| ; 4 17 9 2 Z 1 Y 9 A A ) rn IS |, = | IE N N N bon, Veen Ss N er SUR ' ! EB LE UA AUT AU AU AU MUSEUM OR » r 2 2 » > 2 2 2 2 2 2 » » D B Digitized by the Internet Archive e | in 2014 Archiv skandinavischer Beiträge zur Naturgeschichte. Herausgegeben von Christian Friedrich Hornschuch, Professor zu Greifswald. - re A N f & #2 % u N A A‘ “Si; Eirster Theil, z, je ; 4 Mit vier Stöindrucktafeln. „«’ Greifswald. Verlagvon(. n Koch 1845. Hei ranibsun fe Herrn Baron JACOB VON BERZELIUN, seinem langjährigen Freunde und Gönner, als ein geringes Zeichen innigster Verehrung gewidmet vom Verfasser. N rl LAN eh ir "em y b a d. R \ b ; I 5 N ” Br }; D en 0, & N % In H MN = h N a i ) % r u u, ee e tee h j Is ar \ PTR. Hi. BaSR Be ag IN ae “ N. = Rt una BE | | nr -, R En * . u j nnd ben ee und aägigai air Boing an _ I uy.. VvVoerwort. Nur wenige Worte will ich dem ersten Bande die- ser Zeitschrift zur Verständigung dessen, was mich zur Herausgabe derselben veranlasst hat, hinzufügen, denn rechtfertigen kann und muss das Unternehmen sich nur allein selbst. Seit Linne sich so grossen Ruf erworben, dass dieser sich über sein Vaterland selbst mit verbreitete, sind die Naturwissenschaften stets mit besonderer Vorliebe und rüstiger Thätigkeit in Schweden studirt, von der Regierung kräftigst unterstützt, ihre Pfleger aber von König und Volk geehrt worden. Die Folge hiervon ist, dass vielleicht in keinem anderen Lande naturwissenschaftliche Kenntnisse so allgemein ver- breitet sind, als in Schweden; auch werden wenige Länder verhältnissmässig so viele tüchtige Gelehrte — ‚unter denen seit längerer Zeit wieder ein Stern erster Grösse leuchtet, dessen Strahlen, wie die sei- nes dahin geschiedenen, grossen Vorgängers, in die weite F'erne glänzen — in den Fächern der Natur- wissenschaften besitzen. Die Beschränktheit der Geld- vI \ mittel des Landes gestattete indessen nicht die Aus- sendung grosser Expeditionen in ferne Länder und eben so wenig die Einrichtung kostbarer Institute und die Naturproducte aller Länder umfassende Samm- lungen. Man musste sich vielmehr mit dem Einhei- mischen begnügen und diesem wandte sich daher vorzugsweise der Geist, die Liebe und der Eifer der Forscher zu. In Folge hiervon finden in der Lan- dessprache geschriebene und die einheimischen Na- turproducte behandelnde Werke, einen, im Vergleich mit Deutschland, in Erstaunen setzenden Absatz, wo- durch wieder die Herausgabe solcher Werke ausser- ordentlich befördert und der Eifer der Forscher an- gespornt wird. Dadurch ist es dahin gekommen, dass man mit Grund behaupten darf: kein Volk kennt die Naturproducte seines Landes besser, als die Schwe- den. Aber auch Dänemark und Norwegen, wo, wie in Schweden, die Naturwissenschaften sich königli- cher Beschützer erfreuen, ja, wo im ersteren Lande den Thron gegenwärtig ein König ziert, der in einem specielleren Fache selbst ein gründlicher Naturfor- scher ist, müssen in Beziehung auf eifrige Pflege und gründliches Studium der Naturwissenschaften mit Auszeichnung genannt werden. Es kann daher nicht auffallen, dass in Skandi- navien alljährlich eine bedeutende Zahl grösserer und kleinerer, werthvoller und gründlicher, naturhistori- scher Schriften erscheinen; mehr dürfte diess der Fall sein, dass die meisten derselben und selbst die vii Verhandlungen der Akademie in Stockholm und der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften in. Kopen- hagen, so wie der anderen gelehrten Gesellschaften in der Landessprache geschrieben sind. Allein der patriotische Skandinavier beabsichtigt vor Allem die Früchte seiner Beobachtungen und Studien für sein Volk nützlich zu machen. Deshalb bestimmen die Statuten der meisten gelehrten Vereine ausdrücklich die Herausgabe ihrer Verhandlungen in der Landes- sprache, und dann finden sie bei der so allgemeinen Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse , wie schon bemerkt, einen grösseren Absatz im Inlande, als sie, in einer anderen Sprache geschrieben, im Auslande erwarten dürften. Hieraus entsteht nun aber freilich der Nachtheil, dass diese Schriften, in Folge der wenig verbreiteten Kenntniss der skandinavischen Sprachen, im Auslande nur wenig und manche gar nicht bekannt werden. Seit meinem Hiersein habe ich mich deshalb bestrebt meine Landsleute mit den Leistungen der skandinavischen Naturforscher, wenigstens theilweise, bekannt zu machen, aber für vollständig übertragene, grössere Abhandlungen fehlte es bisher an einem Or- gane zur Aufnahme und Mittheilung derselben. Die- ser Mangel erzeugte in mir den Entschluss mir selbst ein solches zu schaffen und diesem verdankt diess Archiv sein Entstehen. Da mir aber meine Zeit nicht erlaubt alle Uebersetzungen selbst zu machen, so sah ich mich nach Mitarbeitern um und hatte die Freude, vıll meine Freunde, die Herren Beilschmied, Creplin und Dotzauer bereit zu finden meinen Wünschen zu entsprechen. Endlich in Herrn Koch einen be- reitwilligen, uneigennützigen Verleger findend, schritt ich, der guten Sache und meiner reinen Absicht ver- trauend, rasch zur Ausführung. Dieser schnellen Aus- führung und dem ungewöhnlich langen, alle Commu- nication unterbrechenden, Winter bitte ich die noch mangelhafte Lösung meines gegebenen Versprechens zuzuschreiben; deckt der Absatz die Kosten des Drucks, wovon die Fortsetzung abhängt, so werde ich mich be- streben mein Versprechen immer vollständiger zu lösen. So ist denn binnen nicht ganzer Jahresfrist der vorliegende Band erschienen, der hinreichen wird ein Urtheil über das Unternehmen fällen zu können, das von mir, meinen Herren Mitarbeitern und Verleger ohne alle Rücksicht auf Gewinn, einzig und allein in der Absicht unseren Landsleuten und der Wissenschaft einen Dienst zu leisten, freudig begonnen worden ist. Möchte es eine freundliche, ihm auch einen freu- digen Fortgang sichernde, Aufnahme finden! Greifswald im August 1845. Hlornschuch.: ininnt des ersten Theiles. Allgemeines. Rede bei Eröffnung der ersten allgemeinen Versammlung der Gesellschaft skandinavischer Naturforscher in Stockholm, am 13. Julius 1842; vom Freiherrn von Berzelius .. Auszug aus Lund’s Reise durch die Nordlande und West-Fin- marken im Sommer 1841 . . ur . . i Boheman’s Bericht über seine Reise in Lapplaili im Jahre 1843 Wahlberg’s Bericht über seine Reise im südlichen Afrika vom Junius 1843 bis zum December 1844 . Zoologie; Anatomie. Ueber das Vorkommen der Biber in Norrland von Sundevall. Ueber Scomber Thynnus und Brama Raji, an Schwedens Küsten gefunden; von Demselben Ueber die Meeresfauna Norwegens; aus einem Briefe des Frei- ‚ hernvw.Düben ... FREE Ueber Turteltauben- bei Quickjock i in Lnleh- er von Wahlberg . ... Ueber Mus minutus; von Sundevall. Beiträge zur Naturgeschichte des Härings; von Ekström Bericht von Sundevall und Boheman überLöwenhjelm’s Abhandlung über die Wirbelthiere in Lulea Lappmark Ueber Myodes schisticolor n. sp. und Sorex pygmaeus Pall. in Skandinavien, von Sundevall und Loven Ueber schwedische Arten von Sorex und Hypudaeus; aus Brie- fen von Nilsson . Bericht vonBoheman und Sundevall üben Stönham mars Versuch einer Gruppirung u. Revision der schwedischen Eiphydrinae 0 .V nem b5 7 u Seite. 134 135 144 145 147 * 4 Ueber Schädel von Avaren, Czechen und Polen; von A. Retzius Ueber nordische Meer-Mollusken; von Loven . . . Er Bericht von A. Retzius über Sundevall, Beschreibung der Vogeltlügel‘. : . RE ETIENNIRER ERBUN E Bericht von Sundevall und Boheman über Loven, Bei- träge zur Kenntniss der schwedischen Trilobiten . . . . Ueber neue Zweiflügler von Norrbotten und Lulea -Lappmark; von Wahlberg . Km." . VASE Aeusserung van der Hoeven’s in Hinsicht auf Retzius’s AbhandInng über die Schädel der Nordbewohner . . .. Ueber Tetrao hyhridus lagopoides Nilss. von Sundevall ... Bemerkungen von Sundevall hinsichtlich eines Verzeichnisses von Säugethieren, Vögeln und Amphibien aus der Gegend von Upsala; von Mesch . 2... 202 2 000. : Ueber Insecten, gesammelt in Lulea-, Jockmock- und Quick- jock-Lappmark; von Boheman . .... Ueber Heuschreckenzüge in Schweden; von Demselben .. Mittheilungen aus einem Briefe des Freiherrn von Düben über die Meerfauna Norwegens . . .». . 2 222.00 Beschreibung des Chaetoderma nitidulum n. g. acsp. aus der Classe der Echinodermen; von Loven . ..... Ueber die skandinavischen Hasen; von Nilsson u. Sundevall Ueber Aphis Tanaceticola. Kaltenb. nd einen rothen Farbestoff in derselben; von Wahlberg . . . ... Ueber Insecten, in Ameisenhaufen gefunden, von Boheman . Ueber die von J. Wahlberg aus Südafrika eingesendeten Samm- lungen; von Sundevall .-.... .-...:.:.7..2390% Ueber Motacilla Yarrelli; von Demselben . . ...% Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna, gesammelt im nördlichsten Skandinavien vom 24. Juni 1841 bis zum 26. Juli 18425; vom Malm . 1.7.0... 00 wem) Ueber Hämozoen des Hechts; von Berg etc. . . .».....» Ueber den Zug der Kraniche und die Namen Grus, Numenius und Graculus; von Sundevall . . 2. 2 2 2... Ueber Sylvia sueeica; von Demselben . .. 2... Ueber Auer-, Birk- und Pfauhennen und weibliche Enten mit männlichem Gefieder , so wie über Bastarde von Auer-, Birk- und Schnee - Hühnern ; von Nilsson 149 151 156 158 163 160 160 162 162 162 164 169 172 177 177 178 180 272 308 311 313 397 * xı Ueber die Bildung der Hemisphären u. d. Markbogens des Ge- hirns; von A. Retzius. . . x... Beschreibung der Alepas squalicola, n. sp., von Loven . Bericht von Demselben und Sundevall über eine Abhand- lung des Freih. v. Düben und des Dr.s Koren, enthaltend eine kritische Uebersicht der Echinodermen an den skandi- navischen Westküsten Bericht von Retzius und Loven über Sundevall’s Abhand- lung, betitelt: Methodische Uebersicht der wiederkäuenden haare Na ee et Ueber Amphipogon, eine neue Zweiflüglergattung; von Wahl- Berg a ee Bericht von Loven und Sundevall über eine Abhandlung des Freih. v. Düben und des Dr. Koren über das Hautskelett der Holothurien - .: «ao,% se een Bericht der ersteren Beiden über eine Abhandlung der letzteren Beiden, enthaltend die Beschreibung von zwölf für die skandinavische Fauna neuen Fischen . . . . .. Ueber eine Larve von Cossus ligniperda,- welche im Magen eines Schafes gelebt haben soll; von Grill. . . Ueber eine Katze, welche junge Eichhörnchen säugte; von Demselben Botanik. Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre; von Fries Ueber die Namen der Pflanzen; von Demselben Ueber einige Pflanzenformen in Luleä-Lappmark; von Wahl- a ee ee Bericht von Wikström und Wahlberg über eine Abhandlung a Beurling . ... . 2 20.0 in fi. Beobachtungen an der Achlya prolifera von Areschoug . Der Frühling, eine botanische Betrachtung; von Fries . . Botanisch-antiquarischer Ausflug zu den Nymphaeaceen der Griechen; von Demselben Verwahrung gegen manche über einzelne schwedische Pflanzen hier und da angenommene Ansichten; von Demselben Briefliche Mittheilung über einige in Umeä cultivirte Pflanzen; von Plagemann. 429 434 436 440 446 449 222 247 313 | * xl Verzeichniss der Pflanzen, welche von Plagemann nnd Lin- der 1843 in Umeä cultivirt worden sind .... ... Das Vaterland der Gewächse; von Fries ..... 0.20, Die schwedischen Weiden -Arten, nach ihrer natürlichen Ver- wandtschaft geordnet, mit kritischen Bemerkungen; von Demselben ua son. ts ar Ra au Nachträgliches zu Salix pyrenaica # norvegica Fr. in diesem Aufsatze; vom Uebersetzer . . 2 u m 0 Einige Worte über Rumex acutus und R. aquaticus L.; von Trier eu N 2 ae a Bestimmung der Divergenz von Blättern und Knospen; von Silfy,er'sträkle ı 20. De a En Ueber pompejanische Pflanzen; von Schouw . . . . . Ueber den Einfluss der Witterung auf die Vegetation im Jahre 1841 "Won PTIEB.. .. 0,0. ee “Geologie. Ueber Geröll-Riefen; von Nordenskiöld. 315 319 344 461 375 382 391 454 176 Mn — Ze — | I. ÖRede. bei Eröffnung der ersten allgemeinen Ver- sammlung der Gesellschaft skandinavischer Naturfor- scher in Stockholm, am 13. Juli 1842. Vom Freiherrn 3. von Berzelius. Uebersetzt von Hornschuch*). EDie Naturforscher Skandinaviens versammeln sich heute zum Drittenmale unter der Aegide der Wissenschaften, zum gegen- seitigen Austausche von neugewonnener Erfahrung oder von er- weiterten Ansichten und zu gemeinsamen Bemühen mehr und mehr zu entschleiern, was die Natur mit Sparsamkeit unseren Forschungen überlässt. Sein Sie willkommen, meine Herren, tausendmal willkom- men, um mit vereinten Kräften nach diesem edlen und hohen Zweck zu streben. - Vjel ist, seit wir das Letztemal versammelt waren, ent- deckt worden, was damals unbekannt war, dessen offne Mit- theilung wird unsern gemeinsamen Vorrath an Kenntnissen be- reichern, unsern Beifall den glücklichen Bemühungen der jün- geren Naturforscher erwecken und unsere Hochachtung für die fortgesetzten glücklichen Fortschritte der älteren’ steigern. Un- sere dankbare Erkenntlichkeit ihrer Verdienste wird ihren Schei tel mit neuen Lorbern umflechten. Der Sinnspruch der Alten: Conjuncta valent, liegt unse- *) Siehe: Förhandlingar vid de skandinaviske Naturforskarnes tredje Möte, ti Stockholm 04 43 —19. Juli 1842. Stockholm. ale a; hr L%, { % A w 2 Eröffnungsrede von Berzelius. ren, nach bestimmten Zwischenräumen wiederkehrenden , Zu- sammenkünften zum Grunde, und er wird, ich hoffe es, auch durch uns bekräftigt werden. n Die Natur rüstet die Menschen mit ungleichartigen Anla- gen aus, welche im Frühling des Lebens von Erziehung und Unterricht ungleich entwickelt werden. Zufällige Umstände ha- ben Einfluss darauf, welche eine höhere Entwicklung bisweilen hemmen, bisweilen fördern und ungleiche Richtungen für die Anwendung der Naturanlagen bestimmen; dadurch werden wir in ungleiche Entfernungen des ausgedehnten Feldes menschlichen Vissens Hinaisaöhrt, wo wir bebauen jeder seinen Acker. Die Früchte des Anhaues beruhen jedoch nicht nur auf der fleis- sig angewendeten Mühe, sondern auch hauptsächlich auf der Beurtheilung, womit sie angewendet wird. Unsere Bemühungen werden zuweilen in eine falsche Richtung geleitet. Der auf sich selbst beschränkte Forscher merkt da oft nicht,- dass er auf einen Abweg gerathen, er kann sich weit darauf verirren und die Gewohnheit auf der falschen Strasse geht leicht zu der Ueberzeugung von ihrer Unfehlbarkeit über. Durch mündliche Mittheilung von Ansichten und Erfahrungen zwischen mehreren, welche auf demselben Weg arbeiten, durch das Untersuchen dieser Ansichten von Männern mit Erfahrung in verschiedenen Richtungen, wird die Aufmerksamkeit nach mehreren Seiten ge- weckt, der einseitige Fehlweg verbaut, und, ohne dass man selbst merkt wie, wird. man davon auf einen richtigeren Weg geführt, und diess ist eine von den grossen Früchten der wis- senschaftlichen Zusammenkünfte. Eine andere Wirkung davon verdient nicht geringere Aul- merksamkeit. Eine grosse Kraft ist nicht immer mit einer gleich erossen Neigung sie anzuwenden gepaart. Man kann Kraft zu Vielem haben, ohne dass man Sinn für Etwas hat. Diess ist ein Spiel der Natur, welches durch ein kräftiges Wollen zu ord- nen der Mensch nicht immer die Kraft besitzt. Der Sinn für die Forschung ist eben so wohl eine Gabe der Natur, wie die Kraft dazu. Man muss im Besitz Beider sein, und unter uns bringen es die am weitesten, welche, was für Hindernisse die Ereignisse auch in ihren Weg legen, von der Fortsetzung der Bahn nicht ablassen können, auf welche sie der Trieb ihre Kraft anzuwenden geleitet hat. Zu dem Nationalcharacter des skandinavischen Volks ge- hört eine allgemeiner verbreitete Anlage zum Naehdenken über Gegenstände aus dem Bereich der Mathematik , Merkasik und - Eröffnungsrede von Berzelius. 3 zeigt sich ein gewisser Mangel an Eifer, eine Gleichgültigkeit, welche bei dem geringsten Hinderniss, das sich dem Versuch diese Naturanlage anzuwenden entgegenstellt, diese unangewen- det lässt. Da findet man viel Sinn und Kraft Kemntnisse einzu- sammeln und sich mit den Erfahrungen Anderer bekannt zu ma- chen, welchen aber nicht eine Naturanforderung sie anzuwenden und nützlich zu machen entspricht. Da einen solchen Sinn zu wecken, eine schlunımernde Naturanlage lebendig und wirksam zu machen, würde unerwartete Früchte hervorbringen. Eine ‚solche Erweckung kann unser Verein bewirken. Es ist ein rüh- "menswerther Ehrgeiz mit Anderen in nützlicher Wirksamkeit zu wetteifern ; dieser edle Trieb wird durch Beispiele geweckt, und der Sinn, welchen der Gegenstand der Arbeit einsam nicht zu erwecken vermochte, wird oft von der Begierde nicht hinter Anderen zurückzubleiben entzündet und bisweilen zu dem ‘Bestreben sie zu übertreffen gesteigert. Auf diese Art beleben unsere gegenseitigen Mittheilungen den schlummernden Sinn zu wirksamer Forschung, und wir werden allmählig dahin kommen, einen edlen Wettstreit in den Fortschritten auf dem Felde der Natyurwissenschaften zu führen, während dass wir aus Erfahrung von diesen Bemühungen einen wahren Fortschritt erwarten, deshalb schenken wir ihnen eine vermehrte Huldigung. Vergessen wir jedoch nicht, dass es die Erforschung der Wahrheit ist, nicht die Huldigung für die Entdeckung dersel- ben, welche unser Zweck ist. Derjenige, welcher die Ehre der Entdeckung zum Zweck hat, sucht sie oft auf Abwegen, worauf sie verfehlt wird oder bisweilen den Preis des Tages gewinnt, welchen der morgende Tag wieder verweht. Die Leitung und das Beispiel ausgezeichneter Vorgänger werden unseren wissen- schaftlichen Bemühungen, ich bin dessen gewiss, eine wahre, und zu unserem rechten Zweck führende Richtung geben. Wir werden dadurch gewöhnt auszuweichen zu suchen was die Rö- mer nannten: Nubem pro Junone amplecti. Unsere Forschungen und Versuche sind Fragen, gestellt an die Natur. Die Resultate, die wir erhalten, sind ihre Ant- wort. Um eine sichere und deutliche Antwort zu erhalten, müs- sen wir wohl zu fragen verstehen. Auf die unvollständige Frage wird die Antwort meistens undeutlich. Aber oft erhalten wir auf die am besten angestellten Fragen eine Antwort, welche uns versteckt scheint, ähnlich einem Orakelspruch, die ausge- deutet werden muss, um ihren Begriff zu erhalten. Aber so verhält-es sich nicht. Die Natur antwortet niemals, gleich dem Orakel der Alten, mit Räthseln. Ihre Sprache ist klar 1* % N re 4 Eröffnungsrede von Berzelius. und deutlich, aber wir verstehen nicht alle einzelnen Worte darin, worauf doch ihr Begriff beruht. Diese nach Gutdünken zu deuten, führt uns jederzeit irre. Wir müssen da ihre Spra- che mehr lernen, unsere Arbeiten fortsetzen, bis ihre Antwort, ohne Auslegung, verstanden wird. Diess heisst mit andern Worten, dass wir zu jeder Zeit viel erfahren, welches wir da noch nicht recht verstehen, welches aber, früher oder später, durch neue Versuche und durch erweiterte Erfahrung, so klar wird, dass es für alle offen liegt. Es ist ein so natürliches Begehren, das meist Mögliche verstehen zu wollen, und wir merken oft nicht wie wir, durch Vermuthungen, die wir mit Wahrheiten verwechseln, den Man- gel wirklicher Kenntniss ausfüllen und allmählig mehr und mehr von dem Rechten abgeleitet werden. Es ist eine nothwendige Eigenschaft eines wahren Naturforschers, bestimmt zu unterschei- den zwischen dem was er weiss, als vollständig bewiesene Wahr- heit, und was er kennt, als eine mehr oder mindere Vermu- thung oder Hypothese. Vermischen wir Wahrheit mit Wahr- scheinliehkeit, ohne eine Grenzlinie zwischen ihnen zu ziehen, so können wir sicherlich eine scheinbar grosse Kenntnissmasse aufstellen, worin aber, oft genug, nur der geringere Theil wirk- liche Wahrheit ist. ; Wir halten gleichwohl nieht dafür die Hypothesen auszu- schliessen, sie sind auf die Art Brücken zur Wahrheit, dass sie veränderte und erneuerte Fragen an die Natur veranlassen; aber wir müssen da, ohne vorgefasste Liebe zu unserer Hypothese, genau auf die Antwort der Natur achten; denn wenn wir die Fragen versäumen, oder nicht auf die Natur achten, werden die Hypothesen Rutschbahnen für Fehlgriffe und Verirrungen. Lasst uns deshalb, bei unseren Forschungen, diese Bahn mit äusser- ster Vorsicht betreten, sie ist glatt, es ist leicht auf ihr fort- zueilen, aber sie ist meistens undankbar und nicht zur Wahr- heit leitend. Der Weg zu dieser ist mühselig, aber er siebt am Ziele der Mühe vollen Lohn. Unser Zeitalter liebt die Hy- pothesen, mehrere Naturforscher folgen ihrer lockenden und leichten Bahn und streuen, mit funkelndem Geiste, verführende Wahrscheinlichkeiten aus, welche der Junge, noch nicht durch traurigen Rückzug von eignen Irrfarthen gewarnte, Sinn, als 'Wirklichkeiten auffängt und sich dadurch bald in eine Masse von Wahrscheinlichkeiten verwebt befindet, von welchen er sich überzeugt hält, dass sie etwas mehr als blosse Aehnlichkeiten mit der Wahrheit sind, sogar wo ihnen auch diese Aehnlichkeit mangelt. Hat diess erst einmal stattgefunden, so erfordert es “ ® Eröffnungsrede von Berzelius. 5 lange Mühe und beharrlichen Kampf um die wirkliche Wahr- heit geltend zu machen. Fasst deshalb diese Beschaffenheit des Zeitgeistes mit einem prüfenden und durchschauenden Blick auf, um nicht selbst von Irrlichtern geblendet zu werden. Die, welche auf festem Grunde stehen und immer suchen darauf fortzugehen, kommen meistens nicht geschwind, aber sicher , zu ihrem Zweck. Auf den Jcarus- Schwingen der Hypothesen durchfährt man die Räume leicht; aber die Sonne schmelzt früher oder später das Wachs der Schwingen. Die Sage vom Jcarus ist auch für die Pfleger der Wissenschaft gemacht worden. Lasst uns sie .. nicht vergessen. Fr Möge gründliche Prüfung einen Hauptzug von den gemein- samen Arbeiten ausmachen, die wir heute begonnen haben. 12. Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. Von . Dr. Elias Fries. Uebersetzt von Dr, F. C. H. Creplin *). Einleitung. Un unseren langen kalten Winterabenden erfreut es uns recht oft, wenn wir nach des Tages Arbeit uns entweder an der alten Griechen Seite in die hellenische Vorzeit zurück versetzen, oder mit den Vätern der Botanik die fröhlichen Jugendjahre dieser Wissenschaft in Brunfels’s, Tragus’s und Fuchsius’s, auch noch Clusius’s Tagen (diesem treuen Urbilde der ersten Lehrjahre eines jeden Botanikers), in welchen sie unter täglı chen neuen Entdeckungen, still und fröhlich, aber doch ernst, im Schoosse der Natur spielte oder richtiger, wenn wir es wagen dürfen, so zu sprechen, in welchen die junge Wissenschaft noch als Säugling lag an der Mutterbrust, noch einmal wieder durch- leben. Bei den Ersteren bewundern wir vor Allem ihr grossar- tiges Streben, das Weltall als ein Ganzes aufzufassen, ohne, wie es in unseren Tagen geschieht, es erst zu zersplittern, um es sodann wieder zusammenzuflicken, ihre kühnen, obgleich miss- geglückten Versuche, in freien Phantasien die Schöpfung umzu- schaffen oder aus ihrem eignen Innern die Natur zu entwickeln, welches eben so vergeblich ist, als die Bemühungen einer spä- tern Zeit, sie aus sich selbst heraus zu erklären Desswegen blieb die ganze ältere Naturforschung, im allgemeinen betrach- tet, mit ihrer tiefen Analyse der Seelenkräfte, mit allen ihren edlen Anstrengungen, ein wissenschaftliches Heidenthum, ein *) Aus El. Fries, Botaniska Uıflygter, Bd. I, S. 43 1 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 7 bezaubernder Schimmer auf der Oberfläche des Gegenstandes, welcher bald verblich; schon in Hellas’s späteren Tagen wurde er vom Sensualismus und Materialismus verdunkelt, welche sich allezeit aufs Höchste geltend machen, wenn das ganze Volk sich das Recht zu urtheilen anmasst in wissenschaftlichen Din- sen. Dass die ältere griechische Naturkunde nicht aus ihrer reinsten Urquelle floss, geht auch daraus hervor, dass sie wäh- rend des langen Dunkels des Mittelalters kein helleres Licht anzuzünden vermochte; jeder Funke aber der ewigen Wahrheit erweckt eine Flamme, welche nicht erlischt. Die Wissenschaft musste desswegen von neuem beginnen, von neuem zum Kinde werden, um in die Mysterien der Natur wahrhaft einzudringen. Diesen Schritt thaten die erwähnten, so genannten Väter der Botanik im 16. Jahrhunderte, welche keine von den scholasti- schen Gelehrten ihrer Zeit waren (denn diese haben fast immer das Grosse in der Natur seiner Einfachheit wegen verachtet), sondern unbemerkte deutsche Schullehrer, welche für das ewig Jugendliche, die Blüthen im Menschenleben und auf dem Felde, und inmitten desselben, lebten. Bei diesen Letztern entzückt uns jener Muth zum Entsagen, jenes hingegebene Betrachten des Göttlichen in der Natur, der Natur in ihrem Selbstwirken oder, um mit Aristoteles zu reden, ‚der Pflanzenseele in ih- rem stillen Schlummer.“ Auch ihre Beschreibungen, obzwar unvollkommen im Vergleiche mit den technisch vollendeten, aber nach dem Leisten zugeschnittenen Handwerksarbeiten un- serer Zeit, liest man mit Vergnügen, wenn man Muth und Kraft hat, sich in ihre Denkweise hinein zu versetzen; denn- sie er- fassen gerade das Lebende, das dem Auge der Seele mehr, als ‚dem leiblichen Auge, Wahrnehmbare. Ohne alles System: sind indessen ihre Werke etwas in’s Ganze gegossen*), obzwar in rohe Formen ; denn sie sind die Früchte der rastlosen Forschung eines ganzen Lebens. In unseren Tagen hökern wir jeden Fund im Kleinen aus, verschwenden wir oft unsere besten Kräfte an jene Flugschriften, welehe nur für den Tag gelesen werden oder gar nicht, unsere Zeit mit dem Leihen und Uebersetzen aus fremden Sprachen mehr, als dem Entlehnen aus der Sprache der Natur. Aber wie der Frühling unmerklich reift zum Sommer und vergelbt zum Herbste, so verrannen auch diese Jugendtage der x *) Ihre Aufgabe war die Verbindung der einheimischen Vegetation mit der .altgriechischeu Botanik. Mit Matthiolus war sie ge- löst und diese Periode geschlossen. ) Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. Botanik, und es trat ein Mannesalter ein, in welchem man. fast erröthete vor der kindlichen Unschuld der Wissenschaft, in wel- chem jene passive Naturforschung nicht allein als zu mühsam, sondern auch als zu einfach und ungekünstelt, erschien; in wel- chem man lieber seine meistens durch der Väter Fleiss erwor- benen materiellen Schätze (denn diese werden vererbt, aber nie der Geist, welcher nur aus der lebenden Natur selbst einströmt *)) sammelte und berechnete und so viel, aber auch mit so weniger: eigener Beschwerde, wie möglich, zu vermehren suchte — das Zeitalter der botanischen Folianten in den Tagen der Bauhi- nus, der Morisons und der Rajus; in welchem man ver- meinte, man wäre der alten Lehrerin, Natur, über den Kopti gewachsen, oder mit Anatomie und Experimentalphysiologie sie zu zwingen suchte, in krampfhaften Zuckungen Antwort zu geben _ auf spitzfindigere Fragen. Indem aber kein lebendiger Geist die Masse der gehäuften Materialien durchströmte, erstarrten ihre einzelnen Theile von Winterkälte; die Arten selbst, das Erste und Einfachste, fielen dahin, wie das Laub im Herbste; sogar die anatomischen und physiologischen Entdeckungen wurden für eine Gesichtstäuschung während der als Krisis der Wissenschaft so merkwürdigen Tournefortischen Periode erklärt, während deren jedoch die eigentliche innere Lebenskraft in neue Knospen und Früchte austrieb (Ausbildung des Begriffs von Gattung, Feststellung der Sexualitätstheorie), um in dem neuen Frühlinge der Wissenschaft, dessen Verkündiger Linne war, herrlicher auszuschlagen, Ein neues, frisches Leben strömte jetzt in alle Adern der Wissenschaft, nachdem die Forschung zur Natur, der le- benden, zurückgekehrt war; das Specielle wurde in seinem Werthe wiederhergestellt, oder richtiger, das Gleichgewicht zwischen ihm und dem Generellen wurde festgestellt (denn wäh- rend der ältesten Zeit war das Specielle, während der Tour- nefortischen das Generelle, Alles); aber das Allerwichtigste war, dass Linne zu der passiven Forschungsweise der Väter zurückkehrte, welche, wenn die Rede vom Leben ist, allezeit die höchste bleibt (die anatomisch - physiologische ist nur sup- plementär und darf nie etwas Anderes werden, als eine. Erklä- rung der auf rein biologischem Wege gefundenen Facta), wovon *) Dies mag zur Antwort auf die so gewöhnliche Frage dienen, wenn der Botaniker oft besuchte Gegenden durchwandert, ob in diesen etwas Neues zu finden seyn möge. O nein, es giebt dort so viel Altes zu lernen. Und das dauert so lange, als die Wissenschaft, Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 9 Linne’s herrliche Dissertationen, z. B. Somnus plantarum , Sponsalia plantarum, Horologium et Calendarium Florae, Vernatio et Gemmae arborum u. s. m., stets als unvergessliche Denkmäler da stehen werden — und durch welche es Linne auch vergönnt ward, tiefe, prophetische Blicke in des Pflanzen- lebens und der Pflanzenlehre Zukunft ( Prolepsis plantarum) zu werfen*).. Dagegen nahm Linne nur historische Notizen *) Gerade, während wir Dies niederschrieben, fiel uns die 52%ste Num- mer der Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik v. J. 4841 in die Hände, wo es in einer naturphilosophischen Recension heisst: „Als Goethe mit den Werken Linne’s bekannt wurde, strebte er gleich, zu vereinen, was dieser aus einander hielt und sonderte.‘“* Schon diese ersten Worte der Einleitung enthalten mehres Irrige. Für’s Erste können Lin- ne’s System und Goethe’s Morphologie in gar keine Verglei- chung gebrächt werden, da sie ganz verschiedene Aufgaben zu lösen haben, Für’s Zweite vermied Linne auch nicht das Suchen nach der Idee-, welche die Mannichfaltiskeit zur Einheit verknüpfte und welche gerade in seiner Prolepsis plantarum aufgefunden ward. Für’s Dritte ist es bekannt, dass Goethe’s morphologische Studien gerade durch das Lesen der Linneischen Schrift erweckt wurden und Goethe’s Bemühen dahin ging, dasjenige, was Linne ideell aufgefasst hatte, melır materiell darzustellen. Desshalb ge- schah es, dass, nach des Rec. Angabe, Goethe der Ansicht hul- digte, dass „alle Pflanzengestalten aus einer Urgestalt entwickelt werden könnten „... was seither ganz willkührlich geschehen war. Immer schwebte ihm die Urpflanze vor, in der festen ÜUeberzeugung, dass es eine solchePflanze geben müsste,denn woransollte man sonst erkennen, dass dies oder jenes Gebilde eine Pflanze wäre? Nach einem Muster müssten doch alle gebildet seyn.“ ( Diese Urpflanze ist wohl am ehesten in der Urzeit zu suchen, und wenn ihr Vegetiren längst vergangen ist, so müssen wir uns mit dem Auffassen des Gegenwärtigen wohl begnügen,) So fasste, das wird zugegeben, Linne die Einheit nicht auf! Da die yerschiedenen Provinzen des Pflanzenreichs oft schärfer gesondert sind, als das Pflanzen- und Thierreich, wäre da wohl Grund dazu gewesen, ein Urmuster für beide zusammen aufzusuchen? — und nimmt man für jede Reihe der”organichen Naturerzeugnisse eines an, so kann wohl auch eines für die ver- schiedenen Hauptreihen des Pflanzenreiches angenommen werden, „Er entdeckte, dass der wahre Proteus im Organ des Blatis verborgen liege.“ Nein, das halte Linne voraus- gesehen. „Er hatte den Grundbegriff der Metamor- phose gefunden.“ Hätte der Vf. hier Lizne, und nicht Goethe, gemeint, so würde dies richtig seyn. Aber der Rec. übersieht ganz den wesentlichen Unterschied zwischen Linne’s und Goethe’s Morphologie. Linne leitete sie aus der suc- cessiven Entwickelung ab, dass, wie die Blätter eine höhere Ausbildung vom folgenden Jahre aus dem schon im vorhergegangenen Jahre im Samenkorn ausgebildeten Herzblättern, so die Blumen - und Carpellarblätter eine Prolepsis der Blätter der folgenden Jahre wären; nach Goethe beruht sie auf einer wechselsweise über- 10 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. von den wichtigen anatomischen Entdeckungen seiner Vorgänger (Malpighi und Grew) auf und befasste sich gar nicht mit der näher liegenden, aber gekünsteltern und mannichfaltigern Experimental - Physiologie, welche jetzt gewöhnlich einzig und allein als solche betrachtet seyn will und unter unaufhörlichem Wechsel von Meinungen *) alle höheren Fragen der Wissenschaft zu lösen sucht. Nach der Dinge ewigem Kreislaufe ist nämlich die Wissenschaft nach Linne sowohl gereift, als gealtert, so dass sie kaum mehr alle ihre Glieder zu tragen vermag; Herba- rienstudien verdrängen das Forschen auf dem Felde, die anato- misch-mechanische Physiologie verdrängt die mehrversprechende Biologie, die Analyse die Synthese, so dass Mancher in dem reichlichen Niederschlage (oder wie es nach der heutigen Sprech- weise heisst, dem rastlosen Fortschreiten) der Litteratur schon die Winterkälte zu fühlen glaubt und mit dem Verfasser dieser Zeilen voll Verlangen einem neuen Linneanischen Frühlinge. einer kommenden Verjüngung der Wissenschaft, welche in le- bensfrischeren Formen die reiche, obgleich etwas bunte Erfah- mm 1 nn wiegenden CGontraction und Expansion. Es ist hier nicht der Ort, in eine detaillirte Entwicklung dieses interessanten Ge- genstandes einzugehen. Was a.a. ©. schliesslich über Naturfor- schung gesagt wird, zeigt, dass der Vf. keinen geringern Begriff von deren Streben hat, als die Naturforscher gewöhnlich von dem der Naturphilosophie haben. Die letzt genannte geht von der Philosophie auf die Natur aus, die Naturforfcher gehen von der Natur aus zur Pbilosophie; sie mussten sich demnach begegnen ; bei welchen von ihnen das „Grundühel“ liege, dürfte nicht so ausgemacht seyn, wie es der Rec. annimmt. Bis auf weiter wäre es wohl am besten, wenn beide sich ohne Uebermuth beurtheilten. Auch die meisten Naturforscher dürften einen mehr versprechenden Frühling durchlebt haben, in welchem sie durch die Schöpfungen menschlicher Geisteskraft entzückt wurden ; aber oft in ihren Er- wartungen getäuscht, suchen sie lieber die einzelneu Wahrheiten der Natur zusammen zu buchstabiren, ohne desshalb jedoch den höhern Flug der Ersteren weder zu übersehen, noch zu verdammen. *) So z. B. hat die Befruchtungstheorie bei den Pflanzen während der letzten 25 Jahre oder von Schelver bis zum heutigen Tage die ganze Reihe der Meinungen durchlaufen, welche sämmtlich auf sichere Experimente gegründet waren; alle haben grosses Aufsehen erregt, indem sie die Sache abmachten, und mit ihnen wurde das Pollen aus Nichts in seiner Bedeutung zu Allem; aber wissen wir desshalb jetzt mehr Sicheres, als früher, darüber, obgleich wir eine Menge materialistischer Erklärungen erhalten haben? Lernen wir nicht weit mehr aus den biologischen Beobachtungen am Verhalten der Bastardgewächse? Der neueste Aufsatz von Bernhardi, in der Flora v. J. 1841, führt (S. 26, 27,) die Sache ungefähr auf den- selben Standpunct, wie bei Aristoteles, zurück, welchem doch das magische Wort Polarität unbekannt war. Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 11 rung vorangegangener Zeitalter wiedergebe, entgegensehen dürfte. Zu diesem Ziele leiten aber weder das Häufen neuer Details, noeh das Ausjäten derjenigen, welche schon alle Zweige der Wissenschaft niederdrücken, noch weniger der Ausspruch des Verwerfungsurtheils über die Theile und Richtungen, welche nicht die unsrigen sind; sondern Derjenige, welcher eine solche vorbereiten will, muss zuerst mit Archimedes einen festen, aber einfachen Stützpunkt ausserhalb oder richtiger oberhalb der gegenwärtigen Wissenschaft suchen und mit Linn € ihn finden. Wir haben in einer andern Abhandlung*) dies näher entwickelt und bemerken desswegen hier bloss, dass wir für unsern eige- nen Theil wünschen würden, dass die Ideen vom Auffassen des Typischen (oder Centralen), vom Unterschiede zwischen der Analogie und der Affinität der Naturerzeugnisse, dem biologi schen Bestimmen der Arten u. s. w. Knospen wären, welche in einem neuen Frühlinge zur reichern Entwicklung gelangten. Was der Wissenschaft in unserer eben so wohl, wie ın Lin- ne’s, Zeit am meisten Noth thut, ist Vereinzelung und aus in- nerer Nothwendigkeit bedingte Bestimmtheit. Während man mit den stärksten mikroskopischen Vergrösserungen die Atomen un- tersucht, übersieht man oft den Balken oder das ganze indivi- duelle Leben der Gewächse. — Doch, warum nur das Lob ver- flossener Zeitalter erheben und nicht lieber den Herrscher des Tages, die reichere Gegenwart, preisen? Desshalb, weil wir in ihr schon zum Voraus in der allerglückseligsten Ueberzeugung von unserer eignen Vortrefllichkeit leben;- es giebt hinlänglich Viele, welche mit Schmeicheleien die Lobpreisung jener erkau- fen wollen; und eigentlich kommt es einer Zukunft zu, welche bald zur Gegenwart wird, das Lob der Mitwelt, da wo es ver- dient wird, auszusprechen. Die Wissenschaft läuft nämlich, wie die; Geschichte im allgemeinen, in jetziger Zeit schneller da- hin, als ehemals, die wissensehaftliehen Theorien und Celebri- täten halten sich jetzt selten so viele Lustra, als vormals Jahr- hunderte, hindurch oben; aber eben durch dieses rastlose Fort- schreiten geht zugleich so viel Wahres und Schönes unter. Freilich sind die Erden der Flötzformatienen, welche die Ober- fläche bedecken, fruchtbarer; aber im Urgebirge, auf welchem sie ruhen, giebt es zwischen dem Granite, der Schlacke der Urzeit, auch viele reiche Gänge edles Metalles, und die Flüsse, welche Goldsand führen, entspringen aus ihren Spalten. So *) „Sind die Naturwissenschaften ein Bildungsmittel?“ 12 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. verhält es sich auch in der Litteratur; diejenigen ihrer Erzeug nisse, welche nicht tiefer wurzeln, als in den Journälen des Tages, mögen zwar prunken mit schönen Farben, leben aber auch nur deren ephemeres Leben; aber der wahrhaft Weise ‚‚folgt der Kette der Bildung von ihrem Anheftepunet in der Urzeit bis zu den Gliederringen, welche der Tag schmiedet.“ So wie die Mutter der Wissenschaft am zärtlichsten ihre jüngsten Leibesfrüchte, das Werdende, pflegt und gerade nach ihnen sich Natura nennt”), so scheinen auch ihre Erforscher vorzugsweise dem Neuesten nachzutrachten und zu huldigen. Wie Viele von ihnen haben wohl ihre ältesten Botschafter stu- dirt und kennen mehr, als den Namen nach, ihre ersten Ge- sandten. Ja, noch am heutigen Tage fehlt es uns an einer Ge- schichte der ganzen Wissenschaft (was wir haben, sind Chroni- ken oder litteraturhistorische Notizen, nebst Angabe des Geburts- und Todesjahrs, der Reisen und der Beförderungen der Schrift- steller — oder des Druckorts, der Jahres- und Seitenzahl und der Verleger der Schriften), welche das innere Leben der Wis: senschaft betrachte, ihren progressiven sowohl, als regressiven Metamorphosen oder der ganzen genetischen Ausbildung folge; aber dieser Mangel findet seine Entschuldigung in der alten Er- fahrung, dass eine Generation, welche selbst in der Geschichte handelt, niemals eine solche schreibt. Dennoch ist eine wirk- liche Geschichte unumgänglich nöthig, nicht allein, um die Be- mühungen vergangener Zeiten gerecht und billig zu beurtheilen, denn gerade die Siege der einfachsten Wahrheiten sind oft am theuersten erkauft worden, sondern vielmehr, um unsere eigne Stellung zur Wissenschaft begreifen und deren künftige Sieges- laufbahn ahnen zu können. In den Entwürfen zur Geschichte der Botanik, welche wir bis jetzt besitzen, vermisst man, ausser vielem Andern, alle Berücksichtigung der organischen Verbin- bindung mit den übrigen Naturwissenschaften und deren wech- selseitiges Wirkens **), des Einflusses des immerfort, obgleich un- *) Das Wort Natura hat jedoch eine tiefere Bedeutung, nämlich von dem nicht durch sich Existirenden (als Ens absolutum), sondern von einem Früheren, Höhern Hervorzubringenden oder zu Schaffenden. *#) So z. B. kann Vieles in ihrer Geschichte nur dadurch erklärt wer- den, dass in gewissen Perioden die Mediein nur ein Anhang der Botanik, in anderen wiederum die Botanik ein Anhang. der Medicin, noch in anderen dieselbe ein Anhang der Oekonomie war. Unläug- bar entspriessen alle diese Forschungsarten. derselben Wurzel; sie müssen aber dennoch daneben als selbstständige Disciplinen, jede für sich, betrachtet werden, wenn keine von ihnen unterdrückt Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 13 ter wechselnden Namen, fortlaufenden Streites der Nominalisten mit den Realisten, der verschiedenen Weltansicht, welche sich durch die grösseren Perioden der Wissenschaft hindurchzieht , alles Auflassen der verschiedenen Probleme*), welche jede werden oder brach liegen soll. Aristoteles ist unter den Grie- chen der Repräsentant les Naturgeschichte, als selbstständiger Wis- senschaft, Theophrastus Eresius der für die Verbindung der Botanik mit der Oekonomie, Dioskorides für dieMediein als An- hang der Botanik. Die wissenschaftliche Behandlung der Zool.o- Sie isi ganz und gar von der älteren Botanik ausgegangen, so wie gg alle Zoologen, wenigstens früher, als Botaniker begonnen haben. Erst in den letzteren Zeiten ist die Zoologie eine selbst- ständige Wissenschaft geworden, welche angefangen hat, die Bota- nik zu überflügeln. Demzufolge hat man auch bei den Pflanzen Entsprechendes für die Nerven und Muskeln der ’"Thierc und noch für viel Mehres gesucht; da aber die Pflanzen kein Sensibilitäts- undIrrit»bilitätssystem besilzen, so lassen sich auch keine Elementar- organe für diese finden. Die Pllanzenanatomie kann nie, wie man in neueren Zeilen hat annehmen wollen, für das Pflanzensystem das werden, was die Zoolomie für das System des 'Thierreiches ist. Im Gegentheile sieht man deutlich, wie die Orgauisation der Pflan- zen, weil diese an ihre Statzo gefesselt sind und nicht, wie die 'Yhiere, sich ihren Aufenthaltsort selbst wählen können, das Ver- mögen besilzen müssen , sieh nach dem verschiedenen Medium, in welchem sie leben, melamorphosiren zu können. Desshalb ist bei ein und derseiben Art, je nachdem sie im Wasser, oder in der Luft lebt, die Organisation ganz verschieden; ja, gerade das wich- tigste Elementarorgan der Pflanzen, die Spiralgefässe, verschwindet ganz auch bei dan höberen Gewächsen, welche beständig unter Wasser stehen. Dass daher De Candolle’s Eintheilung nach der Organisation der Pflanzen in Vasculares und Velulares; und die der, ersteren wieder in Endogeneae und Exogeneae, unrichtig sei, hat man schon allgemein eingesehen, el die Mlsstsche in Phanerogamae und Cryptogamae wohl immer bestechen wird. — Noch nachtheiiiger für die Biologie ist ihr mechanisches Auf- fassen, welches aus der physisch-chemischen Behandlung hervor- gegangen ist. Oft wird ein Zeitalter desshalb ziemlich unbillig getadelt, weil es hauptsächlich, etwas einseitig, die Lösung eines gewissen Problems gesucht hat; aber es ist dazu von einem innern Instlincte getrieben worden, da es für die genetische Ausbildung der Wissenschaft ein ganz nothwendiger Moment war. Dass es daher bei etwas, von unseren Höhen angesehen, Niedrigerem stehen blieb, war eben so wichtig, als dass eine Pflanze erst Herzblätter und gewöhnliche Blätter reibt und nicht eher, als bis diese vollendet sind, Blumen- blätter. Wenn sich die Wissenschaft nicht auf dieselbe ftwliche Weise ausbildet, so entsteht dieselbe Folge, als wenn die Pflanze anstatt der Blätter aus zu frühzeitiger Metamorphose Kronenblätter ausbildet; sie stirbt ab, ohne Frucht zu hinterlassen. Man sieht oft grosse Wahrheiten hingeworfen, aber ohne allen Einfluss, weil ihre Zeit noch nicht da war; die Grundlagen, auf welchen sie ruhen ‘sollten, waren noch nicht entworfen. Dies ist die Er- klärung davon, warum die Nachwelt nicht so viele Wahrheiten “ 14 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. Epoche zu lösen gehabt hat, die Rücksicht endlich auf die Vorbe- reitung und innere Nothwendigkeit jeder Reform. Wir haben in einem eigenen Aufsatz über die Namen der Gewächse zu zeigen gesucht, wie der Zeitgeist sich schon in etwas so Unbedeuten- dem, als diese sind, klar abspiegelt*); und wie wichtig derselbe *) beim Aristoteles zu finden vermochte. Man tadelt die Patres, dass sie einseitig alle Pflanzen auf die der Griechen hinführen wollten; aber es war gerade die Aufgabe jenes Zeitalters, in allen Richtungen des Wissens das hervorspriessende Nen- Europäische mit dem Alt- Griechischen zu verbinden. Sie suchten meistens nicht, um etwas Neues zu finden, sondern um etwas Aelteres, Verloren- gegangenes wiederzufinden — und unläugbar gewährt dies Wieder- finden mehr Interesse, so wie in unseren Tagen das Wiederfinden eines verloren gegangenen Linneischen Gewächses mehr, als das Finden eines neuen. Man tadelt die Tournefortische Periode wegen der Auflösung des Artbegriffs; aber gerade, weil sie den höhern Gattungsbegriff ausbilden wollte, musste sie das Spe- cielle bei Seite setzen. Die Zeit übernimmt, wie der einzelne Mensch, nicht wohl die Lösung mehrer Probleme auf einmal, und das Ziel einer jeden Zeit ist nur eine Stufe zu dem höhern Ziel einer zukünftigen. Nur dadurch kann irgend etwas wirklich zu Wege gebracht werden; Einer, der auf einmal in .Alles hinein- pfuscht, liefert selten eine brauchbare Arbeit. Es ist aber ein grosser Missgriff, wenn man dieses Ziel stets in einem Puncte oder auf demselben Wege sucht. Es tritt allezeit bei Naturforschern, welche sich nur einen gewissen Zweig erwählt haben, sich ihr sanzes Leben lang mit dessen Bearbeitung auf eine gewisse Weise beschäftigen , dasselbe Verhältniss ein, wie bei einem Felde, welches immer mit demselben Korne besäet wird; sein wirkliches Productionsvermögen nimmt mehr und mehr ab. Wenn sie aber, nachdem sie sich in einem Theile gründlich heimisch gemacht ha- ben, ihre Forschungen den nahe verwandten Thheilen widmen, so sehen sie bei der Rückkehr zum erstern, ganz wie ein aufmerk- samer Reisender in fremden Ländern bei seiner Heimkehr, Vieles in einem ganz andern und hellern Lichte, als zuvor. Botaniska Notiser, 1841, No. 6. In den ältesten Zeiten, in denen das Fabrikwesen noch. unbekannt war, bildeten die Gelehrten keine Namen, sondern nahmen die der Volkssprache auf oder führten die Dinge auch ohne eigentliche Namen an. Hieraus erhellt, warum allen Pflanzennamen der alten Zeit, in welcher man in der Natur lebte (das Hirtenleben das Heiligste) und sie vergötterte, Naturpoesie zum Grunde liegt; sie sind lebende Metaphern. Jeder einzelne Name dagegen aus dem Mittelalter, in welchem man sich von der Natur losriss (das Klosterleben das Heiligste) und sie taufte, hat wieder eine religiöse Beziehung; sie sind lebende Sy m- bole. In neueren Zeiten, in denen man sich von der Kirche frei zu machen und die Natur zu beherrschen suchte (weltliche Macht und bürgerliche Handthierungen das Einflussreichste), gab mat ihnen die Namen wiederum meistens nach ihrem Nutzen und äussern Ansehen; sie sind eine Art von Aushängeschildern — und in unseren ’l'agen, in welchen man sich von allen Fesseln zu befreien sucht und am liebsten sieh selbst vergöttert (Geist und "Talente das Heiligste) verewigen (?) die Botaniker sich und ihrer Freunde 3 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 15 für das Auffassen der Behandlung der Wissenschaft im allge- meinen ist, können wir durch ein sehr populäres Beispiel erläu- tern. Man wundert sich gewöhnlich, dass die Griechen und Römer, eine grosse Anzahl exotischer mitgerechnet, kaum 500 Pflanzenarten kannten, obgleich eine viel grössere Anzahl in ihrer nächsten Umgebung jährlich blüht, und berechnet die grö- sseren Fortschritte unserer Zeit danach, dass wir jetzt die Na- men von mehren besitzen, als wir beinahe zählen können; aber die Alten kannten wirklich weit mehre (unsere Zeit dagegen kennt unläugbar weit wenigere, als auf dem Papiere stehen) denn jene ‚„‚numerosa slirpium , graminum, muscorum genera“ wurden mit Fleiss übersehen, wie ganze Classen namenloser Sklaven, welche eben so wenig Anspruch auf die Wissenschaft zu machen hätten, wie die niedrigsten Volksclassen auf bürger- liche Rechte. Man bemerkte nur das, was zum Gebrauche diente (wir glauben, dass der Materialismus in der alten Zeit wenigstens crasser war, als in der unsrigen), im Mittelalter wurde dasjenige hinzugefügt, in welchem man höhere Ideen symbolisirt glaubte, und erst in neueren Zeiten begann das Su: chen in der Natur aus rein wissenschaftlichem Interesse. Indem sonach in unseren Tagen der geringsten Alge, dem kleinsten Moose im Systeme derselbe Rang und dieselbe Wichtigkeit, wie der Sonnenblume und der Palme, beigelegt wird, sehen wir da- rin einen Ausdruck der Persönlichkeitsidee der neuern Zeit*). Das genannte Änerkennen jedes individuellen Werthes für sich ist freilich sehr richtig (man sollte sagen christlich); aber in den neuesten Pflanzensystemen bekommt man auch zu Namen in der Schöpfung. In allen diesen Richtungen liegt eine Wahrheit, etwas Gutes, aber auch in allen eine Abgötterei, welche die alte Welt mit der Natur, das Mittelalter mit der Religion, die neuere Zeit mit der Macht und dem Gelde trieben und die neueste Zeit mit sich selbst treibt. *) Hierbei ist jedoch zu bemerken nöthig, dass es die Wissenschaften sind, von welchen die veränderten Ansichten in den Zeitgeist aus- gehen , und nicht umgekehrt, obgieich der letztere sie stärker in Anwendung bringt. So waren z.B, die Ideen der französischen Revo- lution lange von den Gelehrten vorbereitet, ehe das Volk sie ahnete — und nicht schwer ist es einzuschen, worin bei den Wissenschaften die Gründe zudem Streben unserer Zeit liegen. Da aber in der neuesten Zeit Alles sich so rasch entwickelt, so geschieht es oft, dass der Zeitgeist erst dazu gelangt, sich das zuzueignen, was in der Wissenschaft schon etwas vergangen ist. So weit ein Zeitgeist auf wissenschaftlichen Wahrheiten ruht, kann er nicht falsch ge- »aannt werden; aber bisher wenigstens scheint er alle solche ein- - seitig angewandt zu haben, 16 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. sehen, wie dessen einseitige, abstracte Auffassung zu den am meisten nach oben und unten gerichteten Verhältnissen leitet, wie zu dem in ihnen allen gehuldigten Grundsatze, dass man überall von dem Unvollkommensten ausgehen, dass man das Niedrigste zu vorderst stellen müsse, dass auf das Zufälligste in der Schlusssumme eben so viel Gewicht zu legen sei, wie auf das Typischeste und Herrschendste u. s. w. Je mehr wir in den Quellen der Wissenschaft forschen, desto mehr lernen wir auch einsehen, dass unsere Väter verarbeitet und gewusst haben, obgleich ihnen oft das Wort fehlte, welches die Sache zu einem bestimmten Begriffe feststellt; der Gedankenreich- thum kämpft mit der Wortarmuth; auch hierin hat der Zeitgeist eine merkliche Aenderung erlitten. Wir lernen daraus ferner die srosse Wahrheit, dass, so oft die Wissenschaft verkünstelt und stagnirend ward durch Sophismus, Sceptieismus, Formalismus und alle Arten von ismen, oder durch innere Streite verwilderte (wo beim Endurtheile beide Theile verlieren), sie stets auf’s neue in die Schule der Natur gehen und mit ihrem Een Alphabet anfangen musste. Gerade in dem Zurückführen zu diesem Tifashei liegt das wirklich Grosse in Linne’s Reform‘, welcher weder von einer überlegenen Gelehrsamkeit ausging (denn in dieser steht er Haller und mehren seiner Vorgänger nach), noch von vielen grossen, meistens zufälligen, Entdeckungen (denn darin steht er Vielen nach); Linne’s Reform lag als Embryo voll ausgebil- det in der Seele des jungen Studenten Carolus Linnaeus, wel- cher noch keine materielle Entdeckung gemacht hatte. Gerade die Einfachheit m Linne’s Reform macht es, dass so Viele ihre grosse Wichtigkeit nicht einsehen können. Linne war weit weniger ein schaffender,, als ein ordnender Geist, ein Sonn- tagskind der Natur, welches mit klarem Blicke in dem Gewim- mel der Meinungen stets das Einfachste, das Natürlichste, folg- lich auch das Wahrste traf. Daher jene naive, bestimmte, pe- riodenlose Sprache, ohne Pomp und Staat, ohne einen Schatten von Anspruch auf Tiefsinnigkeit, so dass ein Kind seine Mei- nung fassen kann, Wenige aber deren Tiefe einsehen; es ist der Natur eigenes Bild, gesehen im Spiegel der Sprache. Wäre Linne bloss der Urheber einer neuen Schule — könnte Linne, ohne dass sein Name gemissbraucht würde, wie der Jesuitismus durch Missbrauch eines noch höhern den seinigen erhielt, jemals der Koryphäus nur für eine Partei von Naturhistorikern werden, so würde seine Ehre zweideutig seyn; nun aber kann keine Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 17 Geschichte der Gelehrsamkeit eine so ‚‚vere catholica“*) Re- form, wie die Linneische, aufweisen; nun giebt es an dem Tage, welcher ist und kommen wird, keinen !Botaniker, der nicht willig die Linneischen Grundwahrheiten erkennte (die gehässigsten Feinde Linne’s, z.B. Heister, Crantz, Me- dicus, haben nicht gesucht, sie zu läugnen, sondern nur, sie zu schmälern), und dennoch waren sie vorher nicht klar ausge- sprochen**) oder angewandt, — und siehe! die Ehre ist wohl *) So betrachtete Linne sie auch selbst, und nannte die, welche an nicht die ganz und gar neue Nomenclatur derselben annahmen, Keizer. Löfling, Linne’s liebster Schüler, ging in spanische Dienste, mit Beibehaltung seiner Religion, und musste demnach dort eine beargwohnte Person seyn. Aber in 'Löfling’s, von - Linne herausgegebenen und Sr. Rechtgläubigsten Majestät, Ferdinand VI, dedieirten Reisebeschreibung versichert Linz e, „dass er wenigstens allen Irrgeistern in Fiora’s Reiche trotzen könne, dass Keiner ihn in diesem zum Ketzer machen werde. “ Hiermit wollen wir jedoch gar nicht läugnen, dass nicht Einzelne (so wie Mehre vor Luther’s Reformation) das geahnet und vorhergesagt hätten, was Linne ausführte, insbesondere Jun- gius; es war sogar das Zufälligere, als Linne’s Sexualsystem, von Burckhard, in dessen Epistola ad Leibnitzium, W olfen- büttel 1702, deutlich prophezeiht worden. Denn so müssen alle Ideen zuerst einzelner geahnet werden, oft in einem dunkeln Be- wusstseyn sich. vereinigen, ehe sie klar zu Tage treten; so bilden sich die Gewölke aus dem Nebel und ballen sich zusammen, ehe sie den Blitzstrahl erzeugen; aber man erinnere sich hierbei nur, dass diese Nebel zuerst aus den Dünsten der Erde, und so auch die höheren Ideen ursprünglich aus der Welt der niedern Erfahrung hervorstiegen, Die Ehre fällt demjenigen zu, welcher sie zuerst realisirt! — Aber wir bestreiten es durchaus, dass Linne von den genannten Schrifststellern seine Ideen entlehnt habe; denn erst wenige Jahre vor seinem 'lode, wo seine Schriftstellerbahn zu Ende gelaufen war, bekam er Jungtius’s köchst merkwürdige Isagoge Phytoscopica, Hamb. 1679, nie aber wahrscheiniich urckhard’s Epistola, zu sehen. Jungius, welcher in Lü- beck 1587 geboren war und als Rector der Schule zu Hamburg 4657 starb, sab selbst ein, dass ihn bei der Mitwelt das Loos der Kassandra erwarlete; erst lange nach seinem Tode wurden seine nachgelassenen Manuscripte herausgegeben ; aber auch dann wurden sie nicht berücksichtigt, sondern wurden Maculatur, so dass Jun- gius?’s Schriften zu den allerseltensten in der botanischen Littera- tur gehören. Und als seine Ideen von Linne dargelegt wurden, da war es ein elektrischer Stoss, welcher eine ganze Mitwelt zu einem klaren Bewusstseyn erweckte; denn nun war die Zeit reif zur Reform; die T’ournefortische Periode war ein ganz noth- wendiges Mittelglied zwischen der Bauhinischen und Linne- ischen. Die Tournefortische Schule erhob auch die Sexua- litätstheorie zur vollen Gewissheit, und eher, als dies geschah, konnte ja auch kein System darauf erbaut werden; aber so wie dieser wichtige biologische Act gerade das war, womit sich die Zeit bei Linne’s Auftreten am meisten beschäftigte, so trug dies nicht wenig zum Siege des Sexualsystems bei. 2 18 Grundzüge von Aristoteless Pflanzenlehre. die grösste, für alle Zeit der Polarstern zu seyn für die ganze Wissenschaft. Es ist hier nicht der Ort, die Bedeutung des Linneischen Sexualsystems zu entwickeln, dieses unum- gänglichen Stadiums für die Ausbildung der Systematik, welche gerade das Problem der Zeit war. Schon vor Linne hatte man, ermüdet durch die unförmlichen Versuche*) zu einem na- türlichen Systeme, ungeachtet aller erneuerten Proteste des al- ten Catonischen Rajus, der äussern Ordnung wegen sich wil- lig dem Despotismus der künstlichen Systeme ”**) unterworfen, so wie es in der politischen Welt nach lange dauernder Anarchie geschieht — und da Linne mit seiner klaren, bestimmten Lo- gik diese zeitgemässe Richtung mit der grössten Kraft und Con- sequenz verfolgte, musste es das herrschende werden, wie es zugleich dadurch das geistreichste und zu seinem Zwecke brauchbarste war. Nachdem nun diese, wenn man will, einsei- tige Richtung auf ihre äusserste Höhe getrieben worden war, so hörte mit einem Male jedes fernere künstliche Systematisiren auf (nachdem es seine Aufgabe, die Formen auszubilden, ge- löst hatte), und man suchte mehr und mehr die Freiheit-der natürlichen Systeme wieder zu gewinnen, welches nun auch bis zu dem Grade geglückt ist, dass Einer der neuesten und aus- gezeichnetsten Bearbeiter eines solchen selbst erkennt, dass im Systeme (!) Alles willkührlich sei — und damit scheint diese Bahn bis zu Ende durchlaufen zu seyn. Linne sah auch ein, dass ein natürliches System nach ihm das Problem der folgenden Zeit werden müsste, und Linne’s Grösse beruht weit weniger auf seinem Sexualsysteme, als auf seiner klaren Einsicht in das vollendende natürliche System (das Problem einer künftigen Zeit), klarer bei ihm, als bei allen seinen Vor- gängern und fast auch seinen Nachfolgern, deren natürliche Sy- steme die einseitige Richtung der Zeit sind, welche mehr Rück- sicht nimmt auf materielle, als ideelle Ausbildung, mehr auf Charaktere, als Controllen, denn auf innere organische Einheit, Kraft und Leben ***). Linne sah es richtig voraus, dass dies *) Von Cäsalpin’s bis zu und mit Ray’s Versuchen. ##) Rivin’s, Hermann’s und zum hauptsächlichen Theile Tour- nefort’s. ###) Wir müssen uns auf’s kräftigste gegen den Verdacht verwahren, als ob wir desswegen den Scharfsinn, die edlen Bemühungen, welche auf jene verwendet, die unermesslichen Schätze, die durch sie erworben worden sind, nicht dankbar erkennten, würdigten und bewunderten. Ein einseitiges natürliches System war noth- wendig ein Problem jener Zeit, welche auf die Lösung des einsei- Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 19 Streben, obgleich es in seiner Zeit nicht so offenbar war, sich erst auf’s höchste geltend machen würde, nannte solche Consti- tutionen für das Pflanzenreich eine Campana sine pistillo, und verglich den Versuch, durch blosse Abstraction ein System der Natur zu bilden, mit der Quadratura circuli. Und gerade darin, dass Linne selbst ein natürliches System als höchstes Ziel der Wissenschaft angiebt, aber doch ein solches nicht selbst aufstellt, erkennt man den Fürsten der Wissenschaft, welcher sich nicht mit einem solchen compromittiren wollte, welches kein vollendetes, für alle Zeiten geltendes, werden konnte, son- dern in einer zukünftigen Zeit nur ein kümmerliches Parteien- banner geworden seyn würde; diejenigen, deren Stellung zur Wissenschaft ihnen nicht denselben Anspruch an Vollendung gab, konnten ihre Kräfte daran versuchen. Aber nie würde Linne auch von seiner Mitwelt so schnell und einmüthig*) sehuldigt worden seyn, wenn er nicht deren eigner Sohn gewe- sen wäre, d. h. zuerst deren nächste Bedürfnisse befriedigt und, was die Besten derselben dunkel ahneten und fühlten, klar aus- gesprochen hätte. Und dass Schweden, welches früher an der Ausbildung der Wissenschaft nicht Theil genommen hatte, die Ehre vorbehalten blieb, diesen Mann ın seinem Schoosse zu hesen, dürfte von denen, welche der &ewohnheit, der Den- kungsart der Zeit, und des Auctoritätenglaubens nicht bloss nie- derdrückende, sondern auch verblendende Macht kennen , zum nicht geringen Theile dem Umstande zugeschrieben werden, dass der starke Natursohn dort frei von jenen Fesseln aufwuchs. tig künstlichen folgte, ein eben so nothwendiges Stadium in der - Ausbildung der Systematik, wie das des vegelativen Systems für die der Blume, — wie es gerade der grösste Fehler der Zeit war, wenn sie es verkannte oder versäumte. Aber unrecht ist es im- mer, das Ziel seiner Zeit als das höchste für alle Zeiten zu betrachten ; sonderhar, dass man es noeh nicht allgemein einge- sehen hat, dass die Hoffnung aller Zeiten, endlich das Höchste oder den Stein der Weisen gefunden zu haben, eitel ist. Als Naturhistoriker zugleieh Optimisten verdammen wir Nichts, mit Ausnahme alles dessen, was vorsätzliche Falschheit, wissentliche Lüge oder der Uebermuth ist, welcher Alles verwirft, was nicht seine Weise ist, zu sehen. Wir fehlen in vielen Stücken Alle, aber vor dem Richterstuhle der ewigen Wahrheit hoffen wir, dass kein redliches Suchen verdammt werden werde, *) Es waren nur einige Aeltere mit schon befestigtem Ansehn, als Haller, Dillenius, welche glaubten, ihre Ehre erforderte es, dass sie nicht in Allem den neuen Formen huldigten, ohne sie desshalb gerade zu verwerfen — welche lieber mit dem alten Kettil lebendig in’s Grab stiegen, als sich in die nene Zeit schickten. 2# 20, Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. Die obige Excursion in die Geschichte der Botanik hat zwar keinen nothwendigen Zusammenhang mit dem Zwecke dieser Abhandlung selbst; aber sie ist doch von demselben veranlasst worden. Ueber Aristoteles selbst können wir uns desto kür- zer aussprechen, da wir über einen so erschöpften Gegenstand schwerlich etwas Neues sagen können. Gewöhnlich übergeht man ihn jedoch ganz in der Geschichte der Botanik und beginnt diese mit Theophrastus Eresius; aber der Lehrling steht nicht über dem Meister; desswegen muss man noch um einen Schritt zurückgehen, — zu dem Gründer der Naturgeschichte, Aristoteles. Wir wissen freilich, dass er bei einigen Natur- forschern übel angeschrieben ist; aber unläugbar wird er bestän- dig einen hohen Platz unter den grössten Geistern der Wissen- schaften einnehmen ; wir halten es für Pflicht, ihm sein Recht zu verschaffen zu suchen. Den Vorrath des ganzen Wissens um- fassend, welcher schon zu seiner Zeit bedeutend, aber ein chao- tisches Gemisch von deren gesonderten Elementen war, ordnete er diese nach bestimmten Disciplinen, hauchte in sie einen le- bendigen Geist ein und erhob die meisten auf eine Höhe, welche ein Jahrtausend nicht zu übersteigen vermochte. Die neuere Philosophie erkennt in ihm ihren Meister, die Naturgeschichte muss in ihm allezeit ihren Vater verehren. Vielleicht werden durch diesen Vereinigungspunct diese beiden aristokratischen Brüder des Forschens, welche sich im Streit um das reiche Erbe gehasst und verketzert haben, wiederum versöhnt werden kön- nen, wie sie beide in Eintracht zusammen im Vaterhause, Ari- stoteles’s grosser Seele, wohnten. Aristoteles übertriflt alle nachfolgenden Naturforscher an philosophischem Scharfsinn, alle Philosophen an tiefer, Alles umfassender, durch eigene Forschung erworbener, naturgeschichtlicher Kenntniss, welches dasjenige ist, was ihn zu einer so merkwürdigen Ausnahme von den übrigen älteren Schriftstellern macht. Möge man sich von keiner Seite wegen grösserer, ohne eigne Mühe gesammelter mate- rieller Schätze, erworben. durch zweier Jahrtausende Fleiss, über- heben. Erinnere man sich, dass Aristoteles vielleicht der Erste war, welcher die Wichtigkeit des Beobachtens einsah, dass er, ohne alle Instrumente und äussere Hülfsmittel unserer Zeit, mit dem Blicke des Scharfsinns die vorbeischiessenden ‘ Phänomene im Fluge erfassen musste (und wie viele grosse Wahrheiten hat er nicht ausgesprochen, die erst in neueren Zei- ten eingesehen und für neue, wichtige Entdeckungen ausgege- ben wurden); dass er die für alle Zeiten geltende, aber auch in allen Zeiten von Rationalismus und Sensualismus bestrittene Grundzüge vom Aristoteles’s Pflanzenlehre. 21 Bahn für wissenschaftliche Naturforschung bezeichnete, nämlich, dass die Erfahrung der äusseren Sinne die Materie der Kennt- niss liefere, dass aber diese von der Vernunft beherrscht wer- den müsse, ehe sie Eintritt in die Wissenschaft bekomme. Selbst am meisten mit dem Feststellen der speculativen Lehren beschäftigt, welches auch zuerst nothwendig war, damit das wissenschaftliche Schlachtfeld von jeder Art von Marodeurs (Sophisten, Skeptikern, Sensualisten) gereinigt würde, warnt er doch gegen das Operiren mit Denkformen, als wirklichen Factis, — und wenn er auch für uns, in unsren Tagen, diesen Grundsatz nicht allezeit selbst befolgt zu haben scheint, so mö- gen wir uns erinnern, dass er von solchen Sätzen, z. B. rück- sichtlich der Bewegung der Himmelskörper, ausging, welche zu der Zeit als Axiome betrachtet wurden — dass die Worte von ihm oft in einem ganz andern Sinn aufgefasst worden sind, als in welehem wir die entsprechenden nehmen, mit denen wir sie wiedergeben müssen. Daneben aber war er unaufhörlich be- schäftigt mit naturgeschichtlichen Untersuchungen, fing er seine Bildungsbahn mit botanischen Excursionen an*) und hatte zum Ankaufe von Naturalien für sein Privatmuseum grössere Ein- künfte, als alle europäische Museen jetziger Zeit zusammenge- nommen. Ausserdem hatte Alexander allen Satrapen in sei- nem neugeschaffenen Reiche befohlen, an Aristoteles alle seltenen Naturerzeugnisse einzusenden, welches Alles desswegen bemerkt wird, weil einige rein empirische Naturforscher bei ihm meistens nur das Spiel eines reichen Geistes („speciosa ratio- cinia,‘“ Sprengel,) haben sehen wollen und einige Schilderer der Schicksale der Botanik ganz vornehm, bloss im Vorbeige- hen, seinen Namen fast wie den eines Usurpators wissenschaft- licher Würde nennen. Die bestimmt entgegengesetzte Richtung, welche in den biologischen und physischen Naturwissenschaften liegt, macht es kaum möglich, dass Jemand in beiden ausgezeichnet seyn könne; ja, wir finden es beinahe nothwendig, dass die einseitig Gebildeten in beiden Verachtung gegen ihre gegenseitigen Wis- senschaften hegen müssen. Der Biologe kann in den physischen nur einen todten, seelenlosen Mechanismus, ohne alles höhere Leben und alle höhere Freiheit finden, der Physiker wiederum in *) Wie man angiebt soll er, ehe er Plato’s Zuhörer ward, Apo- theker gewesen seyn, und Epikur nennt ihn einen Dapyaxon ins. Athenäus zufolge. Von dieser Menschenclasse, wie auch von den Rhizotomen, hat Aristoteles viele empirische Kenntnisse über Naturerzeugnisse eingeholt. 22 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. den biologischen nur ein Meer von unbestimmten Phänomenen, welche auf keinen genauen und streng beweislichen Gesetzen beruhen. Obgleich eine Kälte des Verstandes sich durch alle Schriften des Aristoteles zieht, so war doch die Mathematik seine schwache Seite, und seine Physica ist unläugbar seine am wenigsten vollendete Arbeit; und dennoch war es besonders diese, welche im Mittelalter ein kanonisches Ansehen gewann. Solchergestalt war sie freilich für den Fortschritt der Wissen- schaft schädlich, und Niemand kann es desshalb dem Galilei verdenken, wenn er bei jeder Gelegenheit ihre schwachen Sei- ten hervorzieht, ja sie sogar zum Gegenstande des Spottes macht; Aristoteles steht seit der Zeit bei den Physikern in üblem Rufe. Da man nunmehr nichts Nachtheiliges von sei ner Auctorität zu befürchten hat, so muss man nicht unterlas- sen, zu erkennen, dass er dennoch weit über seinem Zeitalter stand und fast noch jetzt ohne Gleichen in seiner weit umfas- senden Thätigkeit da steht, dass er die Nothwendigkeit der Er- fahrung, und dass, 'so weit es möglich sei, die Natur befragt werden müsse, einsah, so dass E pikur ihn mit dem Vorwurfe der Mikrologie belastet; aber nicht in eines Mannes Vermögen lag es, alle Erfahrung zu erschöpfen, da man zumal in seiner Zeit weder die Begriffe, noch die Instrumente zum Anstellen richtiger physischer Beobachtung hatte. Es ist weniger Ari- stoteles’s Fehler, dass er eine fehlerhafte Physik schrieb, als dass er überall eine solche schrieb. Was seine getadelte Methode betrifit, so erinnere man sich, dass er sich derjenigen seiner Zeit, wie deren Sprache, bedienen musste, wenn er ver> standen werden wollte. Wir behaupten zwar nicht, dass Ari- stoteles ein überwiegendes Verdienst um die Physik habe, wenn nicht das, noch ausschweifenderen kosmologischen Träu- men eine Gränze gesetzt zu haben; aber wir behaupten, dass Niemand in unserer Zeit Ehre damit einlegt, wenn er sich zum Ritter an Aristoteles’s Missgriffen darin aufwirft. Desto kolossaler ragt Aristoteles als Biolog oder Natur- historiker hervor. Berücksichtigt man, was er ohne alle Vorgän- ger für die Zoologie gethan hat, so scheint Das allein eines Mannes Kräfte zu ‚übersteigen — allein mehr als hinreichend, seinem Namen Unsterblichkeit zuzusichern ; aber derselbe Geist umfasste zugleich beinahe alle Zweige menschliches Wissens, Er erschaut und entdeckt nicht allein des Lebens höchste Phä- nomene, sondern dringt auch mit einer bewundernswürdigen Sach- kenntniss in das Specielle ein, welches der rechte Prüfstein des Werthes der ersteren ist. Dies Zeugniss Späterer kann nicht / ns Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 23 verworfen werden, da generelle Ansichten fast immer nach Sym pathien und Antipathien beurtheilt werden und desshalb gerade die Losung aller Parteienanhänger sind”). Es giebt mehre Wege, und alles ehrliche Suchen muss zu demselben Ziele führen. Wie eng schliessen sich nicht Aristoteles’s systematische Ansichten in der Zoologie an die neuesten? — Aristoteles’s eigene Schriften über die Pflanzenlehre **) sind verloren gegan- gen; das untergeschobene Werk, welches seinen Namen trägt, ist dieser Ehre durchaus unwürdig. Die Resultate seiner spe- ciellen Forschungen ***) sind zwar von Theophrastus Ere- sius, dem Erben seiner Schriften und Sammlungen, aufgenom- men worden; aber was nicht mit vererbt wurde, war Aristo- leles’s Geist. Desswegen ist es wichtig, das abzusondern, was Aristoteles wirklich angehört, zumal da sich in seinen übrigen nachgebliebenen Schriften mehre zerstreute Züge finden, welche, geordnet, eine Uebersicht seiner Pflanzenlehre liefern können. Wir haben uns dieser stets mit besonderer Vorliebe hingegeben, für das Systema orbis vegetabilis derselben mehre Grundwahrheiten entnommen, in den Fundamenta Lichenolo- giae aus Aristoteles’s Grundsätzen die Farbenlehre, der Kryptogamen entwickelt. Es war uns desshalb eine besondere Freude, durch unsern edlen Freund, den Professor Wimmer, Rector am Gymnasium zu Breslau, eben so ausgezeichnet als Botaniker, wie als Philologe,, alle Aristotelischen, auf die Pflan- zen Bezug habenden Sätze gesammelt und in einem kritisch be- leuchteten Texte, zu erhalten, wodurch uns mehre Stellen erst klar geworden sind — und wir haben geglaubt, unserm, wenn auch kleinen, botanischen Publieum ein Vergnügen zu "bereiten, wenn wir nach Wimmer’s Bearbeitung die Grundzüge von *) Dadurch wird es so leicht, nach subjecliivem Gutdünken das ausge- zeichnetiste Verdienst herabzusetzen, das unbedeutendste zu erhe- ben; aber nach der Frucht wird man den Baum beurtheilen. Ist jene gut, so verwerfe man den Baum nicht, ward er gleich nicht in der eignen Baumschule erzogen. Ueber das Specielle oder die arben vermag die Welt zu urtheilen, über die Beweg sgründe urtheilt Gott allein. **+) Theoria vegetabilium in 2 Büchern (Hist. Anim. V, 1), und in Brev. Vitae, c. 6, verspricht er ein ausführliches Werk über die Pflauzen. Von Diogenes Laertius und von Athenäus werden diese Werke auck. citirt, *#*) Die zerstreuten Züge derselben, welche in Arzistoteles’s übri- gen Schriften vorkommen, sind allzu fragmentarisch und werden desshalb hier übergangen — sie werden am besten in Verbindung mit Theophrastus abgehandelt. 24 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. . Aristoteles’s Pflanzenlehre in einem Abrisse darlegten. Eine eigentliche Uebersetzung haben wir nicht geglaubt wagen zu dürfen, sondern wir verweisen diejenigen, welche eine vollstän- digere Kenntniss wünschen, an Aristoteles selbst. Wer des- selben gedankenschwere Sprache, seine speciöse Deduetion, kennt, sieht leicht die Schwierigkeiten, welchen ein solches Vornehmen begegnet, wie auch die Unmöglichkeit, ein, in neue ren Sprachen den Geist der hingeschwundenen Zeit wiederzuge ben, welcher nur in den Originalwerken ihrer Meister fortlebt. Jeder, welcher sie in der Grundsprache studiren kann, findet daher in dieser allemal mehr, und oft einen ganz andern Geist, als bei den neueren Epitomatoren. Die aber, welche nicht zum voraus Aristoteles’s reichen Gehalt (der noch wichtiger für die Zoologie ist, theils weil Aristoteles’sSchriften über diese in Erhaltung geblieben sind, theils weil man für sie keinen Com- mentator hat, welcher dem Theophrastus entspräche,) ken- nen, werden sich in jedem Falle über seinen Seherblick verwun- dern; man fühlt sich oft versucht, Vieles für den Göttertraum eines Geistes zu erklären, welcher mehr ahnet und einsieht, als er wirklich sah und erfuhr. Aber zwischen diesem und den Hypothesen der Prosa liegt eine himmelweite Kluft. Entschuldigungen dafür anzuführen, dass Aristoteles’s Begriffe von den Elementen, dem Nahrungsprocesse u. s. m. mit den jetzt herrschenden nicht übereinstimmen, möchten wir als unpassend betrachten. Bemerkenswerther ist wohl eme Menge von scharfsinnigen Bemerkungen , welche erst in den neuesten Zeiten allgemein anerkannt worden sind. Dass sie von einer tiefen, klarsehenden Naturbetrachtung ausgingen, lässt sich wohl nicht bestreiten. Aber sie war mehr eine Naturforschung im Grossen, als die gewöhnliche im |Kleinen. Jede hat ihren Werth für sich, wenn bloss die Erstere ihren empirischen An- haltpunct nicht aus den Augen setzt, die Letztere sich nicht in das ganz Unbedeutende und Zufällige verliert. Die Erstere ist Blitz in der Nacht; entzündet dieser aber nicht das Specielle, so erlischt er bald und bleibt nur in einer dunkeln Erinnerung. Die Aristotelische Naturforschung leitete zu so geringer Nachfolge, weil sie keine hinreichende specielle Basis hatte, um auf dieser zu ruhen; durch eine solche kann man auch nur den wirklichen Blitzstrahl von anderen Meteoren unterscheiden. Alles Wahre, welches in jener enthalten ist, musste demnach von der demüthigen Forschung von neuem entdeckt werden, ehe es zur naturgeschichtlichen Wahrheit ward. Nur der grossar- tigern Naturbetrachtung huldigen würde den Grund zu einem Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 25 der Forschung feindlichen Dogmatismus legen - Nichts desto weniger bleibt Aristoteles beständig in der Welt der Wis- senschaften , was sein königlicher Zögling, dem Aeussern zuge- wandt, für die politische war. Der Erstere bezwang die ringsum am festesten angesiedelten geistigen Mächte seiner Zeit, der Letztere besiegte deren mächtigste weltliche Gewalten. Bald zersplitterte aber Alexander’s grosses Reich; sein Gedächt- niss bleibt nur das eines grossen Cometen am politischen Himmel; Aristoteles’s kleines Reich dagegen besteht noch nach zwei Jahrtausenden, und obgleich es seine Zelte seitdem über unermessliche Räume ausgebreitet hat und unzählige neue Sterne während der Nacht vergangener Jahrhunderte aufgegan- gen sind, bleibt sein Name für alle Zeit am Himmel der Litte- ratur ein unverdunkeltes Sternbild. Grundzüge der Pflanzenlehre nach Aristoteles. I. Ueber das Leben der Pflanzen im allgemeinen und verglichen mit dem der Thiere. 1. Die Pflanzen sind aus einfacheren Elementen zusammen- gesetzte, aber durch ein inneres Prineip, welches der Grund von aller ihrer Verschiedenheit, allen ihren Veränderungen ist, her- ‚ vorgebrachte Naturerzeugnisse. Von Allem, was auf diese Weise ernährt wird, erwächst und vergeht, sagt man, es lebe; sonach haben die Gewächse auch Leben. Das Princip alles Lebens nennt man Seele (7,77), welche so innig mit dem Körper ver- bunden ist, dass dessen Form ein Abdruck des Wesens der Seele ist. Die Seele ist in den Naturerzeugnissen das eigent- lich Wesentliche, der Grund von ihrem Daseyn und ihrer Thä- tigkeit (Lebensäusserungen), ihr Bewegungsprincip. Die Bewe- gung ist untrennbar von der Thätigkeit der Seele, und die Be- stimmung der sämmtlichen Naturerzeugnisse ist die, dass sie Werkzeuge des Lebens seien. (Vgl. Aristoteles, Anim., II, 1, 2, und Phys., I, HI, Anfang.) 2. Der Stufen des Lebens giebt es mehre, theils höhere, theils niedrere.. So sagt man, es lebe, schon von demjenigen, welches bloss eine einzige, einfache Bewegung in Begleitung von Wachsthum und Untergang zeigt, eben sowohl, wie von den Naturerzeugnissen, welche, durch eine vollkommnere Ausbildung ausgezeichnet, eine mannichfaltige Bewegung und Lebensäusse- rung, als Gefühl, Begehren, Denkvermögen, den Ausdruck eines höhern Lebens zeigen, welches sich der Natur der Göttlichkeit 26 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. nähert (Arist. Anim., IL, 2, 3.). :Aber von denen der unorga- nischen Natur an bis zu den höchsten hinauf bilden alle Natur- erzeugnisse eine zusammenhangende Kette, so dass die Gränze und die Trennpunkte zwischen den auf den Uebergängen stehen- den undeutlich sind. Unter den Meererzeugnissen giebt es mehre, von welchen es zweifelhaft ist, zu welchem Naturreiche sie am eigentlichsten gehören (Part. Animal, IV, 5. Hist. Animal., VI, 1.) 3. Alles, was in der Natur geschieht, geschieht zu einem bestimmten Zwecke. Die Natur ist sowohl formell, als materiell Das Formelle ist ihr Zweck, dasjenige, um dessentwillen alles Uebrige geschieht. Der Zweck der Pflanzen ist hauptsächlich, Früchte und Samen, die Mittel zur Fortpflanzung, hervorzubrin- gen, und der des Samens ist, dass die Naturerzeugnisse be- stehen können. (Arist. Phys., IL, 8. Gen. Anim., I, 4.) 4. Das Göttliche ıst die wirkende Ursache alles Bessern, welches geschieht. Besser ist es, geboren zu werden und zu - leben, als nicht geboren zu werden und nicht zu leben. Alles sucht daher sein Bestehen zu sichern und ewig, unvergänglich, zu werden, weil es sich der göttlichen Natur zu nähern sucht. (Anim., II, 4.) Da jedoch das Einzelne und Individuelle in der Sinneswelt nicht ewig fortdauern kann, so muss dies dadurch geschehen, dass die Gattung sich erhält. Deren Bestehen ist der Zweck der Fortpflanzung; dass aus jeder Pflanze eine an- dere von derselben Art entstehen möge, ist ihre Bestimmung. Desshalb ist die Erzeugung das erste und allgemeinste Prineip des Lebens. (Gen. Anim., II, 1. Polit., I, 2.) 5. Wie die Seele des Lebens Grundursache,, so ist ihre Er- zeusung das Erste von Allem. Die bildende Seele ist zugleich die vegetative, das Princip des Ernährens und Wachsens. Die erste Bewegung des Lebens ist auch der erste Anfang von sei- nem Zunehmen und Untergange, welche durch einen innern un- trennbaren Zusammenhang vereinigt sind. (Anim., IL, 1, 4.) Alles, was wächst, muss ernährt werden, und Nichts wird er- nährt, was nicht Leben hat. Die Ernährung ist demnach eine unumgängliche Bedingung für die Thätigkeit des Lebens, für die Erhaltung aller seiner Eigenschaften. Seine Erhaltung wird durch die Fortpflanzung vermittelt, welche des Pflanzenlebens Bestimmung ist, und somit ist es dieselbe Kraft, welche die Ernährung sowohl, !als die Fortpflanzung der Pflanzen bewirkt. Die nährende und die erzeugende Seele (die Lebenskraft) sind also ein und dieselbe; sie ist das Gemeinschaftliche in allem Lebenden; aber sie kann für sich, getrennt von der sensitiven Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 27 Seele, bestehen ‚. welches gerade das Verhalten bei der Seele der Pflanzen ist. (Anim., II, 4, u. a. m. St.) 6. Das zweite Prineip der Seele oder das Sensitive, durch welches die Naturerzeugnisse mittels des Gefühls die Beschaffen- heiten der Dinge vernehmen und vermöge dessen sie Einiges begehren und Anderes meiden, kommt nur den Thieren zu; den Pflanzen mangelt es. Der Unterschied zwischen Thieren und Pflanzen ist sonach der, dass die Thiere Sensibilität besitzen, die Pflanzen nicht. Empfinden ist das Vermögen, Eindrücke von der Form der Dinge ohne Materie zu empfangen. Die Pflanzen leiden zwar von äusseren Dingen, als Wärme und Kälte; aber sie empfinden dennoch nicht, denn sie werden nur auf eine mechanische Weise affıcirt, indem Alles, was die Formen der Dinge wahrnehmen soll, selbst aus allem demjenigen zusam- mengesetzt seyn muss, was wahrgenommen werden soll. Die Pflanzen sind aber, verglichen mit den Thieren, einfache, erden- artige Wesen; desshalb besitzen sie kein anderes Gefühl, als das, was sich in den eimfachen, erdenartigen Bestandtheilen der Thiere, z. B. deren Haaren, findet. Nur das, was etwas be- gehrt und nach Solchem strebt, bewegt sich; denn ein innerer Trieb ist die Quelle aller Bewegung*). So kommt Bewegung nur demjenigen zu, welches Gefühl besitzt; denn wer nicht fühlt, kann nichts begehren. Die Pflanzen können sich dess- halb nicht selbst bewegen und auch keine Bewegungsorgane ha- ben; desshalb sind sie an der Erde festgewachsen , welche ihre eisne Wohnstätte ist. (Anim., IL, 12, 1, 9). 7. Derjenige Zustand des Körpers, welchen man das Wa- chen nennt, dessen Gegensatz der Schlaf ist, ist die Thätigkeit der sensitiven Seele; denn gerade daran erkennt man dei wa- chenden Zustand, dass er Empfindung mit sich führt. Den Pflanzen kommt weder Wachen, noch Schlaf, zu, denn sie em- pfinden nicht. Auch die Thiere haben während des Schlafs kein Gefühl und Bewusstseyn; das Leben der Gewächse ist dem der Thiere während eines beständigen Schlafes gleich. Die Leibesfrucht der Thiere, welche auf dem Uebergange zum Da- seyn und Leben steht, welche zwar das Empfindungsvermö- gen in der Anlage (in potestate), aber in keiner bemerkbaren Thätigkeit, besitzt, lebt auch dieses vegetabilische Leben; aber obgleich das Leben der Gewächse dem schlafenden Leben des Thieres gleicht, ist es doch kein wirklicher Schlaf; denn dieser *) Es ist wohl überflüssig, zu bemerken, dass das Wort Bewegung hier einen beschränktern Sinn hat, als nach unserm gewöhnli- chen Sprachgebrauche. 28 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. ist nur ein Gegensatz zu einem wachenden Zustande ; die Pflan- zen aber können nicht erwachen. (De Somno et Vigil., C.]. Gener. Anim., V, 1.) S. In jedem organischen Körper ist die Seele der Grund oder das Princip des Lebens; desshalb ist sie einzig und un- theilbar. Aber in der Anlage (in potentia) kann sie mehre ein- schliessen, und bei den Pflanzen können diese auf gewisse Weise unendlich viele genannt werden, die Pflanzen können nämlich, in mehre kleinere Theile getheilt, in jedem Theile Leben behalten, und jeder kann zu einem neuen, vollständigen Individuum ausgebil- det werden. Aus einem Baume, welcher als Individuum nureine Seele (ein gemeinschaftliches Lebensprincip) hat, kann eine un endliche Menge von Individuen entstehen. Die Ursache dieser sind die Knospen oder Glieder, welche sich an dem G&ewächse finden; solche aber kommen nicht an jedem beliebigen Puncte vor; so wie die niedrigsten Gliederthiere, auf dieselbe Weise zertheilt, neue Individuen hervorbringen. Auch ein Insect, wel- chem man Kopf und Hintertheil abgeschnitten hat, lebt in sei- nem mittlern Theile fort, welcher der Sitz des Herzens ist, aber nicht lange, da ihm die Organe zur Erhaltung des Lebens feh- len. Die Pflanzen dagegen haben Knospen, welche Vermittler zwischen Wurzel und Stamm sind, in welchen Embryone der vegetativen Seele schlummern, und daher können die Theile der Pflanze, welche jene erzeugen, zu neuen Individuen ausgebildet werden. Dasselbe, was wir an dem zertheilten Stamme gesche- hen sehen, geschieht beständig an dem ungetheilten durch neuen Zuwachs von neuen Zweigen und neuen Wurzeln, während dass andere verschwinden, wodurch die Pflanzen ein so unendlich langes Lehen bekommen. (Anim., II, 2. Ju. et Sen., c. 2. Vit. long. et br., c. 6.) 9. Die Elemente sind ein warmes, ein kaltes, ein festes und ein flüssiges, deren Verbindungen dem Feuer, der Luft, der Erde und dem Wasser entsprechen (diese hervorbringen). (@e- ner. et Int. II, 1, 2, 3.) Die einfache Genesis der Naturkörper geschieht durch Verbindung des trocknen und des nassen Elemen- tes, aus deren Theilen sie zusammengesetzt sind, und welche ihre passive Materie ausmachen; aber sie werden nach ‚ihren Qualitäten durch das warme und kalte bestimmt, welche active Kräfte sind. Das trockne Element ist das vorherrschende in der Erde, das nasse im Wasser. Da alle zusammengesetzte Körper aus Erde und Wasser bestehen, so liegt ihr materieller Unter- schied in deren verschiedenen Proportionen. Die Erde ist auch das Ueberwiegende von den Bestandtheilen der Pflanzen, indem Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 29 die Erde ihre Wohnstätte ist*). Wenige leben im Wasser. Darum saugen sie so leicht ihre Nahrung aus der Erde auf, weil sie aus gleichartigen Bestandtheilen mit ihr bestehen. (Me- teor. , IV, 1. Gen. Anim., III, 2.) 10. Aus den angegebenen Elementen bilden sich die ein- fachsten inneren (Elementar-) Organe der Pflanzen, welche gleichwohl unter einander in bestimmte, verschiedene Gebilde und zu verschiedenen Verrichtungen gesondert sind**). Aus diesen Elementarorganen werden nachher ihre verschiedenen äusseren T'heile, als Blätter, Rinde, Holz, Wurzeln, zusammen- gesetzt: (Meteor., IV, 10.) Die besonderen Theile der Pflan- zen sind Organe, von denen jedes seine bestimmten Verrich- tungen hat; es sind aber ihrer wenige, einfache, weil die Ver- richtungen der Pflanzen weder zahlreich, noch sehr complieirt sind, da das Pflanzenleben keinen andern Zweck hat, als Er- nährung und Fortpflanzung; ihrem Wachsthum an Grösse ist auch eine bestimmte Gränze gesetzt. Alle Organe für eigne Bewegung fehlen, weil die Pflanzen an der Erde festgewachsen sind, und weil sie kein Empfindungsvermögen besitzen. (Anim., II, 1. Part. Anim., II, 10. Physic., I, ec. 4, 7.) 1l. Alle Theile eines Naturkörpers hönnen nach ihrer Lage auf einen obern und einen untern Theil, eine rechte und eine linke, eine vordere und eine hintere, Seite zurückgeführt wer- den. Die Thiere, als die vollkommensten Naturerzeugnisse, be- sitzen diese sämmtlichen drei Dimensionen ausgebildet; aber die Pflanzen haben nur einen obern und einen untern Theil. Alles, was lebt, muss Bewegung haben, wenigstens nach zwei entge- ' gengesetzten Richtungen hin. Diese einfachste Bewegung ist der Wachsthum der Pflanzen (nach zwei entgegengesetzten Richtungen), die Thätigkeit der vegetativen Seele — und da die Pflanzen keine andere, als diese einzige zum Aufziehen der Nahrung besitzen, so findet sich bei ihnen bloss die erste der drei genannten Dimensionen. Die Anordnung der Organe nach einer rechten und linken Seite bei den vollkommneren Naturer- *) Empedokles hatte angenommen, die Pflanzen beständen aus Erde und Feuer und das letztere wäre die Ursache ihres Wach- sens nach oben, die erstere dagegen vou dem nach unten. Arist. Anim. II, 4. Nach Anaxagoras wäre die Erde ihre Mutter, die Sonne ihr Vater. **) Freilich richtig; aber zu dAristoteles’s Zeitahne Vergrösserungs- gläser nicht möglich, sie klar zu unterscheiden. Da Aristoteles sie nicht näher augiebt, so glauben wir, nach Theophrastus, erklären zu müssen, ‚dass dieselben das Fleisch (entsprechend dem Zellgewebe), die Fasern und die Venen seien. 30 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. | zeugnissen ist eine nothwendige Bedingung zu ihrer Bewegung, und die Anordnung nach einer Vorder- und Hinterseite ist noth- wendig zu ihrem Gefühls- oder Perceptionsvermögen, welches alle edelsten Organe concentrirt erheischt*). ( Coel., II, 2.) 12. Der Gegensatz zwischen einem obern und einem untern Theile ist der Grund der Länge. Da nun die Pflanzen bloss einen obern und einen untern Theil haben, so wachsen sie hauptsächlich nach der Länge. Der obere Theil der Pflanzen oder der, welcher die Nahrung einzieht, ist jedoch bei ihnen eigentlich der untere, und der untere Theil der Pflanzen oder der, welcher die Nahrungsstoffe (nach der Blume und dem Samen) absondert, wird zum obern, wenn man die Pflan- zen mit den höher ausgebildeten Thieren oder in Beziehung auf das Weltall vergleicht; das Obere ist nämlich oft ganz an- ders zufolge seiner Lage, und ganz anders zufolge seiner wirk- lichen Function. Bei den Naturerzeugnissen ist seiner Bedeu- tung nach dasjenige das Obere oder der Kopf, welches die Nahrung einnimmt,**) und das das Untere, welches dieselbe absondert. Daher ist die Wurzel eigentlich der Kopf der Pflan- zen, ihr oberer Theil, der Stengel, aber, als Vegetationsorgan der untere; denn die Pflanze ist in dieser Beziehung ein umge- kehrtes Thier. Dies steht in unzertrennlichem Zusammenhange mit ihrer Bestimmung, Nahrung aus der Erde zu entnehmen, wesswegen die Nahrungsorgane dieser zugekehrt seyn müssen. Das Vermittelnde zwischen dem obern und untern Theile, wel- ches dem Herzen bei den Thieren entspricht, sind die Knospen der Pflanzen, welche die Embryone zu neuen Pflanzenseelen in sich schliessen. (Anim. Ine., c. 4. Wit. long. et br., e. 6. Tu. et Senect., ce. 1. Anim., II, e.4. Phys., II, e.'8.) IL. Äussere Organe der Pflanzen und deren Bedeutung. 13. Die Wurzeln saugen die Nahrung aus der Erde auf und entsprechen solchergestalt dem Kopfe und dem Munde der Thiere. (S. oben.) Sie werden während des Keimens der *) Diese Erklärung ist zwar mehr speciös, als streng erweislich; aber als bemerkenswerth dürften wir daran zu erinnern haben, dass man bei den Pflanzen ein Rechts und Links nur bei denen unter- scheidet, welche einen sich schlängelnden (volubilis) Wuchs be- sitzen, da es denn bestimmt ist, dass dieser entweder nach rechts, oder nach links, gehe. *+) Schon früher von Empedokles angenommen, welcher die Blät- ter der Pflanzen mit den. Schuppen der Fische und den Haaren der (Säng-) Thiere u. s. w. verglich, - Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 31 Pflanze zuerst ausgebildet, und danach der Stengel. (Gen. Anim., II, c. 6.) Der erste Entwurf der Wurzel kann mit den Nahelgefässen eines Embryos verglichen werden; denn ein Em- bryo, welcher auch, wie die Pflanze, festgewachsen ist, zieht Nahrung aus dem Mutterleibe, wie die Wurzel aus der Erde. Die Wurzelzäserchen entsprechen vollkommen dem Darmgekröse mit dessen Fäserchen bei den Thieren; denn die Erde ist für die Pflanze ganz dasselbe, was für das Thhier die in jenem ein geschlossenen Nahrungsstoffe sind. (Gen. Anim., II, ce. 4. Part. Anim., IV, ce. 4.) bei mehrjährigen oder baumartigen Pflanzen sterben gewisse-Theile ab, und neue erzeugen sich an ihrer Stelle. (Wit. long. et brev., c, 6.) 14. Die Stengel sind eigentlich der untere Theil der Pflanzen, indem sie Absonderungsorgane für die Blume und den Samen sind. Sie sind langgestreckt und rund, weil die Bewe- sung der Pflanzen einfach (der Wachsthum geschieht nur nach einer Richtung), nicht dreifach, wie bei den Thieren, ist. (A. a. O. und Part. Anim., IV, ce. 10.) 15. Die Blätter. sowohl die des Stengels, als die Blu- menblätter, sind eine Vorbereitung (Hülle) und Bekleidung der Frucht; sie stellen sich im Kranze um die Frucht (umgeben sie). Sie sind von Adern durchzogen. welche die Nahrung herum- führen, wie die Adern der Thiere. Von verweseten (vertrock- neten) Blättern bleiben nur die Adern zurück. (Anim., II, c.1. Part. Anim., III, ce. 5.) 16. Die Blumen entwickeln sich vor der Frucht, so dass ' man sie mit der Pubertät bei den Thieren vergleichen kann. (Hist. Anim., VII, ce. 1.) 17. Die Ausbildung der Frucht*) und des Samens ist die hauptsächliche und fast einzige Function des Pflanzenlebens. Frucht und Samen sind identisch; aber Frucht heisst das, was der Beschluss von etwas Vorhergehendem ist; Same das, was der Anfang ist von etwas Neuem. (Gen. Anim., I, ec. 4, 17.) 18. Fruchthülle (Meegwxdgruov) ist derjenige Theil, wel- cher den Samen umgiebt und bedeckt. (Anim., II, c. 1.) Bisweilen l:önnen ihrer zwei (oder mehre) verwachsen. (Gen. Anim., IV, c. 4) Fehlt diese Umkleidung, so sind die Samen entweder dem Kelche, oder kleinen Zweigen angeheftet. (A. a. O.; III, c. 2.) un *) Ist, wie aus dem Folgenden erhellt, nicht identisch mit dem, was wir jetzt Frucht nennen. — Es rührt wohl vom Fehlen des Sa- meneiweisses und der fleischigen Herzblätter her, wenn es von den Samen der Leguminosen heisst: dia To yns eivar To mAtiorov 18008. Part; Any IE; 'T. 32 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 19. Die Samen sind als Exeremente der Pflanzen zu be- trachten; denn da die Wurzel zu ihrer Nahrung keiner anderen Stoffe bedarf, als der schon zum voraus in der Erde bereit liegenden, so geht keine solche innere Kochung vor, wie bei den Thieren. Desswegen fehlt bei den Gewächsen jene grobe Secretion von verzehrten Nahrungsstoffen, wie sie bei den Thie- ren abgesondert wird. An ihrer Stelle bilden sich bei den Ge- wächsen als äusserstes Resultat des Ernährungsprocesses die Blume und die Frucht aus. Desswegen lösen und sondern sich diese von der Mutterpflanze ab, weil sie zum Bestehen der Pflanze nicht nothwendig sind. Die Nahrung wird bei den Thie- ren von oben nach unten geführt, bei den Pflanzen umgekehrt, weil die Lage der Theile umgekehrt ist. (Part. Anim., II, c. 3, 10.) | 20. Die Samen schliessen das Lebensprincip in sich ein, sind folglich das Organ der Fortpflanzung und der Anfang neuer In- dividuen. (Phys., I, ce. 7.) Der Same selbst ist aus zwei über einander liegenden Schalen (den Herzblättern) gebildet, und im deren Vereinigungspunct ist der Sitz des Lebensprincipes des Individuums (denn alles Organische muss einen obern Theil ha- ben, welcher die Nahrung aufnimmt, einen untern, welcher sie absondert, und einen mittlern, von welchem das Lebensprineip ausgeht), und von diesem spriesst der erste Entwurf der Wur- zel nach unten und der Blattkeim (Biaoröos) nach oben aus. Das Uehrige im Samen besteht aus dem Samenweiss, welches der zarten Pflanze die erste Nahrung giebt, bis sie sie selbst assi- miliren kann. (Gen. Anim., II, c. 2,4, I, c. 23.) HEE. Der Vegetationsprocess der Pflanzen. 31. Untersucht man, wie sich das Thier oder die Pflanze aus ihrem Samen bilden, so muss man sich erinnern, dass sich nur Das zum Daseyn (in actu) ausbildet, was in der Anlage (in potestate) im Samen liegt — dass nach der Ausbildung des Samens die Lebenskraft jeden Theil desselben durchströmt, dass aber nachher die Eigenschaften der Theile, als Weichheit, Fe- stigkeit, äussere Bekleidung, durch äussere Momente, als Kälte, Wärme, bestimmt werden; aber, der Grund selbst für das Vor- handenseyn eines jeden Theils ist in dem Impulse zu suchen, welcher in der Generation gegeben worden ist Da sich dem- nach Nichts selbst erzeugt, aber ein erzeugtes Etwas sich selbst ausbildet, so muss Alles zuerst in seinem Prineip eingeschlos- sen seyn. Dieses ist das Herz bei den Thieren, und bei den Pflanzen sind es die Knospen oder der Wurzelhals, der Verei Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 33 nigungspunct zwischen Wurzel und Stengel. (Gen. Anim., II, c. 1, sehr ausführlich.) 22. Der Ernährungsprocess , welcher eine nothwendige Be- dingung für alles Lebende ist, gehört sowohl der Quantität, als der Qualität der Naturerzeugnisse an. Er bewirkt, dass das, was lebt, sowohl bleibt, als wächst; wesshalb das Individuelle so lange lebt, als es ernährt wird, und stirbt, wenn der Ernäh- rungsprocess aufhört. Um des Ernährungsprocesses willen haben die Pflanzen eigene Wärme. (Anim., IL, ce. 4.) 23. Beim Ernährungsprocesse sind insonderheit drei Ge- sichtspunete zu unterscheiden, das, was ernährt, das, was er- nährt wird, und das, wodurch dasselbe ernährt wird. Das, was ernährt, ist die Lebenskraft, welche die vegetative Seele ge- nannt wird — das, was ernährt wird, sind deren Organe oder der Körper — und das, wodurch dieser ernährt wird, sind die zugeführten Nahrungsstoffe. (Anim., II, e. 4.) 24. Alles wird durch Stoffe ernährt, welche ihm homogen sind; aber alle irdische Körper bestehen aus einfacheren Ele- menten. In die Zusammensetzung aller irdischen Körper tritt Erde ein, zugleich aber auch Wasser, damit die erdigen Parti- keln zusammengehalten und geordnet werden. Für die Pflanzen, welche die Nahrungsstoffe nur in deren einfachster Gestalt zu absorbiren scheinen, liefern Erde und Wasser diese; aber die Nahrungsstoffe, welche aufgesogen werden, müssen gekocht und danach assimilirt werden, um mit dem Körper in Verbindung treten zu können. (Anim., Il, e. 4. Gen. et int, I, c.8) 25. Die Assimilation wird durch die Wärme vermittelt, welche das trockene und das feuchte Element besiegt und das Verschiedenartige absondert und das Gleichartige wieder verei- nigt und somit die erste Veränderung für die Möglichkeit der Assimilation bewirkt. Die Wärme ist es, welche während des Ernährungsprocesses die schwereren Theile absondert, wodurch ihre salzigen und bitteren Bestandtheile entstehen, die leichteren aber absorbirt; denn alles eigentlich Nährende ist süss. ( Sen. et Sen., c. 4. Meteor., IV, init., Part. An., II, c. 3.) 26. Diese Einwirkung der Wärme auf den Ernährungspro- cess heisst die Kochung der Nahrungsstoffe, welche man deut- lich bei den Früchten der &ewächse oder richtiger in ihren Sa- menhüllen (Zeoıx«erıe) wahrnimmt, in denen die am meisten be- merkbaren Veränderungen im Geschmacke, nach ihren verschie- denen Graden der Reife, geschehen. Wenn. die Kochung des Nahrungssaftes abgeschlossen ist, so ist auch die Frucht reif, und es wird auch der Same, als äusserstes Resultat 3 34 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. des ganzen Ernährungsprocesses abgesondert. (Meteor, IV, c. 2, 3.) 27. Crudität ("AQuozns) , der Gegensatz der Kochung, ist ein unvollkommener Zustand, entstanden durch unzulängliche Ko- chung, entweder wegen mangelnder Wärme, oder wegen allzu- grosser Menge von Feuchtigkeit, wie man aus unreifen Früch- ten, besonders in feuchten Jahren, sieht. (Meteor., IV, ce. 2, 3.) Wie alle lebenden Körper haben auch die Pflanzen eine innere gebundene (?) (oissios, pvorzos, natürliche*)) Wärme, deren Er- haltung die Luft vermittelt. (Juv. et Sen., 6.) Wird diese Wärme von einer fremden besiegt, so geht die Pflanze in Ver- wesung über. (Meteor., IV, e. 1.) 38. Vergleicht man den Ernährungsprocess der Pflanzen mit dem der Thiere, so findet man, dass die Nahrungssäfte, welche die Pflanzen dnrch die Wurzeln aus der Erde aufsaugen, auf gewisse Weise schon vorbereitet und digerirt sind. Die Erde ist nämlich für die Pflanzen, was für die Leibesfrucht die Gebärmutter; wie in dieser die Nahrungssäfte vorbereitet wer- den, durch welche die Frucht ernährt wird, so werden auch in der Erde durch das Auflösen (Kochen) der Erdpartikeln von der Wärme die für die Pflanzen passenden Nahrungsstoffe bereitet. Die Wurzelzasern sind für die Pflanze das, was die Nabelge- fässe für den Fetus und die Gefässe des Darmgekröses für das Thier sind. (Part. Anim., I, c. 3, 4. Gen. Anim., 1, c. 4,7.) 29. Aber aus allen primitiven Nahrungssäften entsteht durch fernere innere Kochung ein höher veredelter oder ein letzter, welcher bei den Thieren das Blut ist; bei den Pflanzen ist die- sem der Nahrungssaft analog, welcher, vom Stengel und von den Blättern vorbereitet, in die Blume und Frucht niedergelegt wird; er ist aber zugleich in allen Theilen der Pflanze verbrei- tet, welche von ihm ernährt werden und durch ihn wachsen (Part. Anim., II, 10. Hist. Anim., IV, 6.); am reinsten aber ist er in der Frucht. (Gen. Anim., IL, c. 20.) 30. Unter der Kochung der Nahrungsstoffe entsteht aus den dienlichen Theilen der edlere Nahrungssaft; die undienlichen dagegen werden als Excremente abgesondert. Die Pflanzen haben eigentlich keine solche, da ihre Nahrungssäfte in der *) Dass die Pflanzen keine eigene "Temperatur besitzen (aber sie wohl während gewisser Vorgänge, wie z. B. die Blüthenscheide bei einigen Aroideen während der Befruchtung entwickeln, ), ist jetzt ausgemacht; wenn aber Aristoteles sagt, sie werde von der Luft erhalten, so ist es mir nicht klar, wie man seine Mei- nung deuten soll; Einige übersetzen ‚, Calor innatus.“® Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 35 Erde vorbereitet sind; was von dem veredelten übrig bleibt, geht in die Frucht und den Samen über, welche als eine Art Excremente anzusehen sind. (Part. Anim., II, c. 10.) Daher giebt es einen bestimmten Antagonismus zwischen dem Wachs: thume des Krautes und der Samenbildung; je stärker eine Pflanze heranwächst , desto wenigere Samen giebt sie, und umgekehri, je weniger sie wächst, desto zahlreicher werden die Samen. Dies ist die Ursache, aus welcher so viele mehrjährige Pflanzen nach ungewöhnlicher Fruchtbarkeit absterben, andere einjäh- rig werden, und solche die meisten Samen (verhältnissmässig zu den verwandten mehrjährigen) geben. (Gen. An., III, ..1, 4.) 31. Das letzte aus der Nahrung hervorgehende Resultat ist folglich seiner Qualität nach allezeit unbedeutend gegen die primitive, welche verzehrt ward. Dies ist nothwendig; denn wenn sich nicht bloss ein sehr geringer Theil dem Körper assi- milirte, so würden T'hiere und Pflanzen bis in’s Unendliche fort- wachsen. (Gen. Anim., IV, 1, auch /, 18.) 32. Wie die Fetus der Thiere im Mutterleibe sich wohl befinden, wenn ihnen gute und reichliche Nahrung zugeführt wird, aber übel, wenn diese gering und undienlich ist, eben so ist das Verhalten bei den Pflanzen in Beziehung auf die Erde. So wohl das Gedeihen der Pflanze selbst, als ihr Fruchtansetzen hängt von ihrem Standort (Solum, Statio) und dem Klima (Regio) ab. Daher verändert sich das Aussehen nach dem Standorte, auch bei denjenigen Pflanzen, welche aus Samen von weit entlegenen Ländern gezogen worden sind. ( Hist. Anim., V, c. 2. Gen. Anim., Il, e. 4.) 33. Das Bestreben des Ackerbauens geht darauf hinaus, die Erde dadurch fruchtbarer zu machen, dass eine grössere Menge von vorbereiteten. gekochten Nahrungsstoffen (verbrann- tem, verfaultem Dünger), die den Pflanzen dienlich sind, in die Erde gebracht wird. Die Pflanzen, welche sich in so zuberei- teter Erde ziehen lassen und zufolge ihrer Natur diese kräftig- ste Nahrung aufsaugen, nennt man zahme; aber es gieht an- dere Pflanzen, denen die Natur die Eigenschaft mitgetheilt hat, sich nur von den Stoffen zu ernähren, welche die erst erwähn- ten verwerfen, und die daher nicht eultivirt werden können und wilde genannt werden. (Problem., XX, 12.) 34. Der andere Nahrungsbestandtheil der Pflanzen, das Wasser, hat einen bemerklichen Einfluss auf sie, so dass die verschiedene Temperatur desselben mehre ihrer Qualitäten be- stimmt; Regenwasser wirkt vortheilhafter auf den Wachsthum, 3% \ 36 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. als Bewässerung. Auch der Geschmack hängt vom Wasser ab; so viele Abänderungen des Geschmacks sich in der Erde finden, finden sich auch bei den Pflanzen, und die zahlreichsten Abän- derungen im Geschmacke findet man in den Früchten der Pflan- zen. Der Geschmack ist eine Qualität des feuchten Elementes, dadurch hervorgebracht, dass die Natur durch die vertheilende Kraft der Wärme mittels des Wassers die erdigen Theilchen so auflöst, dass sie durch den Geschmack wahrgenommen wer- den. Es ist daher nicht zu verwundern, dass abgepflückte Früchte in der Sonne oder am Feuer ihren Geschmack verändern; denn die Wärme verändert die Qualität des in der Frucht eingeschlos- senen Saftes. (Zst. Anim., VII, ce. 19. Sens. et Sens. ce. 4.) 35. Der Ernährungsprocess bestimmt auch die Farbe der Pflanzen. Bei Allem, was sich unmittelbar aus der Erde ent- wickelt, ist die grüne Farbe die ursprüngliche. Durch den Ko- chungsprocess der Nahrung werden die übrigen hervorgebracht; auch die grünen Theile bekommen, älter werdend, eine dunklere Farbe. Die letzte Ursache der Farbe ist jedoch die Sonne, deren Licht und Wärme auf die Säfte der Pflanzen einwirkt; daher sehen wir auch dieselben Veränderungen an abgepflück- ten Früchten. Durch Mischung der Grundfarben entsteht die unendliche Farbenschattirung, welche wir in den Blumen der Gewächse gewahr werden. (Color., 5, auch Gen. Anim., V, e.6.) 36. Die Pflanzen sind denselben periodischen Veränderun- gen, wie die Thiere, unterworfen, der Jugend, dem Mannesalter und dem hohen Alter (Meteor., I, c. 14.); wie aber die Pflan- zen mehr von der atmosphärischen Luft abhangen, so durch- laufen sie ihre Alterszeiten nach den Jahreszeiten Gegen das hohe Alter wird Alles trockner und kälter; Alles aber, was lebt, ist feucht und warm. Desshalb eilt das Alter dem Tode durch das Verschwinden der Feuchtigkeit und der Wärme zu. So se- hen wir immer, dass grössere und sehr saftige Gewächse (suec- culentae) zäheres und längeres Lebens sind, als solche, deren Säfte schnell wegtrocknen. (Wit. long. et br., c. 4,5, 6.) Der natürliche Tod der Gewächse ist ein Vertrocknen. (Idespir., ce. FP3 37. Aber das Leben schwindet nicht allein durch das Ver- schwinden der Feuchtigkeit, sondern auch durch das Abnehmen der innern Wärme, welches am häufigsten durch die Kälte der umgebenden Atmosphäre verursacht wird. Im Sommer tödtet die Wärme die Pflanzen durch die Zerstörung des feuchten Ele- mentes, im Winter der Frost durch die Zerstörung des warmen. (luv. et Sen.,_c. 4.) 38. Der Ursachen der verschiedenen Dauer der Pflanzen Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 37 gieht es mehre. Einige dauern nur ein Jahr lang, einige mehre, einige ‚eine lange Reihe von Jahren hindurch aus. Einjährige Pflanzen sind mehrentheils kleiner und werden schnell saftlos; sie ‚bringen daneben eine grosse Menge von Samen hervor; da aller Nahrungssaft in ihnen absorbirt wird, so bleibt keiner zum Unterhalte des Individuums übrig. Auch die Bäume sterben ab, wenn. sie in einem Jahr eine ungewöhnlich grosse Menge von Früchten hervorgebracht haben; denn die Nahrungssäfte, welche zum 'Fruchtansatz abgehen, werden dem Gewächse für seine Er- haltung entzogen. Die Gewächse, welche am längsten leben, sind die Palmen. (Vit. long. et brev., ec. 1,4. Gen. Anim,, III, c.1,4.) 39. In gewisser Hinsicht können auch die Bäume (und die vieljährigen Pflanzen) einjährige genannt werden, da sie nur durch das Ansetzen neuer T'heile mehrjährig werden. Die Le- bensstadien der Gewächse werden desswegen nach den Jahres- zeiten berechnet, da die Jahre wenig bemerkbare Veränderun- gen herbeiführen. (Gen. Anim., V, 3.) 5 40. Die am meisten in die Augen fallenden Veränderungen der Gewächse sind das Ausspriessen und das Abfallen des Lau- bes, welche ganz und gar nach den Jahreszeiten bestimmt wer- den. ‘Wie die Menschen gegen das Alter kahl werden, verlieren die Bäume gegen den Winter ihr Laub. Da das Abfallen des Laubes durch. verminderte Feuchtigkeit und Wärme bewirkt wird, so bleibt es bei den Gewächsen mit vielen saftigen Blättern aus; denn diese grünen beständig. (Eben da.) IV. Die Fortpflanzung der Gewächse. 41. Da alle Wesen zur Theilnahme an der Natur der Gott- heit hinstreben, deren Bedingung Unvergänglichkeit ist, Alles aber, was materiell ist, vergänglich seyn muss, so kann Jenes nur durch neue Erzeugung geschehen, so dass das eine Indivi- duum. das andere ahlöst. Desswegen ist es ein den Thieren und Pflanzen gemeinschaftlicher Naturtrieb, ihres Gleichen her- vorzubringen ; der letzte Zweck der Pflanzen ist das Samenan- ‚setzen. : Das Prineip der. Generation ist die zengende- Seele, welche, wie wir bereits bemerkt haben, mit der ernährenden identisch ist; $ 5. (Anim., DI, c. 4, VII, e. 1. Polit., J, Bra T | ' 42.. Alle Generation geschieht durch Samen; der Same wird von dem letzten und edelsten Nahrungssafte bei dem Na- turerzeugnisse bereitet, von welchem er abgesondert wird. (Gen. Anim., 1, 18.) Es ist ein und dieselbe Kraft, welche durch die Nahrungsstoffe den Wachsthum und die Erhaltung 38 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. des Körpers bewirkt, und aus ihnen den Samen bildet, welcher, da er in der Anlage Leben und Seele hat, das Mittel zur Fort- pflanzung und der Anfang neuer Individuen ist. (Anim., II, 1.) 43. Aus jedem Samenkorn entsteht allemal ein Individuum derselben Art; denn Nichts entsteht durch zufällig vereinte und gemischte Theilchen, sondern Alles nach dem Gesetze, welches in das Wesen (’Ovoi«) eines jeden Naturerzeugnisses niederge- legt ist. ( Phys., II, ec. 4. Gener. et Inter., Il, 6.) 44. Ausserdem vermehren sich die Pflanzen auch durch Wurzelschösslinge ; denn solche geben alle ab, welche Knospen haben — und durch Seitenzwiebeln, welche als unausgebildete zusammengezogene Wurzelschösslinge zu betrachten sind. (Ge- ner. Anim. III, c. 2.) 45. Alle Thiere und alle Pflanzen haben ein männliches und ein weibliches Princip, deren Vereinigung eine nothwendige Bedingung zu jeder Zeugung ist. Das weibliche Princip erzeugt die Materie des Emhryos, das männliche dessen Form und Ge- stalt. Das erstere ist die Bedingung (Receptaculum) für die Generation; von dem letztern geht die erste Bewegung und Thä- tigkeit des Lebens aus. (Gen. Anim., I, %, 21.) Hieraus er- hellt, dass keines von beiden für sich allein generiren könne, sondern nur beide vereinigt. Aber bei den meisten Thieren sind diese Principe getrennt, so dass das eine Individuum männlich, das andere weiblich ist, obzwar diese beiden nur eine Art aus- machen. So ist es angeordnet, weil die Natur der Thiere ed- ler ist, als die der Pflanzen, und jene von diesen sich durch das Empfindungsvermögen unterscheiden ; da dieses bei der Em- pfängniss vom Vater erzeugt wird, welcher das active Princip ist, so hat die Natur ihn von der Mutter, welche das passive ist, getrennt. (Gener. Anim., I, c. 23, UI, 15.) Aber nicht so bei den Pflanzen, bei denen die Generation nur ein passiver Vor- gang ist; gerade desswegen mussten die Geschlechter bei die- sen (typisch) mit einander vereinigt seyn, und darum kann man von den Pflanzen wohl sagen, dass sie empfangen und gebären, aber nicht, dass sie sich paaren. (Anim., IV, ce. 2. u.a. m. St,) 46. Die Samen der Gewächse werden weder von dem männ- lichen, noch von dem weiblichen allein erzeugt, sondern durch die Vereinigung beider, wie die Leibesfrucht bei den Thieren, (Gen. Anim., I, 18. II, 4.)*) Ohne vorhergehende Paarung ge- *) So scharfsinnig Aristoteles auch in die Generalion der Pflan- zen, in die Geschlechtstrennung der diklinischen Gewächse u. s. w. schaute, welche bis zu Linne’s Zeit nicht allgemein ange- Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. 39 legte Vögeleier gleichen darin den Samen der Gewächse, dass sie in der Anlage (in potestate) bloss ein vegetatives Lebens- princip von der Mutter, aber kein sensitives haben. (Gen Anim., III, e. 7.) Die Samenabsonderung der Pflanzen kann man nicht mit der Paarung der Thiere identisch nennen; aber sie wird durch eine Erweckung (stünulus) vorbereitet, nach wel- cher sie zu bestimmten Jahreszeiten Samen ansetzen. Schon danach ist es wahrscheinlich, dass nicht alle Theile der Pflanze zur Samenbildung. beitragen; ein abgeschnittener Zweig kann auch Samen ansetzen; Pflanzentheile können vorher abgefallen seyn und neue danach entstehen. Eben so wenig finden sich alle Pflanzentheile auf einmal bei einer Pflanze zur Stelle; eimige werden abgesondert, andere entstehen nach und nach. (Gen. Anim., I, e. 18.) 47. Obgleich es (in Folie der freiwilligen Bewegung) das Normale im Thierreich ist, dass die Geschlechter getrennt seyn sollen, so sind diese bei den, wie die Pflanzen, festgewachsenen Thieren (wie die Zoophyten) und den eingesperrten (wie die Mollusken, "Ooreaxoö£geua), welche keine ganz freiwillige Bewe- gung haben, vereinigt. Ein entgegengesetztes Verhältniss findet auch bei einigen Pflanzen Statt, bei welchen die Individuen be- stimmt verschieden, und von denen einige fruchttragend, andere steril sind. Die letzteren, welche dem männlichen Geschlechte bei den Thieren entsprechen, tragen wesentlich zur Befruchtung bei. (Gen. Anim., I, c. 1, II, e. 5. Hist. Anim,, IV, ce. 11.) 48. So verhält es sich beim Feigenbaume (Ficus), welcher das fruchttragende oder weibliche Geschlecht des wilden Feigen- baumes (Caprificus) ist, der bloss sein unfruchtbares Geschlecht oder seine männliche Pflanze ist; zusammen aber machen sie nur eine Art aus, bei welcher die Natur die Anordnung getrof- fen hat, dass die Befruchtung durch ein Insect vermittelt werde (Hist. Anim., V, c. 32.) 49. Da die Samen der Pflanzen die Secretionen (Excre- mente) der Pflanzen sind; so werden dadurch mannichfäaltige Verschiedenheiten erklärt. Einige geben eine grosse Menge Samen ab, wodurch alle Nahrungssäfte zur Samenbildung absor- birt werden, und solche Pflanzen werden dadurch einjährige. —— nommen war, ergiebt es sich doch deutlich, dass er ihre Sexual- organe nicht kannte. Im Gegentheile nimmt er esnach Empedo- kles als ein Axiom an, dass die Geschlechter bei den Pflanzen nicht getrennt seien. Noch dentlicher ersieht man dies aus dem Theophrastus, welcher z. B. das Kätzchen bei der Hasel- staude für eine Art Galläpfel erklärt. f Y? [7 40 Grundzüge von Aristoteles’s Pflanzenlehre. Andere assimiliren selbst zum Bestehen des Individuums einen grossen Theil des Nahrungssaftes; solche geben eine geringe Quantität Samen und werden vieljährige. (Gen. Anim., UI, e.1.) Es ereignet sich auch, dass Pflanzen keine Samen absetzen; da muss denn durch die Stockung dieses Nahrungssaftes sein Ueberfluss an die übrigen Theile der Pflanze vertheilt werden, welche wir dann ungewöhnlich luxuriirend finden (als doppelte Blumen). (Gen. Anim., I, ce. 18.) 50. Alles, was durch die Natur geschieht, wird auf eine bestimmte Weise, oder, ausser dieser, durch Selbsterzeugung, gebildet. Nicht alle Pflanzen entstehen durch Samen, sondern es giebt gewisse, welche durch die Selbstthätigkeit der Natur entstehen, und daher kommt es, dass einige nie anders vorkom- men, als auf anderen Pflanzen, nämlich auf deren schwindenden und verfaulten Theilen. Alle Selbsterzeugung bei den Pflanzen sowohl, als auch bei den Thieren, wird durch Gährung von Erd- und Pflanzentheilchen hervorgebracht, und die Erklärung davon ist einfach. Wie die Generation durch die Kochung der Nahrungsstoflfe, welche bei den Pflanzen Erde und Wasser sind, mittels der innern Wärme vorbereitet wird, so entsteht Selbst- erzeugung in der feuchten Erde durch die Kochung derselben Stoffe mittels der atmosphärischen Wärme, wodurch dasselbe Resultat, nämlich neuer Same, entsteht*). Dieser Ursprung kommt den parasitischen Gewächsen zu. (Gen. Anim., L e.1, IIl, ‘ec. 2.) | *) Diese dunkle Lehre. welche dem ( 43 widerstreitet, scheint äurch eine Verwechselung mit der Generatio secundaria entstanden zu seyu: PMeyen, welcher in neueren Zeiten denselben Satz mit vieler Wärme verfocht, rechnete dies doch am Ende selhst zu „seinen Jugendsünden, “ JuE. Ueber die Namen der Pflanzen *). Von ‚Dr. Elias Fries. - Vebersetzt von Dr. €. T. Beilschmied. Nicht ohne Furcht, als literarischer Abentheurer angesehen zu werden, begeben wir uns jetzt, nachdem wir auf dem histori- ‚schen Gebiete herumgeschweift**), auf ein neues, uns eben so fremdes, nämlich das linguistische, — zumal da wir uns zur Unterstützung unsrer Ansichten, besonders was die Geschichte der Pflanzennamen betrifft, auf keine Autorität, sondern nur auf die Resultate berufen können, zu denen wir durch das Studium der älteren Quellen, unter Vergleichung mit der Natur, gekom- men sind. Wir kennen die neuere philologische Literatur nicht hinlänglich,, dass wir unsere Ansichten für neu ausgeben könn- ten; indess für uns sind sie wenigstens unsre eigenen; daher wir denn geglaubt, sie in dieser Form darlegen zu müssen, und zwar — wenn es bekannte Dinge sein sollten — als unverwerl- liches Mit-Zeugniss für die Richtigkeit der Sache, — wenn — m #) .Ofver Vexternes Namn:.... Upsala [ı1842, 64 S. gr. 8.] — Diese Schrift erschien, wie die vorstehende Abhandlung, in der Form von Dissertationen zur Erlangung der Magisterwürde, welche in Schweden von .den betreffenden Decanen geschrieben. werden, wurde später aber auch von Fries in die von ihm herausgegebenen Botaniska Utflygter, Bd. I, aufgenommen, in welchen sie sich p. 113—178 abgedruckt findet. Ä Anm. d. Red, ++) [Namentlich in: Ueber die N- 'yınphaeaceen bei den Griechen, — Ueber die Kunde der Pflanzen bei Aristoteles etc. — A. d, Uebers.] & 42 Ueber die Namen der Pflanzen. neu — um Berichtigung zu erfahren. Ein Gegenstand kann an sich für einen eignen und besondern gelten, aber ausser dem, dass die Bedeutung des Namens gewöhnlich etwas enthält, das wohl des Kennens werth ist, kommt er zugleich dem Gedächt- nisse zu Hülfe, wenn er einen wichtigen Character ‚bezeichnet oder sich auf ein historisches Factum bezieht. Dieses gilt. vor- züglich von den ältesten Namen, weil der Alten Auflassun Natur und ihrer Geschöpfe zu einer Zeit, wo es keine Bücher und Beschreibungen gab, in welchen man seine Weisheit nieder- legen konnte, in den Namen der Gegenstände ausgeprägt wer- den musste. Sie sind der Kern (in nace) der Naturkenntniss der Zeiten, wenn gleich die durch Alter erhärtete Schale zu brechen jetzt schwer, oft unmöglich ist. Wir werden deshalb mit Betrachtung der Art und Weise, wie die Etymologie der Pflanzennamen jetzt gewöhnlich betrieben wird, begin- nen*). Bei dem Prüfen derselben haben wir uns überzeugt, dass von solchen isolirten Versuchen wenig Gewinn zu erhof- fen ist, wenn nicht eine klarere Einsicht in die Geschichte der Pflanzennamen **) vorausgeht, wozu wir nachher Einiges als Entwurf mitzutheilen versuchen wollen, obschon, da wir unsers : Wissens darin gar keinen Vorgänger haben, vom ersten Ver- suche nicht viel erwartet werden kann. Ist es uns vergönnt, der Forschung hierin weiter nachzugehen, so hoffen wir wohl später Vollständigeres und Reiferes zu bieten. Zuletzt gehen wir an eine kritische Untersuchung über unsre neuern Pflanzennamen. Wohl kann man von denselben für jetzt sagen, wie die Hindus von allem was im vierten Jug geschieht, dass sie keine Geschichte verdienen; da aber die Feststellung derselben uns eben das Wichtigste ist, so dürfte eine Prüfung der streitenden Principien, die sich geltend zu machen jetzt mit einander wetteifern, nöthig sein, nachdem die frühere Linneische Einförmigkeit, weniger durch Aufgebung ihrer Grundsätze als durch entstandene neue Fragepunkte, aufgelöset worden ist. Inwiefern dem Benennen der Naturwesen in der Sprache im Allgemeinen ein inneres gemeinsames Princip zu Grunde liegt, welches sich nach gegebenem Gesetze mit dem verschied- *) Hierüber sprachen wir schon in Botaniska Notiser, 1841, Nr. 6; von dem dort Gesagten muss des Zusammenhanges wegen die Haupt- sache hier in gedrängter Darstellung folgen, mit einigen Zusätzen. *+) Wäre nicht die Sache zu unbedeutend, so würden wir sagen Phi- E ; losophie der Pflanzennamen, weil ihr Studium die Auf- findung der allgemeinen Principien, die ihnen zum Grunde liegen, erstreben muss. re Ueber die Naren der Pflanzen. 43 nen Bildungsgrade der Völker ändert, das bleibt einer Folge- zeit auszumachen überlassen. Hier schränken wir uns, damit dieser Aufsatz nicht ins Weite gerathe, auf die eigentlich wis- senschaftlichen Namen, als die einzigen, die für den Botaniker historisches Interesse haben, ein. In der ganzen ältesten Zeit fallen dieselben jedoch mit den Volksnamen zusammen, denn da kam es wohl nie einem Schriftsteller ein, selbst einen neuen Namen zu bilden: eine Sache, womit sich jetzt jeder Dilettant gern beschäftigt. Vielmehr glaubten die Alten, ein zu weit ge- triebenes Studium von Namen lenke vom Auflassen des Wesent- lichen in einer Sache ab*). Aristoteles, Theophrastus u. A. bildeten keine. Daraus erklärt es sich, warum für Ursprung und Bildung der ältesten wissenschaftlichen Namen dieselben Gesetze gelten, wie für die der Völkersprachen. Alles Bemü- hen, in die Volkssprache unsre neuen wissenschaftlichen Namen einzuführen, ist bisher vergeblich gewesen; nur frische Natur- poesie und Religion leben auf des Volkes Lippen ewig fort. Beiläufig nur erlauben wir uns Vergleichung mit Benennungen in neueren Sprachen, obgleich die schwedischen z.B. uns Schwe- den interessiren könnten **). HEISSE *) ,„‚Tum primum homines ipsas res neglexerint, quum nimio stu- dio nomina quaerere inciperent.““ Galenus. #*) Die Schwierigkeit, sich hierin einzulassen, liegt in der unsichern und unzureichenden Kenntniss, die man noch darin hat; wir wissen aus eigner Erfahrung , dass eine Menge im gothischen oder Göta- Reiche [sidl. Schweden] allgemein bekannter (uralter) Volksnamen sonst entweder nicht angeführt oder nur einem einzelnen Orte oder engen Bezirke zugeschrieben werden. Uns ist es indess gauz klar, dass in dieser Hinsicht zwischen der Sprache des Svea- [mittl. Schweden] und der des Göta-Reiches ein wesentlicher ursprüngli- cher Unterschied stattfindet, welcher zwar bei den grössern Baum- arten (doch ist z.B. der Svea-Bewohner Name für die Kiefer oder Föhre, Tall, in den innern Provinzen des Götareiches ganz unbe- kannt und sie heisst hier stets För, Fur) und allen Handelsartikeln sich ausgeglichen hat, wobei die Svea- Namen, als in die Schrift- sprache eingeführt und von den Gebildeten angenommen, an manchen Orten die der Gothländer immer mehr verdrängen. Die Svea -Na- men haben gewöhnlich eine selbstständige Ableitung, während die gothländischen darin fast immer mit den dänischen uud niedersäch- sischen zusammenfalleu. Als Beispiele führen wir die Namen un- srer gemeinen Beerenarten an: Erdbeeren: (mittel-) schwedisch Smultron, — gothl. Jordbär; Heidelbeere: schwed. Bläabär, gothl. Slinnen; Vaccinium uliginosum: schwed. Odon, gothl. Blabär (in mehrern Nüancen); Preisselbeere: schwed. Lingon, gothl. Kröson, [dän. Kröslinger]; Himbeere: schwed, Hallon, gothl, Bringbär; Rubus saxatilis: schwed. Jungfrubär, gothl. Stenbär\; Viburnum Opulus: schwed. Olvon, gothl. Ilnabär; Cornus sue- cica, im Göta-Reiche allgemein Hönsbär. Eben so die meisten 44 Ueber die Namen ..der Pflanzen. Ferner schliessen wir alle philosophischen Untersuchungen über den Ursprung der Sprachen aus; ebenso alles rein Linguisti- sche z. B. über Abstammung eines Thheils der. Namen von. einer gemeinsamen Ursprache, obgleich die ausgezeichnetern Natur- wesen meist unter die ersten Gegenstände gehören, die eigne Benennungen besessen — und die Uebereinstimmung einiger, gerade der unerklärbarsten, in mehreren europäischen *), Spra- chen, ohne dass ihre Entlehnung bestimmt behauptet werden kann, leicht Veranlassung gäbe uns auch darüber zu verbreiten. Dem Botaniker liegt es aber nicht so nahe, die ursprünglichen Wurzeln oder deren primitive' Bedeutung zu kennen, ‚als viel- mehr nur die Bedeutung, die bei der Benamung gemeint, ge- wesen, die Metapher einzusehen, die bei dem Herüber- ziehen jener an einen bestimmten Gegenstand zum Grunde liegt. Wir halten das für einen Fehler im gewöhnlichen Etymologisi- ren, dass man diese nicht vorzugsweise gesucht hat. Denn nicht kann ein etymologisches Ergebniss Gewicht haben, wenn man die Ideenassociation übersieht, die zum Grunde liegen muss. #, Etymologie der Pfianzennamen. There is abundant room for the exercise of imagi- nation in the derivation of names. Hook ERe Das angeführte Motto trifft schlagend das im Etymologisiren über Pflanzennamen jetzt im Schwange gehende Prineip, deutet aber nach unsrer Meinung auch hinreichend den Irrweg an, worauf es sich befindet. Wir halten es nämlich für Hauptsache, Sträucher: Ahamnus cathartica: schwed. Getappel, gothl. ZYal- björk; Rh. Frangula: schwed. Brakved, gothl.. Torske, (die Rinde allg. gegen die Schwämmchen /[torsk ] gebr., als Speeificum); Salix pentandra: schw. Jälster, gothl. Fehare. Ete. Und'so ist es noch mehr mit den Kräutern, die zwar nach einzelnen Proyinzen abweichen, so dass es schwer ist, das :Ursprüugliche herauszuschei- den. Doch sind die Svea-Namen für Farnkräuter? Orıinbunke, [Filix überh,], Ormris [Pteris aguil ], Fräken [Equisetum fluvi- atile], u. a. in den innern "l'heilen des Göta-Reiches unbekannt, wo für Pteris aguil. immer Bräken, [engl. brakes, brakens], für Equis. fl. Ströple gebraucht wird. Für alle südlichern Pflanzen, die im mittlern Schweden :(im Svea-Reiche) eingeführt. worden, hat man ihre südlichern Benennungen angenommen. — Auch auf 'Thiere erstreckt sich solche Namenverschiedenheit, z. B. Wolf: ‚. schwed. arg, gothländ. Ulv; u. s. w. *) „Wenn der Griechen -#4ı& für stammverwandt mit dem lateinischen R Salix ‚anzunehmen ist, so:kommt dieselbe Benennung in den mei- sten europäischen Sprachen wieder‘ (engl. sallow, schwed. Salle oder Sälg:); ebenso Alnus u. a. . Ueber die Namen der Pflanzen. 45 dass die Etymologie klar und’ sicher sei, dass der Einbil- dungskraft dabei so enge Gränzen als möglich gesteckt werden, und dass an ihrer Statt die historische Forschung Raum ge- winne. Aus diesem Gesichtspunkte stellt sie auch Linne in seiner Philosophia botanica dar. Da aber Linne’s Zweck zu- gleich war, alle barbarische Namen, d. i. solche die ihre Wur- zel nicht im Griechischen oder Lateinischen hatten, auszumär- zen, so behielt er davon nur die bei, für welche sich in den elassischen Sprachen eine Wurzel (scheinbar) finden liess, wie fir der Chinesen T’he in Osc, der Araber Coffe in zwgdo, der Americaner Mamei in fructu mammoso, u. s. w. Linne war hierin strenger, als selbst Griechen und Römer, die sich oft barbarische Worte aneigneten, wenn es ihnen an eigenen fehlte, die sie jedoch nach dem Klange ihrer eignen Sprache milderten. Jenes hatte indess zur Folge, dass Linne’s Nachfolger für alle angenommenen Gattungsnamen (auch die alten classischen Na- men, für welche Linne nur die Autoren citirte) nach der Ety- mologie suchten, wobei man oft, so scheint es, alle historische, alle philologische Wahrheit als gleichgültig betrachtete, wenn man nur eine Ableitung bekam. So entstanden Ableitungen wie Viburnum „a non vincendo “ (viburnum der Alten war auf jeden Fall nicht identisch mit unsrem Viburnum, nicht einmal eine bestimmte Art), Viola von ‚‚ad vias“ oder von der ,‚vo olendi.“ Ohne Rücksicht auf den Ursprung des Namens, ohne Sinn für die Sprache der Natur, wurde bei der ersten besten Sprache zugegriffen, aus welcher die Bedeutung des Wortes oft auf die seltsamste Weise zurechtgeschraubt wurde. Wie solcher Ety- mologie aller Werth abgeht, zeigen schon die Abweichungen und Widersprüche: wenn man z. B. Avena verschiedentlich ab- leitete vom celtischen atan, essen, von advena, F remdling, von vacuus, leer; oder Milium vom celt. mill, Stein, von mille, tausend, und von usAvy”*); u. Ss. w. Glaubte man wirklich, dass an letzteren allen etwas wahr sei? Findet man wissenschaftli- chen Gewinn: im Vorbringen von dergleichen Unbeweislichem , a er Te ET TEE ET TEE TEE EEE EEE TEE ET TEE TEE TEE EEE EEE EEE Ta m a nn *). Da Plinius sagt: ,, Milium est frumentum ex India allatum“: so gäbe es wohl mehr Grund, die Wurzel des Wortes im Sanskrit oder der Sprache des Orients, als im Celtischen, zu suchen. Hafer kannte man weder in Italien noch in Griechenland als Getraide, da Plinius (XVIIJ.) desselben als eines den Germanen augehörenden erwähnt. Deshalb dürfte eine vierte Vermuthung, dass nämlich in avena eine südlichere Aussprache (b — v) des germanischen Namens Haber, Hafer, liege, nicht besser sein als die andere, | 46 Ueber die Namen ..der Pflanzen. wo nicht Ungereimtem ? Vgl. Hallenberg’s Anmihchan till La- gerbrings Sv. Hist. Da wir im Verfolge an den Beweis hiervon ER so genügt hier eine Andeutung darüber, wie man dabei. verfahren sein mag. Am gewöhnlichsten hat man wohl in einem Lexicon irgend ein gleichlautendes Wort aufgesucht: dies musste das Stammwort sein. Leicht und einfach! aber die Richtigkeit? Dadurch wurde die Etymologie für viele griechische und latei- nische Namen gewonnen, wo Dioscorides und Plinius (die sie am besten kennen sollten ), sie für unbekannt erklären *); desgl. für Wörter, die (und trotz dem dass sie) erst spät im l6ten Jahrhundert aus germanischen Sprachen ins Lateinische gezogen worden **); auch für Namen, die aus dem alten Koptischen und dem Arabischen ***) ins Griechische und ins Celtische entlehnt sein sollen. Man kommt oft dahinter, wie beim Etymologisiren aufs Gerathewohl mit dem Lexicon rasch durch Versehen ein ähnlich klingendes Wort ohne den geringsten Zusammenhang mit dem Namen erfasst worden ist. Zuweilen existirt ein ange- gebenes Wort gar nicht, wenigstens nicht mit der gemeinten Bedeutung; zuweilen lässt sich wohl die Ableitung vertheidigen, aber der Sinn ist ein anderer; oder auch, die Uebersetzung der griechischen Wörter ist ganz falsch, Wir wissen wohl, dass jedes Wort so schulmeistern zu wollen, für pedantisch gelten *) Acer ist ein lateinischer Name, dessen Ableitung die Alten nicht kannten; J. Bauhin, sonst nicht so genau in u Etymologie, ver- wirft allen Gedanken an acer. scharf ; es ist der mildeste, zucker- reichste aller europäischen Bäume. _Anagallis von dvaycldu ent- behrt aller Stütze; aber des Lobelius älteste Deutung von 'Ayal- Ais, einer Art Hyacinthe (dies von ayalio, exorno), ist sehr treffend. Dergleichen unzählige, *»*) Humxlus (schwed. Huimle), ist ein germanisches Wort, wie Pru- nella, Trollius, Bovista u. a., so jung, dass C. Bauhin, als er seine Pinax herausgab, es noch nicht gehört hatte; (Humela kommt jedoch zum erstenmale unter andern deutschen Wörtern in der heil. Hildegard, Aebtissin zu Bingen + 1180, Sammlung von Hauscuren vor); jetzt schreibt man aber überall, es komme von humus, wahrscheinlich weil der Hopfen sich mehr als irgend «in andres einheimisches Kraut über den Boden erhebt! Wieder ein „lucus a non lucendo!“ ***) _Aron, Arum, ist nach dem Zeugnisse der Alten ein koptisches Wort; die Pflanze ist nach Aussehen und Eigenschaften so ausge- zeichnet, dass sich wohl eine treffendere Ableitung erwarten liesse als die vorgeschlagene von & priv. und 0g0, Wunsch. Wäre dann nicht das letztere allein genug? Cichorium soll arabischen Ur- sprungs sein, kommt aber bei 'Theophrast vor. Ueber die Namen der Pflanzen. | 47 wird; darum geben wir nur ein paar Beispiele in der Note an *); mehrere folgen weiter unten im Texte. Auf Orthographie, Ac- centuation und die Gesetze der Veränderungen und Wechsel der Buchstaben wird oft wenig geachtet. Came in Camelina nimmt man ohne Bedenken für das griechische zgepai; Populus soll zweifellos identisch sein mit populus. Solche einzelne Fehl- griffe sind wohl nicht von Erheblichkeit, desto mehr aber das Irrige, Willkührliche in dem ganzen Verfahren, jedes Wort, das sich mit einem Namen zusammenreimen lässt, (ohne Rück- sicht auf historische Umstände und auf Zeit und Ort der Ent- stehung dieses Namens) für sein Stammwort zu halten. Man muss annehmen, dass die Urheber mancher Aufstellungen selbst nicht daran glauben, sondern, wie ein Theil unsrer älteren Ge- schichtseribenten, wenn sie Facta erdichten, es für gut halten, nur etwas zu sagen zu haben. Dass aber ein Wort von einem andern abgeleitet werden kann, ist eben so wenig des Erwäh- nens werth, als in der Geschichte, was möglicherweise habe geschehen können. Doch ist es meistens zu tadeln, dass man darüber die bestimmten Traditionen übersieht, die sich bei äl- „ tern Autoren angegeben finden , wodurch alles das geringe > Interesse, das an der Etymologie der Namen haften kann , gänz- lich verschwindet. So begnügte man sich bei Sedum mit dem ersten Worte, das einem einfiel, nämlich sedere, sitzen, ja noch sagt man im Schwedischen: auf dem Dache sitzen; aber Festus sagt, dass bei den Römern Sedum (das Sedum der Alten war *) Corydalis: ein gleichlautendes griechisches Wort soll mit Fuma- ria synonym sein (der griechische Name von dieser ist aber Cap- noides) und [xogvdaldis] bedeutet sonst die Haubenlerche, an welche nichts von jener erinnert; beide werden richtig von x00vS, galea, abgeleitet. Heleochloa (von &Aos. Sumpf) wird von 24m, Sonnenlicht, abgeleitet; ( Heleosciadium richtig von &los). — Der treffende Name der Camelina von x«w (epice pro xara) und Aivov, also unter dem Lein, wird viel unbestimmter auf der Erde, year, gesucht; [nach Dodoens wäre er französisch, cameline; s.: Böhmer Lexic. rei 'herb. trip. Lips , 1802.]. Schedonorus, be- namt nach dem Stande der Granne nahe an der Spitze (ö 5005) sucht man nah an Bergen (zo 0p05). Typha, tupn Diosc., kann mau wohl „im Moraste‘ suchen; ‚‚dieser heisst aber nicht rupos, sondern Tipos; TU@pog ist ein ganz andres Wort, be- deutet Rauch, Eitelkeit, Hoffart, wns alles recht gut auf T’ypha passt, wegen des Rauchs (der Wolke) von Pollen und der Haare der Blüthen und des stolzen doch nutzlosen hohen Wuchses, und auf dies eitle Nutzlose scheint Dioscorides hinzudeuten, wenn er den Namen mit zvp®» (Wirbelwind. auch Riese) in Beziehung bringt. — Die kleine unschuldige Adoxa aber mit „ehrlos“ zu erklären, ist grausam, da sich der Name vielmehr sowohl auf ihre Regellosigkeit als auch ihr Freisein von Ruhmsucht bezieht. 48 Ueber die Namen der Pflanzen. übrigens eigentlich unser Sempervivum) auf die Dächer gepflanzt worden, um Gewitter abzuhalten (sedare tempestatenn) wovon es auch seinen Namen erhalten habe: ein Volksglaube,, der nach Jahrtausenden in unserm Norden noch fortlebt.' Dieselbe Pflanze wird in Schweden auch in der Absicht, wie ein Hal- länder mir vor mehr als 30 Jahren erzählte, auf die Dächer 'ge- pflanzt, dass sie „, Tomtebo‘““-Glück [Anbau- und Wohn-Glück] bringe, d. i. dem Eigenthümer einen langen, stillen und ru- higen Besitz seiner Wohnstelle sichere. (Deshalb rechne ich in Stirp. agri Femsjon. das Sempervivum unter die ‚„Hallando- rum penates.‘‘) Das Natursymbolische, das darin liegt, ist leicht zu fassen, denn von allen unsern Pflanzen ist diese die unter allen Verhältnissen unvergänglichste und zähest-lebende, was auch die Synonyme "AsiLwov und ‚Sempervivum andeuten*) In vielen Fällen wiederum, wo der Ableitung die ältern An- saben zu Grunde liegen, sind diese durch traditionelles Abschrei- ben so verstümmelt und unrichtig, dass die meisten zu Verwir- rnng führen. Hier nur einige Beispiele aus dem ersten Buch- staben des Alphabets. Von Achillea heisst es, sie habe ihren Namen von Achilles, und dabei denkt man an den Helden Ho- mer’s; es ist aber ein Schüler des Chiron gewesen, dem es selten soll. [Vgl. unt. IL.] Von Artemisia ist überall angege- ben, sie führe den Namen nach der Artemis = Diana; es ist aber die Gemahlin des carischen Königs Mausolus. die in ihrem Gram jenes Kraut gewählt haben soll. So muss man diese Ab- leitungen nach den Urkunden wiedergeben; aber dennoch sind sie nach allen innern Gründen unzuverlässig, wie wir in der Geschichte der Pflanzennamen werden zu zeigen versuchen. In andern Fällen ist die Ableitung eines ältern Synonyms auf *) Von den vielen analogen Beispielen wollen wir hier nur Lychnis noch anführen. Diesen Namen erklärı Dioscorides als eine „Leuchte“ (lucernula) , ein Licht in der Nacht, weil die meisten Arten, die er darunter begreift (jetzige Silene- oder Melandrium-Arten ) ihre Blumen zur Nachtzeit öflnen (woher die Namen vespertina, no- ctiflora) ; jetzt aber heisst es, sie hätten ihren Namen won der Anwendung zu Lampendochten! Noch in C. Bauhin’s Tagen war die erstere Ideenassociation so vorwallend, dass nach Hesperis und Luna- ria unmittelbar Silene und Lychnis folgen, für welche kein an- dres Einigungsband abzusehen ist. Dies giebt auch Veranlassung, Silene eher in IeAnyvn zu suchen, als in dem angenommenen oia.Aov (sollte der Name wirklich auf die Klebrigkeit einiger Arten hin- deuten, so wäre es uugezwungener, die Wurzel in dem Stamm- worte. einer ganzen Namenfamilie, Zul, mit v7 oder wow, zu suchen), weil Luna in der alten Naturmystik als Herrscherin über alle Blumen der Nacht angesehen ward, Ueber die Namen der Pflanzen. 49 ein neueres von ganz andrem Ursprunge übergeführt worden. Der Name unsrer gemeinen Ackelei ist ursprünglich ein religiö- ser Name aus dem Mittelalter, eigentlichst Alleluja (auch der Oxalis beigelegt), der aber in der gewöhnlichen Namenverwir- rung jener Zeit Aceluja geschrieben wurde (von der Aebtissin Hildegard). Im Anfange der neuern Zeit, wo man die Sprache zu reinigen suchte, wurde beides in Aguilina umgeändert, von aquila wegen des Aussehens des Sporns, und in Agzxilegia, von aqua und lego, weil sie wie die Alchemilla in ihren Blättern T'hautropfen sammelt, was in der Alchymie jener Zeit für sehr wichtig galt. Der letzte Name ist nun der angenommene ge- worden, aber statt der rechten Etymologie desselben giebt man die der Ayuilina an. — In vielen Fällen wird die Derivation so übersetzt, dass man unmöglich das Passende darin ahnen kann, z. B. Alyssum mit: ohne Raserei, Acorus mit: ohne Stern im Auge, welche Epitheta wohl keiner Pflanze zukommen können, die aber bedeuten sollen: ersteres: Mittel gegen Verrücktheit, eig. nach tollen Hundes Biss, letzteres gegen Augenkrankheiten. Hierher gehört das Verlangen, griechische Stammwörter für alle lateinische Namen zu finden, welche die Griechen nie gekannt hatten, die dafür ganz andre Benennungen gehabt. So ist es mit der älteren Ableitung des Namens Allium von &llsotaı , Lauch hat viele griechische Namen, von denen man sich wohl, wenn man des Entlehnens bedurft hätte, eher einen angeeignet hätte, als dass man aus einem weiter liegenden griechischen Worte einen neuen gebildet. Die Uebereinstimmung eines Na- mens in beiden Sprachen ist nicht Beweis genug für ihre Einer- leiheit oder ihre Entlehnung aus einer in die andere: sie können Geschwister sein aus einer gemeinsamen Ursprache. Fagus für @nyos zu nehmen ist in zweifacher Hinsicht unrichtig, Dass viele spätere griechische Namen Entlehnungen aus dem Latein sind, ist vollkommen beweisbar *)! Viscum wird von I&os her- geleitet; meint man denn auch, dass 'I£i« von Viscus herkomme? Dadurch wird aber oft die Bedeutung eines Namens verdreht, wie wenn man Angelica vom profan-griechischen «yys4os ablei- tet, welches ganz andere Bedeutung hat als das christliche An- #). Man scheint vergessen zu haben, dass mehrere griechische Autoren weit hinaus in der römischen Kaiserzeit gelebt haben; ja, selbst der Hauptschriftsteller, Dioscorides, lebte zu Nero’s Zeit und hatte lange römische Heere als Arzt begleitet. Die Römer unler- schieden selbst die Wörter, die griechischen Ursprungs waren; nicht aber so die spätern griechischen Autoren die lateinischen, die sie sich aneigneten, z. B. pouyovis von Fraga, u. s. W. 4 50 Ueber die Namen der Pflanzen. gelus; hätte ein griechischer Autor Angelica. gebraucht, würde es auf Friedensgruss oder etwas dergleichen iR ten, wie Verbena bei den ältern Schriftstellern; es ist aber ein Klostername des Mittelalters und somit lateinischer Ableitung, die Anspielung eine religiöse. | Für die Etymologie der Pflanzennamen, die bisher. für la- teinische Stammwörter gegolten, hat man in neuerer Zeit eine reiche Quelle in der celtischen Sprache gefunden, und die Bo- taniker haben geeilt, sie zu benutzen. Für unsern Theil kennen wir die Celten wenig, das Celtische gar nicht; wir haben aber gesehen, dass Celten und Celtisches in der. Archäologie und Etymologie mit vielem Vortheile gebraucht wird, sonst unbe- kannte Dinge zu erklären. Die von daher gewonnenen etymolo- gischen Ergebnisse sind oft recht nett, vielleicht aber zu nett, zu kunstmässig oder zu allgemein. So pflegt nicht der Natursinn der Völker die Eindrücke der Natur aufzufassen*). Wenn man ausser- dem sieht, welche Menge Namen aus celtischem Wasser entsprun- sen sein sollen, wie Arundo von urn, Wasser, Apium von apon, Wasser, Alisma von alis, Wasser, Sium von siu, Wasser, Sison von sizyn, fliessender Bach u. s. w., so ist zu befürchten, dass die Etymologie darin ersäuft. Für die unzweifelhaft griechischen unter jenen Wörtern den Stamm im Celtischen zu suchen heisst wohl gar über das Meer, nicht bloss über -den Fluss, nach Wasser gehen **). Da man sonst den Etymologen im Lateinischen *) Quercus leitet man ab vom celt. quer, schön, und cuez, Baum; die älteren Volksnamen sind weder auf diese Art gebildet, noch ist „schön“ eins der vielen, fast stehenden Epithela in allen Spra- chen, die der Eiche beigelegt werden. Carpinus vom cell. car, Wald, und pin, Haupt, aber nicht heht dieser niedrige Baum seine Krone über die Waldung. Salix soll vom celt. Dr nahe, und alis, Wasser, herkummen; die Lateiner selbst leiten es von salire ab: die rasch aufschiessende.e. Alnus von: al, nahe, und lan, Woasserrand, u. s. w.; es ist aber damit nicht das celtische ac oder al zu verwechseln. das als Stammwort nicht bloss für Acer, Ahorn, und acer, scharf, sondern auch für Dex, Ulex, Allium u. s. w. angegeben wird. **) Für Sium z. B. verlassen wir uns mehr auf die bestimmte Angabe, dass es von o&iw, vibro, herkomme, was wegen der hin und her- gebognen Stengel der südeuropäischen Arten recht treffend ist}). — Der Sison der Alten wuchs nicht in Bächen, sondern auf Aeckern zwischen der Saat. Wir schlagen die Ahleituug von 04007, eir- cinus, vor, denn keine Benennung kann wohl für eine Umbellafe näher zur Hand liegen; derselbe Begriff liegt den Volksnamen unsrer meisten Doldenpflanzen zu Grunde, wie Hundlock, [wörtl, Huudslocke] und Hundloka [Chaeroph. sylv.], Rödloka roh: Anthriscus], Björnfloka [Heracl. Sphond.], und in unsrer Heimath [um Wexiö in Schonen] nennt man die Dolden wie in norwegischer Ueber die Namen der Pflanzen. 51 und Griechischen so leicht nachgiebt, so dürfte es zu entschul- digen sein, wenn man nicht auch alle die celtischen Ableitungen unbesehen annimmt. Wo man indess bestimmte Hinweisung hat, in Gallien einer Derivation nachzugehen, so nehme man sie mit Danke an, obschon eben nicht viel damit gewonnen ist. So sagt Plinius „Betula est arbor gallica““ und aus diesem Grunde halten wir es für wahrscheinlich, dass der Name vom celtischen Namen des Baumes, Detu, entlehnt sei. Aber Festuca vom celt. Worte fest, Futter, Weide, abzuleiten, halten wir für aben_ teuerlicher, wenn gleich jetzige Festucae dem Viehe auf der Weide gutes Futter geben; denn erst Linne stellte den Namen für die gegenwärtigen Festucae auf und er hat ihn sicherlich vom lateinischen Festuca entnommen, was bei Plinius auch Grashalm bedeutet, aber in keiner der Bedeutungen dieses Wor- tes liegt etwas von Weide oder Nahrung. Die Menge von Bemerkungen gegen das Thun in der Ety- mologie der jetzt angenommenen Pflanzennamen wächst uns indess so zu Kopfe, dass wir uns darauf beschränken müssen; Sprache Kringlor [Ringel] z. B. Dillkringlor. Sisarum ist ein de- rivatum davon, Siser engere Zusammenziehung: alles nahverwandte Wörter. Und dass kein Wasser in ihre Bedeutung eingeht, be- weiset. am besten Sis-ymbrium. Dieses gehört zu den wenigen Namen, deren Ableitung zu finden man sich nicht zugetraut hat, daher man nur seiner Verwandtschaft mit dem Sisymbrion erwähnt. Weg damit! Was der Alten Sisymbrion gewesen, kann nie zwei- felhaft werden: es ist himmelweit verschieden, nämlich Mentha aquatica! Da es hei. Dioscorides u. A. heisst, dass es sich von Garten- Mentha durch in runde Haufen oder Köpfe gesammelte Blüthen und durch den Standort (locis irriguis) unterscheide, so scheint uns darin eine Hindeutung für die Etymologie zu liegen — auf Iioov. yußgıov, von oußeos, pluvia. Es wurde nachher auf die jetzigen Nasturtia herübergetauscht, auf welche es auch passt, nur nicht mehr auf das jetzige Sisymbrium, seit Nasturtium davon abgetrennt wordenTf). — Es-giebt aber unter den Umbellaten noch zwei andre ähnliche noch nicht ins Reine gebrachte Namen- familien, nämlich 4. Silphium, Silaus, Siler, Sesili, und 2. Selinum mit allen seinen derivatis, die nicht mit derivatis von Z100n verwechselt werden dürfen: eine Erläuterung ders, 's. u. II. Es ist wichtig. für die Auslegung, alle, die zu derselben Namen- Familie gehören, collectiv zu nntersuchen. +). [Des Dioscorides Iiov wäre, als gerade (Yauviov 0g- 909) nach Sprengel am sichersten Veronica Anagallis. Spr.’s Comm. zu s. Ausg. des Diosc. (Lips., 1829), 1. 271, II. 465. — Anm. d. Uebers.] +7) [Nach Sprengel’s Commentar zum Dioscorides II. 465 sq. ...,vgl. m. I. 271 sq. wäre des Diose. Sisymbrion (locis in- cultis, &v y&oooıs) die Mentha sylvestris, dessen alterum Sis. (£te00v Iıe. ) aber, an Wässern wachsend, unser Na- sturtium officinale. — Anm. d. Üebers.] 4* 52 Ueber die Namen der Pflanzen. nur. die Hauptpunkte aufzuführen. — 1. Die bedeutenden Ver- änderungen, welche die meisten Namen in Schreibung und Aussprache erlitten haben, werden oft übersehen. Ohne das Ursprüngliche zu kennen, wird man geradezu irre geleitet. Der Beispiele hiervon sind unzählige (s. II. Geschichte der Pil.-N.). Allium ward in ältester Zeit auch Alium geschrieben, und seine älteste Ableitung von (Gramen s. Lilium) halium, stammver- wandt mit halo, ist gewiss unsicher, jedoch viel wahrscheinli- cher, als die späteren aus dem Griechischen und dem Celtischen, da wenigstens sein starker Geruch zu allererst sich bemerklich macht und seine Eigenschaft den Schweiss zu treiben von jeher bekannt gewesen*). — 2. Die Namen von unzähligen Pflanzen werden jetzt ganz an dern (oft himmelweit verschiedenen) Pilan- zen beigelegt als denen sie ursprünglich zukommen, so dass die Bedeutung des Namens, das Etymon, nicht in einer Eigenschaft der Pflanze, die ihn jetzt führt, zu suchen ist. Der Botaniker darf sich hierbei nicht auf die Lexicographen verlassen. Von allen beiden, Lexieis und Botanikern, ist als ausgemacht angenommen, Elatine komme von Ziarn, abies; den- noch wagen wir dies bestimmt für falsch zu erklären, denn wer da weiss, dass die Elatine der Alten in unsern Cymbalarien (Sect. von Linaria) bestand, kann an solche Ableitung gar nicht denken; kennt man dazu den rankenden Wuchs der Elatinae der Alten, die sich ins Unendliche verlängern zu können schei- nen, besonders den der auf Mauern Süd-Europa’s gemeinen Linaria Cymbalaria, die aus einem Knöspchen in kurzer Zeit fadendünn herabhangend mehrere Ellen lang sich ausdehnt, so kann man unmöglich daran zweifeln, dass die rechte Ableitung die von &iaros, ductilis, ausdehnbar, ist, was obenein dadurch bestärkt wird, dass derselbe Name sehr verschiedenen Gewäch- sen, die uur diese Eigenschaft gemein haben, wie Glechoma, beigelegt worden **). So ist ferner der Griechen 2nyös gar *) DBetonica, was jetzt von bet, Haupt, und ton, gut, abgeleitet wird, ist ursprünglich Yetonica geschrieben worden — und zwar dieses, wie ich aus einer älteren Quelle ersehen habe, nach den Vetones, einer celtischen Völkerschaft; sowohl Betonica als auch Veronica wären nach jener Quelle verderbte Aussprache davon. Was diesen Ursprung unterstützt, ist die Eudung -ica, da diese, oder -zcum, bei den meisten nach Orten gebildeten Pflanzennamen vorkommt, dazu Plinius’ Angabe, dass die Pflanze aus Gallien her- stamme; übrigens setzt aber Plinius hinzu, sie sei synonym mit Serratula der Römer. Ueber Veronica weiter unten, **) Zufällig passt der Name Elatine in seiner ächten Bedeutung auch trefflich auf unsre jetzige Elatine, deren ausserordentlich rankig- Ueber die Namen der Pflanzen. 53 nicht die Fagus der Lateiner, sondern eine Art Eiche; auch war die Adies der Lateiner nicht unsre Rothtanne oder Fichte (diese hiess im classischen Latein Picea, was in Lexicis falsch mit Kiefer, Föhre, übersetzt wird), sondern eine weit davon verschiedene uns in Schweden fremde Pinus-Art. — 3. Ein sonderbarer Irrthum ist es, für alle Namen eine Ableitung fin- den zu wollen. Ausser dem, dass viele Stammwörter so ent- fernten Ursprungs sind, dass jedes Bemühen um Aufklärung darin misslingen muss, sind auch viele durch blosse Namen- verwirrung, Zufall und Willkühr entstanden*). Schon Plinius nahm der Griechen imndxn, Hippace, scythischen Käse, aus Missverstand für eine Pflanze; ferner, da zu der Zeit, wo der Name Veronica (der gewöhnlich von vere unica, von einer Prinzessin u. s. w. hergeleitet wird) aufkam, des Nicolaus My- repsus #egovısn darunter gerechnet wurde ( Medicam. op. ed Fuchs. Basil. 1549.), obgleich diese Bernstein bedeutet, so ist wohl der Ursprung von Veronica aus letzterem auch am wahr- scheinlichsten. Solche Wurzeln mag man surdae oder keinen vernünftigen Sinn gebende nennen. — 4. Nicht viel besser ist es, den spätern mythologischen und poetischen Fabeln wichtigen Einfluss auf Namen beizulegen. Die Namen sind weit älter; irgend eine Eigenschaft der Pflanze hat Veranlassung zu der sie betrefienden Fabel oder Metapher gegeben, nicht umge. kehrt, z. B. zu der vom Ajax”*). Es findet sich in ihnen ge- kriechender Wuchs für eine gewiss einjährige Pflanze sehr cha- racteristisch ist. — Gleiche Namenverwechselung hat staltgefunden mit Ledum, Ribes, Caltha, Myrica, Phyteuma, Jasione und uuzähligen andern, *) So versicherte mich der sel. Prof. Retzius, jener Riese in Gelehr- samkceit und Vielwissen, dessen Bild noch vor mir steht, wie das des alten Carolinen vor dem Skalden Axels, dass das titanische Genie Adanson seine Namen oft durch Werfen des Looses um die Buchstaben, woraus sie bestehen, gebildet hat, — was doch eben nicht hinderlich gewesen ist, die Etymologie solcher Namen zu finden! **) Aus Namenähnlichkeit oder um des Reimes willen ist manche Volks- sage entstanden, wie unter den Bauern in Smäland ‚„‚att Ljungen märker för Kungen (dass das Heidekraut für den König zählt)‘: und eben der Art ist die neue jetzt allgemein angenommene Ablei- tung des Namens Populus von populus ‚ weil le peuple frangais le peuple l’arbre zur Zeit der Pflanzuug von Freiheitsbäumen zu seinem Sinnbilde wählte. (Die Alten wissen nicht, dass die Pap- pel „des Volkes Baum‘ gewesen, sondern sie war dem Hermes ge- heiligt, nachher von Dichtern dem Hercules.) Aber wie die bei- den Wörter Corydalis nicht wohl von einander abgeleitet werden können , sondern von einem gemeinsamen Stammworle, so könnten 34 Ueber die Namen der Pflanzen: rade so viel prosaische Wahrheit, wie in Bion’s Worten, dass die Rose entsprossen ist aus dem Blute des Adonis, aus der Venus Thränen die Anemone*). — 5. Ungereimt ist es auch, für unbezweifelte Stammwörter die Etymologie in ihren deri- vatis zu suchen. ÜUeberall unter den Botanikern wird jetzt z. B. Scirpus von scirpo abgeleitet; aber sowohl nach der Natur der Sache als nach allen Lexicis ist das erstere das Stammwort, und seirpo, mit Binsen anbinden (z. B. Weinranken) ist eben so gewiss das Derivatum vom ersteren, wie im Schwed. löfva, vidja von löf, vide |belauben von Laub, Weidenruthe von Weide] und nicht umgekehrt. Gerade so wäre die Ableitung von ayyovoa von &yyovoiiw. Solcher Art ist auch die Derivation von Punicavom color puniceus des Granatapfels; Punica (se. malus, wie sie zuerst hiess,) ist ganz einfach der punische Apfel (die Römer hatten ihn von Karthago), was sein griechischer Name Zidiov, old, von der phöniec. Stadt Sidon, von wo die Griechen ihn erhielten, zum Ueberflusse beweiset. — 6. Unrichtig scheint es gleichfalls zu sein, von dem Benamer oder dem der ei- nen Namen zuerst aufgenommen, wenn dieser eine bestimmte Ableitung giebt, abzuweichen. Wir denken wirklich, dass Dioscorides und Plinius die Ableitung der griechischen und la- tein. Namen sichrer gekannt haben, als die Neuern , gleich. wie Palisot’s eigne seines Schedonorus als ‚„‚(Granne) nahe der Spitze“ am glaubwürdigsten ist**). — 7. Es fehlt an der nöthigen sowohl populus als auch populus Frequentaliva (od. Pilpil in hebräischem Sinne) von pullus in dessen doppelter Bedeutung von an Abkommenschaft und Wurzelschoss: populus nach der ersteren, ganz wie proletarii von proles, Populus nach der letrtern, weil der Baum so viele Wurzeltriebe macht. Dies ist indess nur eine Vorschlagsmeinung, und wir legen selbst kein Gewicht darauf — dagegen mehr darauf, dass zwei gleichlautende Wörter nicht für identisch angesehen werden dürfen, was man oft nicht einmal zu ahnen scheint, Völlig gleiche Pflanzennamen haben nicht einmal immer dieselbe Abstammung: m. vgl. Lotus, wovon der ägyptische gewiss ganz andern Namen - Ursprung hat, als der griechische. *) [Wovon freilich Ovid’s spätere Dichtung abweicht (Metam. X, 735); — C. Sprengel aber scheint (Hist. r. herb., Geschichte der Botanik) die 2 Verse Bion’s vergessen zu haben, die dem von ihm (Spr. Hist. r. h.) aus Bion angeführten einen Verse bei Bion vorangehen ; die ganze Stelle lautet näml. bei Bion, Idylle 1, so: Jaxgvov 7 Hogin T000vV Enykeı, 00000 "Adowıs Aiuo yesı' za de navra mori yHovi yiyveroı On‘ Aiua 6odov Tinte, Ta ÖL Öanpva Tav avsuuwov. Anm. d. Uebers.] Für Aira giebt Linue, welcher die jetzt so benannte Gattung auf- gestellt hat, Alou, lolium, als Grund an; soll dieses weiter von **) 2 ‘ Ueber die Namen der Pflanzen. 55 Auffassung des Entgegengesetzten in Entstehung und Bildung der Namen und in der ganz und gar verschiedenen Na- turänsicht, welches in den Namen aus dem Alterthume, de- nen des Mittelalters und solchen aus der neueren Zeit sich ausdrückt; — wie unten (11.) entwickelt werden soll. Man muss erst nachforschen oder berücksichtigen, zu welcher Zeit und an was für einem Orte ein Name zuerst aufkam, und zwaf dann die beider Namengebung in Betracht gekommenen Verhältnisse *); die zu der Zeit gangbaren Begriffe, die Analogie mit von dem- selben oder gleichzeitigen Autoren gegebenen Namen; denn in einer jeden Zeit ist eine gewisse Grundansicht herrschend oder etwas Gemeinsames, das in unsrer Zeit verschwunden ist, oder, richtiger, von uns selbst nicht vernommen wird, weil wir glau- oioou» ahgeleitet werden, so darf dies nicht geschehen von dessen Bedeutung tollere, erheben, die hier keine Anwendung findet, wohl aber von interficere, tödten, welche Eigenschaft dem Lolium von den Alten zugeschrieben ward. Da die Actaea des Plinius nicht mit Sicherheit zu bestimmen und die Ableitung ihres Namens unbekannt ist, ob vielleicht von einem Fundorte (ein ähnlicher Loeal- Name kommt bei Cornel. Nep. vor): so hleibt für Linne’s Actaea, nach der Flora lappon., wo der Grund ausführlicher au- gegeben ist, Linne’s Bezugnalıme auf Actäon der hier gültige rich- -tigste Ableitungsgrund, wie Prof. Wikström schon bemerkt hat. Die beiden vorgeschlagenen: von «sn, erhöhter Platz, Seeufer; und axıy (od. axrla), Flieder, haben keinen sichern Grund, ob- schon die letztre viel besser passt. *) Wie vielen Missgriffen wäre man nicht entgangen, wenn man be- merkt hätte, dass die meisten älteren Namen Adjecliva sind, von denen das Substantiv weggefallen, und dass man im Geschlecht (genus) des Namens eine Hindeutung auf dieses Substantivum hat! oder wenn man auf den Gebrauch der Alten, eine unbekannte Pflanze nach ihrem Wohnorte zu benennen, mehr Acht gegeben! Man hätte dann nicht die Ableitung von Teucrion im Namen eines Prinzen gesucht, nichtdie von Carum oder semen Carium in carus, noch Aconitum nach Ovid’s Dichtung iu &40v7, Schleifstein (rich- tiger Sandstein), was für unsre Ohren - „wie ein Schleifstein klingt“. Damit ist es gerade, als wenn ein Ausländer mit dem schwedischen Lexicon in der Hand schwedische Pflanzen - Ortsna- men so verdollmetschen wollte: Alsike - klöfver (Alsike-Kiee, Trifol. hybridum) als alls icke klöfver [d. i. gar nicht Klee], ... u. dgl. Andre wiederum von entschieden anderweitiger Ab- 0) leitung würde derselbe für Ortsnamen halten, wie Alandsrot [Inula Helenium, schwed. sonstauch Alinsrot, s.- Helene-rot (die wahre Abstammung s. unter II.) 7 als von der Insel and, Calmare-rot [Kalmerot, Kalmus] als von Calmar, Hven [ Agrostis], als von der Insel Hven, u. a. Dies nur als warnendes Beispiel, wie leicht man über alles eiymologisiren kann, wenn man sich an keine be- stimmten Gesetze bindet; — und, so lächerlich wie die letzt an- geführten Beispiele uns vorkämen, würden gewiss Römern und Griechen viele der vorgebrachten Ableitungen erscheinen. 56 Ueber die Namen der Pflanzen. ben, es sei allgemein geltend *). ‘Die Etymologie der Pflanzen- namen ist ein Dilettanten- Wissen, das für sich keinen wissen- schaftlichen Werth hat; aber aus wirklich historischem Gesichts- punkte kann es Interesse haben. Nur da können nämlich Unter- suchungen auch der unbedeutendsten Gegenstände, wozu auch "die über Pflanzennamen unläugbar gehört, wofern man nur sucht. was ®a Wahrheit, zuverlässliche Wahrheit sei, man- che nicht zu verachtende Resultate ergeben. Das Angeführte dürfte indess hinlänglich zeigen, dass die Art und Weise, wie die Etymologie der Pflanzennamen jetzt ge- wöhnlich betrieben wird, weder zum Wahren noch zu sonst et- was Nützlichem führt. Alles was der erlangt, der nicht Wahr- heit allein sucht, kann nie zu Gewinn für die Wissenschaft werden. Gäbe man auch zu, jeder Name müsse seine Abstammung ha- ben, so folgte daraus nicht, dass man eine nach Gutdünken an- nehmen solle, wo man keine kennt; das ist doch etwas noch gewisseres, dass jeder Mensch seinen Geburtstag und Aeltern haben muss, aber nicht erdichtet ein Geschichtsforscher solche, wenn er die wirklichen nicht weiss. Viel besser keine Etymo- logie als eine unsichere. Auch ist man nicht geschützt mit der Autorität Anderer ; ohne Kritik und die nöthige Achtsamkeit darf man wohl nicht alles nachsagen, eben so wenig, als man sich heute noch in einer schwedischen Geschichte auf des Johannes Magnus u. A. Fabeln berufen dürfte. Die Wissenschaften haben wie jede gut geordnete Haushaltung, ihre Rumpelkammer für alles, was nur Ekel und Spott erregt; wie eine Hausfrau der- gleichen nicht ins Gastzimmer bringt, so soll auch ein Autor dieselbe Achtung seinem Leser beweisen. Leichtgläubigkeit ist eine alte etymologische Erbsünde. Fehlt es an Hinweisung auf die Bedeutung eines Namens oder darauf in welcher Sprache sie zu Suchen sei, so wäre es ein besonderer Glücksfall, wenn ein Suchen aufs Gerathewohl fruchtbringend ausfiele.. Für alle älteren Namen müssen vor Allem die ältern, gleichzeitigen Au- toren befragt werden. Sie geben oft bestimmten Aufschluss darüber; öfter nur Andeutungen, welche aber verbunden mit Winken bei andern Autoren derselben Zeit und verglichen mit der Naturanschauung und dem Namengebungsprineipe des Zeit- *) Sowohl in der Bildungsweise der Namen der Pflanzen, als auch in der darin ausgedrückten Auffassung der Natur hat man einen Probirstein nicht bloss auf ihre Annehmbarkeit (nicht Richtigkeit), x sondern auch auf das Alter eines Namens, gleichwie Prof. Bru- nius aus dem Cement und einigen Zierrathen Alter und Baustyl einer Ruine erkennt. £ „ 2 u Ueber die Namen der Pflanzen. 57 alters, zu einer an Gewissheit gränzenden Wahrscheinlichkeit führen können; alles, was dieses Ziel nicht erreicht, halten wir für verwerflich. — Uebrigens aber möge es dahin gestellt blei- ben, ob nicht alles Etymologisiren auf eigne Hand, ohne grössere —; historische Gelehrsamkeit, philologische Einsicht und linguisti- _ sche Kenntniss, als die bei Gelegenheit mittelst eines Lexicons‘ Ri zu erwerben ist, am besten ganz eingestellt würde*). “ II. Entwurf einer Geschichte der Pflanzennamen. „Non satis est ad herbariam perdiscendam tradendam- que herbarios scriptores legere, plantarum videre pictu- ras, graeca vocabula inspicere, magistri verbis addi- ctum esse, sed rusticos et montanos homines interrogare oportet.‘* Pıno. Correxurius. In jeder historischen Wissenschaft kommt es darauf haupt- sächlich an, dass jedes Factum, jeder Theil des Besondern für sich, treu aufgefasst sei; denn begiebt man sich dabei der Wahr- heit in Einem nach dem Andern, wie geringfügig sie scheinen mag, So schiessen endlich diese Fehlerchen zu einer einzigen grossen Lüge zusammen. Auf diese Weise entstehen durch Nachlassen vom strengen Rechte in Kleinigkeiten, die für sich unbedeutend und gleichgültig zu sein scheinen, falsche Ansich- ten sowohl in der Wissenschaft als auch im gemeinen Leben. Darum drang ich so stark auf Gewissheit und Genauigkeit in den Einzelnheiten der Etymologie; aber indem diese hier auf ei- nem Blatte zu einem ganzen Bilde zusammengezogen werden sollen, so wird es erlaubt sein von zufälligen Abweichungen, nachdem man ihr Vorhandensein erkannt hat, hier abzusehen. Es ist nicht die Menge von Thatsachen, wahren und halbwah- ren, zu einander summirt, was grosse Resultate giebt, sondern wenige sichre und vollständig ermittelte — Vieles, was richti- ger zur Geschichte der Namen gehören möchte, ist bereits bei der Etymologie angedeutet worden, worunter wir alles eigentlich Specielle gebracht, während hier das Wenige, das wir in dem *) Dies kann zwar wie eine harte Rede erscheinen; aber im Namen der wissenschaftlichen Kritik, ohne die geringste persönliche An- spielung, musste es doch einmal rein heraus gesagt sein. Wir wissen übrigens gar zu gut, dass, je ausgezeichneter Wissenschafts- männer sind, sie desto weniger Gewicht auf etwas so uubedeuten- des legen, wie die Etymologie der auf Treu und Glauben abge- schriebenen Pflanzennamen — und dass die Irrthümer, die darin vorkommen, ihre Ehre nicht um mehr verringern können, als eine Feder auf den Kleidern eines gelehrten Mannes. 58 ‚Ueber die Namen der Pflanzen. Generellen aus bis jetzt ausgemachten Verhältnissen annehmen zu können glauben, dargelegt werden soll. | Die erste und oft sicherste Quelle zur Auffassung ai Na- turanschauung der Alten ist gerade der ofine Natursinn, der __ nicht durch erkünstelte Gelehrsamkeit missgeleitet, ‘sondern durch vertrauten Umgang mit der Natur geübt worden ist. ‘So © sehr auch Sprachkenntniss zur Erklärung der älteren Namen nöthig ist, so reicht sie doch bei weitem nicht aus; ohne jenes feine Gefühl für das Einfachste und Natürlichste steht man zwischen allen Vorschlägen und Meinungen der Ausleger un- schlüssig. Da, wie unten gezeigt werden soll, die ältesten Na- men wirkliche Volkspoesie sind, solche von der einfachen Art, wie sie in abgelegenen Gebirgsgegenden noch fortlebt, so befragt man diese mit so vielem Nutzen. Die Botanik dürfte auch mehr als die übrigen Wissenschaften aus dieser Quelle geschöpft haben, nicht bloss in der ältesten Zeit (der des Hippocrates, Theophrast u.s.w.), sondern auch bei der Wiedergeburt der Wissenschaft zur Zeit des Brunfels, Tragus, Fuchs, bevor die Gelehrsamkeit das überwiegende Element wurde. Dass die ältesten bei griechi- schen Wissenschaftsmännern vorkommenden Pflanzennamen Volksnamen, und nicht, wie die unserer Zeit, von den Wis- senschaftsmännern gebildet sind, ist nicht allein aus ihrer innern Beschaffenheit deutlich, sondern auch durch äussere Beweise. Desshalb wurden auch keine Charactere gegeben, indem man ‚die Namen für bereits bekannt ansah. Hatte eine Pflanze keinen gekannten Namen, so führten die Alten sie ohne alle Benennung an; gewöhnlich verglichen sie dieselbe mit einer ähnlichen, z. B.: „Die Pflanze, deren Blatt Arum gleicht, aber weiss und zottig und von der Grösse eines Hedera -Blattes ist.“ Hippo- crates. Manche jetzt für Namen genommene Epitheta sind an sich nur solche Phrasen für Pflanzen, die in der en keinen Namen hatten, z. B. göilov ImAvyovov aal agonvoyovov Thheophr. Hist. IX. 19., woraus nachher der Name T'helygonum entstanden ist, wie Parnassia. aus ”Ayoworıs &v to Hoapvaoos. Fanden die Alten in der Volkssprache mehrere verwechselte, so . wurde ein Epitheton beigefügt, gewöhnlich £reeos, in welchem Falle die Pflanze ohne dieses Epitheton für die eigentliche an- zusehen ist, oder auch &g6nv und $7isıa: bei Anwendung dieser letzteren wird stets das Männliche, &g67v, der derberen und kräftigern Pflanze, das letztere der schlankern und schwächern beigelegt *). Die Naturansicht, die diesem zu Grunde ‚liegt, ist, wie eine Menge Verhältnisse im Pflanzenreiche- bei den Alten, aus einer ni ums 3 Ueber die Namen der Pflanzen. 59 Das Achtgeben auf solche Kleinigkeiten ist zum 'rechten Ver- ständnisse der Namen der Alten von. grosser Wichtigkeit. Als eine Folge des erwähnten Gebrauchs, alle Volksnamen ohne kritische Prüfung aufzunehmen und zu behalten, ist es zu er- klären , warum ganz dieselben Namen so himmelweit verschie- denen Gewächsen, zwischen denen keine Verwandtschaft ‚als Grund der Namengleichheit zu suchen ist, beigelegt worden sind, gerade wie bei unsern Volksnamen; z, B. Medica dem Citronenbaume und. der jetzigen Medicago, und so unzählige andre. Oft, aber nicht immer, gebrauchte man einen Zusatz und zwar bei der Pflanze, welcher man den Namen für uneigent- lich zukommend hielt. Der eigentlich griechische Awzos, ein Col- lectivname für Pflanzen der T'rifolieen- Gruppe, hat keinen sol- chen, aber der Lotus der Aegyptier wird stets Awzos aiyurrrıos genannt, der der Berberei Awros Ö&vdgov. Zuweilen findet man auch ein ähnliches Epitheton bei der eigentlich einheimischen Benennung: so z. B. nennt Hippocrates die Vicia Faba »vauos &llnwızos zum Unterschiede vom zuawos aıyontıos. Der sicherste Beweis, dass der Name nicht von den Autoren selbst gebildet worden, liegt in deren gewöhnlichem Ausdrucke ‚‚zaAovor,“ wie: „o aalovom Evıoı wodoov, aAloı de Cuoryga“‘ bei Theophrast. Waren gar keine Volksnamen vorhanden, so wurden deren nach einer Zufälliskeit , nicht nach innerer Verwandtschaft, auf ein solches Naturproduet herübergezogen: dies erklärt, wie fast sämmtliche Tangarten bei Theophrast dazu gekommen, Namen nach Baum-- arten zu erhalten, wie yoivı& novrie, dapvn novria, aurelos, 2Adım devs u. Ss. w. Erst weiterhin bei Dioscorides glaubt man mit Si- cherheit zu merken, dass eine Anzahl Namen von diesem selbst gebildet worden, theils an ihrer mehr gesuchten Bedeutung, -theils an ihrer von der der Volkssprache abweichenden Bildungs- art, hauptsächlich aber vielleicht daran, dass er bei solchen die Ableitung angiebt, wie man diese auch in unsern Tagen selten bei bekannten Wörtern, sondern nur bei einem neuen, das man ein- menen Analogie mit dem Thierreiche hervorgegangen, ist aber - eben dadurch falsch, weil hierin wie in mehrerem Andern das Pflanzenreich dem letzteren völlig entgegengesetzt ist [näml. nach der herkömml. Annahme der Pollenpflanze für männlich |. Unter den Gewächsen getrennten Geschlechts ist bei den meisten die bis- her sogenannte männliche Pflanze immer schwächer, die weib- liche stärker ; vergl. Hanf, Hopfen u. a. Daraus glauben wir auch uns erklären zu können, warum von solcheu Gewächsen die weib- liche Pflanze weniger empfindlieh für Kälte ist, warum diese bei manchen Species bis viel weiter gegen Norden wild wachsend vor- kommt als die männliche, wie bei Stratiotes, Sagittaria. 60 Ueber die Namen der Pflanzen. führen will, beibringt. Dies ist der Grund, warum ich es für so unrichtig halte, in solchen etymologischen Bestimmungen von Dioscorides abzuweichen; er musste wohl selbst am besten wis- sen, was er bei Ertheilung eines Namens gemeint. Dass die nach seiner Zeit von Bassus, Myrepsus u. A. eingeführten Na- men von ihnen selbst dietirt sind, wird am besten durch das Unclassische in ihrer Bildung belegt; darüber nachher bei Be- trachtung des Formellen im Namen- bilden. Wir gehen nun zu den Prineipien für die Ermittelung der Bedeutung der alten Pflanzennamen über. Gerade darin, dass man deren wirkliche Quelle übersehen und sie nach der Namen- bildungsweise unserer Zeit gedeutet hat, liegt der Grund zu so mancher unrichtigen Auslegung. Solche Pflanzennamen, wie im Schwedischen Skrattaren, Sittaren, Orasande, Oenskelös [Lacher, Sitzer, Unrasend, Wunschlos | u. a. sind nie in einer Volkssprache aufgestanden; so lange ein Volk nicht von der Natur abgelenkt ist, athmet die Sprache nur Poesie und Reli- sion. Dass die ausgezeichnetern Naturproducte zu den Dingen gehört haben, die zuerst Namen bekommen, liegt, denken wir, in der Natur der Sache, und ist auch dadurch bewiesen, dass die Bedeutung ihrer Namen selten mit Sicherheit zu ermitteln ist, wofern man nicht Stammwörter oder -Sylben annehmen darf, die (als für sich stehende) für ihre ursprüngliche Bedeutung verschwunden sind*). Wo die Ableitung eines solchen Namens '*) Die Natur ist zu allen Zeiten eine reichere Quelle für meuschli- | ches Wissen gewesen, als man im Allgemeinen anerkennen will, seit man sich der Lehrerin über den Kopf gewachsen dünkt. Uns kommt es als wahrscheinlich vor, dass eine Menge Benennungen für allgemeiue und abstracte Begriffe ursprünglich von Naturge- genständen ausgegangen sind; oder dass, im Einzelnen, wie scir- pare bestimmt von Scirpus herkommt, so wohl auch jungere von Juncus kommen kann, nicht umgekehrt, obschon die erstere Be- zeichnung nachgehends die allgemeinere geworden. Dies ist jedoch. etwas Hypothelisches, das wir als hier nicht eigentlich zur Sache gchörend bei Seite lassen. Aber als ein Beispiel, wie eine ganze Namenfamilie erklärt werden kann, wenn man ein ausser Gebrauch gekommenes Stammwort annehmen darf, wollen wir hier Silphium, Siler, Silaus, Sesili anführen, welche darin übereinstimmen, dass die so benamten Pflanzen, wie mehrere in den Gegenden am Mittel- meere, einen ätherisch-öligen, gummiharzigen Saft liefern, welchen die Römer Laser nannten, daher auch Silphium gewöhnlich mit Laserpitium übersetzt wird. Darf man nun als Stammwort ZI44 annehmen, obgleich dieses bei griechischen Autoren nicht vor- kommt (nur ocı, als dem Ricinus beigelegt, der auch des Oels wegen ausgezeichnet), dem Laser der Lateiner entsprechend, so wird die Ableitung der Namen aller obigen Pflanzen einfach, näm- lich: Sil-phyum, die welche Sil hervorbringt (im); Sil-aus, Ueber die. Namen. der Pflanzen. 61 klar und deutlich ist, da halten wir ihn für neuerer Bildung und meinen, dass der ursprüngliche Name verdrängt worden: ist. Beim Verfolgen sowohl der noch merkbaren An der Entste- hung der Namen, als auch besonders der Geschichte der ganzen Wissenschaft bis zn unsern Tagen, ergiebt sich nämlich klar, dass die Namen im allgemeinen ursprünglich Colleetiva für meh- rere ähnliche Gegenstände gewesen und später, in dem Maasse wie man die einzelnen Gattungen unterschieden, im täglichen Gebrauche verändert worden und dadurch auch in ihrer ursprüng- lichen Anwendung verschwunden sind. Dieses ist auf zweierlei Art geschehen, indem entweder der ursprüngliche collective Name auf bloss eine gewisse Gattung *) übergeführt worden ist, oder er in ein nomen appellativum für alle darunter begriffene Gattungen übergegangen. Dies letztere ist wohl am gewöhnlich- sten geschehen. Man unterschied da zuerst die einzelnen Gat- tungen durch ein Adjectiv (was unsern jetzt gebräuchlichen Spe- ciesnamen entspricht); allmählich aber fiel der ursprüngliche Name hinweg und nur das beigelegte Epitheton wurde als Name behalten, wovon es sowohl in ältern, als auch noch in neuern Zeiten (bis zum 17. Jahrhundert) unzählige Beweise giebt. Da zu alle dem unten Beispiele folgen, so tierühten wir, die ältre Zeit hier übergehend, nur, dass man noch im 17. Jahrhaänderte Herba moschatellina, h. paris, h. trientalis u. s. w. schrieb. Das beigefügte Epitheton war in den meisten Fällen ein Adjeetivum, welches nicht mit seinem Substantiv zu einem Worte verbunden wurde (vor der Zeit des Verfalles der Sprache hei den spätesten griechischen Schriftstellern), so dass das Sub- stantiv desto leichter wegfallen konnte. Zuweilen hat ein Namen dadurch von seiner ursprünglichen adjectivischen Form her selbst eine substantivische Wortform angenommen; diese darf uns nicht irre machen. Homer schreibt dövaxos (v. dov&w) zaAauos, aber Diosco- rides und die Späteren dova$; die Aelteren weii« oder ueiin, x0- vsıov, Spätere aber u£dıas, xuwıov ; Plinius schreibt semen carium, spätere Carium oder Carum, u s. w Es ist jenes weggefallne —— die.zu $il erhärtet (ev»); Sileroum oder Siler, wovon Sil aus- fliesst (2ow&on); Se-sili aber ein Frequentativum davon. Aber das Siler der Lateiner ist etwas ganz andres als die obigen, welche sämmtlich Umbellatae sind. *) So bedeutete, wie bekannt, dovs ursprünglich Baum im Allgemei- nen, wurde ‘aber zuletzt auf eine gewisse Gattung , nämlich die Eiche, als Baum per excellentiam, eingeschränkt, wie Lilium von einer llschieinen Benennung für prächtige ra zum Namen einer bestimmten Gattung derselben, 62 ‚Ueber die Namen der Pflanzen. Substantiv, was das Genus der Pflanzennamen bestimmt. Daraus erklärt sich z. B., warum alle Gräsernamen lateinischen Ur- sprungs Neutra sind, wie secale, triticum , hordeum , panicum, milium , lolium, weil gramen oder frumentum das ausgelassene Substantiv gewesen; alle die griechischen dagegen, worunter yhön zu verstehen, sind feminina, wie aloe, »g:97, non, tion, Beice, Celia, oAvga, Aygworis, pahagıe; aber die grössern Arten, wo zakauos als Substantiv zu ergänzen ist, sind Maseulina, wie mawveos, zv- 81008, napdnıos, mAörauos, Erriysıos (alles Rohrarten, dazu? wvoos und #eowos oder femuos, wenn diese nicht primitiv‘ sind). — Jenes Substantiv kann nun nicht allein eine gewisse allge- meinere Benennung sein, wie ßoravn, Ögvs, dEvöoov, #gılvov, BoAßos, sondern eben so oft irgend ein Theil der Pflanze, weleher in der Mediein oder Oekonomie jener Zeit benutzt wurde. . Vor- züglich gilt dieses von allen, die man nur als Handelswaare kennen lernte. Dies beweisen alle unten folgenden Beispiele von nach gewissen Orten benamten Gewächsen. Zu finden, wel- ches Substantiv es gewesen, ist zum richtigen Verstehen der Bedeutung durchaus nöthig. Dazu hat man wieder eine gute Hinweisung im Genus des Namens. Sollte wirklich Acer einer- lei Wort mit acer sein (wozu indess kein älterer Grund vor- handen) , so müsste Zignum das Subst. dazu sein; auch haben alle spätern Etymologen den Namen dem Holze zuwenden wol- len, ohne an genannten Gegengrund zu denken. — Andererseits durch Verbindung eines Adjectivs und eines Substantivs zu einem Worte einen substantivischen Pflanzennamen zu bil- len, der nachher der gewöhnlichste wnrde und es noch ist, "scheint in den ältesten Zeiten unbekannt gewesen zu sein. 4#r- öoov end fordvn, als unter allen am leichtesten wegfallend, kom- men in Namen der Alten höchst selten vor, sind da vielmehr stets getrennt geschrieben, wie „Balcauov ötvdgov‘ Theophr., „ree« Boravn‘“ Diosc., xgivov Baoıkırov Diosc. *), ws avdos Theophr., wohl sind diese Wörter oft offenbar ausgeschlossen. Indess sieht man deutlich, wie man, als die Mannigfaltigkeit der Na- men nicht mehr die frühere Einfachheit zugelassen, zum Zusam- mensetzen übergegangen ist: Homer schreibt o&Aıvov EAsodgssror, Hippocrates o&Awov &isuov, Dioscorides aber !AeıoosAwov, vieler *) Dagegen schrieb Dioscorides, bei welchem das Substantiv im Gan- zen überall: weggefallen ist, nicht xgiwov zoAyınov, Yakcyyıov, Eprusoov u. dgl., wo xgivov für den Sinn ebenso nöthig ist, son- dern nur die Adjectiva; aber Bacılınov, 1800v scheinen ihm zu all- gemeine Worte gewesen zu sein um diese Ellipse zu ertragen. “ Ueber die. Namen der Pflanzen. 63 andern Beispiele zu,;geschweigen.‘ Man braucht nur eiuen flüch- tigen Blick auf des Dioscorides Pflanzennamen, diese mit denen der älteren Autoren verglichen, zu werfen, um zu finden, wie die mehr zusammengesetzten, künstlicher gebildeten sich vermehrt haben, und dass die einfachen Adjectiva die ältesten sind. Aber die zusammengesetzten Namen hatten auch ursprünglich :Adje- etiv-Form, das ‚darin befindliche Substantiv ist. vorangestellt. wie: »Aorgorıov, u. Ss. w. Erst nach dem Verfall der Sprache (graeco-barbara aelas) wurden solche Namen wie Balcauodiv- doov , wosxoßoravev, Ögooıoßoravor, agdıoßoravn gebildet *). — Aus zwei Substantiven zusammengesetzte Namen kommen in den ältesten Zeiten äusserst wenige vor (wie: xvrösßaros, vosxiayuos) und schon dadurch, dass sie einen andern Pflanzennamen in sich enthalten, zeigen sie sich als jüngeren Ursprungs; bei Diosco- rides aber werden sie gewöhnlich, vgl. BovpYeAuor, Aayumovs, &p- voykwovov, uvoswris [od. uvos wris und wuvos ovs] u. a. Offenbar ist diese Bildungsart jünger (wenn nicht solche Namen aus Adje- etiven in Substantive übergegangen , wovon inzoveıs u. a. Spuren geben) und ihre Ableitung ist gewöhnlich höchst einfach. In die Bedeutung derselben treten keine gekünstelte, gesuchte ein- zelne Charactere ein, sondern eine metaphorische Total- Auf- fassung des ganzeu Gewächses, wie in den ältern einfachen poetischen Epitheten, die zu Namens - Range übergegangen sind. Man kann sich wundern, dass wir auf dieses Formelle so viel Gewicht gelegt, aber die Kenntniss desselben scheint zum rich- tigen Verstehen der Namen wahrhaft nothwendig zu sein; am gewöhnlichsten sucht man sie in Zeitwörtern, ohne an das nö- thige Substantiv zu denken. Nur in den Fällen, wo das Epi- theton ein zu triviales Wort war, behielt man das Substantiv bei, wie in ßoAßos £dodıuos, Zwerixos, isoa Boravn, U.S.w. Von den älteren Namen müssen hier wohl einige Beispiele angeführt wer- den: dövaxos (zaAauos) das bewegte (Rohr) ; «siöwov (gyvrov) **) das unvergängliche (Gewächs) ; 774:piov [gewöhnlich 774&9:0v] oder *) Diese Benamungsart ist es, die man jetzt für die beste hält — und gewiss ist sie vom systematischen Standpunkte aus die richtigste und bequemste; aber sie ist weder die natürlichste, noch die clas- sischeste. Wenn Linne adjectivische Namen tadelt, so hat er nicht f bedacht, dass solche gerade die ältesten waren. **) Die hier gebrauchten Epitheta sind nicht willkührlich genommen, soudern wirkliche nach den Quellen. Sempervivum war bei den Griechen wie ‚bei uns angepflanzt (gvrov) und Hippocrates führt es. da der Name «&iöwov noch nicht in Gebrauch gekommen, als ar » 3 TO EN TO OIAELO)V Pvousvov an. 64 Ueber die Namen der Pflanzen. rnA&gılov, die lange unvergängliche , die treu liebende (schwed.. kärleksört, Liebeskraut*); weis (devs) der mannatragende (Baum) [näml. d. Esche ]; &mıundıov (YvAlov) das in der Mitte [?] sitzende (Blatt), oder: mitten auf dem Blatte sitzend; Zpiusgov (zeivov) die bei Tage blühende (Lilie); HaAızzoov (Yvikor) das vielverästete (Blatt); va&exı000s (#oAßos) die betäubende (Zwie- bel), «i9ovoow und &Aarivn etc. (8oravn) die brennende (falsch über- setzt mit „glänzende *) Pflanze; eig« [gew. aloa] (2467 oder mie) das tödtende Gras; Aurea, Auratia (poma) u. Ss. w.”*), So einfach war die ursprüngliche Namengebung, oder richtiger, sie entstand nicht unter der Absicht, Namen zu bilden, sondern durch den Gebrauch wurden die Epitheta zu Namen; die älteren Namen verhalten sich zu den neuern so, wie das Naive, das um seine Sinnigkeit selbst nicht weiss, zu der studirten preten- tiösen Witzigkeit. Ein Theil Namen jedoch, der auszunehmen ist, sind alle Namen fremden Ursprungs. Man war in ältern Zeiten eben so bereit neue Namen zu bilden, wie jetzt. Erhielt man also eine Pflanze unter fremder Benennung, so nahm man diese in die Sprache auf (wie noch heut zu Tage in lebenden Sprachen ge- schieht; Thee, Koffee, Tabak und die Namen der meisten aus- ländischen Naturproducte sind ja aus für uns oft barbarischen Sprachen entlehnt) ; aber wie heute besonders die Franzosen es thun, nationalisirte man sie nach der eigenen Aussprache, so dass das Ursprüngliche nicht leicht wiederzuerkennen ist. Auf diese Art kamen schon sehr früh für eine Anzahl Handelsarti- kel indische Namen herein. Indess findet man bei den Alten gewöhnlich Belehrung darüber, aus welcher Sprache sie herrüh- *) Ueber die Uebereinstimmung der schwedischen und der griechischen Volkssage siche: [E. Fries] Grekernes Nymphaeaceer [die N. der Griechen], ed. 2..p» 1li. [Diese Abh. ist auch abgedruckt in Fries’ Bot. Utflygter. (Ups., 1843. 328 S. 8.)] **) Um uus nicht zu tief in eine Sache zu verirren, die gewiss Alle für zu unbedeutend ansehen werden, müssen wir eine Menge minu- tiöser Bemerkungen übergehen, die uns jedoch nicht bedeulungslos erscheinen. Zuweilen hat eine Pflanze verschiedene Namen ver- schiedenen (grammatischen) generis: dann liegt immer jedem zweiten Namen ein andrer Theil zum Grunde, wie unter dos zu verstehen ist dovs, unter %0oTvoSg HA0TTOS ; dass letzteres nur bei un- reifer Frucht davon gebraucht wird, ist ganz erweislich. Ein 'Theil griechischer Namen hat der Analogie wegen, besonders wenn sie ins Lateinische herübergeführt worden, das ursprüngliche genus verloren, wie Padus, Cerasus u. a. Ursprünglich waren sie er- weislich Masculina, bis unter langem Gebrauche derselben als Substantive selbst der Gedanke an das ursprüngliche xaeros oder dergleichen weggefallen. Ueber die Namen der Pflanzen. 65 ren, wenigstens Andeutungen. Man lasse sich nicht durch die Leichtigkeit, Wurzeln für Wörter zu finden, verleiten, solche im Latein oder Griechischen zu suchen. Die Römer (wenigstens Plinius) eigneten sich griechische Namen en gros zu, diese sind aber leicht von den wirklich lateinischen zu unterscheiden. Darauf hat man nicht genug geachtet. Für die letztgenannten die Wurzel im Griechischen zu suchen ist nach unsrer Meinung unrecht, selbst wo die Aehnlichkeit offenbar ist. Kannte man keinen Namen von der Pflanze, so benannte man am allerge- wöhnlichsten das Gewächs nach dem Fnndorte oder nach dem Orte, von wo man es als Handelswaare erhielt. Lässt sich des- sen Ursprung historisch verfolgen, so ist dieses wichtig für die Kenntniss des Formellen der Ausbildung der Namen und bestä- tigen letztere die obigen Grundsätze vollends. Alle treten zuerst als Adjective auf, das das Genus bestimmende Substantiv fallt vor unsern Augen hinweg und das Beiwort bleibt allein, als Name, zurück. Aus Medien hatte man zwei verschiedene Ge- wächse, nämlich ($o7dvn) undır, (jetzige Medicago), und wunida umdın: so lange man indess von dem letzteren nur die Frucht kannte. ward diese u740v undıröv genannt, vom erstern Namen aber blieb nur Medica (wobei gar keine medieinischen Eigen- schaften in Betracht kommen!). Ebenso zweierlei Persica: eine die jetzige (Malus) Persica; die andre, xagvov megormor, ist un- sre Juglans. Dasselbe ist der Fall mit Armeniaca, Punica, Colchicum (sc. zeivov) Carum oder, wie es zuerst hiess, semen Carium, Ligusticum (folium) aus Ligurien, Sardoa herba bei Virsil, aus Sardinien, PBritannica (radix) aus Belgien, Treucrium aus Troas, Aconitum von einem Örte Acone, T'hapsia und Samolus nach Inseln des Namens, Amerina (Salix) vom jetzigen Amelia bei Spoleto, u. a. Ein Theil andrer sind nachweisbar ähnlichen Ursprungs, nur mehr verändert, wie Cicla von Sicula radix, die sicilische.. Kam dasselbe Gewächs zu den Griechen und den Römern von verschiedenen Seiten her, so erhielt es bei bei- den seinen besondern Namen, z. B.: Punica (s. oben); der Grie- chen »«oravov nannten die Römer glans (Sardica) aus Lydien, bis sie ersteres (als Castanea) annahmen; Esculus nannten sie glans Chaonia nach dem ältern epirotischen Namen; Tamarix benamten die Römer nach dem jetzigen Tambra in Spanien, ohne zu wissen, dass sie die wveisn der Griechen war. Die Nachricht des Plinius von der Benamung der Cerasus nach der Stadt Kerasunt in Pontus und ihrer Einführung dureh Lueullus darf nieht auf unsre Prunus Cerasus bezogen werden; diese war viel früher bekannt, schon dem Theophrast unter dem Namen 3 2 I 66 Ueber die Namen der Pflanzen. 00008, (Plinius giebt übrigens auch selbst mehrere Kirschenar- ten als in Europa wild an); Cerasus ist, nach Buttmann, wohl von z2oos gebildet, wie Cornus von cornu, — und die Stadt hat eher ihren Namen von der Pflanze bekommen, als umge- kehrt, denn was am ältesten ist, muss wohl den Namen verlie- hen haben; die Cerasus aber, die bei Kerasunt wächst, ist nach Belon Lauro- Cerasus. Dagegen sind wir überzeugt, dass der jetzt gewöhnliche Gebrauch, Pflanzen nach Personen zu benennen, in der alten Zeit unbekannt gewesen ist; (erst im Mittelalter fing man an, Hei- ligen Pflanzen zu widmen, und als Prineip wurde es eigentlich erst von Plumier angenommen): was wohl am besten daraus er- hellet, dass nach keinem der ausgezeichnetern Botaniker der Vorzeit früher als in neuerer Zeit eine Pflanze benannt worden. Man hat indess diesem Gebrauche Urahnen zu verschaffen ge- sucht, doch bei genauerer Untersuchung dürften die - meisten Beispiele, wo nicht alle, zerfallen. In der neuern Zeit hat man wohl mythologische Namen an Pflanzen verliehen, wie Andro- meda, Chssandra; u. s. w., aber die ältern: Narcissus, Hya- cinthus, Adonis ete., sind als Pflauzennamen gewiss älter als die Mythen, die eben durch eine Allegorie in Bezug auf eine Eigenschaft der Pflanze entstanden sind; in einer solchen liegt ihre Erklärung. Bei allen den andern wiederum, die mit histo- rischen Personen zusammengebracht worden sind, ist dieses gewöhnlich nur wegen Namengleichheit geschehen; die Pflanzen- namen sind sicherlich älter, sie haben gewöhnlich eine einfache Ableitung, die der Pflanze und nicht der Person gilt, wie T'ele- phium, es Helenium, Lysimachia u. s. w. Die am meisten für das Gegentheil sprechenden Beispiele sind wohl Achillea und Artemisia, aber auch diese lassen sich anders er- klären: ersterer Name, wofür es auch zulloyviäsie (lat. Millefo- tum) heisst, kann leicht eine Zusammenziehung eben hiervon sein, 7 zılıeio, — und von Artemisia deutet Plinius selbst an, es sei eine veränderte Aussprache von Parthenis, wie Tanace- tum (ohne allen Grund von Ydvaros, Havo abgeleitet) von Tanna- cum [oder Tamnacum], einem alten Namen des Parthenium, so dass im Grunde alle diese Namen gleichbedeutend zu sein scheinen, so wie sie in der Arzneikunde der Alten ohne Unter- schied zur Anwendung kamen. Eigentlich erst im Mittelalter fing man an, Gewichte nach Personen zu benennen, da aber nur nach Heiligen (nach sol- chen benamte zählt Linne in seiner Philos. bot. gegen 30 Ueber die Namen der Pflanzen. 67 auf*) und in der Religionsgeschichte gefeierten Namen, auch nach Personen des alten Testaments, wie Sigillum Salomonis, Candelabrum Salomonis u. s. w. Christus und die Jungfrau Maria bekamen jedes einen ganzen Blumengarten; aber auch die Engel (Angelica), sogar der böse Geist (Morsus diaboli), wur- den nicht vergessen. Mit allen diesen Namen sind Legenden verknüpft; symbolische Begriffe liegen ihnen zu Grunde. Mit Unrecht, wie mir scheint, verachtet man alles dergleichen; zwar gehört es nicht der strengen Wissenschaft an, aber was mit der Entwickelung der Menschheit im Zusammenhange steht, wozu ihr Verhältniss zur Natur vorzugsweise gehört, davon darf nichts übersehen werden, und wer den Geist der Zeiten wirklich er- kennen will, darf ihre Auffassung der Natur nicht verschmähen., Als Symbole der Dreieinigkeit wurden aus drei Blättchen zu- sammengesetzte Blätter betrachtet (Alleluja u. s. w.); auch Blu- men mit drei Farben (flos Trinitatis). Pflanzennamen, die auf heidnische Gottheiten hindeuten, wurden durch Versetzung an Heilige getauft. Alle diese Namen entstanden unter dem Volke (dass die Namen jener Zeit nicht von Männern der Wissenschaft gebildet sind, ist um so gewisser, als es solche damals nicht gab), noch heut zu Tage ist die Volkssprache die zuverlässig- ste Quelle derselben — und nur in der noch fortlebenden Tradi- tion haben sie ihre Erklärung **). Man findet in dieser Hinsicht eine Uebereinstimmung zum Verwundern in allen christlichen Ländern. Man erkennt die Namen des Mittelalters leicht an ‚dieser ihrer religiös-symbolischen Bedeutung, und im Formellen x *) Helenium, welches man von Helena abgeleitet glaubte, wie un- 0 ser schwedisches Alunsrot, Alandsrot, von St.-Älins rot, hat, zugleich mit letzterem, einen ganz andern Ursprung. Schon bei Hippocrates hiess es nach dem Standorte in Sümpfen &A&vıov, und der schwedische Name ist wohl das gothische Alant, welches nach Isidorus Hispalensis, einem gebornen Gothen selbst (F 636), der gothische Volksname der Pflanze war; — die griechischen Namen kannte Isidorus nicht. #4) Linne führt in Philos. bot. $ 214 (ed. Stockh. 1751. $ 211) meh- rere der Art auf, aber eine reiche Nachlese findet sich sowohl bei ältern Schriftstellern, als auch in der noch lebenden "Tradition. — Alle Legenden des Mittelalters, soweit sie uusre Pflanzen berüh- ren, habe ich unter unserm Volke allgemein bekannt gefunden. In einer frühern Abkandlung [Grek. Nyınphaeac.] haben wir zu zei- gen gesucht, dass auch gewisse Elemente der griechischen Mytho- logie noch bei uns [in Schweden] im Volksglauben fortleben — und es scheint uns sonderbar, dass, während man so viel Gewicht auf das Griechisch - Alterthümliche legt, man das, was es unter uns giebt, nicht würdigt Notiz davon zu nehmen, 5 68 Ueber die Namen der Pflanzen. daran, dass sie aus zwei Substantiven gebildet sind, die nicht zu einem Worte verbunden sind, so dass das eigentlich Bestim- mende im Genitiv-Casus steht. In den wenigen und unbedeu tenden Schriften, die uns aus jener Zeit übrig geblieben, kom- men sie weniger vor als bei den Vätern der Botanik, welche die in der Volkssprache vorhandenen sorgfältig aufgenommen. Daneben ging im Mittelalter die Kenntniss der Namen der Alten verloren; die, welche sich erhielten, wurden oft geradebrecht, und auch verwechselte wurden so auf die folgende Zeit fortge- pflanzt, was man nicht übersehen darf, wenn man ihren Ursprung historisch untersuchen will. An die Stelle der griechischen wurde dabei in den Schriften der Zeit eine Menge uralter Volks- namen aus germanischen Sprachen aufgenommen, wie Dorella (unser schwed. Dodra oder Döre |[Leindotter]) u. dgl. Die meisten der Art wurden wohl bei der Restauration der Botanik ausgemärzt; andre dagegen wurden latinisirt und sind noch bis heute beibehalten worden, wie Humulus, Trollius. Dies letztere glauben wir auch nicht missbilligen zu können, da die Römer gerade ebenso verfuhren. Aber in den Namen jener Periode ist nicht dies Sprachliche, sondern das Symbol selbst das Wesent- liche, das mit den verschiedenen Worten ausgedrückt wird; die Namen sind noch in einem embryonischen Zustande, worin sie deshalb durch veränderliche Epitheta ausgedrückt werden. So werden z. B. die Orchides Christo und der Jungfrau Maria zu- geeignet, sie heissen im Mittelalter gewöhnlich Palma Christi, in mehrern schwedischen Provinzen noch jetzt Herrans händer [der Herrin Hand, auch Jungfru Mariae hand]. Es giebt eine Menge Legenden von ihnen, die in verschiedenen Provinzen ver- schieden ausgebildet worden, obschon man die primitive Einheit deutlich erkennt. Oft haben örtliche Verhältnisse zu ihrer Bil- dung eigenthümlich beigetragen. So ist es eine alte symbolische Auflassung, dass Wermuth Reue bedeutet; da aber der ihm zunächst verwandte Beifuss (Artemisia vulg.), welcher nicht merklich bitter ist, in Smäland das schlimmste Ackerunkraut ausmacht, das nur mit grösster Mühe auszurotten ist, so hat man diesen dort zum Symbol der Sünde genommen, wodurch erst ein im ascetischen Volksunterrichte jener Gegend gewöhn- licher, sonst unbegreiflicher Ausdruck: Beifuss ist ein böses Kraut (Grabönan är en ond ört) u. s. w., erklärt wird. Das Bemühen der Väter und Wiederhersteller der neueren Botanik in Betreff der Nomenclatur ging hauptsächlich darauf aus, unter Ausfindigmachung der Pflanzen der Alten auch die verloren gegangenen classischen Namen wiederherzustellen ; doch Ueber die Namen der Pflunzen. 69 in Ermangelung dieser eigneten sie sich auch die Benennungen aus dem Munde des Volkes an, die sie dann in Latein und Griechisch übersetzten. Sie sind also nur mittelbar aus gleicher Quelle mit den älteren geflossen, welche Kunstproducte sind, und an dem Formellen in ihrer Bildung merkt man bald, dass auch sie es sind. Aber durch sie wurden doch zuerst die im Mittelalter aufgekommenen Ideen und Benennungen eingeführt, wobei man übrigens die Sprache zu reinigen suchte, die dunkeln und unbestimmten (wie' Alleluja, vgl. ob. I.) verwarf oder ihnen eine dem neuen Geiste der Zeit mehr entsprechende Wendung zu geben suchte, wie Aquilegia u. s.w. Da wir aber unter die- ser Periode die ganze Zeit von Brunfels bis Linne, während welcher die Wissenschaft in stets fortgehender Entwickelung begriffen war, zusammenfassen, so ist es schwer etwas der ganzen Zeit Gemeinsames anzugeben. Im Formellen kann dies jedoch leichter geschehen; der Botaniker erkennt die Namen dieser Periode sogleich an ihrer Bildungsweise. Die zahllosen unelassischen Namen auf —oides, —astrum, —astroides, —ella oder mit einem modificirenden Epitheton vor einem bekannten Namen, die gegen die Zeit der Linneischen Reform hin sich immer mehr häuften und ganz besonders Gegenstände der Ver- dammung von Seiten Linne’s wurden (Phil. bot. $. 228 —231- [ed. Stockh. $. 225. sgg.], wo Beispiele in Menge aufgeführt stehen), sind für diese Zeit höchst characteristisch und ihr al- lein eigenthümlich. Dazu kommen Namen auf —ago, wie Bor- rago, Plantago, Tussilago, Solidago, Populago ete., in wel- che alle ago sowohl in der Bedeutung von „etwas vorstellen (gleichen) “ als auch von „auf etwas wirken“ eingeht; auch die nun gewöhnlichen Zusammensetzungen eines Nomens mit einem Verbum (sangui-sorba): waren früher fast unbekannt gewesen- Im Ideellen lässt sich schwerer etwas gemeinschaftliches her- vorheben, zumal da Ideen der vorhergegangenen Periode, ob- gleich 'seltner, wiederkehren, wie in Zerba sancta, welches besonders, nach unsrer Vorstellung, der älteste botanische Name des Tabaks war. Dass jedoch die Zeit mehr realistisch wurde, wird dadurch bezeugt, dass im Anfange die meisten Namen sich auf die Kräfte der Pflanzen und ihre Anwendung in der Medicin und Technik bezogen, wovon, ausser schon genannten, Car- diaca, Podagraria, Camphorata, Alchemilla, Sanguinalis, Salicornia, Salsola, Kali, und unzählige andere Beispiele sind. Dies ging indess allmählig dazu über, dass man auf äussere zufällige Uebereinstimmungen oder Aehnlichkeiten der Pflanzen mit einander hauptsächlich sah, was endlich so überhand nahm, % 70 Ueber die Namen der Pflanzen. dass fast jeder neue Name nur ein Bruch eines bereits beste- henden war, entweder mittelst der obigen Endungen (—oides, —astrum, —ella), oder eines vorangesetzten micro—, pseudo—, chamae—. Es war die Weise jener Zeiten, die natürliche Ver- wandtschaft durch Aehnlichkeit der Namen auszudrücken, als man noch keine Familien oder andres wesentliches Verbindungs- mittel hatte. Auch steht die Ausbildung der Nomenclatur in so untrennbarer Verknüpfung mit den systematischen Ideen, dass man sie deren materielle Form nennen kann, — daher es von Linne wirklich consequent war, zu äussern, „die Disposition und die Namengebung seien die Grundlagen der Botanik“ (Phil. bot. $. 213., ed. St. 210.)*): eine Behauptung, die indess in un- serer Zeit niemand würde unterschreiben wollen. ZI, Die Linneische Beform der Nomenclatur. Nomina vera plantis imponere Botanicis genuinis tantum in potestate est. Lınxz. In keinem Theile der Naturgeschichte war Linne’s Reforma- tion so sichtbar, als in der Terminologie und Nomenclatur; er führte in beiden eine neue Sprache ein, die nicht etwa durch philosophische Tiefe oder dialectische Schärfe, sondern durch ihre Einfachheit und Naturgemässheit sich geltend machte. Die Terminologie wurde allgemein als Sprache der Naturforscher an- genommen; aber unter weiteren Anbauten sind so wohl ihre aurea als auch die argentea aetas längst vergangen. Die Grundsätze für die Benamung der Gattungen waren so einfach, dass man nunmehr sich nur darüber verwundert, wie man je habe anders zu Werke gehen können. Dass alle Gewächse, die zu derselben Gattung gehören, einen gemeinschaftlichen Gattungsnamen haben müssen (Phil. bot. $. 216.), dass diese wieder für verschiedene Gattungen verschieden sein müssen ($.217.), u. a., sind so klare Sätze, dass es wohl in unsrer Zeit überflüssig scheint, derglei- chen anzuführen; aber die Verwirrung, die vor Linne darin herrschte, erklärt genügend, warum Linne so viel Gewicht dar- auf legen konnte. Alles was Linne in seiner Philos. bot. über *) Dieser Ausdruck erklärt, warum Viele übersehen haben, welche ganz neue Richtung Linne der Wissenschaft gegeben, so dass 2, B. Cuvier ihn nur den „grossen Reformator der Nomenclatur der Wissenschaft“ nennt. Linne, mehr von einem innern brennenden Gefühle, als von speculativem Scharfsinn geleitet, sah selbst kaum die Wichtigkeit seiner rein biologischen Auffassung der Natur ein; er konnte sich keine andre möglieh denken, Ueber die Namen der Pflanzen. 71 Namen sagt ($. 213—258., ed. Stockh. $. 210. sgg-), betrifft nur die Gattungsnamen; was Linne 1. c. $. 260. Speciesname [richt Trivialname ] nennt, ist der Character, die „differentia essentia - lis“ [von Vielen als ‚Diagnosis“ bezeichnet]. Ueber Namen von Pflanzenfamilien kommt in Linne’s PAi- los. bot. [ed. Stockh. $ 251 sgg., Willd. Spr. $ 254.] kaum etwas vor, denn was Linne von den Ordnungen sagt, bezieht sich. mehr auf ein künstliches System. Dekamntlich werden diese jetzt gewöhnlich nach der Hauptgattung benannt, und dieses kann, als nicht allein das Gedächtniss unterstützend, sondern auch das Typische und Centrale der Familie andeutend, nicht anders als gebilligt werden. Hierbei ist zu beachten, dass eine Hauptfamilie einen umfassendern Namen erhalten muss, als eine Unterabtheilung, und man daher statt ‚„‚Ericee (sensw lat.)‘“ schreibt Ericace@, während man Ericee für eine Gruppe derselben in engerem Sinne behält. So müssen auch Familien- namen nach einer ganzen Gattung allen denen nach einer ein- zelnen, wohl gar abweichenden, Species vorgezogen werden, z.B. Ribesie von Grossulari@; ebenso die nach einer typischen Gattung denen nach einer atypischen, so Potamogetonee dem Namen Najade« (so lange beide vereint); Najas kann übrigens gar nicht zu derselben Familie mit Potamogeton kommen: sie steht den Hydrocharidee näher, und wer Najas mit Udora (!) vergleicht, wird bald die Unmöglichkeit einsehen, diese weit aus einander zu halten, Nur sehr natürliche Familien, wo sich keine eigentliche Centralgattung angeben lässt, wie Crucifer®, Umbellifere u. a., pflegt man nach einem gemeinsamen Character zu benennen , der eben bei diesen leichter in die Augen sprinst als bei andern Familien. Man gebrauche aber dafür nicht ein- fache, vielumfassende, vage Termini, wie Amentacez, Com- positae; „Synanther«““ Rich., Lssy., hat einen bestimmten Vor- zug. Aus guten Gründen verwirft De Candolle die Endung oidee, behält sie aber selbst für Ficoidee, um so unpassender, da Ficus nicht dazu gehört. Besondere, vielleicht zu grosse, Wichtigkeit legte Linne dem Formellen bei der Bildung der Gattungsnamen bei. Die Gesetze, welche Linne dafür gegeben, werden im Ganzen noch als richtig anerkannt; nur will man sie für zu streng halten und erlaubt sich viele Abweichungen davon. Es ist auch schwer einzusehen, warum man nicht sollte aus zwei lateinischen Wör- tern einen Namen zusammensetzen dürfen und warum ein Name aus dem Sanskrit, Arabischen u. s. w. verwerflicher sein soll, als ein lateinischer von ganz unbekannter Ableitung. (Philos. 2 Ueber die Namen der Pflanzen. bot. $. 225 sq. d. neu. Aufl.). Aehnlich klingende Namen wer- den, als leicht zu Verwechselungen führend, auch von Linne verworfen; seitdem aber die Zahl der Gattungen so vervielfacht. worden, ist es nicht mehr möglich auszuweichen. Doch bleibt es, wie Link schon bemerkt hat, unpassend, durch blosse abge- änderte Flexion eines bereits existirenden Namens oder mit einem Vorsatze daran neue Namen zu bilden (gegen Phil. bot.. $. 227, 230.), wie Chamagrostis, Calamagrostis, Valerianella u a. Die mehreren Namen, die (gegen Phil. b. $ 233, 234.) früher an Thiere vergeben gewesen oder Kunstausdrücke in an- dern Fächern sind, führen zu unwillkührlicher Verwirrung. Die Missbräuche bei dem Benenner von Gattungen nach Personen hat schon Link gerügt, und Linne’s Verbot, nach allerlei be- rühmten Personen Pflanzen zu benamen, hat man rein aufgegeben. Da dieses alltäglich geschieht, so wäre es gar zu einseitig, ultra- protestantisch, auf die Aufrechthaltung von Linne's Gesetze gegen Benamung nach Heiligen zu dringen. Sie können. eben so gut sein, wie Celebritäten neuester Zeit. Wagte aber Jemand den Versuch, unrichtige Namen zu verwerfen oder sogar nur fehlerhaft geschriebene zu corrigiren, so würde dies sehr übel aufgenommen werden. Schreber versuchte es mit Aublet’s ächten caraibischen Namen (Vouapa’und unzähligen dergleichen), aber es zog ihm viel Verdruss zu; die barbarischen Namen hat man wieder angenommen — und Sprengels meistens lingui- stische Verbesserungen hat man auch als Pedanterie gedeutet. — Ausser Linne haben auch Sprengel und Link gute Regeln in der Sache gegeben, weshalb wir nicht länger hierbei ver- weilen*). Betzius’ Observ. in Linn. Crit. bot. enthalten viele gute Bemerkungen darüber. *) Linne’s lebhafte Phantasie zeigte sich auch von starkem Ein- flusse bei seiner Benamung von Pflanzen nach Personen , so dass er zu deren Emblemen gern Pflanzen wählte, die auf ihre persön- lichen Eigenschaften oder Lehrsätze hindeutelen, wie Knautia. Forskäl war als ein sehr hartnäckiger Disputator bekannt,. wes- halb Linn eine Forskolea tenacissima erwählte und benannte. Der berühmte Miller sandte an Linne von seinem reichen Vorrathe oft Samen, aber gewöhnlich nur 2, höchstens 5 auf einmal; Linne benamte danach die /Millera biflora und guingueflora. Der be- rüchtigte Bischof Browallius war vor seiner Ernennung zum Bi- schofe sehr unterwürfig gewesen, deshalb benannte Linne eine Pflanze Browallia demissa; weil derselbe aber als Bischof sich sehr stolz zeigte, so fügte Linne auch eine zweite Art in der Br. elata hinzu; und als später Browallius als Reichstagsmann als ein a Partheigäuger bekannt wurde, bedachte ihn Linne nun mit einer dritten Art, Br. alienata. Ueber die Namen der Pflanzen. 73 Unter den Reformen Linne's in der formellen Behandlung der Botanik war keine wichtiger und zugleich mehr das Studium derselben erleichternd, als die Einführung der logischen Species- Definitionen und der festen Species-Namen; beide sind so ein- fach, dass man nun kaum begreift. wie sie so lange den Botanikern hatten entgehen können. Die Phrasen, deren man sich früher als Diagnosen und Namen zugleich bedient hatte, sind keins von beiden und durchaus vag und unbestimmt. Nach Linne’s erster Ansicht sollten die Definitionen zugleich als Namen dienen, bis die zwingende Nothwendigkeit, diese zu ändern und zu erweitern *), zur Annahme der Speciesnamen, oder romina trivialia, wie Linne sie nennt, führte. Deren hatte zwar einen guten Theil schon Rivinus, welcher sie in ähnlicher Weise wie Linne bildete, eingeführt, welche Namen denn auch Linne gewöhnlich beibehielt (z.B. sind die Artnamen fast aller unsrer Vicie@ u. a. von Rivin gegeben”**)); aber zum allgemeinen Grundsatze hatte Rivin diese Benamung nicht erhoben. Linne scheint die Wichtigkeit derselben im Anfange selbst nicht eingesehen zu haben (vgl. Phil. bot. $ 162.), auch hat er keine Gesetze dafür aufgestellt; letztere konnten übrigens unnöthig sein, theils weil Linne durch allgemeine Einführung der Trivialnamen in den Spec. plantar. ihnen ein so glück- liches Vorurtheil für sie erwarb, theils weil Gesetze Missbrauch und Streit voraussetzen, die um eine so neue Sache nicht zu *) Linne’s Gesetze für die Art-Definitionen wurden von allen seinen Nachfolgern, auch von Haller, angenommen uud ebenso von neu- ‚eren Botanikern in thesi anerkannt, hier aber in praxi oft, beson- ders in Werken nach natürlichen Systemen, wo in Allem ein Stre- ben nach Regellosigkeit bemerkbar wird, von synoptischen Descri- ptionen verdrängt, hauptsächlich deshalb, weil, wie mau fand, die kurzen Linneischen so leicht mehrere Arten umfassten. Aber nicht bloss in theoretischer Hinsicht, auch iz praxi war das Lin- neische Verfahren fasslicher, bestimmter und klarer, — und durch Nichtbeobachten desselben wird die Unsicherheit im Bestimmen eher vermehrt als vermindert, daher man auch schon angefangen hat, in diesen Descriptionen die Differenz selbst mit Cursivschrift hervorzuheben, was in der 'That eine Rückkehr zur Linneischen Methode ist. ##) Es ist zwar richtig, dass man bei allen diesen vielmehr Rivin als Autor anführen sollte — (Rivin war einer der ausgezeichnet- sten und selbstständigsten Botaniker seiner Zeit, ohne dass er jetzt die volle Anerkennung in der Geschichte der Botanik genösse, weil er eben nicht Gompilator genereller Werke war); da aber die ganze Zeit vor Linne das alte ’lestament der Botanik ist, so bleibt man gewöhnlich bei ihm stehen, und da auf jeden Fall er die Nomenclatur zum Principe erhoben hat, so ist es am einfach- sten, von dieser allgemeinen Grundlage auszugehen. 74 Ueber die Namen der Pflanzen. Linne’s Zeit entstanden. Von allen seinen Nachfolgern, Haller ausgenommen, wurden die Namen mit Dank aufgenommen und werden gewiss immer erhalten werden; die einzige Aenderung, die dem Principe widerfahren, ist das so häufige Benennen nach Personen aus blosser Artigkeit (nach Linne ist keine einzige Art in seinem ganzen Systeme benamt worden, kaum aber sind die nach De Candolle in dessen erst halb vollendetem Werke zu zählen); nur wenn sie etwas wirklich historisch - Belehrendes in sich trugen, behielt Linne solche bei. Der Grund, weshalb Linne keine Gesetze in Betreff der Artnamen aufstellte, lag wohl darin, dass die Zeit erst zeigen konnte, was für Streit- fragen darüber entstehen möchten. Diese Punkte sind es daher, die wir hier zur nähern Untersuchung vorlegen wollen. Möge man es nicht für vermessen halten, dass wir unsre Ansicht nach Linne's Weise in der Form von Aphorismen darstellen. Unsre Vorgänger auf diesem Wege, Sprengel und Link, befolg ten dieselbe Methode. Zur Erleichterung der Uebersicht werden wir nach einander die Artnamen betrachten nach ihrer Form, ihrer Bedeutung, den Aenderungen der Namen, ferner nach der Priorität, der Auctorität nnd nach dem Principe zu Ermittelung der darunter gemeinten Art. Hinsichtlich der beiden erstern ist man im Ganzen in den Grundsätzen einig, obgleich in der An- wendung viele Abweichungen vorkommen. Jeden Punkt einzeln mit Beispielen zu erläutern halten wir für überflüssig. I. Was die Form betrifft, so 1. muss jede Art ihren bestimmten Namen haben. Es dürfen nicht mehrere Arten derselben Gattung glei- chen Namen führen. Man darf nicht für eine Art deren zwei annehmen. Nur wenn ein älterer Name wieder hergestellt wer- den muss, ist es zweckmässig, eine kurze Zeit, bis der frühere wieder bekannt wird, den jetzt bekannteren in Parenthese bei- zusetzen. 2. Adjectivische Namen sind besser als Sub- stantive. Ohne besonderen Grund bilde man keine neuen, Substantive. Die schon angenommenen aber müssen bleiben, und die, welche uralte Autorität haben, sind historisch sehr wichtig. Auch wenn ein Genus eingezogen wird, behält man seinen Gattungsnamen am liebsten als Artnamen bei. Substan- tivische Namen schreibt man, zum Zeichen der Apposition. stets mit grossen Anfangsbuchstaken. 3. Artnamen müssen auch ein Wort sein. Aus- nahmen mögen nur die machen, die alten historischen Ursprung Ueber die Namen der Pflanzen. 75 haben, wie Bursa pastoris, Oculus Christi. Link fordert hier Ausschliessung der letzteren; diese ist aber in manchen Fällen nicht möglich, wie bei Noli tangere, und in allen würde dadurch die Bedeutung geändert. Lieber würden wir schreiben Bursa - pastoris u. S. w. A. Lateinische Namen sind besser als grie- chische, nachdem nun einmal Latein, nicht Griechisch, die oflicielle Sprache der Botanik geworden ist, sonst könnte man es gern umkehren. Mit etwas Kenntniss des Griechischen in Namen glänzen zu wollen, ist Jächerliche Eitelkeit. — Ehrhart führte, aus wissenschaftlichen Gründen, eine Menge solcher ein, die zugleich Substantive sind: sie sind in jeder Hinsicht unbe- quemer als ihre Synonyme. Indess sind die aus classischer Quelle wichtig genug um erhalten zu werden; auch neu aufge- stellte solcher Art sind fortzuführen. Ausnahmen sind ferner bei grossen Wattungen ‘zulässig, wo sie nicht zu vermeiden sind, so wie mit Wörtern, die bei den Botanikern so allbekannt sind, dass sie für latinisirt gelten können, z. B. macrorrhizus, polyphyllus, micranthus, monandrus, digynus, trispermus u. S.w. 5. Solche Pflanzennamen aus lebenden Sprachen, die entweder als offieinelle durchgängig angenommen oder in der Heimath allgemein bekannt sind, eignen sich recht gut zu Artnamen; nur müssen sie Stammwörter und nicht barbarische, für den Mund manches Volkes schwer oder gar nicht aussprech- bare oder sonst widrige sein, wie ein Theil americanischer: in solchen Fällen mildert man ihre Schreibung ‚ auch sind sie nach ihrer Aussprache zu schreiben. 6. Lexicalische und grammatische Fehler müssen be- richtigt werden in Gattungs- wie in Artnamen, sowohl in der Aussprache als in der Schreibung. (Franzosen schreiben z. B. gewöhnlich örte mit uper u. s. w.) Hybride, d. i. aus ver- schiedenen Sprachen zusammengesetzte Wörter sind in die Sprache des Hauptstammworts zu reduciren. Mi. Hinsichtlich der Bedeutung der Artnamen sind 7. Die brauchbarsten die, welche das ganze Aussehen der Pflanze, irgend einen leicht in die Augen fallenden Character, eine ausgezeichnete Eigenschaft oder ihr Verhältniss zu verwandten Arten aus- drücken. Wie gleichgültig auch oft ein Name zu sein scheint, so erleichtert doch ein treflender ausserordentlicher gar sehr sowohl das Bestimmen, als auch das Gedächtniss. Was die relativen Namen betrifft, so ist es nicht wohl passend, wenn \ 76 Ueber die Namen der Pflanzen. sie sich nur auf einen einzelnen Theil der Pflanzen beziehen, wie Plantago major auf die Breite der Blätter; Androsace mazima auf die grossen Hüllblätter. | | 8 Die besten sind jedoch die von vegetativen und biologischen Verhältnissen hergenommenen, zumal da diese, nach gewöhnlichem. Gebrauche, nicht in’ die Definition kommen. Recht gut sind auch die nach Standort und Vaterland. Sollte auch letzteres ausgedehnter sein, als der Name besagt, so giebt das keine Verwirrung. Man :hüte sich jedoch, ihn von zu eingeschränkten Orten, wo eine sonst weit- verbreitete Pflanze nur zufällig vorkommt (wie Potentilla salisburgensis), oder von ganz unbekannten, die nicht in geogra- phiscben Büchern stehen, herzunehmen. 9. Historische Namen werden genau bewahrt, wenn sie von wirklichem Interesse, entweder aus der Volks- sprache oder ältern Autoren entnommen sind. Bei Benamung' neuer Arten vergleiche man ältere Autoren, bei welchen manche noch nicht oder erst in spätern Jahren unterschiedene Arten (noch unter andern mitbegriffen) vorkommen. Auf Personen sich beziehende Artnamen, die schon Link u. A. für minder passend erklärt haben, sind nur zu vertheidigen, wenn sie inhistorischer Hinsicht aufklärend sind. Miss- brauch hierin, welcher jährlich zunimmt, hat und wird einst der Wissenschaft und den Botanikern viele Schmach zuziehen. Die Ehre ist sehr zweideutig: gewöhnlich will man damit den Irrthum einer Person verewigen; zuweilen wird sie etwas lächer- lich, z. B. wenn Raubthiere, Käfer, Pediculi u. dgl. nach Per- sonen benannt werden, oder wenn Sprengel Z’helebolus sterco- rarius Tod. mit T'h.. Todeanus übersetzt. Es kann an den Gat- tungsnamen genug sein. Ob Jemands Ehre dadurch gestiegen, ist uns unbekannt. Die Linnaea lieben wenigstens wir um: Linne’s willen, aber nicht umgekehrt. 10. Es ist ganz gleichgültig (besonders in grössern Gattungen, in kleineren muss es vermieden werden), ob zwei oder mehrere Namen gleichbedeutend sind, wenn sie nur in der Form abweichen. — Auch hebt es die Richtig- keit eines Namens nieht auf, dass man einen ‚bessern hätte geben können oder ein gegebner einer andern Art besser zukäme. ll. Nur als provisorische kann man gewisse vage Namen ansehen, wie dubium, incertum, hybridum, neglectum, novum u. Ss. w. Der Namengeber giebt im erstern Falle zu, dass. er die Pflanze nicht sicher kennt, und wenn sie nachher richtig erkannt worden, hört die Anwendbarkeit des Namens auf. — Ueber die Namen der Pflanzen. 77 Alle Artnamen mit hybridum sind obenein gewöhnlich falsch angebracht. (Sorbus hybrida sollte nach Linne’s eignem älteren Namen S. Fenica heissen). Für wahre Bastarde (aber nicht der für solche ausgegebenen sind Aybridae) kann Schiede’s Methode, aus den Namen beider Aeltern einen neuen zu bilden, angenommen werden, man muss da aber sicher sein, dass es wirklich Bastarde sind; — doch danach schon ange- nommene Namen zu ändern kann nicht gebilligt werden. 12. in Betreff der Verhältnisse, von welchen man die Na- men hernehmen solle, lassen sich indess keine bestimmten Gesetze geben. Durchaus verwerflich sind nur die Namen, die auf einem offenbaren Irrthume beruhen, wie auf ganz falscher Heimath, oder die durch Druckfehler ent- standen sind (Hieracium pontanum statt montanum | Dielytra und: Dielytra statt Dicentra]), oder ganz der Natur wider- sprechen, wie Salic arenaria für S. limosa. Dass etwa ein Name von einem Character hergenommen worden, der wandel- bar ist, macht den Namen nicht ungültig, sofern seine Anwend- barkeit auf die Hauptform sicher ist, z. B. Turritis hirsuta, Cardamine hirsuta. Dagegen aber sind naturwidrig Namen nach einer atypischen Form, wie Betula pubescens: dieser Name kommt nur einer abweichenden Form der DB. glutinosa [die nämlich in Schweden als Hauptform gilt] zu, und nähme man die erstere als Hauptform an, so würde der Begriff der Art ganz verdrehet. . IH. In Betreff der Aenderung der Namen gilt als Princip: 13. Dass kein Name ohne die zwingendsten Gründe geändert werde. Wenn die obigen Grundsätze nicht so streng rationell scheinen, wenn die Toleranz gegen minder passende Namen zu weit ausgedehnt scheint, so hat dies seinen guten Grund darin, dass die Uebel bei einer Namen- änderung selten durch den Ersatz aufgewogen werden können, und dass, wenn man aus halben Ursachen, wie etwa dass ein Name besser passe als ein anderer, neue Namen einführen dürfte, bald völlige Verwirrung eintreten würde. Darum stimmen wenigstens die Meisten überein in der Annahme des schon von Sprengel aufgestellten Grundsatzes, dass kein Artname, der nicht absolut falsch ist, geändert werden darf. Auch in Fällen, wo der Gattungsname geändert wird, muss der Speciesname unverändert erhalten werden, so wie, wenn Varietäten zu Arten erhoben werden, oder umgekehrt, keine 78 Ueber die Namen der Pflanzen. Aenderung des Namens stattfinden darf. Diese Regel wird gar zu oft vergessen. 14. Die Fälle, wo Namenänderung recht und nöthig ist, sind: a) wenn zwei oder mehrere Arten gleichen Namen haben ($. 1.),, wo dann der später gegebene zu ändern ist. Sollte indess der ältere einer unsichern Art oder blossen Abart verliehen gewesen sein, so verbleibt der Name bei der späteren Art. Ganz unrecht wäre es, einen Namen deshalb zu ändern, weil er früher an eine jetzt bereits gestrichene Art vergeben gewesen, z. B. den von Aubus horridus, mehreren Salices. In manchen grössern Gattungen, z.B. Agaricus, liesse sich kaum ein passender Name mehr ertheilen, wenn man nicht solche schon einmal beseitigte Namen wieder aufnehmen dürfte. — b) Wenn ein Name ganz und gar falsch ist und der Natur widerstreitet ($. 12.). In beiden Fällen aber unter- suche man, ehe man einen neuen bildet, die Synonyme, ob nicht unter diesen schon gegebenen Namen einer wiederaufnehm- bar ist. — c) Wenn ein jüngerer Name mit Unrecht einen älteren verdrängt hat, wo dieser dann wie- dereingesetzt werden muss. Gerade um der Stabilität willen ist dieser letztere Punkt höchst wichtig, Dieser Grund- satz ist es, den man jetzt besonders bestreiten will; man sucht jene unrecht angebrachten Namen mit Gleichgültigkeit der Na- men, angenommenem Gebrauche u. s. w. zu vertheidigen. Was würde man wohl von einem Historiker sagen, welcher eine That- sache einer andern Person, als der sie angehört, unter Vor- schützung von Gebrauch und Gleichgültigkeit der Namen zu- schriebe? Es kann wohl heissen, das sei unbedeutend, — verlässt man aber die Bahn des Rechts in Einem nach dem Andern, so erwachsen diese Fehler endlich zu völliger Unordnung und Willkühr. Dem Gebrauche, wenn er Missbrauch ist, als der Regel zu huldigen, ist für die Wissenschaft eben so gefähr- lich, wie Erhebung der Gewohnheit und des Herkommens zum Moralprineipe. Wir befinden uns hier auf einem sehr wichtigen Punkte: an der Grundscheidung zwischen den Principien des Protestantismus und des Catholieismus, zwischen der überwie- genden Autorität des geschriebenen Worts und der der Kirche. In der Wissenschaft gilt doch nichts andres, als das Wahre und Rechte; alles, was nicht davon ausgeht, muss verfallen. Alle Nebengründe von Gleichgültigkeit, Bequemheit, Gebrauch u. S. w. müssen schweigen, wenn sie gegen Wahrheit und Recht streiten. Betet die Wissenschaft andre Götter an als diese, so werden Dilettantismus und Willkühr sich bald über Gelehrsam- ” Ueber die Namen der Pflanzen. 79 keit und Forschen erheben, und alle Autorität, weil solche nur auf dem Rechte ruhen kann, verschwinden — das Unglücklich- ste eben so für die Wissenschaft, wie für Kirche und Staat. Fr. in Bot. Notis. 1842, S. 9. 15. Eben der Stabilität wegen müssen anah all Col- lectivnamen (d. h. die eine ganze Gruppe nah- verwandter Arten bezeichnenden) beibehalten werden, doch unver- ändertin dem Sinne, worin der Namengeber sie ge- nommen. Einen solchen Namen auf nur eine der daraus un- terschiedenen Arten überzutragen, wie Medicago polymorpha, Valeriana Locusta, Myosotis scorpioides, Aretium Lappa u. a., ist unrichtig, weil dadurch die Meinung des Gründers des Namens falsch dargestellt wird. Da neben der neuern Ansicht von der Verschiedenheit solcher Arten gewöhnlich bei Mehrern auch die ältere besteht, so darf nur im Sinne der Letzteren der collective Name im täglichen Gebrauche beibehalten werden; wo man aber mehrere Arten unterscheidet, muss jede derselben einen eignen Namen erhalten und der. collective zur ganzen Gruppe, der er gilt, eitirt werden. Dazu kommt, dass es immer unmöglich ist, positiv zu entscheiden, welcher von den getrenn- ten Arten er mit Recht zukomme, wie bei Halva rotundifolia L.*), Rumex aquaticeus L.**) u. a. Welcher von den geschie- denen allein man ihn auch überlasse, immer ist er dann theil- weise falsch. Nur wo sie als eine Art vereinigt werden, bleibt der Name mit Recht, und dann bezeichnet man die Varietäten mit den neueren Namen. Nimnit man diesen Grundsatz, welcher allein der rechte ist, an, so wird unendliche Namenverwirrung aufhören. Spricht man nur z. B. von Myosotis scorpioides L., *) Wir treten völlig Koch’s neuerer Ansicht bei, dass, wenn Malva vulgaris und Borbalis als Arten unterschieden werden, M. rotun- difolia nur als Collectiv-Benennung für beide, wie sie es nach- weislich bei Linne ist, behalten werden darf. Denn dass M. bore- alis, auf welcher Tinne alle Tage herumgetreten, nicht die eigent- lichste M. rotundifolia gewesen sein sollte, davon wird man schwerlich einen upsaler Botaniker überzeugen, zumal da die vulgaris in der ganzen Umgegend fehlt. 5 +) Dessen Geschichte ist Fdurch Fries] in Lindblom’s Bot. Not. 4841, S. 7 fl. gegeben. Dass Linne’s Rumex aguaticus ein Col- leclivum ist, lässt sich gar nicht bestreiten, und wenn wir den- noch dieseu Namen für A. Hydrolapathum beibehalten haben, so ist dies nicht deshalb geschehen, dass Linne nur diesen gemeint haben sollte,’ sondern weil dieser es ist, den alle Vorgänger Linne’s unter dem Namen Lapathum aquaticum bestimmt ver- standen haben, er auch in allen al Ren seineu Namen vom Standorte im Wasser bat, und für ihn jener Name der naturge- mässeste ist, “; s0 Ueber die Namen der Pflanzen. Malva rotundifolia L., Rumex aquaticus L., so weiss ja kein Mensch, was darunter zu verstehen ist; deswegen brauchen aber diese Namen nicht vertilgt zu werden: es ist in manchen Fällen recht wichtig, sie in ihrem wahren ursprünglichen Sinne zu ha- ben. Zu wissen, wie Linne eine Pflanzenform betrachtete, bleibt immer historisch wichtig; trägt man aber ihren Namen in ande- rer Bedeutung vor, so verfälscht man den Sinn desselben. — Doch sehe man nicht die Namen der Arten als Collectivnamen an, wo eine bestimmte Hauptform gemeint ist, so wie noch an- derer bei. Linne, bei welchen andre, ıhm (Linne) selbst unbe- kannte, wie häufig, als Aharten untergeordnet sind, weil er de- ren Unterschiede nicht gekannt. Da behalte die Hauptform im- mer ihren Namen. 16. Dagegen ist ein neuerer Brauch, in Fällen, wo man mehrereältereArten zu einer vereinigt,einenneuen Namen zu geben, ganz verwerflich, z. B. Aenderung der Namen der Veronica longifolia und V. spicata bloss des- halb weil man mit ersterer die V. maritima L., mit der letztern V. hybrida L. vereinigt. Man behalte hier den der Hauptform, als den bekanntesten, bei. Wegen jenes Grundes hat Spen- ner in der Fl. friburg. eine Menge allbekannter Namen geän- dert, z. B. den der Arabis hirsuta L., weil er darunter sowohl die A. hirsuta DC. als auch A. sagittata DC. begreift, während doch Linne die Art gerade so wie Spenner genommen hatte, so dass eher De Candolle jenen Namen hätte verwerfen müssen, als Spenner. 17. Fraglicher ist die Sache, wenn eine Art von demsel- ben Autor in verschiedenen Werken unter verschiedenen Namen beschrieben worden, wie z B. Rosa spinosissima L. auch unter dem Namen R. pimpinellifolia L., und wieder unter dem er- stern Namen in Fl. suecica die R. cinnamomea. In diesem und analogen Fällen muss der Name verschwinden, der bei Linne nicht klar ‚dargestellt ist: hier R. spinosissima ‚ indem die beiden andern bestimmt auseinandergesetzt sind. (Rosa villosa gehört wieder nicht hierher: es ist ein Collectivname, der nur beibehalten wird, wo man R.villosa und R. mollissima vereinigt, welcher letztere Name besser und älter ist als R$. tomentosa Sm.) Ferner hat ein Autor selbst mit Fleiss einen Namen mit einem andern, als besser passenden, vertauscht, wie Linne Mentha verticillata mit M. saliva, so ist der letztere vorzuziehen, weil‘ einem Autor die Freiheit zusteht, sich selbst zu verbessern. Wiederum, wenn ein Autor eine von ihm selbst aufgestellte Art wieder eingezogen hat, diese aber dann wiederhergestellt ir Ueber die Namen der Pflanzen. 8 wird, so ist auch. der erst-gegebene Name wieder aufzunehmen. Indess finden sich eine Menge Fragen der Art, die ex analo- _ gia zu beantworten sind. 18. Als auf eine Sache von vorzüglicher Wichtigkeit ist indess darauf zu dringen, dass so wenig als möglich Linneische Namen verschwinden oder gestrichen wer- den. (Darum, dass man mit den Collectivnamen in ihrer wah- ren Bedeutung eine ganze Gruppe bezeichnet, sind sie nicht ausgestrichen). Die Orthodoxie der Botanik fordert ein Sym- bolum zum Vereinigungspunkte, und, es möge nun auf das Rechte oder auf Zweckmässigkeit ankommen. immer lässt sich für die specielle Botanik kein anderes angeben, als Linne’s Schriften. Jede nicht klar aufgehellte Pflanze daraus liegt einem jeden gewissenhaften Botaniker schwer auf der Seele; sie lässt einen Bodensatz, der, wenn man ihn auch übersehen will, immer von neuem hervorfritt; jede falsche Anwendung eines Namens ist von unberechenbar nachtheiligem Einflusse — und sollte diese Richtung fortwähreu, sie würde gar bald die Schriften Linne’s ‚ unbrauchbar machen, ungeachtet sie für den Botaniker das sind, was die Bibel dem Theologen. Man kann es daher nicht anders als beklagen, dass wirkliche Wahrheit in dieser Sache in. mehrern allgemeinen Werken fast gänzlich als gleichgültig betrachtet wird, so dass man nicht einmal Linneische Bestim- mungen, die durch neuere Kritik über allen Zweifel erhoben worden, wie unter den Carices in Wahlenberg’s Flora lappon., den Potamogetonen etc., der Wiederaufnahme würdigt. IV, Das Bestimmen der Priorität der Namen erfordert ebenfalls die Anerkennung gewisser Grundsätze: 19. Die Priorität wird von der allgemeinen Annahme der Artnamen in Linn. Spec. pl. ed. 1. an bestimmt. Obgleich Linne viele ältere Benamungen aufnahm oder von den- selben gewöhnlich seine Artnamen hernahm, so war er es doch, der ihre Aufstellung zum bestimmten Principe erhob und sie zuerst consequent einführte. Eines vorschriftgebenden Zeitpunk- tes bedarf es in dieser Hinsicht jedenfalls, damit man sich nicht in unbegränztes Dunkel verliere. Indess darf man die ältern Artnamen, besonders C. Bauhin’s, die vor Linne die allge- mein angenommenen waren, nicht ganz übersehen, namentlich bei den Pflanzen, welche durch die Alten gut unterschieden wa- ren, wie Rumices, von Linne aber vereinigt wurden. Sobald nun jene wiederhergestellt werden, so hat man nicht bloss zu Benamung dieser neuen Arten auf die Namen der Alten Rück- 6 Rr 82 Ueber die Namen‘ der Pflanzen. sicht zu nehmen, sondern hauptsächlich zu‘ ermitteln, welcher‘ von'ihnen der Linneische Name am riehtigsten zukommt. Solche! Gründe sind es, warum der Name Aria nicht‘ unsrer 'gewöhnli=v chen schwedischen ’Oxel beigelegt werden 'kanny' sondern der ausländischen, "der ‘Aria der Alten ; desgleichen warum, falls: unser nordisches Aconitum Lyeoctonum [A: septentrionale] vom deutschen‘ verschieden wäre, dem deutschen jener Name zu-' käme. Dies hat Smith auch“ richtig "beachtet, als er 'Ulmus‘ campestris und U. montana 'Bauh. wiederherstellte, nachdem sie Linne unter seiner U. campestris vereinigt hatte Obgleich‘ Linne darunter hauptsächlich Bauhin’s U. 'montana oder un- sre gewöhnliche schwedische Ulme [ÜU. camp. auch’ der’ deut: schen Autt.] verstanden hat, so fordert doch‘sowohl der 'histo- tische Grund, als auch die Naturgemässheit' des Namens, dass man’ den Namen U. campestris der südlichern,, für Schweden nur auf Oeland und Gottland wachsenden Art [U: efusa Ws Wahlenb., Hartm. uud der Deutschen *)] lasse. "Wir Schweden: müssen in solchen Fällen uns des Anspruchs'begeben, dass die übrige gelehrte Welt sich nach unseren einheiniischem Verhält- nissen richten solle, damit wir volle Autorität”in Fragen 'gewin- nen ‚wo ‘ohne Beschimpfung der Wahrheit kein Nachkeßen: mög: lich ist, wie bei Filago montana' [diese als’ =’ F. arvensis L: u. der Deutschen, s.: a in Lindbl. ea ‚Not: IV: 9 eh Mant. II.) | AT 20. Der Name, worunter eine Art zuerst Fahnen gemacht worden, hat Prioritätsreeht,; niehtso die Be nennungen in Herbarien oder Manuseripten. Wenn aber zwei Autoren fast gleichzeitig eine Art beschrieben haben, so dass die Benamung des einen dem andern nicht hat bekatint oder sicher sein können, so ist es pedantisch, sich an Jahrzahl' und Datum festzugreifen ;; man wähle vielmehr. das passendste.: /Dies' gilt besonders ‚bei Namen aus der: Epoche zunächst‘ nach Linng, ' wo. man keine Journäle besass und Verbreitung: der: Bücher lang-» samı ging; in ‚solchen Fällen müssen dire Namen die Prierität' haben, die von.älteren , früher bekannten: 'hergenommen: sind:ıso: 2.B. Ranuneulus eircinatus vor R.. divaricatus, denn-ausserdem; ae (in diesem: Falle) der erstere‘ Name ebeh so‘ ME rer F \ E ; je: Be [Wenn richt Ber auch eine Bee Sn De Form der. erste-, ren, der campestris der Deutschen, mit hereingefasst ist, — wie ran glauben möchte, da der Herr Verf.’in Mant."IIT, 19 j'wo er sich auf vorliegende ‚Abhandlung. bezieht; ‚munter der. ölandischen ; „’campestris‘‘ auch U, tetrandra. Schd., .tuberosa Ehrh.. und " glabra Mill. heranzieht, auch die Früchte beider seiner Arten glabros nemt. — De Ueber] Ueber die Namen der Pflanzen. 8 ‚als der ‘andre haturwidrig ‚ ist und besser zu einem PR. aquatilis passty 'istoer' auch: alsı R.’folio \eireinato lange: bekannt gewe- sen *)»ı Eben sosxhat: Potentilla ineana: Mönch. die Priorität vor P. einerea, einmal, weil:sie wirklich zuerst unter jenem Namen . beschrieben‘ worden ;; denn bei 'Villars kommt der Name einerea nur als ein unpuhlicirtes. Synonym zu P.opaca vor, dann aber hauptsächlieh;, weil jener erstere Name.von der ältern' Benen- nung! der ‚Pilänze , Pentaphyllum incanum ‚hergenommen: ist. Wiri sollten‘ »gern in diesen Fällen der Aristocratie etwas den Ausschlag zugestehen **); ein Autor ‚der da’ eilt, ‚einen Namen für eine noch nicht recht bekannte Art: zu publieiren , darf: nicht Priorität-vor dem'haben,, welcher sie genauer prüft und unter- sucht, sich aber mit der Publication nicht übereilt. : Man denke andHeritier’s, zu Gewinnung der Priorität vor I - les zurüekdatirte, Monographien. Ä ‚o»2L,;1st/’ein Name unsicher, ein äbakdien aber ge- wiss; ,so.muss der sicherste vorgezogen werden. Dabei ist,indess zu bemerken, dass, wenn der erstere von einem elassischien: Schriftsteller erläutert worden, er seinen Vorzug be- hält... Namen ,.die durch gute,‘ leicht: zugängliche Kupferwerke oder »getrocknete Sammlungen fixirt worden sind, haben unbe- streitbar ' den Vorzug vor gleichzeitigen, die auf. einer vagen, vielleieht nur von: ein! paar unvollständigen Exemplaren abgezo: genen, Diagnose beruhen. Dasselbe scheint mir auch bei Na- men. zu'igelten, die von ‚ganz falschem Begriffe 'einer Species ausgegangen . sind.» Cerastium brachypetalum ist offenbar und nachweisbar- ursprünglich C. viscosum (ovale P.) eglandulosum: damit. ‚vereinigte .man später C.'strigosum (auch barbulatum umfassti.diese..beide:. «. ist:das erstere, £. das: letztere); aber diesen. letzteren’ Namen muss man, däucht mich , vorziehen, weil er. eine: bestimmte Art betrifit, brach ne ‘aber erst; später dazu herübergezogen worden. - dsan iA ya Nanjenisen: kommt die Priorität das Biduh hie > „> Auch i in Lindbl. Bot. Not. 1842, Ne S 184 En wo Professor ” ries’ des Namens AR. ‚foeniculaceus Gib: als des ältesten dieser ‚Iu sl Pilanze; ash ‚zieht Bir an A.'eircinatus-als besser vor. Ida rn ıh s vrs4t r . As d. U.] ag A #*),, Doch nicht, wie gewöhnlich an Compilatoren generelle ’ erke, sondern nur den wirklichen Beobachtern, welche die eaßi löwendie ‚Pflanze selbst untersucht 'haben. Die Benamung von ‘77. Dem; ‚welcher die Pflanze ‚selbst gefunden und untersucht, sollte „stets in streitigen Fä!len die Priorität vor der desjenigen haben, "der nach einem und dem andern getrockneten Exemplare einen :*" Nämen ausgebreitet hat. 6* 84 Ueber die Namen der Pflanzen. mung zu, welcher zuerst zwei oder mehr unter eis nem Namen verwechselte Arten auseimanderge- setzt, z. B. Schkuhr bei Polygala vulgaris und comosa, während Linne unter dem erstern Namen eben 'so oft die letz- tere, die um Upsala am gemeinsten ist, verstanden’ hat, Hayne bei Utricularia vulgaris und intermedia, Drosera longifolia und intermedia, u. s. w. Am deutlichsten hat dieses Anwen- dung bei Cerastium vulgatum und viscosum L., welche von Linne nicht gerade ins Klare gebracht worden sind, ob wir gleich in Schweden sichre Tradition darüber haben, die aber Curtis so auseinandergesetzt hat, dass keine Verwechselung dieser Arten mehr möglich ist: wonach Curtis die Priorität der FAN DUENHENE derselben gebührt. 23. Wenn eine Art von ihrem Begründer göäihghe und klar dargestellt worden, so kann sie nie ihre Priorität durch Irrthümer oder Verwechslungen Anderer verlieren. Diesen Grundsatz halte ich für einen der wichtig- sten, die zu beachten sind, sonst sehen wir wohl einst alle Linneischen Arten ausgeschieden. Gewöhnlich hat sich nur in einem oder dem andern Lande eine Verwechselung geltend ge- macht, aber man muss nicht erwarten, dass Die, welche das wahre Verhältniss kennen, dies um Andrer Bequemlichkeit wil- len aufgeben sollen, wie es mit Filago montana ist. Berichti- gung darin ist unendlich leichter beizubringen, als man sich‘ ge- wöhnlich vorstellt. Wird solche in einem classischen, allgemein verbreiteten Werke, wie Koch’s, aufgenommen, so nimmt gar bald der bessere Theil sie ‘an. Ein Werk wird elassisch nur durch Anerkennung des Rechten als höchsten Principes, nie aber dadurch, dass es der Gewohnheit und dem Schlendrian selavisch folgt. Zur (lasse der Parasiten gehören alle, die nicht prüfen und beurtheilen wollen oder können: was isit recht? sondern nur nachfragen: was hat der oder der Autor gesagt? 24. Auch kann ein Name nicht. dotlukheih seine Priorität verlieren, dass sein Gründer unter dem- selben im Herbarium später hinzugelegte ähnliche, vorher nicht unterschiedene Formen verwahrt, ‘oder solche ausgetheilt hat. Dies ist etwas, das wohl kaum ein Botaniker vermeiden kann: man legt eine solche Form provisorisch zu der, welcher sie am meisten gleicht, und lässt sie da, bis man Gelegenheit hat sie näher zu untersuchen. Wie unzählige sichre Linneische Namen würden nicht. untergehen, wollte man nur auf Linne’s Herbarium und darauf sehen, was Veber die Numen der Pflanzen. 85 er seinen Üorrespondenten als seine Art bestimmt hat! Viele Pflanzen sind in getrocknetem oder minder vollständigem Zu. stande nicht mit voller Gewissheit bestimmbar, zumal von An- dern gesammelte Exemplare, — und, wenn man Anderen das Recht zugesteht, eine Art genauer zu bestimmen und zu begrän- zen, so wäre es ungereimt, dem Entdecker selbst dieses Recht zu verweigern. Auch darf man nicht glauben, dass die meisten der Verwechslungen von Exemplaren, denen man so oft in Sammlungen begegnet, von den Einsendern herrühren:: öfter sind sie bei der Einreihung von Zusendungen in die Sammlung geschehen. S.: v. Schlechtendal in der „Flora od. bot. Zeit.“ über Willdenow’s Herbarium und die Quellen der Namen- bestimmung. V. Es war eine Pandora-Büchse, die der Gebrauch übe der Wissenschaft öffnete, als man anfıng, nach jedem Namen dessen Autorität beizufügen: es hat zu vieler gesuchten Hy. perkritik, unnöthigen Gattungszersplitterungen und unzähligen Namenänderungen geführt. Dergleichen gehört indess zu den Uebeln, die von der Ausbildung der Wissenschaft nicht zu tren- nen sind; es ist nur zuzusehen, dass man dabei vom egoisti- schen Standpunkte zu einem historischen übergehe, wo die Sa- che erst eigentlich belehrend wird. Daher schlagen wir vor: 25. Der Schriftsteller, welcher einen Artnamen in der grundsatzmässigen, allgemein angenommenen, Weise zuerst publicirt hat, wird als dessen Autor. citirt. Obgleich Linne nach den Aelteren, vorzüglich nach Rivinus, eine Menge Artnamen unverändert aufnahm, war er doch der erste, der diese principmässig und consequent einführte (wie Tourne. fort die Gattungsnamen und den Gattungsbegriff bestimmte”), und darum geht man nicht in die Zeit vor Linne zurück. Dasselbe gilt für die nachher von andern Botanikern nach al- ten Quellen wiederaufgenommenen Namen. Wird der Begriff einer Art entweder durch Hinzukommen neuer Varietäten erwei- tert, oder durch Abscheidung gewisser Formen eingeschränkt, '*) Für die Gattungsnamen, deren Begriff von Tournefort fest- . gestellt wurde, muss man von diesem ausgehen. Bei diesen, dem Virgil und anderen alten Autoren, denen nie ein Gatiungsbegriff eingekommen, zu citiren, ist, gelinde gesagt, lächerlich. Aber wegen einer Modification in den Characteren, oder der Ausschlies- sung von provisorisch beigefügt gewesenen Arten, die eigne Signa- tur beizusetzen, zeugt von Eitelkeit. Erfährt jedoch eine Gattung eine durchgreifende Reform oder eine Zertheilung, so muss des Roformators Name nach dem des Begründers hinzugesetzt werden. 86 Ueber die Namen der Pflanzen: so.behält die Art noch die Autorität ihres‘ Gründers, -demn im beiden Fällen ist es gewöhnlich späterer Zusatz; was hinzukam' oder wieder ausschied; ist aber der Artbegriff ganz und garıre- formirt worden, so wird’ nach des IUHNERNEERE DE der des Reformators hinzugefügt. y OEM RR 26. Wenn eineÄrt mit Unrecht ge oder ein Name unrecht angewandt worden, so wird; zu geschichtlicher Belehrung, ausser der des ersten Gründers, auch: die Autorität dessen hinzugesetzt,: weleher: sie zuerst wiederhergestellt oder entwirret hat. Das ist eine Steuer der Gerechtigkeit, weil dieses etwas weit: ver- dienstlicheres ist, als auf oft alte, bereits bekannte Sachen neue Namen hervorzuwerfen, und zeigt zugleich von gründlicherem Studium , — zugleich ist diese Bezeichnungsart in: historischer Hinsicht belehrender (z. B. Salix myrtilloides Linn., Wahlenb.), als die jetzt gewöhnliche: $. myrtilloides Linn., nee Willd., nec Smith. Nur das erstere sagt etwas positiv; die letztere, nur: negative Notiz wird nie vollständig, denn in Floren: gehen: hete- rogene @sewächse unter gleichem Namen öfter, als: man nur ahnt. 27: Wird eine ältere Gattung ‘in mehrere'zer- theilt, wodurch der Gattungsname verändert wird, Artund Artname aber ungeändert bleiben, sol'muss: man den Ertheiler des Artnamensals dessen Auto- rität beibehalten, besonders wenn er selbst diese Benen- nung aufgenommen hat. Im Syst. ınycolog. haben wir ' selbst diesen Grundsatz aufgestellt, welchen auch Mehrere für gut er- kannt haben. Sobald z. B. die Gattung Petasites angenommen wird, so versteht es sich von selbst, dass Tussilago nivea: da- hin gehört; der Aufstelier derselben hätte: dies gewiss so 'gut als irgend ein Andrer eingesehen; es liegt aber weniger däran;, an wen es gerade kam; sie zuerst als Petasites niveus zu Schrei- ben, als die eigentliche Quelle der Art zu wissen. So’ wird für Nasturtium anceps, da es sehr ungewiss ist, ob ‚andere »Be- schreiber desselben ausser Wahlenberg, wie De Candolle u. Ay auch das wirkliche gekannt haben, immer Sisymbrium anceps Wahlenb. Fl. upsal., Nasturtium anceps Whlnb. Fl. suee. die Hauptquellen bleiben. Ebenso hat zwar Smith später, als der Verf. dieses, die Erythraea litoralis unter der Gattung Ery- thraca vorgetragen, aber dennoch ist Smith der wirkliche Be- nenner der Art. In historischer Hinsicht kommt es nur darauf an, diesen zu kennen. Oft werden bei Arten solcher zertheil- ten Gattungen, wie z. B. Calamagrostis stricta, 3 bis 5 ver- schiedne Autoren mehr beigefügt: von keinem derselben.ist die Ueber die Namen: der Pflanzen. 87 t Autorität in diesen Fällen von Wichtigkeit, sondern nur, die "wahre Quelle zu wissen. Wenn aber eine Art von einer alten ‚Gattung in eine andere versetzt wird, ‚wie Azalea lapponica in Behododendron ‚ oder wenn sie einen wirklich unrichtigen Platz bekommen: hatte ,: muss der die Autorität haben, wer sie zur rechten: Gattung gebracht.‘ Sie beruht dann auf wirklicher Be- richtigung und neuer Beobachtung, was die Hauptsache ist. Wo ‚aber: ein ‚Schriftsteller nur dafür, dass er: eine bereits gut be- ‚stimmte‘ 'Section als eigne Gattung nimmt, zu den Arten dersel- ‘ben seinen Beschaustempel : setzt, ist dieses in unsern Augen ‚überflüssig. 28. Versteht ein Autor unter einem nnd demselben Namen in: verschiedenen Schriften verschiedene Arten, so ist es noth- wendig, das Werk zu eitiren, worin er .den Namen in nur angenommenem Sinne gefasst hat. Der jetzt ‚aulgekommene Gebrauch, nicht bloss einen Namen, sondern eine Schrift als Autorität zu eitiren, verdient allgemeine Folge. Es ist nicht der Namenertheiler, sondern die Quelle des Namens, was als banpkeäche zu betrachten ist. 29. Obgleich der, welcher von Andern nur aufge- stellte Pflanzen beschreibt, nicht unterlassen darf, den ‚der sie vorgeschlagen anzugeben und dessen Benamung beizu- behalten, so ist doch der erstere als die Autorität der- selben anzusehen, weil die Art auf ihm beruht, bis der Namengeber selbst sie beschrieben und für die seinige erkannt hat. :Die Stelle, wo ein (oft blosser): Name vorkommt, als ‚dessen Quelle anzuführen , wenn derselbe Autor sie später aus- führlicher beschrieben hat, ist pedantisch. VI. Zuder Bestimmung der Artnamen, der Deutung nach ihrem Inhalte, ist es nothwendig, alle Quellen derselben zu ‚untersuchen uud weder an Standort, noch Exemplare der Pflanze u. s. w. sich einseitig zu halten. Zum äussersten Extreme hat dies Schultes in seinem Syst. Veget. getrieben, indem er zur Bestimmung von Linne’s Pflanzen nicht auf Linne’s Her- ‚bariumy,; sondern ‘nur darauf, sah, was Smith mit Linne's Synonym hingestellt (,, Non Smith, ergo non ita‘). Obgleich Smith selbst Linne's Sammlungen vorurtheilsfreier benutzte, ‚auch seine Bestimmungen in vielen Fällen nach bessern Auf- klärungen berichtigte (z.B. bei Aira alpina), so. muss man doch berücksichtigen, 1.) dass die Hauptsache dabei ist, Smith's Begränzung der. Art zu keunen; Smith sah zwar die seinige nieht für völlig identisch mit derjenigen Linne’s an, aber als «nieht unterscheidbar — und wer findet nicht durch fortgesetzte 88 Ueber die Namen der Pflanzen. Studien oft wichtige Unterchiede zwischen Pflanzen, die man früher als identische aufbewahrt hat? 2.) dass Andere in Linne’s Herbar mitunter ganz Andres gefunden haben als was. Smith beschreibt z. B. unter den Salices, Rumezx acutus u. s. w. ’ 30. Die Worteund Beschreibungen eines Autors müssen, wenn sie klar und bestimmt sind, immer als die wichtigste und vorzüglichste Quelle zur Bestim- mung seiner Species gelten. Dabei muss man indess nicht minutiös an jedem Wörtchen haften, sondern sie vom subjec- tiven Standpunkte des Verfassers aus zu fassen suchen, auch alles absondern, was von andern entlehnt ist. So ist z. B. zu Allium arenarium bei Linne die Blattform nur nach den Syno- nymen angegeben, weil Linne es nur blühend gefunden nachdem die Blätter schon vergangen gewesen; aber alle die übrigen Kennzeichen, die sich nicht hinwegerklären lassen, sind deutlich dem A. vineale entnommen, so dass Linne unter jenem Namen unmöglich A. Scorodoprasum verstehen kann. In Linne’s Man- tissen findet man mehrere Beschreibungen theilweise aus andern Autoren entlehnt; diese geben nur schwaches Zeugniss zur Be- stimmung der Linneischen Art. In der ganzen Periode zunächst nach Linne war es gewöhnlich, dass man nur die gegebenen Definitionen abschrieb, sie mochten zur Pflanze passen oder nicht, wenn man es nur einmal für sich rund hatte, dass diese zu einer gewissen Art gehörte. Der Unterschied zwischen der gegenwärtigen Periode und der streng Linneischen scheint uns mit den bekannten Worten guatenus und quia am besten aus- gedrückt: in der letzteren folgte man Linne sclavisch, weil er mit der Natur übereinstimmte ; in unserer Zeit: insoweit er damit übereinstimmt. 3l. Zunächst folgt der Standort als wichtigste Quelle zur Bestimmung der Art eines Autors. Dass er eine untrügliche Quelle dafür ist, was der Autor bei der : Gelegenheit gemeint habe, ist unbestreitbar; denn das dürfte zu den seltensten Fällen gehören, dass an einer Stelle eine Pflanze verschwunden wäre und eine nah- verwandte andere ihren Platz eingenommen hätte. Daraus folgt aber noch nicht, dass eine genannte eben die Art sei, die der Autor eigentlich gesehen oder gemeint hat. Standörter werden oft nach flüchtigem Hin- sehen ohne nähere Untersuchung notirt, die Pflanze kann in einem Zustande gewesen sein‘, worin sie nicht ganz sicher zu bestimmen ist (daher z. B. in /t. scan: statt T’hesium alpinum Passerina steht; ausserdem wird eine neue Art gewöhnlich zuerst einer bekannten ältern zugetheilt); durch Verwechselung Ueber die ‚Namen der Pflanzen. 89 im Gedächtnisse, auch wohl durch blossen Schreibfehler, wird nicht selten eine andere aufgezeichnet, als an der genannten Stelle vorkommt: Beispiele des ersteren sind Rosa spinosissima R. Eglanteria in Linn. Fl. suec., des Verschreibens Melica eiliata in It. scan. Man lege daher kein besonderes Gewicht auf einen Fundort, wenn er nicht die Quelle der Art ist, am allerwenigsten auf solche, die Synonymen angehören oder von Andern angegeben sind, wo Linne die Pflanze nicht selbst. gesehen, z. B. bei Oenanthe erocata, Hieracium sabaudum Fl. suec. Auch wo die Standörter bei einer Pflanze nur im Allgemei- nen genannt sind, messe man ihnen nicht zu viel Wichtigkeit bei. Die geringen Vorarbeiten, die Linne besass, und die Kürze der Zeit, wo er sich der schwedischen Flora widmen konnte, machten es ihm unmöglich, vollständige Kenntniss von der geographischen Verbreitung jeder Art innerhalb der weiten Marken Schwedens zu gewinnen. Dies alles haben wir zugegeben, damit man andererseits eben so billig erkenne, dass wenn Linne einen bestimmten Standort angiebt, einen solchen selbst anweiset, sagt dass er eine Pflanze dort zuerst gefunden und festgestellt, und sie nur von da be- schreibt, jener Standort dann immer das einzige völlig Ent- scheidende zur Bestimmung dieser seiner Species bleiben muss: so ist es der Fall bei Allium arenarium, Filago montana, Po- tamogeton marinus, und unzähligen andern. 32. Hierauf kommt in der Reihenfolge die Tradition oder wie die Zeitgenossen eines Autors die Art bestimmt haben und wie diese sich alsdann bei des Autors nächsten Nachfolgern fixirt hat. Wir haben von dieser Seite in Schweden die reichste und sicherste Quelle an der herrlichen Schule, die jedes Jahr von der Seite des Meisters ausgieng, von dessen lebendem Worte sie am sichersten seine Auslegung der Naturwesen aufgefasst. Möchten wir ver- stehen, diesen einheimischen Schatz, worauf Prof. Wahlenberg zuerst aufmerksam gemacht, recht zu schätzen und zu bewahren! Er ist durch mehrere Generationen, in den meisten Fällen unzweideutig, zu unsern Tagen herabgeführt worden; und nicht bloss eine Menge Kräutersammlungen, unter Linne’s eignen Augen gemacht, sind für ihn ein unzweideutiges Monument (wichtiger als Linne’s eignes Herbarium, aus Gründen die weiterhin berührt werden), sondern auch die ganze schwedische Flora ist seine unvergängliche Dolmetscherin. Darum ist es betrüblich, zu sehen, wenn Schweden, jene verwahrlosend oder unkundig derselben, sich nur aneignen, was in ausländischen 0 Ueber die Namen der Pflanzen. Werken geschrieben 'sie finden. Irrten Fremde in-sölchen Fällen, so sind’ sie leicht zu entschuldigen , (denn auch" von“ ihnen‘ die Bessern ehren jene Tradition, die unsrer schwedischen Flora köstlichster Schatz ist,) — nicht so ein Schwede. Aber auch zur Erklärung exotischer Gewächse bietet sie eine reiche Quelle - dar, nicht bloss in Sammlungen‘ von (durch . Linne’s Hand: aus dem upsaler Garten 'ausgetheilten Pflanzen , ‘sondern: "auch in vielen Gewächsen, die von Linne’s Zeit her im’ Garten zu Upsala, aueh im alten Linneischen,, und‘noch heut zu Tage: im Parke bei Linne’s Hammarby, erhalten worden,‘ so‘ wie in manchen von Alters her in schwedischen ‘Gärten überall gezogenen z.B. Mentha gentilis. Specielle Beispiele davon gab der 'Verf.in Bot. Notis. 1842, Nr. 1., 2. Eine solche Tradition lebt auch in jedes ausgezeichneten Botanikers Umgebung IARe fort, und man’ soll nicht unterlassen sie zu befragen. Pe 33. Gegen den gewöhnlichen Glauben schreiben wir Her barien im Allgemeinen eine mehr untergeordnete Wichtigkeit zu Der genaueste Artenkenner unsrer Zeit; Koch, sagt auch, er wünsche seine Arten nach seinen Schrif- ten und nieht/nach seinem Herbarium bestimmt. Wer irgend'von Schlechtendal’s Aufsatz in der Flora od. bot. Z. über die Pflänzen- und Etiquetten- Verwechselungen in Wilidenow’s Her- bar: gelesen , muss es wohl für einseitig erklären, sich blind an dergleichen zu halten. Wie leicht Etiquetten sowohl beim Ein- legen als auch beim Empfange und Einordnen 'grösserer‘ Sen- dungen herausfallen und Vertauschungen möglich sind, vollends wenn die Exemplare lose liegen, (es fehlt sogar nicht an’ Bei- spielen von absichtlichen Verwechselungen — und dass daher in srösseren Sammlungen unter eines Autors Namen Pflanzen liegen, die dieser nie gemeint hat — davon hat wohl ein Jeder, welcher dergleichen durchgegangen, Gelegenheit gehabt, sich zu über- zeugen, — und es sind gerade sehr ähnliche, nah verwandte, ‚kritische, die auf diese Weise am meisten verwechselt werden. Und bei der Absicht zu berichtigen wird so leicht die: Unord- nung vermehrt. Zwar befleissigt man sich in unsern Tagen grösserer Genauigkeit darin, aber ganz lässt sich solchen Miss: griffen nicht vorbeugen. — Was nun im Besondern Linne’s Herbarium betrifft, so hat man damit eine'Abgötterei‘ getrieben die am meisten vor Allem der Linne’schen Pflanzenkritik ge- schadet hat. Man sollte doch wissen, — was eine notorische Sache ist — dass die sehr gewöhnlichen Pflanzen einzulegen oder zu pressen Linne ‘weder viel Zeit noch Lust: hatte; dass er die nicht einsammelte, die er alle Jahre Gelegenheit-hätte Ueber die Namen der Pflanzen. 9 lebend zu vergleichen; ‘daher diese auch gewöhnlich in Linne’s Herbarium fehlen — oder auch wohl statt deren ihm zugesandte ausländische sehr ähnliche oder nahe verwandte ohne. weitere Prüfung hineingelegt wurden, wobeier gewiss nicht meinte, dass dies» die Typen der Arten wären, sondern sie für abweichende 'seltnere Formen nahm, die eben äls solche ihm mehr‘ verdienten aufbewahrt zu werden. So thun auch wohl noch 'heute die meisten Botaniker: erhalten sie eine sehr ähnliche Pflanze, die sie nicht sogleich zu unterscheiden sich getrauen, so legen sie sie,neben die nächst-verwandte. — Die einzigen anderwärtsher mitgetheilten Exemplare, ‘welchen man volle: Autorität zugestehen kann, . sind: die in käuflichen Samm- lungen getrockneter Pflanzen [Exsiceat- Sammlungen in Schweden genannt] herausgegebenen, weib solehe als auf einmal: gesammelt identisch sein müssen und zugleich sorgfältiger untersucht sind; denn dass, zwar von derselben Hand, aber zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, gesammelte oder gar von verschiedenen Personen, deren man sich natürlich oft zum Sammeln bedienen muss, besorgte, nicht immer Bat identisch sind, lässt»sich denken. 34. Die REN ui selbst ist eins der wichtigsten Hülfsmittel zur Bestimmung der Arten bei tem, welche Pflanzen: beschreiben, die sie'selbst untersucht haben, und dabei nicht bloss artificiellen Gründen folgen. Diese ordnen sie nämlich stets nach 'deren näherer oder: entfernterer -Verwandtschaft ohne Absicht auf Charactere; beim Bestimmen von Arten z. B. im Systema myco- logicum, in der :Lichenographia europaea u. s. w. möchte: ich sie für eins‘ der allerwichtigsten Dinge halten; passt gleich eime Beschreibung eines Autors auf eine Art des Syst. myjec. ete., die ich selbst gesehen, ist aber dabei nicht neben die dieser zu- nächst verwandten gestellt, so ist es nicht meine Art. — Man hat übersehen. dass in Linne's Werken auch innerhalb jeder Gattung fast stets ein (nicht mit Worten ausgedrücktes ) leiten- des Prineip in der Anordnung: ‚der : Arten: zu finden ist. So geht z. B. Linne bei den Potamogetonen von den grössten und breitblättrigsten zu den kleinsten fort, woraus schon klar ist, dass der P. zosteraceus [Fr.] nicht sein P. marinus sein kann. Dieses gewährt recht oft eine wichtige Stütze zum Bestimmen von Linne’s Art. | 85. Zuletzt in der Reihe folgt die TERN zwar als eine wichtige Quelle zur Aufklärung über Artnamen, woneben’aber zum Bestimmen einer Pflanze eines Autors stets 9 Ueber die Namen ‚der Pflanzen. dessen Beschreibungen, angegebenen Standorte u. s. w., als wichtiger, mehr zu beachten sind als dieselbe. Wie: unzuver- lässlich die Synonymie aus der ältern Zeit ist, weiss Jedermann, und vielleicht wird die Folgezeit von der Synonymie 'unsrer Zeit ebenso urtheilen. Was namentlich die Linneische Syno- nymie, als Quelle zur Bestimmung seiner Arten, betrifit, so sagt Linne ausdrücklich in Mant. 2., dass sie wenig von Gewicht sei. Man weiss auch, dass Linne bei dem Citiren der Synonyme sich hauptsächlich an die Abbildungen hielt, und sonach müssen sie ungefähr das Aussehen der Arten ausdrücken, mehr aber geben sie gar nicht Aufschluss. — Es ist ein grosser Irrthum noch in unsern Tagen, dass man so oft die Pflanzen eines Autors nach seinen citirten Synonymen bestimmt; ein noch grösserer wäre es, die der älteren danach zu bestimmen. Vi. Die Grundsätze für die Synonymik vollstän. dig darzustellen würde eine besondere Abhandlung erfordern; hier beschränken wir uns deshalb auf einige der einfachsten und darum vielleicht eben die wichtigsten: 36. Vorzugsweise muss man die Quellen selbst eitiren, und nicht Compendien und Compilationen wie z. B. Sprengel Syst. Vege. — Sind freilich gleich die letzteren gewöhnlich zur Hand und weiss man auf alle Fälle, dass die Pflanze darin vorkommen muss, sofern man die Darstellung derselben zu vergleichen wünscht, — was mit den Quellen nicht der Fall ist, als auf welche es specieller Hinweisung bedarf — so liegt andrerseits die historische ‚ Wichtigkeit am Tage, diese |letztern zu kennen. Gewöhnlich findet man bei diesen auch mehr, zuweilen die Sache in einem andern Lichte, als in den Compendien. Man baue dabei mehr auf die Autoren, welche die Pflanze lebend untersucht, als auf solche, die sie nach Andern aufgenommen oder sie nur getrocknet verglichen haben. 37. So weit möglich eitire man nur die Autoren, die man selbst verglichen hat. Sind in allgemeine Werke Irrthümer einmal eingeschlichen, so werden sie gewöhnlich nachher ins Unendliche abgeschrieben und darin ist es alsdann kaum möglich Berichtigung zu gewinnen. Ausser Schreib- und Druckfehlern giebt es in dieser farrago gehäufter Synonyme, die einen Theil Schriften wie ein altes Inventarium begleiten, unendliche Irrthümer. Wären in Betreff der Köleria intermedia die Nov. Fl. suec. selbst verglichen worden, so hätte man dieses Buch nicht als -Quelle derselben citirt, da ich sie nie anders Ueber die Namen der Pflanzen. 93 denn als blosse Varietät beschrieben. Unzählige Beispiele der Art liessen sich beibringen. — Aus guten Gründen dringt auch Linne darauf, dass man nicht allein den Namen eines Autors, sondern auch das Werk selbst und die Seite ecitire, theils weil es das Vergleichen erleichtert, theils weil öfters ein Autor in verschiedenen Schriften unter demselben Namen Verschiedenes, oder auch unter ungleichen Namen dasselbe meint. In solchen Fällen sollte ein Autor immer selbst darüber Auskunft geben, sowohl weil er es am besten im Stande ist, als auch weil es sonst, da „nulli celari possunt errores,‘“ den Schein hat, als hätte er sie verheimlichen wollen. 38. Man citire nur, was wirklich Belehrung ge- währt, undhauptsächlich, was des Verfassers eigne Ansicht bestätigt. Das Gegentheil geschieht, wenn nur abweichende Ansichten citirt werden, als wäre der Verfasser selbst der einzige, der die Sache vom rechten Gesichtspunkte aus gefasst. Bei einigen Schriftstellern merkt man einen wah- ren Hunger, eine Menge verschiedener Benamungen und Be- stimmungen aufzuhäufen, die längst vergessen sind und uns gar nichts lehren. Die Wissenschaft für ewige Zeit mit solchem unnöthigen Ballaste, wie die Synonyme sind, die nie publieirt worden, mit dem Zusatze Mscr., in litt.*), Herb. u. s. w., zu beschweren, ist lächerlich. Bauhin’s Pinax war in diesem Punkte ein Muster, dessen Gleichen nun wohl immer ein pium desiderium für die Wissenschaft bleib. Wenn ein solches Werk jetzt erscheinen sollte, so dürfte es nicht bis zu unsern Tagen fortgesetzt werden, denn das neu Aufgestellte oder die neuern Bestimmungen fluctuiren noch zu sehr**). Wie eifrig *) Der Verf. dieses hätte die Lichenologie und besonders die Myco- logie mit vielen "Tausend Synonymen (und manchen recht curio- sen) bereichern können, wenn er alle die neuen Namen hätte auf- nehmen wollen, worunter ihm Lichen- oder Pilz- Arten mitgetheilt worden. Er hat es aber jedesmal für hinreichend gehalten, den Einsender zu unterrichten, unter welchem Namen eine Art in seinen Schriften vorkomme. War indess eine Art wirklich neu, so hat er nicht allein den Namen des Zusenders beibehalten. sondern auch diesen als Autor citirt. Manche folgen einem entgegengesetzten Grundsatze. Ä ”+) Die Arten der Autoren, die solche nach den herrschenden An- sichten der Zeit aufgestellt haben, welche (Arten) darum bald anerkannt worden, gehen fort und fort immer mehr unter, — die- jenigen der Autoren dagegen, welche, wie Ehrhart, vor ihren Zeitgenossen weit hervorstanden und deswegen Widerspruch von ihnen erfuhren, sehen wir von Jahr zu Jahr immer mehr wieder- 94 Ueber die Namen'der Pflanzen. man ist, eine Menge verschiedener Benennungen anzusammell; zeigt sich darin, wenn aus'bereits "berichtigten Druekfehlern neue Synonyme geschaffen werden, wie Juncus 'auetus» Retz., was im Suppl. für Druckfehler 'statt J. acutus ae ee Polyyala buzxifolia Nov. ist es derselbe Fall.) = 7 u ww 39: Man eitire ehrlich, sine ira et studio.’ Es kann wohl ganz ünnöthig scheinen, einen Grundsatz’ zu berüh- ren, der bei jedem Vorhaben des Menschen gelten muss; “aber er wird in gar vielen Fällen indirect umgangen. Am lächerlich: sten ist wohl die Art des Citirens, die nur ein“ Thermometer des eignen mehr oder minder freundschaftlichen Verhältnisses eines. Schriftstellers zu anderen abgiebt. . Ungerecht. ist'alles Citiren, welches — wir. wollen: gern ' glaubeu,.: dass es ‚mehr. aus Unachtsamkeit als vorsätzlich geschieht: — Meinungen | oder Wirken eines Autors in falschem ‚Lichte. darstellt,‘ wie: wenn eitirt wird, als führe ein Schriftsteller, eine Pflanze als: eigene Art auf, während dieser selbst sie vielmehr nur als. Varietät angiebt.. Hierher ist auch zu rechnen, wenn man. zur Bestär- kung seiner. einmal angenommenen Ansicht Umstände »erdichtet; wie dass ‚Filago montana ‚Linn. Wpwe: eine andre. wäre | als die der Fl. suecica. | | and 40. Man beachte die,.-für Werke verschiedenen Zweckes 'nöthigen verschiedenen Principien für die Synonymie. :In einem allgemeinen Systeme eitire man die Hauptquellen der Aufstellung einer Art; ein Theil’ verschie: dener Benamungen aus kleineren Specialfloren, die mie Beifall gewonnen, können’ gern übergangen werden.‘ In der vollständi- gern Flora eines Landes ist hauptsächlich aus ‚der ihr 'angehö:- angenommen. Es van mir deshalb als sehr sachgemäss vor, dass ein solches Repertorium der Synonymie, wie Steudel’s, mit einem gewissen abgelaufenen Jahre schlösse (wie etwa mit 41800, oder Srelleicht a 1815, nach welchem | Jahre, die grosse Lebendigkeit und Bewegung in der Botanik erst begann, — und dies für sich herausgegeben würde, denn „über die ‚yor genanntem Zeit- ‚punkte beschriebenen Gewächse ist wohl nun das ‚Uribeil ziemlich festgestellt,) und es die neueren, als ‚wovon noch kein sicheres Resultat aufgestellt werden kann, für ein besondres. Werk zur Seite liesse. Der Gewinn dabei würde sein, dass dieses ein abge- schlossenes Werk 'wäre, welches anf immer seinen Werth behielte; dieses brauchte nachher nicht weiter in jede neue Auflage mitge- schleppt zu werden, wodurch: die neuste: Auflage von Steudel mehr als: verdoppelt worden ist — und jedenfalls wäre nach gegenwär- ‚tigem Princip eine neue: Auflage, wie ein neuer nen. wer, alle Jahre nöthig, E Ueber (die Namen‘ der Pflanzen. 95 renden Literatur‘ Kunde zu »geben, : doch: so, dass die Citate, welche die :Art erläutern, von’ denen gesondert werden , die nur - hoealitäten. ‚bestätigen : die letztern citirt man am besten unter diesen, und unrecht scheiht' es mir zu sein,’ wenn nicht (sehr gemeine Pflanzen ausgenommen) bei jeder Tiocalität die Auto- rität derselben, die man: in streitigen Fällen: ‘zu: vergleichen nö- thig hat, angegeben wird. Oft ist es unmöglich, zu ermitteln, aufwessen Autorität eine diesfällige Angabe beruht, und dadurch verliert das ganze seinen Werth. Da mit der Synonymie wohl nicht beabsichtigt sein kann, die meisten disparaten Benennun- gen anzusammeln, sondern anzugeben, was zur Erläuterung der Geschichte der Pflanze dienen kann, so ist die chronologische Ordnung die beste. — In einer kleinern Specialflora, die der allgemeinen Flora des Landes zu Grunde liegen muss, sind Sy- nonyme, ausser besondren Fällen, überflüssig. 41. Endlich muss man genau unterscheiden zwi- schen Geschichte des Artbegriffs und Geschichte des Artnamens. Linne musste, wie jeder Forscher, der die Wahrheit mehr liebt als sich selbst, seine Ansichten oft ändern. Nach und nach wurde manche anfänglich verwechselte Pflanze ins Klare gesetzt, zuweilen vorher richtiger bestimmte verwech- selt. In diesen Fällen folge man immer der Stelle, wo die rich- tigste Ansicht dargelegt ist, und sondre ab, was mit Unrecht hinzugethan ist, z. B. bei Agrostis rubra. Man muss suchen den Autor so auszulegen, wie er es selbst gethan hätte, wenn die spätere Aufhellung zu seiner Zeit gekommen wäre. Wo verschiedene Arten in verschiedenen Werken vorkommen, ist nicht jedesmal das älteste die Hauptquelle, sondern das, worin die Art am richtigsten und vollständigsten abgehandelt ist. Fer- ner kann die Quelle für die Art eine ganz andre sein als die iür den Namen: so z. B. bei Salix arenaria. Da erhalte jedes sein Zeugniss für sich. Indess betrachte man doch nicht die Citate aus der Fl. lappon. zu Carex leporina, canescens u. a. als die Quelle dieser Arten; obschon Linne ähnliche Arten für Alpenformen dieser ihm vor- und nachher wohlbekannten Arten ansah. Diese letztern sind sicher Linne’s Typen. Die Erörte- rung aller solcher Fragen erfordert nicht bloss die vollständigste Sachkenntniss, welche man nie verachten darf, sondern zugleich auch einen sichern kritischen Blick. Bot. Not. 1842, Nr. 1.— Es ist eine Hauptregel für alle edle und wahre Kritik, so Vie- les als möglich bei einem Autor richtig zu finden, während das Kennzeichen einer unedlen und nichtswürdigen ist, dass sie alles so schief und unrichtig als möglich darzustellen sucht. 96 Ueber die Namen der Pflanzen.. Aber jede schiefe Richtung des Zeitgeistes muss ein Jeglicher mit Kraft und Muth, ohne persönliches Abzielen, aber auch ohne Menschenfurcht, absperren und davon zurechtweisen. Bei ein- zelnen Irrungen jedoch, bei ungleichen Ansichten, sollen wir „communiter progredi via caritatis, tendentes ad Unum, de quo dietum est: Quaerite ejus faciem semper.‘ (Aucu- STINUS. ) Anmerkungen a zum vorstehenden Aufsatze*). Zu Seite 47. Camelina. Wirhaben hier nach der ewöhn- lichen Ansicht angenommen, dass dieses Wort griechischen Ursprungs sei, und desshalb seine Ableitung ei wie sich der Bestimmer der Gattung, Crantz, sie dachte. Wir selbst indessen hegen starken Zweifel daran, dass es griechischen Ursprungs sei. Den ältesten Spuren zufolge, welche wir haben auffinden können, ist dies Wort französischen Ursprungs, Came- line; ist danach latinisirt, später ist für dasselbe eine passli- che und schliesslich eine unpassliche griechische Ableitung auf- gesucht worden. Zu Seite 48. Achillea. Es ist uns nicht unbekannt, dass der Held Achilles auch als Zögling des Uentauren Chiron an- seführt wird, obgleich diese älteste Geschichte ganz und gar fabelhaft ist, in deren gleichen Verwechselungen sehr gewühn- lich sind. Wir glauben nach solchen Combinationen kein Recht dazu zu haben, einen Schritt über die Angaben der Quellen hin- auszugehen. Zu Seite 54 Aira. Wir haben hier die Ableitung dieses Namens treulich nach den Quellen angegeben. Will man je- doch "A:gn als einen neuen Namen betrachten, nachdem er einem ganz andern Gegenstande beigelegt worden ist, als dem ur- sprünglich gemeinten, so kann diese Gattung nach der genauern egränzung, welche wir ihr zu geben haben, gern die erhobene genannt werden, theils weil sie sowohl die Erde zu Hügelchen und ihre Halme hoch über die anderen niedrigeren Gräser er- hebt, theils weil, unter anderen, Arten von ihr auf den höch- sten Bergen wachsen. Zu Seite 6l. Yovaxos Kalauos. Dies Beispiel ist besonders Jehrreich desswegen. weil, obgleich das erstere Wort schon sub- stantivische Natur angenommen hat, wie aus seiner Beugung hervorgeht, es doch noch mit seinem primitiven Subjecte ver- bunden wird. Zu Seite 70. Die Linneische Terminologie. Was wir bei der neuern Terminologie vorzugsweise tadeln, ist, dass sie sich nieht bloss als Mittel, sondern als Zweck betrachtet und in ih- rer blossen Erweiterung schon einen Gewinn sieht. Vor Allem betrachten wir es als unpassend, 1.) für entweder völlig gleich- artige oder deutlich analoge Theile gesonderter Familien eine ei- gene Terminologie zu bilden, 2.) für ein und dasselbe Organ, z. B. die Frucht, eine Menge primitiver, substantivischer Na- *) Diese Anmerkungen, welche Herr Dr. Beilschmied bei seinım Exemplare von jenem Aufsatze nicht besass, werden hier aus dem ersten Bande der Botaniska Utflygter, in welchem sie sich S, 177 — 78 demselben beigefügt finden, übersetzt hinau ‚gelieke er de. 7, ‘8 Veber die Namen der Pflanzen. men anzunehmen, wodurch man das Wesentliche in der Sache so leicht übersieht, nachdem man einen neuen Namen erhalten hat. Ein neuer Ausdruck: ist:nur für, einen neuen Begriff nöthig. Eine ausgebreitete neue Sprache, wie Wallroth, Petermann u. A. sie gesucht haben einzuführen, wird, wenn sie auch mehr logisch und consequent seyn mag, kaum die Mühe, sie zu lernen, lohnen und gereicht zu keinem Gewinne ; denn man muss doch auch die einmal angenommene lernen, um deren reichere Litte-ı ratur benutzen zu können. j- nt Zu Seite 71. Die Gattungsnamen. Es ist ın den letzteren Zeiten, nach De Candolle, gebräuchlich geworden, jede Un-. terabtheilung einer Gattung mit einem substantivischen Namen zu belegen. So benennt man die Gruppe der Festucae ovinae Amnopoa, die der F. rubrae Alaxyper (eine verunglückte Zusam- mensetzung, welche bedeuten soll foliis superne sulcatis), die der Posae caninae Cynorrhodon u. s. w. bis in’s Unendliche. Wir halten dafür, dass dies durchaus keine Nachahmung verdiene, dla die Verwandtschaft so auffallend ist, dass nie die Rede da- von seyn kann, sie als eigene Gattungen zu betrachten. Wir halten es für weit schicklicher, solche Gruppen nach ihrer Haupt- art zu benennen, z. B. Rosae caninae, pimpinellifoliae, Saxifragae cotyledoneae u. Ss. w., wie die Familien nach ihrer Hauptgattung ; sonst verdienten diese wohl weit mehr einen selbstständigen Na- men zu bekommen. Nur, wenn ein älterer geschiehtlicher Name dadurch erhalten wird, oder auch, wenn es nothwendig wird, un- ter einem gemeinschaftliichen Namen mehre kleinere Gruppen zusammmenzufassen, wie unter den Salices, möchten wir die Substantive behalten. Zu Seite 89. ete. Linne’s Herbarium als Quelle. Es ist be- merkenswerth, dass fast keine derjenigen Gewächse, welche Linne als für ihn neue oder bemerkenswerthe in seinen Rei- sen beschreibt, sich in seinen Herbarien aus diesen Localitäten finden, sondern ganz fehlen, oder auch statt solcher in auslän- dischen Exemplaren existiren. Dies scheint wohl einer der schlagendsten beweise zu seyn, dass Linne’s Schriften nicht , wie die der Stubenbotaniker unserer Zeit, seine Herbarien, son- dern die lebendige Naturbetrachtung zur Grundlage haben. Zu der Zeit stand auch die specielle Botanik im grössten Ansehen, welches sie nicht mit Unrecht in dem Maasse verloren hat, als sie zu einer mechanischen Tagelöhnerarbeit geworden ist, hloss um Diagnosen und Beschreibungen nach Herbarien zu ent- werfen. — Diese Ansicht von Linne’s Schriften, als haupt- sächlich von einer lebendigen Naturanschauung ausgehend, hal- ten wir für um so wichtiger, als man nach einer Vergötterung des Linneischen Herbariums auch in England jetzt anfängt, es wegen seiner unvollkommenen Form und seiner einzelnen und unvollständigen Exemplare zu bespötteln—und demzufolge, nach der falschen Ansicht, dass Linne’s Schriften nur aus seinem Herbarium hervorgegangen seien, auch sein Ansehen herahzu- setzen: | (Cr) A AV. Auszug aus Lund’s Reise durch die Nordlande und ' West - Finmarken im Sommer 1841 *). ; Aus dem Dänischen übersetzt von Mornschuch. Die Umgegend von 7romsoe ist schöner, als man bei dem ersten Anblick vermuthet. Die Landschaft worin die kaum eine halbe Quadratmeile grosse Insel Tromsoe liegt, scheint weder schön noch malerisch. Nackte, steile Felsen umschliessen sie und hegen eine nicht unbedeutende Meeresstrecke ein, in deren Mitte Zromsoe, als Centrum in einer grossen Ellipse, liegt. Gleich in dessen Nähe, aber auf der andern Seite des Sundes, *). Der Titel des Originals ist: Heise igjennem Nordlandene og Vestfinmarken i Sommeren. 1841. Af N. Lumwd, Candid. Phı- losophiae. Christiania. Guldberg et Dzwonkowski. 1842. 8. Bei dem hier folgenden Auszuge aus dieser, in vieler Hinsicht interessanten Reisebeschreibung eines zu schönen Erwartungen berechtigenden jungen Normannes, hielt ich für nöthig, mich nicht bloss auf die Namen der gefundenen Pflanzen und deren Stand- örter zu beschränken, sondern auch die Schilderungen der Gegen- den, wo die Pflanzen wachsen und die Art ihres Wachsthums , so weit darüber Auskunft gegeben wird, mit aufzunehmen, da mir diese für die Wissenschaft noch wichtiger erscheinen , als erstere. Die wenigen mit aufgenommenen allgemeinen Schilderungen und Bemerkungen werden, wie ich hoffe, Viele nicht ohne Interesse lesen, da sie ein lebendiges Bild der hochnordischen Natur geben, und die Eindrücke, die durch sie auf ein empfängliches Gemüth hervorgebracht werden, treu schildern. D. Uebers. 7#* 100 Auszug aus Lund’s Reise. ragen der Flöi- Alpe und Tromsötinds steile Massen in die Luft, beide nur bis zur Hälfte ihrer Höhe mit einem schwachen Busch- wald von Kleinbirken (Betula alba var. glutinosa) bedeckt. Die rauhen Klippen und das öde Meer verleihen der Landschaft ihren Character, und die Naturschönheiten von Tromsoe werden nicht in dem Totaleindruck mit aufgenommen. Diese fallen erst auf wenn T'rromsoe zum Gegenstand der Betrachtung des ganzen Kreises gemacht wird. Es bildet eine einzige flach abgerundete Erhöhung ohne hervorragende Klippen und Steine von unge- fähr 500 Fuss über das Meer. Ueber sein frisches Grün breiten junge Birken einen lieblichen Waldteppich, der sich bisweilen zurückzieht und kleine Wiesenstücke einhegt. Der Herbst tritt in Tromsoe sehr zeitig ein. In den letzten Tagen des Augusts beginnt das Birkenlaub stark zu bleichen und in den ersten Tagen des Septembers tritt Schneefall ein. Die Mitteltemperatur ist in den Wintermonaten — 3° und in den Sommermonaten + 8,0 Reaumur. Der Kaafjord *) liegt in hohen Felsen eingeschlossen, man sollte deshalb glauben, dass es hier milde und still sei, allein weit entfernt. Hier rasen heftige Stosswinde. Die Baumvege- tation ist verkrüppelt, aber der Graswuchs gut. Mehrere nörd- liche Gräser werden hier gebaut und gedeihen gut. Von einge- führten Gewächsen würde ohne Zweifel Vicia cracca zum Anbau als Futterkraut zu empfehlen sein, da diess Gewächs schnell vegetirt und sein Gedeihen über ganz Finnmarken beweist, dass es hier an der rechten Stelle ist. Nachdem ich eine interessante botanische Ausbeute gemacht, welche in dem angehängten Ver- zeichniss specificirt ist, verliess ich den Kaafjord und zog in Gesellschaft mit Professor Blytt nach Bosekop. Bosekop, welches eine lappische Benennung sein und Wal- fischbucht bedeuten soll, liegt ungefähr eine Meile östlich von dem Kaafjord auf einem grünen Hügelabhang, der mit klippen- vollen Ufern sich um eine halbrunde Meeresbucht biegt und auf der südlichen Seite von einem Walde von kränkelnden Föhren- bäumen abgelöst wird, die in dünnen Reihen sich westlich ziehen. Die Gegend ist traurig und nackt, die Baumvegetation verkümmert und zeigt deutliche Spuren von der Einwirkung der Polarwinde. Aber für den Reisenden, der mit den Naturschön- heiten Finmarkens unbekannt ist oder sie kennen zu lernen wünscht, hat Bosekop ein grosses Interesse; denn es ist der Eingang zu dem Theile von Alten, der mit Recht Finmarkens *) Fjord = Bucht. Anm. d. Ueb, Auszug aus Lund’s Reise. 101 Paradies genannt wird. Erst ein viertel Wegs landeinwärts wird die Natur lieblicher. Die Vegetation nimmt einen üppigeren Oharacter an, die Föhrenbäume eine frischere Farbe; die Laub- Moose werden grüner in den Wäldern nnd die finmärkische Lerche flötet ihren einfachen Gesang. Wo der Wald aufhört und in einen steilen Hügel endet der zu einer flachen Ebene längs des Altenfjords westlichen Arm führt, sieht man das stille Bassin des Kongshaunsfjords — denn so heisst dieser Arm des Altenfjords — in der Ferne von hohen blauen Alpen mit Schneegruben auf den Spitzen begrenzt. Längs dessen westlichen Ufer zieht sich die eben erwähnte Waldebene hin. Im Westen hievor liegt das Sandfeld, ein steiler Erdrücken, wovon man eine roalerische Aussicht über einen Theil von Alten hat. Die Landschaft, welche sich von hier zeigt, ist räumlich und amphitheatralisch und wird überall von fernen blauen Bergen mit langen Schneestreifen oberhalb umschlossen, welche gleichsam die hervorragenden Lippen von dem Eisbär des Winters bilden, der hinter den Alpen lauert um sich über die Blumenpracht der Ebene und die üppige Vegetation zu stürzen. Ueber die Fläche des 'Thales hin wechseln romantische Waldparthien mit grünen Höhen; bald sieht man grosse Gruppen von Erlen- oder Birkenbäumen, bald kleine Rasenflächen, worauf ein Bauerhof, von Birkenwald idyllisch umschlossen, liegt. Zwischen den armuthigen Waldparthien schlängelt sich der spiegelblanke Strom des Altenelvs *) wie eine Schlange durch Blumen. Man entdeckt ihn zuerst, als einen glänzenden Silber- streif, welcher im heftigen Lauf gegen das Meer hinabrinnt und mit seinen kleinen Wogen den langblättrigen Ehrenpreis, das Karlsscepter und den feuerfarbigen Steinbrech (Sarifraga aizoides var. crocea) tränkt, welche an dessen Ufern wachsen. Hier und da, besonders gegen das Ende seines Laufes, schickt er häufige Nebenarme aus die stets mit dem Hauptstrom zusammen- fliessen und mit diesen anmuthige Parthien von Inseln und Halbinseln bilden. Die ganze Landschaft ist hinreissend schön und ich erinnere mich nicht eine schönere gesehen zu haben, ausgenommen Guuldalen in Trondhjems Stift. Altens Wälder sind im Verhältniss zu der nördlichen Lage des Landes von Bedeutung. Hier findet mar grosse Strecken von Föhren - und Birken - Wald, die in Gegenden, welche tief und vor den Seewinden geschützt liegen, sich durch schlanken ee INS *) Elv = Strom, Fluss, Anm. d. Ueh. 102 Auszug aus Lund’s Reise. Wuchs und ungewöhnliche Höhe auszeichnen. Aber man behan- delt den Wald, besonders den Birkenwald, aus dem man eine Menge Rinde zum Gerben ablöst, unverantwortlich. Dadurch verkrüppeln die Bäume und sterben in wenig Jahren, und diese Behandlung besonders die jungen Bäume trifft, deren’ Rinde sich am Best ablösen lässt, wird es wahrscheinlich nicht lange währen, bis der Birkenwald ganz verwüstet ist. ' Die Verwüstung des Birkenwaldes hat die des Föhrenwaldes zur Folge, indem die dadurch hervorgebrachten grossen Oefinungen diesen der Einwirkung des Windes und Wetters er sehr aussetzen Bu Der Altenelv bietet eine interessante Vegetation el Ich habe ihn von seiner Mündung bis zur Einmündung des Eidyelvs in denselben, eine Strecke von ungefähr 2 Meilen verfolgt. Bei Mundingen auf dem südlichen, sandigen Ufer wächst in grosser Menge Pisum maritimum, Allium Schoenoprasum 8 majus, Gentiana serrata und die var. detonsa, Carex glareosa, Cochlearia anglica und wenig entfernt vom Ufer in einer sumpfi- gen Vertiefung Prümula strieta und norvegica und Carex gla- reosa. Längs dem Elv findet man fast ununterbrochen Primula norvegica und striela. Weiter oben näher gegen Faergested hin, trifft man auf den sandigen Ufern Tamarix germanica, Lyehnis alpina und affinis. Sazifraga aizoides und die var. crocea und auf Wiesen wenig entfernter von den Ufern Sonchus sibirieus, Carex rotundala, zugleich mit einigen anderen lappischen Pflanzen. Tamarix germanica folgt dem Laufe des Alten- und Eibyelvs wenigstens 3 bis 4 Meilen. Die Vegetation hierum ist reich und interessant. Nachdem ich in den mehr näher liegenden Theilen von Alten botanisirt hatte, unternahm ich mit dem Gärtner Moe eine Excursion in das Eibythal, während Professor BDlytt mit Untersuchung von Store Reipas und den umliegenden Alpen beschäftigt war. Das Eibythal, ungefähr 2 Meilen südlich von Bosekop, ist ein Bergthal in dem Innern von Alten. Die Absicht war die Beschaffenheit der Vegetation in dem Innern des Landes zu untersuchen und um zu dem Ende so weit vor- zudringen, als unser noch dauernder kurzer Aufenthalt in Alten zuliess, unternahmen wir die Reise zu Pferde. Der Tag war schön und nebelfrei; die Sonne schien klar auf die Waldfläche und gab der Gegend ein frühlingsartiges Ansehen. Die Natur lag wie ein schöner, gestickter Teppich , gewirkt in des grossen Geistes heimlicher Weri:statt, vor uns ausgebreitet. Der Weg ging im Anfang über den tiefen Bergrücken, welcher Alten Auszuy aus Lund’s Reise. 103 gegen die Einwirkung des Meeres beschützt. Er ist im Anfang einförmig und führt durch einen Wald von halbgewachsenen Föhren, deren verkrüppelter Wuchs und verkümmertes Aussehen einen klaren: Begriff von der Schärfe des Klimas giebt. Man wird unbehaglich gestimmt beim Anblick von diesem verwelkten Föhrenwald gleich oberhalb des freudigen Baumwuchses des Altenthals; aber das Gefühl geht in eine halb melaneholische Stimmung über, wenn man sich der Ursachen zu deren ver- krüppeltem Aussehen erinnert und bedenkt, dass sie einen Schutz für das anmuthige Altenthal gegen die Meeresstürme bilden. Diese kränkelnden Föhrenbäume erhalten dann ein eigenes ‚Interesse. Vom Bergrücken führt der Weg in ein grünes, mit Buschwald von Birken und Erlen bewachsenes Thal hinab, und folgt den Krümmungen des Altenelvs. Man macht sich schwer- lich einen Begriff über die Lieblichkeit dieser Landschaft so weit oben gegen den Pol. Ueberall begegnet das Auge lächeln- den Gruppen von Bäumen und Blumen mit stets neuen und frappanten Abwechslungen in den Situationen. Nirgends sieht man eine Spur von der verkümmerten Vegetation der nördlichen Zonen, einer‘ solehen, wie sich auf mehr dem Winde ofenen Stellen zeigt. Das Thal folgt in einer Ausdehnung von ungelahr einer halben Meile dem Lauf des Elvs und ‚wird auf beiden Seiten von hohen Alpen beschützt, der grossen und kleinen Keipas. wovon die erste sich durch ihre steile gegen den Elv gekehrte Felsenwand, die zweite durch reiche Adern von Kupfererz, welche in der letzteren Zeit, wie man sagt, das Kupferwerk des Kaafjords am Leben erhalten haben, auszeichnet. Weiter aber spaltet das Thal sich, indem der vereinte Strom des Elvs hier in zwei Betten getheilt fliesst, wovon der grössere, der ungefahr von Süd nach Nord fliesst, der grosse Elv, der kleinere. der mit ihm einen Winkel von 80° bildet, Eibyelv genannt wird. Die Vegetation ist längs dem Altenelv besonders üppig, ‘aber einförmig. Die gewöhnlichsten Gräser wachsen hier ohne Kultur zu einer seltenen Höhe, beinahe höher als südlich der Alpen mit Kultur, und die Ebene eignet sich des- halb besonders zur Rindviehzucht,, die auch der Hauptnahrungs- zweig ihrer Bewohner ist. Von merkwürdigen Pflanzen findet man hier: Calamagrostis strigosa , striela und lapponica, Astra- galus alpinus, Carex aqualilis, Gnapkalium norvegieum., Hieroc.hloa borealis, und auf den sandigen Strandflächen , wo der grosse und Eibyelv sich vereinigen, eine schmalblättrige Weide, vielleicht Salix majalis, die häufig und in constanten Formen längs des Zibyelvs in einer Ausdehnung von ungefähr 104 Auszug aus Lund’s Reise. einer Meile vorkommt. Wir setzten unsere Reise längs dem rechten Arm des Altenelvs fort. Hier beginnt das Thal sich zu verengen und ein wildes, romantisches Aussehen anzunehmen. Der Wald wird grösser und dichter und bildet ein zusammen- hängendes Laubdach, in welchem Birken und Föhren ihre Krone zusammenlegen und worunter das Gras ferner seine ungewöhn- liche Grösse beibehält.e. Das Thal hat das Aussehen eines Alpenthals, so wie man sie auf den Alpen der Südalpen trifit, nur dass des Birkenwaldes riesiger Wuchs ihm ein eigenthüm- liches arctisches Gepräge giebt. Das Eibythal hat ungeachtet der Ueppigkeit der Vegetation ein finsteres und trauriges Aus- sehen. Vorne die hohen Bäume, die überall ein -finsteres Halbdunkel verbreiten, das Thal wird überschattet von düsteren, hoch aufsteigenden Alpen: Preskavare in Süden und Skaadavare (eine allgemeine lappische Benennung für hohe Felsenspitzen, die „Nebelgebirge * bedeutet) im Norden. Wir kamen um 8 Uhr Abends in Eibı ye an und unternahmen zuerst denselben Tag eine botanische Untersuchung von Skaada- vare. Hier findet sich die allgemeine, lappische Vegetation, wovon ich nur Carex pedata anführe. Wir kehrten um Mitter. nacht zurück und suchten, ermattet von dem langen Herum- klettern zwischen den Klippen, schnell unser Bette. Dies war von der einfachsten und schwerlich gesundesten Art. In einem Winkel des Zimmers war ein Theil kürzlich abgemähtes Gras aufgehäuft und darüber ein Betttuch ausgebreitet. Ich zog jedoch ein noch einfacheres vor und legte mich auf den Fussboden, einen Milchkübel unter den Kopf. Aber wenn man müde ist, schläft man leicht süss und bekümmert sich "nicht um die Be- schaffenheit des Bettes und um die Leiden der Glieder. Am andern Morgen zeitig zogen wir durch das Waldthal hinauf nach Goskavare, eine Meile von Eibye. Unsere kleine Karavane bil- dete einen genremässigen Aufzug: an der Spitze ein Mann mit einer Axt auf dem Nacken und einem langen Schnitzmesser im Gürtel, beide Instrumente zum Schutze gegen wilde Thiere bestimmt, nach ihm zwei Botaniker zu Pferd und als Arrier- garde ein kleiner Schussjunge, der mit grosser Mühe hinten- nach latschte, weil seines Vaters Beinkleider, in welche man ihn gesteckt hatte, es ihm sehr beschwerlich machten einen schnelleren Schritt zu versuchen. (Das Verzeichniss über die auf Goskavare gefundenen Pflanzen findet sich im Anhang.) Den dritten Tag untersuchten wir die Strandvegetation, fanden Alsinella rubella und bestiegen Peskavare. Denselben Abend reisten wir nach Bosekop zurück. Den Tag darauf wurde Auszug aus Lund’s Reise. 105. im T'vaerelvs-Thal botanisirt. Das Thal ist schön und die Ve- getation üppig. Wir fanden Carex aquatilis und Lathyrus pa- lusiris, welche Professor Blytt einige Tage zuvor auf derselben Stelle gefunden hatte. Der letzte Fund ist von Wichtigkeit, weil die Pflanze nach Linne’s Zeit in Finmarken nicht gesehen worden ist, und Linne’s Angabe schon anfing ein Gegenstand des Zweifels zu werden. In den letzten Tagen unseres Aufenthaltes in Alten unter- nahm ich mit dem Gärtner Moe eine Excursion nach Sakavare, einer in botanischer Hinsicht interessanten Alpe, durch Wahlen- berg’s und des jüngeren Vahl’s Reisen, als Standort von Rhodo- dendron lapponicum und Andromeda tetragona bekannt. Dieser Berg liegt ungefähr 3 Meilen im Westen von Bosekop und scheidet des Kaafjords und Quaenvigens parallellaufende Buch- ten. Wir landeten in Quaenvigen, einer kleinen Bucht des. Altenfjords, umgeben, oder besser gesagt, eingezwängt zwischen 3 hohe Alpen: Skaadavare, Nalavare, die den Buchtgrund bildet, im Süden, und Sakavare, im Westen. Die zwei ersten sind pyramidenförmig, und nähern sich im Aussehen den Ge- birgsgipfeln längs den Küsten des Nordlandes, ermangeln aber. der scharfen und kühnen Formen dieser. Sakavare dagegen ist ein von Süden gegen Norden auslaufender flacher Bergrücken von ungefähr 4 Meile Länge, der auf seinem äussersten Punkt gegen das Meer eine scharfe Verbiegung wie ein Knie bildet, welches ihm in der Entfernung das Ansehen einer Festung mit Mauern und Absätzen giebt. Von diesen Felsengipfeln beschützt liest @uaenvigen. Die Felsen senken sich scharf und mit rauhen Ufern in das Meer und nur einzelne grüne Streifchen - schlängeln sich gleich wie ein Band über die Klippen hin. | Sobald ich mich nach dem Wege erkundigt, begannen mein Begleiter und ich unsere botanischen Beschäftigungen Schon beim Strande trafen wir Gentiana serrulata (var. detonsa) und Primula norvegieca. An dem Felsenabhang folgten wir dem Laufe eines Baches, an dessen Ufern ein grosser Theil von den alpinischen Schmuckpflanzen ihren Standort hatten. Wir trafen hier Lychnis alpina, Saxifraga aizoides und die schöne dun- kelgelbe Abart, Azalea procumbens, Silene acaulis, Menziesia caerulea, Sazifraga cernua, stellaris und nivalis, Phaca fri- gida, Viola biflora, Pinguicula alpina, Toffielda borealis u. 5, w. und in grösserer oder geringerer Entfernung vom Bache Primula strieta, Salix haslata, myrsinites und herbacea u. A. .m., an den Seiten desselben die gewöhnlichsten Berg- und Wald- a als Empetrum nigrum, Calluna vulgaris, Cladonia 106 Auszug aus Lund’s Reise. rangiferina, Cetraria islandica, Melampyrum pratense und sydvaticum u. Ss. w. Etwas über der Mitte des Bergabhanges begannen die Eispflanzen der arctischen Zone auf’ ihren steilen Standorten zwischen nackten Klippenspitzen‘ unter «Heidekraut und Rennthiermoos hervorzutreten. Diese Standorte haben einen eigenen Character. Grasflecken sieht man beinahe niemals; ausser in Vertiefungen zwischen Klippenspalten an der kleinen Mossevand. Dasselbe gilt im Allgemeinen von den grünen Laubmoosen. Die Natur scheint mit Fleiss alles Sommerliche von jenen Orten entfernt zu haben, wo der Sommer nur eih Augenblick, ein vorbeischwebender Lufthauch ist, der jene von ewigem Schnee bedeckten Orte aufthaut. Kein Laut von einer Vogelstimme belebt diese traurigen Gegenden und nur ein ein- samer Falke unterbricht bisweilen mit seiner heiseren Stimme die tiefe Stille An solchen Orten wächst Rhododendron lap- ponicum, die Alpenrose der nordischen Natur, mehr: als halb zwischen Empetrum nigrum und Vacecinium Vilis idaea ver- borgen und nur mit den Spitzen seiner Zweige bis zu 2—3 Zoll ° über das Heidekraut hervorragend. Von diesem sprossen dessen schöne violettrothe Blumen, selten mehr als vier von jedem Zweige, aus, und stehen dem Rennthiermoös und dem bleichen Grund von Parmelia tartarea so nahe, dass sie wie Blutflecken von einem gefällten Rennthier aussehen. Auf denselben Stel- len kömmt Carex pedata und Chamaeorchis alpina vor. Auf dem Rückwege fanden wir auf dem Strande am Fusse von Skaadavare eine vom Prof. Blytt wenige Tage zuvor entdeckte Conioselinum- Art, die für Skandinaviens Flora neu ist, und Pisum maritimum , beide in grosser Menge. Es war Mitternacht. Die Sonne stand noch am Horizont und warf einen starken goldenen Schein über den Altenfjord, der zwischen den steilen Felsen ausgebreitet lag, wie ein spie- gelblanker Schild zwischen seinem erhöhten Schildrand. Unser Boot glitt stille über die Meeresfläche hin, während Schaaren von Fischen auf der Oberfläche im lustigen Spiele sich herum- trieben uud sich in dem krystall- klaren Element innig zu freuen schienen. Unwillkührlich kam mir der Gesang der Meerlrau in Goethe’s herrlichem Gedicht ‚, der. Fischer“ in die Ge: danken: Ach wüsstest Du wie’s Fischlein ist ete. Das Meer hat zu gewissen Zeiten eine besondere Anziehungs kraft: Es scheint zuweilen so stille, so tief und kühlend. Seine Wogen versprechen Vergessenheit und Friede, wie die Mythe von Lethes Strom erzählt. Was Wunder deshalb wenn schwache ” Auszug aus Lund’s Reise. 107 Seelen zuweilen versuchen sich unterzutauchen, um zu verges- sen und zu: schlummern? — Das boot stiess gegen das Land, die Fahrt war beendet und die Sonne stieg auf ihrer Bahn. Die Pieplerche zwitscherte auf den Föhrenbäumen, und die Elster war in Thätigkeit ihre Jungen zu füttern, aber — an uns war es Vergessenheit und Ruhe zu suchen. 'Es nahete die Abreise von Alten und das Scheiden von dem Professor Blytt, von welchem mir übertragen war den nörd- liehsten Theil von Westfinmarken zu untersuchen, während er die Vogtei Tromsoes untersuchte. Es war ein schöner. August- tag, ehe der Herbst mit seinem bleichen Laub gekommen war, als ich Dosekop verliess und mit dem Dampfschiff «Prinz @- stav‘“ nach Hammerfest absegelte. Der Weg geht über den Al- tenfjord au dem ea seiner schönen kapei ucklosuken Talvig vorbei. | @Qualoe *), auf deren westlichen Seite Hammerfest liegt, hat ungefähr ‘fünf Meilen **) im Umkreis und ist durch den Qual- sund von dem festen Land getrennt. @ualoe ist eine Klippen- insel im eigentlichsten Sinne des Wortes, und besteht überall aus nackten Klippen die beinahe die See erreichen und nur sel- ten Raum für kleinere Wiesenstücke längs des Strandes übrig lassen. Die Baumvegetation hat beinahe aufgehört und kömmt nur in Felsenschluchten vor, die gegen Nord und West geschützt sind. Kleinbirken (Betula alba var. glutinosa), einige Weiden- arten und Alnus incana, selten über mannshoch, machen die ganze Baumvegetation aus. Freitag Abend begab ich mich von Hammerfest mit dem Kaufmann Ullich, der mich mit finmärkischer Gastfreiheit zu seiner fernen aber niedlichen Wohnung in der Nachbarschaft _ vom Nordkap eingeladen hatte, auf die Reise nach Havoesund. Dieser wird durch zwei hohe Gebirge gebildet, wovon das öst- liche, auf dem Festlande liegende, bis zu seiner halben Höhe sanz lothrecht vom Meere aufsteigt und sich von da zu einer kuppelförmigen Spitze ungefähr 2500 Fuss erhebt. Diese hohen Gebirge geben dem Einlauf zum Zavoesund einen wilden und un- freundlichen Character; aber dieser verschwindet wie man des Sundes grösster Enge naht. Im Hintergrunde lag an einer kleinen Bucht ein eingehegter grüner Rasenplatz malerisch hingestreckt auf welchem ein altes einstöckiges mit Ziegeln gedecktes Haus *) Oe äst, die; dänische Benennung für Insel; Qual heisst: Wallisch, folglich Qualoe: Wallischinsel. D. Uebers. ##) Die norwegische Meile ist — 44 deutsche. D, Uebers, w 108 Auszug aus Lund’s ‚Reise. anmuthig lag., Diess ist Ullichs Wohnung nur zwei Meilen vom Nordkap; aber welchen falschen Begriff macht man sich nicht von dem Character jener &kegend ? Anstatt einer harten und rauhen ‘Natur, welche der Vegetation ein verkrüppeltes Ansehen giebt; ziehet sich längs der Bucht eine anmuthige Wiesenfläche hin, bedeckt mit frischem Grün und Feldblumen der lebhaftesten Far- ben. Hinter diesen erhebt sich in allmähliger Schräge eine Ge- birgsstrecke, die den grössten Theil von Yavoe einnimmt, und den Sund und die grüne Fläche an ihrem Fusse gegen den Nord» wind schützt. Das Gebirge ist bis beinahe zur höchsten Höhe des Pla- teaus mit Grün bewachsen. Die unterste Hälfte ist mit Gräsern und Carex-Arten, besonders C. rariflora, die die Moore in den Vertiefungen des Gebirges mit einem dichten Rasen überziehen» bewachsen, vorzüglich aber mit Salix gluuca, limosa und myrsi- nites und ‚auf den Sphagnum-Arten wächst Luzula glabrata Hopp. in grösster Menge, die eine ungewöhnliche Grösse erreicht und hier auf ihrem rechten Standort zu sein scheint. . Die ober- ste Hälfte ist der Gürtel der lappischen Alpenvegetation. Hier blühen Diapensia lapponica, Azalea procumbens, Silene acaulis, Carex saxatilis, Salia herbacea, Juncus trifidus, Betula nana, unter Laub- und Lebermoosen, worunter Dryum caespiticium, Aypnum aduncum, Dieranum scoparium und besonders Jun- germannia ciliaris, Cladonia rangiferina und Cetraria islandica die Hauptmasse sind. Auf der Fläche des Plateaus hören diese meist auf und Juncus trifidus und Jungermannia_ ciliaris fri- sten noch ein kümmerliches Dasein, während Parmelia tartarea sich üppig entwickelt und besonders die letzte mit ihrer bleichen „Farbe überzieht. Die Baumvegetation ist verkrüppelt und kommt nur in beschützten Felsenlagen vor. Sie ist ein halb ausgebrann- tes Licht, das in der letzten Gluth flammt, von des Nordwinds beissender Schärfe ausgeblasen. Täglich unternahm ich Excursionen auf der Insel und dem angrenzenden Festlande. Auf der östlichen Seite der Insel fin- den sich mehr fruchtbare Bergschluchten, wo die gemeinsten Grasarten, Poa pratensis und alpina, Aira caespitosa und flexuosa wenigstens die Höhe einer Elle erreichen. In diesen Schluchten findet man einen grossen Theil der schönsten Erzeug- nisse der lappischen Alpennatur an der Seite der gewöhnlich- sten Wiesenpflanzen concentrirt und der Botaniker ist einer in- teressanten Ausbeute gewiss. JAlavoe hat ungefähr 1 DMeile. in der Ausdehnung. Das Klima ist mild und behaglich,, beson- ders im Winter. In den Monaten December und Januar 1840 — Auszug aus Lund's Reise. 109 1841 war die Mitteltemperatur — 5° und im Juni und Juli 1841 ‘+7°. Man wird sich hierüber wundern, wenn man sich der nördlichen Breite der Stelle erinnert; aber man muss bedenken, dass die Seeluft das Verhältniss der Temperatur des Strandes bedeutend verändert, besonders im Winter. Durch die Milde des Klimas lässt sich leicht erklären, dass hier mehrere Wie- senblumen gefunden wurden, welche auf Hammerfest verschwun- den waren. Eines Sonntagsabends gegen Mitternacht verliess ich Havoe- sund um zu Boot die Reise nach dem Nordkap fortzusetzen. Nach mehreren Stunden kam ich zu Gjesvaer, ungefähr 2 Mei- len nordöstlich von Haroesund, an. Gjesvaer ist ein Handels- platz auf einer kleinen Insel belegen, die durch einen schma- len Sund von Mageroe getrennt ist. Das Land um Gjestaer ist öde und wild. Hohe, rauhe, kegelförmige Klippen haben sieh in das Meer hinausgelagert wie ein Wald und beschützen ‚diese Nordwestkante von Mageroe. Zerrissene Wolken eilen schnell über ihre Zacken hin; die Seevögel erheben ihr Geschrei fern und nah, und die Wogen ziehen schaumbedeckt gegen den Strand, wo das blaue Lungenkraut und das Löffelkraut ihre kriechenden Wurzeln ausbreiten. Die Baumvegetation ist bei- nahe verschwunden und liess nur kriechende Weiden- und Bir- kenbüsche, die sich in Felsenritzen und Alpenschluchten vor der scharfen Einwirkung der Seeluft schützen, zurück. Die Küste ist mit Klippen und Scheeren erfüllt, die in dichten Haufen liegen und zerrissenen Landstücken gleichen. Sie sind meist zugespitzt und sehen aus wie Felsenspitzen von einge- sunkenen Bergen. Unter diesen Inseln ist eine mit Namen Stappen worauf vor mehreren Jahren eine alte Fingamme *), auf dem schmalen Strand, halh verborgen unter der Klippe steiler Versenkung stand. Hier hat Ludwig Phillip auf seiner Reise in Finmarken übernachtet. Die Vegetation ist einförmig, aber überall üppig, wo das Land Schutz gegen den Nordwind darbietet. Mehrere von den südalpinischen Wiesenpflanzen, wie Chaerophyllum sylvestre, Lychnis sylvestris erreichen hier eine ungewöhnliche Grösse und das Gras erwächst zu einer Höhe, wie man am wenigsten unter dieser Breite erwartet. Nachdem ich die nothwendigen botanischen Exceursionen auf der Westküste von Mageroe und einigen der dortigen Inseln angestellt, verliess ich Gjesvaer und reiste über den T’uefjord und darauf zu Lande nach Skarvaag. Am Grunde vom Tue- *) Finganme ist der Name einer Lappen- Wohnung, D. Uebers, 110 Auszug aus Lund’s Reise fjOrd wuchs Pisum maritimum , ‘aber verkümmert und selten fruchttragend, weshalb ich annehme, dass Mageroe dessen nördlichste Grenze ist. Um Mittag zu Skarvaag: angekömmen, eilte ich schnell zum Nordkap, von dem einzigen Besitzer von Skarvaag, der schon seit einer Reihe von Jahren den Reisenden den Weg zu diesem weltberühmten Vorgebirg zeigt, begleitet: In einigen Klippenspalten und Buchten östlich von der Alpe wuchsen die meisten lappischen Sazifragen und Banunculus acris erreichte hier eine Ueppigkeit, wie ich nirgends gesehen. Der Aufgang ist steil und folgt einem Alpenbach der in kühnem Fall herabstürzt. Mein Begleiter führte mich zu der Nord- spitze des Berges, dem bekannten Nordkap. Dies hängt mit der Felsenmasse von Mageroe zusammen und bildet oben ein ebenes Plateau, das gegen Norden steil und gleich wie abge- brochen in das Polarmeer vorspringt. ‘Von der Mitte dieser scharfen Felsenmasse geht ein spitzauslaufendes Klippenstück, nicht ungleich dem Horne eines Rhinoceros aus. Auf der rech- ten Seite einer aus losen Steinen aufgeführten, zerfallenden Pyramide liegt ein grosses Klippenstück und an dessen Fuss eine Flasche, welche die Etiketten mit den Namen der Reisen- den einschliesst, von denen mehrere auf dem en ei selbst eingehauen sind. Tags darauf reiste ich nach Kjelvig um einige Tage dort zu botanisiren, da diess aber von seinen Bewohnern, die sich nur während der Fischerei- Zeit dort aufhalten bereits verlassen war, ging ich nach Repvaag im Porsangerfjord. Auf dem Weg dahin wird Gross-Porsangernaes passirt. Hier wuchsen die ge- wöhnlichsten Erzeugnisse der lappischen Alpennatur beinahe gleich am Strande Die Alpenpflanzen sind Strandpflanzen geworden und gedeihen gut in der Nähe des Meeres. Ich be merkte einige missrathene Exemplare von Dotrychium Lunaria, weshalb ich dafür halte Porsangernaes sei dessen nördlichste Grenze, da’ es bei der vorgenommenen en nicht auf Mageroe gefunden worden war. Von diesem Vorgebirg übersieht man ganz Mageroe. Diese Insel besteht aus einer zusammenhängenden . Klippenmasse die aus der Entfernung gesehen oben ein ebenes Plateau von bedeu- tender Ausdehnung und mit scharfen Felsenwänden, die steil ins Meer stürzen, zu bilden scheint. An einigen Stellen spaltet sich die Klippenmasse und bildet tiefe Fjorde, alle in concen- trischer Richtung gegen den Mittelpunkt. An anderen Stellen tritt das Gebirg ebener zurück, eine halbrunde Meeresbucht ein- schliessend, an deren Grunde ein kleines, grünes Fleckchen Auszug uus Lund's deeise. 111. liegt.; Diese grünen, Fleckehen am Grunde der Buchten und Fjorden sind die einzigen bewohnbaren Stellen auf Mageroe, Die Felsenwände sind ‚selten nackt, sondern meist mit einem dünnen Rasenteppich bekleidet. Auf dem: Plateau ist die Gras- vegetation verschwunden, wenn man kleine Haufen von Festuca ovina und rubra, und einzeln stehende Halme von Poa flexuosa ausnimmt. . Von. den Pflanzen der tiefen Länder finden sich auf dem Plateau nur Polygonum viviparum,. Cardamine pralensis; die genannten Arten von Festuca und Apargia autumnalis var. Taraxaki. In ‚Repvaag traf ich Pastor Zetlitz gerade im Begriff nach Kjelvig zu reisen. Ich benutzte diese gute Gelegenheit um: jenen Theil von Mageroe zu untersuchen, den ich bei mei- nem ersten Besuch unbesehen hatte verlassen müssen und kam am. Abend in- Kjelvig an. Von da machte ich mehrere Streif- züge über die Alpen nach Mageroe’s Centrum, welches Keil- hau zu 12 — 1400 Fuss angiebt. In der Nähe zeigt sich Ma- geroe als ein unebenes Plateau, zerrissen durch Klippenspalten und Thalzüge. Die Vegetation ist kümmerlich und zeigt auf das Deutlichste die Spur von der Einwirkung der Polarstürme. Ausser den gemeinsten Eispflanzen und den obengenannten Pflan- zen des ee finden sich auf dem Plateau nur in einiger Menge Empetrum. nigrum, Hieracium alpinum, Vaccinium uli- ginosum und Bubus Chamaemorus, die zwei letzten sparsam fruehtbringend.. Parmelia tartarea und Jungermannio ceiliaris kommen hier in grösster Menge vor, die letzte jedoch gewöhn- lich mit einem weissen Ueberzuge von Parmelia tartarea. Um die Schneeschichten hört die Vegetation, durch ein wildes Ge- rölle von Schiefersteinen, welches die lose Ueberlage über die feste Klippenmasse bildet, verdrängt, meistens auf. Der Gras- wuchs ist überall, wo die Klippen Schutz gewähren, üppig, und kann dem von den südländischen Alpen an die Seite gesetzt werden, wo keine künstliche Düngung angewendet, die Vieh- zucht aber mehr als billig versäumt wird. Nach achttägigem Aufenthalt auf Mageroe verliess ich diesen nördlichsten Punkt unseres Vaterlandes und fuhr wieder nach Zepvaag. Nachdem ich hier 2 Tage vom Wetter aufgehalten worden, segelte ich nach Zuambsoe. Diese Insel hat. ungefähr 3 DT Meile Ausdeh- nung und wird durch eine flache, zusammenhängende Klippen- masse gebildet, deren höchste Höhe kaum 50 Fuss beträgt. Sie besteht aus fortlaufenden Moorstrecken die mit Zmpetrum nigrum , BRubus Chamaemorus, Parmelia tartarea und Sphag- num-Arten bewachsen sind. Auf. der Südseite der Insel fin- -112 Auszug aus Lund’s Reise. det sich etwas Buschwald von Birken und Weiden, der mit Sorgfalt gehegt wird, weder der Schönheit noch des Nutzens halber, sondern weil er von den Eidervögeln und Gänsen mit Vorliebe als Brutplatz gesucht wird. Von bemerkenswerthen Pflanzen finden sich hier Dianthus superbus in grösster Menge auf dem Strande in einem sandigen, mit ausgeworfenen See- muscheln gemischten Boden. Diess ist, nach meinen Beobach- tungen dessen nördlichste Grenze. Er wird übrigens südlich von Repvaag und bei Kistrand auf allen ähnlichen Standorten, und wahrscheinlicherweise an mehreren Orten, wo die ange- führten Ortsbedingungen stattfinden, gefunden. Ausserdem finden sich Polemonium coeruleum, FPotentilla anserina, Sedum acre und annuum und wahrscheinlich hier in ihrer nördlichsten Breite. Von Tambsoe reiste ich nach Repvaag und von da nach Kistrand bei welchem sich eine schräge Rasenfläche findet, die im Hintergrunde durch einen Gürtel von mannshohen Birken- und Weidenbüschen von den nackten Felsen getrennt wird. Hier ist, nach meiner Beobachtung, die nördlichste Grenze von Alnus incana, und eine Meile südlicher, in der Bucht des Por- sangerfjords finden sich Föhrenbäume, stark genug zu Bauholz. Aus dem angehängten Verzeichniss wird man ausserdem ersehen, dass ein Theil andrer Pflanzen hier wahrscheinlicherweise seine nördlichste Grenze hat. Von seltenen Pflanzen finden sich Arenaria norvegica und Stellaria humifusa, beide am Strande bei Kistrand. Am anderen Tage machte ich mich in der Abenddämme- rung auf die Reise nach Hammerfest um das Dampfschiff zu erreichen. Nachdem ich eine Stunde gesegelt landete ich bei einer an einer Bucht des Posangerfjords gelegenen Fingamme, wo meine wenigen Sachen auf die Schultern zweier Lappen geladen wurden, welche zugleich Lastthiere und Wegweiser über das Gebirge sein sollten. Sobald meine Begleiter ihre frugale, aus saurer Milch und den Beeren von Empetrum nigrum, getrock- neten und in Thran getunkten Fischen bestehende Abendmahl- zeit beendigt hatten, reisten wir ab. Der Weg ging durch Wildnisse und Buschwald von mannshohen Birken. Durch Dun- kelheit und Nebel, durch Wildnisse und Moore, über Gebirgs- abhänge und Steine, wanderten wir immer weiter aufwärts und naheten uns bei Tagesanbruch der Gebirgsfläche. Der Nebel, welcher sich dick über die Gebirge gelagert hatte, zerstreute sich später und wurde von einem kalten, schneidenden Nord- wind abgelöst, der es unmöglich machte nur bloss 5 Minuten i=, 7 Auszug aus Lund's Reise. 113 Rühe. zu ‚geniessen. ‚, Ich schied von, meinen Wegweisern und erreichte um 8 Uhr; Morgens eine Fingamme am Ribberfjord an der. Westküste des Festlandes. Die Wanderung über das Gebirg beträgt 4 Meilen und ist: höchst beschwerlich. Auf die- sem Gebirge finden sich die gemeinen Bergpflanzen der lappi- schen Flora. Ich nenne nur Carex pedata und Calamogrostis phragmitoides, die hier in Menge wachsen. . Vom Feibberfjord- fuhr ‚ich ‘sogleich in einem Boote weiter, und erreichte am Abend, ermattet von Schlaflosigkeit und; Anstrengung, Ham- merfest. ‚Auf der. Reise von Hummerfest südwärts hatte ich Gelegen- heit Talvig näher zu besehen. Es ist von hohen Gebirgen um- geben, ‚die bei der Einfahrt einen rauhen und wilden Character haben ‚ aber weiter einwärts ein milderes Aussehen annehmen und mit Buschwald von Birken bis zu einer Höhe von ungefähr 1000 Fuss über das Meer bewachsen sind. Ich verweilte einige Tage in ‚Zromsoe, welches ich in den - ersten Tagen des September verliess um nach Molselvdalen zu reisen. . Auf den Weg dahin passirt man Ryströmmen, einen engen Sund, welcher @Qualoe vom Festlande trennt. Am Sunde liegt: Bensjordet, ein nicht unbedeutendes Landgut. Hier stand das 'Getreide noeh im September grün und wird selten reif. Da gegen schlägt es in dem auf der andern Seite vom Sunde bele- genen Fischerplatz, Sirömsbugten, selten fehl. So grosse Ver- schiedenheit ‚bewirkt das. örtliche Verhältniss selbst unter dem- selben Grad der Breite. Molselvdalen ist ein Bergthal, das. sich in einer Ausdeh- nung von. 6. — 7. Meilen längs den Ufern des Molselv hinzieht. Das: Thal,’ das in der Richtung ‘von Süd. nach Norden liegt, wird auf beiden. Seiten von. parallellaufenden Bergketten umge- ben;, wovon. die dem Elv zunächst liegenden gewöhnlich bis zur Spitze mit dichtem Wald von Birkenbäumen bewachsen sind, und selten Spitzen ausschicken die. über die Birkengränze hinaus- ragen. ‘Das angebaute Land ist wahrscheinlich aus dem Schlamm des -Molselv entstanden , welcher ‚noch Insel-Deltas und grosse Landstrecken bildet und damit die Mündung ganz zu. verstopfen droht. Diese Hypothese wird ‘durch die Uebereinstimmung des Bodens: und Pflanzenwuchses auf den älteren und spätest gebil- deten Insel-Deltas bestärkt. Der Boden ist an beiden Orten eine Mischung von Lehm und Sand und der ‚Graswuchs eine Sammlung von Calamogrostis- Arten, besonders Calamogroslis lanceolata, Halleriana und stricta, die hier eine seltene Ueppig- keit erlangen. Die Thalfläche ist bis zum Ufer des Elvs mit s 114 Auszug aus Lund’s Reise. zusammenhängendem Birkenwald bewachsen, der’ hie und‘ da längs der Strandkanten von der Axt der Einwanderer nieder- gefällt und in kleine Rasentlächen umgebildet ist, worauf die viehzuchttreibenden Bewohner des Thhals ihre kleinen rasen- bedeckten Häuser aufgeführt haben. Das Thal ist 'ganz zur Viehzucht geeignet. Die Frische des Birkenwaldes und der freudige Wuchs des Grases, der Einwanderer gutmüthiger Character und friedliche Beschäftigung, des Thales Stille und Entfernung von dem Lärm der Städte und dem Geräusch der Fabriken‘ geben ihm ein idyllisches Gepräge und eignen. es vollkommen zum Schauplatz für Virgils und Gessners Hirten- gedichte. Im Molselvdal und: Bardodal wird auch Getreideban ge- trieben, aber, da sie ausserhalb des Getreides sicherer Wachs- thumsgrenze liegen ist der Getreidebau ein Lotteriespiel, wobei gewöhnlich unglückliche Loose gezogen werden. In dem Jahre 1840 und 1841 wurde jedoch reifes Getreide gebaut, welches 9 Jahre lang nicht der Fall gewesen war. Der Molselv, der die Waldflächen des Thales durchströmt, kömmt von Rostovandet in Senjen, und läuft im Anfang von Ost nach West, später in nördlicher Richtung in den gleichnamigen Fjord aus. Er ist 7 Meilen lang und fliesst mit heftiger Strömung in einem breiten, aber nicht tiefen Bette, bildet ungefähr 23 Meile oberhalb sei- nes Ausflusses den Molselv- Wasserfall uud nimmt gleich unter diesen den Bardoelv auf. Man führt eine nicht unbedeutende Menge Föhren-Stämme aus, deren Grösse mich frappirte. Ich fand Bäume von 14 Fuss Dicke. Auf der Reise südwärts nach dem Bardodal besah ich den Bardofoss*). Dieser Wasserfall liegt ungefähr 5 Meile über dem Ausfluss des Bardoelvs in den Molselv und besteht aus zwei verschiedenen Wasserfällen die ungefähr 200 Fuss von ein- ander entfernt sind. In dem oberen, der von moosbewachse- nen Ufern und schlanken Birkenstämmen umgeben ist, wälzt sich das Wasser bogenförmig von einer Höhe von ungefähr 15 Fuss nieder. In dem anderen, der zwischen Klippen eingeklemmt ist, stürzt das Wasser lothrecht von einer Höhe von ungefähr 70 Fuss nieder. An den Abhang des Wasserfalls und ungefähr mitten in dessen reissender Strömung ragen scharfe Klippen hervor, über welche die Wassermasse brausend, schäumend und ‚donnernd in einen tiefen Kessel stürzt; aber über diesem hän- gen Birken in malerischer Sicherheit und lassen ihre dunkelgrü- *) Foss = Wasserfall, D. Uebers. . Auszug aus Lund’s Reise. 115 nen Blätter von da fliegenden Wasserstaub befeuchten. In der Tiefe Schlund siedet es wie in einem Geiser, und von dem dampfenden Wasserstaub erhebt sich bis zu des Wasserfalls halber Höhe eine Dampfsäule und deckt mit ihrem undurchsich- tigen Flor das wilde Wesen drunten. Der Wasserfall ist male- risch. Ueppige Birkenwälder stehen auf dessen grünen Ufern und geben der Scene Frische und Reiz, indem sie eine grüne Umfassung um den weissen Schaumgürtel bilden. Der Was- serfall schäumt ungebändigt hervor gleich Tausenden von Schlan- sen, die in unendlichen Geflechten einander umschlingen ; aber auf dessen Ufern graset die Ziege friedlich, und das Rennthier steckt nicht selten das zackige Geweih aus dem Birkenwald her- vor, wenn es aus dem reissenden Strom trinken will. Die ganze Scene ist ein Ideal von Kraft und Anmuth. . Die Natur ist ein Complex von Ideen und die Sinnenwelt der Ausdruck dieser durch Formen. Dieser Satz läuft in unseren Tagen kaum mehr Gefahr für ungültig erkannt zu werden. Aber es war eine Zeit, wo die Natur als eine todte Leinwand aufge- fasst wurde, als eine gedankenlose Zusammenstellung von einer Manmnichfaltigkeit, während die Kunst allein das Lebende, das von Gedanken Durchdrungene, die von Geist erfüllte Form war. Jetzt ist diese Anschauung im Begriff unter zu gehen. Man sieht ein, oder ist auf dem Wege dazu einzusehen. dass die Natur ebensowobl wie die Kunst durch Formen stets Ideen vor- stellt und dass das Ziel jeder Naturauffassung ist die Ideen zu suchen, welche die Natur durch die Formen hat ausdrücken wollen. Hierauf muss auch des Reisebeschreibers Streben aus- gehen. Des Naturprospects ganzes schwellendes Aeussere kann er nicht wiedergeben, er muss sich auf die Ideen beschrän- ken, welche sich dadurch aussprechen, oder auf die Stimmung der Landschaft, welche nur das Resultat der Einwirkung dieser auf das Bewusstsein ist. Wir haben diess stets vor Augen ge- habt und müssen es dem Leser überlassen zu beurtheilen, ob wir glücklich gewesen sind. Wir kommen zurück zum Bardodal. Diess hat dasselbe Clima, denselben Ursprung und überhaupt denselben Character, wie. das Molselvdal,;, nur sind die Gebirge bedeutend höher und der Thalweg mehr eingezwängt, als in diesem. : Die höchsten Gebirge sind die Snoetinder bei der Vereinigung des Molselvs und Bardoelvs, welche eine Höhe von 4 — 5000 Fuss erreichen und in den Gebirgsklüften mit langen Streifen von ewigem Schnee bedeckt sind. Vom Bardodal wanderte ich gegen die Küste hinab nach Salangen. Diess ist eigentiich g* 16° -- Auszug aus Lund’s Reise. der Name von einem Fjord, es ist aber zugleich die Benennung des Landes, welches sich in einem Halbzirkel um denselben herumzieht. Auf der Reise dahin erhielt ich Gelegenheit das bekannte Phänomen zu beobachten, dass der Herbst an der See: küste sich frühzeitiger einfindet als im Innlande. ' Je näher ich der Küste kam, desto mehr gelb und entfärbt war das Birken- laub. Dass dieses seinen Grund ‘in ‘dem 'schärfern Clima der Seezegenden hat, das schneller auf die Vegetation einwirkt, davon halte ich mich überzeugt, gleichwie auch, dass darin der Grund zu der Verdünnung und dem Aufhören' der Baumvege- tation, so wie des immer tiefern Vorkommens des Schnees auf den Gebirgen liegt. Von Salangen reiste ich nach Havnvigen, einer hühsek ge- legenen Handelsstadt auf Rolloe, um von da mit dem Dampf- schiffe nach Trondhjem abzugehen. Anhang. Westfinmarkens phanerogamische Flora. ' Nachfolgende Tabellen enthalten das Verzeichniss über alle phanerogamische Pflanzen, welche ich auf meiner Reise in’ West- finmarken im Sommer 1841 beobachtete. Ich habe ein gleiches Verzeichniss über diejenigen Pflanzen hinzugefügt, die ich wäh- rend meines kurzen Aufenthaltes im Molselvdal und Bardodal in Senjen beobachtete. Unter den angewendeten Abkürzungen bezeichnet ‚‚Mls.““ Molsevdal und DBardodal in der Vogtei Tromsoe und Senjen, ‚‚T’roms.‘“ bedeutet Tromsoe, .,Kfd.“ und Alt.“ Kaafjord und Alten in Alten-Talvigs Pfarrei, „Ham.“ Hammerfest, ‚„Hod.‘“ Havoesund auf Havoe, drei Meilen süd- westlich vom Nordkap, ‚Mag.‘ Mayeroe, die nördlichste Insel in Norwegen unter dem 7lten Grade nördlicher Breite, und ‚‚Kistr.‘“ bezeichnet Kistrand am westlichen Ufer des Por- sangerfjords. Das Zeichen + vor einer Angabe des Standortes bedeutet, dass die Pflanze sich an dem angegebenen Orte luxu- rirend findet, das Zeichen —, dass die Pflanze verkümmert oder in geringer Anzahl vorkömmt. Da das letzte Zeichen — nicht die Art des verkümmerten Wachsthums angiebt, welche ihre Ursache in des Bodens zufälligen Eigenschaften hat, son- Auszug aus Lund's Reise. 117 dern diejenige, welche ihren Grund in dem climatischen Ver- hältniss hat, so deutet es oft zugleich den nördlichsten Stand- ort der Pflanze an. Einer Pflanze nördlichster Standort ist mei- stens durch getrocknete Exemplare der Pflanze bewahrheitet, welche in dem Herbarium der Königlich norwegischen Gesell schaft der Wissenschaften niedergelegt sind. Molselvdalen , Tromsoe und Kistrand sind nur für eine kleine Anzahl Pflan- zen als Standorte angegeben, welches einzig seinen Grund in meinem kurzen Aufenthalt an jenen Orten hat. Die zwei letzt- genannten haben im Wesentlichen dieselbe Vegetation wie das übrige Finmarken. Ranunculaceae Juss. Thalietrum alpinum L. MlIs. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. —_ flavum L. - Mls. Alt. Ranunculus reptans L. Mls. Alt. 0 — glacials L Mis Kfd. Al. Ham. Hvd. Mag. — hyperboreus Rb. Mils. Alt. Mag. — pygmaeus We. Mis. Kfd. Alt. Hvd. Mag. — nivalis I. Mis. Kfd. Alt. ae — acıis L. Mis Kfd. Alt. Ham. Hvd.-} Mag. — aecris alpestri. Mis. Kfd. Alt. + Mag. — auricomus L. —Kfd. — repens L. Mls. Kfd. Alt. Ham. DHovd. +4 Mag. Caltha palustris L. Mls. Kfd. Alt.— Ham. Hvd.— Mag. Trollius europaeus L. Mis. Kfd. Alt.— Ham. Hvd. Mag: Actaea spicata L. Mis. Alt. Cruciferae Juss. Barbaraea stricta Fr. Mls. Kfd. Alt. Arabis hirsuta Scop. : Mls. Kfd. Alt. — alpina L. Mis.. Kfd. Alt. Ham. + Mae. Cardamine'bellidifolia L._ Mls. Kfd. Alt. _ pratensis L. Mis. Kfd. Alt. — Mag. Draba lapponica DC. Troms. — hirta L. Mis. Kfd. Alt. Kistr. — incana L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Kistr. Hvd. Mag. Cochlearia officinalis L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd.-+ Mag. = anglica L. Alt. Hvd.-+ Mag Thlaspi arvense L. Mls. Kfd. Alt. Capsella Bursa pastoris Mönch. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag Sisymbrium Sophia L. Alt. (2) Erysimum hieraeifolium L. Mlis. Kfd. Alt. — Hvd. L} 118 Auszug aus Lund’s Reise. Camelina sativa Crantz, Mls, Kfd. Alt. Sinapis arvensis L, Mis. Kfd, Alt, Raphanus Raphanistrum L, Kfd, Nasturtium palustre DE, Mis, Violariae Juss: Viola epipsila Ledeb, Mls. Kfd. Alt. — palustris L. Mls. Kfd. Alt. — biflora L, Mis. Kfd, Alt. — arenaria DC. Mis. Troms, — canina L. Mis.. Kfd. Alt. — montana L, Mis Kfd, Alt, Droseraceae DC. Drosera rotundifolia L, Mis, Kfd, Alt, — longifolia L, Mis. Kfd. Alt, Parnassia palustris L« Mis. Kfd, Alt. Caryophylleae Juss. ‘ Dianthus superbus L. Silene inflata Sm. Mis.. Kfd, Alt, — maritima L. Mlis, Kfd. Alt. — rupestris L. Mis. — acaulis L, Mis, Kfd. Alt, Lychnis affinis, + Alt. — sylvestris Schk. Mis, Kfd, Alt. — alpina L. Mis. Kfd. Alt. Sagina procumbens L, Mis. Kfd, Alt, Spergula arvensis L. Mls. — Alt. — nodosa L. Mls, Kfd. + Alt. — _ saginoides L, Mis. Kfd. Alt, Stellaria nemorum L. Mis, Kfd. Alt, — media With, Mlis,. Kfd, Alt. — humifusa Rottb, +-Kfd. — erassifolia Ehrh, Mis. Kfd, Alt, E= alpestris Hn. Mis. Kfd. Alt, —_ Friesiana DC, Mis. Kfd. Alt. — graminea L. Mis. Kfd, Alt, Alsine biflora Weg. Kfd. Alt, — hirta Hn, Alt. Halianthus peploides Fr. Mis. Kfd, Alt, Arenaria norvegica Gunn. +Kfd, Cerastium alpinum L. Mls. Kfd. Alt. Kistr,. Hvd, Ham, Ham, Hvd.+ Mag, Ham. Ham. Kistr, Hvd, Mag, Ham, Hvd.-+ Mag, +Kistr, + Tamsoe im Porsangerfjord, Haın. Hvd. +Mag, Ham. Hivd, + Mag, Hvd, Mag. Ham. Hvd, + Mag. +4Ham. Hvd, Mag. Ham, Hvd, Mag. +Hvd. Mag, +4 Ham. + Hvd. Mag, Kistr. Ham. Hvd, Mag. — Ham, Hvd.— Mag. Ham, Hvd, Mag. Ham, Hvd. Mag. Ham. Hvd. Mag. nY Auszug aus Lund's. Reise. 119 Cerastium alpinum $ lanatum.Mls. Kfd. _ Ham. Kistr. Hvd. Mag. — — yglabratum. Mis.Kfd.. Al. Ham. Hyd. Mae. trigynum Vill. Mlis.. Kfd. Alt. +Hvd. Mag. — vulgatum Wg. Miss. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. Ocxalideae DC. Oxalis Acetosella L. Mls. Troms. Leguminosae Juss Anthyllis Vulneraria L. Trifolium repens L. -- medium L. Lotus corniculatus L. Phaca frigida 1. Astragalus alpinus L. Vicia Cracca L. Pisum maritimum L. Lathyrus palustris L. lapponica Weg. Rolloe in Senjen. +Kfd. Alt. Mis. Kfd. Alt. Mag.: bei Kjelvig. Rolloen in Senjen. 1 Mis. Mis. Kfd. Alt. Mis. Kfd.+Alt. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mas. Kfd. + Alt. — Mas. Alt. Rosaceae Juss. Prunus Padus L. Mls. Ribberfjord bei Qualsund in der Nähe von Hammerfest. Spiraea Ulmaria L. Mils. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. Dryas octopetala L. Mis.. Kfd. Alt. Ham. +Hvd. Mag. Geum rivale L. Mls. Kfd. Alt. — Mag. Comarum palustre L. Mis. Kfd. Al. Ham. Hvd. Mag. Rubus Chamaemorus L. Mlis. +Kfd. +All.e Ham. Hvd. +4 Mag. — arcticus L. Mis, Alt. — saxatilis L. Mis. +Kfd.+Alt.e Ham. Hvd. Mag. — idaeus L. +Mls. Kfd. Alt. Reift gewöhnlich nur in Jahren, in welchen das Getreide reif wird. Fragaria vesca L. Mis. Kfd. Alt. Potentilla Anserina L. Mis. Kfd. Alt. — Ham, — Tamsöe im | Porsangerfjord. — _ alpestris Hall. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mae. 0 nivea L. Sakavare an dem Kaafjord. — TormentillaScop. Mls. Kfd. Alt. Sibbaldia procumbens L. Kfd. Alt. Mag. Alchemilla vulgaris L. Mls. Kfd. Al. Ham. Hvd. Mag. — .. alpina L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. Sorbus aucuparia L. Mls. Kfd. Al. Ham. —Hvd. — Mag. 120 Auszug aus Lund’s Reise. Onagrariae Juss. Epilobium angustifolium L. Mils. Kfd, — montanum L. Mis. — alpinum L. Mlis. Kfd. _ — majus Blytt.Mls.Kfd. = origanifolium Lmk. Mls. Kfd. —_ nutans, Kfd. — palustre L, Mis. Kifd. Circaea alpina L. Mis. Halorageae Rb. ‚Hippuris vulgaris L. Mis. Alt, Alt. Ham. Hvd. Mae. Alt. Alt. Ham, Hvd, Mag. At. Kiste x“ x Alt. Ham, Hvd. Mas. Alt. Br. ! Alt. Hvd. Mag, Tamariscinae Desv. Myricaria germaniea Desv. Alt, Portulaceae Juss. Alt. Alt. Alt. Montia fontana L. Mls. Kifld. Crassulaceae DC. Sedum acre L. Mis. Kfd. — annuum L. Mlis. Kifd. Rhodiola rosea L, Mis. Kifd. Alt. Grossularieae DC. Ribes rubrum L. Mlis, Kifd, Alt. Sazifragaceae DC, Saxifraga nivalis L. Mis. Kfd. _— stellaris L. Mis. Kfd. —_ — f carnosa, —_ Cotyledon L. Kfd. _ aizoides L. Mls. Kfd. _ oppositifolia L. Mis. Kfd. _ cernua L. Mlis. Kfd. — rivularis L. Mls. Kfd. — caespitosa L. Mis. Kfd. Alt. Alt. Alt. Alt, Alt, Alt. Alt. Alt, Umbelliferae Juss. Carum Carvi L. _Mls Kifd. Conioselinum tatarieum Fisch, Alt. Alt. Ham. Hvd. Mag. Ham. +Hvd. + Mag. — Ham. — Tamsöe im Porsangerfjord. — Ham. — Tamsöe im Porsangerfjord. Ham. Hvd. Mas, Ham. Hvd. Mag. Ham. + Hvd. -+ Mag. Ham. Hvd. +Mag. Hanı. Hyd. Mag. Mag. +Ham. +Hvd. Mag. Ham. Hvd, Mag. Kjelvig auf Mag, Vom Prof. Blytt zuerst in Norwegen gefunden. “ Auszug aus Lund’s keise. 221 Angelica sylvestris L. Mis. Kfd. Alt. Archangelica officinalis Hoffm. Mis. Kfd. Alt... Ham. Hvd. Mag. Anthriscus sylvestris Hoffm. Mls. Kfd. Alt.—Ham. . Hvd. Mag. Ligusticum scoticum L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. Corneae DC. Cornus suecica L. . Mlis.: Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mae. Caprifoliaceae Juss. Linnaea borealis L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Mag. Rubiaceae Juss. Galium boreale L. Mis. Alt. — trifidum L. h Alt. Hvd. — _palustre L, MIs. Alt. — uliginosum L. Mls. Alt. — _triflorum Mich. Kfd. Valerianeae DE. Valeriana officinalisL. Mis Kfd. Alt. Hvd. Mage. Compositae Vaill. Apargia autumnalis Hoffm. Mis. Kfd. Alt. — — _,,ß Taraxaci. Mls. Kfd. Alt. Mas. Leontodon. Taraxacum L. Mis, Kfd. Al. Ham. Hvd. Mag. Sonchus alpinus L. Mis.. Kfd, Alt. Hvd. Mag. — ‚sibiricus L, Bei. dem Hofe Gulhod im Molselvdal. An den | | Ufern des Altenelv. Hieracium alpinum L. Mis. Kfd. Alt. Ham. +Hvd. +4 Mag. Zn — £ fuliginosum. Mag. — piloselloides Vill. Mls. —_ paludosum L. Mis. — Lawsonii Sm. Alt. _ murorum L. Mis. Kfd. Alt.+Ham. Hvd. Mag. _ — £ sylvaticum. " Ham. Mag. — vulgatum Fr. Mls. _ Alt. Ham. Hivd. Mage. — boreale Fr. Alt. Ham. Hvd. Mag. — prenanthoides L. Kfd. | ; Mas. — umbellatum L. Alt. Crepis tectorum L. Mis. Kfd. Alt. Lapsana communis L, Mis. Alt. | Saussurea alpina DC. Mis. Kfd. Al. Ham. Hvd. Mag. Cirsium heterophyllum All, Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. “= 122 Artemisia vulgaris L. Gnaphalium norvegicum Retz. Mis. Kfd. — supinum L. — dioicum L. — alpinum L. Arnica alpina L. Tussilago Farfara L. — frigida L. Erigeron uniflorus L. _ alpinus L. —_ acris y ruber. Senecio vulgaris L. Solidago Virga aurea L. Achillea Millefolium L. Pyrethrum inodorum Sm. Campanula uniflora L. — rotundifolia L, Mls. Vaceinium Vitis Idaea L. — uliginosum L. — Myrtillus L. Oxycoccus palustris L. Empetrum nigrum L. Calluna vulgaris Salb. Menziesia caerulea Sm. Andromeda hypnoides L. == tetragona L. TR polifolia L. Arbutus alpina L. — Uva ursill. Diapensia lapponica L. Azalea procumbens L. Pyrola uniflora L. — secunda L. — minor L. — zotundifolia L. Auszug aus Lund’s Reise. Mls. A 4 Alt. Ham. Hivd.. Mas. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. Mls, Kfd. Alt. Ham. Hovd. Mag. Mis Kfd. Alt. Hvd. Floialpe bei Tromsoe. Mis. Kfd. Alk. Kfd, Alt. Mag. Mis.. Kfd. Alt. Ham. Mag. MiIs. Kfd. Alt. Ham. Tamsöe im Porsangerfjord. Mis. Kfd. Alt. Mls. Alt. — Ham. Mlis. Kfd. Al. Ham. Hvd. Mag Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. 4 Mag. Mls. Kfd. Alt. + Ham. + Hvd. + Mag. Campanulaceae DC. Tromsoetind. Mag Kfdl. Al. Ham. Hvd. Mag Vaccinieae DC. Mils, Mis. Ms. Mis. Mis. Kfd, Kfä. Kfd. Kfd. Kfd. Ericeae Rb. Mis. Mis. Mlls. Mis. Mis. Mils. Mis. Mis, Mils. Mls. Mils. Kfd. Kfd, Kfd. Kfd. Kfd, Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd, Kfd, Kfd. Kfa. Alt. —Ham. — Hvd. — Mag. Br. Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. Ham. —Hvd. Mag, Alt. | Alt. Ham. Hivd. Mag Alt, — Ham. — Hvd. — Mag Alt. Alt, Mas. Alt. Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. Ham. +4Hvd. + Mag. Alt. Alt. + Ham. + Hvd. + Mag. Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. Alt. — Ham. ‚ ie Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. = Auszug aus Lund’s Reise. 133 Rhododendrun: lapponicum Wg. Sakavare am Kaafjord. + Goskavare Son in. Alten. Ledum palustre L. | + Alt. } Gentianeae Juss. Menyanthes trifoliata L. Mis. Kfd, Alt. Ham. Hvd. Mas. Gentiana serrata Gunn. Miss. Kfd. Alt. Ham. _ — ‚var. detonsa. An denselben Orten, aber häufiger. — involucrata Rottb. Rollöe in Senjen, Kfd, Alt. Hvd, Mag. — nivalis L. Mis. . Kfd. . Alt. Ham. Mag. — Amarella L. Kfd. — ‚eampestris L._ Rollöe in Senjen. Polemoniaceae Vent. Polemonium caeruleum L. Alt. — Tamsoe im Porsangerfjord: Borraginene Juss. Hippoglossum maritimum Hn. Kfd, Alt. Ham. Hvd. Mag. Asperugo procumbens L. Mis. Kfd. Alt. Myosotis sylvatica Hoffm. Mis. Kfd. Alt. Hvd. Mag. — arvensis Hoffn, Mis. Kfd. Alt. Echinospermum deflexum Lehm. Mis. Kfd. Alt. Scrophularineae Rb. Br. Euphrasia officinalis L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mae. Bartschia alpina L. Mis. Kfd, Al. Ham. Hvd. Mag. Rhinanthus minor Ehrh. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. Melampyrum pratense L. Mis, Kfd. Alt. Ham. — Hvd. — Mag. — sylvaticum L. Mls. Kfd, Alt, Pedicularis Sceptrum Carolinum L. + Alt. — lapponica L. Mis. Kfd, Al. Ham. Hvd. Mag. — hirsuta L. Goskavare in Alten. Veronica longifolia L. Alt. Kistr. — serpyllifolia L. Mis, Kjelvig auf Mag. — alpina L. Mlis, Kfd, Al. Ham. Hvd, Mag. _ saxatilis L. Mls. Kfd. Alt. — seutellata L. Mls. _ officinalis L. Mis, Kfd, Alt. Labiatae Juss. Prunella vulgaris L. Mis. Galeopsis Tetrahit L. Mis. Kfd. Alt. Kjelvig auf Mag. — . versicolor Curt. Mls. Alt. * 124 Auszug aus Lund’s Reise. Lentibularieae Rich. www" Pinguicula vulgaris L. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hvd. + Mag. —_ alpina L. Kfd. Alt. Mag. (9) nn villosa L. Kfd. Alt. Primulaceae Vent. Primula stricta Hornem. + Kfd. + Alt. — sibirica Jacquin, norvegica Retz. + Kfd. + Alt. ci Glaux maritima L. Alt. Kistr. Trientalis europaea L. Mis. Kfd. Al. Ham. Hvd. Mag. Ptantagineae Vent. Plantago major L. Kfd. _ maritima L. Mis.. Kfd. Al. Ham. Hvd. Chenopodeae DC. Chenopodium album L. Mls. Kfd. Alt. Atriplex hastata L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Mas Polygoneae Juss. Polygonum Persicaria L. Kfd. n— vivirarum L. Mis.. Kfd. Alt. Ham. + Hvd. + Mag. — aviculare L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Kist. Oxyria reniformis Campd. Mls. Kfd. Alte Ham. Hvd. + Mas. Rumex Acetosa L. Mis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. + Mas. — Acetosella L. Mis. Kfd.e Alt. Ham. Hvd. Mae. — domesticus Hn. Mis. Kfd. Alt. — Ham. —Hvd.— Mag. — aquaticus L. +Mils. Ki Urticeae Juss. Kfd. Alt. Hvd.— Mag.beiKjelvig. Urtica dioica L. Mls. — urensL. Mis. Kfd. Alt. — Hvd. Amentaceae. Salix pentandra L. Mis. Kfd. Alt. — glauca L. Mlis. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag — glauca y Lapponum Wg. Mis. Kfd. Alt. Hvd. Mag — lanata L. Mls. Kfd. Al. Ham. Hyd. Mag — hastata L. Mi. Kfdl.e Alt. Ham. Hvd. Mag — Arbuscula L. Mls. Alt. — phylicifolia L. MlIs. Kfd. Al. Ham. Hvd.' Mag — nigricans Sm. Kfd. Ham. ge — caprea. Mis. Ham. Kist. Auszug aus Lund's Keise. 125 Salix Lapponum L. .--Mls. »Kfd..' Alt. Ham. Hvd. Mag. — Myrsinites L. “Mls. Kfd.. Alt. Ham. Hvd. Mae, — pyrenaica-norvegica Fr. . Kfd. N --. reticulata L. ..Mls. Kfd. Alt. Ham. -+-lHvd. Mag. — herbacea L. °.Mls. - Kfd. Alt. Ham. + Hvd. + Mag. — hastato-herbacea Laest. ex herb. Alt. — polaris Weg. .Mis. Kfd. Alt. Ham. —-IIvd. Populus tremula L. Mis. Kfd. Alt. Alnus incana Willd. Mis. Kfd. Alt. Betula alba L. var. glutinosa. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hvd. — Mag. — nana L. Mis. Kfd. Ale. Ham. Hvd. Coniferae Juss. Juniperus communis. L. Mlis. Kfd. Alt. Ham. Kist. Mas. Hvd. Pinus sylvestris L. Mis. +Kfd.+Alt + 1 Meile südöstlich vonKistrand. Juncagineae- Rich. "Triglochin palustre L. Mis. Kfd. Alt. — Ham. — maritimum L. Mis.. Kfd. Alt. — Hyd. Orchideae Rb. Br. Orchis maculata L. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hyd. Gymnadenia conopsea Br. Kfd. Chamorchis alpina Rich. Sakavare bei dem Kaafjord. Goodyera repens Br. Kfd. Alt. Coeloglossum viride Hn. Kfdl. Alt. Ham. Hovd. — albidum Hn. Kfd. Alt. Hvd. Epipactis latifolia Sw. Mls. Kfd. Alt. Listera cordata Br. Mls. Kfd. Alt. Corallorrhiza innata Br. kKfd. Alt. Melanthiaceae Rb. Rr. _ Tofieldia borealis We. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Liliaceae Juss. Allium Schoenoprasum L. ß majus Horn. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Smilaceae Rb. Br. Paris quadrifolia L. Mls. Kfd. Alk. Convallaria vertieillata L. Mls. Majanthemum Convallaria Wigg. Mls. Alt. Junceae DC. Juncus areticus Willd. Mls. „Alt. Mag. 126 Auszug aus Lund’s Reise. Juneus filiformis L. ustulatus Hopp. trifidus L. bottnicus We. bufonius L. biglumis L. triglumis L. Luzula spicata DC. campestris DC. Mils. Mls. Mls. Mls. Mls. Mls. Mls. Mls. Mls, Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. _ var. sudetica. Mls. I var. multiflora. Mls. hyperborea Br. arcuata Sw. glabrata Hopp. parviflora Desv. pilosa Gaud. Mls. Mis. Mils. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Kfd. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Typhaceae DC. Ham. Ham. Ham, Ham. Ham, Ham. Ham. Ham. Ham. ‚Hvd.+ Mag. Hvd.. Mag. Hvd. Mag. Hvd. Mag. .Hvd. Mag. Mag. Hvd.. Mag. Hvd. Mag. Hvd.- Mag. Ham. + Hvd. Mag. Ham. — Ham. Sparganium natans L. Sakavare am Kaafjord. Potamogeton praelongus Wulf, Najadeae Rich. Alt. Cyperaceae DC. Eriophoron angustifolium Roth. Mis. Kfd. Alt. Ham. latifolium Hopp. Mls. Kfd. vaginatum L. capitatum Host. Mls. alpinum L. Scirpus caespitosus L. — palustris L. Carex dioica L. capitata L. rupestris All. pauciflora Lightf. microglochin Weg. incurva Lighif. chordorrhiza Ehrh. lagopina Weg. norvegica Willd. glareosa We. loliacea L. canescens L. Mls. Kfd. Kfd. Mls Kfd. Mls. Mls. Kfd. Mls. Kifd. Mils: Troms. Mils. Mls. Kfd. Kfd. Mls. Mls. Kfd. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt.. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Alt. Ham, Ham, Ham. Ham. Ham. Ham. . Ham. Hvd. Mag. Hvd. + Mag. ci Hvd. Mag. Hvd. Mag. Hvd. + Mag. Hvd. — Mag. — Mas. Kist. Mag. Hvd. }H Mag. Hvd. — Ham. — Hvd. — Mag. > Auszug: aus Lund’s Reise. 127 Carex Gebhardi Hn.‘) Mis. Kfd. Alt. + Ham. +4 Hvd. + Mag. Alt. — Ham. Alt. Ham. +Hvd. Mas. Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. Alt. Kist. Alt. Hvd. Alt. +Ham. + Hvd. Mag. Alt. — Mag, Al. Ham. Hvd. Mag. Alt. + Ham. + Hvd. + Mag. Alt. — Buxbaumii Weg. Kfd. — atrata L. . Mls. ‚Kfä. — alpina Sw. Mls. Kifd. — maritima Müll. Mls. — aquatilis Weg. Mls. . — _ var. nardifolia Wahlb. Mls. — caespitosa L. Mls. Kfid. — acuta L. Mls. — saxatilis L. Mls XKfd. — flaval. . Mls. Kfd. — panicea L. Mls. Kfd. — rariflora Sm. Mls.. Kid. — globularis L. Mls. — limosalL Mls. Kfd. — irrigua Sm. Mls. Kfd. Alt. + Ham. Ta. Mag. — pedata Wg. Floialpe bei Tromsoe. Sakavare am Kaafjord — capillaris L. Mils. Kfd. — pallescens L. Kfd. — rotundata Weg. Mls, — ampullacea Good. Mils. Kfd. — vesicaria L. Mls. Kfd. — filiformis L. Mls. Kid. und Skaadavare im Eibythal. Alt. Ham, Hvd. Mage. Alt. Ham. Mas. Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. Gramineae Juss. Nardus stricta L. Mls. Kfd. Alopecurus geniculatus L. Mls. Plıleum pratense L. Mls. Kfd. — alpinum L. Mls. Kfd. Milium effuum L.. Mls. Kfd. Agrostis canina L. Mls. Kifd. — rupestris Al. Mils. Kfd. — vulgaris With. Mls. — stolonifera L. Kfd. — algida Soland. Kfd. Alt. Ham. Hvd. +Mag. Alt. Alt. Ham. Hvd. Mag. Alt. Hvd. — Mag. Alt. — Mag. All. Ham. Hvd. + Mag. Alt. Ham. Alt, Calamagrostis lanceolata Roth. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mag. — Halleriana DC, Mls. _ lapponica Hn. Kfd. *) Gewiss C. vitilis Fr. Mant. III. Alt. Alt. — Ham. — Hvd. — Mag. — C. Gebhardi Hartm., non ‚Schk.; der C, Gebhardi Hopp. aın nächsten, R 128 Auszug aus Lund’s Reıse. Calamagrostis strigosa ‘Hn. / ‚Alt. ik zn —_ stricta Hn. Mils. Kfd. Alt. 'rHvd. Mag. Hierochloa borealis Roem.Mls. Kfd. Alt. | — alpina Roem. Goskavare im Eibythale in Alten Avena subspicata Clairv. Mls. Kfd. Alt. Ham. — Mag. — caespitosa L. Mls. Kfd. Alt. Ham. .Hvd... Mag. — flexuosa L. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hvd.+ Mag. Melica nutans L. Mils. Kfd. Alt. Molinia aquatica Wibh. Kfd. — distans Hn. Mls. Kfd. Alt. Hvd... Mag. Poa annua L. Mls. Kfd. Alt. Ham. -+ Hvd.+4 Mag. — trivialis L. h Ham..: Hvd. . Mag. — alpina L. Mls. Kfd. Alt. Ham. ;Hvd. Mag. _ — var. vivipara. Ham. Hvd. Mag — pratensis L. Mls.. Kfd. Alt: Ham...‘ Hvd. Mag. ne — var. humilis. Kfd. — flexuosa We. Mls. Kfd. Alt. — caesia. Kfd. Alt. — nemoralis L. Mls. Kfd. Alt. Ham... Hvd. , Mag. Festuca ovina L. Mls. Kfd. Alt. Ham. Hvd. Mae. — rubra L. Mls.. Kfd. All. Ham. Hvd... Mag. — vivipara. Mls. Elymus arenarius L. | Kfd. Alt. + Mag. Triticum repens L. Mls. Kfd. Alt. _ caninum L. Kfd. Alt. Hvd. Mae. — violaceun. Alt. Vorstehende pflanzengeographische Beobachtungen enthalten die Momente zur Bestimmung der Charactere von der westfin markischen Flora. Aber da die Charactere einer Flora nicht an und für sich hervor treten, sondern erst durch den Vergleich mit den angrenzenden Floren, so wird nachfolgende Parallele zwischen der phanerogamischen: Flora von ganz: Norwegen und der finmarkischen nicht ohne Nutzen sein. | “ Der Strich der westfinmarkischen Flora erstreckt sich von 69° 40° nördlicher Breite bis zu 71° 10° nördlicher Breite, oder. von Tromsoe bis zum Nordkap. Ich schliesse Senjen und den südlichsten Theil von der Vogtei T’romsoe von West- finmarken aus, weil die Flora dieser Distriete ganz denselben Character der des eigentlichen Norwegens hat, und weil die Di- stricte selbst, in Folge älterer politischer Verhältnisse, von dem Volke noch zu den Nordlanden gerechnet werden. In nachfol- sender Tabelle habe ich meine eigenen Beobachtungen über die Auszug aus Lund’s Reise: 199 Flora von Westfinmarken, welche vornemlich den nördlichen Theil‘ von Westfinmarken umfassen, mit Professor Bilytts Be- obachtungen über den nördlichen Theil der Vostei Tromsoe, welehe mir wohliwollend mitgetheilt worden sind, ergänzt. Norwegens Flora. Finmarkens Flora. Von Ränunculacede Juss. 11 Gattungen 36 Arten; 7 Gattungen 16 Arten. - Berberideae Vent: 1 — 1 — - Nymphaeaceae DC. Bi un - Papaveracede Juss. 3 — '5 — | _ 1, - Fumariaceae DC; 2 — 4 — 1 — re - Cruciferae Juss, 27 az DEF — 19 — - Violariae Juss. 1 — 14-4 4 — 1 PER - Droseraceae DC. 2 — 2a — 9 — RR - Polygaleae Juss. 1ı — 3 — - Caryophylleae Juss. 13 — 53 — 10 EL os - Lineae DC. 2 — 2 — - Malvaccae Juss. 1 = ee - Tiliaceae Juss. 1 — 1 — - Hypericinae Juss. 1 _ 3 — - Acerineae DC. | — 2 — - Geraniaceae DC. 2 _ 1 a | —ı 1. - - Balsamineae Rich. 1 — 1 — - Oxalideae DC. 1 _ 1 — 1 —_ 1 — - Celastrinae Rb. Br. 2- — 2 0 — - BRhamneae Rb, Br. i _ 2 — - Leguminosae Juss. 15 _ 46 — 8 _ 12 — - Rosaceae Juss. 16 — 53 — 1 — 18° — = Onagrariae Juss. 3 _ 9002229 Lu Gr - Halorageae Rb. Br. 3 — en _ Dep - Ceratophylleae Gray. 1 _ i — - Lythrarieae Juss. 2 —_ 2 — - Tamariscinae Desv. 1 _ | _ 1. — - Portulacene Juss. 1 — wo as R: - Paronychieae St.Hil. 2 — 3. — - Crassulaceae DC. 4 _ ii — .2 — a - Grossularieae DC. Bea | -_— | — w - Saxifragaceae DC. 2 — I — .1 _ 9 — - Umbelliferae Juss. 26 _ 30.— 5 — 6— - Araliaceae Juss. 2 — 2 — - Corneae DC. 1 — 2— 1 _ 1 — - Loranthaceae Don. 1 _ ae - Caprifoliaceae Juss. 4 _ 1 — ı En 1 —- 130 Auszug aus Lund’s Reise. Norwegens Flora. Finmarkens Flori. Von Rubiaceae Juss. 3 Gattungen 12 Arten; 1 Gattungen 6 Arten. - Valerianeae DC. 2 _ 3 — 1 _ 1 < - Dipsaceae Vaill. 3 — 3 — - Compositae Vaill. 36 — 101 — 20 —_ 3 — - Campanulaceae DC. 3 —_ 10 — 1 —_ Zu - Lobeliaceae Juss. 1 _- 1 — | - Vaccinieae DC. 3 — 5 — 3 —-— 5 — - Ericeae Rb. Br. il 007 211 — 9 o- 5 _— - Oleinae Link. 2 — 2 — - Asclepiadeae Rb. Br. 1 _ _ - Gentianeae Juss. 3 — 11— 2 — 6.— - Polemoniaceae Vent. 1 — | _ 1. — - Convolvulaceae Juss. 2 4 — - Borragineae Juss. 9 — 20 — 4 _ 5. — - Solanaceae Bart. 3 — 4 — - Serophularinae Rb.Br. 11 —_ 4 — 6 — 15. — - Labiatae Juss. 21 — 35 — 173, oe - Orobrancheae Rich. 2 — 2 — - Lentibularieae Rich. 2 — 6 — 1 —_ 3 — - Primulaceae Vent. 8 — 53 — 3. — A. — - Pflumbagineae Vent. 1 2 — - Plantagmeae Vent. 2 — 5. — 3. — - Chenopodieae DC. 5 _ 17u.— „2 _ 2 — - Polygoneae Juss. 4 — 2. — 1.8 — 8 — - Thymelacaceae Juss. 1 — 1 — - Eiaeagneae Rb. Bb. l — 1 — - Aristolochieae Juss. ı —_ 1 — - Euphorbiaceae Juss. 2 2 4 — - Urticeae Juss. 3 au A — BR Be - Amentaceae 8 = 41 — 4 _ 19 ° — - Coniferae Juss. 3 — 4 1.92 N u mt - Hydrocharideae Rb. Br. 1 _ Le, _ a - Alismaceae Rich. 2 —_ 3 — - Juncagineae Rich. 2 - 3 — a == 2 — - Örchideae Rb. Br. 17 _ 2 ur — 12..— - TIrideae Rb. Br. 1 —- TI '— - Amaryllideae Rb. Br. 1 — 1 — - Melanthiaceae Rb. Br. 2 —_ A | —_ 1 — - Liliaceae Juss. 7 — 3 — 2 —_ 2 — - Smilaceaee Rb. Br. 3 _ 6— 2 _ 3 — - Junceae DC. BU = 23.7 02 — 17. — Auszug aus Lund’s Reise. 131 N st Norwegens Flora. Finmarkens Flora. Von Typhaceae DC. 2 Gattungen 5 Arten; 1 Gattungen 1 Arten. - Lemnaceae Link. 1 _ 1 — 2 - Aroideae Juss. _ 2 — - Najadeae Rich, 5 _ 16 — 1 E 3 — - Cyperaceae DC. 6 — 10 — 4 _ 51 — - Gramineae Juss, 31 — 92 — 17 — 42 — Zusammen 404 Gattng. 1105 Art.;177 Gattung. 402 Arten. Die norwegische Flora hat folglich zusammen 84 Familien, 404 Gattungen und 1105 Arten, die westfinmarkische 50 Fami- lien, 177 Gattungen und 402 Arten. Die erste hat also 34 Fa- milien, 227 Gattungen und 703 Arten mehr, als die andere. Die 34 Familien sind: Gattungen. Arten. Gattungen. Arten. Berberideae 1. l. Lobeliaceae 1. 1. Nymphaecaceae 2. 3. Oleinae 2. 2, Polygaleae 1. 3. Asclepiadeae 1, 1. Lineae 2, 2 Convolvulaceae 2 4. Malvaceae 1. 3. Solanaccae 3: 4, Tiliaceae 1. lt. Orobancheae 2. 2. Hypericinae 1. 5. Plumbagineae 1. 2. Acerinae L, 2, Thymelaeaceae 1, 1. Balsamineae 1. t. Elaeagneae 1. 1. Celastrinae 2. 2, Aristolochieae 1. 1 Rhamneae 1. 2. Euphorbiaceae 2. 4. Ceratophylleae 1. 1. Hydrocharideae 1. 1. Lythrarieae 2, 2, Alismaceae 2. 3. Paronychiae 2, 3. Irideae 1. 1 Araliaceae 2. 2, Amaryllideae 1. 1. Loranthaceae » 1. 1. Lemnaceae 1. 4. Dipsaceae 3. 3. Aroideae 2, 2. Hieraus. ersieht man, dass beinahe sämmtliche 34 Familien nur sparsam in Norwegen repräsentirt sind, welches darauf hindeutet, dass sie ihrer physiologischen Natur zufolge unter südlicheren Breiten zu Hause gehören. Unter ihnen haben nem- lich 20 nur eine Gattung, und 13 von diesen zugleich nur eine Art. Die am häufigsten repräsentirten Familien sind; Dicotyledonen. Von Ranunculaceae in ganz Norwegen 36 Species, in Finmarken 16. - Cruciferae u. 1 — nn 19. g* 132 Auszug aus Lund’s Reise. Von Caryophylleae in ganz Norwegen 53 Species, in Finmarken 27. - Leguminesae —_ 6 — ae - Rosaceae — 535 — . ne 18. - Umbelliferae —_ 30 — {_s - Compositae - it — Zr 33. - Ericeae ._ 21 — — 15. - Borragineae — 200 — _ 5. - Scrophularinae _ 40 — — 15. - Labiatae — 3 — —_ ‘4. - Polygoneae — 2.2 _ 8. - Amentaceae En 4 — _ 19. Monocotyledonen. - Orchideae — 29 0 — — 12. - Junceae — 23 0 — — 17. - Üyperaceae Zu LE 100 — — 51. - . Gramineae — 2 En 42. Diese sind überhaupt auch am zahlreiehsten in Westfinmar- ken repräsentirt, welches auf die Anpassung ihres Organismus, für das celimatische und geographische Verhältniss der nördlichen Zonen hindeutet. Ini Uebrigen muss der Umstand, dass die Pilanzengruppen, welche man natürliche Familien nennt, in ge- wissen Zonen sich ansammeln, ein wichtiges praetisches Criterium davon abgeben, dass die Gruppirung auf wesentliche physiole- gische Uebereinstimmungen gehaut ist. In der norwegischen Flora ist das Verhältniss zwischen Familien und Gaftungen wie 1: 4, 81, zwischen Gattungen und Arten wie 1: 2, 73, zwischen Familien und Arten wie 1: 13,15. In der westfinmärkischen Flora ist diess Verhältniss verändert ; hier ist das Verhältniss zwischen Familien und Gattungen wie 1: 3, 43, zwischen Gattungen und Arten wie 1: 2, 28, zwischen Familien und Arten wie 1: 7, 82. Hier ist also eine weit grö- ssere Anzahl Familien im Verhältniss zn den Arten, als in der Gesammtflora von Norwegen. Zwischen den Monocotyledonen und: Dicotyledonen ist das Verhältniss wie 1:2. Dieses bestärkt ferner die Richtigkeit von dem durch viele Erfahrungen bestätig- ten Vegetationsgesetz, dass die Anzahl der Monocotyledonen zu den Dicotyledonen in demselben Grad steigt, als man sich den Polen nähert. In Lappland ist, nach Wahlenberg, das Ver- hältniss wie 1: 2, 2, in ganz Schweden wie 1: 2, 6, auf den canarischen De wie 1: 6. Die übrigen physiologischen und pflanzengeographischen Re- Auszug aus Lund’s Reise. 133 sultate, die aus diesen Thatsachen gezogen werden können, setze ich absichtlich bis zu einer spätern Veranlassung aus, indem mir durch die Liberalität der Königlichen Norwegischen Gesell_ schaft der Wissenschaften die Aussicht eröffnet ist jene That- sachen durch eine neue Untersuchung von Finmarken erweitert oder modifieirt zu sehen. V. Kürzere Mittheilungen. Uebersetzungen und Auszüge aus der Uebersicht der Verhandlungen der K. Akademie der Wissen- schaften in Stockholm *). Sitzung am 10. Jan. MH.. Sundevalı zeiste mehre Baumstücke und abgebissene Späne, als Ueherbleibsel von Arbeiten des Bibers vor, welche Hr. Professor Huss dem zoologischen Reichsmuseum nebst einem Schreiben folgendes Inhalts zugesandt hatte: „Ich hatte seit 20 Jahren verschiedene Male einen kleinen Fluss, der Granä genannt, in Medelpad, besucht, an welchem eine Biber- familie ihren Aufenthalt gehabt und sowohl Häuser, als voll- ständige Dämme, aufgeführt hatte. Bei einem Besuche daselbst in diesem Sommer fand ich die Häuser sowohl, als die Dämme zerstört, weil die Biberfamilie sich vor einigen Jahren von der Stelle wegbegeben hatte, nachdem sie durch das Flössen von Bauholz, welches man in den letzteren Jahren dort vorgenom- men, beunruhigt worden war. Man sagte, die Biber hätten sich nach einem 2 Meilen weiter hinauf gegen die Berge befindlichen *) Die Akademie der Wissenschaften in Stockholm gibt seit dem Anfang d. J. in einzelnen Bogen oder Heften rare Ueber- sichten ihrer Verhandlungen unter dem Titel: Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Handlingar. Arg. 1. 1844. ®. herans, in welchen sie die in ihren Sitzungen zur “Verkandlung gekomme- nen kleineren Abhandlungen, Notizen, Anzeigen, brieflichen Mit- thei lungen u. s. w. ganz, von den grösseren, für ihre Verhandlungen bestimmten, aber Auszüge und Beurtheilungen mittheilt. Von dieser Uebersicht liegen uns die Hefte 1 — 7 vor und ihnen ist Nach- stehendes entnommen. 135 Flusse, dem Lomä, begeben und dort neue Häuser zu baueı: begonnen. Ich sammelte nun einige an der Stelle noch liegende Ueberbleibsel der Arbeiten dieser Thiere auf und habe die Ehre, sie dem Reichsmuseum zu übersenden, da sie für die Naturge- schichte des Bibers von Interesse sind.“ Die nun vorgezeigten Ueberbleibsel bestanden in abgesägten Stücken 3—6 Zoll dicker Stämme von Laubhölzern (Erlen und Espen), welche vom Biber mit den Zähnen abgeschnitten und abgeschält worden waren. Die Abschnittsenden sind ziemlich unregelmässig, schief oder konisch zugespitzt, wie ein mittels der Axt gefällter Baum, und überall erscheinen die quer gegen die Fasern des Holzes stehenden langen und deutlichen Merk- zeichen von den Vorderzähnen des Thiers, wie von einem etwas convexen Meissel oder einem solchen Stemmeisen. Unter diesen grossen Baumstücken fand sich eine Menge kleinerer Stücke von ungleicher Grösse, bis zum Umfange einer halben Faust, welche die von den Bibern beim Abschneiden der Stämme auf einmal ausgebissenen Späne waren. Nach der mündlichen Aus- sage des Gebers fanden sich diese Stammstücke und besonders die Späne noch in grosser Menge auf der Erde in der ganzen Gegend um die frühere Bibercolonie. Diese Stelle liegt nahe an der südlichen Gränze von Medelpad, 8 Meilen von Sundsvall, am Gran, welcher in den Ljusneelf hineinfliesst. Der oben angegebene Lomä ergiesst sein Wasser in den Njurundaelf oder den Ljunga. [Cr.] Hr. Sundevall zeigte einige Theile, bestehend in einem Kiemendeckel, 4 Flossenstralen und einer Schuppe vom Vor- ' dertheil des Körpers, eines ungewöhnlich grossen Fisches vor, welchen man im Monat Oktober im Sunde gestrandet gefunden. Andere Theile desselben Fisches waren dem zoolog. Museum in Lund ‚überliefert worden, nach welchen Hr. Liljeborg ange- geben, dass sie einem Thunfisch (Seomber Thynnus L.) zuge- hörten. Der Richtigkeit dieser Bestimmung wird von den vor- gezeigten Stücken nicht widersprochen, welche jedoch unzurei- chend sind ohne bedeutendere Mittel zur Vergleichung, mit vol- ler Gewissheit zu entscheiden in wie fern der Fisch dieselbe Art sei wie der im Mittelmeer allgemeine Sc. T’hynnus, oder eine der zunächst damit verwandten Arten. Inzwischen können sie keiner andern Art von den bis jetzt an den schwedischen Küsten be merkten Fischen angehört haben, als dem Thunfisch, welches 136 S sich am allerdeutlichsten aus dem vom Hrn. -Liljeborg ange- führten Umstand ergiebt: dass der Vordertheil des. Körpers mit ganz grossen Schuppen hedeckt gewesen sei, diese aber‘ dessen hinterem Theil zu fehlen geschienen, Das Exemplar, wovon diese Theile entnommen, ist von einer ganz ungewöhnlichen Grösse gewesen. Der Kiemendeckel (wel- cher bloss das eigentliche Operculum von der linken Seite ist) hat eine Höhe ven 340 Mill. (133 Z.); eine Flossenstrale. von der linken Brustflosse hat 350, eine andere, von der Schwanz- tlosse 450 Mill. Länge. Aber an einem auf dem Reichsmuseum befindlichen Exemplare von Se, T’hynnus von einem Meter (33 Fuss) Länge, hat das Operculum 107 Mill. Höhe, die längste Brustflossenstrale 139, und die längste Schwanzflossenstrale 156 .Mill., welches eine 3} mal grössere Länge bei dem gefun- denen Exemplare anzudeuten scheint; denn nur der Kiemendek- kel giebt eine sichere Vergleichung indem-die Flossenstralen , jede in ihrer Flosse, wahrscheinlicherweise nicht die längsten gewesen sind. Der Fisch würde also 34 Meter oder ungefähr 53 Elle lang gewesen sein, welches ungewöhnlich viel zu sein scheint; denn die bestimmten Angaben von der Länge in. der Nordsee gefangener Exemplare, geben diese gewöhnlich zu 3 — 6 Fuss, nur eine zu 7 F, 10 Z. und eine zu 9% F. an. Die um Sicilien vorkommenden sollen grüsser sein und gewöhnlich 1000 Livres wiegen. Die mit eingesendete Schuppe war 64 Mill. lang und 50 breit, besteht ganz aus festem, hartem Knochen und ist in der Mitte 1} Mill. diek. Die grösste Schuppe die sich auf dem Thorax des erstgenannten 35 Fuss langen Exem- plars findet, ist 20 Mill. breit, dünn, beinahe hautartig und biegsam. [Hsch.] — Derselbe theilte aus einem Briefe des Probstes Ekström mit, dass bei dessen Wohnorte Tjörn, an der ‚Westküste Schwedens, während des heftigen N. W. Sturmes , welcher den 14 — 16 Dee. dort ‚gewüthet, ein grosses: und vollständiges Exemplar der in der Nordsee höchst seltenen Bruma Raji auf einen Berg geworfen worden sei. [Hsch,] Hr.S. Loven trug Folgendes aus einem Briefe des F reiherrn von Düben, Adjunct der Akademie, dat. Bergen. den 28.,Sep- tember 1843, vor. 137 Hr. v. Düben, welcher sich im Maimonathe des vergan, genen Jahres nach Norwegen begeben hatte, um die Meerthiere an den dortigen Küsten zu studiren, hatte Christianssund und dessen Umgegend. zur ‚Hauptstation während des verwichenen Sommers gemacht und dort.eine bedeutende Anzahl für die nor- dische Fauna neuer oder noch wenig untersuchter Thiere ge- {unden. Von Fischen verdienen in dieser Hinsicht angeführt zu werden: Lepadogaster bimaculatus Yarr., welcher. sich auch auf dem Museum in Bergen von der norwegischen Küste befin- det, Motella glauca Yarr., welchen Fisch ThAompson als die neue Gattung Oouchia aufgestellt hat, und dessen Junge, nach des Hrn. v. Düben Beobachtung, ‚hinsichtlich der Brust- flossen eine merkwürdige Metamorphose erleiden, ein Gobius, welcher dem G. albus Yarr. zunächst steht und, wie dieser, deutlich der junge Fisch einer ganz unbekannten Art ist; ein Syngnathus, entweder der rechte S. Acus , oder eine neue Art, endlich ein, wie es scheint, neuer, höchst interessanter Lophius. Nicht selten kam ein Cyelopterus minutus vor, welcher wahr- scheinlich kein juuger ©. Lumpus ist. — Auch über die geo- ‚graphische Verbreitung, die Laichzeit u. s. w. der Fische hatte ‚Hr. v. D. mehre Data gesammelt. Von ÜUrustaceen hatte er eine für unsere Fauna neue Art, Atelecyclus heterodon, sefun- den und: von seltenern Crangon nanus Kroey., Hippolyte-Ar- ten, eine grosse Anzahl von Amphipoden und /sopoden, wie auch. von oanideh, 3—4 für uns neue, unter denen sich Na ymphon hirtus Fabr., Pallene brevirostris, Phoxichilidiun coccineum zu befinden scheinen. Eine höchst sonderbare Lernuea ward auf Aktinien angetroffen und eine andere, verwandte, auf einer zusammengesetzten Ascidie. Von Annulaten war der son- derbare Chaetopterus norvegus in reichlicher Menge, und so auch eine neue, zwischen jenem und Ch, pergamentaceus ste- hende Art gefunden worden. Von. .zusammengesetzten Ascidien hatte Hr. v. D. wenig- stens 13 Arten gefunden, unter: welchen 4 Arten von Do- iryllus,, und unter diesen vermuthlich 2. bivittatus M. E,, Bo- trylloides rubrum M. E., B. n. sp., Didemnium _gelati- nosum M. E., D. n. sp., Amaroueium proliferum M. E,, 4. albidum M. E,?, 4A.?.n. sp, Eucoelium n..sp:, endlich eine ‚Art, welche eine neue Gattung bilden muss. Es waren Salpen vorgekommen, die ganz anders zusammengekettet waren, als die von Eschricht so gut beschriebenen. Von Mollusken, nackten sowohl, als beschalten, hatte Hr. v. D, eine grosse Anzahl eingesammelt. Auch die Echinodermen hatten eine rei- 138 che Ausbeute geliefert, 2 Ctenodiscus-Arten, deren eine häufig, einen besonders grossen und schönen Astropecten, eine von Sars erwähnte Luidia, eine zu keiner der Müller- und Troschel’schen Gattungen zu bringende Art, eine mit O. fili- formis verwandte Ophiolepis, eine Ophiomyza? und einen» wie es scheint, neuen, Astropecten. Von fast allen Arten hatte er auch ganz kleine Exemplare gesammelt, mittels deren er die Altersverschiedenheiten und die Unwesentlichkeit mehrer Cha- raktere, welche gewöhnlich von den Auctoren angeführt werden, vollkommen darlegen zu können hoffte. Dr. Koren in Bergen hatte ihm mitgetheilt und gezeigt, dass das sonderbare, von Sars unter dem Namen BDipinnaria beschriebene Thier ein Entwicklungsstadium eines Asterias darstellt. Von Akalephen hatte Hr. v. D. 2 grosse und schöne Arten einer neuen, Chry- saora zunächst stehenden Gattung erhalten, welche sich aber von allen bisher bekannten Diskophoren durch nur 4 Augen- puncte am Rande auszeichneten. Der merkwürdigste Polyp, welchen der Sommer darbot, war eine grosse und schöne Acti- nja, zur Gattung Anthea Johnst. gehörend; ihre Tentakeln, welche nicht im geringsten eingezogen werden können, brennen auf der Haut, wie Nesseln, und zwar weit stärker, als die Cyanea capillata. Auf ihr wurde die oben erwähnte Lernäe entdeckt. Nachdem Hr. v. D. diese reiche Sommerernte um Christians- sund gehalten, hatte er sich nach Bergen begeben, wo er sich den Winter hindurch aufzuhalten beabsichtigte. Danach wollte er im südlichern Norwegen seine Forschungen fortsetzen. [Cr.] Hr. Wahlberg führte an: Da man erst in den letzteren Jahren Kenntniss vom Vorkommen der Turteltaube in Schwe- den bekommen hat, so dürfte ein Beitrag zur Verbreitung die- ses Vogels im Norden nicht ohne Interesse seyn. Während meines Aufenthalts in Luleä Lappmark im vergangenen Sommer berichtete mir der Comminister Björkman in Quickjock, dass dort fast jährlich Turteltauben gesehen, auch 2 derselben getöd- tet und präparirt worden wären, von denen sich die eine in der. Sammlung der Herren von Seth befinden dürfte. Einem mir diesen Winter vom Hrn. Björkman zugekommenen Briefe zufolge hat sich eine kleinere Schaar dieser Tauben auch im verwichenen Herbst auf dem Rosback bei Quickjock eingefun- den; man konnte aber keine derselben erlegen. Wenn starkes Unwetter mit Schneetreiben zur Herbstzeit im Gebirge eintritt, so kommen die Tauben von Nordwest an, oder ziehen nach 13) dem Laufe der Thalstrecke, verweilen aber nur kurze Zeit. Es hat hiernach den Anschein, als hätten sie ihren eigentlichen Aufenthalt in den höheren Gebirgsgegenden, und dafür, dass sie nicht als bloss zufällige Gäste zu betrachten seien, spre- chen ihre während mehrer Jahre erneuerten Besuche an der an- geführten Stelle. Eine nähere Untersuchung dürfte es verdie- nen, in wie fern diese so genannten Turteltauben wirklich Columba Turtur, oder ob sie von der mit dieser nahe ver- wandten, wahrscheinlich neuen, Art seien, die das Reichsmu- seum aus dem nördlichen Schweden erhalten hat. [Cr.] Hr. Wahlberg führte — ferner — an: In einer Gegend, welche seit längerer Zeit von mehren ausgezeichneten Botanikern unsers Landes so besucht worden ist, wie Lulea Lappmark und besonders die Umgebung von Quickjock, waren natürlicher- weise nicht viele neue Gewächse zu bemerken. Die Resultate in dieser Hinsicht, zu welchen dennoch mein und meiner Reise- gefährten Besuch daselbst im vergangenen Sommer führte, wer- den binnen Kurzem von Einem der Letzteren, dem Studiosus Andersson, näher dargelegt werden. Ich wünsche bei dieser Gelegenheit bloss die Aufmerksamkeit der K. Akademie auf ei- nige bemerkenswerthere Pflanzenformen zu lenken. Schon bei der Reise in die Lappmark hinauf ward ich in der Nähe des Dorfs Säfvast am Luleäelf, 3—4 Meilen von der Stadt, ungewöhnlich breite Blätter einer damals noch unent- wickelten Riethgras- Art gewahr, welche ich auf der Rück- reise, sowohl auf dem Säfvast Lande, als auf einer vor demsel- ben in dem Elf liegenden grössern Insel, in nicht geringer Menge mit beinahe reifen Früchten antraf. Es ergab sich, dass diese Art, eine der grössten und breitblättrigsten ihrer Gattung, Ca- rex bullala, var. laevirostris war; sie war bisher unbekannt in Schweden und ward erst kurz zuvor bei Christiania und zu glei- cher Zeit im russichen Karelen vom Candidaten Angström ge- funden. : Die eigentliche Carex bullata, von welcher die laeviro- stris, als Art, wie es scheint, getrennt werden muss, gehört Nordamerika an. Auf den angeführten Standorten am Luleäelf machte sie stellenweise die Vegetation unterhalb des obern, durchschnittenen, mit Salix-Arten bewachsenen Flussufers ein- zig und allein aus. Von der gemeinen Kiefer (Pinus silvestris) kam beim Kirch- dorfe ‚Jockmock ein kleiner Hain von halbwüchsigen Bäumen 140 vor, welche zum Theile von einer mir unbekannten Abart mit ganz kurzen, in getrennten Kränzen sitzenden Nadeln waren, durch welches Verhalten die Bäume ein fremdartiges Ansehen darboten. Der Sperberbaum (Sorbus Aucuparia) wurde oft, beson- ders näher am Gebirge, mit von der ersten Entwickelung völlig glatten und glänzenden Blättern angetroffen. Eine den geschlitztblättrigen Abänderuugen der Birke, der Erlenarten u. s. m. analoge Form des Himbeerstrauchs (Rubus Idaeus), d. h. mit tief geschlitzten Blättchen, wuchs spärlich bei Quickjock. Durch des Probsts Laestadius Untersuchung ist es seit längerer Zeit bekannt, dass in der Lappmark eine Zwischenart zwichen Rubus arceticus und R. saxatilis vorkommt, welche nach dem Namen der Frucht, Bäfverbär (Biberbeere), vom Entdecker AR. castoreus henannt worden ist. Von diesem Ge- wächse hat man 2 Formen bemerkt, welche beide in Fries’s Mantissa angeführt worden sind, une von denen die eine sich mehr dem R. arcticus, die andere mehr dem sazxatilis nähert. Sie wuchsen an mehren Stellen um Quickjock, aber nur da, wo sich R. arcticus und sawatilis nahe bei einander befanden, und immer jede für sich. Uebergänge zu den nahestehenden Haupt- arten oder unter sich selbst konnte ich nicht beobachten. We- gen dieses Verhaltens scheint man vermuthen zu können, dass beide durch Bastardirung entstanden seien, bei welcher im einen Falle R. arcticus, im andern R. saxatilis die befruchtende Art war. Die an R. saxatilis gränzende Form war immer höher und hatte grössere, schärfer und tiefer eingeschnittene Blätter und zahlreichere, kleinere Blumen mit schmäleren Kronblättern von rothweisser Farbe, [Cr.] Hr. Sundevall führte an, dass Hr. W. v. Wright, wel- cher neulich von einer Reise nach Finnland zurückgekehrt ist, in der Gegend von Kuopio den für die Fauna des Nordens ‘neuen Mus minutus gefunden habe. Das jetzt mitgebrachte Exemplar wurde am Anfange des Winters todt auf der Erde liegend an- getroffen. Beim nähern Nachsehen in einer Sammlung klei- ner, in Weingeist aufbewahrter, Säugthiere aus derselben Ge- gend, welche Hr. v. Wr. vor mehren Jahren dem Museum ge- schenkt hat, fand es sich, dass ein Exemplar, welches, da es bedeutend beschädigt war. nicht mit Sicherheit bestimmt werden 141 konnte, derselben Art (Mus minutus) angehört. Da dies Thier- chen möglicherweise in gewissen 'T'heilen von Schweden vor- kommen dürfte, so ist zu erwähnen, dass es sich von unseren übrigen Arten der Mäusegattung durch geringere Grösse, gelb- liehere Farbe und kleinere, dicht und fein behaarte Ohren unterscheidet. Es klettert mit Leichtigkeit, baut sein kugelrun- des, aus Gras zusammengewebtes Nest fast wie ein Vogel, hoch über der Erde, zwischen Halmen von Riethgräsern, an feuchten Stellen, und lebt nur von Sämereien und Pflanzenstof- fen, wesshalb es den Häusern nicht schädlich werden kann. Am meistsn gleicht es der Haselmaus (Myoxus avellanarius) , welche auch, obgleich äusserst selten, in Schweden gefunden wor- den ist, unterscheidet sich aber durch geringere Grösse, eine spitzigere Schnauze, einen weniger behaarten Schwanz und be- sonders durch die Zähne, welche ganz und gar denen der Gat- tung Mus gleichen. [Cr]. Sitzung am 14. Februar. Hr. A. Retzius theilt folgenden AaoS aus einem Briefe des Probstes Ekström dat. Tjörn d. 5. Febr. 1844 mit. Nie- mand muss glauben, dass das Verhalten des Härings im Katte- sat jetzt dasselbe ist, wie während der grossen Häringslischerei. Er stand zu der Zeit, während des Sommers, in oder dicht ausserhalb der Scheeren, und war also immer auf den Laich- plätzen sobald die Winterkälte eintraf. Jetzt dagegen steht er in den sogenannten Rinnen, d. h. in der grössten Tiefe, mehrere Meilen von den Scheeren. Nach den übereinstimmenden Beobh- achtungen von 4 Jahren habe ich sefunden, dass das Verhalten folgendes ist. Am Schlusse des Octobers oder im Anfang des Nöykinhörs nähern sich die Haufen der Küste. Der Junge oder der sogenannte Loddhäring vereinigt sich mit dem Skarphäring, welche zu dieser Zeit laichen und näher zur Küste eindrängen. Die rechten Laiehhäringe stehen ‚bei den äussersten Scheeren um die Laichzeit abzuwarten, welche hier niemals vor dem Schluss des Märzmonats oft später eintrifft; aber während dieser Zeit sind einige 30 Netze im kang, welche sie zwingen — *) Mus minutus ist auch hier in Neu- Vorpommern mehrmals ge- funden worden, und scheint hier nicht gar selten zu sein, Er hält sich in sumpfigen Wiesen auf und das hies. zool. Museum besitzt Thiere und Nester davon. Anm. d. Redact. E: 142 stehen zu bleiben und ihren Rogen auf den Grund und die Bänke ausserhalb der Scheeren zu legen. Die grossen Häringe von deren Fang verschiedene Zeitungen berichteten und die als eine glückliche Fischerei versprechende Vorboten erwähnt wurden, gehören zu der Sorte, welche die Scheeren- Bewohner Strichhäringe nennen, weil sie in kleineren Haufen im October und November in die Buchten einstreichen wo sie früher gelaicht haben. Diese sind alle steril und ;% von ihnen Männchen, vou welchen ich vermuthe, dass sie zu alt sind um ihr Geschlecht fortpflanzen zu können. Wahrscheinlich erhalten wir im April und Mai Häring in Tjörn. Hier findet sich eine einzige ruhige Stelle und diese wird jährlich von recht reifen Laichhäringen besucht.*) [Hsch.] *) In der Sitzung am 15. Mai wurden aus einem Briefe des Probstes Ekström vom 20. April folgende, die Laichzeit des Härings betreffende, Nachrichten mitgetheilt: „Nun fängt der Häring bei Tjörn an zu laichen. Den 13. d. wurden bei Sundby 9 Tonnen grosser Häring auf einen Wurf mit einem kleinen Netz gefangen. Am 15. war ich bei einem Nelzzuge gegenwärtig; man erhielt 4 Tonnen. Die Netze liegen nicht voll 100 Ellen vom Lande, wes- halb die Laicher nicht so gestört werden dürften, dass nicht einer oder der andere Rogen absetzte, Der Häring welchen ich aufneh- men sah, war gross, keiner unter 10 Zoll, aber viele 12 — 13 Zoll. Alle waren voll Rogen uud Milch, aber diese war noch nicht flüssig, weshalb ich vermuthe, dass das eigentliche Laichen nicht früher, als am Schlusse dieses oder im Anfang des nächsten Monats statt finden wird. In der Sitzung am 12. Juni wurden folgende Angaben, des Hrn. etc. Ekström aus einem Briefe vom 15. Mai miigelheilt. Die Laichzeit der Häringe ist nun zunächst am Schluss und wir hahen an den Bohuslänschen Strändern keinen Häring früher wieder zurück zu erwarten, als im Monat October oder November. Der lange und ungewöhnlich strenge Winter verursachte, dass das Meer spät eisfrei wurde, so dass Schuten und Backbote nicht früher als im Anfang Aprils auslaufen konnten. Die Fischer von Tjörr gingen den 15. April, zum erstenmal im Jahr zur See und steuer- ten den gewöhnlichen Curs d. h. hinaus nach Skagen. Während des Segelns wurden ungefähr 4 Meilen von der Küste, in den soge- nannten Rinnen deren ’Tiefe bis zu 60 Ellen steigt, grosse Haufen starken Härings getroffen. Einige von diesen wurden gefangen und als theils ausgelaichte, theils laichende Individuen erkannt, Es freut mich einen factischen Beweis darüber erhalten zu haben, dass der Häring draussen im Kattegat weit vom Lande laicht, be- sonders weil Prof. Nilsson vor beinahe 20 Jahren schon dasselbe gesagt, ohne dass es vom Publikum geglaubt worden wäre. Nun wird wohl Keiner es in Zweifel ziehen, da die Fischer .es gesehen und kennen gelernt haben. Unter den getroffenen Häringshaufen fanden sich eine unglaubliche Menge neuerlichst ausgekrochener Jungen (Häringsangen?, welche von dem grösseren ausgelaichten Haar begierig verschluckt wurden. Um mich 3 letzten Angabe der Fischer zu überzeugeu, öffnete ich 40 Stück grosse, ’ 143 ‚Sitzung am 20. März. Herr Sundevall berichtete in seinem und Herrn Bohe- man’s Namen über die ihnen von der Akademie übergebene Abhandlung des Herrn Candidat ©. G. Löwenhjelm, über die Wirbelthiere in Luleä Lappmark. Diese sind: Säugethiere 11—12; Vögel 89, worunter 12 nach den Angaben Anderer an- in der Nacht, vom 29. April gefanzene Häringe. Von diesen hatten 22 den Magen mit Häringsjungen vollgepfropft, 2 hatten im Grunde des Magens, ungefähr den 4ten Theil der Magenhöhle, mit Ueber- hleibseln von verzehrten Ringelwürmern, aber den übrigeu Theil mit jungen Häringen angefüllt; 7 hatten nur Ringelwürmer ver- zehrt; bei Dreien fanden sich nur Ueberbleibsel von kleineren Crustaceen und der Magen übrigens leer; 6 hatten gar nichts im Magen, so dass die Magenwände ganz rein waren. Hierdurch ist das früher unbekannte Verhalten in der Naturgeschichte des Härings entdeckt, dass der ausgelaichte Häring nach der Laichzeit, in der Gegend der Laichstelle sich aufhält und die eben ausgebrüteten Jungen verzehrt. Die Fischer geben nun einhellig zu, dass dieser grosse Häring, von dem es erwiesen ist, dass er im Kattegat ge- laicht hat, ganz derselbe ist, welcher während der grossen Härings- fischerei gefangen wird. Während des ganzen Monats April, sobald die Küste vou Eis frei wurde, hat man grossen Häring in grösserer oder geringerer Menge an allen Strändern bei 'Tjörn gefunden. Da ich beinahe täglich Gelegenheit gehaht habe mir einige Häringe zur Untersuchung zu verschaffen, so habe ich gefunden, dass die Laichzeit des Härings länger dauernd ist, als man glaubt und dass sie wenigstens 2 Monate währt; denn im Anfang vom April, als der erste Häringsfang hier stattfand, war schon 4 von dem gefangenen Häring ausgelaicht; in der Mitte desselben Monats hatte schon die Hälfte und am Schlusse desselben beinahe 3 davon ausselaicht. Noch am 11. Mai fanden sich einige Individven, welche nicht gelaicht, und da Junge, wie schon erwähnt ist, sich unter dem Häringshaufen am 15. April fanden, so mussten dieselben nothwendig in der Mitte März gesetzt worden sein, um an dem genannten Tag zur Wasserfläche aufsteigen zu können. In Folge hievon vermuthe ich, dass der Häring, bei Annäherung der Laich- zeit sich auf der Tiefe in grössere, getrennte Haufen sammelt, und dass diese früher oder später laichen, alles je nachdem sie vom VVinterquarlier zur Laichstelle aufsteigen und dass das Laichen, für diejenigen, welche zuerst aufsteigen, in der Mitte des März +) beginnt. Es ist klar, dass sowohl der frühere oder spätere Eintritt ‘des Frühlings, als das Alter des laichenden Härings hierin eine Veränderung bewirkt. Während dem, dass der grosse Häring sich an den Strändern aufhält, hat sich der jüngere oder sogenannte Loddhäring nicht da gezeigt, aber nun da der grössere wieder zur Tiefe geht, kömmt der Loddhäring an, wovon in diesen "Tagen Etwas, obgleich unbedeutend, gefangen wurde, Später kömmt der inere, in diesem Jahre gesetzte und mischt sich unter den Loddhäring, }) Im Original steht Mai, was jedoch auf einem Schreib- odergg Druckfehler beruhen muss. da es mit den vorstehenden An- gaben nicht übereinstimmt, Anm. d. Ueb. \ 144 geführt werden und von welchen, als besonders bemerkensiwerth, genannt werden mögen: Alauda alpestris, die man bisher innerhalb Skandinavien nur im östlichen Finmark als Brutvogel kannte, und die Saatkrähe (Corvus frugilegus). welche nicht nördlicher, als in Schonen und an einigen wenigen zerstreuten Stellen im Gothen - Reiche brütet. Ein und das andere Individuum sieht man bisweilen während der Zugzeit im März bei Stockholm ; aber sie bleiben nicht daselbst. Die jetzt in Luleä Lappmark gefundene ist wieder eines von den vielen Beispielen von sporadischen Vögeln. Amphibien 4: Lacerta vivipara und Rana temporaria, und nach Angaben Anderer, Coluber natrix und Vipera berus. Fi- sche 10, unter welchen 6 Salmonacei aus den Gattungen Salmo, Coregonus, Thymallus. — Die Abhandlung wird zum Druck empfohlen. [Hsch.] Derselbe zeigt in seinem und des Hrn. Lovens Namen an, dass die ihnen zur Berichterstattung überwiesene Abhandlung des Hrn. Mag. N. Liljeborg Beselneikunenn von zwei mn Skandinavien neuen Säugethieren enthalte: Myodes schisticolor n. sp. Aschgrau, mit einem rothbraunen gro- ssen Fleck auf dem hinteren Theil des Rückens. Aus dem nörd- lichen Theil von Guldbrandsthal in Norwegen. Nach Zahn- und Körperform scheint sie wenig von Mus Lemmus abzu- weichen ’). Sorex pygmaeus Pall. gefunden in Schonen während des Winters. (S. mehr hierüber weiter unten.) [Hsch.] *) In der Sitzung am 11. Sptbr, zeigte Hr. Sundevall ein Exemplar dieses neuen Thieres vor, welehes in Dalekarlien gefunden und von Hrn. von Yhlen dem Reichsmuseum geschenkt worden war. Die Zähne zeigen wirklieh dieselbe Form, wie bei Mus Lemmus, aber die Vorderkrallen sind, gleich wie bei den Hypudäus-Arten, nicht grösser, als die hinteren. Zwei bei Kuopio in Finland ge- fundene Junge von dieser 'Thierart waren von Hın. ZU.v. Wright dem Reichsmuseum geschenkt worden. Eines von diesen war "von S$. für ein junges von Arvicola rutilus angesehen worden, mit welcher diese Art die allergrösste Aehnlichkeit besitzt, und wurde von ihm als solches in den Verhandl. der Akad. d. Wiss. 1840 beschrieben. $. hatte nämlich die Backenzähne von diesem zuletzt genannten Jungen nicht gesehen, aber aus der ausgezeichneten Aslınlichkeit der äusseren Theile dieser beiden T'hierarten ge- schlossen, dass es von derselben Art sei und dass die Jungen von A. rutilus in der Farbe den älteren etwas ungleich seien. Es ist inzwischen , durch Untersuchung des andern der erwähnten Jungen, welches später hinzugekommen, aufgeklärt worden, dass beide unzweifelhaft zu M. schisticolor gehören. Diese Art hat also jung .. und alt dieselbe Farbe, Es ist glaublich, dass es sich mit A. ru- tilus ebenso verhält. 145 ' Derselbe theilte aus einem Briefe des Professors Nils- son in Lund, folgende Nachrichten über einige für Skandina- vien neue Säugethiere mit, deren ausführliche Beschreibung in die im Druck befindliche Auflage der Fauna Skandinaviens auf- senommen ‘werden wird. Ein Sorex, welcher von dem Akad. Adj. Baron v. Düben (demselben welcher in Schweden Smin- thus betulinus entdeckte) im nordöstlichen Schonen, nahe der blekingischen Gränze sefunden wurde, ist neu, nicht blos für die Fauna Skandinaviens, sondern auch für die Wissenschaft. Er ist deshalb merkwürdig, weil er das kleinste bekannte Säuge- thier ist, denn er ist 15 Lin. kürzer, als S. etruscus, welcher bisher für das kleinste angesehen wurde. Das einzige bisher gefundene Exemplar war von Hrn. N. eingesandt und wurde vor- gezeigt. Er ist benannt. Sorex pumilus Nilss. n. sp. „Der dünne Schwanz, von der Länge des Körpers bis zu den Augen, ist mit längeren Haaren belegt, zwischen welchen keine kleineren verkommen, und endigt mit einem spitzen Haarpinsel. Der Kopf ist beinahe so lang, als der ganze übrige Körper. Die Farbe ist oben rostgraubraun, unten weiss. Länge 1 Z. 44 L. schw. M.; Der Schwanz 1 Z. 21 L. (mit dem Haar 1 Z. 43 L.). — Er gehört zu derselben Gruppe wie $. vulgaris L. uud der obere Rand von den unte- ren Vorderzähnen ist stark dreizähnig.“ Der von Hrn. Liljeborg gefundene und beschriebene S. pygmaeus Pall. zeichnet sich durch eine andere Farbe und be deutendere Grösse, nemlich 112 schw. Z. + den Schwanz 17% Z. (d. i. 48 und 353 Millim.) aus; dessen Schwanz ist dick, ohne Haarpinsel an der Spitze und reicht nur zu den Ohren, er hat niedrigere, am oberen Rande höchst undeutlich oder kaum ge- zähnte Vorderzähne und der Ate Zwischenzahn ist der kleinste von allen; er ist nemlich zwischen den 3ten und dten gleichsam ein- geklemmt, aber doch etwas weniges höher, als der zuletzt ge- nannte. Hr. N. hatte die Vermuthung geäussert, dass der von. Hrn. S. in den Verhandl. d. Akad. d. W. 1842, p. 184 beschrie- bene S. rusticus von Jemtland identisch sei mit dem in Schonen gefundenen S. pygmaeus Pall. Sie sind auch so ähnlich, dass dieses leicht möglich sein kann, wie Hr. S. an d. a. St. selbst äussert, aber inzwischen finden sich, ausser dem weitgetrennten Vaterland, einige Ungleichheiten. zwischen ihnen, welche mög- licherweise grösseres Gewicht erhalten können, wenn sich Ge- legenheit darbietet mehrere Exemplare vergleiehen zu können; denn Istens ist das jemtländische Thier viel grösser, als das scho- nische, welches dagegen übereinstimmt mit den ausländischen 10 146 Beschreibungen; ein frisches Exemplar von Jemtland maass: 55 3 Millimeter + den Schwanz 373 M. ausser dem Haare; die Hinterfüsse mit den Nägeln 12M.; der Kopf 22M.; 2tens hat es einen dieht- behaarten Schwanz , welcher in einen spitzigen Haarpinsel endigt und nicht gegen die Wurzel dicker scheint ; Stens ist dessen unterer Vorderzahn am Rande stark und deutlich dreizähnig und 4tens ist der vierte Zwischenzahn, von der Seite gesehen, doppelt so gross, als der fünfte und scheint nicht. zwischen den zwei’ zu- nächstliegenden »eingeklemmt zu sein,. wie bei.dem wahren 8. pygmaeus. Diese Ungleichheiten der Zähne haben von S. an einem von Hrn. Nilsson gefälligst mitgetheilten Schädel von dieser letzteren Art verglichen werden können. Von der Gattung. Lemmus giebt Hr. Nilsson ee zwei bisher unbeschriebene Arten an: L. medius Nilss. n. sp., ähnlich L. agrestis aber etwas grösser und dunkler, mit etwas längerem Schwanz und ganz ohne die hintere kleine überzählige Emaillefalte auf dem mit- telsten oberen Backenzahn. — Von Lappland und den Alpen um das Guldbrandsthal. L. insularis Nilss. n. sp. noch mehr L. agrestis ähnlich und mit gleichen Zähnen, wie diese, aber längerem Schwanz (13 bis 2 Z.), und etwas grösseren Ohren. Von Hrn. N. auf den ostgothischen Scheeren gefunden. Schlüsslich hat Hr. Nilsson noch geliefert folgende Aufstellung von der Gattung. Lemmus Geoffr. A. Alle Backenzahnfurchen im Zickzack. 1, Hypudaeus: der mittelste Backenzahn oben mit drei Seitenkan- ten auswärts. zwei noch grösseren einwärts, ohne Spur einer dritten. Alle hieher gehörenden Arten leben sowohl von Fleisch als Pflanzeustoffen, und die meisten, wenn nicht alle, sind im hohen Grade gefrässig und Allesfresser. Sie theilen sich in: a. Erdratten: alle drei Seitenkanten an dem genannten Zahn gleich gross und scharfwinklig, L. amphibius (L.). L. medius (Nilss.). b. Erdmäuse: die vorderste äussere Seitenkante an dem ge- nannten Zahn viel kleiner , als die anderen. ; L. Glareola (Schreb.). L. rutilus (Pall.). 2. Arvicola: der :mittelste Backenzahn oben mit drei OR auswärts, drei einwärts, von welchen zwei den äusseren gleich sind, der dritte viel kleiner ist. — Die hieher gehörenden Ar- 147 ten leben, so viel man weiss, ausschliesslich von vegetabili- scher Nahrung, - L. insularis (N ilss.). L. agrestis (L.) (L. arvalis Pall., welehe bisher noch nicht in Schwe- BER den gefunden worden.) B. Die Furchen des hinteren Backenzahns beinahe parallel, die der übrigen im Zickzack. 3. Myodes: der Schwanz sehr kurz, ungefähr von der halben Kopfslänge, kürzer noch oder gleich mit dem Hinterfuss. L. norvegicus (Nilss.). Die Nägel an den Vorderf ssen viel grösser, als an den Hinterfüssen. L. schistieolor (Liljeb.) Die Nägel der Vorderfüsse am grössten"). IHsch.] Im Hr.Boheman gab in seinem und Hrn. Sundevall’s Namen über die ihnen zur Berichterstattung über&ebene Abhandlung „Versuch zu einer Gruppirung und Revision der schwedischen Ephydrinae, von Christ. Stenhammar“ folgende Eı- klärung ab. Hrn. St. Abhandlung umfasst eine von den bisher am wenig- sten aufgeklärten Zweiflügler- Gruppen, und zeigt wie viel noch in dieser Insecten- Ordnung zu entdecken und aufzuklären ist. *) In der Sitzung am 45. Mai fügte Hr. S. der obigen Abhandlung des Hrn. N. noch Folgendes, ae Zulage hinzu: 4. Hr. N. habe, nach Empfang eines gedruckten Exemplars vorstehender Abhandlung, bemerkt, dass er, neben der schwedischen Arvicola agrestis, die ausländische arvalis nur in einer Parenthese angeführt habe, um anzuzeigen, dass sie verwechselt würden und en die ern, seines Wissens, sich nicht in Schweden finde; aber dass sie der Bildung ihres mittelsten, oberen Backenzahns zufolge, zu der an dieser "Stelle angeführten Untergattung Hypu- daeus gehöre. 2. Bei der Gattung Sorex sei die von N. mitgetheilte Angabe ausgelassen worden, dass diese kleinen 'l’'hiere, die kleinsten von allen Säugihieren, ohne Zweifel die gefrässigsten Raubithiere der ganzen Klasse seien. Sie leben auschliesslich vom Raube: Wür- mern , Insekten oder auch Fleisch von Wirbelthieren; fressen ein- ander Srausamer, als andere 'Thiere auf und verzehren verhältniss- mässig eine ungewöhnliche Menge Nahrung, — Hr. $. hält diese Bemerkung für wichtig und mittheilenswerth, da sie einen von ihm ‚selbst Begangenen Fehler berichtigt, indem er in seiner Monographie - der Gattung Sorex in den, Verhandl, d. Ak..d. Wissenschaften 1842 ‘pP. 167, von ler Autorität Andrer verleitet, gesagt, dass diese l’hiere auch Vegetabilien frässen, welches doch ganz ungegründet zu sein schiene. [Hsch. 1 10” “AR 148 Fallen kannte 28 hiehergehörende Arten, wozu Zetterstedt drei neue aus der Insecten- Fauna Lapplands hinzugefügt hat, und diese Anzahl ist durch die gegenwärtige Abhandlung mehr als verdoppelt worden. Ausser diesem Zuwachs, welchen die Entdeckungen des Hrn. St. der Familie der Ei drinen bereiten, hat die Untersuchung der Form, Proportion u. s. w. der Körper- theile, die mit jeder Art vorgenommen Hörde ist, um ihre positiven Kennzeichen zu entdecken, zu, sowohl für diese Familie, als die Dipterologie im Allgemeinen, wichtigen Resul- taten geleitet. Die Charactere der Gattungen und Arten sind "also umgearbeitet, und die Arten in natürlichen Gruppen geord- net worden. Von besonderem Werthe ist die Untersuchung und - Bestimmung der Kopftheile, der Verhältnisse der Flügeladern und die Aufklärung der Structur der Geschlechtstheile bei ver- schiedenen Arten. Nachdem was bekannt ist den meisten Zweiflügern nahe an der Basis der innern Flügelseite ein kleiner Lappen (lob) eigen, dessen Zweck bisher unbekannt war. Dieser mangelt oder ist wenig ausgebildet, bei dem grössten Theil der hieher gehörenden Thiere, welehes Hrn. St. mit deren niedrigem und schwachem Flug im Zusammenhang zu stehen scheint. Die Familie der Ephydrinen wird in folgende Gattungen uud Familien eingetheilt „ nämlich: Gen. 1. Ochtera 1 Art. — Gen. 2. Ephydra Sect. 1 Ephydra proprie 12 Arten. Sect. 2. Epipela 1 Art. Sect. 3 Parydra 5 Arten. — Gen. 3. Notiphila. Sect 1 Notiphila proprie 11 Ar- ten. Sect. 2. T’elmatobia 4 Arten. Sect. 3 Hydrellia 17 Arten. Sect. 4 Philygria 11 Arten. — Gen. 4. Psilopa. Sect. 1 Cla- siopa 7 Arten. Sect.2.Psilopa proprie 4 Arten. — Gen.5. Disco- myza 2 Arten. Man hält dafür die Abhandlung verdiene in die Verhand- lungen der Akad. aufgenommen zu werden. [Hsch.] Die Hrn. Wikström und Wahlberg erklären die ihnen zur Berichterstattung übergebene Abhandlung: Botanische Be- obachtungen während einer Reise durch einige der mittelsten und nördlicheren Provinzen des (Schweden) Reichs im Jahr 1843, von P. J.Beurling“ der Aufnahme in die Verhandl. der Akad. würdig. Wie die Abhandlung beinahe auschliesslich von dem pflanzengeographischen Gesichtspunet ausgeht, enthält sie hauptsächlich Angaben über das Vorkommen bemerkenswerther Arten in den Provinzen welche der Vf. schnell durchreist hat, = 149 als besonders in Jemtland, wo die Alpen Äreskutan, Anjeskutan und Snasahögen näher untersucht worden sind. Eine auf die Beobachtungen Dr. Hartmanns, Prof. Zetterstedts und des Vfs. gegründete Uebersicht der Vegetation des Areskutans findet sich in der Abhandlung und führt 423 Gefässpflanzen auf. Verschiedene für die in Rede stehenden Provinzen neue Arten, gleich wie bisher unbekannte Standorte für mehrere seltenere Arten sind auf dieser Reise entdeckt worden. Unter solchen dürfte Salix ovata Ser. genannt werden, welche auf Äreskutan gefunden wurde. [Hsch.] Hr. A. Retzius führte an, dass er im vorigen Herbste vom Professor der Anatomie, Hrn. Hyrtl, in Prag, den Schä- del eines Avaren nnd zwei Schädel von ÜUzechen, so wie vom Hrn. Medicinalrath Herzog in Posen zwei Hirnschalen von Polen erhalten hätte. Der Avarenschädel, von welchem ein Gipsabguss vorgezeigt wurde, war bei Grafenegg in Oesterreich ausgegraben worden und hatte ein Ansehen, welches in hohem Grade von dem aller bisher bekannten asiatisch - europäischen Schädelformen hinsichtlich der Höhe der Scheitelhöcker, der zu- rückgedrückten Stirn und der Kürze des Hinterhaupts abwich. Mehre dgl. Schädel waren, so viel Hr. R. wusste, in Oesterreich vom Grafen Razumowski bei Baden und vom Grafen Breu- ner bei Krems gefunden und von Naturforschern sowohl, als Archäologen, für Avarenschädel erklärt worden. Ueber dies Volk theilte Hr. R. mehre Erläuterungen mit, welche er vorzüglich aus Schafarik’s Werke, Slawische Al- rerthümer (Leipzig 1843 —44,) betitelt, entlehnt hatte. Nach diesem waren die Avaren ein türkisch -uralisches Bastardvolk gewesen, welches in alten Zeiten die Länder zwischen dem Don und der Wolga, vom Ural an bis zum kaspischen Meere hinab, bewohnt und ein nomadisches Räuberleben unter dem Schutze türkischer Khane geführt hatte. Im Jahre 557 machten sie sich unabhängig, gaben sich Khane aus ihrem eignen Stamme, gin- gen über die Wolga und drangen in mehren Abtheilungen nach Europa vor. Sie nahmen Ungarn i. J. 563, dazu auch Österreich und noch mehre Länder ein , und brachten von dort aus zwei und ein halbes Jahrhundert hindurch unaufhörliche Verheerun- gen über Europa. Obgleich die eigentlichen Besitzungen der Avaren in unserm Welttheile sich auf die genannten Länder be. schränkten, so hatten sie doch für kürzere Zeit auch Theile 150 von Griechenlaod, Italien, Böhmen , Mähren und Franken einge nommen. Karl der Grosse war der Erste, welcher Macht genug besass, sie zu bekämpfen. Sie wurden durch mehre Armeen und in mehren Feldzügen bekriegt, welche mit ihrer fast voll- ständigen Ausrottung endigten, und von der geringen Anzahl, welche in Europa übrig blieb, verschwanden die letzten Glieder, so viel man weiss, mehr als tausend Jahre vor unserer Zeit. Schafarik nennt die Avaren die hinterlistigsten und unglück- bringendsten von allen uralischen Völkern; er führt aus Nestor an, dass sie hochgewachsen und stolz waren, die Weiber als ‚Zugvieh vor Führe erke spannten u. s. w., dass Gott sie aber bis auf den letzten Mann vernichtet habe. — Die Russen sollen "noch sprichwörtlich sagen: ‚Die oder Jene sind vergangen, wie die Obren (Avaren) ohne Erbe und Erben.“ Diess bezieht'sich, meint man, auf eine pestartige Epidemie, welche irgend. einen kleinern Zweig des in Rede stehenden Volks vertilgt habe. In- dessen giebt es noch mächtige Stämme der Avaren im Cauca- sus, wo sie bedeutende Laandstrecken inne haben und an dem Vertheidigungskriege gegen die Russen wirksamen Antheil neh- men; es ist noch zu erforschen übrig, in wie fern diese Avaren dieselbe Schädelform besitzen, wie die vormaligen europäischen. Aus dem vorgezeigten Schädel konnte man schliessen, dass dies Volk zu den Gentes brachycephalae orthognathae oder zu derselben Classe, wie die Türken, Slaven, Finnen u. 8. m. gehörten. Die ethnographischen Charaktere des Schädels sind: Hinterhaupt kurz (Diam. fronto -oecip. O, 147 .m.), hoch (D. oceip. vertical. ©, 157 m.); eine senkrechte Linievon dessen oberstem durch die Tubera parietalia gebildeten Theile herabge- zogen fällt weit hinter den Theil des Hinterhauptsbeines, auf welchem sich die bogenförmigen ‘Linien befinden. Die grösste Breite (O, 157 m.) fällt dicht über die Höhe der Schuppennäthe der Schlafbeine. Das Stirnbein, ungewöhnlich hoch und nach hinten steil, hat auf der Mitte (2 '’ über den Augenbraunenbö- gen) eine querüberlaufende Vertiefung und gleich über dieser einen ebenfalls querlaufenden, stark erhöhten Höcker; zwischen diesem und den Scheitelhöckern läuft wieder eine quer über ge- hende Vertiefung, welche die Vereinigung der Pfeil- und der Kranznath trifit. Die Jochbögen sind klein, wenig hervorstehend, die Alveolarfortsätze des Oberkiefers klein, lothrecht; die vor- deren Oefinungen der Augenhöhlen rhomboidal, der Gaumen gut sewölbt, die Mammillarfortsätze klein. Edwards .d. Ae. hat nach Morren (Mem.. sur les Osse- mens humains des Tourbieres de la Flandre,..Gand 1832), eı- 151 klärt, dass die vom Grafen Breuner bei Krems gefundenen Schädel mit denen der Karaiben und vormaligen Chilenen über- einstimmen. Edwards hat dabei übersehen, dass die Schä- del der Karaiben sowohl, als der vormaligen Chilenen, de- nen der Avaren entgegengesetzt, ein besonders weit heraus- stehendes Hinterhaupt , und so auch herausstehende Kinnladen besitzen, wonach diese Völker in eine ganz andere Ulasse ein- zureihen sind. Sie gehören nämlich zu den Gentes dolichoce- phalae prognathae. Edwards hat sich an die zurückgedrückte Stirn gehalten, welche auch die genannten Amerikaner auszeich- net. Bei den Karaiben ist dieser Eindruck künstlich, und man vermuthet,, dass dasselbe der Fall bei den ehemaligen Chilenen _ sei, welches Hr. R. indessen bezweifelt. Man möchte auch rück- sichtlich der Avaren die Frage aufwerfen, ob nicht die Schädel durch Hülfe künstlicher Mittel ihre wunderliche Form angenom- men haben; wäre dies aber der Fall gewesen, so würde es ge- wiss von den slavischen Annalisten nicht unerwähnt geblieben seyn. Die beiden Czechen-, wie die beiden Polenschädel, welche sämmtlich vorgezeigt wurden, liessen dieselben Formen erblicken, welche Hr. R. (Skand. Naturf. Sällsk. Handl., Stockh. 1843,) als den grossen slavischen Volksstamm charakterisirend, beschrieben hat Derselbe hatte im vergangenen Jahre die Bil- dung der Hirnschale eines herumwandernden Slowaken aus Un- sarn untersucht und auch bei der Gelegenheit die Richtigkeit seiner Angaben von der slavischen Schädelform in der genann- ten Abhandlung bestätigt gefunden. | [Cr.] Hr. Loven zeigte eine, von den Hrn. W. u.F. v. Wright gemalte, dem Reichsmuseum gehörende Sammlung von Abbil- dungen von Meerthieren aus den unteren Klassen vor und führte dabei Folgendes an. Die genaueren Untersuchungen der späteren Zeiten haben die schwedische Fauna mit mehreren bemerkens- werthen Formen von niederen Thieren von allen Abtheilungen und darunter von Mollusca gymnobranchia bereichert, welche bisher ziemlich vernachlässigt waren. Als neue oder bisher weniger bekannte Arten aus dieser Ordnung dürften folgende, an der Küste von Bohuslän entdeckte, angeführt zu werden verdienen. Aegires n. g. Corpus robustum, gibbum, e spiculis numerosissimis rigidum; pal- 'lium adnatum, a solea sulco distinctum, tuberculosnm; vibra- 152 cula cylindrica, simplicia, nec perfoliata, intra vaginam retra- henda; branchiae ano praepositae, pinnatae , paucilobae, lobo quovis papilla defenso; velum abbreviatum , rotundatum. Aeg. punctilucens D’Orb. Pallio e tuberculis, jugis connexis, areolato; vibraculis apice foveola et mammilla antica praeditis, vagina brevi, intus emarginata, extus verrucis incrassata; bran- chiis trilobis, papillis maximis tuberculatis; semipollicaris, cine- racea, areolis purpureis, cyaneo oecellatis. — Hab. in locis, ponto vicinis szepius gregarius; ova parit funiculo inclusa hya- hino, taeniaeformi, spiral. — Syn. Polycera punctilucens D’Orb. Alia ejusd. gen. sp. est Doris maura Forb. A, Stiliger Ehrenberg. Corpus limacinum, depressum, dorso convexo; vibracula simpli- cia; branchiae dorso-laterales, styliformes, numerosae, utrin- que per series obliquas digestae; anus dorsalis, posticus, me- dius, tubulosus; oculi pone vibracula bini; orifieium genitalium pone vibraculum dextrum. i S. modestus n. sp. Vibraculis brevissimis; solea lateribus dilatata, replicatili; capite minuto, fronte convexa declivi; stylis bran- chialibus in series 6—8 secundas dispositis, ternis vel gnater- nis, versus postica sensim majoribus; semipollicaris, lutescens, fusco dense variegatus, branchiarum apicibus albis, solea fusco lincolata. — Hab. in limo, locis parum profundis, lente reptans, branchiis alterne contractis et dilatatis. Branchiae Eolidiae, anus Doridis,, vibracula et solea Akerae, tria juncta in uno. — S. ornatus Ehr., e mari rubro, differt vibraculis longioribus, solea angustiore. Cloelia n. 9. Corpus gracile, solea latiuscula; pallium adnatum; vibracula sim- plicia, indefensa, contractilia; branchiae laterales, utringue sim- plici serie, fruticulosae; velum labiale amplum, in lobum oblon- gum utringue productum. C. formosa n.sp. Velo margine integro, medio emarginato; bran- ehiis utringue 6—7, umbellulatis, apieibus gemmaceis; vibra- eulis, branchiarum pari primo posterioribus, erectis; oculis eo- rum basi postice immersis, minutis; pollicaris, rosea, lineis tribus, laterali utrinque et media antice bifida, niveis. — Hab. inter Algas rarior. — Altera sp. est Doris fimbriata Vahl, Zool. Dan. IV, veli margine lacinulato, branchiarum numero, circ. 10 utrinque, et forma, ut videtur, diversa. Hermaea n. g. Corpus gracile, molle, elongatum; vibracula auriformia, extus ca- naliculata; branchiac laterales, velum breve, in lobum minutum 153 utrinque productum; solea angusta, antice dilatata; anus subla- teralis; porus genitalium antieus, lateralis. H. biida Mont. Gracillima, branchiis simplici serie dispositis, ampullaceis , hyalinis,, vase gastrobranchiali interno dendritico, verticillato; vibraculis sursum ditatatis, abrupte truncatis, in- volutis; semipollicaris, virescens, vasibus rufis. — Hab. in lo- cis ponto vicinis gregarie, praesertim in Tubulariis; Gymno- branchia enim plurima paseuntnr Phytozois. Vivax natare amat obversa. Tacta liquorem exsudat incolorem, graveolentem, odore Geranii Robertsiani. — Syn. Doris bifida Mont. fide de- scriptionis congruae, iconis pessimae. H. venosa n. sp. Gracilis, branchiis styliformibus, in series 7 8 digestis, ternis 1. quaternis, vase gastrobr. crassiusculo, varicoso: vibraculis validis, exacte auriformibus, apice attenuato, obtsuo; solea antice rotundato -dilatata; quadrilinearis, albida, niveo punctata, vasibus fuscis. — Hab. inter Algas rarior. Diphyllidia Cuv. Corpus limacinum ; pallium domatum limbo pleuras concavas ob- tegens; 'vibracula bina sub pallii limbo antico sita, eontigua, brevissima, clavata, sulcis arata, pedunculis brevissimis basi communi angustae imposita, pallio postice, fronti inferne ad- natae; frons verticalis, angusta, triangularis, in velum expansa latum, transversum, os absondens. soleae inferne contiguum, in lobos duos plicatum, superiorem limbo tenui sinuoso, inferio- rem crassiusculo laevi; os proboscidem continens evolubilem, glandiformem, crassam, maxillis armatam; branchiae utrinque duplici apparatu constitutae, scil. antice acervo ovato, pulvinato, e lamellis longitudinalibus, et inde ad caudae apicem pliecis si- nuosis, obliquis, secundis; solea sulco postico longitudinali praedita. lineata Otto. Pallio rufo, punectulis nigris adsperso, lineis picto elevatis eirc. 36 niveis, alternis angustioribus; vihraculis et branchiis luteis, pleuris et solea albidis nigro irroratis. — Hab. in limo prof. 10—40 org. procul a littore. Ad prom. Kullen 1832 unicam, ad oras Bahusiae 1843 duas invenimus. — Differt non nisi colore a specim. Ottonis et Cantrainii, quae nigra nec rufa; ab icone vero in Cuv. R. a. ed. 3, Moll. tab. 31, data vibraculorum forma, quod a liquore et pictore profectum videtur. eo) Im Uebrigen sind von dieser Ordnung an der Westküste Schwedens gefunden worden: Doris 4 Art.; Goniodoris nodosa Mont.; Tr = Euploc. plumosus Thomps.; Euplocamus cirriger Phillipi; Polycera 6 Art.; Tritonia drei A.; Doto coronata Gm. = Melibaea Johnst. Forb. vix 154 Rang. = Tergipes D’Orb. nee Cuv. = Scyllaea punctata Bouch. Chant.; Tergipes Cuv. drei A.; Eolidia sechs A.; Elysia viridis Mont.,— zusammen 33 Art. und mehrere werden sicher durch fortgesetztes Suchen bald entdeckt werden. Die Ordnung der Gymnobranchien hat in späterer Zeit eine be- sondere Aufmerksamkeit geweckt, besonders seitdem zuerst Sars bei ihnen die abweichende Organisation der Jungen beobachtete und andeutete, dass eine bis dahin ungekannte Metamorphose bei diesen meist stattfände. Die Akademie nahm in ihre Ver- handlungen für das Jahr 1839 einen weiteren Beitrag auf, in wel- chem ich mich bemühte diese Beobachtungen noch etwas weiter zu vervollständigen, und zeigte, dass diese Metamorphose keine Eigenheit für diese Ordnung, sondern auch bei den: Ctenobran- - chien, z. B. bei Rissoa beobachtet worden sei. Indem Bericht über eine Reise nach Bohuslän im Jahr 1840 welchen ich den 14. Ausg. v. J. abgab, zeigte ich an, dass ich so glücklich gewe- sen sei die Entwickelung bei Arten von Elysia, Bulla, Bullaea, Eulima , und Cerithium reticulatum Angl. zu beobachten. : Inner- halb dieser Gattungen von drei verschiedenen Ordnungen verei- nigen die Jungen folgendes gemeinsame Verhalten (Tab. 1.) übereinstimmend mit dem was früher bei Eolidia, Doris, Aply- sia beobachtet worden, und mit dem was man aus älteren Beo- bachtungen, z. B. denenLunds in Ann. Sc. nat. 1,84 schliessen kann. In eine äussere, nautilusähnliche Schale eingeschlossen streift das Thier herum, von den Flimmerhaaren getragen, wel- che die dicken Ränder von dem grossen, den Kopf umgebenden, aus zwei zugerundeten Lappen zusammengesetzten Velum be- kleiden. Vibracula fehlen, aber die Ommatophoren sind mehr oder minder deutlich, auch wo die Augen noch nicht aus- gebildet sind. Der Fuss ist immer mit einem Deckelchen auf seiner hinteren Seite versehen, ob das erwachsene Thier ein solches hat oder nicht, hat noch keine ausgebildete Scheibe, ıst auf der Unterfläche konvex und dient niemals als Bewegungs- organ. Von inneren Theilen sieht man den Magen mit dem Darm, welcher sich auf der rechten Seite öfinet, die Leber, einen zugerundeten Körper auf der linken Seite des Magens, auf der rechten Seite ein nahe der Mündung. liegendes sackför- miges Organ, und im Fusse, an dessen Basis, an jeder Seite einen runden, blasenähnlichen Körper mit Kernen, nach aller Wahrscheinlichkeit Gehörorgan. Ein Herz fehlt noch. Diess kömmt jedoch bald hinzu, ebenso die Augen bei denjenigen, welchen solche im Anfang noch fehlen, darauf wachsen die Vibracula aus, die Gleit- Scheibe des Fusses bildet sich aus; 155 und dann erst verschwindet das Velum. Die Ungleichheiten zwischen den angeführten Gattungen sind folgende. Elysia ver- hält sich ganz wie Eolidia. Lacuna vineta (f. 1. 2.) hat em runderes Velum' und zwei Augen und der vordere Rand der Schale ist ausgezogen. So ist es auch bei Cerithium reticula- tum, dem jedoch die Augen mangeln. Eulima distorta (f. 3.) hat ein mehr ausgezogenes und oben ausgerandetes? (urnupet) Velum. ‘Bei Bulla truncata (f. 4. 5. 6.) sind dessen Lappen mehr getrennt, der spitzige Fuss weicht bedeutend von dem des erwachsenen Thieres ab und ganz nahe der Stelle des rech- ten Auges sieht man einen schwarzen Punct. Bullaea aperta (f. 7. 8.) gleicht der vorhergehenden, hat keine Augen, und auf der rechten Seite ein grösseres, mit einem schwarzen Stofle er_ fülltes, Organ. Dessen 'spitziger Fuss ist sehr ungleich dem des erwachsenen Thieres, welcher jedoch niemals zur Gleit- Scheibe ausgebildet wird. — In dem eben erwähnten Reisebericht führte ich zu der Vermuthung leitende Beobachtungen an, dass ein sanz gleicher Embryozustand bei den Bivalven statt fände. Im verflossenen Sommer bot sich mir eine günstige Gelegen- heit dar diese Vermuthung zu prüfen und zu bekräftigen und zu den von Carus und Quatrefages gemachten Untersu- chungen mit Anodonta noch Etwas hinzuzufügen. Die Jungen von Modiola discors Turt. fangen schon am dritten Tage nach der Eierlegung an mit dem Aussehen das f. 11 zeigt umher zu schwimmen. Fig. 9 und 10 stellen wieder Junge von Kellia rubra vor. Von der durcbscheinenden Schale eingeschlossen, welche noch kein Schloss zeigt,' streckt das Thier iaus deren Rändern ein aus zwei zurückgebogenen Lappen znsammenge- setztes, am Rande mit lebhaft schwingenden Flimmerhaaren be- setztes Schwimmorgan hervor. Von inneren Theilen sieht man den Magen (a), mit der Leber (b), und den Darm (ec), die Schliessmuskeln (d. d.) und das Rudiment zum Fuss mit dessen aufsteigenden Muskeln. Der Fuss trägt auf seiner Unterfläche einen kräftigen Cirrus, welcher oft geschwungen und in Buch- ten geschlagen wird. Es dürfte nicht zu kühn sein diesen Cir- rus als eine Andeutung von Byssus anzusehen — auch wo die- ser bei dem erwachsenen T'hier sich nicht findet — dieselbe hornartige Hautbildung, }welche wir bei den Gasteropoden unter der Form von einem Operculum sehen, welches aber bei den‘ Strombus - Arten beinahe diese Bedeutung verloren hat, und “bei den Arten von Emarginula von einem fleischigen Cirrus ersetzt wird. — Eine Vergleichung zwischen diesen Jun- gen der Bivalven und den oben beschriebenen Jungen von Gaste- a an 156 ropoden weisst auf eine unverkennbare Aehnlichkeit hin. Bei Beiden mangelt im Anfang das Herz, bei Beiden sind dieselben Organe unter denselben Formen in Wirksamkeit, dasselbe Ve- lum macht das Bewegungsmittel aus, ist aber bei den Bivalven mehr geöffnet und schliesst sich nicht um den Mund. . Aber man muss auch bedenken, dass die Muscheln eine gespaltene Schnecke sind, und dass diese Spaltung nicht, bei der äusse- ren Schale stehen bleibt, sondern durch den Mantel, das Ve- lum, ja selbst den Kopf geht. Es ist nicht ganz leicht genau zu bestimmen, ob das Velum hier vom Mantel frei ist oder nicht — der Gegenstand ist zu klein, O, 15 Mill. in längster Dimension, und in unaufhörlicher Bewegung— aber wie es damit auch ist, scheinen sie während einer späteren Periode‘ zusam- menzuwachsen, denn die bekannten Cirri „am Rande des Man- tels“ bei den ausgewachsenen sind wahrscheinlich die Reste von dem Velum, ein Verhalten, analog dem bei den Gymno- branchien ( T’heiys). Dieses merkwürdige Organ, welches wäh- rend des frühesten Lebensstadiums von so grosser Bedeutung ist, verschwindet also bei beinahe allen Gasteropoden und Bi- valven. Zu untersuchen in wie fern nicht das grosse Kopforgan der Cephalopoden — Nautili — dasselbe Velum ist, und ob es möglicherweise sich in den spiralig gewundenen Armen der Brachiopoden wiederfinde, dürfte einmal der Gegenstand einer anderen Betrachtung werden. ERTER Sitzung am 10. April. Hr. A. Retzius berichtete über eine ihm und Hrn. Loven übergebene Abhandlung: Beschreibung der Vogelflügel von C. J. Sundevall. Diese Abhandlung, von welcher sich ein kurzer Auszug in den Verhandlungen der Versammlung der Skand. Naturf. in Stockholm 1842 findet, umfasst eine vollstän- dige Beschreibung der Lage, Form und dem übrigen Verhalten von allen den verschiedenen Federformen, welche dem Flügel angehören; erst im allgemeinen, hernach für jede Ordnung und für jede bekannte abweichende Gattung besonders: Gleiche Dar stellungen findet man in derselben Abhandlung über den Knochen- bau des Flügels, über die Oberfläche des Vogelarmes (worauf die Flügelfedern sitzen) selbst, und über die Muskeln, welche dem Unterarm (cubitus) angehören. Zu den merkwürdigeren Umstän- den in dieser Schilderung gehört der, welcher schon am a.- ©. I 157 erwähnt iworden, daas die Federn, welche auf den fleischigen Theilen des cubitus selbst befestigt sind, eine, in Rücksicht zur Lage der Ränder, umgekehrte Stellung gegen die Schwung- federn und übrigen zum Flügel gehörenden ‚Federn haben, und dass die grössten Deckfedern auf der Unterseite des Flügels immer umgekehrt liegen‘, so dass sie ihre Innenseite nach aussen wenden. Als Resultat der ganzen Untersuchung zeigt sich, dass die eigentlichen sogenannten Singvögel, oder diejenigen, deren la- rynx inferior mit 5 Paar Muskeln bekleidet ist, in jeder Hinsicht eine eigene Bildung zeigen, von welcher nur einige wenige Ab- weichungen vorkommen, und dass alle die übrigen Vögel: Wasservögel, Wadvögel, Hühner, Raubvögel, Papageyen und kuckueksartige Vögel, wie unähnlich sie auch im äusseren Habitus scheinen mögen, doch eine bestimmte, eigene Grundform zeigen, welche sich der der Singvögel blos durch einige wenige Ueber- sangsformen nähert, die den kuckucksartigen Vögeln zunächst stehen. Die wichtigste von diesen Uebergangsformen ist die Spechtgattung. Bei den Singvögeln ist selbst der fleischige Theil an der äusseren Seite des Unterarms von Federn entblösst und wird nur von den kleinen Federn überdeckt, welche auf der losen Haut sitzen, voran über dem Armbein; die grossen Deckfederu sind so kurz, dass sie blos die halbe Länge der Armschwungfedern erreichen, oder noch kleiner; von den unteren Flügeldeckfedern fehlt die erste von den zwei umgekehrten Reihen, und die übri- gen sind an Zahl weit geringer, als bei den anderen Vögeln. ‚Die erste Schwungfeder zeigt eine allgemein vorkommende Ten- denz zur Verkürzung und ist rudimentär, oder wird bei unge- fähr der Hälfte der bekamnteu Arten vermisst: cubital-Federn (Schwungfedern 2ter Ordnung) sind 9, selten mehrere. Eine eigene Form der Armmuskeln, welche zugerundet, gleichsam aufge- schwollen sind mit langen Sehnen, und eine eigene S— fürmige Biegung des grösseren Armknochens (ulna) so wie einige andere Eigenheiten in den inneren Theilen, geben dem ganzen Arm eine eigene Gestalt, welche leicht wieder erkannt wird, sogar ohne dass die Federn abgepflückt worden u. s. w. Die übrigen Vö- gelordnungen haben 3—5 vollständige Federreihen auf der flei- schigen Aussenseite des Armes; ihre grösseren Deckfedern gehen weit über die Mitte der Schwungfedern 2ter Ordnung; von den unteren Deckfedern findet man immer die erste Reihe umgekehrt. : Die erste Schwungfeder 1ster Ordnung findet sich immer und ist nur selten verkürzt, so dass diese Vögel immer we- A a eo * AR 5,48 158 nigstens 10 remiges primores haben ; einige wenige Formen! aber haben 11. Schwungfedern 2ter Ordnung sind. mit wenigen Aus- nahmen mehr als 9, aber im übrigen an Zahl höchst verschie- den: die ulna ist bogenförmig , nicht S-fürmig, gebogen, und die Muskeln im Arm sind gleich dick mit kurzen Sehnen und zeigen in ‘mehrfacher Hinsicht eine jenen der Singvögel entge- sengesetzte Form, welches alles leicht an des Armes Form und Oberfläche erkenntlich ist. [Hsch.] Die Hrn. Sundevall und Boheman_ theilen über ‚eine Abhandlung des Hrn, Loven, Beiträge zur. ; Kenntniss ‚der schwedischen Trilobiten enthaltend, Folgendes mit. Dalman, welcher in seiner verdienstvollen Arbeit her die Paläaden in den Verh. d. Akad. für das Jahr 1826 die da- mals bekannten schwedischen Arten von diesen merkwürdigen Versteinerungen beschrieb, führte in seinem letzten, für das Jahr 1828 abgegebenen Jahresbericht (p. 134, Note), verschiedene später hinzugekommene mit dem Namen an, unter welchem er sie an die Sammlungen des jetzigen Reichsmuseum niedergelegt. Es sind diese Den nach welchen Hr. Loven es jetzt unternimmt diese bis jetzt wenig bekannten Arten, und un- ter ihnen zuerst zwei besonders merkwürdige Formen, Calymene clavifrons und. ornata Dalm., zu beschreiben. Diese beiden Arten stehen einander ganz nahe, haben eine grosse, gelappte glabella, reticulirte Augen, verlängerte anguli, Furchen auf den spitzigen Epimenen und 14 Glieder, wovon dem Thorax, 11 und dem Abdomen 3 angehören, welche nur zum Theil verwachsen sind. Calymene clavifrons welche Goldfuss weniger richtig mit den Asaphi, z. B. mucronatus zusammen bringt und deren Identität mit C. speciosa Sars. etwas zweifeihaft scheint, hat folgenden Character : „„C. clavifrons Dim. Caput lunatum , latum, angulis in cornua longa recta productis; glabella, 4 latitud. capitis fere efficiens, inflata, obovata, sulcis tribus notata: frontali et oculari obsoletis, cer- vicali profundo lobum ovatum utrinque ambiente; sulei capitis, occipitalis et lateralis, profundi; sutura in angulo ipso utrin- que nata, versus sulcum lateralem sensim adscendens, tum mar- gini occipitali parallela oculum petens , orbitae lobum superio- rem terminans, et inde versus frontem vergens; oculi cornea rotundata tenuiter, sed distincte reticulata. Thorax ex articulis 11, rhachide arcuata, wutringne impressa, epimeris:£hachide duplo longioribus, a basi versus medium sulco, in medio ge- 159 ‚niculo tumido praeditis, et .inde deflexis, faleatis, attenuatis, apice acntoe. Abdomen ex articulis 3 basi connatis,, ceterum liberis, primo secundum excedente, hoc tertinm brevem triden- tatum. Testa undique tenuissime tuberculato - punetata. Long 6 dan. — Loci: Ljung, Skarpasen, Husbyfjöl Ostrog. „Bil- lingen Vestrog. (Arfvet Dalecarliae, don. Wegelin 1843). _ Calymene ornata Dim. ist identisch mit dem vonMurchi- son Sil. Syst. tab. 14 f. 9. von oben und unten gezeichneten Fragment von Thorax, welches dieser Vf. zu dem Abdomen f. 8, Paradoxites bimucronatus Murch. gehört: habend ansieht. Merkwürdig genug hat auch Dalman zwei vollkommen diesen sleiche Stücken, als einem und demselben Thier zugehörend angesehen (S. Jahresber. 1828 p. 138), aber das beinahe voll- ständige Exemplar zeigt, nachdem es gereinigt worden, eine ut ganz eigene, dem vermutheten ungleiche Bildung. (Hsch.) „eC. ornata Dim. Caput semilunare; glabella 4 ejusdem efficiens , aequilata, antice rotundata, postice truncata, sulcis notata tri- bus, profundis, cervicali productiore, lobum utrinque ambiente; suuran..... ; oculi cornea reticulata, orbitae lobo inferiore pulvinato, scrobiculato. Thorax ex articulis 11. validis, rha- chide lata, utringue profunde impressa, epimeris sulco ab eadem distinetis, tum, a basi ad 4 sulco profundo obliquo praeditis, depressione transversa et geniculo tumido, et deinde per 2 lon- situdinis sensim attenuatis, apice acuto. Abdomen ex articulis 3, basi connatis; primo secunduur longe superante, in appen- dicem crassam , teretem, longissimam, utrinque producto, se- cundo tertium excedente(?), hoc verisimiliter brevissimo. — Abdominis specimena Dalmanno huic adscriptum, quod optime refert icon Murchisonii (fig. 8), celavifronti potius attribu- endum; nisi insolita illa appendix longissima sexus differentiam indicaret — quod vix innuere fas est. — Locus: Husbyfjöl “ Ostrogothiae.‘“ Hr. Wahlberg zeigte an, dass ungefähr dieHälfte der, von ihm und Hrn. Boheman im verflossenen Jahre in Norbotten und Lule# Lappmark gesammelten Zweiflügler untersucht, und hierunter über 50 Arten für die Wissenschaft neu seien, von welchen mehrere ebenso ausgezeichnet, als !ungewöhnlich. Er erbittet sich die Erlaubniss_die K. Akad. mit diesen allmählig bekannt machen zu dürfen Mod beginnt mit der Mittheilung der Charaetere von: Helophilus affinis n. sp.; H. lapponicus n. 160 sp.; H. bottnicusn. sp.; Brachyopa cinerea n. sp.; Scaeva latimana n. sp.; Mesembrina resplendens n. sp.; Selachops n. gen.; (e familia Agromycidum) 8. flavescens n. sp., welche alle gründlich auseinandergesetzt und theilweise auch ausführ- lich beschrieben werden. [Hsch.] Hr. Sundevall theilte aus einem Briefe vom Professor J. van der Hoeven in Leyden mit, dass er die Abhandlung d. Hın. A. Retzius über die Schädel der Nordbewohner mit Vergnügen gelesen und die in derselben gegebene Beschreibung vom Kopfe slavischer Völker mit 12 russischen Schädeln und ei- nem polnischen , welche er Gelegenheit hatte, genau zu verglei- chen, völlig übereinstimmend befunden habe. Diese. Bestätigung ist wichtig, weil Hr. R. nur einige wenige Schädel slavischen Stammes zu beschreiben hatte. [Cr.] Sitzung am 15. Mai. Hr. Sundevall zeigt ein Weibchen von kiporre (Bastard vom Birkhuhn und Schneehuhn) vor, welches aus einer Ladung Vögel aus Helsingland gekauft und dem Reichsmuseum ge- schenkt worden war. Früher hatte man nur Männchen von die- ser seltenen Hybridenform erhalten, deren rechte Natur erst vom Prof. Nilsson entdeckt wurde. Das Weibchen ist etwas kleiner, als eine Birkhenne, welcher es in der Form des Schwanzes gleicht, aber es unterscheidet sich davon durch rauhere Zehen und weissliche Farbe. Das Reichsmuseum be- sitzt einige Männchen, durch welche es aufgeklärt wurde, dass diese im ersten Sommer, wenigstens auf den oberen Theilen des Körpers, an Farbe den jüngeren Weiden - Schneehühnern (Lagopus subalpinus Nilss. lllum. Figur. Pl. 6 und 7) oder Birkhühnern gleichen, und dass die älteren wahrscheinlich eine “ rothbraune Sommertracht haben, welche der der weiblichen Wei- den- Schneehühner sehr ähnlich sein muss. Nach diesen Ex- emplaren hat Hr. S. folgende Beschreibung entworfen: Tetrao hybridus lagopoides Nilss. cauda furcata, digitis (saltem 'basi) plumosis. (Tetrao tetrice paullo minor.) Beide Geschlechter ähneln, in der Forw sowohl dem Weiden - als Birkhuhn, die 3te und 4te Schwungfeder sind die längsten und unter sich gleich. Der Schwanz etwas gespalten, die Seiten- 161 federn gerade. Die Zehen an den Seiten zur Hälfte befiedert; aber diese Federn werden im Winter so sträubig und lang, dass sie die ganze Zehe bedecken , welche jedoch oben nackt und mit Ringen belegt ist, die bei den Männchen nach vorne an den Seitenrändern mit Kämmen versehen sind, wie bei dem Birkhahn. Die Nägel lang, wie die der Schneehühner. Der Daumen so kurz, wie bei dem Schneehuhn, aber mit längerem Nagel. Die rothen Augenbrauen ähneln denen des Birkhuhns und scheinen aım Bande etwas gezähnt gewesen zu sein, Die Schwanzfedern sind schwarz, an der Spitze weiss. Die Schwung- federn sind schwarzgrau, fein weiss sewässert, mit weissen Rän- dern. Die Körperfarbe bunt, weiss und schwarz oder rothbraun. Die Federn der Füsse weiss, nach vorne mehr oder weniger grau gemischt. Das alte FWeibchen im VFinterkleide.. Die Schwanzfedern und Deckfedern mit breiter weisser Spitze} die ersteren auswärts, die letzteren ganz braunsprenkelig;; die Seitenfedern nur 8 Mill. (3 Z.) länger als die mittelsten. Die gekrümmten Schwung- federn 190 Mill. (72 Z.); die mittelste Schwanzfeder 105 Mill.; der Tarsus 38 Mill. Die Federn des Körpers, Halses und Kopfes stark gelbbraun, schwarzgebändert mit breiter weisser Spitze. Auf dem Rücken sind sie punctirt, mit bleichgrauer, schwarz- ‚punctirter Spitze. Der Bauch erscheint ganz weiss, aber jede Feder ist am verborgenen Theil schwärzlich; auf der Brust und an den Seiten kommen gelbbraune Querbänder hinzu. Die Seitenkämme der Zehen sind sanz kurz. Das Männchen im FVinterkleide: weiss und schwarzbunt, mit weissem Strich durch das Auge. Die Schwanzfedern und Deck- federn schwarz mit %anz schmälöm weissem Rande an der Spitze. Die Unterseite des Körpers weiss, mit mehr oder weniger Schwarz auf der Brust und um die Keulen (möglicherweise nimmt dieses Schwarz mit den Jahren zu?). Der Rücken schwarz , mis feiner, weisser, wolkiger Wässerung. Die Schwungfedern (gekrümmt) 230 Mill. (94 Z.); die mittelste Schwanzfeder 118 Mill; die äusserste 25 Mill. (1 2.) länger; der Tarsus 45, die Mittelzehe 34, mit dem Nagel 53 Mill. Das alte Männchen im Uebergang von dem Sommerkleide (ge- schossen in Helsingland im Herbste), In der Schultergegend und unten am Halse finden sich noch ein paar rothbraune, schwarzgebänderte Federn, welche beinahe denen von einem Jüngern Weibchen des Weiden-Schneehuhns im Sommerkleide gleichen. Die kleinen Federn hinter den Augen sind auch roth- braun, nicht umgewechselt. Die Federn der Zehen ganz kurz, (Uebrigens reines Winte:kleid.) Das junge Männchen im Uebergang (von Jemtland im Herbste). Viele Federn auf dem Rücken, und eine zu oberst auf der Brust, 11 162 sind rothbraun mit schwarzen, schrägen, etwas gewässerter Querbändern. Auf dem ganzen Hals und Kopf finden sich zahl- reich solche, welche bleichgelbbraun sind und ein paar dunkel- grauliche Qnerbänder haben und deutlich zu dem ersten Jugend- kleide gehören. Sie sind bleicher, als die entsprechenden bei dem Schneehuhn und Birkhuhn. Der Schwanz und alles Uebrige, wie bei den Alten. Die Unterseite hat ganz wenig Schwarz. Die Zehenkämme sind deutlich. (Einige kleine Puncte scheinen auf dem Scheitel während ein paar Jahren, auch in dem Win- terkleide. zurück zu bleiben. ) [Hsch.] Hr. Mesch hatte ein Vezeichniss von Säugethieren, Vögeln und Amphibien eingereicht, welche in der Gegend von Upsala sefunden worden. Hr. Sundevall, welcher dasselbe, nebst den dazu gehörenden Bemerkungen vortrug, bemerkte, dass die angeführte Anzahl der Vögel derjenigen am nächsten komme, welche vom Dr. Andre als auf Gottland gefunden angegeben worden, dass aber der untersuchte Umfang auch wenig gerin- ger sei, als die genannte Insel. Die angegebenen Arten jeder der drei Klassen kommen der Hälfte der in ganz Skandinavien sekannten nahe. Vögel scheinen zwar mehr zu sein‘, diess wird aber berichtigt, wenn man die Zugvögel, welche nur durch die Gegend fliegen, aber nicht daselbst bleiben, abrechnet. Nach Abrechnung dieser und der accidentellen Vögel bleibt folgende Anzahl: Säugethiere 27; Vögel 120; Amphibien 10. Der in ganz Skandinavien bekannten sind, nach denselben Gründen ein- geschränkt und nach Abrechnung der Wale, welche nieht dem Iiande angehören: 54 Säugethiere; 243 Vögel; 18 Amphibien. |Hsch.] Hr. Boheman liest den Schluss des Berichtes über seine im verflossenen Sommer ausgeführte Reise in den Lappmarken von Luleä, Jockmock und Quickjock. Die gemachten Sammlun- gen von Insecten, steigen bis zu ungefähr 11,000 Individuen auf, sind jedoch noch nicht vollständig untersucht, aber mit Sicherheit kann angenommen werden, dass sich darunter über 100 für die Fauna Skandinaviens neue Arten finden. [Hsch.] Derselbe zeigte an: dass der Stud. von Yhlen an die Akad. ein Exemplar von Gryllus migratorius welcher sich bisher i i 163 nür selten innerhalb Schweden gezeigt, eingesendet, und diesem folgenden Bericht beigefügt habe: „während einer Exeursion am „löten des letzt verflossenen Septembers längs dem südlichen „Strand von Bräviken, in Ostgothland, beobachtete ich auf ei- „ner Wiese nahe bei Allonö eine grosse Menge Heuschrecken, „von welchen ich wegen ihrer Grösse und geräuschvollen Flug „sofort vermuthete, dass es Gryllus migratorius L. sei. Diese „Vermuthung ‚wurde zur Gewissheit, da endlich diess Exemplar „gefangen wurde, welches ich dem Beichsmuseum übersende. „Sie waren sehr scheu und schwer zu fangen; die höchsten „Eichen und Eschen wurden von ihnen ebenso besucht, als ein „benachbartes Kleefeld, doch schienen sie gerne mit den zarten „Blättern und Knospen von Trifolium hybridum und pratense „vorlieb zu nehmen, aber auf den eigentlichen Gräsern merkte „man keinen Schaden. Der ganze Schwarm war nach einigen „Stunden ganz verschwunden und konnte nicht wieder gefunden „werden, ungeachtet in der nächsten Gegend genug darnach ge- „sucht wurde.“ Zugleich wurde berichtet, dass bei Mem und Slätkaken auf dem südlichen Theil von Wikboland „eine so grosse Menge von „Heuschrecken sich gezeigt, dass Niemand sich erinnern könnte „jemals eine so grosse Anzahl gesehen zu haben.“ Sie werden beschrieben, ‚grösser, als Locusta verrucivora, braun von „Farbe, mit einem geräuschvollen Flug, und so heisshungrig „dass sie selbst die Getreidehaufen nicht verschonten, noch we- „niger das grüne Laub und Gras.“ Es leidet keinen Zweifel, dass diese auch derselben Art zugehörten, als die, welche bei Bräviken erschienen, obgleich ihre Menge noch grösser gewesen sein dürfte. Nach wenigen Tagen waren alle verschwunden, ohne dass man wusste was für einen Wegsie genommen. [Hseh.] Hr. Wahlberg setzte. seinen, in der vorigen Sitzung an- sefangenen Vortrag über neue Zweiflügler von Norrbotten und Lule& Lappmark fort, indem er Beschreibungen und Auseinan- dersetzungen mittheilte von: Tachydromia atra n. sp.; Para- mesia tenella n. sp.; IBhamphomyia paradoxa n. sp.; Eh. mo- desta n. sp.; Eh. poplitea n.sp.; Hydrophorus alpinus n. sp.; Medeterus paradoaus n. sp.; Simulia ferruginea n. sp. [Hsch.] 164 Aus einem Briefe des Adjuncten der Akad., Freiherrn von Düben, dat. Bergen d. 29ten April, theilte Hr. Loven folgende Nachrichten mit: Schon seit dem verflossenen Herbst habe ich meine Haupt station in Bergen, und den Winter theils mit versehiedenen grösseren und kleineren Excursionen, wenn es das Wetter er- laubte, theils damit zugebracht, die Erndte des Sommers so weit als möglich, zu bestimmen und tkeils die reichen Sammlungen des, vor ungefähr 20 Jahren von dem Stifts-Amtmann Christie gegründeten, Museums der Stadt durchzugehen, dessen Direction die Güte gehabt hat mir zu erlauben, im Verein mit dem Dr. Koren, alle die neuen und merkwürdigen Fische und See- thiere zu untersuchen und zu beschreiben, welche in einer Reihe von Jahren hier gesammelt worden sind. Unter den ersteren haben wir mehrere Arten beschrieben, welche für Skandinavien und zum Theil auch für die Wissenschaft neu sind. Diese sind: ? 1. Polyprion cernium Valenc., wovon ein grosses und schönes Exemplar im vorigen Sommier auf dem Fischmarkt in Bergen gekauft wurde. 2. Urocentrus ruber Nob.n. g. et sp. zunächst Beryx unter den Percoideen, aber sowohl von’dieser Gattung, als, so viel ich weiss, von allen bisher bekannten Fischen dadurch ausgezeich- net, dass die äussersten Strahlen in der Schwanzflosse, 5 oben und 4 unten scharfe Stachelstrahlen sind, ein Character, wel- cher allein die Aufstellung als Typus für eine eigene Gattung rechtfertigen dürfte. Ein sehr schöner Fisch. 3. Sebastes imperialis Cuv. ist Standfisch ausserhalb Bergen, wo er das ganze Jahr über zu erhalten, uud den Fischern unter eigenem Namen bekannt ist. 4.5. Gobius Stuvitzii Nob. und G. linearis Nob., zwei nach Ver- muthung neue Arten, beide von den bei uns früher bekannten Gobien weit verschieden. Etwas mehr nähern sie sich dem englischen G. albus Yarr., so, dass diese drei zusammen eine natürliche Unterabiheilung innerhalb der Gattung zu bilden scheinen. — Besonders merkwürdig ist vorzüglich die letztere Art (von Christianssund und Bergen), sowohl durch die unge- wöhnlich langgestreckte und zusammengedrückte Form des Körpers, als durch die von den übrigen Arten höchst abweichende Strahlenzahl: die erste Rfl. hat nur 2 Strahlen, die andere 20, Bfl. 3, Anfl. 20 — 22, u. s. w. 6. Lophius eurypterus Nob. n. sp., von welchem ein Exemplar seit “ langer Zeit hier im Museum aufbewahrt wird, und ich ein anderes noch lebendes, in Christiansund erhielt. Er hat enorme Flossen. Die Brustflossen allein nehmen einen grösseren Um- fang ein. als der des ganzen Kopfes und Körpers. 10 11. 12. 13. 166 Chironectes sp. von Finmarken. Der Aufenthaltsort giebt Ver- anlassung zu der Vermuthung, dass es eine noch unbeschriebene Art sei. Sternoptyx wahrscheinlich Olfersii, von Ranen in Helgoland. Gadus (Merlangus) albus Risso, Standfisch hier an der Küste und von den Fischern unter eigenem Namen gekannt. Motella glauca X arr.—Couchia Thomps. Von diesem kleinen schönen Fisch erhielt ich ausserhalb Bergen eine grosse Menge. An ganz kleinen Exemplaren sind die Bauchflossen im Verhältniss mehrfach grösser, als an erwachsenen und ihre äussere Hälfte ist kohlschwarz; aber dieser schwarze Saum verschwindet bei zunehmendem Wachsthum ganz, so, dass endlich keine Spur davon zurück bleibt. Rhombus megastoma Anglor.? Insofern Yarrells Beschrei- bung und Figur, die einzigen uns zugänglichen, richtig sind, müsste dieser eine geschiedene Art bleiben. Ihm mangelt z. B. jede Spur von der doppelten Seitenlinie über den Brustflossen, andere Ungleichheiten zu verschweigen. Auch dieser ist Stand- fisch bei Bergen und unter eigenem Namen bekannt. Cyclopterus minutus Pall., welchen ich hier anführe, weil er im Begriff steht nicht nur aus der Fauna Skandinaviens, sondern aus dem System zu verschwinden, als sei er, wie man ver- muthet, nichts Anderes, als ein Junges von C. Lumpus. Es ist bekannt wie Fries auf diese Vermuthung kam uud wie er sie bewiesen. Wobei sich nur ein Zweifel ergiebt: ,‚Ist es so ganz ausgemacht,‘ fragt Fries selbst, ‚‚dass der von Pallas als C. minutus beschriebene Fisch identisch ist mit dem hier beschriebenen Jungen von C. Lumpus?‘“ Die Antwort scheint ihm bejahend ausfallen zu müssen, ‚, wenigstens bis dass Origi- nalexemplar Pallas’s genauer untersucht worden, oder etwas Anderes gefunden wird, welches die Richtigkeit der Beschrei- bung bekräftigt.“ Gerade diess Letztere ist jetzt der Fall. Hier an der Küste kommt nemlich, nicht gar selten ein kleiner Cyclopterus vor, welcher noch näher mit der Beschreibung übereinstimmt und niemals die geringste Spur zu Warzen oder Stachelreihen zeigt, auch wenn er viel grösser, als der kleine Lump ist, auf welchem diese Stachelreihen schon deutlich unter- schieden werden können, und es scheint also dieser Fisch ohne alle Frage der rechte C. minutus zu sein. Lepadogaster norvegicus Nob., ein kleiner besonders schöner Fisch, von welchem ich in allem wenigstens 50 Stück geschen habe, die mit dem Bodenhamen bei Christiansund und Bergen gefangen worden waren. Im Anfang hielt ich ihn für identisch mit L. bimaculatus Yarr., aber so weit dessen Beschreibung und Figur dabei leiten, wird es wohl eine neue Art. 166 Eine Untersuchung über den Bau der Haut bei den Echino- dermen, besonders den Holothurien, macht den Gegenstand einer anderen vollendeten Arbeit aus. Aus Mangel an vollständiger Lite- ratur können wir nicht entscheiden, ob die von uns gefundenen Eigenheiten nicht schon von Anderen bemerkt und beschrieben worden, z. B. von Costa; aber diese Structur ist jedenfalls sicherlich nicht an unseren Arten untersucht und eine solche Anwendung davon gemacht, wie wir dafür halten, machen zu können. Regelmässige perforirte, mit denen bei Synapta ana- loge, und oft mit emem, dem Anker bei dieser entsprechen- den, besonderen aufwärtsstehenden Theil versehene, Kalkschei- ben, finden sich in der Haut aller Holethurien, und besonders schön bei H. elegans und mollis. Auf den Füssen, der Mund- haut, den Tentakeln, treten dergleichen Kalkstücke unter ande- ren, aber gleich eigenthümlichen und characteristischen Formen auf. Der Bau dieser Theile bei allen Eehinodermen kann un gezwungen auf Modificationen von denselben Grundtypen zurück- geführt "werden, und gleichwohl ist ihre Form bei verschiedenen Arten so ungleich und zugleich so constant, dass jede von den 12 norwegischen Holothurien, die wir Gelegenheit gehabt haben zu untersuchen, bestimmt werden kann, wenn man nur eine kleine Scheibe von der Haut unter das Mikroskop lest. Die Schwierigkeit in Spiritus gelegene Exemplare zu bestimmen, wird dadurch grösstentheils verschwinden. Hier unser Verzeich- niss der Echinodermen Norwegens. 1—2. Comatula, zwei schr verschiedene Arten, von weichen die eine, welche bis nach Christiansund hinauf vorkömmt die von Sars beschriebene ist, die andere, welche sich hier auf dem Mu- seum, von Egersund , findet, die bohuslän’sche zu sein scheint. Keine von ihnen will auf die von Müller gelieferten Be- schreibungen passen, doch ist die eine wahrscheinlich — C. mediterranea, obgleich beide mehr cirri dorsales haben, die eine ungefähr 50, die andere ungefähr 60. 3—6. Asteracantkion glacialis . F. Müll, — A. Müller: Sars. — A. rubens L. — A. roseus ©. F. Müll, 7—8. Echinaster oculatus Linck. (= sanguinolentus Sars.), E. per- tusus ©. F. Müll.? O. Fabr. in Danske- Vid. Selsk. Skrift. I, mit einer kenntlichen Figur. — E. sepositus und sanguinolentus M. et T. habe ich in Bergen nicht gesehen. 9—10. Solaster papposus L. et S. endeca L. 11. Chaetaster borealis nob. n. sp. 12. Pteraster militaris ©. F. Müll. 13 — 142 Astrogonium phrygianum Parel. et A. granulare O.F.Müll. 15. 167 Asteropsis pulvillus O. F. Müll. 16—19. Astropecten Mülleri nob. (= unserem gewöhnlichen A. 20. 21. aurantiaca ©. F. Müll., aber weit verschieden von dem ‚rechten mittelländischen. Sie findet sich nicht unter allen den Arten dieser Gattung welche M. et T. beschreiben. — A. Parelii et Christii nob., zwei schöne Arten, beide von Parelius in Trondhjemske Selsk, Skrivt. IV. erkenntlich abgebildet und beschrieben; O. F. Müll., welcher niemals einige davon gesehen, hat sie mit seiner A. aurantiaca ver- bunden, wobei sie später verblieben. — 4. en nob. n. sp. von Christiansund. Ctenodiscus polaris Sab.. gemein bei Christiansund. Luidia Sarsii nob. in Sars Arbeit von 1835 angeführt. 22— 25. Ophiolepis ciliata Retz., O. sguamata M. et T.., nicht selten bei Christiansund; O. filiformis O. F. Müll. und O. scolo- pendrica Linck. 26. Ophiocoma nigra ©. F. Müll. 27—28. Ophioscolex glacialis M. et T.? weicht von der Beschreibung und Figur bei M. et T. durch einen ganz dünnen, kaum merkbaren Ueberzug auf den Stacheln, durch weit kürzere Mundpapillen und durch geringere Grösse ab: Durchmesser der Scheibe 4”, Länge der Arme 12’, Farbe dunkelpurpur- roth. — ©. n. sp. mit ausserordentlich langen Armen 29 — 31. Asteronyx Lovenüi M. et T. — Asterophyton Linckü; — 32. A. Lamarckii? Cidaris borealis nob. n. sp. testa subglobosa, utrinque depressa; ambulacris spinulisque viridibus; spinis infimis (ori proximis) compressis, margine alatis; intermediis eylindricis, longissimis, diametrum testae duplo superantibus, superficie striis elevatis acute crenatis subquindecim, interjeetis sulcis fere duplo lati- oribus. Diam. 2} unc., long. max. spinar. 5 unc. Echinus. a) pororum paribus ternis. 33. 34. E. sphaera ©. F.M., testa subglobosa, rubente,, tuberculis sub- aequalibus minoribus dense obtecta; spinis confertis, brevibus, albis, versus apicem coarctatum plerumque violaceis; primariis parum longioribus (hince series 20 tuberculorum majorum in testa decorticata vix manifestae, ut in omnibus sequentibus). — Frequens. E. Flemingii Forbes, testa globoso-conica, dilute flavescente, fasciis 20 rubris verticalibus secus series tubereulorum primari- 168 35. 36. 37, vrum ornata; seriebus 20 tuberculorum majorum distinctissimis, licet in areis ambulacralibus passim interruptis; tuberculis se- cundariis in inferiore latere numerosioribus et majoribus; spinis raris, flavis l. virentibus, basi purpureis; primariis subtriplo longioribus. — Species pulcherrima , praecedentem magnitudine interdum aequans, circa Bergen non infrequens, ad Christiansund prorsus desiderata. E. elegans nob. n. sp. testa depressa, coccinea; seriebus 20 tu- berculorum majorum distinctissimis, numquam interruptis; se- cundariis inferne nec numero nec magnitudine auctis; spinis ra- ris coccineis, apice albis; primariis duplo triplove longioribus. — Species, ut videtur, rarıssima, cujus 2 tantum exemplaria vidimus prope Bergen ante aliquot annos a Doct. Koren lecta. E. miliaris Lamck.? Forb. = E. saxatilis Müll.? testa de- pressa, obscure virescente; seriebus 20 tuberculorum primari- orum distinetissimis; spinis confertis, violaceo-purpureis, basti virentibus; primariis subtriplo longioribus. — Frequens. E. norvegicus nob. testa depressa, pallide flavescente, apice maculis quadratis 5 rubris 1. virentibus notata; seriebus tuber- culorum primariorum secus areas 10 interambulacrales distinctis- simis et numquam interruptis, secus areas ambulacrales parum distinetis et valde interruptis; spinis raris concoloribus, pallide flavis, gracillimis, subsetaceis; primariis perpaucis, sed longis- simis, (intermediis diametrum testae subaequantibus),, secunda- rias sextuplo superantibus. — Ceteris omnibus minor, ad Chri- stiansund frequens in fundo argilloso; ad Bergen rarior. b) pororum paribus quinis. 38. 39. 40. E. lividus Lamck.? Forb. — E. saxatilis Müll.? testa de- pressa, livido-violacea, seriebus 20 tuberculorum majorum di- stinctissimis; spinis confertis, albidis, violaceis 1. virentibus;, primariis longioribus. — Frequens. Latent fortasse sub hac specie duae distinctae, E. lividus et neglectus Auct., quod intra aestatem extricare spero. Fibularia ovulum Lam.ck. . Spatangus purpureus O. ®. M. 41—42. Brissus lyrifer Forb., ceteris longe rarior. — (Micraster Agass.) canaliferus Lamck.? 43 —44. Amphidotus cordatus Forb. — A. flavescens Müll. = A. roseus Forb., wenigstens ist dieser hier an der Küste, und wie ich glaube, auch in Bohuslän, unvergleichbar häufi- ger, als der vorhergehende. 45 —46. Holothuria elegans; H. mollis ©. F. Müll. 47—51, Cucumaria frondosa Gunn., (welche bei Forbes unter vier verschiedenen Namen vorzukommen scheint: C. frondosa, pentactes, fucicola? und die junge, als Ocnus brunneus); C. pellucida O, F. Müll, = hyalina Forb.; C. Drummondi 169 Forb., ohne Zweifel dieselbe, welche auf einer anderen Stelle bei Forbes unter dem Namen von Thyone Portlockii abgebildet und hier von allen die seltenste ist; — C.Hynd- mannii Forb.; — C. lactea (Ocnus) Forb. 52—53. Thyone Fusus O. FP Müll. = T. papillosa Forb.; ihr Mundring ist H. Penicillus O. F. Müll. — T. Baphanus nob.n. sp. 54—55. Psolus Phantapus L.; P. sguamatus O. F. Müll. 56. Synapta inhaerens O.F. Müll. = Chirodota digitata Forb.; S. Duvernoyi Quatref. steht dieser Art ganz nahe, scheint‘ aber doch davon verschieden zu sein. 57 —58. Sipunculus Bernhardus Forb.; S.n. sp. 59. Priapulus caudatus Lamck. 60. Echiurus vulgaris Sav. 61. Bonellia viridis Rol., bei Bergen. [Hsch.] —. Unter den Zoophyten muss ich ausser der in meinem ersten Briefe erwähnten Anthea (S. p., 14) eine zusammen gesetzte Actinie nennen, welche der Gattung Mammiillifera anzugehören scheint. Sie ist so fest mit Sand inkrustirt, dass dieser gleichsam in die Substanz des T'hiers selbst einverleibt zu sein scheint, und alle Exemplare, die wir gefunden haben, - waren von einem Pagurus bewohnt, welcher sich darin einquar- tiert, oder sich aus der Masse des zusammengesetzten Thieres selbst eine Höhle gebildet hatte. Ausser den früher erwähnten Lernaeen auf Anthea und einer zusammengesetzten Ascidia, haben wir eine dritte ganz besondere Form auf dem Rücken von Squalus Spinax gefunden. [Hsch.] Im Zusammenhang mit dem Vorstehenden suchte Hr. Loven die Aufmerksamkeit der Akademie auf ein bisher, wie es scheint, unbeschriebenes Meerthier zu richten, welches sol che Eigenheiten zu vereinigen scheint, dass es für jetzt am besten unter die Echinodermen geordnet werden dürfte. Der vorgeschlagene Name ist [Hsch.] Chaetoderma n. 9. e classe Echinodermatum (zeirn, seta, Ö£oue, cutis). Tab. I. Corpus vermiforme, teres, gracile, setosum, scil. aculeis tectum confertissimis , simplicibus, rectis, ab antica parte (a), versus 170 postica (b) sensim majoribus; Os (ec) in antica fine inflata, an- gustum, in disco situm orbieulari, leviter convexo; anus (d’) in fine postica hiante, breviter tubulosus; branchiae (d'*,e) binae, basi anum amplectentes, pinnatae, retractiles et cum ano intra cavitatem infundibulifdrmem recondendae. C. nitidulum n. sp. argenteo-nitens, disco branchiisque flavicanti- bus; long. 8-linearis. — Hab. in argilla fundi 15—40 org. ad oras Sueciae occidentalis. — Animalculum singulare a Priapulis, Echiuris, ut videtur, haud alienum; eorumque familiae interea 4 adnumerandum. Hr. J. E. Areschoug theilte in einem Briefe an den Hrn. Loven folgende Beobachtungen über die merkwürdige Alge, Achlya prolifera, mit. Ledermüller soll, Unger zufolge, zuerst (Mikroskopische Ergötzungen, 1760) dieselbe beschrieben haben, und Spallanzani, Lyngbye, Carus, Meyen u. M. haben in Bezug auf sie eine und die andere: Beob- achtung mitgetheilt. Dr. Hannover nnd Stilling (Mül- ler’s Archiv f. Anat. und Physiol.), ferner Unger (Linnaea, 1843, S. 129,) lieferten in den letzteren Jahren so wichtige Beiträge zur Entwicklungsgeschichte dieser Pflanze, dass wenig oder nichts hinzuzufügen übrig ist. Von den Abhandlungen der Letzteren kenne ich nur die von Unger in der Linnaea, wel- che ich hier auch als bekannt annehme. So viel ich weiss, ist diese Alge früher nicht in Schweden beobachtet worden. Sie ist auch ein unbedeutender Recrut für die schwedische Flora, aber desto merkwürdiger in physiologi- scher sowohl, als ichthyologischer Hinsicht. Was die letztere be- trifft, so habe ich zu dem von Unger Angeführten nichts hin- zuzusetzen; rücksichtlich der erstern aber werde ich unten einige Bemerkungen beifügen. Die Achlya prolifera wächst, den Schriftstellern zufolge, auf todten sowohl, als auf lebenden Wasserthieren und bewirkt am Ende der letzteren Untergang. Im September 1842, berich- tet Unger, starben in der Gegend von Grätz unzählige Indi- viduen von verschiedenen Cyprinusarten, die alle mehr oder minder von diesem kleinen Gewächse heimgesucht waren, wel- ches allemal binnen 48 Stunden den Tod des gesundesten Fi- sches verursacht. Unger impfte völlig gesunden Fischen das Pflänzchen ein, und diese starben allezeit innerhalb der genann- ten Zeit. Um sich davon zu überzeugen, dass die durch die Impfung entstandene unbedeutende Wunde nicht die Veranlas- sung zum Tode der Fische gäbe, verwundete er auf dieselbe 171 Weise, ohne Einimpfung der Pflanze, einige andere Individuen, welche nicht das Geringste davon zu leiden schienen. Am 3ten Mai dieses Jahrs, wo ich am Rande der Wall- gräben von Gothenburg einige Conferven aufsuchte, ward ich einen 16” langen Kühling (Idus) gewahr, welcher auf der Seite schwamm. Bei meinem Versuche, ihn zu fangen, nahm er mit sichtbarer Anstrengung seine Kräfte zusammen und fuhr mit ziemlicher Hurtigkeit nach dem Grunde, war aber nach Verlauf einiger Secunden wieder oben und lag auf der Seite, wie vorher. Nun erhaschte ich ihn und leste ihn in ein Gefäss voll Wasser; er lebte aber nur noch } Stunde lang, oder nicht einmal so lange. Dass die Achlya prolifera seine Krankheit und seinen Tod verursacht hätte, war nun leicht einzusehen ; denn auf bei- den Seiten des Fisches etwas hinter der Rückenflosse und so auch um die Schwanz - und Afterflosse bildete dieses Vegeta- bile durch dicht mit einander verwebte Fäden Schichten von verschiedener Breite, aber von 1—3” Länge und # oder 3” Dicke. Der Rücken zwischen dem Kopfe und der Rückenflosse hatte ein sammetähnliches Ansehen, welches von derselben Pflanze in einem weit frühern Entwicklungsstadium verursacht ward. Unter den erwähnten Schichten waren die Schuppen theils lose geworden, theils abgefallen, und das hier und dort, während der Fiseh noch: lebte, entblösste Fleisch war schon in dem Grade von Fäulniss angegriffen, dass diese sich durch einen unleidlichen Gestank in ziemlicher Entfernung zu erkennen gab. Was noch ferner zu dem Untergange des armen Thiers beige- tragen haben musste, war die Menge kleiner Würmer, Larven und vor allen Infusionsthiere, welche sich in den von der Pflanze verursachten Wundstellen aufhielt. In Wahrheit, ein bemitleidenswerther Zustand! . Ich legte mit der Achlya dicht hesetzte Schuppen in süsses Wasser und versuchte, die Sporidien (deren Bewegungen ich oft zu sehen Gelegenheit hatte,) zum Keimen zu bringen; aber dies Letztere war eben so fruchtios, als jedes Bemühen, die Pflanze selbst beim Leben zu erhalten, nachdem sie einmal von ihrer Vegetationsstelle getrennt worden war. Hierauf, wie auf einige von Unger’s Beobachtungen mich stützend möchte ich glauben, dass die Sporidien sich ausschliesslich auf lebenden Organismen entwickeln und die Pflanze selbst mit deren Tode bald ihrer Auflösung entgegen gehe. Unger besichneifkt die sporidientragenden Enden der Fäden des G@ewächses als keulenförmig und giebt eine Zeichnung der- selben; Schleiden (Grundzüge der wissenschaftlichen Bota- 172 nik, Th. I, S. 264,) erwähnt zweier Arten von Sporidien, näm- lich 1) grösserer, welche in geringerer Anzahl in kugelförmi- sen Sporangien gebildet werden, und 2.) kleinerer, welche sich in grösserer Zahl in den unveränderten Endgliedern der Fä- den finden. Ich für meinen Theil fand die sporidientragenden Endglieder an den Fäden theils ganz unverändert, theils keu- lenförmig und schliesslich auch kuglicht, ohne desswegen unter diesen sämmtlichen Formen irgend einen bestimmten Unterschied hinsichtlich der Grösse und Zahl der _Sporidien finden zu können. Eine andere Bemerkung gegen Unger betrifft die Scheide- wand zwischen dem Innern der sporidientragenden Enden und der Fäden. Dieser Schriftsteller meint, indem er dasjenige an- nimmt, was er eine merismatische Cellenbildung nennt, (End- licher und Unger, Grundzüge der Botanik, S. 34,) dass jede Scheidewand, welche sich in den Fäden dieses Gewächses fin- det, eine reine Querwand sei und nicht der Boden einer einzi sen oder die Böden zweier zusammenstossenden in der Mem- bran des Fadens eingeschlossenen Cellen. Ich habe mich bei der Achlya deutlicher, als bei mancher andern verwandten Alge überzeugt, dass diese Scheidewand entweder der Boden einer einzigen, in dem Faden eingeschlossenen Celle ist, oder dass sie von den gegen einander gestellten Böden zweier Cellen herrührt, und nichts steht der Ansicht entgegen, den Stoff, aus welchem die Sporidien sich bilden, als Cytoblast zu betrachten, um wel- chen eine Celle gebildet wird, welche von der Membran des Fadens umschlossen, und deren unterer Boden die genannte Scheidewand ist. (Unger, a. a. O., T. 4, Fig. 1, a.) Die vorzüglichsten Synonyme dieses Gewächses sind Vaucheria aquatica Lyngh., Hydrophyt. dan., Tab. 22 et p. 29, und Leptomitus clavatus Agardh, Syst. Algar., p. 49. Uebrigens vgl. Unger, a. a. O., S. 148. [Cr.] Hr. Professor Nilsson hatte dem Hrn. Sundevall brief- lich mitgetheilt, dass er die Form der beiden Hasen, welche in Skandinavien leben, so hinlänglich bestimmt verschieden von einander befunden hätte, dass sie als 2 getrennte Arten zu be- trachten wären. Er hatte, nachdem er vom Hrn. Probst Ek- ström darauf aufmerksam gemacht worden war, sie in den Illu- minerade Figurer till Skand. Fauna als 2 Varietäten vom Le- pus borealis beschrieben, wollte sie aber nun unter folgenden Namen aufführen: 178 Lepus borealis , Nilsson, Skand. Fauna, 1820; — var. collinus (Backhare , deutsch: Hügelhase), Il. Fig. Pl. 19. — Wird im Winter ganz weiss; nur die Spitze der Ohren ist schwarz ; das Fell am Grunde weiss oder bleich. Lepus canescens N. — Lep. borealis var. silvaticus (Mohare, deutsch: Heidenhase), 1l. Fig., Pl.22. — Wird im Winter blau- grau; unten weiss; die Ohren an der Spitze und dem grössern Theile des hintern Randes schwarz; das Fell am Grunde grau. Hr. Sundevall äusserte in Beziehung hierauf, dass er ein paar Jahre hindurch ziemlich viele Exemplare von beiden Varie täten verglichen und beschrieben und sie so constant befunden hätte, dass kein Uebergang zwischen ihnen zu bemerken gewe- sen wäre, wesshalb es das Richtigste seyn möchte, sie als zwei Arten zu betrachten, obgleich kaum ein bestimmter Unterschied in ihrer Gestalt hätte aufgefunden werden können. Die meisten Arten der Gattung wären unter einander kaum verschiedener, als diese. Lepus borealis findet sicb durch ganz Skandinavien, aber auf der schonischen Ebene nur als seltener Fremdling. Gegen Norden geht er bis an die Küsten des Eismeers. Im Reichs- museum existirt ein Exemplar, welches bei der Kirche von Enare geschossen worden ist. Bei älteren Exemplaren ist das Fell am Grunde, in der Sommer-, wie in der Wintertracht, fast weiss; bei jungen Exemplaren aber heller aschgrau. Die Sommer- tracht erscheint gewöhnlich etwas dunkler, als die des folgen- den, und die Haare sind mit weisslichen Ringen versehen. Das Schwarze der Ohrenspitze ist ungefähr 10 Millim. breit und läuft nur etwa 1’’ weit nach der vordern Kante, aber nicht nach der hintern hinab. Lepus canescens ist die gemeine Art in Schonen, findet sich im ganzen Göthalande neben der vorigen; um Stockholm und im ganzen Svealande trifft man sie an gewissen Stellen oder in gewissen Gegenden an; auf der Ebene von Upsala ist sie weniger gemein, als die vorige; wird nordwärts seltner, aber dennoch bis an den Storsjö in Jemtland angetroffen, von woher Hr. S. ein Exemplar bekommen hat. Die Grundfarbe des Fells ist immer aschgrau, sehr dunkel bei den jüngeren. Die Sommertracht erscheint mehr gelblich graubraun. Das Schwarze der Ohrenspitzen ist gewöhnlich ungefähr 20 Millim. breit und läuft bis unter die Mitte des hintern Randes und etwa 1’ am vordern hinab. Einige wenige Verschiedenheiten in der. Form und der Pro- portion scheinen sich wirklich zwischen diesen beiden Formen # 174 zu finden; sie sind aber so wenig constant, dass sie als Cha- raktere nicht angewandt werden können. Gewö Ohr beim L. borealis, ohne die Haare auf der Spitz ze (welche etwa 10 Mill. messen), beinahe um 3’ (10 bis 12 Mill.) länger, als der Abstand des Ohrs von der Schnauzenspitze und etwa 50 Mill. kürzer, als der Hinterfuss von der Ferse bis zur Klauen- spitze. Bei L. canescens pflegt das Ohr um 10 Mill. kürzer zu seyn. Aber von beiden finden sich Exemplare, bei denen die Ohren um 10 M. länger, oder um eben so viel kürzer sind, so dass man leicht Exemplare von ihnen so auswählen kann, dass sich die längeren Ohren bei L. eanescens finden. Ein gleiches Verhalten hat bei allen den kleinen Formverschiedenheiten Statt, welche ich zu finden geglaubt habe, z. B. dass der Kopf bei L. borealis kürzer und gerundeter zu seyn pflegt; aber es verhält sich mitunter umgekehrt. Beide unterscheiden sich deutlich durch den kurzen, ganz weissen Schwanz vom L. limidus (oder besser L. europaeus ) im übrigen Europa, welcher einen längern, oben schwarzen Schwanz besitzt, ferner vom L. glacialis in Nordamerika und Grönland, welcher nur einen Büschel von schwarzen Haaren auf den Ohrenspitzen, an der Spitze breite, stumpfe, herabge- drückte Klauen und um etwa 1’ kürzere (140 Mill. vom Fer- sengelenke bis zur Klauenspitze) Hinterfüsse hat. — Die fol sende Tabelle giebt die Maasse, welche ich bisher von frischen Exemplaren genommen habe. Alle Ziffern bedeuten Millimeter, von denen %5 auf 1’ schwed. gerechnet werden können. 75 - u es) ee ©. =>) = me er = E :| 8 S FFIEE 5 N er = & DIE 8 a =, Ss m 08 © 5 Sn u = oO R Bi S SF = e: | E58 28,48 2) =R + SAH =, = N Ne SW EkeeN = Eu en Zange a a a = = ee an aesr, No & BE 55° zm"oe|5©5285 ve N en = | 208° = nee 2» = 12.5 = = © Fe 2 = S Fe) ri [0] oa Nr S > ® DD n 08 =. ® ueNe [1 Be Ku Pe: ee = 8 r ul ga 5204| — 9 52 48 — 125 — | 188 — 300 - b 545 59 | 114 108 59 48 120 125 92 | 202 159 310 - ce 545 50 | 114 108 55 44 a BUWSEMUH, - d 545 75 | 112 105 59 49 110 119 92 | 200 12 — - e 500 47 | 107 99 52 44 — .,107..82 188.149 — Ei - f. 550 70 | 113 100 61 48 | 114 123 91 | 205 10 — Ef - g 530 68 | 107 97 56 44 110 720 89 | 19 15 — | - h 545 47 | 11l 105 50 45 11 — 83 | 20 165 — Z)9 i 540 75|116 — 62 45 —_.";.120...:91..,220 175. — 2( - k 520 47 |105 9 51 4 103 '—. 82) 105 161 Ei - 1: 520 50 | 1065 90 55 45 104 114 84 | 200 160 — “1 - m 520 45 | 103 96 52 42 113 120 91 | 202 168 — - n 540 47 | 105 96 54 42 108 117 87 | 204 18 — - o 540 52 | 107 99 56 45 115 122 91 | 203 166 — - p 520 62 | 105 96 53 4 109 115 85 | 192 156 — - 9 570 66 | 110 100 55 46 108 115 87 | 197 161 — - r 545 53 | 107 100 60 46 110 117 85 |210 70 — d a 580 50 | — 104 60 48 za er au so el. b 545 47 |107 102 57 45 — 12 32 !205 15 — sl - « 49 46 | 100. 8 45 37 —,;: 118, 88: 388..158.2.: = 2 d 550 80 | 112 100 57 42 110 119 87 | 199 168 — @( - e 520° 53 | 103 98 55 al 110 118 86 | 198 12 — s\- f53 1/18 — — — 98 108 85 ; 200 160 — a\- s 550 58 | 113 112 60 48 115 125 96 | 213 176 — -"h 533 50 | 107 94 54 48 {03 112 87 | 201 19 — L. borealis a) Südl. Schonen, 29. Dechbr. 1831, b) Stockholm, Febr. 1843, c) Jemtland, Febr. 1843, d, e) Sieckholm, März u. Apr. 1843, f, g) Stockholm, Oct. u. Nov. 1843, h, i) Norrla:d, Jan. 1844, k) Stockholm, April 1843, D) (juv.) p) Stockholm, Oct. — Dec. 1843. L. canescens a) Südl. Schonen, 29. Dee. 1831, b) Stockholm, 3. Apr. 1843, c) (juv.) Upsala, 8. Dec. 43, d) Stockh., Aug., 43, e) (juv.) Stockh., 16. Aug. 43, f) Norrland, Jan. 44, g) Jemt- land, Jan. 44, h) Dalekarlien, Febr. 44. Bem. Die Länge des Schwanzes (80) bei L. canescens, d, ist nicht falsch geschrieben. Das Messen der Ohren mit den Haaren ist nicht so sicher, als ohne diese. Auf Veranlassung des Obigen führte Hr. Professor Ceder- schöld an, von einem sehr glaubwürdigen Manne unter seinen = AE* N » Kal “ 176 Bekannten erfahren zu haben, dass derselbe ai Junge aus dem Leibe eines trächtigen Hasenweib genom- men hätte und dass diese am Leben geblieben und von einer Katze gesäugt worden wären. [Cr.] m——— 1. | Sitzung am 11. September. Hr. Freiherr Berzelius theilte aus einem Schreiben des Hrn. Oberintendanten Nordenskiöld, dat. Uleäborg d. 2. Aug. 1544, Folgendes mit: „Von einer Reise nach Kuusamo bis nach der Archanr- gel’schen Gränze hinab zurückgekehrt nehme ich mir die Frei- heit, einige Worte über diese Reisetour zu schreiben. — Ich hatte nämlich Gelegenheit, mehre Beobachtungen rücksichtlich der Richtung der Riefen zu machen, welche zu meiner nicht geringen Verwunderung die von Böthlingk früher gemachten völlig bewahrheiteten. Die Abweichung von Norden, welche halbwegs von Uleäborg bis Kuusamo sehon bis zu 52° W. stieg, wurde auf dem Erdrücken bei der Kirche zu Kuusamo an einem Berge, welcher von Erde zum Anlegen eines neuen Landweges entblösst und wenigstens 1000’ hoch über dem Meere war, 50° W. *) und stieg weiter östlich bis auf 70°, 74°, endlich ganz nahe an der russischen Gränze an einem wenigstens 1600 ' hohen Berge, auf 84° W. bei sehr deutlichen Spuren, dass die Fluth von Westen (mit 6° nördlicher Abweichung) gekommen und nach Osten gegangen war. Dass Riefen an so hohen Ber- gen beobachtet werden können, kommt daher, dass sie zum srössern Theile mit Erde überdeckt sind und dass, wenn diese Bekleidung abgedeckt wird, sich die Oberfläche durchaus nicht angefressen, sondern so, wie sie ursprünglich gewesen ist, zeigt; da, wo die Oberfläche bloss war und ist, ist sie ganz rauh, aus- genommen an den Quarzadern, an welcher Gebirgsart sich sel- ten Riefen zeigen, weil sie zu hart ist und nur abgeschliffen wird. — Ich zweifle jetzt nicht mehr daran, dass Böthlingk - am Eismeere die Stossseite nebst der Direction der Riefen rich- tig beobachtet habe; wie aber dies mit der Idee von einer allge- meinen Geröllfluth vereinigt werden könne, ist eine andere Frage.“ | „Etwas sonderbar ist es mit der Verwitterung der oben ge *) Soll dies vielleicht 600 W. heissen ? F '>D. Uebers % u 177 nannten Gebirgsart. "Vorzüglich in solchen Sümpfen, in denen das Wasser sehr braun ist, verwittert der rothe Feldspath und wird abfärbend, auf der Oberfläche, als wäre er Kreide. Am Diorite wird die Hornblende auf der Oberfläche hellgrün, und der Feldspath (Albit?) verwittert erst bis in eine Tiefe von 1—2”; aber dies geschieht nur an dem Theile des Steins, welcher vom Wasser umgeben ist, aber von Zeit zu Zeit trocken liegt; der in der Erde liegende Theil des Steins ist ganz unangefressen. Ich besitze aus dem Diorite solche kleinere Steine, welche am obern Theile angefressen sind, aber am untern die Geröllab- schleifung ganz unangegriffen zeigen. Thon entsteht nicht aus diesem Zerfressen des Feldspaths, sondern nur ein weisses, gro- bes Pulver, welches man an seinen Stellen zu dünnen Schichten angehäuft findet.“ „Von Mineralien fand ich krystallisirten Rutil (sonst nicht ‚in Finnland gefunden) und ein Mineral, welches dem Titaneisen . gleicht, sich aber leicht schmelzen lässt.“ In Bezug auf Obiges führte Hr. Loven aus einem Schrei- ben vom Hrn. Murchison, welcher auf einer Reise durch einen Theil von Norwegen und Schweden Kenntniss von den Riefenphänomenen, so wie sie sich hier zeigen, genommen hatte, Folgendes an: „Ich bin im ganzen sehr zufrieden mit meiner Reise von Stockholm hierher (nach St. Petersburg) ; denn sie gab mir ein so vollständiges ‚„Expose“ von dem, was man Stoss- und Lee-Seiten bei den krystallinischen Gebirgsarten nennt, dass ich von der Wirklichkeit der grossen Operation , über welche Sefström’s Arbeiten so viel Licht verbreitet haben, völlig überzeugt bin. [.Cr. ] En Hr. Wahlberg äusserte, dass er diesen Sommer auf den Blättern des gemeinen Rheinfarn (Tanacetum vulgare), in Menge Aphis tanaceticola Kaltenb. gefunden, welche einen rothen Farbestoff enthielte, der ihm schiene zu verdienen in techni- scher Hinsicht näher untersucht zu werden. [Hsch.] Hr. Boheman führte an, dass er im verflossenen August während einer Reise nach Smäland, eine Menge, der Formica rufa gehörende Ameisenhaufeu untersucht, und obgleich Witte- 12 BIN, P PER. 550 178 rung und Jahreszeit zu solchen Forschungen weniger günstig gewesen, seien doch folgende 26 Arten Inseeten gefunden: wor- den, von welchen die Hälfte für. Skandinavien ' neu ist. (Die mit ” bezeichneten halten sich nur zufällig unter ‘Ameisen auf). Cryptophagus glaber Gyllenh.; *C. cellaris Gyllenh.; Peilium evanescens Marsch.; P.haemorrhoidale Motschoulski; Tri- chopteryx picicornis Mannerh.; Scydmaenus Godarti Gyl- lenh.; * Sunius (Paederus) angustatus Gyllenh.; Quedius bre- vis Erichs.; Leptacinus formicetorum var: ß. Märkel.; Ale- ochara angulata Erichs.; Oxypoda myrmecophila var. #. Mannerh.; O. formiceticola Märkel.; Homalota (Aleochara) flavipes Gyllenh.; H.anceps Erichs.; H.parallela Mannerh,; Dendrophilus (Hister) pygmaeus Gyllenh.;*Paromalus (Hister) flavicornis Gyllenh.; ” Hypophloeus depressus Gyllenh.; * Ce- rylon histeroides Gyllenh.; Monotoma conicicolle Guer. v ß. undique testacea; Corticaria formicetorum Mannerh.; Myrme- coxenus subterraneus Märkel. | Anthocoris formicetorum n. sp.: nigra, antennis pedibusque testaceis, thorace obsolete punctulato, hemelytris pallide testaceis, mem- brana albicante. — Long. 1 lin. Passim in societate eum Formica rufa. Obs. A. exili proxima, sed dimidio minor, thorace antice non rugoso, membrana albicante, ab illa facile distineta. Variat interdum femoribus medio leriter infuscatis. | * Tingis pusilla Fall.; *T. capitata Fall.; * Bryocoris palustris Fall. [Hsch.] Hr. Sundevall zeigte an, dass über Sommer die von dem, "in dem Kaffernlande reisenden, Hrn. J. Wahlberg erwarteten Sendungen angekommen -seien. Diese Sammlungen sind die letzten über welche von Hrn. W. Nachrichten eingegangen, die grössten welche von ihm heimgesendet und im Allgemeinen die reichsten welche jemals auf einmal nach Schweden gebracht worden. Sie können auch bestimmt die schönsten genannt wer- den in Hinsicht auf die ausgezeichnete und versichtige Conser- vation der Exemplare, die mit Etiketten versehen, auf: welchen Tag, Ort und verschiedene andere Data für jedes Exemplar grösserer Thiere angegeben sind. Sie füllten 12 grosse Kisten, wovon Drei 33 Ellen lang und ungefähr 2 Ellen breit und hoch waren. Darin waren enthalten 192 Säugethiere, 860 Vögel, eine grosse Anzahl Amphibien, Fische, Skelette (z. B. vom Rhinoceros, Hippopotamus, mehreren südafrikanischen: Antilo- pen u. s. w.) und eine Menge wirbelloser Thiere in Spiritus Pe 179 oder getrocknet: Prof. Boheman hat schon die Insecten auszupacken und provisorisch zu ordnen begonnen und gefunden, dass die auf Nadeln gestochenen Stücke, folgende Anzahl betra- gen: Coleoptera 1617 Arten in 5270 Individuen, Orthoptera 36 A. 51 I., Hemiptera 292 A. 657 I., Lepidoptera 269 A. 546 I., Neitropters 20 A. 42 I., Hymenoptera 124 A. 169 I., Diptera 203 A. 396 1., Woterk 15 A. 40 1., im Ganzen 2576 Arten, 7171 Individuen. Ausserdem enthält diese Sendung noch Nester und Eier von einer ganz bedeutenden Anzahl südafrikanischer Vögel; Pflanzen, sowohl getrocknete, als Früchte, Stämme, Schwämme, Flechten u. s. w. Diese Sammlungen sind bis weiter nur unter Obhut des Reiehsmuseums deponirt, ohne dass eine ihre Erwerbung für das Museum betreffende Unterhandlung vorgenommen worden, da wan noch hofft, dass das Gerücht von Hrn. W. Tod ungegrün- det sei.*) | Bis jetzt ist noch keine Zeit dazu gewesen die näheren Un- tersuchungen anzustellen, welche diese Sammlungen in so ho- hem Grade verdienen, weshalb kein anderer Bericht üher die vielen, für die Wissenschaft neuen Arten und Aufklärungen, welche sie enthalten kann geliefert werden, als dass mit Sicher- “ heit angegeben werden kann, dass sie sehr viel Neues aus allen Thierklassen, sogar den beiden höchsten, enthalten. Für diess- mal beschränkt sich Hr. S. auf folgende Thierart: Cercopithecus Samango Wahlbg. n. sp. Unter diesem Namen hat Hr. J. Wahlberg eine Art Affen gesendet, wel-_ che Hr. S. für bis jetzt unbeschrieben hält. Sie gehört unter W die grössten Arten der Gattung Cercopithecus und kann durch folgende Beschreibung characterisirt werden: C. cinereus; pilis 1acente variegatis, ee nigro, pallidopun- ctato absque fascia frontali pallescente; brachiis totis nigris. — Mas adultus longitudine ad basin caudae Om, 59; caudae longit. O, 77. Facies nigricans genis totis dense pi- — *) Zufolge einer brieflichen Mittheilung des Hrn, Prof. A. Reizius vom 28sten Oct. 1844 ist diese Hoffnung in Erfüllung gegangen. Derselbe schreibt mir: „wir erwarten Wahlb erg im Herbste zu Hause. „Er ist in Ländern gewesen dic früher, so viel man weiss, kein „europäischer Fuss betreten, und welche, so viel man nach sei- „nem bis jetzt augekommenen kurzen Briefe schliessen kann, kaum „von Menschen, aber desto mehr von zahlreichen, zum 'T’heil 2 „Lossalen, wilden 'Thieren bewohnt sind.“ Anm. d. Re dat. 12° 180 losis, colore corporis. Labium superius usque ad nasum et in- ferius cum mento sparse albidopilosa; macula ante genas nigra. Aures intus et margine albidopilosae. Gastraeum pallescens. Pili gulae et juguli lanati, densi, breves, albidi. Antipedes tantum in antica humerorum parte variegati. Pedes posteriores- extus obscure cinerei, albido - variegati. -Manus omnes_nigri. Cauda a basi ad medium albida, linea superiore fusca; dein sensim nigra. — Femina parum minor, similis mari. — Pulluli usque a longitudine Om, 25, colore parentum. Dieser Affe ist von Hrn. W. in Haufen zu Amazulu im Kaf- fernlande innerhalb Port Natal, im Mai und Juni 1841 gefunden worden. Er hält sich in dem dichtesten Wald in den Kronen der Bäume auf. Wenn man so glücklich ist ihm unbemerkt nahe zu kommen, bleibt er still sitzen, sich unter dem Laube verbergend,, so dass man einen um den anderen niederschiessen kann; aber gewöhnlich flieht er wenn der Jäger noch weit ent- fernt ist. Im Mai und Juni hatten sie kleine Jungen. Samango ist ihr Name unter den Kaffern. [Hsch.] Endlich führte Hr. S. noch an, dass er während seiner An- wesenheit in Gothenburg unter den dortigen schönen. zoologi- schen Sammlungen ein Exemplar von Motacilla alba mit schwar- sem Rücken gesehen, welches dieselbe Varietät sei, die in England gemein vorkomme, von den englischen Zoologen für eine eigene Art gehalten und M. Yarrelli genannt werde. Die- ses Exemplar war den 2lten März 1843 in der Nähe von Go thenburg geschossen worden. Diese Varietät scheint früher in Norwegen bemerkt worden zu sein und dürfte vielleicht regel- mässig einen Theil (z. B. den westlichen) von diesem Lande bewohnen. Möglicherweise hatte sich diess Exemplar an die schwedische Küste verirrt, gleichwie z. B. das. Exemplar von Mot. flava var. capite nigro, welches S. selbst im März 1838 bei Gothenburg sah. [Hsch.] Anm. Det Literaturbericht folgt im nächsten Hefte. D. Red.- vE 72 Bee ehr She u de A le ce Eine botanische Betrachtung. "Von hr Di. Elias Fries. Ueberseizt von Dr. C; T. Beilschmied *). Woch in jedem Frühlinge wird das grosse Drama des dritten Schöpfungstages aufgeführt, wo zuerst ‚„‚die Erde aufgehen liess Gras’und Kraut,“ und dieses wahrhaft poetische Schauspiel, die Wiedergeburt des Lebens, ist das fröhlichste Fest der ganzen Natur. Wegen der Mannigfaltigkeit und Schönheit seiner For- men ward ‘es von Alters her ‚‚formosissimus annus‘“ genannt; und welche Zauberkraft liegt daher nieht schon im Worte Früh- ling! »Es giebt auch nur’ wenige Dinge, welche Skalden öfter und lieber besängen; nichts, das lebhafter in jedem Wesen Empfindung und Lebenslust weckte**). Und was bringt nicht der Frühling der Pflanzenwelt? Erwachen zu neuem Leben! Und dem Botaniker ? Kaum weniger. Deshalb verdient er wohl auch vom botanischen Gesichtspunkte aus betrachtet zu werden. Ist denn im Norden der Frühling so herrlieh und schön? 'Gewöhnlieh wohl in der, hier buchstäblich grünen, Hoffnung, doch in der grauen Wirklichkeit selten, wenigstens hier um *) Aus E. Fries Botaniska Utflygter, Bd. 1, S. 211 — 256. **) Das war wohl einer der ergreifendsten Ausdrücke von Melancholie, als Jemand wünschte, der einförmige Frühling möchte einmal zur Abwechselung blutroth ausfallen. 13 182 Der Frühlin g: Upsala. „Des Lenzes Blumen“ sind auf der offnen kahleti Flur recht dünn gesäet; „des Frühlings laue Winde,“ „Zephyr’s Hauch ‚“ sind meist eine Sage, vom Lande der Hespetiden er- borgt. Doch warum gerade da klagen, wo man von dem höherri unvergänglichen Frühlinge im Menschenleben, den herrlichen Blü- then im Jünglings-Gemüthe umgeben ist! Dieser heitre geistige Lenz wird nicht umdüstert von den sonst so gepriesenen „Maiwolken“ des natürlichen, die im Norden oft gefrorne, erhärtete Thränen herabgiessen. Wie lang-ersehnt ist nicht dennoch jeder Bote des Frühlings! Wie lieb uns jeder Gruss aus Süden mit den zum Neste ihrer Kindheit zurückkehrenden Zugvögeln! Und noch ist die nordische Frühlingszeit eine gefesselte Andromeda, die erst Perseus befreit, eiti schneetropfender '@alanthus, welcher auf seiner weissen „Blumenblätter Spitze nur halb-gesagt des Frühlings unaussprechliche Worte trägt.“ So klagte vor mehreren. Jahren der Fremdling aus Süden, als er der späten Ankunft des Frühlings bei uns gedachte *). Da- mals waren erst wenige Winter vergangen, seit er die Buchen seiner Heimath in ihrem grünen Frühlingsschmucke gesehen, — und der Botaniker bedarf, gleich der Pflanze (beide sind an die grüne Grasmatte gefangen gegeben, obgleich Blume und Geist beide nach dem Lichte streben), Zeit zum Acelimatisiren. Seit- dem sind, gleich einem codez rescriptus, neue Bilder auf ‘die Blätter der alten Erinnerung aufgetragen worden — und: auch wir erlebten mildere, freundlichere Winter im höhern Norden, ohne jene unahlässigen Rückfälle des Winters, den hartnäckigen Frost, dessen Crisis erst die Sommersonne vollendet. Bei der Aufmerksamkeit, die jenem Aufsatze geschenkt wurde, halten wir uns für verpflichtet, nicht allein diese Milderung unsers Ur- theils gleichfalls zu berühren, sondern auch die Grundzüge einer Geschichte des Frühlings ausführlicher darzulegen: ‚wir: betrachten dabei theils sein Vorschreiten, theils die verscniedene Physiogno- mie desselben in verschiedenen Zonen, ferner die vielen Eigen- thümlichkeiten der Blumen , und wagen endlich: einen scheuen Blick in des Frühlingslebens wunderbare Werkstatt, wo. Myria- ‘den pflanzlicher Atome (möge ein bildlieher Ausdruck erlaubt sein) in kurzer. Zeit die Fäden spinnen zu. der: Bekleidung, der Bäume und dem grünenden Teppich der. Erde.:, Beobachten: wir einen Bienenstock, einen Ameisenhaufen, eine Üorallenbank: welch wimmelndes Meer von Leben und Thätigkeit gewahrt un- | a *#)' Pr. in Lindhlom’s Bor. ap 1839, 9. 383 . ‚1840, 65 bis 71. ' Der Frühling. 183 ser'Auge! Aber jeder «Baum bildet gerade eine ähnliche Ge- meinde (und wer kann im Walde deren Zahl nennen!); jede seiner Knospen ist eine eigene Pflanze *) mit individuellem Le- ben, die sich wieder in unzählige Individuen mit besondern Fun- cetionen zergliedert,; obschon alles so innerlich, organisch ver- schmolzen,. dass es unsern Blicken nur: als ein ganzes Bild erscheint. Welches Gemälde, vermöchten unsre Augen nur einen Lenztag in jenes innere Wirken zu schauen! Nicht bloss im " unendlich Grossen liegt eine ganze Welt über unserm natürli- chen Gesichtskreise: auch im unendlich Kleinen, nicht minder wunderbar ”*). Der sich so gern vergötternde Mensch sieht doch nur ein Bruchstück mitten aus der Kette der Dinge, ohne ihren Anfang oder ihr Ende zu erahnen. Der von beiden Seiten heran- dringende forschende Menschengeist ermüdet, und er schwindelt entweder oder läuft in. den+Hafen an den abstracten Begriffen Zeit und Raum, Unendlichkeit und Ewigkeit. — Da steht in die- sen‘ Frühlingstagen ein mit tausend Blumen beschütteter Mispel- baum vor ünsrem Fenster: in der innern Kraft, welche jene ge- trieben, den zahllosen Elementar - Organen; die sie ernährt, se- hen wir eben so gut eine Allmacht und Unendlichkeit wie in der Summe aller : Weltsysteme; in jeder Knospe liegt die Anlage zur Entwickelung ins Unendliche; in jedem Samen die in eine Ewigkeit. Wird nur der leitenden Idee beigestimmt (andernfalls würde jede Darstellungsform misglücken ***)), so verlässt man gern den Wortschwall, den die eilende Feder so leicht hinschreibt ohne an’s Wiederausstreichen vergeblicher Worte zu kommen, und darum wünschten wir nur erst.den Leser für unsern Gegen- stand zu gewinnen; bei der Bestimmung dir Aufsatzes zum Einleiten des bevorstehenden Lorbeerfestes, des wissenschaftli- chen Lebens Kranzes seiner Frühlingsblumen mit ein und der andern eingeflochtenen fünfzigjährigen ewigen, scheint die Betrachtung seines Abbildes in der äussern Natur unter allen am nächsten zu liegen. Nichts desto weniger werden wir der Abhandlung all den wissenschaftlichen Inhalt, der uns möglich ist, zu geben, bekannte Thatsachen: in neue Combinationen zu ‚*) Was schon Aristoteles einsah. A) Vgl. Linne’s Abhandlung de mundo invisıbılı. wo) Hierin liegt der, Grund zu der verschiedentlichen Beurtheilung der= "selben oder gleichartiger Schriften; jeder selbstständige Autor muss jedoch gleich dem Fiusse ungetroffen davon seine Bahn gehen können, wenu er nicht im Sande verschwinden will. 13* 184 Der Frühling. bringen suchen. Dichter, Denker, Künstler mögen ihren Ge- genstand zu idealisiren und zu verschönern suchen ; ‘der Natur- forscher hingegen wird stets gemahnt zu erkennen, dass seine Zeichnungen nur unvollkommne Nachbildungen seines unendli- chen Originals, dessen Schönheiten alle er vielleicht in glückli- chen Stunden dunkel ahnt, aber vergeblich versuchen würde auf das Papier überzutragen. Eben das Anziehen endlicher Gestalt, das Ausprägen in Scheidemünze der Wörter, ist der Sündenfäll der Ideen, das malum metaphysicum der Alten. Darum klagen so oft mit Kepler die Männer der Zukunft der Wissenschaft, dass ‚„‚calamus in verborum anguslis titubat,“ und, wer niemals über das gegenwärtig Bestimmte hinausgeschaut, hat wohl nie das innre Leben der Natur geahnt. Hüten wir uns jedoch, mit der ehemaligen Naturphilosophie darin die gegenwärtige, beste- hende Wissenschaft zu sehen; es sind nur nebelumhüllte,; stür- mische Frühlingswetter für einen kommenden Sommer, oder Spiegelung neu dämmernden Tages. Aus jener Verwandtschaft mit dem Lenze erklären sich auch die Sympathien aller lebhaf- tern jüngern Gemüther für denselben, und mögen Machthaber der Wissenschaft, die welche ausschliesslich in den Ideen der Gegenwart leben (die nur in denen der Vergangenheit lebenden sind die Hypochondrie der Zeit), nicht mit den Wilden das neu- geborne Kind aussetzen, dessen künftige Laufbahn Niemand voraussagen kann, sondern nur des heranwachsenden Eigenmäch- tigkeit und Üebermuth zurechtweisen, damit es nicht dadurch sich selbst verliere. Qui vero, sagt Baco, de natura, tanquam de re explorata, pronuntiare ausi sunt, sive hoc ex animi fidu- cia fecerint, sive ambitiose et more professorio, mazimis ill seienlias affecere detrimentis. ne In der Natur, dem grossen Ganzen, das wir für unser ein- geschränktes Auflassungsvermögen zersplittern, finden wir nir- ‚gends die scharfen Gränzen, die wir so gern in unsern wissen- schaftlichen, wenigstens den systematischen, Werken festzustel- len suchen — und dass dieses auch auf die Bestimmung des Anfangs und Endes des Frühlings völlig anwendbar ist, fällt in die Augen, indem dieser so unmerklich den Winter ablöset und ebenso zum Sommer reift. Im ganzen Vorliegenden ist nichts schwerer zu beautworten, als: wenn haben wir Frühling? Ihn nach dem Kalender zu bestimmen geht nicht an. Manche wür- Der Frühling. 185 den ihn vom Aufgehen des Eises an rechnen: aber im südlichen Schweden (letzten Winter auch hier zu Upsala) tritt dieses zu- weilen mitten im ‘Winter mehreremal ein; Andere vom Beginn der Säezeit: aber ausser dem dass dieses gar zu spät ist, ist derselbe ohne Regel in den verschiedenen Landschaften; für den Botaniker wird es unzweifelhaft am natürlichsten, den Früh- ling. nach den Erscheinungen im Pflanzenleben zu rechnen: vom Schwellen der Knospen und den bald darauf folgenden ersten Blüthen, namentlich Corylus, Galanthus, Daphne, Salix da- phnoides, Eriophorum vaginatum u. a., obgleich öfters nach dem Blühen der zuerst genannten scharfe Recidive des Winters nachkommen können. Diese Erstlinge des Frühlings erscheinen natürlich in verschiedenen Gegenden und Ländern ungleichzeitig; aber besondere Aufmerksamkeit verdient es immer, welche an jedem’ Orte zuerst blühen: im westlichen Smäland ist es Cory- dus und Eriophorum vaginatum. Dabei ist indess zu beachten, dass man sich nicht an selche Blumen halten darf, die den Winter über gestanden haben oder an sich typisch Herbstblumen sind, wenn sie gleich gewöhnlich im Frühjahre blühen. In Schonen ist in manchen milden Wintern der Rasen das ganze Jahr grün und sind frische Blumen, näml. Bellis perennis, im Januar und Februar auf demFelde zu pflücken. Eben so dauern Stellaria media, Lamium purpureum, Viola tricolor u. a. über Winter, auch im mittlern Schweden, und vermögen im Winter zu jeder Zeit, wenn milderes Wetter einfällt, neue Blüthen zu treiben. Sie zeigen demnach vielmehr einen milden Winter als ein zeitiges Frühjahr an *). | Gar nicht in Betracht zu ziehen ist Helleborus niger: die- ser ist eigentlich eine Winterblume, die beim ersten mildern Wetter während des Winters Blüthen treibt. Galanthus aber ist, obschon zeitig, doch eine wirkliche Frühlingsblume: bei späten Frühjahren fanden wir ihn aus eisbedecktem Boden her- vorgewachsen, von tiefem Schnee bedeckt, jedoch se ausgebil- det, dass er ausgegraben innerhalb 24 Stunden in der Sonne seine Blumen ausbreitete. Auch soll er im mittlern Europa un- —__ nn #) Wir wissen überhaupt genau, bei welchem 'Temperaturgrade ex»o- tische Gewächse bei uns erfrieren (die tropischen z. B. bei + 10 bis 440); „ber kaum won einem unsrer einheimischen, wie viel Grade Kälte sie aushalten können; wir :erschliessen es nur ans ih- rem Vorkommen in grösserer Höhe oder weiter gegen den Pol hin; dies genügt aber gar zu wenig, dass nicht direete Beobachtungen in dieser Hinsicht sehr wichtig wären. Dagegen leidet der Same von fast gar keiner Pflanze durch Kälte. ” 186 | Der Frühling. ter Schneegewölben blühend vorkommen ‚ wo. die Bodenwärme von unten den Schnee hinweggeschmolzen. Noch andere, die erst im Frühjahre blühen, z. B. Tussilago Farfara, halten wir typisch für Herbstblumen, aus Gründen, worüber weiter unten; auch fand sie sich hier im letztvergangenen Herbste und wäh- rend des ganzen letzten Winters blühend. Wie Pflanzen durch innre und äussere Ursachen 'zu einer andern Blühzeit kommen können als die ihnen typisch zukommende ist, davon hat man mehrere Beispiele. Auch die eigentliche Herbstblume Colehi- cum autumnale blüht erst im Frühlinge, wenn sie an Stellen, die früh im Herbste überschwemmt werden. Von Frühlingsblu- men aber, die sich vor der Zeit im Herbste entwickeln können, giebt es viele Beispiele, z. B, an Obstbäumen, wenn diese im Herbste zum zweitenmal blühen. In Bezug hierauf erwähnen wir folgender merkwürdigen Thatsache: Der berühmte Thouin zu Paris hatte zur Winterszeit an Demidoff in Moskau eine Sammlung edler. Apfelsorten gesendet; diese gelangten erfroren an ihren Bestimmungsort: hier wurden sie, damit sie nicht durch Wärme Schaden erlitten, in einen Eiskeller gebracht. ‘Zu An- fange des Frühjahrs wurden sie wieder herausgebracht ‚'um ver- pflanzt zu werden; einer der Kästen wurde aber zufällig’ verges- sen und dies das ganze Jahr hindurch und so blieben die Bäume darin so lange gefroren: im folgenden Jahre wurden sie endlich wie die des ersten Jahrs verpflanzt, und nun schlugen sie aus und wuchsen nach 18-monatlichem Winterschlafe *). Man kennt eine Menge ähnlicher Facta; ich sah selbst einen Platz, der im Winter über dem Schnee mit einer tiefen Lage von Holzspänen u. dgl. bedeckt wurde: als im September der Platz: gereinigt ward, erschien er noch mit Eis bedeckt, im folgenden Frühjahre aber fanden sich alle die perennirenden Pflanzen ein, die früher an der Stelle gewachsen waren. In arctischen Ländern scheint es nichts Ungewöhnliches zu sein, wenn die Schneegränze nach Verschiedenheit der Jahre auf- und abrückt, und Ramond nimmt an, dass manche Alpenpflanzen gewöhnlich unter Schnee begraben sind und nur in einzelnen milden Sommern zur 'Ent- wickelung gelangen, so dass manche derselben durch ein Jahr- hundert nur in zehn Frühlingen auflebt **). Die angeführten Beispiele bestätigen genügend die Abhän- gigkeit des Pflanzenlebens und der Blumen von äussern Momen- an *) De Candolle Physiol. veget. p. 1031. **) Ramond in Annal. du Museum d’H. n. 1804, p. 400. Der Frühling. 187 ten, zeigen aber auch die Kraft derselben, der Zerstörung zu widerstehen und von letzteren nicht ganz besiegt zu werden. Es ist nicht undenkbar, dass, wenn einmal die‘ Süd -Polarländer von ihrer stetigen Schnee- und Eisbedeckung befreit würden, ihre einstmalige Flora, von welcher man noch deutliche Spuren gefunden hat, nach unzähligen Jahrhunderten wieder zu einem neuen Frühlinge 'erwachen könne; wir haben auch bei uns Bei- spiele, dass Gewächse nach 20—30jährigem Schlummern in der Erde sich plötzlich wieder gezeigt haben. Aber das Auf- wachsen dieser Pflanzen zu bestimmten Zeiten wird auch durch eine Menge innerer Umstände bedingt. Darauf beruhen die vie- len beständigen frühzeitigen und späten Abänderungen, die man von manchen Gewächsen hat und die an sich nur individuelle Formen sind: s6 eine Menge im Herbste und im Frühjahre blü- hender Spielarten einer und derselben Species. So blühen auch Tazetten, Jonquillen u. a. bei uns im Hause am besten zu der Zeit, wo ihre Verwandten die Frühlingszierde der Fluren Süd- Europa’s ausmachen, während die Bedeckung der unsrigen noch Schnee und Reif sind. Am merkwürdigsten sind wohl die, welche durch Zwiebeln und Ableger aus der südlichen Hemi- sphäre zu uns gekommen sind: so lange diese ebenso durch Zwiebeln u. dgl. fortgepflanzt werden (die so erwachsenden Pflan- zen sind ja nur T'heile des ersten aus dem Mutterboden herge- brachten Individuums, daher diese’ alle ihre individuellen Eigen- schaften immer behalten, während nur der Same die einfache Art fortpflanzt — was einer der wichtigsten Grundsätze der Pflanzencultur ist), behalten sie auch bei uns ihre natürliche Blühzeit bei, z, B. die capischen /xien, Moraeen u. dgl. zu Weihnachten: sie feiern das Fest des Frühlings nach demsel- ben calendarium, wie ihre Geschwister in der Heimath. Wer- den aber solche Gewächse durch Samen fortgepflanzt, d.i. steht eine wirklich neue Generation auf, dann richten sie sich gewöhn- lich nach unsern Jahreszeiten, wie eine aus fremdem Lande eingezogene Person gern Gebräuche und Sitten der Heimath be- wahrt, die Kinder aber die des neuen Vaterlandes annehmen. Merkwürdig ist es hierbei auch, die grosse Uebereinstimmung zwischen den ähnlichen Wirkungen der äussersten Extreme der Kälte und der Wärme auf die Pflanzen zu sehen, welche auch der feine Instinet, der sich in der Sprache äussert, aufgefasst “ hat, indem man (auch im Schwedischen) von der Kälte wie von der Wärme sagt, sie brennen (calor, frigus urit). Wie bei uns die Natur in der kalten Jahreszeit unter ihrem weissen Leichenmantel im Schlummer liegt, so geschieht dies in tropi- 188 Der Frühling. schen Ländern in der heissen; während bei uns gegen. den Win- ter die Bäume ihr Laub fallen lassen und zum..Frühlinge- neu ergrünen, verlieren es die tropischen gegen ‚die ‚heisse Jahres- zeit und schlagen zu Anfange der Regenzeit, die, eigentlich dem Herbste entspricht, wieder aus *). Dadurch wird. der. Begriff der Frühlingszeit in der heissen Zone umgekehrt ‚gegen ‚die kalte; in der wärmern gemässigten Zone wiederum bleiben die Bäume stets grünend. Es liessen sich noch mehrere solche Facta .an- führen; wir beschränken uns hier auf nur eins, das wohl nech nicht bekannt ist. Die -Flechten sind bekanntlich die Pflanzen, deren Leben am zähesten ist, die sich am weitesten gegen ..die Gränzen des ewigen Schnees, wo sie eine eigne. Zone ‚oberhalb der übrigen Vegetation bilden und auch auf den vom Schnee zufällig enthlössten Felsen über ‚der Schneegränze finden; .aber ebenso sind es auch die Flechten, die, nach mündlicher Mit- theilung von dem berühmten Ehrenberg, am weitesten in.die Gegenden vordringen, wo brennende Hitze alle andre Vegetation zerstört. Auf den Gebirgen Lapplands lebt das Bennthier. fast ausschliesslich vom sogen, Rennthiermoose,. andrerseits in. der libyschen Steinwüste die Antilopen von einer. Purmelia.. Bei trocekner und heller Luft verdorrt jede Fleehte, stirbt gleichsam ab; ob sie gleich scheintodt, kann das Leben doch eine lange Folge von Jahren darin schlummern (viele Jahre bei mir im Hause verwahrte verdorrte Flechten erwachten, in die feuchtere atmosphärische Luft gebracht, zu neuem Leben); jeder neue Regenschauer ist für sie ein neuer Frühlingstag. Doch, wir ka- men vom Gegenstande ab: der Bestimmung der: Gränzlinie des Frühlings von der Seite des Winters. Sie wird natürlicherweise künstlich, wie alle die Gränzen, die wir in der Natur ziehen; die Wissenschaft kann aber nur mit Begriffen operiren, welche sie selbst festgestellt. Wir dürfen uns hier darauf beziehen, was wir in einem besondern Aufsatze bald ausführlich beweisen, *) Etwas dem Entsprechendes sehen wir bei den Pilzen, die eigentlich im Herbste in Menge erscheinen, deren Vorkommen im Herbste aber in ihrer Frucht- und hysterophytischen Natur einen tieferen Grund hat. Ihr plötzliches Auftreten in Menge an Stellen, wo sie sich früher nicht gezeigt, setzt die Unkundigen gewöhnlich in Verlegenheit, daher sie allerlei qualitates occeultae zur Erklärung davon suchen; die wahre Sache ist, dass das vegetative System der Pilze das ganze Jahr durch im Boden n. s. w. fortlebt, und ihr rasches Hervorkommen in solcher Menge nach einigen Regentagen im Herbste ist eben so natürlich, wie das Ausschlagen des Laubes im Frühjahre nach einigen warmen Tagen. S, unsre Ahhandl. über essbare Pilze (öfver ätliga svampar. Ups., 1836.). De ie Der Frühling. 189 däss nämlich Natur und System zwei gerade entgegengesetzte Begriffe, wenn der letztere materiell, wie in botanischen Syste- men gewöhnlich geschieht, und nicht ideell aufgefasst wird: ge- rade so, wie niemand eine Linie so ziehen kann, wie sie defi- nirt wird: und sie in der Wissenschaft aufgefasst werden muss. Wir nahmen den Anfang des Frühlings beim Hervorkommen der wirklichen Frühlingsblumen (denn gewöhnlich liegen sie in ihrem Winterlager so vorbereitet, dass nur ein und der andere Früh- lingstag zu ihrer Entwickelung nöthig sind,) und beim Schwellen der Knospen an; völligen: Frühling haben wir aber nicht eher, als wenn das Laub- Ausschlagen beginnt, und wenn dieses voll- endet ist, da ist das Ende des Frühlings und der Sommer hebt an. Die Gränzlinie zwischen Frühling und Sommer ist bei uns viel leichter zu bestimmen, als die zwischen Winter und Frühling, weil hier im Norden unter dem harten Streite zwischen diesen der noch nieht erstarkte Frühling leicht unterliegt. Und in noch nördlichern Gegenden kämpft der Winter noch mit dem Sommer um die Herrschaft über die Natur und wird nicht selten der Sieger, bis auf den Gipfeln der Hochgebirge und um die Pole der Winter Alleinherrscher wird. Aber auch in sein geschloss- nes Reich dringt die Propaganda des Pflanzenlebens ein (Proto- coecus) und breitet sich aus auf den an der Oberfläche schmel- zenden Schneemassen — und wenn Spitzbergens Bergspitzen, die innerhalb der Gränzen des ewigen Schnees und Winters lie- gen, in Folge ihrer eignen Bildung durch die Stürme von ihrem Schneelager befreit werden, vermögen auch die schief auffallen- den Sonnenstrahlen, welche nicht selbst und allein die Schnee- masse hätten schmelzen können , gegen das Ende des Sommers einen kurzen Frühling, eine dürftige Flora selbst vollkommnerer Pflanzen hervorzurufen, welchem Frühlinge der Winter unmittel- bar folgt. In den Strichen, die jenseit der Gränze der Sträu- cher liegen, möchten wir nur zwei Jahreszeiten annehmen: einen langen Winter und einen kurzen Frühling (welcher. dort um Mitte oder Ende unsres Sommers trifft), auf welchen wieder sogleich Winter folgt. I. Ankunft und Ausbildung des Frühlings. Von jener Erdgegend aus, die im ewigen Sommer ver- schmachtet, wandert der Frühling, von der steigenden Sonne angeführt, abwechselnd gegen den Nord- und den Südpol. Des Menschen Forschungsgeist fragt natürlich zuerst: giebt es Ge- setze seines Kommens und Ausbildens? Gewiss. Die grössern, A te 190 Der Frühling. ‚cosmischen, näml. die aus der verschiedenen Stellung der Erde gegen die Sonne, sind bekannt genug; dass sie aber nicht die einzigen sind, ergiebt sich eben so offenbar aus ‘den vielen Ab- weichungen, die wir darin finden, Aber dass auch‘ diese, wie jede Veränderung in der Natur, ‘in einem höheren Grunde ihre Verknüpfung haben, ist nieht zu bezweifeln. Indess sind‘ diese Gesetze, ungeachtet ihrer Einfachheit und Harmonie, so gross- artig, dass, indem wir für unser beschränktes‘ Fassungsvermö- gen sie auflösen müssen, wir uns so leicht verwickeln, sowohl wenn wir nach unsern Berechnungen mittelst gegebener Formeln ordnen wollen, als auch wenn der Knoten nur: mit dem Alexan- ders -Schwerte des Genius gelöst werden soll. Der Natur wohnt jedoch das grösste Genie inne. Diese Momente hat man bisher gewöhnlich durch Thermo- meter -Beobachtungen zu ermitteln gesucht; in botanischer Hin- sicht ist es aber richtiger, die Gewächse selbst zu Rathe zu ziehen, theils weil jene nie ein allgemeines Prineip geben kön- nen, (der Wärmegrad, welcher noch hinreicht, die Vegetation der aretischen Zone hervorzurufen, würde die tropische töd- ten*),) theils weil die Entwickelung der Pflanzenwelt nicht von der Temperatur allein, sondern vom Zusammenwirken noch meh- rerer andrer Momente abhängt. Wem ist nicht bekannt, wie wunderbar ein Frühlingsregen die Frühlings - Flora belebt und wie mit einem Sprunge heryorlockt; wie bei trocknem Himmel e *) Es ist ein nicht ungewöhnlicher Irrthum, dass man die reichere Vegetation der ’Iropenländer unr dem höheren Wärmegrade zu- schreibt. Die Wüste Sahara zeigt, was dieser allein vermag. Und obschon eine reiche Flora wohl hauptsächlich durch die Vereini- gung der höchsten Wärme mit dem Niederschlage bedingt wird, weshalb America mit seinem dreifach grössern Niederschlage, als in der alten Welt stattfindet, auch die reichste Vegetation hat, so sind diese Momente doch keinesweges die einzigen, die in Betracht zu ziehen sind. Dass wenn, man von den tropischen Ländern aus nach den kälteren wandert, sich vier Pflanzenarten verlieren gegen eine der man neu begegnet, hal keinesweges seinen Grund in der Wärme (denn die Natur bringt eben so gut eigenthümliche. Arten in der kalten Zone hervor, wie in wärmeren), sondern in der kürzern Vegetationsperiode der kälteren, Der Süden hat schon mehrere Blumen - Generationen von Frühlingsblumen. abgeschlossen, ehe noch der Frühling nach dem Norden gelangt; die Repräsentan- ten derselben werden bei uns Pflanzen des Sommers; des Südens Sommervegelation erstreckt sich nie nach dem Norden. Deshalb zeigt der Süden niemals seinen ganzen Blumenschmuck so auf ei- ner Tafel, wie der Norden; hierdurch kann auch’ eine fruchtbare nordische Landsehaft (z. B. Medelpad) im Hochsommer eine rei- chere, üppigere Blumenausstellung bieten, als manche mehrfach ar tenreichere Länder im Süden auf einmal vermögen. ” er Der Frihling. 191 zuweilen alles, selbst während heller warmer Tage still zu ste- hen scheint. ‘Die Wirkung der Frühlingsregen ist so überra- schend gross, ‘dass man geglaubt hat, die Erklärung derselben in der electrischen Spannung .der Atmosphäre, womit sie oft verbunden sind, suchen zu müssen. Der Zusammenhang der Pflan- zenwelt mit den Zuständen der Atmosphäre ist unverkennbar, aber darum sind die Pflanzen selbst empfindlichere Instrumente, als öfters künstliche meteorologische. Beide im Verein zu ge- hrauchen ist unläugbar am besten; gegenseitig müssen sie ein- ander erklären und bestätigen. In Bezug hierauf erlauben wir uns zu berühren, dass man jetzt in der Pflanzengeographie (aus der Meteorologie) und auch in der Pflanzenphysiologie (in zoo- logischen Vergleichungen) zu vielfach Verhältnisse aus verwand- ten Wissenschaften heranzieht, ohne seine eignen Mittel, wel- ehe Eigenthum und Verdientes sind, während das aus jenen im- mer nur Entlehntes bleibt, genug zu benutzen. Dieses sah schon Linne ein, dessen eigne Abhandlungen über Blühzeit der Pflanzen, über Ausschlagen des Laubes, stets ihren Werth be- halten werden, weil sie sich nur daran halten, was in der Na- tur seschieht, während Schriften Neuerer, die, zum Leuch- ten eigenen Scharfsinns, gewöhnlich danach streben, zu erklären, wie und warum es so geschieht, oder sich bemühen z.B. an zoologische Verhältnisse anzuknüpfen, mehr ephemere Pro- ducte bleiben. Alles, Jagen nach grossen Resultaten vor der Zeit, nach höhern Ideen, worin der Zeitgeist schwelgen will, ist schädlich; wenn Facta rein und klar ermittelt sind, ergeben sich jene von selbst, wie die gereifte Frucht selbst vom Baume fallt. — Man beobachte zuerst, in welcher Folge die Frühlings- blumen sich entwickeln, zu welcher Zeit die Baumarten ergrü- nen: so gewinnt man durch Vergleichung einer Menge gleich- zeitiger und gleichartiger Beobachtungen die klarste Einsicht in die Gesetze des Vorschreitens des Frühlings. Die bereits auf- gestellten (z. B. nach Linne in Schweden von Bjerkander, Näzenu. A.) sind für unsern Zweck nicht ausreichend, weil es an correspondirenden Beobachtungen zur Vergleichung fehlt *). *) [Seitdem erschienen in Schweden Dr. Hartman’s Abhdl. über „Entwick. des Frühlings zu Gefle“ in Lindblom’s Bot. Notiser, Ahr; 1842, und HER Tom’ s Zusammenstellung der Beobachtun- gen Vieler, vom südl. Schw. bis Stockholm etc., in Bot. Not. Mai 1844 m. gr, 'Tabb., — th. Uebersetzung, th. Vergleichungen nach Beiden (durch B—d.) s. in der regensb. „‚Flora od. bot. Z.“ 4844 (od. 1845). — Ausser diesen und Schübler’s wichtiger Abh. v. 1830 (s. ob.) sind, von früher, zu vergleichen: Hogg’s 192 Der Frühling. Der Erste, der in grösserem Maassstabe gleichzeitige Beobach- tungen in Betreff der Entwickelung der Blüthen veranlasste und sammelte, war Schübler, welcher einen lehrreichen Aufsatz darüber in der „Flora od. bot. Zeitung,“ 1830, Nr..23. mittheilte. Zwar finden sich darin viele Anomalien, die theils von örtlichen Umständen herrühren, theils Beobachtungsfehlern zuzuschreiben sind, aber es ist daraus das Resultat gewonnen, dass. in .der Zugordnung des Frühlings, wenn er gegen Norden zurückkehrt, [unter den Breiten Mittel-Europa’s] durchschnittlich be# rechnet vierTage auf jeden Breitengrad oder etwas über 21 schwed. Meilen [fast 4 deutsche M.] kommen. . So. blühte z. B. der Kirschbaum zu Parma am 12. Apr., in Zürich d. 15: Apr., zu Tübingen 24. Apr., Jena 1. Mai, Berlin 16. Mai, zu Greifs- wald d. 19. Mai. Hierbei ist zu erinnern, dass (Parma ausge- nommen) die südlichern dieser Orte bedeutend höher über dem Meere liegen als die nördlichsten, ferner dass zuweilen ein Still- stand im Weiterrücken des Frühlings eintritt, während er zu andern Zeiten rascher weiterschreitet. | i Jenes Resultat ist eigentlich aus dem Verhalten im mittlern Europa hergeleitet; aber daraus folgt nicht, dass bei uns völlig dasselbe stattlinde, Aus den noch unvollständigen Facten, welche Zusammenstellung von Beobb. aus Neapel nach Tenore, von Pa- ris und aus England mit denen Linne’s: in Edinb. N. Phil. Journ. No. 22, 25, 26 (1834) und daraus in „Flora od. bot. Z.“ 1836, S. 145 fl. m. 'Tabb.; ferner, von Göppert: Entwick. von 72 in- u. ausländ. Bäumen und Sträuchern im J. 1829 in G’s Buche „Wärme - Entwick. in d. Pfl.“ S.267 ff., und Entwick. und Blüh- zeit von Bäumen, Str. und Kräutern im bresl. bot. Garten i., J. 1830 in Act: Acad. N,Cur, XV. (1831) 385—421.; dann: Berg- haus, über Veget.-Epochen, nach Hogg’s Zusammenstellung und _ nach Beobb. in Sachsen, in Bergh. Almanach f.1840 und daraus in Edinb. N. Phil. J. Oct. 1840 — Jan. 1841, p. 182 f.; Daum u. Berghaus: Entwick. von Bäumen etc. und Saatzeiten in der Mark Brandenburg, in Bergh. Ann. d. Erdk., Apr. 1842; Blüh- zeiten etc. in Prof. Plieninger’s vielen Jahresberichten über die Witterungsverh, in Würtemberg, z. B. über 1834 in Bergh, Ann d. Erdk. 1839, Juli; ferner Schübler’s Dissertt.: Unters. üb. die mittl, Zeit der Blüthenentw. mehrerer ... Pfl.in d. Geg.v. Tübingen (vorgelegt v. F, J, Beck. Tüb, 1831), und: Beobb. über jährlich periodisch wiederkehrende Erschein. im 'T'hier- und Pflanzenreich (vorgel. v. H. Werner. 'Tüb, 1831. 35 5. 8. m. 1. Stdrk.). — Aus Nord-America unt. and.: Hildreth’s kurzer Pfl.-Ka- lender von Marietta in Ohio in Silliman’s Am. Journ. XL. P. 2 (1841); vonDr. Williams: Blüthenkalender aus Massachuselts, in einem der. allerersten Hefte v. Sillim, Am. Journ, um 1820; Dease über Getraidebau in hohen Breiten in N.- America, in Ed. N. Phil. J. No. 59. (Oct. 1840 —Jan. 1841) p» 123 f.] Anm. d. Uebers. Der Frühling. 195 wir gesammelt besitzen, glauben wir indess mit Gewissheit ab- nehmen zu können, dass das Weiterschreiten des Frühlings im Norden rascher geschieht als in den gemässigtern Klimaten; so wie es völlig erwiesen ist, dass die Entwickelung des Frühlings in’ den kälteren weit rascher erfolgt, wo Frühling und Sommer fast in einander fliessen ; der Grund, wie auch die Gesetze dafür, dürften nieht schwer zu finden sein, wenn man bedenkt, wie viel rascher und nach der Frühlings -Tag- und Nachtgleiche bedeu- tender der Tag gegen die Pole hin sich verlängert. Statt der gleichmässigen Progression, die man im mittlern Europa ange- nommen, glauben wir gegen den höhern Norden hin eine’in dop- pelter Hinsicht beschleunigte annehmen zu können. Denn: durch mehrjährige Beobachtung der Vegetation zu Lund und zu Up- sala haben wir gefunden, dass d. 24. Juni—1. Juli, je nach der verschiednen Zeitigkeit des Frühlings, die Vegetation in Scho- nen und in Upland gleich weit vorgeschritten war, obgleich nicht bloss die südlichere Lage, sondern auch andre örtliche Umstände bewirken, dass zu Lund der Frühling im Ganzen zwei Wochen früher anfängt, als um Upsala; dass aber, nach- dem die eigentliche Frühlingswärme begonnen, der Pflanzen- wuchs immer mehr beschleunigt wird je weiter man nordwärts kommt *). *) Der Roggen schosst in Schonen wenigstens 14 Tage früher als in Upland, wird aber ungefähr zu gleicher Zeit geärutet, ‘Die Ger- sie reift in Lappland in doppelt kürzerer Zeit als in Upland, Dass letztere Getraideart auch in Schonen in kürzerer Zeit reift als in Upland, kommt nicht von grösserer Wärme her, denn die Mittel- T emperalur des Juli ist zu Lund und Ujsala gleich, sondern da- ‘von, dass in Schonen die Gerste erst Anfang Juni’s (in Upland aber so zeilig als der Boden bearbeitet werden kann), gesäet wird; also in der Zeit, wo das Pflanzenwachsihum am raschsten vorwärts ge- trieben wird, [Aus den schwedischen 'Tabellen (s. vor. Note) g!aubte der Uebersetzer , unter Absehung von den vielen Anomalien, ein Wei- ierschreiten der Blühzeit um 1 Breitengrad in 22 Tagen im südli- chen bis ins mittlere Schweden (durch. 4 Breitengr., übrigens in nordöstl. Richtung) abnehmen zu können, im: mittlern Schweden (bis Gefle) vielleicht 4° in kaum 2 Tagen, NB.nach dem Durch- schnitte aller beobachteten Pflanzen, während bei einzelnen Pf. das Weiterrücken ihrer Blühzeit dehh: verschieden ist, bei manchen fast bis zur Gleichzeitigkeit durch mehrere Grade — wie schon Schübler (südlicher), wo im Mittel aus vielen Pfl. 3,05 "Tage Verspätung auf 1° Breite sich ergab, bei einzelnen Pfl. dies Verspäten, die Zeit des Weiterrückens um 1° Breite, sehr ver- ” "schieden fand: von 1,85 'Tag (bei Ribes Grossularia) bis 6,33 Tage (bei Orchis Morio) auf 4 Grad Breite in Mittel. - Europa.] Zus. d. Uebers. 194 Der Frühling. Doch ausser diesen Thatsachen, welche zur Annahme einer Beschleunigung im Weiterrücken des Frühlings gegen Norden führen, giebt es innerhalb. der drei grössern phytogeographischen Landstriche, in; welehe wir. die Küsten- Provinzen Schwedens nach den ‚drei sie umgebenden grössern Meerbecken!'eintheilen, viele eigne Verhältnisse, ‚die wohl der. Betrachtung, werth sind, Jeder derselben, nämlich. der, Strich der Nordsee, der:.det; Ost- see und der des bottnischen Meerbusens, zeigt seine bestimmten Verschiedenheiten, nicht bloss hinsichtlich der um jedes dieser _ Meere vorkommenden Pflanzen, sondern fast noch mehr im:«i- senthümlichen Charakter seiner ganzen Vegetation. ‚Der ‚Strich an der Nordsee hat eine dürftige Frühlings -; aber reiche: Herbst- Flora ; besonders ist er, ‚vermöge seiner milden Winter,‘ zärtli- chern Bäumen noch zusagend, ebenso peremnirenden ‚Pflanzen (Cucubalus maritimus: bekommt daselbst einen fast strauchartigen Stamm), und im Ganzen der Stolonenbildung in der: Nähe des Meers. Die Küsten der Ostsee haben vorzugsweise Frählings- vegetation und grössern, Reichthum an. einjährigen Pflauzen; der Strich am bottnischen Meerbusen eine mehr .cencentrirte Sommer -Flora mit freudiger Blattbildung. Dass ein und dasselbe Meerbecken viel dahin wirkt, Wärme und Frühling um seine Küsten ziemlich gleich zu vertheilen, erleidet keinen Zweifel. Hieraus erklärt sich auch die mehr gleichzeitige Ausbildung des Frühlings innerhalb desselben Striches. So ist z. B. der Unter- schied zwischen der Ankunft des Frühlings zu Stockholm und zu Gefle grösser, als er der Entfernung nach sein dürfte, weil er- steres noch an der Ostsee-Küste, letzteres am bottnischen Meerbusen liegt. Dagegen kommt an letzterem Meerbusen in manchen Jahren zu dessen nördlichen Küsten der Frühling eher als an seine südiicheren, je nachdem das Meer im Frühjahre sein Eis hier oder da am Strande absetzt. Dergleichen Umstände verdienen genaue Beachtung beim Beurtheilen der. spätern oder frühern Ankunft des Frühlings. Ä Um nun dem Wahren oder Normalen näher zu kommen, be- dürfte es überall eines Mittels aus mehrjährigen Beobachtungen über das Aufbrechen der Frühlingsblüthen, wenigstens zehnjäh- riger für jede Hauptstation; aber die Zeit dürfte noch fern sein, wo Solches gewonnen wäre *). In Ermangelung: derselben muss *) Ueber die ersten Frühlingsblumen machte ieh zu Femsjö durch 41 Jahre, von 1820 bis 1834, Aufzeichnungen, welche das bald folgende Mittel ergeben. Dabei ist indess zu bemerken, dass für drei Jahre Lücken darin sind und dass dieses eben späte Jahre ge- Der Frühling. 195 man sich unterdess‘mehrerer correspondirenden, doch aus dem- selben Jahre, bedienen. Hierbei ist aber nöthig, sich über ge- wisse gemeinsame Grundsätze zu einigen, wie, das Blühen eines Krautes oder das Ausschlagen eines Baumes mehr im: Allgemei- nen ins Auge zu fassen, als einzelne Ausnahmen in zufälligen Localitäten. So pflegt eine Art an einer gegen Süden gekehrten Mauer oder an somigen Felsen stets früher auszuschlagen und zu blühen:als normal; nach solchen Exemplaren ‘darf man sich aber wenig richten. : Das Laubausschlagen ist sowohl leichter zu beobachten, als auch sogar sichrer,, weil es besser in Masse zu betrachten ist und viel weniger von ’solehen örtlichen: Einflüssen berührt witd. -Wie die Verschiedenheit der Baumvegetation die verschiedentliche Physiognomie ganzer Länder am meisten be- dingt *), so ist auch das Ausschlagen des Laubes das Moment, welches das Aussehen der ganzen Natur in unsern nördlichen Ländern: umwandelt. Wie verschieden z. B. die Krone der aus- gebreiteten Buche (patula Fagus) oder auch unsrer nordischen Birken an’ einem Frühlingsmorgen und einem Wintertage! Da- '&egen ist 2. B: in den Nadelholzwäldern am Nissastig, wo der wesen, dagegen die“ Frühjahre in den 18%»er Jahren im Ganzen ungewöhnlich zeitig eingetroffen, wonach dieses medium alles ein paar Tage zu früh angeben dürfte Galanthus ds 16. März, Corylus 28. März, Eriophorum vaginatum 3. April, Salix acuti- folia 5. April, Pulsatilla vernalis ı. Apr., Draba verna 10.Apr., Chrysosplenium alternif. 12. Apr., Empetrum 44. Apr. Mitte Aprils wurden diese Beobachtungen alle Jahre abgebrochen. _ *) Schon die zwei Typen, Nadel- und Laubhölzer, die uns au gehören und bei deren letzterem der der Buche als eigne Unterart 2u unterscheiden ist, geben ja einem jeden Landstriche, den sie "bekleiden, ein eigenihümliches Ansehen; Noch mehr in die Ausen fallend ist aber diese verschiedene Physioguomie in den immerwäh- rend grünenden Laubwäldern von Myrien, Lorbeer in den tempe- firten ‘Ländern, oder von Proteen, Eucalypten und unzähligen 'kleinblättrigen rutlieuartigen Strauchgewächsen in Neuholland, — und am meisten die ciner tropischen Landschaft, wo der Palmen einfache Blätterkronen von Ricsenstänmen gelragen stehen oder baumstämmige Kräuter und Farne von Lianen zu einem undurch- dringlichen Dickicht umschlungen werden, und endlich die sensibeln Mimosa-Wälder mit ihrem feinen ins Unendliche zusammengesetzten Laubwerk. Diese sind dem Nadelholzwalde mit seinem düstern, empfindungslosen Ernste ‘unter ‚allen am meisten entgegengesetzt: die luftigen federartigen Mimosa- Wälder zeigen die höchste Irri- tabilität; die während ihres periodischen Schlafes und Weachens sich zusammeulegenden oder ausgebreiteten Blätter geben ihnen nach den verschiedenen Stunden des Tages und der Nacht eine völ- lig'so verschiedne Physiognomie, wie die unsrer Laub- und Nadel- 'holzwälder; bei einem Kanonenschusse ändert sich ihr ganzes An- sehen und vom Hufschlage eines dahineilenden Rosses geräth der sanze Wald in die heftigste Bewegung. 196 Der Frühling. Boden nur mit Flechten bedeckt ist, die Natur an 'einem trüben Sommertage eben so öde und düster, wie an einem milden Win- tertage. — Uebrigens hängt das Laubausschlagen mehr von der Temperatur ab, als die Mehrzahl der Kräuter. Das Ausschlagen der Bäume fordert für jede Art einen zu ihrer Ent- wicklung bestimmten Wärmegrad. Dieser wird nicht durch niedrigere, wenn nur noch milde, Temperatur ersetzt, wie es beim Wachsthum der meisten Kräuter der Fall ist. Hierdurch wird es so nothwendig, den Unterschied in der Vertheilung der Wärme zwischen Tag und Nacht zu beobachten. - Warme Tage mit kal- ten Frostnächten halten, wie bekannt, das Fortschreiten des Frühlings mehr zurück, als eine gleicher :vertheilte Wärme. Wir kennen ‘kaum einen Umstand, der für die Vegetation so zerstörend wäre, als Nachtfrost nach einem warmen Tage; nur ein unmittelbar darauf fallender Regen kann den Schaden davon etwas heilen. Frostnächte im Frühjahre beim Blühen: der Obst- bäume zerstören ihre Befruchtungsorgane, welche Theile vor ‘allen am empfindlichsten gegen die Kälte sind, und dadurch wird das Kruchtansetzen verhindert. Allgemein leitet: man dieses Fehl- schlagen von Regnen in die Blüthen her; dies stimmt aber nicht mit unsrer sichern Erfahrung überein. Ungeachtet heftiger Re- genschauer in der Blüthe haben wir Obstbäume reichlich Frucht ansetzen sehen, wenn nur Nachtfröste während der Zeit aus- blieben; das Umgekehrte aber geschah beim Eintreten von Nachtfrösten. Niemals giebt der Haselstrauch, wenn er durch warme Sonnenscheintage mit Frostnächten zu 'zeitigem Blühen selockt wird, darauf Früchte; reichliche dagegen, wenn sein Blühen später trifft, nachdem die schwerern Frostnächte vorüber sind, wenn auch die Tage regnig ausfallen. Roggen*), Wach- holder u. s. w. stehen unter Regenschauern am besten in Blü- the. Dass aber Blühen und Fruchtbarkeit eines: Jahres auch einem wesentlichen Theile nach vom Wetter. des vorangegangnen Jahres abhängt, was man gänzlich übersehen hat, werden wir weiter hin mit bestimmten Thatsachen erhärten. Die ungleiche Ordnung, in welcher die Pflanzen an verschie- denen Orten blühen und die Bäume ausschlagen, verdient gleich- falls besondre Aufmerksamkeit. Aber leider haben wir darüber *) Der Befruchlungsprocess des Roggens, die Bestäubung, ist eine in hohem Grade merkwürdige Erscheinung. Obgleieh die Aehren durch mehrere lage successiv hervorschossen, findet man doch fast in einem Moment das gauze Feld in Blüthe, die rasch vorüber geht. Freunde von Analogien können darin eine Aehnlichkeit mit der- Föcundalion mancher Fischarten finden, Der Frühling. 197 gar zu wenige völlig beweisende Facta um daraus allgemeinere Resultate zu ziehen. Manche dürften von eigen abweichenden Jahrgängen oder die Angabe derselben von Schreibfehlern her- rühren. Was man in diesem Punkte aufgezeichnet, habe ich nicht einmal bei uns übereinstimmend gefunden. Eben indem ich dies schreibe, öffnen hier gleichzeitig die Rosscastanie und die Obstbäume ihre Blüthen und schiesst der Roggen in Aeh- ren. Fast alle diese Beispiele sind solche von eultivirten Ge- wächsen und Abweichungen unter diesen sind leicht aus ver- schiedner Säezeit zu erklären. Ehe wir weiter fortfahren , erfordert es nicht allein die Bil- liskeit, sondern auch der eigne Vortheil unsers Aufsatzes, auf Linne’s Bearbeitung dieser beiden Gegenstände zu kommen, die unläugbar das Wichtigste ist, was bei uns bisher zu Beant- wortung von hierher gehörenden Fragen geschehen. Ueber das Weiterrücken des Laubausschlagens gegen Norden giebt Lin- ne’s Vernatio arborum so reiche Materialien, dass kaum grosse Nachlese zu erwarten zu sein scheint, und nur mehrjährige Ver- gleichung zu gewinnen. Ein und das andre Datum fordert auch offenbar Berichtigung, z. B. dass Ribes Grossularia- zu Gothen- burg d. %, auf der Insel Tjörn in Bohuslän aber, obgleich diese nur ein paar Meilen davon liegt, erst d. 2 ausgeschlagen sei, u. s. w. Durch Linne’s angeführte Schrift ist für das Ausschla- gen des Laubes der gewöhnlichern Bäume die Ordnung bereits bestimmt, welche, nun da man sie kennt, solchen Anomalien in den Beobachtungen in der Folge vorbeugen muss. Wir führen sie deshalb hier an: 1. Sumbucus racemosa. 2. Lonicera [Xy- losteum]. 3. Fibes Grossularia. 4. Bibes rubrum. 5. Spiraea salieifolia. 6. Prunus Padus. 7. Evonymus europaeus. 8. Po- tentilla fruticosa. 9. Sambucus nigra. 10. Ligustrum vulgare. 11. Sorbus aucuparia. 12. Salix (die Art etwas unbestimmt). 13. Alnus glutinosa. 14. Hippophae rhamnoides. 15. Pyrus Malus. 16. Prunus Cerasus. 17. Viburnum Opulus. 18. Betula alba. 19. Corylus Avellana. 20. Ulmus campestris. 21. Rosa canina. 22. Prunus domestica. 23. Prunus spinosa. 24. Rham- nus cathartica. 25. Rhamnus Frangula. 26. Tilia europaea. 27. Fagus sylvatica. 28. Sorbus scandica. 29. Populus tremula. 30. Acer platanoides. 31. Quercus Robur. 32. Fraxinus excel- sior *). *) Wir übergehen hier die Abweichungen, die wir beobachtet haben, und unterlassen es: Zusätze zu machen. Wir bemerken nur, dass 14 198 Der Frühling. Schon diese Tabelle, welche auf einer Menge gleichzeitiger Beobachtungen von Schonen bis Lappland ruht, gewährt meh- rere wichtige Resultate ausser denen, die Linne selbst daraus zieht. Sie bestätigt hinreichend unsre. bereits vorgebrachten Bemerkungen über das successive Weiterschreiten des Früh- lings gegen Norden, und zugleich, wie in der Entwickelung des- selben alles immer mehr beschleunigt wird, je näher es der Gränze des Sommers zu geht. So beträgt z.B. der Unterschied zwischen der Zeit des Ausschlagens des Johannisbeer- strauchs in Schonen und der in Lappland 45 Tage, bei der Espe aber, welche unter die zuletzt ausschlagenden gehört, nur 16 Tage. Und ganz zu Anfange des Sommers [im Sinne des Verf., s. ob.] bei vollendetem Ausschlagen der Espe, ist der Unterschied fast a es steht aufgezeichnet für Kalmar: ; d. 21. Mai, für Öland d. 22 „April“ (gewiss Schreibfehler statt Mai), für Upland den 23. Mai, für Finnland den 26. Mai. Was der nordische Frühling an Zeit verloren, das gewinnt eran Kraft. Linne’s Calendarium Florae enthält noch mehr grossartige Grundzüge der Entwickelung der ganzen Vegetation nach den Jahreszeiten, wie sein Horologium Florae der des Blühens nach den Stunden des Tages. Die Physiologie unsrer Zeit hält sol- che Dinge für ihrer Aufmerksamkeit wenig werth, weil sie lang- wierige Auhaltepite Beobachtung des Lebens in seiner Selbst- thätigkeit erfordern und diese Erscheinungen sich nicht aus me- ehanischen Gesetzen deduceiren lassen, sondern aus dem Wesen des individuellen Lebens abgeleitet werden müssen; aber gerade diese Fragen halten wir für die wichtigsten für die Biologie. Da indess die Beobachtungen, wonach jene entworfen sind, nur von einem einzigen Jahre und von einem Orte herrühren, ohne eorrespondirende gleichzeitige Beobachtungen, so können sie im Speciellen nicht von besondrem Gewichte werden *), sondern nur ein Muster zur Nachfolge. Ersteres sagt auch Linne selbst, indem er zugleich auf die Wichtigkeit der Sache für Land- und die Spalte für Salix bei Linne, da sie von verschiedenen Arten silt, unsicher ist, und dass Sambucus nigra, Acer platanoides u. a. elwas zu weit hinausgerückt sind. *) Gewiss sind diese vom Respondenten aufgezeichnet, da Irrthümer darin vorkommen, die man unmöglich Linne anrechuen kann, z.B. Blühen des er an vaginatum nach Pedicularis palustris, Plan- tago media u. dgl. In der ganzen Anordnung aber und vorzüglich in “der ideellen eemen und in der Eintheilung des Jahres in Vegetations - Monate erkennt man leicht Linne’s systematischen Scharfsinn. Der Frühling. 199 Gartenbau aufmerksam macht*). Das Ganze ist dabei so mit geistreichen und treffenden Bemerkungen durchwebt, dass es überall bei offnem Natursinne Anklang finden muss. Wir können nicht unterlassen, seine Eintheilung des Jahres in botanische Monate für den Horizont von Upsala nach dessen Vegetation hier mitzutheilen, obgleich eigentlich nur die Stufen des Früh- lings (welcher übrigens hier länger ausgedehnt wird) zu unserm Gegenstande gehören. I. Winterzeit (Glaciatio), von der Winter-Sonnenwende bis zur Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. (,„Ovum, hyalina , incipit.“) 1. Eisaufgang (Regelatio), vom Anfang des Schnee- schmelzens bis zum Eisgange der Flüsse. (,‚Embryo, alba, reviviscit.“) Ill. Säezeit (Germinalio),, von der ersten Blume bis zum ersten Ausschlagen eines Baumes. (,Infantia, pallida, prodit.‘) Laubausschlagen (Frondescentia), vom Anfange des Ausschlagens bis zu dessen Beendigung. (,,Pueritia, vi- ridis, caulescit.‘‘) Blühzeit (Florescentia), von der ersten Roggenähre bis zum Blühen des Roggens. (,Adolescentia, puwrpu- rea, floreseit.‘‘) VI. Fruchtansatzzeit [schwed.: Karttiden] (Grossifica- tio), vom anfangenden bis zum aufhörenden Blühen des Sedum acre. („Juventus , rubra, defloreseit.“) VI. Heuärntezeit (Maturatio), vom anfangenden Blühen des Sedum album bis zu dem der Scabiosa Succisa. 6. Virilis, fulva, fructificat.“) ) „Dum plura ejusmodi Calendaria variis locis et regionibus uno eodemque anno conficiuntur, facile erit ex hisce florum generibus eorumque florescenlia, uli eliam ex vernalione arborum colligere, quae differentia unius regionis climatis ab altero et quare plantae ex climate meridionali allatae apud nos non raro vix ad frugem perveniunt, e boreali vero facillime. Botanici et Pharmacopolae, quorum est plantas sub ipsa florescentia legere, hoc modo praescire queunt, quo anni tempore hanc vel illam plantam colligere datur in suo ornatu. Ex hortorum plantis intelligere possunt, quaenam in pratis el campis eodem temporis articulo florent. Paucis hisce et similibus Calendariis niti et inaedificari debet ita dieta Practica rustica vulgi, quae huc usque fundamento nimis lubrico abiit, se- cundum haec prineipia in idem fastigium evchitur, ut illa haud facile bonus Oeconomus destitui queat. Hinc agricola scire tandem poterit justum et aplissimum temporis articulum, quo sua feliciter peragere potest.‘“ 200 Der Frühling. VII. Aerntezeit (Messis), vom beginnenden Blühen der Scabiosa Succeisa bis zu dem des Colehicum. (,Con- sistens, flava, maturat.‘“) | IX. Fruchtzeit (Disseminatio), vom ersten Aufblühen des Colehieum bis zum Fortziehen der Schwalben. („Ef foeta, livida, dispergit.“‘) | X. Laubabfallen (Defoliatio) oder vom Anfange*) bis zur Beendung desselben. (,Senecta, obsoleta, tabescit.“) Xl. Nasse Zeit [schw.: Slasktiden ] (Congelatio ), vom Ende des Laubabfallens bis zum letzten Grünen eines Krautes. (‚Decrepita, fusca, cadit.“) XH. Eismonat (Bruma), vom letzten Grün bis zum Win- ter - Solstitium. (,„Mors, atra, perit.‘“‘) Man bedenke, dass dieses Calendarium für den Horizont von Upsala gilt; auf das südliche Schweden passt es nicht in allen Theilen, eben so wenig auf das nördlichste. Aber Jeder- mann erkennt leicht, wie interessant es wäre, mehrere der Art zu besitzen, nicht allein unter verschiedner Polhöhe, sondern mit Rücksicht auf östliche und westliche Lage der Länder, so wie auf die Höhe über dem Meere: ;hierüber im folgenden Ca- pitel. Wir erwähnten schon oben, dass man in Schonen oft das ganze Jahr hindurch Blumen auf dem Felde hat, u. s.w. Die (schmelzende) Mittagssonne [schw.: dagsmedja], welche für Upsala erst zum '° aufgezeichnet steht, schmelzt dort bei ruhi- *) Hierzu ist zu bemerken, dass wenn Linne sagt: „a casu primae arboris foliorum,‘“ die Ahlkirsche (Prunus Padus) auszunehmen ist, indem diese noch früher anfängt, ihr Laub fallen zu lassen. — Ein andrer bemerkenswerther Umstand beim Laubfalle ist die veränderte Farbe, welche das Laub vor dem Fallen annimmt: ge- wöhnlich wird es gelb, bei andern Bäumen roth z. B. bei Eber- esche, Ahus, bei noch anderen braun, so bei Evonymus. [Vgl.: Bot. Jahresb. üb. 1837, 8. 269 ff., n. Mohl und Berzelius.] Das Abfallen selbst kommt übrigens nicht, wie man gewöhnlich glaubt, vom Froste her, sondern hat einen innern Grund im Erlöschen der Lebenskraft. Dies erkennen wir deutlich theils daraus, dass, wenn das Laub im Frühjahre spät ausschlägt, es auch im Herbste früher abfällt, iheils daraus, dass es fast zu derselben Zeit auch bei den Bäumen abfällt, die in Gewächshäusern stehen und nicht der Kälte ausgesetzt sind, während dagegen die Bäume, die ihrer Natur nach beständig grün sind, wohl vom Froste getödtet werden, aber nicht ihr Laub verlieren. Vor einigen Jahren fiel hier zu Upsala frühe Kälte mit häufigem Schnee ein, aber Populus pyramidalıs, wel- che spät ihr Laub abwirft, stand die ganze Zeit über vollbelaubt da; erst später bei eingetretenem mildem Wetter fiel das Laub zur gewohnten Zeit. Manche junge Bäume mit starker Lebenskraft, lassen nicht im Herbste das Laub fallen, z. B. junge Buchen, son- lern dasselbe bleibt vergehend bis zum Frühjahre sitzen. Der Frühling. 201 sem Wetter den ganzen Winter hindurch den Schnee, so oft die Sonne scheint. Da Linne für Upsala angiebt, dass erst d. 3 die Steine vom Eise frei werden, so nimmt man gewöhnlich an, dass im südlichen Schweden dieses schon im Februar ge- geschieht (,,Matis kastar heta stenen“ [Matthias wirft mit heis- sem Stein, st. unsers: Matthais bricht Eis]). Linne’s dritter Monat, welcher zu Upsala erst weit im April anfängt, beginnt in Sehonen, nach dem Blühen des Galanthus berechnet, ge- wöhnlich zu Ende Februars. Bei genauer Vergleichung bieten sich eine grosse Menge abweichender Verhältnisse dieser Art dar. Hier erwähnen wir nur, dass Linne’s fünfter Monat in den Strichen des Landes , wo nur Sommerroggen gesäet wird, nicht nach der ersten Kornähre bestimmt werden kann. Dass unter den Ideen Linne’s Manches vorkommt, was nur Hypothese ist *), lässt sich nicht bestreiten; aber dies sind ahnungsvolle Blicke in die Zukunft der Wissenschaft, wo sie ihre völlige Erklärung und Bestimmung finden werden. Wir gehören nicht zu Denen, die alle Hypothesen, auch wenn diese für ihre Zeit Licht und Leben über die Wissenschaft verbreiten, verwerfen, (die absolu- ten Widersacher derselben werden gewöhnlich selbst unwissent- lich von noch crasseren Vorurtheilen geleitet); vielmehr glauben wir, dass, so lange die Wissenschaften fortschreiten, auch jenen Leitsternen auf der Bahn der Forschung gefolgt werden muss, und dass, wenn jenes Seher - Vermögen nicht für die Perfectibi- lität des Menschen nöthig gewesen wäre, es diesem nie wäre verliehen worden; so wie wir überzeugt sind, dass wenn auch die Beschränktheit gewisse Forschungsarten verwirft und aus Eigenliebe herabsetzt, diese doch gerade durch ihr Dasein ihre Nothwendigkeit am besten beweisen. Man vermenge aber nicht was man auf verschiedenen Wegen gefunden hat, und am wenigsten stelle man Hypothesen (auch wenn sie mit der Be- nennung höherer Ideen geadelt werden) als etwas Höheres über ——_. *) Hierher gehört auch Linne’s Erklärung der öfters, tbeils im Früh- linge, theils im Sommer, eintretenden Nachtfröste. Linne leitet diese sämmtlich aus Lappland her: diejenigen, welche oft gegen das Ende des Laubausschlagens stattfinden („frigus plumbeum“ L.), erklärt Linne aus dem Aufthauen des Bodens in Lappland; die aber um Johannis (,, rigus aeneum“ L.) aus dem 'Thauen auf den Gebirgen Lapplands. Eben so werden die ersten Frostnächte im Anfange des Herbstes, oder in der Fruchtzeit den dann wieder zu- sefrornen lappl. Gebirgen zugeschrieben: doch so, dass alle diese Frostnächte nicht mit den in Lappland treffenden gleichzeitig wä- ren, sondern allmählig südwärts fortschritten und daher zu Upsala um acht Tage oder mehr später einträten. 202 Der Frühling. Forschung oder Thhatsachen ; man suche nicht die Resultate der letztern durch Erklärungen den ersteren unterzuordnen oder sanze Untersuchungen nur zu Bestätigung der Hypothesen allein hinzuleiten. Nur wenige Dinge sind schwerer zu lehren als richtiges Beobachten ; Manchen wird dieses zu nichts Anderenı, als einem Meinen, und darum halten die Meinenden ihre Mei- nungen für eben so gut, als die wahre und reiche Erfahrung Anderer. Niemand unterschied genauer das Objective und das noch Subjective, als Linne; daher folgte Linne z. B. dem künstlichen Systeme, als dem einzigen, welches objeectiv dargestellt werden könne, wobei er aber klar einsah, dass es einem natürlichen weichen müsse, wenn dieses sich zur Objeeti- vität erhöbe und nicht bloss ein subjectives Zusammenpassen ähnlicher Formen wäre. Dasselbe finden wir auch in den für unsern jetzigen Zweck so wichtigen Abhandlungen, durch wel- che Linne für die Forschungen unsrer jungen Botaniker *) ein *) Nicht ohne Grund können diese klagen, dass, wie im alten Europa alles Land vergeben, so in der speciellen Botanik, das ganze Ter- rain, wohin sie sich auch wenden, von einheimischen Autoren schon, beherrscht sei, so dass es für sie weit schwerer sei, sich einen Namen zu machen, als in der Zoologie, die bei uns noch (mit Ausnahme der descriptiven Entomologie) eine fast neue Wissen- schaft sei, in welcher es, wie in America, noch grosse unange- baute Striche in Besitz zu nehmen gebe, in welcher sich auch noch keine Aristocratie ausgebildet, sondern alle für sich Magnaten wer- den, — und dass die auftretenden jüngern Botaniker, mit den Zoo- logen verglichen, zu kurz kämen. Dieses ist indess etwas 'Tem- poräres, welches sich mit der Zeit ändern wird, da die Zoologie eben so sehr bearbeitet wird, als die Botanik. In letzterer, als einer in Schweden schon alten, ansässigen Wissenschaft, wo man nicht durch Einführung oder Anwendung der ausser Landes gemach- ten Fortschritte der Wissenschaft oder durch einzelne Beobachtun- gen zur Ergänzung der ausländischen generellen Werke beitragen “kann, ist es [in Schweden | viel schwerer, Celebrität zu erlangen ; aber man vergesse dabei nur nicht, dass es nicht minder verdiensi- lich ist, das schon Bestehende zu conserviren, und dass es nicht weniger.Änstrengung erfordert, die Botanik im Vaterlande Linne’s nicht- verfallen zu lassen. Es war ein nicht geringes Glück, dass Linne eine ganze Schule in Schweden hinterliess; verkennen wir nicht.ihren Werth deswegen, weil sie nicht 'Traumbildern unsrer Zeit und blosser Celebrität nachjagte; es war ihr Ehre genug, dass sie Linne’s Lehren unter uns erhielt. Ganz ungereimt wäre aber ‚das Vorgeben, dass die Botanik deshalb abgeschlossen wäre, dass ihr nichts mehr zu tihun übrig bliebe. So urtheilte man schon vor einigen ‚Decennien von der Astronomie, und gerade darauf be- gannen die grössten Entdeckungen. ‘Solches Verzagen ist ein Sym- . ptom schon eingetretener WVinterkälte, aber in dem Maasse, als ‘ der Frost des Egoismus abnimmt und die Wärme der Liebe zur lebenden Natur steigt, wird ein neuer schönerer Frühling der Wis- Der Frühling. 203 reiches und das passendste Feld eröffnete. Wir kennen, wie im Gesagten angedeutet worden, wohl die allgemeinen Gesetze der Ankunft und Ausbildung des Frühlings, aber im Speciellen bleibt noch unendlich viel zu thun. 2. Verschiedenheit des Frühlings in verschiednen Localitäten und in verschiednen Jahren, Auch in Ländern von gleichem Abstande vom Aequator, selbst mit gleicher Mitteltemperatur, giebt es mehrerlei örtliche Verhältnisse, welche früheres oder späteres Anfangen des Früh- lings, so wie raschere oder langsamere Entwickelung desselben bewirken oder Einfluss darauf haben. Die wichtigsten davon sind: | | 1. Höhe über dem Meere und davon abhängige Ab- nahme der Temperatur. Es ist bekannt genug, dass wenn am Fusse der Gebirge völliger Sommer blüht, auf ihren Gipfeln noch der Winter herrscht; dass man auf grössern Höhen eines Berges, die Blumen noch nicht hervorgetrieben findet, die im Thale darunter schon Frucht angesetzt haben; es fehlt aber noch an bestimmten Beobachtungen auf unsern schwedischen Gebirgen , wie lange Zeit zum Aufsteigen des Frühlings, z. B. um je 1000 Fuss, auf dieselben erfordert wird. Offenbar muss dieses besonders auf unsern nördlichen Gebirgen rascher ge- schehen als in Süd-Europa, wo die Nächte länger sind und die Abwechslung in der Temperatur deshalb grösser ist Aus die- sem Grunde ist der Abstand zwischen der Schneegränze und senschaft heraufziehen, und dass alsdann eine herrliche aussichtsrei- che Zukunft der Botanik harrt, ist unzweifelhaft. Europa’s Bota- niker werden dann ermüden, der ganzen Welt Special - Registraio- ren zu sein, die Wichtigkeit der systematischen Botanik in das Beschreiben getrockneter Fragmente exotischer Gewächse zu setzen, um sich mehr an das Generelle und das Specielle zu halten, das ihnen selbst am nächsten liegt. Soll die Pflanzen-Physiologie wirkliche Selbstständigkeit gewinnen , muss sie vom Pflanzenleben selbst, und weder von chemischen Erklärungen allein, noch von zoologischen Analogien ausgehen; die ganze Geschichte, von Em- ' pedocles Zeiten an, zeigt den schädlichen Einfluss, den die letzte- ren auf jene ausgeüht. Die schwedischen Botaniker, welehe mehr, als die anderer Länder, in der freien Natur leben, sind, so glau- ben wir, vorzugsweise berufen, Linne’s Wissenschaft in dieser lebendigen Richtung fortzusetzen. Geben wir aus Nachah- mungslust diese für uns natürlichste Bahn auf, so verlieren die Schweden sicherlich allen ihren Einfluss auf die Wissenschaft. Der Zweck des gegenwärtigen Aufsatzes ist eben, unsern jJüngern Botanikern die erste Stufe auf dieser Bahn anzudeuten. | 204 Der Frühling. der Strauch- und der Baumgränze, so wie der-Abstand zwischen diesen und dem Getraidebaue in den tropischen Ländern so be- deutend grösser, als in den arctischen. Aber auch in Bergge- genden überhaupt ist der Anfang des Frühlings bedeutend spä- ter, als im nahen Flachlande, wozu obenein der Unterschied kommt, dass erstere, gewöhnlich, bewaldet sind, — wobei zu- gleich, wenn letzteres flach und offen ist, die ganze Physiogno- mie der Vegetation anders ausfällt. 2. Nähe grösserer Meere und Gewässer Wir erwähnten bereits, wie dasselbe Bassin den Frühling gleichmä- ssiger um seine Küsten verbreitet, auch ist es bekannt, wie in Küstenländern der Frühling zeitiger beginnt; dagegen scheint man nicht beachtet zu haben, wie hemmend ihr Einfluss der raschern Entwickelung desselben entgegen wirkt. In Schweden beginnt der Frühling an der Nordsee am frühsten, aber dennoch haben ihre Küsten eine äusserst dürftige Vegetation: man kann dort deutlich bemerken, wie in der Nähe des Meeres der Früh- ling langsam und fast unmerklich fortschreitet, so, dass an wei- ter im Lande gelegenen Orten, wo die Frühlings-Flora viel später beginnt, sie an der Gränze des Sommers eben so weit vorwärts gekommen ist, als an der Küste, wenn nicht jene Orte bedeutend höher liegen. Aber Meeresströmungen, Absetzen des Eises an einer Küste, u. s. w., haben den merklichsten Einfluss auf die Ungleichheit des Frühlings in verschiednen Ländern. Bekanntlich ist im westlichen America der Frühling sowohl frühzeitig als auch warm. während er an der gegenüber liegenden asiatischen Küste sehr spät eintritt und kühl ist, so dass, wenn im erstern alles in vollem Frühlingsschmucke steht, Asiens Küste noch Schnee und Eis trägt. Der berühmte Welt- umsegler Wormskiold, welcher, zu grossem Verluste für die Wissenschaft, seine scharfsinnigen Beobachtungen nicht publieirt hat, theilte uns mit, die Ursache davon sei die, dass ein Strom wärmeren Wassers aus dem Stillen Meere auf seinem Wege nach der Behringsstrasse und in das Eismeer der americanischen Küste folge, während ein andrer Strom mit kaltem Wasser aus dem Eismeere ins Stille Meer eindringe, welcher der asia- tischen Küste folge. Die Richtung des Treibeises im nördli- chen Polarmeere bestimmt die Beschaffenheit des Frühlings auf Island und Grönland ganz und gar, und dasselbe sehen wir auch, nur in kleinerem Maasstabe, im bottnischen Meerbusen. 3. Eine Verschiedenheit gleicher Art, nur in noch engern Gränzen, findet statt zwischen dem Frühlinge im offnen Felde und in Hainen. Obgleich der Schnee auf ersterem bedeutend Der Frühling. 205 früher wegschmilzt, man also den Frühling dort für weit eher beginnend nennen kann, entwickelt sich doch in letzteren die Frühlingsflora bald viel kräftiger und freudiger, weil der Hain gegen das freie Spiel der Winde und die Nachtfröste schützt, die der Vegetation vor Allem am hinderlichsten sind”). In sol. chen Localitäten, welche diesen im Frühjahre lange blossge- stellt sind, ist die Frühlingsvegetation immer besonders dürftig. Man findet Corylus Avellana und Daphne Mezereum in Hainen, wo noch viel Schnee liegen kann, schon blühend, wenn sie im offnen Felde, welches schon lange schneefrei gewesen, noch nicht ausgeschlagen sind. Hierin liegt auch die Erklärung, warum fast alle Frühlingsblumen zugleich Hainpflanzen sind, und zwar. die Anemonen,: Corydalis- Arten, Tussilago alba, Violae, Or nithogala, Pulmonariae, Lathraea, Ranunculus Ficaria, u. a. Dies ist es, was den Frühling in Waldgegenden so schön macht, während er im ebenen Lande oft so wenig Einladendes hat. 4. Die gegen Norden oder Süden abhängige Lage einer Landschaft ist, als den Winkel bestimmend, unter wel- chem die Sonnenstrahlen die Erdoberfläche trefien, gleichfalls von grossem Einflusse. Abgesehen vom gar zu frühen Hervor- treiben der: Vegetation an gegen die Sonne gekehrten steilen Bergabhängen **), sieht man schon an einem Hügelchen, wie die Pflanzen an seiner Südseite früher ausschlagen, als am Nord- *) Sogar unsre ächten nordischen Föhren werden ganz unfruchtbar, wenn unter dem Blühen Nachtfröste eintreten r). +) Die Gegend um Greifswald hat mit der von Upsala in klimatischer Hinsicht das gemein, dass der Frühling die schlechteste Jahreszeit ist, indem während desselben gewöhnlich ein kalter, ausdorrender Nordostwind weht, der nicht selten, kurze Unterbrechungen ausge- nommen, 6—10 VWVochen anhält und gewöhnlich mit hellem, kla- rem Wetter und Nachtfrösten gepaart ist. Bei solcher Witterung schreitet oft die Vegetation im. Freien in 3—4 Wochen keinen einzigen Schritt vorwärts, während sie in Hainen und Wäldern nicht nur ungestört sich entwickelt, sondern wenn Sonnenschein damit verbunden, sogar rascher vorschreitet, als in milderen, aber trüben Jahren. "Die Folge davon ist, dass Haine und Wälder dann schon im schönsten Schmuck’ ihrer Frühlingsflor prangen, während die Bäume noch unbelaubt sind und die Flor der dem Winde ausgesetzten Oertlichkeiten höchst dürftig ist und nur ihre Erstlinge entwickelt zeigt. Erst Ende Mai oder Anfang Juni gleicht sich diese Verschiedenheit wieder aus. Anm. d. Red. ##) Am meisten treibend und beschleunigend für die Vegetation wird solches Localverhältniss in kleinern von Höhen umgebenen 'Thä- lern, wo die Wärme zu grosser flöhe gesteigert wird, so dass sie oft wie aus einem Crater von da aufsteigt und ihre Wirkung bis auf benachbarte Fluren verbreitet, 14 * 206 Der Frühling. abhange, und grösser wird der Einfluss davon, wo ein ‚ganzer Landstrich sich süd- oder nordwärts neigt. Dem Botaniker ist deshalb der Süd-Abhang einer Höhe stets interessanter, da er die seltensten Pflanzen und vorzüglich eine reiche Frühlingstlora hervorbringt; für den Oekonomen aber hat, wenigstens im Süden, der nördliche grössern Werth, denn er gewährt auf den Sommer zu den freudigsten Graswuchs und die kräftigste Vegetation, während daselbst der südliche gewöhnlich vor Dürre verbrennt. Man findet auch stets auf zwei einander nahen Continenten auf der gegen Süden geneigten Küste des nördlicheren manche Pflan- zen, die auf der gegen Norden abhängigen des südlichern Con- tinents fehlen, wo wiederum solche des nöralichern vorkommen, die im letztern nicht bis an dessen Südküste reichen. So giebt es in Schonen Arten, die erst tiefer in Deutschland vorkommen; im nördlichsten Deutschland dagegen Pedieularis. Sceptrum Carol., Nymphaea pumila, Hippophaö rhamnoides u. a., die in Schweden erst weit jenseit Schonens anzutreffen sind. Im südlichsten Schonen erfolgt auch der Frühling vollkommen so zeitig, wie im nördlichsten Deutschland *). 5. Die chemische Beschaffenheit des Bodens, welche übrigens, besonders in Kalkboden, so bedeutend zum sanzen Charakter der Vegetation mitwirkt, scheint auf die Zei- tigkeit und schnellere Entwickelung des Frühlings weniger Ein- fluss zu haben, als man glauben möchte. Auf Öland und Gott- land trifft der Frühling nicht merklich eher, als auf dem gegen- über liegenden Festlande, wie man wohl nach der so ausge- zeichnet südlichen Flora, die der Kalkgrund hervortreibt, anzu- nehmen geneigt wäre. Es bildet einen merkwürdigen Contrast in der Flora dieser Inseln, dass sie bei ihrer südlichen Vege- tation, die sie dem Kalke verdanken, zugleich mehrere alpine Pflanzen beherbergen. Dass sie eine so schöne Frühlingsflora haben, kommt jedoch mehr von klimatischen Verhältnissen, als vom Boden her. Da scheint Kieselboden, in der Form feinen losen Sandes (Flugsand), mehr treibend für die Frühlingsvege- tation zu sein, oder vielleicht sollte man richtiger sagen: auf Flugsandfeldern können, ausser einer oder der andern Art mit ausserordentlich tief gehenden Wurzeln, nur Frühlingspflanzen gedeihen, da im Sommer die Pflanzenwelt dort im Allgemeinen *) Dass manche südliche Gewächse, die im nördl. Deutschland kaum den Winter aushalten, sch onische Winter überstanden ha- ben, ist cher der insularen Lage Schenens zuzuschreiben, I Der Frühling. 207 von der Hitze verbrennt. Schonens Flugsandfelder wenigstens, vorzüglich die an der nordöstlichen Seite, die auf einer mächti- sen Thonschicht ruhen , welche die vom schmelzenden Schnee her eingesogne Feuchtigkeit hinabzusinken verhindert, haben eine höchst interessante Frühlingsflora; aber schon auf denen Hallands fehlt diese (es giebt daselbst fast nur perennirende Gewächse mit tief-gehenden Wurzeln,) und auf den im Innern Smälands, z. B. bei Ljungby, vorkommenden fehlt beinah alle Vegetation. Die chemischen Bestandtheile des Bodens äussern also auf die Frühlingsflora keinen andern Einfluss als sie auf die Vegetation überhaupt und insbesondere auf Hervorbringung eigner Arten haben. 6. Desto einflussreicher ist dagegen die Feuch- tigkeit der Atmosphäre und der damit zusammenhan- gende Niederschlag. Letzterer ist zu betrachten nach seiner Quantität, seiner Form und nach der Zeit. Welch bedeu- tender Unterschied in seiner Quantität in verschiednen Zonen stattfindet, ist aus der Meteorologie bekannt genug; aber auch in engerem Bezirke kann er sehr gross sein. So giebt Schouw den Niederschlag zu Bergen in Norwegen bis auf 70 par. Zoll jährlich an, während das Mittel für Scandinavien 18 bis 20 Z. jährlich. ist... In manchen tropischen Ländern steigt er bis 100 Z. und. darüber. In Scandinavien ist er an der West-Küste grösser, als an der östlichen, so wie in bewaldeten Gebirgsge- senden grösser als im flachen Lande. Indess ist die Summe des Niederschlages von weit geringerem Gewichte, als seine Form und die Zeit, denn die Lage des Bodens und sein Absor- ptionsvermögen für Feuchtigkeit haben mehr Einfluss, als die Menge des Regens. — Dagegen hat man nicht überall genug Wichtigkeit dem beigemessen, ob er in der Form von Schnee oder von Regen, ob letzterer als heftiger Gewitterregen oder als gleichmässiger Staubregen erfolgt: was alles viel wirksamern Einfluss auf das Pflanzenleben hat. Schnee, als Nichtleiter der Wärme, verhindert in kalten Ländern die Abkühlung des Bo- dens*), das Eindringen der Kälte zu bedeutenderer Tiefe, als bei der Sommerwärme zum Aufthauen kommt. Das Entgegen- gesetzte muss auf die Pflanzenwelt im Allgemeinen, und insbe- *) Wahrscheinlich hat man der Schneedecke während der kalten Jahrs- zeit die Erhöhung der Boden-"Temperatur über das Mittel der Luft-Temperatur in den kältern Klimaten theilweise zu verdanken. In den gemässigten Klimaten sind beide bekanntlich gleich, in der heissen Zone die Bodentemperatur niedriger. 208 Der Frühling. ö sondre auf die Frühlingsvegetation, höchst nachtheilig wirken. Solchem zu unbestimmter Tiefe hinabdringenden Bodeneise, wo- von nur die Oberfläche aufthaut, ist jene äusserste Dürftigkeit der Vegetation in den nördlichen Einöden Sibiriens zuzuschrei- ben; auch in Sümpfen des nördlichsten Lapplands hat Lästa- dius ein solches nie aufthauendes Bodeneis beobachtet. “Aber noch auf eine directere Weise ist der Schnee wohlthätig für die Pflanzenwelt, indem seine schlecht-leitende Eigenschaft zartere Pflanzen vor Zerstörung durch die Winterkälte schützt. Es ist nicht die Sommerwärme, was das Cultiviren von lappländischen und Gebirgspflanzen im südlichern Schweden hindert, sondern die Winterkälte, weil ihnen hier die gleichmässige: Schneebe- deckung fehlt, welche sie in der Heimath schützt *). Im’ Gar- ten zu Upsala luxuriirten früher mehrere lappländische Pilan- zen, welche aber durch den gelinden Winter 1833 eingingen. Mehrmalige Entblössung des Bodens von Schnee mit Frost den Winter über ist für die Frühlingsvegetation in hohem Grade nach- theilig. Manche Pflanzen, die in gleichmässigen Wintern am Leben bleiben und bei Ankunft des Frühlings aufs neue blühen, werden durch jene ganz zerstört, bis neue Pflanzen aus Samen haben aufwachsen können. Dies ist die Ursache, warum bei Lund nur in gewissen Frühjahren Veronica polita, V. opaca; Lamia u. a. in Menge vorhanden sind, in andern Jahren aber erst weiterhin gegen den Sommer. Auch nachdem der Frühling begonnen, ist Schnee mit mildem Wetter der Vegetation gün- stiger, als trockne warme Luft oder Regen mit Nachtfrösten wechselnd. Ganz anders verhält es sich in den Klimaten, ‘wo Schnee und Frost zu den ungewöhnlichen Erscheinungen gehö- ren: da wirken sie stets schädlich. Die Vegetation jedes Lan- des bequemt sich den gewöhnlichen Verhältnissen desselben an; alle davon abweichenden Extreme wirken schädlich auf sie. — Von nicht viel geringerer Wichtigkeit ist die Zeit des Nieder- schlages. Sie kann in verschiednen Ländern, so wie in ver- schiednen Jahren , verschiedentlich in die Jahreszeiten vertheilt sein. Im Herbste, wo bei uns der Niederschlag am grössten ist, herrscht in China, nach Meyen, ‘der trockenste, 'klarste Himmel. Während bei uns die Frühlingsvegetation überwiegend *) Bei der Cultur nordischer Gewächse, z. B. des Aubus arcticus, ist es nöthig, nicht bloss eine von der Sonne ahgewandte Localität für sie zu wählen, sondern auch sie mit Schnee - und Laubbedek- kung gegen schneelosen Frost zu schützen, zugleich damit sie nicht früher treiben als die Nachtfröste aufgehört haben. Der Frühling. ' 200 ist, ist in den Ländern Nord- America's, welche sonst gleiche Mitteltemperatur haben, die Herbstflora am üppigsten: daher die grosse Menge von Astern, Solidagines u. S. w., die bei uns kaum zum Blühen kommen. In den Erdgegenden, wo man eine bestimmte Regenzeit und eine trockne warme Jahreszeit hat, be- ginnt der Frühling (der Flora) stets mit der Regenzeit, unab- hängig vom Stande der Erde gegen die Sonne. Bei uns ist der Niederschlag unbestimmter zwischen die Jahrszeiten vertheilt; dass aber ein nasser Frühling für die Vegetation vortheilhafter ist als ein trockner, ist hinreichend bekannt. 7. Die Richtung der Winde wirkt, ausserdem, dass die heftigeren die Feuchtigkeit des Bodens gleichsam aussaugen, hauptsächlich durch ihre Verbindung mit der Temperatur und dem Niederschlage auf die Beschaffenheit des Frühlings. Es ist nicht überall der nördliche Wind der kalte, oder der Süd- wind der laue, sondern dieses wird durch dieLandstriche, durch | welche sie ziehen, modifieirt. Hochgebirgswinde sind überall kalt, so dass in Finnmarken der südliche Wind, welcher den Gebirgsrücken überschritten hat, der kälteste ist. Seewinde sind in der kalten Jahreszeit, obschon sie wegen ihrer Feuch- tigkeit-oft wie kalt empfunden werden, die mildesten, in der warmen Jahreszeit hingegen kühlend. Sie bewirken deshalb ei- nen frühen, aber langsam fortschreitenden Frühling. Winde aus Sumpf- und Moorgegenden, welche Nachtfröste mit sich brin- gen, sind im westlichen Schweden u. a. der Frühlingsflora äu- sserst nachtheilig. Die Zeit des Niederschlages wird in jeder Landschaft hauptsächlich durch die Winde bestimmt; es ist in jedem Lande gewöhnlich ein bestimmter Wind, der ihn mit- bringt. Im östlichen Schweden ist es der NO.-Wind, der ge- wöhnlich von Unwetter begleitet wird; im südlichen und westli- chen aber: bringt meistens der SW.-Wind den Niederschlag. Darin liest ein Hauptsrund zur Verschiedenheit der Vegetation in den grössern phytogeographischen Strichen, in welche wir Schweden oben eintheilten. [ Ausführlicher und in weiterem Umfange belehrt über diese Gegenstände bekamntlich Kämtz, Meteorol. I., 1U., theilweise auch Grisebach in Linnäa, 1838, 11.] In Betrefi‘ ganzer Continente sind auch die Meeresströmun- gen zu erwägen. Diesen schreibt man das kältere Klima, aller Ostküsten und das mildere aller Westküsten der Continente auf der nördlichen Halbkugel zu. Auf der südlichen ist es umge- kehrt. Aber in engeren Bezirken ist dieses ohne Einfluss. Diese Ungleichheit des Frühlings an verschiedenen Orten 210 Der Frühling. innerhalb desselben Landstriches ist jedoch gewöhnlich minder bedeutend, als die zwischen verschiednen Jahrgängen. "Vorzüg- lich bemerkenswerth ist der ungleiche Einfluss der letztern auf manche Gewächse. Der Anfang des Frühlings kann im südli- chen Schweden um zwei Monate und darüber differiren; wir er- innern uns mit völliger Bestimmtheit an Jahre, wo am 1. März die Vegetation eben so weit vorwärts war, wie in sehr späten am 1. Mai oder in gewöhnlichen Jahren am 1. April. ‘Im .J. 1826 blühten zu Femsjö Anfang Februars Galanthus, Ende des- selben Monats Corylus, Draba verna u. a., welche in späten Jahren erst Anfang Mais erschienen. Die Ursache davon darf man nicht bloss in einer warmen Frühlings - Temperatur suchen, sondern im milden Wetter des vorhergegangnen Winters. Nach schneereichen Wintern wird der Frühling spät, aber warm; nach milden zeitig, aber öfters kalt. Letzteres wirkt wohlthä- tig; im entgegengesetzten Falle, so namentlich 1826, wird die Vegetation zur Frühreife getrieben und eine Menge Ungeziefer kann sich ungehemmt ausbilden. — Je weiter man aber nach Norden kommt, desto mehr trifft der Anfang des Frühlings alle Jahre gleichzeitig, so dass in Norrland [im schwed. Nordland, um und jenseit 62° Br.] der Unterschied zwischen zeitigen und späten Frühlingen kaum über einen Monat ausmacht. ‘Ein spätes Frühjahr schreitet auch rascher vorwärts, mit gleichmässig steigender Wärme, ohne Nachwinter, die ein frühes gewöhnlich unterbrechen. Für das Pflanzenwachsthum im Allgemeinen, und für die künftige Aernte insbesondere, ist ein Frühling, welcher die Mitte hält, der beste. Die kälteren Länder unter denselben Isothermen (gleicher mittlerer Wärme), deren Sommer warm und deren Winter kalt sind, haben immer eine sehönere und ausgezeichnetere Vegetation, als die, wo die Wärme mehr gleich vertheilt ist. Im nördlichsten Scandinavien giebt es noch Wald, wo die Mitteltemperatur unter 0° ist, aber auf Gebirgen tro- pischer Länder trifft dieBaumgränze bei + 12°C. Dasselbe Gesetz gilt für die Cultur der Getraidearten: ist nur genug Som- merwärme da, so gelingt sie, ohne dass die Winterkälte in Be- tracht kommt, während in gewissen Hochländern Süd-America’s, da, wo die Wärme fast nie unter den Gefrierpunkt sinkt, weder Weizen noch Roggen, nur Gerste und Hafer gebaut werden können. Es wäre wohl in öconomischer Hinsicht vom grössten Nutzen, wenn man in der Beschaffenheit des Frühlings ein Prognosticon sowohl für die Fruchtbarkeit des Jahres im Gan- zen, als auch für sein Zusagen für besondre Pflanzen erhalten könnte. Diese Seite unsers Gegenstandes ist die am wenigsten Der Frühling. 211 bearbeitete, weil es an hinreichenden, durch eine lange Reihe von Jahren fortgesetzten Beobachtungen fehlt. Durch Achtgeben auf das Zusammenhangen der Naturverhältnisse haben indess manche ältere Landwirthe eine reiche Erfahrung gewonnen so- wohl in Betrefl der passendsten Zeit zum Säen, als auch der Wahl der Getraideart je nach Beschaffenheit des Frühlings: was sich jedoch nicht weiter -lehren oder vererben lässt, weil es mehr ein Fühlen, als ein objectives auf.klar ermittelte Gründe gestütztes Wissen ist. Dass der Weg zur Erforschung dieser durch. eine Menge Irrthümer hindurch gebahnt werden muss, darf nicht davon abschrecken, ihnen nachzuspüren, denn der Feldherr,, der nicht den Verlust einiger Mann wagen will, hat nie einen Sieg errungen. Dass die Beschaffenheit des Frühlings auf das Gedeihen einer Menge von Gewächsen entschiedenen Einfluss hat, ist ganz unbestreitbar; aber die, welche dem einen zusagt, kann einem andern höchst ungünstig sein. Durch er- worbene Fähigkeit, dergleichen in der Zeit einzusehen und zu beurtheilen, kann manchem Verluste vorgebeugt oder abgeholfen werden. Schon können wir aus der Beschaffenheit des Früh- lings auf die. Fruchtbarkeit von Bäumen u. a. schliessen. (46jäh- rige Listen über Säezeit und Ertrag jeder Getraideart, aus Femsjö, geben manche interessante Resultate) Für die Cultur exotischer Pflanzen lässt sich daraus manches Wichtige abneh- men, z. B. dass man aus einem oder dem andern ungewöhnlich sünstigen Jahre noch nicht auf das Anpassen einer Pflanze an unser Klima schliessen darf. Ich las eimal gedruckt, die Cul- tur des Mais könne wohl bei uns belohnend sein, bloss weil er auf die ungewöhnlich zeitigen und warmen Frühjahre 1822 und 1825 .noch gerathen war. Wir deuteten an, wie das verschiedne Verhalten des Früh- lings auf verschiedene Pflanzen ungleich wirkt, und dass, was die eine begünstigt, der andern schaden kann. Hiervon die Gesetze zu kennen, muss für einen Landwirth äusserst wichtig sein; aber für die Erforschung derselben ist noch nichts gesche- hen. So war der Frühling von 1839, obgleich spät gekommen, einer der angenehmsten, die man im mittlern Schweden seit mehrern Jahren gehabt hatte, mit gleichmässig steigender Wärme und dem Graswuchse und. den meisten Kräutern aus- nehmend günstig. Aber dabei starb der meiste angebaute Klee aus und die Wachholdersträucher befiel im mittlern Schweden eine wahre Pest, so dass kaum ein Drittheil derselben am Le- ben blieb und selten einer zu finden war, der nicht an der Son- nenseite mehr oder minder verbrannt gewesen wäre. In den 212 Der Frühling. Frühjahren, wo die Wärme schnell eintritt, während die Kälte noch im Boden steckt, kommen die Säfte zu früh in Bewegung, durch welchen Vorgang, oder das sogen. Eisbrennen (isbränna), manche zärtliche Pflanzen zerstört werden, wie es im genann- ten Jahre mit dem Klee geschah, — und einen ähnlichen Grund hatte wohl die Zerstörung des Wachholders, obgleich dieser zu den sonst für Kälte am wenigsten empfindlichen Sträuchern gehört. Sein Absterhen erstreckte sich indess nicht bis in die westlichen Theile des Reichs, auch nicht auf Gottland, weil in diesen der Frühling zeitiger begann, und die Wärme, durch die Seeluft gemässigt, nicht so plötzlich sties. Solche klimati- sche Verschiedenheiten bestimmen das ungleiche Resultat der Aernte in den östlichen, westlichen und nördlichen Provinzen Schwedens in verschiedenen Jahren. Während der in schreck- licher Erinnerung stehenden Misswachsjahre in der ersten Hälfte der 1780er Jahre*), besonders 1783, womit 1826 und 1834 gar nicht zu vergleichen sind, war das Frühjahr so trocken wie der Sommer, so dass das ausgesäete Getraide zum Theil erst im September aufging. Den ganzen Sommer herrschte beständiger Ostwind, woraus es sich erklärt, warum in demselben Jahre das östliche Schweden nicht durch eigentlichen Misswachs litt; (vgl. oben über Winde). — Aber nicht bloss die klimatischen Verhältnisse des laufenden Jahres, auch die des vorherge- sangenen greifen in das vegetative Verhalten des ihnen fol- genden mächtig ein. Der im Herbste aufsteigende Saft (der August - Saft) hat die Bestimmung, die Knospen der perenniren- den &ewächse und der Bäume auszubilden, und je günstiger das Wetter ihrer Ausbildung ist, desto reichere Anlagen sind dadurch für ein kommendes Jahr vorbereitet. Natürlich können unter nachherigen ungünstigen Umständen auch die besten An- *) Die jetzt lebende Generation kann sich schwerlich eine Vorstel-, lung von dem Elende machen, welches 1784 an der halländisch- smäländischen Gränze herrschte. Man kann es zum Theil in der „‚Stockholms-posten‘ von jenem Jahre lesen.... Nachdem das Volk unter mehrmaligem Misswachs seine kleinen Höfe verpfändet, schaffte es sein Hausgeräth und Kleider nach den Seestädten, um sie für Saatgetraide zu verpfänden ; aber wegen gänzlichen Futter- mangels war das Zuglieh zu kraftlos, die Leute selbst, kaum et- was kräftiger, mussten es heimschleppen...... Bewohner von Kronschatzgütern hatten zum Brodtbacken die Rinde von Buchen abgeschält, die dort der Krone vorbehalten waren; sie wurden von einem Kronbeamten verklagt, der Richter war aber zu mensch- lich, um denen Busse aufzulegen, die zu Stillung ihres Hungers Rinde von den Bäumen genagt halten. Im Pastorate Femsjö wurde in einem ganzen Jahre ein Kind geboren. Der Frühling. 213 lagen fehlschlagen ; was aber nicht in der Anlage da ist, kann nicht zur Entwickelung kommen. Als ein Beispiel vom Einflusse des vorigen Jahrs auf das ihm folgende nennen wir die Buche, die bei uns nur nach warmen Sommern Früchte giebt. Welchen Einfluss die Beschaffenheit der Aussaat auf die Ergiebigkeit im folgenden Jahre hat, ist bekannt: aber dies hängt ebenfalls vom Wetter des vorigen Jahres ab. Da Misswachs am gewöhnlich- sten von trocknen Sommern herkommt, solche aber für die Qualität der Körner vortheilhafter sind, als nasse, obgleich letz- tere grössere Quantität geben, so findet in diesem Falle eine Wechselwirkung statt. Die Erklärung einer oft Verwunderung erregenden Thatsache, nämlich, dass manche einjährige Pflan- zen, die viele Jahre nach einander auf einer Stelle erschienen sind, plötzlich verschwinden und nachher ein paar Jahre brau- chen, sich zu vermehren, habe ich öfters darin erkannt, dass diese Pflanzen empfindlich für Nachtfröste sind, daher in einer, in dem einen Jahre vor der Reife der Samen eingetretenen Frost- nacht die ganze Samenmenge des Jahres für das folgende zer- stört worden. Durch diese Ursache habe ich Datura, Cheno- podium opulifolium, Xanthium, Setaria verticillata u. a. zer- stört gesehen, wo sie früher in Menge gewachsen. Betrachten wir den Frühling in verschiedenen Zonen, so begesnen wir den entgegengesetztesten Verhältnissen. Wir be- dauern, dass man so wenige, oder kaum irgend, Schilderungen der Vegetation in verschiednen Jahreszeiten hat, sondern diese zu einem Totalbilde zusammengemengt werden: wodurch man aber sehr betrogen werden kann. Gegenden mit reicher Herbst- flora, namentlich die Vereinigten Staaten von Nord- America, können eine dürftige Frühlingsvegetation haben*); andere mit der üppiesten Frühlingsflora, wie die Ebenen Italiens, eine dürf- tige Sommerflora. Meyen sagt, dass Valparaiso in Chile, das wegen seiner schönen Vegetation berühmt ist, zu gewissen Jahrszeiten aller solchen entbehrt. Dies kann genügen, an die Nothwendigkeit zu erinnern, bei dem Beschreiben der vegetati- ven Physiognomie eines Landes, diese den einzelnen Jahreszei- ten naturgemäss verschiedentlich zuzutheilen.. — In Polarlän- dern und auf den höchsten Gebirgsgipfeln herrscht ewiger Win- ter; folglich fehlt dort alle Vegetation. Darauf erscheint zuerst *) Die Baumarten blühen z. B. um das so viel südlicher liegende New-York [wegen dortiger südl. Beuguung der Isothermen] erst zu derselben Zeit wie bei nus. 15 214 Der Frühling. ‚auf einzelnen der Sonne ausgesetzten Punkten oder längs der vom aufgethauten Schneewasser gebildeten Bäche der erste Ver- such einer kümmerlichen Frühlingsvegetation. Aber es giebt Wüsten, wo auch wegen vereinter Trockenheit der Luft und des Bodens alle Vegetation mangelt. Fallen in diesen dennoch in einzelnen Jahren, wie es im nördlichen Chile und in Bolivien geschieht, heftige und anhalterde Regen ein, so schiesst dort eine reiche Frühlingsflora auf, unabhängig von den Jahreszeiten. Im Ganzen tritt in allen wärmern Ländern mit einer bestimmten Regen- und einer heissen Jahreszeit der Frühling mit dem An- fange der Regenzeit ein. Auf Hochebenen in den tropischen Ländern und den paradisischen Südsee-Inseln fliessen fast alle Jahrszeiten in einander, so dass man Frühling, Sommer und Herbst auf einmal hat; nur der Winter fehlt. Das glücklichste Loos aber haben die Länder ausserhalb der Wendekreise, die Heimath der stets grünenden Laubhölzer , der Familien der He- speriden, Lorbeere und Myrten: sie vereinigen die Ueppigkeit der tropischen Vegetation mit der Anmuth der Flora temperirter J,änder. Man kann dort so zu sagen zweifachen Frühling erle- ben: gegen die heisse Jahrszeit tritt eine tropische Flora, ge- gen die kühlere die der gemässigten Länder auf. Man ärntet daselbst, z. B. im Innern von Ostindien, im südlichen China, zwei- oder mehreremal im Jahre von demselben Boden: im Sommer die tropischen Getraidearten, während (unsers) Winters die europäischen. Damit ist erklärt, wie dort auf gleichem Areal eine so unvergleichbar grössere Volksmenge leben kann, als bei uns, wo man, z. B. im mittlern Schweden, nur um das andere Jahr einmal ärntet. — In den kältern Klimaten ist der Frühling gewöhnlich von gewaltigen Kämpfen und Stürmen be- gleitet; in den gemässigten ist er ein ruhiges Erwachen aus kurzem Winterschlummer, dagegen hier der Sommer von hef- tigen Naturerscheinungen heimgesucht wird. Die Verschieden- artigkeit hierin ist aber so mannigfaltig, als die Länder der Erde. Durch bloss meteorologische Beobachtungen ‚erlangt man nur einen Grundriss davon, wird aber zugleich die Vegetation gezeichnet, so erhält das Gemälde erst sein natürliches Colorit. 3 Die Frühlingsblumen. Mit all seinem Sonnenglanze über Land und See, mit allen seinen. schwellenden Strömen und rauschenden Bächen wäre ohne Blumen der Frühling öde und leer, wie ein Himmel ohne Sterne; nur Blumen geben dem bewegten Gemälde Leben und Der Frühling. 215 Frische. Selbst die. Musik der beflügelten Natursänger wäre melancholisch, wäre sie des Winters Vorbote. Der erste An- blick der Erstlinge Flora’s erweckt zaubernd gesteigerte Lebens- lust bei den Gesunden, bei Leidenden neugeborne Hoffnung und Vorgefühl der Fülle des Lebens. Wessen Auge sich nicht ver- klärt bei ihrem ersten Begegnen, trägt Winterkälte in der eig- nen Brust. Aber wie einfach, wie anspruchlos sind nicht alle Frühlingsblumen, verglichen mit den Rosen des Sommers und den Sonnenblumen des Herbstes. Dennoch sind sie uns doppelt lieb durch ihre anspruchlose, jungfräuliche Anmuth. Im Gegen- satze gegen des Herbstes Blumen, die am besten an Wegen und wüsten Stellen (rudera) gedeihen, suchten sie schüchtern im Haine Schutz, wo ihre Freunde sie aufsuchen müssen. Em- porgehoben von einfachen schlanken Stengeln, oder aus noch blattlosen Knospen der Bäume hervorbrechend, bezaubern diese ländlichen Kinder weder durch berauschenden Wohlgeruch (die Frühlingsblumen sind geruchlos), noch durch die wechselnden Formen und das reiche Farbenspiel, womit die Natur späterhin unser durch Gewöhnung erschlafftes Interesse unterhält. Verge- bens suchte man unter den Frühlingsblumen jene bunte Ausstat- tung, welche die Sommerblumen schmückt; sie sind entweder schneeweiss wie ihre Wiege (Galanthus, Anemone nemorosa, weisse Narcisse, u. a.) oder azurblau wie der Frühlingshimmel (Anem. Pulsatilla, die Violae, Hyacinthen [in Schw. H.botry- oides]| u. a.), oder erborgen ihre Vergoldung von der Sonne (Anem. ranımnculoides, Primulaveris [schw. gullviva, quldhvifva, Goldhaube], Gageae), oder Purpur von der Morgenröthe (Anen.. Hepatica, Corydalis- Arten). Desto reicher sind sie an Honig- saft, auch darin den Herbstklumen entgegengesetzt, daher sie beständig von Bienen und Schmetterlingen umschwärmt werden, die Nahrung saugen. Schauen wir nur nach den sonst so ver- achteten Weiden an warmem Frühlingstage! Welch summender Jubel um diese einfachen goldgelben Fransen! Aber die Frühlingsblumen bieten mehrere Eigenthümlich- ‚keiten dar, die besondre Beachtung verdienen. Erstlich sind nicht alle im Frühlinge blühenden Pflanzen wirkliche Frühlings- blumen: viele sind Zurückgebliebene des vorigen Jahrs, die ein sanfter Winter verschont hat, namentlich Lamia, Veronicae, Stellaria media, Bellis perennis. Alle diese sind an keine be- stimmte Jahreszeit gebunden, während dagegen die eigentli- chen Frühlingsblumen schnell abblühen und verschwinden. Alle eigentlich zu ihrer Schaar gehörenden sind mehrjährig, wenig- stens zweijährig; Draba verna u. a. sind wohl als einjährig 216 Der Frühling. angegeben, untersucht man sie aber genauer, so kann man nicht allein ihre Blattrosetten, sondern auch Blumenknospen im Spät- herbste ausgebildet finden; wo ich sie auch manchmal blühend fand. Alle eigentlichen Frühlingsblüthen liegen schon im Herb- ste vorgebildet in ihren Knospen, welche die Frühlingssonne nur entwickelt. Dies erklärt, warum sie auch zuweilen so leicht in milden Spätherbsten, durch Anticipation des kommenden Frühlings, entwickelt werden. Was aber nicht im vorhergehen- den Jahre vorbereitet worden, kann nicht im Frühjahre ausge- bildet werden. Eine jede Pflanze, die nicht in ihrer Knospe oder Zwiebel vorgebildet liegt und nur noch der Entwicklung durch die Frühlingssonne harrt, ist keine eigentliche Frühlings- blume, wenn sie auch im Frühjahre blüht, wie Ranunculi. Jene erstern heissen Frühlingsblumen deshalb, weil sie mit dem Frühlinge ihr individuelles Leben beschliessen, =. weil sie da blühen. Das Fortwachsen und die Blattbildung, die bei den meisten derselben erfolgen, zielen nicht auf die diesjährige, sondern auf die Generation des folgenden Jahres ab. Nur !mittelst Ein- sicht dessen wird es verständlich, warum die Blätter so vieler Frühlingspflanzen sich erst nach dem Blühen entwickeln, da die Blattbildung etwas ist, das der der Blüthe vorangehen muss. Die Blätter der Tussilago, die im Frühlinge blüht, waren Blät- ter des vorigen Jahres; die nachher sprossenden sind die Blät- ter zur Blüthe des nächsten Jahrs. Bei Anemone Hepalica u. a. verbleiben die Blätter des vorangegangnen Jahrs, his das diesjährige Blühen vollendet ist; nachher erscheinen die Blätter, welche die Knospen der Blumen des nächsten Jahres ausbilden sollen. Die Frühlingsblumen unsers Klimas können wir in drei be- stimmte Gruppen und eine collective vierte bringen, nämlich: Kätzchen-tragende Bäume und Nadelhölzer, Halbgrä- ser, Lilien, und andere Kräuter*). Unter diesen sind die Blüthen der Kätzchentragenden die dem Frühlinge eigenthüm- lichsten und ihm ausschliesslich angehörenden. Sie gehören auch nur den kältern Klimaten an, wo sie fast ausschliesslich den Wald bilden, und die, welche nicht im strengsten Sinne dazu zu rechnen sind, nähern sich ihnen oft in der Art des Blühens, nämlich Ulme, Esche, auch Daphne. Ihre Bildung *) Zu den Frühlingspflanzen sollten auch Musci und Lichenes, wel- ehe einem grossen Theile nach in dieser Jahreszeit fructificiren, gerechnet werden. | Der Frühling. 217 ist sichtlich für den Frühling und die kürzeren Sommer der käl- teren Länder eingerichtet. Diese sind nämlich zu kurz, um Stamm- und Blätterbildung nebst Blüthe und Frucht in einem Jahre zuzulassen: darum verschiebt der Trieb des laufenden Jahres sein Blühen und Fruchtansetzen auf das nächste Jahr; die Früchte der noch nördlicheren Nadelhölzer gelangen erst im dritten Jahre von der Bildung ihrer Knospen an zur Reife. Die eigentliche Laubbildung des Jahres steht selten in einem noth- wendigen Zusammenhange mit den Kätzchen, wenn fdiese auch aus zugleich blattbringenden Knospen hervorbrechen; daher blü- hen sie auf nackten Zweigen und schliessen alle überflüssige Pracht aus, oder überspringen in ihren Blüthen die Kelch- und Blumenblattbildung. Ihre Blumenbedeckung bildet keine regel- mässigen Kreise, sondern die Blätter werden nur zu Schuppen metamorphosirt, welche die Spiralstellung der Blätter beibehal- ten; ein Kätzchen ist ein zusammengezogener metamorphosirter Blatttrieb. Dass das Blühen auf nacktem Zweige stattfindet, ist nicht ohne Zweck, denn die ausgewachsenen Blätter würden der Befruchtung der diclinischen Blumen hinderlich sein. Auch diese Diclinie hängt sowohl mit der Einfachheit in ihrer Blu- menbildung, als auch mit klimatischen Verhältnissen zusammen. — Die artenreichste Gattung darunter sind die Weiden, die vorzugsweise in Lappland ihr Maximum haben. Ihre Blüthe und Fruchtbildung sind den kurzen Sommern des höchsten Nordens besonders angepasst. Die vielen Eigenthümlickheiten dieser Gattung haben wir in einer besondern Abhandlung entwickelt [in Nov. Fl. suec. Mant. 1.]. Die zweite Gruppe der Frühlingsblumen bilden die Halb- gräser (Cyperaceae), auch einige Luzulae können dazu gerech- net werden. Unter ersteren sind es vorzüglich Eriophora und eine Menge Riedgräser, die wirkliche Frühlingspflanzen sind. Ihren Blüthenstand bildet auch eine Art von Kätzchen: die Blü- then sind bei den Riedgräsern getrennten Geschlechts und die Frucht vom Perianthium bekleidet; alles deutet eine besondere Analogie mit den Kätzchenbäumen an. Sie gehören noch be- stimmter dem kalten, sogar dem arctischen Klima an, wo die Gattung Carex ihr Maximum hat; denn die Cyperaceae der wärmern Länder, welche Sommergräser sind, gehören einem ganz andern Typus an. Obgleich gerade die frühesten meist an trocknen Stellen vorkommen, so machen doch Sumpfgräser ihre Mehrzahl und Menge aus. Von den Scirpis gehört Se. caespitosus auch zu diesem natürlichen Verwandtschaftskreise ; ich fand ihn bei Femsjö einmal Ende Aprils in voller Blüthe. 218 Der Frühling. Am frühsten aber erscheint Eriophorum vaginatum),, an iman- chen Orten die erste Frühlingsblüthe ausser den Kätzchentra- senden. In den nördlichen und arctischen Ländern sind es aus- schliesslich Cyperaceae, welche die jenen so eigenthümliche Torfbildung eingehen. Charae und andre schon in Deutschland als torfbildend angegebene Gewächse treten hier gar nicht in die Torfbildung ein *). Die schönste Zierde des Frühlings machen die Lilien aus, nämlich in den wärmern gemässigten Ländern, wie Süd -Europa, wo sie die Bekleidung der Wiesen und Felder ausmachen. Im Norden, wo sie nur wenig Repräsentanten haben, ist es nicht so. Auch sind nicht alle Liliengewächse Frühlingsblumen. Diese schöne und leicht erkennbare Familie bietet eigentlich für alle Jahreszeiten Formen dar: Arten die im ersten Jahre aus der nachher vergehenden Zwiebel blühen, ‘andre, die zu meh- rere Jahrhunderte alten Bäumen erwachsen, ehe sie blühen (Fourcroya, oder erst zum Blühen baumhohe Schäfte treiben: Agave), um darauf abzusterben. Obgleich man in einigen grö- ssern Pflanzengruppen denselben Grundtypus deutlicher wieder- findet, als in mehreren Tribus der Lilienartigen, so ist doch nirgends das Ziel des Pflanzenlebens, in tausend Formen‘ und verschwenderischer Pracht zu wechseln, deutlicher ausgedrückt. Bald erkennt man aber, dass die für eine jede der Jahreszeiten bestimmten Arten ein danach eingerichtetes vegetatives System besitzen, so dass man aus dem Stengel eines Liliengewächses schon seine Blühzeit bestimmen kann: je früher diese, desto weniger ausgebildet der Stamm; den Erstlingen des Frühlings fehlt ein solcher, die auf Jahrhunderte berechneten werden (Fourcroya) gewaltige Baumstämme. Alle eigentlichen Früh- lingslilien liegen vorgebildet in ihrem Winterlager, der Zwiebel, aus welcher sie ihre einfachen blattlosen Stengel schnell hinauf treiben: so Galanthus, Leucoium, Narcissus, Hyacinthus, Muscari, Scilla, Ornithogalum, und andere, die mit einer uns *) Unter den eigentlichen Gräsern giebt es keine, die eigentlich dem Frühlinge angehörten; Poa annua überwintert nur allgemein, Die gegliederten Halme der Gräser müssen ihr vegetatives System suc- cessiv ausbilden und können daher nicht, wie die der Cyperaceen, vorhergebildet in ihren Scheiden eingeschlossen sein. Die hoch- wachsenden mit beblättertem Halme versehenen Riedgrasarten sind auch Sommergräser, während bei den frühesten, Carex digitata, montana, ericetorum, rupestris u. a. die Halme blattlos sind und die während des Blühens vorhandenen Blätter vom vorigen Jahre her stehen geblieben sind. Dieser Umstand erklärt es, wa- rum Carex caespitosa L. [& Fr., C. pacifica Dreier] weit ER blüht als C. vulgaris [Fr., C. caespitosa Auctt.]., Der Frühling. 219 unbekannten Pracht Süd-Europa’s Frühling schmücken. Die allerfrühsten entwickeln sich sogar ohne Stengel, die lang aus- gezogene Blumenröhre ersetzt dessen Mangel bei Crocus, Bul- bocodium, Colchicum autumnale; letzteres ist, obschon es im Herbste blüht, seinem Typus nach eine wirkliche Frühlingslilie, was sowohl durch seine Gattungsgenossen bestätigt wird, als auch durch sein eignes Blühen an seinem natürlichsten Stand- orte, auf zeitig überschwemmten Wiesen. Man hat in ähnlicher Art in Süd- Europa ein im Spätherbste blühendes Leucoium, und von einer Menge Frühlingspflanzen, z. B. Cyclamen, hat man so nahe verwandte im Herbste und im Frühlinge blühende Formen, dass man über ihren Art- Unterschied in Ungewissheit ist. Die Zwiebel selbst gehört indess zur Stammbildung der Lilien, nur die einfachen Fasern, die sich am Grunde der Zwie- bel finden, sind ihre Wurzeln. In dem Maasse, als jene sich zum wirklichen Stengel verlängert (die Lauchgattung zeigt alle Modificationen desselben), blühen die Liliaceen später; bei den in der Sommerzeit blühenden, z. B. Anthericum, ist die Wur- zel fas’rig, nicht eine Zwiebel, und so können keine Blumen in einer solchen ausgebildet werden. Die übrigen Kräuter, welche die Flora des Frühlings schmük- ken, sind dem Aussehen, wie der Verwandtschaft nach, weit davon geschieden, haben aber das Gemeinsame, zu Familien zu sehören, die ihren Stammsitz (centrum) in kalten und arctischen Zonen haben, wo allein eine Frühlingsflora auftreten kann, und zwar Primulaceae, Ericinae, Violariae, Saxifrageae, Cruei- ferae, Ranunculaceae, u. a. Unter diesen nähern sich die im Frühlinge blühenden Ericinae (näml. 'Arbutus, Andromeda, Erica carnea, welchen auch Empetrum zugezählt werden kann,) -in vegetativer Hinsicht den Coniferae durch ihr beständig grü- nendes Laub; die sämmtlichen übrigen sind stengeltragend. Man kann indess bei diesen, wie bei den Lilienartigen, am blattlosen oder mehr oder minder beblätterten Stengel die früh blühenden von den gegen den Sommer hin blühenden Arten un terscheiden, so bei Anemone, Draba, Arabis; ja Adonis ver- nalis hat eine zeitigere Frühlingsform mit unausgebildeten und eine Sommerform mit völlig entwickelten Blättern. Bei den Violae giebt es eine fortlaufende Reihe von Arten nach der Ausbildung des Stengels, ganz der Blühzeit ‘entsprechend. (Ebenso verhält es sich mit den ZHieracien, die zwar keine Frühlingspflanzen sind.) Bei einigen von diesen, näml. Cory- dalis, Cyclamen, nimmt die Wurzel Zwiebelgestalt an, und wie bei den Liliaceen liest in dieser die hervorwachsende Pflanze 220 Der Frühling. in dem Jahre vorher ausgebildet. — Alle verschiedenen Formen der Frühlingsblumen durchzugehen würde zu weitläuftig; wir fügen nur hinzu, dass man im vegetativen Systeme jeder Pflanze den deutlichsten Plan oder, wenn man so sagen darf, die wei- seste Berechnung zu ihrer Angemessenheit für ihr Klima, Lo- calität, bestimmte Blühzeit u, s. w. in ihrem Baue erkennt. Jene unzähligen, schönen und wechselnden Formen, welche die Pflanzenwelt aufweiset, sind nicht Ergebniss einer Laune oder ein Phantasiespiel der Natur, welchem ein bestimmter Zweck fremd wäre. Aber eben darum, weil die Pflanzen alle ihre Mannigfaltigkeit nach aussen richten, von aussen ihre Nahrung nehmen, muss der Zweck ihrer verschiednen Bildun- gen inihremVerhältnisse zuräussernWeltgesucht werden. Sowohl dieses, als auch dass den Pflanzen keine willkührlichen Functionen zukommen, ist der Grund der Ein- fachheit in der innern Organisation der Pflanzen. Ganz das Entgegengesetzte findet bei den Thieren statt: ihre Ausbildung ist eine innere. der Zweck derselben sind äussere, freiwillige Handlungen. Treffend nannten daher die Alten das Thier eine umgekehrte Pflanze mit individueller Freiheit. Darum muss das Thier alle seine edlern Organe im Innern verbergen, um sich von der äussern Welt zu isoliren. Nicht bloss zu jeder seiner Veränderungen, auch zu jeder äussern Handlung giebt es einen innern Grund, daher sein Steigen zur Vollkommenheit von einer stets mehr und mehr ausgebildeten inneren Organisation beglei- tet ist; — woraus sich denn die überwiegende Wichtigkeit der Anatomie und Physiologie für das Studium der Zoologie ergiebt. Diesen entsprechen in der Botanik vornehmlich die Morpholo- gie und die Phytonomie, von welcher die Pflanzen - Geogra- phie ein Theil ist: denn bei den Thieren die Organisation, bei den !Pflanzen aber die nach Klima und Jahrszeit wechselnde Gestalt sind die Bedingungen zum Siege des Lebens über die äussere Natur. VIE. Botanisch - antiquarischer Ausflug zu den Nymphaeaceen der Griechen *). Von Dr. Elias Fries. Uebersetzt von Dr. €. T. Beilschmied. vorwort. Weiche Wichtigkeit Ueberreste und Denkmäler aus der Vor- zeit für die Geschichte haben, ist allgemein bekannt. Auch in Ruinen sind sie bleibende Zeugen längst vergangener Zeiten, oft hinweisend auf Ereignisse, wovon die Annalen schweigen, oder, wo diese reden, sie bestätigend, die Oertlichkeit feststel- lend u. s. w. Aber es giebt noch eine andere Art Monumente, grossartiger, ‚dauerhafter, nämlich in der Natur: grossartiger, weil sie nicht von Schmeichelei und von Launen der Zeit er- richtet werden, sondern im einfachen Bilde die Gestalt der Erde in Weltperioden zeichnen oder Zeugniss geben von Fortschritten menschlicher Cultur; dauerhafter, weil die Natur aus ihren eig- nen Ruinen alljährlich neu geboren wird, und unter den grossen Katastrophen, wo eine schönere Schöpfung auf den Katakomben der vorhergegangenen erstanden, auch die letzteren von der Na- tur selbst mit Sorgfalt der Wissbegierde der Nachwelt aufbe- wahrt worden sind, auf eine Weise, wogegen Mumien des Al- *) Nach drei zu Upsala i. J, 1836 herausgegebenen Dissertationen, im Auszuge, [Auszug aus letzierm s. im Schwed. botan. Jah- resber. üb. 1836, 5. 324—331. — Die neue Ausgahe oder Bear- beitung steht in Tries’s Botaniska Utflygter (Ups. 1843), S- 83 —112.] 15 * 222 Nymphaeaceen der Griechen. terthums Stückwerk bleiben. Dadurch hat man erst in neueren Zeiten, als die Archive der Menschheit erschöpft schienen, ein neues unerschöpfliches für die allerältesten Zeiten gefunden, Quellen gefunden für die Geschichte der Welt vor dem Auftre- ten des Menschengeschlechts auf derselben im grossen Alter- thumsmuseum der Natur, der Erde. Wie unzweideutig und in- haltsreich ist nicht diese hiereglyphische Steinschrift der Natur gegen die der Tempelgrotten Indiens und der ägyptischen Py- ramiden! Reden die letzteren von den Anstrengungen der Men- schenkraft, so zeugt die erstere von der Allmacht des Schöpfers. Sie liegt aber hinter aller Geschichte zurück ; der Menschengeist schwindelt bei dem Versuche, nur die Zeit zwischen den ersten und letzten Riesenbäumen der Lepidodendren zu bestimmen. In den ältesten Jahrbüchern des Menschengeschlechts sind die Natur und die Geschichte so in Mythe zusammengewebt, dass die sparsamen :und leicht abreissenden Fäden, wenn irgend, nur durch Vergleichung mit der Natur, aus welcher die Mythen entsprossen, entwickelt werden können. Gehen wir über zum Sagenalter der Menschheit, so begegnen wir manehem Wider- spruche, manchem Wunder, das die Naturwissenschaften lösen müssen und das beim ersten Ansehen gegen historischen Grund der Sage zu sprechen scheint, aber gelöset ihre Glaubwürdig- keit, verstärkt”), wie Herodot's Nachricht von der Umseglung Africa’s gerade durch die natur-nothwendige Thatsache wahr- scheinlich wird, die er selbst als einen Beweis gegen ihre Zu- verlässigkeit ansah. Wie die Astronomie die Chronologie bei Bestimmung der Zeit manches Ereignisses der Vorzeit (z. B. hinsichtlich der Schlacht bei Sticklarstad) unterstützt, so schei- nen auch die übrigen Naturwissenschaften zur Ermittelung des Ortes mancher, Begebenheit, der Heimath weit verbreiteter EZ mm I A *) So würde Jedermann das Erkranken. der Soldaten Xenophon’s an Honig bezweifeln, wenn nicht in derselben Gegend noch heut die Bienen von der Azalea pontica einen giftigen Honig sammelten. Ebenso Arrian’s Nachricht, dass beim Hinziehen des Heers Alexan- ders durch Gedrosien [Beludschistan] die Luft vom Wohlgeruch er- füllt gewesen, wenn nicht noch heut zu Tage Nardostachys dort duftete. — Die Erzählungen der Bewohner des Nordens von Wein- land (Tinland) scheinen anfänglich ihre Glaubwürdigkeit zu verliereu, da es vor den Europäern eigentlichen Weinstock in America gar nicht gegeben; es giebt aber daselbst so ähnliche und nah-verwandte Yitis- und Cissus-Arten, dass, wer sie nicht näher vergleicht, sie verwechseln muss. Sie gehen nicht weiter hinauf, als bis in Canada; so weit also wenigstens südwärts muss Wein- land gelegen haben. Nymphaeaceen der Griechen. 223 Traditionen *) und besonders religiöser Culte, beitragen zu ’kön- nen. Die Ausbreitung. der Civilisation und Colonien in entfernten Ländern werden immer von einer Menge Pflanzen begleitet, welche beständige Zeugen nicht bloss des ausländischen Ur- sprungs beider, sondern auch ihrer frühern Heimath, ja wirkli- che Denkmäler bleiben, wenn auch Civilisation und Colonisten ausstürben **). Sobald sich ein Europäer in einer entlegenen Waldgegend America’s niederlässt, findet sich bald Plantayo major dort. ein, welche dann nicht mehr verschwindet, wenn auch der Colonist weiter zieht; die Indianer nennen sie deshalb „Fussstapfen der Weissen,“ weil sie glauben, sie wachse auf, wo eines Europäers Fuss nur einmal hingetreten. Wie weit Communicationen und Handelsverbindungen der Vorfahren sich erstreckt haben, lässt sich am besten aus den Naturerzeugnissen schliessen, die ihnen bekannt gewesen. Wie man heut zu Tage oft an Handelsorten Pflanzen aus den Gegenden angesiedelt an- trifft, wohin Schifffahrt getrieben wird, so findet man noch in der Ausbreitung gewisser Pflanzen Spuren der Handelswege des Mittelalters: Corispermum intermedium (die Gattung gehört ei- gentlich den Ländern am schwarzen Meere an) geht bis zur Mündung der Weichsel an der Ostsee; die orientalische Coch- learia glastifolia war, nach Ray, noch vor einem Jahrhunderte bei Regensburg zu finden***). Zwar giebt dergleichen keine *) Schon an den Blättern, welche die Verzierungen auf den corinthi- schen. Säulen ausmachen, kann man sehen, dass sie aus einem ‚Lande herstammen, wo Acanthus mollis eine einheimische Pflanze ist; in Salomo’s Dempel aber waren es Lilien, und Plinius nennt Pelscins das Land der Lilien. ##*) Beispiele hiervon giebt es unzählige: in Grönland z. B. zeichnet Vicia Cracca, die sonst nicht im Lande vorkommt, die Trümmer von Vohnmenn der allen norwegischen Golonisten aus. Horne- mann, Desk ökon. Plantel. II. (Zus.) S. 232. — In alle Län- der, So ‚europäische Colonien ausgegangen sind, ist auch euro- päische Vegetation: theilweise mitgezogen. WVestindien besitzt An- ..,. „.siedler sowohl aus Europa als aus Africa. #%%) , Bemerkenswerth ist es auch, dass manche Nationen sich nur so ‚weit haben niederlassen können, als die Gewächse, die zu ihrem Lebensunterhalte (victus et amictus) gehören, gedeihen, z. B. die Araber so weit die Dattelpalme und Sesamum angebaut werden. ‚Ferner: mehrere Pflanzen finden sich gerade so weit verbreitet, als gewisse Volksstämme vorgedrungen sind, gleich als hätten sie deren Streifzüge begleitet. So hat man in Kusländ im Pflanzen- reiche noch lenerde Andenken an die Mongolen; des orientalischen Tatarenkohls (Crambe Tataria) u. a. westlicher Gränzpunkt ist ‘die Türkenschanze bei Wien, und erst nach dem letzten europäi- schen Völkerkriege siedelte sich die russische Bunias orientalis um Paris an, nächdem diese grosse und ihren Nachbarn beschwer- 224 Nymphaeaceen der Griechen. brauchbaren Materialien für die Geschichte ab, bildet aber doch eine eigne Ülasse vorzeitlicher Andenken, die sich zunächst.an die fortlebende Tradition anschliesst ,, aber viel zuverlässiger ist Schon die Namen der Naturproducte, auch der Pflanzen, tragen oft eine Hinweisung nach der Gegend in sich, von wo sie,ein- geführt worden; sind es einheimische von mythologischer Be- deutung, so beweisen sie, wenn sie allgemeine Volksnamen sind, dass auch der Mythus Volksglaube gewesen. Noch lebt unter dem gemeinen Volke in Schweden Baldur’s. Andenken“) im Reiche der Blumen, wie das der Freya in den Sternen (Orion), seitdem sie bei der Einführung des Christenthums ihren ganzen irdischen Blumenkranz der. Jungfrau Maria.hat ab- treten müssen **). — Dass die Urkunden der Geschichte oft.Ge- genstände enthalten, welche naturhistorische Untersuchung; er- fordern, ist ohnehin bekannt; — ja wir möchten fast fragen : was sind die Schöpfungen des Denkers, des Dichters und des Künst- lers anders, als mehr oder minder freie und geglückte. Ueber- setzungen derjenigen der Natur, zu deren richtiger Auflassung und Beurtheilung man oft nöthig hat, das Original zu vergleichen. Dass zoologische Fünde und Untersuchungen zu ‚manchen neuen Ansichten in der ältern schwedischen Geschichte, geführt haben, nicht bloss in Betreff des frühern Ansehens des’ Landes; sondern auch seiner Einwohner, ihrer Lebensart u. s.. w., ist durch Prof. Nilsson’s Forschungen bekannt. Dass nach die- ser Seite aus dem Reiche der Pflanzen etwas von Wichtigkeit zu erholen sei, glauben wir zwar nicht; aber beim Durchgehen sowohl älterer als neuerer botanischer Schriftsteller sind wir oft auf isolirte Angaben gestossen, die sich mit historischen Bege- liche Pflanze sich vorher in den meisten mitteleuropäischen Län- dern -eingenistet. Wenn man Europa nach der Verschiedenheit der Vegetation in mehrere europäische Specialfloren eintheilt, so fallen deren Gränzen genau mit denen der verschiednen Nationali- täten zusammen: die dänische und die deutsche Sprache bezeich- nen die natürliche Gränzscheide zwischen der scandinavischen und der deutschen Flora, die deutsche und die italiänische Sprache‘ die der gleichnamigen Floren u. s. w. Und welche verschiedene Phy- siognomie hat nicht die Natur in den slavischen Ländern gegen die des übrigen Europa. 2 =) Ballerbro, Baldurs br (Baldurs Augenbrauen) ist im südlichen Schweden [Balders braa im Dän.] der Name von Anthemis-Ar- ten, eigentlich der Matricaria Chamomilla. *#) Die Blumen, welche iu der christlichen Zeit die der Jungfrau Maria oder ‚„Unsrer Lieben Frauen „....“ heissen, waren. in der heidnischen Zeit nach der Freya benaunt. Hornmem., Dansk ök. Plant. 1. 236. Nymphaeaceen der Griechen. 225 benheiten verbinden zu lassen schienen. Wir wollen diesesmal, im 'Gedränge der Zeit, nur. bei den Nymphaeaceen der Alten im Einzelnen verweilen. Da, wir uns zu Ausflügen auf ein uns ziemlich fremdes Feld verleiten liessen, so bitten wir um des Lesers Nachsicht 'hei, fast unvermeidlichen, Irrungen. Nach so zahlreichen Commentatoren ist keine reiche Nachlese zu erwar- ten. Können wir einen oder den andern Irrthum berichtigen, z. B. die Annahme der Identität des Lotus des Nils und des Gan- ges [s. Trattinnick im schwed. bot. Jahresb. üb. 1822: Ue- bers. der JBB. über 1820— 24, S. 118 f.], oder gelingt es uns, einen. neuen naturhistorischen Beweis für den indischen Ursprung des ältesten ägyptischen Cultus darzulegen [worüber zu vergl.: Link, die Urwelt u. d. Alterthum, durch d. Naturk. erl., 2. Aufl.], so mag dies in unsern dürftigen Zeiten Stoffes genug sein. Um so bedeutender, glauben wir, kann die Aernte aus dem Pflanzenreiche für die Geographie und die Culturgeschichte aus- fallen. Zu Ermittelung der Naturwesen, die in die Mythen und symboliseben' Vorstellungen der alten Völker Eingang gefunden oder theilweise sie veranlasst haben, müssen besonders die Na- turwissenschaften den historischen Forschungen zu Hülfe kom- men; nicht allein bei Bestimmung der Species, sondern fast noch. mehr zu) Aufklärung über ihr Stammland und über ihr bio- logisches Verhalten, welches zu kennen sowohl zum Ermitteln ihrer, Heimath,, als auch der Begriffe, die sie ausdrücken, nö- thig ist*).. Eben so wichtig für die ältere Geschichte ist die Untersuchung über Ursprung und Stammland der Culturgewächse. Der Beginn ihres Anbaues bezeichnet einen der wichtigsten Wendepunkte in der Geschichte der Menschheit, den Uebergang vom Nomadenleben zur Civilisation, von der mythischen Zeit zum Zeitalter der Sagen und weiter zur eigentlichen Geschichte, die letztern zu Grunde liegt. Sie sind nachher den verschied- nen Volksstämmen auf ihren Wanderungen treu gefolgt. Ein merkwürdiger Umstand, den ich nicht anderwärts berührt gefun- den, ist, dass von den verschiedenen Menschenstämmen ein et, Be das Christonrhuit Be mehrere in heilige REN ungen | aufgenommene 'Gewächse , auch. Individuen. derselben, die der Ge ' gensland religiöser, Verehrung ‚gewesen. Dahin gehört z.B. der mehr ‚als tausendjährige Bio Sean vemcch (A. canına) an einer Capelle im Domhofe; zu Hildesheim (s. Eschweil. Bot. Lit.- ., Blätt. od. Anu. der Gewächsk. V.. (1830) .S. 467.);5 der ‚Stamm verliert sich in einer scheinbar absichtlich ‘dafür gelassenen Ocfl- nung, in der ‚Mauer.: Die Gapelle isı aber noch: älter als; der Dom, welcher um. d,. J. 818 durch Kaiser Ludwig den Frommen ‚gegrün- det wurde. 226 Nymphaeaceen der Griechen. jeder seine eigenen Culturpflanzen und Getraidearten besessen *) hat, die Tschuden ausgenommen, welchen alle solche gefehlt. So sind Mais und Kartoffeln die der Americaner,, Durra u. a. die ursprüngliche Getraideart der Negervölker ,: Eleusine cora- cana die der Malaien, Reis der Mongolen (in Hochasien’aber Buchweizen) , Weizen und Roggen die der Caucasier. ' Im nörd- lichen Europa ist indess Roggen das älteste Getraide; er ist auch (südost-) europäischen Ursprungs, in Asien (ausser Cauca- sien) als einheimisch unbekannt und erst ostwärts hin eingeführt.’ Beiläufig berühren wir die ältesten bekannten lebenden Monumente aus der Pflanzenwelt. Einige derselben sind wahre Andenken, an geschichtliche Vorfälle geknüpft; die Jahrringe der Bäume geben hierbei die zuverlässigste Chronologie, nicht verfälschbar durch Abschreiber. Von den ältesten Zeiten an ist es nämlich Gebrauch gewesen, zum Andenken froher, so wie trauriger Ereignisse Bäume zu pflanzen, oder mit dem Schau- plätze derselben ausgezeichnete Naturproducte zu verknüpfen, die dadurch der Geschichte mit-angehörten. Gewöhnlich wählte man Bäume langsamen Wuchses und dadurch grösserer Dauer. Nur in der französischen Zeit des Umsturzes wählte man wegen der Namenähnlichkeit mit peuple, Volk, die am schnellsten wachsende aber am meisten vergängliche‘ Pappel**), peuple, wie aus Ahnung, zum Symbol der Volksfreiheit; indess, wo der Baum tiefere Wurzeln geschlagen, treibt er immerfort neue Wurzelschosse. Die Schweizer dagegen, die noch heute den Baum zeigen ***), unter welchem ihre Vorfahren 1424 die Frei- *) Dadurch fällt die (an sich ungereimte) Behauptung eines der Schle- gel, dass die Gulturpflanzen nie wild, sondern dem ersten Men=‘ schenpaare ursprünglich überlassen gewesen, von selbst zusammen. Wie dieses Paar jene alle, welche alle erh. Klimate und Oertlichkeiten der Welt erfordern, hätten pflegen und warten können, bliebe ein Räthsel. **) In der alten Zeit, wo das Volk im Allgemeinen keine Stimmng hatte, war die Pappel dem Hermes geheiligt (Virg. Ecl. 7. 61.); unstreitig ist sie aber mit ihrem stets beweglichen Laube ein IT fendes Bild der Volkslaune. +) Sowohl. die ältesten Urkunden, als auch die Inschrift einer Tafel, die sich in einer Gapelle unter eben diesem Baume zu Bewahrung des Schanplatzes dieser Begebenheit befindet, sagen, die ersten Eidgenossen seien unter einer Linde zusammengetreten; aber der Baum ist doch keine Linde, sondern Bergahorn (Acer Pseudopla- tanus), der wohl von weitem einer Linde ähnelt. Die botanische Bestimmung berichtigt hier eine bestimmte historische Angabe, oder 'setzt auch, wie zu Daniels Zeit, die Glaubwürdigkeit des Zeug- nisses in Zweifel. Inzwischen hat J. G. Ebel in der Bibl, univ. Nymphaeaceen der Griechen. 297 heit ihres Landes beschworen, wählten die Linde, und zum Andenken an die Besiegelung jener, die Schlacht bei Murten 1476, ward in dems.' J. zu Freiburg in der Schweiz eine Linde gepflanzt (doch fehlt hierüber volle historische Gewissheit), wel- che noch steht, obschon nicht mehr so kräftig. Noch weit älter ist aber eine Linde im Dorfe Villars - en - Moing unweit Freiburg, die schon zur Zeit der murtener Schlacht wegen ihres: Alters und: ihrer. Stärke berühmt war; nach einer Verstümmlung i. J. 1476 trieb der Stamm 6’ über dem Boden zwei Aeste, die als grosse Massen , 70’ hoch, noch heute stehen. Die freiburger, 1476 gepflanzte, hatte 1831 13° Fuss Umfang: danach berechnet, könnte die zu Villars, von 36’ Umfang, 1240 Jahre alt sein, was indessDe Candolle selbst für zu hoch hält, von welchem diese und einige der folgenden Angaben entnommen sind*. De. führt unter andern **) mehrere alte Linden auf, von denen wir nur noch die zu Neustadt am Kocher in Würtemberg berühren. Diese Stadt wurde nach sichern Handschriften im Stadt- Archiv, nachdem die alte Stadt Helmbundt 1226 zerstört worden, 1229 neben dem (damals also schon) grossen Baume erbauet, der noch heute. grünt und nach welchem sie auch N. an der grossen Linde heisst. Schon 1664 beschrieb J. Evelyn diese Linde und seitdem hat sie wenig zugenommen. 1831 hatte sie 6 Fuss über dem Boden 374 F. Umfang; der Wipfel deckt einen Raum von 400 F. Umfang. Nach der murtener Linde berechnet könnte 1831 die Glaubwürdigkeit der Angabe, dass es unter dem genann- ten noch grünenden Ahorn gewesen, wo die schweizer Freiheit zuerst gekeimt, mit einer Menge von Beweisen bestärkt. .*) [S- Pflanzen-Physiol. II. 819—47; Biblioth, univ. Mai 4831; Schwed. hot. Jahresber. üb. 1831, S. 109— 19, vgl. aber in Be- trefE dieser und folgender Altersberechnungen Bowman, im bot. Jahresb. üb. 1836, 5. 296. — Anm, d. Uebers;] *#) In Schweden, wo man auf solche curiosa nicht Acht gegeben, fehlt es an allen Notizen von Bäumen, die wegen ihres Alters, oder wegen an sie geknüpfter Traditionen merkwürdig sind; wir haben nicht einmal Nachrichten über ‚‚die grosse Linde“ zu Ste- garyd in Smäland, von welcher der Linnäische Name nach Linn&’s eisner Angabe hergenommen ist. Wir glauben darauf aufmerksam ma- chen zu müssen; mehrere solche einzelne Facta können zu interessan- ten Resultaten führen. So wird man z. B. mit der allergrössten Gewissheit das Minimum des Alters einer Ruine durch Zählen oder Berechnen der Jahrringe eines Baums, welcher auf derselben aufgewachsen, erfahren können. Im alten Finwed fe. Walde in Upland] giebt es viele durch Volksglauben vor der Axt geschützte so genannte Opferhaine, deren uralte Stämme, von noch sichtba- ren Gräbern und Steinsetzungen aufgewachsen, in ihren Jahrringen das geringst-mögliche Alter der Gräber ansagen würden. Baum und Grab dürften gleichjährig sein. 228 Nymphaeaceen der Griechen. sie 1229 schon 546 Jahre alt gewesen sein, aber zu durehschnitt- lich jährlich 2 Lin. Zunahme des Durchmessers gerechnet bis heute nur 764 J., und ebenso kommt sie nach Urkunden auf 7800 J., bis jetzt gerechnet. Die Aeste sind von gemauerten Säulen gestützt, deren jetzt 106, im J. 1408 bereits 671 — Solche Bäume werden mitunter ein lebendiges Album von Au- tographen. Die Inschriften werden oft überwachsen und bleiben dann dauernd im Innern *). — Manche Erinnerung, manche Sage, ist nur durch Bäume auf uns gekommen: so eine aus der Zeit des letzten maurischen Königs, Abu Abdallah (Boakdil), zu Granada, wo an den Liebeshandel einer Sultanın mit einem Abenceragen Üypressen erinnern, „los cipreses de la reina sultana,“ seit jetzt 33 Jahrhunderten. | Die ältesten Bäume in Europa, die man kennt, sind Ei- benbäume (Taxus baccata) in England und Schottland, und zwar: 1. mehrere bei Fountain Abbey unweit Ripon in York, die schon 1133 beim Baue der Abtei den Mönchen Obdach gaben: der diekste, von 1214 Lin. Durchmesser im J. 1770 nach Pen- nant, konnte 1214 Jahre alt sein; 2. einer zu Fotheringal in Schottland, i. J. 1770 nach Pennant von 2588”' Durchm. und so nach De Candolle 2588 Jahre alt; 3. einer zu Braburn in Kent, der nach Eveiyn’s Messung i. J. 1660 damals schon 9880 Jahre alt zu rechnen gewesen. Schade dass wir nicht wissen, ob diese Eiben noch existiren. Unter den tropischen Biumen aber mit ihrem z. Th. ausserordentlich harten Holze und fast unerkennbaren Jahrringen, wie Mahagoni, Hymenaca Courbaril u. a. in americanischen Urwäldern, giebt es Stämme, deren Zeitberechnung man kaum wagt: als wären sie mit der jetzigen Schöpfung geboren! Am genauesten (nach den Jahr- ringen) ist eine Adansonia digitata am Senegal berechnet wor- den, welche, obgleich nicht von hartem Holze, im J. 1757 an 5150 Jahre alt geschätzt wurde; und noch giebt es stärkere Stämme derselben. Als das älteste oder eins der ältesten Mo- numente der Erde sieht De Candolle den wunderbaren Drachen- *) Vgl. Agardh „über Inschriften in lebenden Bäumen [Om In- skrifter .... Lund, 1829. 18 $. 8. Ausz. im Bot. Jahresb. über 1829, 8. 89—- 94], wo, gezeigt wird, dass Inschriften awf diese Art am sichersten der Nachwelt aufbewahrt werden: (nur die Nachwelt findet sie), indem, wenn alle Spuren in der Rinde verschwunden "sind. sie im Holze. von neuen Jahrringen bedeckt. eben =6 sicher verwahrt erhalten werden. wie Peirificate in Schichten von Ge- birgesarten. In den Ardenner. sell. mar, nach den Zeitungen, vor einigen Jahren ın einer aıten Eiche hineinsewachsene Druideu- Opfergefässe geiunaen naben, ; Nymphaeaceen der Griechen. 239 blutbaum (Dracaena Draco) zu Orotava auf Teneriffa an, wel- cher zur Zeit der Entdeckung der Insel, 1402 ein Gegenstand der Verehrung der Einwohner war. Al. v. Humboldt giebt seinen Umfang zu 45° Fuss an, und da seine Zunahme so aus- serordentlich langsam erfolgt, dass 4 Jahrhunderte ihn kaum geändert haben, so sagt S. Berthelot in seiner ausführlichen Nachricht darüber in N. Act. Acad. Nat. Cur. XIII. p. 773 sagq. (c. tab. 35— 39), dass bei seinen Berechnungen des Alters durch Vergleichung mit jungen Bäumen die Resultate „mehr als ein- mal seine Einbildungskraft überflügelt hätten.“ So ungeheuer dieses Denen vorkommen mag, welche die von der Wissenschaft aufbewahrten unzähligen analogen Bei- spiele und ihre sichre Begründung nicht kennen, so ist es doch mathematisch wahr, dass die Pflanzenwelt lebende Denkmä- ler aufzuweisen hat, die älter sind als die Pyramiden oder si- cherlich als irgend Menschenwerk. Das Leben widersteht aller Verwitterung durch die atmosphärische Luft, und für alle Ge- wächse, die jährlich neue Knospen ansetzen, giebt es keinen innern Grund ihrer Zerstörung, indem diese nur mechanisch oder von äussrer Gewalt abhängig ist. Dieses gilt nicht allein von Bäumen, sondern fast noch mehr von Flechten, mehreren Kräutern (z. B. Orchis- Arten) und Sträuchern, die der Zerstö- rung weniger blossgestellt sind. Aber mit ganz andern Empfin- dungen, als man einen Stein betrachtet, schaut man auf ein solches lebendes Monument. Noch heute kann man z. B. im Schatten derselben Cypresse ruhen, wie einst Montezuma zu Chapultepek in Mexico, oder unter der noch stärkern zu S.-Ma- ia de Tesla unweit Oaxaca, worunter Cortez nach eignem Be richte mit seinem kleinen Heere gerastet; beide sind Taxodium distichum: die von Oaxaca kann 4—6000 Jahre alt sein; die erstere heisst noch heute Montezuma’s Cypresse. Es giebt eine Menge Bäume in America, die mit der Geschichte der Invasion der Europäer in das Land verknüpft sind, weil die Wunder seiner Natur die Aufmerksamkeit der Fremdlinge zuerst auf sich lenkten, zumal da nur sie zu jener Zeit die nöthigen geographi- schen Anhaltspunkte gewährten. Unter diesen verdient beson- ders der Cheirostemon platanoides von Tolucca in Mexico Er- wähnung, von welcher Baumart man von Cortez Zeiten an bis unlängst nur dieses einzige Individuum in der Weltjgekannt hat, so dass es gewiss eingeführt worden, wahrscheinlich durch die Azteken, wonach die Heimath dieser durch das Stammland des Baumes angedeutet werden könnte. Gleichfalls merkwürdig sind ausserdem manche Wunder in den Urwäldern America's, wie 16 230 Nymphaeaceen der Griechen. z. B. dass Baumstämme auf einem Piedestal aus ‚einem gegen den Boden gekehrten Wipfel stehend, empor steigen, woyon jetzt kein analoges Beispiel in Europa zu finden ist, obschon Plinius ganz eben so die Urwälder des alten Germaniens be- schreibt: ,„Hereyniae silvae roborum vastilas, intacla aevis et congenita mundo prope immortali, forte miracula exeedit. Constat attolli colles occursantium inter se radicum repereussu; aut ubi secuta tellus non sit, areus ad ramos usque .et ipsos in ter se rixantes curvari, porlarum patentium mode, ut turmas eguitum transmittant.“ Plin. XVIL ce. 2. Dies. konnten wir nicht begreifen, bis man in America gerade dasselbe zu sehen bekam. Während Geschlechter aussterben, Völker verschwinden, Einrichtungen der Menschen vertilgt werden , ist es eben die Natur, welche alles überlebt als das versöhnende Element in dieser Tragödie der Geschichte. Was wäre die älteste Ge- schichte, wenn wir nicht noch heute ihren Schauplatz in allen Zügen wiedererkennten, wenn die ganze Bühne vergangner Er- eignisse verändert wäre? Wohin wir aber in der Geschichte zurückblicken, finden wir, dass in der Natur „alles ist, wie frü- her; nur wir sind anders.“ Noch in unsrer Zeit schwitzt die Tamarix ihre Manna aus in der arabischen Wüste; noch heute bekleidet die Trauerweide, dieses Symbol des Kummers und der Trauer, die Ufer der Flüsse Babylons, ob sie gleich als Fremd- ling eben so weit umher verbreitet worden, wie Israels Geschlecht; noch jetzt grünt die Geder auf dem Libanon und der Oelbaum im Garten zu Gethsemane. Chateaubriand (Jtiner. a Jerus. 11. 200.), von welchem die letztere Angabe entnommen ist, sagt: „der Oelbaum ist gleiehsam unsterblich, denn durch neue Wur- zeltriebe wird er immerfort verjüngt;“ und er bestätigt mit po- sitiven Beweisen, dass die dortigen Oelbäume älter sind, als die Einwanderung der Muselmänner in Palästina. Der alte Theo- ‚ phrast beklagte sich daher über die Kürze des menschlichen Lebens (s.: Cie. Tuse. Quaest. 3. 28.); wir aber, höherer Hoft- nung, sehen in der Wirklichkeit das Entgegengesetzte von sei- nen Klageworten: „uses, unor' agyousda Cyv, zor amodvmaxousr. (Diog. V. 41.) $. 1. Naturgeschichte der Nymphaeaceen. Schriftsteller des Alterthums lieset man mit ganz andern Augen, wenn man die Geschichte eines Naturwesens, von wel- Nymphaeaceen der Griechen. 231 chem die Rede ist, vorher kennt, als wenn man nachher naturhistorische Belehrung darüber. zu suchen hat. Darunı haben wir geglaubt, erst etwas im Allgemeinen über das Ansehen die- ser Pflanzen , ihre geographische Verbreitung und ihre Anwen- dung sagen zu müssen, weil es gewöhnlich entweder ihr Nutzen oder etwas so zu sagen Symbolisches in ihrem Habitus und Standorte ist, was den Naturwesen eine historische Bedeutung erworben hat. . Die Nymphaeaceen stehen hinsichtlich ihres Keimens und vegetativen Systems gleichsam an der Gränze zwischen Blüthen- pflanzen mit einem und denen mit zwei Samenblättern. Blume und Frucht weisen ihnen indess ihren Platz unter den letzteren an, und bei näherer Untersuchung findet man auch, dass sie typisch zwei Samenblätter haben, obgleich diese, wie mehrere im Wasser wachsende Dicotyledonen von einem Sacke umgeben sind und dadurch wie einfach erscheinen. Mit den Lilien sind sie also, im botanischen Sinne, nicht verwandt, obgleich ältere Quellen und ihre Commentatoren sie Liliengewächse nennen, wie wir: Wasserlilien. Sie haben keinen Stengel, sondern einen dieken, gewöhnlich horizontalen Wurzelstock (rhizomu), der sich mit Wurzelzasern im Boden befestigt. Die Blätter sind breit, sross, auf dem Wasser schwimmend, entweder schildförmig, oder, auch wenn sie herzförmig sind, so: tief eingeschnitten, dass sie schildföürmiges Ansehen haben; auf der Oberseite slän- zend und glatt. Blatt- und Blumenstiele sind völlig einfach, oft mehrere Ellen lang: die letztern stets einblüthig Die Blumen gross (in Scandinaviens Flora ist Nymphaea alba die grösste Blume), gewöhnlich ausgezeichnet prächtig, oft wohlriechend, dem Aussehen nach zwischen Päenien, den ausländischen Magno- lien und dem Mohne stehend, zwischen welchen sie auch nach der Ansicht der meisten Botaniker ihren Platz im Systeme haben. Vor und nach dem Biühen sind sie unter das Wasser gesenkt; öfters tauchen sie auch bei trübem Wetter oder bei Nacht zu- sammengeschlagen unter, um in der Morgensonne wieder in der Höhe aufzubrechen. Die Frucht, welche bei den meisten einfach zu sein scheint und inwendig schleimig ist, besteht aus mehre- ren Früchtchen, die in einen gemeinschaftlichen Fruchtboden, welcher wie eine Mohnkapsel aussieht, eingeschlossen oder theilweise leingesenkt sind. Die Samen sind gross, inwendig meistens mehlig. en; | Alle Nymphaeaceen wachsen in süssem Wasser, und gleich den meisten Wasserpflanzen kommen sie, im äussern Ansehen wenig abgeändert, in allen Zonen und in den meisten Ländern 232 Nymphaeaceen der Griechen. der Erde vor. Indess sind sie auf der südlichen Halbkugel, wo grössere Binnenseen fehlen, seltner: von dort kennt man nur wenige Arten vom Cap, von Madagascar und aus Peru. In grö- ssern und wärmeren Gewässern finden sich auch die grössten und prächtigsten Arten, worunter die in der letzten Zeit im tropischen America entdeckte Victoria Regina (od. V. regia Ldl.) unbestreitbar die Königin der Wässer ist, auf deren 'Spie- gel sie mit ihrer rosenfarbigen Krone auftaucht, umgeben von den grünenden Schilden. Die grössten Ströme der alten Welt, der Ganges und der Nil, sind wegen ihrer schönen Wasserlilien berühmt gewesen; auch an der Mündung der Wolga kommt das prachtvolle Nelumbium vor. In die Mythen und den Sagenkreis jedes Volkes sind sie verflochten worden und den Wassergott- heiten geheiligt gewesen, sowohl in der neuen Welt, als in der alten von der Küste Malabar bis an das Eismeer. Ausser be- stimmten Angaben hat man den Beweis davon schon in ihren Namen Neckros [schwed., Rose des Wassergottes Necken ], Nymphaea (Plin. XXIV. c. 7.) u s. w. Aber in den ältern Natureulten hatten sie eine noch höhere Rolle. Wie Nymphaea pubescens das Symbol des Ganges”), so war N. Lotus das des Nil’s. Im Isis - Cultus war Nelumbium speciosum ein wesentlich integrirender Theil. Nach ägyptischem Mythus stieg Osiris zwischen den Wogen aus der Blume des Nelumbium und Isis wird mit einer Lotus-Krone abgebildet. Auch Harpocrates wird auf Lotusblättern ruhend dargestellt, ebenso thront noch heute der Fumbo der Chinesen auf der Blume des Nelumbium. (Kir- cher, Chin. p. 191.) Die merkwürdige, bei den Chinesen gleich- falls heilige Euryale ferox wurde, nach sichern Urkunden vor 3000 Jahren in China eingeführt, wo sie seitdem eultivirt wor- den ist; erst in neuster Zeit ward sie in den Seen zwischen Nepal und Lackno (in Audh im nördl. Ostind.) wild gefunden. Doch nicht allein durch ihre prächtigen, oft wohlriechenden Blumen und das Symbolische in ihrem Oeffnen und Herauftauchen bei Tagesanbruche, sondern auch durch ihre Anwendung als Nah- rungsmittel, haben die Nymphaeaceen ihre historische Wichtig-. keit erlangt. Das dicke Rhizom enthält eine Menge Stärkmehl, welches nährend ist; bei unsern einheimischen giebt es daneben er *) Jones in Asiat. Research. Ill. p. 288.; Creuzer, Comm. in Herod. IV. p. 17-; aber mit Unrecht nimnt man an, dass die Pflanze und ihr Cultus zu den Hindu’s von den Aegyptiern aus gekommen sei, was, ausser innern Gründen, dadurch wewerfent re dass die indische Pflanze eine andere Art ist. Nymphaeaceen der. Griechen. 935 einen bittern und zusammenziehenden Stoff, der sie zur Nahrung wenig tauglich macht”), von den ausländischen aber dienen mehrere dazu, wie der Wurzelstock des Nelumbium speciosum in Ost- Asien (im Geschmacke Artischocken gleichend), der von Nymphaea Lotus wird von armen Leuten zu demselben Zwecke gesammelt; beide waren früher noch mehr geschätzt. Die Samen des ersteren haben als Leckerbissen gegolten; auch standen sie in der Arzneikunde des Alterthums in hohem Anse- henals antiaphrodisiacum, jetzt gerade um des Gegentheils willen. S.2. Ueber die den Griechen bekannten Nymphaeaceen. Ausser den zwei durch ganz Europa verbreiteten, sowohl ın Schweden als auch, nach Dioscorides, in Griechenland ein- heimischen Nynıphaeaceen, N. alba und /utea, von welchen Theophrast von Eresos**) undeutlich, bestimmt aber Dioscorides *) Dass sie indess an Orten im nördlichen Schweden benutzt worden sind, ist bekannt,; ob sie gleich im natürlichen Zustande wenig dazu gceignet sind, Gelänge es, einen leichten Weg zu Entfernung des adstringirenden bittern Stoffes ausfindig zu machen, so würden sie, bei ihrer Grösse, wichtig werden. Das nach Vegetation und Eigenschaften mit den Nymph., übereinstimmende Arum Colocasia hat mehr scharfe Eigenschaften, wird aber durch deren Abschei- dung völlig anwendbar, wie Nyınphaea Lotus in Aegypten. [Dürfte wohl bei jenen Einweichen und Auswaschen der zermalm- ten Masse in vielem Wasser helfen ?] 3%) Die Beschreibungen des Dioscorides (ed. Colon. 1529, p. 439 sg. lib. III. c. 139, 140.) haben nie einem Zweifel unterlegen, desto mehr aber die des Theophrast. Dass dessen (yAvxsia) vvupaia (lib. IX. e. 13. ed. Amstel. 1644, p- 1093.), eine Nym- phaea ist, hat man nach dem Namen, seit der ältesten Zeit her angenommen, obgleich eine Beschreibung fehlt, die Eigenschaften aber dagegen streiten, indem die Wurzel nicht süss, die Früchte nicht essbar sind u. s. w. Nicht ein Wort giebt Berechtigung, sie einer bestimmten Art zuzuweisen, obgleich Sprengel (Hist. rei herb. I. 94. [u. auch noch in s. GCommentar zum Diosc. II. p. 556.] annimmt, sie sei die Nyınphaea lutea, wozu es keinen andern Grund giebt, als dass, wenn er einmal die Zion Theophr, lih. 1V. c. 411. [c. 10. ed. Wimm. & al.] zur N. alba gezogen, auf keine andere mehr zu rathen übrig blieb. Nach Dioscorides war aber eben N. alba die eigentliche Nvugpaia der Griechen, in Böotien wachsend, wohin T’heophrast die seinige auch versetzt (nur diese fand Sibthorp in Griechenland); und dass 'Theophrast’s oiön keine Nymphaea ist, ist völlig klar und von Bodaeus im Comment. in Dioscor. p. 462. schlagend bewiesen. Sprengel’s Be- stimmungen der Pflanzen der Alten sind mitunter willkührliche. 234 Nymphaeaceen der Griechen. spricht, waren zwei Arten aus Aegypten hekamnt, deren von den meisten historischen Schriftstellern gedacht wird, nämlich: 1. Nelumbium speciosum Willd., welches als besondere Gattung unterschieden wird, weil seine Früchtchen (halb-) ge- sondert stehen und nicht, wie bei Nymphaea, gänzlich im Blu- menboden eingeschlossen sind. Sonst ist das Aussehen gleich, aber die Blätter sind ganz (nicht beim Stiele eingeschnitten ), kreisrund, schildförmig, von 1—2 Fuss Durchmesser. Die Blu- men sind gross, prächtig, gewöhnlich rosenfarben, aber auch weiss variirend, und verbreiten einen sehr angenehmen anisähn- lichen Geruch. Das Stammland dieser Art sind die wärmeren Länder Ost- Asiens, wie Siam, China, Japan, die Philippinen, Molucken und die übrigen Inseln des indischen Oceans; man hat aber keine sichre Angabe, ob sie westlicher als in Indien wild vorkommt (die americanische Pflanze ist eine ändre Art). Höchst merkwürdig ist es daher, dass sie in ältern Zeiten, ohne in dazwischen liegenden Ländern gesehen worden zu sein, in Aegypten existirt hat richt allein nach Herodot und mehrern gleichzeitigen Zeugen, sondern auch nach nicht zu verkennenden Abbildungen auf ägyptischen Denkmälern und Münzen aus jener Zeit. Jetzt aber ist die Pflanze dort ganz und gar verschwunden. Dieser Umstand besonders hat die Aufmerksamkeit der Botani- ker erregt; indess glauben wir glücklich eine Erklärung gefunden zu haben. Sowohl aus geographischen Gründen, als auch nach bestimmten Zeugnissen alter Autoren (s. $.3.)' ist sie in Aegy- pten nie wild gewesen, sondern als eine heilige Pflanze dahin eingeführt worden; als der Isis-Cultus, worin sie gepflegt und erhalten wurde, aufhörte, verschwand sie auch aus dem Nil. Eine Stütze mehr gewinnt diese Ansicht darin, dass mehrere indische Gewächse, die kaum anderwärts vorkommen, von entfernteren Zeiten her, als dass die Geschichte um ihre Einwanderung wüsste, in Aegypten angebaut worden sind, z. B. die indische Tamarinde, Lawsonia, u. a.; den sprechendsten Beweis liefert aber die andre dem Isisdienste eben so we sentlich angehörende Cordia Myxa [s. u.]. — Noch wird Ne lumbium speciosum an einem einzigen, von seinem Stammlande noch weiter abgelegenen Punkte, Tschulpan in einer der Mün- dungen der Wolga in’s caspische Meer, angetroffen. Da bekannt ist, dass auch in jenen Gegenden Buddha - Cultus bestanden hat, so hat man allen Grund, anzunehmen, dass es auch dorthin an- fänglich eingeführt gewesen, um so mehr, als es nur an einer eingeschränkten Stelle vorkommt. | 2. Nymphaea Lotus L. Diese und die folgende Art haben Nymphaeaceen der Griechen. 235 die Früchtchen in den Blumenboden (nachherige Frucht, in die Fächer derselben) eingeschlossen, wie unsre einheimischen, da- her sie mit N.alba in einer Gattung bleiben, auch wenn N. lutea generisch davon getrennt wird. Die Blätter sind. kreisrund, schildförmig, aber am Grunde tief eingeschnitten, stumpf gesägt, unten dünn-behaart. Die Länge des Blumenstiels (bis zu 3 Fuss) ändert sich nach der Tiefe des Wassers und mit dieser nimmt auch die Ueppigkeit der Pflanze zu: was alles als ein Zeichen für eine gute Aernte gilt, mit gutem Grunde, da beides von ho- her Ueberschwemmung des Nils abhängt. Die Blumen sind gross, weiss, vom grünen, am Rande rosenfarbenen Kelche um- geben. — Diese Art gehört nur Africa an; ihr Stammland seheint der Nil zu sein, dessen Sinnbild sie bei den Alten war. Wie weit sie sich in das innere Land verbreitet, ist nicht sicher be- kannt; gesehen hat man sie aber im Reiche Oware, an Africa’s Westküste (Palisot de Beauv., Fl. d’Ow. et de Ben. 2. p. 50.). Ausser Africa kennt man nur einen Standort derselben: die (19° bis 28° warme) Quelle Pecse bei Grosswardein in Ungarn, wo- hin sie doch unsrer Meinung nach sicher ursprünglich erst ver- pflanzt worden ist, wie man weiss, dass dies im Kaiserbade bei Ofen der Fall ist, wohin Kitaibel sie gebracht*). — Dagegen ist der Lotus des Ganges eine besondere Art: N. pubescens *) S.: Waldst. & Kitaib., Pl. rar. Hung. I. p. 13. — De Candulle hält sie für eine eigne Art, N. thermalis, aber unsre von Sadler erhaltenen Exemplare zeigen keinen wesentlichen Unterschied vom ägyptischen Lotus. Man hat mehrere Beispiele von südlichen Pflanzen, die an warmen Quellen weit gegen Norden hinauf, über ihren natürlichen Verbreitungsbezirk hinaus, vorkommen, So fin- ‚ det sich z. B. der eigentlich africanische Cyperus badius Desf. an den 'Thermen von Aachen, wo er auch für eine besondere Art, als C. thermalis Dum., genommen worden ist. Von Wormskiold besitzen wir eine indische Fimbristylis aus heissen Quellen Kam- tschatka’s. Da man nun diese beide nicht für eingewandert halten kann, so könnte man darin eine Stütze für die Hypothese der Abnahme der Erdwärme?) und dadurch veranlassten Kränkelns und Ausge- hens mancher Gewächse im Norden finden, von welchem leiztern wir mehrere Beweise haben (auch in Trapa, Xanthium ,' die noch im vorigen Jahrhunderte in Schweden vorhanden waren), — wäh- rend andre Pflanzen noch bei uns geblieben an Stellen, wo die Wärme durch eine so zu sagen künstliche Bodentemperatur ersetzt wird, Im Thierreiche findet dasselbe statt. Die Affen haben sich in Europa so weit südwärls zurückgezogen, als sie gekonnt: bis auf die Felsen Gibraltar’s; Canis aurea bis in Morea. Aallus aquaticus, welcher im ganzen kalten und gemässigten Europa ein Zugvogel ist, bleibt nach Faber an Islands heissen Quellen über Winter, 7) [Die in Jahrtausenden nur Bruchtheile eines Grads beträgt. — D. Uebers.] 236 Nymphaeaceen der Griechen. Willd., deren richtige botanische Bestimmung umso wichtiger ist, als dadurch Passow’s und Anderer Annahme ihrer Ein- führung aus Aegypten nach Indien (welche schon aus manchen innern Gründen sehr verdächtig war,) als erwiesen falsch ganz in sich zerfällt*). Ihre Blätter sind mehr nierenförmig, gezähnt, auf der Unterseite gefleckt und seidenhaarig, die Zipfel am Grunde mehr aus-einander-stehend, die Blumen kleiner, den ganzen Tag offen, mit einem stechenden Wohlgeruche begabt. Sie wächst nicht bloss in Indien, sondern scheint auf den Inseln im indischen Oceane weiter verbreitet zu sein, auch bis auf sol- che, wohin indische Cultur nie gelangt ist, so dass nicht der geringste Zweifel darüber aufkommen kann, dass diese Erdge- gend ihre ursprüngliche Heimath ist, wie Africa die der ächten N. Lotus. — Diese letztere ist der zuerst von Herodot und nachher von den meisten griechischen Schriftstellern bespro- chene weitberühmte Awzos aryunrıos und mass von den vielerlei Lotis, von welchen bei den Alten die Rede ist **), genau unter- *) [,„N. pubescens (Willd.): Blätter scharf gezähnt, nierenf.-kreis- förmig: Unterseite dicht- und sanft weichhaarig, gefleckt; Lappen divaricali; Blattstiel intramarginal; Blumen weiss; Connectiv der Anth. nicht in e. Anhang verlängert; Narbe ungefähr 20strahlig.‘ = N. pub. W., DC. Prodr., Spr. Syst. N. Lotus Burm., Roxb- Fl. ind. HI. & Ic. ined. — Rheed. Mal. XI. t. 26. — So nach Wight & W. — Arnott’s Prodr. Fl. penins. Ind. or. ], (1834) p- 17., nach welchem die vordere ind. Halbinsel südl. vom 48° N. Br. ausser dieser noch 3 andre Nymphaeen: N. stellata W., rubra Rxb. und edulis DC., und das Nelumbium spec. besitzt: — zum letztern sind als Abbildd. Rheede’s Ht. mal. XI. t. 30., Rumph. Amboin. VI. t. 73., Pluken. t. 207 f. s.u. Gärtn. de fruct. I. t. 19. eitirt; in Tandschor sei es häufig.] Anm, d. ÜUebers. +*) Obgleich diese von den älteren Commentatoren bereits aus einander gesetzt und nach denselben von Sprengel (in seinen Antigu. bot. und s. Geschichte d. Bot.) unter die den einzelnen zukommende Linneische Nomenclatur gebracht worden sind, so glauben wir doch, sie hier aufnehmen zu müssen, weil die Anga- ben darüber z. B. in De Gand, Syst. r. veg. II. 53, 54. nicht we- nig verwickelt, auch unvollständig sind und erst durch Verglei- chung mit den Quellen vollends verständlich werden. Sie lassen sich, nach der eignen Anweisung der Alten, eintheilen in A. Bäume 41. Rhamnus Lotus L. oder Zizyphus Lotus Lam.: ein dor- niger Strauch welcher rund -eiförmige, süsse, essbare Beeren trägt, die eigentlich mehrkernige Steinfrüchte sind. Er wächst haupt- sächlich in Nord-Africa, doch auch etwas im südlichsten Europa, wie in Portugal, Sicilien. Die Frucht macht noch heute ein Haupt- nahrungsmittel mehrerer nordafricanischen Völker aus (vgl. Des- fontaines in Mem. de l’Acad. de Par. 1788. p. 443.), die also wohl den Namen Awrogayos verdienen, unter welchem sie bei Ho- Nymphaeaceen der Griechen. 237 schieden werden. Merkwürdig aber ist, dass sie nur auf den allerältesten ägyptischen Münzen und Denkmälern vorkommt, so dass sie späterhin vom Nelumbium speciosum verdrängt worden zu sein scheint. 3. Nymphaea coerulea Savigny. Sie unterscheidet sich von den vorigen sehr wesentlich durch ihre an der Spitze ver- längerten Staubbeutel und wird an den blauen Blumen sogleich erkannt. Der Wurzelstock ist birnförmig. Die Blätter kreis- mer '(Odyss. IX. 83.) und Herodot (IV. 177.; vgl. 1I. 96.) vor- kommen. Polybius, 12. 2., und Athenäus (edit, Casaub, 1597, pP» 651.) geben eine treffiende Beschreibung davon unter dem Namen des libyschen Lotus. 2. Celtis australis L. In ihrer Heimath, den Gegenden am mittelländischen Meere, erwächst sie zu einem Baume von 40 Fuss Höhe (in unsern schwedischen Gärten bleibt sie nur ein niedriger Strauch) mit hartem Holze und ist ohne Dornen. Die Frucht isı eine einsamige Steinfrucht, von Erbsengrössc, schwarz , essbar. Der natürlichen Verwandtschaft nach steht sie von unsern Bäumen der Ulme am nächsten. Dies ist der Awrös Vheophr. IV. c. 4. ed. Amstel: 1644: p. 321. [cap. 3. ed. Wimm. & al.] 'Th.s Be- schreibung ist deutlich, und ebendas. wird auch gesagt, die Frucht dieses Baumes werde gleichfalls von den Lotophagen gegessen, wo- nach der Leizteren Name nicht so ganz richtig bloss vom vorigen Baume hergeleitet wird. Dioscorides, Hib. J. c. 39. (ohne Beschr.), nennt ihn zur Unterscheidung von den übrigen Auros Öevdgov. Wahrscheinlich ist es auch der Awros bei Hippocrates. 3. Diospyros Lotus L., nach ihrer Heimath Italien, Süd- Frankreich u. s. w. gewöhnlich Lotus italica genannt: dieser Art erwähnen keine griechischen Autoren, sondern nur Virgil und Columella. Es ist auch ein Strauchgewächs mit süssen essbaren Früchten, woraus noch heute Wein und ein Syrup bereitet wird; es sind aber keine ‚Steinfrüchte, sondern mehrsamige Beeren, von unsern schwedischen denen der Arbutus Uva ursi am nächsten kommend. ’B- Kräuter. 4. Nymphaea Lotus L.. oder Lotus aegyptia; — und 5. Nymphaea coerulea Savigny, oder Autos #va'vsiog bei Athenäns,ge- wöhnlich mit Nelumbium verwechselt oder übersehen: s. oben. 6. Mehrere Diadelphisten aus der Gruppe der Trifolieen, wie Lotus-, Melilotus-Arten u. a. der heutigen Botanik, waren wohl die in Griechenland am gewöhnlichsten und eigentlichsten Awros benannten Gewächse,. Sie zu nur einer bestimmten Art brin- gen zu wollen, ist um so unrichtiger, als Theophrast (lib. VII. c. 14.5 [ed. Wimm. &ec. c. 45, 3.]) ausdrücklich sagt, dass unter diesem Colleclivnamen es deren vielerlei gebe, worunter u weiidn- os. Alle diese Pflanzen gelten noch für die ersten Kutlterkräuter, wie der griechische Lotus eben deshalb berühmt war. Dieser ist s, welchen Homer in der Iliade unter Aumros meint, obgleich des- sen Lotophagen in der Odyssee nicht von diesem den Na- men haben. — Nur Dioscorides, lib. IV, c. 106, 107. [ed. Spreng,.: IV. 109, 110.], versteht bestimmte Arten darunter [nach Sprengel eine Melilotus und Trigonella elatior Sibth.]. 16 * 238 Nymphaeaceen der Griechen. rund, schildförmig, weil die Seitenzipfel der herzförmigen Basis zusammengewachsen sind, an der Unterseite meistens purpur- farben. Diese Art wird nur als in Aegypten wachsend angege- ben, obgleich es sehr zweifelhaft ist, ob die südafricanische Nymphaea scutifolia DC. nicht auch zu derselben gehört. Die N. coerulea ist erst in der letzten Zeit als neue Art beschrie- ben worden; sie kommt aber nebst den übrigen oft abgebildet unter den Hieroglyphen Aegyptens und auf dessen ältesten Denk- mälern vor. Wie alt sind nicht viele neue Sachen! — Ausser diesen Nymphaeen gehörte Cordia My.:xa dem Isis- eultus an. Diese ist die Persea der Alten [ses« Diose., auch rr2oow0v b. Theophr.], die auch sowohl auf ältern Bildern und Statuen, als selbst auf Umkleidungen der Mumien abgezeichnet ist. Sie ıst gleichfalls indischen Ursprungs. Von ihr bezeugt Diodorus Siculus I. 34. ausdrücklich, dass ‚sie mit den ersten aus Aethiopien eingewanderten Anbawern Aegyptens eingeführt worden.“ Dieser Baum erhält sich aber noch heute in Aegy- pten; ist da nicht noch mehr Grund vorhanden, die andere zu demselben Cultus gehörende, aber mit demselben verschwundene, Pflanze auch für eingeführt zu halten? Dass ausdrückliche Zeugnisse darüber fehlen, erklärt sich leicht aus der gewöhnli- chen Verwechselung dieses Baums und der Nymphaea Lotus. S.3. Wichtigere Stellen bei griechischen Autoren. Herodot gewährt die ältesten schriftlichen historischen Urkunden (denn die bildlichen auf ägyptisehen Denkmälern sind wenigstens zum Theil bestimmt älter) zur Geschichte dieser merkwürdigen Gewächse. Hierher gehört Herod. lib. Il. c. 92. (ed. Lips. 1828. p. 193.), wo sowohl Nymphaea Lotus, als auch das nunmehr ausgegangene Nelumbium speciosum unter den Merkwürdigkeiten Aegyptens ausführlicher abgehandelt wer- den. (In ob. Dissert. in extenso mitgetheilt.) Theophrast handelt in Zist. ptl., Iib. IV. ce. 10. [cap. 8 ed. Wimm. p. 159 sqq. ] hauptsächlich von diesen beiden Pflan- zen. Zuerst vom zUauos (Nelumbium spee.) welchen er so, dass er gar nicht zu verkennen ist, beschreibt. Merkwürdig ist be- sonders folgende Stelle: ov unv aAla zaraßaklovow Zv nnlo, ayv- eWoevres £v ucha mous Tu zarsveyönvaı ye nal usivar xol*) Gagdaeire: *) [Hier haben Wimmer’s und einige andere Ausgaben ein „un“ nach zo, wodurch ein besserer Sinn in die wohl immer etwas Nymphaeaceen der Griechen. 239 “u our xaraonevalovaı Tovs zvauuwes’ welche beweiset, dass es eigentlich eine angebaute Pflanze gewesen ist, wenn sie auch daneben sich von selbst ausgesäet. — Die Angabe, dass sie auch in Syrien und Cilicien vorkomme, gilt nicht für unsre Zeit; dass sie auch dert eine Culturpflanze gewesen, scheint aus Theophrast’s eignen Worten, dass sie dort nicht gut ge- deihe, hervorzugehen. — Darauf folgt die Beschreibung des Joröos (Nymphaea Lotus). Dieser wachse häufig im flachen Lande, während es überschwemmt sei; vom Aubaue desselben ist nichts gesagt. Er wurde also als völlig einheimisch betrachtet. Dioscorides spricht vom „auyurzıos zuauos“ (Nelumbium) in lib. IH. cap. 97. [c. 128. ed. Spr.] und vom Awros aryumruos lib. IV. c. 109. [e. 112. ed. Spr.] Die Naturgeschichte*) beider ist unvollkommner als bei Theophrast (nach der Angabe des Vor- kommens des ersteren in „Cilieien “ scheint sie von Letzterem entlehnt zu sein); die Anwendung aber ist weiter ausgeführt und ganz mit dem gegenwärtigen Gebrauche in Aegypten über- einstimmend. ER Bei Strabo, lib. XV. (ed. Basil. 1549: p. 661.), finden wir wie beiläufig eine Notiz gegeben die nicht unwichtig ist. Er erzählt nämlich, dass, als Alexander auf seinem Zuge im Acesines [jetzt Dschönab oder Dschinab,, in Lahor, in NW. v. Indien] »vauss oiyurrtiss (Nelumbium) gefunden, er geglaubt habe, dem Ursprunge des Nils nahe zu sein, Es folgt daraus, dass das Nelumbium ein im ganzen dazwischen liegenden Gebiete unbekanntes Ge- dunkel gewesene Stelle kommt, welche Wimmer in s. Ausgabe der Hist. pl. so hat: „ov umv aAla xai naraßahkovoıw Ev mmAd Eyvovioavrss &0 udla MOOS TO zarsveyInvai re zal ueivaı xal 47 diepdaonvarı zal oven“ xrh. Bei den varr. lectt. bemerkt W.: „Si genuina est vulgata sic explicanda est: semina nelumbii in- volvebantur limo tecta paleis, ut ne a nimia humiditate perde« rentur sed certius germinarent.‘““ Die Spreu konnte dabei zugleich als Düngmittel nützen. Die ganze Stelle besagte also, mit dem Vorangehenden, etwa: Es wächst viel Kyamos wild; aber die Ein- wohner thun auch (die Samen) in Lehm, nachdem sie gut Spreu daran gethan, damit sie sich hinabsenken und dabei dauern und nicht verderben; und so bereiten sie die Kyamos- Pflanzungen oder Teiche zu. Anm. d. Uebers.] *) Durch Dioscorides erfahren wir, dass das Cibotinm oder Cibo- rium der Alten eigentlich die Frucht des Nelumbium speciosunt gewesen (weshalb auch Galen, de alim. 2., Cibotium als Nah- zungsmittel mit Colocasia zusammenstellt). Es wurden aus der- selben auch kleine 'Trinkgefässe verfertigt, die man gleichfalls eibotia nannte. Zu Anfertigung derselben gab es eigne Werkstät- ten in Alexandrien. Vgl. Strabo, lib. XVII., welcher ebenfalls bezeugt, dass sie vom Nelumbium herrühren. 240 Nymphaeaceen der Griechen. wächs sein musste. Ferner wird in lib. XVII.*) auch der Ver- fertieung der Cibotien aus den Früchten des Nelumbium erwähnt. Diodorus Siculus (ed. Rhodom., lib. I. p. 9, 30.) schätzt zvauns und Aoros als Nahrungsmittel betrachtet besonders hoch. Sie sollen sogar als Beweis für die Behauptung der Aegyptier dienen, dass Aegypten das Stammland des Menschengeschlechts sei, weil diese Pflanzen seiner Meinung nach Neugebornen se- gleich eine passende und fertige Nahrung darböten. In den Jsirvooogiorei des Athenäus finden wir Eimiges über diese Gewächse angegeben, was anderwärts nicht vorkommt. Der Anfang des Il. Buches bringt ein Citat aus Niecander’s Georgica, Ireiosias zUauov alyvrrtiov, vg0@ VEgeing avdsa uEv oTEpavovSs avUnS, aTa FR). welches schon für unsre Beweisführung,; dass das Nelumbium eigentlich als Culturpflanze bekannt gewesen, Zeugniss giebt. Weiterhin wird nach Plutarch erzählt, dass, obgleich sie ausser Aegypten nirgends angebaut würden oder ansehe wachsen soll- ten (wieder eine Anddikmk ihres Pflanzens daselbst), man sie doch einmal in Epirus durch einen Zufall aufgekommen gesehen habe, und Aehnliches auch zu Aedepsus [auf Euböa] ***) vor- gekommen sei. Wir glauben aber nicht sehr an Zufall und Wunderwerk in der Natur, sondern nehmen vielmehr an, dass die Samen von Aegypten aus dorthin gebracht worden. — In Athenaeus’ XV. Buche [ed. Casaubon. 1657. fol.] pag. 677. wird nicht allein des Nelumbii, sondern auch einer klauen Nym- phaea erwähnt: die einzige Stelle dafür, dass die Griechen die N. coerulea gekannt haben *,*). *) [Im lib. XVHO. von Strabo’s Geogr. findet sich in edit. Paris. 1620. die längere einschlagende Stelle p. 790., eine kürzere pe 92. > Der Uebers.] **) [Das Weitere auch in Nicandri 'Theriaca etc. ed. Schneid. 1816. P- 282. — Der Uebers.] *##) 70 maoonAmorov Ey&vero nal &V Avsya. Um dies noch kräfliger zu machen, überselzt Gaza in seiner lateinischen Version das ra- gasimoıov mit Wunder. *4#) Doeror 0 Ovros &v Aluvans, dgovs GR, al Eiolv Kvrov ygosai dvo, n7 ulv co 6odw goınvia , &x Tovrov Ö 0 srÄsxöuevos oT£pavos vgios "Avtiwösios naheiton" 0 0° Ereoos Avrtıvos ovouaberat, AV&- veav 240v Tnv yoorav. Da wir hier die Stellen übergangen haben, welche die hinreichend bekannten Nymphaea alba und lutea be- treffen, so müssen wir doch erwähnen, dass sie auch bei Aristo- teles vorkommen und zwar unter dem ursprünglich persischen Namen (s.: Koch, Deutschl. F1.IV.S.32.) ro vsyag To etoınov, wie der Name Nuphar auch bei den Autoren des Mittelalters der gewöhnlichste ist, Nymphaeaceen der Griechen. 941 An mehreren Stellen bei den Alten wird daneben der Fa- bae aegyyptiae als eines besondernLeckerbissens gedacht. Diese sind die Früchte des Nelumbium speciosum. Das unerklärbarste in der Geschichte derselben ist: aus welchem Grunde Pythago- ras seinen Schülern die Benutzung derselben verboten habe: es mag dahin gestellt bleiben, ob aus medicinischen Gründen, weil sie in Sumpfgewässern wachsen (Galenus, Alim. 1., sagt von der Faba aegyptia, sie sei natura humidiori el excrementitia, wie er auch in Alim. 2. Colocasia und die Cibotia verwirft), oder ob, wie man auch angenommen, seine Meinung gewesen sei, dass sie sich nicht in Politik mengen sollten, weil man die Fabae aegyptiae bei politischem Stimmensammeln gebraucht haben soll. Das eigne Leben des Pythagoras entsprach zwar nicht der letztern Meinung; indess warnt auch Mancher am stärksten vor dem, was er an sich selbst als Fehler erkennt. S. 4. Commentatoren der griechischen Schriftsteller. Zu diesen ist zuerst Plinius (Zist. nat.) zu rechnen, ob- gleich er in vielen Stücken wohl mehr als Compilator ist. Ueber Nelumbium schreibt er von Theophrast ab, schliesst aber Eini- ges aus, verändert Andres, so dass er T'heophrast’s Meinung nicht ganz richtig wiedergiebt. Eine merkwürdige neue Angabe treffen wir indess an: nämlich dass man damals angefangen, die Pflanze in Italien zu cultiviren *) — ein Zeugniss dafür, dass sie als Culturgewächs gegolten. Als man im Anfange der Wiederherstellung der Wissen- schaften versuchte, durch Aufsuchung und Bestimmung der im Mittelalter fast gänzlich auch den Namen nach vergessenen Na- turerzeugnisse der Alten auf richtigsem Wege den Grund der Naturwissenschaften zu legen, gab es kaum ein Gewächs, das mehr Unruhe machte, als die Faba aeyyptia der Alten — denn sie war bereits aus Aegypten verschwunden. Man fand. nichts ‚Entsprechendes in der Natur. Matthiolus, welcher nicht sern zugeben wollte, dass er nicht alles kenne, was die Alten gesehen und gewusst hatten, gab eine, nach den Beschreibungen *) Weitere Angaben zu Bestätigung dieses Umstandes sind nicht vor- handen. Von späterhin hat mau keine Spur davon in Italien. Zwar erzählt J. Bauhin, lib. 38. c. A11., als Gerücht, das Ne=- lumbium sei angeblich zu der Zeit in Venedig cultivirt worden; dieses ist aber nachher nie bestätigt worden. 242 Nymphaeaceen der Griechen. der Alten gemachte, erdichtete Zeichnung derselben. Casp. Bau- hin (Pin. p. 196.) gestand aufrichtig zu, dass man nicht wüsste, was die Alten gemeint hätten, nahm aber wie ausgemacht an, es müsse eine Arum-Art, mit Ar. Colocasia nahe verwandt, sein, wozu er auch durch frühere Verwechselungen Veranlassung hatte. Man findet daselbst summarisch, wie auch bei andern Commentatoren der Alten, alle die Scrupel vollständig berührt, welche es bei der Bestimmung dieser Pflanze gegeben. Inzwi- schen hatte schon damals Clusius durch helländische Schiffer eine unbekannte Frucht aus Ostindien erhalten, in welcher er mit seinem gewöhnlichen bewundernswerthen Scharfsinne die Faba aegyptia der Alten ahnte. Als nachher Ostindien bota- nisch untersucht wurde, war aller Zweifel über die Identität mit der alt-ägyptischen*) gehoben, denn sowohl die ägyptischen Zeichnungen, als auch die Beschreibungen der Griechen sind nicht zu verkennen. Nicht viel glücklicher war man in der Entzifferung der wei- ssen Lotus-Blume (die blaue blieb bis zu den letzten Decen- nien unbekannt). C. Bauhin erwähnt derselben nicht einmal in seinem Pinax; Joh. Bauhin schreibt die Alten ab, doch mit seinen gewöhnlichen, fast immer ungehörigen, Ausfällen gegen seine Vorgänger, welche sie als Art von der gewöhnlichen Nymphaea alba unterschieden hatten. Alpinus, welcher Ae- syptens Flora für seine Zeit gut beleuchtet, hatte die Pflanze schon damals beschrieben und sowohl auf ihren Unterschied von N. alba, als auch ihre Aehnlichkeit mit derselben aufmerksam gemacht **). S.5. Einheimische Volkssagen mit denen der Griechen verglichen. Bekannt genug ist, dass auch in der schwedischen Volks- sage, zum Theil noch jetzt im Volksglauben der Wassergott Necken [welcher den Nixen der Deutschen entspricht] seine Wohnung zwischen den Seerosen [die in Schweden Neckrosen, in Dänemark Nökkerosen heissen ]| hat und noch zuweilen in Mondscheinnacht mit seinem Saitenspiele den Zuhörer bezaubert. *) Morison gab in seiner Hist. plant. zuerst vollständige Beschrei- bung derselben. **) Vollständig soll Delile in seiner Florae aegypt. illustr. p. 159 —169. die Geschichte dieser Arten aus einander gesetzt haben ; wir bedauern, dieses Werk, welches uns gewiss viel Mühe erspart hätte, nur aus Kecensionen zu kennen. Nymphaeaceen der Griechen. 243 Aber die Uebereinstimmung dieser einheimischen Sage mit de- nen der Vorzeit steht nicht allein: unzählige solche Naturmy- then haben gelebt, ja, leben noch in abgelegenen Winkeln des Landes, oder, wie eine Greisin sagte: „sie kennte wohl die Ge- senstände des geheimen Glaubens der Aelteren, aber sie traute ihnen [den Kobolden] nicht; sie wüsste wohl, wie Hülfe von ihnen zu erlangen sei, aber das wäre sündlieh.“ — Da diese Uebereinstimmung in der symbolischen Auffassung der Naturge- schöpfe eins der Resultate ist, worauf wir im Vorliegenden aus- gehen, so wollen wir aus mehrern ähnlichen ein paar das Pflan- zenreich betreffende Züge noch in Erwähnung bringen. Linne hat in seinen Reisen mehrere aufgezeichnet; aber, als Kind an entlegnem Orte auf dem Lande aufgewachsen, glauben wir den Unterschied zwischen den verschiednen Naturgeistern richtiger gefasst zu haben, als es in Linne’s Gottländ. Reise S. 312. [Uebers., Halle 1764: S. 332.] geschehen, wo Linne die Grund- züge des Systems der einheimischen Naturmythik giebt, wie sie noch in Mysterien „der Klugen‘‘ fortlebt. Ihre Genesis ' (eine Art Platonismus), welche richtig dargestellt ist, hat wohl durch das Christenthum eine neuere Färbung, aber die Wurzel ist deutlich heidnisch. Die Hauptarten dieser Naturwesen sind: Geister (Ri [im schwed. sprachlich gen. neutrius]): reine Naturgeister, welche in Bäumen (skogsrä d. i. Waldgeister, nicht „unter“ den Bäumen, wie Linne sagt), in Steinen (bergsrä, Berg- männchen), im Wasser (sjörä, Wassernymphen), in der Luft (Zuftskott) u. s. w. wohnen. Sie haben nie menschliche Gestalt, kaum sichtbare Form, und schaden nur, wenn man sich gegen ihre Natur vergangen (wie Linne a. a. O. sagt, nach der klugen Frau in Mjärhult entstehe Krankheit unt. a. daraus, wenn man sich gegen den Geist eines Baumes vergangen). Die Waldgei- ster leben und sterben mit dem Baume; wenn dieser gefällt wird, hört man sie zuweilen wehklagen: in Pindar’s Aamadryaden sind sie bis auf den kleinsten Zug getreu gezeichnet. Elfen [in Schweden weiblich, deutsch männl. ] sind eine nahverwandte Art Naturgeister: sie spielen und tanzen bei Nacht im Grase; wovon oft Spuren im Thaue auf dem Grase zu sehen — Elfengras, Sessleria coerulea. Bei Tage sinken sie, nach verschiednen Erzählungen, in die Erde hinab oder sehen sie wie Blumen aus, oder verwandeln sich in Erlen-, Weiden- oder teiser. Wie noch in den meisten Ländern Europa’s wer- ihnen in Schweden Pflanzen zugeeignet, die truppweise oder in Ringen wachsen, wie Waldhähnchen (Anemone nemo- rosa), [Juncus filiformis] ete. Sie sind dieOreaden der Alten. 244 Nymphaeaceen der Griechen: „Vettar“ dagegen [,‚vette: Waldnymphe,“ nach dän. Lexi- cis, hängt wohl damit zusammen?] sind wirkliche Persönlich- keiten, so wie die Trolle (Zaubergeister), die ein dem des Menschen analoges Leben führen: die erstern oder die unterir- dischen (die Wetter) haben auch Menschen -Gestalt, sind aber kleiner, haben keine unsterbliche Seele, worüber sie betrübt sind, haben aber grössere Macht über die Naturals - der Mensch. Sie wohnen in Steinhaufen. unter Menschenwoh- nungen und Höfen, sind zwar eigensinnig, aber keine böse We- sen. Der Rainfarn (Tanacelum, von den Alten bei Entbin- dungen gepriesen — bei solchen standen in den Sagen auch oft die Wettar bei) ist ihnen geheiligt (?). Am meisten sind sie den Laren der Älten analog; die Trolle dagegen den Fau- nen und Satyrn, sind aber böser, im Verbande mit dem bö- sen Geiste. Die Trolle wohnen in Waldestiefen oder Gebirgs- klüften. Unter ihrer Macht stehen von den Pflanzen: Viburnum, Taxus, Viscum, Botrychium Lunaria (?) und die Pappel (Pop. nigra). Vertrieben werden sie aber durch Lauch, Seidel- bast und Baldrian. — Eine Menge Pflanzen haben noch my- stische Eigenschaften und Beziehungen denen der Vorzeit gleich und mit dieser gemeinsam; einige solcher Beziehungen sind je- doch einheimischen Ursprungs bei uns, z.B.: Ledum unter dem Tische bei Gästmählern nimmt den Gästen den Appetit, Gelium verum auf den Fussboden gestreut verursacht Schlägerei, u.s.w. Der Necken [dän.: Nökken, Nokken |, welcher theils als Mann (Flussmann), theils als ein Pferd (Bachhengst) erscheint, — der Tomt, ein altes Männchen in grauen Kleidern und ro- ther Mütze, in hohlen Bäumen bei Häusern und in Scheuern wohnend, und die Waldfrau (Skogsnufva, — Cybele?) führen ein Anachoretenleben, sind aber wirkliche Persönlichkeiten. Die letztere ist vorn eine schöne Jungfrau, hinten aber hohl; sie sucht Liebhaber zur Untreue gegen die Geliebte zu verleiten, wird aber, wenn umarmt, zum Föhrenreis. Analoge Fabel bei den Griechen bei Longos, Housvıza, II. p. 37. Bei einzelnen Gewächsen ist jedoch die Aehnlichkeit be- merkbarer: Die Eiche ist der Bin des Allvaters. ( ae fulminan- tis“) daher er stets die Trolle erschlägt, wenn sie unter ihr Zu- flucht suchen, wogegen er unter er Buche keine Macht über - sie hat. (Hier liegt die erst in neuern Zeiten beobachtete That- sache zu Grunde, dass der Blitz verhältnissmässig 20mal i in die Eiche schlägt gegen lmal in die Buche.) Attich (‚Sambueus Ebulus, schwed. Mannablod, ‚Männer- Nymphaeaceen der, Griechen. 245 blut) ist bei Kalmar aus 'dem Blute ‚der. erschlagenen Helden aufgewachsen. :So 'entsprang auch ein Kraut aus dem Blute des telamonischen Ajax. S.: Athenäus. Wucherblume (Chrysanthemum segetum, schwed. Haäla- bäcker) entstand dadurch , dass, als die Leute in Hälabäck, ei- nem Dorfe im Pastorate Harplinge in Halland, ein gestrandetes Schiff geplündert, das mit Getraide beladen gewesen, letzteres ausgesäet in jene Landplage Hallands verwandelt wurde. Diese Sage ist neueren Ursprungs; aber als Kind hörte ich deren mehrere, die sich den Metamorphosen der Alten anreiheten, wo- runter die vom Stiefmütterchen (-Veilchen) sich an die des Grie- chen Nicander vom Ion anschliesst [Athen. I. XV. p.683. (ed. Casaub.); Nicandri Theriae. etc. ed. Schneid. p. 277, 292.]. Die Sage vom Kreuzdorn (Rhamnus cathartica, schwed. Getappel ü 1. Ziegenapfel — „dem Strauche, bei welchem der "Teufel die Ziege [get, dän. ged] schund“ [dies ein norweg. Name dess.] — Linn. Fl. suec.) ist der vom Marsyas analog. Dachwurz (Sempervivum tectorum) wurde schon zu Hip- pocrates Zeiten auf die Dächer gepflanzt und zwar, nach Festus, um das Haus vor Unglück zu schützen — und noch jetzt pflanzt man sie aus derselben Absicht bei uns. Die Griechen hatten ein Kraut Telephilon oder Telephium, welches, wie noch heut zu Tage allgemein im südlichen Schwe- den das ihm zunächst verwandte Sedum Telephium, als Orakel befragt wurde um Gegenliebe und Treue der Geliebten; unzäh- ligemal sah ich selbst es um Rath fragen. Die Griechen benann- ten treue Liebe nach der Pflanze, in Schweden nennt man die Pflanze Liebeskraut (kärleksört). Die in Schweden ge- bräuchliche Art, sich Antwort zu erholen, weicht jedoch von der ab, die Theocrit 3. 30. besingt. Solcher Beispiele liessen sich ‚noch manche hinzufügen. Eben so treffen wir alle Legenden des Mittelalters von unsern schwedischen Pflanzen noch unter unserm Volke lebend an, ja sogar die Sage von der Usnea und dem Muscus eranü humani finden wir im Volksglauben an die wunderbaren Eigen- schaften des Mooses auf Kirchthürmen und Galgen wieder. Diese sind zwar fremden Ursprungs, haben aber ein einheimi- sches Gepräge angenommen; die Legende von der Wurzel der Orchis maculata hat bei uns eine calvinische Dolmetschung er- halten. Andre sind völlig einheimisch, z. B. folgende smäländi- sche: die Birke, womit der Heiland gegeisselt worden, wurde deshalb verbannt und musste verkimmert am Boden kriechen (Betula ‘nana, smäl.: Längfredagsbjörk,, Charfreitagsb.); die 17 a a 246 Nymphaeaceen der Griechen. Trauerbirke aber, die daneben stand, war so betrübt, dass sie ihre Zweige herabsinken liess, wie seitdem noch ‚heute. S. 6. Besultate aus dem Gesagten sind: 1. Dass Nelumbium ‚speciosum ‚oder der »#vauos aiyuntuos, Faba aegyptia der Alten, in Aegypten niemals eigentlich ein- heimisch gewesen, sondern als ein rein SM oder in- disches Gewächs mit der ältern Cultur daselbst eingeführt und als eine heilige Pflanze cultivirt worden, — nachher aber mit demselben Cultus auch wieder von da verschwunden ist. 2. Wenn man einem Cultus Naturproducte, die nicht in dem Lande einheimisch sind, als Symbole angehören sieht, so hat man allen Grund anzunehmen, dass auch der Cultus selbst frem- den Ursprungs sei (obgleich ein solcher, je sinnlieher er ist, sich desto mehr örtlichen Verhältnissen anpassen muss,) und zwar aus eben dem Lande, von wo die heilige z. B. Pflanze herstammt. Nun wissen wir, dass das im Isisdienste ein se wesentliches Ingrediens ausmachende Nelumbium speciosum eine ostindische Pilanze ist: und so giebt der Anbau: desselben zu- gleich mit dem der Cordia und sonstiger indischer Pflanzen von den ältesten Zeiten her in Aegypten eine neue Stütze für Hee- ren’s Hinweisung auf indische Herkunft des ägyptischen Cultus. In Indien, wo derselbe Cultus stationär gewesen, ist er noch heilig. Ä 3. In der Familie der Nymphaeaceen finden wir noch die Uebereinstimmung zwischen dem indischen und dem ägyptischen Cultus, dass in der dem Nelumbium ähnlichen Gattung Nym- phaea die N.Lotus und N. pubescens jede fur sich dem Haupt- strome eines der beiden Länder geheiligt waren. Dass die sym- bolische Bedeutung der Arten dieser Gattung eher aus dem in- dischen Culte in den ägyptischen herübergenommen sein müsse, als umgekehrt, halten wir gegen die Behauptung Einiger für sicher. Die Angabe hingegen, dass Nymphaea Lotus aus Ae- gypten nach Indien verpflanzt worden, erscheint uns als erwie- sen falseh, zumal da der’ indische ‚‚Lotus“ nicht mit dem. ägy- ptischen identisch ist. / N 4. Gleichwohl scheinen die Nymphaeaceen, nebst mehre- ren andern Gewächsen, anzudeuten, dass wegen der Aehnlich- keit, die man in den mythologischen Vorstellungen verschiede- ner Völker entdeckt, man nicht unwillkührlich eine Entlehnung von dem einen zum andern anzunehmen nöthig hat, sondern eine 4 Br ) ee. Nymphaeaceen der Griechen. 247 Art angeborner gemeinsamer Auffassung ihnen zum Grunde liegt, oder.mit andern Worten, dass die Naturwesen selbst eine sym- bolische Zeichensprache sind, die von jedem Natursinne auf gleicher Bildungsstufe gleich gedeutet wird. Je näher der Natur letztere noch liegt, sowohl in der Jugend des Menschenge- schlechts ‚. als des Individuums, desto offner ist der Sinn für diese Bildersprache der Natur. Eine halbe, zersplitternde Re- flexion: leitet davon ab, aber, um in Baco’s Worten über das Verhältniss der Philosophie zur Religion fortzufahren,, ein gan- zes, ein gründliches Studium führt: zum Kindheitssinne und zur Nätur zurück. | WIEN. ‚Verwahrung gegen manche über einzelne schwedi- sche Pflanzen hier oder da angenommene Ansichten. Von Dr. Elias Fries*). Uehersetzt von Dr. €. T. Beilschmied. — .... Bei der Subjectivität, welche anjetzt die Wissen- schaft. De ist es natürlich, dass Vieles verschiedenen Forschern (der Nachsprecher und Liebhaber hier ‚nicht zu ge- denken) in verschiednem Lichte erscheinen muss; ‚„aliü plus vident, quam alü,“ sagt schon. Dillenius, „gquia imaginatione pollent““ — einer Quelle sowohl hellerer, als auch noch nicht rei- fer Erkenntniss. Im Allgemeinen scheint es mir in der speciel- len Botanik ein Fehler zu sein, einerseits wenn Jemand die be- kanntesten und entschiedensten Dinge, ohne andern Grund als “) Aus Lindblom’s Bot. Notiser 1844, Nr. 1., 2, S. 1—26- 248 Verwahrung geg. angen: Ansichten üb. schwed. Pflanzen. eigne Unbekanntschaft mit “denselben, bezweifelt, "andrerseits wenn in jedem concreten Falle ein positives Urtheil’ gewagt wird *), — bei welchem Verfahren man Gefahr‘ läuft, sein posi- tives Urtheil geradezu zu wechseln oder sich indem einmal ge- fällten zu versteinern, wodurch man selbst nur antiguirt‘ wird, weil die Wissenschaft, so lange sie innres Leben hat, nie con- servativ wird, sondern nur der Einzelne, sobald er aufgehört hat, jugendlich und progressiv zu sein. Dieses muss einen Je- den treflen, der ein allgemeines’ Werk verfasst hat, das er als etwas Festgestelltes angesehen wissen will; als ununterbrochen progressive Männer nenne ich Linne und Koch, dennoch be- kennt Letzterer, Manches könnte oder sollte anders dargestellt werden, aber er „habe so wenig wie möglich abgeändert.“ Wer nun nicht ganz so offen ist, verhält sich eben so (gewiss oft unbewusst, weil es stets mehr Anstrengung erfordert, sich in andere Ansichten, als denen man bisher gehuldigt hat, zu ver- setzen), doch noch stabiler: und daraus erklärt es sich, warum auch die Besseren Vieles beibehalten, was sie kaum frei von Antecedentien nun niederschreiben, wie z. B. Dr. Hartmann: dass Linne bei Aufstellung des Potamogeton marinus den P. zosteraceus |Fr.] vor Augen gehabt hätte, Die Prüfung aller neuen Ansichten komnit deshalb eisem ;jüngern; rührsamern, scharfsichtigern Geschlechte zu, welches, nicht in jene Fesseln geschmiedet, sein Urtheil in.der Schule der Natur selbst fest- stellen muss, denn nur ‚unter dieser Bedingung gehört es der Zu- kunft an; so lange man eine Autorität zur Leitung bedarf, ist man unmündig und ohne Stimmrecht in der Wissenschaft. *) Ich wünschte die Leser auf meiue Art und Weise aufmerksam zu machen, da, wo eine Sache non liquet oder mit gleichem Rechte unter zweierlei ‚Form: darstellbar ist, wie‘z. B. die Ver- wandten der Festuca ovina, Rosa canıina, Tlhni u. a., nur Vhat- sachen zu mehren und zu ermitteln zu suchen, ohne ein Urtheil abzugeben. Dies übersieht man immer,;weo-man die Form der Darstellung dazu benutzen kann, eine. Sache als. irrig darzustellen. (Ich ei man hielte sich mehr -an die SS, als nur an eine gleichgültige Form, und sähe die Sache. für ‘das Wesentliche au- ohne kleinlich an’ der Person zu nagen.) ‘ In obi- gen Fällen ist meine Darstellung nach'Baco’s Gebote „ta com- posita ut examini subjiciatur,“ und bestimmt,werden die, die sich nur zu Gerichte gesetzt haben, etwas sichrer wissen. Man scheint mich nicht verstanden zu: haben, wenn; ich in, Nonit. : Mant., IH. die Rosa collina und dumetorum zwar unterschied, doch dies mit der bestimmten Erklärung, dass dieses nicht so anzusehen sei, als werde damit meine Darstellung derselben als Varr. der A. canina in den Novit. Fl. suec. ritbchöben. [S. unt.: 30:] ° Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 249 "st Die Menge uniarer neuen Fünde und Aufstellungen für die schwedische Flora macht, dass man sich auf's längste sträubt, alles das anzunehmen, was von gefassten Ansichten und auslän- discher Autorität abweicht. Wir finden dies natürlich, zumal bei der Geneigtheit unsrer Nation, einheimische Autorität nicht anzuerkennen, glauben aber, man werde es mit Vergnügen an- sehen, dass die ausländischen Quellen, denen man folgt, schon in der kurzen Zeit andern Verlauf genommen haben, d. h., dass sie'zu unsern Ansichten übergegangen sind und übergehen, z. B: in Betreff der Matricaria maritima L., des Senecio barba- raeifolius: Krock, ‘der Silene maritima und inflata petraea, Arenaria gothica, Thalictra, Fumaria capreolata, Rosa to- mentosa, Salix finmarkica, Betula glutinosa, Orchis incarnata, Alopecurus nigricans, Poa sudetica' remota u. s. w., oder auch dass‘man sie nur missverstanden hat, wie bei Zieracien, Sene- cio barbaraeifolius, Rosa collina, Poa caesia, Juncus atratus, J. nigritellus ,u. s. w.; und man halte es uns zu gut, wenn wir in ‘der frohsten Ueberzeugung leben, ‘dass es in den meisten Fällen so kommen wird. ‘Wir finden jene Behutsamkeit viel- mehr lobenswerth,, sofern man nur nicht läugnet, was man nicht kennt; für uns selbst halten wir dies für einen wahren Vortheil: denn es ist immer ein Unglück für einen Schriftsteller, ‘wenn seine’Meinung bald auf guten Glauben angenommen wird, weil alles Neue um sein Bestehen kämpfen muss: und so ist es für jeden Autor ein Unglück, wenn diese kritische Prüfung aus- bleibt bis er selbst an der Erledigung derselben nicht mehr Theil nehmen kann; denn alsdann wird immer Vieles missverstanden, wie es'Linne gegangen ist, weil. nur Wenige den Instinet ha- ben, dessen es: zum Versetzen in den Ideenkreis und: den Ge- dankengang Anderer bedarf. Mancher sieht nicht selbst ein, ‚dass: der Grund, warum er nicht Verfahren und Leistungen An- 'drer eben so gut fassen kann, in gerade entgegengesetzter Auf- fassung sowohl der Natur als der Wissenschaft liegt, indem von verschiednen' Standpunkten aus der Gegenstand 'sich ver- schieden ausnehmen muss. Nicht allein ın den wichtigsten Fra- ‚gen der Wissenschaft gilt dieses, sondern auch im Speciellen, worin die rein phytographische und die biologische Auffassung zu verschiedenen Resultaten führen. Die erste Bedingung dazu, selbst Achtung und Vertrauen in die Zuverlässigkeit eigner An- gaben zu gewinnen, ist, dass man selbst nicht leichtsinnig An- dere unter dem Werthe schätzt. Niemand, der nicht sich. selbst mehr liebt als die Wissenschaft, kann es übel empfinden, wenn andre Ansichten sich geltend zu machen suchen: strei- 250 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed.. Pflanzen. tende Ansichten können recht. gut neben warmer. Freundschaft und persönlicher Achtung bestehen; dagegen ‚wird es stets zur Quelle wissenschaftlicher Erbitterung , wenn. man. Ansichten. und Zuthun Anderer nur in falschem Lichte darzustellen. sucht. Lie- ber höre man auf, Andre zu citiren, wenn man nur auf alle Fälle sich still alles aneignet, was nicht :tadelbar ist, als dass man eines Schriftstellers Ansichten nur auf «eine verwirrende Art darstellte. Zu klarer Einsicht in die schwedische Flora ist eine treue Darstellung der successiven Ermittelung der Arten "unser erster Bedarf. Das gangbare Verfahren ist mehr verwirrend als’ aufnel- lend, indem es sich mehr an das ‚Formelle hält und bei der Sache nur. die abweichende Darstellung Andrer, ohne Rücksicht darauf, ob der gemeinte Autor sie jetzt wirklich. so auflasse, angiebt.: So. folgt man z. B. nur meinen. Angaben über die nicht gekannten Jusione perennis. Lam., Equisetum pratense Rchb. et Schldl., u. a.; aber ich bin es nicht, der diese als Ar- ten aufgestellt, sondern ich habe nur darüber referirt und oben- ein sie als Varietäten [erstere bei J. montana;, letzteres unter E. palustre in Bot. Not. 1841, 195; s. a. unt.: :60.] unterge- bracht. Im Herbar. normale Fl. suec. handelt es sich, wie ich oft gesagt, nicht darum, meine Bestimmungen darzulegen, son- dern die Synonymie zu fixiren;. Salix tenuifolia, Drosera. obo- valta sind darin nicht einmal als Arten von mir dargestellt, letz- tere vielmehr erst von mir zur Dr. longifolia gezogen. Manche untergeordnete Schriftsteller, welche die Quellen nicht kennen, gehen darum stets in ihren Angaben fehl. Auch soll man nicht fremde Angaben durch ein „soll, wird , dürfte“ u. .dgl.'als min- der zuverlässlich wiedergeben, denn sie dürften besser doeu- mentirt sein, als man ahnet. Wie die rein phytographische oder zugleich bielokische Ar- tenbestimmung zu verschiedenen Htesultaten führen müsse, ward oben angedeutet: hier zur Erläuterung ein paar Beispiele. Die erstere verhält sich zur letztern, wie. ein künstliches zn einem natürlichen Systeme: im erstern ist der Character die Haupt- sache, im letzteren die Naturwahrheit, die nicht vom.-Chara- cter, sondern durch die Geschichte und das biologische‘ Verhal- ten der Pflanze bestimmt wird, wobei die Charactere, obschon wichtig, nicht wie bei der erstern als Zweck, sondern nur als Mittel zur Unterscheidung der Arten betrachtet werden. :Man kann:wohl niemals sagen, eine Pflanze verdiene wegen Man- gels an Characteren nicht als Art zu gelten, .denn Pilanzen reeh- nen nicht nach Meriten , sondern um eine positive Art zu Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 251 sein, muss sie nach beiden obigen Rücksichten geprüft werden. Subjective Arten sind solche, die sich wohl in der Natur bestimmt unterschieden zeigen (z. B. Potentilla opaca, Rosa dumetorum, R. collina, u.a.), aber für jetzt absoluter Charactere entbehren,. wenn gleich diese wahrscheinlich einmal zu finden sein dürften. Aber in den Characteren allein liegt keine Wich- tigkeit, denn „nullum datur in rerum natura signum ubique eonstans;‘ nicht auf die Summe der einzelnen Exemplare, son- dern auf ideelle Auffassung der Art basirt sich die Diagnosis ; Abweichungen davon machen nicht Uebergänge aus. Hat man in der Natur die Geschichte der Gattungsgenossen aufgefasst, so kann man wohl auch nach getrockneten Exemplaren Arten bestimmen; schwerlich aber entgegengesetzten Weges. Ueber veränderlichere Gattungen lässt sich jedoch selten etwas ent- scheiden, wofern man nicht in grössern botanischen Gärten Ge- legenheit gehabt, sie während ihrer ganzen Entwickelung zu studiren, indem nur dort sie richtig comparativ aufzufassen sind: solche Gelegenheit hatte ich für die meisten streitigen Arten, z, B. Thalictra, Epilobia, Arenariae, Matricariae u. a. Bei solchen nahe verwandten Arten ergeben die biologische und die - rein ‘phytographische Betrachtung gerade Entgegengesetztes. Nach der erstern wird Scirpus uniglumis eine eisne Art, Se. glaucus dagegen nur Varietät, indem ersterer z.B. auf Bolmens Strand zu Tausenden auf ganz gleicher Localität mit Se. palustris ohne alle Mittelformen , sondern mit verschiedner Entwickelungs- bahn, wächst, während Se. glaucus nie auf gleichem Standorte mit Se. lacustris vorkommt und je nach der Localität mehrere Mit- telformen zeigt. So wird nach der erstern der Juncus atratus [s- u.: 20] eine sichere Art, aber der sogen. J.nigritellus (nicht Don’s) eine ganz unbedeutende Form, obgleich die phytogra- phischen Merkmale dieser Junci ausgezeichneter scheinen. — Dass die biologische Naturbetrachtung in der Morphologie und allen Theilen der Wissenschaft sich mehr und mehr geltend macht, ist uns ein erfreuliches Vorzeichen, denn nur dadurch wird die Naturgeschichte zur Wissenschaft und kann sie die Wärter der höheren Bildung, welche in der rein formellen Be- handlung nur ei empirisches Namenregister und nicht Begriff und Gedanke gesehen, mit sich versöhnen. In den: Bemerkungen, die wir im Folgenden für diesmal vorlegen, beschränken wir uns auf diejenigen unsrer Bestimmun- gen, die man missverstanden, verworfen oder bezweifelt hat. 1. Wir hatten geglaubt, eine Menge vom Urheber selbst erhaltener Exemplare des Zriophorum Chamissonis von ver- 252 Verwahrung geg. angen: Ansichten üb. schwed. Pflanzen. schiednen Fundorten her würden genügen, die Identität dessel- ben mit dem E. capitatum. Suecor. zu erhärten; 'da-man aber die Zuverlässigkeit derselben in Zweifel zieht, so fügen wir hinzu, dass Hooker in seiner Fl. bor.-americ. gleichfalls nach Origi- sinalexemplaren es für vollkommen synonym mit E.. capitatum erklärt, von welchem das E. capitatum: C. A. Mey. eine viel zartere Abart ist; Z. russeolum. |Fr., Hartm.] hat Hooker unter E vaginalum y ohne irgend ein Synonym; — auf Verlangen können wir auch Mever’s eigne Anerkennung der Identität seines E. Chamissonis mit unserm schwed. E. capitatum vorlegen. 2. Im Herb. norm. IV. erwähnten wir schon der bei uns gewöhnlichen. Verwechselung des Alopecurus pratensis nigre- scens mit dem A. nigricans, welcher eine besondere Art ist. Der erstere wächst rasenförmig, indem das Rhizom am Gipfel mehrere Halme und Blattbüschel trägt, was A. nigricans nicht thut, welcher lange kriechende Ausläufer treibt, ‘die in einen einfachen gesonderten Blattrasen enden, der das folgende Jahr blüht. Deshalb stehen seine Halme, obgleich unter der Erde zusammenhangend, immer einzeln, welches biologische Merk- mal (noch ohne die andern) ihn am leichtesten und sichersten unterscheidet. Koch erkannte den A. nigricans, sobald erden wahren gesehen, sogleich als eine vor dem A. prat. nigrescens ausgezeichnete Art. S.: Taschenb. d. D. Fl. 3._. Dass unsre Poa sudetica 8 remota | P. remota. For- selles, Hartm., = P. hybrida Gaud.] nicht jvon P. sudetica « zu trennen ist, zeigten wir schon früher in diesen Blättern [Lindbl. Bot. Not. 1841, S. 193., wo Fr. auch angiebt, der äl- teste Name der P. hybrida sei P. quadripedalis Ehrh.]; in Schweden wollte man nicht daran glauben, aber Koch, welcher beide lebend vergleichen konnte, wie ebenso die P. Aybrida, die er aber für von beiden verschieden erklärt, bringt die P. sudetica remota zur wirklichen P.sudetica und sagt ohne irgend einen Zweifel: „P. sudetica 8 remota Fr. habe ich mit Unrecht zu P. hybrida gebracht:“ s. Taschenb. D. Fl. — Aber die Hauptsache ist, dass gerade unsre Form die primitive 2. sude- tica ist laut Exemplaren von Hänke’s und Ehrhart’s Fund- - orten, die vor uns liegen, Willdenow’s und Schrader's Beschrei- bungen gemäss; erst durch die zahlreicheren von Sieber, Hoppe u. A. ausgetheilten Exemplare der Alpenform wurde diese für die normale genommen. BETT 4. Poa depauperata (Brown? nach) Blytt [? Poa abbre- viata Br. Melv.? Blytt in N. Mag. f. Naturv. I. 344., Bot. Jah- resb. üb. 1837, S. 420.] hahen wir, nach Anleitung dieses hell- Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 253 sehenden Forschers und nach Einholung des Urtheils der ersten Gräserkenner, mit P. cenisia |P. flexuosa Wbg., Blytt a. a. O. 419.] vereinigt, wegen der langen kriechenden Ausläufer, welche sie von aller P, la.ca, der solche durchaus fehlen, weit entfer- nen. Parnell nimmt sie als eigne Art, welehe Ansicht wir nicht so zu verwerfen wagen, wie die Vereinigung mit P. la:xa. 3. FPoa caesia Sm. ist, wie wir auch bereits in Bot. Notis. sesagt, nach der Abbildung in Zingl. Bot., englischen Exem- plaren und nun nach dem Zeugnisse aller englischen Autoren, unverkennbar identisch mit P. Gaudini RS.; die Berufung auf Hooker’s Autorität für das Gegentheil ist ein Irrthum, denn dieser vereinigt P. caesia und glauca zu einer Var. der P. ne- moralis und beweiset also nichts, 6. Als wir in Novit. Mant. Il. die unter Festuca ovina vermengten Formen aus einander setzten, nahmen wir drei be- stimmte Arten an, näml. F, ovina, duriuscula und rubra, ohne über" F, glauca Auctt. und F. dumetorum L. ein bestimmtes Urtheil zu wagen, worüber wir noch jetzt kein cempetentes ab- geben können, Meinem Vermuthen nach wird indess wohl die F. dumetorum (zu welcher F. duriuscula Steenstr. ex Islan- dia, nach von I. Vahl mitgetheilten Exemplarer, gehört,) künf- tighin als besondere Art genommen werden, F. glauca aber als Unterart-der F. ovina. Wir glaubten darüber nur, mit Benutzung der bekannten Namen darlegen zu müssen, was wir wüssten; hätten wir sie als Abarten dargestellt, so hätten wir nicht ehr- lich gehandelt, sondern eine Erfahrung anticipirt, die wir nicht hatten. Will man indess nur die drei erstgenannten annehmen, so menge man die letzteren nur nicht unter die bloss zufälligen Formen der andern und erinnere sich vor allem, dass von ihnen allen formae glaucae, curvifoliae etc, vorkommen. So kann die im Herb. norm. gegebene F, glauca nie unter F. duriu- scula gestellt werden, obschon auch diese eine glauke Form hat, sondern unter F. ovina, wovon es noch eine andre ausgezeich- nete forma glauca giebt; auch wäre F, dumetorum nicht zwi- schen F. rubra und ihre zufällige Form sguarrosa zu stellen (F. arenaria Osbeck ist das entgegengesetzte Extrem und viel ausgezeichneter), sondern die F. rubra müsste in zwei Reihen aufgelöset werden, so: | Festuca rubra 1. vera $. squarrosa, y. arenaria. - - 11. dumetorum, 8. scopulorum, y- caesia. Die im Herb. norm. gegebene caesia lässt sich nicht zur F. duriuscula ziehen. 7. Bromus racemosus Engl. Bot. ist sicher identisch mit 17 * 254 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. dem unsrigen, nicht mit Dr. hordeaceus, den wir für eine be- sondre nicht mit Br. mollis leiostachys zu verwechselnde Art halten. 8. Nach Beschreibung, Standort (Expl. von Käseberga sa- hen wir, und bei Helsingborg wächst kein 7r. acutum) und dem Citate Herb. norm. können wir kaum zweifeln, dass Triticum affine Hartm. in Bot. Not. [1840, S. 173.] nur zu Tr. laxum [Fries, Herb. n. FV., Mant. IIl.] gehört und, was seitdem zu Tr. affine gerechnet worden, nur die aufrechte Form desselben ist: beide übrigens ausnehmend gemein. Tr. acutaum hingegen ist äusserst selten, obgleich an den Stellen, wo sie einmal wächst, in Menge: wo beide bei einander wachsen, fällt ihr Unterschied sogleich in die Augen. 7’r. aeutum unterscheidet sich, wie Meyer in Chlor. Hanov. sagt, durch seine Steifheit und ‚die Blätter (sind) im frühern Zustande canaliculato -trique- tra, carina valde acuta, nur völlig entwickelt werden sie plana und stehen fast unter rechtem Winkel sperrig ab:“ dies ist nach dem Leben. So kommt das weiche, flachblättrige Tr. laxzum nie vor. Weit problematischer ist seine Verschiedenheit von Tr. repens, denn dessen Blätter haben zuweilen dieselbe Bekleidung [also „puncta densa scabra “ des Zaxı], wie ich letz- ten Sommer auf westgothl. Bergen fand. Meyer’s Bemerkung, Tr. repens hitorale sei eher eine Var. des Tr. acutum als des repens, verdient auch alle Beachtung. Koch erkennt unser Tr. acutum für das ächte, ist aber unsicher, ob Tr. laxum davon zu unterscheiden sei oder nicht. 9. Das einzige Exemplar, welches Prof. Wahlberg von der Alchemilla vulgaris mit tief eingeschnittnem Wurzelblatte auf dem Dovrefjeld fand (welehe Form als A. vulgaris kybrida aufgetreten ist), hat er mir freundlichst zur Vergleichung mitge- theilt, mit der Bemerkung, es sei nur eine zufällige Form *). Sie ist freilich weit von der A. fssa Schumm., Günth., Wimm., die bei Bergen (?) und auf den Färöern vorkommt, verschieden, und keine von beiden zeigt die geringste Spur von Hybridität. Nur ein Wurzelblatt ist tief handförmig getheilt, wie einge- schnittene Blätter sehr gewöhnlich spielen, z. B. bei Acer pla- tanoides, den Endblättchen des Geum rivale, sämmtlichen Be- *) Dass ich sie, ohne sie gesehen zu haben, A. fissa nannte [Mant. II. 16.], war freilich übereilt, jedoch Folge davon, dass man mich versichert, A. fissa sei von Prof. W. gefunden worden. was zu bezweifeln ich kein Recht hatte. Meine Exemplare von Schu- bert sind ächt, doch der Fundort scheint unsicher zu sein. Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflunzen. 255 lulis und Alnis, welche Formen man auch früher für Bastarde nahm. 10. Von Galium Aparine giebt es zwar eine zufällige Form mit glatten etwas gekörnten Früchten; diese ist aber nicht Ga- lium spurium L.: bei letzterem sind die Früchte „absolute lae- vissimi,“ glänzend, reif sueculenti, wodurch sie unter dem Pres- sen am Papiere fest ankleben: dies ist die Ursache, warum man sie in Sammlungen niemals mit reifen Früchten sieht. — @. te- nerum Schl. ist als Var. des @. Aparine erwähnenswerth. ll. Das bei Upsala wachsende Symphytum patens oder S. officinale Fl. upsal. habe ich als das wahre S. orientale L. bestimmt, und dieses ist eine ganz andre Pflanze als die, welche Willdenow und neuere Autoren so nennen. Seine Standörter sind ganz dieselben wie die des $. officinale: am häufigsten in alten Gärten und auf Grasplätzen längs Bächen, aber oft auch im Freien und nicht bloss in und ausser Upsala, sondern in der ganzen Gegend: bei L. Gottsunda, Lurbo, lastenweise bei Quarnbo, Mariälund u. a.; ferner um Enköping. Zuweilen ist es wohl gepflanzt, wird aber jetzt nicht cultivirt; es ist ganz unaus- rottbar; an manchen Stellen scheint es völlig wild zu sein. | 12. Gentiana obtusifolia Willd.! halte ich für Varietät der @. germanica Willd. Vergl. Bot. Not. 1841. 13. Von Verbascis haben wir in Schweden 3 Bastarde, die um so merkwürdiger sind, als sie die einzigen zuverlässig hy- briden Pflanzen sind, die Schweden besitzt. (Dass Cirsium de- coloratum ein Bastard sei, hält Koch für problematisch, und da es jetzt in Gegenden gefunden worden, wo seine vermeintli- chen Aeltern beide fehlen, und es in Schonen sehr häufig ist, so stimmen wir darin bei. Geum intermedium ist nach Koch zweifellos kein Bastard. Die übrigen früher für muthmasslich hybrid erklärten, z. B. Lamium intermedium (in Schottland die gemeinste Art) sind nur als warnende Beispiele in Erinnerung.) Wir wollen diese hybriden Verbasca nicht zwischen die wirkli- chen Arten einreihen. Verbascum seminigrum umfasst V. ni- gro-Thapsus und nigro-thapsiforme: diese sind nicht durch - deutliche Charactere, aber doch durch das ganze Ansehen vom V. Thapso-nigrum, welches V. collinum Schrad. ist, verschie- den; Schrader erklärte die Exemplare des V. seminigrum für Bastarde von T'hapsus, hielt aber V. collinum für eigne Art. 14. Viola canina y. stricta Hartm. [Skand. Fl. ed. 4.? V. can. 8. strieta Hn. in Bot. Notis. 1841, p.82. (V. strieta Hn. Sk. Fl. ed. 3.? excl. synon.)] ist nicht unsre V. strieta [Hornem.], ‘sondern eine wahre V. canina lucorum Rehb.! Dagegen gehört 256 Verwahrung yeg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. die unter V. pratensis aus Westgothland eitirte [in Sk. Fl. ed. 4.2] zur wahren V. stricta und zwar V. str. humilis. 15. Ausser Ulmus effusa findet man von den ältesten Zei- ten her eine U. campestris und eine U. montana unterschieden. Nachdem Linne alle europäischen Ulmi auf eine redueirt hatte, wurden jene drei Arten wiederhergestellt und angenommen, als man aber diese z. B. in England bis zu sieben, in Oesterreich bis auf neun vermehrte, zogen diese die übrigen mit sich in’s Verderben. Ich habe ihre Vereinigung nicht bestritten , aber auch nicht geglaubt, darin folgen zu müssen, sondern unter Vor- bringung sehr wichtiger Gründe auf genauere Prüfung derselben Sedrungen, weil es immer leichter ist, das, was man nicht kennt, auf den Haufen zu werfen, als wirklich zu untersuchen. Es giebt nämlich, ausser zwei normalen Formen, zwei suberöse Formen und zwei kahlblättrige Formen, welche man sehr unbe- dachtsam zusammenschlägt; zu einer jeden der normalen gehört eine suberöse und eine kahlblättrige. Unsre U. montana [| U. campestris der Deutschen | hat stets solche reife Früchte wie die Figur in Svensk Bot. t. 13. zeigt; nur unausgewachsen er- scheinen sie etwas eingeschnitten, membranacei wie die Blätter, ausgewachsen aber werden sie immer steißk Dr. Hartman’s Darstellung [der der Deutschen im Ganzen gleich, mit nur we- niger Synon.] verstehe ich eben so wenig, als er die meinige, mit welcher die Abbildungen sämmtlicher englischen Arten tref- lich übereinstimmen. Letztere machten mich zuerst auf die Un- terschiede aufmerksam, die ich dann ın der Natur bestätigt fand. [ Vgl. dies. Arch. H. 1. S. 82, m. Not.; Fr. nennt die U. effusa W. in Mant. Ill. 18.: U. campestris; in der Synony- mie sind aber Formen darunter gekommen (TU. tetrandra Schk. und suberosa Ehrh.), welche Koch u. A. unter der Ü. cam- pestris der Deutschen haben.] _ 16. Der Unterschied zwischen Heracleum ‚Sphond: ylıum und HH. sibirieum UL. ist in einem Aufsatze von Drejer in Kröyer's Tidsskrift am besten erörtert. Ausser dem ächten 4. sibiricum haben wir nach Koch in Schweden noch eine damit verwandte dritte Art [ M. swecicum Fr., H. sibir. Herb. norm. IV.]. Ich habe unter den Autoren, welche beide, 4. Sphondy- lium und sibiricum, kennen, nicht einen gefunden, der an ihrer Verschiedenheit zweifelte: und das unsrige weicht in der Frucht bedeutend davon ab. S.: Koch’s Synops. ed. 2. 17. Als wir zuerst die beiden bei uns unter Statice Lime- nium verwechselten Arten aus einander setzten, Be wir uns nicht zu entscheiden‘, welche von beiden Linne’s Art Verwahrung geg. angen: Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 257 gewesen, da die Standörter gleich sehr auf beide hindeuten. Nunmehr ist es ausgemacht, dass die in Linne’s Herb. vorkom- menie die schonische ist, welche auch alle ausländischen Auto- ren als St. Limonium angenommen haben: wonach ein Umtau- schen der Namen schwerlich recht wäre [ St. Limonium Sm., K., Fr. = St. scanica Fr. = St. Behen Drej.]. Unsre andre Art, St. bahusiensis [s.: Fr. Mant. 1.], ist nicht bloss durch vierfache Grösse, sondern auch durch breite Blätter mit dem mucro unterhalb der Spitze u. s. w. sehr von Drejer’s St. rari- flora, welche schmale apiculirte (in den Mucro ausgehende) Blätter hat, verschieden; dennoch vereinige ich beide unter St. rariflora: die Hauptform wird die bohuslän’sche, und Drejer’s St. rariflora: var. danica; [auch St. reticulata Hk. Fl. scot. gehört n. Fr. zu dieser Art.]. 18. Dass all unser schwedisches wildes Allium Schoeno- prasum zum 4A. sibiricum gehört, suchte ich im Herb. norm. darzuthun, wie ich auch andeutete, dass es in das wahre, bei uns nur eultivirte, im westlichen Europa aber wilde A. Schoe- noprasum nicht übergeht; aber über ihren Art- Unterschied habe ich nichts geäussert, weil ich keinen andern kannte, als den biologischen, welchen schon Linne in derÖländischen Reise p. 53. von den Blättern angiebt. Nach einem neueren Autor sind bei A.sibirieum die sterilen Zwiebeln einblättrig, bei A. Schnenoprasum zweiblättig. Wildes A. Schoenoprasum ist in Schweden wohl nicht zu suchen. 19. Koch’s Gagea pratensis ist nicht identisch mit der im Herb. norm. ausgegebenen, denn sie hat Scheidenblätter wie Orn. stenopetalum, daher Koch sie wieder damit vereinigt; während dagegen die schonische die untern folia floralia so, wie bei @. lutea, gegenüberstehend hat und darin, wie durch das Aussehen der G. Zutea, mehr mit Persoon’s Art überein- stimmt. 20. Unsre verschmähten Beobachtungen über den Ueber- gang des Juncus nigritellus |Koch Syn. et Al.] in J. supinus sind nun von Koch bestätigt worden, wie auch, dass es nicht der wahre J. nigritellus Don ist; dagegen erkennt auch Koch den J. atratus Kr., welcher der wahre nigritellus ist, für eine besondre Art. Unsre halländischen Exemplare des letztern hat Wimmer als ächte anerkannt. 21. Alle deutschen Botaniker, welche die schwedische Lazula spadicea gesehen, erklären sie für verschieden von der deutschen, aber für einerlei mit Z. glabrata. Zahlreiche deut- ‚sche Exemplare und Blytt’s Untersuchung dieser Arten in der 258 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. Natur bestätigen diese Bestimmung. Schon Prof. Wahlenberg erklärte in seiner Fl. suecica die schwedische für verschieden von der ächten südeuropäischen L. spadicea, aber für identisch mit dem Juncus intermedius Host, welcher als BE Ssy- nonym zur L. glabrata gehört. 22. Die Gattung Epilobium bleibt, phytographisch behan- delt, immer duükekit die Narbe variirt bei den meisten Arten ganz und gespalten, die Kanten des Stengels werden oft durch die Pubescenz obliterirt, wodurch unzählige scheinbare Ueber- gänge und Mittelformen entstehen. Viel klärer werden diese Arten, wenn man auf die biologischen Verhältnisse sieht, z.-B. ob die flores virginei aufrecht stehen oder hangen, auf die ver- schiedne Vermehrungsart u. s. w. Das wahre E. purpureum (s.: Nov. Mantiss. III. [caule opposite lineato - sulcato, fol. sub- sessilib. dilatato -lanceol. dentato -serratis acutis, flor. arrectis, stigm. indiviso. Fr. Fl. halland. p. 65.]) unterscheidet sich von dem ihm ähnlichen E. roseum sogleich durch jederzeit (auch jung) steif aufrechte Blumen und durch die zufälligen Kanten des Stengels, die nicht von den herablaufenden Blattstielen, son- dern von den Rückennerven der Blätter herrühren. Merkwürdig ist ferner der Umstand, ob bestimmten Arten Ausläufer durch- aus fehlen, wie dem E. montanum, E. roseum und E. hyperi- cifolium, oder ob sie gegen den Herbst nach dem Abblühen unter der Erde Ausläufer (Wurzeltriebe) treiben, die sich in 'Blattrosetten enden, wie E. tetragonum, E. lineare, E. alpi- num, oder ob fadenförmige Ranken über der Erde mit sparsam zerstreuten Blättern: E. viryatum, E. origanifolium, E. pa- lustre. 23. Epilobium alpinum Suecorum umfasst die beiden Ar- ten, die zuerst Lamarck unter den Namen E.alpinum und E. origanifolium unterschied, welche Benennungen nun so fest und allgemein angenommen sind, dass alle Versuche sie zu ändern gewiss misslängen, daher auch ich sie annahm (nicht den des E. alsinifolium, wie Hartman). Dass diese 2 bestimmt ver- schiedne Arten sind, hat seit 50 Jahren kein ausländischer Al- pen-Botaniker bezweifelt, und Scandinaviens gebirgsbewandertster Botaniker, Blytt, ist auch ganz überzeugt davon. Zwar sind, mit Misslingen, Versuche gemacht worden, sie zu reduciren, z. B. E. alpinum zu E. lineare, zu E. palustre (Wimmer hat dies brieflich für irrig erklärt), zu E. tetragonum bei %&. W. Meyer; aber E. alpinum und E. origanifolium zu vereinigen ist Niemanden eingefallen, und konnte auch nicht.‘ Die Ursache ihrer Verwechselung bei uns liegt darin, dass man’ eine Ste var. Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen 2359 Beihisana annimmt, welche, als aus Zwergformen der beiden Arten zusammengesetzt, aufgelöset werden und verschwinden muss: gewöhnlich gehört diese zum wirklichen E. alpinum, aber im upsaler Garten geht auch E. origanifolium in eine sol- che pygmäische Form über, ohne sich jedoch im Geringsten dem E. alpinum verum zu nähern. Dies letztere scheint bei uns wirklich das gemeinste zu sein, nicht E.. origanifolium, wenn gleich letzteres mehr in die Augen fallt. Dass jenes auch den Namen E. alpinum behalten muss, bestätigt nicht allein das einstimmige Zeugniss aller Autoren, sondern auch vollkommen Linne s Herbarium und Schriften. Zum E. alpinum gehört näm- lich Linn. Lapp. n. 150., während zum E. origanifolium nach Adj. Lindblom’s trefiender Bemerkung Linn. Lapp. n. 147. gehört, das Linne später mit E. montanum vereinigte, welches jedoch nach Wahlenb. F!. Zapp. nicht in Gebirgen wächst. (Linn. Lapp. n. 148. ist E. palustre, und n. 149. E. lineare Mühl., Fr., welches in Fl. swec. mit der im flachen Lande wachsenden ähnlichen Form des E. palustre verwechselt und damit vereinigt wurde.) Was endlich E. nutans Schm. betrifit, so ist es nicht synonym mit E. alpinum, denn dies letztere hat Schmidt unter diesem seinem Linneischen Namen; sondern es ist nach Tausch und Reichenbach eine besondre Art, nach Koch aber eine eigne merkwürdige Unterart, die bei uns äusserst selten vorkommt. Abgesehen davon, dass Schmidt’s Name nicht hierher gehört und er viel jünger ist als der allgemein angenommene Lamarck’sche, so ist der Name E. nutans, als allen den verwandten Arten zukommend, eben so unpassend, als, weil er einer Menge verschiedner Formen beigelegt worden, verwirrend, Epilobium nutans Hornem.!, E. Hornemanni Rchb.!, ist eine Form des E. origanifolium und darf nicht mit E. lineare verwechselt werden..... [Vgl. Fr. Mant. 111.183 sqg.] 24. Polygonum Persicaria minus Herb. norm. IV. gehört bestimmt zum P. Persicaria, nicht zum P. mite. Eine var. incana vom P. lapathifolium zu unterscheiden ist misslich , da von diesen 3 Arten jede ihre Forma incana hat und selbst an einem Exemplare kahle und unten graufilzige Blätter, oft ein Blatt halb kahl, halb graufilzig, vorkommen. 25. Polygonum tataricum wird ia Schweden weder Aebant, noch kommt es unter andrem Buchweizen vor, sondern wächst nur verwildert auf Kartoffeläckern, unter Saaten u. s. w. Be- kanntlich ist es in Hannover, Westphalen u. a. jetzt das schlimm- ste Unkraut. 26. Silene maritima ist nach unsrer biologischen Darstel- 260 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. lung jetzt von allen deutschen, englischen! französischen u. a. Botanikern anerkannt (der erste Kenner der Familie, A.Braun, welcher sie viele Jahre eultivirt hat, nennt sie eine wahre Zier- pflanze!); ihre Vereinigung mit $. inflata v. petraea aber würde gewiss Niemand recht finden. S.: Koch Syn. ed. 2. Ist eine solehe vorgeschlagen worden, so muss eine Form der $. mari- tima vorgelegen haben. |S.: Fr. Mant. Ill. 188.] 27. Lepidogonum medium Fr. ist eins mit L. medium Koch, und L. marginatum K. ist höchst wahrscheinlich unser L. salinum. Es ist ziemlich subjectiv, wie man die vier sicher eonstanten Formen, die diese Gattung darbietet, betrachten will; das einzige Consequente ist, alle zu unterscheiden oder alle zu vereinigen. Vgl. Novit. Mant. III. 32 sqgg. 28. Arenaria ciliata L. und A. gothica |Fr. A. ciliata os Hn. Sk. Fl.] hatte ich Gelegenheit, cultivirt mit einander zu vergleichen: erstere war von Alters her in botanischen Gärten vorhanden, die andre wurde von mir in mehrere verbreitet. Ueberall zeigen sich diese als bestimmt verschiedene Arten, ungefähr wie Cerastium trigynum und C. semidecandrum , wel- chen einzeln jede derselben dem Wuchse nach analog ist. A. ciliata bildet fussbreite Rasen mit Tausenden von sterilen Sten- geln, die niemals im ersten Jahre blühen; A. gothica schiesst im Frühjahre rasch aus dem Samen vom vorigen Jahre auf, blüht und verschwindet. Sterile perennirende Stengel sieht man von dieser eben so wenig, als zugespitzte Kelchblätter an Sa- gina strieta. Sollten aber auch Exemplare derselben perenniren oder durch Bildung von Knospen in den Blattwinkeln fortdauern, so zeigt doch der Bau der fas’rigen Wurzel hinreichend, dass sie sich nie durch Theilung in eine Menge von Stämmchen nach oben verzweigen und den rasenartigen Wuchs anneh- men kann, welcher , ausser den übrigen Merkmalen, die A. ci- liata so deutlich unterscheidet. Auch ist ihre absolute Verschie- denheit von allen anerkannt, welche die wahre A. eiliata kennen. Vgl. Koch’s Synops. ed. 2.! 29. Auch Arenaria norvegica Gunn., dieich früher als Un- terart betrachtete, ist, nach Untersuchung grosser Massen von Exemplaren, die ich sowohl von dieser, als auch von 4. ciliata erhalten, eine sicher verschiedene, nicht mit Aren. eiliata mul- ticaulis vergleichbare Art. S. alle englische Floristen und spe- ciell Engl. Bot. Suppl.*). *) Seitdem die Monographen der Cerastien und der _Alsinaceen über- haupt, Grenier und Fenzl, Curtis?’s erste klare Feststellung Verwahrung yey. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. %1 30. Dass Rosa inodora, wie schon der erste Anblick des lebenden Strauches lehrt, nicht mit #2. rubiginosa, sondern nur mit R. canina zu vergleichen ist, kann nun wohl für völlig ausgemacht selten. Inwieweit dieselbe und R. dumetorum und R. collina als Unterarten der R. canina oder als eigne Arten zu betrach- ten seien, hängt ganz und gar von der verschiednen Auflassung des Species -Begrifles ab. Dass sie keine scharfen Charactere darbieten, ist eben so gewiss, wie, dass sie in der Natur be- stimmt getrennt sind und, wenn auch zu Hunderten gemengt bei ‚einander, nie zusammenfliessen. Darum führte ich sie in den Novwit. Fl. suec. als Varietäten auf und verwahrte ich mich, als ich in Nov. Mant. Ill. sie getrennt hinstellte, ausdrücklich gegen ein Missverstehen, als widerriefe ich die frühere Be- stimmung. Einzusehen, wie die Arten in der Natur sich wirk- lich verhalten, ist etwas viel Wichtigeres, als alle Form der Darstellung. Dass Rosa collina mit einfach-, doppelt- und dreifach - gesägten Blättern variirt, sahen wir oft, und Koch führt solche Formen ausdrücklich auf. Dass Jaequin sie mit einfach gesägten abbildet, ist blosser Zufall. 31. Nachdem Koch nunmehr unsre Angabe bestätigt, dass Rosu tomentosa Suecor. oder R. villosa L. [? R. eiliatipetala Bess., Koch, s. mollissima Fr. (non W.)?] nicht seine tomen- tosa ist, dürfte die Sache wohl erledigt sein. Rosa tomentosa Koch et Fr. Nov. Mant. Ill. 197. ist nicht damit zu vergleichen, aber die in Herb. norm. VI. gegebene R. collina könnte, wie ich dort auch sage, vielleicht zu dieser (A. tom.) gehören. 32. Potentilla sordida a. Fr. ist P. collina | Wib.] Koch! Syn. ed. 1., P. sordida b. Nov. Mant. ist P. Güntheri Koch Syn. ed. 1. Die erstere ist [in Schweden] die Hauptform die- ser Species, denn wenigstens 100 Exemplare derselben kommen [in Schweden | gegen 1 P. Güntheri vor, die auf angebautem Boden wächst. Jene Hauptform ist einfach, hat keine centrale Blätterrosette; die Stengel sind aufsteigend oder aufrecht, der Rand der Blätter umgerollt u. s. w.*). S.: Herb. norm. VII. des Cerastium vulgatum angenommen haben, ist kaum zu zwei- feln, dass auch Alle, die nicht schon andere augenommen, sie bei- behalten. Dass C. strigosum nicht Persoon’s C. brachypetalum (= C. viscosum eglandul.) ist, giebt auch Koch zu, obgleich er ob usum den letzteren Namen beibehält. ‘ #*) [ÜUebrigens wären für Pot. Güntheri Pohl, Spr., wenn sie nicht zu P. collina Wib., worunter sie Koch in Syn. ed. 2. zieht, ge- hörte und damit eins wäre, die Namen P. Hiemanniana Günth, (nach Dr. Wiemann in Breslau, nicht Wimann) in Centur. pl. 18 262 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. und Nov. Mant. Il. Auch P. argentea bekommt an feuchten angebauten Stellen äusserst verzweigte niederliegende Stengel um einen centralen Blattrasen, auch flache Blätter u. s. w. Pot. collina Lehm.! ist Koch nicht näher bekannt. | 33. Zu den ausgezeichnetsten und sichersten in den letzten Jahren in Schweden und gleichzeitig von Koch unterschiedenen Arten rechne ich Thalietrum minus L., Th. Kochit [Fr. Mant. III. Th. Jacgwinianum K. in Fl. od. bot. Z. 1841, Syn. ed. 2., collin. K. Syn. ed. 1.] und T’h. flexuosum [Rehh. (non Berph.), Fr. Mant. IIl., wo Fr. das T'h. majus Koch Bot. Z. 1841 (Syn. ed. 2.) damit meint, und es nebst Var. darunter hat, während Koch bei diesem majus das flexuosum Rehb. eher ausschliesst]: ein einziges Carpidium ist hinreichend , sie zu unterscheiden, und Wuchs (aphyllopodischer und phyllopodischer Stengel), Blühzeit u. a. bestätigt die Verschiedenheit. Aber mit unvoll- ständigen Exemplaren in Herbarien hat man Noth sich zu hel- fen, wenn man sie nicht vorher kennt. Alle 3 finden sich seit langer Zeit zu Upsala cultivirt. Weiss man nur einmal, wo die Stipellen zu suchen sind, so findet mar sie nachher sehr leicht: 34. Alle in Schweden wirklich wilde Mentha silwestris ge- hört zur M. nemorosa W.; M. silvestris W. kommt an einigen Stellen verwildert vor. — Dass alle Menthen zottig und völlig kahl variiren, ist nun bekannt; M. silvestris und viridis können nicht danach unterschieden werden. Obgleich etwas grauzottig, muss doch n. 9. b. des Herb. norm. VII. zu 7. viridis kommen, sofern diese als Art von M. silvestris getrennt gehalten werden soll. Ausser dem, bei älteren Exemplaren verschwindenden, Ueberzuge hat sie alle übrigen Merkmale mit M. viridis gemein. 35. Die Mentha Herb. n. IV.nr.17., welche Dr. Hartman zur M. sativa zieht, ıst ebendieselbe Pflanze von Slaka, die auch unter M. gentilis angeführt steht. Eher glaube ich, ist sie als eine grossblüthige Varietät der letztern anzusehen. — — Sil. V. und P. Güntheri Pohl (1810) et Spreng. (Pug. !. 1813) die ältesten; und da der Name der ganzen Art gilt, so umfasst er alle Formen derselben, auch die schwedischen, die übrigens kaum mannichfacher sein können, als in Schlesien die der ur- sprünglichen Art. Pot. sordida Fr. kommt zuerst in Fries Nov. Fl. sv. Part. VI. (1823) und in Aspegren’s Blek. Fl. (1823) vor, dann als Var. unter P. argentea in Fr. Nov.Fl. sv.cd.2. (1828), zuletzt als Art in Fr. Mant. IM. (1842). In Schlesien hat sie, mit P. argentea vergiichen, lebend und von oben gesehen, kein sordides Ansehen, sondern ein lebendigeres, zwar zarteres, aber dadurch schöneres, als jene. Anm. d. Uebers.] Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 263 Von Mentha arvensis nehme ich vier Varietäten an: 1. M: agre- stis Sole, Hartm.; 2. silvatica gracilis, foliis lanceolatis glabriu- sculis; 3. riparia Herb. norm.; 4. M. lapponica. Die 3 letztern haben die Blumenstiele ganz kahl. Es kommt mir wenig pas- send vor, Namen von Varietäten so oft umzutauschen und nicht die vom ersten Bestimmer beizubehalten. 386. Die Exemplare, die ich von Ajuga pyramidalis gla- brata erhielt, sind nur eine zufällige Form dieser Art, welche oft kurze Seitentriebe hat; und sie haben nichts Gemeinsames mit A. alpina Nov. Mant. 11I., die dem Standorte nach bei Hartman darunter gefasst scheint. Diese letztere kann nur mit A. replans verglichen werden, von welcher sie sich fast nur durch noch mehr rankigen (sarmentösen) Wuchs und klei- nere Blumen unterscheidet. 37. Das rechte Lamium incisum, welches eine unbezweifelte Art ist, unterscheidet sich vom L. purpureum incisum durch gerade, inwendig kahle Blumenröhre und nur einen Zahn am Schlunde; Z. purpureum hat gekrümmte Röhre, mit Haarkranz, zwei Zähne u. s. w. 38. Die um Upsala und wohl überhaupt in Schweden ge- wöhnlichste Galeopsis ist G. bifida, welche Bentham (gewiss mit Recht) für die eigentliche @. Tetrahit L. hält. — Die @. Tetrahit neuerer [schwed.?] Schriftsteller scheint mir der @. versieolor viel näher und nur durch die Farbe der Blumen (näml. var. pallens von G.bifida) verschieden zu sein, denn die Grösse ist äusserst veränderlich. Die wenig steifhaarige, mit rosenro- then Blumen, die in Felsklüften, z. B. am Bösseberge bei Femsjö wächst, ist G. pubescens. Entweder müssen hier drei Arten, oder eine, angenommen werden. 39.. Von allen neuern Botanikern ist angenommen, dass man nie von einblättrigem Kelche oder solcher Blumenkrone spricht, wenn diese hetero-sepalisch oder -petalisch sind. Aus diesem Grunde beschreiben auch alle Orobanchographen die Arten von Osproleon mit zwei sepalis, obgleich diese an einer Seite mehr oder weniger verwachsen. Hierdurch fällt Hartman's Bemerkung gegen meine Beschreibung der Orobanche major ganz weg. Koch beschreibt diese Art (O. stigmatodes Wimm.) ganz so wie ich. S. Koch Taschenb. d. D. Fl. 40. Cochlearia anglica 8. Hartm. ist ‘C. fenestralis RBr. et DC., die auch ich zur ©. anglica bringe. Hb. .n. X. Von dieser ist C. arctica Schldl., DC., Fr. sicherlich verschieden :. sie ist zunächst mit C. officinalis verwandt. 41. Ueber die Camelinae vergl. Nov. Mant. II. [p. 66 — 264 Verwahrung geg. angen. Ansichten. üb. schwed., Pflanzen. 73]: daselbst ist Herb. n. V1I. 21. vielmehr zu C. sativa. zu bringen. — C. sativa y. Hartm. scheint zur C.. foetida [Fr., Myagr. foet. Bauh., M. sat. y. L. Sp.] zu gehören;..d, australis Hn. Sk. Fl. ed. 4. kann nicht mit C. sativa Hu. vereinigt wer- den. Dieser letztere Name, als ein collectiver , ‚sollte ,. wie.es am zweckmässigsten wäre, verschwinden und nach Koch’s Ansicht die C. sativa Mant. IH. 72. den Namen C. dentata [Hornem., My. dent. W.] behalten. 42. Unter Barbaraea vulgaris y. acidula Htn. muss es heissen: Sie ist das ursprüngliche Erysimum s. Barbaraea praecox Sm., dieser Name aber ist später auf eine in Süd-Eu- ropa vorkommende Art mit Blumen der D. stricta, aber abste- henden Schoten und eingeschnittnen Blättern wie bei 2. areuata übergetragen worden. Dass diese B. praecox oder B. arcuata Recent. jetzt allgemein für eine besondre Art angesehen wird, ist bekannt. Vgl. Nov, Mant. Il 45. Ueber die unter Arabis hirsuta vereinigten Formen s. Bot. Not. 1843, Nr. 8. [Daselbst stehen p. 115. unter A. hir- suta: a. A. sagittata DC., Koch!, wovon eine Form glaberrima in Herb. norm. X., von Öland; b. A. hirsuta L., Koch! davon f. glaberrima von Öland in Hb. n. IV.; c. A. glastifolia Rchb.,. Hb. n. X. — Arabis ciliata RBr., K.! verhält sich zu obiger Art (der A. hirs. Fr.) wie die (Unterart) A. hirsuta zur sagittata durch kleinern Wuchs, doppelt kleinere Schoten, und aurieulis ad basin nullis; zur behaarten Var. gehört nach Fr. die A.cur- lisiliqua DC.! Syst., welcher Name, sagt Fr., für die ganze Art besser passt, als „ciliata.“ — A. Gerardi Bess,, K., fehlt der schwed. Flora noch.] 44. In frühern Auflagen seines Handbuchs der Skand. Fl. hat Dr. Hartman gesagt, das Sisymbrium arenosum L. Fl. suec. wäre nicht Arabis arenosa, sondern eine Var. der Arabis Thaliana. Bei unsrer Darstellung entgegengesetzter Ansicht in Nov. Mant. III. ist angenommen, dass A. T’haliana $. (8- urbi- cola schwed. Herbarien) mit Arabis arenosa identisch: sei [wo- bei aber ausserdem unter A, T’haliana var, lyrata (nicht A. y- rata L.) noch die A. Thal. 8. urbicola der ersten Aufl. v. Hartm. Sk. Fl. nebst #. hispidior Wbg. Suec. als grösserntheils dazu gehörig genannt wird]. Indess bleiben mir doch beide sehr deut- lich verschieden, ich habe aber nichts dagegen, wenn die strei- tige A. Thaliana 8. als eigne Art aufgeführt wird. 45. Obgleich De Candolle nach der Steifhaarigkeit oder Kahlheit der Schoten die Formen der Sinapis arvensis in zwei Arten theilt, halte ich doch Poiret’s und Reichen- Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 265 bach’s Eintheilung derselben in 2 Varietäten oder Unterarten nach der Blattform und der Länge der Schoten für natürlicher. Bei beiden Unterarten kommen sowohl kahle als steifhaarige Schoten vor: die Form mit letzteren ist die typische Form der Species, aber die Uebergänge ergeben sich so zufällig, dass sie nicht gesondert werden können, 46. Unsre rothblüthige Fumaria capreolata stimmt mit englischen Exemplaren unter diesem Namen, welche De Gan- dolle für seine F, media erklärt hat, und zugleich mit Son- der’schen der F. Petteri Koch überein, | 47. Ungeachtet wiederholter fremder Versicherungen, dass Pflanzen ohne Gränze zusammenfliessen, sieht man doch oft solehe: bald nachher als Arten anerkannt: und dieses passt ohne Zweifel auch auf Corydalis laxa |Fr. Mant. Ill. 86., als Unter- oder Nebenart bei ©. solida s. digitata, Herb. norm. VI. 25.] und C. pumila Host. Hier muss man zuerst bestimmen, was man unter ©, pumila oder Lobelii (Tausch) verstehe, denn die Synonymie ist noch schwankend; wenn die Gränzen (wie z. B. des Ranunculus reptans) nicht richtig aufgefasst sind, so führt auch die richtige Beobachtung zu unrichtigem Resultate. Wiewohl ich auf einmal mehrere Hunderte lebender Exem- plare der ‚©, laxa und C. pumila vor Augen hatte, waren diese doch so bestimmt unterschieden, dass es mir nicht einkam, an ihrer Verschiedenheit zu zweifeln, wohl ‘aber an der der ©. Zara von C. fabacea; auch C. pumila scheint bei Nontuna ohne Ab- gränzung in C. fabacea überzugehen, aber €. lara und C. pu- mila unter sich berühren einander nicht. C. pumila hält sich immer niedrig, aber üppiger wird sie stärker und fester, mit aufrechter Blüthentraube, kurzen herabgebognen Stielchen. C. lawca dagegen wird, je grösser und üppiger, desto schlanker und schlafier, hat stets hangende Traube, so dass die Fruchtstiele nicht eigentlich zurückgebogen werden, ob sie gleich schlaf und hangend sind; die Traube oft nur 2—3-blüthig mit ganzen Deckblättern, und dann schwer von ©. fabacea zu unterschei- den. ©. pumila zeichnet sich vor allen verwandten durch eigne Blässe der Seiten-Kronblättehen aus, durch welche sie getrock- net mehr oder minder gelbscheckig wird: vor der C. laxa au- sserdem durch ganz andere Physiognomie: denn während die Seitenkronblätter bei ©. pumila an der Spitze ganz sind mit vor dem Ende verschwindendem Kiel, sind dieselben bei C. /axa, wie bei C. fabacea, an der Spitze aus- gerandet, mit auslaufendem Kiele; andrer Unterschiede zu geschweigen. Es scheint wohl möglich, dass man die C. ’ 266 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. pumila in der ©. laxa gesucht hat (denn nach’ Koch’s Be- schreibung komme ich erst auf diesen Gedanken), und dann er- klärt es sich leicht, wie man sie zusammenfliessen zu sehen geglaubt hat. Der Name ©. pumila, welcher der li ist, passt ungemein gut auf die unsrige ... 48. = upsaler Garten gesammelte Exemplare ‘beweisen, dass alles, was Linne in demselben als Ononis arvensis und ©. spinosa vor Augen gehabt hat (und noch jetzt sind beide darin), dornige und dornlose Formen der O. repens Recent. gewesen sind. Unstreitig hat er diese bei Aufstellung seiner O. arvensis S. N. XII. vor sich gehabt, und danach hat Smith diese Art trefflich dargestellt. Ich glaube hier am richtigsten zu gehen, wenn ich Linne und Smith folge, denn die Namen spinosa und repens sind zu sehr. verwirrend. Sie wächst oft ganz ge- rade, aufsteigend, bei uns seltner kriechend. : O. arvensis Retz. bekommt dann ihren allgemein angenommenen Namen O. hircina wieder. Dass die O. spinosa der Neueren Linne bekannt ge- wesen sei, ist mir nicht glaublich; ich habe sie in Schonen (auf Flugsand) äusserst sparsam eingesammelt: für diese wünschte ich Koch’s Benennung O. campestris angenommen zu sehen. 49. Tragopogon pratensis v. minor Fr. Nov. Fl. suec. ed. 1. nahm ich in Nov. ed. 2. nur deshalb unter besonderer Num- mer, weil Wahlenberg dargethan, dass Miller sie unter dem Namen Tr. minor unterschieden; und als Dr. Hartman für die 2. Auflage seiner Flora Notiz darüber wünschte, erklärte ich ihm bestimmt, dass ich sie doch noch für Varietät ansähe und sie so aufgeführt wünschte. Dr. H. selbst hatte die Pflanze nicht gesehen. | 50. Ueber die Zieracien sind die Ansichten im Ganzen noch wenig festgestellt; indess ist bei der herrlichen Eintheilung - derselben in mehrere bestimmte Untergattungen in 'Koch’s „Taschenbuch“ über die Hier. Pulmonaria ein neues Licht auf- gegangen, durch welches wir erkennen, dass viele bisher ver- einigte Formen nicht einmal mit einander zu vergleichen sind, indem sie nur analoge Ausbildungsformen in verschiednen Rei- hen vorstellen. So gehören Hieracium glanduliferum (welches im Verhältnisse zu HZ. alpinum eher A. eglandulosum heissen sollte) und andre unter H. alpinum vereinigte zu ganz andern Untergattungen; wie 4. Pilosella, mit welchem man 4. alpi- num lange verglichen hat, so verhält sich 4. alpinum zu H. prenanthoides; durch H. nigrescens, cydonüfolium, dentieula- tum und prenanthoides ist diese Reihe völlig eben so zusam- menhangend, wie die der Püosellae, dabei von allen andern v Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 267 ‚durch die an der Spitze mit Gliederhaaren besetzten Zigulae voll- kommen geschieden; während 7. ylanduliferum sich auf die- selbe Weise an die glauken Pulmonaria und ein anderes an die Gruppe des A. vulgatum anschliesst. Nach diesen Gründen werden die Arten zugleich reformirt und vermehrt werden. So gehört 4. boreale v. latifolium Hb. norm. 1. als eine vielblät- trige Form (denn ein-, zwei- und vielblättrig variiren alle Pul- monaria) vielmehr zu H. diaphanum. Von jedem H. vulgatum ist es sicher durch seine ausgesperrte Rispe, schwarzgrüne (nicht grauzottige) Hüäll- oder Kelchschuppen u. a. verschieden. Die übrigen in Nov. Mant. II. unter 4. diaphanum. vereinigten Varietäten machen nach Koch fast eben so viele Arten aus: darüber nächstens. Mehr bekannt sind die Pilosellae.. Will man H. auricu- liforme oder Auriculo-Pilosella Nov. Fl. suee., so wie HM. echioides (H. cymosum Hn. Skand. Fl. ed. 4.) und H. Nestleri (H. cymosum Fröl., Fr.) unterscheiden, so haben wir wenig da- gegen, müssen aber gestehen, dass wir für das erstere keine bestimmten Charactere, für das letztere aber keine Gränzen in der Natur haben finden können. 5l. Wie Prof. Wimmer mich versichert hat, stimmt der im östlichen Schonen sehr seltene Senecio barbaraeifolius mit dem schlesischen vollkommen überein. Die Aussage, dass Koch ihn nicht vom S$. aguaticus Huds. unterscheide, beruht auf einigem Missverstande: schon jin der 1. Aufl. seiner Syno- psis hat er ihn unter dem Namen $.erraticus Bertol., den auch ich citirt habe, als, vom aguaticus geschieden; das Anführen des $. barbaraeifolius unter S. aquaticus ‘wurde leicht als Schrift- fehler erkannt, der nun auch in der 2. Aufl. berichtigt ist. 52. Die von uns [Mant. IH. 115 sq. ] wiederhergestellte Matricaria maritima L., ist von allen ausländischen Autoren als eine ausgezeichnete Art anerkannt worden (‚von Chrys. ino- dorum ß..salinum ist Matr. maritima L., Fries Herb. norm. 7. verschieden:“ Koch), aber noch bemerkenswerther ist, dass sie, unabhängig von unsern Beobachtungen, gleichzeitig in Eng- land von Babington, in Frankreich von Gay, restituirt wor- den ist. Da Letzterer der anerkannt erste Kenner dieser Pflanze ist, so dürfte ein Auszug aus seinem Briefe dat. Paris % von Interesse sein: ‚„Votre Chrysanth. maritimum est parfaitement identigue avec le vrai Pyrethrum maritimum. Les Anglois Font bien distingue dans lorigine, mais ils ont eu tort ensuite d’en . faire une variete de cette derniere espece. Tous deux se trou- vent en France, le maritimum partout sur la cöte de Focdan 268 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. jusquw'a la frontiere d’Espagne; le völre est la premiere forme Raji.“ In Frankreich sind die ligulae gewöhnlich eingeschnit- ten, ohne dass dieses im geringsten auf den Artunterschied einwirkt! | 53. Matricaria suaveolens L. verdient zwar als eine be- stimmte Abart aufgeführt zu werden, denn ausser ihrem eignen Aussehen weicht sie durch gänzlichen Mangel der abfallenden Samenkrone, die sich bei M. Chamomilla an den Randblümchen und bei M. coronata auf allen Früchten findet, ab ; selbst Gay hält sie aber nur für Var. der M. Chamomilla und die uns mit- getheilten Exemplare sind, ausser jenem Merkmale, nicht davon zu trennen. 54. Unsre Orchis latifolia L. (Koch), z. B. von Segeholm in Schonen, stimmt aufs genauste mit französischen und mit Exemplaren von Koch überein. Die in Herb. norm. VI. mitge- theilte var. elatior weicht zwar bedeutend davon ab, kann aber schwerlich zu einer andern kommen. Der scharfsichtige P. C. Afzelius, welcher diese Arten lebend genau verglich, erklärte sie für von aller O. incarnata (worunter O. latif. Rchb., angu- stif. Wimm. non Lois. et Rchb.) bestimmt verschieden, war aber über ihren Unterschied von ©. maculata unsicher; mit dieser gehört sie indess, da ihr (der Zatif.) Stengel röhrig, nicht zu- sammen. Mit gedehnterem Wuchse stehen die schmälern Blät- ter in Zusammenhang, wie O. incarnata sowohl, breit - als schmalblättrig vorkommt. 55. In unsrer Orchis cordigera |Fr. Mant. 111. 130.]. ver- muthen wir nicht bloss Rochel’s ©. cruenta, sondern wir be- schrieben sie eben nach Rochel’schen Exemplaren, welche Heuffel und Koch uns mitgetheilt. Sie ist die Hauptform, welcher zwei gottländische Exemplare sich nähern, wie in Mant. Ill. ausdrücklich gesagt ist. 56. Unter dem Namen der unsichern Epipactis atrorubens Hoffin., worunter Hoffmann selbst die seimnige nur als Farbenab- änderung der E. latifolia auflührt, werden mehrere in Farbe verschiedene Formen vereinigt. Die vom Stygfoss in Darlekar- lien ist gewiss E. lat. 8. rubiginosa Koch; E. purpurata Sm. u. a. gehören auch zu dieser Gruppe. Da die Farbe der Blumen sowohl bei E. latifolia als auch bei E. media [Fr. Mant. II., Bot. Not. 1840, p. 15., E. atrorub. H. et Auctt. et viridiflora etc.] in hohem Grade veränderlich ist, so halten wir es für das geeignetste, die Formen der letzteren unter dem letztern gemein- samen Namen (media) zu vereinigen, da keiner der älteren der Verwahrung ge geg: angen. Ansichten üb. schwedh Pflanzen. 269 Art in ihrem: ganzen Umfange zukommt oder darauf a son- dern diese nur einzelnen Abänderungen gelten. 57. In einem der herrlichen Thäler Norwegens entdeckte des unermüdlichen Prof. Blytt scharfes Auge drei Mittelformen zwischen Carex loliacea, tenuiflora und canescens, welche ich, da sie auf gleicher Localität wachsen und jede einzeln einer der genannten entspricht, der Analogie wegen nach Blytt’s Andeutung provisorisch unter einem Collectivnamen, und zwar als Carices Blyttii zusammengefasst habe, dabei völlig über- zeugt, dass dieselben nach weitern Untersuchun- gen als Arten oder Unterarten jede für sich ihrem Seitengliede unter den genannten neben- oder unter- seordnet zu stehen kommen werden. Deshalb wurde keine speciell Carex Bilyttii genannt, sondern eine jede als Unterart hingestellt! Die mit C. loliacea zunächst verwandte wird in Herb. norm. X. ausgegeben, die an €. tenuiflora sich anschliessende wurde als Unterart macilenta gegeben (dass diese nicht identisch mit C. tenuiflora ist, zeigen ausser andern Merkmalen. ihre. an der Spitze tief zweispaltigen Früchte, die bei Ü. tenuiflora ganz sind), und die mit C. canescens am nächsten verwandte unter dem Namen C. vitilis [Fr. Mant. Hl. 137. = C. Gebhardi. Hartm. Sk. Fl., non Hopp., nee Schk.; ebds. soll, statt C. sulina Bong., nach Fr.s späterer Berieltt sung C. glareosa Bong. als synon. stehen]: denn dass diese €. vitilis keine ©. Gebhardi ist, wofür man sie früher bei uns ge- nommen, war klar. [Vgl. Fr. in Bot. Not. 1845, 149 fi., regensb. bot. Zeit. 1843, 739.] Nachher hat O. F. Lang gezeigt, dass unter C. canescens brunnescens eine besondere Art C. Persoonü Sieb. vorkommt. Dass diese mit C. vitilis identisch sein könne, will ich zwar nicht geradezu bestreiten, doch scheint es mir zweifelhaft: 1. weil alle Exemplare, die ich- von auswärts her als C. canesc. brunnescens erhielt, ausser der Farbe und tiefer gespaltnem Schnabel, der C. canescens gleich und von unsrer ©. vitilis bestimmt verschieden sind; 2. weil der-Haupteharacter der C. Persoonü, ein seiner ganzen Länge nach gespaltner Schnabel, nicht auf ©. vitilis passt; 3. weil Died Lang, noch Koch, welcher das Hb. norm. kennt und. es anderwärts_ citirt, unsre C. vitilis zur C. Persooniti citiren. — Ueber Carices wäre noch viel zu sagen, wenn hier Raum wäre; hier nur das eine, dass Lästadius unter ©. acuta ripensis verschiedene Formen mitgetheilt haben muss, denn was wir von ihm erhieiten, ist nicht ©. hyperborea Drej., sondern hat schärfere Halme als ir- send eine der verwandten (Hartman hat sie unter ©. aquatilis); 18 * 270 Verwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed. Pflanzen. Beschreibung und Fundort in Nov. Act. Ups. deuten an, dass die uns mitgetheilte die richtige ist. — Dass unsre C. bullate nicht ganz mit Schkuhr’s übereinstimmt, ist sehr richtig: darum haben wir sie auch als besondre Unterart C. laevirostris aufgeführt; durch Prof. Wahlberg und Kunze sind wir aber nun vergewissert, dass sie völlig verschieden ist und eine aus- gezeichnete neue Art bildet | ©. laevirostris Fr., Kz.: Wahk berg entdeckte sie in Lulei-Lappmark ; Nylander und Angström fanden sie im russ. Lappland, z. DB. zw. Peljervi u. Tiudje, und Nylander nennt sie C. robusta und rechnet C. ampullace« v. robustior Weinm. Fl. petrop. dazu, nach Dot. Not. 1844, S. 50, 53; 1842, 153.]. 2 58. Wie bei uns Detula alba die seltnere ist und in Ge- birgen und den nördlichsten Theilen Scandinaviens ganz fehlt nach dem Zeugnisse von wohl 100 durch Blytt, Lindhlom, Lästadius mir mitgetheilten Formen, die alle zur D. ylulinos« [nordischen Form der DB. pubescens]| gehören, so ist dies nach Babington auch in England, nach Nylander in Finnland, und so gewiss in allen nördlichen Ländern der Fall. Es ist auch nur diese ylutinosa, die Linne als B. alba beschrieben hat: wobei es übrigens jetzt nieht mehr recht wäre, die nun einmal angenommenen Benennungen zu ändern, wenn wir gleich «len unglücklichen Namen B.pubescens nicht annehmen können. Dass es, nach Meyer in Chlor. hanov., eine dieser analoge Form der #. alba gäbe, sehien mir zweifelhaft, bis ich letzten Sommer diese selbst zu sehen bekam. — Inwieweit B. pubescens Ehrh., Wallroth nach den Zeugnissen dieser Autoren Abart der B. glutinosa ist, bleibt noch sehr ungewiss. Sie variirt zwar auch kahl, wächst aber immer in Strauchform und hat die Kätzchenschuppen eher wie B. alba. Diese pubese. ist es, die hier auf dem Örlösa- Walde bei Upsala wächst (in Süd-Schwe- den sah ich keine solche); sie soll genauer untersucht werden. 59. Ueber Salices verweisen wir auf unsre Abhandlung in Bot. Not. 1840, Nr. 9, 11 f. und bemerken hier nur Folgendes summatim: Salix cuspidata Schultz, Koch, ist eigne Art, am nächsten mit $. fragilis verwandt, ganz verschieden von 8. pentandra cuspidata Suecor. — S. Russeliana Sm., die auch in Schweden vorkommt, ist eine üppige Form der $. fragilis var. decipiens, deren Drüsen auf den Blattstielen zu Stipellen aus- wachsen (s.: Engl. Bot.!), und mit unten grünen Blättern. — S. viridis ist nach Babington’s Bestimmung $. deeipiens Sm., nee. Hoffim. — Alle unsre in Herb. norm. I. beschriebene und in Hb. norm. IX. App. ausgegebene $. hippophaifolia hat Verwahrung geg. ungen.- Ansichten üb. schwed. Pflanzen. 271 Koch für die ächte erkannt. — Die ächte $S. punctata! muss zu den C'hamelices versetzt werden, neben 8. Myrsinites, mit welcher allein sie verwandt ist trotz einiger äussrer Merkmale der 8. nigricans, denn die Kätzchen sitzen an der Spitze be- hlätterter, knospentragender, wirklicher Zweige! — Ich sehe len Grund nicht ein, warum man die Namen $. glauca pullala |B. Not. 1840, 204.] und S. caprea sphacelata, die so treflend sind, mit andern vertauscht hat. — SS. finmarkica, wovon ich bei Herausgabe der Mant. I. nicht wusste, dass sie in Finmar- ken gefunden worden, ist wirklich dort zuerst entdeckt worden durch Vahl (s.: Bot. Not. 1844, 200.) und dies ist die ächte ur- sprüngliche; die S. finm. des berliner Gartens ist falsch, ist nur eine Form der $. repens, nicht der $. ambigua, wie auch der edle Koch jetzt anerkennt. — S. canescens Willd. Herb. gehört, auch nach Kocch, nicht allein zur S. Seringeana, son- dern zu mehreren; aber die des berliner Gartens gehört zu un- srer canescens oder zu einer ihr analogen Form der 8. limosa; da, wie ich schon in Nov. Mant. I. bemerkte, $S. canescens Willd. ein unbestimmter Name war, so glaubte ich mich völlig berechtigt, ihn auf eine bestimmte Art zu übertragen, und dies mit mehr Recht, als es mit Rubus horridus [Hn. Sk. Fl. ed.-2., infestus Hn. ed. 3. nec Al.] u. a. geschehen. — Glücklicherweise hat sich mir nun eine sichre Quelle eröffnet, dass ich S. pli- cata a. Bot. Not. 1. c. in vollständigem Exemplare im Herb.norm. liefern kann (seit langer Zeit konnte ich nicht im Frühjahre die Orte_ besuchen, wo sie in Menge, nicht sporadisch wie S. ambigua, wächst), wodurch sowohl ihre Identität mit 8. incubacea Linn. Fl. suec. (nicht der Sp. pl., welche S. angustifolia ist), als auch ihre Verschiedenheit von S. ambigua einem Jeden klar werden muss; aber gewiss wird man dann eine luxuriirende $. repens daraus machen. — Alles was ich von S. silesiaca von Koch mit- getheilt gesehen habe, sind cultivirte Exemplare; aber wirklich wilde schlesische habe ich von Wimmer. 60. Equisetum prostratum Hoppe, welches an sehr trock- nen Stellen wächst, hat nichts mit E. riparium gemein; es ist bekanntlich synonym mit E. palustre v. arenarium Fr. (E. pra- tense Rchb., Schldi. Fl. berol.). Dieses hat die jüngern frucht- tragenden Stengel nackt wie E. pratense, daher es in Deutsch- land allgemein für Ehrhart’s E. pratense genommen wurde, bis aus Ehrhart’s Herbar dargethan ward, dass dieses mit E. um- brosum W. eins ist. Dieses hat, wie so vieles andre, den Ge- genstand schiefer historischer Darstellung abgegeben; ich habe es nicht als E. pratense bestimmt, nur referirt, dass E. prat. 22V erwahrung geg. angen. Ansichten üb. schwed.. Pflanzen. der Deutschen bei uns vorkommt, es aber ‚früher und später als Var. des E. palustre bestimmt. — Zuletzt muss ich erklä- ren, dass ich bei E. riparium unter caulis vascularis einen Stengel verstehe, der Spiraigefässe hat, unter ec. evascularis ei- nen, dem solche fehlen. Vgl. Reichenb. Fl. exeurs. p. 154. Upsala, 1. December 1843. rel EX. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna, gesammelt in dem nördlichsten Skandinavien vom 24. Jan. 1841 bis zum 26. Juli 1842 | von A. W. Malm*). (Aus dem Schwedischen übersetzt von Hornschuch.) Einleitung. Ehe ich direet zu dem Gegenstand übergehe erscheint es mir nothwendig im Allgemeinen die Naturbeschaffenheit, sowohl von Enares, als Utsjokis**) Lappmark, so kurz und fasslich, als möglich, zu schildern. EEE EEEEEEESEEEEEESSEEEEESESESEEEE SEES EEE EEE EEGEEEEEBESEEE *) Der Titel dieser Abhandlung im Original ist: „‚Ornithologiska bidrag till Skandinavisk fauna, samlade i det Nordligaste Skan- dinavien frän den 24. Jan. 1841 till den 26. Jul, 1842 afA.W. . Malm,“ und sie findet sich in ,„Naturhistorisk Tidsskrift. Tdgivet af Henrik Kröyer. Ny Raeckke. 1ste Bindet. 2. u. 3. Häfte. Kjöbenhavn. 1844“ auf pag. 180 u. f. abgedruckt, | Anm. d. Uehb,.. *#) Enare (auf Schwedisch) wird von den Lappländern Anare, von den Norwegern Indiager und von den Finnen Inara genannt. Das letz- tere kommt wahrscheinlich von dem finnischen Wort Ina, welches mit dem dänischen Not (eine Art Fischereigeräth) gleich ist. Utsjoki bezeichnet einen kleinen Fluss, Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 273 In Enare Lappmark finden sich eigentlich keine hohen Al- pengebirge und in Folge davon ist beinahe jeder Gipfel mit star- kem, ja auf manchen Stellen sehr schönem Kieferwald, unbedeu- tendem Birkenwald, und nur bei Iwalajoki, welches im Süden in-den Enare Sumpf abfällt, mit Fichtenwald bewachsen. Mancher hat sich wohl Enares Sumpf und dessen Umge- bungen, als ein grünendes Thal, einen Aufenthalt für Millionen See- und Strandvögel vorgestellt; aber niemals sah wohl eines Reisenden Auge einen waldbewachsenen Strand, eine Insel in einem See so steril und arm an Blumen und Naturkörpern ed- leren Lebens, als dieser. Nicht ohne Schauder wandert man in den düsteren Nadelwäldern, zwischen ungeheuer grossen, scharf- kantigen Granitblöcken, welche gleichsam herumgestreut, von einer heftigen Revolution zeugen. Wohin man kömmt breitet das krause Rennthiermoos [Flechten aus der Gattung Cenomyce] seine weisse Decke und Polster aus, wie wenn es sagen wollte „hier herrsche ich“ und an den Strändern des Enare Sumpfs wächst selbst das Riedgras (Carex) sparsam. Heumangel ist also die Ursache der geringen Anzahl des, von den Ansiedlern gehaltenen Schaafviehs, und:der Lappe kann nur einige zwerg- artige Schafe ernähren. Der Boden der Seen ist steinig wie das trockne Land und beinahe frei von Wassergewächsen; nur in den kleineren z. B. Muddus, Pada und Pjälpajärwi und mehreren dergleichen habe ich Ranunculus aquatilis gefunden, und im Enare Sumpf sieht man nicht einmal diesen an der Mündung des Iwalo-jokis Hieraus kann man schon auf einen bedeutenden Mangel an En- ten (Anas) schliessen, und die geringe Anzahl von Conchylien und Würmern, welche die Sümpfe und Moore besitzen ist die zureichende Ursache des Ausbleibens der Wadvögel davon. Haubenenten | Anas: Fuligula L.] und Tauchenten (Arten der Gattung Fuligula C. Bonap.) kommen dagegen gerne dahin und werden auf verschiedenen Stellen sehr häufig getroffen; denn zu kleinen Fischen und Weichthieren, ihrer eigentlichen Nahrung, haben sie guten Zugang. Aececipitres und Gregarii sind während der Brütezeit sehr weit umher zerstreut; denn die Wälder und die von Menschen bewohnten Stellen sind besonders arm an Etwas nach ihrem Ge- schmack. Und die kleinen Vögel sind im Allgemeinen mehr selten, als häufig. Ferner ist der Boden auf höchst wenigen Stellen eben, son- dern blos eine Fortsetzung von grösseren und kleineren Ber- sesgipfeln. 274 Ornüthologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Utsjoki Lappmark. dagegen, welche durchgängig ein zusam- menhängendes mittelhohes Gebirgsland, und nur an den Ufern der Flüsse zum grössten Theil mit Weiden- und Birkenwald bewachsen ist, ist während der Sommerzeit mehr von Raubvö- geln besucht, als Enare Lappmark, denn dort ist mehr zu jagen und des Falkens spähendes Auge darf auf dem kahlen Gebirgs- lande nicht so lange einen Raub suchen. Was die übrigen Vö- gel betrifit, werden wir künftig aus dem Folgenden lernen. Als etwas geologisch Bemerkenswerthes will ich anführen, dass dergleichen Granitblöcke, wie man sie in Enare Lappmark findet, daselbst nicht angetroffen werden. Noch weniger einige spitzige Gebirgsgipfel und so jäh abschüssige Abhänge, sondern das Land ist eine ziemlich regelmässig wellenföürmige Gebirgs- masse. Verzeichniss über die Standvögel Skandinaviens, welche während meiner Hinauf- reise nach dem 24. Jan. 1841 noch gesehen wurden. Geschrieben in Karesuando den 10. März. Die Gränze im Norden. Für 1. Corvus Cornüce L. 2 Exemplare wurden zum letzten- mal in der Stadt Umeä bemerkt. Emberiza eitrinella L. 2 (22) in Luled. Parus major L. 1 (8) in Kengis. - palustris L. Mehrere Exemplare in Kengis. Corvus Pica L. 2 Exemplare in Muonioniska. Ä Fringilla domestica L. 3 Exemplare in Muonioniska. Tetrao Bonasia L. Einige bei Haaparanda. - Tetrix L. Einige bei Peldewuoma. - TUrogallus L. 2 (&&) Exempl. bei Karesuando. Falco palumbarius L. 1 Expl. ($) bei Karesuando. ! ei SER NS $BuN Die Gränze im Süden. Für 1. Strix liturata Thunb. 1 Exemplar wurde zum ersten- mal in- Sundsvall bemerkt. - 2. Lagopus subalpina Nilss, Auf dem Küstenlande habe ich sie nicht südlicher gesehen, als bei Umeä. - 3. Lagopus alpina Nilss. 1 Expl. ($) bei Karesuando. Anm. Bisweilen geschieht es, dass ganze Schaaren bis nach Haa- paranda herab kommen. Diess ist jedoch nicht alle Jahre und nur während sehr strenger und anhaltender Kälte der Fall. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 375 Für 4. Parus sibirieus Gmel. ist sogar bei Upsala geschossen worden; aber ich traf ihn nicht früher als bei Kare- suando. Die Ankunft einiger wenigen Arten zu Karesuando Lapp- mark, niche ich, w rad meines kurzen Aufenthaltes daselbst, anzuzeichnen Gelegenheit hatte. (Karesuando zwischen dem 10. März und dem 9. April). Emberiza nivalis L. 1 Exempl. ($) traf zu Karesuando den 24. März ein. - eitrinella L. 1 Expl. (8) den 3. April. Fringilla Linaria L. 1 Expl. (2) den 3. April. Corvus Pica L. 2 Expl. den 6. April. - Cornix L. 2 Expl. den 10. April. Die Ankunft der Zugvögel zu Enare Lappmark angezeichnet, zugleich mit der Temperatur nach dem Celsius’schen Thermo- meter und dem Winde, von und mit dem 16. April bis zum Ausgang des Monats Mai oder dem Schlusse der Strichzeit. Apr.| Kl 7. Kl. 12. Kl. 7. . 17. | +5. SW. | +7. +6. Cygnusmusicus, Bechst. meh- rere Individuen. +6. Emberizanivalis, L. verschie- dene. Een | el; 1850 \-b6 +5. 18... +52 = | 00 REN VaRro MER ER Br u Pond BEA EC: oo. | +a.sw.| +2. w. +6. SW. 21. 0.1W.| +6. +5. | +2N. +6. W. —2. N. |Corvus Pica, L. 1 Expl. Sie ist nach Angabe der Lap- pen niemals früher dort gesehen worden. 3, | —4+NO. | +7. S. +1. Fe Enucleator, Cuv. 4 Expl. BETEN. +9. W. +1ıN Falco Lagopus, Brünn. 2Expl. >5.| +t1.W. +9. 0. +2.N. |Corvus Cornix, L. 1 Expl. 26.| —2N +13.0. +6. W. |Saxicola Oenanthe, Mey. 1 Expl. 276 Apr. 2 28. DEN DINGE Ne) 13. | | Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Kl. 7. +5. SW +4. W. +5. W. Kl. 12. +9. W. +9. SW. +9. W. +3. W.: +3. W. +9. 0. +5.N. +8. SW. +5. W. +5. NW. +5. NW. +18. S. +14. 8. +14.SW. +14. S. +20. 8. +14. S. / Kl. 7. j +4. W. | Fringilla Linarie, L. viele. +5. W. - Coelebs, L. 1.(2). Einberiza citrinella, L. 1 (2). Motacilla alba, L. 1. (8). +3. W +2. W. |Der Tag war stürmisch und die Zugvögel hatten sich zurückgezogen. — 2, W. | Während allen diesen stür- 0.NO. mischen Tagen sind die :#$1. N; Zugvögel fort gewesen, +3.N. mit Ausnahme von Mo- +2. W. tacilla albaL. (kein Weib- +2. NW. chen) Corythus Enuclea- 2. NW. tor Cuv. und Falco La- +3. S. /) gopus. +10. S. | Anser leucopsis, Bechst., 2 Exempl., Falco Lithofalco, Gmel. 3., Charadrius apri« carius, L.1, Motacillaalba 1 Expl. (?)- Der Tag war frühlingsmässig und die vorher genannten Arten zeig- ten sich ohne Ausnahme. +9. SW.| ErsterRegentag. Turdus ilia- cus, L. 1 Expl. +7.8. | Totanus fuscus, Bechst. 1 Expl. +15. 8. | Emberiza lapponica, Nilss.Orn. Sv. 2Expl. Emberiza Schoe- niclus, L. 1 (8) Turdus pilaris, L. 2 Expl. Cha- radrius Morinellus. 1 Expl. Anthus pratensis, Bechst. viele. +10. S. | Hirundo urbica, L. 1 Expl. Anas fusca, L. 2 Expl. Anas Crecca, L. 2 Expl. Motacilla flava, L. 4 Expl. (&). Anser albifrons, Bechst. 2 Expl. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 277 Mai | Kl. 7. Kl. 12. Kl. 7. ber. w | #&N:| +3N. 15. | +1. N. +4 N. +1. N. |Anas acute, L. 2.Expl. (89). 17. | +1. W. +5. W. +2. W, 18. | +2. 8. +6. NO. | +5. 0. | Anser segetum, 2 Expl. +7. W. +11. ©. +7. NO. | Alle die Vögel, welche früher bei den Höfen und in Wäl- dern waren hatten sich nun hatten nun wieder _ der Kälte des Nordens Die kleinen Vögel weichen müssen. 19, wieder eingefunden und der 16. HirIN..) “E3.°NW.! | 0. W. anhaltende lauwarme Regen liche Wärme lockten noch einige Species mehr, z. B. Numenius phaeopus, Lath. 3 Expl. Totanus Glottis, Bechst. ei- \ des Tages und die behag- nige. Sylvia Phoenicurus, Lath. 3 (8). 20.1+7.W. | +15. S0.| +9. 0. 21.1+9.0. | +14.S. +10.W. |Carbo Cormoranus, Mey. 1 Expl. (einer oder mehrere | von dieser Art sollen, nach | der Sage der Lappen, jeden ' Frühling sich in Enare Lappmark zeigen). Sylvia suecica, Lath. 1 (&). Frin- gilla Montifringilla, L. in Menge. Sylvia Trochilus, Lath. 1Expl. Mergus Mer- ganser, L. 4 Expl. Mer- sr gus Serrator, L. einige. N . TDotanus Glareola, Temm .2 Pa, Expl. Charadrius Hiaticula, L. 2 Expl. Hirundo ru- N “ser, DT pl (E). Anas Clangula, L. 3 (J). 1. Q)- 22. | +9. SW. | +14.SW. | +10.SW. | Fringilla montana, L. 1 Expl. Sterna arctica, Temmı. 19 278 Ormithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Kl. 7. 2Expl. Anas Penelope , L. 2 Expl. Anas nigra, L. 4 Expl. Anas glacialis , L. Mai Kl. 7. Kl. 12. einige. Totanus hypoleucos, Nilss. Orn. Sv. 1 Expl. ‘Falco Lithofalco, Gwmel. 1: Expl. +10. W. +18.SW | + 16.SW. Cueulus canorus, L. 1 Expl. Cypselus Apus, Nlig.3 Expl. + 9. SW.| +14.SW. +12.SW. 25. | +12.SW. + 12.SW. +5. NW. +20. SW. +10. W.|- +9. NW. 27.1 +6. NW-) +11.NW.| +10.NW. 28.| +11.W. | +6. NW.| + 10.NW. 29.1 +9. W. | +11.W. | +8. W. 30.| +8. W. } +14.NW.| +6.NW. 31.! +10.8. | $14&S. | +9, NW. Der Sommer ist nun da und die Vögel kommen zu ihrer Brütplätzen. Es ist deshalb nicht Zeit länger sich mit ihnen aufzuhalten, sondern diejenigen, welche zufälligerweise meiner Aufmerksamkeit entgangen sind werden künftig angemerkt werden. —— ——[_-0[.0..: Des nordöstlichen Skandinaviens Fauna oder kurze Aufstellung der Vögel von Enare und Utsjoki Lappmarken *) Anm. Um nicht allzu weitläufig zu sein, will ich im Zusammenhange mit diesen die Beobachtungen des Jahres 1842 während meiner Reise in einem Theil des übrigen Nordens, so wie die Ankunft der Zugvögel zu Juckasjärwi in diesem Jahre verbinden. Falco Gyrfalco L. nistet nicht in Enare Lappmark, sondern wird daselbst nur als Strichvogel während der kalten Jahreszeit getroffen, und in Uts- *) Um etwas mehr Ganzes zu erhalten, habe ich auch diejenigen auf- genommen, welche ich während meiner Reise an der Küste des Eismeeres, zwischen dem Nordkap und dem Passwigelv, ange troflen. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 279 joki Lappmark ist er sehr selten; an der Küste des Eismeeres dagegen und in allen abschüssigen Gebirgsgegenden ist er gemein, sowohl zur Sommers- als Winterszeit. Er ist sehr vorsichtig und lässt den Jäger nicht gerne in Schussweite kommen. Falco peregrinus Lath. habe ich blos ein einzigesmal zu bemerken Gelegenheit gehabt, (in Juekasjärwi den 17. Mai 1842) und weil dies während der Striehzeit war, und er weder früher noch später gesehen wurde, nehme ich ihn hier nur als einen Vogel auf, dessen Gränze ge- gen Norden ein Nachfolgender näher bestimmen zu können suchen muss. Das Exemplar war ein Weibchen, Länge 163 Zoll*), Flügelbreite 38} Zoll, vom Ellbogen bis zur Schwanzspitze 13 Zell, von der Ferse bis zur Schwanzspitze (in sitzender Stel- lung) 65; Zoll. Iris dunkelbraun **). Falco Lithofalco Gmel. (Auf Finnisch: Pissi Haukka , übersetzt: kleiner Habicht) wird überall getroffen, sowohl in Enare und Utsjoki Lappmark, als am Eismeere, soweit die Birke (Betula alba L.) wächst. Zur Brütestelle wählt er jedoch solche steile Abhänge, welche gegen Süden und Westen abfallen. Altes Männchen. L. 113 Z., B. 24 Z.; Ellb. — Schz.-Spitze 9 Z., Ferse — Schz.-Sp. 53 Z. lris dunkelbraun. Falco palumbarius L. habe ich nur während der kalten Jahreszeit getroffen. Ein jun- ges Männchen den 25. März 1841 bei Maunu in Karesuando Lappmark und ein altes Weibchen den 14. April letztes Jahr bei Skjetsomjärwi auf der Gränze zwischen Muonioniska und Enare Lappmark., Ich bin deshalb vollkommen überzeugt, dass er keineswegs in den nördlichsten Lappmarken brütet. | Falco fulvus L. ist in dem Innern des Landes sehr selten. Häufiger kommt er an der Seeküste vor wo er brütet. Falco Chrysaätos Nilss. ill. Fig. wird dagegen öfter getroffen. Falco ossifragus Nilss. Orn. Sv. habe ich auf einer isolirten Klippe in Torneä Sumpf nistend ge- troffen. Ungefähr 500 Fuss über der Meeresfläche sass auf *) Schwedisch Maass. *%*) Diese Messungen sind zur Erleichterung für diejenigen genommen, welche ausstopfen oder ausgestopftie Exemplare abzeichnen. 280 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen: Fauna. einem frei hervorstehenden Haufen Klippenstücken sein: ansehn- liches Nest von Aesten und kleinen Zweigen, inwendi ig mit Moos und Riedgras belegt. Rings umher lagen verstümmelte Theile und Skelette von Hasen, jungen Rennthieren, Auerhühnern und Seevögeln. Im Nest fanden sich weder Eier noch Junge. Und obgleich ich mich mehrere Stunden dort aufhielt, in der Hoff- nung einen von den Einwohnern dieser Insel zum Schusse zu bekommen, waren doch alle Versuche fruchtlos, und die Adler schwebten triumphirend unter ihrem scharfen er errii—i in der höheren Atmosphäre. Falco albicılla L. nistet an der Seeküste und wird nur im Frühling in dem Inneren des Landes getroffen. Er lebt im Sommer besonders: von Fi- schen, welche er theils selbst tödtet, theils beil’den Fische- reien stiehlt. Falco Haliaetos L. kennen die Fischerlappen in Enare sehr gut, und mehrere haben mir versichert, dass sich jeden Sommer bestimmt ein Paar’in der Nähe des Enare Sumpfes finden soll. Ich selbst habe nie- mals ein einziges Individuum weder dort, noch weniger in Uts- joki Lappm. angetroffen. In Karesuando und Juckasjärwi Lappm. brüten sie, jedoch nur sehr sparsam. Falco Lagopus Brünn. (Auf Finnisch: Riekko haukka, übers.: Schneehuhnhabicht) hat seine eigentliche Heimath in den klippigen Gebirgsthälern des Nordens worin er in einer schwer zugänglichen Bergeskluft baut und brütet. Er lebi von Ratten und Mäusen, und wo der Zugang zu diesen mangelt, findet er bald Nahrung in Insecten, Fröschen und den Küchlein von Schneehühnern. Während sol- chen Sommern, wo die Gebirgs-Lemminge im Norden wandern, machen diese kleinen, immer fetten T'hiere, beinahe ohne Aus- nahme seine hauptsächlichste Nahrung aus. Strix nyctea L. kömmt nur während des Winters in Enare Lappm. vor, in Uts- joki dagegen und auf allen eigentlichen Hochgebirgeu bis hin- auf zum Nordkap, trifft man während jeder Tagesreise ein oder mehrere Paar. Sie ist scheu und vorsichtig und lässt den Jäger nicht gerne innerhalb Schussweite kommen. Ihre Nahrung be- steht vorzüglieh aus Alpen-Schneehühnern und jungen Hasen. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 281 In Lemmings - Jahren sind diese kleinen Thiere ihre leckerste Nahrung. -Anm. Eines Abends kurz nach Sonnenuntergang sah ich eine solche Eule 2. Sammtenten (Fuligula ‚fusca) heftig verfolgen. Strix funerea Lath. Die Habichtseule trifft man überall so weit Kiefern (Pinus sylvestris L.) Wald bilden. Ihr Flug und Aussehen um einen nackten Gipfel haben die grösste Aehnlichkeit mit denen des Finkenhabichts (Falco Nisus L.). Sie ist scheu und aufmerk- sam, und: wählt immer einen trocknen Kieferngipfel zur Ruhe- stätte so bald sie sich niedersetzt. In diesem Augenblick be- * kömmt man fast immer ihre gellende Stimme pyi—pyi—pyi zu hören. Fortpflanzung. Tief innerhalb in dichten und düstern Nadelwäldern, in welchen Unglückshäher [Garrulus infaustus] und Auerhühner wohnen, bereitet sie ihr von Zweigen und Flechten zusammengesetztes Nest in einer alten Kiefer oder Fichte, und legt darein, im Anfang vom Mai, 4 weisse Eier. Die Jungen werden mit Lemmingen und kleinen Vögeln (beson- ders Bergfinken) aufgefüttert. Strix brachyotus L. habe ich nirgends gefunden , weder während der Brütezeit noch Zugzeit, und die Lappen haben mir versichert, dass sie niemals vorkomme, ausser in Gesellschaft mit dem Lemming. Ge- trocknete Exemplare habe ich. an mehreren Stellen an. die Häu- ser der Lappen angenagelt gesehen, welche während des Lem- mingszuges der Jahre 1839 und 1840 geschossen worden waren. Strix Lapponica Sparm. In den Jahren 1839 und 40 war die lappländische Eule in allen Wäldern Lapplands häufig, aber als der grosse Lemmings- -. zug aufhörte, so verschwand auch diese interessante Eule. Nichts desto weniger habe ich mehreremale Gelegenheit gehabt, theils direct und theils durch Vogelkenner in Lappland, mit ih- rer Lebensart Bekanntschaft zu machen. Sie jagt sowohl am Tage, als bei Nacht, ist durchaus nicht scheu und lebt aus- schliesslich von Lemmingen und Mäusen. Sie kommt oft; gleich wie Sirie Aluco L. in dem südlicheren Schweden, des Nachts zu den Wohnungen der Menschen hervor. Unser Landsmann, A. Durchmann hat bei einer solchen Gelegenheit von dem Dache seiner Meierei 2 Stücke an einem Abende erukgdsähapsen 282 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Ein Weibchen geschossen bei Maunu den 25. März; 1841. Länge 28 Zoll, vom Handgelenk bis zur Schw.- Sp. 213 Z., von der Flügel-Sp. bis zur Schw.-Sp. 4 Z., von der Fer bis zur Schw. -Sp. 123 Zoll, Breite 9 Z., Dieke 73 Z. Der abge- balgte Körper, Länge 8 Z., Breite 43 Z., Dicke 43 Z. Iris gelb. Strix liturata Thunb. Was den Aufenthaltort und die Lebensart dieser Eule be- trifit, so hat sie die grösste Aehnlichkeit mit der vorigen, aber sie ist mehr scheu und sieht besser am Tage oder gleich so gut, als die Habichtseule. Ich habe sie nirgends: nistend ge- troffen. Es ist deshalb zweifelhaft ob und wieweit diese zuletzt genannten zwei Eulenarten im nördlichsten Skandinavien brüten. Ein Weibchen geschossen den 20ten März 1841 bei: Kare- suando. Länge 233 Z., vom Handgelenk bis zur Schw.-Sp. 18 Z., von der Flügel-Sp. bis zur Schw.-Sp. 34 Z., von der Ferse bis zur Schw.-Sp. 12 Z., Br. $SZ., Dicke 62. Der ee Kör- per: Länge 7 Z., Breite 4 Z., Dicke 4 Z. ' Cuculus eanorus Ei Den Kuckuck habe ich überall getroffen so weit die Birke wächst, ja bis hinauf nach Nordkyn bekommt man während der warmen Jahreszeit seinen Ruf zu hören. Picus minor L. kömmt zuweilen als Strichvogel nach Enare Lappmark, ist aber nirgends nistend weder dort noch in Juckasjärwi. Ein Weibchen wurde am 11. Nov. 1841 bei der Kirche in Enare geschossen. 5 Picus trıdactylus L. et Standvogel und wird in allen dichten Nadelwäldern bis hinab an die Mündung des Passwigelvs getroffen. Corvus Corax L. (Auf Finnisch: Korpi). Der Rabe findet sich überall und unter allen Jahreszeiten; z. B. auf: Peldewuoma tunturi*) in Muonioniska Lappmark sah ich Raben während des stärksten Unwetters. Deu ee >> SESESESSEEEEEESEEEEBEREE *) Bedeutet: Hochgebirg.' Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 283 Corvus Cornix L. Die Krähe brütet im Norden überall wo Fichtenwald wächst, so z. B. bei Iwalojoki, Padajärwi; an den Buchten des Eismee- res hält sie sich in Gesellschaft der Raben und Möven (Lari) bei allen Fischereien auf. Corvus Pica L. (Auf Finnisch: Harakka) nistet nicht in Enare Lappmark und der 68. Breitegrad scheint ihre Gränze gegen Norden. Garrulus infaustus Boie’s Reise d. Norw. (Auf Finnisch: Kuukainen) kömmt hie und da so weit als die Kiefern Wald bilden Vor, B. am Passwigelv .in Enare Lappmark , an den Quellen des Uts- jokielvs und bei Maunu in Karesuando Lappmark. Wenn man in den düsteren Kiefernwald hinein kömmt, worin alles so stille ist, als das Grab, ist er beinahe immer der erste Vogel, wel- cher, durch seinen heiseren Schrei und sein Herumhüpfen auf den Bäumen, die tiefe Stille unterbricht. Man wende das Auge nach der Gegend woher der Laut kömmt und man wird sofort die rothbraune Gestalt gewahr, welche, gleich einem Eichhörn- chen sich neben einen Baumstamm schmiegt. Endlich auf die mit Flechten bewachsene Spitze des Nadelbaums hinaufgekom- men schreit er aus vollem Halse, und bald wird man mehrere aus ihren Verstecken in Flechten und abgehauenen Nadelholz- zweigen hervorgekrochene Kameraden zu sehen bekommen. Sie. richten nun alle ihre Aufmerksamkeit auf den Jäger und werden endlich so nahe laufen, dass man im Stande sein würde sie mit einem. Stocke oder dergleichen zu erschlagen. Sie haben ihre ausgewählten Stellen im Walde wo man sie beinahe während; allen Jahreszeiten finden kann. Dort bauen sie schon während der Wintermonate ihr kunstloses Nest von Flechten und Gras- halmen und kommen, am, Schlusse des Mai mit fliggen Jungen hervor. Diess Nest, welches ich auf mehreren Stellen ange- - troffen, bin ich unglücklich genug gewesen immer leer zu finden. Sie sind gleichzeitig raubgierige und starke Fresser und neh ren beinahe alles was ihnen vorkömmt. | Altes Männchen: Länge 12 Z., Flügelbreite 174 Z., vom Handgelenk bis zur Schw.-Sp. 83 Z., von der Ferse bis zur Schw.-Sp. 53 Z. Iris dunkelbraun. Altes Weibchen: L. 113 Z., Fl.-Br. 16! Z., von dem Hand- 284 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Forma. } N gelenk_bis zur Schw.-Sp. 84 Z., von’ der Ferse bis zur Schw.- Sp. 54 2. " Junger Vogel, Männchen geschossen den 3. Juni: Länge 10:5 Z., Flügelbreite 16 Z., vom Handgelenk bis zur Schw.-Sp. 7; Z., von der Ferse bis zur Schw.-Sp. 43 Z. Die Jungen haben vor der Mauserung keinen Glanz, und in Folge hiervon weniger reine Farben, als die Alten. Der Schna- bel verhält sich ansserdem zu dem der letzteren wie 2:3. Cypselus Apus 1. (Auf Finnisch: Musta päskynen) brütet, obgleich selten, in Enare Lappm., den 11. Juni wurde z. B. ein Paar bei Pada -järwi und ferner den 23. Juni ein Paar in dem Dorfe Kyre bei Iwalojoki beobachtet. In Juckasjärwi Lappm. kömmt die Thurmschwalbe dagegen etwas häufiger, aber in Utsjoki Lappm. und in Finmarken gar nicht vor. Hirundo rustica L. (Auf Finnisch: Haarz päskynen) R brütet innerhalb des Bezirks Enare nirgends nördlicher, als in Kyre und Iwalojoki und dort sparsam genug. Als: Zugvogel zeist sie sich dagegen in weit nördlicheren Gegenden, zieht sich aber bei Annäherung der Brütezeit sogleich zurück. Hirundo urbiea L. (Auf Finnisch: Päskynen) ist bei Kyre sehr häufig und baut zu Hunderten auf die Kirchen „in Karesuando und Juckasjärwi. Anm. In Juckasjärwi fiel ich eines Tages auf die Idee ‚einen Theil der vorjährigen Schwalbennester auf derKirche zu untersuchen. Einige waren leer und in einer gleichen Menge fand ich halb- erwachsene Junge in derselben Ordnung liegend, wie sie wäh- rend ihres lebendigen Zustandes gelegen hatten, Man ersieht hieraus, dass die Eltern nicht immer ihre Jungen mit sich be- kommen, sondern genöthigt werden, wegen der schnellen An- kunft des Winters ihr Liebstes dem Hunger und dem Rue Klima des Nordens zum Opfer 'z zu überlassen. Hirundo riparia. L. | brütet in grosser Menge bei Kyre. Kömmt auch am re und Tana-Fluss vor. Muscicapa Grisola L. Die einzigen, welche ich während der ganzen Reise wahr- nahm, waren ein brütendes Paar in Kyre den 22. Juni 1811. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 285 Lanıus Exeubitor L. Ist sehr selten in Enare Lappm. — Bei dem Gute Varan- ‘ser (Nyborg) habe ich auch einen nistend gefunden. Turdus pilarıs L. ist sehr allgemein in allen Wäldern, sowohl am Eismeer, als in Enare, Utsjoki und. Kola Lappm. Turdus ilıacus L. wie der Vorhergehende. Er ist des Polarlandes zweiter Sänger und während der Paarungszeit singt das Männchen Tag und Nacht hindurch. Bisweilen sitzt er da in einem Baumsgipfel, aber eben so oft in Nadeln und Flechten versteckt. Cinclus aquaticus Bechst. (Auf Finnisch: Koski harakka (übers. Wasserfall-Elster) oder mör- köinen) ist in dem eigentlichen Norden selten. Er wird jedoch gleich oft im Winter als während der Brütezeit : an starken Wasserfäl- len getroffen. Ein Exemplar beobachtete ich den 14. Apnil 1811 an den Quellen des Tana-Elvs. Ein Paar traf ich den 18. Juli des letztgenannten Jahres bei der Mündung der kleinen Alpenbäche, welche gleich hinter der Kirche von Utsjoki in’ den Mendusjärwi ausfallen. Er hatte fünf flügge Junge. Drei Individuen hatten sich den 2. Dec. des letztgenannten Jahres in dem Fischnetze gefangen, welches der Pfarrer Sten- ' bäck in dem nördlichen Ende des Mendusjärwi, 4 Meile von der Kirche von Utsjoki, hatte auslegen lassen. Alle diese sind etwas kleiner gewesen, als diejenigen, die ich i im mittleren Schweden geschossen. Motacılla alba L. (Auf Finnisch: Wästä rekki) Die Bachstelze trifft man beinahe überall bei den Wohnun- gen der Menschen bis hinab zum_Eismeer, z. B. an der Mün- dung des Passwig-Elvs, in Vadsöe, und an mehreren andern Stellen. Motacilla rn L. (Auf Finnisch : Kelda firka, übers. Gelber Heller) wie. die Vorhergehende. Die graue Bachstelze findet sich nicht in der Wildniss, dagegen habe ich diese bis weit hinauf in die Alpen auf Mooren und Morästen getroffen. 19 * 286 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Anthus rupestris Nilss. kömmt sehr häufig an den Küsten des Eismeeres vor, . hin- auf zum Nordkap. Anthus pratensis Bechst. nistet überall, bis hinauf auf die höchsten Alpenmoore, sowohl in Finmarken auf Vardöe, Nordkyn u. s. w., als in Lappland. Er ist unter den kleinen Vögeln derjenige, welcher den Norden am spätesten verlässt. In Utsjoki verschwanden die letzten den 17. October 1841. - — Anthus arboreus Bechst: ist nicht selten in Enare Lappm.; in Utsjoki dagegen habe ich ihn nicht gefunden. Anthus montanus [K.] ein Neuling für die Fauna Skandinaviens, ist nur einmal beob- achtet, am 16. Juli bei Seus-järwi in Enare Lappm., 4 Meilen nördlich von der Kirche. Dort bauete ein einzelnes, Paar dicht - bei eines Lappen Hütte. Sie wurden beide geschossen und ein- gepackt, weil ich im Begriff stand nach Utsjoki zu, reisen und die Mücken, so wie der unaufhörliche Regen mich verdriesslich und beinahe halb krank machten. Seine Stimme war ein klares aber ängstliches plyi — plyi. Saxicola Oenanthe Mey. (Auf Finnisch: Kivi rastas) trifft man überall sogar auf den höchsten Gebirgen, so z. B. auf, Rastigajsa in Finmarken. | Anm. In Enare Lappm. habe ich einmal ihr Nest in einer hohlen Kiefer gefunden. Sylvia suecica Lath. Der erste Sänger innerhalb des Polarcirkels, gemein an al- len waldbewachsenen Fluss- und Bachufern bis hinab zum Eis- meer. Am Schluss des Augustmonats, wo die Zugzeit naht, kommen sie hervor zu den Wohnungen der Menschen um Flie- gen und andere Insecten zu suchen. ihr Nest habe ich am Ende Juni’s in dichtem ee flecht gefunden. Der Gesang ist abwechselnd und an mehreren Stellen melodisch wohlklingend, z. B. der schöne Glockenlaut, den sie bisweilen bei schönem Wetter während der Paarungszeit: hören lässt, kling — kling — kling— kling..... aber darauf folgt gewöhnlich ein minder behagliches tjää — tjää— Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 287 tjää —tjää —,... während welchem sie den Schwanz aus- breitet und niederschlägt und sich bald auf die eine bald auf die andere Seite wendet. Das Weibchen ist stille und lässt sich nicht gerne sehen. Sylvia Phoenicurus Lath. Der Rothschwanz ist sehr gemein in Enare Lappmark und kömmt in Utsjoki Lappm. bis unter den 70° vor. Sylvia Trochilus Lath. wird überall häufig getroffen so weit die Birke wächst, sogar am Eismeer, an der Mündung des Tanaelvs und auf mehreren andern Stellen. Accentor modularıs Koch. Ein. Männchen wurde bei der Kirche in Utsjoki Lappm. den 10. Oct. 1841 geschossen; aber nirgends habe ich ihn nistend getroffen, weder dort noch in den übrigen von mir besuchten Gegenden. Parus major L. Ein Männchen wurde bei Paxoma (69° in Enare Lappm.) am 6. Novbr. 1841 geschossen. Im Uebrigen gleich mit dem Vorhergehenden. Parus sibirieus Gmel. (Auf Fimisch: Warpiainen übers.: Zweigsitzer) *) Die sibirische Meise ist während des Sommers gemein so weit Kiefernwald wächst (sogar an der Mündung des Passwig- elvs habe ich sie nistend gefunden). In der höheren Birkenre- gion kömmt sie dagegen nur während der kalten Jahreszeit vor und am meisten in Gesellschaft mit der Sumpfmeise (P. palustris L.), mit welcher sie in der Lebensart, Gemüthsart und dem Lockton die nächste Aehnlichkeit hat. Sie ist sehr neugierig und gar nicht scheu, und mehreremale habe ich sie höchst ge- neigt gefunden zu scherzen. Einmal hatte ich über eine halbe Stunde unter einer grossen Fichte gelauert, in deren Nadeln - eine solche herum kletterte, und ich war nicht im Stande sie zu sehen zu bekommen. Endlich kam sie auf den Gipfel des *) In OQwickjock Lappm. wird er 'Talvi tiainen (übers. Winter- finke ), Pierko tsitsas ( Tannenfinke) oder Puöite tsitsas, welches Fettfinke bedeutet, genannt. 288 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Baumes hinauf, und ich, welcher ganz stille ‚mit der Flinte unter dem Arme stand, erstaunte nicht wenig; als sie, wie ein Pfeil'nie- derstürzte und auf dem Gewehr, ganz nahe der'Mündung ‚ Platz nahm. Hier blieb sie eine lange Zeit ganz unbeweglich'sitzen und erst nachdem ich sie mit der Hand fortgejagt, bekam ich Ge- legenheit sie zu schiessen. Ein ander Mal war ich auf der . Schneehühnerjagd aus und hatte also‘ groben Hagel in beiden Läufen. Plötzlich fand sich eine sibirische Meise ein und wäh- rend ich mit dem Umtausch des Hagels beschäftigt war, kam sie mir so nahe, dass ich ohne Schwierigkeit sie mit dem Lad- stock niederschlug und meinen Schuss sparte. | Ihr Nest habe ich ausschliesslich in einer hohlen Kiefer ge- - funden. Das Unterlager besteht aus Moos, welches ohne Ord- nung in den Baum hineingestopft wird. Oben auf diesem findet sich eine gute Portion Gebirgslemmingshaare, ja bisweilen ganze Stücken Fell von demselben Thier. Die Eier, an Zahl 7—9, sind in der Form gleich mit denen des Baumläufers, weiss mit lichtrothen Punkten und Flecken. Altes Männchen. Länge 5} Z., Flügelbreite 82 Zi vom Handgelenk bis zur Schw.-Sp. 4; Z., von der Ferse zur Schw.- Sp. 27 Z. Iris dunkelbraun. Altes Weibchen. L. 53 Z., Fl.-Br. 8 Z., vom Hialesllaf bis zur Schw. - Sp. 4 Z, von Her Ferse bis zur Schw.-Sp. 24 Z. Im Uebrigen dem Meuschen ganz gleich. Parus palustris L. ‚ (Auf Fimnisch: Mocka tiainen) habe ich nur als Strichvogel während der Winterzeit getroffen, aber dann bis hinab zum Eismeer so weit Birkenwald wächst. Er ist dann zahlreich, aber sobald der Schnee anfängt wegzu- schmelzen, ziehen sie sich nach südlicheren Gegenden zurück. Alauda arvensis L. Die Feldlerche brütet nirgends weder in Enare ah Utsjoki Lappın. In Karesuando und Juckasjärwi ist sie dagegen sehr semein auf den Aeckern der Ansiedler. Als etwas Bemerkens- werthes muss ich ein Exemplar (ein Märnchen) anführen, wel- ches den 15. Oct. 1841 bei der Kirche in Utsjoki geschossen wurde. Sie war wahrscheinlich von dem damaligen milden Wet- ter mit Südwind getäuscht worden. Als Zugvogel habe ich sie am Lyngenfjord in Norwegen schon den 2. April 1842 bemerkt, aber zu Juckasjärwi kömmt sie erst um den 1. Mai an. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 28) Anm. Dises ist im Allgemeinen mit allen Singvögeln der Fall, dass sie ganze drei: Wochen früher zu Tromsöe, als in Juckasjärwi Lappm.ankomnıen, ‚obgleich die letztgenannte Gegend bedeutend „südlicher liegt, als die erstere. Es ist dennoeh in der Ordnung, weil das Klima im Binnenlande bedeutend härter ist, als an der Secküste. Alauda alpestris L. (In Ostfinmarken nennt man sie Sandlerche) Die Sandlerche brütet nur an der Meeresküste und man trifft sie nır während der Zugzeit in den inneren Landschaften. Als Zugvogel langt sie in Juckasjärwi Lappm. im Anfang vom Mai an, und setzt, nach einem Verzug von nur wenigen Tagen, ihren Zug nach dem höheren. Norden fort, Anm. Ich habe sie niemals weder in Enare noch in Utsjoki Lappm. getroffen. Ueber Sommer hält sie sich Ar und brütet auf sumpfigen. Alpenbrüchen in Ostfinmarken und baut ihr Nest, gleichwie die Feldlerche, an die Seite eines kleinen Erdhügels oder derglei- chen. Dieser ihrer Verwandten gleicht sie bedeutend in ihrer Lebensart, und wenn sie singt erhebt sie sich, gleich dieser, unter abwechselnden Trillern. Während des Frühlings und Herbstes ist sie still und verbirgt Sich gerne an der Seite eines Steines oder in einer Höhle in der Erde und lässt bloss, wenn sie von einem Verfolger aufgeschreckt wird, während ihres Flu- ges von einer Stelle zur andern, ein kurzes Trrril oder Tillirl im Herbst, und tjui terrr im Frühling hören. Sie liegt fest und ich bin ihr mehreremale auf nur einige Ellen Entfernung nahe gekommen. Sie lebt von Insecten und Sämereien. Auf den Hochgebirgsbrüchen zwischen Märtenäs und Vadsöe ist sie nicht selten. Auf Vardöe sah ich während einer Excursion 1 Exempl. und in Juckasjärwi bin ich glücklich g genug gewesen zwei ge- schossen zu erhalten. Das eine ein Weibchen den 7. Mai das andere ein dergleichen den 13. Dechr. 1842. Altes Weibchen geschossen den 7. Mai 1842. Beschreibung. Länge 6; Z., vom Handgelenk zur Schw.-Sp. 5 Z., der Schwanz ausserhalb der Flügelspitzen 1? Z. Iris braun. Die Grundfarbe des Schnabels bleischwarz; die Spitze dunkler; der Oberschna- bel etwas lichter; der Unterschnabel bis 2 von der Wurzel blau- weiss. Vom Fersenglied bis zur Schwanzspitze 23 Z. Die erste und dritte Schwungfeder gleich lang, die zweite die längste. Schwanzfedern 12, von welchen die zwei mittelsten rostbraun sind mit weissen Kanten und schwarzen längs den Spulen, wel- ches gegen die Spitze immer mehr zunimmt. Die übrigen haben 20 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen. Fauna: alle eine lichte Kante an der äusseren Fahne, welche immer deutlicher und deutlicher wird und endlich ist die erste Schwung- feder ganz weissgrau an der Spitze. Am ''Schlusse des’ Augusts ziehen sie nach südlichern Gegenden und ich möchte beinahe annehmen, dass sie dann der Küste des Eismeeres folgen bis hinab nach Archangel und so weiter gegen Süden, weil ich während dieser Zeit nicht ein einziges Individuum in dem Inne- ren des Landes getroffen. Emberiza citrinella L. (Auf Finnisch: Kelda tiainen.) In Enare Lappm. ist der Goldammer selten und man triflt ihn nur- nistend bei Iwalojoki. Aber in Juckasjärwi ist er schon etwas häufiger. Er brütet also nicht innerhalb der Kieferregion Emberiza Sehoeniclus L. ist häufig bis hinab zum Eismeer so weit die Stränder der Al- penbäche mit Birken- und Weidengebüsch gesäumt sind. Emberiza nivalıs L. (Auf Finnisch: Pulmukainen) findet sich während der Brütezeit oben oberhalb alles Waldes unter den ewigen Gletschern, Schneetriften und Steingerölle, bis hinauf zum Nordkap. Vom Schlusse des Märzes bis Mitte April sieht man sie in grossen Schaaren um die Wohnungen der An- siedler, aber sie verweilen nicht lange dort; denn sobald der Schnee anfängt wegzuschmelzen, und eine oder die andere Stelle blos wird, verschwinden sie und ziehen sich weiter hinauf auf die Gebirge. Empberiza lapponica Nilss. Orn. Sv. Der lappländische Ammer brütet überall auf den höheren Alpenmooren, sowohl in Utsjoki Lappm., als in Finmarken. In Juckasjärwi und Karesuando Lappm. ist er dagegen weniger ge- mein. Gegen Schluss Septembers oder im Anfang vom Octbr. begiebt er sich gegen südlichere Gegenden. Anm. Am Varangerfjord habe ich ihn nur wenige Ellen vom Strande brütend gefunden. | Altes Männchen: Länge 6} Z., v. d. Fl.-Sp. zur Schw.-Sp. 1::Z. Das Weibchen: L. 6% Z. Iris: braun. Fringilla domestica L. | habe ich nirgends innerhalb der Kiefernregion getrofien. In den Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 291 Dörfern von Kittila und Juckasjärwi hält sie sich dagegen Som- mer und Winter auf. Fringilla montana L; gleich mit Emberiza citrinella L. Fringilla coelebs L. wie die Vorhergehende. Fringilla Montifringilla L. kömmt in allen Wäldern bis hınab zum Eismeer vor. Fringilla Linaria L. gleich mit der Vorhergehenden. Anm. Da ich während zweier Sommer Gelegenheit gehabt habe die genauesten Beobachtungen über diese Species anzustellen, und nachderı ich Männchen mit gezähnteın Schnabel brütend mit Weibchen mit zahnlosem Schnabel und umgekehrt , und gross- schnäblige Männchen mit kleinschnäbligen Weibchen und umge- kehrt, angetroffen und gefunden, dass des Vogels Schnabel nieht vor dem 3. oder 4. Jahr vollkommen ausgebildet ist, so will ich bemerken, dass wir von Linaria nicht mehr als eine Spe- ‘“ cies in Skandinavien besitzen. Der gelbe Scheitel ist eben so häufig im Norden, als der rothe. Corytlus Enueleator Cuv. findet sich hie und da in den Nadelwäldern von Juckasjärwi und Enare, obgleich sehr selten. | Tetrao Urogallus L. ist sehr häufig in Enare Lappm. bis hinauf zu dem nördlichen Ende: des Enare Sumpfs, ın Juckasjärwi ebenso; aber in Kare- suando ist er selten und in Utsjoki Lappm. kömmt: er gar nicht vor. Mit einem Wort: ich habe ihn gefunden, Winter und Som- mer, so hoch hinauf als die Kiefern Wald bilden. Tetrao Tetrix L. brütet nicht innerhalb der Kieferregion und nicht einmal 'wo Kie- fern und: Fichten sieh mit einander mischen. ' Am nördlichsten habe.ich ihn angetroffen bei Kittila. Lagopus subalpina Nilss. kömmt überall vor so weit die Weide wächst. 292 Ornithologischer. Beitrag zur: skandinavischen Fauna. Lagopus alpina ‚Nilss. nur in den eigentlichen Alpengegenden. Charadrıus Hiaticula L. brütet sowohl am Eismeer als an den sandigen Seesträtkierm von Enare und Utsjoki Lappm. Charadrius Morinellus L. ist überall selten, obgleich ich ihn auf allen Alpen, die ich be- sucht, bis hinauf nach Nordkyn, gesehen habe. Während sei- nes Zuges, sowohl im Frühling, als Herbst, folgt er ganz sicher den eigentlichen Alpenrücken; denn ich habe ihn nur einmal während der erstgenannten Jahreszeit in den tieferen Gegenden gesehen. | Charad ii ap rıcarius L. ist dagegen sehr häufig so wohl in den. höheren, als tieferen R gionen bis hinab zum Eismeer. Charadrius helveticus C. Bonap. kömmt nur am Strande des Eismeeres und da äusserst selten vor. Den 30. August 1841 wurden zwei Exemplare bei Vejnäs (zwischen Nordkyn und Vardöehuus) gesehen. Strepsilas collarıs Temm. kömmt selten *) in die nördlichsten Gegenden unsrer Halbinsel und _ brütet, meines Wissens, niemals in Ostfinmarken. : ı: Altes Männchen. L. 10 Z., Fl.-Br. 20 Z.,.v. Handgelenk z. Schw.-Sp. 67; Z., von der Ferse zur Schw.-Sp. 3 Z. Iris dun- kelbraun. | Numenius plıoeopus Lath. kömmt häufig auf allen Alpenmooren ‘vor so weit die un wächst, bis innerhalb des 70. Br. Grades. 0 Tringa marıtıma Brünn. Während der Brütezeit soll man den Meerbusen - Strandläu- fer auf den höheren Gebirgsebenen in Ostfinmarken suchen, und er ist dort häufig; aber gegen den Herbst und während des gan- zen Winters hält er sich in grossen Schaaren unten an der Meeresküste auf. Aber zuweilen bekömmt man auch dann’ ein *) Ich habe sie nur einmal und da während der Zugzeit gesehen. Juckasjärwi d« 4. Juli 1842. Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 293 und das andere Exemplar innen im Lande zu sehen, so z. B. schoss ich ein Männchen im Dorfe Utsjoki den 9. Octbr. 1841. Tringa alpına L. brütet auf den höheren Alpenmooren, jedoch überall sparsam. Eben so habe ich sie an der Meeresküste getroffen, z. B. bei Vadsöe in Ostfinmarken im August 1841. Tringa Temminckii Leisl. findet sich auf den meisten Alpenmooren und Brüchen, obgleich sehr sparsam. Altes Männchen: L. 63 Z., Fl.-Br. 123 Z., vom Handgelenk bis zur Schw.-Sp. 4: Z., von der Ferse bis zur Schw.-Sp. 2 Z. Iris dunkelbraun. Tringa Islandica L. habe ich niemals in den nordöstlichen Theilen unserer Halbinsel gesehen. Auf den nördlichsten Mooren des Kölens habe ich sie dagegen nistend gefunden. Machetes pugnax Cuv. ist sehr häufig auf niedrigen Alpenmooren so weit Kieferwald wächst. | Totanus hypoleucos Nilss. ist sehr gemein bis hinab zum Eismeer. Totanus fuscus Bechst. findet sich häufig auf Mooren in Kieferwäldern, so weit diese Baumart zu einiger Bedeutendheit erwächst. Am häufigsten habe ich ihn in Enare Lappm. gefunden. Totanus Glareola Bechst. ist sehr häufig so weit Kieferwald wächst bis hinauf zum 70° an der Mündung des Passvigelvs Totanus Glottis Bechst. (Auf Finnisch : Kliwi) gleich wie der Vorige. Sein Nest baut er an die Seite eines kleinen Erdhügels oder unter eine Birke oder einen Weidenbusch, und legt darein 4 schmutzig wachsgelbe, birnförmige, mit schwar- zen und dunkelbraunen Flecken überstreute Eier. 20 294 ÖOrnithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Limosa rufa Briss. Die rostrothe Limose kömmt sehr allgemein in Enare Lappm. vor und brütet dort zusammen mit Tot. Glottis; aber ich bin nicht so glücklich gewesen ihr Nest zu finden. In den übrigen Theilen von Skandinavien habe ich sie nieht nistend gefunden. Scolopax Gallinago L. Einzelne Bekkasinen habe ich hie und da getroffen bis zum 68°, jedoch überall selten. Ä _ Phalaropus hyperboreus Lath. (Auf Finnisch: Wesitiainen übers. Wasserfink.) Den Wasserfink trifft man in allen nördlichsten Gegenden Skandinaviens, sowohl in den inneren Landschaften und auf Al- pen, als an der Meeresküste, wiewohl überall sehr selten. Altes Männchen geschossen in Enare den 9. Juni 1841. L. 72 Z., Schwanz ausserhalb der Flügel 4 Z. Die zusammen- gelegten Füsse und der Tarsus auf der äusseren Seite schwarz- grau, auf der inneren gelbgrau. Iris dunkelbraun. Er ist nicht scheu und schwimmt leicht beinahe ganz und gar oben auf dem Wasser. Sterna Hirundo Gmel. habe ich besonders in den westlichen Lappmarken (Karesuando und Juckasjärwi) getroffen. Sterna arcetiea Temm. ist dagegen in den nördlichsten Gegenden unserer Halbinsel hei- misch. (Enare und Utsjoki Lappm. bis hinauf zum 70°.) Larus eburneus Gmel. brütet nirgends in Ostfinmarken, sondern wird daselbst nur während der kältesten Jahreszeit, als Strichvogel von Spitzber- gen, getroffen. ; Larus tridactylus L ist sehr häufig an den Küsten des Eismeeres, Sommer und Winter. Larus canus L. ist dagegen sehr selten. Larus argentatus Brünn. kömmt an der Seeküste sehr häufig mit seinen Gattungsverwand- Ornithologischer Beitrag = zur ira Fauna. 29 ten vor und bisweilen wird man ihn auch, als seh im Binnenlande sehen. Larus glaucus Brünn. wie der Vorige, jedoch habe ich ihn niemals im Binnenlande gesehen. Er brütet auf Rehnöe in Ostfinmarken in Gesellschaft mit Tausenden anderer Seevögel. Nachdem die Jungen flügge sind bekömmt man sehr oft unzählige Schaaren von dieser Mö- venart zu sehen. Lestris pomarina Temm. kömmt häufig an den Küsten des Eismeeres vor. Lestris parasitica Nilss. gleich wie die Vorige. Nachdem die Jungen erwachsen sind bekömmt man zuweilen sowohl diese, als die Vorige in dem Inneren des Landes z. B bei Utsjoki zu sehen. Procellaria glacialis L könmt während des Winters häufigst ausserhalb der Küsten des Eismeeres vor. Niemals im Sommer. Cygnus musicus Bechst. (Auf Finnisch: Juokkainen) findet sich in allen den von mir besuchten Lappmarken hie und da auf wilden abgelegenen Mooren. Anser segetum Mey. (Auf Finnisch : Hanhi) ist nicht selten, weder in Enare noch Utsjoki Lappm., wo er auf abgelegenen Alpenmooren brütet. Anser albifrons Bechst. ist häufiger, als der Vorige. Er brütet ebenso auf abgelegenen Mooren und Alpengewässern. Die Blässengans kommt auch i in Karesuando und Juckasjärwi Lappm. vor. Anser leucopsis Bechst. Die Gebirgs- [Alpen-] Gans brütet in Enare Lappm., aber sehr selten. Auf Kamasjoki sah ich ein Paar den 16. Jun. 1841. Sonst habe ich sie während der Brütezeit nicht gesehen. Anas Boschas L. kömmt hie und da in Karesuando und Juckasjärwi Lappm. vor, 296 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. indessen sehr selten. In Enare Lappm. habe ich nur ein einzi- ges Paar den 15. Juni 1841 bemerkt. Anas acuta L. ist gemein auf allen Flüssen und Seen, bis hinauf zur Mündung des Passwigelvs. Anas Penelope L. wie die Vorhergehende, jedoch viel zahlreicher. Anas Orecca L. ist ganz gemein in den Lappmarken bis zu dem 69°. Fuligula eristata Bonap- wie die Vorhergehende, jedoch am zahlreichsten in Enare Lappm. F uligula Marıla Bonap. wie Anas Crecca. Fuligula fusca Bonap. (Auf Finnisch: Merilainen) wie Anas Penelope. Ferner ist sie diejenige unter den Enten, welche am längsten im Norden bleibt, und es ist das Eis und nicht die Kälte, welche sie südwärts drängt. Fuligula perspicillata Bonap. brütet in Enare Lappm., aber sehr selten. Fuligula nigra Bonap. (Auf Finnisch: Walkia fiipi, Weissflügel) kömmt sehr häufig vor, bis hinab zum Eismeer. Fuligula Clangula Bonap. ist in Enare Lappm. gemein, auch trifft man sie hie und da bis zum 70° in Finmarken. Fuliguia Stelleri Nilss. habe ich niemals im Binnenlande getroffen. An der Küste ist sie dagegen ganz gemein, sowohl zur Sommer- als Winterzeit. Fuligula glacialis Bonap. (Auf Finnisch: Alli) Ist die gemeinste Ente auf den eigentlichen Gebirgssüm- pfen, und man findet sie auch bisweilen nistend in Enäre Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. 297 Lappmark. Auf den Buchten in Ostfinmarken habe ich sie im Herbste getrofien. Fuligula mollissima Bonap. ‚ist sehr gemein auf den Buchten in Finmarken, wo man sie un- ter allen Jahreszeiten trifft Fuligula speetabilis Bonap. wie die Vorhergehende, doch weniger häufig. Mergus Merganser L. (Auf Finnisch: Lehmäkoskelo) ist ganz gemein so weit Kieferwald wächst (70° am Passwigselv). Mergus Serrator L. (Auf Finnisch: Koskelo) wie der Vorhergehende. Mergus albellus L. soll bisweilen in Karesuando Lappm. brüten, aber ich habe ihn nirgends selbst, während irgend einer Jahreszeit, gefunden. Sula Bassana Biriss, kömmt an den Küsten des Eismeeres vor, jedoch nur während der kalten Jahreszeit. Phalacrocorax Carbo Briss. kömmt zahlreich an der Küste vor, wo er auf den Vogelbergen und an steilen Gebirgsstränden in Menge brütet. Podiceps arcticus Boie. trifft man hie und da bis zum Eismeer, jedoch überall sehr selten. Colymbus glacialis L. ist gemein an der Küste, aber innerhalb des Landes habe ich ihn nie gesehen. Colymbus aretieus L. trifft man überall im Binnenlande. An der Küste dagegen hahe ich ihn nie gesehen. Colymbus septentrionalis L. brütet sowohl im Binnenlande, als an der Küste. 298 Ornithologischer Beitrag zur skandinavischen Fauna. Uria Troile Temm. kömmt sehr häufig auf den Buchten in Finmarken vor. Uria Brünnichit Sabin. wie die Vorhergehende. Uria Grylle Lath. ebenso, jedoch weniger gemein. Mergulus Alle Ray. kömmt nur während des Winters an der Küste des Eismeers, aber dann in unzähliger Menge, vor. Mormon arecticus llig. brütet auf den Vogelbergen in Ostfinmarken, jedoch nirgends häufig. Alca Torda L. wie der Vorhergehende, aber häufiger. X. Kürzere Mittheilungen. Boheman’s Bericht über seine Reise in Lappland im Jahre 1843*). (Aus dem Schwedischen übersetzt von dem Universitäts - Gärtner Dotzauer.) Die Reise wurde am 24. Mai von Stockholm aus mit dem Dampfboot nach Umeä angetreten und von da zu Land nach Luleä. Während derselben wurden in der Nähe von Söderhamn einige Schnecken, als Helix fruticum und Vitrina pellucida, so wie ein und der andere Schmetterling von den Boten des Frühlings, als Vanessa Antiopa, Urticae und Zephyrus Rubi, die noch sparsam aufgeschlossenen Blumen umschwärmend, bemerkt. In der Umgegend von Säfvar wanderten auf den Brüchen Totanus Glareola und ochropus, so wie die Heer- Schnepfe (Scolopax Gallinago) die ihres blöckenden Geschrei’s halber hier vom Volk Myrbägger (Sumpfschaaf) genannt wird. Die Zwergbirke, so wie Salix Lapponum blühten und Caltha war fast aufgeschlos- sen. Auf den Palmweidenbüschen ( Salix caprea) zeigten sich einige Zweiflügler- Arten, nämlich /teaphila Macquardi, Empis borealis, Scaeva lasiophthalma und mehrere Hummeln, als Bombus terresiris, hortorum und hypnorum. Bei Skellefteä wurde der Mornellregenpfeifer (Charadrius Morinellus) geschos- sen, der auf seinem Zuge nach Norden begriffen war. Der Un- glücks-Häher (Garrulus infaustus) und der dreizehige Specht *) Aus Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlingar. & 8 p Nr. 5. (8. dies. Archiv Th. I. H. 1. S. 182. D, Red.) 300 (Picus tridactylus) waren in den Wäldern allgemein. Die Ve- getation zeigte sich in dem Skelleftei Thal weiter vorgeschritten, als auf dem Wege dahin. Auf sandigen Stellen wurde Antho- myza unilineala gefangen. An den Ufern eines kleinen Seees Cordylura Kunzei; Anthomyza myopina nebst Hydrophorus litoreus var. $ Zett., der wahrscheinlich eine eigene Art aus- macht. In derselben Gegend zeigten sich unter nordischen Co- leopteren: Colymbetes arcticus; Elater rivularis; Tachinus elon- gatus und Omalium luridum. Bei Abyn wurde zuerst Pterosti- chus borealis und Aphodius piceus bemerkt. Bei Kinbäck flog auf trocknen Hügeln der schöne Polyommatus Helle in mehrern Veränderungen, so wie Lita Virgella. Auf Palmweidenblüthen war Bombus Schrimshiranus allgemein. Bei Lulei, wo die An- kunft am 3. Juni erfolgte, wurden folgende seltneren Insekten an den Flussufern gesammelt: Pterostichus borealis; Bembidium Grapü; Aleochara humeralis; Tachinus elongatus, so wie auf Weidenblüthen Ceroctenes Masculella; Bombus arcticus; Vespa norvegica;s Brachyopa dorsata; Anthomyza denticauda u. m. Von hier wurde während der Reise nach Quickjock der Luleä- Elf verfolgt, auf dem sich Schaaren von Mergus- Arten, Anas Crecca, Fuligula und Penelope mit mehrern Seevögeln zeisten. Die schroffen sandigen Ufer wurden von Hirundo riparia, die sich bereits zahlreich eingefunden hatte, bewohnt. Bei Räbäcken schien die Vegetation weiter vorgeschritten, als in der Nähe des Meeres, und entwickelte sich während meines siebentägigen Aufenthaltes mit in Erstaunen setzender Hast. Die Birke trieb ihre Blätter, der Boden grünte und Caltha, Trientalis, Rubus arcticus, Ribes rubrum, hier allgemein, O.alis u. m. blühten. Salix Lapponum war bereits verblüht und die Traubenkirsche (Prunus Padus L.) stand in Knospen. Die Wärme war biswei- len sehr stark. Regen kam plötzlich auf und fiel mit starken Tropfen. Das emporschossende Getraide wuchs so, dass man mit jedem Tag die Zunahme bemerken konnte. Das Merkwür- digste, was in entomologischer Hinsicht hier gefunden und bis- her bestimmt werden konnte, war Folgendes: Cicindela silva- tica; Amara torrida, Quenselü; Lebia Crux minor; Elater affinis, costalis, melancholicus; Aphodius depressus; Platyce- rus caraboides ; Catheretes bipustulatus ; Boletophagus erena- tus; Hylesinus glabratus; Lina lapponica; Orsodachna Betu- lae; Coccinella bottnica, trifasciata; Cydnus biguttatus ; Seio- coris umbrinus; Chermes picta; Argynnis Freija; Polyommatus Helle; Endromis versicolora; Anarta cordigera; Fidonia am- nicularia; Caradrina palustris; Hercyna holosericalis; Enny- 301 chia Smaculalis; Perla bicaudata; Cimbex aenea; Bombus arclicus; Rhamphomyza dentipes; Brachyopa viltata, dorsata, einerea Wahlb. nov. spec.; Helophilus bottnicus Wahlh.; Scaeva nitidicollis?, podagrata, decora, macularis, arctica, larsala, Gmaculata, lapponica, nitidula, Lineola, ambigua; Pipiza anthracina und rufimana, die wahrscheinlich die ver- schiedenen Geschlechter einer Art sind; Psilota nigra 49; Ay- lota femorata, nigripes; Hydrophorus nebulosus; Opomyza gultipennis (gemein); Anthomyza scatophagina; Cordylura pro- boscidea, ustulata, caudata, rufimana; Psiloconopa Meigenii nebst einer Art eines früher unbekannten Geschlechtes, Sela- chops flavocineta W ahlb. der Familie Agromyzides angehörend. Von Vögeln wurden bemerkt: Sylvia abielina; Sterna caspia. Corvus Pica wird hier seltener und scheint gegen den Polarkreis hin aufzuhören. Bei Bredäiker, woselbst ich am 1. Juni anlangte, begann die Traubenkirsche zu blühen und Alnus incana sich zu belau- ben. Unter den Gewächsen wurden bemerkt: Salix hastata: Botrychium rutaceum ; Peltidea urctica, und von seltenern, vor- her nieht getroffenen Insekten: Leiochiton arcticus; Elater Quercus; Aphodius lapponum; Elophorus tuberculatus; Eri- rhinus salicinus; Thamnophilus phlegmaticus; Bostrychus ge- minatus , Gonioctena affinis; Haltica femorata ; Coccinella hy- perborea; Cimbex femorata; Scaeva topiaria und eine neue Art mit ausgebreiteten Hintermetatarsen, zwei neue Arten Me- deterus, Musca sordida, groenlandica; Cordylura Friesü u. nm. Alauda arvensis und Muscicapa atricapilla schienen hier aufzu- hören. Bei Harads, wo die Ruderer wechselten, wurden am Ufer .Notiphila guttipennis nov. spec., Ihamphomyza nitida nebst Lita caesiella gefangen. Bei Storsand wurden gesammelt: Buprestis acuminata; ÜClerus femoralis; Hylecoetus dermestoi- des; Elater serraticornis; Erirhinus bituberculatus; Dendro- phagus crenatus; Upis ceramboides; Satyrus Embla (in Nadel- hölzern) Psyche nitidella (in der Paarung), wovon das Weibchen fast der Larve gleicht, auch während der Paarung in dem Cocon bleibt; von Pachyneura fasciata, von welcher das Männchen bis dahin unbekannt und das Weibchen vorher nur einmal gefunden worden war, flogen beide Geschlechter um trockne Nadelholz- stämme; Aylota nigripes; Scaeva rostrata?; und auf den Blü- then der Salix glauca: Helophilus bottnieus Wahlb. n. sp.; Brachyopa ferruginea, dorsata, testacea, die vorher bei R4- bäcken gefundene 3. cinerea; Scaeva arclica; Tachypeza Win- themi; Ikhamphomyza. Aethiops, fuliginella u.m. Während eines 20 * 302 kurzen Aufenthaltes bei Porsi wurde Zarpalus torridus; Lita caesiella und von der seltenen Tluchina ocypterina ein Exem- plar getroffen. Bei Nelkerim wurde unter Steinen das Gehäuse einer Osmia, das aus mehrern zusammengeleimten Cocons be- stand, gefunden; Cymindis basalis; Elater costalis; Necropho- rus morluorum: Cidaria hastata; Ayela pusilla; Hilara pili- pes. In der Gegend von Jockmock kamen Salix myrtilloides ; Saxifraga Hirculus; Schoenus fuscus; Norna borealis; Lyco- podium alpinum vor. In der Nähe des Pfarrhofes wuchs eine besondere Varietät der Pinus silvestris, mit kurzen in Kränzen sitzenden Nadeln. Die Ausbeute an Insekten war nicht von Be- deutung, doch verdienen angeführt zu werden: Elater linearis; Olistophus megacephalus, substriatus; Haltica Erichsoni; Do- lichopus Stenhammari, maculipennis; Pachygaster minutissimus vel nov. spec. In der Nähe des Polarkreises schienen Sazicol« Rubetra und Sylvia Rubecula aufzuhören. Parus sibiricus war hier in Nadelwäldern gemein. Beim Bootplatz von Purkijaur wurde zuerst Anarta melaleuca gefangen und bei Randijaur Nebria Gyllenhalii; Pelophila borealis; Tetratoma Ancora; Chrysomela Armoraciae; Nemalus Deutschü; Hilara niti- dula; Cordylura Kunzei und flaveola. Am südöstlichen Ende des Skalka-See’s kamen von Pflanzen Salix lanata und Tussi- lago friyida und von Insekten Elater fasciatus; Euteia trunca- tella, für Schweden neu; Adela ammanella und Ctenophora nigricornis vor. Um Tjomotis zeigte sich eine reichere Alpen- vegetation. Von Insekten kam hier Leptura borealis vor, selten. auf Weidenblüthen; Helophorus fennicus, gemein in kleinen Wasserpfützen; Anthophagus alpinus, globulicollis: Pieris Bryoniae flog zahlreich auf Cardamine pratensis; Plusia diver- gens; Anthomyza aculeipes und triangulifera sparsam. Die letzten Sperlinge (Fringilla domestica) zeigten sich hier. Die Ankunft zu Quickjock geschah am 27. Juni. In den niedrigern Gegenden waren nun die Weidenarten grösstentheils verblüht. Die Traubenkirsche und der Johannisbeerbusch standen im Be- griff Blüthen zu entwickeln. Astragalus alpinus und andere frühzeitigere Alpenpflanzen, 7’rollius u. m. hatten zu treiben be- sonnen. Die Flora der Gegend von Quickjock ist herrlich und mannigfaltig, besonders auf dem sich weit erstreckenden Alpen- Gebirge. Folgende so hoch im Norden vorher noch nicht beob- achteten Pflanzen wurden bemerkt: Veronica officinalis (auf der Südseite des Njammats); Triticum caninum (auf Inseln in Sag- gat und unterhalb Njunnas); Plantago major (bei den Gebäu- den); Zpilobium montanım (am südlichen Abhang des Njam- 303 mats); Paris quadrifolia (im Valliskog); Lychnis silvestris carnea (Valliskog und unterhalb Njunnas); Melampyrum sil- vaticum (gemein in Wäldern); Anthyllis vulneraria (Njunnas); Hieracium murorum (gemein); HA. boreale (Njammats, Njunnas) ; Aspidium Filix mas (Njumnas) ; Botrychium rutaceum (Snjerak). Die Blüthen, z. B. von Leontodon, schlossen sich gegen Abend ungeachtet der fortwährenden Tageshelle. Wie bedeutend die Artenanzahl der Insekten in den höhern Gebirgsgegenden abnimmt, erweist sich daraus, dass bei einem sechswöchentlichen Aufenthalt zu Quickjock nur gegen 200 Ar- ten Coleopteren gesammelt wurden. Mehrere der auf dem niedrigen Lande allgemein vorkommenden, als z. B. den Mist- käfer ( Scarubaeus stercorarius) vermisste man ganz und gar. Von der Gattung Carabus fand sich nur €. glabratus, dieser je- doch hoch auf dem Gebirge. Orthopteren waren nicht zahlreich. Gryllus pedestris, die einzige hier vorkommende Art dieses Ge- schlechtes, geht bis auf die Höhe des Gebirges. Die Ordnung der Hemipteren hat zwar einige ausgezeichnetere Formen auf- zuweisen, ist aber an Arten wenig zahlreich; von Lepidopteren kommen Tag- und Nachtfalter in wenigen Species vor; aber an Microlepidopteren sind die Gebirgsgegenden reicher; Aymeno- pteren sind mit Ausnahme der Hummeln und Parasiten im ÄAll- gemeinen selten; die Dipteren machen die grösste Menge aus. Sind der Arten wenige, so ist dagegen die Anzahl der Indivi- duen um so viel grösser, wovon die lästigen und in so unerhör- ter Menge vorkommenden Mücken und Beissmücken ( Culex canlans, pipiens, silvaticus; Simulia reptans, nana; ÜCeratopo- gon Pulicarius), nebst mehrern andern Arten der Dipteren ein Beispiel geben. Von zwei kleinen Cicaden, C. abdominalis und pallens, erhielt man zuweilen im Kescher eine solche Menge, dass mehrere Tausende den Boden desselben bedeckten und die Untersuchung des sonst noch Aufgefangenen verhinderten. Flüsse und Seeen zeigten grosse Armuth an Insekten, wo- von die Ursache ohne Zweifel in dem reinen und eiskalten Was- ser, das mit grosser Schnelligkeit von den Gebirgen stürzt, zu suchen ist. Die bemerkungswürdigsten der darin vorkommenden sind: Dyticus lapponicus und septentrionalis, welcher letztere sicherlich eine schlichte weibliche Form des erstern ist: unter mehrern Hunderten gesammelter Exemplare fanden sich nur 8 bis 10 weibliche mit gereiften Flügeldecken; Agyabus fuscipen- nis, arcticus, maculatus; Hydroporus griseostriatus, quinque- striatus, alpinus, bidentatus und Haliplus impressus in den tiefer liegenden Wässern, wogegen die Gebirgsseeen Colymbetes 304 dolabratus; Agabus aretieus, affinis, bipunetatus ; Hydroporus alpinus, 'Striola ü. m. enthielten. Von Helophorus fennicus. der bei Tjomotis gemein war, wurde hier nur em Exemplar auf- gefunden. Die hauptsächlichst von Poa pratensis und Aira caespitosa gebildeten und mit üppigem Wachsthum bekleideten Wiesen sind durch natürliche Hecken von Weiden, Traubenkirschen und weissen Erlen, zwischen denen Aconitum septentrionule; Son- chus alpinus,; Epiüobium angustifolium; Geranium silvatieum u. m. in grosser Menge und Ueppigkeit wachsen, eingeschlos- sen. Unter den Insekten wurden daselbst gefunden: Amara tor- rida, @Quenseli; Simplocaria pieipes; Antherophagus pallens; Catops nigrita, fuliginosa und 2 neue Arten; Colon languidum, fuseulum, dentipes; Philonthus parumpunctatus; Malthinus sul- cifrons; FAulecoetus dermestoides, Anisotoma picea, longipes, multistriata, und eine neue Art; Aydnobius punetatus, sutura- lis; Anaspis arclica; Letridius angusticollis; Saperda scalaris, populnea; Pachyta interrogalionis, sexmaculata; Crepidodera femorata; Cocecinella trifasciata; Opkthalmocoris Sahlbergü; Pieris Bryoniae, Larven von Notodonta Ziezac, camelina; Py- gaera curtula und Orgyia Coryli; Hepialus Velleda; Xylina Solidaginis; Aplecta occulta, die Larve von Apamea luecipara und Hadena frigida; Plusia divergens; Ennomos illunariazy die Larve von Nyssia lapponaria (ausgebrütet in Stockholm); Chau- liodus Pontificellus; Tortrix Penziana; Phyeis auriciliella; Megachile lagopoda; Tabanus albo-maculatus, boreulis, auri- pilus, confinis; Sargus nov. speec.; Thereva Vetula 89, lunulata und eine neue Art; Psilocephala imberbis; Tachydromia atra Wahlb. Macula, confinis, sliigmatella; Hilara infans; Ieham- phomyza paradozxa und poplitea W ahlb.; Chrysotoxum faseio- latum; Helophilus lapponicus Wahlb. nov. spec., Eristalis lu- corum, longula, ruficornis; Parayus punctulatus, Aylota ni- gripes, Pipunculus flavipes und 1 neue Art; Oestrus Trompe, Tarandi (selten); Tachina futilis, ruficauda, nebst einer neuen Art; Dezia triangulifera; Aricia ignobilis Zett. nov. spec., didyma Zett. n. sp.; Scatophaga Morio; Photomyza elegans; Trineura, mehrere neue Arten; Hirtea Umbellatarum; Nephro- toma dorsualis. Die mit kleinen Weidenbüschen bewachsenen Sümpfe und Flussufer lieferten reiche Ernte und es kamen daselbst vor: Elaphrus lapponicus; Pelophila borealis; Agonum ‚consimile; Anthobium flavipenne; Omalium fossulatum und zwei neue Ar- ten; Olophrum boreale, consimile; Arpedium quadratum ‚ bra- 305 chypteruiu; Anthophagus rotundicollis; Othius melanocepha- lus; Tachinus elongatus; Podabrus alpinus, lapponicus; Cry- ptocephalus decempunctatus; Hippodaniia strigata; Hylobius ar- elicus; einige Arten von Salda, die bis jetzt noch ‚nicht be- stimmt sind; Phytocoris marginata; Cicada pallens; Colias Palaeno; ne Pales ; Hesperia Fritillum ; Acidalia implu- viata; Larentia paludala; Sericoris Schulziana ; Tortrix. argil- laceana.; Chilo Ocellellus nebst: mehrern ausgezeichneten Micro- lepidopteren; Aeschna borealis, arctica; Phryganen reticulata m. m. Arten; Tabanus plebejus; Chrysops nigripes in Menge, die vorher nur in der Nähe des Nord-Cap’s gefunden worden war. Hilara, abdominalis; Brachystoma Westermanni, Bohemani, tenellaW ahlb.; Rhamphomyza anomalinaundmodestaWahlb.; Hydrophorus spinimanus; Medeterus paradoxus Bhn. nov. sp.; Rhaphium elegantulum, crassipes, tarsatum; Dolichopus Mannerheimi, urbanus, Stenhammari, Fraterculus, maculipen- nis und zwei neue Arten; Scaeva podagrata, dubia; Scopolia nova spec.; Aricia maculipennis, Zett. nov,sp., brunneisguama hett. nov. sp;, hirsutula, nigritella, ‚duplicata, nigriventris Bhn. n. sp., scoparia Wahlb. n. sp.; Cordylura caudala, Hircus, Friesü, atrata Wahlb. n. sp.; Coenosia nov. sp.; Lispa tentaculata; Lonchea Deutschiü; Sciomyza bicolor; Si- mulia ferrugineaWahlb. n. sp.; Sciara bicolor Meig:: Aedes cinereus; Chironomus rufipes; zonellus , frigidus u. m.; Erio- ptera faseipennis;: Dicranota Guerini. Die auf den: Gebirgsabhängen aus ziemlich schlanken Fich- ten (Pinus Abies Lin.) bestehenden. Wälder und die kleinern Thäler um die von den Alpen-Gebirgen herabrinnenden Bäche enthielten viele bemerkenswerthe Arten, als: Synlomium aeneum ; Aphodius Lapponum, Pigeus; Cetonia aenea; Trichius fascia- tus; Elater: bifasciatus, Ampedus nigrinus; Dietyopterus Au- rora; Anthocomus Cardiacae; Ludius affinis; Dasytes tarsalis; Anobium zwei, neue Arten; Aylastes glabratus und. eine neue Art; Apate substriatus, elongatus; Biophloeus dermestoides; Asemum striatum; Pachyta borealis, marginata, smaragdula (in. Menge); Lina lapponica; Geocoris lapponica; T’hamnotet- tx tincta; Argynnis Thore; Anarta melaleuca, funesta; Botys numeralis (sehr gemein); Scopula albidalis, pinetalis; Geome- Ira ziezacata; Cidaria hastata; Larentia decrepitata, inciliata ; Cidaria Propugnaria; Coccyx arbulana; Chilo n. sp.; Adela circulella, Naezenella; Haemylis Viduella; Nematus septentrio- nalis; Lyda zwei Arten; Xyela pusilla; Alomya Debellator ; Ryssa persuasoria; Spalangia nigra; Crabro lapponieus; Bom- 306 bus consobrinus, Lapponum, Schrimshiranus, hortorum, prato- rum, hypnorum, und höher nach den Alpen hinauf 2. nivalis; Antalia Gyllenhali; Tachypeza Winthemi; Hilara spinimana; Rhamphomyza hybotina, plumifera, Morio, dentipes; Wiede- mannia borealis, appendiculata;, Microcera rostrata; Dolicho- pus Mannerheimi, festinans; Scaeva latimana Wahlb. n. sp., Pelococera scaevoides; Helophilus affinis Wahlb. n. sp., lap- ponicus Wahlb. n. sp.; Eristalis lucorum, rostrata; Sphegina clunipes; Callomyza boreella, speciosa und dives; Platypeza picta; Tachina futilis und eine neue Art; Trixa limbata; Sarcophaga mortuorum; Mesembrina mystacea, resplendens Wahlb. n. sp.; Aricia Morio, umbratica, longipes, aculeipes, nigritella, separ Zett. n. sp.; Dryomyza decrepita; Scato- phaga Audouini; Lefebvrü; Piophila lonchaeoldes; Macro- chira flava 2, wovon das Männchen früher nicht bekannt war. In Wäldern auf abgebrannten Plätzen wurden gesammelt: Thymalus limbatus; Cychramus ferrugineus; Nitidula boreella, breviuscula n. sp.; Olistophus substriatus; Bolitobius speciosus n. sp., lunulatus, cingulatus, rufus; Leiodes glaber; Agathi- dium nigripenne; Tetratoma Ancora; Mordella atomaria; Hal- lomenus micans; Bromius obscurus; Triplax bicolor, aenea; Acridium dorsuale, obscurum, hilare; Cicadula Dahlbomi, stri- gipes; Chermes picta; Botys numeralis; Xiphydria Camelus; Thereva Vetula; Asilus variabilis u. m. Das Alpengebirge hat zwar nicht so viele Arten aufzuwei- sen, aber der grösste Theil davon gehört demselben ausschliess- lich zu, so dass als von besonderm Werth aufzuzählen wären: Nebria nivalis ; Cychrus rostratus; Leiochitum arcticum , Amara alpina; Patrobus septentrionis; Colymbetes dolabratus; Hydro- porus Lapponum, Striola; Anthophagus rotundicollis; Oma- lium n. sp., Silpha lapponica; Podabrus alpinus; Lina lappo- nica, alpina; Gonioctena affinis in mehrern schönen Varietä- ten; Cicada n. sp., Argynnis Freija, Pales; Erebia Manto, Norna (var. Hilda); Lycaena n. sp., nächst Pheretes; Zygaena exulans; Anarta melaleuca, menalopa; Psodos trepidaria, fu- scaria, von welcher letztern das bis jetzt unbekannte Weibchen, welches mit kurzen Flügeln versehen und unvermögend ist zu fliegen, hier zuerst gefunden wurde ; Fidonia sordidaria; Tor- trix boreana; Chilo furcatellus und eine neue Art; Adela eir- culella; Sericoris Schulziana nebst mehrern Microlepidopteren, die bis jetzt noch nicht konnten bestimmt werden; Bombus ni- valis, Lapponum, eine ausgezeichnet schöne Tenthredinee mit sesägten Fühlfäden, wahrscheinlich eine neue Gattung, mehrere 307 Nemati und Ichneumonen; Tabanus borealis, alpinus; T'hereva fuscinervis; Rhamphomyza alpina, Morio, pusilla; Hydropho- rus spinimanus, alpinus Bhn. n. sp.; Dolichopus Stenhammari, maculipennis; Eristalis melanopa; Oestrus Tarandi (in der Be- gattung) und T’rrompe (ebenfalls sich paarend); Echinomyia al- pina Bhn. n.sp.;. Tachina cornula; Sarcophaga alpina; Aricia Alpicola, contractifrons nebst mehrern neuen Arten; Cordylura clavata Bhn. n. sp. und eine andre neue Art; Hirtea Umbella- tarum; Tipula nubeculosa. Auf der höchsten Spitze gegen die Schneegränze hin zeigten sich von diesen: Nebrina nivalis; Cy- chrus rostratus; Leiochitum arcticum; Amara alpina;. Patrobus septentrionis; Lina alpina; Argynnis Pales; Psodos trepidaria ; Geometra polaria vel nov. spec.; Chilo furcatellus; Oestrus Trompe; Echinomyia alpina; Anthomyza nov. sp. und Tipula nubeculosa. Ungeachtet genauer Nachforschungen konnte über das Vor- kommen einiger Muscheln in der Lappmark keine Aufklärung erlangt werden, mit Ausnahme der Perlmuschel (Unio |mar- garitifer) welche in ziemlicher Menge im Silbojock oder Perl- elf sich findet. An Schnecken ist ebenfalls in den höhern Ge- birgsgegenden Mangel. Nur bei Quickjock bemerkte ich Helix arbustorum L., H. ruderata Stud., H. fulva Müll:; Bulimus lubricus Müll.; Vertigo edentula Drap.; Succinea amphibia Drap.; Limnaea ovata Pfeiff. var. Die Rückreise von Quickjock wurde am 14. Aug. auf dem Wege der Hinreise angetreten. Bei dem Sumpf von Saggat wurden getroffen: Hyphydrus alpinus, bidentatus und Ichneumon Monticola; bei Tjomotis: Buprestis appendiculata; Helophorus fennicus; in der Nähe von Randijaur: Simplocaria picipes; Bomby:x lobulina (die Puppe); Dolichopus Sahlbergü; Cor- dylura livens; in der Gegend von Storsand: Upis ceramboides; Pytho depressus; Tetradoma Ancoru; Mwycetophagus mulli- punctatus; Bombus .arclicus; Phasia flavipennis Wahlb. n.sp.; Cryptophagus clavatus; . Oxytelus caelatus; Ennomos apicia- ria; Aylina Solidaginis; Coccyx decorana; Eristalis longula; Scaeva Grossulariae, alneti, annulipes , lapponica 42 und eine Varietät mit schwarzem. ungeflecktem Bauch, gutiata; Aylota bifasciata ; Anthomyza haemorrhoum; Simulia nana;. Perla vi- ridis; bei Bredäker: Bembidium nanum;, Dasytes obscurus; Haltica Praticola (gemein); Crı yptocephalus quadripustulatus, Pini; Cicadula Germari; Aeridium scriptum; Ophion ( Pani- scus) glaucopterus; Scopolia picta Wahlb. n. sp.; in der Nähe von Heden: .Cicada lineigera; Bombus Derhamellus; 308 Phasia muscaria, flavipennis und bei Räbäcken: 'Starabaeus stercorarius; Aphodius fimetarius; Colymbetes arctieus; Orso- dachna Betulae; Stenolrachelus aeneus; Miselia culta; Aylina Solidaginis; Corizus miriformis, Cercopis campestris,; Coceyz decorana (gemein auf Blumen von Solidago); Psocus vittatus; Sciodes n. sp. (ganz klein, weiss mit einem dunkeln Fleck auf jedem Oberflügel); Hydrophorus nebulosus; Echinomyia Mar- klini; Dexia triangulifera 2: Tachina discolor; Phasia flavi- pennis, convexa Wahlb. n. sp., nebst einer wahrscheinlich neuen Art der Gattung Helix, ausgezeichnet unter Anderm durch scharf erhöhte Ränder, die den Spiralwindungen folgen. Hämozoön des Hechtes. Hr. Dr. Berg in Stockholm hat dem Hrn. S. Loven Fol- gendes über gewisse, im Blute aus dem Herzen des Hechtes von ihm beobachtete — angebliche — Thierchen mitgetheilt: „Die Form des Thierchens ist wegen der Lebhaftigkeit sei- ner Bewegungen schwer zu bestimmen; wenn diese aber schwä- cher werden, so zeigt sie sich als ein etwas abgeplatteter, schmaler Cylinder, von welchem seiner ganzen Länge nach eine Art von dünnem Kamm oder einer Mähne ausgeht. Dieser Kamm, dessen Breite auf der Mitte des Thierchens am grössten ist und dort sich wohl bis zur doppelten Breite des Körpers oder Cylinders zu erheben scheint, verschmälert sich nach den bei- den Enden des Thiers. Am einen Ende des Cylinders meine ich eine kleine ringförmige Anschwellung gefunden zu haben, welche sich durch eine stärkere Lichtbrechung zu erkennen giebt. Auf der Mitte des Körpers sah ich auch bei einigen Individuen einige Puncte, welche innere Organe anzudeuten scheinen. Das kammförmige Gebilde scheint das vorzüglichste Bewegungsorgan des Thiers zu seyn. Es ist in einer gleichmässigen, wellenför- migen Bewegung, welche von dem einen Ende des Körpers bis zu dem andern fortgeht und die grösste Aehnlichkeit mit der Wimperbewegung besitzt. Wenn das Thier sich lebhaft schlän- gelt, wendet und rollt, so zeigt es sich, von oben angesehen, in den verschiedensten Gestaltungen und mit jeder Art von Aus- biegungen und Ecken, welche man am besten mit allen den For- men vergleichen kann, die ein im Wasser nach allen Richtungen herum geschleudertes Stück Leinwand annimmt. Die Grösse der mir zu Gesichte gekommenen Exemplare wechselte; die 309 Länge betrug etwa zwischen 1! bis 3mal die Breife eines der ovalen Blutkörperchen. Noch am sechsten Tage sah ich die Thierchen in einem zwischen zwei Glasscheiben hermetisch ein- geschlossenen kleinen Blutstropfen bei der gewöhnlichen Tem- peratur meines Zimmers von 12° leben. Was ihre Menge im Blute betrifft, so habe ich in®&inem kleinen Blutstropfen wenig- stens 8 bis 10 gesehen. Da ich unter fünf untersuchten Hech- ten sie bei vieren fand, so ist zu vermuthen, dass sie sehr oft vorkommen. Ansehen und Geschmack der Fische haben mir eben keine Veranlassung gegeben, auf etwas Krankhaftes bei ihnen zu schliessen.“ (Aus der Ärsberättelse om Zoologiens framsteg under ären 1840-—42 etc., 3dje Delen, | Crustacea, Vermes Linn.] af S. Loven, Stockh. 1844, p. 107—8, mitge- theilt vom Dr. Creplin.) Bemerkung des deutschen Mittheilers. Loven rech- net die hier beschriebenen kleinen Wesen zu der Infusoriengattung Amoeba Ehrenb., nach Valentin’s Vorgange, welcher andere, ähnliche, 'von ihm im Blute der gemeinen Forelle entdeckte zu derselben bringen zu müssen glaubte. Ich suchte im Herbste vor. J., nachdem ich die Berg’sche Beobachtung gelesen hatte, jene im Herzblute eines noch lebenden Hechtes (von etwa 1’ L.) auf und fand sie auch sogleich, obzwar ihrer nur wenige Exem- plare; bei einem zweiten, nur wenig grüssern, eben gestorbenen Hechte suchte ich sie vergebens; aber im Biute eines dritten, lebendigen, welcher noch kleiner war, als der zuerst untersuchte, traf ich sie wiederum. und zwar in grösserer Anzahl, als bei diesem, an. Die Gestaltung derselben scheint mir im allgemei- nen von Ber’ naturgemäss aufgefasst zu seyn und hat viele Aehnlichkeit mit den Zeichnungen, welche Gruby (Ann. d. sc. nat., 3eme serie, 1, auf Pl. 1, B, unter Fig. 1—3) von den ana- logen Gebilden aus Froschblute gegeben hat. Gruby nennt diese —, wie die aus dem Hechtsblute, höchst beweglichen, — Gebilde Trypanosoma sanguinis, sie als eine neue Gattung und Art von Infusionsthierchen betrachtend. Ohne Zweifel dieselben waren es, welche Mayer in seinem Spicilegium obss. anatom. de Organo electrico in Rajis anelectricis et de Haematozois, Bonnae, 1843, p. 11, unter dem Namen Amoeba rotatoria (e sanguine Ranae esculentae) beschrieben und Tab. III, Fig. 11, abgebildet hat, und die auch Gluge schon vor ihm — im Herz- blute eines Frosches — (s. Müller’s Archiv f. Anat. etc., J. 1842, S. 148,) gefunden hatte. Ich kann mich nicht davon überzeugen, dass diese, mit dem alleinigen Namen Hämozo&n (wenn man das Zoo» in dieser 21 310 Zusammensetzung nur in der allgemeinen Bedeutung eines mit Leben begabten Wesens. nimmt) gewiss. ganz gut bezeichne- ten. Gebilde wahre Thiere seien. Es fehlt denen aus dem Hechte, so viel ich gesehen habe, an allen thierischen Organen. Puncte, deren Berg erwähnt, habe auch ich bei. mehren gese- hen; sie zeigten sich aber nur, wenn sich diese Hämozoen aufs lebhafteste bewegten, und ich glaube nicht zu irren, wenn ich sie einer Täuschung zuschreibe, welche durch die ‘sich: schnell erhebenden und wieder senkenden ‚Spitzen. des Kammes entste- hen; bei den schwächeren Bewegungen. und. in den. ruhenden Hämozo@n kamen sie nicht zum Vorscheine, und Alles war dann homogen. Von einem ringförmigen Wulste bin ich gar nichts sewahr geworden. In einem einzigen Exemplare sah ich etwa in der Mitte des Körpers eine grosse, kreisrunde, helle Stelle, welche sich auch während der heftigen Bewegungen kugelförmig erhob und ohne Zweifel den Vacuolen zu vergleichen war, ‚die man in so vielen niederen Infusorien entstehen und wieder ver- schwinden sieht, und die nur eine ‚Eigenschaft der Materie, aus welcher sie, wie unsere Hämozoen, gebildet sind, zum Grunde haben, keinesweges aber Organe seyn können. Die Bewegung schien mir auch gar auf keiner thierischen. Willkühr zu beruhen; es war ein beständiges, äusserst schnelles, immerfort abwech- selndes Zusammenfalten und Ausbreiten, Ausdehnen und Einzie- hen der einzelnen Theile, Verbreitern und Verschmälern, Biegen und Strecken des ganzen Körpers, und bei allem diesem Treiben kam keine andere Ortsbewegung zu Stande, als die wenig be- deutende, welche eben nur durch die Heftigkeit jenes. schnellen, gleichsam convulsivischen Formwechsels erzeugt ward. —. Die Vergleichung dieser Hämozoen mit der Amoeba diffluens scheint mir gar nicht recht passend zu seyn, obzwar diese auch gewiss kein, ja noch weniger ein, Thier ist. Unsere Hämozoön stehen in der Reihenordnung lebenbegabter Bildungen etwas höher, als Amoeba diffluens, durch ihre, ebzwar sehr veränderliche ‚doch bestimmte Gestaltung: ferner unterscheiden sie sich von ihr dureh die Schnelligkeit der Bewegungen. Amoeba diffliens ist nichts Anderes, als — wie Voigt (Lehrb. d. Zoologie.) richtig‘ sagt — „ein helles Schleimklümpchen “ ohne alle’ bestimmte Gestalt, welches aber, vermöge seiner äusserst langsamen und dabei zu- gleich mannichfaltigsten Ausdehnungen und Zusammenziehungen eine Menge von Gestalten, die immer nur kurzen Bestand haben, annimmt. Sinnreich ist der Name Chaos Proteus, mit welchem Linne diese kleine ‚„rudis indigestague moles “ bezeichnete. 3ll ısRemak hat die vom Dr. Berg beschriebenen Hämozoen im 'Blute der meisten von ihm untersuchten Flussfische, und zwar constant in dem des Hechts, schon früher gefunden; ich wurde aber, obgleich sein Fund schon von Sieb old in dessen hel- minthologischem Jahresberichte für 1842 (in Erichson’s Archi, 1843, Bd. II, S. 333 —4,) angeführt worden ist, auf denselben erst, nachdem ich das Obige niedergeschrieben hatte, aufmerk- samer 'und 'verschaflte mir Remak’s eigene Notiz über den Gegenstand, in Canstatt’s medicinischem Jahresberichte, Jahrg. 1, H. 3. (1842), Leistungen der Physiol. i. J. 1841, S. 10, Anm. "Er nennt diese Wesen ebenfalls nur Gebilde, nicht Thiere, da es ihm nie geschienen, dass ihre Bewegungen für willkühr- licher zu halten seien, als die der Spermozoen; auflallendere Ortsbewegung habe ihm dort immer nur durch äussern Impuls bedingt geschienen; u. 8. w, Ueber ‚den Zug der Kraniche und die Namen Grus, Numenius und Graculus *), In der Sitzung der Akademie am 10. Octbr. v. J. theilte Hr. Sundevall eine Zusammenstellung der, in Folge einer Aufforderung der Akademie, aus verschiedenen Gegenden des Landes eingegangenen Beobachtungen ‚über den Zug der Krani- che mit, welche jedoch nicht so vollständig ausgefallen, als man wünschte und hoffen kann sie im folgenden Jahre zu liefern, in- dem die Aufforderung der Akademie zu diesen Beobachtungen aus mancherlei Ursachen verspätet wurde und an viele Orte erst dann gelangte, nachdem der Zug schon begonnen hatte. Inzwi- schen geben sie doch ganz gute Aufschlüsse und besitzen zu viel Werth, um sie nicht zu beachten, Sie haben gezeigt, dass die Kraniche während ihres Zugs nicht jede Stelle in Schweden zu so bestimmten Zeiten des I: passiren, wie einige Mit- theilungen aus Deutschland w Kuren des nächstvorhergegangenen Jahres zu beweisen schienen, dass sie es daselbst zu machen pflegen. Ferner kann es von Interesse sein bemerkt zu haben, dass eine sehr geringe Anzahl von diesen Vögeln in diesem Jahre über eine Gegend des südlichen Schonens eingezogen sind, woselbst, wie Hr. S. aus eigner Erfahrung weiss, sie frü- her (wenigstens vor 20 Jahren) in grosser Menge zu kommen ) Öfversige af Kongl, et Förhandlingar, Äre. ANt. 8: 168. u. f. 312 pflegten. Eine Vergleichung der Beobachtungen einiger ‘Jahre in Schweden und Deutschland wird ohne Zweifel zu einer nähe- ren Kenntniss über den Vögelzug leiten. In Verbindung mit der Mittheilung der Beobachtungen über den Zug der Kinniche hielt es Hr. S. für passend deren guten Namen zu vertheidigen. Hr. G R. Gray hat nämlich in seinem Werke: List of the Genera of Birds, dafür gehalten, Grus pavonia aus Afrika müsse ein eigenes Genus ausmachen, für welches er den Gattungsnamen Gras beibehält. Er hält dafür dieser Name bezeichne ursprünglich bei Linne diese angeführte Art, indem Linne, in der Ed. I. (1735) vom Systema Naturae, in die Diagnose der Gattung Grus, das Wort „ceristata“ aufge- nommen habe. Gray schlägt daher einen neuen Gattungsnamen: Megalornis, für die eigentlichen Kraniche vor. Aber was das Wort „eristata“ hier bedeutet ergiebt sich aus dem Syst. Nat. Ed. Il, woselbst die Diagnose für Grus ist: „caput cristatum cu- te nuda,‘“ welches, obgleich etwas ungewöhnlich ausgedrückt, wohl auf Grus cinerea passt, aber nicht auf Grus pavonia. Ausserdem führt Linne als Typus für die Gattung, in Ed. 1ma, den Namen „Grus“ und „Trana“ (Kranich) an. Der Gattungs- name Grus muss also in seiner gewöhnlichen Bedeutung beste- hen bleiben und der von Gray gebildete wegfallen. Aus gleich falschem Grunde hat Gray den Namen Nume- nius auf die Gattung übertragen, deren Typus Scolopax galli- nago (Telmatias Boje) ist. Er sagt nemlich, dass unter der Gattung Numenius, im Syst. Nat. Ed. 1. der Name Gallinago zuerst unter den Arten angeführt werde. Aber was der Name Gallinago dort bedeutet, ergiebt sich aus der Ed. 11., woselbst Linne, als dessen Synonym, den schwedischen Namen Vind- spole hinzusetzt, welcher nur unserem Numenius arguata zukömmt. Ausserdem findet sich gerade der Name ‚arguata‘“ unter den Arten von Numenius in der Ed. 1. und im Fall Gray die Ab- leitung dieses letzteren Namens (von vorwnvıa, Neumond) bedacht hätte, so hätte er gefunden, dass er hauptsächlich den darunter angeführten krummschnäbligen Arten zugehörte. Der Name Nu- menius muss also seine gewöhnliche Bedeutung beibehalten, und der von Gray vorgeschlagene Cracticornis muss verworfen werden. Endlich kann noch bemerkt werden, dass die Gattung Carbo oder Phalacrocorax der Neueren, im Syst. Nat. Ed. 1. Gracu- lus heisst, welcher Name, als der älteste, beibehalten werden muss. Gray und Strickland haben unrichtig hier den Namen Graucalus; angewandt, welcher später durch einen Druck - oder Schreibfehler bei Moehring entstanden ist. [Hsch.] Derselbe zeigte eine Sylvia suecica vor, welche der Con- servator beim Reichsmuseum,, Hr. Meves, in dem Garten des Garten - Vereins in Stockholm am 27. Septbr. gefangen. Hr. M. hatte das Jahr vorher um dieselbe Zeit ein Paar Exemplare, welche sich nun im Museum ausgestopft finden, gesehen und er- halten; aber ihre Scheuheit und Fähigkeit sich zu verbergen und ihr Aufenthalt auf dem Boden, unter Gebüsch, auf feuchten Stellen, macht, dass man sie nicht leicht findet. Die Farbe des Schwanzes ist es woran man sie indessen immer erkennt. Letzt- verflossenes Jahr hielten sich mehrere Stücke auf derselben Stelle 14 Tage , während des Schlusses vom September und Anfangs October, auf. Durch diesen Fund hat also Hr. M. den vorher unbekannten Zug dieses Vogels, worüber oft ungewisse Vermu- thungen aufgestellt worden sind, aufgeklärt. Ohne Zweifel wird man. sie bald an mehreren Stellen niederwärts in Schweden, im Herbste, während der Zugzeit von Lappland nach Afrika, finden. [Hsch.] Briefliche Mittheilung des Hrn. Assessor C. Fr. Plagemann in Umeä, an den Gärtner des Garten- Vereins in Stockholm, Hrn. Mül- ler; mitgetheilt von diesem. | Umeä, den 15. September 1844, Hienebst nehme ich mir die Freiheit Ihnen beifolgende Saa- men zu senden, die ich in meiner kleinen Garten - Anlage ge- sammelt habe (Trollius europaeus, Prunella alba grandiflora, Linum perenne fl. albo, Scabiosa caucasica), und wünsche, Sie mögten dieselben in dem grossen herrlichen Garten, welcher Ihrer so würdigen Aufsicht anvertraut ist, anwenden. Der Saame von Trollius europaeus ist jedoch in Jemtland gesammelt, wo dieses Gewächs überall wild wächst, aber auch in Gärten gezo- gen, viel schöner wird. Der Winter ist hier in Umeä gewöhn- lich scharf und ausdauernd, jedoch halten ihn folgende von mir hier gezogene Gewächse gut aus: z. B. Primula elatior, Auri- cula; Stenactis speciosa; Scabiosa caucasica; Oenothera fruti- cosa; Aquilegia canadensis, speciosa, stellata; Aconit. Napel- lus; Polemonium gracile; Hesperis matron. und tristis; Lychnis dioica; Agrostemma coronar.; Paeonia; Hemerocallis; Hyacin- thus botryoides; Dianth. barbatus,, plumar.; Spiraea salicifol.; Hyperic.elegans (3Fuss hoch); Papav. nudicaule ; Iris german. ; Potentilla pilosa, P. atrosanguinea; Salvia Tenorü; Lupinus polyphyll., L. Milleri; Saussurea pulchella (4 Fuss hoch); Achillea magna (3 Fuss hoch). 314. '’Ich habe meinen Garten jetzt etwas‘ erweitert ,”und' werde mir im künftigen Frühjahre eine Einrichtung machen, um’früher als sonst Pflanzen zu bekommen von eirca 200 Sorten Blumen- Saamen, welche in gläsernen Röhren verwahrt’sind, welche an der Glasblaser-Lampe zugeschmolzen sind, und da’ die Luft und Feuchtigkeit dadurch abgehalten wird, hoffe ich die Saamen da- durch weit länger, als gewöhnlich , frisch erhalten zu wer rs wenigstens einige Jahre länger. Bei dem Gebrauche schneide ich ‘das Ende der Röhre mit einer Feile ab, nehme so viel ee als ich brauche und ge die Röhre wieder zu. ; {m nächsten Jahre werde ich mir zur Auktheilhs meiner- seits Topfgewächse , anstatt Saamen, ausbilten, wur: wünsche mir Salvia patens, Lobelia fulgens, Lyehnis fulgens und Rosen. Könnte ein Steckling von Jasminum officinale mit weissen stark riechenden Blumen erhalten werden, so wärs mir sehr lieb. Ich werde im nächsten Frühjahr der Vereinigung ein 4jähriges gro- sses Exemplar von Justicia Adhatoda senden, welches noch nicht geblühet hat, vermuthlich an Mangel erforderlicher Wärme (da ich ‚kein Treibhaus besitze). Ich habe selbst 50 Topfge- wächse, worunter folgende: Malva Capensis, M. Alcea rosea; Salvia coccinea; Fuchsia coccinea; Nerium splendens (bekömmt jährlich Knospen aber kömmt nicht zur Blüthe); Celsia grandi- flora; Rosa semper florens; Nelken; Lavatera arborea , 10 Fuss hoch, gab dies Jahr viel Saamen. Eine Rosa Provincialis blühte vor zwei Jahren, als ich sie in Stockholm kaufte, treibt seitdem jährlich neue Zweige aber will nieht blühen. Lupinus Cruckshanksii mit weiss, blau und gelben wohlriechenden Blu- men, wird im Freien beinahe 3 Fuss hoch, blüht herrlieh, aber muss im Herbst eingeschlagen werden, da der Saame sonst nicht reif wird. Zupinus hirsutus, Lobelia Erinus und ED lina coelestis habe ich auch in Töpfen gezogen. Im Freien habe ich diesen Sommer einige 70 Arten gehabt. Nachdem wir einige Wochen Südwind gehabt haben; wobei die Blumen sich gut befunden, hat heute der Boreas' sich einge- funden, und da wird die Blumenfreude folglich bald zu Ende seyn. Die Saamen, die ich’ im Frühjahr für den Küchengarten bei ‚Ihnen kaufen liess, waren alle gut, allein der Blumenkohl und Zucekerhutskohl ist bis dato blos in Blättern, vermuthlich weil der Saame aufs freie Land ausgesäet wurde. Die Küben, Majo- ran, Mohrrüben und alles Uebrige ist gut gelungen. Weisser Kohl oder sogenannter Kopfkohl, gelingt in dieser Gegend nie- mals, sondern muss von Stockholm verschrieben werden. 315 | Verzeichnis ‚der Pflanzen, woloi die Hrn. Assessor C. F. Plagemann und J. Linder 173 -in-Umeä' im Jahre 1843 kultivirten. Sträucher. Acer platanoides Berberis vulgaris Corylus Avellana Lonicera Periclyme- num Populus balsamifera Ribes aureum - nigrum - rubrum - TUva crispa Robinia Caragana Rosa canina - centifolia - alba - pimpinellifolia Pyrus Malus (Kern- 'wildlinge) - baccata (Kerm- ""wildlinge) Sambucus nigra (Kernwildlinge) Spiraca salicifolia - fl. albo Syringavulgaris - b. Staudengew, Aconitum Napellus Achillea magna - Ptarmica Agrostemma Corona- ria -- Flos Jovis M. Alcea rosea Aquilegia canadensis - vulgaris - speciosa Im Freien. a, Bäume und |Ob und wann ‚sie geblüht: noch nicht ge-} blüht. im Juni. noch nicht ge-f blüht. im Juni. noch nicht ge-| blüht. Juni. nicht gebl. Mai. Juni. Juli. Juni. Juli. Juni. Juli. August. Juni. ilris germanica #Malva sylvestris 'Ob und wann Staudenge- wächse. sie geblüht: Artemisia Abrotanum| August; IPhalar. arund. pieta Inos jAstrantia major Juli. IBellis perennis Juni, |Campanula Medium (&) Juli. ICentaurea dealbata | noch nieht geblüht. 1 - macrocephala = iColchicum autumnale DET IDianthus barbatus Juli. - chinensis te - Caryophyllus Juli. - - . plumarius den Sommer hindurch. |Digitalispurpurea (&)| noch nicht - geblüht. | - aurea — iDelphinium elatum Juli. jHemerocallis fulva - August. iHesperis matronalis Mai. I - teistis Juni. Hyacinthus botryoi- \ des - mit En: Mai und Juni. Var. | - graminifolia ? i - Pseudacorus nicht in die- sem Jahre Lilium bulbiferum Juni. | - Martagon Juli. - candidum August. - croceum - Linum perenne Lupinus polyphyllus Juli. ALychnis chalcedonica|) August. Myosotis scorpioides |d.ganz.Somm, 316 Staudenge- Ob und wannf Einjährige. [Wann sie gbl. wächse. sie geblüht. |Cerinthe minor den Sommer Oenothera fruticosa Juli. hindurch. Oxalis esculenta August. |Cheiranthus annuus August. Papaver bracteatum Juli. Clarkia elegans Juli. - nudicaule Juni. - pulchella - Potentilla atrosangui- Collomia coccinea August. nea - Collinsia bicolor Juli. - pilosa Juli. Convolvulusmajor (?2)| August. Paeonia officinalis Juni. - tricolor - Polemonium caeru- Coreopsis tinctoria Juli. leum - - Drummondi - - caeruleum fl. albo - Datura Tatula September. - gracile - Dracocephalum mol- En Primula acaulis - davicum August. - elatior Mai. Echium violaceum -. - veris = Erodium moschatum Juni. - Auricula - Erysimum Perofskia- Ranunculus repens Juni. num August, Rubus arcticus - Eschscholtzia pallida Juli. - ‚odoratus September. fEutoca Wrangeliana - Salvia Tenorii Juli. Gilia achilleifolia - Saussurea pulchella | September. - tricolor - Scabiosa caucasica noch nicht [Godetia lepida August. geblüht. - BRomanzovii - Stenactis speciosa September. | - rubicunda E Viola violacea (?) Juli. Gypsophila elegans - - tricolor Juni. Helianthus annuus September. Helichrysum fulgi- e. Einjährige. | Wann sie gbl. dum August. Anagallis latifolia den ganzen |Iberis amara Juli. Sommer. - umbellata Juni. Anoda Dilleniana August. jIpomoea purpurea September. Amaranthus caudatus September. Lathyrus odoratus August. - monstrosus August. Lavatera trimestris - Astragalus baeticus - Limnanthes Douglasii Juli. Aster chinensis, mit Juli. Linaria bipartita - Var, Lobelia Erinus August. - ‚tenellus - Lupinus mutabilis Briza maxima August. Crucksh. - Cacalia sonchifolia Juli. - hirsutus - Calendula officinalis August. - Juteus - - pluvialis - Malope grandiflora ie Centaurea Cyanus Juli. - trifida Juli. - moschata - Malva mauritiana - - suaveolens - Nemophila atomaria August. BEN Tr ART Nemophila insignis Nigella damascena Nicandra physaloides Nicotiana' alata Nolana atriplicifolia Omphalodes linifolia Oxyura chrysanthe- . moides Papaver Rhocas - somniferum Phacelia tanacetifolia Prismatocarpus Spe- culum Rudbeckia amplexi- | caulis Scabiosa atropurpu- rea Senecio elegans Schizanthus pinnatus Silene Armeria - noctiflora - ornata . - pendula . Tagetes erecta - patula Trifolium incarnatum Tropaeolum atrosan- guineum Tolpis barbata Zinnia elegans 4 Topfpflanzen: Aloe variegata \ Antirrhinum imajus Cactus alatus (Cereus) = Speciosus = = flägelliformis = Campanula pyramida- lis Canna indica Celosia cristata Celsia grandiflora Döntäurea macroce- phala:; Einjährige. » Ob und wann} sie geblüht. Juli. August. September: August. ? ‘ Juli. August. Juli. September. Angust. Juli. Juni. Au gust. Juli. zu ungleichenf Zeiten. 2 Juli. noch nicht gb.! August. Juli: Juli. 317 are S Ob und wann | Topfpflanzen. | sie geblüht. | Cheiranthus Cheiri | den Sommer hindurch. - ineanus August. 5 Commelina coelestis Juli. | Cytisus alpinus i ? i - nigricans Faitur | Dahlia variabilis Juli. Fuchsia gracilis d.ganz.Somm. I - Zulgens August: | Gnaphalium panicu- | 1. latum ? i - foetidum 2 ı Heliotropium peruvi- anum Juli. i Hemimeris speciosa August. I - urticifolia d.ganz.Somm. | Leucojum aecstivum August. I Tinaria latifolia noch nicht eb. | Lupinus Marschallia- nus August. | Malva Alcea - | - capensis noch nicht gb: | Melissa officinalis ? | Mimulus Iuteus. August. {| - moschatus d.ganz.Somm. | Nareissus poeticns Juni. 1 Oenothera bifrons [noch nicht gb. - grandiflora = - tetraptera PR i Passiflora cocrulea August. i Pelargonium zonale April. - grandiflorum Mai. - Niobe Juli. i Phlox paniculata September: | Primula Auricula Juni. | Prunella alba gran- N difl. Juli. i Pyrola maculata Ro | Reseda lutea Juli. 1 - odorata Juni. | Rhodopsis speciosa noch nicht gb. E Rubus caesius nicht in die- sem Jahr. | Salvia coceinea d.ganz.Somm; u 318 Ob und wann Topfpflanzen. | siegeblüht. Salvia patens September. Sedum aizoides August. Streptocarpus Rhexii| Juli. Trifolium Melilotus |noch nicht gb. Viola tricolormaxima Juni. Dianthus Caryophyl- lus - Cupressus sempervi- rens noch nicht gb. Cineraria maritima Mai. Ob und wann _ Topfpflanzen. | siegeblühet. Ficus Carica trägt Frucht jährlich. Gnaphalium orientale Mai. Justicia Adhatoda n.n. Lavatera arborea -. Myrtus communis Juli. Nerium Oleander - Rosa semperflorens | ganze Jahr: - tenuifolia mit Var. Mai. Viburnum Tinus - Anm. Die bei den Pflanzen verzeichnete Blüthezeit bezeichnet den Zeitpunkt, wo die erste Blume sich zeigte. Viele fahren fort zu blühen, tief hinein in unsern Herbst, besonders die Einjäh- rigen, und ist der Herbst bei -uns oft der blumenreichste Monat. J. Linder Umeä, den 10. September 1843, BN-E23) xE. . ie Vaterland der Gewächse. \ Von Dr. Elias Fries. Aus dem Schwedischen übersetzt von Mornschuch'*). Befreie bloss die Dinge und Du wirst frei, Befreie Dich selbst und Du machst sie frei. Stagnelius. „BBie Pflanzengeographie,“ sagt Schleiden, ‚ist ein ziem- „lich wunderbares Ragout von meteorologischen, geologischen, „Pflanzenphysiologischen , statistischen, historischen und noch „mehreren Brocken. Ich will nicht bezweifeln, dass ein solches „Gemenge unter A. von Humboldt’s Zubereitung einen „recht köstlichen und pikanten Geschmack bekommen kann, aber „das Recht desselben, als eine eigene Disciplin oder als ein „integrirender Theil der Botanik aufzutreten, muss ich. ganz „und gar bestreiten.“ Auch diese Aeusserung scheint mir zu streng und auch einseitig, obgleich wir nicht läugnen können, dass diese Wissenschaft noch auf unfreiem, fremdem (besonders meteorologischem) Grunde ruht; dass die Lehre von den Statio- nen der Pflanzen von Meyen so unwissenschaftlich, als mög- lieh behandelt wurde; dass die sogenannte Pflanzenstatistik, wo sie Alles auf Zahlen setzt, wo bloss die Beobachtung eines Jahres gefordert wird um Alles zusammen zu verrücken, wohl eine nützliche Uebung in der Berechnung des Decimalbruchs sein kann, aber im übrigen eine höchst veränderliche Arbeit ist und unendlich richtiger: zur physischen Geographie gehört. *) Aus E. Fries Botaniska Utflygter B. 1. 8. 299— 328. 22 320 Das Vaterland der Gewächse. Aber da die Geographen bisher diese interessanteste Seite ihrer Forschungsart übersehen haben; da die Botaniker, in Folge von ihren speciellen Studien, am geschicktesten sind dieses für Kultur und Produetionsvermögen des Landes so wichtige Feld zu bearbeiten, so scheint es uns ihnen mehr zum Verdienst angerechnet werden zu müssen, als zum Tadel. Auch können wir unmöglich uns vorstellen des Vfs. Absicht sei gewesen, mit dem angeführten etwas freien Urtheil einen Schatten von Spott über die Sache oder die verdienten Männer zu werfen, welche die von den ältesten Zeiten in der speciellen Botanik niedergelegten Materialien für diesen Zweck geordnet. Aus ei- nem für alle empirischen Wissenschaften richtigen Instinkte hat man zuerst eine Menge specielle Facta gesammelt, sie mit an- deren, gewiss ausserhalb der Botanik liegenden, jedoeh nahe verwandten verbunden — und man wird nicht bestreiten können, dass gerade dieses während der letzten Decennien der speciel- len Botanik Leben und Schwung gegeben und ein grösseres Publikum für sie interessirt hat. Die Geographie, in ihrem ausgedehntesten Umfang z. B. auch die Geologie umfassend, ist der Boden, worauf alle histo- rischen Diseiplinen ruhen und sich bewegen, und deshalb wur- den am natürlichsten diese botanischen Beobachtungen damit verbunden. Aber wir sind für unser Theil überzeugt, dass die Pflanzengeographie in einer Zukunft auch auf rein botanischem Grunde wird aufgeführt werden, wo sie der specielle, ange- wandte Theil der Phytonomie wird. Der Gegenstand der Phy- tonomie ist das Verhältniss des Pflanzenreichs zur Aussen- welt; sie nimmt, ausser mehreren neuen, die Fragen auf, wel- che früher zur @ewächsphysiologie (welches Wort Schleiden, nicht ohne Grund, als unpassend, aus der Botanik ausgestrichen hat) gerechnet wurden; aber nicht der Morphologie gebühren. Der Phytonomie specieller, angewendeter Theil wird die Pflan- zengeographie; und wäre es erlaubt den Werth einer Wis- senschaft nach ihrem Einfluss auf die menschliche Kultur zu beurtheilen, dürfte sie wohl einen der ersten Plätze verdienen; da sie gerade die Hauptbedingung zur Erfüllung von der Be- stimmung des Geschlechts, den Zweck von der Mission des Menschen auf der Erde, abhandelt. $. 2. Die Natur wurde dem Menschen in der Schöpfung zum Königthum überlassen; aber jede Herrschaft, welche nicht zu- gleich Schutz ist, wird Gewalt und wirkt zerstörend. Der Das Vaterland der Gewächse. 32 verwilderte, rohe Naturmensch steht zu Allem ausser sich im feindlichen Verhältniss; er will die Natur tyrannisiren, nicht schützen; gleich dem Raubthier findet er ein Vergnügen an der blossen Zerstörung. Dornen, Disteln und die so treflend be- nannten Ruderalpflanzen, hässliche oder giftige, folgen der Spur “der Zerstörung; mit Recht kann man dann sagen: die Erde sei des Menschen wegen verflucht. Diesen Fluch zu lösen, die verlorne Schönheit wieder herzustellen und ihre Producte zu veredeln ist der Zweck der Kultur; eine unumgängliche Bedin- gung für das Gedeihen der ganzen organischen Natur und noch mehr für die höhere, geistige Entwicklung des Menschen. Wo der Mensch die Natur von seiner eigenen Zerstörungslust be- freit, tritt er auf die Bahn der Civilisation. Aber um die Na- tur in ihrer ursprünglichen Schönheit wieder herzustellen, ihr Productionsvermögen auf die höchste Höhe zu treiben, wird nicht bloss Arbeit und Kampf erfordert, sondern auch die hö- here Einsicht, welche die oben genannte Wissenschaft verleiht. Dass die Natur, deren äusserer Ausdruck die Vegetation ist, aus der Hand des Schöpfers ausgegangen oder primitiv, in allen Ländern, in ihrer Art reich und schön gewesen, haben . wir viele Anleitungen anzunehmen. Auch wo das Klima nun mehr allen menschlichen Anstrengungen entgegenwirkt, z. B. in den öden Gegenden Sibiriens und auf den in Schnee gehüll- ten Küsten des Südmeeres, finden sich unverkennbare Beweise von einem glücklicheren, verronnenen Zeitalter. Die Oasen in Zara sind zurückgebliebene Denkmäler von der ursprünglichen, verschwundenen Herrlichkeit. der Wüste; das blühende Palmyra und viele andere reiche Orte sind durch das sich ausbreitende Scheusal der Verwüstung gefallen. Aber wir besitzen auch viele Beweise für das Vermögen der Menschenkraft (wenn sie ihren Beruf kennt) dieser entgegen zu wirken, ja! sie zu über- winden*). Beinahe überall, wo wir der Verödung von ihrem Beginn an folgen können, wie auf unseren Flugsand- und Hun- ger- Feldern **), finden wir, dass sie die Strafe für das Verbre- *) So wurde die Stadt Engelholm im vorigen Jahrhundert mit Zer- störung von dem Krebs des Flugsandes bedroht, aber durch ihre Pflanzungen wird sie jetzt von herrliehen Hainen umgeben. Die Besitzungen zweier grossen Dörfer in Christianstadts Lehn wurden davon aufgefressen bis der Besitzer von Vidschöfle einen Damm dagegen setzte. Während der späteren Lnstra hat die Akademie des Laandbaues überall mit besonderer Fürsorge und Erfolg die "Dämpfung des Flugsandes umfasst. Die meisten von diesen sind innerhalb der historischen Zeit durch die Zerstörung des Menschen entstanden. Ursprünglich sind sie *F) 22 * 9322 “ Das Vaterland der Gewächse. chen des Menschen gegen die Natur sind. Bei der Entdeckung | ‚Islands war das Land noch.unbetreten von des Menschen Fuss, waldbewachsen mit kräftiger Vegetation; die ‘ersten Eroberer zerstörten mit Feuer den Wald, welcher nunmehr verschwun- den ist und die Vegetation nimmt mit jedem Tag ab*). Allein späteren Zeiten entdeckten Länder haben, in Hinsicht auf das Klima, in dem Verhäftriss in welchem der Mensch darin nicht zerstörend eingegriffen hatte, eine reiche und üppige Vegetation gehabt; die Gewalt des Menschen bewirkt ihre Verwilderung um so mehr, je mehr das Klima hart und ungünstig ist; aber ihre Veredlung führt auch in demselben Verhältniss reicheren intellectuellen Gewinn mit sich. Alle die ältesten, blühendsten Kulturstaaten, z. B. Assyrien, Palästina und sämmtliche unter türkischer Gewalt befindlichen Länder, sind verwildert worden, als sie in raublustige Hände fielen, welche nur die Natur aus- zuplündern suchten. Spanien, diess von der Natur mit einem 'so glücklichen Loose beschenkte, ist schuldhelastet dadurch, dass es nach Vertreibung der Araber, deren schönere Siege über die Natur des Landes zu verfolgen, im Streben nach dem Golde Amerikas ausser Acht gelassen. Die Geschichte weist nicht ein einziges Volk, als im Genuss von dem Glück der waldhewachsen gewesen, durch die Zerstörung des Waldes und die Verheerungen des Feuers sind sie geworden, was sie sind. Noch heute will der Wald wiederwachsen auf den kahlen Heiden z. B. in Sunnerbo u. a. O., aber ein beständiges Abschwenden F) von der Oberfläche hat auf mehreren Stellen den Boden aller ed- leren Vegetation beraubt. Bei Ljungby ist diess Uebel in eine of- fene, fressende Wunde, den Flugsand, ausgebrochen. Am Sce- strande werden dergleichen dadurch gebildet, dass der für neuen Landgewinn gleich dem Sande aufgeworfene Verband, der 'Vang, abgekratzt wird. — Wir werden künftig noch mehrere Beispiete liefern. Auch das Klima wird durch Vernachlässigung der Natur » verpestet, Z. B. an mehreren Orten in Italien. a +) Abschwrenden, schwenden (svedja) nennt man dag’in Schweden häufig stattfindende Verfahren die Bäume abzuhauen, trecken werden zu lassen, sie dann anzustecken, Zweige, Nadeln und das auf dem Boden wachsende Heidekraut abzubrennen "und dann in die Asche davon zu säen. Anm..d. Red. *). Unsere [Schwedens] westliche Küsten, vorzugsweise Bohuslehn, " bezeugen, dass jetzt kein Wald hervorkommen kann wo er früher üppig gewesen ist. Die genannte Landschaft ‘giebt. gleichwohl während der letzteren 30 Jahre einen erfreuenden Beweis davon was 0 ©. die Kultur vermag; nachdem man auch den Reichthum des Meeres aus- “ “geplündert, wendet man sieh zur Würdigung der Vegetation seines ‘"Landes', wodurch dieses Land nun schöner und mehr gesegnet st, als während. der reichsten Fischzeit.:- Vergl. Bar. M, v. Dübens ‚Reise - Bemerkungen in Bohus. Das Vaterland der Gewächse. 323 Kultur gewesen, nach, welchem diese nicht als Erbtheil durch Erfüllung seines ersten irdischen Berufes seines Landes Natur zu veredeln und dessen vegetative Kraft zu erhöhen, zugefal- len. Gottes Friede über die Natur, worauf die politischen und wissenschaftlichen Weltstürmer, mit den absoluten Ansprüchen mit Verachtung niederblicken, wie der wirkliche Eckstein der Kultur — und eben so gewiss, wie für die moralische und gei- stige Welt das Gebot am höchsten gilt: suchet zuerst das Reich Gottes, so gilt für die physische und leibliche der schon vor des Menschen Abfall von daher gegebene Befehl: herrschet über die Natur, ohne dessen Erfüllung der Se- gen der Kultur, mit seinem Füllhorn, niemals Volk und Land zufallen kann*). Man möge es uns nicht zur Last legen, dass wir über die Idee der Wissenschaft hoch zu denken wagen, denn dadurch werden wir selbst gedemüthigt, indem wir einsehen, wie viel uns mangelt unsern wahren Zweck erreicht zu haben. Die Zeit, das Geschlecht, welches sich am höchsten schätzt, seiner Weis- heit und Stärke schmeichelt, hat durch diess Vertrauen auf diese schon seine Herrlichkeit und den höheren Beistand’ ver- _ loren, welche die unbezwingliche Kraft der Unschuld und Re- signation ist. Und Keiner erfährt diess im reicheren Maasse, als die Arbeiter in den Weingärten des Geistes und der Natur, deren ideeller Beruf ist, dass Jeder auf seinem Wege das Pa- radies auf Erden wiederherstelle. Die Naturforschung, welche nicht religiös, friedenstiftend zwischen dem Menschen und der Natur ist, muss. gleich wie jede Religion , welche nicht frieden- stiftend zwischen Gott und dem Menschen ist, dem Egoismus und dem Princip der Zerstörung huldigen. In der doppelten Bedeutung des Wortes: Kultur und Paradies, wird angedeutet, dass das irdische und. geistige Fortschreiten unscheidbar sind, ja nach den Gesetzen der Natur muss des ersteren Zuwachs der Blüthe des letzteren vorhergehen. "3 6. 8 Auch wo der Mensch nicht mit Vorsatz feindlich gegen die Natur verfährt, giebt es kaum einen Moment, welcher tiefer in *) Der Schutz über die Natur, welcher eine Bedingung für die Entwicklung der Menschheit, für die Herrschaft der Kultur und den Frieden auf Erden ist, ist in diesen Tagen unter uns öffentlich erheben und mit geistiger Wohlredenheit nachgewiesen worden, 324 Das Vaterland der Gewächse. eines Landes Physiognomie eingreift, als des Menschen Besitz- nahme desselben. Schutzlosigkeit und Unkenntniss stiften eben so viel Böses in der Welt, al Bosheit; höhere Eimsicht ist die Bedingung für alles Fortschreiten. Der Wilde, stolz wegen seiner rohen Kraft, führt mit der ganzen organischen Natur Krieg; der Nomade schützt nur ihren einen Theil, aber feind- lich gegen die Vegetation untergräbt er das Mittel für seinen eigenen Bestand. Nur der Ackerbauer, welcher die ganze 0T- ganische Natur umfasst, kann zu dem Genuss der höheren Vor- theile der Kultur kommen. Auf derselben Erdfläche, wo ein Wilder, anbetend seine am meisten gefürchteten Naturfeinde, z. B. Schlangen, Gewitter u. s. w,, sein elendes Leben fristet, leben 10 Nomaden gewiss ein glücklicheres, dennoch unruhigeres Leben, freundlichere Mächte, die Sterne und die mit ihnen verbundenen Thiere, verehrend. Aber wo 10 Nomaden sich er- nähren können, da können 100 Ackerbauer wirklich leben, das Ganze umfassend zuerst sich zur Quelle alles Daseins erheben — und so die Wiedergeburt ihres Eigenthums wie die der Na- tur versuchen. Wie die Nomaden von den Ackerbauern ganz vertrieben wurden, nachdem Kain den Abel erschlagen, so ver- drängten die edleren Erndten der Kultur die wilde Vegetation; die Civilisation vertilgt, so viel als möglich, sowohl die Eigen- thümlichkeiten in der Flora des Landes, als in dem Geist des Volkes. Während dem der Mensch sich das ganze Land unterwarf und zu seinem Schutze das fruchtbarste anbauete, musste ein srosser Theil der gerade auf diesem vorkommenden, ausgezeich- netesten, edelsten Pflanzenproducte verschwinden. Vorzüglich gilt diess von denjenigen Naturproducten, welche der Mensch für seinen Bedarf am fleissigsten aufsucht; so lange die Natur selbst sie in Menge hervorhringt, denkt Keiner auf ihren Schutz, z. B. noch heute in Schweden an den des Waldes; sondern erst nachdem die von der Natur erzogenen beinahe ausgerottet worden, nimmt man auf deren Wiedererzeugung Bedacht, wie des Waldes in Dänemark und Norddeutschland. Man wählt dann die für sie am meisten passenden Stellen und nachdem sie auf diese Art Kulturpflanzen geworden, verschwinden sie als eigentlich wildwachsende, und der nunmehr selbstgesäete Bestand davon wird für verwilderte*) angesehen. So, unter *) Viele von unseren angebauten schwedischen Gewächsen z.B. Aepfel, Birnen, Berberitzen, Akeley, Moorrüben, Rüben, Pastinacken, Spargel, Sellerie, Waid und mehrere, sind unbestreitbar vollkom- Das Vaterland der Gunitchr 325 unzähligen Beispielen, ist das Verhältniss mit den Nadelbäumen in Dänemark. Dieses ist die wirkliche Ursache, weshalb so viele Kulturgewächse nun als wildwachsende ausgegangen sind; ihr eigentliches Vaterland kann nicht durch empirische Beweise, aber durch rationelle*) von allgemeinen pflanzengeographischen Gesetzen erörtert werden. So ist der Lein (die Gattung Lein hat ihr Maximum in Europa; wo eine Gattung ihr Maximum hat, da ist das Vaterland für ihre ältesten Arten) eine europäische Pflanze, ältere Botaniker sahen sie für wild an, sogar Rajus, welcher in diesem Fall sehr genau war; nun. hält man sie über- all für verwildert, obgleich man kein anderes Vaterland als „in Europae agris“ für sie angeben kann. In Amerika hat man angefangen zu bezweifeln, ob die Kartoflel (Solanum tuberosum) wild sei. Während des letzteren Jahrhunderts haben wir meh- rere Beispiele von Pflanzen gehabt, welche in gewissen Ge- genden durch begehrliches Nachsuchen beinahe ausgerottet worden und Gegenstand der Kultur werden mussten, z. B Oxalis Acetosella in der Nachharschaft der Oxalsäure-Fabriken; ja, sogar Alpengewächse, z. B. Gentiana Iutea und purpurea. Inula Helenium war noch vor 50 Jahren in den westlichen Provinzen [Schwedens] nicht besonders selten, ist aber jetzt grösstentheils ausgegraben. Asarum, welches zu Leche’s Zeit häufig bei Heckeberga und damals zugleich eine begehrte Arzneipflanze war, wurde schnell beinahe ausgerottet. Es sind gerade die ausgezeichnetesten, für den Menschen wichtigsten men einheimisch bei uns, obgleich man sie gewöhnlich für einge- führt hält, nachdem sie allgemein angebaut werden; mehrere haben sich vortrefllich in den einsamsten nördlichen Wäldern wild erhal- ten, z. B. Hopfen, Johannisbeerarien u. s. w.; die Vogelkirsche findet sich irn den wildesien Wäldern in Nord-Smäland und auf dem Holberge in Ost-Gothland. Man hat auch vermuthet dass die Mehlbeere (Crataegus Aria) bei uns eingeführt sei, bloss deshalb, weil sie zugleich angebaut wird; aber sie findet sich nicht ausser Schweden wild. Fragaria elatior ist auch. sicher einheimisch ; se fand ich sie letziverflossenes Jahr auf einem Bergrücken bei Fun- bosjö in Upland. *) Als ein Beispiel wollen wir Brassica campestris und Drassica Napus anführen, deren Vaterland man ausserlands als unbekannt annimmt. Da sie vor der Entdeckung Amerikas gekannt waren und dort fehlen, so können sie nicht davon herstammen. Von der südlichen Hemisphäre können sie es aus derselben Ursache nicht; alle Cruciferen von daher gehören zu einer eigenen weit davon verschiedenen Gruppe, und zwischen den Wendekreisen gedeihen keine Cruciferen, Also müssen sie von den kalten, temperirten Zonen herstammen, wo die Familie ihr Maximum hat. Aber in Nordasien sind sie erst von den Europäern in den spätesten Zeiten eingeführt worden, folglich sind sie europäischh 326 Das Vaterland der Gewächse. Pflanzen, welche die empfindlichsten , die am leichtesten ver- schwindenden sind; hierin liegt ein directes Gebot für den Men- schen sie in seinen Schutz zu nehmen, ehe Unkräuter und Un- geziefer ihre Stelle einnehmen, welche endlich die Plünderer selbst vertreiben. Die alten Kulturländer z. B. Griechenland, der Orient, Egypten haben relativ eine dürftige Flora, dagegen die noch im Naturzustande befindlichen eine reiche, wilde Ve- getation, z. B. Neuholland, Amerika, auch in den kälteren Ge- senden, gegen die Isothermen in der alten Welt. Das erstere kann man von dem ganzen mehr angebauten Europa sagen, wo der ursprüngliche Reichthum nur zum Theil noch in Berggegen- den übrig geblieben ist, in welchen man gewöhnlich die auf dem ebenen Lande angebauten Bäume u. s. w. wild findet.: Diess erklärt zugleich, weshalb man in Schweden nicht bezwei- felt, dass eine grosse Menge Pflanzen hier wirklich wild sind, welche man in Dänemark, Norddeutschland, Eugland für ver- wildert ansieht; aber man braucht deshalb diese nicht für ein- geführt alrznsehkir; sie sind nur die geschützten Ueberbleibsel von der einheimischen Vegetation, nachdem der Mensch sich i in Besitz von ihren besten Bihostitaten gesetzt hat. Ganz dasselbe Verhältniss ist es und noch mehr in die Augen springend mit der Fauna eines Landes, obgleich diese ausser unserem Gegenstande liest. Wie der Reichthum von edleren Thieren durch Berührung mit dem Menschen immer ärmer und ärmer wird, ist hinreichend bekannt. Das Ungezie- fer nur vermehrt sich später von selbst. Die nützlichen Thiere z. B. das Elendthier, der Edelhirsch, der Auerhahn, Birkhahn, die Fischerei musste er entweder in Ruhe lassen oder unter seinen Schutz nehmen, z. B. das Rindvieh, Schwein, die Biene, welche wir mit Gewissheit als ehemals bei uns wild kennen. Die früher so häufigen Blutegel hat man in den letzten Jahren an manchen Stellen ausgerottet, und fängt nun an sie in eine Art Wasser - Hausthiere zu verwandeln. Es ist eine grosse Ver- wirrung bei Vielen anzunehmen, dass Alles, was angebaut wird und beschützt werden muss, deshalb ausländischen Ursprungs sei. Es ist unläugbar eine Einseitigkeit der Naturforscher, über diesen Einfluss des Menschen auf die wilde Natur zu klagen, wenn er mit der ausgebreiteten Herrschaft der Kultur im Zu- sammenhang steht; er ist gerade eine Bedingung für die Wie- dergeburt und Veredlung der Natur. Es ist ganz, als wenn die Philosophie über die Ausbreitung der Civilisation klagte, durch welche die Individualität so vieler kleiner Volksstämme vertilgt wird; die Theologie über die Bestimmung der :christli- Dus Vaterland der Gewächse. 327 chen ‚Religion zur Weltreligion, weil ‘dadurch so’ viele andere Kulten untergehen. Es ist nicht schwer einzusehen, dass die höhere Entwickelung des Lebens durch den Landbebauer mehr befördert wird, als von den Nomaden und Wilden. Der Bota- niker kleines Interesse muss sich hierbei dem grossen Zweck der Kultur unterordnen, sie müssen den auf Vorurtheil, nicht in der Natur begründeten, scharfen Unterschied zwischen wil- den und angebaueten Pflanzen *) aufgeben. Erst dann, wenn die Kultur ihren Schutz über die Natur in ihrer Totalität ver- breitet, kann der Mensch sich im edleren Sinne den Beherrscher der Natur nennen. Er umfasst dann auch das Einzelne, jeden Gedanken der Schöpfung, aber er ordnet diess Einzelne seinem höheren Zwecke unter. Es muss nämlich richt übersehen werden, dass dieser Schutz zugleich eine Bedingung für die Pflanzenwelt ist, ihre typische Vollkommenheit und Mannigfaltigkeit zu gewinnen, ob- gleich die Botaniker die Sache gewöhnlich von einem anderen Gesichtspunkte betrachten; wie viel edler sind nicht die durch die Kultur hervorgebrachten Formen, oft so abweichend, dass die Botaniker selbst ihre Identität mit den wilden **), oder viel- leicht vielmehr durch den gegenseitigen Streit ‘der Natur ver- wilderten, nicht wiedererkennen. So kommen mir alle unsere Fruchtbäume in ihrer wilden, zur Wehre gegen die Gewalt der Thiere stachlichen Buschform mit sauren, wiıdrigen Früchten, als ihre ursprüngliche,. typische Schönheit. verloren habend, vor, welche unter der Hand, des Beschützers wieder hergestellt wird, indem sie, ihre für den Kampf nothwendige Stachelbe- wafinung ablegend,, zu schlanken Stämmen erwachsen, des Er- *) Sie verwickeln sich dadurch in eine Menge unauflösliche Wider- | sprüche. So will man in mehreren Floren den Lein und den Ho- pfen nicht anerkennen, nimmt aber ohne alles Bedenken Cuscuta epilinum und Orobanche ramosa auf, welche niemals anderwärts vorkommen. Viele Ackerpflanzen sind gleich untrennbar von an- gebauten Getreidearten. Wird eine Pflanze angebaut, so erkennt man sie nicht für einheimisch an, z. B. YFicia sativa, aber wohl wenn sie sparsamer vorkömmt, aber nicht angebaut wird. *#) So ist die stachliche Lactuca Scariola die "Stammpflanze zu der ! angebauten 'Lactuca sativa, crispa, capitata und laciniata; Bras- sica campestris zu B. Rapa u. m.; wir zweifeln kaum daran, Avena sativa unter einer der wilden Avena-Arten aufsuchen zu "können; den Roggen in Secale fragile, denn der Roggen ist eine ursprünglich europäische Getreideart und das auf den trocknen Sandfeldern Ungarns, der Wolga wildwachsende $. fragtle unter- scheidet sich nur durch seine zerbrecbliche Achre, ganz wie unser wildes Triticum junceum auf unseren Flugsandfeldern hat, verliert aber diese Eigenschaft durch einen längerem Anbau auf fruchtbarem Boden, 328 Das Vaterland der Gewächse. ziehers Mühe mit den herrlichsten Früchten lohnend. So. ist das Verhalten mit unseren angebauten Wurzelsewächsen (z.B. Moorrüben, Pastinack, Rüben) und Stengelpflanzen (Spargel, Kohl u. s. w.); im wilden Zustand sind sie baumartig, herbe; im angebaueten [durch reichliche Nahrung ] fleischig, saftig, wohlschmeckend. Diese Erhebung des Wilden, verbunden mit Hass gegen den Einfluss des Anbaues, unter den Botanikern, leitet die Wissenschaft so leicht vou dem grossen Zweck der Menschheit ab, ganz wie Rousseau, durch Vergötterung des Naturzustandes des Menschen, die ganze menschliche Kultur als verderblich beurtheilte. $. 4. Ein unter unsern Botanikern ziemlich allgemein verbreitetes Vorurtheil ist, dass die älteste Vegetation Schwedens dürftig, einförmig und arm gewesen; dass alle üppigeren Gewächse in späteren Zeiten oder zufälligerweise eingeführt worden. Es sründet sich auf eine nach unserm Dafürhalten unrichtige An- sicht über den Ursprung der Pflanzen, als durch den Boden und das Klima des Landes hervorgebracht; und da keines von beiden dieser besonders begünstigend erscheint, hat man sich den grösseren Theil der Pflanzen als eingewandert gedacht Die Frage von dem Ursprung der Pflanzen muss ganz und gar von der Lehre über das Vaterland der Pflanzen geschieden werden, und die Untersuchung über das Ursprüngliche liegt auch ausser der Gränze unserer Forschungen. Die Lehre von der Wanderung der Pflanzen, wenn man sich dabei nur eine zufällige Vermehrung des Vorhandengewesenen denkt, und sie nicht als eine grössere, periodische, auf bestimmten Gesetzen in der ungleichen Natur der Gewächse beruhende Umwechslung auffasst, muss nicht minder nachtheilig auf diese Frage einwir- ken. Wir kennen keinen Theil der speciellen Botanik, welchen man weniger im Zusammenhang, ohne Rücksicht auf Geschichte oder das grössere pflanzengeographische Verhältniss behandelt. Ist eine Pflanze ausgezeichnet, einmal angebaut oder kömmt sie am gewöhnlichsten auf angebauten Stellen oder in der Nachbar- schaft der Menschenwohnungen vor, so ist man gleich mit der Vermuthung bei der Hand, dass sie nicht als einheimisch zu betrachten, dass sie eingewandert sei. Es würde zu einer ausserordentlichen Weitläufiskeit führen alle Missgriffe auf die- sem Wege von Linnes Flora suecica und Coloniae plantarum*) *) Linne scheint mir in den meisten Fällen mehr eingesehen zu ha- ben, dass die Pflanze in dem angegebenen Stammlande ihr Maxi- - Das Vaterland der Gewächse. 399 bis zu Sv. Botanik aufzurechnen*). Gewöhnlich hat man dazu keinen andern Grund, als dass die Pflanze früher nicht gesehen worden oder einer Provinz angehört, welche an ein anderes Land gränzt, wo sie allgemeiner vorkömmt, ohne zu erwägen, ob die erste innerhalb ihrer natürlichen Ausbreitungszone liegt. Von dieser Art sind alle, welche in Linn. Fl. p. IIL, IV. auf- gezählt werden. Innerhalb der aretischen Flora kann man nicht über einige Wanderungen deshalb sprechen, dass eine Art frü- her in dem einen Lande, als in dem andern gesehen worden. Besonders vorsichtig muss man in Folge eines Theils der hier- auf bezüglichen Traditionen sein; in Vestbo hat man eine Tra- dition über die Einwanderung der Heide, die jetzt eine Land- plage ist. Nach einer dergleichen Sage hat Retzius in der El. Oec. angegeben, dass die Buche von den Mönchen einge- führt worden, obgleich sowohl alte Urkunden, wie der älteste Kalktuff bei Benestad bezeugen, dass sie in der Vorzeit allge- meiner war und nach einer blossen Vermuthung lange nach Linnes Zeit, ist es eine Sage, welche nicht den geringsten Grund hat, geworden, dass der ältere Rudbeck Fritillaria Meleagris auf die Königswiese bei Upsala eingeführt. Sie fin- det sich nicht bloss überall auf niedrigen feuchten Wiesen um Upsala, sondern auf unzähligen der !entferntesten Orte, sogar in tiefen Tannenwäldern wo der Boden umfriedigt ist, über ganz Upland zwischen Gefle und Stockholm. Gewöhnlich stellt man sich die älteste Vegetation Schwe- dens, als einen Urwald von Nadelbäumen, nebst den in diesen vorkommenden Waldpflanzen, vor. Wir sind im Gegentheil überzeugt, dass die wilde Vegetation reicher und dem Laubwald mehr allgemeiner war, als jetzt. So ist auch das Verhalten auf dem Harz und an mehreren Orten, mit Plinius’s und Ta- citus’s Beschreibungen verglichen. Die älteste Ausbreitung mum habe, als dass eine Uebersiedlung im buchstäblichen Sinne stattgefunden. In der letzteren Arbeit werden zwar einige zufälli- gerweise verwilderte angenommen, aber da Linne in Folge seiner Theorie über den Ursprung der Pflanzen (nach welcher gleichwohl alle eingewandert sein mussten) allzuviel Gewicht auf die WVan- derungen legte, müssen sie vorsichtig benulzt werden. So werden Humulus und Berberis für aus Gärten ausgewanderte gehalten. In mehreren Fällen fand sich später, dass in dem Lande, von welchem man eine Art herleitete, nur eine ganz andere Art wächst, z. B. Astragalus arenarius von England, Cynomorium coccineum von Jamaica hergeleitet. ##) In Svensk Botanik, besonders in den acht älteren Bänden sind aus Mangel an Untersuchungen in der Natur unzählige Pflanzen als nicht einheimische angegeben, welche diess ohne Zweifel sind, 330 Das Vaterland der Gewächse. ‘unseres Laubwaldes wurde in späteren Zeiten !eingeschränkt, nicht erweitert. In einem uralten Tannenwald, in dessen Nach: barschaft jetzt keine Eichen mehr gefunden werden, habe ‘ich unter einem der dieksten Mooslager so gewaltige Eichenstämme gefunden, dass ich zweifle, dass ihre Zeitgenossen jetzt in Schweden leben; bei Femsjö finden sich jetzt nicht ein Zehntel Eichen gegen vor 50 Jahren noch, und wie abzehrend, mit vertrockneten Kronen, stehen nicht die Eichen an den Ufern des Dalelfs, ohne dass man eine einzige jugendliche und freu- dig gedeihende sieht. Das gleiche Verhältniss ist es an meh- reren Orten mit der Buche; die Tradition erwähnt ihrer, wo sie sich nun nicht mehr findet. In Mooren, welche eine eigene Art von Wüstenbildung darstellen, finden‘ sich ja in allen Ge- genden des Landes Ueberreste von nun verschwundenen Laub- wäldern*). Die Menge von Namen der Dörfer von Eiche, Ahorn, Linde, Esche, Eller u. s. w., wo diese Bäume nun mangeln, bezeugen, dass bei ihrer Anlage von diesen Bäumen da Wald- haine waren. Auf unseren grösseren angebauten Landebenen sind sie gewöhnlich verschwunden; in den wildesten Berzgegen- den z. B. Nord-Smäland ist die grösste Abwechslung und Reichthum an Laubwald. Durch die Kultur ist der Nadelwald in Dänemark verschwunden. Hornemann giebt auch die Esche u. m. als dort eingeführt an; in England giebt man so die Linde u. m. an; bei Berlin den Apfel u. s. w., alles sicher- lich unrichtig; obgleich sie sich jetzt gegen die fortschreitende Kultur allein durch Schutz erhalten. Mit einem reicheren Laub- wald muss eine reichere Flora vereinigt gewesen sein. Viele Dickichte, Bergschluchten, Inseln und Klippen [skär, Scheeren] waren den grasfressenden Thieren auch lange unzugänglich, bis das Bedürfniss und die Verschlagenheit des Menschen Auswege fanden von Allem Gewinn zu ziehen. Noch erhält sich jedoch eine und die andere Pfianze friedlich an diesen Stellen. Meh- rere unserer ausgezeichnetesten Pflanzen, welche sich noch in wenigen Exemplaren an zersireuten Orten oder auf einer ein- zelnen Stelle erhalten z. B. Vicia pisiformis, V. dumetorum, Stipa, Betonica, Elymus europaeus u. m. sind Ueberreste von der älteren, reicheren, wilden Vegetation und diese gehen wahr- *) Wo Laubwälder über dem Boden gefällt werden und zur Verrot- tung liegen bleiben und der Ablauf des Wassers gehindert ist, be- ginnt gewöhnlich die Moorbildung; wo Laubwald abgeschwendet und der Boden nachher zur Weide benützt wird, wächst später Nadelwald, wird er eingehegt, wieder Laubwald. Dis Tieldrkikil iin Geikichsä. 331 scheinlich ihrem Untergang entgegen , gleich ‚wie innerhalb der letzten 50 Jahre Trapa, Xanthium, Ilex u. m. Das Merkwür- digste ist, dass dieses nicht eine bei uns isolirte Thatsache ist, sondern dieselben Pflanzen auch in nahe liegenden Ländern abnehmen. Die Stipa ist in England ausgegangen ‚ das Xan- thium früher in Dänemark nicht selten ist dort jetzt beinahe verschwunden, die Trapa nimmt in Norddeutschland (vergl. 'Schwaegrich. Topogr. Lips.) von Jahr zu Jahr mehr ab, so dass sie gegenwärtig als Kulturpflanze aufgenommen ist. ‘Eine 'noch wichtigere Stütze erhält diese Ansicht von den Pflanzen, welche unzweifelhaft einheimisch, nunmehr selten ‘oder niemals bei’ uns blühen. 8. $. 7. $. 5 Die ursprüngliche Vegetation eines Landes bleibt uns gleich- wohl immer ünbekannt; was wir ursprünglich nennen ist nur relativ älter, als etwas später Hinzugekommenes. So nennen wir die Atzteken relativ zu den Spaniern die Ureingebornen Mexicos, aber wir wissen gleichwohl, dass diese relativ zu einem älteren Volksstamm eingewandert waren. Ganz dasselbe Ver- halten ist es in der Natur; in dieser findet sich nichts stillste- hend, am wenigstens in der Vegetation eines kultivirten Landes. Man darf blos die Vegetation 50—100 Jahre in einem solchen beobachten, um bedeutende Ungleichheiten zu finden, z. B. in Schonen nach Leche’s und Linne’s Zeit. Ein Theil Pflan- zen ist ausgegangen; viele haben ihre Standorte verändert: aber sie sind auf diesen eben so einheimisch, denn man muss nicht glauben, dass jede Pflanze nun auf demselben Fleck steht, wie vor Tausend Jahren früher. In wie weit einige klimatische ‘Veränderungen hieran einen Theil haben, können wir aus Man- gel sicherer Thatsachen nicht entscheiden. Man 'sagt zwar, dass auf den Alpen Norwegens jetzt grosse Baumstämme hoch über der gegenwärtigen Baumgränze gefunden werden, aber man schreibt diess jetzt der successiven Erhöhung des Landes ' Wenn während dieser die Alpenpflanzen weiter abwärts Hear! sind sie da eben so einheimisch, wie auf ihren ‚,ur- ‚sprünglichen “ Standorten. Durch andere Naturbegebenheiten kann auch die wilde Vegetation verändert ’werden, bald sich weiter ausbreiten, bald eingeschränkt, ja auf ganz andere Lo- kale übertragen werden. Nach einer Ueberschwemmung habe ich auf grösseren Stellen Nadelwald aussterben und Ellern auf- wachsen sehen; und diese Ellern waren eben so wild, als wenn 332 Das Vaterland der Gewächse. sie von ewigen Zeiten da gewachsen wären. Denn wild ist diejenige Vegetation, welche von der Natur inner- halb der natürlichen Ausbreitungsregion jeder Art selbst gesäet ist. Und damit ist alles weitere Forschen nach ihren Wanderungen unnöthig. Worüber man sich bei Beurtheilung des fremden Teenies einer Pflanze erst vorher Rechenschaft. geben muss, das sind die ungleichen Gesetze für Wachsthumsart und Ausbreitung un- gleicher Pflanzen. Die Bestimmung eines Theils derselben ist, die unveränderte Jahr für Jahr verbundene Erdoberfläche zu be- kleiden. Diese wachsen, wie alles Dauernde, langsam, Sie werden dadurch beständig und so lange die Erdoberfläche nicht einige gewaltsame Veränderungen, entweder durch Men- schenhand oder Naturereignisse, durchlaufen, finden sie sich immer, während Jahrtausenden auf derselben Stelle, denn durch Knospenbildung können sie sich, so zu sagen, in Ewigkeit ver- jüngen und in: ihrer inneren Natur liest keine natürliche Ursa- che zu ihrem Tode. Solche Pflanzen sind die Bäume und alle Kräuter, welche Knospen ansetzen. Die Bestimmung Anderer ist die lockeren Erdlagen der der Veränderung unterworfenen Erdoberfläche einzunehmen (z. B. der Berge und Flüsse, Sand- felder, Stellen, welche durch Waldfeuer, Ueberschwemmungen u. Ss. w. ihre beständige Vegetation verloren), oder auf welchen sich ein so unzureichender Humus findet, dass eine beständige Vegetation nicht das ganze Jahr über Nahrung findet. ‚Diese bekleiden schleunig die, durch die angeführten Ursachen, ihrer beständigen Vegetation beraubte Erdoberfläche; sie müssen des- halb einjährig oder zweijährig sein; in dem Verhältniss wie die Oberfläche fester wird, werden sie von der beständigen Vege- tation verdrängt um neue, für sie passende Plätze einzunehmen. Zu diesem Zweck pflanzen sie sich fort und vermehren sie sich ausserordentlich leicht durch Samen, welche auch lange Zeit in der Erde liegen können ohne zu keimen, bis sie den Platz gefunden für den sie bereitet worden sind. Diess sind die Nomaden des Pflanzenreichs, welche sich gewöhnlich nur eine kurze Zeit auf einer Stelle aufhalten, aber wenn; diese nicht länger für sie passt, ziehen sie zu anderen, oft weit ab- gelegenen. Sie wandern auch, wie die Zigeuner, von Land zu Land; verschwinden sogar in den Ländern, in weichen sie in der Geschichte zuerst auftreten, z. B. Geranium bohemicum, welches nunmehr vergeblich in Böhmen gesucht wird, aber ge- genwärtig nirgends häufiger vorkömmt, als in Schweden, wo.es zu Linne’s Zeit unbekannt war. Ihre Veränderungen: der Das Vaterland der Gewächse. 333 - Wohnplätze werden sowohl durch die Natur.des Samens, als durch die Bekleidung der Frucht mit einer Haarkrone, Hüllen (Cynoglossum, Echinospermum, Aparine), und ihr Vorkommen, am liebsten in der Nachbarschaft der Menschen und Thiere, erleichtert. Nirgends will man, in Folge des einseitigen Be- sriffs den man sich von der beständigen Vegetation über ein- heimische Pflanzen gebildet, sie für solche anerkennen; denn nirgends sind sie mehr einheimisch als wo sie nun gegenwärtig (auch bei uns) auftreten. Es sind beinahe nur diese Pflanzen, welche zu der Vegetation eines Landes hinzukommen; äusserst selten finden sich einige neue mit festen Standorten ein und verbreiten sich. Aus einem alten Vorurtheil will man alle diese Pflanzen von Asien herleiten, ohne zu bedenken, dass die spo- radischen Arten Europas gewöhnlich dort fehlen; erst in den spätesten Zeiten mit den Europäern eingewandert sind. Der grössere Theil, wie die Mohnarten u. m., werden schon von Theophrast erwähnt, und dass Datura eine uralte europäi- sche Pflanze ist hat Bertoloni bewiesen. Man hat den Ur- sprung (mit welchem wir nichts zu thun haben) dieser sowohl nach Ost-, als Westindien verlegen wollen, aber in keinem die- ser Länder will man sie als wahrhaft einheimisch anerkennen, indem sie nirgends anders vorkömmt, als bei uns. Das wahr- scheinlichste ist, dass sie jetzt nicht mehr auf den Puncten angetroflen wird, wo sie zuerst auf der Erde aufgetreten. Hier- her gehören unsere meisten Ruderalpflanzen, welche man ge- wöhnlich zweifelt für einheimische ansehen zu können, indem sie meistens in der Nachbarschaft des Menschen vorkommen. Sind die meisten von diesen nicht einheimisch bei uns, so sind sie es auch nicht anderwärts, denn überall kommen sie unter gleichartigen Verhältnissen vor. In den Ländern, wo die für sie passenden Lokalitäten gewöhnlich sind, trifft man sie jähr- lich in Menge, wie die Pflanzen des abgeschwendeten Landes bei uns, obgleich sie ihre Wohnorte wechseln; aber wo die ersteren mehr zufällig, zeigen sie sich auch mehr zufälliger- weise und an der äussersten Gränze der Ausbreitungszone einer Art wird jede Pflanze sporadisch (beständige kommen da selten zur Entwicklung oder werden meteorische), diese müssen aber nicht minder für einheimische angesehen werden. $. 6 Am gewöhnlichsten bezweifelt man das Recht der Ruderal- und Ackerpflanzen, als einheimische oder Eingeborne des Lan- des angesehen zu werden, indem man die Möglichkeit nicht er 3 ae 334 Das Vaterland der 'Gewächse. einsieht passende Lokale für sie vor der Besitznahme‘.des Men- schen von dem Lande zu finden. ÜUnverkennbar hat diese ihnen eine grössere Ausbreitung, als sie vorher gehabt, ‘möglich ge- macht; man muss sich aber hierbei nicht in eine vorhistorische Zeit verlieren. Wir kennen ausser Island kein bewohnbares Land; welches nieht vor aller Geschichte bevölkert war. "Was man sich mehr einprägen muss, ist, dass in allen wilden Län- dern die Natur einen ganz anderen Charakter hat, über welchen wir uns schwerlich einen Begriff machen können. Waldhbrände, Ueberschwemmungen, Flussausschnitte, Bergstürze u. s. w. sind da gewöhnlicher, wie wir in den wilderen Gegenden Ame- rika’s sehen können; in den grossen Urwäldern häufen sich Baumstämme über Baumstämme, deren vermoderte ' Stämme einen passenden Standort für sie bilden; auf solchen Stellen und auf Bergstürzen finden sich in unseren Bergwäldern immer eine Menge Ruderalpflanzen z. B. Cardui, Lithasperma, Urti- cae, Cynoglossum, Galeopsis, Lamia u. s. w. Die‘ Ruderal- pflanzen kommen da unter den eignen Ruinen der Natur vor; auf dergleichen kommen im nördlichsten Amerika mehrere von unseren Ruderalpflanzen vor, ohne dass wir annehmen können, dass 'sie von da zu uns übergeführt worden. Der grösste Theil von unseren Ackergräsern findet sich wirklich wild auf dem Ackerfeld’ der Natur, den Seesträndern. (8. Fl. Halland. Coroll.). Ja! auf den genannten Stellen kann man noch heute die meisten 'auffin- den, aber da man sie häufiger in seiner Nachbarschaft hat, so übersieht man sie auf ihren natürlichsten Standorten; als zufällige. Aber in einem wilden Lande treten mehrere Verhältnisse ein, über welche wir uns nun kaum einen Begriff machen können Die Thiere, ungestört von den Menschen, leben dort in einer Art von Gesellschaft, nicht bloss der Biber u.m., sondern auch die grasfressenden sammeln sich an gewissen bestimmten 'Stel- len, wo durch das Festtreten des Bodens und den gehäuften Mist eigene, besonders fruchtbare Lokalitäten entstehen. Auf dergleichen kommen um die Sennhütten in den Schweizer-Alpen mehrere eigenthümliche Pflanzen, z. B Aconita, vor, auf einer einzigen solchen in Kärnthen hat man die stolze, prächtige Wulfenia carinthiaca beobachtet*). In den Bergwäldern Smälands, *) Diese Angabe ist nicht ganz genau und richtig, denn die F7’ulfenia carinthiaca findet sich auf der Kühweger-Alpe im Gailthale in Kärnthen, wie ich aus eigner Erfahrung weiss, indem ich sie selbst dort gesammelt, nicht unmittelbar. um die Sennhütte auf der. aus den angehäuften Excrementen entstandenen Düngererde, dem Staud- orte der AJconita, des Aumex alpinus u, s. w., sondern in einem Das Vaterland der Gewächse. 338 wo grosse Hirschbestände weiden, finden sich, wo sie über Nacht oder zu gewissen Tageszeiten sich sammeln um wieder- zukäuen, solche fruchtbare Stellen und auf diesen findet man zugleich mehrere Ruderalgewächse. Auf einer solchen Stelle bei Odensjö habe ich Hyosceyamus niger gefunden, welcher übrigens in dem mageren, westlichen Smäland nicht vorkömmt. Ihn und Solanum nigrum findet man oft auf öden Scheeren [Erdzungen, Inseln, Felsen und Klippen am oder im Meere ], wo oft eine Ruderal- Vegetation gefunden wird. Ein anderes merkwürdiges Verhältniss in einem wilden Lande ist, dass die Arten mehr in Massen, aber auf weit eingeschränk- teren Orten, wachsen. Jede Art nimmt beinahe ausschliesslich ihre eingeschränkte Region ein, ohne sich mit anderen zu ver- mischen. Selbst die Pflanzen leben dadurch in einer Art Staat. So ist, nach Preiss in der Flora 1842, das Verhältpiss in den ganz unangebauten Theilen von Neuholland, welches sich übri- gens durch scheinbaren Artreichthum auszeichnet. Die Aus- breitung jeder Art ist gleichwohl äusserst beschränkt, oft auf einen kleinen Fleck, aber sie herrscht da unumschränkt; ausser- halb dieser fängt eine andere Art an, welche da gleich aus- schliesslich vorkömmt. So hat sicherlich ein grosser Theil von unseren Pflanzen eine weit ausgedehntere Ausbreitung erhalten, als er ursprünglich besessen. Diess ist besonders wichtig zu erwägen, damit man nicht eine Pflanze bloss deshalb für frem- den Ursprungs halten möge, weil man sie in ihrer nächsten Umgebung verwildert finde. Man erinnere sich an die Ribes- Arten, Humulus, Polemonium, Berberis, Agquilegia u. m., welche in den wildesten Berggegenden unzweifelhaft vollkom- . men einheimisch sind. Dass viele Pflanzen, welche in dem mittleren Schweden mehr zufällige sind, im südlichen Schweden auf dem Feide, dem Strande und unbearbeiteten Stellen unzwei- felhaft wild sind, z. B. die Mohnarten, Echium, Viola odo- rata, Delphinium Consolida u. m. ist bekannt, aber die Bota- niker Südschwedens wissen nicht , dass dasselbe Verhältniss im mittleren Schweden stattfindet mit mehreren, welche sich im südlichen Schweden nur mehr zufällig zeigen, z. B. Anthe- mis tincloria, Campanula rapunculoides (gemein auf den Ebe- nen Uplands, auch in offenen Wäldern), Onopordon Acanthium, daran gränzenden, lichten, aus hohen Bäumen bestehenden Laub- holzhaine, in lockerer. Lauberde an schattigen Stellen, welches ich in Bezug auf ihre Kultur hier bemerken zu müssen glaubte. Anm. d. Red, 23 336 Das Vaterland der Gewächse. welches hier auf Steinhügeln wächst, wie Carduus lanceolatus u. m. Weil man dergleichen gewöhnlich zuerst zunächst dem Hause oder um dasselbe findet, glaubt man gerne, dass sie von da sich in die wilde Umgegend verbreitet, obgleich am häufig- sten ein entgegengesetztes Verhalten in der Wirklichkeit: statt- findet. 7 Es giebt ausserdem verschiedene Verhältnisse, welche während kürzeren oder längeren Perioden das Aeussere der Vegetation, aber nicht ihre innere Natur verändern. Viele Pflanzen, mit übrigens festen Standorten und unzweifelhaft einheimische, er- scheinen nur in gewissen Jahren, oft nach langer Zwischenzeit, was auf ungleichen meteorologischen Verhältnissen beruht. Sol- che Gewächse haben wir meteorische genannt und hierher gehören vorzugsweise ein Theil Pilze und die pilzartigen Pha- nerogamen: "Sie finden sich wirklich in potestate obgleich sie nicht zur Entwicklung gelangen. Dieses Verhältniss ist weit allgemeiner, als man sich gewöhnlich vorstellt und hat oft An- leitung zum Reden über generatio aequivoca und fremden Ur- sprung gegehen. Auf den ersten Platz müssen wir eine Menge Wasserpflanzen setzen, welche nur in gewissen Jahren in dem ausgetrockneten Schlamm erscheinen, aber in den Jahren, wo der Wasserstand hoch ist gar nicht. Solche können ganze Jahrhunderte fortleben und sich durch Knospen fortpflanzen, im Fall sie mehrjährig sind, z. B. Juneus supinus*). Sind sie im *) Merkwürdig istin dieser Hinsicht der See Frillen, auf der hal- ländisch -smäländischen Gränze. Dieser ziemlich bedeutende See liegt auf einer Laudhöhe und hat eigentlich keinen Zufluss, das Wasser ist krystallklar, welches wahrscheinlich die Ursache dazu ist, dass der ganze Bnden desselben mit Gras bekleidet ist, obgleich diese Pflanzen niemals zur Blüthe kommen. Lobe- lia [| Dortmanniana]| versucht es am weitesten, mit ellenlangen spiralgewundenen Stengeln, aber da der Wasserdruck stärker wird, muss sie auch damit’aufhören. Die übrige Vegetation wird von Isoötes, Sceirpus acicularis, Ranunculus Flammula. (beide ohne Blumen) und einigen Blättern, deren Bestimmung ich mir .nıcht zutraue, gebildet. In Verbinduug hiermit dürfte ich auch den Bastesjö bei Femsjö erwähnen müssen, einen kleinen WValdsee, aber wegen des äusserst häufigen Scirpus multicaulis und Aira uliginosa und morasligen Bodens und schlammigen Wassers merk- würdig. Der Grund des See’s ist zum grossen Theil mit fest ge- wachsenen und deutlich mit der Axt abgehauenen Fichtenwurzeln bedeckt und mir ist es vorgekommen, als wäre Aira uliginosa ein Ueberbleibsel von Aira flexuosa, von der Zeit her wo der See- grund fester Boden war. Auf grösserer Tiefe gelangt auch sie nie- mals zur Blüthe, Das Vaterland der Gewächse. 337 Gegentheil einjährig, so können die Samen mehrere Decennien im Schlamm liegen ohne zu keimen*). Von dieser Art sind Coleanthus subtilis, Scirpus Michelianus, Cyperus fuscus, Ca- rex cyperoides, Lindernia pyzidaria u. m. Coleanthus wurde zuerst 1812 in Böhmen entdeckt, mit dem äussersten Fleiss alle Jahr vergebens wiedergesucht bis 1517, wo er in grosser Menge wiedergefunden wurde. In Norwegen fand man ihn 1836, und nachher zeigte er sich erst 1842. Seirpus Michelianus erschien auf dergleichen Stellen in Schlesien 1822, 1830 und 1834. Car- damine kirsuta gehört auch zu dieser Kategorie. Aber in den Ländern, wo das Wasser alljährlich austrocknet, erscheinen sie alle Jahre, gleichwie die sporadischen Pflanzen, wo deren Stationen mehr gewöhnlich sind. Bisweilen wird ein Theil Pflanzen dadurch sporadisch, dass sie in gewissen Jahren im Frühling, andere im Herbste vor der Reife des Samens erfrie- ren, wodurch sie entweder ganz ausgehen oder doch mehrere Jahre erfordert werden, ehe sie wieder in ihrer früheren Menge sich darstellen. | Nicht minder hemerkenswerth erscheint es, dass mehrere unzweifelhaft einheimische Pflanzen gefunden werden, welche entweder niemals oder äusserst selten zur Blüthe gelangen. So verhält es sich auf der Insel Gottland nach Hrn.. Nyman, mit Iris sibirica und Ajuga reptans. Die erstere ist äusserst selten, die letztere niemals mit Blumen dort gefunden worden. Trifo- lium alpestre ist in Schonen nur wenige Male blühend gefunden worden und Stipa ermangelt in gewissen Jahren in Westgoth- land aller Blüthen. Dieses Verhalten ist weniger selten, als man vermuthet; man giebt nicht besonders Acht darauf, wenn eine Pflanze nicht sehr selten ist. Möglicherweise liegen so in poteslate in Schwedens Erde Pflanzen, die uns bisher entgan- sen sind, indem man auf Blätter und dergleichen nicht Acht siebt. Wenn aber die Ländereien aufgebrochen werden, wel- che seit Jahrhunderten abgeweidet worden, und geschlossen bleiben, zeigen sich da desto manmnichfaltigere Pflanzen, welche vorher nicht gesehen wurden, obschon sie in der Erde lagen und sich durch die Wurzel fortpflanzten, obgleich der aufstei- #*) Diess ist wohl die Ursache, dass man auf ausgegrabenem Schlamm eine grosse Menge vorher nie gesehener Pflanzen findet, Nach der Ausräumung des Flusses bei Upsala in dem vorigen Jahre wuchsen in dem Schlamm schnell eine unzählige Masse Polygona, Cheno- podia auf, welche sich dort nicht so von naheliegenden Orten ver- breiten konnten. Darunter waren einige hier vorher, wenigstens in den späteren Jahren, nicht gesehene Pflanzen, z. B. MMelilo- tus officinalis, Atriplex hastata, Coronopus depressa. 23*7 338 Das Vaterland der Gewächse. gende Stock nicht zur Entwicklung kam. Nachdem der ange- pflanzte Nadelwald in Dänemark aufgewechnällt hat man zu sei- ner Verwunderung in ihm die dort vorher nicht gesehenen und den Nadelwäldern eigenthümlichen Pyrolae gefunden. Sie sich durch eine generatio aequivoca entstanden zu denken wäre un- gereimt [2], wenig minder, dass sie von aus Schweden 'herbei- Befthrien Samen entstanden. Die natürlichste [?] Erklärung ist wohl, dass sie seit der Zeit wo Dänemark wilden Nadelwald besass in der Anlage in der Erde fortgelebt. Deutlicher sieht man diess auf allen in späteren Zeiten eingehegten Meeressträn- dern in Süd-Schweden, wo das nächste Jahr Pflanzen mit aus- gezeichnet langen, kriechenden Wurzeln erscheinen, so, dass diese sich seit Jahrhunderten im Boden ausgebreitet haben mussten, ohne dass sie vorher zur Entwicklung gekommen. Lathyrus maritimus war weder auf dem Kullen noch in der ganzen Gegend gesehen worden, aber wo der’ Seestrand einge- hest wurde stand er im folgenden Jahre wie der gediehenste Erbsenacker. Schon hieraus kann man sehen, wie vorsichtig man mit der Behauptung, dass eine Pflanze ausgegangen sei, sein muss. In der Natur der sporadischen Pflanzen liegt ein Zwang die Wohnörter zu wechseln; in der der meteorischen sich mehrere Jahre zu verbergen; die beständigen sind ausser- ordentlich leicht zu übersehen. Wenn die Natur in ihrer ur- sprünglichen Freiheit wieder hergestellt wird, zweifeln wir kaum, dass die vergangene Vegetation von neuem auferstehen würde, gleich wie die Pyrolae in Dänemark, die Trapa in den Seeen, worin sie durch das Fischen mit dem Netze zerstört worden. Gleichwie in diesen Seeen die Trapa-Nüsse noch in grösserer Menge liegen, liegen wahrscheinlich viele Samen im schwedi- schen Boden, welche ihre künftige Entwicklung abwarten. $. 8. Das Vaterland der Pflanzen wird also für uns jeder Punect innerhalb der natürlichen Ausbreitungszone der Art, wo sie von der Natur selbst ausgesäet auftritt. Die Frage über ihre Ur- sprünglichkeit auf einem gewissen Puncte ist etwas, welches wir niemals entscheiden können; ob sie wirklich einheimisch sind oder nicht, kann entweder nur durch das Zeugniss der Ge- schichte oder durch allgemeine pflanzengeographische Gesetze entschieden werden. Darauf gleichwohl in der Pflanzengeogra- phie ein ausschliessendes Gewicht zu legen ist eine Verwechs- lung der Geschichte und Geographie. Dunias orientalis und Das Vaterland der Gewächse. 339 Dipsacus pilosus*) nunmehr nicht als einheimisch anerkennen zu wollen, wäre dasselbe, als in die englische Geographie die grossen, jüngeren Fabrikstädte nicht aufzunehmen, sondern bloss “die alten, verrotteten Marktflecken. Von der Art des Wachs- thums oder dem Standort einer Art kann nicht mit Zuversicht über ihre spätere Einwanderung geschlossen werden. Wer würde nunmehr aus dem Standort schliessen, dass Bunias orientalis und Acorus eingewandert seien, wenn wir darüber nicht das Zeugniss der Urkunden besässen? wer nicht Oxalis stricta auf Seeland für neuerlich eingewandert halten, wenn sie nicht 2 Jahrhunderte alte Ahnen besässe? hätte man bloss 50 Jahre später angefangen die schwedische Flora zu untersu- chen, so hätte wohl Dunias als von der Erschaflung der Welt an, in Schweden gewachsen gehalten werden können. Wo eine Pflanze, ausser ihrem natürlichen Ausbreitungskreis, sich verbreitet und wirklich festsetzt, z.B. Coronopus didyma, Dracocephalum thymiflorum, Elsholtzia in Schweden, oder Wiborgfh acmella bei Berlin, kann sie nicht für wirklich wild gehalten werden, so lange ihre Ausbreitung mit ihrem eigentli- chen Vaterlande nicht ein Continuum bildet. Wir bestehen des- halb nicht darauf, dass sie aus einer Flora des Landes ausge- schlossen werden soll; denn »darin ist es nicht möglich eine scharfe Gränze zwischen wilden und verwilderten zu ziehen. Dass im Gegentheil eine Pflanze bisweilen bloss zufälligerweise aus der Fremde erscheint, verdient gar keine Aufmerksamkeit. Mit weit mehr Recht hat man in den meisten neuern Floren allgemeinere, im Grossen angebaute Kulturpflanzen aufgenom- men, nicht bloss deshalb, weil die Flora des Anfängers erstes Handbuch und ihre Kenntniss ihm ausserordentlich wichtig ist, sondern hauptsä@hlich deshalb, weil es für Manchen ein unun- terscheidbarer Umstand ist, welche für wild vorkommend gehal- ten wird. Hörte Linum in Schweden zu wachsen auf, so hörten auch. Cuscuta Epilinum, Camelina foetida u.m. auf. Ich will nicht dabei verweilen, dass die Kenntniss von der möglichen *) In wie fern Dipsacus nach Lund u. s. w. gekommen, ob von au- sserhalb oder von einem (vielleicht schon abgehauenen) Waldhain, denn Schonen liegt innerhalb der natürlichen Ausbreilungszone der Pflanze, kann nicht mit Gewissheit entschieden werden. Was ich mit vollkommener Gewissheit weiss, ist, dass die Pflanze sich früher ausserhalb der Stadt, als in dem botanischen Garten einfand. Merk- würdig ist, dass sie gerade die beiden Plätze bei Lund und Ystad einnimmt, wo schon vor einem Jahrhundert Xanthium wuche. Es frappirte schon Linnd während seiner schonischen Reise, dass Xanthium seit 20 Jahren abgenommen. ve 340 Das voldrland der Gewächse. Ausbreitung der Kulturgewächse für die Kultur wichtiger ist, sondern mehr dabei, dass sie für die Pflanzengeographie selbst lehrreicher ist, als in den meisten Fällen die der wilden Vege- tation; denn diese beruht auf einer Menge Zufälligkeiten, welche nicht so unter allgemeine Gesetze geordnet werden können ‚als die der Kulturpflanzen. $ 9. Die Lehre von den Stationen der Pflanzen findet man am deut- lichsten dargestellt in Schouws Pflanzengeographie,;, Meyens Abweichungen davon in minder wesentlichen Theilen haben die logische Conseguenz in der Darstellung des ersteren zerstört. Mir scheint jedoch, dass man mehrere Arten davon unterschei- det, als mit strenger Genauigkeit bestimmt werden können, z.B. plantae parietariae, tectorum, stagnariae u. m., welche kaum einige ihnen ausschliessend eigne Pflanzen haben; alle Beispiele, welche Meyen von plantae limitum, sepicolae u. s. w. anführt, wachsen an andern Orten auf ganz andern Pflanzenplätzen. Zwischen Wiesen- und Weidelands - Pflanzen, plantae pratenses und pascuae, die Meyen unterschieden, ist wohl kein anderer Unterschied, als dass auf der letzteren Stelle eine Menge ahge- weidet werden, welche auf der ersteren zur Ausbildung kommen; ein eingehegtes Weideland hat dieselben Pflanzen das erste Jahr nachdem es eingehegt worden, wie eine nahe liegende Wiese, Schouw hat viel richtiger die von Menschenhand her- vorgebrachten Stationen von den natürlichen unterschieden; aber da jede Art ursprünglich einer von den letzteren angehörend an- genommen werden muss, so scheinen uns die ersteren richtiger als eine Modification von diesen untergeordnet zu werden. Für eine strenge wissenschaftliche Behandlung wird nothwendig das einzelne physische Verhältniss von seinen verschiedenen Ge- sichtspuncten aufgefasst und nachgehends darnach jede solche Station die in der Natur vereinigt vorkömmt aufgelöst. Wir unterscheiden also nicht Süsswasser-, Salzwasser-, Sumpfwas- ser-Pflanzen (plantae stagnariae), indem diess zusammengesetzte Verhältnisse sind; Sumpfpflanzen sind plantae humoso - aqua- ticae, Salzwasserpflanzen pl. salino-aqualicae u. Ss. w. Wir sind hier nicht zufällig ins Einzelne über diesen Gegenstand eingegangen; sondern da es so nothwendig mit der Beurthei- lung von dem Vaterlande einer Pflanze zusammenhängt, dass auf ihrem natürlichen Standort verkömmt, haben wir uns ichtet geglaubt, denselben nicht gınz zu übergehen. Das Vaterland der Gewächse. 341 Zuerst müssen die Pflanzen nach dem ungleichen Medium betrachtet werden, aus welchem sie hauptsächlich ihre Nahrung aufnehmen, welches unläugbar das in ihre Vegetation am mei- sten Eingreifende ist. Darnach unterscheidet man die Pflanzen in: 1) Wasserpflanzen, welche beständig im Wasser leben, entweder ganz und gar in diesem untersinken (pl. submersae) oder theilweise auf dessen Oberfläche schwimmen (pl. emersae). Ob diese nun auf dem Boden befestigt sind, oder frei auf der Oberfläche schwimmen, z. B. Lemnae, Pistia, Salvinia, ver- ändert keineswegs die Station, sondern gehört zur eigenen Ge- sehichte der Pflanze. Diese können, ohne theilweise in das Wasser eingesenkt zu sein, längere Zeit nicht zu leben fortfah- ren. 2) Amphibische Pflanzen dagegen sind solche, wel- che sich sowohl in der Luft, wenn bloss der Boden feucht ist, und im Wasser entwickeln können, bald überschwemmt, bald ausser dem Wasser, während eigentliche Landpflanzen eine län- gere Zeit überschwemmt aussterben. Hierher gehören mehrere der von Meyen aufgenommenen Trennungen von Sumpf- und Strand-Pflanzen u. s. w., zwischen welchen sich weder ein physiologischer Unterschied noch eine Grenze in der Natur fin- det. 3) Landpflanzen, welche ihre Nahrung nur aus der Erde (und der Luft) nehmen, aber nicht auf längere Zeit auf überschwemmten Stellen wachsen können. Man kann sie in die über der Erde (pl. epigeae) und unter der Erde (pl. hypogeae), wie einige Schwämme, ausgebildeten scheiden. Zu den letzte- ren müssen auch Monotropa, Lathraea u. m. gerechnet werden, indem diese, wo sie aus der Erde hervorbrechen, vollkommen ausgebildet sind, so dass sie sich in der Luft nur verlängern und entwickeln. 4) Luftpflanzen, welche nur aus der Luft ihre Nahrung aufnehmen, z. B. Flechten, ein grosser Theil der Moose, und wahrscheinlich die sogenannten uneigentlichen Parasiten. Eine und dieselbe Flechte z. B. kann auf Bäumen, Stein und Erde wachsen. Diese sind nur ihre Anheftungsge- genstände und die in den feuchten tropischen Wäldern auf Baumstämmen wachsenden Phanerogamen können mit ihren Luftwurzeln gleichfalls sich auf anderen Gegenständen, z. B. Stein u. s. w. befestigen. 5) Eigentliche Parasiten, wel- che aus anderen lebenden Pflanzen ihre Nahrung aufnehmen, wobei man unterscheiden kann diejenigen, welche im Boden wachsen, z. B. Cuscuta, und sich nachher an andere Pflanzen festsaugen, theils diejenigen, welche schon keimend in andere Pflanzen eindringen, z. B. Viscum. Darauf folgt die chemische Beschaffenheit des Mediums, 342 Das Vaterland der Geikichdä welche mit jeder der vorhergehenden, mit Ausnahme der para- sitischen, verbunden sein kann, wodurch so viele Stationen ent- stehen, als zwischen ihnen Combinationen möglich sind. "Die chemischen Stoffe in der Natur, welche der Vegetation den 'un- gleichen Character geben, sind Alkalien und die allgemeineren Erdarten z. B. Kalk, Thon, Kiesel oder Sand und endlich Hu- mus, wovon dessen unvollkommene Formen als Torf, halbver- moderte Bäume und Dünger Modificationen sind. So entstehen plantae salino-aquaticae — Meeresgewächse, pl. salino- am- phibiae = Meerstrandspflanzen, Salzquellenpflanzen, pl. salino- terrestres — Steppenpflanzen, pl. salino-aöreae — Meerstrands- flechten u. s. w., und hierher würden wir auch geneigt sein die wunderbaren Mangrove- Wälder der tropischen Länder zu rech- nen, welche sich durch Luftwurzeln ernähren und fortpflanzen (pl. amphihio-aöreae). Das Wasser kann aber auch mit den übrigen Erdarten vereinigt werden. Zuletzt in der Ordnung folgt der Conglomerat-Zustand der Erde, welcher durch neue Verbindungen mit allen den vorher- gehenden, ins Unendliche varürt. Die wichtigste Unterscheidung ist diejenige zwischen der festen Erdoberfläche und den losen Erdlagern, welche nicht mit einer beständigen Vegetation be- kleidet sind, worüber wir oben gesprochen. Durch den Anbau . der Erde durch den Menschen haben die lockeren Erdlager sich bedeutend erweitert und die Pflanzen derselben eine grössere Ausbreitung erhalten. Mauerpflanzen sind jedoch dieselben wie Felsenpflanzen; über die Ruderalpflanzen ist schon gesprochen, die Ackergewächse (plantae arvenses, agrestes, hortenses u. s. w. halten wir keineswegs für trennbar) kommen natürlich theils am Meeresstrande, theils in loser fruchtbarer Erde der Wälder, z. B. Stellaria media, Galium Aparine, Polygonum u. Ss. w. vor. Zu der Wissenschaft gehört durchaus nicht das Zufällige: alle möglichen Stationen aufzuzählen oder welche Pflanzen zu- fällig sich auf der einen oder anderen finden; sie muss nur die- jenigen Umstände angeben und erklären, welche in Vereinigung zu dem Gedeihen einer Pflanze nothwendig sind. So aufge- fasst wird sie für die Kultur von dem höchsten Gewinn, wäh- rend die gewöhnliche Behandlung in jeder Hinsicht unzufrieden- stellend ist. — Dem Vaterland der Kulturpflanzen wird eine eisne Abhandlung gewidmet werden. $. 10. Das Interesse der Kultur fordert, dass die Ausbreitung jedes Naturkörpers so weit, als möglich ist, ausgedehnt, aber Das Vaterland der Gewächse. 343 jeder von der höheren Intelligenz innerhalb zweckmässiger Grän- zen geordnet werden muss: Nur dadurch entsteht der grösste Reichthum und die grösste Mannichfaltigkeit von Leben auf der Erde. Wie die Gesundheit des Körpers und der Seele untrenn- bar verbunden sind, so sind es auch die ideellen und materiel- len Fortschritte der Kultur. Nur die Beschränktheit kann einem oder dem anderen, als für die Menschheit wichtig, ausschlies- send huldigen; es würde einseitig sein wenn der Botaniker, in der Blumenwelt schwärmend, sich zu einem unwirksamen con- templativen Leben absondern wollte, sein Vereinigungshand mit der Menschheit verachtend. Preisen wir nur die Wildheit der Natur, so sind wir nicht ungleich dem Wilden, welcher die Frei- heit darein setzt, zu thun, was ihm gelüstet. Nur der Mensch selbst kann die Beschwerden jedes Klimas bis zur Gränze alles Lebenden besiegen. Verschiedenen Zonen gab die Natur verschiedene Producte; nirgends fehlen dem Menschen, wenn er sie richtig ergreift, Mittel zu seiner Ausbil- dung. Durch seinen Schutz kann er viel weiter als die wilde Natur das Gedeihen der Naturproducte ausdehnen. In ihrer höchsten Potenz nimmt die Menschheit die ganze Natur in ihren Schutz; wird dieser Zweck erreicht ist die Wildheit, d. h. das Zufällige, von der Erde verschwunden. Auch die Wüsten er- freuen uns, denken wir sie uns in einer weit, weit entlernten Vorzeit wimmelnd von des Lebens Fülle. Eine Siegessäule ist ehrenvoller als die des grössten Weltstürmers. Eines Volkes schönste Eroberung ist die von seinem Lande und sich selbst. Dem Menschengeist, hat er das Ziel für seine Perfectibilität erreicht, sind alle Erzeugnisse der Erdoberiläche unterthänig; da ist Friede auf Erden und dem Menschen ein Wohlgefallen. Aber um die Natur recht frei zu machen, d. h. die Wildheit zu besiegen, muss er lange in die Schule der Natur gehen und während der Zeit sich selbst von den Banden des Egoismus befreien. XERn. Die schwedischen Weiden-Arten, nach ihrer na- türlichen Verwandtschaft geordnet, mit kritischen Bemerkungen. Von Dr. Elias Fries‘). Uebersetzt von ©. T. Beilschmieds ,— 0000 Bie Riedgras- und die Weiden - Gattung sind unter den Pha- nerogamen die Pflanzentypen, welche die Natur in. den nordi- schen Ländern am meisten vervielfältigt hat. Durch Zähigkeit im vegetativen Systeme, frühzeitige diclinische Blüthe und ra- sches Reifen der in eigenthümlicher Weise verwahrten Samen sind beide auf ein hartes Klima und die kurze Blühzeit des Nordens besonders berechnet. Alle solche bestinmten Gegen- den eigenen grössern Pflanzengruppen müssen vorzugsweise in ihrer eigentlichen Heimath, wo sie am formen- und artenreich- sten auftreten, studirt werden. Darum ist es der nordischen Botaniker Pflicht, auf beide genannte Gattungen vorzügliche Aufmerksamkeit zu richten; Schwierigkeiten dürfen nicht ab- schrecken, sondern nur zu eifrigerem Studium anregen, welches unter Besiegung jener nur belehrender ausfällt. Die Riedgräser sind auch mit Vorliebe bearbeitet worden, so dass die Zahl der bekannten einheimischen Arten mehr als das Doppelte der hier bekannten Weiden ausmacht, wovon der Grund nicht bloss in der geringen Mannigfaltigkeit der letzteren liegt, sondern auch in der Verschiedenheit der bei der Arten- #) [Aus Lindblom’s Botaniska Notiser, 1840, Nr. 9. 11., 12. 8. 445 —152., 177 — 188., 193—206. Mit Zusätzen nach neueru Ah- handlungen von Fries. Vgl. a. dieses Archiv, 5. 270. £.] Die schwedischen Weiden- Arten ele. 345 bestimmung befolgten Prineipien. Da die Riedgräser weniger veränderlich sind, so ist jede äusgezeichnetere Form bald als Art genommen worden; bei den Weiden aber hat man für die Mannigfaltigkeit der Formen nur Haupttypen unterschieden und nicht selten Zwischenformen für Uebergänge genommen. Wollte man die Arten der Riedgrasgattung in gleicher Weise behandeln wie die der Weidengattung, so würde es einen grossen Theil der ersteren*) treflen, dass sie nur als Unterarten angesehen würden, von gewiss nicht höherer Bedeutung, als manche der als Unterarten betrachteten Weiden. Gerade weil das Ansehen jener so einförmig ist, übersieht man so leicht die Mittelformen dazwischen, die unter den grossen baumartigen Weiden so leicht in die Augen fallen. Nieht bloss die grosse Veränderlichkeit im vegetativen Sy- steme der Weiden, auch nicht die Schwierigkeiten, die aus der Verschiedenheit ihrer Blüh- und Blattbildungszeit entspringen (weshalb sie auf Reisen nicht auf derselben Stelle in beiden Zuständen beobachtet werden können), haben ihre Artenbestim- mung verwickelt gemacht, sondern hauptsächlich die falsche Richtung, die das Studium derselben wegen eines unrechten und künstlichen Eintheilungsgrunds genommen hat. Hätte Linne, welcher zuerst Arten sicher aufstellte, der Eintheilung und Ar- tenumschreibung die Fruchtorgane zu Grunde geiegt, so würde ‚das Studium der Gattung gewiss einen andern Gang genommen haben: die Linneischen Arten wären dann nicht so verwech- selt und verkannt worden, sogar von Linne selbst””). Nach den Blättern die Arten einzutheilen und aufzustellen, ist be- stimmt schädlich, wie alles was unter dem Scheine ein Studium #*) Z. B. Carex ornithopa (ornithopus), speirostachya [bei Englän- dern selbst jetzt als $ unter fulva], Oederi, laxa, livida, rotun- data, pulla, saxatilıs [| auctt. — rigida Good., Fr.], strieta & aff., Gebhardi [hier Gebh. Hartm. gemeint, die spätere C. vitilis Fr. als eigne Art], virens, glareosa, teretiuscula u. s. w. [lIndess führt der Hr. Verf. selbst mehrere hiervon auch später noch unter den Arten auf: Mant. III. und Bot. Notis. 1843, Nr. 7., noch vermehrt durch neue, z. Th. in Folge von Dreier’s Mevis. crit. ’ Caricum bor. iR #*) So erkannte z.B. Linne niemals in den im ganzen Lande äusserst gemeinen Formen der Salix aurita und $. nigricans die Formen wieder, welche er in der Fl. lappon. beschrieben hatte. Dagegen glaubte er die nur nordischen $. arenaria, fusca und myrtil- loides in Formen der gewöhnlichen S. repens gefunden zu haben. Hätte man auf die Befruchtung geachtet, so hätte Scopoli nie- mals die Vermuthung geäussert, dass alle Weiden des flachen Lan- des von Samen der S. serpyllifolia herstammten, der von den höch- sten Gebirgen herab geflogen wäre. 346 Die schwedischen Weiden- Arten etc. zu erleichtern, es nicht zu einer naturwahren Auffassung kom- men lässt. | | Der Verfasser dieser Zeilen suchte zuerst, nachdem Prof. Wahlenberg vorher auf die Wichtigkeit der Fructification für Eintheilung und Artenfeststellung hingewiesen hatte, eine natürliche Eintheilung dieser Gattung darzulegen *), die nachher von Koch und [vom Vf. selbst ] in Novitiar. Mantissa I. wei- ter ausgeführt wurde. Nachdem aber der Grund zu einer sol- chen gelegt worden, bleibt immer noch Mehreres im Einzelnen festzustellen, weil nicht alle wesentlichen Merkmale auf einmal klar da liegen. So hofie ich nun, dass es mir geglückt ist, in Griffel und Narbe einen bestimmten Unterschied zwischen den Salices viminales und den S. capreae, woran es bisher gefehlt, zu finden, wodurch die für jedes natürliche System wichtige Regel bestätigt wird, dass es ein grösserer Fehler ist, die Ver- wandtschaft-, als das Abweichen der Charactere zu übersehen. So nothwendig unsrem eingeschränkten Fassungsvermögen für die unermessliche Einheit der Natur ein System ist, so wichtig ist es auch einzusehen, dass jedes System dennoch ein Flickwerk ist, ein Zerhauen des für uns unauflöslichen Knoten, und dass alle sogenannten natürlichen Systeme doch keine Sy- steme oder nur künstliche sind. Von den höchsten Standpunk- ten der Wissenschaft aus verschwinden alle Systeme, ob sie gleich Anfängern (und solche sind im Ganzen wir alle) unent- behrlich sind: Ersteres ist die esoterische Lehre der Wissen- schaft, letztere sind die exoterische. Meinestheils betrachtete ich jederzeit alle Systeme, es sei in Philosophie, Botanik oder anderwärts, fremde und eigne, nicht als etwas absolutes, sondern nur als provisorische subjective Auflassungen der Offenbarung des Ewigen, welche kein Menschengeist fassen kann. Darum können nicht allein mehrere Systeme neben einander bestehen und gleichen Werth haben, sondern sie sind sogar noth- wendig, um von der Einseitigkeit abzulenken, die von jedem Enthusiasmus für ein bestimmtes System oder blindem Glauben an dasselbe unzertrennlich ist. Es giebt mehrere Wege, sich einem verbesserten Systeme anzunähern. So urtheilte auch schon Linne (s. dessen Classes Plantarum) in Bezug auf damalige Enthusiasten für irgend ein *) [Physiograph. Sällskapets Ärsberätt. 1824 und Sylloge zur regensk. bot. Zeit. II. p. 34 sqq.; s. a. botan. Jahresb. üb. 1825, üb. 1826, 4832; dann in Fries Fl. scan. Mehreres zur Characteristik der Amentaceae. ] 0 Die schwedischen Weiden- Arten etc. 3417 bestimmtes sogenannt absolutes System; und die zahllosen spä- teren haben seinen Ausspruch mehr bestätigt als widerlegt. — Meine botanisch-systematischen Ansichten sind so zu sagen monarchisch unter dem Zwange eines bestimmten Prineips in allen allgemeinen Verhältnissen, doch mit grösster Freiheit (unabhängig von Characteren) in den besonderen; die in der Zeit am meisten beliebten dagegen sind republicanisch: völlig subjectiv in dem Allgemeinen, mit vieler Unfreiheit im Beson- deren. Beide sollten nicht ferner behaupten, sie seien, jedes für sich, absolut natürlich und Jie einzige rechte Form: diese liegt weit über beiden. Alle Formen sind menschliche Beschrän- kungen, aber darum nicht verwerflich. Aber alle Formen ohne Auffassung des darin lebenden Geistes versteinern: To yoduur anoxreive, TO be nveüua Swomolel. Eine vollständige Beschreibung der schwedischen Salices liegt bei uns in Reinschrift fertig, ursprünglich für dieses Blatt [ Bot. Notiser] bestimmt; da sie aber zu voluminös geworden, so folgt nur hier die Anordnung mit Ausschliessung aller Be- schreibungen, Fundörter und überflüssigen Synonyme *), so wie der Gründe für meine Annahmen: diese wären nun auch unnö- thig, da Koch sie angenommen und anerkannt hat; nur solche, ‚denen man in Schweden mit Zweifeln begegnet ist, werde ich genügend zu beweisen suchen, da in Novit. Mant. I. Mangel an Raum dieses nicht zugelassen. Dort findet man die Beschrei- bung etc. der Arten und Abarten; hier aber nehmen wir man- che Abarten von mehreren polymorphen Arten !auf, deren For- men wir uns damals [1832] nicht zu bestimmen getrauten. Bei Anordnung der Species der Weiden dürfen nach unsrer Meinung die Hauptabtheilungen derselben nie übersehen werden, wenn gleich unvollständige Exemplare ohne Frucht hinsichtlich ihrer Stellung schwer zu bestimmen sind, was übrigens ja von den Gattungen der Umbellaten, Cruciferen u. a. gleichfalls gilt: nach unsrer Ueherzeugung sind die Abtheilungen der Salices *) Im Anführen der Synonyme herrscht viel Willkühr; es wäre mehr Einheit zu wünschen. Freilich muss bei verschiedenen Werken auch ein verschiednes Princip herrschen: ein andres in der Flora eines Landes, als in einem allgemeinen Systeme. Gewöhnlich ci- tirt man Autoren, die in Umgränzung und Benamung abweichen; richtiger wäre es: nur die, welche des Verfs. Ansicht bestätigen. In einer Special-Flora sollte wohi nächst dem Aufsteller der Art stets auch die erste Quelle für die Einheimischkeit derselben eitirt werden, dann einheimische Abbildungen und getrocknete Sammlun- gen. Alles Andere ist, sofern es nicht kritische Pflanzen betrifft, nur Ballast, = £ 348 Die schwedischen Weiden- Arten etc. eben so wesentlich und bestimmt, wie die der genannten und vielleicht auch natürlicher begränzt. — Wir fangen hei den höchsten an, deren eigentliche Heimath Tropenländer sind, und steigen zu den niedrigen Gebirgs- Weiden herab, die an der äussersten Gränze der lebenden Natur die letzte und niedrigste Baumvegetation bilden. Nicht leicht dürfte eine Bäumegattung so ausgedehnte geographische Verbreitung haben. Die Geschichte der Weidengattung bietet ausserdem eine Menge interessanter Thatsachen dar, wie die Gesetze ihrer Veränderungen, ihre Abhängigkeit von verschiedener Behandlung, ihre ungleiche Ausbildung nach Verschiedenheit des Klima’s, das Wechseln der Geschlechter u. s. w., zu deren Betrachtung hier nicht Raum ist. Um die Unterschiede der Abtheilungen klarer hervortreten zu lassen, ist es wohl nöthig, die Kennzeichen aller einzelnen hier zusammenzustellen, wobei wir uns indess nicht bloss an die einheimischen, sondern an sämmtliche bekannten Arten hal- ten müssen. 1. Amerina (eigentliche Pilar*) |der Schweden; pil, pl. pilar: grosse kohlblättrige W.]. Die Kätzchen wachsen an der Spitze der beblätterten Spitzenzweige des Jahres hervor. Kätz- chenschuppen gelbgrün, nicht an der Spitze verbrannt, mei- stens kahl oder nur gewimpert. Honigschuppen zwei, einander gegenüber. Staubfäden gewöhnlich mehrere, aber im Norden oft nur 2, immer frei, mit gelben Staubbeuteln. Griffel und Narben kurz. Zu dieser sehr natürlichen Abtheilung, welche Bäume oder höhere Sträucher in sich schliesst, die, im erstern Falle, in den Zweigachseln sehr zerbrechlich sind, gehören fast alle Wei- den der wärmeren Klimate. Sie sind indess den Gebirgsweiden (Abth. V.) sehr analog. Dass Extreme in Kälte und Wärme ähnliche Verhältnisse hervorbringen, davon haben wir zahlrei- che Beispiele. A. Fragiles. B. Amygdalinae. En un *) Es ist bemerkenswerth, dass in der schwedischen Sprache die Wei- dengattung mehr eigene Namen hat, als in den südlich@xen Ländern, wo die Bedeutung der Weiden in der Mannigfalligkeit der reiche- ren Flora verschwindet. So hat Pil meines Wissens nichts Ent- sprechendes in andern europ. Sprachen. JSalix der Lateiner finden wir im schwed. Salle oder Sälg (engl. sallow, deutsch Söl |?], franz. saule) wieder; Vetrix in unsrem Vide [pl.: Viden] (deutsch Weide, engl. willow). Unser Hilster oder Jelster [Sal. pentandra] dürfte mit £Aı£ der Griechen stammverwandt sein, » Die schwedischen Weiden- Arten etc. 349 I. Helix (schwed. Rödvie |pl.: Rödviar]|). Die Kätz- chen wachsen aus den Seiten der vorjährigen Zweige, aber auf erst wenig ausgewachsenen beblätterten (mehr oder minder ) ausgezogenen Stielen hervor. Kätzchenschuppen sitzenbleibend, schwarzgebrannt,, wenig behaart. Honigdrüse einfach. Staub- fäden 1 oder 2 verwachsene; Staubbeutel nach dem Verblühen schwarzwerdend. Samenkapseln stiellos oder kurzgestielt, mit sitzenbleibenden Griffel und Narben. Sieht man nur auf die in Schweden wachsenden Salices purpureae, die zwischen den S. amygdalinae und den vimina- les in der Mitte stehen, so scheinen diese zu wenig eine eigne Abtheilung zu bilden; betrachtet man dagegen die bekannten Arten der ganzen Welt, so wird dieselbe höchst ausgezeichnet, indem sie den grössten Theil der eigenthümlichen Weiden Nord-America’s umfasst. Die der Abtheilung Salices griseae haben Wuchs und Ansehen ganz von den $. fragiles, obgleich die Uebereinstimmung mit den 8. purpureae nicht zu verken- nen ist. Ü©. Griseae Borr. D. Purpureae. IH. Vetrix (Vide-Pil). Kätzchen aus den Seiten der vor- Jährigen Zweige, ungestielt und gewöhnlich blattlos. Schuppen schwarzgebrannt, sitzenbleibend, sehr dicht vollhaarig. Honigdrüse einfach. Staubfäden 2, frei, mit gelblichen Staubbeuteln. Kap- seln stiellos oder kurzgestielt (der Stiel kaum länger als die Honigdrüse). Griffel ausgezogen, haardünn, mit den sehr langen schmalen linienförmigen Narben von der reifen Kapsel abfallend. Bäume oder höhere Sträucher, mit sehr frühzeitigen wolli- gen Kätzchen, die vor dem Blühen in dieser Abtheilung eigen- thümliche, ungewöhnlich grosse Knospen eingeschlos- sen sind. Griffel und Narbe unterscheiden diese Abtheilung von der folgenden, mit welcher sie sonst zusammenzufliessen scheinen. Nur wenige Arten gehören eigentlich dem Norden an; die rechte Heimath der Abtheilung scheinen die Flussge- biete im mittlern Europa zu sein, von wo sämmtliche viminali- sche Arten sowohl dieser als der vorigen Abtheilung herstam- men — oder: der langgestreckte freudige ruthenartige Wuchs, welcher diese Arten auszeichnet, ist nur in den wärmern Fluss- thälern Europa’s ausgebildet worden, während die kalten Wald- moore des Nordens die ihnen eigenthümlichen Arten zu einem knotigen reisigartigen Ansehen zusammenschrumpfen lassen. Als Beispiel dient die hierher gehörende $. Lapponum, die mit Unrecht zu den S. frigidae gebracht worden ist; auch in 350 Die schwedischen Weiden- Arten ei geographischer Hinsicht ist diese keine eigentliche Gebirgsweide: sie. ist deutlich eine verkümmerte viminalische Weide, die wei- ter südlich angebaut zum Wuchs einer solchen gelangt. Die verwandte 8. incana wird auch in kälteren Gegenden torulosa, nicht viminalis. 8S.: Wahlenb. De Cl. et Veget. Helv.! E. Chrysanthae. F. Viminales. IV. Caprea (Viden |Sing.: vide]). Kätzehen aus den‘ Seiten vorjähriger Zweige, ältere gewöhnlich gestielt (im höhe- ren Norden, mit dem Eintritte in die Zone oder Region der Gebirgsweiden bekommen sie gewöhnlich gleich diesen beblätterte Stiele). Kätzchenschuppen verbrannt, sitzenbleibend. Honig- drüse einfach. Staubfäden 2, frei, mit gelben Beuteln. Kap- seln lang- und frühzeitig-gestielt, mit schmalem Stiele, welcher doppelt oder mehreremal so lang als die Honigdrüse ist; Narben kurz, dick, eiförmig, zugleich mit dem steifen oft unmerklichen Griffel sitzenbleibend. Diese Abhtheilung ist in den inferalpinen Regionen der käl- teren Länder am reichsten, leicht zu unterscheiden an den schon früh während des Blühens gestielten Fruchtknoten und den kurzen Narben. Ausser der gewöhnlichen Eintheilung nach der verschiedenen Wachsthumsart (die incubaceue, z. B., besonders in dem mehr treibenden Süden, die S. rosmarinifolia und 8. angustifolia, freudige Formen der $. repens, u.a., entsprechen deutlich den viminalischen der vorhergehenden Sectionen), könnte eine vielleicht bestimmtere nach dem Griffel aufgestellt werden, worin man die analogen Arten einander parallel gegen- über stellte’). G. Capreae. H. Incubaceae. V. Chameliz (Gebirgsweiden [schwed.: Fjäll-Pilar], oder Sirka, um für lappländische Arten eine lappländische Benen- nung aufzunehmen). Kätzchen an der Spitze der beblätterten Jahreszweige. Schuppen verbrannt, stumpf, sitzenbleibend. *) T) Cinerascentes, mit graulichem, beim Trocknen gar nicht dunkel oder schwarz werdendem Ansehen, Blattnerven auf der Oberseite eingesenkt, Griffel unmerklich ($. caprea, grandifolia, ci- nerea, aurita, livida, incubacea, finmarkica, myrtilloides). JI) Nigricantes, grün (oder durch Behaarung weiss), beim 'Trock- nen dunkler oder schwarz-werdend, Blatinerven auf der Oberseite erhaben mit deutlichem Griffel ($. silesiaca, nigricans, lau- rina, phylicifolia, hastata, fusca, repens, angustifolia und ros- marinifolia). Das Schwarzwerden der Blätter kommt von kleinen harzigen Punkten her: je deutlicher diese sind, desto mehr wird die Species schwarz, z. B. $. Helix; werden jene zu Haaren aus- gebildet, so wird sie weniger dunkel. Die schwedischen Weiden- Arten ete. 35l Honigdrüsen gewöhnlich 2, bei einander sitzend, Staubfäden 2, zuweilen mehrere, mit nach dem Verblühen dunkel werdenden {während des Blühens oft blauen!) Staubbeuteln. Kapseln fast stiellos (Stiel kürzer als die Honigdrüsen), jünger gewöhnlich kurz und stumpf, älter ausgezogen oft hornförmig (das Entge- gengesetzte der vorigen, deren Fruchtknoten schon im jüng- sten Alter lang aber schmal sind und nachher aufschwellen). Griffel und Narben schmal, gewöhnlich gespalten.“ Blätter im jüngern Zustande gewöhnlich langhaarig, älter kahl, netzadrig; der Stamm gewöhnlich niedrig, nur $. glauca erreicht etwas bedeutendere Höhe. — Diese Abtheilung umfasst alle eigentlichen Gebirgs- Salices, welche nicht, wie die der vorigen Abth., in’s flache Land herabsteigen, wenn sie auch in niedrigern Gebirgsregionen vorkommen. Auch in dieser Hinsicht weichen S. Lapponum und 8. hasltata von denen dieser Abthei- lung ab; sie steigen wohl in unteren Gebirgsgegenden hinauf, aber ihre eigentliche Heimath ist unterhalb der Hochgebirge. I. Frigidae. L. Glaciales. Mehrere Arten, die bisher in Schweden nur als angepflanzt “bekannt gewesen, z. B. S. fragilis, alba, daphnoides var., kennen wir jetzt als auch in Scandinavien wirklich einheimisch. Oksgleich diese, wie Berberis, Aquilegia, Rosa pomifera u. a., in Provinzen der Ebene nicht anders als cultivirt oder verwil- dert vorkommen, so ist doch kein Zweifel, dass sie in unsern Berg- und Hochgebirgsgegenden wirklich einheimisch sind. Zu entscheiden, welche Pflanzen ursprünglich einheimisch seien, so weit sich diese Frage irgend beantworten lässt, gehört gewiss zu den schwierigsten Aufgaben in der Geschichte der Pflanzen (zur Pflanzen - Geographie gehört sie nicht), und wird nicht durch empirisches Dünken, sondern nur durch klare Einsicht in die Geschichte der fraglichen Art und allgemeine phytogeographi- sche Verhältnisse entschieden. Unsre Flora ist arm, der Sü- den ist viel reicher, aber eben dadurch wird man so leicht ver- leitet, für alle Pflanzen einen südlichern Ursprung zu suchen, und ein Gewächs für verwildert zu halten bloss deshalb, weil es zugleich eultivirt wird. So sind Apium graveolens, Aspa- ragus, Pastinaca, Bellis und unzählige andre, die da eultivirt werden, dennoch “unbestreitbar eingeborne, während dagegen eine Menge nicht eultivirter, noch dazu sehr gemeiner Pflanzen, wie Bunias orientalis, Salvia pratensis u. a. in neuerer Zeit 24 352 Die schwedischen Weiden - Arten ete. eingeführt sind. Jede Pflanze, die ein Gegenstand all- gemeiner Cultur wird, muss dadurch als eigentlich wild wachsende zu verschwinden scheinen. Dieser merkwürdige Umstand verdiente wohl in einer eignen Schrift behandelt zu werden: es erklärt sich dadurch, warum die mei- sten Culturgewächse jetzt keine bestimmte Patria haben ;+warum man z. B. in Deutschland Zweifel hegt, inwieweit Drassica, Camelinae u. a. dort wild seien; warum man in Schonen nicht, wie im ganzen übrigen Schweden, die Vicia sativa für wild hält, und das, weil sie im ersteren allgemein angebaut wird. — Da indess, was die Salices betrifit, noch einige Arten bleiben, die man bei uns nicht völlig wild gefunden hat, so nehmen wir in folgender Darstellung alle auf, die auf ungebautem Boden vorkommen, auch wenn sie ursprünglich angepflanzt sind. Von einem Theile ist nur ein Geschlecht da: in diesem Falle deutet die weibliche Pflanze auf südlichern, die männliche auf nördli- chern Ursprung hin. Schon daraus hätte man einsehen sollen, dass die im südlichen Schweden gewöhnlich oder nur allein vorkommenden männlichen Bäume der S. alba, $. fragilis, 8. amygdalina, S. daphnoides u. s. w. auf einen subalpinen ÜUr- sprung hinweisen. Möglich indess, dass einige Arten, wovon nur die weibliche Pflanze bei uns vorhanden, wild sein könnten (in Deutschland finden sich gewöhnlich nur weibliche Exem- plare von $S. mollissima, Aippophaifolia u. s. w.), wie von mehreren Gewächsen nur die weibliche Pflanze im Norden aus- gebildet wird; aber in allen Fällen deutet dieses an, dass sie ausserhalb ihrer natürlichen Zone oder Region sich befindet. M. vgl. was wir anderwärts über Geschlechtsveränderung in der Weidengattung, als durch klimatische Ursachen bedingt, ent- wickelt haben [Fr. Nov. Mant. 1. 35 sgq.] Von einigen der vieigestaltigsten Arten ist es mir, wie ich hoffe, geglückt, gewisse bestimmte klimatische Abarten zu un- terscheiden, die sich mehr ausgezeichnet darstellen, wenn man die Natur im Grossen betrachtet, als in einzelnen Exemplaren der Herbarien, aber eben dadurch merkwürdiger sind, als die nach Bekleidung der Blätter, der Fruchtknoten u. dgl. gewöhn- lich angenommenen Abänderungen. — Indem ich diese im Fol- genden darstelle, bekomme ich zugleich Gelegenheit, solche von mir in früheren Schriften gethane Annahmen, deren Gründe von Andern noch nicht recht erkannt zu sein scheinen, aus- führlicher zu rechtiertigen. Mir war es besonders schmeichel- haft, dass der edle berühmte Koch, welcher früher die euro- päischen Salices bearbeitet hat, in seiner Synops. Fl. Germ. Die sofa Weiden - Arten etc. 353 nicht allein unsre Bestimmungen angenommen hat, sondern auch zu meiner Ansicht über S. Russeliana, viridis, angustifolia, Waldsteiniana, die sonst gewiss von den meisten verworfen worden, übergegangen ist. Indess bleiben zwischen uns noch einige kleinere Abweichungen, die ich weiter unten zu erläutern suchen werde. — Ich gehe nun zur Aufstellung der scandina- vischen Arten über. l. Amerına. *Fragiles, mit endlich abfallenden Kätzchenschuppen. 1. S. pentandra L. Fl. lapp. t. 8. fig. z. *tetrandra Linn. It. öland. p 13. Fl. fen b. 8. fie. b. Anm. Die Unterart (für selbstständige Art halte ich sie nicht, obgleich es nach dem Citate in Hadın Skand. Fl. so schiene) ist an dem Linneischen Fundorte gesammelt, dieser Name also völlig sicher. Sehr ungewiss ist es, ob S. cuspi- data Schultz hierher gehöre (vgl. G. W. Meyer Chlor. hano- ver.) |nach Fries’s späterer Meinung u. nach Koch besondere Art, verschieden von S. pentandra var. euspidata Suecor.]. 2. 8. fragilis L. — It. scanic. p. 200. Fl. Herb. norm. I. n. 60. — decipiens. S. decipiens Hoflm. S$. vitellina Linn., sed synon. ad analogum statum S. albae. Smith’s S. decipiens gehört nach Babington zur folgenden Art (8. viridis). *pendula Ser. — Linn. Fl. suec. ed. 1. n. 812. Anm. Deutsche Autoren halten die Abart deeipiens, mit unterhalb grünen Blättern, für die typische Form, bei uns sieht man diese nur an ein paar Stellen in Schonen, während die von uns aus theoretischen Gründen als Hauptform angenommene (vgl. S. amygdalina) zugleich im ganzen Lande gemein ist; ausser den nördlichen Orten: im westl. Upland in Westmanland, Dalekarlien u. s. w., scheint sie wirklich wild zu sein. Dage- gen ist die Unterart pendula die, welche in den magern west- lichen Provinzen und in Norwegen am meisten vorkommt. Sie ist die S. Ehrhartiana Sm. nach Meyer, welcher die wahre S. Russeliana Sm. für einen Bastard dieser und der 8. alba hält. Die Kochschen Exemplare, die ich von $S. Russeliana gesehen, kommen der S$. alba näher, als irgend eine in Schwe- den gefundene Form der Russeliana. Diese und andere Um- stände bewegen mich, die bestimmte und äusserst treflende Be- nennung von Seringe vorzuziehen; Russeliana gilt von meh- reren Formen; [s. a. vor. Heft S. 270 d. Archivs nach Fries: „8. Russel... eine üppige Form der $. fragilis var. deci- piens‘“]. 24* 354 Die schwedischen Weiden - Arten etc. 3. S. viridis Fr. — Nov. p. 28. Herb. norm. I. n. 61. — corallina, mit dichter Krone, zähen korallenrothen Aesten. Anm. Die in jedem Alterszustande aufrechten Kätzchen unterscheiden diese Art deutlich von sämmtlichen verwandten. Sie gehört den Waldgegenden des Göta-Reiches [ gothischen R., südl. Schweden | an, tritt zwar bei Kalmar auch an das Meer hervor; wild bildet sie einen hohen Strauch; auf Scho- nens Ebenen zugleich mit S. alba gepflanzt wird sie zu einem Baume, der durch wiederholtes Abstutzen der Krone die var. corallina bildet. 4. S. alba. ; — sativa L. It scanie. p. 200. Fr. Herb. norm. I. n. 62. Anm. Die Stammform oder der wilde Typus dieser Art, welcher am Lerelv in Norwegen vorkommt, hat kürzere und breitere Blätter, als die angepflanzte Form, die eine merkwür- dige Abart bildet. Diese steht zu der wilden in demselben Verhältnisse, wie $. fragilis * pendula zu der in Schweden ge- wöhnlichen 8. fragilis. Es ist gerade diese wilde strauchartige Form, die Smith unter $S. alba versteht, wenn er sie von 8. coerulescens oder der cultivirten hochstämmigen unterscheidet. Meines Wissens hat kein Autor das Verhältniss dieser Smith’- schen Arten zu einander verstanden, sondern man hat beide in der gepflanzten gesucht. ‘ ** Amygdalinae. Kätzchenschuppen sitzenbleibend. 5.8. amygdalina L. Fl. suec. n. 8831. Fr. Hb. n. M.51. — angustata. — b. Novit. Mant. (P. undulata Hartm.). Anm. Normal sind die Blätter bei uns immer unten weiss- oder eisgrau, zufällig habe ich sie jedoch auch unten ganz und gar oder zur Hälfte grün gesehen. Meyer nimmt in der Chlo- ris hanov. bei dieser, der $. fragilis u. a. die unterhalb grüne Form für die typische, die eisgraue für eine Ahart. Wir sind überzeugt, dass sowohl von dieser, als auch von $. pAylieifo- lia, S. repens und den übrigen Arten die unterhalb eisgraue Form stets die typische ist.- Merkwürdiger scheinen mir die Abweichungen in der Blattform. Eine kleinblättrige Abänderung mit elliptischen wen’g zugespitzten Blättern (8. amygdalina Smith Engl. Fl.) findet sich in den höhern Gebirgsgegenden; eine grossblättrige mit ablang-lanzettlichen lang zugespitzten Blättern ($S. Hoffmanniana Sm.) wächst am untern Laufe der Flüsse- und wird in den südlichen Provinzen cultivirt. Die Ab- art angustata ist schmalbhlättriger als $S. triandra Sm.; sie ist mit der folgenden Art verwechselt, aber die Blätter sind nicht wellenförmig. Obgleich die Art eigentlich den (schwedisch-) Die schwedischen Weiden- Arten etc. 355 nordländischen Flüssen angehört, findet sie sich doch in Lapp- land nicht eher als innerhalb der russischen Gränze bei Kemi. 6. S. undulata Ehrh. — Fr. Nov. Mant. p..62. Hb. norm. Il. 55. * S. hippophaifolia Thuill. — Fr. Herh. norm. IX. App. Anm. Im südlichen Schweden ist sie nur sparsam gepflanzt; aber auf Öland ist sie im südlichen Theile auf Weidendämmen häufig; um den Mälarsee hingegen findet sie sich an mehreren Stellen am Ufer und an Flussrändern (S. fragilis 2 Myrin Co- roll. Fl. upsal.). — Nach meiner Ueberzeugung gehört S. hip- pophaifolia hierher als Unterart; sie verhält sich ganz ebenso zur S. undulata, wie S. purpurea zur S. Helix: die Kätzchen sind nämlich doppelt kleiner und die Blätter undeutlich gesägt Wo sie gemischt wachsen, unterscheiden sie sich nicht durch ungleiches Aussehen, daher sie auch Ehrhart nicht unterschied. Dass die von mir in Nov. Mant. beschriebene S. hippophai- folia dieselbe ist, wie Koch’s, zeigt jedes Wort der Be- schreibung. no . Hei. (Von den * Griseae Borr. ist keine in Schw. einheimisch.) ** Purpureae. +8. rubra Huds. — S. viminalis A. Liljeblad Sv. Fl. Kommt nur angepflanzt in Schonen , Westgothland und an- derwärts vor, aber nirgends verwildert oder in solcher Menge, . dass man sie für einheimisch halten könnte. Sie giebt indess bessere Ruthen, wenigstens zu feineren Korbmacherarbeiten, als irgend eine andere Art. Sie verdient in Menge gezogen zu werden. 7. 8. purpurea L. It. scan. p. 252. — Herb. norm. II. 56. — Helix L. — Herb. norm. II. n. 57. Anm. Eigentlich ist $S. Zelix die Stammform, $S. Lam- berliana eine breitblättrige Abänderung derselben, und $. purpurea eine durch Kappen hervorgebrachte Abart, wie von der 8. viridis die corallina, u. a. Il. Verrix. * Chrysanthae. Verästete, hochnordische (lee alpine) Arten. 8. S. daphnoides Vill. — Fr. Mant. I. p. 46. Hb. norm. v1. 54. * acutifolia Willd. Anm. Die auf südlichen Hochgebirgen vorkommende zot- tige Abart findet sich nicht im Norden; die kahle dagegen am Glommen und mehreren Flüssen im mittleren Norwegen, und 356 Die schwedischen Weiden- Arten etc. auf Uferwiesen am See Siljan und Dalelf im Kirchsp. Mora in Dalekarlien kommt eine Form mit lanzettlichen Nebenblättern vor, die deutlich zur $S. acutifolia gehört oder offenbar einen Uebergang in diese zeigt, welche, obschon erst unlängst einge- führt, an mehreren Stellen im südwestlichen Schweden gepflanzt ist. Sie verhält sich zur eigentlichen $. daphnoides ganz so, wie S. pendula zur gewöhnlichen 8. fragilis. In Weinm. Fl. petropol. wird S. daphnoides auch als an Flussufern wachsend und 8. acutifolia als eine schmalblättrige bei den Dörfern an- gepflanzte Varietät derselben aufgeführt. — Als schwedisch er- spähten wir diese Art zuerst in einer vom Hrn. Notar Ola@sson uns mitgetheilten Sammlung blühender Weidenzweige, und nun hat für das Herb. norm. VI. Fräul. Arosenius sie gütig in Menge gesammelt. 9. S. lanata L. — Fl. lappon. n. 368. t. 7. fig. 7. — glandulosa Wahlenb. * depolita Wahlenb. Anm. Obgleich diese Art von der vorigen verschieden und unzweifelhaft davon gesondert zu halten ist, so ist es doch schwer, eine bestimmte characteristische Differenz zwischen bei- den anzugeben. Form und Bekleidung der Blätter, Weiss- und Gelbhaarigkeit der Kätzchen u. s. w. variiren bei beiden in gleicher Weise. Die Unterart depolita hat eiförmige und herz- förmige Blätter, welche ausgewachsen völlig kahl sind, unter- halb eisgrau, die jüngern so wie die Kätzchen weichhaarig (pubesc., nicht Jangwollig). 10. S. Lapponum L. — Fl. lappon. n. 366; t. 8. fig. t. — Harim. S. limosa Wahlenb. — [y.] ovalifolia Wimm. (Blätter meistens kahl). * lTeucophylla Willd. — L. Fl. lapp. n. 362. t. 8. fig. o., q. Anm. Auch Prof. Trautvetter hat (ohne dass er von Dr. Hartman’s Bestimmung Kenntniss haben konnte) bemerkt, dass Linne’s S. Lapponum zu dieser Art gehören müsse. — Die Unterart, welche Linne für eine eigne Art nahm, ist bei den Neueren ganz verschwunden, ist aber ausgezeichneter als manche geringere, die oft für Arten erkannt werden. Die Hauptform (und nur diese habe ich aus Lappland erhalten,) ist ästiger; die Blätter (oft linealig-lanzettlich) nach beiden Enden gleich - sehr verschmälert, ausgewachsen besonders steif, auf der Oberseite der Länge nach gefurcht, dunkelgrün, beim Trocknen schwarz - dee unterhalb mit dichtverfilzter Be- kleidung, am Rande wellenförmig und herahgebogen; die Kätz- chen blühend eiförmig, fruchttragend kurz, oft gekrümmt, mit Die schwedischen Weiden - Arten ete. er / dichtstehenden ausgesperrten spitzigen Kapseln; Nebenblätter, wenn deren vorhanden, halb-herzförmig. Die Unterart hat dünne ruthenförmige Aeste, die Blätter bedeutend breiter be- sonders nach dem Grunde zu (eiähnlich), nur nach oben zuge- spitzt, im jüngern Zustande fein netzadrig runzlig, im älteren glatt, flach, hellgrün, beim Trocknen nicht schwarz werdend, immer ausgezeichnet weich und biegsam, unten schneeweiss seidenhaarig; blühende Kätzchen ablang, fruchttragende kurzge- stielt ausgezogen gerade; Kapseln nach dem Abfallen des Grif- fels stumpf, nicht ausgesperrt; Nebenblätter, wo deren vorhan- den, klein, eiförmig. Sie scheint am meisten Norrland [schwed. Nordland], Dalekarlien, Westmanland (n. Sjöstrand) anzugehö- ren; die upsaler aber ist, wie schon Ehrhart bemerkt hat, S. Lapponum. f 1l. S. canescens s. S. Linnaeana Fr. Novit. Mant. p. 58. (1832) [., fol. oblongo -lanc. rugulosis recto-acuminatis crenul. subtus tomentosis,, imis obtusiuse., amentis subpeduneculatis den- sis. eylindr. bracteatis , caps. hrevi - pedicellatis conicis albo -to- ment., stylo elong.“]. Salix. Linn. Fl. lapp. n. 367. et Herb. Liun. „Species distineta““ Smith. 8. caprea ß. Linn. Fl. suec. n. 900. S. cinerea A. Liljebl.! Sv. Fl. 2. p. 303. 8. di- mosa cinerascens Whlnb. Fl. suec. ed. 2. SS. cinerea ß. Lästad.! in Nov. Act. Ups. XI. — Fr. Herb. norm. V. n. 64. — obtusifolia, Blätter verkehrt- eiförmig, stumpf, fast kahl. L. Fl. lapp. t. 8. fig. u. $. obiusifolia W. 8. capreo- limosa Lästad. in litt. * Lästadiana, Blätter gross häutig lanzettlich - ablang ganz randig spitzig fein-weichhaarig, älter oben kahl und so wie die dünnen ruthenförmigen Zweige sehr weich, Kapseln weniger zu- sespitzt. S. cinereo-limosa Läst. in litt. Sie ähnelt gar sehr der S. Seringeana u. ist schwer davon zu unterscheiden; ent- spricht aber vollkommen der leucophylla unter der vorigen Art. Anm. 1. Die Hauptart kommt in den nördlichen Lappmar- ken an mehrern Orten, aber sparsam, und, nach Sommerfelt, in Saltdalen [Norw., 67° Br.] vor. Sie ähnelt sehr der 8. cine- rea, steht aber in natürlicher Verwandtschaft der S. Lapponum am nächsten, was auch durch den völlig übereinstimmenden Varietäten-Cyclus bestätigt wird. Die Abart obtusifolia gleicht sehr der S. caprea alpestris; sie wurde in Tornei -Lappmark gefunden, von Liijeblad! und bei „Pawrajaur [665°] in Luleä- Lappm.“ vom Pastor Lästadius; die Unterart nur von Letzterem hei Arfvidsjaur [653°], am Längträsk, aber sparsam. Die Be- kleidung ist bei allen sehr veränderlich; die Hauptart besitze 358 Die schwedischen Weiden- Arten etc. ich mit langen schmalen Blättern ohne ein einziges Haar selbst unter der Lupe; auch die Abart kommt kahl vor; (die Hauptart von S. Zapponum findet sich an überschwemmten Stellen ohne nur ein Haar auf den Blättern). Anm. 2. Diese von Linne zuerst entdeckte Art nannte ich anfänglich $. Linnaeana (Novit. Mant. I. p. 59.); aber nachdem die einige 60 auf — ana gegebenen Weidenbenennun- gen zum Glück verschwunden sind, wollte ich nicht ihre Zahl “vermehren, sondern nannte sie S. canescens, was am meisten characteristisch. Nachdem Willdenow’s S. canescens verschwun- den ist, wie ich schon in Nov. Mant. bemerkte, oder sie nach seinem Herbarium in mehrere Arten aufgelöset worden [die des Hb. Willd. gehört n. Fr. zu $. Seringeana K. u. and., s. dies. Arch. S. 271.] (wobei die typische im Berliner Garten! eultivirte bestimmt zu dieser Gruppe [,‚zu dieser $. canescens Fr. oder zu einer ihr analogen Form der $. limosa,““ ebds.]|, nicht zur S. Seringeana gehört: vgl. Link Hort. berol. und Koch Salie. europ.), so muss dieser Name am richtigsten hier erhalten werden, wenigstens ist kein Grund da, einen neuen einzuführen; viel eher wäre es nöthig, den Namen $S. acuminata Sm. und unzählige andere zu verwerfen, die vorher andern Arten beige- legt gewesen. Wünschte man dennoch einen neuen Namen, so müsste wohl der nach dem ersten Entdecker vom ersten Bestimmer der sichern Art vorgeschlagene, S Linnaeana, beibehalten werden. ** Viminales. Mit geraden ruthenförmigen Zweigen. Südliche, meistens cultivirte Arten. 12. 8. mollissima Ehrh. — Fr. Nov. p. 283. Herb. norm. 1. 65. 13. S. viminalis L. Fl. suec. n. 901. — Fr. Herb. norm. 1. 64. Anm. S. viminalis v. latifolia Retz. Suppl. Fl. Scand. gehört, nach den Exemplaren, die Retzius unter diesem Namen in Paradislyckan selbst cultivirt hat, zu S. stipularis Sm.; dass er aber in der Fl. oecon. die folgende Art damit vereinigte oder verwechselte, ist offenbar. S. stipularis gleicht bei schnellem Ansehen der folgenden am meisten, steht aber bestimmt der S. viminalis näher. Man soll sie in Halland auf Flugsand ge- pflanzt haben. 14. S. lZanceolata Dee. Fl. fr. (e loco: Parisüs! sed exclus. synon. et deser. Seringei, ad $S. Seringeanam referendis). Fr. Fl. hall. Die schwedischen Weiden - Arten ete. 359 — Smithiana (S. Smithiana W. S. mollissima Sm.) Hb. n. 1. 63.; II. 59. — Kochiana. SS. mollissima Koch in Regensb. Bot. Zeit. Anm. Wir besitzen 3 Formen von dieser Art: eine nie- drige ästige mit kleinern auf beiden Seiten grau-behaarten Blät- tern, welche die Stammform ist und in Mooren wächst (s. Nov. Mant. 1. 61.); S. Smithiana ist die gewöhnliche Culturform, grösser und mit grössern Blättern die oben kahl sind; endlich eine mit braungelben glätteren Zweigen und grünen auf beiden Seiten fast kahlen Blättern. Koch, welcher sie anfänglich un- ter dem Namen S. mollissima beschrieb, hat sie selbst mit S. Smithiana vereinigt. — Gewöhnlich wird De Candolle’s S. lan- ceolata nach dem Synonyme dabei zu S. Seringeana gezogen, aber diese alpine Art wächst gewiss nicht auf Dämmen um Paris, welchen Standort allein De Candolle für seine S. /an- ceolata angiebt. IV. Caprea. *I Capreae sensu striet.| Bäume oder Sträucher mit deut- lichen Stämmen, aufrechten Aesten und (typisch) mit gesägten Blättern. 15. S. caprea L. — FI. lappon. n. 365. — sphacelata. S. sphacelata Willd. — alpestris Novit. Mant. 1. 54. 8. caprea ß. Whlnb. Fl. Carp. Anm. Die Abart alpestris darf weder mit der folgenden Art noch mit S. caprea coaetanea, welche eine zufällige Form ist, die man auch in Schonen gefunden, verwechselt werden. In Gebirgsgegenden hat Lästadius eine niedrige oder ver- krüppelte (wie es scheint immer sterile,) Form gefunden: S$. caprea v. subdepressa Läst., deren Aeste russfarbig sind. 16. S. grandifolia Ser. Saul. n. 20. — Linn. Fl. lap- pon. n. 348. t. 8. fig. a. optima! Blätter ablang oder verkehrt eiförmig, an beiden Enden sehr ausgezogen, zugespitzt, mit kurzem Stiele, papierdünn, gekerbt- gesägt, ausgewachsen auf beiden Seiten kahl, oberhalb glän- zend, auf der Unterseite nur im jungen Zustande so wie die Zweige und Knospen weichhaarig; Nebenblätter gross, nieren- förmig -herzförmig; blühende Kätzchen eiförmig; Kapseln sehr lang gestielt, fast pfriemenförmig, seidenhaarig, mit unmerkli- chem Griffel. Anm. Eine etwas zweifelhafte Art, die sich sowohl der vorhergehenden als auch der folgenden nähert und nur spora- disch vorkommt. Ich nehme sie nach Koch als eigene Art 360 Die schwedischen Weiden - Arten etc. auf, weil sie 1) in südlicherem Klima eultivirt sich unverändert erhält und 2) nur in der [subalpinen | Hochgebirgsregion vor- kommt, wo S. caprea nur als verkümmerter Strauch oder als var. subdepressa auftritt, siehe regensburger Botanische Zeitung 1830, Seite 130; während $. grandifolia dagegen das ganze Ansehen einer freudigern S. caprea |[.,‚cujus for- tasse varietas est,“ Koch] hat, doch die Blätter mehr ablang , zugespitzt, auf beiden Seiten grün. Was ich von Hrn. Lästadius unter dem Namen ,$S. caprea v. cinereaeformis“ erhielt, dürfte auch eine jüngere Form der S. grandifolia sein. — Die Beschreibung der $. fagifolia (‚mit unmerklichem Grif- fel“) in Wahlenb. Fl. Carp. passt ganz genau auf unsre 9. grandifolia. | | 17. 8S. cinerea L. — Fl. suec. n. 902. (a., b.: s. unt.) — virgata Fr. Fl. halland. (a. b.) Anm. Die Abart virgata gehört der Westküste an; sie ist sehr ausgezeichnet durch ihren ästigen Wuchs, im jungen Zu- stande dünne, im älteren kahle unten eisgraue Blätter und klei- nere Nebenblätter. Sowohl von dieser als von der gewöhnlichen Form kommen einander entsprechende Abänderungen vor: eine mit schmälern langspitzigen, eine mit breiteren verkehrt - eiför- migen stumpfen Blättern. Zu diesen Abänderungen der gewöhn- lichen Form gehören $S. acuminata Hofim. und S. aqualica Willd. & vulgo; zu denen der virgata 8. oleifolia Sm. und die S. aquatica Sm., welche nicht mit Willdenow’s gleichnamiger, wohl aber mit S. rufirervis DC. identisch ist. Von der virgata besitze ich auch eine, beim Eisenwerke Näs in Norwegen ge- sammelte, kahlfrüchtige Abänderung. 185. 8. aurita L. — Fl. lappon. n. 369. — nemorosa Nov. Mant. I. — uliginosa. 8. uliginosa Willd. * ambigua Ehrh.! — 8. ambigua „ad S. auritam accedens“ Koch Comm. — sublivida Lästad. Anm. 1. Ebenso wie S. cinerea nimmt diese Art an Uep- pigkeit gegen Norden hin merklich ab und findet sich nicht in den nördlichen Lappmarken oder den Hochgebirgsgegenden (ganz entgegengesetzt verhält sich darin die ihr mehr analoge als verwandte S. depressa). Die davon aufgestellte $. uligi- nosa W. ist ein freudiger Strauch, mit sehr grossen aufrechten grubig-runzligen wellenförmig-grobgesägten oder am Rande krausen Blättern, die im ältern Zustande oben kahl oft glän- zend, unten grün sind, wie er im südl. Schweden allgemein Die schwedischen Weiden- Arten elc. 361 vorkonmt: es ist eine klimatische Abänderung. Dass Linne, welcher die S. aurita nur für [schwedisch-] nordländisch ansah, die südliche zur S. cinerea gerechnet hat, ist um so sichrer, da sie gegen Süden die gemeinste Art ist und die ökonomische Anwendung, die in der Fl. suec. von S. cinerea angegeben steht, eigentlich von 8. aurita gilt. Anm. 2. Ein anderes Extrem dieser Species ist $. ambi- gua Ehrh., die gewöhnlich mit $S. incubacea vereinigt wird und nach Blattform und Nebenblättern schwer davon zu unterschei- den ist, daher auch Koch 2 Formen derselben annimmt: eine die der S. aurita, und eine die der S. repens näher steht. Ich für meinen Theil bin mit Seringe, Trautvetter u. A. der Ueberzeugung, dass die erstere oder S. ambigua Ehrh. nicht von S. aurita unterschieden werden kann, wohl aber die andere (Seringe ist zwar in Irrthum, wenn er sie mit $. spathulata Wbs. vereinigt). Auch S. spathulata Willd. ziehen wir zur Unterart der S. aurila: denn sie ist „ein 5 Fuss hoher aufrech- ter Strauch mit unterhalb zottigen Blättern“ u. s. w. und in Willd. Berl. Baumz. ist sie mit an der Spitze dreispaltigen Nebenblättern abgebildet, was etwas Gewöhnliches ist, auch bei S. cinerea viryalta, wenn die Nebenblätter schmal werden. — Unsre S. plicata [s. unt.: n. 27.], welche nicht Koch’s $. am- bigua, sondern bei Koch eine Var. oder seine 2te Hauptform derselben ist, hat unterirdischen kriechenden Stamm, so dass sie wie S. repens einen dichten Wald in der Erdoberfläche bil- det, die Blätter unterhalb angedrückt- seidenhaarig und doppelt so kurze und dicke Kapseln. Wollte man sie nicht als Art an- nehmen, so müsste sie eher zur $S. repens kommen [vgl. Arch. ob. S. 271.]. Ich vermuthe, dass die schwedischen Autoren, die unsrer Unterscheidung der $. ambigua und S. plicata keine Aufmerksamkeit geschenkt haben, die erstere nicht Gelegenheit hatten wachsen zu sehen. In Schonen wurde S. ambigua erst letzten Sommer an der Mündung des Köpinge-Flusses gefunden. 19. S. silesiaea W. — Fr. Nov. Mant. I. Linn. Fl. lapp. n. 358. Anm. Obgleich die papierdünnen, ausgewachsen auf bei- den Seiten kahlen und grünen Blätter nebst dem deutlichen Griffel diese Art der folgenden zu nähern scheinen, steht sie doch der 8. caprea und der $. grandifolia weit näher. Vgl. Wahlenb. FI. Carpat. — Sie kommt sehr vereinzelt vor: in Lindblom’s an norwegischen Gebirgs - Salices reicher Samm- lung sah ich nur ein, bei Mandal im südlichen Norwegen ge- sammeltes, Exemplar, und Sommerfelt sandte sie mit der 362 Die schwedischen Weiden- Arten etc. Aufschrift: ‚„ Salix. Non est caprea. Unica arbor.“ Ausser der normalen Form hat man von verschiedenen Orten her einige ähnliche, die, weil Früchte fehlen, nicht ganz sicher bestimmt werden können, z. B. $S. Rudbeckiana Läst. in litt.: [von die- ser $. Arudb. sagt Hartman in Bot. Not. 1841, 159.; sie habe, mit Koch'schen (eultiv.) Exemplaren der $. silesiaca verglichen, „nichts mit dieser letztern gemein, sondern sei, nach Lästa- dius’s Angabe, eine serotine Form der S.nigricans, zwar höchst ausgezeichnet; die Fructification, welche Prof. Fries nicht ge- sehen, ist ganz die der letzteren, nicht die kleinen äusserst lang gestielten Kapseln der S. silesiaca; sie unterscheidet sich aber von der vorigen hauptsächlich durch ausgezogene grossbe- blätterte Kätzchenstiele und fast verkehrt-eiförmige Blätter, die denen einer kleinblättrigen S. caprea nicht unähnlich sind.“]. 20. 8. nigricans Sm. — Fr. Nov. Mant. 1. p. 52. — Linn. Fl. lapp. n. 350. Fr. Herb. norm. V. n. 62. (var. cam- pestris). 8. phylicifolia et S. nigricans altera Whlnb. Fl. lapp. n. 482., 485. Anm. Von dieser vielgestaltigen Art müssen, nach Wah- lenb. FT. suec., die (der zuerst zu nennenden folgenden) 2 aus- gezeichneten klimatischen Abarten unterschieden werden: — borealis: üppigern Wuchses, die Blätter mehr lang ge- streckt, die jüngern nebst den ältern Aesten behaart, Kätzchen gross, gleichzeitig mit den Blättern, die ausgewachsenen Früchte sehr gross. Diess ist die best- ausgebildete lappländische Form; S. rupestris Smith (S. nigricans cinereiformis Lästad.) ist eine alpine Form derselben mit auf beiden Seiten grauen rauchhaa- rigen Blättern. — campestris Whlnb.: schmächtiger, die Blätter meist ge- rundet, zuweilen herzförmig; die ein Jahr alten Aeste kahl, nur die diesjährigen Zweige weichhaarig; Kätzchen gleichzeitig mit Hüllblättern; Früchte doppelt kleiner als bei der vorigen. Diese ist es, die in allen Wald- und Berggegenden des Landes vor- kommt. S. Andersoniana, Forsteriana, hirta und cotinifolia Sm. sind Formen derselben. — majalis Whlnb.! Fl. suec. (excl. synon. Fl. lappon. |s. d. bei der folg. Art]): die Zweige nebst den Knospen kahl und glänzend, am öftersten gelbbraun; Blätter kahl, wenig (oder spät) schwarz werdend ; die Kätzchen sehr frühzeitig auf nack- ten Zweigen ohne Stiel und ohne Hüllblätter blühend. Diese Abart ist es, die sich in Küstengegenden oder an grössern Ge- wässern findet, wo der Frühling zeitig beginnt aber langsam vorschreitet. Zu Hässlunda in Schonen blüht sie 14 Tage eher Die schwedischen Weiden- Arten etc. 363 als die Blätter anfangen sich zu zeigen. — Hierzu kommt eine örtliche Abart in dichten und feuchten Hainen, durch welche sie bedingt ist, nämlich: — prunifolia Liljebl.: Blätter dünn, auch ausgewachsen häutig und auf beiden Seiten grün; sie blüht mit erwachsenen Blättern und kleinblättrigen Kätzchen. Diese letztere ist die S. damascena Forbes & Hook. Wir haben volle Gewissheit, dass amenla praecocia und coaelanea bei dieser und allen ver- wandten Arten vom Verhalten des Frühlings in der Provinz oder der Oertlichkeit, wo sie wachsen, abhangen. — Die ausge- zeichnet langen Kapsel-Stiele, der ausgezeichnet lange Griffel, die weisslichen seidenartig-angedrückten Haare auf den jüngern Blättern, die, bei dem Trocknen schwarz werden, unterscheiden diese Art leicht von allen verwandten. Die Behaartheit nimmt von Norden gegen Süden ab (wie bei S. depressa), aber unter dem Blühen sind die Blät- ter immer gewimpert, die Blattstiele verlieren nie völlig die Behaarung; auf den jüngern getrockneten geschwärzten Blättern bildet sie gewöhnlich einen weissen Fleck oder Rand längs der Mittelrippe. Der Kätzchenboden (receptac. amentac.) ist, so wie die Kätzchenschuppen, auch bei var. majalis! wollhaarig. Die Früchte dieser letztern sind immer kahl; die der andern Abarten variiren auch in der behaarung. Anm. 2. Auch die „Ss. majalis vera“ e Vestrobothnia, welche Hr. Lästadius gesandt, scheint mir wegen der aus- gezeichnet langen Fruchtstiele zur Abart majalis zu gehören, obgleich die gelbliche Färbung der jüngeren Blätter sie der S. tenuifolia |s. bei folg. Sp.] nähert. Gehören die ‚„vollstän- digern‘“ Exemplare, deren Koch in seiner Synopsis p. 654. erwähnt, etwan hierher? Dem widerspricht jedoch, dass Lä- stadius nach seinem Zeugnisse sie niemals in voliständigen Exemplaren eingesammelt hat. Durch gütig zugestandene Ver- gleichung der Originale in Prof. Wahlenberg’s Sammlung bin ich völlig überzeugt worden, dass er Exemplare der 8. ni- gricans vor Augen gehabt hat, als er die $. majalis zu dieser Art gezogen, dass er aber in der Flora lappon. sie richtig als eine von derselben verschiedene Art betrachtet hat. 21. S. phylieifolia L. — Smith! Fr. Nov. Mant. p. 50. — Linn. Fl. lapp. n. 351. [Koch Taschenb.]. — S. Zaurina Sm.! 8. nigricans Wbg. Fl. lapp. n. 485. (excl. nigricante dasycarpu). | 8. bicolor Ehrh. Koch Syn. ed. 1. 653. (incl. $. Weigeliana &ec., wie auch bei Fr. |. c.).] — leptophylla: Blätter dünn, häutig. $. punctata? Som- 364 Die schwedischen Wieltbeiten etc. merf. in litt. $. tenwifolia Sm. nur zum Theil, näml. die be- haarte Form. Von $. nigrieans unterscheidet sich diese Art durch die ablangen meist aufrecht-stehenden Blätter, die im jüngern Zu- stande weichhaarig, aber nie angedrückt-seidenhaarig sind oder nach dem Trocknen schwarz werden, ausgewachsen unter- halb grau sind, besonders aber durch ihre merklich kürzern Kapselstiele und Griffel; — im Ganzen steht sie der folgenden S. tenuifolia näher, aber schon der kürzere Griffel unterschei- det sie, und ausserdem die in der Jugend zottigen Zweige und Blätter, wovon die erstern dunkelbraun und runzlig, die letz- teren dunkelgrün sind und beim Ausschlagen den gro- ssen rostbraunen Fleck haben, welcher die S. caprea, cinerea u. a. vor den vorhergegangenen auszeichnet; bei der folgenden fehlt dieser ganz; da aber ältere und getrocknete Exemplare oft sehr schwer zu unterscheiden sind und mir das Verhältniss dieser Formen zu einander noch nicht genug aufge- klärt zu sein scheint, so glaube ieh die S. tenuifolia hier, wie in Nov. Mant., als Unterart der 5. pAylicifolia aufführen zu müssen. Die Samenkapseln habe ich nur seidenhaarig gesehen. * S. tenuifolia Linn. Herb. — Linn. Fl. lapp. n. 352. — Fr. Nov. Mant. I. 51. Herb. norm. IH. n. 54. $. Arbuscula Whlnh. lapp. n. 476. — majalis Whlnb. lapp.! n. 483. (non S. phylicifolia ma- jal. Fl. suee.). Anm. Verschieden von $. phylicifolia durch ihre im zar- testen Alter kahlen glänzenden Zweige, Blattstiele und Blätter: die letztern im jüngern Zustande ungemein dünn, gelblich, durchscheinend, ohne rothbraunen Fleck, älter dunkelgrün, aber unter dem Trocknen nicht schwarz werdend; ferner kurze Kapselstiele, lange Griffel. Sie variirt wie jene: an Ufern mit freudigerem Wuchse, dabei mit frühzeitigen ungestielten blatt- losen Kätzchen; Gebirg- aufwärts aber wird sie niedriger, Blät- ter und Blüthe werden mehr gleichzeitig und die Kätzchenstiele endlich kleinbeblättert. Die Salices n. 48—61. Hook. Brit. Fl. gehören zu dieser und der $. phylicifolia. S. Wulfeniana W. oder richtiger $. glabra Scop. ist eine Mittelart zwischen S. phylicifolia und der folgenden ($. hastata). Auch diese hat, in der Ebene gezogen, nach Willd. Berl. Baumz. | frühzeitige und blattlose Kätzchen; in Gebirgen werden sie aber auch gleichzeitig und beblättert-gestielt. Nach Past. Fell- man soll sie im Kola-Distriete im russischen Finnmarken vor- kommen; doch ist vielleicht die var. majalis der S. tenuifolia Die schwedischen Weiden- Arten etc. 365 gemeint, auf welche Willdenow’s Beschreibung auf's genau- ste passt. 22. S. hastata Linn. Fl. lapp. n. 364. — Fr. Hb. norm. IH. 53. (var. gothica). Sie hat wie die meisten ‘Arten dieser Abtheilung mehrere bestimmte klimatische Abarten. In Norr- laod und den lappländischen Waldgegenden kommt die Haupt- art vor, aber in den tiefen Mooren des [südschwed.] Göta-Rei- ches (auch Jütlands u. s. w.) wird sie zu einer ausgezeichne- ten Abart ausgebildet, näml. zur: — gothica: niedrigen Wuchses; Kätzchen frühzeitig (vor den Blättern), fast stiellos mit kleinen Hüll- oder Deckblättern; die Blätter meistens herzförmig (auch die der blühenden Zweige): ausgewachsen dick, glänzend, erhaben-netzadrig, dicht- und tiefer gekerbt-gesägt. Sie steht im botan. Garten eultivirt unter dem Namen S. hastata; ebds. die Hauptart u. d. N. S. serrulata. — Ihr entgegengesetzt ist die — alpina: niedrig, mit kleinen lanzettlichen fast ganzran- digen Blättern und frühzeitigen beblättert- gestielten Kätzchen. — Noch merkwürdiger ist: * hyperborea: die Zweige nebst den Schuppen der ausge- zogenen schmalen und dünnblüthigen Kätzchen kahl; die Kap- seln kurz, eiföürmig, mit sehr kurzen Stielen und Griffeln. Sie - kommt mit den analogen S. punctata |n. 33.] und S. myrtoides [bei n. 27.] in Finnmarken südwestwärts bis Lyngen [691 ° Br.] vor (Lästadius); hat schmale Blätter, sehr kleine Nebenblät- ter und die Befruchtungstheile der 5. amygdalina oder der fragilis. ** Incubaceae. Niedrige Sträucher, mit schmalen danie- derliegenden oder ruthenförmigen Zweigen und, normal, ganz- randigen Blättern.. Anm. Obgleich das Merkmal vom Blattrande bei mehreren Formen nicht Stand hält, so ist es doch deutlich, dass ganz- randige Blätter in dieser Abthe:lung die typischen sind; nur die üppigen Wurzelschossblätter sind dünn gezähnt. Vom Griffel liesse sich eine bestimmtere, aber künstli- chere, Eintheilung hernehmen. S. d. Eingang: Abth. IV. 23. 8. depressa Linn. Fl. suec. n. 899. Fr. Nov. Mant. I. p. 56. — Linn. Fl. lapp. n. 361. S. livida cinerascens Wahlenb. Anm. Im Gegensatze gegen S. aurita wird diese Art im höhern Norden vollkommner ausgebildet. In Gebirgen wächst sie als daniederliegender Strauch, mit grossen dieken stumpfen auf beiden Seiten (zugleich mit den Zweigen) dicht- und scharf- 366 Die schwedischen Weiden- Akten etc. graubehaarten Blättern. Sie hat dann auch die grössten, und am längsten gestielten Kapseln und in Folge dessen die dünn- blüthigsten Kätzchen. Es ist unverkennbar diese Form, die Linne in der Fl. suec. als S. depressa beschrieben hat! Sie ist Formen der S. caprea und lanata ähnlich, mit denen sie verwechselt worden ist. An die Flussränder und in die Haine des Flachlandes herabsteigend wird sie ein schmäch- tiger Baum mit schlanken herabgebogenen Zweigen und glatten dünnen schlaffen an beiden Enden zugespitzten Blättern, die im jüngern Zustande nebst den Zweigen nur weichhaarig, älter kahl sind. Beide Formen finden die ihnen entsprechenden hei S. aurita. Die letzte der beiden ist unverkennhar die in Linn. Fl. lapp. n. 461. beschriebene, was auch durch Linne’s Herkarium ausser Zweifel gesetzt wird; und da Linne sie selbst mit seiner S8. depressa vereinigt hat, so sehe ich gar keinen Grund, wie dieses Synonym in Frage gestellt wer- den kann. - * 8. livida a. Whlnb. — Linn. Fl. lapp. n. 356: Fr. Hb.. norm. V. n. 63. Diese Unterart ist von den südlichen Lapp- marken an bis Schonen zerstreut, nimmt jedoch dabei an Freu- digkeit gegen Süden hin ab, wo sie endlich kleineren Formen der S. repens gleicht und dann noch südlicher nicht vorkommt. Sie tritt auch in 2 Formen auf: der eigentlichen v. livida, üp- piger, mit gelben ausgesperrten Zweigen, gelblichen glatten Blättern; und v. glaucescens, mehr danieder liegend, mit brau- nen Zweigen und unterhalb eisgrauen Blättern. Die erstere kommt in Norrland am meisten vor. — 6. bicolor soll nach G. W. Meyer's Behauptung mit der letztern identisch sein; es ist aber wahrscheinlicher, dass sie zur S. phylicifolia gehört. 24. S. incubacea Linn. Fl. suec. 898. [non Sp. pl., quae — $. angustifolia Wulf. s. ineubacea Willd., ef. n. 29. infrä]. — Fries Nov. Mant. I. p. 66. S. plicata Fr. Fl. halland. — plicata. — Fr. Herb. norm.. 1. n. 58. Anm. 1. Die Stammform dieser Art, ein 1—?2 Fuss hoher Strauch mit daniederliegenden sehr ausgesperrten dünnen Zwei- gen und zolllangen lanzettlichen Blättern, scheint kaum von neueren Autoren wieder beschrieben zu sein ($. glauca Engl. Bot. t. 810., die gewöhnlich zu S. Lupponum gezogen wird, stellt wenigstens nach der Abbildung, mit kurzen eiförmigen stiellosen Narben, keine andere als diese vor); im westlichen Smäland und südl. Halland ist sie jedoch in den Waldgegenden nicht selten, aber bei Mariaeberg bei Halmstad auch auf Sand: und dass Linne sie am letztern Orte gesammelt, ist um so Die schwedischen Weiden- Arten ete. 367 wahrscheinlicher, da sie schon in seinen ältesten Schriften auf- geführt steht, in seinen späteren aber er nirgends speciell der- selben erwähnt. Diese und keine andre passt auf's genauste zu Linne’s Beschreibung der $. ineubacea. Die Aehnlichkeit mit S. Lapponum, die graugrünen Zweige, die eiförmigen Neben- blätter — alles Linne’s eigne Worte — unterscheiden sie be- stimmt von allen kleinblättrigen Abänderungen der S. repens. Anm. 2. Die Abart plicata ist im ganzen Süden und im mittlern Theile Schwedens gemeiner. Sie ist nicht identisch mit S. ambigua Koch, sondern mit der S. ambigua .alteru ad S. repentem accedens Koch Comm. de Sal. eur., d. h. sie ver- hält sich zur S. ambigua Ehrh. (welche wir unter $S. aurita aufgenommen) wie S. viridis zur $. Russeliana, welche letztere wir zuerst zu S. fragilis gezogen, obschon auch sie lange mit S. viridis verwechselt wurde. Eine Abänderung der $. plicata mit kahlen Kapseln findet sich in Menge bei Estra in Halland (ist jedoch nicht 5. fnmarkica Koch & Hit. berol., die wir nach Orig.-Expl. zu 5. repens ziehen). — Beide, Haupt- und Abart, waren unter S. plicata unsrer Fl. hallund. begriffen, wo diese Art zuerst klar als schwedisch unterschieden wurde; man wagte zwar in Schweden dem guten Rathe sapere. aude nicht eher zu folgen, als man ausländische Autorität dafür er- hielt, wie. bei der Frage über S. viridis und in unzähligen an- dern Fällen (man glaubt dagegen gewöhnlich etwas Neues ent- deckt zu haben, das man sich rasch aneignen muss, wenn man bei Ausländern eine etwas abweichende Ansicht findet, wie z. B. über Cirsium decolorans, Potentilla procumbens u. a., wo- von das erstere zuletzt eine Abart oder höchstens ein Bastard von ©. acaule wird!). — Da indess Linne’s S. incubacea, eine neueren Autoren unbekannte Art, sehr gut auf diese unsere passt, ja „‚mit aller der Wahrscheinlichkeit, die jetzt zu erlan- gen steht,‘ eben diese ist, so ist es wohl am richtigsten, Lin- ne’s Benennung wieder aufzunehmen. Durch Befolgung die- ser Methode ist es uns schon gelungen, mehrere vage Linnei- sche Arten auf festere Bestimmung zu bringen, während das diesem entgegengesetzte Bemühen, Linneische Arten in un- bedeutenden Formen umfassenderer Arten zu suchen und die wirkliche Art nachher unter neuem Namen zu beschreiben, (wovon flagrante Beispiele in allen braunfrüchtigen Becherilech- ten vorliegen, die zu Cladonia pyzidata von Flörke gezogen wurden, welcher nachher der Cl. pyzidata, cornuta L. &e. neue Namen gab,) wenig Beifall erlangt hat. — Mir scheint es 25 368 Die schwedischen Weiden - Arten ete. verdienstlicher, unbestimmte Arten zu fixiren, als ihnen nur neue Namen zu geben. | 25. S. finmarkica Willd. e fonte. — Fr. Nov. Mant. 1. 68. S. paludosa Hartm. Skand. Fl., nee Schl., nec Lk. & Ht. berol., nec Nuttall. Anm. Willdenow stellte eine Weidenart, nach Vahl, welcher sie zuerst in Finnmarken fand, als $. finnmarkica auf, und da es in Finnmarken und dem ganzen nördlichen Scandina- vien keine andere Art giebt, worauf sie bezogen werden könnte, so kann gewiss keine andere Art diesen Namen behalten, als diese in Finnmarken wachsende (ex analogia Hieracü sabaudi &e.); — und da ferner unter den unbestimmten Formen, die sonst für S. finnmarkica genommen worden sind, keine eine selbstständige Art ist, so giebt es auch nicht die geringste Ver- anlassung, diesen Namen zu verwerfen. [Lästadius nimmt sie für ,„S. auritae frigidissima forma.“ S.: Fr. Mant. II. 160.] — Was ich von Koch als S$. finnm. an Dr. Hartman gesandt gesehen habe, ist eine Form der S. repens! [und die des her- liner bot. Gartens und Link’s ist nach Fr.’s neuerer Bemer- kung, dies. Arch. I. 2. 271., dieselbe, nicht aus Finnmarkenr eingeführt ]. 26. S. myrtilloides L. Fl. lapp. n. u (Von Linne mit Formen der S. repens verwechselt, s.: Fl. suec. n. 889., Fl. äkeröensis [1769. 20. pp. 4.] u. s. w.; zum Glück hat man indess nicht davon Anlass genommen den Namen zu vertauschen:) 27. 8. fusca L. (optima). Fl. lapp. n. 364. t. 8. fig. r. (Die Hauptform mit ovalen stumpfen Blättern ohne Spitze, wie die kahlen Kapseln beim Trocknen dunkel werdend: S. myrtil- loides Liljebl.! Sv. Fl. II. p. 306. „Blätter in der Jugend be- haart‘“ &e.) — major, Blätter doppelt so gross, lanzettlich, mit ausge- zogener gerader Spitze, etwas schwarzwerdend, Kapseln sei- denhaarig. Fr. Hb. norm. IH. n. 56. — versifolia: Blätter ablang oder elliptisch, schiefspitzig, beim Trocknen dunkler, Kapseln dünn-behaart. $. versifolia Whlnb. Ä * myrtoides Er. Nov. Mant. I. [p. 70.: = S. Arbuscula . Vahl in Fl. dan. t. 1055.] (von Hartman als selbstständige Art unterschieden). Anm. 1. Sie kommt erst jenseit der nördlichen Gränze der S. repens vor, nicht selten in Waldgegenden Dalekarliens, Jemtlands und Lapplands: ist in den Mooren um Karesuando [682° Br.] eine der am häufigsten vorkommenden Arten. Sie Die schwedischen Weiden- Arten etc. 269 ist unzweifelhaft eine selbstständige Art (Meyer hat sie, wahr- scheinlich nach Seringe, mit $. plicata vereinigt,) und eben so vielgestaltig wie S. repens. — Dr. Lundmark hat 1780 eine Form unter dem Namen S. arenaria, die der v. argentea der folgenden Art analog ist, nach Hause gebracht; wir besitzen auch eine kriechende kleinblättrige Form, die nur am Grifiel von S. repens zu unterscheiden ist. Dass diese Art, welche fast Alle, die den Norden besucht, mitgebracht haben, von Wahlenberg erst auf seiner letzten Reise, die hauptsächlich der Untersuchung der Waldgegend galt, gefunden wurde, kam daher, dass die frühern Reisen mehr der Strand- und den Hochgebirgs -Regionen gewidmet waren. Anm. 2. Dass diese Art die Salix Linn. Fl. lapp. n. 364. (fons S. fuscae!) „in humidis silvarum Lapponiae“ ist, kann wohl unmöglich bezweifelt werden, sofern irgend Ue- bereinstimmung der Beschreibung und des Standortes Zeugniss seben soll, zumal da sie zu keiner andern in den Waldmooren Lapplands vorkommenden gezogen werden kann. Aber eben so unbestreitbar ist es, dass Linne Formen der S. repens mit den lappländischen S. Lapponum, S. myrtilloides u. a. verwechselt hat, und eben so klar auch, dass eine Zeit lang Formen der S. repens zu S. fusca gerechnet worden. Dass jedoch Linne nach Herausgabe der Fl. suec. ed. 2. [1755] gefunden hat, dass S. repens die im ganzen südlichern u. unteren Lande gemeinste und 8. fusca fast nur lappländisch ist, erkennt man sowohl aus mehreren spätern Bestimmungen, als auch aus seinem Frutetum Sueciae [Ups., 1758. 26. pp. 4., Amoen. acad. V. 204—231.], wo dieses richtig so angegeben ist; wie S. repens auch in der Fl. anglica steht, $. fusca aber in keiner von Linne’s spätern Special-Floren. Smith’s Beschreibung, nach Linne’s Exem- plare, gehört deutlicher hierher, aber Borrer, welcher von _ Smith’s Bestimmungen Linneischer Salices mehrere berichtigt hat, sagt ausdrücklich, die englische $. fusca sei S. repen- tis var. und von der Linneischen verschieden. 28. 8. repens Linn. — Fl. suee. n. 8%.; ef. Frutet. suec. (a. eriocarpa, b. leiocarpa). — parvifolia: niederliegend, kriechend, Blätter klein ohne Nebenblätter und deutliche Spitze, unterhalb seidenhaarig. Die Form der Blätter variirt zugleich mit der Bekleidung der Früchte in’s Unendliche, auch die Zweige zuweilen aufrecht. Möglich ist es, doch nicht erweislich, dass Linne manchmal Formen der- selben mit $. incubacea (die jedoch von Linne später nirgends speciell angegeben wird: er hatte sie längst vorher unterschie- 25* 370 Die schwedischen Weiden- Arten ete: den, wahrscheinlich schon im südl. Smäland; ob. n. 24.) ver- wechselt hat, obgleich die Beschreibung nicht missdeutbar auf eine andre weiset. Dagegen lässt sich darthun, dass schmal- blättrige Formen für $. rosmarinifolia genommen worden sind. — glabrata: aufsteigend, die Blätter kreisrund oder ellip- tisch, platt, kahl, ohne Spitze; Fruchtknoten kahl (bei allen übrigen Abarten bald mit Ueberzug bald kahl). Mit $S. myrül- loides verwechselt: z. B. die in Linn. Fl. akeröens., Osbeck Fi. halland. [in Physiogr. Sällsk. Handl. 1. 1. (1776) 57—64.] könnte man eben so gut für Linne’s S. myrtilloides nehmen, wie die folgende für seine S. fusca. | — fuscala: Aeste aufrecht, braun; Blätter grösser, ellip- tisch, mit schiefer Spitze, unten seidenhaarig. S. fusca. Linn. Skanska resa [1751.] p. 79. und Herbat. upsal. [1753.20. pp-4.]; aber nicht die ursprüngliche aus Lapplands Waldmooren, wie: Linne auch später eingesehen, s.: Fruiet. suec. — argentea: der vorigen ähnlich, aber Zweige und Blätter überall mit Ueberzug und seidenweiss. S. arenaria L. nach der Benennung selbst und Gott. resan |1745] p. 206., Sk. resa p- 237., Frutet. suee., Fl. angl., Fl. dan., Fl. belg., mit Aus- schlusse des Char. u. Synon. aus Fl. app. | Anm. Sie erscheint von grösserem Wuchse auf trocknen, von niedrigerem an feuchten Stellen: v. fuscata meist in der Ebene; v. argentea auf Flugsand am Meere. Der unterirdische Stamm ist allezeit kriechend, daher diese Art ein dichtes Busch- werk am Boden bildet. Die Schiefheit der Blattspitze finde ich nicht constant; die Blätter sind zuweilen rund ohne Spitze. Eine Abart mit kahien Kapseln besonders aufzuführen halte ich für unrecht: diese Abänderung kommt bei allen Abarten vor: auch die weisseste argentea findet sich bei Halmstadt mit den kahlsten Fruchtknoten. Die Blüthenkätzchen erscheinen sowohl auf nackten Zweig n als auch gleichzeitig mit den Blättern, auf überschwemmten Stellen erst mit ausgewachsenen Blättern ge- sen den Sommer. Hiermit sind die an der halländischen Küste nicht seltenen Fälle nicht zu vermengen, wo der Strauch gegen den Herbst noch einmal blüht mit alten Blättern, wie man das- selbe auch (früher wenigstens) an einem Strauche der $S. amyg- dalina zu Verpinge unweit Lund alljährlich sah. 29. 8. angustifolia Wulf. — Fr. Nov. p. 285. Herb. norm. HI. 60. | Koch. — S. incubacea L. Sppl., W., Wbe. Fl. carp. (non L. Fl. suec.).] — elatior: grösser, mit aufrechten ruthenförmigen gelben Aesten; Blätter breiter, lanzettlich. Herb. norm. V. 65. Die schwedischen Weiden- Arten -ete. 371 "Die Blätter der gewöhnlichen Form gleichen denen der Ab- art S. stipularis von S. viminalis. Sie wird gewöhnlich für S. incubacea L. genommen, mit welcher sie anch in der Blattform nahe übereinstimmt — und der Standort in Frutet. suec. (,,in Flugsand mit der S. arenaria‘“) passt vollkommen darauf, aber die Beschreibung ebds. weicht deutlich ab, so dass diese we- nigstens nicht die ursprüngliche $. incubacea sein kann. Als Linne die Fl. suec. ed. 1. [1745, Stockh.] herausgab, hatte er noch keinen der Punkte [im südlichsten Schweden auf Flugsand am Meere, z. B. Mündung der Köpinge-ä, und in Halland] be- sucht, wo S. anguslifolia vorkommt. — Smith’s Angabe, diese liege in Linne’s Herb. für S. Arbuscula, hat Borrer un- richtig befunden, indem es. vielmehr die rechte S. Arbuscula sei. [Als $. ineubacea läge darin nach Fr. in Bot. Notis 1842, S. 24. diese S. angustifolia aus Holland.] 30. S. rosmarinifolia Linn. — Fr. Novit. I. p. 285. Anm. Das von uns angegebene Merkmal der während des Blühens kleinen kugelrunden Kätzchen ist das sicher- ste Kennzeichen der Art. Linne kannte diese nicht als schwe- disch, nur als finnländisch. Die Abänderung concolor hat auf beiden Seiten kahle Blätter: in Mooren bei Roslätt in Schonen. Eine grössere und breitere Abänderung fand Hr. Nyman 1840 auf Gottland. Anm. 2. S. rosmarinifolia Engl. Bot. t. 1365. (welche mit der S. Arbuscula ibid. t. 1366., wenn man davon die, zur 8. hastata gehörenden, untern Blätter ausschliesst, völlig identisch ist,) kann nicht zu unsrer Art citirt werden, denn sie hat bo- gsenförmig gekrümmte Kätzchen, stammt auch eigentlich, wie 8. petiolaris, aus America. In Betrefi der englischen Weiden herrscht viel Verwirrung, weil den Abbildungen und Beschrei- bungen oft Linneische Exemplare zu Grunde gelegt worden sind, obgleich die engl. Arten selbst davon abweichen, auch weil fast alle Exemplare, die man aus England erhält, cultivirte, darum aber noch nicht englischen Ursprungs sind. V. CHamELı. * Frigidae. Die Blüthenzweige entspringen auch aus Seitenknospen. 31. S. glauca L. — Fl. lapp. n. 363. Fr. Herb. norm IM. n. 52. (a. stipulata s. appendiculata. b. exstipulata.) — nivalis, Nov. Mant. 1. S. glauca y Lapponum Whlnb. * pullata: Blätter ablang oder lanzettlich, dicht, klein - ge- sägt, spitzig, dünnbehaart, unten eisgrau nach dem Trocknen n 372 Die schwedischen Weiden- Arten ete. schwarz werdend (besonders die jüngern); Kapseln’ deutlicher- aber kurz -gestielt (a. seidenhaarig; b. kahl!), im jüngern Zu- stande schmal, pfriemenförmig, zugespitzt; Kätzchenstiele kurz, beblättert (S. nigricanti-glauca). Lästad. (Auch vom Funnes- dalsberge in Herjeädalen: Thhedenius.) ** pallida: Blätter lanzettlich, ganzrandig, Ben glän- zend, im zartesten Alter so wie die Zweige völlig kahl, nach dem Trocknen hochgrün; Kätzehenstiele kurz mit Hüllblättern ; Kätzchen dichtblüthig; Staubbeutel und Griffel gelb. Nov. Mant. 1. 45. (S. phi EEFaREO glauca.) Anm. Die Unterarten pullata und pallida dürften Bastarde sein; man darf sie nicht übersehen oder verschwei- gen, wie dies mit der pallida geschehen ist, weil sie in Mant. J. nur als Abart aufgeführt worden; diese ist so ausgezeichnet, dass, wenn sie von Andern als Art aufgestellt worden wäre, wir in der That kaum Bedenken getragen hätten, sie als solche anzuerkennen. Die beiden verhalten sich zu einander ganz wie S. phylicifolia zu S. nigricans. — Die Hauptform der S. glauca hat zottige Zweige, wollige Kapseln; die jüngern Blätter sind seidenhaarig mit langen angedrückten Haaren; ob sie gleich älter kahl werden, a sie doch nie mit denen der S. pallida zu vergleichen. Dass beide Unterarten der .$S. glauca am näch- sten stehen, beweisen die kurzgestielten Kapseln, die Zweizahl der Nectarien, zweispaltigen Griffel und kleinen Narben. 32. 8. Arbuscula Linn. Herb. — Spec. pl. p. 1445. y. Fl. lapp. n. 360. t. 8. fig. m. — Fr. Herb. norm. V. n. 61. S. prunifolia Sm., sec. Fries Nov., wo die Synonymie dieser Art zuerst festgestellt wird. — vaccinüfolia Smith!: niedrig, kriechend, mit kleinen entfernt- aber tief-gekerbten Blättern; die Kapseln eiförmig- kegelförmig, zuletzt kahl. [,,‚In Ost-Finnmarken.] Anm. Sie gehört am meisten den norwegischen Gebirgen an; aber auch auf der schwedischen Seite wächst sie auf dem höchsten Gebirgsrücken in Herjeädalen (Sjöstrand! Thedenius!) und in Pitei- und Torneä-Lappmark (Lästadius!). Ausgebildet wird sie ein 3 Fuss hoher Strauch, alsdann dem Ansehen nach der S. phylicifolia am nächsten, so dass es sich leicht erklärt, warum sie vereinigt worden. Auf subalpinischen Bergen des südlichern Europa wird sie noch üppiger, bekommt grössere dünne dicht kleingesägte Blätter, die denen der S. depressa so sehr ähneln, dass sie kaum zu unterscheiden sind; s.: Nov. Mant. I. p. 49. Diese Art ist in Schweden die gemeinste und bekannteste von den Arten, die man zu $S. Arbuscula gerechnet Die schiwedischen Weiden- Arten etc. 373 ‚hat; ‚von schwedischen Botänikern ist sie wenig erkannt worden, (S. Arbuscula B. Liljehl. Sv. Fl. 1. ed. gehört hierher, aber die S. Arbuscula selbst und die var. A. bei Liljeblad! ge- hören zu S. depressa,) bis der Prediger Lästadius zeigte, dass diese unsre S. Arbuscula die n. 360. von Linn. Fl. lapp., quae ‚„eresecit. in formam arbusculae,“ ist, welche sowohl von Linne selbst in seinem Herb., in Fl. lapp. ed. 2., als auch von den Meisten für die ächte $. Arbuscula angenommen worden ist. — S. Arbuscula Whlnb. Fl. Helv. und die der Fl. Carpat. gehören auch hierher, aber nicht die in Whlb. Fl. sueec.; und in Fi. lapp. gewiss nur die der finnmärkischen Localitäten.. 33. 8. punctata Wahlenb.! Fl. lapp. n. 481. Fl. dan. t. 1052. | Anm. Die völlige Kahlheit (auch der Kätzchenboden und die Schuppen sind nackt), die auf beiden Seiten grünen und glänzenden Blätter, die auf der Oberseite erhaben-netzadrig sind, die [in den Blattwinkeln] knospentragenden Kätzchenstiele, dabei das ganze Ansehen der S. Myrsinites, unterscheiden diese Art von | der gleichfalls punktirt-blättrigen ] S. nigricans. Sie ist nach Prof. Wahlenberg’s eigner Bemerkung eine zweifel- hafte Art; da aber dieser ausgezeichnete Forscher, welcher sie in der Natur studirt hat, sie als eigne Art behält, so habe ich wohl am meisten Grund, dem ersten Entdecker zu folgen. Hr. Lästadius hält sie für einen Bastard von S. nigricans und S. Myrsinites. Mit der erstern hat sie nur einiges Aeussere gemein [s. d. Archiv, H. 2. 271. Gefunden in Ost- Finnmarken a. m. O., 703° Br., in der Birkenregion]. ‚34. S. Myrsinites L. Fl. lapp. n. 353. Fr. Hb.n. V. 66. — arbutifolia (Nov. Mant. 1. p- 793.): Blätter kleiner, ver- kehrt eiförmig, stumpf, in der Jugend sehr langbehaart, fast sanzrandig. Sie gleichen in Grösse und Form denen der Uva ursi. * procumbens Forbes (—-Nov. Mant. I. e. d.): Blätter dünn, oval, glatt, flachgedrückt; Kätzchen kurzgestielt; Kapseln ke- gelförmig, pfriemenförmig, seidenhaarig, mit kurzem Griffel und stumpfen Narben. Anm. Die Unterart hat ein sehr eigenthümliches Ansehen, bleibt nach Hooker (cui $. Zaevis) cultivirt unverändert und könnte eine eigne Art sein. Sie wächst in Norwegen und in Tornei-Lappmark. Es war diese, die Pastor Lästadius an- fänglich für $. arclica nahm. 35.8. pyrenaica * norvegica Fr. Nov. Mant. 1. p. 77. Anm. Blätterexemplare, die mit S. arctica Br. und wahr- scheinlich auch des Pallas, welcher sie in Sibirien weit ver- 374 . Die schwedischen Weiden- Arten etc. breitet fand, übereinstimmen, wurden, von Lom in Norwegen [SW. v. Dovrefj.], durch Sommerfelt mitgetheilt; Blytt glaubt sie auch, doch nur einmal fruchttragend, auf dem Dovre- fjeld aufgenommen zu haben. | .** Glaciales. Blüthenzweige aus der Spitze der Aeste (aus der äussersten Knospe des vorigen Jahres hervorwachsend, die sich zwischen dem äussersten Blatte und dem eigenen Blü thenstiele bildet). 86. S. reticulata Linn. — Fl. lapp. n. 359. 37. 8. retusa * sarmentacea Fr. Nov. Mant. I. p. 74. 38. S. herbacea Linn. Fl.lapp.n. 355. Fr. Hb. norm. V. 67. Anm. Hr. Ac.-Adj. Lindblom hat auf dem Dovrefjeld eine ausgezeichnete Abänderung mit behaarten Kapseln gefun- den. Letztere kommen jedoch mit fast kahlen Früchten an demselben Stämmchen vor. 39. 8. polaris Wahlenb. Fl. lapp. n. 473. — Fr. Herb. norm. V. n. 68. S. herbacea A. Liljebl. Anm. Die Weiden verdienen fernere genaue Untersuchung: die zahlreichen neuen Nachträge oder Bestimmungen, welche uns beizubringen geglückt ist, nachdem man geglaubf es sei für diese Gattung nichts mehr zu thun, bestärkten es uns zur Ue- berzeugung, dass noch manche Arten ins Klare zu setzen übrig bleiben, auch dass es unter den angeführten Unter- und ver- meintlichen Bastard - Arten noch wirkliche Arten geben dürfte *). *) [In Mant. III. 159 sy. vergleicht der Herr Verfasser das Ver- hältniss einander sehr nahe stehender Arten mit dem der Planeten um eine Sonne, die sich einzeln um dies Centrum drehen, ohne zusammen zu fallen. So umgeben die Salix repens folgende: $. myrtilloides versifolia 5. fusca prim. L., plicata [incubacea L., Fr.], angustifolia u. rosmarinifolia. Beiläufig: Ehdas. wie auch in Lindbi. Bot. Notis. 1842, S. 24. wird die $. angustifolia Wulf. noch einmal für $. incubacea Linn. und obige n. 24. ($. incub. L. Fl. suec.) plicata genannt, in Bot. Not. 1844 aber (s. d. Arch. H. 2. 271.) zu der hier im Obigen gebrauchten Nomenclatur zu- rückgekehrt. — Die Hybridität mancher Formen bestreitet Fr. in Mant. III. in den meisten Fällen : zuweilen komme eins der angeblichen Aeltern erst in Provinzen weit davon entfernt vor. Lieber würde Fr. annehmen, dass $. Sragilis, pentandra, amygdalina u. a. jede in doppelten Formen auftreten Könnten : einer tiefer ge- sägten latifolia und einer schwachgesägten angustifolia. wovon eine hier, die andre dort herrsche: auch $. purpurea, daphnoi- des, lanata u. a., sagt Fr., bieten analoge Formen wie die für Bastarde der erstern erklärten S. cuspidata, Russeliana undulata. So sei auch S. herbacea v. fruticosa Herb. norm. VIII. 64., die man für Bastard von $. herbacea und hastata gehalten, nur eine „forma elata $, herbaceae in climate marino et rorido.“ Sichrer scheinende Bastarde hat Wimmer beobachtet. Anm. d. Uebers.] Xınl. Einige Worte über Zumex acutus und R. aquaticusL. Von Dr. Elias Fries‘). Uebersetzt von €. T. Beilschmied. Seit man angefangen, Linneische Pflanzen in mehrere Arten zu zertrennnen, wurden Linne’s Benennungen gewöhnlich ein Ge- gsenstand des Streites, weil man nicht einsah, dass Linne’s Art keiner einzelnen der nachher daraus unterschiedenen gleich kam, sondern der Name in den meisten Fällen allen den so- genannten neuen nah-verwandten Arten zusammen angehörte. Nirgends kann dieses sonnenklarer sein, als hei den Rumices. Unter R. acutus begriff Linne ursprünglich alle gemeineren Ar- ten der Abtheilung Ozxylapathum, wie R. cristatus, BR. oblusi- folius, und unter R. aquaticus alle unsre sehr grossen, im mitt- leren. Schweden gemeinen (so dass sie Linne möglicherweise entgehen konnten) Arten der Abth. Hydrolapathum, wie R. domesticus Hrtm., conspersus Hıtm., Hippolapathum Fr. **), mazimus und Hydrolapathum, was schon daraus klar ist, dass in der ersten Auflage der Flora suecica Rumex maritimus als eine schmalblättrige krause Varietät des ersten, so wie R. cri- spus als solche des letzten derselben aufgeführt ist. Wie Linne zu dieser Ansicht gekommen, wird klar, wenn man weiss, dass es um Stenbrohult und an allen den Orten, wo Linne in seiner Jugend botanisirte, nur zwei Arten giebt, diese aber in grosser m ln ll ll DL mm *) [Aus Lindblom’s Botaniska Notiser, 1841, S. 129 — 136.] **) [Allein Fr. Mant. JII,, mit Berichtigung von Nov. Fl. svec., — u. in Hartm. Skand. Fl,: Zus. dazu in Bot. Notis. 1841. 5. 85. ‚#5; bei H. heisst A. Hippolapathum Fr. (— R. Friesii Aresch.): „A. aquaticus L.“ Vgl. d. Schlass dieses. ] 376 Einige Worte über Rumex acutus und #t. aquaticus L. Häufigkeit, nämlich R. obtusifolius und R. domesticus, welche so die ursprünglichen Quellen der genannten Arten sind. Da der letztere 2 ausgezeichnete Formen hat: eine breitblättrige an nassen Stellen, die man im südlichen Schweden (s.: Retz. Suppl. u. Fl. oecon.) immer als den wirklichen R. ee angesehen hat und die mir auf den Excursionen, welche sowohl in Schonen bei Roslätt im Moore der Sazifraga Hirculus, als auch in Halland ‘(am Bache zwischen Halmstad und Söndrum) mit Professor Wahlenberg machen zu können mir vergönnt war, von diesem scharfsichtigen Forscher als R. aguaticeus oder als - ein deutlicher Uebergang zwischen R. domesticus und aquaticus gezeigt wurde; und eine schmalblättrige krause an trockneren Stellen: so erkennt man leicht, wie Linne dazu gerieth, mit R. aquaticus den R. crispus zu vereinigen, welcher auch von Linne und bis in die neuste Zeit bei uns mit R. domesticus verwechselt worden ist. Erst in der 2ten Auflage der Fl. sue- cica wird R. maritimus vom R. acutus und R. crispus vom R. aguaticus unterschieden, und endlich nach dem Erscheinen eben ders. der R. acutus in 2 zertrennt: R. acutus (= cristatus s. pratensis) und obtusifolius. Obgleich der letztere ganz erweis- lich Linne’s ursprünglicher R. acutus war (und nach Kunth’s Versicherung giebt es nichts anderes als ein oberes Stück von diesem unter dem Namen R. acutus in Linne’s Herb.), so legte Linne doch, bei seiner bekannten Achtung gegen seine Vor- gänger bei Annahme von Speciesnamen, Lupathum folio acuto der Alten (R. ceristatus) den Namen R. acutus bei, und dem Lap. folio obtuso der Alten den Namen R. obtusifolius Dass Linne bei dem letzten Bestimmen seines R. acutus den R. cri- status vor Augen gehabt hat, ist daraus mehr als wahrschein- lich, dass Linne’s Beschreibung ganz genau auf diesen, aber keinen andern passt, und dass er aus älterer Zeit her im upsa- ler Garten cultivirt vorhanden war und auch, obschon sparsam, wild im mittlern Schweden vorkommt. Dass Linne niemals einen der R« Hydrolapatha, z. B. R. Hydrolapathum, zu seinem R. acutus gerechnet hat, wird ganz einleuchtend, wenn man betrachtet, welche Wichtigkeit Linne in seiner Definition auf valvulae dentatae lest (und an so unbedeutenden Zähnchen, wie R. Hydrolapathum oder R. mazximus zuweilen bekommen, hätte sich Linne gewiss niemals gehalten); ferner dass Linne ihn ein beschwerliches Unkraut auf Aeckern in Schonen nennt, wo noch heut zu Tage wohl R. obtusifolius wächst, aber R. Hydrolap. nie vorkommen kann; dass Linne den R. maritimus anfänglich als eine Var. davon ansah, die eben so gut mit R. Einige Worte über Rumex, acutus und R. aquaticus L. 377 obtusifolius ‘vereinigt werden , könne, wie R. cerispus mit R. aquaticus. Linne verband oft von Natur. verschiedene Arten, ‚doch waren es immer noch verwandte; es ist aber eine ' arge Beleidigung seines Andenkens, ihm die Ungereimtheit ZU- zutrauen, R.. maritimus mit R. Hydrolapathum zu vereinigen. Da jedes Wort, jedes Citat, jeder speciell angegebene Fundort bei Linne, da. Linne’s Herbarium auf R. cristatus und odtusifo- lius hinweiset, so kann R. aculus nie anderwärts gesucht werden. Nachdem der R. crispus ee worden, blieb R. ayua- ticus immer noch bei Linne eine collective Benennung für die 5 andern obigen R. Hydrolapatha oder wenigstens alle die, welche Linne vorgekommen sind, und dies müssen die meisten sein, da sie in der upsaler Gegend und den Provinzen, die er bereiset, gewöhnlich sind. Sie sind auch se nahe verwandt und bilden eine so zusammenfliessende Reihe, dass sie in Lin- neischem Sinne unter eine Art zusammengefasst werden müssen. Wahlenberg, welcher sie alle gut kennt, unterscheidet nur 2, eben so G. F. W. Meyer in seiner Chloris hanov.; dieser hält aber für möglich, dass sie nur eine Art ausmachen. Die Frage ist nun, ob es nicht schon wahrscheinlicher ist, dass Linne (wovon es: übrigens in Linne’s Schriften und in den unter seinen Augen gesammelten Herbarien directe Beweise hinrei- chend giebt,) aus dieser Gruppe eng verwandter seinen R. aqualicus gebildet habe, als dass er ein und das andre Glied mitten aus dem Kreise gerückt hätte, um es mit R. obtusifo- lius und maritimus . zu verkinlens Der ursprüngliche R. aqua- tieus ist, wie schon gesagt, der #m Nassen wachsende R. do- meslicus, wie Retzius, Rafn und alle südwestlichen Botani- ker angenommen haben und was auch von Wahlenberg, wel- cher ihn mit R. Hippolapathum vereinigt, eher bestätigt als bestritten wird. Wenn. Linne seinem R. aquaticus folia radi- calia acuta beilegt, so passt dieses auf A. domesticus, nicht auf R. Hippolapathum, welcher sie obtusa hat. Jener war es, der Linne zuerst vorkam:; er wuchs nicht 100 Schritte von sei- ner Wiege; er liegt, in seinem Herbarium; er ist es deshalb, der in neuern englischen Floren,, wie von Hooker, als der wahre R. ayuaticus angenommen ist. Wie einseitig es aber wäre, in ihm allein den R. aguaticus zu sehen, findet ein Jeder, der in der Gegend von Upsala botanisirt, wo die ganze Reihe bis. zum R. H ydrolapathum wahrhaft luxuriirt, so dass sie keinem vielmal weniger Sehenden als Linne entgehen kön- nen. ‚Und wie man verneinen kann, dass R. Hydrolapathum 378 Einige Worte über Rumex acutus und R. aquaticus L. mit den übrigen nahverwandten von Linne unter R.’aquaticus ° mit inbegriffen worden, mag ein Scharfsichtigerer als ich erklären, da es doch diese Art ist, welche die ausgezeichnetste und ge- meinste ist, da sie es ist, die so recht eigentlich im Wasser wächst, da Linne’s eitirte Synonyme und Abbildungen zu die- ser gehören, da EursAarr und Linne’s Schüler sie als Lin- ne’s R. aquaticus gesammelt, und vor allem da dieser in Menge, aber keine andere von den verwandten Arten an allen den vielen Fundörtern, die Linne selbst ex autopsia in seiner schonischen Reise dafür angiebt, zu finden ist, u. s.w.— Linne sagt zwar von seinem R. agualticus, er habe granula auf den Valveln, und diese fehlen bei R. Hydrolapathum selten, aber auf den jüngern sind sie wenig ausgezeichnet; überdies nahm Linne, wie schon gezeigt, den Artcharacter nach dem . R. domesticus in seinem Herbar., und später wurde die Sache nicht so genau nachgesehen. — So stellten wir das Verhältniss in Nov. Fl. suec. dar; es wurde widersprochen, doch keine Wi- derlegung versucht, die auch nicht möglich. Welche Arten sollen nun die Linneischen Namen behalten? — Dass R. cristatus den Namen R. acutus wiederbekommen muss, scheint kaum zu bezweifeln. In Linne’s spätesten Schrif- ten ist er so rein dargestellt, dass man nicht einmal sagen kann, die Benennung sei eine collective. Auch finden wir ihn bei fast allen südeuropäischen Botanikern PR. acutus genannt, eben so bei fast sämmtlichen nach selbstständiger Prüfung und mit kritischem Blicke schreibenden Floristen, wie Marschall v. Bieberstein, Sprengel, Koch und Ziz, in der Fl. d. Wette- rau u. a., desgl. bei dem ersten kritischen Bearbeiter der Ru- mices in Scandinavien, Rafn, welcher unter dem Namen R. acutus sehr deutlich den R. cristatus beschreibt... Schwieriger ist die Frage um R. aquaticus. Auf etwas allgemein Angenommenes kann man sich zwar nicht berufen: im südlichern Europa, in Frankreich, wie bei De Candolle, so wie bei allen Aelteren, wird dieser Name dem R. Hydrolapa- thum beigelegt, in England und im südl. Schweden dem R. domesticus, von Vielen dem R. Hwydrolapathum; gewöhnlich ist er indess collectiv: bei Wahlenberg für R. domesticus und R. Hippolapathum, bei Meyer in Chlor. hanov. für R. Hydrolapathum und R. maximus. Ginge es nach dem Gebrau- che, so wäre wohl die Mehrzahl für R. Hydrolapathum. Aber Linne hat uns selbst hinreichend angedeutet, wie er den Na- men hat angewandt wissen wollen. Welchem Rumex Linne, wenn er R. aquaticus in mehrere Arten zerlegt hätte, letztern Einige Worte über Rumex acutus und R. aquaticus L. 379 Namen beigelegt hätte, darüber verbleibt kein Zweifel. Wie bei R. acutus behielt L. stets. den Namen nach den älteren Sy- nonymen, und es ist nicht im geringsten zweifelhaft, dass Linne gewollt hat, dass das Lapathum aqualicum aller seiner Vor- sänger durch zwei Jahrhunderte diesen Art-Namen behalten solle, und da bei diesen die Arten klar gesondert sind, die Linne vereinigt hat, so müssen sie wohl einige Autorität hahen; — Linne wollte, dass die oflicinelle Art einen bekannten Na- men behielte: und R. Hydrolapatkum ist überall der officinelle gewesen; — Linne hielt sich gern an die eigne Naturauflas- sung des Volkes bei seinen Benennungen: und es ist diese Art, die in allen Sprachen ihren Trivialnamen nach dem Wasser er- halten; — Linne liebte vor allen die Benamungen, welche die meiste Naturwahrheit in sich tragen: und %&. Hydrolapathum ist es, der am meisten im Wässer wächst, wie ausserhalb des- selben. Aus diesen sprechenden Gründen behielt ich den Namen für R: Hydrolapathum, mit den meisten Vorgängern und nicht ohne Nachfolger unter kritischen Botanikern. Will man den Namen nicht dieser Art erhalten, so muss er an R. domestieus kommen, welcher eben so gut am Wasser wächst, weil dieser Linne’s und auch Wahlenberg’s ursprüngliche Form desselben ist: dieser ist es, welchem Linne’s Definition entnommen ist; er ist es, der in Linne’s Herbar unter diesem Namen liegt und im südl. Schweden immer so benannt gewesen (vgl. Retzius, Osbeck, Aspegren, auch Wahlenberg, u. A.), so wie jetzt in England; Lästadius sendet ihn auch als R. ayuati- cus. Für meinen Theil möchte ich dem doch nicht beipflichten; aber. noch einseitiger ist es, den R. Hippolapathum als R. aquaticus bestimmt haben zu wollen. Dass Linne sonderlich mehr Gewicht auf R. Hippolapathum bei Upsala als auf alle andern dortigen Formen, die er sämmtlich unter seinem R. agquaticus befasste, gelegt hätte, dafür giebt es keinen Beleg, wohl aber dafür, dass er dort unter diesem Namen den R. Ay- drolapathum ausgetheilt hat, z. B. Ehrhart's Zeugniss (siehe Meyer Chlor. hanov.! [schwed. bot. Jahresb. üb. 1837, S.114.]). Die Folge von allem diesem wird wohl, dass man zuletzt ge- nöthigt wird, Linne’s Namen R. aguaticus ganz aufzugeben, da er, als ein: collectiver, in streng Linneischem Sinne auf keine einzelne Art ganz passt, und ihn nur zu brauchen, wenn man die Collectiv-Art meint: diess hält Meyer für das Richtig- ste. Ich verlange nicht, dass gerade meine Meinung durch- sehe, sondern dass man von vorgefasster Meinung sich los mache, um meine Gründe zu prüfen. Ä 380 Einige Worte über Rumex acutus und R. aquatieus L. Eine kritische historische Darstellung des Fortschreitens in der Kenntniss einer Flora und besonders ihrer kritischen Gat- tungen ist von grosser Wichtigkeit für die Kunde derselben. Nur dadurch kommt sie zur Klarheit: Vieles, was nach gewöhn- lichem Citiren als Irrthum erscheint, stellt sich dadurch als er- spriesslich dar. So wichtig es ist, die erste Quelle der Auf- stellung einer Art zu kennen, ist es auch, die erste ihres Auf- zeichnens als einheimisch zu wissen. Es zeigt, ‚‚quantae molis erat Suecanam condere Floram,“ und ist eine gerechte Steuer für die Kosten und Mühe, welche die Entdeckung jeder Art erfordert. Gaudin’s Fl. helvetica ist hierin ein würdiges Mu- ster. Es bedarf dazu grösserer Unpartheilichkeit und Genauig- keit, als man gewöhnlich in einem willkührlichen Verfahren findet: so begegnet man zuweilen einer Scheu, einen unwill- kommnen Autor zu citiren, selbst wo diesem gefolgt worden, sofern nieht für dabei mögliche Fehler ihn haften zu lassen nöthig geschienen. So schreibt man gewöhnlich dem Professor Retzius eine Menge Aufstellungen zu, die nicht ihm, sondern Linne (z. B. Orchis pallens, Rosa arvensis) und Afzelius angehören, übergeht ihn aber bei desto mehr eignen Entde- ckungen. | In Betreff des Geschichtlichen über die Abtheilung Lape- iha der Gattung Rrumex wurde hinsichtlich des R. aguatieus bereits gezeigt, wie Linne diesen genommen: dabei blieb es nachher lange in der für die schwedische Flora unkritisehen Zeit nach Linne. — Erst als man gewahr wurde, dass man im mitt- lern Schweden keinen R. acutus als verschieden vom R. obtu- sifolius besass, fing man an, ihn in einem Theile der frühern Formen des R. agquaticus zu suchen, und es wurde als solcher der R. maximus dargestellt: dieser ging bei uns als acutus, bis der Vf. dieses ihn in Nov. Fl. suec. unter dem jetzigen Namen (R. mazximus) zugleich mit dem Beweise dafür vortrug, dass der R. acutus in diesen Gegenden nicht zu suchen sei. Retzius unterschied ferner den R. Hydrolapathum und Dr. Hartman stellte 2 neue Arten auf: R. domesticus und R. conspersus. So war die Anzahl auf 5 gestiegen (und im letzten oder 39sten Faseic. der Fl. danica fügt Drejer einen 6ten, PR. Heleola- pathum, eine Mittelform zwischen R. domesticus und R. Hip- polapathum, hinzu). Diese wurden in Wahlenb. Fl. suec. auf 2 reducirt, und da der Verf. dieses damals nicht mehr als 3 wirkliche Arten gesehen, so wurden auch in der Monographie dieser Gattung in Nov. Fl. suec. nicht mehr als 3 angenommen. — Als wir aus obengenannten Gründen den R. acutus -Whlnb. Einige Worte über Rumex acutus und RB. ayuaticus L. 381 [R. Hydrolap.] für den wahren Pr. aquaticus annehmen zu müs- sen glaubten, nahmen wir für den R. aguaticus Whlnb. seine Benennung bei den Alten, Hippolapathum, wieder auf. Hier im mittlern Schweden haben wir gefunden, dass dieser R. Hip- polapathum in zwei Arten getheilt werden kann, näml. Hippo- lapathum der ältern Botaniker, zu welchem die Hauptart 1. c. [ed. 2. p. 105 sq.] nach Synon. und Defin. gehört, und R. do- mesticus Hartm.; die beiden das. p. 106. besonders darunter angemerkten Formen [«. et ß.] aber gehören zum letzteren: ß ist nämlich der in Schweden am Wasser gewöhnliche R. domesti- cus, welchen Linne und Wahlenberg zum R. aguaticus e. gerechnet. So war es dort ganz richtig sie zusammenzustel- len*). Auch mit R. crispus wurde R. domesticus lange ver- wechselt, und Areschoug hat ferner davon einen R. pro- pinquus abgetrennt, welcher den Uebergang zu den Oxylapa- iha bildet. Diese Arten gehören den südlichen und westlichen Provinzen an, wo R. obtusifolius ohne Vergleich das häufigste aller Lapatha ist. Von diesen hat Linne wahrscheinlich nur diesen und R. maritimus gesehen, denn. R. acutus wurde wohl im upsaler Garten unterschieden. Die übrigen Arten sind so- wohl selten als auch wenig in die Augen fallend. Retzius fügte erst J&. Nemolapathum. als schwedisch hinzu; endlich der Verf. dieses R. palustris verus, Ft. conglomeratus und R. cri- status (aculus). [Späteres von Prof. Fries über Rumices, aus Bot. Not. 1842, S. 23.:] — Rumerx divaricatus L. soll nach jetziger all- gemeiner Annahme eine Form des PR. pulcher gewesen sein, *) Der A. Hippolapathum der Novit. Fl. suec. ist völlig synouym mit A. aguaticus Wahlenberg’s, welcher, nach Ausweis sowohl lappländischer Exemplare, als auch zahlreicher lebender mir bestimmter, den A. domesticus aquaticus für den ächten A. agua- ticus hält und davon nicht unterscheidet, was ich später in der Fl. scan. und im Herb. norm. im engeren Sinne A. Hippolapa- thum genannt habe. Wenn R. Hippolapathum Nov. Fl. suec. eilirt wird, muss die Hauptart mit allen ihren Synonymen unter dem Namen A. Hippolapathum oder A. Friesii Aresch. angeführt werden, den ich auch in zahlreichen Exemplaren vor Augen hatte, aber nicht gegen Prof. Wahlenberg’s bestimmte Aeusserung zu sondern wagte; — dagegen sind die beiden speciell nach leben- den Exemplaren angemerkten Abarten domesticus und aquaticus [ worunter zugleich der A. aguat. der Deutschen! citirt ist] unter A, domesticus zu citiren. 382 Einige Worte über Rumex acutus und R. aquaticus L. obgleich die Beschreibung nicht recht darauf passt und Linne ihn nicht damit, sondern mit R. acutus (cristatus Wallr.) und obtusifolius vergleicht. Der Grund zu jener Annahme ist Lin- ne’s Synonym: dieses fällt aber ganz weg, wenn man bedenkt, dass Linne selbst es in Mant. ll. ausgeschlossen und zu R. pulcher gezogen hat, was schon beweiset, dass dieser nicht gemeint sein konnte. Da Linne seinen R. obtusifolius von Äkerö be- schrieb und dort nur R. silvestris Wallr. vorkommt, welcher unzweifelhaft Linne’s ER. obtusifolius ist, so wird Linne’s R. divaricatus Wallroth’s R. obtusifolius! Man vergleiche die Be- schreibungen Beider, um sich zu überzeugen, wie gut Linne’s Worte auf Wallroth’s Art passen, zumal da Linne jenen zu- nächst neben seinen R. obtusifolius stellt. Dieser R. divarica- tus ist bis jetzt im alten Linneischen Garten vorhanden geblie- ben, und ist gewiss so gut unterschieden, wie die meisten der Lapatha. SV. Bestimmung der Divergenz von Blättern und Knospen. Von Gustaf Silfverstrahle [Hof-Ger.-R.]*). Uebersetzt von ©. T. Beilschmied. Buange bemüht, die geometrischen Verhältnisse von Pflanzen- theilen zu bestimmen, glaubte der Verf. zur Berechnung der Lage der Blätter und Knospen auf der Oberfläche der Pflanzen darin eine Grundlage gefunden zu haben, dass dieselben auf manchen walzenförmigen Theilen, z. B. Zapfen, Kätzchen und *) Kongl. Vetenskaps- Acad. Handlingar för är 1838. 3. 202— 212. — Auch in besondern Abdrücken: Stockholm, 1839. 11 S.8 — [Vgl. damit nun A. Braun’s neueste Aeusserung in Betreff rechter Betrachiungsweise der. Blattstellung in v. Leonh. u. Braun’s N, Jahrb. £. Mineral. etc. 1842, IV. 418—425., in Bezug auf e, Abh. C. Fr. Naumann’s; s. a.: Bot, Jahresb. üb. 1838, S. 523.] Bestimmung der Divergenz von Blättern u. Knospen. 383 Nadelholztrieben in ordentlichen um den Cylinder gewundenen Linien, deren drei parallel nach der einen und fünf nach der andern Richtung ‚liefen, gestellt erschienen. , Unter der An- nahme, dass der Ahstand zwischen diesen spiralförmigen Linien nach der einen oder der andern Richtung gleich wäre, wurde als Grundlage der Berechnung aufgestellt: dass, wenn die drei Spirallinien die fünf (was, ohne Veränderung der horizontalen Lage der Blattpunkte, nur vom Ausziehen des Gewächseylin- ders abhängt) auf der Oberfläche dieses Cylinders winkelrecht schneiden, dort ein rechtwinkliges Dreieck entsteht, worin die Peripherie des Pflanzeneylinders die Hypotenuse ist, und von den den rechten Winkel umfassenden Seiten die eine 3 und die andre 5 Spiralenabstände ausmacht, die Peripherie also gleich ist der Quadratwurzel aus 34 solchen Abständen, woraus wei- ter folgte, dass der 3öste Blattpunkt senkrecht über dem ersten sitzen würde. Nachdem der Verf. auf dieser Grundlage die Verhältnisse zwischen nicht nur der 3fachen und 5fachen Spi- rale, als auch weiter sowohl der 2fachen und beiden einfachen Spiralen, als auch der Sfachen, 13fachen und 2lfachen berech- net hatte, versuchte er, einige Pfilanzentheile diesen Berechnun- gen gemäss zu construiren, und fand die Berechnungen so ge- naue Erklärungen: von, sonst‘ ganz unregelmässig scheinenden, Pflanzentheilen gewährend, dass z. B. ein Tannzapfen, nach jenen Berechnungen construirt, nicht allein die beim ersten Be- trachten leichtfasslichern Formen der Seitenschuppen aufwies, sondern auch die mehr verdeckten Verhältnisse zwischen den in der Spitze des Zapfens zusammengedrückten Schuppen. Als der Verf. darauf im letzten Frühjahre von Dr. Alex. Braun’s „Vergleichender Untersuchung über die Ordnung der Schuppen an den Tannenzapfen, als Einleitung zur Untersuchung der Blattstellung“ [N. Acta Ac. C. L.-C. Nat. Cur. XV. 1. 195 —402., t. XIX —L.] Kenntniss nehmen konnte, sah er wohl, dass Dr. Braun’s Angaben von seinen (des Vfs.) Berech- nungen insofern abweichen, als Dr. Braun die 2lste Schuppe als lothrecht über der ersten stehend angenommen hatte, wäh- rend er selbst durch obige Berechnung dazu gelangt war, dass es die 3öste Schuppe wäre, die senkrecht über der ersten sässe; da jedoch nicht allein, nach demselben obigen Berechnen, der 2lste Blattpunkt der senkrechten Linie so nahe trifit, dass leicht eine Irrung beim Beobachten hatte stattfinden können, ausserdem auch Braun selbst erwähnt, wie er auch Zapfen gefunden, wo theils die l4te, theils die 3öste Schuppe lothrecht über der ersten gesessen, so konnte der Vf. nicht anders als 26 384 Bestimmung der Divergen: von Blättern u. Knospen. seine Berechnungen für durch die Beobachtungen Dr. Braun’s bestätigt halten, so wie, dass diese Berechnungen demnach nicht allein bei den wenigen Pflanzen, die er untersucht, An- wendung fänden, sondern auch bei der grossen Anzahl von so- wohl Dicotyledonen und Monoeotyledonen als auch Acotyledo- nen, auf welche Dr. Braun seine Forschungen ausgedehnt. Als der Verf., mit dadurch vermehrtem Eifer, seine Berechnun- gen nun weiter erstreckte, entstanden bei ihm, zuerst hei dem: Construiren der Blume einer Paeonia, dann der eines Chrysan- ihemum, Zweifel an der Richtigkeit der Grundlage, worauf diese Berechnungen fussten. Die Staubfäden der ersteren und die Blümchen des letztern müssten nämlich, sobald das 3öste loth- recht über dem ersten stände, in 34 Reihen stehen; aber auch diese 34 Linien krümmten sich: die Abweichung des 3östen Blatt- punktes von der senkrechten Linie wurde merklicher, je mehr sie vervielfacht wurde, beim 69sten, 103ten u. s. w., und die Linien von 55 andern noch weniger gebogenen geschnitten wur- den. So wurde der Verf. veranlasst, die Richtigkeit der Grund- lage selbst von seinen Berechnungen zu bezweifeln (nämlich dass der Abstand zwischen :den drei parallel laufenden Spiralen dem Abstand zwischen den anderseitigen fünf gleich wäre), ob- schon der Fehler zu gering ausfiele, um durch Anschauung eher wahrgenommen zu werden als in den Fällen, wo man mehrere Hundert Blattpunkte auf einmal überblicken kann wie in obigen zwei Fällen. Unter erneuetem bemühen, eine zuverlässige Grundlage für die Berechnungen zu finden, bemerkte der Verf. erstlich: dass der 22ste Blattpunkt, welcher nach A. Braun’s Beobach- tungen auf die gegen den I1sten Blattpunkt lothrecht gefällte Linie treffen, nach des Verfs. Rechnung aber etwas davon ab- weichen sollte, wirklich letzteres that, wobei indess eine Ab- weichung, zwar kleiner und nach der entgegengesetzten Rich- tung, auch bei dem 3östen Blattpunkte stattfand; und ferner: dass der 56ste und der 90ste Blattpunkt sich, ersterer, zwischen dem 22sten und der senkrechten Linie und, der letztere, zwi- schen dem 3östen und derselben Linie befanden, so dass die senkrechte Linie von diesen beiden Blattpunkten noch näher begränzt wurde; und so kam er endlich zu dem en welches diese kleine Abhandlung darlegt. Bestimmung der Divergenz von Blättern u. Knospen. 385 Die Punkte an der Oberfläche der Pflanzen, aus welchem Blätter und Knospen hervorkommen, stehen (der Regel gemäss) in Ordnung, wenn gleich die Mannigfaltigkeit der Form der Gewächse es mit sich bringt, dass diese Orduung nicht immer leicht überschaut und aufgefasst werden kann. Die allgemeinste Form der Gewächse lässt sich auf den Kegel beziehen, von dessen einem Extreme, der unendlich aus- gezogenen Axe (dem Cylinder) an, bis zum andern, der Ein- drückung der Axe auf Null (wo die Spitze des Kegels mit dem Mittelpunkte in seiner Basis zusammenfällt und der Kegel also in eine runde Ebene übergegangen ist). Die Spitze des Kegels ist hier der obere Theil der Pflanze, seine Basis ihr unterer (der. Wurzel zugekehrter) Theil. | Die Ordnung. der Blattpunkte ist am leichtesten bei den Pflanzen aufzufassen, die sich der Cylinderform nähern, und diese Ordnung wird anschaulicher, wenn die Blattpunkte durch Linien verbunden werden. Behält eine Linie, die zwei Blattpunkte verbindet, densel- ben Abstand von der Wurzel (Höhe), so sind die Blätter, wel- che aus diesen Punkten im Quirle entspringen (folia verticil- latim posita), zwei, drei, vier u. m. Blätter auf gleicher Höhe (folia in verticillo bina, terna, quaterna, &c.). Blattpunkte, die sich senkrecht über einander befinden, stehen in Zeilen, und die Linie, die mehrere senkrecht über einander stehende Blattpunkte verbindet, heisst Zeile. Blattpunkte, die weder in Quirle noch in Zeilen (weder auf gleiche Höhe, noch gleiche Breite) treffen, stehen in schräger Windung (fol. alterna). Ihr Abstand (die gerade Linie, die sie verbindet,) ist die Hypotenuse ihres horizontalen und ver- ticalen Unterschiedes. Der horizontale Unterschied (die Divdkna) der Blattpunkte wird gemessen durch den Winkel an der Axe des Kegels, und dieser Winkel ist unveränderlich sowohl bei Ausziehung und Eindrückung (verticalen Veränderungen) der Pflanze, als auch bei Zunahme ihrer Dicke (horizontaler Veränderung). Der verticale Unterschied (die Distanz) hingegen ist allen Modificationen unterworfen, die durch Ausziehen oder Nieder- drücken entstehen können, und wird nur durch sein Verhältniss zum horizontalen Unterschiede gemessen. Linien, die solche Blattpunkte verbinden, die weder auf gleicher Höhe noch auf gleicher Breite sitzen, laufen gewunden (in Spirale) auf der Oberfläche des Kegels von unten nach oben, entweder rechts oder links. 26 * 386 Bestimmung der Divergenz von Blättern u. Knospen. Rechts [im ältern Linn. Sinne] läuft eime Spirale, die sich von Ost durch Nord nach Westen, der Sonne entgegen, erhebt; links: die von Osten durch Süd nach West, mit über Sonne, geht. Die rechts- und die links - laufenden Spiralen ee einander in Blattpunkten und bilden zwischen sich‘ Parallelo- gramme, die, wenn die Spiralen einander rechtwinklig schnei- . den, Rechtecke sind, welche Reehtecke aber, wenn der Cylin- der, worauf jene Spiralen sich winkelrecht schneiden, ausgezo- gen oder zusammengedrückt wird, zu Rhomboiden werden: mit spitzen Winkeln oben und unten und stumpfen zur Seite bei Ausziehung des Cylinders, und umgekehrt mit stumpfen: W. oben und unten &e., wenn er eingedrückt wird. Wird das Ausziehen oder Eindrücken des Cylinders Berka, setzt, so werden die Blattpunkte, die einander nah gewesen, in verticaler Richtung (obschon denselben horizontalen Unter- schied stets behaltend) so von einander entfernt, dass sie.sich nicht weiter leicht dureh Linien verbinden lassen, dagegen zu andern Blattpunkten in solche Stellung kommen, dass, wenn sie mit diesen durch Linien verknüpft werden, daraus neue Spira- len entstehen, die bei einem gewissen Grade von Ausziehung oder Niederdrückung des Üylinders einander winkelrecht schneiden. ' Bei der grössten Ausziehung des Cylinders, wo die Blatt- punkte die grösste verticale Distanz haben (z. B. bei Jahres- trieben von Bäumen), werden die Blattpunkte am leichtesten so verbunden, dass daraus eine einzelne Spirale nach rechts entsteht, welche eine andere einzelne Spirale nach der Linken schneidet: von diesen Spiralen läuft aber doch die eine dichter als die andere, so dass bei dem Grade der Ausziehung, wo sie einander rechtwinklig schneiden, die dadurch entstehenden Pa- rallelogramme nicht Quadrate, sondern nur Rechtecke sind. Wenn ein Pflanzencylinder mehr zusammengedrückt vor- kommt, so gerathen die Blattpunkte in die Stellung gegen ein- ander, dass sie mit grösserer Leichtigkeit sich so verbinden lassen, dass aus den Nerbindimprliiien zwei parallele Spiralen nach der Richtung entstehen, wo bei dem stärkern Ausziehen die dichter laufende Spirale ging, welche zwei Spiralen von der in entgegengesetzter Richtung verlaufenden ‚einzelnen Spirale geschnitten werden. Wenn diese Spiralen einander winkelrecht‘ schneiden, so entstehen wohl auch Rechtecke, aber der Ünter- schied zwischen Länge und Breite dieser Rechtecke ist kleiner, als bei den Rechtecken, die zwischen den einzeln laufenden Spiralen entstehen. = Bestimmung der Divergenz von Blättern u. Knospen. 387 Wird der Cylinder noch weiter zusammengedrückt, so ent- stehen dabei, auf einerlei Weise, zuerst drei Spiralen anstatt der beim zuletzt - besprochenen Ausziehungsgrade einzeln laufen- den Spirale, und diese drei schneiden die zwei Spiralen; dann fünf Spiralen statt der zwei, und diese fünf schneiden dann die ‚drei; alsdann acht Spiralen statt jener drei, und diese acht schneiden die fünf, u. s. f. Je mehr der Cylinder eingedrückt wird, desto mehr erhalten die Rechtecke, die beim winkelrech- ' ten Schneiden der dann entstehenden Spiralen gebildet werden, Gleichheit in Länge und Breite (gehen zum Quadrat über), und wird also der Abstand zwischen den successiv entstehenden Spiralen immer mehr gleich. Wenn man, um zu ermitteln: ob von diesen so geordneten Blattpunkten sich einer senkrecht über dem andern befinde, Pilanzen betrachtet, so findet man, dass z. B. der Ote mehr lothrecht über den I1sten zu stehen kommt, als einer der frühern; dass der l4te noch senkrechter über dem ersten befindlich und dass der 22ste beinahe ganz senkrecht darüber steht: Geht man in der Untersuchung weiter, so ergiebt sich gleichwohl, dass der 3öste, der 56ste, der 90ste Punkt u.s.w. der senkrechten Linie noch näher treffen. Bleibt man dabei stehen, dass man annimmt, der 3öste Blattpunkt stehe senkrecht über dem ersten*), so wird die Folge davon, dass die Divergenz zwischen dem ersten und dem zweiten Blattpunkte 35 nach der einen Richtung und 34 nach der andern wäre. Diese Zahlen geben auch so nahe das wirk- liche Verhältniss, dass man durch Messung nicht eher einen Fehler dabei entdecken kann, als bis man ein Gewächs mit mehr als hundert Blattpunkten zu überschauen bekommt: dann aber wird man wohl des Irrthums gewahr: denn stände wirklich der 35ste Blattpunkt lothrecht über dem ersten, so würden (die Anzahl ihrer Zwischenräume, Interstitien, ist 34) aus 340 *) Die 35ste Knospe trifft dahin, wo eine von der ersten Knospe aus- gehende, durch alle übrigen Knospen laufende, Spirale nach einer Seite eine solche nach der andern Richtung laufende Spirale schnei- det: von diesen Spiralen hat dann die eine 13, die andere 21 Um- ‚ läufe um den Pflanzencylinder gemacht. — So trifft die 90ste Knospe, wo solche Spiralen nach 34 Windungen nach einer — und 55 nach der andern Seite einander schneiden, u. s. w. Wenn die Peripherie = p die Anzahl der Windungen —= w die Anzahl der Zwischenräume der Knospen —= k wp k so ist ein solcher Zwischenraum — 388 Bestimmung der Divergenz von Blättern u. Knospen. Blattpunkten 34 Zeilen mit 10 Punkten in jeder Zeile entstehen und also am andern Ende des Kegels (der runden Fläche) diese 340 Blattpunkte in 34 Radien mit 10 Blattpunkten in jedem stehen; nun findet man aber auch diese 34 Radien (m.‘s. die Staubfäden eines Polyandristen, die Blümchen eines Syngene- sisten) sich spiralig windend. Selbst der 90ste Blattpunkt steht nicht vollkommen lothrecht über dem Isten, denn auch die 89 Radien in einer Sonnenrose winden sich, und Gleiches ergiebt sich der Beobachtung, soweit Gelegenheit und Vermögen solche zulässt. Es stellt sich also mehr als wahrscheinlich dar, dass ein Blattpunkt nicht vollkommen lothrecht über einem andern stehe und demnach die Divergenz zwischen zwei Blattpunkten nicht durch eine rationelle Zahl ausdrückbar ist. Bei obiger Annahme, als stände der 3öste Blattpunkt senk- recht über dem ersten, enstand zwischen dem ersten und zwei- ten Blattpunkte nach der einen Seite eine Divergenz von 35, nach der andern eine von 2!. Würde dagegen angenommen, der 90ste Blattpunkt stände senkrecht über dem ersten, so fiele die Divergenz als 3% und $2 aus; bei Annahme des 234sten als lothrecht würde die Diver- genz 25, und 123, Die Divergenz wird durch diese Zahlen beinahe die nämliche (denn 32 =0,382352941 = 137°38’49” ,; 32 —0,38202247=137°31’41” und 35 — 0,38197424=137°30'38”); scheint aber doch durch Fortsetzung dieses Rechnens immer mehr Bestimmtheit zu ge- winnen. i Ol man gleich bald zu solcher Genauigkeit gelangt, dass sie nicht weiter durch Beobachtung weder bestätigt noch wider- legt werden kann, so ergiebt sich doch, dass diese Rechnung in’s Unendliche fortzusetzen nöthig wäre, wenn die Divergenz auf diesem Wege vollkommen richtig bestimmt werden sollte, und dass sie auch mit folgenden Zahlen nicht völlig recht aus- gedrückt ist: 83621143489848422977 218922995834555169026 135301852344706746049 218922995834555169026 Da nun diese Divergenz, in sofern ein Blattpunkt nie loth- recht über einen andern zu stehen kommen kann, durch eine irrationelle Zahl ausgedrückt werden muss, so ist, bei Betrach- tung der Folge von Zahlen, womit diese Divergenz auf obigem Wege bestimmt, ausgedrückt wird, leicht einzusehen, dass diese Zahlen in steter Progression, je weiter die Rechnung fortgesetzt und Bestimmung der Divergenz von Blättern u. Knospen. 389 wird, sich den Zahlen @ und a? (Peripherie=a° und a+a?—a®°) nähern, so wie, dass, wenn man diese Zahlen nur für den völ- lig correcten Ausdruck der Divergenz nimmt, die Divergenz der der senkrechten Linie sich am meisten nähernden Blattpunkte oder des 3ten, Aten, 6ten, I9ten, 1lAten, 22ten, 3östen u. f. fol- gende wird: a’, a*, a’, a’, a’, a°,-a’, u. 8. w. Auf diesen Grund wird angenommen, dass die Divergenz zwischen zwei unmittelbar auf einander folgenden Blattpunk- ‚ten: sei | er (- " >) —_.0,618033988749894848204586834365638117720 _ a*—0,381966011250105151795413165634361882279 oder a—=229°29'32” ; | a? = 137°30'28". Zur nähern Erläuterung hiervon werden folgende zwei Ta- bellen beigefügt. Interstitien. Divergenz. 0 1 = 137° 30' 28" 27279 56 = 52 31 24 4 = 190° 152 5 = 327 32 20 6 = 105 248 7 = 2M2 33 16 204 9= 157 3412 10 = 2% 440 11:7 72935 7 12 = 210 535 13 = 347 36 3 390 Bestimmung der Divergenz von Blättern u. Knospen. „Ordnungszahl der Interstitien. Divergenz. 0, a = 360° 1, a: = 222 29! 32% 1, a? im 137 30 28 2, ah =. —: 84 5% 4 3, ae 52 31 24 5, —0’ = — 32 2740 8, ad. 20 344 13, —ua'" =— 1223 57 91, a 7 39 47 34, — a’ = — 4410 55, Be 2 55 37 89, —al = 14 3 144, a. — 1.7.8 233, — a’ = — 41 28 377, at 25 37 610, — u!’ = — 15 50 087, FE 9.47 1597, —u!T = — 6 3 2584, — 344 4181, — u!’ = — 2 19 6765, ad. 1 26 10946, — a1 — 53 17731; NR ac 33 28657, — a’ = — 20 46368, I Om 13 75025, al 7 8 121393, | a8; — 5 196418, —u:!!7 = — 3 317811, al — 2 514229, —(19:— bi;; xV, Ueber pompejanische Pflanzen. Von dem Professor Schouw. Aus dem Dänischen übersetzt von Hornschuch?*). Wor ungefähr 18 Jahrhunderten kannte man den Vesuv noch nicht als einen wirksamen Vulkan; sein Fuss und seine Abhänge boten eine grosse Fruchtbarkeit dar, sein Gipfel war ziemlich flach, jedoch zeigte sich die Wirkung des Feuers in der Berg- masse und man ‚vermuthete, es sei ein Vulkan dessen Thätig- keit aufgehört habe, gleich wie man nun solche Schlüsse über die. ausgebrannten Vulkane in Auvergne, am Rhein, oder im Albanergebirge und mehreren Orten in Italien macht. Im Jahre 63 nach Christi Geburt, unter Nero’s Regierung, erschütterte ein sehr starkes Erdbeben die Umgebungen. des Vesuvs; ein Theil von Pompeji wurde zerstört, Herculanum litt viel, Neapel. und die entfernter liegenden Städte weniger. Aber diess war nur ein Vorläufer einer weit gewaltsameren Natur- Umwälzung. Als im Jahre 79 nach Christi Geburt unter Titus’s Regie- rung, der Naturforscher Plinius, als Anführer der römischen Flotte, bei: dem Misenischen Vorgebirg, westlich vor Neapel, lag, machte seine Schwester, des jüngeren Plinius’s Mutter, eines Abends ihn auf eine Wolke von ungewöhnlicher Grösse d. Aussehen aufmerksam, die ‚sich wie eine Säule lothrecht in die Luft erhob und sich nach oben zu in eine Krone ausbrei- *) 8 ‚Förhandlingar vil de skandinaviske ee tredje Möte, i Stockholm d. 13.—19. Jul. 1842. $toekholm. Bil. G. Om de pompejanske Planter. Af Professor Schouw p.104—112. 392 Ueber pompejanische Pflanzen. tete, wodurch sie Aehnlichkeit mit einem Pinienbaum erhielt. Plinius liess sogleich ein schnellsegelndes Schiff zubereiten und steuerte damit gegen den Vesuv, von wo, wie sich bald zeigte, diese Wolke oder richtiger Rauch ihren Ursprung hatte. Der dichte Aschenregen, Bimstein und die ausgeworfenen Stein- blöcke zeigten sich bereits und setzten die ganze Umgegend in Schrecken. Unerschrocken ging der Naturforscher der Gefahr entgegen. ‚Das Glück steht den Muthigen bei,“ war die Auf- munterung an seine Mannschaft. Bei Stabiae übernachtete er in einer Villa und schlief so sorglos, dass man ausserhalb der- selben seinen Athemzug hörte; er schlief bis man ihn am Mor- gen weckte um nicht in das Haus eingeschlossen zu werden, denn die gefallne Asche hatte bereits beinahe die Thüre ge- sperrt. Er begab sich mit Anbruch des Tages, wo es jedoch in Folge des Aschenregens so dunkel war, als in der Nacht, heraus ins Freie um die Phänomene zu beobachten und aufzu- zeichnen. Die Flammen und der Schwefeldampf, welche die Anderen verjagten, erweckten ihn; aber als er sich von seinem Lager erhob und sich auf seine zwei Sclaven Se fiel er todt um, wahrscheinlich erstickt. Es war bei diesem gewaltsamen Ausbruche des Vesuv’s — dem ersten, den die Geschichte kennt — dass die Städte Pompeji, Herculanum und Stabiae untergingen, Pompeji und Stabiae durch Aschenregen, Herculanum durch einen Lavastrom. Die Städte lagen 16— 1700 Jahre also begraben, man wusste nicht einmal genau ihre Lage, bis der Zufall am Schlusse des I7ten und im Beginn des 1Sten Jahrhunderts zu deren Wieder- auffindung führte. Nun liegen sie, und besonders Pompeji, zum grossen Theil offen, indem die Asche fortgeschafft ist; man wandert in Pompeji s Gassen, Plätzen, Theater ‚ Tempeln und Privatgebäuden, wie in einer Stadt der Gegenwart, man lernt die Haupteinrichtung der Alten, ihre Meubeln, Küchengeräthe, Damenputz, Handwerksgeräthe und ihre zum Theil ausgezeich- neten Kunstgegenstände kennen, und man erhält hier, besser, als irgend anderswo, ein anschauliches Bild von dem öffentli- chen nd Privatleben des Alterthums. | Auch die Kenntniss der den Pompejanern Baht Pflan- zen dürfte vielleicht einiges Interesse haben; und hiezu bieten) sich. besonders zwei Hauptquellen dar, theils nemlich die in Pompeji und den zwei andern untergegangenen Städten gefun- denen Malereien und andern Darstellungen von Pflanzen, theils Ueberreste von Pflanzen selbst. In Hinsicht auf das erste Hülfsmittel muss einige Vorsicht angewendet werden. .Natürli- Ueber pompejanische Pflanzen. 393 cherweise sind manche Pflanzendarstellungen so wenig kennt- lich, dass sie nicht können bestimmt werden, wie solches ja auch heutigen Tages der Fall sein würde. Wenn demnächst die Pflanze kenntlich ist, so ist es noch nicht ausgemacht, dass sie im Alterthum bei Pompeji gefunden worden, denn oft wird die Vegetation fremder Länder dargestellt. So findet man häu- fig die Nilnatur dargestellt: morastige Gegenden mit Lotus und der ägyptischen Bohne ( Nelumbium), dem Flusspferde, Kroko- dille, Ichneumon, Enten und am Ufer des Wassers die Dattel- palme, z. B. in dem Fussstück zu der berühmten grossen Mo- saik, von welcher man glaubt, dass sie Alexander und Darius darstelle. Zuweilen sind auch die Darstellungen Phantasie- Zeichnungen, z. B. ein Lorbeerbaum, der aus einer Dattelpalme hervorwächst, ja als Wurzelschuss von ihr hervorkömmt — eine physiologische Unmöglichkeit; vielleicht deutet diess, wie Tenore meint, auf den wunderlichen Gebrauch, den die Alten hatten, hin, die verschiedenen Gewächse so dicht an einander zu pflanzen, dass sie das Aussehen erhielten, als gehörten sie zusammen. Zu den Bäumen, welche jetzt besonders dazu beitragen der Landschaft in Italien Character zu geben, gehören Pinien und Cypressen. Beide fanden sich bei den Alten, davon zeugen die Schriftsteller und davon liefern auch die Abbildungen in Pom- peji den Beweis, denn Pinienzapfen finden sich mehrere Male dargestellt; eben so hat man verkohlte Pinienkerne in Hercu- lanum gefunden. Cypressen findet man sehr häufig in den Land- schaften dargestellt, sie zieren die Wände in den Zimmern der Pompejaner, zuweilen im Verein mit Pinien. Ein dritter für die Länder des Mittelmeers bezeichnender Baum, die aleppische Föhre, findet sich auch in Pompeji abgebildet. Der Oleander (Nerium On welcher jetzt die F luss- ufer ziert, der Epheu (Hedera Helix), welcher die Mauern und Baumstämme bedeckt, sind beide in Pompeji dargestellt. Dagegen sind es zwei Gewächse, welche jetzt eine bedeu- tende Rolle in den Landschaften spielen, aber in dem Alter- thum nicht in Italien wuchsen. Die sogenannte Aloe (richtiger Agave), die durch ihre grossen, fleischigen Blätter und ihren ‘hohen candelaberartigen Blumenstengel sich so beliebt in den Landschaften gemacht hat und rings um das Mittelmeer vor- kömmt, sowohl angehaut, als verwildert ‚‚stammt aus Amerika und konnte also nicht den Pompejanern bekannt sein. Die indische Feige (Opuntia vulgaris) aus der Gruppe der Cacteen, Auffal- lend durch ihr besonderes Aussehen, nemlich ihre flachgedrück- 394 Ueber pompejanische Pflanzen. ten, blattartigen Zweige, eine Pflanze, die nun in’ den Mittel- meers-Küsten ebenso allgemein ist, wie die Aloe und gleicher- weise verwildert, ist auch von Amerika gekommen. Es findet sich in Pompeji eben so wenig eine Spur von einer Darstellung dieser so eigenthümlichen Pflanzenform, als von der Aloe. Ob von der Dattelpalme im Alterthum, wie jetzt, einzelne Bäume ohne reife Früchte sich fanden, ist zweifelhaft. Sie findet sich zwar häufig in Pompeji dargestellt, aber im Allge- meinen in Verbindung mit ägyptischen Gegenständen, oder in symbolischer Bedeutung. Die Zwergpalme dagegen hat ohne Zweifel dieselbe Rolle wie jetzt gespielt, denn Theophrast berichtet, dass sie sehr allgemein in Sicilien war; dasselbe ist nun der Fall, während sie nur sparsam in der Bucht von Nea- pel hervortritt. | Wenden wir den Blick auf die angebauten Gewachee, dann machen die meisten Reisenden die erste Bekanntschaft mit der Baumwollenkultur wenn sie Pompeji besuchen. Dicht bei dessen Ruinen finden wir Baumwollenäcker, und hier ist die Nordgrenze der Baumwolle in Italien. Von dieser wichtigen Bekleidungspflanze finden wir keine Spur in den Denkmalen des Alterthums. Aus anderen Quellen wissen wir, dass sie dem Alterthum nur als eine indische und nach den späteren Schrift- stellern zugleich als eine ägyptische Pflanze bekannt war, und dass es erst die Araber waren, welche sie in den Ländern des Mittelmeeres verbreiteten. Ein anderes Gewächs, das mittelbar, nemlich als Futter für die Seidenraupen, nun eine wichtige Kleidungspflanze in Ita- lien ist, ist der weisse Maulbeerbaum.. Auch dieser war den Pompejanern unbekannt. In der Zeit sah man die Seide als einen ausländischen Luxusartikel. Erst in dem sechsten Jahrhundert kam die Seide - und Maulbeer -Kultur nach Europa. Unter den Getreidearten war bei den alten Römern der Weizen die durchaus herrschende, auch die Gerste war allge- mein; dagegen fehlten die mehr nordischen Getreidearten: Ha- fer und Roggen. Verkohlte Weizen- und Gerstenkörner sind in Pompeji gefunden. Eine schöne Abbildung von einer Wach- tel die ein Gerstenkorn abpflückt und von einer Aehre finden sich auf einer Wand. Ein Seitenstück dazu stellt eine Wachtel dar die in einer Hirseähre (Panicum italicum) klaubt, welche also damals hier auch bekannt war. | Dagegen vermissen wir Abbildungen von der durch zB Form so kenntlichen Getreideart Mais, aber wir wissen auch, Ueber pompejanische Pflanzen. 395 dass sie aus Amerika stammt. Jetzt ist deren Anbau in der Umgegend von Pompeji ausgebreitet. - Auch der Reis fehlte im Alterthum; er war damals auf Ostindien beschränkt. Er wird auch nicht bei Pompeji, aber wohl anderwärts in Italien angebaut. Ob Durra (Sorghum ) den Alten bekannt war oder erst von den Arabern nach Europa gebracht wurde ist zweifelhaft; die pompejanischen Abbildun- gen geben keinen Aufschluss darüber. Von Hülsenfrüchten finden wir Pferdebohnen im verkohlten Zustand, die vollkommen den gegenwärtigen gleichen. Von Küchen - Gegenstände darstellenden Malereien findet sich ein Büschel Spargel abgebildet, welches jedoch wahr- scheinlich der: wilde ist, der jetzt, wie damals, gegessen wird, wogegen es scheint, dass die Alten den angebauten Spargel nicht gekannt haben. Auf anderen Abbildungen von Küchen- Gegenständen kommen Zwiebeln, Rettige, Rüben undeine Art kleiner Kürbisse ‚vor. Unter den Küchengewächsen haben die Alten Pomi d’Oro (Lycopersicum esculentum) nicht gekannt, die von Amerika eingeführt sind. Der Oelbaum hat zur Zeit der Pompejaner, wie es scheint, dieselbe wichtige Rolle gespielt wie jetzt; davon zeugen die Schriftsteller. Oelbaumzweige werden häufig dargestellt, und in einem ausgegrabenen Glas hat man eingemachte Oliven, den gegenwärtigen vollkommen gleich, gefunden, welche noch, als sie ausgegraben wurden, ihren Geschmack hatten. Die Fruchtarten, welche in gegenwärtiger Zeit am meisten genossen werden sind Weintrauben und Feigen, das sind auch diejenigen, welche am häufigsten auf den vielen Frucht- stücken dargestellt sind, die sich auf den pompejanischen Wänden finden. Weinranken spielen ausserdem eine wichtige Rolle, da sie dem Bacchus geheiliget waren und in Verbindung mif dem Dienst dieser Gottheit, finden wir sie in vielen Dar- stellungen. Häufig findet man auch auf Frucht- und Thier- Gemälden: Birnen, Aepfel, Kirschen, Pflaumen, Pfirschen, Granatäpfel und Mispeln. Einige haben gemeint Ananas in Pompeji abgebildet zu finden, aber da diese für eine amerikanische Frucht angenom- men wird, würde diess auflallend sein. Aber der Gegenstand, welchen man für eine Ananas angenommen hat und welcher in eine Schale gestellt ist, ist, nach Tenore’s unzweifelhaft richtiger Vermuthung, die Spitze von einer jungen Zwergpalme, die auch jetzt in Sicilien gespeist wird. 396 Ueber pomnejanische Pflanzen. Weit wichtiger ist der Mangel der zur Familie der Agrumen gehörenden Pflanzen: Apfelsinen, Pomeranzen, Citronen und Cedraten. Es ist ohne Zweifel zureichend aufgeklärt, dass man zu Plinius Zeit nicht eine von ihnen kultivirte; er äussert, dass man vergebens versucht habe die medischen Aepfel (Cedraten) nach Europa zu verpflanzen. Es war nicht früher , als ungefähr in dem dritten Jahrhundert, dass ihr An- bau in Italien begann, später kamen die Citronen und Pomeran- zen nach Europa, wahrscheinlich durch die Araber, zuletzt die Apfelsinen, die von China stammen und von den Portugiesen nach Europa gebracht wurden. . Wir schen also, dass die Pflanzenwelt und besonders die angebauten Pflanzen seit der Zeit wo Pompeji blühte theilweise Veränderungen erlitten haben und dass, während die alten Pom- pejaner in Hinsicht auf viele Lebensgenüsse und namentlich aber mit Hinsicht auf Kunstgenüsse so viel vor den gegen- wärtigen voraus hatten, ihnen ein Theil wichtiger Gewächse mangelte, welche die erweiterte geographische Kenntniss und der erweiterte Handelsverkehr ihren Nachkommen verschafft hat. Die wichtigsten unter den neu hinzugekommenen sind der Reis, Mais, die Baumwolle, die Seide und die Orangen. Italien war also damals noch nicht | — das Land wo die Citronen blühn im dunkeln Laub die Gold- Orangen glühn. xVvL Ueber Auer-, Birk- und Pfau-Hennen und weibliche Enten mit männlichem Gefieder, so wie über Bastarde von Auer-, Birk- und Schnee - Hühnern *). Von Professor Nilsson. Aus dem Schwedischen übersetzt von Hornschuch. Gelthenne vom Auerhahn ( Tetrao Urogallus, femina sterilis”*). Wer Vogel, von welchem hier ein treues Bild geliefert wird, dürfte für den Physiologen, wie Jäger und Zoologen gleich merkwürdig sein. Schon auf den ersten Blick findet man, dass *) ) Hr. Isidore Geoffroy Saint- Hilaire hat in mehreren Arti- keln in verschiedenen Werken über diesen Gegeustand gehandelt, aus welchen in Froriep’s Notizen a. d. G. d. Nat. u. Heil- kunde (B. XIV Nr. 9, S. 129—134, — die jedoch irrthümlich mit 113—118 bezeichnet—) und Froriep’s Neuen Not.a.d. G.d. Nat. u. Heilkunde (B.XX Nr. 3. 5.33—39 u. Nr. 4. S. 49—53.) Auszüge und Uebersetzungen mitgetheilt worden sind. Aus diesen erhellt, dass die in Skandinavien in dieser Beziehung beobachteten Fälle dem V£. unbekannt waren. In Folge hiervon sehe ich mich bei der Wichtigkeit des Gegenstandes um so mehr veranlasst diese, soweit sie mir bekannt geworden, hier zusammen zu stellen, als, meines Wissens, dieselben noch nicht anderweitig in einem ausserskandi- navischen Werke mitgetheilt worden sind und selbst Gloger (5. dess. Yollst. Handb. der Naturgesch. d. Vög. Europas m. bes. Rücks. a. Deutschl. 'Th. 1. S. 516), der doch sonst die skandina- vischen Quellen sehr gut benützt hat, der Auerhenren mit männ- lichem Gefieder nur mit folgenden, noch dazu einen Irrthum aus- drückenden Worten erwähnt: „— Weibchen im sehr hohen Alter unfruchtbar (Gelthühner) und mit Hahnengefieder.“ — Anm. d. Ueb. Illuminerade Figurer till Skandinaviens Fauna med Text utgifne af S. Nilsson. B. 1. innehallande 25 Plancher med figurer af Däggdjur och 75 af Foglar. Lund. 1832. kl. fol. T. 21. 398 Gellkienin vom Auerhahn. er mit der Grösse der Auerhenne eine Farbe vereinigt, welche der des Auerhahns am meisten gleicht, und dass es beinahe nur die unteren Körpertheile sind, welche eine bedeutende Un- gleichheit zeigen. Man dürfte deshalb, ohne nähere Untersu- chung mehr geneigt sein diesen Vogel für einen jungen Auer- hahn oder eine eigene, kleinere Auerhahnart oder Bastard an- zusehen als zu vermuthen was er eigentlich ist — eine sterile Auerhenne. Weil Alles was ich über diesen Vogel anführen werde auf der Gewissheit beruht, die ich besitze, dass er dem Huhnge- schlecht angehört, dürfte ich mit Anführung der Thatsachen beginnen müssen, auf welche diese Gewissheit sich gründet. lch habe eine ganze Suite von diesen Vögeln gesehen und gesammelt; jedoch sind sie alle im ersten Lebensjahr getödtet worden. Die jüngsten gleichen etwas mehr den Auerhennen, die ältesten dagegen gleichen beinahe ganz dem Auerhahn. Den ersten, welcher zugleich der jüngste und in Wermland während des Herbstes geschossen ist, erhielt ich 1826 von dem Herrn Hofjägermeister Falk. Diess ist der einzige, welchen ich nicht selbst untersucht; aber dass er ein Huhn war, schliesse ich theils aus dessen Aehnlichkeit mit dem folgenden, und theils daraus, dass er für eine Henne des Rackelhahns (Tetrao hybri- dus L. Faun. Sv. p. 72.) angesehen worden war. Das andere Exemplar wurde im Monat December 1829 von einem Bauer aus Helsingland gekauft, darin wurde bei der Untersuchung kein Eierstock, sondern bloss Eierleiter gefunden. Das dritte Exem- plar, welches hier abgebildet worden, erhielt ich während des darauf folgenden Januars aus Dalekarlien; auch in diesem fanden sich Eierleiter, aber der Eierstock war oblitterirt. Das vierte, welches ich im Monat März erhielt, und welches also das älteste (indem alle Küchlein vom vorigen Jahre sind), ist auch dasjenige, welches von allen dem Auerhahn am. meisten gleicht. In diesem fanden sich Eierleiter und Eierstock; aber sie waren in krankhaftem Zustande und die Eier hatten ihre sphärische Form verloren; sie waren eckig und gleichwie zu- sammengedrückt. Dieser Eierstock mit seinen Eierleitern gleicht einem andern von einer gewöhnlichen Auerhenne; beide von Hrn. Prof. Retzius herausgenommen und präparirt, wer- den im Museum in Stockholm aufbewahrt, wo auch die drei zuletzt genannten Exemplare aufgestellt gefunden werden. Es unterliegt also nicht dem geringsten Zweifel, dass die in Frage Seinen! Vögel Hennen sind. Auch ist diess nicht etwas Neues, ader ein ungewöhnliches Gelthenne vom Auerhahn. 399 Phänomen, dass Hennen die Farbe und das Aussehen der Hähne annehmen. Man hat schon längst beobachtet, dass ge- wisse Fasanhennen, in einem höheren Alter, nachdem das Fortpflanzungsvermögen aufgehört, ein Federkleid erhalten, wel- ches dem der Fasanhähne gleicht. Dasselbe Phänomen hat man bei einigen Singvögeln beobachtet, aber man glaubte lange, dass dieser Farbenumtausch niemals früher eintreffe, als wenn der Vogel so alt geworden, dass er aus Alter das Fortpflan- zungsvermögen verloren. Hr. Yarrell hat jedoch gezeigt, dass ein weit vorgeschrittenes Alter nicht eine nothwendige Bedin- sung für diese Veränderung bei den Fasanhennen ist. Von den sieben, welche Hr. Yarrell untersuchte, waren zwei noch nicht jährig; aber bei allen befand sich der Eierstock in einem krank- haften Zustand und die Theile des Eierleiters, welche dem Eierstock am nächsten lagen, waren oblitterirt. Die hier in Frage seienden Auerhennen sind, wie ich schon erwähnt, auch junge, welches man an ihren Skeletten sehen kann, welche auch in dem genannten Museum aufbewahrt werden. Obgleich es also unter den zahmen Hühnervögeln beobach- tet worden ist, dass Hennen, unter gewissen Umständen, -die Tracht der Hähne annehmen, so ist diess dennoch, meines Wissens, niemals bei einer wilden Hühnerart und wenig- stens niemals bei unserem Auer- oder Birkhuhn bemerkt wor- den. Diess ist es, weshalb ich es für wichtig halte die Auf- merksamkeit der Jäger und Zoologen hierauf zu lenken. Auf meinen Reisen in Norwegen hat man an verschiedenen Orten davon gesprochen, dass dann und wann eine ungewöhnlich kleine Auerhahnsorte sich zeige; auch hat man einer ungewöhnlich kleinen Birkhahnsorte erwähnt, welche man deshalb Halbbirk- hahn nennt; diese Vögel sind ohne Zweifel nichts Anderes ge- wesen, als solche Auerhennen und Birkhennen, welche die Tracht ihrer Hähne angenommen. — In einigen Gegenden von unserem Norden habe ich die Sage im Gange gefunden, dass zweierlei Arten von Rackelhähnen gefunden würden, von wel- chen die eine am meisten dem Birkhahn gliche, und ihn zum Vater und die Auerhenne zur Mutter hätte; die andere gliche am meisten dem Auerhahn und man sagte sie sei von ihm und der Birkhenne erzeust. Dass die erstere mein T'etrao (hybridus) Urogalloides ist, findet man leicht, und wenn ich mich nicht irre, entdecken wir die letztern in der in Frage seienden sterilen Auerhenne. Die Krankheit im Eierstock, welche der Grund zu dem hier beschriebenen Phänomen ist, scheint bei unserem Waldvogel 27 400 Gelthenne vom Auerkahn. _ in gewissen Jahren allgemeiner zu sein und dagegen in anderen Jahren sich gar nicht zu zeigen. Während des Sommers von 1829 ist sie in gewissen Gegenden nicht selten gewesen; aber alle die norrländischen Vogelhändler, welche die erwähnten _ Exemplare verkauften, versicherten jeder für sich, dass sie früher niemals solche Vögel gesehen*). Nachdem das Phänomen nun erkannt worden, bleiben noch dessen Ursache und Folgen zu erforschen. Liegt die Ursache zu dieser Krankheit, wie es scheint, in der eignen Beschaffen- heit des Jahres? und ist diess der Fall: ist es die Eigen- thümlichkeit des vorhergehenden Winters und dessen Einfluss auf die Aeltern, oder ist es die Constitution des Som- mers und dessen Einfluss auf die Küchlein, welcher diese Kränklichkeit im Eierstock verursacht? Nach welcher Beschaf- fenheit der Winter oder nach welcher Beschaffenheit der Som- mer zeigen sich besonders diese Phänomene? Sind sie jemals in dem Grade zahlreich, dass der Waldvogel während des fol- genden Jahres merkbar vermindert erscheint? zeigen sich nicht auch Gelthähne und wie sehen diese aus? gleichen sie nicht mehr den Hennen, als den Hähnen? — — Siehe da eine Menge Fragen, welche noch nicht beantwortet werden können, welche abermicht ohne Interesse sind und auf welche wir des- halb wünschen gebildete Jäger aufmerksam zu machen. Beschreibung: An Grösse gleicht dieser Vogel einer gewöhnlichen Auerhenne: seine Länge beträgt 2 Fuss 25 Zoll; die Flügelbreite 3 Fuss; die Flügel vom Gelenk bis zur Spitze 1 Fuss 2 Lin. Der abgerundete Schwanz beinahe 8 Zoll. Es ist hloss individuell bei dem hier abgebildeten Exemplar, dass der Schwanz wenig abgerundet ist. Bei den anderen, beson- ders bei den älteren, ist er viel mehr abgerundet. Der Tarsus 2 Zoll 2 Linien, die Mittelzehe mit der Kralle 2 Zoll 3 Linien. Der Schnabel gleicht in der Form ganz dem des Auerhahns und ist, wie er, weiss von Farbe. | Hals, Hinterrücken, Oberkörper und die kürzeren Schwanz- deckfedern, so wie die Seiten der Brust aschgrau und schwarz gewässert; der Kopf vorwärts dunkler, so dass die Stirne, die Wangen und besonders das Unterkinn und die Kehle rein ” *) Seitdem hat das Reichsmuseum in Stockholm mehrere Exemplare dieser Gelthühner erhalten, auch einige an andere Museen abgegeben und auch das hies. zool. "Museum verdankt demselben ein solches. Anm. d. Ueb. Gelthenne vom Auerhahn. 401 schwarz sind. Das untere Augenlied weisslich und vorne über dem Auge einige weisse Flecken. Auf dem Kropfe ein grosser schwarzgrüner Fleck mit schönem Metallglanz, welcher nach ungleichem Lichte in Blau und Violett schillert. Dieser Brust- schild erstreckt sich an den Seiten bis nahe zur Armhöhle, auf welcher sich ein reiner weisser Fleck findet. Flügel und Schul- tern rothbraun und schwarz gewässert und ihre meisten länge- ren Federn an der Spitze weiss gerandet. Die Schwungfedern dunkelbraun auf der äusseren Fahne rothbraun gesprenkelt und ‚die der zweiten Ordnung weissgerandet. Der Schwanz schwarz, am Ende weissgerandet und auf der inneren Hälfte entfernt grau gesprenkelt; dessen lange Deckfedern schwarz mit grau oder ‘ braun gesprenkelt am Ende weiss gerandet. Die Brust unter dem Brustschild schwarz mit breiten weissen Federrändern und weissen Strichen längs den Spulen; Unterleib und Weichen mehr weiss mit schwarzen Flecken; untere Schwanzdeckfedern schwarz mit breiten weissen Rändern. Die Keulen weiss. Die Beine bis zu den Zehen mit dunkel graubraunen Dunenfedern mit schmutzig weisslichen Rändern. Aus dieser Beschreibung ersieht man, dass diese Varietät dem Auerhahn gleicht, ausser darin, dass das Vordertheil des Kopfes weniger schwarz ist, die unteren Körpertheile mehr Weiss haben, die Beine lichter sind und der Schwanz kürzer ist. In allen diesen Puncten gleicht das zuletzt (im März) er- haltene Exemplar, welches also am meisten entwickelt ist, noch mehr dem Auerhahn. Alle weisse Flecken um die Augen sind beinahe verschwunden; die unteren Körpertheile sind weniger weiss und die schwarzen Flecken haben zugenommen: die Be- kleidung der Beine ist graubraun, gleich der des Auerhahns, und der Schwanz ist viel länger, als bei den früheren, stärker gerundet und nur seine mittelsten Federn sind weiss gerandet. Dagegen sind die jüngeren Exemplare von Gelthühnern dem Auerhahn noch ungleicher: der Schnabel ist nach Form und. Farbe wie bei der gewöhnlichen Auerhenne, nämlich konvex ohne Rückenkante, mässig gekrümmt und von schwarzer Horn- farbe: der Kopf ist mehr gesprenkelt, als bei dem vorherge- henden: die Kehle ist nicht rein schwarz, sondern mehr oder minder rostgelb gesprenkelt; der Brustschild weniger gross und "weniger schön, seine Federn innerhalb des schwarzgrünen Ran- des brauuroth oder mit dieser Farbe gesprenkeit; auf den Schul- tern eine und die andere schwarze, gelbgesprenkelte Feder und die langen Schulterfedern mit grösseren weissen Flecken. Der Schwanz mit Rothbraun gesprenkelt, und die grösseren oberen 27* 402 Gelthenne vom Auerhahn. Deckfedern rothbraun mit weisser Spitze und undeutlichen gel- ben und schwärzlichen Querstrichen. Die unteren Körpertheile haben mehr Weiss und die Seiten sind rostbraun gesprenkelt. Ein Umstand auf welchen ich besonders die Aufmerksam- keit des Physiologen zu lenken wünsche, ist die ungleiche Form welche sich in gewissen Theilen bei der gewöhnlichen Auer- henne und den älteren Gelthühnern findet. Bei dem ausgewach- senen Auerhahn ist der Schnabel sehr stark, von dem Nasen- loche bis zur Spitze 1 Zoll 3 Linien lang, 1 Zoll 3 Linie hoch und I Zoll breit; oben und an den Seiten sehr convex mit deutlichem Schnabelrücken, perpendikulär niedergebogener Spitze und wei- sser Farbe. Bei der gewöhnlichen Auerhenne ist der Schnabel viel kleiner und schwächer, vom Nasenloch bis zur Spitze 63 Linien lang, über letzterem 5 Linien hoch und 4} Linien breit, oben rund, ohne Schnabelrücken, an den Seiten weit weniger angeschwollen, an der Spitze weit weniger gekrümmt und von hornbrauner Farbe. Bei den älteren Gelthennen ist der Schna- bel nicht bloss weiss, wie bei dem Hahn, sondern er hat ganz dieselbe Form mit angeschwollenen Seiten, deutlichem Schnabel- rücken (Leiste) und perpendikulärer Spitze, und obgleich er nicht so gross ist, als beim Auerhahn, ist er doch in allen Di- mensionen grösser, als bei der gewöhnlichen Auerhenne, näm- lich 7} Linien lang (vom Nasenloche), 6 Linien hoch und 5; Linien breit. Der Schwanz ist viel länger und gewöhnlich mehr zu- serundet bei der Gelthenne, als bei der gewöhnlichen Auerhenne. Bei dem Auerhahn ist der Schwanz 13 Zoll, bei der gewöhnli- chen Auerhenne 7} Zoll und bei der ältesten Gelthenne nahe an 10 Zoll lang. Auch die Krallen und Tarsen sind bei der letzteren etwas länger, als bei der ersteren. Aus allem diesem glaube ich mich berechtigt den Schluss- satz ziehen zu können, dass wenn die Generationsorgane bei einem Individuum zerstört worden, sei es durch Krankheit, ‘Ope- ration oder Alter, so wird nicht bloss die Farbe bei diesem Individuun verändert, sondern auch die Form, besonders in den Theilen, welche zur Hautbekleidung oder zu dem Hormbil- dungssystem gehören. Hr. Yarrell hat, als Resultat seiner Beobachtungen an Fasanenhennen, den allgemeinen Satz aufgestellt: bei allen Thieren, welche äussere sexuelle Charaktere dar- bieten, verschwinden diese Charaktere und beide Geschlechter werden gleich, wenn die Wirksamkeit der Generations- Organe aufhört, habe diess ent- Gelthenne vom Pfau- und Birkhuhn. 403 weder seine Ursache im Alter, in Krankheit oder künstlichen Operationen. Dieser Satz scheint jedoch eine Modification zu erleiden und auf die Art ausgedrückt werden zu müssen, dass wenn die Wirksamkeit in den Fortpflanzungsorganen bei einem der beiden Geschlechter verschwindet, so nimmt dieses ein Aussehen an, welches am meisten dem anderen Geschlecht gleicht. Mannichfaltige Beweise können ‚hiezu angeführt werden: Eunuchen, welche das Unglück gehabt haben, als Kinder der grausamsten Gewalt geopfert zu werden, erhalten während der Entwicklung ein weibliches Ansehen, bartloses Kinn, und zarte, weibliche Stimme. Weiber dagegen, welche entweder einen angebornen oder erworbenen Fehler in den Ovarien haben, oder auch solche, welche Jungfrauen verbleiben bis ins Alter, erhal- ten mehrentheils Bart, Schnurrbart und eine tiefe Stimme. ‘Junge Hirsche, welche kastrirt werden ehe sie Geweihe auf- setzen, bekommen sie niemals; aber Gelthindinnen erhalten da- gegen das Geweih des Hirsches u. s. w. Deshalb sollte ıch glauben, dass wenn man einen jungen Auerhahn kastrirte ( welches wahrscheinlich eben so leicht sein würde, als einen gewöhnlichen Hahn zu kapaunen) er nicht die- selbe Tracht annehmen würde, wie die hier beschriebenen Gelthennen, sondern eine andere, welche sich mehr der der gewöhnlichen Auerhenne näherte. Anm. Als Zulage zu dem vorstehenden Artikel dürfte ich erwähnen müssen, dass auch Pfauenhennen bisweilen derselben Art Veränderung unterliegen, und eine Tracht annehmen, wel- che zunächst der des Pfauhahns gleicht. Ich habe eine solche Gelthenne gesehen, welche die Farbe des Hahnes angenommen hatte. Sie wurde 1822 auf einem von des Herrn Baron von Gyllenstjerna Gütern in Schonen geboren. Während der ersten Jahre war sie einer anderen Pfauenhenne vollkommen gleich, welche in derselben Brut geboren war; aber allmählig fing die Veränderung an: 1825 zeichnete sie sich von ihrer Schwester durch eine blauere Farbe auf dem Halse aus, und 1826 zeigten sich Augen auf den Schwanzdeckfedern. Gegen den Frühling 1827 entwickelten sich jedoch diese Farben noch mehr und hernach behielt sie immerfort ihre neue zierliche Tracht, worin sie beinahe einem Pfauhahn vollkommen glich, ausser darin, dass sie kleiner war. Das ausgestopfte Exemplar, welches nun im Museum in Stockholm aufbewahrt wird, zeigt folgende Farben: der Kopf 404 0 8terile Ente. und der Hals sind grün, metallglänzend und in Indigoblau gpie- lend; die Krone ist bläulich mit rothbraunem Querstrich und breitem metallgrün glänzendem Rande. Der Rücken meist braun gewässert, hat jedoch einige metallgrüne, glänzende Federn mit dunklem Rande. Brust und Seiten schwärzlich mit grünem Glanze und grauen Federrändern. Die Schwanzfedern wie bei (dem Hahne, aber etwas gesprenkelt: die untersten und längsten Schwanzdeckfedern gesprenkelt; die oberen prächtig geschildert mit denselben Farben wie bei dem Pfauhahn, obgleich die Au- genflecke kleiner sind, der Schnabel hat dieselbe Farbe wie beim Hahn, und die Beine tragen Spornen. Dieser Vogel war also während der drei ersten Lebensjahre Henne und wurde darauf im Aussehen: Hahn. Während keiner dieser Perioden sah man sie jemals zur Paarung sich anbieten. Der Hahn hieb sie so oft sie in seine Nachbarschaft kam, wes- halb sie ihn auch scheuete und sich einsam zu den anderen Hennen hielt. Endlich wurde sie 1829 von dem Hahne todt- gehackt. — | Für diese in wissenschaftlicher Hinsicht interessanten An- gaben bin ich Hrn. Baron Gyllenstjerna dankbar verpflichtet. [Bei der Versammlung der skand. Naturforscher in Gothen- burg bewies Prof. Nilsson durch Vorlegung von Abbildungen zweier Exemplare, dass auch die sterile Birkhenne die Tracht des Birkhahnes annimmt. Von den Originalen zu diesen Ab- bildungen war das eine in Smäland, das andere in Finnland er- legt worden. Auch zeigte eben daselbst derselbe eine illumi- nirte Abbildung einer zahmen Ente vor; welche die Farbe und das Ansehen des wilden Enterichs ange- nommen hatte, wovon man bis jetzt nur ein Beispiel kannte. Die erwähnte Ente pflanzte sich während der sechs ersten Le- bensjahre fort; im 7ten wurde sie unfruchtbar und fing an die Tracht des Männchens anzulegen, welche 1839, im 10ten Jahre, ganz ausgebildet war. Dabei zeigte sie noch eine Erscheinung, welche man früher bei keinem sterilen Vogel bemerkt hat, dass sienemlich jeden Sommer die Sommertracht, und jeden Winter die Wintertracht des wilden Enterichs anlegte. S. Förhandlingar vid det af skandinaviska Naturforskare och Läkare hällna möte in Götheborg ir 1839. Götheb. 1840. 8. p- 133.] Bastard- Waldhühner. 405 Dastauil - Waldhühneır. 1. Bastard des Auer- und Birkhuhns, der Rackelhahn, Te- trao (hybridus) Urogalloides Nilss.*). Tetrao hybridus L. Sparrm. — Nilss. Orn. Suec. — T. iuter- medius Langsdorff. — T. medius Meyer. — T.hybridus ex uro- gallo et tetrice Glog. In Skandinavien hielt man sich seit Linne davon überzeugt, dass dieser Vogel ein Bastard des Auer- und Birkhuhns sei und wenn es auch begreiflich ist, dass Langsdorff und Meyer ihn für eine eigne Art ansahen, so ist es um so auflal- lender, dass einige Ornithologen, wie Temminck und Brehm dieser Ansicht noch beipflichteten, nachdem bereits Nilsson die für die Ansicht der skandinavischen Naturforscher spre- chenden Gründe in seiner Ornith. Suec. und noch ausführlicher in der ersten Auflage seiner Skand. Fauna angegeben hatte. Neuerlichst scheint man sich jedoch von der Richtigkeit der letzteren Ansicht auch in Deutschland immer mehr zu überzeu- gen und auch Gloger ist ihr beigetreten. In Skandinavien, wo dieser Vogel alljährlich erlegt wird, hält man sie ausser allem Zweifel und zwar, wie Nilsson anführt, weil: 1) dieser Vogel nur in Gegenden gefunden wird, wo Auer- und Birk- hühner vorkommen und selten anderwärts, als wo die Auer- hähne während der Balzzeit zu einem gewissen Grade oder gänzlich ausgeschossen worden; 2) er keinen eigenen Balzplatz hat, man ihn nie in Familie oder mit eigenen Hühnern umge- ben, sondern allein, entweder einsam oder auf fremden Balz- v *) Die Beschreibung dieses Vogels nach seinem verschiedenen Alter und Geschlecht findet sich bei Gloger a. a. O. ausreichend; ich glaubte deshalb sie hier übergehen zu können und nur dasjenige auf- nehmen zu müssen, was auf Lebensart, Geschlechtsbildung und Fortpflanzung Bezug hat. Bemerken muss ich jedoch, dass Glo- ger irrthümlich den Glanz vom Kopf, Hals und Brust violett oder purpur angiebt, er ist vielmehr purpur ınit bronz, wie Nilsson ihn richtig beschreibt und ich mich bei einem lebenden, von Herrn Nilsson in Gefangenschaft schaltenen und einem Exemplare auf dem hies, zool. Museum überzeugt habe. Die nach- folgenden Mittheilungen gründen sich auf die Angaben in Nils- sons Skund. Faun. Vögel. B. 2. p. 72—83; Dess. Il. Fig. till Skand. Faun. Planch. 4. Text und von verschiedenen Berichter- stattern in der Tidskrift för Jägare och Naturforskare utgifven af Jägare-Förbundet i Stockholm. Är 1832 Nr. 2., 1833 Nr. 2. Us 3., 6., 9u 10., 11. U. 42;; 1834 Nr. 1. Anm. d. Red. 406 Bastard - Waldhühner. plätzen sieht; 3) man sichere Beweise hat, dass Auerhennen sich auf Balzplätzen der Birkhühner einfinden und sich von dem Birkhahn treten lassen und sogar ein solehes ungleiches Paar während der Begattung auf einen Schuss erlegt worden ist; endlich 4) auch ein Bastard vom Birk- und Schneehuhn gefunden wird. Der Rackelhahn findet sich nur in wilden, bergigen mit Hoch- wald bewachsenen Gegenden. Am häufigsten hat man ihn in späteren Jahren in dem nördlichen Theil von Wermland, in einem bergigen und wilden Theil von Linköpings- und Kalmar- Lehn, so wie in Röslagen und Södermanland gefunden. In Norwegen kömmt er auch in einigen Gegenden vor, und um Kungsberg, wo er Kniv-tiur genannt wird, soll er nicht selten sein. Höchst selten trifft man einzelne in den nördlichen, wal- digen Theilen von Schonen; und man ist sicher, dass, wo einer da geschossen wird, immer eine Auerhenne sich in derselben Gegend zeigt. An manchen Orten in Schweden und Norwegen, wo man noch vor 20 Jahren niemals einen Rackelhahn gesehen oder davon sprechen gehört hatte, ist er in späteren Jahren er- schienen und er wird offenbar weniger und weniger selten in den Wäldern des Nordens, in demselben Verhältniss, wie die Raubschützen während der Balzzeit daselbst zunehmen. Zahl- reich ist er jedoch nirgends; selten trifft man mehrere beisam- men und niemals sieht man ihn von eigenen Hühnern umgeben. Auf einer und derselben Stelle trifft man ihn nicht alle Jahr, sondern er zeigt sich zerstreut bald hier bald dort. Am häufig- sten bemerkt man ihn im Frühjahr, wo er durch ein eigenes, besonderes Spiel entdeckt wird, welches in einem röchelnden oder einer Art grunzendem Laute besteht: farrfarrfarr- ferrfarrfarr und etwas mehr Aehnlichkeit mit dem Spiele des Birkhahns, als mit dem des Auerhahns hat. Er schleift nicht und thut auch keinen Hauptschlag, wie der Auerhahn, aber er bläst am Schluss des Spiels, beinahe wie der Birkhahn; jedoch viel stärker. Aber ungeachtet er während des Frühlings eine schallende Stimme hat, wie andere Waldhähne, hat er doch niemals einen eigenen Balzplatz, sondern findet sich nur auf den Balzplätzen der Birk- und Auerhühner. Bisweilen finden sich Mehrere auf einem und demselben Balzplatz. Am öftesten wirft sich der Rackelhahn auf die Balzplätze der Birkhühner, schlägt sich mit den Hähnen, zerstreut und verjagt sie; aber man hat niemals bemerkt, dass er sich mit den Hühnern paart. Auch auf die Balzplätze der Auerhühner wirft er sich und ver- treibt den Auerhahn; denn er verbindet mit der Keckheit des Bastard- Waldhühner. 407 Birkhahns beinahe die Stärke des Auerhahus. Es ist nichts auf dem Balzplatz zu machen, sagen die Schützen, wenn ein Rackelhahn sich dort eingefunden. Sie suchen deshalb ihn zuerst zu Schiessen; aber er ist schwer anzukommen ‚ indem 'er wild und unruhig ist, und nie stille sitzt, sondern von Baum zu Baum fliegt um die spielenden Hähne zu verjagen. Ein vom Prof. Nilsson in Gefangenschaft mehrere Jahre beobachteter Rackelhahn war mehr träg als lebhaft. Mehren- theils sass er den ganzen Tag in ruhender Stellung auf seiner Stange, mit herabhängendem Schwanz, etwas aufgesträubten Federn und geschlossenen Augen. Obgleich er 5 Jahre im Bauer gewesen, war er gleichwohl wild und scheu. Gegen Per- sonen, welche sich dem Bauer näherten, zeigte er sich mehr scheu, als zornig und böse; aber gegen kleinere Thiere und Vögel, welche sich dem Bauer näherten oder sein Futter fres- sen wollten, zeigte er besonders eine böse und mürrische Laune. Im Frühling liess er bisweilen seine rülpsende oder grunzende, sein Spiel vorstellende Stimme hören. Seine Mauser begann im Anfang des Monats Juli und währte lange. Seine Nahrung bestand in Preusselbeeren und anderen Waldbeeren, wenn sie zu bekommen waren; auch frass er gern zerschnittene Aepfel, Weisskohl und anderes Gemüse, so wie Kiefernadeln und Ge- treide*). Wenn es nun wohl hiernach als völlig ausgemacht ange- nommen werden darf, dass der Rackelhahn ein Bastard des Auer- und Birkhuhns ist, so bleiben doch noch zwei Fragen zu beantworten, nemlich: 1) ist er das Erzeugniss einer Paa- rung des Birkhahns mit der Auerhenne, oder des Auerhahnes mit der Birkhenne, oder endlich findet die Paarung zwischen diesen beiden Arten Waldhühnern auf diese doppelte Weise Statt? für alle drei Meinungen fehlt es nicht an Vertheidigern; 2) sind die Rackelhühner unter sich oder mit den beiden Arten ihrer elterlichen Verwandten einer Paarung überhaupt oder we- nigstens einer fruchtbaren fähig? auch diese Frage ist noch lange nicht genügend genug beantwortet. ‘Nilsson erklärt den Rackelhahn gerade zu und bestimmt *) Im. Jahre 1839 sah ich bei Hrn. Nilsson ein zweites von ihm in Gefangenschaft gehaltenes Exemplar (das erste, von welchem oben die Rede ist, hatte er bei seiner Rückkehr von Stockholm nach Lund dem Reichsmuseum in Stockholm zurückgelassen ) die- ses interessanten und prächtigen Vogels, von dem mir aber späler nichts weiter bekannt geworden und von dem ich auch nicht weiss, ob es noch lebt, Anm..d. Red. 408 Bastard - Waldhühner. für einen Bastard des Birkhahns und der. Auerhenne und für diese seine Ansicht spricht allerdings, dass man sichere Be- weise von: der Begattung beider hat, indem man nicht nur öf- ters Auerhennen auf den: Balzplätzen der Birkhühner gesehen, sondern auch mehrmals beobachtet hat, dass sie von.den Birk- hähnen getreten wurden und zwei Fälle bekannt sind, wo Birk- hahn und Auerhenne in dem Moment der Begattung auf einen Schuss erlegt wurden. Dieser Ansicht schliessen sich die mei- sten nordischen Naturforscher und Jäger an, und alle diejenigen, welche diese Ansicht theilen, nehmen an, dass die Ursache der unnatürlichen Paarung, von welcher der Rackelhahn das Erzeugniss sei, in dem, durch das Wegschiessen der Auer- hähne durch Raubschützen während der Paarungszeit entstan- denen Mangel an Auerhähnen bestehe, indem in Folge hiervon die Hennen, von unbefriedigtem Geschlechtstrieb angetrieben, die Paarungsplätze der Birkhühner aufsuchten und von diesen, wie die erwähnten Fälle beweisen, getreten würden. Sie be- haupten ferner, dass der Rackelhahn in neuerer Zeit viel häu- figer vorkomme, als früher und glauben die Ursache davon in der Ueberhandnahme der Raubschützen und der vermehrten Nachstellung des Auerhahns von Seiten derselben zu finden, indem dieser viel leichter zu schiessen sei, als der Birkhahn. Es fehlt jedoch im Gegentheil auch nicht an Solchen, wel- che allen diesen Behauptungeu widersprechen und im Gegen- theil behaupten, der Rackelhahn habe den Auerhahn zum Vater und die Birkhenne zur Mutter und diese nehmen als Ur- sache dieser Paarung gerade das entgegengesetzte Verhalten, nemlich den unbefriedigten Geschlechtstrieb der Auerhähne an, indem sie als eine ausgemachte Thatsache anführen, dass, so lange ein alter Auerhahn sich in einer Gegend finde, die jün- geren Hähne sich nur in einer bedeutenden Entfernung, wo sie dem alten keinen Abbruch thun, den Hühnern nähern dürfen. Der gereizte, aber unbefriedigte Geschlechtstrieb dieser jünge- ren Hähne erzeuge die meisten Rackelhühner, denn sie suchten hernach die leicht zugänglichen Birkhennen in ihrer Nähe auf um sich durch diese zu entschädigen. Zwar hat noch Niemand die Paarung des Auerhahns mit der Birkhenne wirklich beob- achtet, wie es mit der Paarung des Birkhahns mit der Auer- henne der Fall gewesen ist, allein diejenigen, welche den Auer- hahn für den Vater des Rackelhahns halten, gründen diese ihre Behauptung darauf, dass man zu wiederholten Malen Rak- kelhühner unter einer Brut Birkhühner gefunden und erlegt habe, welches allerdings nicht bestritten werden kann, so wie ferner Bastard- Waldhühner. 409 auf die grosse Aehnlichkeit des Rackelhahns mit dem Auer- hahn; auch finde sich der Rackelhahn in Gegenden, wo es durchaus nieht an Auerhähnen fehle, sondern vielmehr ein Ue- berfluss davon vorhanden sei. Sie bestreiten ebenso, die von der anderen Seite behauptete, Zunahme des Rackelhahns in neuerer Zeit und suchen die Erklärung zu seinem unbestreitba- ren häufigeren Bemerktwerden in dieser in der vermehrten orni- thologischen Bildung der Jäger und der in Folge davon grösse- ren Aufmerksamkeit. Sie geben endlich auch die Paarung des Birkhahns mit der Auerhenne und die Abstammung mancher Rackelhühner von dieser Paarung zu, halten diese aber für den seltneren Fall und behaupten dem zufolge’das Vorkommen zweier Sorten von Rackelhähnen. Die eine, welche den Auerhahn zum Vater, die Birkhenne zur Mutter habe, sei beinahe so gross wie ein junger Auerhahn, 61% bis 7 Pfund schwer, und gleiche dem Auerhahn bis auf den Mangel der grünen Brust, des zu- gerundeten Schwanzes und gelblichweissen Schnabels; diese halte sich in grösseren Wäldern auf, knappe gleich dem Auer- hahn und balze, jedoch nicht mit so hartem und schallendem Schlage, aber statt des Schleifens röchle sie dem Grunzen eines Schweines nicht unähnlich, und ihr könne man sich während des Spiels nähern, wie dem Auerhahn , ja sogar noch leich- ter, denn sie röchle länger. Diess ist, wie man leicht ein- sehen wird, der gewöhnliche Rackelhahn. Die andere Sorte sei viel seltener, halte in Hinsicht der Grösse die Mitte zwi- schen dem Auerhuhn und Birkhahn, sei dem Auerhahn mehr unähnlich, am Halse dem Birkhahn mehr ähnlich und habe des- sen Schwanz, halte sich im Frühjahr auf Mooren auf, wo sie sehr oft die Balzen der Birkhühner, durch ihr neidisches, un- nützes Jagen nach den nützlichen Birkhähnen störe. So viel Wahrscheinlichkeit nun auch die zuletzt angegebene, doppelte Paarungsart zwischen den Auer- und Birkhühnern und die dafür angegebenen Gründe für sich haben, indem kein ver- nünftiger Grund vorhanden ist, welcher derselben widerspräche, vielmehr der bekannte, feurige und heftige Geschlechtstrieb des Auerhahns nicht ohne Grund voraussetzen lässt, dass derselbe, im. Falle der Unmöglichkeit innerhalb der Grenzen der eignen Art befriedigt zu werden, Befriedigung bei den Nächstverwand- ten suche, so bleibt es doch immer auffallend, dass bisher noch von keinem wirklichen Naturforscher eine Verschiedenheit zwi- schen den Rackelhühnern beobachtet worden ist, im Gegentheil findet Nilsson in seinen letzten Werken es bemerkenswerth, dass alle Individuen vom Rackelhahn einander vollkommen gleich 410 Bastard- Waldhühner. seien und nur nach dem Alter Verschiedenheiten zeigten, und fügt hinzu: ‚‚unter den Jägern im Norden geht die Sage, dass „sich ‘dort zwei Sorten Rackelhähne fänden, von welchen „die eine Sorte mehr dem Birkhahn, die andere dem Auerhahn „gleiche. Die erstere sagt man, werde erzeugt durch die Paa- „tung des Birkhahns mit der Auerhenne, die letztere glaubt man „entstehe durch die Paarung des Auerhahns mit der Birkhenne. „Die erstere Sorte betreffend, so ist es der hier abgebildete „und beschriebene Vogel; die letztere Art ist nach aller Wahr- „scheinlichkeit die sterile Auerhenne.‘““ Auch noch in der, im Jahre 1835 erschienenen 2ten Ausgabe seiner Skand. Faun. er- klärt Nilsson den Rackelhahn bestimmt für einen Bastard des Birkhahns und der Auerhenne und da mir seitdem nichts Nähe- res über diesen Gegenstand bekannt geworden, wage ich nicht darüber zu entscheiden. Gloger hat a. a. ©. das che zweier Sorten Rackelhähne angenommen. Die zweite Frage betreffend, nemlich: ob der Rackel- hahn sich mit Rackelhennen, oder Auer- oder Birkhennen fort- pflanzen kann, und ob die Rackelhenne steril sei, oder mit Rackel-, Auer- oder Birkhähnen gepaart fruchtbare Nachkom- men zu erzeugen vermöge? so sind der zur Lösung derselben nöthigen Beobachtungen, aus leicht begreiflichen Gründen, noch sehr wenige vorhanden. Zwar hält man im Norden allgemein den Rackelhahn für unfruchtbar , weil man ihn, wenn er auf die Balzplätze kömmt, sich nie hat paaren, sondern nur die Hähne vertreiben gesehen, er selbst aber keine eigenen Balzplätze hat; an directen Beweisen seiner absoluten Sterilität fehlt es jedoch gänzlich. Bei den Hühnern würde es mit Hülfe der Anatomie leicht sein, sich hierüber im Voraus Gewissheit zu verschaffen, wenn es Kundigen gelänge eine während der gewöhnlichen Balz- zeit im Frühling geschossene Henne zu erhalten. Diess ist jedoch, so viel mir bekannt bis jetzt noch nicht geglückt, ob- gleich der verstorbene Prof. Fries, als damaliger Vorsteher des Reichsmuseums in Stockholm, bereits im Jahre 1832 eine Aufforderung zur Einsendung in dieser Jahreszeit geschossener Rackelhennen ergehen liess. Die einzige mir bekannt gewor- dene directe Untersuchung in Bezug hierauf ist die von den Professoren Fries und Retzius vorgenommene Untersuchung der Geschlechtstheile zweier im Winter geschossener Rackel- hennen, worüber ersterer in dem erwähnten Jahre folgendes berichtet: ,;Die Untersuchung der Geschlechtstheile der zwei „erwähnten Rackelhennen, welche Prof. Retzius und ich an- „gestellt, hat folgendes Resultat geliefert: der Eierstock, wel- Bastard- Waldhühner. all „cher kaum wahrgenommen werden konnte, zeigte sich als ein „gelblicher Fleck von dem Durchmesser einiger wenigen Linien „nachdem er in frischem Wasser ausgespühlt worden, konnte „man erst kleine, zusammengedrückte, warzenähnliche Figuren „entdecken, welche höchst unvollkommene Andeutungen von „Eiern waren. Verglichen mit dem Eierstock einer Gelthenne „des Auerhahns, einem solchen, der sich an dem vom Prof. „Nilsson an das Museum abgegebenen Präparate findet, zeigte „sich der der Rackelhennen weit weniger entwickelt. Der Eier- „leiter war nicht grösser, als der linke Uringang und sehr dünn- „häutig; seine Franse und trichterförmiges Ende waren auch „unvollkommen gebildet.“ '„Physiologisch merkwürdig scheint der Umstand, dass die „sterile Auerhenne die Farbe des Hahns annimmt, die sterile (2) „hackelhenne aber die ursprüngliche bunte Farbe beibehält, welche zuverlässige Hennen der Gattung Tetrao characterisirt.“ Es ist gewiss höchst wünschenswerth, dass die skandina- vischen Ornithologen und Jagdfreunde es ferner nicht mögen an Bemühungen fehlen lassen, die in Bezug auf diesen interes- santen Vogel noch obwaltenden Zweifel zu beseitigen, welches, wie schon Nilsson ausgesprochen, am sichersten dadurch ge- schehen könnte, wenn man an hiezu geeigneten, eingezäunten Orten die Paarung des Auerhahns mit der Birkhenne, des Birk- hahns mit der Auerhenne, des Rackelhahns mit der Auer-, Birk- und Rackelhenne und der letzteren mit dem Auer- und Birkhahne versuchte. 2. Bastard des Birkhahns mit der Weiden- Schneehenne, Tetrao (hybridus) lagopoides Nilss.*). Diesen sonderbaren Vogel könnte man, ohne nähere Unter- suchung, wenn man ihn ausgestopft sieht, für eine Zusammen- setzung vom Birkhahn und Schneehuhn halten, aber auch bei näherer Untersuchung ist er ein wunderbares Mittelding zwi- schen beiden, so, dass man ihn mit gleichem Rechte zu welcher von diesen beiden Gattungen man will würde rechnen können; denn er vereinigt auf eine merkwürdige Art die Charaktere Bei- der. Gleich wie bei dem Birkhahne, ist der nackte Fleck über dem Auge mit Warzen belegt; aber, gleichwie bei den Schnee- *) Die ausführliche Beschreibung dieses Vogels nach verschiedenem Alter, Geschlecht und verschiedener Jahreszeit. S. d. Arch. H. 1. P» 160 — 162. 412 Bastard- Waldhühner. hühnern ist er nach oben mit einem gezähnten Kamme versehen. Wie bei den letzteren sind seine Zehen mit Federn bekleidet, aber ihre äussere Hälfte ist wie bei den Birkhühnern, oben mit hornartigen Ringen, und auf den Seiten mit grossen Schuppen belegt, unter welchen eine Reihe von hornartigen Zähnen liegt. Gleichwie der Birkhahn hat er 18 Schwanzfedern, einen ge- spaltenen Schwanz und die äusseren Seitenfedern dieses sind ein wenig nach aussen gebogen; aber der Schwanz ist weniger gespalten, als bei dem Birkhahne und die mittelsten Federn sind an der Spitze weiss gerandet, wie bei dem Schneehuhne. Auch in der Grösse steht er zwischen dem Birkhuhne und dem Weiden - Schneehuhne in der Mitte. Dieser Bastard findet sich nur selten und nur in solchen Gegenden wo Birkhühner und Weiden -Schneehühner sich auf- halten. Die obere Grenze des Birkhuhns liegt nemlich weit über der unteren Grenze des Weiden-Schneehuhns, diese gehen oft aus der Weiden- und Birken-Region in die der Kiefer und Tannen herab. Nur in dieser Gegend, welche für beide Arten gemeinsam ist, kömmt dieser Bastard vor. Nach dem Zeugnisse vieler gebildeten Jäger, sowohl in Norwegen, als Finnland, fin- den sich die Schneehennen nicht selten auf den Balzplätzen der Birkhühner ein, und es ist höchst wahrscheinlich, dass, wie man vermuthet, dieser Bastard ein Erzeugniss eines solchen Besuchs ist. 3. Bastard des Birkhahns mit der Haushenne. Glaubwürdige Personen versichern, dass bereits vor 50 Jahren, bei einem Pastor Vigelius in Wermland, ein zahmer Birkhahn sich mit einer Haushenne gepaart habe; die Jungen glichen mehr denen des Birkhuhns,, als des Haushuhns, wurden vollwüchsig und waren von beiden Geschlechtern, pflanzten sich aber nicht weiter fort. [Die Richtigkeit dieser Angabe wird dadurch zur höchsten Wahrscheinlichkeit erhoben, dass in der mir so eben zukommenden Nr. 4. des zweiten Jahrganges der Öfversigt af K. Vetensk. Akad. Handl. unter den S. 113 aufge führten, für das Reichsmuseum eingegangenen Geschenken ein, von dem Hrn. Brukspatron Hartman eingesendeter Bastard von dem Birkhahn und der Haushenne angeführt wird, wodurch zu- gleich die Möglichkeit einer solchen Paarung und Bastarderzeu- gung auf das Bestimmteste nachgewiesen erscheint.] xvE. Nachrichten von reisenden Naturforschern. Herr Freiherr Berzelius theilte in der Sitzung der Akade- mie am 12. März d. J.*) den folgenden Auszug aus einem Schrei- ben des Hrn. Generalconsuls Tottie in London mit: ‚Mein lieber Freund, der Herr Pastor Schreuder, er- wähnt in einem Briefe, dat. Umlasi bei Port Natal d. 16. Nov.: Wahlberg wird jetzt bald von seiner weiten Reiseunterneh- mung tief in’s Land hinein hier in der Stadt Port Natal zurück erwartet. Er wird sich sehr glücklich gefühlt haben, naturge- schichtliche Merkwürdigkeiten einsammeln zu können, und bringt gewiss drei grosse Wagen voll mit.‘ Zwei "Tage danach ging auch der folgende Brief, dat. Kap- stadt den 5. Januar 1845, vom Herrn Wahlberg selbst, ein. „Durch mancherlei nicht in Berechnung gezogene widrige Ereignisse aufgehalten kam ich erst nach einer Abwesenheit von 17 Monathen von meiner Reise in das innere Land nach Port Natal zurück. Von dort langte ich gestern in hiesiger Stadt an und machte damit den Anfang zu dem so lange verschobenen Heimzuge, so dass ich, wenn Alles gut geht, mit den Zugvö- geln im Lande der Sage einzutreflen hoffe, wenn die Frühlings- sonne dort die Anemonen hervorzulecken beginnt. — Im Anfange des Junius 1843 begab ich mich von Port Natal nach Pietermo- ritzburg. Hier traf mich auser einer Menge anderer Widerwär- tiskeiten auch die, dass Willem, welcher mich begleiten sollte, erkrankt war und ich dadurch und durch Klauenseuche bei mei- nen Ochsen bis zum 5. Julius aufgehalten wurde, an welchem Tage ich mit zwei Wagen aufbrach, deren jeder von zwölf ”) Öfversigt af K. V. A. Förhandl. Ärg. 2. Nr. 3. S. 56. 414 Nachrichten von reisenden Naturforschern. Ochsen gezogen wurde, und dieselbe Richtung, wie bei meinem frühern Zuge in das Innere des Landes, verfolgte. Bei den Drakensbergen angekommen stiess ich auf das Commando der Booren, welches kam, um, wie sie sagten, die Engländer aus ihrem Lande zu verjagen, und würde hier gewiss zum Umkeh- ren mit ihnen genöthigt worden seyn, wenn ich nicht einen Pass vom Commandanten Gert Rudolph gehabt hätte. Am 23. wurde meine eine Doppelbüchse, welche ich auf einen Augenblick unter eine Felswand gesetzt hatte, durch einen grossen Stein zerschmettert, welchen Koos Joubert, mein zweiter Kutscher, ein 1Sjähriger Jüngling, in seiner Unschuld von oben herabge- wälzt hatte. Das Gras war trocken und schlecht und die Kälte sehr empfindlich; dies konnten meine Ochsen, welche durch die Klauenseuche abgezehrt waren, nicht ertragen. Als ich an den Moiie-Fluss (Moiie -Rivier) im Anfange des Augusts kam, wa- ren sie so mitgenommen, dass ich genöthigt war, still zu lie- gen, um ihnen Zeit zu verschaffen, sich zu erholen. Am 17. August fiel hier fusshoher Schnee, und am Tage darauf starben sechs meiner Ochsen; die übrigen waren zum grössern Theile ziemlich ausser Stande, sich von der Stelle zu rühren, und: es entstand die Besorgniss bei mir, ‚dass mir hier‘ bereits die Gränze für meine Reise gesetzt worden sei. Doch glücklicher- weise änderte sich das Wetter, und ich fing am 1. September, nach einer Verhinderung von beinahe einem Monathe, die Reise wieder langsam fortzusetzen an. Bei der Ankunft am Makkalis- berge beim Commandanten Potgieter drohte mir dieser Sou- verain, dass er mir mein Pulver nehmen wollte, welches er, wie er sagte, nöthig hätte, und wollte mir auch keine Erlaub- niss ertheilen, weiter in das Land vorzudr.ngen, verkaufte mir aber doch endlich sechs Ochsen und liess mich ziehen, nach- dem er in meiner Gegenwart den bei ihm anwesenden Leuten des Basuto-Königs Sichela angekündigt hatte, dass dieser alle Reisende, welche sein Land durchziehen wollten, gefangen nehmen und zu ihm bringen sollte. Ich begab mich nun in westlicher Richtung zum Könige Motlophn nahe beim Mori- qua-Fluss im Motitle-Gebirge. Au einer Stelle auf diesem Wege sank der eine Wagen so tief in den Schlamm, dass wir uns genöthigt sahen, seinen ganzen Inhalt auszupacken und ihn darauf mit Hülfe aller Ochsen, 24 an der Zahl, rückwärts herauszuziehen. In den Motitlebergen hausete die Antilope ni- gra ziemlich zahlreich, und dies sehöne Thier war hier der vorzüglichste Gegenstand meiner Jagd. Verschiedene Male liessen sich Truppe von 15 bis 20 blicken, und wir erlegten dl: N y ur ö H “ " Alae Re Br DI Me a, n R. 3 4 „ Nachrichten von reisenden Naturforschern. 415 verschiedene Individuen. Verwundet vertheidigte sie sich un- ig gegen die angreifenden "Hunde und schlug mit ihren lan- gen Hömern mit ungeheurer Stärke hinter Eh oft tief in die Erde hinein und sich selbst bisweilen im Hintertheile verwun- dend, wobei sie unaufhörlich ein grobes und starkes Urr! Urr! hören liess. — Hier traf ich den französischen Naturforscher “Delegorgue an; da wir aber getheilter Ansichten waren, trennten wir uns nach wenigen Tagen, und ich nahm meinen Weg nördlich zum Könige Pillaan am Leroma-Berge. Ich traf ihn im Kraale mit seinen Rathsherren an; er würdigte mich erst keines Blicks, sondern ging stolz vorüber und setzte sich auf einen ausser dem Kraale befindlichen Felsen, umfasste seine Kniee mit den Händen und bewegte die Füsse auf und nieder. Ich folgte ihm dahin zurück, und nun erwiederte er meinen Gruss freundlich, brachte auch Itjoalla (Kaffeegetränk) welches er zuerst selbst kostete und sodann mir reichte. Er trug einen Kross von Genetiehaut über die Schultern geworfen. Ich er- hielt zwei von seinen Leuten zu Wegweisern und setzte darauf meinen Wes nach dem Mohopaani fort, wo Pillaan einige Jahre hindurch residirt hatte; ven Masilikari aber geplündert hatte er sich nach seinem gegenwärtigen Aufenthaltsorte zurück- gezogen. In den Mohopaani - Bergen waren Antilope nisra und A.eqguina auch ziemlich zahlreich; heide aber kamen sehr schwer in Schussweite. Eines Tags war ich hier nahe daran, alle meine Ochsen, und zwar a eine ganz eigne Weise, zu verlie- ren. Sie weideten nämlich auf einer weiten Ebene, und da die Wächter eingeschlafen waren, hatte sich ein Trupp blauer Wildbeester [| Blauböcke ; Antilope leucophaea Pall.] und Elen- thiere [Antilepe Oreas Pall.] zu ihnen gesellt. Der Schläfer erwachte und näherte sich dem Truppe; als aber die wilden Thiere ihn erblickten, begaben sie sich auf die Flucht, und die Ochsen folgten ihnen in vollem Galeppe, völlig die Natur der wilden Geschöpfe annehmend. Glücklicherweise nahmen sie ihren Weg nach einem nahen Walde, wo es uns endlich, nach Verlauf einiger Stunden, gelang, sie von den wilden zu tren- ; nen. Ihre Furcht verschwand darauf auch sogleich, und sie liessen sich, wie gewöhnlich, zurücktreiben. Ich brach von neuem auf, ging über die An Berge und lagerte mich nach einigen Tagen, am 2. December, am Ufer des Limpopo; dies ist. Ehe, Fluss, welchen ich auf meinem ersten Zuge in das Land schon kennen gelernt hatte, damals aber in der Gegend. seiner Quellen, unter dem Namen des Krokodilflusses oder Ooli. Bier war er ein gewaltiger Strom, welcher während ' CR We Re Er a ‚28 N ya RE ’ j ’ r ’ u. 4 ER ui iur ’ v pr f S d y \ a: 416 Nachrichten von reisenden Naturf ‚sche der Regenzeit über seine Ufer bis auf mehre hundert Schritte weit austritt, und wurde von ungeheuren Acacien, den grössten, welche ich in Südafrika gesehen habe , wie überhaupt von einer üppigen Vegetation eingefasst. Mit Lust und Vergnügen brachte ich hier die ersten 14 Tage zu, nach deren Verlauf eine Reihe von Widerwärtigkeiten folgte. Ich begann, mich auf die Abreise nach der Vereinigung des Limpopo mit dem Moriqua durch dies sränzenlose blaue Waldebene vorzubereiten, welche ich von den Höhen des Mohopaani so manchen Tag mit Entzücken überschaut hatte; aber am 15. in der Nacht entwischten meine beiden Basutos, und am 20. des Morgens waren meine beiden Kaffern, welche mich von Port Natal begleitet und mir als Ochsenführer gedient hatten, verschwunden. Ihr Dienst war mir so unentbehrlich, dass ich ohne ihn nichts ausrichten konnte. Ich schickte mich desshalb nebst Koos Joubert an, sie zu Fusse zu verfolgen, und liess Willem mit einem jungen Kafferburschen allein bei den Wagen. Wir blieben bis zu einem im Gebirge nahe liegenden Basutokraale beisammen, um da- selbst Wegweiser zu erhalten, und schlugen von dort verschie- dene Richtungen ein, da wir nicht gewiss wussten, nach wel- cher Gegend sich die Flüchtigen begeben hatten. Koos war schon fort, als mein Wegweiser, vom Häuptlinge des Kraales begleitet, Einwendungen zu machen anfıng. Er sagte, er hätte Sandalen nöthig, und kehrte um, sie zu holen; er verzögerte sich lange, und als ich nach ihm fragte, antwortete der Kaflfer- häuptling, dass er nicht wiederkommen würde. Nun war keine Zeit zu verlieren. Ich sagte dem Häuptling auf nachdrückliche Weise, dass, wenn er nicht sogleich Einen von seinen Leuten zum Begleiter für mich herbeiriefe, er selbst genöthigt werden sollte, mit mir zu gehen; aber er kehrte sich hieran nicht. Ich gab darauf Befehl zum Aufbruche, und da man mir nicht so- gleich gehorchte, ging ich dem Häuptlinge mit meinem Stock zu Jieibe, griff auch nach meinem Gewehre, welches er trug. Nach einem kurzen Handgemenge glückte es mir, ihn zu ent- waffnen, während dessen die im Kraale sich befindenden Wei- ber ein Klagegeschrei erhoben, da sie das Leben ihres Häupt- lings in Gefahr glaubten. Mit gespanntem Hahn und angeleg- tem Gewehr (welches jedoch nicht geladen war) erzwang ich mir endlich Gehorsam, und er wanderte vor mir her. Als seine Leute dies aber sahen, kam sogleich Einer von ihnen und löste ihn ab. Als er sich zurückwendete, schenkte ich ihm Glas- ad um meine etwas hastige Ne or ei Nachrichten von reisenden Naturforschern. 417 ind wir schieden als anscheinend gute Freunde. Mein Proviant- sack enthielt nur einige Stücke Rhinocerosfleisch, welches in hohem Grade Durst erregte, und da meine Füsse bereits voll von Blasen waren, trug ich meinem Wegweiser mehre Male auf, nach Wasser zu suchen, während ich selbst ausruhte; er suchte, kehrte aber immer mit dem Ausspruche zurück, dass ‚er keines gefunden hätte. Ich ging dann endlich selbst und fand Wasser im Ueberflusse. Wir kamen nun zu einem klei- nern Flusse, und mein Wegweiser watete zuerst hindurch, indem er meine Büchse trug. Ich bat ihn, nun zurückzukommen und meine Kleider zu holen; aber vergebens; er setzte vielmehr seinen Weg unbekümmert um mich fort, und obgleich er sich für einen Augenblick zurückwendete und während der Flucht meine Hülfe gegen ein schwarzes Rhinoceros (dessen Gleichen hier in Menge vorkamen) anrief, erlangte er einen so grossen Vorsprung, dass ich, während ich hindurchwatete und mich an- kleidete, ihn nicht einholen konnte. Als die Abenddämmerung eintrat, verlor ich ihn bald aus den Augen. Auf mein Rufen erhielt ich einige Male eine Antwort aus der Entfernung, aber allmählich hörte auch dies auf, und ich war ganz allein, von wilden Thieren und Finsterniss umgeben, ohne andere Waffen, als mit einem Stock, in meinen Händen. Endlich verlor ich den Fusssteig und fand mich genöthigt, eines der kleinen knie- hohen Acaciengebüsche herauszusuchen, welche so gern von dem schwarzen Rhinoceros gefressen werden, schnitt mir in demsel- ben mit meinem Messer einen Fleck bloss, welehen ich mit et- was Gras, wie mit einem Bettkissen, bedeckte, und legte mich von Hunger und Durst geplagt, um den Anbruch des Tages zu erwarten, dort nieder. Verschiedene Male versuchte ich, Feuer durch das Zerschlagen von Zündhütchen zwischen zwei Steinen auf einem mit Pulver bestreuten leinenen Lappen zu erhalten. Hyänen und Jakale beunruhigten mich unaufhörlich, und ganz in meiner Nähe fing ein Löwe einen Blaubock, dessen Todesgeschrei, vereint mit dem Brüllen des Löwen, eine Weile hindurch ein grässliches Concert machte, obgleich es meine Rettung veran- lasste. Die Hyänen näherten sich besonders ungescheut, und ich ward verschiedene Male genöthigt, aufzuspringen, um sie etwas zu entfernen. Das Wetter war kühl, aber still, der Him- mel bewölkt, und entfernte Blitze erleuchteten dann und wann mein elendes Lager. Endlich nahete der Tag heran und ich machte mich, so erstarrt ich auch war, und so schwer mir das Gehen wurde, da meine Füsse stark geschwollen waren, sogleich auf, um nach Wasser'in einem entfernten kleinen Thale zu wi 28° 418 Nachrichten von reisenden Nuturforschern. suchen, aus welchem ich das laute Geschrei der Frösche dumpf erschallen hörte, welches mir jetzt aus den melodischsten Tö- nen zu bestehen schien. Nachdem ich meinen Durst gestillt hatte, kehrte ich um und stiess auf einen Trupp Basutos, wel- che, durch die Geier geleitet, dem Löwen den Rest seines Raubes weggenommen hatten. Sie gaben mir nun die Richtung an, welche ich zu verfolgen hätte, um zu ihrem Kraale zu ge- langen. Ich kam endlich in diesem ganz und gar ermattet an und fand daselbst mein Gewehr und die übrigen Sachen, welche mein entlaufener Wegweiser getragen hatte; ihn selbst aber sah ich nie wieder. Nachdem ich etwas geruht und mich erquickt hatte, bekam ich einen neuen Wegweiser und erreichte beim Sonnenuntergange einen kleinen Kraal, in welchem ich mich, ermüdet, vor eine der Hütten niederlegte. Ich liess den Häupt- ling des Dorfes rufen und durch ihn den Flüchtlingen nachspü- ren , doch ohne Erfolg. Ich war in Wahrheit beinahe hoffnungs- los; aber wie erstaunte ich, als ich kurz darauf meine beiden Kaffern in den Kraal treten und sich meinen Händen überliefern sah. Sie hatten meine Fussspuren auf den Fusssteigen gese- hen und, beim Kraal angekommen, einige Weiber nach mir ge- fragt. Nachdem diese geantwortet hatten, dass ich nicht lange zuvor hindurch gegangen wäre, waren sie in aller Zuversicht hereingegangen, um Nachtquartier zu nehmen, und waren so überrascht, mich anzutreffen, dass augenblicklich alle ihre Pläne zur Fortsetzung der Flucht verschwanden. Ich’ war nun schon auf halbem Wege zum Commandanten Potgieter nnd beschloss daher, ihn zu besuchen, um einige Männer vom Basutostamme zu erhalten, auf welche ich mich verlassen könnte, und die mir beim tiefern Eindringen in das Land nothwendig waren. Ich kam auf's neue in Pillaan’s Residenz und nahm in derselben Nachtquartier; er war aber nicht Willens, mir Wegweiser zu seben, und ich setzte daher allein mit meinen beiden Kaffern auf gut Glück meinen Weg fort. Der Elen-Fluss (Elands-Ri- vier), welcher viel Wasser hatte, hielt uns auf; nach einigem Suchen aber fand ich eine Stelle, welche in der Nacht von einem Truppe von Büffeln benutzt worden war, und 'an welcher wir durchwateten, nachdem ich erst einen Schuss abgefeuert hatte, um die Krokodile von einem Anfall auf uns abzuschrecken. Nun folgte eine sich weit erstreckende Ebene, auf welcher wir vom Durste geplagt wurden, bis ein starker Gewitterschauer uns etwas Wasser in Felsenhöhlen ergoss, welches wir begie- rig austranken. Endlich kamen wir zum Kraale des Königs Makatao am Makkalis-Berge, und nachdem ich die Nacht y 2 Bar he x Gr Nachrichten von reisenden Naturforschern. 419 hindurch dort geruht hatte, begab ich mich zum Hofe des Com- mandanten Potgieter an der andern Seite des Berges, empfing aber daselbst die Nachricht, dass er mit einem grossen Theile der Booren zu einer Expedition nach der Dalagoa-Bai aufge- brochen wäre. Diess war vermuthlich vortheilhafter für mich, als wenn er zu Hause gewesen wäre, denn ich erhielt durch die Veranstaltung Eines seiner Anverwandten drei von Maka- tao’s Leuten. Ich bezahlte den König dafür zum Voraus mit einer Kuh, wogegen er sich verpflichtete, dafür einzustehen, dass die Leute vor der bestimmten Zeit, welche vier Monathe betrug, nicht entwischten; falls dies geschähe, sollte er die Kuh verlieren und diese dann an mich zurückfallen. Nun kehrte ich so eilig, als möglich, zu meinen Wagen zurück und kam am Neujahrsabende bei ihnen an. Schon in der Entfernung liessen sich Schaaren von Aasvögeln über meinem Lager sehen. Ich verstand sogleich die traurige Verkündigung. Koos war, nachdem er ein paar Tage lang gesucht hatte, zu den Wagen zurückgekehrt, und er sowohl, als Willem, waren unpässlich. Alle Ochsen waren mehr oder weniger krank und einer schon todt, welches Schicksal auch von den Eingebornen allen übri- gen prophezeiht ward, wonach ich, obzwar zu spät, beschloss, so eilig, wie möglich, von dieser den Ochsen so verderblichen Stelle wegzuziehen. Nur acht waren noch so gesund, dass sie vorgespannt werden konnten, und durch sie ward erst der eine Wagen ein paar Stunden Weges weit fortgezogen, dann wurden sie zurückgeleitet, um den andern Wagen zu holen. Auf diese Weise glückte es, in acht Tagen mit vieler Mühe meine Wa- gen nach der Stelle zurückzubringen, an welcher ich zuerst am Mohopaani angekommen war. Die Wegesstrecke für diesen meinen unglücklichen Rückzug war durch zehn Ochsenleichname bezeichnet. Doch starben auch alle Ochsen, deren Erhaltung mir bis dahin geglückt war, obzwar einige sich noch über einen Monath lang hinschleppten. Die Ursache dieser Sterblichkeit war, wie einige Eingeborne mich versicherten, eine fatale Art Fliegen, von ihnen Zeze genannt, von welcher ich einige Exem- plare mitgenommen habe; sie ist von der Grösse der gemeinen Stubenfliege und findet sich an jener ungesunden Stelle in Menge. Ich habe sie nirgends anderswo bemerkt. Auch Hunde werden von ihr getödtet, aber erst nach einer abzehrenden Krankheit. Für den Menschen ist ihr Stich zwar lästig, aber übrigens nicht gefährlich. Auch die Auswanderer sehen diese Fliege für die Krankheitsursache an; doch scheinen mir eine ungesunde Ve- getation und ein ungesundes Klima eher als solche zu betrach- u dur; 420 Nachrichten von reisenden Naturforschern. ten zu seyn. Ich war nun von Zugvieh, und, was: noch schlim- mer war, von Geld, um mich mit demselben auf’s neue zu ver- sehen, entblösst. Hier gab es keinen andern Ausweg, als ent- weder den einen Wagen im Tausche wegzugeben, oder auch Elephanten zu erlegen und mir für Elfenbein Zugyieh einzutau- schen. Ich beschloss das Letztere, brach zu Fusse mit: Wil- lem, meinen beiden Kaffern und beiden Basutos, am 31. Ja- nuar auf und liess Koos zurück, um nach den Wagen zu sehen. Wir zogen von neuem über die Mohopaaniberge und von da in nordwestlicher Richtung durch die blaue Waldebene. Meine Basutos trugen mir zwar allerhand Geschichten vor, um mich von meinem Vorhaben abzuschrecken; aber vergebens. Sie sagten unter Anderm, man verfiele, während das Gras so hoch stände, allgemein in eine gefährliche Krankheit, und in diesen Monathen wagte Niemand aus ihrem Stamme, sich in diese Ge- genden zu begeben. An jedem Abende liess ich sie eine Laub- hütte errichten, in welcher ich und Willem schliefen. Unser ganzer Mundvorrath bestand in einem kleinen Beutel voll Reiss und einer Ochsenblase mit gebranntem und gemahlenem Kaffee; aber es fand sich Wild im Ueberflusse, so dass wir immer Fleisch vollauf hatten. Am vierten Tage nach unserm Aufbru- che, da wir bei einem starken Gewitterregen Quartier in einem alten verlassenen Kraale genommen und eine der Hütten, nach- dem wir zuvor deren Bewohnerin, eine Schlange, todt geschla- gen, eingerichtet hatten, tranken wir zum ersten Male Kaffee, welcher in einem alten, schlecht beschaffenen Kaffer-Thonkruge zubereitet worden war, zu dessen Deckel ein Stück vom Schä- del eines Rothbocks benutzt ward. Am fünften Tage kamen wir an den Vereinigungspunct des Moriqua und des Limpopo, nahmen dort für einige Tage Quartier, entdeckten frische Ele- phantenspuren und erhielten einen dieser Riesen, Wir zogen nun drei Tagereisen weit aufwärts längs des Moriqua durch einen ununterbrochenen Wald, in welchem es uns glückte, ver- schiedener Elephanten habhaft zu werden. Bei den Äsern ge- sellte sich zu den Geierschaaren die ansehnliche Ciconia Argala. Rhinoceros - und Büffelfleisch war unsere vorzüglichste Speise, oder sonst auch Rothbocksfleisch, welches geröstet in geschmol- zenem Elephantenfett umgekehrt wurde. In unseren Hütten plagte uns manche Nacht hindurch eine Art grosser schwarzer Ameisen, welche einen sehr starken Knoblauchsgeruch verbrei- tete, und deren Biss schmerzhaft war. Einmal stach mich auch ein Skorpion; doch war die Geschwulst nicht von Bedeutung. Da wir merkten, dass unsere Basutos, welche jetzt eine an- ' Nachrichten von reisenden Naturforschern. 421 sehnliche Menge Fett zusammengebracht, auszureissen Lust hatten, so liess ich alle Abende ihre Hassagaien und Aexte in meine Hütte bringen und verhinderte sie solcherweise daran, uns im Stiche zu lassen, indem sie einen zu grossen Werth auf jene ihre Waffen legen. Ich wandte mich nun zur Vereinigungs- stelle der Flüsse zurück, und meine Leute waren in Wahrheit mit Fett und Elephanteuzähnen schwer beladen. Am 2. März dort angelangt schickte ich fünf Basutos nach meinen Wagen, jeden mit einem Elephantenzahne beladen, um Koos, welcher dort geblieben war, Nachricht von uns zu geben. Das übrige Elfenbein wurde nebst einigen Sammlungen in einem Kraale gelassen, welcher unter der Herrschaft des Königs Sichela stand, und wir wandten uns von neuem, längs des Limpopo ziehend, gegen N.W. Bald setzte uns der Moriqua ein Hinder- niss in den Weg; es fand sich, dass dieser Fluss tief und was- serreich war. Ich dachte zuerst an die Verfertigung einer Flösse, um hinüber zu kommen; da aber das Baumaterial spärlich war und ich eine Stelle fand, an welcher Weidenbäume bis beinahe zur Mitte des Flusses standen, wurde der Plan geändert. Ein hoher Baum ward gefällt, welcher mit grossen Aesten versehen war. Diesen brachten wir an das Ufer, richteten ihn dort mit vieler Mühe auf und liessen ihn über das Wasser fallen, so dass er eine Brücke bildete, welche freilich in das Was- ser hinabsank, auf welcher wir aber doch knietief hinüber- kletterten. Ich und Willem brachten zuerst die Gewehre und die Ammunition nebst den übrigen Sachen hinüber; dann folg- ten meine Leute. Schon waren alle glücklich auf der andern Seite, mich, der ich zurückgekehrt war, und meine beiden Zoo- lukaffern, ausgenommen. Ich ging nun hinüber und war eben am andern Ufer angelangt, als ich ein schreckliches Plätschern hinter mir hörte und den Einen meiner Kaffern, welcher mir gefolgt war, in einem der Weidenbäume aufspringen sah und zugleich ein ungeheures Krokodil erblickte, welches wieder in’s Wasser hinabtauchte, nachdem es versucht hatte, den Kafler zu pa- cken, woran aber die Aeste meiner Brücke es verhindert hatten. Es erhob den Kopf noch mehre Male aus dem Wasser, nach einem andern Opfer umschauend, erhielt aber statt dessen einen Schuss, nach welchem es sich nicht wieder blicken liess. Mit der grössten Schwierigkeit vermochte ich nun nur, den an der obern Seite sich befindenden Kaffer dahin zu bringen, über den Fluss zu gehen, obgleich ich sowohl, als Willem, mit scharf- geladenen Gewehren zu seinem Schutze bereit standen; er weinte und klagte laut und beschuldigte mich, ich wollte ihu 422 Nachrichten 'von reisenden Naturfors ‚her S vorsätzlich umbringen lassen. Endlich war ich genöthigt, zu drohen, dass ich ihn im Stiche lassen würde, da er dann zu- letzt Muth fasste und auch unbeschädigt herüber kam. Die beiden Mohozutzen. welche bei uns waren, äusserten die höch- ste Verwunderung über die Kraft des Schiessgewehrs, mit wel- cher sie ganz unbekannt zu seyn schienen. Der Limpopo nahm nun mehr und mehr eine grossartige Natur an; sein Bett war von ansehnlicher Breite, reich an kleinen Inseln, und seine Ufer waren mit» den schönsten Bäumen von der Welt bewachsen. Wildprett war hier im Ueberflusse. Am fünften Tage nach dem Uebersetzen über den Moriqua und beständig dem Ufer des. Limpopo folgend gelangte ich an einen andern Fluss, den Not- toaan, welcher von Westen kommt und sich in den Limpopo ergiesst. Hier fanden sich Elephanten, Flusspferde, Nashörmer und Büffel in Menge, und zwei der Erstgenannten wurden er- legt. Hier erhielt ich auch den schönen Tantalus rhodinopterus. Ich durchwatete den Nottoaan und folgte dem Limpopo noch eine starke Tiagereise weit. Der Lauf des letztern war die ganze Zeit hindurch nach N.N. W. gegangen; nun aber wendete er sich für eine kurze Strecke schnell nach beinahe S.O., wo- nach er eine nordöstliche Richtung nahm. Am folgenden Tage, an welchem meine Basutos nieht dazu vermocht werden konn- ten, weiter mitzugehen, aus Furcht vor Masilikari, dessen Gebiete wir jetzt nahe waren, wanderte ich mit Willem eine Höhe hinan, kletterte auf einen hohen Baum und überschaute das Land von dieser Stelle, an welcher mir durch unglückliche Umstände die Gränze für mein weiteres Vordringen in dieser Richtung gesetzt ward. Unermessliche Wälder zeigten sich auf allen Seiten; gerade im Norden blickten drei hohe, tafel- förmige Berge hervor, und nach ©.N.O. befanden sich eben- falls ansehnliche Berge in der Entfernung einer Tagereise, in ihrer Nähe aber strömte, nach der Aussage ‘der Eingebornen, der starke Motozifluss nach Osten, um sich mit dem Limpopo zu vereinigen, welcher noch drei andere ansehuliche Zuflüsse aus Norden, nämlich durch den Tsjatsje, den Tuulue und den Mozingoane, empfängt. Von Süden her ergiessen sich der Ma- halakoäne, vun den Booren der kleine Nilfluss genannt, der Mokeezi, Djätälä, Levubu und Lepenula in ihn, und nach ihrer Aufnahme soll der Ooli oder Limpopo eine Breite von 16—1700 Schritten bekommen. Er ergiesst sich schliesslich in das Meer, oberhalb der Dalagoabai. — Ich trat nun meinen Rückzug an, worüber die schwarzen Begleiter so erfreut wurden, dass sie all Abende beim Feuerscheine tanzten und sangen. Hier bekam TER TEE FEED re 4 a dr Di de Nachrichten von reisenden Naturforschern. 423 ich Ciconia Argala und Haleyon rufiventer., Als ich nahe an einem von Sichela’s Kraalen vorüber kam, erhielt ich sieben Kaffern, um meinen Leuten die Elephantenzähne und übrigen Sachen tragen zu helfen; aber schon in der ersten Nacht ent- wischten vier von ihnen. An einem der folgenden Tage, an welchem ich zur Kost für die Leute nicht eher, als gegen Abend, Wild erlegen wollte, weil ich aus Erfahrung wusste, dass ich sie dann von demselben vor dem Ablaufe vieler Stunden nicht _ abbringen würde, und wir gegen Sonnenuntergang in eine Ge- gend kamen, in welcher das Wild sparsam war, hatte ich das Unglück, keines zu erhalten. Als wir nun Nachtquartier mach- ten, suchten meine hungrigen Basutos ein Stück in der Sonne getrockneter Büffelhaut, von einem beim Einzuge erlegten Büf- fel, hervor, brieten es, schlugen es zwischen zwei Steinen mürbe und verzehrten diese in Wahrheit trockne und unappe- titliche Speise; aber am folgenden Tage liess ich sie an ver- schiedenem Wilde sich enischädigen. Nachdem wir wieder über den Moriquafluss gegangen waren, und zwar etwas höher hin- auf, als das erste Mal, durch eine Furt, indem der Fluss jetzt nicht so wasserreich war, empfing ich durch Einige von Si- cehela’s Leuten die verdriessliche Nachricht, dass Koos Jou- bert, welchen ich bei den Wagen gelassen hatte, krank wäre. Ich beeilte desswegen meinen Rüchmarsch so sehr, als möglich, und kam am Mittage des 22. März bei meinen Wagen an, wo ich zu meiner grossen Freude Koos schon wiederhergestellt fand. Ich schickte nun Willem mit einer hinreichenden Menge Elfenbeins zu den Booren, um mir für dasselbe ven ihnen Och- sen einzutauschen. Am 30. begab ich mich nebst Koos wie- derum von den Wagen weg, nachdem ich zwei Kaffern bei ih- . nen zur Aufsicht gelassen hatte. Wir lagerten uns in mehr als einer Tagereise Entfernung vom Lager an einem kleinern Flusse. Hier wurden mehre Giraffen erlegt. Ich präparirte eine Haut und ein Skelett von diesem schönen Thiere und legte ein paar Fetus in Weingeist. Vergebens suchte ich hier den von Smith beschriebenen Rhinoceros Keithloa, obgleich wir eine ansehn- liche Anzahl schwarzer und weisser Nashörner tödteten. Am 21. April begab ich mich etwas näher an die Wagen, wobei die auf dieser Excursion von mir gesammelten Sachen von den Ba- sutos getragen wurden. Das Lager wurde auf's neue am Inko- lubefluss aufgeschlagen, und ich präparirte daselbst verschiedene Exemplare der Antilope ellipsiprymnos, hatte auch endlich am 24. die Freude, Willem mit 18 Ochsen zurückkommen zu sehen. Um, wenn es möglich wäre, Aufklärungen über das 424 Nachrichten von reisenden Naturforschern. Keithloa-Nashorn zu erhalten, beschloss ich, noch einen ver- zweifelten Versuch zu machen, eine Excursion nämlich zu Fusse nach dem Montili-Flusse, an welchem nach der Benachrichti- sung einiger Eingebornen dies Rhinoceros sich aufhalten sollte. Ich brach demzufolge am 14. Mai mit Willem und Koos auf und richtete meinen Weg nach S.O. Nachdem wir aber die Gegend vis zum Tjoane und Moritili hin vergebens durchsucht hatten, wendeten wir uns zu den Wagen zurück und kamen bei ihnen am 28. an, nachdem wir nur zwei Elephanten nebst ge- meinem Wildprett erlegt hatten. Am 11. Junius begannen wir mit unseren Wagen langsam den Rückzug. Wir erlegten fast alle Tage schwarze Nashörner, weil ich die Haut von einem solchen zu erhalten wünschte und es beinahe unmöglich war, eine vollständige zu bekommen. An der einen fehlte der halbe Schwanz, eine andere hatte verstümmelte Ohren, eine dritte war voll von grossen Wunden, die Hörner waren beschädigt, u. s. m. Am Ende erhielt ich eine in ziemulich gutem Zustande. Am 14. Julius kam ich durch den Aufenthaltsort des Comman- danten Potgieter; er selbst war wegen der Expedition nach der Dalagoa abwesend. Am 21. wäre um ein Haarbreit am Moiie- flusse alle meine Mühe zu Wasser geworden. Meine Wagen standen abgespannt in dem dürren und hohen Grase, und dieses fing durch die Unvorsichtigkeit Eines meiner Kaffern beim Essen- kochen Feuer, welches, da ein starker Wind wehte, augenblicklich um sich griff und Alles in ein Feuermeer verwandelte. Ich und Koos, die wir in der Nähe mit der Zubereitung einer Blau- bockshaut beschäftigt waren, eilten sogleich hinzu und waren so glücklich, vom Winde begünstigt, das Feuer von den Wa- gen abzuwehren, obzwar unsere Kieider ganz verbrannten. Es ist mehrmals geschehen, dass Wagen auf diese Weise zu Scha- den gekommen sind. Am 25. kam ich zu Walmarans am Moiieflusse, demselben Manne, von welchem Willem die Ochsen erhalten hatte. Es kam mir jetzt in den Kopf, dass ich nach so lange versäumter Zeit nicht zurückreisen dürfte, ohne die angenommenen und beschriebenen Rhinocerosarten ausgeforscht zu haben; ich beschloss daher, hier ein Haus für meine Sammlungen zu miethen, diese dort zu lassen und mich auf eine neue Expedition in nordöstlicher Richtung zu begeben. Dies wurde auch bewerkstelligt, und ich brach nach einigen Vorbereitungen mit meinen beiden Wagen am 1. August auf. Bei den Makkalisbergen angelangt wurde ich vom Commandan- ten Gerdt Krüger angehalten, welcher sagte, er hätte Be- fehl bekommen , mich nicht passiren zu lassen, mir aber doch Nachrichten von reisenden Naturforschern. 425 nach einiger Unterredung Erlaubniss ertheilte, bis zum Affenflusse zu reisen, auch hinzufügte, dass, wenn die nach der Dalagoa- bai abgegangene Sendung der Booren unter Potgieter zurück- gekommen seyn würde, ich so weit, als ich es wünschte und vermöchte,, in’s Land eindringen könnte. Sehr froh über diese ungewöhnliche Willfährigkeit gegen mich setzte ich meinen Weg über den Tjoane und Moritili fort, und, nachdem ich erfahren hatte, dass das erwähnte nach der Dalagoabai bestimmt gewe- sene Commando im Anzuge wäre, ging ich demselhen entgegen, um Neuigkeiten aus jener Gegend zu hören. Aber wie wurde ich hier empfangen!? Potgieter berichtete zuerst im allgemei- nen, dass die Eingeborenen Feindseligkeiten wider ihn angefan- gen hätten, und äusserte, dass er gleich nach der Heimkehr ein Commando gegen sie beordern würde, ferner, dass es unter solchen Umständen seine Pflicht gegen mich wäre, mich nicht weiter ziehen, noch dort verweilen zu lassen, wo mich ein ge- wisser Tod erwartete. Da ich aber dem Verhalten der Dinge etwas genauer nachforschte und deutlich befand, dass Alles Un- wahrheit und nur zusammengeschmiedet war, um mir in meinem Vornehmen hinderlich zu seyn, und ihm dies zu verstehen gab, 'ertheilte er mir sogleich Befehl, umzukehren,, wollte mir auch anfangs nicht einmal erlauben, einige Tage an der Stelle, an welcher ich jetzt war, zu verweilen. Ich sagte ihm von der Erlaubniss, welche Krüger mir gegeben hatte; aber das half zu nichts. Er erklärte, dass, wenn ich nicht gehorchte, er einen Feldcornett mit Mannschaft ausschicken müsste, um mich gefangen zu nehmen, und die Kosten dafür würde ich gezwun- gen werden zu bezahlen, Dies fürchtete ich, die Wahrheit zu sagen, weit weniger; was mich hier aber beinahe zum Nachge- ben zwang, war die Gewissheit, dass er, falls ich nicht nach- gäbe, den Eingebornen heimlich Befehl ertheilen würde, mir zu schaden, welchem diese gewiss eifrig würden nachgekommen seyn. Am ersten Abende blieb er unbeweglich, und ich hatte eine schlaflose Nacht über den Gedanken an die Vereitlung meiner Hofinungen; aber am folgenden Morgen, wo ich ihn noch einmal vor seiner Abreise besuchte, erlaubte er, dass ich einige Tage da, wo ich war, bleiben könnte, doch nicht weiter ziehen dürfte. Aber schon am zweiten Tage nach seiner Abreise setzte ich meinen Weg nach dem Mahallakoäna fort, bei welchem ich zwei Tage darauf ankam. Hier war das Gras so schlecht, dass ich für meine Och- sen zu fürchten anfing, deren Abmagerung mich zwang, bald nach der Stelle hin wieder umzukehren, von welcher ich 426 Nachrichten von reisenden Naturforschern. gekommen war. Dort beschloss ich, weil das Gras daselbst ziem« lich gut war, die Ochsen und die Wagen zurückzulassen und wie- der eine Excursion zu Fusse zu machen. Ich liess Willem bei den Wagen und begab mich mit Koos zum Könige Ran- dequan, welcher neben den Quellen des Moritili wohnte, und kam nach einem Marsche von sechs Tagen dahin; aber auch dort konnte ich über die Nashörner keine nähere Auskunft er- halten. Der König und seine Leute redeten die Zulu- Sprache, wohnten in einer an Bäumen sowohl, als Gesträuchen, ganz leeren Gegend und benutzten zur Feuerung trocknes Schilfrohr, Schilfgras und Kafferkornstengel. Ich miethete von dem Könige zehn Mann zu meiner Begleitung, und wir schlugen nun. die Richtung nach dem Musi-Fluss ein, gingen durch denselben und begaben uns nach dem Umslabezi. “Unterwegs entfernte ich mich zu weit beim Verfolgen des Wildpretts und kam von meinen Leuten ab, denen ich nach ungefährer Richtung folgte. Nach dem Umslabezi gekommen ‚schoss und schrie ich, erhielt aber keine Antwort und sah mich gezwungen, wieder ganz allein Nachtquartier zu machen. Ich bereitete mein Lager recht auf dem Flussufer am Rande eines Gebüsches und hatte Truppe von Perlhühnern und Affen, welche in den Bäumen über mei- nem Feuer schliefen, zur Gesellschaft. In der Nacht hörte ich Krokodile sich auf dem Sande hinschleppen und auch im Was- ser plätschern. Zeitig am Morgen erstieg ich eine kleine Höhe, feuerte dort einen Schuss ab und hatte die Freude, kurz darauf Koos mir antworten zu hören. Wir fanden uns, und ich em- pfing die Nachricht, dass neun von Randequan’s Leuten in der Nacht ausgerissen wären. Nun hatte ich nicht mehr, als vier Schwarze bei mir, welche allein schwere Lasten tragen mussten. Wir setzten unsern Weg dessenungeachtet noch ein paar Tage hindurch längs des Umslabezi fort und kamen an den Lepenula. Dies ist ein schöner und wasserreicher Fluss; man konnte es sehen, dass er vorzüglich während der Regenzeit weit aus seinen Ufern tritt und eine ungeheure Wassermasse enthält. Sein Bett lief auf lange Strecken durch Berge, und hier war der Fluss schmal, aber tief, zwischen lothrechten Felswän- den dahinströmend. Koos war so glücklich, hier am 14. Sep- tember einen ansehnlichen Elephanten, ungefähr eine Stunde Weges vom Fluss entfernt, zu erlegen, und ich beschloss, ob- wohl ich nur wenige Arbeiter hatte, dennoch, diesen zu skelet- tiren. Zu dem Ende lagerten wir uns zwischen den dornigen Acacien dicht neben den Leichnam und liessen dort eine Laub- hütte aufführen, deren Dach ich mit der Elephantenhaut bedeckte, Nachrichten von reisenden Naturforschern. 427 wonach die Arbeit ganz schnell vor sich ging. Am andern Tage gegen Abend war der Elephant zergliedert und das dickste Fleisch abgeschnitten, worauf Koos mit Einem der Kaffern zu- rückkehrte, um den einen Wagen zu holen. Während der acht Tage, welche bis zu seiner Wiederankunft verflossen, vollführte ich mit drei Schwarzen den übrigen Theil des mühsamen Skeletti- rens und hieb einen Weg durch den Wald aus, damit der Wa- gen hindurch kommen konnte. Viele Plage hatte ich von den Hyänen, welche durch den abscheulichen Gestank, den ich aus- zustehen genöthigt war, dahin gelockt worden waren. Ich ver- wundete und tödtete mehre von ihnen. In der letzten Nacht kamen auch Löwen, um mich zu stören. Ich hatte zu der Zeit das Skelett fertig und die sämmtlichen Knochen in einem Kraale, dicht neben meiner Hütte, verwahrt. In der Nacht wurde ich vom Gebrülle eines Löwen geweckt und hörte ihn etwas Hartes zerbeissen, auch die Zweige des Kraals rauschen; als ich aber nachforschte und nachdem ich das erloschene Feuer wieder an- gezündet hatte, fand ich zu meiner Freude die Knochen unbe- schädigt. Ich hörte deutlich die Löwen, ‘deren jetzt mehre da waren, in den nahen Gebüschen von dem Fleische des Elephan- ten fressen , konnte aber vor der Dichtiskeit des Gebüsches sie nicht sehen, und als es tagte, zogen sie brüllend ab. Koos kam nun mit dem Wagen wieder an, wir luden das Skelett hinauf und begaben uns auf den Rückweg. Am 25. fand ich am Wege einen jungen Elephanten, wahrscheinlich vom Hun- ger getödtet, und da er unbeschädigt war, so nahm ich die Haut von ihm. Am folgenden Tage war ein erschreckliches Gewitter , bei welchem Hagel von der Grösse eines Gänseeies fiel, der grösste, welchen ich in meinem Leben gesehen habe. Die Schlossen waren rosenförmig und an den Enden abgeplat- tet. Zweige und Rinde wurden von ihnen abgeschlagen, Bäume und Felder fürchterlich verheert. Am 28. erreichte ich meine Wagen und empfing dort die entsetzliche Nachricht, dass vier meiner Basutos von einer andern Partie ihrer Landsleute ermordet und auf dem Gipfel eines Bergs begraben wor- den wären, aber auch die erfreuliche, dass Willem das Glück zu Theil geworden, ein Keithloa-Nashorn zu erle- gen, dessen Haut er präparirt hatte. Ich bekam noch ein Indi- viduum, dessen Kopf ich aufbewahre. ‘Nachdem ich dieses als neue Species beschriebene Thier gesehen habe, dessen habhaft zu werden mir so unglaublich viel Zeit und Mühe gekostet hat, kann ich nicht umhin, den Ausspruch zu thun, dass ich meines Theils an der Selbstständigkeit desselben als Species zweifle, 428 Nachrichten von reisenden Naturforschern. ja dass ich fast das Gegentheil mit Sicherheit zu behaupten wage. Ich habe eine sehr grosse Anzahl schwarzer und weisser Nashörner selbst getödtet und tödten lassen und an ihnen die Beobachtung gemacht, dass die Hörner bei den beiden Arten, in der Gestalt sowohl, als der Grösse und der Farbe stark va- riiren. Im allgemeinen haben die Weibchen die längsten Hör- ner, aber die Männchen viel dickere. Die hinteren Hörner der alten Weibchen des schwarzen Rhinoceros sind fast immer über halb so lang, als das vordere, da hingegen jene bei den Männ- chen die Hälfte des letztern nicht erreichen. Die beiden Keith- loa, welche mir zu Theile wurden, waren beide Weibchen, und ich erstaunte in der That, als ich, in der Kapstadt angekom- men, aus des Doctors Smith Beschreibung ersah, dass das Individuum, welches er erhalten hatte, ein Männchen gewesen war; denn dieses widerstritt ganz und gar der Ansicht, welche ich von der Sache gefasst hatte. Höchst neugierig bin ich in- dessen darauf, dies Exemplar zn sehen, welches sich im Bri- tish Museum befindet. Ich beeilte nun so sehr, als müg- lich, den Rückzug und kam am 13. October an den Moiiefluss, miethete zwei Wagen für meine dort gelassenen Sammlungen und begab mich am 24. nach Pietermoritzburg, wo ich ohne weitere Abenteuer am 14. November anlangte. Ich verweilte daselbst, packte meine Sammlungen ein, vernahm, dass Todes- gerüchte sich über mich verbreitet hätten, bekam endlich meine Briefe aus Schweden und begab mich am 18. December nach der Bai von Port Natal, ging an Bord des Schoners the Rose- bud, verliess mit höchst getheilten Gefühlen das schöne Nata- lien, in welchem ich mich 5%, Jahre lang aufgehalten hatte, und kam am 28. December in der Kapstadt an, in welcher ich vom Herrn Consul Letterstedt, wie gewöhnlich, mit der grössten Güte empfangen wurde. Ich wohne jetzt in einem sei- ner Häuser hier in der Stadt, und am Neujahrstage war ich auf seinem vortrefllichen Landsitze in Rondebosch. Er rieth mir, jetzt nicht gleich abzureisen, weil ich dann in einer un- passenden und gefährlichen Jahreszeit nach Europa kommen würde, sondern lieber hier einige Monathe hindurch meine Thätigkeit fortzusetzen. Da mir nun noch ein grosser Theil der Seevögel fehlt, so habe ich auf eine Excursion nach der Saldanhabai gedacht, durch welche ich denn auch Gelegenheit bekommen werde, deren Reichthum, den so hoch gepriesenen Guano, kennen zu lernen. In den ersten Tagen meiner An- kunft hier erstaunte ich und schämte ich mich, als ich bemerkte, dass ich grossentheils vergessen hatte, meine Muttersprache 429 zu reden. — Baron von Ludwig hat mir mit gewohnter Güte wiederum die Benutzung seiner reichen Bibliothek angeboten. — Dem Hrn. Zeyher ist es endlich geglückt, sich Samen von der Gattung Retzia zu verschaffen, von welchem auch mir ein Theil versprochen worden ist.“ — — — ' | | [Cr.] xViHiI. Kürzere Mittheilungen. Ueber die Bildung der Hemisphären und des Mark- bogens des Gehirns*). Pr Ä En Mer Sitzung d. Ak. am 13. Novbr. 1844 führte Hr. A. Retzius an, dass, obgleich Mehre der ausgezeichnetsten Anatomen unserer Zeit, und unter ihnen vorzugsweise Tiedemann, mit einer bewundernswürdigen Genauigkeit die allmähliche Entwickelung des menschlichen Gehirns verfolgt, auch das Naturgesetz dar- gelegt oder erkannt hätten, dass dieselbe die verschiedenen, den niedreren Thierclassen angehörenden Formen durchlaufe, man doch bei der Anwendung dieser Vergleichungen aus ihnen den Vortheil nicht gezogen hätte, den sie für die Wissenschaft darböten, welches besonders von der Entwicklung der Hemi- sphären selbst gölte; Tiedemann hätte zwar gezeigt, dass diese sich von vorn nach hinten, die vorderen zuerst, die hin- teren zuletzt, bildeten; aber ungeachtet drei Jahrzehende bei- nahe seit der Erscheinung seines classischen Werkes, Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns im Fötus des Menschen, vergangen wären, sei doch die Ernte für die Lehre von den Verrichtungen der verschiedenen Theile allzu gering gewesen. Hr. Retzius hatte von Zeit zu Zeit unter einem stark concentrirten Weingeiste Gehirne menschlicher Embryone, wenn ”) Öfversigt af K. V. A. Förhandl. Ärg. 1. Nr. 9. S. 194. [> % u ET I RE: a; | SL „ 430 EN solche frisch zu erhalten waren, präparirt. Die noch halb füs- sigen Organe ersteifen durch die Einwirkung des Spiritus und können, solcherweise von ihren Membranen befreit, auch, in derselben Flüssigkeit aufgehängt, mit Beibehaltung ihrer na- türlichen Formen aufbewahrt werden. Nach solehen Präparaten, welche sich jetzt im Museum des Carolinischen Instituts aufge- stellt befinden, hatte Hr. R. eine Anzahl von Zeichnungen an- fertigen lassen, welche jetzt vorgelegt wurden. Es ging aus ihnen hervor, dass sich die Hemisphären des Gehirns während dreier Hauptperioden, je nach den drei verschiedenen Lappen der Hemisphären, bilden. In der ersten Periode, welche in den zweiten und dritten Monath fällt, bilden sich nur die vor- deren Lappen, in der zweiten, welche am Ende des dritten Monaths, im vierten und einem kleinen Theile vom fünften Mo- nathe Statt hat, kommen die beiden mittleren und nach dieser Zeit die hinteren Lappen hinzu. Während der ersten Periode fehlen die herabsteigenden Hörner der Seitenventrikeln und auch die Pedes Hippocampi. In der zweiten Periode kommen diese hinzu. Während eines grossen Theils der ersten Periode he- decken die Hemisphären die Thalami nervorum opticorum nicht; in der zweiten Periode wölben sie sich’ vollständig über diese Theile, nähern sich den grossen Vierhügeln, bedecken deren Vordertheil und steigen daneben an den Seiten des Gehirnstam- mes hinab, gleichsam um denselben zu umfassen. Hat man ein Gehirn aus dieser Bildungsperiode vor sich, so möchte man sich nach dessen Aeusserm leicht vorstellen können, dass der hintere Rand der Hemisphären ihren bleibenden Hinterenden und Rändern entspräche; aber so verhält es sich nicht. Oeffnet man sie, so gelangt man unmittelbar in die herabsteigenden Hörner der Seitenventrikeln, in welchen man die Rudimente zu den grossen Pedes Hippocampi antrifit. Weiterhin im vierten Monathe entsteht eine kleine flache Kerbe am hintern Rande der Hemisphären; derjenige Theil dieses Randes, welcher ober- wärts an die Kerbe gränzt, ist das erste Rudiment zu den hin- teren Lappen der Hemisphären. Diese, welche folglich eine längere Zeit hindurch nur rudimentär sind, fangen über den mitt- leren Lappen an, nehmen nach und nach ihren hintern Rand ein, folgen diesem während der fortlaufenden Entwicklung bis zu den Seiten des Gehirnstammes hinab, und endigen sich an dem Theile der mittleren Lappen, welcher in den P. Hippo- campi tritt. Noch an dem Gehirne des reifen Fetus sowohl, € als auch in dem ausgebildeten Gehirne älterer Personen sind sie besonders an der gegen die Sichel liegenden lothrechten 431 Seite jeder Hemisphäre von den mittleren Lappen durch eine sehr tiefe, ästige Furche sehr gut getrennt. Nachdem : Joh. Müller es so vollständig bewiesen hat, dass die von älteren Zeiten her als die Hemisphären angesehe- nen Lappen des Fischgehirns den Corpora quadrigemina nebst dem Lobus ventrieuli tertii entsprechen, scheint auch Arsaky’s und Carus’s Annahme der Analogie der vorderen Lappen mit den Hemisphären ausser allen Zweifel gesetzt zu seyn. Beim grössten Theile der Fische enthalten jedoch diese Lappen keine Höhlen und können demnach nur als den Gebilden des Hirn- stammes ‚analog betrachtet werden, aus denen die Hemisphären sich entwickeln (Corpora striata, nach Tiedemann, a. a. O.), oder, mit anderen Worten, dem grössten Theile der Fische fehlen die Hemisphären, an deren Stelle sie nur die genannten Rudimente besitzen. Bei den Plagiostomen unter den Knorpel- fischen, bei denen diese Partien eine weit grössere Entwick- lung erreicht haben, enthalten sie Ventrikeln. Sie sind bei ihnen, wie schon Arsaky gezeigt hat, wirkliche Hemisphären und müssen als solche für analog mit den vorderen Lappen der Hemisphären bei den höheren Thieren gehalten werden. Bei den Amphibien und Vögeln giebt es deutliche Hemisphären mit Ven- trikeln; aber. bei beiden fehlen die herabsteigenden Hörner und die Pedes Hippocampi, oder ,„ mit anderen Worten, die mittle- ren Lappen; ihre Hemisphären sind folglich auch den’ vorderen Lappen ‚unsers Gehirns analog. Bei allen Säugthieren kommen, so viel man weiss, die herabsteigenden Hörner der Seitenven- trikeln nebst den P. Hippocampi vor; aber die hinteren Hörner dieser Ventrikeln fehlen nebst den hinteren Lappen bei ihnen, mit Ausnahme der Quadrumanen. Man nimmt zwar an, dass - die hinteren Hörner der Seitenventrikeln bei den Cetaceen und Phocaceen vorkämen; aber sie sind bei ihnen so rudimentär, dass man.es' mit Recht nicht annehmen kann, dass sie in die- ser Hinsicht eine Ausnahme von den übrigen Säugthieren mach- ten. So sind auch die hinteren Lappen beim Orang Utang so- wohl, als bei den übrigen Quadrumanen, deren Gehirne Hr, R. Gelegenheit gehabt hat zu sehen, durch keine eigne, bestimmte Furchen: getrennt, wie beim Menschen, aus welchem Grunde sie auch als unvollkommen entwickelt betrachtet ' werden kön- nen. — Es scheint demnach als ein Naturgesetz anzunehmen zu seyn, dass die Hemisphären bei den Säugethieren nur aus den vorderen und mittleren Lappen bestehen, und dass der Mensch allein mit einem Gehirne ausgerüstet ist, dessen He- HET | | A 29 432 misphären vollständige, jede für sich beein ori begränzte, Lobi anteriores, medii und postici besitzen. Nach der gewöhnlichen Weise, den Rang der Organe ich deren fräherer oder späterer Entstehung beim Embryo, wie auch ihrem Vorkommen bei niedreren oder höheren Thieren, abzuschätzen, würden die vorderen Hemisphären die niedrigste, die mittleren die folgende und die hinteren die höchste, Stufe einnehmen. Aber dies scheint im Widerspruche 'mit der schon vor alten Zeiten gemachten Erfahrung zu stehen, dass der Vor- dertheil des Kopfes die vornehmsten Seelenkräfte darbietet. Ein solcher Widerspruch zwischen einem auf klare anatomische Thatsachen gegründeten Satze und einer ällgemein als richtig anerkannten Erfahrung kann schwerlich anders, als scheinbar, seyn. Hr. R. war nämlich der Meinung , dass der Unterschied in der Entwicklung jedes Hemisphärenlappens von dessen An- fang an bis zu seiner Vollendung, gleichwie von seiner nie- drigsten Thierform an bis zum Menschen hinauf, unberechenbar gross sei, auch die Ausmittlung seiner funetionellen Grundbestim- mung in demselben Maasse schwierig, je vollkommner der Theil entwickelt sei. Der Rang der Seelenkräfte dürftedemzufolge am richtigsten nach ihrer Lage oder ihren vellkommneren Ent- wicklungsgraden zu bestimmen seyn. Da ohne allen Zweifel die Hemisphären des grossen Gehirns der Sitz der höheren Seelen- kräfte seien und jede der letzteren nach aller Wahrscheinliech- keit ihren Theil von dem Organ einnehme, so hielt Hr. R. es für annehmlich, dass die Anzahl dieser höheren Seelenkräfte, wie die der Hauptabtheilungen der Hemisphären, drei, einer für jeden Hemisphärenlappen, sei. Hiermit im Zusammenhange scheine man annehmen zu können, dass die Plagiostomen unter den Knorpelfischen nebst den Amphibien und Vögeln im Be- sitze nur einer, die Säugethiere zweier, und der Mensch aller drei seien. Diese psychischen Elemente nach der Abstraction der Verrichtungen der übrigen Gehirntheile näher zu bestimmen, würde eins der grössten Probleme unserer Zeit seyn, wozu je- doch scharfsinnige Naturforscher und Phrenologen unzählige Materialien bereits gesammelt hätten. — Carus hat neulich auf eine geistreiche Weise die ausgedehntere Bedeutung der drei Gehirnabtheilungen, welche die sogenannten Wirbelknochen des Schädels bestimmen, entwickelt, die Hemisphären nämlich, die Corpora quadrigemina und das Cerebellum. In die vorderste derselben hat er die Intelligenz (‚‚das Vermögen des Erken- nens“), in die mittlere das Gefühl (,„d. V. d. Fühlens“), n die hintere den Willen (‚‚d. V. d. Wollens“) verlegt und auf, 433 diese Basis ein neues System der Cranioscopie gegründet. Die Richtigkeit der Prineipien, welche diesem Systeme zum Grunde liegen , anerkennend muss man doch annehmen, dass die Form des Schädels beim Menschen zunächst durch die Entwicklung der drei Lappen der Hemisphären bestimmt wird. Hierin sieht jedoch R. keinen Widerspruch gegen Carus’s System, da man annehmen muss; dass die Elemente für dieselben Kräfte in un- gleichen Entwicklungsgraden eben so wohl in die Functionen des Rückenmarks,. wie in die des Gehirnstammes und .der He- misphären Zutritt: finden. Ohne 'eine solche Annahme würde man es:nicht erklären können, wie es möglich wäre, dass ein Wirbelthier, wie der \Amphioxzus lanceolatus, jeder Spur von Hemisphären sowohl, .als Corpora quadrigemina und Cerebellum ermangeln könnte. ; Ferner muss man annehmen, dass dieselben Elemente sich in noch niedrigerm Grade in dje Centralganglien bei den wirhellosen Thieren niedergelegt finden, so wie, dass sie zu ihrer höchsten Vollkommenheit entwickelt in den Gehirn- hemisphären des Menschen existiren. Hinsichtlich der Entwicklung des Bogens (Fornix cerebri) glaubte Hr. R. theils zufolge Tiedemann’'s Darstellung (a. a. O.), theils aus eigner Erfahrung darthun zu können, dass dieser anfänglich nur der hintere untere Rand jeder Hemisphäre sei, weleher vorn an der Stelle, an weleher seine Schenkel vor dem dritten Ventrikel aufsteigen, befestigt sitze, unddass dieser Theil mit Recht als innerer: unterer Theil der Hemisphärensäcke betrachtet: werden könne: Hr. R. zeigte 'eine Zeichnung von dem Zustande. des: Bogens‘ im :dritten und fünften Monathe beim menschlichen Embryo vor, in‘welcher Zeit die Hemisphären noch dünn und die :Seitenventrikeln gross sind, welchem: Ver- halten zufolge diese Entstehung und anatomische Bedeutung des Bogens leicht zu Tage gelegt werden kann, wenn die Untersu- chung auf die oben angegebene Weise bewerkstellist wird, wäh- rend das Organ vollkommen frisch ist, und die Section unter starkem Weingeiste vorgenommen wird. Die auf Tafel IV. B. beigefügten Zeichnungen stellen die Ent- wicklung der Gehirnhemisphären beim Menschen während der drei Perioden für die: Se ihrer ABI dar. Die Buchsta- ‚ben bezeichnen: a den Lobus anticus, Ö L. role. e L. posticus, e den Thalamus nervi f die Corpora quadrigemina, 4 das Ce- rebellum. IE Au, 29% 434 Fig. 1. Erste Periode; das Gehirn eines Embryos im drit- ten Monathe, mit nur den vorderen Lappen der Hemisphären. Fig. 2. Zweite Periode; das Gehirn eines Embryos im vierten Monathe, in welchem sowohl die vorderen, als die mitt- leren Lappen gebildet sind, von den hinteren‘aber erst ein schwaches Rudiment, ec, vorhanden ist. Fig. 3. Dasselbe Gehirn mit geöffnetem linkem Seikernbei trikel, um das herabsteigende Horn mit dem Pes Hippocampi, wie auch die Einbuchtung in der hinteren Wand, welche das Rudi- ment zum hintern Horne und dessen Lappen bildet, zu zeigen. Fig. 4. Dritte Periode; lothrechter Durchschnitt der Mitte des Gehirns eines neugebornen Kindes, um den sehr entwickel- ten hintern Lappen und die Vertiefungen, welche denselben an der innern Seite vom Lobus medius scheiden, zu zeigen. [Cr.] In derselben Sitzung der Akademie bemerkte Herr Loven, dass das Reichsmuseum schon vor längerer. Zeit von dem Hrn. Probst Ekström zwei Exemplare von einem sehr merkwürdigen Seethiere empfangen, welche auf der Haut einer Haiart, Squalus glacialis, befestigt gefunden worden. Von derselben Thierart hat Freiherr M. v. Düben während seiner Reise in Norwegen im verflossenen Jahre mehrere Exem- plare auf dem Rücken von Squalus Spinax gefunden, so, dass sie mit Recht als eine Zubehörde der Haigattung angesehen werden kann. Das Thier gehört der Ordnung Cirripedia'pedun- culata von der Klasse der Urustaceen und der Gattung Alepas Rang an. Die wenig bekannten Arten dieser Gattung, z. B. A. parasitica, welche auf der Scheibe einer Medusa lebt, A. minuta, welche die Stacheln einer Cidaris bewohnt, und eine oder die andere unbeschriebene Art auf Anneliden, zeichnen sich von allen übrigen Lepaden dadurch aus, dass ihre äussere Hülle, welche man bisher Schale genannt hat, und welche ei- gentlich eine Ausbreitung eines der Kopfringe ist, vollkommen weich ist und der Schalenstücke ermangelt, welche bei den übri- gen Gattungen immer mit einer gewissen Regelmässigkeit vor- handen sind Dieser Knochenmangel und diese Weichheit:.er- streckt sich bei unserer neuen Art auch auf die Extremitäten, Mundtheile und Beine, deren Glieder ‚ganz undeutlich und der Borsten und anderen härteren Theile, welche sonst niemals zu 435 fehlen pflegen, beraubt sind; und der ganze Bau zeigt diese unvollkommne, beinahe zur Monstrosität zurückgehende Bildung, welche jederzeit den Parasitismus begleitet, und, wie es schei- nen will, in um so stärkerem Grad je höher das Thier organi- sirt ist, auf welchem der Parasit lebt. Die neue, auch durch ihre Grösse ausgezeichnete Art mag erhalten den Namen i Alepas squalicola n. Tab. II. A. involucro hiante atrocaeruleo, pedibus muticis, pedunculo laevi, clavato. Long. sine pedunculo 30 m.m. Corpus (thorax et abdomen, Fig. 2. a) validum, compressum, antice erassius, gibbum, cute tenui tectum, in articulos septem haud indistinete divisum, versus posticam finem sensim graciliores, quorum sex pediferi, septimus vero (b) in caudam conicam de- flexam productus. — Pedes (Fig. 4.) per paria sex dispositi, molles, parte basali crassi, dein bifidi, teretes, rugosi, articu- lis distinetis nullis; quarti validiores. — Branchiae, quantum video, nullae. — Os in apice processus rostriformis (c) situm, ante pedes primarios longe producti, labro munitum inferiore (Fig. 5. a), semiorbiculari,, emarginato, et pedum paribus qua- tuor, quorum primi et secundi (b, c) liberi, simplicissimi, mu- tici, tertii (d) praeter apicem toti adnati, quartı (e) vix distin- guendi, omnes vero e cute communi corporis efformati, molles, ınutili, inutiles. — Capitis reliquae partes, utin Lepadibus sem- per, in pedunculum (Fig. 1. a) mutatae et involucrum (b) (sit venia verbo) I. scutum cephalicum, quod testam in congeneribus appellant. Cutis enim thoracis, ante processum buccalem, un- dique reflexa et adscendens, (Fig. 2. e) involucri paginam in- ternam format, tum ad marginem ejus replicata, tenacior facta, subcornea et pellucida (f), iterum undique descendit, pedun- culo ex omni parte obducta. Omnino flexilis est, sed immersae sunt particulae sparsae calcareae dendriticae minutae (Fig. 6.), centra dicas calcificationis inchoatae. Continet involucrum sub cute utringne stratum pigwmenti atropurpurei, et stratum medium musculare (Fig. 2. g), quod versus basin sensim validius ex parte in musculum abit magnum, transversum, basalem (h), ex parte vero in tunicam muscularem peduncüuli continuatur. Hic vero, in nostris speciminibus brevis, in aliis productior, non ova continet sed telam densam, quasi cavernosam (d), fibris varie ‚decussatis contextam. —- Ova numerosissima, alba, in laminam 436 foliaceam magnam (Fig. 2.k), saepe duplicem (Fig. 1:c; 3.'k), eongesta triplici strato, intra involuerum corpus eingentenm, ex omni fere parte liberam, nee nisi ad imam basin affızam, ubi lobo adhaeret (Fig. 2. 1. Fig. 7. 8.) e collo utrinque produeto, subquadrato, limbo revoluto, undique clauso. — Porus utringue pone pedem primarium (Fig. 2. m); an'vaginae orificium? Habitat in Squalo maximo et Spinace maris septentrionalis, pedunculo cuti ejus immerso. In tab. IH. fig. 1:ma animal repraesentat integrum, 2:3 secundum lon- gitudinem fissum, ut sectione involucri, pedunculi, laminaeque ovorum corpus appareat, in quo tamen ‚pedes lateris aversi omissi. Pro reliquis vide supra. , | [Hsch.] In der Sitzung am 12. März 1845 berichtete Hr. Loven in Hrn. Sundevalls und eigenem Namen über die in der letzten Sitzung ihnen übergebene Abhandiung des Freiherrn M.v. Dü- ben und des Drs. Koren, enthaltend eine kritische Uebersicht der bisher an den skandinavischen Westküsten gefundenen Echi- nodermen, mit Beschreibungen über mehrere neue Gattungen und Arten. Den ersten Entwurf zu dieser Arbeit hatten die Verfas- ser schon im verflossenen Jahre mitgetheilt (S. d. Arch. H. 1. S. 166.), aber eine nähere Untersuchung der neueren Literatur des Gegenstandes und die Verzleichung der Vorräthe des Reichs- museums von Bohuslehn und Finmarken hatten später dabei solehe Aenderungen und Zusätze veranlasst, dass die Fauna des Nordens, innerhalb dieser Thiergruppe folgendes Ansehen erhält. Crinoidea. "50, comptessiusculis; articulis 11—14, parum longioribüs quam latis; brachiorum syzygiis plerisque 4-artieulatis; pimnulis (in quoque latere) sub-50, quarum intima filiformis ‚' longissima, tertiam plus duplo superans. — Hab. ad Bohusiam Sueciae, et Egersund, Söndfjord Norvegiae. 2. A. Sarsii D. & K.—Comatula mediterranea? Sars, eitris dorsum totum obtegentibus, sub-40, tenuibus, compressis, articulis 13—20, quorum longissimi (4—6) triplo Iongiores quam Iati, ul- timo biunguiculato; brachiorum syzygiis plerisque 4-articulatis; pinnulis sub-40, quarum intimae 4—5 filiformes, sequentibus 437 © duplo ‚longiores. — Hab. ad; Norvegiam a Bergen ad Tranöe el: 14. 15, 16. 17. 18. 19. 20. 21. . Finmarckiae. Asteridea. a) Ophiurae Astrophyton Linckii M. T. — Boh. — Norv. A. Lamarckii M. T. — Norv. — Finm. Asteronyx Lovenii M. T. — Boh. — Finm. Ophiolepis ciliata Retz. — Fret. Öresund. — Finn. O. squamata D. Ch. — Christianssund. O0. filiformis 0. F. M. — Öresund. — Christianssund. O. scolopendrica Linck. — Ösd. — Fm. 0. Ballii Thomps. — ‚‚Havbroen‘‘“ extra oras Norvegiae, commı. Rasch. : Ophiocoma bidentata Retz. — ‚‚Norvegia. O. nigra O. F.M. — Ast. tricelor Retz. = 0. Nilssonii M.T. — ‚Boh. — Norv. Ophioscolex purpurea D. &K. —= O0. glacialis® Arch. Heft 1. p- 167. Spinis brachiorum ternis, diametrum brachii sub- aequantibus, sub epidermide tenui minute granulosis. Color intense purpureus; diam, disci 12 mm., longit. brach. 36 mm. — Bergen. Ophiopeltis D. & K.n. g. Rimae genitales inter brachia binae. Os papilliferum. Discus ‘omnino nudus et cute molli tectus, exceptis scutis binis elongatis ad radios brachiorum. Brachia vero squamata, absque omni mol- liori integumento. Squamae ad poros tentaculares nullae. Ophiopeltis securigera D. & K. n. sp.; brachiis longissimis (dia- metrum disci 12—15cies superantibus); spinis brachiorum ter- nis, intermedia apice dilatata in formam securis ancipitis et acute dentati. Color disci olivaceo- virescens, brachiorum ca- staneus 1. rufus. — Stavanger. Ophiothrix fragilis 0. F. M. — Boh. — Norv. Ophiacantha spinulosa M. T. — Lofodden. b) Asteriae. Asteracanthion glacialis L. — Boh. — Christiausund. A. Mülleri Sars, praecedenti valde affinis, sed forte distinetus. — Bergen. — Fm. A. rubens L. — Öresd. — Fm. A. roseus ©. F. M. — Boh. — Cheistiansd. Echinaster oeulatus Liuck. minor = Ast. seposita Retz. (non | Se 438. >, M. T.) = E. sanguinolentus O. F. M. Sars (non Retzius) =E. Sarsii M. T.; major = Ast. pertusa 0. F. M.O. Fahr. — Öresd. — Fm. 22. Solaster papposus L. — Öresd. — Fın. u 23. S. endeca L. — Öresd. — Fm. 24. 8. furcifer D. &K. diametro minore ad majorem (in 21, pollicari) — 1:3; radiis 5 latis, depressiusculis; penicillis in dorso se- riafis, serie extima marginali. reliquis majore; spinulis peni- cillorum planis 1. triquetris, apice bi-trifurcatis; ‚poris tenta- eularibus 1—4nis; spinis inferne secus ambulacra ternis, dein fransverse pectinatis. Color lateritius, subtus albus. — Bergen. 25. Pteraster militaris O. F. M. — Norv. 26. Astrogonium phrygianum Parelius. — Boh. — Fm. 27T. A. granulare O. F. M. — Boh. — Fun. 28. Asteropsis pulvillus 0. F. M. — Boh. — Norv. 29. Astropecten Mülleri M. T. et D.& K.l. c. p- 167. 30. A. Andromeda M. T. — A. Christi D. & K. l. ec. Parelius A. Nidr. IV. — Boh. — Bergen. 31. A. Parelii D. &K. — Parelius A, Nidr. IV. t. 14. f. 3—4. Si- nubus inter brachia rotundatis; diametro minore ad majorem (in 4-pollicaribus)—1: 21; scutis marginalibus 30, inermibus, granulosis, spatio paxillifero sublatioribus; granulis in inferiore latere sensim abeuntibus in spinulas complanatas. Col. intense sanguineus. — Boh. — Christsd. 32. A tenuispinus D. & K. radiis angustis, attenuatis, margine alto, interjectis sinubus late rotundatis, diametro minore ad majo- rem (in sesquipollicaribus) — 1:4; scutis marginalibus 18, ar- matis spinulis raris. quarum in medio eminet 'spina longior, cylindrica, setacea; spinis in ambitu scuti cujusque ambula- cralis 8, in medio unica, longiore et fortiore. — Boh. — Christsd. 33. Otenodiscus crispatus Retz. — C. polaris M. T. — Christsd. 34. Luidia fragilissima Forb. var. quinqueradiata (— L.SarsiiD.&K. l. c. p. 167) vulgaris ad Bohus. et Norvegiam; septemradiata rarissima, Boh. Echinodea. a) Cidarites 35. Cidaris papillata Leske, Filmg., Forb. — Ech. 'cidaris L. F. Sv.—= K& eidaris? var. « Sow = C. hystrix Sars —= C. bo- realis D. & K. 1. c. p. 167. — Norvegia. 36. Echinus esculentus L. — E. sphaera ©. F.M. Forb. 18 = E. 3 globiformis Lamck. — Boh. — Fm. 37. 38. 39. 40. 41. 42, 43. 44. AT, 48. 49. 50. 439 Echinus Flemingii Forb. — Boh. — Bergen. E. norvegicus D. & K: 1. c. p. 168. — Boh. — Christsd. E. elegans D. & K. 1. c. — Bergen. E. virens D. & K. =E, wiliaris Blainv. non Lamek,, Forb., Ag. =E. miliaris Lamck? D.& Kl. e p- 168. — Boh. — Norv. Ä E. neglectus Lamck., Forb., Ag. = E. Dröbackensis O. F. M, —E. eseulentus Sv. Zool. = E. lividus Lamck? D. & K.l. c. p. 168. — Boh. — Norv. b) Clypasteriae. Echinocyamus angulosus Leske = Spat. pusillus ©. F.M. — Kullen. — Christsd. c) Spatangi. Biissus lyrifer Forb. — Boh. — Bergen. .B. fragilis D.& K. — B. canaliferus Lamck? D.&K. lc. p. 168. late cordato - ovalis, postice carinatus, gibbus, antice de- pressus, sulco profundo et longo excavatus; ore prope margi- nem, vertice longius pone medium; ambulaeris cinetis linea dorsali flexuosa, postice duplicata; lateralibus praelongis; po- sticis fere triplo brevioribus. — Bergen. — Finmarkia. Amphidetus ovatus Leske, Flmg., Ag.. Desm. (non Sp. ova- tus Lamck.) = Sp. flavescens OÖ. F. M.Z.D.I., textu danico! (non Abildg.) = A. roseus Forb. — Boh. — Christsd. | A. cordatus Penn., Forb. — Sp. lacunosus ©. F.M. Z.D.1, textu danico! (n. Linnaei) = Sp. flavescens Abildg. (non :0. F. M.) = Sp. arcuarius Lamck., Blainv., Desm., Gldf. — Öresd. — Lofodden. Spatangus purpureus O. F. M. — Boh. — Finm. Holothuriacea. 2) Pedata. Cucumaria frondosa Gunn. — H. pentactes Abildg., Vahl Sars. — Bohus. — Fm. C. assimilis D. & K., brevis, crassa, hinc albida, illine fusco tincta; tentaculis 8 majoribus, 2 minoribus. Laminae calcareae in corpore regulares, crassae, foraminibus in quincuncem dis- positis, margine quasi interruptae; in tentaculis et pedum la- teribus elongatae, irregulares, medio latiores. Long. 3 lin. — Christed. C. lactea Forb. — ie 440 51. C. Hyndmami Forb. — Boh. — Bergen. un. 7 wm 52. C. elongata D, & K., elongata, utrinque atfenuata; cute (Brise- scenti?) coriacea, dura, opaca, squamis minutissimis scabra; pedibus rigidis, non retrahendis, conicis, versus utramqüe cor- poris extremitatem in singulo ambulacro unicam seriem flexuo- sam occupantibus. — Bohusia. i Thyonidium D. & K.n. g. Corpus cylindricum, elongatum. Pedes per totam see magis I. minus sparsi, ita tamen, ut secundum series 5 longitu- dinales praecipue aggregentur. Tentacula 10, frondoso -ramosa, per paria approximata, quibus (an semper?) interjacent totidem paria tentaculorum triplo breviorum. Annulus calcareus oris sur- sum emittit processus decem elongatos, quorum alterni latiores, bifidi. Tubi genitales divisi. 53. 'Thyonidium (Holothuria) pellucidum Vahl, Flmg. = Cuc.hya- lina Forb. — Öresd. — Nordlandia. 54. Th. (Cncumaria) commune Forb. — Cuc. Drummondi, Thyono Portlockii Forb. — Öresd. — Norv. 55. 'Thyone Fusus O. F. M. —= Hol. penicillus ©. F. M. (annulus oris) — Hol. papillosa Abildg. — Boh. — Bergen. 56. Th. raphanus D. & K., curvata, antice crassa, extremitate po- stica subito attenuata, elongata; cute crassa, dura, scabriuscula, albescente. Long. 1—1; pollicaris. — Bergen. — Christsd. 57. Cuvieria phantapus Strussenfelt. — Öresd. — en 58. C. squamata O. F. M. — Bergen. 59. Holothuria tremula Gunn. ar —H. elegans 0. F. M. — Boh. — Christsd. 90. H. intestinalis Ascan. = H. mollis Sars. — Boh. — Finm. b) Apoda. 61. Symapta inhaerens O. F. M. — H. digitata Mont. — Öresd. — Bergen. [Hsch.] in derselben Sitzung erstattete Hr. Retzius im eigenen und Hrn. Lovens Namen Bericht über Hrn. Sundevalls ihnen übergebene Abhandlung, betitelt: „Methodische Uebersicht der wiederkäuenden Thiere. ‚‚Der Vf. beginntmit einer historischen Zusammenstellung der Systematik dieser Thierordnung und geht hernach zu einer näheren Beschreibung der Hörner über, wovon Be 441 die meisten Schriftsteller die’ Kennzeichen für Gattungen und Arten entnehmen. Dieser Einseitigkeit haben schon früher Mehrere, und besonders Ogilby, angefangen abzuhelfen, und der Vf. will weiter dazu beitragen. Er glaubt alle Abtheilungen und Gattungen der Ordnung ohne Hülfe der Hörner characteri- siren zu können, und giebt von andern Theilen entlehnte, hin- reichende Unterschiede zwischen ihnen allen an, jedoch mit Ausnahme der zwei grössten Hauptgruppen, nemlich derjenigen, welche jährlich abfallende und der, welche beständig fest- sitzende Hörner haben. Durch die Form aller anderen äusse- ren Theile gehen diese beiden Hauptgruppen so ineinander über, dass die Hörner zu Hülfe genommen werden müssen um be- stimmte Grenzen zu erhalten. Beide Arten von Hörnern werden beschrieben und verglichen. Es wird von ihnen gesagt, dass sie im Anfang blosse warzenähnliche Hautbildungen seien, um welche die Haare mehr oder minder deutliche Wirbel bilden. Diese Warzen und Wirbel finden sich immer bei den Jungen und bei den Weibchen deren Männchen Hörner haben, fehlen aber bei den vollkommen hornlosen Gattungen Moschus und Camelus L. Mit noch .grösserer Weitläufigkeit beschreibt der Vf. die Klauen (ungulae), welche ihm die hauptsächlichsten Charactere zur Unterscheidung der Familien abgeben. Um den Begriff Huf oder Klaue (sabot, ungula) festzustellen , werden hier alle die ungleichen Arten von Füssen, welche bei den Säugethieren vorkommen, verglichen. Zuerst wird bemerkt, dass die ge- wöhnliche Definition von Hufen (‚‚dass sie das ganze Nagel- glied umschliessen‘) unzureichend ist, da dieselbe auf wirkliche Klauen .bei vielen Thierarten passt, und kaum für die Kameele und die meisten Pachydermata kann angewendet werden. Da- gegen wird gezeigt, dass der rechte Unterschied zwischen AHu- fen (ungulae) und Klauen und Nägeln (ungues) ist, dass die letzteren von einer dünnen Wurzel unter einer Hautfalte ent- stehen, die ersteren im Gegentheil an der Basis ganz unbedeckt und sogleich dick sind. Die ee en ar eo Art eingetheilt: 1.: Hufthiere (ungulata), welche Hufen nach der eben gege- benen Definition haben und . mit: einer 'hornartigen Trittflöche unter dem‘ Fusse versehen sind. Sie sind: a) Unguligrada, mit vollkommenen Hufen, treßikie ‚die Trittfläche einschliessen, so dass das Treten allein "auf das letzte Zehenglied geschieht. Hierher gehören das Pferd, Schwein und die meisten Pecora. 442 b) Digitigrada, bei welchen die Trittfläche hinter dem Hufe, unter dem mittelsten Fingergliede und dem Ende des ersten liest. Solche sind das Kameel und die Belluae, ausser Sus L. — Hyrax ist eine abwei- chende, mit wirklichen Klauen versehene Gattung. 2. Klauenthiere (unguieulata), mit Klauen, welche. die Spitze des Nagelgliedes mehr oder minder umschliessen. Die Trittfläche ist voll Warzen und ganz von den Klauen geschie- ‚den. Ein solcher Fuss wird Tatze (Podium) genannt. Die Klauenthiere sind wieder zweierlei Art: | a) Digitigrada, mit schmaler Tatze, welche ki einen einzigen gemeinsamen Trittknollen unter der Spitze des metatarsus (metacarpus), und einen unter der Spitze jeder Zehe hat. Solche sind. die meisten ° Raubthiere und einige wenige Nager: Lepus, Dipus u. Ss. w. vi b) Plantigrada, mit breiter Tatze und bis zur Ferse aus- gedehnter Trittfläche. Oft kommen mehrere geschie- dene Trittknollen vor, und im Uebrigen finden sich viele Abänderungen. Hierher gehören einige wenige Raubthiere, und die meisten Glires, Bestiolae und die Marsupialia. | 3. Handthiere, mit Händen. Hr. S. findet die früher ge- gebenen Definitionen von der Hand unzureichend, und giebt selbst eine neue. Hand ist nemlich eine Extremität, welche statt der Trittfläche die andere (d. ist innere) Seite von dicht liegenden eingedrückten Streifen bedeckt hat, welche an gewissen Stelleu Wirbel bilden. Diese Struktur zeigt an, dass die Hand nicht ein blosses Tretorgan, sondern ein Empfindungsorgan ist und die Wirbel scheinen gerade die feinfühlendsten Stellen anzuzei- gen. Bei dem Menschen liegen sie unter den Fingerspitzen. Bei den Vierhändern (auch bei Tarsius, Otolicnus u. m.) finden sie sich blos unter der flachen Hand selbst. Ausser bei dem Menschen und den Vierhändern finden sich Hände allein bei Didelphis und Phalangista (mit Petaurus), oder den Beutelthie- ren, welche wirkliche, entgegengesetzte Daumen haben.‘ Der Fuss des Menschen erhält nach dieser Definition den Character einer Hand und nicht einer Tatze, aber er gehört zu den am wenigsten ausgebildeten Arten der Hände. Blos wirklich -aus- 'gebildete Hände zeichnen sich durch die von Is. Geoffroy angegebene Eigenheit, gegen die flache Hand niederbiegbare (greifende) Finger zu haben, aus; und wo der Daumen ausser- dem von den übrigen Fingern getrennt ist wird er entgegensetz- 443 bar; aber oft'ist er es nicht, wie bei Hapale und Cebus, und bisweilen fehlt er, wie bei Colobus und Ateles. 4. ' Flügelthiere (Chiroptera) mit Fingern von der Länge des Körpers. Galeopithecus ist ein wirklicher Lemur, gleich wie Pteromys ein Seiurus ist. Keiner von beiden gehört Bichker. 5. Schwimmthiere ohne bestimmte Trittfläche ete. (Phoca- cea, Cete). Eine etwas ausführlichere Beschreibung der Klauen der wiederkäuendeu Thiere folgt, wovon wir hier bios anführen, dass’ sie hauptsächlich Ungleichheiten in der Breite, in der Ausdehnung nach hinten und in der Ausbildung der Sohle zei- sen. Bei einem Theil, z. B. den Gazellen (Antilope) ist der Huf gross und springt nach hinten in eine niedrige, gleichsam ‚niedergetretene Ferse vor, so dass sein ganzer Umfang weit grösser ist, als selbst der der Fingerglieder, ja sogar grösser, als der des Zwischenfusses (metatarsi). Es ist die Ausbildung der Fusssohle, welche diese Ausdehnung verursacht; denn die- selbe ist gross, platt und nach hinten convex hervortretend, wie ein Polster, hinter dem eigentlichen Nageltheil des Hufes. Es ist bemerkenswerth, dass diese Hufbildung denjenigen. wieder- käuenden Thieren zugehört, welche in Wüsten und Steppenlän- dern leben. Diejenigen Familien, welche meist Wälder und srasige Haine bewohnen, nemlich die Hirsche und Waldböcke (Sylvicaprina, siehe unten) zeigen: dagegen eine andere Fuss- bildung. Ihr Huf ist nemlich ganz klein und schmai. Die Sohle liegt,‘ wenigstens nach hinten zu, innerhalb des Nageltheiles des Hufes eingedrückt, so dass der ganze Huf nicht nach hin- ten vorspringt und sein ganzer Umfang nicht grösser wird, als die Dicke der Finger selbst. Die Hufen der ochsenartigen Thiere, welche im allgemeinen sumpfige Stellen lieben, zeigen eine Art Zwischenform, sind aber sehr breit, zugerundet. Die übrigen speciellen Verhältnisse, welche in der Abhandlung an- geführt sind, müssen hier übergangen werden. Auch von den falschen Klauen (Ung. spuriae) erhält man, wie es scheint, gute COharactere bei der systematischen Auf- stellung. Die Form des Haares wird bei den meisten Familien oder Gattungen angeführt und zeigt viele, sehr characteristische Verschiedenheiten. Der Vf. erwähnt ferner der Form der Nase und der drüsenartigen Organe, auf welche, sich derselben als Charaetere bedienend, neuere Schriftsteller viel Gewicht gelegt haben, glaubt aber gefunden zu haben, dass sie nicht von grö- sserem Werth in dieser Hinsicht sind, als andere Theile, wel- che es auch seien, und warnt ausserdem vor der allzu oft ge- 444 bräuchlichen Art, Theile als zoographische Kennzeichen zu benützen, welche an den gewöhnlich vorkommenden Thier- Exemplaren nicht untersucht werden können, z. B. interdigital- Drüsen, welche weder am lebenden und getrockneten Exemplar gesehen werden Fee sondern blos am frischen, getödte- ten Thier. Der geographischen Vertheilung wird ein eigenes Kapitel, welches durch eine Tabelle erläutert wird, gewidmet. Die Pe- cora fehlen ganz in Australien und auf Madagaskar. Das Ne- gerland, oder Afrika südlich der grossen. Wüste ist unter allen Erdtheilen am reichsten an Arten dieser Ordnung und wird durch die Giraffen und Waldböcke characterisirt, Diese ersetzen die Hirsche, welche dort vollständig fehlen, obgleich sie sich in allen andern Erdtheilen finden. In Nordafrika kommen keine Waldböcke vor und ausser diesemErdtheil findet sich bloss eine Art davon, nemlich der indische Tetraceras, dessen Männchen vier Hörner hat und dessen Weibchen von Fr. Cuvier unter dem Namen Cervus labipes beschrieben worden. — Die Ka- meele und Gazellen (Antilope, subg. Gazella) characterisiren den ungeheuern Wüstengürtel, das Nomadenland, welches vom Senegal bis zum japanischen Meer die nördlichen und südli- chen Theile des alten Continents trennt, und welches Eigen- heiten genug zeigt um in naturhisterischer Hinsicht als ein ei- gener Erdtheil N werden zu müssen. Die zoologische kalte Zone zeichnet sich durch ein Paar Arten,:;Elenn- uud Rennthier, aus, welche rund um die Erde gefunden werden. Die Hirsche im alten Continent und in der kalten Zone, auch in Amerika, haben einen Haarbüschel auf der äusseren Seite des Hinterfusses, zunächst unter dem Tarsus, aber sie schei- den sich nach der Beschaffenheit des Haares in nördliche und südliche. Die in Amerika ausser der kalten Zone,: haben da- gegen einen Haarbüschel auf der inneren Seite desselben Tar- sus. Hienach stellt der Vf. folgende geographische Paralle- len auf: Das Negerland, zeichnet sich durch die grösste Anzahl Pecora, Giraffen und Waldböcke aus; keine Hirsche; Das südliche Asien, durch Hirsche mit äusserem Büschel am Tarsus und kurzen, stachlichen Haaren; Der nördliche Theil vom alten Continent und die ganze kalte Zone, durch Hirsche mit äusserem Büschel am Tarsus und zerbrechlichen Haaren; 2 Amerika, ausser der kalten Zone, durch Hirsche mit innerem Büschel am Tarsus; a 445 Australien (und Madagaskar?) durch Mangel an Pecora. Die Grundzüge der systematischen Aufstellung sind fol- Brade: | | 'Cohors 1:ma Pecora Unguligrada. Fam. 1. Camelopardalina, cornibus persistentihus, eute villosa tectis; ungulis latis, postice Ban spurüs nul- lis, etc. 1 Camelopardalis Schr. 1 sp. Fam. 2. Cervina, cornibus deciduis nullisve; labro non sul- cato; ungularum solea impressa, postice non prominula; un- Eu spuriis majusculis, a © (vel apice tritis; — Prox solus differt ). 2 Alces H. Sm. 1 sp. 6 Prox Og. 6 sp. 3 Rangifer H. Sm. 1,C. 7 Moschus L. 1. tarandus L. S Tragulus Pall 4. (Tr. 4 Cervus L. 31. memina, pygmaeus). 5 Capreolus H. Sm. 2. sp. inc. (C. europaeus.) Fam. 3. Sylvicaprina, cornibus persistentibus, corneo-vagi- natis (bovinis); labro sulcato; rhinario late nudo; ungulis parvis, non postice prominulis; spuriis parvis nullisve, etc. 9 Tetraceras Leach, 1. sp. 12 Neotragus H. Sm. 1. 10 Tragelaphus Blv.5 (typ. 13 Nanotragus n. g. 1. A. sylvatica). (A. spinigera). 11 Sylvicapra Og. 9. (A. 14 Calotragus n. g. 4. mergens). (A. tragulus). Fam. 4. Hippotragina, cornibus bovinis; labro sulcato; rhi- nario nudo; ungulis majusculis; u. spuriis magnis, trans- versis. 15 Cervicapra Blv. 7, 18 Bubalus Licht. 6, A. redunca. caama, pygargus. 16 Strepsiceros H. Sm. 1, 19 Damalis H. Sm. 1, S. excelsus (A. Str.) oreas Pall. 17 Hippotragus n. 3, 20 Portax H. Sm. 1, A. equina. tragelaphus Pall. Fam. 5. Bovina, cornibus bovinis; labro lato, non sulcato ; ungulis majuseulis; u. spuriis magnis, transversis. (Rhina- rium variat.) 21 Anoa H. Sm. 1. 24 Catoblepas H. Sm. 2. 22 Bos L. 7. 25 Oryx Blv. 4. 23. Ovibos Blv. 1. . Fam. 6 Antilopina, cornibus bovinis; labro. suleato, angu- ı 446 stato, absque rhinario nudo; BI postice Fre ung. spuriis parvis, nullisve. ; oh Pr 26 Antilope Pall. pars. | Subg. typicum, Gazella Blv.7.sp. (Dorcasmaxime yariabilis.) Radii generis (A. cervic., euchore, melarBBRR etc.) 6. sp. 27 a H. Sm. 1 sp. Fam. 7. Caprina, cornibus bovinis; labro sulcato; elle majusculis; u. spuriis globoso - tumidis. (Rhinarium variat.) 28 Ovis L. 7 sp. 30 Nemorhedus H. Sm. 4. 29 Capra L. 11. 31 Oreotragus. 1 sp. Cohors 2:da Pecora Digitigrada. Tylopoda Ill. Fam. 8. Camelina, cornibus nullis; labro fisso ete. 32 Camelus L. 2. 33 Auchenia ll. 2. Alle Arten werden characterisirt. Am Schluss. werden 12 zweifelhafte Arten von denjenigen ‚angeführt, welche zu der grossen, früheren Antilopengatiung gerechnet worden. Andere zweifelhafte Arten sind bei ihren Gattungen angeführt. Die ganze Anzahl beläuft sich so auf 141 sichere und etwas über 20 ungewisse Arten. [Hsch.! In der Sitzung am 11. Dechr. 1844 theilte Hr. Wahlberg über eine, während seiner Reise in Lulei Lappmark im Jahre 1843, von ihm entdeckte neue Zweiflügler - Gattung folgende Beschreibung mit: Amphipogon Nov. Gen. (e Familia Agromyzidum) Nomen ab «ug: utrinque et nuyow barba. Tab. IV, A. Corpus elongatum, breviter et parcius pilosum. Caput subglobosum, postice pone oculos quoque convexum, 'maris sub genis longe barbatum. Fertex in utroque sexu latus, setis decem munitus cum fronte haud prominule convexus. Epistoma breve, parum declive et descendens, non nihil impressum, medio longitudi- naliter carinatum, apice late retusum, non reflexum, seta utrin- que mystacina elongata. Apertura oris magna, rotundata. Oculi subrotundi, majusculi, nudi, fere ante medium capitis positi. SE 744 ‚Antennae oblique deflexae, subsessiles, articulis basalibus abbre- viatis, secundo setula minori, tertio suborbiculari, tenuissime puberulo, seta sat longa, basali, nuda, Palpi sublineares, nudi. Proboscis crassiuscula, apice pilosa. TZ’horax postice et lateribus cum scutello parce setosus. Abdomen angustum, 7-annulatum, . segmentis 2 analibus maris subglobosis, ultimo appendiculato et barbato; feminae in stylum sensim acuminatis. Pedes sub- ‚ elongati, haud validi, pubescentes; antici coxis longis, femori- bus tenue et breviter setosis; intermedii coxis basi nigro- seto- sis; in mare omnes structura vel vestitu peculiari insignes. Alae incumbentes, oblongae; lobulo basali distincto; nervis longitudi- nalibus rectis, auxiliari cum sesundario perpropinguo umbra Juncto, tertiam costae partem vix superante, secundo non nihil ante apicem, tertio in ipso apice et quarto paullo pone apicem alae excurrentibus, quinto usque ad marginem ducto, sexto sub- evanescente; transversis quoque rectis, subremotis, medio paullo pone apicem nervi auxiliaris, ordinario non longe a margine interiori sito. Costa pubescens, parte secunda tertiam triplo excedente. Pars secunda nervi longitudinalis quarti parte ante- cedente, ut et sequente sesquialtera vice brevior. Squamae sub- alares parvae, subincompletae, ciliatae. Animalculum insigne, Heteroneurae geomyzinae Fall. et Meig. affine et Macrochirae Zett. (Therinae Meig.) forsan proximum, Cordiluris e sectione Okeniae Zett. analogum. Mo- tus tardior, volatus brevis, habitatio in humidis umbrosis Lap- poniae sylvaticae, saepe in fungis terrestribus. A. Spectrum n. sp. ferrugineus, nitidus, thoraeis lineis, abdomine, 4 . . D “eo . „seosta alarum, pedum anticorum posticorumque femoribus tibiis- que apice et tärsis totis nigricantibus. 2 2. Long. 2 lin. et ultra. Habitat in salicetis humidis umbrosis ad radicem alpis Snje- rak prope templum Quickjock d. 23. Jul.—8 Aug., nec non in Agarico ad inferiorem partem lacus Saggat haud procul a na- vaculo Njavi ejusdem paroeciae d. 14. Aug., semper rarior. Colore et statura angusta Scatophagae bicoloris, cui femina, licet dimidio major, primo aspectu sat similis; mas Cordiluram potius refert. Caput fulvescens vertice saturatiori, macula parva nigricante. Epistoma pallide testaceum, albo-micans. Seta an- tennarum fusca. Palpi pallidi. Proboscis post mortem extensa. Abdomen nigro -piceum, nitidissimum, basi, subtus praesertim, dilutius. Alae sordide flavescentes, nervis fuscis, interstitio nervi auxiliaris et secundarii cum costa fortius infuscatis. Squama pallide testacea. Halteres albidi. Mas capitis anique structura 30 DAT 0 JeRTAE a ih a 1 5 ö 448 | in insolita nec non pedum formatione et armatura a femina longe recedit. Frons pallidior. Genae utrinque sub oculo in carınam lateralem elevatae, cui insidet barba densa capitis latera sequens, antice interrupta ad epistoma desinens ibique capite longior ma- gisque incurva, postice ad oceiput fere continuata et sensim bre- vior, extus e ciliis nigris apice fuscis, intus e pilis albis, in mortuis saltem flexuosis, mollibus, lanam fere mentientibus for- mata. Antennae pallidae. Thorax lineis 2 distantibus, nigro- piceis, interstitio cinerascente lineis 2 aliis faseis angustioribus in unam fere confluentibus notato; pleuris plus minus piceis. Abdomen parce et tenuiter ciliatum, segmentis 2 analibus sub- globosis, penultimo subtus filo fusco, ultimo majori, superne medio longitudinaliter impresso , subtus antice hamulis 2 fuseis a basi latiori atteriuatis, sub ventre inflexis, latere inferiori pal- lide pilosis, hamulo dein solitario fusco-testaceo et barba deni- que postica utrinque laterali, extus e eiliis longis incurvis ni- gro-fuscis, intus e pilis mollioribus albidis formata, capitis fere analoga. Segmentorum analium forma et vestitu singulare hoc insectum capite velut in utroque apice gaudere videtur. Pedes tibiis dimidio apicali subdilatatis; antici coxis albo-testaceis, fe- moribus subcrassioribus, piceis, basi tantum et geniculis testa- ceis, extus a medio ad basin longius nigro-setosis, tibiis nudis, basi testacea excepta piceis, metatarsis subtus breviter nigro- barbatis; intermedii toti testacei, coxis prope apicem latere in- teriori spina elongata, truncata, nigra,'pone medium angulatim flexa, velut nodo proprio testaceo insidente, femoribus nudis, tibiis extus inaequaliter nigro -spinosis, metatarsis dilutioribus, elongatis ceteris articulis simul sumtis sublongioribus, non nihil dilatatis, leviter curvatis, extus in curvatura breviter nigro- barbatis; postici femoribus dimidio basali subtus longissime pal- lide-pilosis, tibiis metatarsisque nudis. Femina in omnibus simplex. Antennae testaceae, articulo ultimo superne praeser- tim leviter infuscato. Thorax lineis 2 latioribus distantibus ut in mare, saepe tamen in maculas 2 elongatas divisis, lineis vero 2 intermediis angustis dilutius fuseis, distinctis, vel antice tan- tum saturatioribus ibique interdum coalitis, nulla cinerascentia obductis. Stylus analis, ut in Lonchaea, longe eh apice ferrugineus. Tarsi quoque intermedii nigricantes. [(Hsch.] mn a u 449 In der Sitzung der Akademie am 11. Dechr. 1844 berichtete Hr. Loven in seinem und Hrn. Sundevalls Namen über die ihm übergebene, von dem Adjunet M. v. Düben in Lund und Dr. J. Koren in Bergen verfasste Abhandlung über das Haut- skelett der Holothurien. Die in der Haut der Holothurien abgelagerten Kalktheile, deren Vorhandensein lange bekannt gewesen, sind bisher nicht mit Genauigkeit studirt worden. Die Vfr. haben deshalb eine vergleichende Untersuchung der ungleichen Formen dieser merk- würdigen Bildungen bei unseren 13 nordischen Arten vorgenom men, und dabei gefunden, dass derselbe Grundtypus sie überall durchgeht, aber so ungleich modificirt, dass sie bei jeder Art eine eigene, charakteristische Fornı haben. Diese Kalkstücke kommen vor: a) in der äusseren Haut bei allen unseren Arten ausser Ou- cumaria communis Forb. Wo die Haut ungleichartig auf Rücken und Bauch ist, sind die Kalktheile es auch, z. En bei Cuvieria ; b) in der Spitze der Saugfüsse, konstant, in Form einer Scheibe. So auch bei den Seeigeln, aber nicht bei den Seesternen; c) auf den Seiten der Füsse, als verlängerte Querstücke, aber nicht immer; .d) in der Haut der Tientakeln, und immer unter anderen For- men, .als in der Haut des Körpers. Der Grundtypus für alle ungleichen Formen ist: ‚dünne, eylindrische Kalkstücke, welche die Tendenz haben sich stark zu verzweisen und auszubreiten, beinahe immer nach demselben Plan, wobei die Zweige wieder einander begegnen und zusam- ‚menwachsen, dadurch Scheiben von grösserer und kleinerer Aus- breitung und mehr oder minder regelmässiger Form, mit runden oder ovalen Löchern dieht durchbohrt, bildend. Ihr Wachsthum erfolgt an dem Rande, in den davon ausgeschossenen Zweigen, welche allmählig verlängert werden ‚‚bis sie sich bald wieder begegnen und durch Zusammenwachsen neue Löcher bilden.“ Nur bei Cucumaria frondosa ist dieser Typus in den unre- gelmässigen Kalkklumpen der Haut noch nicht erkemntlich. Ein- zeln, aber deutlich, ist er in den geraden, knolligen Stücken, welche die Haut der Tentakeln bei Yolothuria intestinalis Asc. und AH. tremula L. bedecken vorgebildet, wird aher allmählig in den Füssen und Tentakeln bei Cucumaria lactea, frondosa, assimilis, Thyone fusus, raphanus, zu mehr zusammengesetz- ten, bisweilen dendritischen Formen ausgebildet. Die gewöhn- 30* TE NRER TA ar, wr. 450 lichste von allen Formen ist jedoch die Ausbreitung zu regel- mässigen Scheiben von zweierlei Art, dünnen und dicken. Die ersteren sind mehr nussähnlich , mit feinen Zwischenwänden und grösseren Oeffnungen, wie bei Holothuria intestinalis, tremula, Cucumaria pellucida, wo endlich durch das Hinzukommen von aufwärts gerichteten Zweigen ein Uebergang zu den bei‘ ynapta inhaerens bekannten, eigenthünlichen ankerförmigen Bildungen geschieht. Die Kalkscheiben in den Saugfüssen der Holothurien gehören im Allgemeinen auch zu den ira Dieke Scheiben dagegen, oder solche, wo die Zwischenwände stark und die Oefinungen relativ kleiner sind, finden sich nur auf der Haut des Körpers und immer dieht zusammengepackt, wie bei Cucumaria lactea, assimilis, Hyndmanni, Thyone raphanus, Cuvieria phantapus und squamata, bei welcher letztgenannten Gattung man die Oeffnungen mit einer glasklaren Kalkmasse, ausgefüllt findet, indem die Zwischenwände fein reticulirt sind, wie es, nach Valentin, in den Stacheln der Echini der Fall ist. Es ist besonders hier, wo man deutlich einsieht, dass das Kalk- skelett der Echini und Holothurien nach demselben Grundtypus gebildet ist. Die Vf. beschreiben nun, wie bei jeder unserer nordischen Holothurien die ungleichen Kalkscheiben sich verhal- ten und theilen darüber genaue Zeichnungen mit. Es wird hier- durch möglich die Arten auch nach in Spiritus aufbewahrten Exemplaren mit Sieherheit zu bestimmen — welches bisher nicht geschehen konnte — und mit Hülfe des Mikroskops fossile For- men dieser Echinodermen aufzusuchen und nach den Hauptcha- racteren wiederzugeben. — [Hsch.] In der Sitzung am 15. Januar 1845 berichtete Hr: Sunde- vall in Kürze über eive ihm und Hrn. Loven übergebene Ab- handlung der Hrn. M. v.Düben und J. Koren, enthaltend aus- führliche Beschreibungen von zwölf für die skandinavische Fauna neuen, sämmtlich theils von den Vfrn. selbst, oder durch den Stifts- Amtmann Hrn. Christie und dessen thätige Fürsorge an den Küsten Norwegens gefundenen und im Museum der Stadt Bergen aufbewahrten Fischarten. Alle diese Arten sind schon nach einem Schreiben des Hrn. v. Düben in der Sitzung am 15. Mai v. J. erwähnt worden (S. d. Arch. H.1. p. 164.), aber damals theilweise mit unsicherem Namen und ohne Beschrei- bung. Fünf von diesen Arten werden als neu angeführtund von sieben gute Abbildungen geliefert. Merkwürdig ist, dass 5 von 451 ihnen Gattungen angehören, welche früher nicht so nördlich ge- ' funden worden, und dass sie entweder südlichen Familienformen oder südlichen Arten angehören, so wie, dass keine einzige an dem unter gleicher Breite gelegenen Grünland gekannt ist. Be- sonders unerwartet ist es, dass unter ihnen die südlichen Formen Sternoptix und Chironectes sich finden, und zwar um so mehr, als die letztere von der Küste von Finmarken sein soll. Die Vf. halten dafür, dass alle, jedoch vielleicht mit Aus- nahme von Nr. 1., 2., 7. und $., dem nordischen Meer wirklich als Standfische angehören. Die Arten sind folgende: 1. Polyprion cernium Valenc. Ein Percoid mit 7 Strahlen in der Kiemenhaut, einer einzigen Rückenflosse und kardenähnlichen Zäh- nen; der ganze Kopf und die Basis der weichen, verticalen Flossen schuppig; ein starker, rauher Knochenkamm quer über den Kiemen- deckel und sich auf dessen hinterem Rande in einen starken Stachel endigend. Strahlen in der Reknfl. 11412, in der Aftfl. 3410. 2. Beryx borealis n. sp. (Urocentrus ruber D. et K. a. a. O.) Kin Percoid, kenntlich an den 5 auch 4 spitzigen Stachelstrahlen an der oberen und unteren Seite der Wurzel der Schwanzflosse. 8 Strah- len in der Kiemenhaut etc., 2 Stacheln im Nacken, 2 auf dem Maule und 2, zweispaltigen unter den Nasenlöchern. 3. Sebastes imperialis Cuv. Die Rückenflosse hat blos 12 Sta- chelstrahlen; die Brustflosse ist sehr breit, bis hinab zur Bauchlinie reichend und die unteren 8 Strahlen zur Hälfte ohne Haut. 4. Gobius Nilssoni n. sp. (G. linearis D. et K. a. a.0.). Schmal, durchscheinend, der Kopf blos } der Körperlänge, die Rückenflossen weit getrennt, die vordern mit 2, die hintern und die Afterflosse mit 20 Strahlen. 5. Gobius Stuvitzii n. sp. Dem vorigen ähnlich; der Kopf wenig grösser, die vordere Rückenflosse mit 5, die hintere mit 12 Strahlen. 6. Lophius eurypterus n. sp. Von den Vfn. durch folgende Dia- gnose charakterisirt: ‚‚radio capitali primo sequentibus duobus plus quam duple breviore, terminato in cylindrum transversum, crassum, ciliatum; pinnis omnibus amplis; pectoralibus extensis aream corporis aequantibus.‘““ 7. Chironectes arcticus n. sp. Von derselben Familie wie Lophius, aber mit hohem, stark zusammengedrücktem Körper u. s. w. „,Lae- vissimus, radiis pinnarum pectoralium et caudae indivisis; hae longit. p. dorsalis aequante; appendicibus cutaneis raris, sparsis, validis, sub- eylindrieis; basi vaginatis et corpori arete adpressis, apice pinnatis. 8. Sternoptix Olfersii Cuv. Steht Scopelus borealis Nilss. nahe, aber ungewöhnlich breit und zusammengedrückt, mit starkem Absatze 452 am After, niedriger pinna adiposa, runden Silberflecken an den Bauch- seiten wie Scopelus, aber grösseren. ER 9. Gadus (Merlangus) Potassoa Risso (Gadus albus Yarr. . dei her, S. d. Arch. H. 1. S. 165.). Aehnlich dem Gad. merlangus, aber „die beiden ersten Rückenflossen sind sehr kurz, in Form von recht-. winklichen Dreiecken und alle drei Rückenflossen durch grössere Zwi- schenräume geschieden.“ 10. Motella argenteola Montagu (Motella glauca ara „Ar- gentata, compressiuscula, rostro brevi, obtuso,, cieris 5, mentuli dia- metro oculi non attingente; cauda emarginata.“ 11. Ahombus megastoma Donov. ,‚,‚Corpore oblongo, triplo lon- giore quam alto; supra squamis ciliatis, subtus laevibus; rictu magno; Pinnis ventralibus ab anali discretis; caudali angulata.‘“ 12. Lepadogaster bimaculatus Penn. (L. norvegieus früher S. d. Arch. H. 1. S. 165.). Die Gattung, nahe Cyclopterus, wird an einer doppelten Saugscheibe unter dem Bauche, schmalem, langgestrecktem Körper etc. erkannt. Klein (14 Zoll), röthlich, gelbfleckig, gewöhn- . lich mit einem schwärzlichen , gelbgerandeten Fleck hinter der Wur- zel der Brustflosse. 13. Cyclopterus minutus Pall. Nach näherer Untersuchung und Vergleichung von einer grösseren Anzahl Exemplare haben die Vf£r. so grosse Ungleichheiten in den Stacheln und Buckeln, womit diese Fi- sche versehen sind, gefunden, dass sie geneigt scheinen von ihrer früher (S. a. a. O.) aufgestellten Annahme, von zwei Arten unter ihnen, abzugehen, und mit Fries alle für Junge von C. lumpus an- zusehen. Dieser Gegenstand muss jedoch weiter untersucht werden. [Hsch.] In derselben Sitzung theilte Hr. Sundevall aus einem Briefe des Hrn. Grill Nachrichten über eine Larve von Cossus ligniperda mit, welche unter solchen Umständen gefunden wor- den, dass mit ziemlicher Gewissheit EN werden kann sie babe im Magen eines am 23. November geschlachteten Seha- fes gelebt. „Dieses Schaf war alt und zahnlos und schien lange an einem inneren zehrenden Uebel gelitten zu haben. Man hatte vergebens gesucht, dasselbe zu mästen. Nachdem die Einge- weide aus dem in einer Küche geschlachteten Thiere herausge- nommen worden, wurden sie auf ein auf dem Fussboden aus- gebreites Laken gelegt, und als, ungefähr 5 Minuten hernach, die?beiden damit beschäftigten Personen, welche sich allein in der Küche befanden, sie aufnehmen wollten, fand sich die ge- 459 nannte Larve kriechend zwischen dem Wanste und den Dünn- ' därmen, 2—3 Zoll vom Magenmund (Cardia), aus welchem das Verschluckte vorher herausgenommen worden. Jedoch lagen die Eingeweide so, dass sie aus einem jeden der Mägen herausge- krochen sein konnte.“ Hr. G. war sogleich hinzugekommen und hatte sich durch die beiden Personen, denen er keine unrichti- gen Angaben zutraut, genau von der Sache unterrichtet und sich vergewissert, dass die Larve nicht durch Holz daningekommen. In den Därmen und Mägen wurden nicht mehrere Raupen ge- funden, als diese, welche unzweifelhaft der genannten Art (Cos- sus ligniperda) angehört. Um sich auf keine Art zu irren, hat Hr. G. eine illuminirte Abbildung mit gesendet, welche diese Larve ausgezeichnet gut darstellt, jedoch mit der Ausnahme, dass die dunkle, gewöhnlich hlaubraune, Rückenoberfläche hier wenig dunkler gefärbt ist, als die Seiten des Körpers. Es scheint ganz glaublich, dass diese Abweichung in der Farbe eine Folge von der ungewöhnlichen Lebensart sein kann. Die Larve war etwas über halbwüchsig, 2%, Zoll lang. Sie hatte den bekann- ten, dieser Larve eigenen, unangenehmen Geruch deutlich ver- breitet. Auf die Erde in einen Blumentopf gelegt, grub sie sich sogleich ein und spann eine dünne Seidenhülse um sich, worin sie liegen blieb und dieselbe zweimal erneuete, weil man sie aufnahm, ohne die bei dieser Larvenart gewöhnliche Neigung herum zu streifen zu zeigen. Da es nicht glaublich ist, dass die Larve sich aus dem Eie entwickeln und nachher zu einer so bedeutenden Grösse an einem für ihre Natur so ungewöhnlichen Orte erwachsen konnte, bleibt nur die Vermuthung übrig, dass sie entweder auf eine oder die andere Art von dem zahnlosen Schafe niedergeschluckt worden, oder, dass sie durch die Nasenlöcher eingekrochen, welches letztere jedoch mehr unwahrscheinlich scheint. Hr. G. führt hierbei mehrere Nachrichten über Lepidopte- ren-Larven an, welche im Körper warmblütiger Thiere ange- troffen worden, nemlich Vet. Acad. Entomol. Ärchi 1842, 8. 12. und Vet. Acad. Handl. 1752, S.52. Im Zool. Ärsb. 1823, S. 27. wird von einer Meloö erzählt, von welcher man glaubt, dass sie in einem Menschenkörper gelebt, und in Ärsk. 1832, S. 101., über Larven von Cossus ligniperda gesprochen, Welche auf einer todten Bombyx quercus gelebt. Diess letztere, dass Cossus auf todten Insekten, und also von animalischer Nahrung lebt, stimmt mit des Ref. Erfahrung überein. Hr. Grill hatte ferner mitgetheilt, dass er, am 30. Mai 1844 von einer Katze, welche 3 Junge geworfen, 2 weggenom- 454 men und an deren Stelle ein Paar junge noch blinde Eichhörn- chen gelegt. Die Katze hatte wohl im Anfange an ihnen 'gero- chen, aber in einer halben Stunde fand man sie säugend. Sie gelangten weit früher als die zurückgebliebene junge Katze in den Stand umher zu springen, wo man die Pflegemutter oft mit ihnen spielen und sich über ihren Fortschritt freuen sah. Hr. G. bemerkt, dass man Nachrichten über weibliche Katzen finde, welche ganz ungleichartige Junge aufgesäugt haben, nemlich junge Füchse (nach Jäg. Förb. Tidskr. 1. S. 61.), junge Ratten (Zool. Arsb. 1839, S.11.) und junge Hasen (ebendas.u. Vet. Akad. Öfvers. 1844, S. 136. [S. d. Archiv H. 1. S, 176.)). [Hsch.] Ueber den Einfluss der Witterung auf dieVegetation im Jahre 1844. Von dem Professor E, Fries*). » Indem ich einer Aufforderung der Freundschaft gehorche einige Worte zu äussern, welche im Zusammenhang mit dem Zweck unseres Vereines stehen, hoffe ich auf ihre Nachsicht für den geringen Inhalt eines Vortrags, Jessen Stoff für den Augenblick aus der Luft gegriffen werden musste. Und für heute liest wohl kein Stoff näher, als das unaufhörliche Regenwetter. Der ausserordentliche Niederschlag dieses Jahres muss einen mächtigen Einfluss auf die Pflanzenkultur haben, da die ganze Pflanzenwelt im innigsten Zusammenhang mit der umgebenden Natur steht. Alle diese schönen, viel veränderlichen Formen, *) Tidskrift för Landtmanna - och Kommunal-Ekonomien. Uigifven [eo] af F. W, Edelswärd och J. Arrhenius. Ar 1845 Nro. 17). T) Dieser extemporirte Vortrag wurde in der Versammlung des Garten- Vereines in Stockholm am 31. Juli 1844 auf desfall- sige Aufforderung gehalten, und ist das Einzige, welches Prof. Fries in der Botanik im vorigen Jahre geliefert, da er das ganze Jahr abgehalten war, erst durch eine lateinische Ge- dächinissrede auf Carl Johann, später durch den Reichstag, wozu er von der Universität Upsala als Repräsentant gewählt war. Als solcher gehörte er zu den fleissigsten AReduern, und obgleich den CGonservativen angehörend, glückte es ihm als Redner gewöhnlich durch seine ‚Poesie der Sprache‘ die ultra liberale Zeitungspresse zu entwaffnen. Nur durch seine leb- hafte Vertheidigung des Studiums der klassischen Sprache zog er sich ihre Bitterkeit zu. . Desgleichen hatte er die Ehre Ih- ren Königlichen Hoheiten einzelne Vorlesungen über die Bo-. tanik zu halten. Anm. d. Uebers. 455 welche wir lieben und pflegen, sind nicht ein absichtsloses Spiel der Natur, sondern deren inneres Leben, ungleich daguerreoty- pirt von verschiedenen Lokalitäten und Klimaten. Soll der Kunst die Pflege glücken, müssen wir die Naturverhältnisse ihres Hei- mathlandes getreu nachzubilden suchen. Wärme und Feuchtigkeit, unter der belebenden Herrschaft des Lichtes, sind die mächtigsten Triebkräfte des Pflanzenle- bens; beide im Verein erzeugen die grösste Ueppigkeit und Mannichfaltigkeit, wovon die Urwälder des tropischen Amerikas, wit Stamm bei Stamm bis zur Krone mit den herrlichsten Lo- rantheen, Orchideen und Liliengewächsen bekleidet, im Vergleich mit unseren flechten- und moosbewachsenen Baumstämmen, das üppigste Bild darstellen. Wird aber das Gleichgewicht zwischen ihnen aufgehoben, so verschwindet die Vegetation wieder; in ler Sahara, der grossen Wüste, sehen wir was die Wärme — und, unter unserem nasskalten Herbsthimmel, was die Feuch- tigkeit einzeln vermag. Auch der ausserordentliche Niederschlag dieses Sommers, gewiss nicht vergleichbar mit dem der Tropen, aber auf Kosten der Wärme gewonnen, muss nachtheilig auf das pflanzliche Productionsvermögen einwirken ; wenn auch Schuss und Blatt jetzt ungewöhnlich geil erscheinen, so ist diese Uep- pigkeit schädlich für ihre eigentliche Ausbildung. Die Feuchtigkeit der Luft und der davon ahhängige Nieder- schlag wirkt vorzugsweise auf das vegetative System der Pflan- zen, d.h. auf Stamm- und Blattbildung. Daher luxuriren diese vorzugsweise während regenreicher Jahre, daher diese überwie- sende Wurzelschussbildung in Küstenländern, daher dieses üp- pige Grün in Alpenthälern und unter Englands nasskaltem Him- mel, wenn er gleich einem Rausche, die vegetativische Kraft zu steigern scheint, wirkt er für die Folge mehr schädlich für alle Pflanzenerzeugnisse, welche Kinder eines klareren und trock- neren Himmels sind. Die neuen Schüsse werden zu einer Länge und Saftigkeit hervorgetrieben , welche sie hindert sich vor dem Eintritt der \Vinterkälte hinreichend zu stärken, von welcher sie deshalb gewöhnlich getödtet oder zersprengt werden. Diess wird um so mehr schädlich, als regenreichen Sommern und Herbsten sewöhnlich kalte, schneearme Winter folgen, da, wie bekannt ist, die Schneebedeckung sonst die zärtlicheren Gewächse gegen die Kälte schützt. Desgleichen werden von der feuchten Wit- terung eine Menge Wasserschüsse hervorgetrieben, welche die Nahrung von den edleren Theilen ableiten. Hierzu kömmt, dass auf Bäumen und perennirenden Pflanzen beinahe nur Blätter, aber nur wenig Fruchtknospen ausgebildet werden. So ist be- 456 kannt, dass die Buche bei uns nur nach sehr warmen Sommern Samen liefert. Sogar auf die Qualitäten der Gewächse wirkt die feuchte Witterung nachtheilig, indem der reiche Wasserge- halt sie mehr saft- und kraftlos macht (gleich wie Futter von. niedrigliegenden Wiesen immer kraftloser ist, als von trocknen), besonders zum medizinischen Gebrauch, nach der alten Regel: die Kraft wohnt auf Bergen und Höhen, der Reichthum und die Fülle in den Thälern. Auch werden gewisse Gewächse, z. B. Heracleum Sphondylium , welche in trocknen Jahren gute Fut- tergewächse sind, in besonders nassen Jahren schädlich, bei- nahe giftig, nach dem für alle Schirmpflanzen geltenden Gesetze, dass diejenigen, welche auf nassen Stellen wachsen giftig sind. Nur für Gewächse mit typisch üppiger Wurzelbildung, oder von einem nasskalten Inselklima. unter einer kälteren Zone, kann der gegenwärtige Sommer günstig sein, gleich wie für die Fortpflan- zung der Gewächse durch Ableger und Stecklinge. Licht und Wärme fliessen den Gewächsen aus derselben Quelle zu und müssen deshalb gemeinsam betrachtet werden, obgleich das Licht mehr auf die Blüthen, die Wärme auf die Frucht einwirkt. Die Wärme kann die Kunst erzeugen, aber nicht das klare Licht der tropischen Hochländer, weshalb deren Blumen bei uns niemals die unvergleichliche Farbenpracht er- halten, wie im Heimathlande; auch die Gentianen der Alpen ver- lieren ihren Azur in unseren Gärten. — In demselben Verhält- niss wie das vegetative System durch unmässige Feuchtigkeit luxurirt, nimmt die Blüthen- und Fruchtbildung ab. Diess Ge- setz ist so allgemein, dass man schon von den kolossalen Stammbildungen der Urwelt, mit unausgebildeten Blüthen und Früchten (die meisten zur Flora der Urwelt gehörenden Ge- wächse sind Kryptogamen), auf eine unvergleichbar höhere Feuch- tigkeit der Luft während dieser unzählbaren Weltalter schliessen kann. Noch heute blühen die Gewächse reicher und schöner in trocknen und klaren Jahrgängen, als während kalter und re- senvoller; es ist eine überall bekannte Erfahrung, dass der beste Same in der Sonne reift. Daher das Sprichwort: ‚Die Sonne hindert niemals das Gedeihen,“ „die Sonne macht kleine, aber volle Körner.“ Feuchte Luft ist besonders für die Befruchtung der Gewächse nachtheilig, so dass wenigere und geringere Samen entstehen. Eines der erfahrungsreichsten Mit- glieder des Vereins, Hr. Roman, hat mir die interessante _ Beobachtung mitgetheilt ‚dass alle seine Versuche Pelargonien zu hybridisiren dieses Jahr in Folge der feuchten Witterung missglückten. Dazu kömmt, dass in nassen Sommern einge- 457 sammelte Samen sich ungleich schwerer aufbewahren lassen; in stärkerer Wärme vertrocknen sie und das Samenweiss wird hornartig; ohne künstliches Trocknen schimmeln sie leicht. So weit meine Erfahrung reicht, leiden diejenigen Samen, welchen das Samenweiss fehlt, wie Leguminosen, Synantheren u. s. w., am wenigsten. — Da wir, in Folge der ungünstigen Witterung dieses Sommers, wenig Hoffnung auf eine weder reiche noch gute Samenerndte besitzen, so müssen wir bei zeiten bedacht sein, uns von anderen Orten bessere Aussaat für das nächste Jahr zu verschaffen. Denn es scheint eigentlich unser Mälar- Thal der Mittelpunct für den überflüssigen Niederschlag dieses Jahres gewesen zu sein. Sowohl in unseren südlichen , wie nördlicheren Provin- zen, auch westlich , hat man weniger davon gelitten. Diese un- gleiche Vertheilung des Niederschlags, welche weder etwas Ungewöhnliches noch Zufälliges ist,'sondern auf allgemeinen meteorologischen Gesetzen beruht, ist der Grund zu dem unglei- chen vegetativen Productions - Vermögen welches wir im östli- chen und westlichen Schweden, zwischen Upland und Schonen, finden. Es ist weniger die Mitteltemperatur des ganzen Jahrs, als die der Sommermonate, welche dieses bestimmt, und die letztere ist für Upsala und Lund gleich. Deshalb gedeihen auch beinahe dieselben Kräuter im Freien in Schonen und Upland; aber an Bäumen und Sträuchern merkt man einen höchst be- deutenden Unterschied , indem: diese von der Winterkälte mehr leiden, welche in Upsala bedeutend höher ist. Aber Schonen hat auch mildere Winter, als Berlin, und das nördliche Deutsch- land hat kaum einen nördlicheren Punct als Wien, wo man nicht gelegentlich einen höheren Kältegrad, als in Lund, beobachtet. Upsala dagegen hat eine etwas höhere Winterkälte, als das Nordceap; der Winter des Nordcaps ist doppelt milder, als der Petersburgs, aber wieviel herrlicher ist gleichwohl nicht die Vegetation von Petersburg und Upsala wegen der höheren Som- merwärme? Die Verbreitung und Acclimatisirung der Kräuter geschieht vorzugsweise nach den Isotheren (der gleichen Som- merwärme) der Orte, denn den Samen schadet die Kälte nicht; — die der Bäume dagegen vorzugsweise nach den Isochimenen (der gleichen Winterkälte). Nur die Volksstämme scheinen sich nach den Isothermen (der Mitteltemperatur) auszubreiten; man vergleiche die Wanderungen der Araber und unserer Stammväter (welche letztere nach der Tradition mit den östlich von der nörd- lichen Küste des Schwarzenmeeres sinkenden Isothermen für das südliche Schweden zusammenfallen) und es zeigt sich, dass 458 sie aus einem dunkeln Instinet sich unter der Isotherme. ihrer Heimath niedergesetzt, wie es auch gewöhnlich noch heute mit ‘allen nach Amerika auswandernden Kolonisten der Fall ist. Sie lassen sich wohl da südlicher aber aus einem dunkeln Instinct unter der Isotherme ihrer Heimath nieder *). Der Grund für die ungleiche Vertheilung des Niederschlags in Schweden scheint mir in den drei ungleichen Meerbassins ge- sucht werden zu müssen , von welchen Schweden umgeben wird: dem Kattegat, der Ostsee und dem bottnischen Meerbusen. Ich habe anderwärts ausführlicher darzustellen versucht, wie das Tiefland darnach in zwei grosse pflanzengeographische Regionen vertheilt wird und wie der Wettern die Grenzlinie des Regen- sebietes zwischen der Ostsee und der Nordsee andeutet. Die in verschiedenen Jahrgängen herrschenden Winde bestimmen den Niederschlag. Es ist innerhalb jeder dieser Regionen der Meereswind, welcher gewöhnlich den Niederschlag und die feuchte Luft mit sich führt; — also im östlichen Schwe- den die östlichen, im westlichen Schweden, gleich wie über ganz Dänemark die westlichen Winde. Schonen liegt auch unter dem südwestlichen Regengebiet; der Ostwind ist dort so selten, dass er in der Mittelzahl is 9 Tage im Jahre weht, während der Westwind dort 150 Tage herrscht. Nun liest das Mälar-'Thal auf der Grenze zwischen dem Regengebiet der Ostsee und des bottnischen Meerbusens. Dieses Jahr scheint der Vorrath beider über demselben ausgegossen worden zu sein, weshalb wir, mehr als Andere, im gegenwärtigen Jahr gewäs- sert worden sind. Dasjenige, welches zugleich macht, dass der vermehrte Nie- derschlag und die daraus folgenden Ueberschwemmungen im Svealand mehr zerstörend wirken, als im Gothenreiche, so wie, dass derselbe den ausgemachtesten Einfluss auf deren vegetati- *) Die ungleiche Vertheilung der VVärme und Kälte auf der Erdkugel folgt nicht den Graden der Länge und Breite, sondern weicht be- deutend davon ab, So haben z. B. Orte, welche unter demselben Breitegrad liegen, oft ganz ungleiehe "Temperatur. Wie sowohl die ungleiche Intensität der Wärme, als Kälte im höchsten Masse auf die Vegetation ungleicher Länder einwirken, so werden auf pflanzengeographischen Karten mit verschiedenen Linien oder Bugen die Orte ausgezeichnet, welche in genannter Hinsicht übereinstim- mend sind. Die Orte, welche gleiche Sommerwärme haben, sagt man, liegen unter derselben Isothere, die, welche gleiche Winter- kälte haben dagegen unter derselben Isochime und die, welehe gleiche Mitteltemperatur besitzen, von denen sagt man sie sind unter derselben Isotherme belegen; welches wir, um vorkommenden Miss- . verständnissen vorzubengen, uns veranlasst sehen hier bemerken zu müssen, 454 ves Productionsvermögen ausübt, ist die ungleiche Ausbreitung der Haupttheile dieser beiden Länder. Das Gothenreich gleicht einer überwölbten Schale; das smälandische Hochland ist ihr Boden, wovon die Ströme strahlenweise nach allen Richtungen ausgehen. Alle Fettigkeit und alles Gedeihenbringende wird ab- gespült und herabgeschwemmt vom Hochland und setzt sich auf der Peripherie ab. Nur dort treffen wir jüngere Bildungen, und aufgeschwemmtes, fruchtbares Land, wie Schonen, Ble- kingen, (Öland), das ost- und westgothische Flachland. Aber sleichwie das Gothenreich sich in der Peripherie senkt, erhöht sich das Sveareich gegen dieselbe und dass die waldigen Berg- ketten, welche beide scheiden, dem Svea- und nicht dem Go- thenreiche zugehören, wird sowohl von ihrer oryctognostischen Bildung, als von ihrer Vegetation, z. B. dem Mangel von Scir- pus caespitosus u. m., welche allen Waldmooren im Gothen- reiche angehören, bezeugt. Das Sveareich gleicht also einer concaven Schale. Das Mälarthal ist deren Boden und von den erhöhten Rändern strömt alle Feuchtigkeit dahin nieder, wes- halb sich hier in der Mitte die Uebergangsbildungen und das fruchtbarste aufgeschwemmte Land finden. Daher leidet das Mälarthal mehr von Ueberschwemmungen, als ein anderer Theil des Reichs. Durch diese Ueberschwemmungen wird sicherlich des Lan- des Fruchtbarkeit unterhalten, wenn sie auch für das Jahr zer- störend wirken. Wir haben in dem Vorhergehenden schon Exempel von der Einwirknng angeführt, welche die Witterung eines vorhergehenden Jahres auf das nachfolgende hat; mehrere wären noch hinzuzufügen, aber die Zeit erlaubt nur ein in phy- siologischer Hinsicht besonders merkwürdiges. — Es ist nun- mehr eine abgemachte Thatsache, dass Gewächse mit getrenn- tem Geschlecht unter gewissen Verhältnissen dasselbe vertau- schen können. Es war ein solches Verhältniss von welchem Schelver seine Theorie gegen die ganze Lehre über die Be- fruchtung der Gewächse aufstellte, indem eine weibliche Pflanze in einem Gewächshause, wo sich keine mämnlicbe Pflanze be- fand, keimenden Samen gab. Nun wissen wir, dass weibliche Blüthen zufälligerweise neben männlichen Blüthen ausgebildet werden. Es ist weiter bekannt, dass von gewissen Gewächsen, wie Siratiotes, Sagittaria u. m. im Norden nur weibliche Pflan- zen, im mittleren Europa beide männliche und weibliche Pflan- zen, ım südlichen nur männliche Pflanzen gefunden werden. In den Ländern, wo blos eines von :beiden Geschlechtern gefunden wird, vermehren sich diese Gewächse nur durch Wurzelschüsse ; 460 blos in der Mittelregion werden sie zugleich durch Samen fort- gepflanzt. Wir sehen also, dass das männliche Geschlecht der Gewächse durch die höhere, das weibliche durch die niedrigere Temperatur ausgebildet wird. Bei der Weidengattung hat man ‘oft Gelegenheit zu sehen, wie nach warmen Sommern der weib- liche Baum das folgende Jahr auch männliche Blüthen, oder nach nassen und kalten Sommern wieder der männliche Baum weibliche Blüthen hervorbringt. Nur dadurch kann erklärt wer- den, dass in Schonen, von allen eultivirten Weidenarten, wel- che von Süden herstammen, nur weibliche Sträucher gefunden werden; von allen welche aus Norden stammen, nur männliche Sträucher. Ein höchst merkwürdiges Exempel haben wir in Upsala.. Von Salix Crowneana war bisher nur der männliche Strauch bekannt; dieser war seit mehreren Decennien in Lund eultivirt worden, ohne dass er einige weibliche Blüthen zeigte. Vor einigen Jahren schon in grösseren Parthieen hin nach Up- sala versetzt, sind dort mehrere Zweige zu weibliche Blüthen tragenden übergegangen. Diess ist ein entgegengesetztes Fac tum zu dem bekannten von Salix babylonica, von welcher nörd- lich von Italien nur weibliche Bäume vorkommen, welche jedoch 1827 in Carlsruhe in männliche Zweige übergingen. Hr. Kam- merherr Baron Gyllenstjerna, welcher das genannte Ver- hältniss mit S. Crowneana zuerst bemerkte, hat denselben Ue- bergang an Populus candicans beobachtet und Aehren von zweizeiliger Gerste mitgetheilt, welche unter der. nassen und kalten Witterung dieses Jahrs dadurch sechszeilig geworden war, dass die sterilen seitenständigen Blüthen auch Pistille er- hielten. In unseren @&ewächshäusern ‚können wir die Wärme und Feuchtigkeit der tropischen Klimate nachahmen, aber nicht die klare, trockne Sommerluft wegen des Winterregens unter dem Gürtel der alten Welt (zwischen 30—45°n.B.). Deshalb stösst die Kultur ihrer Gewächse bei uns oft auf die grössten Schwie- rigkeiten; sie ertragen weder unsere freie Luft noch die feuchte der Gewächshäuser. Aber da wir in den letzteren Jahren einen unerwarteten Fortschritt in den neuen Glashäusern für die Ge- wächse, welche einer grösseren Quantität Licht den Zugang gestatten, als die älteren Orangeriehäuser, erfahren haben, hof- fen wir auch, dass die Kunst die genannten Schwierigkeiten besiegen wird. Es ist für. jeden Beflissenen der Gartenkultur eine wahre Befriedigung, dass dieses edle Bildungsmittel jedes Jahr mehr warme Freunde in unseren kalten Ländern gewinnt; 461 gleich wie wir für die Zukunft hoffen, dass eine klarere Sonne glänzen werde über den nasskalten Nordländern. [Hsch.] Nachträglich zu Salix pyrenaica *norvegica Fr. in Fries’s Abhdl. über die schwed. Salices (8.373, Nr. 35.): Prof. Blytt sagt in „Reisebemerkungen“ in Lindbl. Bot. Notiser 1845, S. 41.: ,,In der Nähe des [5600’ hohen ] Sulutind [im Fillefjeld im westl. Nor- - wegen] sah ich eine zwergartige Form der Salixz Muyrsinites, die mich auf den Gedanken brachte, dass die von mir in Dront- heims Stift gefundene Form, welche Professor Fries unter dem Namen $. pyrenaica norvegica aufgestellt hat, wohl zunächst der $. Myrsinites angehöre, zu welcher auch S$. retusa sarmen- tosa Fr. vielleicht hinzubringen sein wird.“ Anm. d. Uebers. 462 Berichtigung en. | " i S. 33, 2.9 u,10 v. u. 1. Sens. et Sens. Ne S. 45, Anm., letzte Z. st. nicht besser I. eben so gut ka S.46, 2. 10 l. seinen Pinax z S. 50, zu Anm.**) Es ist Dioscorides’s eigne Angabe, dass der L} unn Dn@ VELDUTD DUDU VOERDRRE nnnn 2 Name von osio herkoinme, weil die Stengel durch das rinnende Wasser vibriren. (Fries. ) . 55, 2. 8v. u. I. St. Helene -rot 63, Z. 10 v. 0. I. zagdıoßoravn . 64, Anm. 2. 3, ist zwischen ed. 2 und p. 111 einzuschieben: [d. i. in der ganzen Sammlung, Bot. Utflygter,] „2. 19 v. u setze vor Carum ein Komma en 2.3 v.o.1. Fennica . 82 und 256 ist die Angabe d. Hrn. Uebersetzers zu berichtigen, dass Ulmus montana Smith et Fries mit U. effusa identisch sel. Vgl. S. 256, Z. 3, „Ausser U. eflusa‘‘ ete. Meine U. campestris r eben die der Deutschen; Smith’s U. montana ist von aller U. effusa sehr verschieden. (Fries.) 85, Anm. Z. 2,3, 1. Bei diesen den Virgil und andere alte Autoren . 87, Z. 15, st. in nur angenommenem |]. im nun angenommenen . 95, Z. 10 v. u. I. Arten nur für 99 etc. 1. Tromsöe, wie später in derselben Abhandlung Mageröe, Tambsöe, Havöe, Rollöe. . 102, Z. 15, st. Bei Mundin gen 1. Bei der Mündung \ 104, Z. 14 1. Peskavare . 109, Z. 7 I. bei Hammerfest . 109, Z. 8 v. u. st. südalpinischen I. südnorwegischen Wiesen-Alpen- pflanzen . 132, Z. 4, fehlt in der letzten Spalte die Zahl 6. Z.2 v. u. l. Akademie zu Lund .‚ 2.6 v. u. 1. Encoelium. 139, 9 vw. wl. Ängström 221 v2 0.1. Anjeskutan 2.4 v. u. |. goir 182, Z. 11. v. o. fehlt hinter Zugvögeln!: Wie gross die Erwartung, wann der liebe Gast landen werde an unserm Strande und Harn heraufziehen zu unseren Bergen! 183, Z. 12 v. u. st. verlässt man gern 1. verzeiht man wohl 192, Z. 10 v. o. I. oder auf einen Tag etwas 212, Note, Z. 8, 1. Zugvieh 215, Z. 20 v. u. 1. Anemone Hepatica st. Pulsatilla (Fries.) 215, Z. 16 v. u. 1. Anemone Pulsatilla st. Hepatica (Fries.) . 236, Anm. 1, Z. 7, st. W. — Arnott’s I. Walker-Arnott’s : 261, 8. ist, das Fragezeichen vor R. ciliatipetala zu streichen. Diese und R.cinnamomea sind die in Skandinavien von Schonen bis Lappland am meisten verbreiteten Arten; in Lappland und Nordskandinavien finden sich von Rosen nur R. ciliatipetala und R. cinnamomea, nicht R. canina. A. tomentosa Koch kommt nur in den südlichsten Küstenprovinzen fort. (Fries.) 264. Arabis sagittata, hirsuta und glastifolia habe ich in den Bot. Not. 1843 als getrennte Arten aufgestellt. (Fries.) . 271, Z. 11, 1. 1840 . 271, letzte Z. v. u. st. es I, obiges . 324, Z. 25 1. Während der Mensch . 10, Anm. Z. 4 st. keinen geringern an l. geringere Begriffe \ Greifswald, gedruckt bei F. W. Kunike. x . 135, Z. 23, st. Ljusneelf I. Ljunga 135, — 24— 25, st. Njurundaelf oder den Ljunga l. Woxnaelf, wel- | cher in den Ljusna einmündet. | 414, — 9 v. u. st. Motlophn I. Matlapiin - 415, — 15 v. o, 1. Kaffergetränk % 415, — 20 v. o. 1. Masilikazi 418, — 1v. u. und 419, — 7—8. v. o. 1. Makata 422, — 4 v. o. l. Maharutzi 422, — 23 v. o. 1. Masilikazi 424, —3v. 0.1. Moritili 424, — 26—27 v. 0. 1, Blässenbockshaut 424, — 31 v. o. 1. Wolmarans | 426, — 11 v. o. st. Schilfgras 1. Millis - Mais 427, — 10 v. u, streiche meiner. a Bei SCHEITLIN und ZOLLIKOFER in St. Gallen ist erschienen und zu beziehen durch alle Buchhandlungen: Erd- und Süsswasser - Gasteropoden der Schweiz. Mit Zugabe einiger merkwürdigen exotischen Arten. ‚ Dargestellt und. beschrieben von J. D. W. Hartmann. | I. Band. Ausgabe mit 84 braunen Kupfern fl. 16 48 kr. oder Rthlr. 9 10 Sgr. . Ausgabe mit fein ausgemalten Kupfern fl. 37 48 kr. oder Rthlr. 21. Das ganze Werk wird zwei-Bände stark. Die deutsche Literatur weist kein Werk in diesem Fache auf, das bei der gründlichsten Bearbeitung so schöne Ausstattung zeigt. Beides war uns möglich, weil der Verfasser Zeichner, Maler "und Bi- terat zugleich ist. Bei der strengsten Genauigkeit ist die Arbeit prachtvoll. Der Verfasser, früher Naturalienmaler Sr. Durchlaucht des Prin- zen von Neuwied, des berühmten Naturhistorikers, hat sich schon fast 30 Jahre mit besonderer Vorliebe diesem Zweige der Naturgeschichte gewidmet, es dürfen also in jeder Beziehung seine Leistungen vorzüg-- ch eenannt werden. Lehrbuch der Naturgeschichte. Für Real- und andere höhere Pürse eh Von J. Wartmann. 2te vielverbesserte und vermehrte Auflage. Preis 20 Sgr. oder 1 fl. Herr Director Wurst sagt schon über die erste Ana in den „Zwei ersten Schuljahren, “ 2. Aufl. S. 256: „‚Als ein ganz vorzügli- ches Buch empfehlen wir allen Lehrern ur "Wartmann’s Leitfaden zum Unterricht in der Naturgeschichte.‘“ Diese Schrift zeichnet sich durch Klarheit in der Darstellung und durch höchst glückliche, ächt methodische Auswahl des Lehrstoffes vor allen andern ähnlichen Schriften so vortheilhaft aus, dass wir sie allen Lehrern ru Einl empfehlen müssen.“ Die obligatorische Einführung der Wartmann’schen Lehrbücher im Grossherzogthum Baden mit dem dadurch viel vergrösserten Ab- satz machte den Verlegern einen billigeren Preis möglich, Skandinavische naturgeschichtliche Literatur. A. Schwedische. 1. Vom Jahre 1842. Kongl. Vetenfkaps- Academiens Handlingar, för är 1840. ‚Stockholm, 8., med 5 pl., h. 1 R:dr 16 ‚fk. (Verhandlungen ‘der Königl. Akademie der Wissenschaften f. 1840.) _ Shandiavisk Fauna af S. Nilsson. Tiedje Delen: Am- fibierna. Lund, 8., h. 40 fk. (Skandinavische Fauna von $. Nilsson. 3ter Theil. Amphi- bien.) Skandinavifka Foglar tecknade efter Naturen, lithografierade, tryckte och utgifne af M. Körner. 8:de Häflet. Lund; '6 pl., h. 2 R:dr. (Skandinavische Vögel, nach der Natur gezeichnet, lithogra- phirt u. heransgegeben von M. K. Stes Heft.) Skandinaviens Fi/kar, mälade efter lefvande Exemplar och ritade pa Sten af PWilh. von FFright, med text af B. Fr. Fries och ©. U. Ekström; efter den. förres död fortsatt af ©. U. Ekström och C. J. Sundevall, 7. Häftet. Stockholm, 4., med 6 pl., h. 2 R:dr, illum. 4 R:dr, samt S fk. för Lat. texten. | (Skandinaviens Fische, nach lebenden Exemplaren gemalt u. auf Stein gezeichnet von W. v. Wright, mit Text von Fries u. Ekström; nach des Erstern Tode fortges. von „Bkström u.Sundewall. tes Eleft.) Handbok för Fifkare , innehällande: Tillforlitlig Underrät- telse om alla vid Svenfka stränderna bekanta Fifksorter och sättet till deras füngande, jemte Befkrifning pa. de ‚Fikred/kap, som dertil användas. ÜUtgifven af C. R. ‚Stockholm, 12.,.h. 16 ‚fk- (Handbuch für Fischer, enth. Zuverlässige Unterweisung über alle an den schwed. Strändern bekannten Fischarten u. die Art, sie zu fangen, mit. Beschr. der Fauggeräthschaften.) Förleckning öfver. Stockholms - traktens Coleoptrer; af O. Nybleus. (Ur I. WVet.- Acad. Handl, for är 1840.) Stockholm, 8. | (Verzeichniss der Coleopteren der Gegend von Stockholm.) 2 Dein Scandinavie disposita et descripla Auctore Jo- anneWMilhelmo Zetterstedt. Tomus primus. Dun- de, 8. h. 2 R:dr 16 Jk- Dispositio Methodica Specierum Scandinavicarum pertinen- tium ad Familias Insectorum Hymenopterorum naturales Sphecidarum, Pompilidarum, Larridarum, Nyssonidaruim, Pemphredonidarum, Crabronidarum, Mellinidarum et Bembicidarum. P. I—IV. Pres. A. G. Dahlbom; Respp. Jul. Ed. VWoallerius, Joh. Elaus Lund- uist, Georg. Erland. Psilander et Laur. Arvid. ergh. Lunde, 4. Onychia och Callaspidia, tvenne för Skandinaviens Fauna nya Insekt-Slägten, hörande till Galläple - Steklarnes naturliga grupp. Monografijk bearbetning. Pres. G. Dahlbom; Resp. C. S.Lindskog. Lund, $., med tab. 4. (Onychia u. Callaspidia, zwei für die skandinav. Fauna neue Insectengattungen aus der Gallwespengruppe. Monographi- sche Bearbeitung.) De Fabrica Corporis Insectorum Dissertatio. Pre. Ma- gnus VPF. von Düben; Respp. M.C.Herrlin, C.R, Waulffet A. J. Simonsson. P. I—III. Lunde. 8. Om Blodiglar. En afhandling om iglars natur och befkaf- fenhet, jemte upplysning om sättet att foröka och använda dem som en handelsvara. Utgifven af P. D. Faber. Ofversättning fran Danfkan. Jönköping, 12. h. 24 fk. (Ueber Blutegel. Abh. über deren Natur und Beschaffenheit, nebst Anweisung über die Art, sie zu vermehren und als „Handelswaare zu benutzen, A.d, Dän.) f “Ars-Berättelse om botaniska Arbeiten och Upptäckter för Ar 1838. Till Kongl. Vetenfkaps - Academien afgifven den 31. Mars 1839. Af Joh. Em, VWikström, Stock- holm, 8., h. 3 R:dr. (Botanischer Jahresbericht für 1838.) j Utkast till Wäxtrikets Terminologi af J. Arrhenius Förra Häftet. Upsala, 8., h. 20 fk. (Entwurf zu einer Terminologie des Pflanzenreichs.) Ofver Wexternes Namn. Academifk Afhandling. Pres. Elias Fries; Respp. Carl Joh. Boman, Jon. Gust. Sjöstrand, Joh. Oscar Carlberg och Ni. canor Hammaren. 1—4. Ibd.; 8. | (El. Fries, über die Namen der Gewächse.) Grunddragen af Aristotelis Vextlära. Akad. Afh. Pres. El. Fries; Respp. Joh. Gust. Ek, Sv. MWilh. Moberg och Marti. Chr, Jungmarker. 1—3. Up» sala, 8. (Dess. Grundzüge der Pflanzenlehre des Aristotele s.) 3 Novitiarum Florae Suecice Mantissa Tertia. Pres. El. Fries; Respp. Arvid. Sundberg, Ant. Jul. Lyth. et Car. Thorsten Ortenblad. I—III. Ibd.; 3. Eli®e Fries Novitie Flore Suecice. Continuatio, sistens Mantissam I, II, III uno Volumine comprehensas. Ac- cedunt de Stirpibus in Norvegia recentius detectis Preno- tiones e maxima Parte communicate a Math. N. Blytt. Lunde et Upsalie , mpeccxxxır — mncccxum; 8, 2. R:dr. Observationes Stirpium eirca Chrislinehamn provenientium. Pres. Georg. Wahlenberg: Auctor Carl Anders- son. Upsalie, 4. Dispositio Muscorum ‚in Scandinavia hucusque cognitorum. Conseripsit Joh. Angström. Holmie; 12. h. 16 fk. Utkast till Vaxt-Geografien jemte Uiforliga Undersöknin- gar öfver de vigtigaste Culturväxternes Fädernesland, Odling och Nytta. Af F.J. F. Meyen. Ofversättning af @. Torssell. Tredje Häftet. Orebro, 8., med 1 pl., h. 1 R:dr. (Entwurf z. Pflanzengeographieete.; Uebersetzung d. Meyen’- schen Werkes. H. 3.) Handbok i de Odlade Vexternas Flora och deras Kultur. Till Ledning for Akerbrukare, Trädgardsodlare och Blomstervänner, efter Endlichers Naturliga Familjer utar- betad af N. Lilja. Första Häftet. Orebro, s., h. ı R:dr. | (Handbuch für die Flora der Anbaugewächse und deren Cul- tur; für Ackerbauer, Gartenpfleger und Blumenfreunde, nach Endlicher’s natürl. Familien bearbeit.) Tidfkrift för Trädgärdsodling och Blomsterfkötsel. Utgifven af Svenfka T: ädgärdsföreningen. Redigerad af G. W. Gumelius. II. Stockholm, 8., h. sub/kr. pa 6 häft. 3 R:dr 16 fk. (Med he titel pa Omflaget.) Tidfkrift för Tradgardsodling och Blomsterfkötsel. Andra Argängen. 1. Nr. 4. Jan. Febr. 1842. (Zeitschrift für Gartenbau und Blumenpflege; herausgegeben vom schwedischen Gartenvereine.) , Sven/ka Trädgärds- Föreningens Ars-Skrift 1842. Stock- holm; 8. | (Jahresschrift des schwedischen Gartenvereines, 1842.) Wären. En Botanifk Betraktelse. Pres. EI. Fries; Respp. C. F. Molin och L. M. Groth. 1,2. Ibd.; 8. (Der Frühling; eine botanische Betrachtung.) Register öfver de af R. Vetenfkaps- Academien utgifne -Arsberättelser i Fysik, Remi, Mineralogi och Geologi, för ären 1821 till och med 1840, utgifvet af Dr. N. J. Berlin. Stockholm; 8., h. 24 fk. 4 (Register. zu den von der K. Akademie der. Wissenschaften \herausgegebenen Jahresberichten über Physik, Chemie ,.Mi- „neralogie und Geologie für d. Jahr 1821—1840: inclus.) ı., Aro Naturvetenfkaperna nägot Bildnings-medel? En .lt- terär stridsfraga. Pres. El. Fries; Respp. E.Grund- | berg, II. Grundberg och C. Grundberg. I—III. Ibid.; 8. | wu (Sind die Naturwissenschaften ein Bildungsmittel? von El. Fries.) | Bibliothek i populär Naturkunnighet.. Andra Afdelningen, innehällande Bridgewater - Afhandlingarne om Guds i Skapelsen uppenbarade Allmagt, Wishet och Godhet.. II. John Ridd. | | (Med dubbel titel.) rn Den yiire Naturen, betraktad iı Förhällande till Menni- ‚Skans physifka Befkaffenhet, hufvudsakligast med. Af- seende pa hennes behof och pa Uppöfningen af hennes Förständsförmögenheter. Af J. Ridd. Stockholm, 8., h. subfkr. 1 R:dr 8 fk., köp. ı R:dr 40 Jk. Bibliothek i populär Naturkunnighet. Andra Afdelningen, innehällande Bridgewater- Afhandlingarne ete. III. WW il liam EFVhewell. | Bibliothek i populär. Naturkunnighet. Andra Afdelningen, innehällande. Bridgewater- Afhandlingarne om Guds etc. IV. Charles Bell. (Med dubbel titel.) ' Handen, Hennes Sammansältning och KFörrätlningar, betraktade säsom Bevis for en qudomliy Plan. Af Ch. Bell. Stockholm, 8., med 5 pt., h. subfkr. ı R:dr. 16 fk., köp. 2 R:dr. (Utgör Haft. XXXV af Bibliothek.) (Uebersetzung der Bridgewaterbücher, II, UI und IV.) 2. Vom Jahre 1843. Kongl. Vetenfkaps - Academiens Handlingar for Ar 1842. Stockholm, 8., med 6 pl., h. 2 R:dr. | (Verhandlungen d. K. Akademie der Wissenschaften für 1842.) Förhandlingar vid de Skandinavifka Naturforfkarnes tredje Möte, i Stockholm den ı3 — 19. Juli 1842. Stockholm, 8., Sällfk. ledamöter 4 R:dr. 8 fk., köp. 4 R:dr 32 fk. (Verhandlungen bei der dritten Zusammenkunft der skandinav. - Naturforscher, in Stockholm, 1842.) ’ Zoologifk Handatlas för Skolor eller Figurer till Lärobok i Zoologien af ©. I. Sundevall. Under Förf:s Ledniny tecknade af Ferd. von VVright. Lund, 8., med 32 pl. h. 2 R:dr. | (Zoologischer Handatlas f. Schulen, od. Figuren zum Lehrb.: d. Zoologie von Sundevall. Zeichn, von Wright.) 5 Arsberättelse om Zoologiens Framsteg under Aren 1840 — 1842. Till Kongl. Vetenfkaps- Akademien afgifven af Zoologie Intendenterna vid Rikets naturhistorifka Mu- 'seum. Andra Delen (Insecta Linn.) Af C. H. Bohe- man. Stockholm, 8., h.ı R:ıdr. a (Med dubbel titel.) SRRNT Arsberättelseom Framstegen i Insekternas, Myriapodernas och Arachnidernas Naturalhistoria under Aren 1840 — 41842. Af ©. H. Boheman. | (Jahresbericht f. Zoologie f. d. J. 1840—42. 2ter Th, Insecta L., von Boheman.) | Skandinavifka Nordens Ur-Invänare, ett försök i compara- tiva Eihnographien af S. Nilsson. 4 Häftet. Lund, 4., "med 5 pl., h. 3 R:dr. 24 fk. (Med titel för Delen.) | Skandinavifka Nordens Ur-Jnvänare, Ett Försök i kom- parativa Ethnografien och ett Bidrag till Mennifkoslägtets Utvecklings- Historia; af S. Nilsson. Första Delen, innehällande - Befkrifning öfver de Wilda Ur-Folkens ' Redfkap, Hus, Grifter och Lefnadssätt m. m. samt Ut- kast till Befkrifning öfver en i Forntiden hit inflyttad KRimbrifk Koloni. Med vid pass 280 lithografierade Figurer. (Die Urbewolhner des skandinavıschen Nordens. Th. 1.) # Skandinavifka Foglar. Tecknade efter Naturen, lithogra- fierade, tryckte och utgifne af M. Körner. 9. Häftet.. 6 blad in 4., 2 R:dr. (Skandinavische Vögel, vgl. 1842.) Diptera Scandinaviae disposita et descripta Auctore Ph. D:re Joh. FWWilh. Zetterstedt. Tom. II. Lunde. $., h.2 R:dr 16 fk- Takttagelser vid näagra Parasit - Insecters hushällning, af P. F. Wahiberg. Stockholm, 8. (Beobachtungen uber die Haushaltung einiger Schmarotzerin- secten. h Ulkast till Botanologien, eller Wextläran i Allmänhet, med särfkildt Afseende pa Förf:s Handbok i Skandinaviens Flora. Af ©. J. Hariman. Fijerde Upplagan. Med tvänne Taflor. Stockholm, 8., med 2 pl., h. 1 R:dr 32 fk. (Entwurf zur Botanologie oder Pflanzenlchre im allgemeinen, mit besonderer Rücksicht auf des Vfs. Handbuch der Flora .. Skandinaviens.) Öfversigt af Wäxt- Familjerna, med Afseende pä deras Användande vid Fäxternas Undersökning och Bestäm- ning, enligt Prof. Fries’ System utarbetad af Carl Fredr. Nyman. Stockholm, 8. h. 1 R:dr. (Uebersicht d. Pflanzenfamilien mit Rücksicht auf deren An- wendung beim Unters. u. Bestimmen d. Pfl., nach Fries’s Syst. von Nyman.) 6 Utkast till Växtrikets Terminologi af J. Arrhenius. Sednare Häftet. Upsala, 8. h. 36 Sk. a (Entwurf zur Terminologie des Pflanzenreichs, Letzt. H) Atlas öfver Wäxtrikets Terminologie, af J. Ar rhenius. Ritad af J. A. Schagerström. Upsala, 4., med 8 lith. pl., h. 40 fh. (Atlas uber die Terminologie des Pflanzenreichs.) “ a Uiflygter. En samling af strödda Tillfällighets- ‚Skrifter , uigifne af Elias Fries. Första Bandet. Up- sala, 8., h. 2 R:dr. (Botanische Ausflüge. Bd. 1.) Handbok i Skandinaviens Flora, innefattande Sveriges och Norriges Vexter, till och med Mossorna af C.J. Hart- man. Fierde Upplagan, rättad och förökad, Med tvänne Taflor. Stockholm, 8., h. 2 R:dr 44 fk. (Handbuch der Flora Skandinaviens, enth, Schwedens u. Nor- wegens Pflanzen wit Einschluss der Moose.) Svenfk Botanik uigifven af Kongl. Vetenfkaps- Academien. Eifte Bandet innehällande N:o 721— 774, sammanfaitadt till och med N:o 738 af Göran Wahlenberg, ifrän oo * N:o 739 af P.F. Wahlberg. Stockholm, 8., . 12 JR. ‘(Schwedische Botanik, herausgegeben von d. K. Akad. d. Wiss. Bd. 11. Sven/k Flora, innefattande Sveriges Phanerogamvexter ; Med en kort, förberedande Vextlära. KFör Nybörjare ularbetad och utgifven af D. Högberg. Orebro, 8., med 3 pl., h. 2 R:dr. (Schwedische Flora, enth. die Phanerogamen Schwedens, nebst einer kurzen, vorbereitenden Pflanzenlehre.) Novitiarum Flore Suecice Mantissa. Pres. Elias Fries; Resp. Joh. Stork. IV. Upsalie, 8. Flora Dalekarlica. Landjkabet Dalarnes indigena Phane- rogamer och Filices. Uppsats af C.G. Rröningsswärd. Fahlun, 8., h. 20 fk. Enumeratio Lichenum et Byssacearum Scandinavie hucus- ue cognitarum. Ad normam Cel. Elie Fries euravit G. Torssell. Upsalie, 12., h. 16 fk. ® Handbok i de odlade Vexternas Flora och deras Kultur. Till Ledning för Akerbrukare, Trädgärdsodlare och Blomstervänner. Efter Endlichers Naturliga Familjer utarbetad af-N. Lilja. Audra Häftet. Orebro, 8., h. 1 R:dr. (Handbuch für die Flora u. Cultur,der Anbaupflanzen.) Svenfka Trädgärdsföreningens Arsfkrift 1843. Stockholm, 8., Ah. 32 /k. Per schwed. Gartenvereins.) 7 Försük att bevisa, huru Verldskropparne füdas och forvand- las, frän den ena till den andra fkapnaden, att Jorden " undergätt minst fyra förändringar, eller sü kallade Syn- dafloder, och att vi böra bereda oss för den femte, som ma hända snart kommer. Af Hans Hoffstedt. För- sta Delen. Stockholm. 8:0, h. 24 sk. (Versuch, zu beweisen, wie die Weltkörper sich erzeugen und verwandeln, — dass die Erde mindestens 4 Veränderungen oder s. g. Sundfluthen erlitten hat, und dass wir uns auf eine baldige fünfte vorbereiten müssen. Th. 1.) Vägen till Naturens Riken. En Elementarbok i Natur- Historien. För lägre Läroverk och Sjelfundervisning. Jemie ett Register, innehällande omkring 6200 namn pä naturhistorifka Föremäl och användbart som Ordbok, vid Läsning af Resbe/krifningar och andra Lokaljkildringar, Handelsberältelser fran ihneniäede Länder, 0. s. v. Af Georg Scheutz. Stockholm. 8:0, h. 2 R:dr 24 fh. (Der Weg zum Reiche d. Natur; ein Elementarbuch für Na- turgeschichte.) Bibliothek i populär Naturkunnighet. Andra Afdelningen, innehällande Bridgewater - Afhandlingarne etc. V. Peter Mark Roget. (Med dubbel titel.) Naturlifvets märkwärdigaste Föreleelser inom Wext- och Diur- Organismen, med Hänseende till Plan och Aenda- mal. Af P.M. Roget. Stockholm, 8:0, med 4 pl., h. subfkr. 1 R:dr 8 fk., köp. 1 R:dr 56 fk. (Utgör Haft. XXXVTI. af Bibliothek.) Bibliothek ı populär Naturkunnighet. Andra Afdelningen, Bridgewater - Afhandlingarne; Sjunde Häftet, med 6 Quartplancher. Bibliothekets XXAVII:de Häfte. Stock- holm. 8:0, h. subfkr. 1 R:dr 12 sk., köp. 1 R:dr 40 fk. Bibliothek i populär Naturkunnighet. Andra Afdelningen, innehällande Bridgewater - Afhandlingarne etc. V. P,M. Roget, II. (Med dubbel titel.) Naturlifveis Märkvärdigaste Företeelser etc. Af P.M. Ro- get. Sednare Delen. Stockholm, 8:0, med 7 pl., h. subfkr. 1 R:dr 24 fk., köp. 2 R:dr 12 fk. (Utgör andra Afdelningens ättonde och Bibliothekets XAXVIII Hafte.) (Uebersetzungen d. Bridgewaterbücher. Vgl. 1842.) 3 Vom Jahre 1844. Ofversigt of Kongl. Vetenskaps- Academiens Förhandlingar' Arg. 1, 1844. N. 1—10. Stockholm. 8. I (Uebersicht der Verhandlungen der K. Akad. der Wissensch, ‚Jahrg. 1. R ' DEREN om Zoologiens Framsteg under Aren 1840—42. (Zoologischer Jahresbericht f. d. J. 1840—42. (Vgl. 1843.) Th. 4, über die Wirbelthiere, von Sundevall. 1 Rdr. 24 [k. — Th. 3, über die Crustaceen und die Vermes Linn, von S: Lovemı2 Rdr: (Th... 2 s. unter“1843‘) Ä Diptera Scandinavie ; disposita ei descripta Auctore Ph. D:re I. IV. Zetiterstedt. Tomus tertius. Lundae 8:0, ‚h. 2 R:dr. Arsberättelse om botaniska Arbeten och Upptäckter för ären 1859—42, af d. E. Wikström. Stockh. 8. (5 R:dr.) (Jahresbericht über botanische Arbeiten und Entdeckungeu in d. I. 1839 — 42.) In systemata Algarum hodierna Adversaria scrips. J. @. Agardh. Lund. 56 p. 8. Plantae vasculares eirca Quickjock Lapponiae Lulensis, qua- rum Enumerationem ... Pres. El. Fries. Auctor Ni- col. Joh. Andersson. P. I. Upsalie. 8:0. Stirpes cotyledonee Parcecie Pojo, periculum botanicum pro- ponit A. A. Nylander. Helsingfors. 22 P-, 8. Symbole ad Bryologiam Scandinavicam Auct. J.Angström. (In: Nova Aeta Reg. Soc. Scientiar. Upsal. ‘Vol: XII. Pag. 545 — 380.) Spicilegium plantarum Fennicarum Auct. Fr. Nylander. Centuria altera. Helsingf. 58 p. 8. Vexelbrukets Grunder med Ledning af äldre och nyaste Vextfysiologifka Undersökningar framställde af J. Arrhe- nius. Zdra Upplagan. Upsala. 6. (Die Grundsätze der Wechselwirthschaft, nach Anleitung älte- rer und der neuesten pflanzenphysiologischen Untersuchun- gen dargelegt. _2te Aufl.) A Svenfka Trädgärdsföreningens Arsfkrift 1844. Stockh. 8:0. (Jahresschrift des schwedischen Gartenvereins.) Försök att bevisa, huruVerldskropparne föodas och förvand- las, frän den ena till den andra [kapnaden ete. Stockholm. 8:0 med 5 pl., h. 2 R:dr 16 fk. i (Versuch, zu beweisen, wie die Weltkörper etc. s. 1843.) Bibliothek i populär Naturkunnighet. Andra Afdelningen, innehällande Bridgewaier- Afhandlingarne ete. (Bihang II.) X. Gideon Algernon Mantell, I... (477 (Med dubbel titel.) 9 Geologiens Under. KFöreläsningar af @.A. Mantell. Of- versätining fran fjerde Engelfka Original- Upplagan af Gustaf Thomee. Förra Delen, med 14 Ovartplancher och Li Octav. ‚Stockholm, 8:0, h. för subfkr. 2 R:dr 8 fk., für köp. 5 R:dr 12 Jh. (Utgör andra Afdeln:s nittonde och Bibliothekets XLIX Häfte.) (Uebersetzung der Bridgewaterbücher. $. 1842 u. 1843.) RB. Pänische. 1. Vom Jahre 1842. (NB. Wo bei den dänischen Werken kein Verlagsort angeführt ist. da ist dieser immer Kopenhagen.) Det Kongel. Danfke Videnfkabernes Sel/kabs naturviden- fkabelige og mathematifke Afhandlinger. Ide Deel. Med 19 Tavler. 4. (2 Thlr. 15 ggr. Pr. C. (Der Königl. dänischen Gesellschaft der Wissenschaften natur- wissenschaftl. und mathem. Abhandlungen. 9ter Theil. Mit 19 Tafeln. Naturgeschichtlicher Inhalt: Verschiedenes in der den grösseren Abhandlungen vorangehenden Uebersicht der Verhandlungen der Gesellschaft f. d. J. 1840 — 41. — Anatomische Beschreibung des Chelyosoma Macleyanum, von Eschricht. — Geognostisch - geologische Untersuchung der Waldmoore Vidnesdam und Lillemose im nördlichen See- . land, von Steenstrup. — Fortgesetzte Bemerkungen über Brasilien’s ausgestorbene Thicrschöpfung, von Lund. — Blicke auf Brasilien’s Thierwelt vor der letzten Erdumwäl- zung, von Demselben. 4te Abh.: Fortsetzung der Säuge- thiere. — Monographische Darstellung der nordischen Arten der Gattung Hippolyte von Kröyer; nebst Beiträgen zur Entwicklungsgeschichte der Dekapoden. — Zusatz zu Lund’s Blicke auf Bras. Thierw: 4te Abh. —) Naturhistorisk Tidsfkrift, udgwet af H. Kröyer. 8. Ade Bind. FE ga Fe ; (Naturgeschichtliche Zeitschrift, herausg. von H. Kröyer. 4ter Band. M. 8 Tafeln. Inhalt: Ueber dänische Dolicho- poden, von Stäger. — Kritische Beinerkungen uber einige dänische Orchideen, von Drejer. — Genauere Nachricht über den in Kopenhagen vorgefundenen Dronteukopf, vom Cand. Reinhardt. — Mittheilung über einige bisher in Grönland nicht angetroffene Vögel, von Demselben. — Index Molluscorum Groenlandiae, auct. Möller. — Ver- handl. der skand. entomol. Gesellschaft, von Schiödte; dazu Taf, l. — Auszug einer Beschr. von Grönland’s Annulata 10 dorsibranchiata, von A.S. Oersted. — Conspectus generum specierumque Naidum ad faunam danicam pertin: von Dem- selben. — Neue nordische Amphipoden-Gattungen und -Arten aus der Familie der Gammarina, von Kröyer. — Neue Arten der G. Tanais, von Demselben. — Beschr. nordischer Crangon-Arten, von Dems. Dazu Taf. IV. und z. Th. V. — Bemerkungen über die Tauchfähigkeit einiger Säugethiere und Vögel, von Holböll. — Revisio crit. spe- cierum gen. Tetyrae, quarum exstant in Mus. Reg. Hafn. exempla typica, auct. Schiödte. — Bemerkung über das Zahnverhalten bei Halichoerus Grypus, vom Cand. Rein- hardt. — Verhandl.d. skand. entomol. Ges., von Schiödte. — ÖOrnithol. Beitrag zur grönl. Fauna, von Holböll. — Beitrag zur dänischen Flora f. d.J. 1841 —42, von Lange. — Ueber Cyamus Cetli L., nebst einigen Bemerkungen rück- sichtlich der Anwendung der auf den Wallfischen lebenden Thierchen zur Unterscheidung der Wallfische, von Kröyer. Dazu Taf. V. z. Th. — Beschreibung einiger neuen Arten und Gattungen von Caprellına, mit einleitenden Bemer- kungen über die Lämodipoden und deren Stelle im Systeme, von Dems. Dazu Taf. VI—VIII. — Versuch einer neuen Classification der Planarien. gegründet auf mikroskopisch- anatomische Untersuchungen, von A. 8. Oersted.) Genera og Species af Danmarks Eleutherata; af J. C. Schiödte. 2ter Theil des Asten Bandes; mit 10 R.T. gr. 8. 5 Rbd. 2. Vom Jahre 1843. Det Kongel. Danfke Videnfk. Selfk. naturvid. og math. Afhandl. 10de Deel. Mit 28 Tafeln. (2 Thlr. 14 ggr.Pr. C.) (Vgl. oben Theil 9.) (Naturgeschichtlicher Inhalt, betreffend die grösseren Abhandlungen: Mikroskopische Untersuchun- gen des Nervensystems von Hannover. — Beitrag zu einer vergl. Anatomie des Nervus glossopharyngeus, vagus, acces- sorius Willis. und hypoglossus bei den Reptilien, von Bendz. — Grönland’s Annulata dorrsibranchiata, beschr. von A. S. Oersted. — Beschreibung einiger neuen Schlan- genarten, von J. Th. Reinhardt. — Ueber den von Por- phyrgängen durchbrochenen roten Sandstein im südl. Grön- land, von Pingel. (Auch fur sich zu bekommen.) — Naturhistorifk Tidsfkrift af H. Kröyer. S. unter 1842. H. ©. Örsted, Oversigt over det RK. d. Videnfkabernes Selfkabs Forhandl. og dets Medi. Arbeider i 1842. Nr. 1—9. st. 8. 508.165. 1845, Nr. 1—8. (Uebersicht der Verhandlungen der genannten Gesellschaft und der Arbeiten ihrer Mitglieder. 1842 u. 43.) | Museum for Natur og Konst, udg. af H. C. V. Wium. 11 1.1. H. st. 4. Udg. 44 5. og en ill. Tavle. 1 Rbd. (Med Subser. paa 1 Bd. eller 12 Hefter. 525. Uill. Expl. resp. a 80 $. og 24 $. Med Iwert Bd. desuden et Portrait.) | (Museum fur Natur und Kunst.) Afbildninger af Dyr og Planter, efter Dictionnaire des sciences naturelles, ved J. F. Schouw og D. F. Esch- richt. 10. H. Roy. 8. 14.& 8 il. Robd. 1 Rbd. (Abbildungen von Thieren und Pflanzen nach dem Dict. d. sc. nat, Chr. SE Veiledning til Kundfkab om de i Dan- mark, Slesvig og Holsteen forekommende Fugle. En Haand- boy for Jegere, Jagtyndere og Landmend. 1. H. 8. 40 $. (Indh.: Rovfuglene.) | (Anleitung zur Kenntniss der in Dänemark, Schleswig und Holstein vorkommenden Vögel. Ein Handb. f. Jäger, Jagd- liebh. u. Landleute. H. 1, Raubvögel.) J. Th. Reinhardt, Befkrivelse af nogle Slangearter. 4 M.5. RK. 72%. (Beschreib. einiger Schlangenarten; herausg. von d. Gesellsch. d. W.) H. Kröyer, Danmarks Fi/fke, med Tresnit af Flinch. 3 H. (II. 1. H.) 8. 1 Rbd. 48 $. (Die Fische Dänemarks; mit Holzschn. von Flinch.) Dr. H. RKröyer, Monographifk Fremstilling af Slegten Hippolytes nordifke Arter, med Bidrag til Dekapodernes Udviklings Historie. 4. Med 6 Robb. 1 Rbd. 64. (Monogr. Darstellung der nordischen Hippolyte- Arten, mit Beiträgen z. Entwicklungsgeschichte d. Dekapoden. M.Kpf.) A. S.Orsted, Annulatorum Danicorum conspectus. I. Ma- ricole. Med Lithogr. og Tres. (Tilkjendt Univ. Guld- medaille) 1 Rbd. 52 $. (Diese mit Steindrucken und Holzschnitten gezierte Uebersicht hat dıe goldene Medaille der Universität gewonnen.) A. S. Orsted, Grönlands annulata dorsibranchiata. Udg. af Videnfk. Selfkab. 4. 8. A. og s R. 1 Rbd. 16 $. Dr. P. WW. Lund, Fortsatte Bemerkninger over Brasiliens uddöde Dyrskabning, og: Blik paa Brasiliens Dyrverden för sidste Jordomveltning, 4de Afhandling med Tilleg. 4. Med 12 Kobb. 1 Rbd. 80 $. (Udg. af. Vidensk. Selsk.) (Fortgesetzte Bemerkungen uber Brasiliens ausgestorbene Thier- schöpfung, und: Blicke in Brasiliens Thierwelt vor der letzten Erdumwälzung; Ate Abh. mit Zusätzen.) J. J. 8. Steenstrup, Om Forplantning og Udvikling, gjennem vexlende Generationsrekker. 4. Med 5 lithogr. Tavler. 12 (Ueber Fortpflanzung u. Entwicklung — ist auch deutsch er- schienen.) \ | Flora Danica. Icones plantarum sponte nascentium in regnis Danie & Norvegie, in ducatibus Slesvici et Holsatiae etc. Fasc. KAAXX. Fol. ill. 20 Rbd., sort 7 Rbd. (Fasc. XAIX 1840.) | | Havetidende, udg. af Selfkabet til Haveculturens Fremme. 1845. 1.H. 8. 248. 2 | (Gartenzeitung, herausg. von der Gesellschaft zur Beförd. der Gartencultur.) Ä Kjerbölling, Frilands - Blomstergartneriet. 4. H. A408. (Cplt. i. c. 6 Hefter.) an | Kjerbölling, Blomstergartneriet. 5. H.. 56 5. (Slultet. Colt. 2 Rbd. 24 $.) Se (Die Blumengärtnerei im freien Lande.) 0 Meyeren,Jorden og dens Beboere. 2. Afd. 1 Rbd. 72 $. (Die Erde und ihre Bewohner. ,‚2te Abth.) 1% H. P. Place, Veiledning for Naturalier Samlare, med 21 Fiqurer, 8, (Anleitung fur Naturaliensammler,) 3 Vom Jahre 1844. H. C. Orsted, Videnfkabernes Selfkabs Forhandlinger i 1845. Nr. 1--4. (Verhandlungen der Gesellschaft d. Wissensch. im J. 1843.) H. ©. Orsted, Oversigt over det Igl. danske Videnska- bernes Selfkabs Forhandlinger og deis Medlemmers. Arbei- der. 8. (Gyldendal.) Udkommer i Hefter til ubestemt .Tid. Arket a 8 Sk. (Aarg. 1845, 8 Nre, 1288. 56Sk.) (Orsted’s Uebersicht. S. 1842 u. 43.) Tidsfkrift, naturhistorifk. Udg.af H Rröyer. Ny Rakke, TI. 1. ileft. st. 8.m. Kbb. 64$. 6 Hefter udgjöre 1 Bd. (Kröyer, Naturgeschichtliche Zeitschrift, Neue Reihe.) . Magasin for Natur- og Mennefkekundfkab, ny Suite, red. af J. P. Böttiger. Kbh. I Nr. m, R. ug. 52 $. Qvart. (Magazin für Natur- und Menschenkunde, neue. Folge,) C. L. Ström, Naturhistorifk Lesebog for Menigmand.. 12. Trykkefrihedsselfkabet. Tresnit. (Omflagstitel: 3.& A. H. Krybdyr og Fi/ke.) 2 (Naturgeschichtliches Lesebuch für den gemeinen Mann. M, Holzschn. H. 3—4. Amphibien und Fische.) C. L. Ström, Naturhistorifk Lesebog for Menigmand. Pattedyr. Med 52 Tresnit. 2. Oplag. 1.8. 285. Papbd. (Dasselbe. Mit 32 Holzschn. Säugethiere.) 13 ©. Petersen, 186 naturtroe Afbildninger i Tresn. af muerkv. Dyr, med Befkr. efter de nyeste Opdag. og Berigt. samt fors. med et system. Register. For Ungd. og dens Venner. 8. Odense. 2 Rbd. i Papbd. (Naturgetreue Abbildungen merkwürdiger Thiere in Holzschn, mit Beschreib. nach d. neuesten Entdeck. ete. Für die Ju- gend und deren ‚Freunde.) Hansen, ©. J. L. Krarup, letfattelige Skildringer af de merkverdigste Pattedyr til Brug ved den förste Un- dervüsning i Naturhistorie. 1.8. 48 8. indb. (Leichtfassl. Schilderungen der merkwürdigsten Säugthiere zum Gebr. b. ersten Unterr. in d. Naturgesch.) ©. Paulsen, kort Begreb af Leren om Fuglene, illustr. med (4) Tegninger, som Tilleg til 1.H. af ,Veiledning il Rundfkab om ete.““ (4. H. 408.) indeh. Rovfuglene. 8. 64 8. ' (Kurzer der Lehre von den Vögeln, erläut. durch (4) Zeichnungen cte. als Zusatz zum 4sten Hefte der Anleitung etc., s. 1843. Raubvögel.) Om det forvildede Qu@g. Af Liebmann. (Danfk Uge- Shrift, anden Rekke, N. 156. 1844.) (Ueber das verwilderte Vieh. [Dänische Wochenschrift, 2te Reihe.]). De italienske Naaletr&ers geographifke og historifke Forhold. Af J. F. Schouw. $ a 5 (Das geographische und historische Verhalten der italienischen Nadelhölzer. Mit einer Charte.) F. C. Carstens, Bemwerkninger over Heden og dens Tre@- plantning. 8. 1 Rbd. | (Bemerkungen über die Heide und ihre Baumpflanzung.) $. Drejer, Anvüsning til at kjende de danfke Foderurter. Efter Prof. VYahlbergs Anvisning till svenfka foderväzxter- nas kännedom. 2. Udg. Efter Forfatterens Död besör- get af J. Lange. 8. 1 Rbd. (1. Udg. 1857.) (Anweisung zur Kenntniss der dänischen Futterkräuter. ?te Ausg. [1ste Ausg. 1837.]) F. Thaarup, Materidlier til den danfke Stats Havekulturs Historie og Statistik. 1. Halvdeel. s. A8$. (Materialien zur Geschichte und Statistik der Gartencultur im dänischen Staate. 1ste Hälfte.) G. Forchhammer, Skandinaviens geognostifke Natur. Et Foredrag holdt d. 22. Novbr. 1845 i det fkand. Selfk. 8. 12%. 14 ©. Norwegische. Von den Jahren 1843 und 1844. Nyt Magazin for Naturvidenfkaberne. Udgives af den phy- siographiske Foreening i Christiania. (Red. Prof. B. M. Keilhau.) Bd. IV., H.1-5. gr. 8. Christiania, (Neues Magazin f. d. Naturwissenschaften, herausg. vom phy- siogr. Verein in Christiania. M. Abb.) Gea norvegica. Von mehreren Verfassern. Herausgegeb. von Balth. Matth. Keilhau. Lief. 1,2. Christiania, 1844. EI. Fol. M. Abb. u. Charten. | Enumeratio Plantarum , quae circa Ohristianiam sponte na- seuntur,, Auct. M. N. Blytt. Christianie. 76 pag. 4. rd ıh 0%, p Bd Hl a a Re I RT I! nA 2a > E77 #. ti # Beer En eier Hıfatia) og ’ 2 1% Say I 1 A] 1a iS Se 4 | er os ion? Sesh. a wre | ok edlen wen Bl, a E e DEN RAL K Or * of, Inlis EN y 94 x IE RAS and DA ROTER x x > , ee nach M BE Saeihay RUE OR AUÄA ae ua Mi ö v>® IRB INDDISASIE | Ih “ ob no) Ibtsanlas! | | r e Hr ER F 1b at N “R Idaiaroıla oe f San f fa M N 5 i h on sid. MTEITREN ne Ira . x - f . AR ti Be N til 113 In i “ei, een wre | r ! son Beer nie Ba ST Seren . “ » “ 7 a ii! Ey: BITEERE | | | R) | : m: 720023 Oo ‚ED | Be D i “ R : L r A \ B 5 ä men” r f - [5 Bi } / 3 # 0: . 2 ” ki} . “ " fe v Ar * 1 r N De h f » 4 “ j < x f} “ \ j ® % s 21 Ir Wiese Zeitschrift erscheint in zwanglosen Heften, von welchen drei einen Band von ungefähr 30 Bogen bilden. Sie wird die besten und das allgemeinste Interesse in Anspruch nehmenden, in einer der, so wenig verbreiteten, skandinavischen Sprachen geschriebenen Abhandlungen in vollständigen Uebersetzungen, ausserdem aber Auszüge aus grösseren Werken enthalten, und durch Uebersichten der Verhandlungen der K. Akad. der Wissen- schaften in Stockholm und der K. Dän. Gesellsch. der Wissen- schaften in Kopenhagen, Anzeigen, Kritiken, Notizen, Lite- raturberichte etc., einen vollständigen Ueberblick der skandi- navischen naturgeschichtlichen Literatur, mit Ausnahme der Oryctognosie, geben. 4 & : Wo es nöthig erscheint, werden lithographirte Abbildungen beigegeben werden. €. A. Koch’s Verlagshandlung. Theodor Kunike. ie u ren Yok 4 v va i “4 4 D = « h 7