht mit Recht, wenn man n^bg tijv (irjrsQa davon trennt. Ich möchte die Ver- mutung wagen, dafs das Original etwa folgendermafsen lautete: aTcelevöri jtote fioi xccl 6v xixvov <«9?')?, y^aV) svrvxSig TtQog xriv ynqxEQa (TiX^vGeig resp. TtX&vörj oder Optativ?), oder welches Verbum man hier wählen will.

Die Analyse dieser beiden Hauptstellen, an denen die durchgreifend- sten Abweichungen vorliegen, hat ergeben, dafs weder der Florentinus noch der Thebanus den Urtext des Chariton überliefern, sondern zwei verschiedene, völlig unabhängig von einander gearbeitete Redaktionen des Charitonischen Textes darstellen, denen beiden die Tendenz innewohnt, den Urtext zu verkürzen. Wir haben damit eine Basis gewonnen für die Beurteilimg der anderen Stellen, an denen geringfügigere oder aber an sich schwerer zu erklärende Abweichungen vorliegen. Betrachten wir diese der Reihe nach, zunächst soweit sie Spuren redaktioneller Bearbeitungen enthalten.

Ob n 6 9 hierher gehört, ist fraglich. In dem Text, wie ich ihn oben vermutungsweise nach F hergestellt habe, ist das xal vor KaXhQÖrjv in Z. 8 jedenfalls unrichtig, denn etwas anderes als Kallirrhoe hätte der König ihm gar nicht „zurückgeben" können. Es fragt sich nur, ob das eine unrichtige Zuthat eines Schreibers oder vielleicht ein Residuum aus einer volleren Gestalt des Satzes ist, aus der dann die Worte des Florentinus durch Verkürzung entstanden wären. Ich be- merke, dafs der in F überlieferte Text für Z. 7 etwas zu kurz er- scheint: idvvdiirjv Efpiq enthält nur 11 Buchstaben, während sonst in dieser Kolumne meist 14—16 stehen. Freilich wäre ein solcher Wechsel nicht ganz ausgeschlossen (vgl. VII 9, auch hier II 28). Auch ob in Z. 1 6 der in F überlieferte Text wie oben unverändert einzusetzen ist, kann fraglich erscheinen: es ergeben sich dadurch einmal 16, zwei- mal 17 und zweimal 18 Buchstaben. Das ist für die Gewohnheit dieser Kolumne etwas reichlich. So halte ich es nicht für ausgeschlossen, dafs hier Abweichungen des Textes vorgelegen haben, deren Kenntnis sich uns jetzt entzieht.

Verschiedenheit der Konstruktionen liegt in II 15 18 vor. Die Mit- teilung des Königs, dals Dionysios als erster Wohlthäter des königlichen Hauses geführt werden solle, ist in F als Hauptsatz seiner Ernennung zum

1) Das v.al ist von den Herausgebern bisher nicht beanstandet worden. Da aufser dem Knaben niemand zur Mutter gehen wird, ist die jetzige Überlieferung jedenfalls verderbt.

244 I- Aufsätze

Satrapen von Jonien angegliedert, während in Th die beiden Gnadenakte gleichmäfsig von Ötda^i abhängig gemacht sind. Da die letztere Kon- struktion die kunstvollere ist, wird sie die ursprüngliche sein.

In F ist aber nicht nur die Konstruktion geändert, sondern es ist auch gekürzt worden: vgl. slg ohov ßaGiXscog gegenüber dem sig tbv OLXov Tov ßaßilscog in Th. Für rov olnov spricht Char. VII 5, 15, wo dieser selbe Gnadenakt angekündigt wird mit den Worten: ccvayQccipco 6e svsQysTTjv elg tbv oixov tbv i^öv. Unrichtig ist andrerseits in Th der Artikel vor ßa6i2,acog^ da Chariton sonst, wie üblich, den Perser- könig ßaöiXavg zu nennen pflegt. Da er ihn aber gelegentlich auch 6 fieyag ßaöilsvg nennt (vgl. Kol. VII 4/5), so ist es mir nicht un- wahrscheinlich, dafs tov ßaöLlscog hier eine fehlerhafte Verkürzung aus tov fieydXov ßa^iXiag ist. Diese Ausdrucksweise würde an dieser Stelle etwas Feierliches haben, was für die Situation gut passen würde. Vgl. auch q)iXov tov ^sydXov ßaöiXsag in Char. I 12, 6.

III 7 möchte ich TCQogsTttv^ato gegenüber dem farblosen jtQogEtid^Et halten. Die Dürftigkeit des nQogtid'ivau wird erst klar, wenn man an die Beziehung auf Kallirrhoe denkt {hg exsLvrjv tcccqovGccv). Darum ent- scheidet auch nicht die Parallele Chr. II 11, 1: trjv lixöva Xaigeov tf] yaötQL TiQoged^rjxe.

Schwierig ist die Beurteilung der Abweichungen in III 21 28. Was F im Anfang bietet „^'^-O'i; de tilg inLötoXvig tfj a^roAoym", ist zwar sprachlich unanstöfsig, aber sachlich ist bedenklich, dafs dieser Brief, den wir ja ans Char. VIII 4, 5/6 kennen, eine wirkliche aTto^oyia gar nicht enthält. Mir scheint der Grimdgedanke dieses ganzen Passus vielmehr folgender zu sein: „Dionysios liest aus dem Brief eine Recht- fertigung der Geliebten heraus; er glaubt zwischen den Zeilen zu lesen, dafs sie ihn gezwungen verlassen habe, denn Eros macht die Liebenden leichtgläubig." Vielleicht gelingt es, durch Ineinanderschiebung der beiden Redaktionen dem ursprünglichen Text näher zu kommen. Der Thebanus weist mit seinem TiQog tijv a.%oXoyiav auf den richtigen Ge- danken hin. Es fragt sich nur, welches Verbum an der Spitze des Satzes, wo ich rjG.sto las, herzustellen ist. Ist die Lesung richtig, so wüfste ich keine andere normale Ergänzung als fjö['9']£T0, was nicht befriedigt. Aber es könnte wohl ri6%Bto für e6%Eto geschrieben sein, wie häufig in vulgären Texten, und dies würde einen guten vSinn ergeben: „er hielt sich an den Brief, klammerte sich an ihn, um sie zu rechtfertigen."

Soll nun der Redaktor des Florentinus das riÖEöd^ai sich selbst erdacht haben? Gewifs nicht, zumal der Begriff hier durchaus am Platze, ja notwendig ist, nachdem vorher nur von dem Wehklagen des Dionysios gesprochen ist. Man wird die beiden Redaktionen zu ver-

Ulrich Wikkcn: Eine neue Roman -Handschrift 245

binden haben. Vorausgesetzt, dafs Chariton etwa f'olgenderniafsen ge- schrieben hätte: „rj(?^^ de tfj iniötoXfi aal söxeto avtr-^g Jrpög trjv anoXoyiav^\ würden sich die beiden Verkürzungen von F und Th aufs beste erklären.

Auch im folgenden Satz sind vielleicht die beiden Redaktionen in- einander zu schieben: xal TtoXXdxiq avsyivcoöxs avxä \y.a\tä Qtj- ^ata. Oder ist in Th |ßt)|T« zu ergänzen? Dann würde wohl avtä xa Qyl^ccxa verschrieben sein für avxä Qrj^ccxa.

Stärker gehen die Handschriften wieder im folgenden aus einander. Der Florentinus hat: vjtsdijXov yäQ ag äxov6a avxbv TiaxaUnoL^ der Thebanus: £[. . .J-O'r/ yäg öxi ä}cov[6a xajxsXiTtev^ wo das Fehlen von avxov nur Schreibfehler ist. Was F giebt, ist fein und zutreffend: die Irrealität der Vorstellung ist durch ag mit dem Optativ hervor- gehoben. Auch wird mit Recht nur gesagt, dafs der Brief es „andeute", dafs sie ihn gegen ihren Willen verlassen habe, denn ausdi-ücklich sagt er es nicht. Der Aorist Passivi in Th i[. . .]d"rj mufs einen ganz an- deren Gedanken als vjisdifjXov ausdrücken, da ort mit dem Indikativ folgt. Wenn ich s[7ti6^&7jv (für ejtsiö^rjv) vermute, so finde ich eine Stütze in dem folgenden : "Egcog ävuiti&i. Der Urtext das Chariton wird derartig gewesen sein, dafs sowohl die Lesungen von F wie von Th daraus entnommen werden konnten. Ich vermute etwa folgendes: vnsöriXov yäQ tog axovöcc avxbv 'AaxaXCnoi xal f7tSL6&r] . . . .^) Der Re- daktor von F würde also die Schlufspointe, dafs Dionysios es auch glaubte, ausgelassen haben, während der von Th auf das vjtoöfjXovv verzichtete uüd den Inhalt hiervon vielmehr von ineLöd-rj abhängig machte. ^)

In dem folgenden ovxco xoixpöv iaxiv in F liegt wieder eine Ver- kürzung vor, wie die Lücke in Z. 28 zeigt. Das von mir ergänzte ^i)(?) (pvöEi würde echt Charitonisch sein. Vgl. die Beispiele bei Cobet, Mne- mosyne VIII S. 254.

Nebenbei sei bemerkt, dafs den 4 Kolumnen, die zwischen IV und V fehlen, in F ungefähr ebenso viel Text entspricht wie den Kol. I IV und V VIII. Daraus folgt natürlich nichts für die Übereinstimmimg des Inhaltes.

Der Anfang von Kol. V zeigt eine vollständige Diskrepanz gegen- über F. Was ich in Z. 1 imd 2 gelesen habe, (puXaQylyQ . . und niQ-q^l^

1) Hieiinit soll nur der Gedankengang angegeben sein. Vielleicht folgte noch ein Satz mit ort und dem Indikativ, der den Gedanken in anderen Worten wiederholte.

2) Ilcid-tad'ai ort mit dem Indikativ auch für das Glauben von Irrealem z. B. bei Chariton III 4, 10, VII 5, 15.

246 I. Aufsätze

kommt in F in dieser Gegend überhaupt niclit vor, und es ist schwer, irgend eine Beziehung zu dem Text von F zu finden. Der (pt^QyvlQog, der Geizige, liefse sich zwar mit dem Schatzfinder zusammenbringen, von dem es vorher heifst: ovte d-rj6ccvQbv svgäv rtg %qv6iov xoßovrov ii,€ß67}6£v (p. 151, 11 Hercher), aber ich wüfste nicht, wie das mit 'EQiioKQKtsi xtA. zu Verbinden wäre. Über die Gestalt des Urtextes läfst sich hier keine Vermutung aufstellen. Wenn in Th hinter 'EQfioxQcctsL das de fehlt, so braucht das kein Schreibfehler zu sein: es kann hier in Th eine andere Satzkonstruktion gewesen sein.

Durchsichtig ist die Diskrepanz in V 21 23: hier ist klar, dafs der Redaktor von F das TtXrjv KuXXlqÖ)] ^6v)] einfach verkürzt hat aus TtXijv ^6v(p TCO KaXhQOTjg Ovvelvai yiälXei^ wie Th wohl in Überein- stimmung mit dem Urtext schreibt.

Ebenso liegt der Fall in VI 7 10: das kiu-ze aal ndliv sks^vcov tovg ix &aXd66rig in F ist nichts als eine Verkürzung der Fassung des Thebanus, der auch hier gewifs den Urtext wiedergiebt: rcbv] de anb t[')jj yilg tovg^ iv tatg rQL[7]QEaLv]. Wie schlecht das Erstere und wie gut das Letztere ist, sieht man erst, wenn man die vorhergehende Parallele danebenstellt: övifs^i^d-r^ffav de <xl q^aval tCov äno xrig d'ccXdßörjg tovg £7cl yf}g ccöTCa^ofiavcov.

In den folgenden Worten VI 12 ist dagegen wieder Th kürzer: es fehlt vor XQog ccXXrjXovg^ wie F zeigt, Ttvxval tikq' d^tpotEQCov^ wovon nvxval notwendig, naQ ä^cpoxEQCov gut ist. Möglicherweise fehlt noch in beiden Codices ein Verbum finitum, aber nötig ist dies nicht. Vgl. den ähnlichen Satz bei Char. VI 2, 2: övvsvxccl da xal incßo^ösig fivQtat räv öitavdövtcov xrX.^ wo ebenso wie dort ein rjöav hinzuzudenken ist. Diese Parallele bestärkt uns darin, in dem einfachen sv^al in Th an Stelle von cvvavxal in P eine Verschlechterung zu sehen. ^)

Im folgenden Satz endlich (VI 13/4) bietet Th mit ^ata^v (paQÖ- ^avog offenbar den Urtext, wähi-end in F wieder eine Kürzung vorliegt.

Über VI 23^ ^28 kann ich nicht so bestimmt mrteilen, da hier der Text von Th lückenhaft ist. Das ag [cc]<^X'rj')\d-c)g in 24 ist nur eine nachträgliche Vermutung für die Lesung C36.v.[... (s. oben S. 237). Ich glaube freilich, zumal dlrjd-ag im nächsten Satz auch in F vor- kommt, dafs meine Lesung damit richtig korrigiert ist. Dagegen weifs ich mit vrivtriv in 26 nichts anzufangen. Jedenfalls liegen hier starke

1) Sw^v^cd empfiehlt sich vielleicht auch wegen des Hiatus. Vgl. Hercher, J. Jahrbb. 77 (1858) S. 165. Freilich nach dem neuen Einblick in die Bedeutung des Florentinus müssen wir uns gestehen, über Charitons Verhältnis zum Hiatus ein sicheres Urteil nicht fällen zu können. Vielleicht ist auch Char. HI 5, 3 oftoü ew^v/^al zu schreiben.

Ulrich Wileken: Eine neue Roman -Handschrift 247

Kürzungen gegenüber F vor. Angenommen, Th habe als Hauptsatz nur Mo^£v df ag dh^d'äg ht xakUcov gebracht, so würde der Redaktor die m F folgenden Worte avTatg (dafür lierchei': iavTiig) KakkiQQÖri ysyovtvuL fortgelassen haben, die zum Verständnis nicht durchaus not- wendig sind. Vgl. Char. V 5, 8: £<5o|£ XQsCtTav eccvTfjg (ohne Infinitiv). Übrigens halte ich Herchers Vorschlag iavrtjg^) nicht für nötig. Vgl. Achill. Tat. VI 18, 1 (in ähnlicher Situation): xul söo^sv avtä xoxs xakXCcav yeyovsvat.

Für den Nebensatz könnte man vorschlagen: [ä6t£ SiTisg] (a^v (av}triv [avadvoliiivriv [sn tfig Q'aXd6\6rig. Dies würde nicht als künstliche Verkürzung, sondern als Schreibfehler aufzufassen sein, da der Schreiber das t')i]v in ^A(pQodCTriv mit dem xriv in avtriv verwech- selnd, die nach F einzuschaltenden Worte bQäv xiiv ^AcpQoöCxi^v über- sehen haben müfste. Doch über Mutmafsungen komme ich nicht hinaus. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs Th eine ganz andere Konstruktion als F geschaffen hat. KaXUcov ist übrigens eine schöne Bestätigung für Reiske, der so statt nal (F) emendierte.

Verschiedene Satzkonstruktionen liegen ferner in VII 5 18 vor F: ixdXsvösv iHxo^i^s6d-ai elxa fWc^fi^e-, Th: milEvße ixxo^t- ^£6&aL SütLÖSi^ocL de. Vgl. hierzu II 15 ff. Ebenso wie dort glaube ich, dafs auch hier der Thebanus mit seiner strafferen Konstruktion das Richtige und Ursprüngliche giebt. Man beachte ferner, wie in F die Akkusative xal aXivrjv xrA. nachhinken, während sie in Th in einen wohl berechneten Gregensatz zu den vorhergehenden gestellt sind: Silber, Gold, Elfenbein, Elektron, Kleider und die ganzen Kostbarkeiten läfst Chaereas ausladen; besonders zeigen aber läfst er den Syrakusa- nern das Bett und den Tisch des Grofskönigs und seine (von F ganz übergangenen) Eunuchen und Kebsweiber. ^) Es ist wohl kein Zweifel, welche Darstellung die ursprüngliche ist.

Zum Text dieses Abschnittes bemerke ich noch im Einzelnen: KQyvQov (Th) verdient den Vorzug vor ccQyvQiov (F), das schon Her- cher auf Grund vieler Parallelen in uQyvQov geändert hatte. Das folgende xs (Z. 7) ist gleichfalls gut, von F ausgelassen. Dagegen wird man das xal in 9 für eine Verschlechterung halten müssen (vielleicht Schreibfehler). Gerade dies dxa^ das der Redaktor von F im Chariton vorfand, hat ihn zu der unrichtigen Verteilung der Akkusative ver- führt. In 12 steht nlovxov statt vkrig xi%VYig xs (F). Man könnte die erstere Lesung durch Char. VI 9, 6 stützen wollen, wo in ähn-

1) Vgl. dazu Cobet, Mnemosyne VIII a. a. 0.

2) Sie begegnen auch in der ähnlichen Aufzählung Char. VI 9, 6.

248 I. Aufsätze

licheni Zusammenliaug Ttkovrov iiolvxskri steht. Dennoch möchte ich vXrig rexvrjg rs für die Schreibung Charitons halten, gerade wegen ihrer Kiinstlichkeit und Gespreiztheit. Was wir bisher als Redaktorengriechisch nachgewiesen haben, war immer äufserst simpel und platt. Auch würde es gegen die Tendenz zu kürzen, die überall hervorgetreten ist, ver- stofsen, statt jtXovrov das komplizierte vkrjg rsxvrjg ts zu setzen. Mit letzterem Ausdruck wird offenbar auf die beiden Gruppen hingewiesen, denen die vorhergenannten Einzelobjekte angehören: Silber, Gold, Elfenbein, Elektron gehören zur vXrj^ die Kleider zur xi%vri. Diese Spielerei ist echt Charitonisch. Endlich ist noch die attische Schrei- bung UvQaxoöLoig mit o bemerkenswert. In F scheint durchgehends UvQQUJCovötog oder 2JvQaxov6iog zu stehen, wie D'Orville schrieb. Mit Recht tadelte es Hercher, dafs Hirschig ohne weiteres überall die attische Form herstellte. Wenn er hinzufügte (J. Jahrbb. a. a. 0. 155) „bei einem Spätling wie Chariton durfte die Einführung jenes Atti- cismus nur auf Grund einer handschriftlichen Spur gewagt werden", so würden seine Bedenken durch das Zeugnis unserer alten Handschrift wohl jetzt geschwunden sein.

Endlich bringt uns auch die letzte Kolumne eine neue Satz- konstruktion. Vgl. Vni 2 ff. : 'E7t<(syi dh il7tXi]Qad''rj t6 d-£a]tQov [dv- ÖQav rs xccl yvvaL\xc}(v\ £l[g\£Xd'övtog ^övov Xatgsov xal navTsg '/.cd näöai £7i£ß67}6av. Dagegen schreibt F : Aoyov Ö£ d^ärrov iTcXrjQä&rj X. %■. a. X. X. y. EtgEkd'övxog dh ^ovov Xcclqsov näßat xal Ttdvxsg ixs- ßorjöav. Das ^.öyov d-äxxov in F, eine sehr beliebte Charitonische Wen- dung, ist sicherlich auch an dieser Stelle echt, denn der Dichter wird nicht versäumt haben, die grofse Schnelligkeit, mit der das Theater sich füllte, zu schildern. Vgl. die ganz ähnliche Darstellung Char. HI 4, 3 ff.: 'ATcCca^av £lg xriv ixxXrjöiav . . . Ov^to näv sl'Qfjxo £7tog xal ijörj ^£6xbv ijv xb d'saxQov. Im Chariton mag also 'EtisI dh Xöyov d-äx- xov xxL gestanden haben. Der Verzicht auf den Temporalsatz in F ist zwar nur eine sehr unbedeutende Kürzung, die sich kaum verlohnt, entspricht aber doch der mehrfach hervorgetretenen Abneigung dieses Redaktors gegen straffere Konstruktionen, resp. seiner Vorliebe für die Parataxe.

Auch die Lesung xal nccvxsg xal nüöca in Th verdient wohl den Vorzug, nur das erste xal könnte zweifelhaft sein. Die Umstellung TCäöai xal 7cdvx£g ist vielleicht nur Schreibfehler.

Damit wären wohl die Stellen, die sicher die Hand des Redaktors verraten, erschöpft. Es sei endlich noch auf diejenigen Abweichungen, soweit sie nicht schon oben zur Sprache kamen, hingewiesen, die sicher oder vermutlich als Schreibfehler zu betrachten sind. Freilich ist auch

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 249

bei manchen von diesen noch die Möglichkeit einer beabsichtigten Änderung durch den Redaktor zuzugeben.

I) Im Tliehanus.

1 12 de yjldsv. Die Richtigkeit von ö~' elgfikd'sv (F) ergiebt sich durch den Anfang des vorhergehenden Satzes Kai rjXd-e raxsag, worauf sein Zustand geschiklert wird. Nur dgrjkd-sv ergiebt einen Fortschritt der Handlung.

I 24 der Konjunktiv xaQax^'^, sicher Schreibfehler für xuQaid-sCri^ wie der Florentinus schreibt, dem aber seinerseits wieder das si fehlt. Das si in Th beseitigt einen Anstols, den Cobet durch den Vorschlag G)6%SQ ta^ai^Etg zu entfernen suchte (Mnemosyne VIII S. 302). Durch Kombination der beiden Handschriften gewinnen wir jetzt die richtige Lesung: ojötceq yccg ei' ng raQajd'EC'Y].

I 26 der Akkusativ koyovg ßaQvtaQovg statt des Genetivs. Vgl. Char. IV 6, 2; V 5, 3; V 7, 1.

II 11 fehlt slg ifiE.

II 19 fehlt 6.

III 6 ist xal statt eltcc fehlerhaft. Man könnte freilich in dem ab- weichend von F gebildeten Satze inl nolvv d\ ;^()dvov kutexcov (Z. 9) den dem TtQ&tov (Z. 4) entsprechenden zweiten Teil erkennen wollen. Aber würde dann nicht TCQärov ^uv gesagt sein? Jetzt korrespondieren vielmehr jtQcötov und eitu auch formell gerade dadurch, dafs ^ev und de bei ihnen fehlen.

III 20 dürfte dem 6ov das 6oi in F vorzuziehen sein, denn nur dadurch kommt der Begriff der Wohlthätigkeit zum Ausdruck.

IV 19/20 ist }ie{v) d-ayav völlig sinnlos. Hier liegt eine stärkere Korruptel unseres Thebanus vor, denn es fehlt nach F statt dessen: xcctaßcciVEiv slg 'lavLav ^aya. Diese Lesung von F ist in keinem Punkte verdächtig. Wie die Korruptel in Th entstanden, ist schwer zu sagen. Man sieht auch nicht, was der Sckreiber sich dabei gedacht haben könnte. Dies ist insofei*n nicht unwichtig, als es zeigt, dafs der Schreiber von Th jedenfalls an dieser Stelle keine Lust zum Erklären und Interpolieren gehabt hat. Er bietet etwas, das auch für ihn völlig sinnlos gewesen sein mufs. Das vor- hergehende :taQ£6xEVK^£To ist hier wohl nicht so gut wie 6vvE6KEvdt,Eto in F, das speziell „sich reisefertig machen" bedeuten kann. Vgl. Char. VIII 2, 5: UvöxEvaöci^Evot ovv navtEg ifißaLVETS.

V 8 fehlt das notwendige r) vor xal rovro.^)

1) Dagegen möchte ich dies xai, das in Th wie in F steht, nicht mit Hercher streichen. Dieselbe Phrase fand ich in Char. V i), 4: i-ntivos i]v Xai^iai ov^Loq J)

250 I- Aufsätze

V 10 fehlt vvv vor akrjd-äg. Dagegen ist vorlier sinsv in 9 wohl als Dittographie (vgl. 7) zu streichen.

V 17 fehlt äUov.

V 19 ist das ^rjxhi in F wohl dem ^i] vorzuziehen. VIII 11 sigayayav statt eigaycov xal.

VIII 14 hat Th ebenso wie F: sig tbv ovgavbv anoßXs^ag^ wo mit Hercher avaßkiipag jedenfalls korrekter wäre.

VIII 18 fehlt trig hinter i]. Vgl. Char. I 1, 13.

VIII 26 ist ^'lÖLöTov wohl schlechter als ridiov (F).

//) Im Florentinus.

I 14 fehlt fc'l ccQXTJg, vielleicht vom Redaktor ausgelassen.

I 16 da statt di} (Th).

I 17 fehlt ^dkiöta. Dafs Dionysios die hier aufgeführten Charakter- eigenschaften hatte, ist vorher schon mehrmals mit ganz ähnlichen W^orten gesagt worden. Vgl. Char. II 4, 1 und V 5, 1. Aber in diesem Augenblick (iv sastvo) ta jcaiQa) bewies er sie ganz besonders.

I 24 fehlt ovTog, wie schon Hercher gesehen hatte, und jetzt durch Th bestätigt wird.

II 21 £;^£iv hinter 6ftoAoyij'(?ojg schon von Hercher als Dittographie (vgl. Z. 24) mit Recht gestrichen, wie gleichfalls Th bestätigt.^)

II 27 didoöLv schlechter als ijtididcoöiv, das terminus technicus für das Überreichen von Briefen ist.

IV 22 fehlt 7ConS)v.

IV 25 erweist sich jetzt olxrjöeig, an dem bisher niemand Anstofs genommen hat, als ein eklatanter Fehler statt elicövag. Wie schief war der Gedanke, dafs die Wohnungen (Plural!) der Kallirrhoe dem ver- lassenen Gatten ein Trost sein sollten! Nein, ihre Statuen, ihre Bilder, die er in Milet wiederfinden wird, die werden ihn trösten. Von einer goldenen Statue,, die Dionysios selbst im Tempel der Aphrodite auf- gestellt hatte, spricht Char. III G, 3: sids nagä Tr)v d'sbv slxova Ka}.- kiQQÖrig xQvGfiv ävdd^rjfia ^tovvßCov. Vgl. VIII 8, 1. Aus einem un- deutlich gewordenen kursiven £t^ konnte leicht oi^ werden, das dann irrig in ol}c(7]6£tg) aufgelöst wurde.

V 10 fehlt ^üvTcc.

V 12 ixstto statt s^sx^tto.

VI 17/8 ETtexkvovro statt iitExvXCovxo. Der Vorschlag von Reiske,

■nal rovto TtsnlävTHLui; Auch der alte Hermokrates hatte so viele p]nttäuschurigen durchgemacht, dafs Chariton ihn mit besonderer Bitterkeit -aal rovto sagen lassen konnte, auch wenn dem Leser die spezielle Beziehung unklar bleibt.

1) Zu %äQiv dfioloytiv vgl. aulser Achill. Tat. III 10,6 und Longus I 26, S auch die Korrespondenzen des Fl. Abinniius aus dem IV. Jalirh. in P. Lond. 11 S. 272 tf.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 251

ixsxsXsvovTo zu schreiben, ist auch von Hercher aufgenommen. Das Richtige bringt unser Thebanus: die früheren Spielgenossen wälzten, drängten sich heran, um ihren (Jhaereas zu begrüfsen! Zu iTtixvXuöd-ai vgl. das namentlich in den Ephesiaca des Xenophon so häufige jcqo- xv?.u6^aL (Rohde S. 407).

VllI 20 iöx^^ovTO statt £(?;tt^£To. Vgl. Char. V, 4, 1; VI, 1, 2.

VIII 23 6ts statt Tiors. Schon Reiske hatte ots öt£ oder Tcora jiore verlangt. Anders Hercher.

Vin 27 ccv ist zu streichen, da es sich nicht um eine irreale Vor- stellung handelt.

Fassen wir die obigen Beobachtungen zusammen. Es hat sich er- geben, dafs der Thebanus und der Floreutinus zwei völlig unabhängig von einander durchgeführte Bearbeitungen des charitonischen Urtextes sind. Es hat sich ferner ergeben, dafs diese Bearbeitungen Kürzungen des Originals darstellen, denn in keinem der oben angeführten Fälle ist eine Wahrscheinlichkeit dafür erwiesen worden, dafs etwa die kürzere Form die originale sei und die vollere eine spätere Erweiterung dar- stelle. Vielmehr haben überall die volleren Formen sich als sinn- gemäfs, oft als notwendig und vielfach auch durch Parallelen als gut charitonisch erweisen lassen, wähi'end die kürzeren Formen sich deut- lich durch ungeschickte Handhabung der Sprache, durch Schaffung sachlicher Lücken und andere Zeichen jüngerer Bearbeitung als nicht originell verrieten.

Das Mafs der Verkürzungen und überhaupt der Veränderungen können wir nur für die beiden im Thebanus erhaltenen Abschnitte konstatieren. Hier hat offenbar der Florentinus stärker gekürzt als der Thebanus. Dafs die beiden Redaktoren überall in diesem selben Ver- hältnis gekürzt haben, ist nicht nötig anzvmehmen. Bürger (Hermes 27) hat gezeigt, wie der Epitomator der Ephesiaca des Xenophon sprungweise vorgegangen ist, bald einige Stellen in vollem Wort- laut hat stehen lassen, dann wieder gröfsere Partieen in kurze Sätze zusammengezogen hat. Die Möglichkeit einer solchen Unregelmäfsig- keit der Kürzungen ist auch für unsere beiden Redaktionen zuzugeben, wie denn auch innerhalb der beiden kontrollierbaren Partieen die Ver- änderungen unregelmäfsig verteilt sind. In dem ersten Abschnitt (s. unten) sind die Veränderungen viel gewaltsamer und tiefgreifender als im zweiten. Im Übrigen liegt auf der Hand, wie verschieden in dem Grade der Veränderungen diese Redaktoren und jener Epitomator ge- arbeitet haben. Auch nach dem Funde des Codex Thebanus können

Archiv f, Papyiuaforachung I. i'. 17

252 I- Aiifsätze

wir doch daran festhalten, dafs uns im Florentinus in der Hauptsache das Werk des Chariton erhalten ist, während in den Ephesiaca ganze Partieen übersprungen sind; nur haben wir kein Zutrauen mehr, dafs wir überall den vollen Wortlaut besitzen, dafs alle Bilder und Schmuck- stückchen des Originals uns wortgetreu wiedergegeben sind. Es ist eine notwendige und verlockende Aufgabe, nunmehr den ganzen Text des Florentinus daraufhin zu untersuchen, an welchen Stellen sich die Hand des oben nachgewiesenen Redaktors erkennen läfst. Der Nach- weis wird nicht so sicher zu erbringen sein, wie ihn Bürger für die Epitomierung des Xenophon erbracht hat, da im Florentinus die Änderungen eben nicht so durchgreifende sind. Diese Arbeit mufs ich Berufeneren überlassen; fürchte ich doch schon mit dem hier Gebotenen mich von meinem Studiengebiet zu weit entfernt zu haben.

Erst nach Abschlufs der obigen Untersuchungen bin ich darauf auf- merksam geworden, dafs ich für Chariton zu einem Resultat gekommen bin, das mit dem jüngst von Elimar Klebs für die historia Apollonü Tyrii gewonnenen grofse Ähnlichkeit zeigt. Auf Grund seiner ebenso mühseligen wie scharfsinnigen Behandlung der unendlich verwickelten handschriftlichen Tradition der historia ist Klebs (Die Erzählung des Apollonius aus Tyrus, Berl. 1899) zu dem Ergebnis gekommen, dafs uns als älteste Überlieferung der historia zwei von einander unabhängige Redaktionen der verlorenen christlichen Überarbeitung des lateinischen Urtextes erhalten sind. Doch während wir hier wegen der willkür- lichen Umarbeitungen und starken Interpolationen nicht einmal die christliche Bearbeitung wieder herstellen können, scheint mir für Cha- riton der Versuch nicht aussichtslos, durch Ineinanderarbeitung der beiden Redaktionen sogar den Charitonischen Urtext oder doch wenigstens etwas diesem sehr nahe kommendes - wiederherzu- stellen. Denn einerseits liegen hier nur Kürzungen vor, und es fehlen die Interpolationen, andererseits sehe ich kein Indicium dafür, dafs etwa schon die beiden Redaktoren von Th und F nur eine Überarbeituna; des Chariton vor sich gehabt hätten. Ich möchte daher einstweilen, bis dieser Nachweis erbracht wird, annehmen, dafs der Text da, wo Th und F übereinstimmen abgesehen natürlich von den überall vorauszusetzenden Schreibfehlern etc. Charitons Worte bietet. Wo Th und F von einander abweichen, war es oft schwer, eine evidente Entscheidung über das Ursprüngliche zu treffen. Hier konnte ich nur Vermutungen geben; gründlichere Keimer dieser Litteratur werden viel- fach anders urteilen. In dem folgenden Versuch, den Chariton her- zustellen, sind alle Konjekturen in spitze Klammern geschlossen. Die Begründungen sind meist oben gegeben.

Ulrich Wilcken: Kine neue Roman - Handschrift 25B

I. Abschnitt. Vgl. Hercher II S. 148, 19 ff.

(prjöl „z/tovv(?toff". § 10. Kai i]Ad-£ tax^co^ ^srsoQog tatg sXnCöi' rav yccQ TCSQt XaiQaav ovd&v riTCtßtato (oder i^nLötato ovdsv), ^etä de täv aXXcav yvvaixav idöxst xul KaXXtQQorjv naQEtvai xal ßaßtkaa naXetv avtbv^ tvoc anoöä t^v yvvalyca ytQug r^g dQiöTSLCcg. 'Enal Öl slgf}Ad'e^ di7}y7]6ato avr<p ßaötXEvg ai, aQ%fig änavta ta yayavrj^ava. 'Ev ixacva drj ta xaiQä ^dXtöra ^iovv6iog iTtadst^ato naidaCav ta xccl cp^ovrjöLv i^aiQStov. § 11. "£l07iaQ yccQ ai' rig xaQavvov Traeövtog Ttgb t&v tcoö&v avtov firj tccQax&at^r]^ ovtcog XKxatvog dxovßag Xoyav 6x7]7ttov ßa^vta- QC3V, OTfc XatQsag andyat KaXXiQQorjv aig UvQCixov6ag^ o^ag avötad-rjg afiaiva xccl ovx ado^av dßcpaXag avtoj t6 IvTCalßd'ca^ 6a)d'ai6rjg tfjg ßa- 0iXidog. § 12. 'O da ' AQtai^äQ^.iqg ^,Ei ^av idvvdfirjv, acpri^i)^ KaXkiQ- QÖrjv av dnedaxd 6ol^ ^lovvöia' Jta6av ydg avvoiav aig ifia xal TCi'ßtiv inadaC^Gi' tovrov da bvtog ddvvdtov (oder diirjxdvov'^) ötda^c 6oi nd- örjg 'IcavCag äQ%aiv (t£} xal jtQÜtov svaQya'trjv aig tbv olxov tov (^(laydXovy ßaötkäcog dvayQKg)rjvaL^': ITQogaxvvy]6av 6 ^iovv6iog xal Xdgiv ö^oXoyrjöag aßnavdsv dnakkayrivai xal daxQvcov a^ovßtav a%aLv' ai,i6vtL 8a avtr« UrdtatQa tjövx'fj tijP ajCLötoXijv aTCiÖcdaötv. § 18. 'Vno- 6tQa^ag 8a xal xataxXaC^ag aavrbv^ yvcjQLöag KaXXiQQÖrjg ygd^- fiata JiQätov tijv ajiL6toXrjv xatacptXrjßav^ aita dvoC^ag örrjd'aL ngogantv^ato ag axacvr^v nagovöav^ xal inl noXvv xqovov xatai%av^ dvaytvaöxatv ^ij 8vvd^avog öid 8dxQva. 'AjtoxXavöag 8a (triv iavtov 6vfi<poQäv?y (oder dTCoxXav6d<^^avo)g 8a) ^öXig dvayiväöxauv riQt,ato <ovroff?>- „KAAAIPPOH'' xat acpCXriöa tovvofia ^.zJIONTZmi ETEPFETHI'' ,,ol^ol ta dv8Ql <^ovxät öi/rt)" ,,XAIPEIN'' „ÄÖg 8vvafiaL 6ov 8iat£vy[iävog;'' „2;r FAP EM02J ETEPrETHU'' „rt yaQ d^iov anoirj^d (joi*/' § 14. 'Höd^tj 8e tf} amötoXi] (xal aG%ato avtfigy TCQO^ tijv dnoXoyCav xal noXXdxig dvaytvcoöxa avtä Qijfiata (? oder avtä xata Qij^ata?)' v7ca8rjXov yaQ ag dxovöa avtbv

xataXCnot xal (anai6d"r] ?)>. Ovtco <^8r} ? (pv6ai} xovcpov aötiv

aqtog xal dvanaC^ai QaSicog avtSQÜö^ai. § 15. GaaGa^apov 8a tb Tiau- 8Cov tbv natSQa <[aXd-?y6vta TtQogijXd'av avr« xal „iloii ^ol ndtag'"'' alitsv „17 ^ritriQ; 'Ajiia^av JiQbg avrtjV". <('0 8a xataq)LXy]6ag tb nai- 8iov(T)y xal TCtjXag tatg xaQölv ^^AnaXsvdrj nota fiOL xal öv, taxvov, (^Effvi xaly avtvi&g ngbg trjv ^rjtaQa <(7iXav6aig resp. nXav6f] oder Optativ '?)>• xal yäg avtrj tovto xaxaXavxsv aya 8e aQrj^og ßta- 6o^ai^ Tcdvtav al'tiog a^avtä yavö^avog. 'AnäXaöa ^a xavij ^rjXo- tvnCa xal <3v, BaßvXav'^. Tavta alnav övvaöxavd^ato tijV ta%C6triv xataßaCv aiv aig lavCav^ (laya vo^it,cov Tiaga^vd'LOV TCoXXrjv 68bv xal TCoXXäv TtöXacov iiya^ovCav xal tag av MiXT^ta KaXXiQQOi^g aixovag.

254 I- Aufsätze

Kap. 6. ^sv ovv neqü rijv ^AöCav iv tovtOLg iiv. 'O de XatQaccs

7JVV6£ TOV

IL Abschnitt. Vgl. Hercher S. 151, 13 ff.

. . . . ? 'EQfioxQccti^g <^ds ?)> avs^i]drjöev inl rijv öxrjv^iv xal ^sQL7ttvi,cc- fisvog tr}v 'd'vyccrsQa „Zfjg tsjcrov"" aiTtEv „-J) aal xovto nanXdvnjiiat','''' ^^ZGi nuxEQ vvv cchjd'&g^ ort 6s t,&vtci tad-safiai}^ zidxQvcc TCäöiv ^stcc XUQäg £'|£%£tTO. § 9. Msta^v de TlolviaQ^iog e^tLxataTtXst rcclg akkaig TQiYiQEöiv avtbg yaQ rjv nsTtuGtsv^lvog xov dXkov örökov «jro Kvttqov diä t6 (ly^xetL XaiQEuv aXXcj tlvI övvaö&UL 6%oXdl£LV xX'^v [lova ra KaXkiQQÖrjg öwslvau xaklsi. § 10. Ta%&cog ovv 6 Xi^r}v snkiqQOvxo jcal rjv exslvo tb 6xi]^a t6 fisrä f^v vav^a%iav tijv ' Art ix'r]v' xal avtat yäg ai tgtriQEig ex ^oXe^ov xatETt^sov Eötscpavco^Evat^ XQrjöd^svai 2JvQaxo6i<p öTQarrjya' öwE^i^d-rjöav ds ccl g)G)val x6>v Kßsvy dno vfjg d'aXdöörjg rovg inl yiig d^Ttcc^o^Evav , rß)v ds djib rijg yrjg tovg iv talg xQiriQEöiv^ Evipti^iai xe xal ETtaivot xal GvvEvial nvxval ;ra^' d^- (foxEQcov Tigbg dXX'^lovg. 'Hxe öe fiExa^v cpEQÖ^Evog xal 6 XaiQEOv 7Ca- xijQ XLJtotl^vx&v EX xrjg :n:aQad6^ov x^Qäg. § 11. ^EtcexvXCovxo öe dXlri- Xoig övvEcprjßoi xal övyyv^vaGxat, XaiQsav a6nd6a6d'ai ■O'f'Aovreg, KaX- XiQQoriv ÖE aC yvvalxEg. "EdoiE,E ds ag <(dX'r}d'S)g'} etl xaXXCcav avxaig KaXXiQQOT] ysyovEvai &6xe EiTtsg dv avxYjv ögäv xijv 'AcpQodixrjv dva- dvofiEvrjv ix x^jg d'aXdßöTjg. ÜQogEXd'av ds XaiQEag 'EgfioxQdxsi xal xa naxgl ^^TTagaXdßsxE''' (pri6iv (oder icpiq) „röv nXovxov xov ^e- ydXov ßaöiXiag''''. § 12. Kai svd-vg ixaXEVöEv ixxoiiCt,E6%-ai agyvgöv xe aal ;^()f<?6v dvagid'^Tjxov^ Eixa iXicpavxa xal •^Xexxqov xal i6d"fjxa xal 7Cä6av vXiqg xE^vrig xe noXvxiXEiav ^ imÖEl^ai de UvgaxoöLoig xal xXC- vr^v xal XQdnEt,av xov fiEydXov ßaötXECog xal Evvovxovg xal naXXaxi- dag, aöxE ivETtXrjöd'r] Tcäöa rj TtoXig ov% üg TtQÖtEQov ix xov tioXe^ov xov UixsXixov TCEvCag '^rrtJtijg, dXXd^ xb xaivbxaxov iv ELQrjvfj, Xaipv- Qcov Mrjdtxav. Kap. 7. 'Ad^QOOv öe xb TcX^jd-og dvEßörjösv ^^A^ico^ev Etg XTjv ExxXrjöiav'"'' inEd'v^ovv ydg avxovg xal ßXETtEiv xal dxovEtv. EtceI öe Xöyov d-äxxov inXiqQcad-ri xb d'iaxQov dvÖQäv xe xal yvvacxcäv^ ElgsXd'övxog (U^dvov XaiQEOv xal (?) ndvxEg xal Tiäßat iTtsßöi^Gav ,^KaX- Xlqqötjv naQaxdXEi'"'' . § 2. 'EQ^oxQaxrjg ds xal xovxo idrj^ayäyrjösv^ Eigdycov xal xijv d^vyaxEQa. llQäxov ovv 6 dvl^og slg xbv ovQavbv Kava}- ßXiipag EvcpriiiEi xovg Q-Eovg xal %dQiv ri7tC6xaxo ^äXXov vjtsg xfjg rj^iigag xavxTjg r) xfjg x&v imvLxCcov. Eixa tvoxe (iev iiS%it,Exo xal oi filv dv- ÖQEg in^vovv XaiQEav aC de yvvalxEg KaXXiQQorjv, tioxe d' ai) ndXiv d^q)oxEQovg xoLvfi' xal xovxo ixELVotg ^ölov ijv. § 3. KaXXiQQÖtjv (isv ovv d)g ix TfXov.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift

255

4. Der Chione- Roman.

Die Fragmente des neuen Romanes kann ich nicht mit derselben Sicherheit wie die des Chariton vorlegen. Abgesehen davon, dafs mir hier die Hilfe einer Edition fehlte, habe ich auch weniger Zeit auf diese beiden Blätter verwendet. Trotz der Unsicherheit mancher Lesungen will ich meine Kopie im Folgenden mitteilen, da es litterar- historisch doch nicht uninteressant ist, einen neuen Roman, wenn auch nur in dürftigen Fragmenten, kennen zu lernen.

Ich bedauere, über die Anordnung der di'ei Fragmente mir nichts notiert zu haben. Zwei von ihnen müssen ja sicher neben einander auf demselben Blatt gestanden haben, da ich, wie oben bemerkt, nur die Fleischseiten berücksichtigt habe, also nur vier Kolumnen in Be- tracht kommen. Es ist lediglich ein nachträglicher Schlufs aus dem Inhalt, wenn ich annehme, dafs Kol. I und II in dieser Reihenfolge neben einander auf dem ersten Blatt gestanden haben. Wohin das dritte Fragment gehört, darüber unten eine Vermutung.

Fragment I.

[ ]«S n

\ß\a6iXua sig tavrrjv Tial rbv 6vvoi7iri6o{v)- ta avtf} ^steQX^-

TUl, dlO^SQ OVtG) XQrj

ßovXev6aöd'aL vvv Yjfiäg ag fi'^ (isra-

yvavaC Ttore dvva- öd-ai. "Exofisv de elg 10 ßni^iv XQÖvov rjue- ^äv tQidxovTcc ctg elg tovTO ticcq' avtG}(v) tcXeZov Tf^vra nov (?)

Darauf fehlen 15 Zeilen.

Fragment II.

Q0V6aV. OvTOi fl£V

Yjöccv 3rpö<(g) t[c5J 7fSQ[l av]- tG)v ßovXsvsöd-cci. Ta- %io3g de dietpoirrjös avä xr]v TtoXiV äna6a{y)

(pag (p'y]^['rj zau] ovd'£[lg^ aXlo ovdsv ikäkei [i)] tibqI tov ydfiov. Ildv-

10 XEg de ^^ijO'ovTO Xoyi- ^öfisvoL tb jieQi trjg cc7tBiX't]g avTcbv icTCcci- dsvTov n(d [idXiöta oöoL dvvaxol täv x<ioy-

15 (^Xi)XG)v vTtaQXOvxsg

XCcl CCVXol 7loXiT£V£-

öd^ai xrjv Xiövr^v €- (leXXov fivr}6xsv£-

n 2 TCQOix . nsQ Kopie. 11 14/5 7ta\vtaiv Kopie. Dies nicht nur sachlich, sondern auch paläographisch unwahrscheinlich, da 7tccv\t(ov getrennt worden wäre. Die Verlesung von N statt AI liegt sehr nahe.

256

I. Aufsätze

öd^KL. Ov iiBvroi ys KV- 20 Töf rtg etokaa [let a- KeCvoxjg aitelv tijv

xoQrjv. 'H 8b Xlovy] d'ovoa TavTo: ovx st.

Darauf fehlen 4 Zeilen.

Fragment III.

10

ya^y]drjg ts n:Qogd6- xsL^ög iöxiVy rj^lg de fidxQi vvv ndvxa xakov (?) xsLvovvrsg cog dnev ovdsv inl (jotrjQLav vsvotjxa- (i£v. AhCav d' ovdsfii- av TtaQsGxrjxa öoi, Ms- yKfirjdrjg Xva anoki- :ti]g avtov. "Slots dicc- loyLt,ov ti ögaßtEov rjuslv. 'Eya> fihv yäg ccTtoQco.^^ 'H de Xiovrj „Ot»-

15 öcatrjQLav ti svql'öxco. 'Ev de tovt(p 6ov keya., ei ^ij dvvdfis^a ^ij(v)

fiet Cckk7]kC3V.) TCQOßxd-

^avxsg tovtG) stc. 20 dv

25

[Tö yaQ]

teksvtatov yj^liv] anokuLTistai^ Xp'^[^r£,V] ovö&v \ukko. ziel de?\ xal o- TCCDg Bvöiifipiovog yn'tjd'fj öxoTCeiv. As- kri%'6ta.g yaQ r^fiäg tb

Versuchen wir, diese disiecta membra zu verstehen.

Fragment I führt uns in eine Versammlung von Männern, die miteinander beraten. Der Redner sagt: „die Königsherrschaft [soll] auf diese [übergehen (?)] und er beruft ihren künftigen Gemahl. Darum müssen wir jetzt derartige Beschlüsse fassen, dafs wir niemals Reue empfinden können. Wir haben zur Überlegung dreifsig Tage Zeit" das Weitere verstehe ich nicht.

Nach Frg. II ist es nicht zweifelhaft, dafs diese Königstochter, für die „er" das mufs der Vater sein den Eidam beruft, Xtövrj ist. Wir haben also einen Roman vor uns, der die Schicksale einer schönen Prinzessin behandelt. Die meisten der uns erhaltenen griechi- schen Romane lassen ihre Liebespaare in vornehmen, aber bürgerlichen Kreisen aufwachsen. Aufser dem Ninosroman bietet noch die Jiistoria Apollonii Tyrii Parallelen zu dem unsrigen: dieser handelt im Anfang von der Tochter des Königs von Tyros, an deren Stelle dann bald die Königstochter von Kyrene in den Mittelpunkt tritt.

XiovYj heifst die Prinzessin. Gewifs wird der Dichter die Spielerei mit dem Namen sich nicht haben entgehen lassen, sondern wird den

II 24 vielleicht ovK£r[i]. III 1 erg. Mtjyccii'^örjg.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 257

weifsen Teint dieses „Schneewittchen" gebührend hervorgehoben haben. Vgl. ähnliches bei Itohde, Gr. Rom. S. 153. Der Name Xiövrj eignet, abgesehen davon, dafs er auch als Frauenname vorkommt, mehreren Gestalten der griechischen Sage, einer Nymphe, einer Tochter des Boreas u. s. w., auch jener Tochter des Daidalion, deren Liebesgeschichte Ovid (Metamorph. XI 301 f.) mit den Worten beginnt: Nata erat huic Chione, quae dotatissima forma mille procos habiiit, bis Septem nuhilis annis. Mir ist aufgefallen, dafs auch sonst Namen von Heldiruien griechischer Romane in den Sagen als Namen von Nymphen und ähn- lichen Gestalten wiederkehren. So AsvniJtXTj bei Achilles Tatius, KaX- Xlqqöt] bei Chariton, UaQ&svoTcr} in dem Berliner Fragment (s. unten S. 264 ff.). Sollten nicht trotz des rein menschlichen Charakters dieser Romane die betreffenden Sagengestalten den Romanschriftstellern vor- geschwebt haben? Freilich würde schliefslich nicht viel mehr als der Name übrig geblieben sein, denn dem Romanschema zu Liebe müfsten alle ursprünglichen sagenhaften Züge von jenen Gestalten genommen worden sein. Vielleicht ist es für die Entwickelungsgeschichte der Ro- mane nicht ohne Bedeutung, dafs der älteste uns bekannte, der Ninos- roman, trotz starker Änderungen, die dem Romanschema zu Liebe auch schon bei ihm vorgenommen sind (vgl. Hermes 28), doch noch einige Züge der zugrunde liegenden Sage, wie z. B. Ninos als Welt- eroberer, deutlich bewahrt hat. Da dieser Ninosroman aber sicher nicht das erste Beispiel der neuen Gattung gewesen ist, sondern schon seine Vorläufer gehabt haben mufs, so liegt der Gedanke nahe, dafs vielleicht die ältesten selbständigen erotischen Erzählungen in Prosa, deren Kunde uns verloren ist, sich inhaltlich noch enger an die Sagen, wie sie in der hellenistischen Dichtung und andererseits gelegentlich von den Historikern^) verarbeitet waren, angeschlossen haben, dafs bei den Späteren dami das Sagenhafte immer mehr geschwunden ist, bis zuletzt nur noch die Namen an den ursprünglichen Ausgangspunkt erinnerten.

Doch kehren wir nach dieser Hypothese wieder zur Chione zurück. Aus den ersten Worten des Fragmentes ergab sich, dafs ihr Vater für sie, als die Erbin des Reiches, einen Gatten sucht. Aus tbv ^vvoixrj- 0ovta möchte ich nicht folgern, dafs er eine bestimmte Persönlichkeit

1) Vgl. die sehr anregenden Ausführungen von Ed. Schwartz, Fünf Vorträge über den griechischen Roman. Berlin 1896. Nach Schwartz ist es für die ero- tischen Erzählungen gerade charakteristisch, dafs ihre Personen nicht aus Sage oder Geschichte genommen, sondern frei erfunden sind. Aber wo bleibt da Me- tiochos und ParthenopeV oder Ninos und Semiramis?

258 I- Aufsätze

herbeiruft; vielmehr scheint er verkündet zu haben, dafs er unter den und den Bedingungen nach Ablauf von dreifsig Tagen seine Tochter vermählen wolle. Daraufhin haben sich die Männer, in deren Beratung wir in Frg. I eingeführt werden vielleicht der höchste Adel , ver- sammelt. Nach Frg. II haben sie selber Freiergelüste und vielleicht haben sie sich verbündet, um durchzusetzen, dafs einer von ihnen die Braut heimführe und das Reich gewinne (vgl. II 19 ff.). Ist diese Auffassung zutreffend, so würden wir dadurch an den Anfang des Charitonromanes erinnert werden, wo die abgewiesenen Freier allerdings nach der Hochzeit sich zu gemeinsamen Beratungen zusammenfinden (I 2, 1): Ot yccQ fivyjötfJQSg . . . timg ovv iia%6^Evoi TCQog akX^Xovg üfiovörjöccv TOts did r^v o^ovoiav . . . övvTjXd-ov eig ßovksvr^Qiov xolvöv. Darauf folgen wie hier ausführliche Reden der Beratenden. Für die oben angenommene Situation hebe ich folgende Worte daraus hervor: El HSV Ttg f'^ riiiGiv (doch wohl verschrieben für vjiiwv!) syrj^ev, ovx av cjQyC69-rjv. Vgl. auch bist. Apoll. Tyr. c. 19.

Die dreifsigtägige Frist ist nicht ohne Interesse, deim sie gehört zu den üblichen Requisiten der griechischen Romane. Man vergleiche mit unserm sxo^isv d' sig öxeipiv^) ^QÖvov rj^egcbv tQidxovta die fol- genden Stellen: Xenoph. II 13, 8: der Irenarch Perilaos drängt die Antheia zur Hochzeit: Antheia övyxurartd'STca ^ev T6^' yd^ov, iHetsvet di avTOv avufislvat. %q6vov öXtyov o6ov ij^SQcäv xqlkxovxu. Vgl. III o, 7. Ferner Charit. V 3, 1 1 : tQtaxoör fj ds vötsqov 7]^äQa aHQociöopiaL tilg diynqg und VI 2, o: nagdyy etXov ovv rQidxovra tjfisQüv CsQo^rjvtav ioQtdt,eiv nä6av rrjv 'Aöiav. Ebenso heifst es in der liist. Apoll. Tyr., die ich zwar nicht für eine Übersetzung, wohl aber für eine freie Bearbeitung eines ursprünglich wohl viel ausführlicheren griechischen Original- romanes halte ^), in c. 5 folgendermafsen: sed habebis triginta clierum spatium: recogita tecum.

1) Vgl. Charit. II 10, 7; VI 7, 13.

2) So ungern ich nach nur vorübergehender Beschäftigung mit dieser Frage einem Forscher widerspreche, der mehrere Jahre seines Lebens diesen Problemen gewidmet hat, möchte ich es hier doch aussprechen, dafs die Beweisführung von Elimar Klebs (vgl. oben S. 252) mich nicht davon überzeugt hat, dafs wir in der bist. Apoll, ein lateinisches Originalwerk vor uns haben. Er giebt zwar die Mög- lichkeit zu, dafs der Verfasser sich in Einzelheiten an griechische Vorbilder an- gelehnt habe (S. 298. 306), hält das Ganze aber doch, da hier und da die Be- nutzung von lateinischen Vorbildern wie Vergil und Ovid nachgewiesen ist, für „ein lateinisches Originalwerk in dem Sinne, in welchem diese Bezeichnung den Werken der römischen Dichtung überhaupt zukommt" (S. 307). Wiewohl die wirklichen oder angeblichen „römischen" Elemente in der bist. Apoll, für die Hauptfrage m. E. gar nicht entscheidend sind, sei doch darauf hingewiesen, dafs

Ulrich VVilcken: Eine neue Roman - Handschrift 259

Der Bericht über die Versammlung jeuer Männer, der in II 1 mit Qovöav endet, wird formell abgeschlossen mit den zusammen-

nicht alle seine Nach Weisungen römischer Elemente überzeugend sind. So geht K. entschieden zu weit, wenn er S. 211 in den Worten (c. 7) alia vero die in civitate siia quaeritur a civibus suis ad salutandum eine Anspielung auf den Morgenbesuch beim Kaiser und den Vornehmen sehen will. Denn was ist natür- licher, als dafs die Bürger ihren princeps nach seiner Heimkehr begrül'sen wollen? Vgl. übrigens zu jener römischen Sitte meine Bemerkungen über den ccGitaapiög am Ptolemäerhofe in Berl. Phil. Woch. 1896 Sp. 1462. Andrerseits scheinen mir die engen Beziehungen zu den griechischen Romanen nicht scharf genug herausgehoben zu sein. Wenn z. B. Apollonius zum Schlufs sein Leben aufzeichnet, ein Exemplar für sich behält, ein anderes im Tempel von Ephesos aufbewahrt, so trifft der Hinweis auf den M. Antonius, der sein Testament bei den Vestalinnen deponiert habe sowie auf Heraklit (S. 211), eine Neben- sache. Viel wichtiger ist an dieser Geschichte, dafs derselbe Grundgedanke, dafs die Erzählung auf urkundliches autobiographisches Material zurückgehe, fast mit denselben Details sich am Schlufs des griechischen Romanes des Antonius Diogenes wiederfindet: auch doi-t schreibt der Held (durch einen Redekünstler) schliefslich sein Leben auf zwei Tafeln nieder, von denen eine Kvußas für sich behalten soll, wähi-end die andere später in seinem Grabe niedergelegt werden soll. Dagegen erweckt der Hinweis auf die römischen Grofsen und Füi'sten, die seit Sulla ihre Autobiographien geschiüeben hätten (S. 208), die irrige Vorstellung, als wenn das etwas speziell Römisches sei. Ein ander Mal bemerkt K. (S. 289) zu der Erzählung, dafs Apollonius in Verzweiflung über den Tod seiner Gattin klagend im untersten Schiffsräume gelegen habe: „Nirgends begegnet das Gleiche bei den griechischen Romanschreibern" was würde das übrigens beweisen, wo jetzt die Funde der letzten Jahre uns vor Augen geführt haben, wie gering unsere Kenntnis dieser Litteratur ist? und verweist auf zwei Stellen bei Apuleius, die doch nur wieder in Nebensächlichem mit der hist. übereinstimmen. Da hat er übersehen, dafs eine viel bessere Parallele sich in dem griechischen Roman des Chariton findet (III 3, 14): XaiQms yccQ iv iioiXri vr\l iyxsuaXv^^evog '^-Aasv. Hier ist genau dieselbe Situation wie in der historia! Nichts anderes ist wohl auch Char. I 11, 2 gemeint: Emovaa 81 ^rj (psQHv rrjv &dX<x6eccv, iynocXvipa^^vri xal öaKQvaccGcc %%%., wo zu iynKlvipantvri vielleicht iv tioiXt^ vril hinzuzudenken ist. Die Hinweisungen auf Apuleius hier und an anderen Stellen verlieren übrigens vielfach an ihrer Beweiskraft für den römischen Ursprung der historia, nachdem soeben von Dietze (Philol. N. F. XEI S. 136 flf.) erwiesen ist, dafs auch der apulejischen Erzählung von Amor und Psyche ein griechisches Ori- ginal zu Grunde liegt. Doch zugegeben, dafs mehrere Züge in der historia speziell auf römische Verhältnisse hinweisen, so ist das ebenso wie die Benutzung von Vergil und Ovid durchaus mit der Annahme vereinbar, dafs wir eine latei- nische Überarbeitung eines griechischen Originals vor uns haben: ebenso wie der Bearbeiter für sein lateinisches Publikum statt der griechischen die römischen Münzen eingeführt hat, so hat er auch statt der griechischen Dichtercitate , mit denen meist aus Homer die griechischen Romane durchsetzt sind, seine römischen Dichter hineingearbeitet, und ebenso gut kann er auch hier und da einen römischen Zug hineingebracht haben. Ebenso wenig wie der obigen

260 I- Aufsätze

fassenden Worten: Ovroi fiav r}6av Ä()ö<(g)> t[c3] 7t£Q\l avjröf ßov- Xßvsd-ai^ worauf der Dichter mit Taxscas ^s discpocrrjös xtX. zu der Schilderung des Eindrucks übergeht, den die Nachricht von der bevor- stehenden Hochzeit der Königstochter in der Stadt hervorruft. Das ist die auch in den anderen Romanen übliche Art der transitio. Bürger hat küi'zlich diese Form des Übergangs im besonderen für die Ephesiaca des Xenophon ausführlich nachgewiesen (Hermes 21, 51 ff.). Aber auch in den anderen Romanen finde ich beim Durchblättern überall Beispiele. Vgl. Charit. I 11, 4; VH 6, 1; VHI 6, 1.

Auch die Art, wie die schnelle Ausbreitung des Gerüchtes in der Stadt geschildert wird, findet in den anderen Romanen ihre Parallelen. Vgl. Achill. Tat. VI 10, 3: 'H da (priori di(>c7t£q)0LxrjxEv xtA. Vgl. ferner

Sehlufsfolgerung vermag ich micli der anderen Ansicht von K. anzuschliefsen, dafs die historia weder von Abenteurerfahrten noch von Liebesgeschichten genug bringe, um sie nach der Rohde'schen Definition inhaltlich überhaupt den griechi- schen Romanen gleichzustellen (S. 295 298). Mir scheint nach beiden Seiten hin, selbst in der dürftigen Form, in der die Geschichte uns jetzt vorliegt, vollauf genug vorhanden zu sein. Wenn Apollonius von Tyi-os nach Tarsos, von dort nach Kyrene, dann wieder nach Tarsos geht, darauf nach 14 jährigem Umher- streifen in Ägypten (!) nach Tarsos zurückkehrt, dann durch einen Seesturm nach Mytilene verschlagen wird, um endlich über Ephesos, Antiochien, Tyrus, Tarsos wieder nach Kyrene zu kommen, so ist das Moment des abenteuerlichen Umher- ziehens, wenn auch nicht so ausgebildet wie bei Xenophon oder Heliodor, so doch von Longus ganz abgesehen noch stärker als z. B. in den Babyloniaca des Jamblichos, wo das Liebespaar aus der Euphrat- Tigris -Ebene kaum heraus- kommt. Und was die Erotik betrifft, so ist sie danim nicht schwächer, weil von der Antiochus- Episode ganz abgesehen die üblichen Liebesbedrängnisse hier auf Mutter und Tochter verteilt sind. Wenn K. z. B. die Gefährdung der Keuschheit bei der Mutter vermifst, so darf doch nicht übersehen werden, dafs dieser beliebte Romanzug in der Geschichte der Tochter, die selbst im Bordell sich rein erhält, mit kaum zu überbietender Klarheit zum Ausdruck kommt. So möchte ich trotz K.s Forschungen an der herrschenden Meinung, dafs der historia ein griechischer Roman zu Grunde liege, festhalten. Das griechische Originalwerk mag ursprünglich einen Umfang wie der Durchschnitt der uns er- haltenen sophistischen Liebesromane gehabt haben, liegt also, wie mir scheint, in starker Epitomierung vor. Dafs z. B. im griechischen Original der 14jährige Aufenthalt in Ägypten, der so schöne Veranlassung zu den buntesten Abenteuern gab, nicht ausführlicher dargestellt sein sollte, ist mir im höchsten Grade un- wahrscheinlich. Auch viele Unklarheiten der historia würden durch diese An- nahme ihre beste Erklärung finden. Ob erst der lateinische Bearbeiter diese Epitomierung vorgenommen, oder ob er bereits eine griechische Epitome über- arbeitet hat, mögen andere entscheiden. Der schlichte, volkstümliche Ton, der die Dichtung zu einem der beliebtesten Volksbücher im Abendlande gemacht hat, ist gewifs erst duxch die Epitomierung vielleicht ungewollt hinein- gekommen.

Ulrich Wilcken: F]inc neue Roman -Plandschrift 261

Chariten I 1, 2; I 5, 1; Xenoph. I 12, 1. Ähnlich mag es auch in dem griechischen Original zur hist. Apoll, c. 49 geheifsen haben, wo wir jetzt lesen: sonat in tota Epheso, Tyriuni Äpolloniiim rccotßiovisse sumn coniugem etc., womit man noch Charit. VIII 1, 11 vergleichen möge: 0f]fir] Ö£ duTQEx^v ort, 6 vavuQ%og svQrjxs trjv yvvalxa.

Aus den Reflexionen der städtischen Bevölkerung, die uns im Folgenden mitgeteilt werden, erfahren wir noch Genaueres über das Vorgehen jener beratenden Männer. Denn auf sie beziehen sich doch wohl die Worte: t6 jts^l ri^g cc:tsiXrjg avt&v ccTtaidevrov. Sie haben also in roher Weise Drohungen ausgestofsen wohl schon vor jener (geheimen?) Beratung. Diese Drohungen beziehen sich auf die bevor- stehende Werbung um Chione, und wenn es Z. 19 ff. heifst, dafs keiner von den Bürgern es wagte, nach jenen ^st' i^Bivovg die Jung- frau für sich zu fordern, so war mir das ein Grund für die oben aus- gesprochene Vermutung, dafs jene Beratung eben den Zweck hatte, einem von ihnen die Königstochter zu verschaffen.

Jene Drohungen, die offenbar gegen etwaige Konkurrenten aus- gestofsen worden sind, werden von der Bevölkerung mit Entrüstung aufgenommen, namentlich von denjenigen, o6oi dvvatol tav 7t<^okiytG)v VTtccQXovTsg xal avtol jiokitfvEtSd'ai tijv Xt6vr]v s^isXXov ^vrj^Tsvsö^cci,. Diese nicht leicht verständlichen Worte werfen ein wenn auch schwaches Licht auf die Verkündigung des Königs betreffs der Bewerbung um die Hand seiner Tochter: daraus, dafs sie dvvaroi sind xal avtol ^oki- Tsveöd^ac wird die Erwartung abgeleitet, dafs sie sich um Chioues Hand bewerben würden (s^eXlovl). Also war das wohl eine condicio sine qua non für die Bewerbung, dafs man Bürger war und fähig war, auch selbst sein Bürgerrecht auszuüben, oder seinen Bürgerpflichten obzuliegen, oder wie man das vieldeutige TtohtEvee^ccL fassen will. In dieser Forderung des Bürgerrechts erkennt man den griechischen Autor! Wir erfahren leider nicht, wie aus dieser grofsen Zahl von Bewerbern der eine Glückliche ausgewählt werden sollte, ob etwa Chione wie Odatis in dem schönen Märchen vom Zariadres (Chares fr. 37 MüUer) selbst einen aussuchen, oder ob der Freier sich etwa durch eine be- sondere Leistung wie die Rätsellösung in der historia Apollonii als der Rechte erweisen sollte.

Zum Schlufs von Frg. II erfahren wir dann, dafs Chione über diese aufregenden Vorgänge durch ihre Mutter benachrichtigt wird. Wahrscheinlich wird eine sehr thränenreiche Unterhaltung zwischen Mutter und Tochter gefolgt sein, ähnlich der zwischen der Geliebten des Ninos und ihrer Tante Thambe (Hermes 28 S. 172). Demi dafs das Herz der Jungfrau schon gewählt hatte, und zwar den Wünschen

262 I. Aufsätze

des Vaters entgegen, dürfen wir aus dem III. Frg. schliefsen, und wird auch von dem üblichen Romanschema gefordert.

Das III. Frg. ist am schwersten zu verstehen. Ich habe es zu- nächst unter der Voraussetzung zu deuten gesucht, dafs das zweite Blatt im Codex unmittelbar auf das erste gefolgt sei, so wie im Charitonroman die Blätter auf einander folgten. Dies ergab mir aber keinen befriedigenden Sinn. Namentlich bleibt mir dann unverständ- lich: aitCav d' ovds^iav ^taQSöxrjxs 6oi Msya^TJdrjg Iva ccTColLXrjg aiirdv. In welchem Verhältnis sollte in dem bisher ins Auge gefafsteu Zeit- punkt Chione zu diesem Megamedes gestanden haben? Von ihrem Vater würde kaum so gesprochen werden, sondern es würde wohl 6 7taTi]Q iSov gesagt sein.

Es zwingt aber nichts zu der Annahme, dafs die Blätter un- mittelbar auf einander gefolgt seien; wir können ebenso gut an- nehmen, dafs das zweite Blatt einem späteren Teil des Codex angehört hat. Unter dieser Voraussetzung schlage ich folgende Er- klärung vor.

Frg. III enthält ein Zwiegespräch zwischen Chione und einem Manne (vgl. xsivovvxEg Z. 4). Sie sind in gemeinsamer grofser Gefahr, suchen nach Rettung, imd Chione erklärt ihm, nicht ohne ihn leben zu können. Kurz, der Mann, dessen Rede Z. 1 13 angehören, ist niemand anders als der Geliebte der Chione, der Held des Romanes. Wenn ich Z. 23 richtig ergänzt habe, heifst er Xipijö'rog ein sehr passender Name^) für den Liebhaber, der ja in diesen Romanen ein Tugendbold zu sein pflegt. Vielleicht gehörte er nicht zu jenen Jto- AtTttt, die zu der Werbung berechtigt waren. Wer ist dann Msya- fii]dr]s, dessen Ankunft erwartet wird, von dem der Geliebte sagt, er habe der Chione keine Veranlassung gegeben, dafs sie ihn verlasse? Ich denke, das ist der, der als Sieger aus dem Wettbewerb um Chiones Hand hervorgegangen ist, ihr Gemahl. Oder ist er noch nicht ihr Gemahl? Die Worte aitCav bis änoUjtrig avröv legen den Gedanken nahe, dafs sie schon bei ihm war, ihm gehörte. Andrerseits würde die Rede der Chione wie überhaupt die ganze Situation klarer, wenn man annehmen dürfte, dafs dies Gespräch etwa unmittelbar vor der Hoch- zeit gehalten wäre. Ich lasse die Frage unentschieden.

Auch im Einzelnen bleibt hier Manches unklar. Tlavta xcclov 7i£iVovvtsg d}g sItiev (Z. 3 5) verstehe ich nicht. Wahrscheinlich ist

1) Als Anrede an den Geliebten ist %Qr]ati wohl kauna passend. Mit %Qfi\}icc\ wüfste ich hier nichts anzufangen. Dafs die Namen gern eine Anspielung auf den Charakter enthalten, hat schon Rohde hervorgehoben.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 263

da etwas verlesen. Etwa näv t6 nalbv oder Ttäv tb xaxöv? ^) In der Lücke Z. 20/1 wird kaum etwas anderes gestanden haben, als die ultima ratio: „so wollen wir sterben mit einander"^). Die Er- gänzungen von Z. 21 ff. gebe ich mit um so gröfserem Vorbehalt, als ich sie nicht angesichts des Originals, sondern erst jetzt am Schreib- tisch gemacht habe. Ich kann daher nicht aussagen, ob die vor- geschlagenen Ergänzungen zu den Schriftspuren passen.

Die Richtigkeit der Ergänzungen vorausgesetzt würde der Gedanken- gang dieses Fragmentes etwa folgender sein: Der Geliebte [X^ijötog'^) spricht: „die Ankunft des Megamedes ist zu erwarten, und wir .... haben noch nicht an unsere Rettung gedacht. Megamedes hat dir keine Veranlassung gegeben, dafs du ihn verlassest. Drum überlege, was wir thun sollen, denn ich bin ratlos". Nachdem er so aus Edel- mut gegen den edeln Megamedes, der ebenso wie Chrestos seinem Namen Ehre macht, den Gedanken an gemeinsame Flucht abgelehnt hat, zieht Chione die Konsequenz, indem sie sagt: „Da wir nicht mit einander leben können .... [wollen wir sterben]. Denn schliefslich bleibt uns nichts anderes übrig. Wir müssen nur sehen, dafs wir auch auf vornehme Weise aus dem Leben gehen . . .".

Der letzte Gedanke begegnet ähnlich bei Charit. VII 1, 7, wo Polycharmos zu Chaereas sagt: Uxsilfansd'a de d-avdtov tQOTtov, ÖGng av ysvoito ßsXxCav .... svdo^ov xal totg vötsqov a<30(ievoLg diTjyijfia xataksiTtovtag xtA.

Es ist nicht viel, was uns diese dürftigen Überreste, die offenbar dem Anfang des Romanes angehören, über seine Anlage lehren. Doch sie genügen, uns zu zeigen, dafs auch dieser Roman in der Charakte- ristik der Personen, der Erfindung der Situationen und dem Stil der Darstellung, wemi er natürlich auch wie jeder Roman seine eigentüm- lichen Besonderheiten hat, doch im wesentlichen in denselben Geleisen fährt wie die uns schon bekannten Romane. Bezeichnend ist, dafs von den drei erhaltenen Kolumnen nicht weniger als zwei vollständig mit Reden ausgefüllt sind! Sicherlich haben wir nicht eine Epitome, sondern den m-sprünglichen Text vor uns; höchstens Kürzungen im Stil der beiden Chariton- Redaktionen könnten als möglich zugegeben werden. Die zahlreichen oben hervorgehobenen Parallelen, durch die der neue Roman mit den alten verknüpft wird, ermöglichen nicht die Entstehung des Romanes im Vergleich zu den anderen zeitlich zu fixieren, was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dafs sogar die

1) Vgl. Achill. Tat. VI 16, 2: icpoßovfiriv iirj ri cot kivi]Gco kcckov.

2) Vgl. das ähnliche Gespräch bei Xenoph. II 1.

264 I- Aufsätze

Zeitbestimmung der vollständig erhaltenen Romane vielfach auf sehr schwachen Füfsen steht. Ob der Chione- Roman zu den älteren oder den jüngeren gehört, lasse ich dahingestellt.

5. Die ältesten Bomane.

Von dem Chione -Roman abgesehen sind uns in den letzten sieben Jahren durch ägyptische Papyrusfunde nicht weniger als drei neue griechische Romane bekannt geworden. So dürftig auch die Frag- mente sind, haben sie doch durch ihr relativ hohes Alter die Hand- schriften gehören dem I. resp. IL Jahrh. n. Chr. an! ihre grofse Bedeutung für die Entwickelungsgeschichte des griechischen Romanes. Die weiten Zeiträume, durch die früher die hellenistische Erotik und die sophistischen Liebesromane getrennt waren (Rohde S. 165), werden nun durch diese neuen Funde, durch die wir Vorläufer der sophistischen Romane kennen lernen, überbrückt. Da ich durch den thebanischen Palimpsest veranlafst wurde, auch diese Stücke von neuem zu prüfen, sei es mir gestattet, einige Beobachtungen, die sich mir dabei ergeben haben, kurz hier mitzuteilen. Nur den Ninosroman übergehe ich, da ich seit meiner Edition im Hermes 2H (1893) nicht wieder Gelegenheit genommen habe, das Original zu prüfen. So verweise ich nur auf die vielfach vortrefflichen Ergänzungen und Erläuterungen, die in- zwischen von Ennea Piccolomini ^) und Lionello Levi ^) beigebracht worden sind.

Im Jahre 1895 edierte Krebs, gleichfalls aus den Schätzen des Berliner Museums, das Fragment eines Romanes, der die Liebesgeschichte von Metiochos und Parthenope erzählt (Hermes 30 S. 144 ff.). Im Anschlufs an diese Arbeit, die sich im wesentlichen auf die Text- edition beschränkte, haben Kaibel und Robert ebendort das Fragment es ist nur eine Kolumne ergänzt und erklärt. Die Handschrift stammt, wie Krebs richtig geurteilt hat, aus dem IL Jahrh. n. Chr. Meine um Ostern an Krebs gerichtete Bitte, seine Edition nochmals am Original zu revidieren, sollte keine Erledigung mehr finden: der Tod hat ihn plötzlich von seinem Leiden erlöst. So habe ich selbst nachher das Original verglichen, und das Wenige, was sich für den Text ergeben hat, sei kurz hier mitgeteilt.

1) Itendiconti della R. Accademia dei Lincei 21. Mai 1893.

2) Rivista di Filologia e d' Istruzione Classica XXIII N. S. I l«y4.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 265

Z. 1 1. tjrjv (p[t^\o66(pov t,riti]6LV.

Z. 2 Schlufs 1. XriQ\ statt ^eQ[. Vgl. dazu Z. 36.

Z. 3 Schlufs sehe ich £90, wodurch die Ergänzung von K-K, icp ol$ gestützt wird.

Z. 5 scheint vor ^üd^rjötv: otarrj oder orayrj zu stehen.

Z. 7 1. [r£]g o[r] Tf^[g aAjf^O-ot»?, wie K-R vermutet haben.

Z. 9 Anfang sehe ich Schlufs von rj. Also: 6 T]7jg 'A(pQo\d]£i- trjg vCbg.

Z. 14 sehe ich 6vv£6rrix[av, wie K-R vermutet haben.

Z. 15 scheint xqövslov zu stehen, ist aber nicht sicher.

Z. 20 1. K7i£Cd-av[ov, wie K-R vermutet haben.

Z. 21 für die Ergänzung von fidi/o]v scheint kein Platz zu sein.

Z. 25 scheint hinter jivsv^a zu stehen: xat otov d'o[. .| . . >; . o[]. Bleibt mir unverständlich. Dagegen glaube ich das Folgende sicher erkannt zu haben:

Z. 25 Wd'la]-

Z. 26 [öav Ol] r]dr} tov ndd-ovs elkricporeg nsiQav. 'Eya [d' S7ia\-

Z. 27 [O-OV? 0v\7C(O fltjds 7t£LQad'£h]V X06 ... . ot. "EQGjg

Z. 28 [/«() £'ört]v JcsiVTjficc diavoCag vno \7t]ad;qvg ytvö^£v[ov. Hinter SQcog in Z. 27 braucht nichts zu fehlen.

Der lange Strich am Schlufs zwischen Z. 31/2, den R-K für die Paragraphos halten, gehört zu Z. 32: er tilgt die am Ende von Z. 32 geschriebenen Worte. Die Paragraphos müfste links, am Anfang stehen. Da der Papyrus sonst die Worte trennt, in Z. 32 aber sag mit fisXstTjg eng verknüpft ist, dürfte ^s]Xst^6£og zu verbinden sein (vgl. auch Krebs), wenn auch fisXEtrjßig sonst nicht belegt sein sollte.

Z. 33 steht hinter MrixCo%ov vielleicht: TCQog rb (lij cofio.

Z. 36 1. 'O rov i,£vov XfiQog xa.

Wie schon Krebs S. 144 hervorgehoben hat, sind die beiden Romanhelden Metiochos und Parthenope offenbar dieselben, von deren Liebesgeschichte Eustathios zu Dionys. Perieg. 358/9 erzählt. Freilich ist a priori anzunehmen, dafs im Roman die Sage sehr stark ver- ändert worden ist. Denn der Abschlufs, den Eustathios mitteilt (Parthenope entstellt sich und entsagt dem Greliebten), pafst nicht zum griechischen Roman, der kein anderes Ende als die glückliche Vereinigung der Liebenden kennt. Auch die andere Sage, die Lucian de saltat. 2 kennt, wonach Parthenope zu den berühmtesten Buhle- rinnen gehöi'te, pafst nicht zu der Romanheldin, die nach dem üb-

266 I- Aufsätze

liehen Schema ein sehr tugendhaftes Wesen sein mufs. Es scheint also, dafs auch schon in diesem Roman von der ursprünglichen Sage nicht viel mehr als die Namen übrig geblieben sind. Vgl. oben S. 257.

In der Art der Darstellung ähnelt das Fragment vielfach den andern Romanen. Den gröfsten Teil nimmt eine pathetische Rede des Liebhabers ein, und kurz vorher wird, vs^ie Kaibel und Robert erkannt haben, ein epideiktischer Vortrag eines Fremden gestanden haben. Also auch hier wieder wie schon im ältesten Roman von Ninos und wieder in den späteren die Vorliebe für wohlgesetzte Reden. Dafs auch dem Inhalt nach zahlreiche Fäden diesen Roman mit den anderen verbinden, soll kurz hier dargelegt werden.

In dem vorliegenden Fragment, das offenbar dem Anfang des Romanes angehört, ist Metiochos als der spröde Jüngling gezeichnet, wie ihn auch die anderen Romane so gern schildern, um ihn dann in das Gegenteil umschlagen zu lassen. Vgl. Rohde S. 146/7. Wir werden in eine lebhafte Debatte hineingeführt, die sich, wie so häufig in dieser Litteratur, um das Wesen des Eros dreht. Nachdem jener Fremdling die herrschende mythologische Auffassung vorgetragen hat, wendet sich Metiochos, der den Eros selbst noch nicht kennen gelernt hat, in Gegen- wart der Parthenope mit rationalistischen Gründen dagegen. Kaibel und Robert, die diese Situation erkannt haben, denken sich als Schau- platz „vielleicht eine Rhetorenschule für beiderlei Geschlechter". Man könnte sich auch eine andere Scenerie denken, die in den erhaltenen Romanen öfter begegnet: das Gespräch hönnte an ein Bild des Eros anknüpfen, wozu der Roman des Eustathios (II 7 ff.) die beste Parallele bieten würde. Da steht der Held, der ebenso wie Metiochos noch nichts von Liebe weifs, vor einem Erosbilde und philosophiert mit seinem in die Liebe schon eingeweihten Freunde über das Wesen der Gottheit. ^) Auch auf die Einleitung zum Roman des Achilles Tatius und auf das Prooemium des Longus könnte man hinweisen.

Doch mag die Situation im Parthenope -Roman sein wie sie wiU, jedenfalls ist von Interesse, dafs der Grundgedanke hier und bei dem Byzantiner derselbe ist. Auch bei Eustathios nimmt der Jüngling aus rationalistischen Gründen Anstols an den hergebrachten mythologischen Auffassungen. Vgl. 10, 1: näg ov jtrsQvööstai t6 ^rrjvbv ävhco TttSQä, ccXlä öovXoyQcccpsttcci aatvcög ovxca koI vtisq t?jv (pvGiv; xrL Und als der Freund ihm dann von der aUbezwingenden Macht des Eros spricht,

1) n 7, ."j: (piloeocpi^G(o(ifv tb iHriQiXKiov; n 11, 1: av ^loi ti^qI ti]v yQcctpijv tpüoGotpii. Vgl Pap. 1. 1.

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift 267

bricht er die Unterhaltung mit den ahnungsvollen Worten ab: Mt]da yiyvaöxoLrö ^oi. Ganz ähnlicli sagt Metiochos hier /um Schlul's: 'Eyio [d' £7iad'ov[?) ov^TtGj fi^df TtSLQa&eiriv.^) Solche Parallelen verlieren dadurch nicht, dal's wir sie bei einem Byzantiner finden. Gerade bei diesen, denen die Erfindung neuer Situationen und Gedanken am wenigsten zuzutrauen ist, werden wir oft auf das Gut vergangener Jahrhunderte zu stofsen erwarten dürfen. Derselbe Gedanke kehrt übrigens etwas versteckt aucli im Prooemium zu Longus' Roman wieder: rj^tv d' 6 dsbg jiccQd6%oi 6(0(pQovov6i ribv akXav y^dcpstv.

Während bei Eustathios der Jüngling dem Freunde nur verwun- derte Fragen entgegenhält, gi-eift Metiochos die Auffassung des Fremden in ihren einzelnen Punkten scharf an. In der Ausführung bietet dieser Roman, wie zu erwarten. Neues, Originelles, doch die Grundgedanken sind auch den anderen Romanen bekannt. So erklärt Metiochos es für lächer- lich, dafs Eros ewig ein Knabe geblieben sein solle.-) Dafs Eros in Wirklichkeit sehr alt sei und nur jung erscheine, ist ein auch bei Longus II 5, 2 wiederkehrender Gedanke: Ov roo Ttaig iyco xal sl ÖoxS) jratg, äkXä xal Tov Kqovov ^QSßßvtSQog xccl avtov tov itavxog. Vgl. dazu Plato, Sympos. p. 195Bf. ^) Vgl. auch Lucian, dial. deor. 2, 1 und Apul. Metam. V 31. Wenn Metiochos zum Schlufs eine rein natur- wissenschaftliche Erklärung der Liebe giebt als eines xivi]^u dtavoiag, das durch Ttdd-og entstehe und durch övvtjd'SLa wachse, so ähnelt er in dieser Gottesleugnung dem spröden '^ßQoxo^rjg in den Ephesiaca des Xenophon I 1, 5, der, ehe er Antheia gesehen, "Epara ys fiijv ovös ivo^i^sv sivai Q'eov. Dafs Metiochos und Parthenope von Jugend auf, wie es scheint, in Freundschaft miteinander aufwuchsen, ohne zunächst von Liebe etwas zu wissen, erinnert an Daphnis und Chloe bei Longus, während in den meisten anderen Romanen der Jüngling erst später das Mädchen erblickt und dann sofort in Liebe entbrennt.

So finden wir auch diesen Roman, der wohl spätestens um 100 n. Chr., vielleicht viel früher, entstanden ist, durch mancherlei Parallelen mit den anderen Vertretern dieser Gattung verknüpft^), während sich anderes als originell erweist.

1) Vgl. Heliod. IV 10: t6 [ihv ansiQatov y^vso&ai, tijv ccQp]v ^Qcotog svöaip.ov.

2) KoiiiS^ veog (Z. 9) ist auch in den Romanen eine beliebte Wendung. Vgl. Longus IV 24, 1.

3) Dafs manche Gedanken und Ausdrücke in den Romanen auf Plato zurück- gehen, hat speziell für Achilles Tatius gezeigt Andreas Stravoskiadis ^ Ach. Tat. ein Nachahmer des Plato, Aristoteles, Plutarch und Aelian. Erl. Diss. 1889.

4) Zu ■noi7\\tccl nccl ^coyQCccpoi huI '7i[ldGt(x]i in Z. 38 vgl. z. B. Charit. III 8, 6.

Archiv f. Papyrusforachung I. 2. 18

268 I- Aufsätze ■.

Endlicli hat Mahaffy in den Bendieontl della Reale Accademia dei Lincei vom 21. Februar 1897 eiu Fragment ediert, das er, wie mir scheint, mit Recht als Bruchstück aus einem Roman bezeichnet hat. Eine vortreffliche Erklärung des Textes verdanken wir Otto Crusius (Beilage zur Allgem. Zeitung 1897 Nr. 145, 3. Juli).

Mahaffy hat übereinstimmend mit Kenyon und Grenfell die Schrift des Romanes, der auf dem Verso steht, in das II. Jahrh. n. Chr., die Schrift des Recto (Abrechnungen etc.) in das I. Jahrh. n. Chr. gesetzt. Auch ich kann mich auf Grund der beigefügten Photographien dieser Schätzung nur anschliefsen, kann für den zweiten Ansatz sogar einen direkten Beweis erbringen. In der unteren Hälfte des Recto lese ich die Worte: U£ßa6tov FsQpiavixov 0cc[.i£v[cod-. Damit kann nur Domi- tian gemeint sein, und wenn ich nicht irre, passen auch die vorher- gehenden Schriftspuren zu zJo^^ttLavov. Damit ist der terminus post quem für die Romanhandschrift gegeben. Es war ein Irrtum, wenn Crönert oben S. 210 den Papyrus der Ptolemäerzeit zuwies.

Erhalten ist vom Roman eine Kolumne von 60 Zeilen, links und rechts davon einige Schlüsse und Anfänge der benachbarten Kolumnen. Der Text ist in einer an sich leicht lesbaren Kursive geschrieben, ist aber leider durch Lücken und Beschädigungen der Oberfläche derartig verderbt, dafs von den 60 Zeilen bis jetzt nur ganz wenige vollständig und sicher gelesen sind. Viele von Mahaffys Lesungen habe ich auf der Photographie nicht wiedergefunden, ohne doch sagen zu können, was wirklich dasteht. An einigen Stellen bin ich etwas weiter ge- kommen, aber meine Hoffnung, einen zusammenhängenden Text schaffen zu können, habe ich bald aufgeben müssen. Das wird nur am Original zu machen sein. Hoffen wir, dafs der hochverdiente Herausgeber sich der Mühe unterzieht, den, wie es scheint, in seinem Privatbesitz be- findlichen Text nochmals gründlichst zu revidieren. Einstweilen teile ich die kleinen Ergebnisse meiner Nachlese mit.

In der vorhergehenden Kolumne, die Mahaffy ungelesen gelassen hat, glaube ich in Z. 20 ösiXr/vs zu erkennen. Ist das richtig, so würde dort ein Mann UEiXrjvög angeredet, also wohl ein Gespräch wieder- gegeben sein.

Oberhalb der Hauptkolumne erkenne ich, was sich für die Inter- pretation als nicht ganz unwichtig ergeben wird, die von zweiter Hand später hinzugefügte Paginazahl K&. Wir haben also die 29*" Kolumne der gesamten Darstellung vor uns.

Z. 7 sehe ich xuycot, darauf vielleicht (iöv[os'^^ am Schlufs ein Praeteritum mit v abschliefsend. Dann beginnt ein neuer Satz: Täv dl [x\vߣQvr]rß)v. Eine Verbalform wie ^taQaivovvtav ^ die Mahaffy

Ulrich Wilcken: Eine neue Roman - Handschrift 269

vor ÖS erwartet, würde nicht passen, weil dann der Artikel hinter dl zu erwarten wäre. Das Participium mul's vielmehr folgen. Darauf lese ich ö 7]fi\atEQog (statt . . evQog) seil. xvßsQi^rjtVig rjTtSLysto nXslv.

Z. 16 erkenne ich 7tQo[g\GiTtUt,8ro statt ii .[^. .\a7tltt,sto^ und zum Schlufs völlig sicher i.'^\e7c\X£v6a^sv statt Ecp\ß'jt\XEv6aiiev.

Z. 11 scheint rj TCQod^^lg rrjv zu stehen, statt tj nQod-a[.] . rxstv. ÜQod-^iCg würde vulgäre Schreibung sein, mit einer häufig vorkom- menden Metathese, für jtoQd-fitg.

Z. 32 schreibt Mahaffy: ov Öse xov Ni6vqov XKd-0Qa[6d-ai? Da- nach übersetzt Crusius „(Wir werden über das kretische Meer dahin- getrieben), wo man Nisyros sehen mufs". Befriedigender ist die folgende Lesung, die mir sicher erscheint: ovdhi ov Niövqov xa&0Qä[v: „wäh- rend es nicht mehr möglich war, Nisyros (vom Schiff aus) zu sehen". Daraus lernen wir, dal's die Fahrt von Nisvros ausgegangen war!

Z. 55 f. lese und ergänze ich etwa folgendermafsen: \ks t6 xv^cc.

noXXa[%ov? d' £7c]l rrjg xsQaiag sßdX[Xovto?] nvQöol ßga^slg [

(partic.)] eg ixdtSQOv xsQag.

Z. 57 Schlufs steht nicht mit Abbreviatur TtQoöavv^), sondern 7iQ0(3mvv^i. Also kann das Folgende nicht zu dv\a7i£6]ovTEg ergänzt werden. Vielmehr ist zu verbinden 7CQo6G)vv^i\av. Das ovteg kann ich nicht sicher erkennen.

Der Inhalt der Kolumne ist kurz folgender: Zwei Personen, von denen eine den Hergang erzählt, nehmen unter „alkyonischen Klagen" zärtlichen Abschied von einander. Beide verlassen den Hafen, wie wir soeben sahen, von Nisyros, aber auf verschiedenen Schiffen. Ein Un- wetter zieht sich zusammen, das allmählich in furchtbaren Sturm mit Blitzen und Regengüssen ausartet, bis schliefslich wie Crusius so schön gezeigt hat das Rettung verheifsende St. Elmsfeuer sich auf die Raaen setzt, worauf die Mannschaft niederfällt und betet. Damit bricht der Text ab.

Mahaffy erklärt dies für ein Bruchstück eines griechischen Romanes und verweist auf den grofsen Seesturm bei Achill. Tat. HI 1 ff. ^) Crusius dagegen möchte es lieber der Brief litteratur zuweisen, unter Hinweis auf den schönen Synesiusbrief, in dem auch ein Seesturm geschildert

1) Vgl. ferner Heliodor V 27; Charit. IE 3, lOflP.; Eustath. VII 7if.; hist. Apoll, c. 11, 12 und dazu Klebs S. 284. Grofse Ähnlichkeit mit unserem Frag- ment zeigt in vielen Details die Sturmbeschreibung in Ovids schöner Erzählung von Keyx und Alkyone, die nach Nikander erzählt sein soll. Auch unsere Dar- stellung mag in letzter Instanz auf hellenistische Vorbilder zurückgehen.

18*

270 I- Aufsätze

wird, oder möchte es wegen der Dioskurenepiphanie auch wohl für ein frommes Traktätchen, etwa xsql d'dcov ivsQysLüv halten.

Ich gebe Crusius zu, dafs ein strikter Beweis für die Zugehörig- keit zu den Romanen nicht zu erbringen ist, und dafs die Stilverwandt- schaft unseres Fragmentes mit den späteren Romanen, die auch nach Crusius unverkennbar ist, die Frage nicht löst; aber auch die Ein- wendungen, die er gegen Mahaffys Annahme erhebt, scheinen mir nicht entscheidend zu sein.

Sein erster Einwurf betrifft die Personen: „in dem Roman handelt es sich um ein Liebespaar, hier ist von zwei Freunden oder Kameraden die Rede". Die Praemisse ist nicht in dem Sinne zuzugeben, dafs nicht auch im Roman ausführlichst von den gemeinsamen Abenteuern zweier Freunde gehandelt werden könnte. Man denke nur an Chariton, bei dem Chaereas und Polycharm auf der Suche nach Kallirrhoe die tollsten Gefahren miteinander bestehen, ja, abgesehen vom Anfang und vom Schlufs tritt Chaereas meist mit dem Freunde zusammen auf, nicht mit der Geliebten. Warum sollte nicht auch hier eine solche Episode erzählt sein? Vielleicht segeln auch hier die beiden Freunde hinaus, um die Geliebte des Einen zu suchen. ^) Doch ich will dieser Vermutung um so weniger nachgehen, als es mir garuicht sicher ist, dafs wir wirklich zwei Männer vor uns haben. 'ExdtsQog in Z. 13, i7t[L6]ico7tovvrsg in Z. 14, ßlüXXjovrEs in Z. 15 entscheiden die Frage nicht: es würde nicht anders heifsen, wenn die andere Person ein Weib wäre. Die Möglichkeit ist jedenfalls bei der jetzigen Textgestalt zuzugeben.^) Ja ich meine, die Zärtlichkeit des Abschiedes, die Handküsse, die sie sich zuwerfen, vor allem der d-Qi^vog 'AXxvovEiog weisen viel eher auf ein Liebespaar hin. Doch die Frage mufs offen bleiben. Jedenfalls kann nach obigem aus dem Personenstande ein Kriterium gegen den Roman- charakter des Fragmentes nicht abgeleitet werden.

Crusius bemerkt ferner, dafs wegen des St. Elmsfeuers, das einen günstigen Ausgang verhelfst, der Sturm nicht zu einem Schiffbruch geführt habe, wie das in den Romanen geschehe. Es ist richtig, dafs in den Romanen die Stürme oft zum Schiff'bruch fükren, aber es giebt auch da Fälle, in denen das Schiff schliefslich glücklich landet. Mir fällt z. B. folgende Stelle in der bist. Apoll, c. 39 ein: . . . sublatis ancoris altum pelagus petiit iam ad Tyrum reversurus. Qui dum pro- speris ventis navigat, subito mutata est pelagi fides, per diversa discrimina

1) So könnte es sich erklären, dafs sie aus demselben Hafen auf verschie- denen Schiffen abfahren. Ähnliches bei Charit. III 3, 8.

2) Ist vielleicht Evcp^oavvri in Z. 5 als Name der Geliebten zu fassen?

Ulrich Wilckcn: Eine neue Roman -HandHchrift 271

maris iactantur; omnibus deimi royautibm ad Mytüenani civitatem ad- venerunt. In diesem kurzen Auszug (s. oben S. 260 Anm.) ist zwar der Seesturm nicht ausführlicher beschrieben. Aber wenn mau von Tarsos ausfahrend statt nach Tyros nach Mytilene kommt, mufs es doch ein recht bedeutender Sturm gewesen sein im griechischen Original mag er ausführlich geschildert gewesen sein ^) , und doch endet er mit einer glücklichen Landung. Doch hiergegen liefse sich manches einwenden; sicherer beweist Heliodor V 27: da ist ein Seesturm mit grofser Ausführlichkeit geschildert; dennoch erfolgt kein Schiffbruch! Dieses Heliodorkapitel zeigt uns, dafs gelegentlich auch die Roman- schriftsteller, wenn sie ihre Helden über das Meer fahren liefsen, diese Gegenheit benutzten, einen Seesturm darzustellen, auch wenn daraus keine Folgen für die Entwicklung der Handlmig sich ergeben sollten also aus reiner Freude an der beliebten snipQaöLg. Vgl. Dionys. Hai. rhet. 10, 17. Und damit würde auch unser Fragment als Episode innerhalb eines Romanes genügend erklärt sein.

Was andrerseits die positiven Vorschläge von Crusius betrifft (Brief oder Traktat), so gehen sie wohl von der Vorstellung aus, dafs unsere Erzählung keinen allzugrofsen Umfang gehabt habe. Sie ver- lieren daher an Wahrscheinlichkeit, nachdem oben gezeigt ist, dafs die vorliegende Kolumne die 29*'' ist. So spricht die Seitenzahl für eine breite Darstellung, wie die Romane sie fordern.^)

Vielleicht wird auch diese Hauptfrage klarer zu erkennen sein, wenn erst ein zusammenhängender Text hergestellt sein wird. Einst- weilen ist es mir aus den angeführten Gründen wahrscheinlicher, dafs wir einen Roman vor uns haben.

Nachdem der vorstehende Aufsatz in den Druck gegeben war, kam mir die von Fritz Scholl besorgte zweite Auflage des klassischen Werkes von Erwin Rohde zu Gesicht. Leider haben sich eingehendere Untersuchungen über die neuen Romane in seinem Nachlafs nicht gefunden. Aus den flüchtigen Randbemerkungen seines Handexemplars

1) Die Worte omnibus deum roganUbus erinnern an das Gebet zum Schlufs unseres Fragmentes. Sie stammen zwar in dieser Form aus dem christlichen Bearbeiter, aber vorher mag ein heidnisches Gebet dort gestanden haben.

2) In dem erhaltenen Fragment erzählt jemand seine eigenen Erlebnisse. Vielleicht war das nur eine Einlage, wie z. B. bei Heliodor sich sehr ausführliche Ich-Erzählungen finden. Es kann aber auch der ganze Roman dieser Person als Erzählung in den Mund gelegt worden sein; dann würden Achilles Tatius, auch Eustathios Parallelen bieten, die gleichfalls einen Ich-Roman geben.

272 I- Aufsätze: Ulrich Wilcken: Eine neue Roman -Handschrift

geht nur so viel hervor, dafs Rohde zwar die Ninos- Geschichte (vgl. S. 577 der 2. Aufl.), aber nicht die Parthenope- Geschichte für einen Roman gehalten hat. In Bezug auf letztere findet sich auf S. 570 die Bemerkung: „Aber es scheint eher ein Gespräch über "Egcog und i'pwg zu sein la "EQCJtsg des Pseudolucian), mit einiger Scenerie: für einen Roman würde das Gespräch kaum passen." Mir scheint aus der obigen Behandlung des Fragmentes, die ich unverändert habe stehen lassen, im besonderen aus der oben aufgedeckten Parallele mit Eustathios' Roman doch so viel mit Sicherheit hervorzugehen, dafs das Fragment einem Roman angehören kann. Für die Annahme eines Gespräches in der Art des Pseudolucian scheint mir die That- sache nicht günstig, dafs Metiochos und Parthenope durch ihre Namen die Erwartung erwecken, dafs sie vom Philosophieren zum Handeln übergehen werden. Doch mögen Berufnere die Frage ent- scheiden.

Breslau. Ulrich Wilcken.

Zum ägyptischen Münzwesen.

Seit wir durch das ausdrückliclie Zeugnis eines Metrologen ^), sowie durch eine Reihe von Urkunden aus der römischen Kaiserzeit ^) wissen, dafs damals in Ägypten nach einer doppelten Drachme ge- rechnet worden ist, nach der Drachme Kupfers von 6 und der Drachme Silbers gleich 7 oder 7^^ Obolen, wird, wie es scheint allgemein, an- genommen, dafs die Drachme von 6 Obolen dem ägyptischen Kleingeld- kupfer, die Drachme von 7 oder 1'^/^ Obolen dem Billontetradrachmon zu Grunde liegt. Dies scheint mir irrig; vielmehr ist die Drachme von 6 Obolen die des ägyptischen Billontetradrachmon der Kaiserzeit, die Drachme von 7 oder 77^ Obolen die des römischen ägyptisch als Tetra- drachmon gefafsten Denars. Es stützt sich diese Annahme auf die folgenden Beweise.

1. Die ägyptische Kleinmünze, der Obolus und dessen Teilstücke Didrachnien und Drachmen sind in Ägypten allem Anscheine nach nur vorübergehend und in geringem Umfange geschlagen worden^)

1) Grenfell and Hunt the Oxyrhynchus Papyri 1 p. 77: t';^/. %aliidvir] ößöXovg s' .... %ft Squ^ilt} oßoXovs STttä. Die Sga^^iii) Alyv%xia%ri in der Tafel der Kleo- patra (Hultsch scr. metr. I c. 60, 6) von ^ g der attischen Drachme ist ein Rätsel (■was ich früher darüber vermutete, Hermes 5, 135; RG 5, 558, ist durch die späteren Funde beseitigt); die Handschriften geben, wie Herr E. Pernice mir mitteilt, keine Hülfe. Vielleicht ist ÄlyvTtxLav.ri zu streichen und die spätere attische Drachme gemeint.

2) Die Drachme von 7 oder 7y^ Obolen zeigt sich am bestimmtesten in dem berühmten Haushaltungsbuch (Pap. of the Br. Mus. n. 131 vol. I p. 166 fg.) vom J. 78/9, aus welchem ihre Dopi^elgeltung 7.uerst durch Kenyon festgestellt ward. Hier werden, mit ausdrücklicher Angabe des Verhältnisses, 4 Silberdrachmen ge- glichen bald mit 28 Obolen Z. 351 : cbg r -< S' 6ß. kt]', wonach 116 Dr. 4 Ob. Kupfer umgerechnet werden in 100 Dr. Silber; Z. 529: i^ 6ßo}.{m') tir]' x{kIv.ov) , bald und in gleicher Verbindung mit 29 Obolen Z. 529: t'l oßipXwv) k&' %{aly.ov), wonach 163 Dr. Kupfer umgerechnet werden in 135 Dr. ly^ Ob. Silber, was freilich genau lauten müfste 134 Dr. 5^%9 Ob. Zahlreiche andere Belege hat Wilcken, Ostraka I 732 zusammengestellt.

3) Vgl. darüber Poole catalogue of the coins of Alexandria p. XXIX; Pick bei Wilcken a. a. 0. S. 729.

274 I- Aufsätze

gehört anerkannterniafsen mit dem Billontetradrachmon zusammen. Nun kann es ja vorkommen, dafs zwischen dem Grofsgeld und seiner Scheide- münze sich eine Kursdifferenz entwickelt; aber es setzt dies voraus, dafs die letztere auch in Grofszahlungen verwendet und demnach in Massen geprägt wird. Das erstere wird unbedenklich angenommen werden können; Beschränkung der Kleingeldzahlung durch gesetzliche Maximalsätze sind dem Altertum wohl fremd gewesen. Aber letzteres trifft bei dem ägyptischen Provinzialkupfer keineswegs zu; im Gegen- teil hat sich die Münzverschlechteruug dort nicht auf massenhafte Ausprägung des Kupfers geworfen, sondern auf Verringerung des Silbergehalts im Billongeld, so dafs dieses zur Kupfermünze wird und die eigentliche Kupfermünze schwindet.^) Grofszahlung in Obolen und dessen Teilstücken fordert eine so gewaltige Kleingeldmenge, wie die ägyptische Kupferprägung gegenüber dem Billon sie keineswegs auf- zuweisen scheint. Allerdings schliefse ich dies nur aus den in dieser Frage unzureichenden Münzkatalogen; Fundberichte liegen mir nicht vor und können allein darüber endgültig entscheiden. ^) Dagegen leuchtet ein und wird imten näher ausgeführt werden, dafs zwischen dem römischen Denar und dem ägyptischen Billon füglich ein Diffe- rentialkurs von 7 oder 7y^ zu 6 eintreten konnte.

2. Dafs der Denar in Ägypten seit der Eroberung des Landes^) durch die Römer Legalkurs gehabt hat, wird keines Beweises bedürfen, schon darum, weil mit dessen Ausschlufs auch der römische Aureus ausgeschlossen würde, der ja in der Rechnung nur als Multiplum des Denars auftritt. Aber in der aus zahllosen Urkunden uns bekannten ägyptischen Rechnung erscheint der Denar unter diesem Namen nicht *^);

1) Poole a. a. 0.

2j Übrigens mag bei der in Ägypten offenbar sehr vorgeschrittenen Ent- wickelung des Bankwesens die Masse des umlaufenden Geldes relativ gering gewesen sein und daher auch die Münzfunde dort in minderem Umfang auftreten als anderswo. Der selten unterbrochene Friedensstand wird weiter dem Ver- graben der Schätze entgegengewirkt haben.

3) Dafs in der Zeit des Antonius und der Kleopatra in Ägypten zum Teil auf römischen Fufs geprägt worden ist, wenigstens die in der ägj^ptischen Prägung ganz isoliert dastehende Drachme der Kleopatra (Poole, Ptolemies p. 122) als Denar anzusehen ist (mein R. M. W. S. 723), kommt weiter nicht in Betracht.

4) Wir kennen bis jetzt nur eine einzige wirkliche Ausnahme, das von Wilcken 1, 737 aus einem unedierten Pariser Papyrus angeführte, auf Siaxoeicc TCsvTT^xovra Sr\vccQicc lautende, im Jahre 196/7 von einem römischen Beamten ge- fällte Straferkenntnis, das aber nachher von dem Strategos bezeichnet wii-d als lautend auf 1000 Drachmen. Dafs BGU 276 die Rede ist von einem ßagdog, der örivaQiMv gf' gekauft und, wie es scheint, für 370 Dr. wieder verkauft ist,

Theodor Mommsen: Zum ägyptischen Münzwesen 275

hat er dennoch darin seinen T^latz geha})t, so kann er nur in der un- zählige Male begegnenden aQyvQiov Öqux^h] gefunden werden. Dafs Augustus, der den Denar in Ägypten eingeführt haben mufs, die römische Bezeichnung ausschlofs, ist ein weiterer und wichtiger Bei- trag zu dem Bilde der Äeyyptus seposita] so wenig wie der Proconsul und der kaiserliche Legat gehört der Denarius der Reichsmünze als solcher in dieses dem kaiserlichen Privatbesitz vorbehaltene und mit eigener Königsmünze ausgestattete Königreich.

3. Die Benennung aQyvQiov oder aQyvQiov eTtcGri^ov vofitöfiatog dgccx^rj^), vollständiger in der julisch-claudischen Epoche ccQyvQiov Ueßaötov KoX IltoXs^aLxov vo^cöfiarog dgccx^y]^), in den jüngeren Ur- kunden KQyvQLOv Usßaörov oder 2Jsßa6rß)v vo^iö^atos^), im 3. Jakrh. auch ocQyvQtov na^.caov Uto^s^uinov voacö^iatog^)^ pafst 'nicht auf die provinziale, sondern nur auf die Reichsprägung.

a) Der Denar ist ein Silberstück, das von Tiberius eingeführte ägyptische Grofsstück dagegen eine Billonmünze, die im besten Falle zu drei Vierteln aus Kupfer besteht. Es ist, ich will nicht sagen un- möglich, aber recht unwahrscheinlich, dafs das letztere gegensätzlich

und dals BGU 335 es heilst: BTtsiiipä gol . . . SriväQia ky,at6v kommt nicht in Betracht, ebensowenig der lateinische Brief P. Grenfell II 108. Die von Wilcken a. a. 0. S. 736. 737 behandelten Quittungen über drjvaQia titrä yial ößokovg shoai (n. 1128) SrivccQia Svo oßoXol öktw (n. 1265, vgl. 1142) X id'f S' n. 1169. 1170 mit zahlreichen gleichartigen Ansetzungen sind auf die Münzsorten gestellt, in denen die betreffenden Zahlungen ei-folgten, Denare und Obolen oder Denare und Tetrobolen. Indem diese Zeugnisse den Umlauf des Denars in Ägypten bestätigen, beweisen sie zugleich, dafs er als solcher in die Rechnung nicht gehört.

1) ^QyvQiov inLarJiiov Ktcpalcciov vo/xifffiarog Sqcc^^ccI sßSofii^yiovta in einer Urkunde (BGU 189) vom .1. 8 n. Chr.; ähnlich BGU 316. 362 (III 16. VI 73). 418. P. Oxy. I 48 50 und sonst. Das häufig dabeistehende Kscpcxlaiov soll nur aus- drücken, dafs Kapital-, nicht Zinszahlung gemeint ist.

2) Diese Formel erscheint in Urkunden von den Jahren 36 (P. Oxy. II 267), 41 (BGU 713, in welchem inkorrekt geschriebenen Text es heifst: c:QyvQLo[v eJäi- arj(ioi [so] yiaLq)aXaiov xai Iltolixi^safKOv vo^iienaxog Sq.), 54 (P. Oxy. II 264), 56 (das. 271).

3) 'ÄQyvQiov Z^ßccarov v. Sq. z. B. in Urkunden aus den Jahren 120 (BGU 69), 137 (BGU 465 und 805), 143 (BGU 741) und 187 (P. Oxy. I 91), ocQyvQiov ZsßaGxmv V. Sq. aus den Jahren 189 (BGU 578), 251 (P. Gen. 9), 283 (P. Oxy. I 55), 289 (BGU 13), 290/304 (P. Grenf. II 72), 302 (das. 74), 305 (das. 75), 348 (BGU 456), 337/350 (P. Lond. II 251 S. 316), 348 (BGU 456). Aufzulösen ist nach der vorhergehend erörterten Formel nicht ccQyvQiov Usßaarov, sondern ccQyvQiov Seßaaröv oder 2Jsßcc6rmv, moneta Augusta oder Augustorum. Vgl. Wilcken 1, 728.

4) So in zwei Wiener Urkunden von den Jahren 268/70 und 286/7 (Wessely, Mitt. 4, 146). jQa](^^iccl nalccLov vo^i6\Lccxo<s TtccXcciai: P. Grenf. II 77.

276 I. Aufsätze

zum Kupfer als Silber bezeichnet worden sein soll. Unwahrsclieinlicli ist es allerdings auch, dafs dies Billon geradezu Kupfergeld genannt worden ist; aber es wird weiterhin gezeigt werden, dafs die Bezeich- nung der Billondrachme als %alxLV7j oder xo^^^ov im offiziellen Gebrauch vermieden wird und wahrscheinlich erst abusiv im späteren Sprach- gebrauch eintritt.

b) Für den römischen Denarius würde in griechisch -ägyptischer Rede der einfachste Ausdruck ccQyvQLov dQa%(iy] gewesen sein, und es ist wohl möglich, dafs Augustus ihn imter dieser Benennung in Ägypten eingeführt und ihn nur als ccQyvQiov Ueßadtov d^ax^yj von der KQyvQiov Uto^sfiaLxov d^axfiij unterschieden oder vielmehr nicht unterschieden hat, insofern die ptolemäische Drachme, welche der von ihm vorgefundenen ägyptischen Münzordnung zu Grunde lag, von 3,57 Gr. normal mit dem damaligen römischen Denarius von normal 3,90 Gr. effektiv nahezu zusammenfiel. Die wesentliche Gleichstellung aber des vorrömischen königlichen und des römischen Reichsgeldes wird geradezu gefordert durch die offizielle Zusammenfassung des Usßaöthv >cccl Iltols^aLxbv vö^iö^a. ^) Allerdings ist nach der Münz- reform unter Tiberius die ägyptische Silberdrachme Äquivalent nicht des römischen Denars, sondern eines Viertels desselben. Aber die Reduktion der Einheit, die Umwandlung der Drachme in ein Vier- drachmenstück änderte den fundamentalen Münzfuls nicht und gestat- tete immer noch, wenn der Denar als der ptolemäischen Drachme gleich in Ägypten Legalcours erhalten hatte, auch noch als Vier- drachmenstück ihn mit dem ptolemäischen Drachmengeld zu gleichen. Die allgemeine Tendenz der römischen Regierung den Ägyptern die Eroberung als blofsen Dynastiewechsel hinzustellen hat freilich bei dieser Verschleierung des fremden Kourants wesentlich mitgewirkt. Natürlich ist auch im Lauf der Zeit das ^ptolemäische' vö^iiöfia mehr und mehr zurückgetreten, aber fast bis hinab auf die diocletianische Epoche ist den Ägyptern der Denar Königsgeld geblieben.

1) Gemeint ist nicht die sprachliche Identität des vofitßiicc Hsßußtöv und des röfj/ffftK IltoXsfiaiKOv, sondern die sachliche. Wenn es in der Urkunde vom J. 36 heifst: oiioloyä) ^fir %kqcc gov .... Sia rfjg 2^aQani(ovos Tgans^rig kqyvqlov Ssßaßrov xat TIroXh[LcciKOv rofiia^arog SQa^^iag tsaaaQäxovTa, so werden das ptolemäische und das kaiserliche Silberstück damit nicht identifiziert, aber wohl als gleichwertig bezeichnet, ähnlich wie wenn wir von Zahlung in Thalem Silbers oder Mark Silbers sprechen. Dafs bei dieser ohne Zweifel offiziellen Bezeichnung die zwischen der königlichen Drachme und dem Denar allerdings bestehende WertdiflFerenz ignoriert wird, erklärt sich aus dem politischen Motiv, die Fremd- herrschaft zu verschleiern.

Theodor Moramscn: Zum il^yptischen Münzwesen 277

c) Auf das tiberianischc Tetradrachmon palst jene Vollbezeich- nuug der aQyvQiov d^ai^iri nicht. Die späteren Ptolemäer haben wohl schlechte Silbertetradrachmen geschlagen, aber niemals Billon- tetradrachmen, und das zwischen dem Ende der königlichen Silber- und dem Anfang der kaiserlichen Billontetradrachmen liegende Jahr- hundert trennt die beiden Münzgattungen in bestimmtester Weise.

4. Es begegnen in den ägyptischen Urkunden nicht selten neben einander Zahlungen teils in Silber, teils in Kupfer. Diese lassen aller- dings häufig sich so auffassen, dafs die letzteren Beträge aus Kleingeld- zahlungen hervorgegangen sind, und sind insofern mit der gangbaren Annahme vereinbar. Aber allgemein trifft dies nicht zu. In den Frei- lassungsurkunden aus domitianischer und traianischer Zeit ^) werden als kvTQa neben 10 Drachmen ccQyvQtov imöiq^ov in Drachmen %akKov TiQog agyvQiov ausgedrückte gröfsere Summen (bis zu 63000 solcher Drachmen gleich 140 Denaren) angesetzt. Die letzteren haben un- möglich in Obolen gezahlt werden können, wohl aber konnte eine vielleicht an die römische Behörde zu leistende Nebenzahlmig auf den Denar als Münze gestellt werden, die Hauptzahlung dagegen allgemein auf ägyptisches Kourant, mochte dies aus der Reichs- oder aus der Provinzialprägung hervorgegangen sein.

5. In einem vor kurzem von den Genfer Gelehrten Nicole und Morel veröffentlichten Papyrus aus domitianischer Zeit ^) wird das römische Stipendium, der Viermonatsold des Soldaten, der damals be- kanntlich 75 Denare betrug, angesetzt auf 248 Drachmen. Bezogen auf das Billontetradrachmon bleibt diese Differenz unerklärlich. Wenn dagegen diese ^Drachme' die von l^j^ Obolen und in der That der Vierteldenar ist, so sind 248 solcher Drachmen nahezu (genau 248 X T/^ = 1798) 1800 Obolen oder 300 ägyptische Drachmen der geringeren Kategorie. Die Manipulation hat also darin bestanden, dafs dem Legionär statt der ihm eigentlich zukommenden 300 Drach- men Silbers, das ist 75 Denare, 300 Drachmen Billon, also 62 Denare gezahlt wurden. Ohne Zweifel ist die Zahlung in römischem Gelde geleistet worden.

1) P. Oxy. I 48. 49. 50.

2) Archives militaires au I siecle, Genf 1900. Ich habe dieses wichtige Dokument im Hermes 35, 437 sq. erläutert und gebe daher hier dessen Inhalt nur insoweit wieder, als er für die Münzfragen in Betracht kommt.

278 I- Aufsätze

Die Entwickelung des ägyptischen Münzwesens in der Römerzeit dürfte sich in der folgenden Weise vollzogen haben.

Die Römer fanden in Ägypten zwei Rechnungseinheiten vor, die Silberckachme von normal 3,57 Gr. und die Kupferdrachme oder nach dem technischen Ausdrucke die SQax^rj ;^fi:A;co'ö tcqoq ccQyvQiov von 7450 der Silberdrachme. ^) In der Münze liegt abgesehen von der ägyptischen Goldprägung die erstere der bis auf das Ende der Königszeit fortgeführten Prägung silberner Tetradrachmen zu Grunde, die zweite ohne Zweifel der kupfernen Kleinmünze, deren schwer zu bestimmende Nominale hier aufser Betracht bleiben können.

Augustus hat für Ägypten beide Rechnungseinheiten beibehalten. Die der Silberwährung ist das nto2.£fiaioibv v6fit6}ia, dessen Fortbestehen sowie dessen wesentliche Gleichsetzimg mit dem in die ägyptische Währung eintretenden römischen Denar in der Kaiserzeit vorher ent- wickelt worden ist. Eine vollständige aber ist diese Gleichsetzung der den königlichen Tetradrachmen zu Grunde liegenden Drachme und des römischen Denars schwerlich gewesen. Das Normalgewicht des letz- teren war etwas höher imd vor allem die effektive Ausmünzung bei weitem solider. Infolge dessen wird der Vorzug der Reichsmünze vor der provinzialen, wie er in der gleich zu erwähnenden tiberischen Ord- nung zu Tage tritt, der Sache nach, wenn auch in anderer Form, wohl auf Augustus zurückgehen. Die ptolemäische Kupferdrachme von y^g^ der silbernen ist auch unter den Römern die Rechnimgseinheit gewesen und begegnet in zahlreichen Urkunden wenigstens bis hinab in die traianische Zeit.^) In der Prägung hat Augustus die des ptolemäischen Silbers

1) Für diese verweise ich auf Grenfell-Hunt, Oxyrh. 1 p. 107; 2 p. 187, denen entnommen ist, was darüber vorgebracht wird.

2) Ausdrücklich wird die Gleichung mit der KQyvgiov d'pa;ffwj angegeben in einer Urkunde vom J. 79 P. Oxy. II 243: tbg rav S' (dpo:%ju.c5v) ,(xco'. Aufserdem finden sich derartige Ansetzungen in Urkunden von den Jahren 55 (Grenfell-Hunt, Oxy. I p. 99), 77 (das. 2, 242), 83 (das. 2, 331 p. 307), 86 (das. 1 n. 48), 89 (das. 2 n. 333. 337. 338 p. 307. 308), 98/99 (das. n. 340 p. 308), 100 (das. 1 n. 49), von denen die aus den Jahren 77 und 79 dieselbe Summe auch in dcQyvQiov dQcc/^iLai angeben. Auf diese Rechnungsdrachme wird auch das Ostrakon 1545 aus dem J. 10 n. Chr. zu beziehen sein, da, wie Wilcken 1, 726 bemerkt, ein Betrag von 400 ^cc(Xv.ov) für die Steuer den a.Q%LHvvriy6q auf die gewöhnliche Kupfer- drachme nicht bezogen werden kann. Eine ähnliche Gleichung, aber gestellt auf 1:500, giebt der Londoner Papyrus n. 266 (vol. 2 p. 233), welcher zwischen die in '^(^{ccXiiov) geführte Rechnung häufig Beträge von 4 Drachmen, geschrieben <^8, meist mit dem Vormerk Ttapap^pfyfto;, einschiebt und diese dann als 2000 ;]((o:Xxo'D) verrechnet. Es sieht ganz so aus, als seien dies zwischen die in Rechnung ge- stellten und in Rechnungsdrachmen angesetzten Leistungen eingeschobene Baar-

Theodor Mommsen : Zum ägyptischen Münzwesen 279

nicht fortgeführt, offenbar weil der Denar nebst dem Aureus jetzt in die ägyptische Zirkulation eintraten. Ob und wann die ptolemäi sehen Tetra- drachmen aufgerufen worden sind, können nur Münzfunde entscheiden; es ist sehr zu wünschen, dafs die ägyptische Forschung auf diese mehr als bisher achte und namentlich feststelle, ob neben ptolemäischen Münzen auch römische gefunden werden. Die römische Scheide- münze hat weder damals noch später in Ägypten Kurs erhalten; von dem As oder anderen nicht silbernen römischen Münzen finden sich weder die Namen ^) noch in den Wertsetzungen in Ägypten eine Spur. ^) Wo neben dem Grofsgeld in Ägypten Kleinmünze auftritt, ist dies der Obolus oder dessen Multiplen und die Quoten desselben, die Chalkus. Eine besondere Festsetzung ihres Verhältnisses zu dem römischen Denar war nicht erforderlich, da dessen legale Fixierung gegenüber den alten Rechnungseinheiten sich auch auf die zu- gehörige Scheidemünze erstreckte. Dem entsprechend hat Augustus, während er die ptolemäische Silberprägung fallen liefs, die Kupfer- prägung fortgeführt; ob er darin Änderungen vorgenommen hat, ent- zieht sich unserer Kenntnis.

Inwieweit die unter Tiberius im J. 19/20 n. Chr. vorgenommene Reform des ägyptischen Rechnungs- und Münzwesens an augustische Bestimmungen anknüpft, können wir nicht sagen; sie selbst läfst sich einigermafsen erkennen. Zu Grunde liegt ihr die Wiederauf- nahme der seit der Eroberung Ägyptens durch die Römer ruhenden Prägung ägyptischer Tetradrachmen und daneben die Behandlung des Denars gleichfalls als Tetradrachmon. Die Gleichsetzung des Tetradrachmon der provinzialen und desjenigen der Reichsprägung wird aber modifiziert durch den offenbar auf legaler Anordnung; beruhenden Vorzugskurs des letzteren, indem das ägyptische Tetra- drachmon 24, das Tetradrachmon der Reichsprägung 28 oder 29 Münz-

zahlungen von je 1 Denar. Die Urkunde, der das Datum fehlt, wird in das 1. oder 2. Jahrh. gesetzt. Sie scheint also jünger zu sein als die auf die Gleichung von 1 : 450 gestellten und könnte sich erklären durch Devalvierung der Rechnungs- drachme von y^g,, auf ^/^^^ der Silberdi-achme.

1) Die Schenkung criatsqriov vovn^ov iv6g und das Legat lautend auf ariarsQTiovg vovii^ovg (fehlerhaft statt criar sgriav vov^^lcov) S' begegnen in der Übersetzung eines lateinisch abgefafsten Testaments (BGU 326).

2) Die römischen Münzen unter dem Denar sind wohl auch in den Pro- vinzen des Reiches zur Zirkulation nicht zugelassen worden. Germanicus ord- nete für Syrien an, dafs die Steuerbeträge unter einem Denar (ivrbg driva- qLov) in der provinzialen Scheidemünze {ksquu) zu zahlen seien (Dessau, Hermes 19, 519).

280 I. Aufsätze

obolen gleichgesetzt wurde. ^) Dafs diese Reform der ägyptischen Prägung dem Lande als Rückkehr zu der alteinheimischen Tetra- drachmenpräguug erscheinen sollte, ist augenscheinlich und geschicht- lich merkwürdig; der politisch bedeutendste Kaiser, den Rom gehabt hat, war bemüht in den Ägyptern die Empfindung zu stärken, dafs sie Königsleute seien und nicht Unterthanen Roms. Aber in der That war diese Münzreform, wie schon bemerkt ward, nichts weniger als eine Wiederaufnahme der alten königlichen Ordnungen. Die Ersetzung des alten Silberstücks von 14,28 Gr. durch eine ungefähr gleich schwere, aber im Silbergehalt normal dem römischen Denar von 3,90 Gr. gleich- wertige Billonmünze mufs numismatisch vielmehr bezeichnet werden als Einführung eines ägyptischen Denars neben dem der Reichsprägung. ^) Eine Finanzoperation zum Besten der kaiserlichen Kasse war diese Mafsregel der Anlage nach keineswegs, sondern lediglich die Auf- stellung einer neuen Form der Wertmünze; in der Handhabung freilich hat die Ausbringung auch des alexandrinischen Grofsgeldes durch Ver- ringerung des Silberwertes diesen überhaupt das Münzwesen der spä- teren Kaiserzeit beherrschenden Charakter angenommen.

Auf die ägyptische Kupferprägung und Kupferrechnung braucht diese Änderung sich nicht erstreckt zu haben. Der Obolus von Yg der ägyptischen Drachme war und blieb die Münzeinheit, und der Denar stand zu ihm von jeher in festem, jetzt durch den vor- her bezeichneten legalen Vorzugskurs normierten Verhältnis; Ver- änderungen in den Nominalen und den Wertungen wurden durch die Münzreform nicht notwendig gefordert. Die Rechnungsdrachme, die ÖQax^ri iccXkov TCQog aQyvQiov von y^Q der ptolemäischen Silberdrachme wurde, wie wir sahen, in römischer Zeit auf die Reichsprägung bezogen und der Denar als , Tetradrachmon des Reiches auf 1800 und später vielleicht auf 2000 solcher Rechnungsdrachmen gewertet. Das Über- wiegen des römischen Kourant gegenüber dem provinzialen tritt be-

1) Dafs in der S. 273 angeführten metrologischen Tafel die x^^lxaLvr] von 6 und die Drachme von 7 neben einander aufgeführt werden und dafs bei den auf den Denar gestellten ziemlich zahlreichen Gleichungen ausschliefslich die Ziffern 28 und 29 auftreten in dem S. 273 bezeichneten Hausbuch werden in einem Monat von der Gesamtsumme (231 Dr. 3[?]0b.) ein Teil (68 Dr. 41/2 [?] Ob.) nach der Gleichung 4 : 28, der Rest (163 Dr.) nach der 4 : 29 berechnet , dürfte die Zurückführung dieser Difierenzen auf Kursschwankungen ausschliefsen ; der zuweilen (P. Grenf. II 65) erwähnte y.oXXvßos hat nichts damit zu schaffen. Es müssen für die Zulassung der einen oder der anderen Gleichung Sonderbestim- mungen gegolten haben, die wir zur Zeit nicht erkennen.

2) Mein R. M. W. S. 723.

Theodor Mommsen: Zum ilgyptisclien Münzwesen 281

sonders darin zu Tage, dals die Kechnungsdrachme nicht mit dem letzteren, sondern mit jenem geglichen wird.

Was die Benennungen des Hilberdenars und des BillontetradrachniouH anlangt, so tritt jener seitdem in der Geschäftssprache durchaus auf als das Vierfache der uQyvQLOv ögax^y], im gewöhnlichen Gebrauch auch als aratriQ.^) TetQaÖQax^ov begegnet nirgends; das selten ge- nannte ÖLÖQax^ov ist wohl der römische Quinar.^)

Die Drachme der Billonprägung kann im Gegensatz zu der d^yv- QLOV d^axfi^j bezeichnet werden als %ccXxov ÖQax^y. Also setzt der ägyptische Metrolog (S. 273j der ÖQaxfiTJ von 7 Obolen die ^^a/lxe/Vr^ von G entgegen, und dieselbe Bezeichnung begegnet, wie es scheint, auch in einem Londoner Papyrus^); ähnlich werden in dem Hausbuch -vom J. 78/9 (A. 2) die Silber-^) und die Kupferrechnung neben einander gestellt unter den Vormerken ^(ßAxo'i)) und ac (XQy{vQiov). Regelmäfsig aber fehlt dieser Drachme in den Papyri und den Ostraken die An- gabe des Metalls, ohne Zweifel weil es vielmehr Billon war und erst durch Münzverschlechterung zum Kupfer wurde. Auch war im strengen Sprachgebrauch die ;fß;A3coi) d^ax^y) eigentlich die vorher er- örterte Kechnungsdrachme von y^^ des Silberdenars, die allerdings durch den Zusatz ctQog uQyvQLov als 'in Silber zahlbar' von der aus Billon geschlagenen uneigentlich als Kupfer bezeichneten Drachme

1) Der ägyptische Metrolog (S. 273) gleicht 1500 Statere mit 42000 Obolen, rechnet also den Stater zu 28 Obolen. Genannt wird der Stater nicht selten (Grenf eil - Hunt, P. Oxy. I n. 114: ronog ttqos atati^Qd. tfig n,väg; BGU 38. 2G1. 814). Es soll nicht geleugnet werden, dafs diese in ptolemäischer Zeit für das Grofs- silberstück von 4 Dr. übliche Bezeichnung in römischer auch von dem Billon- tetradrachmon gebraucht worden ist; sichere Beweise indefs dafür finde ich nicht. Dafs in späten Zauberpapyri von dem atccri^Q JTroifjxaixdg die Rede ist, worauf Wessely (Mitt. 4, 144) Gewicht legt, beweist natürlich gar nichts.

2) Eine Urkunde vom J. 260 (P. Grenf. I 50) gleicht SiSQ(c(x^<x) liq' und 8Qa%\Lal sßSo(i7]iiovra f|. Auch die an den Gott Suchos zu leistende SiSgccxit^ioc (BGU 748; Wilcken, Ostr. 1, 360) ist wohl so aufzufassen. Ungerade Zahlen begegnen bei Silberdrachmen selten (eine Ausnahme Grenfell - Hunt , Oxyrh. 2 n. 272: 249 Silberdr.) und ebenso selten diesen angehängte Obolen (ebendaselbst 947 Silberdr. 2 Ob.; ferner in einer Urkunde vom J. 23, London n. 277 vol. 2 p. 217: ccQyvQiov iTtL6't]^ov xfqpaiaiov vo^La^arog dQcc^^ag £^r]KOVT(x rsaaQog rstQoßovXcov). Wo DCQyvQiov fehlt, wie BGU 102: SQccj(,(iccg zsTQdxoßiag tsaasQccKOVTa tQSig tgim- ßolov und BGU 220 : (ßQccj^^ag) StaxoGiag nsvT-qyiovrcc zeaaaQag T£rQ<oß6X[iov), kann die Billondrachme gemeint sein.

3) N. 380 vol. 2 p. 110; Wilcken, Ostr. 1, 731.

4) Dies ist der Xoyog ccQyvQfKog Xr^iiiiurcav xccl ccvaXaiLccrav (BGU 14 H 2). Vgl. Xöyov KQyvQLOv SQa](^fiäg ri-TQccKOGlccg rgiaKOvra ovo in dem Genfer Papyrus y, 11. 24.

282 I- Aufsätze

des Provinzialkourants unterschieden wurde. Dagegen wird zuweilen, obwohl nicht häufig, durch das Determinativ tcsq^u das Kleingeld, die Billondrachmen wie die Obolenmünzen, von dem Denargeld unter- schieden. ^)

Zweideutig bleiben also die Ansetzungen in Drachmen und Obolen da, wo nicht eine nähere Bestimmung hinzutritt. Die Drachme schlechthin sollte wohl eigentlich die des Billon sein, da die an dem Begriff haftende Sechstelung dieser allein eignet und auch die Legal- benennung des Denars ocQyvQiov öga^^Vj dies zu fordern scheint; allein dafs d^axfirj ohne weiteren Beisatz und auch da, wo sich dieser nicht aus dem Zusammenhang ergiebt, ebenfalls auf die des Silbers bezogen werden kann, beweist u. a. sowohl der Sprachgebrauch des Metrologen wie die Söldnerrechnung aus domitianischer Zeit ^) ; im Grofsgeschäft hat in Ägypten offenbar sehr bald die Denarrechnung überwogen.

Diese Unsicherheit erstreckt sich bis zu einem gewissen Grrade auch auf die Obolenangaben. Es gab allerdings in Ägypten in der Prägung nur einen einzigen Obolus von Yg des Billon- und ungefähr y^ des Silberdenars; aber der Obolus der Geschäftssprache ist nicht immer der Münzobolus ^), sondern kann auch das Sechstel der Silber- drachme anzeigen. Es gilt dies namentlich von den Angaben über den Zinsfufs. Wie bei dem sehr oft begegnenden töxog ÖQax^ialog zweifel- los der Zins einer Silberdrachme für den Monat gemeint ist^), obwohl

1) Am bestimmtesten geschieht dies in dem Genfer Papyrus Nr. 77; der Be- trag: ccQyvQiov SQaj^^cci Siaxociai tnaaaQccxovTa zsaaaQtg, yitQiiatog (Jpajjfiai ■jtivt'^- Tiovrcc dvo (folgen nicht sicher entziiferte Zeichen) besteht in 244 Dr. Silber (= 61 Den.) und 52 Dr. Kupfer. Ähnlich Wilcken, Ostr. 506: ^vTt{(XQCcg dQccm,a.g) riaoagag x^Pft(o:) d', SQaxticig S' ■)tBQ^i{a) S' (andere wesentlich gleichartige Formeln in den von Wilcken 1, 731 zusammengestellten Belegen). Dieselbe Bezeichnung steht auch nicht selten vor Obolenziifern bei fehlenden Drachmen, wo sie anscheinend über- flüssig ist. Ob die den Drachmen zuweilen vorgesetzten nicht sicher eutziflFertcu Zeichen, von denen Wilcken 1 p. 736 und Grenfell, Oxyrh. 2 p. 285 handeln, mit x^Q^cc zusammenhängen, ist fraglich.

2) Auch Ansetzungen wie Ostr. 604: öqccx- Svo 6ß. g können, wie Wilcken 1, 736 bemerkt, nur von der Silberdrachme verstanden werden.

3) Dieser tritt deutlich zu Tage in einer Urkunde (Grenfell-Hunt ser. 11 n. 51) vom J. 143: ccqyvQiov Sgccx^Lag diy.a f| oßolovg denoc £|, wo die Zahlung von 4 Denaren und 16 ägyptischen Obolen nach den Münzen ausgedrückt ist, wofür korrekt 18 Silberdrachmen 2 Obolen gesetzt sein sollten. Ebenso BGU 220, nur dafs hier ccQyvQiov fehlt.

4) Die ältere Formel dafür geben die Urkunden vom J. 23 (London n. 287 vol. 2 p. 217): tOKOV u)g in ÖQu^iirj (so) iiiäg ry (iva rbv (ii]va sxuarov und gleich- lautend vom J. 41/2 (BGU 713). Die jüngere kürzere Bezeichnung röxov Sqccx- (vtat'ou ist häufig. In der Urkunde vom J. 8 n. Chr. (BGU 489 mit den Verbesse-

Theodor Mommsen: Zum ägyptischen Münzwesen 283

nur bei der Kapitalsumme ccQyvQtov zugesetzt wird, so werden da, wo ein minderer Zinsfufs in Obolen ausgedrückt wiwl, diese zwar zuweilen ausdrücklich als Obolen Silbers bezeichnet ^), aber auch wo dies nicht der Fall ist, dieselben in gleicher Weise aufzufassen sein, tdxog tQca- ßokog also = 67o; rsTQCjßoXos = ^7o? ^svraßoXog^) = 107o-

Noch bleibt die Frage zu beantworten oder wenigstens zu stellen, wie sich Ägypten zu den im Lauf der Kaiserzeit eintretenden Ver- änderungen des Reichscourants verhalten hat. Dafs mit der Rezeption des Denars auch der zu dem Silberdenar in gesetzlich festes Verhält- nis gestellte Aureus (1 Aur. = 25 Denare) Legalkurs in Ägypten er- halten haben mufs, ist schon bemerkt worden. Die legale Verringerung des Denars unter Nero durch Prägung von 96 statt 84 auf das römische Pfund sowie die illegale namentlich seit Severus durch Ausbringung unter dem Legalfufs hat Ägypten selbstverständlich mitmachen müssen. Dagegen ist es keineswegs ausgemacht, dafs das von Caracalla einge- führte gröfsere Silberstück, der Antoninianus, sicher anders als der Denar gewertet, vielleicht ursprünglich als Doppeldenar ausgebracht, auch in Ägypten Kurs erhalten hat. Er hat davon ebenso ausge- schlossen werden können wie das römische Kleingeld, und die finanz- politische Erwägvmg, dafs dies Königreich in dem Tetradrachmon seinen eigenen jetzt zum reinen Kupfer herabgesunkenen Nebendenar besafs, mochte die Ausschliefsung empfehlen. Entscheidung können hier nur die Funde geben-, hat das nominell silberne römische Grofs- geld des di'itten Jahrhunderts auch in Ägyjjten Geltung gehabt, so müssen die Spuren davon dort ebenso in Massenfunden zu Tage treten, wie dies in den sämtlichen Reichsprovinzen der Fall ist. Dafs am Ausgang des dritten Jahrhunderts die aQyvQtov d^ax^rj als TiaXaid bezeichnet wird (S. 275 Anm. 4), entspricht den ccQiala ör]vdQicc einer ungefähr gleichzeitigen karischen Inschrift: es braucht also dabei nicht an Silbermünzen der Ptolemäerzeit gedacht zu werden, die da- mals unmöglich noch Kurs gehabt haben können. Ob an den Denar überhaupt zu denken ist, dessen Prägung allerdings seit Alexander

rungen in Bd. 2) scheinen die inkorrekten Worte wg £x Sqccnifi ftiä rpio^ov[io]« Tfl ftm xov iLiiva. sxaatov den Zinsfufs von 1 Dr. 3 Ob. = isy^ zu bezeichnen. Zinsen von 12, 18, 22% neben einander in dem Londoner Papyrus n. 202 (vol. 2 p. 247).

1) BGU 362 I 14. XL 23. XV 4. fr. IV 7 : inl tw Gvvr]&£t toxco TQiwßoXai(a aQyvQLKw. CPR 1, 12 p. 41 : roxcp rfj ^vä aQyvQi^iav oßolüp rsaaccgcov. Genf u. 26: ccQiyvQiov SQCcj^^ccg) rsGoaQäy,ovTa xai xdv roxcav aQy(vQiov SQCc^(iccg) SsKccdvo. Richtig Wilcken, Ostr. 1, 729. 735.

2) BGU 328 II 14.

Archiv f. Papyrusforschuug I. 2. . 19

284 I- Aufsätze: Theodor Mommsen: Zum ägyptischen Münzwesen

und Maximinus ganz oder so gut wie ganz eingestellt war und der insofern wohl 'altes Gteld' genannt werden konnte, oder ob der vor- severische normal ausgebrachte Denar gegenüber dem faktisch ver- ringerten der späteren Kaiser gemeint ist, mufs zur Zeit dahingestellt bleiben. ^) Völlige Gleichstellung Ägyptens im Münzwesen brachte dann die Beseitigung des ägyptischen Sondercourants durch Diocletian; damals ist Ägypten Reichsprovinz und das Königsgeld Kaisergeld geworden.

Berlin. Theodor Mommsen.

1) Tüi' die hier zu Grunde liegenden Ausführungen verweise ich auf mein römisches Münzwesen besonders S. 783. 813.

A Second Edition of some Petrie papyri with additions and corrections. ')

Bedo.

10

15

Column 1. ] UstevovQios a7to]ßLa[6^a^svog yaQ ^s ]SV TCOi ötad^^coi ^ov ^QOöliray^a ovts xara 5 trjv sy^doöLV rov natQog . .

d]£o^aL ovv 60V ßaGilsv ^(X7t£(3taX^£voig

^^fj 7t[£Qi]Ld£LV ft£ HUTa

a\va%aX£6a^£vov

^'!l£Ql tOVtCOV . . .

to\v ii£v naQ£X7]Xvd'orog

]tO SVOLJCLOV 7t£Qi

] diayvovvai xai a%o ]rat £i6ßi(i\6ci\6%-ai %av\tciv öcjTTjQa

. . (O

Column 2.

vTto^vrj^a Ni%oiiX£i Jtai [roig alXotg'if %QTqiiatL<5taLg Ttaga Qaiirjtog rov Il£X£vovQtog n£Qi rrjg [£^vt£v^£cog rjg £V£ßakov xatcc [zJrjjfirjtQiov rov 5 TCaQU 0avLOV ^£Qi rov £^ov Grad-^ov

ov a7t£ßta^£to avxog d

rrjv £vr£v^iv avroji dua rov tiuq \v-

(KOV V7Cr]Q£r0V Oi[a]t£7lX£V6£V'- £i[g

AX£i,av8Q£iav nai rov avanXovv 10 n£7ioiritai xkl cprjöLV avtov £ivai

xa , rj avtov

ö'ri'K£t£ Big HQaxl£ovg jioIlv

äeo^ai ovv v^icov £:t£idr] ov . . . t xai xq ÖLuaiov ^Oi ano ... [. . .] 8 . .. 15 £q) v^ag naxanBcpBvyag ov xov dixaiov x£X£vxog Ad-VQ %d

£vl(tV%£i

Column 3. dovxcav df 'micav xo vjio^injiia yQacpoyßi x\col Oavicct, aoto6x£iXai avxov [. .] . . n{aQay£^vo^i£^iov 8 avxov %ai ov 8vvayi£vov av . . op[ . . . ^%'yi%£v avxcoL jtaQ£8od-rj tj^lv o 6xad'^[og 5 icat ovd-£Lg £VG}L7C£L6xaL £v xcoL öxa&^caL an s- iCBivov aXX rj^£tg Zliq^iriXQiog £i,'Yixa(5\ß^ii] xov ^f} yvcoüiv £i6X£d-[rf\vai «AA £7t avxov 8iaXv%'Yivai Xotaa %

Ti^aicot Tl£X£vovQiog \i^a^ß8orpoQOv nvQyog 10 8iG}Qvcpog ßxad'iLov'ilGii] xa BTttysta

1) The Originals are now in the Bodleian, Mss. Gr. class c 16 (P), and e 25 (P).

19*

286 I- Aufsätze

MElavO-iGii UstsvovQLOs Qaßdoq)OQOv TtvQyog didQvcpog avXt] ■jtQOöd'S^a otxrj^a ernyl^Eiov 6rad'^ov%(xJL xo JtQoöd-s^a

Column 4. &8(i)vog avccyysikavtog :zaQa ZlaßXQaxov

ßaöLlsa TtQoöxalat xovg öxa&fiovg \x(ov^ a(psLQrjfi8VG)v rj am xr]v yrjv sTaXsXsy^svov ano ft^[^'og] üsqixlov 5 xov £v xat igL ^rjd'sva o:tT£t[(?^]at y^TqSs TtaQaXufi- ßavELV 7CaQ€v[QE6£t ^Ti]de]{iicci sag av o Iß]a6ik6vg 7i[£Qt xovxcov STtLöxlsi^yjxuL stt]v de xivsg \ai\xri6G3VxaYi rj icaxa 7taQaxcoQ'r]ßi;v[. . .] (o6iv rj aXXcog nag olxovo^tj- öavxat XQOTtat (OL[xLVi\ovv ai o'xovo^Lat avxoig UKVQali 10 86tG)<5av xai 7tQo6K7t[oxtv]£xc}aav xa Ev\o\i'Kia navxog

xov XQO^ov ov av oLxovo^rjöcoöLV? xaxa xo [tov] ßaöiXEcog 7CQo6xay^a

Verso.

Column 1.

ßaöLXsag nQOöxa^avxog z/to]^a)()[o]v avayysikavxog n[a\Qa UaöxQaxov ^rjxtsva X(ov EJiiöxad'nsvovxav 5 aLXSLöd^at [itaQSVQSöeL ^^rjd[8(i]LaL 6xad-(iov [sav ös xig aC\xrj6rjxai VTiuQiovxog \ayxGi\i Gxa&^ov eXsyx&slig öxsJQEö&a xov

6xad^[iov [ ]e^i . ayxcoi

10 rj naQax\^ ^rj ccxvQog

[söxco L ]ov g

Column 2.

oöot 5;tot;[^i 6xad']fiovg sx xov ßccöLhxov rj aXlag nag ent6Tad-[^£vov6L] firj&Eva a^yvQLOv Xcc(ißav£LV xov Gxal&fiov ] xat

XOV 6xa[d'(iov ]o naqaka^

5 ßavav . [ ] tag £7Ctxiiiag Etg xo

ßa6iXix[o]v xat, o av Xaßrjt 7C£vxanXovv sl Ö£ xiv£[g

J. P. Mahaffy: A Second Edition of some Petric papyri etc. 287

dsdG}\xa]6tv £v xoig svTtQOßdsv %Qov(ng xofit^e- 6d'(o6a[v] TtUQa \x(ov\ Eikricporcov xo «.QyvQiov (06 .... Li ^ioy ü

10 ßcc6iXsG}[g nxol£^\aio\^f\ 7tQo\6T]a^avxog

xcov x[ovg] 6[xad-^ov\g sxovx\(i}v\ imtEav ^tjd'eva 7tG}2,ei\y tJov ö[x]ad'^ov ^ilrjös^ TtQOövcd^svaL

flT^d^S ] . VEöd-CCi [aQ\yVQl,OV £7ti xcoi 6ta-

d'^OL \xQ^07tC3L XLVLOVV SUV ÖS XLVEg STtiÖaVEL-

15 ^(x>6lv [. . . .Jfv Ei 7tQai%'ri0ovxai xqluXovv

OL yaQ \pxaQ^ii\oi'^ \el6l] ßaöiXixoi Li T7iEQßEQExaio\v .]g

Column 3.

ßa6ikEVOvto\g n]xoXE^aiov xqv n[xo]X£(icciOv 2J(oxr]Q[o]g Lia ^rjvog zfiov

xcov 6xad-^cov Kai xav TtEQißoXcov toj ^ev iq^^iGri xovg ETCiöxccd^^ovg e^elv xa 8e 'i](ii6r] 5 xovg icvQiovg euv öe xig ajtoßiaßrjxai anoxEi- öaxa o anoßia6a^Evog xov oixi]^axog sna- ötov xov ^Tjvog l~/l xov öe TCEQißoXov [i-]!

ßaöiXevg IIxoXEfiaiog ylvico(i£idr]i iuiqelv xcov xovg xXrjQovg acpEiQtj^Evcjv iTtTiEcov 10 Oi 6xa&^oi 7C£QiE6x(o6av xcoi ßaöilEi Eav ^r] xiöiv rj^Eig etc ovo^axog £7ii0XEiX(Ofi£v d^i^dovai EQQCoöo Lxd AgxE^iöiov xg

Commentary.

These interesting texts, of which a part has already appeared in my Petrie Papyri (II 8), are written on such dark-brown coarse papyrus, and are so effaced, that it is useless to attempt an autotype facsimile. Chiefly by the labours of Mr. Smyly, added to mine own, considerably more has been deciphered than appeared in the editto princeps, and this I have printed for the benefit of the readers of the archiv.^)

Recto col. I. Though but the ends of lines remain, the general sense of this column is perfectly clear. With the help of col. 2 we

1) [Auf Grund einer 1895 von Wilcken gemachten Revision sind diese Texte z. T. behandelt worden von Wilhelm Schubart, Quaestiones de rebus militaribus quales fuerint in regno Lagidarum. Breslau 1900. S. 12 S. D. Red.]

288 I- Aufsätze

find that one Demetrius, agent of Phanias, who lived in Alexaudria, liad turned Phames son of Petenurios out of the ötad^^og or billet intended for soldiers of the Crown. Apparently Demetrius had put some other tenant into the ßtccd-fiog, regarding neither the kings 7tQo6- tccy^a nor the gift (by will) of the complainant's father. The petition asks that Demetrius shall be summoned and examined, and if the facts be as stated, he shall pay rent and fines for his violent occupation, and be forbidden auy such conduct in future. If so the petitioner will con- tinue to regard the king as the Saviour of his country. The petition is addressed to a superior, probably to the king.

Recto col. 2. This is a minute from the same man on the same case to the assize judges {iQrniaxiGxai) apparently sitting at Heracleo- polis. It appears that Phames sent to Alexandria to obtain redress from Phanias, but in vain. The date is given the 2^^ year of the 3'^ Ptolemy.

Recto col. 3. Gives an account of what the x^rj^anörat decided. It is apparently written in the name of two brothers of Phames, who appeared in the case, while he was absent. When these men presen- ted their minute the judges ordered Phanias to send Demetrius (avrov, referring to something in the previous column which is lost) to be exa- mined. When he was unable to justify his action, he was ejected from the property, and punished for not having submitted to public inquiry but having made a private arrangement, and no one had since occupied the ötad^fiog except them 7faQ£dod"r] 7][ilv, say they, and apparently they carry on this construction at the end of the document, viz. to Ti- maeus a tower of two storeys, while the ground floor was reserved for the billeted soldier who might be quartered on him. To Melanthius a twostoreyed tower and courtyard, with an annex on the ground floor: this annex for the billet. This is the interpretation I propose for the texts which refer to the immediate quarrel in the L. 2 of Euergetes I.

There foUow four other documents of far higher interest, all upon the same subject, and evidently pieces justificatives to guide the de- cision of the xQrj^atiötaL. They begin on the recto, and are continued on the verso. They are dated in various years of the 2"^*^ Ptolemy, from L 10 to L 24. It is perhaps best to take them according to their chronological order, which throws some light on the dates of the military colony settled in the Fayyum.

Verso col. 2 contains two documents of L 10 of Philadelphus, which, as the ordinances on the point seem collected by some lawyer for the use of the ;f()ij^aTiöTat makes it likely that the colony was lately established by the king before his 10*^ year, and therefore during

J. P. Mahaify: A Second Edition of some Petrie papyri etc.

289

the life of Arsinoe II. We had suspicions f'ormerly that this coloni- zation was after her death. It seems now more likely, that it was part of tho openiiig policy of her reign, which did not begin tili about his 5*^ or 6*^ year. Both ordinances are directed against the practice which was growing up of turning the billet or official lodging, given by the Crown to sohliers who deserved it, into money. Such specula- tions would of course neutralize the king's policy of having a Greek garrison spread through the country.

Though there are many gaps, and room for much conjecture, the general sense is quite clear.

Verso col. 3 has the füll date, and makes the reign certain, at the head of the first of its documents. This document touches the second kind of abuse which attacked the new colony. The former was bribing with money or selling the kings gift. The latter is the use of violence. Wherever quarters for soldiers were established only half was to be given to the new occupant; the other half was to remain for the ori- ginal owner, no doubt a native owner, as appears in the case on the recto. If any violence was used (by the New-comer) he must pay a fine of 30 dr. per month for each building and 60 dr. for the enclo- sure substantial fines, for at this epoch the drachme can only mean silver.

Recto col. 4 and Verso col. 1. These texts point to a time, five or six years later, when there was evidently a great disturbance in the soldiers' billets, a number of theni had been dispossessed, and there were attempts made by the remaining soldiers to become pluralists, or to make private arrangements about them without the kings consent. I cannot but suspect that these Orders point to an internal disturbance of which we have no other trace. We now know that the queen died in L 15. Can her death have been the cause of any disorder? However that may be, it appears (Recto 4) that under no pretence was anyone to occupy the ßrad'^oL of those deprived or those eTttkEkey^svoi eitt TTjv yrjv, until the king looked into the matter. Any such private occupations or arrangements were to be null and void, and subject to fine in the shape of rent during the occupation.

We now come to the last document in date L 24 of the same reign. This document is complete and needs no translation. But there is one great question which it raises. What is the relation of the ßtad-^ioL to the jcXrjQOi? What was to happen to the 'nXiqQOL^ which were far more important, if the ötud-^oi were to remain empty. It appears from Recto 4 that these who were '^selected for farms' naturally gave up the ötad'fioi they possessed. Did they acquire new ones, and how could

290 T- Aufsätze: J. P. MahaflFy: A Second Edition of some Petrie papyri etc.

they possibly have ötaxt^oi on their own farms? Yet in the last docu- ment there appear mosfc certainly to be ötad^^ioi on the xhjQoi.

Hence I feel at a loss for any explanation, and leave the difficulty for some more fortimate explorer.

But the document of L 24 again suggests some internal disturbance, when a large numbcr of the kinghts settled on land-lots had so ofifen- ded the king as to be deprived. There is, so far as I know, no other evidence of this disturbance. But I point to it as a hint, which may some day put us on the track of Clearing up the obscure chronology of the wars and acts of the 2'^'* Ptolemy. There are many observa- tions of detail to be made on the grammar of these documents, but any scholar versed in Papyrus Greek of this Century will note these things without my Suggestion. The forms are on the whole pure, and the writing far more correct than in any papyri we have found from the following Century, or from other parts of Egypt. The Fayyum seems to have been an oasis in Greek as well as in other ways.

Dublin. J. P. Mahaffy.

Lettere al signor professore Wilcken.

IL

Roma, 2 marzo '900. Pregiato Amico

Le mando un discorso di Prefetto Romano (probabilmente di Avilio Flacco) ai Giudei di Alessandida, per il caso che Ella si trovi nella condizione mia, cioe di non averlo conosciuto prima d'ora, e di non avere mai veduto accennare da altri questo curiosissimo saggio di elo- quenza governativa e vicereale. E in Filone de Soninüs, lib. II § 18 (I, 675 M), a proposito di alcuni xoQvcpuloL XTJg xevfjg d6h,rig, e colla breve introduzione che riferisco qui tra parentesi {Xd-sg de ov jCQcoifjv ävÖQU tivä oida xüv 7)ys(iovLxa}v^ ög rrjv TCQOßtaöCav xal iTCi^ikeiav H%av AiyvTirov^ iTisidij nccTQia xivstv i^iav duvorjd'r], xal öiacpSQOV- TGjg xov ayicodsörara aal cpQixajdEöratcc TtEQt tijg ißdofirjg VTidgiovra vöfiov xataXvsiv, xal v7Ct]QEtelv rjväyxc4t,ei' avx<p, xal äXXa tcolslv nccQK t6 xa&aötbg ed'og^ vo^t^cov ägyriv eöeöd'at xal tilg tieqI tcc aXKa iKdiaLttjöEcog, xal tf}g tüv öXcsv TtaQaßKöscog, et t6 stiI tT] ißdö^i] Ttd- TQiov aveXelv dvvrjd'eir]. Kai ^ijd"' ovg Eßidt,Eto ÖQav ei'xovtccg rotg STatccy^aöt,^ ^7]T6 trjv dXkrjv 7th]d'vv rjQS^ovöav^ dXXä ßageag xal XQa- %icog q)BQ0v6av TtQ&y^a^ xal ag in dvÖganoöiöna xal nQ0%ri6aL xal xataöxacpfj naxQidog Tcevd'ovvtdg re xal xatr](povvtag^ tj^Cov Xoyci dtddöxsLV xagavo^istv^ cpdöxcov):

„El TioXe^Ccov Bcpodog alcpviÖiov yevoito, rj xataxXvö^ov q}OQä^ tov notafiov Talg nXrm^vQaig 7taQaQQi]^avtog %(oiia^ iq ql-xyi TtvQog, 7} xsQavvCa 9)A6|, ») Xi^og i] Xoifibg, -JJ öeiö^bg, rj Ö6a aXXa xaxd %£iQO- 7ioh]ta xal Q'srilara' ^sd'' 7}6v%iag Ttdöiqg oi'xot d lat qixIj st e; "i/ ^srä rot) övvijd^ovg öx^^cctog TiQoelevösöd'S, tYjv ^ev dsh,Läv si'öcj %slQa övvaya- yovtsg trjv de eteQav vtco x^g dpL7C£%6vr}g TCaQa ralg Xayööc nr^avxeg^ 'iva firjd' dxovxeg xt xüv eig xb öa&TivaL Tta^d^xv^^^'^ ^^^^ xad'edetöxe ev xolg evvaycayCoLg v^av, xbv eiad'oxa %-la(Sov eyeiQovxeg, xal d6q)a- Xetg xe Cegäg ßCßkovg dvayivcoöxovxeg , xal dv e'C xi (iyj XQaveg ei'r] öiaTtxvovxeg^ xal xfj TCaxQic) cpiXo^ocpLa did ^axQTqyoQCag ivevxaiQovvxeg xe xal ev6%okdt,ovxeg; ^AXld yccQ dno^eiod^evoi ndvxa xavxa^ Tcgbg xriv

292 I- Aufsätze: Giacomo Liunbroso: Lettere al signor professore Wilcken

iavt&v xal yovicov aal rmvcov^ xat räv ällcov OLXSicotdtcov nal cpil- TccTcov <}C3^dtc3v, St dl öst ro dXrjd'hg sineiv^ xal xtrjfidrav jcal XQrj- ^Ktcov, cog ^rjda xavtu dcpaviOd-etr], ßorjd'SLav KJiodvaöd'6 ; Kai ^ijv ovvog ccvtbg iya Af^-Q-fWa, stpri^ Ttdvva st^C' tvcpcog, JtoAffiog, xcctccxXvöfibg, xeQccvvog^ Xi^r^Qä %al Xoiiicodi]g voöog, 6 tivdrtcov xal xvxojv Ttayüog töxäta öeiöfibg, sfpuQ^evTjg dvdyx7]g ovx ovo^cc, «^A' iii(pavi]g iyyvg i^räöa dvva^ig}''

Perdute nella massa teologico-filosofica delle opere Filoniane, ho trovato due o tre altre pagliuzze d'oro che fanno per la nostra Clio. Le terrö per Lei. Intanto mi ripeto

Cordialmente Suo

(jiacomo Lumbroso.

Un Proces plaide devant le juridicus Alexandreae dans la secoiide moitie du IV^ siecle apres J.-C.

Le document que nous publions a ete achete au Caire par M. U. Bouriant, alors directeur de l'Institut frau^ais d'archeologie Orientale. C'est un rouleau de papyrus mesurant 28 centimetres de hauteur et

I metre 44 centimetres de longueur. II est forme de huit ytolXri^axa d'environ 18 centimetres de largeur, reunis de la maniere habituelle. Le texte, ecrit au recto et dans le sens de la longueur, est dispose en trois colounes de 46, 42, 43 centimetres de largeur separees par des intervalles d'environ 7 centimetres.

Les deux dernieres colonnes sont bien conservees malgre la dis- parition de quelques lettres. De l'autre, qui au contraire a beaucoup souffert, il nous reste 5 fragments de tres inegales dimensions. Le premier constitue ä lui seul les trois quarts de cette colonne. II con- tient les huit premieres lignes ä peu pres completemeut, sauf une lacune de dix ä douze lettres ä gauche, et un peu plus de la moitie droite des dix dernieres lignes.

Deux autres fragments appartiennent ä la partie inferieure gauche du document. Le plus petit (Haut. 14 cm; Larg. 1 ä 3 cm Yg) se place ä l'extreme bord gauche de la colonne qui ne presente plus de ce cote qu'une lacune de six lettres en moyenne. II contient quelques parcelles des 10 dernieres lignes. Le plus grand (Haut. 13 ä 14 cm Yj; Larg. 8 ä 9 cm) lui fait suite, mais il en est separe par une lacune de huit ä dix lettres. Restent enfin deux petits morceaux tombes pendant qu'on deroulait le papyrus et que Ton peut retablir ä leur veri table place. L'un contient les lettres:

E'KtOV

et, au dessous, la partie superieure des lettres i^, x, iq qui appar- tiennent evidemment au mot ci7to&r]xr]g, de la ligne 10. L'autre con- tient les lettres

vro Novva

II doit etre reporte ä l'extremite droite de la ligne 10. On y voit en efiPet un vide dont le fragment epouserait exactement les contours, et les mots ainsi formes ä la fin de la ligne conviennent au sens.

294 I- Aufsätze

Nous avons ainsi ä peu pres entierement le Compte rendu d'un proces plaide devant un certain Flavius Gennadius, jiiridicus d'Alexandrie. C'est un extrait des acta (ynoiivri^aT 16^01) rediges selon l'usage durant radministration de ce fonctionnaire et conserves dans ses arcbives. Notre exemplaire n'est pas l'original meme, mais ime expedition delivree ä Tun des Interesses, comme le montre le mot exemplimi qui se lit ä la fin de la troisieme colonne.

Le greffier qui a redige ce proces-verbal emploie le latin chaque fois qu'il ne rapporte pas les paroles du juge, d'une des parties, ou de leurs avoeats. Ceux-ci s'expriment en Grec, et il en resulte que, dans le document, le grec est la langue dominante. Dans les formules de date, ä cöte des consuls romains et de l'indication de mois et de jour Selon le calendrier Julien, le mois et le jour sont egalement indiques en Grec selon le calendrier fixe Alexandrin. II en est de meme pour un acte cite par un des avoeats au cours du debat (Col. I, 1. 4) et dont le proces-verbal nous a conserve le debut.

Ce n'est pas la premiere fois que l'on rencontre sur un papyrus egyptien le Grec et le Latin combines de cette maniere. M. Wilcken a Fobligeance d'appeler notre attention sur le petit fragment publie par M. Wessely, Lateinische Sclirifttafeln No. 26. Nous connaissons pour notre part le debris d'une piece semblable a la notre. C'etait le Compte rendu encore inedit, d'un proces plaide devant le praeses TJiebaidos, dont il nous reste quelques lignes sur un morceau de papyrus conserve ä Gizeb. M. Wilcken nous signale encore un papyrus de la coUection de Berlin qu'il doit publier dans le procbain cahier des BGU. Quand il s'agit d'un proces entre gens de langue grecque devant un magistrat romain, comme le juridicus de notre texte, il est naturel que le latin soit la langue du greife, tandis que les parties s'expriment en grec. C'est en grec que s'expriment les plaideurs grecs devant le tribunal (consistorium) de l'empereur. Voyez, par exemple, au Code Theodosien VIII, 15, 1. Mais alors l'empereur parle ordinairement en latin. ^) Toutefois dans un proces de l'an 362, l'empereur Julien s'exprime en Grec. 2)

La piece est-elle ecrite tout entiere de la meme main? Si la cur- sive latine de la premiere ligne, d'un caractere plus pose, difiere assez de la cursive latine qui se lit dans le cours de I'acte, il n'y a pas lieu

1) Cod. lust. IX, 47, 12 (Diocletien et Maximien); X, 48 (47), 2 (iidem); Cod. TJieod. XI, 39, 8 (ann^e 381); I, 26, 4 (anne'e 383); IV, 20, 3 (anne'e 386). De meme, autant que nous en pouvons juger, le magistrat s'exprime en latin dans le No. 14 de Wessely, Lat. Schrifttafeln, que nous signale M. Wilcken,

2) Cod. Theod. XI, 39, 5.

Collinet-Jouguet: Un Procos plaidd devant lo juridicus Alexandreae etc. 295

de s'en etonner, puisque cette ligne qui contient la formule de date doit servir en quelque sorte de titre a l'acte tout entier. Les change- ments de l'ecriture grecque sont plus interessants : qu'elle aille s'epai- sissant de la premiere a la seconde colonne, puls s'affinant ä la troi- sieme, cela peut tenir ä quelque circonstance materielle, empätement passager de l'encre, usure du calame peut-etre taille ä nouveau au couimencement de la colonne III. Mais il est frappant que dans cette meme colonne apparaissent des lettres d'ime facture toute nouvelle: le beta, par exemple, qui, dans les colonnes I et II, presente nettement deux panses anterieures, flasques il est vrai mais neanmoins distinctes, se trouve, dans la colonne III, reduit pour la partie centrale ä un simple trait, tandis que la panse superieure est dessinee dans un sens et la panse inferieure dans l'autre cf. 1. 1: une autre fois dans la meme colonne, il affecte une forme voisine de celle d'un 8 (cf. 1. 3).^) L'tte est dans les deux premieres colonnes presque toujours forme en h. Une seule fois dans la colonne II, on lui trouve sa forme onciale H.^) Dans la colonne III l'eta en h et l'eta derive directement de la forme onciale altement egalement.

Le tMta se trouve dans les deux premieres colonnes tantot sous sa forme voisine de la forme onciale, ovale avec une barre transversale qui l'unit aux lettres voisines 6, tantot sous sa forme plus cursive ^. La premiere seule est employee ä la colonne III, et la lettre y preud un aspect plus maigre et moins rond. Le liappa, dans la III^ colonne, est souvent forme d'un trait vertical et d'un trait incurve rempla9ant les branches obliques qui se coupent presque partout ailleurs en angles aigus. Ce trait courbe est rarement tangent ä la haste verticale d. Enfin le calame plus fin qui a trace la III® colonne se plait assez souvent aux boucles, un calame moins delie aurait produit un empätement.

1) On comprend assez bien comment cette forme est derivee de celle des B usitee dans les deux precedentes colonnes. Nous ne la trouvons cependant pas dans les quelques facsimiles de cursive grecque que nous avons sous les yeux. Elle rappelle plutot certains E du fameux rescrit latin de Leyde, publie en dernier lieu par Mommsen et Jaffe (Jahrbuch des gem. deut. Hechts, VI, p. 398) et en fac- simile dans Palaeographical Society II, pl. 30, mais que nous ne pouvons citer que d' apres le Handhook of Greeh and Latin Palaeography de M. Maimde Tliompson. Cf. p. 212 et la planche de la p. 216.

2) II va sans dire que les caraeteres d'imprimerie ne donnent qu'une idee approcht^e de la fonne des lettres. Nous renvoyons aux colonnes et lignes du papyrus, parce qu'un facsimile en sera donnd dans le facsicule des Memoires de la Mission du Caire nous publierons la petite collection de papyrus Grecs reunis par M. Bouriant.

296 I- Aufsätze

Toutes ces differences suffisent-elles ä imposer la conclusion, etrange au premier abord^ que le scribe de la col. I et II n'est pas le meme que celui de la coloune III? Nous ne le pensons pas^ et, peut-etre, ne serait-il pas temeraire de les attribuer ä l'iufluenee assez grande que peut avoir meme sur la forme des lettres un changemeut survenu dans l'instrument de l'ecrivain.

Quoi qu'il en soit, le style de l'ecriture en general offre assez nettement les caracteres d'un style de transition entre celui de la premiere moitie du IV siecle et celui de la fin du V^ siecle apres J.-Cb.-^) Les formes de ces deux epoques s'y trouvent assez melangees. On notera la grande variete des alphas, et particulierement, le type tout ä fait cursif constitue par deux traits obliques se coupant en angle obtus; quelquefois le second trait est tres developpe et descend tres bas au dessous de la ligne. Une seule fois on trouve le delta pareil au d latin qui predomine dans les documents de l'epoque byzantine (Col. II, 1. 3, dixaötiJQLOv); partout aiUeurs il garde les formes qu'il a dans la premiere moitie du IV siecle, et cette exception peut s'expliquer par l'influence du voisinage de la cursive latine.

\jepsilon prend ä peu pres toutes les formes, mais celui qui parait dominer, c'est Fepsilon fait en deux parties, et depassant de beaucoup le sommet des autres lettres. Nous avons note les deux types d^etas.

Le iT et le ^ ont dejä la plupart du temps ces bastes obliques, pro- jetees hardiment au dessus ou au dessous de la ligne, qui caracterisent les documents du IV siecle et plus encore ceux du et du VP.^) Jj'upsilon a tantot la forme T*, tantot et plus frequemment le forme V, tantot la forme v, frequente ä partir du VP siecle. Quant au caractere general de l'ecriture, eile ne donne pas cette impression de regularite que Ton ressent en face des documents de l'epoque byzantine et si l'on n'avait pas d'une autre maniere la date de notre papyrus, on ne pourrait pas le faire remonter plus baut que la seconde moitie du IV® siecle ni sans doute descendre plus bas que le commencement du V®.

Mais cette date nous a ete conservee. Elle etait indiquee des la premiere ligne par les noms des consuls que, malgi-e nos efforts, nous n' avons malheureusement pas pu decbiffrer. Toutefois, des le debut du proces, l'avocat de l'une des parties cite un mandat (fVroAi^) donne par sa diente ä une autre personne et le greffier a conserve justement la

1) On sait que pour la periode qui va de 355/360 ä 487 ap. J.-Ch. nous n'avons que tres peu de documents dont les facsimiles ne sont genöralement pas publies. Cf. Kenyon The Palaeography of the greefc Papyri p. 48 et suivantes.

2) cf. par exemple l'acte de vente de Paris 21, ter. Not. et Ext. XVIII, pai-tie, pl. XLVni (59i) ap. J.-Ch.).

Collinet-Jouguet: Un Proces plaiclü devant le juridicus Alcxandreae etc. 297

formule de date de cette piece. Elle est de l'annee des consuls Sei-gius et Nigrinianus, c. ä. d. 350 apres J.-Cli.; or il est vraisemblable qua le proces n'a pas eu lieu longtemps apres la delivrance de ce mandat.

Dans la transeription qui va suivre nous avons retabli l'accentua- tioii et la ponctuation partout absentes dans le papyrus. Nous usons du Systeme de crocbets adopte dans cette revue (cf. Archiv, I, p. VI). Le trait horizontal place sous la lettre indique une lettre mutilee mais de lecture certaine. Nous notons que l't et Vv sont souvent surmontes de deux points (. .) que nous n'avons pas representes et que Vv, ä la fin des syllabes, est presque toujours ecrit au dessus de la ligne. 11 faut aussi remarquer que dans le papyrus les paroles mises dans la bouche du juridicus sont ecrites en caracteres plus grands, plus espaces voisins des formes onciales. A premiere vue on pouvait apercevoir ainsi ce que le juridicus avait dit. II est possible, comme nous le suggere M. Wilcken, que cette difference entre la maniere d'ecrire les paroles du juge et Celles des simples mortels, ait ete encore plus marquee dans l'original dont nous avons ici la copie et il faut voir une consequence du caractere de cette piece, qui est un fragment des acta (yno^vrjiiaöti^ov) du juridicus, destines ä perpetuer le Sou- venir de tous les actes accomplis par le magistrat dans l'exercice de sa Charge.

Nous tenons ä remercier tout d'abord et tout particulierement M. Bouriant. C'est ä lui que nous devons l'acquisition et la conser- vation de ce papyrus, comme de tous ceux qui forment la petite col- lection de l'Institut archeologique fran9ais " d'Egypte. C'est avec son aide que nous en avons commence le dechiffrement au Caire. C'est gräce ä lui que nous avons pu l'avoir entre nos mains et l'etudier tout ä loisir. M. Omont, conservateur du departement des manuscrits de la Bibliotheque nationale, a bien voulu consacrer une partie de son temps ä coUationner notre copie sur le texte. M. Chatelain, directeur ä l'Ecole des hautes Etudes, a revu quelques-unes de nos transcriptions latines. Enfin nous sommes tres redevables ä M. Ernest Langlois, doyen de la faculte des lettres de Lille, qui nous a plusieurs fois remis sur la bonne voie et fourni de tres heureuses suggestions.

Dans les notes au bas du texte nous avons signale par un W quelques-unes des lectures et restitutions dues ä M. le professeur Wilcken. Nous essaierons de marquer plus bas les progres decisifs qu'il a fait faire ä l'intelligence de notre papyrus et l'on s'apercevra Sans peine, comme sans etonnement, que c'est ä lui que revient I'hon- neur d'avoir resolu les difficultes maitresses. Est-il necessaire d'ajouter que, meme ainsi, on n'aura qu'une faible idee de ce que nous lui

298 I- Aufsätze

devons? Que d'erreurs corrigees par lui et que iious n'avons pu signaler ici parce que le Souvenir de ces faux pas n'a rien d'instructif que pour nouB. Cül. I.

1 ] 0 v(iris) c(larissimis) co(n)s(u-

libus) die idus Novembr(es) 'AQ'vq it,'

2 [praesentibus] H[o]rq et Nonn[a] et Dionus[iJo, Gennadius

d(ixit) : 'TnsQ Evlöt^ogycov tiut' evtoXrjv dod-svöav "^Qoa xal a[v]ayv[c6](?ofi.o;fc öot tijv ivtoXriv xi]v dod'elöav

3 [ VTcb Evl^ötoQly^iov i]tig iv Tolg v7Co^vrj^a6L\v^ rotg

TiQayd'ElGLV xar ivr[oXrf\v ixl tfjg (?ijg aad'oö icböscjg

4 [Fl(avius) Gennadius v(ir) p(erfcctissimus) ju]ridic(us) Alex(andreae)

ei d(ixit): \^A\vdyvG}&L. Gennadius d(ixit): \^A]vayv(o-

. '■'"''? 6o(iai et rec(itavit): Sergio et Nigriniani v(iris) c(la-

rissimis) co(n)s(ulibus) die ^aücpi ■O-' ecc(8etera). Or(a-

tor) adjecit:

5 [Toiavtrj ^e]y 'i) ivtoXrj' ä^Lov^sv de xriv nagovöav r]

äiilo^dTYivai tov ^iQov\g\ toD duatpBQOvTog rfj ßor}9-ov~ [ftfV?;], rstccQtov ^av avXvÖQiov, Tj^iösag de

6 [rov aQxov^ tetdQ\xov ds donQEäg Kai ccTio&Tjxifjg , i) t^v

ccTtoxatdöraöLV yj^tv Ttoirjöaad-ai tovt cov ->) t6 ä^iov 0t£yav6^LOv oitSQ äv naQd6%0iEV arsQog,

7 |. . . ccQxi'TSicrolvog i7tLd'e<^(oyQovvrog Tts^l rov avXvÖQiov

th naQUQTKvyÖLOV otcsq aal la]xov6a ccTCodihöSL övvä- örrjXEv. Nonna d(ixit): Eig rb ^SQog EvßroQyiov

8 [ ^V^i^ßi [id]d}x[a^sv] tb raTaQTo[v].

9 [Fl(avius) Gennadjius v(ir) p(erfectissim.us) ju[ridic(us) Alex(andreae)

d(ixit): '^xd]Aot^['0'dv] iönv cclQ^i-T^exrovla £]7c\l] tö[v] TOTtav yav6^s[vo\v dox[^L^^d[6a]vra OQLöat 7t6[<3o]v [6]g5£tA<(£t)> 10 [. . . . vji\aQ tov r\^EtdQtov r^ov ta avXvÖQtov xal [tfjg

ajjiq^t^xrjg Ev6t0Qy[iC3] Növva 6Tayav6}iio[v . . .]. örrj- d-i]\va\i xal Tovto Növva

Col. I, 1. 1 u u c[c] coss, Pap.

di

1. 4 init., . . iu]ri c Pap. med., u u c coss Pap.

1. 5 init..! ou bien [ToLuvrrj fibv iaTi.]v, W. peut-etre un peu long

pour la lacune. 1. 7 HTti&bOQovvrog, Pap. TtccQaQtiSiov, Pap. ccTto6wGi:i<^vy'? W. 1. 9 doyi[i(i](i[aa]vta W. otpsili, Pap.

Collinet-.Touguet: Un ProcL's plaide ckvant le juridicus Alexandreae etc. 299

11 I^'SIqg) t]c5 ravtrjg \iadixG) jtoQ]i6ca dtä tu (iccX(^L)6Ta xal

\Növ]vav rovrci tc5 köya Gwösöga^i^xtvat xal \v7ti- 6]xv<^st')6d-at o6ov iäv ^re^og ^tA?.ot

12 [ ]qs6£iv, T[o6ovrov Ev^dov oixov6av JtaQa6x\_£^v,

nQovoovfisvrjg slg rovto tilg rd^Eog. [Gennajdius (l(ixit): Tavtcc ^6v 7i[sq\1 xov ccvIvÖqlov

13 [xal ^£q]1 rrjg aTtold-rjxrjg eItzIsv rj öij xa&oöccoßLg ei\g t6

jiQ]ö0C37tov Novvrjg' cc^[ioviiE\v ÖE xal [ro]] nEQi xov '^]^L[<5£cog\ xov aQxov xal xov xetccqxov xijg dcoQE&g

14 [ l^L-]'^^ avx[ J ivxohxKQi[ov\ xf]g 6vv7]-

[yoQo^v^EVfjg, uTCai, ivxoXfjg [7taQ]a6xEd'£i6r]g.

15 [Fl(avius) Gennadijiis v(ir) p(erfectissiiiius) juri[cli(ciis) Alex(andreae)

d(ixit): x]i6lv xal tieqI xovxav [N6]vva; Nonna d(ixit): ^EtcI avxCÖLXov Xa^ßdv(Ei}v i,..6iav. Gennadius d(ixit): ^EnEidrj d^(pißdkk<^Ei}

16 [ ^ivridia [ evtIoXt] dl ävEyvcööd-r] xal lyQa]fi-

^ax£t[o]v avxYig e%ohev 6^oXoyov6i]g avtf} (pvMxx<[ELyv [rjavro;' IxäJ xatd xr^v EvxoXriv anodorci.

17 [Fl(avius) Geimadjius v(ir) p(erfectissimus) ju[ridic(us) Alex(audreae)

d(ixit): rQa^iiiiaxEt\o\v o q)iqg e%[el]v^ dvdyvcaQ-L. Et rec(itavit): AvqyiUo. [N^ovva dvya . . . tjXl, dixat[o^'] naCdcov E%ov6a AvQri\XC^a

18 [ ] 6vv\7ca^Q6vxog xal x\ov] dv\ßQ6g^

6ov AvQrjXiov 0EOV ^AnoXkavCov %aCQEiv. 'O^oloyov- ^\ßv\ fiE^Löd'Cööd^at xal JtKQELlrjcpEvai nagd <3ov

Col. IL ^EQog XExaQxov ecc(aetera). [Or(ator)] Gennadius d(ixit):

1ßfto[Ady]t^Ta:t x,al xo aQx(yy8iov 8L\a\(pEQ(^£i)v ixELvrj^ Xsyc} dij xb ij^iöv '(xov ägxovy xal xb xixaqxov xf^g dcoQEäg 2 xal d^tov^EV avtijv djtoXvELV 7ro;t)ra avra xd «pr<(v^di[o;]

Tc3 ^8Q<^ELy Tc5 rjfiEXEQa). [Cur]us d(ixit): 'O^oXoyEt xal EvöxoQyiov E%£iv i]^i6v (lEQog aQXov

Col. I, 1. 11 iLccXsLCtu Pap. \ynLa\y^vLa%'o!.i Pap. 1. 12 r\o6ovxov l^v^Sov, conj. W. 1. 13 To, efface par le scribe. W.

1. 14 hVTOlL-AdQl[ov\. W.

1. 15 Xcc^ßccviv Pap., a\i(pißalli, Pap. 1. IG xa Pap., efface par le scribe. (pvXuttiv, Pap. Col. n, 1. 1 aQxiSLOv, Pap. diatpsQLv, Pap. 1. 2 uQXiSia, Pap. fifpt, Pap. Archiv f. Papynisforschung. I. 2. 20

300 I- Aufsätze

3 '0|u.oA[o]y<(£t^ de aal tilg dcoQSäg iiEQog tataQTOv xccl a^iot

ovö^atog ixsLVOv.

4 Fl(avius) Gennadius v(ir) p(erfectissimus) juridic(us) Alex(andreae)

d(ixit): '^xöXovd-ov iöxiv Kaxa trjv TCaQuö^E'^evSav iv- toXfjv VTcb EvßtOQyCov "^Q(p xal [ajqp' wv rj

5 avdyvcjöig rr^g övvraxd'SLörjg vtco Novviqg b^ioXoyCag s8C-

da^Ev aal rb i]^l6v fiEQog [rjot) (xqtov xal tilg

6 dcoQBäg T&taQTOV T(p ixdiXG) EvöxoQyCov "SIqcö naQo,

(sie)

Novvag anoxaraöra&rivaL. Gennadius d(ixit): Tavra

7 zad'oöicoöLg ccTtscprivaxo ^ olg xal xb SQyov JtQoösvsx^'fjvat

dliovaev diä xilg xd^ecag. 'Ensidri de xal ziiovvöLog £6xr]icsv^ a|toi)/i£V

8 avxrjv Einalv^ xC ßovXsxaL xal tieqI xovxov. Curus d(ixit):

^Lovvßiog fiev xal ddeXtpög iöxtv' diu de xb ^ly] exetv jtaQaxolovd^^öeLg

9 xovQdxcjQ avxa xareötdd'ri^ 6 de ddelcpbg ^LXddsXg)og bg

xal iv xf] Alyvitxco iöxlv xal ov ^lex ov ^oXi) ^^£i' xacjg de 6 Tcaig xal

10 ßvv[o]ix(^ety xf} ddeXl^cpfj] xal xbv dgxov xo^ile\xaL\ xal

ovdelg cpd'ovog e6xC\y\.

11 Fl(avms) Gennadius v(ir) p(erfeetissimus) j[urid]ie(us) Alex(andreae)

d(ixit): Tovxo d(^ei}i,o[v\. Curus d(ixit): Kov\jQdxoQ\a exei bg xal ä7ie6xi\y\' 6 de dvxCdixog vnavlanYjeCyGag

T0i5T0V

12 xaxe6%ev ßovXö^evog ndXiv axsQav jtaQLyQacprjv iQyaßaßd'ac

xaxä Tijg ßoi]d-o[y^^av7}g.

13 Fl(avius) Gennadius v(ir) p(erfectissimus) juridic(us) Alex(andreae)

d(ixit): 'ETteidri xovQaxoQog a^vrj^övavöag, dvdyvad't,, OTKog xovgdxcoQ

14 yeyaviqxai OiXddaXtpog ZitovvöLov xov TCaQÖvxog. Curus

d(ixit): 'Ev xf] AlyvTCXCi adtlv b xovQdxoQ, r] de ddeXcpij

15 x^Qr]yai ^laQog xov dgxov reo ddeXtpa xal ov xaXvai, aiöi-

övxa avxbv xal otxovvxa iv xT] avXfj.

Col. II, 1. 3 oftoloyt Fa}).

1. 4 [&](p' ihv 7] W.

1. 9 dh ö Tiatg W. L'o traverse par la barre horizontale qui vient

de Ff. 1. 10 Gvvoiv.1 Pap. KOfitJf[Taj]. W. 1. 11 dii,ov Pap. vTtavaniGccg Pap.

Collinet-Jouguet: Un Proces plaide devant le juridieus Alexandreae etc. 301

IG Fl(avius) G[en]nadius v(ir) p(erfectissimus) juridic(us) Alex(andreae) d(ixit): 0 xovqktcoq ajiavtrjöccg ov xojXvd-TJöstai, rovtOLg XQyJGccöd'aL

17 Totg löyoig, oigTCSQ xal 6v vvv ktysig, el ys äXrj&fj sGriv

TCaQcc 6ov eiQrjutva. C|u]rus d(ixit):

18 "Iva ^l'fj] 6 Ttaig vicavan(£i}6^£\g v7to tov dvtidtxov do-

xotr] TtSQtyQacpriv nva vnoa&VEiv xovto yccQ önov- 8d^£i firjds^cav

19 aaivoto^t'av yiyvsöd-cci, ccTtovtog t\ov] xovQatoQog' ttoipiog

yccQ iöTLV 7] dösXcpi] %0Qriyri6<^ELyv /1iovv6Cg) xal ro

Col. III. ^SQog tov uQTOv xal tb öTsyavo^iov t6 STiCßaHov.

2 Fl(avius) Gennadius v(ir) p(erfectissimus) juridic(us) Alex(andreae)

d(ixit): TEoag xad'^ d iityiyy(EC}Xaxo Növva öTtovdaödtci rrjv lOQiqyCav rou rs rj^ißsag aQXov^

3 ixL ys ^i]v xal xov öxsyavo^iov zJiOvvötca d^Efintcjg tcuq-

äxl^ELvy ei yccQ xdv nQ6[g\ xi ß^cc^v xrjg XOQijyi'ag

4 xovxav TiaQafisXrjösisv, dvvyjösxai, TtQÖöodov Tton^öd^evog

x(p dixadxrjQLC) zJiovvötog xijg 6(p(£i}-

5 Xo^iviqg «^[rjö STtixovQiag xvy^allv. Gennadius d(ixit):

n6x<^sy nQOßdyiov (pr]6tv rjfi<^styg yaQ ovde <^l:y6^£v

6 dXojg To[to]i)Tdv Xi jtSTiQay^avov OTtolov dtaxKsCyvsxaL^

xovgdxoQa i6%')qxh>ai xov xal SQQco^evov

7 xijv di,dv[o^Lav xal [tjöxöxa [x]a[i] dicaCxriGiv 7ioiovy\^E]vov

räv avtä dia<p£Q6vx(ov. Cur[us d(ixit)]: 'E^tsidij iv rc3

8 '^()[(?]tv[0£]i['P'?j] iötlv <^Ety6C0 XEÖGEQaXOVXa ^l^EQÜV TtQOd-

dyo^sv Ex^Caiyvov.

9 Fl(avius) Gennadius v(ir) [p(erfeetissimus)] juridie(us) Alex(andreae)

d(ixit): El ^i) <^Eiy6co x&v XEööSQaxovxa yj^iSQüv xov Xsy6(i£\y\ov Eivai xovgdxoQa ziiowsCov 10 nQoGaydyoi Növva to5 öixaöxriQiG) -J) avxog 8i iavtov

TcaQcav Emd^jECyi^EiEV i\a\vxov xovQdxoQa 6vv vö^a

Col. II, 1. 18 vTtavciitiGQsig, Pap.

1. 19 %0Qr]yr\Giv, Pap. Col. in, 1. 3 TtdQsiily] dans le Pap. W. 1. 4 5 oqpi|AofiEV7j?, Pa2).

1. 5 Tv^siv, l't barre par le scribe, Pap). itorcci, Pap. siaasv, Pap. 1. 6 SbarivsTai Pap. W. 1. 8 laco, Pap. s-aivov Pap. 1. 9 tffo), Pap. 1. 10 eniSt^sisv Pap.

20*

302 I- Aufsätze

11 avtov yeyslyjriöd-aL, ivrevxQ'Sii] ts t6 dtxccötyJQiov avd-<^iyg

vnb Zliovvßiov^ töts nQo[s]raxd-r]6staL xal rj vo^t]

(sie)

12 vjtb N6v\vl^ag rov ij^iösag rov ccqtov xal rov rsTccQtov

rrlg dalojsäg etl ya ^r]v Kai rov TsraQtov ^epovg

13 rov TS avXvÖQLOv zal tTjg d7tod-y]X7jg ^lowöta dzoxara-

6xa%^fivaL.

Exemplum.

Traduction.

Considat de ... . jour des ides de Novemhrc, 17 Äthyr (13 Novembre). [En p-esence] de Horus et de Nonna et de Dionysios, Gennadius dit: (Je parle) pour Eustorgion selon le mandat donne ä Horus et je vais te lire le mandat donne ä Horus par Eustorgion, mandat transcrit au memorial des affaires dans lesquelles on agit par representation devant ta Saintete.

Flavius Gennadius, perfectissime, juridicus d' Alexandrie, lui dit: lis. Gennadius dit: je vais lire. Et ü lut: «Consulat de Sergius et de Nigri- nianus, clarissimes, le 9 de Phaoplii etc. . L'avocat ajouta: Nous de- mandons que la presente (Nonna) renonce ä la part qui revient ä ma diente (Eustorgion) savoir, le quart de la petite cour, le demi pain, le quart de la donation et de la boutique, soit qu'elle nous en fasse remise, soit qu'elle paie un loyer tel qu'un autre pourrait le payer . . .

Nonna dit: pour la part d'Eustorgion nous avons [dejä]

donne le quart.

Flavius Gennadius, perfectissime, juridicus d' Alexandrie, dit: En consequence, un arctitecte etant alle sur les lieux decidera, apres expertise, ä combien doit s'elever le loyer que Nonna devra payer ä Eustorgion pour le quart de la cour et de la boutique et ce loyer Nonna le [versera ä Horus] attendu surtout que Nonna a admis cette maniere de voir et promis, liabitant la maison, de payer le loyer que l'on pourrait exiger d'un autre. Mes agents veilleront ä l'execution de cette sentence. Gennadius dit: Cette decision au sujet de la cour et de la boutique, ta Saintete vient de l'exprimer en face de Nonna. Nous demandons, en outre, pour ce qui concerne le demi pain et le quart de la donation, qu'en vertu du mandat verse une fois pour toutes au debat, [ils soient delivres au mandataire de ma diente [evtoXlxdcqlov ryjg 6vvr}[yoQo]v- Hsvrig)].

Flavius Gennadius, perfectissime, juridicus d' Alexandrie, dit: Nonna s'acquittera aussi ä ce sujet. (?) Nonna dit: obtenir contre l'adversaire

Col. ni, 1. 11 avO&ig, Tap.

Collinct-Jouguct: Un Proces plaido dovariL Ic juridicns Alexandreae etc. 303

....(?) Gcnnadi'US dit: Puisqu'elle conteste ... et ({ue le niaudat a ete lu, nous pouvons encore montrer un ecrit par lequel olle avoue ä Eustorgion qu'elle a tout cela en garde. Quo conformement au uiandat, eile le rende.

Flavius Gcnnadius, perfcctissimc , jimdicus d'Älcxcmdrie, dit: Lis

l'ecrit que tu preteuds avoir. Et ü tut: <( Aurelia Nouna ä Aurelia

assistee de ton mari Aurelios Pheos Apollonios, Salut. Nous

reconnaissons avoir pris ä bail et rc^-u de toi le quart ete. . . L'avocat Gennadius dit: On eonvient donc que l'artudiou revient a ma diente, c'est ä dire le demi pain et le quart de la donation: nous demandons que Nonna les delivre a notre partie. Curus dit: Ma diente reconnait qu'Eustorgion doit avoir le demi pain et le quart de la donation. Et eile demande au tribunal de fixer a qui ils doivent etre remis en ce nom.

Flavius Gennadius, perfedissime, juridicus d'Älexandrie, dit: En con- sequence du mandat donne par Eustorgion ä Horus, et de ce que la lecture de l'ade passe par Nonua nous a appris, le demi pain et le quart de la donation doivent etre remis par Nonua ä Horus, mandataire d'Eustorgion. Gennadius dit: Teile est la sentence exprimee par ta Saintete devant ceux memes qui, nous le demandons, seront forces par tes agents de s'y soumettre. Mais puisque Dionysios aussi s'est leve nous demandons que Nonna dise ce qu'elle veut a son sujet. Curus dit: Dionysios est aussi son frere et comme il n'a pas sa raison, un eurateur lui a ete donne, son frere Pliiladelphos qui est en Egypte et qui pourra se presenter dans peu de temps. En attendant, l'enfant (Dionysios) habite avec sa soeur, qui lui fournit le pain, en sorte que rien ne lui manque.

Flavius Gennadius, perfectissime, juridicus d'Älexandrie, dit: Prouve le. Curus dit: II a un eurateur qui est absent et l'adversaire ayant drcon- venu Dionysios le retient voulant l'entrainer ä quelque autre demarelie hostile ä ma diente.

Flavius Gennadius, perfectissime, juridicus d'Älexandrie, dit: Puisque tu as parle du eurateur, lis comment Philadelphos est devenu eurateur de Dionysios ici present. Curus dit: Le eurateur est en Egypte et la soeur fournit la part de pain ä son frere et ne Tempedie ni d'entrer ni d'habiter dans la cour.

Flavius Gennadius, perfectissime, juridicus d'Älexandrie, dit: Le eurateur s'etant presente ne laissera pas de tenir les memes discours que toi, si ce que tu dis est vrai.

Curus dit: Afin que l'enfant circonvenu par l'adversaire ne croit pas bon de consentir ä quelque demarelie nouvelle car c'est ce

304 i- Aufsätze

que Ton cherche il faut qu'aucun changement u'ait lieu diirant l'absence du curateur. Car la soeur est prete ä fournir a Dionysios la part de pain et le prix du loyer auquel il a droit.

Flavhis Gennadius, perfectissime, juridicus d'Alexandrie, dit: Jus- que-lä, que selon ses declarations Nonna se charge de fournir le demi pain et de payer loyalement a Dionysios sa part du prix du loyer. Car si, menie sur un detail de cette charge, eile se montrait negligente, Dionysios pourrait, s'etant presente au tribunal, obtenir le secours qui lui est du. Gennadius dit: A quand [Curus] fixe-t-il la comparution du curateur? Car nous ignorions qu'il arriverait ce que l'adversaire pretend vrai, je veux dire que l'on put donner un curateur ä un liomnie dans son bon sens, qui s'est leve et a su reclamer de lui nieme sur tout ce qui le concerne.

Curus dit: Puisque le curateur est dans le nonie Arsinoite, nous le presenterons dans quarante jours.

Flavius Gennadius, perfectissime, juridicus d'Alexandrie, dit: Si dans quarante jours Nonna n'amene pas au tribunal le pretendu curateur de Dionysios, ou si, se presentant lui nieme, il ne prouve pas qu'il a ete legalement nomme curateur de Dionysios, le tribunal pourra etre de nouveau sollicite par Dionysios et l'on ordonnera que la possession du demi pain, le quart de la donation, le quart de la petite cour et le quart de la boutique seront remis par Nonna. ä Dionysios.

Copie.

Comme on le voit, l'affaire est plaidee devant Flavius Gennadius juridicus d'Alexandrie.^) On ne connaissait pas, croyons nous, de juri- dicus de ce nom.^) Un Gennadius fut praefectus augustalis en 396 ap.

1) C'est encore ä M. Wilcken que nous devons la lecture Fl(avius). Les deux lettres Fl, forment un groupe toujoui-s dans la marge du papyrus.

2) Voici la liste des Juridici Alexandreae connus:

L. Volusenius Clemens, sous Tibcre (Wilmans, 1610 = lung, Wiener Studien^

1892, p. 245). 0^(ißQtog (P. Oxy, n, 237, col. VE, 1. 39, 42, 43 87 aj). Gh.). Incomm, (BC4U, 5, col. II, 1. 16 et 20 137/138 ap. Gh.). Lucius Baebius luncinus (Wilmans, 1250 = CIL, X, 2, 6976 = lung, 1. c.)

sous Iladrien. [Quinct]ilius (Wilmans, 1259 = GIL, VI, 1564 = lung, 1. c.) sous Antonin le

Pieux. Sextus Gornelius Dexter (GIL, VIII, 8925, 8934 = Henzen 6924 = Wilmans

1254 = lung, 1. c. p. 246) probablement sous Antonin. L. Volusius Maecianus? (lung, 1. c. p. 247) sous Marc Aurele.

Collinct-Jouguet: Un Proces plaide devant le juridicus Alexandreae etc. 305

J.-Ch. sous les empereurs Arcaclius et Honorius.^) Mais il est dou- teux qu'il doive etre identifie avec celui de notre papyrus. Le juridicus faisait quelquefois fonction de prefet^), mais il ne s'ensuit pas qu'il düt forcement devenir prefet et parmi les cursus honorum de juridici qui nous sont parvenus, il n'en est aueun qui uous le montre arrivant a cette haute fouction. ■*) De plus l'annee 396, date de la prefecture de Gennadius, est tres eloignee de lannee 350, date du mandat cite au cours du debat, et il ne nous parait pas vraiseniblable que le proces ait eu lieu longtemps ajsres la delivrance de ce mandat. On connait uu autre Gennadius contemporain des personnages de notre document. C'etait un avocat qui florissait ä Ronie vers l'an 355 selon la Chronique de Saint Jerome. Son nom complet est peut etre Flavius Gennadius Torquatus.^) Qu'a-t-il de commun avec notre juridicus ou avec l'avocat Gennadius qui parait au proces? On ne peut, croyons-nous, rien dire ä ce sujet avec certitude.

On sait mal quelles etaient les fonctions du juridicus Alexandreae. Sa competence s'etendait - eile a toute l'Egypte, comme le veut M. Mommsen") ou etait-elle restreinte a la cite d'Alexandrie, comme le pretend Marquardt?*") Fut-elle, comme le pense encore Marquardt, limitee par Septime Severe, createur de la curie Alexaudrine^), aux actes de juridiction volontaire, ou doit-on croire avec Hirsclifeld^) que

rdiog KaiKiliog HaXoviKvog (BGÜ, I, 237, 1. 1 166 ap. Gh.).

Faiavög (ibid. 240, 1. 12 167 ap. Gh.).

KXccvSiog Naoiivdrig (ibid. 245, col. II, 1. 1 et 378 1. 17 IP siecle).

KccXnovQViuvog (ibid. 11, 378, 1. 1, 23 11« siecle).

Inconnu (ibid. I, 75, col. II, 1. 9 11® siecle).

Inconnu (Henzen 6923 = CIL. VI, 1638 sous Clordien EI).

1) Cod. Theod. 14, 27, 1; Cod. Tust. 1, 4, 5.

2) CIL, VI, 1638 = lung, 1. c. p. 247: ju[ridicus Alexandreae] vice praef. Aeg. BGU, 327, 1, Tc5 •AQarißTcp SizaioSörrj diaSsy^oiitvio "nal za Kavä ti]v fjy^LLOvUiv.

3) Un seul devient prefet du pretoire apres avoir ete prefet de Mesopotamie (CIL, VI, 1638). Deux autres deviennent procuratores Asiae (CIL, V, 1564 = lung, 1. c. p. 245 et CIL, VTII, 8943 = lung, p. 246).

4) cf. Onomasticon de de Vit. s. v.

5) Mommsen, Rom. Gesch. V, p. 567—568 (trad. Gagnat-Toutain, XI, p. 173). Staatsrecht III, p. 753. Anni. 2 (trad. Girard VI, 2"'<= partie p. 391).

6) Marquardt, Organisation de Vempire romain, trad. fran9. , t. II, p. 420. Suivent la meme opinion que Mommsen, Wilcken, Observationes ad hist. Aeg. prov. rem. Berlin, 1885, p. 8 et suiv., Hirschfeld, die ritterlichen Provimialstatthalter dans les Sitzungsb. de l'Academie de Berlin, 1899, 1, p. 418. lung, die römischen Ver- waltungsbeamten in Aegypten, Wiener Studien, 1892, p. 227.

7) Spartian, Sept. Sev. XVII.

8) Hirschfeld, l c.

306 I- Aufsätze

la juridiction volontaire, appartenant en principe au prefet, lui aurait ete retiree dans le cours de Fempire et donnee au juridicus? Ce sont deux questions qui n'ont pas encore leur reponse. Sur la seconde uotre papyrus apporte peu de lumiere. Mais il s'ajoute aux textes qui nous montrent les plaideurs veuant de tous les points de l'Egypte au tribunal du juridicus^) et corroborent a premiere vue ropiiiion de M. Mommsen. Nos persomiages en effet paraissent bien, comme nous le fait remarquer M. Wilcken, habiter le Fayoum (cf. II, 9, 10, III, 8) et appartenir ä la societe greco-egyptienne de la x^Q^- ^ ^^^ ^rai que les plaideurs grecs venus d'Egypte pouvaient en quelque fa^on appartenir a la cite alexandrine. Est-ce le cas pour ceux de notre jiapyrus? Nous ne le pensous pas. Si Nonna avait eu le droit de cite alexandrine, eile n'eüt pas inanque, comme l'a vu M. Wilcken, de nous le faire savoir dans l'acte cite Col. I, 1. 17. Son nom eüt ete suivi soit d'un demotique au feminin^), soit plutot du nom de son mari au genitif accompagne de son demotique. Or l'aspect du texte est egalement defavorable ä ces deux liypotheses (cf. infra).

Nous ne pouvons guere nous avancer beaucoup plus a la lumiere du document nouveau. Au moins est il interessant comme exemple d'une affaire plaidee devant le juridicus, et si bien des details du j)roces nous echappent on peut cependant en saisir les traits generaux. Trois personnes se presentent au tribunal, Horus, Nonna et Dionysios. Mais Horus n'est que le mandataire d'une quatrieme personne dont le nom se trouve seulement sous les formes EvöxoQyCov^ Evöto^yLco, Evötö^yiov dans notre papyrus. On peut donc liesiter sur le nominatif qui serait soit EvötÖQyLog soit EvötÖQyiov. M. Wilcken nous a demontre qu'il s'agissait d'une femme. «Aucun exemple du feminin EvötÖQyiov, nous ecrit-il, ne nous est parvenu, mais Evörogyiov est ä EvötoQyiog ce que EvcpQÖviov est ä EvcpgövLogj) Et, de fait, ce n'est pas simplement la une bypothese qui supprime presque toutes les difficultes que nous avions rencontrees, c'est une certitude prouvee par la lecture, due a M. Wilcken, de la ligne 14 (col. I) il est fait mention 'du manda- taire de la plaignante qui ne peut etre qu'Horus mandataire d'Eustorgion.

Nonna et Dionysios sont frere et soeur (Col. II, 1. 8 10). Dio- nysios a un curateur, Philadelphos, qui est aussi son frere. II est probable qu'Eustorgion appartient a la meme famille.

Le sujet du proces parait etre le partage d'une succession qui comprend

1) cf. Wilcken, Ohservationcs p. 8.

2) Nous ne connaissons aucun exemple de demotique au feminin.

CoUinet-Jouguet: Un Proces [daidu dcvant le juridicus Alcxandrcac etc. 307

une boutique (dito^tlxr}).

une petite maison avec cour (avXvdQtov).'^)

une donation (öojqscc).

4" une rente de deux pains par jour (ccqtoi).

Cette fortune a ete partagee egalement entre les quatre enfants de Sorte qu'il revient li chacun un "quart de la boutique, un quart de la maison, un quart de la donation et un demi pain. Pour une raison qui nous echappe, Nonna occupe la part d'immeuble qui revient ä Eustorgion et detient sa part de donation et de pain. Au debut de l'audience, apres lecture du mandat, Gennadius, avocat d'Eustorgion, demande que Nonna renonce a la part d'Eustorgiou soit en faisant remise de l'ensemble soit en payant un loyer {örsyavöfiiov) pour les immeubles qu'elle occupe. La sentence de juge fait droit a la demande d'Eustorgiou, pour ce qui concerne les immeubles. Un architecte, apres expertise, fixera le prix du loyer que Nonna versera probable- ment ä Horus.

Restent le quart de la donation et le demi pain. Comme Nonna conteste qu'elle les ait, Favocat Gennadius lui oppose un contrat passe par eile et demande qu'elle les delivre ä sa partie. Sur l'aveu de Curus, avocat de Nonna, le juridicus decide que Nonna remettra le pain et sa part de la donation ä Horus.

Alors se leve Dionysios. Nonna pretend qu'il est fou et qu'il a un curateur son frere Pbiladelphos: Dionysios doit demeurer avec eile et eile proniet de lui fournir sa part de l'heritage et un loyer pour la part de l'immeuble qui appartient a Dionysios et qu'elle occupe avec lui.

Eustorgion et son avocat pretendent que cette folie est imaginee dans l'interet de Nonna et que la curatelle de Pbiladelphos est illegale. Comme Pbiladelphos est absent, on renvoie l'examen de cette question ä 40 jours. En attendant Dionysios continuera ä habiter avec Nonna qui lui fournira loyalenient la part qui lui revient, comme eile l'a promis.

Teile est, croyons-nous, la marche generale de l'affaire, il nous reste pour finir ä grouper ici quelques observations de detail.

Col. I, 1. 1 die idus Novemhr(es) 'AQ'vq l^. Le 17 Athyr coin- cide avec le jour des ides de Novembre (13 Nov.), d'apres le calendrier fixe Alexandrin pour toutes les annees dont le l*'' Thoth correspond au 29 aoüt.

1. 1 et 2 triv ivrolrjv ti]v dod-Eiöav "SlQ(p iv totg vno- livTq^aöiv TCQax&stöiv aar ivroXriv. Le proces commence par la

1) atriolum, parva casa, in apophtegmat. Patram, in Gelasio niim. 6. Du Gange, Gl. Inf. Graec. s. v.

308 I- Aufsätze

lecture du mandat (ivroXif) domie par Eustorgion ä Horns, qui est appele plus bas le mandataire (iadiKog, svtohxccQtog) d'Eustorgion. La presen- tation du mandat ad litem au commencement des proces est une con- dition necessaire de la marche de Finstance, ainsi que l'a decide, eu 382, la Constitution connue de Gratien, Valentinien et Theodose. ^) L'interet que notre papyrus presente ä ce point de vue serait, s'il est anterieur a 382, de fixer la portee de la Constitution citee, en mon- trant que, dans la pratique, la regle erigee en necessite absolue par les empereurs etait deja courante. Si, au contraire, il est posterieur a 382, notre texte n'en serait pas moins utile, puisqu'il indiquerait que cette Constitution etait reellement observee a Alexandrie. Nous avons conserve des exemples de ces ivrolaC^ cf. P. Oxy. II, 261, p. 231; annee 55 ap. Cli.

L'expression la plus ordinaire parait etre roig vjio^v7]^a6Lv ava- XYi^(pd^y]vai.") II s'agit ici, comme nous le fait remarquer M. Wilcken, de registres particuliers pour les ajäaires l'on agissait par represen- tation. C'est le sens des mots toig jCQa^d'SiöLV %ax' ivroXyjv. Pour la lecture des actes au debut et en cours d'audience M. Wilcken nous renvoie au CPR I, 18, 21—22.

1. 5. La premiere lettre visible est soit ^, soit plutot sv, ou tv. M. Wilcken propose roiavtrj jttfV £6ti]v qui parait un peu long pour la lacune. Nous sous-entendons eötlv.

1. 6. Nous ne comprenons guere comment on pourrait opposer ccTioGtfivai Tov ^SQOvg etc. ... et a.7Coy.ard6ra6LV 7toiy]6a6d'aL. II nous semble que faire remise de la pari d'Eustorgion, iiuplique la renoncia- tion ä cette part. Nous pensons donc malgre le -J) qui precede ccTto- öxYivai que l'avocat demande une renonciation de Nonna, et lui ofii-e deux moyens de renoncer, soit en faisant remise ä Eustorgion de l'ensemble de ce qui lui revient, soit en payant un loyer pour les im- meubles. Malheureusement la fin de la phrase est fort mutilee.

1. 7. La restitution agitreztovos^ tiree de la suite du texte est tres incertaine. Si eile etait exacte et si djtoddööst etait correctement Ortho- graphie il serait impossible d'admettre üvvböttjxev et l'on attendrait l'infinitif övvsörrjXEvai regissant l'accusatif ötEyavö^Lov. Or övveörr]- xEv est tres net sur le manuscrit. Faut-il croire que ccTiodaßsi, est pour ccTtodöösi, et que l'infinitif necessaire s'est perdu dans la lacune. Mais la phrase önsQ xal exovGcc aTCodööEo övveörrjxev ne nous parait guere explicable.

1) Cod. Theod. 2, 12. de cognit. et procurat. 3, an 382 et Si/minaque (ed. Seeck) liv. 10, ep. 19 (al. 32; 39).

2) Cf. BGU, aux clocuments citcö dans l'Index du vol. I s. v. vTtö^Lvrina.

Collinet-Jouguet: Un Proces plaide dcvant lo juridicus Alexandreae etc. 309

Enfin l'obscurite du passage est augmentee par le mot TtagccQTt- diov. On lit col. II, 1. 1 ccqtlölov et 1. 2 ccgtLÖta. Ce mot designe le quart de la donation et le demi pain. Nous avons pense que t6 TtaQUQxCdLov designait le quart de la cour et le quart de la boutique dont il est precisement question dans la reponse du juridicus. Mais il est evident, des lors, qu'on ne peut pas les rattacher ä la racine de aQTog et qu'ils sont mal orthographies. Or on lit dans Hesjchius les gloses suivants:

aQTTj^a' diaOi]xr]^ dtxt] dQxyjfiatog,

KQXv^a' diaOrjxr], dCniq [aQXv^axo^Y)

&QXvkCa' dtaO'}]jc7]'^)

aQXog' övvxa^ig

KQxvvai' dtaOelvai

aQxvvavxeg' TtaQaöxsvdöavxsg, övvxd^avxsg.^) Nous rattacherions volontiers nos deux mots a cette racine et ecririons Tu ccQtvdiov^ aQXvdLa, tb TcaQaQXvdiov. ^Aqxvölov designerait un legs, probablement consistant en des biens meubles, comme le quart de la donation et la rente d'un demi pain, t6 TiaQaQxvdiov serait un legs consistant en immeubles.

Uxsyovö^LOV est donne par Du Gange avec le sens de PreUum condudae domus. Aux auteurs cites par Du Gange ajoutez Poll. I, 75, X, 20 (meme sens). Uxsyavöiiiov dans Hesyehius: ((^lödbv xijv (sie) ölöö^spov vTieQ xr^g ^ovfjg xül TiavSoxst)), dans Bekker, Anecdota 302, 28: Uxsyavo^LOv, 6 cpÖQog 6 didö^svog xotg öxsyavö^oLg».

1. 11. debut: ["SIqgj r]o5 xavxrjg [skölkc) TtoQJiöai. G'est encore M. Wilcken qui nous a mis sur la voie de cette restitution. II avait pense que 1'« qui se lit ä gauelie etait la fin d'un imperatif comme öTCovdaödx^oj ou öq)SLXEx]co^ et il avait restitue tg5 ixdixa TiOQ^^at dans la lacune suivante. Mais, verification faite, ces Supplements sont un peu longs. L'infinitif tcoqlökl peut tres bien dependre de ^Ayi6Xov%'6v iöxi.

1, 15. Les paroles du juridicus et la reponse de Nonna sont ob- scures. Faut-il voir dans xueiv l'infinitif xl0siv? Faut-il Interpreter: Tl <^(pYi)6iv Kai n£Qi xovxcov N6vva;(^) A la fin de la ligne on serait tente de restituer ai,ov6iav. Mais nous ne trouvons pas de place pour Vs. 'Avxidwov au masculin (cf. II, 18) parce qu'il s'agit d'Horus, non d'Eustorgion.

1) II faut evidemment suppleer a.QTviLa.tog qui est tombe dans le manuscrit.

2) aQxilicc dans Du Gange Gl. inf. graec. s. v. II cite le Lex. Graec. 3fs. Beg. Cod. 309.

S) cf. Bekker 82, 31. aQXvoai, a-navciaai.

310 I. Aufsätze

1. 17. 18. Ovycc . . , rjli La premiere restitution qui se presente ä l'esprit d'vy(i{ti]Q) [AvQ]r]U(ov) n'est pas admissible. M. Wilcken nous fait remarquer qii'il n'y a pas d'abreviation dans le texte gi-ec et que d'ailleurs AvgtjlLov ue suffirait pas ä desiguer le pere de Nonna. La leeture rih ne fait pourtant pas de doute. II faut donc admettre soit une abreviation soit im niot iudeclinable. Nous nous demandons si Ton pourrait songer ä 0vyK[x7]Q] 'jF/At, nialgre l'etrangete de ce nom hebraique dans une famille tous les autres noms sont grecs.

1. 18. Au debut. II serait tentant de restituer EvGtoQyiG), mais cette Hypothese n'a rien de necessaire. Si eile etait exacte, il f'audrait noter que c'est un autre que le mari d'Eustorgion qui serait son manda- taire. W.

Col. I, 1. 11, dCxaiov -jicddov. La derniere mention du jms liherorum connue jusqu'ici par les papyrus etait de l'an 271.^) Celle que l'on trouve ici est plus recente. Malheureusement l'acte de location il est fait allusion ä ce droit n'est pas date. Cependant notre texte des environs de 350 permet de fixer un point de Fhistoire du droit romain au Bas Empire. II nous montre le jus liherorum encore invoque par Aurelia Nonna pour se dispenser de l'assistance d'un tuteur, et d'autre

part sa co-contractante Aurelia [ ] encore assistee de son tuteur

et mari, Aurelios Pheos ApoUonios, a une epoque les auteurs les plus surs reputaient eteinte la tutelle des femmes ce qui rendait inutile, ä ce point de vue, le jus liherorum.")

La disparition definitive de la tutelle des femmes est donc poste- rieure au milieu du IV" siecle, date approximative de notre papyrus. Mais est-elle une consequence de la Constitution de 410 par laquelle Tfieodose et Honorius concedent le jus liherorum ä toutes les femmes de l'empire?^) Nous ne le pensons pas. II suffit de faire remarquer que la Constitution 3 du Cod. Theod. 8, 17 (= C. 1 cod. lust. S, 58) dont la portee abolitive du jus liherorum semble etre absolue, n'est que la suite de la Constitution 2 qui vise uniquement le jus lihero- rum dans ses effets au regard de la solidi capacitas entre epoux. La place meme des deux titres aux Codes Theodosien et Justinien etait dejä un argument contre la doctrine re^ue. D'autre part la Consti- tution 2 (Cod. Just. 8, 58), emanant de Justinien lui-meme, abroge expressement le meme jus liherorum requis par le Senatus-consulte

1) Mittli. PB. IV (1888), p. 54 et note p. 59. I. 3 x^Q^ kvqiov ;^p?jfio:Tt- ^ovCr]i rt-Kvcov öikcÜcol v.axu 'Pcoiiccicov ^Q"ri, avvsßtätög aoi ävqtiIIov Evöc-iiiovog.

2) cf. P. V. Girard, Manuel elementaire de droit romain^ p. 215.

3) en ce sens. P. F. Girard, l. c.

Collinet-Joiiguet: Un Proces plaide devant le juridicus Alexandreae etc. 311

Tertullien comme une condition necessaire pour que la mere puisse succeder a ses enfants. Aucunc Constitution en revanche ne vise la suppression du jus liberormn dans le droit de la tutelle. II faut, Selon nous, logiquement en conclure que le jus liberorum, envisage comme cause de dispense de la tutelle, n'etait dejä plus en vigueur sous Theodose, parce que la tutelle des femmes etait tombee pratique- ment en desuetude auparavant.

Col. IL 1. 9. ov [ist ov xolv ne signifie rien de plus que «dans peu de temps» cf. Gradenwitz, Einführung in d. Fapyruslamde I. p. 40 Anm. 1. W. Remarquez l'expression iv tfj AlyvittGi pour designer la %G)Qa par Opposition ä Alexandrie.

Ilatg. C'est Dionysios qui est designe ici comme plus bas par l'expression de natg.

1. 12. IleQLyQacpy], que nous avons traduit par l'expression ge- nerale de demarche Jiostile, implique peut-etre la redaction d'un acte quelconque.

Col. III, 1. 10. TW dLxa6rr]Qi<p. Comme plus baut (Col. II, 1. 3) ce mot desigTie le tribunal du juridicus. C'est devant lui que Philadelphos doit prouver la legitimite de sa curatelle. Nous savons que la juri- diction gracieuse est du ressort du juridicus.

Lille, fevrier-avril 1900.

Paul Colliiiet. Pierre Jouguet.

Zusatz.

Auf Wunsch der Herren Verfasser verweise ich auf P. Gen. 11, dessen Be- ziehungen zu dem obigen Protokoll ich erst bemerkte, nachdem der vorstehende Aufsatz schon gesetzt war. Dieser von Nicole edierte und in den Akten des X. Orientalistentages kommentierte Teilungsvertrag vom Jahre 350 n. Chr. be- rührt zwar nicht den in jenem Protokoll behandelten Rechtsfall, giebt uns aber über die Persönlichkeiten erwünschte Aufschlüsse.

Eustorgion, hier ausdrücklich als Frau bezeichnet (vgl. oben S. 306), ist, wie CoUinet-Jouguet richtig vermutet haben (S. 306), die Schwester, der Nonna, des Philadelphos und Dionysios. Vgl. Gen. 11, 2 und 11. Der Vater dieser Ge- schwister heifst 'HXirov (gen.), wozu der Nominativ nach einem unpublizierten Text aus Ehnas 'Hlixccg heifsen wird. Die Verfasser haben also mit Recht in I 17 Q'vyd\tT\Q\ HIl vermutet (S. 310). Es wird nunmehr zu 'HXi<^rovy zu emen- dieren sein. Mit Bezug auf S. 310 zu 1. 18 sei hervorgehoben, dafs der Mann der Eustorgion im Genfer Text AvQriliov Kovivrov 'AnoXläros genannt wird. ^)

1) Im Protokoll I 18 wird ä'iou zu <P<^iXyiov zu emendieren sein. Der Name ^iXiccs ist gerade für das Dorf ^daSsltpia bezeugt. Vgl. BGU 456.

312 I. Aufsätze: CoUinet-Joxiguet: Un Proces plaide devant le juridicus Alex. etc.

Wichtiger ist, dafs nach dem Genfer Text die Geschwister zwar in Phila- delphia im Arsinoitischen Gau wohnen {^axoi^ovvrsg) , aber aus Alexandrien stammen {&nb rijs 'AXe^avöglag). Dafs die Geschwister vor dem Juridicus pro- zessieren, ist daher für die Frage nach der Kompetenz dieses Beamten (S. 305 f.) nicht entscheidend. Denn dafs er für die in der ^'^qcc wohnenden Alexandriner zuständig war, werden auch die Anhänger der Marquardt'schen Ansicht nicht geleugnet haben, i) jy ^^^

1) Dagegen bietet P. Gen. 4 ein neues Beispiel dafür, dafs die Griechen in der x<»Qcc sich an den Juridicus wenden konnten. Vgl. Obss. S. 8.

Observatiunculae ad papyros juridicae.

(Continuantur.)

§ 10. Mansisse etiam sub Romanis eyxvxhov haud uno ge- nere documentorum declaratur. Veluti supersunt apocliae trapezitarum ^), publicanorum^), incertorum ^) ; quae partim in ipso principali instru- mento subscriptae sunt*) veterum mo^iKTov exemplo, partim separatim datae sunt, id est aut in sua charta^) aut in testa**), quae proprie di- cuntur öv^ßoXa iocdsdo^svcc'^)] extant diayQacpal rsXcavGiv^), id est ac- cipiendi mandata ad trapezitam; extant data ad agoranomum testimonia iyxvxhov solutum esse^); sunt denique huius vectigalis passim vestigia. ^*') Elocabatur id etiamtunc publicanis, quibus coercendis, ne quid fraudis comminiscerentur operam dabat in ceteris quidem nomis 6 öTQaTrjyog ^^), in Arsinoite ^^) 6 vo^KQxrjg^ itaque dicebantur vtco tbv voficcQXTjv extra Arsinoiten vtco tbv GtQUTrjybv dictum sit oportet äöxo^st^&cci ^^) , t6 iyxvK^.LOV. ^*) De pretio etiamtunc eo nomine sol-

1) P. Oxy. 99, 13—19.

2) Cum intrriQT]Taiv apochis hae sunt: P. Paris. 17, 22 sqq.; BGü 748 11; Ostr. 1051; 1066; 1454.

3) P. Lond. 297(&); Ostr. 473; 1378.

4) P. Paris. 17. Nam P. Oxy. 99 ptomatis antigraphum habet sub contractus antigrapho.

5) P. Lond. 297 (t); BGU 748 E.

6) Ostr. 473; 1051; 1066; 1378; 1454.

7) Cf. P. Oxy. 95, 29.

8) P. Oxy. 96; 185.

9) P. Oxy. 242,31; 243,45; 333; 343; 345; 348. Haec testimonia cum apochis non esse confundenda, ipsis demonstratur (veluti 243, 46/7: xhav-rai ... Jidv^og ... ■iia&' rjv ^xsi SiaYQa(prjv ktL).

10) P. Lips. 5, 5; P. Oxy. 44; 95, 26; 238; P. bibl. Berol. 21, 9; P. Paris, ined. (Ostr. I p. 576 not. 2); Ostr. 1599. Circa P. Oxy. 274 nihil promitto.

11) Cf. P. Oxy. 44.

12) Ubique, putat Wilcken, Ostr. I § 597.

13) Cf. Wilcken, Ostr. cap. IV p. 191.

14) BGU 748 II 3 5; P. Oxy. 44, 6/7, 22/3; 185. Cf. praeterea Wilcken, Ostr. I p. 576.

314 I- Aufsätze

vendum erat rb ijtidsxatov^ veluti P. Oxy. 99 propter talenta 32 exi- guntur tal. 3 dr. 1200^ observatiir autem eadem ratio P. Oxy. 242; 333, quamobrem P. Oxy. 99, 19 vocabulum S7tLdeica(tov), quo coutineri putant editores alterum vectigal („a further Charge"), equidem cum praecedenti- bus iungendum arbitror, deinde quod solum cernitur (II pag. 285 not. 1) S initium esse nominis subscriptionis (UaQccTticov). In bypothecis iam non decima sortis exigebatur, sed quinquagesima ^)', erat autem prae- terea quotannis, ui fallor, bypotheearum nomine solvendum reXog ava- v£G)öscog.-) Mancipiorum ^) et navicularum ^) nunc primum apparet rb iyxvxhov. Contrascriba iam nullus invenitur; neque id fortuito acci- dere crediderim; etenim dtayQaq)ri rekcbvov ad trapezitam, quae integra pervenit^), contrascribae subscriptione munita non est.^) Invenitur, sicut in aliis quamplurimis vectigalibus, iTtitijQrjtijg tslovg iyxvxh'ov''), quem contrascribae dissimilem fuisse puto magisque sub publicano vectigal exegisse.^) Ergo publicanorum et iiiLtrjQrjt&v apochis demon- stratur sub Romanis t6 syxvxXiov recta via, id est sine trapezitae inter- ventu, exigere publicano licitum fuisse. Non tamen propterea creden- dum est, desiisse fiscum TTjg TtQoöödov xvqlsvslv, sed debuisse videtur publicanus, quod exegisset, id apud mensam publicam deponere ad diaXoytßfiov^ quemadmodum in testa quadam adscribitur: ag xal dia- yQ(xt{jo^£V (ÖQaxiiäg) STtl xijv drjfio6iav rQd7tet,av.^) Potuisse utique ex mandato publicani apud trapezitam satisfieri ra iyavxUc), rebus ipsis et factis, id est et illorum diayQacpalg et ptomate declaratur trapezitico. Apocharum formam quod attinet, ptoma quod a trapezita datum est (P. Oxy. 99) a prisco more non prorsus abborret; quae scripta sunt a publicano, sive sub instrumento principali sive separatim, ea vero prorsus sunt soluta. Veluti P. Parisino 17 subscribitur: £6%a^ev TtaQoc 6ov^^) ysLvö^svov tsXog trjg TfQOXst^evrjg avfig'^'^); ex diverso BGU 748 II, quod est öv^ßolov ixdsdo^tvovy licet cum principali instru-

1) P. Oxy. 243. 2) P. Oxy. 274, 20.

3) Wilcken, Ostr. I p. 182*; P. Oxy. 95; 96.

4) Ostr. 1051. Ergo Ostr. 106G, 2; 1454, 2 partim suppleo, partim emendo ccvdgccTtödav v,ccl nXoiccQicov.

5) P. Oxy. 96 (Wilcken, Ostr. I p. 647).

6) Subscribendum nihilominus a contrascriba fuisse, temere auguratur Wilcken, Ostr. I p. 648 (lin. 3—5).

7) Locos dabit Wilcken, Ostr. I p. 576.

8) Cf. Wilcken, Ostr. I p. 599 sq.

9) Ostr. 662 (I p. 87).

10) Cum emptore loquuntur publicani.

11) Quae sequitur subscriptio 'Annwvi{o)s 6vv£Tt{s)i6&i]v socii est (cf. Wilcken, Ostr. I p. 591).

J. C. Naber: Observatiunculae ad papyi-os juridicae 315

mento postea conglutinatuni , post annum et diem continuatur: diayi-

yQafpev aöioXov^ibva t6 iyxvxkiov Uarvvig Evqyj^o-

vog ^) (tslog) oimag xal ul&qlov dvo. Testae partim similes

sunt Parisino ptomati veluti 1051, 10G6, 1454, quae in hunc fenne modum conceptae sunt: ae^ov (ccTtBöxov, äTtsöxtjxtc^sv) naQu 6ov rb

xad-rjxov xiXog {avdQunödov vel nXoi{u)Qiov) ov iojvrjaa ^) nuQu

Tov dstvog', partim sunt similes Beroliuensi öv^ißoXo}, veluti 473; 1378: diSfQKjjjsv (diaysyQ(iq)i]xsv) 6 dstva vtisq syxvxXCov. Est quoque Gv^i- ßoXov ixdedoiisvov P. Lond. 297 (h), sed ad explicandum difficile. Dif- ficultas in eo consistit, quod solvit ibi dtcc^) KXavdCov 'AnoXXivaQiov

xal 0Xaovt'ov {..)ov^) ( )oi»^) üroXXäg "ÜQCovog reXog syxvxXCov

non vnkQ ri^g (hvijg^ sed (eig) vo^uqx&v Xoyov. Ergo aut per abusum dictum est, quemadmodum alterius generis apochae*") vo^kq^u babent, vetustiores etiam ßaacXst"^), aut possunt videri eo tempore quo baee apoche emitteretur vectigalia elocata non fuisse, dvöTtsid-ovvtav forte xäv t6 iyxvxXiov aö^oXav^svcov xal XLvdvvsvövtojv^) ^Exaöxrivca^ ut est in P. Oxy. 44, 6 10. Per Aegyptum enim, quia ^aQu xb xoivbv sQ-og xüv ' £7tccQX£t&v^) inviti quoque per iniuriam ad veetigalium con- ductionem trabebantur ^*'), qui buie oneri videbantur idonei, ideo praeter (t6) (pvyddag ysveöd-ai nibil ab iniuria vindieare poterat xovg TtQoößi- ßat,o^8vovg.^^) Ipsum vocabulum jtxä^ia imperatoria aetate inventum nondum est sed supplendum videtur P. Oxy. 238, quo cavetur: xovg s^ovxag ^sxsÜQovg oixovofiiagy id est contractus incboatos^^), sv xs ayoQavo^(^£)iG) xal ^vrj^ovsia xal yQaq){€)i(p TiQOötQXEöd'at xolg äyo- Qavo^oig xal X£[X£iovv, id est perficiendos curare ^^), xal iyxvxXil

1) Is emptor fuit (III 6).

2) 1454, 5 suppleo [ov i]^{sxa>QiqGco) [nXjoiov. IIaQci%(OQEl6&ttL hoc sensu fre- quens est (veluti P. Oxy. 45; 4G; 47).

3) ziiä incertum est.

4) To V incertum est.

5) Ergo suppleri nullo modo potest: TslcovGiv.

6) Archiv I p. 9 (no. 3).

7) Wilcken, Ostr. I p. 71 (5).

8) I. e. aitEilovvrcov. Eodem sensu legitur xivSvvsvoitEv to Isqov izliTtslv in P. Mediol. (ed. Ceriani) lin. 10. Locum exscripsit Wilcken GGÄ 1894 p. 721.

9) Consentit Paul. 1. 9 § 1 D. 39. 4 (sed cf. etiam 1. 3 § 6 D. 49. 14 (Wilcken, Ostr. I p. 594) et BGU 628 (vo.) H 19—21).

10) Edict. Tib. Alex. (CIG 4957) lin. 10—14 (Wilcken, Ostr. I p. 592).

11) P. Oxy. 44, 14 16 (cf. Wilcken, Ostr. I p. 593, qui mavult: rovg TtQog ßiccv ayofihvovg).

12) De contractibus inchoatis cf. Interim Mitteis, Archiv I p. 193 195.

13) Contractus inchoatos non perficere, liberum non fuisse, hinc colligo. Di- versa sedit sententia Ludovico Mitteis, Archiv I p. 193.

Archiv f. Papyrusforscbung I. 2. 21

316 I- Aufsätze

^ara an xal vvv cpEQEtv^ modo lacunam explendam esse concedatur e'y'}ivy,Xi\ov tsAovs 7Ctc6]^atK. lubentur autem haec ideo adferri, quia imperatoria aetate iam non licebat agoranomis privatonim contractus perficere, nisi antea apud censitorem lecti essent, qua de re dicemus § 16, atque solutum esset ro ayxvxhov^ quae res huius est loci. Ergo non lieuisse antequam solutum esset iyxvxXiov contractum perficere demonstratur^) testimoniis vel trapezitarum ^) vel publicanorum ad ago- ranomum scriptis^), quibus testabantur vectigal solutum esse. Debebat igitur qui contractum perfici postulabat aut ptoma, id est apochen ostendere sibi emissam, aut testimonium ad agorauomum scriptum per- hibere.^) Qua re, sicuti diximus, demonstratur sub Imperatoribus in boc vectigali exigendo praeferri coeptam actionis viae retentionis viam.'') Quod ius quamdiu in usu mansit, non potuit agoranomicis utique con- tractibus**) t6 mä^a subscribi sed necessario utendum fuit övfißöXois EKÖsdo^EVOLg. Ex diverso P. Paris. 17 anni 153/4, qui contractus apud agoranomum initus est (puQ^ov&l A', quum subscribatur apoche se- quentis anni 9-üt ii;' documento est tmic rursus actionis viam esse praelatam.') Neque haec opinio eo refellitur, quod P. Oxy. 99 (anni 55) subscriptum habeat jiT(biia, est enim et principalis instrumenti et raXäv diay^acpfig (lin. 13) avTiyQacpov (lin. 1); videntur igitur hie describendo sie esse coniuncta, uti BGTJ 748 conglutinando. Alioquin non hie tan- tum sed etiam P. Oxy. 242, 34; 243, 47; 333 vectigalis apoche dta- yQCicpri dicitur. Dicebatur etiam, ni fallor, xaltovaCa^ nam sie explicatur, quod in P. Cattaoui^) taXaveta dicitur emtio nxä^a habens.

§ 11. De ptomatis absolutum est, dicendum igitur TiaQi XAPAF- MATSIN. Et est idgay^ia subscriptio praescriptiove ^) magistratus, qui contractibus praesideat declarandi causa instrumentum sibi oblatum et a se in monumenta publica receptum esse. Quibuscum %KQäy^(x6tv neque est confundenda subscriptio magistratus testandi causa insti'u- mentum apud se scriptum data (cf. § 15), neque censitoris adiutorisve

1) Demonstrari vidit Mitteis, Archiv I p. 194.

2) Trapezita testatur P. Oxy. 243, 45.

3) P. Oxy. 242, 31—34; 243, 45—49; 333; 343; 345; 348. Cf. P. Oxy. 50.

4) Eo pertinere puto P. Oxy. 238, 18 : i) ort tol<s a ; suppleo aa^olov-

(i^voig, ut hie sensus sit: rbv rsXsimaovra oportere aut ptoma adferre, aut publi- cano satisfecisse se testimonio ad agoranouaum dato comprobare.

5) Contrarium obtinuisse sub Ptolemaeis docuimus § 9.

6) Potuit inchoatis vel privatim scriptis.

7) Cf. praeterea Mitteis, Archiv I p. 194*.

8) BulleUino p. 159 (lin. 10).

9) Praescribitur BGU 472 I; P. Lond. 303.

J. C. Naber: Observatiunculae ad papyros juridicae 317

in professionibus posita declarandi causa in censura delatum esse.^) Fit autem iustum %KQay^a bis verbis: ävaysyQUTcraL^) vcl xsxQyj^d- rixa ^) vel ^lEtSiXrjcpcc (^sr£l%ov) eig avayqacpiqv '^) vel ivrtrccxtav ^) vel (isrtyQai[;a^) vel 7iat£%(OQC6d^ri'^), quae singula plerumque subscribuntur, interdum (cf. supra) praescribuntur exemplari quod redditur. Eeddi solet autograpbum^), sin antigraphum, id ipsum rra xa^dy^uxi com- prebendi oportet, quemadmodum praeseribitur papyro ex Oasi maiore

(Grenfell II 70): 6 öelva a(nrjvayx)£Lv'-') trjv ysvofievrjv uvta

XKQiv, i]g iötlv avxCyQacpov jttrA., quod singulare quideni est, sed no- vimus papyros eius regionis a reliquis sui quemque generis haud uno modo discrepare. ^^) Habere solet xdgay^a subscribentis nomen, magistratus eius titulum, annum et diem, velut boc modo: 'AnolXavtog 6 nQog TG) yQaq){£)i(p tov IIsQi^-'qßug ^£t£Lkr]q)a stg ccvayQaq)r)v hovg Ag" Tvßt 7tä{i7iti]^^), nisi forte aut nomen omittitur^^) aut titulus^^) aut additur locus. ^^) Annus et dies non ante omitti coeperunt, quam papy- rorum tergis inprimi coepit signum planum, quo annus exprimitur,

1) BGU 53; 95; 447; 524 (Wilcken, Ostr. I p. 474). Sicut ibi subscribitur, ita praeseribitur P. Rain. 1436 (Hartel, Gr. Pap. not. 14); BGU 459; P. Lond. 299; 300. Cf. BGU 379, 1. Solemne verbum est ascruisia^ai..

2) Lond. (Forshall) 41; 42; (Kenyon) 142; 143; 154; 277; 289 (cf. Wilcken, Archiv I p. 157); 293; P. Leid. L 373 (p. 88); 380 (p. 90); BGU 153, 44/5; 472 II; 719 (cf. Wilcken, Archiv I p. 176); CPR I 4; P. Grenf. I 36, 10; P. Vat. demot. sine no. {Eendiconti dei Lincei (V) II (1893) p. 830). In P. Forshall 42 pro KQSiog 1. xQ^i^og, ut in Leid. I. 380.

3) Not. et extr. XVIII 2 p. 225; Wiener Stud. III p. 5; Memorie (Torino) XXXI (1827) p. 159. Alioquin solet v.siQ7iaüriv.a non transscripsi significare sed scripsi.

4) P. Leid. I. 375 (p. 89). Quatuor exempla exhibentur in: Memorie {Torino) XXXI p. 159 sq.

5) BGU 87, 33; 350; 446; 664; P. Lond. 303; 308; 311.

6) CPR I 1, 38.

7) CPR I 27, 32 : y.(xT£io- l ixovg cpc<ii£vöi& X' Srjaoaicos f'i s{v)8o(KOvvrcov). drifioaicog debetur Huntio (qui corrigit etiam cpccäxpi). '£^ sväoyiovvTcov ter habet P. Grenf. I 11.

8) Modo autographum adlatum sit (cf. § 18).

9) Quasi esset plusquamperfectum. Editores maluerunt a(TtocpsQ)siv supplere.

10) Veluti soli habent subscriptionem rov nccQavayvovtog.

11) P. Buttmann.

12) Veluti ivritcciitat, diä yQacpsiov {BGU 87; 350; 446), quod sine dubio re- stituendum est BGU 183, 47.

13) Veluti SiXQanicav {iBXsilricpa. aig ccvocyQcccp-^v {Memorie {Torino) XXXI p. 159). Et nomen et titulus omitti videtur CPR I 27, 32 (cf. supra).

14) Veluti ccvccyeyQccTtrcct iv 'Avovßisiai: F. Forshall 41; 42; Vat. demot. sine no. {Eendiconti dei Lincei 1893 p. 830). Cf. P. Leid. I. 380 (p. 90): ccvays- yQccntcct, Sia rov iv tm 'AvovßiBiip ypaqp^cos.

21*

318 I- Aufsätze

qua de re supra 1) et nos diximns et (p. 76 not. 1) non ante nos Wilcken.^) Ergo Romanorum aetate iam sine die cliaragmata inve- niuntur^), supplente annum dumtaxat signo anniversario.^)

§ 12. Inveniuntur %aQccyiiaru contractibus addita, tam Graecis quam Aegyptiis^), quod prima facie mirum videri potest. Etenim de Aegyptiis cautum erat ^r} avaysyQa^^äva Aiyvittia övvukXdy^ata axvQu slvuL^), inatitutumque to yQu^stov, ubi per indicem transscri- berentur.^) Graeci autem contractus fieri solebant inl rov ä^x^^ov"^), id est STt' ccyoQuvö^ov^) vel inl ryjg (6vyyQa(po)(pvXaxrjg^), itaque vi ipsa publice^ nee ulla praeterea requirebatur d7]^o6Lca6Lg. Scilicet etiam Graeci contractus nonnumquam privatim scribebantur^'^), erant igitur magistratibus offerendi, ut possent rati esse. Nam privatim scriptos Graecos contractus, antequam deponerentur, ratos nondum fuisse^^), ipsa Actione ^-) demonstratur, qua nulla frequentior^^): r} (övyyQacprj) kvqlu eörco cjg iv drjfioßiG) xaraxsL^svrj. Itaque in contractu Hermopolitano (MiUh. FR. IV (1888) p. 54—56, item tribus exemplaribus CPR I 9), qui contractus privatim scriptus est anno p. Chr. 271, venditor Evdoxä^ inquit, r/} eöo^tvrj Örj^oGLCoGai.^^) Ex diverso BGU 61S, 17 creditor, non debitor, ßovXo^aL, inquit, iv di]^o(3ic} ysvdßd'ai, tb %£iQ6yQacpov.

1) „Der Stempel gieht das Jahresdatum, dem dann mit Tinte der Tag tmd die Begistrierungsnote beigefügt loird."-

2) BGU 87; 183; 350; 446; 472 I; CPR I 1.

3) BGU 183; CPR I 1. In ceteris evanuit signuiii.

4) Utriusque generis pleraque dantur Archiv I p. 9 (no. ult.), p. 10 (no. 3). Addi tarnen possunt Graecorum contractuum cbaragmata: P. Grenf. I 36, 10; 11 70, 1 5; CPR I 1, 38; BGU 472 I 1, demoticorum : Vat. sine no. {Bendiconti dei Lincei 1893 p. 830).

5) P. Taur. 1 IV 13—15.

6) Ad hoc institutum pertinet P. Paris. 65, quem interpretatur Mitteis, Herrn. XXX p. 597, atque mutatis quibusdam, ut mihi videtur, in deterius XXXIV p. 97. Cf. praeterea Peyron ad P. Taur. 13, 9.

7) P. Grenf. I 26, 6; 28, 11; U 19, 12/3; alibi. Intelligitur hie ubique agora- nomicum ccqx^iov. Sed cf. CPR I 223, 20; P. Lond. 154, 13 {öiä (ir]8fv6g ccqxsIov); BGU 50, 15; Mitteis, Archiv I p. 191 not. 1.

8) Locos adferre putidum foret. Cf. Mitteis, Herrn. XXX p. 596*.

9) P. Leid. 0.

10) Exemplo sit P. Grenf. II 17.

11) Imperatoria utique aetate.

12) Mitteis, Herrn. XXX p. 599: „die (Mos phraseologische) Bemerkung/^ Fic- tionem esse negat Gradenwitz, Einführung in die Papyruskunde I (1900) p. 92 \ quod requiratur tia&cinsQ (non mg).

13) Occurrit CPR I 9, 17; 10, 11; BGU 50, 18—20; 69, 14/5; 71; 260; 272; 620; 578; 666; P. Lond. 178. Etiam in Oasi maiore: P. Grenf. E 68; 70; 71; 75; 76.

14) Eandem formulam habet CPR I 10, 11 (Mitteis, Archiv I p. 192 not. 2 i. f.).

J. C. Naber: Observatiunculac ad papyroR juridicae 319

Est autem adeo vulgaris fictio depositionis, ut opponatur^) xEiQoyQaqiov dedrjfioötojfievov , id est quod fictam habeat drifioöiaßLV^ %Qrj(iatL6^G) vere drj^oöiG).

§ 13. Non dubitaverunt oi tiqos tcö yQacpsicj, licet essent demo- ticis dumtaxat contractibus recipiendis praepositi, etiani Graecos con- tractus privatim scriptos in publica monumenta referre^), quin immo ne dubitaverunt quidem et Graecos •"') et Aegyptios^) contractus ipsi scribere, adeo ut sub Romanis contractus ijtl T'ijg äQXTig-') factus iam intelligendus sit stiI tov yQag)siov.^) Nihilomagis agoranomi plane desierunt contractus aut scribere aut suscipere, quamquam suscipere putat Mitteis') proprium esse tov yQacpeiov^ nam ab agoranomo scribi tantum („der Agoranom tritt, so weit unsere Urhmden reichen, uns durch- aus in der FunJdion eines die Urkunde vollziehenden Beamten

entgegen"). Quem refutavit GrenfelP), demonstratis epistalmatis ad agoranomum, quibus iubetur ccvayQacpBLv.^) Quae illi nota esse non- dum poterant, sed poterat Mitteis vel sie refutari, quia extat agorano- micum idqay^a ad CPR 11:6 ÖEiva äyoQav(6^os) diad£i,(d}i£vos) fiste- yQaipa, id est: (rbv iQ^^ariöiihv) diadei,(d^evog), quod non intellexit editor, qui sie supplet^*^) et vertit^^), acsi ÖLadEx6^£vog^^) restaret.

§ 14. Supervacaneum esse t6 xaQdy^a, id est publicationis testi- monium, in iis apparet instrumentis, quae apud magistratum scribun- tur-, haec enim, ut supra quoque dictum est vi ipsa publica sunt. Sed semel in ea specie invenitur, id est in P. Leid. 0, quem novis supple- mentis auxit et Wessely in Mitth. FR V p. 85 (not. 1) et Wilcken^^*)

1) BGU 50, 3—10; cf. BGU 455, 25.

2) Charagmata imperatoriae aetatis Graecorum contractuum , quae quidem habent magistratus titulum, omnia sunt tov yqatpe'iov (excepto CPR I 1). Cf. Archiv I p. 10 (no. 3).

3) BGU 297, 3 (d'jÄ tov nQog xm yQatpsia); 86, 11 ; 135, 5; 191, 5/6; 196, 18/9; 394, 10/1; 622, 5; P. Lond. 142, 9; 289, 11/2; 334, 3; 348, 11; CPR I 215, 7, qui habent omnes dicc tov yQucpsiov.

4) Veluti BGU 580 (anni 2 p. Chr.). Horum scriptio speetabat proprie röi' ^ovoYQcc(pov (P. Lond. 3, 29/30; Grenf. U 25, 11—13; cf. P. Grenf. I 17, 26).

5) BGU 86, 25; 183, 10; 251, 8; 252, 11; Mitteis, Herrn. XXX p. 596.

6) BGU 86, 11.

7) Herrn. XXX p. 597 (ubi mutatum rov TtQog rc5 y^acpüat officium exponit).

8) Ad P. Oxy. 238. 9) Cf. infra 16).

10) {xi]v) &.yoQccv(pyiiav) diaSs^cc^svog.

11) „Notar iatssubstitut".

12) Cf. Wilcken, Aktenstücke (1886) p. 25; id. Herrn. XXHI (1888) p. 597—600; jBG^ ?7 6, 4 ; 15 I 8/9 ; 18, 3 ; 82, 8 ; 168, 20, 23 ; 199 (Ro.), 3 ; 327, 1 ; 347 H 8 ; 358, 2 etc.

13) Non convenit inter Carolum Wessely et Ulricum Wilcken sitne legendum (lin. 30) ol ?| fiägtvQsg an oi £^ Ma-nEdovsg (legerat Leemans: vsg).

320 I- Aufsätze

in GGA 1895 p. 165; Ostr. I p. 722 (not. 1). Qui contractns iicl Tijg vTioKatGi M£^g)scog (pvlamig et scriptus est et statim in eadem statione transscriptus , sed scriptus qiiidem ab ipso syngrapliophylace , trans- scriptus ab adiutore, cuius videtur esse ro xd^ayfia. Diversa causa eorum est contractuum^ qui a magistratu scripti quidem sunt, sed ita ut ministerium dumtaxat interponeretj non auctoritatem, id est, a qui- bus solemnis nota diä tov y^afpEiov abest, aliunde tarnen quasi for- tuito colligitur anl xyis ocQ^ris scriptos esse/) His enim quasi privatim scriptis auctoritate publica destitutis non ex abundanti subscribitur t6 %ccQay^a. Quod ad cpvXaxijv attinet, ubi P. Leid. 0 scriptus est, 6v(i- ßo^ocpvXazss sub secundo'^^), item övyyQaq^ocpvXanEg sub tertio^) Pto- lemaeo commemorantur, iis verbis, ut confundi non possint cum pri- vatis contractuum custodibus, qui sumi solebant e testium numero*), atque ipsi quoque 6vyy()a(po(pvXazEg audiunt."') Videtur i^ q)v^ccx^ sub Romanis perstitisse; deponebantur utique instrumenta etiam tunc (TtaQa t<p) ßLßXioq)vXaxi'^) vel ab eo scribebantur. ') Quo cum bibliophylace confundendi non sunt ot ri^g drj^oöLas ßtßhod'rjxy^g vel tav eyxtyj(3EG)v ßißXiOfpvKaKEg^ qui praeerant non contractibus, sed censibus.^)

§ 15. Aut suscipiunt privatorum contractus magistratus aut scri- bunt ipsi, quod proprie dicitur 0vy%^rin,aTLt,Eiv'^), nam simplex verbum lQi]^artt,Eiv commune est, itaque in utraque specie subscribunt magi- stratus zE'iQ'Yiiiäti'iia^^)^ sive transscripserunt sive scripserunt. Proinde in Oasi maiore qui iQrjfiartörrjv se appellat^^), is non praeiudicat officii a se praestandi generi. Non debebat profecto Mitteis ^^) referre ver-

Priorem formulam esse testatur Wessely (1. 1. p. 88) etiam in P. Rain. 1576. Sed habet P. Gizeh 10388, 31 (Archiv I p. 65): oi e| ranroiita&oi.

1) Huius generis sunt P. Lond. 143 (cf. lin. 17); 303 (cf. lin. 30/1); 308; 311; 313 (cf. editoris praef.).

2) Bev. laws 10; 12; 13. 3) P. Petrie E 29.

4) P. Petrie 11 47, 33: tovrav (i. e. tüv iiccqtvqcov) GVY'yQ(xcp6(pvla^ 'AnolXm- viog (cf. lin. 30). Ibid. lin. 37 comparet publicus GvyyQcccpocpvXa^.

5) Rectissime MahafFy (ad P. Petrie cit.) privatum 6vyyQa(poq)'vXaxa appellat „keeper of tlie contract" , publicum „the keeper of records".

6) BGU 388 n 33, III 9.

7) P. Rain. 1712 {Mitth. PB. V p. 87).

8) „Archivbeamten" vocat eos Wilcken, Ostr. I p. 461, 463, 474, quasi vero tj ßi,ßXio9"^Kri proprie aQXüiov sit. 'Aq%hov est, ubi contractus depouuntur; ßißXio- &rJKr}, ubi census habentur, nee nisi semel (BGU 50,15) ab imperito confunduntur (ttji' ßißXtoQ-7]iiriv yial tu aXXa aQ^i^tcc).

9) BGU 379, 19. Vertit Wilcken, Ostr. I p. 463: „in amtlichen Verkehr treten".

10) Me;^(?7]fiaTiMK = transscripsi tribus hactenus locis inveni, quos indicavi ad § 11. ICf;^prjftartjta: == scripsi innumeris locis exstat.

11) P. Grcnf. II 70, 24. 12) Herrn. XXX p. 603.

J. C. Naber: Observatiunculae ad papyros juridicae 321

bum 6V'yxQrj^aTit,siv ad alienationem ^) coiisualem, id est professionis transscriptioncm^), quac fiebat traiisscriptio aliquaiido (dt« Tijg Örjfio)- öLCcg^)^ aliquando diä vfis täv iyxtrjösoov'^) ßißXio&tjxyjg'')^ sicut ipsos praediorum*') census alias accipiebat r} ÖrnioöCa"^) , alias i] täv iyxti]- öscov^) ßißhod'rjxr].'^) Quae iion simul utraque census accepisse pro- fessiouesque trausscripsisse videtur etenim edicto Mettii Kufi^") omnes iubentiir ccjtoyQcctjjaöd'ai trjv idiav xtfjötv stg trjv tCov iyxrt^öscov ßißXiod'7]Kr]v nee uUa fit alterius ßLßXiod-rjxTjg commemoratio sed videtur haec provincia olim fuisse ri^g dr]^o0Lag ßißhod'rjxrjg , deinde intra annos p. Chr. 67 (BGU 319) et 72 {BGU 184) translata esse ad TTjv tav eyKTrjöscov ßtßhod'rjxrjv.^^) Mansit alteri bibliotheeae rj xax' otxtav aiioyQafpy], id est personarum census, cuius exemplar servabat 6 xa^oyQaii^axEvg', ergo poterat de personarum statu referri vel ix drj^oöiag ßtß^iod-ijurjg^''^) vel f| a7toyQa(pflg jcaiioyQccfi^ar acov.^^) Simi- liter praediorum census duplex erat alter iv rfi ßiß^io&rjxr], alter per singulas aco^ag penes rbv xa^oyQa^^Ktea^^), quod demonstratur BGU 5 et 11, ubi non tantum ol ßLßhoq)v^axsg sed etiam^^) 6 xco^oyQa^i- (larsvg ex vasariis quisque suis de praediorum statu renuntiant. Videntur autem hie quoque ol rüv iyKtyjöecav ßißXiocpv^axsg intelligendi ^^), licet alia parte eiusdem papyri (5 III 14) relatio laudari videatur rcov xäv örj^oöLcov Xöycov ßißkLOfpvXdxcov.^'^) Etiam sub Ptolemaeis praediorum

1) Papyri habent olv.ovoyiiav. Alio sensu mihi sed eodem Ludovico Mitteis {Archiv I p. 186, 193) dici videtur oiKovo^iiv P. Oxy. 34 II 7.

2) Mitteis: „Umschreibung im Kataster".

3) CPR I 177, 8. 4) BGU 94, 5; 667, 6; CPR I 176, 10.

5) Simpliciter 8ia Ttjg (hßlt.od''^Kng legitur CPR I 198, 10; 206, 16 (cf. Mitteis, Herrn. XXX p. 602 not. 1) et P. Lond. 348, 14.

6) Mitteis, Archiv I p. 185: „blos Immobilien"^. Temere excludit mancipia.

7) BGU 112 (cf. 379, 8/9).

8) BGU 420; 459; 536 (cf. 184, 16/7 et P. Lond. 299, 15/6; 300, 6).

9) Simpliciter roig ßißUocpv}.cit,iv editur: P. Oxy. 72; 75; 247 249. Quae laudat Wilcken, Ostr. I p. 465 ea ad censum non pertinent (cf. P. Oxy. II pag. 177).

10) P. Oxy. 237 VIII 32.

11) Putat Wilcken, Ostr. I p. 461, 483 (ima) trjv xüv ^yKt^asav ßißXiod^')]y.riv alterius bibliotheeae quasi scholam {„Departement") fuisse, sicut etiam (Philol. LIII p. 99 not. 18) rrjv rSav Srnioßiav Xöyav ßißXioQ'riv,r\v .

12) P. Lond. 324 (p. Chr. 161). 13) P. Oxy. 288, 41.

14) Wilcken, Ostr. I p. 486. Tb yQcctpüov fuisse alterum censum (per sin- gulas v,wiibag) opinio est Ludovici Mitteis, Archiv I p. 185.

15) 'OiLoims (5 III 4; 11, 6/7, 17). 16) Cf. P. Oxy. 237 V.

17) Horum fuisse aliquam anoyQCicprjv novimus {BGU 5i6); quae fuerit, igno- ramus. Fuerit non est necesse aut praediorum censendorum aut personarum. Sunt enim praeterea nccii'^lcov Ttgoßdrcov aiywv övcov, sunt denique rißgo^rinotcov ano- ygafpai.

322 I- Aufsätze

census duplex fuisse videtur, hoc discrimine, quod nondum exemplar nacta erat rj ßißlio&ijxy]^), sed servabatur alterum apud tbv tojioyQa^- liatia'^)^ quamobrem videnius in P. Taur. 1 IV 5 7 x{ov) ßa6iKiK{hv) y^a^^ar^sa) de professionum tenore referre in xäv na^ä rov roTtoyQaii- ^ateag xal xa^oyQa^^cctaag^) ocvsvsxd-evtav^ quod tarnen ipsum est ambiguum, quia suppleri quidem potest rov toTtoyQafiiiatscog aal (xov) xco^oyQa^^atecog , sed potest etiam xov xoTtoyQaiiiiaxtag (pvxog) xal x(o^oyQa^^ax8(og. Ceterum, qualis ibi significatur dva(poQa, talem edidit Wilckeu, AdenstücJce 4 II (cf. ibid. 1 II et p. 34 sq.), ubi tarnen refert

(6) t07toyQa^^at{svg) i^ cov ävsvrivoisv 6 xcofioyQa^^axsvg ^),

qua re movetur Wilcken''), ut neget propria vasaria fuisse -rotJ xoTto- yQa^^axscog^), sed in contrarium, quia iubetur 6 xoTtoyQa^iiaxsvg rela-

tioni xov xco^oyQU^^axBcag ipse v7toyQd{(pEiv) rav-O'' ovxag s%eiv

xcc ^ixQU xal xäg ysixviag ivxcc(<36eLv\ quod vix procedere videatur in propria vasaria non babente.') Tertiuni exemplar apud xov ßaöL- Xlxov yQa^fiaxecc extitisse, non ideo credere coginiur, quia praediorum census is sub Ptolemaeis aliquando acceperit.^) Non enim est perpe- tuum, ut, apud quos vasaria erunt, iidem professiones accipiant. Veluti, quum supersint tot xax* oixCav aitoyQaipaC^ nulla tarnen xolg ßißXto- (pvXa^L data superest. '■*) Atqui fuit hie census {xijg) Örj^uöiag ßißho- d-r]X7jg (P. Lond. 324). lUud utique constat sub Ptolemaeis eundem fuisse penes xov xca^oyQUfi^axaa et tbv xoTtoyQa^^axaa^ id est praediorum, non, quod sumebat Lumbroso ^") apud illum personarum, apvid hunc praediorum censuni. Erat quidem priscis illis temporibus öaiiccxcov

1) BißXiod"^Kr] primum comparet p. Chr. 59 {BGU 112).

2) Comparet o ronoyQaniLaTsvs etiam sub Romanis (veluti in edicto Capi- tonis (GIG 4956), 31/2 et in P. Oxy. 251 254) sed non coniunctus cum ullo prae- diorimi censu.

3) Tbv TOTtoyQdniiatba fuisse superiorem, tbv ■nanoyQccy.^atta inferiorem, so- lide demonstravit Wilcken, Actenstücke p. 34 (cf. GGA [1895] p. 145).

4) Actenstücke 4 I 6/7 (cf. 1 I 6). 5) Ostr. I p. 486 not. 1.

6) „(hätte) der Bezirksschreiber ein besonderes Kataster geführt,

dann hätte er die Auskunft nicht an den Dorf Schreiber abgeschoben."

7) Hoc verum esse quodammodo fatetur Wilcken: „(ich) möchte nicht

folgern, dass der Bezirksschreiber ein Kataster geführt habe." Si libe- rum esset, noUet. Invenit tarnen semitam sibi: „(der Bezirksschreiher) wird

die Daten aus dem Dorfkataster entnommen haben."

8) P. Petrie II introd. pag. 36 (cf Wilcken, Ostr. I p. 459). Ex diverso P. Lond. 50 porrigitur (reo) i7it(isXr]Tfi.

9) Qui acceperint in Arsinoite secundo saeculo tag v-at' ol-niav KTtoyQacpccg docere potest aut Kenyon, Catalogue U pag. 18 aut Wilcken, Ostr. I p. 440 sq. Cf praeterea P. Oxy. 171 (II pag. 208); 254—256.

10) Mecherches p. 244, p. 291 (ima).

J. C. Naber: Observatiunculac ad papyros juridicae 323

UTCoyQacpyi'^)^ cuius in locum successisse videtur i] yiar olxluv, quae videtur inveniri ^) inde ab auno p. Chr. 20; sed ubi fuerit priscus ille personarum ccnsus, iguoratur. Posterior duplex erat: tov xcofioyQU^- (latsag et rijg drj^oöLag ßißhod-tjxrjg^), sicut praediorum census apud TOV xco^oyQa^iiatEcc et av rf] räv iyxtrjöscov ßißXio&rjxtj, postquam suc- cessit ea in locum rijg drj^oöLag, quod ad liunc censum attinet. Erat praeterea proprius census xXrJQav xaTOLxacäv et censualis alienatio diu TOV xaTOLULKOv XoytötrjQiov'^), quibus alterum nomen erat tolg xata- Xoxi6[ioLg^), neque eo minus horum census Ordinarius^) et professionum transscriptio dtä trjg drj^oGiag^), postea vero öiä rrjg täv eyxtyjöscov^) ßLßXLod"t]xi]g. Eo tandem ut redeamus, unde deflexa est disputatio, Gvy%Qriiiatit,eiv ideo pertinere non potest ad censualem alienationem, quia övyxQrj^atL^SL 6 TtQog yQag)Ei(p^ porro diä Toi) yQucpeCov nulla est censualis alienatio sed vera. **) Qui vero övyxQTjfiati^ovöiv ii nomen subscribere solent et verbum xE%Qri^dtixa vel öEörj^eicafiai neque ad- dere temporis notam, quia contractui annus et dies praemittitur. Sane, ubi demotico contractui graece subscribitur ^''), cur tempus exprimatur, intelligimus. Alias quoque temporis nota invenitur, veluti P. Oxj. *J9:

stovg ösvttQOv NsQcovog ^rjvbg 2JEßci6Tov g' diä täv deivcuv ayo-

Qdvo^av x£;u^>^jii,aTtö'Tß;fc. ^^) Ne illud quidem negligendum est, sub- scriptionem, quae annum et diem habeat, aliquando coalescere cum signo anniversario ^^) , boc modo ut magistratus in fronte diem notet

1) Duo exempla hactenus inventa sunt. Alterum editur Archiv I p. 173, de altero cf. Wilcken, Ostr. I p. 823 (436).

2) P. Oxy. II pag. 209.

3) Diximus supra. Potest hie quoque (sicut in praediorum censu diximus) successisse 17 ßißXio&'^Kri in locum rov toTtoYQaiijiixTswe. Cf. P. Oxy. 254, 1 ; 255, 3.

4) CPR I 1, 11; 188, 9.

5) CPR I 1, 22 (ia. 11); 170, 12, 29; P. Oxy. 273, 21/2. Vertendum non est „das Grundhucliamt" (Mitteis, Herrn. XXXII p. 649), sed „d(as) Katasteramt" (Mitteis, Herm. XXX p. 603) „der Katöhen". Cf. Hofmann, Beitr. 2. Gesch. des griech. u. röm. Rechts (1870) p. 95 (cum not. 68).

6) BGU 420; 536 (Wilcken, Ostr. I p. 461); P. Oxy. 248.

7) BGU 379. 8) P. Lond. 300.

9) Huius rei testis esto ipse Mitteis, Archiv I p. 193 (lin. 1 9). Similiter 8ia TOV Navoäov fieri scribit (p. 186) censualem alienationem, mox (p. 193 lin. 9/10) veram.

10) BGU 580. Cf. Hartel, Griech. P. not. 20 (quam dictavit Krall): „in allen Jcoptischen Contracten (ist) griechisch geschrieben a. die Datirung, loelche den .... Zeugenunterschriften vorausgeht, b. die Anmerkung (1. Namensimterschrift) des Notars.'' Loquitur de instrumentis saec. VII IX; quod nos laudavimus (anni p. Chr. 2), in eo testium subscriptiones non sunt mediae.

11) Prorsus similem subscriptionem habet P. Oxy. 320.

12) Cf. supra 1 atque § 11).

324 I- Aufsätze

{ev ntoXs^aidi (paacpl t/3'), deinde in tergo sub signo anniversario ab- solvat subscriptionem {MaQcov ösörj^sia^ai,) annum supplente signo. ^) Verbum omisit qui subscripsit P. Leid. 0 {6vyyQaq)og)vlai, 'HQazlELdrjg) sed intus babent enini papyri quoque duplicem scripturam^), ob- signatam alteram^) superiore'^) vel sinistra^) margine, alterani aper- tam eiusdem est subscriptio cum verbo: 'HQaxXsidrjg ösörjfiSLCO^aL.^) Quid mirum verbum omitti^ quum ipsa magistratus subscriptio saepe'^) desit veluti P. Taur. 4; Leid. M; Paris. 5 et 17, nondum lata lustiniani

constitutione (c. 17 pr. C. 4. 21), qua contradus non aliter

vires habere sanci(t), nisi, si per tabellionem conscribantur, etiam

ab ipso completa^) . . . . , sint Subscriptum invenitur etiam eyQcitpT] dtä tov detvog^); posterioribus saeculis frequens fuit subscriptio dt ifiov tov dsLvos «TfAftco^i^^"), iörjUELad'rj, iyQacpr]^ vel sine verbo dt ifiov TOV dstvog.^^)

§ 16. Non autem licebat de praediis mancipiisque övyxQrjfiatt- ^Eiv; itaque non poterat in terra Aegypto aut servus^") manumitti^^) aut praedii mancipöve^"^) proprietas transferri vel bypotheca constitui^^) remittive ^^), antequam praecessisset censualis alienatio ^''), id est, ante- quam id xatay^atp^sts) ^®) censitor, quod etiam dicitur :fOL7]0a6d-at ^^) rrig TtaQad'EöEcog^^), vel apud lustinianum ^\) TtoiTjöKöd-at xriv (ietcc-

1) CPR I 11. Eodem modo subscriptum est BGU 748 I.

2) Schulten, Herrn. XXXII p. 284.

3) Quam appellat Wessely, Mitth. PR V p. 85 87 „Vormerk\mg über den Inhalt" quinque proferens exempla.

4) P. Leid. 0 (Reuvens, Lettre III, art. 2 p. 18); P. Lond. 229 (Schulten, Herm. XXXII p. 276).

5) Sinistram semper occupare scripturam interiorem marginem falso putat Wilcken, ÄrcJiiv I p. 155 (178).

6) Legisse se testatur Wessely, Mitth. PR. V p. 85'. Habet idem verbum P. Rain. 1513; 1712 scriptura exterior (ibid. p. 87).

7) Wessely, CPR I pag. 17: „vielfach".

8) Cf. Brunner, z. Gesch. der Urk. 1 (1880) p. 73/4.

9) BGU 580 (p. Chr. 2). Similem habet subscriptionem (sed nomographi) BGU 581. 10) P. Oxy. 126; 133; 134; 135; 136 etc.

1 1) Exemplorum quantum satis est, dabit Wessely, Wiener Studien IX p. 245 247.

12) De servorum censu hactenus unicum est testimonium P. Oxy. 73.

13) Cf. P. Oxy. 48; 49; 349. 14) Cf. P. Oxy. 327; 332; 336. 15) Cf. P. Oxy. 241; 243. 16) P. Lond. 348, 14.

17) Primus hoc ius exposuit Wilcken, Herm. XXVIII p. 235 sq. (iterum Ostr. I p. 462 464). Sed auctae sunt postea copiae nostrae Oxyrynchiticis maxime do- cumentis. 18) P. Petrie H 23 (4), 1 (cf. infra).

19) Rectius habet noiüv (Aristot. de rep. Athen. 56 § 3; 61 § 1).

20) BGU 73, 16 (Mitteis, Herm. XXX p. 602 not. 1).

21) Nov. 17 c. 8 § 1.

J. C. Naber: Obscrvatiunculao ad papyros juridicae 325

9-E6tv, id est: professionem transscribere. Ergo debebat praedium quodcumque alienaturiis vel huius mandatu emtor^), debebat item sei'vuni manuniissurus vel hypothecam constituturus remissurus hoc cen- sitori TiQoöayyeXlsiv^), ut is STtiötst^^eis)^) ra TtQog yQacpeCci^) vel XK> ^vrj^ovi^) vel tc5 ayoQavöiic)^) xal olg ocXXoig xad-i]}i£t'^) peragerent solemnia, vel saltern ut censitor se transcripsisse illis notum faceret.^) Cui iuri dociimento sunt et ipsae nQoaayysXCai'-"^ alienare praedia vo- lentium et censitorum ^") vel manumissionem ^^) vel servi^^) praediive^^) alienationem ^^) vel liypothecae constitutiouem ^•'') permittentium ad ago- ranomum mt^tcck^aTa^^)^ et comminatio Mettii liufi^^): naQuyy^llco

ror? 6vvaXkayiiuToyQd(poiis^^) koX totg ^V7]^o6[, (irjdav 8L%a iiii-

etaX^arog tov ßißXiocpvkaxLOv TBlstCiöaL. Quod pertinet edictum pro- prio ad ea praedia, quae non sunt tv xatociciicfi td^et, nani xlrJQOi xcctoLXixol, ut supra 15) dictum est, quia et comniuni censui sub- iecta erant et proprio, ergo horum praediorum proprietatis trans- lationem praecedere debebat et diä tilg ßLßXLO&Vjxrjg et diä rüv xcctaXo%i6fiCL>v oixovofiia^ duplex igitur BTtiötccX^a^ id est, et tav d6%o- Xov^svc3v tovg xarccXoxLß^ovg^'*) neque ideo minus r&v ßißXiofpvXd- xcov/'^^) Poterat £7ti<3raX^a aut separatim scribi aut subscribi rf} TtQoßayysXia'^^), quamobrem esse puto eTtEötaX^svov x^rj^iartö^bv

1) Cf. P. Oxy. 273, 19—24 (Mitteis, Archiv I p. 192 not. 2).

2) BGU 112, 25; 379, 17.

3) BGU 379, 18; P. Lond. 299, 19; 300, 16; P. Oxy. sine no. (II pag. 180).

4) BGU 379, 18. 5) P. Lond. 299, 20. Cf. infra 17).

6) övri 8h yial nvr^fiovi (BGU 177, 6; P. Oxy. 11 pag. 180 sine no.).

7) BGU 177, 6.

8) P. Oxy. 45 47. Post genitivos absolutes tacite supplendum est xartypa ipu(isv. Eodem redit quod rescribitur P. Oxy. sine no. (11 pag. 180): %£t 'A^dläg iv KTtoyQacpfj TÖ;g kqovqks.

9) Archiv I p. 16 (no. 5).

10) Non obstat adiectio: (nal) ol yLko%oi (P. Oxy. 327; 329), nam inveniuntur etiam iiixo%oi ayogavo^oi (not. ad P. Oxy. 241, 1).

11) P. Oxy. 48; 49; 349. 12) P. Oxy. 327; 332; 336.

13) P. Oxy. 45—47; 165; 174—176; 242; 330; 331; 334; 335; 338; 340—342; 344; 346; 347. Add. P. Oxy. sine no. (II pag. 180).

14) Quid alienetur non apparet P. Oxy. 170; 328; 333; 337.

15) P. Oxy. 241; 243; 329 („a contract of loan"); 339.

16) Vertit Wilcken, Archiv I p. 5: „Aufforderungen zur Amtsausübumg" .

17) P. Oxy. 237 VIII 36/7. 18) Cf. Mitteis, Archiv I p. 192.

19) P. Oxy. 45—47 (cf. 11 pag. 319), etc.

20) Exemplum invenire non potui, sed certa res est propter BGU 379; P. Lond. 300.

21) Subscriptum invenitur BGU 379; P. Rain. 1436 (Hartel, Gr. P. pag. 64/5); P. Oxy. sine no. (U pag. 180).

326 I. Aufsätze

(BGU 111 , 11) TtQoGayyalCav ^) i^Ldtal^a liabentem. Eorum vero epistalmatum, quibus manumissio permittitur, summa couceptio talis

est: döff ilevd'eQaöLV öalvi öovla rjlevd^SQOusvcj stil Xv-

TQots to6ovtOLs, quae non domino solvenda erant sed aerario^), sicut a cive Romano manumittente vicesima. Qua re solvitur, ni fallor, quam proponit Wilcken ^) quaestionem („oh es eine [der vicesima] entsprecliende

Abgabe für die griecMsch-ägyptische Bevölkerung gab"). Ergo

non possunt magistratus qui contractibus praesident negotia perficere, quae quidem ad servorum praediorumve proprietatem pertineant sine censorio epistabnate, ut hactenus videri possint esse quodammodo sub dispositione censitoris.*) Non tamen propterea dici oportet borum monumental) altera vasaria®) esse, nam toto coelo distant publica mo- numenta et vasaria'^), licet vasaria possint pro publicis monumentis adiri, et fiat saepe, ubi publicis monumentis aliquid deest. Quamobrem, quia per Aegyptum vasaria sine dubio pro monumentis adire solenme fuit^), quin immo significatur edicto Mettii Rufi^) id libris censualibus procurari tva oi övvaXMööovtsg ^rj otar ayvoiav ivsÖQSv{(o)vrai^ mo- numentis aliquid ibi defuerit necesse est. Quia autem censitor nibil transscribit nisi ab eo cuius nomen vasaria retineant^"), ergo frustra beres TtQoaccyyilXsi vel praedii incensi^^) dominus, debent enim ante unoyQKcpBöd'ai^^)^ sie deinde TtQoGayyillEiv^ licet eodem die.^^) Potest utique qui ex empto nactus est praedium incensum vel quod beres pro- fessus non sit Interim a ceusitore petere ut libris censualibus^*) notetur emtio conservandi iuris causa („Vormerkung"), quo pertinere videtur^'')

1) Si potuit 7] TtQoaccyysUa vn6ybvr]^a dici (P. Oxy.), potuit etiam jjpTjfiaTic^o?.

2) P. Oxy. 50. 3) Ostr. I p. 362 156).

4) Mitteis, Herrn. XXX p. 603: „das ypaqpEtov (war) in gewissem Sinne der Steuerverwaltung ein- (Archiv I p. 190: unter-) geordnet." Peiiieram addit: „indem es von den ßißXiocpvXcc-ntg zu Umschreibungen im Kataster verwendet wird." Cf. supra 15).

5) Mitteis, Archiv I p. 190: „lokale Urkundshücher."

6) Mitteis, Archiv I p. 185 : „Dorffflurjbücher". Confundit igitur yQK(pslov atque Ttjv Tov xcofioypojfi/xaT^&jg ci7royQaopT]v. Cf. supra 15).

7) Cf. locus Hofmanni, quem laudavi ad § 15.

8) Wilcken, Ostr. I p. 484/5. 9) P. Oxy. 237 VEI 36.

10) Eo referrem P. Oxy. sine no. (II pag. 180): ^;^f/. 'A^M&g iv ccnoyQucpfj tag KQovQdg., nisi persuasum esset designari emptorem.

11) BGU 243, 9; 832, 7.

12) Heredis anoyQacprjv sistit P. Oxy. 75 (cf. Wilcken, Ostr. I p. 468) et item P. Oxy. 247—250. 13) Eodem die fit P. Lond. 299; 300.

14) Si praedium est incensum, res non impeditur (cf. Mitteis, Archiv I p. 197 not. 1) sed inprimis locus vel caput ei faciendum est.

15) Pertinere vidit Mitteis, Archiv I p. 196/7.

J. C. Naber: Observatiunculae ad papyros juridicae 327

BGU 243. Item, quia piaccederc (lebet ceiisualis alienatio, proprie- tatem nemo transferre jiote.st, cui improbe a censitore resistitur. At- qui aditiis interveniet strategus ^) et ceusitorem transscribere coget, strategum, si opus fuerit, ad interveniendum coget archidicasta. Quod fieri videmus BGU 73, cui similis est P. Petrie II 23 (4): 'HQaxXeiÖijg 'AvdQoöd-iVEL %aCQ£iv. KccXag av Ttotr'iöaig xatayQccipag^) x^v oIkCuv rov "SIqov rov 'y^Qd-avd-ov sig 'y4öxh]7i:tddijv' yeyQacpsv de xal ^iXiag Ko^avi jcsqI tovtcov. Mrj ovv ällcog noir'iayg^ ubi conicio Androsthenem et Comonem esse tbv tojtoyQcc^i^atm et rov xa^oyQa^^atea , penes quos eo tempore fuisse videntur vasaria (cf. § 15), Heraclidem autem et Phileam tbv vofiÜQXT^v et tbv ötQatrjyöv, qui in iurisdictione quoque eoniunguntur. ^) Ceterum ut veram alienationem praecederet censualis alienatio in praediis mancipiisque dumtaxat constitutum erat; in ceteris enim rebus praecedebat professionis transscriptionem dominii traus- latio^) eratque per se rata.

Trajecti. J. C. Naber.

(Continuabuntur.)

1) Hunc imaxilXat roig xüv iyv.xr\6£aiv ßißXioq)'vXcc^i demonstratur P. Oxy. 237 V 43 (cf. VI 11), Vn 4.

2) Sicut in censuali alienatione censitor (h. 1.), ita in vera alienatione ago- ranomus (P. Oxy. 170; 327; 328), in utraque venditor {BGU 240, 27; 446, 14, 16; 456, 8/9; P. Londin. 251, 12, 20; Plutarch. moral. 482 C) xatccyQd(p8i.

3) P. Petrie 11 22 (3). Heraclidem eundem esse putat Mahaify {introd. p. 31) atque qui alibi commemoratur oiv.ov6yLog. De Androsthene cf. P. Petrie 11 9 (1), 4.

4) BGU 87; 153; 427; Wilcken, Kenn. XXVHI p. 239 (cf. Ostr. I p. 467 not. 2); P. Lond. 320.

Zur „Petition of Dionysia".') I.

BGU 19 ist für die prozessuale Technik unter Anderem 2) auch da- durch von Wert, dafs diese Urkunde uns den Entscheid des obersten Richters und danach den Ausspruch des subalternen xQLt'tjg bietet, und also die wörtliche Anlehnung der Verfügung letzterer Kategorie an die der ersteren vor Augen führt.

BGU 19^, 16 (Der e^tagxog) .... TtQogiqxEt ds^^) dxolovQ-ag totg rov XVQLOV yQcc^^aöLV 18 (der 7iQitTi]q)

16 XsvccXs^ä t&v TtatQOJCOv iiEQog ö tceqlojv av 6 TCartjQ avrfig

18 QBvaXBt^a xb Jiatqipov [i^Qoq o siBQiuiv av 6 statiiQ «i3t[?Js

17 slaßlsv]

19 sXaßev^ :iiQO(SiqxBiv öoxh^^) aytoXovO^ojq toiq rov XQatiaftov

riyenövoq yQa(p[Ei(Jiv].'^)

Die Petition of Dionysia aber ist ein fortwährendes Spiel und Gegenspiel von Eingaben, Berichten der Unterbehörde, Bescheiden {vTtoyQacpi]^ dvtiyQdq)SLv) der Oberbehörde. Es soll jetzt versucht werden, den Text unter Benutzung der an BGU 19 erläuterten That- sachen weiter zu klären.

Unzweifelhaft ein Bescheid des Präfekten ist Dionysia V, 6: (Z. 5)

1) Zu einem solchen einzigen Stück wird Mancher seine Beisteuer liefern, sie sei klein oder grofs; die meinige wurde mir dadurch ermöglicht, dafs Herr Bern- hard P. Grenfell, unter freundlicher Vermittlung des Herrn Herausgebers dieser Zeitschrift, die Güte hatte, meine Vorschläge am Original zu prüfen.

2) Unter Anderem: 19," 3: iyiyQanxo Sh Siä rfjg &7toq)ccascog ftft' äXXa ovtcog. Dies (ist' äXXcc erklärt in der Petition of Dionysia VE, 40 die Crux ftfraA^o:, und ebenda VH, 42 fisd'' trsQa, welches ebenfalls besagt, dafs post alia Sabinus also sprach. [Und danach wieder BGU 15 I 3 ^ii:& = fif'9'' s'rBQcc. d. Red.].

3) *) '') Bei 3* ist nicht alles in Ordnung; ich möchte annehmen, dafs ur- sprünglich auch hier ngog-^HSiv doKsi stand.

4) Auch die ebenfalls einander entsprechenden Bezugnahmen auf die höhei-e Behörde (Z. 16 und Z. 19) sind von Wichtigkeit.

Otto Gradenwitz: Zur „Petition of Dionysia" 329

Po]v(pog (der Expräfekt) ivxv%üiv ^) . . . . (Z. G) vjtsyQa^pEV (Z. 7) reo ... oj

. . ccytay yev .. cc .[..]... to ßißXsiöCci tu ßTQarrjyä nagud-ov ov ii,E- tdöcc^gl^ idv xi trjg iuris diayvtööscog xatuTta ......... ejcs^ .... a ... .

. . . qydav eteqov^ otftat, r) drjXüv ort sl äXT^d-ij (pavetri fiifjds xql- 6s(og detöd'ai, tro TCQäyfia.

Dafs die vTtoyQacpiq vor ovösv endet, ist von den Herausgebern mit Recht angemerkt, der Beginn aber mufs mindestens vor ta ötqu- triya gerückt werden: Petentin mufs angewiesen worden sein, dem Strategen die Sache vorzulegen, vgl. VI, 16 (6 GxQarriyog) ivTv%c3V qig TtuQsd'a^riv.

Das zweite ov von jtaQud-ov ov ist nicht als Gemination zu be- seitigen, sondern als Relativum zum folgenden zu ziehen, wohl ver- schrieben für og^) (nämlich 6 6rQari]y6g), denn ov ii,std6ag wäre hart. Es soll der Strateg nach geschehener Vorlegung prüfen, und wenn sich für die Cognition ^j des Präfekten ....?? Hier hilft BGU 15^ in f. weiter, welches folgenden Entscheid des Epistrategen Quintianus bietet: Koivxiavog siTtev '^I^tQatrjybg dLaXij^jpEtaL, b t&v s^icöv (iSQäv xatu- kdßrjTai^ in' i^e ocvaTCE^ijJiv'. Denn rij? i^yjg diayvaßEog ist offenbar

analog den ^eqtj von BGU 15, und iTtEfi . . . a ist an sich ein

mögliches in i^s dvani^tpiv.^) Hiernach hat der Präfekt den Stra- tegen angewiesen, "^er solle prüfen, und, sollte sich etwas für statthalter- liches Eingreifen eignen, durch dvano^nij berichten'. Nun folgt der Bericht der Petentin über ihre weiteren Schritte: sie begehrt im contra- dictorischen Termin^) beim Strategen, er möge Beweis aufnehmen und zu diesem Zwecke die Grundbuchhüter zur Beibringung der Auszüge veranlassen; der Gegner habe dazu nichts zu sagen gewufst, der Stra- tege aber (Z. 14) habe gemeint, er könne am besten Beweis erheben durch Befragung der ßußXiocpvXayiEg: ovtc aXXaj(^6Q'Ev iiyriöaro triv i^i-

taöLV E6E6%'ai ri itc rrlg t&v ßißXilocpv^Xdxcav nQog(p(ovri6Ecog

E7C TYig i^£Td0E(og tSiv nQogq)C}vr]d'Evt(av rb n^äy^cc g)avrj<3ETat ccv[. . .] . ccvi^g

d^iov xal ngqg xqlg r&v ivKti^6[E(ov ßijßXiOcpvXa^i tdd[E' Hierauf

folgt der Inhalt seines Schreibens.

1) Grenfell u. Hunt zu IV, 21: irrv^mv. 'this verb is used both of making and attending to a petition', cf. V, 5. 30. 35. VI, 10. Es ist also in unserm Papyrus ebenso eine vox media wie sonst ccvaitb^nsiv.

2) An der Lesung selbst ist, wie Herr Grenfell mitteilt, nicht zu zweifeln.

3) didyvcaaig = cognitio. Bas. X, 1, 3: Tfjg cctriccg SiKyvcoaQ'^iarjg. X, .5, 3, schol. C : iisrä SiayvoiGscog^ Tb 'yiccvaa noyvita^ xoiovxov iariv.

4) Grenfell bestätigt BTtsusava, und erklärt den Schlufs für verlöscht; vor fjr liest er jetzt «lico, wohl ä^iqv, 'etwas meiner Entscheidung Wertes'.

5) V, 9 inl TtKQOVtL Tc5 ItCCtQl (XOU.

330 I- Aufsätze

Es ist zu beacMen, dafs nach der indirekten Rede seines rjy^eato der Indieativ (pavyjösrai sich einstellt. Dieser läfst auf direkte Rede, d. h. Bescheid des Strategen, schliessen, und (Z. Iß) vor sk t'Yjg etwa aTtsqiijvccro oder ein ähnliches Wort vermuten; sein Bescheid ging bis äi,iov; nun haben wir «^t[ov?] und avaTti^neiv Z. 8 im Entscheid der Oberbehörde, also läfst sich hier vermuten: xb TiQäyfia (pavrjöstai av[a- 7to\^nrig ä^LOv.^) Hiernach sagt der Strateg mit den Worten des Eparchen, 'die Würdigkeit der Sache für eine avano^Tc;^ wird sich aus der Prüfung des Berichtes ergeben'. Man kann, Z. 7. 8, da xara- Xdßy]tai aus xaruTta . . . . a nicht herauskommen zu sollen scheint, etwa icaTa[q)]av'^ annehmen im Anschlufs an cpavy]6stai (Z. 16) und die dirigierende Verfügung und den Ausführungsbeschlufs so nebeneinander stellen:

öTQatrjya nagad^ov ot>(?) s^aTcißag idv n tilg i^ijg diayvüßEcag xarag)(?)avfj ä^iov^ in' ifie ccvaTCE^ijJSi,'.

'ix tilg i^STKöEOjg rüv 7tQog(pciviq%^ivtG)v xo JtQäy^a cpavriöExat avu- TCo^Ttijg a|tov'.

Eine zweite v7toyQaq)rj bietet V (35.) 38: (Z. 35) xa[l] 6v 6 %v- QLog ivxv%o)v xal av (x. x. X. 35 37) xr] öwrilp^si 6ov 8Lxai\o\8o6La

%Q(b^svog VTtsQyatpag ftot xa [ßißjXsidLC) (Z. 38) [••]■•[••-] S

dixaCoig ^Qijöd'at dvvaö&at. 6 Ös GxQuxrjyog r^g loiTtYjg ah,ia)6EC)g 6ov

xijv . . jio . .[. . . nQJovotav (Z. 39) [. .] jCQo^avxsvöcc-

fisvog oxi oial T[r/]? a[7tb] xov öxgaxiiyov ßorjd'Stag dsö^sd'a (u. s. w.).

Auf die Kundgebung der Buchverwalter hat der Strateg berichtet, Dionysia als Nebenbetreibende hat eine neue Eingabe geliefert, und der Präfekt, auf dafs ein Ende werde, subskribiert. Hier ist wieder der terminus ad quem für die Worte des Präfekten das Wort jtQo- [lavxsvGdfisvog, denn das ist bereits Auslegung des ergangenen Be- scheides. Dagegen ziehe ich den Satz 6 ds öXQaxiqyog noch zur vno- yQacpi], denn gerade dem Präfekten wird die Vorhersage zugesprochen, dafs wir noch strategischer Hilfe bedürfen, nicht dem Strategen selbst. Der Präfekt nennt die ^oltctj ä^tcoöig ('das noch übrige Begehren') Dein Begehren, und weist dies Begehren zur Erfüllung oder wenig- stens Bescheidung an die tcqovoiu des Strategen. Als Präfektenwort kehrt Xomrj di^Loötg sowohl bei der Petentin als bei der weiteren Verfügung des Strategen an die ßißXtoq)vXccxEg^) wieder, eben wie die jtQovoia.

Der erste Satz der vTtoyQacpr'j , nämlich g dixatotg

1) Was Grenfell bestätigt.

2) VI, 7, vgl. Grenfell und Hunt ö. 1G5.

Otto Gradenwitz: Zur „Petition of Dionysia" 331

XQfjöd'at dvvccöd'cci mufs direkte Rede gewesen sein wie der zweite, und also wird XQV^^^'' wohl das dvvaöai der Urschrift attrahierend in dvvtt6'(ß'ym verwandelt haben; derartige vnoyfiacpaC sind durchaus üblich, vgl. BGU 614, 18: sl ti öCxaiov ^x^ig [tJovt« ;^()75^['9'afc] 8v- va6a[i\. In unserem Falle wäre etwa tdöe [o'ig ex^ig tovroLS tol]g ÖLicaLoig XQV^^^'' dvvaö^d-yuL oder ähnliches zu ergänzen; man kann auch andere Worte einsetzen, der Sinn der Formel ist klar^); sie scheint uns nichtssagend, soll aber doch wohl bedeuten: *Der Worte sind genug gewechselt', und den Prozefs als zur Hauptverhandlung reif bezeichnen; darauf kann BGU 014 bezogen werden, wo zunächst der Präfekt angefangen wird und demnächst auf Grund seiner vno- yQacpri der Erzrichter eine Eingabe anheimstellt, die erfolgt und gleich ziemlich drohend gehalten wird. Und in der Dionysia -Urkunde V, 3, 7 legt die Petentin dem Präfekten für diese 'bnoyQa(pri das Motiv unter, dafs er gemeint habe, man bedürfe nach dem Ergebnis der Vorverhand- lungen bereits des Spruches: dtaAg'lföv giebt GrenfeU als wohl möglich zu, und der Spruch des Richters wird London II, pag. 153, 17/18 wohl durch das Wort 8LaXei,o\ßivov\ bezeichnet.

II. Mutter und Muttergut.

Dafs in den Zwist zwischen Vater und Tochter auch die Mutter verwickelt war, ist eine Annahme, die nur auf VI, 24 sich stützt, wo gelesen wird (der Vater wolle die Tochter dem Gatten entreifsen, weil der , sie schlecht behandele , ein Gatte wie Er, der auch nachdem die Tochter ihm urkundlich das Recht am Gute unbelastet übertragen gleichwohl): 6vvx(OQy]<Savt6s ftot xccl sjttt(x.\^. -^(il^^tQLo . . . y- vov ßvvsvdoxfjGai ßovXrj&SLiSaL aurco vTCoti^ayiivci trjv ovötav Tavrrjv nQog öla (raXccvtcc) 17, d. h. der Gatte war so gütig, trotzdem freiwillig zu gestatten, dafs seine Frau einwillige in die durch deren Vater vor- genommene Verpfändung des betr. Gutes für die ganze Schuld von 8 Talenten. ßovXr]9'£i6ca ist verderbt und die Herausgeber glauben ein <^gy einschieben zu sollen, worauf sie als Subjekte für den Plural Tochter und Mutter gewinnen, indem sie E7t<iß)ita für aTtita suppo- nieren. Hiernach hätte der Gatte erst der uxor und dann der socrus erlaubt, einzuwilligen in die Verpfändung. Dem macht eine sachliche Schwierigkeit der Umstand, dafs der gener nicht wohl der socrus zu konsentieren hat, nachdem ihm seine uxor das Gut verschrieben hat, sondern eben nur der uxor.

1) Zum Vergleich BGU 301, 16: als ^^v fx-rj anoStSä) XQV''V '^^'■S tisqI rovrav voainoig näGi, und Dionysia IV, 23 iiiov (ihv rw Si-nam %Q[i]60[iiv'r]?\l Arcliiv f. Papyruaforacliung I. 2. 22

332 I- Aufsätze

Nimmt man ßovXrjd'siöai als Homoioteleuton von ßvvsvdoxijöai^ so kann es leicht aus ßovliqd-ECGri entstanden sein; xat btiI kann 'auch für' bedeuten^ und der Satz von nai bis vyoy^ in dem so vieles un- leserlich ist, kann bedeuten "^auch für das Muttergut', wie denn V, 33 es ausdrücklich heifst iz filg ^rjTQaag ^ [ca. 30 Buchstaben] XQV~ ^cctiö^av dyjXov[ wo die 30 Buchstaben dem Sinne nach (die Reste stimmen nicht dazu) gedeutet werden dürfen: fi[oi ulrjQovo^iag xarrjv- trjxota xccl dta].^) VI, 24 wäre etwa zu vermuten xal inl t[o'u]^) ^rjtQcoiOv oder TTJg ^rjtQcoiag ovöLccg (zu ^SQOvg stimmen die Ductus nicht); das Einzelne ist vorläufig nicht zu erraten; der Sinn aber wäre, dafs der Gatte ihr gestattet habe auch für das Muttergut zu konsen- tieren, obwohl dieses ihm bereits als unbelastet verschrieben worden. IV, 30 heifst es rijg de ^rjtl und die Herausgeber ergänzen ^rjt[QÖg; sie werden aber ebenso gern fiTjtlQaag zugeben wollen, woran sich dem Sinne nach [ovo Lag xQatovvra] avtov didystv anschliefsen könnte: der Vater soll die Erbschaft von der Mutter her sein nennen (auf Lebenszeit) und der Tochter nur die lOQriyCai oder die xQOfpaC abgeben.

Hiernach handelte es sich nicht um eine Konkurrenz der Mutter und der Tochter, sondern um die Verhältnisse am Muttergut, die zwischen Wittwer und Waise entstehen. Die Herausgeber sagen zu VI, 24: 'it may be conjectured that the ovöca in question Avas ori- ginally part of the dovry of Dionysia's mother. Dionysia, however, does not seem ever to lay much stress on rights derived from her mother. The yQccfi^ata of her father, including the cc-jtoyQacprj (V, 23) and S^oXoyrj^ata (IV, 6, 36), were the important evidence conceming the xato%7f. Aber der Konsens der Mutter, den sie annehmen, würde, wenn obige Ausführungen richtig sind, sich erübrigen.

III. Der Abzahlungsvertrag mit Asclepiades.

In die Rechtsverhältnisse zwischen Vater und Tochter auf der einen Seite und dem Gläubiger des Vaters Asclepiades (IV, 12. 27) weiht uns die nur lückenhaft leserliche Kol. IV insoweit ein, dafs wir aufeinanderfolgende Abmachungen zwischen Vater und Tochter ver- folgen können (IV, 12. 26)-, in diesen wurde die Haftung des der letz- teren in Kaxo%ri gehörigen Gutes für die Schulden des Vaters, der veränderten Sachlage gemäfs, anders normiert, als ein ursprüngliches

1) 'Sia möglicli' Grenfcll. Vorher etwa: oialccg slg i^ih iXriXv&ora XKt?

2) 'rov ist wohl möglich' Grenfell.

Otto Gradenwitz: Zur „Petition of Dionysia" 333

ö(ioX6yt]ßa festgesetzt hatte, von dem die Bemerkung aal tovrov tov ö^oXoyrj^lat^og avxä dcä tov STtLöxoTtoy 7taQar8\d-8vr^og avtov ^Ltjd^ äg e^^svr^x.[t]vat rotg syysyQa^^bvotg dis Möglichkeit offen läl'st, dafs es etwa zwischen der Tochter und Asclepiades direkt vorgenommen wurde. Einer der wenigen Sätze, die einen sicheren Sinn ergeben, ist IV, 14 ] äjtodovvccL (tdXavtov) a scog ccv ^ 7tXt]Qrjg ixrsLörj^ ein Pakt, aus dem sich ergiebt, dafs je ein Talent abzuzahlen war, bis die Summe von 7 Talenten voll würde. Für den Fall, dafs diese Verpflichtung nicht eingehalten werden sollte, hat Dionysia gewisse Rechte an dem, was sie zarsxo^svd ^ot v7tdQ%ovxa nennt (IV, 20), eingeräumt, und, sagt sie, (ebenda) ö d\E\ %al tcuq o[k\iyov yeyevfjöd'cci' und beinahe wäre es dahin gekommen, nämlich dafs ihr Gut dran glauben mufste; wenn

es nun fortgeht: tov naQcc ^og \a\7iaLTov\y\tog xal ^i] octco-

Xa^ßavovtog rb acp^rj^a dvccyxccG^aL ^s TiaQa x[ox>\ natQog to tcqo . . . 60^ .[.]..,. ajtov . . iTtiöxa^Evov ort ov TtSQiotpo^at ccTtoöTtafisva tu natsxo^svd ^OL a. t. A., so ist von dvayxdöd-ai an offenbar eine War- nung der Dionysia an ihren Vater (iTCiöra^tvov) oder gar eine Siche- rung ihrer Rechte gemeint; vorher (im Gen. Abs. bis axplrjua) die- jenige Konjunktur, deren Eintreten zu der Warnung Veranlassung gab. Da nun das Subjekt ein klagendes und nicht befriedigtes ist, so kann nicht wohl ein anderer als der Gläubiger gemeint sein, und man mufs tov yccQ (statt TtaQ) 'AöaXriTCidöov vermuten, was Grenfell mit dem wichtigen Zusatz bestätigt, dafs hinter dem Namen %8^ steht. Hiernach hat Asclepiades wohl die Rate des 24. Jahres vergebens ein- geklagt, und dadurch jene Vorsichtsmafsregel der Dionysia hervor- gerufen. Es ergäbe sich also ein Abzahlungsgeschäft mit jährlichen Raten; da nach diesem Geschäft einmal fruchtlos geklagt Avurde und das in der yiaxoxri der Dionysia stehende Gut dem Gläubiger zu vor- fallen di'ohte, entschlofs sich diese, dem Schuldner ein gröfseres Dar- lehen zu geben (IV, 27), auf dafs er den Gläubiger befriedige und den Rest (bis ans Ende seiner Tage oder: nach seinem Belieben) behalte.

IV. Die "natofri.

Kaxo%iq (detentio) ist possesio wie vo^iiq; aber es findet im Gegen- satz zu letzterem Worte seine Hauptanweudung nicht bei der rerum possessio^): die bonorum possessio ist in der Epistel an Simmius vTtag-

1) Man könnte an Labeo (bei Ulpian D. 37, 1, 3, 1) denken: Hereditatis bo- norum possessio non uti rerum possessio accipienda est: est enim iuris magis quam coi-poris possessio.

22*

334 I- Aufsätze

y^övTCov xarox'i]^), und BGU 619 giebt eine stg rrjv rr'iQijöLV^) TcaroiY] (7, cf. 5): diese ist (Ver)liaftung eines Menschen custodiae causa, und der Inhalt des sehr interessanten Fragments ist die Erwägung, dafs gewisse Grundstücke, weil vor der missio in custodiam vom %atEx6- luvog verkauft, zu Recht verkauft, und einem schwebenden Hinter- ziehungsverfahren entzogen sein sollen.^) Auch BGU 323, 11 läfst uns eine naToyri erkennen.

Aber viel näher der icaro%ri unserer Urkunde kommt BGU 8^, 3 ff. (ed. Wilcken): ^ElnEtdri ovv a7i£q)i^[vd^'r]]v tov TCQVTccvscog '^iyad^ov z/o;t/i[o]voff 7t[ccQo]vrog ccutö :!iQogijxsLV aal rotg TCQOEörüöt rö[v] vo- ^aQxix.[12 Buchst.?]*) rr]6LV ^stä tav [i]7tt,yevoji8vc3v aal STCiysvi]- 6o^£[y](DV ELg tiiv r}}iBQav tilg ctTCodööEcog xozcov^ ^qovtlGov ■aataß'iElv

[ ]^) V vo^iaQX&v xal r[&\v loiTCäv tg)v ivExofisvcov aal

ro\y x\ELQOtov7]6Kvtog av[tovg TCQv^tavEcog VTtaQxovta, ^^XQi^g ccv [11 Buchst.]^) V ocpEikoiiivcav ylEvjrjtai, akXä aal tu vtieq tav ttqo- tEQ[(o]v X9^^^'^ ocpEiXö^Eva atX.

Ferner IV, 33 ETtiGta^ivri^) ort tieqI iiiäg [....].... TiQogödav Exdötov Etovg xad't^co Ecog äv rj a[7t6]do[6^ig f'l avdyxTjg tav coqiö- ^evov yEv[i]t]ui ;^()T;|u,Krwv droht dasselbe an, was die anocpaßig des ETiitQOTtog BGU 8 dekretiert. Es ist, wie auch die Herausgeber an- nehmen, die aatoxri hier eine ^Verfangenschaft'^), und es scheint, dafs diese nach den früheren o^oXoytj^ata eine schärfere war als nach dem letzten, welches mit der Schuld an Asklepiades ein Ende machte und dem Vater eine gröfsere Freiheit auch an dem Muttergut einräumte.

1) Die Basiliken sagen für bonorum possessio XL passim 8iay,ccroxv , sogar ayad'wv SiaKaro^i] und ersetzen bei der b. p. secundum und contra tabulas das Wort dui'ch i} iK rf]g Sia&r^Kiqg ßorjd'SLa und r) Karo; rijg diad'i^-HTig ivccvricoaig. Für possessio ist ihnen -natoxri so fremd, dafs sie D. 41, 2, 1 pr. : possessio . . . quasi positio quia naturaliter tenetur ab eo qui ei insistit quam graeci kktoj^i^v dicunt mit rj vo^ii} cpvßL-Aiq iari v.cnoyr\ wiedergeben (Bas. L 2, 1).

2) zig rrjv rrJQriOLv TtaQaSod'fjvai ist das Los zweier liberti, die suspect sind, BGU 388"^, 7, während ein ebenfalls verdächtiger vo^iKog nur l-uccvog nccQaaxsiv genötigt wird, vgl. D. 4, 6, 28, 1: si quis nee in cu.stodia nee in vinculis sit, sed sub fideiussorum satis datione. [BGU 619 anders erklärt: Ostraka I 600. D. Red.].

3) auch der ■nccnxoiitvog BGU 372, 16 kann hierhin gezogen werden; er wird detiniert als Landstreicher.

4) Wilcken ergänzt exempli gratia ^[(öv cc6xo(Xr}iidTcovy? trjv &7tai?]rriaiv, und trifft sicherlich den Sinn. Vielleicht ist voiiD:Qxi[äiv (cf. 337, 25 ilg tov tyg vo- LLctQ^iag Xoyov) tov cpÖQOv aTtaijrriaiv zu lesen. Z. 9 i']vu äh fi7j [i}] ü:[7r]dqpa(Jtg statt u [7CQ]6(pccaLg?

5) Wilcken ergänzt ^ij (lovov rm].

6) Wilcken [?) &n63oaig tca]v. 7) iTaarauivov? 8) Mitteis S. 189 Note 1 1. Heft dieses Archivs,

Otto Gradenwitz: Zur „Petition of üionysia" 335

V. Kleine Textänderungen.

VIII, 24 ff. ist der Gedanke, diils die Koutrahenten der Ehemänner nicht getäuscht werden soUeu durch die Register, welche die Eventual- rechte der Frauen wiederspiegelten, da nicht immer das nämliche Archiv für alle GvyyQacpaC benutzt wurde; dann empfiehlt sich Z. 25: statt (Jtara^ff vielmelir diä rb xul^ was Grenfell auch })estätigt, Z. 24 aber ist die Rede von der Täuschung der 6 (für oi) rotg ysyafirjxö^t övvaXldööovtsg^ und da zu Anfang y£yai.ir]x66i steht, erwartet man am Schlufs eine Bezeichnung der Eheweiber: Grenfell stellt ysya^rj^svais vor ya fest.

Die zerrüttete Stelle VI, 25 «9?' ov [is ajcsy (9 Buchst.) siöri . xa- öiveyxE Tov dvÖQog ßxEQriöau e%i%£iQGiv läfst eine Beziehung auf VI, 18 ccTtdyovTv avtriv äxovöav ix tilg Tot> dvdobg oixCag zu, imd in der That erklärt Grenfell aTca^, also djca^lstai] für möglich, worauf man auch V, 41 an [a;n:]a|[a^'9-at denken könnte.

Nachwort. Bei einem Besuch in Oxford kam ich mit den Herren Grenfell und Hunt, die mir die Urkunde in liebenswürdigster Weise zur Verfügung stellten, noch auf folgende Lesungen überein: col. IV, 8: exlsyofiavrjv für ix^syofievav; 17 ra 'yiöxXTjjtiddrj [aTtjo- dadcoxsvui für aöx . . tcqk ..[...]. dsdcoxEVKL; 26 y[sy]£vyj6d-aL für . . [.^aTtrjö^ai; 32 tag xqQiqyLag für T«t . . . ovrag-, VI, 24 f*['>?]T()«[«g] ovöiccg für fi[ij]r()l o . . . yvoy; 25 dzaXl[citt oder ähnlich] für dTtsy.

Königsberg i. Pr.

Otto Gradenwitz.

über die Nationaltypen in der Schrift der griechischen

Papyri.

(Vgl. die Tafel.)

Scholz war der erste, welcher in semem Werke „Biblisch -kri- tische Reise (S. XII XIII)" auf das Vorhandensein von Nationaltypen in der griechischen Schrift der Pergament- Codices aus der Byzan- tinischen Epoche hinwies, ohne freilich seine Vermutung durch Bei- spiele zu unterstützen. Scholz's Hinweisung wurde weder zur Zeit der Herausgabe seines Werkes, noch später genügend beachtet. Gardt- hausen war der einzige, welcher sich äufserte und zwar gegen Scholz's Meinung, zuerst in der „Griechischen Paläographie" und sodann im Artikel „Differences provinciales de la minuscule grecque" (= Me- langes Graux), wobei er Scholz's Beobachtungen nicht durch That- sachen, sondern nur durch allgemeine Erwägungen zu widerlegen glaubte. Er behauptet (Gr. Pal. S. 406 ff:), dafs bei der Welt-Herr- schaft des byzantinischen Reiches die unterworfenen Völker ihre indi- viduellen Eigentümlichkeiten auf keine Weise geltend machen konnten, zumal in der Schrift. Man kann mit dieser apriorischen Meinung Gardthausens nicht einverstanden sein, da ihr die Thatsachen wider- sprechen. Zur Widerlegung Gardthausens genügt es auf die jedem Paläographen bekannte „koptische" Schreibart hinzuweisen, die nur zu sehr durch ihre Eigentümlichkeiten auffällt, als dafs man ihi-e Existenz leugnen könnte.^) Aufserdem wäre noch die „lateinische"^) imd die „syrische" Schreibart zu erwähnen.

Aber wenn wir das Vorhandensein von Nationaltypen in der grie- chischen Schrift der Pergament-Codices medii aevi anerkennen, so sind wir auch vollständig berechtigt zu vermuten, dafs Spuren von ähn- lichen Eigentümlichkeiten sich ebenfalls in der Schrift der griechischen Papyri finden. Da man mit der systematischen Bearbeitimg der Papyri erst vor kurzer Zeit begonnen hat, so ist es freilich noch sehr schwer,

1) Montfaucon, Palaeographia graeca, p. 311 sq. WilcJcen, Tafeln zur älteren griecli. Paläographie, p. X.

2) Watteniach, Scripturae gr. specimina, tab. 7.

Gregor Zcreteli: Über die Nationaltypcn in der Scbi-ift der griech. Papyri 337

eine Übersicht über diese Eigeiitüiiilichkeite]! zu gewinnen; aber ein unlängst von mir gelesener Papyrus giebt die Möglichkeit, wenigstens einen Nationaltypus und zwar den „lateinischen" zu konstatieren.

Seinem Inhalt nach ist dieser Papyrus (Berl. Mus. p. 7007) ein schlichter, an einen gewissen Asclates adressierter Brief-, er fängt un- mittelbar mit den Worten tiqo ^tv TtdvTav avj^o^e 6a vyiatvsLV an; davor fehlt die übliche Adresse (6 dstvcc ta dstvi laiQSiv).^) Durch einige paläographische Eigentümlichkeiten sondert sich dieser Papyrus von vielen anderen des Berliner Museums ab. Vor Allem mufs her- vorgehoben werden, dafs er von zwei verschiedenen Händen geschrieben ist. Der ersten Hand gehören die ersten acht Zeilen bis zu dem Worte drjlcööars. Der Rest ist von einer anderen Hand geschrieben, die auch einige Verbesserungen iu die ersten Zeilen eingetragen hat, und zwar: atv st. CO (2. Z.), cc st. s (4. Z.), ß st. 7t (4. Z.). Diese zweite Schrift trägt einen entschieden nicht-griechischen Charakter. Die Buchstaben in den ersten acht Zeilen sind sehr sorgfältig geformt, gut abgerundet, stehen gröfstenteils ganz gerade und sind nicht miteinander verbimden; eine Ausnahme machen die Ligaturen sl und 6s. Der zweite Teil des Briefes vom Worte drjXcoöars an trägt einen ganz anderen Cha- rakter: hier werden die Buchstaben in die Länge gezogen, bekommen

1) Soeben von mir publiziert als BGU 815. Oben abgebrochen. (1. H.) nQ[b fij^v TtävTav sv^oy.E

civ (2. H.) Got. [v'jyiaivlcoj. FsivöaKiv 6s

&8lo), Trj[v] iTtiGToXriv 6ov a (2. H.) ß (2. H.)

slaßlsj. 'Eäv InJl^Ttis, oxv 5 0 Z'roxpaTTjs 6 TtQO-

\yiOv\QäTOQ (lOV KOTtovg

[Tiva]g 7t(x[Q]£xrj neQi tfjg [So^^fjg (2. H.) SrilmGccTE {loi. "Eygcc- [ipcc] ayxä tisqI v^i&v, ivcc 10 v^stv 7tQ[o^a^j(r] slg Ttävtlcc]. T[i] i7toir][a^8v ; "AaTtccGai. tovg KÖsXcpqlv^g ^ov Avvfjv Kai 'Hqk-

fKav [xjal tovg iv oinco 15 7ravTa[s] xar' bvo\ia.

'EQQ&Gd'ai 68 £i;;^Ojxat. El' Tivi xQsia iariv, Ttsfiipca Gai Sici TißsQiavov.

"EQlQaeo?]

1 1. sv^o^ai. 2 60i statt aai (= 6s) \ 1. yivmaiiEiv. 5 6 1. TtQOKOVQCC- tag. 10 1. vulv. 18 aai (= es) statt aoi.

338 I- Aufsätze: G. Zereteli: Über die Nationaltypen i. d. Schrift d. griech. Papyri

eine eckige Form und eine starke Neigung nach rechts; zugleich ver- bindet sie der Schreiber so stark, dafs einige von ihnen fast gänzlich einzelne ihrer Bestandteile verlieren oder aber recht sonderbare Formen bekommen.

Wenn man aber diese durch den Charakter ihrer Schrift so auf- fallende Urkunde mit dem lateinischen Papyrus vergleicht, welcher von Grenfell imd Hunt in den „New classical fragments and other greek and latin papyri (p. 158, pl. V)" veröffentlicht ist und aus dem Jahre 167 n. Chr. stammt, so ergiebt sich zwischen den beiden Papyri eine so grofse Ähnlichkeit, dafs ich in dem Berliner Papyrus ein charakte- ristisches Beispiel des lateinischen Typus der griechischen Papyrus- schrift sehe. Da aber der lateinische Papyrus datiert ist, so kann man auch den griechischen ungefähr in dieselbe Zeit, das heifst in das zweite Jahrhundert, setzen.

Es ist natürlich unmöglich, jeden einzelnen Buchstaben des grie- chischen Papyrus mit dem ihm entsprechenden lateinischen zu ver- gleichen, um Ähnlichkeiten zwischen ihnen aufzuweisen: denn, wenn auch einige griechische Buchstaben den entsprechenden lateinischen sehr ähnlich sind, so behalten doch andere ihre griechische Form bei. Darum werde ich mich mit der Hinweisung auf solche Formen be- gnügen, welche in den beiden Papyri identisch sind. Hierher gehören folgende Buchstaben: s (= e) ^-, ^.; und auch einige Formen der Buchstaben a, y, fi, v. Was die übrigen Buchstaben betrifft, so zeigen sie im einzelnen fast gar keine Ähnlichkeit mit den entsprechenden lateinischen, in der Gesamtheit aber bilden sie eine Schrift, deren latei- nischer Charakter nicht zu verkennen ist. Um den Vergleich der beiden Papyri möglich zu machen, habe ich eine Tafel beigefügt, denn keine Beschreibung kann den unmittelbaren Eindruck, den man von einem genauen Faksimile erhält, ersetzen.

Petersburg. Oregor Zereteli.

Buchis, der heilige Stier von Hermonthis. Zu Macrobius Sat. I, XXI, 20.

Die Bedeutung der ägyptischen Eigennamen in griechischen Texten für die Kenntnis der ägyptischen Religion der Spätzeit ist bislang nur wenig gewürdigt worden. Und doch wird einmal eine systematische Zusammenstellung der Götter und religiösen Anschauungen, welche sich aus den von den Papyrusforschern in dankenswertester Weise gesam- melten Eigennamen ergeben, uns einen tiefen Einblick in die ägypti- sche Volksreligion verschaffen, von welcher wir immer noch herzlich wenig wissen.

Unter den in religiöser Hinsicht besonders ergiebigen Namen stehen die ilftf-bildungen deshalb obenan, weil in ihnen fast stets ein Götter- name vorliegt. Denn überall, wo dieses Präfix auf P-etje „der, wel- chen gegeben hat ..." zurückgeht und das ist meist der Fall ^) verbindet es sich mit dem Namen eines Gottes. Aus solchen Eigen- namen lernen wir nun einen Gott Bov%Lg kennen, welcher sich aus dem Eigennamen nETeßov%{is) ^), „welchen Buchis gegeben hat", ergiebt. Derselbe Gottesname steckt wieder in

Uaßovxiq „der des Buchis"^) mit der var. 77t/3ov%ig*) oder UißoxKS (Wilcken, Ostr. n. 402),

sowie in nßovKig^) „der Bukis" mit dem Artikel vor dem Götter- namen ^) und dem bekannten Wechsel von x imd %} endlich in IIstoöoQßovxts Wilcken, Ostr. n. 1196. Wer dieser Gott Bov^tg war, erfahren wir aus einem Mumienetikett

1) Über die Ausnahme s. Spiegelberg, Demotische Studien I § 9, 3.

2) Wilcken: Ostraka n. 1172.

3) P. Par. 5, 31, 1.

4) Wilcken: Ostraka Index HI. Zu der JTa-bildung, welche nicht von vorn- herein zu der Annahme eines theophoren Namens berechtigt, vgl. Spiegelberg, a. 0. § 9, 1. Für IIa ti'itt gelegentlich IIi ein, z. B. in Tliyblvig für ücx^lvis- S. ebendort.

5) P. Grenf. U 24, 7.

6) Zu dem Artikel vor Götternamen s. Spiegelberg, a. 0. § 10.

340 I- Aufsätze

(I./II. Jahrli. n. Chr.), welches sich in der Kaiserlichen Landesbiblio- thek zu Strafsburg i. E. befindet. Ich sah das Stück im Winter 1895/6 in Luxor bei einem Händler und habe es drei Jahre später von demselben für die genannte Bibliothek ei-worben. Über die Her- kunft liefs sich nichts ermitteln.

sie

Eis 'EQ^üvd'iv &ailöi d'vydtrjQ Uevd'OTEvrov 'Iva dot ^) iltJttöTog ya^ßQog WevsovilQi vsxQOTKq)G)^) xal örj- 5 fiaiv8L ^) £Lg t6 Bovxlv WsvsovfjQi 7ta6toq)6QOv

iäic

rov d^eov ^coov Bov%iv tis-

4)

7th]QCi)^svog vavXov

sie

xal Tf'Aog xal TCccöag daTtavrjg XoCai X?.

Es handelt sich also um eine Art Begleitadresse ^), welche der Mumie der Taesis beigegeben war und die Bestimmung enthielt, dafs diese Mumie nach Hermonthis gebracht werden und dort durch den Pastophoren des Buchis in dem Tempel dieses Gottes, dem Bovxlv (= Bov^Elov) beigesetzt werden solle.

Wer ist nun der Gott Buchis zu Hermonthis?

Aus Macrobius' Saturnalien ^) wissen wir, dafs in Hermonthis ein heiliger Stier Bacis verehi't wurde, und auch Strabo XVH p. 817 er- wähnt, ohne Namensnennung, dieses heilige Tier. Seine Identität mit dem Bh genannten dem Gotte Montu heiligen Stier hat bereits Brugsch^) erkannt.

1) An dieser Stelle befindet sich, wie mich Herr Professor Keil freundlichst belehrte, ein durchgestrichenes W. Vermutlich wollte der Schreiber den Namen W^vsovfiQi? schreiben.

2) In der Handschrift kein t adscriptum.

3) Das Spatium an dieser Stelle ist durch eine Unebenheit der Holzfaserung veranlafst.

4) Das 7j ist aus to korrigiert.

5) Ähnliche Texte bei Le Blant: Tablai egyptiennes no. 63. 64. 65 (Rev. arch. 187.5).

6) ed. Eyssenhardt I, XXI, 20 „in oppido Hermunthi magnifico Äpollinis templo consecrattim soll colunt taurum, Bacin cognominantes, insignem miraculis convenien- tihus nattirae solis. nam et per singulas horas mutare colores adßnnatur et hirsutus saetis dicitur in adversum nascentihus contra naturam omniuvi animdlium."

7) Dictionnaire geogi-aphique S. 200. Im übrigen vgl. Wie demann: Zweites

Wilhelm Spiegelberg: Buchis, der heilige Stier von Hermonthis 341

Es liegt auf der Hand, dafs auch unser Bovxtq die Transkription von Bh ist, und es ist niclit unwahrscheinlich, dafs das Epitheton xov %^aov laov die altägyptischen Attrihute dieses Stieres b > 'nh n K „lebende Seele des Sonnengottes Re'" wiedergieht. ^) Auch das „con- secratum soll" des Macrobius erfährt durch die ägyptischen Worte eine Bestätigung. Möglicherweise zeigt auch die bei Schiaparelli: Taf. LXX gegebene Abbildung des Bh- Stieres den eigentümlichen Haarwuchs, welchen Macrobius als „hirsutus sactis in adversimi nascentihns" be- schreibt.

Angesichts der oben mitgeteilten griechischen Transkriptionen, welche in bh fast sämtlich den Bildungsvokal ü zeigen (nur einmal o), ist nun meines Erachtens die Lesung Bacis nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die griechischen Transkriptionen lassen nur die Wahl zwischen den Bildungsvokalen ö und ü. Man wird daher im engsten Anschlufs an die bestüberlieferte Form Bov%i<s in der Macrobiusstelle Bucin verbessern.

Das in der Inschrift des Strafslmrger Etiketts genannte Bov^tlov wird vermutlich das Begräbnis der Buchisstiere sein, welche ebenso wie die Apisstiere (in dem ZaganiElov) ihre besondere Grabstätte besafsen.^) Die Leiche der Taesis sollte an dieser Stätte beigesetzt werden.

Dabei möchte ich auf einen Fund hinweisen, zu welchem die Aus- grabvmgen fühi'ten, welche im Winter 1898/9 der Marquis of Nort- hampton gemeinsam mit Percy E. Newberry und dem Schreiber dieser Zeilen in der thebanischen Necropole unternahm. In Drah Abul Neggah wurde ein grofses Grab von Ibissen und Sperbern ge- funden, welches in ältere Gräber in der Ptolemäerzeit eingebaut war. Hier lagen in verschiedenen Zimmern der weitverzweigten Grabanlage hunderte von Leichen, und die zahlreichen demotischen Inschriften ^)

Buch Herodot S. 552; Wilkinson: Manners and customs of the ancient Egyp- tians. 1878 S. 307; Sethe: bei Pauly -Wissowa unter Bacis; Maspero: Histoire des peuples de l'Orient I S. 120 Anna.; Schiaparelli: Dizionario di mitologia S. 201.

1) [Oder ist „der lebendige Gott Buchis" der Gegensatz zu dem toten 'Ogoq- ßovxis^ D. ßed.]

2) Wie sich aus dem Eigennamen IIstoaoQßovxis (s. oben) ergiebt, auf welchen mich Herr Prof. Wilcken freundlichst hinwies, hiefs der tote Buchis- stier 'OaoQßovxis „der zum Osiris gewordene Buchis", ebenso wie der ver- storbene Apisstier zum 'OaoQäTtig : Sarapis, der verstorbene Mnevisstier zmn 'O60Q0fiv£vig wurde.

3) Für alles Nähere verweise ich auf den in Vorbereitung befindlichen Aus- grabungsbericht.

342 I- Aufsätze: Wilhelm Spiegelberg: Biichis, der heilige Stier von Hennonthis

bewiesen, dafs diese Mumien hierher geschafft waren, um in der Nähe der heiligen Tiere zu ruhen. ^)

Strafsburg. Wilhelm Spiegelberg.

1) [Der Herr Verfasser gestattet mir, hier eine Bemerkung über das xiXog einzuschalten, das in Z. 9 des Strafsburger Textes hinter dem vavlov erwähnt wird. Ich denke dabei an das xilog tacpfig, über das ich in Ostraka I S. 304 ff. gehandelt habe. Nach dem Strafsburger Text möchte ich die TsQuäfiig, die nach Ostr. n. 1463 vnbQ xatpfiq avdgbs zahlt, für die Leidtragende halten und an- nehmen, dafs diese für die Kostümierung der Leichen erhobene Steuer wie von den ifiatioTtwXcci, so auch von den Leidtragenden, die den Auftrag gegeben hatten, erhoben wurde. Freilich bleibt auch dies einstweilen eine Vermutung. D. Red.]

II. Referate und Besprechungen.

Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos.

(Schlufs.)

3. Aus dem ägyptischen Eherecht.

Weitaus die wichtigste Frage im Rechtsstreit der Dionysia ist die, ob ihr Vater Chairemou die Macht hat, ihre Ehe wider ihren Willen aufzu- lösen. Wir haben gesehen (oben S. 180), dafs er, weil in den pekuniären Rechtsfragen das Blatt sich zu Gunsten seiner Tochter gewendet hatte, nun ihre Person in seine sei es nun rechtliche oder faktische Gewalt zu bekommen trachtete, womit er jedenfalls auch ihr Vermögen wieder zu seiner Verfügung gehabt haben würde.

Allem Anschein nach ist Chairemon in diesem Punkt im formalen Recht. Diese Frage ist von den Herausgebern und neuerlich von Mommsen (Berliner Festgabe für H. Dernburg) eingehend erörtert worden, so dafs ich mich mit kurzen Bemerkungen begnügen kann. Der Status causae et controversiae ergiebt sich am besten aus einer Wendung der Dionysia Col. 7 lin. 12 sq.: ovSeig yccQ vo^og anovöag yvvaiKccg ccTt avdqav anoGnav i(peCri6i.v, sl 6s nal l'ßriv Ttg, ccXX' ov TtQog rag £| syyQcccpcov yccfiojv ysysvi]- fiivag nal iyyQucpcog ysy^^a^yrjfievag. Die Behauptung: 'Kein Gesetz erlaubt dem Vater, seine Tochter dem Mann zu rauben, wenn es aber eines giebt, so bezieht es sich nicht auf Töchter aus Schriftehen und die auch in Schrift- ehe geheiratet haben' diese Behauptung enthält offenbar das Zugeständnis, dafs bei Töchtern aus ungeschriebenen Ehen {ayQa(poL yä^oi) dieses Recht des Vaters wirklich vorliegt. Und auf dasselbe führt das Responsum des Juristen Ulpios Dionysodoros Col. 8 lin. 4 6.

Ja es ist sogar mehr als fraglich, ob auch nur bei der eigentlichen Schriftehe dieses väterliche Reklamationsrecht von Gesetzeswegen aus- geschlossen wai'. Col. 4 lin. 20 29 wird allerdings eine Entscheidung des Präfekten Flavios Titianos angeführt, der in einem solchen Fall^) die väter- liche Scheidungsklage zurückwies; aber in einem späteren Prozefs vor dem Epistrategen Paconios Felix wii-d dieses Präjudikat dahin erläutert, dafs Titianos hier „der Unmenschlichkeit der Gesetze keine Folge geleistet habe" {(iri 'rjKolovd'riKivai, rrj totJ vofiov aTtav&Qcania col. 7 lin. 34). Es war also

1) Zwar ist nicht ausdrücklich gesagt, dafs es sich hier um eine Schi-iftehe handelte, aber es folgt dies wohl daraus, dafs Dionysia es als Beispiel für die von ihr in diesem Fall behauptete ünauflöslichkeit zitiert.

344 11- Referate und Besprechungen

nur die Praxis der römisclien Magistrate, welche in solchem Fall die äuTsersten Kechtskonsequenzen abwendete, wie man sie auch in Rom ab- zuwenden suchte, wenn der Vater, gestützt auf seine potestas, unbillig die Ehe zerstörte.^)

Dabei scheint übrigens noch eine Komplikation berücksichtigt werden zu müssen. Es konnte der Fall sein, dafs die Tochter aus einem ayqarpoq yccfiog stammte, aber in einem 'iyyqacpog ydiiog verheiratet war. Nach dem Responsum des Ulpios Dionysodoros ^) (col. 8 lin. 3 sq.) genügte wohl auch wieder nicht nach den Gesetzen, sondern nach der Praxis auch dieses, um dem Vater das Reklamationsrecht zu benehmen. Die Recht- sprechung wäre dann die gewesen: das ägyptische Recht galt ungebrochen, wenn die Tochter i'^ ayQacpav ydiicov war und dyQccipcog verehelicht. In jeder anderen denkbaren Kombination l) i'^ ayQccq)cov yccjxav und kyyqa- q)cog verehelicht oder 2) i'E, iyyQcxcpcov yd^cov und iyyQacpcog oder 3) dyQdq)0}g verehelicht wäre die Ehe der Tochter der Auflösung durch den Vater entrückt worden. Doch ist für den Fall 3) diese Annahme zwar nach dem Ausdruck unseres Papyrus nahegelegt, aber doch nicht unanfechtbar bewiesen.

Jede Erklärung dieses seltsamen Rechtszustandes muTs vom Begriif des ayQaq)og und eyyQaq)og yd(i,og ausgehen. Der Erstere ist uns schon bekannt durch den CPR 1 n. 18, wo einem Sohn e^ dyQdcpcov ydfxaov das Recht ab- gesprochen wird, bei Lebzeiten seines Vaters ein Testament zu errichten und hierdurch diesen von der Erbfolge auszuschliefsen. Das weist darauf hin, dafs hier der Vater weitgehende Rechte über das Kind hat und damit stimmt überein, dafs die römische Praxis zwar bei Töchtern aus Schriftehe, nicht aber bei solchen aus ungeschriebener Ehe sich dazu verstand, dem Vater eine Schranke zu setzen. Es mufs im letzteren Fall das Verhältnis, obwohl es kein ganz illegitimes war, doch das Kind in eine sozial zurück- gesetzte und dem Vater gegenüber halb unfreie Lage gebracht haben. Es wird uns dies begreiflicher, wenn wir an die Rechtslage der unehelichen Kinder im römischen Recht denken. Positiv unterrichtet sind wir darüber und das gehört zu den Rätseln unserer Überlieferung nicht; aber es ergiebt sich aus aller Überlieferung mit zwingender Notwendigkeit, dafs das uneheliche Kind der unverheirateten Haustochter zur agnatischen Familie nicht gehört haben kann. Da aber die Geschlossenheit des römischen Hauses die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie für jedes Individuum mit Notwendigkeit voraussetzt, kann nur ein klientelartiges Applikationsverhältnis angenommen werden, welches das uneheliche Kind zu seinem unehelichen mütterlichen Grofsvater in ein ähnliches Verhältnis Vermögensfähigkeit bei vorhandener Abhängigkeit gesetzt haben mufs, wie es beim ägyp- tischen Kind j| dyQdcpcov ydiimv der Fall ist.

Die schwierigste Frage bleibt immer die nach der Bedeutung der ayga- cpoi yd^oi. Dafs zur vollgültigen Ehe die Schriftform gehörte, ist für

1) Paul. SR 2, 19, 2. Ulp. D. 43, 30, 1, 5. Mommsen a. a. 0. Note 16.

2) Die Herausgeber bezweifeln, dals die in diesen Besprechungen genannte Dionysia identisch ist mit der unsi-igen, weil jene bezeichnet ist als i^ ayQdqxov ydiLcav yiysvriiiivrj, unsere von sich das Gegenteil behauptet (7, 13). Aber das Re- ßponsum will nicht besagen, dafs Dionysia sicher ayporqpog ist, sondern nur, dafs wenn sie es auch sein möchte was offen bleibt dieser Mangel durch die Verheiratung in einer Schriftehe saniert ist.

Ludwig Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 345

Ägypten und andere orientalische Länder eine erwiesene Thatsacho. Aber ebenso sicher ist es jetzt nach den Papyri, dafs es auch ein gleichfalls ydfiog genanntes eheliches Verhältnis minderer Kategorie giebt, das ayqa- (pog ist. Und wir finden dieselbe Erscheinung im syrischen Rechtsbuch; die Londoner Handschrift §§ 35, 36, 93 unterscheidet genau zwischen der Ehe mit Schrift und der ohne solche, welche gleichfalls Ehe genannt wird, aber kein Erbrecht der Kinder begründet.

Über den Zweck des ägyptischen äy^acpog yd^og sind wir auf den Weg der Hypothese verwiesen. Es ist möglich, dafs unser Material hierzu heute noch nicht ausreicht; möglich aber auch, dafs wir bereits in den vorliegenden Papyri den richtigen Schlüssel haben. Denn diese deuten bereits auf eine Erklärung hin, und zwar auf die sehr einfache, dafs man häufig die Ehe blos provisorisch wie man gesagt hat auf Probe begründete, um erst nach deren befriedigender Vollstreckung das volle eheliche Verhältnis eintreten zu lassen.

Längst bekannt ist der 13. Papyrus der Pariser Sammlung, in welchem, wie man es gewöhnlich auffafst, davon die Rede ist, dafs zwischen zwei Leuten ein iviuvrbg övvoikiGlov besteht. Der betreffende Passus ist unklar gehalten und verträgt verschiedene Auslegungen ■'^) ; aber soviel kann als unzweifelhaft gelten, dafs das Verhältnis hier nur ein vorläufiges ist. Jetzt aber bringen die P. Oxy. in Nr. 267 einen Kontrakt aus dem Jahr 36 p. C, der eiü ganz ähnliches Provisorium enthält: „Tryphon erklärt der Saraeus, von ihr 40 Silberdrachmen, ein Paar goldene Ohrgehänge und ein Kleid erhalten zu haben, alles in allem im Wert von 72 Drachmen, was er ihr in fünf Monaten erstatten wü-d. Wenn sie sich aber von einander scheiden, erhält Saraeus jedenfalls die Ohrgehänge. Da sie aber jetzt beisammen sind ccyQccg)(og, erklärt er ihr, wenn sie bei der Scheidung schwanger ist" .... Hier bricht der Zusammenhang ab.

Das Wichtige an dieser Urkunde ist augenscheinlich, dafs von ayQccg)a)g GvvsLvai aXhjXoig gesprochen wird; wahrscheinlich stehen wir hier gerade vor einem dyQacpog ydfiog und wahi'scheinlich ist auch im 13. Papyrus des Louvre von nichts anderem die Rede. Dabei ist sofort die seltsame contra- dictio in adiecto ersichtlich: Man schreibt (beidemal) eine Urkunde und nennt das einen d-yqucpog ydfiog. So wörtlich ist also die Sckriftlosigkeit nicht zu nehmen; geschrieben wird auch hier wo wird in Ägypten nicht ge- schrieben? — aber nicht soviel als zur eigentlichen Ehe gehört. Das zeigt sofort die Vergleichung unseres Oxyrhynchitischen Papyrus mit den eigent- lichen Ehekontrakten, z. B. CPR1,24 u. 27; da wird (24 lin. 10; 27 lin. 11) ausdrücklich davon gesprochen „Es sollen die Heiratenden zusammenleben

1) In den entscheidenden Worten: '^rfjg jXTjrpdg ^lov jiaxXriTiLCiSrig 6vvov6r\g 'ißiöwQm .... KaO"' rjv ^&8ro avtfj avyyQccqjijv o^oXoyiag, öi' rjg 8io\ioXoy£irai aXlu TS v.cd ^'/^siv TtdQ o:vzf]i rjv TCQOosvrjvszTO (f)SQVi]v .... ycccl TtSQi roö Q'riOEGQ'ai ccvrjj iv ivLavTO} awoiMialov' ist fraglich, ob avvoLxiaiov mit iviavTog zu verbinden ist, was meist geschieht, aber mit dem Dativ ixvtfj nicht vereinbar ist, oder mit cvyygacp'qv, wo es hiefse: 'er werde ihr in einem Jahr einen (förmlichen) Ehe- kontrakt ausstellen' (Grenfell-Hunt 245). Jedenfalls ist 6vvoi%iaiov farblos genug, um sowohl die schriftliche als die ungeschriebene Ehe bezeichnen zu können (Grenfell-Hunt a.a.O. p. 243 n. 11); danim ist auch bei der GvyyQutpi] Gvvoixiaiov in Nr. 16G es zweifelhaft, welches von beiden eigentlich vorliegt. Bei Justinian (Nov. 74 c. 1) ist ovvoixioiov die Bezeichnung für die rechte Ehe.

346 II- Referate imd Besprechungen

olme Tadel, indem der Mann nach Kräften der Frau Lebensunterhalt und Kleider giebt, und was einer Ehefrau gebührt, die Frau aber tadellos und vorwui'fsfrei sich benimmt". Ebenso in BGU 183, 6; 251, 4. Schon in dem jüngst von Nicole (Genfer Pap. 2, n. 21) veröffentlichten ältesten aller griechischen Ehekontrakte wahrscheinlich 2. Jhd. vor Chr. sind diese Stipulationen zu finden: „Es darf der Mann keine andere Frau nehmen oder von ihr lünder erzeugen, und die jetzige nicht verjagen und mifshandeln und schmähen . . . und ebenso die Frau keinen Tag abwesend sein aus dem Hause und mit keinem anderen Mann zusammengehn und das gemeinsame Haus schänden" u. s. f. Dementsprechend wird auch in all diesen Kontrakten eine eigentliche cpsQvr; bestellt, eine Mitgift im technischen Sinn des Worts CPR 24, 8; 27, 6; 28, 7, zu ergänzen wohl auch in 21, 11; 21, 9; 23, 4; BGU 183, 6 cf. 251, 5 (erg.); 252, 6. P. Genf. cit. lin. 9. Welche Rolle hier die Mitgift spielt, das wü-d illustriert durch das syrische Rechtsbuch L. § 93, wonach der Ehekontrakt selbst, a potiori, cpegvi^ genannt wird und L. 35, 36, wonach die Frauen unterschieden werden in solche mit und ohne q)eQV7] (= Ehekontrakt), das genaue Analogon zum eyyQacpoq und ayqacpog yd flog.

Ganz anders steht es dagegen zwischen Tryphon und der Saraeus in P. Oxy. 267. Da ist von irgendwelchen übernommenen Ehepflichten noch keine Rede, es fehlt der definitive Ehekonsens, die affectio maritalis würde ich sagen, wenn ich nicht es vermeiden wollte, diese unklare und bislang immer so überernst genommene Phrase anzuerkennen. 'Eitsl 6s 6vvi6(isv ciyQuq)cog da wir nun ohne Schrift zusammenleben (lin. 18), das ist alles was gesagt wird. Demgemäfs ist von einer cpiQvri nicht die Rede die Frau bringt eine Kleinigkeit mit oder scheint dies zu thun; ich komme darauf gleich zu sprechen. In Pap. Par. 13 (s. oben S. 345) heifst es freilich, dafs der Mann in einer Urkunde bekannt hätte empfangen zu haben naq' avrrig rjv TigoGevrivEnzo cpSQvriv laXKOv {räkavta) ß. Aber dieser Pa- pyrus ist nicht das Original des ayqacpog yccfiog, sondern eine Klagschrift, die von demselben nur berichtet; im P. Oxy. 267 sehen wir, dafs das Original von rpBQvr] eben nicht spricht und der Pariser Papyrus drückt sich daher wohl untechnisch aus, wenn er trotzdem diesen Terminus gebraucht. Das scheint mir namentlich angesichts der Analogie aus dem sja'ischen Rechtsbuch ziemlich sicher.

Also: iyyqacpog yccfiog ist die in solennem Ehekontrakt, mit Zusage des ehelichen Zusammenlebens und Stipulationen über die Mitgift (und ander- weitige Vennögensverhältnisse) bestätigte Verbindung, ayQacpog yccixog eine vorläufige, wenngleich urkundlich versicherte Verabredung, in welcher die beiden Teile keine dauernden Vei*pflichtungen auf sich nehmen. Ob jede Ehe dieses Vorstadium durchgemacht hat, wissen wir nicht, und mögen es bezweifeln.^) Ebenso wenig wissen wir, ob füi* dasselbe eine Zeitgrenze üblich war, etwa ein Jahr der iviavTog GvvolkigIov. Notwendig war sie sicher nicht. Wenn im C. I. de nat. lib. 5, 27, 10 und 11, wo der Fall

1) Aber man bemerke, dals in BGU 183, G; 251, 4; 252, 7 es immer heifst cv^ßiovrcoGccv ovv aXXr'jXoLg . . . -na&cog xal itQosyäyiOvGcxv (sie) oder ^livsiv avroig TTji' 6vn,ßi(oaiv Kud-6ti yial (nQÖtuQov). In den Wiener Heiratskontrakten kommt dieser Hinweis auf ein schon bestehendes Zusammenleben nicht vor.

Ludwig Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyi-hynchos 347

vorausgesetzt ist, dafs Jemand eine Frau, von der er schon mehrere Kinder hat, nachträglieh legitimiert, solche Verhältnisse ins Auge gefafst sein sollten, wie die ägyptische und syrische Ehe ohne Schrift^) was ich für sehr möglich halte, so hätten wy.' den dokumentarischen Beweis dafür, dafs sie jahrelang bestehen konnten. Dagegen giebt es keinen Beweis in diesem Sinne ab, wenn in CPR 1, 18 und der Dionysiaurkunde auch erwachsene Kinder i^ ccyQcccpcov yaftwv sind ; denn es ist sehr zweifelhaft, ob ein Kind, das einmal in dieser Situation war, es nicht auch dann blieb, wenn die Eltern später die Schriftehe eingingen. Ja, wenn die eben zitierten Konstitutionen Justinians hierher gehören sollten, so würden sie beweisen, dafs bis auf diesen Kaiser das agraphische Kind hinter seinen nachgeborenen engraphi- schen Geschwistern von denselben Eltern zurückgesetzt blieb.

Eine besondere Frage ist übrigens die, ol) die ungeschriebene Ehe auch neben einer geschriebenen also als Form der Polygamie möglich war. Nach dem syrischen Rechtsbuch S. 36 könnte man dies für Syrien an- nehmen, weil da die Rede ist davon, dafs „ein Mann zwei Frauen hat, eine erste ohne cpsQvrj und eine andere in gesetzmäfsiger Weise." Doch ist es auch hier möglich, an successive Ehen zu denken und jedenfalls daraus für Ägypten, wo die Polygamie recht zweifelhaft ist^), nichts zu folgern; wie ich denn überhaupt bitte, die Parallelisierung der ägyptischen mit den sy- rischen Verhältnissen nui- als eine reservierte und mehr zur Illustration als zu sicheren Schlüssen herangezogene zu betrachten.

n. Ich habe früher bemerkt, dafs in P. Oxy. 267 die Saraßus dem Tryphon eine Mitgift zu geben ^scheint'. Dies führt auf die Frage nach der fingierten Mitgift und Donatio ante nuptias.

In dieser Beziehung haben die Herausgeber unserer Publikation in den Vorbemerkungen zu Nr. 266, p. 239 241 einen Vorstofs unternommen gegen die von Wessely und mii- (Reichsrecht Kap. 7) aufgestellte Theorie der fingierten Mitgift, wonach in den gräko-ägyptischen Ehekontrakten es vorkommt, dafs der Mann der Frau bestimmte Wertgegenstände oder Geld- summen schenkt, jedoch ohne dies ausdrücklich zu sagen, vielmehr in der Form, dafs sie ihm dieselbe sofort als Mitgift in die Ehe zurückbringt und er ihre „Rückstellung" als einer „Mitgift" für einen späteren Zeitpunkt verspricht.

Grenfell-Hunt weisen darauf hin, dafs das Hauptbeweisstück für obige Anschauung hinfällig geworden sei, seit Hunt im J. 1897 die Lesungen Wessely s in CPR 1, 23 lin. 12 rektifiziert hat. Nach Wesselys Lesimg war dieser Papyrus eine Art Gegenschein zu Nr. 22 (wo der Mann eine Mitgift empfangen zu haben bekennt) und enthält eine im Zeitpunkt der Ehe- schliefsung abgegebene Bestätigung der jungen Frau über den Empfang ihrer „Mitgift", welche danach nm- eine fiktive Mitgift, und in Wahrheit eine , blofse Brautschenkung von selten des Mannes wäre. Nim behauptet

1) Gewöhnlich bezieht man diese Gesetze auf den Konkubinat. Aber die Ausdrucksweise derselben ist doch so eigentümlich, dafs man dagegen Bedenken haben mufs. Das Wort Konkubinat ist vennieden, es heifst höchstens (c. 11) ''contubemium', in 10 pr. ist geradezu davon die Rede, dafs später ex eodem matri- monio Kinder geboren werden, und in 10, 2 wird geradezu auf einen von vorn- herein bestehenden affectus maritalis geschlossen.

2) Reichsrecht p. 222 n. 7.

Archiv f. Papyrusforschung I. 2. 23

348 II- Referate und Besprechungen

aber Hunt, dafs Wesselys Lesung für die icli nicht verantwortlich bin, da ich mich seinerzeit ausdrücklich nur auf sie und nicht auf eigene Le- sung belaufen hatte unrichtig gewesen ist und es sich in Wahi-heit um eine Scheidung handelt; dann ist natürlich von einer ganz gewöhnlichen Rückstellung der Mitgift an die Frau die Rede. Nun bin ich, da ich den Papyrus nicht nachgeprüft habe, nicht in der Lage, Hunts Textvor- schlägen irgendwie etwas Bestimmtes entgegenzusetzen, und halte es darum für sehr gut möglich, dafs auf dieses Beweisstück wird verzichtet werden müssen. Auch kann ich dagegen nichts vorbringen, wenn bezüglich der von Revillout übersetzten demotischen Ehekontrakte, auf die ich mich gleichfalls berufen hatte, behauptet wii'd, dafs man HeiTU Revillouts Demotik nicht trauen düi-fe. An der Richtigkeit meiner Auffassung selbst bin ich deshalb noch lange nicht irre geworden.

Zunächst schicke ich voraus, dafs die Frage sich beschränkt auf die gräko-ägyptischen Eheverträge. Damit ist gesagt, dafs, selbst wenn die fiktive Mitgift hier nicht bestanden hätte, deswegen doch alles übrige, was ich daiüber (Reichsrecht und Volksrecht Kap. 7) ausgefühi-t habe, voll- kommen unbei-ührt bleibt. Unberührt bleiben vor Allem die klassischen Zeugnisse der Kaiserkonstitutionen, welche es als allgemeinen Brauch be- zeichnen, dafs res ante nuptias donatae, ut adsolet fieri, in ilotem a mu- liere rediguntur, Nov. Theod. 14, 1 = C. I. 5, 9, 5, 1. D. 6, 2, 12 pr. giebt einen Fall, wo der Bräutigam der Braut einen Sklaven schenkt und von ihr als Dos zurückempfängt (Reichsrecht 297 n. 8); in D. 24, 1, 59 einer mir erst nachträglich aufgefallenen Stelle heifst es: ^Si quis uxorl ea conditione donavit, ut quod donavit in dotem accipiat, defuncto eo do- natio convalescif. Auch C. Th. 3, 5, 13 zeigt, dafs diese Rückbringung der Brautschenkung in der Dos oft ausbedungen wurde. Also die Sitte selbst ist für die damalige Zeit unbestreitbar, und was ich danach für die Ge- schichte der Donatio propter nuptias ermittelt habe, bleibt auf alle Fälle unerschüttert. ^) Es kann sich also höchstens darum handeln, ob die fiktive Mitgift, oder, um es mit einem lateinischen Ausdi-uck zu bezeichnen, die donatio ante nuptias in dotem redacta, nicht gerade in Ägypten gefehlt hat.

Da möchte ich nun gerade auf unsern ayQacpoq ydfiog zwischen Tryphon und Saraeus hinweisen. Wie gesagt, giebt es auch hier pekuniäre Stipula- tionen; die Herausgeber beziehen sie auf eine Mitgift der Saraeus. Sehen wir zu. Tryphon bekennt von seiner Frau' Geld, Ohrringe und ein Kleid empfangen zu haben; o^oXoyä) 'dyiiv naqd 6ov .... 1) aQyvqiov voiniG^axog ÖQa'i^dg rsöödQdKovra 2) aal rifiTjg ivcoriav y^Qvßwv ^svyovg ivbg aQyvQiov ÖQCii^ag eiKoGi 3) Kai ^trcovoj yaXaKtivov ccQyvQiOv 5pa;(jiiag öena dvo (Sununa: 72 Drachmen Silber). Als cpsQvri ist das hier nicht bezeichnet, und dafs Pap. Par. 13 diesen Ausdruck für einen vielleicht ähnlich gelagerten Fall gebraucht, kann, wie oben schon gesagt, gegenüber dem Originalkonti-akt keine Listanz bilden; ich erinnere daran, dafs auch die syrischen Ehe- kontrakte in solche mit und ohne q)SQvri eingeteilt werden, also gerade der

1) Eine überraschende Bestätigung hat dasselbe später erfahren durch die Untersuchung Brunners über die fränkisch-romanische dos, Sitz.-Ber. der Berliner Akad. 1897, 545 f., bes. 554—56.

Ludwig Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 349

Mangel der technischen cpEQviq dort für die schriftlose Ehe charakteristisch ist. Nun heifst es weiter "rag öe tov uoyvqiov S^ai^iaq sßSo^i'iKOvxa ovo diese ganzen 72 Silberdrachmen cctcoöcoGco ßot trj rQia%ocdi rov (baG)rpi xov laiovtog öevrsQOv erovg Fawv KalaaQog' ; was ist das für eine Mitgift, die auf alle i^'älle der Frau binnen fünf Monaten ausgezahlt wii'd? Ich denke, wir haben gerade hier die echte und rechte Brautschenkung vor uns. Weiter: iav Öe aTtaXlaywjXEV ccti ccXXriXcov i^iarat Goi Eyj£iV t6 x&v ivcarlov ^E'vyog ii> xt]t l'arj ÖLaxiin^asi; wenn sie sich also (vorher?) scheiden, bekommt die Frau die goldenen Ohi-gehänge. Warum nur diese? Wenn es eine Mitgift war, mufste sie doch alles bekommen. Wie ich den Kontrakt lese, kann ich mir gar nichts anderes denken, als dafs hier eine Donatio ante nuptias vorliegt: 40 Silberdrachmen, ein Paar Ohi-ringe und ein Kleid nebenbei, was wären Ohrringe und ein, sage ein Kleid, für eine Mitgift! bekommt die Frau binnen fünf Monaten, wenn sie beim Manne bleibt, und auf alle Fälle, schon prima pro nocte die Ohi-ringe. Deutlicher kann das gar nicht sein.

Dann erklärt sich auch von selbst folgendes. Unser Kontrakt hat einen Anhang, der sieben Jahi*e später, 43 beigesetzt ist, wo Saraeus dem Tryphon bestätigt, dafs sie die 72 Drachmen wirklich bekommen hat. Nun finden wir aber in anderen Urkunden, welche die Herausgeber p. 244 zusammenstellen, dafs dieses Ehepaar noch im Jahi* 59 verheiratet war. Wieder fragt sich, warum wii'd da schon 43 die Mitgift zurückgegeben, und selbst die Herausgeber können sich das nur so erklären, dafs ^ein zeit- weiliger Bruch zwischen den Gatten stattgehabt hatte' oder dafs a" 43 ein neuer Ehekontrakt (etwa EyyQacpog ycifiog?) aufgesetzt wurde. Aber die Sache ist sehi* einfach; die Gatten leben ungestört in ihrem ayqufpog yu^iog weiter; nur dafs der gute Tryphon, der schon im J. 36 sich fünf Monate ausbat, um die Schenkung zu vollziehen, erst im Jahi'e 43 es zu dem er- forderlichen Bargeld gebracht hat. ^)

Danach kann ich feststellen, dafs auch für Ägypten die Theorie von der donatio ante nuptias in dotcm redacta, weit entfernt davon, erschüttert zu sein, gerade durch den neuen Band der Oxyr.-Pap. die schönste Bestä- tigung erfahren hat. Wenn sie früher noch zweifelhaft sein konnte auch Lenel in seiner Besprechung von Reichsrecht und Volksrecht, Ztschr. f. Handelsrecht 41, 605 hat die Sache nach den bisher bekannten ägy})- tischen Ehekontrakten für noch nicht völlig liquid angesehen , so ist jetzt die volle Evidenz hergestellt; die Beredungen zwischen Tryphon und Saraeus sind weitaus das deutlichste, was uns die Papyri bisher über diesen Punkt eröffnen. Danach kann auch bezüglich der bereits bekannten Papjnri nicht

1) Allerdings heifst es lin. 3 fg. , dafs Geld , Ohrringe und Kleid bei einer Bank erliegen, was nach meiner Auffassung bedeutet, dafs der Bräutigam sie hingelegt hätte. Aber natüi-lich steht das nicht entgegen, dafs er in einem geld- bedürftigen Moment sie wieder für sich verkauft hat und neu schafFen mufste. Übrigens ist es wenigstens bezüglich der Ohn-inge und der Kleider sehr wahr- scheinlich, dafs sie bei der Eingehung der Ehe gar nicht in natura vorhanden waren, sonst wären sie wohl gleich der Frau ausgefolgt worden; sondern Tryi^hon hatte nur ein Bai'guthaben von 72 Drachmen, und auch dieses war, wie der Er- folg bestätigt, nur ein Notpfennig, den er schliefslich doch erst nach sieben Jahren zu Luxuszwecken verwenden konnte. Dafs er nicht die 72 Drachmen als Ganzes seiner Frau schenkt, sondern einen Teil in weiblichen Putz verwandeln zu müssen glaubt, kann jeder Bräutigam erklären.

23*

350 11- Referate und Besprechungen

mehr gezweifelt werden, dafs einzelne Stücke der von der Frau beigestellten Mitgift aus Brautschenkungen herrühren. ^)

III. Aufser den bisher besprochenen enthält der gegenwärtige Band noch einige andere auf die Ehe bezügliche Stücke. Nr. 265 ist ein links- seitig stark beschädigtes Stück eines Ehekontraktes; intei*essant sind daran namentlich die eingehenden Abmachungen betreffend der Kinder und der Voi-mundschaft über sie beim Tod des Vaters (lin. 17 22, 23 25), aber leider alles ganz verstümmelt. Nr. 266 ist eine Quittung über die wegen Scheidung zui-ückerhaltene Mitgift. Anregend ist Nr. 268; ein Vergleich zwischen der Frau Ammonarion mit ihrer Tochter Ophelus einerseits und anderseits mit dem Neffen Antiphanes des verstorbenen Mannes der Ammo- nai'ion, worin Ammonarion ihre Mitgift zurückerhält und dafür Ophelus zu Gunsten des Antiphanes auf ihre Erbansprüche an das väterliche Vermögen verzichtet. Anscheinend ist der Nefle der Erbe, der sich auf diese Weise mit der Witwe und den eventuellen Erbansprüchen der Tochter auseinander- setzt. Dieser Vergleich ist aber keine Privatm-kunde, sondern hat die Form einer Eingabe an den Archidikastes, mit der Schlufsbemerkung: iv ös rotg ngoKSi^EVOLg ovn l'vEört (TcojU,o;Ti[(7(U.o^] ' a^iovfisv wg Ka&i^Kei. Die eigentüm- liche Erscheinung, dafs Rechtsurkunden dem Archidikastes üben-eicht werden, ist nicht neu; sie findet sich auch in BGU 455 (Kauf), 741 (Darlehen) und 729 (Depositum). Gradenwitz (Einführung p. 92) hat das testamentiim judici oblat/um zur Vergleichung herangezogen, und jedenfalls nimmt der Archidikastes ein Exemplar der Urkunde in seine Verwahrung. Ich hatte, als ich vor zwei Jahren (Hermes 34, 97) die Nr. 34 des ersten Oxyi*hynchus- bandes erläuterte, diese neuen Berliner Stücke noch nicht zur Verfügung; sonst würde ich schon damals es nicht blos auf die Prozefsakten bezogen haben, wenn der Präfekt, von der Registiierung der Kontrakte sprechend, hinzufügt: Tcoukcoöav t6 avtb nal oi KctXovfiEvoi iiil rijg öiaXoyTjg rcbv kutu y.uiQov aQy^iSi,%aGx6}v yQafifiareig Kca tag Ttsv&rjfiEQOvg Katai(OQi.^£t(o6av. Auch das wird sich jedenfalls, wenn nicht ausschliefslich , so doch auf die Kontraktsurkunden mitbeziehen, die dem Archidikastes präsentiert wurden; die Einrichtung ist offenbar eine stark frequentierte. Im Grunde genommen ist sie nur der provinziale Ez'satz für die den Peregriaen fehlende Legis actio; denn dafs sie nicht von Römischen Bürgern allein benutzt wird (wie allerdings in BGU 729, 741 der Fall ist), zeigt unsere Urkunde, wo lauter Nichtrömer erscheinen. Auch an das spätere lus gestorum der Munizipal- magistrate wird man zur Erläuterung denken müssen.

Beachtenswert ist die Schlufsbemerkung: „dem Vorstehenden fehlt der GojftßTiöjiidg; wir bitten um das Erforderliche". Za^axi^Biv von Wilcken, Ostraka 2, 465 als unklar bezeichnet") bedeutet m. E. einfach die Ein-

1) Man beachte auch P. Oxy. 282: Die erste Frau des Tryphon denn Saraeus ist erst seine zweite ist ihm durchgegangen, er klagt: intxoQijyriGcc avtfi zu i^yg v.al vtcsq Svva[Liv (lin. G) und lin. 14 f. : dib d:|iw c(%&fjvai rccvxriv ini as ÜTioig rvj^'^ wv TtQoariKhi y.ul anodcb jxo^ tu rjiiktiQa . . . lin. 22: {iGti) 8b riäv

v(pttiQri^^vaiv [ \(paiov a^Lov (SQccx^öiv) (i u. s. f. (abgerissen). Der Schlul's

enthält das in lin. 7 angekündigte {iTt£j(^0Qriyr]au %k i^fig) Verzeichnis seiner Braut- geschenke. Also hat er schon seiner ersten Frau solche gemacht. Dafs sie 'redada in dotem' waren, steht allerdings nicht da; aber dafs er solche Geschenke zu machen pflegte, ist dadurch neuerlich erwiesen.

2) [Vgl- jetzt oben S. 17G. d. Red.]

Ludwig Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 351

tragung; wie öm^ariov der Kontraktsköi-per ist, Nicole P. Gen. 1 n. 11 lin. 18, 2 n. 68 lin. 18, so öcofjLati^etv die Einverleibung, Einkörperung in das Buch. Daher heifsen in einer aTtoyQacpi] von zwei Aniren dieselben 6(o^axL^6iisvc<i dg Ovcdegiav TJavUvov^ die Patentin selbst, BGü 139. In BGU 198 werden Grundstücke einbekannt von einer gewissen Oeuvwg^ ein- verleibt sind sie im Kataster auf Zcot[d^]oi;g die Tochter des Petesuchos solche Fehler im Grund1)uch kommen oft vor (P. Oxy. 1, 78); damit er- ledigt sich das Bedenken Wilckens a. a. 0. Ein aafiaTiö^ög xcüt' avÖQct BGÜ 141 ist ein Verzeichnis Mann für Mann. Also das, worum der Archi- dikastes gebeten wii-d, ist einfach wieder die Registrierung des Kontraktes.

4. Verschiedenes.

Ich bin nunmehr mit den wesentlichsten Fragen zu Ende, zu welchen der Dionysia- Papyrus Anlafs giebt. Ehe ich denselben gänzlich verlasse, weise ich noch auf zwei Punkte hin, wo er uns denkwürdige Aufschlüsse giebt; auf beide hat zuerst schon Mommsen in der Berliner Festgabe fiii- Heinrich Demburg aufmerksam gemacht. Einmal: der Papyrus zeigt uns das Bestehen eines gesckriebenen ägyptischen Gesetzbuchs; denn der Anwalt des Chaii*emon beruft sich auf das ägyptische Gesetz und der Richter ver- legt den Termin, damit dieses verlesen werden kann, da es offenbar nicht zur Hand ist; col. 7 lin. 33; lin. 35 beginnt dann in einem späteren Termin die Verlesung. Ob das freilich eine von den Römern veranlafste Aufzeich- nung ist oder ein älteres enchorisches Gesetz mufs dahingestellt bleiben; der Umstand, dafs der Richter es nicht zur Hand hat, spricht eher für letzteres, aber natürlich nicht entscheidend. Weiter ist auch das Gut- achten des vofiiKog Ulpios Dionysodoros sehr merkwürdig; wir ersehen hier, dafs es respondierende Juristen natürlich nicht ex aiicforitate xnncipis respondierende auch in der Provinz gegeben hat.

Im Ganzen giebt die Ausgabe der P. Oxy. dem Referenten weniger Stoff zur Besprechung als andere Publikationen, weil die Herausgeber mit grofser Energie ihr natürliches Recht handhaben, als Erste die Texte zu kommentieren, und dies so trefflich thun, dafs mitunter zu thun nichts mehr übrig bleibt. Zum Glück bleibt immer noch einzelnes zu ergänzen oder auch zu rektifizieren.

So steht es z. B. mit Nr. 273, wo Julia Herakla ihrer Tochter Gaia ein Grundstück schenkt; die beiden Frauen sind Römerinnen, Gaia, ovdi7t(o ovGa iv i]Xi'Kia wird durch einen gewissen Theon vertreten; wenn dies ihr Vormund ist, so haben wir ein Beispiel für die von Erman gemachte wich- tige Bemerkung, dafs es immöglich gewesen sein mufs, in dem damaligen Völkergewirr jedem Unmündigen, wie es die Theorie des Personalrechts er- fordern Avürde, einen Volksgenossen zum Vormund zu geben. Freilich, an römischen Bürgern sollte es in Ägypten keinen Mangel gegeben haben. Schwieriger ist die Frage nach dem Geschlechtsvormund der Mutter. Die betreffenden, teilweise fragmentierten Worte scheinen mir von den Heraus- gebern mifsdeutet. Es lautet

o^ioXoyBi ^IovXi\a ^II\QCiy\X\a ^\ß\xa kvqIov tov ösö^o^^ivov kijtj} Kara Tß[. .],ua . . ve . v vito Falov 2e[7tT^i^[io]v 0[y]eYi[r]ov tov [^r}y]e^ovev6avrog al^noXo^v&cog ry y£^[o]i!*«'[v]i7 raßikXrj Aovmov ^OcpsXliov AovALOv . . . cpexsiva AvQ^[s\6xiov %xX.

352 I^- Referate und Besprechungen

Die Herausgeber verbinden hier Aovniov ^0(pEXUov mit kvqiov, sehen die Worte ylovniov . . . q}8rsiva (?) lÄvd-eöXLOv als Patroiaymikon an und halten die raßiXkr} für einen Bescheid des Statthalters, durch welchen Lucius Ofilius ziun Vormund bestellt wurde. Nun ist aber raßiXXr} in dieser Be- deutung u. W. in den Papyri nicht bezeugt, und dafs der Statthalter 'ano- Xov&cog' seines eigenen Dekrets einen Vormund bestellt hat, scheint mir grammatisch unmöglich. TaßiXlrj heifst in BGU 388 111, 11 31 der Frei- lassungsbrief-, man wird auch für das Kodizill und vielleicht sogar das Testament (tabulae) die Möglichkeit dieser Bezeichnung ins Auge fassen dürfen. Kann man letzteres, so wären die Worte anoXov&cog x-Tj yevojisvri raßiXXrj Aovniov ^OrpiXXiov doch wohl so zu verstehen, dafs der Statthalter gemäfs dem letzten Willen des Lucius Ofilius der Julia Herakla einen Tutor gegeben hätte; für den Namen dieses Letzteren blieben die Worte . . . cpB- TEivcc Av&sOTiov übrig (das inmitten stehende zweite Aovklov kann Patro- nymikon des L. Ofilius sein^)), wobei der Wortrest cpstsiva wegen der un- möglichen Flexion nicht richtig gelesen sein kann.^) Sachlich wäre dann ein tutor confirmatus nach D. 26, 3, 1; 7, 1 vorhanden, d. h. Lucius Ofilius stand zu Julia Herakla, wie schon die Namen zeigen, nicht in dem Verhältnis, um zur tutoris datio berechtigt zu sein; aber ein letztwilliger Vorschlag von seiner Seite war im Wege der confirmatio zu berücksichtigen, wie es beim unehelichen Vater und sonstigen nahestehenden Personen immer der Fall ist.

Von den übrigen Rechtsurkunden mache ich aufmerksam auf Nr. 259: Bürgschaft für die Gestellung eines auf freien Fufs zu setzenden Schuld- gefangenen vom J. 23 p. C. Der Büi-ge leistet dem Kerkermeister (to5 tetay^Eva TtQog rrj rov /iioq (pvXazfi) einen schriftlichen Eid per genium principis: ^0(xvvco TißsQiov KaißaQa Neov SsßaGxov Avxozqccxoqu el firjv Ktriöeöd-ai (1. Kxrjöaßd'ai) rjfiEQag XQianovxa sv aig ccTionaxaßxrjGco ov ivyeyvr}- (.lat naQcc öov in xfjg TCoXtxt-nfjg cpvXaKrjg OaCocpi, xov ivsöx&xog IVovg EaqaTtimva. EaQaitifavog xov elörjyfievov nQog GvyyQaif/riv iSt6yQaq)0v ipeXiov IQVöov fi,vatrj(ov ovo Maycavov elg Xoyov AXtvrjg xrjg Jiovvöiov affr^g dia BiXXov (? BidXov) dioinrjriKov vTtrjQExov. Zwei Punkte sind daran beachtens- wert. Einerseits die Existenz des Schuldturms. Dafs es in Ägypten einen solchen gab, wufsten wir bereits aus dem Edikt des Tiberius Julius Alexander von 68 p. Chr.; dort wird uns aber berichtet, dafs er schon allgemein be- seitigt sei, ausgenommen für Fiskalschuldner. Nur hatten die Wucherer es verstanden, ihren Forderungen den Anstrich von Fiskalforderungen zu geben ^), weshalb der Statthalter diese Umgehung des Gesetzes verbietet. Unklar war dabei bisher die Bemerkung des Statthalters, dafs er dies verfüge "^eTtofisvog xy xov 0eov Zeßaaxov ßovXijaeL''] ich hatte, Reichsrecht 447 n. 5, im Anschlufs an Rudorfi" angenommen, dafs es sich hier handelt um eine Konstitution Augusts, welche in Ägypten die Schuldhaft abschaffte, während Schrader an die l. Julia de cessione honormn gedacht hatte. Nun sehen wir, dafs noch nach

1) Vgl. Nr. 270 lin. 3 Aovkicc f} Kai Ocxia&g Aovkiov.

2) [Ich vermute: Ovtpitsiva. Also: L. Ofellius L. f. Oufentina Anthestius. d. Red.]

3) Das Nähere habe ich Reichsrecht u. Volksrecht 448 n. 1. 527 auseinander- gesetzt.

Ludwig Mitteis: Neue Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 353

August der Schuldthurm fortbestand; da ich in solehen Dingen nie an abu- sive Praxis glaube, bin ich jetzt der Meinung, dafs Tib. Julius wirklich nur an die l. Julia de cessione hon. gedacht hat, welche ja die Personalexekution in keinem Punkt beseitigt, sondern nur dem Schuldner eine goldene Brücke baut, ihr durch rechtzeitige Konkursansage zu entgehen. Dann ist aber er- wiesen^), dal's dieses Gesetz geradezu von Augustus, wenn nicht überhaupt geschaffen (es wäre noch immer C. Julius Cäsar als Schöpfer möglich), so doch auf Ägypten erstreckt worden ist. Die weitere Konsequenz dieser Annahme wäre die, dafs Piskalschuldner das Recht auf cessio 'bonorwm nicht hatten; denn sie kamen immer noch in die Schuldhaft.

Merkwürdiger noch als das Gesagte ist der Umstand, dafs die Ver- haftung ei'folgt war it^og ßvyyqafpTiv. Ist das wörtlich zu nehmen, so war hier eine Exekutivklage unangenehmster Art gegeben; man denkt natürlich sofort an die bekannte Klausel -jj nQuS,Lg eöra i% tov SavtiGcc^ivov (xai ik t5)v VTtdQypvxav avxn) %ad'ccnEQ ix di-Krjg. Dafs dieses bis zur Verhaftung auf Grund einer Urkunde gediehen sein sollte, ist bis jetzt nicht bezeugt; Vermögens arr est als Sicherungsmafsregel kommt ja massenhaft vor. Nun kann man die Schwierigkeit teilweise beseitigen, indem man zu der 6vyyQcc(pri ein Urteil oder eine Confessio hinzudenkt; aber anderseits legt doch der Umstand, dafs der verhaftete Schuldner gerade auf dreifsig Tage das tempus jitdicafi gegen Kaution auf freien Fufs gesetzt wird, auch für diesen Fall die Annahme sehr nahe, dafs er schon unmittelbar nach dem Urteil oder der Confession sicherungsweise verhaftet worden ist und nur noch für das tempus judicaü gegen Bürgschaft einen Urlaub erhält. Aufser- dem darf man aber auch die Möglichkeit nicht aufser Augen lassen, dafs sicherungsweiser Ari'est schon vor dem Prozefs auf einseitigen Antrag des Gläubigers verhängt wurde. Ob die eigentümliche Typenklage, von der Philostratos spricht (Reichsrecht p. 96 n. 6), hiermit in Zusammenhang stehen könnte, ist bei dem gegenwärtigen Material zwecklos zu untersuchen. Es findet sich freilich in der gegenwärtigen Publikation auch ein sicherungs- weiser Arrest in Nr. 294 und die Bitte um Verhängung desselben in Nr. 283; aber beidemal wohl im Strafprozefs, an der zuletzt angeführten Stelle noch dazu einen Sklaven betreffend, also recht selbstverständliche Dinge.

Nennenswert sind aufserdem noch vor allem die beiden Cessionsurkunden Nr. 271 und 272, sowie eine Deckungserklärung, die in Nr. 270 die Haupt- schuldnerin eines Darlehns von 3500 Silberdrachmen einer Person ausstellt, die sich hierfüi- verbüj-gt hat. Es besteht hierbei für die Hauptschuld eine Hypothek; die Schuldnerin garantiert dem Bürgen, dafs er nicht zur Zahlung wird angehalten werden, andernfalls soll die Hypothek ihm verfallen sein. Das ist eine eigentümliche hypothekarische Succession mit lex commissaria, eigentümlich namentlich dariam, weil der Verfall sofort mit der Zahlung des Bürgen eintritt.

Von gröfster Bedeutung ist endlich eine xßt' oiKtav aitoy^acpr], Nr. 254, welche die Herausgeber mit ansprechender Argumentation auf das Jahr 1 9/20 n. Chr. zurückbeziehen. Das wäre die älteste erhaltene Volkszählungsurkunde ; die bisherigen Akten bewiesen die Volkszählung nur bis 61/62. Grenfell und Hunt glauben aber auch noch eine Volkszählung vom Jahr 10/9 v. Chr.

1) Bisher war das zweifelhaft, Reichsrecht 450 n. 3.

354 II- Referate und Besprechungen

annehmen zu sollen; daran knüpft sich im Anschlufs an Ramsays Schrift ' Was Christ hörn at Betlehem'', eine sehr schön geführte Untersuchung über das Gehm-tsjahr Christi. Mit dem Hinweis darauf ti-enne ich mich füi- dies- mal von der glänzenden und die reichsten Genüsse bietenden Publikation der beiden britischen Gelehrten.

Leipzig. Ludwig Mitteis.

Zur Paläographie.

F. G. KeiiyOll, The palaeographie of Greek Papyri, with twenty facsimiles

and a table of alphabets. Oxford 1899. C. Wessely, Schrifttafeln zur älteren lateinischen Palaeographie. Leipzig, Avenarius, 1898.

Die Zahl der Forscher, die sich in die Schrift der Papyri derartig hineingearbeitet haben, dafs sie auch schwierige Texte selbständig entziffern können, ist heute noch eine verschwindend kleine. In den gesamten Kultur- staaten werden es alles in allem etwa ein Dutzend sein. Dagegen wächst dank der überraschenden Vielseitigkeit der Papyruslitteratur in erfreulicher Weise die Zahl derer, die durch ihre Studien gezwungen werden, sich mit den Papyruspublikationen zu beschäftigen. Wie gefährlich es ist, solche Editionen zu benutzen, ohne ein selbständiges Urteil über ihre Qualität zu haben und ohne im gegebenen Fall die Richtigkeit der Lesungen prüfen zu können, ist neuerdings oft zu Tage getreten.^)

Je gröfser der KJreis der Interessenten wird, desto dringender macht sich das Verlangen nach paläographischen Anleitungen, die in die Schrift der Papyri einführen, und auch nach Reproduktionen geltend, denn die sicherste und beste Methode werden doch nur Wenige zu befolgen in der Lage sein, nämlich sich Monate lang in eine der grofsen Sammlungen zu setzen und an den Originalen zu lernen. Zu diesem Zweck habe ich vor zehn Jahren die „Tafeln zur älteren griechischen Palaeographie"^) heraus- gegeben, die ebenso dem Selbstunterricht wie dem akademischen Unterricht

1) An diesem Grundfehler leidet z. B. die sonst verdienstliche und fleifsige Arbeit von Paul Meyer über das „Heerwesen der Ptolemäer und Römer in Ägypten" (Lpz. 1900). Wer ein solches Thema aus den Papyri herausholen will, muls beständig ausgleiten, wenn er den Texten ohne paläographische Durch- bildung wie Meyer gegenübersteht. Dies verleitet auch zu Konjekturen, die auf die paUiographische__ Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit keine Rücksicht nehmen, diesem alten Übel, an dem die Philologie so schwer gelitten hat. Meyer bemerkt z. B. auf S. 25 An. 82 zu meiner Deutung von % als ^L{Xi(xQj^iKg): „ich möchte eher x^(rjpov;fia?) annehmen." Vgl. S. 39. Nein, ein solches „eher" giebt es hier nicht: X (nach dem Druck von Mahaffy) ist entweder L oder f. Im ersteren Falle ist nach dem Zusammenhang an ii{liaQiia) zu denken, im zweiten an dsv.aSaQ'ji^ia. Aber y.l{r\Qovy^ici) ist, so schön es auch in Meyers Ansichten hinein passen würde, absolut ausgeschlossen, vorausgesetzt, dafs Mahaffy, wie auch Meyer annimmt, richtig gelesen hat. Zu Meyers Buch vgl. auch Wilhelm Sciaubart, Quaestiones de rebus militaribus quales fuerint in regno Lagidarum. Diss. Breslau 1900.

2) Leipzig, Gieseckc u. Devrient, 1890.

Ulrich Wilcken: Zur Paläographie 355

dienen sollten, und soeben hat C. Wessely in der oben genannten Publi- kation ein Pendant hierzu für die lateinischen Texte herausgegeben, auf das ich unten S. 370 ff. noch genauer eingehen werde. Doch während diese beiden Editionen in der Hauptsache nur Reproduktionen einer Auswahl von Texten geben, an denen der Benutzer, unterstützt von den beigegebenen Trans- skriptionen ^) sich im Lesen üben soll, hat Frederic Keuyon uns in dem oben genannten Buch ein Werk geschenkt, in dem im grofsen Zusammen- hang die Schrift der Papyri beschrieben und erklärt wird. Wohl hatte auch Sir Thompson in seinem vortrefflichen IlandhooJc of GreeJc and Latin Palaeographie (Lond. 1893) die Schrift der Papyri wie die der Membrane u.s.w. dargestellt^), doch entsprechend der Anlage des ganzen Werkes nur kurz. Kenyon giebt uns zum erstenmal eine ins Detail eindringende monographische Behandlung der Papyrusschrift.

Das Buch, dem zwanzig ausgezeichnete Lichtdrucktafeln beigegeben sind, kann aber nicht nur denen, die die Papyrusschrift lernen wollen, zur prak- tischen Anleitung empfohlen werden; es bietet noch mehr: es ist eine wissenschaftliche Studie, in der der Verfasser die Entwicklung der Schrift dm'ch die Jahrhunderte hindurch bioszulegen und so die Datierung der Texte zu fördern bemüht ist, und in dieser theoretischen Seite des Buches ist ohne Zweifel seine Hauptbedeutung zu sehen. Dafs etwas Abschliefsendes auf diesem Gebiet heute nicht geleistet werden kann, weifs niemand besser als der Verfasser. Ich glaube ganz in seinem Sinne zu handeln, wenn ich die Zweifel und Vermutungen, zu denen ich z. T. gerade durch diese erste Zu- sammenfassung angeregt worden bin, im AnschluTs an sein Werk hier zur Sprache bringe. Wenn eine Disziplin so im Flusse ist wie die Paläographie, so ist schon das Gegenüberstellen von Meinungen eine Förderung.

Nachdem der Verfasser im I. Kapitel {The ränge of the suhjeet S. 1 13) über das gewaltige Anwachsen des Materials, namentlich in den letzten zwanzig Jahren, berichtet und sein Thema genauer umgrenzt hat, behandelt er im II. Kapitel unter der Überschrift „Papyrus as writing maierial" (S. 14 33) in Küi-ze die Fabrikation des Papyrus, die Herstellung der Rolle und ihre Eigenschaften. Hier ist die wichtige Beobachtung, die die Frage nach Recto oder Verso entscheidet (vgl. Hermes 22, 487 ff.), nicht klar zum Ausdruck gekommen. Im besonderen ist zu bedauern, die schon von Grenfell und Hunt in P. Grenf. H S. 211 flf. mit schlagenden Gründen zurückgewiesene Meinung, als ob dieser Usus in der Ptolemäerzeit nur occasionalhj befolgt worden sei, nochmals reproduziert zu sehen. Zu den Ausführungen von Grenfell -Hunt habe ich nur eines hinzuzufügen. Zu P. Petr. II 31 hatte Mahafify, weil die Schrift at rigJit anglcs ivith de fibres steht, bemerkt, dies sei a disünct exception of WilcJcens lato. Grenfell-Hunt haben bereits mit Recht dagegen ausgeführt, dafs die Richtung der Schrift mit der Frage nach Recto oder Verso absolut nichts zu schaffen hat, wie ich schon im Hermes a. a. 0. aus- drücklich erklärt hatte. Im vorliegenden Fall bietet der Papyrus selbst

1) Es war nur ein Versehen, wenn Wattenbach, Anleit. z. griech. Palaeogr. 3. Aufl. 1895 S. 8 von meinen Tafeln sagte: „Eine Umschrift ist nicht hinzugefügt." Damit entfallen wohl auch die daraus gezogenen Schlüsse. Aus pädagogischen Gründen habe ich von jedem Text nur einen Teil als Probe transkribiert.

2) Vgl. auch Wattenbachs eben angeführte 3. Aufl. und Blass in Iwan Müllers Handbuch.

356 II- Referate und Besprechungen

den strikten Gegenbeweis. Am untern Rande der bescliriebenen Seite ist nämlich, wie ich durch Autopsie 1895 feststellte, ganz deutlich eine Klebung zu sehen, wenn sie auch nur über ca. 2 cm hin erhalten ist. Wo aber die Klebung zu sehen ist, da ist Recto. Also steht die Schrift auf Recto. Es ist also bisher weder aus der Ptolemäerzeit noch aus der Kaiserzeit ein wii-kliches Abweichen von diesem Usus bekannt geworden. Wenn Dziatzko in seinen soeben erschienenen anregenden „Untersuchungen über ausgewählte Kapitel des antiken Buchwesens", deren Besprechung ich mir für später vorbehalten mufs, einige Beispiele dafür bringt, dafs im VII. Jahrhundert in Pehlevi-Hss. jenes Gesetz nicht befolgt sei, so folgt daraus nur, dafs eben die Perser die Eigenarten des für sie neuen Beschreibstoffes nicht richtig erkannt haben, resp. wegen ihrer Pinselschrift nicht Rücksicht darauf zu nehmen brauchten. Im übrigen bestätigt auch Dziatzko die Gültigkeit jenes Usus. Vgl. auch meine Bemerkungen in Ostraka I S. 18^, die gegen die in-tümlichen Auffassungen von Mahaffy und Krall gerichtet sind.

In demselben Kapitel behandelt Kenyon weiter, was man unter der Über- schrift „Papyrus as ivriting matcriaV kamn erwarten ^vürde, die Accentuation^), Interpunktion und sonstige Lesezeichen^), endlich die Abküi-zungen und die Tachygraphie. Wenn auch die das Buchwesen streifenden Abschnitte in diesem Zusammenhang eine kurze Darstellung vertragen, so ist doch die aufser- gewöhnliche Kürze, mit der die letztgenannten Themata hier behandelt sind die Abbreviaturen auf genau einer Seite, die Tachygraphie in elf Zeilen—, um so mehr zu bedauern, als wir gerade von einem so hervorragenden Sachkenner wie Kenyon gern mehr darüber gehört hätten. Hier ist die Disposition keine glückliche. Es wäre doch erwünscht gewesen, wenn über die wichtigen tachygraphischen Skalen, die Wessely in den Denkschriften der Wiener Akademie 1895 ediert hat, genauer referiert und auf das Fak- simile der ziemlich vollständig erhaltenen tachygraphischen Papyrusurkunde im „Führer durch die Papyrussammlung Rainer" n. 444 hingewiesen wäre, statt zu sagen, dafs nur kleine Proben dieser Schrift in Wien vorhanden sein „sollen".^) Auch wäre es der Erwähnung wert, dafs in byzantinischer Zeit die Notare unter den Kontrakten meist nicht nur in griechischer und lateinischer Schrift (aber immer in griechischer Sprache), sondern auch in tachygraphischen Noten, die freilich noch nicht entziffert sind, subskribieren. Auch wäre die Frage zu behandeln, in wie weit etwa das eigenartige Ab- kürzungsystem, wie es auch schon lange vor der Minuskel z. B. in der aristotelischen ^A&rjvaicov noXixeia und dem Londoner Medizinischen Papyi'us, gelegentlich auch in Urkunden^), begegnet, von der Tachygraphie beeinflufst worden ist.

1) Vgl. hiergegen Grenfell-Hunt in P. Oxy. II S. ^IK

2) Hier ist das zwischen Doppelkonsonanz etc. stehende Häkchen übersehen worden, über das ich in den Observationes bist. Aeg. S. .57 f. gehandelt habe. Ich kenne auch heute noch kein Beispiel davon, das vor 200 n. Chr. läge.

3) Nach Ausweis der Funde ist der Gebrauch der Tachygraphie in der byzan- tinischen Zeit ein recht verbreiteter gewesen. Wohl jede gi-öfsere Papyrussammlung besitzt Beispiele Auch bei meinen Ausgrabungen in Ehnäs-Herakleopolis kamen aiis byzantinischen Schichten tachygraphische Texte hervor. So begreifen wir das stärkere Hervortreten tachygraphischer Elemente in der Minuskel.

4) Vgl. z. B. das merkwürdige xatfpoQ = xo)(p(aQovvTi in dem Wirtschaftsbuch von Hermupolis (Atl. Lond. I Taf. 110).

Ulrich Wilcken: Zur Paläographie 357

Vor allem aber hätten die verschiedenen Methoden der Abbreviaturen gerade in einem solchen Werk eine gründliche Darlegung verlangt, denn schliefslich sind es doch die Abkürzungen, die uns heute die gröfsten Schwierig- keiten bereiten. Hierfür bietet Thompson viel mehr als Kenyon. Wenn man etwa einwendet, dafs die Abbreviaturen in der Hauptsache nur für die non- Uttcrary palacographle in Betracht kommen, die nach des Verfassers später zu beurteilender Ansicht Icss imporfani ist, so ist doch zu bedenken, dafs die Abkürzungen der Kursivschrift, wie ich in den Observationcs ad hist. Ac(j. S. 37 ff. gezeigt habe^), auch in der mittelalterlichen Minuskel wiederkehren. Gerade diese Übereinstimmung der Abkürzungsmethoden, die durch die neueren Funde immer klarer zu Tage tritt ^), war damals für mich eine neue und wichtige Bestätigung von Gardthausens Beobachtung, dafs die Minuskelschrift nur stilisierte Kursive sei. Eine gründliche Kenntnis der kursiven Ab- kürzungen fördert daher wesentlich auch das Verständnis der in mittel- alterlichen Minuskeln überlieferten litterarischen Texte.

Kenyon beschränkt sich in Bezug auf die kursiven Abkürzungen auf wenige unvollständige Bemerkungen. Als gut sei hervorgehoben, dafs er mit Recht leugnet, dafs Auslassungen der Mitte des Wortes ohne irgend- welche Bezeichnung der Abbreviatur als beabsichtigte Abkürzungen in der griechischen Papyrusschrift vorkommen. Aber auch was er über die Abbreviaturen in litterarischen Texten sagt, ist nicht „erschöpfend", wie er meint. So ist z. B. nicht gesagt, dafs in Uncialtexten am Ende der Zeilen gelegentlich ein schliefsendes v ausgelassen und durch einen übergesetzten Horizontalstrich angedeutet wird. So schon in dem Berliner Demosth. (Lept.) aus dem I. Jahrh. n. Chr. („Taf. z. alt. gr. Pal." I). Und wenn er die Schollen zu Alkman hier anführt, hätten die zu Epicharm (Mitt. PR V S. 3) nicht fehlen dürfen. Die Einsilbigkeit in diesen Beschrei- bungen (S. 33) wird durch die beigegebene Tafel (S. 154/6) nicht aus- geglichen. Aus den non-Uüerary papyrl zu denen ich übrigens die magischen Texte nicht gestellt haben würde ist eine kleine Auswahl von Abkürzungen und Siglen mitgeteilt, ohne dafs hier oder vorher im Text ihre Genesis erklärt wäre. So merkt man nichts von dem grofsen Fort- schritt, dafs wir jetzt an der Hand der alten Texte (namentlich des in. Jahrh. v. Chr.) die Entstehung dieser Zeichen, soweit sie überhaupt komponiert sind, begreifen können. Unsere Schüler brauchen heutzutage nicht mehr die Abbreviaturen wie etwas vom Bösen zu ihrem Tort fix und

1) Vgl. auch meine „Tafeln z. alt. gr. P." S. VI.

2) Dies gilt für die Grundgedanken abgesehen von den tachygraphischen Elementen des Mittelalters sogar schon fürs III. Jahrh. v. Chr., von dem MahaflPy in P. Petr. I S. 14 sagte: the use of ahhreviations appears almost unknoicn. Eine merkwürdige Einzelheit, die bisher noch nicht erkannt wurde, ist folgende. In der Minuskel werden gelegentlich Zahlwörter, auch wenn sie den Teil einer

Komposition bilden, mit ZifiFem geschrieben, wie ya = tQLaäyiov und viele andere Beispiele bei Gardthausen, Gr. P. S. 250 ff. Genau dasselbe findet sich schon in

Texten aus dem HI. Jahrh. vor Chr. Vgl. P. Petr. II 28 IV 2 u. 16: yx, was Mahaffy freilich zweifelnd in yscogyüv xcbftr] auflöste, thatsächlich TpixMju'a zu lesen ist. Und wenn Thompson als charakteristisch für die Minuskel Umstellimgen wie

o = Xöyog anführt (S. 91) so ist auch dies schon für das III. Jahrh. v. Chr. nach- weisbar, wo z. B. fol bald 7t6{Xig), bald no{U^wvog), bald 7fo{ii]6£ig) bedeutet.

358 n. Referate und Besprechungen

fertig in die Welt Gesetztes auswendig zu lernen: wir können ihnen alle Schrecknisse nehmen, indem wir ihnen die Urformen nachweisen und ihnen zeigen, wie diese im Laufe der Jahrhunderte entsprechend der allgemeinen Entwicklung der Kursive sich allmählich zu den scheinbaren Hieroglyphen ausgewachsen haben. ^) Solche Dax-legungen vermiTst man ungern in einer palaeograpMc of greek xKipyri.

Die Liste selbst ist nicht ohne Mifsverständnisse. Mit dem Zeichen -9', das er als xßt(?) erklärt, ist wohl jenes Wort gemeint, das in P. Lond. I S. 142 ff. (vgl. Atlas) oft begegnet, aber nicht xk/, sondern 8lix zu lesen ist, wie ich schon in GGA 1894 S. 736 ihm gegenüber erwähnt habe. Dieses Zeichen gehört streng genommen nicht in diese Liste, da keine Abbreviatur vorliegt, sondern nm* Ligatur: es ist nichts als die Verbindung von Si mit hochgesetztem Hakenalpha (s. unten). Auch }\3 = «tco, das Kenyon wohl demselben Papyrus entnommen hat, gehört nicht hierher (vgl. Atlas): es ist Ligatur von grofsem Hakenalpha -\- it -\- o. Ebenso ist es in-eleitend, zu sagen, die Sigle für -| qj sei a combinafion of tlic signs of ~ and -|. Das griechische Bruchsystem, das in diesem Buch nirgends erklärt wird, hat vielmehr das Prinzip, dafs der gröfsere Bruch voransteht: es ist also -| -|- 1^, ursprünglich ^ h d, dann zusammengezogen zu ^, wie ich in GGA 1894 S. 735 gezeigt habe.^) Ebenso ist es falsch zu sagen, dafs *^l = |- sei. Es mufs vielmehr notwendig ein gerader oder krimimer Strich über das ■j] gesetzt werden, wie zu allen anderen Zahlen, die als Brüche gelten.

Hier sei es mir- gestattet, zu meinen früheren Ausführungen über das Bruchsystem eine Bemerkung hinzuzufügen. Ich zeigte, dafs die Sigle | (ölfioiQOv) ein ß mit einem Strich darüber die einzige ist, die einen Bruch vertx'itt, dessen Zähler nicht 1 ist.^) Das ist sachlich richtig, aber doch zu modern ausgedrückt. Wir dürfen bei diesen griechischen Bruchbezeichnungen überhaupt nicht an unsere aus Zähler und Nenner bestehenden Brüche denken. Griechisch werden wir sie erst auffassen, wenn wir, abgesehen von ölfioiQov^ die über- strichenen Zahlen vielmehr immer als Ordinalzahl lesen und ein ^SQog hin- zudenken, also: y, ö {d) = tQlrov, xkaqxov (fiSQog). Nur ß las man mit Kardinalzahl ovo fiiQr}, resp. öI^oiqov, während man für rjfxiöv eine eigene Sigle, Z-, hatte.

Im III. Kapitel behandelt K. die non-litterary papyri, worauf er das IV. und V. Kapitel den Utferary papyri widmet. Diese aus dem Inhalt des Geschriebenen abgeleitete Einteilung der Papyrusmassen in litterarische und nichtlitterarische Texte empfiehlt sich für viele Zwecke von selbst und ist daher auch schon oft angewendet worden. Kenyon, dem es in diesem Buch vor allem darauf ankommt, die Schrift der litterarischen Papyrustexte dar- zustellen, hat diese Einteilung auch auf die Schrift selbst übertragen. Ich

1) Durch die Petrie-Papyri hat sich sogar die Anirensigle erklären lassen. Vgl. Ostraka I S. 819, wo auch andere erklärt werden. Man wird sie daher heute nicht mehr neben Siglen wie « = kvkIos stellen, wie noch Thompson S. 96 thut.

2) Ii-rig sagt Thompson S. 105, dafs ^ eine Variante von J (i) sei.

3) Thompson sagt S. 105, dafs f y geschrieben werde, wobei the numerator o eine Fonn von ß sei. Das kommt m. W. nirgends vor und ist völlig unmöglich. Dafs die Griechen niemals Zähler und Nenner schrieben, wie man früher annahm, habe ich im Hei-mes 19 S. 291/2 nachgewiesen.

Ulrich Wilckcn: Zur Paläographie 359

bin weit entfernt davon, die Berechtigung eines solchen praktischen Ziehis leugnen zu wollen. Gewifs ist es für weite Ki-eise von Interesse, die ver- schiedenen Schriftarten, in denen die Alten ihre litterarischen Erzeugnisse publiziert oder privatim vervielfältigt haben gleichviel ob in Unciale oder Cursive neben einander behandelt zu sehen. ^) Aber es ist mir doch zweifelhaft, ob wir gut daran thun würden, diese Einteilung auch in die paläographische Theorie einzuführen. Denn es stehen den beiden Klassen der litterarischen und nichtlitterarischen Texte keine korrespondieren- den paläographischen Begriffe gegenüber. Vielmehr wissen wir heute, wie auch K. oft hervorhebt, dafs einerseits Urkunden gelegentlich in Buchschrift geschrieben wurden, wie andererseits Bücher in Urkundenschrift. Durch diese neue Erkenntnis haben die Begriffe Buchschrift und Urkundenschrift oder, mit K., litterarische und nichtlitterarische ihre scharfen Konturen verloren, zumal die cursiv geschriebenen Privathandschriften von Autoren eine gröfsere Rolle gespielt zu haben scheinen als wir noch vor kui'zem ahnten. Gewifs wird man sich auch künftig trotzdem noch mit Hilfe dieser Bezeichnungen verständigen können, indem man sie a potiori fafst. Aber für wissenschaftliche Untersuchungen über die Entwicklung der Schrift, also für die paläographische Theorie wird man doch besser thun, von dem Inhalt des Geschriebenen ganz abzusehen und nur nach schriftgeschichtlichen Gesichtspunkten die Hauptarten der griechischen Sclirift mit den nur die Form selbst treffenden, allgemein eingebüi-gerten Namen wie Unciale, Cm-sive und Minuskel zu unterscheiden.

Kenyon ist durch seine Einteilung zu einer nicht immer glücklichen Disposition geführt worden: die Urkunden, die in Unciale geschrieben sind, behandelt er unter den litterary papyri (so den Ariemisiapapyrus u. a.), aber die litterarischen Handschriften, die in Cursive geschrieben sind, werden nicht etwa unter den non-liticrary behandelt, wiewohl sie doch nur in dieser Umgebung paläographisch richtig gewürdigt werden könnten, sondern gleich- falls unter den litterary papyri. In ersterem Fall richtet er sich nach der Schrift, im zweiten nach dem Inhalt. Er will offenbar in der Hauptsache ein Bild der verschiedenen Schriften geben, in denen die litterarischen Werke vervielfältigt wurden.

Aus demselben Grunde giebt K. von der Cursive nm' einen kurzen Überblick auf 21 Seiten {a slietch). Will jemand die Schrift der litterarischen Papyri ausführlicher behandeln, so wird man ihn deswegen nicht tadeln können. Aber wenn er es damit begründet, dafs die Cursive less important sei (S. VI, 11 und 13), und zwar nicht etwa für sein Thema, sondern ohne Einsckränkung an und für sich, so ist das ein merkwürdiger Stand- punkt. Offenbar ist dies Urteil wieder durch den Inhalt des Tradierten beeinflufst. Aber selbst in diesem begrenzten Sinne werden vielleicht Manche diese subjektive Wertschätzung beanstanden, nachdem uns die aristotelische ^A%"Yivcii(üv Ttohteia in dieser Cursive wiedergeschenkt worden ist. Meines Erachtens giebt es für die Paläographie als Wissenschaft überhaupt nicht den Unterschied zwischen important und less important: für den Schrift- forscher sind alle Entwicklungsreihen von genau derselben Wich-

1) Auch ich habe unter diesem Gesichtspunkt in meinen „Tafeln" die kursiv geschriebene Hs. des Blemjerepos unter die litterarischen Texte gestellt.

360 II- Referate und Besprechungen

tigkeit. Jene Frage gehört nur der Praxis an, und da wird sie je nach den Zielen des Einzelnen verschieden beantwortet werden können. Jedenfalls hat die Cui'sive, was in K.s Buch nirgends scharf genug hervortritt, neuer- dings dadurch gewaltig an praktischer Bedeutung gewonnen, dafs sie als die unmittelbare Vorstufe zur mittelalterlichen Minuskel erwiesen worden ist (s. oben S. 357). i)

K. gliedert die non-litterary jßapyri wie üblich in die der ptolemäischen, römischen und byzantinischen Zeit, wozu man als vierte Rubrik auch noch die der arabischen Zeit um so mehr wird stellen müssen, als diese Periode paläogi'aphisch etwas Neues hervorgebracht hat, die minuskelförmige Cursive.^) Die merkwürdige Erscheinung, dafs mit den Wandlungen im politischen Regiment auch Wandlungen in der Schiiftentwicklung der Cursive zusammen- zufallen scheinen, erkläi-t K. daraus, dafs die hohen Regierungsbeamten das Vorbild gegeben hätten und dies verschieden gewesen sei, je nachdem sie aus Alexandrien, Rom oder Byzanz gekommen seien (vgl. S. 35, 46, 72). Es wird nicht ganz klar, ob K. meint, dafs z. B. der Ductus der römischen Zeit durch Beeinflussung des Lateinischen oder aber des zu Augustus' Zeit in Rom geschriebenen Griechischen entstanden sei. Die erstere Annahme wäre entschieden abzulehnen, die zweite ist unbeweisbar, da wir eben nicht wissen, wie man damals in Rom griechisch geschrieben hat. Ich zweifle überhaupt, ob seine Annahme einer depenäence on the poUtical capital (S. 35) richtig ist.

Ich habe dies Problem schon in dem paläographischen Teil meiner Obsei-vationes (1885) S. 35 ff. hingestellt und zu erkläx-en versucht. Ich habe dort die Entwicklung des Ductus auf die Einwirkungen der Schule zurückgeführt ein CTCsichtspunkt, der mir in K.s Buch nicht begegnet ist. Wenn nun seit Beginn der römischen Herrschaft sich thatsächlich eine wesentliche Veränderung vollzieht, die nicht etwa in der Richtung der natür- lichen Entwicklung liegt, sondern, wie mir scheint, eine bewufste Rückkehr zu einfacheren, deutlicheren Formen zeigt, so ist es mir nicht unwahrschein- lich, dafs eben von Seiten der neuen Regierung auf eine Reform des Schreib- unterrichts gedrungen ist. Dagegen scheint mir die Veränderung der Schrift, die wir an Diokletians Namen anknüpfen, einen solchen Eingriff in die natürliche Entwicklung nicht zu bedeuten. Auch läfst sich ihr allmähliches Entstehen schon dm-ch das III. Jahrh. hin erkennen. Vgl. z. B. Atlas Lond. II pl. 84, vom J. 221 v. Chr. Auf diese späteren Wandlungen scheint die allmählich zunehmende Verwendung der lateinischen Schrift, die offenbar dem Vordringen des römischen Elementes in der Verwaltung und anderen Gebieten parallel geht, nicht ganz ohne Einflufs geblieben zu sein. Vgl. unten S. 373.

1) Mein hochverehrter Freund Mahaify schreibt mir irrtümlich die Meinung zu, the ivriting in capitals sei of inuch less importance for the history of greek writing (Petr. P. I S. 51). Ich besinne mich nicht, öiFentlich oder privatim jemals diese Meinung geüufsert zu haben. Vielleicht bat er meine Ausführungen auf S. VI der „Talein z. alt. gr. Pal." mifsverstanden, wo ich sage, dafs an der Unciale ,, nicht viel zu lernen ist." Das sollte natürlich nur heifsen, dafs auch der , Ungeübte einen üucialtext lesen kann, während zum Lesen der Cursive lange Übung er- forderlich ist.

2) Dies auch zur Ergänzung meiner Ausführungen in den „Tafeln" S. VI.

Ulrich Wilcken: Zur Paläographie 361

Es folgt nun auf S. 35 li". der eigentliche Kern des Buches, die Be- schreibung und Klassifizierung der cursiven und uncialen Schriftarten. Ich kann diese Kapitel III V allen, die in die griechische Papyrusschrift ein- dringen wollen, auf das wäi-mste empfehlen. Denn wenn auch die Mit- forscher über diese oder jene theoretische Frage anders denken werden, so haben wir doch bisher kein Buch besessen, das eine so eingehende, auf gründlichster Kenntnis der ganzen Materie beruhende Chai'akterisierung der einzelnen Schriftarten enthielte. Es stecken aber auch viele feine Beobach- tungen darin, die die Theorie der Schriftentwicklung fördern, und manche neue Gesichtspunkte, die zm- Nachprüfung anregen.

Im allgemeinen wüi'de ich bei der Charakteristik der einzelnen Jahr- hunderte eine noch stärkere Berücksichtigung derjenigen Grundmotive wün- schen, aus denen die starke Differenzierung der Cursive hei-vorgeht, ich meine den verschiedenen Bildungsgrad der Schreiber, den verschiedenen Charakter der Urkunden und das diesem Charakter entsprechende Mafs von Sorgfalt, das im Einzelfall der Schreiber aufwendet. Vgl. meine Observationes S. 36 ff. Man müfste also vor allem die professionellen Schreiber und die Gelegenheitsschreiber, die Kanzlisten und die Piivatiers scheiden. Auch Metropole und Dorf machen bei beiden wieder Unterschiede. Dann wären weiter die grofsen Unterschiede des Urkundeninhalts, vom königlichen Erlafs bis herab zur Steuerquittung und andrerseits von der an den König zu übergebenden Bittschrift bis zum flüchtigen Rechnungszettel herab zu unter- scheiden. Wichtige Unterschiede entstehen ferner, je nachdem Orginal oder Kopie und andrerseits Reinschrift oder Brouillon vorliegt.^) Nur wenn man das Gleichartige, das was unter ähnlichen Verhältnissen von ähnlichen Personen geschrieben worden ist, mit einander ver- gleicht, wird man zu einer richtigen Charakteristik der Schrift- entwicklung der verschiedenen Perioden gelangen. Ungleichartiges, etwa einen vom Kanzlisten geschriebenen Erlafs mit dem Privatbrief eines Ungebildeten zu vergleichen, mufs notwendig in-eführen. So ist es nicht gut, wenn K. auf S. 37 die Schrift seiner Tafel I a fahiy diaracferistic example of the hand of this period nennt. Nein, nicht of Ute handl Es ist nur ein Beipiel einer sorgfältig schreibenden Kanzlistenhand aus dem III. Jahr- hundert V. Chr. Aber wie anders damals ein solcher Kanzlist schrieb, wenn er in Eile einen offiziellen Bericht im Brouillon entwarf, das zeigt uns die von K. nicht wiedergegebene Rückseite desselben Papyrus, auf der der Empfänger des obigen Briefes sofort die Antwort an den Absender ent- worfen hat. Vgl. Tafel XII der Mahaffy'schen Edition der Petr. Pap. Das sieht allerdings total anders aus ! Ein Laie würde es überhaupt kaum für griechisch halten. Und doch wird die Reinschrift dieser Antwort der Kalli- graphie des empfangenen Briefes wieder sehr ähnlich gewesen sein.

Die Berechtigung des Postulates, dafs wir nach den obigen Ge- sichtspunkten die cursiven Texte ordnen und dann immer nur die gleichartigen vergleichen sollen, ist mir ganz klai\ Aber ich verkenne nicht die Schwierigkeit der Ausfükrung. Trotzdem werden wir

1) Wenn trotz aller dieser individuellen Verschiedenheiten ein gemeinsamer Ductus innerhalb einer Periode erkennbar ist, so führe ich das auf den Einflufs der Schule zurück. S. oben S. 360.

362 II- Referate und Besprechungen

dahin kommen müssen. Die sorgfältige Beschreibung, die K. von einzelnen Schriftarten gegeben hat, wird dabei als Vorarbeit gute Dienste leisten können.

Gelegentlich macht es sich geltend, dafs K. vorwiegend aus den aller- dings sehr reichen Beständen des British Museum schöpft, ohne immer auf die sonstigen Materialien und Arbeiten genügend Bezug zu nehmen. ^) Für die erste Hälfte des 11. Jahrh. v. Chr. vermifst man die Benutzung der Zoispapyii in Wien, ebenso für die zweite Hälfte die der Akten des Hermias- prozesses in Turin und Paris und der Aktenstücke der königlichen Bank zu Theben in Berlin, London, Paris und mancher anderen Stücke aus der reichen Sammlung von Turin. Dafs also diese letzte Periode vor den neuen Funden von Grenfell und Hogarth a hlanlc gewesen sei, ist doch höchstens für das British Museum zutreffend, und auch füi' dieses nicht völlig.

So sind denn auch die Charakteristiken der einzelnen Perioden oft zu eng und finden durch Heranziehung des weiteren Materials ihre Ergänzung oder auch Widerlegung. So ist es entschieden falsch, von dem für die ptolemäische Cursive so charakteristischen horizontalen Ligaturstrich zu sagen, dafs er in der ersten Hälfte des H. Jahrh. v. Chr. ceases älmost entirely. Man vergleiche dagegen die Zoispapyri und die Aktenstücke der Bank und die Turiner Texte. Ebenso falsch ist, dafs das Hakenalpha Z. is rarely found aftcr the iJiird Century. Das mag für die zufällig in London vorhandenen Papyri richtig sein, aber sonst stimmt es nicht. Dies Haken- alpha ist sogar in die römische Zeit hinübergegangen, wie wir sogleich sehen werden.

Im allgemeinen ist nicht scharf genug hervorgehoben, welche wichtige Rolle füi' die Umbildung der Buchstabenformen die Ligatur und die Ab- breviatur gespielt haben. Die Wirkung dieser beiden Motive an der Hand des neuen Mateiials nach allen Seiten zu würdigen, ist noch eine wichtige Aufgabe der Paläographie. Auf die Bedeutung der Ligatur hat schon Gardthausen gebührend hingewiesen. Was uns noch fehlt, ist eine ins einzelne gehende Darlegung der Ligaturen, welche die einzelnen Buchstaben im Laufe der Jahrhunderte eingehen, resp. vermeiden, und der Verände- rungen, die im ersteren Fall dadurch hervorgerufen werden. Eine genaue Kenntnis hiervon ist die notwendige Vorbedingung, um verstümmelte Stellen sicher lesen zu können.

Dafs das Übersetzen der Buchstaben in der Abbreviatur die Formen beeinflufst, hob ich schon in den Observationes S. 43 ff. hervor. Vielleicht sind einige eigentümliche Formen ursprünglich in der erhöhten Position, in der sie, zwischen den beiden Zeilen, notwendig verküi-zt werden mufsten, entstanden- So mag das Hakenalpha Z., das durch Verstümmelung von K entstanden ist, zuerst in der erhöhten Position gebildet und dann auch auf die normale Position, in der es sich namentlich für Ligaturen nach

1) Dafs wir heute unsere Kenntnis von der Schrift des III. Jahrh. v. Chr. auf den Petr. F. aufbauen, ist sicher. Aber zu sagen, dafs die schon vorher in den Museen vorhandenen Dokumente dieser Zeit gencraUy tmdcrrated (S. 3G) waren, giebt doch ein falsches Bild. Ich hatte sie (mit Ausnahme eines unbedeutenden Fragmentes) auch schon vor dem Funde der Petr. F. als solche des IE. Jahrh. v. Chr. erkannt. Vgl. meine Mitteilung in GGA 1894 S. 725 zu Fap. L. Auch Eugene Revillout hatte bereits mehrere richtig bestimmt.

Ulrich Wilcken: Zur Paläographie 363

rechts hin empfahl, übertragen sein. Daraus würde sich erklären, dafs in der Abbreviatur dies Hakenalpha so sehr häufig (in fliefsender Cui-sivo wohl regelmäfsig) ^) , erscheint und gerade in dieser erhöhten Position sich sogar bis in die späte Kaiserzeit, ja die byzantinische Zeit erhalten hat.^) In der noi-malen Position dagegen schwindet das Hakenalpha in der Kaiser- zeit, nm- in Ligaturen nach rechts hin kommt es auch hier noch gelegent- lich vor, so in jedem «Tto, das K. unter die Siglen gestellt hat (s. oben S. 358).

Während ich beim Hakenalpha zugeben mufs, dafs es auch in der normalen Lage entstanden und auf die erhöhte übertragen sein könnte, hat jene Genesis eine gröfsere Wahrscheinlichkeit für die Form V = -j;. Schon seit dem HI. Jahrh. v. Chr. giebt es neben H eine niedrige Form lA (beide Hasten in halber Höhe), die mit besonderer Vorliebe in erhöhter Position erscheint, freilich auch in normaler. Wenn diese Form hochgesetzt ist, be- kommt sie gern ein Schwänzchen nach unten ^ , so z. B. bei K. auf Taf. HI Z. 12 in dem eingeschobenen Wort, das übrigens nicht mit Grenfell-Hunt

nccQax^^, sondern nagal^ zu lesen ist.^) Dieses V> das gewifs nur oben in der erhöhten Position entstehen konnte, hat man dann später gelegentlich auch in normaler Position verwendet, imd damit glaube ich die merkwürdige Form y erklärt zu haben, die K. auf S. 44 als nur in der Zeit von 50 bis 160 n. Chr. vorkommend anführt, ohne ihre Entstehung erklären zu können. Ist meine Ableitung aus der ptolemäischen Abbreviatur richtig'^), so wird schon dadurch diese zeitliche Begrenzung von K. höchst unwahr- scheinlich. Aus der Ptolemäerzeit ist mir zwar kein Beispiel erinnerlich, wo dieses >' in normaler Position verwendet wäre, wenn auch oft ohne Schwänzchen als i^. Aber es kommt sicher schon vor 50 n. Chr. vor^) und sicher auch nach 160, z. B. noch im HI. Jahrh. n. Chr.^)

Ebensowenig wie ich die Beschränkung von i/ auf 50 160 n. Chr. für a fact of palaeograpJiie halten kann, scheint mir die Form (^ für e an almost conclusive proof of a Roman dafe zu sein (S. 42). Das Streben, in einem Zug zu schreiben das übrigens, wie ich entgegen K. hervor- heben möchte, in der Ptolemäerzeit genau so hervortritt wie in der Kaiser- zeit, natürlich nur unter gleichen Verhältnissen! führte beim zu zwei Lösungen. Entweder man fängt die Rundung von oben an: dann entsteht 6- oder ähnliches, oder man fängt von unten an: dann entsteht P-. Wenn K. also die letzte Form speziell der römischen Zeit zuweist, zo müfste man in der Ptolemäerzeit niemals die Rundung des von unten begonnen haben. Wie unwahrscheinlich a priori! In der That habe ich nach kurzem Suchen auch in ptolemäischen Papyri genug Beispiele gefunden. Vgl. Atlas Lond. I Taf. 3 col. I 47 in MsvvlÖov (162 v. Chr.); Taf. 18 melmnals (163 V. Chr.), Taf. 19, Taf. 27. Dagegen ist es wohl charakteristisch für die römische Zeit, dafs dem 0- und den anderen runden Buchstaben (o 6 -ö-),

1) Dies wäre noch zu untersuchen.

2) Vgl. Observationes S. 41.

3) Also 7ruQccXri{(i/7tTLyim), gehört zu ybirgai. Vgl. Archiv I 131^.

4) Formell ist es sehr klar z. B. in Atlas Lond. I Taf. 107 flf.

5) So in Wien. Stud. IV Taf. aus Augustus' Zeit.

6) So in Atlas Lond. 11 Taf. 84 vom J. 221, letzte "Zeile : MsaoQr]. Auch Grenfell- Hunt sagen Oxy. n S. 53, dafs y bis 200 n. Chr. ganz gewöhnlich sei.

Archiv f. Papyrusforschung I. 2. 24

364 II- Referate und Besprechungen

wenn man sie von unten an zeichnet, ein von oben kommender schräger Anstrich vorn angefügt wird: Q- u. s. w.

Charakteristisch für die Kaiserzeit scheint mir vor allem das Aufhören des horizontalen Ligatm-striches zu sein, der freilich nach K.s irriger An- sicht schon im 11. Jahrh. v. Chr. allmählich aufgehört haben soll (s. oben).^) Augustus' Zeit ist auch in dieser Hinsicht eine Übergangszeit wie natürlich, denn die alten Leute schrieben damals eben noch ptolemäisch. ^) Gerade in dieser Beseitigung des Ligaturstriches sehe ich für die Praxis eine wesent- liche Besserung der Schrift. Vielleicht war sie ein Erfolg der römischen Schulreform (s. oben).

Auf S. 50 ff. unterscheidet K. die Steilschrift und Schrägschrift, und scheint zu meinen, dafs die eine oder andere in bestimmten Perioden der byzantinischen Zeit vorwiegend oder gar charakteristisch gewesen sei. So sehr ich erfreut wäre, wenn wir so sinnfällige Merkmale hätten, um die Zeiten auseinander zu halten, mufs ich doch davor warnen, den Unterschied von Steil- und Schrägschrift als chronologisches Moment zu verwerten. Diese beiden sind in der Cursive über die Unciale s. unten S. 369 sicher- lich immer nebeneinander gegangen. Ob man die Buchstaben gerade oder nach rechts geneigt oder was auch oft vorkommt nach links geneigt setzen will, das gehört eben zu den Freiheiten des Individuums, die man auch in der Paläographie ja nicht zu niedi-ig einschätzen soll. Man be- trachte sich nur den Kontrakt vom J. 595 n. Chr. im Atlas Lond. I Taf. 136: da ist das im voraus verfafste Protokoll völlig schräg nach rechts geschi-ieben, während der Kontrakt selbst (von zweiter Hand) kerzengerade dasteht !

Doch es wüi'de mich zu weit führen, wenn ich allen den Anregungen, die der Abschnitt über die non-litterary papyri bietet, hier nachgehen wollte. Beschlossen wird dieser Teil durch eine allerdings recht magere^) und auch nicht einwandfreie*) Darstellung der Urkundendatierungen.

Im rV. und V. Kapitel (die litierary papyri) ist es das Hauptbestreben des Verfassers, eine exakte Beschreibung der Schrift der wichtigsten Papyrushss. zu geben und womöglich neue Gesichtspunkte für ihre Datierung zu finden. Seine Resultate treten am klarsten in der chronologischen Anordnung der Hss. entgegen, die sehr originell ist und oft im Widerspi'uch zu den bis- herigen Ansetzungen steht. Mit mancher dieser Neuerungen hat K. gewifs das Richtige getroffen, andere haben mich nicht überzeugt.

Uncialhss. zu datieren, ist eine der schwierigsten Aufgaben. Was K. auf S. 79 über unser Unvermögen auf diesem Gebiet sagt, unterschreibe ich imi so lieber, als ich dieselben Bedenken in anderer Form auch in der

1) Das von K. nicht liervorgebobene Vorhandensein des horizontalen Ligatur- striches in Hyperides in Philippid. (Classic. Texts pl. II) ist für mich der Haupt- grund, aus dem ich in Übereinstimmung mit K. diese Hs. der Ptolemäerzeit zuweise.

2) Ganz ptolemäisch ist z. B. noch das verbundene ;^() in %q6vov in Atlas Lond. II Taf...ll,8.

3) Die Ära Diokletians und die Sonderären von Oxyrhynchos sind nicht er- wähnt. Auch anderes fehlt.

4) K. wiederholt den schon in F. Lond. I begangenen Fehler, zu sagen, dafs in der Ptolemäerzeit der 1. Thoth auf den 29. August falle. Das korrigierte ich schon in GGA 1894.

Ulrich Wilcken: Zur Paläographie 365

Einleitung zu meinen „Tafeln" (S. V/VI) vorgebracht habe. Es wird in der That durch die Eigenheiten der Unciale als Kopierschrift zu einem ver- geblichen Bemühen, lediglich aus paläographischen Gesichtspunkten, aus den Formen der Buchstaben eine Hs. datieren zu wollen. Bestenfalls können wir sagen, dafs die Schrift nach Vergleichung mit ähnlichen Texten die wir aber, wohlgemerkt, auch erst wieder auf anderem Wege fest datiert haben müssen! der Schrift dieses oder jenes Jahrhunderts ähnele. Dafs sie aber auch in dem betreffenden Jahrhundert wirklich ge- sehrieben worden sei, können wir nicht mehr so sicher behaupten, da ja der Kopist bewufst oder unbewufst von seiner Vorlage abhängig sein, die Hs. also auch jünger sein kann.

Von um so gi'öfserem Werte ist es, dafs es auch andere Indizien giebt, die ganz unabhängig von der Schrift uns Aufschlüsse über die Daten der Uncialhss. geben können. K. hat sie im Einzelfall natürlich praktisch ver- wertet, doch ist vielleicht auch eine Zusammenstellung nicht unnützlich. Es lassen sich in der Hauptsache folgende eigenartige Indizien unterscheiden, von denen übrigens meist mehrere zusammenkommen müssen, um eine Datierung zu ermöglichen:

1. Der natürlichste terminus post quem wird zunächst durch den Inhalt der Schrift, resp. die Zeit des Verfassers, wenn bekannt, an die Hand ge- geben. So spielt z. B. bei der Datierung der Appolloniahs. der Bodleiana die Erwähnung des Apion eine Rolle. Vgl. K. S. 87.

2. Unter Umständen kann die Fundgeschichte zu einer approximativen Schätzung verhelfen. So ergiebt sich das ungefähre Alter von Platon's Phaedon und Laches, Euripides' Antiope u. a. schon dadurch, dafs sie zusammen mit anderen Petrie Papyri, die genaue Datierungen (aus dem HI. und Anfang des IL Jahrh, v. Chr.) tragen, zu Mumiendeckeln verarbeitet worden sind. So haben auch Grenfell-Hunt in Oxyrhynchos oft die Zeit der Uncialen nach den mit ihnen gefundenen cursiven Texten bestimmen können, was aller- dings voraussetzt, dafs die Ausgrabungen so genau kontrolliert werden wie sie es thun. Andererseits ergiebt sich aus der Geschichte von Herculaneum für die dort gefundenen Papyri das J. 79 n. Chr. als terminus ante quem.

3. In manchen Fällen kann die Beobachtung, ob Papyrus oder Per- gament beschrieben sind, die Datierung fördern, wenn auch nur in allgemeinen Umrissen.

4. Ebenso kann unter Umständen die Frage, ob Rolle oder Codexform vorliegt, den Kreis der Möglichkeiten enger ziehen.

5. Als wirksamstes äufseres Hilfsmittel hat sich bisher die Beobachtung von Recto und Verso bewährt (s. oben S. 355). Bei opisthographen Papyrus- rollen — freilich auch nur bei diesen wii'd dadurch ein völlig sicherer terminus ante resp. post quem gewonnen, sobald auf der anderen Seite ein datierbarer Text steht. Allerdings tritt das subjektive Ermessen wieder ein, sobald wir genauer wissen wollen, um wieviel früher oder später die Unciale geschrieben ist. Diese Frage wird verschieden zu beantworten sein, je nachdem die Unciale auf Recto oder auf Verso steht, und je nach dem Wert, den der Inhalt des Recto sei er litterarisch oder m-kundlich für den Besitzer haben mufste. Das sind aber für uns meist inkommensu- rable Gröfsen. Trotzdem hat es unsere Kenntnis der Unciale schon sehr gefördert, dafs wir in diesen Fällen mit Sicherheit sagen konnten: die

24*

366 II- Referate und Besprechungen

Schrift mufs älter oder aber jünger sein als der und der Zeitpunkt. Auf diesem Wege sind bisher die meisten approximativen Zeitdatierungen ge- wonnen worden, da die Alten wegen der Kostbarkeit des Papyrus sehr gern auch die freie Rückseite nachträglich benutzt haben. So mufs das dialektische Fragment in Paris (K. S. 66) älter als 160 v. Chr. sein, der Ninosroman älter als 100 n. Chr., Platon's Gesetze (Oxy. I 23) älter als 295 n. Chr. u. s. w.

6. Wenn erst die Kenntnis von der Entwicklung der Orthographie weiter gefördert sein wird, wird auch die Beobachtung dieser ein gutes chronologisches Indicium sein. Natürlich ist hierbei mit der Möglichkeit zu rechnen, dafs der Kopist die Orthographie seiner (eventuell sehr alten) Vorlage mit übernimmt. Auch ist dabei zu unterscheiden, ob die Hs. füi- den Buchhandel bestimmt ist oder eine vulgäre Privatabschrift ist. Diels (Sitzungsber. Pr. Akad. 1894 S. 356) sagt von der Orthographie, sie habe sich bis jetzt noch immer als das sicherste Mittel zur Bestimmung der antiken Hss. bewährt. Ähnlich Blass (Bacchyl. praef. p. VIII): Videntur aiiteni mihi ex ortlwgrapliia cerfiora aetatis indicia sumi quam ex littera- rum forma. Wenn aber ein solcher Kenner der antiken Orthogi-aphie wie Blass aus orthographischen Gründen den Herondas für älter als I. Jahrb. n. Chr., also wohl für ptolemäisch hält, so zweifle ich, ob wir dies gewifs sehr wichtige Argument zm- Zeit schon sicher genug zu handhaben wissen. Vgl. hierzu die zutreffenden Bemerkungen von K. S. 95 Anm. 2.

7. Einen terminus ante quem geben ferner die Beischriften wie Schollen, Subskriptionen, Kapitelüberschriften u. ä., wenn sie in datierbarer Cursive geschrieben sind. So ist mit Blass für die Datierung des Londoner Hyperides von der cursiven Subskription (Titel) auszugehen, die er richtig ins II. Jahrh. n. Chr. setzt. Freilich bleibt in diesen Fällen wieder unsicher, um wieviel jünger die Beischrift als der Text ist.

Zur paläographischen Vergleichung leitet endlich ein aufserordentlich wichtiges Hilfsmittel über, das uns neuerdings in datierten Urkunden, die in Unciale geschrieben sind, bescheert worden ist. Datierte litte- rarische Hss. wie Lin Mittelalter scheint es im Altertum nicht gegeben zu haben, wenigstens liegen keine Beispiele vor. Kenyon, der die grofse Wichtigkeit dieses neuen Arguments gebührend gewürdigt hat, verfügte über zwei Beispiele: die Bittschrift an den Präfekten Turranius vom J. 10 v. Chr. ca. (vgl. pl. XIV) und den Kontrakt vom J. 88 n. Chr. (vgl. pl. XVII). i) In- zwischen sind durch die glücklichen Ausgrabungen von Grenf eil - Hunt neue Beispiele zu Tage gefördert: so eine Bittschrift aus der Zeit des Tiberius (P. Oxy. n 282), eine Steuerprofession vom J. 66 n. Chr. (P. Oxy. II 246) und ein Kontrakt vom J. 94 (P. Oxy. II 270). Fürs III. Jahrh. v. Chr. wäre auch auf den Brief des Polykrates hinzuweisen (Mahaffy P. Petr. Taf. II 2). Nach meiner Erinnerung giebt es auch im Berliner Museum solche Stücke^), wahrscheinlich auch in anderen Sammlungen. Es würde eine sehr nützliche Aufgabe sein, alle diese uncialgeschriebenen und dabei genau datierten ür-

1) Vgl. auch seinen Hinweis auf die poll-tax rolls auf S. 86 ff.

2) Unter den in Faksimile edierten gehört meine „Tafel" XII d hierher, zwar nicht genau datiert (wohl um 200 anzusetzen). Vgl. auch das Edikt Trajans BGU I 140 Taf. 2.

Ulrich Wilcken: Zur Paläographie 367

künden zu sanuneln und in guten Lichtdrucken in einer besonderen Mappe als Marksteine der Entwicklung der Unciale zu edieren.

Alle diese Gesichtspunkte, zu denen nun noch die paläogi'aphischen (Accentuation u. s. w.) hinzukommen, sind auch von K., wie gesagt, bei Abschätzung der einzelnen Hss. verwertet worden. Für die Theorie der Paläographie würde vielleicht folgendes Vorgehen besonderen Erfolg ver- sprechen. Man müfste zunächst deutlich herausheben und in chronologischer Folge für sich stellen diejenigen Uncialtexte, die datiert sind oder auf Grund der obigen sieben nicht - paläographiscben Gesichtspunkte resp. durch frappante Ähnlichkeit mit einer der datierten Uncial-Urkunden sich approximativ datieren lassen. Diese müssen das Gerüst füi- den ganzen Aufbau bilden. Nur von diesen suche man zunächst durch minutiöse Be- obachtung aller paläographiscben Eigentümlichkeiten die Entwicklung der Unciale durch die Jahrhunderte festzulegen, gehe hierbei aber nicht von der Voraussetzung aus, dafs man durch Ineinanderschachtelung eine einzige Ent- wicklungsreihe herausdestillieren müsse, sondern lasse a priori die Möglich- keit offen, dafs mehrere parallele Reihen neben einander her- gingen, und weise darnach die einzelnen (datierten) Hss. der entsprechen- den Reihe zu. Es gilt eben auch hier, wie ich es schon oben für die Cursive betonte, aus dem vor uns liegenden Knäuel ver- schiedenartiger Fäden die gleichartigen herauszusuchen und an- einander zu knüpfen. Erst nachdem man jene sicher oder annähernd datierten Hss. in dieser Weise geordnet und ein Bild von der Entwicklung der Unciale gewonnen hat, versuche man auch denjenigen Hss., für die die obigen Gesichtspunkte keinen oder keinen genügenden chronologischen Anhalt ergeben, nach Mafsgabe der Buchstabenformen, des Ductus u. s. w. in der entsprechenden Reihe ihren Platz zu geben, jedoch mit einem Fragezeichen.

Wenn ich hier annehme, dafs die Schrift sich in mehreren nebenein- ander verlaufenden Linien entwickelt hat, so weifs ich wohl, dafs ich einer herrschenden Meinung damit entgegentrete. Es fehlt mir leider die Mufse und auch die Gelegenheit, in Originalsammlungen zu arbeiten, um diese These selbst eingehend zu prüfen. So mufs ich die Nachprüfung Glück- licheren überlassen und beschi'änke mich darauf, meine Vermutung, die sich im Augenblick nur auf Faksimiles und auf Erinnerungen stützt, zur Diskus- sion zu stellen. Man nimmt gewöhnlich an und auch durch Kenyons Buch geht dieser Grundgedanke , dafs zur Zeit immer eine Art zu schreiben herrschend gewesen sei, dafs also die eine immer die andere ab- gelöst habe. Wo es nicht ganz stimmt, spricht man von „Ausnahmen". So soll entweder Steilschrift oder Schrägschrift, entweder Schmalschrift oder Breitschrift, runde oder eckige Schrift geheiTScht haben, die Buchstaben 60OC sollen entweder oval oder kreisrund gewesen sein u. s. w. Nach solchen Gesichtspunkten hat man verschiedene Perioden der paläographiscben Entwicklung konstruiert und dann die Neuerscheinungen je nach dem der betreffenden Periode zugewiesen. Dafs diese Grundanschauung für die Cursive nicht zutrifft, habe ich schon oben S. 364 angedeutet, und wie sollte es auch anders sein!

Mit der Unciale ist es aber, wie mir scheint, nicht viel anders gewesen. Zwar herrscht hier nicht dieselbe Freiheit wie in der Cursive, denn durch die Absichtlichkeit und Künstlichkeit, im besonderen dm-ch das Kopieren von

368 n. Referate und Besprechvuigen

Vorlagen wird sie gebunden. Aber schon diese Vorlagen können verschiedene Typen zeigen. Bis jetzt hat m. W. nur Ceriani, wenigstens für- einen Spezialfall, Einspruch gegen die herrschende Meinung erhoben, indem er behauptete, dafs im V. VIII. Jahrhunderte wenigstens in Ägypten neben den kreisrunden Formen von €0OC auch schon die ovalen, die man sonst als die jüngeren, aus jenen abgeleiteten anzusehen pflegt, nebenhergegangen seien. ^) Mir scheint, dafs wir diese Erkenntnis auf den ganzen Verlauf der Schriftentwicklung, so weit wir ihn jetzt überblicken, also vom III. Jahrh. V. Chr. an, ausdehnen müssen. Ich erkenne nach diesem Gesichtspunkt mindestens zwei nebeneinander laufende Reihen. Der Klasse mit ovalen Formen von 60OC gehören z. B. folgende Texte an:

Platon's Phaedon (P. Petr. I Taf. V— VIII), nach Mahaffy III. Jahrh. V. Chr.

Bacchylides, nach K. I. Jahrh. v. Chr., Blass I. n. Chr., Grenf.- Hunt I/II. n. Chr. 2)

Thukydides (Oxy. I 16, Taf. IV), nach Gr.-H. I. Jahrh. n. Chr.

Demosthenes JT^o' d^ (Oxy. I 26, Taf. Vn), nach Gr.-H. IL Jahrh.

n. Chr., nach K. (S. 77 Anm. l) I. Jahrh. n. Chr. Platon's Gesetze (Oxy. I 23, Taf. VI), älter als 295, nach Gr.-H.

ca. 200 n. Chr. Demosthenes c. Timocr. (Oxy. II 232, Taf. IV), nach Gr.-H. H/III.

Jahrh. (Halbunciale). Sappho (Oxy. I 7, Taf. II), nach Gr.-H. und K. (S. 109) IE. Jahi-h. Aristoxenos (Oxy. I 9, Taf. IH), nach Gr.-H. HI. Jahrh. Ilias V (Oxy. II 223, Taf. I), nach Gr.-H. III. Jahrh. Pherekydes (P. Grenf. II 11, Taf. IV), nach Gr.-H. III. Jahrh. Tragiker (P. Grenf. II 12, Taf. HI), nach Gr.-H. HI. Jahrh. Pastor Hermae (Wilcken „Tafeln" HI), nach K. IH. Jahrh. 3) Die hier wiedergegebenen Datierungen der Editoren stehen durchaus nicht alle fest. Gerade wenn man die Texte so nebeneinander hält als Repräsen- tanten einer Entwicklungsreihe, und in dem Oval nicht mehr ein Argument sieht, das auf die spätere Zeit hinweist, wird man vielleicht noch manche Umstellung machen wollen.^) Doch so viel scheint mir klar, dafs wir hier

1) Ich entnehme dies dem Zitat bei Mahaffy, F. Petr. I S. .59, da die Arbeit Cerianis, Einleitung zur Faksimile -Ausgabe des Cod. Marchalianus (Rom 1890) mir nicht zugänglich ist.

2) Mü' scheinen die Einwendungen von Gr.-H. gegen K.s Ansatz (Oxy. I S. 5.3 Anm. 1) nicht unberechtigt. Ob freilich die Schrift am Rande bis ins II. oder gar III. Jahrh. gerückt werden darf, weifs ich nicht. Wenn mit- jetzt die Zuweisung des Bacchylides in den Anfang des I. Jahrh. n. Chr. am wahrscheinlichsten ist, so bewegt mich dazu weniger das dreistrichige Z, an dessen Beschränkung auf die Ptolemäerzeit ich nicht glaube, sondern vielmehr die häufige Verwendung des ptolemäischen ~r, mit dem nach Hnks überhängenden Horizontalstrich. Dies hört, wenn ich recht sehe, im I. Jahrh. n. Chr. thatsächlich auf. Sonst sehe ich keine speziell i^tolemäischen Formen.

3) Ich habe früher ans V. Jahrhundert gedacht. Nach dem obigen neuen Gesichtspunkt zögere ich nicht, es für älter zu halten. Doch braucht man über das IV. Jahrh. wohl kaum /zurückzugehen.

4) So scheint mir die Sappho zu spät angesetzt zu sein. Auch den Aristo- xenos würde ich für älter halten, ja wegen des ptolemäischen T (mit nach links überhängendem Querstrich) wiü'de ich sogar ans I. Jahrh. n. Chr. denken.

Ulrich Wilcken: Zur Paläographie 369

Vertreter einer und derselben Art zu schreiben vor uns haben, deren Eigen- heiten nicht nur in den ovalen Formen 60OC, sondern auch in manchen anderen Buchstaben, wie z. B. dem ^^ = gj, entgegentreten. Die ovale (resp. kreisrunde) Form jener Buchstaben ist nur eine Wirkung des Gesamtductus. Innerhalb dieser Gruppe könnte man noch wieder unterscheiden die rein uncialen und die halbuncialen , dann nach den oben angedeuteten Gesichts- punkten die sorgfältig und die flüchtiger geschriebenen u. s. w.

Neben dieser Klasse geht nun gleichzeitig eine zweite her, die kreis- runde oder doch annähernd kreisrunde Formen von 60OC bietet. Ent- sprechend ist der ganze Ductus, wie schon angedeutet, ein anderer als in der ersten Klasse. Ich hebe z. B. folgende Vertreter der zweiten Klasse hervor: Euripides' Antiope (P. Petr. I Taf. I, 11), nach Mahaffy III. Jahrh. V. Chr., nähert sich mehr den kreisrunden als den ovalen Formen. Vgl. auch Taf. X ebendort. Hyperides in Athenog. (vgl. K. pl. XII), nach K. IL Jahrh. v. Chr.

Hier sind ausgeprägte runde Foraien. ^) Dialekt. Fragment in Paris (vgl. K. pl. XI), älter als 160 v. Chr., nach K. II. Jahrh. v. Chr. Auf der Grenze zwischen Kreis und Oval. Rhetor. Fragm. (Oxy. II 216, Taf. V), aus Tiberius' Zeit. Odyssee-London (K. pl. XV), nach K. I. Jahr. n. Chr. Kontrakt vom J. 88 n. Chr. (K. pl. XVII). Metriker (Oxy. H 220, Taf. VI), nach Gr.-H. I/II. Jahrh. nias (Oxy. I 20, Taf. V), nach Gr.-H. IL Jahrh. Eias-Bodl. (K. pl. XX), nach Thompson V. Jahrb., nach K. richtiger

n. Jahi'h. Demothenes d. coron. (Oxy. I 25, Taf. III unten), nach Gr.-H. III. Jahrh. Auch in dieser Klasse werden bei genauerer Durcharbeitung des Materials sich Unterabteilungen ergeben. Diejenigen, die zwischen beiden Klassen ver- mitteln, könnten auch als dritte Klasse zusammengestellt werden. Das aber scheint mir aufser Zweifel zu stehen, dafs durch alle Jahr- hunderte hindurch neben der ovalen Schrift die kreisrunde gegangen ist.

Ahnlich wird man auch finden, dafs Steilschrift und Schrägschrift immer nebeneinander gelaufen sind. Ich leugne nicht, dafs aus dem jetzt vorliegenden Material (!) in der späteren Zeit, namentlich im HI. Jakrh. n. Chr. eine gewisse Vorliebe für die Schrägschrift hervoi'zugehen scheint, wie die alten Texte der Ptolemäerzeit die Steilschrift zu bevorzugen scheinen. Aber Ausnahmen giebt es auch jetzt schon. So hat das dialektische Frag- ment (n. Jahrh. v. Chr.) eine Schriftneigung nach rechts, was namentlich

1) Ein strikter Beweis für das II. Jahrh. liegt nicht vor. Mir scheint nicht ausgeschlossen zu sein, dafs dieser Hyperides ins m. Jahrh. v. Chr. gehört. Jeden- falls zeigt schon dieser eine Text, dafs MahaflFy's aus dem neuen Material gezogener Schlufs, die Schrift mit kreisrunden Formen von G0OC sei erst in der Kaiser- zeit mit Rücksicht auf die kleinen dunklen Kirchen erfunden worden, nicht zu- treffend ist. Vgl. auch den Kontrakt vom J. 88 n. Chr. MahaflFy stand eben trotz Ceriani auf dem Standpunkt, dafs die eine Art die andere abgelöst haben müsse, und so nahm er an, dafs man in den alten Zeiten immer oval geschrieben habe.

370 II- Referate und Besprechungen

auf die Formen von a X Ö nicht ohne Einflufs geblieben ist. Auch unter den herkulanensischen Rollen^) finden sich solche mit entschiedener Schräg- schrift neben der Steilschrift. Vgl. Scott, Frag. Hercul. S. 227 und sonst. Andererseits hat es im III. Jahrh. n. Chr. und später auch immer Steil- schrift gegeben (vgl. Demosth. d. cor.), wie denn überhaupt die voll aus- gebildete Rundschrift sich natürlich immer steil gehalten hat.

In dem VI. und letzten Kapitel (fJie fransiüon to vellum) behandelt K. die Verdrängung des Papyrus durch das Pergament für die litterarische Überlieferung. K. verficht hier die These, dafs nach dem in. Jahi-h. n. Chr. für litterarische Zwecke Papyrus nicht mehr verwendet worden sei, oder doch nur in wenigen Ausnahmen. Diese Ausnahmen sucht er dadm-ch ab- zuschwächen, dafs er sagt, sie seien in no case of much palaeogro/pMcal im- porfance (S. 115) oder feiv and unimportcmt (S. 111). Das ist wieder diese merkwürdige Auffassung, die ich schon oben S. 359 zurückgewiesen habe. Warum soll z. B. die Schrift der Zauberiexte, die K. ins IV. Jahrh. setzt ^), von geringerer Bedeutung sein als die Schriften vor dem IV. Jahrh.? Ob der Sieg des Pergaments über den Papyrus im IV. Jahrh. ein so voll- ständiger gewesen ist, wie K. annimmt, ist weiter zu untersuchen. Ich hatte jetzt nicht Gelegenheit, den in diesem Kapitel aufgeworfenen Fragen genauer nachzugehen, und behalte mir vor, eventuell später bei Besprechung von Dziatzkos Buch, das sich hiermit zum Teil berührt, darauf zurück- zukommen.

Ich möchte von dem Buche Kenyons nicht scheiden, ohne nochmals hervorzuheben, welche Fülle von Anregungen ich ihm verdanke. Kenyon hat damit eine Basis füi- alle weiteren Untersuchungen gegeben.^)

Über Wesselys Schrifttafeln kann ich mich kürzer fassen, denn hier sind nicht die Grundfragen der Paläographie aufgerollt, sondern es ist ein einzelnes, praktisches Ziel angestrebt worden: der Herausgeber will in Ergänzung der bewährten Lehrmittel, die meist nur die späteren Zeiten berücksichtigen, durch eine Auswahl von Reproduktionen datierbarer oder an- nähernd datierbarer Hss. aus den älteren Jakrhunderten dem Anfänger einen Einblick gewähren in die Entwicklung der lateinischen Schrift bis zu ihrer

1) Es ist eine der überraschendsten Neuerungen Kenyons, dafs er die herku- lanensischen Rollen nicht ins I. Jahrh. n. Chr., sondern um ca. 50 v. Chr. ansetzt (S. 70 ff.). Ich habe diese These noch nicht nach allen Richtungen präfen können. An die Beweiskraft von A und Z glaube ich allerdings nicht. Was K. auf S. 73 über A sagt, ist inzwischen widerlegt durch die unciale Steuerprofession vom J. 66 (Oxy. II 246 Taf VII): hier finden sich genau dieselben Formen, auch mit der eigenartigen Schleife in der linken Ecke, gleichfalls in 2 Zügen geschrieben. Auch Y und M haben hier Ähnlichkeit mit den Herculan.

2) Ins IV. Jahrh. gehört wohl auch der Zaubertext P. Lond. I 121 (Atlas pl. 51 ff.), den K. ins III. setzt. K. selbst sagt S. 156 Anm. 2, dafs die Fonn d lui- 5 in der ich eine Beeinflussung durch das Latein sehen möchte (vgl. oben S. 360) nicht vor dem IV. Jahrh. erscheint. In diesem Text begegnet sie aber sehr häufig.

3) Nach Druck des obigen Aufsatzes ging mir Smyly's Besprechung von Kenyon's Buch zu (Hei-mathena X S. 425 ff.). In J. Gilbart Smyly begrüfsen wir einen tüchtigen neuen Mitarbeiter auf unsenn Gebiet.

Ulrich Wilcken: Zur Palilocrraphie 371

Spaltung in die NationalschriftenJ) Zu diesem Zweck sind 20 Tafeln mit Schriftproben ediert, denen kurze Erläuterungen und Transkriptionen der Texte unter der Überschrift „Wie haben die alten Römern geschrieben?" vorangeschickt sind.

Mit diesem Plan kann ich mich um so mehr- einverstanden erklären, als er für die lateinische Paläographie genau dasselbe Ziel verfolgt, das ich vor zehn Jahren mit meinen „Tafeln" für die griechische angestrebt habe. Auch die vom Herausgeber zur Erreichung seines Zieles aufgewandte Mühe ist des Lobes wert. Nur das Eine ist sehr zu bedauern, dafs er, zum Teil wegen der Natur der Vorlagen, nicht photographische Reproduktionen hat bieten können, sondern zur Autographie gegrifien hat. Wessely sieht zwar für seine isagogischen Zwecke in der Autographie in sofern einen Vor- teil, als sie „den Anfänger vor den Irrungen bewahrt, welche Fasern und Ritze dem Auge bereiten" (S. 5). Da die Papjrusfasern thatsächlich auch Geübteren gelegentlich ein Schnippchen schlagen, müfste der Anfänger, meine ich, um so eher gegen diese äuTseren Gefahren von vornherein gewappnet werden. Vor allem aber, durch autographische Reproduktionen bekommt der Benutzer keine lebendige Anschauung von der Oberfläche, von der die Schrift sich abhebt, imd die auf sie nicht ohne Einflufs ist; er weifs nicht, ob die Lücken, die er vor sich sieht, beabsichtigte Spatien sind oder gewaltsame Unterbrechungen der Schrift; er kann auch mit den Buchstaben- resten in der Autographie nichts anfangen, während in der Photographie ein geübtes Auge die zusammengehörigen Reste der Buchstaben zu verbinden lernt. Auch fehlen in der Autographie die so erwünschten Anlässe, um den Anfänger in gewisse Seiten des Buchwesens einzuführen.

Sehr bedenklich ist die Methode, nach der Wessely die Löcher der Papyri wiedergegeben hat: er umi*ändert sie, ohne sie durch Schraffierung vom übrigen deutlich abzuheben. Wenn solche Randzeichnungen gar, wie häufig, in eine Schriftzeile hineingeraten, so weifs man garnicht, welche Linien den Buchstaben, welche den Zeichnungen angehören. Vgl. z. B. die letzten Zeilen auf Taf. IV. Wieviel klarer und weniger ii-refükrend ist trotz der Fasern die gute Photographie, die in der Palaeographical Society II 90 und bei Arndt-Tangl von dieser Urkunde geboten wird! Das gilt von allen Fällen, in denen photographische Reproduktionen verglichen werden können. Vgl. z. B. auch Taf. HI, wo die feste, sichere Hand des Originals in diesen zittrigen Zeichnungen kaum wiederzuerkennen ist. Selbst ein so klarer Text wie Nr. 10 auf Taf. V kann den Vergleich mit der Photographie in P. Grenf. n pl. V nicht aushalten. Hier zeigt es sich sogar, dafs die Schriftüge zimi Teil recht ungenau und willkürlich wiedergegeben sind. Man vgl. nur ])ro- curator in Z. 2: da sind in der Photographie noch charakteristische Züge des p sichtbar, die bei W. fehlen; das erste o ist völlig mifslungen, da W. es mit dem h der nächsten Zeile, das seinerseits auch nicht klar heraus- gekommen ist, in ganz mifsverständlicher Weise verbunden hat. Noch schlechter ist das Wort Odobrium in Z. 4 geraten: die in der Photographie deutlichen Spuren von odo fehlen fast ganz, auch m ist ungenau wieder- gegeben, und von dem r wird der Anfänger ein ganz falsches Bild be-

1) Unter den Büchern, die er neben den Tafeln zu benutzen empfiehlt, hätte vor allen Thompsons Handbook nicht fehlen sollen.

372 II- Referate und Besprechungen

kommen, zumal es durch das kleine Loch daneben wie ein gi-iechisches P aussieht. Nach solchen Proben verliert man das Zutrauen auch zu den anderen Texten, die man nicht mit Photographien vergleichen kann. Die mühselige Arbeit, der sich der Herausgeber durch eigenhändige Anfertigung der Zeichnungen unterzogen hat, ist gewifs aller Achtung wert, aber das Resultat kann darum doch nicht gutgeheifsen werden.

Die vorgelegten Proben, die chronologisch geordnet sind, umfassen die Zeit von Augustus bis zum VI. Jahrhundert und zeigen sowohl die Entwicklung der Cursive wie der Unciale. Die meisten Texte waren schon bekannt, doch begegnen auch einige neue Stücke aus der Eainer-Sammlung, worüber man ja um so mehi* erfreut ist, als diese Freude zu den seltenen gehört. ^)

Unter diesen Nova sind am interessantesten die auf Taf. I vereinten Stücke, Briefe aus der Zeit des Augustus, wie W. aus dem römisch-gi-iechischen Doppeldatum richtig erschlossen hat. Es sind in der Wiener Rolle mehrere Briefe, von verschiedenen Händen an dieselbe Person gerichtet, aneinander geklebt wie man die eingegangenen Steuerdeklarationen in den Bureaus aneinander klebte. Das war also die Art, wie man empfangene Originale aufbewahrte. Wie man andererseits die Briefe, die man selbst an andere geschrieben hatte, in Kopien sammelte und ordnete, haben wir im 1. Heft dieser Zeitschrift (S. 168) aus dem Ashmolean-Papyrus gelernt. So haben wir jetzt eine klare Vorstellung davon, wie man im Altertum die modernen „Briefordner" und „Kopiermaschinen" ersetzt hat. Dafs man im geschäft- lichen Leben solche Korrespondenzbücher, genannt Uhri litterartcm missariim, resp. adlatarum kannte, wufsten wir schon aus Cic. Verr. 1. HI 71, 167. Vgl. Mommsen, Rom. Strafr. S. 418^; v. Premerstein s. v. commentarii bei P.-Wissowa.

Paläographisch sind diese Texte darum so interessant, weil sie uns zeigen, wie verschiedenartig auch das Latein ebenso wie das Griechisch zur selben Zeit geschrieben wm-de. Ein bilingues Ostrakon, das ich in Ägypten erwarb, aus derselben Zeit wie diese Briefe stammend (19. Juni 18 V. Chr.), zeigt in seiner lateinischen Unterschrift^) vielleicht der ältesten genau datierten lateinischen Hs.! wiederum völlig andere Formen.

Wenn W. im Übergang zu Nr. 2 sagt, „in der Folgezeit" sei allmählich durch Ligaturen etc. die Cursive entstanden, so ist die zeitliche Angabe kaum richtig. Wenn uns meines Wissens auch keine Proben aus älterer Zeit vorliegen, so ist es doch nicht zweifelhaft, dafs man auch schon in der Republik eine ausgebildete Cursive gehabt hat. Auch der sehr sauber ge- schriebene Brief auf Taf. I zeigt, dafs dem Schreiber, wenn er weniger sorgfältig schrieb, die Cursive geläufig war. Man sehe nur die elegante (übrigens vom Griechischen sich nicht unterscheidende) Ligatur von me am SchluTs von Z. 4.

Auf Taf. II giebt W. Proben vom Carmen de hello Actiaco und von pompeianischen und dacischen Wachstafeln. Die Schrift des carmen, die in

1) Inzwischen sind uns neue Proben lateinischer Unciale und Cursive be- scheert worden durch die glänzende Publikation von Jules Nicole et Charles Morel, Archives militaires du I" siecle, Geneve 1900. Die ausgezeichneten Lichtdrucktafeln lassen auch den Paläographen an diesem schönen Funde teil- nehmen. Zur Sache vgl. auch Theod. Mommsen, Hermes 35, 443 flf.

2) Die Subskription lautet: acc- (= accepij art[abas] frumfenti . . .

Ulrich Wilcken: Zur Palüographie 373

der lateinischen Paläographic sonst Kapitalschrift genannt wird, nennt W. ünciale im weiteren Sinne. In späteren Nummern freilich redet er wieder von Kapitalschrift. Ich würde gegen den Verzicht auf die „Kapitalschrift" nichts einzuwenden haben, schon damit wir gleiche Erscheinungen in der griechischen und der lateinischen Schrift mit gleichen Namen belegen, denn auch dort haben wir Schriftarten, die mit der der Inschriften in engsten Beziehungen stehen und doch als Unciale bezeichnet werden. Warum soll denn auch nicht die an die Steinschrift erinnernde Schi-ift eine der vielen Arten der Unciale bilden? Man mufs nur auch hier das Gleichartige mit- einander verknüpfen.

Bei Nr. 10 (Taf. V) vom J. 167 hat sich W. darauf beschränkt, die Lesungen der Editoren Grenfell-Hunt abzudrucken, wiewohl sie verbesserungs- bedürftig sind. Die Ortsbestimmung in Z. 9 und 11 wird bisher ad^) Fiilvinos gelesen. Grenfell-Hunt haben wohl auf die Ähnlichkeit dieses F mit dem j; in imp hingewiesen, haben aber nicht den notwendigen Schlufs gezogen: es heifst vielmehr ad pulvinos oder auch Pidvinos, d. h. „bei den Sandbänken", wozu das folgende ml staüone(m) Uhurnes den besten Kommentar giebt. Dagegen hat man das einzige f, das in diesem Fragment begegnet, über- sehen. Z. 9 wird gelesen seides (?) interveniente etc. Statt des sinnlosen seides lese ich fides. Damit gewinnen wir eine interessante und neue juristische Formel: fide denn so ist offenbar statt fides zu emendieren, •vgl. viele andere Deklinationsfehler in diesem Text ^) intervenire etc., was mit fide iuhere zu vergleichen ist. ^)

Beim Übergang zum IV. JahrhundeiH: weist W. mit Recht auf die nun stärker werdende wechselseitige Beeinflussung des Griechischen imd Latei- nischen hin (vgl. oben S. 360). Ein interessantes Beispiel schon aus einem früheren Jahrhundert von einer griechischen Schrift, die vom lateinischen Ductus beeinflufst ist, hat oben S. 336 ff. Zereteli mitgeteilt und gewüi-digt. Aus dem IV. Jahrhundert bietet die Abinnaeus-Korrespondenz (vgl. oben S. 162 ff.), die aus den Kreisen einer griechisch-römischen Mischbevölkerung hervor- gegangen ist, weitere Belege. Da finden sich manche lateinische Einzel- heiten, wie im Atlas Lond. II 98 das ß, vor allem aber ebendort Taf. 100, die einen völlig lateinischen Ductus zeigt. Von den früheren Publikationen ist mü" immer ein interessantes Beispiel für die Beeinflussung des Griechischen dui'chs Lateinische die Kopie der Bittschrift gewesen, die aus der Kanzlei des Theodosius und Valentinian nach Elephantine zurückgeschickt woi*den ist (P. Leid. Z) paläographisch eine der interessantesten Urkunden, die gleichwohl weder von Kenyon noch von Wessely herangezogen ist.

Weshalb die auf Taf. IX reproduzierte Schrift der Massman'schen Urkunden immer als Kaisercursive bezeichnet wird, wie auch hier

1) In 11 ist <^ad^ zu ergänzen.

2) Man könnte an fide s(ua) denken. Aber nichts spricht für Abbreviatur.

3) Auch sonst finden sich manche Ungenauigkeiten in der Transkription. In Nr. 15 (Taf. VII) steht im Faks. Costanti, bei W. Constanti. Eines von beiden ist falsch. In Nr. 16 steht nicht £v%o[i(xi., sondern sv^ons. In Nr. 17 ist clarissimus nicht c' abgekürzt (W.), sondern c% wo s Zeichen der Abbreviatur ist. In 21, 6 liest W. statilis, erklärt es als stativis. Die Erkläiaing ist richtig, aber zu lesen ist statibis. Im griechischen Teil ist ■ii<xtEQ)^o(isv(ov sl[g] &[i]]ßa[Q unwahrscheinlich. Ich denke %. g:ä[6] @r]ßcc[ldos?.

374 W. Referate und Besprechungen: Ulrich Wilcken: Zur Paläographie

wieder, ist mir nie klar geworden. Es ist thatsächlich die Schrift der kaiserlichen Kanzlei. Unter einer Kaisercursive könnte ich mir niir eine Cursive denken, die die Kaiser selbst geschrieben haben. Nach den vor- liegenden Tafeln sollte man denken, dafs wir solche nicht kennen. Und doch habe ich schon vor Jahren ein völlig sicheres Beispiel eines kaiser- lichen „Autographen" nachgewiesen. Es steht in jenem P. Leid. Z aus der Zeit des Theodosius und Valentinian, den W. einst sehr verkehrt erklärt hat. In meiner Ki-itik dieser Arbeit (Berl. phil. Woch. 1888 Sp. 1205 ff.) wies ich nach, dafs die von mir gelesenen Worte Bene välere te cupimus eigenhändige kaiserliche Unterschrift sein müssen. Dafs sich W. dies Beispiel einer echten „Kaisercui-sive" im vorliegenden Heft hat entgelten lassen, ist bedauerlich. Auch für die mächtige Schrift auf Taf. XI bietet dieser Leid. Z in seinem Anfang eine lehireiche Parallele.

Nachdem bis Nr. 31 verschiedene Arten von Cursive aus den Raven- natischen Urkunden mitgeteilt sind, wendet sich W. von Taf. XIII an wieder der Unciale zu, die in verschiedenen z. T. sehr berühmten Repräsen- tanten vorgeführt wird. Zum SchluTs kommen noch einige Nachträge aus den Oxyi-hynchostexten. Auch von Nr. 50, dem schönen Brief aus dem II. Jahrh. n. Chr., gilt es wieder, dafs die Autographie gegenüber der Photo- graphie vollständig versagt.

Dafs W. unter Nr. 13 eine Inschrift bringt, ist nur zu loben. Auch Gardthausen hat gelegentlich Inschriften herangezogen. Ich gehe noch weiter: wir müssen nicht bei einzelnen schüchternen Versuchen bleiben, sondern prinzipiell die Schrift der Steine und Bronzen etc. wieder für die Paläographie zurückerobern. Dafs die Trennung der Paläographie und Epigraphik nur aus praktischen Gründen erfolgte und sich wissenschaftlich ganiicht halten läfst, zeigen ja zur Genüge die vergeb- lichen Versuche, eine logische Definition der beiden Disziplinen aufzustellen. Vgl. Gardthausen S. 1. Das Gebot der Arbeitsteilung hat hier auseinander gerissen, was qjvßst zusammen gehört. Es bleibt nichts anderes übrig: wenn wirklich die Paläographie die Wissenschaft von der Schriftentwicklung sein soll, so müssen wii- reuig zu unserm ccQirjyezrjg^ Bernard de Montfaucon, zuriickkehren und ohne Rücksicht auf das Material die gesamten Schrift- denkmäler zusammenfassen.

Breslau. Ulrich Wilcken.

ni. Mitteilungen.

Fritz Krebs '}'.

Seit dem Erscheinen des ersten Heftes unseres Archivs hat die PapyiTisforschung einen ilirer eifrigsten Jünger verloren. Zumal sein Name auch unter den Mitherausgebern dieser Zeitschrift stand, sei ihni ein Wort der Erinnerung hier geweiht.

Was Fritz Krebs, der im Alter von zweiunddreifsig Jahren durch einen plötzlichen Tod von unheilbarem Leiden erlöst wurde, in den wenigen Jahren wissenschaftlichen Lebens, die ihm beschieden waren, als Editor und Interpret der griechischen Papyri und Inschriften geleistet hat, ist uns Allen bekannt, und es erübrigt sich, die zahl- reichen Scliriften, in denen er die Resultate seiner Studien nieder- gelegt hat, hier im Einzelnen aufzuzählen. Weniger bekannt ist, dafs er in den letzten Jahren in beständigem Kampf mit jenem Leiden nur durch Aufwand aller Energie seiner Wissenschaft hat dienen können. Krebs' Name ist vor allem mit der Berliner Papyrussammlung, der er seit 1889 erst als Hilfsarbeiter, dann als Direktorial- Assistent vorstand, auf das engste verknüpft. Er hat nicht nur durch die musterhafte Ordnung der Sammlung und die sorgsame Konsei'vierung der Papyri sich ein bleibendes Verdienst erworben, sondern hat auch an der Ge- samtpublikation dieser Sammlung einen hervorragenden Anteil genom- men imd hat, abgesehen von den Editionen, durch die mnfassenden Indices, die ersten derartigen auf diesem Gebiet, sich unser Aller Dank verdient. In richtiger Wüi-digung der verantwortungsvollen Vermittler- stellung, die heute die Hüter solcher Schätze der gelehrten Welt gegen- über einnehmen, hat Krebs die Benutzung der ihm anvertrauten Sammlung dui'ch Andere stets gefördert und ist allen den zahlreichen von aus- wärts kommenden Bitten um Prüfung oder Durchpausung einzelner Stellen oder um Auskünfte der verschiedensten Art mit immer gleicher Bereitwilligkeit und Liebenswürdigkeit nachgekommen. Manche der in den letzten Jahren auf unserm Gebiet erschienenen Arbeiten legen von dieser stillen Mithilfe des Verstorbenen ein beredtes Zeugnis ab, und auch Mancher, der ihn nicht persönlich kennen gelernt hat, wird schon um dieser liebenswürdigen Seite willen ihm ein freundliches Andenken bewahren. In unserer jungen Wissenschaft aber wird sein Name un- vergessen bleiben. ,,, . , „,., , *= Ulrich Wilcken.

376 in. Mitteilungen

A large find of Ptolemaic papyri.

Since our discoveries at Behneseh in 1897, it has naturally been our ambition to make a find of corresponding value for the Ptolemaic period, and in particular to discover another cemetery of mumniies with, papyrus cai-tonnage like those found by Petrie at Gurob. In 1898/9 fortune was unpropitious, for though we found such a cemetery (Archiv. I p. 217) at Harit, damp had ruined the papyri. This year however our luck quite surpassed all our hopes, and our new collection promises to be of greater importance for the Ptolemaic period than the Oxyrhynchus papyri are for the Roman and Byzantine.

Our excavations last winter were conducted on behalf of the University of California. The site which we selected is called Umm el Baragät and is in the south of the Fayyum on the desert side of the Bahr Gliarak, three miles south of the village of Tutün. The ancient name of it proved to be Tebtunis (or Teptunis, as it is often spelled in the papyri), and the sur- rounding ^SQtg, as could be predicted from the results gained by our pre- vious excavations in the Fayyiim (Archiv 1. c), was that of Polemo. A map of the Fayyiim incorporating all the geographical Information obtained from our researches in that district will appear in our next volume for the Egypt Exploration Fund, 'Fayyum Towns and their Papyri'.

So much digging has been done in the Fayyum during the last 20 years, and so few sites have been left unexamined, at any rate by the natives, that the obscurity in which Umm el Baragät has lain so long, unnoticed either by dealers or by archaeologists , is at first sight surprising; for the ancient town is one of the largest sites in the Fayyum, the mounds cover- ing an oval half a mile in length. Its immunity from native diggers is due probably to the same cause as that which preserved Behneseh, namely the fact that the major portion of the town ruins, including those nearest to the cultivation, are not earlier than the Arab Invasion, and therefore the sebakhin had never found anything of importance. Only the southern part of the site, facing the desert, was Roman, the line of demarcation being clearly indicated on the mounds by the change in the pottery. At the extreme south end some Ptolemaic potsherds were mingled with the Roman, and we began work along that side on Dec. 3, 1899. Starting with 40 workmen whom we had brought with us, chiefly old hands at papyrus digging, we soon increased the numbers to 100, and later to 140.

The first day's excavations yielded a number of demotic, Greek and hieroglyphic papyrus fragments of the Roman period, a combination which pointed to the proximity of a temple; and it was not long before the plan of a large enclosure, 110 X 60 metres with walls three metres thick, dis- closed itself The north -east corner was occupied by a small brick temple of Seknebtunis, one of the numerous forms under which the crocodile god Sebek was worshipped in his nome, while round the sides of the enclosure were built the houses of the priests. The temple itself had been destroyed down to its foundations and produced no antiquities, but in the houses we found a good number of Greek papyri of the Roman period, with a few Ptolemaic and some fine demotic rolls. Most of the documents from the

Grenfell-Hunt: A larc^e find of Ptolemaic papyri 377

temple enclosure appear to be concerned with the priests. We then pro- ceeded to excavate other houses in the Roman town, in several of whicli papyri were fairly plentiful, noticeably a group of cellars containing docu- ments of Augustus' time, and two or three rooms on the floors of which we found bundles of from 10 to 15 rolls. Altogether the town yielded about 200 well preserved Greek papyri mostly of the first three centuries A. D. Literary fragments were few, and generally of the Iliad. Besides papyi-i we found several small hoards of Ptolemaic and Roman coins, ten-acottas, some inscribed votive statuettes, and the usual variety of miscellaneous objects, useful or ornamental. A week was devoted to Clearing out an early Coptic chmxh with interesting paintings and inscriptions on the walls, a process which owing to the cracked condition of the building was attended with some danger, but which was ultimately accomplished without accident.

On Jan. 5, 1900 we started work upon the cemetery which proved to be immediately south of the town and occupied us for two and a half months. Four groups of ancient Egyptian tombs were discovered, proving that Tebtunis was inhabited as far back as the time of the twelfth dynasty a discovery of considerable value for the Lake Moeris question , and from the Roman cemetery we obtained a number of portrait heads, like those found at Hawara and Rubayyät; but we pass on to the scene of our most important finds, the Ptolemaic tombs.

From its size and other indications the cemeteiy of Tebtunis must have been a centre of bui'ial for other villages also. The first group of Ptolemaic tombs that we found contained painted coffins and mummies uni- formly with cloth cartonnage, and may be assigned to the first half of the third Century B. C, before the custom of using old papyri instead of cloth as the basis of the cartonnage was adopted. In the biu*ials however which belonged to the next hundred years, where pottery or piain wooden coffins, if any, were employed, mummies with papyrus cartonnage were very com- mon. Most of the larger tombs had been plundered anciently, and in many other cases damp and salt had, as at Harit, spoilt the papyri; nevertheless we obtained 50 papyrus mummies in good condition with fragments of as many more. When to these are added those which we found at another site (v. inf.), the papyri from these mummies are likely to be quite as numerous as the Petrie Papyri. None of them have yet been opened, so it is impossible to state how much of the coUection is demotic or how many literary fragments there are. But one conclusion to which we had ah-eady been led by the other evidence and which is confirmed by our most recent excavations may here be stated. It is certain that the practice of using papyrus cartonnage for mummies, which probably began in the reign of Euergetes I, remained in common use as far as the reign of Euergetes 11. The bulk of the Petrie Papyri no doubt belongs to the reigns of Philadelphus or Euergetes I, but though that collection contains little which we should assign to a later date than about 170 B. C, there is in it, we think, a somewhat larger admixture of papyri belonging to the reigns of Philopator, Epiphanes and probably even Philometor, than has been yet admitted.

The papyrus mummies only represent half our total find of Ptolemaic papyri; the other half was discovered in a mann er which, so for as we know, is quite new. Adjoining the Ptolemaic burials of Tebtunis was a

378 ni. Mitteilungen: Grenfell-Hunt: A large find of Ptolemaic papyri

large cemetery of mummied crocodiles. Some thousands of these creatures were found vaiying in size from fully grown specimens 13 feet long to baby crocodiles just out of the egg, besides many sbam mummies wHch Lad the outward shape of a crocodile but when opened proved to contain a piece of bona or some eggs. The interest of these crocodiles lay in the fact that in some cases they were wrapped up inside one or more layers of imrolled papyrus sheets, while vacant Spaces especially in the head were stuflFed with rolls. As may be imagined, in Order to wrap up a good-sized crocodile in e. g. five folds of papyrus, many correspondingly long docu- ments were necessary; and though here too, as was inevitable, decay frora within or damp from without had often doue irreparable injury, the ba- lance which remains in a good or fair state of preservation is very con- siderable. Nearly all these papyri are Greek, though occasionally a de- motic roll was found buried beside a crocodile, and, so far as we can judge, they ränge from the time of Philometor to that of Augustus. Lite- rary fragments appear to be rather scarce, but there are many long and important official documents. Quite a large proportion of them seems to have come from the bureau of a certain Menches, xtoiioyQafiiiccrEvg of Ker- keosiris in the closing decades of the second Century B. C, and another large group belongs to the later part of Ptolemy Alexander's reign. The effect of the Tebtunis find as a whole is approximately to double the extant amount of Ptolemaic papyri written in Greek.

After finishing Umm el Baragät a week was devoted to exploring another Ptolemaic cemetery belonging to a much ruined site six miles to the east. Here a few more mummies with papjrrus cartonnage were dis- covered.

The Gizeh Museum has retained, besides a representative selection of the miscellaneous antiquities, the most important of the demotic papyri, including those found in the town or buried beside the crocodiles and eight large rolls which were discovered tied up together with a Greek letter of clout 100 B. C in some house rubbish in the Ptolemaic cemetery. The rest of the papyri have been sent to Oxford for publication. Subsequently they will be divided between the Museums of Gizeh and the University of California.

The editing of the Greek papyri, even though we hope to have the assistance of one or two other scholars, will be a long and difficult imder- taking, especially in view of both the delicate preliminary task of preparing the papyri from the mummy cartonnage and crocodiles for decipherment, and the press of our other work. Such time as we can this year spare from our annual volume for the Egypt Exploration Fund, which constitutes our first duty, is occupied by the publication of the important collection of Greek papyri which we have formed for Lord Amherst. The theological part of his collection, which includes a considerable fragment of the Ascensio Esaiae and a remarkable Christian hymn of the time of Constantine, will be issued in a few weeks, the remainder we expect to publish next year. The way will then be opened for the editing of the Tebtunis papyri.

Oxford. Beruard P. Grenfell.

Arthur S. Hunt.

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Archiv für Papyriisjorschjing I. 2.

I. Aufsätze.

Some new Fragments of Herodas.

The papyrus of Herodas, originally published in 189i, is, as is well known, imperfect at the end. Besides the continuous roll, which includes seven poems aud the first three lines of the eighth, eleven detached fragments were preserved, the text of which was published in an 'Addendum' to the volume {Classical Texts from Papyri in the British Museum) containing the editio princeps. There was no reason to suppose that any other fragments existed. In the course of 1900, however, a small box was sent to the British Museum, which was found to contain a quantity of papyrus fragments. The fragments were very small, many of them being redueed to mere powder, but it was evident at first sight that they formed part of the great discovery which restored to us in 1891 so many works of classical literature, pre- viously known or unknown. No doubt they had remained in the pos- session of some native of Egypt wlien the main bulk of the discovery was transferred to the British Museum, and it was only recently that they were brought to light and sent to rejoin their fellows.

The largest and best preserved of these fragments belong to the Herodas papyrus, and they are here printed in füll. I have first given the text of each fragment separately, numbering them in succession with the eleven previously known. I have then given the results of combining a number of them, which can be showu to form part of the four columns foUowing next after the continuous portion of the roll. This still leaves several fragments unaccounted for, and perhaps the ingenuity of others wiU carry the work of reconstruction further. I have not thought it right, however, to hold back the discovery longer from scholars in general, and prefer to submit it to the Coopera- tion of all who are interested m the subject. For the same reason (and also from doubts as to the possibility of its success, except upon the most limited scale) I have made little attempt at conjectural re- storation of the missing portions of the reconstructed columns.

Archiv f. l'apyrusforschung. I. 3. 25

380

I. Aufsätze

Frag. 12. cm. x 1.6 cm. yrAPNi

NeAKIN

Aevnw Belongs to Mim. VIII 15—17. 1. 15 A slight trace of the letter fol- lowing N remainSj which suits a perpendicular stroke better thau a curved one. 1. 18 The letter below the A in 1. 17 had a tall pei-pen- dicular stroke, as in cp or il^. This would suit Crusius' conjecture tl^rj- kacprjVy though the fragment con- taining the letters (pr}v is now re- moved to col. 35.

Prag. 13. 4 cm. X 1.3 cm. From the top of a column and the he- oinningjs of lines.

K

K

Ol

TO

KA' Joins frag. 3 on one side and col. 42 on the other, as is proved by the connection of the papyrus fibres. Frag. 3 therefore (VIII 50—65 in Crusius) now becomes col. 43 = VIII 22—37.

Frag. 14. 3 cm. X 1 cm. Be- ginnings of lines.

K

CX

03

K KP

Folio WS immediately below frag. 13, giving the first letters of VIII 27—32.

Frag. 15. 1.7 cm. X 0.6 cm. Ire

AH

Part of frag. 3, 11. 3—5 (= VIII 24—26).

Frag. 16. 0.7 cm. X 1.3 cm. TYro POYXA The papyrus fibres show that this small fragment is to be attached to frag. 3, 11. 8, 9 (= VIII 29, 30).

Frag. 17. 5 cm. X 3.4 cm. From the top of a column.

- e

re

n 1 1

rw <t)i

The surface of the papyrus has almost whoUy disappeared, as in the case of frag. 4 (see published facsimile pl. XXII), leaving only a few letters along the right-hand edge of the fragment. In 11. 2, 3, 6 the first letter may be either r or T. Frag. 4 foUows immediately below this fragment, and frag. 18 below that again, so that the entire height of the column is preserved, with the exception of the last line. The appearance of the papyrus suggested that it formed part of col. 43, and frag. 16 (in which the lower layer of papyrus is wanting) appears to complete the junction. The fibres correspond, and 1. 2 of frag. 4 has a trace of the end of the A which occui's in frag. 16.

Frag. 18. 1.3 cm. x 1.3 cm.

KON

[NOA

TO FoUows frag. 4; see above. 1. 1

Frederic G. Kenyon: Some new Frao'mentH of Ilerodas

381

The last letter miglit also he A. 1. 2 The last letter might also be M. Frag. 19. 5 cm. x 4.8 cm. Two contiguous fragments from the top of a column.

XOPOICAIONYCOY

KOMNKOAYMBW

eKBIHCOYAAC

nANTAAHNANN Blank Spaces after 11. 1 and 3 sliow that these are the ends of lines. The papyrus fibres show (as cer- tainly as is possible when actual contact is not obtained) that frag. 2 contains the beginning of the co- lumn following col. 43, and this fragment joins frag. 2, containing the ends of the first 4 lines in it (= VIII 40—43). There is a slight lacuna between the letters in the two fragments, but the upper mar- gins join exactly.

Frag. 20. 1.2 cm. X 0.9 cm.

rjXax vdo Joins frag. 2, 11. 6—8 (= VIII 45 47). The first line contains the bottoms of two perpeadicular stro- kes, the second coming slightly lower than the first. The last letter in 1. 2 might also be A or fi. Frag. 21. 5.2 cm. x 1.7 cm. From the top of a column. nN€YCAI CWnOYM THIBA TAYTIC ePFHC Joins frag. 8 a. The first letter in 1. 4 may also be T. Before the in 1. 5, two dots are visible, for-

111 ing tlie ends of a curved stroke, such as H, n or C.

Frag. 22. 2 cm. X 2 cm. From the top of a column. AAinATe

'HCeKAI- Joins frag. 21.

Frag. 23. 16 cm. x 2 cm.

.THPIHIKO GOnAPeON

orepwNM

Joins fragg. 21 and 22. The first line contains the lower parts of the letters in 1. 2 of frag. 22. Be- fore the T in 1. 2 is the end of a letter which may be a, X, or /n.

Frag. 4. 1.3 cm. X 0.4 cm. O O

HA Fits into the lacuna between the two parts of frag. 5, 11. 1 3. The top of each O is attached to the preceding letter by a ligature (in each case the end of a t). Frag. 5 belongs to the same column as frag. 8, as shown by Blass and Crusius.

Frag. 25. 5.6 cm. x 2.8 cm. From the bottom of a column. ON INEK NTeCKAI nOAAOlKAPTAT NMOYCHICING) 0AONCOCAOKO "ONAnNOYM "PONTIZYNer Joins fragg. 5 and 8 b. The last let- ter of the last line may also be a n.

Frag. 26. 2 cm. x 1.1 cm.

25*

382

I. Aufsätze

KBIHC

KPeco

TOYCC

Aercp

Joins frag. 25, 11. 1 5. In 1. 4, the last letter may also be a 0; and in 1. 5 the r may also be a T.

Frag. 27. 3 cm. x 1.1 cm. From the bottom of a colunin. YNex KWPY

nPHz Joins fragg. 25 and 26.

Frag. 28. 1 cm. X 0.5 cm. N/ KO! Joins frag. ^1, 11. 1 and 2.

Frag. 29. 2.4 cm. x 1.8 cm. From the bottom of a column. MOV NHAT AOPINOeN

Joins fragg. 27 and 28, and is itself joined by frag. 11, the letters noc in 1. 7 of that frag. foUowing im- mediately the MOV in 1. 1 of this frag. This shows that frag. 11 con- tains the ends of 11. 10 18 of this column.

Frag. 30. 2.8 cm. X 1.3 cm. From the end of a long line, or the bottom of a column.

TO)N Joins frag. 11, completing 1. 8 of it.

Frag. 31. 3cm.x 1.5 cm. Much defaced.

CY

ceA

OA! The colour of the papyrus, and the manner of its defacement, show

that it comes from the neighbour- hood of frag. 7; but it does not appear possible to establish an im- mediate connection between them. Frag. 32. 3.3 cm. x 5 cm. From the bottom of a column; perhaps near ends of lines. Much defaced.

eoAONezoi

. CYClCfieiPA Also from the neighbourhood of frag. 7. Apparently i]£LQa ends the line. The circumflex over the H is uncertain.

For the fragments which follow no place has yet been found.

Frag. 33. 3.1 cm. x 0.9 cm.

enp

GOCM KAIO)

oiAe

~PYn

Yn The size of the writing and the colour of the papyrus resemble those of cols. 42, 43. The last letters of 11. 5 and 6 might perhaps be r.

Frag. 34. 1 cm, x 0.5 cm. O .Yl MA Similar in aj)pearance to frag. 33. The letter in the first line might also be w or m. The letter before Y in 1. 2 may be O.

Frag. 35. 1 cm. X 1 cm. Be- ginnings of lines. T

OP A rather large hand.

Frag. 36. 1.6 cm. X 1.4 cm.

nei

AWPO

AAAK

Frederic G. Kenyon: Some new Fro^^Tnents oi Horodas

383

Frag. 37. 1.1 cm. X 0.9 cm. COL AIG) ITOI Frag. 38. 1 cm. X 0.8 cm. Be- ginnigs of lines. T T Frag. 39. 2 cm. X 1.5 cm. Ends of lines (except 1. 1) KATezGO fOMOIC TO TPHI A rather small hand, on rather brown papyrus.

Frag. 40. 0.5 cm. X 0.9 cm.

PIKH Hand and papyrus similar to frag. 39. Frag. 41. 1 cm. X 0.9 cm.

NAAH nie Medium-sized writing, on brown papyrus.

Frag. 42. 1 cm. x 1 cm.

. YM , MHAe .TON Similar to frag. 41.

Frag. 43. 1.7 cm. X 0.7 cm. From the bottom of a column.

ero

On rather light papyrus. The last letter may also be C).

Frag. 44. 1 cm. X. 1 cm. 6KT AZAN There are traces of a letter before in 1. 1 which might be A, and of a letter after T which might be O or A.

Frag. 45. 0.7 cm. X 1.9 cm.

. 0>^BAe

KAITANY On light papyrus. Only the bottom portions of the letters in 1. 1 are preserved.

Frag. 46. 2 cm. x 1.7 cm. Two scraps which fit together.

f^NTA (apparently end of line)

CHCAIHC

(jON0POJn

ezevcAN

TA

In small writing, on rather light papyrus.

Frag. 47. 1 cm. X 0.5 cm. CO TP Small writing, similar to frag. 46. Frag. 48. 1.6 cm. X 1 cm. Ends of lines, perhaps from top of co- lumn.

C0AI N Frag. 49. 1 cm. x 0.4 cm. en coc

There are slight traces of a line above the first of these. en is Witten over IK erased.

Frag. 50. 0.9 cm. x 0.6 cm. eCT

.zo

There are slight traces of a letter before z which may be A. The letter after z may also be w. Frag. 51. 1 cm. X 1.8 cm.

reTAiN .

0HA In 1. 1 [M is written over <pp erased. The letters in 1. 2 are very faint. The last might perhaps be Z.

Frag. 52. 1 cm. X 1.7 cm. Ap- parently end of a long line. KTIzeiN

384

I. Aufsätze

Frag. 53. 0.9 cm. X 0.5 cm. HY There are traces of a line foUowing. Frag. 54. 0.4 cm. X 0.7 cm.

MC! Frag. 55. 1.6 cm. X 1 cm. Be- ginnings of lines. r (or n) p Frag. 56. 1.7 cm. X 1.6 cm. Apparently from the bottom of a column.

TON

Frag. 57. 2.7 cm. X 1.3 cm. Apparently from the bottom of a column.

ACOlC Only the bottom parts of the let- ters are preserved.

Frag. 58. 2.2 cm. X 2.4 cm. End of line, apparently from top of column. NA

We have now to gather up the results to be obtained from this coUection of small fragments. It will be seen that those which ean be identified belong to the mutilated eighth mime, entitled 'Evvjtviov, to which also most of the previously known fragments have been assigned. But before attempting the reconstruction of this poem from the new materials, it is necessary to make two rectifications which affect the seventh mime. In the first place the combination of frag. 10 with 11. 1 3 of col. 35, suggested by Crusius (ed. 2, p. 72), is probably correct. The papyrus fibres show that it must belong to the top of either col. 35 or col. 36, and though it is not easy to restore the text in either position, it is more possible to do so, as indicated by Cru- sius, if the fragment is placed in col. 35. Secondly, the small detached fragment which has hitherto been placed at the bottom of col. 42 is shown by the papyrus fibres to belong to the bottom of col. 35, the last four lines of which (VIII 22 25) may consequently be restored

thus:

6Qyj&' OTtag -JiSTCriye x[&}rt 0^cpr]v[CöK]oig

ihpqQxCaxai na6a' iio\y xa\ }isv x[ak]äg

X ovil xaAög, AAAAÜA . TICAIX....C

25 TO XQ^iia d' ovxGjg v}i[t]v rj //«[Aylag] doCr] x. x. X.

In 1. 24 the lacuna between A and T might hold two letters. Various restorations may probably be found; perhaj)s unccQxCöai %(alovg^ "^such as to make a lame man walk evenly'.

Coming on to the eighth mime, which begins at the bottom of col. 41, it will be convenient to print the text, as it now Stands, con- tinuously. Only fairly certain conjectures are introduced. Notes on spelling, etc., which may be found in the Teubner edition, are not re- peated here.

Frederic G. Kenyon: Some new Fragments of Herodas 385

'EvVTtVLOV

aöttjd'i, dovlr) U^vXXcc ^tiQi tto xeiöy Qtyiovßa^ triv de ^oiqov ccvovyj dQVJttet; 7] 7CQo0fiEV£is Ov [lEXQ'' ^^^ '^Itog d'dk^rj col. 42] Tov %\x)6ov iödvq; xcög d\ ccxqvts^ xov xd^vsLg

5 nX \evqu xvcbööiwö' ; ai de vvxtaq ivvsayQOt. aöT7j'9'|t, (pyj^t-, ^ccl aipov, sl d'sXsig, Iv^vor, xal r^rjv avavXov ioiqov ig vo^iijv :n:£^il>[ov. töv^d'QV^E xcd xvo)^ ^^XQ'' ^^^ ifagaörälpa t6] ßQsy^a ra öxCnavi ^aXd-aKov %'GiiLa\i.

10 dfijAr) MeyaXXC^ xa[t] 6%) Jtät^iiov xvixxSöEig; ov] tcc SQtd öS tQvx[o\v(}Lv; ccXXä ^ijv 6t8a^\a ETc' iQa di^ö^E[6d-^a' ßaibg ovx ^^tv Ev rfj olxttj ETI f{a[A]A6g eIqlcov. öeiXt], a6tri%-L' 6v re ^oi t[. . . .] eI Q'EXEig^ 'Avvä^

15 äxovGov^ ov yuQ vrilTtiag^ (pQEvag ßoöxsig. TQayov Ttv eXxelv [ajro] cpdqayyog (pi6iir}\y ^ccxQrjg^ ö d' EV7tco[yo3]v xe XEvxEQCog [i^v ttg.

ETlEi ö' £'(j£rT[.]i/^[ ] Tfig ß7]66rjg

')^[. .] (j^a[ ] yccQ Eßöa^iai

20 <?v[ Jyfg alitoXoi TtXs^

tr}[ ]^tC3|/ 7C0LEV\

col. 43] xrjyco ovx i6vXsvv[

xal aXXrjg ÖQvbg [ ^ta[

oi (5' d^fpixaQxa [ ]7£[

25 TOV aly inoCovv [ ];:r[

xal [7t]Xrj6Cov iie[ ] [

x[ ]v (la X . [. . . .]yG>[

6x[- .] XQOXCOX[ ]^t[

(o[ ] XETixilg dvxvyog . [

30 6y[. . . .'\g ÖE vEßQov ;fA«v[

x\^ ]v xvna\p0 . . .\ia^

xo\^ ] aiicpi.xy\rm, . . .]i(56i\^

xo^Q'OQVov\^ ] . xa\_

\(o^Ev xo\ ]^o;v[

35 ^(OQiqviiiY ]0't[

]oAcöjro[ ]jcov[

Col. 42 = fragg. 1 -f- 9 -)- 12. 1. 14 The letter before ei does not appear to be Q, as read by Crusius. 17 The new frag, confii-ms Crusius' conjectm-e

in his first edition.

Col. 43 = fragg. 3 + 4 + 13+14 + 15+16 + 17 + 18.

386 I. Aufsätze

]t>(?(?£cag co[ ]voA[

Jro[

Col. 44] 40 ÜdTCSQ TSk£V[l£V i^[l] %6Q0tg JlCOVVÖOV.

101 (isv astaTtoLS ^[s] xdvtv xolv{ißS}[vt£g saoTtTov ccQV£vti]Q[£g] £X ßirjg oifdag^ Ol ö' vjiTL £QQinx£vvTO. %dvx' ädfjv, 'u4vv\ä slg £V yslcog xdvCrj [ 45 jcccyco doMov ölö^vq^ . . . .]va^£6d-aL xrjkaxl ]a)g trjv do[

[11. 48 57 are wanting] col. 45] d£ivä %v£v6ai A«| ncct£\^

£QQ £K 7CQ06C07tOV ^YJ <5£ %aL7t\£Q (x>V TtQEößvg

60 oXri jcatid'x) xfi ßatrjQir} xd[^^?] ü'^yo) fi£tavTig, a 7CaQE6v[t£g (?) Q^av£v^' v7i£Q yrig £«'(?) 6 y£Q(ov ^[^ ^aQTVQ\o\iiai rhv v£riv[vriv

0 d' EinEV \a]iL(pco tbv doQEcc[

65 nal rovt i[^S^G)v iXYj^ato £v dv[o . .]va(5[. . .^coÖe TcovaQ (odt

TÖ]v aiya T^g cpl^KQayyog i^E^t^nov ]AAov düQov iv[ Jv

01 ÖS aL]7CÖloL iiiv m ßirjg [ ^Eiwra

70 avxtEa XElEvvTEg jcat kqe&Y'^ ^^vvvto

tu liilEa TfoXXol üdQta tovg ö[ ] fioxd-ovg

tik£v6iv Ev Movörpiv. (oö^ iya [ To^ijv KEd-lov Gjg doKovv Exl^^v ^ovvog^ noXlGiv tbv aTtvovv xcSqvxov Ttatrjöccvtcov^ 75 xrj yigovti t,vvE7iQrj^a oQivd'Evtt *******

The newly acquired fragments are tlius very far from giving us

Col. 44 = fragg. 2 -f 19 + 20. 40 Pap. JIONTZOT.

Col. 45 = fragg. 8a + 8b + 21 -f 22 + 23 + 5 + 24 + 25 + 26 + 27 + 28 -|- 29 -|- 11 -|- 30; 15 fragments iu all, since frag. 5 is composed of two pieces. Line 74 is put together from no less than seven fragments. 59 The

new frag, confirms tlie restoration of this line by Diels. 62 tt] Pap. / or q>

or ip. The height of the stroke above the line suits the latter Ijest, but ipoysQav would be lanmetrical. 68 The remains after dco resemble the top of a p rather than G. The o is partly in frag. 5, partly in frag. 25, and jiartly lost. 75 ktj] perhaps for kcci.

Frederic G. Kenyon; Somc new Fraj^fments of Herodas 387

back this poern as a cojiipletc wliolc^ but tbey estabiish the sequence of it for perliaps three quarters of its Iciigth, and enable us to judge of its character as a whole. Maiiy of tbe combinations and restora- tions formerly attempted are shown to be unsound, and much fresh material is offered to the ingenuity of seholars. The Contents of the poem, so far as they are disccrnible in its fragmeutary condition, are Gurions, but it lacks the interest which the first six minies possess, as pictures of life and character; so that we may fairly hope and believe that the poems which fortune has restored to us intact repre- sent the best and most characteristic work of the Coan poet.

London. Frederic 0. Kenyon.

Ein Polybiustext auf Papyrus.

Der Erfüllung unserer Hoffnung, von den verlorenen Büchern des Polybius doch noch einmal etwas wiederzufinden, werden wir um einen kleinen Schritt nähergeführt durch ein paar winzige Papyrusfragmente, die jüngst zusammen mit den von v. Wilamowitz behandelten Bruch- stücken der hesiodischen Kataloge ^) vom Berliner Museum erworben worden sind: sie enthalten zwar Stücke aus schon bekannten Partieen des XI. Buches, zeigen uns aber doch, dafs man im III. Jahrh. n. Chr. im Faijüm den Polybius gelesen und vervielfältigt hat, und eröffnen uns so die Perspektive, eines Tages auch einmal unbekannte Stücke dieses einzigen Werkes durch weitere Papyrusfunde wiedergewinnen zu können.

Mit gütiger Erlaubnis des Direktors der ägyptischen Abteilung der königlichen Museen, des Herrn Professor Adolf Erman, teile ich die Fragmente, die unter P. 9570 inventarisiert sind, hier mit.

Die Handschrift (auf Recto) ist in einer grofsen, klaren Unciale^) geschrieben, die ich der Zeit um 200 n. Chr. zuweisen möchte. Wenn ich sie eher dem III. Jahrh. zurechne, so bestimmt mich dazu das Häkchen zwischen den beiden y in C 7, das bisher wenigstens nicht früher als für das III. Jahrh. sicher nachgewiesen ist.^) Dafs es sich nur das eine Mal findet, nicht z. B. in D 5 oder E 2, spricht für den Anfang des III. Jahrhs. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dafs die Hs. dem Ende des IL Jahrhs. angehört. '^) Wiewohl sie nach der Kalligraphie zu schliefsen eine Buchhändlerausgabe war, ist doch schon

1) Sitzungsber. Berl. Akad. 38 (1900) S. 839 ff.

2) Die Schrift macht trotz mancherlei Verschiedenheiten doch im Ganzen einen ähnlichen Gesamteindnick wie der Berliner Hesiod (vgl. die Tafel bei v. Wi- lamowitz). Die Rundungen sind mehr oval als kreisrand.

3) Vgl. meine Observat. ad bist. Aeg. S. 57 ff.

4) Höchst unwahrscheinlich ist mir dagegen, dafs in einem Text aus Augustus' Zeit dieses Häkchen vorkommen soll (P. Wess. Taf. gr. 6,7). Das sieht eher wie ein lapsus calami aus. Doch ist weiteres Material abzuwarten.

Ulrich Wilcken: Ein rolyl)iiiHtext auf Pajtyrus 389

nach ca. 60 70 Jahren ihre Ilückseite zur Aufnahme von Rechnungen und Steuerzahlerlisten verwendet worden. Diese Listen handeln von denselben Personen und Steuern, die auf der Rückseite der Hesiod- handschrift verzeichnet sind: diese aber gehören in's erste Jahr des Kaisers Tacitus (276 n. Chr.).i)

Nach Ausweis der Listen auf der Rückseite stammt unsere Hs. aus dem Faijüm. Trotzdem ist sie, wie ich höre, in Keneh in Oberägypten gekauft. Das ist lehrreich für den heutigen Antikenhandel in Ägypten. Unsere Fragmente stammen ebensowenig aus Keneh wie die in Gebelen gekauften Blemyschen Lederhandschriften aus Gebelen, die vielmehr in Nubien geschrieben sind.

Die Polybiushandschrift hatte natürlich Rollenformat. Die Ko- lumnen sind im Durchschnitt 17 20 Buchstaben breit. Am Ende der Zeilen findet sich häufig das bekannte Füllzeichen: 7. Accente, Spi- ritus und Interpunktionszeichen, die in der Hs. fehlen, sind in dem folgenden Abdruck von mir hinzugefügt. Die Fufsnoten über die mittelalterlichen Codices entnehme ich dem Apparat von Hultsch und Büttner- Wob st.

A. XI 13, 8—14, 2. Höhe 11 cm. Breite 6,5 cm.

[ä0q)dkei]a tq \jitccQd:tav^ [fV T^t t]öv [^ev(ov ev 7]- [voiai ii]elra[^L. ^ih di} xal] [röts 6v^v£ß[aLV£ t6 Jta]- 5 [qcc täi] Max[avidai ^evl]- [abv ov^t<o\^s] s%d-v^(o[g] a~ [ycovL^^söd-ai xal ßiaicoq

[a3(?r£j fttjTf xovq s(pe 7- \ßQBvo\vTaq tolg ^evotg 10 ['IXXv^QLOvg jcal d-coQccict 7- [trag] dvvaöd'ai tTjv scpo- [dov] avrcbv VTio^stvat, [•jtdvtlag d' «f/3m[(?]0;[£]v- \tag q)s]vyeiv tcqoxqo^k-

3 hinter -Kslxai Codd. : kcu SvvdiiH. 8 das übergesetzte 8 von 2. Hand. 13/14 i-n^LCLG^ivtag nur in punktuellen Sj^uren erhalten; i-tinisaQ-ivras Codd.

1) Alle diese Listen, die ich bald in BGU zu edieren hoffe, sind eng ver- wandt mit den in BGÜ 9 publizierten Listen über Gewerbesteuer (vgl. Ostr. I 325 if.), und ergänzen diese in erwünschter "Weise.

390 I- Aufsätze

15 [di^v^ ag STil xriv Mav- [tiv^siccv ansiovCrig 7 [rij?] noXecog \En\xä 6ta 7- \ßlovg. ^E\v d>\i

15/16 xf]? Mavtiv8iag Codd.

B. XI 14, 4.

Höhe ca. 5 cm. Breite ca. 4 cm. [tag 7te7tQorsQrf\xs']- [vat liBt oXiyov] tolg [0]- [Aotg E6cpak}i£vo]vg tov[g^ [d' SV aQxcctg dö^a]vtccg 5 [sTtruixavac 7tdk\iv ex [fistaßolilg ura^a] tijv räv

[ ayxJiyoL 7-

[ccv oXa 7CaQad6]^(og x[cc]-

1 von K und dem Füllstricli nur punktuelle Spuren erhalten. 6/8 tt/v

avrwv Dcy^ivoiav Codd.

C. XI 15, 5.

Höhe 5 cm. Breite 6,5 cm.

\ic\a\ tqvg dia[x£ichx6]- t[a]g trjv (pvyijv 'I[2.Xvql]- ovg xal d'(OQttKir\ag ;<a^] fiLöd^ocpÖQOvg 6vva{d-Q0t]- 5 öccvta |u.£Tc!; 67iovöf}[g s]-

^SÖQSVSLV tG}i y-EQU-^i]

trig q)äkay yog xccl trjQ^slv] - BTCayodqv \to\v diäly^a]- [rog ccvaiciQovvT^a^v

3 cibpawtTa? FS. %'oiiQav.ixoig corr. Ursinus 176a. 4/5 evva&Qoiaccvri Codd. 7/8 Korrektur [r]r]v von 2. Hand. 8/9 rr^v iTiccvodov ta>v ix diwyiicctog ävcc-

^coQOvvrcov Codd.

D. XI 16, 1—2.

Höhe 8 cm. Breite 6 cm.

[kov XQ^lüOL- ^OQcc[^EVov]

[vn a]v[T]ov xa[iQ]ov to[te na]-

1 xqÖvov icoQcc^^vov F; ^rQOVOV kcoQa^iivov S vulgo; yi^QÖvov 7fQO£0}Qa(ihov coni. Naber, Mnemosyne VI S. 255; (ohne xqÖvov) TtQotutQaiiivov Hultsch; ix noX- X&v xqÖvwv kcoQK(iivov Bütt.-W. coli. IV 17, 4.

Ulrich Wilcken: Ein Polybiustext auf Papyrus 391

[öLv] i7tKy£t,\v^ rotg cpaXay 7- [yitK \ig xaraßakovGi rag 7 5 [öa]pt(?ag 7ca[Q\riyy£iX€. Töv [ß'\ 'Aiatav ö^od'Vfiadbv [x]cd iisrä xuT^a^jtXrjXTixrig lxQ]avyfjg 7cqi[rj]6a^Evcov [r^\v Icp^odov Ol] (i\v tiqo- 10 [dLal]slvxÖT£g rag Td^£i[g] \tä]v Aax£6aLnovC(ov [iv t])J zy]g xdcpQov xataßd- [6£l] 7CQogßaLv[ov]T£s nQog

[v7t£Qd]£[^L0Vg

3 vndyHv Codd. ; indysLv Arcerius ad Aelian. Tact. cap. 32 p. 152. 5 oaQLGOtxg Codd.; accQiaccg Dindorf. 12 t];] ohne Jota adscriptum. 13 xara-

ßd[asi\ nQogßaiv\o\vxsg Pap. Statt dessen blofs Haraßaivovtsg FS; Kurocßdast Reiske 546; x. ävaßaivovtag Schweighäuser; x. äi'iovrsg Madvig Adv. crit. I 483; X. nakiv avaßaivovng Hultsch, Bütt.-W. 14 rovg vTiiQSs^iovg FS; tovg del.

Schweigh. Für [rovg v7i]e[Qds^lovg kein Platz auch pafst das Pünktchen hinter s zu I, aber nicht zu q.

E. XI 16, 5—6.

Höhe 8,5 cm. Breite 6 cm.

l^ßifJGErat 7^ccd-£iv avt[cbi\ [t]))v (pdXayya xh 7tQ0£L\ßri\- ^evov vvv^ y£v6y.£\j]- vov dl Tor' izl Tijg dkr}- 5 d-£Lag' £1 öh 6vkXoyL6d^\^£y \y\og xo dvGiQriGxov xfjg

[rdcp^QOV xä7t£LXCC ^£XU^[£]-

[AT/O'Jetg xul [d6]^ag ano 7- \ߣiXi\av £x ^aQax£xciy^\B\- 10 [vc3]i/ dnoXv6£i xal ^a- [xQuv] avxbv ia noQ£iat, \ßiaß]uX£i^ dioxL xcoQig 6- \Xo6'i\£Qovg dySivog avxäi [|u.£V t6] vl\x&v

2 xb fehlt in Codd., eingesetzt von Casaub. 3 yivö^isvov Codd. 4 toxs Codd. 6 rf^v Sva^griarov FS; Tr]v SvaxQriariav ürsinus 176b, danach Hultsch, Bütt.-W.; t6 dv(j;^(»r]ffTov Casaub. 7 durch cc^ in TtänEira ist ein kleiner

schräger Strich gezogen. 11 iintogsla F(S); iiiitSLQiag Casaub.; iv -jtoQsiu

Schweigh., danach Hultsch, Bütt.-W. Vgl. Naber, Mnem. YI 240. 12 diaßaklu FS; SiußaUl Scalig; 8iS6vai ^lÜIsi Bütt.-W.

392 I- Aufsätze

Der Schreiber unserer Hs. hat sich in den vorliegenden Fragmenten nur wenige Schreibfehler zu Schulden kommen lassen. Dahin gehört die Verwechselung von t und d in A 8, die von 2. Hand korrigiert ist, ebenso die Auslassung des Artikels vor indvodov in C 8, die gleichfalls die 2. Hand korrigiert hat. Dagegen mag die Auslassung von täv ix in derselben Zeile (vgl. unten S. 394) schon in seiner Vorlage gewesen sein, vielleicht auch die von aal dvvüiiei, in A 3.

Aufserdem bedeutet eine Verschlechterung der Lesart gegenüber den Codices der Accusativ ag etiI rijv MavtCvEiav in A 15/16 statt des Genetivs ^) und der Accusativ övva&QOLöavta in C 5 statt des Dativs. Dagegen kann man schwanken, ob die Lesart ix.ßtaöd'svrag in A 3, oder das überlieferte ixTusad-evtag den Vorzug verdient. Für ersteres scheint zu sprechen, dafs im nächsten Kapitel auf diesen selben Vor- gang hingewiesen wird mit den Worten: sTtsl öe icoQa tovrovg sxßia- ^onsvovg (11, 15, 1). Für die überlieferte Lesung sprechen Parallelen wie 1, 28, 6 und namentlich 18, 25, 4: ov dvvaasvovg öreysiv ti]v rijg cpdlayyog scpodov^ a/lA' ix7iist,o[i8vovg. Ich glaube, aus sachlichen Grün- den hier an der Lesung der Codices festhalten zu müssen: die Truppen werden zurückgedrängt und flielien darauf. Diese beiden Aktionen werden an jener späteren Stelle zusammengefafst mit ixßia^o^ivovg: sie werden überwältigt. Vielleicht hat ein Korrektor die erste Stelle nach der zweiten verbessern wollen; doch könnte ixßiaö&svtag auch durch einen blofsen Hörfehler beim Diktat entstanden sein; im Faijüm „sächselte" man ja bekanntlich recht stark.

Während bei den meisten Autoren, von denen wir jetzt Hand- schriften aus dem Altertume kennen gelernt haben, sich herausgestellt hat, dafs die Corruptelen meist schon im Altertum, nicht erst im Mittelalter entstanden sind, so gilt das für die vorliegenden Poljbius- fragmente nur zum kleinen Teil.

Dahin gehört Dl: ;^pd]i'o|. t \coQcc[ti,8vov. Auch wenn man mit den jüngeren Hss. XQ^^^v liest statt des sinnlosen iQ^^^v des Urbinas (F), so ist doch das einfache acoQa^ivov hier, wo die Bedeutung des Vorhersehens unerläfslich ist, kaum richtig. Wohl mit Recht verbesserte daher Naber: TtQOScoQu^ivov. Die Vermutung von Hultsch, dafs xqo^^ov aus jiQo verderbt sei, ist wegen des bei Polybius so häufigen ix tcoX- lov^) recht wahrscheinlich, und wird mir noch plausibler, wenn ich an die schon aus den Herculanensischen Rollen bekannten Abkürzungen "^ und fi denke.

1) Gerade nach (pfvysiv ist der Genetiv nach iit) bei Polybius das Übliche.

2) Freilich begegnet einmal auch ix -jtolXov xQÖvov. 2, 3, 3.

Ulrich Wilcken: Ein PoljlHustext ftuf Papyrus 393

Als alte Corruptel erweist sich ferner wenigstens zum Teil die sinnlose Tradition in 11, 16, 0: xal (lazQccv avtbv i^TioQsla öiaßdX- kei (FS), in sofern auch E 10 ff. dieselbe Verstümmelung^) zeigt. Aber was dasteht, ist im Einzelnen besser als in der mittelalterlichen Tra- dition. Verstanden kann der Schreiber diesen verstümmelten Satz ja nicht haben, aber rein mechanisch hat sich in i^nogaCac auch sonst schreibt der Pap. Jota adscriptum die gute Lesart herübergerettet, und zwar in altertümlicher Schreibart (ji für v vor n). Schweighäusers Konjektur iv jtoQsta wird damit bestätigt. Ebenso bietet der Pap. in diaßalsl^ das schon Scaliger gefordert hatte, wenigstens eine futu- rische Form, wie man sie hier erwarten mufs. Wie der Satz zu heilen ist, weifs ich nicht.

Dies leitet hinüber zu den Stellen, an denen der Papyrus statt der überlieferten Corruptelen den reinen Text bietet. Das gilt vor allem von 11, 16, 2, wo Reiskes xaraßdösi^ das er aus dem tradierten xaraßatvovtsg herausgeholt hat, aufs beste bestätigt wird. Dagegen sind die weiteren Vorschläge für das Verbum, ävaßacvovtsg (Schweigh.) oder ^dhv cc. (Hultsch, Bütt.-W.) oder ccvLovtsg (Madvig) gegenüber dem ■jiQoqßaCvovTEg des Papyi'us aufzugeben. Man erwartet hier ein Wort für das Hinaufklettern (aus der Tiefe des Grabens); in dieser Bedeutung aber begegnet nQogßaCvELV bei Polybius häufig. Vgl. Schweighäusers Lexicon. Auch der Hiatus, der Hultsch zur Einschie- bung von Ttdhv bestimmt zu haben scheint, ist so beseitigt.

Auch die folgenden Worte TtQog vTtsQÖs^tovg tovg nole^tovg statt des fehlerhaften nQog tovg i). r. 7t. bieten die reine Lesart und bestä- tigen Schweighäusers Streichung des ersten tovg.

Zu den guten Lesarten des Papyrus rechne ich ferner: to in E 2, das in den Codd. fehlt, aber schon von Casaubonus eingesetzt war.

dv6%Qi!]6tov in E 6 statt des unsinnigen rijv dv6xQ7]6tov der Codd. Die Konjektur von Ursinus trjv dv6%Qr^6Tiav^ die auch Hultsch und Büttner -Wobst aufgenommen haben, hält vor der überzeugenden Lesung des Papyi-us, die übrigens schon Casaubonus vorgeschlagen hatte, nicht Stand.

Ferner: sTtdyEiv in D 2, statt des überlieferten vjtdysiv. Abgesehen davon, dafs vjidystv sich nur an dieser Stelle bei Polybius finden würde, wird mii' die Richtigkeit von ijidysiv, das schon Ai'cesius verlangt hatte, Hultsch nicht, wohl aber Büttner -Wobst in den Text aufge- nommen hat, dadurch gesichert, dafs in 11, 15,4 inbezug auf dieselbe militärische Aktion gesagt ist: fisvsLv^ scog dv naQayyEClr] noui6%-at

1) Vgl. Naber in Mnemosyne VI S. 249.

394 I- Aufsätze

ttjv inayay^v avaai^. Hier entspricht das notElöd'ai rijv STiaycDyi/iv dera iicdysiv der späteren Stelle.

d'OQaxiTag in C 3 statt coQaxLtag, was schon Ursinus verbessert hatte.

ysvo^svov in E 4 statt yivöfisvov.

Endlich halte ich auch den Artikel tov vor dtcSy^atog in C 8, der in den Codd. fehlt, für eine Verbesserung, nicht etwa für einen irr- tümlichen Ersatz für das fehlende täv £x, denn vom ölcokslv ist vorher gesprochen. Vgl. auch 11, 17, 4: rrjv ccTtb tov dicoy^arog.

Schwieriger ist die Beurteilung von B 6: TtaQa ti]v xav [ca. 10 Buch- staben äyilCvoiav statt des Ttagä xriv avröi^ ay%Cvoiav der Codd. Po- lybius exemplifiziert hier an der Schlacht von Mantinea (207 v. Chr.) die Richtigkeit seiner Anschauung, dafs die i^neLgCa resp. aTtsiQi'a der Feldherrn meistens die Schlachten entscheide. Er rühmt es beson- ders, wenn der Feldherr nach anfänglichem Mifserfolg durch Selbst- beherrschung und Beobachtung der Schwächen des Feindes schliefslich doch noch den Sieg emngt. Ich betone, dafs er hier (c. 14, 3) vom Feldherrn im Singular spricht {kaßovxa tcxX.). Danach fährt er fort (nach den Codd.): idstv yovv e6ti noXXdxig xovg ^sv 7]d'r] doxovvxag TCSTCQOTEQrjxivai ^sx' oXiyov xolg okoig söcpaX^isvovg^ xovg ö' iv KQj(^cäg ö6h,avxag sjtxaixevaL TcdXiv ix usxaßoXfjg Tcagä xijv avxüv ay%ivoiav xa ola 7taQad6i,ag xaxoQd'a'Koxag. Der Leser mufs unter den xovg trotz des Wechsels des Numerus wegen des avxüv wieder die Feld- herren verstehen, und das bestätigen die darauf folgenden Worte: ö di] xal x6x£ 7tQ0(pav(ög idöxEt Ttsgl xovg riys^övag a^cpoxsQOvg ysyovevai, worauf erzählt wird, wie durch die Kurzsichtigkeit des Mu%avL8ag und die Greistesgegenwart des Philopoemeu Letzterem schliefslich doch der Sieg zufällt. Wenn unser Papyrus nun an der strittigen Stelle xriv x&v ayiivoLav hat, so ist klar, dafs bei dieser Lesung mit xovg ftfv xovg de nicht die Feldherrn, sondern die feindlichen Par- teien, die Truppen gemeint sind, denn hinter xdv wird man kaum etwas anderes als eine Bezeichnung für die Feldherrn ergänzen können. Ich proponiere xCbv tcqoeöxcöxcov, was genau der zu erwartenden Buch- stabenzahl entspricht, unter Hinweis auf c. 16, 4, wo Polybius den Sieg des Philopoemen charakterisiert mit den Worten: övvsßaive de xb tzqo- ELQYluhvov ovK avxo^dxcjg ovo' ix xov xaiQOv^ Ötä ös xrjv ay%CvoLav xov jiQOEöxüxog, doch wäre auch xüv 'i]yov^evcov denkbar.

Haben nun die Codices oder unser Papyrus Recht? Ich dtiike, wir müssen an der Lesung der Ersteren festhalten, denn der folgende Satz o de xal xoxe TtQorpavCag idoxsL TteQi Tot»g rjys^ovag d^g)oxeQovg yeyovivui pafst mit voUer logischer Schärfe nur dann zu dem Vor-

Ulrich Wilcken : Ein Polybiustext auf Papyrus 395

hergehenden, wenn man in dem tovg ^tv tovg Öl die Feldherrn sieht. Nur dann ist auch wirklich von beiden Feldherrn vorher die Rede gewesen und Polybius hebt ausdrücklich dfig)ortQovs her- vor — , während sonst nur auf den einen, den Philopoemen ausdrück- lich hingewiesen wäre und auch dies nur in einer Nebenbemerkung. Die Lesung des Papyrus ergiebt sich somit entweder als eine Inter- polation, die dann aus jener späteren Stelle geschöpft wäre, oder aber als ein einfacher Schreibfehler: das Auge des Schreibenden mag abgeirrt sein auf das TtaQa Trjv rüv Tjyov^isvcov resp. TCQOBötditcov^ das acht Zeilen vorher gestanden hat, wenn es auch in unseren Codices fehlt. 1)

Fassen wir alles zusammen, so hat sich ergeben, dafs der Faijümer Papyrus zwar nicht ohne Fehler ist, auch zwei Korruptelen mit den Codices gemein hat, andrerseits aber doch an einer ganzen Reihe von Punkten die mittelalterliche Tradition verbessert. Nicht ohne Interesse ist, zu konstatieren, dafs durch diese kleinen Fetzen 1 Textverände- rung von Scaliger, 1 von ürsinus, 2 von Casaubouus, 1 von Arcesius, 1 von Reiske und 2 von Schweiffhäuser bestätigt werden.

1) c. 14, 2 TtccQcc xi]v Tcav i]Yovfi£vo}v add. Gro., wozu Schweighäuser auf 9, 12, 4 verweist.

Würz bürg. Ulrich Wilcken.

Arcliiv f Papyiusforschiiug I. 3. 26

Heidnisches und Christliches ans Ägypten.

Der Wunsch, von möglichst vielen Seiten aus in das Verständnis der Papyri einzudringen, hat mich in letzterer Zeit dazu veranlafst, sie auch einmal unter dem Gesichtspunkt der Religionsgeschichte zu betrachten, Weim ich auch noch in den Anfängen bin^ habe ich doch schon mit Freude empfunden, wie so mancher Text ein ganz neues Interesse dadurch für mich gewonnen hat. Ein paar kleine Ergeb- nisse, die vielleicht auch Anderen dies oder jenes Neue bringen, erlaube ich mir hier mitzuteilen.

I. Das Christentum auf der Insel Pliilae.

Seit den grundlegenden Arbeiten Letronnes, die unter dem Titel „Materiaux pour l'histoire du christianisme en Egypte, en Nubie et en Abessinie" in seinen Oeuvres choisies I S. 1 ff. wieder abgedi'uckt sind^), wissen wir, dafs auf der an der Südgrenze Ägyptens, unmittelbar süd- lich vom ersten Katarrakt gelegenen Insel Philae der Isiskultus erst unter Justinian durcli das Schwert des Narses zerstört worden ist. Die Hauptzeugnisse für dies lange Fortbestehen des heidnischen Kultus sind in aller Kürze folgende:

Nach Procop (de hello pers. I 19) hat Diokletian die südwärts sich anschliefsenden römischen Besitzungen (die Dodekaschoinos) preisgegeben und den Nubiern (Noßdrai) als Gegengewicht gegen die räuberischen Blemyer überlassen "), Philae aber als südlichsten Stützpunkt der rö- mischen Macht von neuem befestigt. '') Zugleich hat er den beiden

1) Vgl. auch Eugene Revillout, Memoire sur les Blemmyes (Memoires de TAcademie des inscript. et belies - lettres VIII 2. 371 ff.).

2) Ob Procops Nachrichten über diese Völkerschiebungen im Einzelnen richtig sind, lasse ich dahingestellt. Dieser ganze Bericht ist nur in den Hauptzügen verläfslich, vom Detail hat er keine richtigen Vorstellungen mehr gehabt. Vgl. die nächste Anmerkung.

3) Wenn Procop mit den Worten cpgovQiov ts tavrrj öniiid^uvog ^j^vqojtcctov hat sagen wollen, wie allgemein angenommen wird, dafs erst Diokletian die Insel befestigt habe, so ist das ebenso unrichtig wie seine Etymologie des Namens ^iXcci.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Ägypten 397

barbarischen Völkern abgesehen von einem jährlichen Tribut auch die Teibiahme am Isiskult von Philae gewähren müssen. Die letztere Be- stimmung ist wieder aufgenommen worden in den Vertrag, den Marcians Feldherr Maximinus mit den Blemyern, die inzwischen die Nubier aus der Dodekaschoinos vordrängt hatten, im J. 451 auf 100 Jahre abge- schlossen hat (Priscus, FHG IV S. 100). Diese Nachricht findet ihre Bestätigung in gewissen von Letronne eingehend interpretierten grie- chischen Inschriften aus Philae (Oeuvres S. 57 ff.), durch die für das J. 452 Isispriester auf Philae bezeugt werden. Noch Marinus im Leben des Proclus (geschrieben nach 486) nennt ~l6iv xr)v Kaxä rag ^Clag exL ri^cofisvTjv (cap. 19). Nach Procop 1. c. hat endlich dieser Isiskult erst durch Narses sein Ende gefunden.

Mit Rücksicht auf die folgenden Erörterungen füge ich noch einige weitere urkundliche Zeugnisse hinzu, die in diesem Zusammenhang noch nicht verwertet zu sein scheinen. Eine demotische Inschrift auf Philae, die H. Brugsch (Thesaurus inscript. aeg. V S. 1008) entziffert hat, be- zeugt Isispriester für das J. 110 Diokl. == 393/4 n. Chr., und eine andere ebendort gleichfalls Isispriester für das J. 190 Diokl. = 473/4 n. Chr. Endlich nennt die griechische Inschrift bei Lepsius VI gr. 314 (s. unten S. 413) Isispriester für das J. 173 Diokl. = 456/7 n. Chr.

In chronologischer Folge liegen somit folgende Zeugnisse für das späte Fortbestehen des Isiskultus auf Philae vor:

Diokletian Procop 1. c.

a. 393 demot. Inschr.

a. 451 Priscus 1. c.

a. 452 griech. Inschr. (Letr. 1. c).

a. 456/7 griech. Inschr. (Leps. gr. 314).

a. 473/4 demot. Inschr.

nach 486 Marinus 1. c.

Justinian Procop 1. c. Aus diesem Thatbestand ist nun seit Letronne der Schlufs gezogen worden, dals das Christentum auf Philae erst nach der Zerstörung des Isiskultus unter Justinian eingeführt sei, und Letronne fand eine Be- stätigung dieser Annahme in den S. 77 ff. von ihm eingehend behan- delten Inschriften aus der zweiten Hälfte des VI. Jahrhunderts, die von den Bauten des christlichen Bischofs Theodoros von Philae, im beson-

Denn dafs Philae schon in der Ptolemäerzeit befestigt war, zeigt eine m. "W . noch nicht verwertete Inschrift bei Lepsius, Denkm. VI gr. 207, die eines 'A]7to[X]XcovLov xu>v Si\ad^6%\a)v qpjpo[v]pap;^ov ^lXwv gedenkt. Letronne a. a. 0. 71 folgert aus Procop, dafs die Befestigungsreste auf Philae aus diokletianischer Zeit stammen. üas ist von archäologischer Seite von neuem zu prüfen.

26*

398 I- Aufsätze

deren von der Umgestaltung des Isistempels in eine christliche Kirche handeln.^) Dieser Schlufs scheint so zwingend zu sein, dafs man wohl jeden, der auf die Möglichkeit hingewiesen hätte, dafs trotzdem auch schon im TV. oder V. Jahrhundert neben dem Isiskult das Christentum auf der Insel bestanden haben könnte, mit Kopfschütteln betrachtet hätte. Dennoch würde dieser Skeptiker Recht behalten haben, wie sich aus dem Leidener Papyrus Z erweisen läfst.

Dieser Papyrus, der auf Philae gefunden sein soll, ist nach Vor- arbeiten von Kiehl schon im J. 1885 von Conrad Leemans ^) ediert, später nochmals von K. Wessely behandelt worden^), aber keiner von ihnen hat in seinem Kommentar auf die für die Geschichte des Christen- tums auf Philae so wichtigen neuen Aufschlüsse der Urkunde hinge- wiesen. *) Daraus erklärt sich, dafs auch die Theologen, so weit ich sehe, an ihr vorübergegangen sind. So trägt Victor Schnitze in dem 1892 erschienenen IL Teil seiner „Geschichte des Unterganges des griechisch-römischen Heidentums", der ich viel Belehrung verdanke, in dem Abschnitt über Ägypten auf S. 228 ff. die alte, von Letronne be- gründete Ansicht vor. „Im vierten und fünften Jahrhundert", sagt er unter anderem, „richteten sich in der zweiten Thebais mehrere Bis- tümer in den Nomenhauptstädten ein, auch in Ombos in kurzer Ent- fernung von Philae". Der Leidener Papyrus zeigt aber, dafs es damals in noch viel gröfserer Nähe, nämlich in Syene- Elephantine (unmittelbar nördlich vom Katarrakt) einen

1) Nach Lepsius' Abklatschen mit zahlreichen Verbesserungen wieder ediert in CIGr. IV 8646 8649. Nur hiernach zu benutzen. Ich finde in Lepsius' Denk- mälei-n unter gr. 303 noch eine bisher nicht beachtete Inschrift, die sich auch auf diese Umgestaltungen der Tempelräume zu beziehen scheint. Der Anfang dieser stark verstümmelten Inschrift lautet:

<^'Eyy^vSTO 6 TOTtog ovrog iv 6v6[^ccri tfj£ äyiag %cc]l u^oo[vaLov TQiddog ■nrX. Das erste Wort nach Lepsius OT6N6TO.

2) Papyri graeci Musei antiquarii Lugduni-Batavi, ed. C. Leemans. Leiden 1885 S. 263 ff.

3) XrV. Jahresber. d. k. k. Rtaatsgymn. Hernais 1888 (Ein bilingues Majestäts- gesuch aus dem J. 391/2 n. Chr.). Hierzu vgl. meine Besprechung: Berliner phil. Wochenschr. 1888, 29. Sept., Nr. 39, Sp. 1205 ff.

4) Krall weist in seinem klaren Überblick über die Geschichte der Blemyer zwar auf den Papynis hin, zieht aber gleichfalls keine Schlüsse daraus nach obiger Richtung, sondern erzählt trotzdem die Geschichte der Christianisierung im Anschlufs an Letronne und Revillout. Vgl. Denkschr. Wien. Akad. XL VI (1900): „Beiträge z. Geschichte d. Blemyer und Nubier" S. 11.

Ulrich Wilckcn: HeidniHches und CliriKtHcliOB auH Äfrypten 399

christlichen Bischof gegeben hat, ja dal's auf Pliilae selbst damals christliche Kirchen gestanden haben!

Der Papyrus Leid. Z, dessen Facsimile man bei Leemans ver- gleiche^), ist, wie ich in der Berliner philol. Wochenschrift 1888 Sp. 1205 ff. gezeigt habe, der Schluls eines Kaiserreskriptes, das durch eine Bittschrift des Bischofs Appion von Syene, Contrasyene und Elephantine veranlafst war. Das lateinische Reskript selbst, das wohl in ähnlicher Kanzleischrift wie die örtlich und zeitlich dazugehörigen Mafsmannschen Urkunden geschrieben war, ist verloren gegangen. Die grofsen latei- nischen Buchstaben am Anfang des Leidensis werden der Datierung desselben angehören (s. unten). Darauf folgt auf einem vom Kanzlisten in flotten Strichen abgetrennten Räume in feiner, eleganter Kursive der Grufs hene valere te cuphnus, der nach Lage der Dinge ein kaiserliches Autogramm sein mufs (vgl. oben S. 374). Hierauf folgt mit der Über- schrift exewphiin precuni die Abschrift der Eingabe, deren Original also in der kaiserlichen Kanzlei zurückbehalten war. ^) Diese Bittschrift, die uns die wichtigen Aufschlüsse über die Christianisierung der Gegend giebt, teile ich im folgenden nach meiner Lesung mit, wie sie sich mir im Lauf der Jahre ergeben hat, der Kürze wegen ohne die zahl- reichen Abweichungen meiner Vorgänger zu notieren. Bin ich auch in manchen Punkten über sie hinausgekommen, so bleibt doch noch genug zu thun übrig; eine nochmalige Revision des Originals wäre sehr erwünscht.

1 Totg yijg xal d'aXaöörjg xal 7tccvrb[g äv]d'QC)7fcov s&vloif^g kkl yivovg \ß\£6%6raLg O\k{aovioig^^ Ssodoötc) aal BaXsvxivtava rolg \ai\c3- v[fc]oig Avyo\y6toig^

2 Ö£r]6ig xal Cxsöia :iaQ[a] 'AiiniG)vog i7ii6yi6jto\v\ ksysövog Zlvrivrig xal KEv[rQa6v'^^v^]g aal 'EXecpavTCviqg litagxCag rijg viisx^Qag^ "Ava (ü)\r]\ßaCöog.

3 El'cod'sv r] v^£t8Qa cp[i,X]avd'QC07iia TCäöSLV totg dsouivoig %slQa de- ^lav OQsysLVj \o]d-sv xäyoj rovro aacpüg ^s^ad^r^xhg iiil rdgds rag d[s]7]6sig

1 ^^[Xl]g Pap. 3 d[e]-^68ig am Orig. gelesen, im Facs. nicht klar.

1) Auf die paläographische Wichtigkeit des Textes habe ich oben S. 373/4 hingevriesen.

2) Der griechische Text ist also in der kaiserlichen Kanzlei geschrieben worden, wahrscheinlich nach Diktat; damit erklären sich manche orthographische Eigenheiten (wie vnovQyovasv , Xaysovog = regionis), auch die Mifshandlung der dem Kanzlisten ferner liegenden Eigennamen: BXevvvav für BI^ilvcov und 'Avvov- ßääwv für rcbv Novßccöcov.

400 I- Aufsätze

4 il^X{y]d-a [t]ou 7rQdyn[arog^ ovtog ev [r^ovroig^ sv ^söa tav alt-

T7J^[t]cOV ßaQß(XQ[cOV iU.]£[T]« XÜV S^ÜV i}C7(?.rj6LCÖV Tvy%dvc3V^ X&>V TS

5 ^£Ta|u aal <(tö^v N[o^vßddc}[v .... tä]g tckq' axsi\vo3v .... ]a9?[. . .] x\ttt^adQO^[äg oju ^avofisv ovSsvbg öt^aTiditov 7CQOSL0t\a- liE^vov xav

6 riiisxsQcav xoTtcov. 'Ex xovtov £ fista7iL7i\x(o] ^sx[cc ta]v ix-

xh][6^t6j[v] ocal ^rj d[vva^^sv(X)V ^rjxh tro[t]g avxaig nQo6q)£vyov6SLV

BTta^VVElV

7 7CQo6JTL7tx(o TCQOXvhvöov^svog xa)v d-EiOv v^äv xal axQK\vxG}v t];;t[vöi^ w]g xa[xa]^L0j6ui ^eöniGai (pQ0VQ£i6[d']aL T«[g sy^äg]

8 dyiag exxlrjöiag vnh xüv ticcq' yj^slv <5xQaxico\xCb\v x\aX\ hti%'i6d'\ai avxo\vg s . . [• v]7taxov£iv tisqI ndvxcov xa-O'wg ol ev OCXa [KdjöXQcc

9 xaXov[i£v[G}l; cpQovQLG) XTjg v^ExeQag "Av\g)\ ®yißai8o\g] xaxa\pxa-

(sic)

d-ivxEg^^ QxQKx'liGjxali v7tovQyov6sv xatg iv OCXa dyiaig roi) i)-£o['i)]

10 £xxh]6Ccag. Ovxa yuQ ^vv■r]6\6^l]£\^^^a ddel&g t,Si]vx£g [ ]£wt[. . .].

xüg ^£X£iivai vo^od^eöiag ....[.,.]

11 ßuQvxdxTjg 6Q£i,o^£vrjg xaxd t[ö]v 7ialQ]aßdv[x(DV.^ ..[..]...[.. .]/3ög TiaQ^ VjtaTi?' ^£6nL6 .... xal . . .

12 övvaQTiayijg xov dt' ivavxtag [^^EQOvg ysvo^^a^vrj^g^ y]fi£ .[...]'»;... [. . .^6xoXat,ov . . . d-£Lag v^&v [xal]

13 iÖLKrig x[d]QLtog tieqI xovxoi^ cpoixäöiqg 7iQ\o\g xov ^EyaXon\ߣ7t£6xa- t]ov xal TieoißkETilxov] xdjw.tT[a] xal öovxo;

14 xov &rjßaixov Xi^itov. Kai xovxov xv^cov v\jio\ (Jvv^'9'£[t]o;ff *[^]- y^ ] Tt3 d^sa v7t£Q xov al(iovio[v v]fiß}\y /3]t[ov]

15 ölcc Tcavxög.

4 ßXsvvva Pap. 5 xai avv[o]vßaS(o Pap. v in o]v unsicher.

6 1. fi7]d£. 8 Falls [■Kcc\6TQc: richtig {ovrco Lee. Wess.), so ist gemeint: iv ^iXco

<^iv Tc5)> KäoTQcc y,aX. cpQ. 9 1. VTtovQyovaiv.

Appion, der Bischof der Regio ^) von Syene, Contrasyene und Ele- phantine, wendet sich hiermit an die Kaiser Theodosius und Valentinian mit der Bitte um militärischen Schutz für sich und seine Kirchen. Er befinde sich mitten zwischen den sündhaften Barbaren, den Blemyern und Nubaden, deren Angriffe er sich ohne militärische Hülfe nicht er- wehren könne. Er bitte daher die Kaiser, zu befehlen, dafs die bei ihm bereits stationierten Truppen seine heiligen Kirchen beschützten, wie auch die Soldaten auf Philae, in der Castra genannten Festung,

1) So ist Isytövog aufzufassen, wie Wessely richtig bemerkt.

Ulrich Wilcken: Heiflnisclies und Christliches aus A^yTpten -401

den auf Philae befindlichen heiligen Kirchen Gottes zur Verfügung ständen. Die kaiserliche Entscheidung möge an den comes und dux des limes Thebaicus gehen.

Um von unserm Hauptthema nicht abzuschweifen, unterlasse ich jeden Kommentar zu Einzelheiten, die diesem fernliegen^), und begnüge mich zu konstatieren, dafs hier mit aller Deutlichkeit bezeugt wird:

1) dafs damals Syene, Contrasyene und das dazwischen liegende Elephantine ein Bistum bildeten, und

2) dafs damals auf Philae sich christliche Kirchen befanden. Diese philensischen Kirchen unterstanden offenbar nicht dem Bischof des benachbarten Syene, da Philae sonst bei der Beschreibung seiner Regio nicht hätte übergangen werden können. Auch bezeichnet der Bischof die in seiner Regio befindlichen Kirchen als „meine Kirchen", während er von den philensischen als von tatg iv OtX(p äyiaig rov &60V ixKlrjöiccis spricht. Vielleicht gab es in Philae einen eigenen Bischof.

In welche Zeit fällt mm diese denkwürdige Bittschrift? Man hat die Wahl und die Qual, ob man unter den genannten Kaisern Theo- dosius I. und Valeutinian II. oder Theodosius IL und Valentiuian III. verstehen soll. In den sechziger Jahren hat sich Leemans für die letztere Alternative entschieden, wie aus Mommsens Mitteilung in Stobbes „Jahrbüchern des gemeinen deutschen Rechts" VI (1863) S. 413 Ajim. 15 hervorgeht. ^) Dagegen bei der Edition im J. 1885 hat er diese Möglichkeit überhaupt garnicht erwähnt, sondern betrachtet es als selbstverständlich, dafs Theodosius I. mid Valentiniau IL gemeint seien, und berechnet unter dieser Voraussetzung das J. 391/2 als das der Absendung der Bittschrift. Ihm folg't ohne ein Wort der Erklä- rung Wessely. Ich bekenne, lange geschwankt zu haben, welches der beiden Kaiserpaare gemeint sei. Für die Beziehung auf das spätere schien zu sprechen, dafs misere Urkunde wohl demselben Funde an- gehört wie die Mafsmannschen Urkunden, die gleichfalls lateinische Kaiserreskripte sind und gleichfalls aus Philae (resp. Elephantine?)

1) Nur zu meiner allerdings nicht ganz sicheren Lesung [xccjatga in Z. 9 (s. oben Fufsnote) möchte ich bemerken, dafs diese castra auch in einer bisher wohl nicht verwerteten Inschrift bei Lepsius gr. 198 begegnen: iTtei&ij xort zb TiccGTQov Tj^mv avsvs(oö£v. Der Name hat sich noch bis heute erhalten : die Araber nennen die Insel neben Geziret Anas el-Wogiid auch Kasr.

2) Wessely schlüpft über die Schwierigkeit hinweg, indem er S. 43 Anm. 3 in einem sonst wörtlichen Abdruck der Mommsenschen Anmerkung willkürlicher- weise den Wortlaut verändei-t und „Theodosius und Valentinian" schreibt statt „Theodosius IL und Valentinian III. (425 450)".

402 I- Aiif Sätze

stammen; diese aber gehören, wie Mommsen gezeigt hat, der Zeit des zweiten Theodosius an.

Jetzt hat sich mir die Frage in letzter Stunde durch einen der Münchener Papyri (s. weiter unten) gelöst. In einer Bttrgsehafts- urkunde vom J. 390, die also ungefähr in dieselbe Zeit fällt, in die Leemans den Leidensis setzen wollte, werden im Schwur die Kaiser in folgender Reihenfolge aufgeführt: Valentinian IL, Theodosius I. und Arcadius (perpetui Augusti), darauf Honorius als Caesar. Man nannte also Valentinian IL vor Theodosius L, offenbar weil Letzterer erst später als Kaiser hinzugetreten war. Ob bei Leemans' Datierung die Bitt- schrift auch an Arcadius hätte gerichtet werden müssen, lasse ich dahingestellt; man kann zugeben, dafs bei einer Bittschrift die Be- schränkung auf die beiden älteren Kaiser immerhin möglich gewesen wäre. Aber da der Leidensis den Theodosius vor dem Valentinian nennt, so wird man ihn auf den zweiten und dritten Kaiser dieses Namens beziehen müssen, weil bei diesem Paar eben Theodosius der- jenige war, der schon vor dem Anderen Kaiser gewesen war.^) So ist denn auch in dem unten S. 308 publizierten Text vom J. 426 Theo- dosius vor Valentinian genannt. Paläographisch wird diese Lesung voll bestätigt, wenn man den Münchener Papyrus vom J. 390 neben den Leidensis hält: die Schi'iftentwickelung ist in dem ersteren doch etwas altertümlicher. Ich betrachte es daher als ein sicheres Re- sultat, dafs der Leidensis in die Zeit zwischen 425 und 450 gehört. Das genauere Jahr würde vielleicht bestimmen können, wem es ge- länge, die grofsen lateinischen Buchstaben am Anfang des Papyrus zu lesen: denn da mögen die Konsulnamen gestanden haben. Doch ist auch anderes denkbar.

Wie werden wir mm diese neue Thatsache, dafs es zwischen 425 und 450 auf Pliilae christliche Kirchen gegeben hat, mit den oben zu- sammengestellten Zeugnissen für den Fortbestand des Heidentums bis auf Justinian vereinbaren? Es giebt nur zwei Möglichkeiten: entweder haben diese christlichen Kirchen unter Theodosius IL nur vorübergehend auf Philae bestanden, indem sie den Isiskult ablösten, um bald wieder

1) Die richtige' Datierung hätten wir schon aus den Adressen der Kaiser - reskripte in der juristischen Litteratur gewinnen können, in denen gleichfalls beim älteren Paar Valentinian, beim jüngeren Paar Theodosius voransteht. Dafs im Cod. Theod. XVI 10, 9 (vom J. 391) die Überlieferung lidem AAA (d. h. Gratian, Valentinian, Theodosius) fehlerhaft ist, hat schon Gothofredus ge- sehen. Sein Vorschlag, dafür Imppp. Valentinianus Theodosius et Arcadius einzusetzen, wird durch den Münchener Papyrus bestätigt. Vgl. auch CIGr. III 4350.

Ulrich Wilcken: TTeidnisclies und Christlichcö aus Ägypten 403

von ihm verdrängt 7A\ werden, oder aber Heidentuio uud Christentum haben auf der Insel neben einander bestanden.

Ein Blick auf die obige Liste der heidnischen Zeugnisse könnte die erstere Annahme zu stützen scheinen, denn zwischen 393 und 451, also für die Zeit des Theodosius II. liegen keine direkten Zeugnisse vor. Aber sieht man die Testimonia genauer an, so ergiebt sich jene Annahme als irrig. Nicht nur, dafs Procop versichert, der Isiskult habe bis auf seine Zeit (fg i^e) bestanden, und dafs im Vertrag vom J. 451 (nach Priscus) bestimmt wurde ^^sivac de avxoig natä xhv na- Xcciov vö^ov dxcoXvtov xriv dg t6 ieqov T)jg "löidog diaßa^Lv''', auch die epigraphischen Denkmäler sprechen für die Kontinuität, denn die Isispriester, die sie nennen, gehören einer Familie an, die wir von 452 an rückwärts durch mehrere Grenerationen als Inhaberin von Isispriester- tümern verfolgen können. Vgl. H. Brugsch, Ag. Z. 1888 S. 67.

So bleibt nur die andere Alternative übrig, dafs zur Zeit Theo- dosius' IL auf Philae Heidentum und Christentum neben ein- ander bestanden haben. Nach Ausweis des Leidensis hat es damals jedenfalls mehr als eine christliche Kirche gegeben. Ich denke mir, man wird sie auf dem nördlichen Teil der Insel zu suchen haben. Der grofse, etwa in der Mitte, doch mehr nach Süden gelegene Isis- tempel, der mit seinen gewaltigen Pylonen ins nubische Flufsthal hinaufblickt, beherrscht mit den vorgelagerten Säulenhallen den ganzen südlichen oder doch südwestlichen Teil der Insel. Dieser Isistempel war auch damals dem Isiskult geweiht, und nach wie vorher ist an- zunehmen, dafs erst der Abt Theodoros das Hypostyl dieses Tempels in eine christliche Kirche umgebildet hat. Die Kirchen, von denen der Bischof Appion spricht, werden sich nördlich vom Isistempel be- funden haben, wo auch heute noch mehrere Kirchen-Ruinen zu sehen sind.^) So zerfiel die kleine Insel in einen heidnischen Süden und einen christlichen Norden.

Also mindestens von Theodosius IL au hat das Christentum auf Philae bestanden. Wann es dort eingeführt ist, darüber wage ich keine Vermutung. In dem Brief des Athanasius an die Antiochener, der sich auf das Konzil von Alexandrien vom J. 362 bezieht, erscheint unter den Subscribenten auch ein Bischof Mdg-Aog ^lXcov. Letronne (Oeuvres I S. 81 f.) hat statt ^iXäv vielmehr Eildv (kleine Stadt in der Nähe von Pelusium) proponiert, 1) weil damals Philae noch heid-

1) Fünf christliche Kirchen zählen die Bädeckergelehrten im Ganzen. Vgl. Ägypten 4. Aufl. v. SteindorflF S. 350. Auf dem Plan ebendort ist im Norden eine koptische Kirche eingezeichnet. Über das Alter ist nichts mitgeteilt.

404 I- Aufsätze

niseli gewesen sei, und 2) weil aufser ihm nur unterägyptisclie Bischöfe unterschreiben. Der erste Grund ist nun hinfällig: wenn einmal er- wiesen ist, dafs unter Theodosius IL neben dem Isiskult christliche Kirchen dort gewesen sind, so kann auch schon 362 dort derselbe Zu- stand geherrscht haben. Dagegen behält der zweite Einwand sein Ge- wicht. Freilich ist es ungenau, wenn Letronne sagt, dafs nur Bischöfe von Libyen und dem Delta unterschreiben, denn es befindet sich auch der ^^Qöivoi'rrjg darunter, also der aus dem Faijüm! Immerhin würde der Bischof von Philae in dieser Gesellschaft auffällig sein. Ich mufs es bessern Kennern dieser Verhältnisse überlassen zu entscheiden, ob nicht trotzdem besondere Umstände wie z. B. ein Besuch dieses Bischofs in Alexandrien dazu führen konnten, dafs er sich dem Schreiben der nördlichen Kollegen anschlofs. Ich lasse diese Frage unentschieden. ^)

Welches sind nun die Gründe gewesen, die zu der Duldung des Isiskultes auf Philae neben dem staatlich begründeten Christentum ge- führt haben? Eugene Revillout hat in seinem Memoire sur les Blemyes S. 416 ff. abweichend von Letronne das Fortbestehen des Isiskultes da- durch erklären wollen, dafs auch anderwärts trotz der Religionsedikte des Theodosius etc. sich noch lange Zeit Heidnisches erhalten habe. So richtig auch dieser Nachweis im Einzelnen ist (s. unten S. 407 ff.), so möchte ich doch angesichts der eben erwiesenen neuen Thatsache um so mehr an der Auffassung Letronnes festhalten, dafs die Duldung des Isiskultes im Hinblick auf die Blemyer und Nubier eine poli- tische Notwendigkeit gewesen ist. Es müssen doch ganz besondere Gründe gewesen sein, die verhinderten, dafs die christlichen Kirchen auf Philae diesen kleinen Flächenraum sich ganz unterwarfen. Die ägyptischen imd nubischen Bewohner der kleinen Insel würde man wohl leicht zum Christentum haben zwingen können. Aber den ge- fürchteten Blemyern und Nubiern gegenüber war die Konzession des

1) Etwa für dieselbe Zeit bietet die Freilassungsurkunde bei Young, Hieroglyph. p. 46 (vom 12. Jan. 355) die m. W. erste Spur christlichen Lebens in dem benach- barten Elephantine. Die Freilasserin erklärt hier: cccpiKsvca v^&g il8v&^Q0vg vitb yfjv y.al ovqccvov xar' svGißsiav r\ov Tt]av8lsr]iiovog &sov. Mit dem „allbannherzigen" Gott kann wohl nur der Christengott gemeint sein. Vgl. dagegen die ähnliche heidnische Wendung bei Lepsius gr. 329 (aus Gertassi): vtisq ivasßtiag rov [isyälov d-8ov novQG£Tt(iovvBO}s- Schr interessant ist, wie hier die christliche Formel den heidnischen Gedanken, der in der vorhergehenden juristischen Formel vno yf]v Kccl ovgavov steckt, gewissennafsen verdecken soll. Dafs eigentlich hier die alt- griechischen Götter rfj und Ovgavög gemeint sind, zeigt die viel besprochene Parallelformel vTtb Jicc rfjv "Hliov in P. Oxy. I 48, 49.

Ulrich Wilcken: ITeicInisches vmd Christliclu;s ans Äf^ypten 405

Isiskultes eine wertvolle diploinatische Handhabe, dureli die man sie im Frieden zu erhalten hoti'en konnte.

Auf diesen Kultus der Isis will ich zum Schlufs nur so weit noch eingehen, als ich zu den grundlegenden Arbeiten der hVüheren Neues hinzuzufügen habe.

Procop erzählt 1. c. von Diokletian, er habe den Römern und jenen Barbaren gemeinsam Tempel und Altäre überlassen und aus beiden die Priester bestellt: xoivovg xivag svravd-a vscog rs xal /3e3fiot;g 'Pa^aiOLg XE aal tovtoig dt) xatsöty'jöaxo xotg ßaQßaQotg. Mit den „Kömern" können hier, wie Letronne richtig gesehen hat, nur die römischen Uuterthanen, d. h. die ägyptischen Bewohner von Philae gemeint sein. Letronne hat aber nicht gesehen, dafs die von ihm behandelte grofse Inschrift des U^rjxx^^ (vom J. 452) eine monumentale Bestätigung dafür ist, dafs es neben den ägyptischen auch blemysche Isispriester gab, die gemeinsam mit jenen bei den grofsen Festen amtierten. Diese Inschrift, die schon Brugsch (Äg. Z. 1888 S. 68) gegenüber Letronne und Franz (CIGr. 4945) verbessert hat, lautet nach Lepsius VI gr. 292 folgendermafsen :

Tb TtQoöxvvrjiia

U^rjx%rjii CO TtQcoro-

öxoXiöxrjg ex TcaxQog

5 xov ^rjXQog Tösv-

TCQCoxoöxoliöxrjg

Inl Q^e zJioxXi]xi{avov). a. 448/9

'Hl%^a Evxavd-a 10 xal STtOirjöa xb

EQyov (lov apia

xal xov cidsXq)ov

fiov U^rjxb^) diäxo-

log xov TtQocpiqxov 15 Z!i.n)x v'ibg Uaxovfiiov

TiQotprjxov. E[vx](^Qi'<^-

[X0V]^SV [xfj d\£67t0LVrj

ri^av 'löig [xal t]ü3 ösö-

1) Ich verbinde Z'jirjrd statt ^fir]r 6 (orthographisch besser wäre -S/xr^Tcb) und sehe darin die griechische Transcription seines demotischen Namens, der bei Brugsch, Äg. Z. 1888 S. 67 heifst: Ns-mt-ä, d. h. Smet der Grofse. Das ist eben der ältere Bruder von 2^fi)irx7]^, d. h. Smet dem Kleinen.

406 I- Aufsätze

20 ijt ayad'G) [öiq^^EQov

XoCay, xy [L^|]0// 19. Dez. 452.

^ioxXrj\tLa]vov.

Man hat bisher angenommen, dafs dieser Protostolist Smetchem zu den ägyptischen Isispriestern auf Philae gehört habe. Nur bei Krall ^) fand ich nachträglich die richtige Vermutung: „Die Priester der Isis, welche auf Philae in der Mitte des fünften Jahrhunderts in crriechischer und demotischer Schrift sich verewigten, waren wohl Priester der Blemyer". Eine Begründung ist nicht gegeben. Mir scheint, dafs der Wortlaut dieser Inschrift gestattet, wenigstens im vorliegenden Falle von der Vermutung zur Behauptung überzugehen. Denn die Worte tjXd'a sv- ravd'a xal ixoLr]6a t6 sQyov ^ov setzen m. E. voraus, dafs Smetchem sonst nicht in diesem Tempel, an dessen Wand er die Inschrift ein- gegraben hat, amtierte. „Ich bin hierhergekommen" so sprechen die von auswärts kommenden Wallfahrer, nicht die in dem Tempel selbst dauernd angestellten Priester. Smetchem mufs also von anders- woher gekommen sein, um hier „sein Werk zu verrichten". Ich sehe daher in diesem Smetchem einen der von den Blemyern ^) zu den gemeinsamen Festen abgesandten Isispriester, von deren Einsetzung durch Diokletian Procop berichtet. Der rein ägyptische Name darf uns nicht irritieren. In den von Brugsch (Thesaurus V p. Xflf.) be- handelten demotischen Inschriften erscheinen eine ganze Reihe von Männern mit echt ägyptischen Namen, die im Dienste und Auftrag der südlichen Nachbarn zu den Isisfesten nach Philae kommen, so z. B. jener Pasmn, Sohn des Paese, und sein Bruder Har-utä aus der Zeit des Trebonianus Gallus, die im Dienst des meroitischen Königs Trrmn nach Philae kommen. Diese und andere Texte ich denke auch an die von Krall herausgegebenen Blemyerhandschriften des XaQax^jv zeigen uns, dafs wie vorher im meroitischen Reich ^), so auch S]3äter im blemyschen und nubischen die Ägypter vielfach höhere Verwaltungs- stellen als Priester, Schreiber u. s. w. eingenommen haben. Dafs die blemyschen Isispriester, die das wunderthätige und orakelnde Götter- bild alljährlich abzuholen und zurückzubringen hatten, aus den Ägyptern genommen wurden, ist begreiflich genug; bei der Neuordnung durch

1) Sitzungsber. Wien. Akad. (1890) 121 S. 72.

2) Ich spreche von Blemyern, nicht von Nubiern, weil wir aus Olympiodor wissen, dafs im V. Jahrh. die Blemyer in der Dodekaschoinos safsen.

3) Vgl. Krall, Denkschr. Wien. Akad. 46 S. 11.

Ulricli Wilcken: Heidnisches und Christlichos aus Ät^ypten 407

Diokletian mögen die Blemycr Glieder der altansässigen Isispriester- familien von Philae in ihren Dienst genommen haben.

So klar die Frage der staatlichen Zugehörigkeit beim Smetchem selbst liegt, so unsicher bleibt sie bei den anderen in der Inschrift genannten Priestern. Möglich, dafs sein Vater Uayovpnos Prophet der Göttin auf der Insel selbst war. Vgl. Brugsch, Thesaurus V S. 1005, wo der Vater nQO(p7]z7]g "lötdog ^tk&v genannt wird. Freilich be- weisend ist dieser Zusatz nicht, denn Priester der „Isis von Philae" werden sich auch die blemyschen Priester genannt haben. Ebenso bleibt es ungewifs, ob Smeto und der Prophet Smet in Philae ange- stellt waren oder in blemyschen Diensten standen. Im ersteren Falle würden die Worte STioirjöa t6 SQyov ^ov a^a xal tov adskcpov zeigen, dafs die blemyschen und die ägyptischen Priester die ßdgßaQoc und die 'Pcj^aloc bei Procop gemeinsame Kulthandlungen ausübten. Aber auch die andere Möglichkeit ist zuzugeben, und so ist nicht ausge- schlossen, dafs alle diese Personen in blemyschen Diensten standen. Es wäre schliefslich nicht verwunderlich, wenn wir von keinem der einheimischen Priester dort solche Inschriften fänden, da eben nur Auswärtige solche Proskyueme zu setzen pflegen. Aber das Faktum, von dem wir oben ausgingen, würde darum ebenso bestehen bleiben, nämlich dafs diese Inschriften den Fortbestand des Isiskultes auf Philae in der Mitte des V. Jahrhunderts bezeugen.

Wir können nach den obigen Ausfükrungen die Geschichte der Insel Philae in religionsgeschichtlicher Hinsicht in folgende Perioden teilen:

1) die rein heidnische Periode.

2) die heidnisch -christliche Periode (im Süden der Isistempel, im Norden die christlichen Kirchen), spätestens seit Theodosius IL

3) die christliche Periode (auch der Isistempel in eine Kirche ver- wandelt), seit Justinian.

4) die islamische Periode.

IL Heidnische Vereine in christlicher Zeit.

Dafs trotz der Religionsedikte des Theodosius das Heidentum hier und dort noch längere Zeit fortbestanden hat, versteht sich von selbst und wird auch mehrfach bezeugt.^) Zu diesen Testimonien kommt ein neues hinzu, das um der Form willen, in der hier das Heidentum auf-

1) Aufser den bekannten Edikten vgl. speziell für Ägypten Revillout a. a. 0. S. 416 ff.

408 I- Aufsätze

tritt, nicht ohne Interesse ist. Es ist ein griechischer Papyrus, den ich im Februar 1899 in Ehnäsje (Herakleopolis Magna) ausgegraben habe. Auch dieser Text ist mit den anderen bei dem Hamburger Brand zerstört worden (vgl. oben S. 227). Was ich bei vorläufigem Studium des Textes im Zelt davon transkribiert habe, ist folgendes:

1 [Mjera rrjv vnatCav t[Gj\v ösötiotöjv i]^G3v &£o8o6iov xo L(ay Ova-

XevxLVLavov t6 a

2 t[öv] aicjvCav AvyovöTcav Ilaxav s [e'Jv ^O^VQvyxav d' lvö[LXTL(ovog).

3 [T]i] T«|i TYig £^ov6Lag rov kvqlo ^ov tov iieyalongsTieöTdrix) og

£7taQ%Lag

4 ['A^Qxadiccg 0laovL(o ^AQi(jxoviy.ov ^AXei,dv8Qov di\ßc\ OXaovl\ov . . .

.... 6 öelva]

5 diä 0XaovLOV Z![a]^oviß ^ioöxovQtdov xfjg 'O^vQvyxLtcjv [TtöXscog

XaiQSLV (?).] 'O^ioXoyä

6 ö^vvg dsbv rbv TtavroKQdroQa xal ri^v (^öyicjxrjQ^av xäv tikvxu

vsixcjvxog (sie)

7 dsöTtoxcjv i}ftcüv &sodo6Cov <(x[aV)y OvaXcVxiviavov tüv aiavicov

Avyov6xG3v

8 sxovöi'a xai uv%\aLQ\txG} yva^i] iyyväöd-at xal ccvccd[£]d[ax^<^^ ^o-

V7i^<(^g T^£ xal iii(pavi(agy

9 AvqtiXlov Ec3xav v'Cog 'Avov&lov äjtb xrjg avxfig 'Oi,vQvy%ixS)v

TioXscog

10 v7ioßXri%-ivxa ßovXsvxrjv %al [üjg naxacpvyövxa sig Ttayavixäg övv-

TEXCag

11 üul xovTOv t7Ct^r]xovii£vov tovxov s'vsxa [■JiaQa6x7j6(o , bnotav stil-

12 eI da (lij^ vjtevd'vvog eöo^ai xi^g avrov jtaQCCöxdösojg xal [ ]

xolg i7ttt,rjxov-

13 yiivoig tiuq avxa djtoxQcvaöd'ccL. Kvqlk rj syyvi] [

xat] ETtSQGjxri&slg

14 d}^oX6yr]6a.

1 Meine Kopie hat hinter Oiodoaiov: rb i. Entweder Schreibfehler oder Lesefehler, da das 1. Konsulat des Valentinian III. mit dem 11. des Theodosius II. zusammenfällt. 3 Den Titel las ich zuerst . . . v . ^og, ein ander Mal glaubte

ich .... viog zu sehen. 6 Meine Kopie hat £ . . . . ikv. Es kann nach Parallelen nur a[cotj]Q^lav dastehen. 7 In der Kopie habe ich anfangs Kai gelesen, dann

durchgestrichen. Wahrscheinlich wird dort ein winziges _/ stehen. 8 Meine Kopie hat am Schlufs vTts yial s^cpavico. Nach den unten angeKihrten Parallelen ist diese falsche Lesung wie oben zu emeudieren. 11 Die Ergänzung des

Schlusses habe ich nachträglich nach den Parallelstellen gemacht, nicht mit den Schriftspuren verglichen. 14 Die hierauf folgenden Subskriptionen habe ich

nicht mehr kopiert.

Ulrich Wilckon: Tleidnisches und Christllclies auH Äf^ypten 409

Die Urkunde, die am .'50. April 42(j u. Chr.^) in Oxyrhynchos"), südlich von Ilerakleopolis ^), aufgesetzt ist, gehört zu den Texten, die ich oben S. 16 im General -Register als Gestellungsverpflichtungen (resp. Gestellungsbürgschaften) unter den Eingaben von Privaten an Behörden aufgeführt habe. Wie in BGU 581 (vom J. 133) und P. Grenf. H 62 (vom J. 211) handelt es sich auch hier darum, dafs für die ^ovt] und i^cpavCa einer Person der Behörde *) gegenüber Bürgschaft geleistet wird. Also dafs die Person am Orte bleibt und erforderlichenfalls jederzeit vorgeführt werden kann, das wird durch einen Mitbürger freiwillig, wie er versichert verbürgt. In jenen beiden älteren Urkunden (vgl. auch BGU 244, 891 V.) geschieht es in der Form eines Eides; hier, in der byzantinischen Zeit und ebenso P. Lond. n S. 277 vom J. 346 hat die allmächtige Stipulationsformel (fjtf- QC3xrid'£\g (h^oXoyrjöa) den Eid in die bescheidenere Stellung eines Partizipialsatzes zurückgedrängt. Das betreffende Individuum, für welches die Bürgschaft geleistet wird Aurelius Sotas , mufs also im Verdacht stehen, dafs er eventuell es vorziehen wird, das Weite zu suchen. Unter jenen älteren Fällen ist der Anlafs des Verdachtes nur in BGU 244 angegeben, und zwar mit den Worten: avccd[sdofi8]vov £Lg QaßdoviCav. Dem entsprechen in unserer Urkunde die Worte: v7roßXi]d'8vru ßovXsvrrjv xal [a>]g naTcccpvyövrcc elg TtayavLxäg öwteXcag.

Diese Worte sind nicht leicht zu verstehen. Die Lexika bieten keine völlig passende Parallele für vitoßdllsiv. Nach längerem Schwanken knüpfe ich an die Bedeutung „unterschieben" (von Kindern überliefert) an und fasse VTtoßXrj&Evta {iovXtvxriv: er ist als Buleut, etwa an Stelle eines anderen, eingeschoben worden. Das folgende xat [co]? y,aTa(pvy6vTa eig n. 6. besagt dann, dafs diese Einschiebung in die Decurionatsliste für ihn Anlafs gewesen ist, zu den Tiayanzal 6vv- tsXsLKi. seine Zuflucht zu nehmen. Wir müssen uns dabei vers'eo-en- wärtigen, welche unerträgliche Last damals die Bekleidung des De- curionats bedeutete.

1) Die Konsiün des Jahres 426 (Theod. XII und Valent. II) scheinen am 30. April in Oxyrhynchos noch nicht bekannt gewesen zu sein, sodafs der Schreiber ^istä rijv vitccxiav der letztjährigen Konsuln (Theod. XI und Valentin. I) datierte. Ein neuer Beitrag zu Ostr. I 800 if.

2) Dies ist der erste Papyrustent, in dem die Zugehörigkeit von Oxyrhynchos zu Arkadien (der früheren Heptanomis) bezeugt wird.

3) Da das Stück sicher von meinen Arbeitern gefunden worden ist, so mufs es schon im Altertum von Oxyrhynchos nach Herakleopolis gebracht sein.

4) Leider ist meine Lesung des Titels unvollkommen (vgl. die Fufsnote zu Z. 3). Einer der gewöhnlichen Titel ■nö^ixog oder TtayÜQxov dürfte es kaum sein, da ich diese wohl nicht verkannt hätte. Es mufs etwas Seltneres gewesen sein.

410 I- Aufsätze

Was sind nun die TrayavLxal GvvTsksLai^ die hier in einem mit der Behörde geschlossenen Vertrage als etwas ganz Bekanntes erwähnt werden? Hvvrelsia ist einer der vielen Ausdrücke, mit denen die Vereine bezeichnet werden, und zwar liegt darin ein Hinweis auf die gemeinsamen Beiträge. An die zahllosen gewerblichen Vereine, die damals vom Staat zu Zwangsiunungen umgestaltet waren, kann hier nicht gedacht werden, da diese in jener Zeit christliche Vereine jedenfalls offiziell sein mufsten, ganz abgesehen davon, dafs diese Zwangsinnungen damals so drückende Lasten mit sich brachten, dafs auch die Collegiati ebenso wie die Decurionen aus den Städten flüchteten.^) Wir werden daher bei den „heidnischen Vereinen" des Papyrus an Klubs zu denken haben, deren Zweck eben die Erhaltung und Pflege des Heidentums war. Die Kirchenhistoriker werden viel- leicht weitere Zeugnisse über solche heidnischen Konventikel aus christlicher Zeit beibringen können; ich verweise hier nur auf Crampe, Philopatris (1894) und die Gegenbemerkungen von E. Rohde, Byz. Z. V S. 10 f., auch C. Neumann ebendort S. 165 ff'. Inwiefern die heidnischen Vereine emem Mann, der sich gegen den Druck des Decurionats schützen wollte, „Zuflucht" gewähren komiten, lasse ich dahingestellt.^) Boten sie etwa auch finanzielle Unterstützung?

Durch unsern Papyrus werden solche heidnischen Klubs für das J. 426 bezeugt. Aus dem J. 423 liegen uns mehrere Kaiserreskripte vor, die gegen die Heiden gerichtet sind. In einem derselben sagt Theodosius IL optimistisch: paganos qui supersunt, quamquam iam nul- los esse credamus! Der Papyrus zeigt, dafs die Regierung auf solche Konventikel scharf aufpafste; wer in dem Verdacht stand, einem solchen anzugehören, wurde, wie hier, unter dauernde Kontrolle gestellt, damit bei eventuellem Vorgehen gegen ihn {ßjtttpqToviiBvov xovrov svexa) eine Flucht unmöglich war. Darum bürgt der Kontrahent für die ^ovt] und fiitpavCa des Verdächtigen. Dieses nach den oben angeführten Urkunden auch schon früher bestehende Spioniersystem, wonach ein Bürger den andern kontrollierte, war also damals auch in den Dienst der kirchlichen Interessen gestellt. Wie demoralisierend das auf die Bürgerschaft gewirkt haben mufs, liegt auf der Hand.

Unser Papyrus bezeugt die heidnischen Konventikel für die Stadt Oxyrhynchos. Es ist nicht uninteressant, hiermit die Schilderung zu vergleichen, die kurz vorher ■^) Rufinus in der historia monacJtorum von

1) Vgl. Kornemann, Pauly -Wissowa IV S. 478.

2) Verständlicher ist, dafs die Christen sich dem Mönch tum zuwandten, um den munera zu entgehen. Vgl. Cod. Theod. XII 1, 63 (vom J. 365).

3) Nach Preuschen, Rufinus u. Palladius S. 204, zwischen 402 und 404.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Ägypten 411

dem Leben in dieser Stadt entworfen hat. Wenn er auch diese Stadt in der von ihm fingierten Reiseroute mit einem sehr verzeihlichen Gedächtnisfehler ^) nicht an die richtige Stelle gerückt hat, so ist doch gerade die Schilderung von Oxyrhynchos, die jetzt nach den Aus- grabungen von Grenfell und Hunt einen besonderen Reiz für uns be- sitzt, so lebendig imd anschaulich ich erinnere nur an die lebens- wahre Schilderimg, wie die Mönche den Reisenden vor lauter Liebe fast die Kleider vom Leibe reifsen , dafs gerade hier ganz gewifs persönliche Reiseerinnerungen des Verfassers wiedergegeben sind. ^) Rufinus beschreibt nun Oxyrhynchos als eine Stadt, die von Mönchen und Nonnen wimmelte, mit zwölf Kirchen und unzähligen Klöstern geschmückt war, sodafs Tag und Nacht die frommen Gesänge nicht verstummten: nullus enim ibi invenitur haereticus mit paganus, sed onmes cives Christiani, omnes Catholici. Dafs er bei einem flüchtigen Besuch der Stadt von den heidnisch gesinnten Bürgern und gar von jenen Konventikeln nichts gehört und gesehen hat, ist begreiflich genug. Es zeigt aber auch, wie viel man von solchen kategorischen Behauptungen zu halten hat.

Diese heidnischen Konventikel, wie wir sie für Oxyrhynchos kennen gelernt haben, sind die illegalen Fortsetzer der heidnischen Kultvereine der älteren Zeit gewesen. Den Charakter des Geheimen imd Unerlaubten haben sie erst durch die Religionsedikte bekommen. Unter den heid- nischen Verehrern der Isis von Philae, für die aus politischen Gründen, wie wir sahen, diese Edikte thatsächlich suspendiert waren, haben daher auch die heidnischen Kultvereine jedenfalls bis zur Zeit Justinians als erlaubte Verbände fortbestehen können. Das ist eine so selbstverständ- liche Begleiterscheinung des Fortbestandes des Isiskultus selbst, dafs ein spezieller Nachweis solcher Isisvereine aus späterer Zeit nicht solch Interesse beanspruchen kann wie der der heidnischen Konventikel im christianisierten Oxyrhynchos. Wenn ich trotzdem hierbei länger ver- weile, so geschieht es, weil es sich um die Deutung einer griechischen

1) Mit Recht legt Preuschen S. 208 kein Gewicht darauf. Dafs man trotz einer ägyptischen Reise die Lage der Städte des langgestreckten Mlthales sehr leicht verwechseln kann, weifs ich leider aus Erfahrung.

2) Wenn es in der griechischen Fassung heifst: oi 6h crgatriyol avtwv xccl Ol uQ%ovx£g ■aciTcc rag TCvXccg ytccl tag elaoSovg anonovg '^atriaKv ■axl., so erinnert das an die zahlreichen q)vXav.£g, die nach P. Oxy. I 43 Verso an den nvlcti etc. stationiert waren. Vgl. oben S. 128. Bemerkenswert ist hier die Fürsorge der Wächter für die Reisenden. Vgl. hierzu Ebers, Cicerone S. 320 ff.

Archiv f. Papyrusforschung I. 3. 27

412 I- Aufsätze

Inschrift handelt, die bisher überhaupt noch nicht erklärt worden ist. Ich meine die Inschrift, die Richard Lepsius im J. 1844 ,,anf der äufseren Hinterwand der Cella des Tempels von Kalabsche" (dem alten Talmis) in Nubien entdeckt und in den Denkmälern VI als gr. 378 ediert hat. Eine Abschrift davon, die er an Boeckh geschickt hatte, ist in den Monatsberichten der Berliner Akademie 1844 (hinter S. 410) reproduziert worden. Mir hat aufserdem noch in letzter Stunde der von Lepsius genommene Papierabklatsch gute Dienste geleistet, für dessen Zusendung ich der General -Verwaltung der königlichen Museen zu Berlin meinen ergebensten Dank ausspreche. Lepsius nannte diese Inschrift in den Monatschrifteu „eine wunderliche, und mir wenigstens nur in einzelnen Worten und Phrasen verständliche Inschrift" und auch Letronne (Rev. archeol. I S. 683) nannte sie „wwe enigme quant ä present indecJä/frable". Vgl. Franz im CIGr. III 5071b. Auch mir bleibt noch manches rätsel- haft. Mögen die Fachgenossen weiter helfen. Folgende Buchstaben sind überliefert:

£7iL (povoLV cpvlaQioyaiiaxLCpavxipEvd'a'Yiöi^ 7tQ0(pr]taig ^evQov yrniTikco'i'KaQOVQ 8y\yi,^ ickXoßa6LX£v6£jtoi7]6€vavroxXXxcii miöaXxi'H,^ 7tL6ovxk-\-6vvaߣV£ ^fc^fc 7tL6a'CnXovxll6vvj(^o7cav 6 itai,'4i£v%'a7i6£lovxavLxk\övvyLav8riQyQa(pco ^£vdLatoTtixaKLOvTcodr]iioTal^£a67caQa

rOV XO^iTOÖ OxhvaQXTjÖ 7C0l£C}Ö^£Q0Ö dvOKaLOtXQL<36VVodoV^£Q06^iCCa7CO

xriG6riii£Qov£mxova£i iqovov £av 10 dG)QOvovx£%(J0fi£V7iQayfiaaXla£L(3XQt(Xövv odov^£Qo6 a . odri^oxktvaQXo6^£Qog ß

xad'036£'yQa^£v a6(pak£6 xatxad'co6a7t7]X7]

6a^£V^£VQ0V')(yi^7ll(01XaQ0VQ^,xk\^ Xai£0^VT^0fl£V£7tLfiaQXVQa)V 15 TtaÖTjößcDX

xaii.i£VQ:^lxakavov££jt xaiaxQ£xaxlQco

10 a^ in ulla etwas lädiert, aber doch sicher. Auch die beiden XI im Ect. deutlich. In Monatsb. gut, in Denkm. ungenau. 11 hinter a scheint ein korrig. Buchstabe zu stehen ; darüber Schriftspuren. Leps. in Monatsb. cnroSr\, in Denkm. a V ooy\.

Die Schrift ist eine Unciale, in die nach der kursiven Vorlage mehrere kursive Formen eingestreut sind, so h neben H, das in einem

Ulridi Wilfken: Heidnisches uud Christliches aus Ägypten 413

Zug gescliriebono 93 (in ygacpco 5).^) Diese kursiven Formen begegnen schon im IV. Jahrb., so in meinen „Tafeln z. alt. gr. Pal." XIV vom J. 359. Ich setze die Inschrift etwa in das V. Jahrhundert.

Bei der Interpretation der Inschrift gehe ich von Olympiodors Bericht über den Besuch aus, den er im J. 421 der damals den Ble- myern gehörigen Dodckaschoinos und so auch der Stadt Talmis, aus der die Inschrift stammt, abgestattet hat. Er erwähnt da (PHG IV. S. 66): Tovg qivXaQiovs xal 7tQO(p7]rag r&v Tcarcc rriv TdXuiv ßagßagcov rjtoL tav BXs^^vcov. Diese selben beiden Behörden finde ich in Z. 1 und 2 in Abhängigkeit von f-jti, also als Eponyme, wieder. Danach verbinde ich: 'Ejtl 0ovolv cpvlccQxo (1- (pvXccQxov)^ rabiat Kpavt Wsv- d'a7j6i[g] TtQocpyjraLg (1. 7iQoq)7]ti]g^ für 7CQoq)y]T.ov).")

Das Verständnis der folgenden Zeilen ist mir durch die bisher noch nicht verwertete Inschrift Leps. Denkm. VI gr. 314 (aus Philae) z. T. erschlossen woi'den. Diese lautet, soweit ich sie verstehe:

(prjvrjs TlaivovijiLg) vibg na%viiCov Qoy// ^LO%Xrixi{avov). 'Eycj d^i 6

5 TtQCüTOXliVaQIOg.

Die folgenden Zeilen sind mir noch unverständlich. Zum Schlufs viel- leicht: ovK iitsQaßev'^) sog Qoy.

Ob der Oberpriester Smet, der hier als Eponym für 173 Diokl. = 456/7 n. Chr. angeführt wird, dieselbe Person ist, die nach der oben S. 405 behandelten Inschrift im J. 169 Diokl. = 452/3 n. Chr. als TCQOcprJTTjg bezeichnet wird, lasse ich dahingestellt. Die Lesung und Ergänzung napwv(^ig) rTA<NoY habe ich aus Brugsch, Thesaur. V 1007 e gewonnen, wo das demotische Proskynema eines „Pachnum S. des Pachome des Priesters der Isis" mitgeteilt wird. Vielleicht hat auch dieser Pachnumis, wie manche andere Glieder dieser Priesterfamilie, in blemyschen Diensten gestanden (s. oben S. 406). Er nennt sich hier mit einem Titel, der meines Wissens sonst nirgends begegnet: tcqcoto-

1) Das merkwürdige $, das oben an der Spitze links die Schleife hat, ist nur eine milsglückte Nachahmung dieser abgerundeten Form.

2) Der blemysche Titel tpvXaQ^og begegnet auch in der unten S. 319 be- sprochenen Urkunde des Xaga^'^v. Als Plural kann man TtQocprjZKLg nicht fassen, da sonst ein kkI zwischen den beiden Namen unerläfslich wäre. Wsv&aiiaL[g] (für WsvQ'at^aiog) mufs der Vatersname sein.

3) Subjekt zu sTtsQccGnv ist vielleicht die Göttin Isis oder auch Sarapis. Das würde sich auf die Reise des Heiligenbildes beziehen.

414 I- Aufsätze

jckCvccQxog. Die Deutung giebt Philo in Flacc. § 17 (p. 537 Mang.), der uns mitteilt, dafs man in Alexandrien die Kultvereine (ß-La6oi) im Volksmunde auch övvodoL oder xllvai genannt habe. Danach nennt er den Isidoros ^^xXtvaQxrjg^''.

Der Klinarch war also der Vereins Vorsitzende, und das byzanti- nische TtQotoxXivccQxos bezeichnet danach den ersten Vereinspräses. Zumal dieser Pachnumis zu der bekannten Isispriesterfamilie gehört (s. oben S. 405 f.), ist es mir nicht zweifelhaft, dafs die JcUvri^ von der er seinen Titel trägt, ein Kultverein war, dessen religiösen Mittelpunkt die Isis von Philae bildete.^)

Dieser Titel oiXtvaQxos kehrt nun mehrmals in unserer Inschrift aus Talmis wieder. Voll ausgeschrieben ist er nur in Z. 11 in der Zusammensetzung: 6 örj^oxXtvaQxog. Das mufs dasselbe sein wie 6 icXivaQ(xog)^) ffjg TtoXecog in Z. 7. Damit wird ein städtischer Vereins- präses gemeint sein. Hierdurch ist auch die Lesung und Ergänzung von Z. 2/3 hinter jcapov^) gegeben: d'rj^[o\Kh'{vaQXog)-, und damit ist das für die ganze Interpretation der Inschrift entscheidende Faktum gegeben, dafs die Gruppe xAx (Z. 3) ebenso wie das mehrmalige )cA4- in xli(vuQxog) aufzulösen ist.'^) Dadurch wird unsere Inschrift zu einem Dokument über Kultvereine im blemyschen Talmis.

Fahren wir in der Entzifferung fort, so ergiebt sich zunächst MevQov in Z. 2 als Name des in Talmis verehrten Gottes Menrul, den die Griechen mit Mavdovkig transkribierten. Mit dem vorhergehen- den 7tQ0(p^raig ist er jedoch nicht zu verbinden, wegen Z. 13, wo ohne vorhergehenden Priestertitel (isvqov wiederkehrt. Vielmehr wird Msvqov als Personenname zu fassen sein*), und zwar wird hier MevQovxri^ „Menru(lj den Jüngeren" im Gegensatz zu einem gleichnamigen Bruder „Menrul dem Alteren" bezeichnen.'') Das folgende nXaxxaQovQ wird man wohl als Vaternamen dieses Menruchem aufzufassen haben ^), denn nach Z. 6 und 11 gab es nur einen drj^ozXiva^x^Sf auch hätte jcal

1) Isis wird hier zwar nicht ausdrücklich genannt, aber schon wegen des Fundortes (Philae) ist es sehi- wahi-scheinlich. Vgl. auch das unten S. 318 über Krni Gesagte.

2) Diese Ergänzung ergiebt sich jetzt erst aus Z. 11. Der Text hat ^XivaQ ohne Abkürzungszeichen.

3) Das 4- ist nichts anderes als ein Jota, das unten vom Abküi-zungsstrich durchstrichen ist. In x ist das Jota schräg gelegt.

4) Dafs Göttemamen unverändert als Personennamen verwendet werden, be- gegnet sehr häufig. Mit Unrecht leugnete ich das in Äg. Z. 1884 S. 138/9.

5) Vgl. das oben S. 405 Anm. 1 über ZJ^irit^rni Gesagte.

6) nicü^xuQovQ ist wohl ein Compositum. Vgl. den XaQaTtatxovQ in der Xagcc^-^v -Urkunde.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und ChriHtlichcB ans Ägypten 415

bei einer Koordination nicht fehlen können. Auch dies(;r Menriichem, der Sohn des Plochkarur, wird (von stcI abhängig) als Eponyra zu fassen sein.

Die eigentliche Urkunde beginnt danach mit: 6 ßccöiXsvg ijioLTjösv xtA. Das Folgende ist sehr schwierig. Ich erkenne in Z. 4/5 folgende drei Paare von Personen: 1) IIlöov xXCiyaQiov) <Svv '^ßsvs, 2) aal IlißKC nXov kXl(vuqxo7^) 6vv XÖTtav, 3) xcd Wsv&af}66 Aovxävi xXl- (vuQxov) 6vv MavdyJQ. Diese Namen sind, Avie die oben besprochenen, teils ägyptisch, teils blemysch oder nubisch.\) Diese Zweiteilung der drei Glieder mufs uns bei der Deutung von Z. 3 6 ßaGiksvs iTtoCrjasv avToxXxnaL S7Ci6akxL'K~ helfen, denn hier scheint dieselbe Zweiteilung vorzuliegen. Wie Utöov, Ilißä'C und ^evd'ariös, die in 4/5 als xU(vccq- XOi) bezeichnet werden, dem xkx = xli{vc<Qxo'^s) ^^ ^ entsprechen, so würden die drei anderen mit 6vv ohne Titel angefügten Personen C^jSfVf, Xojcccvy MavdrJQ) der Gruppe STCLöaXrtics^ entsprechen. öaXtLX. (resp. öagrix.) ist ungriechisch. Ich bringe es mit dem lateinischen salticus zusammen. Gleichviel ob man i:zl öaXtixlfj^s)] oder eTttöaXTi- a\o(yg)7\ oder sonstwie lesen will kein Barbarismus ist unmöglich bei diesem Schreiber , jedenfalls möchte ich darin eine Bedeutung wie „Obertänzer" suchen. Sachlich scheint es mir nicht unverständlich, dafs in einem solchen Isisklub neben den Vorsitzenden die „Obertänzer" erwähnt werden.

Diese drei Vereinsvorsteher erklären uns zugleich ol xQlg 6vv68ov oder xqCu övvoöov^ wie der Schreiber in Z. 8 und 10 so schön sagt: das sind die drei Vereine, an deren Spitze die in 4/5 genannten Per- sonen stehen eine hübsche Illustration zu den oben zitierten Worten Philos: övvodoi hccI aXlvai Tigogovo^d^ovrat VTvb tüv eyxcoQiavl

So bleibt in Z. 3 nur noch avto zu erklären. Nach der hier herr- schenden Orthographie kann man das ebenso gut als avrov wie als avta fassen. Soll man cwxa auf den König beziehen? oder avxa resp. «VTov auf den vorhergenannten dTj^oKXt'vccQxog?")

Nach obiger Deutung ist also in Z. 1 5 gesagt, dafs in dem und dem Jahre, als die und die Epouyme waren, der König Avohl der blemysche König ^) die drei genannten Paare zu Klinarchen und Vortänzern gemacht habe.

1) Von den Klinarchen haben IIiacYL und Wevd^afjas gut ägyptische Namen. Dagegen sind die Namen der drei „Obertänzer" wohl blemysch oder nubisch. MavSi]Q ist offenbar wieder der Göttername Menrul. Vgl. auch die Eigennamen- sammlung bei Ki-all, Denkschr. Wien. Akad. XL VI S. 13 £F.

2) Oder ist avrovg gemeint im Sinne von fjiiäg? Diesen Schreibern kann man alles zutrauen.

3) Die blemyschen Könige werden zwar sonst als ßaailia-aoi bezeichnet. Aber an den byzantinischen Kaiser kann hier nicht gedacht werden.

416 I- Aufsätze

In dem folgenden yQdq)co^EV kann, wie mir scheint , niemand an- ders als die drei Klinarclien Pison, Pisai und Psenthaese Snbjekt sein. Merkwürdig ist ja, dafs sie vorher ihre Ernennung und zwar in 3. Person erzählen. Man könnte aber als Analogie hinweisen auf jene philensi- schen Inschriften, die ich oben S. 405 und 413 besprochen habe. Vgl. übrigens S. 415 Anmerkung 2. Dieser Satz ist leicht verständlich: yga- (po3[iev (1. yQdg)0^£v) öiä tb jataxiov (1. TCCTtaKLOv) tu dr^pio (1. tov dyj^ov) Täl^Ecoq nagä tov Koiiixog: sie schreiben also wegen des Briefes, den die Stadt Talmis vom Comes^) bekommen hat.

Die folgenden Worte 6 xh'vaQijos) bis xqövov (Z. 7 9) möchte ich als eine stümperhafte Wiedergabe eben des Passus aus dem Comes- Briefe halten, um deswillen sie schreiben. Erstens aus äufseren Grün- den: die Schrift dieses Abschnittes ist gröfser und weitläufiger als die der übrigen Urkunde, so dafs er dem Auge deutlich als etwas Beson- deres entgegentritt; auch ist er vorn durch ein Spatium vom Vorher- gehenden getrennt. Zweitens aus inneren Gründen: hier heifst es 6 xkLvaQ^x^s) TTJg TtoXecag^ während der Schreiber sonst statt dessen 6 öri^onlCvdQiog sagt. Auch versteht man so allein die Wiederholimg in Z. 10/11. Inhaltlich besagt dieser Passus: „der Klinarch der Stadt zwei Drittel, und die drei Synoden (Vereine) ein Drittel von heute bis in Ewigkeit". Wovon hier die Hede ist, wird in dem tuttkxiov des Comes gestanden haben; hier wird es nicht gesagt.

Das Folgende 'Eäv d&Qov ovx e%co^£v TiQccy^a akkä ktX. bleibt mir unverständlich. Da ovx ex<^oy^£v doch wohl Hauptsatz ist, so scheint das Verbum zu iäv zu fehlen. Etwa iüv d&Qov zum Vorhergehenden zu ziehen, ist wohl nicht gut möglich; ebenso unverständlich bliebe iuv d' coQov (= öXov). Zu ovK E'i'Coy^sv 7t Qäy^a vergleiche ich BGU 22, 8: ccTtlag firjdsv £%ov6u TtQäyfia Ttgbg i^s. Vielleicht ist da- mit die Zustimmung ausgedrückt: wir haben nichts dagegen, sondern es sollen die drei Synoden ein DritteP) und der Demoklinarch zwei Drittel (haben?). Hierauf folgt die Gültigkeitserklärung der Urkunde: „So wie wir's geschrieben haben, ist es sicher." Dunkel bleibt mir

1) Ich lasse unentschieden, ob hier an einen römischen oder einen blemyschen Comes zu denken ist. Die von Krall herausgegebenen Urkunden zeigen, dal's diese Blemyerkönige ihre Beamten gern mit byzantinischen Titeln belegten. Ebenso könnte auch der '^^aQ-^og in der koptischen Inschrift bei Revillout, Memoires sur les Blemyes S. 374 ebenso gut ein nubischer Beamter sein wie ein römischer.

2) Die z. T. korrigierten Zeichen hinter und über dem Zahlzeichen a kann ich nicht genau erkennen. Vielleicht wollte der Schreiber statt a das Wort fii'a darüber schreiben. Der Buchstabe hinter « ist wohl ungültig gemacht. Nach dem Zusammenhang kann hier nur die Zahl „eins" ausgedrückt sein.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Ägypten 417

das folgende xccl xad-iog dn:7jtT]6a(i£v MevQovyy'i^ xtX. Man sollte eher erwarten xa&ag dTtt'it'rjösv^ „so wie es Menruchem von uns verlangt hat". Darauf folgt der Schwur (1. sjto^vvoiiEv oder öfivvo^sv) vor drei Zeugen (entsprechend den drei Verfassern der Urkunde). Der zweite Zeuge wird als ovssTt bezeichnet. Das wird nichts anderes als das ägyp- tische Wort für „Priester" sein (kopt. OTHiui). In dem letzten Wort xatlQOJ steckt wahrscheinlich xccd'' uqov: „wir schwören beim Heiligtum" (wohl des Menrul von Talmis).

Danach würde die Inschrift etwa folgendermafsen zu interpretieren sein:

'EtiI 0ovolv (fvXccQxo, ra^utitpävT W£vd-ari6L\ß\ jtQoq)7]tatg^ MevQov%riii IlXco'piaQOVQ dTqiL[o\-

xhivccQxov)^ 6 ßaöiXsvg i7iOLi]6sv avro (?) xXi(vdQxovg) xal eTtL6aXtLx[.^ niöov '/cXi{vaQ%ov) övv 'Jßsvs xal nidä'C IJXov KlL{yaQ%ov) övv Xotcuv 5 aal Wsvd-arjös ylovxävL KXCiyaQiov) övv MavdrJQ. rQcccpco- liEv 8iä xo TtttdxLov rß) drjfio TdX^sojg jtaQa Toi) xö^iTog' „'0 xXLvagixog) r^g nöXscog ^SQog ovo xal OL TQig övvodov ^SQog ^ia äno Tijg 6riiiEQov inl tbv del xqövov.'"'' 'Euv 10 dß)QOV, ovx £%co^sv TtQßy^a, aXXä slg tQicc 6vv- ödov ^SQog a . , 6 ör]^oxXtvccQXog fiBQog ß. Kad-cjg iyQcc^a^sv döcpaXhg xal xad'ag djcrjtT]- öa^sv MevQov%yi^ TIXcoxxccqovq [d'r](^o)?\xXL{vaQXO')

Xcd io^V7]0{l£V £7tl ^aQtvQav

15 Iladrig Bax

xal MevQ[ov] KaXav ovesTt xal 'j4tqI xat iQcb.

Das würde nach Obigem auf Deutsch etwa heifsen:

„Als Phonoin Phylai-ch war, Gamatiphant des Psentaesis Sohn Prophet, und Menruchem des Plochkarur Sohn Stadtklinarch, da hat der König zu seinen (?) Klinarchen und Obertänzern gemacht Pison den Klinarchen mit Abene (NB. als Obertänzer) und Pisa'i Plu den Klinarchen mit Chopan imd Psenthaese Lukani den Klinarchen mit Mander. Wir (letztgenannten) schreiben wegen des Briefes, den die Stadt Talmis vom Comes bekommen hat (in dem es heifst): „„Der Klinarch der Stadt zwei Drittel und die drei Vereine ein Drittel von heute bis in Ewigkeit."" Wenn ein Greschenk (gegeben wird?), haben wir nichts (dagegen), sondern die drei Vereine ein Drittel, der Stadt- klinarch zwei Drittel. So wie wir es geschrieben haben, ist es sicher und so, wie wir es verlangt haben von Menruchem des Plochkarur

418 I- Aufsätze

Solm, dem Stadtklinarclien (oder wie es verlangt hat M.?). Und wir schwören vor Zeugen, (nämlich) vor Pades Bok imd Menru Kalau dem Priester und Hatre, bei dem Heiligtum."

Mag einzelnes von diesem Gestammele denn Griechisch kann man es kaum nennen von Anderen auch anders erklärt werden, so viel glaube ich aus dieser Inschrift erwiesen zu haben, dafs zugleich mit dem Isiskult auch die Kultvereine sich nach Nubien hinein ausgebreitet haben. Vielleicht läfst sich aus demotischen ürkimden erweisen, dafs solche Isisvereine auch schon im meroitischen Reich (I. III. Jahrh. n. Chr.) dieselbe Rolle gespielt haben wie später bei den Blemyern. In den von Brugsch, Thesaur. V entzifferten Texten begegnet häufig das bisher unerklärte Wort Krni als Titel von Personen, die im Namen des meroitischen Königs nach Philae zogen, um dort der Isis zu opfern,^) Ich wage die Hypothese, die die Ägyptologen prüfen mögen, dafs dieses Krni oder Klni von xkivrj abzuleiten ist (etwa als Nisbe, woraus sich die Vokalisation erklären würde). Klni würde danach „den zur xAtVt^ gehörigen" oder spezieller wohl den üXtvagxog bezeichnen.

Aber der Einflufs von Philae auf die südlichen Nachbarn ist nicht einseitig ein heidnischer gewesen. Wie wir oben sahen, hatte Philae schon im V. Jahrhundert, wenn nicht früher, neben dem Isistempel auch christliche Kirchen. Diese Thatsache läfst uns besser verstehen, was wir jüngst aus neuen Urkunden gelernt haben, nämlich dafs schon ehe unter Justinian das Christentum zu den No baden gebracht wurde, christliche Beamte sich am heidnischen Hofe der Blemyerkönige be- funden haben. Dies zeigen die von KralP) herausgegebenen grie- chischen Lederhandschriften (etwa aus dem VI. Jahrh.), die zwar in Gebelen in Oberägypten erworben sind, aber gewifs aus Nubien stammen^): der Schreiber des XaQa%rjv ßadiXetöxog rciv Blsiivcav ist ein ägyptischer Christ, Sansnos, der das Chrismon vor seinen Namen und auch vor die Urkunde setzt; auch die beiden domestici des Königs verwenden das Kreuz in der Unterschrift.*) Aber der König selbst^)

1) Vgl. p. X if . Gesandschaft des Pasmn und seines Bruders Har-ut'a, des Krni. Ausführlich ist erzählt, wie sie mit ihren ,, Brüdern, den Krni der Isis, den Propheten" etc. das Fest feiern. Brugsch p. XII erklärt Krni als „äthio- pisches Wort für eine Priesterwürde".

2) Denkschr. Wien. Akad. XLVI.

3) So jetzt mit Recht Ki-all, Wien. Z, f. d. Kunde d. Morgenlandes XIV S. 241.

4) Krall nimmt es nur von dem zweiten an. Aber auch dem Zeichen des ersten liegt, wie mir scheint, das christliche Kreuz zu Grunde.

5) Der Text nennt als seine ausführenden Beamten einen cpvXccQxog und einen vTtorvQccvvog. Das letztei'e Wort gieht mir eine Emendation zu Priscus' Bericht über den Blemyerfriedeu vom J. 451 an die Hand (FHG IV S. 100). Von

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Aj^ypten 419

gebraucht ein imcliristliches Zeichen: 0~-. Doch ich kann für diese kirchengeschichtlich 8chr interessanten Urkunden auf die überzeugenden Ausführungen von Krall selbst verweisen (vgl. S. 7) und beschränke mich darauf, in der Anmerkung einige Beiträge zu den Texten zu liefern.^) Auch darin stimme ich Krall bei, dafs der viel besprochene Nobadenkönig Silko, der seit Letronne für einen Christen gehalten wurde, vielmehr Heide war. ^) Die alttestamentlichen Remiscenzen der Inschrift (vgl. Lepsius, Hermes X 138) bezeugen bestenfalls das Christen- tum seines koptischen Schreibers wenn es nicht ein Jude war (Krall) ebenso wie die Kreuze in der Lederhandschrift das Christen- tum der Schreiber des sicher heidnischen Fürsten XccQax'r]v. Weiteres siehe unten S. 436.

HL Amulette.

Zu den Konzessionen, zu denen das Christentum sich genötigt sah, um die heidnische Welt zu gewinnen, gehört auch die Duldung des

den Geiseln heifst es: {rjoav Sf twv ts TVQavvtiaävtcov) xat vitb tvqccvvcov ysyo- voTwv, was man übersetzt hat: aut ex filiis eorum! Ich lese nach Obigem: vtio- tVQCivvav. Also „einstmalige Tyrannen und Untertyrannen" befanden sich unter den Geiseln.

1) In Kairo habe ich Gelegenheit genommen, diese Lederhandschriften im Original zu vergleichen. Danach lese ich: II 3 aTtavta a^l %q6vov statt anccvrav XQOvov; 4: öl' ifiov iyQiäifr]} 'Aydd'ovog yQa(^iiaTEcog). In III 1 steht am Anfang das zu erwartende ?;^q) (vgl. Wessely) wirklich da. Am Schlufs der Zeile ist [«0:90;] nicht zu ergänzen. Hinter ccQyvQOTrXäatrjg , das hier übrigens sicher den Silber- arbeiter bezeichnet und nicht mit Wessely in aQyvQonQcirrig umzudeuten ist, fehlt nichts. Die Konstruktion ist: ?;^w aov, genau so wie in den aus demselben Funde stammenden Urkunden BGÜ 795 797. Die von Krall-Wessely gegebene Deutung von KSQiia rcov [a]Tto ßaQitmv (,,an Kleingeld von den Schiffern", worin Wessely gar eine „Art von Flufszoll" sieht) ist sachlich unnaöglich. Die Urkunde ist ein Schuldschein, dem gemäfs der Silberarbeiter Argon von Noaimek 11 Solidi ent- liehen hat. Was soll da der Flufszoll? In jenen Worten kann nvir die Beschi-ei- bung des ausgeliehenen Geldes stecken. Ich vermute: K^Q^drav vv.oßaQtrav, was etwa für inoßagscov stehen mag: „in ziemlich schwerem Kleingeld". Zu I be- merke ich noch, dafs die avvrj&sia, die die Römer bei der Insel Tanaro (vielleicht der damaligen Nordgrenze?) zahlen sollen, vielleicht der von Diokletian bewilligte Tribut ist.

2) Krall setzt die Silkoinschrift mit Wessely ins VI. Jahrhundert. Vergleiche ich die Schrift mit der der oben besprochenen Inschrift von Talmis (beide stehen neben einander in Leps. Denkm. VI Blatt 95), so will mir die Silkoinschrift alter- tümlicher erscheinen. Freilich ist der verschiedene Grad von Sorgfalt, der der Wichtigkeit des Gegenstandes entspricht, zu berücksichtigen. Ich glaube nicht, dafs die Silkoinschrift jünger ist als V. Jahrhundert. Der Sieg des Silko braucht

420 I- Aufsätze

Amuletts. Das Bedürfnis nach wunderkräftigen Amuletten wurzelte im Heidentum so tief^ dafs das anfängliche Verbot der Kirche bald auf- gegeben werden mufste.^) Auch für diesen interessanten Prozefs der Umwandlung der heidnischen Sitte in eine christliche bieten die Papyri wertvolles neues Material.

A. Zu den heidnischen Amuletten.

Aufser den grofsen Zauberlehrbüchern aus heidnischer Zeit, die uns durch die Publikationen von Parthey^ Leemans, Wessely, Kenyon, Dieterich zugänglich gemacht sind, haben sich auch Urkunden gefunden, in denen für den Einzelfall praktische Anwendungen von den Vor- schriften jener gemacht sind. Auf diesem Gebiet wetteifern mit den Papyri und Pergamenten die Bleitafeln mit ihren Verfluchungen und Liebeszaubern. Wie wichtig alle diese neuen Dokumente des Volks- glaubens für die allgemeine Religionsgeschichte sind, ist namentlich durch die tiefdringenden Forschungen von Dieterich und Wünsch ge- zeigt worden. Durch die Zugehörigkeit zu diesem weiten und wich- tigen Forschungsgebiet gewinnen auch ein paar unansehnliche Papyrus- streifen an Interesse, die ich bei meinen Ausgrabungen in Ehnäsje (Herakleopolis Magna) in Mittelägypten zutage gefördert habe.

Am 29. Januar 1899 fanden meine Arbeiter auf dem nach Osten gelegenen Hügel Koni mälidtje ein eng zusammengeprefstes Papyruscon- volut, das in der Mitte wie ein Garnwickel mit einem roten Faden eng umschnürt war. Als ich abends im Zelt den Faden gelöst und durch Feuchtigkeit den Papyrus entrollt hatte, lag ein vollständig erhaltenes Amulett vor mir. Es ist vielleicht das erste Beispiel eines Papyrusamu- letts, das in verschlossenem Zustande, so wie es vom Gläubigen getragen war, gefunden worden ist. Um so mehr ist zu bedauern, dafs auch dies Stück bei dem Hamburger Brande (s. oben S. 227) untergegangen ist.

Über das Alter des Papyrus habe ich mir keine Notizen gemacht. Doch erinnere ich mich, dafs ich ihn damals nach der Schrift etwa in's

nicht der definitive gewesen zu sein, der die Blemyer aus Nubien ver- drängte; sie werden sich oft hin und hergeschlagen haben. Die Charachen- Handschriften sind jedenfalls jünger als die Silkoinschrift, etwa VI. Jahrhundert, und doch erscheinen die Blemyer hier als Nachbarn der Römer. Silkos Sieg ist sonach wohl nm- eine Episode in der blemyschen Okkupation von Nubien gewesen. Sonach wäre höchstens auffällig, dafs die Blemyer nicht die Sieges- inschrift des Feindes entfernt haben. Doch das allein kann nicht entscheiden, zumal, wie mir Freund SteindorflF als Augenzeuge erzählte, die Silkoinschrift an unscheinbarer Stelle steht, sodafs man sie nicht ohne weiteres findet. 1) Vgl. V. Schultze, Unterg. d. Heid. I 308 flf., E 377 S.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Ägypten 421

III. Jahrh. n. Chr. gesetzt habe. Der Papyrus, dessen Mafsc ich nicht genau anzugeben vermag, war in sclimalen Streifen geknifft, zu einem kleinen Cylinder von ca. 2 cm. Länge und 1 cm. Durchmesser zusammcngeprefst. Dafs er mit einem roten Faden umwickelt war, entspricht den Vorschriften der Zaul)erbücher. So heilst es in P. Lond. I S. 77, 385 ff.: Xaßcov %dQtriv y^dil^ov xccl dr'jöag a^^axi q)OiViXLVG).^) Vermutlich war das Amulett am Halse getragen, wie es in einem Pariser Zaubertext heifst: xal ^IXrpaq, q^oivirnva dsQ^an xal ccjtaQtiöag cpoQSL tcsqI rbv xqcciyiIov (Wien. Denk. 3(1 S. 112, 270'j). War es an einem Faden getragen, so hat sich dieser nicht gefunden. Möglich aber auch, dafs es in einer Kapsel getragen war. ^)

Nach der vorläufigen Kopie, die ich im Zelt angefertigt hatte, lautet der Text folgendermafsen. In der Mitte standen die Zauber- worte :

FoQyacpcovag

OQyc3q)(ovccg

QyG}(pG}vas

y(Dq)C3vag

cocpcovccg

(fcovag

(ovag

vag

CCS

Spieralförmig dies Dreieck zwei- bis dreimal umschlingend, liefen die Beschwörungsworte, die ich folgendermafsen las: '^lopjtt^o vuccg xat cc tov äyCov ovo^atog d'SQccTisvöcct rbv zIlovvölov rjtoi ""Avvg^ ov stexsv 'Hqux^lcc^ ccTcb 7ta[v]rbg Qtyov not TtvQStov i]xoi xat tj^sQivov -r) ^i'av TiaQa ^tav waxaiQivov xs xal ij^iQtrjxs xq^ öqov [yfjdr] 7]dr] xa^v xa^v. In der Mitte steht der Name des angerufenen Dämons. Die Spiele- rei der allmählichen Verkürzung des Namens bis auf den letzten Buch- staben ist aus der Zauberlitteratur bekannt genug, auch für die dreieck- förmige Anordnung bietet sie zahlreiche Beispiele. Der Berliner Zauber- text I 12 giebt uns den terminus tecJmicus für solche Bilder: Tioirjöccg dvo xXi^<xxa^ heifst es da, worauf zwei solche aus den sieben Vokalen kombinierte Dreiecke folgen, von denen das erste die Spitze nach oben, das zweite nach unten richtet. Der Herausgeber Parthey bemerkte

1) Weiteres bei Wessely, Wien. Denk. 36, 28.

2) Vgl. Bomiann, Führer d. d. Ausstellg. PR S. 125.

422 I- Aufsätze

hierzu (S. 139): „Man erwartet statt xXipata Z. 12 xXi^axsg/' Ich weifs nicht, ob xh'^ai, hier ein besseres Bild wäre. Ich möchte an dem überlieferten xli^axa festhalten und es als „Abstufung" (vgl. xh'fia ÖQäv) resp. „Abstufungsfiguren" fassen.

Auch dafs die Beschwörungsworte rings um das Zauberwort herum- laufen, hat zahlreiche Parallelen. Mein verehrter Breslauer Kollege Wünsch verwies mich z. B. auf seine „Neuen Fluchtafeln" (Rhein. Mus. 55 S. 70). Vgl. auch Wünsch's Sammlung im CIA App. p. XXVI (lat.), andererseits die Vorschrift in P. Lond. I S. 99, 467fF.: tf^yQcxcpriöov i,adLOV Tvcpaviaxbv xal xvxla ccvtov ovdftaTß: xrL

Der Dämon, der beschworen wird, den Dionysios vom Fieber zu heilen, wird mit roQyoacpavag angerufen, was offenbar vulgäre Schrei- bung für FoQyocpovag ist. Dafs der Pluralis gemeint ist, zeigt wohl das folgende v^äg (nicht 6s) ^ auch ist der Accusativ dem Genetiv vor- zuziehen. Die angerufenen Dämonen heifsen also die „Gorgotöterinnen". Unter der grofsen Masse der Götter und Dämonen, die in der griechi- schen Zauberlitteratur genannt werden, habe ich diese Gorgophonen nirgends finden können. Auch der griechischen Mythologie scheinen sie fremd zu sein. Wohl kennt diese die Athena als roQyocpoviq (Eurip. Jon 1478), und FoQyocpövrj heilst in der Sage auch eine Tochter des Danaos (Apollod. ed. Wagner II 1,5; Tzetz. Hist. 7, 374) und eine Toch- ter des Perseus (Apollod. I 9, 4; II 4, 5; III 10, 3), aber mehrere Gorgo- phonen, die als gleichartige Göttinnen zusammengefafst wären, sind meines Wissens sonst nicht bekannt.

Wie man darauf gekommen ist, den Gorgotöterinnen heilende Kraft zuzuschreiben, ist nicht schwer zu erkennen: wer die Gorgo bezwungen hat, der kann auch andere Schrecknisse, die den Menschen bedrohen, überwinden. Dies ist wohl der Grundgedanke, der auch den Gorgo- töter Perseus zum Schutzgott gegen Krankheiten gemacht hat. So notiert Richard Heim in seiner sehr dankenswerten Sammlung von incantamenta magica (Fleckeis. Jahrbb. Suppl. 19, 1893) unter n. 59 eine Amulettgemme, die den Perseus mit dem Medusenhaupt darstellt und die Umschrift zeigt: cpvys TtoSdyga UsQösvg 6s diaxsi. Eine an- dere Nuance erscheint in der in Euripides' Jon 1003 fi". wiedergegebenen Erzählung von der Gorgotöterin Athena (vgl. Heim S. 490): sie hatte ihrem Sohne Erichthonios zwei Tropfen von dem Blute der Gorgo ge- geben, von denen der eine totbringend, der andere aber heilbringend war {axs6(p6Qov v66(av) und Krankheiten abwehrte (y66ovg ansiQysi xal TQoq)äg sisl ßi'ov). Hiernach erscheint die Gorgotöterin als Herrin über Tod und Leben.

Die Beschwörungsformel s^oqxl^co v^äg xarä rov ayiov övöfiarog

Ulricli Wilcken: Heidniaches und Christliches aus Ägypten 423

findet in der Zauberlitteratur so viele Parallelen, dafs Zitate sich er- übrigen.

Die Gorgophonen sollen heilen den /jiovvöiog ov hsxev 'Hga- xXCa. Auch diese Determinierung der zu beschützenden Person durch den Mutternamen ist in der Zauberlitteratur bekannt genug. Sie steht im Einklang uiit den Zauberlehrbüchern, die in solchen Fällen rov Zji xfis Zji, d. h. Tov ÖHva Tijg dstvog zu schreiben pflegen. Es ist be- merkenswert, dafs sich diese Sitte nicht nur in den aus Ägypten stam- menden, sondern auch in den in Italien und Afrika und anderwärts zu Tage kommenden Texten findet.^) Daneben wird freilich gelegent- lich auch der Vater (CIA App. p. XV: ov hsxsv ov eöTieiQSv) oder auch der Vater allein (dies namentlich in den späteren Jahrhun- derten) genannt. Aber vorherrschend und, wie gesagt, von den Lehr- büchern vorgeschrieben ist die alleinige Nennung der Mutter. Die Frage nach dem Ursprung dieses Brauches ist neuerdings mehrfach behandelt worden. Wessely^) hat ihn mit der Rücksicht auf die ajcd- roQeg, deren Vater unbekannt war, erklären wollen, was sicher verkehrt ist. Der Prozentsatz der andtogsg ist gegenüber denen mit bekanntem Vater nach den Urkunden ein so geringer, dafs diese Sitte sich daraus nicht erklären läfst. Auch würden die Letzteren gewifs erst recht und mit Stolz den Vater genannt haben, wenn dieser Gesichtspunkt in Frage gekommen wäre. Eine andere Lösung hat Wünsch vorge- schlagen (CIA App. praef. p. XXIII): si praescribitur in hac papyro, id quod etiam in tahellis nostris interdum servatur, ut is qui devoveafur non e patre, sed e matre nominetur, hoc e harharorum more sumptum esse facile concedo; sed. cum indices praecipue id agerent, ut certe descri- heretur is, in quem illas erant acturi, nonne fortasse meminerunt Graeco- rum opinionis, quam Euripidei Uli versus exprimunt (fr. 1015): atsl ds ^ijtrjQ (ptXorexvog ^äXXov TiaxQog' iq fihv yocQ avxfig oldsv ovd-\ o d' ot£Tat?

Ob man die Bezeichnung nach der Mutter aus dem Bestreben, möglichst deutlich die betreifende Person zu charakterisieren, ableiten darf, ist mir zweifelhaft. Die gröfste Genauigkeit wird in den amtlichen Akten angestrebt, und diese nennen meist Vater, Grofsvater, Mutter, Grofsvater mütterlicherseits und fügen eventuell noch Alter und Signale- ment hinzu. So weit ich sehe, begegnet eine derartige Akribie in der Zauberlitteratur niemals. Im Gegensatz zu dem amtlicheu Stil ist die

1) Vgl. Deifsmann, Bibelstud. S. 37. Wünsch, Rh. Mus. 55, 260: qtiem peperit Felicitas. Heim a. a. 0. n. 30 (S. 474): illius quem peperit illa. Dazu die An- üierkung.

2) Jahresb. Hernais 1889 S. 6.

424 I- Aufsätze

Beschränkung auf den Mutternamen sogar so unzulänglicli, dafs man daraus nur folgern kann^ dafs man den Dämonen eine weit gröfsere Findigkeit als den Behörden zutraute.

Aber mit der anderen Annahme, dafs die Sitte von Barbaren stamme, hat Wünsch entschieden Recht. Man kann sogar ffenau be- stimmen, von welchen Barbaren. Es ist bisher in diesem Zusammen- hange nicht beachtet worden, dafs auch schon in der altägyptischen Zauberlitteratur aus der Pharaonenzeit die Person bezeichnet zu werden pflegte als: „NN, geboren von der NN". Vgl. Erman-Krebs, Aus den Papyrus der kgl. Museen (1899) S. 81. Für Ägypten ist die Sitte damit also mindestens für das IL Jahrtausend v. Chr. erwiesen, und es ist mir mehr als wahrscheinlich, dafs sie von hier aus mit so vielem anderen Zauberkram zu den anderen Völkern ge- kommen ist.

Aber die Frag-e nach der tieferen Bedeutunc? des Brauches ist damit nur zurückgeschoben. Sie wird zu lösen sein, wenn von ägyptologischer Seite ^) die gesamte Tradition unter Berücksichtigung der verschie- denen Zeiten daraufhin untersucht wird, in welchen Fällen der Ägypter nach dem Vater, in welchen er nach der Mutter bezeichnet wurde. Man möchte vermuten, dafs die Bezeichnung nach der Mutter in den matriarchalischen Urzuständen Ägyptens seinen Grund hätte, und dafs sie erst allmählich durch den immer mehr vordringenden Vaterrechtsgedanken aus dem amtlichen Leben (Urkunden etc.) ver- drängt und vielleicht mehr auf das religöse^) Leben (daher auch in Zaubertexten) beschränkt worden wäre.^) Aber es ist müfsig und ge-

1) Mir sind nur gelegentliche Äufseriingen zu Gesicht gekommen. Vgl. Er- man, Ägypten S. 224: „Und auf den Totenstelen der späteren Zeit ist es herr- schender Gebrauch, die Herkunft des Toten nach seiner Mutter anzugeben" u. s. w. Er weist dann auch auf matriarchalische Parallelen hin, wenn er auch das Schlag- wort nicht gebraucht. In Äg. Z. 1891 S. 119 sagt derselbe: „dafs der Muttername so der Schwurfonnel angefügt wurde, ist m. W. neu und ist wieder ein Beleg für die hohe Stellung der Mutter in der ägyptischen Familie". Vgl. Steindorö", Äg. Z. 1890 S. 50: „die Aufschrift enthielt urspünglich nach ägyijtischer Sitte nur den Namen des Verstorbenen, den seiner Mutter und die Angabe der Herkunft".

2) So würde sich erklären, dafs der Tote nach der Mutter genannt wird. Auch die Nennung der Königinmutter in der Schwurfonnel (s. vorige Anmerkung) würde in diese Kategorie fallen. In der Mythologie, die das irdische Leben wiederspiegelt, kommt der Gedanke z. B. darin zum Ausdruck, dafs sie zwar den Horus als Sohn der Isis und des Osiris kennt, eine eigene Kultgottheit doch aber nur aus „Homs dem Sohn der Isis" gemacht hat (AQßnjaig), während ein „Horus Sohn des Osiris" in dem Sinne wohl nirgends vorkommt.

3) In der Zauberlitteratur begegnet die Nennung nach der Mutter gelegent- lich noch in den späten, koptischen Zeiten. Vgl. Erman, Äg. Z. 1895 S. 133.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Chi-istliches aus Ägypten 425

fährlich, [lypotliesen aufzustellen, wo vielleicht eine einfache Statistik entscheiden kann.

Wie verhält sich nun der zu heilende Dionysios zu dem Beschwö- renden, dem Subjekt von «^o^xt^co? Auf den ersten Blick glaubte ich, dafs Dionysios etwa das kranke Söhnchen des Beschwörenden sei; doch wird hier wie in Paralleltexten der mit Namen Genannte, der zu beschützen ist, mit dem ungenannten Subjekt von t^oQZi^cj identisch sein. Vgl. z. B. den Liebeszauber von Hadrumetum bei Deifsmaim, Bibelstud. S. 28 ff. Dionysios wird also der Schreiber selbst sein.

Unser Amulett sollte den Träger vom Fieber heilen. Die Auf- zählung der verschiedeneu Arten zeigt, dafs das Amulett nicht nur für eine einzelne momentane Erkrankung, sondern auch für die Zukimft helfen soll. Andererseits weist das d^EQuitsvöai (nicht qpuAalat) wohl darauf hin, dafs eine thatsächliche Fiebererkrankung des Dionysios den Anlafs zu diesem Amulett gegeben hat. Es wurde aber so abgefafst, dafs es zugleich für die Zukunft generell wirken sollte.

Ähnliche Fiebermittel erwähnt das Londoner Lehrbuch P. Lond. I S. 91. Ygl. Z. 211: TCQOs QLyoJivQBr\^io\v %xk. Z. 213: nQog na^rniElQ^i- vov vvxtSQivov xtL Z. 218: (pvXanziqQiov TCQog QLyonvQenov xad'rjfisQi- v6v. Tqca\)ov Eig idotTqv xa&aQOV xal nEQCutl^ov^ worauf die Zauber- worte folgen.

Ein Fieberamulett enthält ferner ein Pergamentblatt der Rainer- sammlung (V. Jahrb. n. Chr.), das Wessely in Wien. Denk. 42 S. 67/68 folgendermafsen ediert hat: t^At^/I öxQayr^k etQanovr^k osog oßcctov^sog oilfatovxsog (pvla^ov öxsTia^ov oi xQig oi^eQag ol v^sqlvov ol vörj^SQi-

vov Ol ae nvQExog xad'KQtöi ot^ag 6aßcc . Wessely übersetzt dies im Führer d. d. Ausstell. PR S. 124: „beschütze dreimal des Tages oder jeden Tag oder zur Taggleiche oder immer vor dem Fieber.^' Mir scheint, dafs nicht die Zeitpunkte angegeben sind, an denen der Dämon heilen soll, sondern dafs vielmehr verschiedene Fieberarten aufgezählt sind. Ich verbinde daher xQigot^EQag = XQLgf]^£Qog = tertiana. Auch darf man wohl asnvQStog = ccEtnvQExog verbinden, womit das Dauerfieber bezeichnet wäre. Das v^eqlvov würde der cotidiana entsprechen. Aber was ist vötj^eqlvov (für iöyi^eqlvov) ? Ist das vielleicht die meridiana ?

Ahnliche Unterscheidungen der Fieberarten erwähnt z. B. eine Fluchtafel von der Via Appia (CIA App. p. XXVII sq.): patiatur fehris frigus tortionis palloris sudoris obbripilationis meridianas interdianas serii-

Mehrere Beispiele füi- die Bezeichnung nach dem Vater aus dieser Zeit bei Erman- Krebs, Papyras S. 258 AT.

426 I- Aufsätze

tinas nodurnas. Bei Heim a. a. 0. heilst es unter n. 19 (Plin. 21, 166):

colligi eani tertianis et quartanis remedio. Ebenda n. 25 (Plin. 28, 86):

tertianae quartanae vel cotidianae febri remedium.

Diese Beispiele zeigen, dafs man in Zaubertexten auf eine möglichst

gi'ofse Spezialisierung der verschiedenen Fieberarten ausging, offenbar,

damit nur ja auch jede Art eventuell vom Zauber getroffen

werde. Diese Parallelen erleichtern zugleich das Verständnis meines

Textes, dessen Schlufs meine vorläufige Transkription noch nicht in

allen Punkten richtig wiedergegeben hat.

Da die verschiedenen Fieberarten durch >] getrennt werden, wird ? ? statt 7]toL xai iqasQivov zu lesen sein: tj to<^vy xai^&yrj^EQLVOv (vgl.

oben den Lond.). Von diesem täglichen Fieber (cotidiand) wird unter- schieden ri ^öav Tcaga [iiav, seil. yj^tQccv, d. h. das Wechselfieber, das jeden dritten Tag auftritt (tertiana), und zwar gleichviel ob es bei Tage oder bei Nacht kommt: vvktsqlvov re aal i]aeQi(vov}^ wie zu ergänzen sein wird. Der unverständliche Schluls ti]tb XQ^r^ÖQov kann wohl nicht anders als in iq x£XQ\a\8(^Cyo\vy emendiert werden, womit die quartana bezeichnet ist. Unser Amulett unterscheidet also dieselben Fieberarten, die in der oben zitierten Pliniusstelle (2^, 86) genannt werden.

Endlich werden die Dämonen gebeten, die Hilfe „rasch rasch, schnell schnell" zu bringen. Diese Formel riÖiq fjÖi] ta%v xa%v ist so verbreitet in der Zauberlitteratur, dafs Zitate nicht nötig sind. Diese zweimalige Wiederholung der Woi'te ist das übliche^); seltener ist die einmalige Nennung, so in Karthago (CIA App. p. XVI, XVII), und die dreimalige, wiederum in Karthago (1. c.).-j Bemerkenswert ist, dafs diese griechischen Worte nicht nur in die koptischen Zaubertexte über- gegangen sind^), sondern auch in die lateinischen, denn das tacs tacs in CIA App. p. XXVIU hat Wünsch mit xcc^tag xa^scog gewifs richtig erklärt.

Unser Text wird somit folgendermafsen zu lesen sein: roQ'y<^oy- q)(6)vag (u. s. w.) it,oQ/ÜL,(o v^ag xaxä xov ayCov övu^atog x)-£Qa7i6v<iac zJlovvölov rjxot, Avvg ov ixexav 'HQanXCa icnb 7ta\v\t'og ^Cyov<^gy xal 7CVQSX0V 7] xo<^vy 7ia(ß'yri^EQLvov t) ^iuv TtaQU ^Cav vvKX\£}Qivov aal 7j^£QL(vovy 7] xEXQ[a]d<^iyo<^vy [rj]örj 7jÖ7j xuj(v xayy. Das heifst etwa: „Euch Gorgotöterinnen beschwöre ich bei dem heiligen Namen, dafs ihr heilet den Dionysios (oder Anys), den Heraklia geboren hat, von

1) Oft geschrieben: y\8r\ ß ra^v ß oder auch ijäri// ra^v//, wo die 2 Striche die Verdoppelung andeuten. l*aläographisch beides sehr bemerkenswert!

2) Aber auch hier sonst die zweimalige Wiederholung.

3) Vgl. Erman- Krebs, Papyrus S. 259; Krall, Mitt. PR V 121.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Ägypten 427

jeglichem Fieber, kalt.-in oder heifsein, gleichviel ob es tägliches Fieber (cotidiana) oder dreitägiges Wechselfieber (tertiana) bei Nacht oder bei Tage, oder aber viertägiges Fieber (quartana) ist, rasch rasch, schnell schnell."

Während das eben besprochene Amulett ohne Zweifel dem heid- nischen Kulturkreise angehört, läfst sich von einem anderen, das ich gleichfalls in Ehnasje ausgegraben habe, nicht so leicht sagen, welchem Kreise es entstammt. Die Anfangsworte desselben lauteten folgender-

mafsen:

KvQia ZlaßaciO'^ undörQsxpov ccTC sfiov . oxov (?) v66ov rfig

Es mag nach meiner Erinnerung wohl der Zeit des III. V. Jahrhun- derts angehören. Zwar wird in diesem Amulett gegen Kopfschmerz der alttestamentliche „Herr Zebaoth^' angerufen, aber darum braucht nicht etwa an einen christlichen Schreiber gedacht zu werden. Sind doch auch viele jüdische Elemente mit griechischen und ägyptischen vermischt schon im IL Jahrhundert n. Chr. von der „heidnischen Gnosis''^ zu jenen wunderlichen synkretistischen Systemen verarbeitet worden, von denen die uns erhaltenen Zauberlehrbücher uns eine so deutliche Vorstellung geben. ^) Es läfst sich daher nicht mit Sicherheit ent- scheiden, ob der Schreiber dieses Amuletts ein Christ oder aber ein Jude oder Grieche oder Ägypter gewesen ist.

Dafs die uns erhaltenen Zauberlehrbücher trotz der vielen alt- testamentlichen Elemente rein heidnisch in diesem weiteren Sinne mit Einschlufs des Jüdischen sind, zeigt nichts deutlicher, als dafs die einzige griechische Stelle, an der Christus genannt wird, ihn als „Gott der Hebräer" (rov Q-eov räv 'EßQcätov 'Ir]6ov Par. 3019) bezeichnet. Auch sonst ist mir nichts Christliches in diesen Büchern aufgestofsen. ^') Parthey glaubte zwar, in einem der Berliner Zauberpapyrus den Heiligen Georg wiederzufinden, doch ist seine Deutimg schon mit Recht zurück- gewiesen worden.^) Dagegen spukt immer noch seine Behauptung,

1) Vgl. vor allem Dieterich, Abraxas.

2) Zu der koptischen Stelle, die Christus nennt, vgl. Wessely, Wien. Denk. 36, 36. Sein Aufsatz im Expositor war mir nicht zugänglich. Nachträglich stofse ich noch auf 'Iticovs 'Avov[ßig bei Dieterich, Pap. mag. 805, 17.

3) Vgl. Dieterich, Pap. mag. Mus. Lugd. S. 780, der sich schon auf Baudissiu, Stud. z. semit. Religionsgesch. S. 119, 1 dafür benift, dafs ayaQ-s yuaQyt von yhcoQyog,

Archiv f. Papyruaforschung. I. 3. 28

428 I- Aufsätze

dafs auf einer Berliner Holztafel aus Athribis dieser Heilige angerufen werde. Es ist ein Versehen von Dieterich, wenn er Pap. mag. S. 780 und Abraxas S. 124 annimmt, dafs die Holztafel einen ayad-og FscoQyog erwähne. Diese Verbindung kommt in dem Text nicht vor, auch nicht in Partheys Leseversuch (Abh. Berl. Ak. 1805 S. 140), der ihm vorlag. Irrig ist auch Partheys Annahme, dafs der Ffcopydg hier „angerufen" werde. Völlig verstanden habe ich den Text zwar auch noch nicht, aber soviel scheint mir sicher, dafs er nichts als eine in greulichem Dialekt geschriebene poetisch sein wollende Beschreibung der Leiden des Landmanns ist. Ich habe vor Jahren die Holztafel, die sich im Besitz der königlichen Bibliothek zu Berlin befindet (Nr. 29) übrigens eine Schultafel, nicht ein „Buchdeckel" , flüchtig kopiert. Die Schrift mag etwa aus dem IV. Jahr. n. Chr.(?) stammen. Folgendes habe ich einstweilen gelesen:

Msyag ysoQybg avögayccd- . . . vorv Kaxdlayog -f- ^dr£ ^01 liyiv 'na.l 6ti%0i6i ^ivsQtoi ks^oj -\- nd^noQog yeojQyog %av avtovQybg öjci'ql mvx^ -f-

rivKaLQüv xa^drcov tSQTiö^si'og iv dygolg -|-

5 Zvya dtaQ^d^o ßöcc xai, evd'sro aQcorfjQLv -\- NvKtl fieXavt] %oQta0^a6LV im^Elov^evog -f- 'Ev ä^a&L aöavtojg x)]v äöxoiöLv noiov^tyog -\- Avxog ytiOQybg svqlv firi divö^evog -{- [Ovds^iav'^] iyjav . . . ri}g yicoyCag i^Q\dv -f-] 10 [ ]t(öv ävaO'EV täv xa^dtmv tav -\- ^)

Vielleicht regt meine noch mangelhafte Lesung dieses strafbaren Schüler- gedichtes einen Anderen zur genaueren Edition und Interpretation an.

nicht von rsmQyiog abzuleiten ist. Übrigens würde man beim Heiligen ayLS, nicht ayu9^ erwarten.

1) Z. 1 avSQceya&r^nivav scheint möglich zu sein. Wenn yscoQybg irrtümlich für yto}Qyov steht, könnte es heifsen: „Grofs ist die Liste der Gutthaten des Land- mannes." — 3 Tt&Qog nach Hesych. = raXcäncaQos- Das unbekannte nä^TtaQoe also wohl = ganz elend. 5 Gemeint ist wohl diccQ^o^ax^vy , da von 4 an lauter Participien. Man möchte ßöa ccQcori]Qiv (für ccQori'iQiov = &.QOxri6iov) verbinden im Sinne von ßovv ccQotfiQa (Hes.). Zu erwarten wäre freilich der Plural. Aber xai oder y.aQ tV'S'fTo bleibt mir unverständlich. In 7 ist das dorische a^iaai (Gegen- satz zu vvv.xl) bemerkenswert. In 8 ist y£(aQyo(^vys gemeint: er kann keine Feldarbeiter finden. In 9 ist wohl der Sinn: er hat [keine] Freude von der Landwirtschaft. Aber [^x] T?}g steht nicht da. Vielleicht finden Andere Be- ziehungen zu griechischen Dichtern. Mich erinnert der Grundgedanke an die alt- ägyptischen Schilderungen des traurigen Fellachenlebens.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Ägypten 429

Ich wollte hier nur konstatieren, dafs weder vom Heiligen noch vom Guten Georg in diesem Text die Rede ist.

B. Zu den christlichen Amuletten.

Die von den Christen «j^ebrauchten Amulette waren entweder rein heidnisch oder aus heidnischen und christlichen Elementen zusammen- gesetzt oder aber rein christlich.^) Ich übergehe die ersteren, bei denen das Christentum ihrer Träger für uns meist schwer zu erkennen sein wird.") Die zweite Klasse der heidnisch-christlichen Amulette ver- anschaulicht uns z. B. ein koptischer Text aus dem VII. Jahrhundert, in dem die Mischung des Heidnischen und Christlichen besonders klar vor Augen liegt. Es ist ein Zaubertext „gegen Leibschmerzen eines Kindes"^), in dem oifeubar im Anschlufs an alte heidnische Texte aus- führlichst eine Episode aus dem Mythus von Isis und Horus erzählt wird. Anfang: „Horus der Sohn der Isis ging auf einen Berg" u. s. w. Zum Schlufs heifst es dann: „Ich bin es, der redet, der Herr Jesus, der die Heilung verleiht." Nach Erman (Äg. Z. 1895 S. 45) sind diese Worte das Einzige, was hier an das Christentum erinnert. Sollte nicht aber der Agrippa, dessen Geist sich mit Horus und Isis unter- hält, der König Agrippa aus der Apostelgeschichte Kap. 25/26 sein? Auf der anderen Seite verschwindet das Heidnische bis auf eine kurze Bemerkung in der von Ad. Jacoby vor kurzem herausgegebenen Epiklese von Gizeh (Ein neues Evangeliumfragment 1900 S. 32 ff.).

Auch für die dritte Klasse der rein christlichen Amulette bieten die neueren Papyrusfunde weitere Beispiele. Dahin gehört der von Wessely, Wien. Denk. 42 S. 68 f. (etwa aus dem VI. Jahrh.) edierte Text, ein Amulett gegen Gebärmutterschmerzen. ^) Während man hier trotz der rein christlichen Formen doch noch den inneren Zusammen- hang mit analogen Vorschriften der heidnischen Zauberlehrbücher

1) Vgl. Vict. Schnitze, Gesch. d. Unterg. d. Heid. II S. 377 if.

2) Der koptische (also christliche) Zauberspruch gegen einen Hund, den Erman in Äg. Z. 1895 S. 132. ff. behandelt hat, enthält neben der ägyptischen Grundlage („Amulett, welches Isis geschrieben hat") allerlei jüdische Elemente, aber nichts speziell Christliches.

3) Erman -Krebs, Aus d. Papynis d. kgl. Mus. S. 257/8. Vgl. auch EiToan, Äg. Z. 1895 S. 45.

4) Eine neue Parallele fand ich bei Matter, Hist. crit. du guosticisme PI. II C 4 in dem von Matter mifsverstandeuen Text: Täaaov rr]v [LrjXQuv t^g östvu sig xbv i'Siov Tonov o(?) tbv nvulov rov r\ltiov. Dies nach Exzerpt aus dem mir z. Z. nicht zugänglichen Buch.

28*

430 I- Aufsätze

merkt^), sind rein cliristlicli die weit verbreiteten Aufzeiclmungen einzelner Bibelstelleu zn Zauberzwecken. ^) Ein solches Amulett aus dem Berliner Museum (Pergament) publizierte Krebs in den Nachrichten d. Ges. Wiss. Gott. 1892 S. 5 ff. Nach allerlei Sprüchen aus den Psal- men und Evangelien stehen hier zum Schlufs die schwer verständlichen Worte: to öapLa xai xo ds^a tov xq tpsiöai xov dovkov 6ov rov cpo- Qovvta TO q)vXaxri]Qiov tovro. Hier erinnert nur noch der alte ter- minus technicus (pvkaxTy'iQiov an die heidnische Zeit. Krebs erklärte dEy.a mit ds^ag^ übersetzte aber in den „PapjTus d. kgl. Mus." S. 236: „Schütze du^ o HeiT, Leib und Seele deines Knechtes, der dies Amulett trägt." Ich glaube, man wird den Anfang to öco^a 'Aai xo dsna xov %Q als Vokativ zu fassen haben, wie z. B. in dem altchristlichen litur- gischen Stück (Gebh. Harn. TU, NF H S. 10, 10): V &ebg 6 xv- Qiog svlöyrjöov xov dovlov. Da daiiag keinen Gegensatz zu ö&^cc giebt, so vermute ich, dafs £^k = cü^a dahintersteckt, wodurch der für das Abendmahl so wichtige Gegensatz von Leib und Blut Christi herauskommt. Also ö&^cc xcd xb d' e^a xov Xq(i6xov): „Leib und Blut Christi, sei gnädig deinem Knecht, der dies Amulett trägi."

Eine Zusammenstellung von Bibelstellen bietet ferner ein Text im „Führer d. d. Ausstellung PR" n. 528 (mit Abbildung). Die letzte Zeile, die noch unerklärt ist, ist, wenn ich nicht irre, koptisch. Auch das auf einer Thonscherbe aus Megara aufgezeichnete Vaterunser, das Knopf soeben in den Mitt. Ath. Inst. 25 S. 314 ff. ediert hat, gehört hierher, ebenso die von Hiller v. Gärtringen herausgegebene rhodische Bleitafel mit dem 80. Psalm (Sitzungsber. Akad. Berl. 37, 1898, S. 582 ff'.). Da Hillers aus dem Inhalt des Psalms geschöpfte Vermutung, dafs diese Tafel wohl zum Schutze des Weinberges ihres Besitzers dienen sollte, Zustimmung gefunden hat, weise ich auf die Arbeit von Kayser hin, über den „Gebrauch von Psalmen zur Zauberei" (Z. D. Morg Ges. 42, 1888, S. 456 ff.), der auf Grund der von ihm mitgeteilten syrischen Handschrift zu dem Resultat kommt: „Es ist umsonst, bei solchem Unsinn wie dem vorliegenden nach einem vernünftigen Grunde zu suchen, und so lassen sich auch hier keine bestimmten Beziehungen zwischen den einzelnen Psalmen und den Dingen, wofür oder wogegen sie gut sein sollen, nachweisen." Speziell für den 80. Psalm lautet die

1) Vgl. Wesselys Hinweis auf den Londinensis Z. 268. Schon Deifsmann, Neue Bibelst. S. 58 hat vennutet, dafs Wessely in CPR 30, 4 fälschlich svXoyov statt &8oX6yov gelesen habe. Diese Vermutung wird durch den obigen gleich- zeitigen Text bestätigt, wo in demselben Zusammenhange steht: xai &soX6y[ov] 'laävvov rov ivayyuXicxov.

2) Vgl. Deifsmann, Bibelst. S. 49.

Ulrich Wilcken: ITcidniHflies und Cliristliches ans Ägypten 431

Vorschrift des syrischen Büchleins: „Lies ihn üher Wasser, wasch dein Gesicht damit und gehe so zum Sultan. Lies ilin auch in jeder Nacht für Einen, der an einem fernen Ort ist." Damit soll die Möglichkeit von Hillers Deutung für den einzelnen Fall natürlich nicht bestritten werden, zumal diese Vorschriften viel jünger sind und aus einer anderen Gegend stammen. Aber nach diesem Syrer giebt man es wohl besser auf, sich überhaupt den Kopf darüber zu zerbrechen.

Diesen rein christlichen Texten füge ich einen neuen hinzu, den ich in Ehnäsje ausgegraben habe. Am 20. Febr. 1899 fanden meine Arbeiter auf dem nach S. 0. gelegenen Kom hllafr el-holedi ein eng zusammengeprefstes Papyrusconvolut von ca. 2 cm. Länge und 1 cm. Breite, das mit einem braunen Faden umwickelt war. Leider gelang es nicht, wie bei dem anderen Amulett (s. oben S. 420), es in völlig unversehrtem Zustande zu entwickeln. Die Kniffe waren so tief, dafs trotz der angewandten Feuchtigkeit die Ränder vielfach brachen, sodafs das Blatt in eine grolse Zahl winziger Rechtecke zerfiel. Doch waren sie sämtlich vorhanden und ergaben neben einander gelegt den voll- ständigen Text. Immerhin Avar das Entziffern hierdurch aufserordent- lich erschwert, da schon ein Atemzug genügte, alles durcheinander zu werfen (dazu die Fliegenqual!), und so kann ich nach dem Verlust des Originals (s. oben S. 227) meine Transkription, die ja auch nur eine vorläufige war, nur mit Vorbehalt geben.

Die Schrift war eine sorgfältige, etwas nach rechts geneigte Un- ciale, die dem 6i,vQvy%og xvTtog augehörte (vgl. Hermes 36, 315 ff.). Die runden Buchstaben f, O-, o, 6 zeigten das Oval, nicht den Kreis. Ich habe den Text damals approximativ ins VI. Jahrh. gesetzt. Wenn die Theologen Gründe haben, ihn in etwas ältere oder jüngere Zeit zu setzen, so kann ich dem bei der Unsicherheit der paläographischen Datierung nicht widersprechen. Folgendes meine Abschrift:

-\- ds^jtotad'STtavtoxQatcjQ 07tarrj[.^tov xv xai Go daiaav TT. .... ayiSöBQYivs eviaQiötcoEycoöiXovavoövioö

yc£(pah]v\^. ^(vxaiSvconLov6ox) aiX(ovaai7taQay.aXcovo7tco6di(o ^rjöaTts^ovTovdovlovßovTov daL^ovKTrQoßaöxavtaöxai 10 rovz . . . . e . 7ia6 . xaitovt7](S ccridiaßxa . jiaöavdavoöov

432 I- Aufsätze

a:t€[iovo7CC36v'ytavc}Xg . . [.]

X . . . siJtSLVtrjvayyeXLxrjv

15 £vxr}v

ovv toovo^ccöov eXd'

tayrjßa ovysvrjd^rjtcarod' .

Xrj . a evovv(x»CgE7tiy7) ....

CCQtOVf] vsTtiovöLOvdoörj . . .

20 6rj^eQovxaiccq)S(3'r]^LVTao(p£tX . liatarj^cqv . . d'ax.rjiiSLöacpeLöl ]

roLöocpEi zat . . ay8

rjfiaöeiöJisiQaö^ovxscc . . . qv[ ]

^a0a7totrj67to\^J{riQ ^^o| . .

25 rovöKLcov xcaTjtcovl

evaQ%riEi6v ößißXoGHS

OCpG}6£X(p(OTO0d^6aXr]d'lVO6XCCQL6OV

£^£tovdovkov6ovto(pco6ayts6£QrjV6

30 7lQ067t£6£V7t£QSllOV'Cvat£XElC36vyiaVC}.

Versuchen wir ziinäclist eine Erklärung des Wortlautes.

Z. 1 3 enthalten die Namen der angerufenen Mächte. Als Erster wird Gott der Vater angerufen: dsöTrota d'{£)£ TtavroxQcctcoQ 6 ;n:aTi^[()] tov '}t(vQio)v xal soweit ist alles klar. Damals glaubte ich hinter dem nun folgenden öö, das man 6(cotylQ)o(g) hätte fassen müssen, deutlich dm^cov zu lesen; und gerade um dieses dai^cov willen schien mir die Stelle sehr bemerkenswert. Aber nachträglich kommt mir die Vermutung, dafs ich öodmiiav verlesen habe für öog (= öottIqos) rj^üv. Denn erstens würde So eine fehlerhafte Abbreviatur für 6(o- TTlQog sein, da diese christlichen Abkürzungen stets mit dem Endlaut schliefsen, und zweitens verlangt der Begriif xvQtog und auch 6cot^]q eine nähere Determinierung durch tj^üv. Andrerseits würde durch dcci^cov eine crux interpretum entstehen. Aus diesen Gründen glaube ich mit meiner Selbstverbesserung dög rj^üv das Richtige getroÖen zu haben. Daraus ergiebt sich zugleich die Ergänzung der folgenden Lücke mit Tvj(v = 'hjöov Xqkjtov. Der Querstrich der Abbreviatur ist erhalten. Dahinter ist noch Platz für ca. 2 3 Buchstaben, deren Ende etwa wie N aussah. Vielleicht ist das der Rest von at, und wir haben aal zu lesen. Aber ganz sicher ist es mir nicht. Nächst Gott dem Vater wird der heilige Serenus angerufen. Ich habe unter den bekannten Heiligen dieses Namens einen, der hier in Betracht kommen könnte, nicht gefunden.

Ulrich Wilcken: Heidnisches und Christliches aus Ägypten 433

Ich denke, es wird der Ortsheilige von Herakleopolis Magna, dem Fund- ort des Stückes, gewesen sein. Wiewohl im Eingang Gott und Sereuus neben einander genannt werden, wendet sich der Betende im folgenden mit 6v doch immer nur an Gott und spricht erst in der letzten Zeile zu Serenus. In Z. 4 beginnt die eigentliche Epiklese. Hier ist der Text ganz klar, nur vermute ich, dafs in Z. G statt xai (mit Frage- zeichen!) svamov zu lesen sein wird: xatsvcoTitov. Vgl. Ephes. 1,4; Col. 1, 22-, Judas 24. Auch in 2. Cor. 2, 17 und 12, 19 hat der Alexandri- nus xatsvcoTiLov statt xarsvavtL. Die ursprüngliche Bedeutung des „Dankens" kann Ev%aQi6rCo (Z. 4) kaum haben, denn Silvanus dankt nicht für schon Empfangenes, sondern bittet für die Zukunft. Man erwartet die Bedeutung des „Betens" [Evio^iat). In dieser Bedeutung steht 8v%aQi6xüv thatsächlich in P. Lond. II S. 301, 3 und 303, 3, wo Grenfell-Hunt £t';^[o;]()t(>[T]cL) resp. eviaQiörovp.s lesen. Hier, wo Iva folgt, steht es an der Stelle, wo sonst in diesen Briefen svio^iai steht (vgl. ebendort S. 305). So möchte ich auch in unserm Text sviaQL6xCo übersetzen: „ich bete". Silvanus bezeichnet sich nicht nach der Mutter, sondern, wie das in diesen späteren Zeiten häufiger wird, nach dem Vater. Vgl. hierzu oben S. 324 Anm. 3.

Gott wird angerufen zum Schutz gegen den Dämon der Behexung ^) und des x . . . .Ttag^ was ich nicht zu deuten weifs (Lesung unsicher), und den der drjdtcc.^) Der folgenden Bitte näöav de vöGov xal Tcäaav liaXaxCav cl(p£Xe an s^iov, öjrcog vyiavco liegt vielleicht die Erinnerung an Matth. 4, 23 zu Grunde, wo es von Christus heifst: dsQccTC&vcov Ttäßav vöüov xal Ttäöav ^aXaxcav.^)

Was unserm Text nun ein besonderes Interesse verleiht, ist, dafs der Betende diesen speziellen Bitten das Vaterunser hinzufügt (Z. 15 25). Leider ist es mir damals nicht gelungen, Z. 13/14 völlig zu lesen, sodafs ich nicht sagen kann, in welcher Weise das Vaterunser mit dem Vorhergehenden verknüpft ist. Silvanus hatte das Vaterunser anfangs als rrjv ayyeXixijv evi^v bezeichnet. Dann aber verbesserte er

1) Z. 9 las ich anfangs TtQoßaöKavta, dann verbesserte ich es in itQoßa.ay.ci- viag. Bisher ist, so weit ich sehe, nur das Neutrum ■JtQoßaaycccviov bekannt. Dies bedeutet aber das Mittel gegen die Behexung, das Amulett, was hier hinter daiiLcov keinen guten Sinn ergiebt. Also wird hier Ttgoßaa-naviccg richtig gelesen sein und in dem Sinne des einfachen ßaa^iavla = Behexung stehen.

2) Zu &T]&La vgl. P. Leid. V 11, 23: ccriSiccv '^x^Qav und Luc. 23, 12.

3) Auch in dem Gebet des Sarapion von Thmuis steht: sig a.Ttoßol7]v näarig voaov Kccl -JtäG7\g ^aXaiiiag. Vgl. Wobbermin, Altchristi, liturg. Stücke in Geb. Har. TU, N. F. 11. Hier fand ich auch viele andere Parallelen zu den oben be- handelten Texten.

434 ^- Aufsätze

sich und schrieb ein sv darüber, sodafs es nun heilst: tijv evayyskLxrjv 8vx^v. „Das Gebet des Evangeliums" heifst das Vaterunser z. B. auch in der von Steindorff herausgegebenen koptischen Geschichte vom Ge- sios und Isidoros (Äg. Z. 1883 S. 154).

Wie das Vaterunser auf der Zaubertafel von Megara schliefst auch unser Text sich an Matth. 6, 9 ff . an, doch finden sich hier mehr Ab- weichungen von der Tradition als auf jener Scherbe: [jfaj'9'a in Z. 21 statt ag; äys in Z. 22 statt siösviymjs', in 23 ist xe (offenbar verlesen für HS = xvQie) hinzugefügt; 24 ryjg 7Colv]y]Q[iag statt roi) jiovrjQOv. Wenn ich mich hier nicht verlesen habe, so ist diese Variante im Hinblick auf den bekannten Streit um die Deutung von tov 7tovt]QOv von Interesse: unser Schreiber hat darunter (wie Augustin und Luther) das Böse verstanden, nicht (wie Tertullian u. a.) den Bösen, den Teufel. In 21 ist a(puö offenbar verlesen für cccpELS (€ und C gleichen einander bis auf den Querstrich). Also a(psU[^i£v] für acpte^sv. Während in dem Megarischen Text, der älter ist als unser Papyrus, die Doxologie noch fehlt, steht sie hier, wenn auch etwas verkürzt (Z. 24): ort 6ov iötLv] 7] d6^\a dg^ tovg aicöv[ag.

Sehr zu bedauern ist, dafs der weitere Wortlaut Z. 25 27 nur sehr mangelhaft gelesen ist. Hoffentlich finden Kundigere Parallelen, nach denen auch diese Trümmer noch gedeutet werden können. Nach dieser Lücke folgt: 6 q)cdg ix g)corbg 0-(sb)g aX7}9-iv6g^ d. i. die durch das Nikänische Symbolum festgesetzte Bezeichnung für Christus. Xccql- 60V (statt xaQLöai Z. 28) auch bei Porphyr, de Caer. II 151 und im Neugriechischen. Auch zu dem Accusativ (i^i) bietet das Mittel- und Neugriechische Parallelen. Vgl. Hatzidakis, Einl. Neugr. Gr. 198 und 222. Man darf hier nicht von Fehlern sprechen: wir haben die damalige Volkssprache vor uns.

Hiemach möchte ich den Text etwa folgendermafsen lesen:

6 :;raTij[^] tov x(vqlo)v xccl 6[cot'riQ)o(^g riy^äv Yl{i!]6o)v X{Qi6ro)v x]at(?) ayie Usqtjvs^ sv%ccQL6ra) iyco Uikovavbg vCbg 5 2JaQcc7ficovog xal xXCvg) rrjv

XE(pKhjV \ß.o]v Xa'^x)>£V(Xi7li6v 6ov

ccixCov xal TtKQaxaXav, OTtcog di(b- ^l/g ccTi i^oi) TOV dovXov öov tbv öaCiiova TCQoßaGHKVLCcg xal 10 tbv X . . . .s . Trag xal tbv r^g dyjdtag xa[l] (?) näöav Öa voGov

Ulrich Wilckon: ]I('i(]ni.sch(!K und Christliches aus Ägypten 435

xal Ttäöav ^akaniccv äcpelE

an f{iov^ oTCGjg vyiavü aal . . [.]

A . . . . eiTtElv triv avayyeXix^v

15 svxrjv [ovrcog? TldtsQ rj^äv 6 fv roig\

ov{Qa)v[oLg^ ayiaod-rjTco] t6 ovo^d öov iX9[cc]- t(D t) ßa[ötXeia 0]oi>, ytt^rjd-rito} t6 -^[fc'l- A7/[|u.]a [öov ü)g\ iv ou(pa)vaJ xal im yfjlg' tov] ccQtov rj^iiüv rb\v stclovölov dbg rj\ßiv^

20 örj^SQOv xal äcpeg rj^iv 6g)£tA['>j]-

^ata yj^üv {xajd'ä xal rj^sl'g äq)SL<^£)\^}i6v]

toig 6(p£ilX£Tai,g rj^&v] xal [fii)] ays

Yj^äg slg 7CeiQaß^6v^ x(yQL)s^ a[lla\ Qv[^ai y]]-

^äg ccTtb rfig 7io\y\riQ\^iag. Hov yccQ f'ö'Tti/] rj dd|[a sig]

25 tovg aiG}v[ag ] xal r] rav [. . .

iv aQXV ^^^^ [ ]s ß^'ßXog xs

.r[...'...].o. [......] ^

6 q)ß)g ix cpatbg, &{sb)g äXfjd'ivbg laQiGov i(i£ tbv dovlöv 00V t6 q)a)g. "Ayu Z!aQy]ve^

30 TtQÖgneös vtisq ifiov^ "va xsXsCcog vyiavä.

Das keifst etwa auf Deutseh: „0 Herr, allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus und du, o heiliger Se- renus! Ich, Silvanus, Sohn des Sarapion, ich bete und neige mein Haupt vor dir, indem ich inständig bitte, dafs du Yon mir, deinem Knechte, vertreibest den Dämon der Behexung und der Feind- schaft . . . Nimm jede Krankheit und jede Schlaffheit von mir, auf

dafs ich gesund werde sprechen das Gebet des Evangeliums

(also): Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name, zu uns komme dein Reich, dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden. Unser täglich Brot gieb uns heute und vergieb uns unsere Schulden, so wie auch wir vergeben unsern Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, o Herr, sondern erlöse uns von

dem Übel, denn dein ist die Herrlichkeit in Ewigkeit 0 Licht

vom Licht, wahrhaftiger Gott, schenke mir das Licht. Heiliger Se- renus, thue einen Fufsfall für mich, auf dafs ich gesunde."

Dem Wortlaut nach ist es ein rein christliches Gebet, das da der kranke Silvanus in der Hoffnung auf göttliche Hilfe niedergeschrieben hat, und doch wird es durch mancherlei Fäden mit den heidnischen Zaubertexten verknüpft. Einmal ist die Art, wie er das Gebet benutzte, der heidnischen Sitte entnommen: er hat es auf ein Stück Papyrus geschrieben, hat dieses eng zusammengeknifft, mit einem braunen

436 I- Aufsätze

Faden, der damals vielleicht noch rot war (s. oben S. 421), umwunden und dann wahrscheinlich am Körper, etwa am Halse getragen. Es ist also durchaus in der Weise der heidnischen Amulette verwendet

*

worden. Aber auch in der Form, in der die christlichen Gedanken auftreten, läfst sich die Einwirkung der alten heidnischen Zauber- traditionen noch erkennen, wie die Vergleichung mit diesen zeigt. Nur ist der christliche Polytheismus Gott der Vater und der Orts- heilige und später Jesus Christus an die Stelle der heidnischen Gottheiten getreten, auch in der Häufung der Epitheta an diese er- innernd, und das Vaterunser füllt den Platz, an dem im heidnischen Amulett sinnlose Zauberworte oder aber auch Hymnen an die Götter (gleichfalls Evytd genannt) stehen würden. Dafs das Vaterunser als Zaubermittel verwertet wurde, hat soeben Knopf in seiner sach- kundigen Publikation der Megarischen Scherbe dargethan. Unser Papyrus ist eine vortreffliche Bestätigung seiner Deutung jenes Textes.

Würz bürg. Ulrich Wilcken.

Nachtrag zu S. 410.

Ich benutze den freien Raum, um ein von Letronne für das Christen- tum Silkos angeführtes Argument zu entkräften. Letronne (Oeuvres I S. 8) bemerkte zu den Worten %otX 6 ■O'fög edaxsv uol VLxrjfia: „dans les inscriptions paiennes de VEgypte, les mots 6 d'sbg sont toujours accompagnes du nom de la divinite, "An^av^ Udgamg^ 'EQjxrjg^ ou tout autre. 'O -O'fog, pris dbsolument et sans designation quelconque, ne se rencontre que dans les documents cJireticns." Die Papyri bieten jetzt Beispiele dieses Gebrauches von 6 d^eog auch in heidnischen Doku- menten Ägyptens. In BGU 27, das sicher heidnisch ist (vgl. BGU 38) schreibt der Absender Z. lOfiP.: xal TcaQEdi^aro y]iiäg 6 xönog oog 6 d'sbg •^d-akev. Vgl. auch BGU 246, das sehr wahrscheinlich heidnisch ist, Z. 12ff.: ivxvv%dvc3 ta ^sa vtcIq vacov. Obiges Argument war in seiner Bezugnahme auf Ägypten von Franz CIGr. III S. 487 noch nicht widerlegt. Im Übrigen vgl. die Ausführungen von Krall, Sitz. Wien. Ak. 121 (1890) S. 72 f. U. W.

über die von Kenyon herausgegebene Emphyteusis -Urkunde auf Papyrus aus dem J. 616 n. Chr.

In Kenyons Gr. Pap. in the Brit. Mus. 1898 II 323 sqq. findet sich ein scheinbares Unicum, eine Emphyteusis-Urkunde, deren wesentKchen Inhalt ich übersetze, um nachher einige (philol. und jurid.) Bemerkungen folgen zu lassen^):

Im Namen der heiligen und lebenbringenden Dreieiniglceit des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, unter der Regierung des durchlauch- tigen und gottgekrönten Herrschers Flavios HeraJdios, Äugustus Perpetuus Imperator, im sechsten Jahre und unter dem Konsidate des nämlichen frommen Herrschers im fünften Jahre, am 12'^'^ Mesore^) der fünften In- diJction. Es machen mit einander^) die nachfolgende geschriebene . . . . Erbpachtsübereinhmft . . . . , einerseits die Korporation des heiligen Klosters des Abt Patois in der Wüste beim Dorf Tapaithis ^) im Gau von Apollonopolis , durch mich, Menas, Sohn des Paneis(?), Vorstands und Mönchs des nl. Klosters, und durch Ändere, welche von ihm zeitweilig die Führung des nl. Klosters übernehmen werden, und andererseits Aure- lios loannes, Sohn des Phoebammon und der Hypatia, aus dem, Gehöft genannt Bespdiom in der Wüste beim näml. Dorfe Tapaithis im nl. Gau von Apollonopolis, und sie Ixommen überein wie folgt: Der genannte loannes, Sohn Phoebammons, hat verabredet mit dem. Kloster, durch (Vermittlung) des genannten Vorstehers Menas, nach seinem Wunsch da er in Erbpacht nehmen will 12'^/^ Hufen Saatland ^), dazu 5 Hufen wüstes Land, vom Saatland und vom ivüsten Lande, frei von Abgaben und ivasserlos, welches

1) Late Byzantine Papyri. Papyrus CCCCLXXXIII. A. D. 616.

2) Nach Soph. Lex. [LsaoQiq, -p/, oder -wpt? Aber vgl. Wilcken, Gr. Ostr. I 805.

3) L. kavtovg für IxaöTOfg: Class. Rev. XII, 1898.

4) So vermutet Wilcken statt Tanaithis.

5) L. GnoQiiia (so schon Ken.) y-^Stcc statt 67tOQi(iri (Pap.) yqSia.

438 I- Aufsätze

es [das Kloster] hesiUt, nach dem durch die Erhpachtsgesetze dehre- tierten Typus'^), auch vom Land in der nl. Wüste des nl. Dorfes rings um ^) das nl. Kloster, welches dem nl. Kloster rechtmäfsig angehört; nachdem die Verabredung beiderseits gefallen hat, sind sie freiwillig, ohne

irgendtvelche List und Betrug zu der nachfolgenden geschriebenen

Erbpachtsdbereinkunft ^) gelangt: Die Korporation des h. Klosters etc.

gesteht ein dem vorgenannten Joannes, Sohn des Phoebammon,

ausgegeben und eingeschrieben zu haben von jetzt an auf immerfort, nach dem Erbpachtsrecht, für die Zeit seines Lebens, und seiner Erben^), die vorgenannten 12'^/^ Hufen Saatland u. s. iv [vgl. oben]; benach- bart sind diesen til. 12^/2 Hufen Saatland: [folgt eine genaue Umschrei- bung der Grenzen u. s. w., dann fährt das Dokument Z. 38 fort:] so dafs der genannte Joannes, Sohn des PJioebammon, die vorgenannten 12^/^ Hufen Saatland u s. w. . . . [vgl. oben] darf beuwhnen und verwalten und ver- ändern und verbessern ^), tvie er ivill, und jede Verschönerung darin machen, und einen Weinstoch darin aufführen, und Gruben darin graben, und alles darin thun, was die Gesetze der Erbpacht erlauben, zu haben

und zu hinterlassen^) seinen Erben u. s. iv., und dafs er dem heiligen

Kloster als jährlichen und fortdauernden Tribut gehen soll u. s. w. [folgt eine genaue Umschreibung des zu bezahlenden Tributs] (Z. 70): Wenn es aber geschehen sollte, dafs der nämliche Joannes oder seine Erben in Säumnis gelangt der Abgabe des genannten Tributs, oder eines Teiles davon, tvährend zweier oder dreier Jahre hinter einander'^), und wenn einige ehren- werte Männer dieses bezeugen, tvird das Kloster Erlaubnis haben dem vorgenannten Joannes zu entziehen das Saatland und das Wüstland so-

1) Also vor allem Cod. Just. Uli 66 (ed. Krüger) p. 398 ff. : contractum, in quo cuncta, quae inter utrasque contrahentiuin partes super omnibus vel etiam for- tuitis casibus pactionibus scriptura interveniente habitis placuerint, finna ilii- bataque perpetua stabilitate modis omnibus debeant custodiri etc. etc. [474 491]. Dann die Verordnungen Justinians, daselbst [527 534], cf. Gai. III 145, 3. Inst, m 24.

2) 7tsQi}ivKla&£v, ungebräuchlich.

3) i(i(pvtsvT. oiLoloyia.

4) Im Texte: -ulriQOvoiiwv (heredes) xal diaSöxoav (successores) v.ccl diaxcit6%cov (bonorum possessores).

5) oitislv y.cu diomtlv xai iyatoiHv xccl iiSTccnoistv xcct (piloKCilsaKi ktX.

6) Der Text hat: ^^ovaiv xkJ TtccQccitiintEiv inl nXriQovö^ovg xrX., aber soll man nicht statt ^^'^volv lesen '^j^siv? lc%ov6iv giebt keinen Sinn. [Es ist zu emen- dieren: oea oi vö^oi irntQ^TtovOLv Ttoiniv x<^oiyg iyiq)vxeva&<^i)g i%ovaii>. d. Red.]

7) Verwirkung des Berechtigten .... bei kirchlichen Emphyteusen genügt in betreff der dem Eigentümer zu leistenden Abgabe schon zweijähi-ige Säumnis, vgl. die Stellen bei Windscheid P (1879) S. 710.

C. H. Mullor: Über eine Emphyteusis-Urkunde 439

viel es verbessert ist, mit aller Verbesserung ^) ii. s. w. [folgen verschiedene Nebenbestiramungen] ; eiullich folgt noch am Sclilufs ein Zusatz zum Haupt vertrage^), und dann die Unterschriften des loannes und der Zeugen u. s. w.

Zum Text dieser Urkunde sind einige Bemerkungen geliefert von Kenyon selbst (1. c), von Grenfell-Hunt, Corrections to Kenyon's Cata- logue, Class. Rev. XII (Lond.) 1898, und von Wilcken oben S. 164 5. Vieles habe ich nicht nachzutragen. Merkwürdig ist in 1. 0 der Aus- druck TO dixaLov, wozu Ken. bemerkt: „evidently a phrase representing ihe corporate unity of tlie monastery, as distinct from the individual, ivlio happens at any given time to rcpresent it as a prior^' (ibid.). Ngr. ist 6(D(iarsiov (6cb^a) = die Korporation, die Körperschaft. Die Sprache befindet sich schon in der Übergangsperiode von altgr. zu neugr., vgl. TiaQaXrj^ipo^avcov (1. 8), nidöai (= kaßsiv) (1. 76), dij^ccQia (1. 77), dexa- oKtco (1. 51) u. s. w. Was die obengenannten Verbesserungen in der Lesimg anbetrifft, so bemerke ich nur, dafs nagaßaacag ebensogut wie TtuQaßdiSEog (1. >i&) zulässig ist* (Const. 53G, 1089 C. in Soph. Lex. s. v.), und dafs ^ov6%^ov (1. 91) fehlerhaft ist statt ^ov6tov (vgl. latein. mustus, mustum).

Wenn die Urkunde, philologisch betrachtet, nur ein mäfsiges Inter- esse bietet, und auch vom juristischen Standpunkt über viele Fragen, teilweise Streitfragen des emphyteutischen Rechtes (vgl. z. B. Glück, Fand., oder Arndts Civil. Schriften I, 1873) keine neuen Aufschlüsse bietet, so ist sie doch jedenfalls historisch interessant. Der Aus- druck: xal oixstv xal diotKEiv xal axTtotSiV xal iisraTfOielv xal (pikoxakEöai naQ-' ov av ßovhjd-dri xQonov xal Tcäöav (ptXoxaXCav iv avratg Ttotrjöccöd'aL rijv avrcp doxovGav ^ xal afiTtsXov iv avtutg dva^ai xal Mxxovg ivogv^ao xxl. (1. 41 sq.) ist, auf griechische Weise, zu ver- gleichen mit der ziemlich allgemein gehaltenen latein. Formula, wie sie schon Cujacius wiedergiebt: Et est contractus, quo dominus fundi sui deserti forte et squalidi usum et fructum plenissimuni et quasi dominium alteri concedit, ea lege ut inserendo, plantando, arando, poliendo, colendo,

1) Hier (pilo-naXica und cpiXoyiaXici (17), dem Sinne nach übereinkommend mit dem term. techn. i^Lnovico und i^7tovt]^<xrci (lust. Nov.).

2) Anfangend mit den Worten (Z. 89): SriXovöti ag avcorigco siQr\tai , inl TM rbv avruv 'Iciävvriv tpayüv nxl.y wozu Ken. richtig bemerkt: „TJiis appears to he of the nature of an afterthought or codicü."

* [Aber TtaQcißdascog steht in der Hs. Vgl. Grenf. Hunt. d. Red.]

440 ^- Aufsätze

meliorem eum et fructuosiorem faciat, proque eo pendat pretium seu vectigal annuum. ^) Jedenfalls giebt uns dieses Dokument wieder einen besseren Blick in die Art und Weise, wie Reichsrecht und Volksrecht in den Provinzen des römischen Weltreiches allmählich verschmolzen sind. ^) Und jedenfalls ist es eine der ältesten Erbpachtsurkunden, zwar nicht aus der Zeit Zenos (474 491), aber älter als die ältesten, uns von Marini und von Spangenberg mitgeteilten Aktenstücke. Im J. 1857 hat Jules Tardif eine ziemlich schlecht erhaltene emphyteutische Ur- kunde neu herausgegeben [Marini hatte dieselbe schon publiziert, aber nicht nach dem Originale, sondern nach einer von Dionigi gemachten Kopie, Pap. Dipl. 201], welche er dem 6. Jahrh. zuschreibt, aber seine Argumentation ist eine schwache, und Marini selbst schrieb dieses Dokument dem 10. Jahrh. zu. ^) Im offiziellen römischen Recht hat sich erst ganz langsam die Erbpacht, griechisch Emphyteuse [vgl. später französ. complant], neben der gewöhnlichen Pacht entwickelt, wie ein historischer und vergleichende]* Überblick zeigen kann. Aus meinem Materiale erlaube ich mir darüber noch Folgendes mitzuteilen.

Im griechischen Recht, welches zuerst verglichen werden mufs, schon weil der Name dieses Vertrags aus Griechenland stammt*), be- sitzen wir emphyteutische Urkunden, dem Begriffe nach, schon aus dem 5. Jahrh. v. Chr.^) Aus dem 4. Jahrh. giebt es ebenso viele dgl. Inschriften, besonders bekannt sind darunter die ausführlichen Tabulae Heracleenses aus Süditalien, wir finden aber auch Dokumente aus ver-

1; Parat, in Lib. IV. Cod. Just. p. 307 (Opp. tom. IT Neap. 1722 foL). Über die Verpflichtung, das Grundstück in gutem Stande zu erhalten, und über die Verbesserung des Grundstücks durch den Empfänger, worauf die Emphyteusis berechnet ist, vgl. Nov. 120, c. 8, Nov. 7, c. 3 §. 2 „verum si emphyteuta praedium mit suburbanum mit aedificium deterius fecerit, cogatur de suo damnum resar- eire" etc. und Windscheid I (1879) S. 220.

2) Mitteis und dazu Gilson, L'etude du droit romain (1899), passim.

3) Bibl. de FEcole des Chartes, XVIIP annee, tom. III, 4"* serie, Paris 1857, p. 45: Demande de concession emphyteotique , adressee ä l'eglise de Ravenne. Diese Urkunde spricht von: cultare, runcare, pastenare, defensm'e, et in omnibus meliorare (Ueo debeamus etc.). Das einzige Argument J. Tardifs ist: „Ce bau emphyt. offre . . . dans ses caracteres extrinseques une assez grande ressemblance aoec les actes du 6" siede, donnes par Marini, pour qu'il soit permis de la faire remonter jusqu'ä cette epoque" etc. (1. c).

4) „Das Justin. Recht der E. hat eine doppelte Wurzel, eine vreströmische und eine oströmische; die Bezeichnung E. gehört der oströmischen Bildung an, während in dem weströmischen Teil des Reiches das entsprechende Recht jus in fundo vectigali genannt wurde" (Windscheid a. a. 0. S. 700).

.5) Michel, luscr. Gr. p. 911 = Inscr. Jur. Gr. von D. H. R., S. 256.

C. H. Muller: Über eine Emphyteusis-Urkunde 441

schiedenen Teilen Kleinasiens und Griechenlands. ^) Aus dem Ende des 3. Jalirli. ungefähr besitzen wir eine besonders von Ditten berger sehr sorgfältig herausgegebene Urkunde aus Thisbe, wobei diese Stadt, wie es scheint, Ländereien in Erbpacht ausgiebt, um dadurch eine Schuld zu decken. ') In den folgenden Jahrhunderten bietet jedoch unsere Kenntnis des Erbpachtsrechtes, was die Urkunden botrifit, eine öTofse Lücke: wir finden zwar in ziemlich grofser Anzahl einfache

0 7 o

Pachtkontrakte, welche die neueren Papyrusfunde uns geliefert haben, aber nicht Kontrakte auf unbestimmte Zeit und vererblich. ■^) Es hängt wohl mit den ökonomischen und sozialen Zuständen der griechischen und römischen Welt eng zusammen, dafs die echte Emphyteuse sich iu den uichtorientalischen Kreisen des Weltreiches verhältnismäfsig viel später entwickelt. ^') Die Urkunden aus den ersten christlichen Jahrhunderten, welche die bekannten Werke von Bruns und Girard darbieten, bringen uns überhaupt wenige Beispiele der locatio rei, auch die Papyrusfuude aus diesen Zeiten bringen ausschliefslich Pachturkunden und noch keine Emphyteuse ''). Wie ich also schon bemerkt habe, historisch betrachtet ist die von Kenyon zuerst herausgegebene Emphy- teusis-Urkunde ein wichtiges Dokument.

1) Z. B. Inscr. Jur. Gr. S. 2.54, Michel S. 905 (Piree), S. 909 (Athenes), S. 907 = Recueil Xm'^'^ S. 912 u. s. w.

2) Dittenb. Index Schol. Halensis 1891. Inscr. Jur. Gr. S. 253 u. s. w.

3) Vgl. New Class. Fragm. ed. by Grenfell and Hunt, Oxf. 1897, S. 57 (100

B. G.): „Deed of cession by which P cedes to H a piece of Isqu yf],

ichich P. had leased froni the priests for a period of ten years", etc.

4) „Apres avoir eii des commencenients modestes, (l'institution) devint tres-fre- quente ä partir du IIP siede, et aux epoques suivantes on put voir se multiplier les dispositions legislatives le concernant; le Code theodosien, pour sa pari, men- tionne 12 constitutions rendues entre les annees 317 et 423" (J. Lefort, Hist. des contrats de location perpötuelle, Paris 1895, S. 66, dessen ganze Darstellung man vergleiche).

5) 1. Jahrh. n. Chr. Girard, Textes 762 f. = Bruns 270 f. 2. Jahrh. n. Chr. (Superficies), ebendas. Oxyrh. Pap. I 164 (Pachtkontrakt). 3. Jahrh. n. Chr. (227 ?) Anfrage eines colonus hortorum olitoriorum. 4. Jahrh. n. Chr. Pacht- kontrakte, z. B. Oxyrh. Pap. I 167. 168, Grenfell, An Alex. erot. fr. S. 89. 6. Jahrh. n. Chr. Grenfell ibid. S. 91 (a. 536), S. 92 94 (a. 561) u. s. w. Auch der Wortlaut der Inscription über die lex Hadriana, welche leider etwas ver- stümmelt ist, bietet einige Parallele zur Vergleichung. Ich zitiere besonders die

Worte : in Ulis partihus sunt, quae ex saltu Lamiano et Domitiano iunctae

Thusdritano sunt nee a conductoribus exercentur, isque qui occupaverint possidendi ac fruendi heredique suo relinquendi id ins datur, quod est lege Hadriana cotn-

prehensum de rudibus agris et iis, qui per X annos continuos inculti sunt

De oleis, quas quisque e possessoribus posuerit aut oleastris inseruerit" etc. etc. (Girard, Textes S. 163).

442 I- Aufsätze

Erst im Verlaufe der Zeit hat sich für die emphyteutiseheu Kon- trakte eine gewisse bestimmte Form entwickelt, eine Thatsache, welche ich hier jedoch nur streifen kann. Unsere Urkunde spricht nur ganz allgemein von dem ,,über die Anpflanzung dekretierten Gesetze" {%atä rbv dLTjyoQsvfiEvov toig vö^oig TtSQL i^ipvTsvasGig tvnov), und so finden wir in der chronologisch nächsten Urkunde aus den Jahren 648 6G6: „per piam eins dispositionem .... enfeteuticario modo postulastis lar- (/iri''-^), und über das Bebauen und besonders das Verbessern, welches fortan einen integrierenden Bestandteil der Emphyteuse bildet, lesen wir hier weiter: „ea conditione, ut predictas domos .... fahricare, restaurore, sed et . . . fundora vel dicta loca .... pastinare, propagi- nare, defensare et in omnihus meliorare .... 'deheatis." ^)

Für die' Rechtsgeschichte lohnt es sich jedenfalls die emphyteu- tiseheu Urkunden auch in den folgenden Zeiten zu betrachten und zu vergleichen; schon Marini bemerkt, dafs für die späteren Jahrhunderte die Dokumente unzählbar sind und dafs dieselben allmählich nach einem gewissen Modelle verfafst wurden („le stesse cose ripetendo e chi chiede, e chi accorda"). Die Ravemiatischeu Urkunden, von Fan- tuzzi herausgegeben, bilden allein schon gewissermafsen eine Geschichte der Emphyteuse in Italien, dieselben laufen von 903 1200 und sind in verschiedenen Bänden publiziert. Ein merkwürdiges Unicum ist aufserdem die römische Papyrusurkunde im Staatsarchiv zu Marburg.^) Hier heifst es: „ita ut . . . suprascripti cum omnibus ad eum

1) Spangenberg, Tab. Neg. 1822, S. 29.Sf., Marini, Pap. Dipl. Nr. CXXXII.

2) ibid. Marini bemerkt: „E qiiesta una delle antichissime concessioni enfiteutiche ecclesiastiche , che io mi conosco, e sarehhe la prima forse", und weiter: „per ^yiü secoli furono coteste carte enfiteutiche in Bavenna descritte quasi sempre ex eodem exemplo" (S. 362 f. seiner Ausg.). Vgl. noch bei Marini Nr. CXXXV (Verone, forse del sec. X"): culturare, runcare, puntenare, defensare et in omnibus meliorare .... debcamus u. s. w. Daraus bildete sich, wie es scheint, allmählich die modifizierte Form: habendum , tenendum, possidendum, defensandum, et in omnibus meliorandum (Fantuzzi a. 844, zitiert bei Anselm. de Orto, rec. Jacobi, Wimar. 1854, S. 27 Note).

3) Kehr in den Abh. d. kgl. Ges. zu Gütt. N. F. Bd. I, Nr. 1 (Berlin 1896). Wie schon der Schreibstoif zeigt, gehört die Urkunde noch dem 10. Jahrh. an, da nach dem J. 984 Papyinis als Material für römische Privaturkunden nicht mehr nachweisbar ist. Die Schrift .... läfst sich als die Notariatsschrift des 10. und beginnenden 11. Jahrh. charakterisieren. Der Scriniar, von dem sie wahrscheinlich hen-ührt, ist in den Jahren 949 bis 988 auch sonst nachweisbar. Wir werden also nicht irren, wenn wir unsere Fragmente in die Zeit der Ottonen setzen (ibid. S. 24). Über die Weise, wie dieses Dokument nach Hersield (Marburg) gekommen sei, ibid. S. 25. Über den (noch späten) Gebrauch des Papyrus vgl. Thompson, Gr. and Lat. jjalaeography (Lond. 1894) S. 33 34.

C. H. Muller: über eine Emphyteusis-Urkuncle. 443

pertinentibus teuere et xwssidere debeant, et ad meliorem faciendum deo iuraute adtum perducant ipsis heredibusque ipsorum profuturum usque

in tertium gradum Completa vero tertia goncratione,

tune fuiidus ipse cum omnibus ad eum pertinentibus, sicuti fuerit eultus et mclioratus, ad ius suprascripti ven. monasterii, (mIus est proprietas .... revertatur", etc.

Zur Vergleichung bringe ich hier nur noch einige wenige Beispiele, denn eine erschö])tbnde Sammlung des reichen Materiales würde ganz und gar aus dem Rahmen dieser der Papyruskunde und verwandten Gebieten speziell gewidmeten Zeitschrift heraustreten.^) Eine Urkunde vom J. 1088 bietet z. B. Folgendes: „Quod si de hoc seculo ohiero sine filiis legitimis, inferins dicenda res cadat et deveniat in meis filiis natii- ralibus, aut in meo successore, qualem mihi placuerit designare in vita, vel ad ohitum, tarnen mediocris persone, per enfiteuticario iure a presenti

die concedis et largiris, seu confirmas nohis" etc und weiter:

„concedis nobis predictam rem hahendum, tenendum" etc. (Monum. Ravenn. tom. I. Ven. 1801, p. 307, vgl. über die hier erwähnte „mediocris per- sona" Anseiminus de Orto ed. Jacobi S. 32 Note). - Eine Schenkungs- und Erbpachtsurkunde aus dem J. 1174 bringt uns folgenden Wort- laut: „Et abhas Girardus locationis nomine in perpetuo investivit

supradictmn Homizonem nominative de iamdicta petia de terra

cum casa et area et orto .... quas ipse erat solitus Jiabere et teuere a

sancto Zenone" und weiter: „quod .... habere et teuere debent

perpetuo suprascriptas terras et amodo debent solvere fictum pro

suprascriptis terris" etc. etc. ^) Wenn in unserer griechischen Ur- kunde die Freiheit gestattet wird aal ä^nskov .... dvd^at^ xal Xdx- xovg ivoQv^at u. s. w. (1. 42 43), so wäre damit der Wortlaut zu vergleichen einer mittelalterlichen deutschen Urkunde aus dem J. 1260, wobei: „Decanus et capitidum ecclcsie sancte Marie de gradilms Mogun-

tine Cunrado et suis heredibus duo iugera vinearum

concessisse iure hereditario possidenda: . ... et hoc modo, ut easdem

1) Für eine (Rechts)geschichte der Emphyteuse giebt es umfassendes Material, die meisten Werke berücksichtigen jedoch die Urkunden selbst entweder nicht, oder nur ganz indirekt in zweiter Reihe. Eine Ausnahme macht Jacobi in seiner Ausgabe des Anseiminus de Orto. Aus der übrigen, sehr reichen Litteratur er- wähne ich nur das klargeschriebene Werk von Pepin le Halleur (1843), das italien. Buch von Perna (1892), welches besonders Italien behandelt, die historische Über- sicht von Lefort (1875, vgl. oben) und die bekannte v. Wächtersche Abhandlung über das der Emph. sehr verwandte Superficiarrecht (Leipz. 1868).

2) J. Kohler, Urk. aus den Aut. Arch. Veron. Würzb. 1883, S. 44 f., dessen Anm. man vergleiche.

Archiv, f. Papyrusforscbung I. 3. 29

444 I- Aufsätze

vineas extirpet et de novo rcplantet nee aliquam dcbitarum omittere

cuUurarum" (vgl. in der griechischen Urkunde: xccl Jiccvra iv

avtalg ■jtQcctreiv o6a ol v6[iot STtitQSTtovöLV xtA.).^) Einen Anfang mit diesen Parallelen hat schon R. Jacobi gemacht, als er in Weimar 1854 den Text des Anseiminus de Orto, Super contractibus emphyteosis et precarii et libelli atque investiture, mit einem reichhaltigen und vor- treiflichen Kommentare herausgab. Wir müssen uns jedoch an dieser Stelle auf diese Andeutungen beschränken.

Utrecht, März 1901. H. C. Muller.

1) Loersch- Schröder, Urk. z. Gesch. d. deutschen Privatrechtes, 2. Aufl., Bonn 1881, S. 102 [aus Bodmann, Rheingau- Altert. 919].

Die luridici Alexandreae.

Grelegentlich der Besprechung eines interessanten Bruchstückes aus dem Amtsjournal des luridicus Alexandreae Flavius Gennadius stellt Jouguet in dieser Zeitschrift S. 304 f. die bisher bekannten Juridici zu- sammen; da Einzelheiten hinzuzufügen wären, sei nachfolgend versucht, die Liste nochmals zu geben.

Eine Erwähnung dieses Amtes vor Tiberius finden wir nicht. Zum ersten Mal weist darauf hin die Inschrift des

L. Volusenus L. f. Clu(stumina) Clemens, der seine Amterlauf bahn unter Augustus und Tiberius durchmachte. Er wurde von Tiberius nach Ägypten ad iur(is) dict(ionem) geschickt; doch hat er sein Amt nicht angetreten, da er vor seiner Ankunft in Ägypten starb.')

2) JJmbrius. In der Eingabe der Dionysia wird aus den Tage- büchern des diTiaiodoty]^ Umbrius eine Entscheidung zitiert, die im 6. Jahr Domitians, im Monat Phamenoth, das ist 25. Febr./26. März 87 u. Chr., erlassen ist (Oxy. II 237 p. 161 Col. VII 39. 42 f.).

3) L. Baebius L. f. Gal(eria) luncinus. In seinem Cursus bonorum (CIL. X 6976) steht an letzter Stelle iuridicus Aegypti^); er hat dieses Amt nach der Praefectura vehiculorum innegehabt. Der Zeitpunkt seiner Thätigkeit in Ägypten ist nach beiden Seiten abgegrenzt: die Bekleidung seiner militärischen Chargen fällt noch vor oder unter Hadrian, da er noch in der von Hadrian kassierten legio XXII Deio- tariana^) diente, praefectus vehiculorum aber war er als Ritter frühestens unter Hadrian.*)

4) Ein ungenannter dvKaioöoxrig^ BGU I 5 Col. II 16. 20 aus dem Jahre 137/8 n. Chr.

1) CIL. XI 6020 = Dessau, inscr. Lat. sei. 2691. Zu diesem uud den folgenden Männern mag auch die Prosopogr. imp. Rom. verglichen werden.

2) Man wird kaum anzunehmen haben, dafs dies etwas anderes ist als der iuridicus Alexandriae, da nirgends eine Spur von einer Unterscheidung der iuri- dici zu finden ist.

3) Vgl. P. Meyer, Jahrb. f. Phil. CLV (1897) 583.

4) Vgl. Hirschfeld, Verw.-G. 100, 3.

29*

446 I- Aufsätze

5) Sex. Cornelius Sex. f. Arn(ensis) Dexter war im jüdischen Krieg Hadrians (132 135 n. Chr.) Befehlshaber der syrischen Flotte; dann kam er nach Alexandria als proc(nrator) Neaspoleos et mausolei und blieb gleich hier, als er zum iuridicus Alexandreae befördert wurde. In den ersten Regierungsjahren des Antoninus Pius scheint er in dieser Stellung gewesen zu sein. Sein nächstes Avancement verschaffte ihm die Procuratur von Asia. ^)

6) Claudius Neocydes war als dizcuodör'rjg aus zwei Papyri, BGU

I 245 und II 378, bekannt, die sich zeitlich nicht genau festsetzen liefsen: bei jenem ist die Datierung überhaupt nicht erhalten, bei diesem nur das 10. Jahr eines Kaisers angegeben, dessen Name nicht genannt ist. Die Lösung bot P. Lond. II 152, nr. 196; der hier ge- nannte Nsoxvdijg 6 HQdriötog ist unstreitig Claudius Neocydes, was sich auch aus der Wiederkehr des Namens Julius Agrippinus (BGU

II 378) in dieser Urkunde ergiebt. Da der Papyrus des britischen Museums der Zeit des Pius angehört, so ist auch der Kaiser, nach dessen 10. Jahr der andere Papyrus (378) datiert ist, Pius. Es ist daher jene Urkunde mit dem April 147 zu datieren. Damals war Calpurnianus dtxaiodötTjg, und Claudius Neocydes wird als sein Vor- gänger erwähnt. Entscheidungen dieser beiden und des Maximianus sind in dem nicht genauer datierten Papyrus Grenfell und Hunt, Fayüm towns and their papyri (London 1900) 300, nr. 203 enthalten.

7) Maximianus wird durch den nur dem Inhalt nach mitgeteilten Papyrus Fayüm a. a. 0. bekannt; er ist zwischen Neocydes und Cal- purnianus genannt, seine Amtszeit fällt daher wohl auch zwischen die dieser Beiden.

8) Calpurnianus ist im April 147 di%aiod6trig^ BGU II 378, ge- nannt auch Fayüm a. a. 0., s. zu Nr. 6.

9) Calvisius PatropJdliis ist im folgenden (11.) Jahr (des Pius), d. i. 147/8, üQCiTiörog diotaLoö6T7jg, erwähnt in einem Papyrus Rev. arch. XXIV (1894) 70, wird also Calpurnianus' unmittelbarer Nachfolger gewesen sein.

10) ilius C. f. CIL. VI 1564 = Dessau 1452; vgl.

ProsojDogr. imp. Rom. III 501, 50. Die Ergänzung [Quintjilius beruht auf der unsichern Vermutung, dafs an der Fundstelle der Inschrift die Villa der Quintilier gelegen habe.^) Auch auf [C. Caecjilius [Salvianus]

1) CIL. Vni 8925. 8934 = Dessau, inscr. 1400; vgl. auch Pauly-Wissowa, Realencyklopädie s. v.

2) Über eine andere Villa der Quintilier vgl. F. Grossi-Gondi, Bull. com. 1898, 313—338.

Arthur Stein: Die Turidici Alexandreae. 447

(nr. 13) wird kaum zu raten sein. Bevor er iuridicus Alexandreae wurde, war er in irgend einer (aber niclit in leitender) Stellung beim lateinischen Sekretariat am kaiserlichen Hofe beschäftigt^), nachher wurde er gerade so wie Cornelius Dexter Procurator von Asia. Der Begimi seiner Carriere fällt in die Zeit, als Cornelius Re[pentinus] die Garde befehligte, d. i. zwischen 15<S und 161^); so kann er frühestens unter Marcus und Verus in Ägypten seines Amtes ge- waltet haben.

11) (TJlbius?) Gaianus. In BGU I 240 ist ein Gaianus 6 Tcgccnötog dixaiodötyjg genannt, der im <S. Jahre der Kaiser Marcus und Verus, d. i. 167/8, oder wenig später im Amte war. P. Meyer, Herm. XXXII 226, 2 setzt ihn mit Ulb(ius) Gaianus gleich, der als Praefectus vehi- culorum durch zwei gleichlautende Weihinschriften (CIL. III 4802. V 5797) bekannt ist. Dami wäre seine Laufbahn ähnlich wie bei Baebius luncinus.

12) Maecianus. An dem Aufstand des Avidius Cassius im J. 175 beteiligten sich sowohl der damalige Präfekt von Ägypten, C. Flavius Calvisius Statianus, als auch Maecianus, cui Alexandria erat commissa (Hist. Aug. Marc. 25, 4. Avid. Cass. 7, 4; an der ersten Stelle wird er ohne Zweifel irrtümlich als Sohn des Cassius bezeichnet); jener wurde später verbannt, dieser sogleich von dem kaisertreuen Heer ge- tötet. Dafs der zitierte Ausdruck besage, Maecianus sei iuridicus Alexandreae gewesen, ist nicht einmal völlig sicher.^) Keinesfalls ist er der Präfekt von Ägypten [L. Voljusius Maecianus, der BGU II 613 genannt ist; denn dieser war, wie wir jetzt endlich wissen, im J. 161 Präfekt.^)

13) C. Caecilius Salvianus war Juridicus in Ägypten zu der Zeit, als Avidius Cassius seinen Aufstand erhob oder unmittelbar danach. Als der an dieser Verschwörung beteiligte Präfekt von Ägypten, C. Fla- vius Calvisius Statianus, seines Amtes enthoben und verbannt worden war, trat der Iuridicus Salvianus provisorisch an seine Stelle; dies drückt die Urkunde BGU I 327 aus durch die Bezeichnung 6 KQKZiörog dixcaodötTjg diadExofisvog xccl xara Ty)v rjys^ovLav.^) Gewifs richtig

1) Monunsen ergänzt ab epistulis [Latinis adiutori]; Hirschfelds (Verw.-G. I 34, 1) Vemiutung, er sei Sekretär des Cäsars M. Aurelius gewesen, ist kaum richtig, da zu dieser Zeit Pius nicht mehr gelebt haben dürfte.

2) S. Pauly-Wissowa s. v. Cornelius Repentinus.

3) Er könnte z. B. auch procurator ad dioecesin Alexandreae gewesen sein.

4) Genf. Pap. 35; vgl. Jahreshefte des österr. arch. Inst. HI Beibl. 221. Ajch.- epigr. Mitt. XIX 151 S.

5) Vgl. Arch.-epigr. Mitt. a. a. 0.

448 !• Aufsätze

hat P. Meyer ^) den Namensrest nus in P. Lond. II 173, nr. 198

ebenfalls auf Salvianus bezogen; vielleicht erklärt sieh so, dafs die Petition an ihn statt an den Präfekten gerichtet ist. Man könnte

auch bei dem Fatog dixaiodotrjs im Genf. Pap. I 4 an ihn

denken.^) Vgl. auch Nr. 10. Vor Ende August 176 war er schon durch T. Pactumeius Magnus in der Statthalterschaft ersetzt, P. Fay. 159; ob er dann noch Juridicus geblieben ist, wissen wir nicht.

14) BGU I 361 Col. II 4 wird ein xQaTLßtos diitaiodÖTrjg erwähnt in einem Fragment aus den Tagebüchern des Strategen Apollonius im J. 184. ^) Da keiner der uns Bekannten für dieses Jahr bezeugt ist, können wir diesem luridicus vorläufig keinen Namen geben.

15) Weder dem Namen noch genau der Zeit*) nach zu bestimmen ist der BGU I 75 II 9 zitierte dLxatodotTjg.

16) Der bisher namenlose iuridicus auf der stadtrömischen In- schrift VI 1638 = Dessau 1331 ist, wie wir jetzt sehen, niemand anders als C. Julius Priscus, der Bruder des Kaisers Philippus. ^) Aus seinem Cursus bonorum ergiebt sich, dafs er, nachdem er [proc(urator)] von Macedonia gewesen war, iu[ridicus Alexandreae] wurde und hier wahrscheinlich gerade so wie Caecilius Salvianus wegen einer Vakanz in der Präfektur Ägyptens auch als provisorischer Statthalter, vice praef(ecti) Aeg[ypti], fimgierte. Wohl noch unter Gordian hat er dies Amt verwaltet; denn zu Beginn der Regierung seines Bruders war er Praefectus Mesopotamiae.

17) Der nachdiocletianischen Zeit gehört an Fl(avius) Gennadius, v(ir) p(erfectissimus), iuridic(us) Alex(andreae) im J. 350, den wir aus dem von Jouguet a. a. 0. mitgeteilten Papyrus kennen lernen.

Über die Stellung dieser Beamten in der ritterlichen Carriere läfst sich, da wir nur von ganz wenigen derselben den Cursus bonorum kennen, wenig sagen. Die darauf bezüglichen Beobachtungen erschöpfen

1) Das Heerwesen der Ptolemäer und Römer in Ägypten 146.

2) Ist dies richtig, dann bietet auch dieser Papyrus kein Beispiel für die Kompetenz des Juridicus gegenüber den Bewohnern der %mQa., vgl. Archiv 312, 1.

3) Denn der folgende Abschnitt ist bezeichnet als 'Ällov oiioiag i^ vTtofiv^- ^ccTiG^iäv jiTtoXXwvlov ktX.

4) Im Nachtrag zum I. Band wird der Papyrus dem 2. Jahrb. n. Chr. zu- gewiesen.

5) Diese schon von Waddington zu nr. 2077 f seines Inschriftenwerkes ge- äufserte Vermutung wird jetzt durch eine neugefundene Inschrift aus Suhba im Haurän (Philippopolis) bestätigt, vgl. v. Domaszewski, Rhein. Mus. 1899, 159 f.

Arthur Stein: Die luridici Alexandreae. 449

sich damit, clafs wir zwei Fälle (nr. 5 und 10) keimen, in welchen der Juridicus ron Ägypten Prokurator von Asia und einen (nr. 16), in welchem er Präfekt von Mesopotamia wird; die Ernennung /Aim Juri- dicus erfolgt von der Stellung eines Praefectus vehiculorum (nr. 3 und vielleicht auch nr. 11), eines procurator Neaspoleos et mausolei Alexan- dreae (nr. 5), eines ab epistulis [Latinis adiutor?] (nr. 10) und eines Procurators von Macedonia (nr. 16). In zwei Fällen (nr. 13 und 16) sehen wir, dafs der Juridicus zur Stellvertretung des Präfekten berufen ist. Das Prädikat, das dem Juridicus in ägyptischen Urkunden (seit dem 2. Jahrh.) gewöhnlich gegeben wird, ist XQatiörog = egregius; das früheste Vorkommen dieses Beiwortes für den diKaiodotrjg ist bei Claudius Neocydes (nr. 6) belegt: P. Lond. II 152, nr. 196 aus dem J. 147. Dafs Flavius Gennadius vir perfectissimus heifst, entspricht der Titulatur im 4. Jahrh., wo dieses Prädikat an unterscheidender Kraft viel eingebüfst hat. ^)

Wien. Arthur Stein.

1) Vgl. Hirschfeld Sitzungsber. der Berl. Akad. 1901, 589 ff.

Die Ostraka des Berliner Museums. 1, Paläograpliisches.

(Hierzu eine Tafel.)

Bei der Vergleichimg der von Wilcken publizierten Berliner Ostraka mit den Originalen habe icli eine Reihe Beobachtungen gemacht, die für den Paläographen vielleicht interessant, für diejenigen, die an die Herausgabe der zahllosen noch unpublizierten Ostraka gehen, auch nütz- lich sein könnten. Die Mitteilung dieser Beobachtungen hat zugleich den Zweck, womöglich in einigen Punkten eine gieichmäfsigere Tran- skription auch der Papyri zu veranlassen. Was ich hier vorbringe, sind z. T. Sachen, die auch Wilcken nicht entgangen sind, die aber für die Zwecke seiner Arbeit nicht in Betracht kamen, z. T. auch solche, die Wilcken, wenn der Druck der Ostraka sich nicht durch zehn Jahre hingezogen hätte und nicht mit so grofsen äufserlichen Schwierigkeiten verknüpft gewesen wäre, ohne weiteres hätte erledigen können.

Es ist selbstverständlich, dafs bei solchen Quittungen, wie sie die Ostraka uns überliefert haben, die zu Himderten und Tausenden aus- gestellt wurden, in denen immer dieselben Formeln wiederkehren, zahl- reiche Sigleu und Al>kürzungen verwandt sind, dafs sich meist auch auf ihnen eine sehr flüchtige Km-sive zeigt, so flüchtig, dafs ein grofser Teil der Ostraka von Wilcken nur durch den Vergleich mit deutlicher geschriebenen desselben Inhalts hat entziflert werden können. Ich gehe gleich medias in res.

Die Drachmenzeichen hat W. im Druck nicht immer genau wiedergeben können, selbst niclit einmal in Übereinstimmung mit der erst später erfolgten Zusammenstellung der „Durchschnittsformen" der Siglen in Buch I, S. 818. Ich habe mir bei der Durchsicht der Ostraka notiert, wo Wilckens Druck von den auf den Ostraka gebrauchten For- men der Siglen abweicht. Dabei kann ich diese oder jene Stelle frei- lich übersehen haben, das fällt jedoch für die Sache nicht ins Gewicht. Die Nummern der betrefienden Ostraka habe ich in den erläuternden

Viereck, Die Berliner Ostraka

A. :tKao^-^^w>-^c|W: 1.)J- /- . 2.) 4" -f- /- . 5.) -^.^^^

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619,1.

c

Archiv für Pap^rusforschung 1,3.

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933,1. rvQ - TTo'c^Ct.O N.3HS-,3.)ai^"^ =TTiKu(ros)

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 451

Bemerkungen zu der diesem Aufsatz beigegeh enen Tafel zusammen- gestellt (vgl. S. 456), die Siglen selbst finden sicli auf der Tafel unter A. Obwohl nun diese Zusammenstellung nur einen kleinen Teil der Ostraka berücksichtigt, so gewinnen wir doch schon aus ihr ein ganz klares Bild der Entwicklung der Drachmensiglen, der Entstehung der einen Form aus der andern, ein Bild, das kaum durch neu hinzukommendes Material in seinen wesentlichen Zügen geändert werden wird.

Ebenso sind auf der Tafel unter B einige Abweichungen im Druck der Obolensiglen verzeichnet. Auch das Zeichen für aQtdßuL resp. nvQov ciQxdßat ist nicht immer genau wiedergegeben worden (vgl. Tafel C). Anstatt durch gerade Striche ist die Bruchzahl bisweilen durch Häkchen oder durch Striche und Häkchen angedeutet (vgl. Tafel D). Die Siglen für etog, ein rechter Winkel oder eine geschwungene Linie, sind ab und zu vertauscht. So steht der rechte Winkel Nr. 380, 1; 466,7; 476,1; 616,3; 1028,5; 1285,3 zu Anfang, die geschwungene Linie dagegen 1077, 2. Diese ist offenbar nur eine flüchtigere Form des rechten Winkels, wie die Vergieichimg mit der Entwicklung des Hakenalphas zeigt (vgl. unten S. 454). Die Gleichsetznng der ausge- schriebenen und durch Buchstaben bezeichneten Summe geschieht meist durch einen etwas mehr oder weniger schräg liegenden Strich, seltener als in den Papyri erscheint das ursprüngliche y (= yCvsTaC), so Nr. 137, 4, während es 373, 3 zu einem fast geraden, ein wenig nach oben gezogenen Strich geworden ist.

Für eine Reihe von Wörtern, die häufig vorkommen, findet sich eine sehr flüchtige Schreibung, so dafs Wilcken sie bald als Sigle, bald als nur halb, bald als vollständig ausgeschriebene Wörter aufgefafst hat, jedoch wie es natürlich ist, wenn man zu verschiedenen Zeiten transkribiert, nicht gleichmässig. Zu diesen Wörtern gehört die Kon- junktion Kai. Die auf der Tafel unter E nebeneinander gestellten Formen, die ohne Ausnahme auch in den Papyri begegnen, würde ich alle gleichmäfsig %a.l transkribieren, da die verschiedenen Formen alle Stadien zwischen einem deutlich und einem sehr flüchtig geschriebenen icav^ das schliefslich zu einem einfachen Bogen wird, repräsentieren, und da zweitens die verschiedenen Formen auch durch die grölsere Deutlichkeit oder Flüchtigkeit der übrigen Schrift bedingt sind.

Ahnlich ist es mit dtd. Das 8 ist besonders bei flüchtiger Kursive sehr klein gemacht, häufig wird es zu einem ganz kleinen Dreieck oder Punkt oder Bogen, woran sich das t als Strich nach unten ansetzt; darüber steht der rechte Winkel, der a bedeutet. Dieser rechte Winkel ist, je flüchtiger die Schrift, um so mehr nach unten gezogen, und wird bisweilen vor dem mit ihm verbundenen y in der Wendimg diä

452 I- Aufsätze

■y(ecoQyov) fast zu einer geraden Linie. Vgl. die Nachzeichnungen auf der Tafel und in den Erläuterungen dazu Wilckens Umschriften. Ich würde es vorziehen, überall diä zu transkribieren, nur 1103 und 1108 d(L)ä.

ofiotwg ist, wie ich mir notierte, häufiger durch einen Haken, nicht durch ein o, mit einem Strich darüber bezeichnet (vgl. Tafel E).

Diese Wörter führen uns weiter zu der prinzipiellen Frage, die auch für die Papyri immer wieder inbetracht kommt und immer wie- der von den einzelnen Herausgebern verschieden behandelt wird, wie sehr undeutlich und sehr flüchtig geschriebene, stark zusammengezogene Wörter zu transkribieren sind. Dabei spielen in den Quittungen die immer wiederkehrenden Kaiser- und Monatsnamen, die ägyptischen Eigennamen, formelhafte Wendungen wie diayByQacprixsv^ iiEiiiTQrixai £ig d'fjöavQÖv^ xal fihoxoL u. a. eine grofse Rolle.

Bisweilen sind die einzelnen Buchstaben deutlich zu erkennen, z. B. 959, 1 Kodov, freilich ist das zweite o nur durch eine kleine Schleife angedeutet; hier wäre also zu schreiben Ko(ß(i6)doi^ (vgl. Tafel E, 1); bisweilen sind die ersten Buchstaben deutlich ausgeschrie- ben, es folgt dann aber eine geschwungene oder eine Zickzack-Linie, so dafs die einzelnen Buchstaben nicht mehr unterschieden werden können. Da hat Wilcken manchmal den Namen vollständig transkri- biert, wie ich es auch thun würde, z. B. 437, 3 OvsöTtaöLavov (vgl. Tafel E, 2), oder er hat einzelne Buchstaben eingeklammert, so 452, 3 T(tT)ov, wo wohl sicher Tltov zu schreiben ist (vgl. Tafel E, 3), 463, 3 und 465, 2 ^{o)^{LtLav)ov^ obwohl ganz deutlich z/o^ zu lesen ist, woran sich der Rest des Wortes als eine ziemlich lange geschwungene Linie anschliefst. 485, 3 ist dagegen das ähnlich geschriebene Wort zJo^(itLav)ov transkribiert (vgl. Tafel E, 4). Ebenso finden sich alle möglichen Zusammenziehungen von anderen Kaisernamen, TQaiavov tov xvqIov 789, 4, 'Avxovivov 625, 3; 643, 3; 864, 3 (vgl. Tafel E, 5); 922, 1; 944, 1; 963,2, Ko^^odov 'AvtavCvov 949, 1 (vgl. Tafel E, 6); 950, 1 f.; 957, 1 f.; 960, 1; 964, 1; 968, 1, Aovxiov UenttfiLOv 2Jsov7]qov xal MaQxov AvqijXlov Avxavivov 982, 1 fF. (vgl. Tafel E, 7), von Mkqxov AvQtjliov AvtiovCvov KcäöuQog tov xvqCov 992, 1 f. u. s. w. Meist sind auch Titel und Beinamen in solchen Fällen ebenso flüchtig geschrieben. Wilcken ist hier nicht einem bestimmten Gesichtspunkte gefolgt, sonderu ist bald so, bald so verfahren. Ich würde es vor- ziehen, in all diesen Fällen die Namen auszuschreiben und als leitende Regel, soweit sich eine solche überhaupt formulieren läfst, empfehlen: Überall, wo der Schreiber bei Namen und formelhaften Wen- dungen nur einzelne Buchstaben deutlich geschrieben, die

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 453

übrigen aber infolge der Eile und Flüchtigkeit durch eine geschwungene, wellenförmige oder durch eine Zickzacklinie angedeutet hat, sind die Worte auszuschreiben, da der Schrei- ber wohl meist nicht das Bewufstsein und auch nicht die Ab- sicht gehabt hat, ganz bestimmte Buchstaben auszulassen. Selbst wenn man sich an diese Regel hält, kann man unter Umständen in Zweifel sein, was man thun soll. 50G, 5 f. ist TQcaavov xov xvqCov so geschrieben, dafs man erkennt tqk und v, lavo ist durch eine ganz kleine wellenförmige Linie mit einer Erhebung angedeutet (Wilcken schreibt TQa(iav)ov)-, von tov zvqCov^ dessen Lesung mati, wie so oft, nur aus dem Zusammenhang erschliefst, kann man hinterher t und das letzte V erkennen, dazwischen geht die Linie viermal auf und nieder (vgl. Tafel E, 8). Ich würde auch hier lieber schreiben TQaiavov xov xvQLov imd gegebenen Falls unter dem Text die Bemerkung hinzufügen, dafs diese Worte eng zusammengezogen sind. Unter dem aufgestellten Gesichtspunkte zöge ich vor 258, 2 und 280, 3 'ElscpavTiCvrig) zu schrei- ben, denn nach der Meinung des Schreibers sollte das, was zwischen dem ersten E und dem (p steht, Ae sein (vgl. Tafel E, 9). 403, 1 steht deutlich da dta und q mit a darüber; zwischen dia und q ist eine Linie mit zwei oder drei Erhebungen: das war nach Absicht des Schrei- bers ysy. Daher ist hier zu schreiben zlLa'ys}'Qd((p'r]xsv), wie Wilcken es auch bei ganz ähnlicher Schreibung 400, 1 gethan hat. Ebenso ist 452, 1 zu schreiben ^]i£yQCi(ipsv)^ wie es sich auch 463, 1 gedruckt findet (vgl. Tafel E, 10). Ich schriebe 463, 6 ^a^evü^ (vgl. Tafel E, 11), 506, 2 mviichv^ov (vgl. Tafel E, 12), 785, 2 (bis) nstsxco{v<3Si) (vgl. Tafel E, 13). So hat Wilcken auch 635, 1 'J^evcb&r} geschrieben (vgl. Tafel E, 14), obwohl sva nicht zu erkennen ist, 953, 4 IJaaav&ov^ ebenso 818, 864 u. ö. napiC3vd^{ ), obwohl ^uov nicht deutlich ausgeschrieben ist, wie es z. B. 815, 1 der Fall ist. Abweichend von Wilckens Tran- skription würde ich auch 618, 1; 619, 1 etc. ncc^(h(vQ'y]g) , nicht n(a- ^d)v)d'(7]g) schreiben (vgl. Tafel E, 15).

Nicht leicht ist endlich die Frage der Wiedergabe von Abkür- zungen zu regeln. Ich stimme im allgemeinen mit der Praxis überein, wie wir sie bisher in der Berliner Papyruspublikation geübt haben, dafs nämlich auch die Buchstaben, die in einer älteren oder auch etwas weniger scharfen Form für Abkürzungen verwandt sind, wie z. B. der Bogen, der (i oder TC bedeutet, aufserhalb der runden Klammern zu setzen sind und dafs in der Regel nur der gerade wagerechte oder schräg aufwärts gehende Strich als Abkürzungszeichen angesehen wird. Wenn jedes Abkürzungsmerkmal fehlt, müfste dies in der Anmerkung angegeben werden, so 190, 5 bei &LV7tsT0Q^iirj^ 508, 1 bei TavQov^ 1004, 1 bei

454 I- Aufsätze

d-r]ö r= d-r]6avQ0v) ^ oder auch auf eine andere Weise bemerkbar ge- macht werden, wie es Wilckeu beispielsweise 416, 3; 421, 5 gethan hat. Da Wilcken im 2. Teil seiner Dissertation, den Observationes pa- laeographicae S. 43ff., über alle diese Sachen ausführlich gehandelt hat, beschränke ich mich darauf, einzelne Nachträge zu liefern, die auf der Tafel unter F zusammengestellt sind. Nur wenige Bemer- kungen zu dieser und jener Abkürzung mögen Wilckens Auseinander- setzungen ergänzen.

Für a wird nicht nur der gerade Strich gebraucht, sondern auch der rechte Winkel^), der allmählich zu dem Bogen wird, den wir aus den Papjri nach q kennen. Dafs der auf q folgende Bogen a be- zeiclmet ixnd nicht, wie Wilcken, Obs. S. 46, annahm, ein nach q hinzu- gefügtes Abkürzungszeichen ist, geht aus zwei Thatsachen hervor. Erstens ist dies Zeichen nur dann verwandt, wenn cc auf q folgt, zweitens zeigt das Wort XaQaxog^ das sehr häufig in der abgekürzten Form in den Ostraka begegnet, wie dieser Bogen aus dem a bezeich- nenden rechten Winkel geworden ist (vgl. Tafel F unter a). Wir haben demnach in den Ostraka stets zu umschreiben Xd(QaKog)^ nicht wie Wilcken es ungleichmäfsig gethan hat, bald Xd{Qaxog) z. B. 623, 1; 637, 1; 849, 4 u. ö., bald X{ciQaxog), z. B. 821, 4; 831, 4 u. ö. Ebenso ist regelmäfsig zu schreiben tov ci(vtov) o. ä., z. B. 590, 7; 820, 7; 859,4 u. 5; 862,4; 900,4, wo Wilcken bald das a in die Klammer, bald vor die Klammer gesetzt hat. 897, 2 würde ich schreiben Ke- Qal^^BLCOv)^ 582, 3 laoyQaicpiccg)^ 419, 1 d LayB'yQK{(priKBi'), auch vielleicht noch 834, 5 f. xva(ficov), obwohl hier der das a bezeichnende Bogen viel von seiner ursprünglichen Gestalt verloren hätte. Nach Analogie der angeführten Beispiele müssen wir also nun auch entgegen unserer bisherigen Praxis, die wir bei der Berliner Papyrus- publikation befolgt haben, stets transkribieren ccTtoyQdicpO' (ttat), vTCoyQaifpBvg)^ XaoyQa{q)ov^Evog) etc. etc. Auffälliger und abweichend von den übrigen Formen sind die Abkürzungsbezeich- nungen 1013, 3 bei xu(afiG3v), wo über dem v ein nach iinten ge- öjßfeieter Bogen steht und 829, 1 bei d'ri6{avQ6v), wo ein von links oben nach rechts unten gehender Haken die Abkürzung andeutet (vgl. die Tafel).

Bei £ (vgl. hierzu und zu dem Folgenden Tafel F) werden die Bogen und Striche wohl als Abkürzungszeichen zu fassen und nicht

1) 707, 2 ist das a auch mitten im Wort mit dem rechten Winkel geschrie- ben jtccgSfS^, ebenso 567, 2 Ttficovd'ri. Vgl. übrigens zu diesem Hakenalpha Wilcken, oben S. 362 f.

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 455

auf s zurückzuführen sein, während bei tj eine flüchtige Form dieses Buchstabens erhalten ist. Das übergesetzte -9- ist, mit dem letzten auf der Zeile stehenden Buchstaben verbunden, hänfio- zu einem Ilaken Qe- worden, wie in Ila^avd^ijjg), und ist dann in der Form vielfach gleich den bei Abkürzungen verwendeten Formen des a, z und co. Bei x läfst sich der Bogen wohl auf ein flüchtiges übergesetztes a zurück- führen, selbst bei naQEx{o^L6d-ti). Die Erklärung findet man, wenn man berücksichtigt, Avie oc bei einem flüchtig geschriebenen jcal wiedergegeben und wie auch der das a bezeichnende Winkel allmählich zum Bösen geworden ist. Die Abkürzungen bei X bieten keine Schwierigkeiten, bei öv6{iatog ist der Bogen wohl der sonst häufig über das Wort ge- setzte, welcher die alte Form des ^ wiedergiebt; wir haben also wohl zu schreiben 6v6^(aTog). Freilich kehrt auch bei v, wo sich sonst ein gerader Strich findet, der Bogen wieder; hier wird er aber wohl nur als Abkürzungszeichen anzusehen sein, jr habe ich zweimal durch Striche bezeichnet gefunden; t ist in den ersten drei angeführten Fällen vor die Hammer zu setzen beachte übrigens 2Js ßa6r(üv)l , in den übrigen Fällen, wo es durch einen Bogen über oder neben dem letzten Buchstaben bezeichnet ist, in die Klammer, da der Bogen hier wohl auch nur, wie beim v, als Abkürzungszeichen dient, v ist durch einen gleichen Querstrich, wie er bei a einmal auftritt, bezeichnet, cj meist durch den Haken, der dem d- gleich ist (cf. oben), in einem zweifelhaften Falle, 1245, 2, wo Wilcken aG%{ov)^ ich s%co schreiben möchte, durch einen neben den letzten Buchstaben gesetzten Bogen. Es zeigt sich also, dafs in den Ostraka bei abgekürzten Wörtern häu- figer als in den Papyri auch der Bogen als wirkliches Abkürzungs- zeichen verwendet ist. Diese Beobachtung kann zugleich als eine Stütze für meine Auflösung von tiqo) in den Quittungen über Lieferung von Saatkorn in 7CQ0{%QSLa) dienen (vgl. meinen Aufsatz Hermes XXX, 107 ff.). Thatsächlich steht denn auch BGrU 631 (P. 8650) deutlich ngoX^ so dafs also nichts hindert, tcqo) überall so aufzulösen. Weim BGU 279, 1 f. (P. 7029) an Stelle von TiQoiQEia TtQoßcp^ deim das bietet der Pa- pyrus — und bei Grenfell-Hunt-Hogarth, Faij. towns 1 IST. LXXX, TiQocp^'^ steht, so dürfen wir wohl schliefsen, dafs beides denselben Sinn haben mufs wie atQoxQei'a. Diese beiden Worte möchte ich nun lieber in 7fQoq)G)(Qccv) und 7CQO0(pa(Qäv) für ^QotpoQav und TtQoacpoQdv aufgelöst wissen, als in TCQOcpcovrjöLv resp. JtQoGcpcbvrjöiv^ die mir keine rechte Deutung zuzulassen scheinen, weil ich auch BGU 720 (P. 8454) deutlich TtQoöfpO ZU lesen glaube, nicht, wie der Herausgeber wollte, :iQ06(p^. IlQofpoQK und 7CQO(}(pOQK müsscn dann in diesen Quittungen ebenso wie TiQoyQBia „Vorschufs, Darlehen" bedeuten.

456 I- Aufsätze

Erläuternde Bemerkungen zu der Tafel. A. Drachmensiglen:

1) III. Jahrh. v. Chr. Nr. 305; 312.

2) n. Jahrh. v. Chr. Mitte des I. Jahrh. n. Chr. Nr. 4; 356; 358 360; 370; 373,2; 374; 380; 381; 382; 384; 385; 386; 392,6; 397; 1089

3) I.— III. Jahrh. n. Chi«, a) Nr. 33; 167; 211(?); 265; 286; 390 392; 393; 399,2; 407; 415; 416; 417; 421; 443; 446; 447; 448; 450 525; 537; 549; 552; 590; 606; 617; 625; 627; 643; 653; 675; 676 688; 691; 697,7; 1178; 1206; 1247; 1248; 1279; 1288. b) Nr. 265, 4 450,7; 506,4; 514. Diese Formen zeigen den Übergang von 3a zu 3c.

c) In den meisten übrigen Ostraka. d) Diese Formen finden sich in mehreren Ostraka der 80er Jahre des I. Jahrh. n. Chr., die alle von gleicher Hand geschrieben sind, besonders oft vor d, aber auch vor /3, tj und g: Nr. 461; 463; 465; 466; 1282; 1285 und auch 423,5. Ent- standen sind sie aus der vorigen, indem das untere Ende derselben nach rechts umgebogen wurde.

4) Diese Formen nähern sich bald den unter 2, bald den unter 3 wiedergegebeuen. a) Nr. 357; 365; 399,6. b) Nr. 375. c) Nr. 368.

d) Nr. 465. 3; 419, 6. e) und f) Nr. 535. Mit Ausnahme des letzten Ostrakons stammen alle aus dem I. Jahrh. n. Chr.; Nr. 535 ist aus dem J. 125/126.

Mehrfach finden sich in den Ostraka verschiedene Formen neben- einander, z. B. 2 und 3a in Nr. 392; 2 und 3c in Nr. 373; 3a und 4a in Nr. 399; 3 a und 3 c in Nr. 450 und 675; 3d und 3 c in Nr. 463.

B. Obolensiglen: 1) a) Nr. 154; 570; 583; 615; 617(?); 620; 654; 696; 1174; 1247. b) Nr. 367,2,4; 547. 2) a) Nr. 367, 3; 370, 3; 372, 3; 373, 3; 374,3; 375, 2 u. ö. b) Nr. 391, 3; 399; 448; 463; 469 u. ö. 3) Nr. 443, 3.

4) Nr. 470, 3. 5) Nr. 546, 4. 6) Nr. 423, 5. 7) Nr. 466, 6.

C. Artaben (Weizen): 1) Nr. 1095; IUI; 1121. 2) Nr. 716; 972; 1018, 2; 1097; 1109; 1110; 1112; 1114; 1117; 1120; 1176; 1308,2 und mit dem Punkte links unten 1200, 3, 4, 5. 3) Nr. 701 (vgl. 720, 5). 4) Nr. 733.

5) Nr. 724, 4. 6) Nr. 799, 5 (-- tivqov ScQtdßai l |).

E. Varia: did: 1) Nr. 593, 3; 897, 3; 899, 3; 921, 3 mit diä, Nr. 614, 6 mit d{Lä), Nr. 587,9; 594,2; 820, 7(?) mit [dia) von Wilcken wiedergegeben.

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 457

2) Nr. 616, 6 mit d(ta), 904, 4; 991, 5 mit (diä) wiedergegeben.

3) Nr. 911, 5 und 935, 4 mit öi(a) 'y{sa)Qyov), Nr. 953, 4 mit öiä 'y{ec)Qyov) wiedergegeben.

4) Die erste Form steht 1109,3 und 1121,2 mit dt«, die zweite 1103, 2 mit diä und die dritte 1108, 3 mit di umschrieben.

ofioiag findet sich Nr. 506,2; 648,2; 802,3; 1057,4 u. ö. so ab-

gekürzt.

II. Die Texte.

Die Schrift der Ostraka, die sich unter dem Sande Ägyptens vor- trefflich gehalten hat, kann, wie schon Wilcken hervorhob, den Ein- flüssen der Witterung und der Luft bei uns nicht widerstehen. Auf einzelnen Ostraka, und zwar auch auf solchen, die zur besseren Konservierung mit Firnifs überstrichen sind, ist die Schrift jetzt schon völlig verschwunden. So bei den Ostraka Nr. 294, 915, 1041, 1050 u. a. Einzelne sind nur teilweise noch zu lesen, z. B. Nr. 871, wo ein grolses Stück abgekratzt zu sein scheint, Nr. 520, 633, 160 und viele andere. Wer sich der mühseligen Arbeit unterziehen will, die noch nicht publi- zierten Ostraka abzuschreiben, der thue es bald! Je eher, je besser! Ich selbst habe die Berliner Ostraka mit Wilckens Texten verglichen, eigentlich nur, um Ostraka lesen zu lernen und für das Lesen der Pa- pyri daraus Nutzen zu schöpfen. Wenn ich nun die folgenden Zusätze und Berichtigungen veröffentliche ^), so glaube niemand, dafs durch diese im Vergleich zum Ganzen unwesentlichen Änderungen das grofse Ver- dienst, das sich Wilcken erworben hat, irgendwie geschmälert werden könnte. Ich rücke nur einen Stein in dem von ihm errichteten Bau zurecht. Ich habe in das folgende Verzeichnis im wesentlichen nur wirkliche Änderungen des Textes aufgenommen. Die Stellen, wo ich einen Buchstaben mehr oder weniger zu lesen glaubte, wo, wie es bisweilen der Fall ist, die runden und eckigen Klammern nicht richtig gesetzt sind, vielleicht nur infolge eines Druckfehlers, wo ich ferner glaubte, dafs abgekürzte Worte anders zu transkribieren sind als es Wilcken gethan hat, habe ich fast alle übergangen. Auch Le- sungen, die mir zweifelhaft erschienen, habe ich meist unerwähnt ge- lassen. Unter halb erhaltene Buchstaben habe ich Striche, unter un-

1) Wilcken schreibt Ostr. I S. 28 : „Meine Kopieen der Berliner Texte stammen meist aus der Zeit, da ich als Hilfsarbeiter in der ägyptischen Abteilung der kgl. Museen beschäftigt war (1885 1889). Doch habe ich hinterher mehi-fach Gelegen- heit genommen, die alten Lesungen zu revidieren freilich lange nicht in ge- nügendem Mafse."

458 I- Aufsätze

sichere Punkte gesetzt, wie wir es iu der Berliner Papyruspublikation zu thun gewohnt sind.

In dem Verzeichnisse der Ostraka (Buch I, S. 28 ff.) sind einige Druckfehler und Versehen mit untergelaufen. Nicht P. 4392, sondern 4372 ist gleich Nr. 1291, ebenso nicht P. 4863, sondern P. 4883 gleich Nr. 923, endlich ist nicht P. 4564, sondern P. 4549 gleich Nr. 1302, während P. 4564 gleich Nr. 1284 ist (vgl. übrigens die richtigen Zahlen in Buch II). Als Versehen bemerkte ich, ohne das Richtige feststellen zu können, P. 1183 = Nr. 812, P. 4474 = Nr. 770 und P. 4488 = Nr. 528.1)

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dafs es mir nicht als ganz sicher erscheint, ob überall an den von Wilcken Buch I, S. 132 ange- führten Stellen wirklich ccc^ zu lesen ist. Eine Erklärung kann ich ebenso wenig wie Kenyon (Class. Rev. XIV, 1900, S. 170) beibringen. Es handelt sich um eine Zuschlagssteuer. Ich las in den Berliner Ostraka meist xl^, seltener a, a^, a^^ ein- oder zweimal glaubte ich at^ zu erkennen (z. B. 423, 3, 5). Wenn Wilcken nun auf Londoner Ostraka deutlich at^^ gelesen hat, so bleibt es mir, wie gesagt, doch noch zweifelhaft, ob deswegen überall gleichmäfsig so zu lesen ist. Aber vielleicht hat Wilcken Recht. An den Stellen, wo es im folgenden vorkommt, werde ich aix{?) schreiben.

4, 6 scheinen mir die Reste zu stimmen zu (xq und ox, daher ist wohl, wie Wilcken (vgl. die Anm. zu dieser Stelle) vermutete, zu schrei- ben: aQlyiyQLOv)^] öx(t(6); 33, 3 dQax{^äg), das % steht über dem q^ wie auch Z. 6; 6 älag (sie!). Die Reste des zweiten Vokals bilden oben einen spitzen Winkel, daher ist o nicht möglich; 77, 2 1. sßdov (== ißd6{iio)v) für tov iß[d6(jio)]v. Für den Artikel, der meist weg- bleibt (vgl. Nr. 60 ff.), fehlt der Platz. Die wenigen, schwer zu erken- nenden Überreste stimmen zu sßdov ] 7 Anf. 03 scheint korrigiert zu

1) Hiei' mögen auch gleich einige andere Versehen aus dem nach Formularen geordneten Verzeichnisse der Ostraka in Buch I, S. 58 Ü'. berichtigt werden. S. 70 ist Nr. 1491 unter 3 b zu streichen, da es unter 4 gehört. S. 81 gehört Nr. 1069, das unter 2 steht, unter 4. Unter 4 ist auch Nr. 597 einzuschieben. S. 88 setze Nr. 357 und 358 statt unter 1'' unter 1", jedoch beachte, dafs der Zahler voran- steht. S. 93 schiebe unter 6" Nr. 378—380 und Nr. 397 ein. S. 101 hat das For- mular 3* nach dem Datum noch /tffit'-rprjxtr oder tifffitfi^rpjjMfj'. HinzuzAifügen ist Nr. 712. S. 103 schreibe unter 2 785—787 statt 784—787. S. 111. In Nr. 764 fehlt das Datum nicht, sondern steht am Ende. S. 113 fehlt bei den unter 4" aufgeiiihrten Nummern die Subskription in Nr. 768, 774, 779, ebenso unter 4'^ bei Nr. 831 und 1017 (V). Unter 4'" füge Nr. 808 hinzu. In Nr. 1471 steht nicht öv6- (iKTog, sondern nur der Name der Zahlerin.

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 459

sein; 107,5 0t£%[. ..; 137,2 ist ra\6a(pd-6Qog (vgl. Corrig.^)) ausge- schlossen. Es ist, wie im Text steht, jra[. . . oder auch vcc[. . . zu lesen; 225, 3 na%ac)\ 258, 4 ZEvneroQ\l^Yi{TLO(s) {rj über ^) und neQL(3n(üv)] 286, 1 las ich "AöLTtTtog oder "Aöivvos, Wilcken schlägt "^vLTiTtog^) vor, das auch ich jetzt für richtig halte; 2 A^vig^ nicht J^iovig steht auf dem Ostrakon; 296,5 liest Wilcken, Corrig., yf^rj^iAccTog) il 5, ich er- kenne nur Tcni^ it, S'i 305, 3 h" 7 statt |— a scheint mir sicher; 312, 6 \- A, ebenso wie in Z. 7 (vgl. Corrig.); auch 313, 5 ist die Summe \- X als Salzsteuer angegeben (vgl. Corrig.); 317, 4 IlitoXs^aiog) tQains^Ltrjg). Das Q ist durch die nach unten gehende Linie hinter r bezeichnet; 321, 3 scheint mir nach 'A^iavog xal zu stehen; 326, 4 fügt Wilcken, Corrig., hinzu: Vor a ein korrigiertes r (für 7^?). Ich glaube sicher zu lesen 7^ a; 339, 3 rstQaxiag wohl verschrieben für Tfra^rr^g; 351, 4 x{qV^V) statt ;K[?^'^fj]5 »^^^j ^ ^^^ Ki(pa{kog) rQa(7C£^n7]g) sicher statt Kscpa^Xog) o/^ zu lesen; 357, 2 T:tSLavTir (oder IlrEiavrtr) für üeiav- TtT(?); 381,2 ^vo statt d-uo, obwohl das o oben offen gelassen ist; 385, 2 dvo'/3oA(ov); 391, 6 könnte vielleicht ' E'Xiy.Qdixrig) gelesen werden, wie auch nach Wilckens jetziger Lesung 392, 4; 392, 6 steht nach A: 'ETt^iycQaTrjg) nia(ß)rog); unter TQiäxovra stehen zwei Buchstaben, ^o (= 770?); 403, 5 wird Eeyiiag oder, wie Wilcken jetzt zweifelnd vor- schlägt, Esxsvg statt Usxrjg zu lesen sein; 407, 1 ^LaysyQd{cp7jX£) KaX- Aot>^ij(vä?); ibid. Wevvyi{ ) ist mir sehr unwahrscheinlich; 408, 2 liest Wilcken, Corrig., Ms^voivsiav). Ich las im Original ysvvrj (d. wäre y£vi](^aTog)) und will hinzufügen, dafs ys mir sicher scheint, so dafs Me^vo(v£ic}v) ausgeschlossen wäre. 416. Die linke Hälfte fehlt jetzt;

1) Der Kürze halber zitiere ich so die Zusätze und Berichtigungen von Wilcken, Ostr. H, S. 430 ff.

2) Nach freundlicher Dui'chsicht*) meines Manuskripts, für die ich Herrn Prof. Wilcken dankbar bin, teilte er mir diese wie manche andere Vei-mutung mit und veranlafste mich, eine Reihe von meinen Lesungen an den Originalen noch einmal nachzuprüfen. Infolge davon habe ich einige nachträglich auch geändert.

*) Meine Prüfung der obigen sehr dankenswerten Revision mufste meist auf diejenigen Fälle beschränkt bleiben, für die mir Abzeichnungen o. ä. vorlagen. Eine sichere Beui-teilung derselben, soweit sie nicht schon jetzt evident erscheinen, wird mir erst angesichts der Originale möglich sein. Manche Vorschläge Vierecks sind mir freilich auch jetzt schon zweifelhaft, so in der nächsten Nummer (296, 5), wo ich an meiner Lesung 'y£v'r]ii{ccrog) festhalten möchte gegenüber Vierecks Le- sung Tt.v.L^, die mir sprachlich und paläographisch gleich unwahrscheinlich ist; ebenso in 408, 2 , wo ich gleichfalls an M£^vo{vsLav) oder Msiivcaiysicov) ftr sind verschliffen festhalte gegenüber Vierecks Lesung ysvvri , die hier in einer Geldquittung auch sachlich mir unverständlich wäre; so auch die Deutung von 618, 3—4, manche ägyptische Eigennamen u. a. D. Red.

Archiv f. Papyrusforschung I. 3/4. 30

460 I- Aufsätze

423, 4 aal sielit aus wie ein in die Länge gezogenes co, es ist wohl

xa{l) zu schreiben; 429, 2 Nötov x(cc\) Ai{ßog). Das A steht über

dem t; 438, 4 x%' statt %£; 443, 1 &a^o^ nach einem Vorschlage von

Wilcken, freilich wäre ich versucht, statt a eher % zu lesen; 3 [o]l,

i ist erhalten, o verblafst; 6 'A^lg)(v) ist sehr unsicher; 448, 7 wohl %o

= xalxoi /?; 452, 2 iVdTo(i') für iV(dTo)v (xat Acßag); 454, 5 Bdööog

A 'A^^iavLOv) für Bd(36o{ß) 6£6rj(fi£Lco^ai)', 7 jto) vor ^:7ro; 460, 2 scheint

nach XaoiyQacpCag) noch jcat ßaX^avixov) gestanden zu haben; 463, 7 6ju-0(co(g) 'E7cl(p(y) X?; 470,4 ist xat TiQoQStayQucpö^eva ebenso abge- kürzt wie 485, 3, und es wird wohl zu lesen sein x{al) 7iQo(ödiayQa- cpöfiiva)^ vgl. auch 489, 3; 5 MsacoQ')]; 471, 2 zfointiavov; 472, 5 2.0- yisCag) t, S und Z. 6 (=== 1 Obol); 477, 2 ^o^ixiavov; 479, 1 zfo^ir- xiavov (sie!); 2 M£;^£(i()) ty, das oben an das % angesetzte e ist ebenso gemacht Avie bei navK^£(vg); 500, 2 'U7r(£()) Aaoj'^ß;(9mg) Xa(^axog), doch ist XaoyQa^cpLccg) so zusammengezogen, dafs oy nicht zu erkennen sind; 504, 2 %a{iQEiv). "E6xco(ii£v), vgl. 1057, 4 'A7tiiio{ß,£v)'^ 507, 1 xal ^{ttoioi) jiQdx{roQ£g) dQyiyQLxijg) ^r](rQ07t6X£cog); 6 ist wohl eher zu lesen A( ) 6£6ri{^£L(o^ca); 508, 2 ßaliavLKOv) für a{llciv)^ doch ist es sehr flüchtig geschrieben; 509,5 nach x/3 ^( ) (3(£(j)'fj(fi.ft£oju.at); 510, 1 ^La^ysyQacprjxaöt,)^ über d^t steht ein Haken -a; 513, 2 ITsTEipl nach einer Vermutung Wilckens. Das ist nur durch eine kleine geschwungene Linie angedeutet, vgl. Tafel E, 9ff.; 3 A.- (etwa '^^to ?) dccc. [. . . (?); 4 y£a)(ii£T()t«g); 6 M ist korrigiert aus 0 (und X); 525, 6 ^«jUei/wO"

Ad Was hinter dem d steht, gleicht Zahlzeichen, worauf auch

der lange Strich hindeutet. Wilcken, Corrig., liest AA n£x(y6ig) oder 77£/3(ög), was mir sehr zweifelhaft erscheint; 535,4 vn:(£Q) XaoyQiafpCag) x{al) ßak(aviXov) (?) Xd^Quxog), sehr eng und flüchtig geschrieben; 537, 6 für X7j lies jca; 543, 4 td ^ steht auf dem Ostrakon, t ist etwas verlöscht, doch sieht man das obere und untere Ende deutlich; streiche daher die Anmerkung; 552, 1 ist Xd(Qaxog) zu streichen; 557, 3 £v ist höchst unsicher, vielleicht £7i{ ) wie 533, 3(?); 559, 2 Ende IIov^ 3 Auf. söd'ov; 563, 1 . . .]q)£i; 566, 6 M£6oQr} i[. . . ] 567, 2 Ende Ua^avd-r]^ mit Haken-ß; geschrieben (vgl. S. 454 Anm. 1); 575, 7 A^iävio{g). Auch unter 'Aöqluvov zeigen sich noch Buchstabenreste; der erste Buchstabe davon ist a. 578, 2 "Ex(ofi£v) '6:;r(£p), doch ist % in das v hineinge- schrieben und der als Abkürzungszeichen (= jt) rechts neben v gesetzte Bogen sollte nun vvolil als Abkürzungszeichen für £% dienen, wie 1245,2 (Tafel F unter ca); v:t(£Q) ist dann vom Schreiber Z. 3 wiederholt; 583, 6 'A^a(viog); 585, 9 steht dieselbe Unterschrift wie 858,4; 586, 2 'AQßyJxioiß); 589, 7 ist mir L Q- wahrscheinlicher; 590, 6 ÜEvvßd-ig 6£-

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 461

örj^Lo^ai; 9 ns]vvßd'ig, jedenfalls derselbe Name wie Z. 6; auch die Schrift ist gleich; 592, 2 IJfrai^Tft'g; 593, G A.... | . . . ; 594, 4 Kotu . . g 6(e6)r]{^Eic}^aL) ; 599, 4 nach ^a(b(pv t, fehlt nichts, nur die Sigle ^ greift von Z. 3 über; 601,4 xi<3aQ{ag)] 602,4 Ka- 6{£<s)ri{ß,HcoiiaC); 606,1 wird man höchst wahrscheinlich AsXovg (ev. auch AbXovtl) in Über- einstimmung mit Z. 9 lesen müssen. Die Tinte ist auseinandergelaufen, so dafs die Buchstaben nicht sehr scharf zu erkennen sind. Ebenso ist es Z. 2 bei IIstoöLQi, so dafs es mir nicht nötig scheint, ÜEtoöL- Qio{g) zu lesen; 608, 2 steht auf dem Ostrakon covcov für avoav; 610, 2 ^SQi6{^ov) . . ; 618, 3 f. stehen die Striche, die nach Wilcken einen Obol bezeichnen sollen, über Ttavte und über £, nicht daneben (jiEvte 's), so dafs es zweifelhaft ist, ob sie so aufzufassen sind, wie Wilcken es thut. Vielleicht ist der Strich über ^8vts nur aus Versehen gesetzt; 624, 2 wohl 'jQßrjxiqg; 630, 1 lese ich Xd^Qaxog) .... Ust 67JQLo(g)', 3 Schlufs Oa( ) 6{s6)r]{(i£L(x)fiai) (?) ; 632, 4 Avtovelvv (sie !) ; 633, 2 A^isvad-rj.

Der Name war abgekürzt A^sv oder A^sva^ und dann ist rj (ebenso 631,2 geschrieben) hinzugefügt; 637,3 E{ ) 6{ea)7]{(iEia)^aL); 641,2 n£rsa( ); 5 an Wavcc^ ist ein senkrechter, gerader Strich noch ange- knüpft, der nicht wie ein Abkürzungsstrich aussieht. Vielleicht wäre Weva^i^ ) zu schreiben; 649, 2 erscheint mir % S als sehr zweifel- haft*); 653, 5 Der Name des Subskribierenden ist derselbe wie 655, 6; 655, 3 Der Anfang der Zeile ist wie der der übrigen verlöscht. Ziem- lich sicher scheint mir nur ^ov Xcc(Qaxog). Die Buchstabenreste vor fiov passen nicht zu ^£ql6; 672,12 IIstoöLQSccig; 679,4 ^•( ) 6{£6)r}(n£tafiai), vielleicht 0i,X{ ); 682, 4 <> d n^QoödiayQacpo^Eva) = (d. i. 2 Obolen) M£%{hq) iT; 688, 1 möchte ich Taii6Q6io{g) für Ta^EQ0io{g) lesen, vgl. Wilcken, Corrig.; 4 Xcc{Qazog) und am Schlufs r mit einem nach unten gehenden Abkürzungsstrich; 689, 3 nach £l'xo6L ein lädiertes y (= j/tVfTat); 691, 4 nach der Summe r{ ); 697, 2 könnte man wohl statt 0ay]{QLog) eher lesen Qam]{ ); 699, 2 schlägt Wilcken, Corrig., vor ZevO-co.'-, ich lese ZEviäto^g); 706,2

bietet das Ostrakon ät; 710, 6 . . .] -f- dma I -\- t; 713, 5 steht neben « noch ein Buchstabe (jf?), darüber ein Strich oder wahrscheinlicher co. Neben dem o steht, wie ich las, ein y^ während Wilcken ein Haken-a vermutet und 6 aiyrog) vorschlägt; 742, 3 roTtiov)^ geschrieben i wie 734,2 und 748,2; 762,2 und 3 steht tg, d. i. j^ statt iß, d. i. i. Dadurch wird sicher, dafs abgesehen von der Drittelung auch die

*) Nach Vierecks Abzeichnung lese ich jetzt UQCc{riv.(bv). Vgl. Ostr. I S. 315.

D. Red. 30*

462 I. Aufsätze

Zweiteilung der Artaben, wie ich Hermes XXX S. 114 annaliin, weiter geführt werden kann als bis ~ . Danach ist Wilcken, Ostr. I S. 749 Aum. 1 zu berichtigen*); 776, 1 nava%{^ ) 0O-ot;/^tVt(og), das letzte t ist wohl zum Zeichen der Abkürzung recht grofs gemacht; 779, 1 nBv7i\t]ov (mit einem Bogen, wie ich ihn Tafel F unter %■ und a ange- geben habe); 780, 1 ilt(?d'[tg yial '*-F\sv^fi{yiis)^ wie Wilcken jetzt auch 781, 1 liest oder W£v^El{yig). 784, 1 ist auch WEviiri{vtq) oder Wsv^Etiyig) zu lesen; 785, 3 t6 ß^aliaviKov)] ist sehr wahrscheinlich; 786, 2 'Ani- 6x(o^sv)-^ 4 xd' wohl statt xß; 787, 1 ^.axa korrigiert aus Aao; 4 ysogystg^ das zweite e sieht ungeschickt aus, da die Tinte etwas auseinander- gelaufen ist; 9 zJo^itLavov Usßa6{rov) (so auch Wilcken) t(o'ü) xvqlov, alles sehr zusammengezogen und abgekürzt; 789, 3 nagä (öov) ist auf

dem Ostrakon geschrieben TtaQ; 793, 4 OyoQßy]; 799, 4 Ilov^ixi (ov ist genau so wie in TQuiavov Z. 2 geschrieben); 800,4 löX, wohl' l6x(vQicov); 808, 3 Wsva . . a&o^v)^ wohl Weva^8VGid'o(y); 5 77a( ) 6(^e6 jrj^^ELCO^ai.) -, 815, 2 0&ov^{ivi) an das (i ist ein nach links geöffneter Bogen ange- knüpft, vielleicht das t 'j4ßa){rog) und über der Linie vor 'Jß&(tog) ist ov nachgetragen; daher ist zu lesen öv{öiiarog) 'AßS){rog). 0&ov- [itvig ist der Überbringer der Badsteuer für 'Aßcog; 817, 5 UsvsQiEvg eher als ZlsvEQikog; 823, 2 Von dem Kaisernamen sind nur wenig Überreste, die mir nicht zu 'AÖQiavov zu passen scheinen; 824, 1 ist xci{}LS)v) mir wenig wahrscheinlich; 829,2 Uexätpiog; 3 Tlixiag) al^eö)?]- {^ELCj^ai). Nach dem x ist noch eine geschwungene Linie, oben und unten mit einem Abkürzungsstrich versehen, wie es häufig bei 6(£6)'}]- (jiBicoiiui) geschehen ist, ebenso ist auch wohl 832, 6 zu schreiben, wo das 61] fast zu einer geraden Linie geworden ist; 831, 2 ist in ^a&tpt Qcc aus 003 korrigiert; 4 ©ixatog, das & ist nur halb erhalten, ist aber sicher, da auch der Querstrich noch da ist und da es mit dem -O- in &rj0(^avQbv) und Usvd'cötTjg (Z. 1 und 3) in der Form genau über- einstimmt. Darüber steht 'Aßaro^g); 838, 5 Schlufs 6{s6)'rj{^Eico^aL); 839, 2 ^d^oviil Wsvxrjl. . . d. i. 0d-ovfii(vL) ''^^Evird^Log. Über den Na-

*) Vielmehr folgt aus diesen meinen Ausführungen, die ich aufrecht erhalten mufs, dafs es sich in dem vorliegenden Falle eben nicht um Artaben, sondern um Aruren handelt, da wirklich, wie ich aus Vierecks Durchzeichnung, die er mir freundlichst sandte, ersehe, ^'^ im Text steht. Der Dativ nvQ&L weist uns den Weg zur Erklärung: Pa.achumis hat 1 Arure, die mit Weizen, und 3^ ] -jtg- Aruren, die mit Gerste lies xpt'9'i5(t) besät worden sind (resp. zu be&äen sind). Vgl. Pap. Ashmol. oben S. 166, wo z. B. opö^coi i bedeutet: 10 Aruren, die mit Kichererbsen zu besäen sind. Danach gehört der Text überhaupt nicht zu den Steuerquittungen, unter denen er auch thatsächlich keine völlig übereinstimmende Parallele findet (vgl. Ostr. I S. 112), sondern zu den Notizen. D. Eed.

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 463

men, nach dem über l stehenden Abkürzungsstrich steht ein jr oder TTt, wohl Anfangsbuchstaben eines Namens, jedoch als falsch wieder durchgestrichen; 5 X.. 6(£a)rj(^£L03{iaL); 843,3 tov t, L, d. i. 122/123 u. Chr., wie Nr. 815,4; 844,3 Ilccavcofi ' . Der etwas höher gesetzte Buchstabe sieht aus wie x; 4 t6 ßaX(aviaov); 848, 5 wohl 77ao'öTo(g); 6 ist Mcoxi ) mir wahrscheinlicher als Aotoii ), vgl. Wilcken, Cor- rig.; 850, 4 f. n£t£voßd6(ig) W£[va]^ovvLo{g); 854,5 ist 'Ad^Qiuvov auch schon deswegen zu lesen, weil vom q Überreste da sind; 856, 2 IIstoöiQSiog] 857, 7 'flQo(g) vor reK^ävrjg); 858, 4 steht dieselbe Unter- schrift wie 585, 9; 859, 3 habe auch ich jetzt noch 'ETclrp gelesen (vgl. Corrig.); 864, 2 "Eöioijisv) oder a^iaiiiEv). An das % ist ein kleiner nach oben geöffneter Halbkreis angesetzt; 865, 6 würde ich schreiben A . . .6 6(£ö)i](^6/ico^at); 867, 6 'A^cb(vLog); 868, 4 v7t(6Q) Xd(Qaxog); 5 lese ich E.' statt ^.•; 875,4 nach xvqiov 'ETi£[i](p[. . , ; 884, 6 6£6r](^£i(aiiaL)', 898, 1 f . lese ich auf dem Ostrakon db^a) iTtitQÖ- Ttov (vgl. Corrig.); 900, 2 steht, soweit ich sehe, über vo und ovo kein Buchstabe oder Abkürzungsstrich. Es wird daher nur N6(rov) övo-

X (fiatog) zu lesen sein; 4 scheint mir paläographisch tco wahrscheinlicher

als 1/0, das mit Wilcken, Corrig., in N6(tov xal) Aiißog) aufzulösen wäre. Diese Auflösung ist aber wohl falsch, weil in Z. 2 nur N6(%ov) steht. Es kommt weiter hinzu, dafs die Worte v7c(£q) Nö(tov xal) A{ißog) auch beim 19. Jahr nicht wiederholt sind. 1005 hat Wilcken zuerst auch n^ wie hier gelesen und später N{6tov xal) A(iß6g) ge- ändert; 5 . . .J-j- ' ovo ri^i<5v; 901,2 V7t6xav6vv tov ßaXav£i'ov; 7 Ende ^acog)i(?)'^ 902, 5 ist Eaß{ivog) sehr unsicher, vgl. 911, 6, wo es anders ge schrieben ist; 903, 4 niX£iS}xo{g) (?); 904, 3 W£va7iox.\^. . ., vielleicht xq[. . .; 4 diä yi^EcoQyov) 'A^£VQc6(pL[og]. Das Ostrakon war vordem schon einmal als Quittung benutzt, es zeigen sich viele Spuren der ausgelöschten Schrift; 914, 2 'Anp.covi[G) vgl. die Anm. dazu; 917, 4 VTrihg) Xd(Qaxog) für övo- {^atog); 921,4 Wa^o oder Qa^o. 922,5 Z.( ) 0{£0)rj{^£to3^ai)', 929,6 ist infolge eines Druckfehlers a nach -\- ausgefallen; 933, 1 ff. ist zu lesen MiitQiqaa) ^TjixQonökEcog) 'y£V'i^(^atog) [. L AvQr]Xicov^ 'Avtcjvl- vo[v xal Ko^^ödov] KatödQCJV etc. d'r][6avQ0v) steht nicht auf dem Ostrakon. Von AvqtjIuov sind Schriftspuren noch da. Erst durch Hinzufügung des Namens wird auch die Zeile ausgefüllt. Schliefslich spricht für diese Datierung, dafs der 941 unterzeichnende 'A^Evad'rjg auch hier unterzeichnet hat; 5 und 6 Anfang zeigen eine feinere Schrift als der Rest des Ostrakons. Der Name und die Artaben sind wohl nicht gleich mit eingetragen gewesen. Die Unterschrift 'A^£{ ), nicht ^(icbir'Log)^ 6{£6)r}(^H£ico^ai) ist wieder von andrer Hand, vgl. 941 ; 934, 3,

464 I- Aufsätze

. ']7faxvoviiio{s); 939, 4 Wsviia (das a ist sicher); 941, 7 '^jli( ) 6{e6)ri- (^aCapicct,); 11 ebenso oder nur ^( ), vielleiclit '^^(svcod'rjg)^ vgl. 933. Der Ductus der Schrift ist in allen drei Fällen derselbe. 943, 6 Schlufs

A

Lt^^ . 6€6rj((i6tafiat); 949, 3 liest Wilcken, Corrig., Ano (?), doch steht

an Stelle des et ein y mit dem Bogen, wie er nach q zur Bezeichnung des a (cf. oben) gebraucht wird; 950, 4 ^ . wohl 'J^a(vLog); 959, 4 fehlt jetzt der Name und Z. 5 fehlt vollständig; 960,7 Schlufs F; 962, 4 . . .^x"; 964, 4 wohl na^(pLl(ov). Zwischen a und (p steht ein etwas verschwommener Buchstabe; 967 Die linke Hälfte des Ostrakons ist ab- gebrochen, es fehlen in den einzelnen Zeilen 3 6 Buchstaben; 974, 5 AoX{ovg) ö(£<3)r]((i£ia^ai)-^ 977,4 ist die Tinte etwas auseinandergelaufen, doch sind die Lesungen, auch dC^oiQov, sicher; 982, 5 dia . [ ] ^far** steht auf dem Ostrakon, wie mir scheint di' A mit folgendem Abkür- zungszeichen oder -buchstaben; Q A{) 6(£6)rj(^£tco^ccL) statt 'Atiö-^ 986, 6 (2. H.) A%'i mit Haken-o; geschrieben, wohl 'A7ii((ov); 988, 5 und 7 ist MeqO kaum richtig; 989, 6 'A^£( ) statt A^ ' ; 992, 3 und 4 lese ich ^rj statt xd (vgl. Wilcken, Ostr. I S. 749); 994, 2 sind nach AIe^ccvöqov noch Schriftspuren, die jedoch zu KaCöagog nicht recht zu passen schei- nen; 3 6v6{^axog) ns^ii[. . .; 1004, 4 öv6{^atog) Qa^ive^ und über dem «, wo das Ostrakon etwas lädiert ist, wird ein C3 gestanden haben, so dafs 0afiiV£C3{g) zu lesen ist; 1009, 1 "Hqcov no (n steht als Bogen über

dem o) YQEiE oder ele . Es scheint mir nicht unwahrscheinlich, dafs statt des v von "Hgcov zu lesen ist ro. Während der Schreiber des Ostrakons sonst, z. B. in fxatoV, das v spitz und fein auslaufen läfst, kann man hier die Verdickung der Linie am Ende wie sonst häufig als o lesen. Dann wäre zu schreiben "H^aiv) roTioyQ^a^^arEvg); im Folgenden müfste eine Ortsbezeichnung stecken; 1010,6 EJt{(x6r .) öXQaxX mit einem Haken über dem i, den ich als a las, während Wilcken jetzt vermutet ia^döra}) 6TQatiä{ti]) oder event. einen andern Kasus; 1013, 6 ist von Wilcken die Unterschrift fortgelassen: (2. H.) ^OvvütpQig öEörj^fiELGJlicct); 1018,4 zum Schlufs wohl -{- ^t, S (/"; 1021,3 Uoeql^ . Wilcken zieht das d zur 2. Zeile und hält es für ein korrigiertes <?(?); 1022, Verso vermute ich nach den schwachen Überresten ''HQtt(xlEidy]g) nEt£VEq)cbtrji; 1023, 2 roTtcoi statt roftcot; 1030, 1 KoQvrjliog xal etc. Ich dachte früher (Berl. Philol. Woch. 1900 Nr. 25), dafs der Strich als oiioCcog^ das wäre Koqvt^Uov, zu fassen sei, wahrscheinlich soll er aber nur den Namen KoQvrjUog von den ^£To%oi trennen; 1034, 1 ist iq sicher; 1038, 5 Kai6aQog 2J£ßa6tov t[ov zvqCov\; 6 AvroyQcctoQog KaC- öccQog, wo KalßaQog aus Versehen wiederholt ist. Zu Z. 5 vgl. 1281,4; 1042, 2 ^UQa öoi); 1043 ff. y]Qy{a6aL) statt TqQyiaöo); 1046, 1 Tlaficov-

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 465

t(£G)s); 1054, 1 scheint mir 'I[iovd-\ri(s) falsch zu sein; 4 TtccQcc 6(ov) t6 etc.; 1057, 8 f. MsöovfjQ^ig) öeörj^ECj^^ai,). Über dem £ ist ein Bogen, mit dem bei Abkürzungen o angedeutet wird; 1060, 1 . . .]rjQco(v); 3 tb t'\e(Xog) kann ich nicht mehr lesen; 1066,2 wohl Ä'[. . . . ;^a/'p£n^]; 4 erscheint Wilcken, wie auch mir nach erneuter Prüfung, seine frühere Lesung Tla . . cotLog besser als das in den Corrig. vorgeschlagene Ucv- tavog-^ 6 nax6vio[g; 1075, 1 'J^^^av . ..; 1089, 1 'EQfiööcoQoig) cbliAtj- tpag; co scheint aus g und o durch Korrektur hergestellt zu sein;

1095, 1 dm; 1117, 1 eher MsöoQrj ß- 1126, 3 y (sie!); 1155, 3 ^fa^^ftr (vom zweiten i sieht man die Reste); 4 1. t6 dlaö^a (Ostr. öidö^ata) To-ÖTo; 1163,2 ist wohl 'Eö';^o(v) zu lesen. Das von Wilcken nach Krebs' Durchzeichnung gelesene t (vgl. Corrig.) ist der mittlere Querstrich des £. Am % oben ist ein o hinzugefügt, aber nach Schlufs des Kreises ist die Linie nach rechts weiter geführt, so dafs das Ganze dem Haken-« gleicht; 1174, 1 Usv&otövT'rig^)', 4 f^ 1188, 6 UvQog; 1202, 2 vor der Zeile ein Punkt wie 5 ff.; 7 Utäg; 1224, 5 xaQZiTtov (sie!); 7 zwischen ndxtov und rovt hat nichts gestanden; am Schlufs der Zeile steht Toti; 9 äxcoyo'^^ danach auch wohl Z. 1 rnrpcoToxcoyo''^; 1231, 6 "EyQcctijev 'y4ßaiovg, doch ist ev über xfj geschrieben; 1238, 1 IlscotorJ (sie!); 2 71qo6- d(LayQa<p6^6vcc) ß ^ (= 2 Dr. 1| Ob.); 1240,3 / statt \; 1242,6 ^; 1245, 2 "Ex{a) (cf. oben S. 455); 1246, 2 'HQaxl7]ov(g) . .; 1247, 1 Ka- 0Lttvb(g)', 4 lese ich xvvr] mit einem Bogen über dem ^, wie er für a gebraucht wird, und doga mit einer längeren, an das a sich anschliefsen- den geschweiften Linie. Ich würde daher Wilckens Auflösung, die er auf Grund eines Ostrakons im Louvre giebt, KVVTjyBXL'Käv öogccrav (vgl. Ostr. I S. 228 f.) lieber ersetzen durch %vv'ti{ys<si)a{g) oder xvvrj- (yi)cc(g) doQcctGJV, 7 Kaijiavbg .... stvov S ß ^ (/'■> 1250, 4 "Exo{^ev); 1258,4 xvqeCov; zu Anfang wohl toy ^L, so dafs der Schreiber, statt xov ißdö^ov auszuschreiben, t, L dafür gesetzt hätte. Doch ist die Lesung der ersten Buchstaben sehr unsicher; 1260, 5 zum Schlufs, freilich sehr flüchtig geschrieben, wohl 6{E6)rj(jieiai.Lai); 1261, 3 %ci(L- QEiv). 2Jvva[nE(3X0^EV? ; 1262,6 ...].. ßalslv aig (das a gleicht dem zweiten a von nagä in Z. 2); auch von Z. 7 sind noch Reste da;

X

1265, 2 (> = {ixatovTa)Qx(iag); 1271, 2 sieht das, was Wilcken als IJor;

liest, aus wie XS; 1272, 3 BaQßccQOv .[...; 6 ößoX(bv) xy ...[.. . (Es müfste nach %>' folgen y{iVEtai) ^ a x^)- Wilckens Kopie (vgl. die Anm.) war nicht deutlich; 1273, 5 ist dQax{(iccg) sicher; 6 'Avtcjvlvov;

1) Der Name findet sich auch, worauf mich Herr Dr. Schubart aufmerksam machte, in demotischen Papyri.

466 I- Aufsätze

1275, 3 %asi%v . [. . . (vielleicht a nach v)\ 4 ^iCav rQ[irov . . .; 5 'ETielq) d; 1278, 4 würde ich eher t (oder x) für & lesen; 1279, 2 sind die beiden ersten Buchstaben korrigiert, dann folgt ^cov[. . . ; 3 steht das Jahres- zeichen über x; 8 f . x L c^ a, 6/u,ot(G)g) v[7t(}Q) . . I] c>{ a /^ ; 1280,1 scheint mir sqk sicher; 1282,1 ^.. (oder . . .) uqov; 5 &&&■ (?)jf/3; 6 vermutet Kenyon, Class. Rev. XIV, 1900, S. 170 dvo statt dexa. Ich lese S ^, dann dieselbe Gruppe wie 419, 8; 466, 6; 480, 7; 1283, 5 u. 6, das wäre au^ (?), und dann S V /^ '•, Z- 7 steht genau genommen nur a'^ (vgl. oben S. 458); 1283, ein Ostrakon, das von Wilcken nur flüchtig gelesen werden konnte, würde ich Z. 4 ff. von der 2. H. an lesen:

5 Oaacpt A %G}((ittnxov) S ^t «'■'^ (?) S 7 /^ ^5 6}ioia(g) ^aatpc

T £ a-f s ^-, o^t'^ (y) S y ? S ,

bfioLa(g) 'Jd'VQ (letzteres scheint korrigiert) xy . . . . « ß "^ X", 6^oC(o{g) vx(€q) q)vl{dxcov)

Z. 6 ist Wilcken durch etwas Schmutz veranlafst worden Ae zu lesen; weiter dürfte vielleicht ico^at{L%ov) zu schreiben sein, dasselbe ver- mutet man nebst der Summe Z. 7 am Ende. Z. 8 ist vielleicht ai^(^) zu lesen (das a ist sicher), die Summe, die dahinter angegeben ist, be- trägt 2 Dr. 1| Ob. 2 Gh.; 1284, das sehr flüchtig geschrieben ist, bietet Z. 5 S<^, oci'^ai) Sv P^, o^oi{G)g) n <^««^^ ^ W/'(??); 7 Die Lesung der Unterschrift ist mir sehr zweifelhaft; 1285, 2 Norov %al A{i)ß{og); 7 ai>^(?) ^ r Z' L; 8 S ff /*, (pvl{dxG)v) S^- Darauf scheint dieselbe Unterschrift zu folgen wie 1284, 6, nur noch flüchtiger ge- schrieben. <3E6y](ii£icoiiaL) ist mir übrigens in beiden Fällen zweifelhaft; was Wilcken 1284 so liest, sieht aus wie ^S (d. i. 7. Jahr); 1288, 3 jcal ßccX(avLKOv) i L. Es scheint freilich zwischen ßak und t L noch etwas zu stehen, doch ist das nicht recht zu erkennen, da die Ober- fläche des Ostrakons an dieser SteUe sehr rauh und lädiert ist. Z. 4 lese ich nun I Sl /^ %" {l° ist freilich sehr zweifelhaft) ; da diese Summe nicht zu der vorhergehenden S ^'^'^^ ößoX(6v) stimmt, so könnte oben vielleicht /" %'^ (resp. /*) gestanden haben. Die Überreste vor i L ähneln dem ptolemäischen Zeichen für 2 Chalkus 6 (vgl. Wilcken, Ostr. I S. 818), Die Summe müfste dann nachträglich mit aal ßaXiavixov) an unpassender Stelle hinzugefügt sein; 1289, 2 Kaiiring; 3 tu ""^^oü Od-oviiE([vLog; 4 tri S Q\vii{aQäg) 8Qai{^äg)\; 5 sjtta [/^ %" / S t] /^ %"'■> 1290, 5 (3. H.); 1294, 5 Esvi^ statt ZsvX£l{ovtog\ wahrscheinlich Zev- %(b{y6Log); 1295 fehlt jetzt die rechte Hälfte; 1297, 3 Auf. ^ariQt{og) und Schlufs ^aYiQio{g)\ 4 Ende 6fio(fc(ög); 1300, 4 Hiii^a"^', 1301, 4 aßik

Paul Viereck: Die Ostraka des Berliner Museums 467

ist sicher; 1805, 2 na6[. . .; l.'KIG, ^ / ') itj <^ xrj ^ g; 6 6axxo<p(6Qov) (?). Am Schlufs scheint nach x nichts zu fehlen; 1307, 1 UeQfjvog 2Jd-.[...

oder weniger wahrscheinlich UsQfjvog &.[...; 1308,2 n vtbg; 3 für xal (jiBtoioi) etc. hq -{-, ß (J . Wilcken vermutet demnach yiQixfOTivQov uQtdßas; 4 ^ statt t; 5 xd, denn das d, als kleiner Kreis gemacht, ist an das x angeschlossen; 6 Wilcken vermutet KgovQig^ eventuell eine Zusammensetzung damit. Die Überreste stimmen zu x; 8 lese ich . . .^Exav -\- -r- ay iß; 9 . . .] .^ -|- <^' ; Die 2. Kolumne, von der Über- reste da sind, ist von anderer Hand geschrieben; 1309, 4 Aoörcov, etwa Dittographie von 'Jyovörcjv? (vgl. Wilcken, Ostr. I S. 807).

Zum Schlufs möchte ich noch hinzufügen, dafs ich nicht überall, wo ich 6(£ö)i](^€Lco^aL) transkribiert habe, von der Richtigkeit dieser Transkription überzeugt bin. Vielleicht ist an manchen Stellen i(s(r}- fietaöd^irjv) zu schreiben.

Berlin. Paul Viereck.

Zu den griechischen Papyri der königlich bayerischen Hof- und Staatsbibliothek zu München.

Unerscliöpflich sclieinen die Papyrusmassen zu sein, die der Boden Ägyptens seit Jahrtausenden birgt. Unübersehbare Mengen sind seit 1877 zu den zählbaren Funden der früheren Dezennien hinzugekommen. Neben den grofsen Papyrussammlungen von Berlin, Wien^ London, Oxford, Paris fangen allmählich hier und dort auch kleinere Samm- lungen sich zu bilden an. In Deutschland haben in letzter Zeit die Bibliotheken von Strafsburg im Elsafs und Heidelberg sich wertvolle Sammlungen zugelegt, und immer wieder hören wir von neuen Er- werbungen an den verschiedensten Orten. So sind erst kürzlich wieder einzelne Papyri in Florenz (s. Urkimdenreferat) , in Kopenhagen^) und in Graz^) erworben worden.

Man kann diese Zersplitterung der Funde insofern bedauern, als dadurch eine zusammenfassende Behandlung sehr erschwert wird, zumal nicht nur die bei einander gefundenen und oft im innigsten Zusammen- hang mit einander stehenden Stücke dadurch von einander getrennt werden, sondern oft genug sogar die Fragmente einer und derselben Urkunde in verschiedene Sammlungen gelangen (s. unten S. 484). Auf- gabe des künftigen Corpus papyrorum wird es sein, äufserlich und innerlich wieder zusammenzuschliefsen, was gewaltsam auseinander ge- rissen ist.

Aber die Zersplitterung hat auch ihre guten Seiten. Vor allem ist es dadurch einer gröfseren Zahl von Gelehrten ermöglicht, mitzu- forschen, und ob wir heute so weit wären, wie wir sind, wenn etwa durch ein strenges Ausfuhrverbot die sämtlichen Funde in Gizeh festgehalten

1) Nach einer freundlichen Mitteilung des Hen-n Dr. Chr. Blinkenberg ist ein Kaufvertrag auf Papyrus aus ptolemäischer Zeit für die Antiken -Sammlung des Nationalmuseums zu Kopenhagen erworben worden, dessen Publikation dem- nächst zu erwarten ist. [Ist soeben erschienen. S. Urkundenreferat.] .

2) Dui'ch Strzygowsky wurde in Ashmunen ein eigenartiger Text aus später Zeit erworben. Mit seiner Erlaubnis werde ich dank freundlicher Vermittelung von Adolf Bauer im nächsten Heft genauere Mitteilung darüber machen können.

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 469

oder sonst irgendwo monopolisiert wären, ist sehr zu bezweifeln. Aber auch vom wissenschaftlichen Ergebnis abgesehen, wird es erst durch die Verteilung der Funde möglich, die anregende Kraft, die von diesen handgreiflichen Resten antiker Geisteskultur ausgeht, einem gröfsercn Kreise, im besonderen auch der akademischen Jugend, zugänglich zu machen. Der pädagogische Wert, den die Papyri für die Einführung in die mannigfachsten Zweige der Altertumsforschung und nicht nur der nächstliegenden: der Geschichte der Texttradition, des antiken Buch- wesens, der Paläographie und Diplomatik haben, kann nicht hoch genug angeschlagen werden. So ist es ein begehrenswertes Ziel, dafs nach und nach möglichst viele Universitäten über Papyrussammlungen als Unterrichtsmaterial verfügten.

Es ist daher mit grofser Freude zu begrüfsen, dafs seit kurzem auch München sich anschickt, den Grund zu einer Papyrussammlung zu legen. Wir verdanken das der weitsichtigen Initiative des Direktors der königlichen Hof- und Staatsbibliothek, des Herrn Geheimrat Dr. von Laubmann, der aus den Mitteln seines Ressorts mit offener Hand eine Summe für Papyrusankäufe angewiesen hat. Mit seiner gütigen Erlaubnis hatte ich im letzten März Gelegenheit, die erste Sendung, die im Herbst vorigen Jahres in München eingetroffen war, kennen zu lernen. Mit einer Liberalität, für die ich nicht genug danken kann, hat er mir darauf die sämtlichen Ankäufe mit Ausnahme einiger von Herrn Dr. Franz Boll schon vorher untersuchten Perga- mente (s. unten) zum genaueren Studium nach Würzburg übersandt, und wiederum dank seiner Erlaubnis bin ich in der Lage, hier einen ersten vorläufigen Bericht über die Münchener Papyri zu veröffent- lichen. Es sei mir gestattet, auch an dieser Stelle ihm meinen er- gebensten Dank auszusprechen.

Der Archaeologe Dr. Hermann Thiersch, dem anläfslich einer ägyp- tischen Reise der Ankauf der Papyi-i übertragen war, hat sich seiner Aufgabe mit ebenso viel Glück wie Geschick unterzogen. Schon mit dieser ersten Sendung ist ganz abgesehen von dem wissenschaft- lichen Wert einzelner Stücke für München der erste Grimd zu einem Unten-ichtsmaterial für die Einführung in die Papyi'uskunde gelegt worden.

Bei meiner bisher allerdings nur oberflächlichen Durchsicht der Papyri habe ich, von wertlosen Petzen abgesehen, etwa 150 Stücke gezählt. Die meisten sind, wie gewöhnlich, nur Fragmente, doch sind auch mehrere vollständige Urkunden darunter. Die ältesten gehören dem HL Jahrhundert vor Chr. an, die jüngsten etwa dem VIH IX. Jahrhundert nach Chr. Dazwischen sind nur wenige Jahrhunderte (wie das I. Jahrh. vor Chr.), die nicht durch irgend einen Text vertreten

470 I- Aufsätze

wären. So erstrecken sich diese Münchener Papyri über einen Zeit- raum von mehr als tausend Jahren und bilden so die Brücke zwischen den altägyptischen Papyri der königlichen Bibliothek und ihren kost- baren Keimelien mittelalterlichen Schrifttums.

Die Hauptmasse der Papyri besteht aus griechischen Texten. Ich habe darunter etwa 16 litterarische Fragmente gezählt und etwa 110 Urkunden, resp. Urkundenfragmente. Neben 2 lateinischen Fetzen sah ich ferner 3 demotische, 15 koptische, 2 koptisch-griechische, 4 arabische und 1 arabisch-griechisches Stück. Die hebräischen Perga- mentblätter, die zugleich erworben wurden, gehören nicht zu den an- tiken Funden.

Soweit ich überhaupt die Herkiinft der griechischen Texte be- stimmen konnte, stammen sie, wie begreiflich, zum guten Teil aus den Orten, in denen in den letzten Jahren gegraben worden ist. So sah ich 2 Stücke aus Arsinoe, 1 aus Karanis, 1 aus Theadelphia, 5 aus Soknopaiu Nesos, 1 aus Bacchias, 1 aus Philadelphia, 1 aus Ptolemais Euergetis, 1 aus Teptynis also aus den verschiedensten Teilen des Faijüm. Aufserdem bemerkte ich 1 Urkunde aus Memphis, 5 aus Hermupolis Magna, 1 aus Oxyrhynchos. Ob das Stück, das den Kvvo- nolBitriq nennt, auch aus diesem stammt, lasse ich dahingestellt.

Liegt auch das Hauptinteresse in der Schrift und dem Geschrie- benen, so ist doch auch das Schreibmaterial und die Art seiner Be- nutzung zur Einführung in das antike Buchwesen von Nutzen. Die meisten Stücke sind Papyri, einige sind Pergamente, und auch von jenem Hadernpapier, das dann der Papyrusfabrikation den Todesstofs gegeben hat, befinden sich ein paar Proben darunter. Ein merk- würdiges Schriftstück, das in einer wunderlichen Schrift auf einem Schilf blatt geschrieben ist, scheint mir eine moderne Fälschung zu sein. Ebenso lassen sich die verschiedenen Formen des antiken Buches Rolle und Codex ^) an einem solchen Material erläutern, und einige gut erhaltene Briefe veranschaulichen die epistolographischen Gepflogenheiten. Vier Thonsiegel, die noch in situ sind darunter ein hübscher griechischer Männerkopf aus dem HL/H. Jahrh. vor Chr. und ein Monogramm aus christlicher Zeit -, können Anlafs geben, in die Anfänge der Siegelkunde einzuführen. Auch von den roten Stempeln, wie wir sie auf dem Rücken von Contracten finden, ist ein Beispiel darunter.

Ich schliefse meinen vorläufigen allgemeinen Überblick mit dem Ausdruck der Hoffnung, dafs der glückliche Anfang, der ge-

1) Auch ein Beispiel der selteneren Papyruscodices (Ilias) liegt vor.

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 471

macht ist, zu weiterem Fortschreiten auf dieser Bahn er- mutigen möge, und wende mich zur Mitteilung einzehaer Stücke, die von wissenschaftlichem Wert sind.

I. Litterarische Texte.

Unter den litterarischen Stücken, die meistens leider recht winzig sind, habe ich aufser den drei hier unten mitgeteilten Autoren einst- weilen noch zwei Septuagintatexte (aus Levit. 1, 14 und Jud. 5) und ein Iliasfragment (aus F) bestimmt. Zwei andere Fragmente scheinen medi- cinischen Inhaltes zu sein. Ferner hat Herr Dr. Franz BolP), der Vorstand der Handschriften -Abteilung der Hof- und Staatsbibliothek, aufser den beiden astronomischen Texten, die er in dem folgenden Auf- satz behandelt, ein Biasfragment (aus O) und ein Septuagintastückchen (aus Gen. 37 und 38) identifiziert. Da das Schlufsheft Beschränkung des Raumes fordert, behalten wir uns vor, die jetzigen Mitteilungen durch einen weiteren Bericht zu ergänzen.

1. Herodot I c. 115—116.

Vor kurzem haben Grenfell und Hunt in Oxyrhynchos Reste von zwei Herodot-Handschriften gefunden, von denen die eine dem III. Jahrh. n. Chr., die andere dem II./III. n. Chr. angehörte. Vgl. P. Oxy. I 18 imd 19. Beide Fragmente enthalten Stücke aus dem ersten Buch Herodots (c. 105/6 und c. 76). Diesem selben ersten Buch gehört auch ein Fragment der Münchener Sammlung an^), das wohl noch etwas älter ist als jene Oxyrhynchos -Texte. Es ist in einer sorg- fältigen, ja eleganten, nach links geneigten Unciale geschrieben, die wohl ins I. oder IL Jahrh. n. Chr. gehört. Das Stück bedarf noch sehr der Reinigung und Glättung; erst dann wird die Schrift zu ihrer Geltung kommen. Auf dem Verso stehen cursive Notizen, die wohl aus dem II. oder III. Jahrh. n. Chr. stammen. Sind meine Alters- schätzungen richtig, so ist dies Münchener Fragment zur Zeit die älteste Handschrift des Herodot. Es ist ungefähr 800 Jahre älter als die älteste Handschrift, die wir bisher von dieser Stelle hatten.

Die Rolle war in sehr schmalen Columnen beschrieben. Die Zeilen unseres Fragmentes haben 11 bis 17 Buchstaben. Während die Zeilen- anfänge genau unter einander stehen, bilden die Ausgänge eine be-

1) Ich ergreife gern die Gelegenheit, ihm für die freundliche Förderung meiner Untersuchungen in der Münchener Bibliothek meinen aufrichtigen Dank auszusprechen.

2) Der Papyrus mifst 10 cm H. und 6 cm Br.

472 I- Aufsätze

wegte Curve, An Interpunktionen findet sich nur der Punkt in der Höhe und die Paragraphos (unter Z. 4, 7, 10, 13). Die Buchstaben folgen einander unmittelbar ohne irgend welche Abhebung der Satzteile oder gar der Worte. Der Übersichtlichkeit wegen führe ich Worttrennung ein. über die Abweichungen von den Codices referiere ich nach Steins kritischer Ausgabe. Oben ist ein freier Rand.

trjGccvto ßaöiXEcc' s doxsov yuQ 6cpi sg \t^o{y]

tatog' OL ftfv VW aX 5 Aofc TtaiÖEg TU £jrtTa[<?]

öo^ava STteteXs

ov ovtog de ccvt]

aovßtsa TS xat Xoyov

£L%B ovöava eg o sXu 10 ßs rrjv ÖLxrjv st (ov

drj rovrov slvejisv

a^Log TSV xaxov el^l

ods rot, ^uQSLfiL tav

ta Xayovrog rov Ttav 15 8og rov ccövvayaa

7] La avayvoGig av

Tov %ai o ta %ccQa}ct7]Q

TOV 7lQO0G}7tOV

7tQog(paQa6d'cci ado 20 xaa ag avrovg xai rj v TtoxQLöig aXavd'aQLG) t£Qr] a^Lvai o ta %Q\g vo{g %tX

2/3 ilvoci ig towo Codd. 11 tovSa si'vsHa Codd. 15/6 ^ö^tt ABRd, slqrjiSL CP, ^sryf^ z; ^gjjtt Stein. 17 xat ol o Codd. 20 cavxbv R, ccvtbv C, ccvrovg AB. 21/2 iXsvd'BQootiQrj Codd.; iXsvd'SQiwr^Qri Portus.

Im Allgemeinen ist die grofse Sorgfalt der Hs., vor allem das Fern- halten jeglicher vulgärer Orthographie hervorzuheben. Als Schreib- fehler ist vielleicht das Fehlen des ot in Z. 17 auszuscheiden. Was die sonstigen Abweichungen betrifft, so klingt ag tovto alvai in Z. 2/3 meinem Ohr natürlicher als das überlieferte alvav ag tovto. Auch tovrov aivaxav verdient wohl den Vorzug vor tovda aivaica, aivaxav wegen der Vermeidung des Hiatus, tovrov, weil auf das Vorhergehende

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 473

hingewiesen wird. Vjjl. VIII 112: tovtov eivsxa tov xaxov mit Be- Ziehung auf das Vorhergehende. Dagegen z. B. I 136: tovöe Ös hvsxcc, Xva. lu Z. 15 ist in igriie die dialektisch reine Form erhalten, die an dieser Stelle keine der mittelalterlichen Codices bietet, seit Bekker aber schon in den Text gesetzt ist. Das Interessanteste an dem kleinen Fragment ist wohl, dafs es in Z. 20 die Corruptel tq avrovg (statt ig eavtbv), die unsere besten Codices AB haben, schon für das I./II. Jahrh. n. Chr. bezeugt! Ob unser iksvd^sQKovaQrj^ das schon von Portus conjiciert war, oder das bisher überlieferte iXevd^sQoteQr] den Vorzug verdient, wage ich nicht zu entscheiden. Alles in allem zeigt sich das Münchener Fragment doch in einigen Funkten als besser denn die mittelalterliche Tradition.

2. Xenophons IIöqoi 1, 5 6.

Die Papyrusfunde haben uns alte Handschriften von verschiedenen Werken Xenophons gebracht, von den Hellenica, der Kyropaedie, den Apomnemoneumata und neuerdings auch vom Oeconomicus. Ein Münchener Fragment bringt uns jetzt zum ersten Mal ein Stück aus den IloQOi. H. 18 cm. Br. 10 cm.

Die Papyrusrolle, der das Fragment angehörte, war eine Buch- händlerausgabe von hervorragender Schönheit. Die Schrift eine rofse monumentale Unciale hat eine aufserordentlich grofse Ähnlich- keit mit dem Bodleian Homer bei Kenyon, The palaeographie of greek papyri S. 101, von dem Kenyon mit Recht sagt, es sei handsomer than any that has hitherto heen mentioned. Danach dürfen wir auch unsere Hs. mit Sicherheit in das IL Jahr, nach Chr. setzen. Sie ist also etwa 1100 Jahre älter als der älteste bisher bekannte Codex dieser Schrift (Vat. 1335 Saec. XIII).

Wie die schöne Homerrolle P. Oxy. I 20, die gleichfalls eine ganz ähnliche Schrift hat (vgl. Kenyon a. a. 0. S. 103 Anm. 1), hat auch unsere Hs. nur 25 Zeilen in der Columne. Die Zeile hat 8 bis 12 Buchstaben. Um die Zeilenlängen auszugleichen, ist bald ein Winkel > zum Ausfüllen an den Schlufs gesetzt, bald sind die Endbuchstaben stark verkleinert (so Col. I Z. 1 und 8). An Lesezeichen begegnen nur der Punkt in der Höhe und die Paragraphos (unter II 5 u. 21). Aufserdem findet sich in Col. II 14 und 24 am Schlufs ein mir sonst nicht bekanntes Zeichen Y. Die Worttrennung in der folgenden Transscription ist von mir eingeführt. In I 6, II 14 und 25 sind Correcturen, deren Tinte sich von der der ersten Schrift nicht unterscheidet. Die Abweichungen von der mittelalterlichen Tradition gebe ich nach der Separatausgabe von Zurborg, unter Heranziehung von Dindorf.

474

I. Atifsätze

Col. I.

\7tOV 0QV\<560

5 \Xa7cXa6i\ov$

ÖE^l^bav tov\ tav \ovde (il]

5 %£t' o[yx av a] Aoyw[g de rtg] OLrj§^[sLr} trjg] £Xlad[os Kai] TiaörjQ [de rrjg] 10 oixov[^Evr]g\ afi(pt T[a }iE0a]

OLXELGd-Ca t[7;v]

noXiv o(?co[i]

Col. II.

\xQ£(pEV Tj El]6-e-t [rOV ECpEQ^EV

[xai inqv ]v7iaQ \yvQo$ e6t\iv 10 [ffa^ojg d-E^iai

AfOVV tiVEg \

15 tiXeiov ajiE IdQiv avxy\g roöovTcoi, %a,

lETCatEQOLg

Yj xIjv%e6lv fj

20 ^aXllEGlV EV

tvyyavovGLV OJ10601 r av > av ßovXrid-GJ 6iv an E\6]ia Y 25 toav XY\sy eX >

Col. I (oben und unten abgebrochen): 3 6qv66o\iivr\ Codd. oqvxro^ivt\ Dind. Zurb. 6 das z in atitov ist durchstrichen, darüber ein Punkt; airov Codd. 7 icpsQS Codd. 9 sari Codd. Col. II (oben und unten vollständig): 12 anfj- c&ai ABbCJ.; (pKia&dL Dindorf. 14 Anfang IXI d. i. ein durchstrichenes Ny. oacp yocQ oiv Tivsg B, ovv XLvsg AbC^; oaa yccg av tivsg Schneider. 25 ttji' mit durchstrichenem v: y\.

Wir haben ein durchcorrigiei-tes Exemplar vor uns. In I 6 ist durch Strich und Punkt die vulgäre Orthographie beseitigt. Während hier durch Entfernung des e zugleich die richtige Lesung gegeben ist, ist in II 14 und 25 zwar das falsche v gestrichen, aber das Richtige, d. h. in 14 das fehlende yccQ, in 25 6 statt v, nicht an die Stelle gesetzt. Der Corrector ist also auf halbem Wege in seiner Arbeit stehen geblieben. In Z. 14 könnte das Zeichen P am Rande auf den Fehler hinweisen; demnach würde man es allerdings wieder in 25, nicht in 24 erwarten.

Lassen wir das Nebensächliche bei Seite, wie das v E(pEX'av6tiz6v in I 7 und 9 (hier sogar vor dem Consonanten), so bleiben zwei

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 475

Lesarten, die von gröfserem Interesse sind. Xenophon führt den Ge- danken aus: Athen liegt im Mittelpunkt der Erde. Dafs in diesem Zusammenhang das bisher überlieferte axiiö&ut unmöglich is.t, liegt auf der Hand. Dindorf hatte dafür axCöd^at eingeführt, was auch Zurborg aufgenommen hat. Unsere alte Handschrift bietet nun ol- xstßO'aL, und damit scheint mir die richtige Lesung gegeben zai sein. Vgl. Xenophon Anab. I 4, 1: jcöhv inl tf] d'aXdrtr} oixov^avi]v, d. h. „eine Stadt, die am Meere gelegen ist." In derselben, etwas abge- blafsteu Bedeutung steht oixslöd-ccL an unserer Stelle.

Andererseits bietet uns II 14 wiederum das Schauspiel, dafs eine Corruptel der mittelalterlichen Codices dem Altertume selbst zuge- schoben wird: das ovv oder ovv, das alle Codices statt des notwen- digen av haben, steht auch schon in unserem Fragment. Der Schreiber, der Anfangs vovv schrieb statt yä^ ovv (resp. yaQ av), kann die Stelle überhaupt nicht mehr verstanden haben. Auch die gemein- griechische Form ÖQv66ofi£vrj findet sich schon in der alten Hand- schiift.

So bietet unser Stück neben manchen Ungenauigkeiten eine alte Corruptel, aber auch eine gute neue Lesart.

3. Eiu Fragment aus der älteren Akademie (?).

Die folgenden drei kleinen Fetzen, die derart zusammengeklebt waren, dafs die Schriftseiten von b und c auf der Schrift von a lagen, habe ich von einander losgelöst. Die Reste einer Bemalung auf der Rückseite von a (H. 6 cm. Br. 6,5 cm.) zeigen, dafs diese Stücke nebst anderen zu einem praktischen Zweck künstlich zusammengeklebt waren. Der Form nach würde ich am ehesten an eine Sandale denken (vgl. die vitodruiaxa ßvßXiva bei Herod. II 37). Die Fragmente gehören zu derselben Handschrift, doch giebt ihre äufsere Beschaffenheit über ihre gegenseitige Lage zu einander keinen Aufschlufs. Die sehr altertümliche Unciale^) weist die Hs. mit Sicherheit in das III. Jahrhundert vor Chr. Am meisten scheint sie mir der Schrift der Petrie Papyri zu ähneln, die der Zeit des Euergetes I. (246 221) angehören. An Interpunktion findet sich nur die Paragraphos (unter II 6). Im übrigen sind die Sätze durch Spatien getrennt.

1) Ich hebe z. B. hervor das tt mit den ungleichen Schenkeln: F. Merk- würdig ist das nach rechts geöffnete durch einen Aufstrich am Anfang.

Archiv f- Papyrusforachung I. 3/4. 31

476

I. Aufsätze

Fragment a.

Col. I.

Col. IL

]ra . £9-qovel[ ] <? ^&avatov£^a

5 ]. . ad-avata

4...

5 9 . [. . .

]'r]xl}Vxrj£7t£Ldr]

OLOV . [. . .

^TOVEÖTfKaia

aQ..[...

l^Q\_^vav£iri JtQOö 10 ^coonriil^vxrjad'a ]riv aQay[.^ ]Q£r[

]x[

OV/i[. . . 10 £tv[. . . TO . . [. . .

Fragment b.

Fragment e.

]exad-£vdov

]va . . [

^(l£V0VX£6tlV

Schluls einer

]. V£ir'[.] . tovd£

Columne.

}tLV

Die erste Columne von a erinnerte mich durch die häufige Wieder- kehr der Begriife äd-dvarog und dvGyXsd-Qog sofort an jene Stellen in Piatons Phaidon, an denen Sokrates darlegt, dafs die Seele, wenn sie dd'dvarog ist, auch dväkEd-Qog sein müsse. Ich meine namentlich folgende Sätze: El fiav xb dd'dvatov aal dvaXEd'QÖv iötiv^ ddvvatov i^vxfj^ OTUV ^dvarog £ii avtijv i'rj^ d:cöllv6&ai (p. 106 B). Ovxovv aal vvv tceqI tov dd'avdtov, eI ^av rj^lv ö^oXoyElrat accl dvaXs&Qov Eivai, Tpvyii dv Etrj TiQog t& d&dvatog Eivat xal dvcoXa&Qog (p. 106 C). 'Otcöte ÖYj TO d&dvarov xal ddidq)d-0Q6v eötlv^ dXXo xi tpvx^ '*), e^ dQ-dvaxog tvyidvEi ov6a^ Kai dvtb^E&Qog dv Etiq; (p. 106 E). Versuchen wir zunächst eine Reconstruction des Textes.

Indem ich vom Sicheren zum Unsicheren vorschreite, interpretiere ich zuerst Z. 7 9 nach jenen Piatonstellen folgendermafsen: i] ipvxri ETCEidi} I [dd'dva]x6v iöxt, xal d\\ycik£d-^Q\o\v dv eI'tj. Zu ijtEtdrj vgl. p. 107 C: vvv (5' ETiEidij d&dvaxog cpaCvExai ov6a.

Schwieriger ist das Verständnis des vorhergehenden Satzes, der in Z. 4 nach dem Spatium mit Iöe beginnt. Der Schlufs ist offenbar: dd-dvaxcc [xal dvG}]kEd'Qd eöxiv. Nach jenen Platonischen Parallelen ist

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 477

es wahrscheinlich, dafs hier der allgemeine Gedanke „das Unsterbliche ist auch unvergänglich" jener Anwendung auf den Einzelfall der Seele vorangeht. Die Schriftspuren vor dd'ävuru sind sehr schwer zu be- stimmen: zunächst ein Horizontalstrich auf der Linie, darüber vielleicht noch eine Spur in derselben Richtung, darauf eine Rundung nach rechts geöffnet, unter ihr ein Punkt. Also ist das nächstliegende etwa idh [xoivvv?] ccd-dvata xrL sicher ausgeschlossen. Möglich scheint mir, soweit meine Augen und meine Lupe ausreichen, die Lesung sq, wenn auch nicht völlig sicher. Das ergiebt die Ergänzung: 'lös [Partikel utc^sq dd-ccvara^ [xal av(o]lad-Qd iötiv. Der Plural, der bei Piaton in den Parallelstellen nicht vorkommt, würde durch eine solche Ergänzung seine Erklärung finden. Das folgende a6 ((? sicher, cj möglich), würde hiernach wohl zu tö(j[avTa)g] zu ergänzen sein, wodurch der allgemeine und der spezielle Satz passend verknüpft wären.

Ich wende mich zu den ersten vier Zeilen, in denen es sich gleich- falls um ad^dvarog und dvcölsQ-Qos dreht. Doch hier wird das dva-

2.S&Q0V bewiesen für r}[ ] rij? ^oijg. Nach dem Gedankengang im

vorhergehenden Kapitel (p. 105 D: dsl yjxst 1% ixslvo cpiQovöu ^coriv) möchte ich in der Lücke einen Begiiff wie „die Bringerin" (des Lebens) erwarten, weifs aber kein passendes Substantivum. Man könnte nach anderen platonischen Stellen an Tnqyri oder dQ%ri denken, die freilich etwas kurz wären. Der vorliegende Text besagt nun: „Wenn das Un- vergängliche unsterblich ist, so ist notwendig die [Bringerin] des Lebens unvergänglich." Darin steckt ohne Zweifel ein Fehler. Die Logik und auch jene Parallelen verlangen im Bedingungssatz das Um- gekehrte: „Wenn das Unsterbliche unvergänglich ist." Also mufs der Schreiber die beiden Worte dväke^Qov und dd'dvaxov dort vertauscht haben, was bei ihrer häufigen Wiederkehr kein Wunder wäre. In dieser Annahme werde ich noch bestärkt durch das Zeichen c*, das sich am rechten Rande von Z. 1, in der der Fehler steckt, findet: nach dem soeben dargelegten Thatbestande ist es mir sehr wahrscheinlich, dafs diese Schleife bedeuten soll, dafs hier eine Umstellunor vorzunehmen ist wie wir ja auch bei unseren Druckcorrecturen uns zu demselben Zweck ähnlicher Schleifen bedienen.^)

In der dritten Periode Z. 9 11, die wieder durch ein Spatium getrennt ist, sind klar die Worte: ort r] ipvxi] dd'dlvatöv aö]rLV. Die Ergänzung des Vorhergehenden zu jr^og[oftoAoy]ö ist nur ein

1) Formell stimmt das Zeichen überein mit dem in P. Par. 2 (d. dialek- tische Fragment) aus dem IQ./II. Jahrh. v. Chr. Dort steht es aber am Anfang der Zeilen und hat eine andere Bedeutung.

31*

478 I- Aufsätze

Vorschlag, auf den ich kein Gewicht lege. Aufserlich würde sie ' passen. Der Satz mit ort würde dann natürlich nicht den Inhalt der Zustimmung ausdrücken, denn das hätte mit einer Infinitivconstruction gegeben werden müssen, auch hätte es dann avcöXs&Qov hier heifsen müssen; es kann also nur der Grund sein: „Ich stimme zu^), weil die Seele unsterblich ist." Das würde also als Zustimmung der im Vorhergehenden mit lös angeredeten Person aufzufassen sein. Dafs wir einen Dialog vor uns haben, zeigt ja auf alle Fälle das folgende aQ(x ^[f] zur Genüge. Doch werden Andere vielleicht eine bessere Er- gänzung vorschlagen.

Somit würden wir Col. I folgendermafsen zu lesen haben: . . .?

ccv^aksd'Qov El [(Jf^? t6tLv\ äd'dvarov, i^ dlvdyxi^g^ dvco^Ed'QOv rj [ ]

ryjg t^fjg. 'lös [. . . . aTi^sQ d^dvaxa^ \%ccl dva\XEd'Qd iörtv, djö^avtcjg^ rj il)v%ri eTtEidij [^dd'dvcc\t6v löxi^ 'xal d\}>d)XE%f\QOV clv Ett]}'' . ^^Ugog- [o|[ioAo7?]ö, oTt r] il^vyß] dO'dlyatöi' E6]tiv}'' ^^AQd ^^[f] ktX.

Über Columne II und die beiden anderen Fragmente will ich mich der Vermutungen enthalten.

Ist im Einzelnen auch viel Unsicheres in meinen Ergänzungen, das von Anderen hoffentlich durch Besseres ersetzt wird, so können wir uns doch über die Art und Bedeutung unserer Schrift auf Grund der vorhergehenden Vergleichung mit dem Phaidon ein Urteil bilden. Dafs das etwa Piaton selbst sei, in furchtbar verwildertem Text, scheint mir ausgeschlossen. Vielmehr haben wir einen Autor vor uns, der platonische Gedanken wiedergiebt, und zwar breit und ungeschickt. Inhaltlich könnte man die Schrift als eine Paraphrase oder einen aus- führlichen Erklärungsversuch zu jenen Platoustellen bezeichnen, und in dieser Hinsicht erinnert sie uns an die späteren Kommentare der Kaiserzeit, die gerade auch über dieses Thema, über den Unterschied von dO'dvatog und dvälE^Qog vielfach gehandelt haben. ^) Aber formell unterscheidet sie sich wesentlich von diesen, insofern sie die platonische Form des Dialoges beibehalten hat. Wir haben also einen Dialog vor uns, der im engen Anschlufs an Piaton Gedanken aus dem Phaidon breit behandelt.

Was unserem Stück nun seinen besonderen litterarhistorischen Wert giebt, ist die Thatsache, dafs es dem III. Jahrli. vor Chr., etwa der Zeit des Euergetes I., entstammt. Nach dem Inhalt wird man den Verfasser in den Kreisen der Akademie zu suchen haben, und nach diesem chronologischen Befund wird man eher an die ältere als an die

1) ÜQogoiioloyitv steht auch in abgeblafster Bedeutung synonym mit dnoXoyslv.

2) Vgl z. B. Wyttenbachs Phaedon 1810 S. 280 ff.

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 479

mittlere Akademie denken, zumal ein solches philosophisches Werk doch gewLfs nicht unmittelbar nach seinem Erscheinen bis nach dem Faijüm hin vorgedrungen ist. Als Zeuge von dieser dunklen, durch keine Originalwerke bisher für uns belegten Periode platonischer Studien hat das kleine Münchener Papyrusfragment, das einst zur Sandale ver- arbeitet war, allen Anspruch darauf, heute wieder zu Ehren zu kommen.

II. Urkunden.

Bei dem beschränkten Raum mufs ich mich damit begnügen, aus den Urkunden, die zum Teil sehr interessant sind, nur zwei Proben in extenso mitzuteilen. Unter den Urkunden, soweit ich sie bis jetzt untersuchen konnte, habe ich unter anderem folgende Rubriken vertreten gefunden:

Amtliche Tagebücher. Darunter ein Auszug aus den Akten eines Flavius Aelius Gessius, 6 XafiTtQotarog rjys^av vom J. 378 n. Chr. Ein anderes von einem (jtQatrjyög mit der Unterschrift 'Ä\v^yvGiv.

Ein Erlafs an Beamte des Faijüm, unter denen zum ersten Mal die vvxro6tQccTi]yoi erscheinen. Vgl. Strabo XVII p. 797 (für Alexandrien).

Steuerquittungen, Steuerlisten und ähnliches. Darunter neues Material zur sl'gxQLöLg und zur Berechnung der jiQogdLayQa(p6[iEva (als Procente). Das zum ersten Mal voll ausgeschriebene v7i(}q) ßakavt- xav ist eine Bestätigung meines Vorschlages in den Griech. Ostr. I S. 165. Von Interesse ist auch, dafs eine „Arbeitsquittung" hier zum ersten Mal den Titel des quittierenden Beamten giebt, nämlich i7ax{iq- Qrjtrjg) n]ttta67t(oQÜg), was gleichfalls bestätigend zu meinen Ausfüh- rungen in den Griech. Ostr. I S. 340 hinzutritt.

Klagschriften und Bittschriften an Behörden.

Eine sehr wertvolle ayyvt] vom J. 390 (s. oben S. 402).

Eine Subjectsdeklaration aus Memphis, woher bis jetzt nur zwei bekannt waren.

Rechtsgeschäfte, darunter dvayQacpaC von Banken, ein Kauf-

(sic)

kontrakt mit der seltenen Schlufsformel •aal 6v ccTtBlaßog xtA., ferner Pachtangebote, Darlehen, eine ixöraöig, ein Testament, das ein neues Beispiel dafür bringt, dafs der älteste Sohn zwei Drittel erhielt^) (Aijji-

(sie)

ilJSTat 6 TtQsößvtsQog vlbg 'Ayiacpig rüv f'l a^\(poxeQ(ov] rizva ^aQrj dvo axo^iOvd'ag tf} tav yo[v]£CJV yvcb^rf).

1) Vgl. Gradenwitz, Hermes 28, 321 ff.

480 I- -Ä-ufsätze

Endlich Privatbriefe und sonstige private Aufzeichnungen. Da- runter ein ßQEoviov i^atCav mit seltenen Vokabeln.

Zur genaueren Besprechung habe ich zwei Texte ausgesucht, die es verdienen, bald bekannt gegeben zu werden.

1. Eine ägyptisclie Königstitulatur in griechischer Übersetzung.

Es giebt m. W. nur eine einzige Urkunde^), in der eine ägyptische Königstitulatur in griechischer Übersetzung wiedergegeben wird: das ist die berühmte dreisprachige Inschrift von Rosette, deren griechischer Teil mit der Übersetzung der Titulaturen des Ptolemaios V. Epiphanes beginnt. In der dreisprachigen Inschrift von Kanopus aus der Zeit des dritten Ptolemäers steht bekanntlich statt dessen eine kurze Datierung nach griechischer Art. Um so interessanter ist, dafs ein Münchener Papyrusfragment ganz nach Art der Rosettana die vollständige Über- setzung der ägyptischen Titulaturen des Ptolemaios IV. Philopator (221—205 V. Chr.) bietet.^)

Es steht dies auf einem Fragment (H. ca. 12 cm., B. 8,5 cm.), das mit anderen zusammen zu Pappe verarbeitet war, ähnlich wie das oben beschriebene philosophische Stück. Anfangs waren nur in Z. 3 imd 4 einige Buchstaben freiliegend: das seltene VTteQtsQog, das mir aus der Rosettana erinnerlich war, brachte mich auf die richtige Spur. Nach Reinigung und Beseitigung der oben aufliegenden Schicht, die allerdings nur zum Teil gelangt), habe ich folgendes auf dem Stück gelesen :

] . . VCJLO . [

] . . [ ] . vxvQi.o6ßa\^

^ßl]6ta7CQ06d'£0V6av[.]Q[ ^CC^C)VV7C£Qt8Q060t7]l^

^V7tOtOV^£yL6TOVZai^[

^covxvQioöTQiaxovtatrj^ ^^EyaößaöL^svöxad'aTteQl^ ^coxait(ovKatco%coQ[

1) Litterarisch sind uns Übersetzungen aus dem Buch des Hermapion bei Ammianus Marc. XVIl 4, 18 ff. erhalten.

2) Die Schrift pafst zu der Annahme, dafs der Text aus der Zeit des Philo- pator stammt. Die beiden Schenkel des n sind auch hier verschieden lang, aber die Differenz ist nicht so grofs wie oben im philosophischen Fragment.

3) Dadurch, dafs der andere Text oben darauf liegt, ist unser Text aufser- ordentlich schwer zu lesen. Es gelang mir nur, indem ich den Papyrus trans- parent gegen die Sonne hielt.

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 481

10 \t03vovor}(pai6toösdoxl

\o0ai(ovoßio6i]ya[ ] . . . XvQcovl

Dafs dies die Titulatur des Philopator ist, zeigt die folgende Ver- gleichung mit den hieroglyphisch erhaltenen Titeln dieses Königs. Meine Übersetzung derselben beruht auf dem in Lepsius' Königsbuch Taf. Lin edierten Text. Von der Wiedergabe der Hieroglyphen sehe ich ab, da sie dem Leserkreis, an den ich mich hier in erster Reihe wende, nichts nützen würden. Ich trenne die Titel nach den fünf Gruppen, in die sie nach ägyptischer Auffassung zerfallen.

I. Als „Horus" (König) heifst Philopator: „der kräftige Jüng- ling, den sein Vater auf den Thron gesetzt hat." Diese Periode schliefst mit dem v vor xvQLog in Z. 2. Vielleicht kann man in Z. 1 erkennen: «t 6 7t[ati}Q, doch ist mir dies unsicher.

IL Als „Herr der Diademe" avQiog ßa[6iXetS)v in Z. 2 heifst Philopator: „(a) grofs an Heldenkraft, (b) wohlthätig im Herzen gegen alle Götter, (c) der Retter der Menschen." (a) wird in der Rosettana mit ^syaXodö^ov wiedergegeben. Danach ist hier Z. 2 Schlufs ^syaXodö^og zu ergänzen. (b) begegnet gleichfalls (abgesehen von „alle") beim Epiphanes und ist in der Rosettana mit ra ^Qog rovg dsovg evöeßovg wiedergegeben. Danach ergiebt sich die Ergänzung von Z. 3 : [6 ft><?£]/3i)s %Qog %-£ovg. Dabei ist der Begriff „alle" nicht mit übersetzt. Von (c), das beim Epiphanes nicht vorkommt, ist nm- av . q erhalten, worin unschwer av['9']^[a:7rog zu erkennen ist. Man kann etwa avlp'^QläTKav de ßcorrjQ oder ähnlich vermuten.

in. Als „Überwinder der Widersacher" [ävTL7c]dXav vtceqts- Qog in Z, 4 heifst Philopator: „(a) der Ägypten blühend gemacht hat, (b) der erleuchtet hat (oder glänzend gemacht hat) die Tempel, (c) der die Gesetze befestigt^) gleichwie Thwti der zweimal Grofse, (d) der Herr der dreifsigjährigen Feste gleich- wie Ptah, (e) der Grofsfürst gleichwie Re." (a) ergiebt die Er- gänzung von Z. 4: 6 trj[v Alyvmov^ worauf ein passendes Verbum als Participium folgt. Es erinnert hieran das toü xi]v Al'yvjiTov Karaörrjöa- fiBvov im IL Titel des Epiphanes (Ros.), aber die Verben sind nicht die gleichen. Während (b) in unserm Text mit [xal t]« isQa e^cc- voQd-cböag ganz gut wiedergegeben wird, zeigt sich in (^c) eine Ab-

1) So nach einer freundlichen Mitteilung Heinrich Schäfers.

482 I- Aufsätze

weichung vom ägyptischen Original. Zwar kann man in Z. 5 T[oi'g

vöfiovg und in Z. 7 ein dazu passendes Participium auf [ ^av

ergänzen, aber Z. 6 zeigt, dafs hier nicht wie im Ägyptischen eine Vergleichung mit Thwti- Hermes vorliegt, sondern vielmehr die Ge- setze als von Hermes gegeben 6/7 etwa tovg xaTaötaO'svTag] vTcb xrL bezeichnet werden. Das setzt voraus, dafs in der ägypti- schen Vorlage die nachgestellte Vergleichungspartikel hinter „zweimal grofs" gefehlt hat. Denn sowie diese fehlt, kann man nach ägyptischer Grammatik nur übersetzen: „der da befestigt die Gesetze des Hermes, des zweimal Grofsen".

Bemerkenswert ist der Titel des Hermes. In der Rosettana wird an einer späteren Stelle (Z, 19) dieselbe ägyptische Vorlage wieder- gegeben mit 'EQ^iris 6 fisyas icccl ^syag. Im Münchener Fragment ist dagegen der Superlativ gewählt: tov ^syCötov %al [il^^yCöTov. Ich schwanke nur, ob man nicht ein drittes Jtat iieyißxov folgen lassen soll. Aufserlich spricht nichts dagegen, denn Gleichheit der Zeilen- schlüsse ist nicht nötig anzunehmen. Mit diesem dreimaligen fieyiörov würden wir zum ersten Mal die Vorstufe für das erst für spätere Zeit (vgl. Letronne, FHG I S. 20/1) belegte tQLß^Eyiörog vor uns haben. Ich wage die Vermutung, dafs in der ägyptischen Vorlage statt der Vergleichungspartikel noch ein drittes „grofs" gestanden hat: damit würde zugleich das Rätsel gelöst sein, weshalb der Grieche V7tb 'Eq^ov sagt, statt xad'dTrsQ 'EQ^ijg. (d) ist wie in der Rosettana correct wiedergegeben mit xvQiog TQiaxovtEtr]Q[idG)v xad-ccnsQ "H(pai6tog 6] lisyag (7/8), und ebenso (e) mit ßaöiXsvg yia^-anEQ [6 "Hliog.

IV. Als „König von Ober- und Unterägypten (Z. 8) iiiyag ßaßikevg^ \tCbv ts äv^a xal tüv xdta %(oq[g)v nach der Rossettana heilst Philopator: „(a) Spröfsling der beiden wohlthuenden Götter, (b) auserwählt von Ptah, (c) woser ke re, (d) lebendes Abbild des Ptah." (a) ist nach der Rosettana zu ergänzen: sxyovog d'sav Ev£Qys]tG)v (9/10). Dies letzte r giebt uns glücklicherweise die Sicher- heit, dafs wir Philopator vor uns haben. (b) ist wie in der Rosettana wiedergegeben mit: bv 6 "Hcpaiöxog idoK[i{ia6sv. (c) der Titel ivoser ke re ist in der Rosettana übersetzt mit: d) 6 "Hhog sdaxsv triv vCktjv. In Wirklichkeit heilst es: „mächtig ist der Ka des Re", und das ist gar kein Titel sondern ein Name. Diesen uralten Namen, den schon der König Ati der VI. Dynastie geführt hat^), haben die Priester der Ptolemäerzeit offenbar nicht mehr verstanden, sonst hätte man ihn

1) Die griechische Transcription, OvGSQx^QVe-, ist bei Manetho durch falsche Analogiebildung dem ersten König der V. Dynastie zugeschrieben. Der heifst vielmehr woser ke-f, das wäre griechisch OvasQxfig-

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 483

nicht unter diese Titel eingereiht und auch nicht wie oben über- setzt. Vielleicht hat man die Hieroglyphe für den Ka zwei aus- gestreckte Arme als Zeichen für „geben" aufgefafst; dann sind wenigstens die einzelnen Bestandteile der obigen Übersetzung vorhanden, wenn auch die Grammatik gegen diese Einspruch erhebt. Unser Münchener Text begeht denselben Fehler, denn nach Analogie der Rosettana wird man ergänzen müssen (Z. 10/11): at 6 "Hhog sdcoxsv tb xQl^atog. Der Stamm tvoser ist mit xQaros besser wiedergegeben als mit viXTj. (d) heifst in der Rosettana: eixövog ^coörjg rov z/tdg. In imserm Fragment fehlt ^cöörj, denn hinter z]i[6g wird man es kaum stellen können.

V. Als „Sohn des Re" nach der Rosettana vlog rov 'HXtov] in Z. 11 zu ergänzen heifst Philopator: „Ptolemaios, der ewig lebende, geliebt von Isis". Hiernach ergänzt sich Z. 12: UtoXs- ^al]og ccloovößiog riyaljcrj^evog vTto tfig "l6L8og\ In der Rosettana ebenso, nur steht dort (P-O-« statt "lötdog.

Z. 13 ist durch einen etwas gröfseren Zwischenraum vom Vorher- gehenden getrennt. Ich erkenne dort nur Xvqov, was der Eigenname AvQcov sein mag.

Hiernach würde unser Fragment etwa folgendermafsen zu ergänzen sein:

[ ] . . V coL 6 7t[atriQ? ]

[...] .. [....].v, xvQLog ßa[6iXsLcbv 6 iieyccXodö^og^ [6 evöilßrjg TCQog dsovg^ av[d-]Q[(h7tcov ds öcarrjQ]

Yavri7c]a.kcov VTtSQreQog 6 rr}[v Ai'yv:ixov ]

5 [xal x\ä LEQCC ETtavoQd'iüöag xccl r[ovg vö^ovg rovg xaraöra]- [d-Evtag?] vjtb rov ^eybötov xal [i[€yi<3rov xal (isyLötov 'EQfioif] [ . . . . ]c3v, xvQtog TQiccxovrsti^lQCdcov xad-KTCEQ 6 "Hcpai]- [ötog 6] ^ayag, ßaöiXsvg xad'd'jiSQ [6 "Hhog^ fisyag ßaöiXsvg] [t&v TS av\(o xccl Tüv xdtco xcoq[(öv, exyovog Q'E&v] 10 \Ev£QyB\xciv^ ov 6 "HcpaiöTog 8dox[t^K(fev, ai 6 "Hhog s8(o\- [xsv xb XQ^äxog, slxcav xov z/t.[6j, vibg xov 'i/Atou,] [nxoXe^al]og alcovoßtog riyalTCiq^hvog vnb xfig "löidog^

[ ] . . . . AvQ(ov\^ . . .

Zum Schluls noch ein Wort über die Bedeutung der Urkunde. In der Rosettana stehen die gesamten Titel im Genetiv, abhängig von ßaöckEvovxog^ und bilden so nur einen Teil des Datums. Im Münchener Text dagegen stehen sie im Nominativ. Hier ist also der Zweck der Datierung ausgeschlossen. Am nächsten liegt die Annahme, dafs wir

484 I- Aufsätze

den Anfang eines königlichen Erlasses vor uns haben. Doch wären auch andere Möglichkeiten wohl denkbar. Wenn wirklich der König selbst hier spräche, so würde das dadurch bemerkenswert, dafs diese griechische Übersetzung eine Publication des Textes in drei Sprachen regp. Schriften im Hieroglyphischen, Demotischen und Griechischen voraussetzt. Nach allem, was wir bisher über diese Zeiten wissen, wäre es aller- dings mehr als auffällig, wenn der König selbst an den Klerus einen Befehl in ägyptischer Sprache erliefse. Man könnte vielleicht darauf hinweisen, dafs Philopator es auch war, der zuerst die ein- geborenen Ägypter im Heer verwendete, oder auch darauf, dafs unter ihm der erste nationale Aufstand ausbrach, und könnte vermuten, dafs solch ägyptisches Regierungsschreiben Ol auf die Wogen giefsen sollte. Doch das sind alles unsichere Hypothesen. Bei der Lückenhaftigkeit des Textes werden sich diese Fragen nicht sicher beantworten lassen. Aber auch so bleibt das Münchener Fragment ein nach vielen Seiten hin interessantes Unicum.

2. Ein Ehevertrag aus dem II. Jahrhundert vor Chr.

Während die Papyri aus der römischen Kaiserzeit uns eine gröfsere Zahl von Heirats- und Scheidungsurkunden beschert haben, besafsen wir bis jetzt aus der ptolemäischen Periode nur einen einzigen Ehe- vertrag in dem von Jules Nicole im vorigen Jahre edierten Genfer Papyrus no. 21. Bei der grofsen rechtsgeschichtlichen Wichtigkeit dieser Urkunde war es um so mehr zu bedauern, dals nicht nur Anfang und Ende, sondern auch von dem erhaltenen Mittelstück rechts die sämt- lichen Zeilenschlüsse fehlten. Es war daher eine freudige Überraschung, als ich gleich bei der ersten Durchsicht der Münchener Papyri ein ptolemäisches Fragment fand^), das sich auf dieselben Personen, Mene- krates und Arsinoe, bezog, deren Ehevertrag in jenem Genfer Stück festgesetzt wird. Bei genauerer Untersuchung ergab sich mir dann, dafs das Münchener Fragment zu derselben Urkunde wie das Genfer gehört und die gesuchten Zeilenschlüsse zu jenem enthält. Die Ränder des Münchener Stückes sind so glatt, dafs die Vermutung nahe liegt, dafs die barbarischen Händler die Urkunde, die sie wohl noch vollständig gefunden hatten, absichtlich in mehrere Stücke zerschnitten haben, um von verschiedenen Käufern mehr Geld herauszuschlagen. Zwischen dem Genfer und dem Münchener Fragment fehlt noch ein drittes Stück, das durchschnittlich 6 9 Buchstaben enthalten hat. Trotzdem läfst sich jetzt, von einzelnen Stellen ab-

1) Es mifst ca. 9 cm Höhe und 6,5 cm Breite.

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 485

gesehen, der Text ziemlich sicher feststellen. Es hat sich bei der Zu- sammensetzung gezeigt, dafs dem Genfer Stück rechts sehr viel mehr fehlte, als der verdienstvolle Herausgeber ahnen konnte. Herrn Jules Nicole bin ich für die grofse Liebenswürdigkeit, mit der er auf meine Bitte mehrere Stellen des Genfer Textes nochmals geprüft und zahl- reiche Anfragen beantAvortet hat, zu grofsem Dank verpflichtet. Mit seiner freundlichen Erlaubnis mache ich von seinen Mitteilungen hier Gebrauch. In dem folgenden Wiederherstellungs versuch steht links vor dem dicken Vertikalstrich der Genfer Text, rechts folgt erst die Er- gänzung der Lücke, dann der Münchener Text.

1 P?[

2 [rjdjv v7taQx[6vt^(ov [r]ä [ . . .

3 [y]a^srfji naQe%ixco MevexQcctrjg '^Q[6]tv\6]rji[ . . .

4 [xat?] }irj i^eörco Mevex^ätsi yvvalK kXXtiv STCayccyEöd-at eis t\[. .

lirf\ds TtaXl^Xax^rjv |it[ . . . . ]dt . [ . ]

5 [..]öiv [lYjds t£)cvojtoi£i6Q-ai i^ äXXrjg ywatnog ^(oörjg 'j4Q6tv\[6rjg,

^Tjd' aX]Xr]v oIxluv ol>i[etv rj -^g övjyxvQtsv-

6 [si] 'AQGivori^ ybi] iyßdXXEiv firjds vßQCt,ELV ^rjde xa}tovx£i\[v avtrjv

^rf\Ö€ rüv VTtaQxqvtav ^rj'&ev

7 [i^^aXXoTQiovv avBV tov STtLyQacpTjvca zrjv 'Aqölvotjv ߣßccL\[^cötQtav.

'Eäv] de TL TOVTCOr iTttdstxd'fjL

8 [jrjotwv rj diovta r) toi' i^anG^bv rj täXXcc ^rj naQ£%riL \ [xa^ä

yf\yQunxai^ ccnotBiödtco Msvsxqcc-

9 TYjg '^QöivÖYji TtaQKXQfj^a Ti]v (pEQvriv rj^ioXiov. Katä ta\\ytä ös

^ri\8\ 'j4Q6iv6r}i ih,£6ta dnoxottov

10 ^ride aq)7]^£Qov ysvBöd-at djtb tilg MsvsxQcitov olxiag a\[v£v trjg

M^evExgdtov yvcb^rjg ^rjd^ äXXoji

11 ccvöqI 0vv£tv[^ui] ^ride qy&sCQSiv tbv xoivbv oixov ^ri\[ße %ouiv

M£v\EXQdxriv ööa (pBQEi dvÖQi al6%v-

12 vtiv. ^Eäv 8e ^AYQ\div6ri ixov6a ßovXrjtai ccTtaXXdööBd^ca a\[vrov

d7t]odovg avTTjL Mev£XQdt'r]g

13 trjv (fEQvriv aTcXriv^ dcp' rig äv 't]^£Qccg dnaitrid-YiL \ [ßv rj^SQaig X]

dnoTCEiiipdrca avrriv.

14 ^Eav 8% ^Y] aTCod&i xad-d yiyQantai^ d7totB\L\6dT(o \ [ri^v g)£Qvi]v

')^ft]t[d]Atov. Ell] ^£v vylEta.

15 ^Eäv 8b ttg avrcöv dvd'QcoTtLvöv n Ttdd'r] xal TfA£VT7jö|[^t, sötco tä]

xatccXBLTto^BVK VTidQ^ovra

16 tov t,G)vtog avtäv xal rcöv tixvcw täv i^ofievcov | [^ccvrotg f'| dX]Xy]Xcor>.

Mi} ovtcov

17 8' avtolg tixvav «l dXXtjXayv tJ Jfß^^ yBvoiiivav xal tov\{t(ov aTtoy^Evo-

fiBvav TtQb tov

486 I- Aufsätze

18 iv rjhxiaL yevdö&cct i^toi d(i<fotEQ(ov %eql6vx(ov rj 3caj[t iiexä ri)v]

OTCOtSQOVOVV avTcbv

19 rsXsvf^v^ iäv ^sv'^Qöivörj TtQotSQa xi ndd'rjt, cc7iod6x\\c) MsvEXQccjXTjg

xriv cpsQVTjv TCäöav

20 O^ . ju. . . di Tij[t ^^fjXQi avxrig, iäv i;^i, Idv 8\ ^rj, xots f'l

[ ^ovöL ccvxrig ^AQGivoiqg

21 [ ] iäv da fi[^ ccTtod&i]^ aTCOTBißdxca

nccQaxQrj^cc [rj^LÖhov . . .

4 Genf Schlufs: x (statt l) nach Nie. möglicli. Ergänze etwa x\riv oiiiiav oder t\ov ycc^iov. Münch. hinter Si ein a oder l oder h. 10 Genf Schlufs a

(statt ;/.) nach Nie. möglich. 18 iv rjXi.KLai, (statt AtjUtjxtki) Nie. 20 Genf

statt 8l vielleicht cct. Meine Anfrage, ob der Muttername 'OfiolcolSt. sein könne, von Nie. verneint. 21 Genf Schlufs n (statt f|) nach Nie. möglieh.

Nach den römischen Analogien^) hat am Eingang nach der An- gabe von Ort und Zeit vermutlich die Quittung gestanden, in der Menekrates den Empfang der Mitgift bestätigte. Nennen wir dies § 1. Darauf folgte 2) die Verpflichtung des Menekrates, der Arsinoe Lebensunterhalt, Kleidung und alles andere, was einer Ehefrau zu- kommt, zu liefern. Hiervon haben sich in Z. 2 3 einige Spuren er- halten.^) Nun fährt der Text fort:

§ 3 (Z. 4 7): „Nicht soll es dem Menekrates erlaubt sein, noch eine andere Frau in [sein Haus resp. in die Ehe] einzuführen oder ein Kebsweib zu [....?] oder Kinder zu zeugen mit einer anderen Frau, so lange Arsinoe lebt, oder ein anderes Haus zu bewohnen als das, deren Miteigentümerin Arsinoe ist. Nicht soll er sie verstofsen oder mifshandeln oder ihr Böses thun, noch soll er irgend etwas von dem Vermögen veräufsern dürfen, ohne dafs Arsinoe als Garantin (in die Veräufserungsurkunde) eingeschrieben ist."

§ 4 (Z. 7 9): „Wenn aber nachgewiesen wird, dafs er etwas der- artiges thut oder ihr den Lebensunterhalt oder die Kleidung oder das übrige nicht liefert, wie es (oben) geschrieben steht, so soll Menekrates der Arsinoe .zur Bufse sofort die Mitgift mit 50 Prozent Aufschlag auszahlen."

§ 5 (Z. 9 12): „Ebenso soll es aber auch der Arsinoe nicht er- laubt sein, aufserhalb des Hauses des Menekrates Nachts zu schlafen oder den Tag zuzubringen ohne Wissen des Menekrates, noch mit einem anderen Manne Umgang zu haben, noch den gemeinsamen Haus-

1) Aus ptolemäischer Zeit vgl. P. Par. 13, 6.

2) Vgl. Nicoles Edition.

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bil)liothek 487

halt zu schädigen, noch irgend etwas dem Menekrates zu thun, was einem Manne Schande bringt."

§ 6 (Z. 12 14): „Wenn aber Arsinoe auf eigenen Wunsch sich trennen will, so soll Menekrates sie unter Rückgabe der einfachen Mitgift binnen 30 Tagen nach der Kündigung entlassen. Giebt er (die Mitgift) nicht zurück, so wie geschrieben steht, so soll er sie zur Bufse mit 50 Prozent Aufschlag auszahlen."

§ 7 (Z. 14 Schlufs): „Möchte Gesundheit (bei ihnen) herrschen! Wenn aber einer von ihnen etwas Menschliches erleidet und stirbt, so soll das hinterlassene Vermögen dem Überlebenden von ihnen gehören und den Kindern, die sie mit einander haben werden. Wenn sie aber keine Kinder haben, oder die Kinder, die da waren, gestorben sind, ehe sie erwachsen waren, sei es bei Lebzeiten Beider oder auch nach dem Tode eines von Beiden, so soll, wenn Arsinoe zuerst stirbt,

Menekrates die ganze Mitgift der , ihrer Mutter, zurückgeben,

falls diese lebt, falls sie nicht lebt, den Wenn er sie aber

nicht zurückgiebt, so soll er sie sofort zur Bufse [mit 50 Prozent Aufschlag] auszahlen" ....

Ich beschränke mich hier auf wenige Worte zur* Begründung meiner Auffassung. Ich gehe von der Aufschrift auf der Rückseite des Genfer Stückes aus, die in der Edition also gelesen war: avriyqa- (pov tov öwoimöl^^ov^ ^^QöivÖTjg aal MsvsxQatov. Auf meine Ver- mutung hin, dafs övvoiXL6[iov] zu ergänzen sei, teilte Mr. Nicole mir mit, dafs er öwolklölov erkenne. Auf meine weitere Anfrage, die sich namentlich auf P. Par. 13 stützte, ob nicht statt tov vielmehr ri^g gelesen werden könne, wozu CvyyQatprig hinzuzudenken sei, antwortete derselbe: „A la rigueur on pourrait lire avTiyQiacpov) övyyQiacpfis) 6vvoL}tL6ioy. Mais je rCen reponds pas du tout." Der Wortlaut dieser äufserst schwer lesbaren Stelle steht also nicht ganz fest. Steht tov övvoLocißCov da, so bedeutet das hier den ^woix/^^ioi' -Vertrag, so wie ^C6d-(D6is auch den Pachtvertrag bezeichnen kann. Jedenfalls steht jetzt aber fest, dafs die in unserm Vertrage festgesetzte Ehe als ein GvvoLXLöLov^) bezeichnet wird. Damit haben wir einen terminus tech- nicus für die vollgültige Ehe, die Schi-iftehe (den yd^og eyyacpog)^),

1) So mit i auch in P. Par. 13, 10 (nach dem Original). Die jüngere Form ist evvoi-K.i6iov. So schon P. Oxy. 11 250, 16 vom J. 61 ('?).

2) Vgl. Grenfell-Hunt, Oxy. IT S. 243 und Mitteis oben S. 345. Die von ihnen noch offengelassene Frage, ob cwovaIgiov nicht auch die schriftlose Ehe bedeutet, wird m. E. durch P. Par. 13 verneint, wo die früher angenommene Verbindung von iv iviavrm evvoiKiciov ausgeschlossen wird dui-ch den Begi'iff des ^rjasad-ai (Z. 9), der notwendig das Hinzudenken von (^avyyQcctpijvy zu gwolkigiov

488 I- Aufsätze

die im Gegensatz steht zu der loseren Verbindung der schriftlosen Ehe (des yd^os äyQcccpog), die der definitiven Ehe häufig, aber nicht notwendig vorausging, wie sie andrerseits auch nicht notwendig in eine Sehriftehe überzugehen brauchte. Der Inhalt unserer Urkunde bestätigt die auf dem Verso gegebene Definition durchaus, da sie so- wohl Bestimmungen über die q)EQV't] wie auch über das eheliche Zu- sammenleben bringt. Vgl. die klärenden Ausführungen von Mitteis oben S. 345 ff.

Eine derartige Definierung der Monogamie^), wie sie hier in § 3 gegeben wird, findet sich in keiner der verwandten Urkunden. Drei Arten der Übertretungen werden ins Auge gefafst. Erstens wird ver- boten eine zweite rechtmäfsige Ehe mit einer anderen Frau, also die Bigamie. Die zweite Bestimmung über das Konkubinat (TtaXXax'^) bleibt leider durch die Lücken unverständlich. Wenn drittens das Kinderzeugen mit einer anderen Frau verboten wird, so mag darin im allgemeinen die eheliche Untreue getroffen sein, im besonderen aber fällt unter diesen ParagTaphen jedenfalls auch das Verbot einer gleich- zeitigen schriftlosen Ehe mit einer anderen Frau, und damit ist eine Antwort auf die von Mitteis oben S. 347 angeregte Frage gegeben.

Ebenso findet sich in keinem der parallelen Texte die folgende Bestimmung, dafs der Ehemann in keinem anderen Hause wohnen dürfe als in dem, dessen Miteigentümerin die Ehefrau ist. Hier wie auch in Z. 10, wonach die Frau nicht ohne Wissen des Mannes bei Nacht oder Tage aus dem Hause entfernt sein darf, tritt die Bedeutung des Hauses für die Ehe so auffallend hervor, dafs der Gedanke nahe liegt, dafs mit dem Wort övvoikIölov (wörtlich „Zusammenhausen") eine wichtige Seite dieser vollgültigen Schriftehe hervorgehoben ist. Ich habe in meinen Griech. Ostraka I S. 446/7 aus den Volkszählungs- listen mehrere FäUe namhaft gemacht, in denen Mann und Frau nicht bei einander wohnten trotz des besten Einvernehmens, sondern jeder bei seinen Eltern wohnte. Sollten das vielleicht Fälle von schriftloser Ehe sein? Nicht als ob die schriftlos Verbundenen nicht auch schon hätten zusammenwohnen können, wenn nämlich die wirtschaftlichen Verhältnisse es ihnen gestatteten^), aber eine Schriftehe ohne gemein- verlangt. Hier steht also sicher das ßwoi-niaiov im Gegensatz zu der loseren Ehe-Verbindung in Z. 6. Wo überhaupt gwoiv-Igiov bisher vorkommt, bezeichnet es die vollgültige Ehe. Eine „Probeehe" hat es also bei den Ägyptern gegeben, aber nicht ein „Probejahr". Ein allgemeiner Termin für den Übergang in die Schriftehe existierte nicht.

1) Vgl. Mitteis, Reichsrecht u. Volksr. S. 222.

2) So erklärt sich wohl auch der Ausdruck ay^äcpag evvayii^ßs in P. Oxy. n 237 Vin 4/5.

Ulrich Wilcken: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 489

sames Zusammenwohuen scheint nach unserer Urkunde, die das Leben im Hause mit so strengen Kegeln umgiebt, ausgeschlossen zu sein. Wenn sich das bestätigt, hätten wir damit einen neuen wichtigen In- halt für den ydfiog eyyQacpog neben den schon bekannten Punkten ge- wonnen.

Von den folgenden Bestimmungen ^ij iyßdXXeLv^) ^rjÖe vßQCt,£tv ^Yjds xaxovxsiv findet sich die letztere in einem Ehekontrakt vom J. 74/5 n. Chr. wieder (P. Oxy. II 372), von dem Grenfell-Hunt bisher nur einzelne Phrasen auf S. 238 mitgeteilt haben. Zumal dieser Text auch sonst dem unsrigen am nächsten kommt, wäre eine vollständige Publication desselben sehr erwünscht.

Die Gütergemeinschaft, die schon in Z. 5 in 6v]yxvQi£V£i^) her- vortritt, findet ihren schärfsten Ausdruck in der nun folgenden Be- stimmung, dafs bei jeder Veräufserung eines Vermögensteiles durch den Mann die Frau als ßsßaLlcotQia einzutragen sei. Wenn ich nicht irre, steht das auch in P. Oxy. II 2G5 (aus Domitians Zeit), wo ich Z. 11 ergänzen möchte: avsv rov 6vvE'JtLyQaq)Yivai ti)[v ZluQanovv ßsßaia- XQiav.

Ich hebe noch hervor, dafs nur in diesen beiden Oxyrhynchos- Urkunden aus dem I. Jahrh. n. Chr. sich einige Anklänge an den § 3 unserer Urkunde finden. In den späteren Texten freilich auch schon in BGU 183 vom J. 85 findet sich nichts mehr von Verpflichtungen des Mannes betreffs seines Lebenswandels, nur seine Pflicht den Unter- halt zu liefern etc., also das Materielle wird dort hervorgehoben. In CPR 27 (vom J. 190) heifst es zwar von Beiden: övußiovtcoöav ovv ccfis^Ttras, aber für den Mann wird es sogleich beschränkt: rov 'Iöl- dcoQov ETiLioQiqyovvTos ccvtfj deovta. Erst in den christlichen Heirats- verträgen wird wieder, offenbar unter dem Einflufs der christlichen Lehre, das sittliche Verhalten des Mannes gegenüber der Frau gewähr- leistet. Vgl. CPR 30 (VL Jahrh.) Z. 18: aAA« Ttdvrcc TtQajtovra iXsvd'SQatg ywai^lv TtccQcc dvÖQaöi ös^votg ivdsC^ccßd-ai sig avrtjv. Damit ist kurz und würdig zusammengefafst, was in uuserm ptole- mäischen Text im Detail ausgeführt ist.

§ 4 enthält die Strafbestimmungen für die Übertretungen von § 2 und 3. Ganz ähnlich lautet es in P. Par. 13, 13, wo es sich freilich nach Mitteis' Darlegungen um eine schriftlose Ehe handelt.

1) Vgl. CPR 237,8: ccv]rrjv in^älrj.

2) Gütergemeinschaft konnte auch schon bei dem ayqacpog yd^og verabredet werden. Vgl. P. Par. 13, wo ich nvQLSvovarjg für verschrieben halte, statt kvqi- SV0V61 (auf avxoig bezüglich): „indem sie gemeinsam über das Vermögen verfügen." So wohl auch Oxy. II 265,13: v.vqisvitoiaa\v xoivf].

490 I- Aufsätze

Die Bestimmungen über das sittliche Verhalten der Frau in § 5 bieten ein Detail, wie wir es bisher nicht kannten. Auch hierzu geben die beiden Oxyrhynchos- Texte die nächsten Parallelen^), während die späteren Texte sich meist darauf beschränken zu sagen, dafs die Frau einen „untadeligen" Lebenswandel führen soll (^äxatrjyÖQrjtov^ ä^s^tpi- ^ioCqtjtov u. a.). Auch dieser Gedanke kommt erst wieder in christlicher Zeit zu vollerem Ausdruck. Vgl. CPR 30, 20: TtQog tc5 xal avtriv ayaitäv xal Q-dX7t£tv xal Qsqutievslv avx6v vTtaxoveiv de avra xaQ-ä Tcä vö^a xal tf} axolovd'Lcc öv^ßatvei^v] oiös. Dies letztere Gebot des Gehorsams wird zwar in dieser Allgemeinheit in unserm Text nicht erwähnt, wohl aber wird ein eklatanter Einzelfall hervorgehoben in dem Verbot des Hausverlassens „ohne Wissen des Mannes". Dagegen findet es sich z. B. in P. Oxy. II 265 : off[a ö]eI 7isi%-aQ%£LV ya^Etrjv yvvalxa avÖQÖg. Diodor war jedenfalls sehr im Irrtum, wenn er (I 27) erzählte, dafs in den ägjrptischen Ehekontrakten der Mann gelobe, der Frau zu gehorchen: iv rfj xrjg TCQoixbg övyyQacpfj TtQoöo^oXoyovvtav tav yaiiovvrcov anavta TCSL&aQxrjösiv rfj ya^ov^svrj.

Auf § 5 folgen in § 6 unmittelbar die Bestimmungen für den Fall, dafs Arsinoe freiwillig die Ehe lösen will. Ich vermisse dazwischen einen Paragraphen, in dem gesagt wäre, welche Strafen die Frau treffen, wenn sie gegen § 5 verstöfst. Was geschieht denn mit Arsinoe, wenn sie dem Manne Schande bringt? Das ist hier nirgends gesagt. In dieser Annahme einer Lücke könnten die Texte aus römischer Zeit uns bestärken. Diese unterscheiden zwei Fälle von Scheidung. Im Falle der Zwietracht (dia(poQa) soll der Mann die Mitgift (einfach) zurückzahlen, und zwar, wenn er die Frau entläfst [sTtl ^sv rijg ccTto- Tto^Tiiig BGU 252, 8^) oder iäv fiev avtbg avtijv d[7io]7feii7ti]rai Hunt zu CPR 22, 24) sofort, wenn sie aber freiwillig sich trennen will, dann binnen 30 Tagen nach der Kündigung. Man sieht deutlich, die letztere Bestimmung entspricht unserm § 6^), dagegen fehlt in unserm Text die erstere Eventualität, dafs der Mann die Frau wegschickt. Da nun andrerseits die Straf bestimmungen gegen § 5, wie gesagt, fehlen, so scheint der Schlufs naheliegend, dafs eben die Entlassung durch den Mann die Strafe für die Übertretung des § 5 ist. Also fehlt ein § 5 a,

1) In P. Oxy. II 372 wird zu ergänzen sein (vgl. S. 238): firj i]^i6t(o a%6~

2) So ist natürlich auch in CPR 236, 8 zu ergänzen statt des unmöglichen inl 8h rrjg ktiovaLa]s anono^nfig, das Wessely ergänzt. Darauf folgt dann: inl dh [^Kovaiccg ccTtcclXayJig.

3) Ich habe die 30 Tage ergänzt, weil sie auch in den gleichzeitigen demo- tischen Texten begegnen.

Ulrich Wilckcn: Zu den Papyri der Münchener Bibliothek 491

der etwa so geheifsen hätte: ^Eäv dt n rovrcov t7adHy%iii ^Aqöivoyi Ttoiovöa^ aTiodovg avtr^i Mav£}{()dty]s rijv (peQvrjv UTilijv TtuQUXQii^a ccTto^tSfitpocTco 'jQöivörjv. Und weiter könnte man die Lücke in Z. 12 mit ö^oCag ausfüllen, das eben auf den vorher versehentlich aus- gelassenen Satz hinwiese. Aber mit Rücksicht auf P. Oxy. II 265, 17, wo gleichfalls die erstere Eventualität zu fehlen scheint, beschränke ich mich einstweilen auf den Hinweis, dafs man logischerweise zwischen § 5 und 6 noch einen § 5a erwarten sollte.

In § 7 folgen endlich die testamentarischen Bestimmungen der Eheleute für den Fall des Ablebens. Eine solche Verbindung von Ehe- kontrakt und Testament ist uns unter dem Namen övyyQacpodiaO^jjxrj auch sonst mehrfach bekannt. ^) Auf eine Besprechung der Bestimmungen verzichte ich, da nur der Anfang erhalten ist.^)

Meine Bemerkungen haben nur die nächstliegenden Fragen berührt. Möchte bald von juristischer Seite diese bis jetzt einzigartige Urkunde für die Rechtsgeschichte verwertet werden. Möchte sie aber auch den Anlafs bieten, dafs die Übersetzungen der demotischen Ehekontrakte, um deren Verständnis sich Eugene Revillout besonders verdient gemacht hat, an der Hand dieses neuen sicheren Materials einer Revision unterzogen werden. Ich habe mich oben absichtlich von diesen fern gehalten, um zunächst nur das Griechische aus dem Griechischen zu erklären, und habe darum auch ein Eingehen auf die Frage unterlassen, inwiefern das ägyptische Recht auf diesen Heiratsvertrag des Menekrates und der Arsinoe, die wahrscheinlich Griechen sind, Einflufs gehabt hat.

Würzburg. Ulrich Wilcken.

1) Auch in CPR 28 ergänze ich : ['AvtiyQaq)ov 6VYyQcccpoSL<x&'iQ]Kr}g, wo Wessely \^A. GvyyQacpfjg ya^i\yiT]s ergänzt.

2) Zu TtQO Toü iv r}Xi,7iica ysviaO'ai vgl. Oxy. 11 265, 28: a.(pr(kiv,(av bvxoiv. Aus dem Futurum Texvcor r&v ico^^vcov folgt nicht notwendig, dafs diesem Gvvot- ■Kiaiov keine Probeehe voraufgegangen war. Vielleicht war Arsinoe zur Zeit des Kontraktes schwanger.

Archiv f. Papyrusforachung I. S/i. 32

Astrologisches aus den Münchener Papyri.

I.

Unter den von H. Thierscli für die K. Hof- und Staatsbibliothek in München erworbenen Papyrus- und Pergamentstücken befindet sich auch ein altes Pergamentblatt astronomisch -astrologischen Inhalts, auf das mich Thiersch sogleich bei der Übermittelung der ganzen Serie freund- lich aufmerksam machte. Er hatte auch Zeit gefunden, die zwei Seiten bald nach dem Ankauf vorläufig zu kopieren; eine Vorsicht, die sich als gut angebracht erwies, da das Blatt äufserst spröde ist und daher ein Stückchen beim Transport absplitterte und verloren ging. Der Inhalt des Blattes ist, wie schon bemerkt, astrologisch; er darf insofern ein besonderes Interesse beanspruchen, als ein unmittelbar mit ihm zu ver- gleichender Abschnitt in den uns bisher bekannten Texten nicht vor- zukommen scheint. Leider ist die astronomische Terminologie von einer Verschwommenheit, die auch bei Astrologen keineswegs üblich ist und das Verständnis sehr erschwert.

Das Blatt ist auf der Vorderseite dunkel gebräunt und die Schrift hier stellenweise bis auf spärliche Reste ausgelöscht, während auf der Rückseite das Pergament ziemlich weifs geblieben ist und über den Text an den erhaltenen Stellen kein Zweifel entstehen kann. Die Höhe des Blattes beträgt 19, die Breite W/^ cm; der obere und untere Rand und der äufsere Seitenrand ist erhalten. An 6 Stellen sind gröfsere Stücke des Textes herausgebrochen. Die Schrift ist eine etwas nach rechts geneigte ünciale, nicht so schräg wie die des fragmentum mathematicum Bobiense; die Buchstaben sind ungefähr so grofs wie auf diesem. Ligaturen sind häufig. Es werden jedesmal at, «£, a^, «7,

ßX, aV, UQ^ «T, J^£, yr;, yt, ta, ££, £t, £y, £71^ £V, ft, £V, £^, £^, £0, £(ö,

Ai, <?T, To:, tri^ TCO, Ti, to, t^, xe verbunden, ohne Rücksicht darauf, ob sie verschiedenen Worten angehören (ähnlich z. B. auf dem Londoner Hyperides-Papyrus, Wattenbach Taf. II). Die Buchstaben 6 und K er- scheinen manchmal in cursiven Formen. Das I zieht sich in der Ligatur mit 6 und A meist unter die Zeile. Accente und Spiritus fehlen

Franz Boll: Astrologisches aus den Münchener Papyri 493

durchaus, desgleichen Interpunktion. Das stumme Jota wird nicht ge- schrieben. Auf der Vorderseite finden sich zwei Schreibfehler, einmal 0 statt O (Z. 8) und F statt T (Z. 10); auf der Rückseite ist oydorj- xov statt öydoy]xovTa geschrieben (Z. 10). Auch ist auf der Rückseite zweimal korrigiert: An[0] KÄTHCeCOC (Z. 2) und wohl auch 6[A]TTO (Z. 9; zwischen 6 imd TT ist ein kleines Stückchen aus- gebrochen). Abkürzungen kommen nicht vor. Eine Zeitbestimmung nach der Schrift wage ich nicht; aus sachlichen Gründen wegen des Erlöschens des astronomischen und astrologischen Interesses nach Kaiser Herakleios wird man jedenfalls nicht gern über den Anfang des 7. Jahrhunderts heruntergehen.

Die Länge der Zeilen beträgt zwischen 11 und 17 Silben, zu 29 bis 36 Buchstaben. Die Anfangszeile jedes Abschnittes tritt vor die übrigen Zeilen an den Rand heraus. Die als Überschrift dienenden Zahlen IH, 10 stehen nicht in besonderen Zeilen. Worttrennung und Interpunktion sind von mir eingeführt.

I. Vorderseite. rriv xaTo: tcov E%d^QGiv xoXaöiv diaöxs ntovrai avtoxstQEg trjg xat avtav £ Jtißovkrjs £7Ct%eLQ0vvtsg ysvsöd'ccL' £ av o XQTj^at L^cov XQr]^aTL6i], «tg vjto 5 GtQotprjlv rjt^g avtrjs 6v^ßi(o6£C3g xcdqovv X£g ccii[vrf\6tLav xcov rj^aQTifjfiEvcav L6%a

VOVÖLV. Tt]

O <^oyxtco[x]aLd£xaTog^) d'£og £(!tl[v uö^tqov £v

TCJ ß0Q£iG} noka %£L^£VOV UVU ^\£6o\v tOV

10 d'£QLVov (tyQOTiixov^)' ovtog df trjv a7t[o] tov ccTcrj Xlcotov £7ti rov AijSo; %ata(pOQav nounai £7it, fi£vcov £v fY] avtr] (pavtaötcc ano trjg £V öi dvfioLg (ywodov £v ruiEQUig x£TQa'K06Lai\g f]t üoGl (OQaLg d(od£ica . noL£i öe 7tciQavar£[^i

15 Aag] xcctg y£V£6\£6v xzri6£(x)\v^) y£y£vr}}i£VG)v £i6odLa6^ov, 7tah[v £^o]dicic6^o[vg £igY) ^^^

1) GKTOOKAIAEKATOC mit Schreibfehler.

2) rPOniKOY mit Schreibfehler.

3) Von K und G) noch ein paar Spuren zu sehen. Für kuqtccov ist der Raum zu grofs , für v,rri^axcov zu klein.

4) Von €IC glaube ich noch Spuren zu erkennen.

32*

494 ^- Aufsätze

[6]iTsX£Lg avaX(o[6sig xai] 7CQo[6^x[o:tag] jtQo6[o] dov TS £K d'avarcolv ov]h av£JtLd[o^G}v ajöd'svEL^) ag 6vvE%SLg ot>c£ico[v iq xkl] 7taLd\^(ov . . .] axiv\ßv^ ^) 20 ^'og o t7]g t,Girjg g)[ ] ^^rj6[avQ

. .jl 7t . tEKvav it[ai 6v]^ßiG}6[

[ : ]

xrrj[. .]coTcoi> %q[v6i(o]v (pvXa66o^s[vaiv]

25 X07CC3V aXyrjdovccg driloi, xca njg 6v[^ß]L0v örjg ay,ata6ra6i[(xv\ cc^qv Ei,o8ov xao naXtv vnoöxQocpiqg %(x)Q\ov6ttv a\lvöLXEKeis rs (pt Acjv 6vfißi[(o68Lg jijali EL6^odia6fiov [ ]

n. Rückseite.

XUL roTtcov aXXayag örj^mvEi' o^XQt ycai a7i\o\ %t7)6EG)g^) xivog %coQEi Eig xETivav ^ExakX\a\ yi^v %coQov67]g ex ^EQOi^g xai xiqg xmv aXkav E^odia^o^Evcov avaXcoGEcog. tO-

b O 8e EvvaxaiÖExaxog ^Eog E6x[iv\ aöxQov^) jiQog TW voxsKo noXca XEi^Ev\ov\' ovxog ds XTjv a7i[o] rov ajtfjXLCoxov etil xov \XL\ßa xata

(pOQaV {7tOi\ElXai ETti^EVCOV EV XTj UVXl] (pUV

xa6ia [aj'Jto^) rrjg ev atyoxEQCo övvodov ev 10 rjfiEQULg TEtQuxoöiaig oydorjxov^jay^) tzevxe (OQaig EJixa . tcoiei öe naQavaxEiXag xai^g j^e] vEöEGi ^fj^iag EV vdaöL xai vuvxXtjqlcov ö[t] aXvöEig ai(pvi8iovg vavayucav xe 6v^q)0Q\ag^ EV aig xai aXXoxQ\^i\o3v XQTjuaxwv xat nE\ß . .] 15 vicoöiv^') Eig avxov\g\ x£%G)Qrjxoxav' (pd'av[ov]

1) Von Z. 17 und 18 ist jetzt der Rand abgesprungen und verloren, den Thiersch noch vorfand; die obigen Lesungen Gdsvet und aaiv beruhen also auf Thiersch' Angaben.

2) In der Hs. die schon oben bemerkte Korrektur.

3) Vom a nur noch ein Rest zu sehen.

4) Im Original wie schon oben bemerkt 6[A]TTO.

5) Die zwei letzten Buchstaben im Original ausgelassen.

6) Ich kann kein zur Ergänzung passendes Wort finden. Vielleicht ver- schrieben statt TtSQinTcoGiv? Airol müssen wohl die Seefahrer sein, die unter jener Konstellation geboren sind.

Franz Boll: Astrologisches aus den Münchener Papyri 495

6iv ts vc%Qi ava\<ßr\aGLag xai rr^g rov ;^pa»^a[TOj]

7taQaTtXGlGEG}£^^ SVLOt X(Xt ^r] :!tl<3tEV0ll\^£\

voi rrjv^) [ysy^svrj^svrjv rcov xaxav [zata] q)OQ[av^) (iXQ^ig dov[X]ov^) 7tQ07tf^[ov]d'Svai- o\l ds]

20 Ei[g ^£i^o]va Xv7tr}v x^QOvvts[g] jici[i ^st] OLXE103V ßovXevfSa^svoi Eyil^EiQYi^^alxa] v\oo\vvTaL rriv tl^vxrjv rrjg q)Qov[ri6s](j3g £[;rt] r[r]Ql^r]<Savtag öwa^sf xul ovto[i e^ig TiQa yiiatsiag uqxW ^v^ßoXag TtOLOvvraL svTto

25 Qrjöavtsg xai tovg dvva^evovg avroig 6vv a^yccöaed-ui' £xX[sLili\eci)g ds ystvo^svrjg [. .]

Das Fragment handelt, wie man sieht, von Sternen oder Stern- bildern — denn ccötqov heifst zwar in der Regel das Sternbild, manch- mal aber auch blofs ein Einzelstern ^) die als Götter bezeichnet werden, und beschreibt ihre Bedeutung für die unter ihrem Einflufs geborenen Menschen. Wir haben den Schlufs des Abschnittes über den 17. „Gott", den ganzen 18. und den Anfang des 19. Abschnittes. Es mufs also mindestens 19 derartige Gestirne am Himmel geben. Damit ist der Gedanke an Planeten sofort ausgeschlossen, deren die Alten bekanntlich nur fünf oder, mit Einschlufs der gpöra Sonne und Mond, sieben kannten. Auch Kometen können nicht wohl o-e- meint sein. Man könnte auf sie die övvoÖog I 13. II 9 beziehen; denn nach der Lehre des Anaxagoras und Demokrit (vgl. Aristoteles me- teorol. I 6; Aetius ed. Diels Doxogr. p. 366, 13; Seneca N. Q. VII 11) entsteht der Anschein von Kometen durch eine 6vvodog von Planeten. Allein gegen eine Deutung auf Kometen sprechen schon die Praeseutia, die doch eine gleichzeitige Sichtbarkeit dieser Gestirne voraussetzen; ferner das Fehlen von Andeutungen über die äufsere Gestalt, die in der alten Astrologie die eigentlichen Anhaltspunkte für die Bedeutimg der Kometen gab (Nechepso-Petosiris fr. 9 11 Riefs; Ptolem. Tetrab. II 10, danach Hephaist. I 24); endlich ganz besonders die angegebene Dauer der (favTaöCa von mehr als einem Jahr: denn Seneca hebt mehr- fach schon die Sichtbarkeitsdauer eines unter Nero erschienenen Ko- meten hervor, der 6 Monate am Himmel blieb (N. Q. VII 12. 21. 29).

Es bleiben also nur Fixsterne oder Sternbilder. Die Schrift spricht

1) In Zeile 17, 18 und 19 ist ttot, vot rrjv und cpoQ jetzt nicht mehi' vorhanden, also nur nach Thiersch' Abschrift gegeben.

2) Von dovXov = i] SovXsia?

3) Achilles c. 14 (p. 41 Maafs): ccXXcc ö (ihv acxriQ ■kccl kgxqov, omizi dh xb ccvccjtccXiv KxX.

496 ^- Aufsätze

wunderlich geheimnisvoll von diesen Gestirnen. Man würde erwarten, einfach zu hören, dafs der eine Stern etwa in der Kassiopeia, der andere im Krebs liege, oder dafs das eine Sternbild Orion heifse, das andere Leier u. dgl. Diese Orientierung an den griechischen Be- nennungen wird hier vermieden: der Verfasser spricht in einer Art, als ob der griechische Himmel, abgesehen von den Parallelkreisen und dem Zodiacus, für ihn nicht vorhanden sei. Beginnen wir mit dem 18. „Gott". Nach unserm Text ist er ein Gestirn (die Unbestimmtheit des Aus- drucks beginnt schon hier mit dem zweideutigen ccötqov), das iv ta ßoQSia jrd/laj liegt. Wie sich aus dem Folgenden klar ergiebt, heifst das nicht „am Nordpol", sondern vielmehr am nördlichen Himmel.^) Der Text fährt fort: avä ^[£6o]v tov 'O'f^tvoi) tQOTCixov. Die gegebene Ergänzung ist wohl die einzig mögliche; der Ausdruck ist aber so, wie er dasteht, verkehrt, da eine Kreislinie in sich keine Mitte hat. Es mufs ergänzt werden entweder avä ^£6ov tov <^te aQxtixov aal tovy d'SQivov tQOTtiTcov (so Eratosth. Catast. c. 15 vom Kepheus: üg xo avä li£6ov TiCxTEi avrov tov ts aQXtixov xal O'EQlvov tQo:tiXov) oder avä lisdov tov <(t£ l(jrj{isQtvov xal tovy O'Sqlvov tQon:Lxov, was sich wegen der später erwähnten övvoÖog mit einem Planeten mehr empfiehlt. Bis hierher ist also noch immer nichts weiter gesagt, als dafs jenes Ge- stirn am Nordhimmel liegt und zwar vermutlich zwischen Wendekreis und Äquator. Der Verfasser fährt fort: er („der Gott" also, statt „das Gestirn", was wiederum eine auffällige Redeweise ist) macht seine Um- drehung von Ost nach West in der nämlichen tpavtaöia verharrend von der Konjunktion in den Zwillingen in 420 Tagen 12 Stunden. Die Grammatik würde darauf hinführen, die Worte iv Tj^sQais tst^anoöiaig cögaig dädexa zu %ata(poQäv ^oultaL zu beziehen: aber was soll es heifsen, dafs ein Fixstern oder Sternbild seine Umdrehung von Ost nach West, statt in 24 Stunden, vielmehr in 420y2 Tagen macht? So scheint trotz des grammatischen Bedenkens iv rj^sQaLg vielmehr zu ETtt^ivcov bezogen werden zu müssen. Der Sinn wäre also, dafs das Gestirn die gleiche „Erscheinung" in 420 Tagen 12 Stunden behält, von der Konjunktion in den Zwillingen ab. Man vermifst wiederum die Angabe, zu welchem Planeten jenes Gestirn in Konjunktion tritt; vielleicht mufs man die Aufklärung darüber am Anfang des ganzen Stückes voraussetzen. Die lange Periode, die sich an jene 6vvodog knüpft, läfst an einen der oberen Planeten denken, und die im ganzen ungünstige astrologische Deutung spricht mehr für Mars oder Saturn

1) Vgl. über diese Bedeutung von noXog die Zusammenstellung von E. Maafs, Aratea p. 124 sqq.

Franz Boll: Astrologisches aus den Münchener Papyri 497

als für Jupiter. Diese Synodos findet also in den Zwillingen statt; folglich hat der Fixstern oder das Sternbild eine Länge von Xf 0 30°. Was soll man sich aber unter jener Periode von 420 Yg Tagen vorstellen, in welcher das Gestirn nach der Konjunktion verharrt? Man könnte durch den Ausdruck iv rf; avti] (pavraöi'a an licht- veränderliche Sterne erinnert werden; allein wir wissen nichts davon, dafs ii-gend jemand vor dem 17. Jahrhundert solche Beobachtungen gemacht hat, und die kurzen Perioden des Lichtwechsels bei den mit blofsem Auge sichtbaren veränderlichen Sternen schliefsen die Annahme vollends aus. Es scheint sich also nicht um astronomische, sondern um astrologische Perioden zu handeln. Ein unmittelbares Zeugnis kenne ich nicht, wohl aber eine Analogie. Manilius handelt am Schlufs des vierten Buches (v. 818 ff.) von den sog. signa ecliptica (vgl. auch Nechepso-Petosiris ed. Riefs p. 361, 25). Die periodische Wandel- barkeit aller Dinge im Kosmos teilen, wie der Dichter erklärt, auch die Zeichen des Tierkreises: wenn nämlich in ihnen eine Mondsfinsternis eingetreten ist, so verlieren sie für eine bestimmte Zeit ihre Kraft. Diese Perioden sind von verschiedener Gröfse (v. 853 ff.), bald länger, bald kürzer als ein Jahr:

Nee tarnen aequali languescunt tempore cuneta sed modo in affectus totus producitur annus, 855 nunc brevius lassata manent, nunc longius astra, exceduntque suo Phoebeia tempora casu. Ahnliche rein astrologische Perioden sind anscheinend, unter dem Namen cpavtKöia, in unserm Fragment beschrieben; wie dort von Monds- finsternissen, so gehen sie hier von Konjunktionen von Fixsternen imd Planeten aus. Aristoteles (meteorol. I 343b 28) berichtet, dafs die alten Ägypter solche Konjunktionen beachtet haben, und fügt eine eigene Beobachtung dieser Art hinzu ^); und aus dem KaQTiog des Ps.-Ptole- maios ^ri'^ geht hervor, dafs die Astrologen Gewicht auf diese ßvvodoi legten. ^) Am Ende unseres Fragmentes ist der Eintritt einer sxlsijjjtg erwähnt; vermutlich ist darunter weder Monds- noch Sonnen- finsternis, sondern eine Bedeckung des betreffenden Fixsterns durch den Planeten zu verstehen.

1) JTpog Sh TovToig nal ol Alyvittioi cpaGi xccl tcav nlav^tcov Kai ngog ccvtovg Kccl Ttgbg tovg anXavslg yiyvsed'ai, avvodovg, kkI avtol iwQccKCi^iv rbv ccar^ga tbv tov ^ibg rmv iv rolg ^didv^LOig avveX&ovra tivl älg rjdi] nccl atpavidavta , ccXX' ov XOftTJTTJV ysvofisvov.

2) "Orav (or£ cod.) ov Svvrid'^g TtoiTJeat rr]v 2BXrjvriv gvvo&svslv &6TQCcet övoi, 7Coir}aov Tcivxr\v Gvvodsvsiv ccTtXccvst aötQa (^ocnXavstg acrqov cod.) itpäfftv üxovn Twv ovo (der Text nach Vindob. phil. gr. 108).

498 I- Aufsätze

Nach diesen Vorbemerkungen werden in dem Fragment nun die Wirkungen jenes Gestirnes oder Sternes geschildert, wenn er neben dem aufgellenden Zeichen am Himmel erscheint. Der Ausdruck lautet jiaQUvatSLXag rats ysvaösöi. Ich habe zu anderem Zweck eine möglichst vollständige Zusammenstellung der zahlreichen Stellen, an denen das Wort TtuQavccTElleiv vorkommt, gemacht und dabei gefunden, dafs es ausschliefslich von Fixsternen oder Sternbildern, nicht auch von Pla- neten gebraucht wird^), und zwar in der Regel von Sternen aufser- halb des Tierkreises: oi TtuQavcctsXXovtsg oder Ttagavatslkovra heifsen in der griechischen Astronomie häufig die Sterne oder Sternbilder nörd- lich und südlich der Ekliptik. Die Anwendung des Wortes nuQava- xilleiv liefert also eine weitere Bestätigung, dafs hier von Fixsternen oder Sternbildern die Rede ist.

Auf die Einzelheiten der astrologischen Deutung ist näheres Ein- gehen nicht erforderlich, Sie dreht sich zumeist um die xv^ri xzrjTLJiy] (Ftolem. Tetrab. IV 2) und um die öwag^oyaC oder öv^ßLcjGsLg (ib. IV 5), dann um xExva^ q)iloi und E%d-QOL, ^evtreia (ib. IV 6 8), auch um die Ttäd'r] öco^atiKcc (ib. III 13). Die Ausdrucksweise des Verfassers ist merkwürdig geschraubt und oft kaum verständlich (be- sonders I 4 slg vTCOöTQOcprjv tilg avxfig öv^ßLaöacog xcjQovvtsg^ auch II 1 4). Seltsam ist die Wendung (I 3): iäv de 6 %Qrj^att^cav XQV' ^axCöri. Bei Nechepso-Petosiris (p. 365, 366 u. ö.) findet sich xqtjiiu- xit,ovxa t,(pdia und %Qrj^axit,ovxeg ccöxeQsg, bei Porphyrios (p. 193) ebenfalls XQrj^atit,ovxcc t^dca; bei Paulus von Alexandria (H 4"^) steht XQrj^axi^SLV in der Wendung aal xvQLog xfjg rj^SQag 6 "Hliog XQrjfia- xiöag^ fast wie xvyxdvsiv. Der genaue Sinn ist in den übrigen Fällen schwer zu bestimmen; doch scheint es sich allemal um die Bedeutung „mafsgebend, wirksam sein" zu handeln. Hier ist zu 6 XQrjiiaxL^cjv wohl hinzuzudenken 6 xöjiog und zu übersetzen: wenn der entscheidende Ort, d. h. in erster Linie das aufsteigende Zeichen wirksam ist (näm- lich durch einen Planeten).

Beim 19. Gestirn ist alles ganz analog wie beim 18.; nur dafs es am südlichen Himmel und zwar sehr südlich (jtQog voxsCg} nöka: die Präposition fordert hier den bestimmteren Sinn von Südpol, nicht blofs von südlichem Himmel) liegt und dafs seine cpavxaata von der Konjunktion im Steinbock an 485 Tage 7 Stunden beträgt. Nach der

1) Die in der Pariser Ausgabe des griechischen Thesaurus verzeichnete Stelle Tetrab. 11 7, p. 77, 22, wo anscheinend nagocvarillHv von Planeten gebraucht wird, fällt weg; in der guten Überlieferung (Vatic. 1038) steht wie bei Proklos Trccpodtar, nicht ■nccQuvutsXXövtüiv .

Franz Boll: Astrologisches aus den Münchener Papyri 499

Konjunktion im Steinbock hat dieses Gestirn eine Länge von /? 0" 30". Der strenge Parallelismus des Ausdrucks, der sich in der Beschreibung des 18. und 19. Gottes äufsert, mufs beabsichtigt sein, obgleich aller- dings der Sprachschatz des Verfassers auch sonst beschränkt ist^), und erlaubt vielleicht etwas weitergehende Schlüsse über den Zusammen- hang und die Absicht des Ganzen. Wie schon bemerkt, gehört das 18. Gestirn dem nördlichen, das 19. dem südlichen Himmel an. War diese Abwechslunsr von südlichen und nördlichen Gestirnen, wie es nahe- liegt, überhaupt das Prinzip der ganzen Aufzählung, so mufs die Reihe mit einem südlichen Stern begonnen haben und jedesmal an den un- geraden Stellen ein südlicher, an den geraden ein nördlicher Stern ge- nannt gewesen sein. Beachtet man nun weiter, dafs die griechischen Sternbezeichnungen hier in auffälliger Weise vermieden sind, und dafs in den uns vorliegenden Texten griechischer Astrologen eine solche Liste von „Göttern" nicht enthalten ist, so darf man die Lösung auf orientalischem Boden suchen. Diodor spricht in seiner berühmten Dar- stellung der Astronomie und Astrologie der Chaldaeer (II 31 f ) zuerst von den Planeten, dann vom Tierkreis, in welchem die Chaldaeer 30 Sterne als dsol ßovXaloi unterscheiden, und zuletzt von einer weiteren Reihe von 24 nördlichen und südlichen Sternbildern : ^£tu da tbv ^(pdiccxbv xvxkov si'xoöL xal xtTxaQag äg)OQL^ov6iv äötSQccs, cov tovg fiev rjfiLöELg iv rots ßoQeioig fiSQSöi^ tovg d' rj^tösig iv totg vottoig tExdyjQ-ai qpaöt, ^al tovtcov tovg ^ev OQCJ^evovg xäv t,(ovxcov slvai xaxccQid'iiovöL, xovg d' acpavstg xolg x£xeX£vx'r]XÖöL TtQOöcoQiGxtai vo^t- t,ov6LV ovg ÖLxaöxäg xav öAcov 7tQo6uyoQBvov6iv. Die Auffassung und Bezeichnung der Sterne als Götter, die in unserm Fragment angewendet wird, erinnert an jene 30 ^sol ßovlaioi: die Reihe selbst aber, aus der wir den 18. und 19. Stern, einen nördlichen und einen südlichen, kennen lernen, dürfte wohl jene 24 nördlichen und südlichen Sterne umfafst haben, die bei Diodor dixaöxal xav okcov heifsen.

Nun ist das 18. Gestirn unseres Fragmentes im HimmelszwölfteP)

1) Er hat eine merkwürdige Vorliebe fiir %oigHv, das in dem kleinen Stück nicht weniger als fünfmal vorkommt (I 5. 11 2. 3. 15. 20). ElaoSiaöfiog kommt zweimal vor (I 16 und vermutlich I 27); i^oäid^co 11 4 und jedenfalls eine Zusammensetzung mit öSlcc^co, wenn ich richtig ergänzt habe, i^oÖLaa^iög, I 16 {siaodici^siv auch bei Nech.-Petos. gebraucht^ p. 372, 268). Hv^ßLcoaig steht I 5. 22. 27; 7] Gv^ßiovacc I 25; ccvdXcoaLg I 17. 11 4; aws^BiS I 19- 24; vno6TQO<fri I 4. 27; a.Xv6ix£lrjg I 17. 27: für ein so kleines Stück ist das eine auffallend häufige Wiederholung der gleichen Worte.

2) Vgl. über diese Abteilimg nicht nur des Tierkreises, sondern der ganzen Sphäre, die sich aus Diodor notwendig ergiebt, Letronne, Journal des savants 1839, p. 585.

500 I- Aufsätze

der Zwillinge, das 19. in dem des Steinbocks gelegen. Diese Sterne liegen sich also am Himmel fast gegenüber. Wenn der 17., als ein südlicher Stern, dem 19. am Himmel zunächst voranging, so miiTste er im Himmelszwölftel des Schützen liegen: als ein Paar stellen sich somit ein südlicher Stern in der Nähe des Schützen (der 17.) und ein nördlicher in der Nähe der Zwillinge (der 18.) heraus. Diese beiden Teile der Ekliptik aber liegen sich genau gegenüber. Es scheint also, dafs ein doppelter Gegensatz innerhalb der Stempaare besteht: der südliche liegt dem nördlichen Stern zugleich auch als der östliche dem westlichen gegenüber. Wunderlicher Weise hat, wie ich aus Bouche-Leclercq, L'astrologie grecque p. 44 Anm. sehe, Sayce gemeint, Diodor habe nicht nördliche und südliche, sondern vielmehr östliche und westliche Sterne sagen wollen. Ich kann die nicht näher bezeich- nete Stelle bei Sayce nicht finden und kann daher seine Gründe nur vermuten; aber in der That scheint die Anordnung in unserm Frag- ment Sayce Recht zu geben, ohne dafs doch bei Diodor eine Textver- derbnis oder ein Irrtum vorläge.

Für weitere Schlüsse aus dem kleinen Bruchstück wird die Basis gar zu schmal. Höchstens läfst sich noch die Vermutung wagen, dafs wir unmittelbar oder in einem Excerpt ein Stück aus einer jener Schriften vor uns haben, in denen Kritodemos, Epigenes u. a. den Griechen die Lehren späterer chaldaeischer Astrologenschulen vermittelten. Werke ähnlicher Art mufs auch Manilius vor sich gehabt haben.

n.

Unter den Papyrusfragmenten hat Herr Professor Wilcken ebenfalls ein kleines astrologisches Stück gefunden, das ich nach seiner Trans- skription mit meinen Ergänzungen hier mitteile. Die Schrift gehört nach Wilckens Bestimmung dem IL Jahrhundert n. Chr. an; auf der Rückseite ist eine andere Schrift, wohl ebenfalls noch aus dem IL Jahr- hundert. Unsere Vorderseite ist der Schluls einer Columne; rechts und unten freier Rand.

1 ]...[

2 tov]t(ov rav t03tco[v

3 e:n:i^^aQrvQ0v6t tovtotg [

4 ro]v avTov tQOTtov [ovv de

5 7]6£i xui :tQo]g TTjv in:lrjQog)OQ[Lav tceql

6 a7toxEXs6iia\tGiv TtQaxtLxav ta[v te stcl

7 xsiQrjfiarav^ xai tav ev ßuo övvßatvoy

8 tav |u.£Tßj3oAa)]v e^ avrrjs trjg rovrav na

Franz Boll: Astrologisches aus den Münchener Papyri 501

9 Qodov xaraJTtEQaiovßd-ai rag xad' exccörrj

10 xataQxrjv x]QOvoyQaq)iag oxav rjtot o tco

11 X&VCOV rj nQog] Övöiv rj & 7i[qo6] d rj xai o 6vv

12 TtaQov (^ xatcc\ rrjv \x\vQLoXo['yia]v UTtoge^ri

7 „nur ein Strich von x und darnach X zu lesen: vielleicht doch xal" (W.) 9 vom zweiten cc in v.ccxcinsQuiovG9aL noch ein Stück zu sehen 11 a «[pös]^ :

die Ergänzung unsicher, n glaube ich zu sehen, aber q ist zweifelhaft 12 „vQioX sicher. Vorher der Buchstabe, der hoch hinaufgeht zum T, kann wohl nur A' sein" (W.)

Die ersten drei Zeilen habe ich nicht zu ergänzen versucht; der ergänzte Satz von Z. 4 an wird durch eine Übersetzung wohl am einfachsten erklärt: „Und in der nämlichen Weise wird man auch zur Gewifsheit über günstige Ausgänge der Unternehmungen und der im Leben begegnenden Veränderungen aus dem Lauf eben jener (Gestirne) die Zeitberechnung für jedes Beginnen durchführen müssen, wenn ent- weder der 71oXevg3v in der Dysis steht oder die Sonne beim Mond oder auch der dem Mond nahestehende Planet nach dem Terminus 'weg- schleicht'": also eine subtile Vorschrift für Berechnung von v,axag%aL Die Zeilenlänge habe ich nach v. 11 und 12 angenommen, wo die vor- geschlagene Ergänzung ziemlich sicher scheint. IlQaxrLxcc (v. 6) findet sich im gleichen Sinn bei Valens (Nechepso-Petosiris, fragm. ed. Riefs p. 366, 40); xQovoyQcciptag (v. 10) ebenda (aus Nechepso-Petosiris, p. 366, 44); öv^TiaQElvai Usltjvr} (v. 12) ebenda (aus Nech. p. 371, 223; in:L]fiaQtvQov6L (v. 3) ebenda (ebenfalls aus Nech., p. 366, 47; 367, 58); zu xataj^isQaiovöd'cci^ wie ich ergänzt habe, vgl. ebenda, gleichfalls im Citat aus Nech. (p. 367, 63), öv^jcsgaiovöd'at. Auch inhaltlich be- rührt sich unser Fragment eng mit jenem Stück bei Nechepso-Petosiris (fr. 21 Riefs); es kann also wohl aus diesem Werk oder einem darauf zurückführenden stammen. Tbv avtbv tQO^tov xcd STtl rijg täv %q6- vcov diULQeösag öxoTtslv dsrjöEi^ hat Valens ebenda p. 366, 38. Über den Begriff TioXevav vgl. Paul. Alexandr. H 3\ KvQiokoyCu ist mir als astrologischer BegriflP nicht bekannt; das Wort wird seiner gewöhn- lichen Bedeutung entsprechend auch hier soviel wie „terminus tech- nicus" heifsen und den Ausdruck anoQB^ri einleiten. Diesen glaube ich schon gelesen zu haben, kann ihn aber im Augenblick nicht nach- weisen; auf alle Fälle entspricht er dem häufiger vorkommenden icnoQQBlv (z. B. Manetho VI 665, lateinisch defluere Firmicus IV 9 p. 209, 1 Kroll).

München. Franz Boll.

IL Referate und Besprechungen.

Litter arische Texte mit Ausschlufs der christlichen.

(Vgl. oben S. 104—120.)

Die in diesem Bericht angekündigten Papyri sind zum gröfsten Teile in dem zweiten Bande der Oxyrhynchos-Papyri ^) enthalten, eine Reihe von Stücken gehört der von R. Reitzenstein in Ägypten zusammengebrachten Strafsbui-ger Sammlung an (33, 34, 38, 41, 42, 50, 52, 60, 67); vereinzelt steht ein Papyrus aus Berlin (32), aus Dublin (49), aus Wien (68), end- lich eine Berliner Wachstafel (44) und Wilckensche Palimpsestblätter (61, 62). Ausgeschlossen wurden die inzwischen aus der Sammlung der herkulanensischen Rollen bekannt gemachten neuen Texte, da hierüber bald im besonderen gehandelt werden soll. Lateinische Papyri waren nicht zu verzeichnen. Wenn in den folgenden Zeilen die Darstellung der Zeichen- imd Wortformen den breitesten Raum einnimmt, so liegt das zwar an einer persönlichen Neigung des Verfassers, wird aber auch durch den Zweck des Berichtes gerechtfertigt. Vielfach wünschte man, dafs die Herausgeber mehr Abbil- dungen beigegeben hätten, denn die Beschreibung durch blofse Worte ist in vielen Fällen ganz unzulänglich. Von F. G. Kenyon ist diesmal keine neue Ausgabe zu besprechen gewesen, obwohl man noch eine wichtige Arbeit von ihm erhofft. In der Einleitung seines zweiten Bandes der Greek papyi'i in the Biitish Museum werden unter den neuen Erwerbungen aus den Jahren 1891—1895 eine ganze Reihe litterarischer Papyri aufgezählt, von denen erst der kleinere, freilich der weitaus wichtigere Teil herausgegeben ist. Die zahkeichen kleinen Stückchen liefsen sich wohl zu einem hübschen Bändchen vereinigen.

I. Dichterische Stücke.

31. Oxy. II 96—114, Nr. 223; dazu Tafel I (Col. 10). Langes Stück einer Papyrusrolle (26 X 209,5 die ersten 10 Columnen), auf deren Vorder- seite die Bittschrift der Dionysia (186 n. Chr.) und andere Urkunden ge-

1) Part, n, London 1899; s. oben S. 104. Von Anzeigen dieses Bandes sind benutzt worden F. Blafs (Litterar. Centralbl. 1899, 1657—1660), A. Ludwich (Ber- liner philoL Wochenschr. 1900, 353 360 und 385 394), Hans Raeder (Nordisk Tidskrift for filologi 1900, 29 41), Henri Weil (Nouveaux fragments de Menandi-e et d'autres classiques grecs, Jom-nal des savants 1900, 48 54, 95 106) und U. V. Wilamowitz - MoellendorfF (Göttingische gelehrte Anzeigen 1900, 28 58). Wiederum ist es die letzte Anzeige, welche für Text und Erklärung der ein- zelnen Papyri das Meiste und Wichtigste beiträgt.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 503

schrieben waren. Dann wurden diese Teile zusammengeklebt, um auf der Rückseite den vorliegenden Text zu erhalten. Die Schrift ist eine grofse, schräge Unziale, in der besonders die lang nach unten durchgezogenen Striche von r P T Y 0 X auffallen; sie gehört etwa den ersten Jahrzehnten des ni. Jahrhunderts n. Chr. an. Die einzelne Seite enthielt 25 Zeilen. Eine gewisse Beachtung verdient es, dafs uns dieser Papyrus einen vollständig erhaltenen Rollenanfang bietet. Denn dies läfst sich nicht bezweifeln, da die erste Zeile der ersten Columne mit E 1 der Ilias beginnt und da eine späte Hand einen leichten Verlust am linken Rande dieser Seite durch An- kleben eines neuen Papyrusstückes wieder ersetzte, was doch nur an einem Endstücke vorkommen konnte. Wir sehen nun, dafs die erste Seite eines Papyi'us keinen Titel trug, sondern sofort mit dem Texte anfing. So mufs es auch im Washim- Papyrus gewesen sein (s. oben S. 106), wo sich durch die Bei'echnung der fehlenden Verse sicher feststellen läfst, dafs die erste Seite einen Titel nicht enthielt. Die Accente sind recht häufig angewendet ('^ "), bei Diphthongen trägt gewöhnlich der erste, seltener der zweite Vokal das Zeichen. Ganz eigenartig ist der Gebrauch des Gravis. Dieser Accent wird nämlich nur bei oxytonen Wörtern gebraucht und steht dann regel- mäfsig auf der vorletzten Silbe (eg&Iov 3 KQarog 7 ds^lov 45 ßgorokolys 31 TS «[ßjiißTa (= reo) 237 u. s. w.), während die betonte Endsilbe nur bei einsilbigen Worten den Gravis erhält (z. B. (jt«? 112, Zsvg 265), den Akut aber vor einer Pause (z. B. ^sßöYiyvg' 41) und vor einem enklitischen

Wörtchen (z. B. ttotc fioi 116, kIv&i fioi 115)^); M^TA CppeNGÜ zeigt

an, dafs man hier zwei Worte lesen soll, in TTPH[N]HC' APABHC6 sieht man, dafs der Schreiber die Pause zuerst nicht bemerkt hatte, eine Besonderheit ist aq)veiog 9, ein Fehler ai^ricov 92, sficov 221, kqeI 196, £tv' 245, wozu noch einige andere kommen: eyco 190 aQvvro 47, Aiuiovg 264, nvSog 33. ^) I-Punkte sind fleifsig über t und v zu Anfang eines Wortes oder nach einem Vokale gesetzt, merkwürdig ist FYIA 122; das Silben- trennungszeichen (s. oben S. 111) erscheint in £y'''iEog 17 und wohl auch in £%ßct\E 39, wo die Engländer in einem undeutlichen daneben geschi'ie- benen Zeichen ein y vermutet hatten; Länge und Kürze der Silbe ist öfter

1) Diese Anwendung des Gravis mufs auf einer wohlausgesonnenen Gramma- tikerregel beruhen, von der sich in einem Falle noch die deutlichen Spuren auf- weisen lassen. Wird ein zweisilbiges Oxytonen elidiert, so erhält die übrig blei- bende Silbe die ßagsla, wie z. B. in dem oben erwähnten Falle t^' ägfiara E 237, wozu die Schollen im Ä bemerken: t6 nXfjQ^g ^«'T'- ^fo^' Slo ßaqvxovr\tiov. So steht -ncd,' im Bankesianus (La Roche, Homerische Textkritik S. 440) als einziges Bei- spiel dieser Art, aber sehr vieler im Venetus A, z. B. v,al' J 147. E 92, y.äx' E 787. Z 157 0 228, dollx H 255, aßlrjxQ' & 178, vgl. La Roche, Text, Zeichen und Schollen des berühmten Codex Venetus der Ilias (Wiesb. 1862) S. 5. Es findet sich aber noch anderes: avrccQ IL iV"164 im Papyrus Von Elephantine (La Roche, Textkritik 449, der hier in-tümlich einen Spiritus vennutet), avtog im Sophokles- papynis Oxy. I 22 (s. oben S. 110) Vers 379 cclzj]tov 384, Kn^ixra 439, daneben freilich auch Fehler: owIk t^v syböi nöXig 383, jiTj x[aX£t,g 431. IJberhaupt ist dieses Blatt unsrer Rolle noch in andern Dingen ähnlich, denn es hat auch nur die Bezeichnung des starken Hauches (5 Fälle), weist ebenfalls Länge- und Kürze- zeichen auf und trennt ovn durch ein Häkchen von dem folgenden Worte (384, 430; dies hatte ich oben anzuführen unterlassen).

2) 228 ist von den Engländern falsch d ^fioi abgeteilt worden,

504 11- Referate und Besprechungeü

bezeichnet, z. B. in KPÄTOC 6, ÄPGC APGC 37. Beim Spiritus ist auffällig, dafs er auch in der Mitte des Wortes auftritt: TtQO'iei 15, asKovxag 164, sißoootov 183.^) Noch mehr aber ist zu bemerken, dafs der Spiritus asper ( ^, aber 270 und 441 ist *" gedruckt) in den meisten Fällen, wo er stehen soll, auch gesetzt wird (86x), nur einmal hingegen der lenis, und das in einer Form {'idov 27), welche im gewöhnlichen Leben den asper hatte. ^) Man ersieht daraus, wie der Hauch in der lebendigen Sprache schon sekr im Schwinden begiiffen war, eine Thatsache, die sich auch schon aus andern Beobachtungen hat erkennen lassen. Beim Elisionszeichen bleibt noch 01»;^' aXtov 18 zu erwähnen.^) Die Paragraphos wird oft gesetzt ( und > ), daneben Punkte oben und unten, von denen die av(o ariy^iri die häufigere ist, ohne dafs man einen Unterschied bemerkt. Ein ausgelassener Vers wird zweimal (83 und 126) am Rande hinzugefügt, wobei die Zeichen zu beobachten sind. Der Vers nämlich, hinter welchem die Ergänzung ein- gefügt werden soll, erhält an seinem rechten Ende KATGü, am linken T, falls der Vers am untern Rande gesucht werden soll, im andern Falle ÄNGü und vi/, und der neue Vers wird mit ähnlichen Zeichen ÄNOü (KATOJ) und vi» ('p) an seine Stelle verwiesen. Über einige Bemerkungen am linken Rande wird unten noch besonders gehandelt werden. Die Lesezeichen aber verteilen sich auf zwei spätere Hände (der erste Schreiber hat wenig ein- gesetzt), und zwar hinterliefs die frühere von diesen einen Teil der Ver- besserungen und die Punkte und Buchstabenzeichen. Die zweite hat ein verloren gegangenes Stück am linken Rande der ersten Columne ersetzt, mancherlei Verschiebungen angebracht und von 104 an die Sprecher am linken Rande angegeben (IZ'av(ö)ßp(o?) jr^(6g) Aivelav^ noijjr'^g), Aivdag nccv8äQ[(üt) u. s. w.).

Homer, Ilias £ 1—278, 284—303, 329—351, 353—374, 397—406, 420 421, 425 442, 544 548, 701 705. Die Rolle hatte, wenn sie nur das £ enthielt, 37 Colunmen-, davon sind vollständig oder zum Teil erhalten 1—12, 14 15, 17—18, 23 und 29, von 909 Versen im Ganzen 380. Was die Rechtschreibung betrifft, so sind h und z, f und et ziemlich häufig mit einander vertauscht; kurzes t ist nur in blös 171 (l. Hand) und in a(/l)A sya ov ttei'&ojlitjv 201 durch Diphthong wiedergegeben, ecpeikaro 61 hat die 2. Hand aus ecplXaro hergestellt, vets 152 (= vis) ist die Schrei- bimg der Ungelehrten (ystög sehr oft die Grabsteine und Urkunden späterer Zeit), e^Lx^i] 134 entspricht ebenfalls dem Zeitgebrauche; t] und et wechseln in 6IM6N (= i) fiiv) 128, r} und t in avirjöretvai 140 und AH (= öi') 370; etwas auffällig ist Hcp^]atoq 23, und in metrischer Hinsicht ««[i 434 (= ahi der Hss.). Weniger ist auf dem Gebiet der Konsonanten gefehlt:

1) Vgl. über die „Interaspiration" Kühner-Blafs I 113 114. Sie ist schon in zwei anderen Homerpapyri beobachtet worden, nämlich ■KQO'in Oxy. I 21 (s. oben S. 105) und Sikn' im Bankesianus (La Roche, homerische Textkritik 440). Im Venetus A ist sie gar nicht selten, und zwar erscheint sie vorzüglich bei aiy,(ov und bei Kompositis von irj/xt, vgl. La Roche, Text, Zeichen und Schollen des Ve- netus S. 40, wo auch auf die zahlreichen Stellen hingewiesen wird, an denen die Schollen von diesem Innenhauche reden.

2) Z. B. itpidövra Oxy. I 44,12 (I. Jahrh. n. Chr.), i(pi8£lv 51,7 (137 n. Chr.), i(fiSiv icptöov 53, 7. 9 (316 n. Chr.).

3) Vgl. Anm. 1 und Quaest. Hercul. (diss. Gott. 1898) S. 13.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 505

6 und r gehen öfter nach ägyptischer Weise in einander über (183, 185, 213), sxoxa für e^oxa 61 1. Hand, vJTt T/v[to;^a> 231, 6(ok v\i,og 266, &iö- ■jtaxa 64; a6dt]v 203 ist nach der Vorschrift des Nikias für aörjv geschrieben (vgl. die Scholien zu der Stelle). Das bewegliche v steht im Versinnem zweimal, wo das Metrmn seine Anwesenheit nicht verträgt (33, 195; die 2. Hand tilgte es) und fehlte einmal (ßgas' imixa 139, ebenfalls später verb.), am Ausgange steht es immer, auch wenn der folgende Vers mit einem Konsonanten (47, 68, 151, 212) beginnt, nur in iXvas || ev 176 177 ist es fortgelassen.^) Jene 380 Verse zeigen im allgemeinen den gewöhn- lichen Bestand, nm- fehlt Vers 42 mit dem Venetus A und dem Townlejanus, 75 ist von erster Hand fortgelassen und von zweiter irrtümlich nach 83 (dort pafst er garnicht) wieder eingefügt, und derselbe Leser hat auch 126 am Rande ergänzt; diese beiden letzten Auslassungen sind ohne grofse Be- deutung. Sonst ist aus der Zahl der wirklichen Lesarten (vgl. die langen Zusammenstellungen in der Oxforder Ausgabe S. 111 114), und deren giebt es eigentlich nur zwölf, das allermeiste zu verwerfen, weil es entweder gegen das Metrum fehlt oder einen schlechten Sinn giebt; von Wichtigkeit ist nur, dafs in dem Verse 141 cct (liv x ay^iOxlvai in akXriXoiöt kexvi'xcii statt des letzten Wortes xixuvxai steht („an sich gut" Wilamowitz), und dafs nun bestätigt wird, was die Genfer Iliashandschrift von dem Vers 104 lehrte, nämlich dafs die von Aristarch verworfene Lesart iiivoq gewesen ist, denn so hat der Papyrus.

Wenn nun somit der Ertrag für die Textkritik aus den vielen Versen ein recht geringer ist, so verlangen doch einige Randzeichen des Papyrus etwas mehr Aufmerksamkeit. Zuerst ist einiges über die Verszählung zu beachten. Am linken Rande von 99 steht A, was richtig ist, denn es fehlt Vers 75, bei 200 steht B (es müfste bei 199 stehen), bei 296 F (war bei 299 gefordert), so dafs man also sieht, wie der erste oder 2. Verbesserer, denn dieser schrieb die Zahlen ein, recht nachlässig zu Werke gegangen ist; vgl. über den Washimpapyi*us oben S. 107. Von gröfserer Bedeutung sind andere Zeichen. Der wagerechte Strich, mit anderen Worten der Obelos, findet sich 81 und 102 am linken Rande eingezeichnet, ebendort ein auf- rechter Strich (I) 4, 8, 11, 14, 71, 141, 142, 157, 236, 237^) und das- selbe Zeichen am rechten Rande 41, ferner IC zu 67 und 11 zu 147, beides wiederum auf der linken Seite. Damit die Sache übersichtlicher werde, sollen die Verse hier folgen:

I 4 Sali ol 1% Y,6qv&6g xs aal aöTCLÖog andfiaxov nvq

I 8 ÜGE öi fiiv Kaxcc ^liöGov, o&t TtXetßxot nloviovxo

I 11 0'rj'yEvg ^löatog xe, ^dxrjg £v slöoxs Tcaßrjg

I 14: dt 6 oxs 6r} ö^sSov ijGav in aXkriXoLai.v iovxeg

41 «ftüot ^eaar^'yvg, öi,a 6s öxri&sGcpiv sXaaaev I

IC 67 ävxLKQvg Kaxa kvGxiv vn oGxeov rjXv&^ äKCOKr}

I 71 löcc cplXotat XEKS66C, xaQi^o^ivT} noösC cot

81 <pa6ydv(oi al^ag^ dno d' £|£G£ yßiQa ßaQstav

102 OQVvG&E^ TQ&eg iiEyd&v^oi, HEvxoQsg imtoav

1) Assimiliert wird nie, und so steht auch av tieSlov 87.

2) So auch einmal in den Homerscholien, s. unten Nr, 66,

506 II- Referate und Besprechungen

I 141 a[ (lev t' ayiiöxivai i% alXriloiGt, niyvvrca (retavrat Pap.)

I 142 avraQ 6 ifi^s^awg ßa&STjg e^dXXstai avXT^g

"11 147 TtA^s', ccTtb ö' avy^ivog ü^ov EEQyad'Sv tjÖ^ anb vcotov

I 157 XsLJt\ eTtsl ov ^coovre ficcirjg iavoötrjöavre

I 236 avxco XE %xEivrjt kuI iXccöGt]!, (latw/^ag imtovg

I 237 ccXXcc 6v y avxbg k'XavvE xi aQfiaxa kccI xeo) iTtnco

Dazu kommen noch zwei Stellen aus dem Washim-Papyrus (s. oben S. 105), die ich früher falsch erklärt habe:

0 20 TCdvXEg t' £^CC7tXE6&£ &£0l 7lä6ai XE &£aLVCCl i

66 ocpQa fiEv Tjojff i]v nal M^exo ieqov ii^aQ I

Ich habe nicht finden können, was die Zeichen bedeuten sollen^): von allen Stellen sind es nur zwei, welche in den Schollen A die öitiXt} haben, näm- lich £ 141 und 0 66, der Obelos aber stimmt gar nicht mit A überein; überhaupt sind es mit wenigen Ausnahmen Verse, zu denen die Schollen nichts besonderes zu sagen wissen. Man darf wohl hoffen , dafs weitere Funde die Frage etwas aufklären werden. Unter allen Homerpapyri ist es, soviel ich sehe, nur einer, der wirklich Aristarchische Zeichen enthält, näm- lich der Papyrus des W und ü im Britischen Museum Nr. 128 aus dem I. Jahrhundert vor Christi.^) Da haben wir die Diple 'f 486, *550, 551, 574, *680, 850, 863, 872; Ä 228, 232, *544, die nur an den mit Sternchen bezeichneten Versen in A sich nicht wiederfindet, und den Asteriskos (>i<^) 'P" 657. Es ist aber weiter eine Bemerkung über das Zeichen nötig, das die Zusätze vermitteln soll, vb und 'p. Man könnte es mit dem CO tcXcc- yiov (3) verbinden, was der Grammaticus Venetus anführt, Nauck Lex. Vindob. 274^); näher aber liegt es, an die ancora superior (T) und die ancora inferior (vb) des Grammaticus Parisinus zu denken (Nauck 281), wenn auch die Erklärung der Bedeutung^) gar nicht zu unserer Anwendung pafst.^) Es bleibt noch ein letztes Zeichen übrig. Nach Vers 134 stöfst man auf >=, was jedoch so gedruckt ist, als ob es eine doppelte Para- graphos vorstellen sollte. Während hier ein sicheres Urteil erst auf eine Nachvergleichung des Papyrus gegründet werden kann, sei inzwischen be- merkt, dafs es ein ähnliches Zeichen im Altertum gegeben hat, wenn es auch beinahe verschollen ist, ^)

1) Sie gehen auf den 2. Korrektor zurück, da sie auch bei 4, 8 und 11 auf- treten, in Stücken, die diese Hand wieder ersetzt hat.

2) Hrg. von Kenyon in seinen Classical Texts in the British Museum S. 100 ff.

3) Nauck wäre der Sinn des Namens nicht entgangen, wenn er ein Uncial- omega nlayicog gestellt hätte.

4) ancora supei'ior ad aliquid praecipue dictum und ancora inferior ad hu- milius vel inconveuientius quid enuntiatum.

5) Im Thesaurus steht unter ayv.vQa nichts derart veiinerkt; denn dafs so auch ein Werkzeug der Ärzte geheifsen hat, hilft nicht weiter. Doch haben den „Anker" vielfach die byzantinischen Schreiber angewendet, wenn sie nämlich Text und Scholien mit einander verbinden wollten (im Venetus des Aristophanes , von dem eine Seite bei Wattenbach-Velsen auf Tafel 47 wiedergegeben ist, findet man etwa ein Dutzend verschiedener Arten dieser Scholienzeichen, unseres nicht), und es wird sich hoffentlich noch einmal zeigen lassen, dafs zwischen dem Papyi'us und den Byzantinern ein Zusammenhang besteht.

6) Jener Grarmnaticus Parisinus führt noch auf derselben Seite an: >: diple superne oblata (zu schreiben obelata) ponitur ad condicionem locorum vel tempo-

Wilhelm Crönert: Litterariöche Texte mit Ausschlul'!^ der christlichen 507

32. Ashmunen-Papyrus, jetzt im Gizeh-Museura, hrg. von G. J. Goodspeed im American Journal of Phiiology Bd. XXI (1900) S. 310—314, wieder- gegeben auf einer Lichtdrucktafel.

Schmales Papyrusstückchen (9,5 X 4,8), auf seiner Vorderseite von einer mittelgrofsen, runden, etwas nach links geneigten Unciale beschrieben, etwa in der Mitte oder am Ende des 2. nachchristlichen Jahrb., wie Grenfell und Hunt dem Herausgeber versicherten. Zu bemei-ken ist der sehr weit nach oben ausladende HauiDtstrich im A. Lesezeichen, meist auf die erste Hand zui'ückgehend, treten häufig auf, nämlich die o^eta, der starke Hauch

(840), das Elisionshäkchen, der Doppelpunkt in APHI 829 und das Längen- zeichen (829, 830, 836; jedesmal über Ä), dazu die avco önyfiri. Das Zeichen •!• nach ßQtd-^oavvrj 839 scheint, wie Goodspeed vermutet, auf eine Randbemerkung hinzuweisen. Auf der Rückseite bemerkt man die Reste zweier Columnen, von einer Cursivhand geschrieben. Links, wo etwa 3 8 Bruchstücke der Zeilenenden erhalten sind, liest man ^OQ]aevovq)iv 11 und slTtev 13. Vielleicht enthielt das Stück eine Gerichtsverhandlung.

Ilias E 824 841. Die linken und rechten Enden fehlen, das Erhal- tene beschi'änkt sich ganz auf den 2. 4. Fufs. In der Rechtschreibung ist

TtQJmjv 832 nicht unwichtig; (io:6rs[t)ya 840 schrieb die 1. Hand, während eine andere das s tilgte. Der wirkliche Ertrag ist ein recht geringer. Denn yivcoaJKcov 824 und 2:&ivsXog 835 sind Schreibfehler, rd ye 827, Aa^ftjo 6e 840 sind nicht von Belang, nur ^ayipBö^cci 834 (so die zweite Hand für -aGd'cit) ist etwa hervorzuheben, weil hieraus hervorgeht, dafs die der ge- meinen Sprache geläufige Umwandlung des Infinitivs des Futurs in den des Aorist (z. B. iXsyov ilevöaad-ai) sehr frühe in die Homertexte eindi'ang.

33. Papyrus aus den Königlichen Museen zu Berlin, hrg. von Wilamo- witz, Neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge, Sitzungsb. der Berl. Ak. 1900, 839 848, mit vorzüglicher Lichtdrucktafel (Kol. 4 und 5).

Längeres Stück von der oberen Hälfte einer Papyrusrolle, Reste von 5 Columnen (durchschnittlich etwa 10 Verse) enthaltend, mit recht breitem oberen Rande. Auf dem Blatte zeigt sich eine prächtige Schönschrift des IL nachchristlichen Jahrhunderts, die den Tafeln 16 und 17 in Kenyons Palaeography ähnlich sieht. Von Lesezeichen erscheinen die Punkte bei i und V immer, ein Accent (Akut oder Circumflex) nur, wenn einem falschen Verständnis vorgebeugt werden soll. Die Paragraphos ist nicht geschrieben.

Bruchstück aus Hesiods Katalogen, sehr reinlich geschrieben.^) Von den Resten der 51 Verse läfst sich weit über die Hälfte noch sicher wieder herstellen, so dafs der Inhalt recht klar ist. Es wird nämlich von der Werbung um Helena erzählt: in den erhaltenen Stücken ist von nicht weniger denn neun Freiern die Rede. Die Eintönigkeit der Aufzählung aber hat der Dichter durch eine lebendige Schilderung der einzelnen Helden und ihrer Werbung geschickt durchbrochen. Er lehnt sich stark an Homer an.

rum vel personarum mutatam. Ähnlich (>=) hat es Curt Waehsmuth einmal im Venetus A (zu A 346) gefunden, vgl. Rhein. Mus. 18 (1863) 180.

1) Das i ist stets gesetzt; nur ist dreimal si für l und 25 vfixTjffrj für vLX'i]a£i gegeben.

Archiv f. Papyrugforschung I. 3/4. 33

508 II- Referate und Besprechungen

auch die Kyprien kennt er^), schrieb aber wiederum vor Stesichoros und dem Verfasser des Schiifskatalogs, er gehört also etwa dem VII. Jahrhundert an. Vielleicht hat Quintos Smyrnaios die Verse noch gehabt, denn was Vers 22 von Odysseus steht: TCoXvKQOza firjösa eiöcog, heifst bei ihm ähnlich: TtokvTQoncc ^i'jösa vwjuwv V 237, Die Metrik der Verse zeigt grofse Sorg- falt, an einer Stelle (^slöog ovrt töcov 1, 33) ist der Ausfall eines Digamma (J-' = J-e) augenscheinlich. Wie die einzelnen Verse zu ergänzen sind, auf welche Weise ihr Inhalt zu schon bekannten Angaben stimmt, hat Wilamowitz in umfassender Weise ausgeführt. Die Bruchstücke bilden das Schönste, was an alter Epik bis jetzt aus Papyri hervorgezogen worden ist.

34. Pap. graec. 55 der Strafsburger Bibliothek, hrg. zuerst von R. Eeitzenstein, die Hochzeit des Peleus und der Thetis, Hermes XXXV (1900) 73 105, dann von Wilamowitz, Sitzungsber. der Berl. Ak. 1900, 848 851, wo auch eine vorzügliche Tafel beigefügt ist.

Es sind zwei aneinander schliefsende Papyiiisstreifen einer Columne. Die schöne, grofse, runde Schi-ift gehöi-t ins IL Jahi-h., und ist etwas älter als die des Berliner Papyrus. Von Schriftzeichen findet sich die 6s,SLa und der Circumflex^), der Spiritus (^j, die I-punkte und die ävco GTiyur'j.

Ein weiteres Bruchstück aus den Katalogen des Hesiod, das in seiner Rechtschreibung aufser der Form eq)\^LÖ^ovai,v 4^) nichts bemerkenswertes zeigt. Die 13 Verse, die in ihren Anfängen sämtlich stärker oder geringer verstümmelt, nun aber fast alle mit Sicherheit ergänzt sind, haben die Hochzeit des Peleus und der Thetis zum Gegenstand, und zwar sind sie in der Hauptsache ein Lobpreis auf den tapfern Helden, dafs er die vielumworbene Nereide heimgeführt hat. Dafs das Stück zu den dem Hesiod zugeschriebenen Katalogen gehört, liefs schon die Form und der Inhalt er- schliefsen, ist aber auch durch Tzetzes bezeugt, der in seiner Vorrede zu den Lykophronscholien Vers 6 7 (vgl. Marksch. fr. 94, Rzach. fr. 102) an- führt.*) Pindar hat die Verse benutzt, wie sowohl Reitzenstein als auch Wilamowitz annehmen, der Verfasser aber ist, wenn es auch vielleicht nicht Hesiod ist, so doch derselbe, auf den der Berliner Papyrus zurückgeht.

35. Pap. graec. 31 der Strafsburger Bibliothek, hrg. von R. Reitzenstein, Zwei neue Fragmente der Epoden des Archilochos. Sitzungsber. der Berl. Ak. 1889, 857 ff. (dazu eine Tafel), sodann von F. Blafs, Rhein. Mus. LV (1900) 341—347.

Es sind zwei unzusammenhängende Papyrusblätter (12,5 X 9,6 und 6 X 6,2), beschrieben mit einer mittelgrofsen , wohl ausgeprägten Unciale, die dem IL Jahrh. n. Chr. angehört. Man findet folgende Lesezeichen: den

1) Der Vers KdetoQi &' Imtoöd^ai, kccI aed'XocpoQcoi. UolvdsvKSL 27, 31 findet sich in den Kyprien fr. 9.

2) Dies Zeichen ist über die Mitte beider Vokale gesetzt (Vers 4, G); wenn es Wilamowitz an der ersten Stelle leugnet, so läfst sich dies mit seiner Abbil- dung nicht vereinigen.

3) Dies Wort hat Wilamowitz mit Recht hergestellt; über den bei ddov in der späteren Zeit üblichen starken Hauch vgl. oben Nr. 31.

4) Tzetzes fand die Verse unter dem Namen 'Haiödov vor, machte aber daraus in seinem bekannten Aberwitz ein ini^alü^iov und aus Hesiod einen iniQ'ala- iiioyQcccpog. Aber schon Markschelfel hat die Verse zu den Resten der Kataloge gestellt.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 509

Akut^), den Gravis (%av 2i'aAfit'(5| ))(7(j]tot), den Circumflex, der bei Diphthongen immer über der Mitte der beiden Buchstaben steht (1,12. 14; 2,2.3.4), die I-punkte, jedoch nur im Innern des Wortes (Ggi^meg 1, 4, iiöe 2, 6), die Apostrophos, den Spiritus asper ^ (l, 13, 2, 1. 5), die avta Gxiy^ri 2, 7 und die Paragraphos als Trennungsstrich zwischen zwei Gedichten (vgl. oben S. 110 Nr. 7). Eine spätere Hand fügt zwischen den Zeilen und am rechten Rande ein Scholion hinzu; sie bedient sich des Abkürzungszeichen I für i6xl (zu 1,3.7; 2, 9).

Reste von Epoden eines joniseheu Dichters.^) Auf dem ersten Blatte sind die Überbleibsel von 18 Versen sichtbar, unter denen 13 nur gering- fügige Lücken aufweisen, nach Vers 14 aber folgt eine neue Epode; auf dem zweiten Blatte erscheinen nur 10 Verse, in etwas schlechterer Erhaltung. Dort wünscht ein Dichter seinem Freunde eine schi-eckliche Seereise, denn dieser hat ihm die Treue gebrochen; hier ist der Inhalt nicht so klar, doch ist es sicher, dafs wiederum gegen einen Gegner losgefahren wird. Nun hat Reitzenstein die Stücke dem Archilochos zugeschrieben. Diese Vermutung hat darin ihre stärkste Stütze, dafs Horaz in seiner dem abwesenden Maevius nachgesandten 10. Epode ohne allen Zweifal das 1. Bruchstück nachgeahmt, welche Nachahmung doch aller Wahrscheinlichkeit nach nur durch Archi- lochos, das Stilmuster des Horaz, hervorgerufen werden konnte. A. Gercke (Zwei neue Fragmente der Epoden des Archilochos, Wochenschr. f. klass. Phil. 1900, 28 30) hält an Archilochos fest und setzt die Blätter so zu- sammen, dafs er auf das zweite das erste folgen läfst und beide demselben Gedicht zuteilt, um dieselbe Zeit aber hatte F. Blafs (Rhein. Mus. XV (1900) 102 Anm. 1) den Archilochos als Verfasser verworfen und den Ge- danken an Hippoiiax angeregt. F. Leo in seiner Abhandlung de Horatio et Archilocho (üniversitätsschrift zur Preisverteilung am 30. Mai 1900, Göttingen) schlägt die Bedeutung des Fundes sehr hoch an, da nun endlich ein vielgehegter Wunsch, ein Vorbild der Epoden des Horaz zu besitzen, in Erfüllung gegangen sei. Die Ansicht von Blafs weist er als allzu unge- nügend gestützt zurück (S. 7). Doch die stärkeren Stützen sind inzwischen hinzugekommen. Da Blafs die Sache sehr wichtig erschien, so liefs er die Bruchstücke nach Halle kommen und nahm dort eine gründliche Nachver- gieichung vor, die manches neue Ergebnis brachte. Darüber hat er in dem Aufsatz: Die neuen Fragmente griechischer Epoden (Rhein. Mus. LV (1900) 341—347) berichtet. War es schon immerhin recht auffallend, dafs auf dem zweiten Bruchstück der Name des Hipponax selbst steht: xavta d' 'Inn(bva\i, ^_ o]lÖ£v aQiöra ßQoz&v^), wie denn Hipponax in seinen Bruchstücken öfter

1) Eine wichtige Zugabe 2,6 MHAAMAKQCeiA€, wo nicht Kcog födf, sondern

■um a' E'lSs (so Gercke und Blafs) geschrieben werden mufs; der Versanfang KATA . . . 1, 15 wird von Blafs so gedeutet, dafs hier ■kutcc in Tmesis steht und wohl nach einer unbekannten Grammatikerregel auch vor dem Wort, von dem es getrennt ist, barytoniert wird.

2) In der Rechtschreibung ist kein Fehler zu bemerken. Für ;^vrp£f 2, 7 möchte man Kv&gtl erwarten; zu ^qp' ÖQ-Kioig ist Blafs S. 345 zu vergleichen.

3) ' l7tTf(övci[^ 6y,c(cpsvg ergänzte Reitzenstein, der eine rechts von der Zeile stehende Glosse ybcoro^ . . . dazu benutzte, doch weist Blafs darauf hin, dafs man in einem dichterischen Werke keine Glosse vei-muten könne. Für Hipponax sprechen noch andere Dinge, die freilich für sich genommen nicht sehr gewichtig

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510 n. Referate und Besprechungen

sich selbst nennt, so ist die Frage dadurch entschieden, dafs Blafs zu dem Sehlufsverse auf dem ersten Blatte: dg fi 'r]dlm]aE, ka^ d' sqp' oQntoig l'ßy], xo TtQtv itaiQog iav, die Randbemerkung las: 6r}](iaivei, rbv [Bov^7taX(^ov), denn Bupalos ist oft von Hipponax in seinen Gedichten angegriffen worden, vgl. fr. 11, 12, 13, 14, 83. Zu Beginn des neuen Gedichtes auf dem ersten Blatte hält Blafs die Lesung 'l7t7t\covaKtidL nicht für unmöglich, doch ist hier noch eine Nachvergleich ung anzustellen.^)

36. Oxy. II 303, Nr. 301.

Ein langer schmaler öikXvßog (2,8 X 12,5), der an einer Rolle befestigt den Titel angeben sollte, ähnlich wie Oxy. II 313 Nr. 381, wo sich der Titel einer Aktensammlung erhalten hat. Die Worte CGÜ^PONOC MIMOI TYNAlKfelül sind in einer Unciale geschrieben, die dem Ende des I. oder dem Anfang des II. Jahrh. angehört. Sonst hat sich von dem Papyrus des Sophron keine Spur gefunden. Aber dafs man das Werk noch in der flavischen Zeit abschrieb, ist eine wichtige Beobachtung.

37. Oxy. n 114—116 Nr. 224.

Papyrusblatt (23,5 X 21,3) mit den Resten zweier Kolumnen. Breite Unciale ähnlich der der ältesten Bibelhandschriften, wohl aus dem III. Jahr- hundert. Zur Abteilung der Sätze erscheint meist der Punkt oben, zweimal unten (1020. 1023), ohne dafs ein unterschied gemacht ist, in CT6- [NjAF'MOC treffen wir das Häkchen wieder, über welches oben S. 111 Anm. 1 gesprochen wurde. Eine blassere Hand schrieb einige Accente

(-ÄXAl 1040, was verderbt scheint, und TTTePÖYCCA 1042), tilgte zweimal Überflüssiges dm-ch rechts und links angebrachte Pünktchen (IHIHrHrON 1035 und 1036) und schrieb 1067 ayy]sX{og) an den linken Rand. Es verdient noch eine Bemerkung, dafs die lyrischen Verse des Tragikertextes etwa um den Raum von 5 Buchstaben nach rechts ein- gerückt sind.

Euripides' Plioinissen 1017—1043 und 1064—1071. In der Recht- schreibung ist aufser einem Fehler (a[i 7t6\hg 1017) die Form msQovGßa 1019 und 1042 für das schon von Isaak Vofs verbesserte handschriftliche TtreQovßa zu bemerken. IAA8Z!^6M0I 1033 und 1034 wird für einen gewöhnlichen Fehler gehalten. Der Papyrus hat für die Wiederherstellung des Textes einen hohen Wert, besonders gegen Ende der ersten Strophe. Hierüber sind die genauen Ausführungen von Wilamowitz zu vergleichen.

38. Oxy. n 23—27, Nr. 213; dazu Tafel IV.

2 Bruchstücke (8 X 11,3 und 7,8 X S) eines Papyrusblattes, das

sind. Mit SovXiov aQXOv ist rhv Svcmwiiov agtov fr. 14, 3 Bgk.'' zu vergleichen, glysi 1, 7 und 'j^lcclva 2, 1 erinnern an das öftere Vorkommen dieser Worte Lei Hipponax {Qiyü 17,1 Qiysvg 19,2 QLyTjXi] 21, j^Xcäva 17. 18. 19), zu q)a}Qa 2,7 läfst sich cpwQüv itaiQS fr. 1, 3 hei'anziehen. Die Tmesis, die Blafs 1, 15 am Anfang eines neuen Verses feststellt, trifft man bei Hipponax zweimal bei änö an der nämlichen Stelle: und g' öX^ötiev 31,1 an' ovv ^doaav 61,2. Hipponax endlich ist ein recht seltener Eigenname; in den Indices der Inschriftensammlungen sucht man vergebens ; der Name findet sich nur noch in Kyzikos (iTtnävah, 'Av.i6aio BCH XIV .036; und in Abdera (Hippokrat. Epid. IV. 178 L und Coins of the Brit. Mus. Abdera Nr. 64).

1) Nicht eingesehen habe ich E. Piccolomini, un frammento nuovo di Archi- locho, Nuova Antologia 1900, 1. Heft.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 511

zunächst auf der Vorderseite eine Urkunde erhielt, deren Schrift in das I. Jahrh. n. Chr. gehört, und später auf der Rückseite den vorliegenden Text. Der Schreiber schrieb ziemlich grofse und dicke Buchstaben, mit einiger Hinneigvmg zur Cursive; er gehört etwa in die 2. Hälfte des IL Jahrh. Aufser den I-Punkten in IK6AOC 1, 4 .sind keine Lesezeichen vorhanden. Der Umfang einer Columne läfst sich nicht mehr berechnen.

Bruchstück eines unbckanufen Tragikers. Die Worte zeigen so viele Formfehler, dafs man dem Schreiber auch nur ein leidliches Ver- ständnis der griechischen Sprachregeln nicht zumuten kann. So ist denn an diesen Dingen nichts der Erwähnung wert aufser etwa (rxJrjTr^a 1^, 2 und G'KriTCQOv%Lca 3, wozu man aus den byzantinischen Handschriften die nicht seltene Form GKriitgov und Au^nqiEvg vergleiche.^) Auf beiden Blättern ist der untere Rand und der Raum zwischen zwei Kolumnen erhalten, links finden sich dann jedesmal gröfsere Reste von Jamben, rechts ganz verein- zelte Buchstaben. Die beiden Stücke links, zusammen 22 Verse, enthalten nach den Engländern Worte des Tantalos an die versteinerte Niobe, seine Tochter, {li\Q-ovQy£(; iiKoviG^a £idrj<(^i>y rragd (X€PA), wenn auch durch die entsetzliche Entstellung der Worte (z.B. KAMArOYCTTAFAC, wo- raus die englische Ausgabe iKhjjLfiavoarayetg macht) vieles unsicher oder gar unlösbar ist. Da der Sprachgebrauch dem des Sophokles in mancher Hin- sicht verwandt ist, so möchte Blals das Stück der Niobe des Sophokles zuweisen, nicht der Niobe des Aeschylos, denn hier fand er nur geringe Ähnlichkeiten. Wecklein hingegen (Berl. phil. Wochenschr. 1900, 508) hält im Gegenteil Aeschylos für den Verfasser, indem er die Färbung für ganz aeschyleisch, die Eigentümlichkeiten aber in der Wortwahl für Zufall er- klärt. Darüber wird wohl noch mehr gestritten werden, aber nicht gut zu bestreiten ist eine andere Ansicht von Wecklein, dafs wir auf dem ersten Blatt einen Botenbericht haben, keine Rede des Tantalos. Es werden dann noch einige der Beachtung werte Verbesserungen vorgebracht.

39. Pap. graec. 621 der Strafsburger Bibliothek, hrg. von K, Reitzen- stein im Hermes XXXV 602—604. Pergamentblatt (12 X 10,5), geschi-ieben in etwas schrägliegender Unciale, die in das V. VII. Jahrh. gehört. Die Zeilen sind eingeritzt und bilden die obere Grenze füi' die Buchstaben.^) Die Seite enthält 36 Buchstaben. Man findet von Lesezeichen den Akut und den Circumflex, das Elisionshäkchen und den Punkt in mittlerer Höhe (MH'KAI), während der Personenwechsel durch die Paragraphen angegeben vnrd. Das Einzeichnen der Accente und die Wiederauffrischimg der ver- blafsten Stellen besorgte eine zweite Hand, welche auch die Randbemer- kungen zum Teil schrieb.

Aus den Wolken des Aristophanes 1371 1385, 1391 (Vorderseite) und 1407 1428 (Rückseite). Das Jota mutum fehlt, imörjTtsQ schrieb die 1. Hand 1472.^) Aus den Lesarten, die Reitzenstein sorgfältig bespricht,

ist nur BYGeCüCAPPÄTOÜ 1373 von Wichtigkeit, weil hier die richtige.

1) Man vermifst darüber nähere Angaben in Karl Dieterichs Untersuchungen zur griechischen Sprache.

2) Dies ist wohl das älteste Beispiel des in den Handschriften der Paläo- logenzeit allgemein üblichen Gebrauches.

3) Den Fehler tid-' oJutws i7ic.v(X7t7]Sä 1391 erklärt man leicht durch den

512 n. Referate und Bespreclmngen

von Meineke vermutete und später von Blaydes aus einem jungen Canta- brigensis hervorgezogene Fassung eine wertvolle Bestätigung erfährt, denn aus dem leicht verderbten APPATCO leuchtet sofort das Richtige hervor. ■'^) Die eigenen Lesarten des Palimpsests haben wohl nirgends einen Wert: 1383 stand statt cpigcov ein anderes Zeitwort, das auf AGüN endete, 1413 war erst 6oi geschrieben worden, aber es ist dem Verbessern nicht ent- gangen, 1421 fehlt 6 vor t6v und 1426 findet sich aq)[s]Liisv für acpüiiev. Dem Ravennas steht das Blatt näher denn dem Venetus, auch eine kurze Glosse findet sich im Ravennas wieder^), aber das Wesentliche, was er uns mitzuteilen hat, ist doch eben, dafs die Überlieferung in eine bestimmte Verästelung nicht hineinzubringen ist und dafs die zeitliche Anordnung in der Wertschätzung der Handschriften wieder einmal über den Haufen ge- worfen wird.

40. Oxy. n 20—22, Nr. 212.

Drei Papyrusstücke, von denen das erste (21,9 X 11,6) wenigstens eine leidlich erhaltene Columne bietet. Die Schrift, bei der das altertüm- liche I = ^ auffällt, ist eine grofse, runde, aufrechte Unciale, wie die Mehr- zahl der litterarischen Papyri des 2. Oxforder Bandes dem Ende des I. Jrh. oder dem Anfang des 11. zugeteilt. Die Columne hatte nur 20 Zeilen, ein sehr geringer Inhalt. Ein paar Buchstabenzeichen (Akut, Circumflex und Apostroph^), und reichlich Punkte, meist oben, manchmal auch in der Mitte. Die auftretenden Personen werden durch den Doppelpunkt (:), womit so- gleich ein freier Raum verbunden ist, und durch die Paragraphos getrennt, Columne 2, 15 findet sich am linken Rande ein X eingezeichnet, wahr- scheinlich zur Hervorhebung des Verses. Die einfachen Punkte und zahl- reichen Verbesserungen gehen auf zwei spätere Hände zurück.

Bruchstücke aus der alten Komödie. Die Schreibung ist sorgfältig, stummes t steht überall, auch in läd'QaL (2, 9). Aus tjv 2, 2 schlössen die Herausgeber, dafs der Verfasser der alten Komödie angehört^), und weiter

aus der Vergleichung von ]TArA0(jO[ fr. b 4 und EKcpegErs TCsvKag, (ix£t' ^Aydd'cova (pcoöcpoQovg^ dafs der Papyrus denselben Vers und also ein Stück aus Aristophanes (Arist. bei Athen. XV 701^ = fr. 599 K) enthalte. In- dessen die Verse gehören sicher nicht zusammen. Denn eine Beobachtung der fehlenden Enden im fr. b lehrt sogleich, dafs nur der letzte Fufs zer- stört ist, (es geht vorher XQayLKColtava || und folgt bötIv aacpalig || und ]t' anaig co ^yla&i \\ ). Gleichwohl sind die Reste ohne Zweifel dem Ari- stophanes zuzuweisen, wie der Stil und der Inhalt ergiebt, und Agathon, der in jenem kleinen Stückchen um des Accentes willen notwendig gefordert wird, weist ebenfalls auf Aristophanes hin. Die Engländer gehen noch weiter und erklären die zweiten Thesmophoriazusen für das hier

Umstand, dafs die Wendung std"' ovtcog in der späteren und vollends in der by- zantinischen Zeit sehr gebräuchlich war. Genaue Beobachtungen sind darüber noch nicht gemacht worden.

1) Den Fehler sah auch der diOQ&covi^g; dafs er TAPATTG) an den Rand schrieb, zeigt, dafs dies Wort seiner Sprachkenntnis näher gelegen hat.

2) rb TVTtrsaQ-cci zu 1416; sonst liest man noch i^ AtoXov zu 1371, dfnalcog zu 1379, während ein längeres Scholion zu 1381 ganz verwischt ist.

3) Bezeichnet in 03 r[A06 fr. b. 6 auch die Aphairesis.

4) av sagt die vice.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 513

vorliegende Stück, weil aus jenem Lustspiel die Wendung xct' ^Aycc&cova, freilich vom Anfang eines Verses stammend, überliefert ist (fr. 326 K), und nach dem Inhalte mufs man diese Vermutung füi- sehr wahrscheinlich halten. Auf der linken Seite des ersten Blattes bemerkt man noch zehn unergiebige Versenden, aus denen nur etwa d)] yvvai hervorzuheben ist. Dann folgt rechts eine bis weit über die Mitte erhaltene Columne, die letzte Dipodie fehlt gewöhnlich. Hier unterhalten sich zwei Frauen über den okiaßog^), werden aber bald darüber eins, dafs man doch damit nicht auskommen kann. Da wird denn auf die Sklaven geraten. Bruchstück b zeigt erst fünf Jambenreste, in denen wieder einmal der Tragiker Agathon erscheint, und dann das rechte Ende zweier lyrischer Verse, c endlich die mittlere Dipodie von 6 Jamben.^)

41. Oxy. n 11—20, Nr. 221; dazu Tafel III.

Ziemlich grofses Papyrusblatt (33,4 X 13,2), der Rest eines Buch- händlerexemplares (Dziatzko), mit erhaltenem oberen und unteren Rande. Die Schrift ist eine grofse, runde Unciale, und mag etwa an das Ende des I. oder an den Anfang des 11. Jahrh. gehören. Dazu kommt, dafs der Papyrus mit einer grofsen Anzahl von Urkunden aus der Zeit des Vespasian, Domitian und Trajan zusammen gefunden worden ist. Die ausgedehnte Columne hat 51 Zeilen. Accente und Spiritus fehlen, einige Male steht der Apostroph. Einiges Auffallende aber sieht man bei den anderen Zeichen. Zunächst ist der Personenwechsel sowohl durch die Paragraphos am linken Rande als durch den Doppelpunkt (: , vgl. oben Nr. 9. 10. 11. 18) be- zeichnet, aber nicht genau ^), wie auch ein späterer Leser gemerkt hat. Wo ihm nämlich die Paragraphos nicht richtig zu stehen schien, hat er sie eingeklammert: ( )*), wieder eine neue Erscheinung auf dem Ge- biete der alten Schriftkunde. Die Punkte aber, welche alle auf eine zweite Hand zurückgehen, stehen, abgesehen von den Doppelpunkten, teils am oberen Rande ^), teils, bei kleineren Pausen, am unteren (32. 47).^)

1) Vers 5 und 6 sind von Wilamowitz so ergänzt: ri ian tovQ-' o liyovßi x[a.g MiXriöiccg \\ Tra/g'JfH' f';^oi'fTa's, aftz/JoAco, [rb a%vTivov und ziemlich gleichzeitig haben H. Weil (Journal des Savants 1900, 95—96) und Arthur Platt (Class. Rev. 1899, 439) ebenfalls den obszönen Sinn erschlossen.

2) Vgl. noch H. van Herwerden, Mnemosyne 1901, 122 125, Postgate Class. Rev. 1899, 441, G. Fraccaroli Riv. di fil. class. XXVIII 1—3.

3) Über einzelne Fehler s. auch Wilamowitz S. 33.

4) Von diesem Zeichen, das sechsmal erscheint und zu mancherlei Fragen Anlafs giebt, handeln eingehend die Engländer S. 18 19.

5) Hier ragen sie öfter über den Rand hinaus.

6) Das tritt noch deutlicher bei dem Xenophonpapyrus Oxy. H 226 (Nr. 47) zu Tage, vgl. z. B. Insl ovv.iti avtolg oi ivccvxioi i-jtexsl'Qovv. fjav^i-civ sixov tj&qol- eybivoi- v-oä itäXai (isv u. s. w. , auch in dem Demosthenespapyrus Oxy. II 231 (Nr. 54) findet er sich (dreimal die ävco atiyn'^, einmal bei geringerer Satzpause die nccrco). Anders ist es im Lachespapyrus Oxy. H 228 (Nr. 50). Hier findet man nämlich recht häufig den Doppelpunkt (:), und zwar beim Personenwechsel, ein- mal aber den einzelnen oberen Punkt in einer geringeren Pause (3, 14). Ohne Unterschied sind avco und -kcctco anyi^Li] verwendet in Nr. 31 und 36. Jene Unter- scheidung zwischen Hoch- und Tiefpunkt aber ist noch bis ins Zeitalter der Mi- nuskelschrift beibehalten worden, wovon man sich durch einen Blick in die Schrifttafeln von Wattenbach und Velsen überzeugen kann. Der Tiefpunkt be- ginnt dann allgemach sich in das Komma zu verwandeln.

514 II. Referate und Besprechungen

Aus Meiiander's IleQiKSiQOiiBVri 51 zum gröfsten Teil gerettete Jamben (es fehlt überall das rechte Versende) und geringfügige Überbleibsel von sechs Versen der vorhergehenden Columne. I- und E-Laute sind öfters verwechselt, stummes i fehlt, ^vuytUa 17 ist wohl nur ein Versehen. Für die alte Schreibung ist von Wichtigkeit ovQ^iv 6^), tc5 yaq va X(x(x,ßd[v(i} 50, endlich die Verkürzung des Diphthongs von Ttoifco, und zwar nicht nur vor 1] (aXXd XI [Ttjo-ijao) 2), sondern auch vor o (xcAcog ttowv 14), was auf attischen Steinen nie vorkommt (Meist.^ 57), bei den Komikern aber durch die Metrik gefordert und oft auch in den Handschriften überliefert ist. Merkwürdig sind zwei Besserungen der späteren Hand: vri xov Jia' OQd'&g yccQ Xeysig aus vrj rbv Ji u. s. w. und evrvxTqKVtrjg 19 aus %vlccg. Das ist im letzteren Falle sicher eine Einwirkung der Volkssprache, die ysyo- vvir\g sagte wie d^ovQ}]g ßnelQrjg u. s. w., und auch wohl in dem anderen, denn es läfst sich z. B. aus den ägyptischen Urkunden der Kaiserzeit er- klären, welche sehr wenig Neigung zur Elision zeigen. Die Verse gehören dem Menander an, denn 11 12 werden diesem im Etymologicum Magnum zugeschrieben, und der Titel des Stücks ergiebt sich aus dem Epigramm des Agathias Anth. Pal. V 217. Wir sind ziemlich am Ende des Lust- spiels: der Krieger Polemon erhält seine Glykera, der er aus Eifersucht die Haare abgeschnitten hatte, nach bitteren Reuequalen wieder. Pataikos^), ein reicher Bauer, der Vater der einst in Kriegsgefangenschaft verschleppten und vor kurzem wiedergefundenen Glykera, giebt nun seine Tochter dem Polemon zur Frau und will dann noch eine zweite Hochzeit zurechtbringen: da, eine oder zwei Szenen vor dem Schlüsse des Stückes, bricht der Papy- rus ab. Ein Glück ist es zu nennen, dafs gerade die allerwichtigsten Verse des Lustspiels erhalten sind, wenn wir auch über die Art und die Lösung des andern Liebesverhältnisses nichts erfahren.^)

42. Strafsburger Papyrus, hrsg. von G. Kaibel, ein Komödienprolog, Nachrichten der Ges. der Wiss. zu Göttingen 1899, S. 549 555. Dazu eine Tafel.

1) So schrieb Menander, wie z. B. die zahlreichen Beispiele aus dem Mar- cianus des Athenaios bezeugen; vgl. auch Nr. 41.

2) Wilamowitz S. 31 nennt ihn einen barbarischen Metoiken, was sein Name zeige. Der Stamm mag freilich ungriechisch sein, der Name selbst aber ist all- gemein bei den Hellenen verbreitet; er findet sich in Akragas, in Dyme, auf Thasos, in Seleukeia imd ziemlich häufig in Athen, und zwar hier nur in dem Zeiträume des CIA IL Was den besonderen Wohnort in Attika betrifft, so ist ein Pataikos aus Eleusis, ein anderer aus dem Demos Pitthos, ein dritter (Wünsch Defix. 81, 4) aus dem Demos Phrean-oi. Dann giebt es auch noch eine nccxuiv.a CIA IV 3722'" und endlich unter Weibern niederen Standes eine TluxaUiov ^ bei Wünsch Defix. .55 und bei Herodot 1,50; vgl. F. Bechtel Spitznamen S. 11.

3) Über diesen Papyrus ist nach der tüchtigen Bearbeitung in der Oxforder Ausgabe, woran Blafs stark mitgeholfen hat, besonders Wilamowitz (30 33) und K. Dziatzko fdas neue Fragment der UeQLKsiQo^svri des Menand. Jahrb. fvü- klass. Philologie XXVII Suppl. (1900) 123—134, wo eine sorgfältige Textausgabe beige- geben ist) zu vergleichen. Dziatzko meint, dafs die andere Liebschaft die des Pataikos mit der Glykera gewesen sei, als der Vater seine Tochter noch nicht wiedererkannt hatte, worüber man jedoch wird streiten können. Weiter hatte noch darüber gehandelt H. Weil Journal des Savants 1900, 48—54 = £tudes sur l'antiquite grecque (Paris Hachette 1900) 273—281 (ebenfalls mit Angabe des Textes), H. van Herwerden Mnemosyne 1900, 118—122 und E. Piccolomini ün framento nuovo di Menandro, Atene e Roma 1900, 41 54.

Wilhelm Crönerfc: Litterarische Texte mit AueBchlufs der christlichen 515

Einzelne Columnen (15,5 X 10) aus einer Rolle. Sie ist auf der linken Seite zerstört, so dafs jetzt alle Versanfänge fehlen. Die Schrift ist grofs und rund, öfter werden einzelne Buchstaben mit einander verbunden. Der Herausgeber spricht von dem Alter nicht, doch glaube ich, dafs man etwa an das Ende des I. christlichen Jahrh. zu denken hat.') Zweimal ist beim Satzende im Verse eine Lücke gelassen, einmal ein Punkt gesetzt; dann erscheint noch fast stets der Apostroph (auch bei der Krasis: 0'AX6- POY). Es ist durch Ausstreichen und Überschreiben sehr viel nachträglich verbessert worden.

Prolog eines Stückes der neuern attischen Komödie. Einige Fehler gegen die Rechtschreibung {yeCvixcci 7. 18. (prjöLev 28; stummes t fehlt); über ov&iv 11 vgl. den vorigen Papyrus. Der Verfasser verspottet zunächst die andern Prologdichter, die eine lange unerquickliche Vorrede halten, um die Vorgeschichte der Handlung zu erzählen. Das will er selbst kurz und anregend machen und beginnt mit Vers 10 die Exposition. Zwei Brüder, Sosthenes und Demeas, Nachbarn in Athen, der eine Vater eines Sohnes, der andere einer Tochter, reisen nach Asien, müssen dort viel Mifsgeschick bestehen und kommen erst nach 16 Jahren heim: hier verläfst uns der Papyrus. Den Sprecher dieser Rede hält Kaibel für Dionysos, nach Vers 15, wo er überzeugend Ji,ov]y6co ergänzt, während der Redner der verspotteten Prologe als fiaxQoloyog '9'£[(5g 1 gekennzeichnet wird. Auf dem vorhergehen- den Blatte stand, nach Kaibel, wenn nicht eben ein anderes Stück voraus- ging, Titel, Personenverzeichnis, vielleicht auch noch die Hypothesis und dann der Anfang. R. Reitzenstein giebt im Hermes XXXV (1900) 622 626 den Text noch einmal, nachdem er den Papyrus von neuem verglichen hat, und handelt dann ganz besonders über die Prologarten. Es scheint, dafs man den Papyrus abermals an seinem linken Rande mit ganz scharfem Glase wird imtersuchen müssen, an einzelnen Orten auch die Tafel, z. B. Z. 5 steht ein Rest eines von Kaibel nicht verzeichneten Buchstabens.^) Menander als Verfasser der Stücke ist nur möglich, keineswegs irgendwie gesichert; das Wichtigste aber, das die Verse bringen, ist die Erkenntnis, dafs die Prologe des Terenz ganz den griechischen nachgebildet sind.

43. Pap. graec. 173 der Strafsburger Bibliothek, hrsg. von R. Reitzen- stein im Hermes XXXV 605 607. Restchen aus einem Pergamentbuche, mit roher ünciale, die etwa aus dem 8. oder 9. Jahrh. stammt. Als Lese- zeichen erscheinen die drei Accentarten Spiritus, Elisionszeichen und I-Punkte

(IOAOKHN), dann je einmal ein Punkt (0H-) und eine geradlinige Para- graphos. Der Buchstabe v am Versende wird durch eine wagerechte Linie über dem vorletzten Buchstaben angedeutet (zwei Beispiele); war der Vers länger als der Zeilenraum, so wurden die überschüssigen Buchstaben über die Zeile geschrieben und durch einen gewölbten Strich von dem vorher- gehenden Verse getrennt. Einmal trifft man eine übergeschriebene Ver- besserung, sie zeigt eine dünnere, steife Schrift.

1) Sie ist sehr ähnlich der prächtigen breiten ünciale, in der Phüodems Rolle tisqI svGtßiiag geschi-ieben ist (Vol. Herc. Coli, altera, vol. II).

2) Auch ist vielleicht eine genaue Beobachtung der einzelnen Buchstaben von Nutzen. Denn am linken Rande vor 8 steht wohl KAN (XAN) für CAN, weil eine Prüfung ergiebt, dafs das C stets mit zwei Strichen geschrieben wird; der obere Bogen wird entweder verlängert oder nach unten gezogen.

516 ^I- Referate und Besprechungen

Vers 145 161 (Vorderseite) und 173 191 (Rückseite) aus dem dritten Buche der Argonautika des Apollonios Rhodios. Die Vorder- seite enthielt nur Versanfänge von mäfsiger Ausdehnung, die Rückseite noch spärlichere Versenden. Das stumme t fehlt (154. 157), sonst steht noch rj für si ((nqX[ia 146) und 'rj für t (£vtö'x7]ju,['j|;aT0 148). Trotz der Kleinheit leistet das Stückchen einen wichtigen Dienst für die Erkenntnis der Über- lieferung. Denn Vers 158, der bislang ß-rj 6e Öisk fisyaQOLO Jibg ndyKccQTiov aXarjv lautete, hiefs im Papyrus zunächst /3^ de ^tbg ixeyaXoio 0[; dann macht eine zweite Hand AIGK aus Z^IOC. Da aber dies keinen guten Sinn gab, so muTste bald mit leichter Änderung iisyccQOio geschrieben wer- den, und so liest man es in den byzantinischen Handschriften. Sonst ist noch zu bemerken STthaaL 185, was der Papyrus mit allen Handschriften

irrtümlich für irceßGi bietet, und MIMN€T6KHAOI. Dies letztere nennt Reitzenstein eine orthographische Absonderlichkeit, doch wohl mit Recht. Entstanden ist die Lesart ohne Zweifel aus MIMN6TeeKHAOI, was dann ein Abschreiber, der wohl skandieren konnte, aber einer grammatischen Kenntnis ermangelte, zu [li^vex' s'k^]Xoi, machte. Dafs Herodian (I 52,34; 72, 31 Lentz) bei exriXog den Hauch besonders erwähnt, beweist für ein Vorkommen der Psilosis nichts, da jener Sprachmeister eben alle mit 6K beginnenden Worte der Reihe nach durchnimmt.

44. Oxy. n 27—29, Nr. 214.

Blatt eines Papyrusbuches (11 X 7,9), beschrieben von einer schmalen Uncialhand, die dem Aussehen nach in das IH. Jahrh. n. Chr. gehört; auch ist das Stück mit vielen Urkunden aus dieser Zeit zusammen gefunden worden. Der obere Rand ist erhalten, nach Zeile 22 bricht das Blatt unten ab. Von Lesezeichen sieht man nur die fast regelmäfsig gesetzten I-Punkte, die Paragraphos fehlt, Verbesserungen sind nicht vorgenommen worden.

Bruchstück eines unbekannten Epos, ohne Eigentümlichkeit in der Rechtschi-eibung (st 2 X = 7). Kein Vers ist vollständig erhalten, doch haben die Engländer auf der Vorderseite wenigstens 11 wieder herstellen können. Hier redet eine weibliche Person davon, dafs, wenn nicht Dionysos geholfen hätte, die Achaier von Telephos vernichtet worden wären; dann bittet sie die Götter, die Friedensverhandlungen zwischen Troern und Ar- geiem zu einem guten Ende zu führen, damit nicht der Xanthos und der Kaikos sich wieder vom Blute röte. Auf der Rückseite des Blattes spricht dieselbe Person (kkI noßßiv iroifir] . . . enl i'^ovbg el&i)6ni(jii) von den Schrecken der Seefahrt, es scheint also, dafs ein ihr Nahestehender (^vi^itcog o[g 11) übers Meer gegangen ist und entweder betrauert oder ersehnt wird. Robert vermutete, dafs der Ort der Handlung in Italien liegt und dafs Astyoche, die mit ihrer Schwester Aithylla und Medesikaste unter den ge- fangenen Trojanerinnen sich befand, den Rat giebt, die Schiffe zu ver- brennen, vgl. Tzetz. zu Lyk. 921. 1075, was inde.ssen die Engländer mit Recht wegen der auf der Vorderseite ausgesprochenen Bitte nicht ange- nommen haben. So viel scheint mir sicher, dafs die Telephossage in dem Stücke, wenn nicht die erste, so doch eine hervorragende Rolle spielte, und dafs die Zeit der geschilderten Ereignisse die der kleinen Hias ist. Den Verfasser suchen die Engländer und Weil (Journal des Savants 1900, 96 98)

WilheLm Crönert: Litterariache Texte mit AusschlufB der christlichen 517

unter den Alexandrinern, Wilamowitz möchte auch nicht bis auf die Kaiser- zeit hinuntergehen. Anders Arthur Platt (Class. Rev. 1899, 439 f.), der den Dichter zwischen den Alexandi-inern und Nonnos ansetzt. Diese Ansicht scheint begründeter, denn wenn auch die Verse ohne Tadel sind, so kann man doch wegen vollständigen Fehlens allen gelehrten Krames und aller eigenartigen Worte und Bildungen^) nicht mehr an die Zeit der alexandri- nischen Dichter denken.^)

45. Wachstafel des Ägyptischen Museums zu Berlin, hrg. von H. Diels, die Elegie des Poseidippos aus Theben, Berl. Sitzungsber. 1898, 847 858; dazu eine Lichtdrucktafel. ■*)

Es sind zwei zu einem Diptychon vereinigte Wachstafeln, ein hübsches Beispiel des alten Notizbuches. Fast die ganzen beiden Innenseiten sind beschrieben, die AuTsenseite, die mit einer weit dünneren Wachsschicht überzogen ist, zeigt nur ein einzelnes Wort, über das noch unten gesprochen werden soll. Die Schrift, dem I. nachchristlichen Jahrhundert angehörig, ist zunächst eine feste, ausgeprägte Unciale, geht aber später in die Cursive über. Der Text wimmelt von Verbesserungen, eine Erscheinung, die in dem Zwecke der Schrift ihre Erklärung findet.

Elegie eines unbekannten PoseidippoS von Theben. Die Rechtschrei- bung, über welche Diels ausführlich handelt, ist furchtbar verwildert, immer- hin merkwürdig ist die Vertauschung von w und ou*), die willkürliche Behandlung des Nasal ^) und azlvv 19, axQL 24, Vers 5 giebt neben dem Verfasser auch den Inhalt des Gedichtes an, denn der Dichter wünscht von den Musen: vvv ös TJoGtiSinnai (-TTTTOY überl.) Gxvyeqov avvaeCöazs (-CAA6) yiJQCig. Es ist ein Lied auf das Alter, aber ohne jede Kunst und verständige Anordnung der Gedanken. Poseidippos, mit mancherlei von den früheren Dichtern erborgten Fedei'n sich schmückend, ohne dabei von richtiger Silbenmessung eine Ahnung zu haben, wechselt zwischen hohlem Pathos und niedrigen Gedanken; erträglich ist noch der Schlufs, in dem er sich ein glückliches und friedliches Lebensende wünscht. Die Tafeln haben insofern eine ganz einzige Bedeutung, als sie gewissermafsen das Unreine des Gedichtes geben: zahlreich sind die Verbesserungen und, denn das Stück ist invita Minerva gefertigt, Verschlechterungen, so dafs man sich hieran klar machen kann, wie etwa Kallimachos oder Euphorion ihre Werke zu stände brachten. Anfang und Ende der Elegie sind wohl erhalten, in der Mitte sind viele Lücken, die aber der Schi-eiber selbst gelassen oder durch

1) Alles stimmt mit der homerischen Sprache überein^ nur lx&v6ßoro[g 2, 15 ist erst bei Oppian belegt.

2) Viele Verbesserungen und Erklärungen giebt A. Ludwich, Berl. phil. Wochenschr. 1900, 357, eine blofse Darstellung des Thatbestandes G. Fraccaroli Riv. di fil. class. XXVIII 3—6.

3) Ist zu Unrecht in dem ersten Berichte ausgelassen worden.

4) noasiSinnov für -cot 5, IJaXlaiov fiü' -cot 16, itaga ^oißcat für -ov 1. Dafs dies auf der Aussprache beruht, zeigen die Beispiele, welche die ägyptischen Urkunden aus den ersten christlichen Jahrhunderten in nicht geringer Anzahl bieten.

5) 'OliTCWi 16, li^TtccvEvzs (= -vExs) 7. Zur letzten Form giebt es eine An- zahl von ähnlichen Fällen, z. B. Ttoioiiisv&a. ccTto-nQVTttöybSvQ'a dvväfisvd'oc aus dem bekannten Palatinus des Lysias (s. XII) Hermes X 257, a^iovvfiev Lond. I 26, 11 (161 V. Chr.) äiLÖv^s (= -ovfiat) 124, 15 (s. IV— V) ü(x.lr]vaev ev. Math. 13, 34 codex Bezae s. VI u. a.

518 II- Referate und Besprechungen

Tilgung hervorgerufen hat; im Ganzen sind die Eeste von 14 Distichen zu lesen. Ein seltsames Wort steht auf einer der Vorderseiten: ANTACMO- AIAN. Darin findet Diels, wenn auch mit Zögern, ccvraiG^aiSiav, indem er an unbekanntes ai6^ai,6etv anknüpft, und die Elegie als einen Gegen- gesang in einem Wettstreit bezeichnet. Der Gedanke ist vortrefflich, aber die Bildung ungeheuerlich, und wenn man eine bei einem so schlechten Schreiber nicht auffällige Vertauschung zweier Vokale annimmt, so erhält man avTaiü^driov^), was eine richtige Erweiterung des schon bekannten Ki,G(icctiov ist. ^)

46. Oxy. II 39—41, Nr. 219.

Zwei Bruchstücke (das gröfsere 12,2 X 18,4), mit Urkunden aus der ersten Hälfte des I. Jahrh. n. Chr. zusammen entdeckt; die auf den Blättern erscheinende Cm'sive ist wohl auch in dieser Zeit geschrieben. Auf dem ersten Bruchstück hat sich der untere Eand erhalten, hier zählt man nach oben 20 Zeilen. Lesezeichen fehlen vollständig.

Klag;e über einen entlaufenen Hahn, ein rohes Gemisch von Prosa und Dichtung, von hochtrabenden Ausdrücken ^) und von Worten und Formen*) des gemeinen Lebens, das eine Aufnahme unter die Litteraturstücke nicht verdiente, wenn es nicht zur Erkenntnis dichterischer Bethätigungen etwas beitrüge, wie doch auch die schlimmsten christlichen Grabverse mit den andern zugleich gesammelt werden. „Der Hahn, den ein Freund des Klagen- den namens Tryphon in Verwahrung hatte, hat wohl die Henne Thakothal- pas^) verfolgt und ist jetzt auf und davon. Ich, einst glücklich gepriesen unter den Hahnenzüchtern ^), bin in Verzweiflung. Aber ich lege einen Stein auf mein Herz^), das wird mir Ruhe bringen. Lebt wohl ihr Freunde!"

1) r und 8 hat Poseidippos wie viele Urkunden seiner Zeit oft verwechselt, z. B. in awasicads.

2) An demselben Orte (S. 857 858) hat Diels noch eine andere Wachstafel veröffentlicht (Britisches Museum Nr. 29527), die schon seit längerer Zeit bekannt (vgl. Rumpf, Verhandl. der Würzb. Philologenvers. 1869, 239), aber noch nicht verstanden ist. Es ist ein Rätsel in zwei Distichen; Selrog, die Wachstafel selbst, ist die gewünschte Antwort. Der Dichter gehört in die Kaiserzeit, der Schreiber, der etwa im n. oder III. Jahrh. lebte, hat sich das Epigramm als Schreibübung aufgezeichnet.

3) z. B. cchSgoGoig 11 ein neues, sicher einem Dichter entlehntes Wort; i] vccvg ftov iQQayr} 15 („ich bin verloren").

4) ipv^o^ax&i 21, r]6r6%7\v.i ftov 21, i[ilv iv%(xxiUnE 22 (diese Form liefs sich bis jetzt erst seit dem III. christlichen Jahrh. feststellen, vgl. K. Dieterich, Unter- suchungen, 190), i[iatov 23.

5) Blafs, dem Wilamowitz zustimmt, glaubt in dem seltsamen ©AKAOAATTA- AOC Q-ä%a für rä%a zu erkennen (diese Umstellung der Aspirate ist gar nicht selten in ägyptischen Urkunden), letzterer sucht noch in OAATTAAOC einen Eigen- namen, dessen Accent und Bedeutung dunkel sei. Andere, nämlich Postgate (Class. Rev. 1899, 441) und A. Platt (1900, 19) kommen der Sache mehr auf die Spur, da sie an Q'älnHv (brüten) erinnern, und F; Bechtel (Hermes 1900, 348) hat sie wohl erledigt, indem er Qay.oQ-aliiäg (die Sitzwärmerin) schreibt. Das Wort ist dann sicher aus der alexandrinischen Dichtung aufgegriffen.

O

6) €NTOIC <t>IAOTPO<l>l (das O unsicher) wird als tpiloxqocpioig von den Engländern und Wilamowitz ausgelegt, doch stimmt cpiXoxQÖfpoig von Ludwich (Berlin, phil. Wochenschr. 1900, 358) mehr zur Überlieferung und, wenn man so sagen darf, zur Metrik.

7) Das ist entweder eine unbekannte Sitte oder eine Hindeutung auf den Selbst- mord des weinerlichen Jungen. Wozu nimmt er denn Abschied von seinen Freunden?

Wilhelm Cröuert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 519

Die Worte sollen Verse darstellen, ein paar Trimeter, in denen aber weder Länge und Kürze noch auch Silbenzühlung beobachtet wurde, auch ist der Hiat nicht anstöfsig. ^) Nur ein Gesetz hat der Schreiber ungefähr durch- geführt, nämlich die vorletzte Silbe kurz zu machen.^) Über Einzelheiten sind im übrigen noch Wilamowitz (S. 50 51)^) und A. Ludwich, Berl. phil. Wochenschr. 1900, 358 zu vergleichen.

II. Prosastücke.

47. Oxy. II 117—118, Nr. 225; dazu Tafel V.

Schmaler Streifen einer Papyrusrolle (13 X 5,4) mit erhaltenem oberen Rande und Eesten zweier Columnen. Der Schreiber, noch dem I. christ- lichen Jahrhundert angehörend, hat die Neigung, wo es angeht, den einen Buchstaben an den andern zu knüpfen, auch verwendet er kein anderes Zeichen als den bekannten Füllstrich (7) am Ende einer Zeile. Der arixog enthält 17 20 Buchstaben, die Seite genau 25 Gxi%OL.

Thnkydides II 90, 5 i%iv.arciXcc^6v\x£q 6 ano t]&v und 91, 1 t-^v i7Ci6rQog)r}v 2 jwtav vavv t\&v. Bei den Wortformen läfst sich nur eine Bemerkung machen: (p&dvov]6i avrov[g 91, 1. In dem schönen Thukydides- papyrus Oxy. I 16 fehlte das v durchgängig auch vor Vokalen, bis es die 2. Hand wieder einsetzte, und wenn z. B. eben in jenem Thukydidesstück der Palatinus tiXecoGi. ol (II 92, l) schreibt, so wissen wir nun, dafs das alte Überlieferung ist.*) Die Lesarten des Papyrus bieten aufser dem wenig passenden cc^wov^isvai für cciiwov^svot 91, 1 nichts Neues, sie zeigen aber die Güte des Laurentianus C (mit diesem stimmen sie in inLGXQOcpijv 90, 6, t6 'ATfolXcovLOv und ai.ivvov(isi'at 91, 1 überein) und bringen daneben den Nachweis, dafs der von Hude zuerst herangezogene Londinensis M selb- ständige, vortreffliche Überlieferung birgt (vgl. öxovßat 91, 3 und die Be- merkungen von W^ilamowitz a. a. 0. 46).^)

48. Oxy. II 118—220, Nr. 226.

Papyrusblatt (14 X 12) mit den Resten von drei Columnen, welche in mittlerer Unciale beschrieben sind, Ende des I. oder 11. Jahrh. Die Zeilen sind recht schmal (13 16 Buchst.), etwa 25 26 von ihnen bilden eine Columne. Grammatische Bezeichnung der Buchstaben fehlt aufser in YTTO 2, 9, zur Zeilenausfüllung dient das bekannte Häkchen 7 1, 7, 19. 2, 12,

1) Ein Muster:

rov ^[ax]ly-Ov, rov insQÜctov, tov 'EXXrivLiiov, ^dgl^iv rjovrov iKaXov^iriv iiiyag iv ßicoi.

2) Die Messung von KAAIO)! (16) als ^_ kann in der Volkssprache, die Kläco kannte {yiXuovaag F. Paris. 34, 7 (157 n. Chr.) und KXdyco 51, 16 (160 v. Chr.) nicht befremden.

3) „Eine schnui-rige Expektoration, das Sekundanerpathos eines halbgebildeten Bengels, der mit dem Weltschmerz spielt, weil ihm sein Kampfhahn fortge- kommen .ist."

4) Über die vielen Zeugnisse dieses Brauches, die noch heute in den Hand- schriften, besonders in B und C, aufzutreiben sind, und über die merkwiü-dige Erscheinung, dafs Prokop, der sklavische Nachahmer des Thukydides, nach Aus- weis seiner Handschriften auch diese Kleinigkeit nachgemacht hat, wird an einer anderen Stelle ausführlicher zu reden sein.

5) Die Bemerkung der Engländer über Si[^cp&£i.Qav 90, 5 ist hinfällig, da sie aus Versehen die Lesarten zu di^cpQ^eLQccv 91, 1 herangezogen haben.

520 II- Referate und Besprechungen

17, 19, und daneben der wagerechte Strich: eTTeXei ] POYN 2, 13.^) Während die Pai-agraphos nur selten erscheint, findet man eine sorgfältige Punktierung, die nach den Engländern von dem Schreiber selbst später hin- zugefügt wurde. Über die Interpunktion s. Nr. 40.

Helleiiika des Xenophou VI 5, 7 nQ]6'^eu[ov Kai KaUßLo]v 8 oi

MavTlivfjLg und 9 Ta[g inl t6 o[\ ök jilsraöico'^avteg. Wo die Recht- schreibung mit der Ausgabe im Widerspruch steht, kann man immer etwas leraen: Kaki\ßi.ov 2, 7 beweist, dafs schon in ziemlich früher Zeit der ein- fache Konsonant sich in diese Form eindrängte'); a7to]y.reLvvvct[i, bietet die rechtmäfsige, in den Text zu setzende Sckreibweise (vgl. Kühner-Blafs II 469); ETteno^cpoöav 2, 16 ist wohl eine verschollene ältere Nebenbildung, die unter der Einwirkung des „chalkidischen" l'öioßav sl'7to6ai> entstand; und endlich MavT\iif]ig 2, 25 giebt einen willkommenen Beleg dafür, dafs die ähnlichen Schreibungen in den Handschriften des Xenophon^) schon ein ziemliches Alter haben. Da die Behandlung des Textes nicht ganz genau ausgefallen ist, so möge sie hier besser versucht werden. VI 5, 7 (Col. 1, 3) wird stillschweigend -ö'ea^otjg gedruckt, obwohl dies erst von Dobree für &edrQoig eingesetzt worden ist: ob es wirklich im Papyi'us stand, mufs eine Nach- vergleichung feststellen; das beanstandete ov^ vor iläxzovg hat auch der Papyrus; d akkovg] de äXkovg; roLOvrog vor 6 ^xccaimtog fehlt („darin wird eine arge Interpolation entfernt" Wilamowitz 47); 5, 8 jr^og MavrcvsLav] -slai, eine fehlerhafte Lesart; Kskevovrsg ßorj&siv] im Pap. umgestellt; 5, 9 KaTaq)ev'yoi'rsg BJ -cpvyövTsg CFMDV und der Papyrus; eyKl[si6^Bvoi ist ein Druckfehler statt f yxA[ fiGajiifvot. Aufser der Beseitigung des eingedrungenen Glossems liefert der Papyrus auch die Erkenntnis, dafs die Lesarten der sogenannten schlechteren Handschriften schon recht alt sein können.

49. Oxy. II 120—123, Nr. 227.

Längeres Papyrusstück, fünf Columnen enthaltend, mit dem oberen und unteren Rand 26 cm hoch. Die Schrift ist eine regelmäfsige , grofse, aufrechte Unciale, nach den Herausgebern ähnlich der des Papyrus vom y der Odyssee (Brit. Mus. 271, Facsimile bei Kenyon Palaeographie 7. XV) und gehört an das Ende des I. oder spätestens an den Anfang des II. Jahrh. 11 14 Buchstaben machen einen ßriiog aus, dreifsig Zeilen eine Seite. Von Lesezeichen ist nur die Paragraphos, einmal auch ein Punkt am oberen Rande (5, 9) angewandt; die Zeilenausfüllung geschieht durch das nach links geöffnete Häkchen 1, 14. 15. Falsch ist getrennt in a[Gi;v] | £(7/a 1, 17.

Aus dem Oikouomikos des Xeuopliou VIII17 iaivQ&g \o\^[o3g 1X2

t\v £Y.u6{x(i)L. In der grammatischen Schreibweise, die einen recht sorg- fältigen Schreiber verrät, ist aufser avunELitroi 4, 12 zu bemerken öiEiQtj- lji[e\vc3v 1, 7^) und xv-O'^ag 1) 12, von zweiter Hand in y^vQ'Qccg geändert.^)

1) Nicht etwa ein Trennungsstrich, s. unten Nr. 53 und 69. Ähnliches in den Herk. Rollen.

2) KäXiTtTiog findet man in den Handschriften an recht vielen Orten.

3) Mit den Beispielen aus der Thukydides- und Dio Cassiusüberlieferung zu- sammengestellt in den Wiener Stud. XXI (1899) 57.

4) Dies die attische Form, die sich schon in dem grofsen Thukydidespapyrus (Oxy. 116. 2, 4) gefunden hat und für welche in der Göttinger Dissertation Quaest. Herculan. (1898) S. 41 eine Menge Beispiele aus ägyptischen Urkunden und aus der besseren handschriftlichen Überlieferung zusammengetragen sind.

5) Es hätte wenigstens ivxqug verbessert werden sollen. Es ist indessen die

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 521

Was die Lesarten anlangt, so zeigt der Papyrus, wie schlecht es mit der Überlieferung des Xenophontischen Buches bestellt war; auf eine Zusammen- stellung jedoch der Ergebnisse kann verzichtet werden, nachdem Wilamowitz a. a. 0. S. 46—47 das Nötige ausgeführt hat.

50. Dubliner Papyrus aus der Sammlung Flinders Petrie, hrg. von J. Gilbart Smyly, a new fragment of the Laches of Plato, Hermathena X (1899) 407—408.

Kleines Stückchen von etwa 10 cm Breite, aus ptolemäischer Zeit. Die Zeile enthielt 16 20 Buchstaben, die Seite gegen 35 Zeilen. Von Lesezeichen findet sich nichts als ein wagerechter mit der Höhe der Buch- staben gleichlaufender Strich (AOKJHI ~ TTeiCTGON 1,4), eine, wie es scheint, bis jezt unbekannte Art der Bezeichnung des Personenwechsels.

Die Mitte des Stückes nimmt der Randstreifen ein, die linken Reste bieten aus dem Laches des Platoil 189*^ aKojvaag 189^ 6\xs66lv, die rechten 190^* naQccyei-ol^ivlrj axo\liit. Die wenigen Buchstaben geben einen ziemlichen Ertrag: 189^* oTi a v(.üu \ [dojcjfjt^) unter Auslassung des Hat, nach av; ntißxiov \ [w cpiX\oi ylv6i.f.i.dicot, statt co Ntnla xe nal ylccpjg^)-^ riveg rj [6i,öd6}ia]koi. für rlvsg ol ö., wiederum eine Verschlecbtei'ung; 190° ov 5t]axK>j sl^s für e'xsi; ilg ravrbv g)EQei\ 'Aal ßx^ööv [xi ^äklov l^\ oiQxTjg sir) av für cpsQSi, öisdbv de xi xal fiälkov. Rechts, wo nur sehr wenige Buchstaben gerettet sind, scheint alles in Ordnung zu sein. Denn die Zeilenanfänge || 06 •, || N, || CXO, 1| M| ergänzen sich gut, wenn man annimmt, dafs bei der grofsen Zertrümmerung des Papyrus nach der ersten Zeile eine andere zerstört worden ist: %xi!]6ai, \ t]o. c[i yaq fxrjö^ avxb xov- xo I ELÖstrjfiEv, 0 xi nox^ f'<y|u]v[ t] o xi eöxlv aKor\\ \ (>;^o[Afji u. s. w., die letzten Buchstaben aber möchte ich nicht für richtig gelesen halten.

51. Oxy. II 123—126, Nr. 228.

Papyrusblatt (25,5 X 15), eine vollständige Columne mit Resten der angrenzenden enthaltend. Die Schrift ist eine gerade, zierliche Unciale, von dem Hrg. ins H. christliche Jahi-h. verwiesen. Die Zeile enthält 16 20

Buchstaben, die Seite 32 33 Zeilen. Schriftzeichen: A 1, 6 j6[Y 2,4

Äl— Gl)N6Ä 17 0[N 32, zwei Punkte (:) zur Bezeichnung des Personen- wechsels und damit stets verbunden die Paragraphos am linken Rande; vgl. noch Nr. 40.

Aus dem Laches des Piaton 197^ %\ai ev A[£'y]a[g 198^ cip' ovv a[7iSQ, dazu auf einem versprengten Restchen der nächsten Columne 198*^ &aQQ\aXia [^6e x]cc ^i] nand. Aufser 'r]6<&rj6&ai. 2, 21 imd ajteJx^Eivco 3, 27 verstöfst nichts gegen die Grammatik, denn cpfjg 1,16 2, 17 ist die richtige Form, wenn auch T immer und B meist g)}]Lg überliefern, und indem in

jonische Form wieder in den Text einzusetzen, und mit ihr zugleich noch manches andere, was sich in den Handschriften erhalten hat, bis jetzt aber verschmäht worden ist, z. B. xpTjTJJpa Anab. IV 5,22 A cpgrirgcc Kyrup. I 6,33 AGpr. ^stvog Anab. I 3,3 A inl ^sivia VI 1, 3 A ^v Kovltm Kyrup. I 2, 9 BD* TtuQaLßdzag VII 1,29 AG ccvTLg IV 2, 36 A 5,56 A VIE 3, :^2 D Anab. V 4, 20 C 6,25 BC VH 3,18 BC.

1) Es scheint, dafs vor d noch zwei oder drei Buchstaben standen, doch läfst sich das erst am Original ausmachen.

2) Es war [fi^vTJot ergänzt, was gar nicht pafst.

522 II- Referate und Besprechungen

ccTtQO^^rj&sl^ccg 1, 27 der Schreiber nachträglich das £ tilgte, folgte er dem Sprachgebrauch seiner Zeit, den es noch näher zu untersuchen gilt. Auch in avfnt[avra 3, 30 merkt man den Einflufs der späteren Sprache. Die Lesarten, über welche das genaue Verzeichnis der Engländer zu vergleichen ist, zeigen eine Reihe von Umstellungen, geringfügige Erweiterungen und Auslassungen. Der Papyrus geht dabei einige Male mit einigen Hand- schriften zusammen, welche Übereinstimmung aber 2, 13 zufällig ist, da AAvLlAXON sehr leicht zu AXIAXON werden konnte. Die einzige wichtigere Neuigkeit ist ovkovv ßi ys 197'^ füi* ovkovv sycoys, was die Eng- länder vorziehen und Wilamowitz a. a. 0. 49, der auch sonst zu vergleichen ist, gar eine Lesart nennt, die man sich schämen solle, nicht durch Ver- mutung gefunden zu haben.

52. Oxy. II 126—127, Nr. 229.

Papyrusblatt 17 X 4,9, beschrieben von einer Uncialhand des II. Jahrh. n. Chr. Die Zeile enthielt 19 23 Buchstaben, die Columne, von der nur

h h

der obere Rand erhalten ist, über 30 Linien. Lesezeichen: OY 2 OPGüN

12 AN 8^), der Doppelpunkt zum Zeichen einer gröfseren, der einfache Punkt zum Zeichen einer kleineren Satzpause ^), dann die Satzfüllstriche (7) 2, 7, 25. Auf dem oberen Rand steht ein Scholion in einer Cursive des IL oder III. Jahrh.

Platou, Pliaidon 109'' 7toXXov]g r&v 109*^ ovQav]ov ovrog. Aus der Rechtschreibung ist zu bemerken §i;v[^£r]v 3 und eco^axcog 18 ecoQan[6rog 24.^) Eine neue Lesart zeigt sich nirgend, denn dafs der Papyrus 109*^ ccvaKVTpag in \ ['&aXdTrrj]g geschrieben habe unter Auslassung von Tf;g, ist, da die benachbarten Zeilenenden alle verstümmelt sind, sehr unwahrschein- lich. Die kurze Erklärung am oberen Rande: (Jt' vöarog \ ag ol iyO'veg xov ovQavYov OQÜi], I im-ug 8l asQog ist sehr oberflächlicher Art.

53. Pap. graec. 92 der Strafsburger Bibliothek, hrg. von R. Reitzen- stein im Hermes XXXV 607—608.

Kleines, mit der Scheere zurechtgeschnittenes Blatt aus einer Papyrus- rolle, geschrieben in grofser prächtiger üncialschrift des beginnenden dritten Jahrhunderts. Eine Eigentümlichkeit der Sclu-ift ist es, dafs die Zeilen un- gewöhnlich schmal sind, sie enthalten meist nur acht bis zehn Buchstaben. Dabei hat der Schreiber so sehr auf ein Ebenmafs der Columnen geachtet, dafs er die etwa überschiefsenden Buchstaben kleiner schrieb, um die Zeilen- länge nicht zu ungleich zu machen. Eine solche Columne aber enthielt nur 23 Zeilen, also kaum über 5 Teubnerzeilen ! *) Von Lesezeichen ist nichts zu bemerken.

1) Wie die Engländer bemerken, eine ganz ungewöhnliche Erscheinung. Der Schreiber hatte wohl im Sinne, dadurch (oOTttQ av von wg itigav zu scheiden.

2) Der Doppelpunkt (:) in dieser Bedeutung ist ebenfalls nicht gewöhnlich; er findet sich ähnlich in dem Herkulanensischen Papyrus 1012. 44, 4.

3) Plato hat doch wie die attischen Dichter k6Qav,a geschrieben. In seiner

Überlieferung findet es sich noch Soph. 239'' {toiQav.wg T) und Leg. 905'' in der Handschrift B s. XI des Theodoretos (graec. afi". cur. 93, 50).

4) Die ganze Rede nahm somit etwa 66 Seiten ein. Ob damit die Rolle abgeschlossen war, läfst sich nicht 'sagen, zur Erreichung der Durchschnittslänge war mindestens noch die Rede an Nikokles nötig, vielleicht waren auch alle drei moralischen Reden des Isokrates vereinigt.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 523

Das Blatt enthält auf der Vorderseite (über die Rückseite s. Nr. 60) Isokrates' Rede an DemOllikos 45, und zwar auf der linken Seite rvy]- 1(x\v(ü %a\i\Qovrccg und auf der andern y^Qw^itvog d%oq Kai. Das stumme t fehlt. Der Zettel liefert nur eine Bemerkung: in rsKfi^^Qiai. %Q(o- ^evog xrii neql x-i]v äkXriv 6ov ncctösiav cpikoTtoviai wird aov vom Papyrus mit r ausgelassen.

54. Oxy. II 128—130, Nr. 230.

Papyrusblatt (28 X 21) mit einer vollständigen Columne und Resten der beiden benachbai-ten. Die runde, unregelmäfsige Unciale stammt aus der Mitte des 11. Jahrh. n. Chr. In der Zeile sind 21 24 Buchstaben, in der Columne 36 Zeilen. Einige wenige Lesezeichen: Öfter Punkte über anlautendem i und v, Elisionszeichen 3, 14 und alte Form des Spiritus asper '" 2, 36. 3, 14. Während diese Zuthaten von einer späteren Hand herrühren, hinterliefs noch die erste die Paragraphos und, was eine Eigen- tümlichkeit des Schreibers ist, an nicht weniger als 14 Stellen den wage- rechten Füllstrich ( ) zur Ergänzung der Zeilenenden (s. oben Nr. 47).

Demostheues, Kranzrede 40 «xovtcoJi^ 'Ad'[r]vaicov 44 tote nd[v]rs[g und 45 Ktvjdvvcov [xd 47 TtQLrjtaL A€| (?). Aus der Rechtschreibung ver- dient bemerkt zu werden, ovd'ev 45, was Demosthenes recht wohl gesckrieben haben kann^) und nal &eoiaiv ix^^QOi 46, wo iv von der 2. Hand getilgt wurde. ^) Dann wäre nützlich, wenn einmal ganz genau untersucht würde, ob nach TTePI[lOL)N 44 (Col. 2, 18) wirklieb ein I folgte oder nicht viel- mehr gleich das Cü.^) Die Herausgeber haben zui- Vergleichung des Textes hier, wie in den folgenden Stücken, die Ausgabe von Blafs herangezogen, welche nur eine Auswahl der Lesarten bietet, wo sie doch auf die Din- dorfsche Ausgabe hätten zurückgreifen müssen. Wenn man den Papyrus mit den beiden Hauptvertretern der Demosthenesüberlieferung, dem guten grammatischen Text im Parisinus S und der Vulgata in A^) zusammen- hält, so findet man, dafs er zwischen beiden Zeugen steht, so jedoch, dafs er in den 5 Fällen, in denen Übereinstimmung mit S vorhanden ist, vier Mal mit dieser Handschrift ein Glossem ausläfst^), während er hingegen,

1) Vgl. Meisterhans^ 259 (von 378—300 34 x Fennen mit S, 23 x mit #). Die Aspirate ist schon in einem andern Demosthenespapyrus aufgetaucht: ov&ivcc epist. 3, 33 {Lri&Hg 34 im Pap. 133 des Brit. Mus. aus dem 11. oder I. Jahrh. V. Chr.

2) Es ist schon irgendwo einmal beobachtet worden, dafs diese altertüm- lichen Endungen noch hie mid da bei Attikern sich vorfinden. Ich habe augen- blicklich nur einen ähnlichen Fall zur Hand: nloioi6iv Xenoph. Anab. I 4, 18 ACD.

3) Dafs die Attiker in mQu^vm tibqucov und ähnlichen Formen das andere i unterdrückten, lehrten zunächst die Komikerstellen, und jetzt hat man die Bil- dungen auch schon in der Isokrates- und Platonüberlieferung erkannt. Preufs in seinem Index Demosthenicus führt bei Tcsgisi^i 29 Stellen an, welche hierher ge- hören, und wenn die Handschriften noch an 15 Stellen die verkürzte Fonn zeigen, so kann das kein Zufall und keine Schreiberlaune sein. Die Stellen sind: nsQiTixs (7tEQLf]X8 die Hss.) prooem. 55,2, ithQiwv 19,242 YO (geschrieben nsQl av) 21,104 S^ 198 AYO 25, 74 F 57, 33 SFQ ep. 3, 28 SBQ, TtEQiovta 21, 36 S 23, 80 SFYO, nsQwvTsg 4,1 S'F 48 SFB 6,14 F 14,12 S 57,64 SFQ 58,63 FQ. Der Marcianus F hat auch in anderen Fällen neben dem Parisinus S am besten die alten Formen bewahrt.

4) Vgl. Drerup im VE. Supplementband des Philologus S. 535.

5) c:Si,yiri(iccxa 42 S* Pap., aS. ^al d(OQO$OKi]nocxa S*A; siQrjvriv 43 S Pap., sIq. Archiv f. Papyrusforschung I. 3/4. 34

524 II- Referate und Besprechungen

wo er mit A zusammenfällt, meist einen Zusatz bestätigt.^) Die neuen Lesarten aber, die das Blatt aus Oxyrhynchos bietet, zeigen wiederum Aus- lassungen^) oder Zusätze^) oder endlich Umstellungen^); M6(jÜC oder

AA6GÜC scheint 41 für Ttiörjecog zu stehen (^Övvdjfisag die Engl.); lehr- reich aber ist die neue Lesart fiLa&ioßdvtcov iavTOvg [exe/Jvoj 42 für die Textgeschichte. Das Wort eneifou, das dem Demosthenes zurückzugeben ist, ward zunächst dm-ch z&i QiXlnncüv erklärt (so S), worauf dann ein anderer aufmerksamer Leser das x&l OdcTtTtcot strich (so A), weil der Name schon kurz vorher genannt war und eine Wiederholung anstöfsig schien.

55. Oxy. II 130—131, Nr. 231.

Kleines Papyrusblatt (9,2 X 7,3), beschrieben von einer mittelgrofsen Uncialhand, die der des Thukydides Oxy. II 225 (s. Nr. 47) ähnlich sieht und etwa an das Ende des I. oder an den Anfang des IL Jahrb. gehört. Die Zeile hatte 24 29 Buchstaben; aber die Ausdehnung der Columne läfst sich nicht feststellen, da weder der untere noch der obere Eand ge- rettet ist. Von Lesezeichen erscheint zweimal der Circumflex (merkwürdig Hl = -^i); von der Interpunktion ist zu bemerken, dafs nach dem Punkt gewöhnlich ein kleiner freier Eaum gelassen wii'd; über die beiden Punkt- arten s. Nr. 40.

Demostheues , Kraiizrede 227 sjoilnsv k'a\rLv q)[v6ei. 229 ©[■»j]- ßai[ovg. Die Rechtschreibung liefert nichts Bemerkenswertes, aufser dafs man in dva^a(.ivrj6yi(x)v 229 das erwähnte stumme i nicht findet. Der Text des Papyrus, mit der lectionum discrepantia verglichen, zeigt an zwei Stellen eine Übereinstimmung mit S gegen A ^), wo er Worte der Handschrift nicht hat, bietet er nichts Gutes ^), aber sav[r6v 228 lehrt, dafs das überlieferte ciVTOv in avrov zu verwandeln ist, auch o['u];^t öUaia 229 für ov öUaicc ist aufzunehmen.

56. Oxy. II 132—133, Nr. 232; dazu Tafel IV (Col. 2).

Der untere Teil zweier zusammenhängender Columnen eines Papyrus- blattes (13 X 14). Die Schrift, eine mittelgrofse Unciale, gehört etwa in die 2. Hälfte des II. Jahrb. n. Chr., während eine Cm-sivhand auf der Rück- seite (hier steht vielleicht ein Brief) an das Ende des 11. oder an den An- fang des III. Jahrhunderts gehört. Die Zeilen hatten 22 26 Buchstaben, die Columnen, wie sich aus einer Berechnung des fehlenden Teiles ergiebt, die stattliche Anzahl von etwa 47 Zeilen. Aufser den etwas merkwürdigen I-Pimkten in OYTOCl 29 erscheinen keine Buchstabenzeichen, bei der

aß^EvoL v.ai A, Gp]6hiv 45 S Pap., e^. vnoXccfißavovrcov A; aliAÖrwg 47 fehlt in S und im Pap.; sonst noch dävQÖ^svog vvv S Pap., vvv dSvQÖntvog A.

1) Ol raXcÜTtcoQOi. @r]ßaToL 41 A Pap., ol taX. S; ovtog iariv 6 A. und ziem- lich sicher der Pap., ovtoal 6 S'; w avÖQsg 47 A Pap., avÖQsg S; dazu ferner v,rri^KTa 41 A und nach der Lücke zu urteilen, der Pap., yirf]^a S; 4G r]i,6&i)a&ai A Pap., aiaii-ia&ccL S.

2) ^äXXov ccQ^6]6ii 42 sicher (fehlt iacog), GcorfjQcc '^i[X]i7t7iov 43 (f. töv), xiveg iv. xSiV TtöXscov 44 (f. xwv vor ^x).

3) di] v\vv 7ta\Xiv 42 (vvv vermuten die Engl., da der Raum für itäXiv zu klein ist); y^QOvov nach i-a noXXov 43.

4) v^üv a.Xr\[Q'ig 42 und yial xivug xäav 'FAXr'jvow 44 für xivag Sh yial x. '£.

5) Mfi-oAoyrjxf vvv y' 227 S und sicher der Pap., cbfio^oyTjxt A; xoTg kkovov6lv 229 steht in S und im Pap., fehlt in A.

6) ovßrig '^'Js fehlt 228 vor vnagxovorjg; afia fehlt 229 nach XoyLaxatg.

Wilhelm Crönert: Litterarisclie Texto mit Ausschluls der christlichen 525

Interpunktion trifft man nur die Paragraplios. Der in 54 eingelegte Wort- laut des Gesetzes wird mit NOMOC eingeleitet, wobei rechts und links ein freier Raum gelassen ist.

Demostheues ge^en Timokrates 53 Ttov \v6(iov 54 (ir}]8' iTttiprj-

cpi^siv und 56 67t6[6a 58 ravtcc alÖLKij^ava. Wenn 54 für ?) löiat. HZ^IAl gelesen wird, so läfst sich daraus kaum ein unerhörtes ■?) 'dt'at ent- nehmen, zumal da die Lesung recht unsicher ist. Der Papyrus vereinigt sich dreimal mit S gegen A-^), einmal tritt vielleicht der umgekehrte Fall ein.") Dafs 57 die Lesart £kslvg)v für räv in bkeIvcov (so die Vulgata, £7t' in. SA) auftritt, verdient keine Berücksichtigung, aber aufzunehmen ist wohl das neue y' in wg y' ifioi öokei 57.

57. Oxy. II 133—134, Nr. 233.

Ein etwas kleineres Papyrusblatt (lO,8 X 9,3), ebenfalls mit den Resten zweier Columneu, auf denen eine schmale Unciale des HI. Jahrh. n. Chr. erscheint. Der Griioq enthält 17 23 Buchstaben, die GEllg die ganz aufsergewöhnliche Zahl von 62 ctIioi. Daran läfst sich gar nicht zweifeln, wenn die Engländer die Bruchstücke der 2. Columne an der richtige Stelle der ersten gegenübergestellt haben; die Rolle war dann etwa 30 32 cm hoch, was in den Herkulanensischen Rollen das gewöhnliche ist. Von Lesezeichen findet sich nur die avco Gxiy^'t].

Demosthenes gegen Timokrates 145 8i\a xh §iö[^E6%'ai 146 xilri

wvov\^ii[yovQ und 150 o\yÖkva idßco £vvi\^a ccqiovxcov. Dafs wir auch in dem Papyrus 146 ATTOTICAl lesen, ist bei der Zeit, aus der er stammt, nicht zu verwundern. Ebenda hat der Papyrus (ort iqt] naQ'Eiv ^ anoxiGat) OTIXPHTTA I HC AI, wo also die späte Bildung Enä&y]6a^^ auch wohl unter der Einwirkung der folgenden gleichklingenden Infinitivendung sich in den Text verin-t hat. Im Übrigen wird einmal die Lesart von A gegen S in einer gleichgültigen Umstellung bestätigt^), das Einzige, was sich als Neuig- keit ergiebt, ist 146 tog örj für wg Si. Es kann noch erwähnt werden, dafs dieser Papyrus wie auch Oxy. 11 230 (oben Nr. 54) offene Formen giebt, wo Blafs die Elision einführt. Es liegt kein Grund vor, zu ändern, wenn der antike Leser keinen Anstofs nahm.

58. Oxy. II 34—35, Nr. 217.

Kleines Papyrusstück (13,1 X 7,3) mit den Resten einer in das in. Jahrh. n. Chr. gesetzten Schrift. Die Columne umfafst, was ebenso wie die aufserordentlich lange Seite der vorigen Nummer eine ungewöhn- liche Erscheinung ist, nur 9 Zeilen (zu 14 17 Buchstaben), während der obere Rand um vieles breiter als der Schriftraum ist (7,2 cm). Aufser den I-Punkten und dem Füllstrich 7 (l, 3. 6. 7) ist kein Lesezeichen zu er- wähnen.

Der Text hat eine so geringe Ausdehnung, dafs es sich lohnt, ihn herzusetzen: insiör)] || naxi^st xa. nqci.yna\xa \ noXv afisivov (-NCON) ccTta j

1) 57 -TtccvTsg S Pap., an. A; tu TtQa^&ivra in' iKsivcov S Pap., tu nQa%Q'ivta A; 58 KaiTOi S Pap., v,aixoi ys A.

2) 57 m[o:1 TL fx-a^iffjr' civ der Pap. in Rücksicht auf die Lücke, rt fehlt in S^

3) Wie mgriaa, rjyccyriGa, i]\LccQrr\6a entstanden, worüber Winer-Schmiedel Grammatik des neutest. Sprachidioms 109 zu vergleichen ist.

4) 146 ih,'r]v v^Iv rifiär S, rtfiäv i^fjv v^iv A Pap.

34*

526 II' Referate und Besprechungen

Gäv rotg TtcoTtors | yevofiivcov i) (Jr) ßa\6i,XEici, rbv ravtrjg tq6\7Cov Kai 'Qcoy r&v aai | qS)v xovrcov i'öiov \ vo^iov eivai, öet, %ccl (luXißra xoig "C^^!)" %ara \ noliv aQypv6LV ilqo \ ro\yy]\xaq c>:Q'j(ocg 7t(o\g\ \ vnoYti^ivai y^QT]. Die Herausgeber nennen dies Reste eines an einen König, wohl an Philipp oder Alexander gerichteten Briefes, worin Regierungsgrundsätze erörtert werden, und denken an die Schrift des Aristoteles über die ßaßiXeia oder an ein ähnliches Werk des Theopompos (Cic. ad. Att. 12, 40). Wilamo- witz S. 36 weist Theopomp wegen des Hiats TtoXv ix^sivov zurück^), und läfst die Worte nicht vor der Diadochenzeit gesagt sein, da auch für frühere Zeit noch nicht viele Königsherrschaften zum Vergleich herangezogen werden konnten, während die erwähnte städtische Wahlverfassung hingegen ein zu tiefes Herabgehen vei'biete. Die Frage wird sich wohl wegen des allzu geringen Inhalts des Stückes nicht gut entscheiden lassen.^)

59. Oxy. n 33—34, Nr. 116; dazu Tafel V.

Reste zweier Columnen (17,5 X 19,4), deren Schrift nach den Fund- umständen und mit Rücksicht auf einen Brief auf der Rückseite (l. Hälfte des I. christl. Jahrh.) nicht unter das Jahr 50 nach Chr. herabgesetzt werden kann, und etwa in die Zeit des Augustus oder Tiberius gehört. Die Zeile hat 17 22 Buchstaben, die Colimme, deren oberer Rand nur erhalten ist, über 23 Zeilen. Den Füllstrich (7 1, 5) ausgenommen, ver- mifst man jegliche Lesezeichen, auch die Paragraphos.

Brnchstück einer uachattisclien Rede^j, in der die Athener dazu angefeuert werden, Widerstand zu leisten gegen die durchsichtigen Um- garnungsversuche eines makedonischen Herrschers, höchstwahrscheinlich des Alexander.^) Dafs der Verfasser der Rede der Diadochenzeit angehörte, lehrt die sprachliche Beobachtung.^) Zweck der Schrift war nach Wila- mowitz S. 36 entweder, sie als eine alte unterzuschieben oder rhetorische Übung, und wenn er auch eine feste Entscheidung nicht geben zu können meint, so neigt er doch mehr zum ersten Falle hin. Die Engländer aber finden in den Sätzen einen blühenden, asiatischen Stil. Dafs sie sehr schwülstig sind, läfst sich nicht sagen; der Hiat ist vermieden^), aber kein deutlicher Tonfall in den Satzschlüssen angewendet. '') Eine Eigentümlichkeit

1) Es wäre indessen möglich, dafs dieser Hiat von dem betreffenden Schrift- steller als erlaubt angesehen wurde.

2) Dafs die Rolle mit Freilassung eines so winzigen Randes geschrieben ist, legt den Gedanken an ein geschätztes Werk nahe. Der iSiog vöybog wird bei Aristoteles Rhet. 1,10. 1368'', 8 von dem v.0Lv6g unterschieden, und %UQOxovr\xccl aQiai kehren in der freilich unechten Rhetorik au Alexandros 3. 1424% 14 wieder.

3) Einige Formfehler: stummes t schwindet und erscheint willkürlich, jjiislv 1, 8.

4) 'Ev xols öitXoig virnfjöccg vsciviyf.Bvi6^(ai^ rcxig d ano xcav im GxoXäv ansi- Xcclg (1, 1 ist a]7t£LXr]v ein Druckfehler statt -Xfjs) xovg ßo![Qß]dQOvg E^anaxäxcoi. i] dt töäv 'A&rivaitov noXtg i-jiitdxtsiv, ov^ vnlayijovsiv [inlaxcixca 2, 17.

5) Schon von Wilamowitz S. 3G Anm. 1 gemacht: i7ti.S]r]xä> mit folgendem Nachsatze (hier fi) ist erst seit Polybios bekannt, ■jtSQiyQdtpsiv Tt, „etwas ver- nichten" gar erst seit Plutarch und Apollonios Dyskolos (hier in der ganz unge- wohnten Wendung av^gconoi, 7t£Qiy8y[QCi]ii^ivoi Ttdoccg rag iXTti[6a]g 2, 7), iv[xav]&a „in diesem Falle" 2,6, dazu ein sehr gesuchter Ausdruck dnoQ&rirog ör}^o>iQ(xria 2, 10 (ccn. sonst nur von einem Orte, vereinzelt von einem Volke gebraucht).

6) So sehr, dafs im Satzinnern selbst erlaubte Hiate nicht vorkommen, wenn dies kein Zufall ist.

7) Auch findet sich keine deutliche Nachahmung klassischer Reden. Dafs

Wilhelm Crönert: Littcrarische Texte mit Ausschlufs der christliclien 527

ist es, dafs mit Vorliebe kurze Sätze gebildet und ohne Verbindung neben einander gestellt werden. Den Verfasser wird man wohl in das dntte oder zweite Jahrhundert v. Chr. setzen müssen.

60. Oxy. II 30—33, Nr. 215.

Papyrusblatt (23,2 X 18,3) mit den umfangreichen Resten dreier Co- lumnen. Die Schrift sieht nach den Engländern einigen Ptolemäerpapyri, z. B. dem Pap. Didot des Euripides, ziemlich ähnlich, mufs aber gleichwohl in die Kaiserzeit gesetzt werden, da das Stück zusammen mit Urkunden aus römischer Zeit gefunden wurde. Jedenfalls kann man unter die Mitte des I. Jahrh. nach Chr. nicht hinabgehen. Die Zeile hatte 17 23 Buchstaben, die Seite mindestens (denn es fehlt überall der obere Rand) 38 Zeilen. An Lesezeichen ist nm* die Interpunktion vorhanden. Diese bestehen in der Paragraplios , womit meist ein freier Raum im Text verbunden gewesen ist, und einmal dem Doppelpunkt (: 2, 19), während eine zweite Hand bei einigen andern Pausen ein Häkchen über der Zeile (') einfügte.^)

Bruchstück^) ans einer epikureischen Schrift. Der Verfasser redet zu einer andern Person^), um sie über ihr Verhältnis zu den Göttern auf- zuklären. Die freie, unabhängige Ansicht von der Gottesverehrung und die philosophischen Ausdrücke*) lassen über den Epikureer keinen Zweifel auf- kommen, nur hat die Sätze das Schulhaupt nicht selbst geschrieben. Die beigeschriebene varia lectio, auf welche Wilamowitz als auf ein Zeichen, dafs der Verfasser ein Klassiker war, aufmerksam macht, beweist nichts^), hingegen spricht gegen Epikur die Wendung xi yaq qo nQoq Jtog, xo öi] keyofisvov 2, 12®), mehr noch, dafs der Hiat vennieden wird, was Epikm* nicht thut, und dann zeigt auch der Ausdruck vielfache Berührung mit der Sprache Philodems. ^) Die Schrift mag etwa in die Zeit des Gartentyrannen Apollodoros oder des Zenon von Sidon gehören, den Urheber selbst zu er- schliefsen giebt es wohl keine Möglichkeit.^)

vom cpQÖvrifia der Athener gesprochen wird (nov t6 7tBQi\Läxr\rov oi'xsrat (pQovTiua rfig riys^ioviag 1,4), ist zu naheliegend, um es als von Herodot entlehnt zu er- achten, der das Wort von demselben Volke braucht 7, 109. 9, 7.

1) Die Beschreibung pafst sehr gut auf viele herkulanensische Rollen, doch hat die Oxforder Ausgabe leider keine Tafel beigegeben.

2) Richtig geschrieben, nur ist das wesenlose i willkürlich behandelt (ravrrj 1, 15, ovto3i 1, 5 Q'scoiQia u. a.).

3) 6v [^' co] a.v%'Q()i'K£ . . . vö^ii^i 1? 1'^ usw.; 1,25 ist ttjv [6av]tov svScci^o- viccv zu schreiben.

4) Es ist noch zu ergänzen ;^[ap/i'] aS[iCi(poQici\g 2, 20. Die Worte a^^vä^a- Tog 1, 30 und vitö]nrsv^cc 3, 12 (eine neue Bildung) weisen ebenfalls auf epiku- rische Ausdrucksweise hin. ai^vwiia hat, wie schon die Engländer sahen, Epikur selbst gebraucht (DL X 77) und Kleomedes führt als xarci; trjv sQ^iqvsiciv discp^ogöta aus Epikur an hiTttafia liTta6[La avaKQavydaiicira ArjicTjfiaTo: (158 Ziegl.). Eine Ge- schichte der Wörter auf -(la wäre eine schöne Aufgabe.

5) Viermal sind Schreibfehler richtig gestellt, aus einem übergeschriebenen Hat ergiebt sich nichts.

6) Den häufigen Gebrauch von vi} Jia, Jla und ngog ^•scbv hat der Bischof Dionysios bei Euseb. pr. ev. XIV 27, 15. 783" (fr. 259 Us.) an Epikur ge- tadelt.

7) Z. B. [7t(xv]ccQi6rov 1,20 (Philod. Rhet. ed. Sudh. H 178) x<xQ'-^<^'^^[qo]v 11,1 (ein Lieblingswort Philodems) iav ivKcnQfji, 2,2 (Rhet. 11 64, 14); avint^QKpoQÖ. (2,7) und avuniQKptQiaQ-ai gebraucht Philodem öfter.

8) Vgl. noch H. von Herwerden Mnemosyne 1900, 125, der aus 'jiaQiorwivdag

528 II' Referate und Besprechungen

61. Pap. graec. 92 der Strafsburger Bibliothek (Rückseite), hrg. von R. Reitzenstein, Hermes XXXV (1900) 608—611.

Auf der Rückseite des Isokratespapyrus (Nr. 52) geschrieben, in einer steifen Unciale des III. Jahrh. Die Zeile scheint ungewöhnlich lang ge- wesen zu sein, sie hatte wenigstens über 30 Buchstaben.-^) Als Lesezeichen kommen die I-Punkte (7) und die öriy^i] in mittlerer Höhe (4) zur An- wendung, dazu am Ende eines Absatzes die Paragraphos.

Bruchstücke eines Florilegiums ^), mit den Resten zweier Ausschnitte. Im ersten wird gegen die TtoQvsUi und den ya^og angekämpft und die Ent- haltung jeglichen fleischlichen Umgangs gepriesen, im zweiten, der die Über- schrift: OaßoQsivov trägt, liest man von Epameinondas. Hier sind nur die Reste zweier Zeilen erhalten, doch scheint so viel sicher, dafs ein Aus- spruch des sittenstrengen Thebaners gegen die Unzucht angeführt wurde. Weder dies Stück noch das andere, dessen Verfasser von Reitzenstein in Apollonios von Tyana oder anderen Neupythagoräem gesucht wird, findet sich bei Stobaios, das Werkchen aber mag etwa um die Wende des II. Jahrh. zusammengestellt sein.

62. Codex Thebanus, hrg. von U. Wilcken in dieser Ztschr. 228 254. Pergamentblätter mit Palimpsestschrift , erworben vom Herausgeber im

November 1898 in Theben, später jedoch mit den gesamten in Herakleo- polis ausgegrabenen Papyri vor dem Ausladen in Hamburg verbrannt. Alle Mitteilungen über sie beruhen auf den von Wilcken noch in Ägypten gemachten Aufzeichnungen. Die alte griechische Schrift, die etwa aus dem Vn., spätestens aus dem VIH. Jahrh. stammt, ist später durch einen kop- tischen Text verdeckt worden, der aber doch noch recht viel dui'chschimmern liefs. Über die Art und Weise der Schrift vgl. die Angaben oben auf S. 229.

Charitons Chaireas und Kallirrlioe vni 5, 9 cprjd ^[tovvaiog 6,1 i]vvßs xov und 'EQ^oxQccvrjg 6, 8 7, 3 cog 1% nlov. Über die Rechtschrei- bung vgl. Wilcken S. 240 Anm.; doch ist oififtoi gar nicht belanglos^), KuXXiQor] wohl die vom Verfasser herrührende Form, aqLaziag (= -eiag) hingegen nichts als eine Verdumpfung des t, da es aus zeitlichen Gründen nicht angeht, den Fall mit dem attischen ini^EXiag TiQvraviag zu verbinden. Wie nun die Charitonüberlieferung in einem neuen unerwarteten Lichte er- scheint, wie man sieht, dafs der ursprüngliche Text zum wenigsten zwei Beai'beitungen erfahren hat, von denen die schlechtere im Florentinus, die bessere im Thebanus erscheint, das hat Wilcken sehr eingehend erörtert. Die ohne Hülfsmittel vorgenommene Aufzeichnimg der Schriftreste und die

2,10 mit Recht %ciQix(aviccq herstellt. Eine Abhandlung von G. Fraccaroli: ün frammento d'Epicuro Atti della R. Accademia delle Scienze di Torino vom 18. Febr. 1900 (Band XXXV) ist wertlos. Man darf doch nicht t6 yaQ v.cixa.[vv- rov TTjv] ßläßriv (3, 2) „cio che gli reca danno" vorschlagen und weitläufig be- gründen.

1) Nach Reitzensteins Ergänzungen sogar 37 44, doch wird man die Her- stellung ein wenig verkürzen müssen, was nicht so schwer ist. Bis zu 23 Buch- staben sind von einer Zeile erhalten.

2) Nicht sorgfältig geschrieben: ei = /, ^aßoQslvov 15.

3) Ein neues Beispiel jener eigentümlichen nachklassischen Schreibweise, die sich an vielen Orten auf Inschriften, in Papyri und Handschriften findet, ganz besonders aber im Sinaiticus und im Vaticanus der Bibel.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Außschlufs der christlichen 529

vielen Lücken haben für den nachfolgenden Bearbeiter noch manches Rätsel ungelöst gelassen. Einige unmafsgebliche Lösungsversuche mögen den Be- schlufs machen: 4, 8 7t\aQ6vra TtQOöTjXdsv, 5, 1 ff. (die Fassung war eine von Florentinus grundverschiedene) oms &ti6avQbv svqojv ^qvOlov roGovrov tig] (ptXccQyl^VQog ißoa, wöJtte^ HM . . . ., 6, 25 KaXXelcov [xal vneQ iKei^vriv vrjv [ai'aövo^fievtjv.

63. Vgl. die vorige Nummer.

Es vraren zwei Blätter; von drei Columnen hat Wilcken die Reste aufgezeichnet. ,

Uubekailllter Roman, dessen Heldin Chioiie heifst. Hatten wir bei Chariton das Ende des Werkes vor uns, so sehen wir uns hier in den An- fang der Erzählung versetzt, die Blätter lagen also nicht weit auseinander. Die Exposition war eben gegeben, wir sind nun Zeugen, wie die Verwick- lung anhebt. Die Namen, die Wilcken den beiden Hauptliebhabern der Chione beilegt, Chrestos und Megamedes, lassen sich anzweifeln. Den Haupt- helden konnte der Verfasser nicht gut, um es ins Deutsche zu übersetzen, Ehrlich oder Fürchtegott nennen, und dafs der Geliebte der Chione seinen vornehmen Nebenbuhler so hochschätzt, dafs er sagt, sie habe keine Ver- anlassung, den ihr vom hohen Rat zugesprochenen Bräutigam zu verlassen, pafst nicht für eine Person, deren ijd'og der Leser doch bewundern soll. Vielmehr wird Megamedes der Vater der Chione sein. Die Geliebten haben lange überlegt-^), wobei sie natürlich auch auf den Gedanken kamen, durch Flucht sich der drohenden Trennung zu entziehen. Dem Plan, den be- sonders die Chione erwogen hatte, standen grofse Schwierigkeiten entgegen, und wie sie hier die Unmöglichkeit einer Rettung einsahen, meint noch der Held, dafs der Vater durch sein Verhalten der Chione gar keinen Grund zum Fliehen gegeben hätte. Dann, sagt Chione, bleibt uns nur noch das Äufserste übrig. Das folgende 6NA6TOYTCjüA6rCL) ist nicht iv de rovtco Uyco, sondern 'ev öh rovTo Xeyo), es ist hier also schon das zweite Beispiel einer Vertauschung von o und co. Auch sonst ist die Rechtschrei- bung recht fehlerhaft, ov&e[^ig aber 2, 7 scheint darauf hinzudeuten, dafs man den Verfasser nicht unter das 5. Jahrb. herunterdrücken darf, denn später ist die in der Schriftsprache ziemlich lang fortgepflanzte Form (die ägyptischen Urkunden verlassen sie schon in der ersten Kaiserzeit) ganz verschollen. Eine genaue Fesstellung aller Zeugnisse würde wie in dieser Frage so auch in mancher anderen der zeitlichen Bestimmung einen nicht zu verachtenden Anhalt gewähren.

64. Oxy. n 35—39, Nr. 218.

Fünf Papyrusstücke, von denen das gröfste 13,6 X 12,4 mifst, mit einer ünciale aus dem HI. Jahrh. Für diesen Ansatz spricht auch der Gebrauch des Striches zur Bezeichnung des v am Versende (z. B. Evs7tor]6e 1, 10), sonst fehlen jegliche Lesezeichen, auch Punkte und Paragraphoi, ausgenommen den Füllstrich (7) fr. 6, 5. Die Zeile hatte 21 25 Buch- staben. Die Seite (s. unten) über 40 Zeilen.

1) Ttdvroc ■näXav (KAAON das Perg.) Y,Hvovvrsg, über welches Sprüchwort die zahlreichen Belege im Thesaurus IV 899* zu vergleichen sind. Dann folgt nicht oag sLTtsv, sondern ag slns<(iyv, ein Fehler, dem man in Handschriften oft be- gegnet.

530 II- Referate und Besprechimgen

Bruchstück aus einer Schrift Über merkwürdige Bräuche^), der

paradoxographisclien Litteratur angehörend. Aus Col. 1 ist KTfeKxsivsv 13 und cc7toT£fivEtc(i. Tov]? QELval^g 16 zu bemerken; in der zum gröfsern Teil erhaltenen 2. Col. wird zunächst eine Probe auf die eheliche Treue vor der Leiche der Frau beschrieben. Zeigt das Ordal, dafs der Gatte die Ehe gebrochen hat, so ccnorsfAVE[T<xi] za ^ioqicc 5, worauf mit iötoqovöl ZconvQog aal KlekaQxog die Quelle angegeben wird. Es folgt ein anderer schauriger Brauch, um die Reinheit eines verstorbenen Arespriesters festzustellen; das thut sein Nachfolger (^aico^og), indem er der Leiche einen Spruch unter- legt, worauf der Verstorbene im Falle seiner Schuld wieder auflebt und seine Sünde bekennt. Die Quelle ist Archelaos und Zen[odotos. ^) Im folgen- den ist vielleicht von einem die Rede, der ein Mädchen vergewaltigt hat (/3ia:(jaft[£vog) , der dann (hier fehlt das meiste) seine Strafe (xoXaß^iv) er- hält. In der 3. Col. wird von Gefangenen (c(Lx^d]Xoit[. .) und von einer Tochter (rr}v &v'yalr£Qa) gesprochen. Bruchstück b zeigt wiederum weib- liche Wesen (rf; TtaQ | [-O-svw sicher), und ebenfalls einen schaurigen Brauch (^XoTtt^et^) T'Jjv); aus d und e ersieht man nichts. Das Volk, dessen un- heimliche Sitten so erzählt werden, ist auf jeden Fall ein barbarisches^), und zwar ein und dasselbe, denn in Col. 2 heifst es nach Beendimg einer Geschichte: iav leQSvg ayio&dvr] tov "A^Ecog. Von den angeführten Schrift- stellern läfst sich Zopyros nicht gut unterbringen, über Archelaos vgl. Susemihl I 465, Kleitarchos mufs der Geschichtsschreiber Alexanders sein und Zenodotos scheint von den Engländern, denen Wilamowitz zustimmt, richtig ergänzt zu sein. Der Verfasser mag etwa im 2. oder 1. Jahrb. geschrieben haben, den Hiat hat er vermieden.^)

65. Oxy. II 303, Nr. 302.

Kleines Papyi-usstück (6 X 8,6), die Schrift aus der 1. Hälfte des I. Jahrh. n. Chr. Es sind nur die Anfänge von 7 und die Enden von 8 Zeilen erhalten. Aus der Angabe, dafs die Engländer das wenige, was sie aus den Papyrus mitteilen, col. II nennen, mufs man schliefsen, dafs jene Schriftreste ein Randstück einfassen. Jenes wenige aber ist folgendes (2, 3 7): Xi;] II ^txtjvcöi' || TrlTjQcoGai Ta[g vavg || M6N r'qi noX^Ei- j| anb K || Ei[g XIqv&ottoXiv. Grenfell und Hunt geben nur an, dafs es Reste aus einem Geschiclltswerke seien; vielleicht aber kann man doch den Inhalt etwas näher bestimmen. Die bithynische Stadt Chrysopolis wird

1) Stummes i fehlt, tig tr\vä 2, 10 ist dui-ch die späte Zeit entschuldigt.

2) Vortreiflich haben die Engländer das Bruchstück c an diese Stelle ange- gliedert. Es ist dies nicht nur möglich, sondern vollständig gesichert, denn es passen auch noch andere Zeilen zusammen (die Columne erhält dadurch wenigstens 40 Zeilen, was nicht zu viel ist):

vtiIq tI1['??] olr\g [afriorg ovtcog

'Aq^^X II [ao]s xaJ. Zr]v[6Sotog

[iv rolg] nsgl tvcpov (?) [. . . Der Tvq)og wird von Dionys von Halikarnafs (A. R. 2,9) bei den ^&ri tieqI %s&v dem tvTtQEnig entgegengesetzt.

3) Die ältere Form, vgl. Xoiti^w, ov XsTti^ca Phot.

4) Aus dem Arespriester dnrften die Engländer nicht auf Hellenen schliefsen. Mit dem alleinstehenden ^Ji-nflav fr. b 9 läfst sich wohl nichts anfangen.

5) Vgl. auch Haussoullier Note sur le papyrus CCXVIII d'Oxyrynchos (Rev. de phil. 1900, 65—67) A. Ludwich Berl. phil. Wochenschr. 1900, 358.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 531

von Xenophon, Polybios, Diodor und Strabon erwähnt, am nächsten aber steht dem Papyrus eine Stelle in Xen. Hell. I 1. Hier liefst man 20 Kv^i- Kfjv&v^ gleich darauf egyaöccfisvog iv xfji noXsi und 22 eig XQvödnoXtv. Freilich passen die andern Worte nicht, aber jene Übereinstimmung ist recht auffallend, und nimmt man das sicher ergänzte nh]Qw6ai tag vavg hinzu, was ganz in den Sinn der Xenophontischen Erzählung pafst, so ist man sehr versucht, in dem Papyrus die Schilderung gleicher oder ähnlicher Vor- gänge zu vermuten. Auf jeden Fall ist das kleine Blättchen ganz genau zu untersuchen.^)

66. Oxy. II 85—95, Nr. 222.

Papyrusblatt (18 X 9,5), das auf der Vorderseite eine Rechnung etwa aus der Zeit des Mark Aurel oder des Septimius Severus zeigt. Der vor- liegende Text, der sich auf der Rückseite befindet, ist in einer schmalen Halbcursive geschrieben, wohl um die Mitte des HI. Jahrh. Die Zeilen- länge ist durch den Umfang des angeführten Namens bestimmt. Die Seite aber mufs 53 54 Zeilen enthalten haben, was bei einer Cursivschrift nicht auffallen darf. Die Zahlen sind durch übergeschriebene Striche bezeichnet, verschiedene Male sieht man die aus Urkunden bekannte Art der Abkürzung,

z. B. TTÄI^ Tiaiöav, rreNTA® Ttivra&Xov, O 1, 17. 36. 41 heifst wohl o-vTog, KPÄTIC 1, 17 KQdrtörog u. s. w., s. unten. Sonst erscheinen keine Lesezeichen.

Olynipionikenliste aus den Jahren 480 468 und 456 448 n. Chr. Bei den Wortformen ist et = 7, 'IiicuQiog 1, 22 = 'IfiSQaiog und Adncov 2, 18 = Aäy(ov gleichgültig; aber UaQfieveLÖrjg 1, 33. 34 ist kein Fehler, sondern vielmehr die rechtmäfsige Form, die auch der Philosoph aus Elea geführt hat. ^) Die erste Columne beginnt an ihrem oberen Rande mit Sel^voitL^'Tjg Xuog 7taLÖ(a)v) ördÖLOv (75. Ol.) und bricht unten ab mit 'legcojvvnov^) SvQaKo[6iov t£&Qi]n7iov (78. OL). Der Rest der ersten imd der Anfang der zweiten Columne ist verloren, dann setzt die Liste wieder ein mit

. . NOU.OC [ Ttivrci'&Xov (81. Ol.) und endet am untern Rand

mit AvKEtvog Aldnav oTtAemjv (83. OL). Es werden alle Sieger aufgezählt, und zwar in folgender Ordnung: öxccöiov, öiavXog, öoXtiog, nivrcc&Xov^ TtaXrj^ Ttvh,^ TtayKQariov, nalSwv ndXrj, Ttaldcov nvi,, onXlvrjg^ tsd-Qcnnov^ neXrjg. Die hohe Bedeutung des Fundes ist am besten von Carl Robert dargestellt: Die Ordnimg der Olympischen Spiele und die Sieger der 75. 83. Olympiade, XXXV (1900) 141—195. Während schon die Engländer an Phlegon von Tralles dachten, vermag Robert nun mit ziemlicher GewiXsheit zu zeigen, dafs diese Schriftsteller der Kaiserzeit, aus dessen Olympionikenliste wichtige Reste bei Photios cod. 97 aufbewahrt sind, der Verfasser gewesen

1) ATTOK könnte anb KccX^riSovog sein, vgl. Xenoph.

1) Vgl. über die inschriftlichen Zeugnisse W. Schulze Quaest. epic. ind. Jener olympische Sieger führt auch bei Diodor den Diphthong TlagasvEidrig TLo- GsiSaviatrig 11, 65 in der besten Handschrift, dem Patmiacus.

2) Gewifs = ^UQOivog. Es ist aber für die Namengeschichte wichtig, dafs aus der Kurzform ein Schreiber wieder die volle herstellen konnte. Der Maler Ztv^ig heifst Zsv^tmtog bei Piaton Protag. SIS'' (aber ZfD|is Gorg. 453"^), und für Zsv^iv Plut. Per. 13, 2 setzt die Handschrift V Zsv^ntTtov ein.

532 II- Referate und Besprechungen

ist^), und zwar stützt sich der Beweis in der Hauptsache auf die völlige Übereinstimmung in der Ordnung der Spiele. Sehr merkwürdig sind die Zusätze OKPATIC Ä 1, 17 Ü^IAIC 36 OKAAAIC 41, worunter die Engländer ovrog K^driötog Ttdvrcov, ovrog (piXiörog, ovrog ndlXiaxog verstehen, also ein Urteil der Kampfrichter über den schönsten Sieg, wie es Paus. VI 3, 6 von einem Sieger heifst: tote iyevsxo K(xkXi,6rog. Weniger gefällt der Vorschlag von Ludwich (Berl. phil. Woch. 1900, 390), das erste Zeichen mit ovoiia xQaxLavrjv rcav^yvQiv wiederzugeben, und so ähnlich die übrigen.^) Eine Reihe bestimmter Zeitangaben ist nun für die Geschichte der Dichter^) und Künstler'^) gewonnen, olympische Siege, die man bis jetzt nur sehr unsicher festsetzen konnte, sind jetzt, worüber Eobert sehr scharf- sinnig handelt, in die Lücke zwischen Ol. 78 und 81 zu bringen.^)

67. Oxy. II 41—52 Nr. 220, dazu Tafel VI.

Die Schrift ist eine grofse, breite Unciale aus dem Ende des ersten oder besser aus dem Anfang des zweiten Jahi-h. (s. auch Nr. 68). Die Zeile enthält etwa 16 20 Buchstaben, zur Zeilenausfüllung ist 3, 3, 8. 11, 11, 13, 20 das bekannte Zeichen 7 verwendet; die Seite, deren unterer Rand nicht erhalten ist, zählte über 21 Zeilen.^) Wenn Musterbeispiele aus Dichtem gegeben werden, setzt der Schreiber die Zeile öfter in der Mitte ab, z. B. 7, 1. 8, 10, 12, 14. Sehr zu bemerken ist die Art und Weise, wie 7, 2. 13, 13. 14, 12 die Versmafse angegeben werden, vgl. z. B. 13, 13:

auch 7, 2 ist die syllaba anceps des Schlusses mit "-' bezeichnet. Von der ersten Hand stammt sonst noch die Paragraphos ( und seltener > ), eine spätere beschäftigt sich besonders'') mit der Interpunktion. Wähi-end der erste Schreiber die einzelnen Gedanken durch die Paragraphos trennte, fügt die zweite sehr oft den Punkt am obern Rande (OJ^lOlGüC 9, 11 u. s. w.) ein, und dabei fällt auf, dafs auch die Partizipialsätze auf solche Weise abgetrennt werden, nämlich rovrav y{ci)Q ovzcov (paXatn'lEijcov' dito- K07trsG&(o\a]av kl nqCoxat avlXaßal 8, 15; na&oXov 6s nartl rovrov Ttdaccg

1) Der Papyrus stammt nach Robert wohl aus der 'EwtTOfi^ 'Olvybitiov i-awv

iv ßißXioig ß, nicht aus der grösseren Fassung.

2) Vgl. jetzt darüber den Nachtrag im Specialindex dieses Bandes.

3) Pindar Ol. 1—3, 10, 11, 14 im Jahr 476, Ol. 9 im J. 468, Bakchylides 6 und 7 im J. 452 (bis jetzt war 468 das späteste bekannte Jahr des B.) gedichtet.

4) Myron: Siegerstatue des Timanthes 456, des Lykinos 448; Pythagoras von Rhegion: Statue des Mnaseas 456, desLeontiskos 452; Polyklet (vgl. Robert 185—193), Statue des Pythokles und des Ariston 452; Mikon Statue des Kallias 472; Pto- lichos Statue des Theognetos 476.

5) Vgl. noch Th. Reinach Revue archeologique 1899,399—412; T.W. Beasley Revue de philologie 1900, 61—65; H. Weil Jom-nal des Savants 1900, 101—104; Hans Raeder, Nordisk Tidsskrift for filologi 1900, 33—37.

6) Wenn die auf Tafel VI gegebenen Gröfsenverhältnisse richtig sind, so hatten die auf der Rückseite von dieser Rolle stehenden Iliasscholien eine weit geringere Höhenausdehnung. Daraus mufs dann notwendig geschlossen werden, dafs durch Zerstörung des unteren Teiles die Schrift der Rolle unvollständig und dadurch wertlos wurde', worauf man dann den verkürzten Schreibstoff in einer andern Weise ausnützte. Dies mufs man am Original selbst untersuchen.

7) Sonst stammt noch von ihr TÖY 7, 8 6 .. 13, 5 INa 6, 1 (vgl. 9, 18).

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 533

acpeXcov rtg rag ek vfjg TtQcoTrjg ypqag naQu filav ^qw^^hccv' anoteXeöEi, x6 ^ETQOv ofiOLag' ö/.OTtBi yovv Tade' %araXEloi.7t6ra rag noonag avXXaßccg' 9, 6ff. ; doch sind diese Zeichen nicht überall eingesetzt. Am oberen Rande von 5 hat diesel])e Hand eine Bemerkung zum Texte eingefügt, über deren Ort das am Ende beigesetzte KATCÜ aufklären sollte; das diesem entsprechende AN Gl) im Texte selbst ist bei der grofsen Verstümmlung nicht erhalten

Ein metrisches Handbuch, ohne besondere Fehler in der Rechtschrei- bung.^) Der Verfasser ist „ein dilettirender Poet, dem die Metrik als Teil der Poetik am Herzen lag" (Leo^)); von bekannten Mafsen bespricht er das ^AvciKQEÖvxELOv oder naqi(üVL%öv 7, 3 flf., das OaXaUsiov 8, 8 flf., das TIqu^LX- Xeiov 9, 2, das KvQi]vci'iy.6v 11, 9, das Ua^d-ivstov 12, 15 und das Aa^Xt]- TtLaÖELov 14, 9. Unbekannt ist das NtnccQXELOv 3, 16 (!=^^ - uu _ u_ u^) bis jetzt gewesen. Eine nicht zu verachtende Ausbeute an neuen Dichterstellen hat der Papyrus gebracht, freilich keine langem Beispiele, wie die Aristo- xenosrolle, sondern nur kurze Zeilen. Angeführt werden Sappho 8, 9, 11, 13. 9, 14 (Bergk 53), 15, 16, Anakreon 7, 5 (B. 62, 1) 10, 1 (B. 92, 1), Aischylos 5, 6 (die Worte selbst sind zerstört) 11, 2 und iv reo nQ0^r]d-st (neu) 11,3, Kallimachos 10,6 (Wil. ep. 37,1) Sotades 7, 17 (Hephaist. XI), ein Unbekannter 11, 15, dann werden noch die Namen erwähnt Alkman und Simonides 5 (am Rande) und Pindar 12, 17. Der Verfasser hat sein Werk nicht ohne einige Sorgfalt geschrieben^); gerichtet ist es an einen Freund, der, wie z. B. öfter bei Philodem, mit ro cpiXrarE angeredet wird (1,10. 3,17. 11,16). Auf unsere Rolle folgt wenigstens noch eine zweite.*) Aufser Leo ist noch zu vergleichen H. Weil (Journal des Savants 1900, 98—101) und A. Ludwich (Berl. phil. Wochenschr. 1900, 358 360).^)

68. Oxy. n 52—85, Nr. 221; Tafel VI (col. X).

Eine längerer, 16,6 cm hoher Papyrusstreifen, der zunächst auf der Vorderseite von dem metrischen Handbuch (Nr. 67) beschrieben ist, dann auf der Rückseite die jetzt besprochene Schrift erhielt. Der Schreiber schrieb eine kleine, gedrungene, feste und bestimmte Unciale, die nach den Engländern der des Herodaspapyrus ähnlich sein soll. Man stelle indessen die beigegebene Tafel (VI) der vorzüglichen Wiedergabe einer Herodasseite bei Kenyon The palaeography of Greek papyri (Oxford 1899) S. 94 gegen- über und man wird alsbald einsehen, dafs der Vergleich in keiner besonderen Eigentümlichkeit zutrifft. Die Zeit, deren richtige Feststellung des Inhaltes wegen sehr notwendig ist, wird auf das Ende des 2. nachchristlichen Jahr- hunderts bestimmt; vor allen Dingen kann man über 100 n. Chr. nicht hinaufgehen, da die Schrift der Vorderseite aus dieser Zeit stammt. Die

1) ysivsad'ca 3,1; 9,19 'AcpQoSsircc 8,13 ngoEisrca 13,19 ist für die Zeit kein eigentlicher Fehler; das wesenlose t. fehlt.

2) Dessen Aufsatz über diese Reste (Ein metrisches Handbuch aus Oxy- rhynchos, Nachr. von der Gott. Ges. der Wissensch. 1899, 495 507) den ganzen Fund in gründlicher Weise behandelt und besonders auf das Verhältnis des Buches zu bekannten Systemen (der Verfasser benutzt ein später auch von Hephaistion herangezogenes Handbuch) eingeht.

3) Der Hiat ist vermieden, vgl. Leo 495 Anm. 3.

4) iv reo [i^isra rccvro v^TCOfivri^arL 12, 4.

5) 63 i'vu d6^[ca(it^ . . . ngog rovrco yiciiv[6ßo](pog sivcci ist doch wohl %aiv{^0 yQCi]cpog zu ergänzen, denn der Verfasser dachte sicher an das stolze Wort des Philikos KaLvoyQacptjs ßvv&Easae Hephaist. 53 Gaisf.

534 II- Referate und Besprechungen

Zeile enthält gegen 24—27 Buchstaben, die Seite 38 Zeilen, der oben und unten freigelassene Rand ist von mittlerer Breite. Die etwas nachlässig geschriebene Schrift ist an vielen Orten teils von dem ursprünglichen Schreiber teils von einer zweiten, gleichzeitigen Hand verbessert worden; Tilgung fehlerhafter Buchstaben geschab, wie die Tafel lehrt, durch Aus- streichen, in 15, 11 indefs durch darübergesetzte Punkte. An Lesezeichen ist die Paragraphos ziemlich oft am linken Rande zugefügt, wenn auch nicht nach bestimmten Gesetzen, und zwar hat das Zeichen meist eine gabelförmige Gestalt (> ) ^), selten ist es eine gerade Linie. Einige Male werden Sätze durch einen am oberen Rande angebrachten Punkt getrennt, z. B. TTBAlOül ' 15, 6; Zwischenräume zur Angabe von Satzpausen sind auf der Tafel nicht zu bemerken. Von Accenten finden sich alle drei Arten,

wenn auch nur vereinzelt, der Gravis nur an einer Stelle: 0X6A[H 1, 2 (es wird richtig bemerkt, dafs dies auf die Schreibung orsörj in einem Worte

hindeutet), der Spiritus in (jjC 3, 1 H 12,36, dann wieder recht häufig das Elisionshäkchen. Das i und v zu Anfang eines Wortes oder im Worte nach einem andern Vokale wird mit den bekannten zwei Punkten ausge- zeichnet. Zahlen und einzelne herausgegriffene und zu Substantiven erhobene Wortformen erhalten, wie es schon aus dem Tryphonpapyrus bekannt ist, eine darübergezogene Linie, also rj DEPI 6, 13, "EcpoQog d' iv B 9, 21; weshalb tc5 O.T6 %Qovi,-Ka) £7ti[^()ijju-cTt 1, 5 geschrieben ist, läfst sich nicht erkennen. 11, 34 erscheint am linken Rande ein schräger Strich (/), viel- leicht zur Bezeichnung der Anführung (es wird ein Homervers erwähnt), vgl. oben Nr, 31. Die Worttrennung ist überall richtig beobachtet, nur IN' I 6IC 12, 23 ist ein Fehler. Noch ist zu erwähnen, dafs am oberen Rande von Col. 17 nichtssagende Reste einer Cursivhand erscheinen; die Einzeichnung zwischen 10 und 11 wird unten besprochen werden.

Scholien zum O der Dias. Aufser zwölf nur geringe Buchstaben bietenden und darum zum guten Teil wertlosen Bruchstücken zählt man 17 Columnen, von denen einzelne, wie 11 13 und 15, kleine unschwer zu ergänzende Lücken abgerechnet, prächtig erhalten sind. Folgende Verse werden in den Scholien behandelt: 1, 63—65, 111 126, 145—156, 162, 195—252, 282—293, 327—337, 351—363. Zur Erkenntnis der Ent- stehung und Fortpflanzung der Homerscholien ist der Papyrus von hoher Wichtigkeit, denn er bietet weder das heutzutage berühmteste Scholiencorpus des Venetianus A noch die mit D bezeichneten Vulgatscholien , sondern schliefst sich der durch den Venetus B, den Townleyanus T und die Genfer Scholien G gebildete Gruppe an. Es war aber doppelt erwünscht, dafs die Scholien zum Buche O gefunden wurden, weil gerade in diesem Nicole prächtige Zusätze in Genf entdeckte, die durch den Papyrus Bestätigung, Verbesserung und Erweiterung erhalten. Und diese Erweiterungen findet man in Mengen, so dafs es nützlich sein wird, davon eine Übersicht zu geben. Unter den neuen Dichterstellen, von denen die wichtigsten von Wüamowitz (S. 41 44) eingehend besprochen werden, erscheint Hesiod oder besser ein unbekannter Epiker (vgl. Wil. 41) 3, 3, Stesichoros (vgl.

1) Von den Engländern im Texte falsch wiedergegeben. Die beiden Zeichen wechseln auch in der Herkulanensischen Rolle fast allenthalben.

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte rait Ausschlufs der christlichen 535

Wil. 42") 2,11, Archilochos fr. e, Alkaios 11,9, '^i'ßx[^£cav] iv FlaQ^s- veioig (so ergänzen gleichzeitig Ludwich S. 389 und Arthur Platt Class. Eev. 1900, 19) 7, 5, Panyassis (vgl. Wil. 42) h s' 'HqcmUiaq 9, 8, Pinda- ros 9,11, der Tragiker Phrynichos Iv 0oiviaaat.g 3,5 und Sophokles 11,13. Es folgen Prosastellen aus Hippeus von Rhegion (vgl. Wil. 40) 6, 3, dem Abderiten Protagoras (vgl. Wil. 40) 12, 20, Ephoros f'v ß' 9, 21 (freilich schon aus Macrob. Sat. 5, 18 bekannt), Aristoteles (doch wohl aus den 'ATtoQTinara '0(i7jQL7id) 14, 30 und Istros 6, 29. Endlich aus der Schar der Homererklärer und Grammatiker Aristarchos 9, 6. 10, 31. 14, 16 (ot 'Aqi- axccQ%ioi 11,15), Aristophanes 1,18. 10,36, Aristonikos 3,30, Athenokles? fr. a^), Didymos 10,12. 17,27, (Dionysios) 6 &Qäi'E, 14,20, (Dionysios) 6 ZLÖavLog 11, 1, Hermapias 3, 17, Ptolemaios 1, 18. 16, 3^) und Seleukos f.v y Kara rüv ^AQtßraQiov armsLav (vgl. Ludwich 389) 15, 16, iv tco E Tc5v ÖLOQ&artK&v 15, 24, aufserdem 6, 15. 9, 8. Die Kretische Ausgabe des Homer (r) KQrjTiKrj) wird erwähnt 15, 27 und vielleicht auch 17, 9, ferner die Ausgabe des Euripides 6, 17: iv xi] xat^ E^vQijjttörjv (so Blafs) Kut] iv tiGiV älXaig xai. iv ÖLaKOß^co c'\7tavrä (so zu sehr.) AjGrSQOitatog. Man würde nach dem Verfasser der Schollen nicht sehr fragen, da es be- kannt ist, dafs schon in sehr früher Zeit bei den Homerscholien das Sammeln und Zusammenschieben aus den verschiedenen Erklärungen begonnen hat, wenn nicht zwischen Col. 10 und 11 eine Halbcursive die Worte 'AjxfKoviog ^A^^aviov yQai.i(iaTiKbg iaijfietcüGccixTjv hinzugefügt hätte. Nun sind drei Fragen zu beantworten: wer ist dieser Ammonios? was bedeutet iöijiiei- coödfirjv? und warum ist die Bemerkung gerade an diese Stelle geschrieben? Betrachtet man zunächst den zweiten Punkt, so kann das Wort nicht gut eine andere Bedeutung haben als: ich bin der Verfasser der Anmerkungen, oder besser: ich habe mir diese Anmerkungen gemacht, wobei man unter dem Verfassen in erster Linie das Zusammenstellen zu verstehen hat. Schwieriger ist die erste Frage. Denn gewifs ist ein ^A(ificovtog ^A^^mvIov bekannt, er ist sogar Homererklärer, aber da er der Nachfolger Aristarchs ist, so darf man nicht an ihn denken, es müTste denn sein, dafs man an- nimmt, dafs die Hauptmasse der Schollen auf ihn zurükgeht und dafs von einem andern hier und da die Ansichten der Späteren nachgetragen sind. Die Engländer erinnern weiter an einen Ammonios, der neben Apion und Herodoros in Odysseescholien des Papyrus Nr. 271 des Britischen Museums

erscheint (wenn A eben diesen Namen bedeuten soll), doch ist damit nicht viel anzufangen, da hier auch der Aristarcheer gemeint sein kann. Wila- mowitz nimmt einen unbekannten Ammonios an, der auf der hohen Schule in Alexandria den Schreibstoff des für ihn unbrauchbar gewordenen me- trischen Handbuches dazu benutzte, um Vorlesungen über das 0 der Ilias aufzuzeichnen. Die Ansicht hat viel Bestechendes, doch wird man einwenden, dafs jene Randbemerkung eine von dem Schreiber der Rolle verschiedene Hand zeigt ^), dafs, wie schon die Engländer erinnern, es seltsam erscheint,

1) FAPOAOH läfst sich zu qprjffi] yaQ 6 'A&ri[vov.h~jg ergänzen (vgl. über diesen Homererklärer Pauly-Wissowa I 2019); ein Gewinn freilich erwächst daraus nicht.

2) Ptolemaios Pindarion, vgl. Wil. 39 Anm. 2, der soeben im Hei-mes XXXV 566 die Bemerkungen über den Asteropaios 7, 17 30 (zu ^ 155) auf Grund der Suidasvita demselben Verfasser zuweist.

3) Freilich ist dies nur ein schwacher Grund, da, wie die Wachstafeln des

536 II- Referate und Besprechungeii

warum der Mann seinen Namen an eine so ungewohnte Stelle setzte, just als habe er das spätere Schicksal seiner Rolle vorausgesehen, auch sind die Scholien nicht nach dem Gehör aufgenommen, wie einige Schreibfehler be- weisen (TT für H 11,36. 14,13 A füi- A 10,9, A für A 11,36). Auf die dritte Frage ist schon angespielt worden; sie ist um so schwieriger, als sich bis jetzt keine zweite ähnlich angebrachte Bemerkung auf Papyri gefunden hat. Mufs man auch so die Angelegenheit vorläufig mit einem non liquet verlassen, so kann doch über das Unbefriedigende dieses Er- gebnisses der Gedanke recht gut hinweghelfen, dafs der reiche, wertvolle Inhalt der Scholien bei weitem das Wichtigste an dem Funde bildet.

Aus dem Gebiete der Rechtschreibung mufs angeführt werden, dafs das stumme t meist fehlt, dafs ft und 7 öfters vertauscht werden, endlich 066X01 11, 37 == ^ 23, 1 (also nicht og roi zu schreiben), i^v6&evrog (= f'jc^-) 10, 7, KSQ6l für xiQ6i 7, 8 die erste Hand, und in Homerversen das merkwüi-dige ßs^ßhro 11, 35 (= fii^ißXsro ^ 5, 15) wozu die Eng- länder richtig ßefilsro des Hesychios vergleichen. Für den Text ist noch aufser Wilamowitz und Ludwich H. Weil (Journal des Savants 1900, 101 103), Arthur Platt (Class. Rev. 1900, 19—20) und Rutherford (ebenda 18) her- anzuziehen. Eine tüchtige Arbeit bleibt zu thun, vor allen Dingen eine peinliche Nachprüfung des Papyrus, auch mufs versucht werden, von den Bruchstücken a n die Versstellen zu finden, zu denen sie gehören.^) Und dann wäre es eine lobenswerte Arbeit, alle auf Papyri gefundenen Scholien- und Glossenreste zusammenzustellen, wie es in gleicher Weise ein tüchtiger Fortschritt der Homerforschung wäre, wenn nach so vielen Funden nun einmal alle auf Papyri erhaltenen Homertexte vereinigt und beleuchtet würden.

69. Pap. graec. 33 der Strafsburger Bibliothek, hrg. von R. Reitzen- stein in Hermes XXXV 611 ff.

Ein ziemlich langes Stück aus einer Papyrusrolle (20,3 X 80,5), be- schrieben mit einer unregelmäfsigen Schrift des HI. Jahrb. n. Chr. Die Columne hatte 20 Zeilen, Reste von 10 Columnen sind erhalten; Lesezeichen fehlen ganz.

Homerglossen, aufser einigen Vokal vertauschungen ^) ohne Fehler ge- schrieben. Die Glossen gehören zum A des Ilias, und stammen aus dem- selben Buche, aus dem U. Wilcken Sitzungsb. der Berl. Ak. 1887, 817 Pa- pyrusreste, die sich in Paris und Berlin befinden, herausgegeben hat. Fast alles findet sich in den handschriftlich erhaltenen Glossen wieder, es fehlt jegliche Erwähnung von Grammatikern, ja auch jede eigenartige Bemerkung, so dafs der Wert des Fundes nur darin besteht, dafs er für die Geschichte der flachen glossographischen Erklärung des Homer eine neue Quelle dar- bringt. In der Wiederherstellung der Lücken ist Reitzenstein mit viel Ge- schick vorgegangen.^)

70. Wiener Papyrus, hrg. von C. Wessely, Bruchstücke einer antiken

Poseidippos (Nr. 44) zeigen, der Schreiber leicht an Stelle der Unciale die Cursive verwenden konnte.

1) Vielleicht hilft eine Vergleichung der Farbe des Papyrus, womit Blafa im Bakchylides so schöne Ergebnisse erzielt hat.

2) si = l, aiaaai (= ^ocaui) 7, 20, yi^iaacoöi G, 26.

3) 7,13 ist zu schreiben ^^iloqs- (i.fT[^ia^]f, [ft'J^^JXf-

Wilhelm Crönert: Litterarische Texte mit Ausschlufs der christlichen 537

Schrift über Wetterzeichen. Sitzungsbericht der Wiener Akad., phil. bist. Classe. Band CXII (1900, 17. März), auch im Sonderabdruck (Wien, Ge- rold's Sohn, 41 S.) erschienen.

„Ein kleiner Antiquitätensammler fand, einer zerstückelten Mumie bei- gelegt, eine griechische Rolle, die alsbald in Bruchstücke zei-fiel, welche Staub und Moder unleserlich gemacht haben". ^) Es sind 7 Bruchstücke (12,4X11,5; 12,5X12,8 u. s. w.), die sich zum Teil wieder zusammen- legen liefsen und so eine Columne ergaben, die etwa 24,2 cm hoch war und 30 32 Zeilen enthielt (der axLxog zu 15 22 Buchstaben). Die Schrift gehört in das II. Jahrb. v. Chr., ihre Buchstaben werden von Wessely mit denen bei Kenyon Palaeography S. 128 Nr. 4 und 5 verglichen. Gröfsere Schriftzüge erschienen in fr. I, wo der erste Buchstabe jedes neuen Satzes (stets O =^ 6) die andern überragt und zugleich an den linken Eand hin- ausgerückt ist, II 2,18 VI 1,24 und VII 1,14. 15 bei Kapitelüberschriften, welche eingerückt sind. Von Interpunktion steht nur die Paragraphos; fr. I 1, wo sie fehlt, werden Absätze gemacht, so dafs der neue Satz auch mit einer neuen Zeile anfängt. Zu sfifietöiv I 1, 2 sagt Wessely: „in Z. 2 scheint zwischen Doppel-,a ein die Consonantenhäufung bezeichnendes Häkchen zu stehen." Da der Strich als ein Häkchen bezeichnet wird, so kann kein Zweifel darüber obwalten, dafs ein Beispiel von Worttrennung vorliegt, das älteste, denn erst in der römischen Zeit^) findet es sich wieder. Am Ende eines Satzes erscheint in der Zeile ^^ II 2, 19; eine „Randverzierung" links VI 2, 13 macht den Anfang eines gröfseren Abschnittes bemerkbar. Zahl- zeichen erhalten einmal den üblichen Strich, KA I 1, 11 sonst nicht. ^)

Rest eines knappen astrologisch-meteorologischen Handbuches aus Ptolemäerzeit. Der Text ist fehlerlos geschrieben, so dafs die auffälligen Erscheinungen um so mehr Wichtigkeit erhalten, nämlich immer ift iiztoLv I 2. 6. 11. 15*) und dann 6 81 xov ^tbg (nämlich aßTrjQ) fil^co tön I 3 und 6 81 xov "AQScog iöxtv iov&Qog %(u ikaößa) 8 ^) ; der Zeit entspricht

1) So Wessely S. 2 des Sonderabdrucks; wo sich das Stück nun befindet, wird nicht gesagt.

2) Das Häkchen, wohl von den Alexandrinern eingeführt, diente zunächst zur Wort.trennung. So findet es sich in der Homerüberlieferung, nämlich im Pap. Mus. Brit. 126 des BFA aus dem IV V. Jahrb. Kenyon Classical texts in the Br. m. 82 (AY enOPOYCe, eiPOKO.A\(jOI H und a.) und im Venetus A: La Roche Text, Zeichen und Schollen des berühmten Codex Venetus der Ilias 15 {Sovgi, kXvtSs-., ^%b, vriSv^og u. s. w.), dann im Pap. Massil. des Isokrates aus dem ersten nachchr. Jahrb. (Br. Keil, Hermes XIX 612), ganz besonders aber bei den Wörtchen ov% und ovi^ vielleicht schon in den herkul. Rolle, sicher aber vom II. Jahi-h. an. Es ist dann in späterer Zeit, erst vom IE. Jahrb. an, auch zur Silbentrennung verwandt worden, z. B. er' TONOC, vgl. oben Nr. 9. 31. 36.

3) Wessely giebt den Text nur in kleinen Lettern; eine Tafel, welche ein Bild der Schrift in der Erhaltung gewähren könnte, ist nicht beigegeben. Aus diesem Grunde, und um der grofsen Wichtigkeit des Inhalts wäre eine neue Her- ausgabe dringend gewünscht, die um so eher erfolgen mufs, als, wie Wessely angiebt, der Zustand der Rolle kein guter ist.

4) Wenn man auch wufste, dafs f/fi'g noch in ptolemäischer Zeit gebraucht wurde (so schreibt die pseudotheophrastische Schrift de signis, dem II. Jahrh. vor Chr. angehörend, und der Eudoxospapyrus : 6 fift's 290), so war es doch zweifel- haft, ob auch im Dativ des Plural derselbe Diphthong erscheinen würde; das ist nun festgestellt.

ö) Diese Beispiele kommen sehr erwünscht, denn nun ist es unumstöfslicb

538 II- Referate und Besprechungen

TToetzai I 1, 5. 10. 14. 17. Ganz absonderlich ist cc^avQäxl^ai, doch scheint hier Wessely ganz sicher ergänzt zu haben. Was vom Inhalte erhalten ist, zerfällt in drei Hauptteile. In dem ersten (I) werden die Planeten be- schrieben, im zweiten (II VI 2, 12) handelt der Verfasser von den Wetter- zeichen (Mondhöfe, Mondphasen, Nebelfleck in der (Darvr/, die hier Odrviov heifst, Meteore, ^Xiog Kav(iazlag, rote Wolke in Lichtstrahlen vor Sonnen- aufgang, Zeichen des Meeres und der Sonne), in dem dritten folgt ein 7caQcc7ir]yixa^), ein astronomischer Kalender. ^) Die nicht eben umfangreichen Ausführungen lassen nun Arat und die Schrift de signis üi einem ganz neuen Lichte erscheinen.^) Wenn Wessely richtig annimmt, so ist die Schrift im 11. Jahrh. v. Chr. in Ägypten geschrieben. Eine Beurteilung der eingehenden und viele neue Gesichtspunkte enthaltenden Ausführungen Wesselys wird wohl bald von berufener Seite erfolgen.

11. Oxy. n 303, Nr. 303.

Geringfügiges Papyrusstück (7X7), dessen Uncialschrift in das I. Jahrh. n. Chr. gehört, aber kaum unter Nero herabzudrücken ist. Die Anlange von 9 Zeilen erhalten, darunter Gf] |j Atjvjj? kvkXov og in || tXd- XiöTog ano x&v . Reste eines astrologischen Werkes; eine vollständige Mitteilung der erhaltenen Buchstaben wird vielleicht zu wichtigen Ergän- zungen führen.

72. Oxy. II 134—136, Nr. 234.

Längeres Papyrusstück (30,6 X 8,2) auf der Vorderseite Reste von Urkunden enthaltend, die etwa aus dem Ende des II. oder dem Anfang des in. Jahrh. stammen, auf der Rückseite den vorliegenden Text. Dieser ist in einer runden, aufrechten Unciale gesckrieben und gehört wohl in dieselbe Zeit, wie die Urkunde. Die Zeile hat 14 17 Buchstaben, die Columne (es ist eine vollständig, eine andere nur in bedeutungslosen Trümmern er- halten) 50 Zeilen. Bei der Schrift ist zu bemerken, dafs kurze Zeilen durch wagerechte Striche am Ende auf das gewöhnliche Mafs gebracht werden (vgl. oben Nr. 48) und dafs einmal (ANAAABG' 2, 19) ein Punkt erscheint, damit natürlich auch die Paragraphos. Kapitelüberschriften wer- den in die Mitte der Zeilen gestellt.

Heilmittelbuch fm- den täglichen Gebrauch, in schlechtem Stile ge- schrieben, doch ohne Hinneigung zur Volkssprache. Aus der Rechtschrei- bung ist zu erwähnen xaffro^jjou 2, 1, was auf xaUTo'^ftov {-qiov die gew. Form) hindeutet, jr^oöfti^ov 2, 9 und cpioGag 2, 2.^) d]6rQccKov . . ^coiVJwxoü

sicher, dafs die kurze Comparativform auf co nXsico, t6 itXsico, dann auch rmt ■jtXsico, Ol TcXsica u. s. w.) in ptolemäischer Zeit gebraucht war. Von hier aus hat sie sich im Schriftgebrauch bis zum Beginn der liyzantinischen Zeit erhalten. Eine vollständige Sammlung aller Belegstellen wird in der Grammatik der her- kulanensischen Papyin gegeben werden.

1) Sicher ist 11 2, 14 oder 15 ^[orpajrrjyixo: zu ergänzen.

2) Für das ägyptische Jahr, denn das naqüitriyiLa beginnt mit dem ägyptischen Neujahr, dem 1. Thoyth.

3) S. 33 wird eine Vermutung Kaisers, dafs de signis Einwirkungen des Arat zeige, bestätigt.

4) Dies seltene Wort schwankt zwischen dem Gutturalstamm (^qpm|a Ttsqxa- y^iBvog) und dem sigmatischen. Wenn in der Geoponika nur die letzten Formen stehen {ntcpaa^^vrig VI 6, 2 n^cpcoa^tvav XX 2,3. 3,1), so deutet dies darauf hin, dafs diese Bildungen volkstümliche waren, was nun durch den Papyrus bestätigt wird.

Carl Schmidt: Christliche Texte 539

2, 5 ist nicht leicht verständlich. Das seltsame Wort mufs mit ^o'itoi „ein Pferd in die Schwemme führen, abspülen" zusammengestellt werden, so dafs der Gegenstand etwa ein Spülgefäfs vorstellen könnte; doch scheint vielmehr das oaxQaKov Qoi'ariKov^ da darauf geröstet werden soll, eine besondere Pfannenai't der spätgricchischen Küche zu sein. In der gerretteten Columne wird von Mitteln gegen Ohrenleiden gehandelt; die beiden erhaltenen Kapitel- überschriften lauten: evd'eta eig r\o\ ovg itQog %6vovg und nlva^iol onbg [ngog^ novovg. Die Angaben sind recht kurz, und lösen sich mit aXlo ab, z. B. werden für die Ausspülung bei Ohrenschmerzen vier Mittel angegeben. Der Papyrus wird der byzantinischen Litteraturgeschichte recht erwünscht kommen, denn er zeigt, dafs die zahlreichen, ganz ähnlich angelegten latro- sophien der späteren Zeit (XI XV. Jahrb.) Ausläufer einer ziemlich alten Litteraturgattung sind.

Bonn. Wilhelm Crönert.

Christliche Texte.

(Vgl. oben S. 120—122.)

7. Oxy. II 1. 21,2 X 7,5 cm.

Eine Lage, d. h. 2 Blätter eines Papyrusbuches, von denen der rechte Rand abgebrochen. Ferner ist der untere Teil nicht erhalten, und sind in der Mitte 3 Zeilen ausgefallen. Blatt 1 recto 25 Z., verso 23 Z., Blatt 2 recto 21 Z. und verso 17 Z.

Schrift: Runde aufrechtstehende ünciale von mittlerer Gröfse, die mit Sicherheit auf das III. Jahrh. zu datieren ist. Die üblichen Ab- kürzungen in bibl. Mss. kommen vor, doch keine Punkte und Accente, nuj- an 2 Stellen Apostrophen.

Inhalt: Das 1. Blatt enthält Ev. Joll. Cap. I vv. 23 31 und 33—41, das 2. Blatt Cap. XX, vv. 11—17 und 19—25. Der Bibel- text ist mit dem Cod. Sinait. eng verwandt, da er in manchen sin- gulären Lesarten mit diesem tibereinstimmt. Leider sind von jeder Zeile nur einige Worte oder Buchstaben erhalten, sodafs der Gewinn füi' die Textkritik gering ist.

Wichtiger ist das Stück für die Untersuchungen über das antike Buchwesen. Denn einerseits zeigt es das hohe Alter des Papyrus- buches an Stelle der Rollenform, andererseits ist die Form des Buches selbst von Interesse. Eine Lage wird nämlich in der Mitte zu zwei Blättern gebrochen und eine Lage über die andere gelegt. Wenn nun die eine Lage Stücke von Cap. I und XX enthält, so füllen die übrigen 18 Capitel des Joh.-Ev. ungefähr 22 derartige Lagen, so dafs das ganze Papyrusbuch, wenn es allein dieses Ev. umfafst hat, ca. 25 Lagen enthalten haben mufs.

Archiv f. Papyrusforschung I, 3/4. 35

540 II- Referate und Besprechungen

8. Oxy. II 2, Tafel II 25,1X19,9 cm.

Stück einer alten Papyrusrolle, wahrsclieinlich einer griech. Urkunde, die später von einem chi-istlichen ScMler zu Schreibübungen benutzt ist, nur das Recto beschrieben mit 10 Z.

Schrift: Grofse ungeschickte Uncialschrift , ganz unten noch 2 schwer lesbare Zeilen in Cursive sichtbar. Die Unciale fällt mit aller Bestimmtheit in die 1. Hälfte des IV. Jahrb. Die gewöhnlichen Ab- kürzungen.

Inhalt: Römerbrief Cap. I w. 1 7, doch mehrere orthographische Versehen und ein Teil von vs. 6 ausgelassen.

9. Oxy. II 3. 17,3X8,7 cm.

Fragment eines Blattes von einem Papyruscodex. Das Recto be- findet sich in einem sehr schlechten Zustande, auf dem Verso 28 Z. erhalten, aber auf jeder Zeile nur wenige Buchstaben, so dafs man den Zusammenhang wie den Inhalt gar nicht erkennen kann.

Schrift: Ziemlich unregelmäfsige Unciale, vielleicht III. Jahi-h. Die gewöhnlichen Kontraktionen kommen vor.

Inhalt: Tlieolog. Werk, ob historischen oder homiletischen Charakters bleibt ganz zweifelhaft. Die Zeilen 14^ 17 des Verso klingen an Matth. VII, 17 19 resp. Luc. VI, 43, 44 an. Bei iym h^l . . . eI(iI dncbv Ti]g . . . in Z. 17 verso denkt man an einen Ausspruch Jesu in der 1. Pers. singuL, doch wird es nur ein Citat sein. Die Worte in Z. 19 dg iv i^oQcpt] ■&eov weisen auf Philipp. II, 6.

10. Jacoby: Ein neues Evangelienfragment, Strafsburg 1900, S. 32 ff. Gröfse des Papyrus nicht angegeben.

Papyrusstreifen im Museum zu Gizeh, Pap. 10263, nm- das Recto beschrieben mit 18 Z., einige Stellen beschädigt. Der Text beruht auf einer Abschrift von Reitzenstein.

Schrift: Nach Grenfells Schätzung soll die Schrift aus dem IV. oder V. Jahrh. stammen; leider sind weitere Angaben über den Schrift- charakter nicht gemacht, wie auch ein Faksimile sehr vermifst wird.

Inhalt: Der Papyrusstreifen enthält eine Epiklese all JesUS gegen Krankheiten, z. B. heifses Fieber oder Wechselfieber und gegen die bösen Geister und Dämonen, wie aus Z. 15 17 deutlich erkennbar ist. In den vorhergehenden Zeilen werden die einzelnen Stücke des Bekenntnisses zu Jesus Christus ganz im Stile der Symbole resp. der Liturgien aufgeführt.

Jacoby versucht die evangelischen Stücke auf eine alte Quelle und zwar auf das Agypter-Evang. zurückzuführen und stützt sich auf die Ausdrücke 6 narccxkaGag rbv ovu;^« rov XaQOvrog in Z. 2 und 6 noiipcig xhv Xdqovxa äoTtoQov. Er glaubt nämlich in den vorher publizierten koptischen Fragmenten eines bisher unbekannten Ev. aus der Strafs- burger Sammlung Stücke des alten Äg.-Ev. wiedergefunden zu haben, und findet dort den merkwürdigen Ausdruck von Christus gebraucht, dafs er „die Kralle des Todes" vernichtet habe. Leider ist die Über- setzung des Textes falsch, denn die kopt. Worte geben den griech. Ausdruck %ivxqov xov ^avdxov 1. Cor. 15, 55. 56 wieder; damit fallen

Carl Schmidt: Christliche Texte 541

alle Kombinationen mit dem Ag.-Ev. dahin. Auch das griech. Stück ist eine ganz einfache Epiklese, die ihren evangel. Stoff' aus dem N. T. geschöpft hat; immerhin ist sie von grofsem Interesse.

11. Amherst^) I, 1, Taf. III— IX 23x26,5 cm.

3 Lagen resp. 6 Blätter, dazu ein 7. stärker beschädigtes Blatt eines Papyrusbuches. Die ersten 6 Blätter sind mit Ausnahme des unteren Randes ziemlich gut erhalten, jede Seite ist in einer Columne beschrieben und abgesehen von den ersten beiden fortlaufend mit 0 x paginiert, so dafs 4 beschriebene Seiten zu Anfang verloren sind. Die Seiten enthalten 26 29 Z., die von zweiter Hand geschriebene Col. II 32 Z.

Schrift: Der Papyrus ist von 2 Händen geschrieben. Der ersten Hand, die sich durch eine quadi-atische regelmäfsige Unciale auszeichnet, gehören an Col. I und Col. III XIV. Die zweite Hand, welche Col. U geschrieben, bietet eine schlechtere und unregelmäfsigere Unciale, auch ist die Col. nicht nur enger, sondern auch länger beschrieben. Doch sind beide Hände gleichzeitig und werden bei der Schwierigkeit der Datierung von Uncialhandschriften der Byzantinischen Zeit von den Herausgebern auf das V. oder VI. Jahrb. fixiert. Ein Corrector hat am oberen Rande von Col. III, IV und XI einige Zeilen, die von der ersten Hand ausgelassen waren, hinzugefügt in schmaler und schräger Unciale, wahrscheinlich nicht später als Ende des VI. Jahrh. Dagegen stammen die Correcturen im Texte selbst wahrscheinlich von der ersten Hand. Letztei'e gebraucht Punkte, Apostrophe und Füllungszeichen bei kürzeren Linien, während die zweite Hand derartige Zeichen überhaupt nicht bietet. Daneben die ge- wöhnlichen biblischen Abkürzungen.

Inhalt: Die Blätter enthalten Stücke des bis dahin ganz verlorenen griechischen Textes der Asceiisio Jesaiae und zwar ungefähr- ein Sechstel des ganzen Werkes, das uns nur aus einer äthiopischen Übersetzung (vergl. die Ausgabe von Dillmann, Leipzig 1877) bekannt war, zu der eine latei- nische und slavische Übersetzung der 6 letzten Capitel hinzutraten. In den jetzt publizierten Blättern beginnt der Text mit Cap. H § 4 (nach Dillmanns Ausgabe) und geht mit kleineren Lücken bis Cap. IV § 4 ; der Text geht also genau parallel mit dem äthiopischen und enthält dieselbe Verbindung der griechischen Grundschi-ift mit der christlichen Apocaly^Dse. Wichtig sind die Papyrusblätter einerseits für die Texterklärung, besonders für die Stelle Cap. IV § 3 über die neronische Verfolgung (Märtyrertod des Petrus), an- dererseits für die Wertbeurteilung des äthiopischen Textes, dessen Über- setzung sich als eine genaue, sclavisch wörtliche herausstellt (vgl. Hamack: Sitzungsber. der Beri. Acad. 1900, philosoph.-hist. Kl. Bd. XLHI, S. 984ff.

12. Amherst I, 2, Taf. II 26,4 X 31,3 cm.

Grofses Papyrusblatt, teilweise stark zerstört, mit 25 Zeilen (60 67 Buchstaben auf der Zeile).

1) The Amherst Papyri, being an account of the Greek Papyri in the collection of Lord Amherst of Hackney, F. S. A. at Didlington Hall, Norfolk, by Bern. P. Grenfell and Ai-th. S. Hunt Part. I. The Ascension of Isaiah and other theological Fragments. With nine plates. London 1900.

35*

542 II- Referate und Besprechungen

Schrift: Das Stück ist geschrieben in sorgfältiger Cursive, etwa aus der ersten Hälfte des IV. Jahrh. Jede Zeile ist durch Doppelpunkte in 3 Teile zerlegt. Daneben die gewöhnlichen Abkürzungen.

Inhalt: Ein altcliristlicher Hymnus und zwar ein akrostichisches Gedicht (nach den Buchstaben des Alphabetes, mit einer überschüssigen

Zeile, im Ganzen also 25 Zeilen) in dem Schema ^ ^y ww^i , welches

sich dreimal auf jeder Zeile wiederholt (auf der letzten nur zweimal). Nach Hamack 1. c. S. 986 ein zur Einprägung bestimmtes Tauflied, dessen Inhalt sich zum Teil mit Didache cap. 1 5 berührt und als Mahnung für den Täufling gedacht ist. Seine Abfassungszeit setzt Harnack aus inneren Gründen auf die Jahre 250 330; Preuschen „ein altchristlicher Hymnus" in der „Z. f. d. neutestam. Wissenschaft u. d. Kunde d. Urchristentums", 1901, Bd. 2, H. 1 S. 73 ff. erblickt in dem Stück eine Malmrede, keinen Lobgesang, deren Abfassungszeit noch in das IL. Jahrh. zurückzudatieren sei, so dafs wir in ihm ein Stück der ältesten christlichen Gemeindepoesie vor uns haben.

13. Amherst I, 3, Taf. I (verso) 20,9 X 23,5 cm.

Papyrusblatt, recto und verso beschrieben, leider sehr zerstört; von den 3 Columnen des Recto ist die 1. Col. bis auf die Endbuchstaben der letzten 10 Zeilen vollständig verloren, deshalb auch nicht abgeschrieben; die 2. Col. ist noch am besten erhalten, während von der 3. Col. der rechte Rand ab- gebrochen ist. Die 2. Col. enthält 25 Zeilen, die 3. Col. 26 Zeilen, doch ist unten die Datierung abgefallen.

Schrift: Ungeschickte Halbunciale, nach den Herausgebern geschrieben zwischen 250 und 285 auf Grund der Unterschrift in der 2. Col., da von den J. 285 bis 323 die Papyri entweder durch Consulats- oder Kaiserjahre datiert sind. Diese Datierung wird durch den Inhalt bestätigt. Leider ist kein Faksimile des Recto gegeben.

Inhalt: Harnack hat 1. c. S. 987 ff. den Nachweis geliefert, dafs man ein Fragment eines Briefes aus Rolll vor sich hat, der von einem ägyp- tischen Christen an die Brüder im Arsinoitischen Gau (Fajum) gerichtet ist. Es handelt sich um die Sendung einer Geldsumme an einen gewissen Primitinus in Alexandrien. Von besonderem Interesse ist aber der Brief wegen des Vorkommens von ndnag Ma^iiiog (Col. HI, 5 und 9) d. h. des Bischofs von Alexandrien zwischen 264 (265) 282 (281) und von Osoväg, (Col. III, 14) des späteren Nachfolgers des Maximus im Bischofsamte von 282(281) 300. Darnach ist der Brief zwischen 264 (265) 282 (281) verfafst. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dafs es sich um zwei Briefe handelt.

Am oberen Rande von Col. 11 stehen auf 3 Zeilen die 13 ersten Worte des Hebräerbriefes, geschrieben in schmalen Uncialen zu Ende des III. oder Anfang des IV. Jahrh.

Auf dem Verso des Blattes findet sich Gen. I, 1 5, u. zw. zuerst in der Übersetzung der LXX und sodann in der Übersetzung des Aquila auf 16 Zeilen, geschrieben von mehr cursiver Hand, wahrscheinlich aus der Zeit Constantins. Bemerkenswert am Texte ist das Fehlen von v. 5^ an beiden

Carl Schmidt: ChriHtliche Texte 543

Stellen, und in der Übersetzung des Aquila das Fehlen von v. 2*"^. Die vv. 4*^ und 5^' lernt man hier zum ersten Mal aus der Übersetzung des Aquila kennen.

14. Ajnherst I, 4 6,7 X 6,7 cm.

Kleines Fragment eines Papyrusblattes aus einem Papyruscodex, 7 Zeilen auf der Vorder- und Rückseite erhalten.

Schrift: Ziemlich grofse i-unde Uncialhandschrift etwa des VII. Jahrh.

Inhalt: Hiob 1, 21. 22 (recto) und 2, 3 (verso).

15. Amherst 1,5 12,6x6,5 cm.

Blatt eines Papyrusbuches, von dem der rechte Rand abgebrochen ist, 14 Zeilen auf jeder Seite.

Schrift: Runde gerade Unciale etwa des V. oder VI. Jahrh.

Inhalt: Psalm 5,6 12. Die Verse sind fortlaufend geschrieben, doch die einzelnen Gxiyoi durch kurze Diagonalstriche markiert. Der Text scheint dem Sinaiticus nahe zu stehen.

16. Amherst I, 6 fragm. b. 21,1x25,5 cm.

4 verschiedene Papyrusblätter eines Buches, beschrieben in einer breiten Columne, teilweise sehr schlecht erhalten.

Schrift: Breite gerade ünciale in der typischen Form der späteren Byzantinischen Zeit, nicht vor dem VII. Jahrh., vielleicht 1 oder 2 Jahr- hunderte später.

Inhalt: Psalm 107,14 und 108,1 und vs. 12 und 13 (Fragm. a) Psalm 118, 115 122 und 126 135 (Fragm. b) Psalm 135, 18—26; 136, 1 und 6—10; 137, 1—3 (Fragm. c) Psalm 138, 20—24; 139, 1—6 und 9—14; 140, 1—4 (Fragm. d).

Die Psalmen sind stichisch geschrieben, indem eine neue Linie stets einen Gxiypq beginnt und der Anfangsbuchstabe bedeutend breiter geschrieben ist; wo ein GTl%og über eine Zeile hinausgeht, sind die Zeilen eingerückt. Die Überschriften der einzelnen Psalmen sind durch kleine keilförmige Zeichen eingeschlossen und links davon steht die Nummer des betreffenden Psalms. Der Text stimmt nicht überein mit Sinait. u. Vatic, sondern mit dem Alexandlinus, Verona-Psalter und zweiten Corrector des Sinait.

17. Amherst I, 7 10,5 X 10,6 cm.

Oberer Teil eines Pergamentblattes eines Psalters, nicht besonders er- halten, 1 6 Zeilen.

Schrift: Schmale, runde und schöne Uncialhandschrift, vielleicht aus dem V. Jahrh.

Inhalt: Psalm 58, 7 13 und 16 18; Psalm 59, 1—3. Der Text, stichisch gesckrieben, zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit dem Verona- Psalter und dem zweiten CoiTector des Sinaiticus.

18. Amherst I, 8 17,9X17,6 cm.

Pergamentblatt eines Buches, stark abgeblafst auf beiden Seiten, jede Seite in zwei schmalen Columnen beschrieben zu je 23 Zeilen.

544 11- Referate und Besprechungen

Schrift: Sorgfältige gerade und mittelgrofse Unciale, wahrscheinlich aus dem V. oder VI. Jahi-h.

Inhalt: Acta Apost. II, 11 22 mit einer Reihe Abweichungen, be- sonders bemerkenswert in. vs. 13 (^i')i)leva^ov Xeyovreg mit Cod. D gegenüber allen andern Handschriften.

19. Amherst I, 9 11 X 25,5 cm (a) und 8 X 33,7 cm (b).

Zwei schmale und lange Papyrusstreifen (a imd b), der zweite schlecht erhalten, der erste recto und verso beschiieben.

Schrift: Gute Unciale, mit einer Tendenz zur Cursive bei a, wahr- scheinlich YII. oder VIII. Jahrh.

Inhalt: Liturgische Stücke, wahrscheinlich für den Kirchenchor. Die beiden Stücke auf Fragm. a tragen die musikalische Bezeichnung Kd&i6(ia GTLyriQov TtXdyiov 8' resp. %ad'. nXay. 6'. Dogmengeschichtlich wichtig ist die Beziehung des Trishagion auf Christus mit dem Zusatz ei 6 Ka&ri(ievog iv ös'^iä xov TiaxQog. Das dritte Gedicht auf Fragm. b trägt die Aufschrift: jiiir xov xijg ccyiag ^soxonov accl aeiTtaQ&Evov MaQiag xal xov ayiov Aoyyivov xov tKCixovxa.Q'jipv '^ wahrscheinlich handelt es sich nicht um ein Gedicht auf Maria und Longinus, sondern auf Phokas, den Heiligen von Sinope, welchen die Griechen auch am 23. Juli, d. h. am Longinustage feierten (vergl. Harnack 1. c, S. 995).

Berlin. Carl Schmidt.

Papyrus-Urkunden.

Seit meinem ersten Bericht (oben S. 122- 177) sind folgende Papyrus- Urkundenpublikationen erschienen :

I. Fa}Tiin tOAVllS aud theyr papyri by Bernard P. Grenfell, Arthur S. Hunt und David G. Hogarth with a chapter by J. Grafton Mi Ine. London 1900. Egypt. Explor. Fund, Graeco-roman brauch (P. Fay). Vgl. V. Wilamowitz, GGA. 1901 S. 30—45. B(lafs), Litt. Centralb.

1901 S. 23. Bücheier, Rh. Mus. 56, 324 ff. Viereck, Berl.

ph. Woch. 1901, 22. Juni Sp. 776ff. Wilcken, Deutsch. Litteratz.

1901 (wird erst erscheinen).

IL Les papyrus de Greueve transcrits et publies par Jules Nicole. Pre- mier Volume, deuxieme fascicule, Geneve 1900 (P. GrCD.). S. Reinach, Rev. Archeol. 37 (1900) S. 333. Beilage z. Allgem. Zeitg. 1900 n. 168 S. 8. Zereteli, Byz. Zeitschr. 10 (1901) S. 299. Wessely, Woch. f. klass. Phil. 17 (1900) S. 425ff. Bidez, Rev. de l'Inst. publ. en Belgique 43 (1900) S. 180. My, Rev. crit. 51 (1901) S. 189. Seymour de Ricci, Rev. Et. Grecq. 1901 S. 197.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 545

III. Arcilives militaires du I*'" Sichele. Texte inedit du Papyrus latin de Geneve No. 1, publio sous las auspices de la societe academique de Geneve avec facsimile, description et commentaire par Jules Nicole et Charles Morel. Geneve 1900 (P. Geil. lat. 1).

Vgl. Th. Mommsen, Hermes 35, 443 ff. H. Blümner, N. Jahrbb. f. d. klass. Alt. III 432 ff. Cagnat, Rev. crit. 50 (1900) S. 124f., derselbe Journ. d. Savants 1900 S. 375 f. S. Reinach, Rev. Arch. 38 (1901) S. 161 f. Esperandieu, Comp. Rend. Acad. Inscr. 1900 S. 442ff. Heron de Villefosse ibid. S. 27off.

IV. Ägyptische Urkuiideu aus d. köuigl. Museen zu Berlin, herausgeg.

von d. Generalverwaltung. Griech. Urkunden III. Band, 5.-7. Heft, BerHn 1900—1901 (BGU).

V. Edgar Johnson Ooodspeed, Papyri from Karanis, Studios in class.

Philologie III, Chicago 1900 (P. Chic).

VI. G. Vitelli, Da Papii-i greci deU' Egitto, Atene e Roma PV n. 27, Marzo

1901, S. 73—81 (P. Fir.).

VII. C. Wessely, Papyrorum scripturae graecae specimina isagogica, Leipz. Avenarius 1900 (P. Wess. Taf. gr.).

Vgl. W. Schubart, Deutsche Litteraturz. 1901 Sp. 1689ff.

VIII. Chr. Blinkenberg, ün contrat de vente de l'epoque ptolemaique, Acad. roy. de Danemark, Bulletin 1901 S. 119 ff. (P. Cop.).

IX. F. G. Kenyon, Papyi-i acquired in the years 1894—1899, Additional

Catalogue of the British Museum.

X. The Amherst Papyri, beeing an account of the greek papyi-i in the

collection of the r. h. Lord Amherst by B. P. Grenfell and Arthur S. Hunt. Part I (1900) (P. Amh.) Vgl. oben S. 542 Schmidt unter Nr. 13 (zu 3 a, der einzigen Urkunde).

An sonstigen Arbeiten, die zur Erklärung der Papyrusurkunden nach irgend welcher Richtung beitragen, sind mir aus demselben Zeitraum folgende bekannt geworden:

1. Allgemeines.

L. Mitteis, Aus den griechischen Papyrusurkunden. Ein Vortrag, gehalten auf der VI. Versammlung deutscher Historiker zu Halle a. S. 1900.

Felix Stähelin, Neuere Papyrusfunde. Vortrag, gehalten auf der 40. Jahres- versammlung des Vereins schweizerischer Gymnasiallehrer in Luzern. Aarau 1901.

Archaeological Report (Egypt Exploration Fund) 1899/1900.

Seymour de Ricci, Bulletin Papyrologique in der Revue des Etudes grecques 1901 S. 163 ff, Theodor Reinach's Zeitschrift soll von jetzt an zweimal im Jahre solche nützlichen Bibliographien biingen. Ich habe diesem ersten Bulletin einige Einzelheiten entnommen, na- mentlich über ausländische Erscheinungen, die mir nicht zugänglich waren.

2. Juristisches.

Otto Graden witz, Einführung in die Papyruskunde. 1. Heft: Erklärung ausgewählter Urkunden. Leipz. 1900. Vgl. Mitteis, Lit. Centralbl. 1900, Sp. 770 f., Wilcken, Deutsche Litteratm-zeitung 1900, Sp. 2463 ff.

546 II- Referate und Besprechungen

Wessely, Woch. f. kl. Phil. 1900 Sp. 400 ff. Kenyon, Class. Rev.

1900 Sp. 365 f. Ad. Bauer, Hist. Z. 1900 S. 472 ff. Schulten Bari.

ph. Woch. 1900 Sp. 1457 ff. Eine eingehende Besprechung dieser

wichtigen Erscheinung aus der Feder Heinrich Ermans hoffen wir im

nächsten Heft des Archivs zu bringen. Theodor Mommseil, Das ägyptische Gesetzbuch (in der Pestgabe für Heia-

rich Dernburg). Stephan Brassloff, Zur Geschichte des römischen Compensationsrechtes.

Zeitschr. d. Savigny-St. f. R. 1900. Bonfante e Rnggiero, „La petizione di Dionysia." Bull. d. Istit. d. Diritto

Rom. 13 (1900) fasc. 1. (Tregor Zereteli, ot,^. Kiaccni. (|)h.io.i. 1901 S. 63 ff. (über die donatio

ante nuptias, russisch).

3. Wirtschaftsgeschichtliches.

Curt Wachsmut, Wü-tschaftliche Zustände in Ägypten während der griechisch- römischen Periode. Jakrb. f. Nationalök. u. Statist. 1900. S. 771 ff.

Georg Schanz, Studien z. Geschichte u. Theorie d. Erbschaftssteuer. Finanz- archiv XVn. 1. Band.

U. Wilcken, Die Steuern (der von Erman erklärten Naukratisstele), Äg. Zeitschi-. 38. Vgl. auch die oben angeführten Schriften von Mitteis und Stähelin.

Auf die Besprechungen meiner „Griechischen Ostraka" komme ich nächstens

gelegentlich einer Übersicht über Ostrakastudien zurück.

4. Historisches.

B. Niese, Die Welt des Hellenismus. Rede, gehalten beim Antritt des

Rektorats am 14. Oktober 1900. Hugo Willricll, ludaica, Forschungen zur heilenist. jüd. Geschichte und

Litteratur, Gott. 1900. Vgl. E. Schürer, Theol. Litteraturz. 1900.

Nr. 21 Sp. 585 ff. M. L. Strack, Griechische Titel im Ptolemäerreich. Rhein. Mus. 55 (1900)

S. 161 ff. P. Meyer, Das Heerwesen d. Ptolemäer u. Römer in Ägypten. Leipz. 1900.

Vgl. Beloch, Litt. Centralbl. 1901 Sp. 69 f. Strack, Deutsch. Lite-

raturz. 1900 Sp. 1446 ff. Ad. Bauer, Beri. phil. Woch. 1900 Sp.

1327 ff. Cagnat, Rev. crit. 1900 S. 407 ff. Vgl. auch oben S. 354,1.

Eine ausführliche Besprechung von W. Schubart mufste leider wegen

Raummangels für das nächste Heft zurückgestellt werden. Wilhelm Schubart, Quaestiones de rebus militaribus quales fuerint in

regno Lagidarum. Diss. Bresl. 1900.

C. Wessely, Epikiisis. Eine Untersuchung zur hellenistischen Amtssprache.

Sitz. Wien. Akad. 142 (1900). Vgl. P. Meyer, Beri. phil. Woch.

23. Febr. 1901. E. Kornemann, Zur Geschichte d. antiken Herrscherkulte. Beiträge z. alt.

Gesch. I S. 51 ff. E. Schürer, Zu H Macc. 6,7 (monatliche Geburtstagsfeier). Zeitschr. f. d.

neutest. Wiss. II 1901 S. 48 ff.

Ulrich Wilcken: Papyras-Urkunden 547

Otto Seeck, Decemprimat und Dekaprotie. Beiträge z. alt. Gesch. I

S. 147 flf. Otto Hirschfeld, Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. Sitz. Berl. Akad.

25 (1901) S. 579 ff'.

5. Sprachliches.

Edwin Mayser, Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit.

n. Teil: Konsonantismus. Programmbeilage f. d. Karlsgymnasium

Stuttg. 1900. Franz Völker, Papyrorum graecarum syntaxis speciinen (de accusativo;

acced. II tract. de -v et -g finali). Diss. Bonn 1900. Panl Wendland, Aristeae ad Philocratem epistula. Leipz. 1900. Vgl.

E. Schürer, Theol. Literaturz. 1900 Nr. 21 Sp. 583 ff", v. Wila-

mowitz, Deutsche Litteraturz. 1900 Sp. 3320 ff". Panl Kretschmer, Die Entstehung der Koine. Sitz. Wien. Akad. 143

(1900). Albert Thnmb, Die griechische Sprache im Zeitalter des Hellenismus.

Beiträge zur Geschichte und Beurteilung der Koivrj. Strafsb. 1901.

Vgl. P. Kretschmer, Deutsche Litteraturz. 1901 Sp. 1048 ff". James Hope Monlton. Grammatical notes from the papyri. Class. Rev.

1901 S. 31 ff".

6. Palaeographisches und Verwandtes.

Karl Dziatzko, Untersuchungen über ausgewählte Kapitel des antiken Buch- wesens. Leipz. 1900. Vgl. Theodor Birt, Zur Geschichte des an- tiken Buchwesens. Centralblatt f. Bibliothekswesen XVII, 12. S. 545 ff". Wissowa, Deutsche Literaturz. 1900 Sp. 3037 ff".

Wilhelm Weinberger, Bericht über Palaeographie und Handschriftenkunde (1897 1900). Jahresb. f. d. Fortschritte der klass. Alt. 106 III S. 168 ff.

U. Wilcken, O OEYPVrXOZ XAPAKTHP. Hermes 36 (1901) S. 315 ff.

Cnrt Dewischeit, Griechische Tachygraphie in ägyptischen Papyrusurkunden aus dem königlichen Museum zu Berlin. Der Schriftwart VH. Febr. 1900. S. 9 ff. Vgl. unten S. 555. Dr. Dewischeit hat' jetzt die Redaktion des „Archivs für Stenographie" übernommen und be- absichtigt, darin auch die antike Tachygraphie zu fördern. Vgl. den Bericht von Rubensohn über die beiden ersten Hefte im Archaeol. An- zeiger 1901 I S. 16.

Die sachliche Erklärung der obigen Publikationen glaube ich am besten dadurch zu fördern, dafs ich in Ergänzung des oben auf S. 4 24 aufgestellten General -Registers mitteile, welchen Rubriken die neu edierten Texte angehören. Ich gebrauche dieselben Zahlen, Stich worte etc. wie dort; Rubriken, die oben noch nicht vorkommen, habe ich durch einen vor- gesetzten Stern gekennzeichnet. Zugleich bringe ich einige Korrekturen zum obigen Register, die sich inzwischen als notwendig erwiesen haben.

548 n. Referate und Besprechungen

A. Behördliche Urkunden.

I. Amtliclie Tagebücher (vgl. S. 4).

Rom. Aus den Commentarii des Idiologus: Wess. Taf. gr. 11, 19 (?). Unbestünmt: BGU III 893. Fay. 106, 1-5.

IIa. Gesetze und Erlasse (vgl. S. 4/5).

Ptol. Gesetze: Fay. 22.

Rom. Kaiser -Rescripte: Fay. 20.

Statthalter -Edikte: Fay. 21.

Erlasse des aQit8L%a6xrig: BGU 11 578, 7—8; 614, 7—8; III 888.

Erlasse von Unbekannt: BGU III 820 (?); 832 (?).

Aufforderungen zur avano^nri: Fay. 37. *Befehl eines Centurio: Fay. 38.

Ilf. Natural -Lieferungsanweisungen (vgl. S. 6).

Ptol. Fay. 16; 18. Byz. BGU III 849.

Illa. Amtliche Berichte (vgl. S. 7). Rom. *Von den ygafifiaTStg Tijg ^rjXQondXecog und den K(OfioyQa(iiiarEig:

Fay. 26.

Vom K(0(xoyQa^[i(xrEvg: Fay. 25; 40. Gen. 37. *Von TiQsößvuQor. Fay. 39. Von atrokoyoi: BGU III 835. Von TCQaKTOQeg: Fay. 41; 42; 42a. Von Unbekannt: Wess. Taf. gr. 7, 9(?); 7,10(?); 9,13(?); 9, 14 (?).

Illb. Amtliche Bittgesuche (vgl. S. 8). Byz. *BGU III 836.

Illd. Andere amtliche Eide (vgl. S. 8). Rom. Fay. 24.

IV a. Abgabenquittungen (vgl. S. 8).

Ptol. Von der Bank ausgestellt: Fay. 17; 18. Vom Praktor: Fay. 14. Von Steuerpäcbtern: Fay. 13. *Von Ungenannt: Fay. 15. Rom. Vom Thesauros: Fay. 81—85. Gen. 39 (?).

Von TCQanroQsg aQyvQtn&v (öiiyQatpsv): BGU III 817; 819; 881. Fay. 47a; 51; 53—57; 61; 64. Gen. 40. *Von TtQaKtOQEg ovöiaK&v: Gen. 38. Von Steuerpächtern (diiyQailjev): Fay. 58; 59. Vom voiiDCQirjg: Fay. 88. Von TiQBößvreQOt Kcofirig: BGU III 880.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 549

Von den Thorbeamten: B(iU III 867. Fay. 67-72; 75— 76a. *'AvTiavfißoXa: BGtU Jll 882. Fay. 73; 74.

Von Ungenannt: Fay. 43—47; 49; 50; 52; o2a; 60; 62; 65. *Vom iTCi,xi]Q7]xrig yevrji^fxaToyQacpoviievcov) VTtaQiövzoov: B(tU III 851 (V). *Vom xEiQtörrjg: Fay. 63. Oeil. 77. *Vom yQafi^^aTEvg): Fay. 48.

IV b. Andere amtliche Bescheinigungen (vgl. S. 9).

Rom. Bescheinigung von Einregistrierungen

a) von demotischen Kontrakten: Wess. Taf. gr. lab, 1—2; 6, 6, 11—13; 5, 5, 11—13; 9, 15, 10—12; 13, 29, 22—23; 14, 30, 34—37.

b) von griechischen Kontrakten: Fay. 89, G; 91,46—47; 92,31; 97, 45—47; 98, 28—29.

Quittungen über XsirovQyiai: BOU III 875 879. Fay. 77 79.

Epikrisis- Bescheinigungen: B(xU III 847.

Bescheinigung der Reinheit des Opfertieres: Grell. 32.

Quittungen von Gehaltsempfängern: Fay. 35.

Sonstige amtliche Quittungen: BGU III 834; 842. Gen. 41.

V. Andere amtliche Korrespondenzen (vgl. S. 10). Rom. BGU III 848. Wess. Taf. gr. 11, 18.

Byz. Oeil. 45 (= Rev. Phil. 20,47 lat.); 50.

VI. Amtliche Abrechnungen, Verzeichnisse etc. (vgl. S. 11).

Rom. Abrechnungen über Steuereingänge u. a.: BGfU III 897; 898. Fay. 66; 86; 86a. Beamtenlisten: Fay. 23; 23a. Militärische Listen: Fay. 105 (lat.). Gcü. lat. 1.

* Dorf listen: Geil. 81.

* Pachtlisten: BGU HI 889 (?); 890 (?).

* Auszüge aus der örnioaia ßi.ßXio&rjKri: BGU III 861; 870.

* Auszüge aus den KcaaXoxiö(x.or. BGU III 866. Byz. Andere Abrechnungen: Geil. 65.

*Brevia: Gen. 63; 64.

B. Private Urkiindeii (vgl. S 13).

1. Eingaben von Privaten an Behörden.

I. Klagsclirifteii und Bittscliriften.

Ptol. An den König: Fay. 11; 12.

Rom. An den Präfekten: BGU III 823. Fay. 106, 6ff.

An den ^t^txacTTTjg : BGU I 241; 282; II 542; III 825.

*An den Idiologus: BGU III 868. Wess. Taf. gr. 7, 8 (?).

An den fTrtöT^aTojyoj : Gen. 31.

550 II- Referate und Besiirechungen

An den arQarrjyos: Fay. 108. Oeil. 28. Wess. Taf. gr. 11,

20—23. An den Centurio: Fay. 107. Wess. Taf. gr. 11, 17. An Unbekannt: BGU III 871. Wess. Taf. gr. 8, 11 u. 12; 12, 28. Gesuche um Zustellung von Klagschriften u. a.: BGU III 832, 15 fF. (?); 888, 5ff. Byz. An den praefectus alae: Gen. 47; 49.

II. Eingaben in Steuerangelegenheiten (vgl. S. 14).

Rom. Steuerobjekts - Deklarationen

über Grundbesitz: Fay. 33.

über Hausbesitz: Fay. 32. Geil. 27.

über Viehbesitz (Kamele): BGU III 852; 869.

Steuersubjekts -Deklarationen: BGU III 833.

Geburtsanzeigen: Fay. 28. Gen. 33.

Todesanzeigen: Fay. 29. 30.

Steuerpacht -Angebote: streiche Lond. II 286 (s. Andere Pacht-An- gebote).

III. Anderweitige Eingaben an Behörden (vgl. S. 15).

Rom. An die Epikrisis - Kommission : Fay. 27. Gen. 19.

An die Örjfioaia ßi,ßhod-i]Kr}: BGU I 243 (ohne Fragezeichen).

Fay. 31. Gen. 44. Eidliche Versicherungen: BGU III 891 Recto. Streiche: BGU I 244

(s. f.). Gestellungsverpflichtungen: BGU 1 244; III 891 Verse. Anträge auf öcoiiaTiö^og: BGU I 241; 282; II 542 (?). Domanialpacht- Angebote: BGU III 831. *Andere Pacht -Angebote: Fay. 36. Lond. II 286 (S. 184).

Empfangsbeseheinigungen über Aussaat: Chic. 1 91. Fay. 80. *Übemahme amtlicher Befugnisse (?) : Fay. 34. Byz. Gestellungsverpflichtungen: Arch. I S. 408.

(B) 2. Akten zwisclieii Privaten (vgl. S. 17).

I. Recbtsgeschäfte.

Ptol. Verträge über Kauf: Cop. Streiche Grenf. II 46 (s. röm.). Empfangserklärungen: Gen. 20. Verträge über Abtretungen: Vgl. Grenf. II 27. * Heiratsverträge: Geu. 21. + Münch. (= Arch. I S. 484 ff.). Röm. Rechtsgeschäfte durch Vermittelung von Privatbanken: Fay. 87; 96. Fir. 1 (b). Verträge über Kauf: BGU III 825, 1-12; 853 Verso; 854; 859; 864; 883 (= 236); 887; 901. Fay. 92. Gen. 23; 29; 30; 35. Grenf. II 46. Wess. Taf. gr. 6, 6 u. 7; 5, 5; 9, 15; 10, 16; 12, 24; 13, 29; 14, 36. Verträge über Pacht: streiche CPR 242 (s. Miete). Pachtangebote: BGU III 860; 862. Fay. 95. Gen. 34.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 551

Verträge über Miete: CPR 242.

Dienstvertrags -Angebote: Gcil. 73.

Lehrlingsvertrilge: Vgl. B(ilU JII 855.

Empfangserklärungen: Kay. 94; 97 99; 100, 18—29. Geil. 22;

25; 26. Streiche: BGU II 446 (s. Arrha); Lond. II 143 (s. Arrha),

178 (s. Scheidung), 334 (s. Arrha).

* Verträge über Ai-rha: BGU II 446. Fay. 91. Loild. II 143

(S. 204/5); 334 (S. 211). Verträge über Darlehen: BGU III 853 Recto; 857. Fay. 89; 90.

Fir. 1 (a). Gen. 24; 43. Lond. II 311 (ö. 219/20).

Wess. Taf. gr. 12, 25 u. 27. Verträge über Depositar BGU III 856. ^Zvv&eaeig: BGU III 865. Gen. 42. Vollmaehtsurkunden: Vgl. BGU III 710, 13 ff. Heiratsvei-träge : streiche CPR 23 (s. Scheidung). Scheidungsurkunden: CPR 23. Lond. II 178 (S. 207/8). Testamente: BGU III 895; 896. Byz. Verträge über Kauf: Gen. 48; 60.

Verträge über Pacht: BGU III 840; 900. Gen. 66; 67. Streiche:

Gen. 10 (s. Miete); Lond. I 113, 5a (s. Miete). Pachtangebote: Fay. 93. Gen. 69; 70; 78. Verträge über Miete: BGU III 841. Gen. 10. Loild. I 113, 5 a

(S. 210). Empfangserklärungen: BGU III 858; 899. Gen. 68. Verträge über Darlehen: BGU III 837—839; 873. Streiche 741.

II. Private Briefe (vgl. S. 21).

Köm. BGU III 814 816; 821; 822; 824; 826; 827; 829; 830; 843—846; 850; 884—886; 892. Fay. 109 131. Gen. 72; 74.

* Kaiserlicher Privatbrief: Fay. 19 (oder litter.?). Einladungen: Fay. 132.

Byz. Amh. I 3a. BGU III 818 (?); 874. Fay. 133—136. Gen.51 59; 61; 62; 75; 76; 79 (?).

III. Sonstige private Auf Zeichnungen (vgl. S. 22).

Rom. Wirtschaftsbücher: Fay. 101; 102. Gen. 71.

Rechnungen: Fay. 103; 104.

Zahlungsanweisungen an Privatbanken: Fay. 100.

ArbeiterHste: BGU III 894 (priv.?);

Horoskope: Fay. 189.

Amulette: Arch. I S. 421 ff.

Fi-agen an Orakel: BGU I 229; 230. Fay. 137; 138. Wess. Taf. gr. 12, 26. Byz. * Kleiderverzeichnisse etc.: Gen. 80.

* Privatquittungen: BGU III 828. *Amulette: Arcll. I S. 427; 431 ff

552 JI- Referate und Besprechungen

Unbestimmte Stücke (vgl. S. 23).

BGU III 825; 832; 863; 872; 891, 25fF. Streiche: BGHJ I 229; 230 (s. u. Orakelfragen). Münch. (Arch. I S. 480 ff.).

Lateinische Papyri.

Fay. 105. (reu. 45 (= Rev. Phil. 20, 47); vgl. 62, 19-20. Oeu. lat. 1.

Mit Rücksicht auf den im Schlufsheft begrenzten Raum beschränke ich mich darauf, einige Beiträge zur Erklärung der obigen Texte mitzuteilen.

I. P. Fay.

11, 22. t[6] xo;[A.]c5? £%ov'^

14. Numenios kann nicht der in P. Grenf. I 38 Genannte sein, wenn Gren-

fell diesen Papyrus mit Recht in die Zeit des Auletes gesetzt hat. Die

ungewöhnliche Ehrung würde für den jüngeren der beiden Numenios

in der Inschrift bei Neroutsos-Bey, L'anc. Alex. S. 98 passen. 15 Anm. S. 108. In BGU 66, 5 ist nicht Ba%ii(x8og A6vyo\v\ als Dorfname

zu verbinden, da vi6vj'o[g] zu lesen ist. Vgl. die Add. dort. 20, 5 1. xovg KatQOvg statt rovg Kai rovg. 28a Verso. rvilfinijg, das GH mit Recht auch für BGU 471, 15 fordern, las

ich auch in P. Gizeh 10449 zwischen anderen, z. T. neuen Steuern

(wie laQtrjQ&g, i^tr^^ßg). 24, 2 Schlufs erg. rca^a]. Zur Sache vgl. auch P. Boissier (s. oben S. 168 ff.). 26, 16 f. erg. etwa: Kvaö&xs [?] ev7t6Qov[g sig] Xix[ovQyLav^ [reo vfiExeQco]

Kivövvo). Vgl. Griech. Ostr. I S. 508 f.

42 a I 10. Die richtige Deutung des xiXog d'vi&v (Ölpressensteuer) giebt

jetzt ein Text bei Wess. Taf. gr. 11,20. Mein Breslauer Schüler Walter Otto hatte sie schon vorher erkannt.

43 I 3 und II 3 1. TtQoyo^vog) = Stiefsohn, nicht 7tQoy6(vov) = grandfather. 50, 5. Ist ^laCov J(o(i(axog?) verlesen für 'iffiW <5^öft(oi;)?

58 und 54 1. 6vvx(a^inov) , nicht 6vvx{a!^l(iov). Vgl. 45, 3.

63, 9 erg. x£k(ovg), nicht x£X(s6jji,axog) oi\vov. i

78, 1 und 74, 1. Abweichend von Viereck a. a. 0. sehe ich in avxsavußo nach BGU 882 eine Verbalform (Praeteritum). Das folgende x£X{. . .) dürfte nach demselben Text eher in xsX((ov7}Gc(fi£vog) od. ä. aufzulösen sein als xE(xf)X{£axat) Volle Klarheit werden erst weitere Funde bringen. Mit Recht lehnt Viereck die Gleichsetzung von ccvxt6v(ißoXov mit ccvxiyQcccpov ßvfißoXov ab.

77 und 78. Nach einem Münchener Text vermute ich, dafs ^tvaXei,XQiai(^ ) verlesen ist für WivaXEi,x(^. .V) ötco^Qvyt).

82. Ich würde Z. 13 die Ergänzung [kö" streichen, dafür in 14 schreiben: 'AÖQi,avii[g (jtvQOv aQxdßag) %ö'\ wodurch diese Steuer getrennt wird von der folgenden, die ich etwa ov6ta.\K{ß)v)\ fiiö&^toräv) lesen würde.

89 beseitigt definitiv die Einwendung Gardthausens (Aug. 11 457) gegen meine „Alex. Aera" (Hermes 33, 151 ff.), dafs die beiden Daten in BGU 174 nicht identisch seien.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 553

90 (S. 225 Anm. 16). iietqo) IvSEna^ttqa ist ein Handmafs, das 11 Metra umfafst. Damit ist über die Grülse der Artabe nichts ausgesagt.

y5. Wenn Oliven- und Kaphanusöl im Rev. Pap. nicht begegnen, so folgt daraus vielleicht nur, dafs ihre Produktion nicht monopolisiert war. Vgl. Griech. Ostr. I 188, 5. Dann wüi-den diese Texte noch nicht be- weisen, dafs das ptolemäische Ölmonopol in der Kaiserzeit verändert sei. Die Frage ist weiter zu untersuchen.

Aus 96 folgern GH, dafs hier die Bank eine Naturallieferung verabfolge. Ich glaube, sie ist nur der Vermittler, durch den ihr Kunde sich die Quittung über die Naturallieferung einfordern läfst.

100. Ähnliche Checks sind BGU 156 und 813. In 813, 12 erg. l^iaait ccQyvQiov ÖQai^ag %rX.

106, 8. Die ccTfrjyoQSVfiEva sind nicht mit GH auf den vTCOfivrjjiariGixog, son- dern auf die kaiserlichen Erlasse zu beziehen, die den Ärzten Be- freiungen zusagten. Vgl. zur Sache E. Kuhn, Stadt, u. bürg. Verf. I 83 ff. Unser Arzt beruft sich nur auf seine Approbation, nicht auf den numerus. Das Edikt des Pius (Dig. 27, 1, G, 2) war also wohl damals (ca. 140) in Ägypten noch nicht eingeführt, vielleicht noch nicht erlassen.

137 und 138. Zu diesen Orakelfragen, die im Tempel von Bacchias gefunden wurden, vgl. den Bericht des Ammian. Marc, über das Besaorakel in Abydos (a. 359 n. Chr,): chartulae seu mcmbranae, conüncntes quae petehantur, post data quoque responsa interdum remanebant in fano.

345. Durch die Worte %aQ'uQ[ov] ano Q'qvov %ala^ov modifizieren sich z. T. meine obigen Ausführungen auf S. 158.

II. P. Gen.

Herrn Prof. Nicole bin ich für zahlreiche Auskünfte über die Genfer Texte zu lebhaftem Dank verpflichtet. Ich greife hier auch auf das erste Fascikel von 1896 zurück. Zu Nr. 11 vgl. oben S. 311, zu Nr. 21 S. 484 ff.

1, 12 liest Nie. jetzt tKxaQaöGEiv statt GvvtaQaöGsiv.

4, 1. Auf meine Frage, ob nach Stein's Vorschlag (oben S. 448) C. Caecilius Salvianus hier zu lesen sei, antwortete Nie. verneinend.

6, 10 bestätigt Nie. meine Vermutung [%a]raßeßX7iK£vai,.

7, 12 und 201. 0a&(pi (Nie).

8, 29 erg. <yv[vat%bg^.

9 I 9 etc. 1. 6vv öcacpoQov statt 6vvöi,a(p6Qov.

10, 81. [otxt'Jag TQi,axeyd(Grov) statt [aQOVQ\ag zQig rEra(^QTOv). 151. ockoi-

Xdvrcog statt oi'not Ttdvrmg. 18 erg. etwa [k'ist [i]ovaiov. 19 erg.

[dijftoff]/«. 21 ist td' vor le' ein Druckfehler (Nie).

13, 9 zwischen le' und Avqi]Xiog keine Lücke (Nie).

14, 1 etc. halte ich Kvqo) füi- den Eigennamen, d'eocpvXd'Kra für das Adjectivum. 16, 13 erg. anoKaXv[(f)d'fj].

20, 3 1. iTtTtstüv statt yevecovj wie Nie. mii' bestätigt. Jetzt auch so bei Seymour de Ricci a. a. 0. nach einer Heidelberger Copie.

27, 3 1. Jioyevei statt Jtofiriösi. Vgl. BGU 420. So auch GH zu Fay. 32,3.

28, 6 1. 'Sl^icov T[tg sig]sX&03v (Nie). 33, 8 1. 'laiov (Nie).

554 n. Referate und Besprechungen

34, 9 erg. [fxiö^d-ai,, verschi-ieben für fjLia&<^G)6yai.

35, 4 erg. xQei[agy dazu vielleicht ein Adj. wie KVQtanag o. ä.

36 schon vorher von Wessely, Eev. Egypt. VIII (1898) 9 ff. ediert. 1 liest Mc. jetzt Ttags*. 2 ^EqcoöIkov (Wess.) falsch nach Nie, der '^Eqixs'I'ökov für möglich hält. 7 nQog Krj[6Eu<Jv (Wess.) nach Nie. falsch. Der letzte Buchstabe sicher <x. Vielleicht x?][^£tja? Mcole's %QogKvv[r}]fia giebt keinen befriedigenden Sinn. 11 lesen Nie. und Wess. Kai aXlav vawv tcöv, was einen guten Sinn giebt. Meine Frage, ob trotzdem vielleicht kccI r&v Ovvvkcov d-eav dastehe, wurde von Nie. bejaht. 19 enTcc xal (Wess.) nach Nie. falsch. 20 0(oQ- %' fehlt bei Wess. Neu ist hier das Amt des biä^o-jjig oQuasiag. Hängt das mit oQaöig = Vision zusammen?

37, 13 vermute ich elg kXi^qov (^slg von Nie. gesehen) statt ßovXsvrdg. Vgl. Griech. Ostr. I S. 603. Für 19/20 bestätigt Nie. meine Emendation:

V ovX(ri) (i,sra)7t(^(o) £| a,QL6r(^SQa)v) statt 2vov (itiXQo) i'^ aqLGximv).

39, 11 fjteiiia&oiiE wohl versehrieben für fA.e(jierQr]j.iai,.

43, 8 Anfang vermute ich ^Aks'^avÖQEcov (event. abgekürzt).

44 imd BGU 243 (vgl. oben Mitteis S. 196 f.) ergänzen sieh gegenseitig aufs Schönste. 44, 20 erg. [t6 zr]v TtaQccdsßiv y^svle&at, 21 [qpo) rov IQfjfiuriöfiov. 'O^notav yccQ trjv anoyqcitpriv avrov noL&^ai^ 22 \ano8£ii,oi ag vndQyEi\^ 23 [vs/tj, sivai kvqiov xo Tt\Qoy,axE6iYi^ivov.^ 24 \%cd ^i} e'6E6d'ai ijjLTtoÖLOv in] xrjgÖE xTjg kxX. Aufserdem vermute ich 15/6 dyo[Qavofji{. . .) nal ag iQ'ri^ax](t£t öiaKEL(jL£vo[v (letzteres auf fiSQog be- züglich). In 301. Kaxex(o{Qi,6a). Andererseits 1. in BGU 243, 10: ccko- (^Xovd'oyg) (o 7tccQE&£fjL('rjv) dvxiy^{d(p(o) jcrA., 15 ßißXi^iocpvXaKiov) statt ■KfoXiyEiv). Die beiden im Einzelnen immer noch lückenhaften Urkunden illustrieren, wie mir scheint, die Verfügungen des Mettius ßufus über die nagcc^BGig. Vgl. P. Oxy. II 237 VIH 34ff. und oben S. 184ff.

48, 4 1. dn o[9)9)i]}ct(ov) = ab officio. Ebenso 54, 16.

49, 12 ziehe ich 'Aydiicovog dem 'Axdfivi)i>og vor (beides möglich nach Nie.).

50, 3 hinter AovTtTttKivog setze einen Punkt. In 7 1. Ay([(i(i,y(ovog. Vgl. die

vorige Bemerkung. 67, 5 d.^q)oxEQ03v im Sinne von Ttdvrtov. Vgl. Kenyon zu Lond. II S. 221.

73, 7 1. dlojiciicov E7tl statt a%^i(o . . e. Nach 9/10 ist in P. Grenf. II 67, 11/2

zu lesen i^ju,f^7;[()/]cög statt Tj^i^njlg] [iii]dg.

74, 7 1. ofiojg statt oXcag.

77 ist schon von GH in P. Fay. S. 192 Anm. 7 korrigiert. Es bleibt nur noch xiX^ovg) statt xsX(^E6iiaxog) zu ändern.

78, 2 1. ß^;^(t£^a)T(£u(Tß:vTO?).

79, 11 %r|o[o;]v steht im Sinne von ^(^eiQoyQcccpov.

81, 1 erg. ötTtx[(oi'] öid [yE^wQy&v. 5 erg. d)]v xo. 19 1. dno . [. . statt dnoi\Kiov. Hiernach corr. P. Fay. S. 210 und 320.

IV. BGU.

Die 87 neuen Nummern sind gearbeitet von Krebs, Sehubart, Viereck, Wilcken, Zereteli. Einzelne Beiträge von Graden witz. Bei den folgenden Addenda et corrigeuda hat Dr. Sehubart mich durch freundliche Auskünfte und Beiträge unterstützt.

Ulrich Wilcken: Papyrus- Urkunden 555

Zu 815 vgl. die Besprechung oben auf S. 336 ff.

823 erg. nach BGU 525: 1 | T/tm] TlaKzofiifia Mdylyco titäq'jia) Alyvjcrov], 2 [Tto;^)]« TaTts&icog IlToXeficciov rov [Zrjvä ano y,o)^r]g KaQaviöog xrk. Auch in 525 ist nach dem Duplicat Tla7tE&]e(og zu lesen.

825, 13 vielleicht ßovX6fi£<^vyog 7tQ\og\a'yyeXd'ijvat? 15 1. t = to(v) statt t6.

827. Die Worte to nQogavvrKicc Gov naga reo z/i tc5 Kaaioi sind dadurch von Interesse, dafs dieser Brief in Pelusium geschrieben ist. Dafs in dem berühmten Pelusium an der NO Grenze Ägyptens der Zeus des be- nachbarten Mons Casius verehrt wurde, ist bekannt genug. Es ist aber fraglich, ob unser im Faijiim gefundener Brief aus diesem fernen Pe- lusium stammt und nicht vielmehr- aus dem gleichnamigen Dorf im Themistes-Bezirk. Der Empfänger ^AnoXivdQtog wohnte nach BGü 261 in der Nähe von KiQKeaov^fov. Ist aber dies Dorf gemeint, so lernen wir, dafs es nicht nur den Namen, sondern auch den Kult von jenem Pelusium empfangen hat. Dies wirft ein ganz neues Licht auf die Beziehungen zwischen den alten Städten Ägyptens und den zahlreichen ihnen homonymen Dörfern, wie z. B. im Faijüm Bov- ßdövog, Mificpig, Usßevvvxog etc., oder auch auf Dorfnamen wie L^^^vat und 2a(idQ£LK.

832, 1 wohl aTcniXsi,, nicht sTtneXu.

In 840 und 841 habe ich die tachygrapbischen Noten des Notars in den Unterschriften wiederzugeben versucht, angeregt durch die oben S. 547 zitierte Arbeit von Dewischeit, der seinen Vorwurf freilich nicht gegen die Berliner Publikation hätte beschränken sollen. Diese hat wenigstens immer genau angegeben, wo die tachygrapbischen Noten stehen, während andere (vgl. z. B. Wessely, Wien. Denk. 37) nur Punkte setzen, ohne auf das Tachygraphische hinzuweisen. Wir werden Dewischeits Wunsch, dafs die tachygrapbischen Zeichen wiedergegeben werden, gern nach- kommen, soweit es sich ausführen läfst.

842 bestätigt, was ich schon seit einiger Zeit vermutete, dafs BGÜ 552 557 nicht nach Herakleopolis, sondern nach Hermupolis gehören. Vgl. Col. VH MoyKavsl mit BGU 553 B II 3. Vgl. auch unten den Florentiner Text. Auch Grenfell teilte mii' inzwischen mit, dafs die Amherst Papyri das- selbe Resultat ergeben.

In 843, 5 steht ^ccgig roig dsoig absolut wie unser „Gott sei Dank".

847, nach den Paralleltexten ergänzt, giebt uns in Z. 3 in Veturius Macrinus einen neuen Statthalter (für 182/3). In 4 1. OvaQov lEiXiqaQxov (Schub.).

849, 5 |3qp = ßsvsqiiMaQLov. Meine Vermutung, dafs in ipctGar.^ (in 7) cpa- GrjXov stecke, bestätigt Schubart, der liest: (pal^ß^rji^Xov) aya.^ vielleicht

= aya^iov).

850, 7 erg. avsAOe jr^og \j]\ii\iQav ^iav.

851, 6 1. yEvti^^moyQacpov^ivoiv). 8 liest Schubart: ini,xriQrix[oxi\ ysyi]- (juarog) y L iXalKäv.

In 853 Liest Schubart: 4 und 10 TLa^^iig st. naj.iv6rr}g. 6 l';(Oju[£v]. 7 aTtoöco6o{iiEv). 12 ccyQ[^a]^fxdxov st. Are . ft . . toi'. 13 erg, [rag]. 14 T[i5]g ;f^7^(>[£a)g] d^yv^Ql^i^ov). 17 dXXrjXsvyvtjg.

Archiv f. Papyrusfoischung I. 3/4. 36

556 n. Referate und Besprechungen

854, 2 1. d)v yir^ov^eg coXrjg (== okrig), entsprecliend in 7.

855, 5/6 1. £qo' iviavrbv sva Kai fA'jjvo:(g) s^, wie Schub, bestätigt.

856, 5/6 Schlufs ovlrj]. 6 1. . . . t/[ st. ovli] nach Schub. 8 1. vno (Schub.) st. v6 . . 9 erg. £yy[voi Eig hriöiv IIa]. 10 Schlufs ovkr)]. 11 i'xlsiv (bestätigt von Schub.) rovg ofto]. 12 Xoyovv- ra<[gy. 12 [ccQyvQlov ÖQaifiag]. 13 TtaQa&i^urjly oixivdvvov nav- TogJ. 14 xivdi;iyo[f] und [ncivxbg vnoX6yov\. 15 OTtoxav o. ä.]. 16 TTl^döfjg (tc nach Schub.) öCoii^g nal KQtastog %ai]. 17 [kteo- dcööiv Kad'a yeyQaTtxai]. 18 [ot oixoXoyovvzsg rrjv TtaQo]. 19 [cog Tc5 Troi/ ■7taQad"}]K(I)v vojuco, Tf;g]. 20 [tl ek xe tcöv oftoAo]. 21 yovv(xya)v %[al f]x Tro[v] VTtaQ')(\6vx(ov (Schub.) ai;rc3 Ttavxav].

23 1. L v^ 03V (= ovlrf). 24 ^Al^QJTtaycc&lrjg. 857 1. 'H ylQ (^= ^(^eIq = ')(^EiQ6yQa(pov) 6g (= rog) statt H XiQog.

859, 21 statt des unmöglichen nEvxa^riy . . vermutete ich etwas wie yEysvvyi- fiEvov. Schubart liest darnach yEyoi'og fioc.

860, 9 1. I Ev ro\7to ^A^mvovcpiv ek xov ^Ayat,i]Xov }tA7;^ou statt a.]%o afinivov 0ii'EKxov a.ya^'rj)iOv kXtjqov. 11/12 ccvanav(iaxL\%ä)]v yEv&v eine schöne Bestätigung zu meinen obigen Ausführungen auf S. 158. 11 [nai] av.

861, 1/2 erg. nach 870: [örjfjboßLcov koycov i^\ und (i[e&' EtSQa].

862, 9 EKTtLnxovxog Pap. Lies EKninxovx^^ayg seil. Kaqnovg.

863 erg. (Tro öeivt) 1 [tt«^« AvQ}]kia]g y^Qfjiiati^i^ovörjg Kxk. Die Ein- gabe beginnt mit IlavrjyvlQEcog ovö^rjg, wie ich ergänzen möchte.

864, 7 erg. EK nk\rjQOvg statt 2o\t]QOvg.

865, 3 erg. K.EQ\aiiL(ov st. rJcifAicov. 4 1. aA[Aja, nicht ßA[Aja. 12 ver- mute ich ein neues Adj. EgEvLavxa (= 6 Jahre hindurch). Der Schlufs ist metrologisch interessant. Es werden verschiedene Keramien unter- schieden, nicht nach der Zahl der ^ovg (vgl. Ostr. I S. 757 ff), sondern der v,6xvkaL. Die Zahl der lovg wird für diese Verwendung constaut gewesen sein. 14 1. ek Kox\vk5)v 8(a[8EKa. 15 1. e]k Koxv\kG)v ojcjrw KEQa\^La eiko\6i. Der Text nennt also Keramien, deren ypvg 8, 12 oder 16 Kotylen fassen. 14 1. Kovcpoi\g.

868, 3 wird TCQogo(8oy 7X0 iög zu emendieren sein. 7 erg. a\v]xtKaxa\6xä6£i.

869, 13 1. [xajj. Eig (nach Schub, möglich).

870, 5 ^EÖEXEQa Pap. Lies fted'' EXEQa (füi* ^eQ-').

871, 13 1. nQOgKa\QXc]Q')']GLV GOv[ Tc3 KQLXTqQia o. ä.

872, 4 EioiQy]QEvxoiv Pap. Lies EyaQii]d-Evx(ov (für EK')(aqyi%'Evx(xiv) statt eho

Qrj&EVXOJV.

873, Die Beziehungen, die hier zwischen dem Flachs und den Wergarbeiteru [öxiTtnovgyog für GxvTTjiovQyog) bestehen, bringt mich auf die Vermu- tung, dafs das rätselhafte Gmniov, das ich gelegentlich in der Nähe von hvoKakdiirj fand, eine vulgäre Form für Grlnniov ist. Vgl. Kalb- fleisch, Pap. Argent. gr. (Rostock Progr. 1901) S. 8.

874, 1 wohl NaQfAov&iv eher als Ilag^ov&Lv. Vgl. P. Fay. 36, 5. Zu 881 vgl. Vierecks Selbstverbesserungen a. a. 0.

882 nach Schubarts Schätzung aus dem III. Jahrh. n. Chr.

887 von hervorragender Bedeutung, da aufserhalb Ägyptens geschrieben, im pamphylischen Side. Z. 1 und 12 schreibe daher etcI Stj^wvq- yov (vgl. Inschriften). 2 erkenne ich nach Schubarts Abzeich-

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 557

nung ]>coii Ji]jxovEL%ov . . oqov. 3 zum Namen ^A&rjvatg, den die Sklavin in Side, wie es scheint, empfing, vgl. Strabo 14 p. 667 über den Athenatempel in Side. 17 wohl r) \iit\a(pr}.

888, 2 1. öe6ofiev\ov. 13 1. e](p^ v[7c\cilXccyiiaai. 18 I. ^i] ysvofiilvrjg. 22 Schlufs erg. r) £LÖ\(J)ai. Ebenso in BGU 578, 21 ^ si\öri st. si <Je?]ju,r/.

889, 2 etc. erg. vitiöi^Ero) st. vniöiiov). 2 1. «[ . J. st. iya (Schub.). 3 1. dg L (= I't?j) g statt leJiGt ?. Entsprechend 19 etc. Von historischem Interesse ist Z. 23/4 der Hinweis auf den 7of(^(at- jcog) xaqciyog. Bezieht man das 21. Jahr (ebcndort) auf Hadrian, so war 136/7 in Ägypten ein jüdischer Aufstand, infolgedessen, wie es scheint, das betreffende Landstück verwüstet war. Dieses sonst unbe- kannte Ereignis stand vielleicht mit dem jüdischen Krieg im Zusammen- hang, der in Palästina 135 sein Ende fand.

890, 6 1. wieder Lg. 20 1. ci.yQ(ü6r\ßoig st. Ky^w(vV) 6x\^. . . . 11 5 vielleicht Kvquva = Quirina?

891, 23 1. nQ06'n.ciQ\x£Q'r]Gti,v. 30/1 erg. \rcc\ nliöxa.

892, 10 erg. [fTcJEi. Die Dorfnamen begegnen auch BGU 553.

894. Wirtschaftsgeschichtlich ist sehr interessant, dafs hier bei einem Hausbau neben den Maurern etc. auch Mädchen (naq^ivoi) zur Ar- beit verwendet werden.

895 scheint mir aufserhalb Ägyptens, etwa in Syrien geschrieben zu sein. Dafür sprechen die Schreibung qk Z. 7, die (pvXi] 'AöxaQxrjg Z. 9, die Eechnung nach Denaren Z. 14, die Eigennamen '£fiftai;co['j;A? Z. 28 und MaQOEjijjLa Z. 29 (vgl. den Araberfttrsten MaQovdfi).

896, 17 1. 6q)QaycG) ylvfxaxc.

897, 3 K^'' =^ x(c<:T)o/(xfdv). A e) = inil xo avxo) statt el(6lv). Ebenso 11, 16, 19. 6 erg. iötoKx(rjxov), ebenso 17.

898, 2 ist das erste -^ nach Schub, falsch. Schlufs -^ ig, darauf Brüche

1 ^A^.. 11

24

oder ~~g. 11 TtQog'^ = TiQog x(b).

899, 1 vgl. Not. dign. Or. 28, 14: legio quinta Macedonica, Memfi. 4 1. v[nb .\vfi,ov XQißovvoi^v) 'AxqUo vtü 'Anio (so mit Schubarts Hilfe).

V. P. Chic.

Eine sehr nützliche Monographie, die füi' weitere Arbeiten über die Verteilung der kaiserlichen Patrimonialländereien im Faijüm u. a. eine gute Unterlage bietet. Goodspeed pul)liciert hier 91 neue Aussaatquittuugen aus Chicago und druckt die 43 Bei-liner Texte nochmals ab, und zwar nach der Reihe der Kleruchie-Nummern. Vom Kommentar ist Einiges in- zwischen überholt. Im Einzelnen bemerke ich: req^avi^ wii'd r£QiiavLY,{Lavyi) zu lesen sein. Ich denke dabei an die oben S. 154 erwähnten Güter des Germanicus. Zu ^AvTcoviavi] vgl. P. Fay. 40. Darnach verändere Gr. Ostr. I 392 f. Mat^ ist wohl nach BGU 181 in Ma(,K(rjU(xixiavri) aufzulösen. Vgl. dazu Ostr. a. a. 0.

VI. P. Fir.

Diese von Vitelli sachkundig edierte Urkunde ist durch ihre vortreff- liche Erhaltung und die Ausführlichkeit der Diction nach mehreren Seiten

36*

558 Tl. Referate und Besprechungen

von hohem Werte. Es ist ein Darlehenskontrakt aus Hermupolis vom J. 153 n. Chr., dem die Bankakten über die Auszahlung des Darlehens sich an- schliefsen. Herrn Vitelli bin ich für manche Auskünfte sehr zu Dank ver- pflichtet.

a 22 ßELK(p Evl retaQtcp bedeutet l|^ /Ssixo? (= vicus?). Vgl. BGü 112,15. 25 T£KSQ'KE&d>d'Et. Tov AEvxoTtvQyEirov xßTco: ein neuer Beweis, dafs BGU 552 ff. aus Hermupolis stammen (s. oben S. 555). 41 ver- binde ETtiKaraßoXtjv. Die vielbehandelte Streitfrage, wie aw^Q^fici- xi'^ELv ^01 in BGU 379,19, P. Fay. 31,21 zu deuten ist, erhält neues Licht durch Z. 72: kcu övvE'iQTj^aTLöd'rj i) ÖEÖaviöi-iEvr] EniGxEiXccvxcov x5>v xTjg iyKxrjöcOjg ßißXiog)vXcc%cov, d. h. mit der Schuldnerin wurde der IQri^axiG^og (d. i. der vorhergehende agoranomische Kontrakt) aufge- setzt, nachdem u. s. w. Diese Deutung pafst auch für jene Stellen. a^ ist nach Vitellis Mitteilungen von 3 Händen geschrieben: 94 97, 98 101, 101 102. 102 ist nach Vitelli Enixiqqovl^ilEvrig sehr wahrscheinlich. Die Kreuze sind Ersatz für die Siegelung. Vgl. oben S. 76. b^ 7 und 15 1. 8i ayo^QavofiiOv) statt 8iayQ\ wie Vitelli bestätigt. Vgl. P. Gen. 22.

YII. P. Wess. Taf. gr.

Ich kann hier nur kurz darauf hinweisen, dafs die Bedenken, die ich oben S. 371 f. gegen die Reproduktionen von Wessely's lateinischen Tafeln erhoben habe, auch gegenüber dieser Publikation bestehen. Die Auto- graphie, wie sie hier angewendet ist, ist durchaus ungeeignet für solche Übungstafeln. Selbst der Schriftkundige kann sich nur mit Mühe darin zurecht finden. Über den Grad der Genauigkeit der Nach- zeichnungen habe ich kein Urteil. Da der Herausgeber Fortsetzungen be- absichtigt, wäre es dringend erwünscht, wenn er künftig mechanische Reproduktionen brächte. Inhaltlich sind die Texte z. T. von hohem Wert. Die Transkription hätte aber sorgfältiger gemacht werden müssen, zumal sie zur Anleitung dienen soll. Nach flüchtiger Durchsicht habe ich folgende Korrekturen zu notieren:

6, 6, 11 kann £']TOv[g ft]« yEyqa\p nicht richtig sein. Es mufs dastehen:

"Exovq oder L Evog ■neu xE6GciQCi\Ko6xov. 20 ^ovo\yQacpfig ist spi'ach- lich nicht zulässig: es müfste ^ovoyqacpiccg heifsen. Wess. stützt sich wohl auf 9, 10, 9, wo er fto [voy^aqojf^g liest, ich aber v%oy\j^a\(pi]g sehe. Dies ist auch dort einzusetzen. 11, 17, 15 1. dLKat,oloyri&\Ev\xijiv statt 8inai,oÖoxri%^[Ev\xüiv.

8, 12, 10 ist [KA£]i(T' fVo[;^]Ac5v unrichtig. Ich sehe Jt^gev oder ejiöfi' oXfiov.

9, 13, 8 f. 1. TÖi] T^[t]Ta)t [aal xEöGaQaJKoGrä^i exei statt xbv a\vxov [xcoi

xE66ciqci\y.o6xä\j, xqixwi exei, was auch sprachlich unzulässig ist. 9, 14, 4 1. cb]v vTfEG'jiEio statt Y^cd V. 8, 11, 7 enthält wohl mehrere Fehler. Steht Anfang x&l (i}- (= 40. Jahi-)

statt wvtj&EJvTcov? Das Übergeschriebene lese ich ['»^]yo^a[(>],t(£voi;g

statt aj/Jo^a[^oJju,iVcüv. 10 oben steht wohl anoXov&cog alg statt

\l\)i\Sp\ct]aatg.

7, 8, 9 wohl ߣßai\ov6iig statt övi>\ov6ijg. 36 1. fiiöOTtoutjiJoxEQOi' statt ai

Eig TCovrjQore^ov.

Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden 559

11, 18, 8 1. airr]6(xiJbiv\(o]i statt alrrjGafiiv\o\v.

11, 20. Zum TsXog d-vuov vgl. oben S. 552. Hiernach ist oben S. 159

(zu S. 193/4) &v(ci statt d'vQcc einzusetzen. Zu Narkissos vgl. Griech. Ostr. I 392, wo ich mich auf denselben Text bezogen habe.

12, 27, 1. Wenn das a am Schlufs sicher ist, und nicht vielmehr y. dasteht,

könnte man statt A\lyvnxov auch ^A\XtS,uv8qiLag KQccvi^aecog (event. mit Abkürzungen) ergänzen, was zu meiner Deutung der Alexandrinischen Ära noch genauer passen würde. Aber ich trage wegen der Wort- stellung überhaupt Bedenken, ob hier ein derartiger Zusatz gemacht ist. Sollte hier einmal Alvyovörov statt KcdoaQog gesagt sein? Das « ist am Original nochmals zu prüfen.

YIII. P. Cop.

Ein wohlerhaltener Kaufkontrakt aus Krokodilopolis vom J. 99 v. Chr., den Dr. Blinkenberg gut gelesen und erläutert hat. Nach der Phototjpie habe ich nur Kleinigkeiten hinzuzufügen. Z. 4 steht ^sUiQUiig^ nicht ^eXL-

XQ(ov. 4 und 5 ivd'VQ = evd^vQi (. .). In 9 kann ich dvw nicht erkennen, mir scheint 6^ = 4|- dazustehen. Zu dem Kommentar bemerke ich, dafs der Tag irrig berechnet ist , da der Verf. nicht das Wandeljahr in Betracht gezogen hat. IJevöoviog in P. Grenf. I 25, 5 ist ebenso Femininum wie hier ZevöGviig. Der Nominativ ovXcd in Z. 10 zeigt, dafs wir in anderen Fällen mit Recht ovXrji, nicht oijAfJt lesen.

Würzburff. Ulrich Wilcke«.

ni. Mitteilungen.

Die Heidelberger Universifätsbibliotliek hat, nach einer freund- lichen Mitteilung Deifsnianns, zu ihren reichen Papyrusschätzen kürzlich 27 Blätter eines Septuaginta-Uncial- Kodex auf Papyrus erworben. Dieses umfangreiche Fragment, das gröfste zm- Zeit in Deutschland befindliche LXX-Fragment in üncialschrift, ist vor etwa zehn Jahren von Theodor Graf in Ägypten angekauft worden. In den Transactions des Londoner Orientalistenkongresses von 1892 hat Hechler kurz auf die Fragmente ver- wiesen, von denen er 16 Blätter gesehen hatte. Die Heidelberger 27 Blätter sind doppelseitig beschrieben und stamjtnen aus dem 6/7. Jahrb. Sie ent- halten die alexandrinische Übersetzung der Propheten Sacharja cap. 4 14 und Maleachi 1 4. Für die Geschichte des Textes sind die Lesarten des Heidelberger Kodex sehr interessant, besonders die vielbehandelte, im Johannes- Evangelium citierte Stelle Sach. 12,10. Nach einer vorläufigen Prüfung scheint er mit dem Propheten-Palimpsest von Grotta-Ferrata in eine Gruppe zu gehören.

Die Fragmente werden demnächst mit einem textkritischen Kommentar, zusammen mit christlichen Papyri der Heidelberger Universitätsbibliothek von Professor Adolf Deifsmann herausgegeben werden. Diese Veröjffent- lichung wird voraussichtlich Band I der Publikation der Heidelberger griechischen Papyri bilden.

Englische Ausgrabungen im Faijüm 1900/01.

Cur excavations in the Fayum last winter for the Egypt Exploration Fund were chiefly directed to the discovery of early Ptolemaic papyri in the cartonnage of mummies like those found by Petrie at Gurob and by ourselves in 1899 1900 at Umm el Baragat (Tebtunis). With this object we started work on Dec. 17 1900 at Kom Ushim, where five years ago we failed to find the Ptolemaic cemetery. On this occasion we ■w^ere more successful, and some mummies with papyrus cartonnage tumed up immedia- tely; but as everything in the cemetery was in very bad condition and the tombs had been much plundered anciently, we moved after ten days to Dirne, where, though we knew tbat the town had been practically ex- hausted, the cemetery had not yet been discovered. The excavations there

ril. Mitteilungen 561

entailed oonsiderable hardsliip and expense, since we were sixteen miles by land from the nearest point of the cultivation, and every thing, including cven fresh water, liad to be brought l)y boat across the Birket el Kurun which is too Salt to drink and liable to be closed for navigation for a day or two owing to storms. A brief search disclosed several Ptolemaic ceme- teries at Dirne. In one of these, situated close to the town on the South- west, the larger tombs had, as might be expected, been opened anciently and the miimniies broken up. Further to the south-west in low ground on the west side of an isolated hill was a small group of crocodile tombs. A few of these animals had a demotic papyrus roll buried beside them, as at Tebtunis; but the practice at Tebtunis of wrapping the crocodiles in sheets of papyrus was not employed at Dirne. Adjoining the crocodile tombs on the west were numerous well tombs of the early Ptolemaic period. A shaft two to four metres deep led to one or more Chambers, each containing sometimes one or two, often five to ten, mummies. In about half the cases the cartonnage consisted of papyrus, but unfortunately the dampness of the ground in that part of the Fayüm had caused it to decay, and in only two or three instances of the shallowest graves did we find any papyrus strong enough to bear touching. Near the town on the north- west was yet another Ptolemaic cemetery, though of a later period (second or first Century B. C), and here too many of the mummies had had pa- pyrus cartonnage, but in all cases it had been reduced to the condition of powder.

The houses at Dirne, the provenance of the countless documents from Socnopaei Nesus in the museums of Em-ope, proved, as we had anticipated, all but exhausted. Only in one cellar of a house which had already been dug down to the ground floor did we make a large find of rolls; but these, fortunately, are of more than usual interest on account of their date, which is the first Century B. C. No traces of a pre-Ptolemaic settlement were found at Dime itself, and the level of many of the Ptolemaic tombs shows that the site was no longer on an island in Graeco-Koman times. It is highly improbable that the stone causeway which runs through the middle of the town and of which the lower end has been supposed to have served as a quay, is anything more than a dromos leading to the temple, like that at Bubastis. On rising ground about three quarters of a mile north- west of the temple were some very shallow remains of houses in which we found some pottery and amulets of the late New Empire, and near Schweinfurth's temple we discovered a number of Middle Empire rock tombs. Nearly all there had been opened long ago, but one large one was untouched. It was entered by a sloping passage eighteen metres long, and contained a handsome painted sarcophagus (now at Gizeh) besides many small antiquities.

Early in February 1901 we moved our camp to the west end of the Birket el Kurun in order to cxcavate at Yäküta, a small site six miles west from the lake, discovered in 1898 by Daressy, who chiefly on the evidence of a fragmentary Greek inscription identified it with Dionysias (Annales du Service des antiquites i. p. 26). We recovered some more pieces of this inscription, making it practically complete, and the mutilated Word restored by Daressy as AlO[NYZIAAI proved' to be AiOLKOY-

562 ni. Mitteilungen

POm. This argument therefore for placing Dionysias at Yäküta falls to the ground; and since the few papyri which we found there give no con- clusive evidence for the ancient name of the village, we prefer to adhere to our previous Identification of Dionysias with Kasr Kurün (Fajrom Towns, p. 11). Our Chief find at Yäküta was a fine head of Alexander (?) in marble of Ptolemaic workmanship.

On Febr. 14 we left the picturesque but swampy region on the edge of the lake and settled at Rubayyät on the east side of the Fayüni, a site famous for the numerous portraits of the Roman period which have been found in its tombs. The Ptolemaic cemetery, which was to the east of the Eoman, proved very extensive. Though small antiquities were com- mon, papyrus cartonnage was sparingly used, and most of the larger tombs had been opened anciently. In a few cases where the graves were very shallow, the cartonnage was well preserved, but as a whole the cemetery of Rubayyät proved almost as disappointing as that of Dirne owing to the decay of the papyrus. About five miles to the south however, on the edge of the desert near the ruins of an ancient village (perhaps Tanis) now called Manashinshäneh, we found another large Ptolemaic cemetery which at length brought us to the goal of our researches. Here mummies with papyrus cartonnage were not only numerous, but in part of the cemetery, in good or fair condition, so that we obtained a large quantity of Greek and demotic papyri, mostly of the third Century B. C, though in what Proportion it is impossible as yet to say. The process of undoing the cartonnage and separating the individual layers of papyri will be very difficult, since gum and not water was generally employed for adhesive purposes.

A short examination of the Roman cemetery at Rubayyät, which yielded a few more portraits, and of the town site, which proved, as we had supposed (Payiim towns, p. 11), to be the ancient Philadelphia, concluded a long and arduous season, which, if less productive than the campaign of the preceding winter, has resulted in a large addition to the extant stock of early Ptolemaic papyri. The fii-st instalment of our finds, which are now all at Oxford pending a subsequent division with the Gizeh museum, will probably form the annual volume of the Graeco-Roman Branch of the Egypt Exploration Fund for 1902/3. This summ er we are publishing Part. II of the Amherst papyri, and shall devote the rest of the year to editing the first volume of the Tebtunis papyri, containing late Ptolemaic texts, while next year there will be another volume of Oxyrhynchus papyri.

Oxford. Bernard P. Grenfell.

Arthur S. Hnnt.

I. Sachregister/)

Abinnaeus, Correspondenz des 162 tf.

Abkürzungen (d. griech. Schrift) 356 if. ; 451 ff.

Abkürzungen (für d. Papyruspublika- tionen) 24 ff.; 544 f.

Acta Apostol. 543 f.

Ägyptologisches 71ff. ; 131; 139,5; 152; 161; 339 ff.; 397; 405,1; 414 ff.; 418; 429; 480 ff.; 491.

Ärzte, ihre Befreiungen 553.

ager quaestorius 149.

Agraffe, goldene, Abzeichen d. avyysvsig 225.

Akademie, Fragment aus d. älteren 475 ff.

Akklamationen 124.

Akten des Paulus und der Thekla 122.

ala Heracliana 177.

Alexandrien, Ausgrabungen in 172.

Alexandrinische Ära 552; 559.

Alexandi-inische Klubs 171.

Alexandrinische Demennamen 159.

Alexandrinische Papyri 173 ff.

Altarsteuer 140/1.

Ampho darchen 138 f.

Amulette 419 ff.

Antonia, Güter der 557.

Arabische Urkunden, ihre Datierung 2 ff.

Arbeitsquittungen 146; 479.

Archimedische Schraube 131,

Archivwesen 183 ff.

Arkadien (Provinz) 409,2.

Artabensigle 135.

Artaben, Teile der 462.

Arurensigle 134.

Ascensio Jesaiae 541.

Ashmolean-Museum, Pap. des 165.

Astrologisches aus den Münchener Pa- pyri 492 ff.

Ausgrabungen in Alexandrien 172.

Ausgrabungen in Ehnäsje 226 ff. ; 408; 420; 431.

Ausgrabungen im Faijüm 216 ff.; 376 ff. ; 560 ff.

Aussaat 166 f.; 557.

Bacis 340.

Berechnung unregelmäfsiger Landflächen 119.

Bibliographische Notizen 545 tf.

Bischof von Alexandrien 542.

Bischof von Philae 403.

Bischof von Syene 399 tf.

Blemyer 175; 396 ff.

Bodenpächter, öffentliche 137 f.; 144 f.; 154.

Boissier, Pap. 168 f.

Brache 157; 556 (zu 860).

Brief aus Rom 542.

Briefe 131; 161 f.

British Museum, Papyrussammlung des 131 ff.

Brüche 358.

Buchis, heiliger Stier von Hermonthis 339 ff.

Byzantinische Urkunden, ihre Datie- rung 2 f.

Census 135 ff.

Charachen-Urkunden 418 f.

Chariton's Roman 227 ff. ; vgl. 528.

Checks 553.

Chelkias 48 ff. (vgl. Th. Reinach).

Chione-Roman 255 ff. ; vgl. 529.

chirographum 69.

Cod. Theod. II 27,1: 182.

Demennamen 159.

Dirne (Soknopaiu Nesos) 132; 560 f.

Diodor E 31 f.: 499.

Dionysias (Kasr Kunm?) 162; 217; 562.

donatio ante nuptias 347 ff. ; 546.

Doppelnamen 134; 216.

Drachmensiglen 450 f.; 456.

Dreifelderwirtschaft 157.

Dryton 63.

Edfü, Feldertext von 152. Edfu, Grabgedicht aus d. Gegend von 219 ff.

1) Bei I. und 11. sind die Crönert'schen Referate nicht berücksichtigt, diese vgl. in.

Für

564

Sachreffister

Edfu, Militärkolonie in 221.

Edfii, Urkunden aus 165.

Edikt des Ti. Jul. Alexander 149; 151.

Eherecht, ägyptisches 63; 343 tf.; 484 £F.

Ehevertrag aus d. II. Jahrh. v.Chr. 484 ff.

Ehnäsje, Ausgrabungen in 226 f.; 408;

420; 431. Eikonisten 125. Eingaben 130. Elephantine, Christentum auf 399 ff. ;

404,1. Emphyteuse 164; 437 ff. Epigraphik , Verbindung mit Palaeo-

graphie 374. Epiklese an Jesus 429; 540. Erbpacht im griech. Recht 440 ff. Erheberquittungen (mit Sisygaipiv) 141. Erlasse 124.

Euhemeria (Kasr el-Banät) 217. Evangelium Matth. 120; Marcus 121;

Joh. 539.

Faijüm, Ausgrabungen im 216 ff. ; 376 ff. ;

560 ff. Feldertext von Edfü 152. Feldervermessung 151. Fieberarten 425. Flaccus (Praefecf) 169 1'. Flavius Aelius Gessius (rjyffirov) 479. Flurzwang 167. Frohnarbeiten 146 f.; 479.

Gebel 165.

Gedichte, aus d. Zeit Euergetes' II. 219.

General-Register der Urkunden 1 ff. ;

548 ff. Genesis I 1—5: 542 f. Germanicus, Patrimonium des 154; 557. Gesetzbuch, ägyptisches 351; 546. Gestellungsbürgschaften 352; 408 f. Gewerbesteuerlisten 389. Ghafir 128.

Gizeh-Museum, Papyri des 57 ff. Gnosis, heidnische 427. Gnostisches Werk 121. Gorgophonen 421 ff". Gräber 226. Grazer Papyrus 468. Gütergemeinschaft 488.

Habe-Quittung bei den Griechen 77 ff. Hadrianische Bibliothek 124; 186. Häkchen zwischen Consonanten 388. Hakenalpha 362 f.; 454. Harit (Theadelphia) 217. Hausbau, mit Krügen 129. Hebräerbrief 542. Heidelberger Papyi-i 560. Heidnisches und Christliches 396 ff. Heiliger Georg 427 ff. Heiliger Serenus 432 ff.

Hekataeus von Abdera 52 f. Hei-mes Trismegistos 482. Hermonthis, Stier von 339 ff. Hermonthis, Streit mit Krokodilopolis

57 ff. Herodas^ neue Fragmente von 379 ff. Herodes, Dichter 222. Herodot I c. 115—116: 471 f. Hiob 543.

Hirt des Hermas 121. Hochzeitseinladungen 131. historia Apollonii Tyrii 252; 258,2. Hymnus, altchristlicher 542. Hyjiothekarevidenz 189. Hyijothekenregistrierung 188.

Immobiliardeklarationen , nicht jähr- lich 187. Indices 93 ff.

Inschriften aus ptolemäischer Zeit 200 ff. Isiskult auf Philae 396 ff.; 405 ff.

Jüdischer Aufstand (a. 136/7) 557.

Jüdische Militärkolonien 52 ff.

Jüdische Namen 135; 173.

Juden in Ägypten 48 ff.

Juden in Alexandrien 29 ff.

Juliopolis 130,4.

Juridicus Alexandreae 293 ff. ; 304 ff. ;

445 ff. ius liberorum 310.

Kaisercursive 373. Kamelsteuer 140. Kasr el-Banät (Euhemeria) 217. Kasr Kurün (Dionysias?) 132; 217; 561 f Kataster 151; 185 ff.; 198. Katöken 126; 192,2. Keramien, verschiedener Gröfse 556. Klageschriften 129. Kleruchien 557. Klinarchen 414 ff. Klni (oder Kmi) 418. Klubs, in Alexandrien 171. Klubs, heidnische 407 ff. Königsnamen, ägyptische 161. Köm Ushim (Karanis) 132; 560. Konträr-Index 101. Kontrakte 130. Kopfsteuer 136 f.; 139. Krebs, Nachruf auf 375. Kreuze statt des Siegels 76. Krokodilmumien, mit Papyri 378; 561. Krokodilopolis, Streit mit Hermonthis 57 ff.

Landwirtschaft 157; 166 ff. Lateinische Briefe 372. Latinismen im TV. Jahrh. 163. Leontopolis, Tempel von 51 f. lex Julia de cessione bonorum 352 f.

Sachregister

565

libellus contradictorius 129. libellus libellatici 174,1. Liturgien 14'J. Liturgische Stücke 544. Livia, Patrimonium der 154. Logia Jesu 120.

Lokale Eigentfimlichkeiten des Kanzlei- stils 13ü,3.

Maecenas, Güter des 557.

Mädchen als Arbeiterinnen 557.

Märtyrerakten, christliche 30 ff. ; 3'J ff.

Märtyrerakten, heidnische 29 ff.

Maleachi 1—4: 560.

Manilius IV 818 ff.: 497.

Matriarchat 424.

Maximus, Bischof von Alexandrien 542.

Menrul von Talmis 414.

Metiochos und Parthenope 264.

Metrologisches 126; 131,1 ; 135; 144; 146;

150; 152; 273 ff.; 462; 553; 556. Mischbevölkerung, äg.-griech. 139. Münchener Papyri 402; 468' ff.; 492 ff. Münzwesen, ägyptisches 273 ff. Münzwesen, Reform des (unter Tiberius)

279. Mutter, Benennung nach der 423 f. Muttergut 331 f.

Nanaion 124; 186.

Nationaltypen in d. griech. Papyrus- schrift 336 ff. Naturalsteuern 143. Nechepso-Petosiris 501. Ninosroman 264. Numenios 552. Numismatisches 147; 273 ff.

Ölfabrik, kaiserliche 159. ölmonopol 553. Ölpressensteuer 552. Olympiodor über die Blemyer 413. Orakelfragen 553.

Orthographie als palaeograph. Hilfs- mittel 366. Ostraka 78; 82; 450 ff.

Palaeographie 336 ff. ; 354 ff. ; 450 ff. Pap. Leid. Z: 398 ff. Patrimonium 154; 557. Pelusium, Kult von 555. Perseabaum 127.

Petition of Dionysia 178 ff.; 328 ff. Petrie Papyri 285 ff. Philadelphos, die Göttin 150,2. Philae, Christentum auf 396 ff. Philon 33; 170 f.; 291. Philoteris (Wadfa) 217. Polybius auf Papyrus 388 ff. Pompeianische Wachstafeln 69; 77. Porträts, hellenistische 225; 562.

Probeehe 345; 487,2. Probejahr, kein 487,2. Prophetie, liber die 121. ProzefsprotokoU des Jurid. Alex. 293 ff. Psalmen 543.

Psalmen als Zaubersprüche 430. Ptolemaios IV. Philopator, seine Titu- latur 480 ff. Publicität der dinglichen Rechte 184. Pyrphoros 222.

Kasur 125.

Rechtsurkunden aus Oxyrhynchos 178 ff.

Recto und Verso 355.

Regierungsantritt, Feier des 204.

Register, trapezitische und graphische 84.

Registrierung der Kontrakte 197.

Rindersteuer 141.

Römer in den Dörfern 155.

Römerbrief 11—7: 540.

Romane im Kloster 230.

Rosen, wilde 156.

Rubayyät (Philadelphia) 562.

Rufinus über Oxyrhynchos 410 f.

Sacharja 4—14: 560.

Sakje (Schöpfrad) 131.

Sankt Elmsfeuer 270.

Schadüf (Zieheimer) 131.

Schi-iftehe 344 ff.; 487 ff.

Schi-iftlose Ehe 344 ff^; 488 ff:

Schuldturm 352.

Schule, ihre Einwii-kung auf die Schrift

360. Schultafel der Berliner Kgl. Bibliothek

428. ,. Seele, Über die obere und untere 121. Seesturm, im Roman 268 ff. Sequestration des Geschuldeten 182 f. Side in Pamphylien, Papyrus aus 556 f. Siegelung der Papyrusurkunden 68 ff. Silbergefäfse, Inventar 175. Silko, ein Heide 419; 436. Sitologen 143 ff.

Societe archeologique d'Alexandrie 172. Statthalteredikte 169 f.; 181; 183. Steilschrift 364; 369 f. Stempel, rote 76; 85; 470. Steuern 140 ff.; 479. Steuerquittungen 141 ff. Stirnbinde, Abzeichen der avyyivelg

221; 225. Subjektsdeklarationen 136; 173. Subjektsdeklarationen aus Memphis 137 ;

479. Syrien, Papyrus aus 557.

Tachygraphie 356; 547; 555. Tagebücher 29 ff.; 123. Talmis, Inschrift aus 412 ff. Tebtynis (Umm el-Baragät) 376; 561.

566

Griechisches Wörterverzeichnis

Tempelland 145; 150,'2. Testament, aus Gebelen 62 if. Testament, Siegelung des 75. testatio 68.

Theadelphia (Harit) 217. Theologisches Werk (histor. oder ho-

milet.) 540. Theonas, Bischof v. Alexandrien 542. Thesaurosquittungen 127 if. Thoeris 129,1. Thonsiegel 470. Thorzölle 143; 552. Titel, im E. Jahrh. v. Chr. 206. Todesanzeigen 139 f. Transkriptionsmethoden 133; 452 flf.

Umm el-Baragät (Tebtynis) 376; 561. Uncialschrift, Datierung der 364 ff.

Vaterunser als Zauberspruch 430; 433 f.

Verbuchung der dinglichen Rechte 183.

Vereine, heidnische in christl. Zeit 407 ff.

Veturius Macrinus (Praefect) 555.

Volksfeste 153 f."

Volkssprache 434.

Vormerkung, bücherliche 195; 197; 326.

Wadfa (Philoteris) 217. Wächterverzeichnis 128. Waffentragen, Verbot des 170. Walkerabgabe 156 (vgl. P. Fay 36). Wortverzeichnisse 92.

Xenophons IIöqoi 1,5 6: 473 f.

Takuta 561 f.

Zebaoth 427. Zeus Kasios 555. Zwangsverpachtung 154.

IL Griechisches Wörterverzeichnis.

'AyoQavo^isTov 190.

äygacpog yäiiog 344 ff. ; 488 f.

adisyyvog 89; 91.

asinvQBTOs 425.

arjdta 433.

cciQovv, 157 (vgl. Bücheler Rh. Mus

56,324). aif^oswg (rsXog) 129,3. äXHcpag 98; 125. ciXiir] 151. (i[ia6i 428.

ccvccyiyQccTtraL 76; 86. ciV(xyQ(i(pai 198. civc{yQcc(pri, 6 ngbg tjj a. 87 f. ccvcÜTtccviia 157 f.

ccvaTtav^atL^ä yevri 158; 556 (zu 860). ccvravaiQ8i6&aL 167. avTiyQaq)Svg 87. avr iGviißoX{£tv) 552. ccnaiSsvcia 37. ccTtdv(oQ'£v 164. 6cni%£LV 17 S. ccTtoyQarpai 187. ccTiodiSövai 81.

ccTcb naXdiLTig etc. 158; vgl. jedoch dnöfioiQcc 150.

CCTtOQ^TtSlV^ 501.

ccQyvQonXdatrig 419,1. ccgnü^siv (caus.) 164. ccQxslov 191.

BccXccvikÖv 479. ßaöiXiGKog 415,3. ßsßuimTQicc 488.

553.

ßißXioQ-'^iir} iyy.rr\6fon' 183 ff. ; 320. ßißXiocpvXayisg 185. ßio%Xm6X£iQC( 223. Bov%Lg 339 ff.

rsvri^iaroyQacpslv 148.

yXvmog 221.

yvarpLKT] 156 (vgl. P. Fay 36).

yvco[Lcov 138.

ropyoqpovat 421.

ygatpsiov 190; 321,14.

yv^^yvaatcä 153.

yvil)LXT] 552.

/ir](ioyiXLvaQxog 414 ff.

&fj(iog 124.

dri^öatoi. yscuQyoi 138; 144; 145.

druLOGiov 135.

dmioßiaaig 318.

öiayQccfpcil Tf^fovwi' 313 f.

SiccviGiia 130,5.

diccTnß^a, verlesen für SidvLß^cc 130,5.

Sid6XQ(o[icc 199.

diaaqjayr; 60.

dt.ari&f6&ai 128.

SiKKiov 439.

8iy.cciov naiScov 310.

8t7tXovv 126.

jEyypccqpog yd^iog 344 ff. ; 487 f. iyKVxXiov 86; 90; 313 flF. Vgl. P. id^vdQ^rig 66. ^&vog 66. ttßKQißLg 479.

Fir.

Griechisches Wörterverzeichnis

567

^xxQriiLcc 60.

ivroXi] 308.

i^ccXXoTQiovv 102.

i^a^ccQtVQog 75.

k^8viavTog 556.

En' aya&((p) 146 f. (corr. 'ETtccya&iccvji

nach BG'U 876). imyQcccpsiv 98. ^TTiypaqpr) 98; 125. inLKsq)(xXiov 137. iTtilirjVLa 162.

iiti^evot 153. Vgl. Fay. 24,13. inLnXovg 155; 162 ^7rKjoriTix[. .] 415. iniaiisipig 151.

i7fi.T{r]Qr]n)g) xjcctaaTi^OQccg) 166; 479. ^pavi'äi' 125. ^pwTäj^ 131. £(»;ids 220. Effo-ö 131,4; 164. svayysXi.y.')] svxr] 433. svdoK£iv (g'l fixJ'ojto'üi'rog) 97. fv^ßxrat 222. svtvxst, 161. sv%aQi6xüv 433. Ij;fiv 77 if.

Zrfug Kdct-og 555.

Hyo-v^isvog 145.

t;^7] rfcJ'Tj Ta;^-« Ta;jii 426.

©ftai öiard^stg 162. ■©■fol /JovAaiot 499. •9'viw»' (r^Xog) 552.

j£pov?xo:j. 128. 'IriGovg 'Avovlßig 427. 'Irioovg, ö Q'sög xwv 'Eßgalav 427. mov 135.

lovSioc'Ciiög) TaQcc^og 552. '/ffig Nccvcäcc 124.

Äa'ö'' iJö^aTOg 151. xaiaftoff 'EÜTjvixdg 150. KcxQßuafjig iKioigßcca&'Cg, KsQßäGig) 159. Ttug itpimtiiov) 135. KdcLog (Zfrg) 555. xaffTpa 401. ^{aTaioyEroj' 192. ■ncczccXo^iOiiög 126. TiarccGTiOQä 166; 479. nccTSvwTtiov 433. xarfc';^£«' 155,2; 189. v.uxoiv.rfiig 53. xaTOixto: 53 f. xaTOtxog 126. xaTo;^rj 333 ff. x^p^K 282. ■nißmrLov 87. x/.ifia 422.

xir'va();{Os 414 ff. nXivrj 414 ff. xotia ^fißQOxoi 152. y.otv6v rwv xtiGtibv 208. Kogäaiov 153,2. xo;^iias 131,3. xparfrC'S'at 188,1. xr7}ffts 188. KVnXsvf^g 131,3. xvQLoXoyia 501.

^aoypaqpt'a 136 ff. Asytdvos (= regionis) 399 f. Xrivdov 135. Xr\rriQiovg 61.

Jirajjat()oqpo()a 170,4.

^axocLQOCpOQOi 208.

Marafi 144.

lLS\iirQ7]xcci. 128.

^sx^coQOi oiy.ovo{uai 193.

^exQov sv&SKd^STQov 553.

jxrjrpa: 429.

ftrj^^aj'aptos 131,3.

fiiff-^wrat i£()(oi)) %£i(pt(yfiOt)) 140.

^ixQa 225.

^vriiiovilov 190.

Nccvalov 124; 186. vccvßiov 150. JVf|?;^j]s 161. NsaxoTtoizixrig 177. vsmxSQOi 203. vo^Lxoi 125. rvxTOöTparjjyoi 479.

SvXtxt-g 151. ^vaxbv (^STQOV) 144.

OUitaQ-uL 475.

d|i;()U)';^og ri;:ros 431.

ögaGsia 554.

ößog 166.

'OcoQßovxig 341.

ov fisr' o-u jroW 311.

ovdicc 154.

Ovcpaxsiva (= Oufentina) 352,2.

üayaviiial avvxsXtiai 410.

JTÜiXTOl' 160.

Ttd^Ttcü^og 428.

Traßtt'ö'fCi-g 196; 554.

TtaQaXrnLnxfKcp (^stqco) 131,1.

Trapavart'Aifij' 498.

■KuqaQxiSiov 309.

TTfptypaqpr^ 311.

■jtidocii 439.

TTpäy/xo; (^%£tj' tt.) 416.

jTp^fJß (= praeda) 163.

7tQ£6ßvX8QCOXBQCC 155.

TiQoßacxavia 433,1.

568

Spezialindex für Crönerts Referate

TtQOyovog 552.

■KQOOIM 160.

■jt^ocpaigä) 455.

TtQO^Qsiu 455.

TtQÖs (absolut) 130,1.

TtQoaoSixcc 149.

TtQoaodov yfj 138,2; 148; 150,2.

■7tQOC(pco(Qd) 455.

TtQcoToyiXivccQxos 413.

TiQcotoxoXlov 85.

ÜTols^ats 'Opftog 146.

Tttw^a 85 if.

TfCO^CCQlOV 129,2.

'PaSiovQyia 182,1. qayäxco (= rogatu) 163.

SiTiniov 556 (zu 873).

6v.bvoyQcc(f)ia. 162.

2^^rir6 405.

CTa-ö'jxö? 288.

öTtyafOiitoj^ 309.

Gximtiov 556 (zu 873).

cvyyfj'Tjff 221.

cruyypaqjo^ta'ö'rjxr] 491.

(»uyypacpoqp'i'^axsg 320.

ffyj'ornay/iKToypaqpo» 192.

(Jurod'o^ 414; 495.

6vvoi%L6iov 345; 487 f.

Gva'Tt'^f/ci: 410.

avr%Qimcczi^tLv 193; 320; 323; 55^

GcpQayL^Biv 74 ff.

acpQayig 74; 152,6.

G'jl^oiviov 152.

(TwfAKrtc/iiög 176; 350.

TaqDTy? (teIos) 342. Ta^ivucpQT] 161. Tfij^avaßo:T8uo 159. TpK)7;ftf()os 425. TQiayiiyiGrog 482. TQocpsiav ianoii]) 123. T^JOqpm? ((Juyyporqpr;') 123.

'TaXag 135.

vTtoßcclXuLv 409.

VTfoßaQircov 419.

VTtoyQcccpevg 99.

v7toyQaq)rj 330 f.

vito^LvriiLaTia^oi 29 ff.

VTtouvri^aroyQdcpog 58 ff. Vgl. P. Fay.

S. 49. vnoTVQccvpog (bei Priscus) 418,5. vipcoiiK 165.

^avvaaia 497.

^t^oxa^fif 439,1.

$/lo7raroßog i^ xai Qeoyivovg 101.

qpvAaxfg 128.

XccXv.sivri 281.

XCCQay^K 76,1; 85 ff. ; 160; 316 ff.

;Ua()D;xr7]p (;i;cdpJ.g ;^.) 76.

;^apis ToTg -ö^for? 555.

%^pcog 151.

XQr](icKzi^8Lv 498.

%QrnicitL6tcci 288.

XQfjGiS 188.

;Updi'og ö alJTÖg 126,4.

;^ar9o; 142.

u. w.

III. Spezialindex für Crönerts Referate.

A. Zur Schriftkunde.

Abkürzungen von Wörtern 119 531, be- sondere Zeichen (Sigel) 117 119.

Accent : eigentümliche Accentgesetze , bes. beim Gravis 503, der Circumflex zwischen beiden Buchstaben 508 509.

Buchstaben: altertümliches J(X) 512, V am Versende durch einen wage- rechten Strich angedeutet 515 529, gröfsere B. am Anfang eines Ab- schnittes (ausgerückt) und Ijei Kapitel- überschriften 537.

Doppelpunkt: s. Personenwechsel, Satz- pause.

Elisionszeichen " (?) 110.

Hauch: Der asper steht, während der lenis fast ganz fehlt 504, Innenhauch 105 504.

Kapitelüberschriften 537 538 vgl. 525. Längen- und Kürzenzeichen : ' und ~ 105

110 504, Längenzeichen über cc 507, Kürzenzeichen (äv) in einem Prosatext 522.

Personenwechsel : bezeichnet durch einen Pmikt 111, durch einen Doppelpunkt

111 113 (Nr. 10 und 11) 114, durch Doppelpunkt und Paragraphos 511 512, durch einen wagerechten Strich am oberen Rande 521 , durch die Paragraphos 511, durch die Koronis (~C) 111.

Rollenanfang erhalten 503.

Satzpause (die Paragraphos und die ffTTtyjXTj im Allgem. nicht erwähnt) : be- zeichnet durch einen freien Raima 117 515 527, durch GTiyin] und freien Raum 524, durch den Doppelpunkt

Spezialindex für Crönerts Referate

569

115 522 527, durch ein Häkchen (von 2. Hand) 527, tritt auch zwischen Haupt- und Partizipalsatz ein 5;}2; Unter- schied zwischen avco und xdro) ariy^it] 513, ein gröfserer Absatz durch eine Rand Verzierung links gekennzeichnet 537; Satzpause in einem lateinischen Papyrus 119.

aiXXvßog 510.

Tilgung: durch Einklammerung 118 513 (hier bei der Paragraphos), durch rechts und links gestellte Punkte 510.

Trennung: Silbentrennungshäkchen 111 503 510, Worttrennungshäkchen 504 {ovx') 537 (tft' ^iialv), vgl. über die Geschichte dieses Häkchens 537; Eigentümlichkeiten und Fehler in der Worttrennung zwischen den Zahlen

116 520 534.

Umstellung der Worte durch Darüber- schreiben von A und B 117.

Unterschrift am Ende eines Buches der Ilias 107.

Verbesserung: über die Zeile durch Punkte eingeschlossen 117, durch Doppelpunkte 110.

Versmafse: bildliche Angabe derselben 532.

Wiederaufgefrischte Schrift 511.

Zahlen: Striche darüber 531 534 (hier auch bei einzelnen Worten) 537.

Zählung: der Verse im Homer 107 505, der Seiten eines Papyrusbuches 111.

Zeile: eingeritzte Zeilenlinien 511, ein- gerückte Zeilen bei lyrischen Stellen 510, Absetzung der Zeilen bei Stellen- anführungen 532.

Zeilenlänge: a) die Buchstabenzahl ist zu klein, so wird angewendet das Füllzeichen 7 519 (Nr. 47 und 48) 526 529 532, > 115 (Nr. 19 und 20) 116 519 520 523 538. ß) die Buch- stabenzahl ist zu grofs, so werden die letzten Buchstaben kleiner geschrie- ben (522) oder erhalten über der Zeile ihren Platz (515).

Zeichen: 1 IC 11 _ am Rande von Homer- versen 505, I 534, ::i. 118, ^= 506, D 114, -_ (in der Zeile) 537, X 512, |- (auf eine Randbemerkung hindeu- tend?) 507; aneora superior und oj Ttldyiov 506, der Anker als Scholien- zeichen bei Byzantinern 506, aristar- chische Zeichen 506.

Zusätze: avco und xdrco mit den dazu gehörigen Ankern (T vL.) bilden die Verbindung zwischen Randbemerkun- gen und dem Texte 504, vgl. K(xrco 118 533.

B. Zur Spraehkunde.

Elision: von der zweiten Hand einge- führt 116, beseitigt 514.

Grammatische Arbeiten: Grundsätze da- für 215.

Nasal: willkfirlich Ijehandelt 517.

Verbalformen: itu&i'jaat 525, tvrv^ri- xviag in -virig verbessert 514.

Verdoppelung von Liquiden am Wort- anfang (fifi-opotira, IXidqüiGt) 107.

aSdriv 515.

dO'abwg 116.

alQBco: SisiQTi^^vog 520.

cchsvg 214.

aXiKog 214.

cc[iuvQdco 538.

dfiXvywviov 119.

ccvrciia^driov {'^) 518.

&7rQ0^ri&£ia in -d'ia verbessert 522.

uQßiov (apctxjov?) 212.

'A6yiXdTt(x>v 214.

cc67t(ccßcp-)dQ(xy'yog 211.

avXüi fio/ leitet jedes neue Skolion ein

114. avr ig bei Xenophon 521. ßtXtccta irrtümlich gelesene Fonn 210. ßt^ßXsto {= iii^ißX.) 536. yiyvo^KL bei Aristoxenos 117. ylrov (Bedeutung?) 212. diScoiit: iTtix68ov.cc und ccTiixwdoiyia 214. -iug für -sicig 528. ivriXog: über den Hauch 516. iXccitiög 214. iXciioovQyög (?) 214. ivrccvO-a „in diesem Falle" 526. eNXPHMAIZeiN? 212. i^dX^T} (= 6|.) 212. i^va&svrog (= fx|.) 536. ioQKTia bei Piaton 522. i-jti6toXoyQdq)og 213. ^EQ^d{-\i6-)cpiXog 213. svv.cciQsiv bei den epik. Philosophen 527. tsd 210.

Zuv^ig und Z£vi,nmog 531. -riyög 214. -f]ig für -fig bei den Wörtern auf -£vg

520. i]ilLsQ-a falsch gelesen 211. Qav.oQ'aXTidg 518. &Qoiov, &QOiccSiGnog, Q-Qüionmliov 212

213. idslv der Koine 504 508. 'IsQüivv^ov für 'IfQcovog 531. ?c für ^ vor Liquiden 118 (/jvdxift) 517,

(diiQi, ditXvv), weiter xfpfft 536. KaXißiog 520. KaXXiQori 528. xaßroQSLOv 538. xAaito (y _) 519.

570

Spezialindex für Crönerts Referate

v.ovXs6g bei Xenophon 521.

v.QriTr\Q bei Xenophon 521.

v.rsLvvvcci bei Xenophon 520.

v.vt^oq 213.

%v&Qcc bei Xenophon 520.

v.vXX7]Grig 214.

xwiSiov 211.

Id&QaL 512.

-(la: Wörter mit dieser Endsilbe liebt

Epikur 527. ^£v&a für iis&cc im Palatinos des Ly-

sias 517. fift^co (iXäaaco) für ^si^oav (iXdaacav) 537. litig: dat. plur. ^tiaiv 537.

flfTO^i; 117.

^iLlivrJGKco 524.

ILoXvßdLVK 214.

V jrapofy&jytxöv in Homerpapyri 107

505, fehlt bei Thukydides und Pro-

kopios 519. vcat.v falsche Lesung 212. ^ttvog bei Xenophon 521. oi'jttfiot 528.

-ol6iv altertümlich für -otg 523. ÖQoywviov 119.

-oaav für -sGav (iitsnoiicpoaccv) 520. öanQLOv 214. ovd-sig bei Demosthenes 523, bei Me-

nander 514 515, in späterer Prosa 529. ^vv bei Aristoxenos 117, ^vvQ£tv bei Piaton 522. Ilccvriiiog 214.

Ttam^iKJTo? bei Epikureern 527. TtaQaßätrig bei Xenophon 521. Ttapava, nccgöa, tcccqovcc, ^aXoTCccgova 211. IIuQii8vsldrig 531.

JTaTautoff: Verbreitung des Namens 514. TttQLyQcccptLv „Vernichten" 526. TttQLtvai (= TtiiQuivai) bei Demosthenes

528. ■Klr]Qr\g indeclinabile 211. Tto{i)^<x>: Ttomv bei Menander 514. TtQog /iiög, wie vr\ dia und jxd: z/ia

Lieblingsausdruck des Epikur 527. ■3TQw(i)riv 507. poia 214. ^oiffrtxös (y) 539. öf^Tjvaroi' 213.

criiisi.w6cxa&<xL: Bedeutung 535. 2^'^QCxiißog 214. ayifjTTQOv und ov.7]TtQOv%ia 511.

CKoCmOV (= KOIKLOV) 212.

6vii7t8Qi(poQcc bci Epikureem 527.

(T^XKvyridfg 211.

TtffffapaxovTK 213.

TsiQiSccrrig 214.

TpaTTf^fiOT' 119 120 Anm. 1.

vd'po (vdp7]-);^oog 214.

-üttoff 504, -yo? bei Menander 514.

qpjy? ohne t 21G 521.

(pQiJTQa bei Xenophon 521.

(pmyco: tpcoGag 538.

;^o:pi£'t;r£pog bei Epikureern 527.

^KQLTCOviK 528.

i/)o:xa(5'Kr()Ci:, ij^a-Kaäla^iog 213.

w und ov vertauscht 517.

C. Sachliches.

Aischylos angeführt 533.

Alkaios angef. 535.

Alkman[?] {Oxij. 8) 110, angef. 533.

'A^^mvtog 'Afi^coviov yQa^tiiccrsvg 535.

Anakreon tv IIccQ&svsioig 535, sonst noch angef. 533.

Apollonides der Tragiker angef. 109.

Apollonios Rhodios III 145—191 {Strafsb. 173) 515.

Archelaos (Paradoxograph) ang. 530.

Archilochos ang. 535; s. Epodendichter.

Aristarch und ol 'AQiaxäQ^stoi ang. 535.

Aristonikos (Grammat.) ang. 535.

Aristophanes:Wolkenl371-1428(/S'ira/s&. 621) 511; s. Komödie.

Aristophanes der Grammatiker ang. 535.

Aristoteles {ccnoQrjiiata 'Oft?]ptxa'?) ang. 535.

Aristoxenos: längeres Bruchstück aus den Qvd'iLiy.a 6xoi%8la {Oxy. 9) 117.

Astrologisch-meteorologiscTies Handbuch {Wiener Papyrus) 537.

Astrologisches Werk {Oxy. 303) 538.

Athenokles der Grammatiker (?) ang. 535.

Briefe an einen makedonischen Herr- scher {Oxy. 13) 116, {Oxy. 217) 525.

Chariten VIH 5 7 {Papyrus aus The- ben) 528.

Chioneroman: Rest davon {Pajiyrus aus Theben) 529.

Chrysopolis in Bithynien 530.

Demosthenes Kranzr. 40 47 {Oxy. 230) 523, 227—229 {Oxy. 231) 524, 244 {Oxy. 25) 116, gegen Timokr. 53 58 {Oxy. 232) 524, 145—150 {Oxy. 233) 525, Prooimia 26—29 {Oxy. 26) 116.

Dichterische Stücke geringerer Bedeu- tung: Klage über den Verlust eines Hahnes {Oxy. 219) 518, Rätsel auf einer Wachstafel 518 ; vgl. Poseidippos.

Didymos (Chalkenteros; ang. 535.

Dionysios 6 @QäL^ ang. 535.

Dionysios 6 HiSwviog ang. 535.

Elegie: Reste einer hellenistischen E. {Oxy. 14) 113; s. Poseidippos.

Epameinondas : ein Spruch von ihm 528.

Ephoros iv ß ang. 535.

Epos: Bruchstücke eines unbekannten Verfassers {Oxy. 214) 516 und {Pap. von Genf) 109; Anführung einer epi- schen Stelle 534.

Epikureische Philosophie: {Oxy. 215) 527.

Spczialindcx i'ür Crönerts Referate

571

Epodenclichter (Sl:r(ißb. 31) 508; vgl. ArehilochoH und llipponax.

Euripides rhoin. 1017 1071 {0xy.H2-l) 510; ang. 109.

Eukleides I 128 Heib. (üxy. 20) 117.

Favorinus ang. 528.

Florilegium : Reste aus einem Fl. spä- terer Zeit {Strafsb. 92) 528.

Grammaticus Parisinus verbessert 50G.

Geschichtswerke: Reste aus einem älte- ren G. {Oxy. 302) 530, (leschichtsbuch in chronologischer Fassung {Oxy. 12) 118, lateinischer Geschichtsschreiber {Oxy. 30) 119.

Heilmittelbuch {Oxy. 234) 538.

Hennapias der Grammatiker ang. 535.

Herodot I 7G {Oxy. 19) 114, I 105—106 {Oxy. IS) 114.

Hesiod: Reste aus seinen (?) Katalogen {Pap. Berl.) 507 und {Strafsb. 55) 508. ')

Hippeus von Rhegion ang. 535.

Hipponax? 509; über die Seltenheit des Namens 510.

Homer llias B 730—828 (Oxy. 20) 105, B 745—764 {Oxy. 21) 105" E 1—705 {Oxy. 223) 502, E 824—841 {Gizeh- papyrus) 507, 0 1 68 (Washimpupy- rus) 105, N 2 S522 (Land. Nr. 732) 106; Homerglossen (s. auch Scholien) zu A {Strafsburg 33) 536, die Kqti- tiKi] der llias ang. 535, die Ausgabe des Euripides ang. 535; über den Ve- netus der llias 503 504.

latrosophien der Byzantiner: Vorstufe dazu 539.

Isokrates an Dem. 45 {Strafsb. 92) 522, irsQi awt^. 77 und 81 {Oxy. 27) 115.

Istros ang. 535.

Kallimachos ang. 533.

Kallistratos s. Olympionikenliste.

Kleitarchos (einParadoxograph?) ang. 29.

Komödie: Bruchstück aus der alten K., wohl Aristophanes {Oxy. 212) 512, aus der neuen K. {Oxy. 10) 113, {Oxy. 11) 113; Prolog eines Stückes der neuen K. {Strafsb. Pap.) 514.

Krates s. Olympionikenliste.

Kyprien ang. 109.

Landmessungsbüchlein, Rest daraus {PajJ. in Chicago) 118

Lamia, Geliebte des Zeus 109.

Ledasage 109.

Meiuroshexameter 114.

Menander: Reste der rhQiy.itQo^kvri{Oxy.

221) 513, Reste des FtojQyög {Pap. in

Genf) 111. Metrisches Handbuch {Oxy. 220) 532. Mikon der Bildhauer: seine Zeit 532. Myron : Zeitbestimmung 532. Nixa-Q^iiov ein bisher unbekanntes Vers-

mai's 533. Olynipionikenliste: beträchtliche Reste

daraus und zwar wohl von Phlegon

von Tralles herstammend {Oxy. 222)

531.-) Panyassis iv i 'IlQa-iiXtiag 535. Paradoxograph (Oxy. 21S) 530. Petrie-Papyri : von Wilcken herrührende

Verbesserungen fehlerhafter Lesungen

210 ir.

Philistos s. Olympionikenliste.

Philodem TtiQt svGsßeiag: neues Bruch- stück 109.

Phlegon von Tralles s. Olympioniken- liste.

Phrynichos iv (Doiviaacag 535.

Pindaros ang. 533; 535.

Piaton Phaidon 109"— 109'' {Oxy. 229) 522, Laches 189''— 190» {Pap. Petrie) 521, 197*— 198<^ {Oxy. 228) 521, Staat X 607"— 608* {Oxy. 24) 115, Gesetze IX 862"— 863" {Oxy. 23) 114.

Polykletos: Zeitbestimmung 532.

Poseidippos von Theban: Elegien {Ber- liner Wachstafcl) 517.

Prokopios Nachahmer des Thukydides 519.

Protagoras von Abdera ang. 535.

Ptolemaios (Pindarion) ang. 535.

Ptolichos (Bildhauer) : Zeitbestimmung 532.

Pythagoras von Rhegion (Bildhauer): Zeitbestimmung 532.

Redner: Bruchstück eines nachattischen Redners (^)xy. 216) 526, ziemliche Reste von Ubungsreden {Lond. Nr. 256) 117.

Sappho: Reste eines Liedes {Oxy. 7) 109; ang. 533.

Scholien: zu Aristophanes 512, zu einem Epodendichter 509, zu Homer llias ^ {Oxy. 221) 533, zu Piaton 522, zu Xenophon 115.

Seleukos (Grammatiker) ang. 535.

1) Vgl. dazu den inzwischen erschienenen Aufsatz von F. Blafs, Zu den neuen Fragmenten aus Hesiods Katalogen, Hermes 1901, S. 157 159.

2) Die rätselhaften Zeichen ö KAAAIC u. s. w. hat nun Diels (die Olympio- nikenliste aus Oxyrynchos, Hermes 1891, S. 72—80) auf eine glänzende Weise erklärt. Er löst sie in o{vT(ag) Kalli6{rQcctog) , o{vtü}g) ^iXia{xog), o{vxcag) KQätri[g iv] ü auf und weist eingehend nach, weshalb an diesen drei Stellen der Name des Siegers durch die Quelle gestützt wurde.

Archiv f. Papyrusforscliung I. 3/4. 37

572

Spezialindex für Crönerts Referate

Simonides ang. 533.

Sophokles Oid. auf Kol. 375—441 {Oxy.

22) 110, vgl. 503; ang. 535. Sophxons lüyuOi yvvccLxsloL: Titel {Oxy.

301) 510. Sotades ang. 533. Telephossage 510. Thukydides II 7—8 {Oxy. 17) 114, II

90—91 {Oxy. 18) 519, V 36—41 {Oxy.

16) 114. Tragiker: Bruchstück {Oxy. 213) 510.

Vergil Aeneis I 457—507 {Oxy. 31) 114. St. Witkowski, Prodromus 215. Xenophon Hell. III 1 , 3—7 {Oxy. 28)

115, VI 5, 7—9 {Oxy. 226) 519, Oikon.

Vni 17 IX 2 {Oxy. 227) 520, vgl.

noch 531; jonische Formen in den

Handschriften 520—21. Zenodotos Paradoxograph ang. 530. Zopyros Paradoxograph ang. 530.

W. Ct.

Druckfeliler.

S. 393 (4. Z. von unten) und 395 (2. Z. von unten) lies Arcerius statt Arcesius

0

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3339 und verv:.Andte Gebiete

A6 Bd.l

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