u. ARCHIV FÜR ANATOMIE, PHYSIOLOGIE UND WISSENSCHAFTLICHE MEDICIN, IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN HERAUSGEGEBEN KR voN Dr, JOHANNES MÜLLER, Q@RD, ÖFFENTL, PROF. DER ANATOMIE UND PHYSIOLOGIE, DIRECTOR DES KöNlgE, ANATOM., MUSEUNS UND ANATONM. THEATERS ZU BERLIN, MIT SIEBZEHN KUPFERTAFELN. BERLIN: VERLAG VON VEIT ET COMP. A Q a ya IE. * al ‘ Bu, Inhaltsanzeige. Bericht über die Fortschritte der Physiologie im Jahre 1840. Von Theod. Ludw. Wilh. Bischoff, Professor in Hei- delberg. . C Bericht über die Leidtongen im ÄR ehiete‘ air Aiktömie aha Phy- siologie der wirbellosen Thiere in den Jahren 1839 u. 1840. Von Carl Theodor v. Siebold. Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Aktatakuie Geh Wirbelthiere. Vom Herausgeber. Seite, . EXIX . EXLV Bericht über die Fortschritte un iresskenieien Ankloinie in den Jahren 1839 und 1840. Von Dr. K.B. Reichert. . cıxır Beitrag zum Jahresbericht aus der skandinavischen Literatur. Von Dr. A. Hannover... . . 2. COXXVIIE Ueher die Anordnung des Ko eodksteihe wer Eebiniden und Ho- lothurien im Alleewieiien) Von Dr. Aug. Krohn. (Hierzu Taf. 1. Fig. 123); il Ueber das Dschen des Baitens | im "Säbgethiereie während denn 5 Durchgang durch den Eileiter. Von Dr. Theod. Ludw. Wilh. Bischoff, Prof. ia Heidelberg. (Hierzu Taf. I. Fig?’ 6.) . ‘. era nor . Ueber eleetrische Ströme. in aba Nee Von D r. Th. Ludw. Wilh. Bischoff, Prof. in Heidelberg. . 20 Bemerkungen über den Bau des Ancylus asfeiilid Von Dr. c. F Vogt. (Aus brieflicher Mittkeilung an den Herausgeber.) k # (Mlerzd Taf. II. Fig. 1—9.) . J Ar, hu ‚ Zur Anatomie der Parasiten. Von Dr. © VoRE Ans briet- licher Mittheilung an den Herausgeber.) (Hierzu Taf. If Fig. 10—15.) . 33 % Ueber ie zweifelhalte er ekung" an di Nähen Von Dr. Kemak, pract. Arzt in Berlin. A Müllers Archiv, 1811, ’ Ir Anatomisch - physiologische Untersuchungen über die Salpen. Von D. F. Eschricht. & Ueber ein besonderes, mit dem Häsnaer Ne Säugethiere in Veh bindung stehendes Knöchelchen. Von Dr. E. ker ach aus Basel. (Hierzu Taf. III.) Fragmente zur genauen Kenntniss der Schläfenbeine einger ee zerischer Säugethiere. Von Karl Dietrich. (Hierzu Taf. IV.) Die Zerklüftung und Zellenbildung im Froschdotter. Von Dr. Berefahın in Göttingen. . Ueber den Herzstoss. Von Dt. Klee Daerı Beivavineeniie in Marburg. Ueber die Function der kinieren and! a Stränge Are Rük- kenmarkes. Von Dr. Kuerschner. . Untersuchungen über die Structur der Mark- und Kindenssheteent des grossen und kleinen Gehirns. Von Medieinalrath Dr. Bergmann in Hildesheim. (Hierzu Taf. V. u. VI.) R Recherches sur l’Embryog£nie des Limaces. Par P. J. Van- beneden et Ch. Windischmann. (Hierzu Taf. VII. AA Bee Su ale u Ueb. d. Orbitalhaut bei den Houikknkeiiierem, Von Dr. H. Bendz. Zur Vergleichung des a mit dem Vorderarm. Von Dr. ea in Göttingen, Ueber die verschiedene Fohekiok der A ni u Hälfte des Rückenmarks hinsichtlich der Beuge- und Streekmuskeln der Gliedmaassen. Von Ed. Be ehikards Ueber die Bedeutung der Knochenkörperchen Von Dr. Gakke Hermann Meyer, Privatdocent io Tübingen. (Hierzu Taf. IX. Fig. 1—11.) . n Merkwürdige Anhäufung ER RA Kryeralli, am Hinterkopfe von Schlangenembryonen. Von Dr. C.G.Carus, Hof- und Medieinal-Rath. (Hierzu Taf. IX. Fig. 12—19) . Ueber die zellige Schwimmblase des Lepisosteus. Von Prof. van ler Hoeven in Leyden. ‚(Hierzu Tat. X.) . Ueber Lungen und Schwimmblasen. (Brielliche Mittheilungen an Herrn Professor van der Hoeven.) Vom Herausgeber. Ueber das Leuchten der Lampyris italica. Von Dr. Wilhelm Peters, Gehülfeo am anatomischen Museum zu Berlin. (Vorgelesen in der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, den 19. Januar 1841.) Ueber die organische Ursache der Herubewegung Tas Dr. B- seph Heine in Germersheim. . Seite, 126 176 196 201 206 Zweiter Beitrag zur Anatomie der Retina. Von F. Bidder in Dorpat. Al EN: SE ARE: Fortgesetzte Hetsieichungen über dis Pseudobranchien. Von J. Müller. (Gelesen in der Academie der Wissensch. zu Beilin\angi Febr. 4841) Rn: Ueber den Kreislauf der Infusorien, (Briefliche Mittheilung.) Von Dr, Erdl. Privatdocent an der Universität zu München. Ueber contagiöse Confervenbildung auf lebenden Fröschen, und über den Einfluss der Nerven auf die Blutbewegung in den Capillargefässen. Von Stilling zu Cassel. (Hierzu Taf. XI.) Ueber eine eigenthümliche Bewaffnung des Zwischenkiefers der reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen. Von J. Mül- ler. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 11. Nov. 1839.) (Hierzu Taf. XI.) Ueber die Bewegungen des Athmens und Schluckens, mit beson- derer Berücksichtigung Anger Streitfragen. Von A. W. Volkmann. - Zur Entwickelungsgeschichte der ass 9 Dr. Brstah Si. mon, pract. Arzte in Berlio. (Hierzu Taf. XII.) Ueber den Verlauf der Arterien bei Delphinns phocaena. Von Prof. Stannius in Rostock. (Hierzu Taf. XIV. Fig. 1.) Ueber den Bau des Magens bei den in Schweden vorkommenden Wühlmäusen (LemmusNilss. Hypudaeus Jllig.) Von Retzius. (Aus dem Schwedischen von F. C. H. Creplin.) (Hierzu Taf. XIV. Fig. 2— 9.) 5 a Bemerkuugen über die Arteriae cin len Prof. Erdl in München, (Aus brieflicher Fe (Hierzu Taf. XV. Fig. 1. 2.).. z Ueber die Organisation a“ Fan angarme dee Balpeil Von Prof. Erdl. (Hierzu Taf. XV. Fig. 3—45.) . . Ueber ein Entozoon im Blute von Salmo fario. Von Prof. Va- lentin. (Aus brieflicher Mittheilung an den Herausgeber.) (Hierzu Taf, XV. Fig. 16.) - Ueber Diceras. Von Prof. Eschricht. (Briefliche Mittheilung an den Heransgeber.) Ueber die Form des per Faserstoffs. yo Prof. adse in Marburg. : 2", Ueber Wimperblasen Ei Hornfäden.. Vän Dr. Remak, pract. Arzte in Berlin. (Mitgetheilt in der Gesellschaft naturfor- sehender Freunde in Berlin, den 17. Nov. 1840.) 447 IV Ueber das Vorkommen des Harnstofls im Blute. Von J. Franz Simon.. Ueber die Aberehako hen Eilkheinkiipen „aid Wheatston ne's Angrifl auf die Lehre von den ideniisehen Stellen der Netz- häute. Von Ernst Bruecke. (Hierzu Taf. XVII. Fig. 4.) Ueber eine eigenthümliche krankhafte parasitische Bildung mit spe- eifisch organisirteun Samenkörperchen. Von Joh. Müller. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin am 21. Juni 1841.) (Hierzu Taf. XVI.) Bemerkungen über ein schleuderförmiges Band in dem Sinus tarsi des Menschen und mehrerer Thiere. -Von Prof. Retzius in Stockholm. (Hierzu Taf. XVII. Fig. 1—3.) - y Anatomische Beobachtungen über das Gehirn, das Rückenmark und die Nervenwurzeln. Von Dr. Remak. Ueber den Furchungsprocess der Batrachier-Eier. de Dr. c. B. Reichert, Proseetor und Privatdocent zu Berlin. P Ueber die bei-der Consolidation des Faserstoffes stattfindenden Veränderungen der elementaranalytischen Bestandtheile des- selben. Von L. R. v. Fellenberg und F. Valentin, Seite. 454 459 477 BERICHT über die Fortschritte der Physiologie im Jahre 1840. Von Dr. Tueonp. Lupw. Wırn. Bıscuorr, Professor in Heidelberg. IL Allgemeine Physiologie. Lehrbücher. — Generatio aequivoca. — Entwicklung von Impon- derabilien. — Lebensdauer. — Racen. Münter, Allgemeine Zoologie, oder Physik der organischen Körper. Halle 1840. 8vo. Enthält eine Darlegung der allge- meinen Eigenschaften und Thätigkeitsäusserungen der organischen Körper, in beständiger Vergleichung mit den unorganischen. Carus, System der Physiologie, 3ter und letzter Theil. Der Verf. fährt fort, in diesem Bande in dem schon früher be- zeichneten Geiste, die Physiologie des Nervensystems und der Sinne, der Bewegungen, der Geschlechisorgane und des Seelen- lebens zu betrachten. Mit Recht macht er selbst in der Vor- rede vorzüglich auf seine Darstellung des Nervenlebens aufmerk- sam, weil es hier wolıl besonders Nolh thut, dass die sich drän- gende Masse neuer empirischer Forschungen von Zeit zu Zeit unter allgemeine Gesichlspunkte gebracht werde, damit auch denen, welche jenen im Einzelnen nicht folgen und sie nicht zu übersehen vermögen, eine solche Uebersicht gegeben wird, die sie jener Fortschritte bewusst werden lässt. Gewiss kann auch eine solche Darstellung nicht leicht geistreicher und ansprechen- der gegeben werden, als dieses hier geschehen ist. Allein man muss ihre Gültigkeit auch nicht weiter ausdehnen, als die Er- fahrungen, worauf sie gebaut ist. Und so kann man kaum an- ders als behaupten, dass die rasch einander folgeuden Euldek- kungen und Erfahrungen des Verf. Theorie bereits wesentlich erschüttert haben. Müller's Arcbiv. 1841. A Burdach, Die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. Leip- zig 1840. 6ter und lelzter Band. Enthält die Lehre von der Aufsaugung, Verdauung, vom Athmen und von den Lebens- kräften, womit der Verf. dieses umfassende und grossarlig be- gonnene Werk leider unvollendet schliesst. R. Wagner, Lehrbuch der Physiologie.” Zweite Abthei- lung. Physiologie der Ernährung und Absonderung. Leipzig 4840. Der chemische Theil der betreffenden Lehren ist von J. Vogel. x Ph. J. Cretzschmar, Beiträge zur Lehre vom Leben. I. Th. Das materielle Leben. Frankf. a. M. 1840. 8vo. Auch die lelzte Stülze der Generatio aequivoca, die Ein- geweidewürmer, wird von verschiedenen Seiten hart angegriffen. Eschricht findet sie sehr unwahrscheinlich: 1) Weil die Ein- geweidewürmer sehr besliimmle Arten bilden, die immer unter denselben Formen wiederkehren. 2) Weil ihr Bau zum Theil, wenigstens bei den Tremaloden und Nematoideen, sehr zusam- mengesetzt ist, und 3) weil sie eine ungeheure Fruchtbarkeit besitzen. Letzteren Punkt hat er sich sodann zur weiteren Aus- führung erwählt, und erörtert ihn namentlich beim Spulwurm und den Bandwürmern. Bei ersterem berechnet er die Zahl der Eier in einem einzigen Weibchen zu wenigstens 50 Millionen. Nicht geringer ist die Zahl derselben bei Bothriocephalus lalus, bei welchem sich noch ausserdem in jedem Gliede etwa 700 Ho- den, 1600 Drüsen, die eine klebrige Flüssigkeit absondern, um alle Eier, ehe sie ausgestossen werden, in einen Klumpen zu vereinigen, ferner eine Drüse, welche Eiweiss, und mehrere, welche das Material für die Eischaalen liefern, finden. Ferner hat Eschricht die Schicksale, welche der bei Coltus scorpias sehr häufig vorkommende Bothriocephalus punclatus erfährt, während eines Jahres verfolgt, und sich überzeugt, wie die ganze Lebensthätigkeit desselben darauf beruht, dass der in den sogen. Appendices pyloricae festsitzende Kopf jährlich eine Menge von mil Tausenden von Eiern angefüllten Gliedern produeirt, welche, wenn sie reif sind, abgestossen werden. Würde diese unmässige Fruchtbarkeit der Eingeweidewürmer nicht ein sonst in der Natur nirgends vorkommendes Beispiel von Zwecklosig- keit sein, wenn diese Geschöpfe durch Urzeugung entständen? während bei den ungeheuren Schwierigkeiten, die damit verbun- den sein müssen, die Eier von einem Individuum auf das an- dere zu überführen, diese grosse Menge nur sehr nolhwendig und zweckmässig erscheint. Dass wir die Wege dieser Ueber- tragung nicht kennen, nicht einmal ahnen, darf nicht abschrek- ken, sie lassen sich nicht durch die Phantasie erralhen; aber die Beobachiung wird sie vielleicht kennen lehren, wenn wir sie erst suchen. In dieser Beziehung erinnert Eschricht an die MI bereils bekannten Melamorphiosen mehrerer Eingeweidewürmer, und daran, dass einige wenigstens ihren Aufenthaltsort verän- dern. Fror. N. Not. No. 318. Für die mögliche Verbreitungsweise der Eier und Würmer sind folgende Facta von Wichtigkeit. Schon 1826 sah FR. J. Schmitz zweimal in den Gekrösadern von Rana bombina le- bende, nicht näher bestiimmte Entozoen. Diss. de vermibus ia eireulatione viventibus. Berol. — Valentin sahı desgleichen in den Adern der Schwimmhaut des grünen Frosches Exemplare von Anguillula intestinalis fortgelrieben werden, und beobach- tete dieselben Würmer in der Flüssigkeit, welche den Plexus choroideus des vierten Ventrikels umgiebt. De funelionibus ner- vorum. p. 101. u. 144. — Derselbe fand ferner bei einem 6 langen Schaafembryo in der das Rückenmark umgebenden Flüssigkeit an der Uebergangsstelle in das verlängerte Mark, also ebenfalls in der Nähe der Adergeflechte, Distomeneier. Müller?’s Archiv 1840 p. 317. — Die grosse Lebenszähigkeit mancher Entozoen hatte schon früher Rudolphi in einem Falle - an AÄscaris spieuligera beobachtet, welche in Wasser wieder aufleblen, nachdem sie in Weingeist ganz erhärtel waren. Jetzt sah Miramı Exemplare von Ascaris acus Blochii wieder ganz aufleben, welche auf einem Teller ganz vertrocknet waren, als er sie mit Wasser befeuchtete.e. Wiegmann’s Archiv 1840 p: 35. — Barkow sah Exemplare von Physaloptera clausa, welche er aus dem Magen eines im Winterschlaf befindlichen Igels in einem ganz erstarrten Zustande herausnahm, wieder aufleben, als er sie in warmes Wasser brachte. Uebersicht der Arbeiten der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur, Breslau 1841. p. 98. Dass Regenwürmer Licht entwickeln zur Zeit der Begat- tung, ist schon früher von. Flaugergues und Bruguicres, neuerdings von Forestier, Audouin und Moquin Pandon beobachtet worden, die leuchtende Substanz hat ihren Sitz an dem Geschlechtswulst, und kann auf andere Gegenstände über- tragen werden. Fror. N. Not. No. 336. Nach einer von Gaimard in Island in dem Winter 1828 bis 1829 gemachten Beobachtung, können Kröten und wahr- sebeinlich auch Frösche, vollkommen gefrieren, so dass sich das Eis in kleinen Stücken zwischen den Muskeln findet, der Kör- per ganz hart, fest und bewegungslos ist, sehr leicht bricht, und dabei kein Tropfen Blut ausfliesst, kurz jede Spur des Lebens verschwunden ist, und doch lassen sie sich sehr schnell in Zeit von 40—12 Minuten vollkommen wiederbeleben, wenn man sie in sehr mässig erwärmles Wasser eintaucht, Sind sie zu schnell gefroren, so lassen sie sich nicht wiederbeleben. Bibl. univ. 1840. Mars p. 207. Fror. N. Not. No. 307. FR Dutrochet hat mit dem bekannlen thermoeleetrischen Apparate neue ausführliche Versuche über die Eigenwärme der sogenannten kaltblütigen Thiere angestellt. Dieselben lie- fern, während man ihnen wegen der Methode an und für sich und wegen der grossen Genauigkeit, mit welcher sie angestellt sind, unbedingt den Vorzug geben muss, ein sehr abweichendes Resultat von früheren Beobachtungen. Kein durch Kiemen ath-. mendes Thier hat eine irgend ermiltelbare eigene Lebenswärme dargeboten, selbst wenn dasselbe übrigens mit einem Lauftath- menden sehr grosse Verwandtschaft besitzt, und bei den die elastische Luft Alhmenden ist die Eigenwärme ganz adäquat der Intensität und Entwickelung des Alhemprocesses und der Athem-Organe. Aber auch bei diesen geben die Versuche von Dutrochet eine weit geringere eigene Lebenswärme an, als sie von früheren Beobachlern mittelst des Thermometers bestimmt worden ist. Es ergiebt sich sonach als ein allgemeines Naturgesetz, dass die Temperatur der lebenden Wesen (denn bei den Pflan- zen verhält es sich eben so), entweder so schwach ist, dass sie oft gar nicht bemerkt werden kann, oder so hoch, dass sie sich dem Wärmegrad nähert, bei welchem namentlich das Thier- leben auf längere Zeit unmöglich wird, als welchen man +50° C. ansehen kann. Es ist sehr merkwürdig, dass sich in dieser Beziehung selbst unter den Wirbeltbieren, wo auf der einen Seite Fische und Amphibien, auf der anderen Vögel und Säuge- thiere stehen, keine Mittelstufen finden. Die von Dutrochet untersuchten Thiere und deren von ihm beobachtete Eigenwärme sind kurz folgende: Froschlarven besassen slels die Tem- peratur des Mediums, worin sie sich befanden. Frösche zeig- ten meistens eine um 1° C. niedrigere Temperatur, als die sie umgebende Luft. Befanden sie sich in einer mit Wasserdäm- pfen gesälligten Luft, so dass die organische Verdunstung auf- gehoben war, so zeigten sie eine Eigenwärme von 0,03 —0.06° €. Bufo obstetricans war 3° kühler als die umgebende Luft, und zeigte eine Eigenwärme von 0,12° C. Lacerta agilis war 0,18—0,20° kälter als das umgebende Medium, und be- sass eine Eigenwärme von 0,21° C. Cyprinus alburnus zeigte durchaus dieselbe Temperatur, wie das umgebende Was- ser. Limax rufus, Helix pomatia undHirudo med. zeig- ten sich in freier Luft sämmtlich kälter als jene, und in mit ‚Wasser gesätligler Luft dieselbe Temperatur, wie diese. Eben- so: wenig zeigte’der Krebs eine Spur von. Eigenwärme weder in feuchter Luft noch im Wasser. Bombus lapida- rius zeigte sich um 0,18° kühler, als die umgebende Luft, in feuchter Luft eine Eigenwärme von 0,18°; Bombus terre- stris eine Eigenwärme von 0,25°; Bombus hortorum zeigte, während er sich heftig bewegte, eine Eigenwärme von 0,5°; v in der Ruhe nur 0.03°. Ein anderes Exemplar zeigle in freier Luft gar keine, in feuchter 0,25° Eingenwärme. . Dieselbe Eigenwärme zeigle auch Xylocopa violacea in feuchter Luft. Die Larve des Maikäfers besass in feuchter Luft 0,04° C. Eigenwärme. Ein entwickelter Maikäfer war in freier Luft 0.06 — 0.09° kühler als diese, in feuchter Luft eine Eigen- wäıme von 0,15°; ein anderer zeigte auch in der freien Luft eine Eigenwärme von 0,03— .0.06°, weil die Temperalur nie- driger und die Verdunstung daher gering war; ein sich lebhaft bewegender Käfer in feuchter Luft 0.31%. Melolontha sol- slitialis war in freier Luft immer 0.06 — 0.09°, und in fench- ter Luft 0,25° wärmer als das umgebende Medium, wahrschein- lich weil er weniger. transpirirt als der gewöhnliche Maikäfer. Der Hirschkäler zeigte in feuchter Luft eine Eigenwärme von 0,20 — 0,22°, und in freier Luft 0,10°, ein sich heftig be- wegender von 0,31°. und ein noch lebhafterer 0.50°. Cara- bus monilis und auratus, und Blaps morlisaga waren in freier Luft 0,05 — 0,06° kühler, in feuchter erstere beiden 0,18°, leiztere 0,12° wärmer als das umgebende Medium. Cetonia aurala besass in freier Luft keine Eigenwärme, in feuchter 0,25%. Chrysomela tenebricosa in freier Luft 0.12°, in feuchter 0.34° C. Scarabaeus vernalis war in freier Luft 0,12° C. kühler, in feuchter 0.18—0.12° ©. wärmer als diese. Gryllus viridissimus war in freier Luft 0,06 — 0,1° kühler, io feuchter 0,31 — 0,34° wärmer als diese; Gryllus verru- eivorus besass eine Eigenwärme von 0,40°, und nachdenn der- selbe 8 Tage olıne Nahrung geblieben war, noch 0,22°; Gryl- lus campeslris zeigle eine Eigenwärme von 0,40°; Gryllo- talpa vulg. 0.16°, in freier Lull war sie 0,5° kühler als diese. Die Raupe von Sphinx stellarum' zeigle eine Eigenwärme von 0.11°. der Sehmellerling 0,29°; die Raupe von Sphinx tiliae von 0.43°, die einen Monat alle Puppe von 0,34% Sphinx atropos zeigte die höchste Lebenswärme aller In- seclen, nämlich 0,55° ©. Dutrochet berücksichtigt in dieser Arbeit übrigens auch alle Vorgänger mil genauer Kritik. Ann. des se. nat. 1840. Tom XII. p. 5. Fror. N: Not. No. 343. bis 346. - Matteucei hal seine früheren und nene Versuche über die eleelrischen Phänomene bei Thieren in einer eigenen Ab- handlung herausgegeben: Essai sur les phenomenes £leetriques des animaux. Paris 1840. In dem ersten Theile betrachtet und wiederholt er die wichtigsten Reizungsversuche an Thieren, na- mentlich von Fröschen, mittelst der Rleclricilät, worunter al- lerdings mehrere sind, welche unler uns weniger bekannt und beachlet zu sein scheinen. Dahin gehören Folgende: Lehot, Bellingeri und Marianini haben schon darauf aufmerksam vi gemacht, dass, wenn man den Nerven allein durch die Eleetri- eität reizt, und den Strom dadurch, dass man den posiliven Pol an dem Gelhirnende, den negativen an dem entgegengeselz- ten Erde ansetzt, in der Richtung eintreten lässt, dass er den Nerven in der Richtung seiner Verzweigungen durchströmt, man Zuckungen in den Muskeln eintreten sieht, in dem Momente, wenn man die Kelle schliesst, nicht aber wenn man sie öff- net. Verfährt man umgekehrt, so ist auch der Erfolg umge- kehrt, die Zuckungen erfolgen nicht beim Schliessen, sondern beim Oeflnen der Kette. Bringt man Nerve und Muskel in die Kette, so erfolgen jedesmal Zuckungen. — Eleetrische Strömungen, welche den Nervenstamm senkrecht durchschnei- den, erregen keine Zusammenziehungen der Muskeln. — Rei- zung der Hemisphären des grossen und kleinen Gehirns bei einem Kaninchen durch Galvanismus erregte keine Zuckun- gen, Reizung der Sehhügel und Vierhügel dagegen Schreien und heftige Bewegungen. — Volta und Marianini fanden schon, ‘dass, wenn ein electrischer Strom eiue Zeit lang Zuk- kungen an einem Froschschenkel erregt hat, diese nach eini- ger Zeit aufhören, wenn man den Sirom in derselben Richtung eintreten lässt; wechselt man aber die Pole, so erfolgen wieder Zuckungen, aber auch nur eine Zeit lang, bis man wieder wech- selt, und so fort. Man könnte glauben, der Grund dieser Er- scheinungen läge darin, dass sich nach Peltier’s Beobachtun- gen, wenn man durch die in 2 Gläser getauchten Froschschen- kel eine Zeit lang einen electrischen Strom hindurchleitet, se- eundäre Strömungen in entgegengeselzter Richtung’ erzeugen. Diese würden sich dann bei dem Wechseln der Pole mit denen der Säule verbinden, und die Zuckungen durch die Verstärkung des Stromes erregt werden. Allein das Galvanometer zeigte keine solche Verstärkung. — Vergiflung eines Frosches durch Blausäure auf die Zunge gelropft oder durch Opium, in wel- ches man ihn eingetaucht, vermindert die Möglichkeit, durch electrische Reizungen Zuckungen hervorzurufen, nicht. — Zwei eleetrische Ströme, die man bei den Versuchen anwendet, sum- miren sich in ihrer Wirkung nicht. — Lehot und Marianini fanden, dass ein electrischer Strom, welcher in der Richtung der Vereinigungen des Nerven eintritt, nur im Momente der Er- öflaung, nicht im Momente der Schliessung der Kette Selimer- zen erregt; tritt er aber in entgegengesetzler Richtung ein, so erfolgen die Schmerzen bei der Schliessung, nicht bei der Er- öffnung der Kette. Dieses beobachtete Matteucei auch bei Kaninchen. — Wenn die Reizbarkeit nachlässt, so muss man bei peripherischer Richtung des Stromes eine um so mehr nach der Peripherie gelegene Stelle wählen, um noch Zuckungen zu erhalten, je schwächer das Thier wird, und umgekehrt bei cen- VII traler Richtung des Stromes, um so mehr sich dem Ursprunge des Nerven nähern, um noch Schmerzen zu erregen. — Tetanische Krämpfe vermehren sieh beim Eintreten eines ventrifugalen, und hören auf beim Eintritt eines centripetalen Stromes. Die practi- sche Anwendung dieser Erfahrung in einem Falle von Tetanus beim Menschen ergab nur Erleichterung, nicht Rettung, viel- leicht weil es schon zu spät war. — Der electrische Reiz un- terscheidet sich hiernach von andern Reizen dadurch, dass er: 4) nur unter bestimmten Umständen Zuckungen, unter anderen bestimmten Schmerzen erregt; 2) dass er länger auf die Nerven wirkt; 3) dass nach seiner Einwirkung, oder wenn die Strö- mung ihre Richtung verändert, die Kräfte des Nerven sich wie- der herstellen; 4) dass Blausäure und Opium die Reizbarkeit der Nerven für den electrischen Reiz nicht vernichten ; 5) dass er, auch wenn er aufhört zu wirken, Zuckungen und Schmer- zen erregt. — Electrische Strömungen in den Nerven konnte Matteucci bei Wiederholung der Versuche von Prevost durch ihre Wirkung auf die Magnetnadel nicht entdecken. — Die Wirkung der Electrieität auf die Nerven hält Matteucei für eine rein mechanische, indem durch den electrischen Strom die Molecule des Nerven bald in peripherischer, bald in centra- ler Richtung fortgetrieben werden, und dempach Erscheinungen io der Peripherie oder im Centrum hervorgerufen werden, — Im zweiten Theile berichtet Matteucci zuerst abermals seine Versuche mit dem Zitterrochen, die wir hier übergehen können, da sie bereils aus den vorigen Jahresberichten bekannt sind, und ausserdem in dem durch nichts gerechlfertigten Irrthume behar- ren, dass die Eleetricilät nicht in dem eleetrischen Organe, son- dern in dem Gehirne entwickelt werde. In dem 6ten Kapitel dieses Theiles geht Matteucci dann zu den problematischen electrischen Strömen im Frosche über, die sich namentlich in dem bekannten Versuche zeigen sollen, wenn man den Muskel mit dem Nerven in Verbindung setzt. Auch die zum weiteren Beweise dieser Ansicht angestellten Versuche erachte ich nicht für geeignet, hier ausführlicher zu erwähnen, da ich auch in ihnen durchaus keinen solchen Beweis, vielmehr manche Zwei- fel gegen diese Ansicht finde. Sie scheinen mir die Möglichkeit der chemischen Quelle der frei werdenden Electrieilät keines- weges zu widerlegen. — Endlich hat Matteucei im sechsten Kapitel auch die Versuche von Donn& wiederholt, welcher electrische Ströme beobachtet haben will, wenn man verschie- dene, besonders secernirende Körpertheile in Verbindung setzt. Er fand diese Angaben mannigfach bestätigt, läugnet aber auch hier die chemische Quelle der Eleetrieität, weil er dieselbe auch noeh dann bemerkte, wenn er die chemische Qualität des un- tersuchlen Organes absichtlich änderte. vıı Valenciennes hat das electrische Organ von ‚Silurus s. Malapterurus electricus aufs Neue unlersucht. Er fand dasselbe im Ganzen wie Rudolphi, von zwei unter der Haut gelege- nen Schichten gebildet. Die obere, welche er ganz wie Ru- dolphi beschreibt, hat einen zelligen Bau, und er hält sie für das eigentlich electrische Organ. Die innere Schichte konnte er leicht in zwei, und nach einiger Maceration in sechs Blätter zerlegen. Diese sind aus Fasern gebildet, welche zellige Zwi- schenräume zwischen sich lassen. und werden durch Imbibition von Wasser leicht flockig. Er lässt es zweifelhaft, ob diese zweite Schicht auch zur Erzeugung von Electrieität, oder zur Isolirung dient. Ann. des sc. nat. Tom. XIV. p. 241. Dr. Bellefroid berechnet die mittlere Lebensdauer in Bel- gien zu 30 Jahren. "Zugleich bestäligt er die im Allgemeinen grössere Lebenswahrscheinlichkeit des weiblichen Geschlechts. Rücksichtlich des Einflusses der Ehe findet er, dass die Lebens- wahrscheinlichkeit einer verheiralheten zwanzigjährigen Frau 41 Jahre grösser ist, als die einer Jungfrau, und eines verhei- ralheten Mannes sogar 19 Jahre grösser, als die eines Jungge- sellen. Bullet. med. Belge 1839. Aug. und Nov. Barclay, Essay on Temperament. Inaug. Diss. Berlia 4840. Nach einer. unvollständigen Darlegung des Historischen über die Temperamente glaubt der Verf. vier derselben annch- men, und dieselben auf das Vorherrschen des Muskel-, Blut-, Nerven- und Lymph- oder Drüsensystemes basiren zu können. Er sucht sodann diese vier Temperamente bei den verschiede- nen Racen und Völkern der Erde, und ihre Verschiedenheiten daraus mehr als aus anderen Ursachen nachzuweisen, was den grössten Theil des Buches ausmacht. Mit denselben stehen auch die physischen, moralischen, politischen und religiösen Verschie- denheilen in enger Verbindung. Sie bestimmen auch die Ent- wiekelung von Krankheiten und die Wirküng der Mittel gegen dieselben, so wie auch den Einfluss verschiedener diätelischer Stoffe, wie Cafle, Thee, Wein, Tabac ete. Das Neue in dem Schriftchen möchte die Anwendung der Lehre von den Tempe- ramenten auf die von den Racen und ‚Varieläten der Menschen sein, wobei der Verf. grosse Belesenheit beweiset. Der Dar- . stellung fehlt es sehr an Uebersichtlichkeit und einer dieselbe erleichternden Eintheilung. Von Dr. S. G. Morton in Philadelphia ist schon 1839 erschienen ein grosses Werk: Crania Americana or a compa- ralive view of the skulls of various aboriginal nations of the north and soulh America. Fol. mit 78 Tafeln. Der Verf. be- ginnt dasselbe mit einer einleitenden Untersuchung der mensch- lichen Species überhaupt, in welcher er im Allgemeinen Blu- menbach’s Eintheilung auoimmt, aber für das Wort „Racen‘ IX Varielät substituirt, und diese 5 Varietäten in 22 Unterabthei- lungen bringt. Seine Haupt- Untersuchungen betreffen dann die americanische Varietät, welche in zwei Familien, die america- nische und die toltecanische, und diese wieder in mehrere Un- terabtheilungen zerfallen. Es ist nicht möglich, dem Verf. hier ins Detail zu folgen, und muss genügen zu bemerken, dass er natürlich der Conformation der Schädel eine besondere Auf- merksamkeit geschenkt hat, und durch melırere neue Methoden den Inhalt und den Durchmesser nieht nur der Schädelhöhle im Allgemeinen, sondern namentlich auch einzelner Partieen der- selben zu beslimmen sich bemüht hat, letzieres vorzüglich aus dem Grunde. weil er sich als einen, wenngleich moderirten An- hänger der Phrenologie erklärt. deren Absicht es sein muss, nieht nur die Entwicklung des ganzen Schädels und Gehirnes, sondern vorzüglich auch ihrer einzelnen Theile, als besonderer Organe für besondere psychische Thätigkeiten zu bestimmen, um daraus auch Folgerungen auf den psychischen Character und die Dignität verschiedener Völkerstämme zu ziehen, — eine gewiss sehr bei- fallswerthe Absicht, wenn der Grundsatz, auf welchem sie ruht, nur erst fester begründet wäre, Die Tafeln sind sehr schön auf Stein gezeichnet. Ref. macht bei dieser Gelegenheit auf eine aus Silliman’s Americal Journal of science in Fror. N. Not. No. 321— 323. aufgenommene Anzeige dieses Werkes aufmerksam, welche von einem weit enischiedeneren Phrenologen herrührt, als Morton selbst zu sein scheint, und manches enthält, was sich in Mor- ton’s Werk nicht findet. Dahin gehören unter andern auch einige Noten, Tiedemann’s bekannte Untersuchung über das Hirn des Negers beireflend, welche grösstentheils wieder aus einer Recension dieser Schrift von Combe im Phrenologischen Journal Vol, XI. entlehnt sind. In dieser Recension und die- sen Noten wird Tiedemann vorgeworfen, dass seine eigenen Messungen und Abwägungen des Gehirnes von Negern seiner Schlussfolge zuwider sprächen, dass dasselbe in seiner Entwik- kelung nieht dem Hirn anderer Völkerstämme nachstehe. Diese Behauptung und die beigefügten Zahlen waren Ref. so auflal- lend, dass er Tiedemann’s Schrift nochmals nachsah, und da nun zu seinem Erstaunen fand, wie eine Parteisache, um ihre Absicht zu erreichen, zu einer unbegreiflichen Kurzsichtig- keit, hoflentlich nicht absichtlicher Entstellung, verleiten kann. Tiedemann giebt die Ausmessungen des Gehirnes von 4 von ihm untersuchten Negergehirnen und von 7 männlichen und 6 weiblichen Europäergehirnen. Hierbei konnte es ihm na- türlich nicht einfallen, aus so kleinen Zahlen eine Mittelberechnung ziehen zu wollen, deren Irrthümliches und Täuschendes auf der Hand liegt, sondern er gab diese Aus- x messungen allein um zu zeigen, dass es unter den Negergehir- nen eben so grosse und eben so kleine, als unter denen der Eu- ropäer giebt. Hr. Combe aber hat diese Mittelzahlen ausge- zogen, und musste daher zu ganz falschen und irrigen Resulta- ten kommen. Ebensowenig konnte Tiedemann den Fehler begehen, die 5 von ihm und Anderen beobachteten Gewichte von Negergehirnen zu einer Durchschnittsberechnung zu benutzen, wozu Hr. Combe indessen keinen Anstand genommen, um na- türlich abermals zu einem ganz unbrauchbaren Resultate zu ge- langen. Bedenkt man, wie man bei einem Gegenstande, der sich so schwankend zeigt, wie die Grösse und der Umfang des Gehir- nes und Schädels auch der Europäer, nothwendiger Weise sehr grosse Zahlen übersehen muss, um einigermaassen sichere Mittelzahlen zu erhalten, so muss man sich wundern, dass Ca- rus in seiner Cranioscopie (p. 13.) die Ausmessung von 54 Negerschädeln im Vergleich mit 141 Kaukasierschädeln für hin- reichend hält, um dadurch Tiedemann’s Untersuchungen „je- denfalls ohne den gewünschten Erfolg“ zu erachten. Dieselbe Gegenrede muss Ref. auch van der Hoeven machen, wenn derselbe in einem Aufsätze: Nadere aanteekenin- en over den Negerstam. Tijdschrift voor natuurlijke Geschiede- nis. Vide Deel. bl. 1. 1840. aus Tiedemann’s Inhaltsbestim- mungen von 186 Kaukasier- und 70 Negerschädeln das Mittel zieht, uud findet, dass dasselbe für jene 395 53 36 Gr., für diese 373 65 24 Gr. Hirsekörner beträgt. Alle diese Mittelbe- rechnungen sind von Tiedemann deshalb unterlassen worden, weil er die zu benutzenden Zahlen, besonders unter den beglei- tenden Umständen, für zu klein hielt, um daraus irgend sichere Resultate zu ziehen. Denn es ist dabei z. B. gewiss sehr wohl zu bedenken, dass die benutzten Negerschädel solche sind, wie sie der Zufall und die Gelegenheit in analomische Sammlungen gebracht hat, dass man dagegen in allen Sammlungen gewöhn- lich nur Kaukasierschädel von besonders schöner Form aufbe- wahrt, und so noch viele andere Verhältnisse, welche gewiss jeden vorsichtigen Statistiker warnen werden, hier nur in sehr grossen Zahlen eine Wahrheit zu suchen. Dieses scheint Ref. einleuchtend zu sein, selbst wenn fernere Erfahrungen in der That gegen Tiedemann stimmen sollten, dessen nächster Zweck indessen überhaupt nur war, zu zeigen, dass die früheren Aus- sprüche von Camper, Cuvier, Sömmering u. A. nicht ge- hörig basirt waren. — Zu den in dieser Hinsicht gewiss be- merkenswerthen Erfahrungen gehört unzweifelhaft die Beobach- tung van der Hoeven’s, dass die Haut zwischen den Fin- gern bei Negern viel weiter nach vorn geht als bei Europäern. XI Il. Vegetative Processe. Mischung, — Nahrungstrieb. — Verdauung. — Blut. — Kreislauf. Athmung. — Ernährung. — Absonderung. Simon hat die vier Couerbe?’schen Fettarten des mensch- lichen Gehirns, das Eleencephol, Cephalot, Cerebrot und Stea- roconot, ersteres jedoch nicht ganz rein, ebenfalls dargestellt. Ihr Verhalten gegen Reagentien weicht jedoch ganz von dem anderer Fettarten ab. Das Choleostearin erhielt er weiss und krystallinischh Erdmann’s Journal. XX. p. 271. Couerbe selbst hat seine früheren Angaben gegen die Ein- würfe von Fremy und Pelouze zu vertheidigen gesucht. (L’institut No- 340. p. 222.) Von den schon im vorigen Jahresbericht erwähnten Unter- suchungen Fremy’s über die chemische Bildung des Gehirns findet sich ein Auszug im Journ. de Pharmaeie. 1840. p. 769. Nach Mulder ist die Substanz der Krystallliose Protein, welches dieselbe Zusammensetzung und dasselbe Atomengewicht hat, wie das reine Protein des Eiweisstoffes, Faserstoffes, Kä- sestoflfes etc. Bullet. de Neerlande. 1839. p. 195. Erdmann’s Journal Bd. 19. p. 189. J. Vogel hat gefunden, dass ausser der Chlorwasserstofl- säure und Essigsäure, fast alle unorganischen und die meisten organischen Säuren das Chondrin aus seiner Auflösung nieder- schlagen, wenn man dieselben so vorsichtig zusetzt, dass sie picht in Ueberschuss vorhanden sind, indem sich dadurch die Fällung sogleich wieder auflöset. Da diese Säuren in dem ge- wöhnlichen Leime keine Veränderung hervorrufen, so sind sie characleristische Reagentien für das Chondrin. Erdmann’s Journal Bd. 21. p. 426. Apotheker Stickel hat eine bis jetzt allerdings noch feh- lende chemische Untersuchung des Smegma praeputii, des Ab- sonderungsproductes der Tyson’schen Drüsen, angestellt. Er fand das spec. Gewicht desselben 0,876 — 0.929; es röthet Lac- muspapier fast immer; seine Bestandtheile sind: Wasser, thie- risches Gummi, Fett, ein eigenthümliches Geruchsprineip, dem Alkohol sich mittheilend, Milchsäure, Käsestoff, Fibrin, milch- saures Ammoniak, phosphorsaurer Kalk, Chlornatrium und schwefelsaures Natron. Nach den quantitativen Verhältnissen dieser Bestandtheile glaubt Stickel, dass das Smegma zu den thierischen Gummiarten, Speichelstoff, Spermatin etc. zu zählen sei. Was seine physiologischen Bemerkungen über den Nutzen und die Bedeutung dieser Absonderung betrifft, so glaubt der Verf. einerseits während einer dreijährigen Beobachtung eine N 5 xu gewisse Periodieität in der stärkeren Absonderung des Smegma, nämlich 10 solcher Perioden innerhalb eines Jahres bemerkt zu haben, was ihn veranlasst, an eine Analogie mit der Menstruation zu denken; andererseits aber glaubt er, in allerdings nicht viel sagenden Gründen, eine physiologische Aehnlichkeit mit der Milch in dem Smegma zu erblieken, und meint daher, dass man dasselbe, wenn noch der Milchzueker in seiner Zusammen- selzung aufgefunden würde, recht gut Männermileh nennen könne. Archiv für Pharmacie. Bd. XXI. 2. p. 203. 1840. Ref. kann hierzu hinzufügen: dass das Smegma mikroskopiseh gröss- tentheils aus Pflasterepithelialzellen besteht, die sehr leicht bei einiger Reizung in Eiterkugeln übergehen, und wohl der Schleim- haut der Eichel’ angehören, Das Meconium besteht getrocknet nach F. Simon aus fol- genden Theilen: Choleostearin 16,00, extraclive Materie und Gallenharz 10.40, Käsestoff 34,00, Picromel 6.00, Gallengrün 4,00, Zellen, Schleim, Eiweiss? 26,00. Das Mikroskop zeigte viele Epitheliunzellen, runde platte Körperchen und rhombi- sche Krystalltafeln von Choleostearin. — Die Faeces eines durch Muttermilch gevährten Kindes von 6 Tagen bestanden getrock- net aus Fett 52,00, Gallenfarbstoff, der an Aether eine nicht geringe Menge grüngefärbtes Felt abgiebt, 16,00, coagulirten Käsestoff und Schleim 18.00. Das Mikroskop zeigte vorzügl. Fettkügelchen. Arch. £. Pharmacie, 1840. April. 39. _ Nach der Untersuchung des Lig. Amnii einer im 5len Mo- nate der Schwangerschaft verstorbenen Frau durch Lassaigne_ reagirle derselbe schwach alkalisch, war 1,009 specilisch schwer, hinterliess 14435 trockenen Rückstand, und bestand aus 98,85 Wasser, 0.06 organischer Materie, nämlich Eiweiss, krystalli- sivbarem Extractivstoff, dem Osmazom analog, und 0,55 Sal- zen, Chlornatrium, Chlorkalium, kohlensaurem Natron, Spuren von phosphorsaurem Natron, schwefelsaurem Natron und phos- phborsaurem Kalk. Journ. de chimie med. Avril 1840. p. 190. In öffentlichen Blättern las man vor einiger Zeit die An- gabe, dass sich ein ostindischer Fakir lebendig begraben lasse, und- Monate lang im Grabe bleibe, dann aber wieder zum Le- ben gelange, anscheinend sehr beglaubigt. Eine Mitiheilung von Osborne in Fror. N. Not. No. 320. zeigt, dass alles eitel ‚Betrügerei war. Thomson berichtet einen Fall von einem 33jährigen Blöd- sionigen, welcher einmal 30 Tage, und später 71 Tage durch- aus keine Nahrung zu sich nahm, aber Wasser trank. Das letzte Mal starb er ohne Klagen unter den Erscheinungen all- mähliger Erschöpfung. Urin liess er einmal täglich in geringer Quantität, Stuhlausleerung hatte er nur noch in deu 5 ersten Tagen. The Lancet. June 1839. Fror. N. Not. No. 280. Xu Hünefeld. Der Chemismus in der thierischen Organisa- tion. Leipzig 1840. 8vo., enthält physiologisch chemische Un- tersuchungen der materiellen Veränderungen im thierischen Or- ganismus, welche von einer mikroskopisch chemisch physicali- schen Untersuchung der Blutkörperchen ausgehen. Unter letz- teren zeichnet sich besonders die Untersuchung des Verbaltens der Blutkörperchen zu 112 theils organischen, theils unorgani- schen Stollen aus, welches bei manchen derselben sehr interes- sant ist, z. B. das der Galle, welche die Blutkörperchen schr schnell auflöset. Diese erachtet der Verfasser selbst als zu- sammengeselzt aus mehreren, wenigstens aus zwei Häuten, die den Farbestoff enthalten, und aus einem Kerne. der nach mehreren Reagentien aus Felt besteht, und selbst wieder aus mehreren Körnchen gebildet ist. Dem Verf. scheinen die Blut- körperchen den Eiern analog gebildet zu sein, und zu bestehen aus einer Hülle, Amnioshaut. einem Kerne, Dotterchen, zwi- schen welehen das mit Häutchen durchwebte und abgetheilte Albumen sich befindet, von welchem letzteren sich zwei Stränge (Chalazen) wit dem Kernchen verbinden! Ob auch die Blut- körperehen der Säugethiere und des Menschen einen Kern ha- ben, darüber spricht sich der Verf. nicht aus. Auch über das Blutroth hat der Verf. mehrfache Untersuchungen angestellt, von denen ich nur das Resultat hervorhebe, dass das Eisen nach ilım als Oxyd im Blute vorhanden ist. Es folgen dann einige Betrachtungen über die Natur des Eiweiss, Faser, Käse, Gallert, Speichelstoffes und Schleimes, ferner über die Salze des Blutes. Die sechs letzten Kapitel handeln über den chemischen Theil des gesammten Chylifications- und Sanguificalions- Pro- cesses, und geben mancherlei Zusätze und Berichtigungen zu den darüber bestehenden und vom Verf. als bekannt vorausge- selzten Lehren, die wichtig genug sind, um auch noch von an- deren Seiten Bestätigungen wünschen zu lassen; z. B. erklärt sich der Verf. ebenfalls gegen das Vorhandensein von Salzsäure im Magensafte, Fischer. De nutritione. Diss. Berol. 1840. 8vo. Der im Jahresbericht 1838 erwähnten Ansicht Demar- cay’s, dass die Galle eine Seife sei, widerspricht die neueste Untersuchung der Ochsengalle durch Berzelius (Lelırb. der Chemie Bd, IX, p. 247.). Derselbe kommt wieder darauf zu- rück, dass der Hauptbestandtheil der Galle ein eigenthümlicher Stoff, Bilin, sei, durch dessen leichte Zersetzung durch Säuren andere Bestaudtheile erzeugt werden. Diese sind Fellinsäure, Cholinsäure, Taurin, Dyslysin und Ammoniak. Sie erzeugen sich zum Theil schon von selbst. und namentlich die Fellin- und Cholinsäure, zuweilen schon im lebenden Körper. Bei längerem Stehen der Galle entwickeln sich noch zwei andere Säuren, die Cholan- und Fellansäure. Ausserdem siud noch XIV zwei Pigmente, Biliverdin und Bilifulvin zu unterscheiden, so wie einige eigenthümliche Extractivstoffe. Der früher von Ber- zelius beschriebene Gallenstoff ist ein Gemisch von Bilin, Fel- lin und Cholinsäure. Die Darstellung dieser Stoffe und ihr Verhalten muss im Original nachgesehen werden, welches auch in Erdmann’s Journal Bd. 20. p. 73. abgedruckt ist. Preiss, Bemerkungen über die assimilative und bluiberei- tende Kraft der Leber, und über das zwischen ihr und dem Herzen bestehende Wechselverhältniss. Casper’s Wochen- schrift 1840. p. 345. — Enthält nichts Neues, Dr. Thomson zieht aufs Neue die Gegenwart von freier ‚Salzsäure im Magensafte in Zweifel, insofern die bei früheren Analysen gefundene ein Product der Zerselzung des Kochsalzes sein könne. Dagegen glaubt er, dass Milchsäure vorhanden sei, welche indessen höchst wahrscheinlich kein Secretionsproduct, sondern ein Produet chemischer Wechselwirkung zwischen Zuk- ker und organischen Materien sei. (Lond. med. Gaz. April p. 24. L’institut No. 334. p. 177.) ‘ Gulliver hat seine schon im vorigen Jahresbericht er- wähnten Untersuchungen über die Blulkörperchen verschiede- ner Säugethiere fortgesetzt, und bereits über 136 Species gröss- tentheils sehr seltener Thiere ausgedehnt, und besonders genaue Messungen angestellt. Indem er später selbst zu allgemeinen Resultaten übergehen will, erwähnen wir hier einstweilen nur, dass er ausser dem Dromedar, Vicugna, Paca und Lama, wel- che ovale Blutkörperchen besitzen, bei Cervus mexicanus und poreinus, neben runden auch längliche, spindelförmig in zwei Spitzen ausgezogene, und bei Antilope Philantomba wenige ovale Blutkörperchen gefunden hat. Tragulus Javanicus scheint die kleinsten und der Elephant die grössten Blutkörperchen aller bekannten Säugelhiere zu besitzen, jene im Mittel 1465, die- ser 7,55 E. Z. Die Lymphkügelchen des ersteren hatten die gewöhnliche Grösse von 5s—z3455 E. Z. Auch den Ver- änderungen, welche die Blutkörperchen unter verschiedenen Um- ständen und nach Zusalz verschiedener Reagentien erfahren, hat Gulliver viele Aufmerksamkeit gewidmet. Lond. and Edinb. Phil. Mag. Vol. XV. p. 23., 105. u. 195. In einer späteren Mittheilung macht Gulliver auf sehr ab- weichende und sonderbare Formen von den Blutkörperchen bei Cervus Reevesii, mexicanus und poreinus, und einer neuen Spe- cies aufmerksam. Neben gewöhnlichen runden finden sich näm- lieh auch elliptische, spindelförmige, halbmondförmige, eckige ec. Er stellt die Vermuthung auf, dass diese Formen durch eine den Blutkörperchen eigenthümliche Contraclilität und Irritabilität her- vorgebracht würden. 1. c. Vol. XV. p. 325. Ref. erlaubt sich über diese Beobachtungen kein Urtheil, da er sie nicht wieder- XV holen kann. Dennoch wurde er bei dem Lesen derselben und bei der beigegebenen Abbildung daran erinnert, dass bei frühen Embryonen, wo die Blutkörperchen noch deutliche grosse, zart- häutige Zellen sind, ähnliche Formen durch das theilweise Zu- sammenfallen der Zellen in grosser Mannigfaltigkeit erzeugt wer- den. Etwas Aebnliches findet sich bei den Blutzellen von Pe- iromyzon, wo sie auch deutliche runde Zellen sind. Vielleicht bieten jene Arten von Cervus häufiger als andere Thiere solche embryonale Blutzellen dar, die dann leicht solehe Formen an- nehmen können. Nach den Beobachtungen von Doyere besitzen die den Rotatorien nahe stehenden Tardigraden eine die Eingeweide frei umspülende Blutflüssigkeit, welche aus einem ungefärbten, vis- eösen, wahrscheinlich Faserstoff haltenden Serum, und zwei Ar- ten von Kügelchen zusammengesetzt ist. Die grösseren, 0,006 bis 0,040 Millim. messenden Kügelchen sind Bläschen, welche im lebenden Thiere oval oder polyedrisch, im todten vollkom- men rund sind, und in ihrem Innern zahlreiche, 10 und 20 Mal kleinere Kügelchen enthalten, welche in ihnen Molecular -Be- wegungen zeigen. Diese Bläschen sind bei Milnesium und Ma- erobiotus ungefärbt, bei Emydium stark gefärbt, und die kleinen Kügelchen sind bei letzteren die Ursache der Färbung. Die kleineren Blutkügelchen gleichen Oeltröpfchen, sind auch nur bei Emydium gefärbt, und messen 0,004—.0,005 Millim. im Durchmesser. Die grösseren Kügelchen fand Doye&re immer, die kleineren fehlten oft, und immer beim Auskriechen des Thieres aus dem Ei, Zu dieser Zeit sind auch die grösseren noch kleiner und weniger zahlreich, so dass sie also wachsen und neue gebildet werden müssen. Ann. des. sc. nat. Tom. XIV. p. 309. Nach Beobachtungen von J. Davy besitzt Ornithorhyn- chus hystrix keine elliptischen, sondern runde und unregelmäs- sige (durch die Behandlung entstandene?) Blutkörperchen. L’in- stitut No. 366. p. 441. John Guekett will beobachtet haben, dass sich von den Kernen der Blutkörperchen des Menschen, welche letztere als Mutterzellen zu betrachten sind, wahrscheinlich die neuen Blut- körperchen als Tochterzellen entwickeln. Lond. med. Gaz. 1840. Jan. » 600. .0.Mayer, Die Metamorphose der Monaden. Bonn 1840. 4to. mit einer Abbildung. Der Verf. unterstützt in dieser Ab- handlung seine bekannte Ansicht von dem eigenthümlichen Leben der Blutmonaden zuerst durch 10 neue Gründe. Es finden sich aber in dem Blute 5 Arten von Monaden: 1) Die Nebelmo- nade 15477, 2) die Kernumonade 75,57 —ro'5‘, 3) die ge- körnte kleine Monade, 4) die gekörnte grosse Monade, 5) die xVvI gefärbte Blutmonade, welche sich eine aus der andern entwik- keln (und daher wohl Entwicklungsstadien der Blutkörperchen bezeichnen, Ref.). Alle Organe des Körpers werden aus Blut- monaden und deren Metamorphosen gebildet, und diese erfolgen zum Theil schon in den Blule, indem der Verfasser in dem- selben jetzt schon drei Secretions- oder Bildungsstoffe er- kannt hat, nämlich krystallisirtte Monaden, Saamenthiere und Milchmonaden. Weitere Melamorphosen der Monaden sind fol- gende: Sie nehmen eine länglich viereckige Form an (im Email, in der Schuppe, in der Linse und Retina.) Reihen sich Nebel- oder Kernmonaden aneinander, so entsteht die Pankt- faser (Zellfaser) oder die Kernfaser (Muskelfaser). Reihen sich die Stäbe zusammen, so entsteht die einfache Siabfaser (Ner- venfaser, einfache Linsenfaser) oder die zusammengesetzte Stab- faser (Retina). Die kleine weisse Blutmonade bildet bei grös- serer Expansion die Epidermisblase; die ovale oder stabförmige, die Nelkenblattblase des Epitheliums der Schleimhaut. An den Schuppen, Haaren, Zähnen und Federn weiset der Verf. diese Monadenmelamorphosen näher nach, wozu auch die Abbildun- gen gehören. Uebrigens ist diese Monaden - Theorie ganz ver- schieden von der Schleiden’schen und Schwann’schen Zel- lentheorie, deren Unzureichendes und Unrichtigkeit der Verf. durch 5 Gründe darthut. Addison hat beobachtet, dass die durchsichtige Flüssig- keit, welche sich bei langsam gerinnendem Blute vor dem Ge- rinnen obenauf sammelt, welche die sogenannte Crusta bildet, und von Hewson und Anderen abgeschöpft, und weil sie dann gerinnt, als Beweis betrachtet wurde, dass der Faserstofl im Blute im aufgelösten Zustande sich befindet, eine grosse Menge heller, farbloser Kügelchen enthält. Er zieht daraus die Folge, dass auch der Faserstoff in fester Form in dem Blute enthalten ist, und findet dieses auch dadurch bewiesen, dass die Fasera des geronnenen Faserstoffes ebenfalls aus aneinander gereihten Kü- gelehen bestehen. Lond. med. Gaz. 1840. 10. Dee. — (Sollten diese Kügelehen vicht auch die sogenaonten Lymphkügelchen des Blutes sein können? Ref. Jedenfalls scheiot Mandl die Priorilät dieser Beobachtung zu gebühren. Of. (D’experience 1838 Aout et 1839 Janv.) F. Simon beschreibt einen ausser dem Hämalin in dem Blute vorhandenen, früher schon von Sanson gefundenen brau- nen Blutfarbestoff Haemaphaein, und das Verfahren denselben zu erhalten im Archiv für Pharmaeie, 1841. 1. p. 51- Lassaigne hat in dem Blute eines Pferdes, welches nach und nach 780 Grammen essigsauren Bleis erhalten hatte, das- selbe als Protoxyd des Bleis wieder gefunden, Journ. de chi- mie med. 1840. Avril. p. 185. XV Dr. Newbigging hat die eigenthümliche Beobachtung ge- macht, dass, wenn man Blut in einem Gelässe gerinnen lässt, auf dessen Boden sielı eine Figur oder Zeichnung in lebhaft grü- ner Farbe befindet, diese Zeichnung sich nach dem Gerinnen an'dem Bluikuchen durch eine lebhaft rolhe Färbung auszeich- net." Die von ihm zur Erklärung dieses Versuches unlernom- menen Untersuchungen ‘haben bis jelzt kein Resultat gegeben, und nur gezeigt,’ dass’ das blosse Relief der Verzierung, und die dem Blute etwa noch innewolhnende Vitalität keinen Ein- fluss darauf haben. Dr. Weissenborn, welcher den Versuch wiederholt, hat denselben so modifieirt, dass es ihm einiger- maassen wahrscheinlich wurde, dass die Erscheinung Wirkun der Ausstrahlung der grünen Farbe ist. Fror. N. Not. No. 269. Taylor dagegen fand, dass sich eine solche Färbung des Blut- coagulums dann erzeugt, wenn sich Chromoxyd in der Farbe befindet, ‘welches bekanntlich oxydirende Eigenschaften besitzt. The Laneet. Feb. 1840. Fror. N. Not. No. 335. Nach Letellier wird Faserstofl in Eiweiss umgewandelt, wenn man 3 Gr. gut gewaschene und getrockuete Faser bei 20° Temperatur in 10 Gr. Wasser und 0.4 Gr. kohlensaures Natron weicht. (Compt. rend. T. XI. p: 877,) Kürschner hat-neue Untersuchungen über den Bau und die Aclion der venösen (Atrioventricular) Klappen: des Herzens angestellt. Ueber ersteren erwähne ich hier nur, dass Kürsch- ner zwischen den bekannlen grösseren Klappen noch kleinere sogenannle infermediäre unterscheidet, dass er einen zarthäuti- gen Saum an den Klappen nachweiset, den man bisher über- sehen, weil er sich aufrollt, dass er ferner eine dreifache 'Ord- nung von Sehnenfasern beschreibt, die sich an die’Klappen an- setzen, und dass er endlich, was das Wichtigste ist, zarte Mus- kelbündel entdeckt hat, welche sich von ‘der Vorkammer aus in die Klappen ‘bis gegen deren Saum hinziehen: eine Entdek- kung, welche Bünger bestätigte. Die Action der Klappen 'be- stimmt Kürschner so, dass durch die genannten Muskelfasern der Klappen dieselben bei der Contraction der Vorhöfe gegen den Rand der Vorhöfe hingezogen und zusammengeschoben, und also die Atrioventrieularöffnung geöffnet werde, dann aber bei der Contraction der Kammern durch die gleichzeitige Contraclion der Papillarmuskeln in der bewegten Blutmasse kräftig an-, vor- gezogen und festgestellt werden, so dass sie nicht weichen kön- nen, während ‘das Blut. indem es an ihnen vorbei fliesst und dagegendrückt, sie‘in allen ihren Theilen entfaltet und vor dem Ostium venosum ausbreitet. Die Klappen legen sich dabei mit ihren feinen freien Rändern übereinander, und verschliessen die Oeflnung vollständig. Dass ferner die Klappen grösser sind ala die zu verschliessende Oeflaung, bringt Kürschner damit in Müller’s Archiv. 1841. B xvuI Zusammenhang, dass sie im Verlaufe einer Systole erst nach und: nach entwickelt und entfaltet werden, und sich dabei nach und nach den jedesmaligen Verhältnissen des Blutdruckes an- passen. ‚Endlich erbliekt er in den-Klappen auch noch den Me- ehanismus, wodurch, gegen die gewöhnliche Ansicht, die Kau- mer bei jeder Systole vollständig entleert wird, auch glaubt er aus. seiner'Ansicht, die Herzgeräusche, so wie den Rhyihmus der Herzbewegungen genügender als bisher erklären zu können. Fror. N. Not. Die medicinische Seclion der Britisch Association hatte sehon im Jahre 1838 — 39 eine Commission ernannt, um noch- mals die Bewegungen und Töne des Herzens durch neue Beob- achtungen zu unlersuchen. Diese unbeendigle Aufgabe wurde 1839 —40 fortgesetzt, und es erschien in der Lond. med. Gaz. 4840 Oct. p. 71., 104., 152., 186 , und Nov. p. 267. ein von Glendinning verfasster Bericht darüber. ‘An den. Versuchen haben viele angesehene englische Aerzte Antheil genommen, z. B. Todd, Williams, Roget, Gulliver, Kiernan, Phillips, Boyd u. A. Die Resultate derselben, welche auch im ‚L’insti- stut No.’ 357. p. 371. zu finden sind, waren folgende: 4) Die Bewegungen der Vorhöfe und Kammern erfolgen in einer un- mittelbaren. Folge, nicht alternirend. Es ist keine Pause zwi- schen. beiden... ‚2). Systole und Diastole der Vorhöfe und. Kam- mern fangen an der Basis derselben an, und hören an den Spitzen auf., 3) Bei der Systole wird das Herz iu allen seinen Di- mensionen verkleinert, besonders in der, Längenaxe. 4) Die Systole der Vorhöfe ist kräftig und allgemein; die Diastole suc- cessiv,. so wie das Blut von den Hohlvenen aus einströmt. 5) Die ‚Systole der Kammern erfolgt successiv, und die sie be- gleitenden Symptome sind bedingt theils durch die Muskelcon- traetion, theils dareh den Widerstand des Blutes. Die Diastole ist: ganz passiv, übt keinen Einfluss auf den venösen Blutlauf, und ist bedingt durch das Einströmen des Blutes, anfangs; von den Venen her, und zuletzt von den Vorhöfen. . 6) Der Venen- puls ist doppelter Art, der eine passiv, der andere acliv; der erstere rührt von dem Rückfluss des Blutes bei der Systole der Kammern her. 7) Der Herzschlag rührt her von: dem. Wider- stande des Blulcs bei der plötzlichen Retraction der Muskeln, der sich über die ganzen Kammern erstreckt, aber an der Spitze vorzüglich wirksam wird, weil er. hier nicht durch eine zwi- schenliegende Partie der Lunge neutralisirt wird. Eine Orts- bewegung des Herzens findet dabei nicht stalt. 10) Der Puls folgt überall kurz nach der Contraclion der Kammern, obgleich die Zwischenzeit bei den nahe am Herzen befindlichen Arterien kaum zu bemerken ist. 9) Der erste Herzton ist durchaus Muskelgeräusch, und die Anspannung der Atrioventricularklappen XIX trägt zu ihm nur sehr wenig, der. Anschlag ‘des Herzens an die Rippen gar nichts bei. 410) Auch bei der Systole der Vor- kammern wird ein Ton gehört, welcher aber schwach ist und von dem gleich darauf folgenden Tone bei der Systole der Kammern übertönt wird. 11) Bei Pericarditis ist es möglich, dass man einen doppelten, dreifachen ‚und. selbst vierfachen Ton hört, welcher von der Reibung der Herzoberfläche an der ‚mit Exsudat bedeckten Oberfläche des Herzbentels herrührt. Er kann sowohl bei der Systole als Diastole der Vor- und Herzkammern erregt ‘werden, und daher selbst vierfach sein. 12) Die Herztöne sind sehr abhängig von der normalen Beschaffenheit und Menge des Blutes und der Ordnung, Kraft und Gleichmässigkeit der Zusammenziehungen des sonst in seiner ‚Struclur nicht abwei- chenden Herzens. Besonders kann der zweite Ton in Folge von Blutverlust oder Einbringung von Giften in die Venen grosse Veränderungen erfahren, so dass’ er sehr geschwächt oder»durch andere Geräusche unterdrückt, oder selbst ganz aufgehoben sein kann. Auch der erste Ton, obgleich er nie feblt, kann durch solche Einflüsse sehr verändert, abgekürzt, oder von abnormen Geräuschen begleitet werden. ‘43) Beide Herzkammern haben während des Lebens gleiche Capäcität. “Die Ungleichheit nach dem Tode rührt von ungleicher Contraclion her. ı 14) Die ei- genthümlieben Geräusche, welche ‚man bei Pericarditis hört, können nicht bloss von Gefäss- Ueberfüllung oder Trockniss ‚des Herzbeutels, sondern auch: 'von Exsudation von Lymphe und anderen Umständen veranlasst: werden, welche das leichte: Vor- beigleiten der Oberfläche des Herzens und Herzbeutels stören. 415) Der saugende Einfluss der Alhembewegungen auf den Blat- lauf in den Venen ist wohl begründet. 16) Die Zusammenzie- hung langer Muskeln, und vor Allem der Bauchmuskeln, ist mit einem Geräusch begleitet. 17) Die Herzbewegungen und Töne erfolgen bei allen warmblüligen Thieren nach denselben Gesetzen, wie bei dem Menschen. — Noch wurde der Herz- schlag und Puls von 18 Thieren aus dem Zoological Garden untersucht. | "Dr. J. Heine. I. Die organische ‚Ursache der Herzbewe- gung. II. Die Mechanik der Herkammer- Bewegung, des Herz- stosses, und über die Motive ‚des ersten Herztones. Lithogra , Pphirtes Manuscript einer Vorlesung in der Generalyersammlung des Vereins fränkischer Aerzte zu Frankenthal am 14. Sept. 4840. I. Enthält die Mittheilung, eines pathol.; in Wien beob- achtelen Falles von krankhafter Entarlung des N. cardiacus magnus, bei welchem während des Lebens Stillstand und Aus- selzen des Herzschlages beobachtet wurde. Also ist im N. car- diacus magnus zunächst die Quelle für die Herzbewegung zu B® XxX suchen.‘ Il Enthält nur kritische Erörterungen der angegebenen Gegenstände. } m ou Billing vertheidigt und erneuert seine Ansprüche auf die Ansicht, zuerst behauptet zu haben, dass beide Herziöne durch die tympanische Anspannung der Klappen, der erste durch die der Atrioventricular-, der zweite durch die Semilunarklappen liervorgebracht werden. Dass die Töne kein Muskelgeräusch seien, findet er besonders durch die hypertrophischen Zustände erwiesen, wo dieselben abnehmen’ statt: zunehmen, was dagegen vollkommen mit ihrer Ableitung von der Anspannung der Klap- pen’ übereinstimmt. Lond. med. Gaz. 1840. April. p. 64. Dr. Nathan in Hamburg findet wiederum, dass man auf das „zufällige“ Herzorgan einen zu grossen Werth bei der Blut- eirculalion gelegt hat, dasselbe die Erscheinungen des’Kreislaufs nicht erklärt und dazu nicht ausreicht. Er glaubt vielmehr, dass die Cireulation durch eine stetige organische Innervation der Gefässe, oder durch einen besonderen (?) Modus der Mus- kel'oder Bewegung — oder Contraclions- und Expansionsthä- tigkeit erhalten werde. v. Ammon’s Monatsschrift. IL. 6: p. 510. Derselbe. Die Erscheinuogen der Säftebewegung in dem Ge- schlechissystem. ' Ebendas. III. 4. p. 395. Dr Pennock und Moore haben bei Schaafen und Käl- bern Versuche über den Herzschlag und die Herztöne gemacht. Der Herzschlag rührt: von der Contraclion der Kammern her, und ist synchronisch mit derselben;. das Herz stösst dabei mit seiner Spitze an den Thorax. Dabei nähern sich nur die Wan- duugen des Herzens einander; es-wird nicht von seiner Spilze gegen die Basis verkürzt... Während der Systole 'erfolgb eine epirallörmige Bewegung des; Herzens und es wird ‚länger, Sy- stole der «Kammern: und Diästole der: Vorkammern sind syn-+ ehronisch, und dauern. die Hälfte. der Zeit für Systole,.‚Diastole und Ruhe. Die Diastole der ‚Kammern: folgt» sogleich‘ auf: ihre Syslole und dauert ungefähr 4 der ganzen Zeit ;'zugleich ‚ver kleinern sich die. Vorkammern, indem: sie, ihr'‚Blut „entleeren, aber ohne sich zusammen zu ziehen. Während des.lelzteu Viertels ruht die’ Kammer, gegen dessen Ende sich! die Vorkam- mer rasch und schnell zusammenzieht und. die Kammer ‚hier- durch mit Blut füllt und ausdehnt, '"Sogleich folgt dann die Contraclion der Kammern. » In der Zwischenzeit zwischen der Diastole und Systole sind die Kammern vollkommen ruhig, mit Blut angefüllt, aber’ nicht ausgedehnt. Die Töne werden durch das Herz und seine Contenta, nicht durch das Anschlagen des- selben gegen den Thorax hervorgebracht, indem sie immer lau- ter gehört wurden, wenn das Sthetoskop unmittelbar auf das Herz, als wenn es auf die Brust gesetzt wurde. Sie sind am deutlichsten, wenn das Herz dünn ist und sich schnell zusam- XXI menziehl, und daher über dem rechten Herzen deutlicher als über dem Jinken. Erster Ton, Herzschlag und Systole der Kammern sind synehronisch. Er wird hervorgebracht durch die Contraelion der Vorkammern, die Bewegung der Altrioventri- eularklappen, Reibung des Blutes an den Kammerwänden und durch Muskelgeräusch. Er wurde noch gehört, wenn das Herz ausgesehnitten, die Ventrikel geöffnet, der Inhalt entleeıt, und die Alvriovenlrieularklappen zerschnilten waren; konnte also danu nur Muskelgeräusch sein. Der zweite Ton wird allein durch die Semilunarklappen und den Anstoss der Blutsäule in den Aoıten gegen dieselben erzeugt. Daher ist er stärker über der Aoıta als über der Art. pulmonalis, ‚verschwindet bei. Conge- slion des Herzens und Schwäche desselben, so wie bei Erhe- bung der Aortenklappen. Er ist synchronisch mit der Diastole der Kammerh. American Journ. of Ihe med. sciences 1840. Febr. Eudinb. med. and surg. Journ. CXLIV. 1840. p. 248. Fricke?’s Zeitschrift XV. p. 47. Sept. 1840. Dubois hat in der Acad, roy. einen Vortrag über den Puls bei den Thieren gehalten, worüber er Beobachtungen bei vielen in dem Jardin des plantes befindlichen Thieren angestellt. Es hat sich aber bis jetzt kein anderes Resultat, als eine grosse Verschiedenheit in der Anzalıl der Pulsschläge, selbst unter sonst sehr analogen Verhältnissen ergeben. Arch. gen. 1840. Sept. p. 95. Dr. Messerschmidt widerlegt die Vertheidigung, welche Skoda für seine und Gutbrod’s Theorie des Herzstosses ge- en die von J. Müller geäusserten Einwürfe in seiner Abhand- (nz über Percussion etc. geliefert hatte, indem er nachweiset, dass die von jenen zur Erklärung benutzten physikalischen Ge- selze hier keine Anwendung finden. , Fror. N. Not. No. 266. Nach Dr. Kennedy besitzt der Elephant 24 starke _Puls- schläge io der Minute. Fror. N. Not. No. 332. The Pbysiology or Mechanism of Blushing, illustralive. of the influence of mental emotion on ‚the capillary circulalion by Thomas Bargess. Lond. 1839.,— Kennt Ref. nur nach dem Titel. £ Fir Eolgende Tabelle ist das Ergebniss ‚der'Untersuchungen von Guy über die Häufigkeit ‚des Pulses ‚bei beiden Geschlechtern in verschiedenen Lebensaltern, bei anscheinender Gesundheit un vollkommener Rube: i 8 : AXU Maximum. | Minimum, Mittel. Differenz. 4 Woche 160 104 128 56 2 —7 Jahre 128 12 97 56 8—14 Jahre 108 70 84 33 15—21 - 108 60 76 48 22 —28 - 100 53 73 47 29 —35, - 92 56 70 36 36 —42 - 90 48 68 42 43—49 - 96 50 70 46 50—56 - 92 46 67 46 57-63 - 84 56 68 28 64—70 - 96 54 70 42 71A1—7_- 94 54 67 40 78—84 - 97 50 | 71 47 8— 14 Jahre 120 70 94 50 15 — 21 - 124 56 82 68 22 —28 - 114 54 80 60 293 —35 - 94 62 78 32 36—42 - 100 56 78 44 43—49 - 106 64 77 42 50—56 - 96 64 76 32 397—63 - 108 60 77 48 64—70 - 100 52 78 48 71—77 - 104 54 8 50 738 —84 - 105 64 82 4 woraus sich allerdings eine sehr grosse Verschiedenheit für den einzelnen Fall ergiebt. Lond. med. Gaz. 1840. April p. 17. XXI Albers berichtet abermals einige von ilım beobachtete Fälle von Pulsus differens, sowohl was die Stärke als die Zahl der Pulsschläge an den Arterien beider Körperhälften betrifft. Zur Erklärung derselben geht er auch jetzt davon aus, dass der Mangel des Pulses an einer Seite nur scheinbar ist, und die Blutbeweguog an derselben dennoch fortdauert, aber so schwach, dass dadurch keine Ausdehnung der Arterien mehr bewirkt wer- den kann. Wie dieses nun möglich sei, meint der Verf., könne die Physiologie, die das Herz als einzige Triebfeder des Kreis- laufs betrachte, nicht erklären, und er macht deshalb einen heftigen Ausfall auf die Physiologen, welche auf die Pathologie keine Rücksicht nehmen. Er selbst begnügt sich damit, kurz, darauf hinzuweisen, dass die Blulbewegung nächst dem Ilerzen auch von der Kraft und Lebensfülle eines Organes und dem Nerveneinflusse abhängig sei. Casper’s Wochenschrift 1840. . 749. a Henle glaubt für die lebendige Contractilität der Gefässe einen neuen Beweis in der von ihm beobachteten mikroskopi- schen Structur der Gefässhäute gefunden zu haben. Er hat sich nämlich überzeugt, dass die milllere Arterien- und Venen- haut aus vielfälligen Lagen granulirter Queerbänder besteht, welche aus breiten und platlen Fasern gebildet werden, die mit denen der sogenannten organischen Muskelfasern durchaus über- einkommen. Diese Fasern lassen sich noch an Gefässen von 0.015 — 0.02” Durchmesser erkennen, und sind wahrscheinlich auch noch an solchen von 0,007 Durchmesser vorlianden. Zwischen diesen Fasern liegt ein Nelzwerk elastischer Fasern, welche indessen nur au den grössern Arlerien 'eine nach aussen von der mittlern Arterienhaut gelegene Schichte''bilden. Erstere Fasern scheinen den Uebergang von den Zellgewrebefasern zu den organischen Muskelfasern zu bilden und besitzen auch wohl dieselben vitälen Eigenschaften, nämlich sich auf mecbanische Reize, Kälte und den Nerveneinfluss zu contrahiren, ' Nerven sind ausserdem auch noch an sehr feinen Gelässen von Pur- kinje und Valentin gesehen worden und Henle sah noch ein Bündel derselben an einem Gefässe der Pia mater von 4” Durchmesser. Somit erscheint es also ganz begründet, die! Tr- sache von Congestion und Exsudation in Lähmung der. cun- traclilen Haut der feinsten Gelässe zu suchen, deren Ursprung der Verf. schon fıüber auf verschiedene Weise’ abzuleiten ver- sucht hal. Casper’s Wochenschrift. 1840. p. 329. King stellt einige Betrachtungen über "die Schnelligkeit der Bewegung der Lymphe in den Iyinphätischen 'Gefässen an, und glaubt, dass dieselbe nicht so langsam sei, 'äls man ge- wöhnlich aunehme. Neue Beweise lür «ine grosse 'Geschwin- digkeit dieser Bewegung bringt er übrigens’ wicht bei, und'wenn AXIV er auf die Schnelligkeil- der ‚Entleerung augelüllter Lymphge- fässe bei einem gelödteten Thiere besonders, hinweiset,.'so.ist zu bemerken, dass hierzu: wohl die, dureh ‚die alınosphärische Luft veranlassten Contraetilitäts- Aeusserungen der Lymplgefässe sehr ‚vieles beitrugen.. Fror. N. Not. No.. 335. Auf seine früheren Versuche, über die Wirkung mehrerer in den Kreislauf gebrachter Stoffe auf Herzihäligkeit und Ca- pillargefässe hat James Blake eine zweile Reilie über die Ge- schwindigkeit des Kreislaufs und die Wirkung. narkotischer Gifte folgen. lassen (Edinb. med. and surg. ‚Journ. 1840. Vol. LIN. No. 142. p. 35.)._ Um die Zeit, in welcher in das Gelässsy- stem eingeführte Stoffe gewisse Abschnitte desselben durchlau- fen, zu ermitteln, hat. derselbe einige von den bisherigen ab- weichende Melhoden ‚angewandt, indem er Iheils die Ausschei- dung jener Stoffe durch .die Lungen, theils ihre Wirkungen. auf das Hämatodynamomeler durch Unterbrechung eines Theiles der Blutbewegung berücksichtigt. Er überzeugte sich dadurch, dass 4). die Zeit, im. welcher‘ ein Stoff in die Capillargefässe einzu- dringen vermag; ganz unmerklich ist, und 2) derselbe innerhalb 9.Secunden durch’ den. ganzen Körper verbieitet werden kann. Er fand sodann, dass die, Wirkung keines, auch’ des helligsten narkolischen Giftes früher, als binnen dieser. Zeit erfolgt, die- selben also. diese ihre Wirkung immer, durch ilıren Einfluss, auf die Nervencentra ausüben können, und die Ausdrücke. von. mo, mentaner, plötzlicher Wirkung, ‚die man hiergegen eingewandt hat, nur ‚ungenau und unrichlig sind. ‚Endlich ‚stellte er auch noch Versuche an, welche direet wie die früheren von Ma- gendie, Segalas, Emmert etc. zeigten, dass eine ‚locale. Be- rührung mit den Giften nach Aufhebung ihrer'Verbreitung durch den Kreislauf keine allgemeinen Wirkungen ‚hervorbringt, ‚indem er sie nach Unterbinduug der. Vena. portarum ‚in den. Magen brachte, oder io die Arteria coeliaca und mesenteriea. injieirle, nachdem er die Vena porlarum geöffnet, um zwar den Kreis- lauf in den beirellenden Organen zu unlerhalten, ohne dass in- dessen die Nervencenltra mit dem Gifte in ‚Berührung kommen konnten. Diese Versuche sind interessant und ingeniös ausge- dacht und müssen im Original speciell nachgeselien werden. Jobert hat Versuche mit Unterbindung der Caroliden an- gestellt, nach welcher J. C.Mayer bei Hunden, Ziegen, Schaa- fen, Pferden und Kaninchen bedeutendeSlörungen in dea Func- tionen des Gehirns und der Lungen eintrelen sah, Bei Kanin- chen und Hunden hatte die Operation durchaus keinen nach- theiligen Erfolg, und es fanden sich. später. die ‚Vertebrales bedeutend erweilert.. Pferde, bei welchen dieselbe Operation mit und ohne Unterbindung oder Durchschneidung der Nersi vagi oder der Recurrentes vorgenommen wurde, slarben inner- XKV halb. 1-10 Stunden, ‚unter, »Athembeschwerden, uod wie. .die Seclion! zeigte, dürch »Congeslion und »Blufaustritt in den -Lun- n. Die. Versuche ' wurden von einer Commission ‚der ‚Aca+ demie de Medeeine wiederholt, und zwär mit demselben Erfolge bei Pferden, !Maul'hieren, Hunden ‚- Kaninchen und Schaafen. Den Tod bei ‚den. Pferden Jleitet'isowolil Jobert 'als- die ‚Com- mission davon ab. dass die Vertebrales nur einen sehr gerin- gen Durchmesser besitzen, und daher das Blut wieht nach. dem Gehirn. und von den Lungen ableiten 'können. (Bullet. de ’Acad. roy. de Med. Oct. 1840.) - Ueber den Einfluss des Alhmens auf die Blulbewegung findet sich eine sehr genaue kritische Untersuchung von Hol- land in dem Edinb. med. and surg. Journ. CXLIV. p. 116. 1840. In dieser Beziehung ist: ein Tall von Combe interessant, in welchem bei einem Apopleclicus das Herz wenigstens noch 2 Stunden lang fortschlug, nachdem die Athembewegungen be- reits gänzlieh aufgehört hatten. Lond. med. Gaz. 1840. Nov. 2393. Unter Berücksichtigung ‚der Angaben Dumas’s, dass ein Mensch 7632 Litre almosphärischer Luft innerhalb 24 Stunden bedarf, und das Raumverhältniss der Brust eines Pferdes zu der eines Menschen wie 3:1 ist, hal eine Commission der Acade- mie der Wissenschaften zu Paris sich ‚dahin erklärt, dass ein Pferd. in‘ 24 Stunden. 22,896: Kubikmeter Luft. bedarf. Comptes rendus 4840. Aoüt/10. No. 6: Fror. N. Not..No, 334! p: 61. ‚Elourens hat seine Uutersuchungen über die. Ernährung der. Koochen durch Füllerung mit. Färberrölhe auch ‚bei, Säuge- thieren fortgesetzt. Nachdem er, wie schon’ Dühaämel, gefun- den,»dass bei abwechselnder Fülterung mit derselben die, Kno- chen schiehlweise ‚rolh gefärbt, werden‘, 'und die Färbung von aussen nach iunen forlrückt,. zieht er den Schluss, ‚dass die Kuo- chen durch Ansalz neuer Lagen von aussen warbsen, während sie im Innern unter Entwickelung der Markhöhle wieder resor- birt werden. Indessen sah auch er bei jungen Schweinen von 4—5 Wochen die Knochen schon nach 24 Stunden durch und durch rosa, und nach einem Monat sehr schön roth geworden, was also doch beweiset, dass der ganze Knochen von Blutge- Sässen darelizogen ist, überall Stofle ans dem Blute aufnimmt, und also wohl auch überall, wenngleich vorzüglich von aussen ernährt wird. J. Müller (Physiologie I. p. 375.) hat schon darauf aufmerksam gemacht, dass sich aus diesen Versuchen mit Färberröthe wenig schliessen lässt. Ann. d. sc. nat. Tom. XI. p. 104. Für die Zähne, beweiset Flourens sodann aus einer zweiten Reihe von Versuchen, dass sie auch durch schicht- weise Ablagerung neuer Lamellen wachsen, aber in umgekehr- ter Richtung wie die Knochen, nämlich während von Innen XXVI neue Lagen gebildet werden, werden die äusseren wieder re- sorbirt. Der Schmelz der Zähne färbt sich übrigens nicht roth. Die eigentliche Zabnsubstanz ist daher nicht todt, sondern wächst wie der Knochen, und ist eine wahre Verknöcherung des Zahn- knorpels durch Ablagerung von erdigen Bestandtheilen ete. — (wie dieses Alles auch durch die neueren directen Untersuchun- gen über die Bildung der Zähne erwiesen ist). 1. c. p. 110. James Paget hat sehr interessante Beobachtungen über den Nutzen des Fettes in thierischen Körpern angestellt. Der- selbe ist theils- physikalischer Natur und geht aus der Structur des Fettes hervor. Dasselbe ist bekanntlich in Zellen einge- schlossen. Da nun eine feuchte Membran öldicht und eine ge- ölte Membran wasserdicht ist, indem beide Flüssigkeiten sich nicht anziehen, und die Poren einer Membran, wenn sie ein- mal mit der einen oder der andern Flüssigkeit angefüllt sind, auf die andere keine Haarröhrchen - Anziehung ausüben, so ist jedes Oeltröpfehen, in Beziehung auf die übrigen von wässriger Flüssigkeit getränkten Gewebe in einem völlig öldichten Bläs- chen eingeschlossen, und hat keine Neigung sich mit denselben zu vermischen, während doch die Membran des Bläschens selbst, eben dureli die Tränkung mit den wässrigen Fenchtigkeiten der Gewebe und des Blutes, öldicht bleiben. Nur wenn die Zellen platzen, in der Wärme, durch Fäulniss oder Einwirkung des Alkohols ete., oder durch Austrocknen, hören sie auf öldicht zu sein und können das Oel fahren lassen. Wir haben daher in diesen Oelzellen eine sehr beständige Flüssigkeit, die sich noch dazu in einem sehr beschränkten Raum erhalten lässt und spe- cifisch sehr leicht ist. Es ist ferner, wie alle Flüssigkeiten, nur sehr wenig zusammendrückbar, und doch dabei leicht verschieb- bar, obgleich diese letzte Eigenschaft eben durch seine Ein- schliessung in Zellen, so lange diese unverleizt sind, in einem bestimmten Maasse beschränkt ist, wo es dagegen eben dadurch leicht Gestalten annehmen kann, in die eine freie Flüssigkeit sich nicht brinvgen lässt. Durch diese seine Eigenschaften ge- währt nun das Felt sehr mannigfachen mechanischen Nutzen. So findet es sich an Stellen, die einen bedeutenden Druck er- fahren, z. B. an der Fusssohle, in der Gegend unter der Tube- rositas Ischii. überhaupt fast unter der ganzen Körperoberfläche, wobei seine Unzusammendrückbarkeit einen wesentlichen Nulzen ausübt. Durch seine leichte Verschiebbarkeit bei gleichzeitiger Beständigkeit, begünstigt es die Verschiebbarkeil und Forwver- änderungen der Organe auf eine Weise, die nicht leicht anders zu erselzen wäre, und füllt dabei alle etwa entstehenden Lük- ken aus, z. B. an dem Herzen. in den Augen, Bauch und in den Gelenkhöhlen, wo eben deshalb das Fell auch bei noch so grosser allgemeiner Abmagerung nicht leicht fehlt. Auch die XXVU Bewegungen des ganzen Körpers in Luft und Wasser begün- sligt es bei seiner Ablagerung unler der Haut durch die Run- dung, die es der Gestalt giebt, nicht wenig. Das Felt ist fer- ner ein sehr schlechter Wärmeleiter, nicht nur als Flüssigkeit “ überhaupt, sondern besonders auch durch seine Einschliessung in eine grosse Menge sehr kleiner Bläschen, wodurch die Be- wegung der Flüssigkeit und die dadurch mögliche Fortleitung der Wärme noch mehr beschränkt wird. — Den physiologi- schen Nutzen des Feites hat man auch schon früher wohl be- rücksichligt. Er besteht einmal darin, dass dasselbe eine Ex- erelion ist, wodarch dem Blute Kohlenstoff und Wasserstoff entzogen wird, und zweitens darin, dass es den nächsten, im Körper selbst angehäuften Nahrungsvorrath bildet und resor- birt wieder zur Ernährung verwandt werden kann. Lond. med. Gaz, 1840. Jan. p. 647. Fror. N, Not. No. 296. Eine noch weit wichtigere Rolle wird, bei der gewonne- nen Erkenntuiss, dass alle organischen Gebilde ursprüuglich aus Zellen hervorgehen, dem Fette durch eine interessante Unter- suchung von Ascherson angewiesen. Nach den Beobachtun- gen desselben bildet sich nämlich jedesmal bei Berührung von Eiweissstoff (oder einer proteinarligen Substanz überhaupt) mit einem flüssigen Feltstoffe sogleich eine zähe und elastische Mem- bran durch Zusammenfügung einer unendlichen Menge kleiner Partikelchen, Kommt daher ein Feittropfen auch nur einen Augenblick mit einer eiweisshalligen Flüssigkeit in Berührung, so wird er sogleich von einer Membran umgeben, und solcher Gestalt eine felthaltige Zelle gebildet. Ascherson, nennt diese Eigenschaft der genannten Stoffe, Membranen durch Berührung zu bilden, Hymenogenie, und die so entstandene Membran Haptogen-Membran. Es ist danach begreiflich, wie in der ganzen Pflanzen- und Thierwelt, wo überall Zellen gebildet werden, auch überall Fett und Eiweiss vorkommen, namenl- lich erklärt es sich daraus, wie besonders die Eier so reich an Feit sind. Die eiumal gebildeten Zellen haben die Fähigkeit; durch Endosmose und Exosmose aufgelösele Stoffe ein- und aus zulassen, und namentlich durch Endosmose bedeutend zu wach- sen. Wenn sich die Zelle mit einer anderen Flüssigkeit füllt und dadurch vergrössert, so bleibt der ursprüngliche Oeltropfen mit einer Stelle der Wandung in Berührung und bildet hier den sogenannten Kern. Enthält dann die eivgedrungene Flüs- sigkeit Eiweiss, so wird sich um ihn eine neue Zelle bilden, und so Zelle in Zelle entstehen, welcher Process sich drei-, viermal etc. wiederholen kann. Dabei kaun sich der primilive Oeltropfen auch in mehrere theilen, und dadurch noch mehre- ren Zellen den Ursprung geben; wie man denn auch schon eine solche Theilung an Zellenkernen beobachtet hat. Ascherson AXVIN glaubt auch, dass das Keimbläschen eine mit Oel gefüllte Zelle ist, deren Keimfleck eben der primäre Ocltropfen ist, um den sich die Zelle gebildet hat. Auch will er in den Oyarien von Vögeln und Säugethieren „; — 7 Millim. grosse gelbliche Ku- geln oder Zellen gefunden haben, von welchen er glaubt, dass sie solche primäre; aber in der Zersetzung begriffene Oelzellen, oder Keimflecke oder Keimbläschen seien. Bei dem erwachse- nen Thiere glaubt er, dass zu der fortwährenden 'Zellenbildung das Fett in den Blutkörperchen, ‘das Eiweiss aber, wiebekannt, in dem Plasma oder Liquor sangnuinis enthalten sei, wodurch dann den Blutkörperehen eine viel bedeutendere Rolle als bis- her in der Physiologie des -Blules zuertheilt werden würde, — Diese Sätze, welche Ref. die wichtigsten in der Abhandlung Ascherson’s zu sein scheinen. werden von demselben noch dureh manche Beispiele und Belege wahrscheinlich . ge- macht und erweitert, welche indessen im Original nachgelesen werden müssen. Sie enthalten, wie man sieht, eine ganz an- dere Theorie der Zellenbildung, wie sie Schleiden und Schwann aufgestellt haben, von welchen man eigentlich sa- gen muss, dass sie nur das Factum, nicht aber das Wie des- selben erwilteltl. Uebrigens darf Ref. wohl noch erwähnen, dass, wenn auch diese Untersuchungen von Ascherson dieses Wie der Zellenbildung ganz richtig und vollkommen nach phy- sikalisch-chemischen Bedingungen erklären sollten, damit das Räthsel organischer Bildungen noch immer nicht gelöset ist. Denu die Ascherson’schen Zellen werden sich, künstlich ge- bildet, nie und nimmer zusammenfügen und metamiorphosiren, um Organismen darzustellen. (Müll. Arch. 1840. p. 44.) Bei der immer deutlicher hervortreienden grossen Wichlig- keit der Elementar- Zusammenselzung den Körper für ihre Bi- genschaften und Thätigkeiten, ist die Entdeckung’ von Link, dass auch die unorganischen Körper in dem Augenblicke, wo sie fest werden, aus kleinen flüssigen "Kugeln ‘bestehen, "auch für die Physiologie der organischen Körper sehr beachienswerth; Poggendorff’s Annalen Bd. 46. p. 258. Froriep’s N. Not. No. 270. . 5 John Dalyell hat interessante Versuche über das Wie- dererzeugungs- Vermögen von Holothurien und Ampbhitriten ge- macht. Holothuria fusus ersetzt nach ihm den Kopf mit den Tentakelo, Mund- und Speiseröhre, Darmtheile and Eierstöcke in kurzer Zeit wieder. Andere Arten sollen sich sogar von selbst in zwei oder mehrere Theile theilen, die alle Organe wieder euthalten. Theilt man ein Exemplar’ von Amphitrite ventilabrum in zwei Theile, so erhält das hintere Stück sehr bald alle vorderen Stücke, um zu einem vollständigen Thiere XXIX zu werden, und bei Amphitrile bombyx geschieht dieses sogar nach einer dreifachen Theilung. Pror. N. Not. No. 331. Von dem; Einflusse des Druckes der Almosphäre auf se röse Absonderungen handelt ein Memoire von Gu&rin, dessen auch im L’institut No. 316. p. 18. Erwähnung geschieht. Nach demselben soll sich in den Synovial- und serösen Säcken durch die Bewegungen eines T'heiles, während der andere befestigt ist, ein Vacuum bilden, welches die Secretion von Serum und Sy- novia nothwendig macht. Für ersteres werden Versuche bei- gebracht, für letzteres beruft sich Gu&rin auf einige bekannle physiologische und pathologische Erfahrungen, z. B. die schwere Beweglichkeit der Gelenke in bedeutenden Höhen, die Gefahr der Gelenkwunden, wegen Aufhebung der Secretion etc. Gaz. med. 1840. 25. Mai. Fricke Zeitschr. XV. 1. p. 104. Sept. 4840. Fror. N. Not. No. 297. Lecanu weiset gegen Persoz, nach dem der Harnstoff nicht in dem Harse präexistirt, sondern sich erst unter gewis- sen Umständen, besonders unter dem Einflusse der Wäre, auf Kosten der Bestandtheile des Harnes erzeugt, ferner gegen Mo- rin, nach welchem der Urilchloryr statt Harnstoff, und end- lich gegen Cap und Henry, nach denen der Harnstoff in Ver- bindung mit Milchsäure im Urine ist, nach, dass er ziemlich rein durch Alkohol ohne Anwendung von Säuren und Alkalien ausgezogen werden kann, von welchen man glauben könnte, dass sie die nalürliche Verbindung des Harnstofles zerstörten. Ann, de chimie. Mai 1840. Erdmann’s Journal 1840. No. 21. ..302. } Nach Gregory findet sich der Harostofl in der Harnsäure vorgebildet, weil Manganhyperoxyd Kali (Permanganate de po- tasse), dessen oxydirender Eigenschaft der Harnstoff, verschie- den von. den meisten anderen organischen Verbindungen, wider- steht, denselben aus der Harnsäure ausschied, was wohl nicht geschehen wäre, wenn nur die Elemente des Harnstofles vor- handen gewesen wären. (Liinstitut No. 355. p.. 352.) ‚Auch nach G. Busk ist der Einfluss des Harnstofles auf die Krystallisation. des Kochsalzes ein leichtes und sicheres Mil- tel, um die ‚Gegenwart des ersieren in einer animalischen Flüs- sigkeit nachzuweisen. Ein Tropfen ‚einer Kochsalzlösung auf einem Glase gelrocknet, zeigt unter, der Lonpe, eubische und unregelmässige Krystalle. Eine Kochsalzlösung, welcher wenig- stens 7'5 Harnstoff zugesetzt ist, zeigt dagegen keine ‚oder nur > eubische Krystalle, sondern diese erscheinen in Formen von Kreuzen und sechsstrahligen Sternen. Kreuzförmige Krystalle, die sich auch sonst wohl bilden, sind: von denen durch Harn- stoff veranlassten ‚dadurch verschieden, dass bei diesen die Li- nien sich in rechten Winkeln schneiden. Das quantitative Ver- XXX hältniss des Kochsalzes und Harnstoffes zu einander haben auch Einfluss auf die Krystallisation, welehen Busk genauer angiebt. Die Gegenwart von Eiweiss oder Felt erfordert endlich auch noch vorbereilende Operationen, um diese wenigstens grössten- theils zu entfernen. — Die sternförmigen Krystalle, welche sich immer beim Eintrocknen von Blut bilden, zeigen zur Genüge, dass Harnstoff auch im gesunden Blute vorhanden ist. Lond. med. Gaz. Febr. p. 735. 1840. III. Irritable Processe. Muskeln. — Stimme. Bowmann hat sehr genaue Untersuchungen über die Struc- tur und Bewegung der willkürlichen Muskeln angestellt. In er- sterer Beziehung slimmt er mit den besseren Untersuchungen darin überein, dass die primitiven Muskelbündel gebildet sind aus einer Scheide, welche zahlreiche varicöse Primitivfasern ein- schliesst, wodurch die bekannten Queerstreifen gebildet werden. Die schwer zu erkennende durchsichtige Scheide sah er beson- ders evident in einem Falle, wo sie die Hülle für Entozoen 'ge- worden war, die Trichina verwandt zu sein scheinen, und den faserigen Inhalt ganz verdrängt oder verzehrt hatten. Eine von Jacquemin, Skey und Valentin beschriebene Marksubstanz im Centrum jedes Primitivbündels giebt Bowmann nicht zu, — Die Contraction der Muskeln wird durch ein dichleres An- einanderrücken der einzelnen Auschwellungen oder Kügelchen der Primitivfasern hervorgebracht. Dieses beobachtete Bow- mann sowohl an einzelnen getrennten Primitivbündeln eines cben getödtelen Thieres, als auch an den Primitivbündela in den Beinen eines lebenden Monoculus. Erstere Erfahrung dient ausserdem zu einem Beweise, dass den Muskelfasern nicht nur ihre Contractilität unabhängig von den Nerven zukommt, sondern dass sie sich auch unabhängig von dem Nerveneinfluss contra- hiren können. — Dagegen ist die von Prevost und Dumas angegebene Beugung der Muskelprimitivbündel im Zickzack nicht die Art ihrer lebendigen Verkürzung, sondern nur die Art, wie sie sich im mechanisch verkürzten Zustande anordnen. Philosoph. Transaet. 1840. H. p. 457 Nach der unzweifelhaft richtigen Ansicht von Stokes wird das Schliessen der Augenlider im Schlafe nicht, wie man mei- stens nach Bichat gelehrt hat, passiv durch eine Erschlaffang des Levator palpebrarum, sondern durch die natürliche ‘Activi- tät des Sphincter orbicularis hervorgebracht, welche demselben i KXXI wie allen Sphincteren eigenthümlich ist, und wodurch das Auge geschlossen erhalten wird. Der Levator ist der Antagonist des Spbineter, und überwindet während des wachen Zustandes letz- teren; wenn aber ersterer im Schlafe erschlaflt ist, so schliesst der Sphincter durch seine natürliche Contraction das Auge. Der Beweis davon liegt nicht nur darin, dass man, wie schon Partrigde bemerkt hat, bei Eröffnung der Augenlider einer schlafenden Person auf Widerstand geräth, sondern vorzüglich in der Erscheinung, dass bei Lähmung des Facialis, und also auch des Sphincter, die Augenlider auch im Schlafe geöffnet bleiben. Fror. N. Not. No. 326. p. 273. Als Musculus sphincler pupillae beschreibt -Kobelt die schon längst bekannten Kreisfasern an dem Pupillarrande der Iris, welche auch mikroskopisch ausser von Valentin, von Krohn (J. Müller’s Archiv 1837. p. 380.), Lauth (L’insti- tut No. 57. 70. 73.) und Schwann (J. Muller’s Physiologie U. p- 36.) hinlänglich. als den sogenannten organischen Muskel- fasern ähnlich erwiesen waren. ‘Kobelt hat durch Versuche an. Hunden und Kaninchen sich überzeugt, ‚dass sie sich auch in ihrer Contractilität anderen Fasergebilden anschliessen, in- dem ‚sich bei einem Einschnitte in die Iris, die Schnittränder innerhalb der Gränzen jener Kreisfasern des Pupillarrandes rasch zurückzogen, während der übrige Theil der Iris dieser Con- traclion nicht in gleichem Grade folgle. Fror. N. Not. No. 301. p. 237. Ch. Radcelyffe Hall zieht, aus Versuchen an Hunden und Katzen, so wie aus einer Beobachtung nach der Operation des Schielens die Folgerung, dass beide M. obliqui in Verbindung mit-dem Rectus superior das Auge nach oben und innen, und in, Verbindung mit dem Rectus inferior nach unten und innen wenden. Lond. med. Gaz. 1840. Oct. p. 126. Duffin hat ebenfalls darch Versuche an Thieren die Func- tion‘ der verschiedenen Augenmuskeln zu ermitteln gesucht. 4) Durchschneidung des Rectus internus — das Auge wird stark nach aussen gezogen und bleibt in dieser Stellung, selbst nach- dem 8 Tage darauf auch der Rectus externus durchschnitten wurde. 2) Durchselineidung des Rectus externus allein — das Auge wird nach innen gezogen, aber nicht so stark, als im vo- rigen Falle nach aussen. In beiden Fällen waren die Thiere nicht im Stande, die Stellung des Auges willkürlich zu ändern, so dass also die Obliqui schr wenig zur Seitenbewegung des Bulbus beitragen können. 3) Durchschneidung des Rectus in- ferior — das Auge wurde erst im Verlauf der nächsten 3 Tage nach oben gezogen, konnte aber nicht mehr willkürlich nach unten gewendet werden. 4) Durchschneidung des Rectus su- perior — die Richtung des Auges ist nicht verändert, es kann NXXU aber nicht nach oben bewegt werden. 5) Durchschneidung des Reelus superior, inferior und internus — nach einigen Tagen war die ‚Pupille ‚nach aussen und etwas nach oben gezogen. 6) Durchschneidung aller 4-Reeti »— die Pnpille blieb in ihrer Stellung, woraus abermals) hervorgeht: dass die" Obliqui das Auge weder nach innen ‘noch nach anssen ziehen. 7)’ Durch- sehneidung des Obliquus superior — keine Veränderung in der Stellung des Auges; als aber auch noch ‘der Rectus internus durchsehnitten wurde, trat der Augapfel bedeutend: hervor, und die sehr erweiterte Pupille wurde nach aufwärts und auswärts gezogen. 8) Durchschneidung des Rectus internus und dann des Obliquus superior — der Erfolg derselbe. Das Vortreten und ‘die Verziebung des Augapfels nach oben schien die Wir- kung .des ‚Obliquus inferior zu sein. 9) und 10) Darchschnei- dung des Obliquus inferior. und Kectus internus — der 'Aug- apfel trat vor und wurde: nach: aussen gezogen. — Duffin glaubt hiersach, dass die beiden Obliqui nächst ihrer Funelion, das Auge zu rollen, dazu dienen, durch ihre gleichzeilige Wir- kung es in der Axe der Oıbita zu erhalten, dureh ihren Druck für verschiedene Sehweiten anzupassen, und aus der‘ Orbita vortreten zu machen.: Der Obligaus inferior dient ferner‘ dazu, den Rectus externus in seiner "Wirkung: zu unterstützen "und den Augapfel nach aussen und oben zu ziehen. Der Obliquus superior dagegen combinirt sich in seiner Wirkung nicht mit dem Rectus interpus, sondern mit diesem nur beide Obligui, Lond; med. Gaz. 1840. Nov. p. 345. ih) Ueber den Mechanismus der Schreie für jede Art des'phy- sischen und moralischen Schmerzes hat ein unbekännter' tran- zösischer Arzt Mittheilungen gemacht, welche sich in Froriep's N. Not. No. 273. p. 137 fiaden. Nach ihm sind die Schreie beim Menschen aus zwei. verschiedenen Intonationen zusammen- geselzt. Der Ton, welcher Anfangs tief ist, wird plötzlich scharf, hoch, und mehr oder weniger gezogen, und diese zwei Into- nationen, die bei denselben physischen und moralischen Bedin- gungen immer dieselben sind, sind je nach dem Ausdrucke und dem Schmerze sehr verschieden. Der erste Ton ist meist sehr kurz und geht in den zweiten anhaltenderen über, welcher nach der Natur des Aflectes der Derze, Quarte, Quinte, Octave des ersten Tones entspricht, meist aber ein scharfer Fisteltom»ist. Der Verf. bestimmt auf diese Art durch Noten 14 Arten’ ver: schiedener Schreie durch verschiedene Affecle :hervorgerufen. : ‘Nach Dr. Colombat: soll die Fistelstimme nur-durch die Thätigkeit der oberen Theile des Siimmorgans und deven-kräftige Zusammenziehung hervorgebracht: werden‘, ‚wobei»das Gaumen- segel mit seinen. hinteren Bogen! eine neue: Stimmritze -bilde;/an deren ‚Lefzen die Töne, durch Reibung'der Luft erzeugt-würden: } XXXIU Dabei erklingen die Töne nur im Munde. Gaz. des Hopitaux. 4840. 1. Febr. Fror. N. Not. No. 281. J. Müller’s und Lehfeld’s Untersuchungen scheint Colombat nicht gekannt zu haben. Derselbe hat auch ein Schriftehen über das Bauchreden geliefert. Diese Kunst besteht nach ihm darin, dass man das Austreten der Luft durch die Nase hindert, und auf eine sehr gepresste Weise langsam nur durch die Mundhöhle entweichen lässt. Allerdings kommt ausserdem viel auf Mimik und Nach- ahmungsgabe an. Fror. N. Not. No. 290. Memoire sur Phi- stoire physiologique de la ventriloquie ou engasirysme. Paris 1840. 8vo. IV. Sensitive Processe. Allgemeines über Nervensystem, — Gehirn. — Rückenmark und seine Stränge. — Reflexions-Erscheinungen, — Regeneration der Nerven. — Function der Kopf-, Hals- und Eingeweide-Nerven. Einen räsonnirenden Artikel über den gegenwärtigen Stand der Untersuchungen über das Nervensystem von Holland fio- det man im Auszuge in Fror. N. Not. No. 288. u. 289. Sarlandiere, sur le systeme nerveux. Paris 1840. 8. C. 6. Deenen. De sysiemalis nervos. physiol. et path. quaesliones generales. Marburgi 1840. 8vo. A. Shaw, narralion of ihe discoveries of Sir Ch. Bell in the nervous system. Lond. 1839. 8vo. Diese drei kennt Ref. nur nach dem Titel. Dr. C. Steifensand: Ueber Nerv und Blut in Bezug auf den gegenwärligeu Zustand der Humoral- und Solidar-Patho- logie... Crefeld 1840. Dieses Sehriftchen hat zur Absicht, die beiden genannten Richtungen der Pathologie durch Beleuchtung der von beiden Seiten benutzien physiologischen Data nach dem jelzigen Standpunkte der Wissenschaft auf ihre richtige Vereinigung zurückzuführen. Neue Thatsachen werden daria nicht beigebracht, und die kritische Erörterung des Bekannten möchte geeignet sein. zu zeigen, dass die Wissenschaft in Hin- sicht auf Blut und Nerv noch nicht weit genng ist, um den Antheil eines jeden an den Lebens-Erscheinungen ultimo stadio nachzuweisen. Eine Reihe von Versuchen, besonders galvanischer Reizung, an einem erhängten Verbrecher, welche von der medieiuischen Facultät zu Lancaster angestellt wurden, haben nichts besonders Müller’s Archiv, 1841, c XXXIV Bemerkenswerthes ergeben. Amer. Journ. of med. sc. Mai 1840. Frike’s Zeitschr. XV. 1. Sept. 1840. p. 45. Dr. Julius giebt in Frike’s Zeitschr. 1840. p. 1. einige sehr interessante Nachrichten über ein jetzt zehnjähriges Mäd- chen, Laura Bridgman ans Boston, bei welcher seit ihrem dritten Jahre das Gemeingefühl (besser wohl der Tastsinn, Ref.) der einzige Sinn ist, durch welchen sie mit der Aussenwelt in Verbindung steht, nachdem durch eine Krankheit, als sie zwei Jahre und einen Monat alt war, alle ihre übrigen Sinne, Ge- sicht, und Gehör ganz, und Geruch und Geschmack fast völlig verloren gegangen sind. Die Nachrieliten über die geistige Ent- wiekelung dieses Kindes unter der Leitung des Vorstehers der Bostonschen Blindenanstalt, Dr. $S. G. Howe, sind höchst merkwürdig, müssen aber, da hier Eins so interessant ist als das Andere, im Original gelesen werden. Wenn aber der Herr Berichterstatter bei der Erwälinung der. unzweideuligsten Zei- chen der Entwickelung siltlicher Gefühle und Begrifle bei die- sem Kinde in die Worte ausbricht: Welche Lehre für die Weltweisen, die die Ueberlegenheit des Menschen dem blossen Besitze der äusseren Sinne zuschreiben und ihn nur als das vollkommenste Thier gelten lassen, so kann Ref. demselben hierin nur vollkommen beistimmen, erlaubt sich aber darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Salz nicht, wie es fast scheint, mit dem verwechselt werden darf, welcher behauptet, dass die Eutwickelung und Heryorbildung der geistigen Anlagen und Kräfte des Menschen ganz von der Wechselwirkung mit der Aussenwelt abhängig ist, die er nur durch seine Sinne un- terhalten kann. Die Kraft, oder besser das Vermögen ist da und in der menschlichen Natur begründet, wie die Kraft zu dem zukünftigen Wesen auch in dem Eie und Saamenkorne ruhet; aber es bedarf der äusseren Einwirkungen, beide zur äusseren Erscheinung zu bringen. Dieses Vermögen, diese Mög- lichkeit zur Entwicklung siltlicher, religiöser, selbstbewusster Ideen, besilzt der Mensch allein, und unterscheidet ihn in jeder Form, auf jeder Stufe der Ausbildung von dem Thiere. Nun ist der hier mitgelheilte Fall deshalb höchst merkwürdig, einer- seils weil er die hohe Wichtigkeit des Tastsinnes, der meistens so sehr von den Physivlogen und Psychologen vernachlässigt wird, auf das glänzendste darlegt, da er hier allein genügte, um die intelleetuellen Fähigkeiten dieses Kindes bis zu einem erslauneuswertben Grade zu entwickeln, andererseits, weil er wirklich, wie auch Dr. Howe am Schlusse bemerkt, die aus- serordentliche Bildungs- und Entwickelungs- Fähigkeit und Hülfs- quellen des menschlichen Geistes beweiset, Uebrigens darf bei einem so wichtigen Gegenslande gewiss nicht vergessen werden, dass das Kind in den zwei ersten Jahren seines Lebens im Be- XXXV sitze aller seiner gesunden Sinne war, ja schon etwas sprechen konnte, also auch schon Begriffe bildete. Ausserdem finden sich im Anfange des Aufsalzes einige Angaben, die der hier noth- wendigen Kritik auffallen müssen, wie z. B. dass das Kind stricken und nähen erlernt habe, als es noch nicht in der Blindenanstalt war, ohne dass man erfährt wie; ferner dass es eine so starke Neigung zur Nachahmung gehabt habe, dass es sich hingesetzt und ein Buch vor das Gesicht gehalten, wie es solches bei Le- senden wahrgenommen!? Ungern hat Referent auch jede Angabe über Entwickelung irgend eines religiösen Begriffes vermisst. Dr. Greene berichlet von einem Falle gänzlichen Mangels des rechten Lappens des kleinen Gehirns bei einem 20jährigen jungen Mann, mit vollkommner Entwicklung der Genitalien und wahrscheinlich auch des Geschlechtstriebes. Dubl. Journ. of med. sc. 1840. July. Lond. med. Gaz. 1840. Aug. p. 848. Eine Abhandlung von Virey in d. Gaz. med. 1840, 7. Mars macht auf eine interessante Weise auf den Anlagonismus und die Sympathie zwischen dem Gehirne und den Zeugungsorganen aufmerksam, ohne neue Thatsachen dafür anzugeben. Fror. N. Not. No. 299. Piedagnel theilt einen Fall mit, in welchem Kneifen einer Serotal-Geschwulst eines Fötus bei der Geburt, der Mutter leb- hafte Schmerzen erregt haben soll. Revue med. 1840. Mars. . 437. e Dupre hat Versuche über die Verrichtung der Stränge des Rückenmarks bei Fröschen angestellt. Dieselben zeigten (wie die von v. Deen, Jahresbericht 1838) dass die hinteren Stränge ausschliesslich central leiten. und dass Reizung eines Stranges einer Seite sich auch auf den der anderen Seite, weon gleich in geringerer Intensität fortpflanze. Nach Tödtung durh trau- malische Verletzung soll die Reizbarkeit vom Centrum nach der Peripherie verschwinden, nach der durch Strychnin umgekehrt, von der Peripherie nach dem Centrum. Arch. gen. 1840. Fevr. p. 251. In Beziehung auf die verschiedene Leitung der vorderen und hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven theilt Holland mit, dass bei den Triglen die vordere Wurzel des 4ten Rücken- marksnerven einen Ast zu der Haut der bekannten fingerförmi- gen Anhänge der vorderen Flossen, und Jas fünfte Paar, wel. ches ebenfalls hintere und vordere Wurzela besitzt, ganz zu Muskeln gehen. Reyue med. 1840. Janv. p. 127. Fror. N. Not. No. 363. on Einen Fall von krankhafter Entartung der hinteren Stränge des Rückenmarkes ohne Beeinträchtigung der Empfindung, aber c* XXXVI mit Verlust der Bewegung theilt Stanley mit. Lond. med. Gaz. 1840. Febr. 7. Longet, welcher früher die Priorität der neueren Ent- deckung von Magendie über Wurzeln der Rückenmarksner- ven für sich in Anspruch genommen hatle, behauptet jetzt nach zahlreich wiederholten Versuchen bei Hunden, dass, wenn man nur die hinteren Wurzeln hinreichend vor Reizung schütze, die vorderen bei ihrer Reizung nie Schmerzen veranlassten, jene daher exclusiv central, diese peripherisch leitend seien. Gaz. med. No. 47. p. 749. a Nach einer Angabe von Bazin eollen sich die hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven, wenn sie in die hinteren Stränge des Rückenmarks eindringen, in zwei Partieen theilen, deren eine sich nach oben wendet und dicht unter der Pia mater sich ausbreitet, die andere die untere Fläche dieser Stränge umgiebt. Auf solche Weise ist jeder dieser Stränge von Ner- venfasern umgeben, welche dann in der Mittellinie zusammen- kommen und hier einen abgeplatteten Strang bilden. ; Dieser hat beim Menschen ungefähr 4 Millim. im Durchmesser und die Nervenfasern laufen in ihm parallel mit der Länge des Rük- kenmarkes. An der vorderen Seite des Rückenmarkes und den vorderen Strängen verhalten sich die vorderen Wurzeln ebenso. Diese mittleren Stränge sind bei dem Menschen am meisten ent- wickelt, und nehmen um so mehr ab, je mehr man sich von ihm in der Thierreihe entferot. Die mikroskopische Untersu- ehung lässt in den hinteren mittleren Strängen sehr zarte Fa- sern erkennen, welche mit einer grossen Menge kleiner Körn- chen sehr regelmässig besetzt sind; io den vorderen mittleren Strängen sieht man nur Fasern olıne diese Körnehen. L/institut No. 351. p. 314. (Diese Mittheilung lässt manchen Zweifel über das richtige Verständniss übrig. Ref.) — Bazin hat auch die Hirnnerven verfolgt und ihr centrales Ende in den verschie- denen Gehirntheilen zu ermilteln gesucht, worüber das anato- mische Detail nicht hierhin gehört. In physiologischer Hinsicht theilt er die Nerven danach in vier Wirbelnervenpaare, deren erstes die Riechnerven, das zweite die Sehnerven, das dritte die Hörnerven, das vierte die Glossopharyngei und Vagi bilden. Linstitut. No. 354. p. 339. Marshall Hall hat in diesem Archiv 1840 p. 451 eine Abhandlung über die Wirkungsweise der Vis nervosa Haller’s gegeben, welche Ref. bei seinem Referate in Verlegenheit selzt, weil sich hier ein so abweichender Gedaukengang von dem sei- nigen kund giebt, dass er sich kaum im Stande sieht, densel- ben in Kürze wiederzugeben. Zuerst Irilt hier die Identifici- rung von Haller’s Vis nervosa und motorischer Kraft hervor. Während Ref. Haller’s Lehre immer so auflasste, dass der- XXXVII selbe mit Vis nervosa das unbekannte, in den Nerven wirk- same Agens uannte, welches den Muskel zur Aeusserung seiner (motorischen) Kraft, wie das Gehirn zur Empfindung veranlasse, ist dem Verf. diese Vis nervosa eine den Nerven inwohnende motorische Kraft, und er findet es deshalb auch viel passender, ihr einen dem entsprechenden Namen zu geben. Er scheint keine Ahnung davon zu haben, dass er dem Nerven zutheilt, was doch offenbar, und besonders nach Haller’s Ansicht, dem Muskel gehört. Allein Marshall Hall lässt in anderen Nerven den Willen, in anderen die Empfindung, und so wieder in an- deren eine motorische Kraft wirken, anstalt dass wir sagen würden, die Vis nervosa wird durch den Willen in Wirksam- keit gesetzt, durch die Vis nervosa werden Empfindungen iu Gehirn hervorgerufen, und durch die Vis nervosa die Bewe- gungen der Muskeln veranlasst. In unsere Ansichten übersetzt siod Marshall Hall’s motorische Kraft diejenigen Aclionen der ihrem Wesen nach unbekannten Vis nervosa, durch welche alle diejenigen Bewegungen in den Muskeln veranlasst werden, zu denen der Wille oder psychische Thätigkeiten überbaupt nicht die Veranlassung geben. Von diesen Aclionen hat nun Mar- shall Hall Recht, dass man sie entweder nicht gekannt, oder nicht beachtet hat, und von ihnen theilt er uns hier abermals einige neue interessante Thatsachen mil. Dahin gehört, dass, wenn man an einer geköpften Schildkröte das blossgelegte Rük- kenmark an einer Stelle reizt. sich nicht nur die unleren, son- dern auch die oberen Extremitäten bewegen, dass ebenso durch Reizung eines Rückenmarksnerven in der Peripherie, oder eiver Hautstelle alle vier Extremiläten und der Schwanz in Bewe- gung geselzt werden, dass durch Reizung einzelner Schleim- hautstellen ganze physiologische Acte, Schliessen der Augen- lider, Contraclion des Sphineler ani bedingt werden, und end- lieh durch Reizung der Medulla oblongata, des Vagus, der Schleimhaut der Nase, des Gaumensegels und Keblkopfes des abgeschniltenen Kopfes, Alhembewegungen an diesem hervor- gerufen werden. Marshall Hall benutzt diese Thatsachen dazu, um zu beweisen, dass seine motorische Kraft von der Peripberie nach dem Centrum wirke, während man allerdings früber gewöhnlich nur die Bewegungen berücksichtigle. in wel- chen die Vis nervosa von dem Centrum nach der Peripherie wirkt. Ref. sind dagegen diese Versuche weit interessanter da- durch, weil sie zeigen, dass auch die allein in ganz bestimmten Nervenfasern hervorgerufene Aclion der Vis nervosa sich nicht auf diese beschräukt, sondern auf viele, ja auf alle, endlich selbst nur auf ganz bestimmte Nervenfasern sich ausdehnen kann (wie aus den Versuchen von van Deen und Kürschner hervor- geht, vermittelt durch die graue Substanz). Marshall Hall XXXVII theilt sodann noch einige Versuche mit, in welchen die auf re- flectorische Weise erregten Bewegungen den Scheio von Zweck- mässigkeit an sich tragen, ohne den psychischen Character der- selben zuzugeben, aber auch zugleich ohne denselben anderwei- tig beweisend zu erklären. Zuletzt sucht er seine schon früher gegebene Eintheilung des Nervensystems nochmals zu rechifer- tigen, und die besonders von Volkmann dagegen erhobenen Einsprüche zurückzuweisen, wofür indessen Ref. in den gege- benen und bis jetzt bekannten Thatsachen noch immer nicht den Beweis finden kann. Kürschner hat eine Uebersetzung der Abhandlungen von Marshall Hall über das Nervensystem veranstaltet, und den- selben ansehnliche Nachträge und Ergänzungen aus seiner eige- nen Feder hinzugefügt. Der Inhalt der ersteren darf als hin- länglich bekannt vorausgesetzt werden. Die letzteren möchte Ref. mit zu dem Besten rechnen, was bisher über den fragli- chen Gegenstand erschienen ist, und zwar schon deshalb, weil sie nicht bloss kritisch räsonnirend sind, sondern eine auf viele eigene Versuche gegründete bedeutende \WVeiterförderung des Gegenstandes enthalten. Ja man kann sagen, dass letztere Seite vorherrscht, obgleich auch jene nicht vernachlässigt ist, und Ref. in dieser Beziehung nur bedauert, dass dem Verf. die Abhand- lung von Griffin in der Lond. med. Gaz. unbekannt blieb, bei deren Referat im vorjährigen Berichte er eine Bearbeitung der Reflesionstheorie wie die vorliegende wünschte. Der Verf. tritt in seinen Nachträgen als ein entschiedener Verlheidiger dieser Theorie auf. Von ihrer Richtigkeit ist er namentlich durch eine weit genauere Untersuchung der Art der Bewegungen, welche an enthaupteten Thieren vorkommen, als irgend einer seiner Vorgänger überzeugt worden. Die Unbestimmtheit und Unsi- cherheit in den Angaben über diese Bewegungen war Schuld, dass die Einen ihren Character für der Reflexionstheorie günstig, die Anderen ungünstig fanden. Der Verf. hat die wesentlich- sten Unterschiede in der Art der Bewegungen bei enthaupleten und unverletzten Thieren, und mehrere wichtige Gesetze, nach welchen sie bei jenen erfolgen, nachgewiesen. Hierdurch hat sich denn der Verf. den Weg gebahnt, einen der Hauptgründe, die man für die psychische Bedeutung des Rückenmarkes bei- gebracht hat, nämlich den willkürlichen und zweckmässigen Character der Bewegungen enthaupteter Thiere zu beseitigen, worauf er dem Rückenmarke nur einen organischen Einfluss zuschreibt, und dasselbe überhaupt als die Ursache einer be- slimmten, ununterbrochenen Thätigkeit aller Muskeln darstellt. Diese Frage der psychischen Bedeutung des Rückenmarkes hätte vielleicht etwas genauer behandelt werden können. Der Verf. erörtert sodann die Frage, in welchen Theilen des Nervensystems XXXIX man eine Uebertragung ‚der Reizuug einer Primitivfaser auf an. dere, oder sogenanntes Reflexionsvermögen, annehmen könne, und glaubt dieses für das kleine Gehirn, das verlängerte Mark und die Gangliea darthun zu können. Die Verschiedenheit des Einflusses, welchen diese Gebilde auf die Erregung von Bewe- gungen ausüben, bestimmt der Verf. so, dass in den Ganglien ein Reiz auf alle motorischen (peripherisch leitenden) Fasern, die ein solches enthält, übertragen wird, in dem Rückenmarke die Bewegungen der Muskeln zu einzelnen Gruppen, Flexionen, Extensionen etc. miteinander combioirt werden; im verlängerten Marke eine Verbindung der einzelnen Bewegungen, deren jede Abiheilung des Körpers fähig ist, erzielt wird; eine Verbindung der Bewegungen der Extremitäten, des Rumpfes zu einem Be- wegungsacte vom kleinen Gehirn abhängt. Endlich untersucht der Verf. besonders aus dem gewonnenen Standpunkte über die Reflexions-Erscheinungen die Frage über die anatomische An- ordnung der Nervenfasern im Rückenmarke. Er verwirft dabei zuerst die Annahme eines besonderen exeito- motorischen Faser- systems, und schliesst sich der Ansicht an, dass es überhaupt nur zweierlei Fasern, centripelale und centrifugale, gebe. Hier- auf führt er durch neue und einfache Versuche wie van Deen den Beweis, dass dieselben auch im Rückeumarke auf die hin- teren und vorderen Stränge gelrennt vertheilt sind, ja noch mehr, dass die ersteren nach den Beweguugen, die sie durch die Muskeln hervorbringen sollen, und die letzteren je nach den verschiedenen Stellen der Peripherie, denen sie angehören, iu dem Rückenmarke in gewisse Gruppen angeordnet, und beide wahrscheinlich durch die Action der grauen Substanz wieder in besiimmie Verbindung geselzt sind, wodurch es bedingt ist, dass mit der Reizung verschiedener Stellen der Peripherie ganz bestimmte Bewegungen verbunden siud. Alles dieses wird nicht nur vermulhet, sondern durch fortwährende Beziehung auf frü- here und eigene Beobachtungen erörtert. Auf Veranlassung der Einwürfe von Nasse und Volk- mann wiederholt auch Griffin nochmals seine Einreden gegen die Rellexionstheorie, doch ohne neue Gründe nachzubringen. Er verlangt, dass die anatomischen Wege in jedem Falle von Reflexion nachgewiesen werden sollen. Lond. med. Gaz. 1840. August. p. 750. Ueber die Regeneration der Nerven sind abermalige Ver- suche bei Kaninchen von Guenther und Schön mit bejahen- dem Resultate angestellt worden. Sie fanden, dass die Reiz- barkeit der Nervenstämme schon nach dem Aten Tage nach der Darelselmeidung erloschen ist, während sich die der Muskeln bis naeh dem Sten Tage erhält, und schliessen daraus, dass die Muskeln ihre Reizbarkeit (also noch mehr ihre Kräfte) unab- XL hängig von den Nerven besitzen. (Dieses folgt indessen daraus noch nicht sicher, denn es könnte sein, dass die peripherischen Ausbreitungen der Nerven ihre Reizbarkeit noch besässen, wenn sie in den Stämmen schon erloschen ist, z.B. weil sie in der Peripherie in innigerer und vielfacherer Wechselwirkung mit dem Blute stehen, als in den Stämmen. Ref.) Gleichzeitig mit dem Verlust der Reizbarkeit entwickelt sich in den Nerven eine Structurveränderung, welche als Atrophie des Iohaltes der Pri- milivfasern erscheint. Beides scheint den Verfassern nicht von der Unterbrechung eines unmittelbaren Ueberströmens der Cen- traltheile auf die Peripherie, sondern vielmehr von der aufge- hobenen Erregung zur Thätigkeit von dem Centrum abhängig zu sein, und sie erachten das in den Nerven wirksame Prineip als das Resultat des eigenthümlichen Lebensprocesses in den Ner- ven selbst, weil die Nerven ihre Reizbarkeit und Kräfte doch noch einige Zeit nach der Trennung von den Centraltheilen be- sitzen, und die Narcolica ihre Wirkung auf die Nerven örtlich applieirt auch nur örtlich äussern. Die Regeneration durch- schnittener Nerven wird erwiesen einmal durch die Wiederher- stellung der Function, welche frühestens bei Kaninchen nach 8 Wochen eintritt, und zweitens durch die mikroskopische Un- tersuchung. Allein die Wiederherstellung der Function ist nie vollständig, so wie auch nie alle Primitivfasern sich wieder zu vereinigen scheinen, sondern nur einzelne. Auch scheinen die entsprechenden Primitivfasern nicht immer wieder aneinander zu heilen, denn die Function entwickelt sich nicht wieder in ihrer früheren Oertlichkeit. Peripherisch und central leitende Pıimitivfasern aneinander zu heilen, gelang nicht. Rücksichtlich der näheren Art und Weise der Bildung der regenerirten Ner- ven, sahen die Verf. nur, dass dieselbe von den durchschnitte- nen Nervenenden, besonders von dem cenlralen ausgeht, wobei sich diese selbst in der Entzündung durchaus nicht verändern. Auf die Entwickelung der neuen Nervensubstanz aus Zellen haben die Verf. nicht geachtet. (Müller’s Archiv 1840. p. 270.) Volkmann hat Versuche über die motorischen Wirkungen der Kopf- und Halsnerven gemacht, welche für die Nervenphy- siologie von der grössten Wichtigkeit sind. Es ist natürlich nicht möglich, in diesem Berichte die Resultate derselben ein- zeln wiederzugeben; sie müssen im Original nachgesehen wer- den. Dagegen kann hier wohl mehreres Allgemeine und einige einzelne Angaben hervorgehoben werden. Das wichtigste all- gemeine Resultat ist unzweifelhaft dieses, dass alle Kopfuerven, die drei Sionesnerven ausgenommen, bei ihrer Reizung Bewe- gungen in Muskeln veranlassen. Ref. hat schon im Jahresbe- richt 1838 seine Ueberzeugung ausgesprochen, dass alle Kopf- nerven, mit der genannten Ausnahme, sowohl peripherisch als “ XLI central leiten. Volkmann’s Versuche thun dar, dass auch durch die peripherischen Wirkungen aller Bewegungen erregt wer- den, und um so mehr wird man wohl geneigt werden, alle für gemischte zu erklären, und die einst zeitgemässe Unter- scheidung derselben fallen zu lassen. Dass die dabei benutzte Anwesenheit eines Ganglion keinen Entscheidungsgrund enthält, hat Volkmann noch im Näheren am Glossopharyngeus, Vagus und Hypoglossus, auch durch mikroskopische Untersuchungen unterstützt, dargethan. Interessant ist ferner das allgemeine Resultat, dass alle Muskeln am Kopfe (ein Paar Augenmuskeln ausgenommen) nur durch einen Nerven zu Bewegungen ver- anlasst werden, daher sowohl die durch den Willen als durch andere Reize hervorgerufenen Bewegungen desselben Kopfmus- kels durch die Actionen desselben Nerven bedingt sind. — Von den specielleren Resultaten hebt Ref. folgende hervor. Volk- mann’s Versuche über die augenbewegenden Nerven wider- sprechen der von J. Müller über dieselben aufgestellten Theorie, indem nach denselben alle Augenmuskeln durch den Oeulomo- torius bewegt werden. — Die Portio minor Trigemini bewegt nur die Kaumuskeln, nicht den weichen Gaumen. — Der Fa- eialis bewegt nicht die Zunge, auch nicht den weichen Gau- men, wie ersteres Arnold, letzteres Bidder annahmen. Die Portio intermedia Wrisbergi bewegt Gesichts- und Ohrmus- keln. — Der Glossopharyngeus erregt bei Reizung seiner klei- neren Wurzel direct Bewegungen im Constrictor faucium me- dius und Stylopharyngeus, während Valentin und Reid ihm jeden directen Einfluss auf einen Muskel bestreiten. — Beson- ders merkwürdig sind die Resultate, welche Volkmann für den Vagus erhielt. Während man früher geneigt war, densel- ben für einen rein central leitenden, Einpfindungen veranlassen- den Nerven zu halten, und Marshall Hall ihm anderer Seits diese Eigenschaft ganz abstreitet, und ihn für einen reflectori- schen Nerven hält, fand Volkmann, dass die Reizung seiner Wurzeln Bewegungen im weichen Gaumen, im Constrictor fau- cium supremus und inferior, und im Cricothyreoideus, nicht aber im Constrictor medius, ferner in der Speiseröhre, im Cri- eoarylaenoideus postieus und laleralis, nicht aber am Magen veranlasst. Der Laryngeus superior brachte Bewegungen am Crieolhyreoideus und Constrietor faucium supremus, nicht aber an den inneren Kelhlkopfmuskela,.der Laryngeus inferior aber die der leizteren hervor. Bewegungen am Herzen und an den transversalen Fasern der Luftröhre gelang es nicht zu bewirken. — Reizung des Accessorius erregte Contraclionen des Sterno- eleidomastoideus, Trapezius und Wiedererregung des bereits still- stehenden Herzens, nicht aber des weichen Gaumens und der Kehlkopfmuskeln. Volkmann bestreitet daher die Behauptung, XLU dass der Accessorius der Stimmnerve sei, sondern vindieirt diese Function den im Recarrens auftretenden Fasern des Vagus. Meine Theilnahme an dieser Frage bewegt mich zu folgender Bemerkung. Ich habe schon früher erklärt, dass ich den Va- gus für einen rein cenlripetal leitenden Nerven zu halten, auf- gegeben. Hierzu bewog mich, dass ich bei Reizung des Ramus pharyngeus Bewegungen der Schlundmuskeln, und bei Reizung des Stammes des Vagus am Halse Contractionen am Magen sah, Letzteres behaupte ich auch fortwährend gegen Volkmann und Budge, denn ich stellte diesen Versuch mit aller Vorsicht sehr oft in Gegenwart vieler Zeugen, unter anderen auch des Prof. Bidder, des Theilnehmers an Volkmann’s Versuchen an. Diese Contraclionen sind keine von der Speiseröhre mit- getheilte Erschütterungen, auch keine spontanen; darauf wurde genau geachtet. Allein ich war nicht geneigt, sie vom Acces- sorius abzuleiten, weil die von diesem veranlassten Bewegungen sonst willkürlich sind, diese des Magens dagegen nicht. Ich schreibe sie dem Vagus selbst zu, da sie auch das peripheri- sche durchschnittene Ende desselben hervorruft, und halte sie im normalen Zustande für reflectorisch, durch die eigenen Fa- sern des Vagus veranlasst und erregt, und diesen deshalb so- wohl für central als peripberisch leitend. Was den Accessorius betrifft, so habe ich seinen Einfluss auf die Kehlkopfmuskein nicht anders als durch meine bekannten Versuche bei lebenden Thieren untersucht. Ich musste dabei bleiben, dass seine Durch- schneidung in der Schädelhöhle ohne Verletzung des Vagus die Stimme aufbebt, da mir Niemand diesen Versuch nachgemacht hatte. Dieses ist jetzt neuerdings von Longet in Paris in Ge- genwart mehrerer Zeugen mit gleichem Erfolge ausgeführt wor- den. Um so mehr bleibe ich also jetzt dabei, dass er Slimm- nerve ist, wenn ich gleich nicht weiss, wie dieses mit Volk- mann’s Resultaten, dass er keine Bewegungen an den Kehl- kopfmuskeln veranlasst, zu vereinigen is. Volkmann legt auf das Resultat meiner Viviseclionen wenig Gewicht; doch halte ich ihn für unpartheiisch genug, anzuerkennen, dass in dem ausgesprochenen Sinne diese Viviseclionen bis jelzt ent- scheidender sind, als die Reizungen der Nerven an gelödteten Thieren. — Der Hypoglossus erregte bei seiner Reizung Bewe- gungen der Zungenmuskeln, aber nur schwache an dem Ster- nohyoideus bei Kälbern, woraus sich schon auf experimentellem Wege ergiebt, dass der Descendens wenige Fasern des Hypo. glossus enthält. Reizung des ein Ganglion besilzenden Würzel- chens erregte Bewegungen auf der Mitte des Zungenrückens. — Bei Reizung der Halsnerven entstanden starke Zuckungen in den Halsmuskeln, nicht aber in der Speiseröhre, wie Valen- tin angiebt. — Schliesslich bemerke ich noch, dass Volkmann XLIIN meist galvanische Reizung anwandte. Ueberzeugt, dass dabei alle Vorsicht angewandt wurde, erlaube ich mir doch auf das Resultat meiner Versuche (Archiv 1841. p. 20.) hinzuweisen, aus welchen hervorgeht, dass man zwar von der Leitung der Electrieität von einem Nerven auf den anderen bei Anwendung derselben als Reiz wenig zu fürchten hat, da die Nerven sehr schlechte Leiter sind, dass sie dagegen so äusserst empfindlich für die Electrieität sind, dass sonst unbestimmbare Grade der- selben sie schon heftig erregen, und daraus sich sehr leicht Irr- thümer bei experimenteller Anwendung der Electricität ergeben können. (Müller’s Archiv 1840. p. 473.) Volkmann hat ferner einige merkwürdige Nervenanasto- mosen zwischen dem vierten Nervenpaare und dem ersten Aste des fünften, zwischen dem 2ten oder 3ten Halsnerven und dem Beinerven, zwischen dem Descendens hypoglossi und verschie- denen Halsnerven, und zwischen dem zweiten und dritten Hals- nerven entdeckt, in welchen die Primitivnervenfasern von einem Nerven durch den andern Nerven wieder ins Centrum zurück- kehren; und diesen Verlauf wenigstens für die Verbindung des Accessorius mit den Halsnerven, und für die zwischen dem 2ten „und 3ten Halsnerven bei der Katze auch durch Experimente an lebenden Thieren erhärtet. An diese Entdeckung knüpft Volk- mann theoretische Betrachtungen über die Bedeutung der pe- ripherischen Nervenschlingen oder wahren Anastomosen, wie wir sie in der neueren Zeit als peripherische Endigung der Primitivoervenfasern kennen gelernt haben. Ueberhaupt, und namentlich über die Fragen, ob die beiden Schenkel dieser Schlin- gen funetionell identisch, oder verschiedene Bedeutung haben, d. h. ob beide (nach Volkmann?’s Ausdruck) motorisch oder sensibel, oder die eine motorisch, die andere sensibel sei; oder auch ob beide nach einer Richtung entweder peripherisch oder central, oder der eine peripherisch, der andere central, also in einem Kreise leiten. Obgleich Carus sich für lelztere Ansicht ausgesprochen, erklärt sich Volkmann aus folgenden Gründen gegen dieselbe: 1) Die Reflexions-Erscheinungen sprechen da- gegen, indem nach einer solchen Einrichtung wahrscheinlich jede Empfindung eine Bewegung, und jede Bewegung eine Empfin- dung bervorrufen würde. 2) Es giebt Nervenschlingen, die in rein sensibeln Organen endigen, wo gar keine Bewegungen vor- kommen; auch scheint die Zahl sensibler Nervenfasern bedeu- tend grösser als die motorischer zu sein. 3) In einigen Ner- venschlivgen sind nach den Experimenten beide Schenkel ent- schieden sensibel, z. B. in der Anastomose zwischen dem Ac- cessorius und den Halsnerven, in denen zwischen den hinteren und vorderen Wurzeln der Rückenmarksnerven, und in denen zwischen dem Facialis und Quintus nach Magendie. Ilier ist XLIV allerdiogs eine Kreisbewegung, aber nur in einer identischen Faser, d.h. in einer solchen, deren beide Schenkel sensibel sind. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Natur auch noch Ner- venkreise mit differenten Schenkeln gebildet haben sollte. Diese ganze Untersuchung hat Volkmann an die Gränze geknüpft, dass sie nur motorische und sensitive Fasern befasst, giebt aber selbst zu, dass es noch andere geben könne; und eben dadurch, dass es solche gewiss noch giebt, scheint Ref. der Werth die- ser ganzen Untersuchung sehr gemindert zu werden. Wie ver- hält es eich denn mit den Einflüssen, welche Gehirn und Rük- kenmark auf die Ernährung und Absonderung ausüben? Wer- _ den sie nicht auch durch peripherische Nervenströmungen ver mittelt? Und üben die peripherischen Organe auf die Centra keinen anderen Einfluss aus, als dass bei Reizung ihrer Nerven Empfindungen entstehen? Zeigen nicht schon die wahren Re- Nexions-Erscheinungen centrale Leitungen, ohne Empfindungen zu erregen? Dieses scheint Ref. so einleuchtend, dass er nicht begreift, warum sich Volkmann gegen Carus weigert, die Ausdrücke motorisch und sensibel zu verwerfen, und durch sie verleitet Untersuchungen anstellt, die, weil sie sich ihre Grän- zen zu enge stecken, unmöglich die Wahrheit treffen könnenl Freilich muss man nicht die Ausdrücke, sensibel und centra, leitend, und motorisch oder peripherisch leitend, für identisch -nehmen; denn dann hat Volkmann recht, indem er erwiesen, dass auch peripherische Leitungen sensibel sein können. Will man Hypothesen über die Bewegung des Nervenagens anstellen, so muss man nothwendig auf alle Erscheinungen, welche durch dieselbe veranlasst werden, Rücksicht nehmen, und nicht bloss auf Bewegung und Empfindung, die nur einen Theil der peri- pherischen und centralen Leilungen umfassen. Und unlogisch bleiben die Ausdrücke sensible und motorische Nervenfasern im- mer, wenn man nicht zugiebt, dass sie selbst bewegende und empfindende Kräfte besilzen, sondern diese den Organen zutheilt, wie Volkmann doch mit Recht zu ihun scheint. — Zum Schlusse macht Volkmann noch darauf aufmerksam, dass in ein und demselben Nerven Fasern enthalten sein können, wel- che beide Empfindungen erregen, und doch nach verschiedenen Richtungen, die einen central, die anderen peripherisch leiten. Doch möchte letzteres auch nur scheinbar genannt werden dür- fen. Die Leitung erfolgt in einem in die Peripherie hinausge- zogenen Bogen, und man könnte wohl mit demselben Rechte "sagen, die motorische Leitung in dem Reeurrens z, B. sei auch eine centrale, da die Faser wieder im Bogen nach aufwärts läuft. Alles Missverständniss wird verhület, wenn man eine central leitende Faser ganz unabhängig von ihrem anatomischen Verlaufe diejenige nennt, welche ihre Erregungszustände den XLV Ceniralorganen miltheilt, und ebenso eine peripherisch leitende diejenige, welche durch ihre Actionen die Organe der Periphe- rie zu ihren Lebensäusserungen anregt. Allerdings bleibt es da- bei von Interesse, auch die anatomischen Lagerungsverhältnisse dieser verschiedenen Fasern zu kennen, wozu diese Untersu- elungen von Volkmann einen sehr schönen Beitrag geliefert haben. Müller’s Archiv 1840. p. 510. Eine Neuralgie des Facialis durch Caries veranlasst, sich äussernd in reissenden Schmerzen in der Gegend des Zitzen- fortsalzes und Steifheit des Halses, beobachtete Lippich Oestr. Jahrb. XVII. p. 2. ©. Vogt theilt einen Fall von Lähmung des Trigeminus mit. bei welchem im Gegensatz zu dem von Romberg (Ar- ehiv 1838) beobachteten Falle zwar wohl das Gefühl, keines- wegs aber der Geschmack aufgelioben war, und schliesst dar- aus, dass der Glossopharyngeus der Geschmacksnerve sei, Die Aufhebung des Geschmackes in Romberg’s Fall leitet‘ er von der beobachteten Erweichung im grossen Gehirn ab. Müller’s Archiv 1840. p. 72. Romberg beschreibt abermals einen inleressanlen neuro- pathologischen Fall von Neuralgie des Quintus, in welchem durch eine an dem Ursprung dieses Nerven in der Pons Varolii be- findliche Geschwulst, so wie noch mehr durch eine aneurysma- tische Erweiterung der Carotis, und durch den hierdurch ver- aulassten Druck auf das Ganglion Gasseri, eine viele Jahre dauernde Reizung des centralen Endes dieses Nerven, und so die heftigsten Schmerzen in der ganzen peripherischen Ausbrei- tung der grossen Portion dieses Nerven veranlasst wurden. Aus- ser den Beweisen, welche der. Verf. in diesem Falle mit Recht für das Gesetz der excentrischen Reizung und der.isolirten Lei- tung. erblickt, ist dem Ref. dieser Fall auch deswegen interes- sant, weil er abermals darthut, dass unter den Fasern der Por- tio major Trigemini auch peripherisch leitende sich befioden, indem aus der Kraukengeschichte hervorgeht, dass durch die Reizung derselben sehr bedeutende Veränderungen in der Blut- bewegung und Absonderung hervorgebracht wurden, die man wohl nur sehr gezwungen als sympathische oder reflectorische, von anderen Nerven veranlasst betrachten würde. Prosopal- giae Fothergilli Specimen. Berol. 1840. 4to. mit 1 Tafel; auch inRomberg’s: Lehrbuch der Nervenkrankheiten des Men- schen, p. 38., welches Buch noch manche andere, für die Ner- _ venphysiologie interessanle Mittheilungen enthält. v. Walther hat einen Aufsatz über die Amaurose nach Supereiliar- Verletzungen geschrieben. Er zeigt zunächst, dass dieselbe als Folge einfacher Verletzungen der Superciliargegend, namentlich des N. frontalis, ohne bedeutendere Hirn-, Schädel- XLVI und Orbital- Affectionen, factisch nicht besteht. Sodann wid- met er der Untersuchung, ob anatomisch - physiologisch eine Verletzung des Frontalis wahrscheinlich eine Affection der Re- tina oder der Ciliargebilde und der Iris hervorrufen würde, eine ganz genaue Analyse aller betreffenden Nerven und ihrer Be- ziehungen untereinander, wonach er auch in diesen durchaus keinen Grund findet, dass eine Verletzung des Frontalis eine solche Folge haben werde; es sei denn, dass sich eine fortlau- fende Entzündung von dem verletzten Frontalis aus auf die übrigen Orbitalgebilde, und namentlich die Retina hinziehe. — So sehr Ref. mit der vortrefllichen Deduction des hochverehr- - ten Hrn. Verfassers übereinstimmt, so kann er doch nicht um- hin, dabei auf zwei Punkte von der physiologischen Seite auf- merksam zu machen. Zunächst meiut der Hr. Verf. p. 541: Reflexionen, wie sie hier von Reizung eines Nerven zu berück- sichtigen sind, geschehen immer nur durch Rückenmark oder Hirn, nie durch Nerven, Geflechte, Ganglien, Theilungsstellen der Nervenstämme ete. Hiervon werden nach älteren und neue: ren Erfahrungen die Ganglien wohl eine Ausnahme machen müs- sen, in welchen nach den erneuten Untersuchungen von van Deen, Valentin, Kürschner, Stilling, Budge u. A. un- zweifelbaft eine Reflexion oder Uebertragung der Reizung Statt findet, Es könnte also allerdings auch eine Reizung des Fron- talis in dem Gangl. Gasseri eine Reflexion auf die Ciliarnerven bedingen. — Zweilens hat der Hr. Verf. selbst auf die trophi- schen Folgen, welche Verletzungen des Trigeminus auf das Auge, ebenso wie Verletzungen des Sympathieus haben kön: nen, aufmerksam gemacht, und in lelzterer Beziehung einen sehr interessanten, von ihm beobachteten Fall beim Menschen den bekannten experimentellen Erfahrungen bei Thieren hinzugefügt. Die vorhin mitgetheilte Beobachtung von Romberg zeigt aber auch, wie durch peripherische Leitungen in den beiden ersten Acsten des Trigeminus solche trophische Erscheinungen, nament- lich in der Blutbewegung, auch in den Theilen des Auges ver- anlasst werden können. Von dieser Seite scheint es Ref. nicht unmöglich, dass auch nach Reizung des Frontalis und durch Reflexion derselben in dem Ganglion Gasseri sich trophiseh nach- theilige Folgen im Auge und in der Retina entwickeln könn- ten. Allein der Hr. Verf. bemerkt dagegen sehr richtig, dass erfahrungsmässig kein Fall von Amaurose nach Verletzung des Trigemiuus bekannt ist; die Bemerkung des Ref. soll daher auch nur den gegenwärtigen physiologischen Standpunkt der Frage betreffen. v. Walther’s und Gräfe’s Journal Bd. 29. . 505. E Dr. Budge theilt auch einen sich hier anreihenden Fall von Neuralgie in der Ausbreitung des Frontalis, mit Erschei- XLVu nungen veränderter Muskel- und Blutbewegung am Augapfel init. Nach einer sehr genauen Analyse aller Symptome erklärt der Verf. das Leiden für eine Blutstockung an dem Centralende des Froutalzweiges des Quintus, wobei sich Ref. nur darüber verwundert hat, dass nach des Verf, Angabe die Wurzeln des Trigeminus sich bis in die Gegend des dritten und vierten Hals- nerven verfolgen lassen sollen. Die Section fehlt allerdings zur Bestätigung dieser Diagnose; die glückliche Behandlung spricht aber für dieselbe. Casper’s Wochenschrift 1840. p. 637. Nach Hoppe rührt das Erbrechen, welches man bei Fleisch- fressern jedesmal nach Durchschneidung der beiden Nervi Vagi am Halse eintreten sieht, von der heftigen Wirkung der Bauch- muskeln auf den Magen ber, welche sich bei dem dieser Ope- ralion stets folgenden angestrengten Allımen und besonders dem sehr stürmischen Ausathmen eutwickelt. Daher hört dasselbe auf, so wie man die Bauchmuskeln durchschneidet, oder die Alhembewegungen aus irgend einer andern Ursache aufhören, und tritt jedesmal mit dem Ausatlımen ein, so lange nur noch irgend elwas im Magen enthalten ist. Nach Durchschneidung nur eines Vagus salı Hoppe das Erbrechen nur selten eintreten, Dass man nach Durclischneidung beider N. Vagi am Halse durch Reizung des Schlundes kein Erbrechen mehr erregen könne, leitet er davon ab, dass die Thbiere viel zu schr mit der Dys- pnöe zu kämpfen hälten, als dass sie auf jene Reizung reagiren könnten. Casper’s Wochenschrift 1840. No. 46. (Ref, möchte letzteres vielmehr daraus erklären, dass sich keine durch den Vagus selbst vermitlelte reflectorische Wirkungen auf den Ma- gen entwickeln können, durch dessen Zusammenziehungen in diesem Falle das Brechen erregt wird.) Dr. J. Budge, Die Lehre vom Erbrechen, nach Erfah- rungen und Versuchen, mit einer Vorrede von F.Nasse. Boun 1840. Aus dieser 15 Bogen starken Schrift, welche das Erbre- chen von allen Seiten und nach allen seinen Bedingungen phy- rn as erörlert, kann Ref. nur einige, die physiologische Basis abgebende Resultate hier miltheilen. Der Magen ist bei keiner Art des Erbrechens ganz unthälig, ja er ist sogar unter begün- sligenden Umständen ganz allein im Stande Brechen zu erregen. Allein in dem nalürlichen Hergange der Sache beschränkt sich die Mitwirkung des Magens bei dem Brechen auf eine active Aufblähung (der Mechanismus dieser wunderbaren Thäligkeit wird nirgends hinreichend erklärt, auch nicht p. 76. Ref.) des- „ worauf das eigentliche Brechen durch die Wirkung der Brust- und Bauchmuskeln, und durch einen von dem Pylorus ausgeüblen Stoss auf den Magen, bewerkstelligt wird. — Die Bewegungen des Magens selbst bestehen 4) in blasenförmiger acliver Ausdehnung des ganzen Magens, 2) in peristaltischen XLVEII Bewegungen. 3) In Falten- und Runzelbildung. — Auf diese Bewegungen hat der N. vagus gar keinen Einfluss, indem dessen Reizung keine Bewegungen am Magen hervorruft, und dieselben nach dessen Dnrehschneidung auch nicht aufhören (cf. oben und Jahresbericht 1839. p. CXXXVII.). Die Ursache der Magen- bewegungen liegt auch nicht im Sympathieus, nichl in den Gan- glien des Unterleibs, z. B. des Gangl. coeliaci, obgleich man durch Reizung desselben Bewegungen am Magen hervorbringen kann, sondern in dem Rückenmarke, dessen Reizung den Magen bewegen macht, und dessen Durchschneidung die Bewegungen des Magens aufhebt, so dass auch kein Brechen mehr Statt finden kann. Der Centraltheil aber, von dem diese Bewegun- gen zulelzt abhängig sind, ist der rechte Sehhügel und der rechte gestreifte Körper. — Die Empfindungen des Magens wer- den dagegen durch den N. vagus vermittelt. An der Hand die- ser Sätze untersucht der Verf, dann die verschiedenen Arten des Brechens bei Reizung verschiedener Organe, wobei er na- mentlich bei den Hemisphären des grossen Gehirns länger ver- weilt und darthut, dass die Quelle der Empfiodungen lediglich in ihnen liegt, obgleich auch noch im Rückenmarke, getrennt vom Gehirne, Empfindung sowohl von Schmerz als von Wol- lust besteht, Viele andere Punkte, die in dem Werke be- rührt, und zum Theil durch Versuche erörtert werden, müssen in demselbeu selbst nachgesehen werden. Dr. Budge hat fernere Versuche über Empfindung, Bewe- gung und Absonderung im Darmkanale gemacht. Er fand den Fundus des Magens am empfindlichsten, alle übrigen Theile des Darms ziemlich gleich, die äussere Fläche empfindlicher als die innere Schleimhautfläche. Bei dem’ Magen folgt die Schmer- zensäusserung sogleich auf die Reizung, beim Dünndarm 1 —4 Minuten hinterher, beim Ende des Grimmdarms und dem Dick- darme ein geringer Schmerz sogleich, ein viel heftigerer erst nach längerer Zeit. Nach Wegnahme des grossen Gehirns bei einer Katze erfolgten auf Reizung der Darmschleimhaut keine Schmerzensäusserungen, wohl aber reflectirte Bewegungen. Rück- sichtlich der Bewegungen des Darms fand der Verf. folgende Resultate: 1) Der Dünndarm bewegt sich im Leben während der Verdauung und durch leichte Reize sehr wenig, nach dem Tode schon durch Lufizutritt, und mehr durch andere Reize sehr stark. 2) Der Diekdarm bewegt sich während des Lebens stark, nach dem Tode wenig durch blossen Luftzutritt. 3) Die Entleerung des Kothes durch starke Reizung des Masldarmes kann ohne Mithülfe der Bauchmuskeln-vor sich gehen. 4) Im gewöhnlichen Zustande, oder durch drastische Purganzen, kommt sie dagegen nur zu Stande, wenn die Bauchmuskela mitwirken, XLIX nicht wenn diese durchschnitten eind, Organ f. die ges. Heil- kunde. 1840. 2. p. 122. - Remak trägt aufs Neue seine Lehre von den organischen Nerven im Zusammenhange vor in v. Ammon’s Zeitschrift 1840 p. 225. Die erste Hälfte des Aufsatzes enthält die Wie- derholung seiner bekannten anatomischen Untersuchungen der sogenannlen organischen Nerven; die zweite die auf diesen an- geblichen Ban gegründete physiologische Betrachlung dieser Ab- theilung des Nervensystems. Dr. Stilling theilt in vv. Ammon’s Zeitschrift 1840. II. p- 162. seinen zu Pyrmont gehaltenen Vortrag über einige Punkte der Nervenphysik, namentlich über das Verhältniss der sym- pallischen Nerven zu den Rückenmarks- und Gehironerven mit. Indem der Verf. die aus contractilen Fasern gebildeten Gefäss- wände geradezu als Muskelgebilde in Anspruch nimmt, welche, so wie alle übrigen Muskeln. in ihrer Thäligkeit von den Ner- ven abhängig sind, glaubt er io bekannten Erfahrungen und Ex- perimenten den Beweis zu finden, dass es die Fäden des soge- nannten Sympalhieus sind, durch welche die Contractionen der Gefässmuskelfasern in ihren Aclionen bestimmt werden. Er nennt deshslb den Sympathicus, den Vasomolorius. Die Pro- cesse der Ernährung und Absonderung sind zunächst nur plıy- sikalische Vorgänge, Erscheinungen der Endosmose und Exos- mose, verschieden durch die Natur der verschiedenen häutigen Gebilde, auf welchen sie erfolgen; allein sie sind ganz abhängig von dem Zustande der Gefässe und der Blutzufuhr durch diese. Diese werden aber wieder bestimmt durch den Nerveneinfluss der Fäden des Vasomolorius. Dieser Einfluss wird nun theils direet von diesen Fäden selbst ausgeübt, und kann durch di- recle Reizung derselben verschieden bestimmt werden. Allein vorzüglich wird derselbe reflectorisch durch sensilive (central- leitende) Fasern modifieirt. Solche central leitende und reflechi- rende Fasern sind theils in dem Vasomotorius selbst enthalten, theils können auch alle übrigen central leitenden Hirn- und Rückenmarksnerven eine solche Reflexion auf die periphe- risch leitenden Gefässnerven ausüben. Die Centra für diese Re- Nlexion sind theils das Rückenmark, theils, und vorzüglich auch die Ganglien. Der Verf. glaubt so ein neues Geselz der Ner- venlhäligkeit, nämlich das der Reflexion von central leitenden Nerven auf Gefässnerven aufgefunden zu haben, und dadurch viele Erscheinungen des gesunden und kranken Lebens, beson- ders in dessen sogenannt organischer Sphäre erklären zu kön- nen. In dem genannten Aufsatze beschränkt er sich auf die An- wendung desselben in mehreren bekannten Fällen, und hat na- menllich den Trigeminus ausgewählt, um ibn als reflectirenden Nerven auf Fäden des Vasomotorius zu characterisiren. Den- Müller's Archir. 1941, D L selben Grundgedanken hat der‘ Verf. aber auch in einem grös- seren Werke: Physiologisch- pathologische und medieinisch- praclische Untersuchungen über die Spinalirrilalion. Leipzig 1840. Svo. noch weiter ausgeführt, und zur weiteren Erörle- rung der unter der Bezeichnung: ‘Spinalirrilation zusammenge- fassten wichtigen Krankheits-Erscheinungen benutzt. Jedenfalls muss derselbe als ein sehr willkommener und tüchtiger neuer Bearbeiter der Nervenphysiologie, zunächst auf dem Felde der Nervenpalhologie anerkannt werden, Doch weiss Ref. nicht, ob seine Lehre als durchaus neu und als ausschliesslich wahr bezeichnet werden kann. ° Der Einfluss der Fäden des Sympa- thieus anf Gefässe und Blulbewegung lag doch wohl schon klar vor. Dass die Ganglien Reflexionscentra seien, wurde auch bereits von Anderen geltend gemacht. Dass aber die Gefässe und Blutbewegung nur von den in den Fäden des sogenannten Sympathieus eingeschlossenen Fasern abhängig sein sollen, und dass die Fasern anderer, gemeiniglich nur für sensiliv, oder bes- ser central leitend gehaltener Nerven nur auf reflectorische Weise durch Fäden des Sympathieus auf Gefässe und Blutbe- wegung einwirken sollen, das scheint Ref. wenigstens bis jetzt nicht erwiesen, so sehr er sonst dem Verf. beizustimmen sich veranlasst findet. Es hat wenigstens bis jetzt Niemand er- wiesen, dass die trophischen Erscheinungen, welche wir auf Reizung gewöhnlich sogenannter nur sensibler Nerven eintreten sehen, nicht auch direete Wirkungen peripherisch leitender Fa- sern dieser Nerven selbst sind, und Ref. findet z. B. auch von dem Verf. gar keinen Grund beigebracht, warum die trophischen Erscheinungen am Auge nach Durchschneidung des Trigeminus von reflectorischer Reizung des Sympathicus abhängig sein soll- ten, da ein Beweis doch wohl schwerlich darin liegt, dass Rei- zung des Sympalhieus am Halse ähnliche trophische Erscheinun- gen am Auge hervorbringt. Alles vereinigt und vereinfacht sich aber sehr leicht, wenn man einfach centrale und peripherische Strömungen in den Nerven überhaupt erblickt, deren Wirkun- gen nach den Theilen, welche sie berühren, sehr verschieden sind, und bald direct, bald indireet, oder sogenannt refleclorisch, Erscheinungen hervorrufen, wobei die Kugeln der grauen Sub- stanz im normalen Zustande zunächst immer die Gebilde sind, durch welche jene Strömungen in den Nerven theils direct her- vorgerufen, Iheils durch äussere Reize bedingt, auf verschiedene Weise übertragen werden. Lt V. Productive Processe. Geschlechtliche Functionen. — Saamen. — Eier. — Entwickelungs- geschichte wirbelloser und der Wirbelthiere, einzelner Organe und Gewebe, — Milch. Einen Fall von Mangel des Uterus bei sonst vollständig ent- wickeltem weiblichem Habitus und Geschlechtstrieb, als daher abhängig von den Ovarien, berichtet Dr. Chew. American Journ. of med. se, 1840. Mai. Einen ähnlichen von Seguin, Revue med. Juil, 1840. p. 54. Durch die Bildung der äusseren Genitalien bei Hermaphro- diten und bei Embryonen früher Perioden glaubt Virey den Beweis liefern zu können, dass das Präputium des Penis nichts anderes als die Nymphen, und das Ilymen nur der analoge Theil des Frenulum praeputii sei, wodurch denn die schon lange er- kannte und nachgewiesene Analogie in der Bildung der äusseren männlichen und weiblichen Genitalien noch vervollständigt sein würde. b Burow hat das Menstrualblut, welches bei einer Opera- ion der Atresia Hymenis entleert wurde, unlersucht. Es ent- hielt nur veränderte und zerstörte Blutkörperchen, welche in einer gleichmässig durchsichtigen Flüssigkeit schwammen. Nach- dem das Blut mit einem Stäbchen anhaltend geschlagen worden war, zeigle sich zwar für das unbewaflnete Auge keine Ver- änderung an ihm. Unter dem Mikroskope zeigte es aber eine grosse Menge durchsichtiger, zarter Lamellen, welche Burow für Faserstoff hielt. Ausserdem war es sehr reich an Eiweiss- stofl! und faulte erst am 18ten Tage, der Sonne ausgeselzt. (Müller’s Archiv 1840. p. 36.) Einen Fall von gänzlicher Abwesenheit der Menstruation bei einer gesunden Frau von jetzt 58 Jahren mit vollkommenem weiblichen Habitus und vorhandenem Geschlechtstrieb, wel- elie aber nie Kinder gebar, theilt Krüger-Hansen mit, Gräfe und Walther’s Journal Vol. XXVI. No. 3., schliesst aber dar- aus wohl einseitig auf die nicht absolute Nothwendigkeit dieser Function beim Weibe, da z. B. Mangel des Ulerus die Ursache sein kann. Paterson hat seine Untersuchungen über die Entwicklung der Corpora lutea auch bei Haussäugethieren, der Kuh, dem Schaafe, Schweine, dem Hunde und dem Kaninchen fortgesetzt, ohne dadurch zu, von seinen im vorigen Jahresbericht erwähnten abweichenden Ansichten über die Bildung derselben zu kommen. Edinb. med. and surg. Journ. No, 145. Oct. 1840. p. 390. D Lu Ein Artikel von Knox in der Lancet 9. Mai 1840. No. 871., Fror. N. Not. No. 312., über Corpora lutea enthält nichts Neues, die Natur dieser Körper Aufklärendes. Er ist nur ge- neigt, die von einigen seiner Landsleute aufgestellten Unter- schiede zwischen wahren und falschen Corpora lulea in Abrede zu stellen. Ausführlich behandelt auch N&grier in einer eigenen Ab- handlung: Recherches anatomiques et physiologiques sur les ovaires dans l’espece humaine, avee onze planches, 8vo. Paris. Bechet. 1840, die Entwickelung, das Verhalten und die Zu- rückbildung der Graafschen Bläschen des weiblichen Eierstockes, so wie auch die der Corpora lutea. Leider hat sich derselbe nicht des Mikroskopes zu seinen Untersuchungen bedienen kön- nen, deshalb auch fast gar nieht auf das Ei Rücksicht genom: men, welches er fast noch für einen fraglichen Gegenstand er- achtet. Seine Abhandlung bietet daher vorzugsweise nur da- durch Interesse dar, dass er nach einer beinahe 12jährigen Er- fahrung ebenfalls bestimmt zu dem Resultate gekommen sein will, dass die lelzte Ursache der Menstruation in einer eykli- schen Aufregung der Ovarien, Anschwelluug und Platzen eines Graafschen Bläschens und Bildung eines gelben Körpers zu su- chen sei. Von letzterem behauptet er mit Paterson, dass er sich zwischen den beiden Blättern des Graafschen Bläschens bilde; dagegen läugnet er den Unterschied von wahren und fal- schen Corp. luteis, wie ihn die Engländer festsetzen wollen. — Für die Ableitung der Menstruation aus Anschwellen und Platzen eines Graafschen Bläschens vereinigen sich nun, auf Beobach- tungen geslützt: Lee, William Jones, Reid, Paterson, Gendrin und Negrier. Ein Upgenannter in der Med. Gaz. 4840 berichtet ebenfalls mehrere Fälle, und Ref. hat seine Be- obachtung auch bereits erwähnt. Sollte man wirklich bei dem heftigen Streite über Corp. lutea und den vielen Sectionen bisher so unaufmerksam auf die Eierstöcke gewesen sein? } Ein von Lallemand in der Academie des sciences gehal- tener Vortrag über die Saamenthierchen enthält in seinem Facli- schen nichts Neues, indem dasselbe weit unvollständiger ist, als R. Wagner’s Untersuchungen, und auch die Raisonnements über Natur und Besliimmung des Eies und Saamens enthalten keine neuen Combinationen aus jenen Factis. Gaz. med. No. 46. p- 732., u. 48. p. 763. e Nach Prevost sind die Saamenthierchen der Amphibien auch fadenförmig und haben nur. in der Mitte eine Anschwel- lung. Wenn sich dann das eine feine Ende aufrollt, so sieht es aus, als bätlen sie einen Körper mit einem Schwanze, wie die der höheren 'Thiere. Es ist ibm ferner gelungen, die Bier von Rana esculenta und temporaria wechselseitig zu befruchten, « Lı nicht aber die der Kröte und des Frosches. Endlich hat er auch nochmals die früheren Versuche mit Filtriren des Froschsaamens wiederholt, wodurch die durchgelaufene Flüssigkeit ihre befruch- tende Kraft verlor, während sie das Residuum auf dem Filtrum in hohem Grade besass. (Linstitut No. 362. p. 407.) Hallmann hat Beobachtungen über die Entwickelung der Spermatozoen der Rochen gemacht, welche sich an die bekann- ten Untersuchungen R. Wagner’s anschliessen. Der Hoden besteht aus runden, erbsengrossen Bläschen, welche eine grosse Menge 0.006 P. Z. grosser gestielter Bläschen enthalten. Der In- "halt der letzteren, welcher sich durch den Stiel auspressen lässt, besteht aus Kernen, Zellen mit diesen Kernen, grösseren kern- losen Zellen, welche letztere 1, 2, 3 und mehr kleinere Bla- sen enthalten, die oft einen körnigen Inhalt haben, und endlich Blasen oder Zellen, deren jede ein Bündel Saamenthierchen ein- schliesst. Im Nebenhoden und Vas deferens befinden sich diese Saamenthierchen frei. Der Inhalt der gestielten Bläschen scheint 'in der genannten Reihenfolge die Entwickelungsstufen der Saa- menthierchen anzuzeigen. Müll. Archiv 1840 p. 467. Peltier erinnert daran, dass er schon in den Jahren 1834 und 1838 Beobachtungen über die Entwickelung der Saamen- thierchen der Fröselie mitgelheilt hat, welche mit den neueren Untersuchungen über denselben Gegenstand ganz übereinstimmen. _(Binstitut No. 360. p. 392.) Da in der Geschichte der Zeugung die bekannten Necd- hamschen Faden oder Maschinen der Cephalopoden öfter be- sprochen worden sind, so verdient es einer Erwähnung auch in diesem Jahresbericht, dass dieselben nach den neueren Un- tersachungen von Milne Edwards und Peters Behälter für den männlichen Saamen sind, und die denen anderer Thiere ähnlichen Saamenthierchen enthalten, Ersterer nennt sie Sper- malophoren. Ann. des se. nat. Tom XIU, p. 193. -Müller’s Archiv 1840. p. 98. Milne Edwards hat die Spermatozoen auch‘ bei den Me- dusen gefunden. L/institut No. 336. p. 189. Desgleichen bei den Equoreen, ibid. No. 368. p. 12., und bei den Corallenpo- Iypen, Aealephen und Seeigeln, No. 334. p. 175. — Valen- tin und Miescher sahen sie bei Spatangus. Valentin’s Re- pertorium V. p. 391. Für die allgemeine Ausbreitung der Spermatozoen ist es von Wiclitigkeit, dass Doye&re dieselben auch bei den den Ro- tatorien nahe stehenden Tardigraden entdeckt hat. Sie sind nicht fadenförmig, sondern gleichen denen der höheren Thiere, d. I. man kaun einen sogenanuten Körper und Schwanz an ihnen unterscheiden. Ann. des sc. nat. Tom XIV. p. 354. — So sind also allein noch die Infusorien übrig, bei welchen man LIV diese wesentlichen Bestandiheile des männlichen Saamens nicht kennt, Nach: den Beobachtungen von Doyere erscheinen bei den jungen Individuen der den Rotatorien nahe stehenden Tardigra- den in dem Eierstock zuerst kleine Kügelchen bis zu dem Durchmesser von 135 Millim. Hierauf rundliche Kugeln, die in ihrem Centrum ein helles Bläschen haben, welche bis zu einem verschiedenen Durchmesser von sehr kleinen Köruchen umgeben sind. Er glaubt daher, dass sich die Keimbläschen zuerst bilden, und dann mit Dolterkörachen umgeben; allein Doyere gesteht, dass er diesen Hergang nicht hinlänglich durch die Beobachtung habe untersuchen können. Ann, des sc. nat, p- 356: Von der Entwickelung der Eier konnte er nur bemer- ken, dass sich der Doiter unmittelbar in das zukünftige Thier umwvandelt. Laurent hat sich mit Untersuchung der Fortpflanzung der Spongien beschäftigt, und vier Arten ihrer Vermehrung beob- achtet: 4) durch Knospen, 2) durch eiförmige Körper, 3) durelı Eier, und 4) durch Theilung. Allein bei keiner Art zeigt sich als Analogie mit den Eiern anderer Thiere ein Keimbläschen und Dotter, sondern die Masse der Kuospe des eiförmigen Körpers, des Eies und des losgelöseten Theiles selbst verwandelt sich in das neue Individuum. Von den eiförmigen Keimen, welche eine Hülle mit einem Halse und einer Oefluung haben, aus wel- cher eine glutinöse Masse ergossen wird, die sich in die junge Spongie verwandelt, giebt es noch zwei Arten, deren eine sich erst spät im Jahre bildet und erst im nächslfolgenden entwik- kelt, und eine andere, die im Frühjahre entsteht und sich auch noch in demselben ausbildet. Linstitut No. 340. p. 223. No. 341. p. 231. No. 342. p. 240. Froriep’s N. Not. No. 273. . 136. 3 Pellier sah unler seinen Augen eine Lycophrys vesiculosa (Müll.) entstehen, als er eine ältere zwischen zwei Gläsern zerpresst hatte, indem sich ein Theil der aus letzterer ausge- trefenen Körnchen zusammengruppirten, mit einer Hülle umga- ben, auf der nach zwei Stunden Cilien entstanden, durch de- ren Wirkung das ferlige Thier sich nun frei zu bewegen be- gano. (L’institut No. 342. p. 241.) Marcel de Serres hat eine an interessanlem Detail rei- che Abliandlung über die Zahl der Eier der verschiedenen Spe- cies der Vögel, so wie über die Dauer und Wiederkehr der Bebrütung etc, gegeben, welche indessen in keinem Auszuge wiedergegeben werden kann. Ann. des sc. nat. Tom XIII. 2. 164. \ Sars hat Beobachtungen über die Entwicklung mehrerer Mollusken - Arten, Tritonia, Eolidia, Doris und Aplysia ge- LV macht. Wiegm. Arch. 4840 p. 196. Aus denselben hebe ich hervor: 1) dass der Verf. nur an dem ersten Tage nach dem Legen das Keimbläschen noch erkennen konnte, welches nach seiner Ansicht dann verschwindet; 2) dass der Dotter auch dieser Mol- lusken eine Theilung erfährt, deren Natur indessen Sars nicht weiter aufgeklärt; 3) dass der ganze Dolter sich nach Vollen- dung dieser Theilung in den Embryo umwandelt; 4) dass der- selbe ebenfalls im Eie durch Cilien rotirt; 5) dass die Jungen, wenn sie das Ei verlassen, den Alten sehr unähnlieh: siad, also bedeulende Metamorphosen erfahren. — Letztere Thatsache geht aus Untersuchungen von Rathke auch für viele Crustaceen, namentlich Aslacus marinus, Pagurus Bernhardus, Galalhea ru- gosa und Ilyas araneus hervor. Ebendas. p. 241. Aus einem Schreiben von Rusconi aw E. II: Weber scheint hervorzugehen, dass erslerer die Keimbläschen bei Frosch- eiern, die bereits in den Eileitern waren, ja vielleicht selbst nach dem Legen noch gesehen habe. Er sagt, es verschwinde bald nach der Befruchtung und sein Verschwinden sei eine Folge derselben. Es ist zu bedauern, dass die Mitlheilung sehr unvollkommen und unbestimmt ist, Sie zeigt vorerst iur Rus- coni’s bekannte Gereiztheit gegen v. Baer. Biblioleca. ila- liana. Tomo 95. Fror. N. Not. No. 276. Ruseoni ist. die künstliche Befruchtung von Hechleiern, so wie früher schon von Cyprinus tinca und alburnus gelungen, und er hat dabei die ersten Entwickelungs- Vorgänge beobach- ten können. Unzweifelhaft treten auch hier die Theilungen des Dolters ein, indem Rusconi von ibnen spricht, olıne sie aber näher zu beschreiben. 30 Stunden nach der Befruchtung sah er dann die Dolter in Rotalionen durch die Wirkung von Ci- lien begriffen. Sodann soll sich zunächst die Haut des künfti- gen Fisches bilden, auf eine Weise, die man im Original nach- sehen muss. — Sodann theilt er die Resultate des Versuchs mil, die’ Eier des gemeinen Frosches durch Saamen der brau- nen Kröle zu befruchten. Bei den meisten. Eiern gelang dieses nicht, bei einigen fingen die Furchungen und Theilungen an sieh zu entwickeln, aber unregelmässig und Lumultuarisch,. wor- auf sie abstarben; endlich bei wenigen verliefen sie regelmässig, allein auch diese slarben vor der völligen Eutwickeluug des Embryo ab. (Müll. Arch, 1840. p. 185.) Versuche mit künstlicher Befruchtung der Lachseier hat mit glücklichem Erfolge auch Shaw angestellt, und durch dieselben bewiesen, dass der in Schollland unter dem Namen Parr bekaunle Fisch ein junger zweijähriger Lachs ist, indem seine Milch nicht nur Lachseier befruchtet, sondern die aus die- sen Eiern gezogenen Jungen auch wieder fruchtbar sind. Edinb. LVI new philos. Journ. 1840. Jan. — April. Fror. N. Not. No. 293..p- 97, Die auffallenden Angaben Towne’s (vorig. Jahresbericht p- CXLVII.), dass sich Hühnereier auch obne den Einfluss der atmosphärischen Luft entwickeln sollen, sind von John Mar- shall widerlegt worden, welcher gezeigt, dass die von jenem gewählte Bedeckung der Eier nicht luftdicht ist, dass dagegen bei wirklicher Abhaltung der Luft die Eier sich nicht entwik- kelo. (Lond. med. Gaz. 1840. Nov. p. 242.) Wir haben in diesem Jahre mehrere wichtige Beiträge zur Entwiekelungs- Geschichte des Säugelhiereies erhalten. Obenan stehen hier die Untersuchungen von Dr. Martin Barry, des- sen Forschungen über das unbefruchtete Ei bereits in dem Jah- resbericht von 1838, p. CLXVIIL, erwähnt worden sind. Die Untersuchungen über die erste Eutwickelung desselben fallen be- reits in das Jahr 1839, und sind auch schon in demselben durch Froriep’s neue Notizen und durch das Lond. and KEdiub. phi- losoph, Magaz. in Auszügen bekaunt geworden. Im Jahre 1840 erschien aber das Original mit den Abbildungen im ersten Theile der Philosoph. Transactions, unter dem Titel: Zweite Reihe embryologischer Forschungen. Zugleich hat Barry dieselben noch weiter fortgeselzt. Ein Resume einer dritten Reihe er- schien auch bereits 1840 wieder in Froriep’s Notizen und in dem Philosoph. Magaz., deren Original im zweiten Theile der Philosoph. Transact. für 1840 aber dem Ref. erst in diesem Jahre vor wenigen Tagen (Nov. 1841) zuging. Doch werde ich jetzt in meinem Referate beide Reihen zusammenfassen, und dadurch, wie ich hoffe, dem Leser einen Gefallen erzeigen, in- dem ich auch zugleich den Vortrag ändere, der keineswegs zu den einfachen, klaren und leicht verständlichen gehört, auch die dritte Reihe Mehreres wiederruft, was in der zweiten aus- gesagt war, Barry hat zu seinen Untersuchungen das Kauinchen ge- wählt und denselben jetzt weit über 100 Thiere geopfert, wel- che ihm über 440 Eier, 230 aus den Eileilerno, und mehr als 236 aus dem Uterus in den frühsten Perioden lieferten. Diese Zahlen waren bisher unerhört, und gebieten Achtung, schon weil sie eine Gelegenheit darboten, die bisher Niemand gehabt hat. Mitten in seinen Untersuchungen hat Barry die Idee der Zellenbildung erfasst, und während sich in seiner zweiten Reihe erst die ersten Spuren davon, mehr in theoretischen Zu- und Nachsätzen, als in den Untersuchungen selbst finden, hat sie ihn, dieses scheint zu befürchten zu sein, in der dritien Reihe über die Wahrheit und Möglichkeit der Beobachtung herausge- führt, ‚Indessen ist es Ref. nicht möglich, dieses hier, geleitet durch seine eigenen Untersuchungen, im Einzeluen durchzuführen vu und darzuthun, und muss er dieses für einen andern Ort auf bewahren. Statt dessen will ich hier Barry’s Lehre so ver- ständlich und vereinfacht als möglich darzulegen suchen, was bei einer mit der kleinlichsten Ausführlichkeit in ziemlicher Ver- wirrung vorgelragenen Arbeit keine Kleinigkeit ist, und mir nur bei einer ganz genauen Kenntniss des Gegenstandes mög- lich wird. Aus der ersien Reihe von Barry’s Untersuchungen wird man sich erinnern, dass nach ihm das Säugethierei im Eier- stocke besteht: 1) aus einer äusseren körnigen, jetzt auch nach ihm aus Zellen gebildeten Hülle, die er Tunica granulosa nannte, mit ein Paar daran befindlichen Fortsätzen, den Retinaculis; 2) aus einer dieken, durchsichtigen, zweiten Hülle, der Zona pellueida; 3) aus einer eigenen, feinen Dotlerhaut; 4) aus dem Dotter, früher auch nach ihm aus Körnchen und Fettbläschen gebildet, nach Barry’s jetziger Angabe an seiner Oberfläche eine Schichte ziemlich grosser, Kerne und Körner enthaltender Zellen besitzend; 5) aus dem in dem Centrum des Dolters be- findlichen Keimbläschen, mit 6) dem Keimfleck oder Kerne der Keimzelle, welcher aus zahlreichen Körnchen, den Kernen zu- künftiger Zellen, zusammengeselzt ist. — Wenn nun das so beschsffene Ei zur Befruchtung und zum Austritt aus dem Eier- stocke reif ist, so entwickeln sich von dem Kerne des Keim- bläschens, welcher das Ausehen eines äusserst hellen Punktes erhält, Zellen, und füllen das Keimbläschen nach und nach ganz aus, wodurch dasselbe undurebsichlig wird. Zugleich be- giebt sich das Keimbläschen an eine Stelle der Peripherie des Dotters, und legt sich mit der Seite an die Zona au. wo sich der helle Punkt des ehemaligen Keimfleckes befand. Der Dolter plattet sich etwas ab, zeigt keine Feilbläschen mehr, sondern an seiner Oberfläche bildet sich eine Lage poly&drisch gegen- einander abgeplalteler Zellen, welche eine Flüssigkeit einschlies- sen und nach einiger Zeit vergehen, während sich eine neue Lage bildet. Die Zona verdünnt sich an der Stelle, wohin sich das Keimbläschen begeben hat, ja es entwickelt sich hier in ihr wahrscheinlich eine Oeflnung. — Nach der Begaltung nun gelangen die Saamenthierchen durch den Uterus und die Eileiter bis auf die Eierstöcke, woselbst sie Barry ebenfalls gefunden, und er hält es für gewiss, dass sie durch das Graal- ‚sche Bläschen und durch die Oeflaung in der Zona in das Keimbläschen, und zwar in jene helle Stelle des ehemaligen Keimfleckes eindringen, ja er glaubt einmal ein Saamenthier- chen in der Oeflnung der Zona stecken geschen zu haben und bildet es sogar ab. — Nachdem dieses geschehen, begiebt sich das Keimbläschen mit dem Keimfleck wieder in das Centrum des Eies und wird wieder rund, Aus den Dotter- Elementen LviI erzeugen sich fort und fort neue Lagen von Zellen an der Pe- ripherie des Dollers, während die älteren aufgelöset werden. Die Ocflnung in der Zona verschwindet in der Regel vor dem Auslritt des Eies aus dem Eierstock; die Zellen der Tunica gra- nulosa verlängern sich, sitzen mit ihren Spilzen auf der Zona auf, und füllen sich nach und nach mit neuen Zellen an. — Nun treten die Eier aus den Graafschen Bläschen aus, beim Kaninchen ungefähr 10 Stunden nach der ersten Begaltung. Meistens finden sich übrigens mehr Graafsche Bläschen ange- schwollen, als befruchtet werden und platzen. Die wirklich platzenden platzen alle zu gleicher Zeit, und lassen die Bier zugleich austreten, welche man daher immer dicht beieinander findet. Die Eichen messen jetzt gewöhnlich 4”. Sie wan- dern nun in der Regel von der 11—76 Stunde durch den Ei- leiter, und wachsen während dessen bis zu +4”; allein weder in den Zeiten noch in den Grössen, noch in den Ortsverbält- nissen und den diesen entsprechenden inneren Veränderungen findet sich eine bestimmte Regel und Uebereinstimmung. Wäl- rend dieses Durchganges dorch den Eileiter ereiguen sich mit den Eiern folgende Veränderungen, welche Barry in seiner zweiten Untersuchungsreihe ganz unnöthig in 12 Stadien ge- bracht halte. Die Zellen der Tunica granulosa verschwinden, indem sie sich auflösen, bald nach dem Eintritt des Eies in den Eileiler. Statt ibrer lagern sich andere Zellen auf die Oberlläche der Zona und verschmelzen endlich, indem sie eine feine, sehr durchsichtige Membran darstellen, welche nach Barry das spä- tere Chorion ist, da auf ihr io dem Ulerus die Zotien erschei- nen. Zwischen dieser feinen Membran und der Oberfläche der Zona sammell sich eine durchsichtige Flüssigkeit in immer grös- serer Menge, und indem dadurch jene Membran ausgedehnt wird, vergrössert sich vorzüglich hierdurch das Ei während des Durchganges dureli den Eileiter. Die Zona pellucida bleibt im Ganzen unverändert, sie nimmt nur etwas an Dicke zu. — In dem Dotter setzt sich der schon früher eingeleitete Zellenbil- dungsprocess fort. Es bilden sich immer neue Schichten von Zellen, die sich hautartig an der inneren Fläche der Zona an- einander lagern, während die älteren sich auflösen. Dieses dauert so lange fort, bis die Dottersubstanz bald verbraucht ist, und eine farblose Flüssigkeit übrig bleibt. In dem Keimbläs- chen indessen, welches, wie oben erwähnt, von Zellen ange- füllt und dadurch ausgedehnt war, iu seinem Innern aber jene helle Zelle einschloss, welehe höchst wahrscheinlich der Sitz der Befruchlung wurde, entwickeln sich jelzt aus dieser einen Zelle zwei neue, welche zwar den übrigen anlangs ganz ähu- lich sind, bald aber eine bedeutendere Grösse und Wichtigkeit erreichen, indem sie den Grund des zukünftigen Thieres, den ee LIX Keim, bilden. Sie erreichen die Grösse von etwa ,”, und be- sitzen einen Kern von 14”. Von diesen aus entwickeln sich nun neue Zellen, welche die beiden Mutterzellen so ausdelinen, dass sie zuletzt unter Verdrängung der sonst in ihm vorbande- nen Zellen das Keimbläschen ganz anfüllen. Ja dasselbe wird dadurch noch bedeutend ausgedehnt, bis es endlich aufgelöset wird und verschwindet. Es geht hieraus hervor, dass das Keimbläschen eine Urzelle ist, aus und in welcher sich neue Zellen entwickeln, bis sie sich endlich nach Erzeugung jener zwei, auch schon wieder mit Zellen angefüllten Tochterzellen, auflöset. Jede von diesen beiden Tochterzellen entwickelt nun wieder zwei andere, welche wachsen, die übrigen verdrängen und allein übrig bleiben, so dass nun vier vorhanden sind, wel- che auch einen Kern haben, und bereits ebenfalls mit Zellen angefüllt sind. Aus diesen entwickeln sich dann 8, dann 16, dann 32 ete. Zellen, immer auf dieselbe Weise, nur mit dem Unterschiede, dass die folgende Generalion, während sie an Zahl zunimmt, immer kleiner wird. So wird ein maulbeerarliger, das Innere des Eies ausfüllender Körper gebildet. dessen Zellen nicht mehr gezählt werden können, deren jede aber ibreu Kern besitzt und mit anderen Zellen angefüllt ist. Einmal fand Barry bei Eröflnung eines Eileiters zufällig einen an dem Instrumente klebenden Körper, welcher einem Ei ähnlich salı, in welchem sich die maulbeerförmige Figur ent- wickelt. Allein Barry erklärt denselben bestimmt für kein Ei, sondern für eines jener hellen Bläschen, welche man oft unter der Schleimlaut des Uterus und Eileiters bei Kaninchen findet. Die maulbeerförmige Figur zeigle noch 21 Stunde nach dem Tode des Kaniuchens unter dem Mikroskope rotatorische Bewegungen. Barry macht dabei auf die bekannten Rolationen des Dotters und Embryos einiger Polypen und Mollusken auf- merksam. (Nachdem Ref. wirkliche Rotationen des Dotters des Kanincheneies im Eileiter gesehen, scheint es schr einladend, anzunehmen, dass auch der von Barry beobachtete Körper ein Ei war, obgleich er es ausdrücklich verneint. Ref. ist dieses auch in der That deshalb sehr wahrscheinlich, weil er trotz mehrfacher Beobachtungen nie an Eiern, an welchen die Zer- legung des Dotters schon begonnen hatte, Rotalionen sah, sou- dern nor hoch oben im Eileiter, während der Dotter sich ge- rade zu diesen Zerlegungen vorbereitet.) Am Ende des Eileiters entdeckte Barry sodann unter den den maulbeerartigen Körper bildenden Zellen ein grösseres, durch- sichtiges, elliptisches Bläschen mit einem Kerne, welcher lelz- tere nun der eigentliche wahre Keim ist. Zugleich hal sich eine Lage von Zellen an die innere Fläche der Zona angelager!, die bier eine Art von Epithelium bilden, während der maulbeer- LX artige Körper sich im Centrum des Eies befindet. Dasselbe ge- langt nun in den Uterus. Hier begiebt sich der maulbeerartige Körper bald an eine Stelle der Peripherie, und indem sich seine übrigen Zellen mit jener epilheliumartigen Schicht an der In- nenfläche der Zona verbinden. bilden sie das Amnion. Der Kern jenes hellen Bläschens entwickelt sich aber unter fortwährender Be siodnstinn zu dem Embryo, Allein von jelzt an ist es mir rein unmöglich gewesen, Barry irgend wie zu verstehen, obgleich mir meine Untersuchungen noch öfter gezeigt haben, was er zu beschreiben versucht und auch_in seinen Abbildun- gen dargestellt hat. Ich kann nur sagen, dass er glaubt, gefun- den zu haben, wie sich der Embryo aus dem Kerne der zuletzt erwälinten Zelle auf eine ganz andere Art bilde, als man dieses bisher bei Vögeln und Säugethieren gelehrt habe. Dabei glaubt er erklären zu können, wie man die Bildungen, die man bisher Primilivstreifen, Rückenplatten, seröses, Schleim- und Gefäss- blatt, Nabelblase etc. genannt, ganz missverstanden habe, und unter seinen Abbildungen erscheinen einige, die ganz wunderlich eine gewisse Aehnlichkeit mit Abbildungen früher Embryonen von Anderen haben, die aber mit jenen gar nichts gemein ha- ben. Sie sind von Eiern, die höchstens 2‘ gross waren, und es findet sich mit einem bedeutenden Sprunge auf ein Ei von 6 im Durchmesser, nur eine sehr unvollkommene Figur, die wirklich einen Embryo früher Zeit andeutet, wie ihn auch an- dere geschen. Als meine Ueberzeugung, die ich anderweitig genauer zu verlheidigen suchen werde, kann ich bier nur aus- sprechen, dass ich glaube, Barry’s erste Angaben über die Wirkungen der Befruchtung gehen, seinem Talente, Geschicke, seinem reichen Maleriale, seinen Instrumenten alle Anerkennung gezollt, selbst wenn sie Wahres enthalten sollten, über den Be- reich der Möglichkeit der Beobachtung. Seine Angaben über die erste Entwicklung des Eies beruhen grösstentheils auf rich- tigen Beobachtungen, welehe aber in vielen Punklen falsch in- terprelirt sind. Endlich Alles, was er über die erste Entwick- lung des Embryo gesagt hat, ist mir durchaus unverständlich und scheint mir ganz verfehlt zu sein. Referent hat io dem Vorstehenden, den Untersuchungen Barry’s, weil sie ein ganz neues Feld beireflen, und weil sie (man wird ilım dieses nicht verübeln) seinen eigenen so sehr nahe stehen, so vielRaum gegönnt, dass er sich über zwei an- dere Werke über Eutwicklungs- Geschichte, welehe in diesem Jahre erschienen sind, kürzer fassen muss. Von denselben ver- diente allerdings Reichert’s Werk: Entwicklungsleben im Wir- beltbierreich, Berlin 1840. 4to., mit fünf Kupferlafeln, eben- falls eine recht genaue Analyse, weil es gleichfalls eine neue Richtung in der Eutwicklungs- Geschichte verfolgt. Auch habe \ e LxI ich dasselbe oft und mit Eifer zur Hand genommen. Allein iheils ist sein wesentlicher factischer Inhalt bereils in J. Mül- ler’s Plıysiologie übergegangen, und ist hierdurch wohl ziem- lich allgemein bekannt, theils gestehe ich, dass wir ein kurzes Referat unendliche. Mühe machen, ja ich fürchte, fast unmög- lich werden würde, Das Buch ist sehr schwierig geschrieben, und ich zweille, dass ich den Verf. immer verstanden habe. Ich muss mich also darauf beschränken, die Idee des ganzen anzugeben. Sie läuft darauf zurück, die neu gewonnene Wahrheit der Entwicklung aller thierisch organischen Gebilde aus Zellen auch in und durch die Entwicklungs- Geschichte, und zwar zunächst des Frosches und des Hühuchens, durch- zuführen. Sie sucht unsere Kenntniss von den Wirkungen der den tbierischen Organismus schaffenden Kraft, einen Schritt über die Schranke weiter zu führen, bei welcher wir bis jetzt stehen zu bleiben gewohnt waren. Wir betrachteten bis jetzt die Entwicklung des Embryo aus dem Dotter als das Resultat der Verarbeitung, gewissermaassen eines an und für sich leblo- sen Materials, durch eine lebendige Kraft. Reichert zeigt, wie der Embryo das Produet der selbstthätig sich entwickeln- den lebendigen Elemente des Dotlers ist. Reichert ist bei der Durchführung dieser Idee auch auf vieles factisch Neue und gewiss auch Walıre und Berichtigende geführt worden, von welchem Ref. recht sehr wünscht, dass es eine prülende Hand bald zum klaren und einfach zu erfassenden Gemeingule machen möge. Leider ist der Character des zweiten zu nennenden Wer- kes: Hausmann, Ueber die Zeugung und Entstehung des wah- ren weiblichen Eies bei den Säugelhieren und den Menschen, Hannover 1840, mit 10 Kupfertafeln, ein gerade entgegenge- selzier nicht nur des vorigen Werkes, sondern auch der ganzen Riehtung der neueren Zeit. Leider sehen wir hier eine herr- liebe, nicht leicht wiederkehrende Gelegenheit. zahlreiche Be- fruchtungs- Versuche mit fast allen unseren Haussäugelhieren dahin führen, uns auf die Stufe der Zeiten Haller’s zu- rückzuweisen. Obgleich der Verf. das unbefruchtele Säuge- tbierei im Bierslocke kennt und abbildet, hat es für ihn keine Bedeutung, sondern er lässt es nochmals im Ulerus unter Con- eurrenz eines unbekannten weiblichen Zeugungsstofles und des männlichen Saamens gebildet werden; denn der Verf. sah und fand es eben nicht eher, als bis der Embryo deutlich sich zeigte. Aber auch von da an, obgleich der Verf, frühere Embryonen salı und in kostbaren Kupferstichen abbilden liess, als irgend Jemand vor ihm, werden unsere Kenntnisse, und selbst nicht einmal unsere Hülfsmiltel doch kaum weiter gefördert. Auch diese Untersuchungen ermangeln gänzlich der nolhwendigen Un- LXUI terstülzung durch die Arbeiten Anderer, welche für den Verf. nieht existirt zu haben scheinen. Daher jene Abbildungen, so schön sie aussehen, — vergebens suchen wir in ihnen die dem Verständniss schwierigen Vorgänge und Zustände veranschau- licht zu schen, der Künstler zeichnete trefflich, aber das er- kennende Auge fehlte. Doch hat das Buch eine verdienstvolle Seile, die Zeugungsorgane und Begaltungs- Verhältnisse unserer Haussäugethiere sind hier mit grosser Genauigkeit und, das fühlt man, aus vieljähriger practischer Erfahrung beleuchtet worden, und hierin wird man den Verfasser dankbar berathen. R. Lee theilt einen Fall von Graviditas tubaria mit, bei welchem sich gegen die gewöhnliche Angabe keine Decidua im Uterus. wohl aber eine solche in der Tuba um das Ei herum fand. In einem zweiten Falle überzog zwar eine dieke Schieht einer gelblichen Substanz den Uterus inwendig, dieselbe hatte aber gar keine Aehnlichkeit mit der Decidua, und namentlich keine Gefässe. Das Ei in der Tuba dagegen hatte eine deutliche Decidua. Letzteres ist nur noch in einem Falle von Chaussier angegeben worden. Lond. med. Gaz. 1840. June. p. 436. Fror, N. Not. No. 319. Dr. Murphy erzählt ebenfalls eine Conceptio extraulerina mit Mangel der Deeidua im Uterus. Dubl. Journ. 1839. Juli. Richard Doherty, über den Sitz der Placenta. Lond. med. Gaz. 1840. Nov. p. 351. Dublin Journ. 1840. März: p- 1. Desgleichen Hugh Carmichael. Lond. med. Gaz, 1840. Oct. p. 53. u. Nov. p. 275. Untersuchungen von William Bloxam über den Bau der Placeota und ihre Verbindung mit dem Uterus, mitgetheilt in der Lond. med. Gaz. 1840. April. p.74. enthalten nichts Neues. Ebenso bestätigen die Untersuchungen mehrerer schwangerer Uteri durch Knox nur die Richtigkeit der Angaben E. H, We- ber’s über den Bau der Placenta. Doch konnte Knox über das Verhalten der letzten Verzweigungen der Uterin- Arterien nicht ins Reine kommen. Lond. med. Gaz. 1840. Oct. p. 209. Auch R. Lee wiederholt nochmals seine schon im Jahresbe- richt- 1830. p. CLXXV. erwähnten Ansichten über Blutzellen und Sinus innerhalb der Deeiduae, in welehen das mütterliche Blut die Zotten des Chorion umspülen soll. Lond. med. Gaz. 1840. August p. 833. Verga, sopra alcune queslione d’analomia relative all > gravido. Pavia 1839. 8vo. Kennt Ref. nur nach dem itel. Miram beschreibt eine Missbildung der Augen bei einem einjährigen Füllen, bei welchem die Cornea, Iris, Ligamentum und Corpus ciliare fehlten, und die Choroidea vorne die Pu- pille schloss. In Folge davon fehlten auch die Desmourssche LXUN Haut, vordere und hintere Augenkammer und Humor aqueus; ferner die Liose und die Zonula ciliaris. Es fand sich ferner noch der sogenannte Spalt der Choroidea, und der Schnerve drang nicht durch die harte Hirnhaut, erreichte also auch den Augapfel nicht, in welchem sich nichtsdestoweniger die Retina fand. Indem der Verf. alle diese Missbildungen als Bildungs- hemmungen betrachtet, sucht er daraus einige Fragen über die Bildungsgeschichte einzelner Augentheile zu beantworten, nament- lich glaubt er darin gegen v. Baer den Beweis zu finden, dass sich das Auge und die Retina wie Sehnerve als Hervorwuche- rung ans dem Gehirne bilde, so wie Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung der Krystalllinse aus dem Glaskörper (v. Am- mon’s Zeitschrift 1840. I. p. 113.). (Ref. scheint hier die Idee, alle Bildungsfehler als Bildungshemmungen zu betrachten, zu weit ausgeführt, und daher auch ihre Beweiskräft nicht ent- scheidend zu sein. Ueberhaupt scheint es wohl zulässig zu sein, aus den bekannten normalen Bildungsgesetzen Missbildun- en zu erklären. Das umgekehrte Verfahren ist aber immer zweifelbaft.) Valentin hat neue Untersuchungen über die Entwicklung des Muskel-, Blulgefäss- und Nervensystems aus Zellen ange- stell. Bei ersteren reihen sich zuerst in dem Blasteme sehr zarte Zellen mit einem Kerne confervenartig aneinander. In dem Inhalte derselben setzen sich sodann mehr oder minder concen- trisch um den Kern rundliche Körnchen ab, während an den Seitenwänden ringsherum eine glashelle Masse erscheint, wel- che frühzeitig longitudinelle Faden bildet, und von welcher es schwer zu entscheiden ist, ob sie an der Innenfläche der Zel- lenwandungen, oder nach aussen um dieselbe herumgelagert wird. Die Zwischenwände zwischen den einzelnen Zellen wer- den zuerst etwas dicker, verdünnen sich dann aber und werden hierauf nach und nach gänzlich resorbirt, so dass eine mit einer ununterbrochenen Centralhöhle versehene Faser entsteht. Näch und nach verschwinden die um die Kerne abgelagerten Körn- chen, so wie endlich die Kerne selbst. Ehe aber noch dieses erenn werden die Fäden des glashellen peripherischen Thei- der Faser köroig, und wie aus rosenkranzartig aneinander gereihten Körnchen zusammengesetzt, wodurch zugleich das queergestreifte Ansehn der Muskelfaser entsteht. Ist die glas- ‚helle Substanz nieht innerhalb der Zellen entstanden, so bildet sich später noch eioe feine Scheide um sie, welche sonst von den verschmolzenen primären Zellenwandungen därgestellt wird. Endlich entwickeln sich um diese Muskelfasern noch verbindende Fasern, welche ebenfalls aus Zellen hervorgehen und als ein fadig aufgereihtes Epithelium erscheinen. Die Muskelfasern des Herzens bilden sich zum Theil ebenso, nur scheinen sie im all- LXIV gemeinen dünner zu sein, und sich ausserdem sehr zahlreiche - Zellenfasern zu entwickeln, welche mit der Muskelfaserbildung in sehr inniger Beziehung stehen. Die speciellsten Verhältnisse der Muskelgenese konnte Valentin aber hier nicht erforschen. — Die Entwicklung der organischen oder einfachen Muskelfa- sern ist schwierig zu ermitteln; doch scheinen auch sie aus an- einander gereihten Zellen zu entstehen. und daher eine Höhle zu besitzen, so wie sie in der Längenrichtung gelagerte Kerne zeigen. Auch ein peripherischer, maltweisser Theil lässt sich unterscheiden, der deulliche Lüngsstreifen zeigt, so dass auch diese Fasern aus einzelnen Faden zusammengesetzt erscheinen. Auffallend ist an ihnen schon früh ihre glatte Form. Die Bildung der Blutgefässe aus Zellen ist nach Va- lentin wenigstens ähnlich wie nach Schwann. Indem be: nachbarte Zellenwrandungen, sei es von einfach verlängerten oder verästellen Zellen, zusammenstossen, und ihre Zwischenwände verlieren, entsteht ein Netzwerk von Röhren, deren Wände, die einfache Innenhaut also, aus primären Zellenwandungen gebil- det ist. Um diese aber bilden sich nach aussen ebenfalls aus Zellen Fasern, aus denen die verschiedenen anderen Gefässhäule, die mittlere und die äussere, hervorgehen. — Rücksichtlich der Entwicklung der grauen Gehirn- und Rückenmarkssubstanz be- stätigt Valentin seine früheren Angaben. Im Anfange sieht man sehr blasse Zellen mit einem verhältnissmässig grossen Kerne und Kernkörperehen. Dann erscheint um jede Zelle eine kör- nige Masse herumgelagert. welche nach und nach so zunimmt, dass man auf den ersten Blick nur diese durch eine durehsich- tige Masse zusammengehaltene feinkörnige Substanz wahrnimmt, in welcher man aber noch immer die durchsichtigen Zellen mit ihren Kernen erkennen kann. So werden die Belegungskugela der grauen Substanz gebildet, deren Grundmasse jene körnige Belegungssubstanz, ihr Kern die ursprüngliche Zelle und ihr Kernkörperchen der Kern dieser Zelle ist. Ob diese Kugeln in den Centraltheilen von einer feinen, durchsichligen Membran umgeben sind, bleibt unentschieden, ist aber wahrscheinlich. Die Kugeln der peripherischen Ganglien, z. B. des Ganglion Gasseri, bilden sich auf ganz ähnliche Weise, nur dass an ihnen die Scheiden und die sie umgebenden Zellenfasern und faserigen Fortsätze deutlich sind. Die Primitivfasern der weissen Gehirn- und Rückenmarkssubstanz entwickeln sich wahrscheinlieh aus ähnlichen primitiven Zellen, wie die Kugeln. Auch um sie wird eine feinkörnige Substanz, aber in geringerer Menge, abgelagert. Die Zellen reiben sich hier wie bei den Muskelfasern aneinander, und verschmelzen, indem ihre Scheidewände resorbirt werden. Sie stellen dann matt weisse Fasern dar, welche an ihren Wan- dungen ein deutlich faseriges Wesen haben, und in ihrem In- LXV nern rundliche Kerne mit Kernkörperchen zeigen. Später ver- schwinden auch diese, die fertige Primitivfaser besteht dann aus einem platten, centralen Streifen, den verschmolzenen primitiven Zellen, einer um diese herum gelagerten Substanz, und einer diese einschliessenden Scheide, welche letzteren also secundäre Bildungen sind. Um die peripherischen Primitivfasern, welche auf gleiche Weise entstehen. und namentlich um die des sym- palhischen Nerven lagern sich dann noch eine sehr: bedeutende Menge von Zellenfasern und Zellgewebefasern ab. — An die Darstellung der Entwicklung dieser Theile reiht Valentin so- dann noch mehrere allgemeine Sälze über die Entwicklung die- ser und auch anderer Gewebe des thierischen Körpers. (Mül- ler’s Archiv 1840. p. 194.) Bidder hat einige Untersuchungen über die Entwicklung der Haare gemacht. Der Haarkeim besteht aus kernhaltigen Zellen, die gegen das Haar zu allmählig in Fasern übergehen, aus denen sich dann endlich auch das gebildete Haar zusam- mengesetzt zeigt. Diese, welche nach längerer Behandlung mit Salzsäure leicht erkennbar werden, sind sehr fein, 0,00041°, und es sind ihrer also schr viele in dem etwa 7';‘ dicken Kopf- haare des Menschen enthalten. Das Pigment der Haare befindet sich in der Intercellularsubstanz zwischen den Fasern. — Der Weichselzopf ist nach Bidder’s Untersuchung ein fernerer Be- weis der fortwährenden eigenen Lebensthätigkeit der Haarfaser- zellen; denn er entsteht erst durch ein Erkranken der gesund gebildeten Haare +—1 Zoll von der Oberfläche der Kopfhaut. Müller’s Archiv 1840. p. 538. Mit noch grösserer Genauigkeit sind die nachfolgenden Be- obachtungen von Henle und Mayer über denselben Gegen- stand angestellt. r Das Haar besteht nach Henle (Fror. N. Not. No. 294.) aus einer Rinden- und Marksubstanz. Die Rindensubstanz hat einen längsfaserigen Bau, ist aber an ihrer Oberfläche noch mit einer Schichte diehtstehender Queerstreifen, die in wellenförmig gebogenen Linien und sich ölters miteinander verbindend, über das Haar laufen, versehen. Die Marksubstanz besteht aus klei- nen, zu Klümpchen agglomerirten Pigmentkörperchen und Feit- tröpfchen. Das so beschaflene Haar wird in dem Haarbalg von dem Haarkeim oder der Haarpulpa gebildet. Diese produeirt nämlich an ihrer Oberfläche immerfort Zellen, von denen sich die äusseren in die Fasern der Rindensubstanz, die inneren über der Spitze der Pulpa in die Marksubstanz umwandeln. Von den inneren Wänden des Haarbalges wird gleichfalls eine Schichte von Zellen abgeschieden, welche sich an die von der Pulpa aus- gehende Rindensubstanz in Form einer Membran anlegt. Aus dieser Membran aber entwickeln sich die Queerfasern, welche Müller's Archiv. 1841, E LXVI die Rindensubstanz bedecken, durch stellenweise Resorption, wo- durch erst Lücken in der Membran, und hernach Streifen und Fasern sich bilden. Dr. Mayer in Tübingen hat gleichfalls Beobachtungen über die Haare angestellt, die theils Henle’s Angaben bestäligen, iheils von ihnen abweichen. In letzterer Beziehung ist am be- merkenswerthesten, dass nach Mayer das ganze Haar von ei- nem Pflasterzellenepidermis-Ueberzuge umgeben ist, welches und dessen einzelue Blältchen man dann zu sehen bekommt, wenn man das Haar unter dem Mikroskope mit concentrirter Schwefelsäure behandelt, indem die einzelnen Blättchen dann abblätlern, worauf die faserige Corliealsubsianz zum Vorschein kommt. Die Queerstreifen, welche lienle für Fasern erklärt, die sich aus einer Membran entwickeln, behauptet Mayer, wür- den von den freien Rändern der Epidermisschichten gebildet. Fror. N. Not. No. 334. Ienle hat neuerdings diese Berich- tigungen Mayer’s grösstentheils zugegeben. Auch Mandl hal Untersuchungen über die Bildung des Hlaares angestellt, und schliesst namentlich daraus, ‘dass ein stumpf abgeschnillenes Haar nach einiger Zeit spitz wird, dar- auf, dass auch das gebildete Haar noch in beständiger Wech- selwirkung mit seiner Matrix sein muss. (Linslitut No, 318. p- 37. u. No. 323. p. 88.) Die Untersuchungen Owen’s über die Entwicklung der Zähne der Squaloideen geben einen ferneren Beweis, dass die Zahnsubstanz nicht eine Ablagerung an der Oberfläche des or- ganisirten Keimes, sondern eine unmillelbare Verknöcherung der jedesmalig obersten ’Zellenschichte dieses Keimes ist; und dass der geringe Zusammenhang der Oberfläche des Keims wit dem be- reits gebildeten Theile des Zahnes, nur durch die Zartheit der bei der Trennung zerreissenden Theile bedingt ist. Fror. N. Not. No. 270. Coste hat die Wolff’schen Körper und ihr Verhalten zu den Genilalien bei Schaafembryonen untersucht. Seine Resul- tate weichen in Nichts von denen Rathke’s ab, ausser dass er aueh bei dem Männchen das Vas deferens gesondert neben dem Ausführungsgang der Wolff’schen Körper entstehen, auch den Nebenhoden sich nicht aus dem Wolft’schen Körper entwik- keln lässt. Bei beiden Geschlechtern entwickelt sich und ver- läuft der Ausführungsgang der keimbereitenden Organe dicht neben und an dem Ausführungsgang der W olff’schen Körper, und während diese verschwinden, entwickela sich jene weiter zum Eileiter und Vas deferens. Wie der Nebenhoden sich ent- wiekelt, giebt Coste übrigens nicht an, obgleich er ihn nicht aus dem Wolff’schen Körper ableitet. Ann. d. sc. nat. Tom XIII. p- 290. So sehr Ref. nach seinen Untersuchungen Coste bei- LXvI slimmt, so bedauert er doch, wieder die weise Benulzung deut- scher Arbeilen zu finden, die deren Resullate doch immer als eigene erscheinen lässt. Dieses spricht sich auch darin aus, dass wir bier die Ansicht, dass die Gartner’schen Kanäle die Ueber- reste der Ausführungsgänge der Wolff’schen Körper seien, als Original-Idee, allein geahndet von dem Mäcenas Blainville, aufgelischt erhalten, während Coste dieselbe, falls er wirklich, wie er angiebt, Ratlıke gelesen halte, bei diesem ausführlich erörtert finden konnte. King ist der Ansicht, dass die Verschliessung des Ductus arteriosus nach der Geburt durch den Druck des sich gleichzei- tig stärker entwickelnden linken Bronchus befördert werde. Pathologische Abweichungen in dem Ursprunge der Gefäss- slämme aus dem Herzen, so wie die vergleichende Anatomie liefern Data zur Unterstützung dieser Ansicht. Fror. N. Not. No. 331. Lond. med. Gaz. 1840. Juli. p. 588. Serres verfolgt seine im vorigen Jahresbericht p. CLV. erwähnten Ideen über die Kiemenrespiralion des Fötus, und findet zuerst einen neuen Beweis gegen die Kiemenfunction der Kiemenbogen darin, dass nach seiner Ansicht von der Bildung des Amnion (vor. Jahresber. p. CLII.) der Embryo von einem Blatie des Ampion, in welches er sich hineinsenkt, dieht über- zogen wird, wodurch die Kiemenspalten ebenso wie Nase, Oh- ren, Mund, After, Genitalöllnung, verschlossen werden, also gar nicht mit dem Alhembaren, dem Liquor Amnii, in Berüh- rung kommen, Sodann geht er auf Jie Säugelhiere und die Vögel über, weil bei diesen seine Kiemenrespiration durch die Zollen des Chorion könnte in Abrede gestellt werden, da sie keine Decidua und keine Hydroperione besitzen. Bei diesen nun vindieirt er zuerst der Nabelblase und dann der Allantois die Kiemenfunclion, aber nicht in dem Sinne, wie wir dieses auch thun, dass deren Gefässe, indem sie mit dem müllerlichen Blute, oder bei den Vögeln wirklich mit der atmosphärischen Luft in Berührung kommen, den Alhemprocess vermilteln, son- dern er erklärt die Flüssigkeit der Nabelblase und Allantois für das Alhembare. Für diese Idee findet er überall Beweise und die schönsten Parallelen, und zeiget dadurch an, wie leicht man, ausgehend von einer falschen Voraussetzung, Thatsachen zu ihrem Beweise zusammenreimen kann. Ann. des sc. nat. Tom XII. p. 141. Nasse der Jüngere unterscheidet in der Milch 1) Oelkü- gelchen, 2) Rahmkügelchen, 3) granulirte Körperchen, 4) Epi- theliumblättehen, und 5) das Medium, in welchem die vorher- gehenden suspendirt sind. Ersteres sind die eigentlichen Milel- kügelehen, aber nichts Anderes als Felltröpfchen, die keine Hülle haben (welche Henle und Simon nachgewiesen zu ha- * E LXVII ben glauben. Ref.). Die Ralımkügelchen hat bis jetzt Niemand Anderes unterschieden. Sie scheinen sich grösstentheils erst beim Stehen an der Luft, vielleicht durch eine Art Oxydation, zu bilden, sind an Grösse den Oelkügelchen ganz gleich, durch ihre Undurebsichtigkeit, facetlirtes Ansehn, schwerere Löslich- keit: in Aether aber von denselben verschieden. Beim Buttern verbinden sie sich zu einer zusammenhängenden Masse. Die granulirten Körperchen kommen nur vor und kurze Zeit nach der Entbindung vor, scheinen unmittelbar auf der absondernden Fläche ihren Ursprung zu nehmen, und bezeichnen vielleicht Entwicklungsstadien der Milchkügelchen, die bei ihrer Abson- derung in Hüllen eingeschlossen sind. Den Unterschied zwi- schen dem Colostrum und der Milch bezeichnet Nasse dadurch, dass jenes der Lymphe ähnlich sei. Die Milch mehrerer kran- ker Frauen zeigte im Ganzen wenig Abweichungen. Müller’s Archiv 1840. p« 257. BERICHT über die Leistungen im Gebiete der Anatomie und Phy- siologie der wirbellosen Thiere in den Jahren 1839 und 1840. Von Carı TuEoDor vox SıEBoLD. In den Lehrbüchern der Plıysiologie von Job. Müller und Rud. Wagner findet man in Bezug auf Sinnesorgane, ‚auf Zeu- gung, Entwicklung, Ernährung und Absonderung viele wichtige Bemerkungen über wirbellose Thiere '), auch sind von dem letzteren in den leones physiologicae über die Sinneswerkzeuge, Muskeln und Flimmerorgane der wirbellosen Thiere mehrere Original - Abbildungen geliefert worden 2). In dem fünften Hefte der Erläuterungs - Tafeln zur. vergleichenden, ‚ Anatomie hat Carus die drei ersten Tafeln ‚dei Geschlechtsorganen der wirbellosen Thiere. gewidmet?), Duvernoy' hat die Hauptresultate der bisher bekannt gewordenen Untersuchungen über den Verdauungssaft, über seine Behälter und: seine Bewe- gung bei sänmtlichen Thieren in einem sehr umfassenden Auf- salze zusammengestellt, wobei die wirbellosen Thiere nicht un- berücksichtigt geblieben sind). Treviranus zieht aus ver- schiedenen Beobachtungen, welche er über den Blutumlauf der Thiere angestellt hat, folgende allgemeine Schlüsse‘). Bei den 1) J. Müller: Handbuch der Physiologie, Bd. 11: 1840,.und Wag: ver: Lehrbuch der Physiologie. Abth, I, 1839. Abtlı, AL. 1540. 2) Derselbe: Icones physiologicae. 1939. 3) Carus und Otto: Erläuterungstäfeln zur vergleichenden Ana- tomie, 1840. Tal. 1. I. und II. 4) Froriep’s neue Notizen, 1840, No. 310. bis 313. ' 5) Treviranus: Beobachtungen aus der Zootomie. u. Physiologie. Heft I. 1840. p. 62. ' LXX wirbellosen Thieren, im Gegensatz zu den Wirbelthieren, nimmt der Nahrungskanal die mittlere, der Ganglienstrang die untere, und das Herz die obere Stelle im Körper ein; bei den wirbel- losen Thieren strömt das Blut von den Alhemwerkzeugen zu dem Herzen; die Leber wird nur durch Arterienstämme mit Blut versorgt; stalt des Pfortadersystems entzieht sich bei wir- bellosen Thieren ein anderes Gelässsystem dem unmitlelbaren Einflusse des Herzens; Treviranus bezieht sich hier auf das weiter unlen zu erwäbnende Blutgefässsystem der Kalkdrüse bei den Gasteropoden und der Bojanischen Drüse bei den Bivalven. In den Insecten verschwindet das ganze Venensystem, während von dem Schlagadersystem nur noch das Rückengefäss übrig bleibt. Bei keinem Thiere, woran Nerven erkennbar sind, las- sen sich Venen ohne Arterien aufzeigen. Die Diastole des Her- zens erweist sich bei den Bivalven deutlich als eine Wirkung der Lebenskraft, und nicht als die blosse Folge einer todten Elastieität. Bei den Anneliden ersetzen die Gefässe den Man- gel des Herzens, die Zusammenziehungen derselben schreiten hier von jedem Punkte zum nächstfolgenden fort. Aus der Art und Weise, wie Treviranus den Blutllauf in den Kiemen der Squilla Desmarestii vor sich gehen sah, schliesst derselbe, dass es in einzelnen Theilen der Thiere einen Blutumlauf gebe, der unabhängig von allem mechanischen Antrieb erfolge. — Becque- rel bat die Beobachtungen, welche über die Eigenwärme der Mollusken, Anneliden, Crustaceen und Insecten bisher angestellt worden sind, mit eigenen Versuchen verglichen, welche er mit- telst eines Ihermo-elektrischen Apparates ausführte, und von welchen er das Resultat erhielt, dass die durch Kiemen ath- menden Thiere, z. B. die Krebse, keine ermiltelbare Lebens- wärme darbieten; ihre Lebenswärme zeigt nämlich eine so ge- ringe Abweichung von der äusseren Temperatur, dass sie mit unseren Instrumenten nicht ermessen werden ‚kann, die Luft alhmenden Insecten stehen im vollkommenen Zustande an der Spitze der niedrig temperirten Thiere, während ihre Larven, deren Luft-Respirationsorgane weniger enlwickelt sind, eine nie- drigere Eigenwärme zeigen*). Bowmann, welcher aus seinen Untersuchungen über die feinere Structur der willkürlichen Mus- keln ganz eigenthümliche Resultate erhalten hat, delinie seine Untersuchungen auch auf wirbellose Thiere aus, und bildete die Primitiv- Muskelbündel in verschiedenen, zum Theil durch che- mische Einflüsse hervorgebrachten Zuständen ab, und zwar aus Libellula depressa, Musca vomiloria, Tipula und Dytiscus 2). D) Froriep’s neue Notizen. 1840. No. 343. bis 346. 2) Philosoph. transactions. 1840. P. I. Bowman: on the mi- nute structure and moyements of voluntary wmuscle. LXXI Das’ Central-Nervensystem der Gliederthiere wird von Lam- botte mit dem Gehirn der Wirbelthiere verglichen, wobei der- selbe herausfindet, dass beide Systeme nach einem und demsel- ben Plane construirt sind !). — Ueber zusammengeselzte Augen mit facellirter Hornhaut hat Will Untersuchungen angestellt, aus denen Folgendes hervorging?): + Die Hornhaut besteht aus vier- oder sechsseiligen Pyramiden, welche an ibren Endflächen convex, oder, wie bei allen Krebsen, welche der Verf. unter- suchte, an der inneren Endfläche plan, und aus übereinander geschichteten Horpplättchen zusammengeselzt sind. Die über die Anzahl der Facetten von Will angestellten Berechnungen ga- ben ihm keine so grossen Zahlen, als wie sie Andere angege- ben haben. So hat Galalhea strigosa 5400 Facellen, Palaemon serratus 3020 Facellen, Cetonia aurala 3100, Melolontha vul- garis 6300, Melolontha Fullo 9400, Calosoma Sycophanla 4030, Locusta viridissima 2000, Bombus 4000, Aeschna grandis 10,000, Cieada Oroi 11.600, Cossus ligniperda 8100, Sphinx Atropos 12400, Vanessa Urticae 4500, und Musca domestica 4900 Fa- celten. Die Krystallkörperchen (Linsen) fand der Verf. in al- len facetlirten Augen, auch bei Vespa Crabro, Apis mellifica und mehreren Bombus-Arten, ebenso bei Aeschna grandis, Li- bellula depressa, Agrion Virgo und Hemerobius Perla; bei den Ciecaden sind sie besonders deutlich. Sehr klein erscheinen sie bei Musca domestica und Tabanus bovinus. Bei mehreren Kreb- sen, bei Astacus marinus und fluviatilis, Palaemon serralus, Ga- lathea strigosa und bei einigen Lepidopteren, bei Sphinx Alro- pos und Populi, und Cossus Ligniperda liegt hinter dem Kıry- stallkörper eine durchsichtige Masse (Glaskörper), welche das zur und nach innen gerichtete Ende des Krystallkörpers be- cherförmig umfasst. Zwischen der Hornhaut und dem Krystall- körper findet sich überall, besonders deutlich aber bei. den Cru- staceen, Lepidopleren und Hymenopteren eine durchsichtige Sub- stanz. Um die von allen anderen Theilen befreilen Krystallkör- perchen von Astacus fluvialilis, Cetonia aurala, Calosoma Sy- copbanta, Sphiox Alropos und anderen Lepidopleren glaubte der Verf. einen feinen Saum, vielleicht eine Andeulung einer dünnen Capsel zu bemerken. Der cylindrische, und bei seinem Ursprung aus dem Ganglion ölter 'verdickte Nervenfaden enl- hält bei allen untersuchten Krebsen (mit Ausnahme vou Asla- eus Nluviatilis), bei mehreren Orthopteren, Hymenopteren, Neu 1) Bulletins de l’Academwie roy. des sciences et belles-leltres de Bruxelles. T. VI. 1539. 2) Will: Beiträge zur Aualowie der zusammengeselzten Augen mit facettirter Horolıaut, 1840. LXXKU ropteren, Lepidopteren, und am: deutlichsten bei den Cicaden eine dünnere Röhre, den eigentlichen Nervenfaden. Diese Röhre und die umhüllende Scheide (Choroidea) breiten sich an der Spitze des Krystallkörperchens, oder, wo ein Glaskörper vor- handen ist, an dem inneren Ende desselben, becherförmig aus, umhüllen den Glaskörper, den Krystallkörper, und die zwischen Hornhaut und Krystallkörper liegende Substanz, und scheinen bis an die Hornhaut zu gehen. Die innere Fläche der Horn- hant ist nie völlig mit Pigment bedeckt, sondern hat immer pu- pillenähnliche durchsichtige Stellen. Der Verf. fügt am Ende eine Tafel: bei mit Messungen der Dicke der Hornhaut, der Länge und der Breite des Krystallkörperchens von mehreren Arten aus jeder Ordnung der Insecten, ein erhebliches Resultat ist jedoch daraus nicht hervorgegangen. Du Cane erläutert in seinen Beiträgen zur Metamorphose der Orustaceen) durch Zeichnungen die Verwandlungen von Palaemon variabilis; erst nach der ersten Häutung kommt ein Sägezahn des Cephalothorax zum Vorschein, auch zeigen sich alsdann die Geh- und Greiffüsse und fünf Paar Schwimmfüsse entwickelt. Nach der zweiten Häulung erhält der Cephalolho- rax zwei Sägezähne, die Unterbauchflossen sind jetzt slärker entwickelt, und der bisher spatelförmig gestaltete Schwanz hat auf jeder Seite zwei Blättchen bekommen. Naclı der letzten Verwandlung sieht das Thierchen einem Palaemon schon voll- ständig ähnlich. In allen den früheren Jugendzuständen beweg- ten sich die Thierchen nur rückwärts, erst nach ‚der letzten Verwandlung, nachdem sie die Schwimmfüsse vollständig abge- legt, und die Unterbauchflossen ganz ausgebildet erhalten haben, bewegen sie sich auch vorwärts. DieLarven von Crangon vul- garis gehen im Allgemeinen dieselbe Melamorphose ein, wie Palaemon. Auch, die Metamorphose der Brachyuren weist Du Cane durch Abbildungen von Carcinus Maenas nach ?). Es wurden ihm nämlich Ende December Krabben gebracht, welche Eier unter ihrem Abdomen trugen, aber erst im März und April entwickelten sich diese Eier. Diese Krabben sind in ihrem er- sten Entwickelungs- Zustande langgeschwänzt, ihr Kopf ist vorne abgerundet, und ihr Rücken besilzt keinen Fortsatz; kaum sind sie aber aus dem Eie hervorgeschlüpft, so häuten sie sich und nehmen dann eine ganz andere Gestalt an; es tritt am Kopfe ein langer, schmaler Fortsatz hervor, vom Rücken ragt ein eben so langer Stachel in die Höhe, die Tentakel am Maule und 1) Froriep’s neue Notizen. 1840. No. 265. und Annals of na- tural history. 1838. Nov. f 2) Annals of natoral history, 1839, pag. 438. LXXIUI die Fortsälze am Schwanze verkürzen sich, während die Fort- sälze an den Fussenden sich verlängern, und so ähneln diese Thierchen ganz den Jungen von Cancer Pagurus, welche Thompson abgebildet hat. Rymer Jones macht darauf aufmerksam, dass der Häu- tungsprocess der Krebse von manchen räthselhaften Erscheinun- gen begleitet seit). So bieten an dem abgeworfenen Hautske- lete eines Hummers die Scheerenfüsse ganz dasselbe Ansehen dar, als ob sie.dem lebenden Thiere noch angehörten, nirgends sieht man eine Spalte an den verschiedenen engen Gelenkstük- ken, so dass man nicht begreift, wie der Krebs seine kolossa- len Scheeren durch: diese Gelenkstücke hat:hindurchbringen kön- nen, man müsste denn annehmen, diese Gelenkstücke sprängen bei der Häutung der Länge nach auf, und schlössen sich nach dem Herausziehen des Gliedes wieder ‘genau. Oesterlen be- schreibt den Magen des Flusskrebses mit seinem Gerüste sehr ausführlich, erklärt den Häutungsprocess und die Funclionen desselben, und giebt zulelzt noch einige Bemerkungen über die Krebssteine ?). Pappenheim untersuchte das Gehörorgan des Flusskreb- ses, und sah in dem Theile des Hörsäckehens, welcher den spitzen Theil des sogenannten Vestibulums ausfüllt, nach aussen geosse ovale Körper mit kleinen Körnern und excentrischem dunklen Kerne (nucleus)?). Darunter bestand die ganze Haut aus isolirbaren Zellen, welche vermöge ihres weichen Inhalts sich gegenseitig abplatien, und an ihrem Rande einen, an der Ober- fläche gelegenen, #35” grossen Kern ‚mit Nucleolus enthalten. Die grünen Hörsäckchen, welche von der vorhin erwähnten Membran noch eingeschlossen werden, hallen ganz dieselben Kugeln, nur lagen deren mehrere in einer gemeinschaftlichen Capsel. Die ovalen Körper in dem Hörsäckehen sind nicht mit den Blutkörperchen, noch weniger mit den Fetizellen des Hirns und Rückenmarks von Astacus fluviatilis zu verwechseln. Letz- tere lösen sich in kaltem Alkohol völlig auf. - Die genannten isolirbaren Zellen sind, isolirt, von Kugelgestalt, werden von hinten zu seltener und verschwinden endlich. In diesen Zellen befinden sich ausser den Kernen viel feinkörnige und auch deut- lich flüssige Masse. Oberhalb des Säckchens, am Grunde des Vestibulums, ist ein schräg verlaufender, queergestreifter Muskel 1) Annals of natural history. 1839. Oct,, und auch in Froriep’s neuen Not, 1839. No. 248. pag. 83. 2) S. dieses Archiv. 1840. pag. 387. 3) Pappenheim: die specielle Gewebelehre des Gehörorgans. 1540. pag. 44. und 50, LXXIV gelegen, welcher das Säckchen herab und nach vorne ziehen kann, so wie jederseits ein Muskel das Säckchen rückwärts und zur Seite bewegt. Treviranus fand bei Crangon. vulgaris ein röhrenförmiges, an den Enden zugespitztes Herz, aus dessen Seitenrändern die Gefässe hervorgingen '). Die Kiemen bestehen aus steifen, häu- ligen, an einem Schalte befestigten Blättchen, zwischen deren Lamellen das Blut von dem Rande der einen Seite in parallelen Bogen nach der entgegengesetzien Seite sich hin bewegt, ohne in Gefässen eingeschlossen zu sein, an den Rändern der Blätt- chen scheint das Blut wieder von Gefässen aufgenommen zu werden. Bei Squilla Desmarestii sah Treviranus das Herz noch mehr in die Länge gestreckt über dem Darmkanale liegen, unter dem letzteren erkannte er eine Hohlvene, welche von schwarzer Farbe war, und eine Menge kleiner Seitengefässe ab- gab, die aber nicht für die Kiemen bestimmt zu sein schienen. Die Kiemen werden hier aus derer einfacher zarthäutiger Röhren gebildet, welche die Fortsätze eines Kiemengefässes sind, und einen auf- und absteigenden Blutstrom in sich erkennen lassen, der in der Spitze der Röhren umkehrt und keine Schei- dewand zwischen sich hat. Nach Treviranus geht noch bei vielen anderen Cruslaceen in den blattförmigen oder röhrenför- migen Kiemen der Blutlauf ausserhalb eigentlicher Gefässe vor sich. Ueber den inneren Bau der röhrenförmigen Kiemen von Cyamus Celi bemerkt Treviranus ?), dass in jeder Röhre zwei Blutgefässe der Länge nach verlaufen, deren Wände über- all durcbbohrt sind; vermiltelst dieser Löcher stehen die Gefässe mit Höblungen der lockeren porösen Substanz, welche den übri- gen Inhalt der Röhren bildet, in Verbindung. Duvernoy und Lereboullet besprechen die Respirationsorgane mehrerer Iso- poden, und erklären den Alhmungsprocess sowohl bei den Was- serasseln als auch bei den Landasseln für eine Wasserrespira- tion ?), weil die leizteren Thiere in ihren starren, blaltförmigen Respirationsorganen (Kiemenblältern) keine Contractions- und Expansiouskraft besitzen, und weil die Oeflnungen an denselben gar keinen Vergleich mit dem so höchst complieirten Stigma der Insecten aushalten. Hiemit stehen Milne Edwards Beobachtungen im Widerspruch *). Dieser hat nämlich bei Ty- los Sav. an der unteren Fläche der blattlörmigen Respirations- 1) Treviranus: Beobachtungen aus der Zoolomie und Pliysio- logie. Heft I. 1539. pag. 21. Blutumlauf der wirbellosen 'Thiere, 2) Treviranus: a, a. ©. pag. 33. 3) L’institut. 1839. pag. 448. 4) Ebendas, 1539. pag. 152. LXXV organe 9 bis 10 Stigmala aufgefunden, durch welche die Luft in kleine Luftsäcke eintritt. Diese letzteren haben die Gestalt länglicher abgeplatteter Bläschen, von welchen eine Menge klei- ner äsliger Kanäle abgehen, die von dem Nahrungssafte der - Thiere umspült werden, so dass also diese Athemwerkzeuge ' die Mitte halten zwischen den Lungensäcken der Arachniden und den Tracheen der Insecten. Auch an den beiden ersten blattförmigen Respirationsorganen von Oniscus und Porcellio befinden sich nach Edwards einige Oeffnungen, dureh welche in die veräslelten Lufikanäle (Lungen), welche sich zwischen den Lamellen der blattförmigen Organe ausbreiten, Luft ein- dringt. Milne Edwards berichtet über die Metamorphose von Ourozeuktes Owenii, einer neuen Isopoden-Galtung!). Un- ter dem Namen Kepone wird von Duvernoy eine neue, mit Bopyrus verwandte Isopoden-Gattung beschrieben ?), und über mehrere andere neue Ürustaceen wird von Philippi Nach- - zieht?) gegeben. 2 Nach Referents Beobachtung sind die Männchen von Üy- elops castor während der Begattungszeit äusserst heftig in ihrer Liebe, sie ergreifen in ihrem Eifer öfters andere Männchen oder schon befruchtete Weibchen, um denselben ihre Saamenschläu- ehe anzuhängen, was auf eine sehr geschickte und schnelle Weise von ihnen ausgeführt wird, und wobei wahrscheinlich der Stum- mel des letzten Fusspaares am meisten beschäftigt ist *). Die Saamenschläuche des Cyclops castor, von denen bei jeder Be- - gallung immer nur einer aus der männlichen Geschlechtsöffnung — hervorschlüpft, haben eine cylindrische Gestalt, gehen oben in einen engen, kurzen und oflenen Hals über und endigen unten stumpf abgerundet. In dem Innern der derbhäutigen äussern Hülle dieser Schläuche befinden sich drei verschiedene Materien: 1) eine Materia glutinosa (Klebestoff), 2) eine Materia expul- trix (Auslreibesloff), und 3) Spermatozoen. Der Klebestofl ist eine diekllüssige Masse, welche die Schläuche beinahe ganz aus- füllt, und die Eigenschaft besitzt, sich in Wasser in eine zähe Masse umzuwandeln. Der Austreibestoff wird von einer Menge ovaler, nicht scharf begrenzter und körniger Körper zusammen- gesetzt, welche in der unteren Hälfte der Saamenschläuche eine dünne Schicht zwischen der inneren Wand der Schläuche und 1) Annales des sciences naturelles. 1840, T. XIV. pag. 162. 2) Froriep’s neue Notizen. 1840. No. 320. pag. 327. 3) Wiegmann’s Archiv. 1830. I. pag. 120. u. 128., und 1540. I. pag. 194. 4) Siebold; Beiträge zur Naturgeschichte der wirbellusen Thiere 1539. p. 36. $S. auclı Annales d. sc. natur. 1840. T. XIV. p. 20. LXXVI dem Klebestoff bilden, während die Spermatozoen, welche aus einer Menge ‘sehr kleiner, ovaler, scharf begrenzter und elwas abgeplatteter Körper bestehen, in der oberen Hälfte der Saa- menschläuche eine ähnliche dünne Schicht darstellen. So wie diese Saamenschläuche mit Wasser in Berührung kommen, schwillt der Austreibestoff durch Einsaugung von Wasser an, und drängt den Klebestoff zur Mündung der Schläuche hinaus; miltelst dieses Klebestoffes bleiben die Schläuche in der Nähe der weiblichen Geschlechtsöffnung, wohin sie die @yclops- Männchen zu bringen wissen, hängen, und der Klebestoff quillt unter dem fortwährenden Anschwellen des Austreibestofles auch dort noch hervor, wobei in seiner Mitte durch den. nach- strömenden Klebestoff ein Gang offen bleibt, der sich wellen- förmig nach der Vulva hin verlängert. Durch diesen Gang stür- zen zuletzt, nachdem aller Klebestoff von dem Austreibestofl verdrängt ist, sämmtliche Spermatozoen und häufen sich in der Nähe der Vulva zu einer birnförmigen Masse an. Die nur noch Austreibestofl enthaltenden Schläuche bleiben noch län- gere Zeit an den Cyelops- Weibchen hängen, an denen man zuweilen fünf bis sechs solcher Schläuche in der Nähe der Vulva kleben sieht. Die Cyclops-Männchen besitzen nur einen einfa- chen Hoden, in welchem die Spermatozoen frei beisammen lie- gen, während man in dem geraden Ende des bis dahin gewun- denen Saamenganges einen oder zwei Saamenschläuche antriflt. Diese liegen immer mit dem geschlossenen unteren Ende nach der Geschlechtsöffuung hingerichtet und sind deren zwei vor- handen, so ist der hintere immer weniger entwickelt als der mehr naclı aussen liegende untere Schlauch. Joly beschreibt die Artemia salina und. ihre verschiedenen Entwickelungszuslände sehr genau‘); den anatomischen Bau dieses kleinen Branchiopoden, welchen Joly auseinandersetzt, findet Ref. fast ganz mit dem übereinstimmend, welcher bereits aus Braschipus bekannt ist. Wie es scheint, hat Joly nur erwachsene Weibchen und keine Männchen vor sich ‚gehabt, sonst würde derselbe nicht auf zwei in dem Eiersacke befind- liebe Körper als auf die vermeintlichen Testikel verwiesen ha- ben, gewiss ist aber Artemia salina, da sie dem Branehipus in Gestalt so ausserordentlich nahe steht, auch wie diese Gallung getrennten Geschlechts. Die Artemia salina legt vor dem Mo- nate Juli und nach dem Monate September Eier, bringt aber im Sommer lebendige Junge hervor; Joly vermuthet, dass, wenn es wirklich männliche Artemien gäbe, eine einzige Begattung zur Hervorbringung mehrerer Generationen ausreiche. 1) Annales d. sc. nat, 1840. T. XIII. pag. 225, £ LXXVII Von Rathke haben wir eine sehr genaue Beschreibung des Dicheleslium Sturionis erhalten '). Die Weibchen und Männchen dieses Schmarotzers sind sehr verschieden gebildet. Die Männchen haben eine Länge von 4 Linien, die Weibchen sind dagegen 7 Linien lang und ungleich häufiger als die Männchen. Der Kopf bildet einen sehr grossen Absehnilt des Leibes und ist beim Männchen verhällnissmässig viel grösser als beim Weib- ehen. Der Thorax besteht aus 5 verschieden geformten Rin- geln. Bei dem Weibchen verhält sich die Länge dieser Rin- geln zum Kopf wie 4 zu 6, bei dem Männchen wie 17 zu 33. Das sehr kleine eingliedrige Abdomen des Männchens ist ver- hältnissmässig viel länger und breiter als das des Weibchens; zwischen zwei olivenförmigen Anhängseln am. Ende des Abdo- mens befindet sich der After. Das von Nordmann für Beine gehaltene vorderste Paar gegliederter Klammerorgane entspricht ‚nach Rathke, da es vor den Fresswerkzeugen gelegen, den in- 'neren oder hinteren Fühlhörnern der Crustaceen. Etwas hinter diesem dieken Fühler-Paare, welchem nach aussen ein Paar geiselförmige Fühler zur Seite stehen, befindet sich der ziemlich lange Saugrüssel, an welchem Kiefer und Taster unterschieden werden können. Am Thorax sieht man fünf Paar Füsse, von denen die drei hinteren Paare ihrer Länge und Form nach den Schwimmbeinen anderer Crustaceen entsprechen. Das fünfte Paar Füsse ist bei dem Männchen um vieles grösser als bei dem Weibehen. Die Muskeln, welche den Leib biegen, befestigen sich an der inneren Seite des Corium, und erstrecken sich durch den ganzen Leib. Im Thorax begeben sich fünf Paare von Mus- kelsträngen, deren je eines einem Brustringel angehört, von der KRückenwand zur Bauchwand, und umfassen paarweise den ge- raden einfachen und dünnwandigen Darmkanal; ausser diesen giebt es noch viele Muskelbündel in der Brusthöhle, welche zur Bewegung der Extremitäten, des Rüssels und der in demselben verborgenen Kiefern, so wie der beiden Klauenglieder bestimmt sind. Von einer Leber und von Kiemen konnte Rathke nichts entdecken. Die Geschlechtsorgane des Weibehens sind paarig und symmetrisch, und bestehen aus zwei grossen gelben, Ei- dotter enthaltenden Röhren, welche zu beiden Seiten des Dar- mes vom erslen Brustringel bis zu Ende des fünften Ringels in sanften Windungen sich erstrecken und hier am Rücken des Leibes, jedoch ganz dicht an den Seiteurändern desselben, sich nach aussen öflnen. Die Eidolter liegen in den Röhren in einer einfachen Reilie wie Scheiben plalt aneinander gedrückt, Nach vorne selzen sich diese beiden Röhrchen in eine andere. 6) Acta Acad, Caes. Leop, Nat, Cur. Vol. XIX, P. I. 1839. p. 127, LXXVII viel engere und längere Röhre fort, welche im hinteren Ende des Kopfslückes in ein rundliches weisses Organ (Bier- stock) übergeht; freilich konnte Rathke in diesen beiden Or- ganen, wahrscheinlich wegen Einwirkung des Weingeistes nur eine krümliche Masse erkennen. Unter den Eierstocksröhren lie- gen im letzten Brustringel noch zwei kurze Blindröhren, welche mit jenen gemeinschaftlich nach aussen münden; ohne Zweifel sondern diese Röhren jenen Kitt ab, mit welchem die Eier bei dem Legen eingehüllt und zu langen Eierschnüren zusammenge- klebt werden. Dergleichen Kiltbehälter hat Rathke auch bei Lernaeopoda stellata, Lernaeocera cyprinacea und Cyclops qua- dricornis gefunden. Die Männchen besitzen an der .Stelle, wo bei den Weibchen die Ovarien liegen, zwei eigenthümliche rund- liche weisse Körper (Hoden), von welchen zwei vor ihrem un- teren Ende etwas angeschwollene Saamenleiter nach dem letzten Brustringel herablaufen, wo sie nahe der unleren Seite des Lei- bes rechts und links ohne äussere Hervorragungen ausmünden. Aus diesem Mangel äusserer Geschlechtswerkzeuge lässt sich ver- mutlıen, dass die Eier erst dann befruchtet werden, wenn sie die Eileiter bereits verlassen haben. Dicht hinter dem Anfange der Speiseröhre liegt auf der Bauchwandung eine beinahe fünf- seitige Nervenmasse, aus welcher viele Nervenpaare für alle Theile des Kopfes und aus deren hinterem Ende das Bauchmark entspringen. Jene Nervenmasse erklärt Rathke ihrer Lage nach nicht für das Gehirn, sondern für das vorderste, das Gehirn verirelende Ganglienpaar. Rathke vermuthet, dass früher ein Gehirn da gewesen sei, aber bei der weiteren Entwicklung die- ses Thieres wieder Rückschrilte in seiner Bildung gemacht habe. Das Bauchmark spaltet sich im vierten Brustringel in zwei sehr zarte Aeste, die nebeneinander bis zum Abdomen herablaufen. Innerhalb der drei ersten Brustringel giebt das Bauchmark drei Nervenpaare an die Muskeln ab, und im vierten Brustringel schicken die beiden Aeste des Bauchmarks einen zarten langen Faden nach vorne und aussen, wahrscheinlich für einen Theil der Längenmuskeln. Woher die hinteren beiden Fusspaare und die Eingeweide ihre Nerven erhalten, konnte Rathke nicht er- fahren. Das Herz schien ein spindelförmiger, häutiger, dieht un- ter den Rückenwänden liegender Schlauch zu sein, welcher vom vorderen Theile des Kopfes bis in den zweiten Brustringel herab- reichte. Hierauf theill Rathke einige anatomische Bemerkungen über Lernaeopoda stellata mit. Die Weibchen dieses Parasiten haben eine Länge von 10 Linien, ihre Eiertrauben aber eine "Länge von 12 Linien; ihr Darmkanal ist gerade und so lang als der Leib; da, wo er vom Kopftheile in den Thorax übertritt, fängt er an, sich bedeutend zu erweitern, bildet von da ab einen längliehen Schlauch bis fast zu dem After, gegen den hin er LXXIX sich allmählig wieder etwas verengert. Die Wandungen des Darm- kanals sind dünne, aber mit deutlichen Muskelfasern versehen; auf der Innenfläche der vorderen Hälfte des Darmes sind kurze Längsfalten vorhanden, während in der hinteren Hälfte sich Qucerfalten befinden. Der Darm wird im Thorax durch zwei hautarlige Bänder an die Rückwand und Bauchwand desselben befestigt. Da, wo das vierte Segment des Thorax in das fünfte übergeht, entspringt jederseits vom Thorax ein Muskelbündel, das sich in fächerförmiger Ausbreitung an den Darmkanal an- heftet. In der Gegend, in welcher die beiden langen verwach- senen Arme mit dem Kopfstücke zusammenhängen, fand Rathke zwei kleine, lappige, gelbliche Organe, welche durch einen dün- nen, kurzen Gang mit dem Darme in Verbindung zu stehen, und die Stelle einer Leber zu vertrelen schienen. Zwei mit Eiern gefüllte, längliche, mässig gelappte Ovarien liegen zu bei- - den Seiten des Darmes im Thorax, und münden beiderseits am Abdomen nach aussen. Die zwei kiltbereitenden Organe: wer- den hier von zwei häuligen Röhren gebildet, welche sich mit den Eierstöcken bei ihrer Ausmündung vereinigen, und bis über die Mitte des vierten Brustsegmentes hinaufreichen. In den bei- den Armen dieses Schmarotzers befinden sich, wie bei den übri- gen Lernaeopoden, zwei Kanäle, welehe mit dem Herzen in Ver- bindung stehen und das Blut bis zum gemeinschaftlichen Haft- knorpel hinleiten. Rathke vermuthet, dass dieses Knorpelstück nicht bloss als Haftorgan, sondern auch als Kieme dienen könne. Das Nervensystem war bei diesen schon lange in Weingeist aufbewahrten Thieren nicht aufzufinden. Pickering und Dana beschreiben den Caligus americanus sehr ausführlich !). Der- selbe findet sich häufig auf Gadus Morrhua, seine beiden Augen liegen fast im Centrum des hinteren Kopfsegments nahe anein- ander, sie sind einfach, bestehen aus einer runden Hornhaut, einer kugelförmigen Linse, farblosem Humor aqueus und dun- kelrothem Pigment. Gerade hinter den Augen liegt das Central- nervensystem, welches bloss aus zwei Knoten besteht, von de- nen der eine über, der andere unter der Speiseröhre angebracht ist. Aus diesem Knoten treten sehr viele Nerven hervor. Der Verdauungskanal besteht aus Speiseröhre, Magen und Darm, der Magen ist breit und herzförmig; in den Darm münden vier Paar Drüsen mit eigenen Ausführungsgängen, welche vielleicht die Leber vorstellen, andere Drüsen dieser Art möchten sich als Speichelorgane und Nieren deuten lassen. Das Blut, eine helle Flüssigkeit mit vielen kleinen Kügelchen, strömt unregelmässig in den Zwischenräumen der Organe olıne Gelüsse und Herz hin 1) Isis, 1840. pag. 201. LXXX und her, seine Bewegung wird‘ durch zwei in der Medianlinie des Thieres angebrachte Klappensysteme unterstützt. Als Alhem- werkzeuge scheint die ganze Oberfläche des Schmaroizers zu wirken. Die hierauf folgende Beschreibung der männlichen und weiblichen Geschlechtstheile lässt sich nicht deutlich verstehen, Ueber die ganze Ablheilung Lernäen lieferte Kröyer eine vor- treflliche, jedoch mehr zoologische Abhandlung !) Ueber die Insecten haben wir von Newport eine ausge- zeichnete, sehr ausführliche und mit vortrefflichen Holzschnitten verzierte Abhandlung erhalten 2). Pappenheim konnte bei den Insecten die Elementarfasern der Nerven schr deutlich un- terscheiden und messen. Bei Notonecta fand er im Gehirn vier runde Kugela mit vieler unmessbarer Punktmasse, ausserdem mehrere ovale Körper, und von ihnen ausgehend Primitivner- venfasern und Ganglienkugeln. Auch in Epeira diadema sind im Gebirn und in den Nerven Ganglienkugeln nebst Primiliv- nervenfasern zu sehen. Kuglige Zellen kommen nach Pappen- heim als Elementartheile der Haut von Nepa und anderen In- seelen vor. Bei Carabus convexus zeigten sich demselben die Nervenprimitivfasern sehr zähe ?). Driesch spricht sich über den Geruchssinon der Insecten aus, und glaubt nach seinen Be- - obachtungen die Palpen für den Sitz dieses Sinnes halten zu müssen *). Clarke stellt die früher schon von andern Ento- mologen ausgesprochene Ansicht auf, dass das Gehörorgan bei den Inseclen in den Fühlern zu suchen sei. Derselbe ist be- müht, diese Ansicht an dem Baue der Fühlhörner eines Carabus nemoralis Ill, zu beweisen, indem er auf eine am ersten Gliede derselben befindliche Oeflnung als Meatus auditorius externus, so wie auf ein in demselben verborgenes Labyrinth aufmerksam macht °). Gegen diese Ansicht sprechen die Versuche, welche Lefebure an Insecten angestellt hat, und aus welchen derselbe schliesst, dass die Insectenfühler die Geruchsorgane enthalten ©). Ref. bestätigt eine in Bezug auf die Dermestesmännchen‘ von Rousseau gemachte Entdeckung ?); es befindet.sich nämlich in der Mitte des dritten und vierten Bauchringes (bei Derm. vul: pious nur auf dem vierten Ringe) eine Grube, aus der ein 1) Ebendas. pag. 702. und 738. gasörd 2) Todd: the cyclopaedia of anatomy and physiology. Val. I. 1839. Insecta. Die Fortsetzung; dieses Werkes liegt Ref. für jetzt nicht vor, daher dieselbe in dem folgenden Berichle unberührt bleiben musste, 3) Pappenheim. a. a. O. pag. 51. 4) Linstitut. 1839. pag. 279. 5) Froriep’s neue Not. 1839. No. 177. pag. 4. 6) Annales des sc. nat. 1839. T. XI. pag. 191. 7) Entomologische Zeitung. 1840, pag. 137; LXXXI Büschel steifer Borsten hervorragt. Ref. konnte sich jedoch nicht bestimmt überzeugen, dass diese Grube ein wirklicher Po- rus sein sollte, dagegen fand derselbe, dass jeder Grube ein ku- gelförmiger Körper entsprach, der mittelst einer zarten Horn- platte auf der inneren Fläche des Bauchsegmeots gerade da, wo sich äusserlich die Grube befindet, aufsass. Diese kugelförmi- gen Körper besitzen eine faserige Structur, und es ist leicht möglich, dass im Grunde der Grube ein schiefer und daher schwer zu erkennender Kanal zu dem Hornplättchen jener Kör- per dringt, und dass auf diese Weise die erectilen Borstenbü- schel (von Rousseau so genannt) mit denselben in Verbin- dung stehen. Leon Dufour giebt eine Analomie von Pyrochroa, aus der Folgendes hervorzuheben ist ). Das Ganglion cephalicum der Larve befindet sich hinter dem Kopfe im Prothorax, da er- steren die Kaumuskeln ganz in Besilz. genommen haben, was sehr auflallend ist, duch wird diese Thatsache durch Erich- son’s Untersuchung nicht bestätigt (Wiegmann’s Archiv. 1841. U. pag. 181.). Zwischen dem Hirnknoten und der Basis der Lippe bemerkte Leon Dufour ein kleines isolirtes Ganglion, welches die Lippe mit einem Nerven versieht, und vielleicht mit dem Ganglion frontale des Nervus sympalhicus verglichen werden kann. Die Speicheldrüsen der Larve sind sehr unan- sehnlich, der Nahrungskanal derselben verläuft gerade, der weite Magen geht in einen engen Darm über, der sich vor seinem Ende zu einem länglichen ovalen Mastdarnı erweitert. Die Gal- lengefässe der Larve bilden drei Paare gelbe Kanäle, welche in das untere Ende des Magens mit sechs Oeflnaungen einwün- den, das andere Ende dieser Gefässe steht mit dem Mastdarme in Verbindung, aber wahrscheinlich nur adhärirend an dessen äusserer Oberfläche. In dem vollkommen entwickelten Kiefer zeigen sich die beiden Speichelkanäle etwas mehr entwickelt; ein äholiches Verhältniss der Speichelorgane erkannte Leon Dufour auch bei Diaperis, Oedemera und Mordella, während er bei Mylabris, Melo&, Zonitis und Sitaris keine Spur dieser "Organe vorfand. Der Verdauungskanal des vollkommenen Kie- fers von Pyrochroa weicht im Allgemeiven wenig von dem der Larve ab. Die sechs Gallengefässe inseriren sich an 3 Punkten an das Rectum. L&on Dufour findet, dass Pyrochroa hierin von den übrigin Heteromeren abweicht, indem sich bei den Pi- iarien, Tenebrioniten und Taxicorniern die sechs Gallenge- ‚ an ihrem hinteren Ende zu einem einzigen Kanale verei- nigt, an das Rectum befestigen, und bei den Stenelytren und 1) Annales d. sc. nat. 1840, T. XIII. pag. 321. Müller's Archiv. 1841, r LXXXU & den meisten Canthariden diese Gefässe, zu drei und drei verei- nigt, an dar Rectum treten. Die inneren Geschlechtstheile von Pyrochroa füllen im turgescirenden Zustande beinahe die Seiten der Bauchhöhle vollständig aus, Die Hoden stellen zwei läng- liche Kolben dar, welche aus einer unzähligen Menge ovaler, saamenbereitender Blindsäckehen gebildet werden, die zu beiden Seiten einer röhrenförmigen Längsaxe festsitzen. Die Fortsetzun- gen dieser beiden Längsaxen sind die Vasa deferentia, welche nach einigen Windungen an ihrem untern Ende stark anschwel- len, und sich bier mit zwei Paar eylindrischen und hornartig gekrümmten Blindkanälen, welche Leon Dufour als Vesiculae seminales betrachiel, vereinigen. Ref. muss dieser Meinung wi- dersprechen, da L&on Dufour in diesen Blindkanälen wohl schwerlich Spermatozoen wird angetroffen haben, es sind viel- mehr diese Blindkanäle eigenthümliche drüsenartige Organe, wel- che fast bei den meisten Insecten als Nebenorgane des Flodens vorhanden sind, und stels eine milchweisse, bald zähe, bald flüssig körnige Masse absondern, ohne auch nur eine Spur von eigentlicher Saamenmasse, wie sie die Hoden erzeugen, in sich aufzunehmen. Der Ductus ejaculatorius, welcher aus diesen Organen bei Pyrochroa hervortritt, ist nach Leon Dufour ein länglicher, in der Mitte seines Verlaufes erweiterter Kanal. Bei den Larven, welche sich bald verwandeln wollten, konnte L&on Dufour schon die Hoden ganz deutlich in der Leibeshöhle der- selben eıkennen. Die weiblichen Geschlechtstheile von Pyro- chroa werden von Leon Dufour auf folgende Weise beschrie- ben. Die beiden ovalen Eierstöcke, welche aus einer zahllosen Menge länglicher, vielkammeriger Röhren zusammengeseizt wer- den, gehen in zwei Tuben über, welche sich in ihrer Mitte sack- förmig erweitern, und dann wiederum als verengerte Kanäle sich zu einer einfachen Scheide vereinigen. Am obern Ende dieser Scheide, dicht unter der Einmündung der beiden Tuben, tritt ein enger Kanal hervor, der sich mit einem länglichen, sehr weiten Blindsacke endigt, und von Leon Dufour als Glande sebifique betrachtet wird. Ref. muss dieses Organ für die Bursa copulatrix erklären und vermuthen, dass Leon Dufour das Receptaculum seminis, welches alle Coleopteren besitzen, seiner Kleinheit wegen ganz übersehen hat, da die Heteromeren Melo& und Cantharis sowohl mit einer Bursa copulatrix als auch mit einem Receptaculum seminis deutlich versehen sind (s. Brandt und Ratzeburg’s medic. Zoologie. Bd. II. Taf. XIX. Fig. 14. 49. g. bursa copulatrix, b. capsula seminalis, d. glandula appen- dieularis). Die beiden Geschlechter von Pyrochroa können einen eigenthümlichen Geruch von sich geben, welcher nach Leon Dufour von dem Secrete zweier Glandulae odorificae herrührt; es bestehen diese beiden Drüsen aus zwei sehr langen, schmalen - LXXXII und schwach gewundenen Bändern, welche sich fast durch die nze Bauchhöhle hinziehen und aus einer Masse.kleiner blass- gelber Bläschen zusammengesetzt werden, deren beide kurze “und enge Ausführungskanäle in das Reclum einmünden, viel- leicht aber auch in der Nähe des Afters mitlelst eines eigenen Porus sich nach aussen öffnen. Derselbe Forscher lieferte auch eine Anatomie von Mordella :). Die Larven dieser Heteromeren- Gattung besitzen sehr kurze Speichelkanäle, der Nahrungskanal derselben besteht aus einem kurzen Oesophagus, einem weiten, länglichen Magen und einem engen, wenig gewundenen, mit einem elliptisch erweiterten Rectum endigenden Darm. Die sechs gelben Gallengefässe münden mit sechs isolirten Oeflnun- gen in das Ende des Magens ein, mit dem anderen Ende ver- lieren sie sich in der Gegend des Mastdarms; bei genauerer Un- tersuchung ergiebt es sich, dass sich die Gallengefässe nicht in den Mastdarm öffoen, sondern dass sie zwichen den Häuten des- selben sich als sechs zarte Kanäle eine Strecke weit fortschlän- gelo. Am vollkommenen Insecie erscheinen die beiden Spei- chelgefässe als lange, vielfach geschlängelte und öfters auch ver- ästelte Kanäle. Der Nahrungskanal des vollkommenen Insects " ist wenig verändert, die sechs Gallengefässe verhalten sich bei ihrer Einmündung in den Magen wie bei der Larve, ihre hin- teren Enden aber hängen zwar mit dem Mastdarme zusammen, * doch ohne zwischen die Häute desselben einzudringen. Jeder der beiden Testikel besteht aus fünf aneinander liegenden ey- linderförmigen Blindschläuchen, aus welchen ein nicht sehr lan- ges Vas deferens hervortritt, und sich mit einem spiralförmig gewundenen drüsenartigen Blindkanale vereinigt, an dem Ver- einigungspunkte dieser beiden Drüsenpaare entspringt alsdann der gemeinschaftliche Ductus ejaculatorius. Die beiden spiralföürmig ewundenen Kanäle werden von L&on Dufour als Saamen- blasen angesprochen, während sie Ref. als eigenthümliche drü- -senarlige Organe betrachtet. In dem Weibchen von Mordella faseiata bildet jedes der beiden Ovarien einen aus 50 Eierstocks- schoüren bestehenden Kegel, bei Mordella acnleata besteht da- gegen jeder Eierstock nur aus sechs Röhren. Da, wo die bei- den kurzen Tuben in die Scheide übergehen, beobachtete L&on Dufour eine birnförmige, gestielte Glande sebifique, wahrschein- lich ist dieses Organ wiederum die Bursa copulatrix und das Receptaculum seminis ganz übersehen. - Audouin fügte zu der Abhandlung des Leon Dufour über die Naturgeschichte des Odynerus die interessante Bemer- kung, dass die Raupen, mit welchen die Odynerus- Weibchen 1) Annales d. sc, natur. 1840. T, XIV. p- 235. [4 v » “. > LAXKIV r ihre Larven füllern, durch den Stich dieser Wespen auf eine ganz eigent!hümliche Weise paralysirt werden, und sich so fast Y ein ganzes Jahr hindurch frisch erhalten *). Coste machte in ö Beziehung auf die Fortpflanzung der Bienen einige bemerkens- werthe Beobachtungen ?). Die Königin legt nämlich in den er- sten Tagen nur Eier, welche zu Weibchen werden, und erst nach einiger Zeit bringt sie Eier hervor, aus welchen Mäonchen kommen sollen; werden die Zellen, welche für weibliche Bienen bestimmt sind, zerstört, so geben die Arbeitsbienen einigen Lar- ven, welche sich zu Arbeitsbienen ausbilden sullten, eine beson- dere Nahrung, wodurch sie weibliche Bienen aus ihnen erzie- hein, was sich übrigeos begreifen lässt, da die Arbeitsbienen Weibchen sind, deren Geschlechtstheile sich aus Mangel an hin- reichender Nahrung nicht gehörig entwickelt haben. Der zweite Band des Handbuchs der Entomologie ist von Burmeister durch die Ordnung Gymnognatha geschlossen wor- den, in welchem der ionere Bau der Orthopteren und Neuropte- ren nicht ausser Acht gelassen wurde ®). In einer Abhandlung über die Fortpflanzungsweise der Libellulinen hat Ref. nachge- wiesen *), dass bei den Libellulinen-Männchen die hinter der Brust gelegenen sogenannten Reizorgane als Vesicula seminalis und Penis zu betrachten sind, und dass diese Männchen durch Umbeugung des Hinterleibes die Saamenflüssigkeit aus der am Leibesende befindlichen Mündung der Vasa deferentia in jene Organe übergiessen. Ref. erkannte, dass in den Libellulinen- Männchen die Spermatozoenbündel sich erst sehr spät nach dem Ausschlüpfen des vollkommenen Insectes in den Hoden entwik- keln. Die Spermatozoen von Agrion, Aeschna und Diastatomma sind sehr feine haarförmige und äusserst bewegliche Körper, die. von Libellula dagegen haben eine mehr gedrungene, fast stab- förmige Gestalt, und äussern keine Bewegung. Bei Aeschna, Diastatomma und Libellula steckt die Vesicula seminalis in einer € bauchigen, hornigen Kapsel, aus welcher ein dreigliedriger hoh- ler Penis entspringt. An dem freien Ende des Penis befinden sich weiche, je nach der Libellenspecies verschieden gestaltete Lappen und Anhänge, welche erectil sind und mit einer Glans penis verglichen werden können. Bei Calopteryx und Agrion befindet sich die Vesica seminalis in einer mehr plattgedrückten Kapsel verborgen und mündet mit einer Längsspalte nach aussen. 1) Annales d. sc. nat. 1839. T. XI. pag. 85. ö 2) Froriep’s neue Not. 1839. No. 192. pag. 248. 3) Burmeister: Handbuch der Entomologie. Bd. Il. 1839, Be- sondere Entomologie. 4) Germar’s Zeitschrift für Entomologie. Bd, II. 1840, p. 421. a 2 E23 LXXKV cht vor derselben durch ein sehr bewegliches Gelenk mit einem ornigen Gerüste in Verbindung, und ist im Stande, sich über die Saamenblase herabzubeugen und die weiche, erectile Eichel _ mit der Mündung derselben in Berührung zu briogen. Die Li- bellen- Weibchen besitzen, wie fast alle Insecten, ein Recepta- - eulum seminis, welches bei Aeschna, Diastatomma und Libel- lula eine paarige Saamenblase obne Anhangsdrüse, und bei Ca- lopteryx und Agrion eine einfache Capsula seminalis vorstellt. Sie. besitzen ausserdem noch die Bursa copulatrix in Gestalt einer blindsackförmigen Ausstülpung der Scheide. An der Stelle, ‚wo die Begattungstasche in die Scheide übergeht, hat man im- } mer die Mündung des Receptaculum seminis zu suchen. Bei Aesehna pilosa, affinis und Libellula bimaculata bilden die bei- den Capsulae seminales zwei fast gleichmässig enge, nach ab- wärts gebogene Blinddärichen, in Libellula aenea, cancellata und Diastat. forcipata sind die Capsulae seminales zwei gewun- ne und nach aufwärts gebogene Blinddärmchen, in Libellula ında und depressa stehen sie als zwei kurze Blinddärm- , bei Libell. 4-maculata als zwei Blindsäckchen von beiden eilen der Scheide gerade ab. Das Recept. seminis der Ca- lopt. virgo wird von zwei kurzen, gekrümmten Blinddärmchen ebildet, welche mit einem längeren, gemeinschafllichen Kanale Si in die Scheide öffnen. Bei Agrion chloridion, interruptum und furcatum zeigt sich der Saamenbehälter als ein einfaches Blioddärmehen, und bei Agrion foreipula als einfaches Blind- ckehen, ausnahmsweise unterhalb der Bursa copulatrix ange- bracht. Diese Saamenbehälter fand Ref. vor der Begattung der Libellen stets leer, nach derselben aber immer mit Spermalozoen slrolzend gefüllt. Mit dem sehr complicirten säbelarligen Lege- apparat von Aeschna, Agrion und Calopleryx siehen zwei im reu Leibesende gelegene langgestreckte und blinddarmartige uche durch zwei sehr enge Kanälchen in Verbindung, che eine klare, farblose Flüssigkeit absondern. Brants gab eine anatomische Beschreibung von Panorpa communis, aus welcher besonders hervorzuheben ist, dass die Mäonchen und Weibchen in Bezug auf die Speichelorgane sehr verschieden gebildet sind *). Bei den Männchen hüllen sechs stärke, blioddarmarlige Speicheldrüsen den Darmkanal fast voll- ständig ein, während man die beiden, kleine Bläschen vorstel- lenden rudimentären Speichelwerkzeuge bei den Weibchen nur mit Mile sülfindet. Die Speicheldrüsen von Panorpa münden u Der ungegliederte Penis ist getrennt von der Saamenblase, steht E73 d 1) Tijdschrift voor naturlijke Geschiedenis en Physiologie. 1839. pag. 173. - a ie ; LXXXVI durch eine unter dem Pharynx und über dem Labium gelegene Oeffaung aus, ein Organisationsverhältniss, welches Brants auch bei den Wespen angetroffen haben will. Brants hält jene so stark entwickelten Speichelorgane der Panorpen -Männ- chen für eigenthümliche Ausscheidungsorgane, für welche die Weibchen durch den Besitz besonderer blinddarmartiger Gefässe, welche am hinteren Leibesende mit einer besonderen Oefinung, von After und Vulva getrennt, nach aussen münden, einen Er- salz finden sollen. Diesen eigenthümlichen Drüsenbau der Männ- chen und Weibchen von Panorpa kann Ref. als richtig beschrie- ben bestäligen. Ref. machte seine Beobachtungen über Xenos sphecidarum bekannt '). Derselbe fand in der Larve dieses Insectes, welche in der Leibeshöhle von Ammophila sabulosa und Miscus cam- pestris schmarotzt, sehr viele kleine sechsbeinige Tbierchen, wel- che aus der Leibeshöhle der Larve, in welcher sie sich enl- wickeln, durch drei röhrenförmige Kanälchen in einen weiten Rückenkanal und aus diesem durch eine Spalte ins Freie ge- langen können, nachdem die Larve ihren Kopf zwischen den Segmenten der Grabwespen hervorgestreckt hat. Ref. hielt da- mals die Thierchen für Schmarotzer, ist aber jetzl überzeugt, dass sie die Jungen von Xenos sind. und dass die Larven, in welchen sie sich entwickeln, die flügellosen, madenarligen Weib- chen dieses Insectes repräsentiren. * Bonafous hat miltelst den Chinesen nachgeahmter Ver- suche an Seidenraupen beobachtet, dass durch mit Indigo be- streutes Futter dunkle, grünlichblaue Seidengespinnste, und durch mit gepulverter Färberröthe bestreute Blätter blassrosenrothe Ge- epinnste erzielt werden können ?). L&on Dufour hat über verschiedene Dipteren-Larven ana- tomische Untersuchungen angestellt *), und bei der Zergliederung einer mit einem Kopfe versehenen und in der Trüffel lebenden Tipularienlarve gefunden, dass in ihr die beiden Speichelgefässe sehr entwickelt waren, und dass sich in das obere Ende des langen weiten Magens zwei Blindsäcke einmündeten, welche er bourses ventriculaires nannte; die kopflosen Muscidenlarven von Sapromyza blephoripteroides zeigten folgenden Typus des Verdauungs- Apparates: die beiden Speichelgänge sind kurz, die kropfartige Erweiterung des Oesophagus ist kugelförmig, die bourses ventriculaires bilden zwei Paar am Ursprunge des 1) Siebold: Beiträge zur Gesch. d. wirbellosen Thiere. p. 72. 2) Froriep’s nene Not. 1840. No. 310. pag. 26. 3) Annales des sciences nat. 1839. T. XI. pag. 14., und 1840. T. XIII. pag. 148. “ LXXXVU . langen, engen und gewundenen Magens einmündende, kurze Bliedkanäle am Ende des Magens inseriren sich zwei Paar sehr lange Gallengefässe, der Darm ist enge und kurz. Die mit einem Kopfe versehenen und zu den Tipularien gehörenden Larven ha- ben acht Stigmata, die kopflosen Museidenlarven hingegen be- silzen nur zwei Paare von Stigmen. von denen das hintere, auf dem achten Segmente angebrachte Paar zum Einathmen. das vordere, auf dem zweiten Segmente sich befindende Paar ledig- lich zum Ausallımen zu dienen scheint. Diese beiden vorderen Stigmen ragen oft röhrenförmig hervor und erscheinen an ihrem freien Ende häufig finger- oder fächerförmig getheilt. Derselbe Forscher gab eine Beschreibung der Tipularien-Gattung Cero- plalus ), deren Larven ebenfalls in Pilzen leben. Ihre beiden Speichelgefässe sind verhältnissmässig lang, der Oesopbagus ist in seiner Mille eine lange Strecke hin stark erweitert, hinter dem Kropfe münden die bourses ventriculaires als zwei enge, nicht sehr lange Blindkanäle ein; am Ende des Magens senken sich die vier Gallengefässe miltelst zweier Gallengänge ein. Der enge Darm verläuft unter einigen Windungen zum After, ohne sich zu einem Rectum zu erweitern. Obgleich Leon Dufour deutliche Tracheen in diesen Larven erkanut halte, so waren äusserlich keine Stigmen aufzufinden. Ueber den Ver- dauungsapparat der Larve und des vollkommenen Insecles von "Sciara nitidicollis hat Ref. seine Beobachtungen bekannt ge- macht ?); die Speichelgefässe und bourses ventriculaires waren an dieser Larve sehr stark entwickelt, -und letztere fin- gen im Puppenzustande zu schwinden an und waren bei der entwickelten Fliege ganz geschwunden. Bei Culex rufus beob- achtete Ref,, dass nur die Weibchen in einem Keller Winter- rube hielten, von denen die meisten sich begattet halten, da ihre drei Saamenkapseln ein Gewirre lebhafter Spermatozoen enthielten, wäbrend ihre Ovarien sehr wenig entwickelt wa- ven’). Es lässt sich hieraus schliessen, dass diese Culex- Weib- chen ihre Mäonchen lange überleben, und bei anbrechendem Frühlinge im Stande sind. entwicklungsfähige Eier zu legen. Leon Dufour hat nachgewiesen ?), dass bei Asiraca cla- vicorois eine Schlivge des Darmkanals an dem Magen dieser Ci- eade fest adhärire, was schon eine Andeulung der eigenihüm- lichen Organisation ist, welche bei Tettigonia Stalt findet, und darin besteht, dass der Darm und die Gallengefässe sich zwischen I) Ann. d, sc. nat, 1839. T. XI. pag. 193. 2) Siebold: Beiträge. a. a. ©. pag. 59. 3) Germar’s Zeitschrift für die Entomologie. 1840. pag. 443. 4) Avon. d. sc. nat, 1839. T. XI. pag. 287. En LXXXVII es die Häute des Magens hindurchwinden. Leon Dufour führte zugleich viele gegen Doyere sprechende Beispiele an, dass bei den Cicadarien nicht zwei, sondern vier Gallengefässe vorhan- den sind. Ref. hat bei den eierlegenden Weibchen von Aphis Loni- cerae ein Receptaculum seminis aufgefunden, welches in die Va- gina einmündet und nach der Begattung mit lebhaften haarigen Spermatozoen angefüllt ist, während die lebendig gebärenden Aphidenweibchen keine Spur eines solehen Auhanges der Scheide erkennen liessen *), Die acht Eierstocksröhren der viviparen Weibchen von Aphis Lonicerae sind vielkammerig, die der ovi- paren Weibchen dagegen besitzen nur zwei Kammern. ÜUnter- halb der Einmündung des Receptaculum seminis befinden sich zwei diekwandige Ausstülpungen, welche eine ölartige Masse enthalten ; sicherlich werden die Eier, nachdem sie an der Mün- dung des Receplaculum seminis vorbeigeschlüpft und befruchtet worden sind, hierauf mit jener ölartigen Masse überzogen, und dadurch klebricht gemacht, so dass sie bei dem Legen an der Baumrinde leicht hängen bleiben; mit Recht verdienen daher jene Ausstülpungen glandes sebifiques genannt zu werden, eine Bezeichnung, welche Leon Dufour sehr häufig und mit Unrecht dem Receptaculum seminis vieler Insecten beige- legt hat. f Brandt hat beobachtet, dass der Saft, welchen die Glo- meriden von sich geben, aus Oeflnungen quillt, welche sich zwischen den Leibeseinschnitten auf der Mitte des Rückens be- finden *). Diese Oeffnungen führen in weisse, birnförmige Säck- chen, welche paarweise unter jedem Ringe verborgen liegen. Derselbe will auch bemerkt haben ?), dass die beiden Oviducte bei den Glomeriden in zwei kleine, hornige und gekrümmte Schuppen eintreten, welche kleine Röhren hinter den Gelenken an der Basis des zweiten Fusspaares bilden. Bei den männli- chen Glomeriden hat derselbe Forscher einen aus zwei Hälften zusammengesetzten Testikel und eine in der Nähe des Afters gelegene Prostata -gefunden, obne jedoch die äussere Mündung der männlichen Geschlechtsorgane erkannt zu haben. Die vor- bin erwähnten Drüsensäckchen der Glomeriden hat Waga Foramina repugnatoria genannt, und sie sowohl bei Ju- las, Polydesmus und Platyulus, als auch bei Geophilus ange- 1) Froriep's neue Not. 1839, No. 262. pag. 305. 2) Bulletin scientifigne publi@ par ’Academie imp. des sciences de St. Petersbourg. 1841. T. VIII. pag. 347. 3) Froriep’s neue Not. 1840. Ne. 299. pag. 200., und Bulletin scientifique de St. Petersbourg. 1840. T. VI. pag. 379. 23 > LXXXIK troffen *). Nach seinen Beobachtungen sprilzt Geophilus aus diesen Säckchen eine im Finstern leuchtende Materie hervor. Die Kiemenblätter der Scorpionen und Spinnen erklärte Treviranus für höchst zarte Häute, welche keine Höhlungen in sich besitzen ?); io der Höhle, in welcher diese Kiemenblät- ter liegen, tritt die Luft zwischen die einzelnen Blätter, wie das Wasser zwischen die Kiemenblätter der Fische. Die Kie- men der Aranea clavipes aus Brasilien fand Treviranus wie bei den deutschen Spinnen gebildet; in den Kiemenblättern der- selben liess sich keine Spur von Gefässen entdecken. An der inwendigen Fläche der Kiemendeckel sassen längliche Halbka- näle, welche in ihren Vertiefungen gefässartige Theile enthiel- ten; Treviranus glaubte, dass diese Organe eine Flüssigkeit absonderten, um die Kiemenblälter feucht zu erhalten. Die Kie- men der Scorpionen und Spinnen sind unbeweglich, daher Tre- viranus vermuthet, dass die Kiemendeckel der Spinnen sich etwas heben und senken, und’ so den Luftwechsel in den Kie- menhöhlen vermitteln können. Brandt hat seine Untersuchun- gen der Spinnen, wie wir sie bereits seit mehreren Jahren ken- nen (s. Brandt und Ratzeburg’s mediein. Zoologie. Bd. II. 4833.), ganz mit denselben Abbildungen noch einmal bekannt gemacht *). Ehrenberg hat an Sarcoptes equi zwei Augen mit röthlicher Pigmentfärbung und doppelte hervorstehende Se- xzualtheile bei beiden Geschlechtern erkannt *). Ueber den Nahrungssaft und das Blut im Gefässsystem der Anneliden hat Duvernoy einige allgemeine Bemerkungen ge- geben °). Nach Treviranus besteht das Gefässsystem der Am- phinomen aus vier Paar Hauptadern °); ein Paar verläuft vom Tien Ringe des Körpers an zu den Seiten des Ganglienstranges herab und ist durch zwei Queeräste verbunden. Zwischen dem Ganglienstrange und dem ersten Gefässpaare liegt vom ersten bis 13ten Leibesring ein anderes Gefässpaar, welches in jedem Ringe einen schrägen Zweig abgiebt, ein drittes Gefässpaar, be- > den Ganglienstrang, und ein viertes grosses Paar liegt zu eiden Seiten der Mittellinie des Rückens. Diese beiden letzte- ren Siämme stehen in jedem Ringe durch einen Queerast in Verbindung. In jedem Ringe sah Treviranus zwischen den inneren Euden der Fussstummeln und der Kiemen einen Knäuel 1) Gu&rin-Meneville: revue zoologique par la societ, Cuvier. 1839. No. 3. pag. 76. 2) Treviranus: Beobachtungen. a. a. O. pag. 26. 3) Ann, d. se. nat, 1840. T. XIII. pag. 180. 4) Froriep’s neue Not. 1839. No. 193. pag. 264. 5) Ehe 1840, No. 310., 311. und 313. 6) Treviranus: Beobachtungen. a. a. ©. pag. 53. Fi 8. xc ” sehr zarler weisser, gekräuselter Fäden liegen, die sich bis zu den Kiemen nach aussen und bis zu einem Blutgefässe nach: in- nen verfolgen liessen. Von der unteren Fläche des Magens tra- ten ganz eigenlhümliche Gefässe hervor, welche sich mit dem ersten und dritten Gefässpaare verbanden, und bei genauerer Untersuchung sich auf folgende Weise verhielten: aus runden, berzartigen Behältern nämlich entspringt ein weites Gefäss, wel- ches nach unten immer blind endigt, nach oben aber sich mit Zweigen auf dem Magen ausbreitet; von den herzarligen Behäl- tern treten mehrere sehr lange, nach aussen sich zuspitzende Gelässe hervor, die sich als zarte Fäden fortsetzen. Aehnliche zarte Fäden schickt auch der Seitentheil der herzartigen Blut- behälter aus. Das erste und dritte vorhin erwähnle Gefässpaar erklärte Treviranus ihrer Farbe und ihrer Anfüllung mit Blut wegen für Venen, das zweite und vierte Paar hingegen für Ar- terien. Die paarigen länglichen Bläschen, welche bei dem Re- genwurme in jedem Fache der Leibesringeln liegen, mit dem einen Ende nach aussen münden und mit dem anderen in ein langes, fadenförmiges Gefäss übergehen, hält Treviranus für Absonderungsorgane und nicht für Kiemen !); das Athemholen geht nach seiner Meinung bei Lumbricus terrestris auf der äus- seren Fläche des Nahrungskanales und auf den häutigen Wän- den der Leibeskammern vor sich, zu diesem Zwecke befinden sich auf der oberen Seite eines jeden Ringes eine runde Oefl- nung, welche der Luft einen freien Zutritt zu der in Kammern abgelheilten Leibeshöhle gestaltet. Auf den Scheidewänden und der äusseren Fläche des Darmes verbreitet sich in jeder Kam- mer ein Blutgefässnetz, welches hier dem Einflusse der durch die Rückenöflnungen eindringenden Luft ausgeselzt wird; die Aeste dieser Blutgefässnetze kommen von zwei Hauptgefässstämn- men, von welchen der eine auf der oberen, der andere auf der unteren Seite des Darmkanals in der Mittellinie des Körpers ver- läuft; in jedem der sieben Fächer zwischen Schlund und Magen eind diese beiden Gefässe seitlich durch, mit fünf bis sechs bla- senförmigen Erweiterungen versehene Gefässe verbunden. wel- che die Stelle eines Herzens vertreien. Aus dem unteren Längs- gefässe gehen zwei grössere Zweige parallel mit einander zu den Zeugungstheilen und dem Schlunde. Aus diesen vorstehenden Beobachtungen schliesst Treviranus, dass die auf der Bauch- seite der Anneliden liegenden Gefässstämme Venen, und die auf der Rückseite befindlichen Stämme dagegen Arterien sind, und dass jene den Respirationsorganen das Blut zuführen, diese aber es daraus wieder aufnehmen. Die Anordnung des Gefässsystems 1) Treviranus: Beobachtungen. a. a. ©. pag: 57. xcı bei dem Regenwurme beweist ausserdem, dass bei den Anneli- den das arterielle und venöse Blut nicht so scharf getrennt ist, als bei den höheren Thieren, daher auch das Pulsiren sowohl der Arterien als der Venen. Im Lumbricus variegatus sah Tre- viranus so deutlich, wie Bonnet, die Bewegung des Blutes im Rückengelässe von hinten nach vorne gerichtet; aus der Seite dieses Gefässes begeben sich in jedem Ringe Queeräste zu ge- wissen, an den Seiten des Körpers befindlichen Anschwellungen, wo sie in mehrere ziemlich grosse, wurmförmig gekrämmte, dem Anscheine nach frei liegende und blind endigende Zweige übergehen. Bei Hirudo vulgaris sieht man deutlich das Blut in den Bauchgefässen seinen Weg von vorn nach hinten nehmen, Grube hat viele neue Anneliden beschrieben und die Be- schreibung von bereits bekannten Anneliden ergänzt, ohne je- doch auf den inneren Bau derselben genau eingegangen zu sein t). ohnston erklärte in seiner Monographie über die Anneliden ?), die drei fleischigen Papillen, mit welchen die Fussstummeln der Nereiden endigen, für Kiemen, weil an der Basis dieser Organe ein Gefässnetz vorhanden ist. Ref., welcher Nereis margarita- cea Lam. lebendig untersuchte, konnte an diesen Papillen nichts erkennen, was sie als Kiemen bezeichnete; es fand sich bei ihnen weder äusserlich Flimmerbewegung, noch innerlich ein Gefäss- nelz vor. so dass also Audouin und Edwards wohl recht haben, wenn sie diese Organe nicht als Kiemen gelten lassen wollen. Dagegen sollen nach Johnston die blattförmigen La- mellen der Gattung Phyllodoce, welche an den Seiten des Lei- bes die Fussstummel von oben her bedecken, kein Respirations- apparat sein, sondern als Bewegungswerkzeuge dienen, indem sie sowohl eine horizontale als auch eine perpendiculaire Stel- lung annehmen können. Der Schlund dieser Anneliden- Gattung ist mit fleischigen Papillen besetzt, Augen sind nur zwei vor- handen, was nicht mit Lamarck’s Beobachtungen überein- stimmt, der dieser Gattung vier Augen zuschreibt, von denen das hintere Paar freilich nur wenig sichtbar sein soll. Krohn beschreibt eine wahrscheinlich zu den Pbyllodoceen gehörige Annelide ?), welche durch ihren grossen Kopf und ihre besonders slark entwickelten Augen seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Anunelide ist schmal, 6 Zoll lang, und besteht aus einer sehr grossen Anzahl von Segmenten. Das Kopfseg- ment ist sehr gross, auf demselben befindet sich jederseits ein 1) Grube: Actinien, Echinodermen und Würmer des adriatischen und Mittelmeers, 1840. pag. 43. 2) Aunals of natural Kistory. 1839. p. 290., und 1840. p. 224. 3) Froriep’s neue Not. 1840. No, ‚305. pag. 288. “ f Be 8 xcu ohngefähr + Linie im Durchmesser betragendes rothes Auge, über welchem ein kurzer Fühler angebracht zu sein scheint. Der ausgestülpte Schlundkopf läuft auf beiden Seiten in einen langen, lanceitförmigen Fortsatz aus, der weich ist und wahr- scheinlich mehr zum Ergreifen als zum Zerkleinern der Beute _ dient. Die innere Fläche des Schlundkopfes ist mit kurzen, dicken, farblosen Zähnchen besetzt. Der Darmkanal scheint von einem einfachen Kanale gebildet zu werden. In jedem Segmente traf Krohn zur Seite des Darmes eine grosse Zahl von Eiern an, welche auf verschiedenen Stufen der Eutwicklung standen. Das Blut ist dem Anscheine nach farblos. Das centrale Ner- vensystem besteht aus zwei Anschwellungen, von welchen zwei kurze, dicke Sehnerven ausgehen, Die Ganglienkelte wird aus verschmolzenen, durch Doppelcommissuren verbundene Doppel- knoten gebildet. Die beiden Augen stehen weit auseinander, jedes derselben hat eine sphärische Gestalt mit etwas verflachter Vorderfläche, aus deren Mitte sich eine kleine, aber schr stark gewölbte Cornea erhebt. Der Bulbus oculi besteht aus einer Sclerotica, innerhalb welcher sich eine dünne, bis zum Umkreis der Cornea reichende, rothgelbe Pigmentlage (Choroidea) be- findet. Eine Retina wollte eich, vielleicht ihrer Zartheit wegen, nicht auffinden lassen. Hinter der Corneawölbung lagert eine deutliche glashelle Linse, welche aus einer weichen Rindensub- stanz und einem ansehnlichen, mit concentrischen Schichten ver- sehenen Kerne besteht, den übrigen verhältnissmässig. grossen Raum füllt eiae durchsichtige, zähe Masse (Glaskörper) aus. Krohn konnte, wenn er eine Kerzenflamme in gewisser Rich- _ tung auf eines der Augen fallen liess, durch die Cornea hin-. " durch auf dem Hintergrunde des Augapfels das umgekehrte Bild derselben sich abspiegeln sehen, Nach den Beobachtungen von Moritz treibt der paradoxe Peripatus aus seinen Seiten farblose Schleimfäden hervor, die an der Luft eine milchweisse Farbe annehmen und das Thier einhüllen !). m Dalyell hat an der Amphitrite eine sehr grosse Repro- duclionskraft erkannt ?). Ist Amphitrite ventilabram an ihrem Vordertheile beschädigt, so ersetzt sich der Verlust sehr bald wieder; ein hinteres Fragment dieser Anneliden besitzt die Kraft, an seinem vorderen Ende einen Federbusch und die complieirten Mundtheile hervorzubringen. Bei einer in drei Theile durch- schnittenen Amphitrite bombyx bildete sich jedes Fragment wie- der zu einem vollständigen Thiere aus. j » 1) Wiegmann’s Archiv. 1839. I. pag. 175. 2) Froriep’s neue Not. 1840. No. 351. pag. 1. 4 XCı Stannius theille üher Arenicola piscatorum folgende Be- merkungen mit). An jedes der Borstenbündel treten neun Muskeln. Derselbe hält die birnförmigen gelben Blasen, welche in den Verdauungskanal einmünden und eine gelbliche, eidotter- © arlige Masse enthalten, für Leberorgane. Das Gefässsystem wird genau beschrieben. Aus dem zu den Fussstummeln Iretenden © ten, 4ten und Sten Queergefässe, so wie aus den drei vorder- sten Kiemengefässen, entspringen eigenthümliche, kammförmige r und bogenförmig gekrümmte Gefässe, welche auf ihrer conca- ven Seile mit sechs Paar schwarzen, schlauchförmigen Körpern verbunden und auf ihrer convexen Seite mit blind endigenden Kolbenfortsätzyn kammarlig besetzt sind. Diese Fortsätze sind hohl, stehen mil dem Gefässsysiem in Verbindung und enthalten Blut. Die ganze äussere Oberfläche dieser Fortsätze flimmert a die Oberfläche der schwarzen Schläuche flimmert dage- . en weniger lebhaft. Die Kiemen sind sehr contractil, sie fül- len und entleeren sich in unbestimmter Ordnung, ebenso herrscht in der Blutströmung des ganzen Körpers keine Regelmässigkeit. Dicht vor den vordersten kammförmigen Gefässen befindet sich jederseits ein Septum in der Leibeshöhle. Hinter diesem Septum traf Stannius in der Leibeshöhle einiger Iüdividuen kugelrunde, )blich- weisse Eier an, während bei anderen Individuen statt er Eier Haufen eigenthümlicher runder Körner dort vorhanden waren. Die Eier besassen ein Chorion, einen Dotter und ein Keimbläschen. Die Haufen jener eigenthümlichen Körperchen waren rund oder oval, und einige schienen mit langen Cilien , beseizt zu sein. Stannius ist geneigt, diese Körper (Taf. XI. Fig, 3—6.) für männlichen Zeugungsslofl zu halten; Ref. ist indessen bestimmt überzeugt, dass sie wirklich Saamenmasse sind, da sie mit den Körpern der Saamenmasse anderer Anne- liden genau übereinstimmen. Es entwickeln sich nämlich nach den Beobachtungen des Ref. die Spermatozoen der Lumbricinen, Naiden und Hirudineen auf eine ganz eigenthümliche Art; wenn in den übrigen Thieren, bei welchen die Entwicklung der Sper- matozoen bis jetzt beobachtet worden ist, die Spermatozoen- bündel sich innerhalb einer Zelle oder Blase (Eutwicklungs- blase) allmählig ausbildeten, so geschieht dies bei den genannten Annelidenfamilien umgekehrt ausserhalb einer solchen Blase. Die ganze Oberfläche einer Blase ist mit einer Menge kleiner Kugeln besetzt, aus denen sich nach und nach ein Haufen von Spermatozoen entwickelt, welche, bevor sie sich von der Mut- | terblase ablösen, diese wie die Schlangen das Haupt der Meduse umwimmelo. Ref. erkennt in den von Henle aus dem Hoden 1) S. dieses Archiv. 1840. pag. 352, AXCIV eines Blutegels abgebildeten Körpern (e. dieses Archiv. 1835. Taf. VII. Fig. 6. a.b.) solche in der Entwicklung. begriffene Spermatozoenhaufen; ebenso muss Ref. die (ebendas. Fig. 9.) mit beweglichen Fäden besetzten Kugeln aus dem Regenwurme für bereits entwickelte Spermatozoen erklären. Ref. behält es sich übrigens vor, über diese sonderbare Entwicklungsweise der Anneliden- Spermatozoen, wenn derselbe in seinen Untersuchun- gen darüber weiter vorgerückt sein wird, spälerhin genauer zu berichten, ist aber jetzt schon im Voraus überzeugt, dass diese Entwicklungsweise der Spermatozoen auch noch in anderen An- neliden-Familien vorkommt. Stannius vermuthet, dass die Eier von Arenicola piscatorum bei dem Abstossen des kiemenlosen Schwanzstückes, welches von Zeit zu Zeit Statt findet, nach aussen gelangen. Für die Bildungsstätte der Eier und des männ- lichen Zeugungsstoffes glaubt Stannius die hinter dem Septum befindliche Stelle halten zu müssen. Die in den Kiemengefässen enthaltenen und von Grube für Eier erklärten Körperchen möchte Stannius eher als Blutkörper betrachten. Die schwar- zen Schläuche, welche Grube als Hoden angesehen hat, mün- den durch 6 Paar Seitenöflaungen nach aussen und enthalten eine feinkörnige Masse und Zellenkörper, welche einen oder mehrere Kerne coucentrisch einschliessen. Zwei Nervenstränge des Nervenstammes weichen vorne auseinander, und schwellen seitlich vom Schlunde zu einem gelblich weissen Knötchen an. Jedes dieser Knötchen enthält eine grosse Zahl von unregelmäs- sigen eckigen, mit einem Kerne versehenen Körperchen. Nach Krohn’s Beobachtungen liegen bei Sipunculus nu- dus hinter dem Tentakelkranze auf der Speiseröhre zwei ver- schmolzene Ganglien !); jedes dieser Ganglien schickt eine ziem- lich lange Schlundcommissur, um die Speiseröhre herum, nach unten und hinten, wo beide auf den Anfang eines ansehnlichen knotenlosen Nervenstranges stossen, der bis nach dem hinteren Körperende herabläuft. Das Nervensystem des Sipunculus ist hiernach ganz nach dem Typus der Anneliden angeordnet. Grube macht hierzu noch die Bemerkung, dass Krohn die an den Hirngauglien haftenden, mit Flüssigkeit gefüllten Säckchen, über- sehen habe ?). Dujardin beschreibt einige neue Meeranneliden °), von denen sich die fast 1 Zoll lange Chloraema Edwardsii durch ihre grüne Farbe auszeichnet, welche von dem Bluie dieses Thieres herrührt. Dujardin sah im Rückengefässe das Blut —— 1) S. dieses Archiv. 1839. pag. 348. ic 2) Grube: Actinien, Echinodermen und Würmer. a.a,O. p. 44. 3) Ann. d. sc, nat. 1839. T.. XI. pag. 287. “ u a u XCvV dureh die Contraclionen der Gefässwände von hinleu nach vorne, und im Bauchgefässe in umgekehrter Richtung fortgetrieben wer- den. Der Darmkanal sticht durch die braune Farbe der drü- senarligen Masse, welche ihn einhüllt, sehr gegen die Farbe des Blutes ab. Die ganze Oberfläche dieser Aunelide ist mit einem von hohlen Fäden gebildeten Pelz bedeckt. Diese Fäden sind an ihrem freien Ende meistens angeschwollen, und stellen ge- slielte drüsenarlige Körper dar, welche eine Art Schleim abson- dern, in welchem das Thier vollständig eingehüllt steckt. Am Kopfende befinden sich ausser einer doppelten Reihe von Bor- sten und zwei längeren Tentakeln jederseits noch 10 kürzere Tentakeln, welche mit Flimmerorganen besetzt sind und als Kie- men betrachtet werden könuen; zu beiden Seiten des Leibes * Buft eine doppelte Reihe von kurze Borsten tragenden Fuss- A herab. Am Ursprunge des Nahruugskanals ragen zwei indsäcke in die Leibeshöhle herab, welche wahrscheinlich die Speichelgefässe repräsenliren. Zwei andere Anneliden hat Du- jardin Sabellina tenuis und brachycera genannt, von denen ist die erstere nur 3‘, die letztere 7‘ lang; sie stehen der Gattung Sabella nahe, das Kopfende derselben ist mit 8— 10 flimmern- den Tentakeln verschen, hinter dem Kopfe lassen sich mehrere hıwarze Punkte erkennen, welche vielleicht die Augen dieser Avneliden sind. Eine von Dujardin Nais pieta benannte kleine Annelide besitzt an ihrem hinteren Leibesende eontractile Ten- takeln, und am Kopfe zwei schwarze Augenpunkte, ausserdem läuft noch eine doppelte Reihe von 54 schwarzen Punkten über den Rücken herab, welche man für ebensoviel Augenpunkte nehmen könnte. Ueber die Tardigraden lieferte Doy&re eine ausgezeichnete Monographie *), in welcher drei Gattungen mit sieben Species dieser mikroskopischen Thierchen beschrieben werden. Nach Doyere’s Beobachtungen häuten sich die Tardigraden, an wel- cher Häutung auch der Darmkanal Theil nimmt. Einige Tar- digraden legen bei dem Häuten ihre Eier io die Hülle, bevor sie dieselbe ganz abwerfen. Das Blut derselben, welches zwi- schen der allgemeinen Hautbedeckung und dem Nahrungskanal eirculirt, besteht aus farblosem Serum, in welchem zusammen- gesetzte und einfache Körperchen floltiren; diese Blutkörperchen sind meist farblos, nur bei Emydium besitzen sie eine rothbraune Farbe. Ob die Tardigraden ein der Bewegung des Blutes vor- stehendes System besitzen, lässt Doyere unentschieden, da der- selbe in der Mitte des zweiten und letzten Körpersegmentes eini- ger Individuen nur die Spuren von einem Organe gesehen hat, » 1) Annales des sc. nat. 1840: T. XIV. pag. 269. xcvI welches vielleicht mit einem Herzen hätte verglichen werden können. Die allgemeine Hautbedeckung vertrilt die Stelle der Athemorgane, auch scheint der Darmkanal ein Respirationsver- mögen zu besitzen, indem derselbe im Stande ist, eingesogene Luftbläschen äusserst schnell zu resorbiren. Der Mandiharat dieser Thierchen ist sehr zusammengesetzt; zuerst muss man die "Mundhöhle unterscheiden, welche bei Maerobiotus und Milnesium eine Art von Saugnapf vorstellt. Bei Milnesium ist der äus- sere Rand desselben mit sechs Tentakeln, und der innere Raud mit eben soviel dicht beisammen stehenden Läppchen besetzt. Bei Macrobiotus Hufelandii uad Milnesium tardigradum befindet eich im Grunde der Mundhöhle eine fleischige Schlundröhre, in welcher zwei stiletarlige Körper auf und nieder bewegt werden... Zu beiden Seiten dieser Schlundröhre liegt ein drüsenartiger Kör- | per, der mit den beiden Stileten in Verbindung zu stehen scheint; wahrscheinlich sind diese drüsenartigen Körper Speichel- oder Giftorgane. In Macrobiotas endigt die Schlundröhre mit einem rundlichen Schlundkopfe, in Milnesium geht sie dagegen io einen länglichen Schlundkopf über. Macrobiotus und Milnesium be- sitzen einen weiten, sackförmigen Nahrungskanal, der die Stelle sowohl eines Magens als eines Darmes vertrilt, und durch einen kurzen Oesophagus mit dem Schlundkopfe verbunden ist. Der Magen von Emydium bietet durch viele Einschnitte eine viel- lappige Form dar, die Wände des Magens sivd hier ausserdem rothbraun gefärbt; zuweilen finden sich in dem Magen eigen- thümliche Körperchen von dunkelgrüner Farbe vor, deren jedes von einem hellen, zellenartigen Hofe eingeschlossen ist. Das Muskel- und Nervensystem dieser Tardigraden wird erst deut- lich, wenn man sie in die ihnen eigenthümliche Erstarrung ver- setzt; zu diesem Behufe that Doyere die Tardigraden in eine mit abgekochtem Wasser gefüllte Glasröhre, in welcher durch eine Schicht Oel die Berührung des Wassers mit der atmosphä- rischen Luft verhütet wurde. Nach 24 Stunden ist bei diesen Thierchen alsdann die Asphyxie eingelreten, aus welcher man sie durch Hinzufügen von elwas frischem Wasser wieder bele- ben kann; dauert aber die Asphyxie über 5 bis 6 Tage, so ge- lingt die Wiederbelebung nicht mehr. Man muss erstaunen, wie deutlich in Folge der Asphyxie das Muskel- und Nervensystem dem scharfsinnigen Doy&re vor Augen trat; die Abbildungen, welche derselbe davon gegeben hat, lassen fast nichts zu wün- schen übrig, man glaubt das Muskelsystem einer durchsichtigen Insectenlarve vor sich zu haben, und kann die einzelnen Mus- keln des Kopfes, des Leibes, der Fussstummeln und der Schling- werkzeuge vollkommen deutlich unterscheiden. Das Nervensy- stem stellt vier in den vier Leibessegmenten symmetrisch hin- tereinander liegende grosse Ganglien dar, ein jedes derselben & 4 “ XCcvu scheint in seiner Mille einen Zellenraum zu enthalten, sie sind durch ein starkes Nervenpaar unlereinander verbunden, jedes dieser Nervenpaare besitzt eine Queercommissur in der Milte seines Verlaufes. Das vorderste Nervenganglion sendet in einem Bogen zwei starke Nerven nach den beiden Bulbis oplicis, wel- che aus zwei mit klarer Feuchtigkeit gefüllten und mit schwar- zem Pigmente ausgekleideten Säckchen bestehen. Vor dem Seh- nerven trelen zwei andere slarke Nerven aus dem vordersten Ganglion nach vorne, um sich zu den beiden vor den Augen gelegenen Anschwellungen zu brgeben. Doyere betrachtet diese beiden Anschwellungen als ein ganglion c&phalique lateral, und konnte über ihre Bedeutung keinen weiteren Aufschluss er- en: Aus den Seiten der vier Hauptganglien trelen viele Ner- 2 en hervor, welche sich auf eine eigenthümliche Weise mit den Muskeln verbinden; da, wo nämlich ein solcher Nerve einen Muskel berührt, wird er breiter und aufgelockert, überzieht einen Theil des Muskels und verliert sich allmählig. Die inne- ren weiblichen Geschlechtstheile werden von einem grossen Sacke, dem EBierstocke, gebildet, welcher in dem hinteren Theile der Leibeshöhle über dem Verdauungskanale gelegen ist. Wenn das Ovarium leer ist, bildet es einen geraden Sack, von welchem sich zwei gespaltene fadenförmige Ligamente bis zu dem Hio- terrande des zweiten Körpersegmentes erstrecken, um sich doıt zu beiden Seiten des Darmkaoales oben und unten an die innere Fläche der Leibeshülle auzuheften. In den Eierstöcken befinden sich zuweilen drei bis sechs Eier, in welchen man eine Schicht Eiweiss, einen ockergelben (bei Emydium und Milnesium) oder farblosen Dotter nebst Keimbläschen erkennen kann. Die Ei- hülle derselben ist derb und bald glatt (bei Emydium, Milne sium und Macrobiotus ursellus), bald äusserlich uneben und mit Fortsätzen beselzt (bei Macrobiotus Hufelandii und Oberhäuser.); im ersteren Falle fällt die Zeit des Eierlegens mit dem Häu- tungsprocesse der Thierchen zusammen. Auf dem Ovarium liegt, eine grosse birnförmige Blase, und zu beiden Seiten des Dar- mes ein verlängertes, blinddarmarliges Organ. Diese drei Or- gane münden hinter dem Ovarium in Jie Kloake. Die unpaarige Blase dürfte als Vesicula seminalis, und die beiden anderen Or- gane als die Hoden zu betrachten sein. Die Färbung dieser Or- gone ist die der Muskeln und Nerven. In der Saamenblase fand oyere einmal lebhafte Spermatozoen, welche einen runden Körper und einen vorderen kürzeren und hinteren längeren Fort- salz besassen. Der gemeinschaftliche Ausführungsgang des Darm- kanals und der Geschlechtstheile besteht aus einem museulösen ovalen Bulbus, auf welchen sechs Anschwellungen und ein Sphincler ani folgen. Am 15len bis 20sten Tage, nachdem sich der Embryo in den Eiern zu entwickeln angefangen hat, eieht _ Ri = XCVvIm man bereits in ihm den Schlingapparat sich bewegen. Flimmer- organe waren an den Jungen niemals zu erkennen. Wenn die Jungen von Milnesium und Macrobiotus das Ei verlassen, so haben sie schon ganz das Ansehn des erwachsenen Thieres, den Jungen von Emydium fehlen dagegen noch einige der Anhänge, welche die erwachsenen Thiere dieser Gattung characterisiren. C. A. Schulz beschrieb unter dem Namen Echiniscus Bel- lermanni eine neue Tardigradenart, in welcher Ref. das Emy- dium testudo von Doyere erkennt '). Schulz beobachtete an diesen Thierchen ebenfalls, dass sie bei dem Häuten ihre Eier in die abgeworfene Haut legten, hatte aber von dem Mus- kelapparate, Nerven- und Circulations-Systeme, so wie von den männlichen Geschlechtsorganen nichts erkannt. Ueber verschiedene Mollusken hat Philippi zoologische Notizen mitgetheilt ?). Necker hat erkannt, dass die Perle- multer vieler Schnecken und Muscheln wie der isländische Kalk- spalh das Licht doppelt brechen kann °®), und von Mosely ist in einem Aufsatze nachgewiesen worden, wie gewisse mathe- malische Grundsätze auf die Gestalt der Schneckenschalen Ein- fluss haben *). Blainville hat einen Bericht über eine von Dufo verfasste Abhandlung geliefert, welche sich auf die Scha- lenbildung und Lebensweise der Mollusken bezieht °). Nach Laurent entspringen die Hörnerven bei den Mollus- ken bald von dem Ganglion sus-oesophagien, bald von dem Ganglion sous-oesophagien, oder auch aus der zwischen beiden liegenden Ganglienmasse °),. Laurent erläutert diese Bemerkung durch Abbildungen des Gehörorgans aus Carinaria, Phylliroe, Atlanta, Firola, und aus Pleropoden; man erkennt an denselben deutlich den Gehörnery und die Gehörkapsel, je- doch ergiebt sich aus denselben nicht genau, ob letztere nur einen oder mehrere Gehörsteine enthielten, doch lässt sich, da derselbe eine Figur mit: le noyau cristallin homogene des Ca- rinaires, Firoles, Atlantes et des Mollusques bivalves, bezeich- net, hieraus schliessen, dass er diesen Thierea nur ein Gehör- steinchen zuschreibt, während an Abbildungen von Limax agre- stis und Helix aspersa viele Gehörsteinchen in einer Gehörkap- sel zu erkennen sind. Krohn machte auf zwei kleine, kugel- 1) Schulz: Echiniscus Bellermanni, animal crustaceum, Macro- bioto Hufelandii alfine. 1840. 2) Wiegmann’s Archiv. 1839. I. p. 113., und 1840. I. p. 181. 3) Annales des sciences naturelles. 1839. T. XI. pag. 52. 4) Ebendas. pag. 317. 5) Ebendas. 1840. T. XIII. pag. 198. 6) Annales frangaises et etrangeres d’Anatomie et de Physiologie. Mai. 1839. pag. 118. XCIK runde Organe der Pierotracheen und Carinarien aufmerksam, welche hinter den Augen tief in der Körpersubstanz dieser Mol- luskengattungen verborgen liegen, und durch einen starken Ner- venknoten mit dem Schlundringknolen zusammenhängen '). Sie bestehen aus einer dünnen, weichen Hülle, in der ein krystall- heller, sphärischer, grosser Kern eingeschlossen ist. Der Kern ist steinhart, aus concentrischen Schichlea zusammengesetzt, und enthält kohlensauren Kalk. Krohn glaubte, dass diese Organe sich vielleicht künftighin als Hörorgan nachweisen lies- sen. Dies ist bereits von Ref. versucht worden (s. Wieg- mann’s Archiv. 1841. Bd. I. pag. 148.); leider hat Ref. in sei- nem Aufsatze: über das Gehörorgan der Mollusken, die Bemer- kungen übersehen, welche Krohn schon ein Jahr früher über zwei eigenthümliche, Krystalle enthaltende Bläschen oder Kap- seln an den Schlundringknoten mehrerer Gasteropoden und Pte- ropoden bekannt gemacht hatte). Bei Doris, Thetys, Tritonia und Eolidia liegen nach Krohn’s Untersuchungen auf der obe- ren Fläche des Schlundringknotens, dicht binter den Augen zwei helle sphärische Bläschen. deren Inhalt in Form kreideweisser Flecke hindurchsehimmert. Mikroskopisch untersucht besteht dieser Inhalt aus einer Menge ovaler, zuweilen an den Enden zugespilzier, den Otolithen mehrerer Plagiostomen ähnelnder Körner, zwischen welchen sich nur wenige wirklich krystalli- nische Körperchen eingestreut finden. Dieser Körnerhaufen schwebt in der Mitte des Kapselraumes, ohne die Wandungen der Kapsel zu berühren. Auch diese Körner lösten sich unter Aufbrausen in Säuren auf. Ganz ähnliche Organe fand Krohn „bei Pleurobranchaea und bei den Gattungen Helix, Limax und Arion. Bei Pleurobranehaea liegen die Kapseln zur Seite des unteren Knotens des Schlundringes, und empfangen von ihm einen sehr feinen Nerv. Bei Helix. Limax und Arion ruhen die Kapseln auf der äusseren Seitenfläche der einfachen unteren Schlundring- Anschwellung. Bei Arion zeigten sich die kıy- stallioischen Körperchen fast durchgängig regelmässig krystalli- nisch und den Otolitlen der höheren Wirbelthiere sehr nahe kommend. Die merkwürdigen zillernden Bewegungen, welche Ref. an den in den Kapseln eingeschlossenen Otolithen der Ga- steropoden beobachtet hat. scheint Krohn ganz übersehen zu haben. In Cymbulia und Hyalea stehen die Gehörkapseln von dem Sehlundringe ab, und schimmern in der Nackengegend durch die Hautdecken als weisse, runde Knöpfchen hindurch. zu wel- chen vom Schlundringe kurze Nerven herantreien. Ihr Inhalt u; * 1) Dieses Archiv. 1839. pag. 322. 2) Froriep’s neue Notizen. 1840. No. 306. pag. 310. e* _ c besteht ebenfalls aus einer Menge kleiner glasarliger Körperchen. Krohn hat bemerkt, dass die Angen von Murex, Aplysia, Cy- praea, Rostellaria, Buceinum und Littorina im Wesentlichen de- nen der Palndina ähnlich organisirt sind *); dagegen erinnerlen ihn die Umrisse der Augen der Pterolracheen und Carinarien an ein Eulenauge. Die Coruea der Pierotracheen ist sehr ge- wölbt, die hinter ihr befindliche sphärische. sehr weiche, im Centrum etwas härtere Linse wird. wie es scheiut, von dem Glaskörper völlig eingehüllt. Der Glaskörper entspricht in der Form der des Bulbus ocnli. und stellt einen Kegel mit der dem Augengrunde zugekehrten verschmälerten Basis dar. Die Cho- roidea ist an zwei Sleilen in Form eines Halbmondes pigment- los; jeder Sehnerve entspringt aus der respecliven Seile des aus sechs Ganglien zusammengeseizien Kopfiknotens. Bei den Augen von Carinaria scheint die hintere Fläche verlieft, zugleich ist die Augenbasis au ihren beiden Winkeln in kleine. nach hinten gekrümmte Hörner ausgezogen, und nur auf der hinteren Fläche des Auges lässt sich eine einzige dreieckige Pigmentlücke wahraehmen. Bei Thetys. Doris, Bulla und Bullaea sitzen die Augen als mehr oder weniger gestielle, kugelförmige Gebilde dem Kopfknoten auf. Das Sehen scheint bei dieser Versteckt- heit der Augen nur dann vor sich geben zu können, wenn bei sehr starker Expansion dieser Mollusken die Augen gegen die fast transparente Haut gedrängt werden. Grube fand (wie früher Garner) bei Peclen Augen. welche vom Mantelrande zwischen den Tenlakeln wie glänzende Glas- perlen hervorschimmern ?). Diese augenartigen Organe besitzen eine kugelig-convexe Oberfläche, der am meisten hervorragende, Kugelabschnitt ist klar wie Krystall (Cornea), und von einem schwarzen Pigmentsaume umgeben. Es tritt zu jedem diese Organe ein Nervenfaden, der sich becherförmig als Retina aus-. breitet und einen durchsichtigen Kern (vermuthlich Linse und Glaskörper vereinigt) umfasst. Bei deu verschiedenen Peclen- arten zählte Grube 20, 38 bis 41 Augen auf jeder Mantel- hälfte. Auch Krohn hat die augenarligeu Organe von Peclen® und Spondylus beschrieben ?). Nach seinen Beobachtungen ent- balten die sphärischen Kapseln (Augäpfel) zwei verschiedene, vollkommen transparenle, weiche Subslanzen, eine jede der Kapseln liegt bis zur Hälfte in dem Ende eines kurzen, con- tractilen Stieles eingebettet, und besitzt da, wo sie aus diesem Stiele hervorragt, eine sanfte rande Wölbung. (Cornea); eine mn Kg I 1) Dieses Archiv. 1839. pag. 332. 2) Ebendas. 1840. pag. 24. h 3) Ebendas. pag. 381. f a 2 ’ cı - — bräunliehe, unter dem Hautüberzuge gelagerle Pigmentschicht (Tapetum) umgiebt diese Hornhautwölbung kreisförmig und bil- gt so eine Art Pupille; dicht hinter der Hornhaut befindet sich ne linsenarlige Substanz. und hinter dieser eine andere durch- sichtige Substanz (Glaxkörper); zu jedem augenarligen Organe sah auch Krohn aus dem Mantelrande einen besonderen Ner- venast (Nervus oplieus) hervortreten. Treviranus bildete die” Respirations- Organe von einer vielleicht neuen Art der Gattung Loligo ab, an der er die schwammigen Anhänge, welcbe die anderen Cephalopoden be- sitzen, vermisste t). Ueber diese schwammigen Anhänge sprach E Krohn die Meinung aus. dass sie einen assimilirenden Einfluss auf den ins Venenblut ergossenen Nahrungssaft ausübten, und demnach an dem Blulbildungsprocesse einen wesentlichen An- theil nähmen ?). Derselbe betrachtet die beiden an jeder Seite des Mastdarms von Sepia officinalis liegenden Röhren. welche Männchen besonders deutlich in die Augen fallen, als änge zu einem eigenthümlichen, wasserführenden Systeme, welches aus verschiedenen, die Eingeweide der Leibeshöhle um- hüllenden und miteinander communicirenden Zellen besteht °). Bei den Eledenen liegen jene beiden Röhren mehr seilwärts und enftfernter voneinander als bei den Sepien. Das wasser- führende System scheint hier mit den Geschlechtsorganen in näherer Beziehung zu stehen; ein ähnliches wasserführendes System hat Krohn auch bei Octopus erkannt. Von Leuekart wurde bei der nalurforschenden Versamm- Jung zu Freiburg ein von ihm auf dem Venenherzen von Eledone oschata aufgefundenes Nervenganglion vorgezeigt *). Die berühmten Needham’schen Körper haben in den jüngst jssenen Jahren die Aufmerksamkeit vieler Naturforscher auf gezogen, und da die meisten derselben zu einem und dem- eo Resultate bei ilıren Untersuchungen gelangt sind, so lässt rwarten, dass dieser endlich einmal aufgeklärte Gegenstand inehr. wie bisher, zu so vielen sich widersprechenden ungen Veranlassung geben wird. Carus hat sich durch e sonderbare und sehr eomplieirte Organisation der Saamen- schläuche von Sepia officinalis noch verleiten lassen, sie für selbstständige Geschöpfe zu halten °). Er nannte sie Needhamia Ei > 2 aaa os: Beobachtungen. a. a. ©. pag. 37. Tab. VII. ig. 2 — 2) ’s neue Not, 1839. No. 234. pag. 213. 3) rchiv. 1839. pag. 353. 4) Isis. 1839. pag. 869. 5) Acta Acad. Leop. T. XIX. P. I. 1819. p. 3., und Erläuterungs- tafelo von Carus tto, a. a, OÖ, pag. 4. Tab. 1. Fig. X. cu expulsoria, und deutete die in den Schläuchen enthaltenen ver- schiedenen Abtheilungen als Schlund, Vormagen, Magen, Dünn- darm und Dickdarm. Dieser Dickdarm, die hinterste jener Ab- theilungen, besteht nach den Untersuchungen der andern Natur- forscher aus den dicht aneinander gedrängten Spermatozoen der Sepia; Carus, welcher die Spermatozoen überhaupt als Thiere beirachtet, und zwar als epiorganische Thiere, welche sich bloss auf das Zeugungsleben des epitellurischen Thieres. dem sie an- gehören, beziehen, betrachtet demnach die Needhamia expul- soria als ein grosses Spermatozuon, welches die Bestimmung habe, unendlich viele kleinere Spermatozoen in sich zu bilden, und welches zuletzt dehiscirt, um die Spermatozoen zweiter Potenz frei zu machen '),, Auch Wagner, obgleich er bei Octopus, Loligo und Sepiola die Spermatozoen und ihre bün- delförmige Gruppirung in den Hoden deutlich erkannte, erklärte die Saamenschläuche der Cephalopoden von neuem für die Be- hälter von Parasiten oder Entozoen sehr eigenthümlicher Art ?). Ref., welcher die Saamenschläuche eines Weingeistexemplares von Loligo vulgaris untersuchte, betrachtete dieselben als den Saamenschläuchen von Cyelops castor analoge, und nur noch complicirtere Gebilde, in deren hinterster Abtheilung die eigent- lichen Spermatozoen ganz deutlich zu erkennen waren ?), Sie waren nach dem Typus der Bivalven-Spermalozoen gebildet, und bestanden aus einem ovalen Körper und einem langgestreck- ten dünnen, haarförmigen Schwanze. Krohn hat die Saamen- schläuche aus Sepia ollieinalis beschrieben, und ist bei seinen Untersuchungen zu der Ueberzeugung gelangt, dass das Hervor- schnellen des Inhalts der Saamenschläuche ein ganz mechani- _ scher Vorgang ist, wobei die Wände des Schlauches, zwischen welchen die hinterste weisse (Saamen-) Masse schr eomprimirt steckt, durch den Einfluss des Wassers stark anschwellen, und so die Saamenmasse verdrängen *). Die Bestandiheile der weis- sen Masse hat Krohn, so wie Ref., als haarförmige, mit einer Anschwellung an dem einen Ende versehene Spermalozoen er- kannt. Die Bewegungen derselben beobachtete Krohn erst dann, nachdem die Saamenmasse verlheilt war, denn in den Saamenschläuchen liegen sie zu dicht übereinander gehäuft, und können deshalb keine Bewegungen von sich geben. An den übri- gen Theilen der Schläuche sah Krohn niemals eine Lebens- äusserung. niemals irgend eine Erscheinung, die auf Reizem- 1) Erläuterungstafeln. a. a. ©. pag. 16. 2) Froriep’s neue Notizen. 1839. No. 249. pag. 98. 3) Siebold: Beiträge. a. a. ©. pa g. 51. 4) Froriep’s neue Notizen. 1839. No, 244. pag. 17. SE, & K com pfänglichkeit derselben hingewiesen hätte, was Ref. vollkom- men bestätigen kann, da derselbe bei seinem diesjährigen Auf- enthalte in Pola eine ganz besondere Aufmerksamkeit diesen Needham’schen Körpern gewidmet hat. Am Schlusse der in- teressanten Abhandlung werden von Krohn die specifisch unter sich verschiedenen Saamenschläuche der Kalmare und Eledonen mit denen der Tintenfische verglichen. Von Philippi, welcher alles, was bereits von anderen Naturforschern über die Need- ham’schen Körper erwähnt worden ist, zusammengestellt hat, wurden die Saamenschläuche des Octopus Aldrovandi einer Un- tersuchung unterworfen, aus der hervorging, dass diese Schläu- che einen eben so complieirten Apparat, wie die der übrigen Cephalopoden besitzen, um den Inhalt derselben bei dem Auf- platzen hervorzuschnellen '). Die Form der Spermatozoen selbst ist diesem Forscher jedoch undeutlich geblieben. Auch Peters hat die Needham’schen Körper aus Sepien als Saamensebläuche erkannt, und die in ihnen enthaltenen lebhaften Spermatozoen beschrieben 2). In Gemeinschaft mit demselben hat Milne Ed- wards die Saamenchläuche von Octopus, Eledon moschatus, Sepia officinali« und Loligo vulgaris untersucht, und sie je nach den verschiedenen Cephalopoden-Arten verschieden gebildet ge- funden ®). Nach den Beobachtungen desselben ist die unzählige Menge von Spermalozoen in den Saamenschläuchen noch von einer besonderen zarten Hülle umgeben, welche Edwards reservoir spermaligue nannte; der gegliederte Apparat in den Schläuchen dient nach Edwards ebenfalls nur dazu, um die Schläuche zum Bersten zu bringen, und den Austrilt des darmlörmigen Saamenbehälters (reservoir) zu befördern. Ed- wards schlug vor, diese Saamenschläuche mit dem Namen Spermatophores zu bezeichnen, die dazu dienen möchten, die Saamenfeuchligkeit bei den Cephalopoden. denen äussere Be- galtungsorgane fehlen, in die weiblichen Geschlechtswerkzeuge „überzupflanzen. Nach Valentin, welcher die Needham- ' schen Körper von Sepia und Sepiola zu sehen Gelegenheit halle, unterliegt es keinem Zweifel, dass dieselben keine Ento- zoen, sondern Saamenmaschinen eigener Art sind ®). Von Bennet wurden zwei Arten fliegender Cephalopoden aus dem stillen Meere erwähnt, welche die Fähigkeit besilzen, 1) Dieses Archiv. 1839. pag. 301. 2) Ebendas. 1840. pag. of, 3) Annales des sc. nat. 1840. T. XIII. pag. 193., und Froriep’s neue Not. No. 304. pag. 280. 4) Valentin: kepertöflem für Anatomie und Physiologie. 1840. pag- 299. = CcIv sich in dem Grade über das Wasser emporzuschwingen, dass ein solches Individuum auf dem Verdecke eines Schiffes nie- derfiel *). Owen hatte Gelegenheit, die Eier von Argonauta Argo in verschiedenen Eutwvickelungs- Zuständen der Embryonen zu un- tersuchen ?). In den am meisten entwickelten Eiern waren Kopf und Leib, das Pigment der Augen. die Tinte im Tintenbeufel, die Pigmentflecke auf der Cutis deutlich zu untersclieiden, den Sipho, Schnabel und die Arme konnte man auch schon heraus- finden, aber weder die Membran, welche die Schale absondert, noch irgend eine Spur von der Schale war vorhanden. Der- selbe Forscher sprach sich für die Meinung aus, dass der in der Argonaula Argo wohnende Cephalopode wirklich die Schale absondere, also zur Schaale gehöre und kein Parasit sei. Zu dieser Meinung haben ihn folgende Thatsachen veranlasst ?): Die Lage des Cephalopoden in der Schale entspricht derjeni- gen, welche man bei Nautilus Pompilius vorfindet. Bei den jüngeren füllt der Körper derselben die Schale ganz aus, und entspricht dabei der Form der letzteren ganz genau. Die Grösse der Schale stelıt immer mit der Grösse ihrer Bewohner in einem directen Verhältnisse. Das Wachsthum des Cephalopoden geht sehr schnell vor sich, so dass, wenn derselbe ein Parasit wäre, er wöchentlich 2 bis 3 Mal die Argonautenschale umtauschen müssle, es müssten daher eine grosse Menge Individuen von dem hypothelisch- wahren Verfertiger der Argonaulenschale vorhan- den sein, und noch ist kein einziges solches Thier bis jetzt auf: gefunden worden. Nach Madam Power’s Angabe sollen die zwischen den Rückenarmen ausgebreiteten Häute die Schaale absondern, und da diese sich nach den Beobachtungen dieser Dame erst nach dem Auskriechen des Embryo entwickeln, so kann die Schale auch erst nach dieser Zeit gebildet werden. Die von der Madam Power übersendeten Präparate zeigten deutlich, dass der Cephalopode der Argonautenschalen, nach- dem die lelzteren verletzt und zerbrochen worden waren, die verlorenen Theile der Schale wieder erselzt hatte. Die Er- salzsubslanz reagirte, chemisch untersucht, ganz genau so, wie die gewöhnlichen Schalen. Da bei einigen Exemplaren es deut- lich in die Augen fiel, dass die Ersatzsubstanz äusserlich abge- lagert war, so geht daraus hervor, dass die häutige Ausbrei- tung der Arme oder das sogenannte Seegel das kalkabson- dernde Organ sei, und uicht der Mantel, denn im letzteren 1) Froriep’s neue Notizen. No. 322. pag. 216. 2) Ebendas. No. 196. pag. 310. 3) Ebendas. 1839. No. 196. pag. 307. ®»- - cv Fälle hätte die Ersalzsubslanz der inneren Seite der Schale an- liegen müssen. Ueber verschiedene Pleropoden hat Van Beneden meh- rere Abhandlungen geliefert, deren erste sich auf Cymbulia Pe- ronii bezieht :). Derselbe weist nach, dass Peron die Mün- dung der Rutlıe für den Mund genommen habe, welcher letz- tere bei Cymbulia unterhalb der Ruthenöfluung sich zwischen den beiden Tentakeln befindet. Der Schlundiing besteht ober- halb des Oesophagus nur aus einer einfachen Commissur, ist aber unlerhalb desselben aus drei Paar Ganglien zusammenge- setzt. An den beiden Tentakeln, an welchen Peron Augen gesehen haben will, hat Van Beneden keine Spur davon an- gelrofflen, wohl aber erblickt man mitten auf den beiden vor- deren Ganglien einen dunklen Fleck, der ein kleines Bläschen vorslellt und als Gehörorgan betrachlet werden kann. Die Flü- gel werden aus fünf verschiedenen Muskelschichten zusammen- geselzt. Mund und After liegen in der Medianlinie, ersterer be- sitzt keinen Rüssel, wohl aber eine herzförmige Zunge. Diese so wie der Schlund und Oesophagus, sind frei von knorpelarli- gen Auskleidungen, während der Magen, dem ausserdem ein Blindsack anhängt, mit vier Knorpelplalten gepflastert ist. Der Darm ist gleich weit, macht innerhalb der sehr grossen braun- grünen Leber zwei Winduogen, und mündet mitten im Abdo- men in den Branchialsack aus. Speicheldrüsen waren nicht auf- zufinden. In dem Branchialsacke befinden sich rechts und links die Branchbien, und zwischen ihnen das Herz, zu welchem von jeder Branchie ein grosses Gefäss tritt, während von der Basis der Flügel drei Venen in die Branchien eindringen. Das Herz besteht aus einem Ventrikel und einem Vorhofe, letzterer em- pfängt die beiden Gefässe der Branchien, und ersterer schickt die Aorta nach der Leber. Van Beneden erklärt die Cym- bulie für hermaplırodilisch, und hält es nach der Lage der Ge- schlechtsößfnungen für wahrscheinlich, dass sie bei gegenseitiger Begaltung sich selbst befruchten. Die auf dem Oesophagus liegeode Ruthe endete blind, und stand mit keiner Drüse, wel- che als Hode hätte gelten können, in Verbindung. Das gelappte Ovarium liegt in der Nähe der Leber, ist blassrosa gefärbt, und besitzt einen Oviduct, der in gewisser Entfernung von dem Ovariuım anschwillt, und alsdann wieder verengt auf der rech- ten Seite unter der rechten Branchie ausmündet. Die Anschwel- lung des Oviduels betrachtet Van Beneden als Testikel. In einer zweiten Abhandlung beschreibt derselbe die Tiedemannia 1) Nouveaux m&moires de l’academie roy. des sciences de Bru- zelles. 1839. T. Xll, Exercices zootomiques par Van Beneden. ı ” A cvI napolitana, welche sich durch einen sehr langen Hals auszeich- net. Der Schlundring verhält sich hier wie bei Cymbulia, ebenso die Tentakeln und das Gehörorgan. Aus dem Schlund- ringe begeben sich jederseits zwei Nerven zu den Flügeln, von denen Van Beneden den vorderen als den Bewegungsnerven, und den hinteren als den Gefühlsnerven betrachtet. Der dick- wandige Magen ist ebenfalls mit knorpeligen Plalten auf seiner inneren Fläche besetzt. Der gleichmässig weile Darm windet sich durch die grosse Leber. Speicheldrüsen fehlen auch hier. Die Ruthe im Nacken ist für sich abgeschlossen. Eine von der Leber durch Lage und Farbe verschiedene Drüse wird als Ova- rium genommen, obgleich Oviduct und Testikel nicht, wie bei Cymbulia, hier aufgefundnn werden. Die dritte Abhandlung umfasst die Pteropoden: Hyalea 3-dentata Lam., Cleodora lan- ceolala Le Su., und Cuvieria columella Rang. Das Schlund- ganglion verhält sich wie bei den vorigen Pteropoden. Bei Cleodora liegt ein Doppelganglion vor dem’ Schlundringe, wel- ches als Nervus sympathieus betrachtet werden kann. Der Mund, Oesophagus und Magen ist den vorigen älınlich. Der Darm liegt in der Leber vergraben. After auf der Unterseite, etwas nach links nicht weit vom freien Rande des Mantels. Speicheldrüsen fehlen. Branchialsack sehr geräumig, die Leber, das Ovarium und der Marmkanal sind von einer Art Perito- näum eingeschlossen. Das Herz der Hyalea giebt zwei Arterien an die Leber, und erhält durch ein Gefäss das Blut von den Branchien. Die Geschlechistheile wie bei Cymbulia, ein Testi- kel wurde jedoch nicht mit Sicherheit aufgefunden. Milne Edwards hat mit Peters an den Carinarien Un- tersuchungen angestellt, und sich überzeugt. dass diese Helero- poden getrennten Geschlechts sind +); die Männchen derselben besitzen auf ihrer rechten Seite einen sehr entwickelten Begat- tungsapparat, der den Weibchen fehlt, wogegen bei diesen ne- ben dem After sich die Geschleehtsöffnung befindet, welche wie- derum den Männchen fehlt. Der Hode ist bei dem Männchen da zu finden, wo im Weibchen der Eierstock liegt. Die Sper- malozoen des ersieren geben sich deutlich als sehr lebhafte, langgeschwänzte Körperchen zu erkennen. An dem sehr com- plieirten Central-Nervensysteme der Carinarien fällt der unpaa- rige sympallische Nerve leicht in die Augen. Bouchard-Chantereaux liefert Beiträge zur Naturge- schichte der Gasteropoden, und beschreibt von Limax, Arion und Helix die Vorgänge bei der Begaltung ?). Den sogenannten 1) Annales d. sc. nat, 1840. T. XIII. pag. 195. * 2) Annales des sc. nat. 1839. T. XI. pag. 295., und Froriep's neue Not, No. 250. pag. 113,, Nr. 251. pag. 131. [3 » ». * ” cvii Liebespfeil hat derselbe bei dieser Gelegenheit. nicht immer zum Vorschein kommen sehen. Das Eierlegen findet bei vielen Ga- steropoden 2 bis 3 Mal hintereinander Statt, wobei je nach den verschiedenen Arten mehr oder weniger, jedoch nie unter 10 bis 15, und nicht leicht über 100 bis 110 Eier abgesetzt wer- den. Limax agrestis legt auf 6 bis 8 Mal mit Zwischenzeiten von 3 Wochen bis einem Monat gegen 200 Eier, doch ist vor dem jedesmaligen Eierlegen wieder eine neue Begallung erforderlich. Die Clausilia bidens, rugosa und Pupa fragilis legen im Ver- hältniss zu ihrer Kleinheit sehr grosse Eier. Die Eier der Land- Gasleropoden, welche an feuchten Orten abgesetzt werden, kön- nen eine lange Trockniss aushalten, ohne dadurch an ihrer Vi- talilät zu verlieren; in Jahre lang aufbewahrlen und ganz ein- geschrumpften Limaeineneiern entwickelten sich, nachdem sie wie- der aufgeweicht waren, die Embryonen noch ganz gut, Die im Mai und Juni gelegten Eier entwickeln sich schon in 14 bis 20 Tagen, die im October und November gelegten Eier gebrau- chen dagegen zu ihrer Entwicklung eine 3 bis 4 Mal längere Zeit. Die Jungen derjenigen Gasteropoden, welche ein Gehäuse ° besitzen, bringen ein solches mit aus dem Eie, bei den Kreisel- schnecken ist das Gehäuse nur eine kleine Scheibe. Bei der Begattung der Planorbis cornea und marginata sah derselbe Be- obaclhter deutlich, wie die weisse undurclsichtige Saamenflüs- sigkeit durch die Ejaculationsröhre des Penis in Absätzen hia- durchfuhr. Die Eier der im Wasser lebenden Gasteropoden saı Bouchard sich schneller entwickeln, als die der Land- schnecken. Amphipeplea involuta, welche von Goodsir anatomirt wor- den ist, stimmt in ihrem inneren Baue ganz mit Lymnaeus slag- nalis- überein *). Das Central-Nervensystem ist deutlich be- schrieben und abgebildet worden. Goodsir unterscheidet zwei grosse Seilenganglien des Schlundringes, welche durch eine über den Oesophagus hinweglaufende Commissur miteinander verbun- den sind. Unter dem Oesophagus liegen zwei vordere und zwei mittlere (hintere, Ref.) grosse Ganglien, und ausserdem zwei Paar kleine seitliche Ganglien. Letztere vermitteln die Verbin- dung zwischen den zwei millleren und den beiden grossen Seiten- ganglien, während die beiden vorderen grossen Ganglien unmit- telbar mit denselben in Verbindung stehen. Ref. vermisst die Verbindung der beiden vorderen grossen Ganglien mit den klei- nen seillichen Ganglien, welche bei allen Lymnaeus- Arten vor- handen ist, und wahrscheinlich hier übersehen wurde. Ueber dem Schlunde, vor dem grossen vorderen Ganglienpaare, liegen er v “.. 1) Annals of natural history, 1840, Vol. V. pag. 22. * Pi » “ CvIl zwei kleine, durch eine Commissur mileinander verbundene , Ganglien, zu welchen die beiden grossen Seitenganglien des Schlundringes einen Verbindungszweig schicken; dieses Ganglien- paar versieht den Schlund und Oesophagus mit Nervenästen. Goodsir belrachtet die Drüse, welche Cuvier das Ovarium nannte, als Hode, und umgekehrt den Hoden Cuv. als Eier- stock, und verfällt so in einen anderen Irrihum, der in neuerer Zeit so oft begangen worden ist. Carus ist der Deutung Cu- vier’s in Bezug auf die Geschlechtstheile von Limax maximus treu geblieben '). Ref. kann hiergegen nur bemerken, dass je- des vorurlheilsfreie Auge in dem hintersten von der Leber der hermaphroditischen Gasteropoden umgebenen drüsigen Organe Hoden und Eierstock mit einander vereinigt finden wird. Nach Troschel’s Untersuchungen besteht der Schlundring von Physa hypnorum aus sechs Ganglien, von welchen das vordere und untere Paar die meisten Nerven aussendet ?). Der- selbe hatte früher durch zahlreiche Untersuchungen der Mund- theile der Mollusken ausgemitlelt, dass sich diese Organe zu guten Eintheilungsgründen dieser Thiere benutzen lassen, und weist jetzt nach, dass sich die drei aufgestellten Gatlungen Physa, Amphipeplea und Lymnacus nach dem Baue der Kiefera und Zunge ganz gut rechifertigen lassen. Durch Erd! haben wir eine genaue Untersuchung des Ge- fässsystems der Helix algira erhalten °). In der Mundhöhle die- ser Schnecke befindet sich ein einfacher Oberkiefer und Man- dibeln, welche in besonderen Scheiden versteckte Zähne und Zähnchen besitzen. Nach hinten gelıt die Mundhöhle in die Speiseröhre über, und endigt hier mit einem warzenförmigen Fortsatz der Mandibelo. Der Darmkanal besitzt einen die bei- den Gallengänge aufnehmenden Blioddarm. Ueber die männli- chen und weiblichen Geschlechtstheile der Helix algira spricht sich Erdl nicht bestimmt aus. Die zwischen den obersten Win- dungen gelegene Drüse nennt derselbe Glandula genitalis supe- rior, den Auslührungsgang derselben Ductus excretorius cate- naeformis, und die von Cuvier als Hode, von Anderen als Eierstock genommene Drüse Glandula genitalis media, aus wel- cher ein gefalteter Oviduct mit einer Längsdrüse hervortritt, und in einen einfachen Oviduet übergeht. Dieser nimmt eine gestielte Blase nebst Anhang auf, und endigt mit einer Glan- dula genitalis inferior. Ein zur Aufoahme des Liebespfeils be- 1) Erläuterungstafelo. a. a. ©. pag. 6. Taf. II. Fig. 4. 2) Wiegmann’s Archiv. 1839. I. pag. 179. Ri 3) Erdl, Dissertatio de Helicis algirae vasis sanguiferis. Mo- nachii. 1840. - v 5 we EHRZEEEE > _ cıX stimmier Sack fehlt dieser Schnecke. Neben dem Ausführungs- gange des Oviduets liegt der Penis, in dessen oberes Ende ein von der Längsdrüse kommendes Vas deferens übergeht. Das Herz ist in einem Herzbeutel eingeschlossen, welcher mit Flüs- sigkeit gefüllt ist. Die arteriöse Herzkammer ist nach der Le- ber, der venöse Vorliof nach dem Kopf hin gerichlet. Bei einer im Winterschlaf befindlichen Helix algira schlug das Herz sechs bis sieben Mal in der Minute, in einer Helix hortensis, welche schon seit einigen Wochen wieder gefressen halle, dagegen 60 bis 70 Mal in derselben Zeit. Die Muskelbündel des Herzens sind in der Mitte schmal, und verbreilern sich nach beiden En- den hin. Die Arterien bestehen aus zwei Häuten, deren äus- sere Haut aus miehr Längenfasern als Queerfaseın gebildet wird. Das Blut bietet zwei Bestandtheile dar, eine Flüssigkeit und Körner, erstere herrscht vor und zeigt durchaus keine Gerinn- barkeit. Die Blntkörner haben einen Durclimesser von „1, Lin., und bestehen aus einer sehr zarten Hülle, welche 3 bis 4 klei- nere Körner einschliesst. Aus dem Herzventrikel entspringen zwei Aorten, von welchen die eine als Aorta hepatica direct zur Leber läuft, die andere als Aorta visceralis sich zu den übri- geu Eiogeweiden und den Muskeln begiebt. Die Visceral- Aorta giebt, ehe sie sich von der Leber-Aorta trenut, eine Arteria haemorrhoidalis an den Mastdarm ab, und zieht sich unter dem Rectum hinweg nach dem Oviduet hin, versieht hier die Ge- schlechtsorgane mit Gelfässen, und beugt sich dann nach oben um, von wo aus die Muskeln, die Speicheldrüsen und der “ en mit Gefässen versehen werden. Als sehr dünnes Gefäss em unteren Ganglion des Schlundriuges angekommen, hlüpft das Visceral-Gefäss wahrscheinlich durch dieses hin- durch, und schwillt alsdann wieder an. Sie verzweigt sich jetzt als Carolis an den im Halse uud Kopfe der Schnecke liegenden Organen, schickt aber einen zweiten Ast, eine Arteria recur- rens, in die Tiefe, welcher zu dem vorderen Theile des Fusses, zu den Geschlechtstheilen, den Muskeln des Mundes und zu der Cutis kleine Aeste abschiekt. Die Leberaorta zerfällt in drei Aeste, welche die Leber, Niere, den Darm und den kettenför- migen Ausführungsgang mit Blut versorgen. An dem Venen- systene lässt sich eine Vena cava hepatica und Vena cava vis- ceralis unterscheiden, welche ihr Blut dem Kiemensacke zu- führen. Treviranus. welcher mehrere Bemerkungen über die Re- spiralionsorgane der Gasteropoden mitgelheilt hat, hat sich über- zeugt, dass nicht alles Lungenblut unmillelbar zu dem Herzen fliesst, sondern dass aus der Lungenhohlvene eine Menge Ge- fässe zu dem kalkabsondernden Organe (Niere) abgehen, und in diesem ein Nelzwerk bilden, aus welchem sich wieder grössere > £ Ar cx Gefässzweige sammeln, und vor der Herzkammer in diese ein- münden !). Bei Limax ater tritt fast alles Lungenblut, ehe es zum Herzen gelangt, in das kalkabsondernde Organ. Nach Tre- viranus kann das Blut der Mollusken rückgängige Bewegun- gen eingehen, wodurch Turgescenzen an einzelnen Theilen der Organe entstehen und es sich erklärt, dass alle willkürlichen Bewegungen der Schnecken beim Mangel antagonistischer Mus- keln dennoch zu Wege gebracht werden können. Von Sars haben wir einen sehr interessanten Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Tritonia Ascanii, Aeolidia bodöen- sis, Doris murieata und Aplysia guttata erhalten *). Der Eier- rogen tritt bei Trilonia aus der an der rechten Körperseite sich befindenden Geschlechtsöffnung in Gestalt einer eylindrischen, ge- schlängelten Schnur hervor. Die einzelnen Eier enihalten fünf bis eilf Dotter. Die diese Dotter einschliessende Eihaut ent- spricht am meisten der Schaale eines Vogeleies. Die einzelnen Dotter besilzen eine besondere Dotierhaut, und die Vesicula Purkinjii. Bei der Entwicklung der Jungen erleiden die Dotter die bekannten Durchfurchungen, und gehen unmerklich in einen Embryo über. Der Embryo ist anfangs knieförmig gebogen, und an seiner concayen Seile mit zwei runden Lappen versehen. Die Bewegungen desselben, welche sich allmählig einstellen, und in einem Drehen des ganzen Embryo bestehen, werden durch Cilien, welche am Rande der beiden Lappen sitzen, bewerk- stelligt. Späterhin erhält der Embryo eine zarte Conchylie, aus welcher nur die beiden Lappen und das Fussrudiment her- vorragen. Die Schale hat die Gestalt eines kurzen plumpen Schuhes, und wird erst bei dem Ausschlüpfen des Embryo kalk- arlig. Im weiteren Verlauf der Entwickelung nimmt die Con- chylie die Gestalt einer Nautilusschale an, welche von einem auf der hintersten Fläche des Fusses befestigten kreisrunden Deckel geschlossen werden kann. Die beiden Lappen scheinen eine Fortsetzung des Mantels zu sein, von anderen äusseren Or- ganen sind weder ein Kopf, noch Tentakelo und Kiemen zu bemerken, von inneren Organen fällt nur der Darm deutlich in die Augen. Nach dem Ausschlüpfen schwammen die Jungen mit Hülfe der vibrirenden Cilien der runden Lappen ge- schickt im Wasser umber. In dem Rogen von Seyllaea pela- gica sind bis an dreissig Dotter von einer gemeinschaftlichen Eihülle eingeschlossen; bei Aeolidia sind nur 2 bis 7 Dolter in jeder Eihaut enthalten. Der Rogen bildet hier eine unordent- lich aufeinander gehäufte Schleimhülle. Die Eier von Aeolidia 1) Treviranus: Beobachtungen. a. a. O. pag. 36. 2) Wiegmann’s Archiv. 1840. 1. pag. 196. is CcXI bodöensis entwickeln sich wie bei Tritonia. nach den Durch- furchungen zeigt sich ein Embryo in einer Conchylie, und mit zwei bewimperten Lappen versehen. Doris muricata legt dünne, bandarlige Eierschnüre, hier ist nur ein einziger Dolter in jeder Eierschaale enthalten, aus welchem sich ein Junges nach den Durchfurchungen desselben entwickelt, welches in Gestalt des Leibes, der Schaale und des Deckels ganz dem Jungen von Tritonia ähnlich ist. Bei Aplysia gultata bildet der Rogen eine eylindrische Eierschnur, deren einzelne Eier gemeinhin 5 bis 8 Dotter enthalten. Die Entwickelung, Gestalt und Schale der Jungen verhält sich wie bei Tritonia, nur dass kein Deckel zu bemerken war. Rudolph Wagner, welcher in einer Reihe von Thieren doppelte Geschlechtsverhältnisse nachgewiesen hat, hat bei Pa- tella und Chiton stets männliche und weibliche Thiere angelrof- fen !). Bei Haliotis marmorata erkannte Erdl ebenfalls die ge- trennten Geschlechler 2), und konnte schon an den Schalen die verschiedenen Geschlechter unterscheiden, da die weiblichen In- dividuen eine breitere, bauchigere Schaale besitzen, als die männlichen, deren Schale länger und schmäler ist. Ueber die gelreunten Geschlechter der Patella sind von Gray einige Be- merkungen gemacht worden ®), was auch von Milne Ed- wards geschehen ist ?). Nach Anthony’s Beobachtungen soll es in Nordamerika Unionen geben, welche einen Byssus spinnen. Dieser Byssus besteht aus einem einzeluen Faden, welcher von dem Mantel anszugehen scheine, was von Gray bezweifelt wird, ivdem bei den übrigen zweischaaligen Mollusken der Byssus immer von einem Theile des Fusses abgesondert wird 5). Ueber Pholas und Teredo sind von Deshayes einige anatomische Bemerkun- gen geliefert worden ®). Treviranus beschreibt den Blutlauf und die Gelässverzweigung in den zweisehaligen Muscheln, und zeigt, dass das Blut dieser Thiere, wenn es von den Kiemen zu dem Herzen strömen soll, vorher noch in die Bojanische Drüse (Niere) eintrete, wodurch der Blutlauf von den Kiemen zu dem Herzen sich wie bei den Gasteropoden gestaltet ?). Milne Edwards, welcher in Gemeinschaft mit Lalle- 1) Proceedings of the zoological society. T. VII. 1839. pag. 177., roriep’s neve Notizen. No. 249. p. 98. 2) Froriep’s neue Notizen. Ebendas, pag- 99. 3) Ebendas. No, 212. pag. 211. 4) Annales des sc. nat. 1840. T. XIII. pag. 376. 5) Froriep’s neue Not, No. 330. pag. 344. 6) Annales des sc. nat. T. XI. 1sad, pag. 269. 7) Treviranus: Beobachtungen. a. a. Ö. pag. 44. CXU mand Untersuchungen über die Geschlechlsorgane von Venus virginea angestellt hat *), bestätigt die Entdeckung des Pre- vost (was übrigens schon vor einigen Jahren von Ref. in die- sem Archiv geschehen ist), dass nämlich viele Acephalen ge- trennten Geschlechts sind, während Pecten glaber als Herma- phrodit erscheint. n. Von Forbes und Goodsir sind zwei Arten einer neuen Ascidiengaltung enideckt worden, welche sie Pelonaia glabra und corrugata genannt haben ?). Ihre Haupicharactere sind: äussere und innere Symmetrie, Respiralionsöffoung ohne strahlenartige Falten, der Darmkanal flottirt fast frei in dem geräumigen Mus- kelsack und endigt vorne, elwa in der Mitte des Thieres, mit einem frei flotlirenden strahligen Stücke. Das Gefässsystem ist ohne Herz, das Blut fliesst in der Kiemenvene und Körperar- terie rückwärts, und in der Körpervene und Kiemenarterie vor- wärts, wobei zugleich ein Rücken- und Bauchgefässstamm ge- bildet wird. Die Geschlechtsorgane bestehen aus zwei langge- streckten, an dem einen Ende geschlossenen Röhren, welche am anderen Ende sich in die Höhle des Muskelsackes öflnen, und dicht an dessen innerer Oberfläche angeheftet sind. Eine Haupteigenthümlichkeit dieser Gattung Pelonaia ist ferner noch die feste Anheftung der musculösen Kloake an der inneren Flä- che der Cutis. Obgleich die Ascidien im Baue der Kiemen und des Verdauungsapparates den übrigen Mollusken ähnlich sind, so weichen sie, nach Milne Edwards und Audouin’s Un- tersuchungen ?), doch auch gar sehr von ibuen ab durch ihre Bluteireulation, durch ihre Metamorphose und durch ihre Fort- pflanzung mittelst Sprossen, wodurch sie den Polypen zugleich sehr nahe treten. In einer ausführlicheren Abhandlung sucht Milne Edwards zu zeigen, dass die zusammengeselzien As- eidien im Allgemeinen eben so gut als die einfachen Asecidien einen Kreislauf besitzen *). Die Lage des peristaltisch sich be- wegenden Herzens variirt nach den verschiedenen Familien je- ner Ascidien. Das Blut ist nicht überall in Gefässen einge- schlossen, sondern treibt sich an vielen Stellen frei zwischen den Eingeweiden und der inneren Tunica umher. Das Herz bewegt sich in gewissen Zwischenräumen peristaltisch und dann wieder antiperistaltisch, was den Tunicaten überhaupt eigen- thümlich sein soll. Bei dem Athmen strömt das Wasser von der vorderen Kiemensack-Oeflnung ein und zu der Kloaken- 1) Annales des sc. nat. 1840. T. XII]. pag. 375. 2) Froriep’s neue Not. No. 339. pag. 136. 3) Liinstitat. 1839. p. 397., und Fror. n. Not. No. 254. p. 183. 4) Annales des sc. vat. 1840. T. XIII. pag. 76. 4 CXıM (Seiten-) Oefloaung wieder aus. Die zusammengesetzien Asci- dien besitzen sämmtlich sowohl einen Hoden als auch ein Ova- rium. Die Eier der zusammengesetzten Ascidien bestehen aus einer Schicht Eiweiss, einem Dotter und dem Keimbläschen, ihre Befruchtung scheint in der Kloake vor sich zu gehen. Der Embryo zeigt eine cercarienarlige Gestalt; nachdem er die Ei- hülle verlassen hat, selzt er sich spälerhin irgendwo fest und geht eine Metamorphose ein. Diese zusammengesetzten Aseidien besitzen nach Edwards? Beobachtungen, wie die Polypen, die Fähigkeit, sich ohne Hiozuthun von Geschlechtsorganen durch Knospen zu vermehren, welche Eigenschaft auch der einfachen Aseidie Clavellina inwohnt. Von Ascidia papillosa vermuthet Wagner, dass diese Thiere getrennten Geschlechts seien ?), was Ref. bezweifeln möchte, da derselbe Gelegenheit hatte, die einfachen Ascidien Cyntbia und Phallusia zu untersuchen, und dieselben eben so deutlich hermaphroditisch gebildet gefunden hatte, wie es Edwards von den zusammengeselzten Ascidien angegeben. Ueber Salpen haben wir von Eschricht eine ausführli- che, mit schönen Abbildungen geschmückte Abhandlung erhal- ten ®). Die Untersuchung ist an zwei Species angestellt wor- den, hauptsächlich an einer vier Zoll grossen Art, wovon Verf. drei alte Spiritusexemplare zu seiner Disposition halte, zum Theil aber auch an einigen Exemplaren von Salpa zonaria. Die grös- seren Species hat Verf. Salpa cordiformis genannt, weil derselbe vermulhet, es sei die von Quoy und Gaimard unter diesem Namen aufgestellte, obgleich die von diesen Naturforschern ge- gebene Beschreibung und Abbildung von der seinigen ziemlich abweicht. Das Nervensystem fand sich sehr deutlich vor. Das Gehirn mit zweien seiner Hauptäste bildete einen Ring hinter der Eintrilisöffnung, anscheinend dem Schlundringe ana- log. Diese Oefloung möchte deshalb doch wohl für den Mund zu halten sein. Vor dem Gehirne liegt ein eigenes, hauptsäch- lich aus awei Blättern bestehendes Organ, vielleicht ein Tast- organ (Fig. 8. und 10..). An der Salpa zonaria liegen dies Organ und das Gehirn aufeinander (Fig. 18. und 22. t. w.). Nicht allein die Eintrittsöffnung, sondern auch die Austrittsöff- nung haben an beiden Arten eine sehr ausgebildete Valvel; an beiden findet sich eine starke Museulatur, die zumal an der Valvel der Austriltsöffnung sehr complieirt ist (Fig. 11. u. 12.). — I) Froriep’s neue Not. No. 249. pag. 99. 2) Anatomisk-physiologiske Undersögelser over Salperne af Esch- rieht. 1840. Den obigen Auszug aus dieser Schrift‘ verdankt Ref. der Güte von Eschricht selbst. Müllers Archir, 1841, H CXIV An beiden Seiten der Alhmungshöhle liegt ein geschlossener Sack, die serösen Säcke (Fig. 1.2. 3. 4. 7. pp. qg.), die in der Entwicklungsgeschichte und in den Lebensverhältnissen über- haupt eine wichtige Rolle spielen. Sowohl diese serösen Säcke, wie auch der Atbmungssack sind von einem Pflasterepithelium bekleidet, aus sechseckigen, tafelförmigen Zellen mit Kernen (Fig. 14.). In dem Fötus sind diese Zellen äusserst deutlich. Sie liegen aber hier mehr voneinander getrennt, obgleich sie schon ziemlich sechseckig sind (Fig. 15., wo aber die Ecken der Zellen viel zu spilz gegeben worden sind). Die Muskeln der Salpen bestehen aus Bündeln von Primitivfasern (Fig. 16.); längs der Mittellinie in jedem Bündel zeigt sich bei stärkerer Vergrösserung eine Reihe heller Körperchen (Zellenkerne); jede Primitivfaser ist höchst deutlich queergestreift, namentlich an allen Weingeistexemjlaren von Salpen deutlicher, als vielleicht bei irgend einem Wirbelthier oder Articulaten. Beim Fötus be- stehen die Muskela aus nicht gestreiften Fasern, breiter als die Primitivfasern der Muskeln bei den Erwachsenen, und eine Reihe grosser Zellenkerne enthaltend (Fig. 17.). Diese Fasern sind also ursprünglich Faserbündel. Das Zellengewebe besteht bei den Salpen aus lauter gekräuselten Fäserchen. Aus dem Vor- hergehenden scheint man entnehmen zu müssen, dass die mi- kroskopische Zusammensetzung der Gewebe bei den Salpen ganz analog der der höheren Thiere sei, und sich auf eine ganz ana- loge Weise entwickele. Io dem Magen und Durm der Salpen finden sich halb verdaute mikroskopische Conferven und Infu- sorien. In allen drei Exemplaren der Salpa cordiformis befand sich eine sehr ausgebildete Kette von Fölus (16 Mal vergrössert Tab. IV.), die Fötus auf drei verschiedenen Stufen der Entwick- lung. Die Form und der innere Bau dieser Fötus aber war von dem Mautterthiere sehr abweichend (die am meisten entwickelte Brut Fig. 27.), hingegen in beider Hinsicht mit der Salpa zo- naria auffallend übereiostimmend, so dass man die leiztgenannte für eine junge Salpa cordiformis anzunehmen geneigt sein muss. Unter sich sind die Fötus durch Stränge verbunden, deren jeder Fötus drei hat (Fig. 27. u. 29. r. s. £.), zwei dieser Stränge theilen sich in drei Aeste, der dritte in zwei. Von diesen acht Aesien, die alle an ihren Enden flach und breit sind, gehören zwei jedem Nachbarfötus, zwei jedem der zwei Gegennachbar- fötus (Fig. 29. und 30.) an. Die Stränge sind Verlängerungen der serösen Säcke und der durchsichtigen Schaale. Die Ver- bindung der Fötuskette mit dem Mutterthiere geschieht mittelst eines Rohres, das sich läugs der ganzen Kette erstreckt, an den ältesten Fötus sebr dünn werdend, und sich an dem äussersten Fötus durch die Schale mittelst eines Lochs (Fig. 3. und 6. y.) öffnend, an den jüngsten Fötus ist das Rohr hingegen schon z CXV absolut weiter, relaliv zur Grösse des Fötus aber so gross, dass diese zunächst dem innero Ende wie Pünktchen auf dem Rohre erscheinen (Fig. 26. y.=.). Das innere Ende des Rohres ist höchst wahrscheinlich angeheftet, was aber leider nicht beob- achtet werden konnte. Das Rohr besteht aus mehreren Häu- ten, von denen die ionerste, Schleimhaut, zwei Längenreihen von Löchern enthält, wodurch sie sich, die änsseren Häute durchbohrend, in die Kiemensäcke sämmtlicher Fölus (Fig. 28. bei A.) öffnet. und zwar gerade in der Mitte der räthselbaften Rückenfalten (Fig.27.). Die Bedeutung dieser Kelte ist weder die einer Kelle von Eierkapseln, noch die eines Bierstocks, einer Gebärmutter, noch eines Keimsacks, Keimstocks. Es ist eine eigene Form, die wohl am zweckmässigsten Keimröhre ge- annt werden kann. In der ältesten Brut erkennt man schon die Brut einer folgenden Generation (Fig. 27. q. und Fig. 36.). iese Brut der zusammengesetzten Fötusbrut ist aber eine ein- fache Brut wie die der Salpa zonaria. Die Chamisso’sche Theorie lässt sieh hiedurch auf das bündigste nachweisen. Neh- men wir die Salpa zonaria für die Proles gregata, die Salpa eordiformis für die Proles solitaria einer und derselben Species an, so wären diese Fötus im Fötus, nachdem sie erst die Stufe der Fötus in der Salpa zonaria durchgegangen, besiimmt sich zu Individuen auszubilden, ähnlich der Salpa cordiformis. wo- hingegen die Fötus selbst in der Fötuskette eine Ketle von Salpa zonaria bilden würden. Alle nur sonst angegebenen Thatsachen lassen sich aber auch so erklären, dass überhaupt alle junge Salpen einfache, die alten Salpen zusammengeselzte Brut gebä- „ren. Wie gross auch die Unähnliehkeit zwischen der erwach- senen Brut der Salpa cordiformis (und somit der Salpa zonaria) mit der erwachsenen Salpa cordiformis ist, lässt sie sich den- noch aus den eigenen Verhältnissen bei der Kettenverbindung erklären, und eine eigentliche Metamorphose scheint nicht vor- handen zu sein. Die Verbindungsweise der freien Salpenketten scheint immer ganz ähnlich zu sein derjenigen der Föluskelte, und jene Keltenverbindung ist folglich obne allen Zweifel eine ursprüngliche, vom Mutterleibe herstammende. Die spätere ge- genseilige Ansaugung der Salpen, die Einige beobachtet haben wollen, wird dadurch höchst unwalhrscheiulich, Die Entwick- lungsgeschiehte, die sich aus der Vergleichung der Salpenfötus io den verschiedenen Stufen entnehmen lässt, bietet noch man andere interessante Resultate dar, die sich aber zu einem szuge nicht eignen. Die Existenz eines Nervensystems hat auch Milne Ed- wards bei Salpa festgestellt *). Derselbe entdeckte bei Pyro- . 1) Annales d. sc, nat. 1840, T. XUI. pag. 320., und Froriep’s neue Not. No. 280. pag. 249. * H Ai CXVvI soma das Herz, welches am uuteren Theile des Körpers seitlich und oberhalb der Visceralmasse gelegen ist‘). Die Bewegungen desselben sind bald peristaltisch, bald antiperistaltisch, daher die Blutgefässe des Thieres abwechselnd Arterien und Venen vor- stellen. Die Bewegungen der Cilien an den Kiemenspalten von Pyrosoma gewähren einen sehr artigen Anblick. — Die Ordnung der Tunicaten im dritten Bande der Naturgeschichte von La- marck hat Dujardin mit mehreren Zusätzen versehen ?). Ueber die Reproductionskraft der Holothuria 1heilt Daly- ell mit, dass sich die ästigen Tentakeln, der Schlundring, die Speiseröhre, die unteren Darmtheile und der Eierstock, welche sich bekanntlich sehr leicht lostrennen, und den Körper fast als leeren Sack zurücklassen, in drei bis vier Monaten sämmtlich wiedererzeugen ?). Einige Holothurienarten theilen sich von freien Stücken in zwei oder mehrere Theile, welche zuletzt alle durch die Entwicklung der fehlenden Organe zu vollständi- gen Individuen umgeschaffen werden. Die Jungen der Holothu- rien gleichen, wenn sie die Grösse eines Gerstenkornes erreicht haben, einer weissen Made. Nach Peters Beobachtungen besitzen die Seeigel gelrennle Geschlechter; die Weibchen geben sich durch rothe, die Männchen durch weisse Säfte in den Geschlechtstheilen zu erkennen ®). Der weisse Saft der männlichen Echinen ist nach Peters Beobach- tungen die von ovalen Spermatozoen wimmelnde Saamenmasse, und der rothe Saft die Masse der mikroskopischen Eier. Diese von Peters gemachte Entdeckung wird von Milne Edwards und Lallemand bestätigt, welche an den Spermatozoen der Echinen ausserdem noch das vorhandene zarte Schwanzende _ deutlich erkannten °). Rathke fand in Ophiura lacertosa, aculeata und nigra ge- trennte Geschlechter °). Die Zeugungsorgane dieser Echinoder- men waren im Monate Juni und Juli an der Küste von Nor- wegen in einem so hohen Grade strotzend, dass die Leibeswand dadurch zwischen den Strahlen stark hervorgetrieben war. Die Geschlechtswerkzeuge der verschiedenen Ophiurenarten haben zwar auch verschiedene Formen, doch stellen sie im Allgemeinen 1) Annales d. sc. natur. 1839. T, XII. p.375., auch Froriep’s neue Not. No. 278. pag. 216., und L’institut. 1840. pag. 66. 2) Lamarck: hist natur. a, a. O. pag. 473. 3) Froriep's neue Not. No. 331. pag. 1. 4) Dieses Arch. 1840. pag. 143., und Fror. neue Not. N. 275. pag. 168., und Ann. d. sc. nat. 1840. T. XIII. pag. 196. 5) Annales des sc. nat. 1840. T.XIII. pag. 376., und Fror. neue Not. No. 300. pag. 218. 6) Froriep’s neue Not. No. 269. pag. 65. a CXVu stels zehn mehr oder weniger eingefallete Säcke dar. Bei den verschiedenen Individuen ist dagegen je nach den Geschlechtern die Farbe und der Inhalt dieser Säcke verschieden. Die Weibchen besilzen bräunliche Säcke, welche Farbe von den sehr kleinen runden Eiern herrührt, während bei den männlichen Individuen durch die dünnen, röthılichen Wände der Hodensäckchen die milch- weisse Saamenflüssigkeit weisslich hindurchschimmert. Rathke, welcher diese Flüssigkeit mikroskopisch untersuchte, fand die Flüssigkeit hauptsächlich aus sehr kleinen runden Kugeln be. stehend, welche er, obgleich er keine selbstständige Bewegung an ihnen bemerken konnte, für Spermatozoen hielt. Dass dies wirklich Spermatozoen gewesen waren, an welchen Rathke wegen Mangel eines grösseren Mikroskopes die haarförmigen Anhänge übersehen hat, kann Ref. besläligen, da derselbe in Triest und Pola bei Ophiura lacertosa und fragilis die Sperma- tozoen in der Saamenflüssigkeit sich mittelst ihres haarförmi- gen Anhangs äusserst lebhaft bewegen gesehen hat. Den von Rathke in den Geschlechtstheilen einiger Individuen von Aste- rias rubens, Echinus saxalilis und Spatangus flavescens vorge- fundenen weissen Brei, der hauptsächlich aus kleinen rundlichen, scharf begrenzten, und einen Haufen farbloser Körncheu enthal- tender Körperchen bestand, muss Ref. für Saamenfeuchtigkeit, und die scharf begrenzten Körperchen für noch nicht zerfallene Entwicklungskugeln der Spermatozoen erklären, zumal da Ratlıke auch andere Individuen dieser Echinodermen zerglie- derie, in deren Geschlechtswerkzeugen Eier mit deutlichem Keimbläschen und Keimflecke vorlianden waren. Noch sicherer ist von Valentin an Spatangus violaceus, dessen Spermato- zoen einen länglichen, vorn spitz zugehenden Körper, und dün- nen, sehr fein auslaufenden Schwanz besilzen, das getrennte Be festgestellt worden t). J. Müller hat folgende Bemer- ungen über den Bau des Pentacrinus caput Medusae gegeben 2): sowohl die Stengelgebilde des Pentacrinus, als auch die Cirren derselben sind ohne alle Muskeln; die Muskeln der Cirren feblen auch bei Comatula, der Stengel der jungen Comatulen (Penta- erinus europaeus Thomps.) ist dagegen contractil. Die Arme und Pinnulae der Arme des Pentacrinus besitzen Muskeln, wel- che an der Bauchseite liegen. Durch die Mitte aller Skelettheile geht der Nabrungskanal, welcher bei den Comatulen im Cen- trodorsalstück eine auswendig gerippte herzartige Anschwellung 1) Valentin: Repert. f. Anat. u. Physiol. 1840. pag. 301. 2) Monatsbericht ie Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. April, 1840. pag. 88., und Wiegmann’s Archiv. 1840. 1. pag. 307. + i) CXVIN bildet. Die übrigen Weichtheile liegen bei den Pentacrinen und Comatulen theils auf dem Kelche der Krone, iheils auf der Bauchseite der Arme und Pinnulae in der dort befindlichen Glie- derrinne. Alle Skelettheile wachsen an der Oberfläche. Durch den ganzen Stengel des Pentacrinus ziehen sich fünf ununter- brochene Sehnen. Der Scheitel der Pentacrinen und Comatulen ist von einer Haut bedeckt, welche von den Radien des Kel- ches ausgeht, und sich über die Bauchseite der Arme und Pin- 'nulae fortselzt; in dieser Haut liegen die Tentakelfurchen. Diese Haut enthält mikroskopische Kalktheilchen in Form von Stäb- chen, welche als Anfänge von Ossification betrachtet werden können. Diese Kalktheilchen kommen auch in der weichen äus- seren Haut und in den Häuten der Lungen und Ovarien der Holothurien vor. Die Tentakelfurchen der Comatulen und Pen- tacrinen sind invwsendig mit zwei Reihen sehr kleiner Tentakeln, und diese wieder mit mikroskopischen Fühlerchen besetzt. Sie führen die Nahrungsstoffe von den Armen und Pinnulae zum Munde. Es giebt unter den Crinoiden Galtungen mit After und ohne After. In der Mitte des Discus der Comatulen befindet sich eine aus spongiöser Masse gebildete Spindel, um welche eich der Darm vom Munde bis After windet. Von der inneren Wand des Darms, welche an diese Spindel grenzt, springt eine gleich gewundene zottige Lamina spiralis ins Innere des Darmes vor. Das untere Ende der Spindel geht in eine ansehnliche Ossificalion über, welche von einem dicken Gefässkanal durch- bohrt wird, der sich, von der im Centrodorsalstücke gelegenen herzarligen Anschwellung kommend, in die spongiöse Spindel begiebt. Die Arme der Comatulen und Pentacrinen besitzen, ausser dem durch die Mitte gehenden Gefässkanale der Skelet- theile, und ausser der oberflächlichen Tentakelrinne, zwei Ka- näle, den Bauchhöhlenkanal und den Tentakelkanal, letzterer hängt durch Poren mit der Tentakelrinne zusammen; beide Ka- näle liegen in der Rinne der Armglieder unter der ventralen Haul der Arme; zwischen beiden verläuft der Nervenstrang der Arme, der eine Menge dem Abgange der Pinnulae entsprechen- der länglicher Anschwellungen besitzt, von welchen die Nerven für die Pinnulae abgehen. Die fünf Bauchhöhlenkanäle der fünf Arme öffnen sich in die Bauchhöhble mit eben so vielen Oefl- nungen. In der Scheibe liegen unter der Haut des Scheitels die Verdauungswerkzeuge, an den Pinnulae unter der ventralen Haut dagegen sind die Geschlechtstheile anzutreffen. Die weib- lichen Comatulen besitzen an jeder Pinnula einen Eierstock mit wahren Eiern. Andere Individuen der Comatulen sind zwar auch an den Pinnulae mit Auschwellungen versehen, ohne dass diese jedoch Eier enthalten; es sind diese Anschwellungen die männlichen Geschlechtswerkzeuge, welche bei Comatula echi- ” an en CXIX noptera strotzend entwickelt waren. Jeder Hode bildete nach Müller’s Untersuchungen einen in mehrere Abtheilungen einge- schnürten Schlauch. Müller erkannte einen wichtigen Unter- schied zwischen Crinoiden und Asteriden darin, dass, wenn bei den ersteren Armradien vorhanden sind, diese von dem dor- salen . Theile des Kelches ausgehen, während die Wirbel der Asteriden immer der ventralen Seite angehören, dass ferner die Glieder der Radien und Arme der Crinoiden Verkalkungen des Perisoms sind, was bei den Ästeriden nicht der Fall ist. Bei den Ophiuren, der einen Abtheilung der Asteriden, fehlen die Blinddärme des Magens in den Armen und der After, zugleich verlässt die Madreporenplatte die Dorsalseite; ihre Eierstöcke liegen immer in der Scheibe selbst. Bei den Asterien, der an- deren Abtheilung der Asteriden, enthalten die Arme die Blind- säcke des Magens, der Rücken trägt immer die Madreporen- platte, der After ist bald vorhanden, bald fehlend, die Ovarien liegen entweder in der Scheibe oder in den Armen. Derselbe Forscher hat in Gemeinschaft mit Troschel eine neue syste- matische Eintheilung der Asterien und Ophiuren aufgestellt +), wobei zu bemerken, dass die meisten Asteriden einen ‘von ei- genthümlichen Wärzchen umgebenen After besitzeu, der After- porus bald central, bald subcentral, die excentrische Madrepo- renplatte bei Asterias helianthus aus einem Haufen von einfachen Platten zusammengesetzt ist, und mehrere Arten von Ophidiaster zwei Madrepvrenplatten besitzen. Bei den Ophiuriden ist die Madreporenplatte bisher übersehen worden, dieselbe liegt hier an der Bauchseite vervielfältigt um den Mund herum. Von A. d’Orbigny wurde eine neue Gattung der Crinoi- den unter dem Namen Holopus Rangii beschrieben ?). Der Fuss ist ungegliedert, durchweg hohl, und dient ohne Zweifel zur Aufnalıme der Eingeweide. Der Mund ist von vier bewegli- chen eckigen Kalkstücken umgeben. Dieser öffnet sich in einem Vestibulum des obersten Körpertheils, welches durch gewim- perte unregelmässige Auswüchse am Grunde der Arme von einem weiten Trichter getrennt ist, der anfangs aus vier tiefen Rinnen gebildet wird, welche, indem sie sich in zwei theilen, auf der ganzen Länge der Ionenseite der Arme verlaufen. Ueber den äusseren Bau der Asteriden bat Rymer Jones mehrere Mitibeilungen gemacht °). Den Mechanismus, mittelst 1) Monatsbericht der Königl. Akademie ler Wissenschaften zu Berlin. April. 1840. pag. 99., und Wiegmann's Archiv. 1840. 1. pag. 318. 326. und 367. 2) Wiegmann’s Archiv. 1839. I. pag. 185. 3) Froriep’s neue Not. No. 248. pag. 81. CXX dessen die Sauger oder Füsse derselben aus dem Körper hervor- geschoben werden, erklärt Jones für sehr einfach. Jedem Fusse entspricht innerlich ein zusammenziehbares Bläschen, von wel- chem die in demselben enthaltene Flüssigkeit in den Fuss ge- presst und von diesem durch Contraction wieder zurückgedrängt werden kann. Grube theilte viele zoologische Bemerkungen über bereits bekannte Arten von Crinoiden, Asteriden, Echiniden und Holo- thurien mit, und stellte Ophiura scutellum, Asterias coriacea, Holoihuria catanensis, Sporadipus glaber, Psolus granulatus, | Cladodactylos syracusana, Chirodota Chiaji, pinnata als neue | Arten, und Phyllophorus urna, Haplodactylos mediterranea als neue Gattungen auf !). Io dem dritten Bande der Naturgeschichte von Lamarck ist die Ordnung der Echinodermen von Dujardin bearbeitet, und mit vielen Zusälzen versehen worden ?). Einen sehr ausführlichen, mit schönen Holzschnitten ver- zierten Aufsatz über den inneren Bau der Echinodermen hat Sharpey in der Eneyklopädie von Todd geliefert ®). In derselben Encyklopädie befindet sich eine sehr vollstän- dige und ausgezeichnete Abhandlung über die Entozoen von R. Owen ®). Von Nordmann sind in der neuen Ausgabe des 3ten Ban- des von Lamarck’s Naturgeschichte der wirbellosen Thiere zu den Ordausgen der Enltozoen sehr gehaltreiche Bemerkungen geliefert worden 5). Eine recht gute allgemeine Uebersicht über die Helminthen ist von Bellingham gegeben worden °). Eine sehr ausführliche allgemeine Zusammenstellung der Eingeweide- würmer mit vielen neuen Bemerkungen haben wir Creplin zu verdanken ?). Eschricht hat sich in Bezug auf die Entstehungsweise der Helminthen gegen die Generalio aequivoca ausgesprochen, und die ganze Lehre von der Urzeugung besonders deshalb verwor- fen, weil sie keine Veranlassung giebt, durch weitere Unter- 3 1) Grube: Actinien, Echinodermen und Würmer. p. 14. 2) Lamarck: histoire nat. des animaux sans vertöbres. Il&me “ edition. T. III. 1840. pag. 194. 3) The Cyclopaedia of anatomy and physiology. Vol. II. 1839. ag. 30. ir; 4) Ebendas. p. 111. 5) Lamarck: hist. nat. des animaux sans vertebres. Deuxieme edition. Tome III. 1840. pag. 542. 6) Froriep’s neue Not. 1839. No. 231. und 232. 7) Allgemeine Encyklonädie von Ersch und Gruber, 32ster Theil. 1839. Artikel: Einzeweidewärmer. CAXI suchungen die verborgenen Wege aufzusuchen, auf welchen die Entozoen in die thierischen Organismen gelangen +). Durch die neueren Forschungen sind Winke gegeben worden, dass die Eingeweidewürmer, welche überdies oft eine ungeheure Menge von Eiern und Jungen hervorbringen, Metamorphosen durchlau- fen, und zum Theil ihren Aufenthalt verändern; von melıreren Würmern weiss man, dass sie io jüngerem Alter im Blute, und später im Darmkanale desselben Thieres wohnen; es ist bekannt, dass Fische zu gewissen Jahreszeiten, im Fleische viele Würmer haben, welches ebenfalls auf eine Wanderung derselben hin- deutet. Erschricht beruft sich hierbei auf den Dorsch, von dem es in Copenhagen allgemein heisst, dass das Fleisch die- ses Fisches in den Monaten, in deren Namen kein R vorkommt, viele Würmer enthielte; derselbe untersuchte in diesen Monaten mehrere Exemplare von Gadus callarias, und fand wirklich Echi- norrbyochen in ihrem Fleische, welche wahrscheinlich auf einer Wanderung begriffen waren 2), Bei Cottus Scorpius traf Esch- riecht mehrmals Filarien bis zur Hälfte in die Haut eingedrun- gen an, daher es ihm auch wahrscheinlich ist, dass die Filaria medinensis sich durch die Haut in den Menschen einbohre °). Bellingham hat unter dem Namen Ascaris alata einen neuen Spulwurm des Menschen beschrieben *), und Diesing hät fünf neue Gattungen von Rundwürmern aus Wirbelthieren aufgestellt, und durch vortreflliche Abbildungen erläutert °). Cheiracauthus robustus und gracilis zeichnen sich durch einen runden, abgeschnürten Kopf und durch handförmige Stacheln aus, mit welchen letzteren der vordere Theil des Körpers be- selzt ist. Es wurde in diesem Helminthen von Diesing ein unter der Muskelschicht verbreitetes Gefässnetz und vier läng- liche, aus baudförmigen, schiefgewundenen Spiralfasern gebildete hohle Blindsäcke entdeckt, letztere ragten vom Kopfe neben der Speiseröhre frei in die Leibeshöhle hinein. Diesing will diese Organe nicht als Speichelorgane gelten lassen, sondern vergleicht sie mit den von Tiedemann beschriebenen ovalen Bläschen, welche bei den Echinodermen mit dem Gefässsysteme der Tentakeln, der Haut und der Füsschen ia Verbindung ste- hen. Bei einer anderen Gattung, Lecanocephalus spinulosus ist 1) Acta Acad. Leopold. Vol. XIX. Suppl. II. pag. 123., und Fror. neue Not. No. 318. pag. 150. . Br n 2) Acta Acad. Leop. a. a. O. pag. 147. 3) Ebendas. pag. 148. 4) Froriep’s neue Not. No. 194. pag. 280., und Schmidt’s Jahrbücher. 1840. No. III. pag. 192. 5) Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte, Bd. II. Abth. Il. pag. 215. CXXU die ganze Oberfläche des Leibes sehr enge geringelt, und jeder Ring mit kurzen einfachen Stacheln dicht besetzt. Ancyracanthus pinnatifidus besitzt vier aussen am Kopfe herabhängende lancett- förmige und gefiederte Stacheln. Helerocheilus tunicatus bietet einen sehr eigenthümlich gebildeten, von Lappen umgebenen Kopf dar. Bei Stephanurus dentatus ist der Rand der Mund- öffaung mit sechs Zähnen besetzt, das Schwanzende des Männ- ehens gerade und von fünf lancetiförmigen Lappen umgeben, welche durch eine dünne Membran miteinander verbunden sind. Der Hoden erscheint in diesem Wurme doppelt vor- handen. Curling hat einen neuen Parasiten aus der Harnblase des Menschen unter dem Namen Dactylius aculeatus beschrieben +): der Hals und Sehwauz desselben ist, aus der gegebenen Abbil- dung Fig. 2. und 3. zu schliessen, nach Art der Anneliden ge- ringelt; die Büschel von 3- bis 5spitzigen Stacheln, welche in Längsreihen aus der Haut hervorragen und durch einen beson- deren Muskelapparat aus- und eingezogen werden können, er- innern an die Borstenbüschel der Lumbricen und Naiden, der Verdauungskanal begiant sonderbarer Weise mit drei kleinen ge- wundenen Röhren am Munde; die peristaltische Bewegung des Darmes konnte Curling sehr deutlich beobachten, was wie- derum an die Naiden erinnert. Der Anus wird als dreilappig beschrieben, ein regelmässig pulsirendes Rückengefäss, welches Curling beobachtete, und bei Nematoideen noch niemals ge- sehen worden ist, giebt noch mehr Berechtigung zu glauben, dass dieser Wurm eine Naide sei. Curling betrachtete einige dieser Würmer ihrer Kleinheit wegen als Männchen, ohne die Geschlechtsorgane derselben näher untersucht zu haben. Die Geschlechtswerkzeuge der grösseren Individuen werden als weib- liche Zeugungstbeile in der Art beschrieben, dass Ref. aus der mangelhaften Beschreibung derselben den Sattel und die verei- nigten männlichen und weiblichen Geschlechtswerkzeuge einer Naide herauszufinden glaubt. Da Curling diese Würmer über- dies aus der dritten Hand erhalten hat, so drängt sich der Ver- dacht auf, ob diese naidenarligen Würmer auch wirklich die Bewohner der Harnblase eines Menschen gewesen sind. Von Valentin sind in den Capillargefässen des Fusses eines grünen Frosches junge Anguillulae intestinales entdeckt worden ?). D) Medieo-chirargical transactions. Vol. 22. 1839. pag. 274, und Fror. neue Not. No. 267. und No. 286. 2) Valentin: de functionibus nervorum cerebralium et nervi sympathici. 1839. pag. 144. “ r ECXXII Streckeisen bemerkte an Strongylus tubifex Nitzsch, dass dieser Schmarotzer der Enten vom October bis December in fortwährender Entwicklung begriffen war, vom Januar ab aber abstarb !). In dieser Zeit fand derselbe ia den Drüsen- bälgen des Vormagens der Enten kleine, in durchsichtige Zellen eingeschlossene, lebende, nematoideenartige Würmchen, welche wahrscheinlich die Brut des Strongylus tubifex gewesen sind. Nach Eschricht’s Beobachtung findet sich in den langen, dün- nen Eierstocksröhren bei Ascaris lumbricus eine Axe, von wel- cher nach allen Seiten hin die Eier hervorsprossen. Die Aus- sprossungen liegen ungemein dicht beisammen, und nehmen die Form eines Keils an. Ihre Zahl hat Eschricht auf 50 Mil- lionen berechnet ?). Miram machte über die Lebenskraft der Eingeweidewür- mer die interessante Beobachtung ®), dass eine Menge von As- earis acus, welche auf einem Teller fest angetrockaet waren, von neuem wieder auflebten, nachdem er das Gefäss mit Was- ser angefüllt hatte; derselbe beobachtete sogar, dass einige die- ser Ascariden. deren hintere Körperbälfte nur allein mit dem Wasser in Berührung gekommen war, nur mit dieser Körper- hälfte sich bewegten, und dass umgekehrt andere Ascariden, deren vordere Körperhälfte von dem Wasser aufgeweicht wor- den waren, nur diese Körperhälfte bewegten. während die übri- gen Theile der Würmer verschrumpft am Teller fest klebten. Die Trichina spiralis, welche bisber fast ausschliesslich nur in England vorzukommen schien, ist von Kobelt zu Heidelberg in der Leiche eines unter hydropischen Erscheinungen verstor- benen 73jährigen blödsinnigen Mannes in ausserordentlicher Menge angetroflen worden *). Der Schmarotzer fand sich einzig und allein in den willkürlichen Muskeln, aber auch nur allein in diesen ohne Ausnahme vor. nämlich in den Muskeln des Bau- ches, der Brust und des Rückens, in den Intercostalmuskeln, ia den Muskeln des Diaphragmas, in den Muskeln der unteren und oberen Extremitäten, in den Hals-, Nacken-, Antlitz--, Kopf-, Kau- und Augenmuskeln und in denen des äusseren ÖOhres, während dieser Parasil in den Muskeln der Gehörknö- chelchen fehlte, was jedoch mit der 61jährigen Taubheit des Ver- storbenen zusammenhängen mochte. Vom ganzen Tractus in- testinorum waren der Anfang und das Ende, nämlich die Mus- 4) Bericht üb. d. Verhandlungen der naturforschenden Freunde in Basel. 1840. p. 42. 2) Fror. neue Not. No. 318. pag. 147. 3) Wiegmann’s Archiv. 1840. I. pag. 35. 4) Fror. neue Not, 284, pag, 309. CXXIV keln der Zunge, des Gaumensegels, des Schlundes und die Fasern der ersten zwei Zolle der Speiseröhre, und nach langem Zwi- schenraume der Sphincter ani externus, der Levalor ani und die Transversales perinaei mit diesem Schmarotzer besetzt. An den Respirationsorganen enthielten nur die Muskeln des Larynx die- sen Wurm. Am uropoetischen und Sexualsysteme kam der- selbe nur im Sphineter vesicae urinariae, am Bulbo- und Ischio- Cavernosus und im Cremaster vor. :Die Oyste, in welcher die Trichinia spiralis stets eingeschlossen ist, liegt immer mit ihrem Längendurchmesser im Verlaufe der Muskellasern, und eine mit solchen Cysten dicht besetzte Muskelparthie ähnelt ganz einem glatt gekämmten und mit Läuseeiern dicht übersäeten Chignon. Ueber die inneren Structurverhältnisse des „; bis z, Linie langen, stets spiralförmig aufgerollten Würmchens selbst konnte Kobelt wenig ausfindig machen. Die ovalen Oysten laufen an ihren beiden Enden in einen stumpf abgerundeten dunkleren und soliden Fortsatz aus. Bei dem Zerreissen der äusseren Cyste kommt eine völlig eirunde Hülse zum Vorschein, io der die Trichina unmittelbar eingeschlossen liegt. Zuweilen kommen in einer und derselben Cyste zwei Würmchen vor, einmal fand Kobelt sogar drei Würmchen darin. Nicht selten waren diese Thierchen in den Cysten zu einer krystallarligen Masse verglast und in Stücke zerbrochen, zuweilen war die ganze Höhle der Cyste mit einem kieselartigen Kerne ausgefüllt, aus welchem die leeren Spiralzüge des abgestorbenen Würmchens hindurch- blickten.. Kobelt machte später noch mehrere Mittheilungen über den mit diesen Parasiten behafteten Mann !), aus welchen hervorging, dass an diesem Subjecte sich während seines Le- bens im ganzen Systeme der willkürlichen Muskeln keine Spur einer Belästigung wahrgenommen wurde, aus der sich das Vor- handensein eines Parasiten auch nur von Ferne hätte ahnden lassen. Aus der vollständigen Petrification, in welche der In- halt vieler Cysten übergegangen war, schloss Kobelt auf län- geres Bestehen dieser Helminthiasis. Derselbe Fall von Trichina spiralis wurde auch durch Bischoff bekannt gemacht ?). Nach seinen Beobachtungen enthielten die Muskelfasern der Luftröhre und die Iris keine Triehinen. Derselbe fand die Würmchen noch nach zwölf Tagen, selbst in schon faulenden Muskelstücken, lebend, und erkannte in ihnen einen Darmkanal und einen an dem Ende des vorderen Drittels des Körpers befindlichen klei- nen dunklen Fleck, welcher von ihm als ein Eierstock betrachtet wurde. VonBowmann wurde unter den Muskelbündeln eines 1) Fror. neue Not. No. 301. DE 235. 2) Medicin. Aunal 2. Bd. Vi. Heft 2. p. 232., und Heft3.. p. 458, # CXXV Aales ein Primitivmuskelbündel entdeckt :), der einer durchsich- tigen Röhre glich und eine Menge der Trichina spiralis ähneln- der Würmchen enthielt. Henle machte die Bemerkung, dass das Nervensystem von Eebinorrhynchus nodulosus nach dem Typus der Mollusken ge- baut sei, und als ein mit Ganglienkugeln besetzter Ring die Ge- schlechtsmündung dieses Kratzers umgebe ?). Von Valentin sind im Distomum lanceolatum die lebhaf- ten haarförmigen Spermatozoen erkannt worden, auch will der- selbe Spuren eines Gefässsystems und centralen Nervensystems in diesem Schmarotzer bemerkt haben ?). Sehr interessant ist die von demselben Forscher in der das Rückenmark eines 6 Zoll langen Schafsembryo umgebenden Flüssigkeit gemachte Ent- deckung von Eiern dieses Dist. lanceolatum *). Diesing be- schrieb mehrere neue Amphistomen °), und hat unter dem Na- men Notocotylus triserialis das Monostomum verrucosum von den übrigen Monostomen getrennt, und eine andere neue Tre- matodengaltung als Aspidocotylus mutabilis aufgestellt °). Crep- lin lieferte eine Beschreibung von Monostomum Faba aus Syl- via Fitis, in welcher der Nahrungskanal und das Excretions- organ mit seinem an dem der Maulöffnung entgegengeselzten Leibesende befindlichen Ausführungsgange richtig erkannt wor- den sind. Die weiblichen Geschlechtstheile fand derselbe aus zwei Eierstöcken bestehend, von welchen ein Eierstocksleiter ausgeht, der sich zu einem ansehnlichen, vielfach geschlängelten Kanal erweitert, und zuletzt in einen weiten Schlauch (den durch die Eier braun gefärbten Uterus), übergeht. Als männ- liche Geschlechisorgane wurden von Creplin zwei blasenför- mige Körper (Hoden) und ein gelapptes Organ (Vesicula semi- oalis) beschrieben. Gulliver, welcher an den Eiern von Di- stomum hepatieuın den Deckel erkannt hat, ist auf den Gedan- ken geratlien, diese Eier als Cysten zu betrachten, welche eben so viele einzelne Eidolter enthielten, als sie Bläschen einschlös- sen’), Miescher hat, wie früher schon Ref. (siehe Wieg- "mann’s Archiv. 1835. Bd. I. pag. 66.), die infusorienartigen Jungen von Distomum ceygnoides aufgefunden, und vermulhete, dass diese Jungen vielleicht mit den im Mastdarm der Frö- 1) Philosoph. transactions. 1840. P. I. pag. 480. 2 Froriep’s neue Notizen, No. 285. pag- 330., und dieses dei 1540. pag. 318. Dieses Archiv. 1840. pag. 317. 4) Ebendas. pag: 319. 5) Wiener Annalen, a. a. ©. pag. 235. 6) Ebendas, pag. 234. 7) Proceedings of the zoological society. March. 10. 1840. p. 30: Er . CXXVI sche vorkommenden Infusorien in genauerer Beziehung stehen könnten !). Eine neue Trematoden-Galtung hat Creplin als Ancyro- cephalus paradoxus beschrieben ?). Dieser Schmarotzer lebt an ‘den Kiemen von Perca Lucioperea, und zeichnet sich durch einen 2 Linien langen, niedergedrückten Leib aus, an dessen diekerem Kopfende vier starke, nach hinten gekrümmte spilzige Haken festsitzen. Creplin hat über den inneren Bau dieses Wurmes nichts erfahren können. Nordmann ist geneigt °), das von Diesing beschriebene Thysanosoma aclinoides (s. die östreichischen medie. Jahrbücher. VII. pag. 105.), mit Leuco- chloridium paradoxum Car. zu vergleichen, während Creplin überhaupt an der selbstständigen Tbierheit jenes Wesens zwei- felt *); noch bestimmter muss Ref. seine Zweifel über das von Grube zwischen den Kiemenbögen von Sparus erythrinus ent- deckte und abgebildete Schmarotzerthier aussprechen, und glau- ben, dass dieser Polyporus Chamaeleon Grub. nichts anderes als das vordere Fragment eines Cephalopodenarmes gewesen ist 5), zumal da Grube an diesem vermeintlichen Wurme den merkwürdigen Farbenwechsel, wie er den Cephalopoden eigen ist, und ganz kürzlich von Wagner beschrieben wurde (siehe Wiegmann’s Archiv 1841. Bd. I. pag. 35.), auf dieselbe Weise gesehen hat. Einen ganz eigenthümlichen Schmarotzer aus der vorderen Augenkammer eines Pferdes hat Numan be- schrieben, vachdem er in einer Einleitung alles, was bisher über die Entozoen im Auge der Thiere und des Menschen bekannt worden ist, besprochen hat ®). Der Wurm bewegte sich im Auge bei einfallendem Sonnenlichte sehr lebhaft, zeigte, nach- dem er mittelst eines Hornausschniltes durch Van Setten her- vorgezogen worden war, eine Läuge von 13 Lin. und eine Dicke von 2Lin., und erschien wie ein Bandwurm oder eine Insecten- larve gegliedert. Der Kopf dieses etwas plattgedrückten Wur- mes war stumpf und trichterförmig eingezogen, und besass in der Mitte eine von braunen, hornartigen Punkten umgebene Mundöffnung, weshalb Numan diesen Schmarotzer für ein Mo- nostomum hielt, und Monostomum Settenii nannte. Die Ab- bildungen, welche Numan dieser Abhandlung beigegeben hat, 1) Bericht üb. d. Verhandl. d. naturf. Ges. in Basel. a. a. ©. p. 39. 2) Encyelopaedie von Ersch und Gruber. 32ster Theil. 1839. Artikel: Eingeweidewürmer. pag. 292. ’ i 3) Lamarck: hist. nat. des anim.'sans vertebres. a. a. 0.p.591. 4) Encyclopaedie von Ersch und Gruber. a. a.-®. p. 301. 5) Grube: Activien, Echinodermen u. Würier. p. 49. Fig. 2. 6) Tijdschrift voor naturlijke Geschiedenis en Physiologie. Uige- geven door Van der Hoeven en De Vriese. VII. 1840. p. 358. FZ 2 CXXVl Iragen übrigens wenig dazu bei, die wahre Beschaffenheit dieses Warms aufzuklären. Miescher lieferte eine sehr interessante Abhandlung über die Metamorphose der Helminthen !). Derselbe fand nämlich in Trigla Gurnardus, Lyra, Cucolus und Lineala, in Trachious Draco und Gadus Merlangus die Filaria pisecium sehr häufig, welche theils frei ia der Bauchhöhle, theils unter dem Perito- näalüberzuge der verschiedenen Eingeweide und zwischen den Plalten des Gekröses, unter dem Peritonäum der Bauchwände und in den Muskeln der letzteren versteckt lagen. Sie bildeten zuweilen auch ganze Wurmuester, und waren dann von einem gemeinschaftlichen pseudomembranösen Balge umgeben. Mie- scher beschrieb diese Filaria fast auf dieselbe Weise, wie es schon von Ref. vor einiger Zeit (.. Wiegmann’s Archiv. 1838. Bd. I. p. 306.) geschehen ist, doch hat ersterer das bandför- mige Organ, welches sich nach des Referenten Untersuchungen durch die ganze Leibeshöhle dieser Fılaria hindurehizieht, nicht erwähnt, dagegen sind ihm die Spuren von weiblichen Ge- schlechisorganen aufgefallen. welche aber niemals ao weit ent- wickelt waren, dass man Eier in ihnen hätte wahrnehmen kön- nen. Diese Filarien schienen einem Häutungsprocesse unterwor- fen zu sein, da Miescher sowohl viele eingeschrumpfte leere Sehläuche vorfand, als auch Filarien antraf, welche im Begriffe zu sein schienen, dergleichen Schläuche abzustreifen. Zwischen den Filarien waren Miescher eigenthümliche chrysalidenartige Körperchen in Menge aufgefallen, welche aus zwei Theilen be- standen, nämlich aus einem kugeligen oder eiförmigen Kolben, und einem von diesem abgehenden cylindrischen Schwanze. Der Kolben maass in seinem Queerdurchmesser 2 bis 2 Lin., und in seinem Längendurchmesser 1 bis 3 Lin., und ist an sei- nem freien Ende mit einem kurzen, nabellörmigeu Fortsatz ver- sehen. Der Schwanz ist 4 bis 6 Lin. lang, durch eine Ab- schnürung vom Kolben abgeselzt, und an seinem unteren Ende stels umgebogen. Miescher bemerkte, dass diese chrysaliden- arligen Körperchen allmählig ihren Schwanz verloren, und sich in einen um das Doppelte und Dreifache grösseren länglich run- den Balg verwandelte. Ein solcher Balg, wenn er auch den Schwanz noch nicht verloren halte. bestand immer aus einer en Hülle, in deren inderster Höhle sich ein eigenthüm- liebe urm befand. Nie Gestalt dieses Wurmes richtete sich ach der des chrysalidenartigen Körpers; bestand dieser noch aus Körper und Schwanz, so liessen sich an dem Wurme ee x 1) Bericht über die Verhandl. der natarf. Gesellsch. in Basel. “.a 0, pag. 25. CXXVIL ebenfalls diese beiden Theile unterscheiden, hatte sich aber ein chrysalidenartiger Körper bereits zu einem länglich runden Balge umgestaltet, so erschien der in ihm eingeschlossene Wurm als ein ovaler, etwas plattgedrückter, trematodenartiger Helminthe, an dessen vorderem Rande eine als Mund zu deutende Einker- bung zu bemerken war. In diesem Helminthen waren ausser eingestreuten grösseren und kleineren Körnern keine weiteren Organe zu entdecken gewesen, seine trägen, wurmförmigen Be- wegungen liessen jedoch an der Thierheit dieses Wurms nicht zweifeln. Da Miescher die chrysalidenartigen Körperchen in Gesellschaft der Filarien angetroffen hatte, so trug er kein Be- denken, zu vermuthen, dass erstere aus den Filarien hervorge- gangen seien. Ganz besonders merkwürdig bleibt nun die Be- obachtung Miescher’s, dass sich in dem hinteren Leibesende des trematodenartigen Wurmes nach und nach ein Tetrarrhyn- chus ausbildete, der durch Ein- und Ausziehen der vier Haken- rüssel und durch Drehung des Körpers sein selbstständiges Le- ben deutlich zu erkennen gab. Leblond beobachtete ebenfalls in geschwänzien Körpern, welche derselbe in Muraena Conger gefunden hatte (Annales des sciences natur. 1836. pag. 290.), einen Tetrarrhynchus, der mit dem von Miescher aufgefunde- nen Tetrarrhynchus ziemlich übereinstimmt. Aehnliche ge- schwänzte Körper haben auch Creplin ’) und Ref. in der Bauchhöhle von Esox Beloue (s.. Wiegmann’s Archiv. 1837. Bd. II. pag. 265.), entdeckt, ohne jedoch einen Wurm in den- selben bemerkt zu haben. Im Monate März traf Miescher bei einer Trigla Gurnardus neben lebenden Filarien und geschwänz- ten Körpern sehr viele ungeschwänzte Bälge an. welche mei- stens leer waren; einige der ausgeschlüpflen Tetrarrhynchen konnte Miescher in der Bauchhöhle des Fisches wiederfinden; wie erstaunte er aber, als er bei Oeffnung der Brusthöhle diese und das Herz ganz mit Tetrarrhynchen angefüllt sah. Die hier vorgefundenen Tetrarrhynchen unterschieden sich von denen aus den ungeschwänzten Bälgen durch einen Appendix am Ende des Leibes, der etwas schmäler als der übrige Leib, und in diesen gleichsam eingeschoben war. Nach Miescher’s Beobachtung bohrten sich diese Tetrarrhynchen mit Leiebligkeit miltelst ihrer Hakenrüssel: in die verschiedenen Eingeweide des Fisches voll- ständig ein, ohne eine Verletzung zurückzulassen, weshalb der- selbe wohl mit Recht schliessen durfte, dass die in der Brust- höhle vorgefundenen Tetrarrhynchen aus der Bauchhöhle dahin gelangt, und vielleicht auf dem Wege waren. durch die hänlige hintere Wand der Kiemenhöhle hindurchschlüpfend, den Fisch 1) Eneyclopaedie von Ersch uud Gruber. a. a. ©. pag. 294. + CXXIX ganz zu verlassen. Miescher vermuthet weiter, dass diese Tetrarrhynchen, in das Seewasser gelangt, andere Thiere zu ihrem Aufenthalte aufsuchen. Diese Vermuthung gewinnt da- durch mehr Wahrscheinlichkeit, dass Miescher ähnliche Te- trarrhynchen in dem mit Wasser gefüllten Mantel von Lolige sagittala angelvoflen hat; Ref. kann diesem noch binzufügen. dass er dergleichen Tetrarrhynchen in Pola zwischen den Ma- genhäuten von Sepia offieinalis entdeckt hat, gleichsam als wenn sie sich hier schon von aussen hineingebohrt hällen. Miescher wirft zulelzt noch die Frage auf, ob die geschlechislosen Te- trarrhyuchen sich nicht später in mit Hakenrüsseln bewaflnete Bothryocephalen verwandeln können, und führt für die Wahr- 'scheinlichkeit dieser Metamorphose folgende Beobachtung an: ein io Nizza erhaltener Notidanus griseus enthielt in der Höhle des Spiraldarmes eine grosse Anzahl von Bothryocephalus co- rollatus Rud., io deren Gliedern die Geschlechtsorgane deutlich otwickelt waren, während ein zwischen den Häuten desselben rmes enlhaltener, und in einem Balge eingeschlossener klei- ner Tetrarrbynchns keine entwickelten Genitalien besass; ohne Zweifel stand dieser noch unentwickelte Helminthe mit dem Bothryocephalus corollatus der Darmhöhle in Beziehung. ereboullet fand die Ligula simplieissima gegen Messer- stiche sehr empfindlich, und sah sich veranlasst, die beiden fa- denförmigen Längsstreifen, welche zu beiden Seiten des Lei- bes an diesem Wurme herablaufen, für eia Nervensystem zu halten '). Ueber die Structur, die Fortpflanzung und das Wachsthum der Bandwürmer ist von Eschricht eine grosse Abhandlung erschienen ?), aus welcher derselbe schon früher mehreres mit- gelheilt hatte °). Die erste Abtheilung derselben ist der Ana- tomie des Bothryocephalus latus gewidinet. Nach Eschricht’s Untersuchungen besitzt dieser Bandwurm in jedem Gliede einen aus einer vielfach verschlungenen Röhre bestehenden Eierbehäl- ter, welcher die Mitte des Gliedes eionimmt; unter der Cutis eines jeden Gliedes finden sich etwa 1600 gelbliche, drüsenartige - Körper (Bauch- und Rückenkörner) von welchen eine Menge Zweige ausgehen, die sich allmäblig zu zwei grösseren Gängen vereinigt, in den Eierbehälter einzumünden scheinen. Diese Drüsen betrachtet Eschricht als eigenthümliche Absonderungs- A . 5 1) L’institut. 1530. pag. 448. 2) Acta Acad. Leopold; Vol. XIX. Suppl. II. pag. I. Anato- misch-physiolog. Untersuchungen üb. die Bothryocephalen. S. auch Fror. neue Not. No. 318. 3) Isis, 1839. pag. 344. Müller's Archiv. 1841 1 CXYX organe, deren Secrel die Eier im Eierbehälter zu harten, rund- lieben Klumpen zusammenkleben soll. Ref. möchte diese Bauch- und Rückenkörner eher für die den Dolter absondernden Or- \ gaue halten. wogegen Eschricht zwei weissliche, am Hinter- rande der Glieder gelegene queerovale Körper, welche mit dem © Anfange des Eierbehälters durch einen besonderen Ausführungs- h gang beiderseits in Verbindung slehen, für die Bierstöcke nimm 1 Als Eisehalen bereitende Organe will Eschricht eigene Drü- J sen erkannt haben, welche dieht an den Windungen des Eier- behälters angedrückt liegen. In jedem Gliede zählte Esehricht, als Mittelschieht etwa 700 weisse Drüsenkörper, die noch ein- mal so gross als die Bauch- und Rückenkörner sind, und wahr- sebeinlich die Funelioo der Hoden ausüben. Die Ausführungs- gänge dieser Hoden konnten nicht aufgefunden werden. Die biroförmige Ruthenblase enthielt eine kleine Blase. von zede ein ziemlich siark gewundener Gang hervortritt und. in den Pe- nis übergeht. Dieser ragt häufig aus der grossen männlichen Geschlechtsöffnung hervor und ist von einer Hautfalle umgeben, welche mit vielen Drüsen besetzt ist. Eschricht nennt diese Falte das Praeputium, und ihre Drüsen Glandulae mucosae praepuli. Ob die hinter der männlichen 'Geschlechtsöffnung gelegene kleinere Grube wirklich die Ausmündung des Eibehäl- ters ist, Jässt Eschricht unentschieden. Derselbe nimmt’übri- gens an, dass die Glieder dieses Bandwurms, nachdem die Eier, wie oben erwähnt, zu grösseren und kleineren Klumpen zu- sammengeballt sind, sich in einfache Gehäuse dieser Bierklum- pen umbilden, sich abirennen und späterhin bersten, wodurch dann die Eierklumpen frei werden. Die zwischen der Mittellinie und den beiden Seitenrändern gerade herablaufenden Röhren, welchen keine Seitenäste abgehen. werden von Eschricht für den Darmkanal gehalten, deren Mundöflnung in der Spitze des Kopfes gesucht wird. . Ein Nervensystem ward trolz aller Mühe vergeblich gesucht, von einem Muskelsystem sind dagegen Län- genfasern deutlich, und Queerfasern undeutlich in dem Paren- chym der Bandwurmglieder erkannt worden. Die vondiei: mit dem Namen Glaskörper bezeichneten Körper nennt Eschricht Kernkörner, und möchte sie als Analoga der Blutkörper, be-, " trachten. . Durch Eschricht’s unermüdlichen Eifer im-Erforschen der Fortpflanzung und des Wachsthums der Bandwürmer wis- sen wir jetzt, dass der Bothryocephalus punctatus je nach den verschiedenen Jahreszeiten eine audere Gestalt annimmt, und zu gewissen Zeiten alle Glieder bis zum Kopfe abstösst,__wo- bei die abgestossenen Glieder vollkommen entwickelt und mit Eiern angefüllt sind. Die Köpfe bleiben in den Appendices Py- loricae zurück, und erzeugen gegen den Winter hin neue Glie- ” | - | | CXXXI der, in denen sich aber erst im Frühjahre die Geschlechtstheile ausbilden. Dass die verschiedenen Jahreszeilen einen wesenlli- chen Einfluss auf die Vermehrung und Verminderung der En- tozoen äussern, dafür sprechen auch die Beobachtungen von Streckeisen, welcher mit Eintritt des Winters die Zahl der Eingeweidewürmer im Darmkanale verschiedener Thiere abneh- men salı :). Eschricht traf den Bothryocephalus punctatus im ausgewachsenen Zustande mit seinem Kopfe immer an der Schleimfläche der Appendices pyloricae an. während sein Lei- besende weit in den Darm hinabreichte. Er beobachtete, dass dieser Bothryocephalus sich mit der vorderen. flach abgestutzten telle des Kopfes fest heftete, indem diese flache Stelle kugel- rmig erhoben und napfförmig vertieft werden kann. Der sehr bewegliche und veränderliche Kopf dieses Wurmes besitzt Kreis- und Längsmuskeln; die flügelartigen Seitenränder der beiden Längsgruben des Kopfes können sich auf verschiedene Weise aneinander legen, und bald Foveae laterales, bald foveae mar- ginales bilden, ja, sie sind sogar im Stande, 2 bis 3 hinlerein- ander liegende Saugstellen zu formiren. Der Wurm benutzt diese seitlichen Sauggruben wahrscheinlich bei dem Fortkrie- cheu. Eschricht glaubt aus seinen Beobachtungen entnehmen zu können, dass sich die Glieder bei Bothryocephalus punctatus dureh Queertheilung vermehren. Was die Mundöffoung betrifft, so konnte Eschricht an der vorderen Saugplalle keine solche entdecken. obgleich dieser Bandwurm dieselben Seiten- (Nah- rungs-) Kanäle, wie Bothryocephal. latus, besitzt. Ein sehr verzweigles Röhrensystem, welches sich durch alle Glieder des Bothryoeeph. punctatus erstreckt, hat ganz das Ansehen eines Gefässsystems. Nerven konnte Eschricht auch hier nicht ent- ken, um so deutlicher war aber das Muskelsystem zu er- kennen. Mer Bothryocephalus punelatus zeigt sich in Bezug auf die Geschlechtsorgane ganz verschieden von dem Bothr. la- tus gebildet; Eschrieht macht hierbei die Bemerkung, dass unter den Bandwurmformen viele verschiedene Typen in ihrer auatomi chen Siruelur verborgen liegen, Es lassen sich bei Bo- ihryoceph. punclalus nicht 0 leicht Rücken- und Bauchfläche des gegliederten Körpers unterscheiden, indem auf jedem Gliede sowohl an der einen als an der andern Fläche eine Reihe Oeff- nungen sieh vorfindet. Die Oeflinungen der einen Seite sind stets. ds “ und nehmen immer. die Mille eines jeden Gliedes ein; Oeilnungen der andern Seite sind dagegen kleiner, und stehen dicht am oberen Rande der Glieder. Hierdurch ist dieser ce BE 3 Aa ’ 1) Bericht über die Verhandl. der naturf. Gesellschaft in Basel a. 3. 0. pag. 4. % ” 1 u.” CXXXII Bandwaorm auf der einen Fläche männlichen, auf der anderen Fläche weiblichen Geschlechts. Eschricht fand auch hier die den Hoden entsprechenden Mittelkörner, und die Bauch- und KRückenkörner vor; da letztere den weiblichen Ge- schlechtsorganen angehören, so fiel dies Eschrieht auf, in- dem diese Oreaälhier nur auf der weiblichen Fläche vorhan- den sein sollten. Der Eierbehälter wird, wie bei Bothriocepha- lus lalus, von einer einzigen Röhre gebildet, die Nebenorgane desselben sind Eschricht jedoch hier undeutlich geblieben. Zu den inneren .männlichen Generationsorganen rechnet Esch- richt eine Sförmig gebogene Röhre und eine gegen die männ- liche Geschlechtsöflnung gerichtete dendritische Figur (vielleicht die Verzweigung des Vas deferens); eine andere diesen Organen anhängende Nebendrüse blieb Eschricht ganz undeutlich. Nivet hat zwei Fälle von Oysticercus cellulosae im Ge- hirne des Menschen beschrieben ’), und Höring einen interes- sanlen Fall von Cysticercus cellulosae unter der Conjuncliva eines Kindes mitgetheilt °).. Nach Creplin’s Mittheilung wa- ren die Hydatiden, welche in einem von Weitenkampf be- obachteten Falle mit dem Urine ausgeleert worden waren, wahr- scheinlich Cysticerci cellulosae gewesen °), Hausmann, der bei den Schweinen keine junge und alte Individuen des Oysti- cercus unterscheiden konnte, sieht ihre Entstehung als die Krisis einer Krankheit an ?). Gulliver betrachtet die Glaskörper der Cysticercen als Eier, weil ihre Form uud regelmässige Gestalt an Eier erinnere °); da er diese Körper durch Schaben leicht vom Wurme ablösen konnte, so meint derselbe, das Thier sei im Stande diese vermeintlichen Eier freiwillig abzustreifen. Gulliver zählte am Kopfe des Cysticercus tenuicollis 32 Häk- chen, 16 grössere und 16 kleinere, welche alternireod in einen Kreis gestellt, einen doppelten Hakenkranz bilden. Haus- mann hat bei einem Lamme, welches an Zufällen von Gehirn- 1) Schmidt’s Jahrbücher. 1840. Bd. 26. pag. 171., und Fror. neue Not. No. 275. 2) Medicin. Correspondenz-Blatt. Bd. IX. No. 25. pag. 196., und +l Fror. neue Not. 1840. No. 277. 3) S. dieses Archiv. 1540. pag. 149. 4) Hausmann: Ueber die Berkung und Entstehung des wahren weiblichen Eies bei den Säugethieren und Menschen. 1840. pag. 127. Beobachtung über die Entstehung einiger solcher Eingeweidewürmer der Haussäugethiere, die sich nicht durch Fortpflanzung vermehren, als: Cysticereus cellulosae, Coenurus cerebralis, Echinococceus vete- rinorum. 5) Proceedings of the zool. soc. a. a. ©. pag. 31., und medico- chirurgical transactions. 1841. Vol. VI. pag. 1. CXKXXIM entzündung gelitten, kleine, im Gehirne aufgefundene Bläschen für in der Entwicklung begriffene Drehwürmer erklärt, da zwei bis drei Häufchen von ausgestülpten Hervorragungen an diesen Bläschen die Anlage von Coenurusköpfen anzudeuten schienen. Melırere Fälle von Echinococeus hominis im Menschen theilte Cruveilhier mit‘). Nach Hausmann soll sich der Echi- nococcus velerinorum als Folge einer Entzündungskrankheit ent- wickeln 2). Doyere sah in der Flüssigkeit von Acephalocy- sten sehr kleine weisse Körperchen, welche Aehnlichkeil mit gewissen Blasenwürmern hatten und nach Art der Aseidien aggregirt waren ?); aus letzterem Vergleiche muss Ref. schlies- sen, dass Doyere Echinococcusköpfchen in jenem Zustande der Entwickelung gesehen hat, welcher von Chemnitz (de bydatidihus Echinococei hominis commentatio) Fig. X. abge- bildet ist. Von Ref. sind mehrere neue Arten der eigenthümlichen Schmarotzergattung Gregarina bekannt gemacht worden ?), wel- che sämmtlich in dem Verdauungskanale der Insecten einge- schlossen waren. An allen diesen Gregariuen lassen sich Kör- per und Kopfende durch eine zwischen beiden angebrachte Ein- schnürung unterscheiden, Ihre Leibeshülle ist sehr fest und elastisch, der Inhalt des Leibes besteht aus einer sehr feinkör- nigen Masse, welche ein klares Bläschen mit einem Kerne dicht umgeben. Hälte Ref. nicht eine selbstständige wurmförmige Bewegung an diesen Körpern wahrgenommen, so würde er ihrer einfachen Organisalion wegen augeslanden haben, sie für Thiere zu halten. Das Aneinanderreihen von mehreren lodivi- duen bemerkt man nur an einigen Arten der Gregarina; Grega- rina eaudata aus der Larve von Sciara nitidicollis zeichnet sich _ durch einen langen Hals und durch einen scheibenförmigen, am Rande vielfach eingekerbten Kopf aus. Gregarina oligacantha aus Agrion loreipula besitzt einen sehr langen Hals und am Kopfe mehrere nach rückwärts gerichtete Spilzen. Der von Mayer als Rhylis paradoxa beschriebene Wurm ist von meh- reren Helminthologen als ein pathologisches Product erkannt worden °). 1) Cruveilhbier: Anatomie pathologique du corps humain. 1839. 3ieme livraison. Pl. I. Pl. Il., und Froriep’s neue Not. No. 336. pag. 89. und No. 335. pag. 71. 2) Hausmann. a. a. ©. p. 128. 3) Linstitut. 1840. pag. 88. amneld: Beiträge zur Naturgeschicbte der wirbellosen Thiere. pag. 56. ” 5) Mayer: Beschreibung eines neuen Eingeweidewurmes. Siche dessen Ana eeten, 2te Sammlung, 1839. pag. 67, Dann dieses Archiv. 1839, pag. 220, ° » CXXXIV Als Pseudohelminthen sind noch zu erwähnen die Need- hamia expulsoria des Carus '), und die Spermatozoen aus dem Bären und dem Meerschweinchen, an welchen letzteren Va- lentin ?2) und Gerber °) Mund und Afteröffnungen, einen Darm- kanal und Geschlechtstheile erkannt haben wollen, während die Needhamia expulsoria nichts anderes als einer der oben erwähn- ten Samenschläuche von Sepia offieinalis ist. Von Milne Edwards ist in Bero@ ovatus ein doppeltes‘ Gelfässsystem beobachtet worden, so dass also hier die Blut- eireulalion vollständig ist. Die Bewegungen des Ernährungs- saltes (Blutes) werden von Cilien unterhalten, welche im In- nern der Gelfässe an dem einen Eude des Systemes angebracht sind *). Forbes hat eine an der englischen Küste gefundene Cydippe Esch. beschrieben °). Die Mundöffoung dieser Rippen- qualle führt in einen vierkantigen Magen, aus dessen Grunde ein eigenthümliches, zungenförmiges und contracliles Organ her- vorragt, dasselbe ist durchsichlig, braungefärbt und hängt mit dem Magengrunde durch vier kurze Fortsätze zusammen. Von dem Grunde des Magens läuft ein sehr enger Darmkan ach , der dem Maule gegenüber liegenden Stelle, und öflnet sich hier mit einer trichlerförmigen Oeflnung als After nach aussen; etwas zur Seite des Afters befinden sich die beiden Oeflnungen der Blindkanäle, in welche sich die beiden langen, fadenförmigen Arme unregelmässig aufgerollt zurückziehen können. Von dem Grunde eines jeden dieser Kanäle treten sechs Kanäle hervor, welche sich zu dem Magen und den acht äusseren Rippen be- geben. Die Mundöflnung wird von einem weissen, fadenförmi- gen Ringe eingefasst, der vielleicht die Andeutung eines Ner- vensystems ist. Sul Ueber Medusa aurila hat Ref. seine Untersuchungen fort- gesetzt, und die Hoden sowohl als auch. die Ovarien derselben beschrieben °). Die vier rosenfarbigen Bogen, welche die Re- spirationshöhlen umgeben, sind bei den männlichen Medusen Hoden, bei den weiblichen dagegen Eierstöcke. Diese vier Hoden » 1) Acta Acad. Leop. T. XIX. P. I. 1839. pag. 3. Tab. 1., und Erläuterungstaleln zur vergleichenden Anatomie von Carus u. Otto. Heft V. 1540. pag. 4. Taf. I. Fig. X. 2) Acta Acad. Leop. T. XIX P. I. pag. 239. 3) Gerber: Allgemeine Anatomie. 1840. pag. 210, Taf. VII. Fig. 251 — 253. 4) L’institut. 1540. pag. 95., oder Annales des sc. natur. 1840. T. XIII. pag. 320., oder Fror. neue Not. No, 280. pag. 249. 5) Annals of natural history. 1839, pag. 145. _On two british species of nl a u 6) Siebold: Beiträge, a, a. ©, pag. I. CXXXV bestehen aus einem einfachen, an beiden Enden abgerundelen und in viele Queerfalten gelegten Bande, welches zwischen Magen- und Respirationshöhle eingefügt ist. In diesem Bande en eine Menge Blindsäckchen eingebellet, welche sämmtlich nit besonderen Oeflnungen in die Respiralionshöhle ausmünden. In diesen Blindsäcken entwickeln sich die Spermatozoenbündel, welche noch in Bündelform aus ihnen in die Respiralionshöhle ee und sich im Wasser erst auseinander begeben.‘ Die walen Körper der 'einzelnen Spermalozoen besitzen einen lan- gen, haarförmigen Anhang, der sich im Seewasser sehr lebhaft und lange bewegt. Bei den Medusenweibehen entwickelo sich die Eierkeime in den vier bandförmigen Organen, welche sich an der der Respirationshöhle zugewvendelen Fläche ablösen, zu- nächst in die eben‘erwähnte Höhle gelangen, und dann von den an. den vier Fangarmen befindlichen Säcken aufgenommen werden. Diese Taschen sind bei den erwachsenen brünstigen eibehen sehr entwickelt, und scheinen nur während der Brunst- t diese Höhe der Ausbildung zu erreichen. In den Taschen ; we ie Eier aul' die bekannte Weise durchfurcht, und ver- wandeln sich in eilörmige Embryonen, welche auf ihrer ganzen Oberfläche flimmern und geschiekt im Wasser umherschwim men. An dem einen diekeren Ende des Leibes befindet sich eine seichte Grube, mit welcher die infusorienarligen Geschöpfe steis voran schwimmen. Aus dem Innern des Leibes leuchtet eine eiförmige Leibeshöhle hervor, Nach einiger Zeit setzen sich diese Thierchen mit der seichten Grube an irgend einen Gegen- stand fest und gehen nun eine Metamorphose ein. Das freie des Leibes dehiscirt, wodurch sich jetzt die Leibeshöhle inem Munde nach aussen öflnet. Um den Mund herum sen allmählig zwei, vier, acht Arme hervor, der Leib äus- sammt diesen Armen viele Contractions- und Expansions- fähigkeit und ein jedes dieser Thierchen gleicht jetzt vollkom- men einem achtarmigen Polypen. Eine weitere Metamorphose dieser jungen Medusen konnte Ref. nicht verfolgen. ' Rudolph Wagner bestätigte des Ref. Entdeckung über das gelrennte Geschlecht der Medusen an Medusa, Pelagia, Au- relia, Cassiopeia und einer zur Familie der Oceaniden gehörigen Meduse '), Auch durch die von Milne Edwards und hal- lemand angestellten Untersuchungen erhält diese vom Ref. im Jahre 1837 (Fror. Not. No. 1081.) gemachte Entdeckung eine Bestätigung ?). ia 8 1) Proceedings of en A T. VIL. 1839, pag. 177., und Froriep’s neue n. 18539. pag. 97. und 100. 2) Aonale sc, nat. 1840. T. XI, pag. 376. ig“ CXXXVI Milne Edwards erklärte die Physophora, welche bisher als einfaches Thier gegollen hat, für einen aus vielen Individuen zusammengesetzten Thierhaufen, und glaubt, dass die einzelnen Iodividuen entweder Weibchen oder Männchen sind ’). Ueber Physalia theille Couch mehrere Beobachtungen mit ?), aus welchen hervorzuheben ist, dass das Thier nicht im Stande ist, die Luft io seinem Sacke beliebig anzuhäufen oder willkürlich auszustossen, dass ferner die Luft wahrscheinlich von dem Kamme des Sackes abgesondert werde, und der wahre Zweck ‚des Luft- sackes nicht bloss der ist, das Thier auf der Oberfläche des Wassers zu erhalten, sondern hauptsächlich den Muskeln als Stützpunkt zu dienen, Die Klasse der Acalephen ist in Lamarck’s Naturgeschichte neu bearbeitet, und von Dujardin mit vielen Zusätzen verse- hen worden °). Ueber mehrere Arten von Aclinien hat Grube zoologi- sche Bemerkungen gemacht, denen er zugleich sechs neue Acli- vienarten binzufügte *). Rathke beschrieb eigenthümliche Nim- mernde Fäden, welche er aus kleinen Poren an der Oberfläche der Leibeswand von Aclinia plumosa hervortreten sah; derselbe erkannte in diesen Fäden eine zahllose Menge krystallartiger Stäbehen queer dicht aneinander gedrängt. Rathke liess es unenlschieden. welche Bedeulung diese Fäden besitzen °), Ref. wird bei diesen Stäbchen an die Nesselorgane erinnert, welche die Actinien in so ungeheurer Menge an sich tragen, und wel- che Rud. Wagner früher als Spermatozoen der Actinien be- schrieben hat. Derselbe hat jetzt diese Meinung als unrichtig zurückgenommen, und diese Körper als Gebilde der Haut, wel- che auch auf den Tentakeln vorkommen, mit den Nesselorganen der Medusen und den Fangfäden der Hydren verglichen °). _ Von Philippi wird Desmophyllum stellaria Ehr. beschrie- ben ?). Nach Milne Edwards sollen die Thiere von Den- drophyllia Bl. sowohl in ihrer äusseren als innerer Structur den Polypen von Caryophyllia ziemlich ähnlich sein. Derselbe For- scher hat sich überzeugt, dass die Korallenthiere getrennten Ge- schlechtes sind, indem einige Thiere eines Polypenstockes Ho- den, andere dagegen nur Ovarien besitzen; beide Organe konnte 1) Ann, des sc. nat, 1540. T. XI. pag. 197. 2) Froriep’s neue Not. No. 273. pag. 129. 3) Lamarck: hist natur. a. a. O. pag- 16. 4) Grube: Actinien, Echinodermen und Würmer. p. 3. 5) Dieses Archiv. 1540. pag. 146. 6) Proceedings of tlıe zoolog. society. VII. 1839, pag. 177., und Fror. neue Not. No. 249. pag. 100. 7) Wiegmann’s Archiv, 1840. I, pag. 195. CXXXVI Edwards deutlich an den Spermatozoen und Eiern erkennen !). An diese Beobachtung reiht sich die von Erdl gemachte Ent- deckung, dass bei Veretillam Cynomorium ein Theil der Po- Iypen Männchen, ein anderer Theil Weibchen sind; in den er- steren fand Erdl runde Kapseln mit Samenthierchen, in den letzteren Eier mit Keimbläschen und Keimileck ?). © Die bisher nur unvollständig gekannte Virgularia (Penna- tula) mirabilis wird von Dalyell beschrieben °). Derselbe be- obachtele an diesem Zoophyten, dass sich kleine gelbe Eier von ibm ablösen, welche als Embryonen von + Lin. Länge, in Form sehr lebhafter platter Körperchen frei im Wasser umherschwim- men; sie verlängern sieh nachher zu einem cylinderförmigen Körper, aus dessen einem Ende sich ein Polyp mit acht Ten- takelu hervorbildet. In der Mitte Jieses Polypen lässt sich eine Magenhöhle wahrnehmen, welche unten mit vier blindsackarti- gen Organen versehen ist. In Bezug auf die Natur und das Wachsthum der Poly. penslämme sucht Milne Edwards nachzuweisen, dass die festen Theile der Polypen gleich den übrigen Organen dieser Thiere lebende Theile derselben sind und ununterbrochen er- nährt werden ®). J. Müller machte auf die sonderbaren schwingenden Kör- per aufmerksam, welche an den Polypen der Cellularia avicu- laria auf einem Stiel sitzen, nach vorne in einen starken Zahn auslaufen und über sich ein Deckelehen haben, das gewöhnlich offen steht, aber auch plötzlich geschlossen werden kann. Die Bewegungen dieser Körperchen gehen in rhytlimischen Schlägen von eiuer Seite zur andern vor sich °). Forbes bestätigt die Entdeckungen, welche Sars an dem von ibm zuerst beschriebenen Polypen, Corymorpha nutans, ge- macht hat, und fügt der Beschreibung von Sars Folgendes hinzu °): Das Thier ähnelt einer Tubularia. Der Stamm des Thieres ist solid und besteht aus einem fibrösen Gewebe, wel- ches äusserlich von einer contractilen Membran eingeschlossen ist. Die nicht contractilen Tentakelo sind ebenfalls solid, und von derselben Substanz wie der Stamm gebildet, In dem vom Stamme abgeschnürten Kopfende befindet sich eine Magenhöhle, welche mit einer einfachen Mundöffoung versehen ist; auf dem e 1) Annales des sc. nat. 1840. T. XII. par, 196. ‘ 2) Fror. neue Not. No. 249. pag. 101.” = s 3) Ebendas. No. 291. pag. 65. ik institut. 1839. pag. 33, und Froriep’s neue Not. No, 198, poE al 5) Froriep’s neue Not, No. 351. pag. 330. 6) Annals of natural history. 1840. pag. 309. 2 EXXXVIN Grunde des Magens erhebt sich ein konischer Wulst, die innere Fläche des Magens ist mit. Zotten besetzt, Ciliea sind an ‚dem ganzen. Körper nicht aufzufinden. Die Hülle, in welcher das Thier steckt, ist häutiger Natur und steht mit. dem Körper des Thieres in keiner organischen Verbindung, wird bei dem Wachs- thume des Thieres immer dünner und verliert sich zuletzt ganz. Nordmann hat über den Bau und die Entwicklung von Tendra zosterieola mikroskopische Untersuchungen angestellt und gefunden, dass die Zellen dieses zur Abtheilung der Bryo- zoen gehörigen Polypen für die männlichen und weibliehen In- dividuen verschieden gebildet sind *). Die männlichen Zellen besilzen eine eiförmige Gestalt, einen oberen abgerundeten und einen unteren ausgeschniltenen Rand, der Grund der Zellen ist in die Länge gezogen, die Oeffnung, durch welche das Thi die Tentakeln steckt, ist oben an der hinteren Wand der Zelle angebracht; die weiblichen Zellen unterscheiden sich von den mäunlichen dadurch, dass, während die obere Wand der letz- teren vollkommen glatt ist, diese Wand der weiblichen Zellen ein feines Maschenwerk darbietet. Um den Mund der Thiere sitzen acht Tentakeln, deren Rand mit beweglichen Wimpern besetzt ist; durch die Mitte eines jeden Tentakels laufen zwei Kanäle. Hinter der Mundöflnung befindet sich eine Art Pha- rynos, der in einen weiten Oesophagus übergeht, dessen innere Haut mit einem Epithelium zu vergleichen ist, während zwei äussere Häute desselben musculöser Natur sind. Da in der Höhle des Oesophagus eine Quantität Wasser frei eirculirt, so dürfte dieser Theil des Nahrungskanals, wie bei den Aseidien, zugleich die Rolle eines Respiralionsorganes spielen. Der Oeso- phagus geht in einen Darmkanal über, der sich nach oben um- beugt und mit einem deutlich abgerchnürten Mastdarme endigt. Der zwischen Oesophagus und Mastdarm- befindliche Theil des Darmes besitzt noch ‚eine Abschnürung, wodurch sich ein Ma- gen und ein sackförmiger Dünndarm unterscheiden lassen, dieser letztere schliesst eine Menge brauner, Bläschen ein, welche als Leber betrachtet werden können. Der Muskelapparat zerfällt in Muskeln, welche den Polypen aus der Zelle hervorziehen, „und in Muskeln, welche den Deckel der Zelle verschliessen. - Am Grunde der Tentakeln liegen acht wurmförmige Organe, welche den weiblichen Polypen fehlen, und als Hoden zu be- irachten sind, zumal da nur in den Zellen dieser männlichen Polypen sich Spermatozoen entwickeln. Drei ganglienartige Körper, welche den Mund der Polypen umgeben, scheinen das Nervensystem derselben vorzustellen. Die Eier dieser Polypen - 1) Annales des sciences'naturelles. 1839, T. XI. pag. 185. CXXXKIK entwickeln sich nur in den feinmaschigen Zellen, und werden ee, A Spermatozoen befruchtet, welehe durch eine in der Basis der Zellen befindliche Oeflnung aus den männlichen in die weib- lichen Zellen übertrelen können. Die Embryonen bewegen sich bereits im Ei mit Hülfe von Flimmerorganen. Ausserhalb der Eihüllen schwimmen dieselben sehr schnell im Wasser umher, selzen sich zuletzt an die Zosterenblätter fest, und entwickelu sich zu neuen Polypen. Ref. beobachtete bei Plumatella campanulata Lam. in der Leibeshöhle Eier mit Keimbläschen und Keimfleck, welche von Spermatozoen umwimmelt wurden '). Gervais machte be- kannt, dass die Polypes hippocrepoides Eier mit einem ring- #* föürmigen Wulste erzeugen, welcher Wulst den Polypes infun- dibuliformes fehlt, wobin er Fredericiella, Paludicella und Tu- bularia sultana rechnet 2). Nordmann hat an Campanularia wahrgenommen, dass zu einer gewissen Zeit das oberste con- traclile Ende eines jeden Individuums sich vom Stamme -ablöse 4 und frei im Wasser sich davon bewege. Dieses mit Tentakeln und Maul versehene, abgelöste Stück gleicht dann einer kleinen Me- duse. Die Stämme der Campanularia, von welchen sich diese Körper abgelöst, bringen durch Koospenbildung ‚wieder neue Individuen hervor ?). Mehrere Beobachtungen über die Süsswasserpolypen sind von Van Beneden mitgetheilt worden *). Aleyonella hat be- stimmte Geschlechter, in einem Polypenstocke finden sich weib- liche und männliche Individuen vor. Hoden oder Ovarien befia- den sich hinter dem Magen. Der Hole bringt Spermatozoen | hervor, welche sich ablösen und sich im Innern des Polypen- tockes verbreiten. Die Männchen sind immer in geringerer ahl als die Weibchen vorhanden. In dem Innern der Thiere ‚wird durch Wimperorgane ein wahrer Kreislauf hervorgebracht, Van Beneden glaubt an der Basis der Tentakeln eine Reihe von Oefluungen gesehen zu haben, welche er. als bouches aqui- feres betrachtet, und durch welche Wasser in das Innere der Polypen eindringt. Das Nervensystem ist deutlich, und von einem den Oesophagus umgebenden Ringe gebildet. Die jungen Aleyonellen bewegen sich frei im Wasser mit Hülfe von Ci- lien. (Zwei Junge werden von einer gemeinschaftlichen Eihülle 1) Siebold: Beiträge, a. a. ©. pag. 7. 2) L’institut. 1839. pag. 435. ; 3) Ebendas, pag. 417., und Froriep’s neue Notizen. No, 261. pag. 296. 4) Bulletins de V’Acad, voy. des sciences de Bruxelles, T. VI. P. 2. 1539. p. 276., und L’institut. 1840. p. 154., oder Annales des | se, nat. 1840. T. XIV. pag- 222. * ; CXL umschlossen. In mehreren Individuen fand Van Beneden ziemlich grosse Entozoen bis sechs an der Zahl, welche. den Nahrungskanal umgaben. Die Alcyonellen variiren in Gestalt ihrer Polypenstöcke je nach den Gegenständen, an welchen sie haften. e Nach Laurent besitzen die Eier von Hydra vulgaris gri- sea keine Stacheln, sie sind nicht, wie die Eier höherer Thiere, concentrisch zweiblasig gebildet, sondern enthalten nur eine ein- zige Substanz von subblastodermischer Natur. Diese Eier sind entwicklungsfähig, ohne eine spermatische Befruchtung erfahren zu haben. Die Sprossen der Hydren sind nur Ausdehnungen des Gewebes des Mutterindividuums !). Meyen hat gefunden, dass die weissgelblichen runden Kör- perchen, welche man bisher für die Sporangien der Spongilla lacustris gehalten hat, von den Sporangien der Algen ganz ver- schieden sind ?), sie stimmen vielmehr mit den Wintereiern der Polypen überein; bei dem Zerdrücken derselben quillt eine weissliche Substanz heraus, welche aus kleineren und grösseren Kügelchen besteht. Ueber die verschiedenen Reproductionskör- per der Spongillen sind auch von Laurent einige Mittheilungen gemacht worden °). Nach Stiebel’s Untersuchungen ist die grüne Oseillatorie Lysogonium taenioides ein Thier mit Magen, Fühlern, Au- gen und verschiebbarem Rüssel, was sich nach Art der Naiden durch Queertheilung vermehrt ?). A. d’Orbigny machte über die Foraminiferen Amerikas und der Oanarischen Inseln drei ausgedehnte Arbeiten bekannt °); derselbe characterisirt diese Thierklasse auf folgende Weise: die Foraminiferen (Polythalamien) sind sehr kleine mikroskopische, nicht angehäufte Thiere, mit stets gesonderter individueller Exi- stenz. Sie haben einen gefärbten gallertartigen Körper, der ent- weder ganz und abgerundet, oder in Abschnitte getheilt ist, die dann in einfacher oder alternirender Linie liegen, spiralförmig aufgerollt oder um eine Axe geknäuelt sind. Dieser Körper ist in einer kreidigen, selten knorpligen Schale enthalten, die nach den Segmenten des Thieres gebildet und ihm der Form nach ganz entsprechend ist. Aus einer oder mehreren Oeflnungen oder Poren des lelzten Segmentes der Schale trelen contractile, ungelärbte, sehr lange, dünne, getheilte und verästelle Fäden 1) Diostitut. 1840. pag. 256., und Fror. neue Not. No. 273. pag. 156. 2) Dieses Archiv. 1839. pag. 83. 3) Froriep’s neue Not, No. 324. pag. 250. 4) Museum Senkenbergianum. Bd. I1l. Heft. 1, 1839. pag. 79. 5) Wiegmann’s Archiv. 1840, I. p. 398. . CXLI hervor, welche zum Kriechen dienen. Ernährungs- oder Fort- pflanzungsorgane hat derselbe nicht beobachtet, während es Eh- renberg gelungen ist, in dem Innern mehrerer Polythalamien eierarlige Kugeln und verschluckteKieselinfusorien aufzufinden ı); derselbe hat auch mehrere Gattungen derselben als in der Ost- und Nordsee lebende Thiere entdeckt ?). Nach Ehrenberg’s an Geoponus und Nonionina angestellten Untersuchungen hat es _ sich nicht bestätigt, dass die Polythalamien, wie d’Orbigny angab, einen hervorschiebbaren Kopf und einen federbuscharti- gen Tast- und Fangapparat haben. Diejenigen Polythalamien, welche eine Art Polypenstock bilden (Geoponus), haben eben so viele sichtbare einfache Mündungen, als Einzelthiere den Po- Iypenstock zusammensetzen. Die vielen feinen, sehr langen Tast- fäden, welche zugleich die Ortsveränderung vermitteln, und aus allen Theilen der siebartigen Schalen ‚hervortreten, sind oflenbar den contractilen Strahlen der Flustren und Seeschnecken ähn- lich. Die vordersten grössten Zellen der Thierchen enthalten _ nur ganz durchsichtige Körpertheile, die hinteren Zellen sind dagegen mit zwei verschieden gefärbten grösseren Organen er- füllt. Eines dieser Organe ist der meist srünlich graue, sehr dieke Speisekanal, welcher, wie der ganze Körper der Thier- chen, eine Gliederkette bildet. Ansser dem Speisekanal erkennt man in jedem Gliede noch eine gelbbraune, körnige Masse, diese betrachtet Ehrenberg, ihrer grobkörnigen Beschaffenheit hal- ber, als Ovarien. Bei Nonionina sassen gestielte, ansehnlich grosse häutige Beutel mit gerissenen Oefluungen am Rücken der Schale fest augeheflet, welche vielleicht entleerte Eierzellen waren. Pulsirende Gefässe fehlen durchaus. Ehrenberg hat einige neue amerikanische Infusorienfor- men beschrieben, und der Berliner Academie der Wissenschaf- ten die Zeichnungen von 274 ganz neuen Infusorien vorgelegt, welche derselbe theils aus Fühnen und Berlin, theils aus der Ostsee erhalten hatte °), auch eine neue, blutroth gefärbte In- fusoriengattung hat derselbe als Ophidomonas, sanguinea aufge- stellt. Nach den Beobachtungen dieses Forschers setzt Arcella aculeala ihre Schale aus gewählten Navieulis mosaikartig zusam- men *). Mehrere in Böhmen vorkommende neue Infusorien aus der Abtheilung der Bacillarien sind von Oorda bekannt ge- macht worden °). 1) Monatsbericht über die Verhandlungen der Königl. Akademie zu Berlin. 1839. Febr. pag. 27. 2) Ebendas. 1839. p. 154. u. 178,, und 1840. p- 18. 147. u. 157. 3) Ebendas. 1840. pag. 157. 4) Froriep’s neue Notizen. No. 258. pag. 248. 5) Weitenweber: Beiträge zur gesammten Natur- und Heil- wissenschaft. Bd. v. Heft 1. 1840. pag. 42. CXLU w Dalrymple, welcher genaue Untersuchungen a0 Öboste: rium angestellt hat, verweist dasselbe, wie Ehrenberg, in das Thierreich, und zwar aus folgenden Gründen !): Closterium besitzt ausser einer Circulation von Moleculen, wie sie im Pflan- zenreich vorkommt, noch ein eigenthümliches Organ, welches in der Pflanzenwelt fehlt, nämlich zwei Kammern mit beweg- lichen Moleculen, deren Wände fähig sind, sich über ihren In- halt zusammenzuziehen. Innerhalb der Kieselschale befindet sich noch eine elastische membranöse Hülle, welche gegen gewisse Reize Contraclionen äussert. Die Klosterien erzeugen wahre ‚ Eier. Die Versuche mit Jodine liessen kein Stärkemehl erken- nen, was gegen Meyen’s Versuche spricht. Rymer Jones, welcher von der Gegenwart eines Mauls und einer Afteröffnung bei den polygastrischen Infasorien über- zeugt ist, konnte jedoch mit der grössten Mühe den von Eh- renberg beschriebenen und abgebildelen Verdauungsapparat nicht erkennen, sondern hat bei diesen Infusorien die verschluckte Nahrung immer in einer Aushöhlung des allgemeinen Parenchyms angetroffen 2). Die von Ehrenberg als Mägen gedeuteten Säcke hält Rymer Jones nicht für gestielt; in Paramaecium aurelia sah er diese Säcke in fortwährender Bewegung, bald % nach der einen, bald nach der andern Seite hin, ihre Lage im Leibe ist durchaus wechselnd, so dass daraus der Schluss ge- zogen werden musste, dass sie mit einem ÜOentralkanale in kei- ner Verbindung stehen können. Weder den Oentralkanal noch einen seiner Seitenäste hat Rymer Jones jemals entdecken können. Ehrenberg erwiederte hiergegen, dass er selbst nicht in allen Arten der verschiedenen polygastrischen Infusorien den Darmkanal erkannt, während er bei einigen Gallungen dersel- ben ihn mit Bestimmtheit gesehen habe ®); die durch Beobach tung in Masse festgestellten Organisationsverhältnisse dürften durch ein einziges zweifelhaftes Beispiel nicht zweifelhaft gemacht werden. Der Darmkanal mancher polygastrischen Infusorien dehne sich zuweilen so weit aus, dass er die ganze Körperhöhle ausfüllt, und dann scheinen die verschluckten, den Magensäcken ähnlich sehenden Stoffe im ganzen Körper zu eireuliren. _ Auch Meyen erklärte sich gegen die Existenz jenes von Ehrenberg beschriebenen Verdauungsapparates der polygastri- schen Infusorien, und zwar besonders deshalb, weil er beobach- tete, dass die angeblichen Mägen dieser Infusorien im Innern derselben mit grosser Schnelligkeit umhergetrieben wurden. Der Oesophagus, welcher die Haut der Infusorien schräg durehbohrt, ps 1) Annals of natural history. V. 1840. p. 415. 2) Ebendas. IU. 1839. pag. 105. 3) Dieses Archiv. 1839. pag. SO. “ P} cXLIN kan an. seinem unlersten, dem Maule entgegengesetzten Ende einer Blase ausdehnen !), Die innere Fläche dieses Theiles vom Speisekanal, den man als Magenhöble betrachten kann, ist mit Cilien ausgekleidet, durch deren, Bewegung die aulgenommenen Stoffe mit-ausserordentlicher Schnelligkeit um- hergelrieben werden, bis sie zu einer regelmässigen Kugel zu- sammengeballt sind. Diese Kugel wird zuletzt io die Leibes- öhle des Thieres hineingedrängt, um einer andern Kugel in der Magenhöhle Plalz zu machen; auch diese wird in die Leibes- höhle des Thieres getrieben, was noch mit anderen ähnlichen Kugeln geschieht. Aus der Anzahl dieser Kugeln hat nun Eh- renberg auf die grosse Anzahl der Mägen geschlossen. Das Mikroskop zeigt, dass die Höhlen, ia welchen sich die kugel- förmigen Ballen befinden, keine besonderen häutigen Wände be- silzen, sondern blosse Aushöhlungen der sulzigen Substanz der Infusorien sind. Das Nahrhafte wird aus jenen Kugeln ausge- saugt. und das Unbrauchbare in eben derselben Kugelform aus- geschieden, indessen hat Meyen keine der Höhlen, welche sol- 4 che Kugeln enthielten, nach aussen münden schen. Joly hat unter dem Namen Monas Dunalii ein Infasorium beschrieben, von welchen die rothe Farbe des Salinenwassers 2 berrührt ?2). Es besitzt dieses Thierchen einen ovalen Körper, welcher bei sehr jungen Thieren farbelos ist, bei etwas älteren grün, und bei erwachsenen Individuen roth gefärbt ist, Das Maul ragt etwas conisch hervor, und ist beiderseils von einem geisselförmigen Faden eingefasst. Augen und After fehlen, Mä- gen wurden nur undeutlich gesehen, Shuttleworth hat die Beobachtungen über den rothen Schnee zusammengestellt, und durch eigene auf dem Grimsel angestellte Untersuchungen er- kannt ?), dass der rothe Schnee nicht allein durch verschiedene Algenarten erzeugt werde, sondern dass auch zwischen diesen eine grosse Menge von thierischen Körpern vorkommen, welche sich als Infusionsthiere zu erkennen geben, und unter welchen sich wenigstens drei Arten herausfinden lassen, nämlich: Astasia nivalis Sh., Gyges sanguineus Sh,, uud Monas gliscens Ehr. Ueber die Eatstehung gewisser Infusorien (Arcella und Leu: cophris) hat Peltier sonderbare Ideen mitgelheilt *). Nach orbes’ Versuchen erzeugten sich in einem Gefässe mit See- wasser und einem Seeigel, welches er ins Dunkle gestellt, nach i agen eine Menge polygastrischer Infusorien, während in einem andern, dem Sonnenlichte ausgeselzten Gefässe mit 1) Dieses Archiv. 1839. pag. 74, 2) Annales d. sc, natur. 1840. T. x. p.273. 3) Froriep’s neue Not. No. 348. 349. und 350 4) L’institut. 1840, pag. 241. an CXLIV 5 Seewasser und Spongia papillosa unzählige Thierchen aus der Galtung Volvox zum Vorschein kamen ')., Forbes sah diese lebhaften Infusorien in einem Tropfen Seewasser, zu welchem er eine gleiche (uantität Süsswasser hinzufügte, plötzlich para- Iysirt, aber nicht getödtet, wodurch er im Stande war, ihre in- nere Structur sehr klar zu erkennen. Morren will beobachtet haben, dass die beweglichen Thier- chen, welche Unger in den kolbigen Auswüchsen von Vau-; cheria sich hat entwickeln sehen (Annales des sc. nat. 1828. T. XII. pag. 438.), zu Ratifer vulgaris gehören. und schliesst hieraus, dass diese Räderthiere in die Röhren der Vaucheria eindringen und Eier darin ablegen, um welche alsdann Kolben hervorsprossen, deren Entstehung auf dieselbe Weise wie die der Galläpfel zu erklären ist ?). Krohn machte auf langgestreckte cylindrische Schmarotzer aufmerksam, welche die schwammigen Venenanhänge der Se- pien myriadenweise äusserlich besetzt halten ®). Ihre Körper- oberfläche ist mit flimmernden Wimpern umgeben, welche am angeschwollenen Kopfende besonders deutlich sind. Mittelst die- ser Wimpern können die Schmarotzer im Wasser schnell um- herschwimmen, wobei sie sehr oft ihren Leib arm du rollen, auch Fragmente derselben schwimmen spiralförmig auf- _ gerollt behende umher. Im Innern ihres Leibes bemerkt man’ mehrere helle Bläschen, welche eine lebhafte rotirende Bewe- gung äussern und sich frei im Wasser mittelst Wimpern um- hertummeln. Ref., welcher diese Schmarotzer nebst ihrem le- bendigen Inhalt in Pola an Kledon Moschata und Sepia offici- nalis beobachtet hat, findet, dass sie in keine Helminthenordnung passen und lässt sie einstweilen als Binneninfusorien gelten. " 1) Froriep‘s neue Not. No. 317. pag. 138. ’ 2) Bulletins de. l’Acad. roy. des sciences de Bruxelles, 1839. I SVLR: anf 298. De L’existence des infusoires dans les plantes par M. Ch. Morren, und institut. 1839. p. 408. 3) Froriep’s neue Notizen. No. 234. pag. 214. Be # I U B, a , ur“ 4 Berichtigung. vo Im Jahrg. 1840. Seite CCXV. Zeile 4, v. ob. lies des st, und das er £ w « #, BERICHT D über die Fortschrilte der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere im Jahre 18140. Vom HERAUSGEBER. on J. Swan’s Illustrations of the comparative anatomy of the nervous system. London. haben wir die beiden ersten Hefte im Archiv von 1837 angezeigt. Seither sind noch 5 Hefte er- schienen, womit das Werk geschlossen ist. Taf. XII—XX. enthalten Darstellungen von Amphibien, Testudo mydas und imbrieata, Rana temporaria, Boa constrietor. Bei Chelonia imbricata gleicht der Stamm des Sympathicus am Halse dem Vagus, bei Chelonia mydas sind beide Stämme enger verschmol- zen, und beide trennen sich am Ende des Halses. Der Glos- sopharyngeus giebt einen Zweig zu dem Musculus hyomaxil- laris, das Uebrige ist der Haut des Schlundes und der Zunge bestimmt. Die Abbildungen über Boa constrietor enthalten eine vollständige Neurologie derselben. sowohl der Hirnnerven als ‚des Sympathieus. Ursprung und Verbreitung der Hirnnerven sind ziemlich ausführlich angegeben, wir vermissen nur das besondere Ganglion am ersten Aste des Trigeminus, der sich dem Olfactorius in der Nase verbinden soll. Das grosse lion des Kopftheils des Sympathicus liegt am Vagus an, d ist mit ihm verbunden. Ein Zweig des Sympathieus tritt Canal an der Basis cranii (worunter oflenbar der alis vidianus zu verstehen), und bildet ein kleines Gan- ion mit einem Zweig des zweiten Astes fünften Paares; es giebt Zweige zum Munde, Gaumen und Nase, von denen ei- nige wieder mit dem zweiten Aste des fünften Paares zusam- hängen. Die Verlängerung des Sympathicus rückwärts - hänge mit dem Stamm des Vagus, aber nicht direct mit dem Müller's Archiv, 1841. Dr. K CXLVI Ganglion supremum zusammen (ist nur scheinbar). Der Sym- pathieus verbindet sich mit dem 9ten Paare, worunter der Hypoglossus verstanden wird, geht dann zur Wirbelsäule, und verbindet sieh mit den 11 oberen Spinalnerven, rückwärts setzt er sich in einen sehr feinen Plexus auf die Verlebralarlerie fort bis zum Ursprung derselben, dann hängt er mit Zweigen des Vagus zusammen, weiterhin erhält er einen Zweig von jedem Spinalnerven, er ist in seinem Laufe ein sehr feiner Nerv und hat keiu Ganglion mehr. Der zweite Ast des Tri- geminus verbreitet sich in den Muskeln der Kinnladen, der grösste Theil tritt in einen Kanal in dem Unterkiefer. Dieser sendet Zweige durch die Oeflnung am untern Rande, wovon 2 mit Aesten des Vagus und Ilypoglossus sich verbinden, und zur Haut des Mundes und Scheide der Zunge, und selzt sich durch das Foramen mentale in die Unterlippe fort. Der Fa- cialis verbindet sich mit dem Ganglion des Sympathieus, tritt dann durch den Musculus digastrieus, der Zweige erhält, ver- bindet sich mit dem ersten Spinalnerven und endigt im Costa- maxillarmuskel. Der Glossopharyngeus tritt ins Ganglion des Sympathieus. Der Vagus verbindet sich mit dem Sympathi- eus, dann mit eineın Zweige, der die Fortsetzung des Glosso- pharyngeus vom Ganglion zu sein scheint, giebt einen Zweig zum Hypoglossus für die Muskeln des Schlundes, und setzt sich dann zur Seite der Jugularvene linkerseits auch der Ca- rolis fort. Ich übergehe die weitere Beschreibung des Vagus, der nur bis zum Anfang des Darmes verfolgt wird. Die Fort- setzung des Glossopharyngeus verbindet sich mit dem Hypo- glossus, und endigt an der Glottis und den Muskeln zwischen Kinnlade und Luftröhre. Der Hypoglossus erhält eine Ver- bindungszweig vom Vagus und Facialis, giebt Zweige zu den Muskeln der Zunge, und hängt auch mit Zweigen vom ten Ast des Trigeminus zusammen. Eine besondere Darstellung ist dem Sympathieus am mittlern Theile des Körpers gewidmet. Es ist interessant, mit dieser Beschreibung die D Sympathieus bei Pylhon zu vergleichen; die ich im Archiv 1839 gab. Beide stimmen in allen wesentlichen Punkten überein, und liefern dadurch eine gegenseitige Gewähr ihrer Richtig- keit. Dieser Theil des Swan’schen Werkes ist übrigens schon 4837 erschienen. Das vierte Heft enthält die Neurologie der Vögel, Taf. XXI. Pelecan. Ich erwähne nur den Ursprung des Sympalhieus® Der obere Zweig verbindet sich mit dem Facialis und dem 2ten Ast des Quintus, der untere sendet einen Zweig zum Gaumen und einen zum Ast des Oculomo- torius, der zum Obliquus inf. geht, Zweige zur Harder'schen rüse, und verbindet sien hier mit dem ersten Ast deinen Ein Ast des Sympathieus vom Ganglion ceryicale supremum ”.. > arstellung des er CXLVI begleitet die Carolis rückwärts bis zur Bifurcation der unpaa- ren Carotis, wo er sich mit dem der andern Seite verbindet; zuletzt vereinigt er sich mit dem letzten Halsknoten. Es folgt auch eine Neurologie der Gans, des Schwans, Nalsnerven der Ardea cinerea, des Schwans. Die drei folgenden Helte sind der Neurologie der Säugelhiere bestimmt (Fuchs, Hund, Ja- guar, Pferd, Esel, Schaf, Rind), und enthalten zugleich all- gemeine physiologische Betrachtungen über das Nervensystem (die noch manches Veraltete enthalten). Die anatomischen Arbeiten von Swan über das Nervensystem sind eine schätz- bare Bereicherung der vergleichenden Anatomie. Ueber die senkrechte Faserschichte des verlän- gerten Marks und deren Ausbreitung. Von @.R.Tre- viranus. Die senkrechte Schicht der Medulla oblongata (Reil) ist sehr stark bei den Eichhörnchen und andern Säu- gethieren, Vögeln und Amphibien. Die Untersuchung wurde am genauesten beim Fuchse angestellt. Wenn man die Hiruschenkel, verlängertes Mark und Brücke in der Milte durch Ziehen und mit Hülfe eines stumpfen Instrumens trennt, sieht man eine eigene Faserschicht, welche gleich hinter der Brücke auf der Axe des verlängerten Marks senkrecht steht, weiter vorn von hinten naclı vorn hinauf, uud weiter hinten von hinten nach vorn her- absteigt. In dem äusseren Theil der Brücke findet sich eben- falls eine senkrechte Faserschicht, die aber von der vorigen durch die Pyramidenstränge getrennt ist. Die senkrechte Schichte des verlängerten Marks geht über die innere Fläche der Pyramiden und Corp. restiformia hinweg, dringt am äus- sern Rande beider Markstränge nach aussen, und breitet sich als eine dünne, queerlaufende Markhaut über die Oberfläche der Medulla oblongata aus. Diese Fasern scheinen sich, wie Beil schon vermuthete, beim Austritt aus der mittlera Spalte der Med. oblong. oben und ımten zu kreuzen. Die senkrech- ten Fasern zwischen den Hirnschenkeln gehen von der Miltel- linie des Bodens des Aquaduclus Sylvii nach dem Ursprunge des dritten Nervenpaars, und treffen hier mit einer Markbinde zusammen, die, von dem untern Rande des innern Kniehöckers kommend, queer über die Hirnschenkel läuft. Auch bei die- n Fasern scheint eine Kreuzung io der Spalte zwischen den ienschenkeln statt zu finden. In der Brücke setzen sich die senkrechten Fasern in die Queerfasern derselben fort !). d’Alton theilte im Archiv die zu der früher gegebenen Abhandlung (von 1838) gehörige Abbildung des Nervensystems der Lamprete mit. 1) Beobachtungen aus d. Zoot. u. Physiol. Bremen. 1539. 2 CXLYII Wellenbergh ') lieferle eine Beschreibung des Skelets, des Herzens und Darmkanals des Orthragorizeus mola. Von Goodsir haben wir ebenfalls einige Mitiheilungen über die” Anatomie des Orihragoriseus; nach ihm fehlen die Bauch- und seitlichen Rückenmuskeln, welche durch die Ausbreitun- gen der Muskeln der After- und Rückenflosse ersetzt werden. (Annals of natural history. Vol. VI. p. 522.) Von Alessandrini sind drei Abhandlungen über den Kiemenapparat der Fische erschienen. Die erste ?) beschäftigt sich speciell mit Orthragoriscus Alessandrini Ranz. Ausser dem feinen Verlauf der Kiemengefässe, den Kiemenblattmuskeln °) und dem Skelet beschreibt er ein System von wasserführen- den Kanälen (Canales hydrophori). Nach ihm enthält nämlich jeder Kiemenbogen einen Kanal, welcher zwischen den Kiemen- arterien und Kiemenvenenstämmen liegt, und an beiden Enden blind ist. Am Boden dieses Kanals liegt ein spongiöses, gross- zelliges Gewebe, welches mit kleinen Kanälchen communieirt, deren je einer zwischen zwei Kiemenblättern den Knorpel durchbohrt, und selbst wieder mit den Zellen eines spongiösen Gewebes in Verbindung steht, welches sich in den Kiemen- blättern zwischen der Schleimhaut und dem Knorpel bis zu ihrer Spitze erstreckt. Das Wasser soll hier nur durch En- dosmose und Exosmose hinein- und heraustreten. Von dem nutriliven Gefässsystem der Kiemen und den Lymphgefässen kommt in der Abhandlung nichts vor. Auf die Canales hy- drophori wird vielleicht zuviel gelegt, da sie keine constante Erscheinung bei andern Fischen zu sein scheinen. Der Kiemenapparat des Heterobranchus angnillaris Geoffr.*) ist der Gegenstand einer besondern Abhandlung des- selben Verfassers gewesen. Die Schleimmembran der Kiemen setzt sich bekanntlich über dem dritten Knochenstück jedes Kie- menbogens als ein halbmondförmiges Blatt mit nach oben ge- richtetem halbmondförmigen freien Rande fort, das regelmässig gezackt ist. In den Zacken wurden kleine Knorpelstrahlen gefunden, welche die Membran in ihrer aufrechten Stellung 4) Obseryat. anat. de Orthragor. Mola. Diss. Lugd. Bat. 1840. 4. 2) De piscium apparatu respirationis tum speciatim Orthragorisci (Alexandrini Ranz.). In den Nov. comment. Acad. scient. Instit. Bo- non. Bonon. 1838. 3) Deren Entdeckung Verf. Walbaum zuschreibt. (Walbaum He Sr Artedi Bibliotheca Ichthyologica. Grypeswaldiae 1788. Pars . p- 42.) P) A. Alessandrini, apparatus branchiarum Heterobranchi an- guillaris Geoflr. Bononiae, 1841. Aus Noy, comment. Acad. scient. Instituti Bonon. Tom V. 4841. » a w CXLIX stützen, wodurch der obere Theil der Kiemenhöhle, welcher die baumförmigen Respirationsorgane enthält, bis auf kleine Communicalionsöffnungen zwischen je zwei Kiemenbogen ab- geschlossen, und so im Stande ist, das eingedrungene Wasser längere Zeit zurückzuhalten. Von dieser Einrichtung leitet Verf. die Fähigkeit dieses Fisches ab, längere Zeit ausser dem Wasser zu verweilen. Der Knorpelstiel dieser Nebenkiemen heftet sich an das obere Kiemenbogenstück, und ist von Knorpelhaut über- zogen; erst über diese ist die respiralorische Haut ausgebreitet, welche ein Conlinuum mit der Kiemenhaut und mit der die Höhle bekleidenden Membran bildet. Zwei Muskeln dienen zur Bewegung jedes dieser baumförmigen Organe, einer, der an den Schlundknochen seines Bogens geht und es erhebt, und ein enigegengesetzter, welcher aus dem Muskelbündel hervor- geht, das den Kiemenapparat an den Schädel befestigt. Die Arterien der Bäume sind Zweige der Arterien der Kiemen; die Venen verbinden sich mit den Kiemenvenen, so dass Taylor’s Beschreibung bestätigt wird. Die Verbreitung der Kiemengefässe wurde an Notida- nus griseus Cuv. (dem hier walırscheinlich durch einen Schreibfehler nur 5 Kiemen gegeben werden) !) untersucht. Die Kiemenarterie verbreitet sich nur an die innere Hälfte der Kiemenblätter, und geht dann in die arteriellen Kiemenvenen- netze über, welche sich durch die mehr gestreckte und weni- ger verschlungene Form der Canäle auszeichnen. Die schein- baren, gerade nach aussen laufenden Ursprünge der Kiemen- venen sind Fältchen der Schleimhaut, in denen jene anasto- mosirende Netze bilden, was indess schon durch Rosenthal und Hyrtl bekannt ist. Der Stamm der Kiemenvene jedes Kiemenbogens ist anfangs doppelt, wird gegen die Milte des- selben aber einfach, um so nach oben gehend zur Bildung des Stammes der Körperarterie beizutragen. Nachzutragen vom Jahre 1837 ist Döllinger, über die Vertheilung des Blutes in den Kiemen der Fische, in der Ab- handl. d. Königl. Bayerischen Akademie der Wissensch. 1. München 1837. 783. Obgleich die kleinen Queerplältchen der Kiemen als Hülsen bezeichnet werden, die sich mit Injeclions- masse füllen, so wird doch die richtige Ansicht ausgesprochen, dass wahrscheinlicher ein Capillarnetz vorhanden sei. Dies ist an glücklichen Injectionen auch mit deni Mikroskop zu A Alessandrini, Öbservat. super inlima branchiorum struetura iscium cartilagineorum. Bononiae 1840. Nov. Comment. Acad. scient ostit. Bonon. Tom IV. i CL sehen und von Rosenthal, in neuerer Zeit sehr genau von Hyrtl, so wie eben von Alessandrini beschrieben und ab- gebildet. 5 Die zellige Schwimmblase des Lepisosteus, welche der Ansicht von der Analogie der Schwimmblasen und Lungen eine vorzügliche Stütze gegeben, war von Cuvier und Agas- siz untersucht, welcher letztere (Proceed. zool. soc. 1834 419.) den grossen Schlitz, der aus dem Schlunde in sie überführt, erwähnte, und diese Bildung als einen Grund für jene Analogie geltend machte. Keiner von beiden gedachte der musculösen Beschaffenheit dieser, Schwimmblase, welche von Valentin beschrieben und als Grund gegen jene Analogie geltend gemacht wird (Valentin’s Repertorium 1840. 392.). Das untersuchte Thier war Lepisosteus spatula. Die Schwimm- blase bildet einen sehr langgezogenen Sack, der hinter dem Her- zen aus dem Schlunde hervortritt, und in ihn mit einer weiten Längsspalte einmündet. Im Rande derselben befinden sich Muskelfasern. Hinter der stimmritzenartigen Oeflnung ist der Anfang der Schwimmblase einfach, und verläuft so 4 Zoll breit nicht ganz einen halben Zoll nach hinten. Hier bildet er auf jeder Seite einen abgerundeten, + Zoll langen Neben- sack. Hinter diesen Anhängen wird das Organ breiter, und verläuft nun, mit der Mitte seiner Rückenwand an der Wir- belsäule angeheftet, durch den grössten Theil der Bauchhöhle. Das hintere Ende besteht aus zwei angedeuteten ungleichen Säcken. Beim Eröffnen der Schwimmblase überblickt man das System der Trabeculae carneae, deren Sehnen durch die Ana- stomosen ibrer Bündel äusserlich den Schein des zelligen Baues erzeugen. An der Rückenwand verlänft ein sehniger Mittel- strang. In jeder Hälfte befinden sich in einer Distanz von + Zoll voneinander sehr slarke, 4+— Zoll breite Trabeculae carneae. Sie beginnen da, wo vorn die Nebenorgane sieh be- finden. und reichen nach hinten bis kurz vor dem Ende der Schwimmblase. In der rechten Hälfte betrug ihre Zahl 33, in der linken 31. Meist geht jeder der grösseren Fleischbalken jederseits in einen Sehnenfascikel über, dessen einzelne Bündel divergirend ausstrahblen. Nach innen anastomosiren die Sehnenbündel der entsprechenden Trabeculae earneae beider Seiten untereinander, und heften sieh, während ihre Bauchfläche frei bleibt, mit ihrer Rückenfläche an das starke, sehnigte Band der Mittellinie. Nach aussen setzen sie sich an die Bauchwand der Schwimmblase, anastomosiren auch hier von beiden Seiten, verbinden sich durch schiefe Aeste. Schon durch die grösseren Rleischbalken sondern sich in jeder Seitenhälfte kammerartige Räume, deren hintere Wand durch die Haut der Schwimmblase dargestellt CLI wird. An dieser findet sich noch ein häufig zierliches Netz- werk von Selinenfasern, die mit denen der Trabeculae carneae in Verbindung stehen, und oft selbstständige kleinere Fleisch- balken enthalten. Hieraus schliesst der Verf., dass von: einem lungenähnlichen Bau der Schwimmblase des Lepisosteus nicht gesprochen werden könne, und dass die Täuschung durch die Organisation der Fleischbalken, und vorzüglich der Sehnen der letzteren hervorgerufen werde. Die Auslegung passt indess nicht auf die andern Beispiele von zelligen Schwimmblasen ohne alle Muskelbündel. Einen solchen Fall bietet die von mir beob- achlele Schwimmblase der Erythrinus (taenialus) dar, wo- von Jacobi eine Beschreibung lieferte. Hier sind die Zellen in der vordern Hälfte der hintern Abtheilung der Schwimm- blase befindlich, aus welcher der Luflgang abgeht '). Valen- tin giebt auch die Beschreibung der übrigen Eingeweide des Lepisosteus, Appendices pyloricae, Gruppen von Blinddärm- chen, Harnblase. Eine Beschreibung zugleich mit Abbildung der Schwimmblase von Lepisosteus lieferte auch van der Hoeven in diesem Archiv 1841. p. 221. Unter den Syngnathen trägt die Gattung Scyphius Risso die Eier nicht in einer Bruthöhle am Schwanze, sondern frei unter dem Bauche in einer hier angeklebten Sebichte. Rathke untersuchte einen Syngnathus dieser Galtung, S. aequoreus mit Eiern am Bauche. Die innern Geschlechtstheile enthielten eine Menge Eier von verschiedener Grösse, die grössten hatten nicht die Hälfte vom Umfange der äussern Eier. Das Keimbläschen war deutlich. Bei den Seyphius sind es daher nach Rathke die Weibchen, welche die Eier tragen. Walcott (Proceed. zool. soc. 1834. 119.) halte gerade bei den Individuen von Scyphius ophidion ohne die Depres- sionen am Bauche, nicht aber bei den Individuen mit Biern am Bauche Eierstöcke mit grossen Eiern gesehen. Ich untersuchte einen Scyphius ophidion mit Eiern am Bauch. In den inneren Genitalien zeigten sich bei 250maliger Vergrösserung runde , Zellen wie äusserst kleine Eierchen mit Keimbläschen und Keimfleck, in einigen waren aber 2 oder gar 3 solcher Keim- bläschen, so dass ich zweifelhaft bin, ob es Eier waren. Bei den eigentlichen Syngpalhus sind es jedenfalls die Männchen, welche die Bruthöhle am Schwanz und die Eier darin tragen. Ein in Bohuslän im vorigen Jahre frisch untersuchtes Kxem- plar von Sygnathus typhle mit Jungen in der Brulfasche hatte durchsichtige innere Geschlechtstheile, deren Inhalt bei 250- ‚1 Siehe Jacobi, diss. de vesica aerea piseium cum appendice de vesica aörea cellulosa Erytlrini. Berol. 1840. A. c. Tab. CLII maliger Vergrösserung kleine Bläschen zeigte, die mit feinen Granula gefüllt waren, und welche, abgesehen von ihrer mi- kroskopischen Kleinheit, keine Aehnlichkeit mit Ovula hatten. Ein anderes Exemplar von leerer Bruttasche hatte denselben Inhalt der innern Geschlechtstheile. Ob die Männchen der Syngnathen Samenthierchen besitzen, muss ich dahin gestellt sein lassen. Ich fand keine Spur davon, und eben so we- nig bei den damals (August) frisch untersuchten Myxinen, sondern auch mit Körnchen gefüllte Zellen. Dagegen hatte ein Exemplar von Syngnathus typhle in Weingeist ohne Spur einer Bruitasche grosse (+ Linie dicke) Eier im Eierstock. Prof. v. Siebold hat sich auch bei den im vorigen Jahre in Pola angestellten Beobachtungen von der Richtigkeit der An- sicht von Ekström und Retzius überzeugt. Krohn beschrieb das Brutorgan bei dem Weibchen von Hippocampus brevirostris. An der Wurzel des Schwanzes be- findet sich eine Bruttasche, wie bei den Syngnathus. Es wur- den jedoch bis jetzt keine Eier in diesem Sacke gefunden. (Wir besitzen sie mit Brut gefüllt). Wiegmann’s Archiv. VI. I. pag. 16. J. Müller lieferte eine Fortsetzung der Untersuchung über den glatten Hai des Aristoteles, dessen Fötus durch eine Dottersackplacenta mit dem Uterus in Verbindung steht. Monatsbericht der Acad. d. Wissensch. zu-Berlin. 1840. August. Vergl. ebendas. 1839. April. Ausser den Carcharias gehört hierher der Galeus laevis Stenonis, ein räthselhaft gebliebener Fisch, welcher eine Art der Gattung Mustelus ist. Eine zweite Art dieser Gattung zeigt nichts von dieser Eigenthümlichkeit. Da ein Auszug der Untersuehung bereits in der Physiologie gegeben ist (Bd. Il, p. 720.), so reicht es hin, hier auf die in den Abhandlungen der Academie der Wissenschaften zu Berlin vom Jahre 1840 erschienene ausführliche Arbeit zu verweisen. Der Character der fossilen Enaliosauria (Plesiosau- rus und Ichthyosaurus) besteht nach Owen) in dem Mangel der Nussgelenke der Wirbelkörper, der Lage der Na- senlöcher an oder nahe dem Ende der Schnauze, in der Tren- nung der untern Wirbelelemente (Haemapophyses Owen), und den zahlreichen Phalangen der Finger, welche wie die Schwimm- füsse der Cetaceen durch eine einfache häutige Scheide vereinigt gewesen sein müssen. en Bern EN 4) R. Owen, Report ol british fossil reptiles. ‘part. 4. Enalio- sauria. London 1840. 8.; aus Report of the british associalion for Ihe advancement of science for 1839. Bi, ai = „ cLı1 Ueber die Zusammensetzung der Wirbel im Allgemeinen stellt der Verf. folgende Betrachtungen auf. Er theilt die Wir- belelemente in primitive (autogenous) und secundäre (exogenous), welche letztern nur als Fortsetzungen der er- stern bestehen. Die primitiven Wirbelelemente sind 1) das Centrum oder der Wirbelkörper, welcher bei den Säugethieren mit zwei Epiphysen verbunden ist; 2) zwei obere Stücke, wel- che den Wirbelkanal grösstentheils bilden, Neurapophyses; 3) zwei untere Wirbelstücke, Haemapophyses; 4) ein obe- rer Processus spinosus, welcher sich mit den Enden der obern Wirbelstücke vereinigt; 5) ein unterer Dornfortsatz, welcher die Verbindung der Enden der untern Wirbelstücke bewirkt. Zu den primitiven Wirbelelementen gehören auch die Rippen, bei den warmblütigen Thieren mit den übrigen Elementen am Hals, Kreuzbein und Schwanze gewöhnlich verwachsen, und deshalb meistens als Queerfortsätze beschrieben. Bei den Ena- liosauriern und einigen lebenden Thieren kommen Rippen und Haemapophysen zugleich zusammen vor. Bei dem Plesiosaurus ist Coexistenz der untern Wirbelstücke und Rippen sehr deut- lich in der Schwanzgegend. Die eigentlichen Queerfortsätze sind immer blosse Fortsetzungen des Centrums oder der obern Wirbelstücke (Neurapophyses). Beide, die unteren und obe- ren, finden sich in den Halswirbeln der meisten Classen, bei den Fischen seien bloss die unteren. "Diese Ansichten stimmen theilweise mit denjenigen über- ein, welche ich vor längerer Zeit in der vergleichenden Osteo- logie der Myxinoiden aufgestellt habe. Aber der Verf. hat die uuteren Queerfortsätze der Fische nicht in ihrer wahren Na- „iur erkannt; denn es sind die unteren Wirbelstücke selbst, die man bei Cyprinen, Salmonen und Haien das ganze Leben sich erhalten sieht als besondere Knochenstücke zwischen Wir- örper und Rippe. Sie verbinden sich am Schwanz zum eren Dorn. Keine anderen Thiere als die Fische haben unteren Wirbelstücke vor dem Schwanze. Daher kann „ ieh Herrn Owen nicht beistimmen, wenn er die unteren Wir- belstücke der Schwanzwirbel am vordern Theil des Rumpfes in den Sternalrippen wiedersieht. Bei dem Plesiosaurus sind die obern Wirbelstücke (Neurapophyses) gewöhnlich nicht mit dem Centrum anchy- losirt, und am vordern Rückentheil scheinen auch die Proc. spinosi durch eine Gelenklläche mit ihnen verbunden zu sein. ie Wirbelkörper sind wie bei den Cetaceen von zwei Ca- nälen zum Durchtritt für Gelässe durchbohrt. ‚Die Gelenk- Nlächen der Halswirbel sind eben oder flach concav, oder “ meist im Üentrum convex mit concaver Peripherie. Der Schädel deutet durch die gestreckte Form seiner Knochen auf u & CLIV die Verwandtschaft des Plesiosaurus mit den Eidechsen. Die Ossa oceipitalia sind beständig getrennte Stücke, und die Oss. oceipit. laleralia nehmen einen geringern Antheil an dem Ge- lenkkopf, als es bei dem Crocodil der Fall is, Auch trägt die Squama oss. oceipilis wie bei den Eidechsen zur Bildung des Foramen magnum bei. Ebenso ist die Vertiefung, welche vom Hinterhaupte in die Schläfengruben herabsteigt, analog den Eidechsen sehr ausgedehnt. Die Halswirbel der Ichthyosaurus zeigen deutliche Con- eaviläten an den Enden ihrer Körper, und es scheint, dass sie durch elastische Kapseln wie bei den Fischen verbunden waren. Die letzten Schwanzwirbel lassen durch ihre von den Seiten sehr zusammengedrückte Form vermuthen, dass das Thier eine senkrechte Flosse besass. Die Gestalt des Schä- dels ist im Allgemeinen der eines Delphins ähnlich, unterschei- det sich aber dureh die geringe Entwicklung der Schädelhöhle und durch den getrennten Zustand der Schädelknochen. |Der Ichthyosaurus unterscheidet sich sehr durch die im Verhältniss zu den Oberkieferbeinen bedeutende Entwickelung der Inter- maxillarknochen, durch die ungeheure Grösse der Augenhöhlen und die grossen und zahlreichen Platten der Selerotica. Die Ossa oceip. lateralia verbinden sich mit der ganzen oberen Flä- che der Basis occipitis, welche eine zusammengedrückte Crista zwischen sie hinaufsendet, auch tragen sie zur Bildung des Condylus occipitalis, aber nur wenig bei, so dass der Ichthyo- saurus in dieser Hinsicht zwischen den Crocodilen und Eidech- sen in der Mitte steht. Der Condylus selbst ist nicht, wie die Gelenkflächen der Wirbelkörper, concav, sondern convex. Wie bei den Eidechsen trägt auch hier die Squama occip. zur Begrenzung des Foramen magnum bei. Eine andere Analogie mit den Eidechsen findet in der Durchbohrung des Schädels (des Scheitelbeins) in der Gegend des Sutura coronalis statt. Die seitlichen Scheitelbeine werden durch ein unler ihnen sich ausbreitendes Interparietale von den Häuten des Gehirns ge- trennt. Der Jochbogen zerfällt bei den Ichthiosaurus in zwei Stücke, von denen das hintere mit dem Os squamosum tem- porum, Os quadralum und dem hintern Ende des vordern Stücks, welches die Verbindung mit dem Oberkiefer bewirkt, sich vereinigt. Owen benennt das vordere Stück Os jugule, das hintere Os zygomaticum; letzteres ist das Quadratjochbein. Die Naslöcher liegen nahe vor der Orbita, und werden hinten fast gänzlich von dem Thränenbein begrenzt. Die Ossa intermaxilla- ria sind in der Mitte durch eine Naht verbunden, wie bei den Croeodilen, und bilden einen bedeutenden Theil des harten Gau- mens. Die Zähne des Plesiosaurus liegen wie beim Crocodil in besondern. Vertiefungen; bei dem Ichihyosaurus ist zwar .» ” a. + = —.. - CLV _ ” .. ” auch die innere und äussere Platte der Alveolarrinnen vorhan- den, aber die Zähne liegen hier nicht in besondern, durch re getrennten Zellen. Was die Halswirbel anbe- angt, so stellt Owen die- Ansicht auf, dass, was man als roc. odontoideus des zweiten Halswirhels sei. Er lässt es en verschmolzen mit dem Epistropheus angesehen, der * fraglich, ob der Processus odontoideus Epiphyse, unteres Wir- belelement oder Körper des Atlas sei. Auch diese Frage ist in der vergleichenden Osteologie der Myxinoiden beantwortet. Die Rippen werden durch Knochenbogen (sterno-costal arcs Conyb.) verbunden, die beim Plesiosaurus aus sie- ben, bei dem Ichthyosaurus nach Hawkins aus, fünf Stücken bestehen. Das Schultergerüst des Plesiosaurus besteht aus der vereinigten Scapula und Clavicula, und den sehr kräftigen Ossa coracoidea. Ichthyosaurus hat die Cla- vieula getrennt, und ähnlich wie bei Ornithorhynchus mit dem Episternon verbunden. Die Handwurzel des Plesiosau- zus zeigt zwei Reihen Knöchelchen, an Anzahl sechs bis acht. An sie schliesst sich die Mittelhand mit fünf Knochen an. welche dann die Phalangen tragen. Die Zahl der Phalangenkno, chen ist am Daumen 3, am 2ten Finger 6—7, am 3ten 8—9, am 4ten 8, und am 5ten 6. Die hintere Extremität verhält sich ganz ähnlich. Beim Iehthyosaurus folgen auf die Vorder- armknochen zuerst eine Reihe von 3, und dann eine von 3—4 Kunöchelchen, welche sodann von zahlreichen Reihen ähnlicher Knöchelehen gefolgt werden, die an Zahl zunehmen, so wie sie an Grösse abnehmen. Bemerkenswerth ist ebenfalls, dass beim Ichthyosaurus die Hüftbeine nicht durch Synchondrose mit dem Kreuzbein verbunden sind, sondern lose aufliegen, wie die Schulter auf dem vorderen Theil des Thorax. Van der Hoeven (Mem. de la soc. d’hist. nat. de Stras- bourg, Tom II. 1.) theilte einige Bemerkungen über den gros- sen japanischen Salamander, nnd besonders über dessen Schä- del mit. Letzterer zeigt viele Aehnlichkeit sowohl in der all- gemeinen Conformation, wie in der mit dem Oberkiefer pa- rallelen Stellung der Vomerzähne mit der Gattung Monopoma. Doch dürfte bei dem Mangel des Kiemenloches am Halse die Zusammenstellung dieser Arten zu einem Genus (Urypto- branchus) nicht gerechtferligt erscheinen. J. Müller beobachtete die Lymphherzen der Schildkröten im lebenden Zustande, sie liegen unter dem hintern Theile der Schale, bei den Seeschildkröten unter dem hinlersten gros- sen Medianschild. Die Contraclion erfolgte 3—4 Mal in der Minute. An diesen Organen konnte man Reflexbewegungen eines unwillkürlichen Muskels, veranlasst durch Empfindungen in animalischen Nerven wahrnehmen. Nach der Entfernung " * “ P * E. » M) 1 * Ak CLVI 3, geweide ausgenommen wurden und die Schaale in der Queere durehsägt wurde, zeigte sich die reflective Contraelion nach jedem Druck oder Stich auf die Hinterbeine. (Monatsbericht der Akad. d. Wissensch. October 1839.; daraus in Müller’s Arch. 1840. 4.) In den Abhandlungen der Akad. der Wis- senschaften vom Jahre 1839, Berlin 1841, ist eine Abbildung ' der in Betracht kommenden Theile gegeben. Leuckart !) hat eine genaue vergleichende Darstellung des Zwichenkiefers gegeben. Da der Gegenstand sich nicht zum Auszug eignet, und grossentheils auch pathologischen In- halts ist, so muss ich auf das Werk verweisen. Ascherson (Müll. Arch. 1840. 15.) lieferte eine genaue Untersuchung der Hautdrüsen der Frösche. Es sind runde oder ovale Säckchen, welche in der ganzen Haut verbreitet # sind, aber in der Schwimmhaut im lebenden Zustande mikros- kopisch beobachtet werden können. Der Verf. beobachtete an ihnen Contractilität, was ohnstreitig in Beziehung auf die physiologischen Eigenschaften des Drüsengewebes von grossem Interesse ist. Die Drüsen verändern zuweilen ihre Gestalt un- ter den Augen des Beobachters, auch gelingt es, Zusammen- ziehung und Oefinen der Mündungen zu sehen. Man kann die Contractionen der Hautdrüsen willkürlich hervorrufen, wenn man die Stelle mit einer Salmiaklösung befeuchtet Die osteographischen Beiträge zur Kenntniss einiger süd- americanischer Vögel von A. Wagner in den Abhandlungen der m.-ph. Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wis- senschaften. II. B. München 1837. 472., sind hier noch nach- iräglich zu erwähnen: Orypturus variegatus, Dicholophus eri- status, Psophia erepitans, Mycleria americana. Von Robert) ist die vergleichende Analomie des Perito- näums zum Gegenstande seiner Inaugural- Dissertation gewählt worden. Das Mesoduodenum scheint eine allgemeine Erschei- nung bei den Säugethieren zu sein. Bei der Ratte, Maus und Haselmaus gehen Peritonealfalten von den Geschlechtstheilen aus. Vom Mesoduodenum des Maulwurfs geht eine Falte aus, wel- che frei in die Bauchhöhle herabhängt und dem grossen Netz des Menschen. vergleichbar ist. Erinaceus europaeus allein zeigte kein kleines Netz. Viele Details, namentlich über das 1) Untersuchungen über das Zwischenkieferbein des Menschen in seiner normalen und abnormen Metamorphose etc. Mit 9 Tafeln. Stuttgart. 1840. 4. 2) De ligamentis ventricnli liberis perilonaei plieis per animalium vertebratorum classes consideratis. Marburgi. 1840, 4. ® w e. des Kopfes dauerten die Bewegungen fort. Als später die Ein- E &. eu CLVI © Bauchte der Fische, müssen in der Schrift selbst nachgese hen werden. - —-Pappenheim (Müll. Arch. 1840. 346.) hat Muskelfa- - sern im eo der Säugethiere beschrieben. Nach Möller t) ist der Verlauf der Muskeln, welche die Zel- len des Magens beim Lama umgeben, folgender. Es entspringen ım Ende des Oesophagus zwei besondere Muskelbündel, von de- en das linke an den kleineren Zellenhaufen geht, und densel- ben von oben mit zwei Schenkeln umfasst; das rechte grössere Bündel steigt an dem linken Rande des grössern Zellenhaufens hinab, und verbreitet sich endlich an der hintern Wand dieses agens. Die Zahl der Zellen, abweichend von Christen und Otto, war im kleineren Haufen 68 in 15 Reihen, im rösseren lagen ungefähr 217 in vierzehn Reihen. Beiträge zur Anatomie von Lagostomus trichodaetylus. Owen in Annals of natural history. 1840. Sept. 68. Miram lieferte eine Untersuchung über den Knorpel des äussern Gehörganges der Säugethiere. Bulletin de la soc. imp. des naturalistes de Moscou. 1840. 210. Beim Biber und bei Cavia cobaya befindet sich am Rande des Meatus audit. ext. ein kleiner Halbring, bestehend aus zwei halbmondförmigen Knöchelchen. Diese Ossification ist bei Cavia cobaya zuerst von Leuckart beobachtet, wie früher im Jahresbericht ange- ‚führt worden. Miram beschreibt ferner beim Biber, bei Hy- pudaeus amphibius und bei Cavia cobaya einen Musculus mylo- aurieularis, vom Unterkiefer zum äussern Ohr. Bellingeri Physiol. Reflexionen über die Structur und Lage der Gehör- und Gesichtsorgane. Memorie della R. acca- demia delle scienze di Torino. Serie II. T. I. Torino 1839, Allgemeine Betrachtungen mit Bezug auf die Familien und Gat- tungen der Säugethiere, ohne vergleichende Anatomie. M. J. Weber (Müll. Arch. 1840. 236.) beschrieb einen museulösen Ring am Foramen quadrilaterum des Zwerchfells der Phoca vitulina, er befindet sich auf der Brustseite des Zwerchfells. Weber hat einen solchen Ring auch bei Del- m phocaena beobachtet, wo er hingegen von Stannius estritten wird. P u | | | Stannius, anatomische Beobachtungen über den “ Tümmler (Delphinus phocaena)'), lieferte schätzbare Bei- % ‚uDI.0. L. Möller, Obseryata quaed, anat. de Auchenia Lama. | diss. inang. iom. Pruss. 2) Erster Bericht von dem zontomisch-physiologischen Institute der Universität Rostock, von H, Stannius. Rostock 1840. 4. ’ . CLVIH Nu . träge zur Kenntniss dieses Thieres, besonders über das Ner- vensystem desselben. Er vermisste den N. olfactorius gänz- lieh. Vom Faeialis gehen nicht allein Zweige an die Mus- keln des Spritztochs und der Säcke (desselben, sondern er giebt auch kleine Zweige in die Nähe des äussern Gehörgangs, an den Halstheil des Hautmuskels, den Muse. mylohyoideus, und Verbindungszweige zu den Halsnerven und dem Trigeminus. Andere Fäden verzweigen sich in den Augenwinkelmuskeln und dem Muskel des untern Augenlides. Die Verbindungen mit dem Trigeminus sind: mit einem dem Subcutaneus malae analogen Zweige, dem Ramus infraorbitalis, und denjenigen Zweigen des N. maxillaris superior, welche aus zwei Löchern des Oberkieferbeines hervordringen. Die Muskelschicht des A Nasenganges wird vom Glossopharyngeus und Ramus | pharyngeus vagi mit Nerven versehen. Ein anderer, viel stärkerer Zweig des Glossopharyngeus geht zum Schlund und an die Zungenwurzel, während ein dritter feiner Ast mit dem Vagus am Halse herabsteigt. Auch die Verbindung mit dem Ganglion supremum n. sympathiei wurde nieht vermisst. Aus den hintern Strängen des Rückenmarks entspringen Fäden, welche, mit andern aus den vordern Strängen der Medulla oblon- gata ihren Ursprung nehmend, den gemeinschaftlichen Stamm des Vagus und Accessorius bilden, welcher nebst dem Glossopharyngeus durch das Foramen jugulare zur Schädelhöhle heraustritt. Er verbindet sich im Foramen jugulare durch Fä- den mit dem Ganglion supremum n. sympathiei, nachdem zu- vor der Muskelast des Accessorius für den Musculus oceipito- humeralis und den Sternocleidomastoideus abgegangen ist. Nach Abgang des N. laryngeus superior schien der Slamm des Va- gus eine Anschwellung zu bilden. Der vordere Ast des Hy- poglossus geht in die M. stylohyoideus, styloglossus, genio- hyoideus. genioglossus und hyoglossus, und mit einigen Fäden auch in den Muse, oceipito-hyoideus, während sein absteigen- der Ast mit Verbindungsfasern von den drei ersten Halsnerven an den Musc. sternohyoideus und sternoihyreoideus geht. Del- phinus phocaena hat 8, Paar Halsnerven. Der N. phre- nicus entspringt vom 2ten bis 5len Halsnerven, indem der 4te wie gewöhnlich die stärkste Wurzel desselben abgiebt. Zum Plexus brachialis trelen wie gewöhnlich Aeste aus dem 5ten, 6ten, 7ten, $ten Halsnerven und 1sten Rückenner- ven zusammen, indem der 5te und 6te die erste, der 7te die zweite, und der vordere Ast des öten. nebst einem Faden des 4sten Rückennerven die dritte Wurzel dazu abgeben. Aus diesen Wurzeln entspringen nun zwei Aeste, die sich dann zu einem Stamme vereinigen, welcher die Nerven für die Schul- ter, vordere Extremität und den Hautmuskel des Brustikaslens - _ u i CLIX abgiebt. Einer dieser lelzieren verbreitet sich unter der Haut des Oberarms, und sendet Zweige an die Ulna und zwischen dieser und dem Radius herab. Ein anderer verbreitet sich im M. triceps, am Oleeranon, und giebt einen Zweig ab, der zwi- schen den Vorderarmbeinen herabsteigl. Der Musc. infraspi- nalus und deltoideus nebst dem Os humeri werden von einem dritten Aste versorgt, während andere Zweige in den M. sub- scapularis hineindringen. Der N. thoracieus, der stärkste von allen, geht unter dem Schulterblatte, einige Zweige an den Latissimus dorsi absendend, zum Brustbein hin, an dessen Seite - verlaufend er sich sodann in den Hautmuskel begiebt. Die Zahl der Dorsalnerven ist 11. Vom vordern Aste des 3ten und Aten Rückennerven geht ein Zweig an die Haut und sei- men Muskel, andere Fäden in den Musculus pectoralis major. Der Hautmuskel erhält ebenfalls vom 6ten und 7ten Paare Nerven, indem sich ihr Ramus inlercostalis in 2 Zweige theilt, deren vorderer über die 5te und 6te Rippe zu ihm hingeht, Die 7 unteren Rami intercostales vertheilen sich in die Bauch- muskeln. Das Beckenrudiment mit den anliegenden Geschlechts- theilen und der Harnblase werden durch einen Nervenstamm versorgt, zu dessen Bildung der (8te) 9te, 10te und 11te Lum- barnerve beitragen, und der so dem Nerven der hintern Ex- iremität analog erscheint. Der Nervus sympathicus bildet sein Ganglion supremum im Foramen jugulare, und steht hier mit dem Vagus, Hypoglossus und Glossopharyngeus in Verbindung. Viele Fäden dringen vor- und rückwärts durch das Wunder- nelz, deren einer bis zum 3ten Aste des Trigeminus sich ver- folgen liess. Sein zweites, 1 Zoll vor dem Vertebralende der ersten Rippe liegendes Ganglion steht mit den 4 letzten Hals- nerven, dem N. thoracicus primus und dem Vagus, so wie durch mehrere Fäden mit dem 3ten Ganglion vor dem Capi- tulum der ersten Rippe in Verbindung. Die folgenden Gan- glien liegen je eins vor dem Capitulum der Rippen, und wei- ter hinten vor dem (ueerfortsatz jedes Rückenwirbels. Vom 8ten—iiten Ganglion thoraeicum entspringen Nervi splanch- nici, welche besonders zur Bildung des Plexus 'gangliosus über ‚der Art. renalis beitragen. Die Lumbarganglien liegen zwi- schen 2 zwei (ueerfortsätzen der Lendenwirbel, der Sacral- _ De den Sympalhieus dagegen hinter der Art. sacralis media ’ ale der untern Dornfortsätze. — Die Myologie des Del- phins wird durch die Beschreibung des Muse. splenius capilis " vervollständigt. Auch die von Theile entdeckten Rotatores dorsi sind vorhanden, und gehen vom Processus accessorius des Aten, ölen, 6ten, 7ten und 8ten Rückenwirbels an den Bogen und die Wurzel des Proc, spinos. des vorhergehenden Wirbels. Zwischen den Process. accessor. liegen Musculi in- W Magen hatte 4 Kammern. Kein Coecum am Colon. Darm 208° N CLX teraccessorii, und ausserdem beschreibt der Verf. Muskelfasern, | welche von der Spitze des Proc. accessorius des 4ten, 6ten, 7ten, 8len, Iten, 10ten, 11ten (und 12ten) Rückenwirbels schräg nach aussen laufend an den hintern Rand des nächst vordern Processus transversus gehen. F. D. Bennett !) lieferte einige anatomische Bemerkun- gen über den Physeter macrocephalus; sie sind zum Theil schon im Archiv 1837 Jahresbericht 58 besprochen. Die Augenlider ohne Tarsalknorpel, Tapetum grün, keine Thränenorgane, aber die Augenlider haben Schleimdrüsen, Zunge klein, von der Ge- stalt einer Ochsenzunge. Ein grosser Theil des Kopfes ist von weichen Theilen gebildet, die vor dem Hirnschädel liegen und die von den Wallfischfängern junk und case genannt werden. Das erstere ist eine feste Masse von weichem, gelbem und öligem Feit über dem Oberkiefer, den vordern und untern Theil der Schnautze bildend, das zweite nimmt den obern und vordern Theil des Kopfes ein. Die Höhle, welcher der Name Case gegeben wird, liegt unter und rechts vom Spritzkanal, und entspricht fast der ganzen Länge dieser Röhre. Sie ist an- gefüll mit einem sehr zarten Zellengewebe, das in grossen Zellen ein durchsichtiges, öliges Fluidum enthält, hanptsächlich Sperma ceti. Die obere Kinnlade ist nicht zahnlos, sie hat jederseits eine kurze Reihe (8) Zähne, welche meist mehr nach innen zu liegen, als die Eindrücke, welche die Zähne der Unterkinnlade aufnehmen, zum Theil aber auch den Bo- den dieser Eindrücke einnehmen. Ihre ganze Länge beträgt 3 Zoll, sie sind rückwärts gekrümmt und erheben sich 4 Zoll über die Weichtheile, in welche sie eingebettet sind, mit dem Oberkiefer hängen sie nur lose zusammen. In erwachsenen Individuen sieht man sie schon äusserlich in beiden Geschlech- tern. Die Unterkieferzähne sind bei halberwachsenen Männ- chen (45 Fuss) nicht grösser als beim erwachsenen Weibchen, aber mehr symmetrisch und von characteristischer Form; beim alten Männchen haben sie eine breite, stumpfe, abgenutzte Krone. Unter der Haut ein Hautmuskel, die Milchdrüse wie bei der Kuh, die Milch dick, von gutem Geschmack und reich anFett. 10 Rippen (5 ganze). Brustbein aus drei Stücken. Der Fuss lang, fast 15 Mal so lang als das ganze Thier, welches ein Fötus war. Der Spritzkanal öffnet sich in den Mund durcheine + einfache Oeflnung, die den Larynx aufnimmt. Nach kurzem Verlauf aufwärts führt er in eine weite Höhle, die an ihrer vr 4) Fred. Debell Bennett narrative of a whaling voya e ronnd the globe from the year 1833 to 1836. London. 1840. 8. p. 471. Ale CLXI hintern Wand mit flachen Papillen besetzt ist, während ihr vorderer Umfang glatt ist und eine runde Oeffnung hat. Hier setzt sich der Kanal fort, oben endigt er in eine zweite klei- nere Höhle, unmittelbar unter dem Nasenloch. Zwischen der letzten Erweiterung und der übrigen Röhre liegt eine halb- mondförmige Klappe, in deren Centrum eine Lage von Muskel- fasern. Das Weibchen des Pottfisches wird nur 30—35 Fuss, das Männchen 60, seltener 70—76 Fuss lang. Sandifort ') hat eine anatomische Beschreibung des Orang-Outang, Simia satyrus, gegeben, aus der wir hier Ei- niges hervorheben. Am Gehirn eines alten Thiers zeigte sich nicht die von Tiedemann dem Orang-Oulang zugesprochene Regelmässigkeit der Windungen. Die Luftsäcke desselben wa- ren zu einem einzigen grossen Sack vereinigt, der den ganzen Hals und den grössten Theil der Brust einnahm, und ausser- dem zwei Verlängerungen in die Achselhöhlen schickte. Die Luftröhre beim Orang hatte nur 13, bei Hylobates syndacty- lus 21 Knorpelringe. Die Glandula thyreoidea des Orangs be- steht aus zwei seitlichen Lappen, so dass die Luftröhre vorn frei ist. Bei Hylobates agilis wurde der Luftsack ganz ver- misst, und am Kehlkopf des Orang fand Verf. keinen Muse. arytaenoid. obliquus. Die Lungen sind ungelappt. Am Penis liegt vor der Prostata noch eine vierlappige Drüse, welche hier die Pars membranacea der Urethra umgiebt. Die Saamenbla- sen sind in der Mitte verschmolzen. Die Fascia des Schläfen- muskels besitzt einen besondern, vom Jochbogen entspringenden Spannmuskel. Der von Traill bei Simia troglodytes vermisste Muse, opponeus pollieis wurde bei diesem Thiere gefunden. Schätzbare osteologische Beiträge zur Kenntniss der ame- ricanischen Affen lieferte A. Wagner 1837 in den Abhand- lungen der math.-phys. Klasse der Königl. Bayerischen Aka- demie der Wissenschaften. I. B. München 1837. 420., was nachträglich zu erwähnen ist. Wir erwähnen noch Rigot, analomie des animaux do- mestiques. Paris. 1840. ei 4) Verhandelingen over de natuurlijke Geschiedenis der nederland- overzeesche Bezittingen door de Leden der natuurkundige Com- in Ost-Indie en andere Schrijvers. Erste Aflevering. Zoölogie. “u No... . 1839. Fol. pag. 29 sgg. Er ol. pag. 29 sgq | ER ‚« ir Müllers Archir, 1841. L \ “ BERICHT über die Fortschritte der mikroskopischen Anatomie in den Jahren 1839 und 1840. Von Dr. K, B. Reıcherrt, Die mikroskopische Anatomie hat erlebt und erlebt noch zur heutigen Stunde das Schicksal solcher Wissenschaften, welche durch eine grosse Entdeckung bereichert wurden. Das Inter- esse für dieselbe ist im Allgemeinen allseitiger geworden, nachdem durch die Entdeckung der Zelle der Grund zu einer planmässigen Richtung mikroskopischer Forschungen gelegt war, und nach- dem man erfahren, welche einflussreiche Ergebnisse für die physiologischen und pathologischen Wissenschaften aus ihr her- vorgeben. Dennoch sind die Fortschrille der mikroskopischen Anatomie auf der durch Schwann bezeichneten Bahr verhält- nissmässig nur wenig weiter gefördert. Namhafte Naturforscher haben Beobachtungen mitgetheilt, welche das Princip der Zel- lenbildung als gemeinsames Entwickelungsprincip für die ver- schiedensten Elementartheile der Organismen der Thiere und Pflanzen modificiren und beschränken. Ja man ist so weit ge- gangen, dass man obiges Princip, welches Oken, Mayer, na- mentlich Raspail und Dutrochet der Idee nach ausspra- chen, ohne mit den Formen genau vertraut zu sein, das ferner andere Beobachter den Formen nach wohl theilweise kannten, ohne von der belebenden Idee durchdrungen zu sein, und das endlich durch Schwann und Schleiden so meisterhaft der Form und der Idee nach ausgeführt wurde; dass man dieses Princip, sage ich, vollends in Zweifel stellte, oder doch durch physikalische Processe zu erklären und durch früher bei der Gewebe-Bildung für unwesentlicher gehaltene Theile (Zellen- kern, Intercellularsubstanz) zu verdrängen und zu ersetzen suchte. Von unbedeulenden, das Princip wenigstens nach mei- nem Ermessen nicht störenden Irrthümern, welche sich in die: ° zn se . CLXHI menschlichen Beobachtungen slels einschleichen, hat man sich verleiten lassen, der mikroskopischen Anatomie die planmässige Richtung zu nehmen, obschon die Wahrheit dieser Richtung bei dem ersten Auftreten so einleuchtete, dass die Entdeckung derselben nach den bestehenden Erfahrungen uns Allen so nahe lag. Dieses ist das Schicksal, welches die Zellentheorie, und durch sie die mikroskopische Anatomie um so mehr zu erwarten hatte, als die Untersuchungen an sich schwer und mühevoll, und nur durch das Mikroskop geführt werden kön- nen. Es hat indessen auch an erfreulichen, zahlreichen Be- stäligungen der Zellentheorie nicht gefehlt, und wir gedenken namentlich der Leistungen in der Entwickelungsgeschichte, wel- cher gerade in dieser Beziehung die vollgültigste Stimme zu- steht. Ob die mikroskopische Beschaffenheit der Gewebe und ihrer Genesis diesen Bestätigungen widersprechen, und die Zel- lentheorie in Zweifel zu ziehen berechtigt sind, darüber werden wir im vorliegenden Jahresbericht öfters Gelegenheit finden, ein molivirtes Urtheil abgeben zu können. In näherer allgemeiner Beziehung zur mikroskopischen Anatomie stehen mehrfach gemachte Mittheilungen Purkinje’s (Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur im Jahre 1839. — Jahrbü- cher für wissenschaftliche Kritik 1840, Juli No. 5. bei Gele- genheit einer Kritik üb. Th. Schwann’s mikroskop. Untersu- chungen etc.) in Betreff des Bildungsgesetzes organischer und besonders thierisch-organischer Elemente. Dieser Physiologe ist der Ansicht, dass die von Schleiden bei den Pflanzen durchgeführte Zellentheorie nicht vollständig und nur mit we- sentlichem Unterschiede zur Erklärung der Processe ia der thie risch-organischen Plastik angewendet werden dürfe. Nur in den. Elementar-Moleculen, in jenen zarten, runden, gallertarli- gen Kügelehen oder Körnchen des Cambium (im weiteren Sinne) und des Protoplasma im thierischen Embryo sei eine entschie- deoe Analogie zwischen beiden grossen Abtheilungen der orga- nischen Natur vorhanden. In diesen Körnchen, welche den Ba laneskeroen der Zellen entsprächen, befinden sich das Flüs- und Feste in einer gemeinschaftlichen Durehdringung. Die Gestaltung des Flüssigen und Festen zu einem Inhalte und einer inschliessenden Hülle (Zellenmembran), welche bei den Pflan- zen deutlich zu Tage trete, solle bei der thierisch - organischen Plastik theils auf embryonischem Zustande länger verweilen, theils durch das ganze Leben stehen bleiben, und auch in die sehr mannigfachen fasrigen Gebilde übergeheen. Es ist ein- leuchtend, dass diese Ansicht der mikroskopischen Anatomie eine wesentlich verschiedene Richtung verleihen müsste, als die ist, welche wir von Schwann überkommen, wenn man sich * L CLXIV ihr ohne Weiteres hingeben dürfte. Die Ausführung dieser Ausicht bat Purkinje selbst nicht überliefert. Dagegen ist auf seine Veranlassung eine recht fleissige Arbeit von Rosenthal (Diss. inaug. de formatione granulosa in nervis aliisque partibus organismi animalis) erschienen, welche dazu bei- tragen soll, obige Theorie plausibel zu machen. Rosenthal hat hauptsächlich mit, doch auch ohne Hülfe der Essigsäure in den meisten Geweben, im Muskelgewebe, im Zell- und Seh- nengewebe, in den Gefässen, Nerven und serösen Häuten, Kör- perchen von rundlicher, ovaler, länglicher Gestalt mit Ueber- gängen in fadenartige Entwickelungen gefunden, die er Formalio granulosa genannt hat. Diese Körperchen entsprechen zum gröss- ten Theile wirklichen, oder doch nur veränderten Zellenkernen !), und Rosenthal glaubt von ihnen, dass sie zur Reproduction der organischen Gewebe diene, dass sie sich, wie es an einer anderen Stelle (p. 33.) heisst, wahrscheinlich aus der ausge- schwitzten Lymphe bilden, und durch Verlängerung in Fa- sern etc. in die Substanz der einzelnen Gewebe übergehen. Die letzteren Ansichten sind von dem Verfasser wiederum nirgend erwiesen, wie es denn überhaupt ein missliches Ding ist, über das Verhältniss der Formatio granulosa, dieser Zellenkerne zu den Geweben ein Urtheil zu fällen, nachdem letztere mit Es- sigeänre behandelt worden sind. Die Empfindlichkeit der Zel- lenmembranen und die Resistenz der- Zellenkerne gegen ver- schiedene äussere Einflüsse ist allgemein bekannt, und gerade von der Essigsäure weiss man, dass sie die Zellenmembranen in vielen Fällen, und auch den Zelleninhalt theils auflöset, theils so verändert, dass die normale Beschaffenheit nicht zu erkennen ist, während die Zellenkerne melır widerstehen und meisten- theils deutlicher hervorireten. Rosenthal’s Untersuchungen beweisen aber sicherlich, dass Schwann in seinen Angaben von der Verkümmerung der Zellenkerne bei der Verwandlung der Zellen in die Gewebe öllers zu weit gegangen ist. Hinsichtlich des wahren Verhältnisses der Formatio gra- nulosa (Zellenkerne) zu den Geweben kann ein hinreichend be- gründetes Urtbeil zur Zeit noch nicht in allen Fällen angegeben werden, da man die Genesis der Gewebe öfters noch zu wenig kennt. Ilenle hat (Allgemeine Anatomie S. 201.) die Forma- tio granulosa bereits für die Kerne der von ihm so genannten Kernfasern in Anspruch genommen. Gegen diese Ansicht, auf welche wir im Verlaufe des Berichts noch öfters zurückkom- men werden, spricht schon der Umstand, dass die Formatio 4) Ich muss hier bemerken, dass Rosenthal den Ausdruck Zelle zu vermeiden scheint, und häufig ganz offenbar für Zelle den Ausdruck ‚„‚Nucleus“ gebraucht. Abb; CLXV granulosa den Fasergebilden, in welchen sie angetroflen wird, nicht als ein fremdartiger Körper aufliegt, sondern als integri- render Bestandtheil der Zellenfaser selbst angesehen werden muss, wo sie auch unverändert durch die ganze Lebensdauer vorge- funden wird. Doch finden sich in dem geformten und unge- forınten Bindegewebe, auch in anderen Fasergebilden, freie Zel- lenfasern (Valentin’s fadig aufgereihtes Epithelium), deren Zel- lenmembran durch Essigsäure theils aufgelöset, theils nur durch- sichliger gemacht wird, in Folge dessen die meist länglich - ova- len und plalten Zellenkerne deutlicher zu Tage treten. Dicse Zellenfasern sind ihrer eigentlichen Bedeutung nach noch nicht hinlänglich bekannt, doch hat Rosenthal die Kerne derselben zu seiner Formatio granulosa gerechnet. In den Capillargefässen, in „der sogen. organischen oder gelatinösen Nervenfaser (HHenle), in den ungestreiflen Muskelfasern, ist die Formatio granulosa ein inte- grirender Bestandtheil (Zellenkern) der structurlosen Membranen (Zellenmembraneo), welche der Hauptmasse nach die elementaren Theile der genannten Gewebe constituiren. Die Zellenkerne haben hier öfters ein solches Ansehen, dass sie den Zellenmem- branen nur aufzuliegen scheinen, wie dieses ja auch nicht selten bei den Zellenkernen der Cylinder-Epithelien ete. der Fall ist. Die Zellenmembranen der Capillargelässe lösen sich in Essig- säure nicht auf, sie widerstehen überhaupt den äusseren Ein- flüssen im bedeutenden Grade; hier wird man auch ohne Zer- störung der structurlosen Wandung selbst die hervorstehendsten Kerne sich nicht loslösen sehen. Die Zellenmembranen der ge- latinösen Nerven- und ungestreiften Muskelfasern sind empfind- licher, widerstehen der Essigsäure nicht; hier kann man leich- ter, doch nur bei Zerstörung der Membran der Fasern, die frei gewordenen Zellenkerne gewahren. Wohl am auflallendsten zeigt sich die Formalio granulosa bei Anwendung von Essig- säure in den gestreiften Muskelfasern erwachsener Thiere. Ab- gesehen von den Zellenkernen, welche den etwa vorhandenen Zellenfasern oder Capillargefässen angehören, beobachtet man an den primiliven Muskelbündeln Körperchen, welche öfters in ziemlich kurzen Interstilien hintereinander und zu zwei, selbst zu drei nebeneinander liegen. Sie sind von platter, länglich- ovaler Form, ganz von dem Ausehn granulirter Zellenkerne, zuweilen mit Kerokörperchen versehen. Stehen sie auf der Kante, so stellen sie sich als dunkle, kurze Fäden dar, Diese Körperchen, welche Rosenthal gleichfalls zur Formalio gra- nulosa rechnet, liegen innerhalb der Scheide des primitiven Mus- kelbündels, wovon ich mich zu wiederholten Malen überzeugt habe. Ich hatte nämlich in diesem Frühjahre ein Stückchen Muskelfleisch vom Halse eines Hubns und von einem Ochsen einige Stuuden io kaltem Wasser aufbewahrt. Dieses Fleisch * r% CLXVI beobachtete ich, nachdem dasselbe in feine Fasern getrennt war, nach Hinzufügung von Essigsäure unter dem Mikroskop, und sah deutlich, dass in derselben Weise, wie bei den Nervenfa- sern, die heller gewordenen Muskelfibrillen insgesammt mit den bezeichneten Körperchen aus der primitiven Muskelscheide her- ausgepresst wurden, welche letztere leer oder fast leer zurück- blieb. Wie bei den Nervenfasern, so gelingt auch bei den Mus- kelfasero nicht immer dieses Experiment. Diese den Zellenker- nen ganz ähnlichen Körperchen sind in ihrem Verhältniss zum primitiven Muskelbündel gegenwärtig noch räthselhaft, Dass sie sich in die Fibrillen der Muskelfasern verwandeln, dagegen muss jeder sich aussprechen, welcher die Genesis der Fibrillen in den Muskelfasern beim Fötus beobachtet hat. Auch sieht man in den entwickelten Thieren nirgend dergleichen Uebergänge. Wenn man die Muskelfaser unter schwächerer Einwirkung der Essigsäure betrachtet, so hat es gewöhnlich den Anschein, als ob die bezeichneten Kerne an beiden Enden spitz auslaufen. Dieses beruht auf einer optischen Täuschung. Indem nämlich die Fibrillen diebt an der primiliven Muskelscheide der bezeich- neten Körperchen vorbeiziehen, entsteht vor und hinter den letzteren eine sehr spitzwinklige Lücke, welche durch den Schat- ten der Umgebung dunkel erscheint, wie der Kern selbst, und so das Bild einer Spindelfaser wiedergiebt. Wenn nun schon die Körnchen-Theorie für sich keine evi- dente Beobachtung im entwickelten Thiere zur eignen Recht- fertigung nachweisen kann, so ist ihre Zuflucht zur Genesis des Thieres vollends unhaltbar. In meiner Schrift: „das Entwicke- lungsleben im Wirbelthierreich“, habe ich gezeigt, dass bei den nackten Amphibien und Vögeln derjenige Theil des Dotters, welcher in die thierischen Anlagen direct oder nach vorangegan- genen Metamorphosen übergeht, nur aus Zellen besteht. Meine Untersuchungen sind seitdem auf die Spinnen, Krebse, Schnecken, und vor Allem auf die Säugelhiere erweitert, und überall habe ich ‚ mich von jenem, für die Bestätigung der Zellentheorie so höchst wichtigen Satz überzeugen können, dass in die erste Organisa- tion und Zusammenselzung der genannten thierischen Körper nur Zellen eingehen. Ja, noch in dem Zustande der Embryo- nen, wo die Conformation der wichtigsten Systeme und Or- gane des Tbieres schon deutlich in den Anlagen erkennbar ist, wenn z. B. beim Hühnchen oder bei den Säugethieren die Ex- tremiläten eben hervorkeimen: in diesem Zustande, wo die Ent- wickelung der Gewebe, und namentlich der faserigen Elemen- targebilde, noch nicht ihren Anfang genommen hat, kann man mit der nöthigen Vorsicht ein jedes, ich sage ausdrücklich ein jedes Theilchen des Embryo unter das Mikroskop bringen, und wird überall und jedesmal nur Zellen mit eingeschlossenen Zel- CLXVI lenkernen (Purkinje’s Gallertkügelchen) vorfinden. Von ei- ner freien Intercellularsubstanz ist dann noch so wenig vorhan- den, dass man sich bei 450facher Vergrösserung und den nö- {higen Cautelen kaum von ihrer Existenz überzeugen kann. Wer diesen so leicht zu wiederholenden Versuch nur ein ein- ziges Mal mit der nöthigen Vorsicht unternommen hat, der wird auch das Vertrauen zur Grundlage der Zellentheorie erhalten, wenn auch die Verwandlungen der Zellen in die Gewebe wegen der grossen Schwierigkeiten der Untersuchung nicht überall mit genügender Klarheit verfolgt sind, und verfolgt werden können. Die Einführung der Körnchen- oder Kerntheorie in die mikroskopische Anatomie nach Purkinje’s und Rosenthal’s Angaben fand in der Beschaffenheit der Gewebe selbst zu viele Widersprüche, als dass sie bei den Histologen allgemeinen An- klang finden konnte. In modificirter Gestalt ist die Kerntheo- rie jedoch von Henle in Anwendung gebracht worden, wel- cher, wie oben bemerkt wurde, auch die Formatio granu- losa zur Rechtfertigung seiner Ansicht in Anspruch nimmt. Henle giebt an (Froriep’s N. N. 315.), dass um die Bündel der verschiedenen Gewebe und zwischen denselben Fasern vor- kommen, welche nicht in Essigsäure löslich sind, und die aus verschmolzenen Zellenkernen (Formatio granulosa) entstehen sollen. Drei Typen solcher mit Bündeln in Verbindung stehender Formen von Fasern, für welche der Genesis gemäss der Name „Kernfasern“ vorgeschlagen wird, können unterschieden werden. 1) Io der Rindensubstanz der Haare, in den Arterienfasern, glat- ten Muskelfasern und Linsenfasern liegen die Kerne in der Mitte einer der platten Seiten des Faserbündels der Länge nach hin- tereinander, und verkümmern zu Reihen von Pünktchen, oder werden zu Fasern, welche durch Queeräste mit den benach- barten auastomosiren. 2) In den rundlich abgeplatteten Faser- bündeln des Zellgewebes und der Hornhaut liegen die Kerne an den Rändern in einer Reihe oder alternirend. Aus ihnen sollen durch Verschmelzung wellenförmig verlaufende und spi- rale Fasern entstehen. 3) An den varicösen Muskelbündela und am Haare auf der Oberfläche der Rindensubstanz sollen die Kerne aussen auf der aus verschmolzenen Zellenmembranen ent- standenen Hülle aufliegen, regelmässige Fortsätze nach mehreren Seiten ausschicken, und ein mehr oder minder dichtes Netz bilden, in dessen Interstitien die Membran der Hülle durch Resorption verloren gehe. Diese drei Typen der Kernfaser sind von dem Verf. in seinem ausgezeichneten Werke (Allg. Anat. p. 194 sqq.) auf zwei redueirt, auf diejenigen Kernfasern, welche in Spiralen und wellenförmig verlaufen, ohne Netze zu bilden, wenn sie auch zuweilen Seitenäste ausschicken (elastische Fasern im Bin- degewebe, die verzweigten Röhren des Zahnbeins nach Retzius), CLXVIU und in diejenigen, welche durch die Anastomosen der Seitenäsle Netze bilden. Die Faserbündel und Membranen selbst, an wel- chen sich die in die bezeichneten Kernfasern übergehenden Kerne befinden, lässt Henle in seinem ersten Berichte noch aus ver- schmolzenen Zellen entstehen, welchen die Kerne ursprünglich angehören. In seiner allgemeinen Anatomie glaubt der Verfas- ser auch dieses Zugeständniss den Zellen nicht geben zu dür- fen. Die Entstehung dieser Faserbündel und Membranen, wel- che sich zu offenbar in keiner Weise auf die Zellenkerne zu- rückführen lassen, solle aus der Intercellularsubstanz erfolgen. Dieses ist denn auch das einzige und letzte Refugium, welches diejenigen wäblen können und wählen müssen, welche der Zel- lentheorie nicht huldigen mögen, und die Unmöglichkeit, die Kerntheorie überall durchzuführen, einsehen. Henle hat mit ausserordentlicher Consequenz die Kern- und die Intercellular- subsianz auch über die oben bezeichneten Grenzen hinaus bei der Darstellung der Genesis der Gewebe anzuwenden sich be- müht, so dass den Zellen selbst nur ein verhältnissmässig klei- nes Revier zur Wirksamkeit zugestanden wird. N Wie sehr diese Ansicht den Resultaten aus der Entwicke- lungsgeschichte der Thiere widerstreitet, ist aus dem oben Ange- führten zu entnehmen. Der Umstand, dass Henle im Allgemeinen nur wenige eigene Untersuchungen am Fötus, wo doch die Genesis der Gewebe hauptsächlich zu verfolgen ist, unternommen hat, die leichte Zerstörbarkeit der meisten thierischen Zellenmembranen, die übermässige Anwendung der Essigsäure, können um so leich- ier zur Ansicht Henle’s verleiten, je mannigfaltigere Lücken unserer Erfahrungen über die Verwandlungen der Zellen des Embryo in die Gewebe vorhanden sind. Im Allgemeinen ver- weise ich in Betreff der von Henle für seine Kernfasern acgqui- rirten Zellenkerne (Formatio granulosa) auf das früher Gesagte, und bemerke nur noch, dass, so wie Pappenheim (specielle- Gewebelehre des Auges p. 226.), auch ich selbst noch nicht ein evidentes Beispiel von einer Verwandlung der Kerne in Fasern zu beobachten Gelegenheit hatte, obschon dieses nach der angeblichen so grossen Verbreitung sehr häufig vorkommen müsste, namentlich im Embryo. Die Erhebung der Intercellu- larsubstanz zu der wichtigen Stelle im Organismus, welche ihr Henle einräumt, bringt uns in der Vorstellung von der an je- dem Punkte des thierischen Organismus so lebhaften Vegetation auf die früheren Zeiten zurück. Vielleicht ist diese Richtung eine Folge des Umstandes, dass Schwann eine Entstehung der Zellen im freien Cytoblastem annahm, welche ich jedoch nach meinen Erfahrungen nirgend für erwiesen halte. Die formlose flüssige organische Materie in den Umgebungen der Zellen kann allerdings nach einem uns noch unbekannten organisch-chemi» CLXIX schen Gesetze eine solidere Beschaffenheit annehmen, die sich graduell steigern, und sogar in Faserbündel übergehen kann, elwa wie es der Faserstoff des Blutes, das Eiweisses bei An- wendung chemischer Agenlien Ihut. Ein Beispiel der ersten Art von gallertartiger Consistenz kennen wir im Corpus vi- ireum des Auges. Von noch härterer Consistenz findet die In- tercellularsubstanz sich häufig in Embryonen während ihrer mitt- leren Entwicklungszeit, namentlich sehr ausgezeichnet bei kleinen Schweineembryonen zwischen den beiden Blättern der Allantoide. Sie wird hier spärlich von feinen Blutgefässen durchzogen, und enthält in ihrer Masse zerstreute Zellen, welche mit Beibehaltung des nur etwas länglichen Kerns entweder, wie Knötchenfasern, nur nach zwei entgegengeselzten, oder auch nach mehreren Richtun- gen hiv, wie die sternförmigen Pigmentzellen, in sehr feine lange Fasern ausgewachsen sind. Diese Fasern scheinen nicht selten mit andern zu einer Faser vereinigt zu sein. In der späteren Entwickelungszeit wird diese Intercellularsubstanz wieder resor- birt. Eine Faserbildung der organischen Materie ohne eine Durchgangsbildung durch Zellen scheint bei der Knorpelsub- stanz statlzufinden, obschon es hier noch nicht ganz sicher constatirt ist. Wohl unabweisbar lässt sich eine derartige Fa- serbildung in der Schaalenhaut der Vogeleier etc. festsetzen. In allen diesen Fällen, wo die organische Materie durch eine rganisch- chemische Erstarrung in ganzer Masse oder in ein- zelnen Fasern ein Form gebendes Gebilde des Organismus wird, kann von einer regeren selbstständigen Thätigkeit nach, den wahrnehmbaren Erscheinungen nicht die Rede sein. Die, in der genannten Weise sich verwandelude organische Materie ist je- desmal in ihrem Erscheinen, und meistens auch in ihrem Be- stehen abhängig von den umgebenden zelligen Gebilden, und erbält sich zu ihnen ebenso, wie man sich wohl früher, vor En deeküung der Zelle, die Abhängigkeit der nicht organi- -sirten Gebilde von den organisirten gedacht hat. Wir haben die Richtung, welche Henle in seiner allge- meinen Anatomie angenommen hat, vorläufig nur ganz allge- mein berührt. Wo die Grundprincipien vollends gegeneinander stehen, da dürfen nur die Beobachtungen über die Struetur der einzelnen Gewebe und über ihre Genesis selbst eine richtende Stimme haben, und aus ihnen die Folgerungen zu Principien ogen werden. Indem ich jetzt zu den Berichte über die istungen der speciellen Histologie übergehe, werde ich schon im vo 'nden Aufsatze gegen mehrere wichtige Stützpunkte der Henle’schen Theorie eigene Beobachtungen entgegenzustel- len mich genötliigt sehen, und hofle das noch Fehlende vach erweilerlen Untersuchungen in den folgenden Jahrgängen be- sprechen zu können. CLXX ud % Ueber das Epithelium der äusseren Haut bei den Amphibien hat Herr Professor Mayer Untersuchungen angestellt (Fror, N. Not. No. 180., 276. und 287.). Es geht daraus hervor, dass die ganze äussere Haut mit einem Pflaster-Epithelium be- deckt ist, in welchem die Zeilenkerne, den Lymphkügelchen ähnlich, gemeinhin erhalten sind. Bei Menopoma und Proteus zeichnet sich der Kern durch seine Grösse und ovale Form aus. in den Epidermisplättchen der Schildkröten sind die Kerne nur selten noch erhalten. Epilheliumplättchen mit deutlichen Ker- nen fand Mayer auch in der Schnabelhaut mehrerer Vögel und der Testudo graeca, ferner in der Hornhaut der Klapper der Klapperschlange und in der Hornspitze von Lachesis rhombea. In den Kreis der Epitheliea hat Henle (Fror. N. Not. No. 314.) die von Anderen für Nervenkügelchen gehaltenen Zellen oder Kerne von Zellen an der vorderen Fläche der Ner- ° venausstrahlungen der Retina hineingezogen. Die Zellen sollen gegen den Glaskörper hin allmählig sich abplatten und zu einer platten Membran zusammentreten, um ein festes Gerüste für die Ausbreitung der Retinafasern zu bilden. Auch die feinsten Aus- strahlungen des Gehörnerven im Labyrinth haben ein ähnliches Epithelium. Die Entstehung des mehrzelligen Cylinder-Epitheliums giebt Gerber (Handbuch der allgemeinen Anatomie etc. p. 90.) in folgender Weise an. Die mehrzelligen Epithelieneylinder wach- sen aus einem flachen, mehrfach geschichteten Pflasterepithelium hervor. Nachdem die oberste Zelle des Pflasterepitheliums sich in die Becherform verwandelt hat, erhebt sich die mit ihr durch einen gemeinschaftlichen Stiel in Verbindung stehende untere und geht in die Spindelform über. Auf gleiche Weise schlies- sen sich von unten neue Zellen an, und so entsteht eine senk- recht stehende Zellenfaser, welche 2—5 Kerne einschliesst. Solche mehrzelligen Epithelieneylinder finden sich in der Na- senhöhle, in der Luftröhre, in Fruchthälter, in der Gallen- blase und, doch nur an einzelnen Stellen ausgebildet, auch im Darmkanale. Pappenheim hat das Pericardium der Tritonen unter- sucht, und, wie Mayer bei den Fröschen, so auch hier Flim- merbewegungen gesehen (Müll. Archiv 1840. p. 533.). Die ziemlich langen Flimmerhäarchen sitzen hier auf Kugeln, welche sehr zahlreich in eine scheinbare structurlose, durchsichtige Epi- ihelhaut eingebettet sind. Dieselben Kugeln finden sich auch am Flimmerepilhelium des Trommelfells beim Frosch. Pappenheim’s Beschreibung der oben bezeichneten Fim- merhäute stimmt ganz mit dem mikroskopischen Ansehen über- ein, welches unter gewissen Bedingungen auch an der flim- x CLXXI mernden ') schwarzen Umhüllungshaut jüngerer Froschlarven wahrgenommen wird. Diese Eigenschaft der Umhüllungshaut der Froschlarven habe ich früher nicht gekannt, doch in den beiden letzten Frühjahren öfters zu beobachten Gelegenheit ge- nommen. Die schwarze Umhüllungshaut besteht bekanntlich aus lauter wenig abgeplatteten, rundlichen, mit einzelnen Nah- rungskügelchen und einem hellen, anfangs noch kernkörperlo- sen Zellenkern versehenen Zellen, welche nach Art des Pfla- sterepitheliums die Membran also zusammensetzen, dass bei einer 450fachen Vergrösserung auch nicht die Spur einer sie zusam- menkittenden Intercellularsubstanz bemerkt wird. Das Zusam- menhalten der Zellen zu einer Membran könnte, wenn es nicht auf einem vitalen Act beruht, ganz genügend dadurch erklärt werden, dass die Zellenmembranen sich mechanisch innig an- einandergefügt haben, so dass die nicht nachweisbare klebende Materie zum Zusammenhalten nicht nothwendig ist. Henle will diese Materie dadurch erweisen (Allg. Anat. p. 213.), dass bei Anwendung chemischer Agentien die Zellen auseinander fallen, weil der Kitt wahrscheinlich aufgelöst wurde. Indessen kann dieses Auseinanderfallen auch die Folge von den nothwendig zu erwar- tenden Veränderungen der Zellenmembranen selbst sein. An dem frei hervorragenden Kugelabschnitte der Zellen der schwarzen Um- hüllungshaut befinden sich nun auf der mittleren Gegend ziemlich lange, lebhaft schwingende Flimmerhäarchen, und diese Stelle der Zellenmembran erscheint etwas dicker, theils, weil sie es wirklich ist, theils, weil wohl zwischen den Häärchen das or- ganische Fluidum sich leichter ansammelt. Betrachtet man die Umhüllungshaut unter Wasser an der Contour einer ge- schlagenen Fälte, so befinden sich gewöhnlich nur einzelne zer- streute Kugelabschnitte in der richtigen Focaldistanz; die nicht deutlich gesehenen Umgebungen dagegen geben das mikroskopi- sche undeutliche Bild einer scheinbar structurlosen Substanz. In dieser Weise hat Pappenheim wahrscheinlish die aus rundlichen Flimmerzellen zusammengesetzten Häute des Peri- eardiums und des Trommelfells der nackten Amphibien gesehen, und danach ihre Structur beschrieben. In Rücksicht der Verbreitung der Flimmerepithelien im thie- rischen Organismus erwähne ich, noch der von J. Müller in der Academie der Wissenschaften zu Berlin des Jahres 1841 1) In Folge der Wimperbewegung rolirt der Embryo vieler Frö- sche, z. B. des Pelobates fuscus, um die Längenaxe mit der Neigung des Kopfendes nach aufwärts. Der Embryo von Kana esculenta macht keine Ikotalionsbewegungen, da die Zellen der Umhüllungshaut sich erst später zu Wimperzellen verwandeln, wenn die Bewegung des Embryo wegen der bedeutenden Länge in der engen Höhle der Dot- terhaut behindert ist. “ CLXXU u / ® (Auszug aus dem Monatsbericht der Academie der Wissenschaf- ten zu Berlin. Monat December 1841.) vorgetragenen Ent- deckung, dass der ganze zotten- und faltenlose Darm des Bran- chiostoma lubricum von cylindrischen Flimmerzellen ausgeklei- det werde. Möchte auch diese Beobachtung von Neuem zu dem so zeitgemässen Unternehmen Veranlassung geebn, die unter dem bedeutungslosen Namen .‚Epithelium‘“ zusammengeworfenen, verschieden wichtigen Gewebe ‘kritisch zu sondern, und bessere Benennungen einzuführen. J.Hesse hat über die innere Structur der Hufe, des Fisch- beins und der Zähne des Ornithorhynchus Untersuchungen ge- macht (De ungularum, barbae balaezae, denlium ornithorhynchi corneorum penitiori siructura. Diss. inaug. Berol. 1839. — Fror. N. Not. No. 309). Die Substanz der Hufe und der Barlen von Balaena rostrata und longimana hat das Eigenthümliche, dass sie von Röhren durchzogen wird. welche von concentri- schen Schichten oder Lamellen gebildet sind, und auf Queer- durehschnilten sich wie Ringe ausnehmen. Die Röhren selbst sind durch formlose, mit Pünktchen versehene Hornsubstanz verbunden, und auf der äusseren Oberfläche liegt eine epider- misarlige Hülle. Bei den Barten hört gegen das faserige Ende hin die epidermisartige Zelle auf, auch die Zwischenmasse der Röhren schwindet, und letztere stellen sich als isolirte Fasern dar. Die Bildung der Röhren wird durch kegelförmige, zot- tenartige Fortsätze der Matrix (Corium) hervorgerufen, aus welchen die einzelnen concentrischen J,amellen als Scheiden stets neu entstehen, und die älteren nach aussen drängen sol- len. An den Röhren findet demnach ein doppeltes Wachsthum statt, sowohl nach der Breite als nach der Höhe. Die Rölıren enthalten Pigment und kalkartige Bestandtheile. \ Nach Gerber (Handbuch der allgem. Anatomie p. 83. sqq.) befinden sich an der Kronrinne der Hufe zwischen den kegel- förmigen Papillen, welche sich in die feinen Röhren fortsetzen, Ausführungsgänge von Drüsen. Dieselben schwellen da. wo sich die Papillen zuspitzen, an, und gehen daon, wie die Talg- drüsen, in korkzieherartigen Windungen, welche allmählig en- ger und unregelmässig werden, durch die Hornwand hindurch. In der Zehenwand gehen die Papillen in Horntrichter und Röh- ren über, welche zugleich Ausführungsgänge der Talgdrüsen sind. Die Röhren öfluen sich am Tragrande und enthalten einen Talg. welcher bei schwarzen Hufen braunschwarz gefärbt ist, und durch Terpenlin und Aether aufgelöst wird. Der Zahn des Ornithorhynchus gleicht nach Hesse in der Structur wesentlich dem Hufe. Die Verschiedenheit liegt nur in der Form des Zalıns und seiner Matrix. Sowohl Gerber’s als Hesse’s Untersuchungen geben uns re v E s f CLXXIU über das genelische Verhältniss der besprochenen, complieirten Horngebilde zu ihrer Matrix keinen genügenden Aufschluss. Hesse hat namentlich noch keine Rücksicht auf die Zelle ge- nommen. Dass jede einzelne Schicht der Röhre durch Um- wandlung einer Zellenlage an der ganzen Oberfläche der kegelförmigen Fortsätze der Matrix entstele, scheint mir aus dem Grunde unwahrscheinlich, weil das Grössen- Verhältniss des Horngebildes zu seiner Matrix der Dicke nach in diesem Falle viel bedeutender sein müsste, als es wirklich der Fall ist, zumal noch stracturlose Hornsubstanz zwischen die Röhren bin- zuirelen soll. Wenn ich von meinen Untersuchungen an den Federn und Haaren (s. später) auf die Entstehuog der obigen ‚Gebilde von ihrer Matrix schliessen darf, so ist die Zellenlage, io welche die genannten röhrigen Gebilde sich verwandeln, nur im Umkreise der Basis eines jeden kegelförmigen Fortsalzes der Matrix zu suchen. Der übrige Theil des Fortsatzes dient dann nur zur Mittheilung von Nahrungsstoflen an das von un- ten heraufwachsende und nur anliegende Gebilde. Bei der Fe- der werden die Zellen zur Bildung des Epitheliums, der Schei- den, der Fasern, des Schafts ete. nur an der Basis der langen Matrix verabreicht. Indem aber die Zellen von neu entstelen- den heraufgedrängt werden, beginnt alsbald in ihnen die Ent- wiekelung zu den verschiedeuartigen, die Matrix umgebenden Theilen der Feder und ihrer Scheide, und in der bisher gleich- arligen, die Matrix umgebenden Zellenmasse lassen sich nun einzelne Schichten trennen. Bedeutungsvoller sind die Leistungen in Rücksicht auf die feinere Structur und Entwickelung der Haare. Bidder hat (Müll. Arch. 1840. p. 539.) über die feineren anatomischen Verhältnisse des menschlichen Haares noch keine richtige An- schauung, doch ging aus seinen Untersuchungen hervor, dass der Haarkeim aus kernhaltigen Zellen bestehe, welche in die durch Behandlung mit Salzsäure sichtbar werdenden Fasern des Haares von etwa 0.000441’ Durchmesser (?) übergehen sollten. So war denn auch das Haar nicht mehr jene unorganisirte Horn- masse, sondern ein durch Zellen orzanisirtes Gebilde. Viel wichtigere Aufschlüsse haben wir über die feinere Anatomie des menschlichen Haares durch Henle erhalten (Fror. N. Not. No. 294.). Das Haar stellt eine Röhre vor, welche nach dem freien Ende hin allmählig spitz zuläuft und solide wird, nach der entgegengesetzten Richtung sich allmählig_er- weilert, und den etwa kegelförmig gestalteten Haarkeim auf- nimmt. Diesen letzteren erweiterten Theil des Haares und des Haarschaftes nennt Henle den Haarknopf. Der freie Rand des Haarknopfes hängt an der Basis des kegelförmigen Haarkeimes eontinuirlich mit letzterem zusammen, und kann nur künstlich - CLXXIV 2 % getrennt werden. Von der Spitze des Haarkeims geht eine Er- weiterung der Substanz in die Röhre des Haarschaftes hinein, denselben bald mehr bald weniger vollständig ausfüllend. Hier- nach zerfällt der Haarschaft in eine Rindensubstanz, welche die Wandung der Röhre bildet, und in die Marksubstanz, welche die Röhre ausfüllt. Die Rindersubstanz lässt sich der Länge nach in Fasern zersplittern, und ist der Länge nach dunkel gestreift. Durch diese Streifung, welche in der ganzen Dicke der Sub- stanz verbreitet ist, entsteht das Ansehen, als ob die Rinden- substanz aus lauter feinen, unmessbaren Fasern zusammengeselzt sei. In dem Haarknopfe sind die Längsstreifen am deutlichsten, und divergiren wie die Haare eines Pinsels. Hier soll es sich zeigen, dass die dunkeln Längsstreifen metamorphosirte, sehr in die Länge gezogene Kerne seien, welche den Fasern adhäri- ren und von ihnen eingeschlossen werden. Wo der Haarknopf seine Pulpe berührt, erscheinen statt der Faserung rundliche Kernchen von 0,002—0.003° Durchmesser und von dem Cha- racter der Zellenkerne des Rete Malpighii. Sie liegen in einer wasserhellen, festen, zähen Substanz, aus welcher sie isolirt zuweilen von einer feinen Schicht, einer Art von Zelle, um- geben sind. Bei dunkeln Haaren fanden sich in dieser Sub- stanz auch einzelne dunkle Pigment-Conglomerate, Nach aus- sen an der Oberfläche der Rindensubstanz’sieht man eine quere Streifung, welche von erbärteten elastischen Fasernetzen her- rühren sollen, die den Haarschaft umwickeln. Die Marksub- stanz besteht aus sehr kleinen, zu Klümpchen agglomerirten Pigmentkörnchen und Fetttropfen ähnlichen Kügelchen, die mehr oder weniger dichtgedrängt übereinander liegen, und von einer die Röhre des Haarschaftes auskleidenden Hülle einge- schlossen zu sein scheinen. Ueber der Spitze der Haarkeims zeigen sich in der Rindensubstanz auch Zellenkernen ähnli- ehe Körperchen. In dem Haarbalge, auf dessen Grunde der Jlaarkeim sich erhebt, ist das Haar von der Wurzelscheide um- geben, die aus zwei Schichten besteht, welche beide unter sich und mit dem Haarknopfe unten an dem Haarkeime verschmel- zen. Die äussere Schicht ist die stärkste, körnig, gelblich, aus einer hellen Substanz und Zellenkernen gebildet, die mehrfach übereinander liegen. Die äussersten Zellenkerne sind durch quer- laufende helle Linien geschieden, welche der Verfasser für die Grenzen eylinderförmiger Zellen hält. Die innere Schicht ist eine zähe, glashelle, einfache oder netzförmig durchbrochene Membran. Die Oeflnungen sind entweder längliche Spalten in der Richtung der Längenaxe des Haares, oder runde und ovale Oeffaungen, welche sich auch schief und transversell aus- delinen sollen. Aus dieser inneren Scheide sollte sich das oben erwähnte Querfasernetz herausbilden. Nach diesem Befunde stellt sich Henle die Entwickelung des Haares in folgender CLXXV Weise vor. Von den Zellen, welche sich an der Oberfläche des Haarkeims bilden, verwandeln sich die äusseren in die Fasern der Rindensubstanz, und ihre Kerne verbleiben noch weit hin- auf als Varicosiläten und dunkle Längsstreifen sichtbar. Die Zellen über der Spitze der Pulpa erhalten sich länger im primi- tiven Zustande, bilden Pigmentkörnchen, werden dann undeut- licher und stellen die Marksubstanz des Haares dar. Von den Wänden des Haarbalges dagegen sollen die Zellenschichten für die beiden Haarscheiden abgesondert werden. In Folge der Mittheilung dieser Untersuchungen gab G.H. Meyer in derselben Zeitschrift an (Fror. N. Not. No. 334.), dass die Querstreifang des Haarschaftes nicht von einem ela- stischen Fasernetze herrühre, sondern der optische Ausdruck der freien Ränder von dachziegelarlig sich deekenden Epider- misschichten und ihrer einzelnen Plättchen sei, welche unter Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure sich ablösen. Henle hat diese Berichtigung in seiner allgemeinen Anatomie bereits zugegeben. Durch Meyer wird auch die Vermuthung Henle’s zur Gewissheit erhoben, dass nämlich die Marksubstanz von eioem häutigen Kanale umgrenzt werde. Dieser Kanal ist nach aussen durch convexe Ränder, kleine Kreissegmente begrenzt, und soll im Innern zellig abgelheilt sein. In diesen Zellen liegt die Marksubstanz, welche sich nach dem Verfasser als Pigment- zellen erweisen. Die Längsstreifen in der Rindensubstanz sollen Pigmentkörnchen entsprechen. Wir erwähnen hier der älteren Untersuchungen von Corda über die Wollhaare, welche sonst nicht sehr bekannt zu sein scheinen. Der Verf. ist der Ansicht, dass das Wollhaar aus deut- lich trichterförmigen, nach unten in der Mitte des Haarschaftes zu- gespitzien, ineinander geschobenen und verwachsenen Querschich- ten bestehe, deren hervorragenden Ränder die wulstigen Querstrei- fen an der Oberfläche des Haares bilden. Corda kennt Henle’s beide Schichten der Haarwurzelscheide, und erwähnt auch der Oeffoungen in der helleren inneren Scheide. Zum Schluss mögen noch meine eigenen Untersuchungen über die Structur und Bildung des Haares des Menschen und der Säugelhiere folgen, - Den häuligen Kanal der Marksubstanz in der Haarröhre - habe ich mehrere Male bei den in der Entwicklung begriffenen ’ ren eines reiferen Schweinefötus in freien Zustande zwischen J den auseinander gezogenen Theilen des Haarknopfes gesehen. Das, wie es schien, von dem Haarkeim abgerissene Ende stieg in korkzieherartigen Windungen gegen die Röhre des Haares hinauf. Die Windungen wurden dann immer kleiner und klei- ner, näüherten sich einander bis zur Berührung wie bei der Sprungfeder, so dass die einzelne Windung nicht mehr zu un- N : CLXXVI terschieden war, Die einzelnen, aufeinander liegenden Windun- gen des häuligen Kanals setzten nun eine Röhre zusammen, welche unter dem Mikroskop nach aussen durch convexe Rän- der begrenzt und im Innern zellig abgetheilt zu sein schien, ganz so, wie dieses Meyer beschreibt, und wie man dasselbe am menschlichen Haar in der Marksubstanz zu sehen Gelegen- . heit hat. Aehnliches beschreibt auch Gerber an den Röhren des Hufes. Ob dieser Kanal mit seinem den Zellen ähnlichen Kugelinhalte die Bedeutung einer Drüse, etwa einer Talgdrüse hat, wo ferner diese angebliche Drüse ihren Anfang in dem Haarkeim nimmt, und wo sie ihren Ausführungsgang hat, dar- über konnte ich keinen sicheren Aufschluss erhalten. Den Hauptbestandtheil der Röhre des Haarschaftes bildet Henle’s Rindensubstanz. Dieselbe besteht nach meinen Beob- achtungen aus concentrischen Schichten einer glatten, steifen, mehr oder weniger durchscheinenden Membran, welche in dem grössten Theile ihres Verlaufes durch feine Längsspalten in der Richtung der Längenaxe des Haares durchbrochen ist, ganz so, wie wir durch Henle erfahren, dass die innere Wurzelscheide von Oefinungen durchbrochen werde. Die dunkel erscheinenden Längsspalten sind es, welche Henle für verlängerte Zellenkerne, Meyer für Pigmentkörperchen zu halten scheinen; sie sind es ferner, welche der Rindensubstanz das faserige Ansehen geben, dieselbe in ein lang gezogenes Fasernetz umwandeln, und sie leicht in der Richtung der Spalten in bald schmälere und feine, bald breitere glatte Fasern zersplittern lassen. Je nachdem man den einen oder den andern Rand, oder unmittelbar die Oefl- nung fixirt, wechselt das mikroskopische Bild der Längsspallen. — Um sieh von dieser Beschaffenheit der Rindensubstanz leichter zu überzeugen, ralhe ich zunächst mit der ähnlich beschaflenen, doch nur einfachen Membran der inneren Wurzelscheide (Henle) sich vertraut zu machen. Diese Scheide wird, wie schon Henle und Corda beobachteten, von kürzeren und weiteren Längs- spalten durchbrochen. Die Ausdehnung der Spaltöffnuugen in schiefer und transverseller Richtung, die Henle angiebt, sah ich beim Menschen und beim Schweinefötus im normalen Zu- slande nirgend, sondern nur bei Zerrung und Druck der Mem- bran über dem Haarschafte aus den Längsspalten sich hervor- bilden, wenn sich letztere nicht in der Richtung der Lün- genaxe bei der Zerrung weiter geöffnet hatten. In der nicht | gezerrien Membran erscheinen die kurzen Längsspalten wie dunkle Streifen, die uns augenblicklich an die Anwesenheit von langgezogenen Zellenkernen erinnern. Da-bald der eine Rand bald der andere, bald die Oeffnung der Längsspalten bei den verschiedenen Stellungen des Pıäparats und bei Veränderung des Focus zur Anschauung tritt, so haben die dunkeln Streifen rt “ ne » a) CLXXVU oft eine wechselnde Breite und Länge, und sind zuweilen mäs- sig gekrümmt, wenn der Rand oder die Oellnung in solcher Weise fortlaufen. Wird die Membran in ihrer Lage auf dem Haarschafte comprimirt, oder auch im isolirten Zustande in que- rer Richtung auseinander gezerrt, so ziehen sich die Spalten zunächst auseinander, verlängern sich durch weitere Trennung der Substauz in der Längenaxe des Haares,. und die durchbro- chene Membran gewinnt das Ansehen eines Fasernetzes, ähnlich dem elastischen Gewebe, nur mit breileren Fasern und Oefl- nungen. Schon bei dieser Behandlung kann man sich überzeu- gen, dass die scheinbaren dunkeln Streifen der inneren Scheide wirklich Längsspalten sind. Bei stärkerer Zerrung lässt sich die Membran leicht ia verschiedentlich breite Läogsfasern spal- ten, von Jeren Rändern zuweilen ein Nebenästchen eines abge- rissenen anastomosirenden Zweiges des Fasernetzes abgeht und schwächer und stärker gekrümmt ist. In anderen Fällen ist eine Längsspalte nur geöffnet und sonst ungezerrt erhalten. Und dieser Umstand wird wichtig für die Deutung der dunkeln Strei- fen als Längsspalten, indem vom Rande aus der dunkle Streif als Läogsspalte in die Membran oder Faser verfolgt, und als solehe deutlich erkannt werden kann. — Mit den Verhältnissen der inneren Wurzelscheide vertraut, wird man die Aehnlichkeit des mikroskopischen Bildes derselben mit dem der unversehrten Rindensubstanz des Haares schon herausfinden können, Viel deutlicher tritt dieses hervor, sobald man die Rindensubstanz mit feinen Nadeln in kleinere Stücke zerfasert,. was am leich- testen von dem Haarknopfe aus gelingt. Man kann dann noch die einzelnen Stücke durch Druck verflachen, und so der mi- kroskopischen Beobachtung zugänglicher machen. Die Rinden- substanz scheint nun aus lauter glatten, steifen Fasern etwa von der Breite einer ungestreiften Muskelfaser zu bestehen, wel- che im Längsdurchmesser des Haares fortgehen. Die Enden der Fasern laufen öfters an den gerissenen Rändern der Rindeo- subslanz spitz aus. Diese Endigung der Faser ist indessen nur künstlich bei der Zerfaserung der Substanz entstanden; denn in der letzteren selbst ist nirgend, weder ein solches Ende noch ein anderes zu gewahren. Die genaue Verfolgung der Fasern ird hier zwar durch die dunkeln Lüngsstreifen in der verschie- Dicke der Rindensubstanz verhindert, welche, wie Henle sehr richtig an einer Stelle bemerkt, sich wie Furchen aus- nehmen; doch spricht das mikroskopische Bild für eine Com- municalion der lasern unter sich, so dass man es also nicht mit einfach fortlaufenden Längsfasern, sondern mit einem lang- gezogenen Fäsernetze zu thun hätte, dessen Maschen durch die dunkeln Streifen verbunden werden. Dass aber diese dunkeln ifen wirkliche Lücken im Fasernelze vorstellen, welche nur Pr BMillers Archiv, 1841, M ” CLXXVII zu Furchen werden, indem die Fasern einer andern Schicht dar- unter weggehen, davon kann man sich sehr deutlich dadurch überzeugen, dass man die seitlichen Ränder der zerfaserten Rin- densubstanz genauer beobachtet. Hier trifft man nicht selten auf eine einfache Schicht der Rindensubstanz, in welcher eine solche Masche nur an einem Ende geöflnet ist, ohne in den Umgebungen gestört zu sein, und der dunkle Streif ist als eine vom Rande in die Sustanz eindriogende Spalte vollkommen zu erkennen, in ähnlicher Weise, wie bei der inneren Haarscheide. Der Unterschied liegt nur darin, dass bei der Rindensubstanz die Längsspalten schmäler und länger sind, und so das Bild einer faserigen Substanz überwiegend hervortreten machen. Pig- mentkörperchen oder in spindelförmige Fäden verwandelte Kerne habe ich an keiner ‘Stelle der aus dem Haarbalge hervorgetre- tenen Rindensubstanz finden können. Die gewebartige Beschaf- fenheit der Rindensubstanz stimmt daher im Wesentlichen mit dem elastischen Fasernetze überein; auch sieht man öfters an den Seitenrändern der zerfaserten Stücke die gezerrten und ab- gerissenen Communicationsfasern, wie bei dem elastischen Fa- sernetze, sich hirtenstabähnlich krümmen. — Die Epithelium- plättchen, welche schuppenartig die Oberfläche der Rindensub- stanz bekleiden, finde auch ich, wie Meyer, schon in dem Haarbalge. Sie lassen sich hier, wie die Rindensubstanz, bis zu ihrer Bildungsstelle an der Basis des Haarkeims verfolgen, so zwar, dass sie bei der feineren Zerlegung des Haares und seiner Umgebungen im Haarbalge gemeinhin an der inneren Fläche der inneren Wurzelscheide haften bleiben. Ausser den von Henle und Corda angeführten Umge- bungen des Haares im Haarbalge, nämlich der inneren und äus- seren Wurzelscheide, beobachtete ich noch eine Schicht zu einer Membran vereinigter Faserzellen mit deutlichen ovalen Zellen- kernen, welche sich dadurch auszeichnen, dass die Richtung ihres Verlaufes cirkelförmig den Haarschaft umgiebt. Man sieht die einzelnen Stücke dieser Querfasersehicht entweder auf der äusseren Fläche des gefaserten Haarknopfes, oder auf der inne- ren Oberfläche der inneren Haarscheide und des. Epithelium, so dass sie ihre Lage zwischen dem Epilhelium und der Rin- densubstanz zu haben scheint. Ich habe diese constante Schicht nur immer vom Grunde des Haarbalges bis etwa zur Mitte des- selben verfolgen können. Hier scheint sie aufzuhören; denn es lässt kein Bestandtheil des Haares sich vorfinden, in welchen sie sich verwandelt haben könnte. Dieser Beschaffenheit nach müsste man die Querfaserschicht gleichfalls als eine Scheide der Rindensubstanz des Ilaares ansehen; eine Annahme, welche freilich zur Bedingung macht, dass auch die Epitheliumsehicht nur als Scheide des Haares betrachtet würde, die nur in grös- a CLXXIX serer Ausdehnung das eigentliche Haar (Rinden- und Marksub- stanz) umsgiebt. Bei der Untersuchung über die Entwickelung der einzelnen Bestandtheile des Haares ist zunächst die Frage zu beantworten, wo das Bildungsmaterial verabreicht werde. Die Entscheidung dieser Frage ergiebt sich leicht, sobald man einzelne, der Länge nach fein zerfaserte Stücke der Rindensubstanz des Haares und seiner Umgebungen mit dem Mikroskop verfolgt. Man sieht dann, dass sämmtliche Stücke nach dem Ende hin, wo sie be- kanntlich an der Peripherie der Basis der kegelförmipen Matrix zusammenkommen, in wirkliche, einfache, elementare Zellen übergehen. Rings um die Basis der kegelförmigen Pulpa des Haares, ähnlich, wie wir es oben von der Matrix der Feder ausgesprochen haben, befindet sich demnach die Stelle, von wo aus die Rindensubstanz, die Querfaserschicht, das Epithelium und die beiden äusseren Haarwurzelscheiden das aus elementa- ren Zellen bestehende Bildungsmaterial zur Entwickelung erhal- ten, und allein nach einer Richtung, vom Grunde des Haarbal- ges nach aussen hinauf sich ausdehnen. Weder von dem Haar- balge noch von der übrigen Oberfläche des kegelförmigen Haar- keimes lässt sich ein Factum anfülıren, nach welchem man an- nehmen dürfte, dass in diesen Gegenden Bildungsmaterial für die genannten Theile des Haares verabreicht würde. Die Rin- densubstanz liegt oberhalb dem Haarkeime nur dicht an, wie eine Scheide desselben, und ohne mit ihm durch Bildungsma- terial in Verbindung zu stehen, wie an der Basis. Eine der- arlige, bis jetzt noch nicht genau genug enträthselte Verbindung unterhält nur die Marksubstanz des Haares mit der Spitze des kegelförmigen Haarkeims.. An der bezeichneten Bildungsstätte des Haares und seiner Umgebungen am Haarkeime findet eine lebhafte Generation von Zellen statt, welche am bestem am Fö- tus verfolgt werden kann. Die jüngeren Zellen drängen dann die älteren, deren Kern sich durch gelbliche Färbung, und ge- meinhin durch die Abwesenheit der Kernkörperchen auszeich- net, zwischen Haarkeim und der Wandung des Haarbalges her- auf. Etwa auf der halben Höhe der kegelförmigen Matrix kann man schon an der bisher gleichlörmigen Zellenmasse verschie- dene Schichten erkennen, und diese Erscheinung ist bedingt durch die beginnende verschiedenartige Verwandlung concentri- scher Schichten der Zellenmasse in die Rindensubstanz des Haa- res und seiner Umgebungen, welches in folgender Weise ge- schieht. — Die äusserste Zellenschicht geht in die äussere Wur- zelscheide über. Diese Metamorphose konnte ich nicht genau verfolgen, wie ich denn überhaupt gestehen muss, dass mir auch die Structur der äusseren Haarscheide nicht klar gewor- den ist. Es lassen sich in allen Theilen der äusseren Haar- v m* CLXXX wurzelscheide Andeutungen von Zellen, viele Zellenkerne und auch Zellenfasern in schmaler Spindelform nachweisen, doch die Untersuchung des gegenseitigen Verhaltens dieser Elemen- tartheile zu einander als Gewebebildung ist hauptsächlich die- serhalb schwer zu ermittelo, weil die Zellenschicht zu stark ist, um unter dem Mikroskop übersehen werden zu können, und die passende Zerlegung in feinere Schichten mir wenigstens nicht ge- lingen wollte. — Sehr instructiv ist die Verwandlung der Zellen- schichten in die innere Wurzelscheide (Henle) und in die Rin- densubstanz, die nach einem und demselben Typus erfolgt. Die für diese beiden Gebilde bestimmten Zellen werden, indem sie heraufrücken, allmählig grösser, und nehmen eine platte, aber läuglich rhomboidale Form an, deren Längsdurchmesser in der Richtung der Längenaxe des Haares verläuft. Gleichzeitig schlies- sen sich diese Zellen, deren platte Zellenkerne, wie gewöhnlich bei einer derartigen Metamorphose, länglich oval geworden sind, mit ihren Rändern enge aneinander, und bilden so eine aus Zellen zusammengesetzte Membran. In der Rindensubstanz lie- gen solche Membranen mehrfach übereinander, wovon man sich dadurch überzeugt, dass man die Rindensubstanz im Haarknopfe leicht in feinere Schichten trennen kann, was bei der inneren Wurzelscheide nicht gelingt. Es lassen sich zwar bei der letz- teren meistentheils zwei Zellenschichten urter dem Mikroskop unterscheiden, doch gehört dann die innere Schicht dem Epi- ihelium: an, welches, wie schon erwähnt, gewöhnlich an der inneren Wurzelscheide bei der feineren Zerlegung haften bleibt. Weiter hinauf gehen die Zellen, namentlich in der Rindensub- stanz, durch vorzugsweises Wachsthum in der Längenrichtung, in eine breite Spindelform über; doch ihre Contouren werden hier und da schon undeutlich, und können bald gar nicht mehr unterschieden werden, indem die Zellenmembranen unter sich zu einer einförmigen, hellen Membran verwachsen. Diese Ver- änderung geschieht früher in der inneren Wurzelscheide, als in der Rindensubstanz; sie ist begleitet von einer allmählig vor- schreitenden Resorption der Zellenkerne. die in allen Dimen- sionen abnehmen. schmäler, platter, kürzer werden, und dann gänzlich verschwinden. Sobald die Contouren der Zellen un- kenntlich geworden, beginnt der letzte histologische Entwicke- lungsact, die Bildung der Längsspalten und die dadurch be- dingte Verwandlung der einförmigen hellen Membran in eine durchbrochene, welche bei Verlängerung der Längsspalten mehr oder weniger das Ansehen einer netzförmig communieirenden Faserschicht annimmt. Die durch Resorption entstehenden Längs- epalten erscheinen anfangs als dunkle Striche, welche, nament- lich in der inneren Wurzelscheide (Henle), sehr leicht mit den etwa noch vorhandenen Zellenkernen verwechselt werden können. Er - CLXXAXI Nach der oben bezeichneten Untersuchungsmethode wird die wahre Beschaffenheit der dunklen Streifen erkannt. Ina der Rindensubstanz, deren einzelne Zellenschichten nicht immer gerade in gleichmässiger Höhe sich verwandeln, findet man die Gegend des Haarknopfes, wo die Bildung der Längsspalten vor- geht, an’ frisch ausgezogenen Haaren durch eine weissliche Trü- bung in der Ausdehnung von etwa 3 Linie deutlich markirt. Die getrennten, noch weichen, doch öfters etwas bröcklichen Stücke dieser Gegend des Haarknopfes machen gern Krümmun- gen und Runzeln und zeigen die Neigung, von den Rändern aus sich einzurollen. Die Längsspalien sind hier anfangs viel fei- ner, doch im Verhältniss länger, als in der inneren Waurzel- scheide, können aber in derselben Weise deutlich erkanut wer- den. Zuweilen gelang es mir, durch Zerfaserurg dieser Stelle des Haarknopfes Stückchen frei zu legen, die vollkommen das > Ansehen feiner elastischer Fasernetze hatten. Die Längsspalten vermehren und vergrössern sich, und die Fasern werden allmäh- lig heller, härter und steif, indem sie die bezeichnete weissliche Stelle des Haarknopfes überschreiten und aus dem Haarbalge frei hervortreten sollen. Henle hält die entstehenden dunklen Längsspalten, welche der bezeichneten weissen Stelle des Haar- knopfes ein feinfaseriges Ansehen geben, für verwandelte Zel- lenkerne, welche auch darch Anwendung der concentrirlen Es- sigsäure frei schwimmend dargestellt werden können. Diese freien Zellenkerne sind die in der Verkümmerung, begriffenen Zelleukerne der oben beschriebenen hellen Membranen, welche durch die Einwirkung der Essigsäure ia ihrem verkümmerlen Zustande sich leichter ablösen. Von diesen Zellenkernen finde ich an der bezeichneten Stelle des Haarknopfes, wo die Bildung der Lävugsspalten vor sich geht, höchst selten noch eine ver- kümmerte Spur, die sieh natürlich ganz anders bei näherer Un- tersuchung darstellt, äls die feinen Längsspalten. Die Zahl die- ser Zellenkerne ist überhaupt verhältnissmässig auch so gering, dass man schon aus dieser Rücksicht unmöglich eine genelische Beziehung zu den zahlreichen feinen, dunklen Längsstreifen der Längsspalten annehmen dürfte. Indessen scheint Henle, nach der Fig. 16. Tab. I. d. der allgemeinen Anatomie und der Be- schreibung zu urtheilen, auch die künstlich gebildeten freien, sich gern krümmenden Fasern der Rindensubstanz im Haaknopfe als Zellenkerne gedeutet zu haben. — Die Zellenschicht, welche für das Epithelium bestimmt ist, verhält sich anfangs ganz ähn- lich, wie bei der inneren Waurzelscheide und bei der Rinden- substanz, Die Zellen werden grösser, platter, und bilden eine Membran, sehr ähnlich einem platten Pflasterepithelium. Wei- ter hioauf nehmen die Zellen eine länglich-rhomboidale Form an in der Richtung des Längsdurchmessers des Haarschaftes; . Fu CLXXXH die Zellenkerne werden länglich-oval. In dem letzten histo- genelischen Acte verkümmern die Zellenkerne und schwinden; an den Zellenplältchen aber erheben sich die oberen Ränder über die unteren der darauf folgenden, um sich gegenseitig dach- ziegelartig auf eine Strecke hin zu überwachsen. Beim Beginn dieses Processes fällt nur die kräftige Contour des sich erhe- benden Randtheils auf; späterhin macht sich das Hinaufwachsen der unteren Zellen auf die darauf folgenden durch das Näher- sücken der oberen Ränder bemerklich. — Die Entstehung der Querfaserschieht gleicht am meisten den ersten Veränderungen in den für die Rindensubstanz bestimmten Zellenschichten.‘ Die Zellen werden hier jedoch noch vollkommnere Faserzellen, und die letzten Entwickelungsacte, die Bildung der einförmigen Mem- bran und der Längsspalten, kommen nach meinen Erfahrungen gar nicht zur Ausführung. Die Structur der Gefässe hat gleichfalls an Henle einen ausführlichen Beobachter gefunden. Eine kurze Mittheilung sei- ner Untersuchungen findet man in dem Aufsatze: „Ueber die Contractilität der Gefässe‘* (Wochenschrift f. d. gesammte Heil- kunde von Casper. No. 21. 1840.). Wir wollen nns indessen bei diesem so wichtigen Gegenstande sogleich an die ausführli- chere Abhandlung halten, welche Henle p. 473. sqq. ia seiner allgemeinen Anatomie vorlegt. — In Betreff der Capillargefässe giebt der Verfasser als die geeignetsten Stellen zur Untersuchung folgende an: die Oentralorgane des Nervensystems, die Netzhaut, - die Pia mater, und besonders deren Falten, die lockeren Bin- degewebschichten in der Rückenmarkhöhle zwischen den Bän- dern und der Dura mater, und besonders an den gelben Bän- dern, die feinen Bälkchen des Corpus cavernosam penis; we- niger isolirbar, doch deutlich zu verfolgen sind sie in der Pupil- larmembran, Zonula Zinni, in der hinteren Linsenkapselwand des Fötus, in der Haut der halbeirkelförmigen Kanäle und in der Beinhaut des Labyrinths. Die Kapillargefässe sind in den ver- schiedenartigen Theilen verschieden weit und von etwas abwei- chendem Bau. Die feinsten Capillargefässe von 0,002“ Breite sind völlig structurlose, häutige Röhren, an deren Wandungen Zellenkerne mit Kernkörperchen hintereinander alternirend auf beiden Seiten, oder auf ein und derselben Seite nacheinander folgend, oder endlich auf beiden Seiten gegenüberliegend ge- funden werden. Die Zellenkerne sind rund (jedenfalls nur in höchst seltenen Fällen), gewöhnlich oval, länglich, ragen öfters hüglich nach aussen hervor, zuweilen auch nach innen, oder schei- nen endlich wohl die Wandung der Röhre nach keiner Seite hinten hervorzutreiben. Essigsäure macht die Röhre durebsich- tig, ohue sie weiter sichtbar zu verändern, ferner die Kerne deutlicher hervortretend, ohne sie jedoch abzulösen. Henle CLXXXUI glaubt, dass die Zellenkerne nur der Wandung nachträglich auf- gelegt seien, eine Ansicht, welche in diesem Falle weiter nichts für sich hat, als dass die Zellenkerne öfters, wie auch bei der Zellenmembran anderer Gewebe, nach aussen an der structurlosen Wandung (Zellenmembrao) hervortreten. Die structurlose Mem- bran der oben beschriebenen feinsten Capillargefässe nennt der Verfasser die primäre Gefässbaut. — Die Wandungen der stär- stärkeren Capillargefässe verändern sich folgendermaassen. Nach innen von der primären Gefässhaut wird zuerst eine Schicht constat runder, blasser Kerne sichtbar, die, getragen von einer hellen Membran, dichter zusammenliegen als in der primären Gefässhaut, und die Henle für das Epilhelium der Gefässe hält. Bei noch weiteren Gefässen zeigen sich nach aussen von der primären Gefässhaut querovale Kerne (deren Längsdurch- messer die Längenaxe des Gefässes durchschneidet), welche an- > fangs mit Kernkörperchen versehen sind, die später schwinden, während die Kerne sich verlängern und in spitze Fortsätze ausgehen. Gleichzeitig mit dem Auftreten dieser querovalen Kerne sollen die längsovalen Kerne (deren längster Durchmes- ser dem Längsdurchmesser der Gefässe parallel ist) der primä- ren Gefässe näher aneinander rücken und sich verlängern. Die Gefässe von dieser Beschaflenheit erscheinen bei mässiger Ver- grösserung längs- und quergestreift. Henle’s Beschreibung der feineren Gefässe kann ich in Rücksicht auf die Lagerung der Zellenkerne an der structurlosea Wandung bestätigen, und muss bei der angegebenen Verwandlung der Zellenkerne in Fa- auf mein früheres Urtheil verweiseu. An den Stellen der Be- schreibung, wo der Verfasser auf die Genesis der Capillarge- fässe Rücksicht nimmt, ohne selbstständig in dieser Beziehung geforscht zu haben, tritt consequent die nicht motivirte Rich- tung hervor, deren oben gedacht wurde. . Die Eutwickelung der Capillargefässe ist bis jetzt zwar noch von Niemand genügend und factisch gezeigt worden. Die Hypothese Schwann’s lässt sich leicht grade an der Stelle, wo der Verfasser sie zu beobachten glaubte, als nicht naturge- mäss nachweisen, Valentin ist dieser Hypothese noch neuer- dings (Müll. Arch. 1840. p. 217.) gefolgt, zumal dieselbe für seine Ansicht, dass die Blutzellen Blutkerne seien, einigermaas- sen spricht. Dieser Verfasser beobachtete in den Maschen der Capillargefässe des Kapselpupillarsackes rundliche Körper (Ca- pillargefässzellen) von ungefähr 0,000540 P. Z. mittlerem Durch- messer, von welchen einige zuerst gekörnt erscheinen, andere unter feinen Körnern mehrere (bis 4) runde Kugeln enthalten. Die Wandungen (Zellenmembranen) dieser Körper sollen in die Wandung der Capillargefässe übergehen, so däss sie zuerst, wie ächte Vasa helieina, blinde Nebenanhänge der Gefässe bilden CLXXXIV Die Zellenmembranen der Capillargefässzellen verlängern sich dann, und ihre Kerne sollen Blutkörperchen werden, während die sichtbaren Kerne der Capillargefässe erst später aufgela- gert seien, Bei meinen zahlreichen Untersuchungen habe ich von einer solchen Erweiterung und Entwickelung der Gefässe niemals Etwas zu beobachten Gelegenheit gehabt. Auch glaube ich nicht. dass man einen genügenden Grund habe, die Entstehung und Erweiterung der Capillargefässe sich anders vorzustellen, als die der leichter zu beobachtenden grösseren Gefässbahnen und ihrer nächsten Verzweigungen, zumal dieselben ursprüng- lich mit den Capillargefässen gleiche functionelle Bedeutung ha- ben. In dieser Beziehung habe ich bereits in meiner Schrift: „das Entwickelungsleben im Wirbelthierreich‘‘, angegeben, dass die Entstehung des Herzens und der zunächst von ihm ausge- henden Verzweigungen, ferner das Gefässnetz der Area vascu- losa beim Hühnchen in der Art erfolge, dass an den besagten Stellen die Zellen durch zahlreiche Generation sich zuerst anhäu- fen, um Bildungsmaterial zu schaffen, Diese angehäuften Zel- lenmassen haben am Herzen, in den künftigen Aortenbogen und Dotternervenstämmen die Form cylindrischer Körper. In der Area vasculosa dagegen, wo Gefässnetze erscheinen, bilden sie unregelmässige rundliche Haufen, hie und da mit Fortsetzungen (Blutinselo). Von diesen Zellenanhäufungen werden die mittle- ren Massen allmählig gelblich, und verwandeln sich zu Blutzel- len, die umgebende, unmittelbar an den Zellen der Gewebe sich anschliessende Rinde dagegen stellt das Bildungsmaterial für die Gefässwandungen dar, Die allmählige Verwandlung der Zellen in die Gefässwandung der Gefässnetze erfolgt aber erst, wann die Blutinseln unter dem Einfluss der durch die Contra- etionen des Herzens in Bewegung gesetzten Kräfte zu regelmäs- sigen Blutbahnen umgeschaflen werden. Die fernere Erweite- rung der Gefässbahnen im Fruchthofe glaubte ich nach meinen damaligen Erfahrungen von den Kräften des Herzens herleiten zu müssen, während die Bildung der Blutzellen allein in dem Gefässhofe, und später in der Leber wahrscheinlich gemacht wurde. Neuerdings hatte ich Gelegenheit, die Bildung der Ge- fässe in der Allautoide der Nagethiere ausserordentlich deutlich zu verfolgen, und mich zu überzeugen, dass hier die Erweite- rungen der Gefässe von den Art. hypogastricae aus ganz nach denselben Gesetzen durch Bildung von Blutinseln erfolge, wie in der Area vaceulosa. Daher scheint es mir sehr wahrschein- lich, dass man die Gefässbahn- und Blutzellenbildung durch sogenaunte Blulinsela in allen wachsenden Theilen des Embryo annehmen dürfe, wenn auch der wirkliche Nachweis nach ein- leuchtenden Gründen nicht überall möglich ist, Aus diesen u CLXXXV Mittheilung geht hervor, dass wirkliche elementare, kernhallige Zellen die Wandung der Blutbahnen ursprünglich constituiren, und dass man dasselbe wohl begründet auch von den feineren und feinsten Gefässen voraussetzen darf. Jene längs- und quer- ovalen Kerne au den Capillargefässen müssen demnach als Zel-' lenkerne von Zellen angesehen werden, deren Zellenmebranen sich in die structurlosen Häute der Capillargefässe verwandelt haben. In der That kann man auch in den structurlosen Häu- ten der Capillargefässe des Fötus, doch ohne Anwendung der Essigsäure, nicht selten Contouren gewahren, welche auf eine Zusammensetzung aus länglich rhomboidalen, zuweilen fast spin- delförmigen platten Zellen hindeuten. An den vollkommensten grösseren Gefässen unterscheidet Henle (Allg. Anat. S. 494.) sechs differente Schichten, wel- ehe durch Vervielfältigung mehr oder weniger mächtig wer- den können. Die innerste, dem Lumen des Gefässe zunächst liegende Schicht ist an den feinsten Gefässen eine körnige, einfache Haut, in welcher Kerne in gewisser Ordnung abgelagert seien. Am häufigsten hat diese Schicht die Structur des Epithelium serö- ser Häute, deren verschiedene rhombische oder elliptische Epi- iheliumplättchen auch in Fasern übergehen. Der Verfasser hält diese Membran für das Epithelium der Gefässe. — Die zweite nach anssen darauflolgende Schicht ist die von Henle sogenante gefensterte oder gestreifte Gefässhaut. Es ist eine äusserst feine, wasserhelle, ziemlich steife und brüchige Membran, welche das Characterisische hat, in grösseren Lappen abgetrennt an den Rändern sich einzurollen. Ausgezeichnet ist sie ferner durch aufliegende, oft sehr feine Fasern, welche sich vielfach, ge- meiolin der Länge des Gefässes nach, verästeln und mit den Aesten untereinander communiciren. Zwischen den Fasern be- finden sich in der Membran zerstreut meist rnnde, zuweilen auch unregelmässig gerissene Oeflounugen. Die Bildung dieser dureh die beschriebenen Fasern gestreiften Gefässhaut denkt sich der Verfasser so. Eine Zellenlage (Epithelium) gehe nach Re- sorplion der Kerne in eine homogene Membran über. Auf der- selben erscheinen, wahrscheinlich durch Anlagen von Körnchen, Fasern; die Membran selbst aber werde von Oeflnungen durch- b n und zuletzt vollständig resorbirt. — Die dritte Lage bildet Henle’s Längsfaserhaut. Sie soll aus den längsovalen Kernen der primären Gefässbaut entstehen. Sie stellt an gros- sen Gelässen, namentlich Venen, eine blasse, körnige Mem- bran vor, gleichfalls mit der Neigung sich der Länge nach einzurollen. Dunkle, der Länge nach verlaufende Streifen scheiden sie scheinbar in platte Fasern von 0,005” — 0,006’ im (uerdurchmesser (Vena brachialis). Die Streifen selbst ha- CLXXXVI ben eine Dieke von 0.0009, sollen verlängerte Zellenkerne sein, und den Kernfasern des Bindegewebes verglichen werden. Sie verbinden sich auch durch Seitenäste und verwandeln sich in ein Netz von rhomboidalen Maschen wie das elastische Ge- webe, mit welchem sie auch darin übereinstimmen, dass die einzelnen abgerissenen Fasern sich rankenartig krümmen. Der Unterschied beider Fasernetze soll darin bestehen, dass bei der Längsfaserhaut die Maschen weiter und die Fasern selbst: blas- ser, als die des Ligamentum nuchae und der elastischen Arte- ° rienhaut sind. Essigsäure macht die membranöse Grundlage der Längsfaserhaut heller, ohne sie aufzulösen, und die Fasern tre- ten deutlicher hervor. Heule’s sogenanntes Epithelium der Gefässe, ferner seine gestreifte Gefässhaut und die Längsfaserbaut, welche zusammen der Tunica intima früherer Schriftsteller entsprechen, haben die- ses gemein, dass die Fasern. wo solche vorkommen, im Längs- durchmesser der Gefässe verlaufen. Die jetzt folgende Aten Lage, welche sich bei den Arte- ierien am meisten und stärksten ausbildet, entwickelt sich aus der querovalen Kernschicht der Capillargefässe, ist die Tunica media früherer Anatomen, und heisst nach Henle Ringfaserhaut. Die mikroskopischen Elemente derselben sind breite, sehr platte, schwach granulirte Fasern oder Bänder, welche ringförmig die innere Gefässhaut umgeben, und zwischen denen sich ein Netz oder System dunkler Streifen (Fasern) befindet. Die Existenz wirklicher Querbänder hat Henle eigentlich nirgend an unver- sehrlen grösseren Stücken der Tunica media nachgewiesen. Sie wird vielmehr daraus gefolgert, dass losgerissene Stücke der innersten Schichten der Tunica media in ihren Umgebungen nicht selten ziemlich gleich lange rhombische Plättchen haben, von welchen einige ganz homogen sind, andere einen mehr oder weniger deutlichen länglichen Fleck (Zellenkern nach Henle) oder auch Körnchenreihen zeigen, die mit ihrer läng- sten Ausbreitung in der Längenaxe des Plättchens liegen. Mehr nach aussen in der Tunica media sah Henle (Allg. Anat. p. 99.) diese Plättchen noch im Zusammenhange mit dem losgerissenen membranösen Stücke der Tunica media, und auf derselben so wie auf dem Plättchen verbreiteten sich Fasernetze, ähnlich den elastischen Fasern. Hiernach soll dann die Ringfaserbant in fol- gender Weise sich herausbilden. In einer anfänglich gleichar- ügen Schicht entstehen Zellenkerne ; diese verlängern sich queroval, verfeinern sich und können auch resorbirt werden (Körnchenreihen). Jeder Kern eignet sich gewissermaassen den nächsten Bereich der homogenen Schicht zu; daraus ent- stehen die Plättchen. Weiter nach aussen beginnt wieder eine Verschmelzung der Plältchen zu den ringförmigen Bändern, die CLXXVN zuweilen noch wie aus einzelnen Stücken zu bestehen scheinen. Der Rest der Kerne aber soll sich verlängern, verästeln und zu jenem zwischen den Ringfasern gelegenen, dem elastischen Faserneize ähulichen Gewebe sich ausbilden. Auch die Quer- bänder lösen sich nicht in Essigsäure auf, sondern werden nur heller, so dass die Fasernetze deutlicher zu Tage treten. Die fünfte, nur bei stärkeren Arterien als zusammenhän- gende Schicht naehweisbare Lage ist die eigentliche elastische Faserschicht der Gefässe. Sie lässt sich auf keine Weise nach irgend einer Richtung hin in zusammenhängende Schichten tren- nen. Die Fasernetze unterscheiden sich aber durch ihre Festig- keit von den früher erwähnten, die zart und brüchig sind. Ge- wöhnlich ist die elastische Faserschicht mit Bindegewebe durch- webt, welches endlich die Oberhand gewinnt und dann als sechste Schicht auftritt. Die fünfte und sechste Schicht ent- sprechen der Tunica adventitia der früheren Histologen. Henle’s mitgetheilte Beobachtungen über die feinere Struc- tur der Gefässe weichen in vielen Stücken von den bestehenden Erfahrungen ab, bilden eine Hauptstülze seiner Ansicht von der _ thierisch-organischen Plastik, und haben noch eine besondere pbysiologische Wichtigkeit dadurch erlangt, dass der Verfasser seiner Ripgfaserhaut eine lebendige Contractilität vindieirte. Diese Eigenschaft soll dadurch erwiesen sein, dass die angeblichen Riogfasern in ihrer Structur den Uebergang von dem Binde- gewebe zu den ungestreiften Muskelfasern machen. Ueber die Eigenschaft der etwa einzelnen Schichten der Gefässwandung zukommenden Contractilität wage ich kein Urtheil abzugeben, doch gegen die Gründe, welche Henle aus der Structur der Gefässe entnehmen zu dürfen glaubt, sprechen meine eigenen hier folgenden Untersuchungen, deren Resultate in manchen Beziehungen anders ausgefallen sind, als wie sie oben mitge- theilt worden. In Rücksicht der Tunica adventitia und dem mit ihr ver- webten evidenten elastischen Fasernetze, so wie hinsichtlich der Beschaffenheit des von Henle genannten Epitheliums stim- ' men meine Beobachtungen mit denen des Verfassers überein. Nur ist die Frage, ob dasjenige, was Henle als Epithelium deutet, auch wirklich für die innerste Zellenschicht, welche das Blat berührt, zu halten se. Remak machte mich darauf aufmerksam, dass bei der Untersuchung der inneren Fläche der Gefässwandung sogleich nach dem Tode des Thieres auf dem Epithelium nach Henle noch eine Schicht mässig abgeplat- teter, sich polyedrisch abgrenzender, runder Zellen zu fin- den seien, deren runde, meist gelblich tingirte Kerne auch Kernkörperchen haben. In Folge dessen untersuchte ich eine Klappe der Vena jugularis eines eben geschlachteten Kaninchens. CLXXXVII In Serum sanguinis oder Hühner- Eiweiss konnte ich keine evidente Spur von eiver solchen Zellenschicht bemerken, sobald ich aber Wasser hinzuthat, dehnten sich die Zellen durch Diffusion aus, und waren sehr deutlich zu unterscheiden. Längere Zeit nach dem Tode sind sie nicht mehr vorhanden, wohl aber jene von Henle für das Epithelium gehaltene Membran, deren Zellen auch mehr rhomboidal und spindelförmig sind, gerne untereinander zusam- menhangend verbleiben, die Phänomene der Diffusion gar nicht hervortreten lassen, und von schwacher Essigsäure weni- ger verändert nur lichter gemacht werden. Demnach ist die von Remak entdeckte Zellenschicht für das eigentliche Epithe- lum der Gefässe zu halten, welche ich einmal auch an den grösseren Capillargefässen, wo die Schicht mit querovalen Ker- _ nen aufgetreten war, zu beobachten Gelegenheit hatte. Nach Entfernung des eigentlichen Epithelium der Gefässe und der aus länglichen rhomboidalen und spindelförmigen Zel- len zusammengesetzten Schicht lässt sich von der iunern Ge- fässwandung eine feste, bald sehr feine, bald mächligere Lage lostrennen, die aus übereinander liegenden Fasernetzen besteht. Die Fasernetze sind lang gezogen in der Richtung der Längen- axe des Gefässes, daher diese Schicht das Aussehen einer in der genannten Richtung längsgestreiften Membran hat. Diese Lage der Gefässwandung ist unlöslich in Essigsäure, steif, brüchig, und hat die Neigung. von den Rändern aus sich einzurollen, kurz sie entspricht der von Henle genaunten gestreiften Ge- fässhaut, nur mit dem Unterschiede, dass wir jene für die Grundlage derselben gehaltene, durchlöcherte oder gefensterle Membran gänzlich abtrennen und für sich belrachten. Diese durchlöcherte Membran habe ich wochenlang täglich vergebens in der Schicht mit Längsfasernetzen gesucht; ich zweifelte schon an die Existenz derselben, als ich die Tunica media zur Unter- suchung vornahm und sie hier als einen wesentlichen Bestand- iheil vorfand. Die Fasern in der Längsfasernetzschicht sind oft sehr fein, werden aber auch stärker und die Netze grösser, in einzelnen Lagen und an verschiedenen Gefässen, so dass ich keinen Grund finde, noch eine besondere „Längsfaserhaul‘ nach Henle von der in Rede stehenden Schicht der Gefässwandung zu trennen. Die Entstehung dieser Schichten aus Längsfaser- netzen hat mit den gefensterten Membranen Henle’s keinen Zusammenbang; beide Membranen werden nur da zufällig über- einander liegend erhalten, wa die Tunica media der Gefässe an- stösst. Auch wiederhole ich, dass man vergebens hier wie über- all nach Uebergäugen und Verwandlungen der Kerne in die Faserschichlen suchen wird. Meine Beobachtungen am Fölus der Säugelhiere und des Menschen haben mir folgende Resul- tale über die Entwickelung dieser Faserschicht gegeben. Bei CLXXXIX vorsichtiger Präparalion fand ich an der inneren Fläche grös- serer und kleinerer Gefässstämme der Embryonen zuweilen eine ganz helle, ia Essigsäure unlösliche Membran, welche nur noch an einzelnen seltenen Stellen die Spur von einem in der Ver- kümmerung begriffenen länglichen, schmalen Zellenkern zeigte, im Uebrigen sich durchaus structurlos verbielt. Diese Membran, welche wir uns aus den Zellen, die ursprünglich die Gefässwan- dung constituiren, gebildet vorstellen, hat eine grosse Neigung sich in längliche Falten in der Richtung der Längenaxe des Gefässes zu legen. Es ist dieses eine Eigenschaft, welche in geringerem Grade auch an der Lage der Gefässwandung be- merkt wird, welche Henle’s Epithelium vorstellt. Fügt man hinzu, dass in dieser letzteren Gefässlage nicht selten an man- chen Stellen die Contouren der Zellen nicht mehr kenntlich sind, so erscheiot es höchst wahrscheinlich, dass ein genetischer Zusammenhang zwischen beiden Membranen statt hat. Die be- sprochenen Falten erscheinen unter dem Mikroskop gewöhnlich wie dunkle Längsstreifen, welche sich auch zuweilen an den Enden spalten, wenn die Falte in zwei Falten ausläuft. Durch Compression kann man sich leicht von dem richtigen Sach- verhältniss überzeugen. Häufiger als diese einförmige helle Mem- bran sieht man an derselben Stelle der Gefässwandung eine sol- che, die durchweg von zahlreichen kleinen Oefloungen durch- brochen ist, gleichsam als wäre die früher einförmige Membran mit einem spitzen Messer siebförmig durebstochen. Ia ihren phy- sicalischen Eigenschaften ist sie durch grössere Steifheit aus- gezeichnet und bildet nicht mehr Falten. Oberflächlich betrach- tet erscheinen die Oeflnungen als dunkle, kurze Striche, deren Längsdurchmesser nach der Läuge des Gefässes verläuft. Die wahre Natur der dunklen kurzen Striche lässt sich am sicher- sten bei Betrachtung des Randes eines abgerissenen Stückes die- ser Membran erkennen. Die Zerfaserung gelingt am leichtesten in der Richtung der Läogenaxe der Oeflnungen, und es kom- men dann wohl künstlich gebildete Fasern zum Vorschein, wäh- rend im unversehrten Zustande eine Faserbildung noch nicht erkannt werden kann. Dennoch ist der Entwickelungsgang des vorliegenden Gewebes schon zu errathen, und durch öfters vor- kommende Uebergangsgebilde zu bestätigen. Wie in der Rin- densubstanz des Haares nehmen die hier viel zahlreicheren Oefl- nungen in der Länge und auch in der Breite auf Kosten der Substanz zu, und werden so allmählig zu länglichen Maschen eioes Fasernetzes, welches durch die übrig gebliebene Substanz der Membran vertreten wird, und unsere Schicht der Längs- fasernelze bildet. An den Gefässen des Gehirns eines ziemlich reifen Schweinefötus hatte ich Gelegenheit, diesen Bildungspro- cess von den Capillargelässen aus nach den sich anschliessenden cxc grösseren Gefässen hin gradalim zu verfolgen. Jene Schicht der Capillargefässe, welche sich durch die längsovalen Kerne aus- zeichnet, verliert nach dem Herzen hin ihre Kerne, wird einfach, nur schwach granulirt und durchsichtig; es zeigen sich Spalt- öffoungen, und noch weiter zurück ist ein deutliches Längsfa- sernetz vorhanden. Bei dieser Untersuchung ist es nothwendig, einen etwas dickeren Gefässstamm, der in das Capillargefässnetz ausläuft, in einzelne Stücke zu zerlegen, um auf diese Weise an den Rändern dieser Stücke die zufällig freigemachte Schicht mit längsovalen Kernen und Längsfasernetzen beobachten zu können. Die mittlere Haut der Gefässe, oder Henle’s Ringfaser- haut, besteht auch nach meinen Untersuchungen aus zwei sich abwechselnden Lagen, deren eine Henle’s netzförmige Faser- schicht, deren zweite dagegen des Verfassers gefensterter oder durchlöcherter Membran entspricht, jedoch mit Abzug jener Faserschicht, welche der Tunica intima angehört, und um deren willen Henle die gefensterte Membran auch gestreifte genannt hat. Die Faserlage der Tunica media unterscheidet sich hin- sichtlich der Structur nicht wesentlich von der Schicht mit’ Längsfasernetzen. Ihre Fasern sind nur häufig und gewöhnlich stärker, die Maschen länger und breiter, und haben im Allge- meinen einen cirkelförmig um das Lumen der Gefässe herum- gehenden Richtungsverlauf. Auch finden sich häufig genug sol- che netzförmige Faserlagen, |die sich nicht von den elastischen Fasern der Tunica adventitia unterscheiden lassen, deren [an- derweitiges abweichendes Verhalten wohl uur dadurch bedingt wird, dass die genannten grösseren und stärkeren Fasernetze mit Bindegewebe verwebt sind. — Die zweite Lage der Tu- nica media der Gefässe, welche mit den Fasernetzen abwech- selt, ist die gefensterte Membran und deren vorangehende Ent- wickelungsstufen. Auch Henle hat sie in der mittleren Arte- rienhaut schon gesehen, nur nicht verdienter Maassen gewür- digt, obschon die Anwesenheit derselben an besagter Stelle in der Deutungsweise der Genesis der längsgestreiften Haut Be- denken erregen konnte, Die Beschaffenheit der gefensterten Membran ist, so wie sie Henle beschreibt. In einer durch- sichtigen, wasserhellen, steifen, leicht brüchigen und sich von den Rändern aus einrollenden, zuweilen noch mit einem Ru- diment eines Zellenkerns versehenen Membran befinden sich rundliche, häufig ovale und unregelmässig längliche Oeffnun- gen, deren längster Durchmesser zirkelförmig um das Lumen des Gefässes verläuft. Unter den grösseren Oeflinungen zei- gen sich auch kleinere kurze Spalten. In Folge dieser Be- schaffenheit hat die gefensterte Membran die Eigenthümlich- keit, welche wir schon bei ähnlich beschaffenen Membranen CXCI (innere Haarscheide eic.) kennen gelernt haben, Beim Zer- reissen und Zerfasern zersplittert sie leicht in längliche Plätt- chen und Fasern, und diese sind es, welche Henle zur Festselzung einer aus länglichen Plättchen und Querbändern bestehenden Ringfaserhaut veranlasst haben. Diese Plättchen und Fasern sieht man zuweilen als Appendix der gefensterten Membran, wenn die Zerfaserung nicht vollständig erfolgt war. Sind sie ganz frei, so ist ihr Rand nicht selten unregelmässig, zackig und auch wohl so ausgeschnilten, wie wenn das Plätt- chen aus der Umgebung einer Oefinung abgerissen wäre. In der Mitte der Plättchen erscheint zuweilen eine noch unver- sehrt erhaltene kleine Längsspalte, die so aussieht, als ob ein Kern vorhanden wäre. Wirkliche Spuren von Zellenkernen sind bei alten Individuen indessen nur sehr selten, häufiger bei jün- geren. Wo man die gefensterte Membran älterer Individuen in grösseren Stücken frei vor sich liegen hat, fehlt jedes Merkmal von einer Zusammenselzung etwa aus Zellen, Plättchen oder Fasern. Diese gefensterte Membran ist es wahrscheinlich, wel- che Räuschel an der Tunica media der Arterien als jene weisse, faserlose, durchsichtige, die Fasernelzlagen trennende Substanz bezeichnet. In Betreff! der Entwickelung beider wech- selnder Lagen der miltleren Arterienhaut wird es vor Allem nothwendig, beide Gewebe isolirt zu betrachten und nicht mit- einander zusammen zu werfen. Es lassen sich dann in früher Zeit des Embryolebens in der Gegend z. B. der Aorta, wo später die Tunica media sich ausbildet, membranartige Lage von Zellen unterscheiden, welche länglich rlomboidal und spindelförmig mit dem Längsdurchmesser eirkelföormig das Lumen des Ge- füsses umgeben. Von diesen Zellen-Lagen verwandeln sich einzelne in durchlöcherte Membranen, die ganz das Ansehen von jenen haben, welche wir bei der Genesis der Längsfaser- netzschicht der Gefässe beschrieben, doch verläuft hier der längste Durchmesser der Oeffnungen cirkelförmig um die Wan- dung des Gefässes. Aus diesen durchlöcherten Membran entstehen die Querfasernetzschichten der mittleren Arterien. Andere Zellen- schichten aber gehen allmählig und erst später in die gröber durch- löcherten oder gefensterten Membranen der Tunica media über, und die hier nur langsam verkümmernden Zellenkerne sind an der isolirten oder inniger zusammenhängenden Zellen zu sehen. - Die feinere anatomische und mikroskopische Beschaffenheit der Wandung grösserer Gefässe kann demnach in folgender Weise angegeben werden. Durch feinere anatomische Zerlegung lassen sich am übersichtlichsten an Arterien fünf, an den Venen gewöhnlich nor vier für sich bestehende, gesonderte Lagen nach- weisen, indem zu den bekannten Tunica intima, media und ad- ventitia noch zwei früher übersehene Lagen, das eigentliche CACU Epithelium der Gefässe nach Remak, und die früher von Henle entdeckte und für das Epithelium gehaltene Membran hinzu- kommen. Die von Henle als besondere Lagen angegeben Längs- faserhaut, hauptsächlich bei den Venen zwischen der Tunica intima und advintilia, so wie das elastische Fasernetz zwischen der Tunica media und adventitia der Arterien habe ich aus dem Grunde nicht in die anatomisch isolirbaren Lagen der Gefäss- wandung aufgenommen, weil ich sie beide stets mit dem Bin- degewebe der Tunica adventitia untermischt vorfand, und die Grösse der Maschen, so wie die Dicke der Fasern um so we- niger einen hinlänglichen Trennungsgrund abgeben, als diese Eigenschaften überhaupt in den unterliegenden Fasernetzen der Tunica intima und media so sehr wechseln. Beide Lagen er- scheinen mir daher nur als Uebergangsfasernetze der Tunica in- tima und media zur Tunica adventitia. In Betreff der mikros- kopischen Analyse dieser Lagen der Gefässwandung zeigt sich zunächst das eigentliche Epithelium der Gefässe (Remak) aus kernhaltigen, mässig abgeplatteten, runden Zellen zusammenge- setzt, welche sich gegenseitig poly&drisch begrenzen. Die dar- über liegende Lage, vielleicht nur ein Uebergangsgebilde des Epithelium zur Tunica intima, besteht aus einer durchsichtigen Membran, welche aus länglich rhomboidalen, selbst faserig ent- wickelten platten Zellen mit länglichen Kernen gebildet wird. Der längste Durchmesser der Zellen verläuft. der Länge des Ge- fässes nach. Auf dieser Lage folgt die Tunica intima, gemein- hin aus mehrfach übereinander geschichteten Fasernetzen (ge- streifte Häute H.) zusammengesetzt, welche mit dem Längs- durchmesser ihrer Maschen nach dem Verlauf der Gefässe ge- richtet sind (Längsfasernelze). Die Tunica media besteht bei vollständig Erwachsenen mikroskopisch aus zwei verschiedenen, sich abwechselnden Schichten: aus einer Fasernetzschicht, deren allgemeiner Richtungsverlauf eirkelförmig das Lumen des Ge- fässes umgeht (Querfasernetzschicht), und aus der durchlöcher- ten oder gefensterten Membran (Henle), deren Oeflnungen mit dem längsten Durchmesser gleichfalls eirkelförmig um das Lu- men des Gefässes gerichtet sind *). Das Gewebe der Tunica adventilia ist bekanntlich ein aus starken Fasern bestehendes Bindegewebe, welches da, wo es die unterliegenden Lagen be- rührt, mit Fasernetzen durchwebt ist. Die mitgetheilten Beobachtungen über die Structur des Haares und der Gefässwanduug haben ein neues, bisher noch 4) Je jünger das Individuum ist, um desto häufiger finden sich in der Tanica media statt der ausgebildeten gelensterten Membranen deren vorangehende Entwickelungsstulen. 5 * OXCHI nicht genügend gewürdigtes Gesetz der Verwandlungen von Zellen in Fasernetze ergeben, welches ich hier in der Kürze anführen will. Die elementaren Zellen fügen sich zuerst. wie beim Epithelium, aneinander, und bilden, indem sie zu läng- lich rbomboidalen und faserähnlichen Plättehen werden, eine Membran, in welcher anfangs noch die länglichen Zellenkerne, so wie die Contouren der Zellen deutlich unterschieden werden können. Dann fangen die Zellenkerne an zu verkümmern, die Contouren der Zellen werden undeutlich und verschwinden, und so entsteht zunächst eine meistentheils wasserhelle, hin und wieder fein granulirte Membran, in welcher nur höchst selten noch ein in der Verkümmerung begriffener Zellenkern bemerk- bar ist. Die Membran hat die Neigung, sich in Falten zu le- gen oder von den Rändern aus einzurollen, wenn sie dieker und härter ist; gewöhnlich ist sie spröde und brüchig, und stels un- auflöslich in Essigsäure. durch die sie nur durchsichtiger ge- macht wird. In dieser Membran entstehen durch einen localen Resorptionsprocess Oeflnungen und Spalten von wechselnder Grösse und Form, jedoch mit der überwiegenden Neigung zur mehr oder weniger längen Form in jener Richtung, in welcher sich die ursprünglichen Zellen mehr oder. weniger der Länge nach ausdehnten. Auf dieser Entwickelungsstufe verbleiben die Membranen in der ioneren Haarwurzelscheide (Henle, Corda), in der Tunica iotima feinerer Gefässe, in der sogenannten ge- fensterten Membran der Tunica media der Arterien. Eigenthüm- lieh ist dieser Entwickelungsstufe, dass die an sich. brüchige Membran sehr gern in der Richtung der Längenaxe der Oefl- nungen in längliche Plältchen und Fasern bei Zerrungen zer- splittert. In der Tunica intima, in der Faserschicht der Tunica media der Gelässe, ferner in der Rindensubstanz des Haares erleiden die durchlöcherten Membranen noch weitere Verände- ‘rungen. Die dichter gestelllen Spaltöffnuungen werden grösser und verwandeln sich in die Maschen von Faserneizen, zu wel- chen die Membranen auf diese Weise ausgebildet werden. Die _ Fasernetze sind sämmtlich: unlöslich io Essigsäure; ihre sonsli- gen chemischen Eigenschaften sind noch nicht bekannt. Ihre pbysicalischen Eigenthümlichkeiten wechseln: sie sind bald wei- " eher, nachgiebig und biegsam, und krümmen sich dann gern; erden aber auch härter, steif und spröde. In der allmäh- entwickeluden Rindensubstanz des, Haares zeigen siel schiedenen plıysikalischen Eigenschaften ia der Auf- einanderfolge. Die Fasernetze gleichen in ihrer mikroskopischen Beschaffenheit den elastischen Fasernetzen, wozu sie auch bei den Gefässen bis auf Henle gerechnet wurden. Wesentliche Unterschiede zwischen beiden weiss auch ich nieht anzugeben, und halte es für sehr wahrscheinlich, dass auch beide einem Müllers Archiv, 1841. N n; “ CXCIV gleichem Entwickelungsgeselz aus den elementaren Zellen un- terliegen. Dennoch dürfte es nicht in Abrede zu stellen sein, dass die Rindensubstanz der Haare und die Fasernetze innerer Theile des Körpers schon nach physikalischen Eigenschaften sich bedeutend genug unterscheiden, um verschiedene Gattungen von Fasernetzen anzunehmen. Mn Ueber die Verbreitung und den Verlauf der Capillargefässe und über das anatomische Verhältniss derselben zu andern Ge- bilden hat C. A. Voigt (de sysiemate intermedio vasorum ejusque radieib. Diss. inaug. Vindobon. 1840) eigene und die Untersuchungen seines Lehrers J. Berres mitgelheilt. Die fei- nere histologische Beschaffenheit der Capillargefässe ist nicht berücksichtigt, und wir entnehmen aus dieser im Uebrigen, auch in geschichtlicher Beziehung, sehr fleissig verfassten Schrift nur die nicht weiter streng molivirte Ansicht, dass sich Berres zwischen den Art. capillaria arteriosa und venosa ein Systema vasorum inlermedium vorstellt, welches nicht allein die Com- municalion mit den Capillargelässen unterhält, sondern auch mit‘ den Ausführungsgängen der Nieren, der Leber, überhaupt der Drüsen und mit den Iymphatischen Gefässen. Wie leicht man zu dieser Annahme durch feine, jedoch stets nur unsichere In- jeetionen gelangen könne, ist bekannt. Henle’s Forschungen im Gebiete der mikroskopischen Anatomie verdanken wir die Entdeckung einer Faser, welche ursprünglich Spiralfaser (Fror. N. Not. 294. p. 120.) genannt wurde, und die neuerdings (Allg. Anat. p. 194 sqq.) die erste Abtheilung des Verf. Kernfasergewebes ausmacht. Henle fand, dass einfache uad mehrfache Bindegewebebündel an vielen Stel- , len, z. B. an der Basis des Gehirnes, wo sie die Gefässe be- gleiten, von mehr oder weniger feinen, in Essigsäure unlösli- chen Fasern mit dunkeln Contouren umwiekelt werden. Spä- ter sah er diese Spiralfasern auf dieselbe Weise die primiliven Muskelbündel beim Frosch umgeben, und ich selbst habe eie_ vor Kurzem um die Muskelfaser des Schweines beobachtet. Ausserdem finden sich diese Fasern in viel grösserer Menge auch ganz frei zwischen dem Bindegewebe und Muskelgewebe, und zeichnen sich dann immer durch ihren geschlängelten, spi- ralförmig gewundenen Verlauf aus. Diese spiralförmig gewun- denen Fasern sollen auch zuweilen Seitenäste abschicken, was ich indess bis jetzt noch nicht zu sehen Gelegenheit hatte. Auch ist es schwer mit Sicherheit den Anfang und das Ende der Spi- ralfasern zu bestimmen. “Henle lässt die Spiralfasern aus den Kernen der primitiven Gewebebündel entstehen, an welchen sie sich befinden. R Der Verf. giebt auch eine Abbildung (Allg. Anat. Tab. II. Fig. 6) von einem mit Essigsäure behandelten Bindegewebe- . RETTEN «WW 4 u.“ CXCV bündel der Sehne des Musculus palmaris longus von einem Neu- gebornen, in welcher uns Uebergänge der Kerne (aneinander gereihte, gekrümmte, geschlängelte Zellenkerne) zur Spiralfaser vorgeführt werden. Vergebens sucht man nach diesen Ueber- gängen, wenn man ohne Mitwickung der Essigsaure beobachtet. Die platten, langgezogenen Zellenkerne verlaufen in den Faser- zellen des Bindegewebes jüngerer Thiere, so wie in den Muskel- fasern überall getrennt von einander und ganz gerade, es sei denn, dass die ganze Faser gerade an der Stelle, wo der Kern sich befindet, eine Krümmung macht. Die langen platten Zel- lenkerne haben abgerundele Enden und eine solche Breite, dass sie, auf der platten Seite liegend, niemals fadenartig erscheinen und die Breite der stärksten Spiralfasern um das 2— 3fache übertreffen. Sobald aber Essigsäure hinzukommt, und die Zel- lenmembranen der Fasern sich auflösen oder zu durchsichtiger Masse aufquellen, schrumpfen die Zellenkerne zu fadenartigen Körpern zusammen, krümmen sich hierbei öfters und nehmen " auch wohl einen geschlängelten Verlauf an; kurz es entstehen die künstlichen Metamorphosen der Kerne, welche-Henle als Uebergangsstufen zur Spiralfaser beschreibt. Verwachsene Zel- lenkerne seh ich nirgends, wohl aber gerathen die gekrümmten, freien, fadenartigen Zellenkerne zuweilen so aneinander, dass sie uns an ein Vebergangsgebilde zur Spiralfaser erinnern kön- nen. Ausserordenllich schön konnte ich dieses an der Muscu- latur des Froschdarms verfolgen, wo man sich feinere Schich- ten der Muskellage verschaflen, und sowohl die normale Be- schaflenheit der Fasern und ihrer Zellenkerne, als auch die Ver- änderungen durch Essigsäure genau übersehen kann. Schliesslich will ich noch des besonders gegen Henle’s Ansicht sprechenden Umstandes gedenken, dass die Spiralfa- sern nicht bloss einfache, sondero auch mehrfache primitive Bündel der Gewebe umgeben. Erwägt man übrigens, dass die Spiralfasern am meisten frei angetroffen werden, dass sie da, wo sie die Gewebe umwickeln, ohne Anwendung der Essig- säure betrachtet, nur oberflächlich ohne irgend eine Spur von Einschnürung denselben aufliegen, dass endlich die meisten pri mitiven Gewebebündel derselben entbehren; so ist wohl anzu- nelımen, dass die Spiralfasern keine integrirenden elementaren Bestandtheile der Gewebebündel sind, und nur beifällig, bei der eben, Neigung spiralförmig fortzuwachsen, zur Um- ckelung Beate dent sind. R n Es ist mir nicht gelungen, die Entstehung der Kernfasern ganz genügend zu verfolgen, doch sind mir im Fötus der Säu- gethiere und in der Gebärmutter vielfach fadenartige Zellenfa- sern vorgekommen, welche unlöslich in Essigsäure waren, auch die dunkeln Ränder der Spiralfasern hatte, und in der wenig uw n* Tr. CXCVI angeschwollenen Mille einen deutlich von der übrigen Faser sich abgrenzenden, verkümmerlen länglichen Zellenkern unterschei- den liessen. Bei diesen Eigenschaften könnte die Zellenfaser wohl als eine Uebergangsform der Zelle in die Spiralfaser an- gesehen werden. G. Valentin beschreibt (Müll. Arch. 1839. p. 176.) die Siructur der Lympbherzen von einem 7“ Pariser Maass langen Embryo der Brillenschlange, und das Verhalten der Lymph- oder Chylusgefässe in der Darmschleimhaut des Erwachsenen. An dem flaschenförmig gestaltelen Lymphherzen der Brillen- schlange unterscheidet Valentin eine äussere, durch Pigment- Ramificalionen sich auszeichnende Schicht, und darunter die aus zwei sich kreuzenden Hauptschiehten und aus der Splineter- schicht besteliende Muskellage. in welcher bereits an einzelnen Muskelfasern die zierlichsten Querstreifen zu erkennen waren, Die innere Oberfläche des Lymphherzens. ist glatt, und Quer- balken, eine Art von Trabeculis carneis. sind eben so wenig hier, wie bei Python und Boa zu bemerken. Die Anlage des Lymphberzens fand sich schon an einem 25” langen Embryo von Python tigris. In Betreff der Chylusgefässe in der Darm- zotte giebt Valentin an, dass an frisch gelödteten Thieren, die kurz zuvor gefültert waren, namentlich bei Erhärtung mittelst verdünnten kaustischen Kalis inmitlen der Darmzolle ein weiss- licher kolbiger Streifen erscheine, der nach aussen (gegen die äussere Wandung des Darmkanals) in mehrere feine Streifen ausgehe und den Anfang der Olıylusgefässe darstelle. Dieser Aufang werde von einem feinen Capillargefässnetze umstrickt, so dass es wahrscheinlich würde. dass der Chylus erst durch Vermittelung der Blutgefässe in die Chylusgefässe gelange. Hier- bei ist wohl zu bemerken, dass der Chylus auch nicht direct in die Blutgefässe, sondern erst mittelbar durch das Cylinder- epithelium, an dieselbe abgegeben werden kann. Hinsichtlich der Structur der quergestreiften Muskelfaser hat Valenlin (Eneyclopädisches Wörterbuch der medicinischem Wiss. Berlin 1840. p. 208 sqgq.) mehrere von den bisherigen Erfahrungen abweichende Ansichten vorgetragen, aus welchen wir folgende zwei Punkte herausnehmen, Aus dem Umstande, dass die noch reizbaren Muskelfasern ihre durchschniltenen End- theile oft in der ganzen Circumferenz nach aussen umstülpen, so dass eine Art von mehr oder minder trichterähnlicher Ein- gangshöhle entsteht, glaubt der Verfasser auf eine centrale Höhle der Muskelfaser schliessen zu dürfen. Auch auf feinen Querdurchschnilten soll sich der eigenthümliche Centraltheil der Muskelfaser erkennen lassen. Das Letztere ist mir nicht ge- lungen, und was die erste Erscheinung betrifft, so halte ich die Deutung derselben aus dem Grunde nicht für ganz zureichend, * u CXCVu weil das Phänomen sehr leicht dadurch hervorgerufen werden könnte, dass die primitive Muskelscheide bei der Durchschnei- dung sich verengend zurückzieht, und die herausgedrückten Fi- brillen mit ihren Enden sich dann nalürlich, zusammen eine Art von Trichter formirend, nach Aussen riehten würden. Der zweite Punkt belrifft die so äusserst schwierig der normalen Beschaffenheit nach zu bestiimmenden Muskelfibrillen. Valen- "tin unterscheidet zwei Arten von Fibrillen. Unmittelbar an der Muskelfaserscheide liege die eine Art der Fibrillen von zusam- leide Ka Bau. Man unterscheidet an ihnen eine unver- derliche Kernsubstanz, und eine sich verändernde äussere ehicht oder Scheide. Durch abwechselnde Erhebungen und Senkungen in dem ganzen Umfange bilde die äussere, be- wegliche Schicht rosenkranzartige Anschwellungen, und werde so die Veranlassung von dem Erscheinen der Querstreifen. Nach innen von diesen Fibrillen liege die zweite Lage einfacher Fi- brillen, von gleichmässiger eylindrischer Beschaffenheit und Un- veränderlichkeit. Ueber die Leistungea der elementaren Structur des Ner- vensystems ist bereits im Jahresbericht des Jahres 1838 von J. Müller das Wesentliche auch für die beiden folgenden Jahr- gänge mitgelheilt. Wir baben hier nur der zahlreichen Unter- suchungen zu gedenken, welche die mikroskopische Beschaffen- heit der Retina betreffen. Die ersten Untersuchungen über die Retina waren beson- ders dahin gerichtet, die Natur der Retinastäbeher und ihr phy- siologisch wichtiges Verhältniss zu den Nerveoröhren hinsich- tlich der Lage und Verbindung festzustellen. Remak unterscheidet (Müll. Arch. 1839. p. 165.) 3 Schich- ten der Retina. Die innerste, dem Glaskörper zugewendete Schicht besteht aus den stabförmigen, zum Theil papillenarlig angeschwollenen Körperchen, welche reihenweise mit ihren En- den aneinander gelagert seien, und so zusammengeselzte Fasern bilden solleo. Die Fasern breiten sich von mehreren Punkten in der Fläche der Retina strahleoförmig aus, und verzweigen sich auch, indem nämlich einige Stäbehen unter sehr spitzen Win- keln an anderen aufsilzen. Die Retinastäbchen zeigen im ganz frischen Zustande eige gewissermaassen willkürliche Bewegung, welche sich durchaus von der Molecular- und Wimperbewegung unlerscheiden sollen. Bei den grösseren Säugelhieren (Ochs, Schwein) sieht man die Papille durch einen Querspalt von dem übrigen Stabe getrennt. Lösen sich beide Theile, so bemerkt man zuweilen einen blassen, dünnen Faden aus dem Innern des Stabes in die Papille hineintreten, was auf eine zellige Natur hindeutet, obschon doppelte Contouren nicht zu erkennen sind. Nach aussen von der Stäbehenschicht breiten sich die Nasern _ CXCVIN des Sehnerven aus, welche etwa im zweiten Drittheil, von der Ausbreilungsstelle des Nervus oplicus in der Retina gerechnet, Geflechte bilden und dann vereinzelt auslaufen, ohne das Wie ihrer Endigung gewahren zu lassen. Doch gegen die von Meh- reren angegebene Umbiegung der Nervenröhren in die Retina- stäbehen spricht sich Remak mit Bestimmtheit aus, und mo- tivirt diesen Ausspruch durch das enorme Missverhältniss der Dicke beider Gebilde, namentlich beim Frosch. Die äusserste Schieht der Retina soll aus grossen Zellen bestehen, und un- mittelbar an den Pigmentzellen der Choroidea liegen. Für die Ausbreitung der Gefässe ist keine besondere Schicht vorhanden. Bidder’s Untersuchungen (Müll. Archiv 1839. p. 371.) verdanken wir zunächst die genaue Bestimmung des Lagerungs- verhältnisses der Stäbchen. und Nervenröhrenschicht. Die stab- förmigen Körper liegen nämlich am nächsten den Pigmentzellen der Choroidea, und sind von den letzteren nicht durch eine Zel- lenschicht, deren Anwesenheit Bidder gegen Remak bestreitet, sondern durch eine Lage gefärbter Kugeln, wahrscheinlich Oel- tröpfehen, getrennt. Dagegen breiten sich am meisten nach in- nen gegen den Glaskörper hin die Nervenröhren der Retina aus. Die Stäbchenschicht besteht aus basaltartig nebeneinander gestellten eylindrischen, hellen, soliden Körpern, welche mit den inneren Enden gegen die Nervenröhrenschicht, mit den äusse- ren gegen die Choroidea gerichtet sind, und hier stets eine ihrer Grösse entsprechende Oelkugel berühren. Zwischen den Stäbchen und den Oelkugeln ist nur ein lockerer Zusammenhang. Die Oel- kugeln haben verschiedene, namentlich aber bei den Vögeln eine sehr auflallende, braune, gelbe, purpurrolhe, weisse etc. Fär- bung, welche selbst zuweilen, wie beim Huhn, bei Aquila fulva, an einer und derselben Retina wechselt; sie sind schon von Gottsche, Michaelis, Valentin, Henle gekannt. Die cy- lindrischen Stäbchen des Huhns haben das Eigenthümliche an demjenigen Ende, wo sie mit den gelben Oelkugeln zusammen- hangen, flaschenförmig sich auszudehnen, was besonders bei Be- handlung des Präparates mit Speichel oder Wasser hervortrilt. Die schon von Gottsche erwähnten Wirbel und Riffe, ferner der Anschein von fasriger Bildung und die Verzweigungen der Stäbchenschicht hält der Verfasser mit Reeht für ein Kunstpro- duet, welches durch das Niederfallen und durch die Verschie- bung der Stäbchen aneinander hervorgerufen werde. Bidder glaubt endlich als ein Resultat seiner Untersuchungen ausspre- chen zu dürfen, dass die Stäbehenschicht der früher für die Tuniea Jacobi gehaltenen Membran entspräche. Henle hat den mitgetheilten Beobachtungen Remak’s und Bidder’s Anmerkungen hinzugefügt (Müll. Archiv 1839. + CXCIX p: 170. und p. 385.), aus welchen wir Folgendes entnehmen. Die leicht brüchigen, aber weichen Relinastäbchen gehen an den verborgenen, nach aussen gewendeten Enden bei den Fröschen konisch aus, zuweilen in eine ganz feine Spitze. Sellner bei den Fröschen, fast immer aber bei den Fischen, verlängert sich die Spitze unter einem stumpfen Winkel in einen selır fei- nen blassen Faden, der eben so lang und länger als das Stäbchen selbst ist. Ein querer Strich bezeichnet öfters die Grenze zwischen beiden Abtheilungen des Stäbehens. Schon bei längerem Verweilen im Humor aqueus, besonders aber un- ter der Einwirkung des Wassers zeigt das dem Glaskörper zugewendete Ende die Neigung sich hakenförmig umzubie- gen, so dass der umgebogene Theil sich an den graden an- legt, und die Trennungsgrenze nicht mehr kenntlich ist. Auf diese Weise entstehen die Kunsiproducte, welche frühere Beob- achter und Remak zu Annahme von Papillen verleitet haben. Oelters rollt sich besonders bei rascher Einwirkung des Was- sers im reinen Zustande das ganze Stäbchen zu mehreren Spi- ralwindungen zusammen, und hat das Ansehen einer durchlö- cherten Scheibe. Auch das spitze, in einen dünnen Faden aus- laufende Ende scheint sich in ähnlicher Weise, wie der entge- gengesetzte Theil, umbeugen zu können, und so eine Pseudo- Papille zu bilden, welche sich durch den vom geraden Theil des Stäbchens sie begrenzenden queren Einschnitt auszeichnet. Die von Mayer und Remak beschriebene Bewegung der Re- tinastäbehen hält der Verfasser nur für Molecularbewegung, wo- für sowohl die Form der Bewegung selbst, als auch der Um- stand spricht, dass dieselbe nur bei sehr kleinen und feinen Stäb- chen vorkommt, während sie bei Amphibien und Fischen fehlt. Hierin stimmt auch Bidder mit Heule überein. Beide Forscher haben aber verschiedene Ansichten über die innere Beschaffenheit der Retinastäbchen, und das Verhältniss der- selben zu den Nervenröhren.. Henle vertheidigt die ältere An- nalıme, und lässt die Nervenröhren in die Stäbchen sich fort- selzen und zu denselben anschwellen. Demgemäss sollen denn auch die Retinastäbchen nervenröhrige Gebilde sein, und aus einer Scheide und einem öligen Inhalte bestehen. Indess ist die Identi- tät der Retinastäbchen mit den Nervenröhren von Henle nicht genügend dargetban. Die unbefangene Beobachtung findet doch edeutende Unterschiede, namentlich in den Veränderungen beider durch Wasser, und Bidder hat selbst die Einzelheiten, welche #benle für die zellige Natur der Stäbchen angiebt, gerade zum Beweise der Solidität derselben in Anspruch genommen. Gesetzt nun auch, dass Bidder’s Deutung der Stäbehenschicht als Tu nica Jacobi. wie Henle glaubt, unrichlig wäre, so ist doch je- Jenfalls die Richtung der spitzen Stäbechenenden von der Nerven cc schicht abgewendet gegen die Choroidea hin eine solche, dass ein Uebergang derselben iu das Stäbchen nicht gut denkbar ist. Die ausführlichste und gediegenste Uutersuchung über die Netzhaut der Wirbelthiere mit Ausnahme des Menschen haben wir durch Hannover erhalten (Müll. Arch. 1840. p. 320.). Zwischen der Choroidea und der aus grossen sechseckigen, durchsichtigen, gemeinhin gekernten Zellen und aus feinen Fa- sero bestehenden Hyaloidea lassen sich drei verschiedenartige, die einzelne Schichten bildende Elemente unterscheiden. Die Stäbehen bilden die äusserste, nach der Choroidea hingewen- dete Schicht, wie schon Bidder angab, und Hannover nennt sie wohl nicht passend die eigentliche Netzhaut. Auf ihr folgen nach innen die Ausbreitung der beiden anderen Elemente, wel- che mit den Nervenelementen der Gehirnsubstasz identifieirt werden: zuerst eine einfache Schicht zottiger Kugeln, Gehira- kugeln, dann die Ausbreitung der Nervenröhren, und endlich noch eine zweite Schicht der Gehirnkugeln, welche die Grenz- lage gegen die Hyaloidea bin formiren — Die basaltartig neben- einander gestellten Stäbchen (Prismata praeacuta) sind eylindri- sche (wenn sie gedrängt stehen, wahrscheinlich sechseckige) so- lide, zarte, durchsichtige, glatte Körper, deren inneres Ende ge- rade abgeschnitten, deren äusseres zugespitzt ist. Die sechsfllä- chige Begrenzung und allmählige sechsseitige Zuspitzung erschei- nen besonders deutlich in normaler Lage bei den nackten Am- phibieo. Die Stäbchen sind der Quere nach gestreift, und thei- len sich leicht der Quere nach. Im Uebrigen stimmt der Verf. in der Beschreibung dieser einfachen Stäbchen mit Henle und Bid- der überein. Hannover hat aber in der Stäbehenschicht noch ein anderes Gebilde entdeckt, welches er Zwillingszapfen (Conus geminus) nennt. Die Anwesenheit desselben ist bei den Fischen (mit Ausnahme des Aals) ausser Zweifel gesetzt, ‘wird bei den nackten Amphibien vermisst, bei den Vögeln und Säugethieren jedoch wieder wahrscheinlich gemacht. Die Zwillingszapfen ha- ben bei den Fischen die Länge der längeren Stäbchen mit den feinen Fäden, und können als aus zwei Stäbchen zusammen- gesetzt gedacht werden, von denen jedes jedoch zwei bis drei Mal breiter, als ein einfacher Stab ist. Die queren Durchschnitts- flächen derselben sind bei den meisten Fischen oval, bei einigen auch rund. Man kann an den Zwillingszapfen ihrer Länge nach zwei Abtheilungen unterscheiden. Die innere (der Hya- loidea zugewendete) Hälfte ist glatt, nach innen abgerundet, und wird von der äusseren durch zwei feine transversale Linieh getrennt. Die äussere Hälfte besteht aus zarterer und mehr feinkörniger Masse, und geht in zwei conische Spitzen aus, von der Länge, wie die innere Hälfte. Nach einiger Zeit, oder bei Anwendung von Flüssigkeiten, wird die innere Hälfte der Coni Tr — ccı gemini spindelförmig und breiter, welches ein characteristisches Merkmal auch für die Zwillingszapfen der übrigen Thierklassen sein soll; die conischen Spitzen der andern Hälfte biegen sich hakenförmig, entschwinden dem Auge, und der Zwillingszapfen erscheint an beiden Enden gerade abgeschnitten und grobkörnig. Bei den Vögeln sind die Zwillingszapfen durehsichtiger als die Stäbe, und auch anderen Veränderungen unterworfen, indem sie namentlich zusammensinken und breiter werden, wodurch die Form einer Retorte hervorgerufen wird. Bei den Vögeln und auch bei den Säugethieren sind sie etwas kürzer als die einfachen Stäbe, und zeichnen sich bei letzteren noch da- durch aus, dass sie glatt bleiben und nicht körnig werden. Die Zwillingszapfen stehen eben so senkrecht auf der concaven In- nenfläche der Pigmentschicht der Choroidea, wie die Stäbchen, so zwar, dass immer ein Zwillingszapfen von einem Kranze von Stäbehen in verschiedener Anzahl (6—8— 12) umgeben wird, und nahe liegende Kränze gewöhnlich auch einzelne ge- meinschaftliche Stäbchen besitzen. Die Ausbreitung der Stäb- chenschicht ‚geht von der Entfaltungsstelle des Nervus opticus bis zur Iris. — Sehr eigenthümlich und bemerkenswerth ist das Verhältniss der äusseren Enden der Stäbchen und Zwillings- zapfen zu den regelmässigen sechseckigen Pigmentzellen auf der Innenfläche der Choroidea der Wirbelthiere. , Auf der inneren Fläche dieser Pigmentzellen stehen nämlich mehr oder weniger zahlreiche, senkrechte, häutige Pigmentscheiden, welche am auf- fallendsten bei den Fischen sind. Die einzelnen Pigmentscheiden umfassen hier die äusseren Enden der Stäbchen und .die coni- "schen Spitzen der Zwillingszapfen, von welchen jede gleichfalls ihre gesonderte Scheide hat. Die Verbindung mit der Pigment- seheide ist bei den Stäbchen lockerer als bei den Zwillingszapfen, deren Spitzen zuweilen abbrechen und hängen bleiben. Die Scheide reicht bis an die beiden transversellen Linien, ist wahr- scheinlich von einer öligen Substanz auf der inneren Oberfläche überzogen, und aussen mit Pigmentmoleculen belegt. Bei den Vögeln und Säugethieren sind die Pigmentscheiden viel kürzer, und bei ersteren noch dadurch ausgezeichnet, dass sie von einer wahrscheinlich ölartigen, verschieden gefärbten Substanz inner- halb bekleidet werden, welche entweder als Belegungsmasse der rent Stäbe erscheint, oder als ein Kügelchen, oder nach Hannover richtiger als ein Oelkegelchen dem Ende des Stäbehens anbängt. Beim Habn, bei dem Puter, der Taube und noch andern Vögeln zeigen sich drei Arten solcher Oelkegeln. Die dunkelgelben sitzen auf den Enden der Stäbchen, die klei- neren eitronengelben zu eins oder zwei an der äusseren Hälfte jedes Zwilliugszapfens, die carmoisinrothen liegen nach aussen auf den citrongelben kleinen Kegelchen, und gleichen so den ccu Grössen-Unterschied derselben von den dunkelgelben aus. Die. sen gefärbten Kegeln entspricht Bidder’s äussere Zellenschicht der Retina. Bei den nackten Amphibien werden die Pigment- scheiden allein durch eine Schicht ölartiger Kugeln von schwach violelter und gelblicher Farbe ersetzt. — Auf der Innenfläche der Stäbehen- und Zwillingszapfen-Schicht breitet sich zunächst eine einfache Schicht von Hannover für Ganglienkugeln ge- haltener Zellen aus. Diese Zellen sind überaus zart und durch- sichtig, im freien Zustande rund. Sie haben einen excentrischen Kern, der bei den Fröschen gekörnt ist, auch ein Kernkörper- chen hat, und bei den Vögeln sich durch die Kleinheit aus- zeichnet. Sie sind immer mehrere Male grösser als die Blut- körperchen desselben Thieres, doch viel kleiner als die sonst ähnlichen Zellen der Hyaloidea. Auf der inneren Fläche dieser einfachen Zellenschicht findet die Ausstrahlung der feinen Ner- venröhren des N. opticus statt, welcbe in ihrem Verlaufe sich nirgend theilen oder Plexus bilden. Gegen die Iris hin werden die Nervenröhren feiner und entschwinden eine Strecke vor der- selben dem Auge gänzlich, so zwur, dass der Verfasser eine freie Endigung für sicher hält, und von Umbiegungsstellen nichts gesehen hat. Auf der Nervenröhrenschicht folgt nach innen noch eine dickere Lage Ganglienkugeln, welche die Hyaloidea berüh- ren; zwischen beiden verlaufen viele und starke Blutgefässe. Burow hatte Gelegenheit, die Macula lutea im menschli- chen Auge an einem nur wenige Stunden zuvor verstorbenen Individuum zu untersuchen (Müll. Arch. 1840. p. 38.). Der gelbe Fleck erhob sich kegelförmig über die Oberfläche der Netzbaut, und war aus länglich runden Körperchen zusammen- gesetzt, welche von dem Mittelpunkte wie Radien nach der Peripherie ausstrahlten, dabei an Grösse zunahmen, doch zu- gleich in den Umrissen undeutlicher wurden. Wahrscheinlich hat Burow die Stäbchenschicht gesehen. ; B. M. Lersch hat eine recht gute historische Zusammen- stellung der bisherigen mikroskopischen Beobachtungen der Re- tina gegeben, und zugleich einige neue Beobachtungen hiozuge- fügt. (De relinae structura microscopica. Dissert. inaug. Be- rol. 1840.) j Van Deen berichtigt (Tijdschrift v. nat. Geschied. en Phy- siol. p. 294) seine frühern Angaben" über. die Wurzeln der ‚bei- den Juendennerven, der N, sacrales und des N. coceygeus beim Frosch (Landkikvorsch). Die beiden Lendennerven und die N. sacrales sollen bisweilen mit 3 (2 vordere und eine hintere), ja in seltenen Fällen mit vier Wurzeln aus dem Rückenmark entspriogen. Drei Wurzeln finden sich bei den N. sacrales und dem zweiten Lendennerven, seltner beim ersten. Die Anzahl der Wurzeln entsprechen sich öfters nicht anf beiden Seiten. Zwei + ccm vordere Wurzeln wurden ausnahmsweise auch an allen übrigen Spinalnerven beohachtet, Der N. coceygeus hat oft auch eine vordere Wurzel, welche schon Volkmann und Kronenberg bei Rana esculenta und temporaria beobachtet haben. Die Rad. anterior des Steissbeinnerven bildet mit den N. sacrales und dem zweiten Lendennerven den N. ischiadieus. Unter dem N. coceygeus konnte van Deen keine vom Rückenmark ent- springende Nerven verfolgen, und widerstreitet der Beobachtung Volkmann’s, welcher bei Rana esculenta hinter dem N. coc- eygeus noch drei mit blossen Augen nicht sichtbare Nerven- ästehen beobachtete. Die Ausbreitung feiner, von Purkinje angegebener Nerven- röhrehen in der Pia mater beschreibt ©. Luening, und giebt zugleich genaue mikroskopische Untersuchungen der weichen Haut, des Ligamentum denticulatum, auch der Arachnoidea und Dura mater. (0. Luening, de velamentis medullae spinalis. Vratislaviae 1839. 8.) M. Erd beschreibt (Disquis. anat. de oculo. part I. de membr. sclerotica Monach. 4. c. tab.) die feinere anatomische Beschaffenheit der Sclerotica der Wirbelthiere. Die Membran wurde zur leichteren Untersuchung in eine Auflösung von Kali causlicum, oder noch besser in rohe Holzsäure gelegt, und dann ein Paar Tage in Wasser aufbewahrt. Die Sclerotica zeigt sich dann aus drei Schichten zusammengesetzt, von welchen die bei- den inneren eine Fartsetzung der Dura mater und Pia meninx des N. opticus sind, die äussere aber durch eine Ausbreitung der Augenmuskelsehnen gebildet wird. Die aus mehr oder we- niger dicht zusammengedrängten Längsfasern bestehende Pia me- ninx schwillt beim Menschen und den Säugethieren an der Ein- trittsstelle in den Bulbus oculi ringförmig an, wird dann wieder dünner und legt sich an die innere Oberfläche der Hornhaut, den Annulus niger überschreitend. Bei den Vögeln schwillt diese innerste Schicht der Selerolica zum zweiten Male vor _ dem Canalis Fontanae an, und setzt sich öfters als innere, der Membr. humor. aquei zunächst liegende Lamelle der Hornhaut fort. Bei den Schildkröten hört sie an der hinteren Fläche der Cornea mit einem scharfen Rande auf. Bei den Fischen scheint sie zellgewebeartig in die Hornhaut überzugehen. — Die Fort- selzung der Dura mater steigt unter einem stumpfen Winkel von Sehnerven zur mittleren Schicht der Selerotica hinauf, wird anfangs dieker, dann wieder dünner, und legt sich früher als die Pia meninx an die innere Oberfläche und den Rand der Horohaut an. Bei den Vögeln wird diese Haut mit Knorpel angefüllt, spaltet sich dann in zwei Lamellen, eine dünne äus- sere rind eine dicke innere, welche zusammen den Knochenring umfassen, sich dann wieder vereinigen und in den äusseren ver- Ei ScıV längerten Rand übergehen, während viele durchsichtige Fasern in die Hornhaut übertrelen. Auch bei den Amphibien enthält die mittlere Schicht der Sclerotica Knorpelmasse, und scheint in die sehr feinen Lamellen der Hornhaut überzugehen. Bei den Fischen ist sie ähnlich beschaffen, und zeigt in ihrer vor- deren Hälfte zwei hintereinander liegende Knochenschüppeben. — Die äusserste, durch die Ausbreitung der Muskelsehnen ge- bildete Schicht ist hinten stärker, vorn schwächer, überhaupt dünner als die mittlere Schicht, mit Ausnahme bei den Fischen. Sie legt sich an die äussere Fläche des Hornhaut - Randes und formirt dadurch mit der mittleren und inneren Schicht der Sele- rotica den Falz für die Hornhaut. — Durch den Uebergang der Fasern der Sclerotica in die Hornhaut unterscheidet sich das Auge der Thiere von dem des Menschen. Ascherson hat interessante Mittheilungen über die Haut- drüsen der Frösche gegeben (Müll. Arch. 1840 p. 15.). In der Haut der Frösche sieht man einfache Drüsen, welche an manchen Stellen so dicht stehen, dass. sie sich fast berühren, und bei den Kröten die warzige Beschaffenheit der Haut her- vorrufen. Schon bei 8— 10facher Vergrösserung erkennt man sie dadurch, dass die Pigmentzellen bei ihrer Verästelung sich im Umkreise der Drüsen halten. Nach einem ziemlich gelun- genen Durchschnitt zu urtheilen, scheinen sie alternirend über- einander zu liegen. An diesen Durchschnilten liegt zuerst nach aussen die Zellenschicht der Epidermis von etwa 0.0015 bis 0,0024 P. Z.; darunter die viel dünnere Lage der Pigmentzel- leo, und nun folgt die Schicht der Hautdrüsen, welche eine mittlere Höhe von 0.0020 — 0,0025 P. Z. hat. Unter den Drü- sen sieht man eine elwa 0,004— 0.005” dicke Schicht einer durchsichtigen Substanz, welche in ziemlich regelmässigen Zwi- schenräumen von horizontal liegenden länglichen, scharf um- schriebenen Körperchen (ähnlich den Knochenkörperchen) durch- setzt ist, und durch senkrecht verlaufende Faserbündel in grosse, abgerundet vierseitige Felder abgetheilt wird. Die Hautdrüsen finden sich auch in der Schwimmbaut als kreisrunde oder ovale, von einem Doppelrande umgebene Stellen. Man unterscheidet an den Drüsen zwei verschiedene Schichten, die äussere von runder oder ovaler Gestalt, ist eine structurlose Membran; die zweite innere, welche die erstere auskleidet, lässt granulirte Körperehen unterscheiden, die wahrscheinlich die Kerne der Zellen vorstellen, aus denen die innere Schicht zusammengeseizt ist... Ein Ausführungsgang ist nicht vorhanden, sondern auf der nach der Epidermis hingewendeten Fläche des runden oder ova- len Drüsensäckehens sieht man eine gewöhnlich geschlossene, meist dreieckige Oeflaung, welche sich durch Dunkelheit aus- zeichnet, und in den meisten Fällen so gelegen ist, dass sie CcV zwischen mehreren sich berührenden Epidermiszelleu hervor- sieht. Geöflnet erscheint die Ausmündungsstelle des Drüsen- säckchens heller als die Umgebung. doch gleichfalls eckig, und von den Ecken ziehen sich gegen den Rand der Drüse hin Li- nien. die wie Falten aussehen. Die ganze Drüse verändert un- ier den Augen des Beobachters verschiedentlich ibre Gestalt. Eine Beziehung der Blulgefässe zu den Drüsen hat der Verfas- ser nicht ermiltela können. Eine sehr schätzbare Untersuchung über die Otolithen ha- ben wir durch E. Krieger erhalten (de otolithis. Diss.‘inaug. Berol. 1840.) Die in dem Labyrinthe der Cephalopoden und aller Wirbelthiere, mit Ausnabme der Myxinoiden, vorkom- menden Gehörsteine erweisen sich durch Pulverisirung oder durch Behandlung mit verdünnten Säuren aus sehr kleinen, verschiedenartig geformten Körperehen zusammengeselzt. Die Körperehen sind bei den Knochenfischen stäbchenarlig mit zu- gespilzten Enden, bei den Knorpelfischen oval mit geringer Zu- spilzung. bei den Amphibien der elliptischen Form sich annä- hernd, und ähnlich, nur kleiner, auclı bei den Vögeln und Säu- gelhieren. Die Länge der Körperchen der Knochenfische be- trägt 0.001 — 0.01”, die Breite 0,0001— 0,001’. Bei den Konorpelfischen sind die Körperchen „4; — 5“ lang und „1,” breit, bei den Amphibien „1; lang und „I; breit, bei den Vögeln ungefähr wie bei den Amphibien, bei den Säugethieren aber 1; lang und etwa „,4,' breit. Zur näheren Bestim- mung der Form wurden besonders die elliplischen Körper der Amphibien und grösserer Vögel untersucht. Die meisten hatten die Gestalt der regulären sechswinkligen Prismen mit drei und sechsseitiger Zuspilzung, und gehören demnach zu dem drei- und einaxigen Systeme nach Weiss, oder zu dem sexagonalen nach Naumann, oder zu dem rhomboedrischen nach Muhs, und zwar grösstentheils zu den hemiedrischen Formen. In den Zuspitzungsflächen kommen diejenigen Veränderungen vor, wel- che man an solchen ähnlichen Krystallen beobachtet, die aus koblensaurem Kalk bestehen. Weniger häufig zeigen sich die Formen des Skalenoeder in Verbindung mit den Flächen des ursprünglichen Rhomboeder, zuweilen als Zwillinge. Bei den släbchenarligen Körperchen der Koochenfische waltet die pris- mälische Form vor. Die Krystalle werden durch eine organi- sche Masse verbunden, und wie bei den Pflanzen krystallinische Körper in Zellen vorkommen, so glaubt der Verfasser aus mehr- fachen Gründen annehmen zu dürfen, dass die organische Masse von Zellen herrühren, in welche die genannten Krystalle einge- schlossen sind. Krieger sah nämlich, dass die Contour der Krystalle noch von einer zweiten Substanz umgeben ist, durch welche die krystallinische Form mehr abgerundet wurde. Kam ccvI Chlorwasserstoffsäure hinzu, so nahm die erwähnte Substanz etwas an Grösse zu, der Krystall selbst aber wurde kleiner, abgerundeter, nahm zur umgebenden Substanz das Ansehen eines Zellenkerns an und verschwand endlich. Wird eine leichte Auf- lösung von chromsaurem Kali oder sehr verdünnter Chromsäure (1 Tropfen Säure auf 1 Unze Wasser) hinzugefügt, so wird die Oberfläche der Körperchen verändert, gestreift und dunkler, und nimmt das Ansehen eines kleinen Blättchens vom Binde- gewebe an. Die Literatur der Zähne ist in den Jahren 1839 und 1840 besonders durch die Engländer reichlich vermehrt. Richard Owen hat ein grösseres, vergleichend anatomi- sches Werk über die Zähne aller Wirbelthiere, besonders der Fische, geliefert (Odontography or, a Treatise on the compa- rative anatomy of the teelh; their physiological relations, mode of developement and microscopie structure ia the vertebrate animals; illustrated by upwards of 150 Plates 1840). Diese Abhandlung, welche zu einem Auszuge nicht geeignet ist, be- rücksichtigt sowohl die allgemeine als die specielle Anatomie der Zähne, und wird durch sehr zahlreiche und schöne Abbil- dungen erläutert. John Tomes hat die Structur der Zähne vieler Wirbel- thiere untersucht, um besonders ihre Gefässhaltigkeit und ihr Verhältniss zu den Knochen darzulhun (Medical Gazette. Lond. 4839. On the structure on the teeth, the vascularily of those organs, and their relation to bone). Der Verfasser unterschei- det ausser den bekannten drei Bestandtheilen der Zähne noch eine vierle, welche eine Zwischeoschicht zwischen dem Ce- ment uud dem Zahnbein bildet und da beginnt, wo der Schmelz aufhört. Diese Lage besteht aus körniger Masse, eingeschlossen in einem transparenten Medium, welches ähnlich und bloss eine Fortselzung der transparenten Substanz ist, die die Röhrchen im Zahnbein verbindet. Die Körnchen sind von derselben Na- tur, wie die in den Röhrchen enthaltene dunkle Materie. Sie - sind unregelmässig in Gestalt und Lage, die grössten sind den Knochenkörperehen ähnlich, nur fehlen die fasıigen Fortsetzun- gen. In zusammengesetzten Zähnen, wo der Schmelz bis zur Basis herabgeht, wurde diese Körnchenschicht vermisst, ausser beim Meerschweinchen. Die Röhrchen des Zahnbeins sollen nach John Tomes gegen die Peripherie des Zahns hin theil- ' weise in den Schmelz, in die körnige und knochige Schicht sich fortsetzen. In den ausgebildeten Zähnen des Menschen gehen nur wenige Röhrchen iu den Schmelz über. während bei den neugebildeten sich fast kein Unterschied zwischen dem Zahnbein und dem Schmelz in dieser Hinsicht vorfindet. Am auffallend- sten ist diese Uebereinstimmung bei den Zähnen der niederen ccvu Thierklassen, namentlich bei den Fischen, bei welchen viele Röhrchen in den Schmelz sich fortsetzen, und den letzteren fast allein zu bilden scheinen. Wenn es indess unentschieden bleibt, ob der Verfasser nicht die schon von Anderen beobach- teten Spalten zwischen den Schmelzfibern der jüngeren Zähne höherer Wirbelthiere für Fortsetzungen der Röhrchen des Zalın- beins gehalten habe, so wird es andrerseits bei den niederen Wirbelthieren unter den angegebenen Umständen fraglich, ob überhaupt hier eine Schmelzschicht anzunehmen sei. Doch be- hauptet Tomes, dass alle verschiedenen Structuren des Zalıns analog sind, und will dieses dadurch erweisen, dass sie alle ohne Unterschied in eine Masse vermischt, an der Basis des Zahns bei einem Pottfisch vorgefunden werden. — Interessant ist die Mittheilung über das Verhältniss der Fischzähne zu den Kiefern. Beim Wolf-Fish hängen die Röhrchen des Zahn- beins mit den darunter liegenden Knochenröhrehen zusammen, und unterscheiden sich nur durch eine andere Richtung im Ver- lauf, wodurch die Cebereinstimmung beider Substanzen hinsicht- lich ihrer wesentlichen Structur sehr wahrscheinlich gemacht wird. Dem unbewaflneten Auge erscheint der Zahn durch eine Linie von der Kinnlade geirennt. Das Ansehen dieser Linie soll dadurch entstehen, dass die Kanälchen quer durchbrochen sind (tbat are cut acruss). Achnlich verhält es sich beim Sheep’s-head fish, und beim gewöhnlichen Hai, dessen Zähne an der Basis Knochenmaterie haben, welche den Zahn mit der knorpligen Kinnlade verbindet. — Der Verfasser ist endlich der Ansicht, dass der ausgebildete Zahn noch Gefässe besitze. In der Koochen- oder Cementschicht verlaufen die Gefässe unre- gelmässig und verschieden bei verschiedenen Individuen. Ei- nige derselben, welehe auch in die körnige Substanz übergehen, scheinen, wenn auch in ihnen noch kein Blut gesehen worden ist, mit den Gefässen des Zahnbeins in Verbindung zu stehen. Die Gefässe der Röhrensubstanz erhalten ihr Blut aus der in der Höhle des Zahns eingeschlossenen Pulpa. Die Zweige be- ginnen einer über dem andern in einer verticalen Linie der Länge des Zahns nach, und verlaufen dann auf- und auswärts. Alexander Nasmyth hat uns gleichfalls in einer Ab- "handlung (on the structure, pbysiology and pathology of the persistent capsular. investiments and pulp of the tooth. Med. ehirurg. transaclions. Bond. 1839.) mit einigen neuen Beobach- tungen über dıe Structur der Zähne bekannt gemacht. Wenn der Verf. Zähne von Fleischfressern, von den Quadrumanen, vom Menschen namentlich im kindlichen Alter mit Salzsäure behandelte, so salı derselbe mit seinem Freunde M. Bushell zarle membranartige Theile in dem Fluidum umherschwimmen. In der Folge überzeugte man sich, dass diese Membrantheile CcvIn von der äusseren Oberfläche des Schmelzes herkommen, wel- cher von einer Haut umgeben ist, die nach der Wurzel hin mit dem Cement zusammenhängt, und sich auch in die Höhle des "Zahns fortsetzt. Es konnte diese Membran als eine deutliche Hülle theils von der Krone des Zahnes, theils als ein zusam- menhängender Ueberzug des ganzen Zahns verfolgt werden. Der Verfasser nennt sie die persistente Zahnkapsel. Sind die erdigen Theile durch Säuren entfernt, so besteht die persistente Zalınkapsel, wie die ursprüngliche Kapsel des Zahns, aus zwei Schichten, einer äusseren, fibrösen, und einer inneren, welche an der inneren Fläche dasselbe eigenthümliche, netzförmige Aus- sehen darbietet. Fügt man nun hinzu, dass Nasmyth mit Ausnahme des Menschen an der unveränderten persisteuten Zahn- kapsel ebenfalls dieselben Koochenkörperchen wiederfand, wel- che wir im Cement kennen, so wird es wahrscheinlich, dass einmal das Cement als persistente Kapsel den ganzen Zahn um- giebt, und zweitens, dass dasselbe durch eine Verknöcherung der ursprünglichen Zahnkapsel gebildet werde. Dass man den Ueberzug des Cements über die Krone des Zahns bisher nicht auffand, schreibt der Verfasser dem Umstande zu, dass dasselbe an der genannten Stelle schr dünn ist, und beim Gebrauch der Zähne leicht theilweise zerstört wird. Die persistente Kapsel soll durch ihre resorbirende Thätigkeit den Wechsel der tem- porären Zähne bedingen, indem durch mehrere Präparate er- wiesen werden kann, dass bei Krankheit der Kapsel die Wur- zel des temporären Zahns nicht vollständig resorbirt wird. Wer- den temporäre Zäbne, die dem Herausfallen nahe sind, ausge- zogen, so ist die Wurzel fast verschwunden; ein kleiner zu- rückbleibender Theil der Kapsel aber liegt in der Alveola, ist sehr gefässreich. und steht mit der Pulpa in Verbindung. Die resorbirende Thätigkeit der presistenten Zahnkapsel könne am deutlichsten an den Wurzeln der temporären Zähne niederer Thiere, und beim Wechsel der vorderen Backzähne des Ele- phanten gesehen werden. — Nasmyth erwähnt ferner einer hellgelben bis dunkelbraunen, lamellenartigen Substanz von ver- schiedener Dicke, welche die Orusta pelrosa (Cement) äusser- lich bedeckt. Er hat Proben derselben vom Elennthier, Och- sen, Bradypus, Dasypus. Hippopotamus, Känguruh, Elephan- ten etc. Auch diese Substanz verschwindet theilweise oder ganz bei dem Gebrauch der Zähne. Ihr Verhältiss zur Kapsel ist noch nicht bestimmt. Bemerkenswerth ist endlich noch, was der Verf. über die Verknöcherung der Zahnpulpa mittheilt. Theils in Folge eines krankhaften Zustandes bei höheren Thieren (Hirsch), theils nor- mal bei niederen Thieren ist die Zahnpulpa in eine knöcherne Substanz verwandelt, welche aus radienartig verlaufenden Fi- \ j TR CCcIX lamenten und zwischengelagerten kalkarligen Zellen zusammen- geselzt ist, und von verknörherten Gefässen durehdrungen wird. Die einfachsten Zähne niederer Thiere sollen fast ausschliesslich aus dieser Substanz bestehen. Es scheint. als ob die Koochen- substanz, deren John Tomes an der Wurzel des Zahnes beim Haifisch erwähnt, durch Verknöcherung der Pulpa entstan- den sei. Ueber den mikroskopischen Bau der Fischschuppen haben wie ausführliche Untersuchungen von Handl !) und Agassiz ?) erhalten, die selır voneinander abweichen. Der Bericht über diese Arbeiten ist von Dr. Peters übernommen worden, wel- cher sich ebenfalls längere Zeit anhaltend mit diesem Gegen- slande beschäftigt hat: „Mandl unterscheidet an den Schuppen folgende Theile: 4) Längskanäle (canaux longitudinaux), welche als Li- erscheinen, die von der Peripherie der Schuppe nach ihrer Mitte (foyer) hinstreben, und welche nach Mandl mehr oder «reniger vollständige Känäle darstellen, die, unmittelbar mit der Haut in Berührung stehend, die Function nutritiver Gefässe übernehmen. 2) Zellenlinien (lignes cellulaires); so nennt Mandl die feineren erhabenen Linien, welche meist eoncentrisch, parallel dem äusseren Rande der Schuppe, auf ibrer Oberfläche bemerkt werden. Er bestreitet die von Agas- siz (Poissons foss.) aufgestellte Ansicht, dass sie die Ränder der früheren Schichten der Schuppen wären, und betrachtet sie als Bildungen, welche aus der Aneinanderlagerung von Zellen entstehen, die sich auf der oberen Schicht der Schuppe ent- wickeln. 3) Als eigenthümliche Schuppenkörperchen wer- den oblonge, mehr oder weniger elliptische Körperchen bezeich- net, welche mitten in der Substanz der Schuppe, an der Basis der Zellenlinien und in einem besondern Gewebe liegen, wel- ches die untere Schicht der Schuppe bedeckt. Sie sind ver- schieden gross, indem sie nachı dem Rande der Schuppe zu an Grösse abnehmen. und bier so wie oft auch an den Canaux itudinaux blosse Granulationen bilden. Säuren machen sie purehsichtig, Chlorwasserstoflsäure macht sie fast gänzlich ver- schwinden, worauf man Salze abgelagert sieht. 4) Couche fibreuse; diese Schicht liegt zu unterst, und besteht aus fibrö- sen Lamellen, deren Fasern sich in regelmässigen Winkeln schneiden, in jeder Lamelle aber dieselbe Richtung haben. Im Foyer der Schuppe ist diese Schicht am dieksten, am dünnsten 4) Annal. d. sciences nat. 1839. XI. p. 347. 1840. XIII. p. 62. Anatomie mieroscopique, 5e livr. 2e partie. Paris 1839. Fol. 2) Ann. d. se. nat. 1540. XIV. p. 97. Müller’s Archiv. 1911. o ccx ist sie an den Rändern, und beim Zerreissen sieht man die obere Schicht oft über ihren Rand hinwegragen, wodurch die Verschiedenheit dieser Schichten bewiesen wird. Am Rande der Schuppe wird der Boden der Längskanäle bloss von dieser Faserschicht gebildet; Mandl nennt diese Stelle espace mar- ginal. 5) Foyer wird der Theil der Schuppe genannt, ge- gen den die Längskanäle biostreben, der aber nicht immer im Ceniram der Schuppe liegt. Foyer granuleux wird derje- jenige genannt, wo sich Körperchen, unterbrochene Zellenli- nien und mehr oder weniger deutliche Zellen finden; foyer uni, dessen Oberfläche nichts dergleichen darbietet, 6) Die Raubigkeiten, welche sich am hintern Rande vieler Schuppen finden, bestehen nach Mandl aus einer äussern Ilülle und einem innern Kern, welcher sich aus ersterer herausschälen lässt. Er vergleicht diese Bildung mit den Zähnen, und sucht auch Wur- zeln an derselben nachzuweisen. Sie stehen meist in mehreren Reihen und sind um so mehr entwickelt, je mehr sie sich der Peripherie der Schuppe nähern. Was die Bildung der Schuppen anbelangt, so bestreitet Mandl die Ansicht, nach welcher sie als blosses Seeret der Haut entstehen; sie sind das Produet einer inneren Nutrition, und wachsen durch Intussusception. Die obere Schicht der Schuppe vergrössert sich durch Wachsen an der Peripherie, und die Dicke der Schuppen entsteht durch die stete Ablage- rung neuer Lamellen der unteren Schicht. Diese Lamellen der untern Schicht sind zuweilen zahlreicher, zuweilen weniger zahlreich als die concentrischen Streifen (Zellenlinien), daher sei die Entstehung der letzteren als eine Aufwulstung der Rän- der jener Lamellen nieht aunehmbar. Die Basis (vorderes Ende) der Schuppe ist dicht von der Haut umgeben, und oft sah Mandl von ihr Fäden an die Längskanäle der Schuppe abge- hen. Für den innigen Zusammenhang der Längskanäle mit dem Wachsthum der Schuppe wird auch angeführt, dass die- selben bei älteren Individuen (von Abramis) nicht mehr vorhan- den waren. Agassiz fand keine Längskanäle, sondern nur einfache Furchen, von ihm fächerförmige Rinnen (sillons en Eventail) ge- nannt. Er behauptet gegen Mandl seine frühere Ansicht über die Bildung der concentrischen Streifen, und sucht die Darstel- lung desselben von ihrer Bildung aus Aneinanderlagerung von Zellen als Folge einer optischen Täuschung nachzuweisen, in- dem bei einer gewissen Focaldistanz Zellen vorhanden zu sein scheinen. Mandl’s Schuppenkörperchen fand er nicht in der Mitte, sondern an der obern und untern Fläche der Schuppe; er betrachtet sie am erstern Orte als Rudimente abgenutzter Lamellen, an der untern Fläche als dergleichen noch in der ccXI Entwiekelung begriffene. Er fand keinen Unterschied im Bau der obern und untern Schicht der Schuppe, und. hält den Foyer nicht wie Mandl für den Theil, von dem hauptsäch- lieh die Ernährung der Schuppe ausgeht, sondern bloss für den ältesten Theil der Schuppe, dessen älteste Schichten hier ab- geblättert oder abgerieben seien. Die Bildung der Spitzen am hinlern Rande der Schuppen (bei den Ctenoiden) aus beson- dern Körpern bestreitet’ Agassiz ebenfalls, und leilet sie von blosser Einkerbung des hintern Randes der Lamellen her, wel- che hier dachziegelarlig übereinander lägen. Im Gegensalze zu Mandl, welcher die Schuppen als beleble knochen- und kunor- pelhallige Organe bezeichnet, betrachtet Agassiz sie als eine bloss hernige Secretion der Epidermis, zusammengeselzt aus übereinander liegenden feinen Lamellen, und die concentri- schen Streifen als den Ausdruck der Känder dieser lelztern. Mit Recht bemerkt Agassiz, dass die genaue Struelur der Schuppen erst aus dem Bau der umgebenden Haut erkannt wer- den könne. Die Haut der Cycloiden und Otenoiden verhält sich bei allen gleich, und zerfällt bei Coregonus Palaca Cuv. nach Agassiz in drei Theile: eine untere fibröse Schicht, wel- che mit den tendinösen Scheiden der Seitenmuskeln durch Zellgewebe zusammenhängt, aus breiten, geraden, bandförmi- gen, durchsichtigen, leicht brechenden Fasern besteht, und mit Zellen der silberglänzenden Masse (Fett) bedeckt ist. Sie lässt sich leicht von der mittleren tendinösen Schicht Iren- ‚nen, welche aus sehr feinen Fasern besteht, die sich fast recht- winklig kreuzen. Die dritte Schicht bilde die Epidermis, wel- che allein die Taschen bilde, in denen die Schuppen, und zwar nur nur mit ihrem hintern Ende daran befestigt, liegen. Diese Epidermis enthalte Pigmentzellen und Gelässe, aber keine Fasern, und lasse sowohl Längsfalten als concenlrische Streifen erkennen, welche den Längsrinnen und concentrischen Streifen der Schuppe entsprechen. Ich gehe jetzt zu meinen eigenen Untersuchungen über diesen sehr schwierigen Gegenstand über, mich dabei auf die Abhandlungen der beiden vorerwähnten Forscher beziehend. Was zunächst die Conformalion der äussern Hautbedeckung der Fische anbelangt, so ist zuerst zu bemerken, dass die- selbe die Schuppen allenthalben genau umschliesst, kein Theil dieser leiztern daher frei oder lose liegt, so dass ohne eine wirkliche Verletzung der Haut eine Abnutzung oder ein Ab- blättern der Schuppen nicht möglich ist. Die Schuppen lie. gen nicht in der Epidermis, sondern in der Cutis selbst ein geschlossen, können daher auch keine hornige Seeretion deı ersteren sein. Wenn man irgend einen unserer Flusslische frisch untersucht, so unterscheidet man mit Leichtigkeit in dem * 0 ccxll Theile der Haut, welcher oben auf der Schuppe liegt, fol- gende Schichten: 1) Eine Epidermis, welche aus gewöhnli- chen Pflasterzellen besteht, die man auch in grosser Anzahl in dem Schleim der Fische wiederfindet. wie Fontana schon vom Aal angegeben hat. 2) Eine Pigmentzellenschicht. Die Form dieser Zellen ist bekannt. Ich war begierig, zu wissen, ob dieselben miteinander anastomosirten, fand dieses nicht be- stäligt, dagegen ein merkwürdiges Verhalten ihrer letzten Ver- zweigungen. Verfolgt man an einer Zelle einen Stamm, in den sich das Pigment recht weit verbreitet hat. so kommt man zuletzt auf farblose, von ihm abgehende Zweigelchen, welche ganz deutlich spiral verlaufen. Diese spiralen End- kanälchen erstrecken sich oft sehr weit, und bilden einen grossen Theil, wo nicht das Ganze des Stratums. in welchem die Pigmentzellen liegen. Sie anastomosiren nicht unterein- ander, dagegen sieht man sie oft über oder unter den Stamm einer andern Zelle hinweggehen. Man konnte diesen Bau nicht allein bei frischen Fischen (Perea, Cyprinus, Lota), sondern auch bei längere Zeit in Weingeist aufbewahrten Exemplaren deutlich beobachten, auch haben Müller und Reichert die ‚Güte gehabt, sich von dem spiralen Verlauf dieser Endkanäl- chen der Pigmentzellen durch eigne Anschauung zu überzen- gen. Da übrigens die Bildung solcher Pigmentzellen stets vor sich geht, so wird man auch diese spiralen Enden nicht bei allen vorfinden. 3) Die dritte Schicht bildet die eigentliche Cutis, wie gewöhnlich aus verschlungenen Bindegewebefasern zusammengeselzt, welche Höhlungen bilden zur Ablagerung der Fettkügelchen. Dieses Fett war oft an der Oberfläche in sehr feinen Nadeln krystallisirt, die bedeutend kleiner als die sil- berglänzenden Stäbe waren, und auch kein Farbenspiel unter ' dem Mikroskop darboten. Sie lösten sich, wenn man die Fett- kügelchen in Wasser that, in grosser Anzahl ab, und bilden sich wahrscheinlich zu den von Ehrenberg entdeckten Stä- ben aus, welche den Silberglanz der Fische hervorbringen. 4) Unmittelbar auf der oberen Fläche der Schuppen liegt nun noch eine äusserst feine, von der Cutis deutlich getrennte Mem- bran auf, in welcher die von Agasssiz beobachteten concentri- schen Vertiefungen und erhabenen Linien zu erkennen sind, welche den concentrischen Erhabenheiten und den Längsfurchen der Schuppen entsprechen. Sie besteht aus feinen Fasern, wel- che sich so kreuzen, dass die Kreuzungsstellen in der Rich- tung der concentrischen Streifung liegen. Hierdurch wird das gezähnte oder körnige Ansehen dieser concentrischen Schup- penstreifen hervorgerufen. Diese Fasern schwellen bei der Be- handlung mit Essigsäure sehr auf, was bekanntlich ein characteri- slisches Zeichen der Bindegewebefasern ist. Auch enthält der COXIN ‘ oberste Theil der Schuppe eine sehr dünne, untrennbare Lage, welche bei der Behandlung mit Essigsäure Fasern erkennen, und welche sich schwer verbrennen lässt. Bei dieser genauen Verbindung mit der Schuppe und der Haut ist es nun leicht erklärlich, wie sich beim Wachsen die Gestalt der Oberfläche ohne Exfoliation oder Abnutzung verändern kann, indem hier wie ‘an andern Körpertheilen ein beständiger Wechsel der Ma- tie stattfindet, da die Haut auch hier, wie schon Agas- siz angiebt, mit zahlreichen Gefässen versehen ist. Man kann auch dieselben Schichten, wenigstens eine Epidermis, Pigment- schicht und Faserschicht, am hintern Theile der übereinander geschlagenen Schuppe darlegen, nur ist dieses hier, wegen der geringern Mächtigkeit der Haut, nicht mit so grosser Leichtig- keit zu ihun. Bei einigen Fischen ist dieses indessen sehr leicht, so bei den Labrus, wo sich bekanntlich am hintern Rande der Schuppen Anhänge finden, welche nichts weiter als Fortsetzungen der Cutis sind, nachdem sie die Schuppen überzogen hat. Wo die Schuppen nur zerstreut in der Haut Jiegen, wie z. B. bei Ophidium, Lota, findet sich eine sehr dieke Cutis unter ihnen, welche an ihrer innern Fläche mit den Fasern der Muskeln zusammenhängt. Die übereinander gelagerten Schuppen (bei Cyprinus, Perea u. s. w.) haben an ihrer untern Fläche nur an ihrer Basis eine dicke untere Cu- lis, von der eine sich immer mehr verdünnende Fortsetzung - über die ganze untere Oberfläche der Schuppe abgeht. Diese Fortsetzung der Culis ist sehr dünn und zerreisst sehr leicht, wo man dann sogleich auf das Epithelium der wieder darunter liegenden Cutis stösst. Es besteht dieselbe aus ganz feinen - Fasern und Bildungszellen, und legt sich hinten fester an die untere Fläche der Schuppe an, wo die silberglänzenden Fett- stäbchen in ihr abgelagert sind. Jede Schuppe liegt auf diese Art in einem besondern, eng geschlossenen Sacke. Dieser Sack wird also von zwei Lamellen der Cutis gebildet, von denen nur die obere Lamelle mit Epithelium und Pigmentzellen bedeckt ist. Einfach erscheint die Cutis bei den Fischen mit zerstreuten Schuppen (Lota) in den Zwischenräumen zwischen "diesen letzteren. Bei den übrigen Fischen (Cyprinus, Perca) hat man unter der feinen. Fortselzung der Cutis, welche die untere Fläche der Schuppe überzieht, dann wieder Epithelium, Pigmentschicht, Cutis, eine eigenlhümliche Membran und die darunter liegende Schuppe, und so fort. Von der Haut sah ich ebenfalls wie Mandl Bündel von Fasern (Bindegewebe) an die Längslinien der Schuppe abge- ben. Was nun die Schuppe selbst anbelangt, so lässt sich al- lerdings bei jeder ein unterer weicher Theil unterscheiden, der aus einem Faserknorpel besteht, wie Mandl ihn beschrieben. CCXIV : k w Diese Fasern sind nicht, wie Agassiz meint, das künstliche Product der Zerreissung, indem man sie auch ohne Zerreis- sung ganz deutlich beobachten kann. Die Anzahl der Lamel- len finde ich ebenfalls, wie Mandl, nicht mit der Zahl der concentrischen Streifen an der obern Fläche der Schuppe über- einstimmend, und man kann eine grosse Anzahl derselben ab- reissen, ohne das von der obern Schichte etwas mit losgeht. Ist diess letztere der Fall, so liegt der losgerissene Theil auf der abgelösten Lamelle, und nicht in gleicher Ebene mit der- selben, wie es der Fall sein müsste, wenn Agassiz” Ansicht von der bloss lamellösen Absonderung der Schuppe richtig wäre. Wenn dieses Gewebe auch keinen Leim gäbe, so wäre diess doch kein Grund, ihm mit Agassiz die knorplige Natur abzusprechen, da der Leim der Fischknorpel bekanntlich nicht gelatinirt. Uebrigens wird dieses Gewebe von kochendem Was- ser klebrig und aufgelöst, was schon die nicht hornige, sondern knorpelige Natur derselben hinlänglich beweist. Was die Mandl’schen Schuppenkörperchen anbelangt, so habe ich schon angeführt, dass man sie in grosser Anzahl an der untern Flä- che der Schuppen findet, niemals aber sah ich dieselben, wie Agassiz, an der oberen Fläche derselben. Bei Querdurch- schnitten sieht man oft auch diese Körperchen eine besondere Schicht mitten in der Schuppe ansmachen. Sie sind allerdings eigenthümlich und keinesweges, wie Agassiz meint, Rudi- mente abgenutzter oder noch nicht entwickelte Lamellen. Sie lassen sich durch Säuren ausziehen, wobei ihre Form nicht verloren geht, und sind auch in verbrannten Schup- pen wieder zu erkennen, bestehen daher aus Knochensub- stanz. Sie bilden sich wahrscheinlich aus der grümlichen Masse, in welche sie nach dem Rande der Schuppe und den Längslinien hin übergehen, und sie sind es auch, von de- nen vorzüglich die Bildung der Rauhigkeiten am hintern Rande der Schuppen vieler Fische (Perca u. A.) herrührt. Man findet nämlich mitten unter diesen elliplischen Körperchen andere von viereckiger Gestalt, welche sich in dem vorderen Theile der Schuppe in regelmässigen Reihen ablagern, und zu diesen Spitzen auswachsen. Wurzeln aber, welche Mandl an die- sen Körperchen gefunden haben will, die er demnach mit wah- ren Zähnen vergleicht, habe ich nie wahrnehmen können, wenn auch oft der hintere Rand so halbmondförmig ausgeschnilten war, dass es zu einer solchen Täuschung Veranlassung ge- ben konnte. Diese Concavität der Ränder findet sich indess auch bei denjenigen viereckigen Körperchen, welche unter der Masse der übrigen elliptischen an andern Theilen der Schuppe gelagert waren. Diese Bildung von Dornen am hintern Rande der Schuppen ist also keinesweges eine Zähnelung des hintern 2 - CCKV Randes, wie sie sich an einigen andern Schuppen findet. So hat z. B. Pelamys sarda zweierlei Schuppen, indem die meisten rund und ganzrandig (eycloidisch) sind, während die- jenigen Schuppen, welche sich um die Brust/losse finden, einen intern gezackten Rand besitzen. Dieser verschiedene Bau der Schuppen bei einem und demselben Fisch möchte wohl am meisten beweisen, dass diese Organe nicht geeignet sind, um einer consequenten Systematik der Fische zum Grunde gelegt werden zu können. Es finden oflenbar Uebergänge von einer Schuppenform zur andern stalt, indem bei einigen Fischen der hintere Rand ganz erscheint, wenn die letzte Reihe der Spilzen und Zähne etwas entfernt vom Rande steht, während er kamm- förmig erscheint, wenn sie gerade am Rande hervorkommt. Auch haben oft die entferntesten Genera ganz gleich geformte Sehuppen, während Species einer und derselben Gattung (in welche sie wenigstens allen andern Kennzeichen nach zusam- mengehören) in dieser Hinsicht grosse Verschiedenheit zeigen können. Die Untersuchung der obern oder äussern Schicht der Schuppe bietet die grösste Schwierigkeit dar, da es sich hier vorzüglich darum handelt, über die Bedeutung und Entste- hung der concentrischen feinen Streifen und der grössern Furchen Aufklärung zu erhalten. Das Gewebe dieser Schicht lässt sich meist nicht weiter erkennen, zuweilen aber gelingt es auch, in derselben Fasern und Körper wieder zu erken- nen, niemals aber mit der grossen Deutlichkeit, wie in den untern Schichten der Schuppe. Mandl bemerkt, dass dieser Theil mit Salzsäure aufbrauste und Knorpel hinterliess. Man kann nicht allein hierdurch sich davon überzeugen, dass dieser Theil Knochen ist, sondern es wird dies auch durch die Ver- brennung bewiesen. Hierbei wird zuerst die äusserste Fläche schwarz, und erst bei längerem Glühen kommt die Oberfläche des schneeweissen Knochens zum Vorschein. welcher noch deutlich die concentrische Streifung zeigt, obgleich diese Strei- fen selbst nur noch wenig erhaben sind. Dass übrigens diese Streifen nicht der Ausdruck aufgewulsteter Ränder von Lamel- len (Agassiz) sein können, sicht man schon daraus, dass diese Streifung nicht immer deın Rande parallel oder concen- trisch geht. So findet man z.B. an den Schuppen von Ale- ocephalns rostralus, dass diese Streifen nur am hintern eil der Schuppe eoncentrisch verlaufen, während sie am übrigen Theil parallel nebeneinander gerade nach vorn gehen. on grossem Interesse sind ferner diejenigen Theile derSchup- pen, welchen Mandl unter der Benennung von Längskanälen eine so grosse Bedeutung bei der Ernährung der Schuppe beilegt. Ich habe zwar ausb; wie Agassiz, niemals Kanäle in ihnen er- CcXVvI kennen können, und die Annahme, dass nur von ihnen die Ernäh- rung der Schuppe ausgehe, lässt sich schon dadurch widerlegen, dass sie bei manchen Fischen gar nicht vorkommen (z. B. Lote, Alepocephalus u. A.m.) Eine andere Bedeutung dieser Theile möchte vielleicht aus dem Umstande hervorgehen, dass die Schuppen, wie ich fand, eine grosse Geneiglheit haben, wo sich diese Furchen finden, zu zerfallen. Beim Kochen, Ver- brennen oder bei der Behandlung mit Säuren findet zuerst im- mer eine Zerreissung der Schuppen in diesen Furchen statt, so dass es wohl keinen Zweifel leidet, dass es Nähte sind. wodurch ein ferneres Wachsen der Schuppen in der ganzen Dicke möglich wird. Dass nämlich das Wachsthum der Schup- pen nicht durch eine blosse Apposition an den Rändern und der untern Fläche vor sich geht, davon überzeugt man sich durch Vergleichung der Schuppen von Thieren derselben Spe- cies aus verschiedenem Alter. Die Schüppchen der jüngern Thiere haben schon yanz die Gestalt der älteren; dass indess die Hauptsubstanznahme von aussen her geschieht, möchte da- her wahrscheinlich sein, dass die Blutgefässe, welche in das Innere der Schuppen dringen, nur äusserst fein sein müssen, da es mir bis jetzt nicht gelungen ist, dieselben nachzuweisen. Uebrigens finden sich diese Nähte nicht allein in der Richtung von der Peripherie nach dem Centro hin, wie es allerdings bei den meisten Schuppen der Fall ist, sondern man findet auch concentrisch verlaufende Nähte, wie z. B. bei Ophidium, Ryptieus u. A., oder die Schuppe ist aus lauter. kleinen, noch weniger regelmässigen Stückchen zusammengeselzt, wie man es bei den sehr grossen Schuppen von Osteoglossum, Sudis, Heterotis u. A, sehen kann. — Mandl behauptet, in den Schup- pen Knochenkörperchen wahrgenommen zu haben. Dieses Vorkommen von Knochenkörperchen muss ich im Allgemeinen bestreiten, indem sich in den meisten Schuppen nichts derglei- chen wahrnehmen lässt, und das, was in den Mandl’schen Abbildungen dieselben vorzustellen scheint, offenbar nichts als an der Schuppe haftende Pigmentzellen sind. In den dicken Schuppen des Polypterus und Lepisosteus sind dagegen wirk- liche Knochenkörperehen von Müller und mir beobachtet worden.“ Auf mehrere Beobachtungen aus der mikroskopischen Ana- tomie, welche wegen ihres nahen physiologischen Interesses von Bischoff in den Jahresber. 1839 und 1840 zur Sprache gebracht worden sind, haben wir hier unterlassen weiter ein- zugehen. Handbücher: Fr. Gerber: Handbuch der allgemeinen Anatomie des Menschen und der Haussäugelhiere, grösstentheils nach eigenen “* CCXvu Untersyehungen und mit Benutzung der neuesten Entdeckungen im Gebiete dieser Wissenschaft; mit 7 Steindrucktafeln in Folio, Bern, 1840. V. Bruns: Lehrbuch der allgemeinen Anatomie des Men- schen. Braunschweig, 1840. J 0. Köstlin. Die mikroskopischen Forschungen im Ge- biele der menschlichen Physiologie. Stuttgart, 1840. Pappenheim: Die specielle Gewebelehre des Ge- hörorganes nach Structur, Entwickelung und Krankheit. Bres- lau, 1840. BEITRAG zum } Jahresbericht aus der skandinavischen Liferalur. Von A Hannover Literatur. I. Oversigt over det kgl. danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger 1840. (Uebersicht der Verhandlungen der kgl. däuischen Gesellschaft der Wissenschaften 1840.) Il. Forhandlinger vid det af skandinaviska Naturforskare och Läkare hällna Möte; Gölheborg 1839. (Verhandlungen der skandinavischen Nalurforscher und Aerzie in Golhenburg, 1839.) Ill. Forhandlinger ved de skandjnaviske Nalurforskeres andet Möde i Kjöbenhavn 1840. (Verhandlungen der zweiten Ver- sammlung der skandinavischen Naturforscher in Copen- hagen 1840.) IV. H.Kröyer, nalurhislorisk Tidskrift. Vol. IH. 1—5. 1840 ! og 1841. (Naturhistorische Zeitschrift. Vol. II. Heft 1—5. 1840 und 1841.) Zn Steenstrup (. p. 15.) hat die wichligsten Ergebnisse seiner Untersuchungen über die Entwickelung von Pagurus bernbardus und Hyas araneus milgetheilt. Auf verschiedener Tiefe des Meeres fing er an einem Tage eine grosse Anzahl von rölhlichen, grossäugigen, langgeschwänzien Cruslaceen von 2— 21 Länge, und von einer entfernten Aehnlichkeit mit Mysis. Sie schwammen dureh Hülfe des Schwauzes und 3 Paar Ruderfüsse, die weit nach vorn sitzen und nach den Seiten ausgestreckt sind; eine Reihe längerer, zusammengefalteter Füsse, wie Gangfüsse gebil- det, wurden unbeweglich gegen den Hinterleib gehalten, theil- weise von dem hinteren Theile des Cephalothorax gedeckt. E; CCXIK Wurden diese Füsse enlfaltet, halten sie eine vollkommene Aehn- lickeit mit den Füssen eines andern Krebses, der an derselben Stelle, aber in grösserer Tiefe gefangen wurde. Sie halten drei Paar nach aussen gerichtete Gangfüsse, von welchen das erste Paar mit Scheeren versehen war; die rechte war grösser als die linke. Der Schwanz war herabhängend, Durch genauere Untersuchung fand er, dass in der durchsichligen Schaale des erstgenannten Thieres die innere weiche Masse nicht den ganzen Raum in einigen Theilen, besonders im Schwanzblatte ausfüllt, wogegen die Oontouren des lelztgenannten Thieres sichtbar sind. Es konnte demnach kein Zweifel obwalten, dass diese Thiere den verschiedenen Entwickelungsstadien derselben Krebsart (ei- nes Pagurus) angehörten. Gleichzeitig mit diesen Thieren fing er zwei andere Arten von unbekannten Crustaceen. Die einen hatlen eine graue Farbe, einen kurzen geräumigen Cephalothorax, der nach vorn und un- ten in eine dünne gerade Spitze sich endigie; eine andere Spitze hob sich wie ein Horn von der Milte des Cephalothorax. Der Schwanz war lang und mit einem tief eingeschnittenen End- blättchen, dessen hinterer Rand mit langen Borsten versehen war; nach vorn unler der Brust fanden sich zwei Paar mit lan- gen Borsten versehene Ruderfüsse. Dieses Thier wurde Falcifer genannt. Das andere Thier, welches in grösserer Meerestiefe gefangen wurde, hatte dieselbe Farbe; es war mit 3 kurzen Stacheln am vordern Rande des eiförmigen und etwas depri- mirten Cephalothorax versehen, hatte keine Ruderfüsse, son- dern 5 Paar Gangfüsse, das erste Paar mit Scheeren versehen. Der Schwanz war etwas deprimirt, unten plan, oben convex, und in einem Halbbogen herabhängend. Dieses Thier wurde Bufo genannt. Bei genauerer Untersuchung fanden sich bei Fal- eifer‘5 Paar Gangfüsse unter der Brust gefaltet, die ganz den Füssen entsprachen, womit Bufo sich bewegte. Auch die Sta- chelu fanden sich vor an denselben Stellen, waren aber sehr kurz. Es wurde aus diesen und einigen andern Verhältnissen klar, dass Faleifer sich in Bufo verwandelt, und dieser wieder in Hyas, und dass diese Thiere in ihren verschiedenen Entwik- kelungsstadien in verschiedenen Tiefen des Meeres sich aufhalten, 80 wie es die Bildung der Bewegungsorgane mit sich führt. Hinsichtlich der verschiedenen Eutwickelungsstadien des Schwanzes und der Kieferfüsse beim Pagurus bernhardus und Hlyas araneus ist Folgendes bemerkt. Im Bierstadium hat das Schwanzstück schon sieben Ringe. Das lelzte Glied ist blatt- förmig, gegen das Ende breiter und getheilt; das folgende Glied hat zwei Paar ungegliederte blattförmige Seitenanhänge, diese fehlen an den übrigen Bauchringen. Im ersten freien Stadium bleiben das Schwanzblatt und die Appendices des folgenden COXX Gliedes. Im zweiten freien Stadium ist der Schwanz verkürzt und herabhängend, besonders ist das Schwanzblalt verkürzt und abgerundet. Die Anhänge haben jetzt zwei Articulationen; der äussere jeder Seite wird länger, und ragt über das Endblatt hinaus. Die übrigen Bauchappendices haben das Ansehen kur- zer Ruderblätter. Die Paare der Kieferfüsse sind im ersten Stadium vonein- ander entfernt, ihre Form sowohl als ihre Function weichen von den folgenden Stadien ab. Der eigentliche Kieferfuss hat fast dieselbe Form wie beim erwachsenen Pagurus, der äussere Theil (Palpus flagelliformis Lat.) streckt sich horizontal gerade seitwärts, und besteht aus den Grundgliedern, die zusammen den Schaft bilden, und nur 5—6 Endgliedern, die an jeder Seite eine sehr Jange Borsten tragen. Aus allen diesen Borsten wird ein fächerförmiges Ruderblatt gebildet. Die Kieferfüsse gebraucht das Thier, um &ich im Werfen zu heben und zu sen- ken; den Schwanz dagegen mehr um sich vorwärts zu schie- ben. Im zweiten Stadium ist der innere Theil der Kieferfüsse länger, die Glieder deutlicher, und die Aehnlichkeit mit einem vollkommenen Kieferfuss grösser. Der Ruderfuss existirt nicht mehr als solcher; der äussere Theil ist nach innen gebogen, das Verhältniss der Gliederung hat sich verändert, und die Borsten sind kürzer geworden. Dagegen sind die Gangfüsse jetzt aus- gestreckt, und die drei anderen Paare sind die Bewegungsor- gane; die beiden hinteren und kurzen Paare nehmen keinen sonderlichen Theil an der Bewegung. \ Das vollkommene Embryo von Hyas araneus hat fast die äussere Form der Falcifer, der letzte Bauchring ist blaltförmig, tief gespalten, und der innere Rand der Zipfel ist mit langen Borsten besetzt. Der nächstletzte Bauchring hat nur einen un- gegliederten Appendix. Die Appendices der übrigen runden Bauchringe sind nur wenig entwickelt. Im zweiten Stadium verschwinden die Zipfel, das verkürzte Schwanzglied wird ab- gerundet, der ganze Schwanz deprimirt und in einem Halbbo- gen herabhängend. Von den Kieferfüssen sind nur zwei Paare Bewegungsorgane; die Bildung ist analog wie beim Pagurus; der Palpus flagelliformis ist als Ruderfuss nur gebildet. So- bald die Ruderfüsse und der Schwanz ihre Form verändern und Bewegungsorgane zu sein aufhören, werden die wahren Füsse thätig. r Diese zwei Decapodformen, Pagurus und Hyas, haben also, nachdem sie das Ei verlassen haben, eine erste Periode, worin sie langgeschwänzt sind und sich durch Hülfe der Kieferfüsse und des Schwanzes bewegen; sie schwimmen besonders in der Nähe der Oberfläche des Meeres. In der zweiten Periode, in welcher sie Halbkrabben sind, halten sie sich schwebend in COXXI einer grösseren Tiefe des Meeres und kriechen durch Hülfe ihrer langen Gangfüsse. Endlich in der dritten Periode laufen sie auf dem Grunde des Meeres durch Hülfe ihrer starken Gangfüsse. Der Schwanz hat jegliche Bedeutung eines Bewegungsorganes verloren. Diese Thiere sind schon eiertragend bei einer Länge von 2—3 Linien. Reinhardt (Il. p. 141.) hat die ungewöhnliche Lage der schwertförmigen Giftdrüse bei Causus rhombeatns, worauf sein Sohn zuerst aufmerksam ward, beschrieben. Sie liegt in einer kanalförmigen, mit einer serösen Membran ausgekleideten Höhle, und reicht bis zum 18ten oder 19ten Wirbel; die Länge be- ' trägt 74 des ganzen Körpers. Der Ausführungsgang reicht vom Giftzahne bis hinter das Os quadratum. Durch diese Lage der Drüse ist sie der Wirkung der Backenmuskeln entzogen, und die Entleerung des Giftes geschieht theils durch eine musculöse Lage auf der Drüse, theils durch den mittleren Schläfenmuskel, der zwei Bündel abgiebt, die sich auf entgegengesetzten Seiten des Ausführungsganges inseriren, und von da 'aus rückwärts gehen an den scharfen Rändern der Drüse. Hierdurch wird die Drüse nach vorn gezogen und faltet sich bei der Zusammen- ziehung. Die blinden Ausführungsgänge machen einen sehr spitzen Winkel mit der Längenaxe der Drüse, wodurch ihre Länge grösser wird und sie selbst mehr voneinander entfernt werden. — R. machte bei dieser Gelegenheit auf drei Modifi- eationen in der Verbindung der Maxilla superior mit dem Fron- tale anterius bei Giftschlangen aufmerksam. Entweder ist das Frontale anterius beweglich, und trägt die Artieulation für die kurze Maxilla sup. an seinem vorderna Ende (Trigonocephalus, Crotalus, Vipera). Oder das Frontale anterius ist unbeweglich, und trägt die Articulation für die Maxilla sup. vorne (Vipera berus, Causus rhombeatus). Oder das Frontale anterius ist ebenfalls unbeweglich, hat aber keine Articulation nach vorn, dagenen an seiner untern Seite eine schräge Fläche, an welcher der Öberkiefer sich bewegt, indem er von dem Os transversum nach vorn geschoben wird (Naja tripudians und haemachates). Eschricht (III. p. 83.) macht auf den Unterschied zwi- schen den grönländischen und bergenschen Wallfischen aufmerk- sam. Die grönländischen haben längere Brustllossen, die an ihrem vordern Rande wellenförmig eingeschnitten sind; der ga- belförmige Schwanz hat einen gezackten hinteren Rand. Auch die Rückenflosse ist verschieden; ferner haben die grönländischen eine Art von Barthaare um das Sprützloch und längs den Kie- fern, ihre Grösse ist auch bedeutender. — Dass die Wallfische kein Wasser aus ihren Nasenlöchern sprützen, sondern nur Luft aus ihren Lungen, ist wohl jetzt vollkommen erwiesen. Das CCXKII Wasser kann in die Spritzlöcher unter der Einalhmung nicht hineindringen, thejls wegen der Klappe des Spritzloches, theils weil die Luftröhre durch die Epiglottis uud die Cartilagines ary- taenoideae dicht verschlossen sind, und eine Hervorragnng hin- ter der Zunge und vor dem Schlunde bilden, so dass die Nah- rungsmittel um diese Hervorragung herum herabgleiten müssen. Dieses obere Ende der Luftröhre hat eigene starke Hebemus- keln, wodurch die Luftröhre bis an die hintere Nasenöffnung ‚gehoben wird. — Die relativ häufige Respiration der Meer- schweine (4 bis 6 Mal in der Minute [?]) möchte vielleicht ihre Erklärung darin finden, dass die Lultröhre und alle ihre Verzweigungen von Einpgeweide- Würmern (Strongylus infle- zus) angefüllt sind, wodurch die Lungen in einer vollstän- digen Anfüllung gehindert werden. Diese Würmer finden sich besonders bei jüngern Individuen auch in den Blutgefässen. — Theils auf der Geräumigkeit der Lungen, theils auf den grossen Erweiterungen der Vena cava inf. beruht die Fähigkeit der Wallfische, längere Zeit unter Wasser zu verweilen; das Herz ist wie bei andern Säugethieren gebaut, und es existirt keine Verbindung der zwei Hälften, wodurch man früher das Tau- chen erklären wollte. Die innere Wand jener Erweiterung, die sich bei Wallfischen, Seehunden und der Otter vorfindet, und worin das Blut während des Tauchens zurückgehalten wird, ist von starken Fasern ohne Querstreifen umgeben, wodurch das Blut beim Einathmen wieder kräftig ins Herz, und von da in die Lungen getrieben wird. — Der Wärmegrad des Körpers der Meerschweine beträgt 42—44°C. Diese hohe Temperatur beruht einerseits auf ihre Vollblütigkeit, die durch die absolute Grösse der Arterien und Venen, ihre vielfältigen Windungen, die Retia mirabilia, erwiesen wird, andrerseits auf die Function des Athmens, indem in den sehr geräumigen Lungen eine grös- sere Quantität Sauerstoff bei seltnerem Einathmen aufge- nommen wird, eine Bedingung für vermehrte Wärme des thierischen Körpers. Endlich ist noch die Schnelligkeit des Pul- ses (bei einem Meerschweine 136 Mal in der Minute), die un- geheure Fettansammlung um den ganzen Körper, seine abge- rundete Form, wodurch der Wärmeverlust durch das umge- bende Medium vermindert wird, bei dieser Betrachtung zu be- rücksichtigen. 1. p. 135. Die Adergefleccte in der Brust bei Delphinen- und Seehunden sind wahre Retia mirabilia, deren Zweige sich wiederum in zwei Arterien vereinigen, die längs dem Rückgrath verlaufen uud sich im Gehirn verzweigen, nachdem sie durch das Foramen magnum getreten sind; E. hält sie daher analog den A. spinales. Auf diese Weise wird das Blut bei diesen Thieren, die sich durch die Kürze ihres Halses auszeichnen, auf « COXXHL mehr oder weniger gewundenem Umwege dem Gehirne zu- geführt. Kröyer (IV. p. 102. und 289.) hat den Bopyrus abdomi- nalis beschrieben; er fand das Thier an der norwegischen Küste an der Hippolyte (wahrscheinlich H. Gimardi Milne Ed- wards). und zwar :n den zwei ersten Ringen des Hinterlei- bes. nicht wie gewöhnlich an der Seite des Gepalothorax; die Blätter, welche die Eier und Jungen des Bepyroweibehens ein- schliessen, kehren naclı unten; der Kopf des Bopyrus ist gegen den Schwanz der Hippolyte gekehrt, und, seine Kiemenblälter - ragen hervor gegen den Cephalothorax der Hippolyte, von wel- cher die feste Bedeckung der Seiten der Ringe sich an den Bo- pyrus anlegen, während das dritte Paar der Schwimmfüsse seine Seiten genau umfasst. Der junge Bopyrus scheint sich an jungen Hippolyten anzuhefien, und mit ihm an Grösse zuzunehmen. Das erwachsene Weibchen hat eine dunkel purpurrothe, ins Bläuliche fallende Farbe. Die Länge der norwegischen be- trug 34, dagegen von Individuen von Spitzbergen 5’. Das Tbier ist so unregelmässig gebaut. dass man in Zweifel sein kann, welche Fläche man als Rücken-, und welche als Bauch- fläche ansehen soll. Der Kopf ist klein in Vergleich mit dem ganzen Körper, gross dagegen in Vergleich mit den Brustrin- gen; er liegt weit hinter dem vordern Rande des Körpeos. Der Slirnrand ist fast gerade, der hintere Rand stark gebogen. Vor dem Stirnrande liegt ein grosses unregelmässiges Blatt, welches grösstentheils die Mundtheile deckt. Die grösste Partie dieser ist eine häulige Doppelplalte, deren Lamellen von ungleicher Form sind, auch die Seiten jeder einzelnen Plalte sind ungleich. Diese Platten schliessen ein Paar kleinere Platten in sich ein, Augen scheinen in diesem Entwickelungsstadium nicht vorhan- den zu sein. Der erste Ring des Körpers liegt dicht an dem Kopfe an, wie eine Binde halbmondförmig gebogen. Der zweite Ring ist sehr stark entwickelt und differirt in der Richtung vom erstern. Die folgenden fünf Brustringe sind io der Mitte nicht zu erkennen, die hinteren werden immer schmäler. Die Füsse der Brustringe sind fast von gleicher Form und Grösse, und ‚ bestehen aus drei deutlichen Gliedero. Der erste Ring hat zwei Füsse, dagegen die sechs folgenden nur einen Fuss, und zwar an der rechten Seite. An der Wurzel jedes Fusses befinden sich zwei abgerundele Kuölehen, welche indessen keine Rudi- mente der Füsse der linken Seite sind. Der Hinterleib hat eine conische Form und besteht aus 6 Ringen, von welchen die 4 erslern jeder ein Paar weisse Kieimenblälter vach den Seiten „abgeben; an der linken Seite sind die Blätter grösser und brei- ter. Ihre Grösse nimmt mit der Grösse der Bauchringe von vorn nach hinlen ab. Die Form der Blätter varüirt, milunter Müller's Archiv. 1841. p # COXKIV ’ bemerkte man weiche Haare an ihren Rändern. — Die ganze "Bauchfläche wird von dem Sacke eingenommen, der zur Auf. bewahrung der Eier und Jungen bestimmt ist. Nur drei der - Brustplatten scheinen an der Sackbitdung Theil zu nehmen, die ersle ist aber so gross, dass sie fast die ganze Bauchfläche ein- nimmt; der vordere Theit bildet das vorher beschriebene Blatt, welches die Mundtheile deckt, und scheint an der Innenseite von einer Menge sehr kleiner Papillen bedeckt zu sein. Die Thiere paaren sich frühzeitig, wie es scheint sogar vor der Vollendung. der Entwickelungsstadien. Die kleinsten Weibchen waren 17°, lang und 2“ breit, halten also fast die- selbe langgestreckte Form wie die Männchen. Der Kopf hatte ein kleines rundes Auge. Die sieben Brustringe waren wie es schien symmetrisch; jeder Brustring halte ein Paar Füsse, die auf beiden Seiten von gleicher Form und Grösse waren, und zählten ein Glied mehr als die erwachsenen Weibchen. Die 4 ersten Ringe des Hinterleibes bildeten nicht allein Knötchen, sondern fast Dornen auf dem Rücken, der fünfte war undeut- lich, der sechste der Länge nach gestreckt, etwas gekrümmt, und das Ende ziemlich tief gespalten. Es scheinen 5 Paar Kie- menblätter (statt 4) vorhanden zu sein, auf beiden Seiten von gleicher Form und Grösse. Zwischen diesen beiden Formen traf K. eine Uebergangs- form in einem Weibchen vou 1,5“ Länge und 11” Breite. Es war noch eine Spur von Augen, der Körper und die vier Paare der Kiemenblälter waren schon asymmetrisch. Da die Generationswirksamkeit ihre volle Kraft noch nicht hatte, war der Hinterleib grösser im Verhältniss zum Vordertheil, als beim erwachsenen Weibchen, und die Form des Körpers mehr lang- gestreckt. Die Füsse halten sehr kleine Haken, die der linken Seite waren unter den Brustplatten versteckt. Die Mundtheile waren etwas verschieden von dem erwachsenen Weibchen; es fanden sich an jeder Seite des Mundes 3 blattförmige Theile. Ausser den oben beschriebenen Kiemenblättern sieht man noch bei jüngern Weibehen 4 andere gepaarte Blätter an der Bauchfläche des Ilinterleibes, die in Form und Grösse ziemlich mit den Kiemenblättern übereinstimmen, und auch bei fortge- setzter Entwickelung an Unregelmässigkeit zunehmen. Die Be- deutung dieser Blätter ist nicht ganz klar. Bei jüngern Weib- chen ist das junge Männchen zwischen diesen Platten befestigt, der Kopf nach vorn gerichtet der Länge nach. Beim erwach- senen Weibchen dagegen silzt das Männchen der Quere nach oder etwas schräg längs dem hinteren Rande des Hinterleibes des Weibchens. Nimmt man das Männchen und jene Platten weg, wird man die Generalionsöllnungen gewahr, ungefähr an der Grenze des Bruststückes und des Hinterleibs. Der After 2 ” x "z COXXV scheint am Ende des letzten etwas gespaltenen Ringes des Hin- terleibes angebracht zu sein. Das grösste Mäonchen halte eine Länge von 14”, die Breite beirug + der Länge; seine Form war gestreckt, lineär, nach hinten zngespilzt. Gewöhnlich sind sie etwas gebogen; die Farbe der Rückenfläche hell gelbbraun, unter dem Bauche gelblich weiss. — Der Kopf ist klein, stark herabgebogen, mit dem ersten Brustringe verwachsen, oval; nahe dem hinteren convexen Rande findet man ein Paar sehr kleine runde, schwarze Augen. Der Kopf hat zwei Paar sehr kleine Fühlhörner, von welchen das mittlere Paar kleiner und dünner ist. Die 7 con- vexen Brusiringe sind fast von gleicher Länge und Breite. Die 7 Paar Füsse sind alle gleich. und bestehen aus 4 Gliedern und einem Haken. Der Hinterleib ist klein, dreieckig und besteht aus 6 Ringen, die an Breite abnehmen. Kiemenblätter scheinen an ihrer untern Fläche vorhanden zu sein, sind aber ausser- ordentlich klein. — Ein junges Männchen halte eine weisse Farbe, war ungefähr 2’ lang, der Kopf und die Augen relaliv grösser. Die Form der äusseren Fühlhörner, die schwierig wahrzunehmen sind, ist verschieden von dem der erwachsenen’ Männchen, die inneren sind kurz und mit ziemlich langen und dicken Borsten besetzt; das zweite Paar ist lang und dünn, be- steht aus 6 oder 7 Gliedern, von denen die 3 oder 4 äusser- sien eine kleine Borste, nnd das letzte 3 lange Endborsten tra- gen. Die Brustringe slimmen fast mit dem Erwachsenen über- ein; die Füsse sind mehr gestreckt, der Winferleib grösser im Verhältniss zum Bruststücke, die 5 ersten Ringe tragen ein Paar Schwimmfüsse, der letzte Ring 2 lange Appendices. Die noch im Brustsacke eingeschlossenen Jungen sind weiss, 1%, lang, oval. Kopf, Brustiheil und Ilioterleib können nicht unterschieden werden; im Ionern zeigt das Thier eine Spur von Riogen. Es scheinen ein Paar Fühlhörner vorhanden zu sein, so wie 11 Paar Füsse, von welchen die 5 ersten Paare Gang- füsse mit einem laken an der ovalen Scheibe, die 5 folgenden Schwimmfüsse sind, das letzte Paar besteht aus einem Grund- gliede und zwei ovalen Platten. Die Eier und die Entwickelung der Jungen zeigen sich im Frühling; die Grösse der Bier beträgt 1, bis 12.2,‘ ; die Farbe ist hellgelb, ihre Anzahl sehr bedeutend. Kröyer (IV. p. 299.): Ueber die Verwandlung der Pye- nogoniden. Bei Pycnogonus lJiltorale sind die Bier kugelrund, ungefähr „,”” gross. Sobald das Junge das Bi verlassen hat, hat es eine Länge von +2;“, eine Breite von „5 es zeigt „sich keine Spur von Ringen, sondern das Thier besteht aus einem einzigen kurzen ‚und breiten Stücke, das nach hinten ab- gerundet, nach vorn conisch ist; es trägt drei Paar Glieder. da CCXXVI Das erste Paar ist vorwärls gerichtet, stark, z;“’ lang und —"" breit; es besteht aus einem Grundgliede, von welchem ein lauger Faden ausgeht, und der Hand, die mit zwei langen Ha- ken versehen ist, von welchen der äussere längere beweglich ist; beide haben an ihrem innern Rande ein Paar sehr kleiner Dornen. Die zwei andern Gliederpaare weichen in ihrem Baue von dem erstern ab, sind seilwärts gerichtet und für den Gang bestimmt; ihre Länge beträgt +; Sie bestehen aus einem kurzen, mit einer Borste versehenen Grundgliede und zwei läo- geren und dünneren Gliedern, das äusserste ist gabelförmig getheilt. hi; Nymphon grossipes Linn. zeigt zwei Entwickelungsstadien. Im ersten Stadium haben die Jungen viele Aehnlichkeit mit dem Pyenogonum littorale; ihre Länge beträgt 4“, ihre Breite2;‘, die Länge der Scheeren ungefähr „5“. Die zwei Paar Füsse stimmen in ihrer Form mit P.littorale übereiu, sind etwas klei- ner und melır nach vorn angebracht; ihre Länge beträgt unge- fähr 74‘, das zweite und dritte Glied ist doppelt so lang als das Grundglied. — Im zweiten Stadium ist die Länge 2“, die Breite nur !”. Der Körper ist langgestreckt, schmal, mit Aus- nahıne des vordern scheibenförmigen Theiles, Ringe sind wahr- scheinlich nicht vorhanden, der vordere Theil ist abgerundet: Die Scheeren bestehen aus zwei Gliedern und sind ungefähr 5‘ lang; vom Grundgliede geht eine lange Boıste ab, die Ha- ken sind lang und stark gekrümmt. Zwischen den Scheeren und dem ersien Paare der Füsse findet man einen kleinen Kör- per, vielleicht ein Rudiment von Palpen. Die 4 Paare der Füsse haben Aehnlichkeit mit dem erwachsenen P. littorale. Das erste von;t2;‘“ Länge hat 9 Glieder mit kurzen, starken Borsten an den Rändern besetzt. Das zweite Paar von ungefähr 4 Länge hat ebenfalls 9 Glieder. Die Form des dritten, 4‘ lan- gen Paares, weicht von den andern ab, es scheint zum Schwim- men bestimmt und besteht aus zwei kurzen und flachen Glie- _ dern, das äusserste mit einer Borste besetzt. — Phoxichilus fe- moralus. Die Eier sind klein, von „',“ Diameter, das Junge ist 25“ lang, 45“ breit. Der Körper ist hinten abgerundet, vorn zugespilzt. Die „', langen Scheeren stimmen. mit den 2 vorbergehenden überein, und haben keine Zähne oder Borsten. Die zwei Paar Füsse, die -';“ lang sind, haben nur 2 Glieder, anstalt eines dritten Gliedes findet man eine sehr laneg Borste. Be er Wr Tu, Gedruckt hei Julius Sittenfeld, et Verzeichniss der Schriftsteller, deren Werke oder Abhandlungen im Jahresberichte genannt werden. (Die arabischen Zahlen des Registers beziehen sich auf die römischen Addison. 16. Agassiz. 209. Albers. 23. Alessandrini, 148. Anthony. 111. Ascherson. 27. 156. 204. Audouin. 3. 83. 112. Barclay. 8. Barkow. 3. Barry. 56. Bazio. 36. Becquerel. 70. Bellefroid. 8. Belliogeri. 157. Bellingham. 120. 121. Bennett. 103. 160. Berres, 194. Berzelius. 13. Bidder. 65. 173. 198, Billing. 20. Bischoff. 124. 216. Blainville. 98. Blake. 24. Bloxam. 62. Bonafous. 86, Bouchard -Chantereaux. 106 Bowmann. 30. 70. 124. Brandt. 88. 89. des Textes.) Burmeister. 84. Burow. 51. 202, Busk. 29. Carmichael. 62. Carus. 1. 69. 101. 108. 134. Chaussier. 62. Chew. 51. Clarke, 80. Clendinning. 18° Colombat. 32. 33. Combe. 25. Coste. 66. 84. Couch. 136. Couerbe. 11. Creplin. 120. 125. 126. 128. 132, Cretzschmar. 2. Cruveilhier. 133. Curling. 122. Dalrymple. 142. D’Alton. 147. Dalyell. 28. 92. 116. 137. Dona. 79. J. Davy. 15. Deenen. 33. Deshayes. 111. Diesing. 121. 125. Döllinger, 149, Doherty. 62. Doyere. 15. 53. 95. 133. Driesch. 80. Du Cane. 72. Dubois. 21. Be CCXXVII Duffio. 31. Dufo. 98. Leon Dufour. $1. 86. 87. Dujardin. 94. 116. 120. 136. Dupr£. 35. Dutrochet. 4. Duvernoy. 69. 74. 75. 89. M. Edwards. 53. 74. 103. 106. 111. 112. 115. 116. 154. 135. 136. 137. Ehrenberg. 89. 141. 142. 143. Erdl. 108. 111. 203. Erichson. S1. Eschricht. 2. 113. 120. 123. 129. Fischer. 13. Flourens. 25. Forbes. 112. 134. 137. 143. Forestier. 3. Fremy. 11. Gaimard. 3. Gerber. 134. 170. 172. 216. Gervais. 138. Goodsir. 107. 112, 148. Gray. 111. Greene. 35. Gregory. 29. Griffin. 39. Grube. 91. 100. 120. 126. 136. Guenther. 39. Gucrin. 29. Gulliver. 14. 125. 132. Guy. 21. M. Hall. 36. Ch. Radelyfle Hall. 31. Hallmann. 53. Hannover. 200. ‚ Hausmann. 61. 132. 133. Heule. 23. 65. 125. 164. 167. 168. 170. 171.173. 182. 185.186 gg. 194. 198. Heine. 19. Hesse, 172. Höring. 132. van der Hoeven. 10, 151. 155, Holland. 25. 33, 35. Hoppe. 47. Howe. 34. Hünefeld. 15. u. w Jobert. 24. Johnston. 91. Joly. 76. 143. R. Jones. 73. 119. 142. Julius. 34. Kennedy. 21. King. 23. 67. Knox. 52. 62. Kobelt. 31. 123. Köstlin. 216. Krieger. 205. Krohn. 91. 94. 98. 100. 101. 102. 144. 152. Kröyer. SU. Krüger - Hansen, 51. Kürschner. 17. 38. Lallemand. 52. 111. 116. 135. Lambotte, 71. Lassaigne. 12. 16. Laurent. 54. 98. 140. Leblond. 128. Lecanu. 29. Lee. 62, Lefebure. 80. Lereboullet, 74. 129. Lersch. 202. Letellier. 17. Leuckart. 101. 157. 1 Link. 28. Lippich. 45. Longet. 36. Luening. 203. Mandl. 16. 66. 209. Marshall. 56. Matteucci. 5. Mayer. 15. 24. 133. 170, Messerschmidt, 21. Meyen. 140. 142. Meyer. 66. 175. Miescher. 53. 125. 127. } Niram. 3. 62. 123. 157. “ Möller. 157. Moore. 20. Moritz. 92. Morrem. 144. Morton. 8. Mosely. 98. Mulder. 11. J, Müller. 69. 117. 137. 151. 152. 155. 171. 197. Münter. 1. Murphy. 62. Nasse. 67. Nasmyth. 207. Nathan. 20. Necker. 98. Negrier. 52. Newbigging. 17. Newport. 80. Nivet. 132. Nordmann. 120. 126. 138. Numan. 126. Oesterlen. 73. d’Orbigny. 119. 140. Osborne. 12. Owen. 66. 104. 120. 152. 157. 206. Paget. 26. Moguio Pandon. 3. Pappenheim. 73. 80. 157. 168. 170. 217. Paterson. 51. Peltier. 53. 54. 143. Pennock. 20. Peters. 53. 103. 106. 116. 209. Philippi. 75. 98. 103. 136. Pickering. 79. Piedagnel. 35. Power. 104. Preiss. 14. Prevost. 52. Parkinje. 163. Quekett. 15. Rathke, 55. 77. 116. 136. 151. Reichert. 60. 175. emak. 49. 197. igot, 161. Romberg, 5 mm! «AD. Rosenthal. 164. Rousseau. 80. Ruseoni. 55. ‚Sandifort. 161. Sarlandiere, 33. CCXXIX Sars. 54. 110. Schmitz. 3. Schön, 39. Schulz. 98. Sharpey. 120. Shaw. 33. 55. Shuttleworth. 143. v. Siebold. 75. 80. 84. 86. 88. 89. 102. 117. 128. 133. 151. F. Simon. 11, 12, 16, Stanley. 36. Stannius. 39. 157. Steifensand. 33. Stickel. 11. Stiebel. 140. Stilling. 49. Stokes. 30. Streckeisen. 123. Swan. 145. Taylor. 17. Thomson. 12. 14. Tomes. 206. Treviranus. 69. 74. 89, 101. 109. 111. 147. Troschel. 108. 119, Valenciennes. 8. Valentin. 3. 53. 63. 64. 103. 122. 125. 154. 150. 183. 196. Vanbeneden. 105. 138. Van Deen. 202. Verga. 62. Virey. 35. 51. Vogel. 11. €. Vogt. 45. Voigt. 194. Volkmann. 40. 43. Waga. 88. A. Wagner. 156. 161. R. Wagner. 2. 69. 102. 111. 126, 135. 136. Waleott. 151. Walther. 45. M. J. Weber. 157. Weissenborn. 17. Wellenbergh. 148. Will, 71, Berichtigungen, Pag. 90. Zeile 12, von oben lies Laichzeit statt Leichzeitl, — pag. 90, Z, 2 von unten I, Ecken st, Enden. — pag. 95, Z, AM. v.u l. verkennen st. erkennen. — pag, 204. 2.5.vu|l hintere st, vordere — pag. 205. Z. 8. v. ob. 1. Schädelbil- 4 dung st, Schädelhöhle. — pag. 210. 1. Meyer st. Mayer, — pag. 222. Z. AA. v. ob. 1. 30 st. 22. — pag. 223. Z. 22, v. ob. 1, Schlundknochen st, Schlundmuskeln. — p. 417, Z. 15. vv. u, A l, Chymus st. Thymus. — pag. 542. Z. A0 v, ob, I, aufzuhel- R lenden s, aufzustellenden. — pag, 543. Z. 5. v. ob. 1, Fol» gerungen st. Schlüsse. — pag, 544. Z. 7. v. ob, l. zu liefern im Stande ist st. im Stande zu liefern ist — pag. 5ik. Z, MM, vu |, zurück st, nothwendig zurück — pag. 544, Z. 4, v, w 1. noch st. noeh mehr — p. 545, Z. 45, v. u, I. Untersuchungsreihe st. Untersuchungsweise — pag, 546. Z, 3. v. u. I, villosum st. villosem. — pag, 548, Z, A, v, u, 1, die st. und die — pag. 519, Z. 45, v. ob. ]. Gehalt st. Inhalt — pag. 549. Z, 23, v, ob, |, Was- serstoff st, Wasserstoffe — pag. 550, Z, 12. v.u, I, nun st, nur — pag. 550, Z. 10, vu. O5 St. Os — Pag. 550. 2.6, v. ul. Cao St..O5o — Pag. 551. Z. 7. v.,ob. 1. Act st. Art — pag, 554, 2. 16. v. ob. 1. Ha,5 st. O3,;s — pag.’ 551, Z, 18 v. ob. I. Wasser- stoff st. Wasserstoffe — pag. 552, Z, 4. v. u. l, faulenden st, fortdauernden — pag, 553, Z. 13, u. 44. v, ob, 1. Ammoniak an sich gerissen und Sauerstoff verloren st, Ammoniak und Sauerstoff an sich gerissen — pag. 553. Z,5,. v.u. Il, Sauerstoff st, Sauerstoffe — pag. 454, Z, 43, v. ob. I, No,6 st. No,s — pag. 556, Z, 10. v. 0, 1, Musculatur des Herzens st. Muskelfasern des Herzens — pag. 556, Z. 14. v. ob, l, darbietet st. darbieten — pag.556, Z, 1, v.u. Il. Herzmuskelfaserstoffes st. Herzmuskelstranges — pag. 559, Z. 21, v, ob. l. abgehen st. abziehen — pag.560, Z, 25, v. ob. I, Reizungen st, Neigungen. — pag. XV, I, Quekett st, Guekett, — pag, LXVI, I, Meyer st. Mayer, Ueber ww die Anordnung des Nervensystems der Echini- den und Holothurien im Allgemeinen. x Von Mi Dr. Avc, Kronn. (Hierzu Taf. I. Fig. 1 — 5.) Wenn Vermuthungen bei dunkeln, durch Beobachtung kaum anfgeklärten organischen Verhältnissen, von Seiten des Schrift- stellers, der sie aussprach, Scharfsinn und eine tiefe Einsicht indie Gesetze, welche die Natur in der Anordnung der all- gemein verbreiteten Systeme der thierischen Organisation be- folgt, verrathen, so gebührt dieses Lob mit allem Rechte un- serm berühmten Zeitgenossen, Prof. Tiedemann, in Bezug auf seine Aeusserungen über die Art, wie das Nervensystem "der Seeigel und Holothurien etwa beschaffen sein möchte. Die Muthmaassungen des hochvöriiääten Physiologen stimmen so sehr mit den Resultaten der in gegenwärtiger Abhandlung niedergelegten Beobachtungen überein, dass ich nicht umhin kann, dem geneigten Leser, der mit dem Inhalte der trefflichen Preisschrift (Anatomie der Röhrenholothurie, d. pomeranzen- farb. Seesterns und des Stein-Seeigels. Landsh, 1816.) a ist, di ’s Gedächtniss zurückzurufen. In Bezug auf das Nervensystem der Holothurien A Tiedemann (a. a. O..p. 30.), dass es ihm scheine, als habe dasselbe seinen Mittelpunkt innerhalb des kalkartigen Ringes Müllers Archir, 1841. 1 br 2 um das Anfangsstück des Magens, vielleicht in Form eines zarten Ringes, aus dem die Nerven für die Tentakeln und die Tängen- und Quermuskeln entspringen. In Betref? der Seeigel (a. 2.0. p- 89.) hält er die Anwesenheit eines Nervenkranzes ‚ebenfalls für wahrscheinlich, und vermuthet, dass aus ihm Zweige für die Muskeln des Kauapparats, ferner fünf Zweige, welche auf den Kanälen der Sauggefässe verlaufen, entsprin- gen. Letztere dürften kleinere Zweige zu den Seitenästen jener Kanäle, so wie zu den Füssen abschicken, — Der Leser möge nun aus dem Verfolge der gegenwärtigen Untersuchungen selbst ersehen, in wie weit diese von Tiedemann geahneten Verhältnisse mit der Erfahrung congruiren. Ich beginne mit den Echinen, lasse hierauf den Spalangus folgen und schliesse mit den Holothurien. - 41. Nervensystem des Echinus. Man erlaube mir gleich anfangs eine Digression. Sie be- trifft die genauere Erörterung der in der Nachbarschaft des Mundes gelagerten Gebilde, ohne welche die Lage des Cen- traltheils nicht fasslich genug zu veranschaulichen wäre. ®Der Mund des Seeigels führt in einen die Spitzen der grösse- ren ‚Stücke des Kaugestells oder der Pyramiden umfassenden, ‘erweiterten ‘Vorhof des Schlundes, so demnach, dass die mit jenen fest verbundenen fünf Zähne frei in die Höhle des- Atriums vorspringen. Aus dem Grunde oder Boden des letz- tern, oder, beslimmter ausgedrückt, der Mundhöhle, erheben sich fünf zapfenförmige weiche, schon dem Aristoteles be- kannte Wülste, von denen je einer immer in das Interstitium zweier benachbarten Zähne sich einbettet, und die gemein- schaftlieh in der Form einer fünfzackigen Krone den Eingang in die Speiseröhre begrenzen. Diese Wülste sind nur die stär- ker verdickten, in die Mundhöhle hereinragenden’ Enden der fünf Ecken, in welche der während seines Verlaufes in dem Centralkanal des Kaugerüstes pentagonale Oesophagus ausge- zogen ist. Ein zwischen den Zähnen "und der Wand der 3 Mundhöhle befindlicher Zwischenraum fürt in fünf kleine “Aussaekungen ihres Bodens, deren Lage mit der der Wülste alternirt. Diese Aussackungen, die man wahrnimmt, wenn ‚or die zwischen den Pyramiden gelagerten Quermuskel- fasern entfernt, und diese Stücke ausgebreitet werden, erschei- nen von aussen betrachtet als rundliche, um den Anfang der Speiseröhre gruppirte Vorsprünge oder Hügel. Das Kau- “ gestell hängt mit der über die untere Schaalenöffnung gespann- ten Membran vermittelst fünf Bänder fest zusammen. Diese die Spitzen immer zweier Pyramiden an einander heftenden Bänder durften nicht unerwähnt bleiben, da, wie die Folge lehren wird, die Nervenstämme über sie verlaufen. rn - Der Centraltheil des Nervensystems hat die Form eines pentagonalen, den Anfang der Speiseröhre umkreisenden, we- nige Linien also vom Munde entfernten Ringes. Er liegt über dem Boden der Mundhöhle, zwischen den Aussackungen des selben und den Pyramidenspitzen. In dieser Lage wird er durch zehn zarte Queerbändchen erhalten, von welchen immer zwei von jeder Aussackung entspringen, quer über je zwei seiner mit einander convergirenden Schenkel verlaufen, und sich an die dem Centralkanal ‚des Kaugestells zugekehrten Ränder der Seitenflächen zweier nachbarlichen Pyramiden in- seriren. Er entzieht sich anfangs dem Auge, weil in manchen Arten, wie dem E. subglobiformis Blainv. (edulis Delle Chiaje) und vielen Individuen des E. lividus (saxatilis D. Ch.), seine in’s Violeite spielende Farbe mit der der Speiseröhre überein- fällt, In andern, wie dem E. aequituberculatus (neapolitan. D. Ch.), und namentlich dem zierlichen kleinen E. miliaris “ Fe (castagna di mare der Fischer) ist er,schon kenntli- Dagegen zeigt er bei E. Cidaris D. Ch. wiederum ‚die e des Oesophagus, ein schmutziges Dunkelgrün. Das zweckmässigste Verfahren, um ihn zu entblössen, besteht darin, dass man zuyörderst alle Kaumuskeln ablöst, und nach Weg- nahme der ‚halbeirkelförmigen. und. rectangulären Basalstücke des Kaugestells, die langwierige Operation der Reinigung der 4° 4 Pyramidenzwischriume von allen Muskelfasern beginnt. Doch lässt sie'sich verkürzen und sehr erleichtern, wenn man, jede gewaltsame Zerrung vermeidend, vorher, und zwar wo müg- lich-den Spitzen nahe, die Pyramiden queer durchschnitten hat: Indem immer zwei der bogenförmigen Schenkel des Rin- ges zusammenstossen, entstehen die fünf Nervenstämme, die sich in die Zwischenräume der Pyramiden begeben. Hier ver- läuft jeder über das je zwei dieser Stücke vereinigende Band, tritt aus dem Zwischenraume heraus, und erstreckt sich nun, lose: an die die untere Schaalenöffnung überdeckende Membran geheftet, über ihre innere Fläche gegen den in seiner Direction liegendenKnochenbogen *). Der Stamm tritt unter dem Bogen an die innere Schaalenwand, und verläuft längs der wenig er- hobenen, ziekzackförmig geschlängelten Mittellinie, die durch die Vereinigung der pentagonalen Stücke jeder Ambulacral- Abtheilung entsteht, bis ‚dicht an. die den After umgebenden Scheibehen.‘ ' An ihrem Ursprunge sind die Stämme etwas breiter. als; im ‘Verlaufe über die Haut der Schaalenöffnung, ohne Anschwellungen *). Nach ihrem Durchtritte unter den Bogen. werden sie allmählig stärker und platter, bis an die grösste Peripherie der Schaale, von der aus ihre Breite in steigendem Grade wieder abnimmt. Durch‘eine mitten über die Stämme verlaufende Furche zerfällt jeder in zwei Seiten- hälften. Die Furche bemerkt man an ihnen vorzüglich, bevor sie die Bogen erreichen, hinter welchen sie sich verflechten, so dass später nur eine’Andeutung derselben in einem helleren *) Bekanntlich giebt es fünf solcher Bogen, welche Apophysen der Schaale sind, die vom Rande ihrer unteren Oeffoung nach i in (die Leibeshöhle vorspringen und den meisten Kaumuskeln zuggu- sätzen dienen. Pe ” **) Aehnlich also wie bei Asterias. Den neuern Ansichten (s. Wagner’s vergl. Anatom. p. 372.), dass der Nervenring der See- sterne an den Ursprungsstellen der Nerven Knoten habe, kann ich nicht er Auch das in Heidelberg aufbewahrte, von Tie- ‚demann verfertigte Präparat zeigt nichts dergleichen. 5 (vielleicht marklosen ) Medianstreifen übrig ı bleibt. Gleich dem Nervenringe sind auch die Stämme gefärbt, meistens bis an ogen; denn im spätern Verlaufe zeigen 'sie sich, wenn ich grosse Individuen des E. subglobiformis ausnelme, farblos, im frischen Zustande halbdurehsichtig, weich, im, Wein- geist sich trübend und erhärtend. Die Farbe rührt, wie am Nervenringe, von Körnern her, die der Nervensubstanz ‚reich- lich eingestreut sind, und von deren dichterer, oder mehr ver- iheilterer Anhäufung die verschiedenen Nüancen abhängen. Auf der innern, der Schaalenhöhle zugewendeten Fläche der Stämme verlaufen die ihnen entsprechenden Gefässstämme der Saugfüsse (Kanäle Tiedemann’s). Sehr leicht lassen sie sich von den Nervenstämmen, nachdem ihre mit ‚den so- genannten Bläschen der Füsse communicirenden Seitenäste durchschnitten sind, abziehen °). Im E. cidaris geht die Tren- “es *) Ich nehme die Gelegenheit wahr, mich über den Bau der Fussbläschen näher zu erklären. Wie ich aus Tiedemann’s Schrift ersehe, hatte schon Monro die wahre Beschaffenheit derselben er- kannt. (a a 0. p. 83). In der That enthalten diese Falten oder Blätter, wieMonro sie nicht unrichtig bezeichnet, ein Gefässnetz mit engen ] lachen. Ein grösseres Gefäss umkreist den Rand derselben, nimmt einestheils Gefässe des Netzes auf, und steht anderntheils mit dem entsprechenden Seitenaste des Gefässstammes in Kommunication. An der der Schaalenwand zugewendeten Basis jedes Blattes, entlässt das Randgeläss zwei Gelässe, von welchen jedes ‚bekanntlich durch das correspondirende ‚Ambulacralloch immer in ein Saugfüsschen mündet. Entschieden hohl und in wirklich ovale Bläschen umgeformt, wie Delle Chiaje (Mewor. su la notom. degli anim..senza vertebrei Vol. 2. p. 338.) zum Theil nachwies, zeigen sich die vier.bis fünf _ Paare. dieser Organe, welche der die untere Schaalenölfnung bedek- Haut anliegen. Das erste, dem, Kaugerüiste näher. liegende, Psar ist von den übrigen ein wenig abgerückt und von grösserem Um- Jedes Bläschen desselben communicirt mit einem der ‚dieken Saugfüsse, die paarweise, in geringer Entleroung vom Munde, um diesen. gereiht sind. Während die Seitenäste der Gefässstänme gegen die B.. a5 spp gleich wie gegen die gelässreichen Blätter, horizontal verlaufen, . entspringt t Tür das erste’ Paar ein. beson- derer ansehnlicher, über den Anfang des Nervenstammes gegen das 6 nung beider so weit, dass eine dicke Schichte kalkiger In- erustate, die aus dem bekannten schönen Netzwerk bestehn, das das Gründgewebe der harten Theile sämmtlicher Eehino- dermen bildet, sich zwischen legt. Immer sind die Gefäss- stämme enger als die Nervenstämme, die daher seitwärts über sie vorragen. In gedrängter Aufeinanderfolge, und ihrer Zahl nach den gefässreichen Blättern, also auch den Seitengefässen entspre- chend, entspringen zu beiden Seiten jedes Nervenstammes Queeräste. Die Aeste einer Seite alterniren in Hinsicht ihres Ursprunges mit denen der anderen: ein Verhalten, das auch den Gefässästen in allen von mir untersuchten Arten eigen ist, und worauf zum Theil schon Delle Chiaje (a. a. O. pP- 337.) aufmerksam gemacht hat. Die Nervenäste legen sich letztern nahe an, verlaufen längs den Basen der gefässreichen Blätter, und begleiten. das dem Gefässstamme näher liegende, aus jedem Blatte entstehende Gefäss durch das Ambulacralloch bis an den correspondirenden Fuss. In der Wand des letzte- ren erstreckt sich der Nervenast bis an die Saugscheibe. Aehn- lich verhalten sich die drei bis vier Nervenäste, die vor dem Durchschnitte der Stämme unter den Bogen, in Gemeinschaft mit den Seitengefässen, an die in der vorhergehenden An- merkung erwähnten kleineren Bläschen treten. . Die Nerven- äste der um den Mund paarig angeordneten Saugfüsse wei- Kaugestell sich erstreckender, und in zwei von einander divergirende Zweige getheilter Ast. Jeder der Zweige mündet am Bande, das je zwei Pyramiden mit einander vereinigt, in eines der hier liegenden grösseren Bläschen. Trägt man übrigens kein Bedenken, dem Seeigel ohne weitern Erweis eine wahre Respiration zuzuschreiben, so wür- den die gefässreichen Blätter zu dieser Function am geeignetsten u sich qualificiren. Im Spatangus sind sie überdem in die Queere faltet, und der äussern Bildung nach Kiemen nicht unähnlich; obg - jeder Gefässstamm in der grössern vordern Strecke seines Verlaufs ‚die Seitenäste mit ren Bläschen zusammenhängt. (8. Delle hiaje’ s Abbildung des fü ässsyst. des Spatang. 1. c, Tab. XXVI. Fig. 8.) u, + . ! . 17 > che insofern ab, als sie, dem Verlaufe der Gefässäste gemäss unter spitzem Winkel von ihren Stamme ausgehen und in meisten Echinen noch die Färbung des letzteren Zeigen. Die Länge der Nervenäste steht ganz in der Beziehung zu der Grösse der gefässreichen Blätler, wie die der Seitenge- da sie mit der Zu- und Abnahme derselben wächst und fällt. Das zart gewordene Ende, jedes Nervenstammes sctikt sich zuletzt, immer noch von Gefässstamm begleitet, in eine ad fünf Vertiefungen, die an den Scheibehen uni den After P finden, und deren Lage mit der der Löcher; durch welche die Eileiter treten, abwechselt, und entzieht sich der weiteren Untersuchung. Für die’ Gefässe ist diese Endigungs- weise. Aplee von Delle Chiaje (a. a, ©. p. 335.) angegeben Kr Er sich somit, dass die Organe der Ortsverände- rung ; und der Tastempfindung, die Saugfüsse vorzugsweise Nerven erhalten. Ohne Zweifel. verbreiten sich auch Zweige in“ i Kaumuskeln, wie schon Tiedemann vermathet, so den Fleischfasern, welche die Stacheln bewegen, Hier- über fehlt mir der möthige Nachweis, und möge diese Lücke durch künftige Forschungen stgiun werden *). ! den lei öglichen Schein der Usurpation fremden Eigenthutis von mie abzuwenden, mie selbst schuldig. Nachdem ich mit meinen Be- obachtungen über das Nervensystem der Echinodermen zum Abschluss gekommen war, und das Wesentlichste Herrn Delle Chiaje mitge- theilt hatte, erfuhr. ich durch diesen Gelehrten, dass Herr Vänbe: neden vor einem Jahre bereits Spuren des Nervensysteins bei den Seeigeln entdeckt habe, worüber eine ‘Anzeige im Institut erschi nen sei. Da ich nun das fragliche Blatt dieser Zeitschrift mir auf keine Weise zu verschaffen weiss, so wird man es mir wohl ‚nicht zug Last legen, dass ich der Beobachtungen Vanbeneden’s mit keinem Worte erwähne. - Y Nespel, den 14. Februar 1840, u m $) er Geständniss bin ich Herrtd Vanbeneden, und um 2. Nervensystem des Spatangus. Im Spatangus, von welcher Gattung mir die im Mittelmeeer gemeinste kleinere Species, der Spat. canaliferus, zu Gebote stand, hat das Nervensystem im Ganzen die vom Seeigel beschriebene Anordnung. Die Modificationen indess, die der Mangel eines Kauapparats mit sich bringt, und die vorzüglich den Nerven- ing betreffen, nöthigen mich auch hier, eine Darstellung der Umgebungen des Mundes voraus zu schicken. r Die vordere Schaalenöffnung des Spatangus ahmt die Con- touren einer Niere nach. Der obere ausgeschärfte Rand der-. selben geht in einen, in seiner eingebogenen Mitte stark ver- diekten und schnabelförmig nach aussen vorgestreckten untern Rand über. Die Oeffnung ist bis auf den excentrisch gelager- ten und gegen ihren untern Rand hingerückten Mund, von einer Haut bedeckt, die mit kleinen harten Schüppchen dicht belegt ist. Der, eine mehr oder weniger offene Queerspalle darstellende Mund führt sogleich in den dünnhäutigen, anfangs weitern Oesophagus. Die innere Fläche der die Schaalenöff- nung überziehenden Membran ist mit einer fibrösen Haut be- kleidet, die den Gefäss- und Nervenring voneinander schnei- det, indem jener ihr von innen, dieser von aussen anliegt. Beide umkreisen zwar den Mund, umfassen ihn aber nicht unmittelbar, da vielmehr beider Umfang dem der Schaalenöff- nung entspricht. Der Gefässring folgt den Contouren der Schaalenöffnung, der Nervenring dagegen bildet ein ungleich- schenkliges Pentagon, so dass beide, obgleich über einan- der liegend, sich nur stellenweise decken, wie aus den bei- gegebenen Abbildungen zu ersehen ist. Nie ist der Nerven- ring gefärbt, und seine Schenkel immer weniger stark ‚als die fünf Nervenstämme, die er entlässt. Gefäss- und Nervenstämme haben gegen einander das nämliche Lagerungsverhältniss, wie es oben vom Echinus be- schrieben wurde, Den Verlauf der Gefässstämme, nach wel- chem sich der der Nervenstämme richtet, näher angeben zu 9 wollen, wäre hier nicht der schickliche Ort. Die Abweichun- j gen, die der Spatangus gegen den Echinus in diesem Punkte darbietet, sind aus Delle Chiaje’s Beschreibungen und Ab- — bildungen zu entnehmen. Ich bemerke nur noch, dass ‚die & (Beieuäste beider Systeme sich in Rücksicht auf ihren Ursprung und Verlauf in den verschiedenen Regionen des Körpers, in : er Stücke entsprechen. Sicher ist es auch, dass die zu- _ letzt verfeinerten Enden der Nervenstämme wie beim Seeigel in besondere Vertiefungen der Schaale sich begeben, die indess im Spatangus, der Convergenz seiner Ambulakren gegen die Mündungen der Eileiter gemäss, auf der Rückenfläche zu su- i chen sind. .. 3. Nervensystem der Holothurien. Se; Nach einem ähnlichen Typus, wie das der Echiniden, ist % nt das Nervensystem der Holotlurien angeordnet. Bekanntlich ist die vordere Oeffnung des hohen harten “ & Ringes, der den fünf Längenmuskeln zur Insertion dient, & durch eine derbe Haut geschlossen, deren Centrum vom Munde - durehbrochen ist. Der Mund führt in das sogleich erweiterte, ® innerhalb des Ringes gelegene Anfangsstück des Nahrungs- E schlauches, das Tiedemann als Magen gedeutet hat, und "welches ich schlechtweg Speiseröhre nennen will. Diese ist ihrer ganzen Ausbreitung nach an dem Ringe vermöge kurzer, > Be sehnigler, dicht über einander verlaufender Queerbänder sus- pendirt, die Delle Chiaje (a. a. ©. Vol. 1. p. 89.) zuerst beschrieben hat, und welche an die innere Fläche des Ringes sich: anselzen. Die beiden Zacken, in welche der vordere Rand ‚jedes der fünf grösseren Stücke des Ringes ausläuft, bilden, in Berührung mit der Mundhaut stehend, an fünf von einander gleich weit abliegenden Stellen Löcher, welche für das Ge- fäss- und Nervensystem von Wichtigkeit sind. Der Neryenring der Holothuria tubulosa liegt auf der in- nern Fläche der Mundhaut, dicht am vordern Umkreise des harten Ringes. Er ist im frischen Zustande weisslich, weich, _ 10 P halbdarehscheinend. Da die gegenseitige Lage der Stücke des harten Ringes, bei den starken Verstümmelungen, die das le- benszähe Thier wälirend der Zergliederung erleidet, auf ver- schiedene Weise sich abändert, so weicht auch der Nerven- zing von der ihm nach dem Tode zukommenden Kreisform auf’s Mannigfachste ab, So ist er auch in der beigefügten Abbildung durch die starke ungleichmässige Spannung des Prä- parats, in ein unregelmässiges Fünfeck verzerrt. Er ist mei- stens stärker als jeder einzelne der fünf aus ihm entspringen- den Nervenstämme. Der Ursprung dieser findet sich den oben besprochenen Löchern des harten Ringes gerade gegenüber. Jeder Nervenstamm legt sich dem correspondirenden, aus dem- selben Loche mit ihm hindurchtretenden Gefässslamme (Längs- gefäss Tiedemann’s), das durch Seitenzweige mit den Sauce gefässen communicirt, hart an, und erstreckt sich in seiner Begleitung bis an die Kloakenmündung. Die Nervenstämme sind anfangs runder, verflachen sich h aber bald nach ihrem Austritt aus dem harten Ringe, und zei- gen wie bei den Seeigeln eine Medianfurche, wodurch sie im- mer den Anschein einer seitlichen Verdoppelung erhalten. In der Gegend der Kloake nimmt ihre Breite bis gegen ihr Ende allmählig ab. In Beziehung der gegenseitigen Lage der Ner- ven- und Gefässstämme ändert sich das oben in Betreff der Echiniden angegebene Verhältniss in keinerlei Weise. Wäh- rend die Gefässstämme zwischen zwei Längenmuskeln verlau- fen, liegen die Nervenstämme ilnen von aussen an, eng mit der muskulösen Queerfaserschiehte des Körpers verbunden. Schwierig sind die Seitenäste der Nerven wegen ihrer unge- meinen Feinheit zu verfolgen. Sie scheinen zu beiden Seiten der Stämme in regelmässigen Abständen von einander zu ent- springen, und congruiren vielleicht auch der Zahl nach mit den in die Bläschen der Saugfüsse führenden Gefässäslen. Es gelang mir nicht selten bei anhaltender Arbeit unter der Loupe, einige derselben längs den Gefässästen eine Strecke weit wahrzunehmen. Bis in die Saugfüsse habe ich sie je 11 doch noch nicht reichen sehen, wenngleich die Analogie mit den Echiniden keinen weitern Zweifel daran zulässt. Künftigen, mehr in das Detail eingehenden Untersuchun- gen möge es anheimgestellt bleiben, die Nervenzweige an die Tentakeln und die Muskelschicht des Körpers nachzuweisen. Ausgezeichnet durch seine rothe Farbe ist das Nervensy- stem einer an den Küsten des Golfs von Neapel häufig vor- kommenden, ihrer Gestalt nach den dortigen Brötchen vergli- chenen, und deswegen vom Volke Pagnotella di mare genann- ten Species, deren Bauchfläche ein schönes Scharlachroth zeigt. Von Delle Chiaje ist sie unter dem Namen der Holothuria triquetra beschrieben worden (a. a. ©. Vol. 3. p. 68.). Be- sonders lebhaft ist die Farbe am Nervenringe, und geht bei einzelnen Individuen in’s Blutrothe über. Im Weingeist ver- liert sie viel von ihrer Intensität und wandelt sich in ein schmutziges, blasses Braunroth um. Sie rührt, wie bei den Seeigeln, von farbigen Körnern her, die dem Nervenmarke beigemengt sind. Die Nervenstämme sind immer blasser ge- färbt, indem solche Körner vorzüglich auf der Mittellinie der- ‚selben angehäuft sind. DieHandgriffe, welche ich gewöhnlich anwandte, um den Neryenring und die Nerven darzustellen, waren folgende. An sehr lebensschwachen Thieren trennte ich die dicke Lederhaut von der muskulösen Queerfaserlage vorsichtig ab, nachdem früher der grösste Theil des Körpers abgeschnitten worden war. Hierauf Iheilte ich die Queerfaserlage bis an den harten Ring der Länge nach in fünf gleich breite Lappen. Zu glei- cher Zeit löste ich, nachdem der noch anhängende Theil des Nahrungsschlauches dicht hinter dem harten Ringe weggenom- men, und letzterer durch stärkere Ausspannung und Befesti- gung der Lappen. wo möglich gleichmässig erweitert worden war, die Querbänder des Oesophagus vom Ringe rein ab, und erreichte so den Nervenring. Die grösseren Stücke des harten Ringes weisen nun ferner auf die Nervenursprünge hin, die man dadurch entblösst, dass man die Stücke bis an die Lö- 12 cher, durch welche die Nerven hindurehgehen, spaltet ‚und zum Theil -wegnimmt. ‘Um den Verlauf der Nerven auf der Queerfaserlage sichtbar zu machen, müssen die Längenmuskeln sammt den Gefässstimmen vorsichtig abgelöst werden. . Die letzterwähnte Hololhurienart wird denen willkommen sein, die sich auf die mindest umständliche Weise von der Existenz und der Einrichtung des. Nervensystems überzeugen. wollen. > Es gereicht mir zum besondern Vergnügen, schliesslich noch anführen zu können, dass die gegenwärtig in Neapel sich ‚aufhaltenden deutschen Naturforscher, meine. geehrten Freunde . Dr. Philippi aus Cassel, und Hr. Dr. Schultz aus Berlin, mir ihre Theilnahme an meinen Untersuchungen. be- zeigten, und durch eigene Ansicht der ihnen vorgewiesenen Präparate sich von den Hauptpunkten überzeugt haben. 4 - A Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Fig. 4. Nervenring und Nervenstämme des Ech. livi- dus, ‚etwas vergrössert dargestellt. Die zahntragenden Pyramiden des Kaugestelles sind von den sie verbindenden Bändern abgelöst und ent: fernt worden. a. Die in 5 vorspringende Ecken ausgezogene, queer durehschnittene Speiseröhre, 5.6. Aussackungen des Bodens der Mundhöhle. c. c. Bänder, welche die Spitzen der Pyramiden an ein- ander heften. d.d. Nervenpentagon. e.e.e.e.e. Ursprung der fünf Neryenstämme aus dem Pentagon. w Fig. 2. soll das Lagenverhältniss der Gefäss- und Nervenstämme im Seeigel andeuten. a.a. Zwei Schenkel des Nervenpentagons in den Nervenstamm 5.5. übergehend. c. Gefässstamm, innen an dem Nervenstamm verlaufend, und zu beiden Seiten alternirende Queeräste an die Bläschen und EB reichen Blätter der Sauglüsse abschik- kend. d. Fortsetzung desselben gegen die Grundfläche des Kauge- stelles, wo er sich in das Circulargeläss um den Oesophagus einsenkt, e. Bifureirter Ast des Gefässstammes, dessen Zweige in die beiden dem Kaugerüste näher gelegenen Bläschen f.f. münden. Fig. 3. Stark vergrössertes Nervenpentagon des Spatangus ca“ iferus a. a. Schaalenstücke, Welche dis vordere Oeffnnpg\der Schaale unmittelbar begrenzen. 5, Die diese Oefiugpe ech ende, mit harten Scheibchen dicht belegte Haut. c.c.c.c.c. Ursprung und Verlauf der fünf Nervenstämme.. ” 13 Fig. 4. ist mehr Schema, und soll die Lage des Gefässringes über dem Nervenringe, so wie der aus beiden entspringenden Stimme im Spatangus andeuten. Zu innerst liegt der nierenfürmige Gefäss- ring, zu äusserst das Nervenpentagon. Fig. 5. Nervenring und Nervenstämme der Holothuria tubulosa, etwas vergrössert. Der Ring ist durch starke Spannung des Präpa- rats in ein Fünfeck verzerrt. a. Ueber den harten Ring gespannte Haut, vom Munde 5. durchbrochen. c.c; Fragmente des bei der Zer- gliederung stückweise abgetragenen harten Ringes. d.d’ Nervenring. e.e.e.e.e. Ursprung und Verlauf der fünf Nervenstämme auf der Queerfaserschichte. a a Ueber das Drehen des Dotters im Säugethiereie wäh- rend dessen Durchgang durch den Eileiter. Von Dr. Tuerovor Lupw. Wırn. Bıscuorr. Professor in Heidelberg, (Hierzu Tafel I. Eigur 6.) A Vor Kurzem habe ich Dr. Barry’s zweite Reihe von Unter- suchungen über_die Entwickelung des Kanincheneies, als be- sonderen Abdruck aus den Philosoph. Transactions for 1839. P. II. erhalten. So reichen Stoff mir auch diese Abhandlung zur Vergleiehung mit den Resultaten meiner fortgesetzten Be- obachtungen, die ich jetzt auch auf das Kaninchen ausgedehnt habe, geben, so spare ich dieses doch für eine andere Zeit und einen anderen Ort auf, und finde mich für jetzt nur zu fol- gender Mittheilung veranlasst. Pag. 355. $. 281. handelt Dr. Barry von Rotatory Motions of a Mulberry-like Object in Vesieles under the mucous Membrane of the Uterus. Er beschreibt hier zuerst kleine durchsichtige Bläschen, welche er, wie schon frühere Beobachter, und ich ebenfalls, öfter un” ter der Schleimhaut des Uterus des Kaninchen beobachtet hat, und die man wohl mit Eiern verwechseln könnte, wenn nicht diese ihre Lagerung dagegen vollkommen sicherte. 8.282 ff. theilt er sodann mit, dass er einst beim Aufschneiden eines Eileiters an dem Instrumente mit einem Partikelchen der - , 45 ä Schleimhaut desEileiters ein elliptisches Bläschen hängend ge- funden habe, welches aus einer mässig dicken Membran, einem durchsichtigen flüssigen Inhalt, und einer Partie elliptischer & Körner oder Bläschen in diesem bestanden habe. Sodann beschreibt er eine rotatorische Bewegung eines maulbeerartigen Körpers im Centrum dieses Bläschens, welche "gegen eine halbe Stunde dauerte, und dann noch über eine ‚Viertelstunde in eine zitterde Bewegung überging. Er be- merkte keine Cilien als Ursache dieser Bewegungen, obgleich er ihr Vorhandensein für wahrscheinlich hält. Obgleich er nun selbst die Aehnlichkeit dieses von ihm nur einmal beob- " achteten Bläschens mit den von ihm beschriebenen Kaninchen- _ eiern hervorhebt, und rücksichtlich des Rotations- Phänomens auch selbst an die Beobachtungen von Leeuwenhoeck, Ca- rus, Weber und Grant über das Drehen des Embryo in den Eiern von Mollusken und Polypen erinnert, so glaubt er doch nicht, dass dieses Bläschen ein Ei, sondern eines jener auch in dem Uterus unter der Schleimhaut beobachteten ge- wesen sei, und sagt nur mit Bezug auf Burdach (Physiol. I. p- 224. 279.) $. 288: Is it not possible, that the so called „yelk“ in this instanee, the granules of which became vesicu- lare, really corresponded to the mulberry-like structure, have met wilh in the ovum of Mammalia and in the vesicles just mentioned? "Diese Mittheilung Barry?’s veranlasst mich nun vorläufig folgende Beobachtung bekannt zu machen, in welcher ich die Drehung des Dotters des Kanincheneies im Eileiter ganz un- zweifelhaft gesehen habe, und die mich kaum zweifeln lässt, dass auch Barry ein Ei gesehen, ohne es als solches erkannt zu haben. Bei einem Kaninchen, welches zwar schon seit 8 Ta- gen bei dem Männchen gewesen, und bei dem ich ‚deshalb die Eier schon ziemlich weit entwickelt glaubte, sah ich so- gleich an dem Ansehen der Eierstöcke, dass die Befruchtung und der Austritt der Eier erst vor Kurzem erfolgt sein konnte; 16 auch waf ich sodann in dem Uterus noch lebende Soasiähfiiäugg chen an, was auch immer ein Zeichen ist, dass die Eier noch nicht so weit sind. Da nun die Eier des Kaninchen viel schwieriger als beim Hunde, ja mit unbewaffnetem Auge unmöglich, in den oberen Theilen des Eileiters aufzufinden sind, so lege ich hier den "auspräparirten Eileiter auf ein Glasplättehen, schneide ihn vor- siehlig mit einer feinen Scheere auf, und betrachte ihn dann unter der Loupe und auch unter dem Mikroskope, wozu.er ausgebreitet durchsichtig genug ist. So bekomme ich denn die Eier ganz unberührt und durch keinen Zusatz verändert i in ihrer Lage zu sehen, und habe auf diese Weise schon mehrere Male dieselben rund herum mit Saamenthierchen umgeben er- blickt, und auch mehreren Freunden gezeigt. Als ich nun dieses Mal auch so verfuhr, so fand ich in dem linken Eileiter sehr bald die 4 erwarteten Eier in der Mitte desselben, dicht wie gewöhnlich bei einander liegend. Sie hatten folgende schon früher oft gefundene Beschaffenheit. Sie besassen nicht mehr den Discus der Körner oder Zellen der Membr. granu- losa ‘des Eierstockeies, sondern statt dessen waren sie von einer, jetzt noch sehr geringen und schwer zu erkennenden Schichte Eiweiss umgeben, in deren Durchmesser sie 0,0070 P. Z. maassen. Diese Eierschichte war wieder reichlich bei allen Eiern mit Saamenthierchen besetzt, die aber nicht, mehr lebten. . Hierauf kam die Zona pellucida, welche 0,0010 P. Z. dick, also beträchtlich dicker als die des Eierstockeies. war, welche meistens 0,0004 P. Z. misst. Im Innern der Zona be- findet sich der Dotter, 0,0030 P. Z. gross, eine noch ganz zusam- menhängende und vollkommen runde Masse, die, wie der Dot- ter des Kanincheneies überhaupt, nicht so dicht und nicht aus so’ discreten Körnern zusammengesetzt, daher auch nicht so dunkel, sondern mehr gelblich scheinend, als der des Hundes war.. Der Dotter füllte den innern Raum der Zona nicht aus, sondern zwischen ihm und der innern Fläche der Zona befand sich eine durchsichtige Flüssigkeit, in welcher in drei Eiern « 17 nach zwei kleine, EN ih Körner oder Zellen von verschiedener Grösse schwammen. Wie freudig erstaunte ich aber, als ich nun unter dem Mikroskope die Dotterkugel sich ganz stark und ordentlich majestälisch um sich selbst drehen sah, und zwar in der Richtung vom Uterus gegen den Eier- stock hin. Die Bewegung war ununterbrochen, und der Dotter veränderte dadurch seine Stellung in der Höhle der Zona. Die ihn umgebende Flüssigkeit wurde auch mitbewegt, wie ich an den in ihr schwimmenden Kügelchen erkannte. Ich überzeugte mich dann auf das Bestimmteste, dass die Ober- lläche des Dotters mit sehr feinen Cilien besetzt war, die ich auch noch nachher, als ich das Ei isolirt auf ein Glasplättchen gebracht hatte, bei starker und stärkster Vergrösserung von 800 Mal erkannte. Anfangs glaubte ich, das ganze Ei mit Zona und Eiweiss drehe sich durch die Wirkung der Cilien des Epitheliums des Eileiters. Allein obgleich mir dieses sonst auch sehr wahrscheinlich ist, und die Cilien des. Epitheliums lebhaft schwangen, so geht doch erstens die Richtung der Schwingungen derselben von innen nach aussen, und ich über- zeugte mich ‘zweitens durch Beachtung der Oberfläche und Zona, und der auf ihr und dem Eiweisse anhaftenden Saamen- thierchen, und durch das Fadenkreuz des Ocularglases, dass die Eier selbst ganz ruhig lagen und dass nur der Doitter diese Rotationen vollzog. Ich konnte dieselben sogar unter einer starken Lupe noch ganz sicher erkennen. Nach einiger Zeit, und als ich mich. genöthigt sah, um das Auftrocknen zu verhindern, einen Zusatz von Humor aqueus zu machen, hör- _ ten die Bewegungen auf. Obgleich ich bisher noch keine zweite Beobachtung ge- macht habe, so war doch diese an jenen 4 Eiern übereinstim- mend angestellte so sicher und bestimmt, dass ich durchaus nicht anstehe, die Ueberzeugung auszusprechen, dass hier eine zweite Vebereinstimmung in den Entwicklungs- Vorgängen des Säugelhiereies mit den Eiern wahrscheinlich aller Thiere nach- gewiesen ist, gleich der Zerlegung des Dotters in Zellen, die Müller's Archiv. 1811. 2 18 meine Mittheilungen in R, I OER zuerst dar- gethan heben, und die ich später noch weiter und genauer darthun werde. -Zu.den oben schon von Barry erwähnten parallelen Beobachtungen von Leeuvenhoeck, Swammer- damm, Stiebel, Carus, Grant, Home und Bauer, über solche Wimperbewegungen und ‚Drehungen des Dollers und Embryos im Eie von Mollusken und. Polypen, füge ich noch die von Ehrenberg und v. Siebold an den Eiern von Me- dusa aurila entdeekten hinzu. Abhandlungen der Berliner Aka- demie der Wissenschaften, 1836, und Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. III. 2. p. 24. 1839. Ich ‚habe ferner in diesem Frühjahre auch an den Froscheiern und Embryonen dieses durch Wimperhaare bedingte Drehen des Dotters und Embryos in der Dotterhaut beobachtet, von denen ich mich wundere, dess frühere Beobachter sie nicht gesehen, da sie schon mit unbewafinetem Auge geschen wer- den können. Ich zweifle daher gar nicht, dass diese Rotatio- nen ein allgemeines, und desshalb gewiss wichtiges Phänomen sind. Die Cilien stehen wohl immer auf einer Epithelium- Formation, die sich auf dem Dotter entwickelt. Ueber alle übrigen Punkte der hier mitgetheilten Beob- achtung der Kanincheneier lasse ich. mich hier nicht weiler aus, obgleich jeder die Abweichungen von meinen frühern Angaben bei dem Hundeei und von Barry’s Darstellungen bemerken wird... In Beziehung auf Letzteren erwähne ich nur noch, dass das von ihm, wie er glaubt, bemerkte Dickerwer- den einer eigenen Dotlerhaut ausser der Zona, höchstwahr- scheinlich durch die Schichte der den Doiter umgebenden Ci- lien und deren lichtbrechende Eigenschaft veranlasst ist. Seine Figuren 104 und 105 geben das Ansehen bei nicht hinläng- lich starken und: scharfen Vergrösserungen gauz genau, wel- ehes ich in beifolgender Abbildung schärfer zu geben versucht habe. Was ich als Eiweiss-Schichte bezeichnet und erkannt habe, beschreibt er als eine neugebildete Hülle, als Chorion. 19 Erklärung der Abbildung. Taf. I. Fig. 5. Ein Kaninchenei aus der Mitte des Eileiters ohngefähr 220mal vergrössert. a. Eiweiss-Schichte, welche dem Ei während seines Durchganges durch den Eileiter umgebildet wird. d. Dicker gewordene Zona pellucida oder Chorion. Beide sind reich- lich mit Saamenthierchen bedeckt, welche theils platt, theils auf dem hohen Rande ihres Körpers liegen. c. Höhle der Zona pellucida, mit einer durchsichtigen Flüssigkeit erfüllt, in welcher d zwei gelblich scheinende Körner oder Zellen schwimmen. e. Der Dotter, an seiner Oberfläche wit sehr feinen Cilien besetzt, und in rotirender Bewe- gung io der Richtung der Pfeile. Ueber elecetrische Ströme in den Nerven Von Dr. Turopor Lupw. Wırn. Bıscnorr. Professor in Heidelberg. In dem Jahrgange 1838 dieses Archivs p. 493. habe ich bei Gelegenheit der Mittheilung mehrerer Beobachtungen bei einem Enthauptelen auch eines Versuches erwähnt, welcher zu be- weisen schien, dass die Nerven ungewöhnlich gute, und selbst bessere Leiter für die Electricität seien, als die Metalle. Diese Folgerung wäre für die Physiologie der Nerven und der in ihnen wirksamen Kräfte zu wichtig gewesen, und stand mit den Ergebnissen von J. Müller (Physiologie 2te Aufl. Bd. I. p. 647, u. Archiv 1835. p. 103.) und Ed. We- ber (Quaest. physiolog. de Phaenomen. galvano - magnetieis) über die Leitungsfähigkeit anderer organischer Substanzen, und den daraus gezogenen Folgerungen zu sehr im Widerspruch, als dass sie nicht durch wiederholte Versuche geprüft zu wer- den bedurft hättee Die Umstände erlaubten mir es aber da- mals nicht, den Gegenstand weiter zu verfolgen. Erst in die- sem Sommer habe ich meinen Collegen, Herrn Professor Jolly, veranlasst, mit mir jene Versuche mit seinen vorzüglichen In- strumenten zu wiederholen. Wenn dieselben in der Haup!- sache auch nur Bekanntes oder wenigstens Ausgesprochenes ergeben haben, so lässt sich ihre Mittheilung doch rechtferti- gen, wenn sie dasselbe in einem bestimmteren Ausdrucke dar- 21 thun, und dadurch die früher geäusserte. Ansicht wesentlich berichtigt wird. Die Versuche wurden zuerst an einem lebenden grossen Frosche mit einem Nobilischen Galvanometer mit diekem Drathe von dem berühmten Mechaniker Oertling in Berlin ‚gefertigt, in folgender Reihe angestellt. 1. Zwei mit den Galvanomelerdräthen in er a sle- hende Platinnadeln wurden in den N. ischiadicus ohngefähr in einer Entfernung von 4 P. L. voneinander eingesenkt, und der Frosch nun zu willkürlichen Bewegungen. veranlasst, oder durch mechanische Reizung des Nerven, Zuckungen, in. den Muskeln und Schmerzen hervorgerufen. ; Allein selbst bei der slärksten Action des Nerven blieb jede Wirkung auf; das Gal- vanometer aus, I. Während die mit den Drathenden des Galyanomelers verbundenen Nadeln auf gleiche Weise, wie in dem. vorigen Versuche, in dem Nerven staken, wurden die Electroden eines Plattenpaars von 20. Z. Oberfläche so ‚mit, demselben Ner- ven in Verbindung gesetzt, dass das Nervenstück, welches zur Schliessung der Kette diente, auch die, beiden Platindrälhe enthielt, also die Anordnung dieselbe wie bei. jenem früheren Versuche bei dem Enthaupteten war. Wie damals entstanden auch jetzt heftige Zuckungen der Muskeln, und ..der Frosch schrie, allein die Magnetnadel blieb vollkommen ruhig, selbst als noch 4 andere Plattenpaare hinzugefügt worden ‚waren, und die Zuckungen und Schmerzen dadurch bedeutend ver- mehrt wurden. Da es hiernach schien, als ‘wenn der electri_ sche Strom an den Platinnadela. vorbei gegangen war, ohne auf dieselben überzugehen, also der, Nerv ilın besser geleitet; als das Metall, so wurde nun All. der Nery herausgeschnitten, und seine Leitungsfä- higkeit unmittelbar für einen durch 5 Plattenpaare erzeuglen eleelrischen Strom geprüft. ‘Allein die Kette wurde nicht ge- schlossen, selbst wenn die Rleetroden sich einander fast berühr- ten, und die Leilungsfähigkeit des ausgeschnitleneu Nerven 22 zeigte sich daher sehr gering, ja fast Null. Da sich indessen .der lebende Nerve im lebenden Thiere anders hätte verhalten können, so verbanden wir IV. die eine der in dem so wenig als möglich von seiner natürlichen Umgebung getrennten Nerven eines anderen Fro- sches steckenden Platinnadeln mit dem positiven Eleetroden eines jener Plattenpaare, die andere mit dem einen Ende des Galvanometerdrathes. Das andere Ende des letzteren stand unmittelbar mit dem negativen Electroden in Verbindung, so dass also Nerve und Galvanometerdrath eine fortlaufende Kette bildeten. Allein auch hier blieb die Wirkung auf das Galva- nometer aus, die Kette konnte für dasselbe nicht geschlossen sein, und dennoch entstanden bei dem Frosche heftige Zuk- kungen und Schmerzen. Dieses war ebenso bei zwei, drei, vier und fünf Plattenpaaren der Fall. Erst bei sechs Platten- paaren entstand eine geringe Abweichung der Magnetnadel um 5 Grade. 5 Diese Versuche wurden dann gerade so bei zwei Hunden mit einem Aste des N. cruralis wiederholt, Hier bedienten wir uns eines andern Galvanometers, mit sehr dünnem und langem Drathe von Dezoga in Heidelberg. Die Erfolge wa- ren ganz dieselben, und zeigte sich die Eleetrieität eines jener Plattenpaare schon zu stark, und ging sogleich schon auf die Nadeln und die Galvanometerdräthe über, entweder weil das Electrometer noch empfindlicher war als das vorige, oder weil der Nerve des Hundes besser leitete als der des Frosches. Wir nahmen deshalb kleinere runde Platten von zwei Zoll Durchmesser, bei welchen denn der Hund ebenfalls schon früher durch Zuckungen und Schmerzen reagirte, als das Gal- vanometer eine Schliessung der Kette anzeigte, bis dieses bei Vermehrung der Plattenpaare bis auf sechs auch hier eEintrat. Hieraus ergeben sich nun folgende Schlüsse: I. Es lassen sich selbst durch unsere feinsten Instrumente keine electrischen Ströme in den Nerven nachweisen, wie schon 25 "Andere, ‚und ich selbst, in öfteren früheren Versuchen gefun- den habe. ‘I. Die Nerven sind schr schlechte Leiter der Electrici- tät. Dieses ist zwar auch schon anderweitig behauptet, aber noch nicht mit solcher Sicherheit bewiesen worden. Nament- lich geht aus den Versuchen hervor, dass sie erst solche Grade der Eleetrieität leiten, als noch durch weit unvollkommenere Instrumente, als unsere jetzigen, würden angezeigt werden. I. Hieraus ergiebt sich mit Sicherheit, dass keine eleetrischen Ströme in den Nerven vorhänden sind, da dieselben nach der Leitungsfähigkeit der Nerven so stark sein müssten, dass unsere Instru- mente sie längst nachwiesen. IV. Dagegen zeigen die Nerven eine äusserst grosse Em- pfindlichkeit gegen die Electrieilät, und hieraus erklärt sich der Erfolg sowohl des früheren Versuches, als der von Il. u. IV. In denselben wurde allerdings die Kette durch den Ner- ven geschlossen; allein wegen der schlechten Leitungsfähigkeit des Nerven ging nur ein solches Minimum der Eleetrieilät über, dass dasselbe nicht durch die Eleclrometerdräthe auf die Nadel wirkte. Dasselbe war aber doch hinreichend, um das Nerven- agens kräflig zu erregen, und dadurch Muskelzuckungen und Schmerzen zu veranlassen. Auch dieses Resultat ging schon aus früheren Versuchen hervor, und mit Recht nannte deshalb J. Müller schon die Nerven die feinsten Electrometer. Wir haben ferner auch noch bei einem der benutzten Hunde das Gehirn auf in ihm vorhandene electrische Ströme untersucht, indem ich sogleich nachdem derselbe erstickt wor- den war, die Platinnadeln des Galyanomelers an verschiedenen Stellen in das Gehirn einsenkte, ein Versuch, den ich auch schon früher mit dem Rückenmarke und der medulla oblon- gala angestellt hatte. Allein jetzt wie damals blieb jede Wir- kung auf die Magnetnadel aus. Um uns auch noch zu überzeugen, dass keine freie Eleetri- eilät an und in den Nerven sich findet, so selzen wir dieselben 24 in obigen Versuchen durch dickere Kupferdräthe mit der Con- densator Platte eines äusserst empfindlichen Goldblatlt-Eleciro- meters in Verbindung, welches z. B. die durch einen leichten Druck auf ein seidenes Band erregte Electricität noch anzeigle. Allein das Instrument reagirte nicht. Nach allem Diesem lässt sich nun zwar mit Bestimmtheit behaupten, dass wir bis jetzt keinen einzigen Beweis besitzen, dass die Electrieität irgend wie einen wesentlichen Antheil an den durch. die Nerven bedingten Erscheinungen hat, und dass namentlich ‚gewiss keine electrischen Ströme in ihnen sich fin- _ den. Da indessen die Nerven gegen die Electrieität so äusserst empfindlich sind, und bei Graden derselben noch deutlich rea- giren, von welchen die Physik bis jetzt noch keine Nachwei- sung geben kann, so würde es voreilig sein, jeden Zusammen- hang der Electrieität mit: der Nerventhätigkeit läugnen zu wol- len. Ob. dieselbe dabei etwas Wesentliches ist oder nicht, wird wohl so lange unentschieden bleiben, bis die Physik die Natur der electrischen Erscheinungen an und für sich genauer erkannt hat, er is Bemerkungen über den Bau des Ancylus fluviatilis. Von Dr. C. Voer . (Aus hrieflicher Mittheilung an den Herausgeher.? ya (Hierzu Taf. II. Fig. 1—9.) Die Anatomie dieses kleinen Gasteropoden ist noch gänzlich u unbekannt, trotz seiner Häufigkeit in stehenden Gewässern. Da er auch hier nicht selten ist, so habe ich ihn genauer stu- dirt und secirt, und kann Ihnen Folgendes darüber mittheilen. Betrachtet man das Thier unter Wasser, wenn es auf den 7 Rücken gekehrt ist, so sieht man auf der linken Seite zwi- schen Fuss und Mantel ein breites, blattartiges, solides Organ, von hellerer Farbe als der übrige Körper, hervortreten. Nach aussen von diesem Organ in der Tiefe der Einbuchtung er- bliekt man eine halbdurchsichtige, längliche Blase, welche re- gelmässige Contractionen macht (45 in der Minute zählte ich); der Saum des Mantels und der Grund der Höhle zwischen ihm und dem blattartigen Organ sind mit einer körnigen, schön schwefelgelben Masse bedeckt, welche fest an der Haut hängt und netzarlig verwebt scheint. An dem Kopfe sitzen zwei längliche, walzenförmige, stumpfe Fühler, am Grunde blattarlig ausgebreitet, die Augen am inneren Rande der Basis befestigt. Die Oberlippe ist so breit als der stumpfe dieke Kopf, wenig von ihm geschieden, in der Mitte eingeschnitten, wo sich der 26 feste, aus zwei Slücken zusammengesetzte, weisse Oberkiefer zeigt. Als Unterlippe dient der vordere Theil des Fusses. Das Thier ist leicht aus der Schaale zu nehmen, da es nur durch den Mantelsaum mit ihr zusammenhängt. Fig. I. zeigt es von der Schaale befreit. Das blattartige Organ, der Mantelsaum mit dem schwefelgelben Körper zeigt sich eben so deutlich als früher, das Herz tritt nach oben über den Man- telsaum etwas hervor. Ich habe es indessen nie schlagen se- hen, wenn ich die Schaale abgenommen hatte. Die ganze Masse der Eingeweide wird durch die Leber verdeckt, einzig eine Schlinge des Darmkanals und ein Theil des Eierstocks, der in der Spitze der Schaale liegt, treten dem Beobachter entgegen. Man muss die durch Gefässe und Zellgewebe be- werkstelligten Verbindungen zerreissen, um die Eingeweide zu entwickeln, und da zeigt sich dann Folgendes: Er Der Schlundkopf (a) ist dick, kuglich und aus zwei gros- sen, seitlichen, eiförmigen. Muskelmassen zusanımengeselzt, die besonders auf seiner unteren Fläche scharf getheilt sind. In seine Höhle münden zwei nicht lange, körnig aussehende Speichel- drüsen (55), welche fest durch Zellgewebe in: ihrer Mitte ver- bunden sind, Unter dem. Mikroskope zeigen sie sich als aus Blindsäckehen an eiuen Gang an allen Seiten geheftet, beste- hend. Der Schlund (e)'ist lang, eng und zart, und geht in einen schön rosenrolhen, runden, festen Magen über, welcher schon zum grössten Theile in der Leber vergraben liegt. Kurz hinter ihm treten die Gallengänge ein, wieviel, konnte ich nicht recht unterscheiden, doch schienen mir nicht weniger als drei zu sein. Der Magen (d) liegt fast in der Axe des Körpers, etwas nach rechts, ganz überdeckt von der Leber; der von ihm, ausgehende Darm (e) wendet sich queer nach links unter der Leber durch gegen das Herz bin, und steigt, dann auf der Aussenseite der Leber, auf dem Afterdarme an- liegend, nach oben. Er wird in. diesem Winkel dureh die aus dem Herzen trelenden Darm- uud Lebergefässe. festgehalten. Auf der Höhe des Körpers angelangt, macht er eine Schlinge, 27 die einen kleinen Lappen der Leber zwischen sich fasst, und dann ‘wieder herunter nach links, wo er sich hinter dem Her- zen im hinteren Grunde der Höhle, zwischen Kieme. und Man- tel, neben der Schleimdrüse, nach aussen öffnet. Es liegt mit- hin der After des Ancylus auf der linken Seite im hintersten Grunde der Kiemenhöhle. Die Leber (f) ist, wie schon bemerkt; gross, und überdeckt alle andern Eingeweide; die einzelnen Drü- senkörner grob und kernig; die Furche auf der oberen Seite, in der die Darmschlinge liegt, ausgenommen, und welche einen klei- nen Lappen umschliesst, ohne bemerkliche constante Theilung. Das Geschlechtsystem angehend, so ist der Ancylus Zwilter. Der Eierstock (g) liegt in dem hintersten Theile der Schaale, in dem hakenförmig umgebogenen Ende, oft ganz, oft nur zuns Theil in der Leber eingegraben, durch seine : weisse Farbe deutlich von ihr unterschieden. Er ist birnförmig, die breitere Basis nach oben gerichtet, von einer ziemlich festen Haut um- kleidet, weshalb die ihn bildenden Blinddärmchen nur schwer am unverletzten Organe wahrgenommen werden. Er geht in einen kurzen, ziemlich weiten Gang (h) über, an welchem schon mit blossem Auge, noch deutlicher äber unter der Loupe, einzelne kurze und weite, blinde Anhänge wahrgenommen werden, welche dem Gange ein gefranztes Ansehen. geben. Dieser Gang hat: stellenweise ein blendendweisses Aussehen, und zuweilen entdeckt man schon mit blossem Auge dicke, weisse Knäuel in einzelnen ‘seiner Blindsäcke.‘ Er liegt ganz in der Geschlechtsdrüse versteckt (), einem schr bedeutenden, aus einer Unzahl kleiner, gegen den Gang gerichteter Blind- e- bestehenden Organ, welches nebst dem Magen die e Seite der Körperhöhle einnimmt, im Leben wachsarlig durchsichtig ist, bald aber im Wasser blendend weiss wird. In der Mitte dieser Drüse war es mir unmöglich, den Gang von ihr zu trennen, und wahrscheinlich münden hier die Blind- därımehen der Drüse in ihr ein. Gegen das untere Ende wird der Gang wieder frei, liegt aber hier so unter der Schleim- und Kalkdrüse versteckt, und selbst in der Substanz des Man- 23 telsaumes vergraben, dass es schwer hält, ihn zu finden. Ei- nigemal jedoch glückte es mir, ihn hier zu verfolgen und zu sehen, dass er unter After- und Schleimdrüsengang;in der Substanz des Körpers ‚nach vorn läuft, -sobald er. den vorderen Rand des gelben Körpers erreicht hat, nach. oben tritt, sich um die Geschlechtsblase herumschlägt und haken- förmig gekrümmt in diese neben dem Penis einmündet. Diese Geschlechtsblase oder. dieser Geschlechtssack (2) ist. birn- förmig, prall von einem eigenthümlichen Contentum ausgefüllt, und mündet etwas vor dem vorderen Rande der Kieme durch eine sehr enge, von aussen unsichtbare Oeflnung nach aussen. Der Gang zeigt in seiner ganzen Länge, sobald er aus'.der Geschlechtsdrüse herausgelreten, einen sehr lebhaften Flimmer- strom im Innern, der gegen die Geschlechisblase hin gerich- tet ist. Ausser dem Gange mündel in die Geschlechtsblase noch der Penis (m), ein dünner, knorplig elastischer Taden, wel- cher auf der linken Seite des Körpers um die Masse der Ein- geweide sich herumschlingt, etwas länger als der Körper ist und leicht, bei unvorsichliger Entwickelung, bricht. Das Herz (n) liegt etwa in der Mitte der Kiemenhöhle, im Grunde, zwischen dem Mantel und der Masse der Eingeweide. Es wird leicht beim Herausnehmen des Thiers verletzt, bildet, wie mir schien, einen länglichen Schlauch, dessen Pulsation wurmförmig von hinten nach vorn vordringt.. Das Gefässsy- stem mir zur Anschauung zu bringen, machte die Kleinheit des Thieres unmöglich. Der schwefelgelbe Körper (0) bildet, in der Substanz des Mantels eingeschlossen, die äussere Wa der Kiemenhöhle, scheint aus gelben Fetikörnern zu bestehen, die in maschenartigen Netzen abgelagert sind. (Lunge?) und manchmal erhebt er sich nach innen über das Herz mit seiner mittleren Partie als kugelförmige Erhabenheit (Fig. 1I.). Die Kieme (p) ist derb, fest, durchaus nicht geblältert, von faseriger Struclur mit eingestreuten Körnern, ohne sichl- bares Blutgefässnetz, und scheint mir, wenn es überhaupt eine 29 Kieme ist, gar sehr von der gewöhnlichen Beschaffenheit der Kiemen abzuweichen. Zwei eigenthümliche Organe sind noch die Schleimdrüse (q) und der Kalksack (r). Erstere ist von bedeutender Grösse, liegt in der linken Körperseite zwischen Geschlechtsdrüse und Herz, länglich eiförmig mit einem unteren Einschnitt, und ab- gerundetem Vorderende, und geht nach hinten in einen dün- nen Ausführungsgang über, ‘welcher ‚dicht vor dem After in der Kiemenhöhle mündet. Mit ihrem Ausführungsgange ver- bindet sich, kurz vor der Mündung, der Ausführungsgang des Kalksackes, eines ' birnföürmigen Organes mit weissgelblichem Inhalt, welches zum Theil hinter der Schleimdrüse verborgen; mit dem vorderen stumpfen Ende zwischen ihr und dem Ge- schlechtssack sich hervordrängt (Fig. II). Der Schlundring besteht aus zwei oberen, zwei seitlichen und einem. unteren Knoten. | Dies die Morphologie des Ancylus. Zur richtigen Deu- tung der einzelnen Drüsen nahm ich das Mikroskop zu Hülfe. Im Ovarium fand ich die deutlichsten Eier mit Keimbläschen, Keimfleck und körnig dunklem Dotter (Fig. V.). In den klei- neren Eiern, wo der Dotter nur wenig Körnchen enthielt, schien der gekörnte Keimfleck die ganze Masse des Keimbläs- chens einzunehmen. Ausssr diesen, verhältnissmässig wenigen Eiern enthielt das Ovarium sehr viele lineare Saamenthierchen, welche alle die von Siebold so schön beschriebenen Phäno- mene des Drillens, Oesens etc. zeigten. Auffallend schien mir, . wenige frei zu sehen, sondern sie meistens mit den Köpfen vereinigt, bald zu Büscheln, bald zu sternförmigen Figuren um einen hellen Mittelpunkt gruppirt zu finden, (Eiförmige Köpf- ehen hatten sie wirklich, und ich habe mich überzeugt, dass dies nicht, wie Siebold von den andern Gasteropoden will, oplische Täuschung durch schiefe Abstutzung des vorderen, dickeren Endes veranlasst, sei. Ich wüsste auch nicht, wie ein solcher Anschein aus einer Abstutzung, wie Siebold sie zeichnet, hervorgehen sollte. Ausser diesen männlichen und 30 weiblichen Contenta, die hier (ob so in aller Unschuld?) fried- lich beisammen lagen, fanden sich noch andere, offenbar von dem Epithelium der Schleimhaut herrührende, runde, ovale und eckige Körperchen und Blättchen vor, körniger Zusammen, setzung, weniger durchscheinend als die jüngeren Eier, die sie an Grösse oft erreichten, und fast alle mit hellen Nucleis ver- sehen. Ich’ hielt sie lange Zeit ebenfalls für Eier, und kann versichern, ‘dass, hätte ich nicht die Contenta der an- deren Drüsen gesehen, ich sie Ihnen ebenfalls als Eier be- zeichnet hätte. Ich habe sie in der Fig, V. mit x bezeichnet. Ob der Haufen von kleinen Kügelchen mit einem Kern, von welchen der ganze Eierstocksinhalt vollgepfropft war (mit 4'bezeichnet) ganz junge, ungebildete Eier, oder auch Epi- thelialzellen sind, überlasse ich Ihnen zu entscheiden, ich weiss es nicht. Das letzte Element des Eierstockcontentums endlich sind kleine, moleculare Kügelehen, vielleicht die Kerne solcher kleinen Epithelialzellen. In der Geschlechtsdrüse (deren Blindsäcke nach innen vorspringende Colliculi tragen), so wie in der Schleimdrüse, fand ich dieselben Epithelialzellen wieder. Sie finden sie Fig. VII, ja das Secret der Speicheldrüsen (die einen Schlauch mit seitlichen Aussackungen bilden) weicht wesentlich, wie Sie sich davon Fig. IX. überzeugen werden, nicht von dersel- ben Formation ab, doch schienen mir die gekernten Zellen unregelmässiger an Gestalt und Grösse, als in den anderen un- tersuchten Drüsengebilden. Im Penis finden sich, auf das dichteste gedrängt, kleine runde Fetikugeln, aus einem hellen Oele bestehend; im Kalk- sack eine körnige Masse, aus sehr kleinen, unkrystallisirten Körnchen kohlensauren Kalkes zusammengesetzt. Spermatozoen fanden sich: in ziemlicher Menge im Ova- rium, und zwar muss ich dies Organ zugleich für ihre Bil- dungsstätte halten, weil sie nicht, wie im Gange, frei oder linear zu Bündeln vereinigt waren, sondern meist strahlig oder in mannigfachen Büschelformen um einen hellen Mittelpunkt 31 gestellt sich darboten; ihre Bewegungen, das Drillen und Oesen, waren nicht so lebhaft, als die der andern im Gange, Dieser Gang war in seinem obern Theil bis dahin, wo er sich in die Geschlechtsdrüse verliert, |mit: einer ungeheu- ren Menge Spermalozoen erfüllt, welche‘ alle‘ Blindsäcke durch ihre Menge ausdehnten, und deren klumpige Zusam- menhäufung sein weisses Anschen veranlasste. Nach seinem Austritte aus der Geschlechtsdrüse bis zur Geschlechtsblase konnte ich nur Flimmerbewegung, keine Spermatozoen in ihm sehen, während ich in seinem oberen Theile keine Flimmer- bewegung wahrnehmen konnte. Der Geschlechtssack endlich war mit einer ungeheuren Masse eigenthümlicher Schläuche, die Sie in Fig. VO. schen, erfüllt. Diese Schläuche oder Röh- ren, auf das Mannigfachste in einander gewirrt, haben mir viel za schaffen gemacht. Sie erinnerten mich sogleich an Sie- bold’s Abbildung der wurmförmigen Spermatozoen von Palu- dina; es war mir aber unmöglich, ihre Enden zu schen, so viel ich mich bemühte. Versuchte ich sie durchs Compresso- rium oder mit der Nadel aus einander zu wirren, so zerbra- chen sie, ein Beweis ihrer Sprödigkeit, ein Contentum konnte ich nicht darin sehen. Meine speciellen Kenntnisse der Verhältnisse der übrigen Gasteropoden reichen nicht aus, dass ich versuchen möchte, die des Ancylus mit ihnen in Einklang zu bringen. Ueber seine Atlhmung habe ich folgenden Versuch gemaeht, Da ich diejenigen Exemplare, welche ich in der Stube hatte, in der Nacht stets an den Wänden des Glases in die Höhe kriechen salı, und am Morgen sie am Rande des Wassers so sitzen fand, dass der hintere Theil der Schaale im Wasser, der Kopf in der Luft, und der vordere Theil der Schaale so aufgehoben war, dass die Luft frei in den vorderen Mantelraum dringen konnte, so machte mir dies ihre Wasserathmung durch die Kieme verdächtig. F£russae hatte schon dieselbe Beobach- tung gemacht, und die Aneylen deshalb zu den Lungenschnek- ken gebracht. Begierig, darüber in’s Reine zu kommen, schloss 2) 32 ich eine Menge lebender Aneylus in einem Glase ein, Me 0 deckte dies mit einem anderen Glase so, dass'sie gänzlich von der Luft abgeschlossen waren, eine kleine Luftblase ausgenom- men, welche am Boden des oberen Glases hing. Am anderen Morgen hatten sich alle Ancylus im Umkreise dieser Luftblase eingefunden, deren Volum um die Hälfte gewiss abgenommen hatte, und in Zeit von 24 Stunden waren alle todt. Demnach wären sie Luftathmer, und die sogenannte Kieme nur ein klap- penähnlicher Vorsprung in der Lungenhöhle. Für diese Sup- position spricht mir auch die erwähnte Struclur der Kieme. Wer kann, entscheide. un Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Fig. I. Ancylus Nluviatilis, von unten. — Fig. II. Der- selbe von der linken Seite nach Abnahme der Schaale. Eingeweide in natürlicher Lage. — Fig. Ill. Der Darm und Penis entwickelt: Oyarium und Geschlechtsdrüse nach vorn emporgehoben, sonst alles in situ. — Fig. IV. Alle Eingeweide entwickelt, Darm und Leber entfernt. — ei V. Contenta des Eierstocks. — Fig. VI. Der Gan bei schwacher Vergrösserung mit den Saamenthierpaqueten. — Fig. VL. Contenta des Geschlechtssackes. — Fig. VII. Contenta der Schleim- und Geschlechtsdrüse. — Fig. IX. Contenta der Speicheldrüsen. Die Bezeichnung ist für alle Figuren dieselbe. «a. Schlundkopf. 2. Spei- cheldrüsen. c. Schlund. d. Magen. e. Darm. f. Leber. &. Ova- rium, A. Hinterer Theil des Geschlechtsganges. i. Geschlechtsdrüse, %, Vorderer Theil des Geschlechisganges. 2. Geschlechtssack, m. Pe- nis. n. Herz. o. Gelber Körper. p. Kieme. g. Schleimdrüse. r. Kalk- sack. s. Deren gemeinschaftlicher Ausführungsgang. £. Schlundgan- glien. «. Fuss. v. Saum des Mantels, ww. Oberlippe. x. Oberkiefer. y. Augen. x. Fühler. Fig. I. bis IV. sind um das Dreifache vergrössert. Zur Anatomie dar Parasiten. Von Mr, "U Vo cm - (Aus brieflicher Mittheilung an den. Herausgeber.) (Hierzu Tafel II. Figur 10—15.) 1. Diplozoon. Die Menge der Diplozoen, welche die hiesigen gemeinen Cy- prinen, und zwar namentlich Abramis Blieca, Leueiscus pra- sinus und Gobio fluviatilis, an ihren Kiemen ernähren, ist un- gemein gross. In einem Morgen halten wir. aus mehreren Dutzend von diesen Fischen, etliche 50 Exemplare ausgelesen, welche alle schön lebendig und wohl erhalten waren. Es fiel uns gleich, nämlich Agassiz und mir, auf, dass wir ohne Zweifel drei verschiedene Species dieses merkwürdigen Genus vor uns hatten. Schon die Grösse unterschied sie bedeutend. " Die Species von Blicca ist unstreitig die nämliche, welche auch den Brachsen bewohnt, und von Nordmann einer so = ausführlichen als genauen Monographie gewürdigt wurde. Das Diplozoon von Leueisce. prasinus dagegen ist bei weitem grös- ser, die vorderen Leiber breiter und mehr lancetlförmig, die hinteren mit den ‚Haftorganen verhältnissmässig länger. Die dritte Species endlich, aus Gobio fluviatilis, ist die niedlichste, kleiner als die beiden andern, mit kurzen, schlanken Hinter- leibern. Te Büller's Archiv. 1841. 3 34 Bei einem Exemplare dieser Diplozoen aus Blicca gewahrte ich schon. mit der Loupe einen kleinen, gelblichen Anhang, den das Thier bei seinen Bewegungen hin und her schleuderle. wie wenn er an ihm befestigt wäre. Vielleicht ist’s ein Jun- ges, dachte ich, und brachte das Thier mil grösster Behut- samkeit unter das Mikroskop. Allein es war kein Junges, son- dern der eine Hoden, welcher aus dem Körper des Thieres herausgetreten, und durch seinen ungeheuren langen Spiral- faden (nicht 24, wie Nordmann sagt, sondern wenigstens 6 Mal länger, als das Thier), um seine verschiedenen Leiber geschlungen war. - Das Ende des Spiralfadens sah ich frei im Wasser flolliren, eben so den Hoden; es blieb kein Zweifel er war förmlich ausgestossen. In der anderen Hälfte des Thie- res sah ich ebenfalls kein männliches Geschlechtsorgan; wahr- scheinlich war es demnach schon früher aus dem Körper ent- fernt worden. Der Hoden war hell, braungelb, und bei sei- ner genaueren Betrachtung fielen mir hellere, von Körnerhau- fen umgebene Massen darin auf, welche wie darin enthaltene Kugeln durchschimmerten. Nordmann führt dies Verhalten sehon. S.73. seiner mikroskopischen Beiträge mit den Worten an: Der Sack enthält in seinem Innern viele rundliche, dun- ‚klere ‚Flecke, die grau oder grünlich durchschimmern und aus einer körnigen Masse bestehen.“ Begierig, diese Flecke näher kennen zu lernen, drückte ich den Hoden etwas unter dem Compressorium zusammen. Er platzte in der Mitte auseinan- der. ‘Eine Menge körniger Kugeln trat aus. Anfangs ziemlich klein, schwollen. sie zusehends in Wasser an, und drängten sich dadurch selbst aus dem zerplatzten Sacke heraus. Beim ersten Anblick dachte ich: sollte sich Nordmann in seiner Deutung geirrt haben, und ein zu dem Eierstockssystem gehö- rendes Organ loden benannt haben? so täuschend sahen die Kugeln unreifen Eiern ähnlich, worin, wie so oft, durch dun- kle, körnige Dottermassen Keimbläschen und Keimfleck ver- deckt sind. Es war eine sehr zarte, durchsichtige Hülle vor- handen, in welcher dunkle Körnermassen in unregelmässigen ! 35 Haufen zerstreut lagen. Ich fixirte diese Körner stärker und glaubte, eine Art Bewegung in ihnen wahrzunehmen. Endlich platzte eine Kugel, der Inhalt ergoss sich, und — alle darin enthaltenen Körner liessen nun an ilırer Bewegung nicht mehr zweifeln. Mit der slärksten Vergrösserung des Agassiz’schen Frauenhofers beobachtete ich nun Folgendes. Die bewegien Körper waren kleine, durchsichtige Kugeln, deren Begrenzung, sehr scharf und schallig, auf eine vollkommen kugliche Ge- stalt schliessen liess. Ihre Bewegung bestand hauptsächlich in einem schwachen Zittern mit nur äusserst geringem Vorwärts- schreiten. Ausser ihnen enthielt die sehr zarte Hülle nur ein ungefärbtes Fluidum. Ich habe lange Zeit die Bewegung die- ser kugligen Saamenthiere, das Schwellen und Plalzen ihrer Behälter und ihr freies Tanzen in der Flüssigkeit beobachtet. Schwänze konnte ich nicht an ihnen bemerken; ihre Grösse ist etwa die der Saamenthiere der Knochenfische, genau konnte ich sie, in Ermangelung eines Mikrometers, nicht bestimmen. Der Hode entleerte sich durch stärkeren Druck vollständig; alle Kugeln platzten und die kleinen Saamenthierchen blieben, noch lange Zeit um den leeren’ Sack sich umhertummelnd, allein auf dem Glase zurück, während ihre zarten Hüllen sich im Wasser aufzulösen schienen, denn bald sah ich davon keine Spur mehr. Waren nun die Saamenthierchen untersucht, so wollte ich auch die weiblichen Contenta des Wurmes kennen lernen. Nach- dem ich mich eine Zeit lang an der prächtigen Flimmerbewe- gung in den Canälen des Hinterleibes (die wohl schwerlich ‚Blut führen) ergötzt hatte, durchschnitt ich den Uterus, der mit Eiern vollgepfropft war, Wie diese Eier mir erschienen, finden Sie in Fig. 10. gezeichnet. Man erkennt sogleich Keim- bläschen und Fleck; auffallend schien mir in vielen die kör- nige Beschaffenheit des letzteren und des Dotters, während in andern der Keimfleck wie ein kleines Bläschen aussah und nirgends, auch im Dotter nicht, Körnchen bemerkbar waren. Ich fand indess Eier nur in dem von Nordmann Uterus ge- x 36 nann! rgane. Oviduct und Oyarien enthielten weder Eier noch Eikeime. Ueberbaupt erscheint mir die Deutung, wel.‘ ehe Nordmann den körnigen, den Darm umhüllenden Mas- sen gegeben hat, falsch (er nennt sie Oyarien), und ich glaube nicht so weit von der Natur abzuweichen, wenn ich den Na- men ‚und’die Bedeutung Leber für sie reklamire, was um so weniger auffallen kann, da für die Hirudineen, deren Darm dem des Diplozoon so sehr ähnlich sieht, die richtige Ansicht dieser Massen längst bestimmt ist. Das Nordmann’sche Ovarium wäre demnach Leber, die Oviducten blinde Verlän- gerungen des Ovariums, der N.’sche Uterus das Ovarium mit seinem kurzen Ausführungsgang. 2. Mutzia heterodactyla Agass. Es ist dies ein merkwürdiger Parasit des Ancylus, wel- cher in grosser Menge in dessen Mantelhöhle sieh aufhält, und durch seine weisseFarbe und seine Bewegungen, dem Schreiten unserer Spannerraupen ähnlich, auf dem dunklen Grunde sich sogleich bemerklich macht. Die grössten Würmer dieses Ge- nus; die ich fand, hatten höchstens 14 Linien Länge, schon mit blossem Auge sah man einen gelben Fleck in der Mitte des Thieres, den Magen. Ich sende Ihnen drei Ansichten des Thieres mit, eine von der Bauchseite in gestrecktem Zustande (Fig.13.),;zwei von der Rückenseite, eine im gestreckten (Fig.14.), eine im zusammengezogenen Zustande (Fig. 15.). Sie ersehen dar- aus, wie vorstreckbar besonders der längliche Hals ist, die Erwei- terung ‚des Körpers in der Magengegend, das cylindrische, un- deutlich in Ringe abgetheilte hintere Ende, wo. besonders nur ein. Einschnitt (x) stets schr bemerklich ist. Die hornigen Füsse sind ganz wie bei dem von Henle beschriebenen En- chytraeus gebildet, nur konnte ich den nagelkopfförmigen An- satz nicht erkennen. Sie sitzen auf warzigen Hervorragungen, und sind in beständiger Bewegung. BE a an 7 37 Die Zahl ihrer Spitzen von vorn nach hinten ist: 8 8 10 10 Im Ganzen 11 Paar Füsse. Die Mundöffnung liegt an der untern Seite des Körpers, nicht weit vom vorderen Ende, und scheint mit drei festeren Blättchen bewaffnet. Die sehr 'ausdehnbare Mundhöhle ist lang und führt in einen festen rundlichen Schlundkopf, der nach einer Einschnürung mit einem rundlichen, papillenartigen Vor- sprung in den fast kugelrunden, stets sehr ausgedehnten Vor- magen führt, in welchem ich stets Navicellen, Gomphonemen und Bacillarien antraf, des Thieres Nahrung. Es folgt hierauf ein hochgelber; wie es scheint mit zottigen Blinddärmen dicht besetzter Magen, der in einen weiten, stellenweise angeschwol lenen Darm sich fortsetzt, welcher terminal am hinteren Ende des Thieres im After sich öffnet. Die hintere Parlie dieses Darmes zeigt sich, meist, weit dunkler; fast wie, der Magen, und oft erblickt man einen dunklen Fleck zwischen 8tem und Item Fusspaare, der wohl eine Andeutung von Geschlechts- organen sein könnte. Von oben betrachtet, sieht man ausser dem Darme ein fast die ganze Länge des Körpers einnelimen- des Rückengefäss, lebhaft wellenförmig von hinten nach vorne sich eontrahirend, auf Magen und Vormagen sehr ausgedehnt, nach hinten und vorn spitz zulaufend. Das Blut ist ungefärbt und enthält, wie es scheint, keine Körperchen, deshalb konnte ich auch keine Seitengefässe erblicken. Sehr merkwürdig sind zwei schleuderarlige Organe zwischen Schlundkopf und Vor- magen gelagert, welche in einer, von zwei klappenartig sich 38 bewegenden. Häuten gebildeten Höhle liegen, welche sich schliesst, wenn die Schleuder sich zurückzieht, und öffnet, wenn sie vorslösst. Sie sehen in Fig. 14. auf der einen Seite die Klappen bei zurückgezogener Schleuder geschlossen, auf der andern die Schleuder ausgestreckt und die Klappen geöfl- net. Ohne Zweifel sind dies die Respirationsorgane; eine Oefl- nung nach aussen habe ich jedoch noch nicht bemerken kön- nen. Eben so wenig sah ich Geschlechts- und Nervensystem; ich werde aber von 14 zu 14 Tagen neue Mutzien, die ich mir leicht verschaffen kann, untersuchen, und die Resultate Ihnen später mittheilen, Gewiss bildet dies Thier ein interes- santes Mittelglied zwischen Anneliden (Enchytraeus) und den Arctisconartigen Bestien (Macrobiotus).] Neuchatel, den 6len Mai 1840. Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Fig. 10. Eier des Diplozoon aus dem Uterus. — Fig. 11. Zerplatzte Hoden mit den Saamenthierkugeln. — Fig. 42. Eine zer- platzte Kugel, sehr stark vergrösset. — Fig. 13. Mutzia heteroda- etyla Agass. von der Bauchseite. — Fig. 44. Rückseite. — Fig. 15. Im zusammengezogenen Zustande. a. Maul. 6. Mundhöhle. c, Schlund- kopf. d. Vormagen. e. Magen. f. Darm. g. Alter. A. Respirations- schleudern. i. Rückengefäss. 7. Geschlechtstheile. Ueber. die zweifelhafte Flimmerbewegung an den Nerven. Von Dr. Reuak, pract, Arzt in. Berlin. > In meiner Schrift: Observationes anatomicae et mieroseopicae de system. nerv. structura, Berolini 1838, findet sich pag. 32. folgende Stelle, die ich hier wörtlich anführe: Non possum quin hoc loco observationem inseram, quae quamquam apud me ipsum nondum plane constat, tamen gravior est, quam ut plane silentio praeteriri debeat. In nervis quidem spinalibus recenlibus observandis aliquando mihi.contigit, ut in margine resecto funiculorum neurilemate adhuc indutorum sub, miero- scopio motum vibratoriumlaetissimum conspieerem, quem quum causam moventem, animadvertere non poluerim, tantum ex corpuseulorum in aqua natanlium verligine cognovi. Ex eo inde tempore, quamquam pluries huic rei operam dederim, iamen semel tantum idem phaenomenon. denuo ila.mihi appa- zuit, ut in neurilemate polius quam in tubulis causam suam habere videretur. Accedit quod nuperrime in nervis obser- vandis saepissime frustula epithelii tenuissimi conspexi, quod inter neurilema et tubulos positum esse, videlur, Von dieser gleich von Hause aus als zweifelhaft hinge- stellten Beobachtung hat Valentin eine ebenfalls zweifelhafte Bestätigung gegeben, welche auf einem Missverständuisse der 40 na Be eitirten Stelle beruht, und welche, weil sie in einem neuerli- chen Aufsatze desselben Beobachters (in diesem Archiv 1840. p- 232-) wieder zur Sprache kommt, die gegenwärtige Mit- theilung hervorgerufen hat. Valentin berichtet in seinem Repertorium (Jahrgang 1838. p. 262.), da wo er von der ei- tirten Stelle spricht, dass er in den Primitivfasern des N. ischiadicus eines Frosches, der von einer Höhe von 2° hin- abfiel, und hierdurch die heftigsten Krämpfe bekam, schon im Jahre 1836 Flimmerbewegung zu beobachten geglaubt. habe, Bei späteren Versuchen erschien ihm an der Scheide der Pri- mitivfasern verschiedener Thiere nach innen von den inneren Begrenzungslinien ein wie hiugehauchter, von dem optischen Rande des Primitivfaserinhalts verschiedener Wellenrand ent- weder ganz ähnlich einer eben stillstehenden Flimmerhaarreihe oder@nach dem sogenannten Motus uncinalus noch auf- und niederwogend. ' Hierbei wird angemerkt, dass die Primitivfa- serscheide nach aussen aus längslaufenden Zellgewebebündeln bestehe, ganz nach innen dagegen zwei einfache, sich kreu- zende Lagen spiraliger Zellgewebefasern liegen, auf denen dann erst das Epithelium aufsitzen dürfte; endlich wird die Flim- merbewegung an der Innenfläche der Scheide der Nervenpri- mitivfasern mehr als ein Problem, denn als ein Faetum hinge- stellt. Valentin betrachtet offenbar mit Unrecht diese Mit- theilungen als eine Bestätigung und eine Erweiterung meiner Beobachtungen. Ich habe nicht an der Innenfläche der Scheide _ der Primitivfasern, sondern an der Innenfläche der Scheide der Primitivstränge (funiculi primitivi) Flimmerbewegung wahrgenommen, oder vielmehr geschlossen, dass die an den Nerven einige Male wahrgenommene Flimmerbewegung an der Innenfläche des Neurilems der Primitivstränge ihren Sitz habe. Was man unter Primitivstränge versteht, ist bekannt: es sind diejenigen feinsten, noch mit blossen Augen sichtbaren Sträng- chen, in welche man einen Cerebrospinalnerven spalten kann, ohne seine Primitivfäsern blosszulegen, und welche die bekann- ten scheinbaren Anastomosen innerhalb der Nervenstämme un- % 4 tereinander eingehen. Jedes dieser Strängehen hat sein beson- deres Neurilem, d. h. eine Umhüllung von zahlreichen, der Länge nach, und weniger der Queere nach verlaufender Zell- _ gewebefasern, Nach innen von dieser Hülle, so schloss ich aus den damaligen Beobachtungen, findet sich das platte Epi- elium, das ich stückchenweise, aber nicht in seiner natürli- elien Lage beobachtet hatte; doch vermuthete ich nur, dass sich an diesem Epithelium die beobachtete Flimmerbewegung vorfindet, ohne'es zu behaupten. Dahingegen war ich weit “entfernt von so subtilen Beobachtungen, wie diejenigen sind, welche Valentin mit den meinigen zusammenstellt; daher- ist auch die Wahrnehmung der Flimmerbewegung innerhalb der Primitivröhren der Nerven als diesem Beobachter eigenthümlich - anzusehen. Was ich übrigens seither in Bezug auf die Flim- - merbewegung an dem Neurilem der Primitivsträngehen der Nerven beobachtet: habe, ist gerade nicht geeignet, die damals ausgesprochenen Zweifel zu heben. Zwar habe ich seitdem noch einige Male an dem Neurilem ganz frischer Nerven Strö- mungen beobachtet, die denen bei der Flimmerbewegung durch- aus ähnlich waren; doch gelang es mir niemals in diesen Fäl- len, die F limmerhärchen selbst zu erblicken. Diese ‚Mitthei- - lung bezweckte daher auch nur ein Missverständniss zu be- seiligen,; welches durch Valentin eine zu grosse Verbreitung und Ausdehnung zu erhalten schien. - An: u. ara , % \ 7 5 £ . Brie‘” Analomisch-physiologische Untersuchungen über die Salpen *). .. v Von D. F. Escurıcur. 127 Die Untersuchung ist an 2 Species angestellt worden, haupt- sächlich an einer 4 Zoll grossen Art, wovon ich 3 alte Spiri- tusexemplare zu meiner Disposition hatte, zum Theil aber auch an einigen Exemplaren von S. zonaria. Die grössere Species (Fig. 4—4), habe ich Salpa cordiformis genannt, weil ich ver- muthe, es sei die von Quoy und Gaimard unter diesem Na- men aufgestellte, obgleich die von diesen Naturforschern ge- gebene Beschreibung und Abbildung von der meinigen ziemlich abweichen. (Ann. des sciences naturelles. Tome X. und Atlas für 1827. Tab. VIIL) “2 1) Das Nervensystem ($. 4.) fand sich sehr deutlich x vor (Fig 8. und 10. u, v—v).. Das Gehim mit 2 seiner Hauptäste bildete einen Ring hinter der Eintrittsöffnung, an-. scheinend dem Schlundringe analog. Diese Oeflnung möchte ‚deshalb doch wohl für den Mund zu halten sein. } 2) Vor dem Gehirn liegt ein eigenes, hauptsächlich aus zwei Blättern bestehendes Organ, vielleicht ein Tastorgan *) Auszug von Esehricht’s Schrift: anatomisk- physiologiske undersögelser over Salperne. Kjübenhayn 1840. 4. Taf. 5. 43 (Fig. 8. und 10. 2). An der S. zonaria liegen dies Organ und das Gehirn auf einander (Fig. 18. u. 22. #, u) ($. 5.). > 8) Nicht allein die Eintriltsöffnung, sondern auch die Aus- wiltsöffnung haben an beiden Arten eine sehr ausgebildete Valvel, an beiden bildet sich eine starke Musculatur, die zumal an der Valvel der Austrittsöffnung sehr complicirt ist (Fig. 11 und 12.) ($- 6.). 4) An beiden Seiten der Athmungshöhle liegt ein ge- schlossener Sack, die serösen Säcke (Fig. 1. 2. 3. 4. 7. 'pp qg9), die in der Entwickelungsgeschichte und in den Lebens- verhältnissen überhaupt eine wichtige Rolle spielen. 5) Sowohl diese serösen Säcke wie auch der Athmungs- sack, sind von einem Pflaster-Epithelium bekleidet, aus 6ecki- gen, tafelförmigen Zellen mit Kernen (Fig, 14). 6) In den Fötus sind diese Zellen äusserst-deutlich. ‘Sie liegen aber hier mehr von einander getrennt, obgleich sie schon ziemlich sechseckig sind (Fig. 15., wo aber die Ecken der Zellen viel zu spitz gegeben worden sind). 7) Die Muskeln der Salpen bestehen aus Bündela von Primitivfasern (Fig. 16.); längs der Mittellinie in jedem Bün- del zeigt sich bei stärkerer Vergrösserung eine Reihe ‚heller Körperchen (Zellenkerne). Jede Primitivfaser ist höchst deut- lich queergestreift, namentlich an alten Weingeistexemplaren von Salpen deutlicher, als vielleicht bei irgend einem Wirbel- thiere ‘oder Artieulaten” 8) Beim Fötus bestehen die Muskeln aus nicht gestreif- ten Fasern, breiter als die Primilivfasern der Muskeln bei den Erwachsenen, und eine Reihe grosser Zellenkerne enthaltend (Fig. 17.). Diese Fasern sind also: ursprünglich Faserbündel. 9) Das Zellgewebe bestelit bei den ı Salpen aus lauter ge- kräuselten Fäserchen. — Aus 5. 6. 7. 8. 9. scheint man ent- nehmen zu müssen, dass die mikroskopische Zusammenselzung der Gewebe (8:8) bei den Salpen ganz analog der der höhe- ren Thiere sei, und sich auf eine ganz analoge Weise eul- wickele. ’ 44 40) In dem Magen. und Darm der Salpen finden sich halbverdaute mikroskopische Conferven und Infusorien ($- 8.) 41) In allen 3 Exemplaren der $. cordiformis befand sich ($. 10) eine sehr ausgebildefe Kelle von Foetus (16 Mal ver- grössert Tab. IV.), die Fölus auf 3 verschiedenen Stufen der Entwiekelung. Die Form und der innere Bau dieser Fötus war aber von dem Multerthiere sehr abweichend .(die am meisten entwickelte Brut Fig. 27.), hingegen in beider Hinsicht mit der S. zonaria auffallend übereinstimmend, so dass man die letzt- genannte für eine junge $. cordiformis anzunehmen geneigt sein muss. ! 42) Unter sich sind die Fötus ($. 11.) durch Stränge ver- bunden, deren jeder. Fölus 3 hat (Fig. 27. und 29 vr, s, £); zwei dieser Stränge theilen sich in 3 Aeste, der eine in 2, Von diesen 8 Aeslen, die alle an ihren Enden flach:und breit sind, gehören 2 jedem Nachbarfötus, 2 jedem der zwei:Gegen- nachbarfötus (Fig. 29., Fig. 30.) an. - Die Stränge sind Ver- längerungen der serösen Säcke und der durchsiehtigen Schaale. 43) Die Verbindung der Fötuskette mit dem Mutterthiere geschieht mittelst eines Rohres ($. 20.), das, sich längs der ganzen Kette erstreckt, an dem ältesten Fölus sehr dünn wer- dend, und sich an dem äussersten Fötus durch die Schaale miltelst eines Lochs (Fig. 3. und 6. 9) öflnend; an den jüng- sten Fötus ist das Rohr hingegen schon absolut weiter; rela- tiv zur Grösse der Fölus aber so gross, dass diese zunächst dem inneren Ende wie Pünktchen auf dem Rohre erscheinen (Fig. 2. 6. y, 2); Das innere Ende des Rohres, ist höchst wahrscheinlich angeheftet,. was aber leider nicht beobachtet werden konnte. Das Rohr besteht aus mehreren Häuten, von denen die innerste Schleimhaut zwei Längenreihen von Löchern enthält, wodurch sie sich, die äusseren ‚Häute durchbohrend, in die Kiemensäcke sämmtlicher Fötus (Fig. 28,"bei A) öffnet, und zwar gerade in der Mitte der räthselhaften Rückenfalten (Fig. 27.). Die Bedeutung dieser Kette ($-. 21.) ist weder die einer Kelte von Eierkapseln, noch die eines Eierstocks, einer DE 45 Gebärmutler, eines Keimsackes oder eines Keimstockes. Es ist eine eigene Form, die wohl am zweckmässigsten Keim- röhre genannt werden kann. 44) In der ältesten Brut erkennt man schon die Brut einer folgenden Generation (Fig. 27. g, Fig. 36.). Diese Brut der zusammengesetzten Fölusbrut ist aber eine einfache Brut wie die der Salpa zonaria. 15) Die Chamisso’sche Theorie lässt sich hierdurch auf’s Bündigste nachweisen. Nehmen wir die S. zonaria für die Proles gregata, die S. cordiformis für die Proles solitaria einer und derselben Species an, so wären diese Fötus im Fö- tus, nachdem sie erst die Stufe der Fötus in der $, zonaria durchgegangen, bestimmt sich zu Individnen auszubilden, ähn- lich der Salpa cordiformis, wohingegen die Fötus selbst in der Fötuskette eine Kelte von S. zonaria bilden würden. — Alle nur sonst angegebenen Thatsachen lassen sich aber auch so erklären ($. 25.), dass überhaupt alle junge Salpen einfache, die alten zusammengeseizte Brut gebären. Wie gross auch die Unähnlichkeit zwischen der erwachsenen Brut der $. cordi* formis (und. somit der $. zonaria) mit der erwachsenen $. cor- diformis ist, lässt sie sich dennoch. aus den eigenen Verhält- nissen bei der Kellenverbindung ek ljpetiäggid eine eigentliche Metamorphose scheint nicht vorhanden zu sein ($. 15.). © 46) Die Verbindungsweise der freien Salpenketten scheint immer ganz ähnlich zu sein: ‚derjenigen der Fötuskette, und jene Kettenverbindung ist folglich ohne allen Zweifel eine ur- üngliche, vom _ Mutterleibe herstammende ($. 24.). Die ere gegenseilige Ansaugung der Salpen, die Einige beob- achtet haben wollen, wird dadurch höchst unwahrscheinlich. 47) Die Entwickelungsgeschichte ($: 16. 17. 18. 19. 23.), die sich aus ‚der Vergleichung der Salpenfötus in den verschie- denen Stnfen entnehmen lässt, bietet noeh manche’ andere in- teressante Resultate dar, die sich aber zu einem Auszuge nicht eignen. . ze a: Ueber ein besonderes, mit dem Hammer der Säuge- thiere in Verbindung stehendes Knöchelchen. Von > Dr. E. Hacengacn aus Basel. (Hierzu Tat. I.) „ Durch die neueren Forschungen über die Entwickelung des Gehörorgans sind wir zur Erkenntniss gelangt, dass die Ge: hörknöchelchen in der frühesten Periode ihrer Entwicke- lung keinesweges so abgeschlossene Organe sind, als sie im ausgewachsenen Zustande erscheinen. Denn einerseits steht der Hammer nach Meckel’s Entdeckung mit einem eigen- ihümlichen Knorpelapparate in Verbindung, der zufolge der neuesten Untersuchungen als wesentlicher Bestandtheil ‚eines besonderen Visceral- oder Kiemenbogens erkannt wurde; an- drerseits hat Huschke eine Verbindung des Griffelfortsatzes des Schläfenbeines mit dem knöchernen Forlsatze des Ambos- ses nachzuweisen gesücht, wodurch denn bei gleichzeitiger Verwachsung des ersteren Fortsatzes mit dem oberen Zungen- beinhorne ebenfalls ein knorpeligter Bogen gebildet wird, wel- cher den Ambos der einen Seite mit-dem der andern verbindet. u verdient aber noch ein anderes, bis jeizt unbeachlet gebliebenes Verhältniss.in der Entwickelung des Ha der Säugethiere Berücksichtigung, wodurch ebenfalls der selbst- sländigen Entwickelung und Existenz dieses Knöchelchens ge- 47 wissermaassen Eintrag gelhan wird. Zufolge zahlreicher Untersuchungen nämlich, die ich über die allmälige Verknö- eherung des Hammers bei den Säugethieren angestellt habe, steht derselbe durch Vermittelung des Processus spinosus mit einem besonderen Knochenstückehen in Verbindung, welches sehon frühe mit den umgebenden Knochentheilen verschmilzt. In einer kleinen Ahhandlung, die ich seiner Zeit dem Drucke übergab *), habe ich schon nachzuweisen gesucht, dass der Processus spinosus bei den Säugethieren schon frühe mit den umgebenden Theilen, und zwar zunächst mit dem Gehör- und Paukenring, welcher mit einer besonderen Rinne zu dessen Aufnahme versehen ist, verwachse, und zugleich auf die Esi- stenz eines mit demselben in Verbindung stehenden Zwischen- knöchelchens (wie ich es in jener Schrift nannte) aufmerksam gemacht. Allein ich war damals mit diesem eigenthümlichen Verhältniss noch nicht hinlänglich vertraut, und habe es deshalb auch nur im Vorbeigehen berührt, wodurch vielleicht Manchem die Sache nicht recht einleuchtend erschienen sein mag °*). *) Die Paukenhöhle der Säugethiere. Ein Beitrag zur verglei- chenden Anatomie des Gihörorengi, Leipzig. 4835. (Vergl. p. 39. und 40.) **) Ich muss auch aus einer von Dr. Fleischmann gemachten emerkung schliessen, dass ich mich über dieses eigenthümliche Knö- ehelchen nicht dentlich ausgesprochen habe. In einem Aufsatze über die Muskeln des innern Ohres (vergl. die Berliner medieinische Cen- talzeitung. Jahrg. 1836. Stück 37.) äussert nämlich derselbe, ich hätte irrigerweise behauptet, zuerst gefunden zu haben, dass der Pro- cessus spinosus mit einem Knochenblättchen in Verbindung stehe, und verweist dabei auf Rau (cf. Boerliave praelect. acad. in propr. in- stitat. Vol. IV. p. 358.), welcher den Processus zuerst entdeckt habe, ihn aber als ein vom Hammer abgesondertes Knöchelchen betrachtet wissen wolle, welches mit der Alter auf ähnliche Weise mit dem Hammer verschmelze, wie der Proeessus styloideus mit dem Schlä- fenbeine (eine Annahme, die jedoch in einer Anmerkung von Boer- have widerlegt wird). Dass ich aber nicht jenen eigenthümlich ge- teten, oft spatelartig auslaufenden Fortsatz. des Hammers, wie er eim Menschen beobachtet und beschrieben worden, sondern ein an- 48 Jetzt, nachdem ich die genaue Untersuehung des Gegenstandes mir zur besonderen Aufgabe gemacht habe, erlaube ich mir die Ergebnisse derselben ausführlicher hier mitzutheilen. Bald nachdem der Dornfortsatz des Hammers (Processus Folii s. Ravii s. spinosus), welcher merklich früher 'als die übrigen Theile des Hammers zu verknöchern pflegt, sich. ent- wickelt hat, setzt sich an dessen vorderen Rand (ungefähr in der Mitte) ein dünnes Knochenblättchen an, welches im Gan- zen: viereckig gestaltet ist, jedoch gegen die Ansatzstelle hin gewöhnlich etwas schmäler zuläuft. Bei den Wiederkäuern, und unter diesen namentlich bei der Ziege, bemerkte ich, dass dieses Knöchelchen nach vorn mit einem spitzen Forlsatze ver- sehen ist, welcher in paralleler Riehtung mit dem vordern Ende des Processus spinosus verläuft, und schon sehr frühe zu einem gemeinschaftlichen Fortsatze verwächst. Dieser Dop- pelfortsatz, dessen äusserste Spitzen bisweilen noch eine Zeit lang getrennt bleiben, wurde wohl bisher nie als solcher erkannt, sondern für den gewöhnlichen Processus spinosus ge- halten, was um so begreiflicher ist, als die erwähnte Ver- wachsung sehr frühe, gewöhnlich schon vor der Geburt, .er- folgt. Es ist mir ziemlich wahrscheinlich, dass auch bei den übrigen Säugethieren der Processus spinosus ursprünglich in der angegebenen Weise aus zwei Fortsätzen besteht (was schon zum Theil daraus zu entnehmen sein möchte, dass er nicht selten der Länge nach eine rinnenarlige Vertiefung zeigt, doch habe ich mich bis jetzt ausser der Ziege und dem Kalbe bei keinem anderen Säugelhiere durch wirkliche Beobachtung davon = deres von mir beim Menschen (bis jetzt) noch nie gefundenes Kuo- chenstückchen gemeint habe, welches allerdings mit dem Processus spinosus in genauerem Zusammenhang steht, aber eine ganz andere Beziehung zum Hammer hat, wird, wie ich glaube, aus meiner fer- neren Berkpeiiunn hinlänglich hervorgehen. Ob nun auch. dieses ‚Knochenstückchen schon irgendwo näher beschrieben sei, ist mir nicht ot; ist dies wirklich der Fall, so nehme ich gerne Belehrung hierüber- an. » 49 überzeugen können. Das Knöchelchen selbst gewinnt nun all- mälig an Dicke und Umfang, so dass es gegen das Ende sei- nes Wachsthumes die Grösse des Hammers nicht selten um das Doppelte oder Dreifache überschreitet. , Wer daher seinen Zusammenhang mit dem Hammer im früheren Fötuszustande nie beobachtet hat, wird es kaun glauben können, dass das- selbe ursprünglich ein ergänzender Bestandtheil des: Hammers ist. Seine Gestalt hat im ausgebildeten Zustande keinen so deutlich ausgeprägten Typus wie die Gehörknöchelchen selbst, und wechselt auch nach den verschiedenen Geschlechtern der Säugethiere, selbst mehr ‚oder weniger auch fach den einzel- nen Individuen. Es hat gewöhnlich nach aussen eine etwas gewölbte und rauhe, ‚nach innen..eine platte-und ebene Flä- che, und läuft nach oben und vorn in einen freien und abge- rundeten Rand aus, während ‘es nach unten, wie schon er- wähnt, mit: dem Processus spinosus des Hammers verbunden ist. Es besteht ferner nicht aus einer so compacten Knöchen- masse, wie der Hammer selbst; sondern hat eher wie die Bulla ossea. eine spongiöse Beschaffenheit. Betrachtet: man das Knöchelchen in seinem, natürlichen. Zusammenhange mit den übrigen knöchernen Theilen. des Gehörorgans, so. bemerkt man, dass es eine Lücke ausfüllt, welche sich zwischen dem Pau- kenknoehen (Bulla) und dem Felsenbeine ganz nahe an der vordern Wand. des im Entstehen begriffenen Porus acusticus befindet, und. somit die Paukenhöhle nach vorn und oben schliessen hilft (vergl. Fig. I. a). Bis gegen die Geburt hin manchmal auch einige Zeit nach derselben, lässt sich dieses Knöchelchen, wenn die betreffenden Theile einer längeren Ma- cerälion ausgesetzt waren, für sich darstellen, so dass es noch frei von aller übrigen Verbindung nur als ein Anhang, des Ham- mers erscheint (vergl. Fig. III bis VII), , Später aber verwi- schen sich allmälig seine Umrisse; und es verschmilzt mit der vordern und äussern Fläche des Paukenknochens. In diese Verschmelzung wird nun auch der Processus spinosus ( wel" cher überhaupt in näherer Beziehung zu ‚diesem Knöchelchen Müllers Archir. I6ils 4 # 50 als zum Hammer zu stehen scheint) nothwendiger Weise mit hiueingezogen, so dass es seinen ursprünglichen Typus völlig werliert. Aus diesem Grunde ist es unmöglich, den Hammer eines erwachsenen oder auch nur halb erwachsenen Säuge- „thieres in seiner vollständigen Verbindung mit dem Processus spinosus darzustellen, und es erscheint daher dieses Knöchel- chen, sobald es einzeln betrachtet wird, immer nur in einer fragmentarischen Gestalt *). Uebrigens ist die Art und Weise, wie dieses Knöchelchen mit (der übrigen Knochenmasse verschmilzt, nicht nur nach den einzelnen Familien, sondern auch nach den einzelnen Indivi- duen oder Exemplaren verschieden. Oefter verwächst es nur unvollständig, so dass man bei genauer Aufmerksamkeit auch noch an reiferen Schädeln eine Andeutung seiner früheren Exi- stenz bemerken kann. Dies ist namentlich bei den Wieder- käuern der Fall, wo man entweder das zugespitzte Ende des Knöchelehens hervorragen sieht, während die übrigen Partieen bereits verschwunden sind, oder bei völlig verschwundenem Fortsatze noch einzelne Umrisse des letzteren selbst bemerkt (wie dies besonders mit dem obern frei stehenden Theile der Fall ist, welcher in der natürlichen Verbindung der Knochen- theile an das Felsenbein anstösst). Bisweilen bleibt als selt- nere Ausnahme das Knöcheichen in seinen gesammten Umris- sen noch geraume Zeit nach der Geburt sichtbar, wie ich dies an dem Paukenknochen eines Kalbes und eines Schaafes ge- *) Nur der Igel scheint hiervon eine Ausnahme zu. machen, in- dem ich an mehreren soviel als ausgewachsenen Schädeln, sobald die einzelnen Knochen durch die Maceration von einander gelöst waren, den Processus spinosus in unversehrtem Zusammenhange mit dem Hammer darstellen konnte. Der Fortsatz selbst ist hier, wie die Ge- hörknöchelchen überhaupt, sehr stark entwickelt, und zeichnet sich dadurch aus, dass er mit einem abgerundeten, fast löffelarlig ausse- henden Ende versehen ist. Dieses breite Ende, das man allerdings auch als ein Knochenblättchen bezeichnen kann, halte ich keinesweges identisch mit dem-in Rede stehenden Knochenstückchen, welches bei diesem Thiere zu fellen scheint. 5 funden habe (vergl. Fig. VII. und IX.). An solchen Exem- plaren erkennt man deutlich, dass das Knöchelchen trotz der beginnenden Verwachsung mit den Knochen immer fort wächst und zunimmt, weshalb dann auch seine Grösse gegen die des Hammers auffallend absticht, welcher letztere, sobald er einmal in den Verknöcherungszustand übergegangen ist, in seinem Wachsthume völlig stille steht. Bei vielen Säugethieren end- lich, wie namentlich bei den reissenden und nagenden Thie- ren, scheint das Knöchelchen sehr frühe mit den umgebenden Theilen zu verwachsen, da es mir selbst an jüngeren Schä- deln aus den genannten Familien selten gelang, eine: deutli- che Spur desselben aufzufinden, obgleich ich bei’ den meisten derselben im Fötuszustande die erste Anlage dazu bemerkt hatte. Dieses Knöchelchen, welches man vielleicht als Ossiculum accessorium malleoli *) bezeichnen könnte, gehört also offen- bar, wie die früher erwähnten Knorpelbogen, der Entwicke- lungsperiode des Hammers an, und hat das Eigenthümliche, dass es sich bei seinem ersten Entstehen an den Entwicke- lungsgang der Gehörknöchelchen anschliesst, insofern es nicht nur (wie oben gezeigt worden) in direktem Zusammenhange mit demselben steht, sondern auch eben so frühe wie dieser verknöchert, später aber sich wieder mehr dem Wachsthum der übrigen Kopfknochen nähert, indem es die Gehörknöchel- chen an Umfang und Grösse merklich überschreitet, und durch eine allmälige Verschmelzung mit den benachbarten Kuochen- theilen seine Selbstständigkeit wieder verliert. Ueber seine Beziehung zum Meckel’schen Knorpel gilt *) Es liegt mir hier wahrlich nicht daran, einen neuen Namen aufzubringen; der Gegenstand ist wirklich zu klein, um sich durch eine besondere Benennung desselben bemerklich machen zu wollen; doch glaube ich, dass man das beschriebene Knochenstückchen, da es sehr constant vorkommt, nicht als einen bloss modificirten Proces- sus spinosus, sondern als einen den Hammer integrirenden, aber nichts desto weniger selbstständigen Knochentheil betrachten und bezeich- nen muss. A* r 52 ; . im» Ganzen dasselbe, ‘was vom Processus spinosus gesagt wer- ‚den kann, dass es nämlich unabhängig von diesem sich ent- wickelt, und nieht etwa als verknöcherter Ueberrest' desselben zu belrachten ist (wie dies Reichert vom Processus spinosus anzunehmen scheint). Uebrigens fällt die stärkere: Entwicke- lung dieses. Knöchelehens in eine Periode, wo der Meckel- sche Knorpel bereits wieder zu verschwinden pflegt. Um das Verhältniss dieses Knöchelchens richtig zu 'erken- nen; ist. eine ‚lang fortgeseizte Maceration der knöchernen Theile des: Gehörorgans nolhwendig; nur auf diesem Wege löst es sich vollständig von seiner übrigen Verbindung los, und er- scheint: als ein abgesondertes Knochenstückchen. Am. deut- liehsten lässt; es sich ‚an neugebornen Ziegen darstellen, wo matı meistens den spitzen Fortsatz des Knochenstlüclichens von dem.parällel mit ihm: verlaufenden und zum Theil: schon ver- wächsenen Processus spinosus unterscheiden, so wie auch die Umrisse ‘des ersiern bei schon begonnener Verwachsung noch deutlich: erkennen kann *). Dass es bis jelzt nieht bemerkt wurde, rührt, «wie ich glaube, hauptsächlich daher, dass der Processus spinosus nahe bei seiner Ursprungsstelle sehr dünne, und in, seinem übrigen Verlaufe schon frühe mit den umge- benden Theilen verwachsen ist. Dieser Umstand hat zur Folge, dass. der Hammer bei dem Versuche, ihn aus der Paukenhöhle herauszunehmen, an der Stelle der Verwachsung abbricht, wobei denn Manchem: das sich gewöhnlich spitz darstellende Fragment des Processus spinosus ‚als der vollständige, Foxtsatz erscheint, : Indem‘ nun eben .lelzterer 'sich dem Blieke ent- zieht, wird nun auch dem mil demselben innig verschmolze- *) Ich habe mir zum Behal dieser Untersuchungen eine beträeht- liche ‚Anzahl Schädel: von jungen: Ziegen, wie. sie bei uns im Früh- jahre in ‚grosser Menge zu Markte getragen werden, verschafft, ‚und rathe Jedem, der sich eine richtige Vorstellung von dem eigenthüm- lichen ‚Verhältniss dieses Knöchelchens machen will, seine Untersu- ehungen an solchen jungen Ziegenköpfen anzustellen, 53 nen‘ Kuöchenstückchen keine weilete Aufmerksamkeit ge- widınet *). Das’ in Rede stehende Knöchelchen kommt fast bei allen einheimischen Säugelhieren vor, doch ist es bei Weilem am deutlichsten bei den Wiederkäuern. "Beim Pferde ‘und Esel vermisste ‚ich dasselbe, doch fiel mir hier der ungewöhnlich lange: Priocessus spinosus auf, welcher eine gute Strecke hyeit zur Paukenhöhle hinausragt (vergl. Fig. X.), 4 Ob nun dasselbe auch beim Menschen vorkommt; ist mir bis jelzt unbekannt; vielleicht werde ich später Gelegen- heit haben, die nölhigen Untersuchungen hierüber anzustellen und dieselben hier milzulheilen, so wie ich auch gesonnen bin, meine bisherigen Beobachtungen ‚über den Meckel’schen Knorpel bei den Säugelhieren in einem späleren Aufsalze zu- sammen zu stellen. Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. I. stellt das oben beschriebene Knöchelchen in seinem natürlichen Zusammenhange mit den umgebenden Knochenthei- len dar. a. Das Knöchelchen selbst. D. Dessen Fortsatz in Verbin- dung mit dem Processus spinosus. 4A. Der Paukenknochen. B. Das Felsenbein. Fig. II. zeist das Knöchelchen sowohl in seiner Verbindung mit dem Paukenknoec en, als auch mit dem Hammer. Die im Wege ste- henden Knochentheile sind zur bessern Auffassung des Zusammenhan- ps entfernt worden. A. Das Kuöchelchen sammt dem gemeinschaft- ichen Fortsatze. a. Der Hammer. 6, Die Bulla ossea von ihrer ge- wölbten äussern Fläche dargestellt. *) Sehr leicht entsteht nun hier die Frage, wie unter solchen Verhältoissen die Wirkung des Tensor Iympani möglich sei, da an der Stelle, wo der Hammer sich rotiren sollte, eine Verwachsung Statt findet, Dieser Zweifel scheint mir füglich durch die Beobach- tung beigelegt werden zu können, dass gerade an jener Stelle der Hammer sehr dünne und elwas elastisch ist, so dass dennoch eine kleine Rotation dadurch möglich gemacht wird, wovon man sich auch an frischen Exemplaren vermittelst eines leisen Anziehens des Teusor tymwpavi überzeugen kann.- 54 Fig. Ill. Das Kuöchelchen vereinzelt dargestellt, in seiner blos- sen Verbindung mit dem Processus spinosus, Es ist hier von der äussern Seite aufgenommen, Fig. IV. Dasselbe von der innern ‘Seite dargestellt. Diese vier genannten Abbildungen sind vom Gehörorgan neugeborner Ziegen ent- nommen. Fig. V. stellt das Knöchelchen von der äussern ‚Seite bei einem jungen Rehe dar. s Fig. VI. Dasselbe Knöchelchen von der innern Fläche dargestellt. Fig. VII. Das noch unbedeutend entwickelte Knöchelchen von einem Kalbsfötas, Die beiden getrennten Enden des gemeinschaftli- chen Fortsatzes sind hier, wie an Fig. III. u. IV. deutlich sichtbar. Fig. VII. Das knöcherne Gehörorgan eines Kalbes, von der äus- sern Seite dargestellt, woran das Knüchelchen, und zwar in sehr ver- grössertem Umfange, noch deutlich zu erkennen ist. a. Das Felsen- bein. 6. Der Paukenknochen. ce. Der Porus acusticus. 4. Das ge- nannte Knöchelchen. Fig. IX. Der Paukenknochen eines Schaafes, woran ebenfalls das noch deutlich erhaltene Knöchelchen sammt dem zugespitzten Fort- salze sichtbar ist. a. Der Paukenknochen. d. Der Porus acusticus. A. Das erwähnte Knöchelchen. Fig. X. stellt das knöcherne Gehörorgan eines neugebornen Esels dar. a. Der Hammer. 2. Der Paukenknochen. c. Das Felsenbein. 4A. Der ungewöhnlich lange Processus spinosus des Hammers. “.. Fragmente zur genaueren Kenntniss der Schlä- fenbeine einiger schweizerischer Säugethiere. Von Karı Dızsterıch (Hierzu Taf. IV.) Der das Obr gepflanzet hat, sollte der nicht hören? - i Ps. Seit mehreren Jahren mit vergleichender. Osteologie beschäf- tigt, lege ich hier die Resultate meiner Untersuchungen nieder. Sie beireflen zunächst nur das Schläfenbein, mit Ausschluss der Pyramide, bei den Säugelhieren der Schweiz, einige Alpenbe- wohner abgerechnet. Ich überlasse es kundigen Lesern zu entscheiden, ob ich neue Verhältnisse beleuchtet, da unter mei- nen Umständen ein vollständiges Studium der Literatur un- möglich war, bemerke aber, dass Alles (die Citate abgerech- net) auf eiguer Ansehbauung beruht. Ich benutze hiermit die Gelegenheit, meinen geehrtesten Lehrer, Herrn Professor Jung in Basel, den gebührenden Dank abzustatten für die Liberali- lät, womit er mir das anatomische Cabinet zu benutzen erlaubt. - L Allgemeine Darstellung der Theile. Unterschied des Schlafbeins des Menschen von dem der Säugethiere. Das Schlafbein des Menschen ist ein freier, selbstständi- ger Knochen, der aus verschiedenen, verwachsenen Theilen _ zusammengeselzt ist. 1) Jochtheil, 2) Schuppentheil, 3) Pau- kentheil (Gehörring), 4) Labyrinth, 5) Zitzentheil, 6) Grif- feltheil*), Es unterscheidet sich im Allgemeinen wesentlich von dem unserer Säugethiere. 1) Der Gehörring verwächst beim Menschen mit Schuppe und Pyramide, ohne’ eine Her- vorragung an der Basis des Schädels zu bilden, während er bei unseren Thieren entweder lebenslänglich als selbstständiger Ring bleibt (Igel, Spitzmaus), oder eine Blase bildet, Pauken- kapsel genannt. 2) Der folianische Fortsatz des Hammeıs liegt beim Menschen frei in einer Rinne des Gehörrings, eine Bil- dung, die sich nur beim Igel wiederholt, während er bei der Spitzmaus mit dem Gehörring, bei den übrigen Thieren mit der Paukenkäpsel verwächst. 3) Der Zitzenfortsatz fehlt am Schlafbein, und statt dessen findet sich gewöhnlich ein ent- sprechender 'Fortsatz am Hinterhauptsbein **). 4) Der: Gelenk- hügel am vorderen Theil der Unterkiefergrube fehlt bei unse! ren Thieren entweder ganz (Insectenfresser), oder es findet sich bloss ein hinterer ( Wiederkäuer ),' oder ein hinterer und vorderer zugleich’ (Einhufer). 5) Die Pyramide unserer Säu- gethiere ‚hat: stets eine unregelmässige Gestalt, ihre untere Flä- che wird ganz oder nur zum Theil von der Pauke bedeckt; während sie bei den Einhufern und mehreren Nagern die Sei- tenwände des Schädels bilden hilft. Der knöcherne Theil der Ohrtrompete wird bei keinem unserer Thiere ' ausschliesslich von der Pyramide gebildet. *) Meckel’s Archiv. VI. p. 427, **) Cuvier. Lesons d’anatomie comparce, II. 27. 57 . Von der Schuppe des Schlafbeins. Sie liegt gewöhnlich perpendieulär, schief beim Ochsen. - Hat im Allgemeinen dieselbe Lage, ‘wie beim Menschen, nur bei den Einhufern, beim Ochs, Schwein, Hasengeschlecht, Mur- melthiere, Meerschwein, verbindet sie sich mit dem Stirnbein. Ihre Gestalt ist rund bei Hund- und Katzengeschlecht, Jäng- lich bei einigen Wiederkäuern, Fischotter, Dachs, unregelmäs- sig bei den Mäusen, viereckig beim Murmelthiere, Eichhorn: Die äussere Fläche ist glatt, zuweilen rauh; bei einigen Na- gern verschmälert sich ihre zweite Hälfte in einen langen Fort- satz *), bei den Wiederkäuern ist der hintere Rand sehr breit und rauh.' ‘Der Jochfortsatz fehlt bloss bei der’ Spitzmaus, verbindet sich mit dem Oberkiefer beim Igel und den Einhufern, bei welchen letzteren er sich zugleich mit dem Jochfortsalz des Slirnbeins verbindet. Er entspringt gewöhnlich mit zwei Wurzeln, wie beim Menschen; einer horizontalen aus dem _ Zitzentheil, über das äussere Gehörloch verlaufend, und einer perpendieulären von demselben, so dass ein Winkel gebildet wird, in dem das äussere Gehörloch zu liegen kommt, Diese Winkelbildung fehlt bei den Nagern und Inseetenfressern. Der Fortsalz ist bald schmal (Fleischfresser), bald breit (Wieder: käuer), entspringt unter Bildung eines’ Bogens (Hund, Katze), unter Bildung eines oder zweier Winkel (Nager), ' verbindet sich mit dem Jochbein bloss mit dem vorderen Ende (Mäuse); mit dem unteren Rand (Hund, Katze). - Zuweilen ist der Joehfortsatz stärker entwickelt als die Schuppe (Fischotter; Daclis), zuweilen umgekelirt (Maulwurf, Fledermaus). ' Die Unterkiefergrube hefindet sich gewöhnlich am Schlafbein, bei der Spitzmaus am grossen Keilbeinflügel; beim Meerschwein wird die äussere Facette vom Jochbein gebildet. Gewöhnlich verläuft sie horizontal, nur bei den Nagern longitudinal. Bei der Spilzmaus stellt sie eine wirkliche, horizontale Grube vor. *) Deckel vergleichende Auatomie, I. 2. Abth. p. 500. 38 Der Zitzentheil ist gewöhnlich unentwickelt, bei manchen Thie- ren finden wir an demselben einen 'kleinen Fortsatz, der nach der Idee des Hrn. Dr..Nusser in osteologischer Hinsicht: dem menschlichen Zitzenfortsalz entspricht. Er ist besonders gross beim Bär und Luchs, grösser als der. Zitzenfortsatz des lin- terhauptbeins beim Dachs und Fischotter, Er ist oval bei der Katze, rundlich beim Fuchs, viereckig beim Murmelthier., Die innere Fläche der Schuppe ist stets concav, und. bietet ge- wöhnlich juga cerebralia et impressiones digitales, zuweilen auch sulei ‚arleriae meningege mediae, namentlich beim Hundsge- schlecht, Murmelthier, Eichhorn, Haasen, Maus, Nicht, immer schliesst die Schuppe in ihrem..gauzen Umfang die, Schädel- höhle (Einhufer, Igel, Eichhorn). . Der Schläfengang| (Meatus temporalis) ist nach Gurlt eine Rinne, welche sich. nach vorn in einen Canal verlängert, der hinter dem. Gelenkhügel der Unterkiefergrube mündend, sich nach oben in einen: Kanal der knöchernen Hirnsichel (Tentorium cerebelli osseum), fort- setzt. Bei den Fledermäusen begiebt er sich zwischen. die bei- den Platten der Scheitelbeine, und mündet auf dem Schädel- gewölbe. durch die Emissaria Santorini, Der Schläfengang fehlt ganz bei Schwein, Katze, den Nagern und Insectenfressern, und dient zum Durchgang einer Blutader, die aus dem Qucer- blutleiter entspringt. Das Zilzenloch ist gewöhnlich vorhan- den, so wie. auch zuweilen andere Löcher in der Schuppen- nalh. Was Verwachsungen ‚der Schuppe anbelangt, bemerken wir Folgendes: ‚I. bleibt sie lebenslänglich ‚als freier, ‚selbst- ständiger Knochen (Igel, die meisten Nager, Wiederkäuer, Ein- hufer).. IL. verwächst sie, und zwar.1) bloss mit den ‚benach- . barten 'Schädelknochen: (Fledermäuse); 2) bloss mit der Pauke (Schwein), 3) mit. Pauke und Pyramide (Ochs, Hund und Katzengeschlecht, Murmelthier); 4) mit. den Knochen des Schlaf- beins und den Schädelknochen (Dachs, Fischotler, Marderge- schlecht, Maulwurf). 59 Vom Gehörring, Paukenring, Trommelfellring, Ca- dre du tympan, annulus iympanicus. Er findet sich bloss bei zwei erwachsenen Thieren,. Igel, Spilzmaus, bei sämmtlichen übrigen. ‚entwickelt, er sich zur Pauke, Paukenblase, ‚ Paukenkapsel, caisse du tympan,, bulla ossea. Sie fehlt bei der Spitzmaus, ist beim. Igel ein integri- render Theil des Keilbeins, und wird ‚bei der Katze aus zwei übereinander gelegten Ringen gebildet. Schon .ein 'oberflächli« cher Blick auf die Basis des Menschensckädels.. beweist, dass keine Paukenblase angebracht werden konnte *). Auch habe ich in der Baseler Schädelsammlung, die 100 und etliche Schä- del der verschiedensten. Völker enthält, keine Spur davon ge- funden. Die menschliche Griffelscheide entspringt vom Rande des Gehörlochs, und verlängert sich gegen das ‚Ende der Pau- kenhöhle in eine Spitze, Paukendorn genannt, welche Bildun- gen sich bei einigen Thieren wiederholen. Diesen Paukendorn fand ich sehr gross am Schädel eines Savoyarden, ausgezeichnet durch kräftige Knochenentwickelung. Es ist. derselbe, an welchem Prof. Jung den Nathdoppler im Gesicht beschrieben hat.**); Die äussere Fläche der Pauke ist gewöhnlich glatt (Fleischfresser), rauh und uneben (Wiederkäuer, Einhufer). Man unterschei- det daran eine äussere und eine innere Wand, beide mit'einem oberen Rand; einem unteren Rand, gebildet durch das Zusam- menstossen der beiden Wände, ein hinteres und ein vorderes Ende, welche zuweilen einen scharfen Rand vorstellen. Am oberen Rand der äusseren Wand bemerken wir stets das äus: sere Gehörloch oder den Gehörgang. Es ist entweder in der Mitte und führt gerade nach innen (Hund, Katze), ‚oder er führt schief von vorn nach hinten (Mardergeschlecht); oder *) Cuvier Anatomie comparce. II. p. 485. **) Animadversiones quaedam de ossibus generalim et in specte de ossibus raphezeminautibus. Basileae. 1827. p. 13. 60 von hinten nach vorn (Kalb). Es ist eine selbstständige Oefl- nung (Meerschwein), oder wird mit der Schuppe gebildet (Katze), oder mit Pyramide und Schuppe (Mäuse). Es ist bald rund (Fledermäuse), oval (Hundsgeschlecht), gewährt gewöhnlich nur den Anblick des Handgvifls, beim Fötus aber, so wie bei den erwachsenen Individuen von Schaaf, Ratte und Hausmaus erblicken wir sämmtliche Gehörknochen. Einen äussern Gehörgang finden wir bei den Einhufern, Wiederkäuern; Schwein, Hasengeschlecht, Dachs, Fischolter, ‚Meerschwein; Eichhorn, beim Fuchs im Rudiment, beim Hund nur zuweilen: Er geht rechtwinklig ab beim Hirsch und Ziegengeschlecht; Gemse; trichterförmig von oben nach unten und innen bei den Einhufern, von unten nach oben beim Ochs. Beim Schwein ist er verwachsen mit den Umgebungen, beim Hasen- geschlecht hat er eine Spalte, beim Hirschgeschlecht eine Lücke, die sich in den Paukenausschnitt fortsetzt. Das Gehörloch ist am grössten beim Mensch, Pferd, Esel, am kleinsten beim Maul- wurf, den kleinen Fledermäusen. Bei der Ziege ist es eben so gross, als beim Ochsen, bei der Katze grösser, als bei Schaaf und Gemse. Es liegt bald im senkrechten Durchmesser des Schädels (Fleischfresser), bald im horizontalen (Einhufer, Ha- sengeschlecht). Nach vorn vom Gehörloch sehen wir!bei man- chen 'Thieren ‘den verwachsenen folianischen Fortsatz: mit sei- ner Apophyse, nach hinten eine Rinne für den Griffelfortsatz, welche bei den Wiederkäuern von der Griffelscheide umgeben wird. 'Zuweilen gehen beide Wände sehr sanft und allmählig ineinander über (Fleischfresser, Ziege), zuweilen unter Bil- dung einer scharfen Kante (Gemse, Schaaf), bei welchem leiz- teren 'beide Formen vorkommen. Der untere‘ Rand läuft ge- wöhnlich horizontal, zuweilen schief von unten nach oben (Haase). Die innere Wand ist immer niedriger als die äussere, wegen des Paukenausschniltes (Incisura bullae osseae), er wird bloss von der Pyramide geschlossen (Nager), ‚oder zugleich vom Keilbein (Hirsch und Ziegengeschlecht; ‚ilund und Kalzen- geschlecht). Sein Raud verwächst im ganzen Umfang mit der 61 Pauke (Marder, Dächs, Marmelthier, Meerschwein), oder nur theilweise (Mäuse) oder gar nicht (Mirsch, Ziege). Er er- streckt sich zuweilen vom Dornfortsalz bis zum äussern Ge- hörloch (Hirschgeschlecht). Das hintere und vordere Ende sind stumpf bei den Nagern und Fleischfressern, scharf bei den Wiederkäuern. ' Das vordere Ende ist entweder ganz stumpf (Feldmaus, Maulwurf, Dachs), oder bildet den ‚Paukendorn (Processus spinosus bullae ossae), der sich in eine Rinne des Keilbeins legt oder einen langen ‚Stachel bildet, der frei nach unten schaut (Einhufer, Wiederkäuer). Er ist zuweilen an den bei- den Seiten desselben Individaums verschieden gebildet (Reh). Die Gestalt der Paukenkapsel-ist 4) rund (Hund und Katzen- geschlecht, Nager; Fledermäuse), 2) oval: (Mardergeschlecht). 3) Naschenförmig (en massue) (Schwein), 4) dreieckig, platt- gedrückt (Bär, Dachs, Fischotter, Maulwurf), 5) viereckig (Einhufer, Wiederkäuer). Es giebt eigentlich.nur eine Pau- kenform, die runde. Die viereckigen entwickeln sich daraus, die ovalen bilden den Uebergang zu den flachen, und ent- wickeln sich wahrscheinlich auch aus runden. Zuweilen, aber nicht immer; entsprechen die Gestalt des Schädels und der Päuken einander (Luchs, Katze, Eichhorn, Marder). Hingegen hat der langgestreckte Kopf vom Fuchs, Murmelthier, Schwein eine runde Pauke. Bei flachen Schädeln finden wir zuweilen Nache Pauken (Fischotter, Maulwurf); hingegen findet sie sich auch beim Bär mit gewölbtem, kräftig entwickeltem Schädel, eben so beim Dachs. Die platten Pauken finden sich bei meh- reren Animalia sublerranea (Maulwurf, Dachs), während sie bei andern rund sind (Murmelthier, Mäuse, Kaninchen). Was Grösse anbelangt, so sind die Pauken absolut am grössten beim Ochsen, am kleinsten bei der kleinen: Hufeisennase, relativ sehr gwoss beim Marder und Katzengeschlecht, schr klein beim Bär, den Einhufern, Hirschgeschlecht. Die Pauken der Ziege sind grösser, als die des Hirsches.. Gewöhnlich laufen die beiden Pauken parallel, die Dornfortsätze wenig convergirend. Sie eonvergiren ziemlich stark bei den Feld- und Hausmäusen, 62 liegen gewöhnlich viel höher als der Zapfen des Ilinterhaupt- beins, zuweilen mit ihm in einer Höhe (Schaaf, Ziege). Der Raum zwischen den Pauken ist am grössten beim Bär, am kleinsten bei der kleinen Hufeisennase. Das Gefüge der Pau- ken ist zuweilen feiner, als das des übrigen Schädels (Katze Meerschwein), es ist beim Hund gröber, als beim Fuchs. Sie sind gewöhnlich dünner, als der übrige Schädel (Katze), durch- scheinend (Mäuse. Fledermäuse), sehr dick und zugleich stellenweise durchscheinend (Einhufer). Oft scheinen Pauken- ring und Vorsprünge durch, namentlich, wenn man den Kno- chen in’s Wasser legt; gewöhnlich weiss, zuweilen sind die zelligen und fächerigen Pauken schwarz von zurückgebliebe- nem Blut. Die innere Fläche umschliesst die Paukenhöhle, und bietet an der äussern Wand stets den Paukenring dar, an dem das Trommelfell ausgespannt ist °), Er ist nichts an- deres, als der zur Blase entwickelte Gehörring. Stets nach ‚oben offen, setzt er sich in das Gehörloch oder den Gehör- gang fort, nur beim Maulwurf scheint er vollkommen geschlos- sen zu sein. Er entspringt bei vielen Thieren von einem Vor- sprung, der weisser und compacter ist, als der übrige Kno- chen (Wiederkäuer, einige Nager). Er ist horizontal bei den Insectenfressern, schief bei Fischotter, Dachs, Mardergeschlecht, perpendiculär bei den Einhufern, Wiederkäuern. “Die obere Fläche ist concav, die untere convex, sein Rand schief, - zu» weilen mit Zotten besetzt, ragt auch frei in die Paukenhöhle (Dachs, Marder). Der Paukenring ist rund bei Katze, Mur- melthier, länglich bei Pferd, Relı, Haasen, wächst nach der Ge- burt nicht mehr an Umfang, liegt bald am Rande des Gehör- lochs (Katze), bald weiter nach unten, so dass der Raum vom Paukenfell bis zum Gehörloch grösser wird. Er ist zu- weilen so gross, als das Gehörloch (Katze), bald grösser (Schaaf, Murmelthier, Maulwurf). Zuweilen entsprechen die *) Dr. Hagenbach. Die Paukenhöhle der Säugethiere. Leip- zig. 1835. — 63 Gestalt ‘des Gehörlochs und Pankenrings einander (Katze), zu- weilen ist der Paukenring stumpf, das Gehörloch spitz (Hund). Beim Maulwurf ist das Gehörloch oval, dev Paukenring kreis- “rund: Nur selten ist die innere Fläche der Pauke ganz glatt (Fledermaus, Hausmaus). Gewöhnlich enthält sie Zolten, per- penpendiculäre und horizontale Vorsprünge, welche den Ueber- gang bilden zu den fächerigen und schwammigen Pauken des Mardergeschlechts, Ochsen, Schweins, der Nager, des Maulwurfs Die perpendieulären Vorsprünge strahlen vom Paukenring aus (Einhufer), von der Pyramide (Maulthier, Meerschwein), ver- binden auch wohl diese Theile (Eichhorn). Die Paukenhöhle hat bald die grösste Ausdehnung nach vorn (Haasengeschlecht), bald nach hinten (Katze). Sie ist eine einfache Höhle, oder wird dürch eine horizontale Scheidewand in eine obere und untere Hälfte getheilt (Katze). Rudimente dieser Bildung fin- den wir bei den Carnivoren. Die fächerigen Pauken enthalten viele Nebenhöhlen, die zelligen sind von einer schwammigen Masse erfüllt. Nirgends communicirt die Paukenhöhle mit dem Zitzenfortsatz des Hinterhauptbeins, wohl aber. beim Meer- schwein mit dem Zitzentheil des Schlafbeins, durch die ‘Ohr- trompete mit der Rachenhöhle, durch das ovale und runde Fenster mit dem Labyrinth, bei Murmelthier, Eichhorn, Meer- schwein, Feldmäusen mit Nebenhöhlen der Pyramide, beim Maulwurf mit den Zellen des Zapfens des Hinterhauptbeins und mit dem grossen Keilbeinflügel. Die Pauken verwachsen stets mit dem Hammer, bieten aber sonst noch folgende Ver- hältnisse dar: 4) bleiben sie lebenslänglich als freie, selbst- sländige Knochen (Fledermäuse, die meisten Wiederkäuer), 2) verwachsen sie bloss mit der Pyramide ‘(Einhufer, die mei- sten Nager), 3) bloss mit der Schuppe (Schwein), 4) mit Schuppe und Pyramide (Ochs, Fuchs, Hund, Kätze, Marder- geschlecht, Dachs, Fischotter, Murmelthier), 5) mit Schuppe, Pyramide, Zapfen, Gelenktheil des Hinterhauptbeins, Keilbein (Maulwurf), 6) mit dem Zapfen des Hlinterhauptbeins (Igel). Hin- sichtlich der Lage der Pauken bemerken wir Folgendes: Der 64 obere, Rand der, vordern Wand liegt gewöhnlich am unlert Rand der Schuppe, beim Hasengeschlecht am unlern Rand der Pyramide. Die Verhältnisse der innern Wand habe ich beim Paukenausschnilt berührt. Das vordere Ende liegt in dem recht- winkligen Raum zwischen dem äussern Rand des grossen Keil- beinflügels und dem Zapfen des Hinterhauptbeins. Bei den Nagern nimmt auch der Keilbeinkörper Antheil an dieser Bil- dung. Es liegt bald näher am Gelenkhügel ‚der Unterkiefer- grube (Katze), bald weiter: (Mardergeschlecht), verbindet sich wohl auch damit durch eine rauhe Fläche (Hundsgesehlecht). Bei den Fledermäusen stösst es an die Keilbeinhaken (Hamuli pterygoidei ossis sphenoidei). Das hintere Ende ist weit vom Zitzenforisatz. entfernt (Einhufer), legt sich einfach‘ vor den- selben (Mäuse), verbindet sich mit ihm durch eine rauhe Flä- che (Kalzen- und Hundsgeschlecht). Die innere Wand legt sich bald nur einfach an den Zapfen des Hinterhauptbeins (Ziegengeschlecht); verbindet sich damit durch eine rauhe Flä- che (manche Fleischfresser, Nager), verwächst mit demselben (Maulwurf), oder es kann auch eine bedeutende Lücke zwi- schen den Theilen sein (Einhufer, Hirschgeschlecht), welche bei den Fledermäusen von der Pyramide ausgefüllt wird. Beim Eich- horn hilft die innere Paukenwand die Schädelhöhle schliessen. Vom Zitzenforisatz. Proc, mastoideus, mammillaris. Er fehlt bloss beim Maulwurf, und dient nach Cuvier den bekannten Nackenmuskeln zum Ansatz, hat jedoch keinen An- theil an Bildung des Griffelzitzenlochs, liegt am äussern Rande des Gelenktheils des Hinterhaupibeins *), gewöhnlich solid in seinem Innern, nie zitzenförmig. ı Er sieht bald gerade nach unten (Wieierkäuer), nach vorn’ (Haasengeschlecht), nach hin- ten ( Vespertilio noelula, Marder, Hund zuweilen), bald. breit, *) An dieser Stelle sah ich auch beim Menschen zuweilen eine Erhabenheit, ja in zwei Fällen einen langen, krummen Fortsatz mit einer schiefen Gelenkfläche, viel länger als der Zitzenforlsatz des Schlafbeins, ® 65 und stumpf verbindet er sich durch eine rauhe Fläche mit der Pauke (Katze), bald länglich (Haas, Mäuse), hakenförmig ge- krümmt (Murmelthier, Eichhorn), viel länger als die Pauke GEiuflee, Schwein), am kleinsten bei der Spitzmaus. " Yom Griffelfortsatz (Processus styloideus). Der menschliche liegt hinter der Griffelscheide, beinahe senkrecht, ist zuweilen hohl in. seinem Innern, ‚endet stumpf "und spilz. Er wiederholt sich bei den Einhufern, Wiederkäuern, Haasengeschlecht, nur selten im Rudiment bei Hund, Schwein, liegt in einer Rinne der Pauke, zuweilen mit ihr vewachsen; bei den Wiederkäuern wird er von einer ähnlichen Griffel- scheide bedeckt, ist nie hohl, gekrümmt, und endet stumpf. Verschiedene Kanäle des Schlafbeins. Von der Ohrtrompete (Trompe-gutiurale, Tuba Eu- stachiana. “ Die Spalte für die Ohrtrompelte fehlt ganz bei den Fle- dermäusen. Beim Maulwurf stellt sie ein kleines Loch dar, am vordern Ende der Pauke. Sie wird bloss von der Pauke gebildet bei den Einhufern, der Fischotter zum Theil, von Pauke und Keilbein (Katzen- und Hundsgeschlecht). Bei den Wiederkäuern wird sie von einer Rinne am äussern Rande des grossen Keilbeinflügels und vom Paukendorn gebildet. Achınlieh verhält sie sich bei den Hausmäusen. Bei den mei- sten Nagern wird sie von Pauke und Pyramide gebildet, beim Haasengeschlecht stellt sie eine geschlossene Röhre dar, zwi- schen Pauke, Pyramide und Zapfen des Hinterhaupibeins. „Der Paukengang (Canalis iympanicus)., et sich bei manchen Fleischfressern, entspringt nach innen von der Olırtrompete, verläuft ‘gerade nach hinten und führt beim Hundsgeschlecht in die Schädelhöhle, bei Dachs, Fischotter und Mardergeschlecht auf die. äussere Fläche der in- nern Paukenwand. Müller's Archiv. 1841. 5 66 Das vordere, gerissene Loch. i ig liegt zwischen Pauke und grossem Keilbeinflügel bei einigen Nagern, Hund, Mardergeschlecht. Bei den Einhufern, dem Schwein und Hirschgeschlecht verschmilzt es mit d Dros- seladerloch, Foramen jugulare, es fehlt nirgends und wird ge- wöhnlich gebildet von Pauke, Zapfen und Gelenktheil des Hinterhaupibeins: Bei Igel und Spitzmaus nimmt auch die Pyramide Antheil daran. Es ist gewöhnlich oval, convergirt” mit dem der andern Seile, Das Griffelzitzenloch (Foramen stylo-mastoideum, liegt gewöhnlich zwischen Zitzentheil und Pauke. Bei Hirsch und Reh ahmt es die menschliehe Bildung nach, indem es sich in einer Aushöhlung zwischen Griflelforisatz und Zitzen- iheil befindet. Von den Gehörknochen. Stets drei, jedoch nur beim Igel sämmtliche frei, bei den meisten Thieren eigentlich nur zwei, wegen Verwachsung von Pauke und Hammer, beim Maulwurf, Murmelthier, Eichhorn, Meerschwein nur einer, wegen Befestigung des Steigbügels im ovalen Fenster, ja beim Meerschwein ist kein einziger Gehör- _ knochen frei, wegen Verwachsung von Ambos und Hammer. Sie liegen zuweilen theilweise in einer Nebenhöhle der Pauke, gewöhnlich nach innen vom Trommelfell, beim Maulwurf nach hinten von demselben, sind oft weisser als der übrige Schä- del, zuweilen durchscheinend, stets mehr oder weniger aus- gehöhlt. Eine Verwechselung der Gehörknochen des Menschen mit den thierischen ist unmöglich. Der Hammer unterschei- det sich durch den Mangel des Muskelfortsatzes, die Rundung des Handgrifles, das Freisein und die Gestalt des Fortsatzes, der Ambos durch seine Eleganz und die Divergenz der Schen- kel, welche bei keinem Thier so gross ist, der Steigbügel durch Grösse und Rundung. j 67 2.4 . Vom Hammer (malleus). Er liegt horizontal bei den Inseetenfressern, perpendiculär bei den übrigen Thieren; der Kopf, gewöhnlich rund, verlän- gert sich in eine Spitze beim Meerschwein, welche bei der Spitzmaus mit einem Knöchelchen verschen ist; liegt bald hö- her als das Gehörloch (Mensch, Hund, Murmelthier, Meer- ıwein), bald niedriger (Einhufer, Haasengeschlecht), befindet sich gewöhnlich in der Paukenhöhle, zuweilen ausserhalb der- selben (Igel), zuweilen in einer besonderen Nebenhöhle (Mur- melthier, Meerschwein). Seine Gelenkfläche schaut stets nach hinten, verläuft ganz gerade (Kalb), oder ist nur leicht aus- gehöhlt (Einhufer), oder es sind zwei Facetten vorhanden, welche unter Winkelbildung von einander abgehen (Fleisch- fresser). Der Hals des Hammers fehlt beim Murmelthier, Eich- horn, er ist gewöhnlich oben schmal, erweitert sich nach un- len. Der vordere Rand ist dünn, mit der Pauke verwachsen. an abgebrochenen Hämmern zackig, der hintere Rand oft wul- slig, der untere gewöhnlich gerade, schief bei Wiesel und bei welchen der-Hals einen rundlichen Fortsatz vor- Die. vordere Fläche des Halses ist gewöhnlich ausge- ie hintere nur zuweilen. An dem Ansatzpunkt des M. or tympani finden wir bei vielen Thieren einen kleinen Fortsatz: Muskelfortsatz (Hagenbach). Er findet sich beim hschen ‚nur selten im Rudiment, eben so fehlt er beim Maulwurf, den Feldmäusen,, der Spitzmaus und Fledermaus. Er entspringt nach oben vom Handgriff (Hirsch und Ziegen- gesehlecht), nach unten (Murmelthier, Eichhorn), schaut bald gerade nach innen (Katze), bald nach oben (Pferd, Meer- 5 ); nach unten beim Hundsgeschlecht. _ Gewöhnlich ist der Handgriff länger als Kopf und Hals (Einhufer, Wicder- käuer), zuweilen kürzer (Maulwurf). : Kopf und Hals sind elwa so lang als der Handgrifl bei: Mensch, Dachs, Fischotter; Der kurze Fortsalz, Processus brevis; oblusus, fehlt bei den Einhufern, Wiederkäuern, ist besonders stärk beim Katzenge- mr oO 68 R > schlecht, weniger beim Hundsgeschlecht. -Ials und Hand- griff bilden zuweilen einen rechten Winkel (Fledermänse), einen stumpfen (Ilundsgeschlecht), Kopf und Handgriff gehen in gerader Richtung in einander über (Murmelthier, Eichhorn). Der Handgriff steckt stets im Paukenfell, läuft gerade nach unten (Einhufer), oder von oben nach unten’und vorn (Hunds- geschlecht), oder von hinten nach vorn (Maulwurf). Er ist selten ganz gerade (Fledermäuse), der Länge nach gekrümmt (Hundsgeschlecht), der Queere nach (Wiederkäuer). Er ist bald dreiseitig (en pyramide), die äussere Fläche sehr breit, stumpf endend (Hundsgeschlecht), bald zweiseitig spilz (Katze), säbelförmig bei den Feldmäusen, esslöffelförmig beim. Meer- schwein. Bei den erwachsenen Wiederkäuern, Einhufern, bei Hund und Katze bemerken wir auf der-äussern Paukenwand den verwachsenen Folianischen Fortsalz, apophyse longue ante- rieure, gröle de Raw. Processus Folianus, longus, spinosus. Län- ger als der Handgriff, verläuft er bei Hund und Katze horizontal, bei den andern perpendiculär, ragt zuweilen über der untern Paukenwand hinaus. An seinem Ursprung ist er mit einer Apophyse versehen, welche bei Hund und Katze in der Pau- kenhöhle eingeschlossen ist, beim Hirsch und Ziegengeschl hlecht ausserhalb derselben in einer besondern Grube liegt. , Mn Wiederkäuern übertrifft diese Apophyse den Hammer an/Masse, bei den Einhufern ist sie nicht so deutlich. Beim Menschen ist der Folianische Fortsitz gewöhnlich frei, trotz zahlreicher, oft wiederholter Untersuchungen gelang es mir nie, eine Ver- wachsung desselben zu beobachten. Man findet häufig voll- sländige Hämmer in den Macerationskübeln, oft wird der. Fo- lianische Fortsatz während der Maceration in die Paukenhöhle hinein gerückt, so dass der ganze Knochen frei Mi mit Leichtigkeit hinaus gezogen werden kann. Bleibt aberider, Fortsatz in der Rinne des Gehörrings stecken, so bricht er al- lerdings oft ab, was aber nur für Ungeschieklichkeit oder"un- vollkommene Maceration zeugt; denn;man wird immer unver- sehrle Hämmer erhalten, wenn man sich’ die Mühe giebt, die- 69 selben durch die geöffnete, unlere Paukenwand hinauszuzichen. Bei manchen Menschenschädeln befindet sich allerdings ein Fortsatz an der vorderen Fläche der Pyramide, der täuschende Aehnlielikeit hat mit dem Folianischen ‚Fortsatz der Wieder- käuer. Er ist länglich, rauh, verwachsen mit dem hinteren Rand der Kiefergrube der Pyramide und der Ala parva Ingras- 'siae. Allein es gelang mir auch hier, stets vollständige Himme zu erhalten. Uebrigens will ich zugeben, dass der'Folianische Forlsalz ausnahmsweise verwachsen kann, was aber keines- weges Regel ist, wie Blumenbach*) behauptet. Allein ver- stümmelle Hämmer, sollte man deren noch so viele besitzen, beweisen gar nichts. Die ausgesprochene Ansicht slimmt mit Sömmerring, Lauth, Bock, Rosenmüller, sowie auch mit den Untersuchungen des Dr. Nusser überein, so dass schwerlich jemand ihre Richtigkeit bezweifeln kann. Ambos (incus). Seine Gelenkläche bietet gewöhnlich zwei Faceiten dar, welche unter Winkelbildung von einander abgehen. Wir fin- den deren 3 beim Wiesel, 4 beim Iltis (wie an den hintern Backzähnen). Beim Reh stellen sie zwei Höcker dar. Der Steigbügelschenkel (branche stapedienne, inferieure) läuft pa- rallel mit dem Hammer, der obere steckt bald’ in der Schuppe (Katze), bald in der Pauke (Eichhorn), in der Pyramide beim Haasengeschlecht. Zuweilen sind ‚beide Schenkel‘ etwa gleich lang (Meerschwein), zuweilen ist der Steigbügelschenkel der längere (Insectenfresser, Dachs, Fischotter), zuweilen ist er kürzer (Wiederkäuer, Spitzmaus). Der Steigbügelschenkel ist oft gekrümmt und ausgehöhlt, der obere stets gerade und so- lid. Diese Aushöhlung ist besonders Bi bei den Iuseclen- Sressern, Dachs, Fischotter, fehlt ganz beim Mensch, Pferd, Kalb, Fledermäusen. *) Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göt- lingen 1786. p. 142. 70 = w Das Linsenbein (lenticulus, ossieulum orbiculare), betrachte ich als Apophyse des Ambos, in dem es sich erst später entwickelt, und stets damit verwachsen ist, wie Blu- menbaclı *) schon längst bewiesen. Der Steigbügel (stapes) ” liegt gewöhnlich frei in der Paukenhöhle, bei den p. 65. genannten Thieren geht ein Knochenbälkchen von einem Rand des ovalen Fensters durch das Steigbügelloch zum ent- gegengesetzten Rand, so dass er beweglich in der Pauken: höhle festgehalten wird. Er ist bald rundlich (Mensch, Maul- wurf, Murmellbier), viereckig ( Wiederkäuer, Schwein), drei- eckig, glockenförmig (Haas), ringförmig (Spitzmaus). Der Kopf ist besonders gross bei den Einhufern, mit einem Muskelfort- satz versehen (Pferd, Igel, Wiederkäuer). Die Schenkel sind gewöhnlich gerade. Zuweilen ist, wie beim Menschen, nur der eine etwas gekrümmt (Igel, Ratte). Das Steigbügelloch (vide de l’&trier) sah ich einmal beim Schaaffohlen. Es ist grösser bei den runden Steigbügeln, als bei den ovalen, zu- weilen hat es auf der einen Seite mehr Umfang, als auf der andern. Kopf und Fusstritt sind zuweilen stumpf, zuweilen mit einem Rand versehen. Der Fusstritt (platine) ist+zuvwei- len bloss aufgetrieben (Wiesel). Meistens ist der Steigbügel auf der ganzen innern Fläche ausgehöhlt. Von den Verhältnissen des Schlafbeins, wenn man den Schädel auf eine ebene Fläche legt. I. Mit Unterkiefer. 4) Der Kopf ruht bloss auf dem Unterkiefer (Einhufer, Wiederkäuer, Nager, Insectenfresser, Fledermäuse). is 2) Auf Unterkiefer und Gelenkforlsätzen des Hinterhaupt- s 71 beins (Hundsgeschlecht, Sohlengänger, Luchs, Fischotter, Maul- wurf zuweilen). 3) Auf Unterkiefer und Pauken (Mardergeschlecht, Katze). o 4) Auf Unterkiefer und Schuppe. des Hinterhauptbeins (Mensch). U. Ohne Unterkiefer. a '4) Auf Zähnen und Pauken. a) Auf den Schneidezähnen (Eichhorn, Ratte, Haus- und kleine Feldmaus, Hypudaeus ar- valis). b) Auf den Eekzähnen (Hund und Mardergeschlecht, Katze, Fischotter). ce) Auf den Backzähnen ( V.noctula, mu- rinus, ferrum equin. magn., Fischotter zuweilen). 2) Auf Zähnen und Gelenkfortsälzen. a) Schneidezähne und Gelenk- oder Zitzenfortsätze (Haasengeschlecht, junge Mur- melthiere). b) Eckzälhne und Gelenkfortsätze (Dachs, Maul- warf zuweilen). 3) Auf Zähnen und Zilzenfortsätzen. a) Schneidezähne (Einhufer, Schwein, Meerschwein).' .b) Backzähne ( Wieder- käuer). e) Auf Zähnen oder Hinterhauptsschuppe, oder über- dies noch auf den Zitzenfortsätzen (Mensch). 4) Auf Zähnen und Keilbeinhaken. a) Schneidezälne (alle Murmeltbiere). b) Auf dem letzten Backzahn (Igel). 5) Auf Zähnen und Pyramide. a) Schneidezähne (Spitz- maus). b) Eckzähne (kleine Hufeisennase). 6) Bloss auf Zähnen, und zwar auf Schneide- und Back- zähnen (Maulwurf zuweilen). 7) Auf Eckzälinen, Keilbein-, Pauken- und Gelenkfort- sälzen (Maulwurf zuweilen). Die Länge der Theile variirt am meisten beim Hund. Die Hondsschädel ruhen auf den Backzähnen und Pauken oder Gelenkfortsätzen, oder Zilzenfortsätzen, oder auch Eekzähnen und Zitzenfortsätzen: „Von der Eutwickelung des Schlafbeins. Die Schuppe ewöhnlich bei den neugebornen Thieren ganz frei, die Verwachsungen finden erst später Stalt. Nur 22 - beim Schwein sind Schuppe und Pauke schon sehr früh mit einander verwachsen, während umgekehrt die Pyramide le- benslänglich frei bleibt, und bei der Maceration von selbst aus der Schädelhöhle fällt. Der Gehörring findet sich noch bei * neugebornen Hunden, Katzen, Haasen, Kaninchen, Mäusen, ihrend wir bei Wiederkäuern, Einhufern, Schwein, schon in der Mitte der Schwangerschaft eine runde Pauke finden. Er liegt unmittelbar auf der Pyramide, so dass die Paukenhöhle nur flach. Es setzt sich dann Knochenmasse an seinen obern und untern Rand, so dass sich eine Blase bildet, wobei der Gehörring von der Pyramide entfernt wird, ohne sich jedoch in seinem Umfang zu vergrössern. Gehörgang und Dornfort- satz entwickeln sich erst lange nach der Geburt. Das Gehör- loch ist beim Schaaflötus viel grösser als beim Erwachsenen. Die Katzenpauke entwickelt sich aus zwei übereinander geleg- ten Ringen. Der obere oder Gehörring ist schon verknöchert, während der untere noch knorplig. Jener stülpt sich nach vorn und innen um, und bildet eine nach hinten unvollkom- mene Scheidewand, welche mit einer entsprechenden Umstül- pung des untern Ringes verwächst. Vorn geht die Scheide- wand von einer Paukenwand zur andern, nach hinten bleibt eine Lücke zwischen Pyramide und Pauke. An der Verwach- sungsstelle der zwei Ringe befindet sich eine Nath, welche sich später in eine flache Rinne verwandelt. Der Gehörring verschmälert sich von vorn nach hinten, während der untere Ring sich von vorn nach hinten erweitert. Hammer. Zuerst entwickeln sich Kopf, Hals und Folia- nischer Fortsatz mit seiner Apophyse, viel später'erst der Hand- griff. Der Fol. Fortsalz begiebt sich auf-die äussere Fläche des Gehörrings, um später mit der Pauke zu verwachsen. Bei ziemlich grossen Schlafpauken kann man noch den unversehr- ten Hammer erhalten, und es bleibt an der Stelle des Folia- nischen Forisatzes eine Grube zurück. Der Folianische Bortsalz ist bei erwachsenen Thieren viel länger und gewöhnlich dicker, 73 pr als der Handgrifl, während beim Menschen das Umgekehrte Statt findet. Ambos: Zuerst ‚entwiekelt sich der Körper, dann die Schenkel, zuletzt das Linsenbein. Steigbügel. Zuerst verknö- ehern Fusstritt und Schenkel, zuletzt wird der Kopf gebildet ‚durch das Zusammenstossen der letzteren. Griflelfortsatz wenig entwickelt; die Griffelscheide bildet sich erst spät. Der Zitzenfortsatz entwickelt sich bei Hun- den, Katzen, Haasen, Kaninchen, Mäusen erst lange nach der Geburt. während er beiden Einhufern, Wiederkävern und dem Schwein schon viel früher vorkommt. Er ist wenig länger als die Pauke, dünn, schief, nach vorn verlaufend, während er bei den erwachsenen Thieren viel länger und ge- rade ist. IL Specielle Darstellung der Theile nach den . einzelnen Thierklassen. “ A. Fleischfresser. Carnassiers. L. Handflügler Chiropteres Das Schlafbein der von mir untersuchten Fledermäuse bie- tet nur wenige Verschiedenheiten dar. Die Pauken sind durch- scheinend, klein. Gehörloch beinäh kreisrund. Hammer: Kopf klein, Hals breit, Grube auf seiner vorderen Fläche, Handgriff hat an seinem Ursprung am hinteren Rand ein Knötchen, ver- läuft gerade, endet spitz. Ambos: Steigbügelschenkel lang, gekrümmt, ausgehöhlt. ‘Linsenbein sehr gross. Der obere Schenkel klein und kurz. Steigbügel rundlich, Kopf klein, Schenkel schlank, der eine gebogen» Die grosse Hufeisennase unterscheidet sich von der kleinen durch den Mangel des Gau- menastes der Zwischenkieferbeine, durch die Gegenwart von Zähnen im Antlitzast, während ich bei der kleinen ein einzi- ges Mal im Gaumenast einen Zalın gesehen habe. Bei der gros- 74 sem stossen die Pauken an die Gelenkhügel, während sie bei der kleinen sehr weit davon entfernt sind. Eben so finden wir bei der letztern ein, grosses Loch hinter dem Gelenkhügel, welches bei allen andern felllt. Das Hinterhaupt von V. no- eiula endet spitz, das von murinus stumpf. V, pipistrellus unterscheidet sich von der kleinen Hufeisennase durch Vorhan- “densein eines Antlitzastes des Zwischenkieferbeins und den Mangel der Crista frontalis externa. Andere Unterscheidungs- merkmale siehe p, 71. II. Insectenfresser. Insectivores. Erinaceus Europaeus. Schuppe klein, frei, Jochfortsatz entspringt mit 2'horizon- talen Wurzeln vom hintern und vordern Rande der Schuppe, verbindet sich mit dem Jochfortsatz des Oberkiefers. Das Jochbein legt sich an seine äussere Fläche, so dass ein dop- pelter Bogen entsteht. Eben so finden wir eine doppelte Schä- delwand, indem die Scheitelbeine bis an die Pyramide reichen. Ein ähnliches Bestreben der Knochen, sich übereinander zu * schieben, bemerken wir an der Schuppennath zwischen Stirn und Scheitelbein. Gcehörring ziemlich breit, legt sich auf den Rand der Keilbeinpauke und stösst an den Zitzentheil. Die Pauken sind Aushöhlungen des Keilbeins, vorn höher als hin- ten, haben eine tiefe Grube zwischen sich. Zwischen Ge- hörring, Pauke und dem grossen Keilbeinflügel befindet sich ein Loch, vielleicht das vordere gerissene. Das Drosselade loch liegt zwischen dem Gelenktheil des Hinterhauptbeins, dem Zapfen, der Pyramide und den Pauken. Hammer. Kopf ruht ausserhalb der Paukenhöhle zwischen Pyramide und Schuppe. Hals auf-beiden Flächen leicht ausgehöhlt. Handgriff entspringt rechtwinklig, stumpf, von einer breiten Basis, gerade, endet spitz. Folianischer Forlsatz sehr breit, schaufelförmig, auf der vorderen Fläche ausgehöhlt, so lang wie der Handgriff, be- giebt sich auf die äussere Fläche des Gehörrings. Ambos: Steigbügelschenkel löflelförmig, der obere nur kurz und dick ” 75 Linse bein ‚sehr entwickelt.‘ Steigbügel klein, rundlich, ri ohne Rand, Sfeigbügelloch gross und rund, Die in- äc ‚e nicht: ausgehöhlt. Zitzenfortsatz klein. " . Sorex araueus. «Schuppe frei, hat eınenliatite i im der-Mitte, Jochfortsatz, Die Kiefergrube am grossen Keilbeinflügel ist ach un- nit einem kleinen Vorsprung versehen, auf welchem. der rizontäle Gelenkkopf rulıt. Der Gehörring hat seine, te Ausdehnung nach vorn, liegt nach vorn und innen von der Pyramide. Hammer: der Handgriff verläuft nach innen und vorn. Der Folianische Fortsatz ist beim Fötus schaufel- förmig, viel grösser als der Handgriff. Ambos: Steigbügel- schenkel solid, kurz, der obere viel grösser. “ Talpa Europaea. Schuppe unregelmässig, nur der obere Rand ganz frei, die übrigen mehr oder weniger verwachsen, bildet mit dem Hinterhauptsbein eine Lücke. Gelenkgrube flach, ohne Ge- lenkhügel, Jochfortsatz dünn, verwachsen. Nach Meckel*) ist, die Schuppe entweder in eine vordere und hintere Hälfte zerfallen, oder hier zwischen ihr und den benachbarten Knochen ein eigener Knochen entstanden. Bis jetzt fand ich die Schuppe immer nur aus einem Stück bestehend, ohne eigenen Knochen, Eine Rinne jedoch an ihrer oberen Hälfte bezeichnet vielleicht die frühere Trennung. Lässt man Schädel von erwachsenen Maulwürfen lange maceriren, so fallen bloss die Scheitelbeine aus, während sämmtliche übrige Knochen in ihrem Zusam- menhang bleiben. Die Pauken liegen an der Basis des Schä- dels, überragt von dessen Seitenwänden, ziemlich flach, lau- Sen schief von oben nach innen, und stossen nicht. zusammen, indem man an sauber skelettirten Köpfen ihre Contouren deut- lieh unterscheidet. Nach hinten vom Gehörlochr das Drossel- *) System der vergleich, Anat, II. 2. p. 501. 76 ; % B- aderloch, über welchem wieder ein ander N iegt. Paul e RB gross, da die schwammige Masse sich haup auf die Pyramide beschränkt, Hammer: Kopf gross, rundlich, Grube im Hals erstreckt sich bis in den Handgriff, welcher sehr kurz ist. Ambos: Steigbügelschenkel löffelförmig, der obere nur klein. “Linsenbein sehr klein. Steigbügel rundlich, f klein, der eine Schenkel dicker als ‚der andere, und. loc rund, die innere Fläche nicht ausgehöhlt. Das chen so dick, dass die Herausnahme des Steigbügels gewöhn- Mugnjelinzt. “ © IH. Eigentliche Fleischfresser. Carnivores. bogen. Rand des Fusstritts wenig hervorragend. -— 4) Sohlengänger. Plantigrades. Meles taxus. Schuppe sehr niedrig und: kurz, der Jochfortsatz sehr ent- wickelt. Das Jochbein erstreckt sich bis zum: vorderen Ge- lenkhügel. Die Gelenkhügel umfassen den Kopf des Unter- kiefers charnierarlig, so dass man seine getrennten Hälften nur nach aussen ausrenken kann. Der Zitzentbeil bildet einen grossen, stumpfen Forisatz, der nach vorn gerichtet und viel grösser ist, als der am Hinterhauptisbein. Der Schläfengang steht nicht in Verbindung mit der knöchernen Hirnsichel. Pauken: Die äussere Wand flach, dreieckig, steigt schief von oben nach unten und innen, die innere viel kleiner, senkrecht. Der äussere Gehörgang geht von vorn nach hinten. "Vorderes Ende ganz stumpf, ohne.Dornfortsatz. «Die Ohrtrompete wird von Pauke und Pyramide gebildet. Der Paukenring ragt frei in die Paukenhöhle. Verschiedene Vorsprünge von Pyramide, Paukenring und vom Umfang der Pauke ausgehend. Hammer: Die Gelenkfläche hat einen Tiefen queeren Einschnitt. Die Grube auf der vordern Fläche des Halses tiefer, als auf der hinteren. Muskelfortsatz schaut nach unten, Handgriff ent- springt stumpf, der Qucere nach gekrümmt, endet stumpf. älk- 77 rin ” auf. seine äussere Fläche legt, so ruht em Hals, ar Kopf und Handgrifl bedeutend in Höhe ragen. os: Die eine Gelenkfläche geht unter ng eines rechten. Winkels auf den Steigbügelscheukel, ier lang und ausgehöhlt ist, während der obere kurz und Das Linsenbein klein, schief nach vorn gerichtet; 4 bügel glockenförmig, e -2 sehr breit, Steigbügelloch ur klein. Fusstritt Tasenarlig aufgetrieben. a; PN kr D)- Digitigrades, wi ( ustela. Schuppe: Die er Meieneke Arten des Mardergeschlechts haben vie Vebäfeinstinfnendes. Der Schläfengang mündet g>> oben vom Gehörloch, bedeutender Zwischenraum zwi- schen Pauke und Gelenkhügel, welcher beim Wiesel blasen- arlig aufgetrieben, vorderer und hinterer Gelenkhügel, Pauke ® vorn “höher als hinten, innere Wand viel kleiner als die äussere, bildet den. Uebergang zu den flachen Pauken. Ge- % hörgang gelit von vorn nach hinten, das Dach desselben wird “von.der Schuppe: gebildet, die untere Wand bildet eine Plalte * mil freiem Rand, so dass nach vorn eine Lücke entsteht. Das hintere Ende verwächst bei Iltis und Wiesel mit dem Zitzen- fortsatz, der beim der frei nach hinten schaut. Das vor- dere Ende zuweilen stumpf, zuweilen mit einem kleinen Dorn- » forlsatz, . Die Paukenhöhle ist fächerig beim Marder, -Vor- sprünge strahlen z. B. vom freien Rand des Paukenrings aus. Am vorderen Ende sind mehrere horizontale Vorsprünge über- einander“ liegend, als Wiederholung der Katzenbildung. _Bei iscund Wiesel sind ‚die Pauken schwammig. Hammer: Die Grube auf der vorderen Fläche des Halses ist beim Marder tief, oval, bei den ni viereckig. _ Muskelfortsatz schaut nach innen. ‘Handgri springt ohne kurzen Fortsalz, recht- lig, dreiseilig, di sere Fläche breit, wenig: gekrümnml. Ambos: Die eine Gelenkfläche begiebt sich auf den Steigbügel- schenkel, welcher ausgehöhlt und gekrümmt ist, der obere ist 78 kurz und stumpf. Steigbügel Mehl klein breit, Basis aufgetrieben, Kueseelhie Lutra Open Hat sehr viel Uebereinstimmendes mit dem Dachs. fortsatz nicht gross. Der’ Anfang der Ohrtrompele wird, er F meinschafllich mit dem Keilbein gebildet, ‚iggfortsetzung von der Pauke. Vom Umfang der Pyramide strahlen sprünge aus, die sich aber nicht bis zum nie en Var ken. Am vorderen Ende drei, horizontale Vorsprünge, welche wieder durch senkrechte verbunden ‚werden. "4; » Can o Schuppe: rund, hinten spitz auslaufend, Zitzentheil be- deckt die Pauken. Diese sind rund, das vordere Ende rauh, mit mehreren Dornfortsätzen versehen, nach vorn vom Gehör- gang eine rauhe Fläche zur Verbindung mit dem Gelenkhügel oder mit dem Keilbein, eine ähnliche an der innern Wand für den Zapfen des Hinterhaupibeins, und am hintern Ende für den Zitzenfortsatz. Der Fuchs hat ein Rudiment vom äussern Gehörgang, seine untere Wand ist stärker entwickelt: als die obere, und von einer Rinne umgeben, Die horizontale Schei- dewand endet im ersten Drittheil der Paukenhöhle mit freiem, gezahntem Rand, Zollen und Vorsprünge. Hammer: Sein Kopf steckt nebst dem Ambos in einer Grube, gebildet von einem kleinen Vorsprung der Pauke, Schuppe und Pyramide. Muskelforlsatz schaut nach unten. Handgriff der Länge und Qucere nach gekrümmt, endet stumpf, re. höhlt, äussere Fläche breit, eben. Ambos: Vordere Fläche niedriger als die hintere. Steigbügelschenkel elwas gekrümmt und ausgehöhlt, kürzer als der WE Ausschnitt stumpf, Linsenbein klein, Steigbügel glockenförmig, Kopf gross, Schen- kel breit, Fusstritt Nach, die innere Rläche stark ausgehöhlt. © u + v ” Oo Belis catus 5 ıppe. sehr con convex, Jochlortsatz verschmälert sich nach vorn. elenkhügel weit vor der ‚Pauke. Diese sind rundlich, laufen schief nach innen. .. Oberhalb der Furche ist. der.Kno- ‚chen porös, unterhalb glatt. ee spitz auslau- , nach oben und vorn von ihm eine breite Fläche, auf r der Folianische Fortsatz schief nach aussen verläuft, : Apophyse ist in der Paukenhöhle eingeschlossen. Das tere Ende ‚ist, stumpf und raulhı zur Verbindung mit dem Zitzenfortsatz. Der Dornfortsatz ist nur klein und ausgehöhlt, begiebt sich in eine Rinne zwischen Keilbeinkörper und grossem einflügel. Neben dem Griffelzitzenloch ist zu- noch ein besonderes Loch, das in die Paukenhöhle - Die horizontale Scheidewand ist muschelförmig, con- cav auf ihrer oberen Fläche, convex auf der unteren, verläuft unterhalb des runden Fensters. Die obere, kleinere Höhle hat den grössten Umfang nach vorn, die untere grössere nach hin- ten, sie communieiren hinten und vorn mit einander. Zotten und Vorsprünge. Hammer: Der Kopf nebst einen Theil des Ambos liegen, höher als das Gehörloch, in einer besondern Grube, wie beim Hundsgeschlecht. Handgriff der Qucere nach gekrümmt, die äussere Fläche die schmalste, endet stumpf. Ambos: Steigbügelschenkel nur wenig länger, gekrümmt, aus- gehöhlt, der obere Schenkel kurz, Ausschnitt stumpf, Linsen- bein verläuft beinah horizontal. Steigbügel dreieckig, durch- scheinend, Kopf gross, Schenkel breit, Fusstrilt Nach, Steig- bügelloch auf beiden Seiten gleich.gross, Auslöhlung der in- nern Fläche bedeutend. B. Nager. Rongeurs. Arclomys marmotla. Schuppe viereckig, länglich, unregelmässig, am unleren Rande ein kleiner Ausschnitt. Jochfortsalz geht rechtwinklig ab, hat an seinem Ursprung ein grösseres und kleineres Loch. 80 Pauken rund, ziemlich klein, weisser als der übrige Schädel. Geliörloch rund, schaut nach oben und aussen. Mehreı ere Lö- cher an seinem Umfang, vordeı s Ende stumpf, zackig, mit einem blinden Loch (die Pyramide verlängert sich in eine Spitze, die sich über das vordere grössere er auf den Keil- beinkörper begiebt). An der inneren Wand eine rauhe Fläche für den Zapfen. inter derselben ein Loch, das: gemeinschaft- lich mit der Pyramide gebildet wird und'in diese führt. - wiederholt sich bei allen Nagern. Paukenting, kreisrund, : schei- dewände von der Schnecke ausstrahlend, „ ‚den Paukenring zu erreichen. Nach oben communieirt die Paukenhöhle mit einer zolligen Höhle der Pyramide, welche durch eine senk- rechte Scheidewand in zwei Hälften getheilt wird. Maeuzer: Kopf nebst einem Theil des Ambos stecken in E beschr Ale benen Höhlen. ‚Dreieckige Grube im Kopf, welche sich. hisi in den Handgriff. erstreckt. Handgriff geht gerade ab, riet löf- felförmig, welche Form sich in seltenen Fällen auch“ beim Menschen wiederholt. Ambos: Steigbügelschenkel lang ausge- höhlt, der obere kürzer, dicker. Linsenbein verläuft schief nach vorn. Steigbügel rund, sehr gross und elegant, bildet den Uebergang zu den viereckigen. Steigbügeln. Schenkel schlank, Fusstritt mit hervorsteigendem. Rand. Der Zitzenfort- satz des Schlafbeins ist kürzer und enthält mehr Masse, als der hakenförmig gekrümnite des Hinterhauptbeins. e Seiurus vulgaris. d Hat viel Aehnlichkeit mit dem Murmelthier. Die Sehuppe verschmälert sich in der Mitte, und schliesst die Schädelhöhle nur im geringsten Theil ihres Umfangs, wegen Hervorragung benachbarter Knochen. Das Rudiment des Gehörgangs ist nach aussen umgestülpt. Die Grube im Hammer geht nicht so weit hinab, Der Steigbügel ist bloss an seiner Basis ausgehöhlt. 81 Cavia aperea. Schuppe besonders weiss, unregelmässig, vorn breiter. Der bandarlige Fortsatz hat die Gestalt eines Bischofsstabes Jochfortsatz kurz, breit, schief verlaufend, das Jochbein fast in seiner ganzen Länge bedeckend. Die Kiefergrube hat zwei longitudinale Facetten, deren äussere vom Jochbein gebildet wird. Pauken rund, weiss, sehr niedlich Der äussere Ge- hörgang geht rechtwinklig ab, die untere Wand viel länger als die obere. Am Rande des knöchernen Gehörganges finden - wir einen schaufelförmigen Knochen, der eigentlich aus zwei Knochenstücken besteht, einem kleineren, das als Halbring auf dem knöchernen Gehörring sitzt, auf welchem eich ein grös- seres, dreieckiges befindet *). Unterhalb des Gehörlochs eine runde Oefinung mit rauhen Rändern, welche nach innen mit einem Ring von Zotten besetzt ist. Die Ohrtrompete setzt sich in einen engen, gewundenen Kanal fort. Paukenring sehr gross, die Paukenhöhle communieirt nach oben durch eine kleine Oeflnung mit einer geräumigen, zoltigen Höhle. Ham- mer: Der Kopf ragt in die beschriebene Höhle. Handgriff geht rechtwinklig ab, dreiseilig, mit hervorspringenden Rändern, endet ohrlöffelförmig. Ambos unförnlich, beide Schenkel etwa gleich lang, der obere steckt in einer Verliefung der Pauke. Steigbügel viereckig, Kopf gross, Schenkel dünn, Basis her- vorragend. Zitzenfortsatz ist hohl. Lepus timidus et cuniculus. Ich kann keinen bedeutenden Unterschied in den Schä- deln dieser Arten finden. Beim Kaninchen bemerken wir im Grunde der Augenhölile eine ovale Grube von einem scharfen Rande umgrenzt, welche beim Haas viel schwächer ist, Schuppe. *) Ueber einen neuen Knochen des Meerschweins, von Dr. Leuckart, in Tiedemann’s Zeitschrift für Physiologie. H. XV. 4835. Diüller's Archir. 1641. 6 82 Der untere Rand stösst an den grossen Keilbeinflügel, und nur ein wenig an diePauke. Der hintere erstreckt sich nicht bis zum Hinterhauptbein, so dass die Lücke von der Pyramide ausgefüllt wird. Der bandartige Fortsatz geht schief nach un- ten, über den äusseren Gehörgang, und endet stumpf, - Der Jochfortsatz bildet zwei Winkel und endet breit. Die Pauken sind rund, klein, hart, verschmälern sich nach hinten. Ge- hörgang steigt schief nach hinten und oben, die vordere Wand viel länger als die hintere, bildet einen Fortsatz, der oft frei endet und von Löchern umfasst ist. Der Paukendorn, beson- ders dick und rauh, bildet eine Rinne, hinter der sich ein Loch befindet, das in die Ohrtrompete führt. Paukenaussehnitt unregelmässig, erstreckt sich vom Dornfortsatz bis zum Gehör- loch. Paukenring concav, entspringt von einem Wulst, Zotten und Vorsprünge. Griffelfortsatz länglich, gerade, verwachsen. Hammer: Hals schr klein, ausgehöhlt auf beiten Flächen, Mus- kelfortsalz schaut nach unten, Hangriff säbelförmig, die Rän- der der äusseren Fläche bedeutend hervorspringend. Ambos: Die eine Gelenkfläche begiebt sich auf die vordere Fläche des Körpers, Steigbügelschenkel mit einer tiefen Rinne versehen. Der obere Schenkel nur kurz und stumpf. Das Linsenbein verläuft schief. Steigbügel viereckig. gross, mit hervorragen- den Rändern, Schenkel dünn, Ausschnitt ungleich. Fusstritt blasenarlig aufgetrieben. Zitzenfortsatz länglich, stumpf nach vorn gerichtet. Mus ratus et mus musculus. Unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Grösse. Schuppe vorn breit, verschmälert sich nach hinten. Der bandartige Fortsatz nur im Rudiment. Lücke zwischen Schuppe und Pauke. Diese sind rundlich, oberhalb des Gehörlochs eine Rinne, welche in die Pyramide führt. Paukenring durchschei- nend. An der innern Paukenwand eine breite Facette zur Verbindung mit der Pyramide. Am äussern Rand des grossen Keilbeinflügels befindet sich eine Rinne mit scharfem Rand, 83 welche mit dem Paukendorn die Ohrtrompele schliesst. Pau. kenring ziemlich hervorragend, entspringt von einem Wulst. Hammer: Hals breit, mit hervorspringenden Rändern auf bei- den Flächen ausgehöhlt. Muskelfortsatz schaut nach unten, Handgriff geht rechtwinklig ab und ist gekrümmt. Der Folia- nische Fortsatz des Fötus ist schaufelförmig. Ambos: Die eine Gelenkfläche begiebt sich auf den Steigbügelfortsatlz. Dieser ist dick, gekrümmt, nur wenig ausgehöhlt. Der obere Schen- kel nur kurz und spitz, steckt in der Pyramide. Der Aus- schnitt zwischen den Schenkeln stumpf. Das Linsenbein ver- läuft schief. Steigbügel rundlich, Köpfchen klein, Rudiment vom Muskelfortsatz, der eine Schenkel leicht gebogen. Steig- bügelloch gross. Zitzenforisalz klein, elwas entfernt von der Pauke, Hypudaeus oeconomus s. terrestris s. mus arvalis et Hypudaeus aryalis s. mus sylvaticus. Unterscheiden sich hauptsächlich durch die p. 13. ange- gebenen Merkmale. Die Schuppe hat im Allgemeinen dieselbe Bildung wie bei den vorhergehenden, nur ist das hintere Ende schief nach oben gerichtet. Der sehr entwickelte bandarlige Fortsatz endet breit, stösst an Schuppe, Hinterhauptsbein und Pyramide, und bildet zwei Stämme, welche grösstentheils von der Pyramide ausgefüllt werden. Pauken convergiren noch slärker als bei den vorhergehenden. Vorderes, |gerissenes Loch. Am vorderen Ende eine rauhe Facette für den Keilbeinhaken, nach aussen ein stumpfer Fortsatz für das äussere Keilbein- gaumenblatt. Der von diesen zwei Punkten begrenzte Raum bildet die Basis einer dreieckigen Grube, deren Seitenwände vom Keilbein, die Spitze vom Gaumenbein gebildet wird. Sie dient zur Aufnahme des vorderen Endes der Pauke. Oberhalb des Gehörlochs die gleiche Rinne wie bei der Hausmaus. , Pau- kenring entspringt von einem Wulst, und wird von zelliger Masse begrenzt. Die Paukenhöhle communieirt nach oben mit zwei Nebenhöblen der Pyramide. Hammer: Kopf grösser als 6 . 84 der Hals, Handgriff rechtwinklig abgehend, leicht ausgehöhlt, Ambos: Die eine Gelenkfläche begiebt sich auf die vordere Fläche des Amboses, Steigbügelschenkel ziemlich lang; "dick, etwas gebogen, ohne Rinne. Linsenbein schief, Der obere Schenkel kurz und dick, steckt in der Pauke. Steigbügel rundlich, Kopf klein, Schenkel schlank, Fusstritt flach, auf der inneren Fläche ausgehöhlt, durchscheinend. Die beiden Mus et Hypudaeus unterscheiden sich zoolo- gisch und osteologisch. Erstere findet sich bloss in mensch- lichen Wohnungen, letztere ohne Unterschied in "Wäldern, Feldern, Wiesen, Gärten. Nur auf den Alpen sah ich sie im Erdgeschoss abgelegener Häuser. Verwachsung der’ Stirnbeine bei der Feldmaus. ' Die Keilbeinhaken laufen parallel bei den Feldmäusen, divergiren bei den Hausmäusen. Die Oeflnungen für den Canalis pterygo-palatinus sind bei den Feldmäusen viel zahlreicher. Zähne mit breiten Kronen und verwachsenen Wurzeln bei den Hausmäusen, während sie bei den Feldmäu- sen schmal und verwachsen, ©. Klauengänger. Ongulogrades, Sus scrofa. " Schuppe sehr gross, der obere Rand sehr coneav, der vordere bildet gemeinschaftlich mit Keil- und Gaumenbein eine Höhle. Der hintere Rand sehr breit und rauh zur Verbindung mit dem Zitzenfortsatz. Der Jochfortsatz fängt mit einer schar- fen Kante am Hinterhauplisbein an, bildet einen stumpfen Fort- satz, der das Gehörloch überragt, und verbindet sich mit dem Oberkiefer. Kein Gelenkhügel. Die innere Fläche wird fast ‘ganz von Stirn und Scheitelbein bedeckt, so dass sie nur mit . ihrem kleinsten "Theil die Schädelhöhle schliessen hilft‘ Pau- ken: der äussere Gehörgang schr lang, verwachsen mit Zitzen- theil und Jochfortsatz, steigt schief von oben nach ünten und innen. Gehörloch sehr klein; oval, und seizt sich in einen scharfen, Sförmigen Rand fort, Am vorderen Ende der Pauke | 85 inch ihre Rinde zur Bildung der 'Ohrtrompete, Paukenaus: schnitt sehr klein, die innere Wand’ ragt in die. Schädel- höhle.' ‚Paukenring oval. Von (derinnern Fläche entspringen Scheidewände, welche nach oben convergiren und sich an den unteren Rand des Paukenringes setzen. Die so gebildeten Zel- len communieiren fast alle mit der Paukenhöhle, Hammer; Muskelfortsatz schaut nach unten, Handgriff entspringt mit einem kurzen Fortsatz, verläuft dreiseitig, der Queere nach gekrümmt.‘ Ambos: ‚Körper sehr lang, vordere Fläche 'niedri- ger als die hintere. Steigbügelschenkel kurz, leichte ausge- höhlt. ; Linsenbein schief. Steigbügel viereckig, Kopf klein, Steigbügelloch ungleich ‚gross. : Basis aufgetrieben. D. Einhufer. Solipedes. Equus caballus et asinus. Schuppe länglich, vorn breiter als hinten, rauh. Die ho- rizonlale Wurzel des Jochfortsatzes entspringt mit einer schar- fen, hervorragenden Kante. . Der vordere Gelenkhügel ist breit, der hintere schmal. Am untern Rande ein Ausschnitt, in dem der Gehörgang liegt, Pauken: verhällnissmässig klein, unregel- mässig viereckig, vauh, porös,.mit unregelmässigen Vorsprün- gen. Gehörloch' oval. Rinne für.den Gvillelforlsatz selır gross, ohne Scheide. Dornfortsatz ziemlich. gross., Paukenring ent- sprivgt von einem Wulst, es strahlen fächerartige Vorsprünge nach allen Riehlungen von ibm aus. ‚Hammer: Kopf sehr gross, Handgriff rechtwinklig dreieckig, entspringt und ‚endet stumpf, Ambos: vordere Fläche niedriger als die hintere. Steigbügel- schenkel rundlich, nur zuweilen ausgehöhlt.' Linsenbein gross; schief nach vorn. ‚Steigbügel viereckig, Kopf gross, Schenkel breit, Fusstritt mit hervorspringendem Rand. |. Ausschnitt un- gleich.” Aushöhlung ander innern Fläche bedeutend. Der Esel unterscheidet sich vom Pferd durch den grösseren, Um- faug des Pankenrings nach hinten. ‘Der verwachsene Foliani- sche Fortsatz verlängerte sich in einem Fall beim Esel in eine 86 Borste, ‘welche 7 Linien lang. Der ganze Foliänieche‘ Fort- satz maass 13 L., und war 4 Mal länger als der Handgrifl. Das von Prof, Berthold im M. stapedius von Pferd und Kalb aufgefundene Linsenbein °) sah ich auch in einer macerirten Eselspauke. E. Wiederkäuer. Ruminans. Bos taurus. Die Schuppe verschmälert sich von hinten nach vorn. Schuppennath zackig, Zitzentheil verwächst-mit dem äussern Gehörgang, Jochfortsatz entspringt sehr breit. Hinterer'Ge- lenkhügel stösst an die Pauke. Schläfengang mündet mit einem obern und untern Loch bei den meisten Wiederkäuern. Pau- ken: beim Kalb geht der äussere Gehörgang schräg von hinten nach vorn. Der ganze Knochen ist stumpf. Folianischer Fort- satz mit seiner Apophyse sehr gross und deutlich. Beim Och- sen ist der äussere Gehörgang durchscheinend, sehr‘lang, und verschmälert sich von unten nach oben. Das äussere Gehör- loch sehr klein, oval, von seinem Umfang geht die Griffel- scheide als Sförmiges Blatt bis zur Mitte des unteren Pauken- randes, und bildet eine grosse Grube für den nur kleinen ver- wachsenen Griffelfortsatz, Die Griffelscheide ist mit einem grossen Loch versehen. Der untere, stumpfe Paukenrand wird plötzlich scharf, um in den sehr grossen Dornfortsatz überzu- gehen. Es erheben sich von der innern Fläche der Pauke Knochenplättchen, welche bis zum Paukenring reichen. Die unteren Zellen sind viel grösser als die oberen, und stehen ge- wöhnlich mit der Paukenhöhle in Verbindung, Dieser zellige Bau veranlasste die alten Anatomen, die Ochsenpauken mit dem menschlichen Zitzenfortsatz zu verwechseln. Hammer: Kopf gross, Gelenkfläche wenig ausgehöhlt, Hals verhältniss- mässig klein, ausgehöhlt an seiner vorderen Fläche. Muskel- fortsatz gross, Handgriff entspringt rechtwinklig, dreiseilig, ge- *) Müller’s Archiv. V. 46, 2 87 krümmt. Ambos: Gelenkfläche sehr‘gross, rundlich, Körper vorn höher als hinten. ‚Steigbügelschenkel rundlich, ausgehöhlt, dünner und kürzer als der obere Ausschnitt, zwischen den Schenkeln stumpf. Steigbügel viereckig, länglich, Kopf gross. enkel breit, Basis aufgetrieben, Ausschnitt gleich, Ceryus. Capra. ' Antilope: Haben sehr viel Uebereinstimmendes. Die Schuppe hin- ten und vorn spitz und niedrig beim Ziegengeschlecht, ist hö- her beim Hirschgeschlecht. Am unteren Rande der Schuppe ein Ausschnitt für den Gehörgang, in welchen beim Hirsch- geschlecht der Schläfengang mündet. Nach innen vom Gelenk- hügel eine zotlige Grube für die Apophyse des Hammers, ge- bildet. von Schuppe, grossem Keilbeinflügel und Pyramide. Die Pauken viereckig, glatt, beim Ziegengeschlecht und der Gemse, sind unregelmässig und rauh beim Hirschgeschlecht. Der äussere Gehörgang ist rechtwinklig, das Gehörloch nach aussen schauend beim Ziegengeschlecht. Er schaut nach oben bei der Gemse, geht schief von unten nach oben beim Hirsch- geschlecht, so dass das Gehörloch nach hinten und oben ge- ziehlet ist. Der Folianische Fortsalz ist schwertförmig, seine Spitze ersireckt sich zuweilen über den unteren Ränd hinaus, sein Anfang wird bedeckt durch einen bandartigen Forlsatz, nach vorn steigt die ziemlich grosse Apophyse in die bezeich- nete Grube, Der Dornfortsatz der Pauke ist am längsten beim Schaaf, am dieksten beim Reh, und oft auf beiden Seiten un- gleich; kolbig auf der einen, spitz auf der andern, gerade und knieförmig gebogen. Der untere Paukenrand ist scharf bei Schaaf und Gemse, stumpf bei der Ziege. Bei der Gemse ver- längert er sich in eine Spitze, welche schief nach hinten und unten steigt. Der hintere Rand stösst an den Zitzenfortsatz, welcher ziemlich gross und spitz bei der Gemse, stumpf bei den übrigen. Der Paukenring hat beim Hirschgeschlecht die grösste Ausdehnung nach unten, beim Hirschgesehlecht nach vorn; es strahlen unbedeutende Zolten und Vorsprünge von w 88 ihm aus. Hammer: Grube im Hals, Muskelfortsatz klein, nach oben vom Handgriff. Dieser ist rechtwinklig, entspringt und endet stumpf, der Queere nach gekrümmt. Ambos: Körper sehr gross, vordere Fläche kürzer als die hintere, Steigbügel- schenkel gekrümmt, der obere steckt in der Pyramide. Lin senbein gross, schief nach vorn. Sleigbügel viereckig, Kopf gross, Rudiment vom Muskelfortsatz. Schenkel breit, Basis mit hervorspringendem Rand. Steigbügelloch zuweilen un- gleich. Erklärung der Abbildungen. Taf. IV. A. rechte Kalbspauke. a. äusserer Gehörgang. 5b. Fo- lianischer Fortsatz mit seiner Apophyse. — B. rechte Schaafspauke von innen. a. äusserer Gehörgang. Öd. Apophyse des Folianischen Fortsalzes- c. Hammer. d. Ambos. e. Paukenring, — ©. Rechter Hammer vom Schaafsfölus. a. Kopf. 5. Muskellortsatz. ec, Hand- griff. dd, Apophyse mit dem Fol. Fortsatz. — D. rechte Schaafspauke. aa. Folianischer Fortsalz mit seiner Apophyse. 5. bandartiger Strei- fen. der vom äusseren Gehörgang aus den Anfang des Folianischen Fortsatzes bedeckt. ce. Paukendorn. — E. linke Hirschpauke,; aa. Fo- lianischer Fortsatz mit seiner Apophyse. 5. bandartiger Streifen. e. Paukendorn. d. Griffelscheide. — F. rechte Eselspauke. a. bor- stenarlige Verlängerung des Folianischen F.ortsatzes. 6. Paukendorn, e. Grilfellortsatz. — @. Theile vom Igel. 4. Keilbein. aa, Keilbein- auken 2. Gehörting. 3. rechter Hammer. a. Kopf. 2. Folianischer ortsatz. c. Muskelfortsatz, d. Handgriff. — H. linke Katzenpauke von innen. aa, folianischer Eortsatz mit seiner Apophyse. d. Ambos. e. Paukenring. ! a RM wo en ) un Die Zerklüftung und Zellenbildung im Frosch- dotler. Von Dr. BEREMANN in Göttingen. a Die folgenden Beobachtungen hätte der Autor gern vor der Publication weiter ausgeführt. -Da sie aber in der Hauptsache beweisend sind, so mag er die Mittheilung nicht auf die un- gewisse Hoffoung hin, sie im nächsten Jahre selbst zu erwei- tern, bis zu jener: Zeit aufschieben. Die hier mitzutheilenden Beobachtungen sind so sehr leicht zu wiederholen, zu prüfen, dass es bei der Aufklärung, welche sie über die Natur des räthselhaften Furchungs- oder besser Zerklüftungsprocesses des Batrachierdotters geben, und bei der Beziehung, in welcher sie zu Schwann’s Entdeckung vom thierischen Zellenbildungs- processe stehen, wohl nicht fehlen wird, dass Andere ihre Bestätigung; Erweiterung, genauere ‚Bestimmung bald geben. Ja das Wesentliche, was hier gegeben wird, beruht: weni- ger in unentdeckten Erscheinungen, als darin, dass ich die schon bekannten genauer in ihrem Verlauf verfolgt habe, nnd so zu einer Combination derselben gekommen bin, welche so einfach ist, dass es überrascht, dass dieselbe nicht früher ge- funden ist, ? Der Dotter, welehen ich bei dem gemeinen braunen Gras- frosche und einigen Tritonen (igneus und cristatus) untersucht habe, hat bei diesen Batrachiern die für neuere Theorieen sehr 90 bemerkenswerihe Eigenthümlichkeit, unter seinen festen Be- standiheilen im unbefruchtelen Zustande durchaus keine zu be- sitzen, welchen mit einigem Grunde der Name von Zellen ge- geben werden könnte. Denn theils liefert der Augenschein durchaus keinen Grund, den reichlich in diesem Dotter ent- haltenen festen Bestandtheilen einen Zellenbau zuzuschreiben, theils lehrt auch ihr späteres Schicksal, dass sie auf eine ganz andere Weise, als es bei Zellen vorkommt, in die Bildungs- processe eingehen. Die Untersuchung der festen Theile im Dotter, welche bei den von der Reife entfernteren Eiern noch nicht gebildet sind, habe ich angestellt bei denjenigen Eiern des Ovarium, welche einige Monate nach der Leichzeit sich als die reifsten, als die für das nächste Jahr zur Entwickelung bestimmten, zeigten, und dann durch höhere Grade der Aus- bildung, bis zu denjenigen, welche ich aus der grossen Er- weiterung des Eileiters von Weibchen erhielt, die schon vom Männchen umklammert waren; wo sie, einzeln von der be- kannten dünnen Schicht klebriger Materie umgeben, zusam- mengeballt lagen. : Besonders nach den leiztern will ich den Dotter: beschreiben, In demselben zeichneten sich durch ihre überwiegende Grösse Körperchen von heller, durchsichtiger Beschaffenheit aus, an welchen ich durchaus unfähig war etwas weiteres, als ihren äusseren Umriss zu erkennen. Dieser halte, wenn auch nicht durch völlig gerade Linien gebildet, doch eine Annähe- rung an die quadratische, gewöhnlicher aber durch Vorherr- schen eines Durchmessers an die paralleloegrammische Form. Wo letztere deutlicher hervortrat, salı man, dass die beiden kürzern Seiten einen mehr geraden, die beiden längern einen mehr convexen Verlauf hatten, so dass die ganze Form Aehn- lichkeit mit der Profilansicht: eines Fasses hatte, oder ein Oval mit abgestumpften Enden darbot. Auch bei denjenigen Körn- chen, welche sich der quadralischen Form am meisten annä- herten, waren doch immer die Enden abgerundet. Am schärf- sten ausgebildet dürfte man diese Formen wehl immer in den 91 Eiern finden, welche die Reife am völligsten erreicht haben. Ueber den senkrechten Durchmesser dieser Körperchen kann. ich keine sichere Auskunft geben. Zwar sah ich öfter zwi- schen diesen Körperchen andere, welche, von übrigens glei- chem Erscheinen in der Färbung, auch in einem Durchmesser mit ihnen übereinstimmten, im andern aber vielleicht nur ein Drittel so breit waren. Da ich nun bei den Strömungen in der Flüssigkeit keine Rotation der grössern Körperchen sah, so konnte ich auf die Vermuthung kommen, dass dieselben eine platte Tafelform hätten, und deshalb beim Schwimmen sich ohne Rotation bewegten, dass die schmalern Körper die Seitenansicht dieser Täfelehen darstellen, welche nur dann zum Vorschein käme, wenn sich beim Zusammendrängen der Körperchen einige auf die Kante stellten. Bestimmten Beweis dafür habe ich aber nicht gesehen. Auch kommen ausser die- sen 2 Formen noch weit kleinere Körperchen vor, welche aber in ihrem übrigen Aussehen ganz mit ihnen übereinkom- men, so dass man diese sowohl als die zweite beschrieben, die schmale Form vielleicht als Körperchen betrachten kann, welche sich zu derselben Form. und Grösse, wie die zuerst beschriebenen, hätten ausbilden können. Die erhaltenen mi- kromelrischen Bestimmungen dieser Körperchen, besonders der grössten Form, von welchen die einzelnen unter einander ziem- lich gleich gross sind, theile ich nicht mit, weil das dabei gebrauchte Mikrometer nicht völlig zuverlässig ist. Auch halte ich es nicht für wahrscheinlich, dass Jemand, der die beschrie- enen Dotter untersuchen wollte, nicht sogleich, wenn er sie dem recht ausgebildeten unbefruchteten Zustande nähme, bei diesem so einfachen Subjecte sich mit meiner Beschreibung zu verständigen wüsste. Von den kleinsten der bis jetzt be- schriebenen Theilchen finden sich nun allmählige Uebergänge bis zu solcher Kleinlieit, dass von einem‘ Aussehen der Ober- fläche nicht weiter die Rede sein konnte; man unterschied nur noch schwarze Punkte. Dass dieselben etwas wesentlich Verschiedenes darstellten, lässt sich wohl nicht beliaupten 92 eben wegen der allmähligen Uebergänge. Vergrösserungen wurden bei diesen‘ Untersuchungen angewandt bis zur 410fa- ehen meines Sehiek’schen.Mikroskops. Besondere Körper- ehen, an welche das Pigment gebunden gevwresen wäre, 'er- kannte ich bei’ solchen Dottern nicht. Wurden Stückchen’ von der Oberfläche, welche sich durch Pigment! auszeichnet, beobachtet, so sah man wohl eine malte ‘schwärzliche Färbung im Gesichtsfelde, welehe aber nur wie von einem aufgelösten Pigment herrührend sich darstellte. Da man nun auch in solchen Dottern dc: keine Fett- tropfen oder denen ähnliche Theilchen sieht, so ist die Zu- sammensetzung derselben äusserst einfach zu nennen, und man darf mit Recht erwarten, aus ihrer Beobachtung sicherere Schlüsse zu erhalten, als aus der Beobachtung mancher an- derer Dolter. Dieselbe Einfachheit bleibt noch bei dem Anfange der Zer- klüftung, wenn man die Dolterhaut zerreisst, weil die dann entstandenen Abtheilungen der Dottermasse noch zu gross sind im: Verhältniss zu ihrem innern Zusammenhange, ‘um sich, ohne (durch chemische Mittel erhärlet zu sein, als für sich be- stehende Klumpen ausserhalb der Dotterhaut zu erhalten. Durch 'Erhärtung des Dotters werden sie aber leicht erhalten. Sobald die 'Zerklüftung des Dolters bis zu zahlreichern klei- nern Abtheilungen fortgeschritien ist, ‚haben dieselben theils relativ zu ihrer Grösse, theils aber auch absolut, einen ver- mehrten innern Zusammenhang erhalten, zerfallen grossen Theils nieht mehr nach Zerreissung der Dotterhaut, und der Anblick ist demgemäss bei mikroskopischer Untersuchung ein ganz ver- änderter. Man sieht nun die früher freien Dotterkörnchen zur Bildung dieser dem freien Auge noch wohl sichtbaren Klümp- chen verwandt. Manche schwimmen frei umher, sind aber wohl nur durch Zerstörung einzelner Klümpehen frei: gewor+ den. Das Bestehen des Zusammenhanges der. Dotterkörnchen zu solchen Klümpchen lässt sich zu dieser Zeit der Ausbildung, wie ich zeigen werde, durch eine vermehrte Consistenz der 93 früher flüssigen, zwischen den Körnchen vorhandenen Masse ausreichend erklären, welche also diese Formen bedingt. Die erhöhte Consistenz dieser Bindemasse darf vielleicht in Ver- bindung damit gedacht werden, dass an einer Stelle im Dot- ter die Flüssigkeit die Fähigkeit verliert, durch Säuren zu eoaguliren, auch wohl keine Dotterkörperchen mehr enthält, so dass man daselbst bei der Eröffnung eines übrigens erhär- teten Eies eine schon von Andern beschriebene Höhle findet. Doch kann eine chemische Umwandlung wohl auch den Ver- lust der Coagulabilität erklären. Man ist also nicht genöthigt, den Uebergang des früher hier in Auflösung enthaltenen Stof- fes an die Klümpchen durch Anziehung derselben anzunehmen. Diese Höhle liegt bekanntlich (vgl. Müll. Arch. 1834. Tab. IX. Fig. 14.), wo die Zerklüftung übrigens noch nicht so weit vorgeschritten ist, als in dem Zustande, welchen ich hier vor Augen habe) derjenigen Aussenseite des Dotters viel näher, welche für die Bildung des Rückens bestimmt ist, als der ent- gegengesetzten, und scheidet so zwar ungleiche Theile des Eies, von welchen der Rückentheil dem andern in der Fein- heit der Zerklüftung immer sehr voraus ist. ' Hieran reihet sich nun, was ich nach meinem über diese Beobachtungen geführten Tagebuche am 5. April dieses Jahres an Eiern sah, deren Zerklüftung so weit vorgeschritten war, dass ihre Oberfläche bei 25facher Vergrösserung etwa ein Aus- sehen wie Chagrin zeigte. In einzeluen Streifen und Flecken schienen die Unebenheiten schon gänzlich verschwunden zu in. Die Kleinheit der Klümpchen, welche nach Zerreissung der Dotterhaut zum Vorschein kamen, entsprach den Höcker- chen, welche vorher auf der Oberfläche bemerkt wurden. Die meiste Uebereinstimmung der Form zeigte sich unter den- jenigen Klümpchen, welche ein dunkleres Ansehen hatten. Alle halten scharfe Umrisse. Besonders durch reine Abrun- dung derselben schienen sich manche auszuzeichnen, welche im Uebrigen das Eigene hatten, dass sie viel heller erschienen als die meisten übrigen. Die unverkennbaren characteristischen 94 Dotterkörperchen machten aber von allen diesen Klümpchen einen sehr hervorstechenden Bestandtheil aus. Vielleicht waren sie in den hellern durch mehr Zwischenmasse von einander getrennt, vielleicht auch waren diese Klümpchen abgeplattet und dadurch heller. Da ich zu wissen wünschte, ob diese Klümpehen ihren Zusammenhang bloss der Bindemasse ver- dankten, welche die einzelnen Körner zu einer solchen Form vereinigte, oder ob sie eine äussere Haut besässen, so beach- tete ich besonders die helleren Klumpen. Diese halten zwar, wie alle, einen sehr scharf gezogenen Umriss, über welchen‘ nicht etwa einzelne der enthaltenen Körnchen hervorragten. Doch konnte ich weder eine umschliessende Haut unmittelbar sehen, noch aus der Art des Zusammenhanges, so wie ich dieselbe erkannte, auf das Dasein einer solchen schliessen. Wenn ich nämlich die Klümpchen mit dem Schiek’schen Compressorium bis zum Bersten drückte, so floss dennoch das Contentum nicht aus, sondern die Berstung war wie die eines weichen aber doch durch und durch in sich zusammenhängen- den Körpers; es zeigten sich Rissflächen, welche sich hervor- pressten. Aus denselben ragten dann die einzelnen Körperchen hervor, da sich bei diesem Drucke wie gewöhnlich ein Strom in dem Dotter erzeugte, an der Rissfläche vorbeischoss und allmählig, eins nach dem andern, die hervorragenden Körnchen löste und mit sich fortriss. Aus diesen Erscheinungen lässt sich auf die Art des innern Zusammenhanges schliessen, und das Dasein einer Haut zur Behauptung der bestimmten Form ist nicht nöthig.. Der Znsammenhang ist stark genug, dass sich die einzelnen Klümpchen oder Ballen recht wohl wälzen lassen, ohne zerstört zu werden. Eine eigenthümliche Er- scheinung jedoch ist noch zu erwähnen, welche man vielleicht auf das Dasein einer umhüllenden Haut deuten könnte, welche dann aber einen nicht geringen Grad von Dehnbarkeit ha- ben müsste. Es ereignete sich nämlich mehrfach, dass ein- zelne Klümpchen bei einem Drucke, welcher schon viele an- dere zerstört halte, noch unverletzt in ihren Rändern sich 95 zeiglen. Die Masse halte sich dann zwischen den Platten des Compressoriums so gehäuft, dass eine Vermehrung des Druk- kes nicht zu erreichen war. Dann salı ich um solche einzelne, nicht zerstörte Ballen einen grossen hellen Hof von regelmäs- siger runder oder ovaler Form, welcher frei von Dolterkörn- chen war, dieselben. von den Klümpchen selbst entfernt hielt. “ Da die Köruchen aber die Peripherie dieses hellen Hofes überall dieht umlagerten, so sah man nicht die Grenzlinie, welche dem Hofe angehörte. Diese wurde von den Körnchen ver- deckt, weshalb über ihre Beschaffenheit nichts berichtet wer- den kann. Die Peripherie des Hofes war von der des darin liegenden Klümpchens nicht überall gleich weit entfernt, son, dern der Hof war an der einen Seite des Klumpens breit, an der andern schmal, oft bis zum Verschwinden, bis zur Berüh- rung beider Peripherieen. Man kann nun annehmen, dass diese Erscheinung durch die Anschwellung einer Haut veran- lasst war, welche das Klümpchen nahe umgeben halte, dass sich vielleicht durch Pressen aus dem Ballen selbst eine Flüs- sigkeit entfernt halte, welche nun diese Haut von demselben entfernte. Mehr Wahrscheinlichkeit hat das Vorhandensein einer Haut noch durch spätere Beobachtungen für mich erhal- ten. Da salı ich nämlich häufig an solchen Klumpen an einer Seite elwas, das ganz wie eine helle Blase erschien, und in Hinsicht seiner Färbung mit den beschriebenen Höfen überein» stimmte. Ich konnte zwar nicht erkennen, dass die Flüssig- keit dieser Blase in linsicht der Liechtbrechung vielleicht für Oel gelralten werden konnte, so dass ich doch von dem Vor- handensein einer umschliessenden Membran keine Gewissheit durch die Anschauung bekam. Auch habe ich öfter gesehen, dass diese blasenartig aussehenden Hervorragungen ihre Form sehr durch Berührung mit andern festen Theilen veränderten, sehr in die Länge gezogen wurden, wenn sie mit den Klümp- chen, von welchem sie sich erhoben, im Strome der Doller- Nlüssigkeit fortgetrieben, an eine Stelle kamen, wo der Strom sich eng zwischen festgepressten Massen hiodurehdrängte. An- 96 dererseits aber trennten sich dann doch nie einzelne Tropfen davon ab, sondern die alte Form stellte sich wieder her, so dass die ganze Erscheinung sich wohl dem vergleichen liess, was sich so leicht an den Blutkörperchen von Tritonen zeigt, wenn man sie in einer halb blutleeren Lunge langsam mit be- deutender Verlängerung und mit Krümmungen durch die Haar- gefässe fortrücken sieht, worauf dieselben doch stels die alte Form wieder annehmen. Auch spricht das für das Dasein einer zarlen Membarn, dass ich öfter, wenn mehrere Klümp- chen in einer Reihe lagen, und die von denselben sich erhe- benden Bläschen alle nach einer gleichen Seite hervorragten, diese Bläschen der verschiedenen Klümpehen sich gegenseitig berühren, ja an einander abplatten sah, ohne dass je zwei zu- sammengeflossen wären. | An diese Beobachtungen würden sich wohl einige vor zwei Jahren von mir gemachte anschliessen, welche den Triton igneus zum Gegenstande halten. Damals glaubte ich (mit einem kleinen Frauenhoferschen Instrumente) die Häute, mit welchen die einzelnen Klumpen umgeben waren, viel be- stimmter zu unterscheiden, und es ist mir noch jetzt wahr- scheinlicher, dass ich damals wirkliche Membranen gesehen habe, als dass die eben von Froscheiern beschriebenen Erschei- nungen durch eine Zellenmembran zu erklären sind. Ich hätte deshalb gern neue Untersuchungen an Tritoneiern in diesem Frühjahr angestellt, dieselben sind mir aber durch Absterben der Thiere, Unfruchtbarkeit und andere Unfälle vereitelt. So könnte es wohl sein, dass jene Deutlichkeit nicht eine Eigen- thümlichkeit des Dotters von Triton igneus wäre, sondern dass die untersuchten Eier etwas weiter in der Entwickelung vor- geschritten waren. Denn dass alle diese Klumpen später ein- mal Häute erlangen, geht auch aus den weiteren Untersuchun- gen an Fröschen hervor. Damals sah ich nämlich, dass von den scharf begrenzten Klumpen, wenn sie mit Wasser in Berührung waren, sich an einer Seile eine Blase erhob. Da wurde dann die Fläche des m 97 Klumpens, auf welcher diese Blase mit ihrer Basis aufstand, raub, sah wie angefressen ‚aus, verlor den. scharfen runden Umriss. Daher erklärte ich mir 'die Sache damals so, dass ein im Wasser löslicher, die Körner verbindender Stofl durch En- dosmose, Wasser, anziehe, sich darin ‚löse und damit. die Auf- Areibung der ‘Haut nolhwendig werde. Später verschwanden die Blasen; wie. ich glaube durch Berstung,; und die Körner des Klumpens wurden frei. Doch ist noch eine Erscheinung zu beschreiben, welche ebenfalls schon an den Eiern bemerkt wurde, welche ich am 6. April untersuchte, aber auch schon in früheren Jahren von mir gesehen, und auch in diesem: öfter än Eiern von ähnlicher Entwiekelung wieder beobachtet ist. Das ist nämlich die Er- scheinung eines hellen Fleckes in’. den meisten Klümpchen Die ‚Natur desselben suchte ich näher ‚zu 'erkennen. Da ich eine continvirliche Fläche von Körnchen im Gesichtsfelde, wel- che aus ‚der. Zerstörung von Klümpchen ‚hervorgegangen wa- ren, mehrfach von hellen Flecken unterbrochen sah, so ver- mutliete ich, dass dieselben durch eben die Körper hervorge- bracht würden, welche auch an den unverletzten Klumpen als Flecken erschienen waren. Darum versuchte ich beim Zerquet- schen eines einzelnen Klumpens, den hellen Fleck desselben im Auge zu "behalten, erkannte aber seine Anwesenheit auch nach dem Zerqueischen nicht durch Erblickung eines Körpers mit seiner eigenthümlichen Begrenzung, sondern nur daraus, dass eben an der Stelle keine Dotterkörperchen sich befanden, und dass dieselben, in. Strömen begriffen, an dieser Stelle eine Mo- „lifieation ihrer Richlung erlitten, welche die Anwesenheit eines festen. und an den Platten des Compressoriums fixirten Kör- pers bewies. - Es ist aber zu vermuthen, dass die Lichtbrechung dieses Körpers von derjenigen der Dolterflüssigkeit nicht ver- schieden ist, denn eine Begrenzungslinie sah ich hier nicht, obgleich das. Körperchen doch nieht beständig so dicht von Doiterkörperchen umgeben war, dass diese ein Erkennen des Bandes unmöglich gemacht hätten. Eine auf diese Weise ge- Müllers Archiv. 1841. 7 98 naue Beobachtung eines solchen Körpers ist mir nicht: wieder gelangen. ‘Wenn, wie es wahrscheinlich‘ ist, die einzelnen “ben ‘genannten hellen Flecke in einem übrigens von ‚Dotter- körnchen bedeckten Gesichtsfelde diesen hellen Flecken der Klumipen 'entsprechen, so ist die Form derselben regelmässig‘ rund. Denn hier machten die ruhig und dicht umherliegenden Dölterkörperelien durch die Art, wie sie sich um den hellen Fleck anordneten, einen sichern Schluss auf die Form des Kör- per® "möglich, 'weleher die* Erscheinung dieses hellen Fleckes bedingte, auch ohne dass man dessen eigenthümliche Gren- zen sah, io Doeh mag dies hinreichen um zu zeigen, dass solche aus Dolterkörnchen bestehenden und mit einem eigenthümlichen hellen Fleck ‘versehenen Klumpen, aus welchen nun der ganze Dölter besteht, Theile sind, deren Identität mit den Zellen, ans’ welehen der Embryo sich nun alsbald aufbaut, wegen: des Uebereinstimmens in Bezug auf diese characteristischen Bestand- {heile als unzweifelhaft angesehen werden darf. Nur die be- grenzende Membran wird in diesem zweiten Zustande. deutli- ‘cher erkannt, und bildet sich also allmälig um. die vorher be- stehende Aggregation der Dotterkörner. In dieser Beziehung kann ich mich auch auf die neueren Beobachtungen von’ Rei- chert bezielien, dessen Dotterzellen im befruchteten Ei der Batrachier offenbar identisch sind mit diesen Klümp- 'chen.:‘ Daher 'darf'ielı denn aussprechen: dass die Z erklüf- tüung'des Batrachiereies, die Einleitung der Zellen- bildung‘bei diesen Dottern ist. Ja ich würde sie Zellen- bildung selbst nennen, werin. die ersten grösseren Abtheilun- gen des’ Dolters sich ohne Zwang Zellen nennen liessen‘. Zwar 'habe ich Zellen, welche ‘so mit den charaeteristi- schen Körperehen des Dotters gefüllt waren, nicht in’allen Gebilden des Embryo aufgesucht, und: möchte eben im dieser Hinsicht gern Erweiterungen meiner Untersuchungen vorneh- nien. Indessen können auch hier die ausgedehuteren Beobach- tungen von Reichert die meinigen ergänzen. Ich’ selbst er- 99 kannte: 1) Zellen mit‘ Dotterkömchen gefüllt in ‘der Mem- bran, welche nach jenem Autor die Umhüllungshaut ‘genannt werden soll, 2) Zellen mit Dotterkörnchen und den ausge- zeichneten hellen Flecken in der Schicht, welche Reichert’s Hautsystem entspricht. Hier sah ich. dieselben besonders schön; sie waren in einem etwas ausgebildeten Zustande in die Länge gezogen, platt, sehr gross, ‘und vereinigten sich mit 'einander dureh abgeplattele Berührungsflächen. 3) habe ich auch Pri mitivmuskelbündel‘ in schon weiter entwickelten Froschlarven ‚gesehen, ‘welche mit deutlicher Queerstreifung und einer Ab- lagerung von Muskelfasern: noch einen in. der Mitte‘ dieser Ab- lagerung verlaufenden Kanal verbanden, welcher Dotterkör- nerchen enthielt. Endlich will ich noch kleine, aus einigen wenigen Dotterkörperchen zusammengesetzte Kügelchen (oder Scheibchen?) nennen, welche ich für. Blutkörperchen hielt, ohne dessen jedoch ganz sicher zu sein. Sie enthielten nur etwa vier Dotterkörperchen, deren eigenthümliche Begrenzun- gen im Centrum des Kügelchens hervortraten, während sie am Rande in der allgemeinen Begrenzung untergingen. Diese verlief rein cirkelförmig, also von den ausgebildeten: Blutkör- perchen verschieden; bewies aber eben durch’ diesen "Verlauf, dass die Körperchen nicht fixirt gewesene Bestandtheile 'eines Gewebes vorstellen konnten. Die Grösse derselben war ziem- lich constant. Diese Körperchen stimmen wohl überein mit denen, welche Baumgärtner (Ueber Nerven und Blut) Tab. VH. neben Fig. 7. und 9. hat darstellen wollen, über welche Körperchen ich dort eine Erklärung nicht finde, aber durch- aus nicht mit dem, was derselbe Tab. VII. Fig: 10. als Blut+ körperchen‘abbildet. Waren die Körperchen, welche ich sah, Blutkörperchen, so ist die Form einer hellen Zelle‘ mit deut- lichem Kerne, welche Reichert für' die früheste'hält, dieses nicht. Andererseits geht aus’ dem Zusammenhange: meiner Un- tersuchung ’ hervor; dass ı Valentin’s «Raisonnement "(in R. Wagner’s Lehrbuch der Physiologie): die Blutkörperchen seien keine Zellen, sondern freie Kerne, weil sie sich nicht 7 ’ 100 jenen,‘ sondern! diesen analog in ihrer‘ Entstehung verhiellen, aus'einzelnen Körnchen sich zusammensetzten, dass diese Be- weisführung nicht mehr gelten kann, nachdem es. klar ist, wie bei den Batrachiern alle den Embryo zusammensetzenden Zel- lenlauf diese Weise entstanden sind, und die Blutkörperchen sich hierin allen andern Zellen gleich bilden. Und 'nun noch ein Wort über den Zellenkern.. Sind die hellen, von mir beschriebenen Flecke Zellenkerne? Reichert nimmt sie ohne Anstand dafür; dass'sie der Entstehung nach ein ganz anderes Verhältniss zu den Zellen haben, als der sonst bekannte Zellenkern , ist nun erst aus der Zellenbildung, wie ich sie ‘beschrieben, klar geworden. Aber auch ihr Ansehn ist wesentlich verschieden von allen den Zellenkernen, welche ich so oft in den Epithelien und Knorpelzellen verschiedener Thiere übereinstimmend fand, und stets als deutlich körnig erkannte, Die Körrichen treten :rundlich hervor, ‚und besonders deutlich am Rande, den man wohl mit einem Kranze von Perlen, die theilweise mit. einander verschmolzen wären, vergleichen kann. Auch die wie helle. Tröpfehen aussehenden Körperchen (nu- eleoli?): zeichnen die Oberfläche dieser Kerne aus. Diese Ei- genschaften kommen‘ den später (wohl innerhalb der-alten) ge- bildeten Zellen auch bei Batrachiern zu, so dass auch Rei- chert:p.28. den Unterschied der. Kerne (der Dotterzellen und der spätern klaren Zellen bemerkte. Ich kann dieser Unterschiede, besonders‘ 'des erstern we- gen, nicht umhin, die ‘hellen Körper ‘der Dotterzellen und die Kerne der spälern so lange für wesentlich verschieden zu.hal- ten, bis: es nachgewiesen wird, dass sie mit einander in-sehr wichtigen, bis’ jetzt nicht erkannten Eigenschaften oder Fun: etionen übereinstimmen: } Da’ nun die Furchung des Batrachiereies in der. bestimm- testen Beziehung zur. Bildung des Embryo steht, so hat'man das Analogon derselben bei denjenigen Eiern, wo! der Embryo Anfangs mehr auf einen Tlieil des Dotters beschränkt ist, eben an dieser ‚beschränkten Stelle zu suchen. So hat schon Rus- 104 coni dieFurchung an Fischeiern auf eine ‚Stelle, beschränkt gefunden (Müll. Arch. 1836: Tab. XIII). ' Noch "beschränkter wird sie'beim Vogelei sein, wenn sie daselbst überhaupt vor- kommt, und.die Zellen, welche‘ für. die Bildung: des Embryo verwandt ‘werden ‚nicht. vielmehr: dieselben 'sind, welche man vor der Befruchtung schon darin erkannt/hat (Reichert), Uebrigens dürfte sich diese nur im Thierreiche nachgewie- sene Bildungsweise von Zellen wohl an die besonders von Hugo Mohl (mir nur aus den Ann. d. sc. nat. 1837. II. be- kannt) bei Conferven bewiesene Zellenbildung durch Abschnü- rung von zwei Zellen im Innern einer alten, anreihen. Bei beiden geht die Zellenbildung nicht von einem Kerne aus, bei’ beiden ist die ursprüngliche Grösse der Zelle nicht eine äus- serst kleine. . Nachträgliche Bemerkung. Schwann ist, wie es scheint, der erste gewesen, wel- cher einen Zusammenhang zwischen Zellenbildung und Dot- terzerklüftung vermuthet hat. Er wünscht Untersuchungen darüber (Mikroskop. Untersuch. u. s. w. p. 61—62.), ob sich nicht bei der Dotierspaltung innerhalb desselben zunächst zwei Zellen entwickeln, in jeder derselben wieder zwei neue u. s.f. Diese Stelle in dem so grosser Aufmerksamkeit werten Buche würde mir um so weniger haben entgehen können, da ich olinehin die Absicht halte, meine Untersuchungen über diese Dolter fortzusetzen, wenn nicht schon dasjenige, was ich da- mals über dieselben beobachtet hatte, mich helehrt hälte, dass an diejenige Zellenbildung nicht dabei gedacht werden kann, welehe ich damals für die einzige im Thierreich vorkommende hielt, und welche die einzige ist, von der Schwann zu jener Zeit Beohachtungen hatte. Freilich würde Schwann’s Ver- mulhung mich nicht haben leiten können, auch wenn ich mich derselben erinnert hälte. 102 ‚Sehr‘ wichtig sind aber für die Zellenbildung um ein vor- her Vorhandenes, welches dadurch Zelleninhalt wird, die Be- obachtungen von Barry (Phil. transact. 1838.) über.die.Bil- (dung des -Säugethiereies, obgleich natürlich daselbst nur..die Processe beschrieben, aber nicht der Namen genannt wird, mit welchem wir sie jetzt wohl belegen müssen. Ueber den Herzstoss Von Dr, Kuvrrscuser, Privatdocent in Marburg. Während einer. Reihe von Jahren sind Verhandlungen über den Hevzstoss, namentlich bei den englischen und französischen Aerzten, gleichsam zum stehenden Thema geworden, und jetzt scheint man nach dem Vorgange von Hope ziemlich allgemein anzunehmen, dass in Folge der Muscularaction die Spitze’ des Herzens sich‘ hebt. Indessen seit langer Zeit mit‘ Versuchen über die Thätigkeit des Herzens, namentlich über die Geräu- sche, beschäftigt, konnte ich mich von der Richtigkeit dieser Ansiclit nicht überzeugen, so wenig wie ich mich der neusten von Skoda und Gutbrod anschliessen möchte. ‘Es wurde schon die Unstalthaftigkeit, die Erscheinungen des Seguer- schen Rades auf das Herz anzuwenden, mehrfach inachgewie- sen, und namentlich von Herrn Prof. I. Müller 'auf wesent- liche Mängel der angeführten Theorie aufmerksam gemacht *). Aechnliche Erklärungsversuche, die sogar der neuesten Zeit au- gehören, sind übrigens noch genug vorhanden, und es würde vielleicht keine Schwierigkeit haben, dieselben a zu vermehren **), mes *) Jahresbericht über die Fortschritte der anatomisch - physiologi- schen Wissenschaften im Jahre 4836. OXXI. zu Müll. Arch. ete. **) Cyelopaedia of anatomy and plıysiology, by Todd; "Pau XV. 104 So lange man bei Erklärung organischer Erscheinungen so ganz verschiedene Standpunkte wählen kann, wie bei den an- geführten neusten Theorieen über den Herzstoss, darf man an- nehmen, dass das Phänomen selbst, dessen Ursache man sucht, nicht hinlänglich genug bekannt ist; denn gründlich erörterte Erscheinungen weisen meistens deutlich genug auf ihre Ursa- che hin. Bei dieser Ueberzeugung suchte ich mich vor allen Dingen genau über jeden einzelnen Punkt bei der Thätigkeit des Herzens in seinen physiologischen und pathologischen Ver- hältnissen aufzuklären, ehe ich mich an eine Erklärung irgend eines Faciums wagte. Manches fand ich, was der Berichtigung bedarf, und werde es in einer nächstens erscheinenden Schrift über die Anatomie und Physiologie des Herzens ausführlicher mittheilen, hier will ich nur die Resultate, zu denen meine Untersuchungen: über ‚den Hexzstoss' führen, .dem ärztlichen Pu- blieum. zur Prüfung vorlegen. rohe Seit Corrigan, ‚zu seinem. Ruhme, ‚öffentlich seinen. Irr- thum hinsichtlich des Zusammenfallens des Herzstosses mit .der Diastole bekannte, wird wohl Niemand mehr zweifeln, . dass die. Herzspitze bei der Systole sich 'hebt,, und’ bei der.Diastole niedersinkt, Es ist/,aber ausserdem ‚auch leicht, sich; davon zu überzeugen, ohne ‚in den Ruf der Grausamkeit zu kom- men.. Wenn man. Thieren ‚die: Medulla ‚oblongata durchschnei- det, oder dieselben. mit Nux vomica vergiftet; schnell dann die Respiration ‘künstlich zu unterhalten sucht, kann man die Er- scheinungen ‚der Herzthätigkeit lange, beobachten. Indessen das Heben und Senken der Spitze ist, nicht die einzige Lagenver- änderung, welche mit, dem Herzen während. eines Pulsschlages p: 606., ‘wo es unter anderen heisst: . Mr... Alderson has inge- niously altempted to apply the law of action and reaction betyveen bodies; one of considerable importance in mechanical philosophy and upon which Barker’s centrifugal mill bas been constructed. Un- fortunately, ‚however, for‘ this 'explanation. the, axes of the large arte- ries and the direction, in which the apex.is tilted do not’by any means. accord. 105 vorgeht. Es kommen noch.andere vor, die bisher wenig'/be: achtet sind. | Es war mir längst aufgefallen, wie. bei der Syäböke und Diastole bald mehr, bald weniger ‚von dem: linken "Ventrikel zu sehen ist, ich halte nur immer geglaubt, es'isei dieses’ von der Anfüllung abhängig. Bald’ überzeugte ich mich indessen, dass bei der‘ Contraction die Spitze des’ Herzens ‚mehr nach rechts gestellt wird; und die, Ventrikel sich so um ihre /Axen drehen, dass man von oben bei der Rückenlage des 'Thieres den rechten, ‘und einen Theil: des 'liuken Ventrikels sieht. Während der: Diastole kommen die entgegengeselzten:Bewe- gungen vor; es geht nämlich‘die Spitze inks, und die Axen- drehung der Ventrikel erfolgt so, dass man: jetzt den rechten Ventrikel fast allein: sieht. Bei der ‘Beobachtung muss! man hauptsächlich die 'Raphe im Auge behalten. Diese'Axendire: hung ‘der Ventrikel möchte ich im Gegensatze zu dem‘ Heben und Senken: derselben,‘ was man! mit dem. Namen’ der Hebel- bewegungen:des Herzens bezeichnet hat und: kann, -Rota- tionen des Herzens'nennen.| Hinlänglich-habe ich mich von der Richtigkeit: meiner Beobächtungen durch sehr viele. Vivi- seclionen überzeugt, und‘ so sehr es mir in'anderer Hinsicht leid thut,' freut es mich! nur, einen annehmbaren Bürgen stel- len zu können, dass; auch Haller diese Lageveränderungen beobachtet hat. In seinen Elementis physiologiae Vol. I. p. 389. heisst es: „una apex quidem eotdis uterque ad basin'adtra- hitur, brevior fit, obtusior et paulum antrorsum recurvatur et dextrorsum ad basin se ‚quasi replicat ete.“;: aber. weiter p; 393: „Non vero figura sola cordis insystole mutätur, sed una situs. Nam muero cordis in quadrupede, dum ad basin accedit, dexirorsam et antrorsum circa basin pätum di- molam, tanquam extremus radius eirca firmum cardinem, ar- cum eireuli desceribit.“ In der Beschreibung der Diastole fin- det sich ferner p. 398; , „Rugae fihrarum cordis evanescunt, £w tolumque ‚hoc viscus laeye fit, planumque et molle, Idem in recliludinem se porrigit, ct basis ab apice et apexa basi re- 106 cedit ‚et una retrorsum sinistrosum migrat.‘“ 'Es.\scheint mir fast, als hätten die Rotationen des Herzens, dieich' übri- gens viel früher sah, als ich diese Stellen kannte; Waller zu der irrthümlichen Annahme verleitet, die ‘Spitze des Herzens krümme sich 'bei der Systole hakenförmig. ‘Ob indessen @ree- ves dieselben Lageveräinderungen gesehen und beschrieben hat will ich dem Urtheile Anderer überlassen, da er: nur'in kur- zen Andeutungen seine Beobachtungen mitgetheilt' hat *). Will man eine Erklärung des Herzstosses versuchen, so wird man zu gleicher Zeit’ auf diese Bewegungen Rücksicht nelımen: müssen, 'was indessen bis jetzt nicht gesehah. . Aus- serdem ‚aber ist unter allen Theorieen keine, aus welcher sich auch nur eine gezwungene Erklärung der Herzrotation ablei- ken: liess. Es wird daher Entschuldigung finden, wenn. ich mich nach anderen Erklärungsweisen umsah.' Die Rolationen und nachstehende Beobachtungen führten mich ‚auf Versuche, aus denen sich wohl eine haltbare Theorie ableiten» lässt. Es ‚begeguete mir sehr häufig, dass nach. Eröffnung. des Thorax und Hinwegnahme des Herzbeutels die Hebelbewegun- gen nicht’ eintraten, trotz dem sich das Herz recht lebhaft'be- wegte. Es scheint dies auch andern Beobachtern begegnet zu sein, namentlich allen denen, welche ‘den Herzstoss für'isöchron mit der Diastole halten. Ich suchte nach dem Grunde der fehlenden Erscheinung und fand, dass das Herz in diesen Fäl- len platt ‘auf der Wirbelsäule aufliege; dagegen. in ‚anderen Fällen, wo die Hebelbewegungen nicht‘ fehlten, wurde das Herz auch mehr,; wahrscheinlich bei: geringer 'Oeffnung ‘des Pericardiums, in einer schwebenden Lage erhalten... Ich ver- *) Report of the sixth meeting of the Britsch Association for tlıe advancement of ‚science. Notives and absträacts of communicat. ete. p- 120, findet sich Folgendes: „Ihe ventricle gyrate incessantly to and fro upon their axis, a) in systole, or involulion, as the left hand pro- nates, 5) in diastole, or evolution, as the left hand su- pinates,“ 107 suchte daher das Herz’ von der..Wirbelsäule ‚aufzuheben, und wartete auf den Erfolg. | Es gelang: mir aber, 'das Herz in eine der normalen Lage ähnliche zu bringen dadurch, dass ich die untere Lamelle des Herzbeutels etwas anzog. Als dieses ge- schalı, traten deutlich die Hebelbewegungen hervor, und ebenso die Rotationen.. ' Bei der Demonstration in meinen Vorlesungen habe ich mich dieses Mittels sehr häufig bedient, um den Stoss zu zeigen. , Viel war: meiner Meinung nach‘ durch diese Be: obachtung gewonnen. Es kann nämlich das Anschlagen des Herzens an ‚die Brustwand: von keinem Momente der Systole abhängig sein, weder die Muscularaction, noch das Austfliessen des Blutes indie Arterien kann es hervorbringen, sonst müsste auch in. dem oben»bezeichneten Falle das Phänomen vorhan- den. gewesen sein, da das Blut ungehindert abfloss und das Herz sich kräftig contrahirte, Augenscheinlich konnte die Spitze in diesem Falle nicht aufsteigen, weil sie wegen der festen Lage auf der Wirbelsäule nicht gesenkt werden konnte, Ich musste (danach das Heben der Herzspitze als Folge, nicht als Grund des Sinkens dersel- ben ansehen, Bei dieser Ansicht musste ich mir vor Allem die Frage stellen: „Wodurch wird dasSinken der Herz- spitze bei der Diastole bewirkt?“ Die Rotationsbewegungen liessen mich vermuthen, dass hierbei das Einströmen des Blutes eine Rolle spiele, und es konnte nicht schwer sein, durch Versuche die Vermuthung zu bestätigen oder zu entkräften. Auf folgende Weise stellte ich dieselben an. Sie wurden an Cadavern von Füchsen ange- stellt, da mir dieselben häufig zu Gebote standen, und: die Tiüere, auch nieht zu gross und deshalb leichter mit’ geringer Assistenz zu handhaben waren. Das Cadaver wurde auf dem Rücken gelegt, auf einem Breite befestigt, die Brusthöhle geöffnet, das Herz vom Herz- beutel befreit, darauf die untere Hohlvene unterbunden, nahe am Foramen Jacerum, und an die obere Hohlvene eine Spritze mit Wasser eingebunden. Durch die Spitze des Herzens stach 4108 ich‘ nun ‘eine Nadel’ mit einem Faden; befestigte den letzteren, und führte‘ ihn über eine Rolle, welche an«einer ih'das "Brett eingeschraubien Eisenstange sich befand; 'än'das freie'Ende des Fadens befestigte ich eine Waageschaale. In’dieletztere würde so ‚viel, Gewicht gelegt, als nöthig war, um» die Spitze 'des Herzens in’ eine der normalen‘ ähnliche Entfernung von’ der Wirbelsäule zu bringen. Dann: unterband ich 'noch die Pul- monalarterie. So’ vorbereitet trieb ich’ den Inhalt der’ Spritze in'‚das Herz ein, ohne viel’ Gewalt’ anzuwenden. Auf’ der Stelle blähte sich der rechte Vorhof stark auf, ‘die Auricula’ dessel- ben legte’ sich, strotzend über die‘ Wurzel der’ Aorta: pulmona- lis,. der rechte Ventrikel nahm sehr an Umfang zu, die Waag- sehaale hob.'sich, die Spitze ging herab'und das ganze Herz drehte sich: stark um seine Axe von rechts nach links,'so dass der linke Ventrikel''sich ‘ganz der Wirbelsäule zuwand, sund die Visceralseite des Herzens nur‘ von dem’ rechten Ventrikel gebildet: wurde: ' Beim Zurückziehen des 'Stempels ‘der Spritze sank die Waageschaale, die Spitze des’ Herzens "hob 'sich’ um eben so: viel als sie früher gesunken, und es drehte sich dabei das Herz: auch: wieder in 'entgegengesetzter Richtung 'um‘'seine Axe, so dass» jetzt 'die Visceralseite‘ vom ‘rechten: und einem Theil des linken Ventrikels mit gebildet: wurde, ‚Frappirt'von dem Erfolge versuchte ich noch: oft: den Herzstoss nachzuah- meh, und nie misslang mir ‘der Versuch.) al al j „ Indessen so sehr mich der Erfolg‘ überraschte, ‘so war’ ich doch ‘weit entfernt, meine Experimente für‘ conelusiv zu hal- ten. Ich stellte mir für eine weitere Reihe yon Versuchen noch folgende Fragen. 1 1 4): Wie verhalten sich diese Bewegungen, ‘wenn die In- jeclion von der Vena caya inferior’ ausgemacht wird? 2) Welche Modificationen: erleiden 'sie, "wenn al. venen eingespritzt. werden? t ! «3):Wie verhalten sich die Lageveränderangen, wenn von allen Venen aus zu gleicher‘ Zeit ‘eine’ Flüssigkeit im.die bei- den Ventrikel eingetrieben wird? | 2 109 4) Welchen Einfluss mag. die Rückenlage des Thieres auf die Versuche ausüben. Beim zweiten Versuche wurde die Vena cava inferior zur Injeclionsstelle gewählt. Die Spitze wurde eingebunden, nach- dem vorher die obere ‚Hohlvene mit einer Ligatur umgeben, und die Arteria pulmonalis ‚unterbunden war, Die übrigen Vorbereitungen blieben dieselben, nur trennte ich unterhalb des Zwerchfelles den hinteren Theil des Cadavers, um die In- jection. in der Richtung’ der. Vena ‚cava inferior machen zu können. Die Wirkung; der Injection auf die Bewegungen des Herzens blieb ‚dieselbe. Beim Vortreiben des Stempels hob sich die Wageschaale, die Spitze ‚sank und das Herz drehte sich von rechts nach links um seine Axe. So vielfach ich auch ‚das Resultat prüfte, es war ganz dasselbe bei der. In- jection und beim Zurücksaugen der Flüssigkeit, wie.in dem vorigen Versuche. Der nächste Versuch war eine Injection von einer ‘rech- ten Pulmonalvene aus. Die übrigen ‘Venen, ‚welche noch in den linken Vorhof münden, wurden alle unterbunden, und auf gleiche Weise die Aorta,mit einer Ligatur umgeben. 'Das.Re- sultat der Injeclion war in allen Stücken bei.der häufigsten Wiederholung dem vorigen ganz gleich. Es war nun ‚noch, übrig die Injection von einer linken Pulmonalvene aus zu,versuchen, und zu dem Zwecke unter- band ich die ‚rechte Pulmonalvene, welche eben zum Versuch gedient hatte, und befestigte die Spritze in die obere linke Pulmonalvene. . Hier zeigte sich eine. Verschiedenheit im, Re- sultate, die mir anfänglich sehr unerwartet war. Es, stieg zwar die.Waagschaale. bei, der, Injeetion,, und die, Spitze..des Herzens senkte sich, beim Zurückziehen des Stempels, fiel jene; und diese hob sich, allein ‚eine Axendrehung ‚beobachtete ich anfangs gar nicht... Nur dann, als ‚ich schnell ‘und. mit ‚grös- serer Gewalt injieirte, drehte sich das ‚Herz wenig von: links nach rechls um‘seine Axe, und sprang, beim Zurückziehen des Stempels wieder in ‚die frühere, Lage. , Die Axendrehung er- 110 folgte also hier in der entgegengesetzten. Richtung, im Ver- gleich zu den vorigen Versuchen. Bei- diesen ‘Versuchen be- diente ich mich einer Spritze, welche etwa 14 Unzen Was- ser fasste, und ich rathe daher, stärkere Spritzen bei der Prü- fung der Versuche nicht anzuwenden, weil man leicht, ‘wie ich aus Erfahrung weiss, Zerreissungen an den Vorhöfen und Venen damit hervorbringt. Aus den angegebenen Versuchen folgt nun: „Dass das Sinken der Herzspitze zwar abhängig von demEin- strömen des Blutes in die Ventrikel ist, dass aber die Richtung in welcher das Blut in den Venenstäm- men strömt, dabei ganz gleichgültig erscheint. Da- gegen scheint die Richtung, in welcher das Blut von den Venenstämmen gegen die Vorhöfe strömt, auf die Axendrehung desllerzens den grössten Ein- fluss zu haben.“ Sehr gespannt erwartete ich das Resultat des folgenden Versuchs, nämlich gleichzeitig von allen Venen aus eine Flüs- sigkeit zu injiciren, konnte aber denselben nicht gleich anstel- len, weil andere Vorbereitungen dazu nöthig waren, "»' Um diesen Versuch anzustellen, würde das Cadaver eines Fuchses ganz auf die angegebene Weise ‘behandelt, das Herz auf gleiche ‘Weise in eine der normalen ähnliche Lage gebracht. Eine kleine zinnerne Spritze wurde in die obere, eine andere, die eine gleiche Quantität Wasser enthielt, in die untere Hohl- vene gebracht. In die Pulmonalvenen der rechten und linken Seite brachte ich zwei zinnerne Canülen, die gabelförmig sich theilten, so dass die beiden Branchen derselben soweit unge- fähr 'abstanden, wie es die Pulmonalvenen jeder Seite, einen Zoll von ihrer‘ Einmändungsstelle entfernt, erfordern. An diese Canülen wurde jederseits 'eine Spritze eingeschraubt, wel- che eine’ gleiche Quantität Wasser fasste, wie eine Spritze in den Hohlvenen. “(Die Spritzen fassten ungefähr die Hälfte Wasser, ‘welche die in den! früheren Versuehen gebrauchten enthielt.) Die letzteren regierte ich selbst; die beiden anderen 111 in den Pulmonalvenen übergab ich einem Assistenten Auf ein Zeichen wurde die Injection von allen Seiten aus gemacht, bald langsamer, bald schneller, und das Experiment oft wie- derholt;, In allen Fällen, wo es gelang, die Injection gleich- zeilig, mit gleicher Schnelligkeit und Stärke zu machen, war das Resultat wie in den drei ersten Versuchen. , Die Wage- schaale hob sich, die Spitze sank und ging etwas nach rechts, während die Achsendrehung von rechts nach links gleichfalls Statt fand. Nun blieb noch übrig den Einfluss zu ermitteln, welchen die. Rückenlage etwa auf meine Versuche änsserte. Möglich konnte es wenigstens gedacht werden, dass die Versuche an- ders ausfielen, sobald der Thierkörper in die Stellung gebracht wurde, welehe er während des Lebens hat. Auf folgende Weise stellte ich diesen letzteren Versuch an. Nachdem ich bei einem Fuehscadaver die Brust geöffnet, und eine Spritze in die untere Hohlvene eingebunden, die übrigen Gefässe, des rechten Herzens aber unterbunden, schnitt ich, wie beim zwei- ten Versuche, den hinteren Theil des Cadavers ab hinter dem Zwerehfelle. Von einem Assistenten liess ich mir den ‚Cada- wer jetzt mit der Bauchseite nach unten gerichtet halten. Das Herz fiel dabei weit vor, es wurde nun mit einer Nadel durch- stochen an der Spitze, ein Faden durchgeführt, aber nicht an der Spitze zusaminengebunden. Die beiden Enden des Fadens wurden vielmehr um den Thorax des Thieres herumgeführt und über dem Rücken desselben, nachdem 'sie durch Holz- stäbehen so auseinander gehalten waren, dass sie nirgends das Cadaver selbst berührten, zusammengebunden,' Darauf wurden die vereinigten Enden mit einer Wageschaale wie in, den |vo- rigen Versuchen verbunden, und durch aufgelegte Gewichte das Herz in eine Lage gebracht, welche der. normalen ähnlich war, und dann zur Injeetion geschritten. Beim Vortreiben des Stempels wurde die Herzspitze gegen die’ Wirbelsäule ge- drückt, und die Wageschaale ‚sank, beim Zurückziehen des Stempel hob sich ‚die ‚Wagschaale, und die Spitze ging wieder 112 « nach unten. Die Rotationen erfolgten ganz wie'in den Her: gen Versuchen. UL /Rraen, Ich halte diese Experimente für conclusiv, und sehe, dass man ein ähnliches Resultat auch auf leichtere Weise erhalten kann. Wenn man nämlich bei Kaninchen, Hasen, jungen. Hunden, durch Drücken das Contentum des rechten Vorhofes in den Ventrikel überlreibt, so senkt sich die Spitze des Her- zens, und es eifolgt die Axendrehung auf die Aber. Weise. Es leidet daher keinen Zweifel, dass der ‘Strom des ve- nösen Blutes die Spitze des Herzens herabdrückt, und nun müss noch erörtert werden, von welchem Momente das Auf- steigen und Anschlagen abhängt. Die Ventrikel an ihrer Spitze frei und beweglich, sind mit ihrer Basis an die Vorhöfe und grossen Gefässe befestigt, und nehmen in der Diastole das Blut von jenen auf, was sie an’ diese in der Systole, nachdem durch die venösen Klappen die Communication zwischen Vorhöfen und Ventrikeln unter- brochen ist, wieder abgeben. Da bei dem Einströmen des Blutes die grossen Gefässe gedehnt werden müssen, indem die Spitze des Herzens herabgedrückt 'wird, so werden dieselben vermöge ihrer Elastieität nach geschlossener venöser Klappe wieder in’ ihre frühere Lage zurückkehren. Das arterielle Herz muss dieser Bewegung folgen und'mit um so grösserer Kraft, da es sich contrahirt und das Blut in der Richimil der arteriellen Mündung austreibt. Die nächste Veranlassung zum Hicben der Spitze des Herzens ist’ also der Umstand, dass die Ventri- kel dureh Schliessung der Klappen vom Blutdrucke befreit, dem Zuge folgen; welchen’die gedehnten Arterien nothwendig, indem sie sich wieder ver- kürzen, auf jene ausüben. ' Dass aber die Bewegung so stark wird, um einen fühlbaren Stoss gegen die Brustwand hervorzubringen, liegt daran, dass das Blut in derselben Richtung durch eine kräftige Zu- 113 sammenziehlung der Muskelfasern fortbewegt wird, und das Herz selbst durch diese Contraction eine ziemlich bedeutende Härte und Festigkeit erlangt. Was mich besonders für die gegebene Erklärung einnimmt und bestimmt sie öffentlich mitzutheilen, ist das, dass die He- belbewegungen des Herzens dabei ‘als noihwendig für die Func- tion des Organes erscheinen,i und nicht länger als Phänomene betrachtet werden können, welche in keinem Zusammenhange mit dem Kreislaufe stehen, und dass sich die bekannten pa- thologischen Erscheinungen des Herzstosses alle leicht und un- gezwungen davon ableiten lassen. Lageveränderungen der Ventrikel während der Systole und Diastole sind aber nothwendig, weil bei unveränderter Lage derselben das Blut beim Einströmen nicht auf alle Punkte der Wandung einen gleichen Druck ausüben könnte, sondern vielmehr der Strom desselben gegen einen bestimmten Punkt mit seiner ganzen Kraft antrefien würde, oder beim Ausströmen nicht gegen die arterielle Mündung, sondern gegen diesen oder jenen Punkt der venösen Klappe gepresst werden müsste. Bei der gegebenen Ansicht über die Ursachen des Herzstosses wird dagegen in der Diastole das Herz in die Lage gebracht, in welcher es bequem einströmen kann, und zwar auf die wirk- samste Weise durch das Blut selbst, und beim Ausströmen bekommt der Ventrikel die Richtung, bei welcher der ganze Blutdrack auf die arterielle Mündung allein wirkt, und auf die zweckmässigste Art, weil die Arterie selbst und das ausströ- mende Blut die Veränderung der Lage hervorbringen. Die Rotationsbewegungen, welche oben beschrieben wur- den, erklären sich ebenfalls ungezwungen, und haben den- selben Zweck. Das venöse Blut strömt zum Herzen haupt- sächlich von rechts nach links, daher muss sich in der Dia- stole dem Herzen diese Bewegung mittheilen, und die Spitze elwas nach links gehen, die Ventrikel sich von rechts nach links um ihre Axe)drehen. In die Arterien muss, wie selbst Müllers Archir. 1841 8 414 eine “oberflächliche Ansicht der Pulmonalarterie und Aorta lehrt, "das Blut von rechts nach links einströmen, und die Kraft, womit der linke Ventrikel auf das Blut wirkt, ist grös- ser als die des rechten. Es muss daher sich dieses Ueberge- wicht geltend machen, und die Ventrikel müssen sich Piss von links nach rechts in der Systole bewegen. } u Ueber die Function der hinteren und vorderen Stränge des Rückenmarkes. Von Dr. HR. SU.EUR4S CCH. WER: Seit der Bell’sche Lehrsatz glücklich durch alle Zweifel hin- durch gegangen ist, hat man sich viel mit der Frage beschäf- tigt, ob im Rückenmarke sensible und motorische Fasern eben so getrennt seien, wie die Wurzeln der Spinal- nerven, und nur Primitivfasern derselben Gattung enthalten? Lebhaft war anfangs die Theilnahme, welche diese Frage erregte; indessen seit einer Reihe von Jahren ruhte sie ganz, was leicht begreiflich ist, wenn man erwägt, dass Müller *) selbst mehr- fach erklärte: „sichere Experimente sind unmöglich anzustel- len.“ In der neuesten Zeit lebte die Frage wieder auf, und mit ihr der alte Streit. Valentin *) wendet sich der An- sicht von Bellingheri ***) theilweise zu, ohne indessen die Function der grauen Substanz in Vermittelung der Empfindung zu setzen, und den Ursprung der hinteren Wurzeln von der- selben zuzugeben. Van Deen+) und Dupr&ff) dagegen *) Phys. I. p. 815. **) De funetionibus nervorum. p. 135. *"*) De medulla spinali. Tur. 1823. +) Schmidt’s Jahrbücher. Jahrg. 1839. Septemberheft p. 278. 57) Archives generales de medeeine 1840. Fevrier, p. 252. u 116 haben sich wieder definitiv dafür ausgesprochen, dass die hin- teren Stränge der Empfindung, die vorderen der Bewegung dienten. Ohne die Versuche des letzteren genauer zu kennen, weshalb das Folgende vor der Hand nicht davon gilt, muss ich bekennen, dass leider! alle Versuche bis jetzt ohne Resul- tat geblieben sind, und an den Experimenten selbst liegt al- lerdings das Misslingen. Alle älteren Experimente sind unge- nau, weil man dieselben Prüfungsmittel, die man bei zweifel- haften Nerven anwendet, auch bei dem Rückenmarke ver- suchte, wo sie natürlich wegen der ceniralen Eigenschaften dieses Gebildes fruchtlos blieben. Man hat Versuche angestellt, die hinteren und vorderen Stränge gesondert zu durchschnei- den, um aus der Lähmung der Empfindung oder der Bewe- gung auf die Function der verletzten Theile einen Schluss zie- hen zu können. ' Diese Versuche ‚liefern nur Resultate, wo sich die Theile anatomisch ‚streng trennen lassen, am Rücken- marke dagegen wäre es mehr als ein ‚glücklicher Zufall, wenn es ja einmal gelingen sollte, die vorderen oder hinteren Stränge vollständig ‘ohne ‚Verletzung nicht. dazu gehöriger Fasern, und ‚ohne :Zurücklassen dazu gehöriger zu zerstören. Die Funetion , der verschiedenen Stränge .liesse. sich ‚aber ‚selbst dann, wegen noch möglicher Rellexionsbewegungen; niemals sicher angeben. ı Bei-Prüfung der, gemischten Nerven wendet man ferner die Durchsehneidung so an, dass man beachtet, ob der Schnitt Schmerzen oder 'Zuckungen oder beides erregt: Magendie*), dem) wir:dieses Verfahren, welches: zu sehr brauchbaren, Re: sultaten ıbeil-den Nerven’ führt, verdanken, hat: dasselbe auch beiden hinteren ‚und vorderen Strängen des Rückenmarkes angewendet, ohne nach eigenem Gesländniss ein absolutes Re- sultat zu erhalten *). Müller giebt den Grund an, weshalb ..*), Journal\ de physiologie. IL. p..153, "*)\ibid, p- 368, 117 diese Versuche frachtlos sind; es lässt sich nämlich nicht durch Schnitt auf die hinteren Stränge wirken, ohne die vorderen zu drücken, und umgekehrt, und wo man den Druck ver- meiden könnte durch Hinwegnehmen der Wirbelkörper, kann Reizung der hinteren Stränge Reflexionserscheinungen er- regen *). Allen älteren Versuchen lässt sich endlich noch ein an- derer Vorwurf machen. Sie sind an nicht decapitirten Thie- ren angestellt, wo der Erfolg, den ein angewandter Reiz hat, viel zu sehr von der Willkür des Thieres selbst abhängt, we- nigstens bei den sensiblen Nerven. Wenn ein Frosch, oder noch mehr ein Säugethier, dem man den Rückenniarkskanal geöffnet hat, bei Reizung der hinteren Stränge unbedeutende oder keine Schmerzensäusserungen von sich giebt, so beweist dieses in keinem Fälle, dass er nichts empfindet, und wenn er sich dabei bewegt, so kann die Bewegung rein willkürlich sein, in gar keinem Zusammenhang mit dem Reize selbst ste- hen. An den vorderen Strängen hat man zwar fast in allen Fällen, wo man sie reizte ‘oder durchschnitt, "Zuckungen 'ge- sehen, aber auch Schmerzensäusserungen waren nichts Unge: wölmliches. ‘Die letzteren können in den sensiblen Nerven der Muskeln selbst ihren Grund haben, wie denn auch im normalen Leben Convulsionen in den meisten Fällen von sehr schmerzhaften Gefühlen in den Muskeln begleitet sind. "Durch die Anwesenlieit des Gehirnes wird die Unterscheidung auf diesem Wege also unmöglich gemacht, weil man durchaus nicht zu unterscheiden vermag, welehen Antheil an den Erschei- nungen der Wille, das Reflexionsvermögen oder der unmittel- bare Reiz selbst hat. Diese Vorwürfe treffen auch die Versuche von van Deen, die ohneliin nur für einen sehr geringen Kreis von Aerzien überzeugend sein werden, da deren Wiederholung nicht ohne *) Versuche der Art habe ich häufig angestellt, allein die lei- seste Berührung dgr hinteren Stränge führte Krämpfe herbei. 118 grosse Schwierigkeiten ist. Das Eigenthümliche' dieser ‚Ver- suche besteht darin, dass man die. hinteren. und. vorderen Stränge zu isoliren sucht. Die Isolation geschieht durch ein feines zweischneidiges Messer, welches vertical mitten in die eine Seite des Rückenmarkes eingestussen, und durch die Mitte an der andern Seite in gleicher Höhe durchgeführt wird, Wird der Theil vor dem Messer gereizt, entstehen. Zuckun- gen; Reizung der hinteren ‚Stränge bringt, keine Zuckungen hervor. Durchschneidung des vorderen Theiles des so in der Höhe des 3ten Wirbels getrennten Rückenmarkes hat Läh- mung der willkürlichen Bewegung, nicht der Reflesbewegung zur Folge; Durchschneidung der hinteren Stränge bedingt Ver- lust des Gefühles, während gleichfalls Reflexionserscheinungen fortdauern. Die Fortdauer der Reflexionsbewegungen in .hei- den Fällen lässt bei diesen Versuchen genug Zweifel gegen den ausgesprochenen Satz übrig. , Indessen es lässt sich auch ein grosser Fortschritt in diesen Versuchen nicht verkennen, sie würden nämlich in einer gewissen Hinsicht. völlig bewei: send sein, wenn man ein excito-motorisches Nervensystem annehmen dürfte. Man wäre dann zu der Annahme berech- tigt, dass, Empfindungsfasern nur in den hintern, spontan-mo- torische nur in.den vordern Strängen verliefen, während ex- eitirende und reflectomotorische Fasern gemischt in den hinte- ren und vorderen ‚Strängen vorkämen. Da die Voraussetzung weder durch Versuche zu beweisen, noch. zu. widerlegen ist, so müssen noch weitere Versuche gemacht werden nach ver- ändertem Plane, Nach der Kenntniss der Reflexionserscheinungen lässt sich ein Verfahren angeben, bei welchem man überzeugende Re- sultate gewinnt um so mehr, da die einschlagenden Versuche durchaus keine Schwierigkeiten bieten, und von Jedem, der dieselben wiederholen will, angestellt werden können, Wir müssen nach dem Vorausgegangenen das Rückenmark betrachten als Nervenstrang, in welchem eine Ueber- tragung vonReizen, die centripetale Nerven treffen, 119 äuf motorische ‚möglich ist, ‘und nach ‚Entfernung ‚des Gehirns nach den Gesetzen der’Reizbarkeit erfolgt. In diesem Falle müssen Reize, welche auf die hinteren Stränge ange- wendet werden, eben so gut Bewegungen zur ‚Folge haben, wie Reize, welche die vorderen Stränge treflen, was die Ver- suche an decapilirten und nicht decapitirten Thieren genügend erweisen. Man öffne bei einem sehr reizbaren ' decapitirten Frosche die Wirbelsäule, ohne ‚die Nerven zu’ verleizen und das Rückenmark zu quetschen, und reize, nachdem man sich überzeugt hat, dass von allen Hautstellen aus noch Bewegun- gen in ‚den. vorhandenen unversehrten Muskeln erfolgen, die hinteren Stränge durch Berührung mit einer Nadel, mit einem ‚Messer, mit galvanischen Reizmitteln, in allen Fällen wird man Bevwvegungen erhalten, so gut, als wenn: man die vorde- ren Sträuge gereizt hätte. Es handelt sich nur darum, Ver- suche so anzustellen, dass man entweder die Reflexionserschei- nungen von denen, welche durch unmittelbare Reizung hervor- gebracht werden, unterscheiden kann, oder die Reflexerschei- nungen ganz vermeidet. Das erstere, nämlich Versuche so anzustellen, dass man sicher sagen könne, ‚was durch Reflexion und was durch un- mittelbare Reizung hervorgebracht. werde, ist nicht, möglich. Man erhält Zuckungen, tetanische Erscheinungen und regel- mässige Bewegungen, ‚man mag die hinteren ‘oder vorderen Stränge reizen, wie man alle diese Erfolge erzielen kann durch blosse Haulreize, was weiter oben auseinander gesetzt wurde. Allein ‚es stellt sich doch ein’ sehr beachtungswerther Unter- „schied zwischeu den vorderen und hinteren Strängen heraus. Reizt man nämlich einen vorderen Strang einer Seite, so entstehen Zuckungen ‚oder Bewegungen, durch die Muskeln derselben Seite hervorgebracht, deren Nerven unterhalb. der Reizungsstelle vom Rückenmarke abgehen. Wird am dritlen Wirbelbogen ein vorderer Strang mit. einer Nadel gereizt, so zucken vordere und hintere Extremität derselben Seite, wird die Keizungsstelle weiter hiulen gewählt, treten nur Zuckun- 4120 gen in’ der untern Extremität ein. Nach van Deen soll Rei- zung der Mittellinie Bewegung in den Extremitäten. beider Seiten hervorrufen. ' Die vordern Stränge verhalten sich daher ganz den Nerven analog, Nicht so die hinteren Stränge. Bei’ grosser Reizbarkeit kann man diese Theile fast nicht berühren ohne Bewegungen in allen Extremitäten zu erhalten. Der Erfolg ist hier weder auf die gereizte Seite noch auf die gereizte Stelle beschränkt. Am besten sieht man dieses, wenn man die hinteren Stränge des untersten Theiles, von welchem keine Extremitälennerven mehr entspringen, berührt oder sticht. Hier erhält man Be- wegung der hinteren Extremitäten, die nicht eintreten, wenn man die vorderen Stränge eben so behandelt. Der folgenden. Versuche wegen hielt ich es für nölhig, dieses hier mitzu- theilen, Die zweite Frage, ob sich Versuche. anstellen lassen, bei denen man die Reflexionserscheinungen ganz vermeidet, gewinnt daher‘ mehr Bedeutung.. Die Thatsache, dass einzelne) Mus- keln willkürlich bewegt werden können, und isolirte Empfin- dungen zum Bewusstsein kommen, zeigt; dass im Rückenmarke das Nervenprineip nach denselben Gesetzen geleitet wird, wie in den: Nerven. Reflexionsbewegungen können daher nicht eintreten, wenn ich sogenannte sensible Nerven an der Durch- schnittsfläche des Rückenmarkes reize (sie sind ja keiner cen- trifugalen Action fähig)., Da ich bereits vielfältig Erfahrungen gemacht hatte, dass man nicht von allen Punkten der Durch- schniltsfläche des Rückenmarkes an enthaupteten Thieren Be- wegungen hervorrufen könnte, so unterzog ich mich mit dem grössten Interesse den nöthigen Versuchen. Ich decapitirte einen Frosch, so dass der Schnitt in die Nähe der Schulter fiel. Nachdem die Wirkungen der Opera- tion vorüber, und alle Extremitäten an den Leib angezogen „waren, der Torso sich überhaupt in einer Lage befand, von der ich wusste, dass sie unverändert beibehalten wird, machte ich mich an die Versuche. Der Rückenmarkskanal gab mir 121 die Grenzlinie für die oberen und unteren Stränge wenigstens approsimativ an. Zuerst fuhr ich mit einer Nadel leicht über die vorderen und hinteren Stränge hin, ohne irgend ein Re- sultat zu erhalten, Der vordere Theil konnte durch den Schnitt gelitten haben, und ich musste daher tiefer eindringen. Bei den vorderen Strängen konnte ich die Nadel indessen kaum mit der Spitze einsenken, es traten auf der Stelle Zuekungen in den Muskeln der obern Extremitäten ein, und stärkere Ver- letzung rief auch Zuckungen in den'hintern Extremitäten und dem Rumpfe hervor. Von den vorderen Strängen konnte es daher nicht zweifelhaft bleiben, sie ‘sind motorisch. Nach- dem der Frosch zur Ruhe gekommen war, und ich mich über- zeugt hatte, dass noch Reflexionserscheinungen an den vorde- ren und hinteren Extremitäten möglich waren, versuchte ich die hinteren Stränge stärker zu verletzen. Vorsichlig senkte ich in einen Seitenstrang etwas über dem Rückenmarkskanale die Nadel ein, und schob sie eben so vorsichtig darin vor- wärts, so dass sie 14 Linien und mehr eingedrungen war. Keine Zuckung, keine Bewegung erfolgle. Vielfach habe ich diesen Versuch variirt, ich habe in den Rückenmarkskanal bei vielen Exemplaren die Spitze eines sehr scharfen Staarmessers eingeführt, und nachdem ich vorher die Rückenmarkshäute eine Strecke weit von den hintern Strän- gen entfernt hatte *), in der Mittellinie und zur Seite Ein- schnitte in die hinteren Stränge gemacht, indem ich auf das Sorgfältigste vermied, die vorderen Stränge zu zerren oder. zu drücken, oder überhaupt zu berühren, und keine Bewegung oder Zuckung entstehen selien, die gleich erfolgte sobald ich nur leicht die Spitze senkte und die vorderen Stränge berührte. Bei Eidechsen und Kaninchen habe ich ein gleiches Resultat unter ähnlicher Behandlung erfolgen sehen. Bei Kaninchen ist es indessen schwer zu experimentiren, und man känn nur *) Dieses ist uölhig, um die vorderen Stränge nicht zu zerven bei diesem Versuche, 122 junge Thiere dazu brauchen. Ich"bin dabei auf folgende Weise zu Werke gegangen. ‚Es wurde dem Thiere eine Ligalur um den Hals gelegt, schnell fest angezogen, und unmittelbar dar- auf durch einen Schnitt: der Kopf vom Rumpfe' getrennt. Die Blutung war unbedeutend, und es zeigten: sich noch. einige Zeit Reflexbewegungen. ' Hier konnte ich starke Nadeln einen Zoll weit in die hinteren Stränge ‚einsenken,; ohne eine Zuk- kung zu erhalten, ‚dagegen die vorderen Stränge brauchte ich nur wenig zu verletzen, um ergiebige Zuckungen zu erregen. Nächstdem "habe ich. verschiedene Reizmittel angewendet. Ich habe heiss gemachte Nadeln in die hinteren und vorderen Stränge bei Fröschen auf. eine ganz gleiche Weise eingesenkt mit demselben Erfolge. ' Ebenso habe ich mich eines fein zu- gespitzten Stückes Höllenstein bedient, um chemische Reize an- zuwenden; man darf dieses’ bei den hinteren Strängen indes- sen nicht in der Nähe (der vorderen Stränge anwenden ‚ı'weil sich der Reiz dann leicht wegen Auflöslichkeit des Mittels wei- ter ‘verbreitet. Auch der Galvanismus hat in seiner Anwen- dung keinen andern ‚Erfolg. * So weit erweisen. die Versuche, ‘dass in den hinfenen Strängen keine Fasern enthalten sind, welche Reize aufMuskelfasern übertragen, allein siebeweisen nicht, dass in den vorderen Strängen keine Fasern liegen, durch welche Empfindung vermittelt werden kann, sie machen esnur wahrscheinlich. Ist diese Frage aber einmal in den Bereich der Experimentalphysiologie gezogen, so muss auch ein strenger Beweis dafür geliefert werden, oder die Lösung ist als Problem zu betrachten. Die Versuche zur Vervollständigung des Beweises sind in- dessen möglich, und die folgenden entsprechen vielleicht dem Zwecke. Reflexbewegungen kommen nur unter Mitwirkung der centripetalen Nerven zu Stande; denn schneidet man die hinteren Wurzeln der Schenkelnerven bei einem decapitirlen, noch schr reizbaren Frosche auf einer Seite durch, so hören die Bewegungen auf Haulreize in dem entsprechenden Schen- 123 kel auf. In dieser Voraussetzung wurde Fröschen das Rück- grath geöffnet (was man am besten vor der Decapitation thut, weil man sich dann am sichersten überzeugt, dass man keine Nerven verletzt hat, doch kann man auch zu einem vorläu- figen Versuche das Rückenmark nach der Decapitation von der Durchschnittsstelle aus blosslegen, was sehr viel leichter ist), und nach der Oeffnung: die Rückenmarkshäute über den hinteren Strängen durchschnitten und 'weggenommen, so weit es anging. Das letztere ist nöthig, wenn die Versuche gelin- gen sollen. Vielfach angewandte Hautreize überzeuglen mich, dass die reflectirende Thätigkeit durch nichts gelitten hatte, Danach schritt ich zum Versuche, muss aber darauf aufmerk- sam machen, dass man erst das Präparat wieder vollständig zur Ruhe kommen lassen muss. Der Versuch‘ bestand darin, dass ich eine’ Nadel in den Rückenmarkskanal leicht mit der Spitze einführte, und vorsichtig den Kanal etwa eine halbe Linie weit nach oben aufbrach, und dann links und rechts die hinteren Stränge mit der Nadel zerstörte, ‚so weit gegen die vorderen Stränge hin, bis ich leise Zuekungen in den Mus- keln der Halspartie und vorderen Extremitäten wahrnahm *). So zerstörte ich von 'oben Stelle für Stelle, bis ich über die Ursprünge der Nerven für die vorderen Extremitäten hinaus war. Durch Hautreize konnte man keine Bewegungen ‚der vorderen Extremitäten hervorrufen, man mochte sie anwenden wie und wo man wollte. Vorsichtig wurde :mit der Zerstö- rung der hinteren Stränge fortgefahren, und es hörten die Re- flexionserscheinungen nun zunächst in den Muskeln des Rum- pfes auf, und nachdem die hinteren Stränge auch an der Ur- sprungsstelle der hinteren Extremitätennerven zerstört waren, waren die Reflexionsbewegungen überall nicht mehr zu erre- gen. Dagegen brachte Reizung der vorderen Stränge an dem *) Es lässt sich keine bestimmte Grenze für diese Stelle ange ben, doch fand ich, dass sie in allen Fällen ziemlich in gleicher Hölıe lag. 124 Ursprunge der ‚Schenkelnerven Zuckungen in den Schenkeln, Reizung derselben ‘Stränge in der Mitte des Rückenmarkes Zuckungen und Bewegungen in den Rumpfmuskeln und Schen- keln hervor, und höher oben wurden durch Reizung der vor- deren Stränge auch noch die Muskeln der vorderen Glied- maassen convulsivisch erschüttert. Ich brauche wohl nicht zu bemerken, dass bei Zerstörung und Reizung der Stränge: auf einer Seite, der Erfolg auch auf die verletzte Seite beschränkt blieb. In einer weit grösseren Ausdehnung beweisen diese Versuche, deren ich eine ziemliche Anzalıl vor mir.'habe, das, was sie beweisen sollen. Es gehört zu ihrer Wiederholung nur Geduld und eine feste sichere Hand. Jede zitternde Be- wegung mit der Nadel trübt das Resultat, ‘und störend kann ferner jede Erschütterung und Berührung des Präparates wer- den, welches ich daher immer auf'eine Glastafel und eine aus- serdem feststehende Unterlage auflegte. Nicht um die Beweise für die ausgesprochene Ansicht noch mehr zu häufen, sondern lediglich in der Absicht, es Jedem, der die Mühe etwa scheuen sollte, diesen Versuch zu’ wieder- holen, so leicht wie möglich zu machen, durch Autopsie zur Ueberzeugung bei diesem interessanten Gegenstande zu gelan- gen, mag folgender Versuch hier noch eine Stelle finden. Das Verfahren dabei gründet sich auf eine Beobachtung von M. Hall, die ich vielfach bestätigt gefunden habe, dass das Reflexions- vermögen früher in dem Rückenmarke erlischt, als die Reiz- barkeit der Muskeln und Nerven. Bei Fröschen und Eidech- sen, die schon Stunden lang (doch nur im Herbste dauert die Reizbatkeit so lange) keine Reflexionsbewegungen mehr zeig- ten, kann man durch Reize, die man unmittelbar auf das Rückenmark anwendet, noch Bewegungen und Zuckungen er- halten. Man nehme eine Nadel und stosse sie bei einem sol- chen anscheinend leblosen Frosche tief in den Rückenmarks- kanal herein, und die Schenkel werden nach hinten ausge- streckt und Zuckungen zeigen sich an den Muskeln derselben noch eine längere Zeit. Bei einem decapitirten Frosche, an | | 125 welchem man das Rückenmark blossgelegt hat, vwvarte man diesen Zeilpunkt ab. Durch einen Tropfen Schwefelsäure, den man an die Haut des Unterleibes, oder in die Achselhöhle, an irgend eine sehr empfindliche Stelle bringt, überzeuge man sich von dem erfolgten Erlöschen der exeito- motorischen Kraft des Rückenmarkes. Nachdem dieses erfolgt ist, kann man die hin- lern Stränge nun. an.jeder Stelle ihres Verlaufes reizen, von der Oberfläche aus stechen, berühren, cauterisiren, 'galvanisi- ren, und es trilt weder eine Zuckung noch irgend eine Be- wegung ein, nur drücken und zerren darf man sie nicht. Am besten senkt man eine Nadel, indem man sie leicht zwischen dem Daumen und Zeigefinger dreht, in die hinteren Stränge ein. Zuckungen entstehen nur, wenn man über die Mitte des Rückenmarkes hinaus die Spitze eingesenkt hat, wie über- haupt schon eine leichte Berührung, wenn man den rechten Zeitpunkt getroffen hat, an den vorderen Strängen Bewegun- gen und Zuckungen in den Theilen, deren Nerven unterhalb den Reizungsistelle liegen, zur Folge ‚hat. Wohl glaube ich, dass diese Versuche zu dem Schlusse berechligen: dass die hinteren Stränge desRückenmar- kes bloss sensible, die vorderen bloss motorische Nerven enthalten. Untersuchungen über die Struetur der Mark- und Rindensubstanz des grossen und kleinen Gehirns. Von Medicinalrath Dr. Bercmann in Hildesheim, (Hierzu Taf. V. u. VI.) Schon vor 18 Jahren hatte ich die Beobachtung gemacht, dass ein starker Frost auf die Mark- und Rindensubstanz des Ge- hirns einen besondern Einfluss ausübt, und die Struciur der- selben weit genauer kenntlich macht. Sehr. schön zeigte sich diese Einwirkung vorzüglich bei dem Gehirn eines Fuchses. Dann und wann fortgesetzte Versuche hatten zwar denselben Erfolg, wurden aber durch Geschäfte anderer Art unterbro- chen. Erst späterhin ersah ich aus dem Werke der Gebrüder Wenzel: de penitiori structura cerebri, dass bereits der Ita- liener Gennari ähnliche Versuche angestellt hatte, und auch sie sich veranlasst fanden, solche nachzuahmen, dass sie aber durchaus zu keinen Resultaten gekommen waren. Dies Miss- lingen erneuerte meine Aufmerksamkeit, und ich fand bald die Ursache. Zu meinem Versuche hatte ich die Gehirntheile in Branntwein aufbewahrt, und sie dann einem starken Froste ausgesetzt; sie dagegen halten solche im Wasser gefrieren las- sen. In diesem Medium aber gelingt es nicht -die eigentliche Sitructur der Hirnsubstanz deutlich darzustellen, wie ich durch eigene Experimente belehrt worden bin. Am besten gerathen 127 die Präparate, wenn sie schon eine längere Zeit in Brannt- wein gelegen haben; je kürzere Zeit‘ es der Fall war, je ge- ringer zeigte sich die Einwirkung der Kälte.. An’ der Mark- decke der Hirnhöhlen findet sich, frisch untersucht, ‚eine feine öligte Substanz, die in Berührung mit Spiritus bald zu ver- schwinden pflegt; so mag denn dieser auf die Art wirken, dass er eine etwa ähnliche öligte Substanz in den Interstitien der Markblätter auflöset, und so tiefer in sie eindringt, oder dass er die Blätter nur zusammenzieht und fester macht, und da- durch die Zwischenräume mehr geöffnet werden. Uebrigens habe ich mehrmals, auch ohne Gefrierung, an einzelnen Hirntheilen ‚dieselbe Strugtur bemerkt, ‘wie hier der Frost sie hervorbringt, am deutlichsten am Hinterlappen des grossen Gehirns. Dies scheint am ehesten der Fall zu sein, wenn das Mark durch eine gewisse innere Disposition trock- ner ist und zugleich die weiche Ilirnhaut aus: den Schichten der Rinde völlig hervorgezogen worden war. Nach einer sehr grossen Menge von mehrere Winter hin- durch fortgeseizten Versuchen hat sich ergeben, dass das Ge- frieren der Hirosubstanz in Branntwein beständig ganz über- einslimmende Erscheinungen darbietet. Da die schichtweise Structur derselben überall und: unter allen Verhältnissen sich darstellt, da das Streichen und Fallen, die Biegungen und Windungen, die Stärke und Richtung: dieser Lagerungen stets auf gleiche Weise sich. darstellen, so kann dabei weder an Zu- fall noch an einen vom Froste abhängigen Krystallisationspro- cess gedacht werden. Durch Zusätze von Kupferalaun, Ku- pfer- und Eisenvitriol, Grünspan und ‚andern Ingredienzien kann man, wie ich vielfältig: versucht ‚habe, die dem Gehirn unbedingt eigenthümliche schiehtweise Zusammensetzung noch deutlicher vor. die Augen bringen, mit einer Deutlichkeit, die wenig zu wünschen übrig lässt. Bei der vorjährigen Versamm- lung der Naturforscher in Pyrmont benutzte ich die Gelegen- heit, einige Präparate dieser Art vorzuzeigen, die Kundige in- teressiren und sie von einer Thatsache überzeugen mussten. 128 Ich theile hier nun meine Beobachtungen so genau, wie es mir möglich war, mit, damit sie geprüft, vermehrt und ver- bessert werden, was bei dem höchsten Organe auf diesem Planeten um so wichtiger und nothwendiger ist. Bevorwortet sei, dass hier von keinen mikroskopischen Untersuchungen die Rede ist, nur bei einzelnen sehr kleinen Gegenständen ‘bedarf man der Loupe. Die elementare Orga- nisation des Gehirnes wird hier nicht berücksichtigt, sondern nur die Zusammensetzung desselben im Grossen, doch muss ich auf die interessante Schrift des Herrn Professors Mayer: „Ueber die Elementar- Organisation des Seelenorgans, 1838“ verweisen, nach dessen mikroskopischen Untersuchungen sol- che im Gehirn, im Rückenmarke, in den Bewegungs- und Sinnesnerven aus viereekigen Markplättchen, sogenannten or- ganischen Quadern besteht, welche sich zu ganzen Säulen an- einander reihen, wobei das Endplättchen abgerundet erscheint. In der Milch beobachtete er eine ähnliche elementarische Pla- stik. Diese Beobachtungen scheinen durch die hier zu schil- dernden bestäligt zu werden, indem das, was dort im klein- sten Maassstabe angefangen wird, hier im grössesten sich dar- stellt, und Schuppe auf Schuppe sich häuft, bis ein ausgedehn- tes Blatt sich entwickelt. Bei allen meinen Versuchen und Präparaten, und es sind deren viele, schuppen sich von selbst oder durch Manipulation kleine Markplättchen ab, wie man im Groben Achnliches am Schiefer sieht, und schon ohne künstliche Präparation kann man es an den Platten des Bal- kens wahrnehmen. Meinen sorgfältigen Beobachtungen gemäss besteht nämlich das grosse Gehirn sowohl, wie das kleine Gehirn und "das Rückenmark, aus Lamellen, Schichten, Platten oder Blättern, die, in verschiedenen Richtungen sich gedrängt aneinander le- gen, und sich’ umeinander wickeln ohne sich zu verwickeln, wenn es auch hin und wieder so scheinen möchte. ‘Und so wäre. hier dasselbe Gesetz nachgewiesen, wie man es schon in den primitiven Nervenfasern zu erforschen gesucht hat. 129 Die blätterartige Zusammenstellung ähnelt, besonders im grossen Hirne, der der Knospen, z. B. der der Rosenknospe, der Zwiebeln, des Kopfkohls, der Schilfgewächse, unter den Mineralien dem Gefüge des Glimmers, des Schiefers u. s. w. Durch die Windungen der Rindensubstanz wird die Richlung der Blätter auf das Mannigfaltigste abgeändert, oder die Rich- tung der letztern bringt die vielfältig veränderten Windungen hervor, Faltungen, welche, wie man leicht anerkennen muss, der Naturgeist darauf berechnet hat, um im kleinsten Raume die grösseste Lebensquelle zu schaffen, eine Quelle von Kraft, die nach unsern Untersuchungen nun bis ins Unendliche ge- steigert wird. Soweit es mir nach oft wiederholter Anschauung und Ver- gleichung klar geworden ist, und wenn mich nicht Alles täuscht, lässt sich die innere Construction der Mark- und Rindensubstanz kurz so beschreiben: „Dass die Markplatten, Markblätter im grossen Gehirn dicht aneinander gepresst, durch die Rindensubstanz bis an deren äussern Rand dringen, und dass hier die aschgraue Be- legungssubstanz der Rinde ein Paar Linien breit sich um jedes Blaltende legt, etwa so, als wäre es überfirnisst mit Rinden- substanz, oder ähnlich einem Schwefelhölzchen, oder dem Gold- und Silberpapier im der Zambonischen Säule, das mit Braunsteinoxyd überzogen ist. Nie indess konnte ich wahr- nehmen, dass die graugelbe Substanz wie aufgetragen an den Spitzen der einzelnen Blätter lag, sondern nur, dass sie sämmt- lich graugeld gefärbt waren. Der zarte Ueberzug wird wahr- scheinlich durch den Brauntwein aufgelöst und durch das Ge- frieren noch mehr zerstört. Die weiche Hirnhaut versenkt sich mit ihren unzählbaren feinsten Gefässen in die Zwischen- räume der graugelben Rinde, die, wenn sie entfernt sind, wie ein Sieb erscheint, und beschreibt auf diese Weise, von einem Narkblatte zum andern hinab und wieder herauf steigend, un- ‚endliche Curven in dicht gedrängten Wellenlinien. — Eine ähnliche abwechselnde Schichtung von weisser und grauer Müller's Archiv, 1841, 9 130 Substanz wiederholt sieh überall, im Ammonshorn, Corpus siriatum, Thalamus, im grossen. Hirnschenkel und Vierhügel- system, in der Brücke, im verlängerten Marke, und. selbst am schönsten und zartesten im Balken. Dieser ist der Halb- gürtel, der den grossen Blätter- oder Plattenapparat von bei- den Seiten in sich verknüpft und concentrirt, gleichsam die Wirbelsäule des grossen Gehirns. Graue Zwischenlagen sieht man in ihm oft sehr deutlich und selbst in seinen vorderen nach aussen, und seinen hinteren nach innen strahlenden mehr faserfönmigen Fortsätzen, jedoch ist es in manchen Fällen nicht möglich, die grauen Zwischenlagen zu unterscheiden, sie müs- sen also bei gewissen Individuen so fein sein können, dass sie dem Ange sich entziehen. Je frischer man das Organ. unter- sucht, je deutlicher wird in der Regel die angegebene Struc- tur, Durch Einwirkung des Branntyvreins und des Frostes ver- liert sich die sehr feine graue Substanz gar leicht. Uebrigens hätte man aus der ohne Präparation schon so deutlichen Plat- tenformalion des Balkens auf einen analogen Bau des Gehirns überhaupt schliessen dürfen. Eine Zertheilung in Fasern am vorderen und hinteren Ende des Balkens lässt sich nicht ver- kennen; vorn strahlen sie auswärts, divergiren; hinten besteht der Wulst zwar auch aus Platten, ist aber an seiner Unter- fläche mit transversalen Faserbündeln umsponnen, indem sich hier die Fasern knäuelarlig oder wie ein Flachsrocken zusam- menwickeln. Fortsetzungen dieses Gefasers finden sich aber noch weiter nach hinten und innen an den Hinterhörnern, so zwar, dass eine Abiheilung über die Collieuli sich verbreitet, die andere aber nach der innern Seite der Hinterlappen fort- geht, nicht ausstrahlend, sondern einwärts strahlend, conver- givend. So zeigt es sich, dass; die Faserung an beiden Polen des Balkens verschieden ist, vorn mit Divergenz, hinten mit Convergenz, woraus eine functionelle Verschiedenheit gefolgert werden muss. - Ausser den genannten wirklichen Faserungen giebt es im grossen Gehirn dergleichen noch an den Grenzgürteln, an der 131 vordersten Commissur, an den Leisten, am Marküberzuge der Sehhügel, an der Commissur der Zirbel, auf den Ammonshör: nern, am Gewölbe, dessen Schenkel gänzlich daraus bestehen, ähnlich den Nerven, und zuletzt im Innern der Sehhügel, hier aber eingetaucht in die graugelbe Kernsubstanz; diese ähneln mehr den Wurzelfasern, zeigen sich am gedrängtesten in der röthlich-gelben halbkreisförmigen Substanz zunächst der Basis des Gehirns, dem grossen Schenkel und dem Sehnerven, wo sie in drei abgesetzten Halbkreisen oder Höfen nach oben und aussen divergirend ausstrahlen. Diese Radiation kann man passend mit dem Namen Aureola bezeichnen. Hier ist der ei- gentliche Kern des grossen Gehirns, der Inbegriff seiner höch- sten Thätigkeit, der Hauptheerd des Hirnäthers oder Hirn- liehts. Die Verbindung dieses höchst merkwürdigen Gebildes mit dem Selhnerven ist, wie ich gar oft geprüft, eine unmit- telbare, daher die Begeistigung des äussern Auges auch unmit- telbar. Die Kernsubstanz des kleinen Gehirns und der Oli- venkern unterscheiden sich von ihr, wie die negative Figur des Electrophors von der positiven; hier herrscht die expan- sive Form, dort die contractive. Diese Kernsubstanz der Aureola mit ihren drei Höfen ist ein Gebilde für sich; die gelbgrane Substanz erscheint hier als eine modifieirte, in der das Agens, welches von dem grossen Stralilenkranze und weiter von der Peripherie her ins Innere strömt, vielleicht concentrirt und sublimirt wird. Der Strah- lenkranz, die grosse Markradiation im Thalamus und Corpus striatum zeigt eben den Zweck, den die Natur in den abwech- selnden Schichtungen verfolgt, auf das klarste. Die Construc- tion dieser Gebilde gehört zu den schwierigsten im Gehirnor- ganismus; ich habe durch vielfältige Untersuchungen sie ken- nen zu lernen und zu begreifen gesucht, in wie weit es ge- gelungen, mögen bessere Beobachter beurtheilen. Der grosse Hirnschenkel steigt zwischen der Aureola und dem hinteren mehr einfachen grauen Lager aufwärts, und theilt sich in einen Strang nach vorn und einen andern nach 9 * 132 hinten, ähnlich einem lateinischen T oder einem Hammer. Er cl besteht aus spiralförmig gewundenen Markblättern, etwa wie die zusammengelegten Blumenblätter der Ringelblume; der vor- dere Ast geht geschlungen nach und nach in die immer mehr perpendiculär -aufgerichteten Blätter des Balkenschnabels über, während der hintere Ast am Hinterlappen hinauf sich wälzt und windet als eine Volute, als eine geschlungene Kelte um den trichterförmigen Eingang des Hinterhorns sich schlägt, und so mit dem Knäuel oder Wulst des Balkens in Zusammenhang steht. Der sogenannte Calcar, eine eigenthümliche Bildung von 4 bis 6 spitz auslaufenden Markfalten, die auch mit dem Col- lieulus, der mehr oder weniger eine elliptische Gestalt besitzt, oft aber auch wie ein kleiner gekrümmter Finger aussieht, ist eine Ausstrahlung oder Fortsetzung der erwähnten Kette. Jede dieser zahnartigen Falten besteht aus den feinsten, weis» sesten seidenartigen Markfasern, wenn man die äussere Mark- hülle ablöset. Durch Krankheit entstehen hier bedeutende Abweichungen, wie anderswo berichtet werden soll. Der nach aussen und vorn sich hinaufziehende Fortsatz des aus den grossen Schenkeln kommenden Markstammes dringt unter dem Grenzgürtel durch das Corpus striatum, und erhält hier besonders ein gezacktes kranzartiges Ansehen, wo die spitzen Zackeu aus schmalen Blättchen oder zum Theil star- ken Faserungen bestehen, die man bei manchen Säugethieren am vorderen Rande des Corpus striatum ohne Präparation schon wahrnimmt. Während der vordere Fortsatz mehr strah- lenförmig und ausserordentlich schön im frischen Zustande sich zeigt, wickelt sich der mittlere und nach hinten gehende Fortsatz mehr blattarlig um sich selbst. Diese Vertheilung des Marks, die etwa wie ein Quarzband den Schiefer oder anderes Gestein durchzieht, und die nur als eine Dichotomie des Schenkels zu betrachten ist, kann wohl mit Recht die grosse Markkette oder Spirale genannt werden, indem sie recht eigentlich die Bestimmung haben muss, das Thätige des grossen Gehirns durch die Schenkel, die Brücke und das Rük- 133 kenmark zu leiten und zu verbreiten. Man kann sich nicht erwehren, bei dieser Zurüstung an einen magneto-eleclrischen Rotationsapparat zu denken. Zwischen die wie Flammen aus- strahlenden vorderen Zacken, und auch die dichter umeinander gewickelten Blätter der Spirale schiebt sich überall graue Sub- stanz hinein, so dass hier eine abwechselnde Schichtung bei- der Substanzen zu Tage komnit, im Grossen die Blätterschich- tung der Rinde wiederholend. Bei durch Frost gut erhaltenen ‚Exemplaren sieht man, dass nicht allein das hier erwähnte Mark der Zacken und Spirale aus Blättern oder Platten be- steht, sondern auch die graue Substanz, so dass man sie wie ein steifes Häutchen abziehen, abblättern kann. Abwechselnde Lagerung von weisser und grauer Substanz, wie Licht und Schatten, findet sich überall. Im grossen Schen- kel trifft man in der Mitte auf eine gelbliche Substanz, die beim Queerschnitte von ovaler Gestalt, und aussen mit einem Halbkreise der schwarzen, punctirten oder gekörnten Substanz umzogen ist; dieser gelbliche Kern scheint mir zunächst mit der Aureola im Zusammenhange zu stehen, so dass sie viel- leicht als dessen höhere Entwickekung zu betrachten sein möchte, wie jener als eine höhere Entwickelung der gelblichen Kernsubstanz des Rückenmarkes etwa gelten könnte. Im Uebergange der Thalami zu den Vierhügeln ist die Scheidung der beiden Substanzen nicht so auffallend, sie sind mehr mit einander verwebt und: in einander schattirt. Unter den vier Kuppen selbst findet man eine sehr zarte und wei- ehe Organisation, und die Markdecke des Kanals wird unter- wärts von einem sehr schönen Lager graugelblicher Substanz umgeben, die besonders im frischen Zustande recht betrachtet werden muss. Hinten in der Rautengrube am Eingange in den Kanal vermischt sich mit ihr eine der in den: grossen Schenkeln befindlichen, ähnliche schwarze punctirte Substanz, wie ich eine gleiche, nur zerstreut vorkommende an der un- tern Fläche des Vordersegels entdeckt, und in meinen Unler- 154 suchungen über die innere Organisalion des Gehirns beschrie- ben habe. ; Die Brücke gab das sprechendste Bild der abwechselnden Schichtung, die so durchgängig ist, dass ich sie oft auch in den kleinen Knollen (Tubera) am Sehhügel wahrnahm, am schönsten in dem grössern, der dem ringartigen Fortsatze des Sehnerven am nächsten liegt; auch bei Vögeln ist an der Ba- sis des Hirns ein Höcker von schichtweiser Lagerung. Uebri- gens ist die Brücke von der höchsten Dignität, indem sie der Knoten ist, der zwei Lebensformen innigst mit einander ver- knüpft, wo nämlich durch die Richtung nach der Breite und Länge eine Durehkreuzung und Verschlingung der Plaiten und Fasern, und so die Figur des Kreuzes entsteht, die auf das einfachste ein Weltgeheimniss darstellt, eine Uridee der Na- turplastik ausspricht, wie das Zusammenfalten der Hände im Gebete u.s,, w. in moralischer Beziehung von so schöner Be- deutung ist. Hierbei vermählt sich eine zwiefache Kraft, wie auch im Vierhügelsystem, dessen Unterbau die Brücke ist, und jeder Rückenmarksknoten ist eine Wiederholung davon im Klei- nen. Eine so reiche und schöne Verschlingung, wie im Men- schen, kommt im Thierreiche nicht mehr vor, ebenso wie auch in der Medulla oblongata nicht, in der eine sehr interes- sante Bildung verborgen liegt, wovon man auch bei Thieren, z. B. Affen, Hunden, Ziegen u. s. w. noch Spuren findet. Dass hier ein sehr intensives Leben vorwalten müsse, zeigt sich schon dadurch, dass hier die meisten Nerven sich ver- sammeln, und dass Verlelzungen hier das Leben so schnell zerstören. Nicht selten kommt es z. B. bei mehr langwieri- gen Hirnkrankheiten vor, dass das verlängerte Mark dicht hin- ier der Brücke ab- oder durchbricht, was oft nur als eine Folge partieller Erweichung des freistehenden Theils der Py- ramiden angesehen werden kann. In der Brücke schlagen sieh: die rechts und links vom kleinen Hirn kommenden Platten oder Schichten wie Arme zusammen, wälrend die grossen Schenkel sich der Länge nach 135 durchschieben, einen obern und untern Ast bildend, und zwar in bandartigen Durchschlingungen, wie in Körben und Matten. An beiden Seiten und unten und oben ist zwischen den trans. versalen und longitudinalen Schichten eine röthlichgraue Rin- densubstanz eingelegt. In den Vierhügeln sowohl wie in der Medulla oblongata zur Seite oberwärts schien mir eine mehr kreuzweise Lagerung etwa wie in der Leinwand vorzuherr- schen, und möchte diese Structur wol auf eine innigere Ver- einigung doppelter Kräfte hindeuten. Der platten- oder band- förmige Bau der Pyramiden wird im verlängerten Marke deut- licher, wie die Abbildung besser zeigen wird, an ihrer Ober- Näche erscheinen sie jedoch aus Längenfasern znsammenge- selzt. Bricht man die Furche zwischen den Pyramiden durch, so erscheint die innere Wand durch schräge perpendiculäre Stäbe bezeichnet, die ich mit dem inneren Bane noch nicht in Zusammenhang zu bringen weiss; über diese Stäbe sieht man aber durch das Vergrösserungsglas noch eine Menge der feinsten Fasern der Länge nach verlaufen. Zuweilen sieht man im frischen Zustande hinter der Zackenfigur der Oliven noeh eine ähnliche gelbe, hin- und herfahrende Substanz, aber nicht regelmässig und zu einem Körper begrenzt. Bei den Säugethieren ist die Blattbildung des Hirns auf gleiche Weise bestellt, und wegen des einfacheren Baues oft noch besser zu studiren; aber auch bei den Vögeln, nament- lich 'bei der Gans, habe ich sie sowohl im grossen wie im kleinen Hirn beobachten können. Dort ähnelt sie der Lage- rung im Thalamus und Corpus strialum. Eine hübsche kreis- förmige Schiehtung sieht man schon ohne Präparation in den rundlichen Hügeln, welche die Stelle der Vierhügel ein- nehmen. Um eine richlige Ansicht von der blatlförmigen Zusam- menfügung des Marks zu erhalten, muss man nicht in der Rich- tung der Blattflächen schneiden, sondern einen Quecrschnilt machen, wie durch eine Knospe, eine Zwiebel, einen Baum- zweig. Am besten erblickt man sie, wenn man mil einem 136 waagerechten Schnitte einen schrägen verlicalen in der Nähe der Rinde verbindet. Ob zwischen den Blättern des grossen Marks der Hemisphären vielleicht eine höchst feine, mehr öligte Zwischensubstanz angetroffen werde, ähnlich der des Balkens, und wie solche im frischesten Zustande auf dem Mark- epithelium des Thalamus und der innern Höhlenwände sich hin und wieder findet, lasse ich dahin gestellt; da aber Brannt- wein und Frost so leicht schon die grauen Zwischenlagen im Balken zerstören, so könnte es der Fall sein. Zellgewebe ist überall dazwischen, aber eine weitere Fortsetzung der wei- chen Haut als bis zum innern Rand der Rinde habe ich nicht ausfindig machen können. Das Zellgewebe, welches die Wände der Platten zusammenhält, ist zum Theil die Ursache, dass die Structur meistens wie eine maschenartige oder gestrickte erscheint, indess geschieht dies theils auch dadurch, dass zarte und dünne Plättchen sich mehr oder weniger ablösen, und die Wände hier uud da mit einander verkleben. Die Blätter schei- nen aus feineren und feinsten Blättchen pflasterarlig zusammen- geselzt zu sein, wie bereits oben angeführt wurde. In den Hemisphären winden sich die Blätter auf das Man- nigfaltigste in wirbelartigen Strömungen, etwa wie sie auf Landkarten an den Ufern, Vorsprüngen und Buchten gezeich- net werden. Es ist demnach ein wirklicher Courant und Con- lant hier zu vermuthen, der sich im Balken vereint, so viel- leicht, dass der Lebensstrom von der Peripherie nach dem In- nern fliesst, und durch die grosse Spirale, welcher durch eine ungemein reichhaltige Belegung mit graugelber Substanz eine bedeutende Verstärkung, vielleicht auch eine Veränderung in ihrem ‘Wesen ertheilt wird, sich ins Rückenmark ergiesst und das Ganze belebt und unterhält, In einigen Gegenden im Innern der Thalami und Corp. siriata trifft man Längen- und Breitenschichtungen durchein- ander an, wodurch eine nelzartige Struelur entsteht, in die- sem Kranzgewebe mag etwa der Aether mehr angehalten wer- den und sich conceniriren, aber auch Spiral- und Wirbelbil. 137 dung herrscht hier vor, wie im grossen Markstocke, überhaupt eine überaus mannigfaltige Lagerung. Wie man in den.Gebirgsmassen plattenförmige Lagen oder Schichten antrifft, und an diesen ein Streichen und Falten, Neigungs und Streichungslinien unter- scheidet, so sind die Strala des grauen und weissen Marks, die Blättergänge meist schräg gegen einander gestellt im rech- ten oder stumpfen Winkel, und eine ähnliche Stellung be- merkt man auch oft an den Platten des grossen Markstocks beim Uebergange in die Rindensubstanz. Hier verräth wieder die Natur einen Theil ihres Geheimnisses ihres innern Dualis- mus, indem sie schon durch blosse Stellung der Theile, durch Winkelrichtungen u. s. w. Differenz in ihre Thätigkeit zu bringen weiss, durch das grosse Gesetz des Contrastes und der Opposition, wodurch Contaet und Wechselwirkung und so verschiedene Lebensäusserungen des Alllebens entstehen, ein Schema, das im Eleetro-Magnetismus wiederkehrt oder von ihm ausgeht, im Gehirn aber seine höchste Potenz oder Dig- nität erreicht. In diesen an einander kommenden zwei Linien liegt die Freiheit und Unendlichkeit einer zwiefachen Natur- ihätigkeit, im Dreieck dagegen wird sie schon eine concrete, beschränkte, bestimmte und abgeschlossene. Damit erscheint das Formelle, Gesetzliche, und im Gehirn wird in den Chor- densystemen diese Figur eine der vorherrschenden. Nirgends in der Natur mögen die Gegensätze feiner organisirt und mul- tiplieirt sein, als im Gehirn, und schon darin liegt ein be- trächtlicher Unterschied zwischen dem Gehirn der Menschen und der Thiere, der bisher nicht gehörig beachtet wurde, der aber selbst noch in den hochstehenden Thieren auffallend ist. Auch ohne die stufenweise relative Abnahme der Windungen des grossen Hirns und der Verästelungen des Lebensbaumes im kleinen Hirn zu berücksichtigen, wodurch zugleich eine Ab- nahme der grauen Substanz im Allgemeinen entstehen muss, welche ausserdem überhaupt bei den Thieren nicht so satu- rirt gelbgrau, sondern blasser ist, also auch in ihrer chemi- schen Zusammensetzung irgend eine Veränderung erleidet, so 138 werden überall, die Thierreihen hinabwärts verfolgt, die Ge- gensätze von weissem und grauen Mark auch im Innern ge- ringer. Dies beweiset die"graue Kette am Ammonshorn, die abwechselnde Schichtung im Thalamus und Corpus striatum, wodurch dann auch die grosse Markspirale immer mehr an Extensität und Intensität abnimmt, ferner die schwarze und gelbe Substanz in den Schenkeln, die Schichtung der Brücke; die zarte Belegung des Kanals, die wunderschöne Structur der Medulla oblongata im Aeussern wie im Innern verschwindet fast schon ganz auch in den Thieren höhern Ranges; im klei- nen Gehirn finden sich nur noch bei wenigen Spuren der gelben Rindenabtheilung. Eine Menge anderer Unterschiede hoffe ich in einer vergleichenden Anatomie des Gehirns dar- zustellen. Wenn auch die grössere Masse einigen Einfluss darauf hat, ob in der Stufenfolge der Thiere die Intelligenz sich mehr oder weniger kund giebt, so ist es doch nur dann der Fall, wenn damit eine grössere Ausbildung der innern Organe im Allge- meinen oder im Einzelnen verbunden ist. Eben die partielle Entwickelung dieser oder jener Theile steht mit den indivi- duellen Eigenschaften der Thiere stets im directen Zusammen- hange. Wie wichtig allein die innere Anlagerung ist, will ich nur dadurch beweisen, dass ich, unter angeborner man- gelhafter Hirnbildung bei Menschen, schon ein'paar Mal eine geringere Ausbildung des Innern der Thalami antraf, und damit eine eigenthümliche Entarlung und Verkrüppelung der Extremitäten in Verbindung stand, ausser dem sonstigen Ein: flusse auf eine mangelhafte Intelligenz. Bei dieser Gelegenheit sei nur beiläufig erst eines höchst interessanten Fundes ge- dacht, wo in einem Falle von bedeutender Atrophie des lin- ken Arms und des linken Schenkels, verbunden mit geschwäch- ter Beweglichkeit, hauptsächlich die Ursache in dem Mangel des rechten Corpus candicans, in der Atrophie der linken Py- ramide und in partiellem Mangel der Doppelrinde des linken Hinterhorns gefunden wurde. Die Thalami und Corpora striata 139 müssen nach der hier beschriebenen Construelion nolhwendig einen entschiedenen Einfluss auf die Bewegung der oberen und unteren Extremitäten und die ganze Musculatur überhaupt ha- ben, doch habe ich, soviel ich eigene und fremde Beobachtun- gen verglich, nicht ermitteln können, ob beide verschiedene Wirkungen 'hervorbringen, wie einige Beobachter haben an- nehmen wollen, dagegen aber kann man eher‘ die Vermuthung wagen, dass ia der Thätigkeit der Mittellappen nebst den Vor- derlappen und der der.Hinterlappen eine besondere Wechsel- wirkung und Verschiedenheit Stalt finde, die denn auch ana- tomisch nachzuweisen ist. Die Markblätter, welche durch die Rinde gehen, nehmen nicht immer einen geraden Lauf, dies ist nur in der Mitte 'ei- ner Windung der Fall, an den Seiten biegen sie sich auch seitwärts, so dass sie einen mehr oder weniger stumpfen oder spitzen Winkel bilden. Oft sind die eindringenden Markblät- ter nicht einfach, sondern spalten sich, wie es scheint, zwei- fach oder dreifach. Im. ersten Kindesalter ist bekanntlich die weisse Marksubstanz noch fast rindenartig grau, auch weit weicher. Bei einem drei Wochen alt gewordenen Knaben wär sie durch Gefrieren so locker und porös wie ein Schwamm, woraus hervorgeht, dass zu dieser Zeit die grössere Locker- heit des Gewebes von einer stärkeren Infiltration seröser Feuch- tigkeit und einer relativen Vermehrung der Gefässe wenigstens zum Theil entsteht, Auch in ähnlichen andern Fällen und bei jungen Thieren liess sich diese Porosität bemerken, wo- durch das Ganze mehr zellenartig erscheint, etwa wie der Bau der Corpora cavernosa oder der Froschlungen. Ausser den erwähnten abwechselnden Anlagerungen im grossen Gehirn giebt es noch einige besondere, die grosse Be- achtung verdienen. Eine merkwürdige Auszeichnung hat das mensebliche Hirn vor dem der höheren Tliiere durch den Be- sitz von wahren Hinterlappen und Hinterhörnern, mit Aus- nahme gewisser Allen, und durch den ganz verschiedenen Bau des Systems des Gewölbes nebst den Ammonshörnern, nur 140 auch mit Ausnahme gewisser Affen, und durch den grossen Zuwachs an Masse und Wechselwirkung, der die besondere Vorrichtung am Mittellappen darbietet, indem von der grossen Sylvischen Grube aus dieser Theil der Hemisphäre eine lange, nach hinten laufende Spalte bildet, wodurch eine doppelte Reihe von Windungen entsteht, die man mit dem Namen der Gyri intereurrentes bezeichnen dürfte. Die innere Abtheilung umzieht ganz nahe die Kernmasse, und die ganze Anlage zeigt augenscheinlich, dass sie bestimmt ist, den Rindenapparat zu vervielfältigen, und so die Thätigkeit zu vermehren. Diese Verschiedenheiten der Construction des Gehirns im Grossen seien hier nur berührt, die mannigfaltigen im Kleinen werde ich zu anderer Zeit bezeichnen. Was die schwarzbraune Substanz, die sich an drei Stel- len im Gehirn findet, aber bei Thieren nicht mehr vorzukom- men scheint, in so weit ich deren Organisation durchblickt habe, für eine Bedeutung und Beschaffenheit habe, ist schwer anzugeben. Sie besteht aus Punkten, feinsten Körnchen, die unter dem Mikroskop nicht rund, sondern länglich erscheinen, eine Punktirung, wie sie z. B. in den Lungen oder an den Häuten der Amphibien, Fische u. s. w. vorkommt; gewisser- maassen ist sie auch den Bronchialdrüsen ähnlich, nur dass hier die Zusammensetzung grobkörniger ist. Diese Körper, deren Funetion noch unbekannt ist, bestehen aus schwarzer und weisser Substanz durcheinander, und möchten als gute Leiter für die Nerven der Lunge dienen, mit denen sie zum Theil zusammenhängen, wie die Nerven des Plexus carotieus mit der Glandula pituitaria; auch kommen ganz ähnliche drü- senarlige Körper zuweilen am Plexus solaris vor. Ob sie der globulösen Rindensubstanz ähnelt, nur nicht so zusammenge- drängt wird, ist zu fragen, wenigstens steht zu vermuthen, dass sie den Zweck der Belegung habe, indem sie an Orten vorkommt, wo eine stärkere Dynamik anzunehmen ist. Sehr interessant ist die Schichtung im vorragenden Fort- satze des Mittellappens dicht vor dem Ammonshorne, theils 141 ist hier eine reichere Schaltirung von Grau und Weiss, als in der übrigen Hemisphäre, theils trifft man eine eigenthümliche Figuration an, die man Feder oder Kamm (pluma oder pen- natula oder pecten) nennen mag, indem bei einem horizonta- len Sclinitte hier eine kamm- ‘oder federartig geschichtete Fi- gur vor das Auge tritt, in der graues und weisses Mark mit einander abwechselt, eine galvanische Batterie im Kleinen. Auch durch einen eigenthümlichen Bau zeichnet sich die zunächst am Ammonshorn innen liegende Windung aus. Die aschgraue Farbe der Rinde ist nicht allein von der übrigen etwas verschieden, sondern die Oberfläche zeigt auch eine ge- wisse körnigle Beschaffenheit, ähnlich der sogenannten Gänse- haut oder dem Chagrin. Im Innern und auch oft an der Ober- Näche erblickt man kleine bläschenartige runde Zellen, gefüllt mit einer helleren wassergrauen, vielleicht öligten ‘Substanz, und den Oeldrüsen der Citronen, Orangen u. s. w. nicht un- ähnlich. Man dürfte diese Windung, welche einen so nahen Bezug auf das für die Dynamik so wichtige Ammonshorn hat, die Zellen- oder Wabenwindung nennen; bei den von mir untersuchten Thieren kommt sie nicht vor, auch nimmt man Verschiedenheit in ihrer grösseren oder geringeren Ausbildung, und nur im frischen Zustande die kleinen Zellen wahr, die in Branntwein bald zu verschwinden pflegen. Sie zieht sich nach hinten fort und schlägt sich zunächst um den Wulst des Balkens, und die hier so zahlreichen feinen Markfasern strahlen in sie über. ! An den Hinterlappen des menschlichen Gehirns findet sich bekanntlich eine eigenthümliche Bildung der Rinde, wodurch sie als eine zwiefache erscheint. Sie wird nämlich durch eine Zwischenschicht von weisser Marksubstanz getheilt und getrennt, worin abermals die Natur deutlich ihre Absicht verräth, durch doppelte Belegung die Thätigkeit in dieser Gegend zu erhöhen. Bei den Thieren habe ich diese Structur nicht wieder gefun- den, wie ihnen denn überhaupt zur wesentlichen Unterschei- 142 dung. die Hinterlappen fehlen, aber mit Ausnahme gewisser Affen; denn bei einem Affen, den ich unter dem Namen Sem: nopithecus carbonarius erhielt, traf ich nicht allein einen wirk- lichen Hinterlappen, sondern auch eine wirkliche Doppelbele- gung, wenn auch in geringerem Umfange, an, eben wie einen wirklichen Colliculus, den andere Thiergattungen ebenfalls nicht besitzen; ferner noch bei einem Capueineraflen, jedoch weit weniger entwickelt. Ueber diesen Fortschritt in der Ent- wiekelung des Gehirns werde ich anderswo meine Beobach- tungen und Ansichten vorlegen. Die angegebene Schichtung der Rinde gleicht so auffallend dem Onyx, dass ich sie seit Jahren nicht anders zu benennen gewohnt bin, und um so lieber diese Benennung in Vorschlag bringe, als schon ein Ita- lienischer Anatom, dessen Name mir entfallen ist, sich dieses glücklichen Ausdrucks bediente. Es ist zu bemerken, dass der Onyz, der an dieser Stelle eine so grosse Bedeutung hat, nicht über den ganzen Hinterlappen sich ausdehnt, sondern sich nur auf die innere Hälfte beschränkt, indem er schon in der Mitte der äussersten Spitze desselben sich verliert. Am stärksten ist er in der Umgegend der Hügel, Collieuli, die weiter nichts sind als eine frei gewordene Windung, nach Art der Am- monshörner, mit einem zu Tage kommenden Marküberzuge für physiologische Zwecke. In den Hügeln zeigt sich der Onyx besonders schön, jene sind gleichsam das Centrum, um das der übrige Theil des letzteren in vielfachen Windungen und Verschlingungen kreiset. Seine Entwickelung ist oft sehr ver- schieden in verschiedenen Fällen und Individuen; unter hun- derien von Fällen sah ich ihn indess nur zweimal fehlen, und das eine Mal nur an der rechten Seite. ) Wie die Rinde im Allgemeinen nur einfach kammarlig gegliedert ist, so ist hier eine doppelte Gliederung kammarliger Zinken, die durch das Gefrieren, aber auch ohne dieses nicht selten sehr schön hervortritt, wie die Abbildung zeigt. Es giebt wohl keim besseres Bild einer sich multiplieirenden Kraft, als diese kammarlige Formation. Eine gewisse Achn- 143 lichkeit mit dem Baue der Nebennieren ist nicht zu verken- nen. Aus der weissen Zwischenschichte sprossen an beiden Seiten die Zinken, oder vielmehr die striegelarligen, an ein- ander gedvängten, in’s Unbestimmte sich verlängernden Plätt- chen hervor, und durchdringen die schmale Rinde ganz so, wie es in den übrigen geschieht. Eine ganz besondere Achn- lichkeit mit dieser Gestaltung hat die Fahne der Federn. Ungemein reichhaltig an Schichtungen verschiedener Art ist das Ammonshorn, auch kommen onyxarlige vor, gleichwie im Mittellappen zwischen den Radiationen des Thalamus und den ilın umgebenden Windungen, nur in grösserem Maass- stabe. Ich habe eine Menge Zeichnungen über die in man- cherlei Nüancen hier sich darstellenden Lagerungen gemacht, aber es gehört eine Künstlerhand dazu, um sie einigermaassen treu der Natur nachzuahmen. Es ist im Gehirn ein so grosser Reichihum an den feinsten und höchsten Formen mit ihren bedeutungsvollen Schatlirungen, dass dies allein ein Studium für ein Jahrhundert ist. Es sei hier vorerst nur auf ein We- niges aufmerksam gemacht. Im sogenannten Haken, der als das: Ende, der Ausgang der Windungen am Mittellappen zu bezeichnen ist, den ich bei den mir bekannten Thieren nieht mehr antraf, mit Ausnahme des schon erwähnten Semnopithecus, der zugleich innigst mit dem Ammonshorne in Zusammenhang steht, dessen Saum selbst von ihm seinen Anfang nimmt, der ferner im Innern in die Aureola übergeht, so dass sie auf ihn oder er auf sie einen direeten Einfluss ausüben muss, beginnt eine besondere chal- eedon- oder achatartige Schichtung und Belegung, welche sich durch das Ammonshorn hindurchzieht. In diesem erblickt man eine doppelte Reihe von weissen Markzacken oder zahn- arligen Spitzen, eine Reihe nach oben, die andere nach unten gekehrt, so dass sie auch wie die Zähne in einander greifen, und bei dieser sinnvollen Benutzung des Raumes einen dop- pelten kammarligen Apparat bilden, nur dass die Zacken hier weit länger und dicker sind. Die gekerbte graue Subslanz 144 (Taenia) zeigt sich schon von aussen als eine gegliederte Kelle, welche unter dem Saume oder Fallblatte des Ammonshornes zu Tage geht, und nach Art der allgemeinen Rinde hier die Belegung jener Zacken bildet. Der bis zum Haken sich er- streckende Fortsatz des Plexus choroideus lässt eine grosse An- zahl von Blutgefässen in diese graue Umkleidungssubstanz ein- tauchen. Diese zieht sich, dicht dem Ammonshorne angehef- tet, bis hinten über den Wulst oder Knäuel des Balkens fort, auch diesen belegend und belebend, und endet hier, wenn es nicht zuweilen schiene, als ob noch ein sehr feiner Ausläufer oben auf dem Balken neben der Raphe fortlliefe. Selbst noch in dem’ dünner gewordenen, auf dem Wulste liegenden Ende der ‘grauen Kette habe ich schon mehrmals bei einem glück- lichen Schnitte, die schön gezackte oder gezahnte Formation des weissen Marks wahrgenommen (s. die Abb.), was nur sel- ten gelingt, auch scheint bei langwierigen Krankheiten, wie sie bei Irven vorkommen, der hintere Fortsatz der grauen Kelte häufiger mehr oder weniger atrophisch zu werden. Auf solche Weise erscheint das Ammonshorn unstreilig als eins der kräftigsten Organe und als ein ausgezeichneter Hebel in der Dynamik des Gehirns, wie ich in einer Physio- logie desselben darzustellen versuchen werde, hier sammelt und verslärkt sich das thätige Prineip, um dem Befehl des geistigen Wesens, dem Willen gehorchen und willfahren zu können, hier entladet es sich wohl hauptsächlich; alle Strah- len 'aus der Peripherie der Windungen, und vielleicht auch aus dem Kern der Aureola sammelnd, hier spielt die Manie die Epilepsie, die Catalepse, die Lelhargie, die Paralyse, eine Hauptrolle, und selbst der Schlaf findet hier zum Theil seine Erklärung. Schön und deutlich sieht man die wechselweise Schich- tung von grauer und weisser Substanz im Kleinen an der grauen kreisföormigen Decke des Kanals wiederholt, ja es scheint sogar diese hier noch feiner und zarter organisirt zu sein, ferner am schwebenden Markblättchen hinten an der 145 Zirbel- Commissur (über den Schenkeln des Gewölbes und am Septum pellueidum in den kleineren Höckern am Thalamus), in dem €. mammillare, schr deutlich am Riechnerven, der bei den meisten Thieren nur eine potenzirte, freigewordene Win- dung ist, ja, bei genauer Erforschung und Deutung, lässt sich wohl bei allen Gehirnnerven in der Nähe ihrer Wurzeln eine Belegungssubstanz annehmen; wiewohl bei. den Bewegnerven es weniger deutlich ist. Indess suchen die Wurzeln des N. oculomolorius die ‚schwarzpunclirte Substanz der Schenkel, den N. faeialis sah ich noch einen zweiten Ursprung mit meh- reren Wurzeln aus der Brücke nehmen, die‘ Portio minor des N. trigeminus wird von der. Lingula zum Theil berührt, ja selbst das ©. dentatum wird auf ihn Einfluss haben, wie denn die Oliven auf die in ihrer -Nähe befindlichen Nerven ihre Herrschaft ausdehnen müssen. In frischem Zustande sicht man vom Rückenmarke her, unter der Markdecke der Rautengrube, eine zarte Lage grauer Substanz bis zum Kanal sich hinziehn, so dass die 'acustischen Fibrillen und alle hier befindlichen Chordenabtheilungen darauf ruhen. Auch die Zirbel besteht aus den beiden allgemeinen Ge- gensätzen, und dasselbe findet an der Glandula pituitaria Statt, nur dass der Stofl hier ein verschiedener ist, Sie besteht aus zwei Substanzen, einer rölhlich-gelbgrauen und einer weissen, von speckarliger Farbe; diese ist kleiner und. beträgt nur * elwa.den dritten Theil von jener. Zuweilen fehlt die weisse, und scheint es manchmal, als ob sie mit: der übrigen Sub- slanz verschmolzen sei. Die dunkle Substanz erhält eine ungemeine Menge der feinsten Gefässe, und erscheint. des- halb so oft blutroth, sie besteht aus dem allerfeinsten maschen- arligen Netzwerk, das durch Gefrieren ein wenig deutlicher wurde. Was das kleine Gehirn betrifft, so bringt der Frost des- sen innern Bau gleichfalls auf das Bestimmteste vor Augen. Nur auf grader oder schräger Durchschniltsfläche erscheint es dendritisch, eigentlich besteht es aber aus einem Maıkstocke, Muüller’s Archiv, 181L, 40 146 der, zufolge der Abtheilung in verschiedene Lappen, kürzere oder längere Höhenzüge oder grathartige Erhöhungen, Spitzen, Kämme, Kanten oder Zähne bildet, die "auf das manniglaltig- ste neben- und übereinander fortlaufen. Diese Höhenzüge sind zunächst mit einer gelben Rinde überzogen, und auf diese folgt die graue als zweite und äussere, das Ganze wird so aus lau- ter Halbeylindern, Sparren oder walzen- oder leistenarligen Anlagerungen zusammengesetzt. Nach starkem Gefrieren zer- fällt die Doppelrinde oft ganz und gar, so dass denn bloss das Markskelett übrig bleibt, das den eorallenarligen Käulenschwäm- men, den Cetrarien, der Usnea barbata, überhaupt den ent- blätterten kahlen Bäumen, in der Durchschnittsfläche betrach- tet, ähnelt. Allenthalben zeigt sich eine wellenartige Senkung und Er- hebung, Berg und Thal, überall Ineinanderfaltung, Ein- und Ausbiegung, Ineinanderschieben, wodurch eben wie im grossen Hirne, und hier fast noch mehr, im kleinsten Raume eine un- endliche Menge von Gegensälzen erzeugt, und mit dieser zu- nehmenden Multiplication in der Thierreihe, je mehr und mehr die Thätigkeit dieses zweiten Lebensfactors vermehrt wird. Es ist hier im eigentlichen Sinne des Wortes eine Evolution, eine unendliche Entfaltung sichtbar. Das weisse Mark des kleinen Hirns ist, ebenso wie das des grossen, aus dicht aneinander gepressien Blättern con- struirt. Diese Blätter verlaufen ununterbrochen bis in die klein- sten Verästelungen des sogenannten Lebensbaumes, und senken sich in die Rinde ein. Die gelbe verliert bei der Behandlung durch Gefrieren ihre Farbe, sie sitzt fester an den Kämmen des Markstockes, als die graue an ihr, denn von dieser löset sich jene oft schon ohne alle Präparation los. Ob die weissen Markblätter die gelben durchdringen, habe ich deshalb nicht genau wahrnehmen können. In einem Präparate, wo die gelbe Substanz noch zu sehen war, schienen die Blätter wie im weissen Marke zu verlaufen, so dass sie sich in die Rinde einsenken müssen. 147 Die gelbe Substanz folgt beständig den geschlängelten He- bungen und Senkungen der grauen, die überall von der Pia mater umzogen wird, die weissen Markschichten oder Blätter folgen allen diesen Windungen der Rinde bis in ihre feinsten Verzweigungen hinein. Theils werden die Blätter, je mehr sie sich nach aussen wenden, dünner, !heils nimmt-gradatim deren Zahl immer mehr ab, weil jedes Blalt sich in der Rinde en- digt. Diese Anreihung von Blättern ist fast noch deutlicher und schöner, als im grossen Hirne, man kann sie auch leich- ter von einander schieben. Auch verbinden sie sich gegensei- tig durch schuppenartige sehr kleine und dünne Blättehen oder Plättehen, wodurch denn auch ein netz- oder maschenartiges Ansehen hervorgebracht wird, zumal wenn man die nebenein- ander liegenden Schichten voneinander dehnt. Das Corpus olivare im verlängerten Marke, und das Cor- pus dentatum im kleinen Hirn sind gleichsam Hirnlein im Klei- neny kernartige Substanzen, worin sich das thätige Fluidum etwa concentriren, vielleicht auch modificiren mag. Die Oli- ven dienen theils den Pyramiden, vielleicht auch den Hinter- strängen, theils den hier vereinigten Nerven und dem vor ih- nen in der Grube und auf ihnen liegenden Chordengewebe. Die Corpora dentata sind wohl bestimmt, auf die Schenkel zu den Vierhügeln, das Vordersegel und dessen Chorden oben und unten, auf die Hintersegel, auch auf die Gehörnerven, ferner vielleicht auf die Porlio minor des N. trigeminus zu wirken. Bei Thieren kommen die leiztern nicht vor, auch keine ei- gentlichen Olivenkörper, indess glaube ich doch eine schwa- che Spur und Anlage von der im Innern befindlichen gezack- ten rindenartigen Belegung bei einem Pferde, einer Ziege und einer Katze gesehen zu haben, aber auch dann ohne die übrige höchst reiche und feine Organisation, die hauptsächlich noch auf die Sprache Bezug zu haben scheint. Das Corpus dentatum ähnelt einigermaassen einem Wall, nusskerne, sein inneres Mark besteht, wie der grosse Mark- stock, aus Blättern, und ist von einer im Ziekzack laufenden 10* 148 dunkelgelbgrauen Rinde umzegen. Ob sie doppelt ist, wie die der Hemisphäre, habe ich nie erforschen können, und zweifle daran, ein Paar Mal ist es mir aber geglückt, durch Gefrieren ihre innere Structur zu enldecken, welche der übri- gen Rindenstruelur im grossen und kleinen Gehirne gleicht, jedoch mehr der ersteren. Ganz mit dieser Formation stimmt die zackige Rinde in den Oliven überein, wie die Abbildung zeigt. Die Umgegend der Oliven ist in Hinsicht der innern Construction sehr zart und reich, aber auch schr comp lieirt. Soviel ich habe ergründen können, scheint sie ven folge [er Art zu sein. Die Stränge, welche von den grossen Schen- keln aus die Pyramiden bilden, dringen durch die transversalen Schichten der Brücke, indem sie diese voneinander schieben, und ähneln der grossen Markspirale im Sch- und Streifenhü- gel; da wo sie zum Theil frei am verlängerten Marke zu Tage konmen, zeigen sie im Innern horizontale, bandarlige Plätt- chen der Länge nach dicht übereinander geschichtet, in der Weise, dass die oberen immer schmaler werden, wodurch ihre Achnlichkeit mit einer Pyramide entsteht. Da aber nach oben hin die hinteren Schenkel sich zu innen gesellen, so erzeugt sich seitwärts eine andere Textur aus vielfach sich kreuzen- den Fasern mit Platten unlermischt, so dass also zwielache Kräfte sich hier zur Einheit verknüpfen, und sich so eher bin- den oder verstärken, . Der weisse Markkern der Oliven ist wie der des Corpus dentatum schräg gefasert und geschichtet, die Schichten. drin- gen, wie es im Grossen der Fall, auch bier in die so zarte Rindensubstanz ein. Dass hier eine doppelte Einwirkung, eine nach innen auf die Schichten der Pyramiden, und die andere nach aussen und auf die hinteren Stränge Stalt finden werde, ist zu schliessen. Arnold, in seinen Bemerkungen über den Bau des Hirns und Rückenmarks, 1838, zeigt, dass schon Keuffel’s Versu- che die lamellenarlige Structur des Rückenmarks lehrlen, in- dem es, durch Sublimat oder Salpetersäure erhärlet, sich in 449 eine Menge. der Länge nach laufender Blättchen‘ trennen lässt, die dann wieder aus feineren Bündeln von Fasern zu- sammengeselzt sind. Diese lamellenartige Bildung habe ich gleichfalls durch das Gefrieren wahrgenommen, so dass ihre Uebereinslimmung mit der des Gehirnes keinem Zweifel unter- liegt. Ob Fortsätze der Markblätter in die innen‘ gelegene Rindensubstanz sich einsenken, oder ob diese sich auf das zar- teste zwischen jene legt, ist mir ungewiss geblieben, doch ist sie nach Analogie des Balkens zu vermulhen, der als die höchste Entwickelung der Vorderstränge des Rückenmarkes zu betrachten sein möchte. Nach den hier gegebenen Beobachtungen ist blälter- oder plaltenarlige Aneinanderfügung und Lagerung und An- und Zwischenlagerung einer andern Subslanz die Grundidee des Wirmbaues; es lässt sich demnach kaum 'verkennen, dass eine solche wechselweise Belegung auf eine galvanische und eleetromagnelische Analogie nicht nur hindeutet, sie’ vielmehr im sirengslen und weitesten Sinne zur Darstellung bringt, so dass dies überall verborgene, aber beständig thälig erschei- nende Prineip in der grossen Nalur eben in diesem ihren höch- sten Organe als Diener dessen Lebens seine höchste Macht zu entwickeln und zu concentriren scheint. Es ist wohl ein con- sequenler und nollwendiger Schluss, dass unser planctares Verhältniss im Organismus sich nachbilden und wiederholen muss, und dass das binäre Uirnleben besonders damit über- einslimmt. Die Geselze der Physik müssen in der Organik wiederkehren, indem sie nicht nebeneinander, sondern inein- ander bestehen. Die Affinität ‚herrscht überall in der Nalur, Reibung und Annäherung oder Berührung mit ähnlichen oden unähnlichen Stoflen erweckt die Thätigkeit derselben, die Blec- irieilät, heisst, und die vielleicht im Allgemeinen auf einer Spaunung zwischen Ost und West beruht, wie der Magnctis- mus auf der Spannung von Süd und Nord, die Wechselwir- kung zwischen Sonne und Planet wird als Licht geschen, und die Wechselwirkung von Mark- und. Blutleben ist die Bedin- n 150 gung der animalischen Daseinsformen, Berzelius erklärte sich längst für die Contaet- Eleetrieität; und Fechner’s gründliche Versuche bestätigen diese Ansicht, so dass selbst eine Oxydation auf Kosten der Luft und des Wassergases nicht immer dabei nöthig erscheint. Alles spricht dafür, dass che- mische Action und Eleelricität dieselbe ursprüngliche Kraft sind. Nach Herrn Prof. Mayer’s Ansicht (s. dessen obener- wähnte neueste Schrift) findet die Erzeugung des electrischen Fluidums im Nerven- und Muskelsysteme Statt. ‘Von dem er- steren sucht er dies durch dessen mikroskopischen Bau nach- zuweisen, von dem letzteren durch die Muskelstructur der Fi- sche, bei denen die Muskelschichten wie galvanische Platten nicht nur aufeinander liegen, sondern gelenkarlig ineinander eingepresst sind, und eine bewegliche galvanische Säule dar- stellen, wodurch fortwährend electrisches Fluidum erzeugt wird, Wenn auch wohl zunächst erst durch das Nervenleben die Thätigkeit im Muskelsystem hervorgerufen wird, so muss doch ein ähnliches Princip schon in ihm sein, wenn es einem an- dern folgen soll; wenigstens hat es überhaupt, namentlich aber bei den Fischen, eine grosse Aehnlichkeit mit der Blätter- schichtung des Hirnmarks. Wenn man weiter forscht, wird sich ergeben, dass eine solche plaltenartige Zusammenstellung von unten herauf sich verfolgen lässt, So erscheint sie in vielen Mineralien, beson- ders in Krystallen; sie zeigt aber auffallend ihre Herrschaft im Pflanzenreiche. Oft beschäftigte mich die merkwürdige Ana- logie, welche das Geschlecht der Pilze darbietet, so dass man annehmen kann, es sei kaum ein thierisches Organ vorhan- den, dessen innere Structur nicht ihre Analogie in diesen schon halbthierischen Gewächsen fände. Die Pilze scheinen zum Theil noch immer ein Product der freien electrischen Naturkraft zu sein, die sich mit einem vorgebildeten, speeifisch zu ihrer Plastik geeigneten Stoffe verbindet, wofür ihr plötz- liches und künstliches Erscheinen, besonders noch die Beob- achtung spricht, dass man oft an Stellen, wo der Blitz ein- 151 schlug, schnell darauf eine Menge solcher Gewächse entstehen salı, die sogenannten Feenringe. Dasselbe wird auch mit man- chen Flechtenarten der Fall sein, eben wie mit der Priestley- schen Materie und den animalischen Geschöpfen, die in eiweiss- stoffigen Flüssigkeiten entspringen. Die so erzeugten Gewächse werden dann durch sich selbst wieder zeugungsfähig, indem sie das allgemeine freie Zeugungsprineip in sich in concreto aufgenommen haben, es in sich auf individuelle Weise gebun- den enthalten. Jede Form ist das Gepräge, der Ausdruck ei- ner besondern Idee des Lebens, und durch die Modification der materiellen Unterlage eine besondere, eine verschiedene. Was in den Pflanzen überhaupt mehr versteckt im Innern an- gelegt ist, sieht man in den Schwämmen mehr zu Tage kom- men; die lamellose, plattenartige Bildung ist in diesem Ge- schlechte auf das schönste und einfachste zugleich dargestellt. Der Stiel derselben ist gemeiniglich sehr faserig, zertheilt sich oft leicht wie Faserstoff und Asbest, im Hute ist die weisse Substanz meistens porös; diese poröse, dem sogenannten Marke der Pflanzen ähnliehe Substanz senkt sich ein in die Mitte der Blätter, an diese legt sich zunächst eine nach den Species mehr oder weniger verschiedene, dunkle, graue, bräunliche oder schwärzliche Schicht, und diese wird aussen vom Epi- thelium überzogen, als eine Fortsetzung des Epitheliums des Stiels und Hutes. Die Löcher- und Stachelpilze scheinen eine ähnliche abwechselnde Lagerung kund zu geben. Im Innern eines phallusartigen Pilzes sah ich eine Figuration, die auffal- lend dem Corpus dentatum im kleinen Hirne ähnelt, wie die Abbildung zeigen wird. So möchte denn schon nach dieser Beobachtung der Schluss erlaubt sein, dass alles Bestelien lebender Geschöpfe nur durch den beständigen Act einer zusammengesetzten, aber antitheti- schen oder auch nur contrastirenden Thätigkeit bedingt werde: Die Resultate der Chemie, nach denen binäre Verhältnisse in den uuorganischen Gebilden, ternäre in den pflanzlichen, und qualernäre in den thierischen obwalten, sprechen dafür, deut- 152 licher noch möchte aber die Construction, als real gewvordener Urtypus, die durchgehends sich. bemerklich machende Analogie der Zusammenfügung dafür sprechen. j Bei den Flechten zeigt sich die Plallenbildung in dem Fruchtteller am einfachsten, indem eine grüne Substanz zwi- schen einer oberen und unteren Scheibe sich befindet, so z. B. ist am Apothecium der Parmelia parietina die obere Schichte des Tellers gelb, die mittlere grün, die untere weiss. Diese Einrichtung stimmt mit der der Pilze überein, ‚nur dass die Belegungssubstanz von anderer Farbe ist, und erinnert unwill- kürlich an die Eigenschaften des Electrophors. , In den besen- artigen Flechten, wo die Reiser hohl sind, nimmt. man inwen- dig eine bräunliche, kreisförmige Schicht wahr. In jedem Blatte höherer Pflanzen wiederholt sich diese Bildung, indem ein grünes, körniges Parenchym, als Analogon der Rindensub- stanz, von innen aus das untere und obere Epithelium belegt, und so eine Flächenkraft für plus und minus darstellt, wenn man sie noch nicht mit einem bestimmten Namen be- nennen will. Ueberall in jedem Stengel, Zweige, Aste und Stamme tritt diese schichtartige Construcloin vor die Augen. Schon Kieser deutete längst in seiner Phytonomie auf einen galva- nischen Process zwischen Holz - und Bastkörper hin, und be- trachtet man genauer den angegebenen Bau, wird man unwill- kürlich zu dieser Ansicht hingezogen. Ausgezeichnet schön z. B. sieht man die Schichtung im Holze der Weinreben. Auch in den Früchten kommt sie vor, aber am meisten und lehrreichsten in den Wurzeln. Hier ist die Plattenschichtung zweier verschiedener Substanzen, einer helleren und dunkleren, festeren und weicheren, nicht allein in den r.gelmässigsten Radien durchgeführt, sondern es zeigen sich auch noch con- centrische Ringe, gleichsam wie Knoten in schwingenden Sai- ten, wie Interferenzen in den Wellen des Lichis und Wassers, die wohl die Ausgleichungs- und Rulıestellen zweier Thälig- keiten, einer centrifugalen und cenlripelalen, bezeichnen mögen, 153 Mit dieser Formätion stimmt, der. Idee und dem Archetyp nach, die der Aurcola mit ihren Iöfen auffallend überein. Die Ausdehnung der Platten nach der Länge und Breite be- geündet das Wachsthum. Wenn nach dem allgemeinen Schema der Natur eine Thäligkeit: von innen nach aussen strebt, und eine andere von der. Peripherie nach innen, wenn dieser An- nalıme die beiderlei Pigurationen des Eleetrophors enisprechen, so wird es sich in dem pflanzlichen Gebilde, gleichwie im höchsten auf diesem Planeten wieder finden, und sich. das Wachsthum nach der prästabilirten, idealen Form des: regie- venden und geslaltenden Prineips nicht schwer erklären lassen. Das Wachsen ist nicht allein von äusseren Dingen, wie Licht und Wärme, herzuleiten, nur ist deren Einwirkung zur Anre- gung des inneren, selbstständigen Lebens nöthig, um die gal- vanischen Spannungen zu verstärken. , Diese müssen nicht al- lein die Thätigkeit der Gefässe unterhalten, sondern auch de- ren Inhalt, den nährenden Stof! nach der ihnen inwohnenden Form reprodueiren. Die Fortdauer der Einsaugung kann nur, wie Oken sagt, auf die Zersetzung ‚der Stofle, mithin auf dem galvanischen Processe oder der Lebenspolarität beruhen. Dass in den Pflanzen ein electro-magnelischer Process Statt haben müsse, zeigt sich schon darin,’ dass die Wurzel slels einer und derselben Riehtung folgt. Für die Pflanze ist die Wurzel, was für das Thier das Gehirn; jene hat einen Zug nach dem Erdgeiste, schwebt der Duukelheit zu, dieses dem Sonnengeiste, dem hellen, und zeigt daher ein mit ihm ver- wandtes Leben. Von der Constraclion, davon, ob im Kraute, Holze, im Saamen und in der Wurzel bei veränderlichem basischen Stofle der Plus- oder Minusfaelor vorherrscht, wird sich bei grösse- rem Studium einst herleilen lassen, worin die Verschiedenheit ihrer Wirkung auf. die Faeloren des Blut- und Nervenlebens begründet, warum sie bald erhöhend, bald herabstimmend, bald gillig, bald nicht giftig ist. In den Pflanzensaamen, die ieh dem Froste ausselzte, konnte ieh keine blallarlige Struclur 154 wahrnehmen; nur bei einem Wallnusskern bemerkte ich ein- mal einen blättrigen Bruch, ‘ob dies zufällig war, blieb mir zweifelhaft. Fast möchte ich nach den Versuchen vermuthen, dass den Saamen der Plattenbau nicht eigen sei. Eigenthüm- lich ist und Aufmerksamkeit verdient der Bau der Muscatnuss, welcher grosse Aehnlichkeit mit den Hirnwindungen hat. Die schildföürmige Nux vomica ist mit einem Filze feiner wie Seide, und im Sonnenlichte wie Tomback glänzender Härchen dicht umzogen, dann folgt eine schwarzbraune Rinde, umgeben von einer bräunlichen Haut, über der weissen Substanz, die mehr zellig zu sein schien, und durch Gefrieren keine blätterige Textur zeigte. Unter den Wurzeln mögen nur einige beispielshalber aus- gezeichnet werden. In der Rhabarberwurzel herrscht keine regelmässige, sondern eine sehr complicirte Lagerung von weis- ser und gelber Substanz. Bei einer Wurzel des Calamus aro- malicus schien nur am untersten Ende eine schichtartige Bil- dung zu sein, weiter aufwärts ist sie durchgehends porös wie bei Löcherschwämmen, nur in der Mitte findet sich eine kreis- förmige, mehr gelbliche Abtheilung; auch bei Rubia tinctorum ist diese poröse Beschaffenheit anzutreffen, nebst einer sehr dunkelbraunen starken Rindenbelegung innen und aussen. Sehr deutlich ist die strahligte Schichtung bei den gelben und weis- sen Rüben, den Runkelrüben, Radiesen, Rettigen, Georginen, ferner bei den Wurzeln von Columbo, Consolida, Gentiana, Saponaria, Tormentilla, Cynoglossus, Inula, Cichorium u. s. w. Eigenthümlich ist die Wurzel der Bryonia, sehr schön die Structur der Wurzel von Imperatoria, Angelica, Ononis, am allerschönsten erschien die plattenartige Gliederung und Bele- gung in der Wurzel von Liguslicum levisticum. Auch die Analogie, die man in vielen thierischen Organen antrifft, darf nicht unerwähnt bleiben, um inne zu werden, wie weit sich die Nalur in dieser Bildungsweise gefällt.” Her- vorgehoben seien hier z. B. die Nieren und Nebennieren, der Pecten im Vogelauge, die Faltung der Sehnerven bei den Fi-. 155 schen, wie nach Carus bei Cyprinus rulilus, die Uvea, die Crystalllinse, die kammartigen Antennen der Insecten, die Kiemen, die Zunge u. s. w. Es liegt nahe, zu vermuthen, dass Drüsen, Leber, Milz, Lungen, nur unter verschiedener Form, eine analoge Anein- anderreihung von Gegensätze vermittelnden Plättchen, Häut- chen, Cylindern oder Röhren enthalten, wie denn die Lage- ‚rung der Häute des Magens und Darmcanals, oder wie im ersten Embryoleben die seröse Haut, von der aus das Nerven- system und die Schleimhaut, von der aus Darm- und Ath- mungsorgane sich bilden, auf ähnliche Gegensätze schliessen lassen, wodurch im Gesammtleben jedem Organe eine Vita propria, eine gewisse Salbstständigkeit zukommt. Es dürfte auch auf die Schmetterlingsflügel hinzudeuten sein, deren obere Fläche gemeiniglich von der unteren in ihrer Zeichnung ver- schieden ist. In Hinsicht der Nebenniere verweise ich auf meines Soh- nes Diss. de glandul. suprarenalibus, Göttingen 1839. Vor- trefflich sieht man die lamellose Schichtung derselben beim Ziegen- und Katzenfötus. S. d. d. Abb. Die Aehnlichkeit des Strahlenkranzes im Auge mit der Bildung der Blätterpilze, besonders wenn die Blätter von schwarzer Farbe sind, ist nicht zu verkennen, eben so wenig wie mit der Gehirnbildung. Wenn ein Blitzschlag Pilze her- vorruft, so reprodueirt der innere Lichtprocess, der organische Blitz im ersten Werden die Gebilde des Auges nach einer ähn- lichen, nur höheren plastischen Idee. Es ist merkwürdig ge- nug, dass, wie in den Blätterpilzen grössere Blälter mit klei- neren ziemlich regelmässig abwechseln, eine ganz ähnliche Ab- wechselung auch im Strahlenkranze vorkommt, wohl andeu- tend, dass hier der Factor der Expansion und Contraetion wechselweise thälig ist. Vieles spricht dafür, dass der nega- tive Factor nicht als blosse Negation, als eine verminderte positive Kraft, sondern als ein anderer und in sich selbst- sländiger zu betrachten sei. Ein materielles Werden ohne 156 Gegensätze lässt sich schon’ theoretisch nicht denken, der Or- ganismus aber bestätigt die Richtigkeit der Theorie. In den Ciliarnerven tıilt dieser Doppelfaclor so deutlich hervor, indem der Antheil, den der N. oculomolorius hergiebt, den Plusfac- tor, den der Bewegung nach aussen, der Antheil aber, den der N. trigeminus liefert, den Minusfactor, den der Bewegung nach innen, der Empfindung, constiluirt, Auf ähnliche Weise kommen bei Raja torpedo Aeste vom N. vagus und N. trige- minus am cleetrischen Apparate zusammen. ' Es findet zwi- schen den Nerven der Vorder- und Hinterstränge ein bestän- diger Confliet, ein Courant Statt. Es würden aber wenige or- ganische Verhältnisse sich erklären lassen, wenn man nur Ein eursirendes Fluidum annähme, wo alsdann das kleine Gehirn nur als ein passives Organ, nur mehr als Analogon des rech- ten Uerzventrikels anzusehen wäre. Der zwar älınliche, aber doch verschiedene Bau beider Hirnsphären lässt bestimmt ein zwar ähnliches, aber verschiedenes Agens annehmen, so dass in beiden ein Ausströmen sowohl wie Einströmen vor sich geht. Die Antithese in den einzelnen organischen Funelionen, die aber erst durch Synthese zur organischen Wirksamkeit fortschreitet, ist nur Folge der allgemeinen Antithese vom grossen und kleinen Gehirn, deren plastische und fuuclionelle Synthese in der Brücke und im Vierhügelsystem sieh findet; die Combinalion beider Factoren setzt sich in den Vorder- und Hintersträngen des Rückenmarkes fort, und das sympa- thische Gangliensystem tritt als ein drilles aus zweien, als ein vitaler, dem Leben beigegebener Magnelismus hinzu, denn in der schönen Verkettung erhält jedes Ganglion, jeder Plexus einen + und — Faclor, worüber mehr in einer längst angeleg- ten Arbeit über die Pathologie des Gangliensystems. Was für das weisse Mark die aschgraue Substanz, ist für die Relina und die Ciliarnerven die schwarze Substanz. Auch die Relina hat ihre Analogie im Gehirn, und es ist merkwür- dig, dass sie, wie der innere Strahlenkranz, gleiehfalls vorn in Zacken ausläuft, deren ‚Spitzen noch sehr zarle Fortsätze 157 an den Ciliarkranz der Uvea abzugeben scheinen. ‘In den Ral- ten oder Blättern dieses Gebildes, die aber eigentlich mehr aus zarten Netzen oder Maschen, ähnlich dem schwarzen Flor, be- stehen, häuft sich das schwarze Pigment, und dies dient als Belegsubstanz, die in dem Organe, das die Beleuchtung der Welt wahrnehmen sollte, den stärksten Conlrast und Gegen- satz darstellen, in sich selber aber ein dem objecliven ähnli- ches subjeclives Licht enthalten musste. Welche sponlane Lichtentwiekelung hier möglich ist, weiss jeder, der nur ein wenig an sich selber experimentirt hat, und worüber J. Müller und Purkinje so interessante und lehrreiche Untersuchungen angestellt haben. Die metallische vordere Plalte der Iris bei Amphibien und Fischen ist hier nicht zu übersehen. Bei Thieren, wo das Centralorgan noch zu wenig ausreicht, werden neue Hülfsmit- tel nöthig. Ein solches Hülfsorgan im Nervensysteme' zeigt sich am Rückenmark der Vögel, wo die auseinander tretenden Schenkel eine rhomboidale Zelle bilden, die mit grauer Sub- stanz ausgefüllt ist. In den Lymphherzen der Amphibien spricht eine ähnliche Idee der Natur uns an. Nach Treviranus ha- ben die Nachtinsecten violelte Kegel oder Keile im Auge, die wahrscheinlich dazu dienen, den inneren Factor des subjecli- ven Lichts zu verstärken. Die Crystalllinse zeichnet sich bekanntlich durch eine zahl- reiche Lagerung von gekrümmten Platten aus, sie wiederholt die Hirnstructur auf ihre Art. Wenn nicht in den Interstitien sich etwa noch eine feine Belegungssubstanz befindet, so möchte die Belegung der Uvea allein hinreichend genug sein, sie zu erhalten und den electrischen Lichtprocess in ihr zu unterhal- ten, Wäre nicht ein lichtarliges Element, der Acther, schon io der Linse und im Glaskörper, nie würde ein äusseres Ob- jeet diese Körper durchdringen und zur Relina gelangen; das- selbe ist aber der Fall bei allen durchsichtigen sogenannten unorganischen Dingen, wie Cryslalle, Glas, Wasser. Bemer- kenswerth ist, dass nach Berzelius sowohl der Humor vi- 158 treus als der Humor aquosus besonders Kochsalz enthält, das beim galvanischen Processe so thätig ist. Wo sich zwei Kör- per berühren, zeigt sich.immer wohl, nur mehr oder weniger erkennbar, eine Plus- oder Minusthätigkeit. Wird z. B. Eisen mit Zink oder mit einem zinkhaltigen Firniss verbunden, so ist das Eisen sogleich negativ und der Zink positiv electrisch. Auch die Structur der Zunge- will ich nur noch berühren, namentlich die einer Katzenzunge, die ich dem Froste ausge- setzt hatte. Hier erkennt man sehr deutlich oberwärts zwi- schen den Muskeln befindliche, schräg vertical hintereinander gestellte Platten, zwischen denen eine Substanz von fettiger oder gelatinöser Beschaffenheit gelagert ist. Der Kiemenbau der Fische ähnelt nicht wenig einem galvanischen Apparat, und die schöne Verlheilung der Nerven und Gefässe daran erinnert wieder an die wirklichen electrischen Organe dieser Thierklasse. Um dem Körper in dem dichteren Medium hin- längliche Lebensluft zu verleihen, bedurfte es eines verstärkten galvanisch- chemischen Apparats, um das Wasser zu zerselzen und sich den Sauerstoff anzueignen. Meerwasser muss um so kräftiger einwirken. Nach Berzelius ist der Sauerstoff der negativste electri- sche Stoff. Da er nie in Beziehung auf einen andern positiv ist, und da es nach allen bis jelzt bekannten chemischen Er- scheinungen wahrscheinlich ist, dass kein Element unserer Erde eleetronegativer sein kann, so legt er im eine absolute Nega- tivität bei. Er ist ihm auch in dem eleetrochemischen Systeme der einzige Körper, dessen electrische Beziehungen unverän- derlich sind. Die Radicale der fisen Alcalien und der alcali- schen Erden sind dagegen die electro - positivesten Körper. Dass der Wasserstoff hierbei die Hauptrolle spiele, ist zu ver- muthen, wenn auch noch nicht erwiesen. Die Polarität, sagt der grosse Chemiker ferner, müssen auch die kleinsten Theile haben, denn es lässt sich nicht ein Theil eines elementarischen Körpers denken, der nicht die Eigenschaften des Ganzen oder die einer Vereinigung mehrerer Theilchen zusammen hätte. 159 Jedes Atom hat also wahrscheinlich eine eleclrische Polarität, von welcher die electrochemischen Erscheinungen bei ihrer Vereinigung abhängen, und dann ungleiche Intensität die Ur- sache des Kraftunterschiedes ist, womit sich ihre Verwandt- schaften äussern. Die Körper sind eleetropositiv oder electro- negativ, jenachdem der eine oder der andere Pol darin vor- herrscht. Die chemische Verwandtschaft ist ihm mit allen ihren Veränderungen nichts anderes, als die Wirkung der elec- trischen Polarilät der Parlikeln, und die Eleetrieität die erste Ursache aller ehemischen Thätigkeit, die Quelle von Licht und Wärme, überhaupt die erste Thätigkeit in der ganzen uns um- gebenden Natur. Alles drängt, dem berühmten Autor beizu- slimmen, und man sollte überhaupt anfangen, die Natur we- niger hinter der Natur zu suchen. Wenn nun demnach das Electricon überall aus dem Hin- tergrunde der Natur hervortritt, so darf man dreist folgern, dass es im Gehirne eine besonders grosse Herrschaft habe. Durch die vorliegenden Untersuchungen sind dieser Annahme bedeutsame und bestimmte Gründe hinzugefügt. Die animali- sche Eleetrieität wird durch die der Fische, die ein eigenes Organ dafür haben, über allen Zweifel erhoben. Neuere höchst schätzbare Beobachtungen darüber müssen wegen des hier vor- gesetzten Zweckes als Autorität benutzt werden. In dem Jah- resberichte von Berzelius 1836 und 37 wird mitgetheilt, dass Linari bei seinem Experimente an Raja torpedo schon wirkliche Funken erhielt, und Matteuci zu folgenden Resul- taten gelangte. Wenn auch die Haut des eleotrischen Organs weggenommen wird, erhält mau Schläge, ja selbst wenn Schichten abgeschnitten werden. Die Intensität des Schlages nimmt in dem Maasse ab, als man die Zahl der Nervenfäden, welche zum electrischen Organ führen, vermindert. Der Schlag geht immer so, dass die positive E. vom Rücken zum Bauclı geht; Reizung des Gehirns giebt ausserordentlich starke Schläge. Jedes der beiden Organe kann für sich einen Schlag geben, so wie gemeinschaftlich, aber nur im Zusammenhange mit dem 160 Gehirn. Dies hat vier sogenannte Lappen, der- längste yach hinten scheint besonders die EBleelrieität zu entwickeln. Ist das Thier eben gelödtet, und zeigen sich keine Zeichen von Entladungen oder andern Lebensfunclionen. mehr, und wird der Schädel geöffnet und dieser Lappen gereizt, so giebt das eleelrische Organ Schläge, die stärker sein können, als sie der Fisch sonst gab. Das Ucbrige des ilirns hat nicht das Ver- mögen und kann weggenommen werden, ohne Wirkung auf die Schläge, wird aber der eleelrische Lappen weggenommen, so hat alle Eleetrieitätsentwickelung aufgehört. - Wird die rechte Seite der Oberfläche des Lappens gereizt, so giebt das rechte Organ Schläge und umgekehrt; sie gehen alle normal, d. h..+E. geht vom Rücken zum Bauche. Wenn durch Rei- zung der äussern Seile keine, Schläge mehr entstehen, so ent- stehen durch tiefere Reizungen noch Schläge, aber deren Di- reclion ist nicht normal, sondern bisweilen umgekehrt. Ei- nige chemische Versuche zeigen die Gegenwart derselben Thier- stoffe in dem electrischen Organ, die im Gehirn und Nerven- mark enthalten sind. M. glaubt ausgemittelt zu haben, dass Nervensubstanz und Blut im lebenden Zustande die electri- schen Erscheinzngen durch Contaet hervorbringen. Nach unserer Ansicht, die wir gern weiter ausgeführt oder berichligt schen, geht in der Rindensubstanz, wo sie aussen und innen als Belegung vorkommt, der eigentliche ani- male electrische Process vor sich, die: weisse Marksubstanz nimmt das Agens auf und leitet es, wird: Diener-und Träger eines höheren Prineips. Die Zirbel, welche im normalen Zustande eine sehr feine Rindensubstanz besilzt, und die Nuclei und Plexus choroideus, welche zwar eine ötwas verschiedene und hellere, aber sieher zu ähnlichem Zwecke bestimmte Substanz enthalten: (sie ent- arten in ‚grossen Hirnkrankheiten leicht), finden siehian' Stel- len des Gehirns, wo-ganz besonders die wichligsten 'Funetio- nen vorwalten.. Blut- und Markleben: hat hier seine grösseste Intensität; und daher betrachte ich die Sandbildung um so 161 melır als das Product eines eleclrochemischen Processes. Seit meiner Entdeckung des Sandes im Plexus choroideus, der auch zuweilen, jedoch sehr selten, im Plexus medius vorkommt, haben lange und viele Beobachtungen gezeigt, dass er; wie der der Zirbel, ohne allen Zweifel zur normalen Bildung gehört, sein Mangel, der mit mangelhafter Gehirn-Evolulion zusam- menhängt, als Abnormität zu betrachten ist. Bei lange dauern- der vermehrter Thäligkeit des Gefässsystems fand ich meistens eine vermehrte Ablagerung dieses Sandes, auch im Allgemei- nen eine Zunahme mit dem ‚Alter.. Oft trifft man hier kalk- arlige Parlikeln und Conglomeräte an, einige ‚Male, fand. ich diesen animalischen Kalk noch.in Nüssigem- Zustande an, wie Kalkmilch. Wenn man das Protoxyd des Calcium hoher Tenı- peratur unlerwirft, so erzeugen sich verglasete Kigelchen 'von gelber Farbe, durch die V olta’sche Säule wird es in Oxygen und Calcium decomponirt. "Die. Entstehung und Vermehrung des schönen, durch seine runde Gestalt sich auszeichnenden Hirnusandes steht direct. mit) ‚der. grösseren Einwirkung des Sauerslofles in Verbindung; die so ungemein häufig in dem Plexus choroideus vorkommmenden Hydaliden möchten. dage- gen mit einem Vorherrschen des IIydrogens in Kugamnenhat gebracht werden. Um die chemischen Eigenschaften der. Rindensubstanz ige: nauer kennen zu lernen, würde es nölhig sein, sie ganz und gar von der weissen Marksubstanz zu trennen; wie schwierig dies ist, zeigt die hier gegebene Beschreibung des lirnbaues. Am besten würde man verfahren, wenn man Aus den grossen Ganglien des Hirns die graue Substanz sanmelte, indem; sie bier mehr rein ia Masse vorkommt. ‘ Analogisch, nach den che- mischen Analysen von Oelen,; dem’ Elain und Stearin,, zu schliessen, möchte‘ woll Kalium, und Natrium und Wasser- stofl darin vorherzschen. . Lasseigne’s Analyse ergab. Sol- gende Resultate; Mäller’s Archiv, 1841. 11 162 Rindensubstanz. Marksubstanz. Wasser 85,0 73,0 Eiweiss 7:6 9,9 Farbloses Fett 1,0 13,9 Rothes Fett 37 0,9 Fleischextraet, Milchsäure, Salze 1.4 1,0 Erdige phosphorsaure Salze 4,2 13 Da es nun Zweck der Respiralion ist, Sauerstoff in den Organismus einzuführen, so ist die Rindensubstanz durch eine wunderschöne Einrichtung so vervielfältigt und mit so unzähl- baren Gefässen begabt, dass es keinem offenen Sinne mehr entgehen kann, wie sehr der Naturgeist darauf dachte und dahin 'strebte, den Zugang des Sauerstoffes zu vermehren. Blut- und Nerventhätigkeit sind überall die Bedingungen des animalischen Daseins, und gewiss auch des vegetabilischen, nur in anderer Form, indem der Träger des Electricons nur der Materie nach ein verschiedener ist. Den höchsten Gipfel er- reicht die Combination von Blut- und Markleben im Gehirn, 50’ wie im Auge, wodurch denn das Lichtleben seine höchste Intensität erreicht, Nach Bichat’s Versuchen tödtete die Einspritzung von Venenblut in Hirngefässe auf der Stelle. Bei dem Zitterrochen verläuft mit jedem Nerven zugleich eine Ar- terie und Vene zu den electrischen Zellen, und Girardi fand die Zitterrochen weit blutreicher als die übrigen Rochenarten, Wenn man in möglichst frischem Zustande das Innere des Ge- hirns beobachtet, so wird man finden, wie gewisse Gegenden; wo besonders kräftige Functionen vorherrschen, von ungemein zahlreichen feinsten Arterien durchzogen werden, z. B. meh- rere Stellen des Mittellobus, des Corpus dentatum und die Medulla oblongata. Auch die Ganglien des sympathischen Sy- stems, namentlich des Plexus solaris, erhalten sehr viele feine Arterien. Nach meinen zahlreichen pathologischen Untersu- ehungen über diesen Theil des Nervensystems kommt nicht selten Atrophie und sonstige Entartung der grauen Belegungs- substanz vor. Im Lebensprocess der Rindensubstanz würde 163 also der Zweck höherer Lebensformen auf das innigste erfüll hier geschähe die Reproduction der feinsten Stoffe, welche die Begleiter des Biolicons sind, hier würde das animalische Elec- tricon immer von neuem erzeugt, und dadurch die Thätigkeit in allen Theilen des Organismus, in den soliden wie flüssigen, das Zusammenwirken von Blut- und Nervenagens, der Kreis- lauf im Gefäss- und Nervensystem (denn sicher ist auch in iesem eine fortwährende Circulation) unterhalten, Dies dua- Ineinandergreifen in der physischen Lebenssphäre lässt auf ein ähnliches Verhältniss in der psychischen Sphäre schlies- sen, so dass, wie ohne Blut- und Nervenkraft kein organi- scher Lebensprocess denkbar ist (in den Pflanzen sind nur die Stoffe verändert), auch kein geistiges Leben ohne die Annahme von zwei Factoren, von Leben und Geist, gedacht werden mag, die zwar beständig nach Einheit streben, ohne Eins zu sein. Sehr wenig sind die ins geistige Leben eingedrungen, die es olıne diese Trennung und Vereinigung zu verstehen meinen. Die Anwendung der Electricität und des Eleetro- magnelismus auf die Bewegung hat begonnen, die Resullate, die künftig daraus horvorgehen werden, lassen sich ahnen; mit 320 Platten brachte man auf der Newa ein Boot selbst gegen den Strom in Gang. Wenn auch im Gehirn die eleetromag- netische Kraft eine von der der allgemeinen Natur noch ver- schiedene wäre, so ist sie doch wahrscheinlich eine analoge; aus der Analogie der Construction scheint aber eine Analogie der Funelion zu folgen. Lässt sich überhaupt annelımen, dass die allgemeinen physischen Kräfte von den organischen wesentlich verschieden sein könnten? Ist der Mechanismus, die Blectrieität nicht die Wirkung einer und derselben Grund- kraft? Wir schen bei den electromagnetischen Versuchen, welche Eigenschaften die Spirale besitzt, und sehen wir nicht merkwürdig genug, nach den hier gelieferten Beobachtungen, wie auch im Gehirn die Wirbel- und Spiralform herrscht, die auch noch in den Chordensystemen hier und da vorkommt. Cartesius, ein geborner Philosoph, sah sich genöthigt, seine Ar 464 Wirbeltleorie ‘zu ‘erfinden, die von Bernouilli und Leib- nitz vertheidigb wurde. ' Sei dem, wie ihm wolle, die Anlage dazu im. Gehirn lässt 'auf ‚ein allgemeines, Naturgesetz' dreist schliessen. Der Hauptconductor der, gesammelten, gesammten Hirnkraft, wie ich in einem physiologischen Versuche über. die Hirnfunetionen. darzulegen mich bemühen werde, scheint be- sonders die wunderschöne, plattenförmig dicht aneinander ge: schichlete, aber zugleich um sich gewundene: Markkelle e zu sein, die mit ‘beiden Enden des Balkens in Zusammenhan stehend, sich durch die Corpora 'siriala und Ihalami zieht, und die man mit Recht. die grosse Markspirale nennen kann. "Nach Bernouilli ist die Vis motrix viva; quae molum actu pro- dueit, aliquid reale et substantiale, quod per se subsistit, et quantum in se est, non dependet ab alio. Und wie gross ist diese Potenlia movens, diese Vis viva beim Heben, Tragen, Zie- hen, Stossen, Drehen u. s. w.? Welche Kraftentwickelung zeigt sich z, B. in den Künsten der Seillänzer, welche Be- wegfähigkeit in den Fingern der Tonkünstler, welche Volubi- lität in ‘der Sprache! Die grosse Markspirale findet sich bei Säugelhieren immer, aber weiter abwärts immer geringer aus- gebildet, sehr. kräfig ist sie, nach meinen Beobachtungen, noch beim Pferde, auch beim. Esel, Affen, Ochsen, bei der Ziege u..s. w. Ihre höchste Entwickelung erreicht sie aber erst im Menschen. Nach Lenz Untersuchungen (s. Bevzelius Jah- resbericht 1836) verhält sich die electromotorische Kraft, wel- che ein Magnet in einer Spirale erreget, bei gleicher Grösse der Windungen und bei: gleicher Dicke und Materie des Draths, woraus die Spirale gemacht ist, direct wie, die Anzalıl der Windungen. Ist die Linie das Bild der besonderen Richtung, der Kreis das des Geschlossenseins, so ist die Spirale das Bild der Geschlossenheit, und Erschlossenheit zugleich, ‚es ist hier Concentralion, ein Insichsein und eine Excenlvieilät, eine Be- wegung aus sich heraus, in höherer Beziehung wieder das Bild der Zeit und des Willens. Sinnig hat Carus in seiner fort- schreitenden reichhaltigen Physiologie auch die Bedeutsamkeit 165 der Spirale anerkannt; die Ideen des Geistes treten uns aus der Natur wieder enigegen, wer möchle die präslabilivte Har- monie noch leugnen, diese zu finden ist ja selbst die eigent- Hehe Aufgabe der Plıysiologie, es ist daher erfreulich, hier wieder die ideelle Construelion plastisch realisirt zu sehen. Die Identität des Lebensprincips und: der Eleeltieität ist icht zu beweisen, auch durchaus nicht wahrscheinlich, ; aber ist’ sie des Lebens dienstbarste Gehülfinn. Die erlich wieder von Dutrochet, "Kallmann, besonders Condret (Recherch. med. physiologiques sur Peleetrieite ani- male. 1837) und Anderen dafür angeführten Thatsachen mö- gen nur erwähnt werden. Ein angesehener Arzt’ kann, wie er versicherte, willkürlich in seinen Fingern elecirisehe Strö- mungen erregen. Ich kannte einen Arzt von kleiner Statur; der, wenn er selbst bei Tage in nur ein wenig verdunkeltem Raume sein schwarzes Haar strich, eine wahrhaft sprühende Fontäne von electrischen Funken zu jeder beliebigen Zeit her- vorlockle. Ein verstorbener Freund, auch Arzt, der an Gicht litt, konnte den Schmerz willkürlich versetzen, wenn er, nach- dem er das schmerzende Knie gerieben, die Hand auf das ge sunde Knie legte. Dass die. Werkstätte, wo diese elementare Naturkraft besonders thätig ist, im Gehirne zu suchen sei, liess sieh freilich im Voraus vermuthen, weil der Geist von hier aus auf sie wirkt; durch die gegebene. Beschreibung seiner Eonstruction scheint diese Vermuthung nun gesichert zu sein, Aber auch alle anderen Organe sind’ so conslruirt, dass sie die von dort angeregie Thätigkeit in sich selber fortsetzen, unter- halten und modifieiren, indess stets und durchaus abhängig bleiben. Ob das grosse Hirn eher ein eleetrisches, das kleine elier ein galvanisches Element erzeuge und unterhalte, oder jenes nur den positiven, dieses den negativen Factor vermillle, worin die Opposition des grossen und kleinen Hirns bestehe, und daraus ihre notwendige Wechselwirkung hervorgehe, darüber sei die Hypothese der Zukunft überlassen, 166 Beiläufig sei bemerkt, wie ich seit einer langen Reihe von Jahren die Ansicht hege und sie begründen zu können hofle, dass im Rindenprocesse und in der Opposition und Wechsel- wirkung des grossen und kleinen Gehirns, sowie des davon abhängigen Apparats der vorderen und hinteren Rückenmarks- stränge, die Ursache des Schlafs gesucht werden müsse. Die Lösung dieses organischen Räthsels ist ohne jeden Zweifel die höchste Aufgabe der Physiologie, und nicht minder der Psy- chologie, die Hauptangel, um welche sie sich drehen, weshalb jeder Versuch, das Räthsel zu lösen, ja jeder Irrthum ein Ge- winn ist. : Auch ‘die Entstehung und Unterhaltung der thierischen Wärme ist bislang nicht genügend aufgefasst worden; auch sie seheint besonders von jener Wechselwirkung abgeleitet werden zu müssen, Die Organisation der kaltblütigen Thiere, der Am- phibien und Fische, sowie der unter diesen stehenden Klassen, spricht sehr für diese Annahme, sowie eine Menge pathologi- scher Beobachtungen. Unter diesen sei nur berührt, dass bei Irren sehr häufig eine amphibienartige Kälte der Haut vor- kommt, die in vielen Fällen so blau werden kann, als wäre sie durch Winterftost von aussen her so geworden; zwar hängt dieses meistens mit bedeutenden Entartungen der Lungen zu- sammen, aber die wahre Ursache ist mangelhafte Innervation vom Gehirne aus. Bei der besten Beschaffenheit der Lungen bemerkt man nicht selten, dass durch partielle oder mehr sich verbreitende Destructionen im Gehirn die Temperatur des Kör- pers mehr oder weniger eine Abnahme erleidet. Fische und Amphibien ‚besitzen höchst geringe Rindensubstanz, auch‘ ist das kleine @ehirn verhältnissmässig weit weniger entwickelt, womit ihre geringe Empfindlichkeit zugleich in Verbindung steht. Ob etwa bei den Fischen die ionerhalb des Schädels oft so angehäufte fellige, öligle, Substanz zum Ersalze dev Rinde diene, ob sie den Zweck der Isolirung habe, diese Fragen wage ich nieht zu beantworten. 167 Da der Rindenprocess für das Leben des Gehirnes und so des ganzen Organismus von so grosser Wichtigkeit ist, so müs- sen krankhafte Abweichungen in demselben sehr nachtheilig einwirken, und dies bat die pathologische Anatomie schon hinlänglich bestätigt. Je näher der Geburt, je weicher und dunkler ist die Hirn- masse, und es hat den Anschein, als ob die Rindensubstanz sich wie ein Schälten durch das Ganze hindurchziehe, ähn- lich den grossen Hemisphären des Vogelhirnes, das auf dieser Stufe stehen bleibt. Am Holze sieht man Achnliches, je jün- ger, je grüner. Mit dem höheren Alter tritt das Gegentheil ein, die Masse wird im Allgemeinen fester, das weisse Mark in der Regel elwas gelblicher, die Rinde blasser; doch salı ich Gehirne von Greisen, die sich noch durch Schönheit der Färbung und Consistenz auszeichneten.! Zeichen des verfrühe- ten Alters giebt es im Gehirne so gut, wie an der Aussen- seite. Im Anfange des Lebens hat der Faclor der Fluidität, der Wasserstoff, ein bedeutendes Uebergewicht, erst‘ mit der Zunalme des Respirationsgeschäfts nimmt er allmählig ab, und der Factor der Cohäsion, der Sauerstoff, wird immer mäch- tiger, womit denn grössere Festigkeit und Weisse des Marks die Folge sein ‚müssen. In den relativen krankhaften Miss- verhältnissen dieser Art sind die Ursachen der Erweichung und Verhärlung des Organs, die partiell und allgemein so häußg vorkommen, zu suchen, Ein Stehenbleiben des Marks auf früherer Stufe ist: beob- achtet, doch mag es sehr selten sein. ‘Bei einem siebenjähri- sen Knaben (s. Rust’s Magazin 1832, Heft 1.) fand sich die Rinde fast bis an die-Ventrikel, besonders auf der linken Seite ausgedehnt; der Kranke war stumpfsinnig und ohne Sprach- fähigkeit. Nach eigenen vielfältigen Beobachtungen weicht die Rinde bei Irrsinnigen sehr. häufig ab, theils durch grössere Weich- heit oder Härte, theils durch hellere oder dunklere oder ver- schiedene Färbung, ohne dass jedoch darin allein die Krank- 168 heitsursache anzunehmen ist. Zuweilen spielt sie ins Rosen- artige; mitunter ins Violette, jedoch selten; einmal sah ich sie fast ganz schwarz bei einer'an Krebs der Brüste leidenden Person, ‘als wirkliche Metamorphose der Rindensubstanz. Eine Abweichung an der gezackten Rinde im Corpus dentatum, die ganz olivgrün gefärbt war, sah ich zweimal, ohne dass in der übrigen Rindensubstanz eine Abweichung oder sonst eine Zer- setzung überhaupt Statt gefunden hätte. Manche Entfärbung und Erweichung tritt erst mit und schnell nach dem Tode ein, wenn das Organ lange gelitten hatte und langsam abge- storben war,® Nach langwieriger Manie pflegt eher Erhärtung und blassere Farbe der Rinde vorzukommen, doch kann sie in Folge der lelzten Krankheit in einen gewissen Grad von Er- weichung übergehen, eine Unterscheidung, die sieh durch Auf- merksamkeit lernen lässt. Das Erblassen der Rinde zeigt sich in manchen Abstufungen, bald ähnelt sie mehr der helleren Farbe bei den Thieren, bald spielt sie in ein 'hellbläuliches Weiss hinüber, das wie Chalcedon fast aussieht. Bei einem an Phrenilis Verstorbenen fand ich Mark und Rinde weit här- ter, und zugleich die lamellenartige Structur schon deutlich beim Bruche, ohne Präparation. In Zuständen melancholischer Depression erhält die Rinde dagegen häufiger ein dunkleres Ansehen, wird auch meistens weicher, besonders wenn Dyscrasie und ein tiefes Lungenlei- den (die häufigste Complication) damit in Verbindung ist. Die graue Substanz im Corpus striatum und'thalamus fin- det man zuweilen sehr geröthet; dies schien vorzüglich der Fall zu sein, wenn Erweichung beginnen wollte. ‘Keine an- dere erweicht und entfärbt sich so leicht; wie die des Corpus striatum. Der zarte Marküberzug desselben zeigt zuweilen eine ähnliche grünliche Farbe, wie die Bauchdecken, die wohl erst nach dem Tode eintreten kann, Bei einer gewissen Dis- position zerfällt gewiss oft das Hirn beim Sterben schon und gleich nach dem Tode ungemein schnell, 'so dass dieser Um- | ir 169 stand bei der pathologischen Beurtheilung nicht zu vernach- lässigen ist. Der dualistische Lebensprocess im Gehirn hat seine festen Evolutionsperioden. Die 1ste Periode scheint sich durch die bestimmtere Abscheidung der grauen und weissen Substanz, die Zahnentwickelung und die stärkere Ausbildung der Am- monshörner auszuzeichnen. Die 2te ums siebente Jahr giebt sich kund durch genauere Ausbildung der Chordensysteme und durch die Erzeugung des Zirbelsandes, als Folge eines regeren Lebens, einer stärkeren Wechselwirkung Ob der Sand im Plexus choroideus auch gleichzeitig mit dem der Zirbel sich erzeugt, ist mir ungewiss geblieben, nach ein Paarvon mir untersuchten Fällen wäre es zu vermuthen. Es scheinen in dieser Periode noch Veränderungen in der feineren Organisation vorzugehen, die interessante Aufga- ben für die Zukunft sind. Die 3te Stufe der Entwickelung, zur Zeit der Pubertät, glaube ich in der grösseren und inni- geren Wechselwirkung zwischen dem grossen und kleinen Ge- hirne suchen zu dürfen. Wie nach den schönen Untersuchun- gen vonMeckel im Embryozustande das kleine Gehirn später herankommt, so bleibt es auch in der ersten Jugend bis zu dieser Zeit noch etwas zurück, wie man aus manchen physi- schen und psychischen Zeichen abnehmen kann. Erst jetzt scheint ein relatives Gleichgewicht mehr hervorzulreten, Si%- rungen, Hemmnisse, Missgriffe des inneren Plastikers während dieser drei Perioden haben gar oft die nachtheiligsten Folgen für das künftige cerebrale Vereinleben. Eine beträchtliche An- zalıl von Seelenstörungen, ausser denen, die durch erbliche Anlagen schon oder durch: die gewöhnlichen Ausschlagskrank- heiten verursacht werden, hat ihre ersten Keime in diesen drei Perioden, am meisten in der ersten, wo sie gemeiniglich mit Kelampsie in Verbindung stechen; nicht so viele Fälle sind mir aus der zweiten Periode vorgekommen, ziemlich viele aber wieder aus der dritten, bei beiden Geschlechtern. “ 170 Durch Congeslion und Entzündung der Pia maler ent- steht leicht eine zu feste Verwebung oder Verwachsung mit -der Rinde, oft ohne einen bemerkbaren. Einfluss auf (diese. Da in Folge von entzündlicher Anlage der weichen Hirnhaut und der Plexus (besonders im kindlichen Alter) so,gern Was- sererguss eintrilt, so wird dieser krankhafte Process von ei- nem relativen Ueberwiegen des Wasserstofls herzuleiten sein. Bei grosser Ermaltung des Gehirns mit Erweichung, zumal wenn sie mit Entartung der Respirationsorgane im Zusammen- hang. steht, rieselt oft ein kalter Schweiss über das Gesicht und die übrige Haut in den letzten Tagen und Stunden, ein tödtliches Zeichen, das auf eine ähnliche abnorme chemische Combination hindeutet. Die beiden entgegengesetzten pathologischen Zustände des Gehirns von zu grosser und zu geringer Cohäsion, von Ver- bärlung und Erweichung müssen sicherlich aus einem Missver- bältnisse beider-den electrischen Process begleitenden Elemente erklärt werden, indem mit anhaltender Vorherrschaft des Sauer- stofls Induration, mit der des Wasserstofls aber Malacie ein- treten mag, eben. wie beiderlei Zustände sich in psychischer Beziehung verschieden, kund geben. In der Regel fand ich bei solchen Seelengestörten, und sie machen die grössere Zahl aus, wo starke Tubereulose oder sonstige Entarlung der Lun- gen lange Statt fand, wo also durch den Athmungsprocess nicht gehörig der Sauerstoff dem Blutleben ‚mitgetheilt wurde, mehr oder weniger die Anlage zur Erweichung des Marks und auch wohl der Rinde, auch wirkliche Malacie in verschiedenen Graden. Diese krankhafte Wechselwirkung möchte ich fast für ein pathologisches Gesetz halten. Es scheint aber die spe- eifische Entartung des Lungengewrebes mit einer speeifischen des Hivns in gewisser Beziehung zu sein. Bei: näherer For- sehunpg möchte wohl nicht unwahrscheinlich werden, dass der Crelinismus, die Rhachitis und die Serofulose von ‚einer über- mässigen Hydrogenesis abhängig sind, Die Anschwellung der Drüsen, der Kropf, die zu grosse Porosität der Knochen, na- 171 mentlich die auffallend spongiöse Beschaffenheit der Schädel- knochen bei kretinartigen Individuen, wovon ich ein Paar lehr- reiche Exemplare aufbewahre, und andere Symptome sprechen wohl dafür. Das Vorkommen des Kretinismus in tiefen, spar- sam vom Sonnenlichte erhellten und erwärmten Thälern lässt ‚ wohl die Vermuthung gelten, dass, wie auch v. Iphofen schon wahrscheinlich machte, eine zu geringe eleclrische Be- lebung der Atmosphäre einen mächtigen Einfluss auf den Bil- dungsgang im Organismus haben müsse. Von den Medien, wodurch die Structur des dem Froste ausgesetzten Gehirns hin und wieder genauer hervortritt, möge noch Weniges hinzugefügt werden. Kupfer- und Eisenvitriol, dem: Brauntwein zugeseizt, ma- chen die lamellenartige Bildung ungemein deutlich, dasselbe ist der Fall mit den Chordensystemen, so dass man sie leicht mit blossen Augen mustern kann. ‚Bei dieser Gelegenheit sei es mir erlaubt, Anatomen und Physiologen auf diese von mir entdeckten Gebilde mehr aufmerksam zu machen, deren herr- liche Cönstruction, deren entschieden bestimmte Funetionen ich nun weit über 20 Jahre hindurch mit jeder Umsicht ken- nen gelernt habe und darlegen werde, Längst hat Heusin- ger in seiner trefllichen Bearbeitung von Magendie’s Phy- siologie mit gewohntem wissenschaftlichen Ernste diese neuen anatomischen Gebilde erkannt, auch durelhı Abbildungen zum Theil erläutert, indess ist, sonderbar genug, ihnen nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, welche sie mehr als ein anatomi- - scher und physiologischer Gegenstand auf diesem Planeten ver- I wie die Zukunft ohne jeden Zweifel lehren wird. Es giebt in allen organischen Formen bei gesundem Zustande keine mehr entschiedene, keine mehr bestimmte, als eben sie, und nur die beiden Siune, Gesicht und Gehör, haben eine so über- einslimmende Bildungsnorm. Die Funelionen, welche an sie geknüpft wurden, sind die wesentlichsten des Gehirns und die höchsten, welche diese Erde überhaupt geben kann, Durch die vergleichende Anatomie wird ihre Dignität durchaus be- 172 2 släligt und zugleich hervorgehoben und beweisend. ' "Wohl herrscht hier und da das Vorurtheil als möchten die Chor- densysteme zum Theil nur Falten, dann etwa wie durch Zu- fall entstanden sein; dem ist auf keine Weise so, denn es giebt, wie gesagt, kein Gepräge, was mit melır Regelmässig- keit nach unwandelbaren Geselzen ausgeprägt ist, indem ja die Geselze des Seelenlebens nur allein von ihnen "bedingt werden. Aber durch fehlerhafte Anlage, durch Krankheiten werden sie vielfältig mangelhaft, Sie sind in dem Organe, das bis in die feinsten Faserungen eine wunderbare Uebereinstim- mung bewahrt, die selbstständigsten Gebilde, ewige Typen für ewig beslimmte funelionelle Thätigkeit, eine Wahrheit, die Je- der von vorn herein schon alınden muss, der mit Auge und Sinn für die Natur sich dem Studium derselben Lingiebt. Grünspan hat die merkwürdige Eigenschaft, das weisse Mark, nicht aber die Rindensubstanz grün zu färben; diese wird fast noch gelblicher, eben wie auch die grüngelbe Sub- slanz im Rückenmarke. '* Diese. Beobachtung spricht für die Achnlichkeit' der beiderlei grauen Substanzen, so wie für die Verschiedenheit von Mark und Rinde. Die graue Subslanz im Corpus striatum und ihalamus, eben wie auch die gelbe Aureola wird durch Grünspan nicht verändert, dagegen die grosse Spirale schön grün gefärbt, Dasselbe ist im kleinen Gehirn der Fall. Kupfervilriol macht die Rinde etwas dunkler gelb, das Mark bläulich. Eine Auflösung von: salpetersaurem Silber färbt die graue Substanz blauschwarz, die weisse wird zwar verdunkelt, doch mässig, die Zusammenfügung beider Theile gewinnt aber an Deutlichkeit, Die blälterige Structur der Nebenniere wurde deutlicher, als zu einer Auflösung von salpelersaurem Silber Jodtinelur gegossen wurde, die schwarz und hart gewordene Substanz ward dadurch stalılgrau und weich. Kalitinetur schien auch Einfluss zu haben, um man: ches genauer erkennen zu lassen. — So schliesse ich denn mit dem Ausspruche unseres grossen Nalurpoelen, das als ein Ver- mächtniss für die Wissenschaft aufzunehmen ist: es ist ein be 473 gründeter Glaube, dass die Nalur kein’ Geheimniss hat, was sie nicht irgendwo dem aufmerksamen Beobachter nackt vor die Augen stellt, Erklärung der Abbildungen. Ta, V. und VI. Fig. 1. a und 2. Mehrere "gedrängt an ein: ander liegende \Vindungen, die vielfach gewundenen Markblätter und deren Üebergang in die Rinde des grossen Hirns zu zeigen. ‚Fig. 2. und 3. Zusammenbang der Markblätter mit der graugel- ben Rinde. Fig. 4. Schichtung des C. mammillare. Fig. 5. Schichtung der Mark- und Rindenblätter im Thalamus und ©. steiatnm bei einem Durchschnitt ven vorn nach hinten. a. Tha- lamus. db. ©. striat. ec. Grenzgürtel, sog. Hornstreifen. . Fig. 6. Zwei aneinanderliegende, aber getrennte WVindungen. Fig. 7. Ein Theil der gewundenen, geschichteten grossen Mark- spirale mit blattarligen Gegen- und Zwischenlagen von grüngelber Substanz. Fig. 8. Wagerechter Schnitt durch den vorderen Hügel, a. den Thalamus 2. und einen Theil des €. striat. ec, linker Seite, von einer Ziege. d. Die Zirbel. e. Trigonon pendulum. Fig. 9. Verticalschnitt dicht vor und etwas in der Breite, durch die äussere vordere Seite des rechten Hügels und dicht an und vor der Zirbel hinweg; leicht gelroren. a. Vorderer Hügel, 5. hinterer, ce. Zirbel, d. Schenkel za den Vierhügelu, e. Brücke, f. untere Mark- kette, Fortsatz der grossen Markspirale, g. braunschwarz punktirte Substanz, h. ovale zartgelbe Kernsubstanz, um die das Mark sich mehr kreisförmig schichtet, i. grau schattirte Lage neben und unter dem Kanale, Fig. 10. Längenschnitt durch die graue Kette des Ammons- horns, Taenia grisea und die nebenliegende Windung, die oben und unten mit grauer Rinde eingefasst ist. In der Mitte stossen beide Reihen der grauen Belegungssubstanz aneinander, und umgeben die obere und untere Zahnreihe; unter der unteren sieht man noch einen graueu Zwischenstreilen. j Fig. 11. Querdurchschnitt durch das Ammonshorn und die graue Kette. a. Der vorstehende Saum, Limbus des Ammonshorns, b.' des- sen Dark sich zwischen jener und der Rinde. der Windung fortsetzt, aus dem die Zahnreihen hervorgehen. Fig. 42. Queerschnitt durch das Ammonshorn im gefrornen Zustande a. graue Kette, 5, Saum, ce. Rinden- und Markblätter. Fig. 13. Ein Stück vorn aus dem Ammonshorn und der Ne- benwindung, nach der Länge geschnitten. a, Obenliegendes Mark 174 mit 2 Zähnen oder Zacken. b. graue Zwischenlage, e. drei Zähne der unteren Reihe, d. graue Gegenlage, e. onyxartiger Zwischenstreifen, f. äussere Rinde. Fig. 14. Längenschnilt in der Taenia grisea des Ammonshornes an deren hinterem Ende neben dem Wulste des Balkens 3 Zähne oben und unten zeigend, mit grauer Substanz belegt. Fig. 15. Transversalschnitt durch den Gyrus s. N. olfactorius eines Fuchses, als Schema des Ganzen im Einzelnen, des Grossen im Kleinen. Fig. 16. @Queerschnitt durch das Ammonshorn und die Neben- windung von einem Hunde. Fig. 17. Längenschnitt durch das Ammonshorn und die Taenia von einer Ziege, Fig. 48.: Durchschnittner. Colliculus im Hinterhorne. a. Aeus- sere Markdecke, d. onyxarlige Zwischenlage weisser Substanz, c, de- ren liegende WYindung. Fig. 19. Doppelkamm des Onyx. Fig. 20. Nebennieren einer Katze, der Länge nach durchschnit- ten. Unter der Oberhaut folgt die geschichtete Rindensubstanz von dunkelrothbrauner Farbe, daun eine weisse Zwischenlage, und darin die grosse bellgrau-bräunliche Kernsubstanz. Fig. 21. Durchschnitt eines Stücks aus einem Pilze, durch den Hut und die Blätter, willkürlich vergrössert ohne genaue Proportion der Theile zu einander, bloss um die Lagerung deutlich zu machen a. Epithelium des Huts. 5b. dunklere Lagen, c. hellere Zwischenlage dd. weisse Bögen, deren spitze Ausläufer in die Blätter eindringen, umgeben von der dunklen Substanz, e. Epithelium der Blätter, Fig. 22. Durchschnitt durch einige Windungen der Hemisphäre und die rehlele Kernsubstanz im Thalamus von einer Ziege, um den Uebergang der Rinden- und Markblätter in die letztere dar- zustellen. Fig. 23. Horizontalschritt im C. stristum, 2 Linien unter der Oberdecke, der Rand a, läuft unter dem Grenzgürtel fort zum Tha- lamus. Fig. 24. Horizontalschnitt durch den Mittellappen. «a. Theil des Vorderlappens, 5. äussere Wurzel des Riechnerven, c. zarte transver- sale Fasern, die über iho hinlaufen an der Lamina cribrosa vor dem Höcker des Milgellanpeng, d. der Pecten in diesem, nebst der reichen Schattirung der beiden Substanzen. ‚ Fig. 25. Lagerung und Schichtung der Cylinder des kleinen Gehirns. Fig. 26. Schichtung der Markblätter an einem Zweig desselben. Fig. 27. Schichtuog der grauen Rinde des kleinen Gehirns aus einem Säugethier. Fig. 28. Schichtung derselben bei einer Gans. Fig.29. Transversalschnitt durch die Medulla oblongata. aa. Kern- stränge der Pyramiden, bb. Kernstränge, hintere, cc. Netvi vagi. In der Rinde der Zackenfigur ist die Schichtung der Rinde angedeutet. io Fig. 30. Linke Hälfte der Medulla oblongata, worin die schöne Schichtung und Faserung noch deutlicher wird, auch sieht man hier zwei Conductoren, die aus dem Innern der Zackenfigur bis hinauf zur Decke der Rautengrube in schräger Richtung gehen, und stets vorhanden sind. Fig. 31. Vergrösserte Zackenfigur, um die Schichtung der Rinde derselben noch näher vor das Auge zu brivgen. Fig. 32. Transversalschnitt durch einen jüngeren phallusartigen Pilz. a. Höhle, die durch den Stiel geht, 6. gezackter Kranz von grauer Farbe; zwischen ihm und der Höhlung ist weisse Substanz, c, grünliche, noch etwas weiche Substanz. Recherches sur l’Embryogenie des Limaces. Par P. J. VAnBENEDEN et A. Cu. Wınpiscumann. (Tab. VII. et VII.) A Monsieur le Professeur J. Müller. Monsieur! Je vous envoie enfin notre travail sur le developpement des Limaces. De nombreuses occupalions m’ont emp&che de ter- miner plutöt ce m&moire, commenc& cependant sous des au- spices plus favorables ä un prompt achevement. Permeltez moi de vous en dire un mot. En mois de fevrier- 1838, je trouvai dans un jardin de la ville des oeufs de Limace grise (Limax agrestis. Linn.). Je m’empressai de les monirer ä mon ami et collegue Windisch- mann, qui me proposa aussilöt de faire ensemble un travail sur le developpement de ces animaux. L’offre me plüt, je Vacceptai, et donnai une parlie des oeufs ä mon collaborateur. Nous &lions Yun et Yautre charmds de trouver l’occasion, d’eelaireir le doute qu’ayait fait naitre en nous, les resullats si differens obtenus d’un cöt€ par M. Laurent, sur l’Embryo- " genie des Limaces et de l’autre per M.DuMortier sur !’Em- bryogenie des Limnes, animaus qui se rapprochent tant par eur organisation. Nous conyinmes d’&tudier chacun de son cöle, et de nous _ communiquer chaque jour le resullat de nos observalions. 177 Celail d’apres nous le plus sür moyen de pre&venir l’erreur. Nous convinmes aussi de vous communiquer nolre lravail, afın qu’il füt insere dans vos annales. M. Windischmann se chargea de le rediger en allemand. Je pris sur moi la com- posilion des planches. Pendant les vacances du mois d’Aout, mon digne collabo- raleur parlit pour Bonn, emporlant avec lui les notes et les planches pour terminer la redaetion; malheureusement il ne püt accomplir ce projet; sa sant€ depuis longtemps alterce, declina rapidement, et l’ardeur du travail, qui l’avait soutenu jusqu’alors, düt enfin ceder ä la force du mal. Il succomba, comme vous le savez ä Hyeres, le 7. mars. En vous envoyant ce travail je ne fais done que remplir les intentions de M. Windischmann. Je n’ai pas besoin de vous dire, je pense, combien nos regrels ont &l& amers et profonds. M. Windischmann etait un de ces hommes rares quon n’oublie jamais lorsqu’on a eu le bonheur de les con- nailre, et qu’on regrelte toujours lorsqu’on les a perdus *). Louvain, le 2. Janvier. 1840. J. Vanbeneden. °) Nach dem Wunsche des Herrn Prof. Vanbeneden ist obiger Brief mit abgedruckt worden, und es ist wohl hinreichend molivirt wegen der Erzählung über das Entstehen der Arbeit und wegen der Notiz über die, letzten wvissenschaftlichen Beschäftigungen und das Ende von Carl Windischmann. Der theure Freund schrieb mir, nachdem wir uns am Rhein verfehlt, und als er eben nach Löwen zurückgekehrt, plötzlich‘ die dringendste Nothwendigkeit erfuhr, den Winter in einem mildern Clima zuzubriogen, seinen letzten Brief, den er eine Art Abschied nannte. Ein Mensch kann nicht mehr in einem Freunde verlieren, als ich in ibm. J. Müller. Müllers Archir, 1841. 12 178 $..% Les oeufs de la limace grise (Limax agreslis L.) se trou- vent en abondanee dans les jardins. On les voit surlout dis- poscs par pelils groupes au pied des murs. Ces oeuls sont pondus depuis la fin de Pete jusqwau printemps suivant. Un peu de terre ou quelques feuilles desechtes les recouyrent or- dinaivement. 1 Ces oeufs resistent ä nos plus grands froids. Pendant Phiver rigoureux de 1837 —38, nous avons vu perir un grand nombre d’especes d’helix, surtout l’helix aspersa, et ce- pendant les oeufs des Limaces avaient tous resiste A ce m&me froid. Les embryons des premieres pontes alteignent souvent tout leur d@veloppement avant Phiver; mais ceux qui viennent apres, sont arretes dans leur €volulion par le froid, et aux premiers jours du printemps, on en trouve de tous les degr&s de developpement. Les oeufs de la limace grise sont blancs, transparenis et ressemblent ä une masse de perles. Quoiqu’appartenant ä une meme espece et provenant d’une möme ponte, ils n’ont pas tous la m&me forme ni le möme volume. Les uns sont ovales, les autres spheriques et quelques uns presentent d’un cöld un prolongement. Ces ocufs se rident lorsqu’on ne les tient point dans un milieu humide, et l’on peut möme par la desiccation les conserver pendant un temps assez long. Ces oeufs quoique entierement difformes par la perte de P’humidite, conliennent encore leur embryon en vie. Le froid et la secheresse pro- duisent ainsi le meme effet. LD’oeuf se compose, en procedant de dehors en dedans, W’une membrane £paisse, tres resistante et de nature presque cornee. Cette premiere membrane se compose & son tour de plusieurs couches emboildes les unes dans les autres. En de- pouillant l’oeuf de celte premiere enveloppe on rencontre une petite quantit& de liquide, qui a une apparence d’albumen, 179 On irouve ensuile une seconde membrane, tr&s mince, qui re- eouyre immedialement Valbumen. Cet albumen est tres abon- dant et forme ä lui seul presque tout l’oeuf. Dans son inte- rieur est suspendu un filament entarlill&, qu’on retrouve dans tous les oeuls et qui a un aspeet diflerent dans tous les indi- vidus. Nous l’avons d’abord regard@ comme l’analogue des chalazes de l’oeuf des oiseaux, mais comme il est diflerent dans chaque oeuf, nous sommes plus disposes A n’y voir qu’une mem- brane ‚dechirde qui a d’abord entoure le vitellus. Ce filament apparliendrait alors ä la membrane vitelline. ' ‚Le vitellus est suspendu au milieu de Palbumen. Il est ires pelit comparalivement au volume de l’oeuf et ä celui de Valbumen. Il a une forme arrondie et il se compose d’abord de granulalions qu’on ne distingue qu’A un certain grosissement, Les oeufs, que nous avons examinds, elaient tous pondus de- puis un temps plus ou moins long, et comme nous devions nous y altendre, nous n’avons pas observ& de traces de vesi- eule de Purkinje au cenire du vitellus. Mais comme nous allons le dire ä Vinstant, un des premiers phenomenes qu’on observe, c’est l’apparition d’une vesieule transparente, qui est suivie bienlöt d’une autre, et qui viennent du centre du vi- tellus, pour se r&pandre dans l’albumen. Si nous devons voir dans ces vösicules, l’analogue de la vesicule de Purkinje, son histoire est encore bien incomplete, car dans les animaux su- perieurs elle parait &ire le pivot dans la formation de tout embryon. 5 On a prelendu tout r&cemment, qu’il y a une grande difference dans les proportions d’albumen chez les Cephalo- podes et les Gasteropodes. D’apres nos observalions ces proporlions sont au contraire les m&mes. En proc&dant de dedans en dehors nous trouvons done Voeuf eompose: 1) d’un vitellus, 2) d’une grande quantite d’albumen qui lient en suspens un filament irr&gulierement en- larlillö; 3) d’une membrane fine, transparente qui recouvre Valbumen; 4) d’une minee eouche de liquide qui enloure la 12* 180 membrane pr&cedente et 5) d’une membrane exterieure asse: ©paisse ‘qui est composce & son tour de plusieurs couches. Cest dans celte derniere que se deposent les‘sels calcaires dans les oeufs opaques. Nous divisons le developpement en trois periodes: la pre- miere comprend les ph@nomenes qui ont lien depuis le com- mencement jusqu’ä& la formation du blastoderme; la seconde jusqu’a Papparilion du coeur, ct la troisieme jusqu’ä la ren- irce du sac vitellin, - Dans nolre premiere communication *) nous avions @labli aussi trois periodes, mais les deux pre- mieres ont &t& r&unies en une seule, et nous avons &tabli ‚une aulre qui comprend les difl&vens changemens que subit d’abord le vitellus. Cette premiere periode nous avait enlierement echape lors de notre premiere communicalion. BESUCH, Premitre p@riode: Le vitellus est arrondi, demi-trans- parent et d’abord completement immobile. Il prösente le m&me aspeel granuleux dans le centre et vers la eirconförence. Ce n'est quwapres une suile de modificalions dans sa surface et son inlerieur, que les cellules vitellines deviennent distineles. Cette periode comprend ces difförens ehangemens. Plusieurs auteurs ont dejä signal& dans le vitellus des Mol- lusques gasteropodes, des chaugemens analogues, A ceux qu’on observe dans tes Batraciens; mais il semble qu’ils n’ont pas suivi de pres tous les changemens. MM. Du Mortier *) et Pouchet **) ont observ@ ces ph@enomenes dans les Limnes et M. Sars }) dans les Tritonie, Eolide et Doris. Le premier changement qu’on remargue, est l’apparition *) Bulletin de l’acadömie de Bruxelles. Tom. 5. No. 5. (1838.) *) Du Mortier. Memoire sur l’Embryog@nie des Mollusques gasteropodes. Memoires de l’Academie de Bruxelles. Tom. X. 1837. **) Pouchet compte rendu des Stances de l’Acad@mie des Seiences1838, et Annal. franc. et &irang. d’anatomie. Vol.2. p. 253. +) Sars, Archives de Wiegmann, 1837. pag. 402. 4: 181 . d’une vesicule Lransparente, qui parait sorlir du milieu du vi- tellus, et qui est suivie bienlöt d’une seconde. Ces vesicules se voient Jans tous les individus et sortent loujours du meme eöle. On peut reconnaitre dejä par la, de quel cöle se for- mera le corps de la limace. Apres leur sorlie, on appergoit que l’espace que ces vesi- eules ont parcouru dans le vitellus, est plus claire que le reste, et il y a une ressemblance d’autant plus grande avec le vi- be in des oiseaux. 1 y a dans le vitellus des oiscaux aussi une sorle de cavit&, qui s’etend depuis la vesieule de Pur- kinje jusquw’au centre. Les deux vesicules sont suspendues dans Valbumen, et ne prennent aucune part direete ä la for- malion de l’embryon. Ces vesieules ont elle de Yanalogie avec la vesieule de Purkinje? Des recherches ullcrieures Eelaireiront ce doule. Consiguons pour le moment le fait, et faisons seulement re- marquer, que si le filament, dont nous avons parl& pr&cedem- ment, et qui est suspendu dans Valbumen, est en eflet la membrane vilelline dechiree, il n’est pas Elonnant que la ve- sieule de Purkinje quitte le jaune et se perde dans le blanc. Si les choses se passent reellement ainsi, la vesieule de Pur- kinje ne jouera pas ce röle important qu’on lui attribue dans les animaux superieurs el sa dissolulion ne sera point le re- sultat de la fecondalion. M. Du Mortier a reconnu aussi ces vesieules dans les Limnds et il les considere comme l’ana- logue de la vesieule de Purkinje. Quelques instants apres sa sorlie, nous avons remarque des granulations dans celle vesieule. Nous eroyons quelle est absorbee plus tard dans Valbumen. Apres la separalion de ces deux vesieules. le milieu du vitellus devenu plus clair, se divise en deux moilies egales. Une &chanerure se montre ensuile sur le cöl& oppose, d’oü sont sorlies les vesieules, et les deux mamelons qui resullen! de la formation de celte &chancrure, se dessinent de plus eu plus nellement. Pa 182 £ * Une seconde &chanerure se montre bienlöt du cöl& oppos& de la premiere, chacune des deux moities se divisent ensuite la m&me manitre, et le jaune se compose de qualre ma- melons. Ce nombre augmente successivement par de nouvelles divisions, jusqu’ä ce que le vitellus soit bossel& sur toute sa surface et presente l’aspect d’une framboise. Parsuite de la subdivision toujours eroissante des mamelons, le vilellus re- toume & la premiere forme, comme le montrent les premieres figures de la planche premiere. ö Lorsque le vitellus s’est divise en quatre lobules, on voit deux lignes au milieu qui se coupent & angle droit, et qui semblent indiquer les parois internes d’autant de cellules. Nous avons remarque, mais dans un individu seulement, que les deux moities du vitellus se sont completement separdes, pour se reunir de nouveau apres. Mais cet individu n’a pas sur- vecu ä ceite s@paralion. Ces divisions s’operent avec une grande rapidit@ et sous les yeux meme de l’observateur. Il devient diffieile a la fm de compter’ leur nombre. Le vilellus reprend apr&s ces chan- gemens, sa forme premiere et on n’appergoit pour toute difie- rence qu’une legere augmentalion de volume, et des cellules plus ou moins distinctes, dans son inlerieur. Il ne faut que vingt- quatre heures pour operer tous ces changemens, et chez quelques uns nous les avons vus s’effeotuer en beaucoup moins de temps encore. Pour &viter aufant que possible les causes d’erreur, et pour &tudier ces phönomenes sur plusieurs individus & la fois, nous choisissions dans un grand nombre d’oeufs, ceux qui n’elaient point encore en voie de developpement. Nous pla- cions une douzaine de ces oeufßs en trois rangees sur une plaque de verre, et nous les dessinions. Nous les dessinions de nou- veau deux heures apıes, et ainsi de deux heures en deux heures nous suivions sur douze oeufs A la fois, les diflörentes phases de d&veloppement. Tout le vilellus est liquide et d’un aspect legerement jau- 183 u nätre. A laide de la compression on peut le faire sortir des cellules qui V’emprisonnent, et il se repand alors sur le porte- objet du mieroscope comme des gouttelelles «’huile. Dans toute cette premiere p£@riode, il n’y a point de mou- vement de rotation. Celui-ci commence seulement ä la seconde periode, lorsque le blastoderme s’£paissit pour former le corps de la limace. Il y a cependant un leger mouvement dans ce premier &tat, et qui continue aussi dans la seconde pe£riode, dest un mouvement de va et vient, ires rapide, semblable ä celui "que produirait une secousse imprimde A la table du mi- eroscope. $. III Deuxieme periode. Si dans Ja premiere p£riode le vilellus a subi de nolables modifications dans sa forme, ce n’est cependant que dans Ja seconde que vont s’op£rer les changemens les plus importans sous le rapporl organog£nique. Tout autour du vitellus une membrane s’est organisde, qui s’6paissit d’un cöle, et d’ou va sortir le corps de la limace. On apergoit maintenant d’une maniere tres dislinete les cellules qui composent le vitellus. Ces cellules augmentent successi- vement en nombre et en volume, et des ce moment commence le mouvement de rolalion qui dure jusqu’a l’Eclosion. Ce mouvement de rotalion est sous linfluence direele de la temperature. Plus celle-ei augmente, plus ’embryon tourne ayee vapidil, pourvu toutefois que la chaleur ne devienne trop forte. Il nous est arriv@ souvent, de voir l’embryon, qui elait immobile dans sa coque ä la temperature de air exlerieur, commencer ä tournoyer du moment qu’on le plagait sur le porte-objet du mieroscope dans Vinterieur de l’apparte- ment. Ce mouvement cessait de nouyeau des qu’on le pla- gait a Vair libre. Si Yon dechire les membranes de l’oeuf avec pr&caulion, et: qu’on place Pembryon nu dans une goulle d’eau, le mouvement de rolalion ne continue pas moins de s’operer avce la möme regularit© que s’il &tait suspendu daus lalbumen. 184 Ce mouvement a toujours lieu de la möme maniere' jus- qu’au moment de l’Celosion. La partie’ anterieure est con- slamment tournde en avant. Les cellules vitellines sont disposces d’abord regulierement et forment une sorte d’anneau, comprenant quelques cellules au milieu. Les cellules ext&rieures s’aggrandissent, tandis que les interieures, ou plutöt celles qui touchent le milieu du corps, deviennent plus petites et plus nombreuses. Comme nous l’avons dit tout A Y’'heure, le blastoderme s’Epaissit d’un cöle; au milieu de cette &paisseur se montre une &chanerure qui la transforme en deux tubercules. Ces tu- bereules des le principe pr@sentent quelque diff&rence dans leur volume. Ils s’accroissent rapidement, mais d’une, maniere ir- reguliere. L’un s’&tend en largeur et reste appliqu& sur le vi- tellus, tandis que l’aulre s’allonge, et s’eloigne de plus en plus de la masse vitellme. Le premier va constiluer le bouchier, le seconde le pied et toule la parlie poslerieure du corps, Le tuberceule posterieur s’aceröit avec beauconp de rapi- dite. Son organisalion interieure commence aussi des ce mo- ment, car on appergoit une membrane exierieure transparente qui recouyre le tubercule de toute part. Le milieu de ce tu- bereule devient plus clair et semble rempli d’un lignide trans- parent. Cest ä cette Epoque, qu’on voit joindre & l’exire- mite Jibre de ce tubercule, une sorte de bourgeon, d’abord solide, qui se d&veloppe rapidement, devient creux et trans- parent, et forme une vesieule, ä& laquelle nous donnons le nom de v&sieule caudale. Cette vesicule caudale est placde A l’extremite posterieure du corps. Lorsqu’elle est entierement developpee, elle Egale le tiers de P’embryon en volume. Elle est remplie d’un li- ouide clair et transparent qui eireule librement dans tout Vin- terieur du corps. Elle se contracte d’une maniere reguliere, pour chasser le Jiquide qu’elle eontient, comme le coeur se eontracle pour chasser le sang dans les vaisseaux. Les parois du sac vilellin se contraclent aussi, et on remarque une al- 185 ternance dans la contraction de ces deux organes, places aux deux exiremilds du corps. Lorsque la vesicule caudale se res- serre, le liquide est chass€ dans l’interieur du corps et va s’aceumuler dans les parois du sac vitellin, autour du vitellus. Le sae vitellin, en se contraclant, renvoie ä son tour le li- quide dans la vesicule caudale. De cetle mauiere la vesieule candale est enilce lorsque le sac vitellin est aflaisse, et vice versa. Celle alternance ne s’observe pas toujours des le com- mencement lorsque les contraclions sont encore rares; il faut, pour bien la distinguer, que la marche soit un peu stimulce par la temperature, ou que la vesicule caudale soit dans tout son developpement. On remarque aussi gquelquefois que les contraclions sont irrögulieres; ainsi nous avons vu la vesicule caudale, se con- tracter deux fois, sur une seule contraclion du sac vitellin. La v£sieule caudale a les parois tr&s minces el transparentes. A un cerlain grossissement, on d&couyre dans son interieur des fibres qui passent de l’une paroi & l’autre et qui presen- tent quelque analogie avec les colonnes charnues de l’inlerieur du ventrieule du coeur. Si on soumet les parois de celte ve- sieule a un fort grossissenient, on y distingue des cellules adoss&es les unes contre les autres, comme le montre la fig. 36. pl. VII. Le liquide contenu dans l’interieur est blanc, transparent, el tient en suspension des globules parfaitement arrondis, qu’on ne peut s’empächer de comparer aux globules du sang. On trouve celte vesicule eaudale dans les differentes especes de Limaces, mais elle manque dans les Limnds et les Pla- norbes. Le liquide, contenw dans Vinterieur du corps et qui est alternalivement envoy@ d’avant en arriere et d’arriöre en avant, semble diläter successivement l’abdomen, et preparer la cavile qui doil receyoir le paquet intestinal. Si la vesicule caudale ne semble avoir d’autre eflet que d’envoyer leliquide en avanl, le sac vitellin parait & la fois renvoyer le liquide et agir sur le vitellus, pour faire peneirer celui-ci dans le corps. 186 Celle vesieule caudale, comme nous le verrons plus loin, diminue insensiblement de volume pendant la troisieme pe- riode, et disparait completement lors de la rentree du vitellus. L’embryon eontinue toujours A tourner obliquement sur lui-meme. Il est sans doute inutile de rappeler ici, que ce mouvement de rotation est dü uniquement aux eils vibralils. Nous avons reconnu la presence de ces eils autour de la vesi- eule caudale ct aux tentacules. Dans quelques mollusques marins, comme les Aplysies, les cils sont si d@veloppes, qu’on les appergoit presque ä& Poeil nu. Pour les reconnaitre dans les limaces il faut au contraire un fort grossissement. La forme spirale, que prend le paquet visceral dans beau- coup de mollusques gasteropodes, depend sans doute de V’in- sertion des. eils vibratils, et de leur nombre, et l’on peut fa- cilement se rendre raison par la de la forme dextre ou sene- stre des coquilles. Le paquet visceral est tourne sur lui meme dans l'interieur m&me. du corps des limaces, de maniere que ces derniers animaux n’&chappent point A la forme generale. Au moment de l’apparition de la vesicule caudale, il se montre en dessous du vitellus une &chanerure, qui indique la limite anterieure du pied. Au devant de cette Echancrure, se developpe ensuite un lobule, qui se divise successivement en plusieurs appendices, d’ou naitront les tentacules. Ce lobule d’abord simple de chaque cöle, est applali et couch& sur le vitellus. A ce degr& de developpement on re- connait le pied, dans la partie qui s’Ctend depuis la vesicule caudale jusqu’a cette premiere Echanerure, les tentacules fu- turs dans le lobule plac& devant, puis le vitellus couvert d’un capuchon, qui formera plus tard le bouclier de P’animal. A peine ce lobule, dont nous venons de parler, monlre- t-il une &chanerure dans son milieu, qu’ane seeonde echan- erure sucetde ä la premiere, et l’on appergoit alors de chaque eöl& trois appendices: le superieur qui eroil le plus rapidement el qui depasse aussi les autres en volume, est le tenlacule ocu- Pe ME ENG NENNE 187 laire; eelui du milieu le tenlacule inferieur, et Pinferieur for- mera les parois laterales de la bouche. Ce tentacule superieur ou oculaire s’organise rapidement. Des fibres musculaires disposces en rayons se montrent bien- 1öt, pendant qu’un autre cordon &galement musculaire se de- veloppe dans l’inlerieur du corps, adhere au tenlaeule, et con- slitue le muscle r&lracteur de cet organe. Ja m&me chose a lieu pour le tentacule inferieur. Mais nous anlieipons sur l’ap- parilion de plusieurs organes dejäa tres avances avant que le tenlacule oculaire ne montre des fibres musculaires dans son inlerieur. On voit de tres bonne heure dans le milieu du bouclier un point opaque qu’on serait tent€ d’abord de prendre pour Voeil; e’est le premier rudiment de la coquille qui consiste dans un eristal autour duquel viennent s’end&poser successive- ment de nouveaux. Le nombre des cellules du vitellus s’est beaucoup aug- ment, et leur volume a diminue du cöle ou le sac vitellin va rentrer. Si l’on comprime legerement ce sac, on voit s’Ccouler par la dechirure de ses parois les cellules une ä une en conservant le m&me volume qu’elles avaient dans l’in!£rieur. Ou pour parler plus exaclement, les cellules se dechirent et laissent &couler separces les goulteleltes d’huile, quelles conte- ient dans leur inlerieur, et qui ont un aspect l&gerement jau- nätre. Le vitellus ne presente ainsi que de l’huile dans sa eomposition. Presque en meme temps que la coquille, P’on appergoit derriere et en dedans de l’&chanerure du pied une vesicule, place sur Ja ligne mediane, et que nous regardons pour le premier rudiment du sysl&me nerveux. Cette vesicule est al- longee d’avant en arriere, demi-transparente et l&gerement jaunätre, En la regardant de face du cöld du pied, elle pa- roit plus elaire au centre. Nous croyons que celle vesicule forme ä ce degr& de developpement tout le collier nerveux. I n'est pas facile de dislinguer cette vesieule au momen! 188 de son apparilion. Il faut pour cela avoir sous les yeux un individu, qui tourne la surface du pied en haut, car sur le cöl& on ne la deconvre qu’aveec diffieulle. Celle vesieule se transforme plus tard en un anneau pourvu de ses diflerens renflemens ganglionnaires. Le systeme nerveux est ainsi un des premiers organes ä se forner, Sur chaque cöte du vitellus, on appergoit dislinelement un ruban en forme d’S. Ces rubans sont d’abord separes Yun de Yautre, mais ils se rapprochent, a mesure que le sac vi- tellin rentre, et ils finissent par disparailre sous le bouclier. Vus A un certain grossissement, ces rubans sont composes de cellules qui conliennent un noyau opaque dans leur interieur. On distingue ces bandes, qui tiennent ä la peau, dans lous les individus, mais nous n’avons pas encore pu les determiner. Le sac vitellin de spherique qu’il elait d’abord devient pyriforme, et la parlie reirecie, tend & rentrer dans le corps. Il commence alors par &tre presse entre le bouclier et la tete. Les cellules du vitellus augmentent en nombre, et celles que renferme la porlion re&tir&eie deviennent tres peliles. Ce vi- tellus en renlrant, semble venir se loger d’abord sous le bou- clier, mais peu ä peu il s’incline et rentre dans le corps lui-meme. Aussitöt que le vitellus prösente cette forme allongde, les parois du canal digestif s’organisent. On le voit s’&tendre du milieu du bouclier, olı se montrera ’anus, tout droit vers la cavil& de la bouche. Le tube intestinal est alors droit et renll& vers son milieu oü il recoit linsertion du sac vitellin. Les cellules vitellines devenues fort pelites dans Ja por- tion rentrde, ne se repondent pas de suite dans le tube dige- stif. Mais aussilöt que ce tube droit s’allonge, pour former les eirconvolutions intestinales, le vitellus liqueli& eircule dans son interieur, et ’on voit ce liquide charge de nombreux gru- meaux.. Nous l’avons vu dislinelement passer el repasser du sac vilellin dans l’anse intestinale. C’etait un ballotement ana- 159 logue ä celui qu’on observe d’abord dans le liquide, renvoye de la vesieule caudale au sac vitellin et vice versa. $. IV. Troisieme p@riode. Cette periode se dislingue sur tout par Vapparition du coeur, la formation complete du tube di- gestif, la rentree du vitellus, eb la disparition de la vesicule eaudale. : L’embryon a completement change de forme, le corps ne parassait @ire dans la periode preeedente, qu’un appendice du jaune, tandis que maintenant le jaune n’occupe plus qu’un court espace sur la nuque de l’animal. Le bouclier &tait jus- quä present reloul& en arriere, mais il s’abaisse a mesure que Vembryon se developpe, et se rapproche insensiblement de laxe du corps. Le tubereule pyriforme constitue presque tout Vanimal, et les limites du pied sont etablies de toute part. On appergoit dans linterieur du bouclier des baltemens qui indiquent la formation du coeur, mais on ne pent encore dislinguer netlement les parois. Du cöle gauche, ces mouve- mens sont plus dislinele que du cöle droit. Le eoeur se trouve plac& des le commencement du cöl& gauche. ‘Sa forme se des- sine rapidement. Il ne miontre d’abord qu’une seule cavite sphörique, mais par‘ un eiranglement qui a lieu dans son mit- lieu, il se separe en deux cavil&s, Voreillette el le ventricule. Il a tout-a-fait la forme d’une gourde de pelerin. On di- ‚slingue bientöt apres, une membrane qui s’est formee aulour du coeur, c’est le p£ricarde, On voit distinetement deux vais- seaux sorlir du pericarde a sa partie inferieure dont l’un se dirige en avant et l’autre en arriere. Ce sont les deux prin- cipaux troncs arlöriels. En parlant de la vesicule caudale, nous avons fait men- tion de globules suspendus dans le Jiquide qui passe alterna- livement de celie vesicule au sac vilellin. Nous avons pu suivre ces globules dans la region du corps ou se forme le eoeur, mais il ne nous a pas &I& possible d’observer Yappari- 190 tion de cet organe et du reseau pu'mona’re. L’un de nous a el& plus heureux en &ludiant le developpement des sepioles. Il a pu suivre pas A pas la formation des coeurs pulmonaire et aorlique, ainsi que les branchies. Ce travail sera public sous peu, Le sac vitellin s’allonge de plus en plus, et il p@netre plus profondement dans le corps par suite des contraclions de la peau qui le recouyre. Le jaune se liquefie presque en to- talil&, le nombre de grumeaux suspendus au milieu devient plus considerable, et le canal digestif parait s’allonger dans Vinterieur du corps par la pression quw'exerce ce liquide sur ses parois. La pression exercee par l’enveloppe du sac vitel- lin, fait rentrer A-la fois le vilellus, et chasse le liquide jus- qu’au fond. Le tube digestif de droit qu’il &tait devient flexueux, et s’allonge pour former des anses. Celles-ci d’abord cacldes sous le bouclier, descendent vers l’abdomen, et prennent leur place definitive. La cavit& buccale se dirige en avant an mi- lieu des tentacules, et une dilalation de la portion postdrieure de l’oesophage forme Pestomac. C'est derriöre l’estomac que le vitellus vient s’inserer sur le canal digestif, et le liquide de l’inl&rieur passe maintenant jusques dans la cavit& buccale. La limace est pourvue ä ce d&gre de developpement d’une veritable trompe mobile, qu’il allonge et raccoureit A volonie. Celte trompe disparait completement plus tard. Elle se forme par les deux lobules lateraux inferieurs aux tentacules, dont nous avons parl& dans la periode precedente. Sur le trajet des anses intestinales on voit se former la glande biliaire, au moyen de cellules semblables ä celles du vitellus. C'est sans doute pour cette raison que la nature de la vesieule ombilicale a &l& parfois meconnue, et qu'en pre- — le vitellus pour le foie, cette glande &lait' consideree comme un des premiers organes formes. Le foie se forme en meme temps que les anses intestinales apparaissent et se trouve compris d’abord dans les parois des intestins meme. 191 Le reetum d’abord tres court, s’allonge a mösure que le paquet visceral p@nelre dans le corps. A une courle distance de l’anus, on apergoit un coecum v£ritable sur le Lrajet de Pinteslin. Serait-ce lä le commencement de l’organe de la depuralion urinaire? 4 Le sac vitellin penetre toujours en longeant le cöl& gauche de Yanimal, I’estomae ne se forme que du cöl& droit du pe- dieule, et il presente un tout autre aspect que le vitellus. 1 eontient dans son inl&rieur une bonne quanlil& de liquide blanc, transparent, sur lequel se contraetent les parois. Nous avons signalE deja la vesieule placce vers le bord anterieur du pied, et qui repr@sente tout le sysleme nerveux. Elle prend la forme d’un anneau sans aucun renflement d’abord, et ne contient dans son interieur qu’un liquide transparent. La möoiti& sup@rieure de cet anneau se dilate, des globules de neurine se forment dans l’intcrieur, et ä l’aide d’une &chan- erure qui apparait au milieu, cette moilie superieure de l’an- neau se transforme en deux sac-oesophagiens. Les ganglions inferieurs se forment de la m&me maniere. De ces ganglions partent ensuite des prolongemens en dessus et en dessous qui conslituent les filets nerveus. On appergoit surlout dislinetement les filets qui se rendent aux tentacules et au pied. A Vaide du compresseur, nous ceroyons avoir vu les glo- bules de neurine se mouyoir sous le neurilöme et suivre le " eonlour des parois. La cavil@ buccale montre d’assez bonne heure, un organe qui se prösente d’abord comme une petite lame allongee, et qui eroit rapidement en largeur, pour former la lame cornde linguale, Des dentelures recouyrent tout@ sa surface. Nous avons vu dans la seconde p£riode, un lobule se for- mer au devant du pied par une &chanerure, et nous avons vu ce lobule se transformer en trois appendices, dont les supe- rieurs forment les deux paires de tentacules et les inf&rieurs les parois laterales de la bouche. Ce sont les tentacules su- 192 perieurs ou oculaires qui prennent la plus grande extension, Pendant longtemps on les voil sur le cöte du sae vitellin, comme deux nageoires arrondies et comprimedes lateralement. Des fibres se montrent dans son milieu qui partent en s’irradiant du centre vers la-circonferenee. En meme temps le muscle relracleur exerce des traclions, les fibres rayonndes au milieu desquelles ce muscle s’attache, commencent ä& s’allonger ct le tenlacule se relire et se deroule comme un doigt de gant. Les tentacules inferieurs se forment de la m&me maniere, mais leur developpement est moins rapide. Avant que le tentacule sup£rieur ait ce d&veloppement et s’enroule sur lui-m&me, il se depose du pigmentum dans son cenire, qui indique la formation de l’oeil. En isolant ce ten- tacule, et en le soumettant ä la pression, on d&couyre dans son inlerieur un corps arrondi, parfaitement transparent; c’est le cristallin. Le pigmentum qui l’entoure est rougeälre. On peut voir le nerf oplique venir se perdre derriere cet organe. Les deux rubans dont nous avons deja parle, et qui oc- eupent les flanes du vitellus se rapprochent sur la nuque P’un de Yautre et disparaissent en dessous du bouclier. Autour du noyan de la coquille dans P’interieur du bou- clier, sont venus se deposer encore plusieurs cristaux qui for- ment par leur r&union la coquille interne des Limaces. Au moment de .l’Cclosion, cette coquille interne est arrondie, un peu allongee d’avant en arriere, et ressemble a un cabochon forlement deprime. En meme temps que le saec vitellin rentre, la vesicule caudale diminue de volume, et disparait entierement avant l’eelosion, C’est alors que l’embryon prend sa veritable forme de Limace. Les @ontraclions alternatives des deux vesicules caudale et ombilicale, ont lieu jusqu’ä la fin, de maniere qu’il se ironve apres la formation du coeur, un lüpuide qui eireule ins les vaisseaux, el un aulre qui entoure les visceres en En sans suivre une direclion delerminde. A mesure que le bouclier se developpe au dessus du sac 195 vitellin, la peau ‘qui passait d’abord directement de P’un ä Fautre de ces organes, se replie sons le bouclier, et la täte de Panimal peut se cacher au dessous au moment de l’Eclosion. Les replis qu’on appercoit.ä la surface de la peau chez les Limaces adultes, se montrent deja chez les embryons. vers le milieu de cette troisieme periode. Pres da bord du pied, ä Fendroit oü finissent. ces replis, on voit d’autres saillies dis- posees comme les cases du Damier. Dans notre premiere note nous avons signale: un organe plac& au dessus des ganglions inferieurs de l’anneau oesopha- gien. Nous croyons que c'est l’oreille de ces mollusques. Nous avons vu l’oreille apparaitre sous le m&me aspect dans les se- pioles. On voit accole au ganglion un ‚point ‚noir. entoure d’une ligne eirculaire et completement opaque. Le sac pulmonaire se forme de la m&me maniere, que le sac branchial des c&phalopodes,. qu’elle que soit la ‘difference de forme et de position dans ces deux ordres d’animaux. La peau & Vendroit oü l’on appergoit & Yetat adulte, Youverture respiratoire, forme d’abord. une simple depression. .‚. Ceite de- pression augmente a mesure que le coeur ct les vaisseaux s’or- ganisent, et A la fin elle forme une large cavit& sur les parois de la quelle sont disperses, les vaisseaux pulmonaires. Dans les ephalopodes, nous avons vu dislinetement le coeur et les vaisseaux branchiaux d’abord & la surface de la peau exie- zieure, rentrer dans le sac branchial, par suite du developpe- - ment du repli branchial qui mangque d’abord. Nous avons rien obsery& sur, le systeme generateur, parce- qu'il prend tout son d&veloppement apres l’Eclosion. — 2: 2 Explication des planches. q (Toutes les - ind sont grossies except& Ja premiere, Depuis la fig. 23., jüsqu’a 34, les memes leltres dösigoent, les, m&mes objels.) Tab. VII Fig. 4. „Un amas d’oeufs de gtandeur naturelle. Fig. 2:,.0eul isol& grossi, miontränt;un ‚pödieule a; quon ren- eontre seulement chez quelques uns... 2. Enveloppe externe cornte Müllers Archir, 1841. 13 194 eompasee: de plasieurs eonches: &. Membrans( interne, qufentoure im+ mediatement ‚’albumen. ; d. Albumen. e. Vitellus. f. Filament flot- tant dans Vinlerieur de Palbumen, et qui differe dans chaque oeuf. Fig. 3. Vitellus'isole. f \ Fig. A. Vitellus avec la premiere yesicule. 5 Fig. 5. id. montrant les deux vesicules. Le milieu devient plus’ clair. j | Fig. 6.4 22.. Les vitellus qui se divisent successivement äleur surface et & la suite de ces divisions les cellules vitellines se forment dans Y’interieur. | Fig. 23. Les cellules du; vitellus ‚deviennent; distinetes, et le blastoderme se developpe tout autour. a. Vitellus. ; Fig: 24. Les lettres 5. etc. montrent les deux !tubereules d’ou Fig. 33. Du m&me cöl& que les fig. 26. et 37. La vesicule Fig. 34.. Vu.de profil du cöt& gauche. a, Sae vilellin. A Bon, Fig. 35... Vesicule caudale isolee. Arster Ole Fig. 36. Les parois de celte m&me vesicule fortement grossies. Fig. 37. La coquille de l’individu reprösente fig. 24. Planche VIII. Fig. 1. Individu plus grossi que les pr&cedens, vu de profil du eöte droit. ; Les m&ines leltres /indiquent encore lea memes objels. Le canal iotestinal commence ä se former. f. Gan- glions' inferieurs. ' f'. Ganglions sup£rieurs. ' m. Fleches indiquant le eodrant 'du liquide' interieur, entre la vesicule caudale et’le sac vitel- lin, nr. Cavile bueeale, ‘0. Davilt intestinale. I del " Fig.% Hodividu vu’du cöt® da pied, ‘pour montter comment les appendiees tentaculaires sont disposes sur le'sac vitellin. 195 Fig. 3. Vu de profil da cöt& gauche. Les intestins sont en partie formes, mais ils doivent encore &ire refoults en arriere. o, Esto- mac. p. Intestin. Fig. 5. Vu du m&me cöte. La vesicule caudale a presque dis- parü, et le sac vitellin rentre en dessous du bouclier. z. Oreille, eouchee sur le ganglion sous- oesophagien. Fig 6. La vesicule caudale a disparü. Fig. 7. Individa complet au sortir de l’oeuf, pour servir de point de comparaison. Il est grossi €galement. Fig. 8. Tentacule oculaire isole, Fig. 9. Le ruban laterale 7. fortement grossi. 13° MT Ueber die Orbitalhaut bei den Haussängelhieren Von A Dr. H. Benz. . Bekanntlich wird die Augenhöhle bei den Haussäugelhieren nur zum Theil von Knochen gebildet; die innere Wand wird bei allen vollständig von dem Stirnbein, vorderen Keilbein, Thränenbein, und bei einigen ausserdem vom Gaumenbein zu- sammengesetzt. Vorn befindet sich beim Pferde, Rinde und Schaafe ein ganzer Knöchelbogen, zum grössten Theil von dem Orbitalfortsatze des Stirnbeins gebildet, der sich beim Pferde mit der Spitze des Jochbogenfortsatzes am Schläfenbeine. bei den beiden andern dagegen mit dem Orbitalfortsatze des Joch- beines verbindet. Das Schwein, der Hund und die Katze ha- ben keinen vollständigen knöchernen Orbitalbegen, weil die Orbitalfortsätze des Stirnbeines und Jochbeines nicht zusam- menstossen; er wird aber durch ein starkes fibröses Band er- gänzt, welches die beiden genannten Fortsätze verbindet. Um die Augenhöhle nach aussen und zum Theil auch nach oben und unten vollständig zu machen, bildet die Beinhaut der in- nern Wand durch eine Fortsetzung nach aussen eine trichler- förmige Membran, die vorn an den hinteren Rand des Orbi- talbogens (beim Schwein, Hund und Katze zugleich an das Orbitalband), und hinten am Umfange des Sehnervenloches befestigt ist, so dass folglich die Basis der trichterförmigen 197 Orbitalhaut nach vorn, aussen uxid etwas nach unten sich wen- det, und die Spitze die entgegengesetzte Richtung darbietet. Die Form dieser Haut ist jedoch nicht ganz trichterförmig, denn dicht hinter dem Augenbogen ist sie etwas nach innen gewölbt, so dass hier‘ eine | mässige‘ Einschnürung | entsteht. Gegen (diese eingeschnürte Stelle ‚stützt: sich‘ der Augapfel, der in. dem vorderen Theile der Augenhöhle liegt, und etwa mit seinem dritten. Dlieile ausserhalb der Höhle ‚hervorragt.. Die Oirbitalhaut' des Pferdes ist grösstentheils eine deutliche fibröse Membran; bei den übrigen Haussäugethieren ist. diese. fibröse Structur mehr ‘oder weniger‘ verdrängt, und bei, dem Hunde und’ der Katze ist sie am wenigsten, erkennbar. ' Wenn man diese Haut: genauer betrachtet, so. sieht man, ‚dass ausserdem ein anderes Gewebe gleichsam: in ‚dieselbe eingeschoben ist. Dieses Gevwrebe ist gelblich; sehr. nachgiebig und getrocknet sehr »brüchig; es gehört oflenbay zu. dem elastischen Geyvebe und verhält sich auch wie dieses unter dem Mikroskop be- trachtet.. Dieses elastische Stück bildet 'einen Theil der äus- sern Augenhöhlenwand, und. erstreckt sich‘,beinah nach der ganzen Länge ‚der llöhle von ‘vorn. nach . hinten. Bei dem Pferde ist es am. .deutlichsten und hat. eine längliche, schmale, birnförmige Gestalt; liegt mit seinem ‚auderen, breiteren, 'abge- rundeten . Ende. .dieht hinter den, Augenbogen, | wird allmählig schmäler nach hivten und endigt ‚zugespilzt nicht ‚weit 'von der Spitze der Orbitalhaut am 'Sehnervenloch; die Fasern ge- hen"quer von oben nach unten. , Bei dem Rinde, Schaafe und Schweine ist es: dünner und im Ganzen breiter; bei dem Uunde hat es mehr ‚eine längliehe trianguläre Gestalt, und ausserdem bemerkti,man, noch auf der unteren ‚Wandein zweites längli- ches ‚elaslisehes Stück. Die Fasern‘ gehen bei allen diesen Thieren wie beim Pferde der Queere nach, ‚Mani hat schon früher bemerkt,.dass ein Sremdarliges Gewebe in die Orbital- haut hiueinigeschoben sei (Girard in. seiner Trail d’anatomie velörinaire, Paris 4820. Tom, U. p.453.), aber; später hat man es fchlerhaft für Muskelfasern genommen, und diese nicht ge- 498 nauer beschrieben. "So beschreibt es Gurlt in seiner verglei- ‚chenden Anatomie der Haussäugethiere. Berlin 4834. Bd. 2. p. 461. | Die Bestimmung dieses elastischen Gewebes in der Orbi- talhaut lässt sich ziemlich leicht nachweisen. ' Der ‚Augapfel liegt nämlich, wie früher gesagt ist,'in dem vorderen ‘Theile der Augenhöhle, und stützt sich gegen die eingeschnürte Stelle der Orbitalhaut; derselbe ist mit einem besonderen Muskel, dem Grundmuskel, M. retractor bulbi oculi, versehen, welcher bei der Zusammenziehung das Auge gegen die Spitze der Au- genhöhlen zu 'nähern bestimmt ist. Wenn das aber geschieht, so muss der Augapfel gegen die eingebogene Stelle der ‘Orbital- haut ‘hinter dem Augenbogen einen Druck ausüben, wodurch das vordere breitere Ende der‘ elastischen Membran ausgedehnt wird. ‘Hört aber die Zusammenziehung des Grundmuskels auf, dann zieht diese elastische Membran sich zusammen, und schiebt den 'Augäpfel wieder in seine vorige Lage. Dieses kann man leicht künstlich nachmachen, wenn man an einem Präparate das Auge nach hinten drückt, wodurch man diese Ausdehnung der elastischen Membran deutlich sieht, und nach dem'aufge- hobenen Druck wieder die Zusammenziehung derselben und das Zurücktreten des Auges in seine Lage. Bei diesem Expe- riment bemerkt man zugleich, dass die Nickhaut hervorspringt, und mehr oder weniger von dem Auge bedeckt, je'stärker der Druck ausgeübt wird. Es frägt sich nun, in welcher Bezie- hung dieses Hervorspringen der Niekhaut mit dem Zurückzie- hen des Augapfels steht. Bourgelat hat nur gesagt, dass die Bewegung der Nickhaut von der des Augapfels 'abhänge (Elem. de l’art veterin. p.'19.). Lafosse hat erst diese me- chanische Bewegung näher bezeichnet -(Cour d’Hippiat. p. 55.), indem er behauptet, dass die Nickhaut sich nach vorwärts be- wege, wenn die zurückziehenden Augenmuskeln den Augapfel zurückziehen. E. Viborg hat dieselbe Meinung wie Lafo'sse, aber er glaubt noch, dass der untere schiefe Muskel ‘diese Be- 499 wegung unterstütze, indem er 'bei' seiner Zusammenziehung auf einen Klumpen. Fett drückt, ‚welcher den Kuorpel der Nick- haut umhüllt (Hestens. Ydrelaere. ‚Kjöbenhayn, 1821. p. 23.). Es: sind auch einige, yvelche‘behaupten, ‚dass Muskelfasern in der. 'Nickhaut sich befänden, wodurch. das Hervorspringen .die- ser Haut beweıkstelligt werden sollte.. Ich kann .es,.in-Bezug auf die Haussäugethiere, auch nur auf eine ganz mechanische Weise erklären, weil es mir noch nicht gelungen ist, bei den Haussäugethieren irgend einen Muskelapparat darzustellen, wel- cher diese Wirkung; hervorbringen könnte. Die Nickhaut, die nach hinten und etwas nach unten vor dem Augapfel liegt, hat bekanntlich einen länglichen, ungleich dreieckigen Knorpel zur Grundlage, dessen breiterer dünnerer Theil in einer Falte der Bindehaut im innern Augenwinkel, und dessen schmale- res, aber dickeres Ende zwischen dem Augapfel und der in- neren Wand der Augenhöhle liegt. Dieses hintere Ende ist von der Harder’schen Drüse und einem losen Fettgewebe umgeben, wodurch es sehr schlüpfrig und nachgiebig wird. Wenn das Auge in die Höhle zurückgezogen wird, so übt es zunächst einen Druck gegen dieses hintere Ende des Nickknor- pels aus, wodurch die Nickhaut hervorgeschoben wird. Dieses begünstigt zugleich die Ausleerung des Secreis in der Har- der’schen Drüse, so dass die Bindehaut, die den Knorpel nach dem Augapfel hin überzieht, feuchter wird, und die Bewegung erleichtert. Zufolge ihrer Befestigung muss sich hierbei die Nickhaut dem Augapfel auschmiegen, was der dünne breite Theil des Nickknorpels noch befördert. Wenn das Auge durch die elastische Orbitalhaut wieder in seine Lage versetzt wird, muss die Nickhaut gleichfalls die vorige Lage einnehmen. Hat der Augapfel, wie in dem lebendigen Zustand, seine natürli- che Ausspaunung, dann ist nur eine sehr geringe Zurückzie- hung nöthig, um die Nickhaut in Bewegung zu setzen; des- halb ist es nicht zu wundern, dass diese ohne augenfällige Lageveränderungen des Augapfels bemerkt wird. Wo der 200 ganze Körper von krampfhaften Zuekungen ergriffen, wie z. B. bei Starrkrampf, oder wenn das Thier durch 'theilweise Verletzungen des verlängerten Markes getödtet wird,'ist'ein starkes Hervorspringen der Nickhaut ein gewöhnliches Sym- ptom, dessen Grund in einer krankhaften gi des ‚Grundmuskels zu suchen ist, sd: uR RK « H en . i 2 I { z R . jiosH, us! i nl h u au üb ui ıbai > Wiek ‘ itil | r St 3 93 N x£ f 82a „hs ih a ı Dani. 4 ' i ti ala sb sn! n dal DIENT Zur Vergleichung des Unterschenkels mit dem Vorderarm. Von Dr. Beremann in Göttingen. Um den Standpunkt zu bezeichnen, von welchem der Verf. dieser Bemerkung ausgeht, mag es gesagt sein, dass er es we- der für nöthig erachtet, die. Vergleichung der Extremitäten überhaupt zu vertheidigen, noch die älteren unrichtigen An- sichten von Meckel und Vieq d’Azyr zu kritisiren; und dass er es eben so wenig für ein Bedürfniss hält-darauf hin- zuweisen, dass man siatt der (im Resultate übrigens richti- gen) Art, wie Flourens diese. Vergleichung anstellte, sich an die Formen der Embryonen und etwa der Salamander und ähnlicher Thiere zu halten habe, aus welchen ‘der Parallelis- mus sich sogleich ergiebt, Die Erklärung, wie es möglich war, dass jene älteren berühmten Anatomen so irre geleitet wurden, scheint vorzugs- weise darin zu liegen, dass ‚dieselben durch die Analogie, wel- che sie zwischen Patella und 'Olecranon fanden; dazu kamen, auch die Tibia und Ulna miteinander zu vergleichen.‘ Unbe- greillich ist es freilich, wie sie über den Widerspruch 'hinweg- sehen konnten, welcher: entsteht, wenn man mit dieser Ver- gleichungsweis® bis zu den Eudgliedern fortschreitet, während die ober» Theile sich der. Meck el’schen Methode wohl fügen. Flourens hat nun, indem er den eigentlichen Parallelisoius 203 zu beweisen snchle, bei welchem die Vergleichung von Pa- tella und Olecranon ein Hinderniss bilden, Gründe gegen die Analogie dieser beiden Theile beigebracht. Indessen ist weder der Beweis ausreichend, noch würde derselbe, auch wenn er sich durchführen liesse, eine Veränderung in der Lage der Sache hervorbringen, so weit sie die Vergleichung der ganzen Extremitäten angeht. Ersieres begründe ich dadurch, dass die Formen von Knochen, durch welche sich der Extensionsappa- rat am Unterschenkel und Vorderarm befestigt, zu mannig- fallig sind, als dass die eine, von Flourens angeführte, das Vorkommen einer Patella brachialis oberhalb des Olecranon allein entscheiden könnte, Es kommen auch zwei Patellae bra- chiales vor (bei Aptonodytes demersa), wo dann keine Spur von Olecranon zu sehen ist, und auf der andern Seite scheint sich bei denjenigen Vögeln, welche einen grossen Tibialfort- satz haben, die Kniescheibe dahinter. bei einigen zu finden, bei andern nicht. «Lässt man /aber auch die Vergleichung des Ole- cranon mit ‚der ‚Patella fallen, weil es eine Apophyse ist, ‚so bleibt doch die'Hauptisache, dass die Extensionsmuskeln sich am Vorderarm an einen Knochen befestigen, welcher der Ti- bia nicht analog ist, während ‚dieselbe doch in dieser‘Hinsicht seine Stelle am Beine vertritt. Es istalso unausweichlich hierin eine Abweichung des Typus: der ‚vorderen und hinteren Extre- ınitäten anzuerkennen. Da ieh zu dieser Erkenntniss gelangte, stellte sich mir die Frage: ob diese: Abweichung überall im Wirbellbierreiche sich ‚wiederfinden würde? Darum nahm ich eine Untersuchung 'an den mir zu‘ Gebote‘ stehenden Gegen- sländen, welche: in dieser Hinsicht: Aufschluss: versprachen, Salamandra (maculata) und Tritom‘(cristatus) vor. Diese.er- gab mir, dass jene Abweichung wenigstens nicht durchaus constant ‘ist. Während ich nämlich den Extensor des'Vor- derarms fveilich bei beiden Thieren: nur an die 'Ulna sich‘ an- setzen sah, fand ich, dass am Unterschenkel die Insertion ‚des .enisprechenden Muskels sich nicht auf: die 'Tibia beschränke. Als ich den Schenkel von Haut »entblösst hatte) faud ich «den 203 Extensionsmuskel in eine zarte sehnige Membran übergehend, durch deren Anspannung der Unterschenkel sich streckte, ohne dass ich dabei sogleich hätte unterscheiden können, an wel- cher Stelle eigentlich: die ‘wirksame 'Anheftung Statt finde. Ich schnitt deshalb zwischen Fuss und Tibia ein, und führte “dann‘den Schnilt im Interstit. interosseum bis gegen das Knie hinauf, und suchte durch Entfernung von Muskeln am Unter- schenkel die beiden Theile desselben in ihrer ‚Bewegung von ‚einander unabhängig zu: machen. Das Resultat: davon war, dass Anspannung ‘des Muse. extensor nun stärker auf die Ti- bia als ‘auf die Fibula streckend wirkte. ' Brachte ich die Ti- bia in den gebeugten, die Fibula in den gestreckten Zustand, so‘ streckle sich erstere sogleich, sobald man den genannten Muskel spanute.. Kehrte ich dieses Verhältniss der Richtung der Knochen aber ‚um, 'so'war ‘die Wirkung auf .die Fibula gering. Dennoch empfängt sie einen verhältnissmässig nicht schwachen Theil:der Sehne, und die Verschiedenheit der Wir- kung erklärt sich aus dem’Orte der Insertion. ‘Ich fand näm- lich auf die sogleich anzugebende Weise, dass ‘die Hauptin- serlion an der Tibia, wie natürlich, an dem scharfen, vorn neben dem Interslit. interosseum‘heraufsteigenden Rande ‚am obern Ende Statt fand. Die Inserlion an der Fibula dagegen fand sich an dem obern Ende des: äussern (bei auswärts ge- richteten Füssen theilweise hintern) ‘Randes derselben. Die Art, wie ich mich von dieser Inserlion vergewissert, bestand darin, dass ich die ‘beiden auf die beschriebene Weise von einander getrennten Knochen nun ‚auch vom Kniegelenke löste, und dann durch ‚weitere Entfernung derselben von einander die Sehne des Extensors, an welcher sie noch gemeinschaft- lich befestigt sassen, zerriss: Dabei blieb dann ein Theil'an der Tibia, ein anderer Theil an der Fibula hängen, und es liess sich durch Anzielien derselbeu in verschiedenen 'Richtun- gen der Insertionspunkt näher bestimmen, Diese Untersuchung hat bei mehrfachen Wiederholungen au ‚Exemplaren beider Tbiere das gleiche Resultat 'geliefert, Ob gleiches auch bei 204 andern Amphibien sich finde; muss’ dahingestellt bleiben, da mir. für jetzt keine passlichen Objeete‘ zur Untersuchung vorliegen. Haben wir nun Zugegeben, dass nur in der angegebenen Verbindungsweise der 'Unterschenkelknochen mit den 'Exten- sionsmuskeln: eine Annäherung der hintern Extremität an die Verhältnisse der vordern zu finden, indem gewöhnlichen und bekannten Verhältnisse aber eine Abweichung anzuerkennen sei; so ist es! wohl für die Vergleichung der hintern und vor- dern Extremitäten nicht uninteressant, wenn an einigen For- nien gezeigt: wird, dass in anderer Hinsicht ein ganz bestimm- ter, ‚sich‘ gleich''bleibender Character an Tibia und Radius'zu finden ist; abgesehen nämlich von der entscheidenden ‚Ueber- einslimmung in der’ Lage zu Oberschenkel und Fuss. ' Frägt man 'sich, wie es wohl zu erklären. sei, ‘dass die einander entsprechenden Knochen in so vielen Thierformen bei densel- ben’ Individuen‘ in-der hintern: und vordern' Extremität sich so verschieden entwickeln, dass Göthe zu dem Ausspruch kommen könnte: die Tibia und Fibula verhalten sich ungefähr zu einander wie Ulna und Radius; fragt man sich, ob ‚diese Knochen bestimmte Beziehungen zu bestimmten Verrichtungen haben, so kann ‚man, 'von ‚dem Factum ‘ausgehend, dass: be- sonders bei Säugelhieren und Vögeln in der hintern. Extremi- tät sich die Tibia überwiegend: entwickelt, zu der Vermuthung kommen, dass dieselbe vorzugsweise als lasttragender Knochen zu. bezeichnen sein 'könnte, da diese Funetion der hintern Ex- iremität besonders’zukommt. Will man sich unterrichten, in wie weit dies auch vom Radius gesagt werden kann, welcher der Tibia entspricht; so sucht man diejenigen Thierformen auf, wo die vielfältigere Beweglichkeit der vordern Extremität auf- hört und sie ebenfalls, wie gewöhnlich die vordere, mehr zur Function :einer Stütze zurücksinkt. Da wird man denn bei den Wiederkäuern und Einhufern, welche sich zunächst dar- stellen, die ausserordentlich. vorwiegende Bildung des Radius finden, und hierin,'so wie darin, dass nie die Ulna auf. diese 205 Weise überwiegt, eine Bestätigung der Vermuthung erblicken dürfen, Doch darf man sich nicht verhehlen, dass bei einem Thiere, wie der Elephant ist, die Beweglichkeit des Vorder- arms wohl ebenfalls sehr eingeschränkt, dennoch aber die Ulna keinesweges unterdrückt, sondern schr bedeutend aus- gebildet ist. In wie weit man hier vielleicht sagen darf, der besondere Typus dieses Thieres, welches ja auch in der Schä- delhöhle den Nagern so nahe steht, bedinge diese Ausnahme, und jenes sei demnach als Regel zu betrachten, wage ich nicht zu entscheiden. Als Gegenstück‘ gegen diese Formen kann man dann die- jenigen aufsuchen, wo die hintere Extremität einer grössern Mannigfaltigkeit der Bewegung fähig ist, und als solche darf man im Allgemeinen die der Vögel betrachten. Hier findet man, dass neben einer bedeutenden Ausbildung der Tibia doch die Fibula eine bedeutende Rolle spielt. Ich habe mich bei manchen Vögeln davon überzeugt, dass die Tibia einer bedeu- tenden Rotation fähig ist; und dass die Fibula’ deshalb, die Verbindung mit den Extensionsmuskeln ausgenommen, hier in ähnlichen Verhältnissen steht, als ‘die Ulna bei der menschli- chen und ähnlichen vordern Extremitäten; sie bildet einen relativ festen Verbindungspunkt für das obere Gelenk. Zwar inserirt sich derjenige Muskel, welcher den Unterschenkel be- sonders nach aussen wendet, zunächst an die Fibula. Aber diese Insertion ist gerade an der Stelle, wo die Fibula sich an die Tibia fest anlegt. Wirkt ‘daher dieser Muskel (der äussere Beugemuskel), so ist eine kleine Rückwärtsbewegung besonders des untern Theiles der Perone, und dadurch Rota- tion der Tibia die Folge. “Der innere Beugemuskel bewirkt die Rolalion nach innen. Beitragen konnten dazu möglieher Weise auch Contraclionen der seitlichen Theile der ‚Streck- muskeln. Dies, und dass keine besondern Muskeln für die Rotation nöthig sind, liegt in der stels gebogenen Stellung des Knies der Vögel. i > Ucber die verschiedene Function der obern und untern Hälfte des Rückenmarks hinsichtlich der Beuge- und Streckmuskeln der Gliedmaassen. Von En EnseVmwaror. Als ich im verflossnen Frühjahr.Versuche über die Kraft ‚der Muskeln an Froschsehenkeln anstellte, zerstörte’ich mehrmals, um die sogenannten Reflexbewegungen aufzuheben, nach Treu- nung des Kopfes :vom Rumpfe das Rückenmark durch einen in die Wirbelsäule eingestossenen Drath. , Hierbei fiel mir auf, dass verschiedene Bewegungen der Schenkel entstanden, je nachdem der' Drath mehr ‘oder weniger tief in das Mark ein- gedrungen! war. « Ich wiederholte den Versuch:und bemerkte constant Folgendes: Wenn, nachdem der:Kopf abgeschnitten war, ein Drath langsam von: oben nach unten in den Wirbel- kanal hineingeschoben wurde, so wurden die beiden Ober: schenkel mit: Heftigkeit an: den ‘Bauch angezogen, die Füsse sliessen oben zusammen, drückten gegen den Drath,.kurz.es entstanden';Bewegungen der Schenkel; die völlig das Aussehen hatten), als ob der enihauptete Rumpf den reizenden Körper mib Gewalt vou sich entfernen ‚wollte, Wenn: nun.der‘Drath tiefer in das Mark hineindrang, so: zeiglen sich für eine Zeit noch dieselben Bewegungen der Schenkel, jedoch in schwä- 207. cherem: Grade, war er aber ungefähr bis zur Mitie der Wir- belsäule- hineingedrungeh‘, so nalımen die Bewegungen der Schenkel auf einmal einen andern Character an, 'sie wurden jetzt nicht mehr an den Bauch gezogen, sondern mit Heflig- keit ‚nach‘ abwärts gestreckt. : An diesen Streckbewegungen nahmen die Gelenke Theil, die Zehen wichen auseinander und die Schwimmhaut ‘wurde dadurch straff pespannt. Je tiefer der Drath kam, desto kräftiger wurden diese Streckbewegun- gen und hörten dann erst äuf, wenn das Rückenmark bis zu seinem letzten Reste zerstört war. Um nun die Stelle näher zu finden, wo Reizung des Rückenmarks nicht mehr Beuge: bewegungen der Schenkel, sondern Streckbewegungen: hervor- ruft, stellte ich an vielen Fröschen nachstehend erzählte Ver- suche an. Ich schnitt ihnen mit einer Scheere den Kopf ab, wobei jedesmal die Schenkel an. den Bauch 'gezogen, und: die Füsse mit Gewalt‘ gegen die Scheere gestemmt würden. ’ So: dann entfernte ich die, Brust- und Baucheingeweide, legte den Rumpf mit. dem’ Rücken‘ auf ein glattes Brett, brachte die | Schenkel in eine halbgebogene Stellung und schnitt nun, von oben anfangend, ‚mit einem gerade’ aufgesetzten Messer in’ ra- schem Drucke jedesmal einen Wirbel sammt dem in ihm'be- findlichen Stücke des Marks von den übrigen Theilen ab, Die Schenkel wurden: jedesmal, sobald die durch die einzelnen Einschnitte in das Mark hervorgerufenen Muskelbewegungen sich gelegt halten, vor einem neuen Einschnitte. wieder in eine halbgebogene Stellung gebracht. Das Resultat war folgendes. Vom ersten bis zum ‚vierten Wirbel entstanden ‚durch: die Ein- schnitle Beugebewegungen der Oberschenkel, und Hinausstrek- ken der Füsse über das obere Ende des Rumpfes. ' Je mehr von dem Rückenmarke abgeschnitten wurde; desto schwächer wurden die Beugebewegungen. Wenn nun der’ Einschnitt dio Stelle des Markes zwischen dem 4ten und Sten Wirbel traf, so wurden die Schenkel nicht mehr angezogen, sondern es traten jetzt Streckbewegungen derselben ein, die in dem Maasse an Stärke zunahmen, ‘als die Einschnitte zwischen den Wir- 208 beln’ dem Os coceygis näher rückten. War nun‘ auf‘ diese Weise ‚das ganze Rückenmark' entfernt, und wurden von’ den drei Nerven, ‘welche den Plexus 'sacralis zusammensetzen, zu gleicher Zeit Stücke abgeschnitten, so ‘war: der Erfolg, dass ebenfalls nur Streckbewegungen der Schenkel entstanden, und zwar. son lange, bis die Durchsehnitte. bis zu der Stelle des Plexus: kamen, wo er sich in den N. eruralis und ischiatieus theilt. Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dass’ auch gleich- zeitige galvanische Reizung der drei Nerven des Plexus nur Streckbewegungen der Schenkel 'hervorruft. Um zu sehen; ob. sich die vordern Gliedmaassen bei Reizung der einzelnen Rückenmarkspartieen auf gleiche Weise verhielten, modifieirte ich den Versuch auf folgende Weise. Nach Abtrennung des Kopfes, wobei die vorderen Glieder so stark flectirt wurden, dass sie meinen Finger fest umklammerten, und ich den Rumpf auf diese Weise aufheben und hin und her bewegen konnte, ohne. dass sie nachliessen, entfernte’ ich die Eingeweide des Bauchs und der Brust, ohne jedoch den Brustkorb. und die Schultermuskeln, die sich an'ihn ansetzen, 'zu verletzen. Dann schnitt ich. die. Wirbelsäule-zwischen dem achten: Wirbel und dem Kreuzwirbel durch, und stiess nun von unten her:einen Drath in den Wirbelkanal. , Der Erfolg war, dass, ‘während die untere Hälfte des Rückenmarkes von ihm: getroffen wurde, die vordern Glieder gestreckt wurden, jedoch Beugung der- selben eintrat, sobald ‘die obere Hälfte des Marks zerstört wurde. Iogdigrl Neugierig, zu erfahren, ‘ob’ die sogenannten Reflexbewe- gungen. ‚eine Veränderung erlitten, ‘je nachdem das Rücken- mark in seiner obern oder untern Hälfte durchsehnitten würd&, wiederholte, ich, obige, Versuche an mehreren andern Fröschen, wobei.ich jedesmal, wenn. ein Wirbel‘ sammt dem-in ihm.be- findlichen’Stücke des Marks-abgeschnitten war, die Schenkel wieder in eine; halb gebogene Stellung: brachte, und nun die Zehen ‚des ‚einen Fusses durch Kneipen mit ‚einer Pinceile reizte....Ich. beobachtete nun, dass, so ‚lange ‘das Märk noch 209 nicht bis zur Stelle zwischen dem vierten und fünften Wirbel durch die aufeinander folgenden Durchschneidungen entfernt war, sowohl in dem gereizten wie in dem entgegengesetzten Schenkel nur Beugebewegungen entstanden. War die Durch- schneidung aber an der Stelle gemacht, so brachte Reizung der Zehen eines Fasses weder in dem Schenkel derselben, noch, in dem der, entgegengesetzten Seite ferner Beugebewe- gungen hervor, sondern in mehreren Fällen Streckbewegungen, die jedoch schwächer waren, als wenn das Mark an der Durch- schnittsstelle' selbst gereizt wurde, in anderen Fällen nur Zuk- kungen in den Muskeln beider Schenkel, denen es jedoch an Kraft gebrach, die’ Richtung derselben zu verändern. Sobald das Mark zwischen dem fünften und sechsten Wirbel durch- schnitten war, hörten die Reflexbewegungen auf, während Reizung des Marks selbst bis zur Vertebra sacralis noch wie in den früheren Versuchen Streckbewegungen der Schenkel hervorrief. Da nun die Wirbelsäule des Frosches aus acht freien Wirbeln und einem Kreuzwirbel besteht, und Durch- sehneidung des Markes von der Medulla oblongata an bis zum Aten Wirbel Beugebewegungen der Glieder, vom, 5ten , Wirbel bis zum Ende der Wirbelsäule herab Streckbewegungen der- selben ‚hervorruft, da ferner die Versuche über die Verände- rung der Reflexbewegungen, je nachdem das Mark in seinen oberen oder unteren Theilen durchschnitten wird, ein, Resul- tat ‚geben, welches sich vollkommen an jenes anschliesst, so int ein bestimmter Gegensatz zwischen :der Function der oberen und unteren Hälfte des Rückenmarkes daraus hervor- zugehen. fi Müllers Archiv. 1841. 414 „ati zısl Fee d u da _ a ddr inachenk6 ‚rperchen. je" BR I: on EN a Bas, HERRMANN MErER. || a) Professorin Tübingen. |, ul ni 2) Taf, IX, Fig. 1-11.) , nd Bd? aalallsız bau malimn 1 Die Achnlichkoit Aas' ‚Varkommens der Knöchen- und Knor- pelkörperchen "ist so sehr gross, dass ‚der Gedänke nicht ferne liest, dass sie beide gleiche Bedeutung haben. Da nun durch Schwann’s Untersfichüngen die Koorpelkörperchen als Zel- len’ mit ihren Kernen erkannt worden sind, wurde auch den Knoclienkörperchen die Bedeutung einer Zelle beigelegt. Die steimartige Ausstrahlung des Knochenkörperchens legte dieser Ansicht kein "Hinderniss in den Weg. da man an den Pig- mentzellen eine Analogie für sternförmige Zellen hatie. Durch ‘den 'Qücerschliff‘ eines Pferdezahns, welchen ich Behufs der ‚ Untersuchung des Zahncämehts’ gefertigt hatie, wurde ich zu- erst darauf aufınerksamn, dass "die Bedeutung der Knochenkör- perchen ‘doch vielleicht eine "ändere als die einer ? Zelle : sein könne, nämlich“ die eines "Zellenkerns. Das Cäment des Pferdezahns zeigt nämlich eine der Kno- chenmasse sehr ähnliche Bildung. In einer structurlosen durch- sichligen Zwischenmasse findet sich eine grosse Menge von Körperchen eingesprengt, welche bei durchfallendem 'Lichte dunkel, bei auffallendem milchweiss erscheinen. Diese Kör- perchen sind im Uebrigen den Knochenkörperchen ganz ähn- lich sternförmig gestaltet, nähern sich nur gewöhnlich mehr 211 ler rundlichen Form, als diese, Indessen finden sich auch sehr viele ‘der Körperchen des Cäments, welche‘ die langge- streckte Gestalt der Knochenkörperchen haben, so: wie man auch häufig Knochenkörperchen trifft, welche den Körperchen des Cäments ganz an 'Rundung gleichen. “Knochenkanälchen finden sich 'ebenfalls in dem Cäment, sie sind sehr weit, ste- hen 'weit voneinander ab’ und verlaufen senkrecht auf die Achse des Zahns; es hat indessen das Aussehen, als ob diese Kanäle obliterirtt und mit Knochenerde erfüllt seien. Ausser dieser Anordnung der Kanälchen findet sich noch der Unterschied des Cäments von der Knöchenmasse, ‘dass die Körperchen un- regelmässig zerstreut in der Zwischensubstanz liegen; und keine eoncentrische Schichtung in dem Cäment mit Bestimmtheit zu erkennen ist. Trotz dieser Verschiedenheiten ist eine Ueber- einstimmung der Knochenmasse mit der Cämentmasse *) gar nicht zu verkennen. Betrachtet man nun, den an Schmelz gränzenden Rand des Cäments, so sieht man viele in’ den Schmelz hineinra- gende Kugeln, welche je ein excentrisch in ihnen gelegenes Körperchen umschliessen und sich zu demselben verhalten wie die Zelle zu ihrem Kerne. ' Diesen Kern erkennt man sogleich als gleichbedeutend mib' den Knochenkörperehen des Cäments. Hierdurch aufmerksam‘ gemacht, untersuchte ich‘ viele Kno- ehendurchschnitte, ‘konnte aber ‘niemals, ‘weder in der. Masse derselben noch an ihrem Rande, ein ähnliches Verhalten be- obachten. Ich zog nun in Erwägung, dass die Cämentmasse auch nicht in ihrer Masse und an ihrer äusseren ‘Oberfläche jenen zelligen Bau sehen lasse, sondern nur da, wo eine an- *) Das elfenbeinarlige Aussehen des Ciments, sowie eine ge- wisse Analogie zwischen Cäwent und Elfenbein, indem beide unbe- deekte kuochenartige Zahnmassen, und. äusserer Abnutzung in glei- ckeın Masse zugänglich sind, veranlasste mich, auch das Elfenbeiu zu untersuchen, ob dieses vielleicht dem Ciment ähnlich gebaut sei; ich fand dasselbe indessen nur aus Substantia propria dentis mit ge- sehlängelten Kantilchen bestehend. 14* 212 dere Masse (der Schmelz) die Endigung des Cäments ohne Beengung aufnähme; ich wählte daher zur ferneren Untersu- chung Knochenränder, welche unter ähnlichen Verhältnissen vorkommen, und fand solche in den Rändern der Schädel- knochen. Zunächst nalım ich die Schädelknochen einer 'eben ausgewachsenen Hausmaus, und betrachtete deren zugeschärfte Nahtflächen, nachdem ich den Knochen in Terpenthinöl 'ge- legt unter das Mikroskop gebracht hatte. Wirklich fand ich auch an diesen ‚Stellen kuglige Zellen, jenen an der Grenze des Cäments ganz ähnlich, in welchen das Knochenkörper- shen als Kern lag. Auch an der Markfläche der Schädelkno- chen einer jungen Taube konnte ich bisweilen ähnliche Zellen bemerken. Sehr schön sah ich dieselben auch an der Lamina perpendieularis des Siebbeins eines jungen Eichhorns, wenn ich an einer Stelle, wo die beiden ‚Lamellen dieser Platte durch Mark voneinander getrennt waren, die Lamellen aus einander nahm, von dem Mark vereinigte, und dann von der Markfläche aus betrachtete. Auch in der Masse dieser Kno- chen konnte ich häufig solche Zellen genau erkennen. Es galt nun das Verhältniss dieser Zellen zu den Knor- pelzellen zu ermitteln; an einem verknöchernden Knorpel musste sich dieses erkennen lassen. Vor andern fand ich die Rippen- knorpel eines Hundes, welche von ihrer Achse aus verknö- chern, nicht minder auch im Verknöcherungsprocesse begrif- fene Kehlkopfknorpel, hierzu geeignet. Auf dünnen Queer- schnitten von solchen liess sich schon bei nicht bedeutender Vergrösserung das ganze Verhältniss auf das deutlichste über- sehen. Zunächst dem Rande fanden sich die bekannten flach- gedrückten, auf dem Durchschnitte spindelförmigen Zellen, welche jederzeit an der freien Oberfläche der Carlilagines figu- ratae vorkommen. Von diesen mehr nach innen treten rund- liche Zellen auf, deren jede einen Kern enthält. Diese Zellen lagen näher dem Rande vereinzelt, weiter nach innen waren sie zu zwei oder drei gruppenweise zusammengestellt, . ‚und hatten dem entsprechend ihre Form geändert, welche jetzt ö 213 mehr eine dreieckige war (Fig. 1.). Diese Gruppen bestan- den aber immer noch aus Zellen mit nur einem Kerne. : Wei- ter nach innen zeigten sich keine einkernigen Zellen mehr, sondern zwei- und dreikernige einfache Zellen (Fig. 2.), welche ihrerseits auch wieder in Gruppen zu zwei oder drei vereinigt waren. Diese Gruppen verschmelzen ebenfalls wieder zu ein- fachen Zellen. Oft ist es mir gelungen zu sehen, wie eine Gruppe von zwei oder drei Zellen schon von einer gemein- schaftlichen neuen umfasst war, während die Wandungen der alten Zellen noch nicht verwischt waren. Ich sah dann die Wandungen der alten Zellen entweder mit der der neuen zu- sammenfalleud *) (Fig. 3.) oder getrennt (Fig. 4.). Einzelne Male sah ich auch nur eine grosse zusammengesetzte Zelle'von einer neuen umschlossen werden (Fig. 5.). Während die Zel- len mehr und melır verschmelzen, liegen die Kerne aller ver- schmolzenen Zellen entweder einzeln neben einander (Fig. 4.), oder sie begannen schon gleieh mit den ersten Verschmelzun- gen der Zellen einen Verschmelzungsprocess unter sich. Am Rande der Verknöcherung sind indessen immer alle Kerne einer zusammengeselzten Zelle in einen einzigen verschmolzen, wel- cher von einer einfachen rundlichen oder länglichen Zelle um- schlossen wird (Fig. 6. u. 7.). Bisweilen enthält eine solche Zelle, die aber dann immer etwas grösser und gestreckter ist, zwei solcher zusammengesetzter Kerne (Fig. 8.). Dass diese Kerne wirklich aus der Verschmelzung vieler kleiner. Kerne entste- hen, beweisen zahlreiche Uebergangsformen, und die häufige Zusammenlagerung grosser (bereits aus mehreren gebildeter) und kleiner (noch einfacher oder weniger zusammengesetzter) Kerne (Fig. 2. 4. 5.) in einer Zelle. Ganz besonders schöne kleeblatt- und rosettenförmige Uebergangsformen sieht man in Fig. 3. 6. 8. 9., und auch. die ausgebildeten Kerne zeigen in den wellenförmigen Ründern noch immer Andeutungen ihrer Verschmelzung (Fig. 7. 8. 9.). Alle diese Zellen sind von *) Vgl. unten. 214 ziemlich gleicher Grösse, und bei mehr oder weniger länglich runder Gestalt haben sie einen Durchm. von z2;— z8; Millim, Der beinah bei ‚allen ziemlich gleiche Durchmesser der Kerne betrug +4; Millim. Im mittleren Durchmesser der einfachen, einkörnigen, rundlichen Zellen nahe dem Rande fand ich „2; bis-z2; Millim., und den ihrer Kerne „4; Millim: Bei der letzten Metamorphose der verschmolzenen Zellen mit mehreren Kernen in einfache .Verknöcherungszellen mit einfachem Kerne findet eine ziemlich bedeutende Umfangverringerung Statt, wie der Vergleich der bei derselben Vergrösserung gezeichneten Figuren 4., 5. und 7. lehrt. In Fig. 10. habe ich eine Zelle abgebildet, wie sie auf der der Zahnachse zugewandten Ober- fläche des Zahncäments sowohl als auch der Substantia ossea der Wurzel des Pferdezahns nach der Ausziehung der Erden durch Salzsäure erscheint; und in Fig; 11. eine Zelle mit ihrem strah- ligem Kerne, wie man: sie’ auf Queerschliffen auf der Grenze des Schmelzes und Cäments erkennen kann. Durch die Salz- - säure verschwinden die Ausstrahlungen dieser Körper des Cä- ments ebenso wie die Ausstrahlungen der Knochenkörperchen. Miescher scheint ein ähnliches Verhältniss wie das oben beschriebene beobachtet zu haben, er spricht wenigstens von Kugeln, deren eine jede je ein Knorpelkörperchen umschliesst, welche er an dem zuletzt verknöcherten Theile des Knochen- kerns eines Oberschenkels von einem Kaninchenfötus gesehen habe, und bildet diese unseren Knochenzellen sehr ähnliche Kugeln auf der ersten Figur der ersten Tafel seines Werkes (de inflammatione ossium etc.) ab. Auch Gerber erwähnt in seinem Handbuch der allge- meinen Anatomie $ 176. und 184. der Knochenzellen, deren Kerne die Knochenkörperchen seien; indessen beschreibt er $. 179. und $. 193. Anm. die Umwandlung der Knorpelpri- mitiviheile in die Knochenprimitivtheile in anderer Weise, als sieh mir dieselbe bei meinen Untersuchungen dargestellt hat. Aus dem Angeführten ergäbe sich demnach als Primitiv- bestandtheit des Knochens eine aus vielen Knorpelzellen durch 215 Versehmelzung entstandene Zelle, deren aus den Kernen jener Knorpelzellen ebenfalls durch Verschmelzung entstandener Kern das Knochenkörperchen ist. _ Was aus der Wandung der ursprünglichen Knorpelzellen wird, wage ich nicht zu entscheiden; dass aus ihnen die Wan- dung der secundären Zellen entstehe, scheint mir wegen der Fälle: nieht; währscheinlich; iin welchen, ‚wie in Fig. 3:'und 4, zwei Zellen ‚mit ‚unyersehrier, Wandung bereits ‚von ‚einer ge- meinschäftlichen dtitten umschlossen sind. Die Wandung der primären Zelle könnte also für entweder verschwinden, oder zum Theil ' versehwinden,:zuin Theil mit der Wandung der seeundären Zelle;werschmelzen,/öder; was'äus Fällen wie die in Fig. 4. und 5. dargestellten -wahrscheinlich wird, mit in die Bildung der Masse des Kernes der secundären Zelle eingehen, Wäs die) in) Big; 3. dargestellte Erscheinung bewiftt, "ko" will ieh. sicht nit Bestimatheit ‘behaupten,’ dass: Wirklich‘ Inte Wvanz dung ler secundäreh "Zelle 'mit den Wändungen der “einge: schlossenen' versehmolzen sei, vielleicht‘ scheint es alt” $o "u sein; weilndie Wandungen’ dicht anernander Tiegen. "0% Durch Antinaniderreihemg’ der Knöchettzelleh' in der Pläche eitstähen" ‚dievKnochenlaniellen, ' "Intercellalärsubstant ist hiır sehr unbedeutend und wenig vorhanden; wAs’ min deutlich an dein Verkniöeherungsrände der Extreniitätenknöthen tn Ein- beyonen erkennen katın." Be’sind'zwär an diesen die "Ueber: gänge (der Küorpelzellen'Ahi die Khochenzellei' uicht! 50 schön zu erkeinein, wie bei verkuöcherndeh Rippen- und Kehlkopf: koorpeln, aber man erkeniüt' bei | genänerer Betrachtung‘, dass die am’ Verknöcherungsrande reihenweise aufgestellten Körper- ehlenj; welche Mieseher für Kusrpelkörperchen erklärt "(mit welchen sie auch in der Grösse, wie oben keieigt, schr über: einstinnmien ), die Kerne’ der Verknöcherungszellen sind, "weldtie so dicht aufeinander gedrängt sind, dass sie sich gegenseitig in eckige Formen drücken. Auch in dem Ciinent der Pferde- zähne zeigeii sieh die Kuochenzellen dicht aneinander gedrähgl, und’ voneinander gegenseitig eckig gedrückt. . Merkwürdige Anhäufung mikroskopischer 'Kry- stalle am Hinterkopfe der Schlangenembryonen. Kr - Von N e ee ; Dr. C. G. Carus, Hof- und Medicinal-Rath. ' Yen Taf. IX, Fig. 12—19.) In Sommer, 1840 eins Anzahl ausgebrüteter Eier von Coluber natrix, in welchen die Embryonen noch sehr zart waren, au Länge etwas über oder unter 2 pariser Zoll hielten, und noch keine Hornschilder der, Hautbedeckungen. zeigten. Während ich, mit der genaueren Untersuchung; derselben beschäftigt ‚war, fielen mir an, dem kleinen, ‚etwa ‚2 langen Kopfe aller ‚dieser Embryonen, an welchem man die grössern Gefässvertheilungen noch mit 'blossem Auge oder‘ durch. die Loupe ohne weitere Präparation verfolgen konnte, zwei weisse am Hinterhaupte gelegene Körperchen, auf, welche durch ihr kreidenarliges Ansehen von der übrigen zartröthlichen ‚Sub- stanz des Kopfes sehr stark abstachen, zumal da sie u.be rothen Blutgefässen umgeben waren. j Tafel IX, Fig. 12. ist ein solches Köpfchen etwa, um 24 Doppelte des Durchmessers vergrössert, dargestellt. (4. ist. die natürliche Grösse.) Man bemerkt bei « die vordere Hirnmasse (Hemisphären), bei & die mittlere Hirnmasse (Vierhügel), durch die bloss häutigen Kopfdecken durchscheinend, und bei e, in welcher Gegend die bei den Schlangen übrigens, nie, bedeutend sich entwickelnde hintere Hiromasse (kleines Hirn) liegt, er- kennt man das Paar dieser kreidenarligen Körperchen. , (Am 217 Augapfel ist ‘die Irisspalte noch sehr deutlich'sichtbar.) Diese kreidenartigen Körperchen erinnerten mich ihrem Ansehen nach sogleich''an diejenigen, welche beim Frosch zwischen den Rük- kenwirbeln an: den: Austrittsstellen der Nervenpaare und in- nerhalb des 'Ohr-Zwischenwirbels im Innern des Läbyrinths vorkommen. ' Ich nahm ‚mit: einer Nadelspitze sofort eiwäs von dieser .!Substanz. (e' Fig. 12.) ‘unter das Mikroskop, 'und bei ‚einer Vergrösserung‘ von 240|Mal im Durchmesser zeigten sie sich ‚alsbald ‚gleich jener «der. Frösche, aus’ unzähligen‘ losen, doppelseitig zugespitzten: Krystallen bestehend, von welchen bei Fig.' 13. ein. kleiner Haufen abgebildet ist. Ihre Länge stieg von 50—60-—100 Hünderttausendtheilchen eines Zolles, ‚sie waren völlig klar und lagen‘ dicht gedrängt, aber 'gühe al- Zusammenhang ‚untereinander. ; kala ‚Es fragt sich' nun‘ zunächst,: wo eigentlich die Stelle: dieser Krystallanhäufang sei? ob: sie aussen unter. ir werdenden Haut, ob sie in den werdenden: Knochendecken"des Schädels,: oder ob sie unter demselben und auf dem Hirn selbst auflägen?:: Diese Frage war am frischen Präparat, wegenüder aus- mehmenden Zartheit und Weichheit, ‚nicht zu entscheiden, ich legte; deshalb | einige Köpfchen 'ein‘ Paar Tage in Weingeist, durchschnitt ‚sie dann der Länge nach senkrecht, ‘und nahm ‚behutsam das mit durchschnittene Hirn‘ aus der noch; mit Aus- nahme der Kuochenpunkte in der.Basis,; ganz häutigen Schä- delhöhle heraus. Fig. 14. zeigt den durchschnittenen Kopf, und Fig. 45. das durchschnittene Hirn: vergrössert‘ (14. die natürli- ehe Länge). Was zuvörderst das: Hirn betrifft, so kann ich nicht umhin darauf aufmerksam !zu machen: 4) wie schön und deutlich man hier gewahr werden kann, dass. nicht ‘nur die Gyri. des sogenannten ‚grossen, und die Blätter des kleinen Hirns durch Faltung: entstehen; sondern: dass eben so:die Haupt- abtheilungen und Entwickelungen des ganzen Hirns dutch Fal- tung bedingl werden. Wie deutlich erscheint nicht hier‘ das ganze Hirn als ein verdicktes, zusammengeschobenes}| gefalle- tes und in seinem Kanal erweitertes Stück 'Rückenmark! Die 218 unteten‘ dickeren. Rückenmärksstränge bilden ‘durch ihre‘ Fal- tung das verlängerte Mark, ' Fig. 45.'d, sodann die Masse’ des Infandibulum und: der Hirnschenkel,; e, und endlich "bei f die Innengebilde der Hemisphärem (Thalami und corpora stviata); während. die 'Fortbildungen der oberen Stränge ’bei c das’ bei den Schlangen immer sehr klein’ bleibende kleine Hirn oder die "hintere ‚Hirnmässe, bei 5 den im Embryo: bei-vwveitem- am grössten ‚erscheinende mittlere Hirnrüasse (Vierhügel), und bei a die. vordere Hirnmasse ‘oder die:Decke der ‘Hemisphären Aus- macht, 2), Ist; män!-sonach' Auch! in‘ diesem Falle besonders deutlich aüf die Einthieilung des Hirns in! drei Hauptmässen hingewiesen, ‘eine’ Eintheilung, welche ich bereits! vor 26 ‚Jäh- tem in, meinen Versuche einer „Darstellung 'des Nervensystems“ ausführlich dargelegt habe, und.welche in ihrer Beziehung auf.die drei, wesentlichen Kopfwirbel: von 'der grössten Wichtigkeit ist, oliwohl man überall noch ‘in ‘den’ Conipendieh die, alter Gesthichlen von Eintheilung des'Gehirns in grosses und: kleines Hirfn- wiederholen, und arlineh die na irte- leiten hört, «(si „Wası'nun. die Schädehhöhle betrifft, deren Duicknehiit in-Fig.; 14. ‚vergrössert. dargestellt ist, so ‘bemerken ‘wir theils, wie:genau deren fast noch durchaus häutige, nur in der Basis mit einigeh..Knorpelpunkten versehene ‚Wände, dem Umrisse des Hirns ‚entsprechen, theils schen wir bei « dem’Augapfel (durchschimmern, und bei’: die Lage des häutigen Labyrinihes ängedeutel. .\ Oberhalb: des letzteren, ünd wo‘die insbesöndere vonösen! Gelässe dichter zusamnientreten;‘ lieg! auf diesem, und.also.au| der inneren Fläche: der: werdenden’ Sehädelwan- dungen zu beiden Seiten jener.'Krystallhaufen, weleheh iman aus: mit einer Nädelspitze ‚vonder Innenwand abheben 'konnie, da er sich«dann' in der: Form Fig. 16, (2. in natürlicher Grösse) darstellte. Man:sah. also,; dass diese: Kryställanhäufang sich namentlich auf die Gefässhaut des Hirns bezog, ie Hit selbst aber nichts anging. 16; Es interessirte mich nun, zu wissen, ‘ob auch schon in 219 dieser frühen Periode im: Ionern des Ohres etwas von Krystall- bildung vorhanden sei, und ich hob deshalb das häutige Labyrinth, so vollständig es sich bei seiner ausnehmenden Kleinheit und Zart- heit ihun liess, aus der Schädelhöhle heraus, um es auf dem Com- pressorium unter das Mikrorkop zu bringen. Eine schwache Ver- grösseruug zeigte sogleich ‘die auseinandergepressten ‚Stücke des Vorhofs (a, 3,.d,; Fig 15.), und das Stück eines halbeir- kelförmigen Kanals nebst seiner Anschwellung (c), ‘In zwei Stellen des Vorhof-Säckcheus (bei a und d) machten sich: fer- ner sogleich die Krystallanhäufungen bemerklich, und: als ich nun die stärkere Vergrösserung (die Linse 4. 5. 6. bei Ocu- lar 1. eines Schieck’schen Mikroskops) darauf richtete, er- gaben sich auch diese Haufen als bestehend aus Krystallen, welche von denen an der Gefässhaut in der Gegend des klei- nen Hiros, nur durch kürzere Säulen und Uebergang zur Ta- felform unterschieden waren. (Fig. 16. sind einige derselben so vwergrössert dargestellt.) Man könnte vielleicht diese Be- schäffenheit, auch dass sie in der Mehrzahl grösser wären als die am Hinterhaupte abgelagerten Krystalle, dafür anführen, dass sie’ früher als jene entstanden seien, ‘doch ‚müssteu, um’ dies bestimmter darzuthun, auch Beobachtungen an noch kleineren Embryonen angestellt werden. Unwiderleglich folgt übrigens aus dem Obigen, dass die Krystallbildung am Hinterhaupte auch mit der Krystallbildung des Ohrs nichts ge- mein hat, und als eine selbstständige, nur. der Knochenbildung vorausschreitende Erscheinung anzusehen ist. Bei Fig. 17. habe ich noch einige Blutbläschen aus dem Schlangenembryo stark vergrössert abgebildet, um ihr. Verhältniss zu den mi- kroskopischen Krystallen' anschaulicher zu machen. | ‚Ihr Län- gendurchmesser betrug 120, und ihr (Queerdurchmesser 95 Hunderltausendtheilchen eines Zolles. Ich benutzte nun die nächste Gelegenheit, bei einem frischen erwachsenen Exemplare von Coluber nalıix nach- zusehen, ob (dort von; jener Krystallanhäufung noch ein Rest vorhanden sei? Ich öffnete vorsichtig den Schädel eines Exem- 220 plares von mittler Grösse von der Seite, nahm das Gehirn her- aus, fand aber von den beiden grossen Krystallhaufen des Em- bryo jede Spur verschwunden, nur einzelne zerstreute Krystalle hingen noch an den unter das Mikroskop gebrachten Stückchen der Hirnhäute *), ‘wie denn auf deren Vorkommen im Schädel und Rückgrathskanale mehrerer Amphibien schon Ehrenberg, in Poggendorf’s Annalen Bd. 28., St. 3., auf- merksam gemacht hat. Um so mehr und in um so grösseren Massen dagegen war bier das Vorhofssäckehen des Labyrinths von Krystallen erfüllt, und merkwürdiger Weise fand ich, dass jetzt die Form aller dort vorkommenden Krystalle mehr die der Hinterhaupts-Krystallhaufen des Embryo, als die der Vor- hofs-Krystalle desselben war. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass jedenfalls diese Form- verschiedenheit auf seiner chemischen Verschiedenheit beruht. Vielleicht dass diese wesentlich . kohlensauren Kalkkrystalle unler gewissen Bedingungen mehr Phosphorsäure enthalten! Uebrigens scheint es nach der obigen Beobachtung nicht uninteressant, bei Bearbeitung der in unsern Tagen so viele Naturforscher beschäftigenden Entwickelungs-Geschichte der Thiere auf diese Krystallbildungen besondere Aufmerksamkeit zu verwenden. Im obigen Falle scheinen die Krystallhaufen des Embryo eine Art von Depot des entstehenden Kalkes zu sein, welches später wieder aufgesaugt und anderwärts ‘ver- wendet wird. Auch ist es interessant zu beachten, wie sehr alle diese Fälle von Krystallisation geeignet sind, diesen Vor- gang als Lebensregung erkennen zu lehren, welches er zwar überall ist, hier sich jedoch als solcher deutlicher dar- stellt, weil er innerhalb eines lebenden, und sich in dieser Beziehung selbst durch Krystallisation fortbildenden Geschöpfs vorkommt. *) Man Da deutlich, dass die Ablagerung von dem sogen. Hirn- sand im Menschen auf den Adergeflechten in der Gegend Ai Zirbel als eine vollkommene Wiederholung dieser Bildungen betrachtet wer- den kann. Ueber: die zellige Schwimmblase des Lepisosteus. Von vAN DER Hoxven, Professor in Leyden. (Hierzu Taf, X.) Die Frage über die Stellung der Lepidosiren nimmt meine Thätigkeit und mein Interesse zu gleicher Zeit sehr in An- spruch, Ich habe deshalb die Schwimmblase des Lepiso- steus (Esox osseus) aus Nordamerica untersucht, welche man nach Cuvier als ein Beispiel einer zelligen Schwimm- blase hervorhebt. Professor Bischoff bedauert, dass er selbst keine Gelegenheit gefunden habe, sie mit den Lungen der Le- pidosiren zu vergleichen. In Folgendem werde ich angeben, was ich gefunden habe. Dieses Organ (Fig. 1. v. n., Fig. 4. v. n.) ist Beh lang; indem es sich vom Pharynx bis zum After erstreckt (21 Cen: limeter). Oben hat es zwei Spitzen oder blinde Anhänge (Fig. 5. a. a.), sonst aber erscheint es äusserlich in seinem ganzen Umfange einfach. Es liegt, wie gewöhnlich, unter: der Wirbelsäule und über dem Darmkanal. An seinem. obern gegen die Wirbelkörper gerichteten Theile befindet sich eine sehnige Linie (Fascia tendinea, Fig. 4. f. £.), welche so die Blase in zwei seitliche Hälften theilt. - An der Bauch- seite der Schwimmblase, gegenüber der sehnigen Linie, sicht man einen der Länge nach gehenden membranösen Theil. Sehr weit nach vorn findet sich in der Rückenseite des Oesophagus 222 eine longitudinale Spalte (Fig. 4. g. 7) von 7 Millim. Länge, eine Glottis, welche mit dem Oesophagus communieirt. Diese Gloltis zeigt sich unmittelbar hinter den obern Schlundplatten, und führt zu einem häutigen Theile (Henle’s Stimmlade, Fig. 5. 6.), welcher an seinem Anfange knorpelartig zu sein scheint, und sich in der Mitte der Blase dort fortsetzt, wo die aponeurotische Rückenlinie verläuft. Auf beiden Seiten dieser Linie (Fig. 4. f. 1.) sieht man ‘an gewissen Stellen mus- eulöse Fasern (Dissepimenta Fig. 4. d. d. d.) ausgehen, welche eireuläre Höhlen umschreiben. Es giebt deren jeder- seits ungefähr 22; sie bilden so eine doppelte Reihe von Bo- gen. Diese Räume oder Taschen der Blase bilden nicht die eigentlichen Zellen, aber jede Tasche zeigt inwendig ein fei- nes Netz von Parietalzellen, welche von der Schleimhaut der Blase (Fig: 4. ce. c. ce.) gebildet werden. . Die Glottis bildet an der obern oder Rückenseite zwei ziemlich starke Vorsprünge von dreieckiger Gestalt. Sie sind’zwei Giessbeckenknorpeln auffallend ähnlich (Fig. 6.), aber sie’schei- nen mir keinen «Knorpel zu enthalten; man muss, um diese Theile deutlich zu sehen, einen Theil der äussern Haut der Speiseröhre ‚ablösen, indem: sie sich’in den Häuten derselben befinden. Wenn man nicht zuvor diese Partie weggeuommen hat, sieht man nur den untern Theil dieser Arytänoidalfalten hinter‘ einer queeren Randleiste (Fig. 5.). ‘Zwischen diesen beiden Stützen sieht man die innere Oeffnung der Glottis, 'wel- che schräg vom Oesophagus nach dem Kanal ''hinabsteigt, den man’ passender Weise nach der vortrefllichen Arbeit von Henle Stimmlade nennen könnte. Ueber die Blutgefäsee und ihre Vertheilung kam ich nichts sagen, da ich die Eingeweide ‘ohne das Herz erhalten ‘habe, welches letztere abgeschnitten war. Indessen hoffe ich, dass Vorstehendes' einiges Interesse gewähren werde, und füge zu- gleich die Abbildungender andern Eingeweide hinzu; welche der Blase angehängt ‘waren, die mir Hr, Schlegel zu meinen Untersuchungen überliess. 223 Erklärung der Abbildungen. Taf. X. Fig. 1. Nätürliche Lage der er er von der Bauchseite angesehen. v. Magen. a.a.p. 2 Die zalılreichen und getheilten Appendices pyloricae, rund um den Pylorus gelagert. i. i. Darm. Ah.A. Leber, vorn zweigelappt, sehr lang, dreieckig, am hin- tera Rande abgeschnitten, und wie ein Band an den Magen befestigt. m. a., m. a. Fetltmasse, welche die Seitentheile der Bauchhöhle ein- nimmt. v.n., v,n. Bauchtheil der Schwimmblase, welche grössten- «heils durch die i ‘verdeckt ist. i Fig. 2.. Darmkanal, getrennt von den anderu Eiogeweiden, v. Der fingliche spindelförmige Magen, welcher sich vorn ununterbro- chen in den ' fortsetit. vu ertheil, von Kugelge- stalt und aus sehr starken fleischigen Wänden hestehend. Die Pfört- nerfortsätze, welche hier fortgeschnitten sind, umgeben diesen Theil strablenförmig, sowie es durch eine punetirte Linie angegeben ist, Die Totallänge des Darıns beträgt 3 Dercimeter. . “ Fig. 3. Hinterer Theil des Magens und der Leber, von der rg aus gesehen: v.f. Gallenblase. Die übrigen Buchstaben e. Fig. 1. ig. 4. Schwimmblase, zum Theil geöffnet, von der Bauchseile oes. Ein Theil der Speiseröhre von lonen gesehen. ' Man unterscheidet oben zwei obere Schlundmuskelo. gl. Glotlis. v. m. Rechte Tasche der Blase; die linke Seite ist offen. Man unterschei- det hier eine Reihe von Taschen, ce. c. c., welche ausserordentlich zahl reich und von einem kreisförmigen Septum umgeben sind.. d. d. d: Dis- sepimenta, die von einer sehnigen Linie, f. f., f. t. entspringen, welche die Biase ihrer ganzen Länge nach an ihrer obern Mittellinie durehläuft. Fig. 5. efioung der Glottis, von oben angesehen, wo sie in die öhre oder die gemeinschaftliche mittlere Höhle der beiden Beitentheile der Blase übergeht. Eine Borste zeigt die Oeflnung zwischen zwei Punkten der dreieckigen Theile an, welche vollstsa- dig in Fig. 6. dargestellt sind. a.a. Sind die beiden Zacken oder blinden e der Blase, ’ Fig. 6. tänoidalfalten, von der Rückenseite aus gesehen, nebst offener Traches. Diese Falten sind von der häutigen Randleiste welche sie bedeckt, befreit. tt Ueber Lungen und Schwimmblasen. Briefliche Mittheilungen an Herrn Professor van der Hoeven Vom HEeERAUSGEBER.®) Ich bin Ihnen sehr verbunden für die Mittheilung ‚über die zellige Schwimmblase des Lepisosteus, und ergreife diese *) Beantwortung eines Briefes vom 30. Oct 1840. 224 Veranlassung, Ihnen dagegen einige Beobachtungen über ähn- liche Gegenstände mitzutheilen. Sie bemerken, dass, um zu entscheiden, ‚dass ein zweifelhaftes Thier, wie Lepidosiren, Fisch oder Amphibium sei, es darauf ankomme, ob die Oeff- nung der Schwimmblase in den Schlund ventral oder dorsal sei, indem sie zugleich anführen, dass die zellige Schwimm- blase des Lepisosteus eine Glettis dorsalis hat. Als ich die merkwürdigen Thatsachen, womit uns die Herren Owen und Bischoff bekannt gemacht, ‚in ihren Abhandlungen verglich, glaubte ich annehinen, zu müssen, dass, wenn bei einem Thier ein Luftsack auf der ventralen Seite in den Schlund münde; wenn die Urinblase’vor dem Mastdarm liege, und wenn das Herzohr doppelt sei, man es jedenfalls mit einem Amphibium zu ihun habe, mit ‚einem Fisch dagegen, wenn der Luftsaek in den dersalen Theil des Schlundes einmündet, wenn die Urin- blase hinter dem Mastdarm. liegt, und die Urogenitalöffnung hinter dem After ist, und wenn der Vorhof cinfach ist.‘ Ich bin indess von dieser Ansicht zum Theil zurückgekommen, id Folge einiger Beobachtungen, die ich im letzten Sommer ad- stellte. Ich hatte nämlich sehen müssen, dass die Oeffaung einer wahren Schwimmblase auch an der ventralen Seite des Schlundes Statt finden kann, und kenne selbst einen Fall, wo sie ganz zur Seite sich öffnet. Daraus wird es augen! scheinlich, dass, die Einmündung der Schwimmblase in den Schlund von der dorsalen Seite rund um bis zur venttalen Mittellinie wandern kann. Das erstere findet beim Polypte- rus Bichir Statt. Seine 6’ lange Glottis ist auf der ventralen Seite, führt in eine kurze unpaarige Hähle, von welcher die beiden langen Schwimmblasensäcke mit weiten Mündungen abgehen. Die Säcke sind lange Cylinder mit oberem und un- terem blinden Ende. Von diesen ist der rechte länger, beide sonst auf den ersten Blick von aussen den Lungen eines Am- phibiums täuschend ähnlich. Es sind aber keine Lungen, son- dern wahre Schwimmblasen. Diese Blasen sind mit einer Muskelschichte allseitig bedeckt, mnsculaire Schleifen bilden 223 an der Oeffnung in den Schlund eine Art Sphincter. Ihre in- nere Haut ist glatt olıne Spur von Zellen *). Aus dem Verhal- ten der Blutgefässe geht hervor, dass es keine Lungen sind. Diese Blasen bekommen nämlich hellrothes Blut, und geben dunkelrolhes ab, wie alle Schwimmblasen. Die grossen Ar- terien dieser Organe kommen jederseits von der letzien Kie- menvene, und zwar unmittelbar von der Mitte des letzten Kiemenbogens, nicht vom Circulus cephalicus. Die Venen die- ser Schwimmblasen gelangen zu den Körpervenen, nämlich aus dem obern Theil der rechten und der ganzen linken Schwimmblase zur untern Hohlvene "*); aus dem mittleren und unteren Theil der rechten Schwimmblase in den Stamm der Lebervenen, welcher, in dem grösseren Leberlappen lie- gend, von Lebersubstanz umgeben ist, so dass diese Venen der Schwimmblase in jenen Leberlappen eindringen, um sich in die Lebervene einzumünden. Die Einmündung des Ductus pueumalicus in den seitlichen Theil des Schlundes habe ich bei Eryllrinus beobachtet, und hier zugleich gesehen, dass dessen Schwimmblase unter die zelligen gehört. Die Schwimm- blase besteht aus einer vordern kleinern, und hintern grös- sern Ablheilung. Der Luftgang geht aus dem vordern Theil der zweiten Abtheilung dicht unter der Einschnürung ab, wel- che beide in Communication der Höhle setzt. Der Duclus pneumaticus öffnet sich mit einer grossen Erweiterung in die linke ‚Seite des Schlundes. Die hintere grössere Abtheilung der Schwimmblase ist in ihrer ganzen vordern Hälfte rundum von zelliger Beschaffenheit der Wände. In der vordern Ab- theilung der Schwimmblase und in der hintern Hälfte der hin- tern Abtheilung fehlen diese Zellen *'*). Die zelligen Schwimm- *) Bei der Untersuchung mit der Loupe bemerkt man, dass die innere Haut mit schr feinen, ganz niedrigen parallelen dichtstehenden Längsfältchen besetzt ist. **) Vietmehr in den freien Theil des Lebervenenstammes. *"*) Die Balken zwischen den Abtheilungen der Zellen sind bei Erylhrinus nur sehnig, Müller's Archiv. 1611, 15 226 blasen einiger Fische sind schon ernsllich mit den Lungen verglichen worden, aber ich glaube unrichtig. Es kommt bloss auf die Blutgefässe an. Eıhalten die Luftsäcke dunkelrothes Blut, dann sind sie Lungen, sonst nicht. Ich werde bei grossen Exemplaren von Erythrinus noch die Blutgefässe nachsehen. Es wäre aber auch wünschenswerth, dass man es von Lepisosteus wüsste, der hier nicht in Weingeist ist, Wenn Sie darüber an Ihrem Exemplare Aufschluss geben können, so ihun sie,es. Osteoglossum, das ich neulich in München untersuchte, hat keinen zelligen Bau der Schwimm- blase. Der Umstand, dass ein zweifelhafter Fisch eine wirk- liche Lunge mit dunkelrothes Blut führenden Lungenar- ierien hätte, halte ich jedoch nicht für ein absolutes Kenn- zeichen von der Amphibiennatur des Thieres. Denn obgleich die Schwimmblasen der Fische, wie vorher bewiesen worden, selbst bei einer Glottis ventralis nur Schwimmblasen sind, so giebt es doch auch Beispiele von wirklichen lungenartigen Athemorganen bei Fischen, wie bei den Kiemenhöhlenlungen des Silurus singio, Silurus fossilis Bloch, Heteropneustes fossi- lis Nob.,‘ und des Symbranchus euchia, Amphipnousscuchia Nob., von denen Taylor bewiesen, dass diese Luftsäcke dun- kelrolhes Blut von der Kiemenarterie empfangen. Von einer Kiemenhöhlenlunge und einer Kiemenhöhlenglottis zu einer gewöhnlichen unpaaren Glotlis ist aber der Weg nicht weit. Es giebt daher Fische mit Lungen neben den Kiemen, wie es Amphibien mit Kiemen neben den Lungen giebt. Ich kenne keinen anderen entscheidenden Charaeler von der Fisch- oder Amphibiennatur eines Thieres, als die Lage der Urogenilalöffnung hinter oder vor dem After, und die Lage der Urinblase hinter oder vor dem Mastdarm, und dann die ı *) Einer der wichtigsten Uuterschiede der Amphibien und Fische liegt in der Osteogenie der Wirbelsäule. Nur die Fische haben un- tere Wirbelstücke am Wirbelkörper am Rumpftheil der Wirbelsäule, 227 Existenz eines einfachen oder doppelten Vorhofs *). In letz- terer Beziehung auf den Vorhof stimmen die Beobachtungen von Bischoff und Owen nicht überein. Ich glaube jedoch nicht, dass beide Anatomen es mit Thieren ganz verschiedener Natur zu thun gehabt haben. Oeffnung der Eierröhren in die Bauchhöhle findet sich hin und wieder auch bei Knochen- fischen, wie bei Erythrinus. Berlin, den 8. Nov. 1840. Nachträglich zu meinem Briefe theile ich Ihnen mit, was sich bei Untersuchung der Blutgefässe der Schwimmblase des Erythrinus ergeben hat. Die Schwimmblase erhält sehr starke Blutgefässe, welche sich am meisten auf dem zelligen Theil verzweigen, aber auch den übrigen Theilen derselben Aeste abgeben. Eine sehr starke Arterie geht aus dem hintern Theil des Cireulus cephalicus oder aus dem Zusammenfluss der rech- ten und linken hintern Kiemenvenen zur Aorta hervor. Bald nach ihrem Erscheinen giebt sie einen Ramus intestinalis, ihre Fortsetzung ist der Schwimmblase bestimmt, sie biegt nämlich um die rechte Seite der Schwimmblase nach vorn um, ver- läuft an der rechten Seite des Ducius pneumaticus bis zur hintern grössern Abtheilung der Schwimmblase, und theilt sich hier in einen rechten und linken Ast, welche an den Seiten des Organs bis ans Ende verlaufen, und viele Queer- äste in die zelligen Wände abgeben. Die Venen sammeln sich in zwei älınliche Stämme, welche sich am vordern Theil der grössern Abtheilung der Schwimmblase nach der Rück- seite über die Schwimmblase wenden, und sich in die über der Schwimmblase verlaufende grosse Vena cava inf. ergiessen jene Stücke, aus welchen die Wirbelkörper-Queerlortsätze entsprin- gen. Ich verweise auf die vergleichende Osteologie der Myxinoiden. 15a 228 Es ist also gewiss, dass die zellige Schwimmblase nicht zum Athmen bestimmt, dass vielmehr die zelligen Wände Abson- derungsorgane für die Luft sind "). Berlin, den 10. Nov. 1840. J. Müller. °) Eine ausführliche Beschreibung und Abbildung der zelligen Schwimmblase von Erythrinas (taeniatus) lieferte H. S. R. Jacobi in seiner Inaugural-Dissertation: De vesica area piscium cum ap- pendice de vesica adrea cellulosa Erythrivi, Berolini 1840. 4. Ueber das Leuchten der Lampyris italica. Von Dr. WırueLm Peters, Gehülfen am anatomischen Museum zu Berlin, (Vorgelesen in der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, den 19, Januar 1841.) Die bei uns vorkommenden Gattungen von Lampyris sind schon melrfach in Bezug auf die leuchtenden Organe unter- sucht worden; von der Lampyris italica dagegen haben wir vorzüglich nur die Bemerkungen von Carrara, denen zufolge diese Art mit einem eigenen Luftsack versehen wäre, der vom Munde ausgehend den leuchtenden Organen Luft zuführte. Auf diesen besondern Apparat sollte die Verschiedenheit im Leuch- ten beruhen, indem die hiesigen Arten mit einem ruhigen Schein mehr gleichmässig forlleuchten, während: die italieni- sche Speeies ein funkelndes Licht verbreitet. Ich ergriff daher sehr begierig die Gelegenheit, die sich mir im Sommer des verflossenen Jahres während eines längern Aufenthalts in Nizza darbot, die Sache nochmals zu untersuchen, in der Hoffnung mit Hülfe eines guten Mikroskops elwas Genaueres über den Bau der leuchtenden Theile selbst und ihre etwanige Verbin- dung mit andern Organen herauszubringen. Wer von Mitte Mai bis zur zweiten Hälfte des Juli bei dem Eintritte der Däm- merung einen Spaziergang in die herrlichen Umgebungen je- nes Orts machte, wurde von dem prachtvollsten Schauspiel überrascht, denn Tausende funkelnder Lichterehen tauchten 230 neckend auf und nieder, bald einen kecken Felsenvorsprung hervorlreten lassend, bald eine tiefe Schlucht erhellend oder eine Partie der dunkelgrünen Oliven wie durch einen Zauber- schlag hervorrufend, mit stets wechselnder Scene und verän- derten Erscheinungen. Dies Phänomen wiederholte sich jeden Abend, doch schien es mir um so prachtvoller zu sein, je mehr die Luft mit Feuchtigkeit geschwängert war. Die einzelnen Mo- mente des Funkelns folgten bald schneller, bald langsamer auf- einander, und so war auch die Dauer derselben verschieden; denn verfolgte man ein einzelnes der Thierchen, von denen dieses Funkeln ausging, so sah man bald nur alle 1—2 Fuss ein momentanes Auffunkeln, bald aber beschrieb es auch diese ganze Entfernung mit einem glänzenden Feuerstreifen. Wenn das Thierchen ruhte, zählte ich oft in der Minute ein 80- bis 100maliges unregelmässiges Auffunkeln, und dann blieb es oft eine ziemliche Weile wieder ganz aus. Immer aber blieb an dem Theile, von dem das Leuchten ausgeht, ein matter Schein zurück, olıne ganz zu verlöschen. Diese leuchtende Stelle nun dehnt sich bei den Männchen über den ganzen Bauchtheil des drittletzten und vorletzien Ringes allenthalben mit gleicher Intensität aus, beschränkt sich aber bei dem Weibchen auf den drittletzten Bauchring, und ist hier vorzüglich an zwei seitlichen Stellen concentrirt. Betrachtet man das Leuchtor- gan während des Auffunkelns mit der Loupe, so sieht man eine zitlernde, flackernde Bewegung in demselben, als wenn sich kleine Partikelchen bewegten. Werden die leuchtenden Theile herausgedrückt, so dass sie der freien Luft ausgesetzt sind, dann leuchten sie mit derselben Intensität, mit der das lebende Thier funkelte, bis ihr Schein nach und nach erlischt. Streift man sie gegen irgend einen Körper ab, so trilt der grünlich-glänzende Strich für einenAugenblick wieder hervor, wenn man sogleich nach seinem Verschwinden mit Wasser darüber fährt. Wenn man. dem Inseet den Rücken öffnet, und die vorliegenden Theile herausnimmt, ohne das Leuchtorgan selbst zu berühren oder zu drücken, so fährt es fort zu fun- 231 keln wie zuvor, was aber’ sogleich aufhört, so wie man den Kopf vom Rumpfe trennt. Hieraus liesse sich schliessen, dass 4) keine vom Munde ausgehende besondere Luftblase nöthig ist, um das Funkeln hervorzurufen, da das Herausschneiden der den vordern Theil des Rumpfes ausfüllenden Theile kei- nen Einfluss darauf ausübt, und 2) liesse sich aus dem plölz- lichen Aufhören des Funkelns nach der Trennung des Kopfes abnehmen, dass es vom Willen des Thieres abhängig ist. Es ist wohl kaum nölhig zu bemerken, dass ich gegen die Be- hauptung einiger Beobachter, welche diese Leuchtkäfer als Lichtsauger betrachteten, ebenso wie Todd und Murray fand, dass die Lampyris auch des Nachts leuchten, wenn man sie gänzlich des Tageslichts beraubt; ich hielt mehrere Individuen über 8 Tage lang im Dunkeln, und sie leuehleten und fun- kelten dann noch eben so stark und hell wie zuvor. Um den Bau der Organa lucifera näher zu untersuchen, nimmt man vorsichlig die Rückentheile des Skelets hinweg, worauf sich sogleich der mit Luft angefüllte Darm hervor- drängt. Bei den Weibchen dringen zugleich die den grössten Raum des Leibes einnehmenden Eierstöcke mit hervor, während man bei den Männchen unter den hintern Ringen zunächst auf die geschlängelten Hodenkanälchen trifft. Weder die Eier noch das Contentum der Hoden besitzt die Fähigkeit zu leuch- ten; und beide Theile münden, auf ihrem ganzen Wege fern von den Leuchtorganen liegend, mit dem äusserst feinen, zer- reissbaren Mastdarm nach aussen. Wahrscheinlich hat diese Zartheit des letzten Darmtheils Carrara verleitet, das Ende desselben als zu den Leuchtorganen gehend zu beschreiben, denn ausser dem blasenarlig aufgetriebenen Darm findet sich keine Spur einer solelien Luftblase in dem Thiere. Von den Leuchtorganen selbst ist der Darm durch weisse Fettkügelehen gelrennt, welche man leicht mit einem angefeuchteten Pinse entfernt, worauf die schwefelgelben Leuchtorgane frei vorlie- gen. Man sicht aus den beiden vorletzten Ringen, und zum Theil auch noch aus dem vorhergehenden bedeutende Tra- f 152 cheenstämme zu denselben gehen, und betrachlet man sie nun mit der Loupe, so scheinen sie aus dicht nebeneinander ge- drängten runden Körperchen zu bestehen, so dass das Ganze einige Aehnlichkeit mit den electrischen Organen der Zitter- rochen gewinnt, ohne dass ich jedoch ausserdem eine Verglei- chung beider Organe aufstellen möchte. Nimmt man eine et- was stärkere Vergrösserung, so sieht man in der leuchtenden Pärtie' regelmässige Reihen dunkler Körperchen, die in der Mitte einen silberglänzenden Punkt haben, der bei noch stär- kerer Vergrösserung als ein Bäumcben erscheint. Wenn man nun das zusammengeselzte Mikroskop anwendet, so ergiebt sich, wie das ganze Organ aus regelmässig gelagerten Kügelchen be- steht, in die je ein Tracheenstämmchen hineintrilt, das sich dann aufs Schönste darin verzweigt, und gleichsam das Ge- rüste desselben bildet. Ausserdem schliesst das zarte Häutchen des Kügelchens eine Menge kleiner Moleeule ein, an die eben das Leuchtende gebunden ist, und zu denen nun vermittelst jener bedeutenden Luftröhrenverzweigung eine grosse Quantität Luft auf Einmal zugeführt werden kann. Die leuchtende Substanz selbst ist gelb gefärbt; wenigstens steht das Verschwinden des Leuchtens in geradem Verhältniss zu dem Erlöschen der gelben Färbung des Organs, welches sehr bald Stait findet, wenn man letzteres mit Wasser in Berührung bringt. Nerven habe ich zu diesen Organen nicht verfolgen können, da schon der Haupt- slamm nur ein äusserst feines Fädchen ist. Eine Verwechse- lung dieser Leuchtkügelchen mit den gewöhnlichen Feltkörper- chen ist hier wenigstens nicht denkbar, denn erstere siod von den letzteren sowoll an Gestalt und Farbe, wie durch die mikroskopischen Contouren ganz verschieden. Jedoch scheint es mir wahrscheinlich, dass der Hauptbestandtheil derselben ausser den Tracheen ebenfalls aus Feit besteht, an welches die leuchtende phosphorarlige Materie gebunden ist. Dass also die leuchtenden Organe bei Lampyris italica in der innigsten Ver- bindung mit den Respirationsorganen stehen, wäre demnach erwiesen, ob sie aber mit den Sexualorganen in irgend einem 233 Causalnexus stehen, darüber wage ich nichts zu entscheiden. Vielleicht möchte die verschiedene Entwickelung derselben bei den verschiedenen Geschlechtern darauf hindeuten; doch ist dieselbe auch bei den Larven vorhanden *). *) Ich will hier nur beiläufig anführen, dass ich in den Tra- cheen nicht allein der Lampyris, sondern auch bei andern Insecten, z. B. Cocecionella, Musca domestica u. a. Rlimmerbewegungen sah, ohne jedoch die Cilien selbst unterscheiden zu können. Um es zu sehen, ist es nöthig, eine Trachee so abzubrechen oder ahzuschnei- den, dass man den Rand des innern Häutchens frei sehen kann, und daun etwas Wasser hinzuzuthun. Ueber die organische Ursache der Herzbewegung. Von Dr. Joseru Heıse in Germersheim. Die Bewegung des Herzens hängt ab: 1) Von dem Athmen — resp. von ‚der Veränderung des Blutes in den Lungen, — dessen Aufhören zwar nicht augen- blicklich solidarisch mit dem Stillstande des Herzens, aber mit baldiger grosser Schwächung seiner Bewegung verbunden ist. Der Einfluss der Respiration wird bei kaltblütigen Thieren geringer. Möglicherweise könnte aber die gleichzeitige Verän- derung des Centralnervensystems bei Aufhebung der Respira- tion am Aufhören des Athmens die grösste Schuld tragen, 2) Von den Nerven. : Haller’s Behauptung, dass die Muskeln ohne Wechsel- wirkung der Nerven Bewegkraft besitzen, wurde durch gal- vanische Versuche mit den Herznerven, noch sicherer von Burdach, welcher durch Betupfen des sympathischen Ner- ven mit kaustischem Kali den Herzschlag wieder herstellte, schon sehr geschwächt. Entstand dann durch Bichat’s Anregung die Frage, ‘ob der Bewegungseinfluss unmittelbar von den Herznerven und dem Nervus sympathicus ausgehe, oder ob das Gehirn und Rückenmark diese Nerven mit der wirkenden Kraft laden? = Bichat theille dem Nerv. sympalh. diese Fähigkeit allein zu; nach Bell’s Entdeckung des verschiedenen Ursprungs der mo- torischen und sensibeln Nerven am Rückenmarke wurden Fä- den von beiderlei Wurzeln in der Ganglienreihe des Nervus sympath, von den Anatomen nachgewiesen. Mittlerweile war Legallois mit Versuchen an lebenden Tbieren aufgetreten, womit er bewies, dass nach der Zerstö- rung des Cervical- und sogar des untern Theils des Rücken- markes, auch wenn man die Respiration künstlich unterhalte, die Herzbewegung sich ausserordentlich schwäche; er leitete darnach die Herzthätigkelt von dem ganzen Rückenmarke ab, und suchte dies durch gradweise Abnahme der Stärke in der Herzbewegung, je grössere Portionen vom Rückenmarke er hinwegnahm, darzulhun. Im Verhältnisse derselbe Marklänge hinwegualm, schnilt er bei künstlich unterhaltener Respira- tion Längeporlionen Jes tierischen Körpers nach unterbunde- nen Gefässen ab, um so die übrig bleibende Stärke der Herz- bewegung der verminderten Blutbahn zu accomodiren, und auf solche Weise gelaug es ihm, den Kreislauf immer noch längere oder kürzere Zeit zu unterhalten. Legallois schloss daraus gegen Bichat, dass der Nery. sympath. seine motori- sche Kraft vom Rückenmarke erhalte. Das Comite hielt den Schluss für erwiesen. Wilson Philipp’s spätere Versuche konnten durch Zerstörung des Rückenmarkes nur eine Schwä- chung der Herzbewegung erzielen, und er stellte dieser wie- der eine Unabhängigkeit von Hirn und Rückenmark zu. Doch bleibt sein Versuch frappant, in welchem die Herzthätigkeit sich vermehrte, wenn er Weingeist auf das Hirn oder Rük- kenmark, und besonders auf den Cervicaltheil träufelte; — sympathischen Einfluss gesteht jedoch Wilson Philipp dem llirne und Rückenmarke auf die Afleclion des Herzens zu. J.Müller fasst seine Schlussansicht so: „Rückenmark und Gehirn stehen nicht zu dem Herzen in einem solchen Verhältnisse, dass die Eulfernung der ersteren gerade das Prineip der Bewegung im Herzen aufliebt. Die Herzuerven können noch einen Theil des 2356 belebenden Einflusses enthalten, selbst derjenige Theil dersel ben, welcher noch in einem ausgeschniltenen Herzen enthal- ten ist. Aber Gehirn und Rückenmark müssen gleichwohl als eine Hauptquelle des Nerveneinflusses angesehen werden; ihre Vernichtung schwächt das Herz in hohem Grade, so dass es zwar noch lange sich bewegt, aber nieht mit der zur Un- terhaltung des Kreislaufes nothwendigen Kraft.* Ich musste dieses Excerpt aus Müller gleichsam als Com- plex der fraglichen Gegenstände, worauf es bei der Herzbe- wegung ankommt, vorausschicken, weil nachstehender von mir in Wien beobachteter und diagsnotieirter Fall einen grossen Theil der streitigen Momente einfacher als alle Experimente entscheiden könnte. Im November 1333 trat in die Abtheilung des Primarius Dr. Ratter am Wiener Krankenhause ein Mann von 36 Jah- ren, welcher schon durch die Hände verschiedener Aerzte ge- gangen war, und nun hier, wie er sich ausdrückte, sein Grab oder Hülfe finden wollte. Sein Aussehen war eiwas veraltet und düster, doch nieht sehr krankhaft, und seine Klagen be- sonderer Art, nämlich, dass ihm öfter das Herz stille stehe, was man ziemlich spasshaft als eine von den vielen Klagen der Hypochondristen hinnahm. Allein schon bei der nächsten Vi- site rief er zum Augenscheine, und wirklich war von Puls und Herzschlag für 4—6 Schläge nichts zu fühlen; der An- blick des Kranken während dieser momentanen Herzlosigkeit bezeugte, dass während dem Schreckliches in ihm vorgehen müsse; ich weiss keinen bessern Ausdruck für ihn von der Zeit seines lelzten Ausrufes bis zur Wiederkehr der Herzbe- wegung zu finden, als das Wort „attonitus“ oder „„verdonnerl‘ sprach- und bewegungslos, obwehl bei vollem Bewusstsein und frei sitzend, schien‘ er mit weit geöffneten Augen sein eigenes Schreckensbild fixiren zu wollen. Darüber befragt, was er gleichzeitig fühle, erklärte er sich schr bestimmt, dass er eine Secunde, oft länger, ein Vorgefühl des werdenden Stllstandes durch eine innere Unruhe und Brusibeklemmung 237 habe, dass mit dem Stillstehen des Herzens sich zu beiden Seiten der Brust nach dem Halse hin ein heftiger Schmerz einstelle, welcher das Genick hinauf in den Kopf eile, und in letzterem auch noch einige Zeit nach dem Anfalle fixirt bleibe, während er eine drückende Beschwerde im Genicke, wenn die Anfälle sich öfter einstellten, fast gar nicht loss werde. Ausser Leidenschaften wisse er nichts besonderes, was die An- fälle öfter veranlasse; auch halte, olıne ihm bekannten Grund, das Uebel unregelmässige Perioden, wo es viel öfter, den Tag oft 10—12 Mal eintrele, und dann wieder einige Wochen aussetze, seit einem halben Jalıre vermehrten sich die Anfälle zusehends. Von dem schmerzhaften Durchzucken und der un- säglichen Angst könne er keine weilere Beschreibung geben. Wenn der Herzschlag unter einem Seufzer des Kranken wie- derkehrie, so war, ausser einer grösseren Schnelle der ersten Schläge, keine Veränderung an ihm zu merken, wie auch die genaueste Untersuchung des Herzens ausser den Anfällen über- all den Rhytlimus, die Töne, und Ausdehnung normal erwies; dabei hustete er mit leichtem Auswurfe, klagte auch öfters über Schwindel, wich aber den Fragen darnach als Kleinig- keiten immer aus; um auf seine Herzkrankheit zurückzufüh- ren; gegen Abend fieberte er leicht, litt aber nie an Alhmungs- beschwerden, konnte auf beiden Seiten liegen, Treppen ohne Beschwerden steigen, und veränderte im Anfalle sein Gesicht nicht zur cengestiven Röthe, oder suflocativen Bläue, sondern zum Blassen. Die Anfälle häuften sich allmählig immer mehr, hielten länger an; der Kopf- und Nackenschmerz verliessen ihn nicht mehr; er kam von Tag zu Tage herab, konnte das Bett nicht mehr vor Schwindel verlassen, und verstarb in ei- nem soporösen Zustande, welcher einige Tage gewährt halte. Ich hatte den Kranken mit Professor Rokitansk y, den Drr. Scoda, Kolletschka und Gutbrod wiederholt untersucht, und bei der Integrität der Respiration, der Herzbewegung, der Wirbelsäule und der übrigen Cervicalnerven unter Mangel je- der sonstigen paralytischen Erscheinung die Krankheit als eine 238 Epilepsia cordis, in Folge einer pseudoplaslischen Geschwulst, sei es an den obern Halsgeflechten oder 'an den Herznerven mit Hypertrophie des Cervicalrückenmarkes diagnostieirt. Die Section, an welcher wir bei diversen Meinungen das grösste Interesse wegen der Herzbewegung knüpften, wurde am 18. De- cember auf dem anatomischen Leichensaale von Prof. Roki- tansky eigenhändig unternommen. Folgendes ist die Origi- nalabschrift des von Rokitansky diclirten Seclionsprotocolles, von Dr. Kolletschka genommen. Seetionsbericht über die Leiche des auf Zimmer No. 52. gestorbenen Seba- stian Würschel, 36 Jahr alt, Steinmetzgesellen (am 18, De- cember 1833) °). Der Körper von miltlerer Grösse, abgemagert, die Haut und Musculatur, besonders die letztere welk, das Kopfhaar braun, die Iris blau, der Hals dünn, der Thorax flach, der Unterleib etwas eingezogen. Kopfhöhle. Das Schädelgewölbe rundlich geformt, sehr geräumig, von gewöhnlicher Dicke, compact, seine Näthe ge- schlossen, die innere Tafel des Stirnknochens beiderseits von siebförmigen Grübchen bezeichnet; das hintere Drittheil der Sichelfurche von wulstigen Rändern bis an den Lambdawinkel hin umgeben; im Sichelbehälter etwas flüssiges Blut. Die sämmtlichen Hirnhäute sehr zart, straff über das Gehirn ge- spannt, ihre Gefässe zusammengedrückt. Die Gehirnwindun- gen abgeplattet. Die Arachnoidea in der Mitte des Seitenran- des beider Hemisphären mit einer kreuzerstückgrossen Gruppe, und an den vordern Gehirnlappen mit zahlreichen pachioni- schen Granulalionen bezeichnet. Die Gehirnrinde dünn auf- getragen, das Mark teigartig, die Seitenhirnhöhlen ungemein ausgedehnt, in denselben 4 Unzen klaren Seruns angesammelt, *) Wörtlich dem Originale (Protokoll No. 209. Sectio 8739. 153.) gleichlautend. ne —— - - 239 die Adergeflechte mit hirsekorn- bis erbsengrossen Wasserblasen besetzt. Die Zirbeldrüse an ihrer Basis feinsandig; die linke ‚Hemisphaera cerebelli gross, an ihrem hintern Rande längs des horizontalen Theiles des Sinus transversus von zahlreichen, an der Grenze ihrer Marksubstanz gegen die feinen Hirnhäute sich einsenkenden, meist hanfkorn- bis erbsengrossen, gelb- lichten, speckigen Tuberkeln durchsät; das Mark dieser Hemi- sphäre mit Ausnahme des Crus cerebelli ad Corpus quadrige- minum blass gelblicht gefärbt und erweicht. Der vermis ce- rebelli inferior, so wie die Medulla oblongata, nach links ge- drängt, die Erhabenheiten am Schädelgrunde stark ausgedrückt, die linke hintere Grube etwas geräumiger. Die Schleimdrüse in den vorderen Lappen platt gedrückt, der hintere Lappen grösser, rundlich geformt, seine Substanz dunkelrostfarben und breiig aufgelockerl; die denselben an den vorderen bindende Zellschichte sulzig infiltrirt. Die Felsenknochen an ihrer vor- deren Fläche, und zwar unter dem äusseren Theile des Gan- glion Gasseri rauh und siebförmig angenagt (resorbirt). Achn- liche solche Stellen zeigten sich auf den grossen Flügeln des Keilbeins, ähnlich jenen von Anlagerungen Pachionischer Körper. Brusthöhle. In der Luftröhre war weisslicher Schaum angesammelt. Beide Lungen, besonders aber die linke, waren an der Spitze, die rechte überdies an einer Stelle ihres äus- seren Umfanges zellig angeheftet. Beide waren aufgedunsen, grobzellig, blutreich, dabei stellenweise ödematös, in der Spitze besonders linkerseils in einem beträchtlichen Umfange zu einer schwärzlich blauen, von schmieriger Kalkmaterie durchwebten derben, knotigen Masse verdichtet. Eine ähnliche hühnerei- grosse Stelle fand sich auch im rechten obern Lappen gegen sein vorderes unteres Ende, Die Bronchialdrüsen, so wie die Lymphdrüsen, längs den Mammariis internis und hinter den grossen Gelässstämmen, waren in schwarzblaue, derbe, von Kalkconerementen durchwebte Knoten verwandelt. Ein sol- eher von der Grösse einer Bohne unterbrach gerade in der 240 Mitte seines Verlaufs (an der Lungenwurzel) den Nerv. phre- nieus dexter, indem derselbe bis auf einen über die Oberflä- che des Knotens hinstreichenden neurilematischen Rest ganz in dieselbe verwebt, oberhalb dick, unterhalb aber auffallend (um 2) dünner war. Herz. Von den das Herznervengeflecht bildenden schlaf- fen, blassgraulichen Strängen war der aus dem Geflechte zwi- schen der Aorta descendens und der Arteria pulmonalis auf- steigende Nervus cardiacus magnus unterhalb ihrem Bogen in einen haselnussgrossen, schwarzen Knoten eingewebt, und vor seinem Eintrilte in denselben verdickt. Die auf der vordern Seite des linken Bronchus zum Lungengellechte herabsteigen- den Zweige des linken Vagus zeigten sich auf ähnliche Weise von einer unterliegenden, knotigen schwarzblauen Lymphdrüse gezerrt. Im Herzbeutel 2 Drachmen Serums, das Herz von angemessener Grösse; zähe; in seinen Vorhöfen, so wie in den grossen Gefässen flüssiges Blut. Bauchhöhle. Die Leber war gross, grobkörnig, zähe, in der Mitte der Convexilät ihres rechten Lappens im Umfange einer Zuckererbse zu einem blutenden cavernösen Gewebe auf- gelockert, in ihrer Blase braungelbe Galle. Die Milz. braun- roth, mürbe; das Pancreas schlaf. Das Ganglion solare sehr gross, in einem blass gerötheten, gefässreichen Zellstoff ge- hüllt; der Magen von etwas Luft und grauer, schleimig serö- ser Flüssigkeit gefüllt, die Gedärme theils mässig ausgedehnt, theils verengert, ihre innere Wand mit galligem Schleime überkleidet, die Schleimhaut darunter stellenweise selbst suf- fundirt. Der Dickdarm verhärtete klumpige Fäcalmaterie ent- haltend. Die Nieren blutreich, in der Harnblase grauli- cher Urin. Rückenmarkshöhle. Zwischen den Rückenmarkshäuten grauliches Serum angesammelt. Die Arachnoidea spinalis mit hirsekorn- bis linsengrossen Knochenplatien, besonders im'obe- ren Lumbar- und Dorsaltheile besetzt, die Pia mater blutreich, ihre Gefässe ausgedehnt, das Mark gross und dick, besonders 241 + seine Cerviealporlion auffallend voluminös; seine Substanz durch- aus weich, seine corlicale (graue) sehr blass, die markige blen- dend weiss. Der Befund des Anomalen ist also: beträchtlicher Wasser- erguss in den Hirnhöhlen ohne entzündliche Spuren der Arach- noidea, zahlreiche 'kleine Tuberkel auf der linken Hemisphäre des kleinen Gehirns, knöcherne und erweichte Tuberkel an der Spitze der Lungenflügel, Verwebung des grossen Herz- nerven in einen haselnussgrossen schwarzen Knoten, ähnliches Verhältniss der Bronchialzweige des linken Vagus, auffallende Volumenzunahme des Cervicaltheils vom Rückenmarke, | Da- von dalirt sich der Wässererguss in den Hirnhöhlen erst aus späterer Zeit, und steht gewiss ausser Zusammenhang mit den merkwürdigen Herzerscheinungen. Dasselbe lässt sich leicht von den Tuberkeln des kleinen Gehirns nachweisen, da man weder in ziemlich häufigen Krankheitsfällen von tuberculöser Vereiterung des kleinen Gehirns, noch bei Experimenten mit dem kleinen Gehirn der Thiere einen Einfluss auf Herzbewe- gung bemerkt hat. Auch kann die Verwebung einzelner Zweige des Vagus in entarteten Drüsen nicht als einwirkend oder ver- wirrend zur Sprache gebracht werden, da diese zu seinen Lungen-, nicht zu seinen Herzzweigen gehörten. Versuchen wir nun aus diesem Falle die Resultate zur organischen Ursache der Herzbewegung zu ermitteln. 1) Der Nervus cardiacus magnus ist zunächst die Quelle für ‚die Herzbewegung. Dieser war es, welchen die haselnuss- grosse tubereulöse Masse in sich verwebt hatte. 2) Die Unterbrechung seiner Continuität hebt die Herz- Ihäligkeit, wenigstens die fühlbare, auf. Die Unterbrechung der Continuität des Nervus ‚cardiacus war hier nicht für im- mer, sondern nur durch vorübergehende organische Störungen gegeben, obwohl das Resultat zeitlich dasselbe ist; es ist näm- lich weder selten noch stupend, dass ein die Nervensubstanz belästigender fremder Körper nur periodisch seine nachtheilige Müller's Archir, 1841, 16 242 Wirkung fühlen lässt, wie uns dies andere Neurome und 'Ge- » hirntuberkel mit ihren sich nur von’ Zeit zu Zeit einstellen. den nn und ohne besonderen Grund wieder nachlassenden, eon- vulsivischen und paralytischen Erscheinungen beweisen. 3) Also ist die: Lehre von Haller — dass die Muskel- irritabilität etwas: für sich Bestehendes' und von dem Nerven- einflusse nicht: unbedingt Abhängiges sei, sondern von ihm in gleichem Verhältnisse ‘mit’ andern Reizen, z.B. Blut, Eleciri- eität geweckt werde, — eine durchaus niehtige. Es fehlte dem Herzen hier sicherlich nicht an: Blut, weder in seinen Höhlen, noch in seinen Gefässen ,' noch ‘an normaler: Muskel- substanz, und‘ doch stand es still, als der: Nerveneinfluss un- terbrochen, zeitlich aufgehoben ‘wurde. Zu der Frage, wel- ches die Ursache des Contractionen des leeren und ausgeschnit- tenen Herzens, ob‘ es nicht wahrscheinlich der speeifische Ein- fluss der. noch übrigen Nerven in der Herzsubstanz sei, bemerkt Johannes’ Müller: „Würde man Einflüsse kennen, welche die belebende Wirkung der Nerven zerstören, 'olne' zugleich das Zusammenziehungsvermögen der ‘Muskeln noch aufzuhe- ben,‘ was den Nareotieis zur Last fällt, ‘so -würde man diese Frage bis zur Gewrissheit entscheiden können.“ Die Krankheit lieferte ‘hier buchstäblich das !'Requisit des Physiologen, 'und ein in seiner. schlagenden Reinheit künstlich unnachahmbares Experiment. — Nervenkraft ist also die erste Bedingung aller organischen ‚Muskelbewegung. 4) Auch die Respiration tritt ‘in ihrem Einflusse auf die Herzthätigkeit im Verhältnisse zur Integrität der Herznerven erst in die zweite Reihe; ‘da hier beider Integrität der Re- spiralion und bei unmittelbar vorhergehendem normalen Herz- schlage‘ die Oxydation des Blutes sicherlich nicht -s0 gestört war, dass das: Herz‘ wegen solches Defectes hätte ruhen ’müs- sen, "Nach der herrschend gewordenen Meinung Bichat’s verliert‘ bei’ aufgehobener Respiration das Herz vorzüglich darum‘ seine’ Reizbarkeit, weil die‘: Kränzarterien nicht’mehr erregendes' oxydirtes' Blut enthalten, und hier 'enthielt das 243 Herz in ‚seinen Gefässen arterielles Blut für den nächsten Herz- schlag, aber‘er blieb doch aus. Abermals sagt: Johannes Müller: „Es liess sich: bisher nicht erniessen, in ' welchem Verhältnisse: das Bedürfniss des Athmens zum Bedürfnisse des Nerveneinflusses auf das Herz sielit, indem alle Veränderun- gen des Athmens auch den’ Einfluss der: Nerven auf die übri- gen Theile verändern.“ Die Trennung des einen 'Factors — der Respiration — von dem andern: Factor — der Nerventhä- tigkeit — liegt, wie man sie nur erdenken möchte, in unse- rem‘ Fälle vor, und das Herz konnte im Menschen: durch. sein arterielles Blut allein nicht zur Bewegung vermocht werden; also ist es apodictisch wahr, dass die Respirätion in ihrem Einflusse auf die Herzthätigkeit “erst ein zweites: behülfliches Element ist, und sie nur bei vorhandener Integrität des Ner- veneinflusses dienstleistend' sein kann. 5) Weil: die'zeitliche ‚Unterbrechung der’ Continuilät des Nervus 'eardiacus (die Herzthätigkeit im Menschen aufhebt, und mit (dieser Unterbrechung eine Nervenerschütterung nach oben geht, während gleichzeitig das Herz starr liegt, so muss man annehmen: dass der. Nerve seine zur Unterhaltung, der Hex thätigkeit nöthige Kraft von weiter oben beziehe. 6) Der Nervus cardiacus magnus verhält sich also in die- ser Beziehung bis! zu ‘der im obigen Falle'unterbrochenen Stelle wie einCerebrospinalnerve, dessen Trennung vor seinem obe- ren Ende durch Druck oder Schnitt seine‘ Unthätigkeit’nach unten von der Stelle der Trennung aus bedingt: 7) Da dieser nicht der, einzige zum llerzen/führende Nerve ist, ‚sondern noeli, oberhalbı.des Statt! gefundenen ..Hindernisses andere Nerven zum Herzen gehen, so scheint im Nerv; cardia- eus magnus wenigstens der leiehte Uebergang des 'Nervenflui- dums oder der Nervenkraft,. wie man sie,dem sympathischen Nerven auf seine Verbindungsäste gewöhnlich zuschreibt, nicht Stalt zu haben, weil im entgegengesetzten Falle die ‚Unter- breehupg der Herzthätigkeit nicht so lange angedauert haben würde. \! lasıp A on 16° 244 8) Vielmehr liess sich während des Paroxismus der zuk- kende Schmerz deutlich und anatomisch getreu gegen die Halsganglien, von dort in den Nacken und in den Kopf durch das Gefühl des Kranken verfolgen, gleich als wenn die unten an ihrer Entladung verhinderte Kraft nach oben zurückströme, und den Kranken durch diesen Rückstoss in eine verdonnerte Lage verseize. Da nun die Halbleiter der Ganglien an ihrer Vereinigung mit den Halsnerven, von welchen sie bekanntlich motorische und sensible Wurzeln empfangen, durchbrochen werden, so beweist einerseits schon der Verlauf der Empfin- dung, welcher kostbare Fingerzeig bei Vivisectionen fehlt, die innige Theilnahme der Centralnervenmassen an der Kraftliefe- rung zur Herzbewegung, andererseits correspondirt mit dem fixen Drucke im Nacken die deutliche Massezunahme des Cer- vicalmarkes, welche von einem vielerfahrnen pathologischen Anatomen, Professor Rokitansky, constatirt wurde. Diese Massezunahme deutet auf die oft mit Kraftaufwand versuchte Renitenz von dem Rückenmarke gegen das refluirende, in sei- ner Entladung gehinderte Nervenfluidum, oder nach einer an- dern Hypothese, gegen die zu ihm rückkehrenden Nervenos- cillationen, in deren Folge eine beständige Reizung und Masse- zunahme sich einstellte. 9) Erlaubt der hohe Grad der schmerzhaften Empfindung und die Massezunahme des Cervicalmarks einen Schluss auf die Masse der motorischen Kraft, welche von oben dem Her- zen zugeführt wird. So weit dieser Satz hypothelisch ist, muss ich auf den Schluss verweisen. 40) Da nicht wohl anzunehmen ist, dass nur in diesem Falle, wo die Ganglienkraft, welche in normalen Fällen ein- zig und allein zur Unterhaltung der Herzthäthigkeit genüge, nicht mehr zureichend gewesen sei, das in seinen untern Ner- ven Statt findende mechanische Hinderniss zu durchbrechen, noch die weitere motorische Kraft der ihnen Wurzeln geben- den Centraltheile krankhaften Bedürfnisses halber angesprochen worden sei, so bleibt immer die Haupiquelle der Herzkraft in 245 den Centraltheilen zu suchen. Und selbst diese übrigens von aller Wahrscheinlichkeit entblösste Annahme müsste die Mög- lichkeit und Leichtigkeit des Kraftbezuges der Ganglien von den Centralorganen aus in anatomischer und physiologischer Hinsicht als prästabilirt annehmen und gelten lassen. 11) Das Gangliensystem, sicher, so weit es das Herz an- geht, und mit Wahrscheinlichkeit auf andere Portionen des- selben weiter geschlossen, ist sonach kein von den Centralthei- len, Hirn und Rückenmark Unabhängiges, sondern steht mit ihnen in unmittelbarer, nicht bloss mittelbarer Verbindung, und bezieht seine motorische Kraft aus ihrem Vorrathe, na- mentlich aus dem des Rückenmarkes; wenn es dann die 'be- zogene auch nach seiner eigenen specifischen Gewalt‘ verar- beitet, und nach seiner specifischen Leitungsfähigkeit verwen- det oder aufbewahrt. Die Theorie Bichat’s über das Gan- gliensystem ist deswegen eine unvollkommene. Von obigen in Specie für den menschlichen Organismus sich natürlich ergebenden Schlussfolgen treten wir auf eines der dunkelsten Gebiete der Physiologie mit unsicherem Schritte über, um eine Erklärung zu versuchen, wie und auf welchem Wege die Leitung jenes Schmerzes von dem Laufe des Nerv. eardiacus nach aufwärts bis zu dem Sitze der Perception ge- langt sei? Dieser Schmerz und die gleichzeitige schmerzhafte Er- schütlerung waren es ja, welche sofort mehr unerträglich den Kranken zur ärztlichen Berathung geführt hatten, keineswe- ges, um elwa die Seltenheit seiner krankhaften Erscheinungen aus einem neugierigen oder sonstigen Grunde zu produciren. Die Frage lässt sich auch nicht leicht abthun, indem man eine zeitweise, von der organischen Störung des Pseudoplasma am grossen Herznerven ausgehende schmerzhafte Empfindung annähme, welche sich bis zum Gehirn fortpflanzend hier eine Art Ohnmacht veranlasste, deren Folge der Stillstand des Her- zens wäre; die vollständige Geistesanwesenheit des Kranken während des Aufalles schliesst allein schon diese Annahme aus- 246 ‚Wollte man demiAnfälle den Namen eines epileptischen, peri- phetisch von‘ der Geschwulst nach den Centraltheilen' verlau- fenden, | geben, so hätte man, wenn man'auch die Abwesen- heit aller elonischen Convülsionen übersehen wollte, doch nur einen Namen und kein Haar breit-tieferer Einsicht in den Vor- gang der Nervenleitung gewonnen. Gewiss- ist, dass der Nervensirang in seider' ganzen Dicke, also mib»seinen motorischen, seiisiblen und etwa organischen Beständtheilen 'gleichmässig durch. die GeschwulstVeine Unter- brechung erlitt, wie’ denn auch mit dem Gefühle‘ des ausblei- benden' Herzschlages der Schmerz’ seinen "Verlauf begann, von den ‚unteren Strecken :hinwegeille und sich im Kopfe ‘und Nacken fixirte. Man’ 'schiene der jetzt gefälligen Lehre wohl Genüge zu leisten, ‚wenn man: die momentane organisch-krankhafte Im- pression des Pseudoplasma auf die sensiblen Fasern für diese Empfindung allein ‘verantwortlich machte, und der eben so plötzlichen Hemniung der: motorischen Kraft jeden Beitrag zu denselben‘ abspräche. '; Allein man wird wie unwillkürlich' zu der'Frage' getrieben, was denn dann aus dieser schon von oben her nach dem Herzen determinirten, in ihrer: Entladung auf- gehaltenen Kraft geworden sein sollte, ob denn ein solch be- deutendes Hinderniss von der Perceplion des Organismus gänz- lich ausgeschlossen sein müsse; denn ‚nach vorwärts konnte sie nicht frei werden, und dem Geltenlassen einer gleichzeitig centripetalen Kraft in motorischen Nerven ist man! gegenwärlig nicht geneigt, obwohl eine Combination aus'den zwei krank- haft affieirten Facloren die Furchtbarkeit des Leidens in die- sem Falle mit dei Hypertrophie des: gesammten 'Cervicalmarks am genügendsten erklären würde. Die ‚Combination konnte auf zweierlei Weise zu Stande kommen, indem der motorische Nerventheil durch ‘den an sei- ner Peripherie nicht verwandten Kraftvorrath einen krankhaf- ten Rückstoss auf seine Ursprünge an den Centraltheilen aus- übt, welcher auf die benachbarten zweckverwandten’sensiliven 247 Provinzen daselbst überspringt, und die gefühlte Schmerzhaf- tigkeit theils in den Centris, theils an der Peripherie zum Theile wenigstens mit bedingt — oder dass, wenn nicht in einem sympathischen Nerven selbst, doch in seinen nächsten Ganglien bei der innigen Verbindung der sensitiven und mo- torischen Primitivfasern, oder bei einer innigeren lokalen Ge- genwirkung aufeinander der Uebergang oder die Wirkung einer Kraft auf die andere, also schon vor den Centralnervenmassen möglich werde. In dem letzteren Falle würde sich der grosse Herzuerve befunden haben, und der lebhafte Schmerz und die durchgreifende Erschütterung mit von der auf die sensiblen Nervenfasern als Schmerz zurückgeworfenen motorischen Kraft herrühren. Bei dieser Annahme, welche ich leider nicht positiver begründen kann, ‚käme eine Rellexbewegung von; den ‚molori- schen ‚auf die sensiblen Nerven oder Nervenmassen zu, Tage; wie. wir sie von. den sensiblen auf die motorischen bereits schon kennen. “Dann könnte nicht gehörig verwandte ‚moto- rische Kraft Schmerz oder, erhöhte Sensibilität: werden,;, wie sie überflüssig in Anspruch genommen ihn; gleichfalls ‚bedingt, und, wäre ‘manche pathologische Erscheinung, ‚des „Menschen und des Menschengeschlechtes: mit diesem physiologischen Satze, wenn er sich bestätigen sollte, in, klare, Verbindung zu bringen,.; Auf diese Art wäre eine innige Vermittelung, der, sensi- beln und motorischen ‚Seite, und ihre mögliehe, Ausgleichung für das Ganze zu Stande gebracht,.‚oline. die. speeilische, Ver- schiedenheit ihrer Matrix zu läugnen, und ‚ohne ihre Verschie+ denheit nur in die centripelale und, centrifagale Richtung ihrer Kräfte zu setzen. } Zweiter Beitrag zur Anatonie der Retina. Von F. Bıpver in Dorpat. An eine mikroskopische Untersuchung des feineren Baues der Retina kann, wie fast an jede derartige Arbeit in jetziger Zeit, eine doppelte Anforderung gemacht werden. Entweder muss sie die Lücken, die zur vollständigen Kenntniss dieses Organs bis dahin noch auszufüllen blieben, mehr oder weniger besei- tigen, oder dazu beitragen, die abweichenden Angaben über inanche Texturverhältnisse desselben auf ihre Ursachen zurück- zuführen, und eben dadurch miteinander auszugleichen; dass in beiden Beziehungen, trotz der vielfachen hierauf gerichteten Arbeiten der neuesten Zeit, noch Manches zu thun übrig ge- blieben sei, wird Keinem entgehen, der mit dieser Angelegen- heit vertraut ist; und so mögen denn auch die folgenden Mit- theilungen als ein abermaliger Versuch betrachtet werden, den fraglichen Gegenstand in der bemerkten Weise seiner endlichen Lösung näher zu bringen. Dass die Treviranus’schen Stäbchen an der äussern, gegen die Choroidea gerichteten Seite der Relina liegen, ist jetzt von mehreren Seiten übereinstimmend anerkannt worden. Henle hat seine dagegen erhobenen Einwürfe (Müll. Arch. 1839. S. 386.) bei mündlicher Besprechung über diesen Ge- genstand zurückgenommen; Hannover, der in der jüngsten 249 Zeit die ausgedehntesten Untersuchungen über die Retina be- kannt gemacht hat (Müll. Arch. 1840.), hat die von mir ge- machten Angaben bestätigt, und auch Valentin hat in dem isten Heft des 5ten Bandes seines Repertoriums sich für die- selben erklärt. Dagegen kann ich nach wiederholten, durch Hannover’s trefiliche Arbeit hervorgerufenen Untersuchun- gen die Richtigkeit der von ihm mitgetheilten Beobachtungen anerkennen. In der Relina der Fische habe 'auch ich jetzt, neben den Cylindern, die von Hannover „Zwillingszapfen“ genannten Theile gefunden, und mich nicht genug darüber wundern können, dass diese schon durch ihre Grösse so auf- fallenden Gebilde von mir und andern bis dahin übersehen, oder wenigstens nicht näher berücksichtigt worden waren. Denn schon Treviranus scheinen sie nicht unbekannt geblie- ben zu sein; die von ihm (Beiträge II., Tab. VI. Fig. I.) ge- gebene Darstellung aus dem Auge des Hechts, die ich frü- her auf ein Zusammenziehen der Stäbe glaubte beziehen zu müssen, ist sicherlich den Zwillingszapfen entnommen. Manche Verhältnisse der letztern sind mir allerdings anders erchienen, als Hannover sie angiebt; indessen glaube ich diese Diffe- renzen der Schwierigkeit beimessen zu dürfen, dergleichen Objecte ohne Abbildungen mit Worten allein vollkommen deutlich zu beschreiben. Da es aber keinesweges meine Ab- sicht ist, hier bildliche Darstellungen dieses Gegenstandes zu geben, so will ich mich bei denselben nicht länger aufhalten. Ebenso habe ich mich davon überzeugt, dass analoge Körper auch im Vogelauge vorkommen. Es ist also jetzt erwiesen, dass Stäbe, entweder allein für sich oder in Verbindung mit Zwillingszapfen, basaltarlig neben einander gestellt die äussere Schicht der Retina bilden. Ueber die dieser Schicht von Hannover gegebene Benennung: ,ei- gentliche Netzhaut“, kann ich aber nicht umhin einige Worte zu bemerken. Namen thun zwar wenig zum Wesen der Dinge, und wenn man das letztere nur richtig erkannt hat, so kann man sich über den ersteren gern hinwegsetzen. Nichtsdesto- 250 weniger sind aber Namen ein höchstwichtiges Mittel zur schnel- len ;gegenseiligen Verständigung "und zur Abänderung eines sehon darch langen Gebrauch allgemein verständlichen, sollte man sich nicht ohne die dringendsten Gründe bestimmen las- sen; denn jede Veränderung der Art führt mehr 'oder ‚weniger Verwirrung mit sich. Hannover will die sogenannte. Ja- eob’sche Haut aus ‚der Anatomie ‚der Retina gestrichen wis- sen; ich’ glaube dagegen, dass wir diese Bezeichnung jetzt 'ge- troster noch als früher gebrauchen können, nachdem wir.ge- lernt haben, welche Elemente. der Retina darunter verstanden werden, müssen. Immer hat’ man als Jacob’sche Haut:das von ‚der Aussenfläche der, Retina, namentlich bei, Behandlung mit Wasser. in äusserst kurzer Zeit: sich trennende Häutclien angesehen, das, wie ich schon früher angab, aus mehr oder weniger veränderten Stäbchen besteht, ' Die Möglichkeit seiner so.raschen' Trennung wird aber nur erklärlich durch die .be- kannte Eigenschaft der Stäbchen, durch reines Wasser fast augenblicklich in ihrer Form verändert zu werden; denn die blosse' Maceration könnte eine. solche Trennung nicht in..so kurzer Zeit hervorbringen. ' Gerade dieser Umstand ‚berechtigt uns. vollkommen, die Cylinder u. s. | w. für Elemente, der. Ja- cob’schen Haut zu halten, und von diesen‘ und ‚andern Grün- den geleitet erklärte ich mich auch schon früher (Müll. Arch. 4839. S. 378. und 381.) zu dieser Ansicht. Hannover giebt gar keinen Grand dafür an, dass’ er die Stäbchenschicht „ei- gentliche Netzhaut“ genannt wissen will; es sei daher ‚erlaubt einige Gründe dagegen geltend zu machen. . Als „Netzhaut“ hat man von jeher doch nur dasjenige Nervengebilde des Auges bezeichnen wollen, durch welches zunächst und'.beson- ders das Sehen vermitlelt wird; ‚eigentliche Netzhaut. dürfte also, nachdem man in der Retina, verschiedene Elemente; und Schichten kennen gelernt hat, doch nur derjenige Theilige- nannt werden, dessen nervige Natur ganz ‚erwiesen. ist-. Von den Stäben muss dies für jetzt wenigstens zweifelhaft. bleiben, und. wenn man. unter. denselben ‚noch eine ‚Schicht anteillt, 251 die alle’ Charaelere der‘Nervensubstanz än sich trägt, so wird diese passender als eigentliche‘ Netzhaut unterschieden ‘werden können, als dass man sie Gehirnsubstanz (der; Retina nennt. Wird der letzte Name hier für‘ zulässig 'gehalten,'so muss man auch bei vielen andern Nerven, namentlich bei den ‚Ganglien, von Gehirnsubstanz sprechen, und was gewinnt man durch diese Revolution in der neurologischen Terminologie? Wesentlich neu und‘ eben deshalb‘ auch ‘ganz’ besonders fördernd sind Hannover’s Mittheilungen‘ über die‘ Verhält- nisse der Pigmentzellen der Choroidea zu den erwähnten: Ele- menten.der Jacob’schen Haut. Ich habe mich jetzt ebenfalls zu überzeugen Gelegenheit gehabt, dass, wenigstens ‚bei den Fischen, sowohl die Stäbe als die Spitzen der Zwillingszapfen von Pigmentscheiden 'eingehüllt werden, wie weit dieselben aber herabreichen, und ob in’der That der (ganze 'Zwillings- zapfen von einer Scheide dieses Ursprunges umhüllet werde, vermag ich nicht mit‘ Gewissheit zu bestimmen, will aber nicht verhehlen, dass in’ dem, was ich hierüber beobachten konnte, kein Grund zu dieser letztern Annahme' sich ‘finden liess. Auch’ erscheint das Vorkommen derselben Verhältnisse bei den übrigen Wirbelthierklassen mir noch keinesweges ganz zweifellos, und namentlich möchte 'ich ‘die Anwesenheit der gefärbten Kugeln 'auf «den Retinastäbehen des Huhns nichtin ein abhängiges Verhältniss zw ‘dem ER der 'Gefässhaut des Auges bringen. Unter den Stäben, d.h. gegen‘ den ‘Glaskörper hin, hatte ich schon in meiner ersten Mittheilung über die Retina eine, Schicht dicht an einander gedrängter, parallelinebeneinander und vom hintern Umfange des Auges‘nach vorn verlaufender Fasern bemerkt, die ich aus mehreren, 'a.,a. 01-8. 877. Veı- wähnten Gründen für die eigentliche‘ Nervenfaserscliicht 'er- klärte, olıne jedoch schon damals etwas Näheres über! dieselbe angeben zu können. Hannover weist der Ausbreitung des Sehnerven in der Retina ebenfalls diese Stelle an. Auch ich kann die Fasern derselben jetzt nicht besser characterisiren, 252 als mit der Angabe, dass sie den Fasern der Marksubstanz des Gehirns vollkommen gleichen. Dies gilt sowohl von ihrem brei- ten Durchmesser, der zwischen 0,000 14"—.0,00020” schwankt, als auch von ihren äussern dunklen Conturen, und dem: zu- weilen innerhalb derselben auftretenden hellern Cylinder. Von einer eigenen Hülle oder Begrenzungshaut (Valentin) konnte ich hier eben so wenig als an den Primitivfasern des Gehirns und Rückenmarks eine Spur entdecken. Es liegen diese Fa- sern dicht gedrängt neben einander, und wie es scheint auch in mehrfacher Schicht über einander. Das Auftreten von Ple xus und Maschen, wie Valentin (Repert. 1837. Tab. I. Fig.8;) sie abgebildet hat, halte auch ich für blosses Kunstproduct. Nie zeigen sich dieselben, wenn man ein möglichst wenig ver- sehrtes Stück Retina untersucht, immer aber, sobald man durch Druck oder Zerrung die Fasern auseinander gedrängt hat. — Ueber die Endigungsweise der letztern spricht sich Hanno- ver, da er keine Umbiegungsschlingen an ihnen wahrnehmen konnte, dahin aus, dass sie am vordern Rande der Relina „sicherlich mit freien Enden aufhören.“ Ich kann nicht: leug- nen, dass diese Voraussetzung mir schon von vorn herein sehr unwahrscheinlich schien. Wenn man von dem sonst so all- gemeinen Vorkommen der Endschlingen an den Primitivfasern der Nerven eine Ausnahme glaubt annehmen zu müssen, so muss an eine solche Präsumtion sich doch auch die Lösung irgend einer schwierigen Frage knüpfen lassen. Freie Endi- gungen der Nerven in dem hintern Theil der Retina würden — falls überhaupt eine rein mechanische Erklärung in diesem Theil der Lehre vom Sehen zulässig ist — manche Vortheile gewähren, und dies war wohl auch die Ursache der allgemei- nen und fast unbedingten Annahme des von Treviranus ge- schilderten Verlaufs der Nervenfasern der Retina. : Was sollen solche freie Enden aber nur im vordersien Theil dieses Or- gans, ja gar am Ciliarrande desselben? Weit consequenler scheint es, aus dem Mangel freier Endigungen auch hier auf Endschlingen zu schliessen, als freie Enden zu vermulhen, 253 weil es noch nicht gelang die Endschlingen zur Anschauung zu bringen. Viel Zeit und Mühe habe ich noch neuerdings darauf ver- wandt, in Bezug auf diese schwierige Frage über Vermuthun- gen hinaus zu kommen, und zu reinen Beobachtungen zu ge- langen, habe dabei aber auch vielfache Gelegenheit gehabt, Valentin’s Bemerkung, es sei die Retina fast der ungeeig- netste Ort zur Darstellung der Endschlingen der Nerven, be- slätigt zu finden. Auch scheint zu dieser Untersuchung noth- wendiger Weise ein frisches Präparat zu gehören, und Erhär- tung überhaupt, und also auch mit Chromsäure — deren Wirk- samkeit ich übrigens noch nicht aus eigener Erfahrung kenne — nicht anwendbar zu sein. Häufig hatte ich bemerkt, dass, obgleich die Fasern dieser Nervenschicht in der Regel vollkom- men parallel nebeneinander verlaufen, doch auch, und zwar ohne vorhergegangenen Druck, einzelne Fasern und Faserbün- del vorkommen, die die ersteren in transversaler Richtung kreuzten. Bei der gedrängten Lage derselben war es aber nicht möglich, eine einzige eine bedeutendere Strecke unter dem Mikroskop zu verfolgen, und so konnte ich denn auch auf diesem Wege über das fernere Schicksal solcher queerlau- fenden Fasern nichts mit Bestimmtheit ausmitteln. Ich ver- suchte nun mit gelindem Drucke weiter zu kommen. Hatte ich durch einen solchen die ursprünglich gleichmässige Ner- venschicht in getrennte Bündel auseinander gedrängt, so schie- nen allerdings zuweilen die verbündeten Fasern zwischen den- selben bogenförmig umbiegend in zwei benachbarten Bündeln in derselben Richtung fortzulaufen. Indessen nur zwei Mal ist es mir gelungen, diesen Schein zur Gewissheit zu bringen, und den Uebergang bei zwei nahe aneinander liegenden Fa- sern vollkommen deutlich zu übersehen. Ich bin nun freilich weit davon entfernt, auf ein Paar isolirte Beobachtungen eine entschiedene Ansicht gründen zu wollen; indessen kann man doch auch nicht verkennen, dass gerade bei einem so schwie- rigen Gegenstande auch einigen wenigen mit aller Vorsicht 254 und ohne Vorurtheil angestellten Beobachtangen ein ‚grösseres Gewicht zugeschrieben werden darf, als in anderen Fällen; wo.dergleichen Ergebnisse ohne grosse Mühe und Schwierigkeit wiederholentlich herbeigeführt werden können. So viel kann ich jedoeh mit Bestimmiheit. versichern, dass, ‚welches auch das Verhalten ‚der Primitivfasern der Retina in iliren letzten. En- digungen sonst, sein möge, bogenförmige Anastomosen,, d.h. Endschlingen hier nicht ganz ausgeschlossen sind. ‘Denn ich halte diese ganze für die Anatomie der Retina ‚so höchst wich- tige'Frage noch keinesweges für erledigt, und glanbte, die obi- gen vorläufigen Beobachtungen nur mittheilen zu müssen, um auch einen erfalirungsmässigen Grund gegen die Art und Weise anzuführen, wie Hannover diese schwierige Angelegenheit abfertigen: will. ‘ Ich 'bemerke. endlich noch, dass ich ‘beide Fälle von Endschlingen in der Retina des lluhns'antraf, und zwar.nahe'an dem Ciliarrande, indem, ieh.nach Entfernung, der Stäbchen ein. herausgeschnittenes . Stück,ider. Nervenschichte von; der innern Seite her untersuchte, ‚ j Die’ Verbreitung, ider Stäbchen und der ‚Neryenfasern in der. Retina ist aber nicht für diese beiden Elemente dieselbe. Bei dieser Gelegenheit mögen auch einige Worte über. den Bau der, Zonula .ciliaris, über die so viel hin und ‚her gestrilten worden ist, ‚Platz finden. Die Stäbehenschicht hat nämlich an. der Bildung der Zonula. eiliaris keinen Theil, reicht viel- mehr. bis ‚an die sogenannte ‚Ova, serrata, wo sie mit einer scharfen und deutlichen Grenze aufhört. Wo die Stäbchen- schicht, wie in dem Auge mancher Vögel, durch eine inten- siv' gelbe Farbe sich auszeichnet, da kann man schon mit blos- sem ‘Auge. sich davon überzeugen, dass die Zonula ciliaris nichts, mit ihr zu. schaffen hat, iDagegen zeigen: sich ‚im, jener parallel ‚nebeneinander liegende Nervenfasern vollkommen deut- dich, ‚und 'scheinen wirklich bis an ‚den. Linsenrand ‚hinanzu- zeichen. ‚| Auch’ fehlt. die später zu 'erwähnende.Ganglienku- ‚gelschicht auf diesen ‚Fasern nicht, . Ob. indessen (diese: Ele- mente ‚auf ‚einer zellgewebigen ‚Schicht aufliegen, wie inament- —— lich. Krause. meint, darüber mag ich‘ jetzt noch nichts mit Gewissheit aussagen. Jedenfalls ist dieselbe nicht eine unmit- telbare Fortseizung eines sogenannten Stratum celluloso- vascu- losum der Relina, da ein solches, wie wir unten erwähnen werden; in der That nicht vorhanden ist, — überdies auch die leiehte Trennbarkeit "der übrigen Retina von der Zonula eiliaris: einem Zusammenhange: beider mittelst Zellgewebe nicht günslig ist. Ueber. die wesentlich nervige Natur der Zonula kann man’ sich übrigens auch durch 'blosse Anwendung einer Säure, namentlich der Essigsäure, unterrichten. Wie sie in jeder frischen Nervenprimitivfaser eine plötzliche‘ und beträcht- liche Coagulation des Inhalts hervorbringt, die vorher :durch- sichtige Faser dadurch undurchsiehtig macht, und’ wo dersel- ben mehrere beisammen wären, das Anfangs helle: Präparat eine weissliche Färbung annehmen lässt, 'so ist das letztere auch bei der: Zonula ciliaris der Fall. Fast eben so gross als die Zahl der Beobachter über die Retina ist auch die: Verschiedenheit: der Ansichten über das Vorkommen von kugeligen Elementen in derselben.‘ Von :ei- nigen wurden sie ganz geleugnet, von andern, die ihre An- wesenheit zugeben, bald »für' Ganglienkugeln, Fetttröpfchen,“ Epitheliumzellen u. dgl. ‚gehalten. ' Eben so wenig könnte! man in Bezug auf ihre Lage zu einem übereinstimmenden Resultate gelangen, da sie bald an die äussere Seite der Relina gesetzt wurden, bald an der innern Fläche: oder zwischen den andern Elementen ‚derselben liegen, bald endlich an mehreren Orten zugleich angetroffen werden sollten. Und in: der That, so un- gläaublich und wenig empfehlend dieser Mangel ‚an Ueberein- stimmung scheinen mag; so leicht erklärlich wird ihn der fin- den, der aus eigner Erfahrung ‚die ‚grossen. Schwierigkeiten kennt, die bei einer sorgfältigen Untersuchung der Retina über- wunden werden müssen. Es giebt‘ keine Angabe‘ über die Textur dieses Organs, für die man bei längere Zeit fortgesetz- ter Beschäftigung mit demselben nicht öfters ein vollkommen entsprechendes ‚Bild fände; ‚aber nur durch eine, ich möchte 256 fast sagen bis zum Ueberdruss fortgesetzte Wiederholung der- artiger Untersuchungen wird man endlich in den Stand ge- setzt, die täuschenden Produete der Behandlung von den ur- sprünglichen und natürlichen Verhältnissen zu unterscheiden. Dass die von mehreren Beobachtern (Müller in seinem Archiv. 1837. Jahresber. Remak ebendas.' 1839. S. 166.) an der äussern Seite der Retina bemerkte grosskörnige oder Pfla- sterschicht nur von den Stäben und Zwillingszapfen der Ja- eob’schen Haut herrühre, darüber kann jetzt wohl kaum mehr eine Meinungsverschiedenheit Statt finden. Je nachdem man nämlich bei unverrückter senkrechter Stellung der Elemente nur ihre äussersten Spitzen zu Gesicht bekommt, oder — in- dem sie sich zur Seite geneigt und eine schiefe Stellung an- genommen haben — auch zugleich einen Theil ihrer Seiten- flächen übersehen kann, werden die scheinbaren Körner dieser Schichte bald kleiner, bald grösser sein. Die noch neuerdings von Burow in Müll. Arch. 1840. S. 38. und Tab. Ill. Fig. 4. gelieferte Beschreibung und Abbildung der von ihm sogenamn- ten Markkügelchen in der Retina des Menschen sind sicherlich aus diesem Verhältniss zu erklären. Die Stäbchen hatte man ferner auch in Verdacht durch ihr bei Behandlung mit Wasser auftretendes eigenthümliches Zusammenrollen Veranlassung zu der Angabe von Gehirnku- geln oder sogenannten Belegungskugeln in der Netzhaut gege- ben zu haben. Valentin hat aber schon zu wiederholten Malen gegen diese Deutung seiner Beobachtungen protestirt; auch Hannover hat die Existenz dieses Netzhautelementes anerkannt und angegeben, dass diese Kugeln zwei Schichten bilden, eine zwischen den Stäbchen und der Ausbreitung der Sehnervenfasern, ‘die andere zwischen dieser und dem Glas- körper. Ich: selbst habe früher mit Henle in den‘ Stäbehen den Hauptgrund für die, wie mir damals schien, fälschliche Annahme jener Kugeln 'gesucht; indessen haben neuere anhal- tende Untersuchungen mich über das Irrthümliche dieser An- sicht belehrt, so dass ich die Gegenwart solcher Kugeln als 257 ursprüngliches Element der Netzhaut jetzt für eine ganz zwei fellose Thatsache halte. In Bezug auf den Ort, den dieselben einnehmen, stimme ich Hannover bei, dass sie zwei durch die eigentliche Nervenfaserschichte der Netzhaut voneinander getrennte Strata bilden. Dagegen kann ich die Kugeln dieser beiden Schichten nicht für identisch ansehen, und muss viel- mehr mit Valentin neben den als Nervenkugeln gedeuleten eine andere Reihe eigenthümlicher Kügelchen der Retina un- terscheiden. Wenn ich nämlich ein Stück der Netzhaut so heraus- schneide, dass eine entsprechende Portion des Glaskörpers mit folgt, und die Glaskörperfläche einer solchen Partie ohne vor- hergegangenen Druck oder irgend eine andere Vorbereitung ınit dem Mikroskop betrachte, so erscheinen zunächst lauter Körnchen, die ich ziemlich so beschaffen finde, wie Valen- tin (Repert. 1837. p. 253, 5) sie beschreibt. Sie sind rund, von etwa 0;00019° im Durchmesser, gelblich gefärbt, mit mittlerem dunkleren Kern, dessen Grenzen jedoch nicht ganz deutlich umschrieben sind, da das ganze Körnchen oder die Zelle neben der gelblichen Grundfärbung von äusserst feinen dunklen Punkten granulirt erscheint. Nach Behandlung mit Essigsäure verschwinden diese; der ovale Kern, eine von dun- kler Linie eingeschlossene helle Mitte zeigend, tritt deutlich hervor; dagegen werden auch die Contouren der ganzen "Zelle etwas verwischt, so dass man nur bei einiger Aufmerksamkeit sie erkennt. Die gelbliche Farbe wird durch Essigsäure nicht verändert. Die Aehnlichkeit mit Blutkörperchen ist allerdings, die Grössenunterschiede abgerechnet, sehr gross, und ohne Zweifel sind es diese Körnchen gewesen, die Ehrenberg zu der Annahme von freien Blutkörperehen an der Innenfläche der Retina veranlassten. Wo jedoch die Blutkügelchen oval sind, wie bei Vögeln, Fischen ete., da erkennt man bald, dass jene Körnchen der Retina etwas von diesen sehr Verschiedenes sind. Sie liegen dicht aneinander gedrängt, und bilden, wenn sie nicht aus ihrer natürlichen Lage gebracht worden sind Müller's Archir, 1841. 17 258 eine vollkommen zusammenhängende Schicht, die wegen ihrer ‚Färbung jede deutliche Einsicht in die tiefer, d. h. gegen die enakhe der Retina hin gelegenen Partieen hindert. Doch sind diese Theile auch sehr leicht aneinander verschiebbar, so ‚dass sie oft zu grössern oder kleinern Haufen zusammenrücken, zwischen welchen dann die Fasern der Nervenschicht zum Vorschein kommen. Ihr Zusammenhang mit den übrigen Thei- len der Netzhaut ist also ein sehr lockerer; ja wenn man nicht ausdrücklich darauf bedacht ist, das entsprechende Stück des Glaskörpers mit einem solchen Retinastückchen mit herauszu- nebmen, so bleibt diese Körnchenschicht ganz ‚oder doch zum grössten Theile an jenem hängen, und die innere Fläche der Netzhaut erscheint dann parallel gestreift, indem die Nerven- fasern der Retina ganz unverdeckt zu Tage liegen. Die Verbindung dieser Körnchenschicht mit dem Glaskör- per ist also inniger als mit der übrigen Netzhaut, und es möchte daher vielleicht auch passender sein, sie zu jenem zu rechnen, als sie für einen integrirenden Theil der Retina zu halten. Diese Körnchenschicht ist es wohl auch, die Henle (Fror. N. Not. No. 314.) als Epithelium der Retina beschreibt Für etwas den Gehirnkugeln Entsprechendes kann man sie schon wegen ihrer beträchtlichen Festigkeit nicht ansehen, da sie einen Druck, der jene ganz unfehlbar vernichtet, sehr gut ertragen. Den Uebergang dieser Zellen in eine glatte, dem Glaskörper anliegende Haut, was Henle a. a. ©, ebenfalls an- giebt, habe ich bis jelzt nicht verfolgen können, wie ich denn noch in diesem Augenblicke nicht umhin kann, an der Gegen- wart einer solchen Membran zu zweifeln. Ich finde für sie durchans keinen Repräsentanten, und habe auch noch immer nicht mich davon überzeugen können, dass die Gefässe der Retina an der innern Seite derselben eine, oder wie andere meinen, gar zwei eigene und gesonderte Schichten bilden. Ich theile in dieser Beziehung ganz die Zweifel Remak’s (Müll. Arch. 1839. S..166.). Hat nicht auch die frühere mangelhafte 259 Unterscheidung zwischen Stäbchen und eigentlichen Nerven- fasern zu Täuschungen über diesen Punkt; Veranlassung gege- ben? Sind die letztern durch Druck zu einem Netzwerk aus- einander gedrängt, und mit‘den den Blutkörperchen so ähn- lichen Körnchen bestreut, so wird die Verwechselung mit Blut- gefässen und deren Inhalt sehr nahe gebracht. Wenigstens ist das, was schon Treviranus (Beiträge IV. Fig. 33) als venöse Gefässe der Netzhaut deutet, sicherlich nichts anderes als eine Partie Nervenfasern, die durch Druck in anastomosi- rende Bündel getrennt sind, und durch die Stäbchenschicht hindurchschimmern. In der Glasfeuchtigkeit, die ein auf die angegebene Art erhaltenes Relinapräparat umgiebt, sieht man in der. Regel mehrere Kugeln einer zweiten Art umherschwimmen, die durch ihre beträchtlichere Grösse und ihre Durchsichtigkeit sogleich von den oben erwähnten Körnchen sich unterscheiden. Auch sie sind vollkommen kreisrund und haben sehr deutlich ausge- sprochene Contouren, weshalb ich sie früher (Müll. Arch. 1839. S. 379.) glaubte für Oelkugeln halten zu müssen. Dass sie dies aber nicht seien, und in der That kaum mit etwas An- derem als den Kugeln der grauen Substanz der Centraltheile zusammengestellt werden könnten, daran kann man nicht zwei- feln, sobald man sich von der Gegenwart eines zarten run- den, meist centralen Kerns in ihnen überzeugt, und ihr Ver- halten gegen Essigsäure, sowie ihre überaus leichte Zerstör- barkeit kennen gelernt hat. Wegen der letzten Eigenschaft sieht man sie auch immer nur in verhältnissmässig geringer Menge ganz isolirt, und ist es schwer über den Ort, den sie in der Retina einnehmen, mit Leichtigkeit und vollkommner Sicherheit etwas auszumitteln.. Wenn man die Retina auf die angegebene Weise von der innern Seite her untersucht, »o geschieht es nicht selten, dass die innerste Körnerschicht auf einem Theil des Präparats völlig erhalten, von dem andern dagegen abgestreift ist. Jener hat eine gelbliche Farbe, und 417° 260 gestattet keine deutliche Einsicht in die tiefer gelegenen: Par- tieen; dieser dagegen ist ziemlich hell und klar, und bietet zuerst die parallel 'gestreifte Nervenfaserschicht dem Auge dar, und unter diesen — wovon man sich durch die höhere oder tiefere Stellung des Mikroskops überzeugen kann — eine Schicht dicht aneinander liegender. Kugeln, die in der Grösse mit den zuletzt erwähnten übereinstimmen, und deren Durchsichtigkeit die Vermuthung zurückweist, dass auch dies’ durch Verschie- bung hierher gelangte Körnchen der ersten Art seien. Eben so gestatten die Grössenuntersehiede nicht, diese zweite Art von Ke- geln etwa für die Lumina der durchschimmernden Stäbe zu hal- ten. Denn die letztern sind, z. B: im Hühnerauge, 0,00018” dick, während jene fast den doppelten Durchmesser häben. Auch mit den Zwillingszapfen der Netzhaut dieses Auges können sie nicht verwechselt werden; denn obgleich sie in der Grösse . hier ziemlich übereinstimmen, so bietet ihre gedrängte Lage, verglichen: mit ‘der 'zerstreuten Stellung jener einen "hinrei= chenden Unterschied dar. Bei den Fischen kann von einer Verwechselung dieser beiden Theile nun vollends nicht die Rede sein. Nie hat es mir aber bisher glücken wollen, diese Ner- venkugelschicht der Retina in einer grössern Ausdehnung zur unmittelbaren Anschauung zu bringen. ‘Bei der Untersuchung der Netzhaut von. der innern Seite her wird die Körnchen- schicht zwar sehr leicht entfernt; jeder Versuch aber, auch die Nervenfaserschicht wegzunehmen, und dabei die Schicht von Belegungskugeln zu schonen, ist vergeblich; immer wird die letztere im Ganzen so wie die Mehrzahl ihrer einzelnen Elemente dabei zerstört. Eben so wenig gelingt es, bei Un- tersuchung der Retina von der äussern Seite her durch Hin- wegnahme der Stäbchen die unmittelbar unter ihnen liegende Kugelschichte darzulegen, wahrscheinlich weil sie, wenn jene Operation vollständig ausgeführt wird, auch ganz zerstört wird. Nichtsdestowreniger habe ich auf dem eben erwähnten 261 Wege mich wiederliolentlich vollkommen davon überzeugt, dass nach aussen von der Nervenfaserschichte eine Lage von Kugeln oder Zellen sich befinde, die, wenn man einzelne der- selben genauer ‘untersucht, mit den Zellen der ‘grauen Hirn- substanz die grösste Aehnlichkeit haben. Valentin weist die- sen Kugeln bekanntlich an der innern Fläche der Neryenaus- breitung ihren Platz an. Ich würde gewiss nicht so zuver- sichtlich dieser Angabe widersprechen können, oder vielmehr ihr beistimmen müssen, wenn Valentin den Weg angegeben hätte, der ihn zu dieser Ueberzeugung leitete. Indessen sagt er am a. a. ©. S. 251. nicht, dass er diese Gebilde irgendwie in zusammenhängender Schicht unmittelbar vor Augen gehabt habe, sondern giebt nur an, dass man in der das Präparat umgebenden Flüssigkeit zuweilen bei genauer Beobachtung ‚grosse Kugeln umherschwimmen sehe. Ich bedauere, dass die zweite Abtheilung des fünften Bandes von Valentin’s Re- pertorium, in deren Beginn gerade die Verhältnisse der in der Relina vorkommenden Kugeln werden erörtert werden, noch nicht erschienen, oder vielleicht auch nur uns entfernten Nord- ländern noch nicht zugekommen ist; denn sicherlich hätte ich manches auch für diese kleine Arbeit Beherzigenswerthe darin gefunden, deren historische Mängel daher nicht dem guten Willen des Autors zur Last gelegt werden dürfen. Von aussen nach innen fortschreitend glaube ich, dem Obigem gemäss also folgende Schichten in der Netzhaut an- nehmen zu dürfen. 1) Die pallisadenartig nebeneinander gestellten Stäbe und Zwillingszapfen, die, in Verbindung mit den sie umhül- lenden scheidenartigen Fortsetzungen der Pigmentzellen der Choroidea, die Jacob’sche Haut bilden. 2) Die gleichmässige Schicht der dicht aneinander liegenden Nervenkugeln. 3) Die durch ihr parallel gestreiftes Ansehen sich auszeich- nende Ausbreitung der Fasern des Sehnerven. 262 4) Die der Glashaut unmittelbar ‚aufliegende Schicht ei- genthümlicher Körnchen oder Zellen, Epithelium der “ Retina. Zwischen allen diesen Schichten und in verschiedener ‘Höhe schlingen sich die sparsamen Blutgefässe hin, ‘ohne eine eigen gesonderte Lage der Netzhaut zu bilden. Dorpat, am Es Januar 1841. Fortgesetzte Untersuchungen über die Pseudo- branchien. Von J MvELLErR (Gelesen i. d. Academie der Wissensch. zu Berlin am 11. Febr. 1841.) Seit der ersten Mittheilung über die Pseudobranchien hat sich die Zahl der untersuchten Knochenfische bis zu 282 Gattungen vermehrt, worunter 39 ohne Pseudobranchien, 'und 43, bei denen die‘ Pseudobranchien drüsig und verdeckt sind. Am sellensten fehlen die Pseudobranchien den Acanthopterygiern. Der Verf. hatte sie zur Zeit der ersten Mittheilung über die- sen Gegenstand unter 98 Gattungen von Stachelflossern bei 40 vermisst, nämlich bei Polynemus, Agonus; 'Masta- cemblus, Notacanthus, Ophicephalus, Colisa, Gerres, Chromis, Trypauchen, Platax, wovon jedoch der grösste Theil, wie aus erneuerlen Untersuchungen folgt, doch Pseudo- branehien hat. Polynemus hat freie kiemenartige'Nebenkie- men, Platax ebenfalls. Plätax scalaris C. V. Zeus sca- laris Bl.,; der früher vom Verf. untersucht worden, besitzt allerdings keine sichtbaren Nebenkiemen, aber dieser Fisch ge- hört, wie Heckel gezeigt hat, nicht zu den Platax, sondern äls Genus Pterophylium Heck. zu den Chromiden. Alle vom Verf. untersuchten Labyrintlifische oder Fische mit jenen merkwürdigen, dem Athmen auf dem Lande bestimmten laby- rinthförmigen Nebenkiemen, Anabas, Trichopus, Spiro- branchus, Ophicephalus, haben tief verborgene Pseudo- 264 branchien am Gaumen, wahrscheinlich daher auch Colisa, wel- che wegen Kleinheit des Thiers nicht weiter nachgesehen ist. Gerres unter den Maeniden hat dicke drüsige Pseu- dobranchien unter der Haut der Kiemenhöhle, und Chromis hat sie auch. Sie liegen aber sehr tief am Gaumen verdeckt. Trypauchen wird wie andere Gobioden, Amblyopus, Apocryptes, wahrscheinlich eine Spur von freien Nebenkie- men in abortiver Form haben. Agonus und Notacanthus waren nur in schlecht conservirten Exemplaren untersucht, und bedürfen einer Revision. Bei Mastacemblus hat sich auch bei wiederholter Untersuchung keine Spur von Neben- kiemen finden lassen. Die Zahl der untersuchten Gattungen der Acanthopterygier ist bis jelzt zu 173 angewachsen, und es haben sich weiter keine Beispiele von fehlenden Nebenkie- men gezeigt. Desto häufiger fehlen sie ganz unter den Weich- flossern, unter 97 untersuchten Gattungen. derselben bei 34, ausser den schon angezeigten, z. B. bei Poeecilia, Lebias, Polypterus, Osteoglossum, Monopterus u. a: An den Pseudobranchien kommt, wie an den wahren Kie- men, ein doppeltes Gefässsystem vor, an den Kiemen sind es das respiratorische und das ernährende oder Bronchialgefäss- system, an den Pseudobranchien sind es das Gefässsystem des Wundernetzes und das ernährende Gefässsystem, gleichsam Vasa vasorum. Hier mögen einige Bemerkungen über dies er- nährende Gefässsystem der wahren Kiemen an ihrer Stelle sein. Nach aussen von der Kiemenarterie und Kiemenvene verlaufen am Kiemenbogen jederseits noch andere Gefässe, wel- che sich in die untere Kellvene ergiessen. Duverney sah zuerst diese in das Körpervenensystem führenden Adern, und glaubte, dassaus demselben Capillargefässystem der Kiemen Blut in die Aorta und in die Körpervenen gelange. Diese Gefässe mit ihren Zweigen zu den Kiemenblättern sind von Fohmann und Treviranus für Lymphgefässe gehalten worden. Hyrtl hat die genannten Stämme bei gelegentlicher Erwähnung richtig als Bronchialvenen gedeutet, Sie gehen übrigens nicht bloss 265 nach unten in die Kehlvene, sondern auch nach oben aus den Kiemenbogen in die obern vordern Körpervenen über, und sie enthalten wirklich Blut. ‘Nach Entleerung der gros- sen Kiemengefässe von ihrem Blute sieht man auf den blass- gewordenen Kiemenblältern am äussern Rande der Blätter die mit Blut gefüllten zarten Bronchialvenen der Kiemenblätter herabsteigen, welche die Kiemenvene des Kiemenblatts: beglei- ten, und eben solche liegen auch am innern Rande der Kie- menblätter. Die ihnen entsprechenden Bronchialarterien der Kiemenblättier kommen nicht von dem am Kiemenbogen verlau- fenden Stanım der Kiemenvene, die, wie Hyrtl sah, arterielle Zweige an die umher liegenden Theile, besonders die Schleim- haut und Knochen der Kiemenbogen giebt, sondern aus der Kiemenvene des Kiemenblättehens, Löst man an einem gut injieirten Kiemenblättchen das respiratorische Netz ‘mit der Schleimhaut auf einer Seite des Blättchens ab, so sieht man in der Tiefe des Kiemenblatts das nutritive Netz und seine baumarligen arteriellen Zweige, welche mehrere an Zahl in verschiedener Höhe aus der Kiemenvene des Kiemenblatts entspringen. Das nutritive Netz der Pseudobranchien gleicht dem letz- ten Gefässystem, und ist ausserordentlich viel zarter als das grosse Gefässsystem der Pseudobranchien, welches sich von der Arterie der Nebenkieme durch die Federn in die Arteria oph- thalmica magna fortsetzt. Am leichtesten bringt man das nu- tritive Gelässnetz der Pseudobranchien durch eine feine In- jeelion der Körpervenen beim Hecht zur Anschauung. Man wird dann bemerken, dass das fiederige Hauptgefässsystem der drüsigen Pseudobranchie unangefüllt bleibt, dagegen wird man die Pseudobranchie von einem Capillargefässnelz mit netzar- tigen Maschen und baumartiger Vertheilung der Zweige über- zogen finden, welches durch einige auf der Pseudobranchie lie- gende Stämmchen gefüllt wird, die sich auch in den angren- zenden Theilen der Haut der Kiemenhöhle verbreiten. Dieses Netz hängt mit den Venen der angrenzenden Muskeln zusam- 266 men, zwischen den Läppchen der Pseudobranchie selzt es sich in die Tiefe fort, in dem Zellgewebe, welches die Lappen oder Federn zu einem Haufen verbindet, als ein Rete interlobulare. Auch die Federn selbst bekommen feine Zweigelchen. Aus diesem nutritiven Netz wird das Blut in die vorderen subver- tebralen Körpervenen geführt. Die arteriösen Zweige des nu- tritiven Netzes sind wahrscheinlich Zweige der Arterien, wel- che sich in dem die Pseudobranchie verhüllenden Zellgewebe, und in der sie bedeckenden Schleimhautfalte verbreiten. Auch an den Pseudobranchien mit freier kiemenartiger Form kann man das nutritive Netz durch feine Injection der Körpervenen darstellen. Nach einer solchen feinen Injeetion durch‘ den gemeinschaftlichen Stamm der Körpervenen: einer Seite beim Zander wird die Schleimhaut der Kiemenhöhle roth, und auf der Nebenkieme kommen sehr zarte Gefässchen zum Vorschein, welche Aestchen der venösen Gefässe der Schleimhaut sind, und sich ganz so verhalten, wie die Bron- chialvenen an den wahren Kiemen. Diese sehr zarten Aeder- chen, welche an der Basis der Nebenkiemen durch Arkaden, wie auch an den Kiemen, zusammenhängen, gehen von der Basis auf die Blättchen der Nebenkiemen, und liegen neben den grossen Venenzweigen der Blätter, welche dem Wunder: netz‘ derselben angehören. Beim Zander sah der Verf, mit der Loupe an dem freien, gegen die Kiemenhöhle sehenden oder untern Rande der Federn auf jeder Seite der Wundernetz- Vene der Feder, eine dicht neben ihr laufende Venula nutri- tia, welche sich mit sehr feinen Zweigen, viel feiner als die gefiederten Aeste des Wundernetzes, auf den Federn verzweig- ten. ‘Die Zweigelchen verlaufen von dem Rande der Federn ab nach den Seiten in die Zwischenräumchen zwischen den dem Wundernetz angehörenden grössern ganzen Venen, ohne regelmässig an diese Zwischenräume gebunden zu sein, indem sie sich sehr fein zerästeln. Auf der angewachsenen Seite der Nebenkieme treten von dem unterliegenden Zellgewebe.noch kleine Venenzweigelchen zur Nebenkieme. Die hier beschrie- 267 benen Venulae nutritiae der Nebenkiemen sind wohl diejenigen Gefässe, welche Hyrtl sah und für die einzigeu Venen der Nebenkiemen hielt, indem er sagte, dass die‘ Venen der Ne- benkieme zur Hohlader gehen. Das nutritive Netz der Pseudobranchie, verglichen mit dem federigen Gefässsystem derselben, so zeigt sich ein auf- fallender Unterschied, jenes ist verhältnissmässig ungemein zart, und daher wenig blutreich. Die Gefässe entsprechen dem Um- fange des Organes. Das federige Gefässsystem ist dagegen aus- serordentlich gross, blutreich, und seine grossen ein- und aus- führenden Kanäle stehen in keinem Verhältniss zu’ dem kleinen Organ, sind daher, für einen Zweck berechnet, der über das Organ hinausreicht. Schon in der ersten Mittheilung wurde die Spritzloch- nebenkieme der Störe für die Pseudobranchie erklärt, wäh- rend die Kiemendeckelkieme in der That eine respiratorische Kieme ist. Die Identität der erstern mit der Pseudobranchie geht nun aus des Verf. Beobachtungen über das Gefässsystem derselben hervor. Der Ast der Kiemenarterie zum ersten Kiemenbogen giebt auch die Arterie der Kiemendeckelkieme. Die Kiemenvene des ersten Kiemenbogens setzt sich nach unten und vorn fort, folgt dem Zungenbein an dessen unterer Seite bis zur Verbindung des Zungenbeins mit dem Suspenso- rium des Unterkiefers, dann schlägt sie sich um das unterste Glied dieses Suspensoriums nach aussen und oben, und theilt sich da, wo das zweite und dritte Stück des Suspensoriums knieförmig verbunden sind, ander äussern Seite dieses Knies in zwei Aeste. Der eine begleitet das unterste Stück vom Suspensorium des Unterkiefers zu den Kiefern, und verbreitet sich in den Mundtheilen und ihren Muskeln. Der andere schlägt sich nach einwärts an der untern Seite eines dicken Muskels, der vom Craniom zu der obern Portion des Suspensoriums vom Unterkiefer geht, gelangt über dem obern Kieferapparat 268 rückwärts gegen das Spritzloch und die Spritzloch - Neben- kieme, und verzweigt sich ganz darin. Die Vene der Spritzloch-Nebenkieme geht vorwärts ent- lang dem Seitenrand der Basis cranii, und heilt sich in 2’Aeste von gleicher Stärke; der eine ist die Arteria ophthalmiea, wel- che das Auge von hinten durchbohrt, wo sie abgeht, aber noch einige kleine Orbitalzweige abgiebt. Der andere durch- bohrt den Knorpel der Basis cranii von unten. nach’ oben, hängt ausser der Schädelhöhle mit dem der. andern Seite nicht zusammen, und versorgt das Gehirn. Zweige. dieser Arterie durchbohren die Kopfknorpel, dringen in die Orbita, und hän- gen mit den Orbitalzweigen der Carotis posterior zusammen. Letztere kömmt von dem Zusammenfluss der Kiemenvenen an der Wirbelsäule. Folglich ist die Spritzloch-Nebenkieme der Störe einem Rete mirabile caroticum der Säugethiere zu ver- gleichen. Man konnte bei dem Mangel der Choroidaldrüse bei den Stören, und bei der Gegenwart einer Pseudobranchie ir- gend eine wesentliche Verschiedenheit in dem Gefässsystem der Pseudobranchie erwarten, und der Verf, ging daher mit grosser Spannung an die Untersuchung dieses Systems bei den Stören. Die Pseudobranchie der Störe hat ein näheres Ver- hältniss zum Auge und Gehirn, die Pseudobranchie der Kno- chenfische bloss zum Auge, erstere ist eine Rete mirabile.'ca- roticum, die letztere ein Rete mirabile ophthalmicum ‘der Ci- liararterien. In Betreff der Vergleichung der Knochenfische, Sturionen und ‚übrigen Knorpelfische zeigt sich. jetzt als ‚unstatthaft,'die Pseudobranchie als Analogon der ersten halben Kieme der Pla- giostomen anzusehen, wie es bisher allgemein geschehen ist. Dieser Kieme ist vielmehr nur die Kiemendeckelkieme der Stu- rionen zu vergleichen. Dieser Umstand ist für die Stellung der Störe im System wichtig, zeigt ihre Verwandtschaft ‚mit den Plagiostomen und ihre Entfernung von den Knochenfischen an, von denen kein einziger eine ‘wahre respiratorische Kie- mendeckelkieme hat. Durch den Besitz der Pseudobranchie 269 am Spritzloch partieipiren die Störe nicht allein an den Eigen- schaften der Knochenfische. Denn wie gezeigt werden soll, haben auch die Plagiostomen die Pseudobranchie der Störe, ja die Vertheilung der Blutgefässe an der Pseudobranchie stimmt bei den Stören und Plagiostomen ganz überein, und unter- scheidet sich in gleicher Weise von der bei den Knochen- fischen gewöhnlichen Anordnung *). Die zu den Sturionen gehörige Gattung Scaphirhyn- chus Heck. hat nur ein Rudiment von Kiemendeckelkieme mit 20 Falten. Die Spritzlöcher fehlen, und mit ihnen die Pseudobranchien. Vor der obern Insertion des ersten Kiemen- bogens befindet sich zwar eine tiefe Grube, wo bei den Stö- ren das‘Spritzloch abgeht. Die vordere Wand dieser Grube ist aber ohne kiemenartige Falten. Die Pseudobranchien der Plagiostomen liegen an derselben Stelle wie bei den Stören, nämlich am vordern Umfange des Spritzlochs oder an der daselbst befindlichen Klappe. Die Schleimhaut der Spritzlochhöhle bildet hier eine Reihe senk- rechter kiemenarliger Falten von ähnlicher Beschaffenheit wie bei den Stören. Ob dieses Organ bei erwachsenen Haien und Rochen von älteren Beobachtern bemerkt ist, ist zweifelhaft. Bei Monro, Tab. VII., ist eine Andeutung davon als Zacken der Spritzlochklappe in einer Abbildung von einem Rochen zu sehen. Bei den Embryonen von Acanthias vulgaris hat Leuckart einen Kamm von Zacken beschrieben und abgebildet, von ihnen gehen die von Rathke und Leuckart beobachteten embryonischen äusseren Kiemenfäden der Spritzlöcher aus. Bei den erwachsenen Seyllium, Pristiurus, Mustelus, Ga- leus, Hexanchus, Heptanchus, Acanthias, Spinax, Cen- trophorus, Centrina, Squatina, Torpedo, Raja, sind diese kammartigen Fältchen immer sehr deutlich, und wenn man sie *) Die Störe und Plagiostomen theilen auch die Communication des Herzbeutels mit der Bauchhöble, und die mehrfachen Klappen- reiben im Bulbus der Arteria branchialis, wovon nichts Aehnliches bei Knochenfischen vorkommt. 270 wegen Enge des Spritzlochs nicht sogleich sieht, so erkennt man sie bald nach dem Aufschneiden desselben, wie bei Mustelus, Galeus, Hexanchus, Heptanchus. Zuweilen liegen sie sehr oberflächlich, wie beiSquatina, wo sie Franzen vorstel- len, oft tiefer in der Spritzlochhöhle. Man darf die Pseudo- branchie der Torpedo nicht mit dem Kranz von Papillen des Spritzlochs verwechseln. An den Pseudobranchien der mei- sten Haien, der Rochen und Zitterrochen, haben die kiemen- artigen Falten auch kleine Queerfältchen. BeiSquatina feh- len letztere, und die Franzen sind nur am Rande eingeschnit- ten. In einigen Fällen ist die Pseudobranchie ganz ungemein gross, sowohl was die Länge der Falten als die Zahl dersel- ben betrifft, wie bei der Gattung Hexanchus, obgleich hier die äusseren Löcher der grossen Spritzlochhöhle klein sind. Aus unserer Untersuchung über das Gefässystem die- ses Organes ergiebt sieh mit völliger Sicherheit, dass es eine Pseudobranchie ist, und sich in allen Beziehungen der Pseudobranchie der Störe gleich verhält. "Die sehr starke Arterie des Organes entspringt aus dem mittlern Theil der vordern halbeu Kieme, wendet sich von der Kieme ab vor- wärts aufwärts über das Unterkiefergelenk zum Spritzloch, und liegt in der Nähe des Spritzlochs oberflächlich; so gelangt sie zur äussern Seite des Spritzlochs und vertheilt sich dann an die Blätter des Kammes auf die gewöhnliche Weise. Die Vene entspringt aus den Falten und ist die Fortsetzung der Arterie, eine Vena arteriosa. Sie steigt gegen den Gaumen herab und vertheilt sich von hier am Kopf, Gehirn und Auge, so. dass Zweige in die Augenmuskeln und vordern Theile des Kopfes, eine grössere Arterie ins Auge selbst, ein. anderer grösserer Zweig in den Schädel eindringt; so wurden diese Gefässe bei den Dornhaien (Centrophorus granulosus)ge- funden. Nach Injection des Arterienstammes zur Spritzloch-Ne- benkieme mit Quecksilber füllten sich die Aeste zu dieser, und zugleich die rückführenden Zweige und der aus ihnen entste- hende Stamm der Carotis anterior und das ganze Systemder 271 Hirnarterien, und durch diese wieder das Gefässsystem der Pseudobranchie auf der andern Körperseite bis zur ersten Kie- menvene, ja sogar wegen des Zusammenhanges der Kiemen- venen die Körperarterien bis zum Darm. Das Hirn der Haien erhält zwei vordere und zwei hintere Carotiden, die vorderen kommen von den eben erwähnten Stämmen, welche durch die Pseudobranchie durchgehen, und sich theils ausser der Schädelhöhle, theils im Schädel selbst verzweigen. Der Him- ast dringt durch das Foramen opticum in die Schädelhöhle, und verbindet sich darin mit der hinteren Hirnarterie. Die beiden hinteren Hirnarterien kommen von den Venae branchiales communes nahe dem ersten innern Kiemenloch, ge- hen convergirend vorwärts, und vereinigen sich gerade in der Mittellinie der Basis eranii, wo sich die Oeffoung für ihren Eintritt in den Schädel befindet. Durch ihren Zusammenfluss entsteht ein unpaarer, in einem Knorpelkanal verlaufender Stamm, der sich, in der Schädelhöhle angelangt, wieder theilt, jeder Ast verbindet sich mit der Carotis interna anterior vom Gefässsystem der Pseudobranchie. Aus diesen Arterien ent- stehen dann die Zweige für das Hirn und Rückenmark. Da- her füllt sich nach Injection des Gefässsystems der Pseudo- branchie durch Jen Schädel hindurch auch jede Carotis po- sterior oder die vordern Schenkel des Circulus cephalicus. Man kann sich die durch das Foramen opticum gehende Ar- terie auch aus den Hirnarterien abgehend und nach aussen tre- tend vorstellen, um sich nach der Verbindung mit der Vena ar- teriosa der Pseudobranchie am Kopf und Auge zu verzweigen. Bei den Rochen verhält sich das Gefässsystem der Pseu- dobranchie ganz so wie bei den Haien, der fragliche Gefäss- stamm kommt wieder von der ersten wahren Kiemenvene, und zwar aus ihrem mittleren "Theil, verlässt sogleich diese Halbkieme, um sich zur Pseudobranchie am Spritzloch zu be- geben, geht verzweigt durch sie hindurch, sammelt sich wie- der zum Stamm und verzweigt sich in das Hirn, das Auge und die umherliegenden Theile. Die Carotis cerebralis poste- 272 rior schliesst aber keinen Cireulus cephalieus, sondern dringt jederseits allein ein, und zwar nicht durch die Schädelbasis selbst (wie bei den Haien), sondern durch die Basis des vor- dern breiten Theils des Rückgraths, in geringer Entfernung vom Hinterhauptsgelenk, so dass sie einer Wirbelarterie gleicht. Monro hat dies Gefäss auf seiner ersten Tafel abgebildet, so wie auch eine aus dem Kiemenveneneirkel am ersten innern Kiemenloch ‚oder aus dem Anfang der Vena branchialis com- munis abgehende Carotis externa, die an der Seitenwand des Schädels vorwärts geht, und sich an der untern Seite der Schnautze und in der Nase verzweigt. Das Hirn der Rochen bekömmt sein Blut wie bei den Haien von 4 Stellen durch das Foramen opticum aus den beiden vordern Carotiden, wel- che dem Gefässsystem der Pseudobranchie angehören, und durch die beiden hinteren Carotiden. Beiderlei Gefässe ver- binden sich an den Seiten des Gehirnes und in der Mitte’ sei- ner Basis, und nach hinten geht die Spinalarterie ab. Das Gefässsystem der Pseudobranchien der Störe, Haien und Ro- chen, und seine mit dem Auge und Hirn zusammenhängenden Zweige sind bisher unbekannt geblieben. Die Familie der Carchariae unter den Haien hat keine - Spritzlöcher. Der Verf. kam deswegen auf die Vermuthung, dass diese Thiere bedeckte Pseudobranchien besitzen, und hat sie auf folgende Weise gefunden. Bei diesen Haien findet sich im Munde nach aussen vom obern Ende des ersten Kiemen- bogens eine blinde Vertiefung, welche den Kanal zum Spritz- loch der übrigen Haien vorstellt. Weun man diesem blinden Gange bis an sein Ende folgt, und ihn von aussen durch Weg- nahme des Fleisches blosslegt, so findet sich die Pseudobran- chie, die in diesem Fall sehr einfach ist. Sie liegt beim Car- eharias glaucus vor und auf dem Quadraibein über dem Ende jenes Ganges, aber nicht in der Höhle selbst, und also frei vorragend, sondern abseils völlig verdeckt im Zellgewebe. Die Arterie der kleinen Pseudobranchie ist ungemein gross, kommt vom mittlern Theil der vordersten halben Kieme, geht U 273 über dem. Unterkiefergelenk gegen die vordere 'Seite des Qua- dralbeins; verwandelt 'sich dann .in einen Kamm von 6—7 starken, nebeneinander liegenden Arterien, welche sich am Ende umbiegen, und sich in, eine darunter liegende ‚ähnliche zweite Reihe von Kanälen verwandeln, aus deren Vereinigung der Stamm der Arterie sich von neuem’ zusammensetzt. In diesem Fall bildet die Pseudobranchie ein höchst einfaches Wundernelz, so einfach, dass man von ‚dem, eintretenden Ar- terienstamm das ganze, Rete und ‚den austretenden Stamm auf- blasen, oder mit Quecksilber füllen kann. , Hier liegt die Be- deutung des Organs als Rete mirabile durch seine Einfachheit zu Tage. Die Fortsetzung des Gefässes durch. das Organ ist so augenscheinlich. und, gross, ‚dass ‚man, den austretenden Stamm hier.nicht einmal Vena 'arteriosa nennen kann. Es ist. dieselbe fortgesetzte Arterie, nämlich die Carolis anterior. Diese geht über dem Gaumenfortsatz des Schädels vorwärts, und bildet: hier, ein zweites Wundernetz durch viele Windun- gen; aus dem letziern entspringen die Arteria ophthalmica «iliaris, Zweige für die Augenmuskeln und den Kopf und: die ‚vordere Hirnarterie. Bei den Hammerfischen, ohne Spritzlöcher, kommen eben- falls verdeckte Pseudobranchien im Fleisch an derselben Stelle vor, und sie liaben auch das gewundene Wundernelz jeder- seits der Basis eranii. Das letztgenannte Gewinde von Arte- rien kömmt auch bei einem Hai vor, der gar keine Pseudo- branchien hat, Lamna cornubica, wo es der Verf. schon früher angezeigt hat. Dass die Pseudobranchie der Plagiostomen in keinem en- gern Zusammenhange mit dem Spritzloch' stehe, war schon an den verdeckten Pseudobranchien. der Carcharias und Ham- merfische sichtbar, wird aber noch deutlicher durch die ent- gegengeselzle Thatsache, dass. die, Pseudobranchie bei einigen Plagiostomen; völlig fehlt, obgleich sie ein grosses Spritzloch haben. Das, sind die Scymnen, Bei Scymnus lichia findet sich an der gewöhnlichen Müllers Archir, 1641, 18 27a Stelle"im Spritzloch, nämlich an der 'vordern Wand dessel- ben, keine Spur von kiemenartigen Blättchen. Löst-man die EA an der vordern Wand des Spritzlochs vorsichtig ab, so ‘ommt man auf den gewölnlichen Gefässstamm, "die aus’ der Kiemenvene ‘der vordern halben Kieme enispringende grosse Arterie; sie nimmt ihren Weg über das Quädralbein zum Spritz- loch, als wenn sie zu einer Pseudobranchie ‘gehen wollte, ‚macht aber an der Stelle, wo diese liegen sollte, nämlich an der vordern Wand des Spritzlochs nur eine Doppelschlinge, und geht aus dieser wieder abwärts zum Gaumen, wo sie sich als Carotis anterior vertheilt, so dass Auge und Gehirn von ihr versehen werden. Auch bei den'Lamnen fehlen die Pseudobranchien ganz. Bei diesen Haien sind die oberen Oeflnungen der Spritzlöcher ausserordentlich klein, in der- Spritzlochhöhle zeigt sich keine Spur’ einer Nebenkieme, die Carotis anterior geht-aber von der ersten Halbkieme über das Unterkiefergelenk direct und ohne Schlingen und Pseudobranchie zur Augenhöhle, wo sie ein gewundenes Wundernetz bildet. Dies Gewinde haben auch die Alopias. Es entspricht dem gewündenen Wundernetz, welches bei den Carcharias noch ausser der im Fleisch liegen- den Pseudobranchie vorhanden ist. Auch bei den Myliobatis, Trygon und Taeniura wur- den keine Pseudobranchien vorgefunden; die Rhinobaätus ha- ben nur eineSpur davon an der vordern Wand des Spritzlochs, und bei den Syrrhina und Pristis kann man als letzten Rest derselben die sehr kleinen, und selbst schwer wahrzunehmen- den Zacken am Rande der Spritzlochklappe ansehen. Bei einigen Haien verlängern sich die Pseudobranchien im Fötuszustande in Fäden, wie die wahren Kiemen. Solche Spritzlochfäden sind bis jetzt bei den Gattungen Mustelus von Rathke und Acanthias (A. vulgaris) von Leuckart beob- achtet worden. Der Verf. hat sie auch bei der Galtuug Spi- nax Bonap. (S. niger) gesehen. Leuckart bemerkt mit-Recht, dass sie viel früher als die äusseren Kiemen der Kiemenspal- 275 ten verschwinden, und leicht sieht man bei Embryonen, 'wel- che noch 'sehr lange fadenartige Kiemenfäden besitzen, nur einige Falten der Pseudobränchie in Fäden verlängert. - Diese Kiemenfäden des Spritzlochs' fehlen ‘bei den Em- bryonen derjenigen Gattungen, die keine Pseudobranchien ha- ben, bei den Scymnen, wie ich bei Embryonen von Se ymnus liehia von 3 Zoll:Länge mit sehr: langen Kiememfäden der Kiemenspalten sehe. Dagegen kann man nicht umgekehrt be- haupten, dass die Plagiostomen mit Pseudobranchien constant fadenartige Verlängerungen derselben 'nach aussen, oder Spritz- lochfäden besitzen. Solche sind: bis jetzt noch bei keinem Rochenfötus beobachtet, und ‘sie fehlten bei einem Embryo von Torpedo vou 2+ Zoll Länge mit grossen Kiemenfäden der Kiemenspalten, dem Leuckart' beschrieb und abbildete. * Die Wiederholung der Verlängerung in Fäden: bei den!wahren und falschen Fötuskiemen ist eine Parallele zu ‘der Wiederholung Ger blätterigen Form bei den wahren und falschen permanen- ten Kiemen. So wenig die blätterige Bildung und die Be- rührung des Wassers ein Beweis für die Athemfunclion der Pseudobranchien ist, so wenig kann man die fadenarligen Ver- längerungen der Pseudobranchien bei den Haien als einen Be- weis ihrer Alhemfunction ansehen. Haben wir doch gesehen, dass auch die Pseudobranchien einer ganzen Familie, der Car- chariae, umfassend die Carcharias und Hammerfische, ganz im Fleisch ‘verborgen liegen. Ein anderes ist es mit den fa- denartigen Verlängerungen der eigentlichen Kiemen der Em- bryonen. Indessen ‘ist die Ansicht J. Davy’s nicht un- wahrscheinlich, dass diese Fäden zugleich zur Absorption von‘ Nahrungsstoffen dienen. ' Dazu können natürlich die Fä- die Fäden der Pseudobranchien eben so gut, ‘wie die der wah- ren Kiemen dienen. " Die Embryonen der Plagiostomen, wel che im Uterus ausgebrütet werden, saugen, mag 'es'nun durch den Dottersack oder die Kiemenfäden geschehen, einen gros- sen Theil Nahrungsstoffe von aussen ein. Denn nach dem Erscheinen des Embryo wog das Ei eines Torpedo nach 418° 276 J. Davy?s Versuchen 182 Gran, nachdem Erscheinen des Embryo 177 Gran, das Gewicht eines reifen Fötus beträgt bei- nahe das Dreifache, nämlich 479 Gran. Die: Spritzlöcher der Plagiostomen besitzen bei mehreren Gattungen einen eigenlhümlichen, bisher noch nicht gesehenen Seitenkanal, welcher von der innern Wand:des Spritzlochka- nals mit einer kleinen Oeflnung abgeht, und queer gegen die Seitenwand des. Schädels ‘gerichtet ist- Sein. Ende ist blind erweitert und liegt hart auf der Seitenwand des Schädels auf, oberhalb des Gelenks für (das Quadratbein und an der Stelle, wo:in der Substanz ‚des Schädelknorpels das Labyrinth gele- gen ist. «Diesen von der Schleimhaut: ausgekleideten Kanal . sah der Verf. in’ den Gattungen Scyllium, Pristiurus, Mu- stelus, Galeus, Rhinobatus und Syrrhina; bei vielen andern Gattungen von Haien und Rochen nicht. ; Der-Kanal muss die Schallwellen des Wassers direct auf die Schädel: knorpel leiten, Die Chimaeren haben keine Spritzlöcher und keine Pseu- dobranchien. . Die vorderste halbe Kieme giebt eine Kiemen- vene, welche jederseils weit von derjenigen der andern Seite io die. Schädelhöhle seindiingt, so dass hier kein Circulus ce- phalieus ausserhalb‘ des Schädels geschlossen wird. Die fol- gende Vene des ersten Kiemenbogens schliesst sich den weiter folgenden an, welche für den Zusammenfluss zur Aorta. be- slimmt sind, und ‚von ihr geht eine ‚Arterie in umgekehrier Riehtung nach vorn ab, welche von unten durch eine Oefl- nung! in ‚der ‚Seitenleiste des Kopfknorpels direct in ‚die Au- genhöhle eindringt. Die Nerven der Pseudobranchien sind 'bei den Knochen- fischen ‘und Knorpelfischen von den Nerven der wahren Kie- men verschieden. Die letzteren kommen vom Nervus glosso- pharyngeus und vagus, die Nerven der Pseudobranchien aber vom Nervus trigeminus. Bei den Plagiostomen sind ‚sie am leichtesten zu untersuchen, z. B. bei grossen 'Rochen.‘ Ein feiner Zweig vom Trigeminus, welcher auch der Schleimhaut 277 des Sprilzlochs Aeste abgiebt, vertheilt sich sehr regelmässig in die Federn der Pseudobranchie, so dass jede Feder einen Ast erhält. Auch bei den Knochenfischen kommen die Ner- venzweige zur Pseudobranchie vom Kiemendeckelast des Ner- vus irigeminus. Dagegen erhält die wahre respiratorische Ne- benkieme oder erste Halbkieme der Plagiostomen ihre Nerven vom Nervus glossopharyngeus. ä Ueber den Kreislauf der Infusorien. Briefliche Mittheilung Von Dr. Eroı. Privatdocent an der Universität zu München. Ich habe nun schon sehr oft eine Art Kreislauf bei Infusorien gesehen und auch meinen hiesigen Freunden gezeigt, ein so auffallendes Phänomen, dass ich mich nicht genug wundern kann, wie von den vielen mikroskopischen Forschern es kei- ner erwähnt. Am deutlichsten sche ich diesen Kreislauf bei Bursaria vernalis, deren Leib, wie Sie wissen, ganz von grünen Kügelchen angefüllt zu sein scheint. Ein Theil dieser Kügelchen, und zwar diejenigen, welche der Peripherie des Thieres genähert liegt, bewegt sich unaufhörlich, das Thier- chen mag ruhig stehen oder schwimmen, in einer Ellipse auf- wärts und abwärts, und bildet auf diese Weise einen überall gleich breiten, in sich geschlossenen elliptischen Strom *). In diesem Strome liegen immer 3—4 Kügelchen nebeneinander, wechseln ihren Platz nicht, und zeigen ausser der mit der Richtung des Stroms harmonirenden, keine eigene (etwa seit- liche) Bewegung, unterscheiden sich mithin in der Beziehung auffallend von den Saft- (Blut-) Kügelchen bei Polypen u. dgl. z *) Steht durchaus in keiner Beziehung zu den lebhaften Wimpern an der äussern Oberfläche. Ueber eontagiöse Confervenbildung ‚auf lebenden Frö- schen, und über den Einfluss der‘ Nerven auf die Blutbewegung in den Capillargefässen. Von Dr. Stırııng zu Cassel. (Hierzu Taf, XI.) Die Lehre vom Contagium hat in den leizteu Jahren mil Recht die Aufmerksamkeit der ‚Aerzte und Naturforscher in hohem Grade auf sich gezogen. — Aus den dunklen Regionen der alterthümlichen Vorstellungen über Missma. und Contagium; aus den Phantasie-Gebielen der verschiedenen ärztlichen und philosophischen Doectrinen in Bezug auf diesen Gegenstand ha- ben uns rüstige Arbeiter in diesem Felde der ‚Wissenschaft mit sicherer und glücklicher Hand neuerdings hervorgehoben. Vor allen Dingen haben Bassi und Audouin durch ilire herr- liehen Arbeiten über die Muscardine einen guten Theil dieses dunklen Weges erleuchtet, und seit der kurzen Zeit des Be- kanntseins ihrer Arbeit haben sich schon anderweite Dala er- geben, die eine grossarlige Anwendung ihrer Resultate auf das Gebiet der Contagion in der Pathologie voraussagen lassen. So hat Ehrenberg bereits der Berliner Gesellschaft naturfor- schender Freunde eine Vegelalion, die auf Fischen waucliert, und eine Krankheit derselben bedingt, vorgezeigt,so hat Henle*) au Tritonen, die er in Gläsern in seinem Zimmer aufbewahrte, *) Henle, pathol, Unters. Berlin, 1840. IV. 280 Vorticellen beobachtet, welche zuerst auf lodten Exemplaren sich entwickelten, dann aber auch die lebenden ergriffen, und sich auf Kosten des lebenden Thiers vermehrten; und ferner hat Dr. Hannover in Copenhagen an einer andern Tritonen- Art ganz älinliche Beobachtungen gemacht *), die aber von noch weit höherem Interesse sind, indem Hannover die con- tagiöse ‘Eigenschaft seiner Vegetation direct durch wiederholte Inoculations-Versuche bewiesen hat. Diese Facla haben Henle mit Recht. vermocht, in seinen pathologischen Untersuchungen die Lehre vom Contagium und Miasma der Zeit und Wissen- schaft gemäss zu besprechen; und wir können nur mit ihm übereinslimmen in. der Meinung, dass wir nicht fern mehr von dem Zeitpunkt sind, wo unsere Lehre über dieses wichtige Capitel der Pathologie gänzlich umgestaltet sein wird. Der Verf. dieser Zeilen hat nun während seiner Versu- che über‘ den Einfluss der Nerven auf das Blut an mehreren Hunderten von Fröschen in den Jahren 1839 und 1840 einige Data gefunden, die ihm in Beziehung auf die Lehre vom Con- tagium und einigen andern Punkten von einigem Interesse zu sein scheinen, und er ‘erlaubt sich daher eine kurze Mitthei- lang derselben. Ich schicke voraus, dass alle Versuche in grosser Anzahl und zu wiederholten Malen gemacht worden sind, und dass also keine Schlüsse aus vereinzelten Factis gezogen, sondern die Thatsachen gewissermaassen im Grossen beobachtet wor- den sind. Wenn ich 'einem Frosche die Rückenhaut durch einen Längssehnitt vom letzten Lendenwirbel bis zum Kopfe gespal- ten, den grössten Theil der Wirbelsäule durch Loslösung der Muskelmassen zu beiden Seilen der Dornfortsätze mit dem Scalpellstiele und einigen Messersehnitten entblösst, hiernach mit einem spitzen Messer die Wirbelsäule geöffnet, und mit *) Hannover, in J. Müller’s Arch. f, d. Physiologie, 1839. Heft 4. p. 339 — 347. 281 einer Scheere'die untere Hälfte gespalten, mittelst zweier Pin- cetten alsdann die Wirbelbogen auseinander gerissen, und die so blossgelegte grössere untere Hälfte des Rückenmarkes aus ihrem Kanale entfernt, den letzteren durch Auswischen mitLöschpapier seines Inhalts gänzlich beraubt, und hiernach die grosse Wunde durch blutige Nath' wieder vereinigt halte, so konnte ich die so behandelten Thiere Monate lang erhalten, wenn ich sie'in ein flaches Gefäss setzte, das nur'so viel’Wasser enthielt, dass sie durch Aufstützen auf die Vorderfüsse sich mit den Nasen- löchern über dem Spiegel des Wassers 'erheben und Athem holen konnten. An diesen Thieren beobachtete ich nun, dass, kürzere oder längere Zeit nach der Operation, die Spitzen der Zehen ein weissliches Ansehen annehmen. Die Zehenspitzen erscheinen dann, wie wenn sie in heissem ‘Wasser angebrüht wären, die Oberhaut schien hier sehr verdickt, und von gräulich weisser Farbe, der Farbe des Hospitalbrandes nicht unähnlich zu sein. Diese Umänderung -der Epidermis war oft nur'an der äusser- sten Zelienspitze eines oder beider Hinterfüsse bemerklich, von der Grösse eines Sandkorus oder Hirsekorns, oft aber nahm sie das letzte Zehenglied, oder wohl auch die beiden unter: sten Zehenglieder ein. Niemals entstand diese Umänderung der Oberhaut primär an den Vorderfüssen, stets an den Ze- hen der Hinterfüsse zuerst. Diese dem Anscheine nach ab+ norm verdickte Oberhaut liess sich mit Leichtigkeit von der Zehenspitze abwischen oder abschaben, und nun sah man un- ter ihr die Haut entblösst, aber glatt. Tags darauf war der frühere Zustand der Zehenspitzen wieder eingelreten, die grün- lich weisse, verdickte Oberhaut war wieder da; und so konnte man deren Erzeugung mehrmals erneuern. | Liess man diese weissliche Masse aber ungestört, ‘so sah man aus ihr feine Fäden, sehr dicht gedrängt, ‚wie Schimmel: hervorwachsen, und zwar mit einer solchen Schnelligkeit, dass bei heisser Witterung in zwei Tagen die Länge dieser Elllorescenz -aul dem lebenden Thiere mehrere Linien; und nach 4—5 Tagen 282 oft 44 Zoll betrug, wenn die unlerdess gestorbenen Thiere im Wasser aufbewahrt wurden. Hatte die verdickte und veränderte Oberhaut schon zwei oder mehrere Tage an den Zehenspitzen gehaftet, so liess sich dieselbe nicht mehr so leicht, wie am ersten oder zweiten Tage, abnehmen; sie schien vielmehr fester. mit der Haut ver- bunden zu sein, tiefer aus ihr hervorzuwuchern. Wurde ‚unter diesen Verhältnissen diese Oberhaut — die wir von jetzt au Effloreseenz nennen wollen — abgenommen, so fand sich die darunter befindliche Hautstelle excoriirt, ge- röthet, ulcerirt; eine bedeutende Menge kleiner Blutgefässe hatte sich daselbst entwickelt, und die kleine Fläche bot ganz das Ansehen eines Geschwürs dar. Schon bei dem ersten Erscheinen der Efflorescenz waren die vorher munteren Thiere auffallend schwach, und machten sehr langsame Bewegungen. Wurden die Thiere sich selbst überlassen, so trat nun ‚eine ausserordentlich schnelle Häutung ein. Letztere, ‚wurde aber gewöhnlich nicht vollständig, denn die matten Thiere, an dem hinteren Theile des Körpers gelähmt, konnten. sich von der Oberhaut nicht befreien. Die Efflorescenz verbreitete sich binnen wenigen Stunden auf grössere Strecken der Zehen, der Schwimmbaut, und gleichzeitig sah man sie —. eben so spon- tan wie an den Spitzen der Hinterfüsse — auch an den Spitzen der Vorderfüsse, den Vorder- und Oberarmen, den Hinter- schenkeln, unterhalb und oberhalb des Kniees, entstehen — endlich sich an dem Rande der Mundöffnung erzeugen, und sich über den grössten Theil der Körperoberfläche ausdelınen — und alsdann — wenn diese Umstände den Tod des Thieres herbeigeführt halten — wie ein dichter Wald von. Schimmel ‚das ganze Thier bedecken. So wuchs die Effloreseenz auf dem todten Thiere binnen 4—5 Tagen zur Länge von 14 Zoll, die stärkste Fäulniss des Thieres trat alsdann ein, und es bil- deten sich aus dieser Efflorescenz, die bisher das Ansehen von geradlinigen Fasern, Schimmel, halten, eine schleimige,' gelb- lichweisse Masse, von welcher später weiter gesprochen wer- den soll. Kein Thler blieb am Leben, au dessen Unterkiefer oder dem Mundrande die Efflorescenz sich ausgebildet hatte. So lange aber die Efllorescenz auf Extremitäten und Bauch oder Rücken beschränkt war, so konnte man die weitere Entwik- kelung derselben durch deren tägliehes Abwischen und sorg- „ Fällige Entfernung der abgelösten Epidermis mit frischem Was- ser verhüten. Wurde diese Procedur 3—5 Tage nacheinander wiederholt, so konnte man sogar die Wiedererzeugung der Efllorescenz — mindestens palliativ — abwenden. Wir sagen: palliativ; denn bei vielen Fröschen erzeugte sich die Efflorescenz in verschiedenen Zwischenräumen nach jener Operation wieder. Bei mehreren Fröschen sah ich, mehr als 3 Monate nach derselben, die Wiederkehr der Ef- florescenz. Die Entstehung der Effllorescenz bedingle nicht immer eine grössere Ausbreitung. Oft sahen wir nur eine einzige Zehen- spilze ergriffen. Die Efllorescenz hing von derselben in Ge- stalt eines Pinsels herab, blieb und vergrösserte sich 3 —4—6 Tage hindurch, und fiel alsdann ab, während die Zehenspitze nun ganz unversehrt erschien. Derselbe Process bildete sich gleichzeitig oft an andern Zehenspitzen, und wiederholte sich viele Male bei demselben Thiere, ohne den mindesten Nachtheil für dasselbe. Gewöhnlich zeigte sich die Efllorescenz zuerst am 4ten, öten oder 6ten' Tage nach jener Operation; seltener schon am 2len Tage. Noch seltener nach 5—6—12 Wochen. ‚Unter dem zusammengesetzten Mikroskope zeigte sich diese Efllorescenz grössten Theils aus langen Röhren bestehend, die gewöhnlich nieht verzweigt, oft aber dichotomisch getheilt, und von einem aus schwarzen Kügelchen bestehenden Inhalt mehr oder weniger erfüllt sind. Der Breiten-Durchmesser dieser Röhren ist gewöhnlich =0.00065 P. Zoll, ihre Länge ist ver- schieden, wie oben angegeben, ihre Enden laufen conisch, 284 selten 'kolbenförmig zu. Kurz, die Beschreibung Hannovev’s, l. e. p. 341,, welche er von den Conferven seiner Salamander giebt, passt vollkommen auf die von uns bei Fröschen beob- achteten Röhren. Wir sahen auch in den Röhren eine deut- liche Zellenbildung, sowohl als Einkerbung der-beiden Seiten- ränder, wie als in die Röhre vorspringende regelmässige Wan- dungen. Wir werden hiervon weiter unten reden, Ehe wir die Untersuchungen Hannover’s kaunten, be- trachteten wir die Efflorescenzen als aus Faserstoff bestehend. Denn wir sahen dieselben, oder vielmehr ‘ganz ähnliche Efflo- rescenzen fast überall bei Fröschen, denen wir irgendwo eine grössere Verwundung beigebracht hatten, z.B. eine Amputalion, oder gerade die iheilweise Exeision des Rückenmarkes. : So sahen wir bei mehreren Fröschen diese Efflorescenz aus der zugenähten Hautwunde des Rückens, in deren ganzen Länge, mehrere Linien lang hervorsprossen, was den Thieren ein merkwürdiges Ansehen gab, und ihren Rücken dem bebor- stelen eines Schweines sehr ähnlich machte. Wir: schlos- sen hierbei in folgender Art: Nach einer solchen Verwuu- dung, wie vorliegende ist, ergiesst sich immer eine grössere oder geringere Menge von Blut in die leere Höhle des Rük- kenmarkskanals, oder sonst auf die verwundeten Oberflächen. Die Blutkörperchen des ergossenen Bluts werden von! dem umgebenden Wasser aufgelöst, der Faserstoff aber EURER, und bildet so diese gelblichweissen Fasern, Eben so aber, dachten wir, entstehen an den Ziehenäpitzen die Efflorescenzen. Denn unter dem Mikroskop bei einer Ver- grösserang von elwa 360 liniear beobachteten wir eine Ano- malie des Blutkreislaufs in der Schwimmhaut der so operirten Frösche, welche uns zu jenem Schlusse vollkommen: berech- tigen musste. Wir sahen nämlich bei Fröschen, an deren Zehenspilsen sich die Eflloreseenzen ausgebildet hatten, an mehreren Stel- len der Schwimmhaut die Bluteirculation gänzlich‘ aufgehoben, es zeigten sich grössere oder kleinere rothe Flecke von! gänz- 285 lich stoekendem Blute, dessen einzelne Körperchen schon eine Formveränderung erlitten hatten, und wie bei einem Extra- vasale oder bei einer entzündeten Stelle sich verhielten. Au andern Stellen der Schwimmhaut bestand indess die Cireula- tion fort, an den meisten Stellen aber war sie verlangsamt. In vielen Gefässen zeigten sich die Blulkörperchen ungemein angehäuft, dicht gedrängt, in andern, und namentlich solchen, welche die von stockendem Blute erfüllten Stellen umgaben, zeigten sich wenige Blutkörperchen, deren Durchmesser dazu elwas verkleinert erschienen. Durch solche Beobachtungen, die wir häufig wiederholt haben, sind ‘wir daher zu dem Schlusse gekommen, dass: die Entziehung des Nerveneinflusses Blutstockung ver- ursache. Es sei uns aber erlaubt, über diesen Punkt etwas ausführlicher zu sein, um nachher auf unser eigentliches Thema zurückzukommen. Seitdem Treviranus gegen Bichat den Ausspruch ge- ihan, dass die Durchsehneidung eines Nerven: Blutstockung in dem von ihm versorgten Theile veranlasse, haben sich viel- fache Stimmen in Bezug auf diesen wichtigen Punkt hören lassen. Vor Allen aber hat Stannius durch mikroskopische Untersuchungen an Fröschen das Gegentheil der von Trevi- ranus aufgestellten Behauptung bewiesen. Der Kürze wegen wollen wir, in Bezug auf das Historische dieser interessanten Untersuchungen auf eine Ablıandlung von Herrmann Nasse °) verweisen, und den Faden aufnehmen, wo die neuesten Un- tersuchungen den Gegenstand zurückgelassen haben. Es war also bewiesen, dass die Bluteireulation in den, Schwimmhäuten der Frösche ungehindert forldauert, sowohl wenn man die Schenkelnerven, als wenn man'den untern Theil des Rückenmärkes durchschnitt. "Man sah keine unmit- *) Beobachtungen über die Wirkung der Entziehung des Nerven- einflusses, besonders auf die Entstehung von Entzündung etc.; in den „‚Untersuchungen zur Physiologie und Pathologie“ von Friedrich Nasse und Herrmann Nasse. 4. Heft. 1835. p. 98. 99 1. 286 telbare Wirkung von der Entziehung des’ Nerveneinflusses auf den Kreislauf in den Capillargefässen. Wir haben an einer grossen Zahl von Fröschen diese Versuche wiederholt. Wir sahen unmittelbar nach der Operation niemals eine Verände- rung, ja nach Herausschneidung eines 2 Linien langen Stückes aus der ganzen Dicke des Rückenmarkes in der Mitte des Rückens, sahen wir das Blut eben so ungehindert in der Schwimmhaut ceirculiren, wie vor der Operation. Dasselbe Phänomen sahen wir auch nach gänzlicher Entfernung der grösseren unteren Hälfte des Rückenmarkes. Kürzere oder längere Zeit nach ‘dieser Operation hatten wir mehrfach Ge- legenheit, an Fröschen (mochten deren Hinterschenkel durch Nerven- oder Rückenmarksdurchschneidung gelähmt sein) eine Uleeration der Fusszehen oder der Schwimmhaut u. s. w. zu beobachten. Wir hatten dasselbe auch von andern Beobach- tern erfahren, und hatten in unserer Schrift über Speecial-Ir- ritation (Leipzig 1840 bei Otto Wigand) p. 161. den Satz aufgestellt, dass die Nervendurchschneidung eine Blutstockung in den Capillargefässen bewirke, sobald die peripherischen Nervenenden ihre nur allmählig erlöschende Kraft gänzlich verloren hätten. Seitdem wir jedoch unsere Versuche in der Art modifieirt hatten, dass wir die operirten Frösche in plalten Gläsern auf- bewahrten, und die gelähmten Glieder bei den Bewegungen der Thiere vor mechnischen Zerstörungen durch Abreiben der rauben Stellen der Behälter schützten, sahen wir die Ulcera- tionen an den gelähmten Extremitäten auch nicht ein einziges Mal wieder. So haben wir Frösche, - denen wir die Schen- kelnerven durch und zum Theil ausgeschnitten hatten, so ha- ben wir ferner‘Frösche, denen wir mehrere Linien aus der ganzen Dicke des Rückenmarkes ausgeschnitten halten, Wo- chen und Monate lang täglich untersucht, und die Cireulation in den Capillargefässen und Schwimmhäulen an den gelähm- ten Extremitäten eben so rasch und ungehindert gelunden, wie 287 vor der Operation. Schweigen wir also von den Verände- rungen des Blutes, die sich allmählig ausbildeten, da sie eine Folge des Hungerns und der übrigen ungewöhnlichen Lebens- verhältnisse der Thiere waren, so hatten wir durch die Ent- ziehung des Nerveneinflusses ausser der Muskelläihmung und Unempfindlichkeit, auf die Gefässe dieses Theils, auf die Blut- eireulation und die Ernährung desselben auch nicht den min- desten Einfluss ausgeübt. Indem wir also die von uns ausgesprochene Ansicht über die Wirkung der Nervendurchschneidung bei Fröschen (Spi- nal-Irritation p. 161.) hiermit berichtigen, resp. zurücknehmen, ergreifen wir zugleich die Gelegenheit, unsere Ansicht über die von uns angedenteten vasomotorischen Nervenfasern zu be- richtigen und genauer zu erörtern- Wir sehen nämlich bei den meisten Fröschen, denen wir die grössere untere Hälfte des Rückenmarks nach der oben beschriebenen Methode gänzlich exstirpirt halten, die Blut- stockung und Ulceration der Zehenspitzen entste- hen, auch wenn diese Thiere in glatten Gläsern auf- bewahrt wurden, und vor jeder mechanischen Rei- bung der gelähmten Glieder geschützt waren. Wir sehen also, dass ein bedeutender Unterschied darin besteht, ob man aus der Dicke des Rückenmarkes bloss ein kleineres oder grösseres Stück herausschneidet, oder die grös- sere untere Hälfte des Rückenmarkes gänzlich zerstört. Es gelingt in den meisten Fällen des von uns beschrie- benen Versuchs der Exslirpation der grösseren unteren Hälfte des Rückenmarks die Blutstockung in grösserem oder gerin- gerem Umfange zu erzeugen, und die Ulceration der Zehen- spitzen (zuweilen des ganzen Fusses) hervorzurufen, wenn man nor recht hoch herauf die Exstirpation des Rückenmarkes be- wirkt, und die ganze untere Hälfte des Canals rein auswischt, so dass keine einzige Nervenfaser unversehrt zurückbleiben kann. Wir vertheidigen also den Satz: Die Entziehung des 288 Nerveneinflusses bewirkt Stockung. des Blutes in den entsprechenden Capillargefässen, Geben wir nun die, ausführlichen Erörterungen. | Wenn der Nervus ischiadicus eines Frosches (und eines jeden andern Thieres; die Erklärung passt auf alle Verhältnisse) durchschnit- ten ist, so dürfen wir annehmen, dass alle die vasowotorischen, in ihm enthaltenen Fasern ihrer Action eben so beraubt; sind, wie die sensiliven und musculomotorischen. Fasern, welche zu den unterhalb des Durchschnitts gelegenen Theilen gehen. So wie ‚wir also schliessen dass die von den Nervenfasern unterhalb des Durchschnilts versorgten Muskeln ihres Gefühls und ihrer Bewegung, ihres Tonus etc. beraubt sind, eben so müssen wir schliessen, dass die von den Nervenfasern unter dem Durch- schnitt versorgien Gefässe ihres Tonus verluslig werden müs- sen. Wie aber Gefässe und Gefässprovinzen, die ihres Tonus verlustig, sind. sich verhalten, das haben wir in unserer Schrift über Special-Irritation, hinreichend auseinander gesetzt: Wir haben daselbst gezeigt, dass solche Gefässe dem vom Herzen andringenden Blute, weniger Widerstand entgegensetzen, kei- nen elastischen Druck mehr auf das in ihnen enthaltene Blut ausüben, vielmehr von letzterem mechanisch ausgedehnt wer- den, so dass eine grössere oder geringere Verlangsamang des Blutlaufs in ibnen, ja eine vollkommnne Stockung der Blut- eireulation entsteht. Sonderbarer Weise gewahren wir aber bei Fröschen, de- nen die Schenkelnerven durch- oder ausgeschnitten sind, kei- nesweges eine solche Blutstockung — keinesweges einen. sol- chen Mangel an Gefäss- Tonus. Es ist also die Frage: ob unsere mehrfach ausgesprochene Ansicht von der Wirkung der vasomotorischen Nerven an diesem Umstande nicht scheitert, und hier ein unauflösliches Problem findet. Wir werden also eine genaue Erörterung dieser Verhältnisse versuchen, und wer- den dadurch zeigen, dass alle Umstände dazu beitragen, un- sere Ansicht zu bekräfligen, stait sie zu schwächen. 289 Vor allen Dingen ist, wie schon mehrere Beobachter mit Recht bemerkt häben, wohl zu unterscheiden zwischen den warm- und kaltblütigen Thieren. Während beim Menschen und den warmblütigen Thieren die Durchschneidung des Ischia- dieus Ulcerationen des Fusses und andere auffallende Erschei- nungen 'gestörter Bluteireulation in der Regel zur Folge hat, sehen wir bei Fröschen ‘diese Erscheinungen nicht. Wir las- sen es dahin gestellt, ob unsere Hülfsmiltel nicht hinreichend sind, die schwachen Veränderungen an Fröschen wahrzuneh- men. Nenn wir können nicht umhin zu glauben, dass solche in der That vorhanden sind. Wer kann unter dem Mikroskop bestimmen, ob dies oder jenes Capillargefäss, dessen Blut lang- samer bewegt wird als das vieler anderen, nur in Folge man- gelnder Innervation diese Erscheinung zeigt, Es sind zu viele anderweitige Umstände vorhanden, die eine solche unbedeutende Veränderung zu bewirken im Stande sind, als dass man sich einen solchen Schluss nur mit einiger Sicherheit erlauben dürfte. Ein geringer Druck auf den Schenkel, eine nur mässige Span- nung der Schwimmhaut, kann leicht Ursache solcher Erschei- nung sein, und vieles Andere mehr. Ist aber wirklich eine Veränderung der Bluteireulalion, eine Verlangsamung dersel- ben, eingetreten, so erscheint es sehr wahrscheinlich, dass bei warmblütigen Thieren Veränderungen dieses langsamer cireuli- renden Blutes viel leichter eintreten, ja eintrelen müssen, als bei kaltblüligen. Denn bei diesen wechselt das stockende Blut seine Temperatur nicht, bei jenen hingegen ist das in mehr oder weniger bedeutendem Grade der Fall, und dass eine sol- che Temperaturveränderung; ein bedeutendes Agens zu Um- wandlungen sei, wird Niemand ableugnen wollen. Sind also auelı die chemischen und die andern weniger bekannten Ver- änderungen, welche das Blut durch seine Cireulation erleidet, bei warm- und kaltblütigen Thieren in Fällen von Blutstok- kung oder verlangsamter Cireulation gleich, so unterscheiden sich. diese beiden Thierklassen doch in dem einen wesentlichen Punkte voneinander, der die Temperatur betriflt. Schon hier: Nüller's Archiv, 1841, 49 290 aus fliesst also ein bedeutender Grund, der uns vielleicht er- klären kann, warum, ceteris paribus, bei kaltblütigen Thieren ‚sich keine Ulcerationen zeigen, während deren Entstehung bei -warmblütigen Regel ist. Ein grosses Hülfsmittel der Natur zur Verhütung von Zer- störung, und in unserem Falle von Ulceration an den Füssen sehen wir eben in der merkwürdigen Art und Weise, wie sie ‚die Gefässe mit Nerven versorgt. Es ist bekannt, dass von zwei grossen Wegen her die Nerven zu den Gefässen gehen. Nicht bloss das System sympathischer Nerven, die wir als vorzugsweise aus vasomotorischen Nerven bestehend betrach- ten, giebt die Gefässnerven, sondern es ist bekannt, dass auch aus den Cerebrospinalnerven zu den Gefässen Aeste abgehen. Valentin sah aus den Verzweigungen, des Trigeminus Zweige zu den Gesichtsarterien, derselbe und Andere sahen Zweige aus den Nervenstämmen der Extremitäten gleichfalls zu den Gefässen dieser Theile hingehen. Wir haben in unserem Werke über Spinal-Irritation anzudeuien versucht, welches die Art der Nervenversorgung bei der Carotis sei, und müssen den Leser auf die dortselbst gegebenen umständlicheren Thatsachen verweisen. Hier nur sei uns die Darstellung eines allgemeinen Umrisses dieser Verhältnisse erlaubt, Also ein Gefässstamm, z. B. die Arteria eruralis, hat nicht einen Nervenstamm, der sie von ihrem Austritt aus der Bauchhöhle bis zu ihren fein- sten Verästelungen an den Fusszehen begleitet. Vielmehr wird sie wahrscheinlich am Oberschenkel von Verzweigungen des Cruralis, ihr unterer Verlauf am Unterschenkel wahrscheinlich von Ausbreitungen des Ischiadicus versorgt. Leider ist die Anatomie der Gefässnerven keinesweges so vorgeschrilten als es wünschenswerth erscheint. Doch geben uns die bereits be- kannten Thatsachen so viel Material zur Hand, um einige all- gemeine Schlüsse zu ziehen. Es ist bekannt, dass die Iliaca, wie die Aorta, von den Verzweigungen des (sympathischen) vasomotorischen Systems Zweige erhält. Aber unbekannt ist es, bis zu welcher Stelle hin sich der Einfluss dieser Nerven 291 und eines jeden Zweiges erstreckt, Ist es möglich, dass z. B. ein aus dem Vasomolorius-Stamm des Unterleibes entsprosse- ner Ast, den Einflass bis tief in die Verästelungen der Arteria plantaris erstreckt, oder ‚nur tiefer, als ein neuer, aus dem Nervus cruralis abgegangener Gefässast, so dass also minde- stens noch unterhalb der Zutriltsstelle des Cerebrospinalastes ein vom Vasomotorius des Unterleibes hergekommener Ast den Tonus des Gefässes bewirkt, oder bewirken helfe? In der That, wir wissen darüber nichts mit Sicherheit anzugeben. So viel aber erscheint als wahrscheinlich, dass einzelne vaso- motorische Nerven gelähmt sein können, ohne dass irgend sichtliche Wirkungen dadurch erzeugt werden, wenn nur die ausser Aclion befindliche Nerven- (und Gefäss) Provinz nicht zu gross, zu ausgedehnt ist. Es lässt sich nämlich annehmen, ‚dass in den Capillarge- fässen die Cireulation nicht stocken würde, wenn einzelne kleine Abtheilungen eines Capillargefässes geringere Contraeli- lität zeigten als gewöhnlich. Denn die Stellen mit normaler Contracetililät würden auf das in ihnen befindliche Blut einen solchen Druck, resp. eine solche Propulsionskraft, nächst dem Herzstosse, ausüben, dass diese Kraft hinreichend ist, das Blut auch über diejenigen Stellen der Capillargefässe, die ohne Con- fraelilität sind, hinaus zu bewegen, bis in normal sich verhal- tende Stellen, sofern nur die Ernährung der atonischen Capil- largefässe noch nicht gelitten hat. Was nun aber hier von einem Capillargefässe gelten würde, das müsste auch von grösseren Capillargefäss- Provinzen gelten. Denken wir uns nämlich, dass hier contraetile und atonische Capillargefässe ineinander übergehen, ineinander greifen, und eine solche Provinz halb aus atonischen, halb aus normal con- traclilen Gefässen bestände, so liesse sich denken, dass eine ungebinderte Cireulalion darin fortbestehen dürfte, wenn wir nur vorausselzen, dass die einzelnen atonischen Strecken nicht zu bedeutend, nicht zu lang und ausgedelint seien; sondern slonische und contraclile Gefässabtheilungen in schr kurzen 419° 292 Strecken, netzförmig- ineinander übergriffen, miteinander ab- wechselten. ’ "Ganz ‚anders aber müsste sich der Fall gestalten, wo eine grosse Strecke von Capillargefässen, eine ganze grössere Ca- pillarprovinz, z.. B. die des ganzen Fusses, gänzlich ihres Ner- veneinflusses beraubt, atonisch wäre. Hier lässt sich: leicht einsehen, dass die Confractilität derjenigen Gefässe, die. den atonischen Bezirk begrenzen, nicht hinreichend sein, würde, das Blut: darch die atonische Provinz hindurch zu treiben. Eine solche Strecke würde zu lang sein. Herzstoss und Con- traelilität der Nachbarprovinz würde hier das Blut nicht ge- hörig durchtreiben können. Es müsste also Stockung des Blu- tes in einer solchen Provinz entstehen; die Capillargefässe würden allmählig mechanisch ausgedehnt, und endlich mehr oder weniger undurchgängig werden. Schreiten wir nun zur Anwendung des Gesaglen, so müs- sen wir also zugeben, dass bei Durchschneidung des: Neryus ischiadieus des Frosches, mit den sensitiven und musculomoto- rischen Nerven auch alle die darin enthaltenen vasomotorischen Nerven durchschnitten, resp. ausser Wirksamkeit gesetzt sind. Wissen wir nun auch recht gut, dass durch eine solche Ope- ration die Muskeln des Fusses und Unterschenkels gelähmt, jede Empfindung in den genannten Theilen aufgehoben ist, so sind wir dagegen noch weit davon entfernt, zu wissen, wel- che Gefässe durch diesen Schnitt ihre Contraetilität eingebüsst haben; denn wir wissen nicht, an welche Gefässe sich die im Stamm des Ischiadieus enlhaltenen vasomolorischen Fasern begeben, wenn wir auch vermuthen, dass solche vasomolori- sche Fasern darin vorhanden sind, und mit Wahrscheinlich- keit: voraussetzen, dass sie an: den Gefässen des Fusses, der Schwimmhaut ete. sich ausbreiten. Mit ähnlicher Ungewissheit, aber mit gleicher Wallscheins lichkeit, setzen wir jedoch auch zugleich in diesem Falle vor- aus, dass nicht ein jeder Nerveneinfluss mit der Durchschnei-- dung des Ischiadieus auf die Gefässe des Unterschenkels und 293 Fusses verloren gegangen ist. Denn die vom Vasomotorius- Stamme (Sympalhieus) an die Gefässe des Schenkels zutre- tenden Nerven sind dabei unversehrt geblieben. Zwar wissen wir nicht, ‘wie weit sich ihr Einfluss erstreckt, wir schliessen aber, dass er sich bis zu einem Theile der Capillar- Verzwei- gungen der Arteria eruralis in der ganzen Extremität ausdeh- nen muss. Daraus erklären wir wohl auch am richligsten den Brand, der sicher erfolgt, wenn der Ischiadieus dureh- schnitten, und zugleich die Arteria ceruralis unterbunden wird; denn mit der letzteren werden auch ihre begleitenden Nerven, die sieh vielleicht Dis zu ihren äussersten Verzweigungen er- strecken, unmittelbar ertödtet und unfähig gemacht, den To- nus des Gelässes unterhalb der Ligatur zu erhalten. Da nun aber hierzu noch kommt, dass die vom Ischiadicus kommen- den Aeste, welche unterhalb der Ligatur an die Schenkelge- fässe trelen, durch die Zerschneidung des Stammes ebenfalls ihre Thätigkeit eingebüsst haben, so findet sich unter Ligatur und Nervendurchschnitt nirgends ein contracliles Gefäss, 'wel- ches dem Herzstosse zu Hülfe kommen, und das aus Collate- ralgefässen über der Ligalur in den Stamm und die Aeste un- ter der Ligatur getriebene Blut in die Capillargefässnetze wei- ter treiben könnte. Die Ligatur allein bewirkt aber bekannt- lich eben so wenig Brand, als es der Nervendurehschnitt al- lein bewirken kann. Im ersteren Falle ist unterhalb der Li- galur der Tonus der Fussäste durch die entsprechenden Zweige des Ischiadieus unversehrt; im zweiten Falle behalten die Ge- fässausbreitungen ihre Contraclilität (wenn auch nur theil- weise) durch die aus dem Vasomotorius-Stamme ursprünglich an die Arterie übergegangenen Nerven. Auf solche Weise glauben wir es erklären zu dürfen, warum bei Fröschen nach Durchschneidung des Schenkelner- ven keine siehtliche Blutstockung eintritt. Sobald wir aber den unteren Theil des Rückenmarkes zerstört haben, so ist die Quelle der beiden Arten von vasomotorischen Nerven vernich- tel, sowolıl derer, die sich zu dem Vasomoltoriusslamme selbst 294 begeben, und von da an die Aorta, Cruralis eete. gehen, als auch der, die mit dem Ischiadieus ete. gehen, und sich erst am Fusse von seinen Zweigen absondern. Auch erklärt sich hierdurch die Indifferenz der partiellen Exslirpation des Rückenmorkes, z. B. der Ausschneidung von 1—2Linien aus dessen ganzer Dicke. Denn der Ramus com- municans (oder dessen Analogon) über dem Durchschnitt ist durch solehe Operation unversehrt geblieben. Derselbe Ramus kann aber gerade zu einer Arterie unterhalb des Ausschnitts treten, sie auf lange Strecken’ begleiten, so ihren Tonus also erhalten, in Theilen, die gänzlich ohne Empfindung und Be- wegung sind. Ausserdem aber ist die Regeneration dieses Sub- stanzverlustes im Rückenmarke viel leichter möglich, als die Regeneration des grössten Theiles des Rückenmarkes., Wir wissen sehr gut, dass für diese Sätze die strielen anatomischen Beweise noch fehlen; aber Niemand wird leug- nen wollen, dass uns Analogie solche Schlüsse erlaubt, und wahrscheinlich seien. “Die Schwierigkeit der analomischen Untersuchung macht es aber hier gewissermaassen zur Noth- wendigkeit, dass die Induction dem Material voraneilen muss. Aus dem Gesagten dürfte also hervorgehen, dass die Blut- stoekung im Froschfusse um so sicherer und früher erzeugt werden müsse, je höher das Rückenmark zerstört wird, je näher dem Herzen zu jeder vasomotorische Einfluss aufgeho- ben wird. Es ist deshalb bei solchen Versuchen nöthig, den grösstmöglichsten Theil des untern Rückenmarkes zu enifer- nen. Entfernt man zu wenig, so lässt man zu viele Fasern zurück, die zum Stamm des Vasomolorius übergehen, und so den Tonus der betreffenden Gefässe in grösserer oder kleine- rer Strecke bedingen. Nimmt man zu viel vom Rückenmark hinweg, zerslöt man es zu hoch herauf, so zerstört man zu- gleich einen guten Theil. der zum Herzen gehenden Nerven- fasern, schwächt so die Action des Herzens, und führt einen baldigen Tod herbei. Es ist deshalb erklärlich, dass nicht ein jedes solches 295 Experiment der theilweisen Exstirpalion des Rückenmarkes den gewünschten Erfolg zeigt., Ist hier zu viel Rückenmark wegge- nommen, so stirbt das Thier an Herzlähmung; ist zu wenig weggenommen, so unterhalten zu viele Fasern noch den Tonus vieler Capillargefässe, der den Verlust der atonischen zu com- peusiren im Stande ist, und überdies ist die Regeneralion des Verlustes nicht so erschwert. Also weder in dem einen Fälle, noch in dem andern, wird man dann die Blutstockung so se- hen, wie wir sie sahen, und an ziemlich vielen Thieren sahen. Man muss eine grosse Anzahl von Thieren benutzen, um si- chere Resultate zu haben. Man sollte glauben, dass sich der Punkt im Rückenmark mit mathematischer Gewissheit müsse bestioımen lassen, bis zu welchem die Exstlirpation sich erstrecken müsse, um die Blut- slockung im Fusse herbeizuführen, namentlich, wenn man ana- tomiseh nachweisen könne, dass über einen gewissen Punkt hinaus keine Gefässnerven mehr für die hinteren Extremiläten abgegeben würden. Oder aueh, wenn man auf solchen Nach- weis verziehten wollte, sollle man wohl jenen Punkt durch das wiederholte Experiment zu finden glauben. _Indess, so sehr wir dieser Ansicht huldigten, so wenig haben uns die Resultate unserer Versuche zufrieden gestellt. Wir sahen näm- lieh bei kräftigen grossen Fröschen die Stockung der Bluteir- eulalion viel seltener als bei denen von mittlerer Grösse; lelz- lere waren, wie sieh von selbst versteht, übrigens sehr ge- sund und munter, und die Blutstockung konute nur als Folge der Rückenmarksverletzung betrachlet werden, Bei Wiederholung unserer Experimente müsste also hier- auf besondere Rücksicht genommen werden; wie denn ver- schiedene Umstände die Blutstockung begünstigen oder verlin- dern können. So scheint uns die Operation bei den Fröschen der grössten Gattung darum sellener von Blutstockung beglei- tet, weil die grössere Kraft des Herzens und die grössere Con- traelilität der unterhalb des Herzens liegenden Gefässstänme (Aorla, liaca ele,) die Alonie in den Capillarverzweigungen 296 leichter überwinden dürfte, als bei den miltelgrossen und klei- nern’ Fröschen. Ob noch andere Verhältnisse obwalten,' lassen wir dahingestellt. Dahin gehört wahrscheinlich die leichtere oder weniger leichte Regeneration des gestörten Rückenmar- kes, woraus sich namentlich die Wiederholung der Blutstok- kung und ihr Verschwinden, ihre Heilung, erklären-Iassen dürften. Dass kräftigere Thiere eine solche Operation leichter ertragen, als schwächere, lässt sich schon im Voraus sagen, und somit lassen sich auch die Folgen für jene als leichter voraussehen. ‘Die äussere Temperatar übt auch einen nicht geringen Einfluss bei diesen Verhältnissen. So sehen wir wäh- rend der warmen Jahreszeit die Blulstockung leichter und öf- ter entstehen, als in der kälteren. Wir wollen uns ausführ- licherer Erörterungen über den Einfluss der Temperatur indess hier enthalten. Auch scheint das lange Hungern die Blutstok- kung zu begünstigen, wie uns scheint, durch Schwächung der Nerveukraft im Allgemeinen. Denn bei Fröschen sehen wir oft die vorhandene Blutstockung verschwinden — bald’ aber mit grösserer Heftigkeit wiederkehren, wenn die äusseren Ver- hällnisse ungünstiger werden, z. B. das Wasser nicht gehörig erneuert wird. Dass wir nach Durchschneiduug der Nervenstämme für die Hinterbeine innerhalb der Bauchhöhle keine Wirkung auf die Bluteireulation im Fusse sahen, lässt sich aus dem Obigen gleichfalls erklären. Bei vielen Fröschen haben wir die Bauch- höhle geöffnet, zu beiden Seiten der Wirbelkörper aus den genannten Nerven Stücke von mehr als + Zoll Länge ausge- schnilten, und nach Monate langer Beobachtung, ausser der Paralyse der Beine, keiten andern Eileet gesehen Diese Ope- ration wird übrigens leicht von den Fröschen überstanden, wenn man nur für gute Schliessung der Bauchwunde durch die blulige Nalh- Sorge trägt. Die Ulceration an den hinteren Extremitäten der Frösche nach Exstirpation des unteren Theils des Rückenmarkes ist, ausser von uns, auch von Valenlin in der neuesten Zeit be- 297 obachtet worden *). Bei einem so operirten Frosche fand er 8 Wochen nach der Operation eine solche Fäulniss des Fusses, dass, wie durch eine Maceration, zuerst die musculösen Ge- bilde, dann die Ligamente, endlich die Sehnen sich 'ablösten, und die Knochen, ganz wie bei der Maceration, von den Weichtheilen entblösst, abfielen. Valentin erklärt diesen Process dadurch, dass er meint: durch Zerschneidung oder Zerstörung der Nervenprimilivfasern verlieren die organischen Theile ihre Kraft, den äusseren Einflüssen Widerstand zu lei- sten, „Itaque (sagt Valentin ]. c. p. 156. 157.) in nutri- tione nervorum opera mutata duplicem rem distinguendam esse elucet: 1) partium emacjalionem, et 2) partium rebus ex- ternis resistendi vim. — Illa (in partibus praeprimis mus- eulosis) medulla spinali longitudinaliter divisa nee fibris primi- tivis ipsis laesis observatur; haec fibris nervosis primiti- vis divisis minuitur aut penitus extinguitur. 'Faci- les e sanguine exsudationes serosae, el facilis aquae eircumdantis resorptio nimia cum minuta resisten- di vi (e labe fibrarum primitivarum) conjungitur. Vorzugsweise aber sind es die sesiliven Nervenfasern, fährt Valentin in seiner Erklärung fort, welche diese „rebus externis resistendi vis“ bedingen, und es sind die sensitiven Fasern gleichsam die Träger eines Instinets, durch welchen Tonus, Ernährung ete. der betreffenden Theile stets erhalten wird. „E contrario rebus externis resistendi vis fibris sen- soriis Jaesis efliei et extremitatum et oculi phenomena nos do- euerunl, quasi fibrae sensoriae instinctivae sint, qui- bus justa partium tonicitas, jusla per sanguinem nutrilio fiat, qua, quantum partes rebus externis amiltunt, redintegratur, — Cum hac, ut ita dieam, functione fi- brarun sensoriarum instineliva id cohaeret, quod iis perscelis vasorum tonicitas pereat etincongruis sanguinis exsudationibus exsudationes et suppura- tiones, incongrua partium exosmosi inliltraliones *) Valentin, de funclionibus nervorum, 1839. p. 155. 298 exoriantur etc.“ Es kann nämlich, — das geht aus Va- lentin’s Ansicht hervor — in allen Theilen, deren sensitive Nerven gelähmt sind, deshalb die normale Ernährung nicht mehr Statt finden, weil die Reflexio instinetivya nicht mehr Statt findet, die allein als Ursache des Normalzustandes und der Verhältnisse der Nutrition ‚betrachtet werden muss: ‚„‚Quae “ omnes mulaliones morbosae (Infiltration, Ulceration etc.) post radices motorias laesas eliam eveniunt, quum nulla per fibras sensorias rellexio instineliva fieri possit. Hoc vero vasorum parliumque instineto deleto, sive quod fibrae sensoriae solae aut fibrae motoriae solae, aut fibrae sensoriae et motoriae di- visae sint, cetera nutritionis mutatae phenomena secundarie evenire et maxima ex parte explicari posse videntur.“ Beleuchten wir diese Ansicht, welche die Hypothese ver- theidigt, dass ohne normale Function sensitiver Nerven die Ernährung des betreffenden Theils abnorm werden müsse, so finden wir, dass sie zur Erklärung der vorhandenen Thatsa- ehen nicht allein ausreicht, sondern auf mehrfache Widersprü- che stösst, und durch mehrere Umstände ‘widerlegt wird. P. 155. sagt Valentin, dass nach queerer Durchschnei- dung des Rückenmarkes, und nach gänzlicher Ausschneidung des unteren Theils des Rückenmarkes, sehr bedeutende Infil- tration der gelähmten Glieder, und öftere Erweichung und Zer- störung derselben vorkommen: „4. Medulla spinali transverse secta, post hebdomades aliquot infiltrationis summus gra- dus reperitur, ut extremitates aqua imbibita exi- mie tumeant, et simul desquamatio laciniarum epithelii lar- gissima sit. Simul partes molles flaceidae redduntur nec raro emollitione perire incipiunt. — 5. Medulla spinali dorsali inferiori transverse divisa et parte ima penitus destructa, non solum omues illae sequelae, quae simplicem medul- lae divisionem sequuntur, adsunt, sed emollitio et dele- tio partium mullo magis augetur.* Hier finden wir also schon keinen Grund für das Faclum, dass nach Zerstörung des unteren Theils des Rückenmarkes 299, die Erweichung und Zerstörung der Theile (Extremitäten) stärker ist, als nach einfacher queerer Trennung des Rücken- markes. Denn nach letzterer, wie nach ersterer, sind die sensiliven Nerven der hinteren Extremitäten gelähmt (eben so die motorischen); also auch, mit Valentin zu reden, die Funclio instincliva dieser Theile. Diese leisten also in dem einen, wie dem andern Falle den Rebus externis den norma- len Widerstand nicht mehr; vielmehr imbibiren sie sich mit dem umgebenden Wasser, und zerlliessen endlich, werden zerstört, Warum aber in dem Fall der einfachen Rückenmarksdurch- schneidung weniger, als in dem der Exstirpation des unteren Rückenmarktheils, leuchtet nicht ein. Das Factum ist aber vor- handen. Es muss also ein anderer Grund vorhanden sein, der diese Versuche von verschiedenen Resultaten begleitet sein lässt. Darum lässt uns also Valentin’s Ansicht ohne Auf- klärung dieser Beziehung. Ein anderer Punkt widerstreitet aber nicht minder jener Ansicht: Die Exstirpation des unteren Theils ‘des Rücken- markes hat oft die Zerstörung der Weichtheile (und Kno- chen ete.) der Füsse und Unterschenkel zur Folge. Dies sind aber nicht die einzigen gelähmten und unempfindlichen Theile, Die Oberschenkel sind auch gelähmt und unempfindlich, ja gewöhnlich ist es auch ein Theil des Rumpfes, wie Valen- tin, l. e. p. 157, Note 1., von einem solchen Frosche, eilf Wochen nach der Operation anführt: Dimidia pars infe- rior abdominis et extremilates paralyticae omnino insensiles et immobiles* Es ist aber ein äusserst merkwürdiger Um- stand, dass irolz der Zerstörung des Rückenmarkes so hoch herauf als mit dem Fortbestehen des Lebens möglich ist, nie- mals der Oberschenkel erweicht und zerstört wird, nie exulcerirt, sondern an dem Kniegelenk die Zer- störung sich abgrenzt, und von daan der Oberschen- kel unversehrt bleibt. Da nun aber auch an den Ober- schenkeln Empfindung und Bewegung aufgehoben ist, also die Vis rebus externis resistendi, und die Punelio instiucliva fibra- 300 rum sensoriarum sich eigentlich eben so verhalten müsste, wie an den Unterschenkeln, so erscheint es unzweifelhaft, dass noch andere Umstände hier obwalten müssen, als die von Valen- tin’ angegebenen Momente. Lelztere finden auch in dem Um- stande eine Widerlegung, dass die Anschwellung und Erwei- chung der hinteren Extremitäten nie eintritt, wenn man den Fröschen bloss die Nervi ischiadiei durchschneidet, wo sie un- ter den Glutaeis durchtreten, oder innerhalb der Bauchhöhle, und die gelähmten Glieder vor mechanischer Verletzung durch Abreiben in rauhen Behältern schützt. Und doch’ sind auch nach dieser Operation die hinteren Extremitäten ‘gänzlich ge- lähmt und unempfindlich, eben so, als wenn das Rückenmark durchschnitten, oder dessen untere Portion gänzlich zerstört worden wäre. Durchschneidet man den Nervus ischiadicus bei einem Fro- sche in der Mitte des Oberschenkels, und lähmt dadurch der Unterschenkel und den Fuss, so müssle man, nach Valen- tin’s Ansicht, erwarten dürfen, dass alle die ‘Punkte der Haut ete., welche der Frosch bei den Bewegungen mit seinem unempfindlichen und nur durch die Oberschenkelmuskeln be- wegten Unterschenkel und Fuss berührt, und bei’seinen Be- wegungen vorzugsweise drückt, eben so zerstört werden, ul- ceriven müssten, wie nach Zerschneidung des Rückenmarkes. Aber auch hiervon sehen wir nie ein Beispiel; eben so wenig, als wir z. B. nach Durchschneidung des Rückenmarkes sehen, dass nur die Fläche des gelähmten Unterschenkels zerstört wird, welche den Boden des Gefässes berührt, in dem das operirte Thier aufbewahrt wird. Vielmehr werden alle Weichtheile ohne Unterschied erweicht und zerstört, und wir dürfen diese Zerstörung keinesweges mit der Uleeration vergleichen, wel- che wir in so vielen Fällen des Decubitus sehen. Decubitus ist unzweideutig eine Uleeration in Folge fehlerhafter Capil- lareireulation. Letztere kann durch äusseren Druck veranlasst werden bei ganz normalen Zuständen des Rückenmarkes und der Nerven, wie bei Lähmungen und Verletzungen des Rücken- . 301 markes; riehliger gesagt: bei bestehender Funclion der betref- fenden sensitiven Nerven und motorischen, wie bei erloschener Fiunelion dieser Theile. Wie oft sehen wir in Krankheiten, wo das Rückenmark ohne Leiden ist, am Kreuz Decubitus entstehen; wie oft bei Knochenbrüchen der unteren Extremi- täten an der Ferse den Kranken sich aufliegen.. Hier wird durch den mechanischen Druck die Capillarcirculation gehemmt, und die Ulceration ist die leicht erklärliche Folge. Dass durch Druck bei Lähmungen die Ulcerationen leichter entstehen, als bei unversehrtem Zustande der Nerven, ist nicht minder leicht erklärbar; hier wirken zwei Ursachen zugleich: 1) die Ver- langsamung der Circulation durch mangelnde Nervenaction und Bewegung, 2) die mechanische Störung der Cireulalion durch den Druck. Bei aufgehobener Empfindung einer Extremität durch Zer- störung des unteren Theils des Rückenmarkes sehen wir — spontan — nie die Ulceration an andern Orten zuerst ensle+ hen, als an den Endpunkten der Extremitäten, den Zehen, der Ferse und am Fusse überhaupt. ‘Bei bestehender Funelion der Nerven und des R. M. aber während verschie- dener Krankheiten sehen wir durch den Druck nur an der unmittelbar gedrückten Stetle die Ulceration ausbrechen ; wir können die Stelle der Ulceration so gleichsam wählen. Wir dürfen hier den Einwurf nicht gelten lassen, dass bei Rückenmarksverletzung auch am Oberschenkel durch ein auf gelegtes Vesicalor Brand und Ulceration verursacht werden können. Das ist hier nichts spontan Entstandenes, nicht notwendige Folge, — sondern ein neues Hinderniss der Cir- enlation an einer Stelle des Glieds, dessen Circulation im All- gemeinen bedeutend verlangsamt ist, deren Aeusserungen an dem Fusse nothwendig kommen müssen, während bei Krankheiten anderer Art, ohne Nervenleiden, das Auflie- gen nichts Notliwendiges, sondern nur etwas rein Zufäl- liges ist, eine äussere Schädlichkeil, die mit dem Zustande sensiliver Nerven nollıwendig nicht zusammenhängt. Es ver- 302 steht sich nalürlich hierbei von selbst, dass Deeubiltus in Krank- heiten leichter eintreten wird, je mehr das Nervensystem ge- schwächt, und je mehr die Capillareireulalion dadurch abnorm geworden ist, Indess kehren wir ‘von dieser Abschweifung über Deeubitus zurück zu den Thatsachen, welche jene Theo- tie betreffen. Während Valentin die Anschwellung der gelähmten Glieder, deren Imbibition mit Wasser, als die Folge der auf- gehobenen Funetion der sensitiven Fasern erklärt, und angiebt, dass einige Wochen nach Darchschneidung oder Zerstörung der untern Rückenmarkshälfte „infiltrationis summus gradus reperilur et extremilates aqua imbibita eximie tumeant“ (p. 155.), findet sich bei einem Frosche, 11 Wochen nach der Zerslö- rung des unteren Theiles des Rückenmarkes, nachdem die Füsse und Unterschenkel bereits ulcerirt und theilweise abge- gefallen waren, dass die Oberschenkel abgemagert, und keinesweges von imbibirtem Wasser aufgetrieben waren, trotz dem, dass sie fortwährend von frischem Was- ser umgeben wurden. „Remora ulriusque extremilatis ema- eiala ac nequaquam aqua infiltrala, quamvis pars ranae poste- rior semper aqua recenti eircumdaretur“ (p. 156. Note 1.) Es ist. aber doch sicher, dass diese Oberschenkel eben so un- beweglich und eben so unempfindlich waren, als die bereits abgestorbenen, ulcerirten Unterschenkel und Füsse; die Functio instinetiva und die Vis resistendi musste also bei beiden gleich sein, — und dennoch fand sich ein solcher Unterschied, für den diese Ansicht also jedenfalls ohne Erklärung bleibt. — Ueberdies ist dieser Fall nicht isolirt. Denn p. 157, Note, sagt Valentin wiederholt: „Medullae spinalis inferioris de- letio eximiam femoris ulriusque maciem (et ulriusque ceruris pedisque putrefactionem) excilavil* — also das Gegentheil der früheren Angaben über die Wirkung dieser Operation und der einfachen Durchschneidung des Rückenmarkes. Es ist also als sicher anzunehmen: B——— 303 dass nicht die aufgehobene Fanclion der sensiliven und motorischen Primitivfasern allein es ist, welche die Zu- m slände der Nutrition (Aufschwellung, Abmagerung) be- dingt, — denn in der 14ten wie in der 3ten und Aten Woche nach der Operation war derselbe Zu- stand der sensoriellen und motorischen Nerven vor- handen, sondern dass andere Einflüsse concurriren müs- sen, um die verschiedenartigen Zustände gelähmter Glie- der zu bewirken, Wir haben darum geglaubt, genau auf diese Unterschiede hin- deuten zu müssen, um die Function der vasomotorischen Ner- ven zu beleuchten. In unserer Schrift über Spinal -Irritation haben wir einige Fälle angeführt, die beweisen, dass von dem Zustand der Sensibilität eines Theils dessen Ernährung durch- aus unabhängig ist. Wir wollen hier die Fälle nicht wieder- holen, und nur bemerken, dass wir bei einer grossen Anzahl von Fröschen den unteren Theil des Rückenmarkes gänzlich entfernt haben, ohne den mindesten Einfluss auf die Ernährung der unteren Extremiläten zu bemerken. Wir sahen sogar nur sehr selten die Aufschwellung nnd Imbibition mit Wasser; und die Abmagerung der Extremitäten haben wir viel seltener beobachtet, als den ganz gewöhnlichen Umfang wie bei nicht operirten Fröschen, die wir der Beobachtung halber neben den opreirten aufbewahrten. Wir lassen es dahin gestellt, ob der Unterschied in der Operationsweise liegt. Oft aber sahen wir eine wahre Abzehrung bei Fröschen, die wir keiner Operalion unterwarfen, wo, wie es schien, aus blossem Hungern ent- standene Abmagerung sich zeigte, bei übrigens normal fungi- renden sensoriellen und motorischen Nerven; vorzugsweise sa- hen wir dies bei jungen Fröschen, wenngleich sie in täglich erneuerlem Wasser sich befanden. Es ist also ein anderer Punkt, den wir zur Erklärung jener Erscheinungen ins Auge fassen müssen, und als diesen Punkt bezeiehnen wir den Einfluss der Nerven auf die Capil- lareireulalion in der oben von uns angegebenen Art. Valen- 304 tin nimmt. keine Blutstockung in jenen Hinterfüssen’an, die erweicht sind ‚und ulceriren; weil derselbe an Fröschen, deren Rückenmark durchschnitten ist, Wochen und Monate lang. die Cireulalion in den Schwimmhäuten fortbestehen sah, hält er die Ansichten von Bichat, Stannius u. A. für die richtige. Ob Valentin: die Schwimmhäute solcher Frösche, an denen die Exulceration bereits begonnen hatte, speciell in Beziehung auf die Capillargefässeirculation mikroskopisch untersucht hat, können wir nicht angeben. Wir sind aber überzeugt, dass bei allen den Thieren, deren Füsse den Anfang der Ulceration. (Erweichung, Maceration). zeigen, die Bluteireulation in den Capillargefässen des ulcerirenden Theils aufgehört hat. Zu die- ser Ueberzeugung sind wir durch wiederholte Autopsie miltelst des zusammengeselzten Mikroskops gekommen; wir sahen die stockenden Blutkörperchen in grösseren und kleineren Capil- larprovinzen, von der. Verlangsamung des Blutlaufs in den noch permeablen Gefässen bis zur Bildung, von Estravasaten und. deutlichen Geschwüren an ‚den Zehenspitzen und Füssen der Frösche. Es kann uns hierbei nicht im Entferntesten der Vorwurf der Täuschung gemacht werden. Wir haben uns gehütet, durch die grosse Spannung der Schwimmbhäute künst- lich die Blutstockung erzeugt zu haben; wir haben die Ge- schwüre an den Zehenspitzen bei geringen Vergrösserungen betrachtet, und die Blulanhäufung und partielle oder grössere Stockung wiederholt beobachtet. Will man-aber auch eine Probabilität für unsere Beobach- tungen, ehe man sie unter dem Mikroskop selbst verifieirt hat, so diene die Bemerkung. dass uns eine Erweichung und Auf- lösung organischer Theile bei fortbestehender Cireulation des Blutes in den Capillargefässen nicht möglich scheint. Denn bestände die Bluteireulation wirklich, so würde in dem zuerst erweichten Theile ein Bluterguss aus den erweichten und zer- reissenden Gelässen folgen, der sich immer verslärken, und den baldigen Tod des Thieres herbeiführen müsste. Hiervon finden wir aber bei keinem Beobachter ein Beispiel. Wohl 305 aber finden wir bei Valentin selbst einen Beweis für das Gegentheil, und somit für unsere Behauptung. P. 156, Note, erzählt nämlich Valentin, dass er einem Frosche, dem der Unterschenkel in Folge der Rückenmarksdurchschneidung (Ex- slirpation der unteren Hälfte) in Ulceralion übergegangen war, den Schenkel im Knie exartieulirte. „(Qua in re ne minimum quidem sanguinis vesligium evasit ut vasa sanguinifera jam supra genu artieulationem clausa esse sponte elu- ceat.“ War hier also der Mangel der Blulung nicht ein Be- weis, dass die Circulalion in den Gefässen aufgehoben war? Konnten die Gefässe über dem Knie durch einen andern Pro- cess geschlossen worden sein, als durch eine vorhergegangene Blutstockung? Ja, ist es möglich, dass die Ulceralion (Er- weichung, Maceralion) an den Schenkeln sich auf eine andere Weise abgrenzen kann, als dass über der Stelle mit slocken- dem Blate sich Stellen finden, in’ denen die Circulalion nor- mal von Stalten geht? Leuchtet es auf solche Weise nicht ein, dass vor der Erweichung und übermässigen Auftreibung des Schenkels durch Wasser erst eine Blutstockung entstehen mussle? dass eine jede solche Auftreibung unmöglich ist, so lange die Cireulation des Bluts normal von Stallen geht, in- dem die Gefässe das imbibirte Wasser in die ganze Blutmasse überführen, “und nicht isolirt im Schenkel zurücklassen wür- den? Erscheint auf solehe Weise die Anschwellung der Schen- kel nieht eher als die Folge von Blutstockung, und weniger als Folge von Imbibition mit Wasser von aussen? *) Es scheint demnach, dass wir, nach dem jelzigen Stande *) Eine solche Imbibition müsste sich, wenn Valentin's An- sicht die richtige wäre, bei todten Fröschen finden, wenn man sie in Wasser legt; .indess kann sich ein, „Jeder leicht davon überzeugen, dass todte Frösche im Wasser keinesweges ungewöhnlich aufschwel- len, und dass die sich zuweilen einfindende unbedeutende Anschwel- lung viel geringer ist, als die nach Exstirpation oder Durchschnei- dung des unteren Rückenmarktheils zuweilen sich zeigeude An- schwellung. Mäller's Archir, 1641. 20 506 unserer Wissenschaft, nicht werden umhin können, den Ein- fluss der vasomotorischen Nerven zur Erklärung dieser, wie so unendlich vieler anderer Facta, bei gesunden und krank- haften Funclionen der Organismen, zu statuiren. In unserer mehrfach erwähnten Schrift über Spinal-Irritalion haben wir die Grundzüge eines nenen Rellex-Geselzes ‚anzudeuten ‚ge- sucht, nämlich des Gesetzes der Reflexion sensitiver Nerven auf vasomolorische, und hierhin wollen wir vorläufig den Le- ser verweisen. Aus jenen Andeutungen aber fliesst die Er- klärung ungezwungen und ohne Widersprüche, so weit uns ein Urtheil darüber zusteht. Gehen wir nun aber zu unserm eigentlichen Thema zu- rück. Wir hielten also die Efflorescenzen, welche wir an den Zehen u. s. w. der von uns operirten Frösche gewahrten, für geronnenen Faserstoff des an den betreffenden Stellen stocken- den und transsudirenden Blutes. Durch Hannover?’s Unter- suchungen indess aufmerksam gemacht; unterzogen wir jene Efflorescenzen und Wundsecrete einer genauen mikroskopi- schen Untersuchung. Wir benutzten dazu anfangs ein fran- zösisches Mikroskop und später ein vortreffliches von Schiek in Berlin gearbeitetes grösster Gattung (Ocular 2, Linse 4+5-+6 — 360 Linear- Vergrösserung. Wir sahen hierbei also, wie oben bereits erwähnt, die confervenarligen Röhren, ganz wie sie Hannover beschreibt. Die schwarzen Körnchen waren anfangs innerhalb dieser Röh- ren enthalten, später waren sie aus denselben herausgetreten, und hingen in kleineren oder grösseren Büscheln traubenför- mig an denselben an. Diese schwarzen Körnchen, deren Durehmesser etwa = 0,0001 P. Z. betrug, zeigien in der Mitte eine helle Stelle, während ihr Rand einen schwarzen, scharf begrenzten Ring bildete, Durch lange fortgesetzie und sorgsame Beobachtung sahen wir, wie in den Röhren, welche die Körnchen einschlossen, 307. anfangs Alles unbeweglich ruhig blieb, bald aber an grösseren oder kleineren Strecken innerhalb dieser Röhren rasche Strö- mungen entstanden, als wenn in einer festeren Gallerte ein- zelne Partieen plötzlich sehr dünnflüssig würden, und diese Flüssigkeit an einem Ende der Röhre einen Ausweg sich ge- bahnt hälte und ausströmte. Mit diesen Strömungen wurden auch die schwarzen Kügelchen in grösserer oder geringerer Menge fortbewegt, und einige Male sahen wir, wie ein grosser Theil derselben auf solche Weise aus der Röhre herausgelrie- ben wurde, während die ‚übrigen Körnchen ruhig an ihrer Stelle blieben, \ Ueberraschend aber war uns ein Phänomen, was wir hier- mach beobachleten, und von dessen Richtigkeit wir mehrere Aerzte und Naturforscher überzeugt haben, nämlich die selbst- ständige Bewegung dieser schwarzen Körnchen. Wir sahen, vorzugsweise an solchen confervenarligen Röh- ren, deren Körnchen noch nicht ausserhalb befindlich waren, an grösseren oder kleineren Stellen eine grössere oder gerin- gere Anzahl von diesen Körnchen selbstständige Bewegungen machen. Ihre Bewegungen gingen ziemlich rasch nach allen Riehtungen hin, doch nicht auf weite Strecken, z. B. nicht durch die ganze Länge der Röhre; vielmehr schien nur eine kleine Strecke der Röhre jedesmal mit beweglichen Körper- ehen, und andere Theile derselben mit unbeweglichen erfüllt zu sein. Es sehien uns, als sei der Inbalt der Röhre an der Stelle, welche die sich bewegenden Körnchen enthielt, dünn- flüssiger als an den übrigen Stellen, wo die Körnchen unbe- weglich, wie in einer dichteren Gallerte eingebeltet, lagen. ON oscillirten diese Thierchen, wie ein Häufchen bewegter Sandkörner, sehr lebhaft, aber demungeachtet liessen sich die Bewegungen jedes einzelnen Körnchens genau als verschieden von denen der übrigen verfolgen, wenn auclı die Locomotion nicht selır bedeutend war. Oft aber auch sah man diese Köru- chen, wie kleine Infusionsthierehen, von einer Wand der con- fervenartigen Röhre sich zu der enlgegengesetzten bewegen; 20° 308 abwärls oder aufwärts, kurz, nach 'allen möglichen Richtuns gen hin gehen, durch Strecken, die, bei 360maliger Vergrös: serang gesehen, 1—2 Linien beirugen. Die Bewegung war gleiehmässig, und erschien ganz so, wie wenn diese Körper- - chen durch Bewegungswerkzeuge, z. B. nach Art der Milben, in Locomolion geselzt würden. Indess war es auch bei der grössten Aufmerksamkeit und Anstrengung uns nicht möglich, die Organe der Bewegung zu entdecken; und wenn wir zu den höheren Vergrösserungen von 600 und 1000 (Ocular 3 und 4) übergingen, so verlor das Object so sehr an Licht dass die Deutlichkeit der Vergrösserung sehr gelitten hatte. Die Bewegung dieser schwarzen Körperehen sahen wir indess nicht bloss innerhalb der confervenarligen Röhren, son- dern wir sahen dieselben auch in kleineren oder grösseren In- seln, die gleichsam aus einem thierischen, einer Gallerte schein- bar gleichen, und mit diesen schwarzen Körnchen erfüllten Stoffe gebildet waren, getrennt von den ursprünglichen Röh- ren, in lebhafter Bewegung, ganz so wie wir sie innerhalb der Röhren sahen. Wir müssen uns jedoch vor dem Vorwurf einer Täuschung verwahren. Wir sahen hier weder die Brown’sche Molecu- larbewegung, noch sahen wir eine von aussen zufällig mitge- theilte Bewegung. Es ist nämlich gewöhnlich der Fall — und wir haben bis jelzt noch keine Ausnahme davon gefun- den, — dass bei diesen confervenarligen Röhren sich stets eine grössere oder kleinere Menge von Vorlicellen unter dem Mi- kroskop finden. Diese Vorlicellen zeigen gewöhnlich eine un- gemein rasche und energische Bewegung, und öfter sahen wir, wie unter’ einer confervenarligen Röhre eine solche Vorticelle lag, und durch ihre Bewegungen auch der ganzen Röhre eine Bewegung mitgetheilt wurde. Doch ist eine solehe Bewegung leicht von derjenigen der oben beschriebenen Art zu üunter- scheiden. War es uns also nicht möglich, die gesonderten Werk- zeuge für jene unzweideulig willkürlichen Bewegungen der 309 seliwarzen ‚Körnchen unter dem Mikroskop zu finden, und hielten wir. also, bald unsere anfangs gefasste Meinung, dass - jene Körnchen lediglich Infusionstbierehen bestimmter Art seien, für nicht, wahrscheinlich — so gab uns die fernere Beobach- tung bald den Schlüssel’ zur Deutung jener Bewegungen. Wir fauden nämlich ohne Ausnahme, dass an einer jeden eonfervenarligen Röhre, deren Iuhalt schon zum Theil an. de- ren Aussenseite gelreten war, eine unzählige Masse. kleiner, schnurgerader, haardünner, anscheinend 14—2 Linien langer, halbdurchsichtiger, linienförmiger Thierchen sich befand, die eine ungemein lebhafte, vibrirende Bewegung zeigten, und ge- wöhnlich mit dem einen Ende (Kopfende) gegen die Köhren- wand sich beweglen, in rechten Winkeln von derselben nach allen Richtungen hin ihren Körper und das andere Ende (Sehwanzende) streekten. Sie gewähren durchaus den An- blick, als bohrten sie sich mit ihrem Kopfende in die Masse der confervenarligen Röhre hinein, als nähmen sie ‚da ihre Nahrung, während dem sie mit ihrem ganzen Körper sehr ra- sche vibrirende Bewegungen machten,, " Gewöhnlich sitzen diese Thierchen haufenweise an einer oder melıreren Stellen, oder dem grössern Theile des Umfangs einer solchen Röhre, und letztere gewährt alsdann ganz den Anblick, als sei sie mit den feinsten, halbdurchsichligen, weiss- lichen Nadel-Crystallen besetzt, oder als, sei die Röhre mit 4— 2 Linien langen Abschnitten von Glasfäden der: allerfein- sten Art beselzt. Die mannigfaltigen Bewegungen dieser Thier- clien zeigen freilich sehr bald, dass es: Infusionsthierchen mit den freiesien Bewegungen sind. Mit einem vortrefllichen Frauenhofer’schen Schraubenmikromeler gemessen, beträgt die Länge dieser Thierchen im Durchschnitt = 0,0005 P. Z; ihre Breite, die sich an allen Stellen gleich ist, oder vielmehr ihre Dieke ungefähr — 0,0001 P. Z. Es finden sich diese Thierehen aber nicht bloss an den Confervenröhren selbst, sondern auch an jenen Iuseln, welche solche schwarze Körner wie die Röhren enthalten, und von denen wir vermullen 310 dass es Fragmente jener Röhren sind, welche durch die Be- handlung unter dem Mikroskop künstlich erzeugt wurden, durch Zerstörung einzelner Confervenröhren. Diese Thierchen, deren Bestimmung im System des Na- turreichs der Iufusorien wir Ehrenberg überlassen wollen, sind aber nicht an die confervenarligen Röhren gebannt, son- dern sie schwimmen in der sie umgebenden Flüssigkeit oft herum, von einer Röhre zur andern, und legen grosse Strek- ken zurück. Bei ihrer Fortbewegung sieht man deutlich die Vibrationen ihres ganzen Körpers, wenn man scharf zusieht. Das interessanleste Phänomen bei diesen Beobachtungen aber war uns dasjenige, dass wir sehr häufig, und fast bei jeder derarligen Beobachtung, einzelne solcher stabförmigen Thierechen mit einem der schwarzen Körperchen, die den Inhalt der confervenartigen Röhren bilden, an einein Körperende verbunden umherschwimmen sahen, Wir haben diese Beobachtung sehr häufig wiederholt, und sind vor jeder Täuschung sicher, wenngleich wir wohl zuge- ben müssen, dass bei diesen Beobachtungen sehr leicht Täu- schungen vorkommen, wie wir weiler unten näher angeben werden. Mit der Bestätigung jenes Phänomens halten wir also den gewünschten Aufschluss über die Natur jenes schwarzen kör- nigen Inhalts der confervenarligen Röhren. Wir stehen nicht an zu behaupten, dass jene Körnchen die Eier sind, aus denen jene stabförmigen Infusorien entstehen. Wir sind auf solche Weise in den Stand gesetzt, die’ Be- wegungen dieser schwarzen Körnchen zu erklären, und als die Bewegungen des im Auskriechen begriffenen, oder schon mit dem Kopfende ausgekrochenen stabförmigen Infusionsthier- chens zu deuten. Eben so deuten wir jene Stabthierchen, an deren Schwanzende das schwarze Körnchen noch anhängt, als solche, die zum grössern Theile aber noch nicht ganz aus dem Ei ausgekrochene Infusionsthierchen sind. Man könnte leicht fragen, und als Einwurf gegen unsere 311 Ansicht betrachlen, warum wir an den sich bewegenden schwarzen Körnchen in der confervenarligen' Röhre das aus- gekrochene Kopfende des Infusionsthierchens. nicht bemerkt, oder das völlige Auskriechen des nur mit dem Schwanzende noch in dem Ei (schwarzen Körnchen) steckenden Thierchens wicht beobachtet hätten, was doch bei fortgesetzier Beobach- tung wohl hätte geschehen dürfen? Wir haben uns diesen Vorwurf in der That selbst gemacht, ‚und auf verschiedene Weise unsere Ansicht darüber festzustellen gesucht. Es ist uns aber nicht gelungen, dureh directe Beobachtung unsere Ansichten sicherer zu stellen, und wir haben keine 'währschein- liche Erklärung dafür, und namentlich nicht für das nur theil- weise Auskriechen einzelner jener Thierchen. Es ist uns kein Umstand bekannt, welcher die Befestigung der Eihülle an dem Schwanzende des grösstentheils ausgekrochenen Thiers bewir- ken könne. Ob die Verdunstung der Flüssigkeit: unter dem Mikroskop, oder andere ungewöhnliche Verhältnisse die Ent- wiekelung verhindern, also das weitere Auskriechen noch in- nerhalb der confervenartigen Röhre, und das gänzliche Aus- kriechen ausserhalb derselben hemmen, wollen wir dahin ge- stellt sein lassen. Der bis hierher verfolgte Grad der Entwickelung ist aber noch nicht eine vollständige Geschichte jener Körnchen und Thierchen. Wenn man nämlich die Efflorescenz, welche am len, 3ten oder Alten Tage die angegebenen Phäno- mene zeigle, in späterer Periode. wieder untersucht, so findet ınan viele dieser Thierchen um ein Bedeutendes gewachsen, 3—4 Mal so gross als ursprünglich, aber hufeisenförmig ge- bogen, und an beiden Enden dunkle Köpfchen, ganz wie die ursprünglichen schwarzen Körnchen. Doch gewahrt man bald, dass hier eine optische Täuschung Statt findet, und die schein- bar schwarzen Körnchen nichts Anderes sind, als die umgebo- genen Enden des Thierchens, welche einen dunklen Schat- ten geben. In weit grösserer Auzahl aber findet man zu dieser Zeit 312 grössere und kleinere schlangenförmig' sich bewegende Infu- sionsihierehen, und die frühere Form der stabförmigen vibri- renden Thierchen ist vermindert, verschwunden, oder nur sehr vereinzelt vorhanden. Wir stehen nicht an, diese schlangen- förmigen Thierchen für die vollkommenere Entwickelungsstufe jener vibrirenden stabförmigen Thierchen zu erklären. Sie bewegen sich, vollkommen schlangenförmig, mit einer unge- meinen Schnelligkeit nach den verschiedensten Richtungen hin; ihre Länge beträgt ungefähr = 0,0006 P. 'Z., ihre Dieke = 0,0001 :P. Z. Bei den Bewegungen bilden sie oft kleine Oesen oder Schlingen, und diese. leizteren geben zuweilen zu der optischen Täuschung Anlass, dass ein schwarzes Körnchen (wie aus den confervenarligen Röhren) an ihnen befestigt sei. Sobald diese Thierchen vorhanden sind, ist die Form der con- fervenarligen Röhren nicht mehr wie früher vorhanden, son- dern man sieht unter dem Mikroskop, ausser einzelnen Röh- ren-Fragmenten, lange, lichte, haarförmige Streifen, als hät- ten sich die einzelnen confervenarligen Röhren zerfasert; wir sprechen jedoch nur figürlich, denn wir halten’ diese confer- venarligen Röhren nicht für Conferven. Nachdem wir nun die Natur jener Röhren und ihres kör- nigen Inhalts so weit, als mitgelheilt, näher erkannt ‘zu haben glaubten, fingen wir die Versuche an, "sie auf andere Thiere durch Impfung fortzupflanzen. Wir machten daher mehreren Salamandern, die wir aus einem der grossen Bassins zu Wilhelmshöhe bei Cassel ent- nahmen (Triton punclalus, ceristatus), auf dem Rücken ‚kleine Wunden dureh Haut und Muskeln, etwa 14—2 Linien lang, und impften diese Wunden mit einer kleinen Quantität der Efllorescenz von den Froschzehen. : Am '2ten Tage bedeckte sich die Wunde mit einer weisslichen Masse, die an Umfang immer mehr zunahm, wobei die geimpften Thiere augenschein- lich schwächer ‘wurden, und mehrere starben. ' Von‘ dieser 313 weisslichen Masse ‘brachten wir Theile ‘unter das Mikroskop und fanden, dass sie aus lauter confervenartigen Röhren be- stand, ganz so, wie die eingeimpften waren. Der einzige Un- terschied liess sich darin allenfalls finden, ‘dass: sie meisten- theils kolbig endeten, während die Röhren der Froschzehen eonisch zuliefen. Die Impfung awar also gelungen; nach 4 bis 5 bis 6 Tagen fiel die weisse Masse von der Wunde ab, letz- tere zeigte eine schöne rolhe Granulation, und war wenige Tage nachher vollkommen vernarbt, während das Thier seine frühere Munterkeit wieder erlangt hatte. Dasselbe Thier konnte mehrere Male mit Erfolg geimpft werden, wie uns wiederholte Versuche gelehrt haben, — eine sehon von Hannover gemachte Erfahrung. Todte Fliegen, grössere und kleinere, wurden binnen zwei oder drei Tagen, wenn sie mit einem von jener Efflorescenz befallenen Frosche dasselbe Gefäss theilten, wie ein Wald von derselben Efllorescenz bedeckt, olıne dass eine directe Impfung nöthig gewesen wäre. Die von solchen Fliegen genommene Efllorescenz zeigte unter dem Mikroskop vollkommen dieselben Eigenschaften, wie die der Froschzehen. Wir impften eine gemeine Kröte an mehreren Stellen des Rückens mit ziemlich bedeutender Menge jener Efllorescenz, indem wir eine Froschzehe,. an der jene pinselförmig herab- hing, abschnitten und unter die Haut brachten. Tags darauf fanden wir die Kröte todt, ohne dass wir einen andern Grund des Todes als die Impfung hätten auffinden können. Doch zeigte sie keine Bildung von confervenarligen Röhren. Auch haben wir an ‚vielen Fröschen die Impfung ver- sucht, und dabei gefunden, dass sie, an einem kräftigen, ge- sunden Frosche unternommen, nie gelingt; bei abgemagerten, schwachen Fröschen aber allerdings, wiewohl selten, gelingt. Auffallend war uns dies Resullat um so mehr, als die Im- pfungen auf Salamander sehr selten fehl schlugen. Es bedarf kaum der Bemerkung, dass die confervenarligen 314 Röhren, die sich durch Weilerimpfung erzeugten, sich voll- kommen so verhielten, wie die ursprünglichen. Wir haben übrigens gefunden,’ dass die Impfung gleich gut anschlug, mochten wir den Stoff von todten oder nocli lebenden Thieren nehmen. Den Umstand, dass die Impfungen mit sogenannten unreifen Conferven Hannover’s besser an- schlug, als mit sogenannten reifen, haben wir nicht völlig ge- glaubt noch besonders bestätigen zu müssen. Es geht aus un: seren Beobachtungen hervor, dass die Erzeugung der confer- venarligen Röhre jedenfalls leichter von Statten gehen müsse, wenn man die Eier der Infusionsthierchen überträgt, als wenn man die Erzeugung solcher Eigr Uurch Ueberimpfung erwach- sener Infusionsthierehen erst vermitteln muss. Uebrigens mag sich Jeder leicht sagen, dass es fast unmöglich ist, sogenannte reife oder unreife Conferven isolirt zu impfen. Denn man trifft sie selten oder nie isolirt, Bei mehreren Fröschen, an denen wir die Einimpfung fehl schlagen sahen, fanden wir indessen aus der gemachten Impfwunde eine gelblich oder graulich weisse Masse, welche in wenigen Tagen sich bedeutend vergrösserte, hervorwachsen. Auf den ersten Blick sah diese Mässe ganz derjenigen ähnlich, wie sie an den Froschzehen als Confervenlager gewöhnlich zum Vorschein kam. Bei näherer Betrachtung unter dem Mikros- kope fand ich jedoch, dass sie aus einer theils formlosen, iheils körnigen thierischen Materie bestand, in welcher eine grosse Menge von Infusorien, Vorticellen u. dgl., vorzugsweise aber eine Art von Würmern sich befand, die wir bei einer andern Gelegenheit schon gefunden hatten. Diese Würmer, bei 350 maliger Vergrösserung gesehen, boten ganz das Ansehen von Ascariden dar, waren an beiden Enden zugespitzt, halbdurch- sichtig, und machten, ganz wie Ascariden, sehr energische und rasche Bewegungen. Ihre Länge war im Durchschnitt, bei der erwähnten Vergrösserung, ungefähr =1 P. Z., ihre Dieke =4 P. Linie Ihr Darmkanal, ihr Muskelsystem etc. liess sich sehr deutlich unterscheiden. Wir sahen von diesen An 315 Thieren grössere und kleinere. Letztere hallen gewöhnlich viel raschere Bewregungen als die ersteren. Wir hatten solche Würmer auf dem Exsudate von Wun- den bei vielen Fröschen gesehen, die jene confervenartigen Röhren nicht zeigten, Mit der 'grössten Sicherheit aber konn- ten wir dieselben in dem thierischen Stoffe finden, der sich in dem Gefässe zu Boden setzte, in welchem z.B. ein Frosch aufbewahrt wurde, dessen Schenkel amputirt war. Einmal halten wir dieselben auch in dem Exsudat gefunden, welches sich an der Zehenspitze eines Frosches in Folge der Exstirpa- tion des unteren Rückenmarkstheils gebildet hatte. Um nun dem eigentlichen Wesen jener confervenarligen Röhren näher zu kommen, stellten wir eine andere Reihe von Versuchen an. Wir hiellen uns die Frage vor: Ist jene Bil- dung die Folge der Fäulniss, hängt sie mit der Fäulniss des Blutes zusammen, erzeugt sie sich aus lelzterem, aus der Ner- vensubstanz, oder kommt sie lediglich von aussen? Wir setz- ten also Frösche, die wir getödtet, oder die der Zufall zu Tode gebracht hatte, in Gefässen mit Wasser hin, um zu be- obachten, in welche Theile bei der Fäulniss sie zerfallen. Bei vielen dieser Thiere sahen wir die Confervenbildung entstehen, und alle Grade durchlaufen, auch wenn während des Lebens sich keine Conferven auf dem Thiere entwickelt hatten. Bei vielen andern Fröschen dagegen sahen wir trotz der übrigens gleichen äusseren Verhältnisse — nicht die Spur einer Con- fervenbildung. Sobald aber die Fäulniss dieser Thiere begonnen hätte, sahen wir, ohne Ausnalime, auf der Oberfläche des Wassers, welches die Tliere umgab, eine weissliche, sehr feinkörnige Masse entstehen, die allmählig bei zunelimender Fäulniss im Verhältniss sich vermehrte, und eine diekere oder dünnere Decke über der Oberfläche des Wassers bildete. Brachten wir einen Theil dieser weissen Masse unler das 316 Mikroskop, so fanden wir, bei 350maliger Vergrösserung, dieselben schwarzen Körnchen wieder, welche wir in: den confervenartigen Röhren gesehen, wir fan- den dieselben Schlängelchen, welche wir bei den älteren confervenartigen Röhren schon früher ge- wahrt hatten; wir fanden dieselben Inseln von gal- lertartig scheinendem Thierstoff mit den schwar- zen Körnchen und den nadelförmigen vibrirenden Thierchen, und wir bemerkten die selbstständigen Bewegungen der schwarzen Körnchen, eben so, wie wir sie in den Röhren gesehen hatten. Es gewährt in der That einen wunderbaren Anblick, die vielen Millionen sol- cher wimmelnden Schlängelchen in einem Tröpfchen Wasser zu sehen, welches einen faulenden Frosch umgiebt, Unerklär- lich blieb es uns, warum bei den übrigens gleichen Verhält- nissen, und den durchaus gleichen Resultaten ‘der Fäulniss, bei dem einen todten Frosche confervenartige Röhren entstanden, als die Träger der schwarzen Körperchen — der Eier —, bei andern dagegen sich keine Spur davon erzeugte, und die Eier in anderer Form äusserer Umgebung zur Entwickelung und Bildung. kamen. Wir stellten Froschblut in Gefässe, und.gossen so viel Wasser zu, um das Verdunsiende zu erselzen, das Einlrock- nen zu verhindern, und überliessen die Flüssigkeit der Fäul- niss. Nach kürzerer oder längerer Zeit fanden wir eine grosse Menge eigenthümlicher Vortieellen darin, welche nieht so rund als die gewöhnlichen, vielmehr länglich, eiförmig waren, nie, mals aber haben wir die confervenartigen Röhren darin gefun; den; doch aber fanden wir jene Körnchen und Schlängelchen in derselben, wenn auch nicht in so grosser Menge, als bei jenen Fröschen, die im Wasser faulten. Wir stellten in andere Gefässe Gehivn und Rückenmark “ von Fröschen, mit Wasser bedeckt, und überliessen, es der Fäulniss. Auch hier haben wir niemals Conferven gefunden, wenngleich wir die Bilduug von Vorlicellen, von; Schlängel- 317 chen und nadelförmigen Stabthierchen, und eine Masse‘ der schwarzen Kügelchen, die wir als die Eier jener betrachten, auch bier beobachtet haben. Halten wir nun auf solche Weise erfahren, dass der In- halt jener confervenarligen Röhren idenlisch sei mit den Re- sultaten der Fäulniss eines Frosches, hatten wir zur Gewiss- heit gebracht, dass jener Inhalt nichts Anderes als eine An- sammlung von Eiern war, aus denen sich jene Schlängelchen entwickelten. die erst klein, linienförmig und gerade, spä- ter grösser und schlangenförmig sich zeiglen, anfangs vibri- rende, später undulirende, schlangenförmige Bewegungen mach- ten; so halfen wir damit auch jede Idee an eine pflanzliche Natur jener confervenarligen Röhren aufgegeben. So wenig als man den Froschlaich für eine Pflanze halten würde, so wenig hallen wir jene Röhren für Conferven. Vielmehr glau- ben wir, dass diese Röhren nur eine eiweiss- oder faserstofl- haltige Masse bilden, die dazu dient, das Keimlager abzugeben für eine grosse Menge von Eiern. Wie es kommt, dass diese gallertartige Masse die Röhrenform annimmt, ist uns nicht klar geworden. Will man aber als einen Beweis gegen unsere Be- hauplung, und für die pflanzliche Natur jener Röhren anfüh- ren, dass sich darin zuweilen deutlich die Zellenbildung zeigt, so sind wir im Stande jene Behauptung zu widerlegen. Wir haben nämlich Eingangs dieser Mitiheilung angeführt, dass wir in jenen Röhren deutlich die von Hannover gesehenen Zel- len ebenfalls beobachtet hälten. ‘Man ist aber weit von der Wahrheit entfernt, wenn man Schwann’s Zellentheorie auch in diesen Röhren bestätigen zu können glaubt. Diese Zellen sind nämlich nichts Anderes als Vorticellen. Wir haben mehr ls 40 Mal unter dem Mikroskope solche anscheinend mit Zellen gefüllte Röhren, ihren Inhalt unter unsern Augen entleeren gesehen, indem die Röhre an ei- nem Ende sich öffnete, und in einem Strahle gleich- 318 sam sämmtliche in ihr enthaltene Zellen ausstiess, welche letztere nun, 20—30 an Zahl, als Vorticel- len munter umherschwammen. ‚In dieses Faetum darf man nicht den mindesten Zweifel setzen, da wir es wieder- holt beobachtet haben. Wir haben sogar solche Vorticellen und die kleinen schwarzen Körnchen in einer und derselben conferyenarligen Röhre eingeschlossen gesehen. Doch lagen die Vorticellen in dem einen, die Körnchen in dem andern Theil derselben; sie lagen nicht untereinander, grenzten aber aneinander. Wir sehen also diese fälschlich sogenannten Con- ferven als Hüllen ganz verschiedener Thiere auftreten, denen sie nur als Keimlager dienen, wie der Eiweissstoff und Dot- ter dem Ei dient. Es möge uns nun erlaubt sein, einige Bemerkungen über die Entstehung dieser Thiere und ihrer röhrenarligen Hüllen anzuknüpfen. In der neueren Zeit hat die Lehre von der Ge- neratio aequivoca durch die grossen Forschungen Ehren- berg’s u. A. einen empfindlichen Stoss erlilten. Man kann sich zwar Vieles nicht so leicht erklären ohne Annahme der Generatio aequivoca, als mit derselben. Indessen ist nicht zu läugnen, dass die ganze Lehre dieser Generatio aequivoca als eine unwissenschaftlliche besteht, die nur von der Unvollkom- menlheit der Wissenschaft als Zeuge geblieben ist. Es ist hier nicht unser Zweck, im Allgemeinen über diese Materie zu sprechen; wir wollen nur speciell in Bezug auf unsern Ge- genstand die Art und Weise der Entstehung jener Thiere und Röhren zu erörtern versuchen. Wir sahen bei vielen todten Fröschen die erwähnten Röh- ren mit körnigem Inhalt entstehen, bei vielen andern entstan- den sie nicht *). Bei mehreren todten Salamandern, ‚welche *) Namentlich entstanden sie nicht, wenn die Frösche in einem Gelisse mit engem Halse tief unter dem Niveau des WVassers lagen. 319 in Wasser aufbewahrt wurden (bei offenen Gefässen), sahen wir ‚dieselbe Form der Röhren entstehen; die Röhren aber enthielten nicht solche schwarze Körnchen, Eier, wie bei den Fröschen, sondern sie enthiellen eine Art von Vorticellen. Bei oberflächlicher Beobachtung würde man sie für Zellen ge- halten haben. Andere Salamander, ja sogar solche, die mitden von Röhren bedeckten in einem und demselben Gefässe auf- bewahrt wurden, zeigten keine Spur solcher Röhren. Eben ‚so fanden sich bei einem Salamander nur die Beine, bei einem andern nur der Schwanz oder der Kopf, bei andern beide, nie der ganze Körper mit solchen Röhren bedeckt. Die ge- lungene Einimpfung solcher Röhren mit den schwarzen klei- nen Eiern von Fröschen auf Salamander beweist nun aber, dass auf beiderlei Thieren dieselben Infusionsthierchen leben können. Die zu den Versuchen angewandten Frösche und Salamander waren in demselben Zimmer*aufbewahrt, und un- ter übrigens gleiehen Verhältnissen. Wie lässt sich die Ver- schiedenheit der auf ihnen erzeugten Infusorien erklären? — Wie lässt es sich deuten, dass diese Bildungen vorzugsweise an den Extremitäten Statt fanden? Denkt man sich, dass die Eier jener Infusorien mit dem Wasser, welches jene Thiere ‚ bedeckte, zu denselben gelangten, oder in der Luft schwebend bis zu den Behältern dieser Thiere fortgetragen wurden, so muss man es wiederum unerklärlich finden, dass nicht jede Stelle jener faulenden Thiere ohne Unterschied, und nicht jedes dieser faulenden Thiere ohne Unterschied eine fracht- bare Entwickelungsstätte jener Eier abgegeben hatte. Warum erzengten sich jene Röhren und Eier nicht zuerst auf dem Rücken des Thieres, der doch die breiteste Fläche für die aus der Luft hereinfallenden Keime darbieten musste? Und nun gar bei den Fröschen! Wie kommt es; dass sich jene Eier ursprünglich nur an den äussersten Spitzen der Zehen zuerst bilden? Erwägen wir, die Keime seien durch das Wasser oder die Luft in das Gefäss gebracht wor- den, so könnten wir uns denken, dass die Zehenspilzen ge- 320 rade die zur Entwiekelung der Eier geeignelste Localilät: seien, weil in ihnen: die ‚Circulation des Blutes am-meisten in’ Folge der Rückenmarkszerstörung gehindert ist, diese Zehen also der Fäulniss am ersten unterworfen, und an ihnen alle die Ein- flüsse im geringsten Grade vorhanden sind, durch welche die chemischen und vitalen Veränderungen fortgesetzt wverden, welche gewöhnlich die Gesundheit bedingen. Erwägen wir aber weilerhin, wie die Bildung.der Röh- ren und Eier sich bionen wenigen Tagen auf viele andere Theile des Frosches, und zwar immer zuerst auf die Extremi- täten, weiter forlgepflanzt, mit einer reissenden Schnelligkeit, welche sich nur durch die überaus rasche Vermehrung in Folge geschlechtlicher Zeugung erklären lässt, so bleibt uns gar das Factum dunkel, warum die Entwickelung jener Eier und In- fusorien nicht vielmehr von irgend einem beliebigen ‚Punkte der Oberfläche des »Frosches ausging. Denn die. durch die Luft herbeigeführten Eier mussten sich an jedem andern Punkte eher anheften, als an der Zehenspitze; und auch die mit dem Wasser zugeführten hätten an jedem andern Punkle eine ru- higere Entwickelungsslätte, als gerade an den Zehenspitzen, welche bei den Bewegungen des Frosches doch immer melır oder weniger milbewegt werden. Belenken wir nun gar, wie.bei gesunden Fröschen .nie- mals eine solche Röhren- und Eierbildung vorkommt, ja, wie bei abgemagerten und kranken, dem Tode nahen, aber, ver- wundeten Fröschen, sich eben so wenig diese Infusorienbil- dung zeigt; fernerhin, wie bei Verwundungen kräftiger Frö- sche eben so ‚wenig jene Bildung vorkommt, aber wohl.bei schwachen Thieren, nach Verwundungen, Amputationen z. B. in Erscheinung trilt, — so scheint der Schluss erlaubt, dass eine bedeutende örtliche Beeinträchtigung der Ve- getation eines Theils bei vorhandener allgemeiner Schwäche der Lebenskraft zur Aussonderung.einer organischen Substanz (Eiweiss, Faserstoff) Anlass v 32L geben, welche der Entwickelung jener Infusorien- Eier günstig ist. Nur so würden wir es uns erklären können, warum die Eierbildung an den Zehen jener Frösche zuerst zu Stande kommt. Und dann mussten wir zugeslehen, dass diese Infusorien — haben sie einmal sich entwickelt, — einen sehr schädlichen Einfluss auf die Gesundheit des damit behafteten Individuums ausüben; denn ‚wir sahen solche Thiere traurig und schwach, und bald dem gänzlichen Erlöschen ihrer Le- benskräfte entgegen gehen. Freilich ist es schwer, die Art und Weise dieser schädlichen Einwirkung anzugeben. Ver- mulhungsweise nur stellen wir die Meinung hin, dass ein Theil der Eier in einzelne noch nicht ganz alonische Capillarge- fässe von dem Zehen aus aufgenommen werden könnte, dass diese Eier sich so dem kreisenden Blute beimischen, an ein- zeluen Stellen oder Organen sich gar entwickeln und vermeh- ren, das Blut auf solche Weise mehr damit imprägniren, und so einen bedeutenden, deleteren ‚Einfluss auf das Nervensy- siem, auf den ganzen Organismus ausüben könnten. Für sol- che Hypothese scheint fast: der Umstand zu sprechen, dass man die befallenen Frösche vor dem Tode schützen kann, wenn man mehrere Tage nacheinander alle die neu sich bil- denden Efflorescenzen sorgfältig abwischt, und das Wasser er- neuerl; auf solche Weise kann man es dahin bringen, dass sich die Eflorescenzen vorerst nicht wieder erzeugen, und das Thier auf kürzere oder längere Zeit davon befreit bleibt. — Wir könnten alsdann diesen Umstand so erklären, dass alle die im Blute enthaltenen Eier an den Stellen des Körpers, wo die Cireulation des Blutes am langsamsten ist, also an den ge- lähmten hintern Extremitäten *), angehalten werden, liegen bleiben, während sie an den übrigen Stellen, deren Gefässe *) Unerklärt bliebe dann noch der Umstand, dass auch an den vorderen Extremitäten sich die Efllorescenzen bilden, sobald an den hinteren ihre Entwickelung Fortschritte gemacht hat, ohne jedoch am Rumpfe sich zu zeigen. Müller’s Archir, 1841. 21 mehr, oder normale, ‚Contractionskraft besitzen, weiter getrie- b ürden; — an den Stellen aber, wo diese Eier ruhen, sen sich die Bedingungen zu ihrer Entwickelung in höhe- | Maasse finden, und, auf noch nicht hinreichend bekannle Weise, Ausschwitzungen (der stockenden Blutbestandtheile ver- anlasst werden, welche das Material zur Lagerstelle für die Eier abgeben, d. h. die confervenarligen Röhren bilden. In» dess, wir vermeiden mit Fleiss 'eine grössere Ausführung die- ser. Hypothese. Denn vor allen Dingen müsste das Dasein jener Eier im lebenden Blute nachgewiesen werden °). Und was uns das am wenigsten wahrscheinlich macht, ist, Rn Da: auf todten Thieren, wo doch. von Cireulation des | les nicht mehr die Rede sein’ kann, sowoll spontan, als ak geschlechtliche Fortpflanzung; die Eier‘nebst ihrem Keimlager (Conferven) sich ungemein rasch ‘vermehren, und von einer Stelle ‚aus ‘über die ganze Körperoberfläche ausbreiten, ‘was also eine Verbreitung aus rein äusseren Ursachen‘ beweist. Bedenken wir aber, wie bei gesunden: 'Fröschen: selten oder nie eine Impfung gelingt; so wenig, als sich spontan die Eier in ihnen ‘erzeugen, bedenken wir, wie sich vielmehr ganz andere Infusorien auf dem Wund-Exsudat kräftiger Frösche erzeugen **), so erkennen wir hierin‘die grosse Rolle, welche die Lebenskraft — und seien es auch nur mechanische Ver- hältnisse, die dadarcl: bedingt werden — bei der Erzeugung der: verschiedenen Arten von Infusorien: spielt. Dieser Um- stand könnte: für die Generalio aequivoca von einigem Belang sein. Iudess könnte er ohne Weiteres wieder beseiligt' wer- *) Wire dieses möglich, so liesse sich auch sehr gut denken, dass die Eier auf dem Wege der Respiration, oder von der Darm- Nläche hen in den Kreislauf gebracht, werden könnten. ‚Die. Lehre vom Contagium würde dann um ein wichtiges Factum reieher sein. **) Oft sahen wir nur: die Exsudatkörperchen in dem: die Wunde bedeckenden weisslichen Stoffe; doch bildeten sich auch bei den kräf- tigsten Fröschen im Verlaufe der Heilung, namentlich bei seltenerem Wechsel des Wassers, die obenerwähnten Infusorien. 323 den, wenn man die Behauptung beweisen könnte, dass die Eier-zu allen den Infusorien, die unter den verschiedenen Ver- hältnissen sich bilden, überall und immer vorhanden seien; dass aber die Entwiekelung der einen oder der andern Art vorzugsweise oder ausschliesslich durch bestimmte Verhältnisse begünstigt werde. Erkennen wir also das Dunkel, welches über diesen interessanten Erscheinungen schwebt, und erwar- ten von der Zeit die nöthigen Aufklärungen. Schliessen wir für jetzt nur so viel, dass eine Zerselzung, eine Auflösung organischer Substanz (= Fäulniss) im Wasser es ist, welche den Infusorienkeimen die besten Bedingungen zur Eutwicke- lung gewährt. Also überall, wo diese Sonderung vom ur- sprünglichen Organismus nicht Statt findet, wo die Bestand- _ theile desselben, Faserstoff, Eiweissstoff ete., mit dem leben- den (oder todien) Organismus fester gebünden sind, in dem umgebenden Wasser sich nicht auflösen, oder anhäufen, — da entsteht die Entwickelung jener Keime nicht. Also nicht bei kräftigen Thieren, nicht auf Wunden derselben, sondern nur bei solchen Thieren, an denen einzelne Theile ersterben, der Fäulniss ganz und gar verfallen, während die zum Leben noch geschickten Theile wieder sich wie die ganz gesunden Thiere verbalten. Also scheint es, als liesse sich endlich die Grundursache der Entwickelung jener Eikeime auf eine Anomalie der Blut- eireulafion zurückführen. Stockt das Blut an einer Zehen- spilze des Frosches, und die Bestandteile dieses stockenden Blutes sondern sich örtlich aus den verschiedenen Capillarge. füssen aus, so bildet sich dadurch das gallertartige Keimlager, dessen Form nur noch unerklärlich bleibt. "Wir sahen einmal zwar unter dem Mikroskop, wie an einer Fröschzehe eine ein- zige Conferve aus der von der abgelösten Epidermis enlblöss- ten Cats herausgewachsen war; — während ‚eine kleine Strecke näher an der Spitze der Zehe' die Röhren iin grosser Menge untereinander befindlich waren; und wir könnten viel- leicht hieraus schliessen, dass der aus einem Capillargefäss all- 21” 324 mählig aussickernde Eiweiss- und Faserstoff jedesmal eine Röhre oder einen Cylinder bildete, durch Gerinnung, welche die Berührung des Wassers erzeugte, — indessen giebt dies noch keine Gewissheit, und wir würden daun auch zu der Annalıme genölhigt, dass aus den Hautgefässen bereits gestorbener Frö- sche ein selches Aussickern von Blutbestandtiheilen Statt fände, was doch nicht bewiesen, und nur wenig wahrscheinlich ist”). Indess ‚abgesehen hiervon, scheint es ausgemacht, dass überall, wo die Bluteirculation in den Capillargefässen unge- hindert von Stalten geht, :wo der Austausch der Bestandtheile des Blutes mit den die Capillargefässe umgebenden Materien normal von Stalten geht, niemals eine solche Ausscheidung aus dem Blute der genannten Capillargefässe erfolgen kann, dass diese Ausscheidung ein passendes Lager für jene Keime bilde. Darum also sehen wir an den im Heilen begriffenen Amputationswunden kräftiger Frösche sich keine solche Eier entwickeln, ‚während dagegen an den nicht heilenden Ampu- tationswunden elc. schwacher Frösche eine grosse Menge von Blutbestandtheilen ausgesondert wird, die jenen Eiern zur Ent- wickelungsstälte dient. Bei jenen starken Fröschen bildet sich rasch ein Capillargefässsystem über die Wundfläche aus, wel- ches das enthaltene Blut rasch wechselt, normal eirenliren lässt; bei diesen ‚geschwächten Frösehen findet sich das Gegen- theil. Daher sicht man auf den Wunden der letzteren oft dieke Klumpen gelblich weissen Wundsecrets **); bei ersleren dagegen sieht man nur ein äusserst dünnes weissgraues Häut- °) Noch weniger wahrscheinlich aber ist es uns, däss die reifen Infusorien, Schlängelchen, Ursache jener Röhrenform ihrer Eier seien. Woher sollte diese enorme Masse von Röhren kommen, bei der ver- hältnissmässigen Kleinheit der Schlängelehen? Und dass jede Röhre mar ein umgewandeltes Schlängelchen mit seinen Eiern sei — hält auch schwer zu glauben. **) Dieses Secret, aus den specifischen Röhren mit Eiern be- stehend, führt indess nicht sicher den Tod herbei. Oft heilt unter demselben die Wunde, wenn die Action der Capillargefässe daria sich erkräftigt. 325 ehen von reinem Faserstoff, das die rolhen Granulationen be- deckt, und wahrscheinlich durch fortwährenden Umtausch seiner Bestandtheile vor Zerselzung behütet wird; — oder in dessen nicht mehr resorbirten Theilen sich höhere Infusorien (Wür- mer) bilden, (die unmöglich durch Capillargefässe in das cir- eulirende Blut gelangen können — wegen unyverhältnissmässi- ger Grösse —) und deren Vermehrung dem Leben des Thie- res nicht gefährlich ist. Auf solche Weise lässt sich vielleicht auch deuten, warum bei nicht verwundeten oder todten Fröschen an den Extremi- tälen vorzugsweise die Entwickelung jener Eier Statt findet. An den Extremitäten war vor dem Tode die Eirculation am bedeutendsten beeinträchligt — am sehwächsten. Aus demsel- ben Grunde erklären wir auch das Erscheinen jener Röhren an den Zehengliedern todler und lebender Salamander und an dem Schwanzende derselben. Auch an diesen Theilen war oder iskädie Action des Herzens am wenigsten vorherrschend, die Stockung des Bluls am meisten begünstigt, und somit auch die Exosmose der Blutbestandtheile aus den Capillargefässen. Wengen wir diese Bemerkungen auf die Lehre vom Con- tagium im Allgemeinen an, so scheint wenigstens daraus her- vorzugehen, dass als Disposition zur Aufnahme eines Contagiums eine mangelnde oder mangelhafte Action der Capillargefässe eines Theils, eine sehr verlangsamte oder aufgehobene Blut- bewegung, — mehr oder weniger örtlich — betrachtet wer- den muss, während normale Cireulalion des Bluts in allen Pro- vinzen des Capillarsystems jede Möglichkeit der Aufnahme ei- nes Conlagiums abzuschneiden scheint. Wir haben hierbei die Neryenaclion nieht in den Vordergrund gestellt, wie sie es eigentlich verdient. Wir haben bloss die äussere Erscheinung, die Folge ihrer krankhaften Thätigkeit berücksichtigt. Indes- sen Ihalen wir das mit Willen, denn unsere Kenntniss der Nervenaelion ist zur Zeit noch zu mangelhaft, um Ansichten über deren Auowalie auf die wenigen vorhandenen Thatsachen zu bauen. 326 Die Bildung der eonfervenartigen Röhren auf Fröschen ist also va, wie Hannover meint, als pflanzliches, im Wasser gedeihendes Contagium zu betrachten, sondern ist nichts ‚an- deres als die Entwickelung von Infusorien aus Eiern, welelıe höchstwahrscheinlich von aussen kommend mit einer im Zer- fallen begriffenen organischen Substanz in. Contact gebracht und hier, zu neuen Lebensprocessen angefacht werden. Ver- gleichen wir diesen Vorgang nur immerhin mit der Gährung, mit einer Umwandlung der organischen Substanz durch ein Ferment, Ist die Gährung auch noch ein in vieler Hin- sicht dunkler Process, so ist sie als Analogon eines Conta- giums, zu; auffallend, und dieser ‚Vergleich ist, wenn ich miel recht besinne, schon alt. Wir sehen hier, wie ein kleiner heil einer umgewandelten organischen Substanz eine unver- hältnissmässig grosse Masse derselben, die in Continuität mit ihr ist, zu gleicher (krankhafter) Umwandlung determinirt, wie das Ferment das Malzdecoct u, s. w. zur Gährung deter- minirt, Auf welche Weise das geschieht, ist uns zur Zeit noch unbekannt. Wir kennen indess in der Chemie analoge Verhältnisse in Menge, und die von Berzelius entdeckte ka- talytische Kraft, ihrem Wesen nach noch ganz unerkannt, spielt hier eine Hauptrolle *). Mit der Fäulniss dürfen wir indess diese Bildung. confer- venarliger Röhren nicht identifieiren, obgleich wir sie als einen Vebergang in dieselbe betrachten können. Die ersten Grade der Fäulniss bei Fröschen zeigen allerdings dieselben Körnchen und Schlängelchen. Aber die späteren Grade zeigen eine Menge ganz anderer Infusionsthiere, deren genauere Beschreibung nicht hierher gehört, Mit der Muscardine können wir die ansteckende Efflo- vescenz auf Fröschen und Salamandern vorläufig also noch *) Einen sehr interessanten Aufsatz über einige dieser Verhält- nisse hat Liebig in Poggendorff’s Annalen der Physik und Che- mie, 18. Bd. pP: 106 M. geliefert; „Ueber die re > der Gäh- rung, Fäuloiss und Verwesung, und ihre Ursachen.‘ 327 nicht in eine Categorie' stellen... , Es müsste denn. sein, dass auch ‘die pflanzliche Natur der Muscardine in der That nur eine scheinbare sei, und sich vielleicht gar, was uns nicht un- walırscheinlich ist, ihre Ihierische, infusorielle Natur bei fer- n Untersuchungen herausstelle. Erklärung der Abbildungen. Die beigegebenen Abbildungen sind von meinem Freunde, dem Herrn Dr. medic. Wallach hierselbst, welcher sich durch Theil- walme an meinen Untersuchungen von allen den milgelheilten Thatsa- chen wiederholt überzeugt hat, sehr naturgetreu wiedergegeben. Die Vergrösserung bei sämmtlichen Figuren ist = 360 linear. Taf. XI. Fig. 1. Kolbenlörmig und dichotomisch gelheilte Röh- ren, mit den eigenthümlichen dunklen Körnchen. In der kolbenför- mig endenden Köhre ist der körnige Inhalt noch nicht ausgetreten. Hannover benennt diese Röcren: unreife.Conferven. Die dichoto- misch getheilten Röhren haben wir oft geschen. Hannover sah sie seltener , was wir nicht za erklären wissen, Fig. 2. Rühren von etwas geringerer Dieke; hie und da sieht man Haufen von Körnchen; ia einem sieht man die kleinen Schlän- gelchen angedeutet. Fig. 3. Röhren, deren körniger Inhalt grösstentheils nach aus- sen getreten ist; von Hannover sogenannte „veile Conferven.“ Man sieht die traubenförmigen Haufen, thierische, gallertartige Masse voller schwarzer Körnchen. Fig. 4. Darstellung der geraden, vibrirenden Infusionsthierchen, welche aus den Eiern ausgekrochen sind. Es ist nicht zut möglich, die haufenweise aufsitzenden Thierchen naturgetreu zu zeichnen. Doch ‘ giebt diese Figur ein ungelähres Bild dieser Thierchen, wovon die einzelnen ganz gut dargestellt sind. Fig. 5. Geschlängelte Infusionsthierchen, wahrscheinlich die hö- here Eutwickelungsstule der vorhergehenden geraden, deren man in der unteren Hälfte der Figur viele sieht. Auch gewahrt man viele haufenfürmig gebogene Thierchen, die man zu der einen wie zur an- dern Art zählen kann. Fig. 6. Ein Tropfen von der Oberfläche des Wassers, in dem ein Fälkch foult, Man gewahrt die schwarzen Körnchen in Haufen und isolirt, vermischt mit den geradlinigen vibrirenden und mit den sehlangenfürmigen Infusionsthierchen, die sich in nichts von den auf den confervenartigen Röhren befindlichen unterscheiden. D 328 Aumerkung. Für Naturforscher, welche unsere Versuche wie- derholen, empfehlen wir die heissen Sommermonate: Juli und August zu wählen. Früher oder später bilden sich weder die Conferven noch die Ulcerationen an den Füssen so leicht ans. Es scheint also der Einfluss der äusseren Temperatur von grosser Bedeutung zu sein, welchen zu erklären wir indessen noch nicht im Stande sind. a A c “ „Ueber eine eigenlhümliche Bewafluung des Zwischen- kiefers der reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen. Fi, Von. En J. MUELLER (Gelesen i.d. K. Akademie der \Vissensch. zu Berlin am 11. Nov. 1839.) (Hierzu Taf. zu) r A : Bei den reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen fand ich eine eigenthümliche Bewaffnung des Zwischenkiefers, wel- che in den beiden obengenannten Ordnungen der beschuppten Amphibien, wie es scheint, ganz allgemein ist, hingegen in den Ordnungen der Crocodile und Schildkröten durchaus fehlt. Sie besteht in einem langen, meist platten, auf der Fläche ge- krümmten Körper, welcher in die Kategorie der Zahnbildungen zu ören scheint. Die etwas breitere Basis dieses Instru- ments ist an der 'untern Seite des Zwischenkiefers befestigt. Vorn wird ‚dieser Körper allmählig schmaler, und von oben nach unten dünn, und endigt zuletzt mit einem scharfen vor- dern Rande, der Schneide des Zahngebildes, die in verschie- denen Gattungen eine verschiedene Gestalt hat. _ Dieses Or- gan ist immer von oben nach unten und vorn gebogen, und sein scharfes Ende steht daher an den reifen Embryonen aus dem Munde heraus. Bei Python tigris und Naja tripudians ist das scharfe Ende in der Mitte etwas getheilt. Bei Bothrops leucurus Wagl. ist das Organ conisch, an der Basis angeschwollen, 5 “ f 330 am Ende ganz spitz, und stellt einen aus dem Munde heraus- gekrümmten Zahn dar. Bei Paten und Naja ist es platt, bei Naja tripudians in seinem grössten Theile an der obern Seite schiflförmig ausgehöhlt, mit Ausnahme des plalten schar- fen Endes. Bei den Python stehen neben dem Organ jeder- seils die gewöhnlichen, sehr viel kleineren Zwischenkieferzäline. Aus .dem+ vorher Mitgelheilten geht bereits hervor, dass auch diejenigen Schlangen , die im erwachsenen Zustande "keine Zwischenkieferzähne besitzen. (nur die Python und Tortrix haben Intermasillarzähue), az die fötale Bewaffnung des Zwi- schenkiefers besitzen. u Die reifen Embryonen der Widechsen verhalten sich in Hinsicht dieses Organes ganz wie die Schlangen. Das Organ ist platt, aus dem Munde Happhsbekatinnt, und endigt mit abgerundetem scharfen. ‚vorderen Rande, welcher die Spitze eines am. Ende’schne idenden ‚Instrumentes vorstellt. So ver- hält,es sich in den beiden untersuchten Attungen Cuemi- dophorus Wagl. und Lacerta auk, Es lässt sich vermuthen dass die reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen ae Organes wie eines Mei- "sels bedienen, um die ‚Eisch zu durchbrechen oder einzu schneiden. Bei den lebendig, gebärenden ‚Schlangen mit wei- cherer, und den eierlegenden it .härlerer Schale zeigen sich übrigens in der: Form und Ausbildung des Organes keistkuDin- terschiede. _ ge + Man. kann diese Bewallnung, welche sieh erst; im reifen Zustande der Embryonen, und einige Zeit nach dem Auskrie- chen nicht mehr vorfindet, mit der diedlrisen 'Schwiele am Oberschnabel des Vogelfötus, die auch zum" Durslibrechen der Schaale bestimmt ist, vergleichen. "Diese ist auch sehr allge- mein bei den Vögeln und bei den slraussarligen Vögeln noch von gleicher Form wie bei den Hühnern. Letztere befindet sich aber an der äussern Oberfläche oder Gesichtsfläche des Schnabels, und hat keine Achnlichkeit' mit einem Zahn. Das Organ des Eidechsen und Schlangen ist ‚an Festigkeit, "Form, ° 331 Lage, Befestigung, ein wahres, aber aus dem Munde liervor- stehendes Zahngebilde. Erklärung,der Abbildungen. Taf. XII. Fig. 1. ° Seitenansicht des Facialtheils des Schädels eines reilen Embryo von Pytlıon tigris vergrössert. «a. Bleibende Zwischenkielerzälhne, 2. Embryonales Zahngebilde. Fig. 2. Zwischenkiefer vom reifen Embryo des Python ti- ris von vorn angesehen. «a. Bleivende Zähne. d. Embryonales Zahn ebilde. Big. 3. Schiefe Ansicht desselben. a. Bleibende Zühne. 2. Em- bryonales Zahngebilde. c. Zwischenkiefer. d. Vomer. Fig. 4. Embryonaler Zwischenkieferzahn von Bothrops leu- eurus. Fig. 5. Embryonaler Zwischenkieferzahn von Naja tripu- dians,'a. von vorn, b. von der Seite. Fig. 6. 7. Kopf des reifen Embryo eines Cnemidophorus vergrössert. a. Embryonaler Zwischenkielerzahn. ig. 8. Facialtheil vom Schädel des reifen Embryo eines Cne- mißer . a. Bleibender Zwischenkieferzahn, 6. Embryonales ngebilde. Fig. 9. 10. Zwischenkiefer mit dem embryonalen Zahngebilde von dem reilen Embryo einer Lacerta, von vorn gesehen. a. Blei- bende Zwischenkielerzäbne. Ö. Embryonaler Zahn. Fig. 11. Dasselbe, schief von der Seite geschen, P? Ueber die Bewegungen des Atlımens und Schluckens, mit besonderer Berücksichtigung RErREIERENer Sireilfragen. Von A. W. VoLkmAanm Die Bewegungen des Schluckens und Atlımens haben noch manches Dunkle, und in Beziehung auf letztere sind manche irrige Ansichten sogar herrschend geworden. Dies näher nach- zuweisen, ist der Zweck des folgenden Aufsatzes. 6. 4. Brachet behauptet: wir alımen, weil uns das. Gefühl des Bedürfnisses dazu antreibt. Wir fühlen aber das Bedürfniss durch Vermittelung des Vagus. Der Beweis soll darin liegen, dass nach Durchschneidung des Vagus das Ge- fühl des Athembedürfnisses aufhöre. Zwar allıme das Thier nach einer solchen Operation fort, aber nur aus Gewohnheit denn dass das Athembedürfniss fehle, beweise der Unstaudt dass das operirte Thier den Erstickungstod stürbe ohne die min- desten Zeichen von Angst und Stiekungsnolh. Auf diese Ansich- ten sind, so wie viele Andere, auch zwei Männer eingegangen, welche wir bereitwillig als grosse Autoritäten in der Nervenlehre anerkennen. Zuerst reprodueirt Arnold (Bemerkungen über den Bau des Hirvns und Rückenmarkes ele.) die Lehre Bra- chet’s, und bringt für die aufgestellte Theorie noch einen neuen Grund. Er fand, wie früher schon Davy, dass nach Durch- schneidung der herumschweifenden Nerven die Zahl der Athem- züge in einer gegebenen Zeit abnelime, und bezieht dies auf 333 das Verschwinden des Athembedürfnisses. Ferner ist Rom- berg (Lehrbuch der Nervenkrankheiten) den Meinungen Bra- chet’s beigetreten, und beschreibt einen Fall, wo sehr be- schwerliches Athmen ohne Stickungsbeschwerden auftrat, und wo die Section nachwies, dass der Vagus in seinem ganzen „Verlaufe von tubereulösen Lymphdrüsen zusammengedrückt wurde, $. 2. Die grosse Unwahrscheinlichkeit der Lehren Bra- chet’s liegt nah. Le Gallois zeigte, dass junge Thiere, denen ‚der Vagus durchschnitten wird, schnell erstickten, weil sich die Stimmritze schlösse, und diese Angabe ist von vielen Sei- ten bestätigt worden. Warum sagte Le Gallois, dass die Thiere serstickten? und warum stimmten andere Experimen- tatoren ihm bei? Wahrscheinlich weil Zeichen der Erstickung einlraten. Am meisten hätle der Umstand Verdacht erregen müssen, dass die Thiere nach Durchschneidung des Vagus fort- allımen. Dieses Forlaihmen von Gewohnheit abzuleiten, war ein auffallender Missgriff. Eine angewöhnte Bewegung ist in Bezug auf die organische Mechanik nichts Anderes als, jede andere Bewegung; Zerstörung der Nerven, die den Reiz be- dingen, lähmt beide. Ganz zum Ueberflass machte ich das Experiment, bei einem 5 Stunden alten Kaninchen die Vagi zu durchschneiden, worauf die Atlımung (hier doch wohl nicht aus Angewohnheit!) fortbestand. Endlich ist es gar zu un- wahrscheinlich, dass das Alhmungsbedürfniss lediglich aus ei- nem Zustande der Lungen hervorgehe, denn bei Uuterdrük- kung des Athmens leidet der ganze Körper. Dass nur in der Lunge die Stickungsnoth empfunden wird, kann nicht bewei- sen, dass nur sie den Reiz hergiebt, welcher die Medulla oblon- gala excilirt, und die refleclirle Athembewegung zur Folge hat. Denn die Oertlichkeit der Empfindung coineidirt nicht immer mit der Oertlichkeit des sie bedingenden Reizes, und dass beide beim Erstickungsgefühl auch nicht coineidiren, ist eben darum ziemlich unzweifelhaft, weil die Folgen des Nicht- atlimens, stalt auf die Lungen beschränkt zu sein, den ganzen 334 Organismus treffen. ‘Also liegt es ungleich ‘näher, anzuneh- men; dass der Vagus bei eintrelender Erslickungsgefahr das Angstgefühl in seine peripherische Ausbreitungen verlege, in derselben Weise, wie auch andere sensible Nerven bei centra- ler Reizung Empfindungen in der Peripherie bedingen. Ver- * hielte sich die Sache auf die angegebene Weise, so müsste das® Stickungsgefühl nach Durchschneidung des Be nicht nur überhaupt fortbestehen, sondern sogar an die Lungen gebun- den bleiben, nach demselben Prineip nämlich, wie auch in äbgesetzien Gliedern Empfindungen forldauern *). 8.'8. Die Lehre Bracliet’s ist aber nicht bloss unwahr- scheinlich, sondern falsch, denn die Experimente, welche er zur Unterstützung derselben anführt, beweisen genau das Ge- gentheil von dem, was er angiebt. Ein Thier, welchem man die herumschweifenden Nerven durchschnitten, stirbt, wenn ihm die Luft entzogen wird, nicht ruhig, sondern zeigt die unzweifelhaftesten Symptome von Erstickungsnolh. Um ganz sicher zu gehn, studierte ich diese Symptome erst an Thieren, denen die Vagi nicht durchschnitten waren. Ich legte die Luftröhre frei und brachte in ihr einen Hahn an, welcher nach Gutdünken die Luft abzuschneiden und zuzulassen erlaubte. Wurde durch Schliessen des Hahns das Athmen verhindert, so wurden alsbald die Alhembewegungen des Brusikastens *) Beiläufg werde bemerkt, dass ich die Behauptung, der Vagüs vermittle das Hungergefühl, aus analogen Gründen auch in Zweifel ziehe. Am wenigsten würden mich Brachet’s Experimente über- zeugen. Aber auch Arnold’s Krankengeschichten (a. a. ©.) sind ungenügend. Sie sind nur vereinbar mit Brachet's Hypothese, nicht beweisend für sie. Patienten, denen das Hungergefühl fehlte, hatten an Desorganisation des Vagus gelitten; der Grund soll darin liegen, dass der Vagus sein Leitungsvermögen verloren habe. Dies ist nur Hypothese. So lange der Patient überhaupt lebte, musste der Vagus noch Leitungsvermögen besitzen, folglich war der Leichenbefund an sich kein Beweis, dass die Leitung von Magen zum Gehirn ge- stört war. Re 335 n Bi 2 göser und gereinen. Dann spe te das Thier das Maul oder den Schnabel auf, streckte den Hals, die accessorischen Athembewegungen der Nase und Lippen wurden auffallend verstärkt, selbst die Zunge bewegte sich ı mit den Athemzügen, grosse Unruhe trat ein, endlich sprang "das Oiedörgeworfene Thier auf, suchte mit Gewalt sich zu befreien, und verfiel in heftige Convaulsionen. Jetzt wurde Hahn geöffnet, und der Starm beruhigte sich, um beiverneuerler , Verschliessung des Hahns sich mit denselben Erscheinungen zu wiederholen. Um kurz zu sein, so fand ich nach Durchschneidung der Vagi absolnt dieselben Erscheinungen. Ich habe in Gegen- wart meines Freundes, Prof. Bidder, und anderer Sachver- bi diese Versuche an Kaninchen, Hunden und Hühnern wiederholt mit demselben Erfolge angestellt, und begreife nicht wo Brachet die Augen hatte, wenn ihm die gewaltsamen Athembewegungen, die Todesangst und Convulsionen der ope- rirten und erstickenden Thiere entgingen *), — Arnold schliesst die Abhängigkeit des Alhmungsbedürfnisses vom Va- gas aus der Verminderung der Inspirationen, nach Durch- schneidung desselben. Ich habe mich vergeblich bemüht, die Consequenz des Schlusses zu finden. Nur die Vernichtung, dünkt mich, nicht die Schwächung des Alhmens könnte'anf die Ansicht leiten, dass der Vagus das Gefühl des Athembe- *) Brachet’s Arbeiten scheinen viel Anerkennung zu finden, da sie so olt eitirt werden, ja, ein kürzlich erschienenes Werk _preist sie gar als Muster der Vortrefflichkeit! Brachet lässt Thiere ohne Convulsionen ersticken, wenn ihnen der Vagus durchschnitten wurde; er findet das Mark der Pflanzen identisch mit dem Sympathicus der Thiere; er versichert, dass nach Ausschneidung der untern Cervical- ganglien der Herzschlag plötzlich aufhöre; behauptet, dass Durchschnei- dung eines Nerven die Leitungsfähigkeit nieht völlig hemme, wenn nur die Schnittllächen in Berührung blieben, und isolirt Nerven bei electrischer Reizung von den Nachbartheilen mittelst Bleiplatten!! — Angaben, von denen jede einzelne ausreicht, die Zuverlässigkeit eines Beobachters zu schwächen. 336 h . 7 5, - . Dr ET Ti, U r., 7 I Pe 356 a @ FREE ” are 3 Da Gar für die Bewegungen der Speiseröhre zu suchen, ME a nicht in einzelnen Fällen, sondern regelmässig sich mit der Schluck- bewegung des Schlundkopfs verbinden? Der gesuchte Reiz findet sich in der Contraetion des Pharynx, mit welcher die peristaltische Bewegung der Speiseröhre associirt ist, wie etwa die unwillkürlichen Bewegungen der Iris mit den willkürli- chen der innern Augenmuskeln, oder wie so viele andere Be- wegungen bei der Respiration, beim Gebären, bei Entleerung der Faeces u, s. w., wo ein einzelner Reiz eine ganze Reihe von Bewegungen mit Nothwendigkeit nach sich zieht. Vor Allem sehen wir in den Kanälen mit Ringfasern, dass örtli- cher Reiz nicht bloss örtliche Zusammenziehung, sondern fort- gesetzte peristallische Bewegung nach sich zieht. Demnach sind die unwillkürlichen Bewegungen der Speiseröhre auch ohne Annahme eines örtlichen Reizes auf die Schleimhaut voll- kommen verständlich. $. 19. Meine Ansicht vom Schlucken ist nun kndes Das Schlucken kann refleetorisch zu Stande kommen, aber nur ausnahmsweise geschicht dies. In der grossen Mehrzahl der Fälle hängt das Schlucken vom Gefühl und Willen ab. Der willkürliche Schluckact giebt die Veranlassung zu dem unwillkürlichen, und zwar vermiltelst einer durch die Structur der Theile vermittelten Association der Bewegungen. Der Ein- fluss der Willkür erstreckt sich bis in den Schlund, und wahr- scheinliceh bis in den Constrietor faucium infimus, obschon die- ser Einfluss an der prästabilirten Association der Schlundmus- keln so wenig ändern kann, als an der Associalion der Respi- rationsmuskeln. Ist.die einleitende Schluckbewegung zu Stande gekommen, gleichviel ob durch den Willen, oder durch Re- flex, so folgt der gesammte Complex assoeiirter Bewegungen unveränderlich nach. Die einleitende Schluckbewegung, wel- che die andere mit Nothwendigkeit nach sich zieht, scheint mir in der gleichzeitigen Abschliessung der Choanen und Mund- höhle, und dem starken Heben und Rückwärtszichen der Zun- genwurzel zu liegen. 357 einer früheren Abhandlung habe ich bereits ge- 1 velchen Nerven die Muskeln abhängen, welche beim n beiheiligt sind. (Dieses Arch. 1840. S. 475.) Nur zungen der: Speiseröhre mögen hier nochmals Erwäh- z finden. Reizung des Vagus, selbst an den Wurzeln des- elben, bringt plötzliche und kräftige Contractionen.in der gan- zen Länge der Speiseröhre hervor, aber keine Bewegung, wel- che der peristaltischen im Entferntesten gliche. Dies und die Erfahrung , dass Thiere zni durchschnittenem ‘Vagus noch schlucken und fressen, sind s schon deutliche Fingerzeige, dass die Schluckbewegungen des Oesophagus von diesen Nerven Be ‚Um ale Zweifel zu beseitigen, legte ich bei einem Kalbe die Speiseröhre in einer Länge von wenigstens 8” frei, durchschnitt den Vagus auf beiden Seiten des Hal- ses, ungefähr 2" unter dem Kehlkopfe , und veranlasste das aekaoz Brodkugeln, ‚welche in den Schlund einge- führt wurden, zum Schlucken, Mit jeder Schluckbewegung, deren sich viele in ziemlich kurzer Zeit folgten, entstand auch die assoclirte Schluckbewegung in der Speiseröhre, und ver- b sich, allem Anschein nach normal, über die ganze Länge der freigelegten Partie. Die Grösse der Wunde erlaubte die Schluckbewegungen der Speiseröhre bis in die Nähe des folgen, bis gegen 6” unterhalb der Stelle, nd ae hatte. Dies Experiment be- zungen des untern Theils der Speiseröhre u ind, man müsste denn annehmen wol- len, dass Zweige di ‚Nerven, welehe oberhalb des Durch- „schnilles vom Stamme eutsprangen, sich so weit nach. unten e n. Eine solche Annahme hal aber viel unwalrschein- i n als ich bei einem frisch. gelödteten Kalbe die her- eifenden. Nerven am Hlalse durehschnilt, und deren Wurzeln in der Schädelhöhle galvanisirte, bewegle sich nur der obere Theil des Oesophagus, bis ungefähr 2” unterhalb des Durchschniltes. 9908. 9. Wenn*nun das 10le Paar die Schluckbewegungen 358 wegt werde; Ich habe in Achuersehkaerrä ıl schon bemerkt, dass ich die Richtigkeit i zweifle,; ‘da ich unter den günsligsten ' Aehnliches wahrnahm , 'gegenwärlig kann ich mittheilen; welche zu beweisen scheinen, ‚dass Bewegangen vom Sympathicus abhängen. j — Bei sche wurde Gehirn und Rück kenmark: zerstört, Wachskugel in ‘den Schlund eingeführt. bi sich ‚überaus langsam abwärts, so langsam, d nicht ge " den’ ‚Augen verfolgt wer Bu nach einiger Zeitiim "Magen schnill asselbe Experin rate no ei’ Er. See ni den ii ‚Es bildete sich ‚hinter der Kugel ‚eine merklic menschnürung, und nach" einiger Zeit wurde Schniltwunde des Magens durchgepresst. In Frosche wurde das Experiment wiederholt, jedoch Sicherheit wegen Hirn und Rückenmark ausgeschnitten. ho hier ‘gelang zu 3 wiederholten Malen ‘der Ve such, und die 4 Kugel gelangte, obwohl sehr le ,„ in den Mage So Das- selbe sah ich in einem dten Versi el ‚Hals- mark, sondern sogar die abet ent! N waren, wiederum in 3 hintereinander oe Hiermit ist erstens erwiesen, dass die Schluckbewegungen der $ lire nicht auf relectorische Weise zu Stande s: dass das Rückenmark bei diesen Bewegungen üb ehv ins Spiel kommt, weder als Centralorgan, er Während diese beiden Ansichten, meines Fracht näch- sten gelegen hallen, hat M. Hall, ich weiss nicht aus wel- ehem Grunde, keine von beiden angenommen, vielmehr be- hauplet, die Bewegungen der Speiseröhre wären Fi 1 einfachen Irritabilität, und hervorgerufen durch den‘ es 359 Bissens auf ein irritables Organ. (Philos. Transact. 1833, 0) Dieser Ansicht kann ich nicht beistimmen. Eıstens ‚ der Reiz des Bissens nur die Schleimhaut, nicht aber die \ kelschicht oder deren motorische Nerven, und in vielen # Fällen ist der Bissen zu klein und zu weich, als dass er durch die Schleimhaut hindurch wirken sollte. Zweitens zeigen die oben mitgelheilten Experimente, dass in Fällen, wo der Bissen "slecken bleibt, die Contraetion der Ringmuskeln denselben überschreitet und sich peristaltisch fortsetzt (s. $. 16.) Drit- tens könnte die blosse Irritabilität allenfalls allseilige Contrac- tionen der Speiseröhre um den Bissen begreiflich machen, aber eine peristallische Bewegung; wobei die Cirkelfasern nur hiu- _ ter dem Bissen sich zusammenziehn und'ihn -fortschieben, er- klärt die Irritabilität nicht. Derselbe Bissen, welcher im nor- malen Verhältniss sich abwärts bewegt, steigt bei anliperistal- lischer Bewegung aufwärls. Bei organischen Leiden der 'Cär- dia wird er bisweilen bis zum Magen geführt, kehrt hier un- mittelbar um und wird ausgebrochen. Solche Bewegungen sind gleichmässig combinirt, was die Bewegungen der blossen Inritabilität nie sind. _ Alle combinirte Bewegungen, die wir hinreichend kennen, kommen unter der Mitwirkung von Cen- iralorganen zu Stande. Sind nun die combinirten Bewegun- gen der Speiseröhre unabhängig vom Einflusse des Hirns und Rückenmarkes, wie die milgelheilten Experimente an Fröschen andeulen, so scheinen sie nur vom Sympatlıicus abgeleitet wer- den zu können, dessen Dignität als Centralorgan gewisser zu- sammengeselzler Bewegungen neuerlich wieder Henle mit guten Gründen verfochten hat. Wenn nun die Schluckbewegungen der Speiseröhre nicht dureh den Vagus vermittelt werden, so fragt sich’s, warum dieser molorische Zweige an jene abgebe. Es bleibt kaum elwas Anderes übrig, als an die Breehbewegungen zu denken. Freilich tritt Erbrechen auch nach Durchsehneidung des Va- gus ein, indes ist nach den Untersuchungen Magendie’s leicht begreiflich, dass auch olme Mitwirkung des Ocsophagus \w 210” x — 360 gebrochen werden könne. Unleugbar ist, dass die Heftigkeit der Bewegungen, welche nach Reizung des Vagus entstehen, und namentlich‘ die beträchtliche Verkürzung des Oesophagus, in/Folge welcher der Magen nach oben gezogen wird, nicht die mindeste Aehnlichkeit mit dem Schlucken, wohl aber ei- nige mit dem Erbrechen haben, besonders auch das mit diesem verbundene Gefühl des Hebens im Magen erläutern. Indess betrachte ich selbst diesen Gegenstand für nichts weniger als erledigt. Schliesslich sei erlaubt, auf ein Paar störende Druckfehler aufmerksam zu machen, welche in meiner Ahandlung (dieses Archiv 1840, S. 475 fl.) stehen geblieben sind. S. 476: den fünften Nerven 1. den feuchten Nerven — S. 502: hypoglossus 1. hyoglossus — 8.517: welche der Operation vorausgehen musste 1. welche dem Experiment vorausgehen musste — $. 527: Rückenmarkes 1. Rückgrathes. Zur Entwickelungsgeschichte der Haare. Von Dr. Gustav Sımon, pract. Arzte zu Berlin, (Hierzu Taf. XII.) Ueber die Art, wie die Haare sich entwickeln, sind in den letzten Jahren interessante Untersuchungen angestellt worden, während von den früheren Beobachtungen fast nur die von Heusinger *) Beachtung verdient, welcher fand, dass bei Fö- ius von Rindern, ehe die Haare entstehn, die Haut das An- sehn bekömmt, als wäre sie durch-Lampendampf geschwärzt. Diese Färbung rührt nach seiner Angabe von schwarzen oder braunen Kügelchen her, die mit den Pigmenikörnern des Au- ges Aechnlichkeit haben. Auf diesen Kügelchen sah er einen Höcker sich erheben, der sich in den Schaft des Haares um- wandelte, während das Kügelchen selbst zur Haarzwiebel wurde. Diesen Beobachtungen zu Folge hielt Heusinger es für wahrscheinlich, dass die Haare aus dem Pigmente der laut ihren Ursprung nehmen, Vor einiger Zeit hat Gurlt **) Untersuchungen über die Haare milgetheilt, deren Resultate, in so weit sie die Entwik- *) Deutsches Archiv für die Physiologie von J. E. Meckel. 7. Bd. 1822. S. 403. "*) Magazio für die gesammte Thierheilkunde von Gurlt und Hertwig. 1836. 8. 201. 362 kelung ‚derselben betreffen, sich folgender Maassen zusammen- fassen lassen: Die Bälge, in denen die Haare stecken, sind, einfach oder doppelt. Die ersteren werden durch Einstülpun- gen. der Oberhaut hervorgebracht, die andern, welche bei den Tasthaaren der Thiere sich finden, bestehn aus einem das Haar unmittelbar umgebenden Sacke, der von der Oberbaut aus- | geht, und einem zweiten, der: von dem Zellgewebe der Cutis gebildet wird. Der innere Balg der Tasthaare, und ‚der ein- fache'Balg der übrigen Haare stülpt sich von unten nach ‚oben wieder ein, und dies ist die eigentliche Matrix des Haares. An dem im ‚Entstehen ‚begrilfenen Haare ‚geht vom. Grunde des Haarbalges eine weichere, körhige Masse nach oben bis an das erste Rudiment des Haares. Der Schaft und die Spitze des Haares bilden sich früher -als die Zwiebel vollständig aus, und diese ist.anfangs unten 'ausgeschnilten, fast verkehrt herz- förmigz>’ während sie später länglich erscheint. - Die Rinden- substanz «der Haare ‚besteht aus feinen, zähen Längenfasern, die’ Marksubstanz ist. deutlich‘ zellig, und dem Pflanzenmarke ähnlich‘, Anden, weissen Pferdehaaren erkennt man äusserlich sehr feine, wellenförmig gebogene Queerstreifen, die vielleicht von einem sehr dünnen Ueberzuge des: von unten eingestülplen Haärsäckehens 'herrühren. Diese Queerstreifen kommen bei dunkeln» Haaren-auch vor, sind bei diesen aber nicht so deut- lielt zuserkennen, Kürzlich hat Henle *). Untersuchungen über die viehneh lichen Haare. veröffentlicht, und (gezeig!, däss dieselben, ebenso wie dielübrigen Gewebe, aus Elemenlarzellen entstehen. “Die menschlichen Haare sind, seinen Beobachtungen zu Folge, so weib’sierin der Haut stecken, von einem doppelten Balge umgeben, einem äussern, der aus Zellgewebefasern besteht, und als eine wahre Einstülpung der Cutis anzusehen ist, und einem inneren, den Henle die Wurzelscheide nennt. Letztere be- steht aus mehreren Schichten, und.ist als eine Forlselzung der *) Froricp’s n. Notizen. 1840. No, 294. S, 114. betrachten. ‘Von dem intern blinden Ende des s erhebt sielı nach innen ein wahrscheinlich kur. gelförmig‘ zugespitzter Fortsatz, die Haarpulpa oder ‚ Haares. Auf diesem Forlsatze sitzt der‘ unterste Haares, der hohl ist, und welchem Henle den Na- knopf gegeben. Mit dem äussern Theile des Haar: 1opfes steht der Haarschaft in Verbindung, w welcher in die släuft. Die Rindensubstanz des Schaftes zeigt eine der Länge nach laufende Streifung, und lässt h in feine Längenfasern spällen. Die Streifen verlie! Ir gegen die Spilze, gegen die Wurzel hin werden sie eher, und hier sieht man auch stärkere, der Länge nach eine ‚dunkele en An der Oberfläche der Rin- anter auch 'am 'Ratıde des Iaares etwas vorragen tanz. des Haarschafles nimmt, wenn sie vorkaf N Infttleren Theil des Schaftes ein, und besteht aus mmen unter den beschriebenen Kernen auch einzelue Pigmenteonglomerate vor, ähnlich denen der gefärb- a ı des Rete Malpighii. Bei manchen Haaren findet ‚stalt dieses zelligen Haarknopfes eine unbedeutende kol- f ‚Anschwellung, welehe, wie die Substanz des a und faserig, nur heller ist, “ a den mitgelheilten anatomischen Thatsachen schliesst Henle nun, dass das Haar sich auf folgende Weise bilde: 364 Der zuerst erzeugte Theil des Haares ist die Spitze, dann folgt der Schaft. Diese Theile entstehen dadurch, dass sich an der Oberfläche der Haarpulpa und in der Furche zwischen. ibr y und dem Grunde des gefässreichen Haarbalges Zellen a ‚ansetzen, welche durch neue immer ersetzt werden. Von diesen Zellen. + verwandeln sich die äussern in Fasern der Rindensubstanz, _ pe zwischen denen, so lange sie weich sind, und oft noch weit . hinauf die metamorphosirten Zellenkerne als jene oben erwäh, ten dunkeln Streifen sichtbar sind; die innern Zellen, w über der Spitze der Pulpa sich befinden, bleiben viel weile aufwärts in ihrem primitiven Zustande; aus ihnen wird Marksubstanz. Die Queerfasern am Haare bilden sich aus äussern Schicht der. Wurzelscheide. Diese äussere Schicht be- 2. steht aus einer nelzförmig durchbrochenen Membran, die in” jene Queerfasern sich umwandelt, welche dann am Haare fest = und mit ibm über die Hautoberfläche hervorgehoben a7 ‘ werden. Die netzförmig durchbrochene- Membran eht wahrscheinlich aus der dem äussern Balge zunächst a ch aus Zellen zusammengesetzten Schicht der Wurzelscheide. Ist „die Entwickelung des Haares beendigt, so nimmt ne a jene früher beschriebene kolbige Gestalt an. Im Aten Heft des vorigen Jahrgangs dieses Archivs befin- det sich ein Aufsatz von Bidder, in welchem die ‚Bildun; der menschlichen Haare ziemlich auf dieselbe Weise v Henle dargestellt wird. Bidder erklärt auch die aus denen die Haarwurzel besteht, für Elementarzel nimmt. an, dass die Fasern des llaarschaftes sich aus densell bilden. In Beziehung auf die Art, wie diese Umbildung vor sich gehn soll, weicht er indess etwas von Henle ab. ‘Anch sind ihm die Qucerfasern, so wie die Marksubstanz der mensch- lichen Haare, unbekannt geblieben. ni Wenngleich wir durch die angeführten Untersuchungen einen ziemlich vollständigen Aufschluss über die Art, wie die Haare sich bilden, erhallen haben, so bleiben doch, wie mir scheint, noch mehrere Fragen zu beantworten. Zuerst war LG N bit. Er: er Yu Pr 6; 365 yr nz wohl zu prüfen, ob die Schlüsse, welche bisher hauptsächlich aus der Beschaffenheit der schon ‚mehr ‘oder weniger entwik- kelten: Haare auf die Entstehungsweise derselben gemacht wor- Bi auch für die erste Bildung beim Fötus güllig sind. ; dieser Prüfung war dann zu untersuchen, in welcher Rei- - Yienfolge di 1 Haare gehörigen Theile bei d nfolge die einzelnen zum Haare gehörigen Theile bei der ucht erzeugt werden, ob z. B. der Haarbalg sich erst voll- dig entwickelt, und dann die Bildung des Haares in dem- \ ven ihren Anfang nimmt, oder ob beide gleichzeitig ent- stehn. Der Zeitpunkt, in welchem die Wurzelscheide zuerst sichibar wird, war auszumilteln, so wie auch die Art, auf welche das Haar aus der Haut hervortrilt, ‘genauer: festzu- ‘ en u. s. w. Obwohl ich nicht im Stande bin, über alle diese Punkte eine genügende Auskunft zu geben, so will ich doch als einen kleinen Beitrag zu dem bis jetzt Ermittelten einige Beobach- tungen mittheilen, die das Resultat einer im Laufe dieses Jah- res hauptsächlich bei Schweinsfötus angestellten Untersuchung über die Entwickelung der Haare sind. Zuerst verdiente wohl die oben erwähnte Angabe Heu- singer’s, dass der Entstehung der Haare eine Schwarzfär- bung der Haut vorausgehe, weiter verfolgt zu werden. Ich fand diese Färbung auch bald bei Schweinsfötus von verschie- dener Grösse. Die kleinsten, bei denen ich sie bemerkte, hat- ten. von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel eine Länge von zwei Zoll, und hier zeigte sich die Färbung nur an ein- "zelnen Stellen des Körpers. Bei grösseren waren enlweder auch nur einzelne dunkele Flecke vorhanden, oder es erschien der ganze Körper geschwärzt. Die Färbung rührle, wie dies auch Heusinger angegeben hat, von kleinen, nahe aneinan- der liegenden schwarzen Körnern her. Diese fand ich bei kleinen Embryonen 0,0065 bis 0,0089 Par. Zoll lang, an der breitesten Stelle 0,0035 bis 0,0040 Zoll breit, und bei älteren Embryonen etwas grösser (TAXI. Fig. 1.). Häufig war aber bei Fötus, die genau auf derselben Entwickelungsstufe sich änr 7 befanden, ‚wie solche deren Haut geschwärzt eridkken Is von Färbung zu bemerken. Untersucht man bei solehen die Haut genauer, so ‚nimmt man indess auch Körperehen darin wahr, die mit den ‚schwarzen in Grösse, Form und Anordnung übereinstimmen, allein weisser sind, als’ die Haut, in der'sie liegen tFigs2.). : Bei kleinen, nicht gefärbten, Fötus sind: diese, weissen Körperchen auch nur'an einzelnen Stellen vorlianden, bei grösseren über den ganzen Körper verbreitet. ' Zuweilen sieht man bei demselben Fötus’an einigen Hautstellen schwarze, n an andern weisse ‚Körperehen. Bringt man ‚ein Hautstück, in» welchem ‚diese: weissen: Körperchen sich befinden, und däs durch einen.horizonlalen Schnitt abgetragen worden ist, unter das Mikroskop, so erkennt man bei der grossen Di keib-der- Fölushaut, dass jene Körperchen 'aus kleine bestehen, welehe von der. Epidermis in schräger,.b rizentaler Richtung im Corium herablaufen. . An, der‘ pidermis fängen sie mit einem dünnen Halse an, nehmen; dann mehr an “Weite zu, und. haben unten ein abgerundetes Ende. Dicht über der Endigung bemerkt man oft eine etwas eingeschnürte Stelle (Fig.3. und‘4.). . Noch deutlicher sieht man (diese Säck- chen in dünnen, »durch - einen senkrechten Schnitt. gelösten Waulstückehen, in denen: dieselben dann elwas weniger durch+ scheinend ausselın, als das Corium, in welchem! sie liegen, Gelingt es durch Hin- und Herschieben der das Hautstück be> deckenden Glasplatte das Säckehen’ yon der Culis z ‚irennen. und so zu-isoliren, 80 erkennt man in den Wänden d selben kleine, ziemlich dieht aneinander liegende Körner, 'wahrschein- lich die Kerne von Elemienlarzellen, aus denen die Wände des B Säckehens bestehn (Fig. 5.). Dass die beschriebenen Körper- chen die Haarsäcke sind, scheint:mir keiner: Frage unlerwor- fen zu sein; denn ihre: Form und Anordnung, so wie der Um- stand, dass man beigrösseren Fölus Haare darin findet, selzen dies wohl’ ausser allem Zweifel. Von einem Haare war aber bei ‚Fölus, die unter‘5 Zoll’lang waren, ‚in.diesen Säckehen niemals etwas zu bemerken; ich mochte nun grössere Haut- 367 sfölus, like ich vorhin TEE auf dieselbe Weise, eissen, von denen so eben die Rede war, untersucht, det man, dass dieselben eben solche Säckchen, ‚wie diese - ‚ Ihre Wände bestehn auch‘aus' einer köruigen; ziemlich L; _ durchsichtigen Masse, sind ‘aber’ noch’ mit einer Schicht schwar- 9 nie: bekleidet, welches sich ; wie :manı bei» einer 1 ' Vergrösserung sehr deutlich" sieht, in/Zellen ‚befin- et, von’ denen: einige'rundlich, die meisten aber sterhförmig Diese Zellen liegen oft ziemlich dicht"zusammen: und stehen , durch ihre Fortsätze mit einander‘ in Verbindungz so dass ‚der Haarsack ‘wie mit einem‘ schwarzen Netz, überzogen aussieht, andere. Male sind sie weiter ' voneinander entfernt (Fig. 6.). Nicht "selten lassen .sich-Kern ‚und Kernkörperchen - ler Zellen reelit deutlich unterscheiden. 'Die-die Zellen bil- 3 dende Membran muss sehr dünn sein, ‚denn bei’ einem «elwas i stärkeren: Druck berstel'sie und. die von- ilir eingesehlossenen . Pigmentmolecüle iretem' hervor. Ol» diese Pigmentzellen äus- serlich um den Haarsack liegen, oder die innere Fläche dessel- n ‚adekleiden, ist bei der Kleioheit und Dünnlieit des Haar; ; Fötus schwer zu ‚entscheiden, ‚doch werde ich spä- ter einige Gründe anführen, ‘die es waälrscheinlich machen, dass das Pigment an der zuletzt genannten Stelle sich befin- det. Im Rete Mälpighii ‘der Haut finden 'sich bei Schweins- fölus ganz ähnliche sternförmige PRaEapen. nur Bi sie Pservodsinander entfernt, ; dem bisher Angegebenen ke also won, Pr? beim Fötus zuerst die Haarsäcke entstehn, in denen . dann später. die Ei ab, der Haare vor Is i sich geht .. ae - In Uaarsäcken, in denen fadbls nichts, von einer Iaarspilze 368 oder einem Haarschafte zu bemerken war, fand ich bei Schweins- - fötus von ungefähr 6 Zoll Länge *), zuweilen ausser dem Pig- mentlüberzuge noch: eine schwarze Masse, die.im Grunde des Haarsackes lag, und in ihrer Form Aehnlichkeit mit der Wur- zel des jungen Haares hatte. Auch bei etwas grösseren Fö- tus, bei welchen die meisten Haarbälge schon Haare enthalten, war in einzelnen nur diese dunkele Masse zu bemerken. Die- selbe liess sich in Haarbälgen, die sehr dicht mit Pigment be- kleidet waren, nur in ihren äussern Umrissen, die ungefähr eine umgekehrt herzförmige, oder halbmondförmige Figur bil- den, erkennen; wenn aber eine geringere Menge von Pigment- zellen am Haarsacke vorhanden war, konnte man ziemlich deutlich unterscheiden, dass jene Masse aus rundlichen, mei- stens schwarzen, in der Mitte öfters mit einer hellen Stelle versehenen Körnern "bestand, die den Pigmentzellen im Rele Malpighii der menschlichen Haut glichen und ziemlich dicht aneinander lagen. Dass diese Masse wirklich die Wurzel des später sich bildenden Haares ist, scheint mir ‘besonders deshalb wahrscheinlich; weil ich niemals in einem mit schwarzem Pig- mente bekleideten Haarbalge eine blosse Haarspitze gefunden habe. Immer stellten vielmehr die kleinsten, noch nicht ein- mal bis zur Mündung des Haarbalges emporgewachsenen Haare schon ein vollständiges Haar, nur in verjüngtem Maassstabe, dar. Mit einer verhältnissmässig sehr dicken Wurzel steht nämlich ein feines, oben spitz zulaufendes Haar in Verbindung, das aber noch kein Mark enthält, da der ganze, oberhalb der Haarwurzel befindliche Theil bei der weiteren Entwickelung zur-Haarspitze wird, die bekanntlich marklos ist (Fig. 8.). Bei Haarbälgen, die keinen Pigmentüberzug haben und in de- nen sich immer ungefärbte Haare bilden, während in denen mit: Pigment bekleideten immer schwarze Haare entstehn, ver- *) Bei Schweinslötus von der angegebenen Länge enthalten die Haarsäcke an einigen Stellen, z. B. um die Augen, schon Haare, in den meisten Haarsäcken aber sind noch keine Haare vorhanden, N 369 hält sich dies anders. Hier nämlich bemerkt man, wenn die Haarbildung begonnen hat, im Balge bloss eine Haarspitze, die einem der Wurzel des vollendeten Haares ähnlichen Theile Be... steht. Das junge Haar scheint an der Stelle, wo bei schwarzen Haaren der Haarknopf sich ansetzt, mit fei- Fasern aufzuhören (Fig. 12. und 13.). Gewiss ist aber ier "wohl ebenfalls ein aus Zellen bestehender Haarknopf vor- handen, der sich nur, weil er aus ungefärbten und durchsich- tigen Zellen besteht, von der Masse der Haarsackwandungen - nicht unterscheiden lässt. Zuweilen fand ich bei jungen un- gefärbten Haaren, deren Wurzel nicht zu erkennen war, im Grunde des Haarsacks einen kleinen conischen Körper, der " wahrscheinlich die Pulpa pili war, die in die Höhlung des Haarknopfes sich hineinerstreckte. Bei den mehr ausgebildeten ungefärbten Haaren grösserer Fölus lässt sich übrigens auch der Haarknopf deutlich unterscheiden. Dass das Haar, wie Henle und Bidder annehmen, aus den im Grunde des Haarsacks gebildeten Zellen entsteht, ist höchst wahrscheinlich, nur stimmen die beiden ‚genannten Be- obachter über die Art, auf welche die Zellen dabei umgewan- delt werden, nicht ganz miteinander überein. Bidder näm- lich glaubt, dass jede Zelle sich durch Verlängerung nach zwei Seiten in eine einzige Faser umwandelt und hält die dunklen, am untern Theile des Haarschaftes vorhandenen Streifen für t verlängerte Zellen. Er selbst aber wendet gegen diese Erklä- rungsweise schon ein, dass für die grosse Menge der im Haar- - schafte befindlichen Fasern die Anzahl der dunkeln Streifen am untern Theile des Schaftes zu gering sei. Zieht man nun noch das, was Ilenle über die Umwandlung der Zellenkerne ia andern Geweben *) ermittelt hat, in Erwägung, so hat wolil dessen oben angeführte Deutung, bei welcher jene dun- kelen Streifen am Haarschafte für metamorphosirte Zellenkerne erklärt werden, bei weilem mehr für sich. « *) Froriep’s on, Not, 1840. No, 315. S. 103. Mäller's Archir, 1941. 24 370 Das Ilervortreten des Haares aus dem Haarsacke bielet bei Schweinsfötus einige Eigenthümlichkeiten dar, Ist das Haar nämlich so lang geworden, dass es im Haarsack nicht mehr Platz hat, so wächst es gewöhnlich nicht gerade aus demselben heraus, sondern biegt sich in Form einer Schlinge zusammen, so dass man die Spitze und den der Wurzel näher liegenden Theil im Haarsacke findet, während der Bogen der Schlinge aus der letzteren hervorragt, Auch sieht man das Haar zuweilen an der Mündung des Haarsackes zusammenge- rollt. Es erinnert dies an eine ähnliche Beschaflenheit abnorm gurückgehaltener menschlicher Haare, die Leuwenhock, Weber und Eschricht öfters bei erwachsenen Individuen beobachtet haben. Bei Fötus von 7 bis 8 Zoll Länge habe ich die angegebene Lage der Haare wiederholt gesehen. Die- selben liegen hier gewöhnlich zu dreien nebeneinander. Das in der Mitte befindliche ist am meisten entwickelt und auf die angegebene Weise zusammengebogen, während die beiden andern, weniger ausgebildeten noch nicht gekrümmt erschei- nen (Fig. 10.). Bei Fötus von 8 bis 12 Zoll Länge fand ich die Haare am ganzen Körper schon mit der Spitze und einem mehr oder weniger grossen Theile des Schaftes aus dem Haarsacke her- vorgetreten, doch waren sie an den meisten Stellen noch mit einer den ganzen Fölus überziehenden Membran bedeckt. Schon Heusinger halte bemerkt, dass die Haare, ehe sie völlig zum Vorschein kommen, von einer Haut bedeckt sind, die er für die Epidermis hielt. Genauere Angaben über diese Membran haben wir indess durch Ibsen und Eschricht *) erhalten. Sie beobachteten dieselbe bei 8 Zoll langen Schweins= fötus, bei denen die überall hervorgebrochenen Haare äusserst fest mittelst dieses häulfgen Ueberzuges an die Haut gedrückt waren. Eschricht hielt diesen Ueberzug, obgleich er ihn zusammenhängend abziehen konnte, anfangs für das verdich- *) Jahrg. 1837. S. 41. dieses Archivs. 374 tete Smegma, Ibsen aber, der diese Haut schon früher beim Embryo eines Faulthiers gefunden hatte, entdeckte, dass die- selbe eine Foriselzung des äussern Ueberzuges der Nabelschnur, also des Amnion ist. Ob diese Membran, wenn die Haare ganz hervortreten, in grösseren Stücken oder in kleinen für das blosse Auge nieht sichtbaren Partikeln abgestossen wird, ist mir unbekannt, denn bei den grössten Schweinsfötus, die ich untersucht habe und welche etwas über einen Fuss lang waren, lagen fast alle Haare noch unter dieser Membran. An einigen Stellen indess, wie z. B. über den Augen und hinter dem Unterkiefer, war eine geringe Anzahl schon: hervorgebro- chen, und hier überzeugte ich mich, dass nicht ein grösseres Stück der fraglichen Membran fehlte, sondern dass sich nur einzelne Oeffnungen in derselben für die durchgetretenen Haare gebildet halten. Diese Membran hängt mit den Haarbälgen ziemlich fest zusammen, denn wenn man ein Stück derselben an solchen Stellen, wo die Haare noch nicht durch sie hin- durch getreten sind, abzieht, so sind an der untern Fläche häufig kleine Fortsätze sichtbar, die aus dem obern Theile der Haarsäcke und den mit diesen in Verbindung stehenden Talg- drüsen bestehn. Bei kleineren Fölus von wenigen Zollen Länge, wo sich, besonders wenn dieselben einige Zeit an der Luft oder in Wasser gelegen haben, die äusserste Hautschicht sehr leicht abziehn lässt, bleiben sogar fast immer die unver- sehrten Haarsäcke mit den losgetrennten Hautstücken in Ver- bindung. Man könnte wegen dieser genauen Verbindung mit den in der Haut gelegenen Theilen geneigt sein, jene Membran nicht für eine dem Fötus eigene Haut, sondern für die Epi- dermis zu erklären. Auch lassen die Elemente, aus denen dieselbe besteht, diesen Schluss recht wohl zu, denn ich fand sie unter dem Mikroskope aus eben solchen pflasterförmig an- geordneten Epitheliumzellen zusammengesetzt, wie die Epider- mis, Ein anderer Umstand indess ist dieser Annahme zuwider. Man bemerkt nämlich unter diesem Ueberzuge zwischen den 24° 372 Haaren noch eine andere dünne Schicht über dem Corium, welche der Epidermis entspricht, was man am besten bei schwarzen oder gefleckten Fötus sieht, bei denen die Grenze des Coriums durch die im Rete Malpighii vorhandene Pig- mentschicht sich genauer unterscheiden lässt. Alle Haare der Schweinsfötus haben ausser dem eigent lichen Haarbalge noch eine zweite in diesem steckende Hülle, - die dem Theile analog ist, welche Henle bei seiner Beschrei- bung der menschlichen Haare die Wurzelscheide nennt. Schon bei Haaren, die noch ganz im Haarsacke liegen, und deren Spilze aggh nicht gekrümmt ist, findet: man diese Scheide vor, die dann zu jeder Seite des Haares einen hellen Streifen bil- det (Fig. 9.). Vor dem Entstehen des Haares ist aber von der Scheide durchaus nichts zu bemerken, weshalb man wohl annehmen darf, dass sie sich gleichzeitig mit dem Haare bil- det. Bei Haarbälgen, welche mit Pigment bekleidet sind, fin- det man dieses auch nach dem Entstehen der Wurzelscheide noch vor, doch nimmt letztere nichts davon auf (Fig. 9. u. 11.). Bei ganz ausgebildeten Haaren indess fehlte die Pigmentschicht am Haarsacke oft. Dass dieser Pigmentüberzug nicht auf der äussern, ‘sondern auf der innern, dem Haare zugekehrten Seite des Haarbalges liegt, ist mir deshalb. wahrscheinlich, weil man die Pigmentzellen niemals. über die Linie, welche die Grenze des Haarbalges bezeichnet, hervorragen sieht. Da ferner der Haarbalg: eine Einstülpung der Culis ist, und die mit der Epidermis zusammenlüäüngende Wurzelscheide gleichsam als’ das Epithelium des Haarbalges angesehen werden kann, so darf man, weil das Pigment der Haut zwischen Cutis und Epider- mis seinen Sitz ‚hat, wohl vermulhen, dass das des Haarbalges an der entsprechenden Stelle, also zwischen Haarbalg und Wurzelscheide, sich befinden werde. Der Umstand, dass man das Pigment des Haarsackes auch nach der Bildung des Haa- res noch vorfindet, kann als Einwand gegen die Annahme, dass das Haar aus dem Pigmente der Haut entsteht, angeführt werden. ‚Sicherer wird diese Hypothese aber dadurch wider- 373 legt, dass an solchen Stellen, wo ungefärbte Haare erzeugt werden, gar kein Pigment in der Haut vorhanden ist, so wie auch noch durch die Beschaffenheit der die Wurzel des jun- gen Haares bildenden Zellen selbst. Denn wenn diese Zellen auch in ihrem Ansehn Achnlichkeit mit den rundlichen Pig- mentzellen der Haut haben, so unterscheiden sie sich, wie mir scheint, von diesen doch hinlängliech durch ihre grössere Zä- higkeit. Die Pigmentzellen in der Haut eiues Schweinsfö- tus konnte ich immer leicht zerdrücken, während dies bei den Zellen in der Haarwurzel eines solchen Fötus ziemlich schwer hielt. f . Durch chemische Mittel lässt aus den Haaren sich bekamt- lich ein gefärbtes Oel darstellen. Ich vermuthete deshalb, dass sich aus den Zellen, welche die Wurzel des noch in der Ent- wickelung begriffenen Waares bilden, vielleicht eine ölartige Substanz würde auspressen lassen, zumal da ich den: rotlien oder gelben Farbestoff an den Schnäbeln der. Gänse und En- ten *), und den Füssen dieser Vögel und der Tauben, aus dün- nen Hautlamellen unter dem Mikroskope immer iin Form zahl- loser feiner Kügelehen ausdrücken konnte, die sich dann zu grösseren rothen oder gelben Fettiropfen vereinigten. Aechn- liches wollte mir indess bei den gefärbten Haaren der Schweins- fötus niemals gelingen. Wenn ich die Wurzel eines noch nicht völlig ausgebildeten Haares unter dem Mikroskop durch Ver- schieben der dasselbe bedeckenden Glasplalle zerriss, so waren wolıl kleine Molecüle, die aus einzelnen zerrissenen Zellen der 2% + *) Das Pigment an den Schnäbeln und Füssen der genannten Vö- gel, welches sich nach Göbel durch warmen Alkohol ausziehen lässt, liegt zwischen einer aus sehr deutlichen Epitheliumzellen bestehenden Oberhaut und einer dem Corium entsprechenden, aus Fasern zusum- mengeselzten Membran, Die zwischen diesen beiden Häuten befind- liche Masse stellt sich, die verschiedene Farbe abgerechnet, auf ähn- liche Weise wie das Pigment im Rete Malpighii des Menschen dar, und ist daher wahrscheinlich in kleinen Zellen eingeschlossen, wenngleich es mir nicht gelang, eine eigene Zellenmembran sichtbar zu wachen. 374 Haarwurzel' gekommen zu sein schienen, zu bemerken, doch vereinigten sieh dieselben niemals zu einem Tropfen. Bei den grauweissen Haaren der Schweinsfötus erscheint die aus deutlich erkennbaren, mit feinen Körnchen gefüllten Zellen zusammengesetzte Marksubstanz unter dem Mikroskope dunkler als die Rindensubstanz. Bei ganz schwarzen Schweins- haaren aber ist die Rindensubslanz eben so stark gefärbt als. das Mark, weshalb auch letzteres gar nicht durch die Rinden- substanz hindurchschimmert. Die aus der äussern Schicht der Wurzelscheide sich bil- denden Quceerfasern des Haares habe ich, nachdem mir Henle’s Untersuchungen bekannt geworden waren, auch an den Haa- ren der Schweinsfötus öfters wiedergefunden, Sie umgaben hier, wie dies auch Henle bei den Haaren des Menschen ge- funden hat, zuweilen den unteren Theil des Haarschäftes wie ein umgewickeltes Band. Ueber die mit den Haarbälgen der Schweinsfötus in Ver- bindung stehenden Talgdrüsen habe ich Folgendes beobach- tet: Diese Drüsen bilden sich früher als die Haare, doch später als die Haarbälge, denn bei kleinen Embryonen findet man Haarbälge, aber noch keine Talgdrüsen, und: bei grösse- ren Haarbälge, die noch keine Haare enthalten, aber schon mit Talgdrüsen verschen sind. Der Bau der Talgdrüsen bei Schweinsfötus ist verschieden von dem des ausgewachsenen Schweines. An jedem Haarbalge befindet sich nämlich ein längliceher Schlauch, der durch Queerlinien, welche sich in ge- ringer Entfernung voneinander befinden, wie in Fächer abge- theilt aussieht. Dicht unter der Haarsackmündung endet der obere Theil des Schlauches entweder mit einer feinen längli- chen oder mehr kegelförmigen Spitze. Am untern Theile des Schlauches befindet sich ein aus runden Körperchen zusam- mengesetzter Anhang, der einige Aehnlichkeit mit einer Traube hat (Fig. 7.) Bei Haarbälgen, die schon Haare enthalten, ist dieser Anhang öfters in zwei Lappen getheilt, die seitlich über die Grenze des Haarbalges hinausragen (Fig. 9.). Jeder dieser 375 auch aus runden Körperchen bestehenden Lappen setzt sich ent- weder unmiltelbar an den Schlauch an, oder vereinigt sich, was jedoch selten der Fall ist, mit demselben durch einen dünnen, ebenfalls fächerigen Fortsatz. Die Talgdrüsen, wel- che mit Haarbälgen in Verbindung stehn, in denen gefärbte Haare sich bilden, enthalten ausser dem Hauttalg schwar- zes Pigment. Ob die beschriebenen Drüsen sich später, ver- ändern, und die Form annehmen, welche die der erwach- senen Thiere haben, oder ob vielleicht nach dem Ausfallen der Fötushaare sich über die diekeren Borsten neue Haarbälge mit anders geslalteten Talgdrüsen bilden, ist noch zu ermitteln. Dass die den Haarschaft bildenden Zellen das Vermögen besitzen, sich auch in einiger Entfernung von der Wurzel noch zu verändern, ist wohl keinem Zweifel unterworfen, und er- giebt sich z. B. schon daraus, dass bei kleinen, noch ganz im Haarsacke befindlichen Haaren an dem der Wurzel nahe lie- genden Theile des Schaftes die früher erwähnten dunkelen Län- genstreifen breiter und deutlicher sind, als am obern Theile ‚der schon über die Haut hervorgewachsenen Haare, während doch der obere Theil dieser schon mehr ausgebildeten Haare nichts Anderes ist, als das durch nachwachsende Substanz weiter in die Höhe geschobene junge Haar. Diese selbststän- Jige Thätigkeit der Zellen ist aber gewiss nicht so gross, dass sich vermöge derselben die abgeschnittenen Haarspilzen von der Schnitifläche aus sollten wieder bilden können. Da auch alle Beobachter bisher darüber einig waren, dass eine solche Wiedererzeugung der Haarspitzen nicht Statt findet, so würde ich dieses Umstandes gar nicht erwähnt haben, wenn nicht Mandl *) vor Kurzem behauptet hätte, dass seinen Untersu- chungen zu Folge bei abgeschnittenen Haaren von der ver- leizten Stelle aus entweder eine ganz regelmässig beschaflene oder nur unvollkommen ausgebildete Spitze entstehe. © Um diese Angabe zu prüfen, schnilt ich an der Wade eines Mannes *) Froriep’s Not, 4840. No, 276. 376 zwölf Haare theils dicht an der Haut, theils in einiger Enffer- nung von dieser ab, und bezeichnete mir die Stelle durch ei- nen mittelst salpetersauren Silbers um dieselbe gezogenen Kreis. Als ich diese Haare nach vier Wochen untersuchte, fehlten zwei, die wahrscheinlich ausgefallen oder abgebrochen waren. Von den übrigen zehn hatte keins eine wirkliche Spitze be- kommen; sechs nämlich sahen aus, als wären sie so eben erst “ durehschnitten worden, und die vier andern zeiglen zwar ein etwas abgerundetes und kolbig angeschwollenes Ende, doch nahm man bei stärkerer Vergrösserung deutlich wahr, dass diese Beschaflenheit des Haarrandes nicht von einer Neubil- dung, sondern von einer Splilterung der Haarsubstanz her- rührte. ‘Die feinen Längenfasern des Haars waren nämlich voneinander ‘getrennt, und die am Rande befindlichen nach aussen umgebogen, so dass das Ende des Haares mit einem dicken Pinsel einige Aehnlichkeit hatte. Bei der Anwendung einer schwachen Vergrösserung, bei der man die einzelnen Fa- sern nicht erkennt, kann diese Veränderung des Haares wohl zu der Annahme verleiten, dass hier eine unyollkommene Re- generation Stalt gefunden habe. Zu der Angabe Mandl’s, dass die abgeschnittenen Haarspitzen oft auch in ganz norma- ler Form regenerirt werden, hat höchst wahrscheinlich eine Verwechselung der abgeschnittenen Haare mit ganz neu‘ ge- bildeten Veranlassung gegeben. Die frühere Ansicht, dass die abgesehnitienen laarspitzen nicht wieder wachsen, ist mithin gewiss die richlige. Dass die Entwickelung der Haare bei Schweinsfötus, oder um’ es genauer auszudrücken, der jungen Borsten, ganz mit der‘ der eigentlichen Haare anderer Thiere übereinstimmen würde, liess sich vermuthen, denn die jungen Borsten gleichen in ihrem ganzen Baue den wirklichen Haaren vollkommen. Rinden- und Marksubslanz verhalten sich bei beiden auf die nämliche Weise, die Spitzen der Fölusborsten sind nicht ge- spallen u. s. w. Die Untersuchung mehrerer Hunde- und Kalbsfötus, zu der mir die Güte des Herrn Professor Gurli ——— 377 ‚Gelegenheit gegeben. hat, bestäligte auch ‚diese. Vermuthung. So fand ich bei einem 2 Fuss und 4 Zoll langen Kalbsfötus an mehreren Stellen des Körperstammes Haarsäcke, in denen noch keine Haare sich gebildet hatten; die Haarsäcke waren an den gefärbten Hautstellen auch mit Pigment bekleidet, wel- ches aber nicht von sternförmigen, sondern von rundlichen Zellen umschlossen war; an andern Stellen zeigte sich in den Haarsäcken jener aus kleinen schwarzeu Körnern bestehende halbmondförmige oder herzförmige Körper, der die in der Ent- wickelung begriffene Haarwurzel zu sein scheint; an noch an- dern Stellen bemerkte man in den Haarsäcken schon kleine Haare, die aber noch nicht über die Haut hervorgewachsen waren. Amı obern Theile des Kopfes, hinter dem Unterkiefer, an den Ohren und am Schwanze waren dieselben schon her- vorgebrochen. Auch jene den ganzen Fötus überziehende Mem- bran war vorhanden. Erklärung der Abbildungen. Taf. XII. Fig. 4. Ein durch einen horizontalen Schnitt abge- tragenes Hautstück von einem 34 Zoll langen Schweinsfötus, in wel- chen kleine schwarze Körper, die mit schwarzem Pigment bekleide- = Haarsäcke, zu bemerken sind. (Bei der Betrachtung durch die oupe.) Fig 2. Ein auf dieselbe Weise abgetragenes Hautstück von ei- nem 2%; Zoll langen Schweinsfötus, in welchem sich kleine weisse Körper, die nieht mit Pigment bekleideten Haarsäcke, befinden. (Die- selbe Vergrüsserung.) Fig. 3. Ein Theil des unter No. 1. abgebildeten Hautstückes bei 20maliger Vergrösserung. Die darin bemerkbaren Körper haben eine den Haarsäcken grösserer Fötus ganz ähnliche Form. 4 4. Ein nicht mit Pigment bekleideter Haarsack eines 2 Zoll langen Schweinslötus in einem durch einen Horizontalschnitı abgelö- sten Hautstück bei ungefähr 290facher Vergrösserung. Der Haarsack enthält noch kein Haar, Fig. 5. Ein isolirter Haarsack desselben Fötus bei gleicher Ver- grösserung. "ig. 6. Ein mit Pigmentzellen bekleideter Haarsack, in welchem die Hoarbildung noch wicht begonnen hat, von einem 3 Zoll langen Schweiuslötus bei 290facher Vergrösserung. 378 Fig. 7. Ein nicht mit Pigment bekleideter Haarbalg eines 5 Zoll langen Schweinslötus mit einer daran befindlichen Talgdrüse. a. Haar- sack ohne Haar; 2. fächeriger Schlauch der Talgdrüse; ce. aus Kör- nern bestehender Anhang der Talgdrüse. (60malige, Vergr.) Fig. 8. Der untere Theil eines mit Pigment bekleideten Haar- sackes von einem 6 Zoll langen Schweinsfötus. Die im Grunde des Haarsackes befindliche körnige Masse ist wahrscheinlich die in der Bildung begriffene uel. (290fache Vergr.) Fig. 9. Ein Haarsack von einem 7 Zoll langen Schweinsfötus. a, Der mit Pigment bekleidete Haarsack; b. die Wurzelscheide; c. das junge Haar; d. die Talgdrüse mit ihrem in zwei Lappen getheilten Anbange. (25fache Vergr.) Fig. 10. Ein durch einen horizontalen Schnitt getrenntes Haut- slück eines 8 Zoll langen Schweinsfötus, Mehrere Haare liegen zu- sammengebogen in der Mündung des Haarsackes. (25fache Vergr.) Fig. 11. Der untere Theil eines Haarsackes von einem 7 Zoll langen Schweinsfötus. An dem gerfärbten Haare sind die Körner des Haarkoopfes (a) und die Längenstreifen des Schaftes (6) deutlich zu erkennen. Der Haarbalg (ce) enthält noch Pigmentzellen. (290fache Vergrösserung.) Fig. 12. Der untere Theil eines Haarsackes von einem 7 Zoll langen Fötus bei 60maliger Vergr. Die Wurzel des ungelärbten Haa- res ist nicht zu erkennen. Fig. 13. Der untere Theil eines Haarsackes von einem 7 Zoll langen Fötus bei 290facher Vergr. Die Haarwurzel ist nicht zu er- kennen. Die im Grunde des Haarsackes vorhandene conische Masse ist wahrscheinlich die Pulpa pili. z n > e Ueber den Verlauf der Arterien bei Delphinus phocaena, Von Prof. Stannıus in Rostock. (Hierzu Taf. XIV. Fig. 1.) Wenngleich Baer *), Breschet *) und Rapp **) in neue- rer Zeit mehr oder minder wichtige Beiträge zur Erweiterung unserer Kenntnisse über das Gefässsystem der Cetaceen, und namentlich des Braunfisches, geliefert haben: so bleiben doch noch so viele Lücken auszufüllen übrig, dass eine neue, mög- lichst vollständige Darstellung des Verlaufes und der Verthei- lungsweise der Arterien des Braunfisches nicht für überflüssig gelten kann. Ich theile demnach die Resultate einer genauen Untersuchung der meisten Arterien dieses Thieres in den fol- genden Blättern mit. . Die Ergebnisse neuerlich vorgenomme- ner Untersuchungen über den Bau anderer Theile des Braun- fisches werden sich hieran schliessen. $. 4. Die weite Aorta entspringt aus dem linken Ven- irikel des Herzens, verläuft von links etwas nach rechts, und bildet dann den von rechts nach links gerichteten Bogen, wel- *) Verhandlungen der Kaiserlichen Leop. Carol. Academie der Naturforscher Bd. 47. Abıh. 1. S. 395 ff. “) Histoire anatomique et physiologique d’un organe de nalure vasculaire, d@couvert dans les Cktaces. Paris 1836. *"") Die Cetaceen zoologisch - anatomisch dargestellt. Stuttg. 1837. 8. 380 cher in die an der linken Seite des Stammes der Wirbelsäule ' absteigende Aorta descendens übergeht. Die Aorta besitzt an ihrem Ursprunge drei halbmondförmige Klappen, an denen ich jede Spur der Noduli Arantii vermisste. Diese fehlten auch den halbmondförmigen Klappen der Aorta eines sehr grossen Delphinus Orca, dessen Herz zu untersuchen ich Gelegenheit hatte. Ich stellte diese Untersuchung um so sorgfältiger an, als Rapp’) ‚die Noduli gefunden zu haben versichert; bei D. Orca war aber wohl keine Täuschung von meiner Seite möglich, da hier das Herz eines ausgewachsenen, 23 Fuss lan- gen Thieres zu Gebote stand, "Eine sackförmige Erweiterung der Aorta gleich nach ihrem Austritte aus dem Herzen, von welcher Meckel redet, habe ich weder bei D. phocaena, noch auch bei D. orea gefunden, bei welchem letzteren Thiere die Aorta allerdings beträchtlich weit ist, ohne jedoch der wirklich sackförmig erweiterten Lun- genarlerie im Durchmesser gleich zu kommen. $. 2. Die ersten, aus der Aorta dicht hinter der Insertion der Klappen hervorkommenden Aeste sind die beiden Arteriae coronariae cordis. Die Arteria coronaria cordis dextra entspringt rechts aus der Aorta und wendet sich auch alsbald queer nach rechls. Sie giebt zuerst einen Ast’ ab, der an der Basis der Lungen- arterie herumgeht, um sich dann an der vordern Fläche des Herzens zu veriheilen. Der Stamm umkränzt hierauf den rech- ten Vorhof, zwischen diesem und der rechten Kammer ver- laufend; hier tritt ein Hauptast desselben an die Rückseite des Herzens, und. verläuft dann von der Basis des Herzens zu dessen Spitze, ungefähr in der Mittellinie der hinteren Ober- fläche des Herzens abwärts. Hier finden starke Anastomosen mit dem aus der A. coronaria sinistra stammenden Ramus su- perficiei anterioris cordis Statt, und zuletzt setzt sich dieser Stamm längs des reghten äussern Randes des Herzens aufwärts 1. cp. 158. 381 fort. Ein schwächerer Ast geht längs des linken Randes des Herzens aufwärts. Der Stamm der Arteria coronaria dexira tritt nach Abgabe des Ramus superfieiei posterioris cordis in den Zwischenraum zwischen dem linken Vorhofe und dem linken Ventrikel, und E verbindet sich‘ hier mit einem ihm entgegenkommenden Aste der Coronaria sinistra. ’ Die Arteria coronaria cordis sinistra entspringt links aus der Aorta, verläuft zwischen Lungenarlerie und Aorta in der Substanz des Herzens, schickt einen starken Ramus superficiei anterioris cordis ab, der in der angegebenen Weise mit einem Aste der Coronaria dexira anastomosirt, schlägt sich dann in dem Zwischenraume zwischen dem linken Vorhofe und der linken Kammer nach hinten um, und tritt hier mit andern Zweigen der Coronaria dexitra zusammen. Vorher aber ‚giebt sie einen längs des linken Randes des Herzens absteigenden kurzen Ast ab, der wiederum mit dem aufsteigenden der Co- ronaria dextra anastomosirt. “ $. 3. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Vertbeilung der Kranzarterien des Herzens bei Delphinus orca. Ich finde folgende Beschreibung ihres Verlaufes in meinen Notizen: Die A. coronaria dexira cordis ist nicht so stark als die sinistra. Sie sendet zuerst einen Ast ab, der an der Vorder- Nläche des Herzens oberflächlich auf der Scheidewand beider Kammern verläuft; zwei andere starke Aeste wenden sich nach rechts und bilden einen Kranz, der die Grenze der rechten Kammer und Vorkammer bezeichnet, Dieser. Kranz schlägt sich nach hinten um und sendet, nachdem er auch hier die genannten Ilerzabiheilungen abgrenzt, von der Basis des Her- zens nach dessen Spitze hin eine hintere Arterie der‘Scheide- wand der Kammern ab, \ { An der Ursprungsstelle der slärkeren Arteria coronaria sinistra findet sich als Andeutung einer Klappe, eine kleine tendinöse Brücke zwischen zwei Punkten des Ostii aus- gespannt, 382 Ein Hauptast der Coronaria sinistra verbreitet sich an der vordern Fläche des linken Ventrikels, von der Basis des Her- zens nach dessen Spitze verlaufend. An der Spitze des Her- zens angekommen, spaltet er sich in 3 Hauptäste: der rechte verläuft längs des rechten Randes des Herzens von dessen . Spitze zur Basis aufwärts; einen ähnlichen Verlauf nimmt der linke; nur erstreckt er sich. nicht so weit aufwärts, als der rechte. Der mittlere aber anastomosirt mit dem an der hin- teren Fläche des Herzens absteigenden Aste der Scheidewand der Kammern, der aus der Coronaria dexira stammt. Der Stamm der A. coronaria sinistra selzt sich nach Ab- gabe dieses Hauptastes fort als Arterie der Grenze zwischen linken Ventrikel und Vorhof. Diese sendet einen Ast abwärts für den oberen Theil des linken Randes des Herzens, schlägt sich dann nach der hinteren Fläche um, giebt noch einen Ast ab für die hintere Fläche des linken Ventrikels, und geht end- lich, nachdem sie immer zwischen Vorkammer und Kammer verlaufen, in die Aeste der Coronaria dextra über. Eine Eigenthümlichkeit der Kranzarterien des Herzens der Delphine ist die, dass aus einem Hauptstamme häufig weite Aeste entspringen, welche nach Abgabe kleiner Zweige und nach kurzem Verlaufe bald wieder in den Hauptstamm ein- münden *°). 8, 4. Aus dem Bogen der Aorta entspringen beim Braun- fisch von rechts nach links drei Stämme: 4) Eine Art. anonyma dextra; der stärkste Stamm. 2) Eine etwas schwächere Art. anonyma sinistra. 3) Ein viel dünnerer Stamm für die Innenwand des Brust- kastens: Rapp’s Arteria thoracica posterior sinistra. $. 5. Die Zahl der aus dem Arcus aortae hervorgehen- ®) Baer’s Bemerkung, „dass das Blut des Braunfisches fast gar nicht gerinnt‘‘ (1. c. p. 400.) kann ich nicht bestätigen, wenigstens habe ich in dem Herzen von D. phocaena und D. orca sehr starke polypöse Blutgerionsel angetroffen, 383 den Stämme scheint nicht bei allen Delphinarten die gleiche zu sein; wenigstens sah ich bei D. orca 4 Stämme aus dem Aortenbogen hervorgehen; am meisten nach rechts einen sehr dieken, wahrscheinlich Anonyma dextra; hierauf einen etwa halb so dicken, Anonyma sinistra; tens einen Stamm kaum halb so dick als der zweite, wahrscheinlich eine der linken Caroliden, und endlich Atens einen eben so dünnen Stamm, wahrscheinlich A. thoraeica posterior sinistra. $. 6. Die Arteria anonyma dextra wendet sich schräg nach rechis und elwas vorwärts. Aus ihr entpringen, nach- dem sie eine kurze Strecke in der angegebenen Richtung un- verzweigt verlaufen ist, nach und nach folgende Aeste: 4) Die Art. thoracica posterior dexira; 2) Die vorwärts und elwas auswärts nach der Basis des Schädels sich begebende Art. cavolis cerebralis dextra; 3) Die ziemlich oberflächlich vorwärts verlaufende A. ca- rolis Sacialis dexira. Die schräg nach aussen verlaufende Fortsetzung des Stam- mes theilt sich endlich in 2 Hauptäste: 4) In einen anfangs auswärts verlaufenden und dann über dem Schulterblatte zum Hinterhaupte aufsteigenden Ast: Art. cervico- occipilalis. 2) In die Art, subelavia, welche sogleich die Arteria mammaria interna dexira abgiebt *). $. 7. Aus der Art, anonyma sinisira enispringen von rechts nach links folgende Acste. 4) Am meisten nach rechts und am tiefsten nach dem Rücken zu, die A. carotis cerebralis; 2) Folgt mehr nach links und zugleich oberllächlicher, d, A. carolis Sacialis; 3) Noch mehr nach links und nach aussen, auch ober- *) Diese Darstellung weicht in mehreren wesentlichen Punkten von der Rapp’schen ab, die ich nicht bestätigen kann. Vergl. Rapp. 8. 159, 384 ' flächlieher als die Carolis cerebralis, die’ Arteria cervico -0C- eipilalis. Die Fortselzung des Stammes: die Art. subelavia giebt die ° A. mammaria int. sinistra ab. 8. 8. Die A. carotis facialis steigt nach Abgabe eines klei- nen für den Kehlkopf bestimmten Zweiges, der zugleich eine Anastomose zum Plexus arteriosus colli et cervicis abgiebt, auf- wärts zum Kopfe, wendet sich dabei etwas auswärts, tritt hinter dem hinteren Theile des Unterkiefers an die Aussenseile des Kopfes, und dringt, hinter dem Unterkiefer verlaufend, in die Augenhöhle. Ehe sie am Halse nach aussen sich wendet, giebt sie drei bis vier Zweige ab, welche in einiger Entfernung vom Unter- kiefer, doch diesem ziemlich parällel verlaufend, in die Zun- genbeinmuskeln sich verbreiten. Hierauf tritt von ihr ab die ziemlich starke, vorwärts verlaufende Arteria lingualis. Diese giebt zuerst einen kleinen Zweig nach aussen für die Muskeln des Unterkiefers ab. Dann verläuft sie bedeckt von den zwi- schen Unterkiefer und Zungenbein liegenden Muskeln nach vorn und giebt allen hier liegenden Muskeln, so wie auch der äusseren Haut, zahlreiche Zweige. Ein hinterer und ein vor- derer Zweig dringen in die seillich von der Zunge liegende Schleimhaut der Mundhöhle. Der Stamm jeder A. lingualis theilt sich zuletzt in 2 Haupläste: eine äussere und eine innere Zungenarterie, von denen die lelztere vorzugsweise in die Sub. stanz der Zunge sich verzweigt. Einzelne Zweige derselben dringen an das Kinn und die dasselbe bedeckenden Theile. Dass die A. alveolaris inferior, wie Rapp angiebt, aus der A.lingralis entspringe, habe ich nicht bestätigt gefunden. Nach Abgabe der A. lingualis sendet die A. carotis facialis einen Zweig ab, der ganz parallel mit dem Unterkiefer an des- sen Innenseite verlaufend in die hier liegenden Muskeln und in die Schleimhaut sich vertheilt. Hierauf tritt die A. carotis facialis an dem Schläfenbein aufsteigend an den Kopf, begiebt sich dann bald hinter den Unterkiefer, gelangt so in die Schlä- bi fengrube, a gerade vorwärts red; in y die Auge Aeste auf diesem Wege sind ra ‚u '%#W) Eine kleine Art. ossis temporum, welche besonders in die Beinhaut des Knochens sich vertheilt. ) Mehrere kleine, vorzüglich aufwärts steigende Zweige, Fa sich zu den in der Schläfenhöhle "ah Muskeln begeben. 3) Die nach unten sich wendende, in den Unterkieferka- nal trelende Art. alveolaris inferior. 4) Einige Aeste für die Kiefermuskeln, welche nach’ un- ten sich begeben. « = 5) Mehrere m laufende wi für die Schläfen- muskeln. 6) Die sehr starke Arteria ophthalmjen. Ihren Plexus und ihren Ve uf konnte ich leider nicht untersuchen. 7) ‚re aufwärts und abwärts BIER re für die Augenmuskeln. “ Nachdem diese Aeste abgegeben sind, tritt die Forlsetzääiig des Stammes der Arteria carolis facialis als A, maxillaris in- terna in den Oberkieferkanalk a > Kaum ist sie in diesen Kanal eingelreten, so entspringt aus ihr ein durch einen kurzen Knochenkanal rückwärts lau- fender Zweig, der durch ein Foramen des Oberkieferbeins zur Seite der. äussern Nasenöflnung “mit einem starken Nerven her- veri sich in den im Umkreise des rn befin ıd- lichen Muskelwulst zu vertheilen: Ramus nasalis. » Der Stamm der Art. maxillaris interna setzt sich durch den Oberkieferkanal noch eine kurze Strecke. weit nach _ vorn hin fort, und spaltet-sich bald in eine Arteria infraorbi- talis und eine Art. alveolaris superior. Die starke Art. infra- orbitalis tritt durch einen kurzen Knoch anal. Sie giebt ab: “ 4) Rückwärts laufende Zweige für den die äussere Na- senöffnung umgebenden Muskelwulst. 2) Einen ziemlich starken Zweig, der darch einen kurzen Büller's Archiv, 1811, 25 386° 1“ 'henkanal rückwäris tritt und diesen verlässt, um gleich- Bar den Muskeln des Spritzloches sich zu verbfeiten. 3) Zahlreiche, ziemlich parallel vorwärts venlaufende Zweige, welche sowohl in einem den Oberkiefer bedeckenden Muskel, als auch in die Haut vielfach verästelt, sich verlheilen. Die “Art. alveolaris superior selzt sich im Oberkieferka- nale nach vorne bin fort, und schickt Zweige an die Zahn- keime, im die Knochensubstanz, und kleine Zweige, die für den harlen Gaumen bestimmt sind. 8. 10. Die Arteria carolis eerebralis entspringt, wie schon bemerkt, aus dem Truncus anonymus, steigt in der Tiefe des Walses unter der Carolis facialis aufwärls, giebt unterweges nur einen kleinen, auswärts gehenden, für den Plexus arte- riosus-colli et cervieis bestimmten Zweig ab, und begiebt sich endlich in den‘Canalis carolicus des Felsenbeines. Durch die- sem Kanal gelangt: die Arleria cavolis rs ‚Schä- delhöhle. An ihrem Seitentheile macht die Carolis ige Win- dungen, und giebt nur ein Paar kleine Reiser ab, von denen » eine in den Knochen deingty der andere durch eine Spalte des Schädels nach aussen sich begiebt... Hierauf giebt der Stamm der Carolis zwei Hauptiste ab, zerfällt aber zugleich plötzlich in eine grosse Menge starker Zweige, welche mehr und mehr sich velästeln, und jene Hauptäste bedeckend ‚ein starkes, in- narlgle der Schädelhöhle an der innen Schädelbasis liegendes Geflecht bilden. Einige dieser Zweige erstrecken sich, vielfach mileinander anaslomosirend, seitlich bis in den vordern Theil der Schädelhöhle, zwischen den Knochen und der harten Hirn- 'haul gelegen, Die grössere Menge der jenes Geflecht bilden- den Zweige wendet sich aber nach hinten. Hier treten die Zweige zu slärkeren Zweigen, diese zu 4 bis 5 Aeslen zu- sammen, welche, nach Abgabe vieler Seitenzweige, die auf der harten Hirnhaut ‚sich verbreiten, zu einem starken ‚Stamme sieh verbinden. Dieser wendet sich auf der harten Hirnhaut etwas nach innen und hinten, giebl aber fast gleich nach sei- ner. Entstehung ‚mehrere parallel laufende Aeste ab, die zwar 387 kleinere, Seitenzweige abschicken, ‚sich aber mit ihren Haupt: ' forlselzungen mit dem etwas dünner gewordenen Hauptstamme ' bogenförmig an der harten Hirnhaut nach hinten und innen begeben, und hier sich verlheilen und in den Haupistamm - wieder einmünden. Die beiden Hauptistämme (von jeder Seite einer) begeben sich dureh das Hinterhauptsloch in den Wir- belkanal, um, der Länge nach in demselben abwärls verlau- fend, äusserst zahlreiche, in ein Geflecht sich auflösende Zweige abzugeben. Von diesem Falle soll später die Rede sein. Eine andere Arteria meningea media, welche Rapp’) aus der Art. anonyma hervorkommen und durch das Foramen Jaeerum in die Schädelhöhle' treten sah, habe ich nicht ge- funden. Tri 1 $. 11. Die beiden oben erwähnten Hauptäste der Caro- tis cerebralis treten durch das ziemlich dieke, in der Schädel- höhle liegende Arteviengellecht, das von den übrigen Zweigen d is gebildet wird, hindurch, um die Zweige für das grosse ivn abzugeben. vordere dieser laupläste ist die Arteria cerebri, ‘der hintere, etwas schwächere, die Arteria cerebelli. w ‚Die beiden Arleriae cerebri stehen durch ein starkes; vor der Sella tureica und der Hypoplıysis liegendes Arlerienge: Blecht mit einander in Verbindung; die beiden Arteriae cere- belli durch ein ähnliches ‚Gellecht, das hinter der Hypophy- sis liegt. 2. € n . Jede Arleria cerebri ‚steht mit der Arleria cerebelli an- terior, einem Äste der As cerebelli communis, ihrer Seite, durch einige qudere convergirende Zweige in Verbindung. ‚Die Arteria cerebri krürmt 'sich ‘an der Seilenwand der lienhöhle etwas nach vorn und giebt folgende Acste ab: 4) Eine Arteria profunda cerebri.. Diese tritt wor der Falx cerebelli an den hinteren Lappen des grossen Gehivns. Nachdem» sie um den Hirmschenkel sich herumgeschlagen, PPHREBEEN DER I . 1. cp. 160. 388 heilt. sie sich in 2 Aeste, von denen der dünnere hinlere’an den: hinteren und" unteren Theil der IIemisphäre des. grossen‘ Gehirns sich begiebt, Der vordere slärkere dagegen Iritt zu deninnerlich gelegenen Theilen,. versorgt die Corpora gquadri- gemina und.die Seitenventrikel, giebt Zweige zum Plexus eho- voideus, zu den Wandungen des Seitenventrikels, zum Hinter- sten Theil des Corpus callosum, und endet mit ‘vielen. Zwei- gen oberlächlich an der durch den Processus faleiformis be- gtenzien Innenfläche des hinteren Lappens der Hemisphäre. 2) Eine Arteria corporis callosi. Sie läuft ziemlich stark gewunden an der Grundfläche des vordern Lappens des Ge- hirns, parallel mit der gleichnamigen Arterie der andern Seite‘ zuerst vorwärts, wendet sich dann aber stark gekrümmt etwas rückwärts. °/Sie verläuft am Corpus callosum, und verbreitet sieh vorzugsweisesau der Innenwand des vorderen Lappens der, Hemisphäre des grossen Gehirns, die vom Processus fal- ciformis begvenzt wird. + ar. Einzelne kleinere Zweige dieser Arterie dringen, ‚an der Basis des Gehirns verlaufend, bis zum vordersten Ende der Hemisphäre des grossen Gehirns. 3) Nach Abgabe dieser beiden Hauptäste wendet sich die tzung des Stammes der Arleria cerebri an der Basis des vorderen Lappens der Hemisphäre des grossen Gehirns,in die Substanz desselben, verläuft hier bogenförmig von innen nach aussen und hinten, und giebt etwa 10 schleifenarlig gewündene Zweigevab, welche‘von innen nach aussen zu den Windungen des vorderen Lappens der Hemisphäre-trelen. 8.19, Die Arteria cerebelli communis theilt sich, nach. dem sie eine sehr kurze Strecke rückwärts verlaufen , in 3 Aesle. o 4)» Der erste und dünnste iesen Aeste ist die A. cere- belli anterior. "Sie nimmt die Verbindungszweige aus der Ar- teria communis cerebri auf, und»begiebt sich an den»vordern, vom hintern Lappen des grossen Gehirns überragien Seitentheil des Cercbellum. v 389 2) Der zweite bedeutend stärkere, einmal mit zwei Wur- zeln entstandene Ast: Arteria cerebelli superior, wendet sich ter der Falx cerebelli aufwärts, und verbreitet sich vor- 2 an der oberen, vom grossen Gehirn bedecklen Plä- che des Cerebellum, dringt jedoch überall auch in die: Tiefe der Kleinhirnsubstanz. u ww "3) Der dritte, ebenfalls diekere Ast, Art. cerebelli pro- funda, tritt vom Processus clinoideus posterior abwärls und rückwärls, und theilt sich alsbald in 2 Hauptäste: einen in- neren und einen äusseren. - Der innere Ramus profundus internus läuft an einer längs des Hinterhaupibeines in der Schädelhöhle befindlichen Erha- benheit rückwärts, und erstreckt sich unler Abgabe von Zwei- gen an die Dura mater, an die Knochen und an die Grund- fläche des kleinen’ Gehirnes in den Canalis medullaris, A; steht mit dem Ramus‘profundus externus durch ziemlich zahl- reiche Anastomosen in Verbindung. FEN Dieser Ramus profundus externus biegt sich zuerst slark auswärts, giebt einen Ramusauditorius inlernus ab, und wen- deb sich us zur äussern und hintern Fläche des kleinen u e be Die Arteria cervico-oceipitalis entspkingt, "wie oben “angegeben ist. Diese Arterie ist eben so stark als die sub- ia. Gleich nach“ ni Ursprunge giebt sie einen Ast für den Hals ab. Dieser theilt sich in‘ einen Ramus laryngeo - I eo und einen Ramus muscularis, Ersteren spaltet sich, vor- wärls verlaufend, in zwei Zweige, von denen der eine zwi- schen Ring- und Schildknorpel sich begiebt, der andere aber bedeckt vom Zungenbein unterhalb desselben zur Zungenwur- zel sich erstreckt. Der Rämus museularis gelit zur Mittellinie des Halses, und vertheilt sieh mit vielen Zweigen in die lals- Muuskeln. W Aus der AFcervieo-oceipitalis entspringen ferner sehr bald mehrere Zweige, welche zur Bildung eines Rete vasculosum 390 eolli, das mit dem Rete thoraeicum-in Verbindung steht, beitragen.» lea 3 ann wendet ’sich der Stamm unter den oberflä . “cheren Halsmuskeln verlaufend quer nach’ aussen. Bier gi sie, vor dem vorderen Rande des Schulterblaites verlaufend, mehrere ‚starke Zweige ab, welche in den Musculis serratus anticus, teres mäjor,'lalissimus dorsi u. s. w. sich vertheilen. Hierauf wendet sich der Stamm, im Nacken, an der Grenze des Hinterhauptes gelegen, nach der Mittellinie des Nackens, und bildet einen Kranz um das Hinterhaupt. Während dieses Verlaufes giebt er nach vorn und nach hinten zahlreiche Zweige ab. Einige derselben vertheilen sich am Hinterhauptsbein und den Bedeckungen desselben, während andere in die nach der Nackengegend gelegenen Muskelparlien sich begeben. "Zuletzt spaltet sich der Stamm der Arterie in einen. Ra- mus oceipitalis und einen R. cervicalis. Ersterer verzweigt sich am Hinterhaupte, während der zweite in die Nackenmus- keln sich vertheilt. * , nd &. 14. Die Arleria subelavia wendet sich schräg nach , aussen und zugleich etwas nach hinten. ” Sie N, Maker eine Arteria mammaria interna ab,wel- m‘ che an rnalende der ersten 7 Rippen, dicht beine nach hinten verläuft. Ihre äussersten Enden lassen sich. . noch bis'zur Sten Rippe verfolgen, und anastomosiren Zweigen der aus der A. hypogastrica entspringenden A. epi- gastrica, und’ denyaus der Aorta entspringenden Arterien der Seitenwand des Körpers. Ueberall auastomosiren die Inter- coslalzweige der Mammaria mit den Verzweigüngen der Inter- cöslälarterien. - Aus der Mammaria interna erhält auch der Musculustri- angularis sterni seine Arterien. _ Ein dicht nach deren eigenem+ Ursprunge aus. den A. sub- clavia hervorkommender Zweig ist für den Kehlkopf, die Schilddrüse, die Thymus und die Halsmuskeln bestimmt. Er theilt sich deshalb in 4 Arterien, von» denenydie erste vor- 391 wärls äh den Kehlkopf gehl, die zweite einen älinlicheu Ver- lauf nimmt, um zu der Schilddrüse zu gelangen, die dritte queer nach innen in den Zwischenraum zwischen Schilddrüse und Thymus tritt, um in beiden Organen sich zu vertheilen, und die Ale in den M. sternomastoideus und cephalo- brachialis sich verästelt. - Dierauf wendet sieh die Arteria subelavia zum Oberarm. Ele sie diesen erreicht, giebt sie einen Ramus thoracicus ‚ex _ ternus ab, der für die Museuli rhomboidei, den M. Kata laris und die übrigen Schulterblatimuskeln bestimmt ist. $. 15. Dicht neben dem Kopfe des Humerus angelangt, zerfällt sie unter Abgabe einiger kleiner Zweige für die hier sieh inserirenden Muskeln in zwei Haupläsle. Der hintere Hauplast theilt sich in mehrere äusserst jan Stämme, von denen jeder.sehr bald in eine grosse Zahl klei- ner Zweige zerfällt, welche sich theils in dem M. subscapu- laris, teils im supraspinalus, delloideus u. s, w. verbreiten. Der zweite Hauptast, die eigentliche Arteria brachialis, theilt sich in 2 ganz kurze Aesle, von denen jeder plötzlich in eine sehr grosse Menge kleiner, ımeistens parallel laufender Zweige büschelförmig sich auflöset. Diese Zweige verllieilen sich weniger in den am Oberarm sich iuserirenden Muskeln, als innerhalb der Beiuhaut, der Knochensubstanz, im Felt und in der Haut. WBehzgre Zweige ‚gehen zwischen Radius und Ulua abwärls; ein anderer, ziemlich slarker Zweig verläuft an „ler Aussenfläche des Radius. : Aus dieser Arleria radialis entspringt ein Zweig, der zwi= schen dem ersten und dem zweiten Finger, dicht anı Ulnar- rände des ersten Fingers verläuft; ein zweiler Zweig derselben verläuft am Radialrande des zweiten Fingers. Die zwischen Ulna und Radius verlaufenden Zweige ge- ben ab:* » 1) Eine Arlerie, welche sich spaltel, in einen Zweig für den Ulnarrand des weiten und für den Radialrand des drit- teu Fingers. "Arterie, welche einen Ramus ülnaris Tür den ind einen Ramus radialis für den Aten Finger abgiebt. h 3 Eine Arlerie für den Ulnarrand des Aten Fingers. 8. 16. Die Arteria ihoracica posterior dextra entspringt, wie schon oben bemerkt ward, aus der A, anonyma.dextra. Sie ist wenig schwächer, als die A. carotis facialis, viel slär- ker als die A. subelavia. Sie wendet sich anfangs etwas queer nach aussen und giebt hier einen vorwärts steigenden Ast ab, Be in die Musculi pterygoidei, an der Speiseröhre und am arynx sich veriheilt. Hierauf begiebt sie sich seitlich darch den am meisten nach vorn gelegenen Theil des Rete 1horaci- cum bindurch, in die Brusthöhle hinein. Sie verläuft alsdann innerhalb dieses Rete thoracicum, obwohl nur von den äusse- ren zu ihm gehörigen Verzweigungen bedeckt, bis zur 5ten Rippe herab. Auf diesem ganzen Wege giebt sie nieht nur sehr zahlreiche Zweige für das Rete’thoracicum ab, sondern auch ausser einer am Rande der ersten Rippe verla .nden Arterie, a die 5 ersten Intercostalarterien. Gleichfalls entspringen aus ihr die entsprechenden 5 Rami dorsales, wel- che an der Rückenseite des Körpers hervortreten. * Die Rami intercostales theilen sich glejch nach ihrem Ur- sprunge gabelförmig; die eigentliche Fortsetzung ihres Stam- mes verläuft längs des vorderen Randes jeder Rippe. Ganz ebenso verhält sich die Vertheilung der linken A. thoraeica posterior, deren Ursprung jedoch in sofern verschie- den ist, als sie nieht aus der A. anonyma, sondern Angabe Stamme der Aorta entsteht. 8. 17. Die Aorta steigt, nachdem sie den Bogen gebildet, wie gewöhnlich, an der linken Seite der Wirbelsäule als Aorta ihoracica und abdominalis abwärts. Tiefer als die A. ihoracica posterior sinistra entspringt aus ihrer Coneävität, nach innen und rechts sich wendend, der starke Ductus arteriosus, den ich beim erwachsenen D. phocaenaundD. orca völlig geschlossen dand. Die Aorta tho- 393 racica ‚verläuft zwischen den beiden Arteriengeflechten der Brusthöhle- f Im vorderen Theile der Brusthöhle entspringen‘ aus ihr nur sehr kleine Zweige für die‘ Speiseröhre und unbedeutende Reiser für das unter den Pleuris gelegene Zellgewebe, aber keine Intercostalarterien. Dagegen giebt sie etwa entsprechend der Abgangsstelle des Ramus inlercostalis quartae Arteriae tho- racieae poster. einen unpaaren Ast ab, der zwischen den bei- den Arteriengeflechten der Brusthöhle vorwärts verläuft, die Gefechten, und namentlich den» Alisserstengpllälsenile dersel ben, zahlreiche Zweige zusendend. - de tiefer hinterwärts entspringt aus der a zugewandten Wand der Aorla noch ein unpaarer, as Rele thoracicum bestimmter, ziemlich starker Zweig, > $. 18. Tiefer entspringen aus ihr die 6le, 7te, Ste, Ile 40 te und 12te Intercostalarterie. u ie der ‚drei vordersten Paare (6, 7, 8) der Intercostal- arterien entspringt aus der Aorla mit Einem, gemeinsamen Siamm, der ein wenig nach rechts geht, um dann alsbald sich a. .. Jede ‘Arteria intereostalis tritt durch das Rete ' Ahoraeient ihrer Seite hindurch, giebt zahlreiche Reiser für dasselbe ab, und schickt sodann einen starken Ramus dorsalis. internus für den Museulus,spinalis ab; hierauf verläuft sie noch eine kurze Strecke weiter, um alsbald in einen Ramus dorsa- lis externus (für den M. longissimus dorsi ete.), und in einen Ramus intercostalis sich zu spalten. Auch diese Rami interco- slales geben zwar Zweige für das starke Rete thoracicum ab, lösen sich aber nicht auf, um später zu Stämmen zusammen zu frclen; vielmehr treten ilıre Stämme durch das Rete thora- cieum hindurch. Die 9te a intercostalis jeder Seite zeigt ein von den übrigen Intercostalarterien abweichendes Verhal- ten. Sie trült durch das spitz zulaufende hintere Ende des Rete thoracicum hindurch, und giebt ihre beiden Rami dorsa- les ab. Hierauf aber beschränkt sie sich nicht auf ihren In- 394 tercostalraum, verbreitet sich vielmehr mit einem aufsteigenden und einem absteigenden Bogen in einem vorn von der 7ten, hinten von der 4iten Rippe begrenzten Raume. "Ihre nach vorn, oberflächlich an der Innenwand des Brustkastens - verlaufenden Zweige anastomosiren mit Endzweigen dev A. . mammaria inlerna, während die Zweige ihres abwärts steigen- den Bogens mit den Zweigen einer aus der Aorla enlsprin- genden Seitenwandarterie anastomosiren, und selbst in den, so- genannten Musculus psoas *) sich verbreiten. " $. 19% Wenden wir uns wieder zur Aor la, so din wir aus derselben, entsprechend der Abgangsstelle der 42ten Inter- ei und der zweiten Lumbararterie in ER kleine i phreniei superiores und inferiores entspringen. + Zwischen der ersten und zweiten Lumbararterie tritt aus der Aortardie Art, coeliaca hervor, und dicht unter dieser die ebenfalls unpaarige A. mesenterica superior. al Die Art. cocliaca theilt sich bald nach ihrem Unmung in zwei Aesle; „ 4) In einen sehr viel stärkeren vorderen, ‚der dig eben: liche Fortsetzung ihres Stammes ausmacht. Diese Aue eige ab für die Abtheilungen des Magens, das Pankreas Milzen und die-Leber. 2) In einen schwächeren hinteren Ramus duodenalis, der zwischen die Lamellen des Mesenteriums trill und einen Bo- gen bildet, aus dem zahlreiche Aesle für das Duodenum er eut- springen, # " Auf die Arteria coeliaca folgt die Arteria mesenterica su- perior, "Sie bildet einen zwischen den Lamellen des Mesen- *) Ich stimme der von Müller ausgesprochenen Ansicht bei, dass der M.-psoas der Cetaceen schwerlich dem gleichnamigen Mus- kel des Menschen vergleichbar sein mörcbte. Er ist für die unter den Queerlortsätzen der Wirbel gelegene, grösstentheils mit Pröcessibus spinosis inferioribus versehene Parlie des Körpers dasselbe, was der N. spinalis für die oberhalb der Qucerfortsätze der Wirbel gelegene Gegend ist. Nur ist seine‘Ausdehnung beschränkter. 395° leriums abwärts steigenden -Bogen, (der fasb: bis’ zum ‚Ende des Darmes hinabreieht. Aus ilim,entspringen bogenförmige Acste, aus diesen bogenförmige Zweige, welche mehrmals‘ kleinere Zweige abgeben, die ähnlich sieh verhalten, Die Endzweige vertheilen sich am Darme. _ z . Re ‚Etwas tiefer als die A. mesenterica, superior entspringen aus der Aorla die Arteriae suprarenales; die linke Nebenniere erhält einen Zweig, die rechte zwei. © Dicht neben ihnen, durch einen unbelrächtlichen Zwi- schenraum von ihnen getrennt, entspringt unmittelbar aus der Aorta jederseits eine starke. Seitenwandarterie. - Jede. ‚dieser Arterien verläuft auswärts auf der Oberfläche des Muse. psoas, schickt Zweige in dessen Substanz, ‚bleibt aber mit'ihren Haupt- ästen auf der Oberfläche des Muskels, unter dessen Aponeu- rose. Der Stamm der Arterie theilt sich in zwei Bogen: einen aufwärts steigenden, .der sich in-zahlreiche Zweige theilt, die fast büschelförmig auseinander weichen, und deren Enden zum Theil mit den absteigenden Zweigen der 9ten-Intercostalarterie anaslomosiren, und so einen Bogen bilden. - . Der ärts gerichtete. Bogen“ zerfällt ebenfalls’ in zall- Zweige, die mit aufsteigenden Z n einer andern _ Seitenwandarlerie, die neben den"Arteriis sperinatieis aus der Aorta hervorkommt, und auch mit Zweigen der aus der ‚Arteria hypogastrica en Arteria epigastiica ‘ ana- stomosirt. Offenbar sind diese Seitenflhdasterien bestimmt d Blut in die stärken, auf dem Muse. psoas gelegenen Veneng gellechte zu führen, von denen v. Baer eine so schöne Abbildung ge- Pr. geben hat. » _ $»21. Dieht unter Zc Seitlenwandarterien entspringen aus der Aorta in gleicher Höhe mit einander die beiden Arte- „iae renales, Jede geht in deu obersten Theil ihrer Niere. Jeder, Renculus erhält, wie, Rapyı richlig hepikelsko einen ci- genen. Zweig. $. 22. Tiefer abwär' Is entspringem aus der vorderen Pläche 596 . der Aorta zwei Arteriae spermalicae; die linke viel höher als die rechte; zu ihnen gesellen sich noch einige kleine, später aus der Aorta entspringende Zweige: rang © Die Arteriae spermaticae”jeder Seite bilden ein äusserst diehtes"Geflecht auf das engste verschlungener Gefässe, die vorne" mehr gewunden, hinten mehr gestreckt verlaufen." Die beiden seitlichen Geflechte stehen, namentlich an ihrem Ur- sprunge, miteinander in Verbindung. Sie erstrecken sich zum Hoden, zam'Nebenhoden und zur Prostata, und umgeben den ‘Harnleiter. Zahlreiche und feine, aus der Art. hypogastrica hervorkommende Zweige verstärken diese Gellechte. ” 8. 38. Der letzte Zweig der Aorta vor Abgabe der Ar- teriae" hypogastricae ist die kurzevund dünne Arteria mesen- terica inferior, die nur am hintersien Theile. des Därmes aufsteigt. _ + ® are Pr $. 24. Dicht hinter der Ursprungsstelle der A. mesente- Tiea inferior entstehen aus der Aorta die beiden starken Arte- Tiae hypogastricae. ö ax Jede Arteria hypogastrica' giebt‘ sehr bald nach ihrem Ur- sprunge die,sehr starke A. umbilicalis, die'eigentliche Fort- - setzung: ihres Stammes ab. „Ausser dieser entspringen ausähr: 4) Zahlreiche und dünne Zweige für den Plexus‘sper- malieus. ! v “ f 2) Zahlreiche starke Zweige für die im Umkreise der‘ Beckenknochen liegenden- Muskeln °). 2 3) Eine Arteria vesicalis. FI 4 4) Eine starke Arteria epigastrica, die am Musculus reclus abdominis; vorwärts verläuft, in die Bauchmuskeln sieh ver- zweigt, und sowohl mit den Seitenwandarterien der Aorta, * als auch’ mit: den Endzweigen der Arteria -mammaria änlerna anastomosit, . E » s ” *) Es sind, wie Rapp völlig richtig angiebt, nur zwei Becken- er. (jederseits einer) vorhanden, die nicht durch eine Koochen- brücke verbunden werden.» © 397 & ‚5) Eine Arteria d penis. Diese unpaare Arterie sehien mir vorzüglich durch die Arteria hypogastrica dextra ge- bildet zu. werden, während die sinistra nur einen dünnen Zweig für sie abgab. Die Art, dorsalis penis giebt gleich nach ihrem Ursprunge Zweige ab für das Corpus cavernosum penis, für das indess auch noch ein unmittelbar aus der Hypogaslrica en Zweig. bestimmt ist., Das Corpus cavernosum - rae erhält Zweige aus der A. dorsalis penis *). $. 25. Hinter den Intercostalarterien entspringen unmit- ‚telbar aus dem Stamme der Aorla in dem Zwischenraume zwi- _ schen der letzten Rippe und ‚der Abgangsstelle der Arteriae hypogastricae 12 Arteriae lumbales. a "Eine jede der 7 vorderen Arteriae-lumbales giebt zuerst einen Ast ab, der für den Musculus psoas bestimmt ist (Ra- mus anterior). - Dieser an den beiden ersten Lumbararterien “sehr untergeordnete Ast wird allmählig stärker. Der für den Psoas bestimmte Ast entspringt von der Bten Lumbal- Arterie an nicht mehr aus dieser, sondern neben derselben aus der Aorta selbst. N ‚Der Ramus posterior oder dorsalis der Arteriae lumbales ist weit slärker als der Ramus anterior.“ Er liegt dicht am Wirbelkönper, biegt sich in einer für ihn bestimmten Rinne des Wirbelkörpers etwas von vorn nach hinten und aufwärts, und zerfällt hier in einen Zweig für die auswendig gelegene Schicht der Rückenmuskeln (Ramus dorsalis externus) und in einen Zweig, der zwischen 2-Processibus spinosis aufsteigt, um in den Musculus spinalis und in den M. interspinalis sich zu vertheilen., An der Theilungsstelle des Ramus dorsalis in’einen äussern und innern Hauptzweig gehen kleine Zweige ab; wel- che mit den auf der Basis jedes Processus transversus ruhen- den äussersten Verzweigungen des Rele arteriosum spinale Verbindungen eingehen. r _ *) Rapp’s Angabe, dass den Delphinen ein Penisknochen fehlt, kann ich bestätigen. “ ‘ 398 ‘ „Jeder innere Rückenzweig zerfällt zuletzt in ‚melirere, ge- streckte und gerade Zweige, welche für die Rückenflosse be- stimmt sind.‘ Die. sehr zahlreichen Arterienzweige, welche letztere auf diese Weise erhält, zeichnen sich sämmitlich aus durch: iliren ‚gestrecklen, wenig oder gar nicht ‘gewundenen Verlaußsu + _ . | 8.26. Nach Abgabe der Arteriae hypogastricae selzt-sich | der Stamm‘ der Aorla als Arteria sacra media fort ‘indem - dureh die"unteren Dornen der Wirbel: gebildeten Kanale, | Innerhalb»dieses Kanales wird der Stamm, der Arlerie um: . sponnen von einem sehr feinen, durch zahlreiche, nelzarlig untereinander verbundene Arterien gebildeten Geflechte. Diese Gefässe, welche ebensaus der Art. sacra media iliren Ursprung nelimen, liegen zum Theil selbst in mehreren’ Schichten über- einander und sind durch zwischenliegendes Zellgewebe. mem: branarlig verbunden.. So gewinnt es leicht ein Ansehen, als® “habe die Art. sacra media selbst geflechtarlig sicht aufgelöset. In der That hat Baer diese Ansicht ausgesprochen *), "welche indess auf einem leicht zu beweisenden Irrihume beruht. Macht man nämlich durchdiese fein verschlungenen Arterien. einen Einschnitt, so. sieht man.leicht, dass sie bloss eine.durch Zell- gewebe züsammengehaltene Hülle oder Scheide um den. dicken Stamm der Arterie bilden, der innerhalb dieser. Scheide bifin die Nähe der Schwanzflosse verläuft, wo dieselbe aufhört. $. 27. Aus der Arteria sacra media”entspringen vorn Rami anteriores, und nach hiuten zum Rücken gehende Rami dorsales. Letztere verhalten sich den Rückenästen der Arte- riae lumbales gleich; nur verwandelt sich die Rinne des „Wir- belkörpers, in der der Ramus .dorsalis ‘der Arteriae lumbales n Pr ML: *).l. c. p. 405. „Zuvörderst liegt im unleren Schwanzkanale oder demjenigen Kanale, den die unteren Dornfortsätze des Schwanzes bil- den, nicht eine einfache Vene, sondern ein Plexus caudalis, so wie sich hier auch die Arteria caudalis in ein reiches und schünes Gellecht auflöset,“* “ 399 verlief, in einen an jeder Seite des Wirbelkörpers befindli- chen geschlossenen Kanal. Dies ist wicht bloss an einem s der Fall, sondernich finde diese Kanäle an vier des- halb verglichenen Skelellen in fast allen"Schwanzwirbeln, in- dem‘ nur an den vordersten derselben noch die Rinne vor- handen ist. i Pa, wo die Schwanzflosse beginnt, werden die Rami an- teriores äusserst stark, und gehen paarig und symmetrisch. in die Flosse über, elwas schräg unter der Haut derselben verlaufend. Sie haben einen gestrecklen Verlauf, und lösen sich nicht wundernelzarlig auf. . 8. 28. Ueber die Gefässgeflechte in der Brusithöhle und im Canalis spinalis. . Jedes Gefässgeflecht der Brusthöhle liegt im Cavum media- ini Posterius seiner Seile auf den Körpern der Wirbel, auf deren Queerfortsälzen, und, wenigstens in seiner vordersien Wälfte, auf dem Capitulum und dem Wirbeltheile der Rippen; Bedeckt von der Pleura. Es beginnt am Halse, vor dem Bogen der Aorla, weiler nach dem Kopfende hin gelegen als dieser, hinter der Thy- mus. Am Halse selbst ist es schmal und dünn; in der Brust- höhle wird es alsbald breiter. Bei einem 14 Fuss langen Del- phin betrug die Breite jedes Geflechtes 4 Zoll. Entsprechend der Ursprungsstelle der 9ten Intercostalar- terie verschmälert es sich bedeutend und läuft dann bis zum "Ursprünge der ersten Lumbararterie unter der Aorta, zwischen ihr und den "Wirbeikörpern herab. Dies Arteriengeflecht wird gebildet: » 4) Aus Zweigen der innerhalb des Brusikastens liegenden Arterien. Diese sind: die Art. thoratiene posteriores und die aus ilmen entspringenden Intercostalarterien, die aus der Aorta hervorkommenden Art, intercoslales, zwei unpaare Zweige der Aoria, y 2) Aus Zweigen der Arteriae meningeae spinales, den Forlsetzungen der Arteriae carolides cerebrales. Jede dersel- 400 verläuft der Länge nach in dem ausserordentlich weiten Ca- nalis"spinalis abwärts und giebt zahlreiche Seitenzweige ab, welche sich sämmtlich sogleich in gewundene dichte Arlerien- gellechte auflösen. Die inneren Aeste, welche jede Art. me- ningea zur Mittellinie des Rückenmarkes sendet, sind minder zahlreich als die äusseren. In der Mittellinie des Rückens, also den Processibus spinosis entsprechend, sind die seitlichen © Geflechte der beiden Art. meningeae unverbunden, und bleiben lier getrennt, dagegen gehen sie an der Bauchfläche des Rük- enmarkes ineinander über. Das Rückenmark selbst erhält ziemlich zahlreiche Zweige aus diesen Geflechten. Dichte Ar- terienverschlingungen umspinnen jede vom Rückenmarke ent- springende Nervenwurzel. Jedes Gavglion spinale und jeder aus der Vereinigung von hinterer und vorderer Wurzel ent- standene Nervenstanm ist davon umhüllt. Mit dem Nerven tritt endlich aus jedem der schr grossen Intervertebrallöcher ein weiches, dichtes Arteriengeflecht hervor, schlägteich um die Basis des Processus transversus und um den Körper jedes Wirbels herum, und geht auf’ diese Weise unmittelbar über in das Rete thoracicum. # ; Das Arteriengefeeht der Brusihöhle reicht aber, wie sehon erwähnt;ward, nur bis zur letzten Rippe. Innerhalb des Wirbelkauales selzt sich dagegen das durch die Zweige der Art. meningeae spinales gebildete Geflecht bis zu seinem Ende fort. Jeder, austreiende Nerv wird auf die,schon angegebene Weise von einem Arteriengellechte um- sponnen. ° Dies Geflecht tritt durch jedes Zwischenwirbelloch hervor, rulit auf dem hintersten Theile der Rückenfläche jedes Wirbelkörperst und auf der Basis jedes Processus transversus, und steht mit feinen Zweigen des Ramus dorsalis internus je- der Arteria lumbalis und der vorderen Arteriae sacrales in Verbindung. # i j Nach dem Kopfende des Delphins hin anastomosiren noch viele audere Arterien mit dem Rete thoracieum und spinale. 401 ‘Die zwischen den vordersten Rippen, namentlich ‘zwi- schen der dritten und zweiten, der zweiten und ersten, und vor der ersten Rippe gelegerien Arterienverschlingungen er- strecken sich aus der Brusthöhle an die Rückenseite des Kör- ‚pers und bilden hier zwischen den Faseikela der Nackenmus- keln liegende äusserst dichte nnd reiche Geflechte. Diese Geflechte erhalten sehr zahlreiche, ebenfalls bald sich auflö- sende Zweige aus der starken Arteria cervico-oceipitalis, und zwar sowohl aus deren Ramus subscapularis, als auch aus dem Ramus cervicalis und oceipitalis. Auf diese Weise bilden sich in der Nackengegend zwischen allen einzelnen Muskel- bündeln, und um das Hinterhaupt herum viele dichte Haufen eng verschlungener Arterien, die zum Theil in die Nacken- muskeln hinein sich verzweigen. An der Seite des Halses stehen mit dem Brustgeflechte einzelne dünne Zweige, welche die A. carolis cerebralis ab- giebt, in Verbindung. Bedeutender als diese sind die Ana- stomosen, welche aus der Carotis facialis stammend, in den Seitentheil und in den vordersten Halstheil des Rete thora- eicum übergehen. Diese Verbindungszweige stammen aus sämmtlichen am Halse gelegenen Zweigen der Arleria carolis facialis, namentlich aus den Ramis laryngeis, maxillaribus, thyreoideis, ‘ Endlich sind noch die Verbindungen des Brustgeflechles mil den Verzweigungen der A. subelavia zu erwähnen. Erklärung der Abbildung. Taf. XIV. Fig. 1. Sie stellt die geöffnete Schädelhöhle von Delphinus phocaenadar; das Gehirn ist weggenommen. a, a. a. Die zoräekeochlöuens harte Hirnhaut. 6. Stamm der Arteria cerebri. e. Ver Ian eier zwischen den beiden Arteriis cerebri. d. Ar- teria profunda cerebri. e, A. corporis callosi. f. Fortsetzung des Müller’s Archir, 1841 26 402 Stammes der Arteria‘ cerebri.ı. g: ; Verbinduhgszweige -zwischen der Arteria cerebri und der A. cerebelli anterior., A. Art, cerebelli ante- rior. 'z. Stamm der gemeinsamen A, cerebelli. 7%. %. Verbindungsge- flecht: zwischen den beiden Arteriis cerebelli.. 1.1. Arteria cerebelli superior. m. m. Ramus prolundus ‚internus, n. n. Ramus profundus externus. o.o. Ramulus auditorius internus. ?.p.p. Gellecht der Ar- teria earolis cerebralis. 1.7. Arteriae meningeae in: den Canalis ver- tebralis sich, begebend. r. r. .Vorderster. Theil des Geflechtes. der A. carolis cerebralis, ’ _ ‚4 ir bu aulaktıny aun I sablid : { LI Ta Im ala ) 82 Arlaler Be Ueber den Bau des Magens bei den in Schweden vor- kommenden Wühlmäusen (Lemmus Nilss., H Iy- a Jllig.). Von - oe A Rerz ıus. (A. d. Schwed. von F. €. H, Enzrun) (Hierzu Taf. XIV, Eig. 2—9.) ; ) ı i 8 Pallas lat iin den-Novae species Quadrupedum e:Gli- rium ordine sowohl auf die Theilang ‘des Magens in: ver« schiedene Räume bei der 'Mäusegallung, als auch auf die drü- sige Bildung, welche in: den Mägen dieser 'Thiere besondere Berücksichtigung verdient; aufmerksam gemacht. "Er führt vom‘ Magen des Mus’ Typhlus an: „in ipso 'arcus majoris gibbo area magna ovalis 'glandulosa extrotsum erassdta;* von dem des M. Aspalax: ‚Area magna, orbieularis, glandalosu; in parte maxime gibba' areus 'majoris“. "Von Mus talpinus erwähnt er derselben.nicht, hat sie’aber auf Tab. X VII. Fig. 3 ‚sehr “deutlich. abgebildet; 'von’Mus Lemmus: (ventrieulus) „a plica ad’ pylorum paulo erassiore substantia subglandulo- sus“; von M.oeeonomus, dessen Magen er in 3 Theile theilt, sagt er: „pars media, subreniformis „ substantia 'crassa glandu« losa“; von Mus gregalis: „ventrieulas' medio glandulosus“;} von Mus rutiluss „ventrieuli pars pylorica 'multo minor, in- aequali-sublobata, ‚ad 'majorem areum scuto glanduloso, 'sub« ovali, ‚instracta®; » Cuvier übergeht diese Bigenthümlickeiten, ohne sie in den Legons d’Anatomie comparde zu erwäh- nen; Home, welcher sich so sehr bemühte, 'eigne'zur/Absonde- tung des sogenannfenMogensaftes (solvent liquor) bestimmte Drü- 26* 404 sen aufzufinden, hat in seinen Observations on the struc- ture of the stomach of different animals in den Phi- los. Transactions, 1807, P. 1, angegeben, im Magen der gemeinen Ralte (common rat, vermuthlich M. deeumanus) eine drüsige Structur (a glandular structure) gesehn zu haben; von dem entsprechenden Theile bei der Wasserratie sagt er: „the second cavity is lined with a membrane, whieh, at the lower part or greater curyature, is thicker than’ at any other; ihe surface is convoluted and appears to secrete a thick viscid mucus; beyond this there is an irregular zone of orifices, which I consider to be the ducts of the solvent glands. From this part to the pylorus the membrane is more smooth and made up of minuler parts.” Meckel sagt: „der Magen der Nager ist einfach, mehr oder weniger länglich-rundlich, aber wenig zu- sammengesetzt, höchstens durch eine Einschnürung in eine linke und rechte Hälfte abgetheilt, von denen die rechte bisweilen unvollkommen ‚durch eine im grossen Bogen befindliche, flache Verliefung wieder in eine:linke und rechte Abtheilung zerfällt, sodass: dann! drei Abschnitte vorhanden zu sein scheinen, nicht sehr dickhäutig, im allgemeinen wenig drüsig.* (System. d: vergl. Anat. IV. S. 629.) „Bei Cricetus, Castor, Hy- steix, Myoxus, Arvicola, Spalax, finden sich mehr oder weniger ansehnliche Einschnürungen, und meistens rechts von der Cardia, jenseit welcher der Magen wieder mehr oder we- niger kugelförmig anschwillt* (ebendas. S. 630.). Ferner be- schreibt er besonders den Magen von Cricetus, von welchem er eines drüsigen Baues in seiner linken: Hälfte erwähnt; von der rechten aber sagt er bloss: „Die Schleimhaut ist zöth- lich, weich, feucht, ungleich und zottig.“ Für Aspalaxci- tirt er Pallas und sagt: „ungefähr in der Milte ‚des :grossen Bogens. findet, ‚sich eine ansehnliche, ungefähr 1” lange und breite, drüsige Stelle, die von einem weissen runzligen Vor- sprunge: der innern Haut umgeben ist.“ ! Duvernoy' hat\,in der zweiten Ausgabe von Cuvier’s Leconsd’Anat, comp: (Paris 1835, Tome IV, 2de Part, p. 50:) 405 bei der Beschreibung ‘des Magens von Hamster rücksichtlich des drüsigen Theils nur angeführt: „la tunique interne est, lu: brefice de mucosiles et sans epiderme apparent‘; ‚so ist nach ihm auch das Verhalten bei der Wasserratie und bei der Feld- maus. Für Aspalax führt er auch das Citat aus Pallas an, Roget hat in seiner populären Physiologie sich, wie es mir scheint, deutlich auf die Beobachtungen ‚von Home stülzend, von der Wasserralte geäussert: „Der eigentliche Verdauungsprocess wird wahrscheinlich erst ia der. zweiten Höhle ausgeführt, welche zu diesem Zweck ‚eine mit Drüsen besetzte innere Oberfläche hat“, (Die Erschein. und Ge- seize d. Leb., a. d. Engl. des P. M. Roget von Dutten- hofer; Stuttg:, 1837, S. 146.) Aus diesen ‚Citaten erhellt, dass der Bau des Magens bei der pfanzenfressenden, in Rede stehenden Gruppe der Mäuse am besten von Pallas, übrigens aber zu unvollständig erkannt war, besonders so, wie er in den grösseren Werken von Cu- vier, Meckel und Duvernoy dargestellt worden (ist. Es ‚wäre auch unrecht, von Schriftstellern, welche sich ein so ‚grosses Feld zur Bearbeitung gewählt hatten, wie. diese uner- müdlichen Forscher, eine grosse Aufmerksamkeit für alle Ein- zelnheiten zu verlangen. ‘Schon Home hat bemerkt, dass ..die ‚Form+ und Beschaffenheit des Magens vielen Veränderungen unterworfen sei, je nachdem das Organ angefüllt und ausge- ‚delint, oder zusammengezogen sei, je nach seiner verschiedenen Rigidität oder Schlaffheit, auch nach der eintretenden Fäul- uiss; wenn man hier das oft unachtsame Einlegen des Thieres oder des in Rede stehenden Thieils in schlechteren oder! bes- seren, bisweilen unreinen, Weingeist hinzufügt, so ist es leicht zu finden, dass das Ergebniss ganz verschieden ausfallen kann. Ich überzeugte mich hiervon vorzüglich, als ich anfing, für das hiesige anatomische Museum eine kleine Sammlung von Mägen anzulegen, welche, in Weingeist aufgestellt, den Stu- direnden ‚einen | riehligen Begrifl von der wahren Vorm und Struetur dieses Organs verschaflen solllen. Es zeigte sich. da, 406 dass 'zu dergleichen Präparaten schwerlich andere Specimina benutzt werden können, als solehe, ‘welche entweder eben vestorbenen, oder gar noch nicht ‘von’ Fäulniss' ergriffenen Thieren, oder auch solchen, welche mit der grösstmöglichen Sorgfalt aufbewahrt, entnommen worden sind. add Zur Anfertigung eines Präparates, welches dem erwähn- ten Zweck 'entspräche, habe ich deswegen folgende Methode befolgt: Nachdem der Magen nebst dem Oesophagus und ei- nem Theile des Duodenums herausgenommen worden, ' setzte ich in den Oesophagus einen Triehter oder den Cylinder mit der’ dazu gehörenden Röhre einer Spritze’ ein. * Durch diesen wurde’ reines Wasser hineingelassen, welches "miltelst‘ eines leisen Druckes den Magen füllte, durch das Duodenum sich hinausdrängte, und einen mehrere Minuten anhaltenden ‘Strom bildete; dadurch ‘wurde der Magensack reingespült, ‘ohne dass seinen 'oft sehr feinen; weichen und leicht zu beschädigenden, inneren Wandtheilen irgend eine Gewalt angetlhan worden wäre. Darauf legte ‘ich das Präparat auf mehrere Stunden in süsses, am liebsten fliessendes Wasser, band ‘das Duodenum zu, füllte den Sack mit Weingeist' von 20°, "band auch den Oesophagus zu, nahm den Trichter oder die Spritze weg, und hängte das Präparat in Weingeist von‘ obiger Stärke auf. Nachdem das lelztere einen oder mehrere Tage hindurch ‘der Einwirkung des starken Weingeistes ausgesetzt gewesen ‘war, hatte es gewöhnlich 'so viel Festigkeit erlangt, dass ich, die verbundenen Stellen abschneiden’ konnte, ohne dass Jenes im Geringsten ‘seine Form oder'sein Volumen verändert‘ hätte. Nach einer’ solchen Behandlung ‘konnte das’ Präparat unter Beibehaltung ‘seiner Gastalt auch 'geöffnet und'zerlegt' werden. Mittelst dieser ‚Behandlungsweise, auf welche: ich in meiner Beschreibung der Scheidewand "des " Herzens '(s. Müller’s Archiv, Jahrgang 2, S. 163.) aufmerksam gemacht habe, und die’ ieh zuerst durch Hunter’s würdigen Schüler, 'Herrn Clifft, während nieines kurzen Aufenthaltes in London, 1833, kennen lernte, welche ferner in Lauth’s Neuem Handb. a 407 d. prael. Anal. Bd..2,/8..538, beschrieben. 'worden, ist./es mir ‚geglückt, ‚den: Bau der in. 'Rede stehenden, wie mehrerer anderer hohlen Organe, auf/das Genaueste, darzulegen; aus. der Anzalil dieser hätte, ich schon im;.Jahre 4835. die Ehre, der Königl.. Academie der: Wissenschaften eine ‚Darstellung des scliönen. Baues ‚vom ' Magen des Lemmus amphibius, und ein anderes Mal eine der von jenem,sehr verschiedenen, ‚ob- wohl: verwandten Mageubildung des Lemmus,arvalis vorzu: legen. : Ich würde, die Beschreibung derselben. früher schon dem Druck übergeben haben, wenn ‚ich nicht gewünscht hälle, zugleich die des Magens; von Lemmus ‚borealis hinzufügen zu können. Diesen zu untersuchen! habe ich: aber.erst. kürz- lich ‚Gelegenheit gehabt, nachdem diese Thiere im Uerbste wie, der begonnen halten, sich in mehreren nördlichen Provinzen des Reichs zu zeigen, und ich ‚erst, vor einigen \Wochen von Prof, Sundewall; zwei Lemminge, ‚einen ‚eben gestorbenen und einen lebendigen, zu ‚meiner, Benutzung bekommen habe... Es war mir besonders wichtig, von einem, frischen. Exemplare dieses Tliieres Magen.-Präparate zu machen. |, Schon; 4836. öfl- nete-ich mehrere Exemplare, welche im Museum in Weingeist aufbewalırt wurden; aber, bei keinem einzigeu halte der Ma- geu die Cohäsion, dass; er, dem. Ausspülen: widerstehen konnte, ohne zu zerreissen; fast so ‚verhielt es: sich auch. mit mehreren viel frischeren Exemplaren, welche mir in. diesem Jahre vom Herrn Candidalus wedieinae Laurenz Esmark in Christiania güligst milgelheilt wurden. Bei dem todien Leniminge, wel- eheu Prof. Sundewall mir übergab, war der Magen schon nach 48 Stunden so mürbe, dass er in: der, Nähe des Pfört- ers; barst, , dagegen 'glückte es mir, ein 'gules Präparal,aus dem andern zu erhalten, welchen ich einige Stunden nach den Tode öfluele, ; Da ich solchergestalt gute Präparate. von dem Magen der dvei, enwähnten, in unserm Norden am all- gemeinsien vorkonimenden pflanzenfressenden: Mäusen erhalten und gefunden. hätte, -dass gule Abbildungen, wie auch richlige Beschreibungen vom Magen‘ derselben gänzlich fchlien, so ver- 808 schaflte ich mir Zeichnungen der Mägen, die mit einer Ge- nauigkeit ausgeführt worden sind, ‘welche ihnen, nach meiner Ueberzeugung, einen besondern Werth verleihen werden. Der Magen des Lemmus amphibius ist stark gebogen, wie Pallas von dem des Mus talpinus sagt: „infraclo-in- eurvalus“. Der Oesophagus öffnet sich in der Mitte des klei- nen Bogens. Rechts vom Eingange des Oesophagus geht eine bogenförmige Furche (Fig. 2, i), in welcher der Magen zu- sammengezogen und, wie melırere Schriftsteller bemerkt haben, in 2 grössere Abtheilungen, einen Blind- oder Cardiasack, und einen Pförtnertheil getheilt wird. Der Blindsack macht, wie’'Home sagt, beinahe zwei Drittel des Magens aus, er ist im gefüllten Zustande ein lang gezogener, eiförmiger ge- bogener Sack, dessen grösste Breite sich dem Boden näher befindet, ‚und dessen schmälerer Theil in die zusammengezo- gene Stelle übergeht, an ‘welcher er sich mit dem Pförtner- theile vereinigt. ' Er ist stark nach‘ vorn gegen den Ocsopha- gus gebogen, wodurch der kleine Bogen dieses Sacks etwas kleiner wird als die Hälfte seines grossen Bogens; der Ocso- phagus bildet in Folge dessen gegen den kleinen Bogen hin sehr spitzige Winkel. Der Cardia-Theil zieht sich an den Seiten des Magens in den Pförtnertheil mit einer länglichen Raute hinein, welche auch aussen am Magen zum Vorschein kommt, wenn dieser gelinde angefüllt ist (Fig. 2. %). Der Pförtnertheil, welcher in Folge der eben erwähnten, aus dem Cardiatheile in seine Seiten einspringende Raute, gleich- sam nierenförmig wird, besteht aus 3 kleineren Beuteln, von denen 2 den Arcus major, und eine den Arcus minor einneh- men. Dieser letztere (Fig. 2, 3, d) legt sich dicht an die rechte Seite des Oesophagus, welcher beim Uebergange in den Magen gleichsam nach links in den Areus minor hinabgedrückt, und nach diesem Punkte hingebogen wird. Dieser Beutel, welchen man am besten den linken Beutel des Pförtnertheils nennen dürfte, bildet jederseits eine tiefe Falte, nämlich eine guössere mit der 'Inserlion des Ocsophagus und dem Cardia- | \ I \ 409 theile, und eine kleinere im Pförtner selbst, oder beim An- fange des Duodenums, Rechts vom Pförtner bildet der Pfört- nertheil einen andern kleinen Beutel, welcher wenig mehr als halb so gross ist, wie der vorige oder linke. Dieser rechte Pförtnerbeutel des Magens (Fig. 2, 3, e) bildet nach vorn eine sehr tiefe Falte mit dem Duodenum, welche mir einen Theil des Pförtners selbst auszumachen scheint; dieser Beutel wird nach hinten von einer andern Falte gegen den übrigen und grössten Antheil des Pförtnertheils an dem gros- sen Bogen des Magens hin begrenzt. Diese Falte, welche auch queer über den grossen Bogen ein Paar Linien hinter dem Pförtner läuft, endigt sich oben und unten gegen die oben 'er- wälinten, vom Cardiatheile entspringenden Rauten. Der dritte Beutel des Pförtnertheils (Fig. 2, 3, g), welcher, wie erwähnt, den ganzen übrigen und grössten Antheil des gros- sen Bogens des Pförtnertheils aufnimmt, nimmt eine mehr als viermal grössere Länge vom grossen Bogen ein, als: der vor- hergehende, wird auf der einen Seite vom oben erwähnten Beutel begrenzt, und auf der andern von eben der Grenzfurche oder Queerfaälte, welche die Seheidelinie zwischen dem Pfört- nertheil und dem Cardiasacke bildet, er wendet sich sonach mit einer Seite nach der mehrerwähnten, sowohl an der obern als untern Wand des Magens vom Cardiasacke in den Pfört- nerlheil einspringenden Raute, und nach der Queerfalte des Magens selbst, deren Schenkel sich gegen die Cardia biegen. Dieser Beutel besteht aus einer dicken, rothen und aderrei- chen Wand, welche sich schr durch eine grössere Festigkeit vom übrigen Theile des Magens unterscheidet. Dieser Theil ist es, welchen Pallas bei den verwandten Thieren Pars glandulosa, Seutum glandulosum ete., genannt hat, und für den der Name Sacculus glandulosus, Drüsenbeu- tel, am besten passen dürfte. Durch die zu beiden Seiten des Pförtners, nämlich rechts und links, gebildeten Beutel wird das Duodenum gleichsam in den Pförtnertbeil des Magens eingeschoben, oder von dem- 410 selben umfasst. .' Der Pförlner selbst beseleht: nur aus einer sehr schwachen, ringförmigen Zusammenziehung der! Darm: röhre. ‚Gleich‘an der andern Seile des Pförtners hat däs Duo- denum auch eine eigene engere Stelle, ferner 'zwischen pe und’dem Pförtner wieder eine Erweiterung. ‘ Wenn man die iumere Beschaffenheit des Maga unter» sucht, so findet man sie folgendermaassen beschaflen: '; Die Speiseröhre, welche sich, ‚wie oben angeführt, beim Ueber- gang in den Magen nach rechts dicht an den: kleinen Bogen des Cardiasackes biegt, öffnet sich in diesen nicht. nut einer queeren, runden Cardiaöflnung, sondern mit einer 3“ langen, schmalen Oeffnung. Indem sie: nämlich ‚links eher in den’Car- diasack übergeht, als rechts gegen: den Pförtnertheil, so. läuft der rechte Theil 3“ weiter, nach rechts, als der liuke nach links, und bildet solcherweise nach innen am Cardiasack eine Rinne, welche im Kleinen. der der wiederkäuenden Thiere gleicht (Fig... 3, m). Wie Home und mehre. bemerkt haben,- setzt ‘sich das feste Epithelium aus. dem Oesophagus in ‘den Cardiasack hinab fort, dessen Wände es vollsländig bekleidet. Es zeigt auch, wenn der Sack ausgespannt ist, viele niedrige, dicht nebeneinänder sitzende, rund um die Wände des Sacks gehende Qucerleisten,, und einige wenige, diese winklig überkreuzende, etwas stärkere Längsleisten ‚welche letztere indessen hinter der: mittlern, schmälern Region des Magens aufhören. Diese schmälere Region, welche einen en- gen’ Durchgang bildet (Isthmus, Pallas) (Fig.4, e), fängt von der Cardia an, ‘und entspricht der oben ‚bemerkten, aus- wendig stark ausgeprägten Queerfurche. Das dicke Epithe- lium setzt sich an der obern und untern Magenwand in den oben: erwähnten länglichen Rauten in den Pförtnertheil hin- ein, wie zwei längliche, flügelähnliche Lappen (Fig.3 und 4, k), mit einer freistehenden,: nach innen gerichteten, fein gezahnten Kante fort; vom: hintern Bande dieser Lappen und gegen den Arcus major bildet dasselbe Epithelium eine gegenwden: engen, die beiden Haupitheile. des Magens: schei- 411 - denden Durchgang gerichtete, freistehende, grobgezahnte, pal- lisadenförmige Abgrenzung (prominent, serrated edge, Home) zwischen den‘ genannten Abtheilungen. “Die beiden Stellen an ‚der obern und untern Wand des Magens, welche von den beiden flügelähnlichen.Lappen des Epitheliums beklei- det’ werden, und rechts vom Isthmus in den Pförtnertheil ein- springen,’ ferner von dem freistehenden, obgleich niedriger und feiner gezalinten Rande des’ festen Epitheliumrandes begrenzt werden, bilden auch ein Paar schwache Andeutungen von Ca- viläten oder 'Abtheilungen des Magens (Fig. 3, %k), welche neben dem’ Ende der Speiseröhrenrinne liegen und sonach auf gewisse Weise an die Haube der 'Wiederkäuer erinnern. 'Ne- ben der Basis derselben und um die Oeflnung ‚der Speiseröhre zeigen’ sich die von der letztern kommenden longitudinellen Muskelfäden am stärksten. Am übrigen Theile des. Cardia- sackes zeigen sie sich am' stärksten als Ringfäden. 'Rechts'von dem solcherweise erwähnten, einwärts stehenden, gezalhnten Epithelialrande hört diese feste innere Bekleidung mit‘’einem Mal auf. Mit blossem Auge sieht manıan der Innenseite ‚des angrenzenden, dicken, Nleischichten Theils, weleher die grösste Abtheilung des Pförtnertheils vom Magen bildet, äusserst feine, dicht stehende Löcher. Die Wand dieses Theils ist im Arcus major fast eine Pariser Linie dick: Inden angrenzenden bei- ‚den Beuteln ist sie dagegen bedeutend dünner. Mit dem Ver- (grösserungsglase sieht man auch hier die innere Oberfläche von feinen Löchern besetzt, welche unter dem Mikroskope bei’ 2- bis 300maliger Vergrösserung sich als kleine Gruben zeigen, in deren Grunde sich wiederum noch feinere Löcher öffnen. ‚Diese letzteren führen in die feinen Röhren, welche den Drü- senbau bilden. Diesen bekommt man’ genauer zu sehen,‘ wenn man den dritten Theil des Arcus major durchsehneidet oder durehbricht; der Bodenrand zeigt dann kurze, dicht aneinan- der stehende, mit den Enden nach innen und aussen gerich- tete Fäden (Fig. 3, g*) von 0,0118 Par..M. Dicke. Wer- den diese der Queere nach abgeschnillen; so zeigen sie sich 412 als einen Kanal: enthaltend, an welchem die Wände zusam. mengefallen und in Falten gelegt sind. Solche,‘ aber ‚sehr kurze Follieuli fanden sich auch in den beiden‘ andern Säcken des Pförtnertheils.. In den gemachten Queerdurchschnitten erschienen diese fadenförmigen, einfachen Röhren in ein zwi- schenliegendes Gewebe eingeselzt, welches sich im Queerdurch- schnitte als 6seitige Maschen darstellte. Man kann hieraus schliessen, dass die Röhren oder kleinen Folliculi in diese Sub- stanz eingesetzt sind, welche kleine Röhren oder Zellen bil- det, von denen jede einen Folliculus umschliesst, und: wahr- scheinlich zu ihnen gehörige Adern und Nerven enthält. Die Follieuli selbst erscheinen aus kleinen elementaren Zellen zu- sammengesetzt, welche alle, mit Kernen versehen waren. Im Duodenum zeigte sich in einiger Entfernung vom Pförtner ein schöner, 2” breiter, aus Brunner’schen, dicht nebeneinan- stehenden Drüsen zusammengesetzter Gürtel. Der Magen des Lemmus arvalis gleicht dem’ vorigen in der äussern Form sehr. Der Oesophagus tritt auf dieselbe Weise hinein. Dieser Magen ist ebenfalls hinter der Insertion des Oesophagus in der Mitte enger. Der Blindsack hat ganz dieselbe Form und liegt, wenn er gefüllt ist, längs der linken Seite des Oesophagus, Mitten über dem Eingange des Oeso- phägus befindet sich auch ein glandulärer Beutel, und rechts von diesem schwillt ebenfalls der Pförtnertheil in zwei Beutel an, einen rechts und einen links vom Pförtner. Im Innern dieses Magens kommt die Merkwürdigkeit vor, dass die feste Epitheliumbekleidung, welche sich vom Oesophagus fortsetzt, nicht bloss den Cardiatheil bekleidet, und solche flügelähnli- che Fortsätze in den Pförtnertheil hinein aussendet, wie bei L. amphibius, sondern mit Ausnahme des Drüsenbeutels, den grössten Theil des Pförtnersacks bis in den Pförtner.be- kleidet. Diese Epitheliumbekleidung für den Pförtnertheil ist deutlich eine sich weiter exstreckende Entwickelung der, er- wähnten, bei. L. amphibius vorkommenden, ‘ in..den‘ Pfört- nertheil einspringenden, Nügelähnlichen Lappen. : Auf ihr kom- BE 413 men zwei Oeffnungen vor, welche beide gross und sehr be- merkenswerlh sind, nämlich eine grössere und eine kleinere; die’ grössere befindet sich im Arcus major um den Rand des Drüsenbeutels. Auf dem Rande dieser Oeflnung ist das Epi- ihelium gezahnt. Auf dem queeren Theile des Randes, wel: cher dem zusammengeschnürten Magentheil entspricht, ist die Zahnung grob, stark, und nach einwärts stehend (Fig. 6,7, ö), wie bei. L. amphibius; an den Seiten ist die Zahnung nie- drig, schwächer und stumpfer (Fig. 6, k*; Fig. 7, i*). Die kleinere Oeffnung im Epithelium des Pförtnertheils (Fig. 6, 7, °) liegt längs des linken Beutels dieses Theils im Areus minor; sie fängt mit dem Pförtner an und erstreckt sich bis halben Wegs zur Cardia. Die Kanten dieser Oeflnung sind auch gezahnt und einander fast parallel. Nur durch diese beiden, mitten gegeneimandnr stehenden Oeffnungen | in der festen Epitheliumbekleidung bildet die eigentliche Magenschleim- haut die innere Oberfläche des Magensackes, oder, richtiger geredet, auf diese beiden Stellen ist die Ausbreitung des 'ei- genen, aus cylindrischen Follikeln gebildeten, glandulären Ma- gentheils, nebst der Absonderung seines verdauungbewirkenden Stofls eingeschränkt. Der im Arcus major liegende Drüsen- theil ist im Verhältniss zur Weite des Magens etwas kleiner als bei L. amphibius, und nähert sich in seiner Form einem gleichseitigen Dreiecke; die eylindrischen Follikeln siod fast von derselben‘ Dicke und Länge; die Zellengrübchen an der innern Seite, in welche sich diese Röhren öffnen, sind eben- falls denen bei L. amphibius gleich. Die andere, von fe- stem Epithelium entblösste Stelle im linken Beutel des Pfört- nertheils bildet einen schmalen Streifen von derselben Form, wie die erwähnte Oeffnung im Epithelium; die Follikeln sind kurz und öffnen sich auch in grössere Zellengrübchen. Der Magen des L.borealis ist weniger gebogen als bei L. amphibius und arvalis; der Ocsophagus öffnet sich auch mitten auf demselben; die Wände sind besonders dünn, wie schon Pallas bemerkt hat und durchsichtig. Die zu- 414 sammengezogene Stelle hinter dem: Eintrilte, des: Oesophagus; welche die Grenzen zwischen dem Cardiasack und dem Pfört- nertheil ‘andentet, ist. weniger zusammengezogen, als bei den beiden vorigen Arten; dagegen: ist diese Grenze umso be- merkbarer. durch eine Leiste (Plica Pallas) 'an der innern Wand, welche durch die dünnen’ Häute hindurchscheint. Der Cardiasack' ist fast von derselben Form, ‚wie bei den vorigen Arten, aber: kürzer und von grösserer Weite, Auch hier! liegt der Cardiasack, wenn ‚er gefüllt ist, an der linken Seile der Speiseröhre hinauf: Der Pförtnertheil, welcher die’ Form ei nes‘ kurzen, gebogenen Kegels besitzt, an dessen concaver Seite, oder dem» Areus minor, zwei beinahe kugelrunde, ‚mit einander 'grösstentheils verschmolzene ‘Beutel: sitzen, besteht aueh aus drei-Abtheilungen, ‘Die ‚erste Abtheilung liegt links, zunächst ..der Cardia oder dem Arcus minor, ist.schön. kugel- förmig gerundet, hat, wie. oben erwähnt wurde, die Form zweier fest:zusammen verschmolzener, runder Beutel (Fig. 7, d), und: ist dem linken Pförtnerbeutel der vorigen Arten’ völlig analog. : Die. zweite Abtheilung, welche neben der Grenze des: Cardiasacks beginnt, und. den grössten Theil des Arcus major. vom, Pförtnersack einnimmt (Fig. 7,'8, g), entspricht demi 'glandulären Beutel bei den vorigen, ist weniger convex, als bei ‚diesen, weniger dick und: weniger fleischroth, und: en- digt sich mit einer Zusammenziehung in einiger Entfernung vom Pförtner. ‘Zwischen dieser letzten Zusammenziehung und dem Pförtner selbst befindet sich .die.dritte Abtheilung des Pförtnersacks, ‘welche den ganzen übrigen Raum desselben Sacks einnimmt, ohne in Form eines eigenen: Beutels, vorzu- springen (Fig. 7, 8, ec). Diese Abtheilung entspricht: wahr- scheinlich dem rechten Pförtnerbeutel der vorigen Arten. Der Pförtner ist enger, als bei jenen. - Beim Untersuchen der inneren Magenwände findet man, dass sieh auch hier der ‚Oesophagus mit einer Rinne. endigt, welche aber etwas kürzer ist als bei den vorigen Arten. ‚Diese Rinne'biegt sich gegen den Pförtner und öffnet sich sowohl 415 nach dem; Cardiasacke, als dem linken angrenzenden Pförlner- beutel.. Das feste Epithelium, welches sich aus: dem Oesopha- gas in den Magen hinab fortselzt, bekleidet hier, wie bei: den vorigen Arten, den ganzen Cardiasack, ‚unterscheidet sich aber bedeutend von dem bei jenen dadurch, dass es weder, wie bei L. arvalis, einen grossen Theil des Pförtnersacks beklei- det, noch; wie bei L. amphibius, einige Lappen in densel- ben hineinschiekt,: sondern sich, wie bei Mus decumanus u: m. in eine Leiste endigt,; welche sich aus der Gegend der Cardia gleichmässig’um das Lumen des Magens zieht, und, zu- folge des oben Erwähnten, durch die dünnen Wände auch nach aussen durchscheint. So wie bei'Mus decumanus biegt sich diese: Leiste ‘in der Gegend der ‚Cardia etwas nach reelıts von der Oeffnung ‘des Ocsophagus. Sie ist überall durch gerundete, niedrige'Zähne gezahnt, welche am gröbsten in dem nach rechts gebogenen Theile, der Cardia, zunächst, sind. Im linken Pförtnerbeutel ist die Schleimhaut ganz ‚dünn; darch das Vergrösserungsglas sieht man in-ihr kleine zerstreufe Drüsen. ‘Die andere, mitten ‚über im Arcus major liegende Abiheilang des Pförtnertheils’ enthält reichliche Drüsengebilde: Zunächst der Grenze'am Cardiasacke und beim Uebergange in die beiden anderen, dem: Pförtner näher: liegenden: Abthei- lungen sind ‚die Drüsen: oder Follikelgebilde zerstreut und seicht, aber zwischen diesen Stellen sind sie länger und dicht: stehend, wie in den Drüsenbeuteln der vorigen Arten, so dass sie auch hier gleichsam eine einzige Drüsenmasse bilden, deren grösste Dicke jedoch nicht über 4" Par. M. beträgt. Unter dem Mikroskope erschienen dichte, kreisrunde Zellengrübehen oder Vertiefungen, auch zwischen den Mündungen der Folli- keln, In der zunächst dem Pförtner liegenden Abtheilung’ er: schienen ‘auch zerstreute kurze cylindrische Follikeln. Zwi- schen sämmtlichen Abtheilungen befand sich eine kleine Falte von der iunern Haut; der: Pförtner war eoB; doch ohne eine ee Klappe. 416 Ein Jeder dürfte nach dem hier Dargelegten finden, dass die Kenntniss des Magenbaues bei den in Rede stehenden Thier- arten bisher höchst unvollständig gewesen ist, und dass eine solehe Untersuchung über die sämmtlichen Gruppen der Linnei- schen GattungMus ausgedehnt, Ergebnisse herbeiführen würde, welche aus den hier dargelegten Angaben und den vielen An- deutungen anderer und ähnlicher Eigenthümlichkeiten, welche Pallas in seinen Schriften gemacht hat, zu schliessen, eben so wichtig für die Zoologie, als für die Thier-Anatomie und Physiologie werden müssten. Aus den drei Beschreibungen, welche ich die Ehre gehabt habe, vorzulegen, erhellt, dass von den in Rede stehenden Thierarten. jede für sich eine eigene Form des Magenbaues besitzt, von denen die eine so 'verschie- den von der ändern ist, dass man ihr zufolge Grund zu haben glauben söllte, jene zu ganz verschiedenen Gruppen im Sy- steme zu stellen, Spätere Schriftsteller, und unter ihnen zuletzt De Selys-Longchamps (Etudes de Micromammalogie, Paris, 1839), haben sie zwar in ganz verschiedene Gruppen gebracht;:aber wie fern diese auch richtig seien, dürfte höchst ungewiss sein, da diese Gruppen auf keine eigentlich anato- mische Untersuchungen gegründet worden sind. Der letzt- genannte Schriftsteller hat die drei hierher gehörenden Thier- ärten zur Familie Castoridae gebracht; die Wasserralte und Feldmaus setzt er in die Tribus Arvicolina, Galtung Ar- vicola Lac&p., die Wässerratte zum Subgenus Hemioto- mys, und die Feldmaus zum Subgenus,Arvicola, zwischen welche er das Subgenus Microtus gestellt hat. Den Lem- ming hat:er dagegen in die kurz danach folgende Friedrich- Cüvier’sche Gältung Lemmus und das Subgenus Geor- rhychus gestellt. An der Spitze der Familie Castoridae steht die Gattung Castor, und am Schlusse derselben Geor- rhychus; nach ihr kommt die Familie Muridae, welche mit»der Gattung Spalax anfängt, die sonach dem Lemminge "zunächst stehen würde. ä Am complieirlesten und mit den bestimmtesten Abthei- 417 langen versehen ist der Magen bei der Wasserrätte; bei dieser kommt ‘auch die am stärksten entwickelte Cardiarinne vor, daneben die Andeutung einer eigenen, der Haube bei den Wie- derkäuern etwas analogen Abtheilung,' bekleidet mit einem fe. sten Epithelium, so auch die stärkste Drüsenbildung. Es ist demzufolge wahrscheinlich, dass diese Thierart von einer Nah- rung lebe, welche einen sehr complicirten Verdauungsprocess erfordere. Eben so bemerkenswerth ist die über den grössten Theil der beiden Magenabtheilungen ausgebreitete Epithelium- bekleidung bei der Feldmaus, welche auf einen den Wänden nöthigen Schutz gegen mechanische Einwirkung der Nalırungs- stoffe zu deuten scheint. Der Magen beim Lemminge zeich- net sich durch seine ausnehmende Dünne, einen kleinern Car- diasack, eine Tapezirunz von festem Epithelium, welche auf beschränkt ist, und eine schwach ausgebildete enbildung aus. Man kann hieraus schliessen, dass der Magen des Lemmings für eine mehr einfache, mehr nährende und leichter verdauliche Nahrung bestimmt sei, als bei der Wasserratte und Feldmaus. - Wahrscheinlich lebt der Lemming zum grossen Theile von Flechten. Pallas sagt über den In- halt des Magens beim Lemminge: „Ihymus in sibiricis fuscus, lutescente mixtus; in norvegicis miculis al- bis mollibus a comesto lichene mixtus.“ Bei allen drei Tbierarten kommen die Mägen darin überein, theils, dass sie r zugleich ‚mit. denen der anderen verwandten Murinae aus zwei Hanptsäcken, dem Cardia- und dem Pförtnertheile bestehen, iheils dass sie alle drei einen abgesonderten Drüsensack im Arcus major, einen, rechten Pförtnerbeutel und einen theils einfachen, theils doppelten Beutel im Arcus minor, zwischen dem Pförtner und der Cardia, haben. Dieser letztere Pfört- nerbeutel findet sich auch sehr deutlich bei unserin gemeinen Mus decumanus angedeutet. Bei allen drei setzt sich der Oesophagus in Form einer Wiederkäurinne in den Cardiasack hinab fort, so dass der Process des Wiederkäuens wahrschein- lieh einigermaassen auch bei diesen Thieren Statt findet. Müller's Archir, 1844, 27 448 ‚Ich. würde diesen’ Beschreibungen gern einige mikroskopi+ sehe Untersuchungen über ‚das Epitheliam und die Follikeln ete. ‚hinzugefügt haben; aber ich habe von ihnen in Folge einer Augenkrenkheit abstehen müssen, mit welcher ich ‚seit einigen Jahren und fortwährend: behaftet bin, und: die ‚mir nicht allein die, Benutzung des Mikroskops ganz: und gar verbietet, son- dern. mir. überhaupt die Anstellung feinerer Untersuchungen - wenig geslallet. Erklärung der Abbildung, N Taf XIV. Fig. 2: Der Magen des Lemmus amphibius, von der obern gegen den Rückgrath gekehrten Seite angesehen, und im ge- füllten Zustande. a. Das Duodenum, c. der rechte Pfö d. der linke Pförtnerbeutel, &. der Drüsenbeutel, f. der ©, e. der Cardiasack, %. der Theil des Cardiasacks , we Pförtnertheil einspriogt, und. vom Verf. als ein der Ha bei « Wiederkäuern analoges Gebilde betrachtet wird, #. die zusammenge- schnürte Stelle, welche den Cardiasack vom Pförtnerlheile trennt. Fig. 3. Derselbe Magen, dessen untere Hälfte längs der Mitte des Arcus major sowohl, als minor, weggeschnitten ist, so dass man die Form der Magenhöhlungen von innen sieht. a. Das Duodenum, db. der Pförtner, c. der linke Pförtnerbeutel, d. der rechte, e. der Cardiasack, f. dev Oesophagus, m. die Rinne, welche im Arcus mi- nor eine Fortsetzung des Oesophagus bildet, und als der Wiederkäuer- rinne bei den Ruminantia analog betrachtet werden kann, @. der Drü- sensack, g* die Darchschnittslläche der Wände dieses Sacks, wel- che parallel stehende Striche zeigt, die die. Zwischenräume zwischen den Gruppen der Magensaltsfollikeln bezeichnen, ;*. die freistehende, gezahnte, pallisadenäbnliche Kante des Epithelinms auf der Grenze zwischen dem Cardiasack und dem Pförtnertheile, %. der Theil des Cardiasacks, welcher in den Pförtnertheil einspringt und zu beiden Seiten von einem flügelöhnlichen, feingezahnten Lappen des dicken Epitheliums bekleidet ist. . R Fig. 4. Der Magen derselben Thierart, längs der Mitte des Arcus major des Pförtnertheils vom Duodenum an durch den Pförtner bis zum Anfange des Cardiasacks geöffnet, mit zur Seite gelegten Wänden, um den engen Uebergang zwischen den Cardia- und Plört- nerabtheilungen, nebst den grossen pallisadenförmigen Zacken, welche das Epithelium dort bildet, endlich die Ahgeläbnlichen Lappen dessel- ben festen Epitheliums, welche sich in den Pförtnertheil fortsetzen, zu zeigen, Diese letzteren sind am Präparate von ihrer Befestigung an den Schleimhäuten gelöst, und zeigen schön die feinen Zähue an den Kanten, wie auch eine feine, entsprechende Erhöhung auf der Schleim- haut. Die Unebenheiten, welche im linken Pförtnerbeutel zum Vor- 419 schein’kommen;, sind darch einen kleinen Fadenwurm (Trichosoma) entstanden, welcher in diesem Magen an genannter Stelle in grosser Menge angeheftet sass. -Diese Würmer, sämmtlich Weibchen, waren so tief in die etwas angeschwollene Schleimhaut eingedrungen, dass es [nicht glückte, sie'so herauszuziehen, dass der Kopf mitgefolgt wäre. a. Das Duodenum, 5, der Pförtaer, e. der rechte, und d.\der linke Pförtnerbentel, e..der Cardiasack, vom Isthmus angesehen, f. der Oesophagus, i. die freistehende gezähnte, pallisadenähnliche Kante des Epitheliums, auf der Gränze zwischen dem Cardiasack und dem Pförtnertheile, %. die Nügeläbnlichen Lappen des festen Epitheliums, welche in den Pförtnertheil einspringen, Z. eine hervorstehende Walst der Schleimhaut, in welche die feinen Zähne jenen Lappen eingepasst - sind, m. die Rinne an der Innenseite des Arcus minor, g. die Wände des Drüsenbeutels, A. die unebenen Stellen an der Innenseite des lin- ken Pförtnersacks, an welcher die erwähnten Würmer fesigeheftet sassen. _ Fig. 5. Der Magen des Lemmus arvalis von der untern Seite gesehen, und im gefüllten Zustande. a. Das Duodenum, ec. der rechte, und d. der linke Pförtnerbeutel, e. der Cardiasack, f. der Oesopbagus, z. der Drüsenbeutel, %. die Stelle rechts hinter der Card "welche der Verf. für analog der Haube bei den Wieder- köner hält. 6. Der Magen derselben Thierart, eben so geöffnet, wie in Fig. 2 die Form der Höhlungen und die Bildung der Wände derselben zu zeigen. a. Das Duodenum, e. der Cardiasack, „f. der Oeso, 2 der Drüsenbeutel, i. die gezahnte Kante des festen Epitheliums, welche sich gegen den linken Rand des Drüsenbeutels endigt, %*. der hintere Rand desselben Epitheliums, welcher dem hintern Rande der flügelähnlichen Lappen bei L. amphibius ent- spricht, i°. der Rand derselben Epitheliumfortsetzung, welcher sich am Pförtner endigt, i°. derselbe Epitheliumsrand, welcher sich am linken Pförtnerbeutel endigt, und dem vordern Rande der flügelähnli- chen Epitheliumslappen bei L. amphibius entspricht, m. die Rinne, in welche der Oesophagus sich endigt. Fig. 7. Der ri derselben Thierart; in diesem ist die feste von der Vereinigung mit der Schleimhaut gelöst worden, um deutlicher ihre Ausdehnung bis vorwärts nach dem Pfört- ner, so auch die beiden Oeffnungen in der Wand desselben Epithe- liums, in welche zwei entsprechende Rauten von den Magensalt ab- sondernden Stellen des Magens passen, zu zeigen, a. las Duodenum, f. der Oesophagus, /*. das Epithelium des Oesophagus, e*. das Epi- thelium im Cardiasacke, i. die pallisadenförmig gezahnte Kante des Epitbeliums im Isthmus, auf der Gränze gegen den Drüsenbeutel, 7°. der entsprechende Eindruck auf dem linken Rande der Drüsen- schicht, i’, der hintere Rand des festen Epitheliums, gegen den Rand des Drüsenbentels, i*. die entsprechende Wulst und der ge- zalnte Eindruck am Rande. des Drüsenbeutels, i’. der Rand des fe- sten Epitheliums, welcher aın Pförtner endigt, :i. die Ränder dessel- ben Epitheliums am linken Pförtnerbeutel, gegen den Arcus minor, welche den vorderen Rändern der Migelihnlie en Epitheliumslappen bei L. amphibius entsprechen, g. der Drüsenbeutel, welchem die Bekleidung mit festem Epithelium fehlt, und welcher von den gezahn- 97» 4 420 ten. Kanten an) der gsossen dreiseitigen Oeffaung, welche der Epithe- liamssack gegen den Arcus major hat, gelöst ist. . u. Fig..8. Der’ Magen des L.borealis, von. seiner nach unten ge- kehrten, Seite angesehen, und im gefüllten Zustande. a. Das Duode- oum, d, der Pförtoer, e.,der rechte Pförtnerbeutel, d. der linke, hier doppelt, e, der Cardiasack, f. der Oesophagus, g. der Drüsenbentel, i.. der durch die Wand hindurch sichtbare Epitheliumsrand, welcher sich ‚gegen den Drüsenbeutel schliesst, „u Fig. 9, Derselbe Magen, dessen eine Hälfte fortgenommen wor- den. ist, wie in den Präparaten, welche Fig.,2. nnd 5. vorstellen, um die Form und Bildung der inneren Wände zu zeigen, a, b. c. e. f. e; gi. wie in der vorigen Figur, * ERROR. Fi ; N Hans: EURE Den 1272 . E47 Ar Bemerkungen über die Arteriae helicinae. us Von ’ Professor Erpr in München. (Aus brieflicher Mittheilung.) (Hierzu Taf. XV. Fig, 1. 2.) In letzterer Zeit, wo mich meine Vorlesungen auf die Arteriae helieinae wieder brachten, stellte ich mehrere Untersuchungen an, und bin nun durch eigenen Anblick von ihrer Existenz überzeugt. Ich habe die A. pudenda interna auf einer Seile mit Wachs-, auf der andern mit Leimmasse injicirt, und das Experiment gelang auf beiden Seiten vortrefllich. Besonders schön ist die Wachsinjeclion; von letzterer füge ich einige- Zeichnungen bei, weil mir darin Formen erschienen, die Mül- ler noch nicht abgebildet hat. Am meisten fielen mir an mei- nen Präparaten die Art. helicinae in der ersten Figur auf, weil sie von so gewaltiger Länge sind, und in der 2ten Figur konnt mir der Ast (a) sehr sonderbar vor, weil er, seines beträchtlichen Durchmessers ungeachtet, in eine Art. helicina endet. Ich habe viele kleine, aber recht instructive Präparate davon auf Glasplättchen getrocknet *). *) Ich empfehle zum Aufsuchen der Arteriae helicinae im ivjicir- ten und nicht injieirten Zustande die Untersuchung des Penis unter einer hinlänglich starken, am Stativ befestigten Loupe von ähnlicher Art, wie bei feinen Nervenpräparationen, Das Object wird dann von seiner Verbiodung mit einem Gefässstamm und den Balken des Penis 422 gelöst, unter dem einfachen Mikroskop unter Hin- und Herwenden der Diverticula vermiltelst einer Nadel, dann auch unter dem Com- posilum untersucht, \Vas ich in meiner ersten Mittheilang nur von den Arteriae helicinae des Pferdes angegeben, habe ich seither auch beim Menschen gesehen, dass von der Basis oder von der Seite der Arteriae helicinae hin und wieder ein ganz feines capillares Gefäss- chen zu weiterer Verlheilung abgelıt; zuweilen geht dieses auch von dem stumpfen dieken Ende ab. Das Wesen der Arteriae helicinae scheint auf dem Princip der Bildung von Diverticula und Varicositä- ten:zw beruhen.‘ Im Corpus davernosum urethrae ‘des Pferdes sind die Arteriae helicinae äusserst zahlreich und gross, die Diverlicula sind hier kürzer und dicker, und fast traubig. - f Anmerk, des Herausgebers, An yon hi \ Er s a Ueber die Organisation der Fangarme der Polypen. Von ı Professor ErDL. 3 (Hierzu Taf. XV. Fig. 3—15.) 1. Veretillum Cynomorium. Die einzelnen Polypen von Veretillum, deren 50 — 60 Stücke aus einem Slamme, und. nur aus, dessen vorderen zwei Drit- theilen hervorkommen, zeigen sich als ungefähr zwei Zoll lange, durchsichtige, an der Basis breitere, nach oben etwas schmä- ler. werdende, häulige Röhren, welche in ihrem Umfange mit 8 schwärzlichen Längsstreifen bezeichnet sind, und nach. oben in 8, auf beiden Seiten mit Tastläppchen besetzte Fangarme auslaufen. In der Mitte der 8 Fangarme: ist Der mit einem weissen Wulste umgebene Mund. Die Tastläppehen (Fig. 3.) zeigen sich zu hiden Sei- ten der Fangarme gleich vom Munde weg als kleine Warzen; die sich erst weiter oben zu deutlichen Läppchen verlängern, und gegen die Spitze hia wieder kleiner werden. Sie bestehen aus einer ziemlich Sach gedrückten, ‚hohlen, nach oben stumpf abgerundeten ‚Röhre mit wellenförmigen Rändern (Fig. 3. «.), an denen eine aus rundlichen, an ihrer Basis unter sich zu sammenhängenden Läppchen bestehende Einfassung (Fig: 3. 6.) aufsitzt. Diese Einfassung ist äusserst durchsichtig, und bietet deswegen einer genauen Untersuchung unübersteigliche Hin- dernisse dar; ihre eigentliche Struetur blieb mir trotz der un- ermüdetsten und sehr oft angestellten Beobachtungen an fri- 424 . - schen und Weingeistexemplaren verborgen, und Alles, was ich darüber erfahren konnte, ist Folgendes: Sie bestehen aus einer dicken, wasserklaren Substanz, und sind an ihrer Oberfläche mit zweierlei blasenarligen Ge- bilden besetzt. Die einen, kleineren (Fig- 3. c.), sind theils der Länge nach reihenweise aneinander gelagert, difleriren etwas an Grösse und Erhabenheit, theils zwischen diesen Röh- ren mehr unregelmässig zerstreut, weniger hervortretend und meistens etwas kleiner. Sie bedecken die Oberfläche der Tast- läppchen fast gänzlich, so ‚dass diese ein warziges Ansehen ge- winnt. Die Gebilde der zweiten Art sind drei- bis fünfmal grösser, denn jene sind nach keiner bestimmten Ordnung und Zahl auf den einzelnen Läppchen vertheilt; sie stehen ziemlich weit voneinander entfernt, haben eine ovale Gestalt, sehen sich "wie mit Flüssigkeit gefüllt an, und zeigen in ihrer Mitte einen ansehnlichen Nucleus (Fig. 3: d). Auch bei der klar- sten Vergrösserung konnte ich über die Beschaffenheit dieser Bläschen keine nähere Anschauung gewinnen, vermuthe aber, sie möchten mit den Saugapparaten der Hydern gleichbedeu- tend sein. : An den Rändern der Läppchen erscheint die Substanz mit nebeneinander liegenden, ziemlich regelmässigen, fast -cylindri- schen Erhabenheiten (Fig. 3. e. Cylinderepithelium) einge- säumt, auf deren oberem, freien Ende, mit dem sie den Rand der Läppchen darstellen, kurze, aber ungemein lebhafte Flim- merhaare (Fig. 3. f.) stehen. x Die etwas platt gedrückte Röhre des Tastläppehens ist mit einem schönen. tafelförmigen Epithelium von sechsseiligen, - eder doch dieser Form nahe verwandten Zellen (Fig. 3. %.) überkleidel; auf ihm stehen zwei eigenthümliche Gebilde. Das am häufigsten vorkommende, und wie es scheint bedeutungs- vollste, besteht aus häuligen, von einem durchsichtigen Con- tentum prall gespannten Cylindern, welche ziemlich unregel- mässig zusammengehäuft, in theils ganzen, theils halben, von- einander ziemlich weit abstchenden Zeilen auf dem Epithelium, - 425 sitzen. (Fig. 3. 8); und ihr oberes, freies Ende gegen den Beobachter kehren. Solcher Zeilen finden sich auf einem Tast- läppehen 7— 8. Die halben. Zeilen: scheinen nur, zerstörte ganze zu sein, da die einzelnen Cylinder sehr leicht abfallen. An diesen 'Cylindern (Fig. 4.) erkennt man eine dicke, häutige Wandung; in der Mitte ihres wasserhellen Inhaltes einen dunkeln, undeullichen Streifen, welcher meistens bei Com- pression- äls ein langer Faden heraustritt, der den Cylinder selbst wohl 10 Mal an Länge übertrifft, gegen sein Ende hin aber so fein wird, dass er auch der mühsamsten Beobachtung allmählig verschwindet. Solche Cylinder mit ausgetretenen Fäden bekommt man auch oft! in grosser Menge zu sehen, wenu man die Polypen leise-irritirt, ehe man ilınen die Fang- arme abschneidet. I i Das andere auf dem Epithelium sitzende Organ zeigt sich in kleinen Bläschen, von denen immer 3—6 oft von ver- schiedener Grösse beisammen sitzen (Fig. 3. A.), und in sol- chen-Häufehen über die Oberfläche des röhrigen Theiles'des Tastläppchens zerstreut liegen. ' Sie erscheinen immer etwas dunkel, mit schr schattigen Umrissen, lassen aber ‘sonst’ keine Struclur erkennen. Die eigentliche Substanz der Röhrenwandung ist "ausser der Länge immer der Queere nach gestreift, und scheint vor- zugsweise musculöser Nalur zu sein. Auf der inneren Ober- fläche befindet sich noch ein besonderer Faden (Fig. 3. i.), welcher die ganze Röhre queer: durchläuft und in eine Spirale gewunden zu sein scheint. Wenn das Tastläppchen sich zu- sammenziehl; kommen seine Windungen ganz nahe aufeinander zu liegen, und entfernen sich voneinander desto mehr, je mehr jenes sich ausdehnt; vielleicht ist durch diesen elastischen Fa- den die Ausdehnung des Taslläppchens beding!, wie seine Zu- sammenziehung vön den Längs- Queermuskelu abhängl. Im Lumen der Köhre siehl man mil grosser Deullichkeit eine Safteirculalion, welche darin besteht, dass Kügelchen von 27 abe, wo; da — abe im Durchmesser auf einer Seite der * 426 Röhre hinauf, und auf der FE wieder zurück- bewegt. werden, (Fig. 3. 1. X £). ' Die Saftkügelchen sind vollkommen rund, durchsichtig, farblos, zeigen sich bald ein- zeln, bald zu ‘zwei bis drei von. verschiedener ‚Grösse bei- sammen, und bewegen sich während ihres Laufes bald um ihre Achse, bald von-, bald gegeneinander. Dieser Saftlauf, der aus:den Fangarmen entspringt und zu denselben wieder zurückkehrt, ‚scheint einzig und allein aus Flimmerbewegung ander inneren Oberfläche der Röhrenwandung veranstaltet zu werden, 'was noch deutlicher. an anderen; Theilen dieser Poly- pen hervorleuchlet. Die Fangarme selber sind 'konische Röhren, die hab oben in eine: abgerundete, Spitze endigen, unten, um den: Mund herum, eine breitere Basis haben und dieselbe Structur. zeigen, wie. die Röhren der Tastläppchen,. welche "letztere ‚nichts weiter, als Zweige von ihnen sind. Die Wandung ist’an ihnen viel dicker als‘ an ‘den Tastläppchen, weniger durchsichtig, mit starken Längen- und Queerfäsern versehen. Die äussere, eben- falls mit einem tafelförmigen Epithelium überzogene Fläche ‚zeigt! wieder ‚die zu 3—6 zusammensiehenden (dunklen, oben beschriebenen Bläschen, dagegen konnte ich die cylindrischen Organe hier niemals finden. Actinia mesembryantkemum. Die er der Aklinien (Fig. 5.) überhaupt sind wie bei: Veretillum konische Röhren, aber: ohne Tastläppchen. Ihre eigentliche Substanz ist ziemlich derb musculös; man.kann äussere Längen- und innere kreisförmige Bündel unterscheiden, welche unter starker Vergrösserung. — aber freilich schwach — die den Muskeln eigenthümliche Queerstreifung erkennen lassen. Au der äusseren Oberfläche zeigt sich wieder ein schönes, aus meistens sechseckigen Zellen zusammengesetztes Epithelium, das aber zu beiden Seiten der etwas: zusanimen- gedrückten Fangarme als Cylinderepithelium mit sehr lebhaften | | | | B 427 Flimmerwimpern erscheint. ı Auf dem, Epithelium sitzen, wie- der, wie bei Veretillum, zweierlei Gebilde auf: kleine, ‚mit scharfen Contouren versehene Bläschen, und auch wieder | häu- tige ‚Cyliuder. Letztere sind in. grosser Anzahl vorhanden, be- decken, bald dichter, bald dünner 'beisammenstehend, die vor- - dere und hintere Fläche der Fangarme grösstentheils, und sind nur. au. den ‘Seiten etwas sparsamer, vorhanden. Untersucht ‚man 'sie, von ganz frischen, ‘wenig gereizten Thieren,.‚so, sieht man: dass sie dus einer dicken Membran gebildet, an einer ‚Seite etwas eingedrückt, und mit einer wasserklaren Flüssig- keit gefüllt‘ sind, in deren Mitte ein. korkzieherarligzusam- mengerollter Faden liegt (Fig. 6. a.). Bei Cylindern von ge- reizten Thieren ist der Faden meistens nicht mehr im Innern, sondern nach aussen getreten. Bei gelinder Compression kann mau dem Austreten, des Fadens zuschen;: er bewegt sich in einer kriechenden, suchenden Bewegang. hervor, und behält diese Bewegung auch dann noch einige Zeit; wenn er bereits vollkommen herausgetreten' ist,', ‚Man . unterscheidet immer zweierlei Arten dieser Cylinder, eine grössere (Fig. a. u: 2.) ‚und eine kleinere (Fig. c.); beide sind sich an. Form und Ei- ‚genschaften' gleich, 'wie sie 'sich. ‚aber ihrer, Anzahl’nnd Ver- theilung auf den Fangarmen nach verhalten, konnte ich nicht ausfindig machen, © 0 Die Fangarme sind übrigens nicht ‚der einzige Sitz dieser Cylinder, sie finden sich in 'zahlloser Menge in ‚den blauen . Warzen, welche unter dem Fangarmkranzei am obern äussern ‚Rande des Mantels einzeln stehen. Bei der weissarmigen Akli- nie sind sie au den Fangarmen sehr sparsam; diese Art, speit aber, wenn sie Gefahr alinet, sehr, lange, schön rosenroth 'ge- färbte Fäden (Fig. 7. ein Stück «. nalürl, Grösse, 6. stark vergeössert) aus, von denen jeder in seiner Mitte eineh weis- sen, ligamentarligen Streifen Zeigt, um und an welchem diese hier rosenroth gefärblen Oylinder in ungeheurer Menge sitzen. Diese Fäden und die Fangarme der A: mesembryanthenmum und concentrica kleben leicht au sie herührende Gegeuslände, 428 und‘ verursachen auf zarten Hautstellen ein leichtes, nesselar- liges Brennen. ii 'Im Raume der Röhre eines jeden Fangarmes erscheint wieder der Saftlauf. Man sieht von einer ‚Seite der Röhre Kügelchen von +45 —3t5“ im Durchmesser in grösster Schnel- ligkeit gegen die Spitze des Fangarmes treiben, ' wo sie mit derselben Schnelligkeit in einem Wirbel herumgedreht werden, und ‘dann auf der: entgegengesetzten Seite wieder zurücklau- fen. ' Dieser‘ Saftlauf ist aber nur in der oberen Hälfte der Fangarme sichtbar, weiter nach unten: verliert die dicker wer- dende Substanz derselben alle Durchsichtigkeit (Fig. 5.). _ Bi 3. Alcyonium Exos. Die röhrigen Fangarme dieser Polypen konnte ich leider . nur an ziemlich "alten Weingeistexemplaren untersuchen, fand aber schon’ 'an”’diesen eine grosse Uebereinstimmung mit'der Organisation" der’ Fangarme der obigen 'Thiere. Am'meisten‘ zeichnen sie sich dadurch aus, dass an'ihrer äussern Ober- . fläche einzelne,‘ ziemlich weit voneinander abstehende halb- kuglige "Warzen hervortreten, die eine "höchst wundervolle Structur zeigen. Jede Warze (Fig: 8.) besteht aus einem Ag- gregat oval gestalteter Bläschen, welche mit ihrem’ breiteren Theile auf der äusseren Oberfläche des Fangarmes sitzen, mit dem schmäleren, etwas zugespitzten frei gegen das beobachtende Auge gekehrt sind. ‘Sie bestehen aus einer ziemlich dieken Membran, die sonst: weiter keine Structur 'erkennen lässt; im Innern jedes Bläschens ist eine wasserklare, farblose Flüssig- “keit 'und''ein spiral zusammengedreliter Faden; ‚welcher. bei Compression aus dem spitzen Theil des Bläschens herausfährt und sich in die Länge streckt. Der ausgetvetene Faden scheint eine unmittelbare Fortselzung der Bläschenwand'zu sein, ist; (im 'ausgetretenen Zustande betrachtet, Fig. 9.) anfänglich ein- fach 'bandartig.ausgebreilet, dann aber korkzieherarlig 'zusam- 429 mengedreht: Er ist wenigstens zwölfmal länger ‚als der Län- gendurchmesser seines Bläschens, und wird am Ende so fein, dass man ihn auch bei der besten’ Vergrösserung nicht mehr verfolgen kann. 4. Hydra viridis. An den ebenfalls röhrigen, hohlen Fangarmen dieses Thie- res unterscheidet! man deutlich zwei häutige Gebilde: ein in- neres, mit grünen Kügelchen besetztes, und ein äusseres, farb- loses, vollkommen durehsichtiges, mit ziemlich weit voneinander stehenden halbkugligen Warzen besetztes, an dem drei, Or- “ gane auffallen: zwei nämlich, aus welchen wieder lange Fä- den kommen, und eines, das keinem der bisher "beschriebenen Organe gleicht, Von den ersteren Organen findet sich das eine kleinere vorzugsweise am Rumpfe des Polypen, weniger an den Fangarmen, ist eine diekwandige, langgezogene, cy- lindrische Blase (Fig. 10.), mit einem anfangs bedeutend dik- kern, dann bis zum Unsichtbarwerden sich verschmälernden Faden, der ungefähr siebenmal so lang, als das Bläschen selbst ist, und ebenfalls eine Fortsetzung der Blasenwandung zu sein scheint. Das andere Organ (Fig. 11.) besteht aus einer. kugligen, geslielten Blase (a) von 235° — st‘ Breite und (sammt dem Stiele) #s— 135‘ Länge. Die Blase scheint mit einer durch- sichtigen Flüssigkeit gefüllt zu sein, hat eine dicke Wandung und setzt sich in einen Hals (5) oder Stiel fort. Dieser ist ungefähr eben so lang, als der runde Theil der Blase selbst, ist breiter da, wo er aus diesem Theile entspringt, spitzt sich nach vorne allmählig zu und giebt, noch ehe er in eine Spitze sich verschmälert, vier dornartige Fortsätze (c) ab, welche sich gerade gegenüber stehen, an ihrer Basis ziemlich dick, und mit der freien feinen Spitze gegen die Blase zurückgebo- gen sind. Von dem Blasenhalse entspringt — als Fortsetzung des Halses selbst — ein schr feiner und sehr langer Faden, 430 welcher‘ allmählig son fein‘ wird, dass: er der Beobachtung entgeht. it In der Mitte Man Warze, auf der äusseren Fläche‘ ie Fangarme sowohl als am übrigen Leibe, steht das dritte Or- gan (Fig. 12.). Den Bau desselben konnte ich bei H. viridis nie zur klaren Einsicht bringen, sah ‘es aber deutlicher bei ‘ einerea, wo es mit Corda’s Beschreibung gänzlich überein- stimmt. ‘Es besteht‘ aus einem durchsichtigen; eirunden, dick- häutigen 'Säckchen, in dessen Grund eine tellerförmig einge- drückte Blase liegt. ‘Auf der Öberfläche dieser Blase, in der tellerförmigen ‘Vertiefung, 'steht ein länglich runder ‘Körper, auf diesem en nach unten in 2 Schenkel gespaltenes, "nach oben in’ eine stimpfe Spitze ausgehendes, pfeilartiges Organ, das aus der Blase hervorgestreckt und zurückgezogen werden kann.‘ Bei H. viridis sieht man sehr häufig diesen Pfeil aus der Blase 'hervorragen, ei die'unter ee gelegenen ER sind nieht deutlich. | ale zit Wenn man einen ER ‘(besonders an ‚öhnenin etwas schon lebensschwachen Polypen)' comprimirt, so brieht er'in seine’ einzelnen Theile auseinander (Fig.:13.). "Man'sieht' dann die beiden Organe mit den Fäden (a. b.), das letztbeschrie- bene Gebilde mit dem Pfeil (c) und verschiedene kugelige @e- bilde- Die einen Kugeln (d) sind klein, ‘durchsichtig, ohne deutlichen Inhalt, und gleichen den ‘grösseren’ Moleculen im Pollenkerne, bewegen sich auch etwas, aber nie so viel, wie jene; die anderen (e) etwäs grösseren’ Kügeln zeigen ‘in''der Regel einen meistens dunklen Kern in ihrer Mitte, wieder 'an- dere (), beinahe‘ von derselben’ Grösse und auehetwas grös- ser, enthalten mehrere Kerne: Die grössten Kugeln '(g.) ent- halten bald mehrere, bald wenigere Nuclei, welche an Grösse . wieder sehr variiren, und zeichnen‘ sich dadurch aus; dass‘ sie nicht vollkommen geschlossen sind, sondern an einer Stelle eine runde Oeffnung besitzen- Ich hatte sölche Kugeln Tage lang unler dem Mikroskop! liegen; betrachtete sie"bei den’ ver- schiedensten Vergrösserungen und Beleuchtungen, nalim aber - 431 nie an ihnen eine nähere Struetur, nie eine weilere Verände- rung wahr. Das Verhalten der Fangarmsubstanz bei Compres- sion erinnert mich lebhaft an die Wirkung, welche der Druck anf die frischen Muskeln unserer Schnecken hervorbringt: diese scheinen nämlich im frischen Zustande (Fig.14.) aus faserigen Bündeln ohne Queerstreifen ‘zu hestehen,' beim Druck’ aber zerbrechen sie in meistens länglich viereckige, ziemlich gleich grosse Stücke (Fig. 15.), die so breit! wie ein Faserbündel sind, an der Oberfläche 'aber nun ganz homogen (ohie An- deulang von faseriger Beschaffenheit) erscheinen, und in ihrer Mitte bald mehr bald weniger deutlich einen Kern erkennen lassen. In den Fangarmen der Hydern glaubt man manchmal einen Säftelauf zu bemerken. Man sieht nämlich zeitenweise Kügel- chen und ovale Körperchen von_verschiedener Grösse sich in denselben bewegen — aber der,Umstand, dass sie nicht so be- stimmt auf einer Seite der Fangarmröhre nach aufwärts, auf der enigegengesetzien nach abwärts strömen, dass ihr Vor- kommen nicht constant ist, sondern weniger bei jungen und frischen, häufiger bei alten, dem’ Tode nahen Individuen be- merkt wird, dass sie an Grösse so sehr voneinander abwei- ehen, dass mitunter wirkliche Infusorien mit ihnen herumtrei- ben, dass sie nach dem Zerdrücken der Fangarme frei und selbstständig weiterschwimmen, dies scheint wohl dafür zu sprechen, dass sie mit den Saftkügelchen der bisher betrach- teten Thiere nicht zusammengestellt werden können. Unter den hier betrachteten Organen: scheint: wolıl ‚das mit den langen Fäden versehene das interessanteste zu sein, theils seiner ausgezeichneten Form wegen, theils weil'es so allgemein unter den gallertartigen Thieren. verbreitet: zu sein scheint. t ' { 1 A. J. Corda war. der Erste, welcher es auffand und bei Hydra fusca als Tastorgan beschrieb (in den Act. nov. Leop. 432 Vol. XVII. pre. I. pag.299., und in den Amnales des sc. nat. II. serie. Tom VIII. pag. 364.); er brachte es aber nicht 'zur klaren Einsicht,’ so dass seine Abbildung und Beschreibung nicht naturgetreu gerieth. C. Th. v.. Siebold beobachtete dasselbe Organ bei Medusa aurita (Beiträge zur Naturgeschichte der wirbellosen Thiere. A. Med. aurita), wobei er sich auf Corda’s Beobachtung beruft, aber im Erkennen nicht glück- licher war. ‘Ehrenberg (über fossile Infusorien und leben- dige Dammerde.. Tab. II.) hat es bei Hydra vulgaris auran- tiaca beobachtet und ziemlich naturgetreu abgebildet. R, Wag- ner sah es früher bei Actinia, wo er es wegen der kriechen- den Bewegung des Fadens für Spermatozoen hielt, erkannte es aber später (1839) an demselben Thiere richtig; und ent- deckte zugleich die'schönste Form dieses Organes bei Pelagia, wo sie mit Aleyoniam ‘sehr übereinstimmend gebaut ist. R. Wagner hat auch zugleich Versuche über die Bedeutung die- ses Organes angestellt, und sich ziemlich überzeugt, dass es die Ursache des brennenden Gefühles an feinen lien " sei, weswegen er es „Nesselorgan“ nannte. "" Ehrenberg hat in der oben angeführten Schrift den fraglichen Theil der Fangarme der Hydra so dargestellt, dass in der Mitte einer jeden Fangarmwarze ein Muskelsack (Corda’s Ergreifungsorgan) liege, aus welchem das oben beschriebene Organ mit den vier dornartigen Stacheln in der Weise her- vortrete, dass zuerst die runde Blase, dann ihr Stiel mit den Dornen, dann erst der Faden hervorkommt, welcher letztere im Zusammenhange mit der (mit einer Drüse versehenen?) Mutterkapsel bleibt. Mit dieser Ansicht wollen aber meine nun schon über ein Jahr lang angestellten Beobachtungen nicht harmoniren, Ich kann fürs Erste schon gar nicht begreifen, wie. das so'gestaltete Organ dem Thiere nützen könnte, denn: ‘die Dornen sind gegen den "blasigen Theil des Gebildes gebogen, und behauptet dieses die Stellung, wie Ehrenberg es darstellt, so sind die Dornen nicht gegen den Leib des Po- Ippen, sondern von ihm hinweg gerichtet, und können so ME 433 unmöglich als Angelhaken gelten, wofür sie der verehrte Na- turforscher hält; ja. der runde Theil des Organes, welcher vor den Spitzen der Dornen steht, hindert sogar, dass sich etwas an ihnen einhake. 2) Oft, recht oft sah ich aus Ehrenberg’s Muskelsack den von Corda beschriebenen Theil hervorragen, der nicht leicht mit etwas Anderem verwechselt werden kann, — am wenigsten mit dem Faden des fraglichen Organes, da er doch noch einmal so gross ist als dieser. 3) Nie gelang es mir, den runden Theil des Organes aus einer Fangarmwarze hervorragen zu sehen, aber häufig erblickte ‚ich die Fäden, und legte ich dem Polypen ein Deckgläschen auf, so kam im- mer'erst der Faden mit seinem feinen Ende, dann der Hals mit den. 4 Dornen, dann der kuglige Theil hervor. 4) Nach Ehrenberg’s Darstellung wäre der Faden an seiner Ur- sprungsstelle am dünnsten, und würde desto, breiter, je mehr e sich enlfernle, was nicht sehr. wahrschein- er We; an lich ist. gRönalien meinen Untersuchungen: überzeugte: ich mich, da nieht der in der Mitte jeder, Warze stehende Mus- kelsack der Silz unseres Organes sei, dass nicht ein einzi- ges in einer Warze exislire, sondern ihrer viele zugegen sind, welche um den sogenannten Muskelsack herum ihren Sitz ha- ben. Ueberdies dürfte vielleicht schon die Analogie für mich ‚sprechen. - Ein Kreislauf bei den Polypen wurde schon von Trem- bley (Mem, pour servir & l'histoire des Polypes. p. 219.) bei Tubularia reptans aufgefunden, bei welcher er „‚eierähnliche Körper“ in beständiger Bewegung zwischen dem Nahrungska- nale und der Substanz des Leibes sah, die aus Zellen kamen, und in- diese wieder zurückkehrien. Nach ihm erwähnt O.F. Müller (Zool. danica. Vol. III. p. 62.) derselben Erscheinung bei Sertularia geniculata, schreibt sie aber Infusorien zu, wogegen Cavolini (Nemorie per servire alla storia dei Polipi marini, p. 121.) die wirbelnde Bewegung der kleinen Körnchen bei Serlularia schon für ein dem Kreislauf höherer Thiere entspre- eliendes Phänomen hält. Bei Plumatella crislata erkannte Müller’s Archiv. 1641. 28 434 v. Heyden. (Isis 1828. p. 505.) in den Jahren 1819— 1827 schon richtig die Safteirculalion, welche im Jahre 1824 Gruit- huisen (Einleitung in das Studium der Arzneikunde, p- 154.) bei Hydra ebenfalls beschrieb und angab, dass um den Mund des Thieres herum ein Ringgefäss liege, welches in die Fang- arme und den übrigen Körper „Gefässe“ (!) sende. Dass Flimmerbewegung die Ursache des Kreislaufes dieser Thiere sei, hat Grant (the new Edinbg. philos. Journ. 1827. p. 107.) bei -Flustra carbasea und Lobularia digitata erkannt. R. Wagner zieht (Lehrb, der vergl. Anat. p. 153. 154.) die Existenz eines Kreislaufes bei diesen Thieren überhaupt in Zweifel, ist aber gegenwärtig von derselben völlig überzeugt., Lister be- -schrieb die Safteireulation neuerdings sehr ausführlich (philos. transact, 4834. on ihe structure and functions of tubular and cellular polypi. p- 366. etc.) bei Sertularia, Tabularia, Campanularia, wie auch Nordmann wid Dumortier (Möskoire sur Betas et la en des spe lypiers compo- en: Ueber ein Entozeon im Blute von Salmo fario. Von Professor VALENTIN ‚(Aus briell. Mittheilung an den Herausgeber.) (Hierzu Taf, XV, Fig. 16.) Dieser Tage Btioss mir eine eigene Sache in einem Exemplare a In dem durch eine Be Genick- ten sich che lebhaft, meist wackelnd, doch Auch Bstihint loeomotiv. Sah man einige Zeit zu, so kam ein heller Schwanz seitlich zum Vorschein, und später enthüllte sich allmählig ein längliches Thier, welches sich sehr lebhaft und fortwährend bewegte. Die Bewegung erfolgte durch variable, an der einen Seite seines Körpers befindliche, 4- bis 3fache Fortsätze. Hier- durch wälzte es sich sehr schnell, vorzüglich im Kreise herum, fort. Sein vorderer und sein hinterer Theil waren hell und durchsichtig. Sein Mitteltheil dagegen enthielt zahlreiche dun- kele Körperchen, vielleicht Pigmentmoleküle, welche es gefres- sen hatte. War das Thier noch zusammengeballt, so hatte es oft das Ansehen, als sei jedes dieser Kügelchen in einem ei- genen hellen, zuletzt keulenförmigen Fortsatze des Körpers enthalten. Auf Taf. XV. Fig. 16. sind die Linearumrisse dieses Geschöpfes dargestellt. «a zeigt die anfängliche runde Kugel, 2, c, d verschiedene Stadien der Entrollung des Schwan- 28° 436 zes, e eine Kugel, in welcher die einzelnen dunkelen Körn- chen in eigenen Stielen eingeschlossen zu sein scheinen; ‚f diese Stiele ideal vergrössert; & bis m sind verschiedene Gestalten des entwickelten Thieres, welches so höchst wahrscheinlich zur alten Gattung Proteus oder zuAmoebaEhrenb. gehört, aber wohl eine neue Species ist, da sie mit keiner der von Ehrenberg in seinem grossen Infusorienwerke beschriebenen und gezeichneten Art übereinstimmt. Von feinerer innerer Organisation konnte ich, da das Thierchen 0,0003— 0,0005 P.Z. misst, Nichts mit Bestimmtheit wahrnehmen. Vorn schien mir bisweilen eine runde Oeffnung, und hinten am Schwanze etwas Streifiges vorhanden zu sein, wie es bei A angedeutet worden. Die variablen Fortsätze erschienen immer bei dem Bilde, wie es unter dem Mikroskope gesehen wurde, an der rechten Seite. Vielleicht sind auch die keulenförmigen Stielchen zu solchen zu rechnen. Ich zweifelte zuerst sehr, ob diese We- sen auch wahrhaft dem Blute angehörten, und dur hsuchte daher den ganzen Fisch, konnte aber weder an de ch- felle, noch in den Nieren, den Gedärmen, der Sam blase, dem Gehirn u. s. f. eine Spur dieser infusoriellen Entozoen auffinden. Nur in dem Lieblingssitze mikroskopischer Einge- weidewürmer, dem vierten Ventrikel, begegnete mir ein ein- ziges Exemplar. Dagegen waren sie im ‚Blute. so. reichlich vorhanden, dass ein. Blutstropfen mindestens ein, oft zehn Thierchen und. mehr enthielten. - In dem geronnenen Blute blieben sie mehr als sechs und weniger als achtzehn Stunden lebendig. Das Blut selbst halte sonst nicht das. Geringste, welches besonders angemerkt zu werden verdiente. Im Uebri- gen zeigten sich in dem Fische nur in den Pförtneranhängen ‘zahlreiche Exemplare von Ascaris obtuso-caudata Ze- der. Andere Eingeweidewürmer konnten wicht vorgefunden werden. - Bern, den 22sten Januar 1841. vr oo Uchber Dieeras. , Von Prof. Esenrıchr. ( Briefliche Mittheilung an den Herausgeber. ). Von meinen Freunde, IIrn, Landphysieus Grove in Rönne auf der Insel Bornholm, erhielt ich vor ein Paar Monaten ein Gläsche mit einigen Würmern, die seiner kleinen Tochter nach einer schweren Krankheit in ungeheurer Masse abgegan- gen ‚waren, und um deren Namen er mich bat, da er sie nicht kenne. Ein jeder Helminiholog wird sich mein Erstaunen den- ken, als ich an den übersandten Exemplaren augenblicklich die Figur erkannte, die in der Bremser’schen Pseudohelminthen- vignette auf dem Titelblatte seines: „Lebende Würmer im leben- den Menschen“, als ein Blasenwurm mit zwei grossen zolligen Hörnern zu oberst pavadiert. Es war das Dytrachyceros oder das Diceras rude Rud. des Sultzer in Strassburg. Ich säumle nicht, mich mit dessen Monographie: „‚Disserlalion sur un ver inteslinal nouvellement decouvert et decrit sous le nom de Bicorne rude par Charles Sultzer. Strasbourg et Paris. 1808., genauer bekannt zu machen, worauf es meine Absicht war, eine ausführlichere Beschreibung dieses höclist abweichen- den Helminthen auszuarbeiten. Zu meiner nicht geringen Veberraschung habe ich aber in dieser schr verkannten Mono- graphie eine so vollständige anatomische Beschreibung des Thierchens gefunden, dass ich sie für die vollkommenste hel- 438 minthologische Arbeit vor dem Mehlis’schen Distomenwerk ansehen muss, und wenig Hoffnung habe, wesentlich Neues hinzufügen zu können. Wenn Bremser in seinem angeführ- ten Werke (p. 262.) sie für verschluckte Saamenkörner hält und dabei erklärt: „Wer alles, was Sulzer über ihren äus- seren und inneren Bau — denn er hat sie auch zergliedert — sagt, mit Aufmerksamkeit liest, überdies die Abbildungen da- mit vergleicht, wird vielleicht diese Vermuthung nicht so al- bern finden“, so finde ich die Vermuthung doch schr gewagt, indem Bremser weder Phytotom noch Helminthotom war, zugleich sehr unvorsichtig, da der Ausspruch einer in der Helminthologie so grossen Autorität auf das Schicksal der Abhandlung und deren Verfasser ei- nen entscheidenden Einfluss haben musste. Un- glücklicher Weise war nun dies gewagte und un- vorsiehtige Urtheil allerdings unrichtig. Das Diceras rude ist. in der That ein Eingeweidewurm, gerade so, äusser- lich und innerlich, wie ihn Sultzer— denn er hat ihn sehr sorgfältig zergliedert — beschrieben, möge er nun in das Ru- dolphi’sche System hineinpassen oder nicht. Wie es hat ge- schehen können, dass dieser Eingeweidewurm des menschli- chen Körpers, trotz der ungeheuren Menge, worin er in bei- den Fällen beobachtet, nur diese 2 Mal gesehen worden, und zwar das erste Mal im Jahre 1801 bei Strassburg, das 2te Mal im Jahre 1841 auf der Insel Bornholm, ist allerdings schwer zu begreifen, zumal von mir und anderen, die an die Generatio aequivoca nicht glauben. Ob ich zu dieser Annonce später eine weitere Beschreibung geben werde, muss ich vor- läufig dahin gestellt lassen. An Grove habe ich geschrieben, um eine ausführlichere Krankengeschichte zu erhalten. Copenhagen, den 16. Mai 1841. Ueber die Form des geronnenen Faserstofls. Von Prof, Nassz in. Marburg. Der Faserstofl gerinnt der gewöhnlichen Annahme gemäss zu einer homogenen, zusammenhängenden Masse, in der sich unter dem Mikroskop ausser den eipgeschlossenen feinen Körnchen (Fettpartikelchen) keine andere Form erkennen lässt. Dies Aussehn hat sowohl der ausserhalb des Körpers geronnene Fa- serstoff des Blutes, als der in der Entzündung sich zu einer falschen Haut gestaltende. Ausserdem schlägt er sich aber auch dem Eiweiss ähnlich in feinkörnigen Flocken zu Boden, wie dies z. B. in manchen entzündlichen Exudaten der Fall ist. Und da ferner die Lymph-, Chylus- und Eiterkügelchen aus diesem Stoffe bestehn, so kommt auch nogh die Kugel- form als dritte bekannte Art der Gestaltung hinzu, die der Faserstof! anzunehmen im Stande ist. Niemand hat indessen der Schollen oder Blätichen als einer regelmässigen Forın ge- dacht, obgleich man im geschlagenen Blut oft genug dieselben gesehen haben mag. Ihr Vorkommen ist hier nicht etwas Zufälliges; ihre Grösse und Gestalt bleiben sich in gewissen Gränzen stets gleich. Wer sich von der Regelmässigkeit die- ser Bildung überzeugen will, bringe nur einen Tropfen Was- ser, worin der durch Rühren des Bluts erhaltene Faserstofl ausgewaschen worden, unter das Mikroskop. Von welchem 440 Thiere das Blut oder der Faserstof! genommen sein mag, gilt gleich viel; je mürber und lockerer letzterer ist, desto zahl- reicher erscheint die Menge der Schollen, weshalb man z. B. "beim Versuche mit Schweinsblut eine geringere Anzahl ent- deckt, als wenn man Hundeblut anwendet. Die Gestalt dieser farblosen, fast durchsichtigen, kernlosen, nur schwach granu- lirten. Scheibehen ist meist länglich rand, ‚einem länglichen Vierecke sich nähernd, oder mehr dreieckig, Dazwischen finden sich auch lange schmale Ovoide, und mehr oder weni- ger vollständige Sphäroide., Obgleich die Form eine: verschie- dene ist, so ergiebt sich bei genauerer. Betrachtung jedoch, dass nür die der länglich runden Scheibchen die primäre ist, und sich die übrigen Formen aus dieser herleiten lassen, die dadurch entstehen, dass die Ränder sich umschlagen. Ganz augenfällig ist dies bei den am,.einen Ende spitz, zulaufenden Schollen, indem hier der Umriss des umgeschlagenen Randes ganz deullich. ist... Rollt sich das Blältchen noch mehr zusam- men, so bildet sich entweder ein längliches, an den Rändern zugespilzles, walzenförmiges, oder ein unregelmässig kugeliges Körperchen. Nach den verschiedenen Modifieationen der, Ge- ‚stalt verändern sich auch die Durchmesser der Scheiben. Je platter, durchsichtiger diese scheint, je weniger Umbiegung die Ränder erfahren haben, desto grösser sind die Durchmes- ser der Länge und Breite, und desto geringer ist der Unter- schied zwischen beiden. _ Beachtet man bei der Messung alle verschiedenen Formen, so findet man den Längendurchmesser variirend von 0,0007 — 0,0016” (im Mittel 0.0012”), den der Breite von. 0,0004—0.0012” (im Mittel 0,0008“). Bei den unveränderten Schollen beträgt letzterer im Durchschnitt elwa gegen 0.001”, und es wird leicht ein eben so grosser auch bei den ändern gefunden, wenn»man die umgeschlagenen Ränder der noch nicht ganz umgestalteten Schollen wit in Reehnung briogt. Nur selten finden sich Scheibeheu von einer grösseren . Länge als 0,0017”, und. von einer grösseren Breile als 0,0013”; häufiger sind kleine sphäroidische Partikelchen yon 0.0006” Länge, 441 tund lange walzen- oder spindelförmige von nur 0,0003” Dicke. Eine vollständige Kugelform bieten die zusammengerollten Schollen nie dar. Gewöhnlich beträgt der eine Durchmesser 0,0004 — 0,0002” weniger als der andere. Die Dicke der un- ‘veränderten Schollen ist schwer zu bestimmen, schwerlich darf sie bei den nreisten höher als 0,0001” angeschlagen wer- den; bei den ganz blassen erreicht sie kaum diese Zahl, sonst könnten, sich die Ränder ‚nieht so platt umlegen. — Sehr leicht kleben die Faserstoflstückeken aneinander, und ist der Haufen sehr beträchtlich, so vermag auch selbst das geübteste Auge nicht die Umrisse aller einzelnen Schollen zu unterschei- den; bei einer kleinen Gruppe ist dies oft möglich. Falls der durch Rühren des Bluts erhaltene und nachher ausgewässerle Faserstofl' nicht zu sehr gequetscht ‚worden, ‘ist es möglich, an seinen Rändern einzelne Schollen zu erkennen; durch Quelschen und Reiben vereinigen sie sich zu den Fasern, von denen die Fibrine ihren Namen erhalten hat. Die Fasern sind Kunstproduet, nicht aber die Scheibchen. Diese trifft man nieht bloss im geschlagenen Blule, sondern auch beim’ Aus- wässern des kleinsten Stücks eines in vollkommener Ruhe ge- ronnenen Blulkuchens. Präexistirten, als bei der Gerinnung des Bluts gebildet, diese Schollen nicht, so wäre es schwer begreillich, wie von dem in feinen Maschen geronnenen Fa- serstofl sich so grosse Blättchen lösen könnten. Ich sage nicht, dass aller zu einer zusammenhängenden Masse geronnener Fa- serstofl aus Schollen besteht, obgleich-dies nicht gerade un- wahrscheinlich ist; auf jedem Fall besitzt aber die Substanz die Eigenthümlickheit, bei der Gerinnung zu einem grossen Theil Schollen von einer sich auflallend gleichbleibenden Grösse zu bilden. Gerade so wie die Eiterkügelchen, sowohl in ei- nem und demselben Organe, als in verschiedenen Theilen, bei verschiedenen Individuen und verschiedenem, Allgemeinleiden, selbst in den verschiedenen Thierelassen stets eine von den- selben Gränzen eingeschlossene, und im Mittel sich fast ganz gleich bleibende Grösse zeigen, so haben mich auch die Mes- 442 suugen der Faserstofischeibehen bei den verschiedenen Thieren belehrt, dass ebenfalls auch diese Gerinnungsform der Fibrine von einem solchen allgemeinen Gesetze beherrscht wird. Al- lerdings kommen auch wohl einzelne ganz kleine Faserstofl- partikelchen, und grössere Stücke dieses Stoffes im geschlage- nen-Blute vor, doch:sind diese zu selten um Beachtung zu verdienen. — In folgenden Messungen, die ich zur Bestätigung meiner Behauptung hier mittheile, sind sowohl die unverän- derten als zusammengerollten Schollen begriffen, so. wie sie gerade unter das Mikroskop kamen. Obgleich nicht jedes Blut gleich frisch, nicht gleich behandelt war, so überrascht doch die Uebereinstimmung. Jede Messung umfasst 30 bis 40 Schollen. y 4): Faserstoff aus dem Blut eines Menschen. Mittlere Länge der Schollen: 0,00117” (0,0006 — 0,00145 Dy in der Mehrzahl 0,0012”; mittlere Breite 0,0008” (0,00035—0,001"). 2) Von einem Hunde. Länge:0, 00118” (0,0008—0,0016‘); meist 0,0012“; Breite: 0,0009 (0,0004— 0,0012”), meist 0,0008”. 3) Von einem Schwein: Länge: 0,00124” (0,0007 bis 0,0016“), meist zwischen 0,0014‘ und 0,0014”; Breite: 0,00064” (0,0004— 0,0008”), meist zwischen 0,0006 und 0,0008“. 4) Von.einem Pferde. Länge: 0,00124 (0,001—0,0016°) ; Breite: 0,00074” (0,0005 — 0,0012”), meist zwischen 0,0007“ und 0,0009”. 5) Von einem Ochsen. Länge: 0,00125, meist zwischen 0,0011“ und 0,0014; Breile: 0,00055‘, meist ine er und 0,0009”. 6) Von einem Kalbe. Länge: 0,0012” a Breite: 0,00086” (0,0004—0,0013”). 7) Von einer Ziege. Länge: 0,00121”, meist zwischen 0,0012” und 0,0043‘; Breite: 0,00076” (0,0905 — Be); meist zwischen 0,0008 und 0,0009. ".8) Von einem Kaninchen. Länge: 0,00123” (0,0006 bis -0,0015°); Breite: 0,00081” (0,0004 — 0,001”). FR 443 9) Von einer Gans. Länge: 0,00115“ (0,0006 —0,0017“); Breite: 0,00087” (0,0003—0,0012”), 40) Ven einem Frosche. Länge: 0,00135° (die grössere zwischen 0,001‘ und 0,0016”). Breite: 0,0008” (0,0005 bis 0,0044”). Durch einen Zusatz’ von Ammoniak waren hier vor- her die Blutkörperchen aufgelöst worden, um die Schollen desto sichibarer zu machen. - Ich bin nun kaum wohl noch den Beweis dafür schuldig, dass diese Schollen wirklich aus Faserstofl' bestehen. Denn sie können aus nichts Anderem bestehen. Fetttheile giebt es im Blute nicht so viele, als dass alle Schollen des Bluts aus Fett "gebildet sein könnten. Zudem habe ich einen Tropfen aus dem Faserstoff ausgepressten Wassers, worin eine unzählige Menge der fraglichen Körperchen sich befanden, lange Zeit mit Aether gekocht, ohne dass dadurch dieselben irgend eine Veränderung erfuhren; nur die Körnchen, die an ihnen vor- her hafteten, nahm der Aether auf, der nachher beim Eindam- pfen sich fetthaltig erwies. Durch Essigsäure quellen die Scheibchen anf, ziehn sich nicht zusammen wie Epithelialzellen ; durch Ammoniak werden sie wenig verändert, nur deutlicher, wahrscheinlich weil das sie umgebende, etwas trübe Medium durch dasselbe aufgeklärt wird. Somit bleibt es keinem Zweifel unterworfen, dass wir es bier mit einer eigenthümlichen Gerinnungsform des Faserstofls zu hun haben, mit einer Urform der Bildung, die sich nicht, wie sonst alle Scheibchen und Blättchen der thierischen und pflanzlichen - Gewebe, aus einer Kugelform entwickelt. Mit einer Krystallisation wage ich die Schollenbildung nicht zu vergleichen, wenngleich sje auch erst in dem aus dem Körper herausgelassenen Blute Stakt findet, weil eine Beständigkeit in der Grösse der Gebilde die Festwerdung organischer beleb- ter Materie von der Krystallisation wesentlich unterscheidet. Ausserdem zeigt der Faserstofl diese Gestaltung nicht bloss im Blute, sondern auch im Eiter, In diesem, und zwar noch in- "nerhalb des Körpers, kommen Faserstoflschollen vor, die an 444 Gestalt und'Grösse ganz den beschriebenen im Blute gleichen. Schon Gluge und J, Vogel erwähnen dieselben, bezeichnen sie aber unrichtig als Epitheliumzellen, wozu man leicht ver- leitet werden kann, indem beide Arten von Blättchen, bis auf die Anwesenheit eines Kernes in letzteren und die chemische Verschiedenheit, sich einander sehr ähnlich sind. Ihre Ent- stehungsweise ist aber eine ganz andere, und die Verwechse- lung beider muss zu einer falschen Theorie führen, denn die Faserstoffschollen des Eiters entstehen nicht durch eine all- mählige Metamorphose kugeliger, aufgerichteter, Kernhaltiger Zellen, sondern durch rasche Gerinnung einer vorher in Auf- lösung befindlichen Substanz. Merkwürdig ist es freilich, dass die Faserstofischeibehen am häufigsten im Eiter der änssern Haut sich befinden, auch hier am meisten den Epithelium- zellen gleichen; allein auch in geschlossenen Säcken werden sie gefunden.‘ Sie 'sind eigentlich nicht das Produet der Ei- terung, sondern der Entzündung, und noch mehr der Ver- narbung. “Ueberall, wo in Wunden diese beginnt, habe ich auch die Faserstoffschollen angetroffen. In einer schr grossen Anzahl sah ich dieselben einmal in der eiterähnlichen, dickli- chen Masse eines hydropischen, mehrmals punclirt gewesenen Eierstockes.. Sie halten eine Grösse von 0,0012 —0,0016”. Was mir: hier höchst interessant schien. war ein deutlicher Uebergang der; Schollen in Eiterkügelchen und Zellgewebe- streifen. Diese und die von Müller beschriebenen spindel- förmigen Körperchen der Zellgewebegeschwülste waren: die Bestandtheile der halb organisirten, an. den Wandungen des Sackes angewachsenen Masse. Auch noch von einer anderen Seite her lassen sich man- cherlei Bemerkungen und Betrachtungen an diese Gerinnungs- form des für das Leben- so äusserst wichtigen Blutbestandtheils knüpfen. Ich erwähne nur, wie zuweilen in einem Blute al- ler Faserstoff zu fehlen scheint, wo er doch in der Schollen- form unter dem Mikroskop zu erkennen ist, Dies ist nament- lieh im Blute der monatlichen Reinigung der Fall. Es erklärt 445 ferner die im geschlagenen Blute noch befindliche grosse An- zahl von Faserstoflstückehen, warum die Injeclion des vom Faserstoff befreieten Blutes in die Venen in kurzer Zeit tödt- lich werden kann, indem die schwer. auflösbareu Schollen die Gefässe zu verschliessen im Stande sind. Doch ich habe nur die Mannigfaltigkeit der Beziehungen dieses Gegenstandes andeuten wollen, und denke bei einer _ andern Gelegenheit denselben nochmals zur Sprache zu bringen. Ueber N 'Wimperhlasen und Hornfäden. j Von Dr. Remix, pract. Arzt in Berlin. E (Mitgetheilt in der Gesellschaft naturforschender Freunde ia Berlin, den 17. Noybr, 1840.) Bei der Untersuchung des Mesogastriums von Fröschen findet man in. demselben häufig, zum Theil in Gesellschaft von Entozoen, wasserhelle Bläschen von cirkelrunder oder ova- ler Gestalt, welche in den meisten Fällen über die Fläche der Gekrösplatten hervorragen, mitunter auch ganz zwischen denselben eingebeltet sind, und in ihrer Grösse von , Linie “nnd darunter bis zu 4 Linie und darüber variiren. Die Con- sistenz dieser Bläschen ist um so stärker, je grösser sie sind, und die grösseren, mit blossem Auge sichlbaren, zeigen eine bedeutende Prallheit und Festigkeit. Wird ein solches Bläs- chen mit einer Nadel angestochen, so fliesst eine wasserhelle Flüssigkeit aus, und die Wandung des Bläschens fällt zu- sammen. Untersucht man diese Bläschen unmittelbar nach der Oefinung der Bauchhöhle des noch lebenden Frosches, in- dem man dieselben zusammt den Gekrösplalten ohne alle Zerrung entfernt und unter das Mikroskop bringt, bei einer | dem Umfange des Bläschens entsprechenden (gewöhnlich 100- bis 450maligen) Vergrösserung, so findet man dieselben von eoncentrischen Schichten knotiger (embryonischer) Zellfa- 7 sern umgeben, welche die Wand der Blase dergestalt ver- 447 decken, dass sich nicht entscheiden lässt, ob sie eine einfache oder zusammengesetzie Membran darstellt. In allen unversehr- ten Bläschen, mindestens in allen grössern, sofern sie nicht zufällig durch die Gewebetheile der Gekrösplatien zu sehr verdeckt werden, gewalırt man kreisrunde, dunkel aussehende, in der Anzahl sehr verschiedene Körper, welche in einer be- ständigen, durch ihre Regelmässigkeit und Stetigkeit sehr auf- fallenden Bewegung sich befinden, In Fällen, in welchen die . Bläschen, wie es schien, vor der Untersuchung am wenigsten gezerrt worden waren, konnte ich deutlich unter dem Mikros- kop innerhalb dieser Blasen gewissermaassen gesonderte Ab- "theilungen solcher Körper beobachten, welche in ganz ver- schiedenen, oft entgegengesetzten Richtungen, und nach ganz verschiedenen Systemen ihre stetigen Bewegungen fortsetzten. Mitunter gingen solche Körper in entgegengesetzter Richtung dicht aneinander vorüber, ohne sich in ihrem Laufe zu stören, wobei sie, wie es schien, sich hauptsächlich in der Nähe der Wand hielten, zuweilen jedoch die Mitte der Höhle durch« selzten. In andern Theilen einer solchen Blase, wo man stel- lenweise vereinzelte Körper sich bewegen sah, konnte man eine ganze Gruppe solcher Körner sich um einen idealen, ge- "meinschaftlichen Mittelpunkt herum bewegend beobachten, und sich überzeugen, dass sie nicht miteinander verwachsen waren, sondern nur durch eine gemeinschaftlich auf sie einwirkende Kraft zusammengehalten wurden. So lange man nicht den Ground dieser Bewegung kennt, wird man versucht an centrale Schwerpunkte und an eine Achnlichkeit mit Planetarbewe- gungen zu denken; denn so regelmässig, so bestimmt und 'of- fenbar unwillkürlich sind die Bewegungen dieser Körper. Diese Umläufe lassen sich in solchen Blasen, welche nicht zu sehr mit diesen Körpern gefüllt sind, oft stundenlang beobachten. Zuletzt-fangen sie an, träger und unregelmässiger zu werden, oder sich nur auf einzelne Theile der Blase zu beschränken, bis sie allmählig gänzlich erlöschen. Diese Veränderung und 448 das Aufhören der Umläufe lässt sich durch einen mässigen Druck auf die Blase auf künstliche Weise beschleunigen. Der Grund der Bewegungen dieser Körper liegt nun, wie ich’ gefunden habe, entweder gar nicht, oder wenigstens nicht ausschliesslich in ihneu selbst, sondern in der Wand der Blase: Diese ist nämlich an ihrer Innenfläche durchweg mit Wim- pern besetzt, welche durch ihre beständige Bewegung nach verschiedenen Richtungen hin jene auffallenden Umläufe der runden Körper zu Wege bringen. Es ist klar, dass um die oben beschriebenen Bewegungen des Inhaltes zu erzeugen, ganze Abtheilungen dieser Wimpern, und zwar mitunter gerade sol- che, ‘welche in gemeinschaftlichen Kreislinien oder Parallel- Kreislinien liegen, nach einem gemeinsamen Typus und nach denselben Richtungen hin sich bewegen müssen. Dies lässt sich’ auch in der That durch die Beobachtung nachweisen. In-. dess reicht selbst diese Erklärungsweise für diejenigen Fälle nicht aus, in. welchen die Körper die Wand der Blase verlas- sen, die Höhle derselben durchsetzen, und die frühere Bahn von Neuem betreten. Hier müsste, wenn im Innern der Blase nichts 'als Flüssigkeit wäre, ein von der Wand abgewichener Körper in den Strudel des Innenraumes und demnächst in die Gewalt eines benachbarten Wimperstromes hineingezogen wer-" den. Mindestens ist ein so geregeltes und berechnetes Zusam- menwirken ‚aller Wimpern, bei welchem eine solche Abwei- chung unmöglich gemacht würde, schwer denkbar. Es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass in den Fällen, in welchen die Inhaltskörper in den verschiedenen Theilen der Blase nach ganz: verschiedenen Plänen sich bewegen, und vor einem Drucke aufdie Blase in keine Berührung‘ miteinander gerathen, sich zarte Scheidewände im Innern der Wimper-Blase finden, wel- che ein solches Ablenken, vielleicht gar durch Wimpern, mit denen sie ihrerseits besetzt sind, nicht zulassen. Andeutungen solcher Scheidewände habe ich in der That beobachtet, und zuweilen kleinere Wimperblasen so dicht an grössern aufsilzen gesehen, dass ich eine Vermehrung der Wimperblasen durch 449 Abschnürung nicht von der Hand weisen, und den Beginn er Bildung der Scheidewände suchen konnte. “Die nächste und wichtigste Frage war die, welcher Na- or die Inhaltskörper ‚sind, ‚ob sie vielleicht eine individuelle thierische Organisation ‚ besitzen. Gegen diese Annahme sprach schon die Passivität ihrer Bewegungen innerhalb der ‚Wimper- blase. Nach ihrem Ausfliessen aus einer gesprungenen Blase schienen sie zwar mitunter einige Umdrehungen um sich selbst zu machen, doch waren dieselben von der Art, dass ich sie mir ohne Schwierigkeit theils durch eine nachhaltige Wirkung des frühern Impulses, theils dadurch erklären konnte, dass sie wegen ihrer specifischen Leichtigkeit eine der Molecularbewe- gung ähnliche Rotation machten, welche nach ihrer Tränkung mit dem specifisch schwereren Wasser aufhörten. Bei der nähern Untersuchung ergab sich, dass diese Körper, welche an Y Grösse die Blutkörperchen des Frosches mehrfach übertreflen, an einem Theile eine körnige Masse enthielten, während in dem andern durchsichtigen Theil in der Nähe der Wandung ein rundes, eiuem Zellenkerne analoges Bläschen sich zeigte. Die Inhaltskörper hatten in Grösse und Gestalt eine vollkom- mene Aehnlichkeit untereinander, und es gelang mir nicht, kleinere innerhalb grösserer aufzufinden. Auf welche Weise die Wimperblasen sich bilden, und ob u namentlich nach Art der Zellen entstehen, konnte ich nicht ermitteln; die kleinsten, welche sich mir zur Untersuchung darboten, unterschieden sich von den grössern durch die grös- sere Zartheit ihrer Wandung, durch eine geringere Zahl der Inhaltskörper, selbst durch ein gänzliches Fehlen derselben, und wie es schien durch ein Mangeln, oder mindestens durch solche ‚Kleinheit der Wimpern, dass sie der Beobachtung ent- gingen. Eine Bewegung konnte ich in diesen kleinsten Blasen nicht wahrnehmen, was wohl zum Theil in der grossen Zart- heit und Verletzbarkeit derselben seinen Grund haben mag. Es ist schon oben angeführt worden, dass eine Vermehrung Müller's Archiv, 1811. 29 450 durch Absehnürung nicht ‘unwahrscheinlich ist, Beiliäliehenn konnte ich eine Einschachtelung nirgends beobachten. _ Die Wimperblasen finden sieh bei Fröschen von jeden Alter und jeder Grösse; die grössten bei den grössten Indivi- ‚duen. Es giebt selten Frösche, welche gar keine Wimperbla- sen besitzen, und das Vorkommen derselben scheint eben so constant, oder eben so zufällig zu sein, wie das Vorkommen der verschiedenen Formen von Eingeweidewürmern, von de- nen die Bauch- und Darmhöhle dieser Thiere wimmelt. + Eine Analogie zu diesen Beobachtungen scheinen nur die Untersuchungen von Barry darzubieten, welcher unter der Schleimhaut der Gebärmutter bei befruchteten Kaninchen Bläs- chen beobachtet hat, in welchen sich ein manlbeerförmiger Körper beständig drehte, ohne dass der Grund dieser Bewe- gung anfzufinden war. Bischoff, welcher neuerlich das Dre- hen des Dolters in dem befruchteten Säugethierei entdeckte, und als den Grund dieser Bewegung die auf dabei be- findlichen Wimpern erkannte, glaubt, dass Barry allerdings befruchtele Eier untersucht habe. Indess wäre es möglich, und die Lage der von Barry uniersuchlen Bläschen macht es sogar wahrscheinlich, ‘dass zwischen den so eb 1 mir mitgetheilten- Beobachtungen und den von baren gone eine Analogie Stalt finde *). 7 \ nal N Bei diesjährigen Untersuchungen (Frühjahr 1841) habe: ich auch an dem. freien Ilande des breiten Mutterbandes eines Kaninchens in der] ähe des Eierstocks eine }-Linie grosse Blase gefunden, deren - Innenwand mit sehr grossen (schon bei 100facher Vergrösserung sicht- * baren) ‚kegelförmigen und spitz zulaufenden Wimpern besetzt war, de- - ren Bewegung ich Stunden lang beobachten konnte. In der Höhle der -Blase befanden sich sparsame, spliärische, durchsichtige Körperchen (einige Mal grösser als die Blutkörperchen desselben Thiers) welche dem Strudel der Wimpern folgten und sich bei ihren Bewegungen vielfach ‚kreuzten. Ausserdem fand sich, scheinbar in der Nähe der Wandung, ein unregelmässiger, aus mehreren grossen dunkeln Kugeln zusammengesetzter Körper, welcher keine Spur von Bewegung zeigte, 451 Neben den so eben beschriebenen Wimperbläsen, deren itische Natur schon durch ihr unbesländiges Vorkommen ch dargethan wird, kommen an derselben Stelle der latten, jedoch hauptsächlich in der Nähe der Bauch- eldrüse noch andere ebenfalls bisher unbeachtete parasi- tische Bildungen vor. Es sind dies nämlich haarförmige Kör- per von 35 bis 1 Linie Länge und 33, bis +5 Linie Dicke, von eylindrischer Gestalt, von derber, hornähnlicher, elastischer * und nicht brüchiger Consistenz, von brauner Farbe, welche bei verschiedener Grösse dieser Körper eine verschiedene Sät- tigung von dem Hellbraunen Bi ins Schwarzbraune zeigt. An beiden Enden sind diese Körper nur selten spitz zu- ufend, meistentheils erscheinen sie queer abgestutzt, gleich wie abgebrochen, ohne dass sich in der That ein Zerbrechen _ dieser Fäden beobachten lässt. Bei weitem die Mehrzahl die- ser hornigen Fäden findet sich in die Gewebtheile der Gekrös- platten eingebettet und von denselben fest umschlossen. Nur zuweilen findet man einige über die Fläche der serösen Haut E en Die Einlagerung der Fäden in der Substanz des 25 ist eine sehr Fesselächenpe ‚die allerkleinsten liegen vander unregelmässig durelikreu- nmiger, runder Aus- ir, wie bei den Wimper- a D r iryonischen Zellfasern, - bgesonderte Blasenwand = Eatidere, grönen Pie sind so eingebeltel, dass sie ? mit ihren beiden Enden in in zwei ganz verschiedenen, düfch concentrische ‚Schichten von Zellfasern gebildeten Cy- i cken, während ihr mittlerer Theil entweder ‚keine be- g zeigt, oder ‚auch seinerseits eine ähnliche isern als Umkleidun; ‚besitzt, welche allmäh- die Fasern de beiden Enden übergähen, Ge erhält hie > a en ar PERS E E Ich erinnere mich, früher öfter in da Nähe der Eierstöcke solche helle Bläschen bemerkt zu ü haben. 90 *% 29 452 das ganze Gebilde, nämlich ein solcher hanrförmiger Körper mit salEl, geschichtelen Faserhülle eine biscuitförmige Gestalt, welche mindestens bei den grösseren Fäden durch die = liche Farbe der Umhüllung und die dunkelbraune de: ‚Längsrichtung ‚central liegenden Fadens schon bei der Beob- achtung mit blossem Auge bemerkt wird. Sehr häufig sind solche biscuitförmige Körper kettenähnlich miteinander verbun- den, und zwar in der Art, dass ihre kolbigen Enden gänzlich miteinander verwachsen sind, wo dann aus einem solchen Kol- ben zwei Füden nach entgegengesetzten Richtungen auslaufen. Es trifft dann auch zuweilen, dass in einem solchen biscuit- förmigen Körper mehrere dunkele Fäden nebeneinander liegen. Von diesen dunkeln Fäden, welche ich wegen ihrer haarähn- lichen physicalischen Eigenschaften, bloss der leichteren Ver- ständigung wegen, vorläufig als Hornfäden bezeichnen will, giebt es nur ‚wenige, welche durchaus gleichmässige, geradli- - - nige Begrenzung und glatte Oberfläche haben. - ‚Bei weitem die meisten zeigen zahlreiche kurze, stachelförmigej, mit „einer ziemlich breiten Basis unmittelbar von der Substanz. des Horn- fadens abgehende, nur wenig gbmeNende seitliche Auswüchse in geringen Entfernungen voneinander, welche ı ht zu kommen einander gegenüber, sondern vielleicht in ei ‚Spi- rallinie um die Achse des Fadens gestellt sind. En ieses . Abgehen der seitlichen Stacheln verlieren die Fäden durchaus nicht an ihrem Durchmesser, und die ersteren ragen o och über das ee zu des Fadens hinaus. „ Der e Ds . = . — > *) In diesem Jahre (1840) halte ich Gele, = einem 1 Linie langen, blassgelben und ungewöhnlich plane, faden mich ‚zu a dass derselbe aus einem Bündel der u nach miteinander verbundener (scheinbar nicht miteinander anastı sirender) ausgehöhlter Fäden bestand, von welchen die oben be- schriebenen stachligen Fortsätze successiye abgingen, In der Höhle 453 “ Ueber die Entstehung dieser Hornfäden konnte ich eben so wenig, wie bei den Wimperblasen, ins Klare kommen. Da i sikalischen und chemischen Eigenschaften die Vermu- ', als wären es organische oder unorganische Krystalle, ausschliessen, so kann man nur zunächst daran denken, dass es pflanzliche oder thierische Gebilde sind; in beiden Fällen müssten sie nach unsern bisherigen Kenntnissen aus Zellen entstehen. Ich habe nun zwischen den mit Hornfäden ange- - füllten Cysten mitunter durchsichtige Blasen beobachtet, deren aus dunkelbraunen, körnigen, runden Körpern bestehender In- halt die erste Entwickelung jener Fäden darzustellen schien; doch ‘konnte ich an jenen braunen Körpern weder einen Kern noch andere Charactere der Zelle auffinden. u rt dieser überaus dickwandigen Kanäle, welche sich auch in die stachli- gen Fortsätze hinein erstreckte, fand sich eine dunkle, feinkörnige Masse, welche sich beim Zusatz von Salzsäure unter Luftentwickelung auflöste. — Mineralsäuren und Alkalien machen übrigens, wie ich Aa fand, die Horofäden nur durchscheinender, Aether und hol sind fast ganz ohne Wirkung, Die Bezeichnung Hornfäden - m Kae, auch io chemischer Beziehung gerechtfertigt. Die in dem so eben erwähnten Falle gefundene Kalkablgkrang in den Hornfäden scheint nicht beständig zu sein; mindestens habe ich sie früher nicht bemerkt. 4 STR ; I .% . y f . » 2 > . P u » vi. E pn Er r Ueber "Das Vorkommen des Harnstoffs im Blute.. ware Von J. Franz Sımon u u In dem Blute von solchen eraeeig die an der Bright’schen Nierendegeneration litten, und wo in den meisten Fällen die Dia- gnose durch die Seelion bestätigt wurde, fand ich jedesmal geringe Quantitäten Harnstoff. Ich überzeugte mich von der Gegenwart dieses Stoffes durch das Mikroskop, mit welchem "ich die geringsten Mengen des durch seine Krystallform so characteristischen salpetersauren Harnstofles erkennen kann. Um diesen darzustellen, schlug ich mit Alkohol aus 2-3 Un. zen Blut die Proteinverbindungen nieder, verdampfte trat im Wasserbade bis zur Syrupsconsistenz, vermischte der mit absolutem Alkohol, und wiederholte diess n - Falls noch ein oder zwei Mal, bis der extractdicke Rückstand im wasserfreien Alkoliol sich ohne Trübung löste, dann ver- dampfte ich nahe bis zur Trockne, löste in Wasser, schied das Feit durch Filtriren, verdampfle die wässrige Lösung, brachte vom Rückstande elwas auf den Objectivträger, mischte ‘ihn mit kalter Salpetersäure ‚und liess die Glastafel liegen, bis sich, gewöhnlieifan den Rändern der Flüssigkeit zuerst, eine Salzkrusie zu zeigen begann. Belrachtet man diese Kru mit dem Mikroskop, und ist sie durch krystallisirten salpeter- sauren Harnstoff gebildet, so findet man sie aus rhombischen 455 Tafeln zusammengeselzl; es ist möglich, dass man keine ein- zelne gut ansgebildele rhombische Tafel vorfi ndel, aber man wird in der Salzmasse die zahlreichen parallelen Linien schen, die im Siune des Rhombus sich schneiden oder bei ihrer Ver- - Kängerung sich schneiden würden. Indessen ändert sich die Gruppirung dieser Krystalle schr ab, je nach der Concentra- tion der Lösung und der verschiedenen Menge Alkoholextrakts, welches ihr beigemischt ist; so finde man sie zuweilen in dicken Haufen oder in Büscheln und dendritenartig angehäuft, bald blattarlig, häufig aber, und dann am besten zu erkennen, eine Fläche von anbestimmter Form bildend. Diese Kıystall- krusten von salpetersaurem Harnstoff lösen sich leicht in was- serfreiem Alkohol auf, und unterscheiden sich dadurch von dem bisweilen unter dem Mikroskope in sehr ähnlichen Kry- slallgeuppen erscheinenden, salpetersauren Natron, das nicht vom Alkohol gelöst wird. In dem Blute einer Frau, welche mit allen Anzeichen der Cholera erkrankle, fand ich eine solche Menge Harnstofl, dass die geringe Quantität Alkoholextract, welche ich bei der quan- titativen Analyse des Blutes erhielt, mit Salpelersäure gemischt in kurzer. Zeit Krystalle von salpelersaurem Harnstoff gab. we nun von dem Blute elwa 2 Unzen in Behandlung, den Harnstoff rein darzustellen, und erbiell aus dieser hi tität ein Alkoholextract, welches, vom Fett gelrennt und verdampft, Krystalle bildete, die unter den Mikroskop sogleich für reinen Harnstoff erkaunt wurden; es waren schr lange, vierseitige Prismen, welche mit blossem Auge als sehr feine Nadeln erschienen. Auch enthielt dieses Blut eine anschnliche Menge Biliverdin und so viel Bilin, dass ich bei- der Digeslion eines eils des Bu chölexirattgn mit Schwefelsäure kleine Tröpf ı Bilifellinsäure abscheiden. konnte; natürlich schmeckte es auch 56 stark bitter, dass der Geschmack sogleich auf die Gegenwart des Bilin aufmerksam machte. Es ist diess der ein- zige Fall, wo ich Bilin im Blule gefunden habe, In einem Falle von Iclerus erhielt ich Blut, dessen Scrum von Bili- 456 phaein blut gefärbt war, so dass man glauben mochte, die Färbung sei östem Haematoglobulin bewirkt, wenn nicht dünne a Serums die schön eitronengelbe Färbung gezeigt hätten. Obgleich die Quantität des Gallenfarbestoffs in diesem Blute so ausserordentlich gross war, fand ich doch keine Spur Bilin oder Bilifellinsäure. Dagegen enthielt der Harn eine bestimmbare Menge Gallenharz (Fellinsäure, Cholin- säure und Dyslysin), Es mögen hier die Analysen des Cholerablutes, zusami- mengestellt mit der des gesunden Frauenblutes, beide nach der von mir angegebenen Methode bewerkstelligt, ihren Platz finden. Cholerablut in 1000. Gesundes Frauenblut in 1000. Wasser. . . », ....750,530|Wasser. ». » 2 2. . 798,656 Feste Bestandteile. . 249,470 Feste Bestandtheile. . . 201,344 Fibuo ar 2. EBA70 | Eibrin ag. RER als Fett, Kam 2. 5,434 | Fett: Yan. 0 N Albumin,, . ,„ =... M4114lAlbumin. . . . . ... 77610 Haematoglobulin. .. . . 106,529|Haematoglobuliv. . . . 106,127 Extract. Mat. und Salze Extr. Mat. und Salze. . 9,950 mit Galle u. Harnstoff. 10,631 100 Serumrückstand geben beim)100 Serumrückstand geben beim Verbrennen 5,41 anorgan, Salze. Verbrennen 8,0 anorgan.. Salze. “ Bei allen meinen Untersuchungen, wo ich Harnstoff im Blute nachwies, halte ich immer das gesammte Blut mit Alko- hol gefällt. Die Chemiker, welche schon früher versucht ha- ben, den Harnstoff im gesunden Blute nachzuweisen, nahmen gewöhnlich nur das Serum in Arbeit, Da in meinen Augen der Schluss auf die Gegenwart von Harnstoff aus dem statt in Cuben in Octaedern anschiessenden Kochsalz gezogen, keine Gültigkeit hat, indem man noch gar nieht zu ermitteln sich bemühte, ob nicht noch andere > ähnliche Wirkungen auf das Kochsalz ausüben, so habe ich die Untersuchung des gesunden Blutes auf die Gegenwart von Haunstoff noch einmal vorgenommen, r 457 In einen grossen Topf, der 3 Quart Spiritus von 0,85 pCt. enthielt, liess ich das Gesammtblut eines starken Kalbes, 15 bis 16 med. Pf. beiragend, unmittelbar aus den Adern hinein- strömen, und rührte die beiden Flüssigkeiten gut durcheinan- der. Es wurden alsdann noch einige Quart Alkohol hinzuge- schüttet, durch ein Colirtuch die spirituöse Flüssigkeit vom koagulirten Blut getrennt, letzteres ausgepresst, noch einmal mit Alkohol angerührt, und dieser wiederum abgepresst. Von den spirituösen Flüssigkeiten wurde ein Theil des Alkohols ab- destillirt, der Rückstand verdunstet, und zu dem syrupdicken, salzreichen Residaum wiederum Alkohol von 0,85 gesetzt, wo- durch noch eine ansehnliche Menge Proteinverbindung und etwas Salz gefällt wurde. Die spirituöse Lösung wurde wie- der bis zu einem geringen Rückstand verdunstet und wasser- freier Alkohol zugefügt, der eine grosse Menge Salz fällte. Dieses wurde wiederholt, bis sich der extractartige Rückstand ganz ohne Trübung in wasserfreiem Alkohol löste. Die fil- _trirte Lösung füllte ich in eine Flasche, welche 6 Unzen fasste, goss noch wasserfreien Alkohol nach, bis die.Flüssigkeit 2 des Raumes eionahm, und Lröpfelte alsdann eine Lösung von rei- ner Schwefelsäure, die zuvor mit etwas Wasser gemischt war, einer grossen Menge wasserfreien Alkohols so lange hinzu, als noch eine Fällung entstand. Ilierdurch wurden alle an Fettsäuren und zum Theil an Milchsäuren gebunden gewesene Basen als schwefelsaure Salze gefällt. Nachdem die Flasche wohl verkorkt einige Tage gestanden hatte, filtrirte ich die Flüssigkeit von den schwefelsauren Salzen, machte kohlensau- ren Baryt hinzu, erhitzte und schüttelte sie damit, um die überschüssige Schwefelsäure zu entfernen, filtrirte, verdampfte bis zu einem geringen Backsand, und setzte Wasser hinzu, wodurch eine grosse Menge Felt ı und Fettsäuren abgeschieden wurden. Die wässrige filtrirte ‚ Lösung verdampfle ich gelinde, und erhielt eine geringe Menge gelblichen, sauer reagirenden Rückstandes, der nicht bitter schmeckte. Als ich davon eine kleine Quantität auf dem Objectträger mit Salpetersäure 458 mischte, erhielt ich zwar Krysiälbz an. denen ich aber nicht mit Sicherheit die Krystallform des salpetersauren Harnstofls zu ‚erkennen vermochte, obgleich kein anderer Stoff zugegen sein konnte, der mit Salpetersäure eine krystallinische Ver- bindung eingeht, da alle Basen entfernt waren. Ich verfuhr nun so: zu einer andern grössern Menge des Extraetes wurde Salpetersäure gesetzt, und das Schälchen unter einer Glasglocke über Schwefelsäure gestellt. Nachdem die Flüssigkeit einge- trocknet war, übergoss ich den Rückstand mit wasserfreiem Alkohol, der eine geringe Menge weisser Flocken aurückliess, überliess die alkoholische Lösung der Selbstverdampfung, fügte zu dem Rückstand etwas Wasser und brachte ihn auf den Ob. jeettwäger. Jetzt erhielt ich-Krystallgruppen, in welchen ich ohne Schwierigkeit Anhäufungen rhombischer Taleln erkannte; auch sah ich mehrere gut ausgebildete Tafeln von salpetersau- rem Harnstofl. r } . | Auf diese Weise habe ich mich von der Gegenwart einer freilieh nur sehr geringen Menge Harnstoff und von der Ab- wesenheit des Gallenstolles im gesunden Kalbsblute überzeugt. Eine Kochsalzlösung, der ich. etwas von dem Alkoholextraet des Kalbsblutes zugefügt hatle, liess nach erfolgter Krystalli- sation unter dem Mikroskope sowohl eubische als auelı =. drische Krystalle erkennen. Das Kochsalz, welches ich nebst milehsaurem Natron und etwas extracliver Materie durch was- serfreien Alkohol aus dem Spiritusextraet des Kalbsblutes ‚ge- fällt hatte, und in Wasser löste, schoss in Cuben, mehr aber in Octaedern an. Es ist bekannt, dass’ Tiedemann und Gmelin (die Verdauung ete. Bd. 1. p. 22.) im Speichel eines Schafes eine extraclive Materie fanden, welche auch bewirkte, ‚dass das Kochsalz in Octaedern anschoss. Ye 4 ; Y » F a Be > ® ße en nt Fr u Mi die stereoscopischen Erscheindhgßh‘ nd Wheat- stone’s Angriff auf die Lehre von den identi- mr hen Stellen der Netzhäute. wi an; Ensst Brurcke. (Hierzu Taf, XVIL. Fig. 4): - 7 ” > W “ Charles Wheastone leugnet in einem Aufsalze, belitelt: „Beiträge zur Physiologie des Gesichtssinnes“ *), in dem er zugleich ‚seine Erfindung des Stereoseops bekannt macht, die "Wahrheit der Lehre von 1 ee der Netzhäute, und sucht ihre Nichtigkeit durch einen Beweis darzuthun, des- sen Gang. olgender ist: Wir ae Körper, der keine in eine solche Lage "nee Aus Dingen, das von ihm unähnliche Bilder auf die beiden Netzhäute fal ; dennoch sehen wir denselber ein fach, wenn wir ihn mit bei- Ban. fr wir abstı iren also aus zwei unähnlichen Bildern, die mithin nur theilweise auf identischen Stellen der Netzhäute liegen, ein einfaches Gesichtsphänomen, das keinem der beiden durch die Netzhautbilder in jedem einzelnen Auge u % Bi hervorgebrachten entspricht; folglich ist es unwalır, dass nur das einfach gesehen werden könne, "was sich auf identischen Stellen der Netzhäute abbildet. — Es giebt für die Lehre von den en Stellen der Netzhänte so triflige Gründe, und *) Deutsch in Poggendorf’s Annalen. Jahrgang 1839. Bd. 1. St. I. Ergänzung. “ r i 460 aus br entspringen &ı wichtige Ele für die Sehlehre, dass es in höchsten Interesse ist, zu ‚u untersuchen, wie sich dieselbe gegen den Angriff Wheastone’s vertheidigen lasse. - Zuvörderst ist zu bemerken, dass wir nie einen Körper mit den , Augen bemerken können, sondern nur einen Punkt desselben, denn die Richtung des Sehens jedes Auges wird durch eine.gerade Linie bestimmt, und kann mithin die des anderen Auges nur in einem Punkte schneiden. Fixire ich nun einen Punkt eines Körpers, so sehe ich diesen Puukt einfach, und ausserdem alle, welche in meinem Horopter (welchen Aus- druck ich’nicht in dem falschen Sinne Aguiloni us, sondern in dem richligen Müller’s gebrauche) liegen, a so wenig von ihm entfernt, dass die relative Ortsverschiedenheit ihrer Nelzhautbilder dem Auge nicht wahrnehmbar wird, alle übri- gen doppelt. Wheatstone sieht offenbar ln. muss ein Grund vorhanden sein. Dieser Grund aber ist, wie sich ‚später ‚klarer herausstellen wird, kein anderer, als der, dass er sich nicht die Fähigkeit erworben hat, mit hinreichen-' Jeı ‚Consequenz zu fixiren. Um davon zu überzeugen, dass wirklich eine Fähigkeit nöthig ist, die nur durch be- ‚harrlic che Uebung erworben wird, muss ich auf die, chwie- ng] an? aufmerksam machen, die damit verknüpft ir Es ist schon an sich, wie, jedermann weiss, eine Pein für die Au- gen, längere Zeit scharf ‚auf einen Punkt zu sehen; hierzu kommt noch, dass, wenn wir - einen Punkt fisiren, u \ einen zweiten do pelt zu schen, wir von diesem zweiten, da er of- fenbar auch ein Gegenstand unserer Aufmerksamkeit ist, fort- währe nd verführt werden, auf ihn hinzablicken, und somit die Convergenz unserer Sehaxen zu ändern. " Bedenkt man dabei, dass zwei Sehweiten sich zu einander verhalten wie die Colangenten der halben Convergenzwinkel der Sehaxen, und somit schon eine geringe Na 3 des Convergenz- Kr Is hinreicht, um “eine bedeutende in der Sehweite her- gen; so wird es nicht mehr unnatürlich erscheinen, erö inderungen mit unserer Sehweite vorgehen können, rd ö 461 ohne dass sie von uns beachtet werden: wie wir zur Erkennt- niss derselben, oder vielmehr wenn man ‘mir das Paradoxe des Ausdrucks zu gute halten will, zur Erkenntniss des un- bewussten Bewusstseins von dem Grade der Convergenz un- serer Sehaxen gelan no, wird später dargethan werden. Hier- durch glaube ich erklärt zu haben, wie es möglich ist, dass ich unter denselben äusseren Bedingungen doppelt zu sehen vermag, unter denen Wheastone nur einfach sah. Ein an- deres Moment, ı und zwar das wichtigste, welches das unwill- kürliche - -Doppeltsehen enschveggk; wird sich später herausstel- len. Es ist demnächst zu untersuchen, wie wir, unbeschadet PR ed. von den identischen Stellen der Netzhäute, zur Per- ceplion eines Körpers durch unsern Gesichtssinn als eines ein- Sabesaiiiien Hier sei es mir erlaubt, vorerst die Theorie über diesen Punkt, welche ich für die richtige halte, mit we- nigen Worten zu erörtern. Wenn es nämlich, wie oben | ge zeigt wurde, schon an sich se ist, ein und dieselbe Seh- ‚weite einige Zeit hindurch ‚absolut unverändert beizubehalten, wenn wir unsern | lick von einem Gegenstande zu einem an- dern wenden, und wenn wir auch zwei Punkte in gleicher En von uns setzen, den einen fixiren, und uns noch so fes ehmen, unsern Blick von ihm ab und auf den an- dern zu wenden, olıne unsere Sehweite zu verändern, so ge- lingt uns dieses doch nie; u in dem Momente, in dem wir unse Blick auf irgend einen Gegenstand werfen, ist unsere Sehweile im Zustande der. r Veränderung. In dieser Verände- rung der Sehweite aber .dı durchlaufen wir eine stetige Reihe von Horoptern, so dass, we a alle Veränderun- gen von dem Horopte für den entferntesten der uns sichtba- ren Puncte des Objectes, bis zu dem für den nächsten dureh- laufen hat, und somit alle ‚iege Punkte lapelben einmal in uf den u alle en Beschauenden sicht- baren Punkte des Objectes einmal auf identischen Stellen der- selben abgebildet sind. Diese Punkte nun machen einen we- " % 4 462 nigstens den ‚9ten Theil einer Secunde dauernden Eindruck auf die entsprechenden Netzhaultheile, während. die übrigen Theile der Doppelibilder sich forlwährend einander verwischen und sc nden, und aus der Summe dieser Punkte bildet sich Er tt ein Ganze > , das eben den Gesichlseindruck des Körpers her- vorbringt. Hat nun die Sehweile einmal alle ‚ Veränderungen laufe, die nöthig sind, damit alle dem Beschauenden - sichtbaren Punkte des Körpers einmal in den Horopter fallen, R so durchläuft sie dieselben Metamorphosen rückwärts, und bleibt so in einem fortwährenden Schwanken zwischen dem Horopter "für den entferntesten der dem Beschauenden sicht- baren Punkte des Objects und dem für den nächsten, KAM entsteht. der bleibende Eindruck des Reliefs. One Das Wesentliche dieser Theorie, das nämlich der eifach ‚eindruck, der uns von einem Körper zukommt, kein einfacher und, ut momentaner sei, sondern das Aggregat ve vielen Eindr die dem Sinne "a nacheinander zukonmen; dst keinesweges neu. Der wahre Urheber dieser Lehre ist, so viel ich weiss, unbekannt. Vielleicht sie, deı ’ der sie zuerst aussprach, so nahe liegend und so n türlich, dass 2: es nicht einmal der Mühe werth achtete, dieselbe als sei e Ent- deekung in Anspruch zu nelımen. Sie ist vielfach och- ten und vertheidigt worden, und es liegt nicht im Bereiche dieses ‚Aufsalzes, alle jene Angriffe mit den enge eien Vertheidigungen zu recapituliren; es sei genug, diej Ein- wände: zu ‚beseitigen, welche den Leser etwa bei ne Dar- stellung in den Sinn kommen könne en. Zuerst kann die Frage entstehen,\ob es wohl glaublich | sei, dass dem Auge ei eine sol- „ehe Menge von Eizdrücken, wie nolhw endig ist, um Me. To- talanschäuung_ eines Körpers, den w ir, en, mit: einem Blicke übersehen können ,. hervorzul ingen, ze: so kurzer. ‚Zeit wahrnehmbar werden, dass wie wir uns ausdrük- nicht geschwunden ist, wenn wir den letzten 0. er schwindet aber sogleich, wenn man 463 wenigstens den 9ten Theil einer Secunde bleibt, und ein Ge- sichtseindruck schon deutlich wahrgenommen wird, wenn de ihn hervorbringende Object auch nur 0,000000868 einer ‚Seeunde auf das Auge ‚einwirkt. Es könnte ferner gefragt erden, weshalb: denn gerade die Punkte, welche auf identi- en Stellen. der Netzhaut abgebildet genden.) einen bleiben- > ‚den Eindruck machen, während die von allen übrigen her- „# vorgebrachten Eindrücke schwiuden. Hier ist zu beherzigen, dass Bilder auf identischen Stellen der Netzhäute schon an sieh stärker sind als Doppelbilder *), und dass sie ausserdem noch aus einem subjecliven Grunde prävaliren, weil nämlich die psychische Intention, welche unsern Blick begleitet, glei- chen Schritt hält mit der Sehweite. Dass aber die objective ‚und: sol jective Prävalenz eines Gesichtseindruckes hinreichend sei,- it derselbe schwächere verwischen könne, und wie: derum von anderen schwächeren nicht verwischt werde, be- weist das Experiment, bei welchem wir die ganze auf dem Bande. einer ‚Scheibe hi Schrift lesen, während über ey ‚eine e Scheil cibe von gleicher Grösse rotirt, in deren e sich nur eine etanıe befindet. Dennoch wird man sein, ‚zu erwarlen, “dass durch den fortwährenden der Bilder einige Undentlichkeit einträte, und so ver- 2 es sich in der That, nur beachten wir diese Undentlich- keit im gewöhnlichen. Leben nicht, weil wir einen Körper deutlich. zu sehen glauben, wenn wir in jedem Augenblicke diejenigen Punkte dess selben, auf die sich eben unsere psychi- sche Intention ie ge unterscheiden können; dem auf- asheksamep Tee aber il ke nicht entgehen, dass, ‚wenn er einem Körper, mensionen zu seiner Entfer- nung vo gen ee solchem Verhältnisse stehen, dass von ihm gleichzeitig merklich unähnliche Bilder auf die Netzhi ıte. fal en, ansieht, und 4 sich en Totaleindruck von demselben. ı er ihm % eses mit beiden Augen *) Müller’ s Physiologie des Gesichtasiones, s. 191. 464 weniger vollkommen gelingt, als mit einem. Endlich könnte man noch einwenden, warum denn die Sehweite, nach dem sie alle Veränderungen zwischen dem Horopter für den ent- ferntesten des uns sichtbaren Objecles und dem für den näch- sten, oder umgekehrt, einmal durchgemacht hat, nun dieselben Metamorphosen regressiv durchläuft; und so fort. Wir haben aber vorhin gesehen, dass es schwer ist, ein und dieselbe Seh- weite längere Zeit beizubehalten, diese hat, um die Sache naiv auszudrücken, einen ungemeinen Drang sich zu verändern und zu schwanken (ein Factum, dessen Grund mit grosser Wahr- scheinlichkeit in dem fortwährenden Einströmen des motori- schen Princips in die Augenmuskeln gesucht werden kann, wozu ich noch die Bemerkung fügen muss, dass zu verschie- denen Zeiten und unter verschiedenen Umständen dieses Schwan- ken intensiv. und extensiv verschieden ist; so bin ich z. B- nach grosser körperlicher Anstrengung, nach dem Gen usse er- hitzender Getränke, bei ungewöhnlicher Geistesaufregung und in andern Zuständen, die ähnlich auf das motorische System einwirken, nicht im Stande scharf zu fixiren, nicht einmal wenn ich nur genöthigt bin, den Kopf stark vorüber zu nei- gen). "Wenn wir uns also einen Körper zum Gegenstande un- sers Anschauens gewählt haben, so ist nichts natürlicher, als dass der Horopier für den entferntesten seiner uns sichtbaren Punkte und der für den nächsten die Gränze jener Schwan- kungen bilden, und keine andere, und somit der Körper ein- fach gesehen wird: wenn ich dagegen den Spielraum. für die Veränderungen meiner Sehweite willkürlich yerkleinerag(äbe auf Null zu reduciren gelingt mir nicht), so sehe ich, wie oben erwähnt, die von meinem mittleren Horopter entlegenen Theile des Körpers doppelt- ö Von diesen allgemeinen Einwürfen gehe ich zu den ‚Ver. suchen über, welche Wheastone als Beweise gegen die Grundidee dieser Theorie aufführt, und bemerke dabei, dass derselbe aus ihnen bis jetzt nur negalive Schlüsse gezogen hat, und ich daher meiner Aufgabe vollkommen genüge, wenn ich x 465 die Nichtesistenz der Beweiskraft seiner Experimente gegen die obige Lehre darthue. Wenn ich das von Wheaistone angegebene Experiment nachmache, bei welchem beiden Augen zwei verschiedene Buchstaben in zwei gleichen Kreisen dargeboten werden, wel- che letztere eine solche Lage gegen die Augen haben, dass sie sich auf identischen Stellen der Netzhäute abbilden, sehe ich zuerst die beiden Buchstaben ineinander verschlungen, aber schwächer als den umgebenden Kreis, dann beginnt der von ' Wheatstone beschriebene Wechsel, indem der eine Buchstabe in besonderer Stärke sichtbar wird, erblasst in demselben Maasse der andere, verschwindet zuerst stückweise, dann ganz; darauf erscheint er wieder, während der andere anfängt zu schwinden u.s.f. Dieser Wechsel ist, wie auch Wheatstone bemerkt, vom Willen unabhängig, er tritt ohne diesen ein und kann durch ihn nicht modifieirt werden. Dieses Experi- ment erregt in mir ein eigenthümlich unangenehmes Gefühl, und der beginnende Wechsel nach vorherigem Vorhandensein beider Bilder zeigt offenbar darauf hin, dass unser Gesichts- sinn auf Doppelbilder als auf einen ihm nicht homogenen Reiz reagirt, und, wenn ich mich so ausdrücken darf, Anstrengun- gen macht, das Doppeltsehen in ein einfaches zu verwandeln, und zwar ganz unabhängig vom Willen. Nur um dieses Fac- tum zu eruiren, habe ich obiges Experiment angeführt, zu denen, mit welchen Wheatstone gegen die Lehre von den identischen Stellen der Neizhäute kämpft, kann es nicht ge- rechnet werden. Das Wesentliche in Wheatstone’s stereoscopischen Ex- periımenten im engern Sinne des Wortes besteht darin, dass er einen Körper zweimal unter demselben Abstande, und in derselben Lage zur Grundlinie und zum Horizont in Perspec- tive selzle, ihn aber das eine Mal als 44 Zoll (die Hälfte der Eutfernung der Kreuzungspunkte der Sehstrahlen in beiden Augen, welche nach ihm 2% Zoll beträgt) links, das andere Mal als 14 Zoll rechts von der durch den Augenpunkt gehen- Düller's Archiv, 1841, 30 466 den Verlicalen befindlich annahm; mit andern Worten er zeichnete den Körper einmal so, wie er ilım unter dem ge- setzten Abstande mit dem rechten, das andere Mal wie er ihm mit dem linken Auge allein betrachtet erschien. Diese beiden Zeiehnungen bot er in zwei “unter einem Winkel zu- sammengeselzten Spiegeln den Augen so dar, dass das rechte Auge nur den Reflex der dem linken Auge entsprechenden Zeichnung sah, das linke nur den der dem rechten Auge ent- sprechenden (also so dass jedes Auge das Bild der ilım ent- sprechenden Ansieht des Körpers sah) und dass die beiden Bilder im Sehfelde übereinander fielen. Unter solchen Bedin- gungen nun sieht man nicht mehr die Reflexe der beiden Zeichnungen, sondern den gezeichneten Körper im Relief. Wenden wir nun die obige Theorie auf dieses Phänomen an, so erhellt, dass, wenn die als vorhanden dargethanen Schwankungen der Sehweite so viel betragen, als die Entfer- nung von dem lloropter für den entferntesten der beim Zeich- nen sichtbaren Punkte des gezeichnelen Körpers bis zu dem für den nächsten, alle entsprechenden Punkte der Reflexe ein- mal auf identischen Stellen der Netzhäute abgebildet werden, und wir somit aus denselben Gründen einfach sehen, als wenn der Körper in Wirklichkeit vor uns stände. Diese nöthige Veränderung der Sehweite beträgt bei den von Wheatstone zur Anschauung gebrachten Körpern im Durchschnitt etwa 2 Zoll, die Sehweite eines gewöhulichen Stereoscops 8 Zoll, wir wollen daher berechnen, um wie viel sich jedes Auge drehen muss, damit die Sehweite sich von 7 bis auf 9 Zoll vergrössere. In Taf, XV. Figur 4. sei AB die Enlfernung der Kreuzungspunkte der Sehstrahlen in beiden Augen, welche Wheatstone = 24 Zoll angiebt, also die Hälfte derselben (AC) =3 Zoll. DC stehe senkrecht auf der Mitte von AB, und sei die Sehweite von 9 Zoll, EC die von 7 Zoll. Be- trachtet man nun AC als einen Radius (r) so ist: mm nn nn TE 467 3:7 =r: :ig. CAE Be 18. CAE=?” und log. tg. CAE = log. 28 — log. 5. log. 28 = 1.4471580 lg. 5 = 0,9689700 log. 19. CAE = 0.478180 L CAE = 79° 5 Ferner: 4:9 =r:1g. CAD, also gg. CAD= *%, und log. {g. CAD = log. 36 — log. 5 log. 36 = 1,5563025 . log. 5 = 5.6989700 log. ig. CAD = 5.857335 ° LCAD = 3225 L CAE = 79° 52° can — C4AE=DAE= % 1% Dass eine solche Bewegung unserer Augen unserer Auf- merksamkeit enigehen könne, kann nicht wunderbar erschei- nen, und dass sie uns in der That in jedem Augenblicke beim Anschauen der körperlichen Aussenwelt entgeht, ist oben ge. zeigt worden. Bringen wir hierzu das oben eruirle Factum, dass unsere Augen unabhängig vom Willen thätig sind, um einfach zu schen (wie denn ein Freund von mir, der die Phänomene selbst noch nicht zu erklären wusste, die feine ‘ Bemerkung machte, die Augen stürzten sich mit Lust in diese Täuschung), so stellt sich als natürlich heraus, dass jene Schwankungen sich gerade zwischen den entsprechenden Grän- zen und zwischen keinen anderen bewegen. Wenn ich nun die Schwankungen meiner Schweite beschränke, indem ich einen Punkt des Scheinkörpers mit aller Anstrengung fixire, so sehe ich die vom Horopter entlegenen Punkte desselben dop- pelt; so. sehe ich z. B., wenn ich bei der Erscheinung des ab- gestumpften Kegels im Stereoscop einen Punkt des grossen 30* 468 Kreises, der der Basis entspricht, fixire, sich den kleinen Kreis, der der Abstumpfungsfläch@ entspricht, in zwei auseinander weichende Kreise theilen. Wheatstone behauptet auch fixirt, und nie etwas dergleichen beobachtet zu haben, da ich mich aber während meines übrigen Lebens eines gesunden Gesichtes erfreut habe, so scheint es mir wahrscheinlicher, dass Wheat- stone nicht die hinreichende Fertigkeit im Fixiren gehabt, als dass ich in dem Augenblicke, in dem ich fixire, von Diplo- pie befallen werden sollte, und wenn ich dieses auch anneh- men wollte, so würde dadurch noch immer nicht erklärt, warum ich nicht auch den grossen Kreis doppelt sehe. Betrachten wir nun näher, wie wir dazu kommen zu sa- gen, dass die Erscheinung im Stereoscop einem Körper glei- che. Als Beispiel hierzu mag wiederum der abgestumpfte Ke- gel dienen. Hier schen wir nichts als zwei concentrische Kreise, und die Vorstellung des Reliefs kann offenbar nur dar- aus hervorgehen, dass wir urtheilen, der kleine Kreis sei uns näher als der grosse. Das Urtheil aber über die Entfernung eines Gegenstandes bildet sich, wenn uns die perspeclivischen Hülfsmiltel für die Schätzung derselben abgehen, nur aus dem Bewusstsein der Convergenz der Sehaxen, unter der wir den- selben sehen. Ein Factum, das schon vor Aguilonius be- kannt war, wie wir aus dessen vergeblichem Versuch, es zu widerlegen, sehen *), und das durch die Forschungen von J. Müller, und neuerlich durch die von Hueck *) neue Bestäligung gewonnen hat. Somit involvirt schon das Ur- theil, dass das, was wir sehen, als Körper erscheine, das Factum, dass verschiedene Punkte in dem Angeschauten un- ter verschiedenen Sehweiten 'gesehen werden. Es ist dies ei- ner jener merkwürdigen Fälle von indirecter Perception un- serer körperlichen Zustände und Functionen durch ein Ur- theil über die Aussenwelt, das aber wiederum aus einem la- *) Francisci Aguilonii Opticorum. Lib, III, Propositio II, ”) Hueck. Achsendrehung des Auges, Dorpat, 1838, 269 tenten Bewusstsein jener Zustände und Functionen keimt, und ist das, was ich oben mit dem Ausdrucke des Zur- erkenninisskommens über ein unbewusstes Bewusstsein be- zeichnete. Der Uebersetzer des Aufsatzes, Dr. A. Franz, bemerkt, dass, als er, mit der Wirkung des Stereoscops unbekannt, zuerst einen abgestumpften Kegel in demselben gesehen habe, ihm nicht dieser erschienen sei, sondern zwei concentrische Kreise in derselben Ebene. Es wird aus dem Vorigen klar sein, dass der Grund hiervon lediglich darin lag, dass der- selbe die Verschiedenheit der Selweiten, unter denen er die beiden Kreise salı, nicht zu schätzen wusste. Dr. A. Franz fügt hinzu, dass es jedem, der mit dem Effecte des Instru- mentes unbekannt sei, ergehe, wie es ihm ergangen sei; eine Annahme, deren Richtigkeit weder zu wünschen noch zu hof: fen ist, Dieselbe Erklärung, die ich für das Erscheinen der Re- liefbilder im Stereoscop beigebracht habe, passt auf den von Wheatstone angeführten Versuch mit den beiden in etwas verschiedener Richtung in gleichen Kreisen gezogenen geraden Linien, die unter den von ihm näher angegebenen Bedingun- gen als eine einzige, schief auf der Ebene des Kreises stehende erscheinen, und wendet man dieselbe auf ihn an, so erscheint auch das Phänomen, dass Wheatstone eine Nadelspitze in einen Punkt dieser Linie bringen und sie anblicken konnte, ohne dass die Erscheinung schwand, nicht mehr als wunder- bar, sondern als nothwendig. Aeusserst instrucliv und überzeugend ist ein Versuch, den Wheatstone angiebt, und den ich hier mit seinen eigenen Worten beschreiben will: „Wird dem rechten Auge eine ver- ticale, dem linken eine von der Senkrechtheit elwas abwei- chende Linie im Stereoscope dargeboten, so sielıt man, wie früher gezeigt, eine Linie, deren Extremitäten sich in ver- schiedenen Entfernungen vom Auge zu befinden scheinen- Es 470 werde nun auf das Blatt für das linke Auge, in der Mitte der sehen vorhandenen und geneigten Linie eine schwächere verlicale gezogen, welche der auf dem Blatte für das rechte Auge befindlichen Linie genau entspricht. Betrachtet man nun jetzt die beiden Blätter im Stereoscope, so werden die beiden stärkeren Linien, von denen jede mit einem Auge gesehen wird, sich decken, und die daraus resultirende einfache Linie wird in derselben perspectiven Linie erscheinen, als es vorher der Fall war; die schwache Linie aber, welche auf Nerven- punkte des linken Auges fällt, welche mit denen’ des rechten eorrespondiren, auf welchen sich die starke verlicale Linie darstellt, erscheint an einem verschiedenen Orte; sie nimmt nämlich den Ort ein, wo sich die Ebene der Richtung des Sehens für das linke Auge, in welchem sich die schwache Linie darstellt, mit der Ebene der Richtung des Sehens für das rechte Auge, welches die starke Linie enthält, .durch- sehneidet.* — Diesen Versuch benutzt Wheatstone, um zu zeigen, dass nicht nur Bilder auf unidentischen Stellen der Netzhäute einfach, sondern auch Bilder auf identischen dop- pelt erscheinen können; wir werden sehen, ob das bei diesem Experimente wirklich der Fall ist.- Wie es zugeht, dass die beiden zuerst gezogenen starken Linien als eine einzige, deren Extremitäten sich in verschiedenen Entfernungen vom Auge befinden, gesehen wird, erhellt aus dem über die stereoscopi- schen Erscheinungen im Allgemeinen Gesagten, ingleichen dass dabei keinesweges mit unidentischen Stellen der Netzhäute ein- fach gesehen wird. Ziehen wir nun die 3te, schwächere Linie, so müsste diese allerdings, wenn die Sehweite eine un- veränderliche Grösse wäre, mit der zuerst gezogenen verlica- len im Sehfelde zusammenfallen; diese Bedingung findet aber, wie oben gezeigt worden ist, an sich nicht Statt, und es fragt sich nur, ob diese neueLinie im Stande ist, dieselbe zu setzen. Wir haben gesehen, dass unsere Augen aus einem. innern Grunde thätig sind, um so viel als möglich einfach zu sehen, dies kann aber im vorliegenden Falle auf zwei Arten zu Stande 474 kommen: entweder indem bei beweglicher Sehweite die bei- den starken Linien auf identischen Stellen der Netzhäute ab: gebildet werden, und somit im Sehfelde zusammenfallen, und die schwache für sich zur Anschauung kommt, oder indem bei unveränderlicher Sehweite die erste und die dritte zusam- menfallen, und die zweite für sich zur Anschauung kommt. Nun beruht offenbar die Illusion der stereoscopischen Erschei- nungen darauf, dass diejenigen Linien, welche auf identischeu Stellen der Netzhäute abgebildet werden sollen, einander mög- lichst ähnlich sind, denn nur dadurch kann der Schein ent- stehen, als ob ihre Netzliautbilder durch ein und dasselbe Object hervorgebracht würden; da aber zwei starke Linien einander ähnlieher sind, als eine starke und eine schwache, so ist es nalürlich, dass die Augen im vorliegenden Falle die erste Art des Anschauens vorziehen. Hierbei kann die dritte Linie nicht in ihrer ursprünglichen Lage gesehen werden, son- dern sie muss eine Ortsveränderung erleiden, und zwar eine solche, die der Ortsveränderung, welche die sie schneidende starke Linie erleidet, analog ist, und so lehrt es auch die An- schauung. Auch Wheatstone beobachtete dieses Abweichen von der ursprünglichen Lage, wusste sich aber, da ihm die Veränderungen der Sehweite unbekannt waren, nicht über dasselbe auszudrücken; denn wenn er sagt: „die Linie nimmt den Ort ein, wo sich die Ebene der Richtung des Sehens für das linke Auge mit der Ebene des Sehens für das rechle Auge schneidet“, so ist das uuverständlieh, denn die Richtung des Sehens eines Auges wird nicht dureh eine Ebene bestimmt, sondern durch eine Linie, durch welche unendlich viele Ebe- nen gelegt werden können. Will man sich nun überzeugen, dass die von mir beigebrachte Erklärung die richtige sei, so modifieire man den Versuch dahin, dass man die erste und die dritte Linie, also die beiden verlicalen gleich stark zieht, und die zweite, also die von der verlicalen Richtung abweichende, schwächer; dann sieht man im Stereoscop nichts Anderes, als 472 wenn man die zweite und dritte Linie für sich betrachtet, indem die beiden verticalen im Sehfelde zusammenfallen, die von der verticalen Richtung abweichende für sich zur An- schauung kommt. Hierzu ist, wie wir gesehen haben, eine unveränderliche Sehweite nöthig. Durch den inneren Grund also, der den Sehorganismus für das Einfachsehen bethätigt, und der bei dem vorigen Versuche die Schwankungen der Seh- weite begünstigte, ist denselben bei dem letzten entgegenge- wirkt wvorden, und sie sind durch ihn aufgehoben, ein Eilect, der durch die Willenskraft nur mit Mühe, nur unvollkommen, ja in manchen Menschen gar nicht hervorgebracht wird, Die- ses Factum wird uns für die Folge von Wichtigkeit werden. Wheastone führt ferner an, dass, wenn er seine ste- reoscopischen Bilder farbig auf einen Grund von der comple- mentären Farbe gezeichnet, und die stereoscopische Erschei- nung dann einige Zeit betrachtet habe, ibm hernach bei ge- schlossenen Augen ‘abwechselnd das Nachbild der einen und der anderen Zeichnung erschienen sei, in dem Augenblicke aber, wo beide zugleich erschienen seien, habe er das Nach- bild der stereoscopischen Erscheinung im Relief gehabt, Er sagt, man müsse bei diesem Versuch einen Punkt der Erschei- nung im”Stereoscop streng fixiren. Thue ich dies, so sehe ich andere Theile derselben doppelt, und nachdem ich die Au- gen geschlossen habe, sehe ich das Nachbild des Theiles, den ich im Stereoscop einfach sah, in seiner vollen Energie; an dieses reihen sich undeutlichere Linien, die bald’ dem einen, bald dem anderen Doppelbilde anzugehören scheinen. Lasse ich dagegen meiner Schweite so viel Spielraum, dass ich durchaus einfach sche, so gleicht das Nachbild der stereoscopi- schen Erscheinung. Dies sind Resultate, die sowohl mit der Lehre von den identischen Stellen der Netzhäute. als mit du Tour’s Versuchen und dem von Müller *) aus ihnen *) Physiologie des Gesichtssiunes. S, 80, 473 und seinen eigenen Versuchen gezogenen Schlusse überein- stimmen. ; Es bleibt mir noch übrig, einen Versuch zu besprechen, den Wheatstone ebenfalls als ein Beispiel anführt, dass Bil- der auf nicht identischen Stellen der Netzhäute im Sehfelde zusammenfallen können. Er bot nämlich dem Auge im Ste- reoscop zwei Kreise von verschiedener Grösse dar, und salı beide als einen. “Auf diesen Versuch passt offenbar die von mir für die früheren gegebene Erklärung nicht; denn alles Schwanken der Sehweite wird niemals bewirken können, dass die Bilder dieser beiden Kreise auf identische Stellen der Netz- häute fallen. Wir wissen aber, dass die Brechkraft des opti- schen Apparates des Auges nicht unveränderlich ist, und dass, wenn sie sich vermehrt, das Netzhautbild eines Gegenstandes grösser wird, wenn sie sich vermindert, kleiner. Hierauf ge- stützt nun stelle ich die Hypothese auf, dass bei obigem Ver- suche durch den vom Willen unabhängigen inneren Grand, der den Sehorganismus für das Einfachschen bethätigt, die brechenden Medien beider Augen so conformirt werden, dass die Brechkraft des optischen Apparates in dem Auge, dem der kleinere Kreis dargeboten wird, wächst, in dem anderen ab- nimmt, und zwar beides in dem Maasse, dass die Netzbautbil- der beider Kreise gleiche Grösse erhalten. Hiergegen kann mit einigem Scheine des Rechtes die von Porterfield und Müller ausgesprochene Lehre aufgebraclit werden, dass die Brechkraft des oplischen Apparates der Au- gen in einem bestimmten Verhältnisse zu der Convergenz der Sehaxen steht; der Beweis aber, den Müller für diese Lehre beibringt, dass es uns nämlich unmöglich sei, einen Punkt, der mit dem Conyergenzpunkt unserer Sehaxen zusammenfällt, willkürlich undeutlich zu schen, bezieht sich offenbar. nur auf den Effect unserer Willenskraft, und er selbst behauptet gar nichts weiler, als: „Ich habe bewiesen, dass die Abänderung des Refraclionszustandes nur in sofern willkürlich ist, als sie ATA von einer willkürliehen Abänderung der Neigung der Sehaxen abhängig ist“ *). Schon früher haben wir aber gesehen, dass jener oft erwähnte innere Grund seinen Einfluss 'auf den Seh- organismus noch geltend macht, wo es die Willenskraft nicht mehr vermag. Ferner kann gegen obige Hypothese eingewen- det werden, dass bei den angenommenen Abänderungen der Brechkraft des optischen Apparates die Vereinigungsweite der Lichtstrahlen nicht ‘genau mit der Oberfläche der Retina coin- eidirt, und deshalb nicht mehr deutlich gesehen werden könne. Diese Ungenauigkeit ist aber in vorliegenden Falle so gering, dass sie nicht wahrgenommen wird, wovon sich jeder leicht überzeugen kann, wenn er den kleineren der beiden Kreise, die er so eben im Stereoscop einfach gesehen hat, durch ein Convexglas betrachtet, das denselben im Diameter um die halbe Diflereuz der Diameler der beiden Kreise vergrössert, und dann den grösseren durch ein Concavglas, das denselben um eben so viel verkleinert, dann wird er sich sagen müssen, dass er jeden der beiden Kreise noch mit derselben Dentlich- keit sieht, als vorhin die stereoskopische Erscheinung. Ich habe in diesem Aufsatze so vielfältig einen inneren Grund citirt, aus dem wir geneigt sind, einfach zu sehen, dass man mit Recht die Frage aufwerfen kann, was ich mir denn eigentlich unter demselben denke. Wir haben diesen inneren Grund, dessen Wirkungen schon früher von Tourtual, der ihn den socialen Instinet der Augen nennt, in einer Reihe von lehrreichen Versuchen beobachiet wurden °*), zuerst bei dem Experimente kennen gelernt, wo beiden Augen verschiedene Buchstaben dargeboten wurden, welche man zuerst kurze Zeit beide sah, worauf der eine anfing zu schwinden u. s. w. Den inneren Hergang bei diesem Phänomen denke ich mir folgen- .dermaassen: Zwei identische Sehnerventheile beziehen sich *) Physiologie Al Eichtinne) S. 208, **) Zur Ploronen ie des Gesichtssinnes, in v. Ammon’s Monals- schrift. 475 auf ein und denselben Theil des Centralorgans, von dem ihre Thätigkeit eoneipirt wird *). Ist nun diese Thätigkeit in den beiden Theilen eine verschiedene, so wird der Centraltheil ge- zwungen, zwei verschiedene Thätigkeiten gleichzeitig zu con- eipiren, dies ermüdet ihn, und während er die eine vollstäu- dig coneipirt, wird er für die andere stumpf. Dies ist aber offenbar für ihn ein krankhafter Zustand, und wo ihm die Mit- tel dazu gegeben sind, wird er sich demselben entziehen. Um die Art zu beobachten, auf welche dieses bei den stereosco- pischen Erscheinungen geschieht, wollen wir diese so viel als möglich vereinfachen. Man biete also den Augen im Stereo- scop zwei Punkte dar, die sich auf unidentischen Stellen der Netzhäute abbilden müssen, wenn die Sehweite gleich der wirklichen Entfernung der Spiegelbilder der Punkte von dem Beschauenden ist: dann sehen wir die beiden Punkte dennoch als einen, diesen einen aber unter einer andern Sehweite, und zwar unter einer grösseren, wenn bei der vorhin angenomme- nen Sehweite die Netzhautbilder von der Mitte der Retina nach innen gefallen wären, wenn umgekehrt, unter einer klei- neren. Dass hier die Sehweite wirklich nicht der Entfernung der Spiegelbilder von dem Beschauenden entspricht, glaube ich hinlänglich bewiesen zu haben, und es fragt sich nur: Wie kommt diese Modification in der Convergenz der Seh- axeu, zu deren Kenntniss wir erst durch ihr Kesultat gelan- gen, zu Stande? Dr. Sweatmann berichtet an ©. Bell einen Fall, wo ein enihirntes Kind die Augen heftig rollte. Aus diesen und aus andern Thatsachen, die in dessen .„‚Nervensy- stem und dessen Krankheiten“ verzeichnet sind, zieht Mar- shall Hall den Schluss, dass die Augenmuskeln nicht nur mit Willensleitern, sondern auch mit excito-motorischen Ner- ven versehen sind. Hierauf gestützt nun glaube ich, dass *) Siehe den Abschnitt über die physiologische Bedeutung des Chiasma beim Menschen in Müller’s Physiol. des Gesichtssiones. 476 gleichzeitige verschiedene Affeclionen identischer Sehnerven- theile auf die entsprechenden Centraltheile als ein Reiz wir- ken, der von diesem bis auf die exeito- motorischen Augen- muskelnerven fortgepflanzt wird, die dann die Augenmuskeln zu den entsprechenden Contractionen bestimmen, sei es, um, ' wie in dem obigen Falle die Convergenz der Sehaxen, sei es, um, wie in einem früheren, die Brechkraft des optischen Ap- parates zu verändern. a" Ueber eine eigenthümliche krankhafte parasitische Bil- dung mit specifisch organisirten Samenkörperchen. Von Jon. Muveıter. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 21. Juni 1841.) (Hierzu Taf, XVI.) Seit einiger Zeit verfolgte ich eine neue und eigenthümliche Art schr kleiner, mittelst des Mikroskops zu beobachtender organischer Bildungen in pathologischen Producten, welche sich durch eine specifische Organisation, durch Keimbildung und Mangel aller Bewegung auszeichnen. Sie zeigen sich theils, und zwar selten, in kleinen Bläschen im Innern des Körpers, theils, und zwar am häufigsten, in einem bläschenartigen Haut- ausschlag bei den Fischen. Bei einer Präparation in der Augenhöhle eines jungen le- benden Hechtes stiess ich auf kleine runde Cysten im Zell- gewebe der Augenmuskeln, in der Substanz der Selerolica und zwischen dieser und der Choroidea. Sie variirten in Grösse von +—4 Linie. Diejenigen, welche in der Sclerotica sassen, hatten gleichsam die Substanz dieser Haut durchbohrt. Diese Bläschen haben von ihrem Inhalte ein weisses Aussehen. Ihre Membran ist zart, der Inhalt ist eine weissliche Materie, die unter dem Mikroskop einen sehr überraschenden Anblick dar- bietet. Er besteht theils aus sehr kleinen, der Molecularbe- wegung fähigen Körnchen, theils aus Körperchen, die eine 478 grosse Aehnlichkeit mit Spermatozoen haben, aber völlig be- wegungslos sind. Fig. 1. Diese Körperchen haben einen ovalen Körper und einen Schwanz. Der Körper gleicht im Allgemeinen einem ellipti- schen Blutkörperchen, und ist auch ohngefähr so gross als ein Blutkörperchen des Hechtes; er hat wie dieses zwei Flächen und einen dünnen Rand. Die Flächen sind convex, der Längs- durchmesser des Oyals ist doppelt so gross als der Breiten- durchmesser, der Durchmesser von der obern zur untern con- vexen Fläche ohngefähr halb so gross als der Breitendurch- messer, der Rand ist rundum abgeplattet und erscheint, wenn die Körperchen auf dem Rande stehen, als eine schmale Lei- ste, welche über das Körperchen weggeht, zu beiden Seiten die Convesitäten der beiden Flächen stark hervorragen lässt, und an den Enden vorspringend ihre nur geringe Breite frei erblicken lässt. Im Innern der Körperchen bemerkt man immer in der dem Schwanz entgegengesetzten Hälfte des Ovals zwei längliche Bläschen, deren dünnere Enden convergirend an das Vorderende des Körperchens änstossen, und hier, wie es scheint, an einem kleinen Knöpfchen angeleftet sind, die hinteren Enden sind abgerundet; immer divergiren diese Bläs- chen von vorn nach hinlen, sie sind vollkommen symmelrisch. Das ovale Körperchen, worin die Bläschen enthalten sind, ; ist übrigens deutlich hohl, der ganze Raum ist ausser den bei- den divergirenden Bläschen mit einer durchsichtigen Materie angefüllt, welche sich durch ihre Lichtbrechung von den Wän- den des Körperehens unterscheidet; selten bemerkt man darin hie und da noch ein kleines Körnchen. Immer sieht man am Rande der Körperchen doppelte Contouren,. an welchen je- doch, wenn die Körperchen platt liegen, nicht ällein die in- nere und äussere Oberfläche, sondern auch die Abplaltung des Randes Antheil "hat. Der: Schwanz befindet sich immer an dem den beiden innern: Bläschen enlgegengesetzten Ende des Körperchens. Er besteht in einem Faden, ähnlich dem Schwanz der Spermatozoen, ist bei seinem Ursprung dicker, und nimmt 479 allmählig an Dicke ab, er ist 3—4 Mal so lang als das Oval, von dem er ausgeht. Die Höhle des Körperchens setzt sich nicht in den Schwanz fort und endet scharf abgerundet vor dem Ursprung des Schwanzes, welcher als eine unmittelbare Fortsetzung der Wand des Körperchens erscheint, und nicht artieulirt ist. Sehr häufig ist der Schwanzfaden am Ende oder in ganzer Länge gabelig geheilt; diese Theilung wird so oft gesehen, dass sie vielleicht Regel ist, so dass der Schwanz- faden nur einfach erscheint, wenn die beiden Fäden dicht an- einander liegen. Der Längsdurchmesser des ovalen Körpers beträgt 0,0054, der Breitendurchmesser 0,0026 Linie. Diese geschwänzten Körperchen liegen in zahlloser Menge in den beschriebenen Cysten zusammen mit einer feinkörnigen Materie, die weiter keine Structur zeigt. Die geschwänzten Körperchen sind völlig bewegungslos, Wasser hat auf sie kei- nen Einfluss. Zur deutlichen Unterscheidung der beschriebenen Structur gehört eine Vergrösserung von 400 bis 500 Mal im Durchmesser, bei der scharfen Bestimmtheit der Form und Structur ist sie auch einer noch viel stärkern Vergrösserung bis za 1000 und 1400 fähig, ohne dass jedoch eine weitere Zu- sammensetzung der Structur erkennbar würde. Bei der Un- tersuchung der uneröflneten Cysten unter dem Compressorium lässt sich ebenfalls keine Spur irgend einer Bewegung walr- nehmen. In dem erwähnten Hechte zeigten sich viele solcher Cy- sten innerhalb der Augenhöhle und am Auge selbst; hin und wieder kamen an den Augenmuskeln und an den Wänden der Augenhöhle noch andere kleine Cysten von-4— 4 Durch- messer vor, von dieken und unter Knacken zerbrechenden Wänden, In ihrem Innern enthielten diese ein Entozeon. Diese letztern. Oysten sehen äusserlich dem blossen Auge auch weiss aus. Unter dem Mikroskop erkennt man sogleich das sich be- wegende Entozoon, beim Zerquetschen der Cysten und ihres Entozoons zeigte sich nie eine Spur der geschwänzten Kör- perchen: die Körnchen, welche hiebei frei werden, sind auch 480 durch ihre stärkere Grösse von jenen kleinen Granula verschie- den, welche neben den geschwänzten Körperchen in den Cy- sten derselben vorkommen. Die immer sehr zarthäutigen Oy- sten mit geschwänzten Körperchen zeigen hingegen niemals in ihrem Innern etwas von einem Entozoon. Ich habe darauf eine grosse Anzahl junger Hechte untersucht, um die räthsel- haften Bläschen mit geschwänzten Körperchen wiederzufinden. Die kleinen Cysten mit dem Entozoon fanden sich zwar sehr häufig in der Augenhöhle wieder, die Cysten mit geschwänz- ten Körperchen aber selten. Unter 10 Stück junger Hechte findet sich aber meist eines, welches sie besitzt. Ihre Auf- suchung erfordert hiernach eine grosse Geduld. Man darf sich durch das viele vergebliche Prüfen der Cysten unter dem Mi- kroskop nicht ermüden und abschrecken lassen. Zuletzt fin- det man sich durch die Anschauung der merkwürdigen Ge- bilde belohnt. Es wurden gegen 50 junge Hechte in den Monaten Mai und Juni untersucht, wobei die Uebung in die- ser Untersuchung zunahm, und recht oft die fraglichen Bläs- chen mit ihren immer gleichen Bildungen sich zur Beobach- tung stelllen. Einmal fand sich unter vielen ovalen geschwänz- ten Körperchen ein rundes, mit den beiden innern divergiren- den Bläschen und einem Schwanzfaden, und zugleich ein ganz gleiches schwanzloses rundes Körperchen mit. den beiden di- vergirenden innern Bläschen. Fig. 1. c. Niemals fanden sich bei den Hechten die fraglichen Cy- sten an andern Orten als in der Augenhöhle, niemals an der äussern Haut, bei einem in Weingeist aufbewahrten Synodon- tis Schal aus dem Nil fand sich eine solche über eine Linie grosse Cyste in der Haut der Kehlgegend. Der Inhalt dieses Bläschens halte eine grosse Aehnlichkeit mit dem der Cysten des Hechtes, war aber doch in einem Punkte eigenlhümlich. Fig. 2. Die Körperchen waren von derselben Grösse wie beim Hecht, und auch geschwänzt, aber ihr vorderes Ende war viel stum- pfer, und daher die beiden inneren, mit dem Vorderende ver- bundenen Bläschen regelmässiger oval, weniger divergirend, . 481 Sehr 'eigenthümlich war aber der Schwanzfaden, er war im- mer einfach, und in allen Fällen schief gestellt, nach hinten und rechts oder nach hinten und links, Diese durchaus allge- meine Biegung findet in derselben Ebene Statt, welcher die Abplattung des Körperchens angehört, und ist nicht etwa eine bloss optische Erscheinung, herrührend von einer Biegung des Fadens nach oben oder unten bei schiefer Lage des Körper- chens. Denn wenn diese Körperchen auf ihrem Rande: stan- den, so erschien der Schwanzfaden immer’ als gerade Fort- selzung des Randes, d. h. er stand in derselben Ebene mit dem auf dem Rande stehenden Körperchen. Der Längsdureh- messer des Körperchens ohne den Schwanzfaden beträgt 0,0040 Linie. Einigemal zeigten diese Körperchen an ihren Seitenrän- dern ein dunkleres feines Pünktchen, gegenüber dem hintern Ende der innern Bläschen, oder gleich dahinter, und zuweilen erschien dieses Pünktchen am Rande als eine. ganz leichte Mervorragung. Diese Punkte wurden auch mehrmals an den geschwänzten Körperchen des Hechtes bemerkt. Bei den hiesigen Flussfischen fanden sich ausser dem Hechte niemals Cysten mit geschwänzten Körperchen, weder in der Augenhöhle, noch in der äussern Haut, dagegen kommt bei mehreren Flussfischen ein Hautausschlag mit ganz ähnlichen, aber ungeschwänzten Körperchen vor, so unter den hiesigen Flussfischen schr häufig beim Zander, Zueioperca: sandra, und beim Cyprinus rulilus, selten beim Barsch, Perca Auviatilis In denselben Monaten, Mai und Juni, wo die Bläschen des Hechtes ‚geschwänzte Körperchen enthielten, enthielten die Bläschen des Hautausschlages der letztgenannten Fische 'unge- schwänzte Körperchen. Bei ‚der Entdeckung der geschwänzten Körpercheri des Hechtes erinnerte ich mich sogleich einer vor melireren Jahren von mir am Zander gemachten Beobachtung aus der ersten Hälfte des Winters. An diesem Zander fiel mir eine Art Aus- schlag der Haut des Kopfes auf, bestehend in 4— 1” breiten Müller's Archir, 1841, 3 482 plätten weissen Bläschen oder Pusteln, welche 'hin und wie- der vereinzelt standen. Der Inhalt dieser Pusteln bestand in lauter runden platten Körperchen von gleicher Grösse, und von der Grösse der Blutkörperchen des Zanders,:jedes dieser Körperchen enthielt zwei ovale: kleine divergirende Bläschen, deren eonvergirende Enden: gegen eine Stelle der innern Wand des, Körperehens gerichtet waren. : Die Beobaclitung ‘würde schon damals wegen der Beständigkeit und Eigenthümlichkeit der Bildungen als: wichtig erkannt; und mit einer Abbildung aufgezeichnet; es fehlte indess damals an Zeit und Gelegen- heit zur weitern Verfolgung. In den Monaten Mai und Juni dieses Jahres wurde: dieser Gegenstand weiter entwickelt, eine grosse Anzahl Zander und anderer Flussfische in Bezug auf den Hautausschlag untersucht. Beim Zander: findet sich dieser Hantausschlag sehr häufig; unter 4—5 jungen Zandern in der Regel einmal, die weissen Pustelchen sind meist sehr selten und einzeln, sie finden sich am leichtesten an dem häutigen Theil des Kiemendeckels, auswendig oder inwendig zwischen oder auf den Kiemenhautstrahlen, zuweilen an der: Oberfläche des Kopfes oder an den Flossen, selten sind sie in grösserer An- zahl vorhanden. : Der Inhalt der Pustelchen besteht zum klei- neren Theil aus sehr kleinen Granula mit Molecularbewegung, zum grössern aus den rundlichen platten Körperchen mit’ den beiden divergirenden innern Bläschen. Die‘ Körperchen 'sind fast rund, und nur äusserst“schwach ovale Scheibehen mit doppelten Randconturen und einer innern Höhlung,' welehe die obere und untere Fläche über den ganz abgeplatteten schma- len Rand convex erhebt, so dass die Dicke, wo sie,am stärk- sten ist, der Hälfte der Breite entspricht. Die beiden diver- girenden innern Bläschen sind wieder länglich, mit ihren con- vergirenden, etwas spitzen Vorderenden an die innere Wand des Körpers durch ein oft recht deutliches Knötchen festgehef- tet.. Fig.3. « Diese Stelle entspricht immer dem einen Ende des Ovales. Der platte Rand läuft wie ein Reifen um die ganze Peripherie des Körperchens, und erscheint sehr deutlich, wenn 483 - die Körperchen auf dem Rande stehen, sowohl als Hervorra- gung an den Enden, als über die ganze Länge. Je nachdem die Körperchen zufällig auf dem Seitenrande oder vordern und hintern Rande stehen, erscheinen dann die beiden innern Bläs- chen entweder als eins oder zwei; z. B. wenn die Körperchen auf dem Vorderrande stehen, so sicht man bei einer gewissen Einstellung die runden hintern Enden der innern Bläschen als 2 nebeneinander stehende Kreise in der Milte. Fig .3.d. Die bei- den divergirenden Bläschen smd immer gleich gross in demselben Bläschen, und in der Regel auch in verschiedenen Körperchen von gleicher Grösse, so dass sie vom Vorderende bloss bis in die Hälfte der Höhle des Körperchens reichen, Häufig zeigten auch diese Körperchen ein dunkeles Pünkt- chen am Rande auf jeder Seite, gegenüber dem hintern Ende der ionern Bläschen, oder gleich dahinter; zuweilen, und bei einer gewissen Einstellung, erschien dieses Pünktchen als eine schiefe Linie, welche vom Rande gegen das hintere Ende der Bläschen gerichtet war, und zuweilen erschien das Pünktchen als ein am Rande vorragendes Knötchen. Fig. 3. g. Fasti immer sind alle Körperchen ohne Schwanzfaden. Unter sehr vielen Fällen ereignete es sich aber einige Mal, dass in den Körperchen einer Cyste unter vielen Hunderten oder Tausenden der Körperchen eines gesehen wurde, welches bei einer von allen übrigen abweichenden ovalen Gestalt, an dem den divergiren- den innern Bläschen entgegengesetzten Ende in einen sehr kurzen gabeligen oder einfachen Schwanzfaden auslief, welcher sich von dem Schwanzfaden der Körperchen des Hechtes nur urch unterschied, dass er nicht ‘oder nicht viel länger war wi. der Längsdurchmesser des Körperchens, von dem er aus- ging. Fig,3. c. Diese Körperchen waren dann etwas schmaler als die übrigen schwanzlosen runden, so wie auch die run- den Körperchen des Zanders breiter sind als die ovalen ge- geschwänzten des Hechtes. Einmal fand sich unter allen übri- gen regelmässigen eines, welches ohne innere Bläschen oval, vorn und hinten in einen kurzen Faden auslief. Fig. 3. 1. 3L* 484 Unter der grossen Mehrzahl der runden Körperchen mit zwei divergirenden angehefteten innern Bläschen fand sich in. einigen Fällen, sehr selten ein oder das andere, welches statt zwei innerer ‚Bläschen 3 enthielt, das dritte lag dann zwischen den beiden divergirenden, und ragte, indem es grösser war, hinten weit über seine Nachbaren hinaus, vorn nach dersel- ben Stelle mit seinem dünneren Ende gerichtet (Fig.3.:.); es kam auch selten. vor, dass dieses dritte Bläschen unangeheftet hinter den andern als ein queeres Oval gelagert war. Fig. 3.%. Esist in Beziehung auf die folgende Entwickelungsgeschichte der Kör- perehen von Interesse, diese Fälle im Auge zu behalten. Die Entwickelangsgeschichte der: Körperchen liess sich beim Zander in vielen Fällen beobachten, indem unter der grossen Menge der entwickelten Formen einzelne Körperchen vorkamen, welche in der Entwickelung der Keime begriffen waren. Dahin gehören erstens Körperchen, bei denen sich die beiden divergirenden inneren Bläschen von ihrer Anheftung abgelöst, und, vergrösserb als ovale Bläschen frei nebeneinander ohne Divergenz im Innern des Mutterkörperehens liegen. Fig.3.A, Ihre Längsaxen pflegen dann noch parallel zu sein. Diese Erschei- nung, verbunden mit der folgenden, macht es wahrscheinlich dass die divergirenden Bläschen Keime neuer Körperchen ‚sind. Die zweite, auf die Entwiekelungsgeschichte bezügliche That- sache ist, dass es auch ausgebildete Körperchen giebt, welche 2 nebeneinander in einer sehr blassen, sie umfassenden Zelle liegen. Fig. 3.d. Die darin eingeschlossenen beiden Körperchen liegen parallel, ihre convexen Flächen gegeneinander gekehrt, niemals kehren sie ihre Ränder einander zu. Ihre Ränder sind vielmehr überall gegen die Wand der Mutterzelle gerichtet, und berühren sie beinahe. . In solchen Zellen mit 2 ausgebil- deten Scheiben erkennt man alle Struciurverhältnisse, welche man an den freien Körperchen wahrnimmt. Da die Mutter- zellen meist kürzer sind in der Richtung der Ebenen der darin liegenden Scheibehen, und breiter in der Richtung der Queer- durehmesser der nebeneinander liegenden Scheiben, so legen . 485 sie sich meist auf ihre breiteren Flächen, und man sieht daher ie darin liegenden Körperchen in der Regel auf dem Rande z d. Der Rand ist schon vollkommen ausgebildet, und ein sowohl als Hervorragung vorn und hinten, als über die ganze Länge des Körperchens hin. Man erkennt auch in der Regel schon die in den Körperchen enthaltenen neuen Keime oder divergirenden Bläschen an ihrer gewöhnlichen Stelle; je nach der zufälligen Lage der Muiterzelle erscheinen die inneren Bläschen der darin enthaltenen Körperchen, wie auch an den freien auf dem Rande stehenden Körperchen, entweder (bei der Stellung der Körperchen auf’ dem Seiten- rande) hintereinander als eins gegen das eine Ende des Kör- perchens, oder als zwei, wenn die Körperehen auf dem Vor- derrande stehen. Die Entwickelungsgeschichte (der Körperchen ist also aller Wahrscheinlichkeit nach diese: Die divergiren- den Bläschen sind die Keime zu neuen Körperchen. Indem diese Keime zur Entwickelung kommen, schwellen sie an, lö- sen sich von ihrer Befestigung ab, und liegen nun paarweise im Innern der Höhle des Körperchens, welches sich in eine dünnhäutige Zelle verwandelt. Dann bildet sich die Gestalt des neuen Körperchens im Innern der Mutterzelle aus. In- dem letztere sich auflöst, so werden die 'inuern Körper- chen frei. ö | In sehr seltenen Fällen finden sich in einer Mutterzelle 3 aus- gebildete Körperchen parallel nebeneinander. Fig. 3. e. Dieser Fall erklärt sich aus der schon berichteten Erscheinung, dass in den freien Körperchen schr selten statt 2 vielmehr 3 innere "Bläschen vorkommen. Einmal wurden auch 3 ausgebildete srperchen ohne einschliessende Zelle so aneinander gelagert m dass das dritte mil seiner einen eonvexen Fläche zwi- schen die beiden andern divergirenden eingeschoben war. Fig. 3./. Wenn sie früher in einer Multerzelle eingeschlossen waren, so _ erläutert sich dieser Fall aus der schon berichteten Beobachtung; “ . . * n “ “34° . . dass einmal in einem freien Körperchen zwei divergirende und ein drittes queerliegendes inneres Bläschen gesehen wurden. Fig.3. A, 486 Innerhalb der Mutterzelle liegen die ausgebildeten Körper chen von der Grösse der freien Körperchen meist so, dass ihre divergirenden Bläschen an übereinstimmenden Stellen liegen, es kommt aber auch das Gegentheil vor, dass das eine Körperchen seine inneren Bläschen vorn, das andere hinten hat, Fig. 3..d. Bei Cyprinus rutilus kommen die Cysten mit den fragli- chen Körperchen sehr häufig vor, meistens an der innern Seite des Kiemendeckels, und besonders an der Nebenkieme. Fig. 4. d. Die Körperchen glichen denen des Zanders, waren aber zuweilen auch längliche Ovale. Fig.4.f. Einmal fand sich an der Ne- benkieme ein ganzer Haufen von kleinen, mehr gelben Bläschen. Dieser Haufen hatte eine Grösse von 4 Linien; alle Bläschen enthielten diesmal lauter längliche Körperchen mit spitzem Vor- derende und stumpf rundem Hinterende. Fig.4.6. Der platte Rand, die convexen Flächen waren ganz gleich, die 2 divergi- renden Bläschen waren inwendig an der Spitze befestigt. Die Länge der Körperchen ist bei beiden Formen gleich und beträgt 0,0054 Linie. Seltener wurden die Pusteln bei Cyprinus erythrophthal- mus und Cyprinus leueiscus beobachtet. Beim ersteren waren die Körperchen oyal, wie die gewöhnlichere Form beim Zan- der und Cyprinus rulilus; bei C. leueiscus glichen sie ganz den spitzen Körperchen des C. rutilus; ihr Längsdurchmesser betrug 0,0051, ihr Breitendurchmesser 0,0034 Linie, Die beschriebene Pustelkrankheit scheint eine sehr grosse Verbreitung unter den Flussfischen verschiedener Länder zu haben. Ich habe bis jetzt nur eine Anzahl Flussfische‘ Aegyp- tens, Südamericas und Ostindiens in Weingeist untersucht, und fand inseinigen Fällen die Hautbläschen mit den Kör- perchen. Die Samenkörperchen im Innern der Cysten bie- ten aber bei der Beständigkeit der allgemeinen Charactere ge- wisse sehr merkwürdige Verschiedenheiten dar. Die Eigen- thümlichkeit der geschwänzten Samenkörperchen bei Synodon- tis Schal wurde schon angeführt. Ungeschwänzte Samenkör- perchen fand ich in kleinen Haulpusteln eines Pimelodus 487 Blochiii Valene. © (Silurus elarias Bloch.), aus Guiana:; und Surinam,'und bei einem Nilfisch, ‚Labeo niloticus. In beiden Fällen 'sassen die sehr kleinen Pustelchen in der Haut des Kopfes. Bei Labeo niloticus waren die Kerkrehe in der Form undGrösse den spitzen des Cyprinus’rutilus ähnlich, mit con- vexen Flächen ‘und plattem Rande wie gewöhnlich versehen, aber 'am spitzen Ende lag statt 2 divergirender Bläschen im- mer nur eins, und zwar schief an die eine Seite sich anle- gend. Der übrige Raum des ganzen Körperchens glich einer grossen zweiten Blase. Fig.5.a. Einmal lag eine grössere deut- ° liche Blase im hintern grössern Raum des Körperchens, und in einem andern ähnliehen Körperchen besass diese hintere grosse Blase noch eine kleine in ihrem Innern. Fig, 5. c. 1407 Bei Pimelodus Blochii war die Form der Körperchen. ganz ebenso, die convexen Flächen, der platte Rand wie ge- wöhnlich, aber innerhalb des vordern spitzen Endes lagen im- mer 2 ungleiche Bläschen, was bei den hiesigen Flussfischen nie gesehen wurde, das eine war gross, das andere sehr klein, so dass die Keimbildung hier ungleich fortschreitet. Fig. 6. Dies Verhalten war durchaus gleich in allen Körperchen. Längs- durchmesser 0,0052, Breitendurchmesser 0,0033 Linie. In Hinsicht der theorelischen Schlussfolgen aus diesen Be- obachtungen beschränke ich mich für jetzt auf die Bemerkung, dass eine specifische Krankheitsbildung in der Haut und in innern Theilen durch ein belebtes Seminium morbi, durch eine Art Samenkörperchen (Psorospermien) bedingt wird, welche weder mit den Spermatozoen und Keimen von sich enlwik- kelnden Thieren, noch mit den geschwänzten Entozoen oder Cerearien übereinkommen, welche sich durch ihre Structur ebenso von den bekannten parasitischen pilzarligen *) Bildun- *) Wie die auf Thieren sich erzeugenden Schimmel und Con- ferven, die Muscardine der Seidenwürmer und der von Schönlein entdeckte Fadenpilz der Porrigo lupinosa (Archiv 1839, p. 82.) 488 gen an thierischen Organismen unterscheiden, endlich‘: durch ihre Formen, ihre Structur, ‚ihre 'Entwickelung, ihre. -Bewe- gungslosigkeit sich auszeichnen, und durch ihre speeifischen Unterschiede von allen bekannten gesunden und kranlanı Zel- lenbildungen abweichen. ‚ Diese Gebilde sind -von. ‘dem: Verfasser bis, Pe bloss an Flussfischen beobachtet; ‚die vorgelegten Beobachtungen bewei- sen, dass ihre Verbreitung sich über die Verschiedlenaien und suilegensien Länder ausdehnt. Fortsetzung (Gelesen in der Königl, Akademie der Wissensch, am 19, Juli 1841.) Seit, der ‚ersten Mittheilung habe ich: meine Untersu- chungen über eine grosse Zahl von europäischen und auslän- dischen Fischen ausgedehnt; die am Hecht, Zander, Barsch und den erwähnten Arten der Cyprinen beobachteten Vor- kommnisse der geschwänzten und ungeschwänzten Psorospar- mien haben sich immer in gleicher Weise wiedergefunden. Unter den europäischen Flussfischen wurde die beschrie- bene Krankheit bisher vermisst bei den Arten der Gattun- gen Cobilis, Aspro, Lola, Anguilla, Gasterosteus, Acerina, Si- Iurus, Salmo, Cottus, Chela, Abramis, Tinca, Barbus und r- prinus im, engern Sinne (Carpio, Carassius). Von brasilischen Flussfischen wurden vergeblich auf Pso- rospermien untersucht Fische der Gattungen Hypophthalmus, Doras, Arius, Callichthys, Ageneiosus, Bagrus, Platystacus, Loricaria, Hypostoma, Gymnotus, Carapus, Myletes, Hydro- eyon, Erythrinus, Chromis, Cychla, Geophagus, Poecilia, Ana- bleps, dagegen fanden sie sich ausser dem schon angezeigten Fall bei einer zweiten Pimelodus-Art, P. Sebae und bei Pla- tystoma [asciatum, welcher letztere Fisch sich durch seine zel- lige Schwimmblase, ihre zelligen Säume und zelligen Flügel auszeichnet. Bei nordamericanischen Hechten wurden keine 489 gefunden, wohl aber bei Catostomus tubereulatus. Von Cap- schen Flussfischen wurde nur Spirobranchus untersucht, der nicht daran leidet. Unter den Nilfischen fanden sie sich nicht bei den untersuchten Exemplaren von Heterobranchus, Arius, Mormyrus, Polypterus, unter den ostindischen Flussfischen nicht bei den untersuchten Exemplaren der Gattungen Ploto- sus, Heteropneustes, Notopterus, Anabas, Trichopus, Opbice- phalus, Rbynchobdella, Mastacemblus. Die geschwänzten Psorospermien, die ich bis jetzt nur beim Hecht und bei dem Nilfisch $; modontis Schal beob- achtet hatte, wurden bei zweien südamericanischen Fluss- fischen wiedergefunden, dem Pimelodus Sebae und Platystoma Jascialum. Die Bläschen, welche sie enthielten, befanden sich im erstern Falle an der Haut der Kiemenhöhle, im letztern an Kiemenblättern. Die Psorospermien waren in beiden Fäl- len gleich, sie glichen aber im Allgemeinen denen des Hechtes durch die beiden Bläschen im Innern, den zugeschärften Rand, die convexen- Flächen, den Schwanzfaden, der zuweilen deut- lich doppelt war, aber der Körper derselben war sehr viel schmäler als beim Hecht, und gegen 3—4 Mal so lang als breit, so dass die Gebilde auffallend gewissen Spermatozoen ähnlich waren. Bei dieser Enge der Körperhöhle berührten sich die beiden innern Bläschen in ganzer Länge, und waren selbst sehr schmal. Fig. 10, rn. Die ungeschwänzten Psorospermien wurden in mehreren Fällen an ausländischen Fischen ganz so wie beim Zander wie- dergesehen, nämlich als ovale Körperchen mit convexen Flä- chen, zugeschärftem platten Rande, und zweien inneren diver- girenden Bläschen, ganz von der Grösse wie beim Zander, so bei einem zweiten Exemplar von Platystoma fascialum und beim Calostomus tuberculatus. Bei dem erstern waren die Bläschen, welche die Psorospermien enthielten, an den Kie- menbogen, und zwar an den Winkeln derselben, wo die Haut weicher ist, bei dem letztern an den Kiemenblältern, an der Haut der Kiemenhöhle und an der Haut des Kopfes. Platy- 490 stoma, fascialum ist bis jetzt die einzige Fischart, bei der)in verschiedenen Exemplaren zweierlei Psorospermien, in ‘dem ei- nen geschwänzte, in dem andern ungeschwänzte bemerkt wur- den, Uebrigens waren die Körper der geschwänzten den un- geschwänzten des andern Exemplars völlig unähnlich, nämlich sehr schmal, ‚ein Drittheil so breit als lang, während die un- geschwänzten fast so breit als lang waren. Die Länge der Körperchen war in beiden Fällen gleich. Bei dem Catostomus tuberculatus von Nordamerica zeigle sich die Krankheit in einem Grade der Ausbildung, wie ich sie noch bei keinem Fisch gesehen habe. Sie befällt hier hauptsächlich die Kiemen, an deren Blätter sich ansehnliche 4—2 Linien lange längliche Blasen unter der Schleimhaut der Kiemenblätter bilden, welche Tausende von Psorospermien ent- halten. Es wurden 3 Exemplare von Catostomus tubereulalus untersucht, sie waren sämmtlich von dieser Krankheit ergrif- fen, und bei dem einen waren die Kiemen sehr zahlreich mit jenen Blasen besetzt. Fig. 8. ‚ Die Fische, welche in den hiesigen Flüssen der Krank- heit unterworfen sind, sind es auch in den Flüssen von uns weit entfernter Gegenden, wo sie ‘noch vorkommen, so in Flüssen, welche dem schwarzen Meere und dem nördlichen Eismeere zugehen, wie sich an den auf der Reise der Hın. v. Humboldt, Ehrenberg und Rose gesammelten Fischen wahrnehmen lässt, so an dem Zander, Zucioperca sandra aus dem Don, und an dem Barsch Perca Auviatilis aus dem Irtisch. Die Beobachtungen über Psorospermien erstrecken sich jetzt über Fische aus Flüssen Europas, Asiens, Africas und Americas, und zeigen sich in ihren beiden Hauptformen, der ‚geschwänzten und ungeschwänzten, völlig gleich in den ver- schiedensten Gegenden der Erde. Jene Körperchen sind offenbar selbstständig belebte und bewegungslos oder pflanzlich vegetirende organische Wesen von eigenthümlicher, und von den gesunden und kranken Zel- len der Thiere völlig verschiedener Struclur. - Dagegen sind 491 die in pathologischen Cysten, Pusteln, Geschwülsten vorkom- menden mikroskopischen freien Zellen mit oder ohne Nucleus, die keine specifische, d.h. von den Zellen verschiedene Structur besitzen, von den hier beschriebenen Bildungen verschieden. Cysten mit bläschenartigen Granula ohne weitere Organisa- tion kommen auch bei Fischen vor; sie sind wenigstens von den Gasterosteus bekannt, bei denen sie von Gluge*) beschrieben sind. Die Cysten sind ziemlich gross und entwickeln sich an verschiedenen Stellen der äussern Haut. Die darin enthalte- nen Körnchen sind regelmässig oval, selten langgezogene Ovale, bedeutend kleiner als die Psorospermien, nämlich 0,0020 Linie im Durchmesser, und zeigen keine Spur einer innern Struetur. In Folge der vorgelegten Beobachtungen vermuthete ich, dass die beim Stichling vorkommende Krankheit in irgend einer Beziehung zu den Psorospermien stehe, und dass bei Beobach- tung der kleinen Granula vielleicht eine feinere Structur über- sehen worden. Indessen hat sich die Beschreibung und Ab- bildung von Gluge nur bestätigt, und es hat sich platterdings nichts von feinerer Structur erkennen lassen. Ich habe eine grosse Anzahl Stichlinge darauf untersucht, unter W bis 30 Stück. des Gasterosteus aculeatus fanden sich die Cysten einmal. Die weisse Masse dieser Cysten lässt beim Trock- nen auch einige mikroskopische Crystalle zurück, was bei den Psorospermien nie beobachtet wurde. Wegen ihrer Kleinheit zeigen die Körperchen aus den Cysten der Gasterosteus schon Molecularbewegung, auch wenn sie von in Weingeist aufbe- wahrten Fischen entnommen sind. Sie sind jedenfalls weite- rer Beobachtung zu empfehlen. ’ Bei einigen Fischen kommen in der Haut krankhafter Weise Warzen, sogenannte Pocken, vor, welche mit den Psorosper- mienbläschen nicht verwechselt werden dürien; man kennt sie bis jeizt vom Brachsen Abramis brama und von Catostomus tuberculatus, welcher letztere Fisch davon seinen Namen er- *) Bulletin de l’Academie Royale de Bruxelles, T.5. No. 11. 492 halten hat. Dieser hat nach Lesueur’s Beschreibung und Ab- bildung 3 flache Tuberkeln jederseits auf der Backe, im Trian- gel stehend, und so war es auch in einem von mir beob- achteten Falle, und zwar ganz symmetrisch auf beiden Seiten. Zwei andere Exemplare hatten keine Spur von diesen Tuber- keln. Auch Lesueur sagt, dass sie zuweilen fehlen; es möchte aber wohl Regel sein. Die 3 Tuberkeln sind untereinander völlig gleich, sie bilden runde Scheiben, die sich ein wenig gegen die Mitte erheben, und hier eine kleine Hervorragung,; einen Umbo, haben. Sie haben gegen 2 Linien im Queerdurch- messer, Mit der Haut haben sie keinen innigen Zusammen- hang und lassen sich sehr leicht ablösen, worauf die Haut ausser einem Eindruck unverändert erscheint. Die Substanz der Warzen ist beim Catosiomus weich, lässt sich zerbröckeln und besteht unter dem Mikroskop grösstentheils aus lauter spindelarligen Körperchen, zum Theil auch aus kleineren run- den Körperchen mit einem Kern, letztere sind auf der Ober- fläche wie bestäubt, von kurzen, feinen, radienartigen Forl- sätzen. Bei Abramis Brama sind die Tuberkeln in der Form „ganz gleich, haben auch den mittlern Umbo, sind aber sehr fest und bestehen ganz aus runden und polyedrischen Zellen, wie Hornzellen mit Nucleus. ; Bei den..Vögeln kommen zuweilen parasitisch an inneren Organen scheibenförmige, in ‘der Mitte vertiefte Körperchen von +—1 Linie und mehr Durchmesser vor, aus einer con- sistenten Masse bestehend, deren Natur noch räthselhaft ist; Ich schliesse diese Mitiheilung mit einigen theoretischen Bemerkungen. Es entsteht die Frage, wie weit ist man be- rechtigt, selır kleine, im Innern anderer Wesen sich vorfin- dende und ihres Gleichen bildende Körperchen, für Theilchen des Stammorganismus zu halten, und wann können dieselben als selbständige, vom Inhaber und seiner Natur verschiedene Fremdorganismen angesehen werden. So lange die pathologi- | 493 schen Körperchen nicht von den allgemeinen Eigenschaften der subordinirten Zellen abweichen, und so lange sie nicht Structur und Eigenschaften annehmen, welche den einem Ganzen sub- ordinirten Zellen fremd sind, so lange sind die pathologischen Producte auch als Theilchen des Inhabers zu betrachten. Die- ser Standpunkt der pathologischen Zellen schliesst nicht die Fähigkeit der Uebertragung von Krankheiten aus einem Theil des krankhaft vegelirenden Körpers auf andere Theile aus. Ich habe mich über diese Art Seminia morborum in meiner Schrift über die Geschwülste p.29. ausgesprochen. Auch die Uebertragung derselben von einem Organismus auf einen an- deren muss nach Allem, was wir von der Entwickelung und Vermehrung der ‚subordinirten Zellen wissen, ‚als möglich angesehen werden,‘ wie schwierig auch die Nachweisung im Einzelnen sein mag. Da die. einem individuellen ‘Ganzen subordinirten Zellen dem Keim eines neuen Organismus selbst gleich gebildet sind, und sowohl die primiliven Zellen der ver- schiedenen Organismen unter sich, als auch die Keime, ver- schiedener Organismen unter sich ähnlich sind, so: können al- lerdings die Eier oder Keime besonderer parasitischer Orga- nismen, . wenn sie sehr klein sind, mit subordinirten Zellen verwechselt werden. Hier entscheidet jedoch die weitere Ent- wickelungsgeschichte dieser Zellen. Dass es niedere, Organismen gebe, welche nicht bloss im Zustande der Keime oder Sporidien einfache Zellen seien, son- dern ihr ganzes Leben einfache Zellen bleiben, ist zwar nicht als unmöglich und absurd zu verwerfen, jedoch nach dem jetzigen Zustand unserer Kenntnisse völlig unstatthaft. In pa- rasitischen Gebilden ‘würde ihre Feststellung als solche jeden- falls unmöglich sein, da sie nicht von subordinirten ihres Glei- ehen bildenden Zellen zu unterscheiden wären. Wenn es sol- ehe einfache organische Wesen gäbe, so würde ihre Exi- stenz an solchen Gebilden nachzuweisen sein, die als, Zel- len frei im Wasser leben und durch neue Zellenbildung sich. fortpflanzen müssten. Bis jetzt sind keine solche Wesen 494 bekannt, denn auch die einfachsten organischen Wesen haben entweder eine von den einfachen Zellen verschiedene speeifi- sche Structur, wie die Psorospermien, oder sind wenigstens Systeme von Zellen, zu bestimmten Gestalten zusammenhän- gend gruppirt, wie das aus Zellen bestehende Vegetabile des Fermentes, dessen Zellen sich als Sporidien ablösen, aber an dem entwickelten Pflänzchen zu ästigen Figuren vereinigt sind. Und ebenso ist es bei dem Pilz der Porrigo lupinosa, welcher mit dem Gährungspilz zu einer gemeinsamen Gruppe zu gehö- ren scheint. Zellen mit einem Nucleus können am wenigsten für nie- dere Organismen gehalten werden, da sie völlig der gewöhn- liehen Form der subordinirten Zellen gleich sind,‘ Sie sind, sofern sie sich nicht zu specifischer Organisation erheben, auch keine Eier oder Knospen von Organismen. Parasitische freie Zellen ohne Kern in Flüssigkeiten weichen zwar eben durch den Mangel des Kerns von dem Typus der subordinirten Zel- len ab, indess ist es oft misslich, allen Zellen den Kern abzu- sprechen, in welchen man ihn nicht direet beobachten kann. Ich habe öfter dergleichen kernlose Zellen in pathologischen Producten beobachtet, wo diese Zellen mit der grössten Wahr- scheinlichkeit nur subordinirte Zellen, und keine besonderen Organismen waren. Einen ganzen Markschwamm der Fuss- wurzelknochen sah ich einmal aus lauter ellipsoidischen, durch- aus gleichen kernlosen Zellen zusammengesetzt, die unterein- ander keinen Zusammenhang hatten und sich leicht von einan- der absonderten, Geschwülste p. 21. Taf. II. Fig. 10. Die auf Ansteckung bezüglichen Thatsachen können unter 3 Gesichtspunete gebracht werden. 4) Mittheilung der Sporidien wirklicher parasitischer Organismen. * Dahin gehört die Maus- eardine der Seidenwürmer, die Pilze auf lebenden Thieren, die Porrigo Ilupinosa und die von mir beschriebene Krankheit der Fische, ausserdem die Mittheilung der Entozoen und ihrer Keime. 2) Verbreitung und weitere Entwickelung der patho- logischen Zellen durch Keimzellen, wie beim Krebs, mögli- 495 cherweise auch die noch zu prüfende Versetzung solcher Zel- len aus einem Organismus in den andern. 3. Ansteckung durch feste und flüchtige, in Organismen gebildete Stoffe, wel- ehe unabhängig von organischer Struetur in andern Organis- men einen Gährungsprocess und die Wiedererzeugung des glei- chen 'Fermentes bedingen (Liebig). Ich kaun diese Frage hier nur so weit berühren, als sie mit dem Gegenstand gegen- wärtiger Untersuchung zusammenhängt, und verweise in Hin- sicht der Begründung der sich gegenseitig begränzenden An- sichten auf die zum Theil von entgegengesetzten Gesichtspunk- ten ausgehenden Schriften von Henle, Unger und Liebig’s organische 'Chemie. Die letztere Ansicht stützt sich auf das Beispiel der eigentlichen Gährung und Fermentbildung, auf welche jedoch eben auch die gegentheilige Ansicht: hin- weist, indem zwar mancherlei in einer Veränderung ihrer innern Zusammensetzung begriffenen stickstoflhaltigen Stoffe die Weingährung im Zucker einleiten, unter diesen aber nur dasjenige Ferment sich durch den Gähfungsprocess wieder- erzeugt, welches eine organische individuelle Structur be- sitzt. Wenn indess andere in einer Umsetzung ihrer Ele- mente begriflene stickstoffhallige Stoffe, wie faulendes Fleisch, Urin, auch die Gährung des Zuckers einleiten, so kommt die in dem Gährung machenden Körper fortschreitende Fäulniss auch unter den Gesichtspunkt einer fortschreitenden Ferment- bildung, die unabhängig sein kann von Fortpflanzung des Fermentpilzes. Bei den mehrsten Contagien fehlt die Nach- weisung einer organischen Structur und organischen Keimbil- dung, und da die flüchtigen eine den Sinnen völlig entge- hende Form annehmen können, so hat die Erklärung vie- ler contagiöser Krankheiten aus einer rein chemischen Fer- mentation viel Wahrscheinlichkeit, und sie ist dermalen hier jedenfalls reiner und sicherer als bei derjenigen Gährung, bei welcher der Gährungspilz zugleich eine Rolle spielt. 496 ‘ Erklärung der Abbildungen. Taf. XVI. Fig. I. Psorospermien von Esox lucius, a, wie sie in ihren Cysten mit den feinen Körnchen zusammen liegen, 2. ein- zelne. c. abweichende, nur einmal gesehene Formen unter den übri- gen regelmässigen einer Cyste. d. Zusammenstellung ‚der Hauptfor- - men, theils auf der Fläche, theils auf dem Rande liegend. Fig. 2, Psorospermien von Synodontis Schal. a. auf der Flä- che liegend, 5. auf dem Rande stehend, IE 3. _ Psorospermien von Lucioperca sandra. a, auf der Fläche liegend. d. auf dem Rande stehend. c. seltene abwei- chende Formen unter den übrigen regelmässigen derselben Cyste, d, Zellen mit 2 Psorospermien, e. seltene mit 3 Psorospermien, ‚f.#Seltene Gruppirung von 3 Psorospermien. &. Psorospermien mit Randpunkten. A. Eine Psorospermie, deren Keime sich entwickeln, i. k. Psorospermien mit 3 inneren Bläschen, selten, ]. seltene Abwei- chung, einmal gesehen. Fig. 4. Psorospermien von Cyprinus rutilus. ‘a. Haufen von Cysten in natürlicher Grösse, 2. einzelne Psorospermien auf der Flä- che liegend, c. dieselben auf dem Rande stehend. d. breite ovale Form der Psorospermien. e. dieselben auf dem Rande stehend, F. längliche Ovalform, g. dieselbe auf dem Rande stehend, Fig. 5. Psorospermien von Labeo niloticus., a. 5, auf der Flä- che liegend. c. einzelne abweichende Form, d. Psorospermien auf dem Rande stehend, Fig. 6. Psorospermien von Pimelodus Blochii. a. auf der Flä- che, 2. auf dem Rande. i Ss Fig. 7. Kieme von Catosiomus tuberculatus mit Psorospermien- Cysten. . ä ’ Fig. 8. Einzelne Kiemenblätter mit einer Psorospermien - Cyste.. Fig. 9. Psorospermien von Catostomus tubereulatus, a, auf der Fläche, 6, auf dem Rande, Fig. 10, Psorospermien von Platystoma fasciatum und Pimelo- dus Sebae, Bemerkungen über ein schleuderförmiges Band in dem Sinus tarsi des Menschen und mehrerer Thiere. Von Professor A. Rerzıus zu Stockholm, (Hierzu Taf. XVII. Fig. 1-3.) Als ich im vergangenen Winter den Cursus über die Muskeln des menschlichen Körpers beendigt hatte, und darnach eine kurze Darstellung derselben bei den Hausthieren gab, ward meine Aufmerksanikeit während der Präparation des Hinter- fusses des Hundes auf zwei Muskelligamente in der Nähe des Fussgelenkes dieses Thieres besonders rege gemacht. Das eine von diesen Bändern (Tab. XVII. Fig. 1. ,, ı, ı) hatte einige Achnlichkeit mit dem Kreuzband des Fusses des Menschen. Es entsprang sehr breit 2 Zoll über dem unteren Ende und der äusseren Seite der Tibia, und ging nach unten und innen über die Schnen des langen gemeinschaftlichen Zehen- streckers und des tibialis.antieus; vor der Sehne des letzteren theilte sich das Band in zwei lange Schenkel, von welchen der eine (Fig.1, ı *.) an Breite zunehmend sich um die genannte Sehme schlang, um sich auf dem vorderen Theile des Astra- galus, Os scaphoideum und Os metatarsi der zweiten Zehe von den Sehnen des langen Zehenstreckers bedeckt, zu befe- sligen; der zweite Schenkel ging an der inneren Seite herab, und endigte auf dem Schiffbeine (Fig. 1. ı **.). Das andere oben erwähnte Band (Fig. 1. 2, 2.) lag unter dem Fussgelenk. Es hatte die Gestalt einer Schleuder, deren Müllor’s Arcbir, 1841, 32 498 Arme parallel miteinander liegend, aus einer kleinen Grube nahe vor der mit dem Sprungbein vereinigten Gelenkoberflä- che (oder der an unserm Fusse dem Sinus tarsi entsprechen- den Stelle), von dem vorderen Fortsatz ‚der Ferse ausgingen. Durch diese Schleuder gingen die Sehnen des gemeinschaftli- chen Streckers der Zehen. Wenn diese gespannt waren, rich- tele sich die Schleuder nach vorn, sonst neigte sie sich. nach innen an den vorderen Fortsatz des Sprungbeins. Im Grunde der Schleuder, wo die Sehne lag, war das Ligament auf der inneren Seite mit einem dünnen Knorpelüberzug bekleidet. Obwohl beide Bänder mir sehr eigenthümlich zu sein schienen, so fand ich doch nur in der Bildung des ersteren ein Analogon eines Theiles des Kreuzbandes des menschlichen Fusses, und fühlte mich dadurch veranlasst, an dem Menschen- fusse eine besondere Untersuchung vorzunehmen, um zu erör- tern, ob nicht auch hier ein schleuderförmiges Band vorkomme. Diese Untersuchung war leicht gemacht, und es gelang mir auch, daselbst eine starke und lange, die Sehne des langen Zehenstreckers umfassende Schleuder zu finden. Nachdem ich nämlich die sehnige Binde des Unterschen- kels und Fusses nelst dem Kreuzband blossgelegt hatte, machte ich einen Einschnitt in das letztere an den Seiten der Sehne des langen Zehenstreckers. Sobald als diese beiden Einschnitte gemacht waren, hob ich die genannte Sehne in die Höhe, wo- durch gleichfalls das schleuderförmige Band heryortrat. Das Kreuzband des Fusses, von Weitbrecht Liga- mentum commune eruciatum tarsi genannt, wird von ihm als ein ganzes Band, zugleich aber als aus zwei einander kreuzenden Bändern bestehend dargestellt. Weitbrecht sagt nämlich in der Beschreibung dieses Bandes „unum in la- tere externo, alterum in latere interno.“ Cloquet (Traite d’Ana- tomie. Ed. IV. Paris 4838. T. 1. p. 603.) nennt das Kreuz- band les ligaments annulaires du pied, nämlich das eine Ligament annulaire interne, welches in dem Ligamentum deltoideum endigt; das andere am innern Rande des Mittel- 499 fusses nennt er Ligament annulaire anterieure. Von diesen zwei Bändern, welche bei den Menschen das Kreuzband bilden, ist das, welches bei den Menschen von der Tibia her- abkommt, und auf den äusseren Seiten des Fusses endigt, oder das äussere, entschieden das stärkste, und so zu sagen auch das constanteste; das andere ist oft so schwach gebildet, dass es kaum von der gemeinschaftlichen äusseren Sehnenbinde un- terschieden werden kann. Beide Bänder kreuzen sich gerade über der genannten: Sehne des gemeinschaftlichen Zehenstrek- kers; an der Unterseite dieses Kreuzes ist der Grund der Schleuder angewachsen, und starke Fäden des Kreazbandes vereinigen sich mit dem äusseren Schenkel der Schleuder. Der äussere stärkere Theil des Kreuzbandes spielt also bei dem Menschen die Hauptrolle, und bedeckt ganz das schleu- derförmige Band, da bei dem Hunde dieser Theil des Kreuz- bandes ganz fehlt, wodurch die Schleuder unbedeckt bleibt, wogegen das grosse starke Band bei dem Hunde dem schwa- chen innern bei dem Menschen entspricht. ' Da das schleuderförmige Band bis jetzt von den Anato- men des menschlichen Körpers nicht beschrieben und noch weniger benannt zu sein scheint, so habe ich es für passend gefunden, ihm wegen seiner Gestalt den Namen Ligamentum fundiforme tarsi zu geben. Das Ligamentum fundiforme tarsi ist, wenn es schwach ausgestreckt wird, bei erwachsenen Personen mit Füssen von mittlerer Grösse ungefähr 3 Zoll lang. Der Grund oder bogenförmige Theil, welcher die Durchgangsstelle der ge- nannten Schnen bildet, liegt, wie oben gesagt ist, unter der Stelle, wo die beiden Theile des Kreuzbandes sich kreuzen, und ist hier angewachsen. Wenn aber dasselbe von der Kreu- zungsstelle lospräparirt ist, sieht man deutlich, dass die Fäden des Ligamenti fundiformis in dem Grunde parallel und bogen- förmig von dem einen Arm zum andern übergeben. Die in- nere, concave, gegen die Sehnen gekehrte Oberfläche ist, wie eine Trochlea, mit Knorpelsubstanz überzogen, und durch die- 32° 500 sen Theil geht auch die Sehnenscheide für die Museuli exten- sor longus digitorum und peronaeus tertius. Der Theil des Grundes, wodurch die Sehnen gehen, bildet ein länglich .oya- les Loch, das bedeutend grösser ist als der Durchschnitt der Sehnen selbst. Hinter oder unter dieser Durchgangsstelle kreuz- ten sich die inneren Fäden des fraglichen Bandes, so dass die der rechten Seite an die linke, und die der linken an die rechte übergehen. ‘Die Haupibündel des Bandes gehen milein- ander ‚parallel nach dem Sinus tarsi hin, und nehmeu einen Theil des Ausschnittes ein zwischen dem vorderen und äus- sern Fortsatz des, Sprungbeins. Von dem inneren Schenkel des ‚schleuderförmigen Bandes gehen einige Fäden in den so- genannten Apparatus ligamentosus über, und andere vereini- gen 'sieh‘mit Bänderbündeln, welche von dem nahe liegenden Fortsatze ‘des Sprungbeins kommen. Andere Bündel desselben Schenkels befestigen sich auf der hinteren Wand des grossen vorderen Ausschnittes des Sprungbeins, und einige dringen, in die Rinne des Sprungbeins ein, um sich in diese Rinne theils an dem Talus, 'theils an dem Calcaneus zu endigen. Der grösste Theil der Bündel dieses Schenkels endiget sich jedoch auf dem, Sustenlaculum tali genannlen, inneren Fortsatze des Fersenbeins ‘in der Nähe der inneren Gelenkoberfläche des Sprungbeins. Der andere oder äussere Schenkel geht gerade nach unten und hinten zu der oberen Fläche des vorderen Fortsatzes der Ferse, und befestigt sich queer über der Mitte dieser Oberfläche. Dieser äussere Schenkel ist der stärkste; er wird, wie oben erwähnt ist, durch einige Fäden von dem Ligamentum ' cruciatum seiner äusseren Seile verstärkt, und dient selbst zum Theil dem hinteren. sehnigen Ende des kur- zen gemeinschaftlichen Zehenstreckers als Ursprung. An eini- gen Leichen gingen von dem äusseren, unteren Theil des Kreuz- bandes sehnige Fäden ab, die mit dem Ligamentum fundiforme beinahe parallel laufend bis an die Aussenseite des Mittelfusses hinauslaufen. Der innere Schenkel des Bandes lag, wenn. das Ligament, nicht gespannt war, auf .dem vorderen Forlsatze 504 des Sprungbeins ruhend; die vordere Oberfläche liegt über den Bändern zwischen den vorderen Fortsätzen der Ferse und des Sprungbeins, welche von den Analomen Apparatus ligamento- sus sinus tarsi genannt werden. Die hintere Seite ist durch ein schr loses Zellgewebe mit dem in den Sinus tarsi vorra- genden Synovialsack des äusseren oberen Sprungbein-Fersen- gelenkes vereinigt. "Hätte ich nicht das Verhältniss dieser Bänder erst bei dem Hunde, wo sie beide voneinander so weit gelrennt sind, gesehen, so wäre ich kaum durch das Zergliedern des mensch- lichen Fusses auf den Gedanken geratlien, das Kreuzband und das schleuderförmige Band als so ganz verschiedene Bildungen anzusehen. Um so mehr erfreulich war. es mir, dass ich kurz nach dieser Untersuchung durch die Güte meines Freundes, Professor Sundewall, einen kürzlich gestorbenen grossen Si: mia Cynomolgus zur Zergliederung bekam, bei dem ich nicht versäumte die Bänder der hinteren Extremität genauer zu un- tersuchen. Bei diesem Thier fand sich nur eine sehr dünne fascia eruris und dorsalis tarsi. Das Kreuzband war wie bei dem Hunde hoch über dem Fussgelenk hinaufliegend und un- vollständig entwickelt. Der Theil dieses Bandes, welcher sich an die innere Seite des Tarsus ‘befestigt, war eben so wie bei dem Hunde sehr stark; es entsprang hier wie bei dem: Hunde hoelı über dem Fussgelenk, aber wie bei dem Menschen von der Fibula; es umschloss die Selmen von dem Extensor longus hallueis, und endigte sielı an der vorderen Seite der Tibia dicht über ‘dem Malleolus internus. Von dem anderen Theile desKreuz- bandes, mit dem äusseren bei dem Menschenzu vergleichen, fanden sieh hier nur die Fäden oder Bündel, welche von dem Kreuzband in’den äusseren Schenkel des schleuderförmigen Bandes übergehen (Pig. 3;3.). Da auch hier wie bei dem Hunde der äussere Theil des Kreuzbandes fehlte, und der vorhandene Theil so hoch übeı dem Fussgelenk lag, so war auch hier das schleuderförmige Band gleich blossgelegt:- Das schleuderförmige Band selbst halle übrigens dieselbe Bildung wie bei dem Hunde, Beide Oruri 502 befestigen sich auf dem vorderen Fortsatze der Ferse. Der hintere Rand derselben lag dicht an der Rolle des Sprung: beins, und auf dem vorderen Rand befestigte sich ein grosser Theil des Daumens und der übrigen Zehen. Der vorhandene Theil des Kreuzbandes bei dem Affen ist hier zugleich ein Stellvertreter des Ringbandes des Unterschenkels, Wo der lange Daumenstrecker und der Tibialis anticus an den oberen Rand dieses Bandes kommen, werden sie auf einmal wie abgeschnürt, und gehen in die Sehnen über. Hierdurch entsteht die kissen- förmige Anschwellung an dem vorderen unteren Theil des Un- terschenkels bei diesen Thieren, was alles offenbar mit der handähnlichen Beweglichkeit des Hinterfusses in genauem Ver- hältnisse stehen muss. Eben so wie bei dem Hunde habe ich das schleuderför- mige Band auch bei der Kalze, dem Gulo borealis und mehre- ren andern Säugethieren gefunden, und ich vermuthe, dass es sich bei den meisten vorfindet. Bei den Vögeln sind mehrere ähnlich gebildete Schnen- bänder vorhanden. Ein grösseres ähnliches befindet sich an dem hinteren unteren Theil des Oberschenkels, und umfasst die Sehne des Bieeps. Ein anderes geht wieder an das vor- dere untere Ende der Tibia, die Sehne des Tibialis anticus um- fassend, da das Ligamentum fundiforme tarsi bei den Säuge- thieren, das als ein Relinaculum der grossen Zehenstrecker an- zusehen ist, bei den Vögeln von einer Knochenbrücke ersetzt wird. Diese Knochenbrücke liegt auf dem unteren vorderen Theil der Tibia, und ist schon von Tiedemann und Meckel ‚beschrieben. Meekel macht über diese Knochenbrücke, die offenbar die Function eines Sehnenbandes hat, die interessante Bemerkung, dass sie in keiner Periode bandartig ist, sondern dass sie schon von Anfang her als ein Theil des Knochens entsteht. Da dieser Aufsatz eigentlich die Darstellung des fraglichen schleuderförmigen Bandes bei dem Menschen beabsichtigt, so habe ich nicht nöthig gefunden, mehr von dessen Verhältniss 503 bei den Thieren anzuführen, als was zur Erläuterung dessel- ben bei dem Menschen dienen komnte. Hinzufügen muss ich jedoch, dass dieses Band bei dem Menschen, so wie auch bei den Sängelhieren, die ich untersucht habe, schon sehr frühe beim Fölus sich ausbildet, Was das Geschichtliche betriflt, so ist wenig anzuführen. Der Gründer der Bänderlehre, Weitbrecht, so wie viele sei- ner Nachfolger, haben immer bei Beschreibung des Kreuzban- des des Fusses einen Theil des schleuderförmigen Bandes, ohne es zu kennen, beigemengt. So heisst es bei Weitbrecht: der äussere, untere Theil des Kreuzbandes befestigt sich in an- gulo fossulae, quae est in elata sede processus antici calcanei. Obwohl dieser Ausdruck streng genommen nicht zu erklären sein würde, so glaube ich doch, dass er damit die Befestigungs- stelle des äusseren Schenkels des schleuderförmigen Bandes an dem Fersenbein meint. Cloquet, der in seiner Anatomie de ’homme (publiee par L’Arteyrie. Ed. Bruxelles. T. 1. pl. LIV. Fig. 1—2) den äusseren Theil des Kreuzbandes als auf den Sehnenscheiden der Wadenbeinmuskeln endigend abbildet, sagt doch in seinem Trait€ de P’anatomie (IV. Ed. Paris 1828 T. 1. p. 602.) von diesem äusseren unteren Theil des Kreuz- bandes: Il s’attache A la partie anterieure externe de l’enfon- cement sup£rieure du calcaneum, cu il est plonge dans le tissu adipeux, et d’ou il se port en dedans.“ — Hier zeigt es sich oflenbar, dass Cloquet diesem Bande noch näher auf der Spur gewesen ist, ohne das eigentliche Verhältniss einzu- sehen, Es war auch kaum möglich, vorauszuschen, dass bei dem Menschen ein besonderes zurückhaltendes Ligament für diese zwei Muskeln, nämlich den Extensor longus digitorum und Peronaeus terlius, nöthig wäre, da diese Muskeln mit den anderen auf der Vorderseite des unteren Theils des Unter- schenkels sowohl durch das Ringband als durch das Kreuz- band in ihrer Lage festgehalten zu sein scheinen. Da aber das schleuderförmige Fussband so constant, und zwar auch s0 stark sich vorfindet, so lässt es sich daraus, wie aus der Ein- 904 zichtung desselben wohl mit voller Gewissheit schliessen, dass es’ ein für die Function der durchgehenden Muskeln und den Mechanismus des Fusses nothwendiges Werkzeug ist. Die be- deutende, Stärke, Befestigung und übrigen Verhältnisse des Li- gamenti fundiformi tarsi scheint uns anzuzeigen, dass die. bei- den; Muskeln, welche von demselben zurückgehalten werden, bei gewissen Bewegungen und Stellungen des Körpers mit einer ‚ziemlich grossen Gewalt von den Fusswinkeln sich zu entfernen streben. Denn man kann wohl mit Sicherheit an- nehmen, dass die Stärke dieses Ligamentes dieser Gewalt ge- nau angepasst sein wird. Es fragt sich also, warum diese zwei Muskeln besonders eine solche Trochlea oder einen Zu- rückhalter nöthig haben? Wenn die Function des Extensor digitorum longus nur in dem mit so wenig Kraft ausführbaren Heben oder Ausstrecken der 4 kleineren Zehen bestände, so wäre das fragliche Band gewiss nicht nöthig, da diese bei dem Gehen so leicht durch den Druck gegen den Bodeu entweichen. Bedeiken “wir ‚aber, dass die Füsse die ganze Schwere des Körpers, und noch dazu oft vielerlei, oft sehr bedeutende La- sten tragen müssen, und dass bei Ausführung dieser Function für. die aus so vielen Stücken zusammengesetzten Füsse ein verhältnissmässig stärkeres Zusammenhalten der einzelnen Theile des Fusses durchaus nöthig ist, so scheint es unzweifelhaft zu sein, dass für diesen Zweck die grössten Muskelanstrengungen nöthig sind, und dass auch die Bestimmung des fraglichen Ban- des in der Mitwirkung zu diesem Zweck besteht. Das Zusam- menhalten der fraglichen Theile in der Längsriehtung, nämlich die Fixation des Tarsus an den Unterschenkel, der Tarsalkno- ehen unter sich, der Metatarsalknochen an die vorderen Tar- salknochen, der Zehenglieder an die Metatarsalknochen, und derselben unter sich in jeder Zehe, ist hier natürlicherweise die Hauptsache, und so wird ein verhältnissmässig gleichmäs- siges Ziehen nach allen Seilen jeder Reihe erforderlich, wenn die Wirkungen der verschiedenen Anzieher in die Kernlinien der Knochenreihen einfallen sollen; deun ohne ein so abge- 505 passtes Ziehen der Muskeln, des Fusses und beinahe aller Ge- lenke wäre die Mechanik und Statik des Körpers ganz ver- fehlt. Es lässt sich hierdurch meiner Meinung nach wohl er- klären, warum auch der sonst so unbedeutende lange Zehen- strecker und der Peronaeus tertius mit ihrer winkelförmigen Lage einer eignen Trochlea bedürfen, die so eingerichtet ist, wie das Ligamentum fundiforme tarsi. Erklärung der Kupfertafel. Taf. XVI. Fig. 1. Hinterfuss des Hundes (var. mit 5 Zehen) von der äusseren Seite und zugleich von oben gesehen mit blossge- legten Muskeln, a. a. Tibia, ı «*. 'Fibula.. 6. Musculus peronaeus longus. ce. M. peronaeus brevis. d. f. MM. gastrocnemius und so- laeus. g. M. extensor digit. communis longus. A.M, tibialis anticus, i. M.extensor proprius digili minimi longus. g*. der hintere sehnige Theil des. extensor commun. dig. breyis. g"*., der lleischige Theil desselben Muskels, 1. oberer "Theil des Rretlehandes des Fusses. 1*, Aeusserer Schenkel des unteren Theils ‚desselben Bandes. : 1** in- nerer Schenkel des unteren Theils desselben Bandes, 2. 2.. Ligamen- tum fundiforme tarsi. N Fig. 2. Fuss einer Dame. Die Fascia cruralis und dorsalis pe- dis ist hlossgelegt, vor dem Fussgelenk geöffnet, und die dünnen Lap- pen oben und unten umgeschlagen. a. 'Tibia. a*, Fibula. 2. M. pe- ronaeus longus, c. M, peronaeus brevis, ‘g. M. extensor digit. com- munis longus. c*c*. N. peronaeus terlius, A, M. tibialis anticus, k. M. extensor longus hallucis. i. M. extensor brevis hallucis. g*. hin- terer sehniger Theil des M, extensor. brevis, welcher ‚auf dem schlea- derförmigen Band zum Theil befestigt. ist, 2.2. Ligamentum fundi- forme tarsi. Fig. 3. Hinterfuss von Simia eynomolgus, dessen vorderste Plha- langen bei dem. Abbalgen Fer sind, a. Fibula.. c. Pero- naeus breyis. 2b. Peronaens. longas. g. Extensor. longus digitorum communis, A, Tibialis antieus. i. Extensor brevis hallueis. _/, Ex- tensor longus hallucis, z2*. Hinterer schniger Theil des Extensor bre- vis digitorum, der am Ligamento fundiforme tarsi zum Theil befestigt ist, g**. Pleischiger Theil desselben Muskels. 1. 1. Ligamentum eruciaturm, 2, Ligamentum fundilorme., 3. Verbiudungsbündel zwi- schen Ligamentum eruciatum und fundilorme. Anatomische Beobachtungen über das Gehirn, das Rückenmark und die Nervenwurzeln *). Von Dr. Remake 1. Die Hemisphären des grossen Gehirns des Men- schen und der Säugelhiere bestehen an ihrer Oberfläche nicht aus grauer Substanz, sondern aus einer dünnen Schieht weis- ser Substanz, welche ich als weisse Rindenschicht be- zeichnen werde. Die Analogie der Vögel, deren grosses Ge- hirn an den meisten Stellen eine ganz weisse Oberfläche zeigt, hätte in der That längst auf diese Beobachtung leiten können, welche an frischen Gehirnen schon ohne Hülfe des Mikros- kops gemacht werden kann **). *) Die Bemerkungen über das Gehirn und Rückenmark sind in der Gesellschaft naturforschender Freunde den l5ten December 1840 mitgetheilt. **) Ich bemerkte diese weisse Schicht freilich erst im Sommer 1839, als ich den Verlauf der Primitivröhren in der Rindensubstanz mit dem Mikroskop verfolgte, und theilte diese Beobachtung mei- nem Freunde, dem Dr. Hannover, mit, der damals gerade in Ber- lin anwesend. und mit einer ähnlichen Untersuchung beschäftigt war. Dieser Forscher, aul dessen Genauigkeit ich einen besondern Werth lege, bestätigte sogleich meine Wahrnehmung, Als ich im April 1840 diese Beobachtung mit dem Hrn. Prof, Purkinje in Breslau wie- derholte, machte mich derselbe auf das so eben eingegangene Bulle- tin de PAcademie royal de medecine Tom IV. No. 9. Feyr. 1840 507 An den Stellen, wo die Oberfläche der Windungen der Hemisphären in die Oberfläche der weissen Commissuren über- geht, setzt sich eine dünne weisse Schicht von den letzteren auf die Oberfläche der grauen Windungen fort, und überzieht auf diese Weise das grosse Gehirn nach Art einer dünnen, gefalteten Kapsel. Zieht man die Hemisphären des grossen Gehirns des Menschen oder eines grösseren Säugethiers von oben her in der grossen Spalte über dem Corpus callosum aus+ einander, und entfernt die Pia mater von den dem Corpus callosum zunächst liegenden Windungen, so sieht man, wie eine dünne weisse und weiche Schicht, von dem Corpus cal- losum aus auf diese Windungen hinübergeht, und denselben ein weissliches Ansehen giebt. Schneidet man an einer Stelle der von der Pia mater vorsichtig entblössten Windungen. ein dünnes Stückchen Rindensubstanz in horizontaler Richtung ab, so sieht man die Schnittfläche von einer weissen Linie, der durchschnittenen weissen Rindenschicht, umgrenzt, und die Mitte dieser Schnittfläche grauer, als die unverletzte Ober- fläche der Windungen. Da, wo man mit blossem Auge kein überzeugendes Resultat erhält, ergiebt die mikroskopische Un- tersuchung, dass die oberste Schicht der Windungen ganz aus den bekannten Primitivröhren besteht, unterhalb welchen erst die Elemente der grauen Substauz sich vorfinden. Auch an der Stelle, wo die weisse Oberfläche der hinteren Schen- kel des Fornix sich unmittelbar in die Oberfläche der grauen Windungen fortsetzt, sieht man, wie ein Theil des dünnen Markblattes, von welchem die Schenkel des Fornix eingehüllt aufmerksam, in welchem über ähnliche Beobachtungen von Baillar- ger berichtet wird. Derselbe hatte an verticalen, zwischen Glas ge- pressten Schnitten der grauen Substanz des Gehirns bei Lampenlicht mit blossem Auge sechs abwechselnde Schichten von grauer und weis- ser Substanz, und zwar am meisten nach aussen eine weisse Schicht bemerkt. Gennari’s und meine früheren Beobachtungen über die ge- schichtete Struetar der Rindensubstanz (Obsery. anat.' etc. BDerol, 1838. p. 23. 21.) sind von Baillarger nicht erwähnt worden, 508 werden, sich auf die Windungen hinüberzieht, und so von unten her nach allen Richtungen aufwärts steigend das vom Corpus callosum kommende Markblatt trifft. Die weisse Rin- denschicht der Hemisphären ist an der Basis des grossen Ge- birns vorzüglich deutlich: sie entsteht hier zunächst durch | platte weisse Faserbündel, welche vor dem Knie des Corpus callosum sich auf den vorderen Basaltheil der vorderen Lap- pen membranartig ausbreiten. Diese weisse Membran spannt sieh über die Furche fort, in welcher der Riechnerve ver: läuft, -und schliesst diese Furche von unten her zu einem Ka- nal, ohne sich, wie es scheint, mit den in gerader Richtung vorwärts verlaufenden Fasern des Riechnerven zu vermischen. — Die weisse substantia perforata anterior, ist offenbar eine Verdickung der weissen Rindenschicht, Auch das Tuber ei- nereum ist vor und hinter dem Chiasma der Sehnerven mib einer dünnen wreissen Schicht bedeckt. Die Primitivröhren der weissen Rindenschicht gleichen in ihrem Durchmesser meist den feinsten der weissen Central- substanz der Hemisphären; doch giebt es auch zuweilen stär- 'kere, die denen des Rückenmarkes gleichkommen- Sie er- scheinen beiläufig meist varicös. Verästelungen habe ich an ihnen niemals wahrgenommen. Es ist mir nicht gelungen, einen regelmässigen Verlauf an ihnen zu entdecken; vielmehr scheinen sie sich in den verschiedensten Richtungen zu kreu- zen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sie an der Oberflä- che der Windungen horizontal verlaufen; ‚ob sie aber stellweise in perpendiculärer Richtung in die graue Schicht. eindringen, oder gar mit deren Elementen zusammenbängen, kann ich bis- her nicht angeben *). Ich weiss nur, dass die weisse Rinden- *) Bei der Untersuchung von verlicalen Schnitten der Rindensnb- stanz sah ich zwar zuweilen Primitivröhren von der weissen Rinden- schicht unter einem gebogenen Winkel ia die graue Substänz, und zwar in:der Richtung der aus der weissen Centralsubstanz kommen- den Primilivröhren eindringen; doch ist es schwer, sich zu überzeu- gen, wieviel hierbei Folge der Präparation ist, - 509 schicht auf den Windungen am dännsten ist; welche am wei- testen von den grossen: Commissuren abliegen,' mag aber: hier- aus noch weiter nichts schliessen. Man wird in der That um so behutsamer in seinen Aussprüchen über den Verlauf und die Endigang der Primitivröhren im Gehirn, je genauer man diesen. Gegenstand verfolgt hat. Die graue Rindensubsianz des grossen Gehirns zeigt, wie ich schon in der oben eitirlen Schrift beschrieben "habe, bei erwaahsenen. Säugelhieren und den. erwachsenen Menschen einen geschichteten Bau *). Zunächst auf die weisse Rinden- schicht folgt eine verhältnissmässig ‘dicke Lage grauer oder graurötblicher Subslanz, darauf eine weissliche ‚Zwischen- schicht, auf diese eine dünne Schicht grauer Substanz, ‚wel: che ich wegen ihrer Aechnlichkeit mit der gallerligen Sub- stanz des Rückenmarks gallertige Substanz (Substantia ge- latinosa) genannt habe, und welche offenbar von Gennari' und Sömmering schon bemerkt, und nur unrichtig gedeutet worden ist (s. meine Obsery. anatom, et microscop. p- 23, 24). Auf die gallertige Substanz folgt alsdann die weisse Cen- tralsubstanz. Auf diese Weise wird die graue Rinde, wenn man die weisse Rindenschieht mitzählt, aus yier Schich- ten, und zwar zwei weissen und zwei grauen zusam- mengesetzt, welche miteinander abwechseln. ' An manchen Windungen, und zwar hauptsächlich an den dem Corpus cal- losum benachbarten, lässt sich schon mit blossem Auge, oder der Lupe innerhalb der ersten, unter der weissen Rinden- schicht ‘gelegenen grauen Schicht noch eine weisse Zwischen- *) Bei Kindern, jungen Säugethieren, bei Vögeln, Amphibien und Fischen vermisst man zwar bei der Uutersuchung mit blossem Auge oder mit der Lupe diesen geschichteten Bau; doch unterliegt es keinem Zweifel, dass die mikroskopischen Verhältnisse, , welche diesem schichtförmigen Ansehen zum Grunde liegen, sich auch bei die- sen Thieren werden aulfinden lassen. Die Schwierigkeiten, welche schon die Untersuchung des Gehirnes grosser Säugfithiere wit ich führt, wachsen mit der Kleioheit des Thieres. 510 schicht bemerken, und alsdann lassen sich im Ganzen an der grauen Rinde bis zur weissen Centralsubstanz sechs mitein- ander abwechselnde weisse und graue Schichten von verschie- dener Dicke unterscheiden. Die aus der weissen Centralsubstanz kommenden, in die graue Rinde eindringenden Primitivröhren verlaufen in schnur- grader, in Bezug auf die Oberfläche der Windungen perpendi- eulärer Richtung durch die verschiedenen Schichten der grauen Rinde hindurch. Je mehr siesich der Oberfläche der Windungen nähern, um so dünner werden sie in ihrem Durchmesser, und um so mehr weichen sie auseinander, indem die Elemente der grauen Substanz sich zwischen den Primitivröhren einlagern. Zuwei- len schien es mir, wie schon oben bemerkt worden, als wenn manche dieser Röhren feiner geworden, alle Schichten der Rinde in grader Richtung durchsetzten, und unter einem ge- bogenen Winkel in die Primitivröhren der weissen Rinden- schicht übergingen. Die meisten Primitivröhren entschwinden dem Auge ’successive in irgend einer der Rindenschichten, und die letzten endlich in der äussersten grauen Rindenschicht dicht an der Oberfläche der Windungen, und ganz in der Nähe der weissen Rindenschicht, ohne dass ich mit Bestimmtheit anzu- geben vermag, ob sie in die Elemente der grauen Substanz (Ganglienkugeln und deren Fortsätze) übergehen. Für die Wahrscheinlichkeit dieses Ueberganges spricht sich auch Han- nover aus (Archiv 1840 p. 555.). Nur bin ich nach meinen Erfahrungen misstrauisch gegen den unmittelbaren Ueber- gang der dunkelrandigen Primitivröhren in die Gehirnzellen (Ganglienkugeln); vielmelir ist mir wahrscheinlicher, dass die dunkeln Primitivröhren in die längeren oder kürzeren blassen Fortsätze der Gehirnzellen übergehen. So viel ist gewiss, dass die Primitivröhren in der grauen Rinde weder Verästelungen, noch bogenförmige Schlingen bilden. Die früheren Angaben in dieser Beziehung von Valentin und mir selbst waren of- fenbar die Folge mangelhafter Präparation, und nicht weit 8 nug ausgedehnter Untersuchungen. 511 Die aus der weissen Centralsubstanz nach der Oberflä- che der Windungen hin ausstrahlenden Primitivröhren wer- den auf ihrem Wege durch die Schichten der grauen Rinde von Primitivröhren durchkreuzt, welche in einer der Ober- fläche der Windungen parallelen Richtung durch die Rinde verlaufen, und offenbar in Bezug auf ihren Verlauf den Pri- milivröhren analog sind, von denen die Windungen an ihrer Oberfläche umzogen werden. In den grauen Schichten der Rinde verlaufen diese Primitivröhren, welche man im Gegensatze zu den aus der weissen Centralsubstanz aus- strahlenden Fasern als Kreuzungsfasern bezeichnen kann, so spärlich, dass sie sich meist gänzlich der Beob- achtung entziehen. Dahingegen verlaufen sie in den weissen Zwischenschiehten dicht gedrängt, und die weissliche Farbe dieser Stellen der grauen Rinde rührt eben davon her, dass die Masse der Primitivröhren, welche bekanntlich‘ in allen Theilen des Nervensystems das weisse Ansehen derselben be- dingen, durch die Kreuzungsfasern verstärkt wird. Bei diesen Kreuzungsfasern mangelt es mir vollends an sicheren Beobach- lungen, ob sie stellenweise von ihrem Laufe abweichen und sich den ausstrahlenden Röhren in der Richtung nach der Oberfläche oder nach dem Centrum hin zumischen, oder ob sie gar auch ihrerseits in die Elemente der grauen Substanz übergehen. Was die Elemente der grauen Substanz betrifft, so habe ich meinen früheren Beobachtungen darüber nichts Wesenlli- ches hinzuzufügen. Nur muss ich nach den ausgedehnten Er- fahrungen, welche ich bei der Untersuchung des Gehirns aus verschiedenen Lebensaltern gemacht habe, Hannover’s An- gabe bestätigen, dass die kleinen Körper der gallertigen Sub- stanz, welche ich früher (Observat. anatom. p. 24.) als Corpuseula nucleata bezeichnet, und von den Gehirnzellen (Globuli nucleali) und von deren Kernen (Nuclei) aus- drücklich unterschieden habe, nicht. freien Kernen, son- dern Zellen entsprechen‘, deren Zellenmembran entweder 512 durch die Präparation zerstört ist, oder schon im lebenden Zustande dem Kerne zu dicht anliegt, um gesondert’ zu 'er- scheinen. Die Entwickelungs - Geschichte dieser Theile 'be- lehrt uns, dass: die ganze. Hirnsubstanz im embryonalen 'Zu- stande aus solchen scheinbaren freien Kernen besteht, welche in der That junge oder unentwickelte Gehirnzellen darstellen. Sie gehen entweder unmittelbar, wie ‘dies zum Theil schon früher (Handbuch: der Entwickelungsgeschichte, Berlin 1835 p- 183.) von Valentin für das Gehirn, und‘ von mir selbst für die. Nerven (Müller’s Archiv 1836 p. 148.) gezeigt, und später von Schwann (Mikroskopische Untersuchungen, Berlin 1839. p. 172.) und von Rosenthal (de formatione granulosa, Vratislaviae 1839 p. 15 sqgq.) den neueren Er- fahrungen gemäss ausgeführt worden, in die Primitivröh- ren über, wobei ihre Zellenmembranen zu Röhren‘ ver- ‚schmelzen, und. während: des Verschwindens der Kerne die dunkle‘! Markscheide "und ‘die blasse Centralfaser ‘(das 'blasse primitive Band) sich bildet *), — oder sie behälten ihre ge- *) Die bekannten dunkelrandigen Primitivröhren sind, wie'Ro- senthal richtig erkannt. hat, und wie auch Hannover bestätigt;,in allen Theilen des Nervensystems im Wesentlichen gleich ‚gebildet. Sie bestehen aus einer sehr dünnen, durchsichtigen, blassen Scheide (dem Ueberrest der Zellenmembran); aus der mehr oder weniger dik- ken, ursprünglich gleichmässigen, das weisse Ansehen der Nerven be- dingenden dunkeln Medullarscheide, welche im Wasser leicht Raubigkeiten und Kräuselangen zeigt und das dunkle Ansehen der, Primi- tivröhren heryerbringt, und endlich aus der im Innern gelegnen blas- sen Centralfaser (primitives Band), Diese drei Theile liegen ‚bei erwachsenen Thieren so dicht einander an, dass sie nur durch künst- liche Präparation isolirt darstellbar sind; bei jungen Säugethieren hin- gegen lässt sich die blasse Scheide an den: unverleizten Nervenröhren als ein heller Saum zu beiden Seiten der dunklen Ränder der Medul- larscheide mit Leichtigkeit wahrnehmen. Hannover bemerkt schon (l. ec. p, 553.), dass das blasse Band an den Varicositäten keinen Theil nimmt; ich kann hinzufügen, dass auch die blasse Scheide ihre geradlinigen Begränzungen behält, während die dunkle Scheide inner- halb ‚der ersteren varieös wird, — Die‘Varicositäten sind jedenfalls — 513 sehlossene Zellenform, wobei die Zellenmembran zu einer so- genaunten Gehirnzelle (Ganglienkugel) sich erweitert. Die Höhle der Geliirnzellen ist alsdann wasserhell, und erst später fülltsie sich mit einem körnigen Inhalt, während die Zellen- membran Fortsätze erhält. Es ist demnach vollkommen rich- tig, dass, wie Valentin angiebt (Müller’s Archiv 1840 p- 219, 220.), die körnige Masse der Ganglienkugeln sich um den Nucleus herum ablagert. Nur hat Valentin den Mittel- zustand der Ganglienkugeln, in welchem sie fast von der späteren Grösse, aber ohne allen körnigen Inhalt sind, und den Umstand überschen, dass die Umlagerung der körnigen Substanz nicht um den freien Kern herum, sondern innerhalb der Zellen- höhle Statt findet, Die drei Entwickelungsstufen der Gehirn- zellen zeigen sich nun auch im erwachsenen Zustande, nament- lich in der grauen Rinde des grossen Gehirns, und zwar finden sich die körnigen, mit Fortsätzen versehenen Ganglienkugeln vorzugsweise in der äussersten grauen Rindenschicht, während die durchsichtigen Ganglienkugeln und die scheinbar freien Kerne sich vorzugsweise in den gallerligen Substanzen vorfinden *). I. Das kleine Gehirn unterscheidet sich dadurch auflallend von dem grossen Gehirn, dass es keine , weisse Rindenschieht besilzt, und an seiner Oberfläche. nich: von dunkelrandigen Primitivröhren umzogen wird. Von der Ober- Näche der verschiedenen Schenkel des kleinen Gehirns (der Schenkel zum verlängerten Mark, zur Brücke und zum Vier- Producte des Wassers und der Präparation, d, h, im lebenden Zu- slande nicht nachweisbar; sie sind, wie ich schon früher bemerkte (Froriep’s Notizen 1837, No. 47.), nor Modificationen der unregel- mässigen Ausbuchtungen und Kräuselungen, die sich an andern Röhren zeigen. Die Anschwellungen scheinen den Stellen zu entsprechen, an welchen im embryonalen Zustande der Primitivröhren die Zellenkerne sich befinden, *) Bei jungen Thieren sieht man, wie schon Hannover fand, sehr ‚leicht in den durchsichtigen Gehirnzellen zwei sphärische Kör- per. Die ausschliessliche Entstehung der Gehirozellen innerhalb anderer ist daher mehr als wahrscheinlich. Müllers Archiv, 1811, 33 514 hügel) konnle ich‘ keine Primilivröhren‘ auf die Oberfläche der grauen Windungen des‘ kleinen Gehirns hin verfolgen Vielmehr: findet sich an der Oberfläche des: kleinen Gehirns eine dümne Lage grauer‘ Substanz, Diese besteht -nicht aus den bekannten Ganglienkugeln,. sondern zeigt von vorn nach hinten, und von einer Seite zur andern gehende dicht- gedrängle und parallele Furchen, welche die Reflexe’ von git- terförmig sich kreuzenden grauen Fasern zu sein scheinen: Unter: dieser zarten Schicht liegen grosse: wasserhelle (vio- lette), mit’ einer oder mehreren Inneukugeln verschene Kugeln, welche von den bekannten ‘granulirten Ganglienkugeln und der noch weiler zur weissen Substanz hin gelegenen Körner- schicht durchaus versehieden sind. UI. Inder grauen Substanz desRückenmarksfin- den sich ausser ‘den Primitivröhren und den Ganglienkugeln mit: ihren Porlsätzen blasse Fasern von einem eigenthümlichen Bau. Die gallertige Substanz (s. meine Observat. analom, p- 16.) besteht, abgesehen von den Primitivröhren, welche meist in queerer Richtung’von den hinteren Nervenwurzeln herkom: mend, durch die gallertige Substanz hindurch zu der. schwammi- gen (Substantia spongiosa Rolando) sich begeben, aus lauter sol- chen blassen, diehtgedrängten und parallel in der Längsrichtung des Rückenmarks verlaufenden, ‘mit zablreichen Zellenkernen versehenen Fasern. Die Corpuseula nucleala, welche ich früher (1. e. p. 16, 17.) als der gallertigen Substanz eigenthümlich be- schrieben habe, liegen nicht frei, sondern gehören zum grössten Theil jenen blassen, in ihrem Durchmesser der Mehrzahl der Primitivröhren des Rückenmarks überlegenen Fasern an. Bei jungen Thieren sah ich diese Körpercehen in sehr grossen was- serhellen, forlsatzlosen Zellen enthalten. Jene blassen Fasern der gallerligen Substanz scheinen auch der schwammigen Sub- slanz nicht zu fehlen, nur wegen des Ueberwiegens der übri- gen Bestandtheile, namentlich der Primilivröhren, schwerer darstellbar zu sein. Mindestens, liegen die Gauglienkugeln. in der schwammigen Substanz bei weitem nicht gedrängt genug, 515 um: allein das''gräue Ansehn dieser Substanz zu: bewirken. ‚Ob die blassen Fasern des Rückenmarkes irgend wo in die Primi- tivröhren, oder indie Fortsätze der Ganglienkugeln, oder'in BT er kann ich nicht angeben: Iai Vas den Verlauf der Primilivröhren im Röchengtark be- ee so stimmen meine ‚Beobachtnngen "zum Theil’mit dem von Valentin mitgetheilten überein. In Betreff ‚der hinteren Nervenwurzeln kann ich. es nämlich bestätigen, dass ein Theil ihrer Primitivröhren sieh unmittelbar der weissen Substänz des Rückenmarkes, und zwar meist in aufsteigender Richtung: den Längsfasern der hinteren seitlichen Stränge zumischt, 'während ein ‚anderer Theil in queerer, jedoch etwas 'aufsteigender'Rich- tung sich durch .die gallertige Substanz ‘hindurch zu den’ hin- teren Hörnern der schwammigen Substanz begiebt. Ihr) 'wei- terer Verlauf daselbst oder ihr etwaniger Uebergang in /andere Elemente: ist mir- unbekannb; dass die Ganglienkugeln der schwammigen Substänz von den. Primitivröhren umsponnen werden, wie dies Valentin angiebt, konnte ich! nieht:beob- ten. — In den Strängen der weissen Substänz kömmen, die Stellen abgerechnet; wo die Primitivröhren im‘queerer Rich- tang hindurch treien, keine'‚Queerfasern vor,» wohl aber fin- den sich'sowohl in den weissen als auch in; den grauen.Com- missuren des Rickenmarks queer verlaufende Primitivröhren, welche die Mittellinie des Rückenmarks überschreiten. : In Betrefl'des unteren Endesıdes Rückenmarks hann ich meinen früheren Beobachtungen hinzufügen; ‚dass sich bei allen Säugethieren, die ich darauf, untersuchte, an der ‚Stelle, au welcher die letzten Schwanznerven vom Rückenmark abgehen, und an welcher der sogenannte Rückenmarksfaden, d. h. der mit gallertiger Substanz gefüllte Endschlaueh der: harten Hirn- haut, beginnt; regelmässig eine längliehe; dureh.die gallertige Sub- stanz gebildete Anschwellung, ‚welche sich zuweilen etwas weiter abwärts an dem gallertigen Strange wiederliolt, vorfindet. Diese Anschwellung warıschon Huber:von Menschen bekannt; bei welchem sie nach Hu ber’s "Beobachtungen ebenfalls’ «loppelt In * 3) 516. vorzukommen scheint. Nicht bloss beim Rinde (Observat. anat. p. 18. nota), "sondern auch, wie ich jetzt weiss, bei anderen Haussäugethieren wird diese Anschwellung von einer glasähnlichen Substanz (Substantia vitrea), deren zellenartigen Bau ich bereits beschrieben und dargestellt habe (l.c. Tab. I. Fig. 22.), umgeben, welche gleich einer Scheide den ‚gallerligen Endschlauch des Rückenmarkes begleitet. IV. A. Eine durchaus dem äusseren Ansehen und der mikroskopischen Structur nach der oben erwähnten ähnliche glashelle Substanz findet sich an den Strängen aller Wurzeln, sowohl der vorderen als der hinteren, der Rückenmarks- nerven bei Säugelhieren und Vögeln kurz vor dem Durch- tritt dieser Strängchen durch die Dura mater. Meistens zeigt sie sich daselbst in so geringer Menge, dass sie nur mit Hülfe des Mikroskops, und zwar nur unmittelbar nach dem Tode des Thieres gesehen werden kann. Nicht selten, namentlich bei grösseren Säugethieren, erscheint sie in Form von kleinen, jedoch mit blossem Auge sichtbaren, mitunter, wie beim Och- sen, die Grösse einer kleinen Erbse erreichenden krystallhellen Anschwellungen, welche entweder den weissen Strängehen einseitig aufsitzen, oder sie scheidenarlig von allen Seiten um- geben. Mittelst des Mikroskops erkennt man alsdann, dass sich diese Substanz von dem ‘zarten Neurilem bedeckt eine Strecke weit in peripherischer Richtung an der Oberfläche des Nervensträngehens scheidenartlig hinzieht. Nach dem Rücken- mark hin lässt sich eine solche Fortsetzung niemals beobach- ten. © In einigen Fällen bemerkte ich, dass jene krystallhellen Anschwellungen nicht scheidenarlig das Nervensträngehen um- gaben, sondern dass umgekehrt die Primitivröhren dieses Sträng- chens sich auseinander spreizten, und über die Anschwellung hinwegliefen. Zuweilen gelingt es, die Forlsetzung der glas- hellen Substanz von den Strängcehen der hinteren Nerven- wurzeln bis auf die Oberfläche der nahe gelegenen Spinalgan- glien zu verfolgen. Auf den letzteren ist diese glashelle Sub- stanz auch von Valentin bemerkt, und als „embryonale 517 Schicht der allgemeinen Hülle des Knotens“ bezeichnet‘ wor- den °) (Müller’s Archiv 1839 p. 164. Fig.42.). Valentin hat hierbei übersehen, dass ich schon in meinen Observat. anal. p. 32. von den Nervensträngehen eine zwischen dem fasrigen Neurilem und den Primitivröhren gelegene Epithe- liumschicht beschrieben habe, welche nun wahrscheinlich eine verdünnte Forlselzung der an den Nervenwurzeln befindlichen glashellen Substanz ist. Diese, an der peripherischen Ausbrei- tung der Nerven aus abgeplattelen Zellen bestehende, überaus dünne Schicht ist allen Nerven gemein, und nicht mit den grauen (den sog. organischen) Nervenfasern zu verwech- seln,-welche nur in gewissen Nerven, mit Primilivröhren ver- mischt, in überwiegender Anzahl vorkommen. — Die glashel- len Anschwellungen der Nervenwurzeln bestehen, mikrosko: pisch untersucht, theils aus kernhalligen Zellen mit und ohne Fortsätze, theils aus zarten mit Kernen verschenen Fasern; welche durch Essigsäure nicht merklich verändert wurden. *) In Beireff der Deutung dieser Schicht als einer embryonalen bemerke ich, dass dieselbe bei er weit mehr als bei jungen Thieren entwickelt zu sein scheint, wie mir mindestens eine Verglei- chung des Kalbes und des Ochsen zeigte. Bei den Theilen des Ner- vensystems, welche nicht den physiologischen Experimenten zugäng- lich sind, müssen wie nolhwendig oft in die Verlegenheit gerathen, dass wir über ihre Bedeutung für den Organismus nichls aussagen können. Mehr als diese negative Bedeutung kann die Bezeichnung mancher Theile als „embryonaler“ nicht haben, und die Gränze zwi- schen den letzteren und den ausgebildeten dilferenten Geweben ist, namentlich im Nervensystem, bisher gar nicht zu bestimmen. Als ein Beispiel von einem Theile des Nervensystems, welcher wohl mit Sicherheit keine physiologische Bedeutung hat, und ein gleichgülliger Rest embryonischer Zustände ist, kann ich nur die knorpelharten un- regelmässigen Stückchen anführen, welche sich in der Hypophysis ee- zebri aul der Gränze zwischen dem weissen zapfenlörmigen und dem grauen bohnenlörmigen Theil derselben vorfinden, und aus sehr klei- nen polyedrischen kernlosen Zellen bestehen. _ Diese Knorpelstück- chen deute ich mir jetzt als einen Rest der Chorda dorsalis (vergl. Reichert: das Entwickelungsleben im Wirbelthierreich. Berlia 1540, p- 3.). 5418 »B. ı Aus diesen Anschwellungen oder»aus ihrer Nähe salı ich «einige Mal beim Ochsen und beim Schwein’ mehrere mi- kroskopische Bündel hervorgehen, welche aus feineren blassen, (gegen Essigsäure'unempfindlichen) Fasern zusammengesetzt wa- ren. | ı Diese: Bündel, welche nur einige Mal dicker waren, als die, stärksten Primilivröhren, hatten etwa +!bis 1 Linie Länge, und 'endigten mit einer abgerundeten keulenförmigen Anschwel- lung, ı welche offenbar frei in der Höhle der Arachnoidea lag, und- dadurch entstand, dass die äusseren Fasern des Bündels eine \grosse gelbliche kernhaltige Kugel (Ganglienkugel?) um- kreiseten, ‚von welcher in das Centrum ‘des Bündels hinein eine Faser abzugehen schien. , Diese keulenförmigen Fortsätze habe ich bisher bloss an den hinteren Nervenwurzeln gefun- den; in einem Falle ging ein solcher Fortsatz unmittelbar von einem Spinalganglion ab. Es ist schwer zu. entscheiden, ob diese keulenförmigen Forfsätze eine constante oder nur eine seltene: Erscheinung sind; denn ob es gleich allerdings’ nur selten gelingt, . dieselben wahrzunehmen, so kann die grosse Dünnheit dieser Bündel bei ihrer unyerhältnissmässigen Länge leicht ’ein Zerreissen. derselben bedingen. Eine Analogie zu diesen Fortsätzen ist mir ‘nur aus dem Herzen der Säugethiere erinnerlich. Hier sah ich an den Verästelungen der Herzner- ven, welche bekanntlich mit kleinen Gauglien versehen sind, zuweilen ‚einzelne oder mehrfache Ganglienkugeln traubenähn- lich am Ende von langen, mit den Nervenzweigcehen zusam- menhängenden mikroskopischen Faserbündeln aufsitzen. ‘Die in der Maskelsubstanz freiliegenden Ganglienkugeln waren eben so wie das Bündel, auf welchem sie aufsassen, von einer Fort setzung des zellgewebigen Neurilems des Nervenzweigchens be- deckt, und schiekten blasse, im Centrum. ihres stielähnlichen Bündels gelegene Fortsätze den Nervenzweigehen zu. * Primi- tiyröhren fanden sich nicht in diesen Anhängen. he "€. Nachdem ieh mich von der Richtigkeit der Purkin- je sehen Beobachtungen über die Nerven: ‚der Pia mater des Rückenmarks, und namentlich davon überzeugt halte, dass die 319 Primitivröhren dieser Netvea, bei aller Aehnlichkeit mit den Primitivröhren anderer Nerven; dennoch sich constant durch ihren viel kleineren Durchmesser, namentlich im Vergleich mit den Primitivröhren der Nervenwurzeln, "auszeichnen, ‚suchte‘ ich den Ursprung dieser Nerven, welche nach Purkinje’s Ver- muthung ein eigenes’System bilden, und gar nicht imGehirn, im Rückenmark oder in den Ganglien ihren Ursprung nehmen sollten, zu ermitteln. Zuvörderst überzeugte ich mich, dass sich weder in dem Neurilem der Nerven nach ihrem Durch- tritt durch die Dura mater, noch in dem Ligamentum denti- eulatum ‚solche Primitivröhren vorfinden; wohl aber fand ich nicht selten zwischen Arachnoidea und Pia mater zarte, "aus solchen dünnen Röhren bestehende Bündel, deren eines Ende abgerissen erschien, und deren anderes in die Pia mater im drang und sich daselbst netz- und maschenförmig verüstelte, Davauf fand ich, dass manche der hinteren Wurzelsträug- chen, und zwar die beiden äussersten, den benachbarten Nerven: zunäehst liegenden, ausser den diekröhrigen Bündeln äuch dünnröhrige, isolirt verlaufende enthalten, und es gelang mir einigemal zu schen, dass diese dünnröhrigen Bündel schon innerhalb der Höhle der Arachnoidea von den Wurzelsträng: chen abgingen, und sich"nach ziemlich weiten Verlauf in»die Pia water einseukten. An den vorderen Nervenwurzeln ver- misse ich dieses Verhalten. D. Bei dieser Gelegenheit wurde ich auf folgendeu merk» würdigen Umstand aufmerksam. ' Es ist bekaunt, dass die äus sersten Slrängehen ‘der Wurzelreihe zweier benachbarter Spi naluerven bei ihrer Eiupflanzung in das Rückenmark einande sehr nahe kommen; während ihre enlgegongesetzlen durch die Oellnungen der Dura mater" hindarchtretenden Enden’ seh’ weit voneinander abstellen, Auf der Mitte des -schiefen, fast bogenförmigen Weges, den ein solches äussersies Wurzelsträng- chen durchläuft; sieht man in der Regel'bei grösseren Säuge- thieren au deu hinteren Nervenwurzeln einen überaus din hen, weissen, uus wenigen dicken Primitiveölren bestehenden 520 _ Faden abgehen, welcher in einer. mit der: Längslinie des Rük- kenmarkes parallelen Richtung innerhalb: der Höhle. der Arach- noidea, und dicht an dieser anliegend, zu dem nächsten äus- sersten Wurzelsträngchen des benachbarten Nerven verläuft, und sich jedenfalls mit diesem verbindet. Diese Verbindung bot nun in manchen Fällen nichts Ungewöhnliches dar, indem nämlich die Primitivröhren dieses überaus langen Verbindungs- strängehens offenbar von dem äussersten Wurzelsträngehen des oberen (dem Kopfe näheren) Nerven in peripherischer. Rich- tung abgingen, und sich dem äussersten Wurzelsträngehen des benachbarten unteren (dem Schwanze näheren) Nerven zu- mischten. Diese Art der Verbindung benachbarter hinterer Nervenwurzeln war offenbar analog derjenigen, welche ich be- reits früher von der Cauda equina beschrieben und dargestellt habe (Müller’s Archiv 1836 p. 159. Taf. IV. Fig. 1. 2.). Von dieser Art zeigten sich mir auch die stärkeren Verbin- dungen zwischen den Wurzelsträngehen der letzten Hirnner- ven und der ersten Halsnerven. — Allein in einigen Fällen (an den unteren Halsnerven, an verschiedenen Rückennerven des Ochsen) halle es (bei aller Mühe, die ich mir gab, es anders zu finden) den Anschein, als wenn die Primitiv- röhren des überaus feinen, fast mikroskopischen Verbindungs- strängehens sowohl in dem äussersten Wurzelsträngehen des oberen, als des unteren Nerven in peripherischer Richtung verliefen, dass demnach dieses Verbindungssträngchen eine bo- genförmige Schlinge darstellte, deren Schenkel in den Nervenstämmen lagen. Ich weiss nicht, in welcher Beziehung diese Beobachtungen zu den von Volkmann mitgetheilten (Müller’s Archiv 1840. p- 510.) stehen, da ich seit der Pu- blieirung der letzteren diese Untersuchung noch nicht: wieder aufgenommen, und bei früheren Nachsuchungen gerade, wie schon angegeben, an den stärkeren Verbindungen der Wur- zeln der leizten Hirnnerven mit denen der ersten Halsnerven nichts Auflallendes wahrnehmen konnte. E. Bei grösseren Säugethieren und beim Menschen finden 321 sich an der-Oberfläche der parallel verlaufenden Wurzelsträng- chen des Nervus trigeminus einige vom Gehirn kommende dünne, weisse, aus Nervenröhren bestehende Fäden, welche sich vor den übrigen Wurzelsträngchen‘ dadurch auszeichnen, dass sie in schiefer oder queerer Richtung an»der Oberfläche der dicken Wurzel hinlaufen, auf derselben sich: miteinander verbinden, und alsdann sich zu dem dritten Ast des.N. trigemi- nus begeben. Beim Rinde finden sich 'eonstant an den Verbin- dungsstellen dieser feinen Fädchen auf der Oberfläche der dicken Wurzel des Trigeminus kleine, aus Ganglienkugeln bestehende Ganglien. Diese scheinen den accessorischen oder unbestän- digen kleinen Ganglien analog zu sein, welche, mitunter in enormer Anzahl, an den Wurzelfäden der untersten llirn- nerven und der obersten Halsnerven, in seltenen Fällen auch (beim Kaninchen) an den Fäden der hinteren Wurzeln in der Cauda equina vorkommen. F. Als das Resultat einer langen Reihe von Ketersdohr- gen, welche ich im Sommer 1839 über die Wurzeln des N. facialis beim Menschen und bei Säugelhieren angestellt habe, führe ich an, dass sich das Ganglion am Knie des N. facialis (G. genieulatum) in seinem anatomischen Verhalten durch- aus nicht von den Spinalganglien unterscheidet. Es ist nämlich die als wesentlich anzunehmende anatomische Eigenschaft der letz- teren, dass sie sich an einem Theile der weissen Wurzelfäden vorfinden, während ein anderer Theil (die vordere Wurzel) an dem Ganglion vorbeigeht. In diesem Sinne ist das Ganglion Gasseri und das G. petrosum den Spinalganglien analog, und in demselben Sinne habe ich gezeigt (Fror. Notizen 1837. No. 54.), dass das oberste Ganglion des N. vagus in anato- mischer Beziehung, ohne Rücksicht auf den N. accessorius, einem Spinalganglion gleiechkommt, indem nämlich ein Theil der Wurzelfäden des N. vagus zu diesem Ganglion anschwillt, während ein anderer Theil dieser Wurzelfäden an demselben vorbeigeht. Nach Krause besitzt auch der N. accessorius an einen Theile seiner Wurzelfäden im Foramen lacerum ein 522 - eigenes Ganglion, und die anatomische Unabhängigkeit ‘der beiden Nerven voneinander wird dadurch noch mehr; darge- ihan.'—— Achnlich verhält es sich nun auch mit dem Ganglion des N. facialis. ' Dasselbe befindet sich nämlich an einem Theile der weissen Wurzelfäden dieses Nerven, während ein anderer Theil‘ dieser Fäden an dem Ganglion vorübergeht. Die in das G. geniculatum eintretenden weissen Wurzelläden werden nach ihrem Durchtritt theils dem Stamme-des N. fa- cialis, theils dem N. vidianus zugeiheilt, welcher viele graue Fasern enthält, und seinerseits weisse Fasern dem Stamme des N. facialis in peripherischer Richtung zumischt *). *) Eine genaue Vergleichung dieser Resultate mit denen von An- deren, namentlich von Valentin erlangten, soll in einer monogra- pbischen Arbeit über das Nervensystem erfolgen, deren Erscheinen durch verschiedene Umstände sich verzögert, und aus welcher u bier mitgetheilten Beobachtungen einen Auszug darstellen. 109 iz) Ueber den Furchungs-Process der Batrachier - Eier. Von Dr. C, B. Reıcnerrt, Prosector und Privatdocenten zu Berlin. Die Entdeckung der Zelle hat mit ihrem die Natur der orga- nischen Körper durchdringenden Lichte auch von Neuem die Untersuchung über die Furchung des Eidolters vieler Thiere angeregt. Der für den directen Uebergang in die Gebilde des Embryo bestimmte Dotter besteht, wie ich mich an vielen Thieren auch im wirbellosen Thierreich überzeugt, aus Zellen. und die Dotlterzellen wären es also, welche zunächst mit der Furchung des Dotters in Zusammenhang zu bringen sind. Der Stifter der Zellentheorie, Th. Sch wann, hat schon seine Ver- muthung dabin ausgesprochen, ob nicht die ganze Furchung auf einem Zellen-Bildungsprocess beruhe, indem sich: in- nerhalb des Doiters zuerst zwei Zellen entwickeln, in jeder derselben wieder zwei u. s. w. Dieser Vorstellungsweise wi- derspricht einestheils die Vergleichung der kleinsten solideren Bestandtheile des Dotters, welche vor, während und nach der Furchung wesentlich dieselben bleiben, so dass wir also durch keine Erscheinung auf einen wirklichen ' Bildungsprocess. so vieler Zellen geführt werden; andrerseits sind auch die einzel- nen Vorgänge der Furchung des Dotters mit der genannten Vermuthung auf keine Weise zu vereinbaren. Neuerdings hat nun Bergmann im gegenwärligen Jahrgange dieses Archivs 924 eine Auseinanderselzung und Erklärung des Furchungs- oder Zerklüftungsprocesses gegeben. Der Verfasser hielt die Fur- chung des Balrachiereies für die Einleitung der Zellenbildung in diesen Doltern; so zwar, dass die Zerklüftung nur dazu diene, zunächst immer kleiner werdende Abtheilungen aus der ganzen Dotlermasse zu bilden, und dass alsdann erst bei der Entwickelung des Embryo um die kleinsten Dotier- Abtheilun- gen (Klümpehen) die eigentlichen Zellen- Membranen. entstän- den. Diese Ansicht erregt schon Zweifel, wenn man bemerkt, dass Bergmann selbst über die Nicht-Existenz von Zellen- Membranen an den Klümpehen zuweilen sich nicht fest und sicher genug aussprichl. Sie lässt uns ferner unbefriedigt darin, dass wir nicht begreifen, wie die Dollerkörperchen oder Kü- gelchen zu grösseren und kleineren Klümpchen in so auffal- lender Weise sich vereinigen und wieder zerfallen. Die dik- ker gewordene Consistenz des in dem‘ Dotler etwa vorhande- nen Flaidum kann zwar das‘ innigere Zusammenkleben der Dotterkügelehen in den einmal gegebenen Klümpehen erklären, aber den in seinem lebendigen Akte von v. Bär so schön geschilderten Furchungsprocess erklärt sie nicht. Des Verfas- sers Ilypolhese befremdet endlich auch dadurch, dass sie eine neue Entstehungsart der elemenlaren Zelle involvirt, ‘von der ich wenigstens mir keine Vorstellung machen kann. Die 'Na- tur hat allerdings viele Wege, die zu gleichartigen Bil- dungen führen; doch liegt in dem Begriffe‘ der 'einfachen, überall so gleichen elementaren Zelle, diesem organisirten Alome wenigstens aller ausgebildeteren Organismen, ein Etwas, das sich gegen so ‘wenig harmonirende Varianten in der Genesis sträubt. Bergmann führt zur Bekräftigung seiner Ansieht Barry’s Beobachtungen an über die Bildung der’ Dotterhaut um das Keimbläschen sammt der Keimschicht;: letzterer wie- derum bezieht sich hauptsächlich auf R. Wagner; R. Wag- ner selbst aber ist bei seinen Beobachlungen am Insectenei zweifelhaft geblieben. In Folge vielfacher Untersuchungen an den entstehenden Ovarien der Batrachierlarven ‘habe ich mich 525 auf das Bestimmteste überzeugt, dass der Dotter mit der Keim- schicht sich innerhalb der schon längst vorhandenen Dotterhaut um das Keimbläschen entwickelt. Sehr häufig habe ich Gelegen- heit gehabt, die Entwickelung der Zelle zu beobachten; doch niemals sah ich sie anders als in der Weise, dass sich inner- halb der Mutterzelle, also gleichsam im Mutterleibe, zuerst ein feinkörniges Blastem abselzt, dass sich daraus zunächst: der Kern constituirt, und um diesen später die Zellenmembran. Man spricht zwar auch von einer Zellenbildung durch Ab- schnürung oder Theilung. Dagegen ist einerseits das oben von dem Begriffe der einfachen elementaren Zelle Angeführte zu wiederholen; andrerseils ist hierbei wohl zu erwägen, dass eine Zelle zwar in einzelne Theile zerfallen kann, dass’ diese einzelnen Theile der Form nach Blasen bilden, ünd so in dieser Hinsicht den Zellen gleichen können, ohne darum das Wesen derselben zu besitzen. Hierzu gehört der nothwendige Nachweis, dass die einzelnen Theile sich: wiederum reprodu- eiren und generiren können; denn die Generalion liefert‘ den augenscheinlichsten Beweis, dass die Zelle den elementaren Organismus vorstellt. Bevor wir zu unserer Aufgabe übergehen, muss ich noch erwähnen, wie ich bereils gezeigt habe, dass die Dolterkügel- chen, welche Bergmann’s Klümpchen zusammensetzen, sich während der Entwickelung des Embryo ganz deutlich als Nah: rungsinhalt von Zellen darstellen, welcher nirgends direct in die Gewebe eingeht; dass ferner die ganz ähnlichen Kügelchen im Hühnerdotter sich eben so verhalten, und ganz deutlich in jedem Ilühnerdotter sich innerhalb der Dotterzellen um den Kern absetzen; dass ich endlich dasselbe Phänomen, nur mit Variation in der Grösse und Zahl der Kügelchen, in dem letz- teu Jahre an den Doltern der Krebse, Spinnen, Schnecken beobachtet habe. So vereinigte sich Vieles, um mir Berg- mann’s Hypothese unwahrscheinlich zu machen und neue Untersuchungen zu veranlassen. Hierzu lud ich gleichzeitig den hiesigen talentvollen Studirenden Herrn E. Du Bois 526 ein,» welcher zu denselben wesentlichen Resultaten gelangt ist, wie ich. } ji Bei der Schwierigkeit, über den eigentlichen ‚Zustand: des reifen Dotters vor dem Furchungsprocesse etwas Bestimmtes zu.erfahren, versuchte ich’ zunächst irgendwie entscheidende Momente aus der Bildung desselben zu erhalten.'- Meine Be- mühungen waren in: dieser Hinsicht jedoch nieht von dem gün- stigsten Erfolge. Was ich fand, besteht in Folgendem, Man sieht zunächst ‘bei der Entstehung des Dotters um das Keim- bläschen ‚innerhalb der Rizelle einen feinkörnigen Niederschlag erscheinen, in welchem‘man keine Spur einer besonderen Bil- dung gewalırt. Dieser feinkörnige Stoff vermehrt sich nun mit dem: Wachsthum der Eizelle, die von ihm sehr. bald gelblich gefärbt wird. Zu gleicher Zeit bemerkt man unter dem Mi- kroskop bei beschatteter Beleuchtung und gelindem Druck ohne Zerstörung des Eies eigenthümliche Gruppirungen von feinkör- nigen Massen, welche ‘den Kenner sogleich ‚an eine. Zellenve- getation erinnern. Wird der Dotter behutsam herausgedrückt; so zeigt sich, umgeben von einer wässrig diekflüssigen Masse, das freie, feinkörnige Blastem, nnd ausserdem etwas grob 'gra- nulirte Körperchen, welche völlig‘ das Ansehen von jungen Zellenkernen haben. : Wiewohl es mir 'nun nicht gelungen ist, eine freie vollständige Zelle zu beobachten, so glaube ich den- noch auf ihre Anwesenheit: schliessen zw dürfen. '; Denn die Erfahrung lehrt, dass Druck und jeglicher Einfluss'‚der Aus- senwelt auf junge Zellen und Mutterzellen überhaupt, inson= derheit' auf die des Dotters, eine nicht zu 'hemmende 'Zerstö: rung ausüben.» Die Eizelle nimmt nun schneller an Umfang zu; ihr Inhalt, der Dotter, vermehrt sich in gleichem Maasse, und mit: dem eben angegebenen mikroskopischen: Verhalten; ‚das dunkel gelblich gefärbte Eichen: ist dem blossen Auge.und ‘dem: Mikroskop völlig undurebsichtig geworden. ‚Jetzt erscheinen in dem herausgeflossenen Dotter auch jene grösseren Körperehen von ovaler, öfters auch rundlicher Form, 527. mit kräftigen Contouren; ähnlich den Fetikügelchen. ‚Sie sind es, die sich ‚später bei der Entwickelung des Embryo als deutlich nachweisbarer Nahrungsinhält. der Doiterzellen zei- gen. Sie nehmen niemals direct, gleichsam 'als; Aggregat-Mo- leeule, an der Bildung junger Zellen Antheil; sondern die Zelle erzeugt, während sie augenscheinlich 'allmählig verflüssigt wer- den, entweder durch Bildung eines feinkörnigen 'Blastems Zel- lenkerne und junge Zellen, oder sie vegelirt auf Kosten ihres Inhaltes, und entwickelt sich. alsbald für die specifische Le- bensäusserung, welehe sie in dem Gesammtorganismus der Zel- len repräsentiren soll. Diese Kügelchen nun vermehren sich ziemlich schnell und überwiegend, so zwar, dass sie in den reifen Doltern scheinbar die fast ausschliesslichen Elemente bilden. Gleichzeitig mit diesem letzten Entwickelungsacte des Dolters vor dem Füurchungsprocesse vermindern sich das fein- körnige Blastem mit meist molecularer ‚Bewegung, und die granulirten Körperchen, welche ich für junge Zellenkerne ge- halten. Dagegen macht sich neben den bezeichneten Nahrungs: kügelchen eine verhältnissmässig viel weniger zahlreiche, aber mehr oder weniger grössere Form von Kugeln bemerkbar, die vollständig rund und solid sich darstellen, meist ein farbloses ganz durchsichtiges, nur selten ein schr fein granulirtes Anse- hen haben, und häufig eine. so feine Contour zeigen, dass man sie ohne zweckmässige Beleuchtung ganz “übersieht. ‘Es sind diese Körper von derselben Beschaffenheit, ‘wie jene, welche sich nach dem Furchungsprocesse innerhalb der kleineren Dot- terzellen, umgeben von Nahrungskügelchen, an der Zellenwand anliegend vorfinden, und die ich bereits bei einer andern Ge- legenheit für Kerne der Dolterzellen erklärt habe. Bergmann, der gleichfalls diese Kugeln bemerkt hat, setzt meiner Deutung den Umstand entgegen, dass der unter dem Verbrauch der Nahrungskügelchen sichtbar gewordene Kern in den Zellen der Umhüllungshaut Kernkörperchen zeige, die hier fehlen. Dagegen habe ich erstens zu erwähnen, dass schon Schwann deutlich genug die Abwesenheit der Kern- 528 körperchen in den Dotterzellen-Kernen des Hühner-Doiters hervorgehoben, und dass auch ich eben dasselbe an den; Dot- tern der Säugethiere, der beschuppten und nakten Amphibien, der Krebse, Spinnen, Insekten und Mollusken bestätigen kann. Das Fehlen der Kernkörperchen scheint den Dolterzellen viel- mehr so wesentlich zu sein, dass ich bis jetzt nur die ephe- mere Ausnahme in der. Kerner-Membran unreifer ‚Hülner- Dotter kenne, Eine zweite Bemerkung erlaube ich mir mit: Rücksicht auf.das Verhälten der Kernkörperchen zu dem Kerne. selbst. Schwann vermulhet in. den Kernkörperchen das Fundament der Bildung des Kernes und so der ganzeu ‘Zelle. Meine frü- heren Untersuchungen über die Entwickelung des Hühnchens und ‚des Frosches halten gegen diese Ansicht bei mir Zweifel erregt, daher ieh es ausdrücklich bemerkte, dass die ‚gleich- förmigen Dotterzellenkerne in der Umhüllungshaut Kernkör- perchen sichtbar werden lassen. Bei den Krebsen lässt sich diese allmählige Melamorphose. an denjenigen . Dolterzellen, welche direct in Gewebezellen sich verwandeln, ganz deutlich verfolgen, indem hier die Nahrungskügelehen zu Anfange klei- ner, und öfters von so geringer Menge sind, dass der Dolter- zellenkern während des Wachsthums der embryonischen An- lage frei zur Ansicht vor uns liegt. Auch die Zellenproduction liess sich bier bei sehr grossen Doiterzellen und der unmässi- gen Anfüllung derselben. mit Nahrungskugeln auffallend deut- lich beobachten. Hier sowohl, als auch bei andern Gelegen- heiten, die sich so häufig dem mit der Entwickelung der Em: bryonen, sich Beschäftigenden darbieten, zeigte sich, dass die erste Anlage des Zellenkerns ursprünglich keine Spur von Kern- körperchen‘ darbietet, dass sie vielmehr eine rundliche, dun- kelgelbliche, solide, etwas grob granulirte *) Masse bildet, ganz so, wie wenn die gemeinhin schon vorhandenen Bildungsmo- *) Die Untersuchungen sind gewöhnlich bei 450facher Vergrös- seruug gemacht, 529 lecule des feinkörnigen Blastems direct zum Zellenkerne sich aggregirt hätten. Daher kann'man auch‘ zuweilen die jun- gen Kerne in dem feinkörnigen Cytoblastem sehr schwer un- terscheiden. Während dann die anfangs gleichfalls grob gra- nulirte Zellenmembran sich entwickelt, nimmt der Kern selbst ein mehr fein granulirtes Ansehen an, und bald darauf er- scheinen, wohl in den meisten Zellen, die an Zahl sehr varii- renden Kernkörperchen. In andern Fällen zeigen sich die Kernkörperchen nicht sogleich; so in den sich entwickelnden Dotterzellen, wo der Kern vielmehr zunächst ganz einförmig durchsichtig wird, und erst in den Anlagen des Embryo Kern- körperchen erhält. Wieder in andern Fällen verliert der schon mit Kernkörperchen versehene Kern seine Auszeichnung, und wird gleichförmig klar und durchsichtig. Dieses sieht man an den entstehenden elementaren Feitzellen in den gelben Fett- körpern der nackten Amphibien. Die Veränderungen des Kerns durch die Kernkörperchen gehören daher nicht zur ursprüng- lichen Genesis, sondern zu den Metamorphosen. des Kerns, ebenso wie das feinere granulirte Ansehen, ferner die gleich- mässige Durchsichtigkeit, die Mannigfaltigkeit verschiedener Formen, das Hohlwerden desselben u. s. w. Die Abwesenheit der Kernkörperchen und das nachherige Erscheinen derselben in den oben bezeichneten grösseren Ku- geln des Dotters kann demgemäss keinen.Einwand gegen die Deutung von Zellenkernen abgeben. Wir dürfen vielmehr diese Deutung unternehmen, wenn man theils das spätere Verhal- ten nach dem Furchungsprocesse und während der Entwicke- lung des Embryo, theils den Umstand erwägt, dass die frühe- ren gränulirten Kerne in dem Maasse abnehmen, als die be- schriebenen Kugeln sich vermehren und aus jenen sich meta- morphosiren. Hier ist aber auch die Gränze einer wirklichen Beobachtung über das weitere Verhalten der Kerne, der Nah- rungskügelchen und des dünnflüssigen Fluidums innerhalb der Dotterhaut vor der Furchung. Vergebens sind die Bemühungen, unversehrte Dolterzellen zu erhalten, oder durch irgend eine Müller's Archir, 1841, 34 530 Combination 'der vorgefundenen Thatsachen während der Ge- nesis des Dölters auf die innere Anordnung der Dotterzellen zu schliessen. Wir können nur angeben, dass wir die Ent- stehung junger Dotterzellen und deren Metamorphose hinsicht- lich des Kerns und der’ Ablagerung von Nahrungskügelehen in: Andeutungen wahrgenommen, und dass die. einfachen Be- standiheile des erwachsenen Dotters vor ‚dem Furchungspro- cess wesentlich: dieselben sind, als nachher. Ja ich darf noch erwähnen, dass’sowoll du.Bois als ich’ selbst in dem behut- sam herausgelassenen, reifen Dotter vor. der Furchung, mehr- fach ganz ähnliche kugelförmige Anhäufungen von Nahrungs- kügelchen 'gesehen, ‚wie wir sie nach derselben vorfinden. ‚Die Beobachtung einer Zellenmembran an: diesen Körpern war je- doch. dadureh unmöglich gemacht, dass man dieselben, nur ge- halten von einer dickeren Schicht des zerstörlen Dotters, un- ter das Mikroskop bringen konnte. ‚Das gegenwärtige, so ge- ringe Zusammenhalten der, Nahrungskügelehen der elwa vor- handenen Dotlerzellen lässt sich übrigens vollständig durch den Umstand’ erklären, auf welchen auch Bergmann während der Furchung aufmerksam macht, dass nämlich die Flüssigkeit des Dolters viel dünner und in grösserer. Menge sich darstellt, als schon während der letzten Hälfte des Furchungsprocesses und nach. demselben. f Wir wenden uns jetzt zum Furchungsprocesse selbst, der uns durch die einzelnen Entwickelungsakte zugleich über: die Bildungsvorgänge und das innere Verhalten des Dotters vor seinem, Erscheinen sehr wahrscheinliche Aufschlüsse geben wird. Der. Farchungsprocess, dessen ausführliche Beschreibung v. Bär und Rusconi uns mitgelheilt, beginnt wenige Stunden nach der Befruchtung, möge sie auf künstlichem oder natür- lichem Wege geschehen sein, und dauert etwa 8—12 Siun- den. ‚Er besteht, um. zunächst ein einfaches und rohes Bild von ihm zw.geben, darin, dass die scheinbar ganz einförmige Dotterkugel; deren Oberfläche durchaus glatt'und: gleichmässig verläuft, ‚innerhalb. der ‚Dotterhaut: in zwei Kugeln zerfällt, & 531 dass jede derselben hierauf in zwei kugelförmige Abtheilungen sich trennt, und der ganze Dolter demnach aus vier Kugeln besteht, dass dann, auf die eben angedeutete Weise durch je- desmaliges Zerfallen einer bestehenden Abtheilung in zwei kleinere neue, die Dottermasse allmählig in 8, 16, 32 ete Ku- geln sich abtheilt; bis endlich auf diesem fortschreitenden Wege als Resultat des Furchungsprocesses zwei Formen von kleine- ren Kugeln übrig bleiben. Die eine findet sich bei der Ent- wiekelung des Embryo im Keimhügel und in der Rindenschicht des Dotters, die 2 bis 4 mal grössere in dem Centrum dessel- ben; beide sind in meiher Schrift „das Entwickelungsleben im Wirbelthier-Reich“ aus dort angegebenen Gründen für Zel- len erklärt, die letzteren insbesondere für Mutterzellen. Dass die während des Furchungsprocesses entstehenden Abtheilun- gen des Dotters schon von Anbeginn wirklich vollkommene Kugeln vorstellen, die wohl weniger durch die Dotterhaut als durch eioe uns unbekannte innere Kraft aneinander gedrückt zusammengehalten werden, davon kann man sich zur Genüge überzeugen, wenn man nach behutsam zerrissener Dotterhaut die vorhandenen Abtheilungen des Dotters in ihrem Auseinan- derfliessen beobachtet. Innerhalb der Dotterhaut sind die Ku- geln in Folge des innigen Aneinanderliegens polyedrisch be- grenzt, nnd werden in soleher Gestalt erhalten, nachdeni das Eichen zuvor durch chemische Mittel erhärtet ist- An die Oberfläche des Dotters treten anfangs alle Kugeln, später doch ein grosser Theil derselben mit einem Kugelsegmente zum Vorschein, ohne von der Dotterhaut beeinträchtigt zu werden. Zwischen diesen mehr oder weniger eckig abgegrenzten Ku- gelsegmenten befinden sich demgemäss Zwischenräume, welche die Benennung des Furchungsprocesses veranlasst haben. Ist die ganze Doltermasse zunächst in zwei Kugeln zerfallen, so erhalten wir die hier zwischen die grossen Kugelsegmente tiel eindringende erste Meridianfurche nach v. Bär. Hat sich jede dieser Kugeln alsdann in zwei Abtheilungen geschieden, so entsteht die erste Aequatorial-Furche, indem die Zwischer 34* räume: der 'neu gebildeten Abtheilungen beider grossen Kugeln ziemlich grade aufeinander treffen und fast senkrecht auf die erste Meridianfurche geführt erscheinen. Gegenwärtig, so wie selbst beim Zerfallen der Kugeln in 8 und 16 Theile, verlaufen die Furchen ziemlich regelmässig parallel der Aequatorialfurche oder durchschneidend die Pole des Dolters, so dass sie Prevost und Dumas selbst zu ei- ner geometrischen Betrachtung einluden. Späterhin lassen sich auch bei künstlicher Berechnung nicht so vollständige Kreis- furchen verfolgen, da theils die Zwischenräume selbst nicht aufeinander treffen, theils die einzelnen Kugeln nicht in zwei, sondern in drei auch vier verschiedentlich grosse Abtheilungen zerfallen. du Bois und ich selbst haben schon bei 8 und 16 Kugeln dergleichen Abweichungen betrachtet. Auch schreitet der Furchungsprocess bald nach den ersten Veränderungen nicht überall gleichmässig vorwärts, Er ist später vorzugsweise leb- haft an der schwärzlich gefärbten Hälfte des Dotters, da, wo er beginnt und wo nach der Furchung der Keimhügel: sich vorfindet, und die erste Grundlage des Embryo gebildet wird. Sobald man in dieser Gegend den überwiegenden Fortschritt des Zerfallens in kleinere Kugeln gewahrt, zeigt sich auch an erhärteten Dottern ungefähr im Centrum jene Lücke oder Höle, welche die aus kleineren Kugeln bestehende Partie des Dotters (späterer Keimhügel) von der übrigen Masse trennt. Sie tritt während der Entwickelung des Embryo anfangs noch viel deutlicher hervor und ist daselbst in ihrem Verhalten zu der Bildung der Froschlarve bereits näher von mir gewür digt. Zu dem Furchungsprocesse an und für sich hat sie wohl keine höhere Beziehung. Diese Mittheilungen mögen genügen, um das gleichsam physikalische Bild des Furchungsprocesses zu vergegenwätrti- gen. Wir fügen ihnen schliesslich noch eine auffallend ‚her- vortretende Beobachtung hinzu, welche sich auf die Consislenz des Dotters bezieht. In der ersten. Hälfte des Furchungspro- cesses nämllich lassen sich die Kugeln nicht gut ohne Erhär- 333 tungsmittel erhalten, indem sie unter Händen sogleich zerfal- len; 'späterhin dagegen macht es wenig Mühe, auch ohne chemisches Mittel die einzelüien Abtheilungen wenigstens für einige Zeit unversehrt darzustellen. Der Grund hiervon liegt in der während des Furchungsprocesses zunehmenden Dich- tigkeit des zwischen den soliden Bestandtheilen vorkommen- den Fluidums, so dass letzteres, welches anfangs die überdies grossen Kugeln des Dotters leicht zerfliessen lässt, das Zusam- menhalten der spätern und kleinern Kugeln ausserordentlich begünstigt. Die tiefere Bedeutung des Furchungsprocesses er- giebt sich nun aus der Beantwortung zweier Fragen: was ha- ben wir zunächst von den oben beschriebenen Kugeln zu hal- ten, und wie ist das Zerfallen derselben physiologisch zu er- klären? | In Betreff der ersten Frage wissen wir, dass das Endre- sultat des Furchungsprocesses Kugeln sind, durch deren schicht- weise Aggregation vom Keimhügel aus die Gebilde des Em- bryo direct formirt werden. An diesen Kugeln lässt sich die Natur der elementaren Zelle dadurch beweisen, dass man die durch Endosmose von Wasser aufgetriebeno Zellenmembran deutlich unterscheiden und auch den von dem Nahrungsinhalte verdeckten, kernkörperlosen Nucleus durch Druek zum Vor- schein bringen kann. Wir haben bei einer anderen Gelegen- heil gezeigt, dass diese Deutung der bezeichneten Kugeln’ auf das Augenscheinlichste auch durch die Entwickelung des Em- bryo selbst gerechtfertigt wird. Die Kugelabtheilungen, welche der oben besprochenen For- malion vorangehen, die Kugeln der Chagrin-, Sandstein-, Him- beer-, Brombeer- Form u. s. w. stimmen in ihrer wesentlichen Beschaffenheit mit denen, welehe in’die Gebilde des Embryo direct als elementare Zellen übergehen, vollkommen überein. Alle übrige Kugeln nämlich besitzen gleichfalls eine struktur- lose umhüllende Membran (Zellen-Membran) und variiren in ihrem Inhalte nur insofern, als sie nicht direet für die Gebilde des Embryo bestimmt sind, sondero beliufs des Zerfallens in 534 solche Kugeln. (Zellen), die in diesen Wirkungskteis' Irelen. Um ‚also zugleich einen vorläufigen Ueberbliek über die ganze Wesenheit des Furchungsprocesses zu geben, so haben wir..es hier mit Mutterzellen in vielfacher und eigenthümlicher, Ein- schachteluug zu thun, deren letzter Inhalt die für, die Gebilde des Embryo unmittelbar bestimmten, einfachen Zellen ausma- chen, und deren: Lebensprocess sich durch das Untergehen, durch das Zerfallen in Mutterzellen und Zellen dokumentirt; der äussere Ausdruck dieses Lebens aber ist der sogenannte Furchungsprocess selbst, Zur Bestätigung des Gesagten ist nun zunächst zu zeigen, dass sämmtliche während des Furchungsprocesses erscheinende Kugeln von structurlosen Membranen (Zellen-Membranen) um- hüllt sind. Diese Membranen lassen sich theils unmittelbar, theils mittelbar nachweisen. Die unmittelbare Beobachtung ist nur bei denjenigen Kugeln möglich, die sich. wenigstens einige Augenblicke unversehrt isoliren lassen, damit sie unter dem Mikroskop und in Berührung mit destillirtem Wasser be- trachtet werden können. Du Bois und ich haben auf diese Weise die in Folge von Wasser-Endosmose hervorgedrängte Zellen-Membran an den Kugeln der Chagrin-, Sandstein-, ja selbst der Himbeer-Form eben so deutlich gesehen, als an ‘den oben beschriebenen, für die Gebilde des Embryo bestimmten Doiterzellen.. Bei den grösseren Kugeln ist diese Beobach- tungsweise unmöglich gemacht. Dagegen lässt sich hier ‚gerade die umhüllende Membran aus den Vorgängen bei der Entste- hung der Kugeln sehr ‚schön anerkennen. Wie schon v. Bär bemerkt, zeigt sich bei der Entstehung der. ersten. Meridian- furche, welche das: Zerfallen. der ganzen Dottermasse in zwei Kugeln andeutet, zunächst an dem schwarzen Pole des Dotters ein länglicher Faltenkranz, dessen Längen- Durchmes- ser. in der Richtung der entstehenden Furche , selbst gele- gen ist und demgemäss der beginnenden Absonderungsfur- che beider Kugeln entspricht. Von dieser Stelle. aus, verlau- fen die Falten wie zur Bildung eines länglichen Sterns. Sie 535 sind anfangs sehr zierlich, fein und zahlreich, werden dann bei der weiteren Trennung der Kugeln grösser und nehmen an Zahl ab.‘ Je tiefer die Absonderungs-Furche an der beginnen- den Stelle nach dem Centrum. des: Dotters dringt, desto imehr gleichen sich: hier wieder die Falten aus, und neue entstehen auf dem Verfolge des Weges, wo die Furche sich weiter an der Peripherie des Doiters ausdehnt, d. h. wo die Kugeln sich weiter zu: sondern, zu trennen fortfahren. Ist die Trennung der Kugeln vollständig erfolgt, so, erhalten wir die erste Me- ridianfurche von glatten abgerundeten Rändern gebildet, oline Spur der früheren : Falten. _ Dasselbe ‚Phänomen sehen wir auch, wenn gleich im geringeren Grade, bei der Trennung des Dotters in vier, acht Kugeln u. s. w.; es wird aber im- mer weniger ausgeprägt und ist. bei dem Entstehen der klei- neren Kugeln nicht mehr zu bemerken. Diese Faltenbildung beweistnun, dass wir es nicht mit der Trennung nackter Kugeln zu thun haben, sondern: mit solehen, die von wirklichen Membranen umhüllt sind. , Die Kugeln liegen anfangs nicht unterscheidbar, dicht aneinander gepresst. Beginnt dann. die allmählige Trennung, so finden ibre Membranen in der Tiefe Befestigungspunkte und bedingen; bei der nothwendig eintretenden ‚Spannung und: dem nachgic- bigen Inhälte, die oben beschriebene Faltenbildung. Je weiter sich die Kugeln irennen, desto mehr nehmen die iunigeren Berührungspunkte ab, und in gleichem Grade bemerken: wir auch die Abnahme der Falten, welche bei vollendeter Sonde- rung der Kugeln sich auch vollständig ausgeglichen "haben. Bei den kleineren Kugeln war: die Faltenbildung nicht wahr- zuniehmen. Dieses findet seine Erklärung darin, dass die Be- rührungslläche der sich trennenden Kugeln weniger bedeutend ist, und dass der Inhalt derselben eonsistenter geworden und weniger nachgiebt. Die Trennung der Kugeln und die Fallen» bildung beginnt‘ stets am einem Punkte und eistreckl sieh nur allmählig, weiter ‘sowohl nach ‚der Tiefe ;als an der ‚Periphe- vie, ganz 80, wie wehneiw Hinderniss' zu (überwinden isl. 536 Das hindernde Moment könnte allein in dem innigen Aneinan- derliegen der Kugeln gesucht werden. ‘Dagegen spricht jedoch das leichte Auseinanderfallen der Kugeln, wenn die Dotterhaut vorsichtig hinweggenommen ist. Die Dotterhaut selbst 'aber kann kein Hinderniss abgeben, da zwischen ihr und der Dot- termasse stets einiger Spielraum bemerkbar wird- ' Es scheint daher die Ansicht wohl gerechtfertigt, dass die Membranen der grösseren Kugeln zunächst nur an einer Stelle. zerreissen, und dass sie dann, während die umschlossenen kleineren Ku- geln sich überwiegend ausdehnen und entfalten, erst allmählig gänzlich zerstört werden, vorher aber noch als hinderndes Mo- ment wirken können. Die Anwesenheit der Membranen an den während des Furchungsprocesses entstehenden Kugeln lassen sich demnach theils durch die Endesmose von Wasser, theils durch die Fal- tenbildung nachweisen. ‘Wir werden 'aber auf diesen Gedan- ken auch schon dann aufmerksam gemacht, wenn wir die Reac- tion dieser Kugeln gegen chemische Agentien berücksichtigen. Legt man während des Furchungsprocesses das Eichen in Spi- ritus, so erhärten die Dotterkugeln in eben demselben Zustande, in welchem sie vorher erschienen. Dieser Zustand lässt sich nicht füglich begreifen, wenn man sich die Kugeln nur: als _ Tropfen dächte, welche dicht gedrängt kleinere Kügelchen suspendirt enthielten. Es muss vielmehr Etwas vorhanden sein, was die Kugeln als isolirte Einheit gegen. die Agentien wirken und als solche erstarren lässt; diese Einheit aber giebt ihnen die umhüllende Membran. Es ist nun noch ein Punkt in Betreff der nachzuweisen- den Membranen zu berühren. Wir sahen, dass’ die beiden Kugeln, in welche der Dotter zuerst sich trennt oder zerfällt, von structurlosen Membranen umhüllt sind, und dass demnach von diesem Zustande ‘des Dotters ab das fernere Zerfallen in kleinere Kugeln stets nach vorangegangenem, allmähligen Zerreissen der vorhandenen Kugeln erfolgt. Wie aber verhal- ten sich die beiden ersten Kugeln zu der ganzen gleichförmi- 557 gen Dottermasse, bevor der Furchungsprocess beginnt? Ist es vielleicht die Dotterhaut, welche die beiden ersten Kugeln dicht aneinanderpresst und so zu einer gleichförmigen Dotter- kugel macht; verhält sie sieh vielleicht ebenso zu diesen Ku- geln, wie die zerreissenden Membranen dieser letzteren und der folgenden Kugeln zu den neu sich trennenden; oder ha- ben wir uns eine andere concentrisch mit der Dotterhaut ver- laufende Membran zu denken, welche die beiden ersten Ku- gelu vor dem Zerfallen aufnimmt, die gleichförmige Doiterku- gel bildet und durch ihr allmähliges Zerreissen den Furchungs- process beginnt? Die beiden ersten Fragen müssen verneint werden, da die Dotterhaut während des ganzen Furchungspro- cesses unversehrt sich erhält und bei dem Beginnen der ersten Furche auch ganz deutlich einen freien Raum zwischen sich und der sich sondernden Dottermasse zeigt. Sind wir nun gleich ausser Stande, an der unversehrten Dotterkugel auf dem Wege der Endosmose eine umhüllende Membran nachzuweisen, indem die Anwendung des Mikroskops unmöglich ist; fehlt ferner auch die Gelegenheit zu einer ‘Faltenbildung, wie bei den folgenden grossen Kugeln: so glaube ich dennoch, dass das beschriebene allmählige Auseinanderweichen der beiden ersten Kugeln und besonders die augenfällige Analogie mit den spä- teren Erscheinungen des ganzen Furchungsprocesses zu der An- nahme einer concentrisch mit der Dotterhaut verlaufenden grossen Zellenmembran bestimmen kann. Zur näheren Würdigung der während des Furchungspro- cesses entstehenden Kugeln müssen wir noch den Inhalt derselben betrachten. Wir haben schon erwähnt, dass dieser Inhalt sich nur durch die Menge und nicht durch die elementare Be- schaffenheit von denjenigen einfachen Bestandtheilen unter- scheidet, die wir in den für den Embryo unmittelbar bestimm- ten Dotterzellen wahrnelımen. Ausser dem während der Fur- chung abnehmenden und consistenter werdenden Fluiduim finden wir die eigenthümlichen und vorherrschenden Nahrungskügel- chen, jene weniger zahlreichen als Zellenkerne gedeutelen 938 grösseren ‚Kügelchen und die ‚molecularen ‚Körnchen in jeder zerstörten Kugel vor; mit dem Unterschiede, dass die’ genann- ten: 'solideren Bestandtheile in dem Grade abnehmen, alsı die Kugeln während der, Furchung kleiner ‘werden. Diese Be- standtheile sind aber nur die entfernteren; als die nächsten müssen. offenbar diejenigen angesehen werden, in welche eine jede Kugel während des Furchungsprocesses ‚nach zerrissener eigener Membran zerfällt; uud dieses sind gleichartige Kugeln von structurlosen Membranen umhüllt und nach der Zerstö- rung dieselben entfernteren Bestandtheile zeigend.. Da nun ferner während. des ganzen Furchungsprocesses keine Spur davon wahrzunehmen ist, dass die durch das Zerfallen der ge- gebenen Kugelu entstehenden kleineren und kleinsten sich etwa erst neu bilden; so liegt im Einklauge mit den übrigen Er- scheinungen der Gedanke nahe, dass nicht allein dje.durch das Zerfallen entstehenden nächsten Kugeln den Inhalt bil- den, sondern dass auch alle in der Folge erscheinenden schon gleich anfangs vorhanden waren. Es sind daher dieje- nigen, Kugeln oder Dotterzellen, welche wir bei der Entwik- kelung des Embryo im Dotter vorfinden, auch schon bereits beim Beginnen des Furchungsprocesses anwesend. Jedoch lie- gen. sie hier zunächst zu zwei oder drei vereinigt und von structurlosen Membranen umhüllt, um die Kugeln zu bilden, welche wir in der Folge bei der Chagrin-Form des Dotters vor uns sehen. Die letzteren Kugeln liegen dann wieder in ähn- licher Weise vereint-und geben während des Furchungspro- cesses dem Dotter das Ansehen der Sandsteinform. In.solcher Art schreitet. die Vereinigung von zwei oder drei bestehenden Kugeln unter einer struclurlosen, umhüllenden Membran: im- mer weiter durch alle Furchungsformen des Dotters: hindurelı, Die Kugelu nehmen dadurch an Grösse fortwährend zu, ver- mindern: sich, ‚aber an Zahl in cben derselben zunehmenden Progression; , wie die Vereinigung der einzelnen. Kugeln ‚er- folgt; bis wir endlich jene beiden. grossen Kugeln erhalten, mib deren Sonderung der Furchungsprocess beginnt und die, 339 wie es. wahrscheinlich gemacht ' wurde, gleichfalls von \einer mit. der. Dotterhaut ‚‚concentrisch! ‚verlaufenden Membran um- geben sind. j i Die Einschachtelung ‚der einfachen: Dotterzellen in’ der genannten Weise, lässt sich bei den grösseren ‚Kugeln wegen des zu leichten’ Verfliessens, bei ‘den kleineren umgekehrt we- gen der starren Beschaflenheit‘ nieht: unmittelbar nachweisen, und ist, hier nur aus den‘ Erseheinungen ‚des Furchungspro- cesses selbst zu entnehmen, Dagegen sind die‘, Mittelformen der Kugeln in der, Himbeer- und Brombeer-Form des Dotters wegen der halbflüssigen Konsistenz zur Beobachtung ‚geeignet. Au einer solchen Kugel, welche ich behutsam aus einem Dot- ter von Rana esculenta befreite, gelang es mir öfters auf, der Glasplatte zu sehen, wie die Kugel unter meinen Augen zuerst in zwei kleine Kugeln zerfiel, und die eine von diesen bald darauf wieder in zwei noch kleinere, Ein anderes Mal hatte ich eine‘ weisse Kugel vor mir mit ‚einem schwärzlichen Schimmer an einer Stelle. Diese sonderte sich zunächst in drei kleinere Kugeln, in ‚eine schwärzliche von fast derselben Grösse, wie sie später in der Umhüllungshaut sich vorfinden, und in zwei grössere weisse Kugeln, die 'bald ‚darauf wie- derum in zwei kleinere zerfielen, Bei den letzteren, war es mir dann noch möglich auf dem Wege‘ der Endosmose. die umhüllende Membran selbst wahrzunehmen, Es ist nun aus dem Angeführten auch erklärlich, dass die einfachen. Elemente des Dotters sich in allen Kugeln so’ sehr ‚gleichen und nur in der Zahl variiren. je nach der Grösse der Kugeln, die dann auch eine grössere Menge einfacher Dotterzellen umfassen, Nachdem. wir nun die, während des Furchungsprocesses erscheinenden Kugeln des Dotters nach ihrer Wesenheit näher auseinandergesetzt haben, ist ihre Bedeutung nicht mehr schwer zu enträlhseln, wenn man bestehenden Erfahrungssätzen das Recht widerfahren lässt, welches sie verdienen. Die klein- sten Kugeln, welche unmittelbar zu den, Gebilden des Embryo sich aggregiren, erweisen sich ilwer.Natar. nach als elenen- 540 tare Zellen. Diese einfachen Dotterzellen entstehen durch das Zerfallen von grösseren Kugeln, in, welcher sie, je zwei oder drei, unter einer struckturlosen Membran vereint waren. Die- ses liefert uns das Bild einer einfachen Mutterzelle, in wel- chen die junge Brut reif geworden, zu deren Befreiung sie selbst zu Grunde geht, nachdem ihre Zellen-Membran zerris- sen. Dieser Ausspruch lässt sich in gleicher Weise auf alle grössere Kugeln anwenden, mit dem Unterschiede, dass die junge Brut nicht mehr einfache Zellen, sondern je nach der Grösse der Kugeln gleichsam höher potencirte Mutterzellen vorstellen. Die Stammmutter aller Zellen haben wir in jener Zellen-Membran, welche cöncentrisch mit der Dotterhaut die Dottermasse umhüllt. Die erste Frage, welche wir uns zum Eingange in die Untersuchungen über das Wesen des Furchungsprocesses ge- stellt, wäre hiermit gelöset, und sie enthält zugleich die Be- antwortung unserer zweiten Frage, die physiologische Erklä- rung des Furchungsprocesses betreffend. Der Furchungs- process der Batrachier Dotter ist nämlich nichts Anderes, als ein allmählig fortschreitender Geburts- act vielfach eingeschachtelter Mutterzellen, deren End-Resultat die Geburt derjenigen einfachen Dot- terzellen ist, welche zum Aufbau des Gesammt-Zel- len-'Organismus dienen sollen *). Die Einschachtelung von Zellen und Mutterzellen in andere Zellen ist schon mehrfach beobachtet, aber in der Eigenthümlichkeit, in welcher sie bei jenen dem Furchungsprozesse unterworfenen Dottern stattfin- det, steht sie einzig da. Es ist ja aber eben das Wesen der Eizelle, überall das Urbild der elementaren Zelle wiederzuge- ben und dennoch wiederum Eigenthünlichkeiten zu verrathen, *) Das Zerfaller der Multerzellen in die einfachen Dotterzellen ist bekanntlich bei der Entwickelung des Embryo nur in der Keim- und Rinden-Schicht vollständig erfolgt. In dem Centrum des Dolters bleiben noch Mutterzellen zurück. a 541 welche uns an die höhere Beziehung zu dem Gesammt-Zellen- Organismus erinnern. Die Lösung der Frage, warum bei den niederen Wirbelthieren die Ausbildung der Dotterzellen grade in der geschilderten Weise vor sich gehe, bei den höheren dagegen nach meinen Erfahrungen anders, bleibt einer vielleicht noch fernen Zukunft vorbehalten. Vielleicht steht sie in Ver- bindung mit den verschiedenen Entwickelungsweisen in beiden Wirbelthier-Abtheilungen und mit der dadurch bediugten ver- schiedenen Vertheilung der Dotterzellen. Schliesslich komme ich noch auf eine frühere Bemerkung zurück, nach welcher der Furchungsprocess eine Aufklärung über das nähere Verhalten des sich entwickelnden Dolters vor demselben gewähren soll. Hier nun sicht die oben angeführte Ansicht Schwann’s von dem Furchungsprocesse selbst an ihrer Stelle. Zerfiel die Dotterkugel-Zelle (nicht die Eizelle) zuerst in zwei, dann in: vier, acht u. s. w. Zellen, bis zuletzt die einfachen Doiterzellen frei wurden; so muss nothwendiger- weise die Dotterkugel- Zelle zuerst vorhanden gewesen sein, in dieser sich dann zwei junge Zellen gebildet haben, welche, ohne dass ihre Mutterzelle zu Grunde ging, selbst wieder Mut- terzellen wurden und zwei oder drei junge Zellen entwickel- ten, u, 5. w. Ueber die, bei der Consolidation des Fasersloffes stalt- findenden Veränderungen der elementaranaly- tischen Bestandiheile desselben. Von L. R. von FEuLENBERG und G. VALEnTIm. Vorbemerkung. Von der Ueberzeugung geleitet, dass nur durch das vereinte Bemühen 'von Chemikern und Physiologen die därch elemen- taranalytische ‘Untersuehungen aufzustellenden ‘Punkte’ des thierischen Haushaltes fortgeführt werden können, vereiniglen sich Herr Fellenberg und ich zu. einer Reihe von Studien, deren chemischen Theil der Erstere, deren anatomisch-physio- logischen der Letztere übernahm. Das erste Problem, welches wir uns stellten, betraf die Verhältnisse des Faserstoffes, ‘ob und welche Veränderungen er bei seiner behufs der Bildung und Ernährung der Theile oder durch krankhafte Ausschwiz- zungen slattfindenden Consolidation erleidet. Herr Fellen- berg erhielt die mit destillirtem Wasser zum Theil ausge- waschenen, in solchem aufbewahrten und etiquettirten Stoffe in geeignelem, gereinigtem Zustande und arbeitete mit den- selben, bis er die Formeln der einzelnen Faserstoffe aufgestellt hatte, ohne den Zusammenhang und die der Auswahl zum Grunde liegende Idee zu kennen. Die erfreulichen Resultate, welche seine Bemühungen ergaben, sind durchaus vorurtheils- frei gewonnen worden. Bei der Auswahl selbst ging ich von dem Prineipe aus, dass man nur dann exacte Ergebnisse er- warten könne, wenn man immer Reihen von verschiedenen 543 Fasersloffen eines und desselben Thieres untersuchte. Hatte ich ein Thier, welches sich dazu eignete, gefunden, so unter: nahm ich, ehe es an die chemische Prüfung ging, die mikro- skopische Untersuchung. Den Schluss bildeten dann die phy- siologischen Combinationen der Schlüsse, welche sich mir aus den von Herrn Fellenberg gelieferten Formeln darzubieten schienen. Das Ganze ist in der Concoursschrift: L, R. de Fellen- berg fragmens de.recherches comparees 'sur la nature consti- tutive de differentes sortes de fibrine du cheval dans T’etat normal et pathologique. Berne, 1841. 8. erschienen, und zer- fällt in den chemischen und den physiologischen ' Theil ‘der Untersuchungen. Da jedoch der Letzlere für die Physiologen ein besonderes Interesse haben dürfte, so’ habe ich es für nützlich gehalten, ihn mit den nöthigen Vervollständigungen und Zusätzen hier deutsch vorzulegen, muss aber wegen der speciellen chemischen Data auf die genannte Schrift‘ ver weisen. Bekanntlich hat Mulder bei seinen Analysen der eiweiss- arligen Körper den Schwefel und den Phosphor ebeufalls zu sei- nen Formeln hinzugezogen. In den vorliegenden Untersuchungen geschah dieses nicht, weil die in der Asche gefundenen schwe- felsaueren und phosphorsaueren Salze nicht die Bestimmung erlaubten, ob der Schwefel und Phosphor mit dem Protein oder als Säuren mit Basen verbunden seien. mist G. Valentin. Die nachfolgenden Untersuchungen bilden den ersten Theil einer proponirten Versuchsreihe, durch welche die Frage ent- schieden werden sollte, welche Veränderungen mit dem Blat- faserstofle, indem er dureh Exosmose aus dem liquor sangui- nis heraustritt und sich, sei es dem normalen Zustande ge- mäss oder. durch eine krankhafte Thätigkeit ablagert, vor 544 sich gehen. Von normalen Organen boten sich in dieser Be- ziehung zunächst und am nalürlichsten die Muskeln, von krank- haften. die in Folge der Entzündung entstehenden Exsudate dar. Aus anatomischen Gründen lässt sich in Beireff beider leicht darihun, dass die auch mit der grössten Genauigkeit vor- genommene elementaranalytische Untersuchung nur approxima- tive und stalistische Resultate im Stande zu liefern ist. Schon die Darstellung des reinen Blutfaserstoffes stösst auf ein nicht unbedeutendes Hinderniss. Mag man ihn .aus dem gewöhn- lichen mehr oder minder gefärbten Blutkuchen entnehmen und den Farbestoff durch sorgfältiges Auswaschen und Kneten möglichst entfernen, oder der sogenannten Crusta inflammato- ria entziehen, er enthält in beiden Fällen noch eine nicht unbedeutende Menge Feltes, welches die anhaltende und nach- drückliche Behandlung mit Alkohol und Aether meist nolh- wendig macht. Hierbei erleidet er aber bisweilen eine Far- benveränderung, welche vielleicht mit einer inneren Zersetzung verbunden ist. Bei Behandlung der Muskelsubstanz, deren Verhalten zur Essigsäure ihren Gehalt an geronnenem Faser- stoffe beweisst, können durch mechanische Sonderung die grö- beren zellgewebigen und aponeurolischen Gebilde, die grösse- ren Gefäss- und Nervenstämme entfernt werden. Es bleiben aber nothwendigerweise noch eine grosse Menge mikroskopi- scher Bestandtheile, deren Summirung gewiss grössere Ein- flüsse erzeugt, nothwendig zurück. Ausser den feineren und feinsten Nerven und Gefässen mit den durch Flüssigkeiten nicht ausziehbaren Bestandtheilen des Blutes gehören hierher das die einzelnen Muskelfasern und kleineren Aggregationen derselben einhüllende Perimysium, die Scheide der einzelnen Muskelfasern und die auf dieser befindlichen fadig aufgereih- ten Epithelien. Bei den Muskelfasern des Embryo vermehrt sich noch mehr ‚die Menge der Zellenfasern um ein Beträcht- liches. Bei den festen Exsudaten haben wir Exsudatkörper- chen, Exsudatfasern und Exsudatmembranen neben: einander. Obwohl sich daher vielleicht voraussetzen lässt, dass diese 545 verschiedenen Gebilde sich einerseits ähnlich in ihrer chemi- schen Zusammensetzung verhalten und sich anderseits vielleicht gegenseitig in ihren gegenseitigen Differenzen. compensiren, so muss doch zugegeben werden, dass der) gegenwärtige Standipunkt der organischen Chemie uns nur über die Dinge en gros zu unlerrichten vermag. ‘Eine genauere‘ und genü- gende Belehrung würde erst dann erfolgen können, ‚wenn man die mikroskopischen Bestandtheile eines Körpers, mit \Sicher- heit quantitativ untersuchen könnte. Bei den vorgenommenen Untersuchungen da das Pferd vorzüglich deshalb gewählt, weil es das nothwendige Material in hinreichender Menge darbot. In dem folgenden sind drei Untersuchungsweisen ent- halten, Erste Reihe. Um zu sehen, wie!sich der Muskelfaser- stoff zum Blutfaserstoffe eines und desselben erwachsenen Thie- res verhalte und in welcher Beziehung zu beiden der Muskel- faserstoff des Fötus stehe, wurden bei einer trächtigen Stute die Fibrine des durch Stechen‘ des Muiterlhieres ‚erhaltenen Blutes, (No. 1.) die des M. glutaeus maximus desselben Pferdes (No. 2.) und die der Oberschenkelmuskeln der im Uterus ent- haltenen, ungefähr 8 Monate alten Frucht (No. 3) untersucht. Die Muskeln des Embryo waren, wie gewöhnlich; blass und gelb. Ihre Muskelfasern hatten zwar schon!die Querstreifen, allein häufig sah, man noch bei, den jüngeren von ihnen im Innern des Muskelfaserrohres zahlreiche rundliche bis länglich- nunde Kerne. Natürlicherweise waren auch sehr zahlreiche Zellenfasern zwischen den einzelnen Muskelfasern vorhanden. Es ergab sich: Müllers Archir, 1991 35 546 Mittlerer Ks gefundener Atome, Berechnet, Atomgewicht, Werth, No. 41. Blutfaserstoff. Kohlenstoff . . 50,977 40 51,230 ' 5967,90 Wasserstoff . 7,108 194% 7.109 j Stickstoft U... . 16,657 411° 46,315 Sauerstoff . „0. 25.2358 15° 235,346 \ No.2.Muskelfaserstoff NT des Mutterthie- res. Kohlenstoff . . 55,536 40 55407 5517,98 Wasserstoff . . 7,395 62 7,010 ) Stickstoff . . . 17,464 11 17.646 Sauerstoff . ». . 19605 411 19,937 No.3. Muskelfaserstoff des Fötus. Kohlenstoff . ..53,809 58 53,623 8178,76 Wasserstoff ©. . 7,308 ° 99 7,472 Stickstoff . . .., 17.538 16 47,131 ' Sauerstoff . 21,345 48 213774 Die Aschenmenge betrug in No,41 = 1,244 pCt., in No.2 — 0,9248 pCt. und in No. 3 — 1,9580 pCt. Zweite Reihe. Zu dieser benutzten wir die günstige Gelegenheit, wo bei einer nicht trächtigen alten Stute in Folge von Pericarditis ein die ganze Aussenfläche der Herzkammern bedeckendes, festes, weisses bis weissgelbliches Exsudat vor- handen war. Das Thier war leider nicht durch Stechen ge- tödtet worden. Es konnte daher bloss die in den Ventrikeln vorgefundene Bluimenge, deren Faserstoff nur zu einer Ele- mentaranalyse ausreichte, benutzt werden. An eine Formel- aufstellung war unter diesen Umständen natürlicherweise nicht zu denken. Dagegen lieferten die Muskelsubstanz der Ventrikeln und die Exsudatmasse des Cor villosem selbst hinreichendes Material für wiederholte Elementaranalysen. Die Ausschwitzung enthielt zum bei weitem grössten. Theile re Ir 547 nur Exsudatkörperchen und sehr wenige Exsudatfasern. Man erhielt; Mittlerer gefundener Atome. Berechnet, Atomgewicht, Werth, No.4. Blutfaserstoff. Kohlenstoff . .. 49,771 Wasserstoff . . 6,934 Stickstoff und Sauerstoff . . . 43,295 No, 5. Muskelfaser- stoff. RaL.5 Kohlenstf . . 550% 5 55.0055. 7225,55 Wasserstoff . . 7.475 82 . 7,0786 Stickstoff . . . 17,404 14 17,1518 Sauerstoff - . .» 20,095 15 _ 20,7641 No. 6. Exsudatfaserstofl. Kohlenstoff . . 53818 235 33,282 3586,34 Wasserstoff . . 7.257 41 7,153 Stickstff . . . 17,618 7, 11278 Sauerstoff . . . 21,307 8. 22,287 Die Aschenmenge von N.5 betrug — 1,511 pCt. und die von No.6 — 1,477 pCt. Dritte Reihe. In der vorhergehenden Reihe wurde der Faserstofl eines festen Exsudates untersucht. Hier hatte sich der Faserstoöff des Liquor sanguinis schon zu festen Kör- ‚pern consolidirt. Da, wie wir in der Folge sehen werden, durch diese Consolidation des Faserstoffes Elemente desselben in Vergleich zu dem geronnenen Blutfaserstofle frei werden, 50 stellte sich von selbst die Frage, wie sich die Fibrine der- jenigen Exsudate, welche flüssigen, geriunbaren Faserstoff be- sitzen, verhalle. So selten solche fibrös-flüssigen Ausschwiz- zungen bisjetzt bei dem Menschen beobachtet worden sind, so häufig begegnet man ihnen in der Bauchhöhle pflanzen- fressender Haussäugelhiere, des Pferdes und des Kaninchens. Man benutzte daher ein Pferd, dessen Bauchhöhle in Folge 35* 548 von Peritonitis’ mit einer an der Luft von selbst gerinnenden Flüssigkeit angefüllt war. Diese lelztere, welche wegen der Nachbarschaft der Gedärme, etwas faulig roch, wurde in höl- zernen Gefässen aufgefangen. Die Gerinnung des gelblichen Faserstofles, der unter dem Mikroskope keine "Organisation zeigte, erfolgte langsam. Es ergab sich, indem’ man den Fa- serstoff des durch Erstechen des Thieres erhaltenen "Blutes und des M. glutaeus maximus zum Vergleich wählte: Mittlerer - gefundener Atome, Berechnet; Atomgewicht, Werth. No. 7. Blutfaserstoff. Kohlenstoff . . 51,543 80. 51.4201 11891,73 Wasserstoff . . 7A1f4 133: 6,975 | Stickstoff . . . 16,322! 22 . 16,378 Sauerstoff . . » 50 30. 3.82 No,8. Muskelfaser- I, "stoff, io Kohlenstoff. . » 51.004 80. 51,666. 11835,56 Wasserstoff . - 7037 124. 6,597 (oder _ Stickstoms .. 16281 22. 16,450 9780,76) Sauerstoff . . » 25,658 30. 25,347 ieh No.9. Exsudatfaser- stoff. Kohlenstoff". . '52,7459 "80 53254 11699,96) ' Wasserstoff." . 7,2128 136) 7,253:1 15h WR Stickstoff... 17,4025 23 17,402 > 1 Sauerstoff»! *..1.'71"22,6388 027 23,091 5b ılosolı ‘Alle Atomengewichte sind nur approximativ, da jedem von ihnen nur ein Versuch zum Grunde gelegt werden konnte. Sämmtliche Aschen enthielten. schwefelsaueren und phosphor- saueren Kalk und sehr ungleiche Spuren von Eisenoxyd. Carbonate, Chlorüre und alkalische‘ Salze fehlten in allen gänzlich, Pad Wir wollen nur zuerst die einzelnen’Analysen unter'ein- ander vergleichen und die aus ihnen sich ergebenden Folge- 549 rahgen‘ ziehen und hierauf die allgemeinen Resultate zusam- menstellen. ' Die lelzteren führen uns unmittelbar »zu neuen Daten über die Umwandlung des: arteriellen Blutes in, venöses ‚und ‚den chemischen Process der Ernährung; ‚A. Vergeichung der Analysen unter einander. I. Vergleich des Blutfaserstoffes:mit’dem Mus- kelfaserstoff desselben erwachsenen Thieres. Es war die Formel des Muskelfäserstofles No.2:= C;o H,,'N,, 0, und: die des Blutfaserstofles' :No.1 = €, H,. N, , 0,5, = C,H: N, 0, +0, = ‘Cj, H;, N, 0,1-H4At. Wasser. Der: Muskelfaserstoff unterscheidet sich also hiernach von dem Bluifaserstoffe eines und dessel- ben Thieres nur durch einen ‚geringeren Inhalt von Wasser.\, Etwasi anders stellt sich ‚das Resultat, vwrenn wir aus dem‘; an Bauchfellentzündung ‚verstorbenen Pferde, den Blutfaserstoff No, 7. und: den Muskelfaserstoff No. 8 ee Wir haben: j Blulfaserstofft _No.7 — C,, a N, 0:30 Muskelfaserstofl ‚No. BC. 25. Qi 2 Differenz — —ıHlaı Es Kulfkueg also 9 Atome Wasserstofle zu Gunsten des Blut- faserstofles, während die zur‘ Wasserbildung notlıwendigen 4,5 Alome Sauerstoff fehlen. Dieser Sauerstoffmängel dürfte vielleicht weniger in individuellen Verschiedenheiten, ‚als darin seinen Grund haben, dass das, Thier, an ‚einer, ‚allgemeinen Krankheit litt und daran verschied,. so dass in den letzten Stunden seines Lebens sein Alhmungsprocess und die Oxyge- nation des Blutes gehindert war, Dieses Resultat, dass der Muskelfaserstofl iu den Atomen seines Kohlenstoffes und’ Stiekstofles mit dem Blutlaserstoffe vollkommen übereinstimmt. dass 550 aber der'Blutfaserstoff mehr Wasserelemente ‘oder mehr Wasserstoff enthält, ist physiologisch sehr einleuch- tend und wird auch schon durch die langsamere Einwirkung kalter concentrirter Essigsäure auf die Muskelfasern, welche dadurch heller und gelatinös werden, ihre Scheide und ihre Querstreifen aber behalten, bekräftigt. Vorausgesetzt, dass der in dem liquor sanguinis aufgelöste flüssige Faserstoff dieselbe Atomenzusammensetzung habe, wie der geronnene (was, wie wir sehen werden, begründet ist), so erfolgt die Conden- sation der Fibrine bei Ernährung der Muskelsub- stanz dadurch, dass entweder Wasserelemente oder Wasserstoff verloren gehen. U. Vergleichung des Blutfaserstoffes des Mut- terthieres mit dem Muskelfaserstoff der Frucht. Da das in der Placenta materna eireulirende Blut dem in der Placenta foetalis befindlichen Blute das Nahrungsmaterial der Frucht abgiebt, so frägt es sich zunächst, wie sich der Faser- stoff des Mutterblutes zu dem des Muskelfaserstoffes der Frucht verhalte. Das Nächste wäre freilich gewesen, den Blutfaserstoff der Frucht als nothwendiges Mittelglied zu vergleichen. Allein bei der Schwierigkeit, grössere Massen Fötusblutes zu erhal- ten und bei der minder leichten Gerinnbarkeit desselben liess sich dieses Desiderat nicht ausfüllen. Wir haben nur: Bluifaserstoff der Mutter No.1 = C,, H,, N, 0.:. Muskelfasersisf? der Frucht No.3 = C,; Hy; Nis Or. Multipliciren wir die Formel des Muskelfaserstoffes der Frucht mit 0,69, so haben wir: Blutfaserstoff der Mutter No.1=C,H,, N, 0, Muskelfaserstof? der Frucht No.3 _ C,, Hes,; Ni, Oya. Differenz — H,,: O,,6. — 0,8 At. Wasser + O,,.. Indem daher der Blutfaserstoff des -Mutterblutes in den Fötus übergeht und dort zur Bildung der Muskelsubstanz mittelbar verwendet wird, verliert 951 er ebenfalls Wasserelemente. Was den Sauerstoff be- wiflt, so’ kommen verhältnissmässig auf den ‚Btutfaserstoff 30.At., auf den ‚Muskelfaserstoff der Mutter 22 At. und auf den der Frucht 24,8 At. Dieses dürfte theils in der ‚geringeren Dich- ligkeit der fötalen Muskeln, iheils darin begründet ‚sein, dass die Athmungen des Fötus durch die Placenta ein ‚schwächerer und für die Sauerstoffaufnahme mittelbarer Art ist. I. Vergleichung des Faserstoffes der ausge- bildeten Muskeln des erwachsenen Thieres mit den minder ausgebildeten des reiferen Embryo. Hierzu die Formela No. 2 und die nach No, Il. reducirte Formel No, 3. Wir haben dann: Muskelfaserstoff des-Fötus = C,, Haas Ni Or. Muskelfaserstoff der Mutter = C,, H,, N: 0,ı Differenz HRS Oi 4,4 At. Wasser + O,,;. Der fötale Muskelfaserstoff enthält also mehr Wasserelemente und: mehr Wasserstoffe als der Muskelfaserstoff des Mutterthieres, . Der Uceber- schuss der Wasserelemente ist aber hier geringer, als in Vergleich zu dem Blutfaserstoffe des Mullter- thieres. Der Theorie nach konnte man kein schöneres, Re- sullat erwarten. Indem die Muskelsubstanz auskrystallisirt und ihr Faserstoff sich da condeneirt, verliert er: Wasserelemente. Da jedoch die, weicheren noch nicht vollständig ausgebildeten Muskelfasera des Fötus woch nicht die Solidescenz der Mus- kelfasern des erwachsenen‘ Thieres erreicht haben, so muss ihr Gehalt an Wasserelementen grösser sein. Der freie Wasser- stoflüberschuss in den embryonalen Muskellasern rührt ent- weder von einem Fehler in den Sauerstoflatomen oder, was wahrscheinlicher sein dürfte, .von ‘dem bald zu erwälnenden Gesetze her, dass überhaupt in jüngeren Theilen der Wasser stoffgehalt leichter reichlicher als der Sauerstol' ausfällt, 552 IV. Vergleichung des Faserstoffes der Herzmus- kulatur mit dem Faserstoffe des das Cor villosum erzeugenden Exsudates. Beide Faserstoffproducte' "lagen bier dicht bei ’einander und wurden 'nur durch die innere Lamelle des Herzbeutels von einander getrennt. "Beide schöpf- ten ihr Bildungsmaterial aus einander sehr ‘benachbarten Ca- pillaren und‘fast aus demselben Blute. Es lässt sich daher schon hieraus eine sehr ähnliche Zusammensetzung, beider er- warte. Multiplieiren wir nun die Formel des Exsudatfaserstoffes No. 6 mit 2,08, während die des Muskelfaserstoffes No. 5 un- verändert bleibt, so haben wir: Exsudatfaserstoff No. 6 — C,, Hys,3 Nıa,; Oıc,s Muskelfaserstof No.5 = C,, H: Ni 0% Differenz — Hy, Nor, Que = 1%At. Wasser + N,,;. Lässt man, wie billig, die geringe Slickstoffdifferenz aus- ser Acht, so ergiebt sich, dass der Exsudatfaserstoff des Cor villosum mit dem Muskelfaserstoff der benach- barten Herzsubstanz vollkommen übereinstimmt, nur dass er wieder als jüngeres Product Wasser- elemente mehr enthält. Das bei dem Fötus gefun- dene Verhältniss kehrt also auch bei dieser patho- logischen Neubildung wieder. V. Vergleichung des Bintfaserstoffes mit‘ dem nicht organisirten Fäserstoffe des ursprünglich flüs- sigen Exsudates. Wir haben schon oben "bemerkt, dass diese Exsudationsflüssigkeit wegen der Nachbarschaft der 'Ge- därme faulig roch, eine Eigenthümlichkeit, die oft genug un- ter diesen Verhältaissen schon im. Leben wahrgenommen’ wird und vielleicht nur daher rührt, dass die fortdauernden Fäcal- stoffe ihre Riechmaterien und andere flüchtige Stoffe an Nachbar- theile abgeben. Es lässt sich daher theoretisch vermuthen, dass bei dem nun vorzunehmenden Vergleiche Differenzen ein- 553 treten werden, die sich auf die Bildung von Ammoniak redu- eiren lassen. Wir haben: | Exsudatfaserstoff No.9 — C,, Hıss Nas 0: Blutfaserstoff NONE CE Hs Nan Os. Differenz — + Hs + N —0, — + 1At. Ammoniak — 0,. Diese Differenz können ‘wir folgendermaassen erklären. Der Faserstoff des flüssigen Exsudates hatursprüng- lich dieselbe Zusammensetzung, wie der Faserstoff des Liquor sanguinis, Er, erleidet'also durch seine exos- motische Strömung durch die Gefässwandungen keine Verän- derung. Durch die Nachbarschaft. der in dem grossen Colon faulenden Fäcalmassen halte er DA mmappiale und Sauerstoff an sich gerissen. VI. Vergleichung des flüssigen Exsudatfaser- stoffes mit dem Muskelfaserstoffe desselben Thie- res. Nehmen wir auf die eben geschilderte Weise an, dass in den flüssigen Exsudatfaserstoff Ammoniak übergegangen, wäh- rend er Sauerstoff verloren hat, so lässtı. sich theoretisch er- warten, dass, da er, abgesehen von diesen Differenzen, wahr- scheinlich mehr Wasserelemente und Wasserstoffe, als der Muskelfaserstofl haben dürfte, jetzt eine bedeutende Differenz zu Gunsten des Wasserstoffes eintreten wird. Dieses bestä- tigten auch die Analysen. Wir haben: Exsudatfaserstoff No.9 = C,, H,3c N;3 05: Muskelfasersto! No.8 = C,, H,,e N,, 0; + HN, 0:. Abstrahiren wir nun von dem’ nothwendigen Verluste an Sauerstoffe und ziehen der Differenz 1 At. Ammoniak = H, N, ab, so haben wir #, — dieselbe Zahl, welehe sich in No.1 als Unterschied zwischen dem: Blutfaserstofle und dem Muskelfaserstofle ergeben hat. Dieses dürfte von Neuem be- weisen. dass der nicht organisirle Faserstofl in’ seiner Zw 554 sammenselzung mit ‘dem Blulfaserstoffe. vollkommen iden- tisch ist. | VII Vergleichung der Faserstoffe des flüssigen und des festen Exsudates untereinander. Es lässt sich schon theoretisch annehmen, dass der Faserstoff des flüssigen Exsudates mehr Wasserelemente und Wasserstoff, als der des festen Exsudates darbieten wird. Dieses bestätigt sich auch vollkommen. Multiplieiren ‘wir die Formel No, 6 mit'3, 2 während No. 9 unverändert bleibt, so haben wir: Faserstofl d. lüssig. Exsudates N0.9— C,, H,,; N,; O0; Differenz = H,s No, O,s — 1,4 At. Wasser + H, + N,,; = 1,4 At. Wasser + 0,6 Ammoniak + H,,.s VII Vergleichung des Blutfaserstoffes des ge- sunden, trächtigen Thieres mit dem des kranken. Multipliciren: wir die Formel No. 1 mit 2, während No, 7 un- verändert bleibt, so haben wir: Blutfaserstoff No.1 — C,, Hy, N53 O5 Blutfaserstoff No. 7 = C,, Hı53 Nr: 0; Differenz = H,. Ob dieser Unterschied von der Trächligkeit des einen oder der Krankheit des anderen Thieres oder von individuellen Ver- schiedenheiten herrühre, bleibt dahingestellt. Würde die Trächtigkeit die Ursache sein, so liesse sich vielleicht anneh- men, dass sich das Blut der Placenta foetalis auf Kosten des Wassers des Mutierblutes oxydire, und dass so ein Ueber- schuss von Wasserstoff in demi Letzteren entstände, IX. Vergleichung der drei Muskelfaserstoffe der drei verschiedenen Thiere. Vergleichen wir zuerst die beiden Muskelfaserstoffe aus den Glutaeis maximis der beiden Thiere der ersten und der dritten Versuchsreihe, so haben wir, wenn wir die Formel No. 2 mit 2 multipliciren: 355 Muskelfaserstoff No. 8 = (4, Has N, ; 0; Muskelfaserstof? No.2 — 0,5 Hı>ı N,, 0,, Differenz = 0,. Wir sehen hieraus, dass die beiden analogen Muskelfaser- siofle der beiden verschiedenen Pferde dieselben Atome von Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff besitzen. Bedenken wir nun, dass nach der oben vorgelragenen Hypothese das trächtige Thier der ersten Reihe ausser dem Sauerstoff für die Ernährnng seiner eigenen Körperorgane noch Oxygen für die Frucht abgeben musste, so dürfte (abgesehen davon, dass sich bei jeder Elementaranalyse alle Fehler im Oxygen summiren) die Sauerstoflyermehrung zu Gunsten des letzieren begreifli- elier werden, ohne dass man nöthig hätte, zu dem unbestimm- ten Ausdrucke: individuelle Verschiedenheiten, seine Zuflucht zu nehmen. Redueiren wir die Formel des Faserstoffes der Muskelfasersubstanz No. 5. = C,, H,, N,, 0,,; auf C,,, so.haben wir C;, H,,6 N,, O,,. Vergleichen wir nun diese Formel mit der Formel des Muskelfaserstofles der ersten Reihe, so haben wir: Muskelfaserstoff des Herzens No.5. = C;, H,,s Na, 02 Muskelfaserstoff No. 2. HN NINO, . Differenz = H,. Stellen wir den Herzmuskelfaserstof! mit dem: Muskella- serstof! der dritten Reihe zusammen, so haben wir: Herz - Muskelfaserstoff No. 5 = C,, H,2, N;; 0; Muskelfaserstoff No. 8 EL Re RR ER Differenz = H, — 0%. Ein ganz bindendes Resultat wäre allerdings nur möglich gewesen, wenn der Muskelfaserstoff des Glutaeus maximus des Pferdes der zweiten Reihe ebenfalls untersucht worden wäre, Da nun in den beiden Muskelfaserstoffen der ersten und der dritten Reihe die Wasserstoflatome dieselben waren, und nur 536 die Sauerstoffatome aus dem angeführten ‘Grunde '.differirten, dagegen ‚sich zu Gunsten des Herzmuskelfaserstöffes ein Plus von 2 At. Wasserstoff: herausstellte, während die Zahl der Stickstoffatome in allen drei Muskelfaserstoffen dieselbe blieb, so kalın man ‘wenigstens so viel daraus herleiten, dass die Fi- brine der Herzmusculatur etwas melir Wasserstoff, als die‘ Fi- brine.'der Extremitätenmuskeln enthält. Dieses würde auch theoretisch. sehr gut stimmen. Es ist bekannt, dsss, ‚wenn aueh bei dem: Menschen, den Säugethieren ‚und den: Vögeln die Muskelfasern des: Herzens ‚deutliche quergestreifte: Muskel- fasern darbieten, diese bei Reptilien und Fischen: immer schwä- cher werden, und dass überhaupt die quergestreifte Herzmüs- eulatur sich niedriger stellt, als die Musculatur, ‚der animalen Muskeln. Hiermit müsste, aber ein etwas geringerer Consoli- dationsgrad' und ein etwas grösserer Wasserstöffgehalt'verbun- deh sein: "X. Vergleichen wir endlich noch’ die Aschengehll, so haben wir in’den Versuchen der ersten Reihe:) I Muskelfaserstoff d. erwachs. Thieres No. 2. =0,9248 Proc: Blutfaserstoff der Mutter No. 1 = 1,244 wu Muskelfaserstoff der Frucht No, 3. —=1,9580 -, _ Hiernach ‚enthielte der Muskelfaserstoff,derMul- terdie geringste Aschenmasse, die des Blutfaser- stoffes betrüge ı mehr, die des Muskelfaserstoffes der'Frucht mehr als das Doppelte. ; Dieses Resul- tat ist sehir auffallend. Wir lassen 'es auch vorläufig ohne alle Folgerung, obgleich die ‚Aschenguantitäten ‚der, Exsudale zu ähnlichen ‚Schlüssen überführen, _ In der zweiten Versuchsreihe ergab sich: "Herzmuskelfaserstoff No. 5 = 1,511 Proc. Exsudalfaserstoff No. 6 = 1,47 - Hiernach 'enthielte der Faserstoff ‘des organi- sirten'Exsudales etwas weniger Asche, als der'des benachbarteu Herzmuskelstranges, u a a < ' In der dritten Reihe haben wir: | Blutfaserstoff No. 7 — 1,2480 Proc. Muskelfaserstoff No. 8 = 1,4110 - Exsudatfaserstoff No. 9 = 1.6670 - Man’ sieht leicht, dass diese Resultate mit: denen der er- sten Reihe nicht harmoniren, da bei dieser der Ueberschuss auf Seiten ‘des Blutfaserstoffes, in der dritten Reihe‘ dagegen auf Seiten des Muskelfaserstoffes fällt. Auch differiren ‚die Aschen der beiden analogen Muskelfäserstoffe um 0,4862 zu Gunsten: des Muskelfaserstofles der dritten Reihe, während der Herzfaserstoff beide übertrifft, und die Differenz 0,1 bis 0,5762 beträgt. Unbedeutend sind die Differenzen zwischen beiden Blutfaserstoflen, da sie nur 0,026 betragen. ‘Dagegen hat mit den obigen Fölalresultaten 'gewissermaassen übereinstinmend der Faserstoff des flüssigen Exsudates einen grössseren Aschen- gehalt, als der des festen, obwohl er noch nicht so bedeutend ist, als der des Fasersioffes der Muskelsubstanz des Fötus.: B. Allgemeine Resultate. 4. Durch die exosmotische. Strömang des Liquor sangui- nis durch die Gefässwandungen erleidet der Faserstoff des Blutes keine chemische Veränderung, so dass er noch in der Ernährungsflüssigkeit genau derselbe ist. 2. Dasselbe findet auch statt, wenn‘ er krankhaft: aus- schwitzt und zur Formation ‘von flüssigen an der Luft, von selbst gerinnenden Exudaten beiträgt. | 3. Innere Metamorphosen erscheinen erst-in ihm, wenn er sich organisirt, hierdurch eonsolidirt und in festere ‚Gebilde übergeht. 4. Die durch diese Consolidation erfolgenden Veränderun- gen richten sich bei der normalen Ernährung der Muskelsub- stäanz, bei der Bildung derselben im Fötus und der pathologi- schen Neubildung nach demselben ‚Grundgesetze. Durch diese Consolidation und Organisation der Fibrine gehen entweder Wasserstoff oder Wasserelemente oder diese und lreier Was- 558 serstoff von ihr ab, während sich die Atome von Stickstoff und Kohlenstoff nicht wesentlich ändern. 5. Daher enthalten der Blutfaserstoff im Verhältniss zu dem Muskelfaserstoffe desselben ausgebildeten Thieres, der fö- tale Muskelfaserstoff im Verhältniss zu dem Muskelfaserstoffe der Mutter, der Exudatfaserstoff im Verhältniss zu dem Mus- kelfaserstofle desselben Thieres, der Faserstoff des flüssigen Exudates im Verhältniss zu dem des festen mehr Wasserslofl mit oder ohne Wasserelemente. 6. Bei der Consolidation des Faserstoffes scheint es zuerst der Wasserstoff zu sein, der davon geht. Daher seine Diffe- renz immer am Grössten ist und er bald allein existirt,. oder mit dem Verluste von so viel Sauerstof! sich verbindet, dass eine Differenz von Wasserelementen oder Wasserstoff noch im Ueberschuss daraus resultirt. "7. Diese 'bei der Consolidation des Faserstoffes frei wer- dende Menge Wasserstoffes mit oder ohne Wasser ‘giebt von einem Unterschiede zwischen dem arteriellen und venösen Blute eine sehr gute Rechenschaft: Bekanntlich enthält immer das -Venenblut ıiehr- Wasser, als das Arterienblut, In den Lungen wird bei dem Athmungsprocesse Kohlensäure und Wasser ausgehaucht und Sauerstoff aufgenommen und auf die: sem Wege das venöse Blut in arterielles verwandelt. ‚Indem das Letztere bei dem Kreisen durch die: Capillargefässe der Körperorgane venös wird, verschwindet sein freier Ueberschuss an Sauerstoff mehr oder minder, während an: dessen Stelle ein Ueberschuss von Kohlensäure und von Wasser: erscheint. Während des Kreislaufes durch die Körperorgane tritt‘ aus dem Blute Ernährungsflüssigkeit aus. Aus dieser consolidivt sich derjenige Faserstoff, welcher zur Erhaltung, Ernährung und dem Wachsthume des Organes bestimmt wird. Dabei wird Wasserstoff mit oder ohne Wasserelemente frei. Man kann nun annehmen, dass entweder das Wasser und der freie Wasserstoff in das Blut treten und dass je 2 At. des letzteren sich mit je 1 At. des Sauerstof-Ueberschusses zu 1 At. Was- 559 ser verbinden oder dass das Wasser, welches bisweilen durch die Consolidation des Faserstofles schon unmittelbar entsteht, sich mit der Ernährungsflüssigkeit, die ohne diess schon durch die Präeipitation des Faserstoffes verdünnter wird, vermischt, um z. Thl. die Organe mit Feuchtigkeit zu durchtränken, während der freie Wasserstoff in das Blut tritt und dort mit einer entsprechenden Menge des freien Sauerstoffes zu Wasser zusammengeht. Ich muss bekennen, dass mir die zweite Hypothese mehr gefällt, als die erstere. Jedenfalls aber ist durch das bei der Consolidation des Faserstofles erscheinende Gesetz die Ursache des grösseren Wassergehaltes des venösen Blutes klar. ‘Zur Bildung der Kohlensäure dagegen liefert die Con- solidalion das Faserstofles, wie die Formeln Nr. 1, 2, 7, 8 lehren, keinen Beitrag. Dieses Product entsteht auch nur wahrscheinlich dadurch, dass die alten nicht mehr brauchbaren Tlieile der Organe verloren gehen. Es ist nicht wahrschein- lich, dass, wie man bis jetzt oft annimmt, der Kohlenstoff der verbrauchten Organe sich als solcher mit dem Sauerstofle des Blutes verbindet. Es dürfte vielmehr der unbrauchbare Ex- erelionsstoff der Organe entweder als Kohlensäure abziehen oder als Kohlenoxydgas in das Blut treten und sich dort auf Kosten von 1 At. des Sauerstoffüberschusses zu Kohlensäure umbilden. Nehmen wir das lelztere an, so hätten wir folgende Theorie der Umwandlung des arteriellen in venöses Blut in den Körperorganen: „Der Ernährungsprocess der Körperorgane durch das in den Capillaren desselben kreisende Blut zerfällt in zwei anla- gonistische Momente. Einerseits wird neuer Nahrungsstoff zu- geführt (regeneratives Moment). Andrerseits werden unbrauch- bare Stofle abgeführt (Exeretionsmoment). Das Erstere erfolgt dadurch, dass aus liquor sanguinis Ernährungsflüssigkeil aus- tritt, und dass aus dieser sich Faserstofl consolidirt. Hierbei wird Wasserstoff mit oder olıne Wasserelemente frei. Das durch die Letztere gebildete Wasser vermischt sich mit der 560 Ernährungsflüssigkeit und verdünnt diese, ‚die schon. durch die Präeipitalion des ‚Faserstofles wasserreicher geworden, noch mehr. Je mehr aber die Ernährungsflüssigkeit redueirt wor- den, um so mehr wird sie geneigt, aus dem Blute durch die Wandungen der Capillaren neuen flüssigen Faserstoff exosmo- tisch aufzunehmen und Wasser in das Blut, endosmotisch ab- zugeben. Der durch die Consolidalion des, Faser8loffes frei werdende Wasserstoff verbindet sich, sei es im Blute oder schon'in ‘der Ernährungsflüssigkeit mit einer entsprechenden Portion des überschüssigen Sauerstofles zu Wasser; Auf einem noch unbekannten Wege treten die verbrauchten Körperorgan- stoffe vielleicht als Kohlenoxyd ins Blut oder in die Ernäh- rungsflüssigkeit, und »verwändeln sich ‚ebenfalls auf Kosten von 4. At. des überschüssigen Sauerstofles zu Kohlensäure., Hiernach würden sowohl die Vermehrung des Wassers, als die der Koh- lensäure im venösen Blute auf Kosten des überflüssigen Sauer: stoffes: des ‚arteriellen Blutes vor sich gehen, während ‘der Kohlenstoff, -der Wasserstoff und ein Theil des Sauerstofles von dem Ernährungsprocesse selbst herrührt. Der Ueberschuss von Wasser im Venen-Blute hätte in dem regenerativen Mo- mente; der‘ von Kohlensäure in dem Exeretionsmomente des Ernährungsactes ‘seine Ursache. hr 8. Der Consolidationsprocess des Faserstofles zur Bildu embryonaler Organe ist weniger intensiv, als der welcher bei entzündlichen Neigungen und Ausschwitzungen des Erwachse: nen stallfindet. ‚Ehen so. haben ‚auch weniger: consolidirte Muskeln des Erwachsenen mehr Wasserstoff. 2 9. 'Flüssige Fäserstoffhaltige Exsudate, welche mit den fauligen Fäcalmassen des Colon :in ‘mittelbare anhaltende Be- rührung kommen, nehmen Ammoniak auf; und. verlieren Sauerstoff. 40. Die feuerbeständigen Aschenbestandtheile sind in dem Muskelfaserstoffe des'Fötus’ in grösserer Quantität,'als in dem Muskelfaserstoffe und dem Blutfaserstoffe ‚des ‚Erwachsenen, Ebenso haben die exsudaliven Neubildungen grössere Aschen- mengen, als die ihnen entsprechenden Muskel- und Blutfa- serstoffe. Die Fibrine des flüssigen Exsudates hat’ mehr’ Asche, als die des festen, Sollten ‚sich djese Verhältnisse allgemeiner bestätigen, so würde mit der fortschreitenden Consolidation des Faserstoffes der Aschengehalt vielleicht im Allgemeinen abnehmen: il Müllers Archie 16H. Taf. V. PR, I 17. (ots DALUDIBETETSTTZETTETTE N * 15 Via ® ’n» Miller’ Archiv 1841. Taf. U. 8 9. 10. Er r 2“ | = 2 on RR . BEN 3 nl u 2} 3 x u 2 f ’ \ . & F. R N a 098 56. 533. ih C:6uinand v6 J C.Ouinand ae. ya j GERT TE EEE U Er Miller's Archiv 1841. Tuf. AT, DE Wallach ad, nat, del, Oninund a0 Hüller's Archiv 1841. s Tuf KH. Ouinand #0 Taf XI. Müllers Archiv 1841. 73% BIETER I WOIM I Öuinand so D"0.3imen del es Müllers Archiv 18.41. Örinand se Müller's Archiv 1841. ITAQ Ya) ) iin. xx = — | "PrBTZZRLIPT "28 pumumg e re}