Ren s IR : I WArEr % MIT J >» . S * Dec Digitized by the Internet Archive in 2010 with funding from University of Toronto http://www.archive.org/details/b2handbuchderfor01 lore handbuch m der Sorhwiffenfdhoaft in Berbindung mit Profeſſor Dr. A. Bühler in Zürich. — Nitter R. von Pombrowski in Wien. — Hofrath Profeffor Dr. W. Fr. -&mmer in Wien. — RK. RK. Forftmeifter 6. R. Förfter in Gmunden. — Regierungd- und Forſtrath herm. Für, Direktor der Kgl. Forftlehranftalt in Aſchaffenburg. — Forftrath Profeffor A. Ritter von Guttenberg in Wien. — Geheimer Oberforftrath Dr. Fr. Audeid, Direftor der Forftalademie zu Tharand. — Profeffor Dr. B. Schr in Münden. — Profeffor Dr. Ehr. Suerffen in Eberswalde — PVrofeffor Dr. A. Mehger in Hannöver.» Münden. — Dozent Dr. E. Hamann in Eberswalde. — Profeſſor Dr. Fr. Shmwahhöfer in Wien. — Profeffor Dr. A. Schwappach in Eberöwalde. — Forftrath Profeſſor C. Schuberg in Karlsruhe. — Forftmeifter Dr. 9. Stöher in Hildburghaufen. — Profefior Dr. R. Weber in Münden. Herausgegeben von Dr. Tuisko Lorey, 0, Profeffor der Jorſtwiſſenſchaft am der Umiverfität Tübingen. Erſter Band. Dweite Abteilnug. Sorftliche Produftionslehre. Il. Brut von $- Laupp PIG m Ar Juhalt des erften Bandes. Bweite Abteilung. B. Sorftliche Produktionslehre (Kortiesung). VII Der Forſtſchutz. Von H. Fürft. Einleitung (Begriff, Begrenzung, Einteilung) . I. Gefährdungen durch menjchlidhe Handlungen . j Sicherung der Grenzen 3. Schuß der Waldprodufte 4. Walbbrände 6. II. Gefährdungen durch die — Natur. Durch Tiere Schadliche Saugetiere Haustiere, Waldweide 10. Wild 12 (Rotwild 12. Dam- u Kehwild 14. Schwargwild 14. Haje und Kaninchen 14) Seine Nagetiere 15. (Mauſe 15. Schläfer und Eichhorn ” Schädliche Vögel Schädliche Inſekten : —— Forſtinſelten im allgemeinen 17. Nüplice Infelten 20 Abwehr ei. Schaden 21. Nadelholzinſekten 22. (Käfer: Borkenläfer 22, Ruſſelläfer 32. Maitäfer 85. Schmetterlinge: Kiefernipinner 37. Nonne 40. Forleule 41. HFöhren- fpanner 42, Wider 43. Lärdenmotte 44. Sonftige ſchädl. Infelten: Blatt⸗ welpen 44. Maulwurfsgrille 46.) Laubholzinſelten 47. (Käfer: Vortentäfer 47. VBodläfer 47. Müffelläfer 48. Prachtläfer 48. VBlattläfer 49. Lytta 49. Schmetterlinge 50. — — * Durch Gewachſe Forftunfräuter 55, Scmaropergemäce 5, II. Gefährdungen durch die anorganische Natur Froſt 58. Hige 61. Fließendes und Ragnierenbeb Wafler 62. Eänee 0. Duft, Eis, Hagel 66. PVlipihlag 66. Wind und Sturm 67. VI Krankheiten der Holzgewächſe t Durch Verwundung 70. Durd) Bodeneinflüffe m. Dur atmofphäriiche Ein. Hüffe 72. Durch Pilze 73, 17 17 IV Inhalt des erſten Bandes zweite Abteilung. VII. Wildbähe und Lawinen, deren Wefen, Entftehung und Derbauung. Bon G. N. Foörfter. Weſen und Einteilung dev Wildbäche 77. Entftehung 79. Vorkehrungen dagegen 80. Wirkung 82. Wildbach-Verbauung 83. Querbauten oder Thaljperren 88. Grundſchwellen und Schafenbauten 85. Thaljperren insbej. 86. VBerbauung nad) Jenny 92. Verbauung mittelft Bachableitung oder künſtlicher Ablagerungspläge 93. Allgemeine Regeln für Sicherungsbauten 94. Terrainbrüche 97. Wejen und Ent- ftehung der Lawinen 98. Einteilung derf. 99. Wirkung 100. Verbauung 101. VII. Die tehnifhen Eigenfhaften der Hölzer. Bon W. Fr. Exner. Einleitung. (Allgemeine Geſichtspunkte. Geſchichte der Forſchung und Litteratur. Einteilung.) I. Aeußere Erjcheinung Farbe des Holzes 119. Glanz 125. Seinken 126. Ser Beichnuug], Ftnder, Majer 127. Geruch 129. II. Materieller Zuftand : Dichte 131. Waffergehalt 137. Bolumderänderlichfeit 139. ae De Synio- jfopizität und Volumveränderlichfeit 143. III. Mechaniſch-techniſche Eigenfchaften h I 0 nr Efaftizität und Feftigfeit 144. (Arten der Feſtigkeit. Einfluß der Fällungszeit.) Biegſamkeit und Zähigkeit 176. Spaltbarkeit 179. Härte 182. IX. Forſtbenutzung und zwar: Forftproduftenernte, Derwertung und Aufbewahrung. Von H. Stößer. Einleitung a 2 I. Berwendung des Holzes und der Rinden Rue, Sa SE Nugholz und Brennholz 186. Bauholz 186. Schiffsbauholz 190. Bergbauholz 192. Erd-, Brüden- und Wafferbau 194. (Eijenbahnbau insbe). 194.) Böttcher- und fonftiges Spaltholz 197. Gejchnittene Hölzer zur Tijchlerei 2c. 199. Schnitzerei und Spielmwaarenfabrifation 201. Sonftige Gewerbe und Fabriken 201. Papier- fabrifation 201. Holzmwolle 202. Landwirtichaftl. Geräthe 203. Brennholz insbeſ. 203. Berfohlung 204. Holzverwendung nach den verjchiedenen Holzarten und Sortimenten 204. (Laubhölzer 204. Nadelhölzer 206.) Verwendung der Rinden 206. I. Gewinnung des Holzes und der Rinden Fällungsplan 208. Fällungszeit 209. Art des Solghauereibekriese und Anwei fung der Holzhauer 211. Fällungsbetrieb 213. (Baumrodung 214. Naſſauiſche Druckmaſchine 215. Waldteufel 215. Schuſter'ſche Maſchine 215. Fällung mit Seite 105 119 130 144 208 Inhalt des erften Bandes zweite Wbteilung. Urt und Säge 216. Verſchiedene Sägen 217.) Ausformung und Gortierung der Hölzer 219. (Holzjeger 222. Sprengichrauben 223.) Nupung der Rinden 224. (Eichenrinde 224. Fichten- und Tannenrinde 226.) IH. Verwertung der Fällungsergebniffe Schlagaufnahme 228. (Nummerier » Apparate 229.) Berlaufdarten 331. Hol. taren 284. Ausführung der Verkäufe 237. Zahlungsmodus 239. Beförderung bes Holzabjages 240. IV. Aufbewahrung von Hölzern } V. Gewinnung und Aufbewahrung der Holgfämereien L Benupungsart 244. Ernte 244. Sllenganftalten 246. alengreſultate 250. Auf. bewahrung von Holzjamen 251. IXd,. Die landwirtfchaftlihen Nußungen im Walde, Bon U. Bühler. Einleitung — I. Waldfeldbau Geſchichtliches 258. gwea 357. Berfahren 258, Würdigung 258. I. Waldjtreunugung na Tr Bopdenftreu 266. anren ober Stmeieten 97. II, Waldweide IV. Grasnutzung V. Sutterlaub IX°. Transportwefen. Bon ©. Schuberg. I. Allgemeine Erörterungen über Begriff, Zweck und Leiftungen forftlicher Brin- gungsanftalten . Begriff 284. Biwed 284 Arten 288. Debingungen 287. Kutuchme der Bro- file, Nivellieren 288, (Verfahren 288. Inſtrumente 289. Horizontalfurden 290. Barometriſches Hohenmeſſen 292.) U. Die Anforderungen an den Bau der Einzelftreden und ihren Zuſammenhang im Wegneß . Allgemeine Grundfäge "200. " (efän 298. Gegengefätl 298. Gräben 294. weg. breite 294, Zugsrichtung und Bringungsweiſen 295.) Wegnetz 298. (Entwurf und Waldeinteilung 298. Gefichtspunfte fiir das Wegneh 301.) II. Die technischen Vorarbeiten für den Einzelbau i Abftedung 302. Kurvenabftedung insbeſ. 304. Ganze Wegzüge 309. Heraus treten der Bögen über den Linienzug 810. Die Heinften Bogenhalbmefler und ihre Wegbreiten 811. (Fuhrwerte 812.) Rampe 314. IV. Die Aufnahme der Profile und Berechnung der Auf- und Abtragstörper Quer» und Längeprofile 316. Erdmaſſen 317. Hilfstafeln 818. Erdmaffen- ausgleich 321. Lattengeftellbau 326. Seite 228 242 316 VI VI. VII. VII. IX. 1. IV. VI. Vu. Inhalt des erften Bandes zweite Abteilung. . Die Wegbau-Arbeiten Erdbau 327. (Sörberungsarbeiten 327. Sprengung 328. Förderweite 332. Aufihichten 333.) Wafferableitung 334. Herftellung der Fahrbahnen 334. (Ganze Breite 335. Beſchränkte Steinbahnen 336. Erd- und Holzbahnen 336. Ber feftigung der Geitenflähen 337.) Mauerbau 338. Bauten zum Ablauf des Waſſers 340. (Mulden 340. Dohlen 341.) Holzbauten 347. (Uferfeften 347. Brücken 348.) Sicherheitzanlagen 351. Geftaltung der Wege nach örtlichen Berhältniffen Schleifwege 352. Nieswege 352. Schlittivege 358. Waldeiſenbahnen 34 ar gemeines, Würdigung 354. Unter- und DOberbau 355. Fahrzeuge 359. Hebe— geſchirr 361. Fahrt und Entladung 362.) Verbindung verichiedener Bringungs- anftalten 363. Beranfchlagung der Baufoften EIER 08 sc Baufläche 364. Wegkörper 369. Wafferableitung 367. Saprbahn 367. Bö- ſchungen, Pflafter, Mauerwerk 368. Durchläffe 369. Brüden 370. Waldbahnen 371. Einleitung und Betrieb der Bauten Baumittel 372. Arbeitskräfte 372. Bauzeit 372. Yrbeitabegebung 372. Bau leitung und Aufſicht 373. Wegpfliee Jan er Nacharbeiten 374. Inſtandhaltung 374. Schug und Aufficht 376. X4, Forſtlich-chemiſche Technologie. Bon Fr. Schwackhöfer. . Der chemische Beftand des Holzes Holzifelett 377. Celluloje 377. Lignin 378. Holzſaft 378, (Waffergehalt des Holzes 379. Organiſche Beftandteile des Zellfaftes 380. Mineralbeftandteile desjelben 380.) Ninde 381. (Gerbftoffgehalt 381.) Kork 382. Konfervierung des Holzes : Trocknung 386. Auslaugen 387. Dämpfen 388. Anftreichen 888. Ankohlen 389. Imprägnierung 389. (Mittel 390. Methode 391. Einſumpfverfahren 391. Hhdroftatiiches Verf. 391. Pneumatiſches oder Dampfdrud-Verfahren 393. Imprägnieren mit antijeptiichen Dämpfen 395. Kritik der Methoden 395.) Celluloſefabrikation Rohmaterial 400. Putzen und —— des Hohzes Aufſchließen des Holzes 400. (Natronverfahren 401. Sulfatverfahren 403. Sulfitverfahren 405.) Aus— laugen, Waschen, Zerfajern (ev. Bleichen) der Rohcellulofe 408. Verfilzen zu Papier 409. Kritit der Verfahren 409. Holzitofffabrifation 410. Trodene Deftillation des Holzes Meilerköhlerei 413. (Sn ftehenden Meilern 413. In —— Meilern 420. Kritif der Meilerföhlerer.) Grubenföhlerei 421. Verkohlung in Defen und Re— torten 422. (Meileröfen 422. Transportable Oefen 423. Verkohlungsretorten 423. Kondenjationsapparate 425.) Die Holzkohle 426. Holzeifig 427. (Roher Holzeſſig, Eſſigſäure, Holzgeiſt. Teer 428. (Karboljäure 429. Kreoſot 429. Pech 429. Birfenrindenteer 429.) Harzgewinnung 3 ET 1 4 oe Straßburger Terpentin 431. Schwarzföhrenharz 431. Strandkiefernharz 433. Fichtenharz 434. Lärchenharz 435. Charakteriftif der Harze 435. Terpentin 436. Harzprodufte 436. Terpentinöl 437. Kolophonium 438. Brauerpech 438. PBottajche-Fabrikation : Seite 327 352 363 372 374 377 386 400 411° 430 439 Inhalt des erften Bandes zweite Abteilung. IX®, Das Weidwerf. Bon M. Nitter von Dombrowéki. I. Einleitung U. Der Jäger und jein Beruf : II. Das Wild, au ac weibgereit Terminologie Meberficht ; Edelwild 451. Damwild 455. Eichwild 456. Reh 456. Gemswild 458, Steinwilb 458. Wildſchwein 458. Biber 459. Murmeltier 459. Hafe 459. Kaninchen 460. Federwild 1 se A Schwan 460. Trappen 461. granich 461. Anergeflägel 461. Birfgeflügel 462. Radelhuhn 462. Haſelhuhn 468. Faſan 468. Schneehfihner 468. Steinhühner 463. Rebhuhn 464. Wachtel 464. Tauben 464. Drofieln 465. Negenpfeifer 465. Wafjerhühner 465. Schnepfen 466. Wafjerlänfer 467. Ganſe 467. Enten 468, A abe 469. Raubwild Haarwild —— Bär 469. Wolf 169. Fuchs 470. Dada 470. Wildtape a7. Marder 471. Otter 471. Iltis 472. Wiefel 472. Federwild R Geier 472. Adler 1m. Milane 478. Weihen 478. Faften 474. Habichte 474. Bufjarde 475. Eulen 475. Raben 476. Storche 477. Neiher 477. IV. Die Hege und Wildzuht . } Butterpläge 479. Wildäder 479. Satzleden 480, — 481. Re- mifen 482. Wildzucdt 484. V. Jagd und Fang des Wildes Jagd Anfig (Anftand) 487. (Hodjftände 488. Horftiagd 488. Huttenjagd 488. Luderhütte 488.) Virfche 489. Suche mit dem Vorſtehhund 491. Einge- ftellte Jagden mit Dunfel- und Lichtzeugen oder Lappen 492. (Duntelgarn 492. Stedgarne 492. Blendzeug 493. Federlappen 495. Wimpellappen 498.) Treibjagen 498 (mit Hunden 498. Standtreiben 494. Sefjeltreiben 49%. Streifjagden 494). Kombinierte Jagben 495. Sprengen und Graben aus dem Ban 496, Kung 496. Frettieren 497. Fang des Wildes er, Nepe 497. Garne 498. Eiſen 498. Gruben 499. VI. Der Hımd im Dienfte des Weabwr® . . . Bucht 500. Erziehung 501. Drefiur 501. Schweißhund 502. Vorftehhund 506. (Stubendrefiur 507. Felddreſſur 510.) Dachthund 511. Vrade oder Wilbbodenhund 514. Otterhund 516. Sau- u finder 516, > VO. Die Waffen im Dienfte des Weidwerfs 4 Schußwaflen . y Buchſe 517. Flinte 519. Büchsflinte 519. Drilling 5%. Handhabung ber | Schußwaſfen 520. h Blanke Waffen Hirjchfänger, Genidfänger, Beitmefer sn. Sauer 5. Konjervieren der Waffen N 478 497 VIII Inhalt des erſten Bandes zweite Abteilung. IX. Fiſcherei und Fiſchzucht in den Binnengewäſſern. Von A. Metzger. Einleitung: Bedeutung der Fiſchzucht J. Syſtematiſche Ueberſicht der mitteleuropäifchen Süßwaſſerfiſche — II. Biologiſches Verhalten, wirtſchaftlich bedeutſame Eigenſchaften, Verbreitung und Bedeutung der wichtigeren Fiſcharten Salmoniden 535. (Lachs 535. Meerforelle 538. Geeforelle 558. Bachforelle 539. Huchen 540. Saibling 540. Stint 540. Aeſche 541. Große Maräne 541. Edelmaräne 542. Wandermaräne 542. Nordſeeſchnäpel 543. Kleine Maräne 543. Blaufelchen 543. Gangfiſch 544. Traunfee - Rheinanfe 544. Weißfelhen 544. Kilch 545. Kaliforniicher Lachs 545. Bachſaibling 546. Negenbogenforelle 546. Amerif. Maräne 547. Amerif. Seeforelle 547. Garda- fee-Forelle 547. Zavenjee-Forelle 547.) Cypriniden 547. (Karpfen 547. Schleie 548. Karauſche 549. Brachſen 549. Gieben 549. Zärthe 550. Naſe 550. Barbe 551. Döbel 551. Häsling 552. Plötze 552. Rotfeder 552. Aland 552. Napfen 552. Ufelat 553. Blede 553. Gründling 554. Elritze 554. Schmerle 555. Dorngrundel 555.) Muräniden 555. (Aal 555.) Clupeiden 557. (Maifiſch 557. Finte 558.) Siluriden 558. (Wels 558.) Gadiden 559. (Aalquappe 559.) Esociden 559. (Hecht 559.) Pereiden 560. (Zander 560. Flußbarſch 561. Kaulbarſch 561. Amerif. Schwarzbarſch 562.) Cottiden 562. (Kaulkopf 562.) Gafterofteiden 563. (Gem. Stichling 563. Kleiner Stichling 563.) Weipenjeriden 563. (Stör 563. Gterlet 564.) Petromyzontiden 565. (Meerneunauge 565. Ylußneunauge 565. Bachneunauge 566.) 11. Künſtliche Fiſchzucht Grundlagen und Zweck 567. Beichaffung Dr Snichfiiche und fünftliche Befruch tung 568, Die Brutapparate im allgemeinen 571. Der kaliforniſche Brut— apparat 572. Inkubationsdauer und Verhalten der Eier während derſelben 577. Dotterſackperiode und Verhalten der Fiſchchen 579. Transport und Ausſetzung der Fiſchbrut 580, IV. Teichwirtichaft Begriff und Eigenschaften or Teiche im en 589. Vetriebsarten 583. Teicharten und Wirtjchafts-Rombinationen 583. Flächenverhältnis der Teich- arten 584. Verhältnis und Stärke der Bejegung in Stred- und Hauptteichen 585. Bejegung der Laiche oder Streichteiche und Erziehung der Brut 585. Das Dubich'ſche Verfahren 586. Beiſatz anderer Fiſche in Karpfenteichen 587. Ueberwinterungs- oder Kammerteiche, bezw. Winterbehälter 588. Wintergefahr, Teihaufftand, Auslagerung der Karpfen 588. Erhaltung bezw. Verjüngung und Verbeſſerung der Nahrungsfähigfeit der Teiche 590. Forellenzucht in Teichen 592. V. Der Fifchereibetrieb in Flüffen, Bächen und Seen Fiſcherei mit Hamen 595. %. mit Reuſen 598. %. mit Stell- Be en 601. 3. mit Treibnegen 603. F. mit Zugnegen 605. F. mit Wurfgarnen 609. 3. mit der Angel 610. Seite 523 325 537 566 982 395 Verzeichnis der gebraudten Abkürzungen. A. F. u. J. 8. — Allgemeine Hort und Jagd-Beitung. Frankfurt a. M., I. k D. Sauerländer, 117 h — D rift betr. db fi u i i hayr Denlſchr ee a ee ihen Unterriht in Bayern ed. — Eentralblatt für das gefammte Forſtweſen. Wien, Frich j F. Bl. — Forſtliche Blätter (von Grunert und Leo, bezw. Grunert Bi, End Dr sig, Geßner und Schramm, jett F. Cbl. LEN tliches Centralblatt (von Baur, früher M 5 natejc) Bon > u). "Berlin, —— 3. d. preuß. F. u. J. = hrbuch der preußifchen Forft- und Jagdgefeggebung und E erwaltung. Berlin, Springer. 8 d ſchleſ. ©. — Zu des jchlefiichen Forſtvereins. Breslau, Morgen- ” Krit. Bl. — —— Blätter (von Pfeil und Nördlinger). Leipzig, >» aumgärtn Leb. Bild. — es —9 hervorragender Forſtmänner.“ Berlin, Miu. - —X für Forſt⸗ und Jagdweſen. Stuttgart, — Menue Jahrbücher der Forftlunde von dv. Webelind. Franf- J furt a/M., Sauerländer's Verlag. t. F. — Defterreidhfche Forftzeitung (von Hempel). Wien, Hitich- 4 mann. B. — Vierteljahrsſch früher Monati xx . Fire a ar ea ig ——— Pralt. F. f. die Schw. — Der praltiihe Forftwirth für die Schweiz (von KRiniler). ki Davos, Richter. Schw. 8. — 8 geitfchrift für das Forſtweſen. Züri, Orell, " bA.F. u. J. — Suvoiemente ee eg Dorf und Kagd-Beitung. uppl. 5. Thar. J. _ ie zum Tharander forftt. Jahrbuch. Dresden, Thar f. J. — Tharander forſtliches Jahrbuch. Dresden, Schönfeld. deutſch. F. — Bericht über die Verſammlung deutſcher Forftmänner. ng. ng A für — und Jagdweſen (von Dandelmann). ’ n, Sprin Berichtigungen I. Band 2. Abteilung. » Seite 410 3. 22 v. u. ſoll ftehen 8 24 ftatt 25 „ 4238. 10 v.u. fehlt $S 26 „ 528 3. 17. o. ift die Klammer Hinter „7“ zu ftreichen, und hinter „Schuppen“ zu jeßen „ 529 3. 26 v. o. ſoll ftehen ſchmächtig ftatt ſchmächtich „5328 160u „ „ Dftiee ftatt Nordjee „ 5878 16vu „ „dem Rhein jtatt am NAhein „55283 23500 „ 9» . ZTafelfiich ſtatt Tafelfleifch og Ann oonaitattzuperte O9 IH 0 In m 120,54 „5953 1230o „ „ Fleiichfuttermehl ftatt Fiſchfuttermehl - BR Be ae BE, „ 5963. 6 u. 7 v. u. foll ftehen Gewinn von 3,50 bezw. 3 ME. ftatt Gewinn von 1,50 bis 1,71 ME. 6A Eldrn u: 7 * „Stöckergarn“ ſtatt „Stöckengarn“ vn. Forſtſchutz. Von Hermann Fürſt. ‚ Der Fo au 1878. Nörbdblinger, E ebuch des Forſtſchuhes 18%. Grebe, du nn Baby 875. Kauſchinger (Für ), Lehre vom Waldihup 1888. Bufe, rg em Forftfhup 1 Einleitung. Begriff. $1. Die Lehre vom Forſtſchutz foll uns in den Stand ſetzen, die mannigfachen Gefahren, welche dem Walde drohen, möglichjt erfolgreich von demjelben abzumenden, in foweit die Mittel dazu in der Hand des Waldeigentümers jelbjt liegen. . Nicht felten aber reichen diefe Mittel nicht aus, der Staat muß im Intereſſe der öffent lichen Sicherheit und Wohlfahrt eingreifen und den Waldbefiger in feinen Beſtrebungen unterftügen; die desfallfigen Mafregeln gehören jedoch nicht zum Gebiet des Forftichuges, fondern zu jenem der Forftpolizei und Forjtgeieggebung, und fie liegen daher außerhalb des Nahmens unjerer gegenwärtigen Aufgabe. Um aber alle Gefahren von unjerem Wald möglichjt abzuwenden, müſſen wir zunächit diefe Gefahren ſelbſt, die Urſachen ihrer Entjtehung, die Art und Weife ihres Auftretens fennen, wir müſſen wifjen, denfelben möglichſt vorzubeugen, endlich bei troßdem eingetretenen Beihädigungen verftehen, dieſelben thunlichit zu beſchränken und ihre nachteiligen Folgen für den Wald wie die Kafje des Waldbefigers nad Kräften abzu mindern, Vegrenzung. $ 2. Keine unferer foritlichen Disziplinen ift wohl ſchwerer zu begrenzen, als die Lehre vom Forftichug. Außerordentlich mannigfaltig find die Gefahren, die dem Walde von Seite der belebten wie der unbelebten Natur drohen; wir bedürfen der gefamten Natur Runde, der Zoologie und Botanik, der Mlimatologie und Bodenkunde, um die nötige Kenntnis diefer Gefahren und dadurch die Möglichkeit der Abwehr zu erlangen. Die Mittel der Abwehr und insbejondere jene der Vorbeugung liegen aber auch zum nicht geringen Teil auf dem Gebiete der Lehre vom Waldbau, von der Forftbenugung und Forfteinrichtung und dies Verhältnis hat jogar dazu geführt, daf man der Lehre vom Forftihug das Recht, als eigene Disziplin aufzutreten, bejtritt, die Lehren desſelben teilweiie der Forft-Hoologie und Botanik, teilweife den oben genannten forjtlichen Disziplinen zuweiſen wollte. Wir l Handbuch d, Gorfiw. I. 2. Mbiig. 1 2 VII. Fürſt, Forſtſchutz. glauben: mit Unrecht, glauben, daß eine vollſtändige und überſichtliche Zuſammenfaſſung der Lehre vom Forſtſchutz unbedingt nötig und eine Unterbringung derſelben in den andern forſtlichen Fächern in auch nur einigermaßen vollſtändiger Weiſe ohne Zwang nicht möglich ſei, und möchten daher das Recht des Forſtſchutzes, als eigene Disziplin aufzutreten, ent— ſchieden wahren 9. Die oben berührte Schwierigkeit der ſachgemäßen Begrenzung unſerer Disziplin tritt aber auch zu Tage, wenn wir die Hand- und Lehrbücher derſelben vergleichen. In dem einen finden wir der Botanik, im andern der Zoologie eine verhältnismäßig weite Aus— dehnung gegeben; die älteren Werke ziehen das Gebiet der Forſtbenutzung herein oder laſſen insbeſondere die ſcharfe Trennung von Forſtſchutz und Forſtpolizei vermiſſen. Auch die Frage, in wieweit die Lehre von den Servituten und deren Nachteilen für den Wald in das Gebiet des erſteren gehöre, hat verſchiedene Beantwortung gefunden. — Unſere Aufgabe wird hier ſein, das Gebiet des Forſtſchutzes möglichſt ſcharf zu umgrenzen und aus allen den obengenannten Disziplinen nur das unumgänglich Nötige beizuziehen. Einteilung. 8 3. Die Gliederung unſerer Disziplin erfolgt naturgemäß nach den Uxfachen der Gefahren und Bejchädigungen, die unfern Waldungen drohen, und es erſcheinen als jolche Urſachen: J. Menſchliche Handlungen, als Eingriffe in das Eigentum des Waldbe— figers, als fahrläſſige oder abſichtliche Beſchädigungen des Waldes und jeiner Brodufte. II. Einwirkungen der organifhen Natur, als hemmende, bejchädigende oder zeritörende Thätigkeit : 1. der Tierwelt, 2. der Pflanzenwelt. III. Beihädigungen durch Erjcheinungen der anorganijhen Natur; jolde Er- ſcheinungen find: 1. Ungewöhnlich niedere oder hohe Temperatur: Froft und Hiße. 2. Atmoſphäriſche Niederjchläge: Negen, Schnee, Duft, Eis, Hagel. 3. Blitzſchlag. 4. Heftige Luftftrömungen: Winde und Stürme. 5. Ungünftige Bodenbeichaffenheit: Näſſe, Slugjand. 6. Krankheiten der Holzgewächje. I. Gefährdungen durch menfhlihe Handlungen. 1. Wähere Bezeihnung derfelben. 8 4. Ein Blie auf die zahlreichen devaftierten oder doc in ihrem Ertragsvermögen weit heruntergebrachten Waldungen in unferem engeren Vaterland mie in noch viel höheren Grad in der Mehrzahl unferer Nachbarländer fagt uns, daß der Menſch zu den gefähr- lichjten Feinden des Waldes gehöre. Habgier und Umverjtand der Waldbeſitzer jelbit, Ein- und Uebergriffe der Forjtberechtigten find im Berein mit Entwendungen und Bejchädigungen jeitens fremder Perſonen vorwiegend die Urſache jener traurigen Waldzuftände. Gegen die nachteiligen Eingriffe des eigenen Beſitzers vermag der Forſtſchutz nicht zu helfen, und nur Belehrung und die allmählich fteigende Einficht einerſeits, wie eine energisch gehandhabte Forftpolizei anderſeits — infoferne diefer eine entjprechende Forjt- gejehgebung zur Seite fteht — vermögen hier einigermaßen Beſſerung zu jchaffen. Nur gegen fremde Eingriffe lehrt ung der Forſtſchutz unſere Waldungen jchügen, gegen Ge— 1) Vergl. U, 3. u. 3.8. 1884. ©. 305, Herftellung der Vermarfung. & 6. 3 fährdungen, die ſich entweder auf die eigentliche Subſtanz des Waldes, deſſen Grenzen, oder auf deſſen verſchiedenartige Produkte beziehen. Auch die Gefahr des Wald brandes wird wohl ziwedmäßiger hier als bei Abſchnitt III eingereiht, da es fait ftets die fahrläffige oder frevelhafte Hand des Menſchen und nur jehr jelten die Natur (durch Blikichlag) ift, die diefe Gefahr hervorruft. 2. Siherung der Waldgrenzen. Grenzzeidhen. $ 5. Bon dem Augenblid an, da Grund und Boden aus dem gemeinfamen Beſitz in Sondereigentum überging, war eine Bezeichnung der Grenzen zur Sicherung des erjteren geboten, und es dienten hiezu in erfter Linie die jog. natürlichen Grenzzeichen: Waſſer läufe, Bergrüden und Thaljohlen, Wege, Felien, Bäume; die beiden legtgenannten wurden hiebei meift durch eingehauene Heichen bejonders fenntlich gemacht. Nicht immer aber reichten diefe natürlichen Grenzzeihen aus, zumal mit fortichreitender Parzellierung des Grumbdbefiges, mit fteigendem Wert desjelben, der eine genaue und fichere Bezeichnung der Grenzen notwendig machte; man griff daher zu Fünftlihen Grenzzeichen: Steinhaufen, Hügeln, Winkelgruben, Pfählen und eingejegten Steinen, bisweilen jelbit zur Bezeichnung ganzer Grenzlinien durch Gräben, Heden, Aufhiebe. Gegenwärtig finden wir etwa mit Ausnahme des Hochgebirges, in welchem die natürlichen Grenzzeichen noch eine Rolle fpielen, als Grenzzeichen faſt allenthalben die Grenzjteime als dauerbafteftes und ficherftes Material in Anwendung. ‚ Diefe Grenzfteine werden bisweilen in rauber, beifer aber in behauener Geftalt, durch welche jeder Irrtum ausgeichlofien ift, aus möglichft dauerhaftem Material Baſalt, Dolomit, Granit, harte Sandfteine) hergejtellt und meift mit bejtimmten, den Waldeigen tümer fennzeichnenden Buchſtaben, jowie um jede Waldparzelle fortlaufenden Nummern be zeichnet — es gilt dies wenigftens für Staats- und Gemeindewaldungen als Regel —, nicht jelten auch auf dem Kopf mit Vifierlinien, welche nach den Nachbarjteinen weiſen, verfehen. Herftellung der Bermarklung. 86. Unter Vermarkung verjteht man die Bezeichmung einer Grenze mit fejten Örenzzeichen, und gilt diefelbe in allen Kulturſtaaten als Regel. Derjelben hat ftets die Regulierung etwa ftrittiger Grenzen im gütlichem Einvernehmen oder auf dem Rechtsweg vorauszugehen. Bei der Vermarkung wird num in erſter Linie jeder Winkelpunft mit einem Grenz zeichen bezw. Grenzſtein verjehen; ift die Entfernung von einem Grenzſtein zum andern eine jehr große, jo werben je nad) Bedürfnis ein oder einige Zwiichenfteine, jog. Yaufer, auf die Grenzlinie in der Weije gefept, da man ſtets bequem von einem Grenzitein zum andern jehen fann. — Das Sepen der Grenzjteine erfolgte früher in einfadher Weije ge meinfam durch die beiden Angrenzer, jeit längerer Zeit aber pflegt dasjelbe nun allenthalben duch die Feldgeihworenen oder Siebener ftattzufinden, die in jeder Gemeinde aus der Zahl der umbejcholtenen Männer (meift in der Siebenzahl) gewählt werden. Diejelben nehmen in Gegenwart der vorgeladenen Angrenzer das Einjegen der Grenzjteine vor, wo bei jedoch fein Zweifel über die Richtigkeit des Grenzpunktes bejtehen darf; beſtehen ſolche Zweifel oder handelt es fich (bei Grimdabtretung, Teilung xx.) um Firierung neuer Grenz punkte, jo hat ſtets die Bezeichnung der Grenzpunfte durch den verpflichteten Geometer borauszugehen. Nur hiedurch ift es auch möglich, eine richtige Yandesvermefjung aufrecht zu erhalten. Um über den Standort eines irgendwie zu Verluft gehenden Steines möglichft ſicheren 1 =” 4 VI. Fürſt, Forftichuß. Anhalt zu geben, legen die Feldgeſchwornen vielenorts unter die zu jegenden Steine Unter- lagen von unverweslichen Materialien, wie gebrannte Steine oder Zeichen, Porzellan- oder Slasjcherben, Kohlenſtücke; Ddiejelben geben insbejondere auc in jenen Fällen, in welchen zur Vermarkung feine regelmäßig behauenen Steine verwendet wurden, darüber Aufſchluß, ob man es mit einem Grenzjtein oder einem beliebigen andern Stein zu thun hat. Dieje Zeichen werden bisweilen in bejtimmter, nur den vereidigten Feldgeſchwornen befannter Weije gelegt und von dieſen als Geheimnis behandelt. Unterhaltung der Vermarktung. 8 7. Angeſichts der Wichtigkeit, welche Die genaue und dauernde Firierung einer Waldgrenze hat, wie der Koften, welche die Heritellung einer Bermarfung für einen größern Waldkompler verurjacht, iſt es Aufgabe der einschlägigen Beamten, für eine entjprechende Sıftandhaltung der Grenzzeichen Sorge zu tragen. Dieje legtern find in mannig- facher Weiſe bedroht: fie werden an Wegen nicht jelten umgefahren und zerbrochen, find an Gräben, Gehängen, in weichem Boden dem Umfinfen oder Abrutjchen ausgejeßt, weichere Steine werden duch Verwitterung und Zerfrieren zerftört, und nur eine ſtete Auflicht ver- mag die Grenzen in ftets gutem Stand zu erhalten. Eine jolche ift daher auch PVflicht der Forftbeamten, und es hat deshalb das Forft- ſchutzperſonal alljährlich, der einschlägige Berwaltungsbeamte wenigſtens im nicht zu langen Biwijchenräumen die Grenze von Stein zu Stein zu begehen, das Vorhandenſein jeden Steines und deſſen normalen Zustand zu fonftatieren und allenfallfige Gebrechen zu notieren; die Hebung lebterer erfolgt jodann auf Anrufen durch die Feldgefchwornen unter Bei- ziehung der Angrenzer. : Das Gejchäft des Grenzbeganges wird erklärlicher Weife in hohem Grad erleichtert, allen Irrungen bei Holzfällungen, Streunußung u. ſ. w. in ficherfter Weiſe vorgebeugt, wenn die Grenzlinien offen gehalten, von Holzwuchs, Gejtrüpp, überhängenven Aeſten jtets gereinigt werden; nur hiedurch ift die Möglichkeit, von einem Stein zum andern zu jehen, die Grenze jofort mit Beſtimmtheit zu erkennen, gegeben, während verwachjene Grenzlinien zu den mannigfachften Irrungen und Streitigkeiten Veranlaſſung geben fünnen. Man pflegt daher die Grenzlinien im Benehmen mit den Angrenzern auf mäßige Breite, etwa meter- breit, durchzufluchten und dieſe Grenzlinien ftet3 von allem Holz und Unfrautwuchs thun- lichſt vein zu Halten. = Der Gefahr einer Beſchädigung find am meisten jene Grenzfteine ausgeſetzt, welche unmittelbar an den gar häufig auf den Grenzen verlaufenden Wegen jtehend dem Anfahren durch Fuhrwerke ausgefeßt find. Man fucht diefe Steine dadurch zu ſchützen, daß man fie tief in den Boden ſetzt oder ihnen durch Abweisfteine, eingejchlagene Prähle u. dgl. den nötigen Schuß gibt. Bejondere Aufmerffamkeit bedarf die Waldgrenze auch dort, wo fie längs des Feldes verlauft, indem bier Uebergriffe durch Ueberadern, Ablagern auf den Feldern zuſammen— gefefener Steine u. dgl. nicht felten zu fein pflegen. Den ficherften Schuß gewährt in ſolchen Fällen ein Grenzgraben von entjprechenden Dimenfionen. 3. Shut der Waldprodufte, Sorftfreveldurdh Entwendung. 8 8. Kein Vergehen gegen das Eigentum pflegt befanntlich häufiger zu fein, als die Entwendung von Forftproduften, und die Statiftif weist in manchen Gegenden hierüber geradezu erjchredende Zahlen auf. Die Gründe diefer Erſcheinung find mannigfache: fie find zu Suchen zunächſt in der verhältnismäßig jchwierigen Beſchützung der Waldprodufte, insbejondere bei großen Auflichtsbezivten, parzellievter Lage dev Waldungen, dem Vor- Pr Ki Dt 5 a Fe er £ Verhiitung von Forſtfreveln. $ 10. 5 handenfein bevöfferter oder armer Drtichaften in der Nähe und ſelbſt inmitten der Wal⸗ dungen. Im Weiteren find viele Produfte des Waldes dem Menſchen teils für ſich, teils für feine Haustiere geradezu unentbehrlich: jo das Holz zumal im ftrengen Winter, das Gras und die Streu in Jahren des Futter» und Strohmangels, — und werben nad dem alten Sprüchwort, daß Not fein Gebot kenne, troß guter Aufficht aus dem Walde ent- wendet; oder es dienen dieſe Produkte Induftriegweigen (Anfertigung von Rechen, Beſen, Körben u. dgl. m.), die von der ärmeren Bevölferung betrieben werden, welch' legtere fich auf möglichft billige Weife, d. b. alfo im Weg des Diebftahls, in den Beſitz des Roh— materiales zu ſetzen fucht. Nicht wenig trägt aber die aus früheren Zeiten ftammende und im Bolf noch jehr allgemein verbreitete, durch die Geſetzgebung ſelbſt der neueften Zeit unterftügte Anſchauung von der geringern Verwerflichleit und Strafbarfeit der Entwendung von Forjtproduften zur Vermehrung der Zahl der leptern bei. Schon die am den meiften Orten übliche Be- zeichnung „Forjtfrevel* an Stelle des korrefteren Wortes „Forjtdiebftahl“, ferner die Be handlung diejes Neates als einer Uebertretung und nicht als eines Vergehens gleich jedem andern Diebftahl, die Beitrafung desielben mit Geld, fjubfidiär mit Haft an Stelle der gravierlicheren Gefängnißſtrafe — alle diefe Momente zuſammen find ficher mit daran Schuld, wenn wir die Zahl der Forftfrevel vielfach eine jo hohe werden jehen. Als deut lichſter Beweis dafür, welchen Einfluß die Urt der Beftrafung bier ausübt, dient die Wahr- nehmung, daß die ald Diebſtahl beftrafte Entwendung bereits aufgearbeiteten Holzes verhäftnismäfjig jelten vorzukommen pflegt ! Die Nachteile, welde dem Wald durch Entwendungen zugehen, find teils gering, teils fchwererer Art. Manche Entwendungen, wie Dürrholz, Gras von Dedungen, Streu aus Gräben und Wegen, jchädigen den Wald direkt gar nicht, jondern nur etwa die Kaſſe bes Waldbefigers, während durch Grünholzfrevel der Schluß unterbrochen werden fann, Aftholzfrevel die Bäume jchädigen, Grasfrevel die Kulturen gefährden, wiederholte Streu entwendungen zur VBermagerung des Bodens führen. In der Nähe von Ortichaften werden durch die genannten Frevel bisweilen ganze Bejtände geradezu devaftiert. Forftfreveldurh Beihädigung. $ 9. Unverftand und Umnvorfichtigkeit, Gewinnſucht, Mutwillen, Bosheit find die Motive, aus denen Beichädigungen der Waldungen hervorgehen. Durh Unvorſichtigkeit und Ungeſchickichkeit ergeben ſich insbejondere Beihädigungen des ftehenden älteren Holzes wie des jungen Naturwuchjes in natürlichen Verjüngungen wie anſtoßenden Bejtänden bei der Fällung, Aufarbeitung und Abfuhr des Holzes, nicht felten alfo durch unſere eigenen Arbeiter. Beichädigungen aus Gemwinnfucht ftehen in engem Zufammenhang mit Entwen dungen, wobei nicht felten der Schaden den Wert des entwendeten Objektes überfteigt. Hierher würde beifpielsweiie zu rechnen fein: das Anreißen von Nadelbolzftämmen zum Zweck fpäterer Harzgewwinnung, das Ausicharren alter Harzriffe, das Kienholzbauen, Zapfen- brechen u. . f£ Auch die oft jo maßlos und devaftierend im Weg des Frevels geübte Waldweide wäre hieher zu zäblen. Nicht jelten find leider auch jene Beichädigungen, welche aus Mutmwillen oder Bosheit und Rachſucht dem Walde zugefügt werden: das Abbrechen oder Entrinden junger Stämme jeitens mutwilliger Burſche, die abfichtliche Brandftiftung jeitens bejtrafter Holz und Wildfrevler mögen hier genannt fein. Verhütung von Froftfrevelm. $ 10. Das Hauptmittel, um Forſtfreveln jeder Art vorzubeugen, ift ein energiſch gehandhabter Forjtichup, die Aufſtellung eines ausreichenden und eifrigen Schugperjonales, 6 VI. Fürſt, Forſtſchutz. das ſeitens der Verwaltungs- und Inſpektionsbeamten genügend überwacht ſein muß. Aller— dings muß deſſen Thätigkeit auch durch ein hinreichend ſtrenges Forſtgeſetz unterſtützt werden, da zu milde Strafen nicht die nötige abſchreckende Wirkung üben; der Erlaß eines ſolchen liegt jedoch nicht in der Hand der Waldbeſitzer und Forſtbehörden, ſondern in jener der Geſetzgebungsfaktoren eines Landes. Durch zweckmäßige Dienſtesinſtruktionen muß die Thätigkeit des Schutzperſonales geregelt ſein, eine gute Holzhauerinſtruktion in Verbindung mit entſprechender Ueberwachung der Holzhauer wird den oben erwähnten Beſchädigungen bei Fällung und Aufarbeitung des Holzes thunlichſt vorbeugen. — Aber auch den Freveln durch Entwendung wird der größere Waldbeſitzer einigermaßen vorbeugen können: durch Rückſichtnahme auf die Be— dürfniſſe der ärmeren Anwohner des Waldes, der kleinen Landwirte und Gewerbetreibenden und thunlichſte Befriedigung dieſer Bedürfniſſe — ſo durch Geſtattung der Leſeholznutzung, Abgabe von Waldgras und Streu in Notjahren, von Streuſurrogaten jeder Art, von Beſenreis, Rechenſtielen und dergl. um billige Taxe. 4. Shuß gegen Waldbrände. Entftehung derfelben. 8 11. In den weitaus meisten Fällen ift es Ddireft oder indireft der Menſch, durch welchen Waldbrände entftehen, und hiedurch rechtfertigt fi) wohl auch die Beſprechung derjelben in diefem Abjchnitt; nur ausnahmsweiſe it es der Bliß, der alte troden faule Stämme entzündet, die Zahl der Fälle, in welchen dies Fonftatiert ift, ift jedoch eine geringe. Die übertviegende Mehrzahl von Waldbränden entjteht num durch Unvorſichtig— feit und Fahrläſſigkeit, nicht felten unferer eigenen Waldarbeiter: jo durch Anſchüren von Feuer an gefährdeten Stellen, Unterlaffen entjprechenden Auslöfchens beim Verlaſſen desſelben; Mangel an Vorſicht bei dem Brennen von Raſenaſche, dem Verbrennen von Ninde und Neifig behufs Vertilgung ſchädlicher Infekten, dem Ueberlandbrennen im Had- wald u. dgl. In Weiteren entftehen nicht jelten Waldbrände durch weggeworfene glim- mende Zündhölzchen und Zigarrenstummel, glühende Pfeifenaſche u. &., wie Dies namentlich das häufigere Vorkommen von Waldbränden in der Nähe größerer Städte, betretener Wege, an Sonn- und Feiertagen beweist. Unglüdlihe Zufälle, fo der Flug von Lofomotivfunfen, haben ſchon manchen Waldbrand verurjacht; endlich aber find Mutmwillen und Bosheit Leider auch in gar manchen Fällen die Entftehungsgründe ?). Art des Auftreten®. 8 12. Man unterfcheidet nach der Art des Auftretens Boden- oder Lauffeuer, Gipfel- oder Kronenfeuer, Stammfeuer und Erdfeuer. Am Häufigften tritt das Feuer auf in Geftalt des Boden- oder Lauffeuers, entftehend durch die Entzündung des trodenen Bodenüberzuges, namentlich dürren Grafes, trodener Heide, weniger des Mooſes oder Laubes, welch’ letzteres dicht gejchichtet liegend nur Schwer weiter bremmt. ES find demgemäß vor allem die jungen noch nicht gejchloffenen 2) Eine Statiftit für die bayr. StaatSwaldungen pro 1877—1883 inkl. weiſt 509 Wald» brände nad), von welchen entitanden find nachweislich muthmaßlich durch Blitzſchlag 4 1 „ *olomotivfunfen 7 — „Fahrläſſigkeit 47 327 „Braͤndſtiftung 9 64 jeder Anhalt fehlend 50 Folgen der Walbbrände. $ 14. 7 Schläge, in denen das Lauffeuer zu fürchten ift, dann ältere Lichter ftehende Beſtände mit trodenem Bodenüberzug. Schließen ſich an den brennenden Schlag Didungen namentlich der leicht bremmbaren Föhre, jo ergreift das fortichreitende Feuer die Aefte und Wipfel zuerft der jüngeren, dann wohl aud) der älteren Beftände und aus dem Bodenfeuer wird das verheerende Gipfel- oder Kronenfeuer. Stammfeuer, die Entzündung eines einzelnen Stammes, fommt nur an alten, ſchadhaften, trodenfaulen Stämmen vor — als Folge des Bligichlages, durch Ausräuchern eines Marder oder wilden Bienenftodes, durch mutmwilliges Anſchüren von euer im hohlen Stamm, und tritt natürlich nur jelten auf; noch feltener wohl das Erdfeuer, die Entzündung torfigen Bodens bei großer Trodnis durch irgend welche Unvorfichtigfeit ). Beit und DOrt bes Auftretens. $ 13. Die meiften Waldbrände entftehen nicht, wie man wohl anzunehmen geneigt üft, im heißen Sommer, fondern viel häufiger im trodenen Frühjahr in den Monaten März, April, Mai. Die große Zahl der zu jener Zeit im Wald beichäftigten Menſchen — Holz arbeiter, Fuhrleute, Kulturarbeiter — der vorhandene trodene Bodenüberzug von abge- ftorbenen Gräſern und Unkräutern, zwiſchen denen noch die ſchützende grüne Bodendecke nicht hervorgewachſen ift, erflären wohl dieſe Thatjache zur Genüge *). Was die Dertlichkeiten betrifft, in denen Waldbrände bejonders zu fürchten find, jo find es vor allem die Schläge mit trodenem Bodenüberzug, in denen das Yauffeuer reich lich Nahrung findet, geringe Standorte mit ihrer leichter brennbaren Bodendede von Anger gräjern umd Heide, ihrer überhaupt in höherem Grad als das Yaubholz gefährdeten Nadel bolzbeftodung. Die Föhrenwaldungen auf armem Sandboden jtehen bezüglich ihrer Ge fährbung obenan und nirgends treten Waldbrände häufiger und in größerer Ausdehnung auf, als in den ausgedehnten Kiefernheiden Norddeutichlands. Folgen ber Waldbrände $. 14. Als unmittelbare Folge eines Waldbrandes ericheint die Zerftörung der be troffenen Beftände. Die Pflanzen, welche in den Schlägen vom Bodenüberzug umgeben ftunden, verbrennen entweder direlt Madelhölzer) oder jterben infolge der erlittenen Be ſchädigungen unfehlbar ab; ebenjo jene Nadelholzbeitände, im welchen ein Gipfelfeuer ge gewütet, das die Benadelung und die ſchwächern Aeſte verzehrt, die Stämme aber natürlich zurückläßt. — In älteren Beftänden dagegen und bei Holzarten mit diborkiger Rinde (Föhre) bleiben Lauffeuer namentlich bei nur ſchwächerem Bodenüberzug nicht jelten ohne nachteilige Folgen, in andern Fällen dagegen kränkelt der betroffene Bejtand umd muß zum Hieb gezogen werden. Zu dem direkten Verluft geſellen fich insbejondere bei größeren Brandflähen — und folche haben fich in einzelnen Fällen fchon über Hunderte von Heftaren erftredt ®) —, deren jofortige Aufforftung nicht bewerfftelligt werden kann, noch eine Reihe anderweiter Nach— 8) Die ‚oben rm Statiftit für die bayr. ——8 —* unter 509 Fällen nad denfeuer 6ma p in TE mit Gipfelfeuer = „ Stammfeuer 15, Erdfeuer 4) Bon den 509 Brandfällen treffen 8374 auf die Monate März, April, Mai 114 22 e Yunt, Juli. Auguſt 11 September «. tuar, 5) Vergl. die Walddrandhronit in Seh Forftihug S. 639 8 VI. Fürft, Forſtſchutz. teile: Werwilderung de3 Bodens durch in Menge auftretende Forftunfräuter, Vermagerung de3 etwa an fich geringen Bodens in Folge der Freilegung, Entftehen von Sandſchollen auf zum Flüchtigwerden geneigtem Standort. Auch ſchädliche Forſtinſekten ftellen ſich ein: Wurzelbrüter in den abterbenden Wurzeln und Stöden, Borfenfäfer in dem kränkelnden Stammholz, und bedrohen, ſich mafjenhaft verbreitend, die Nachbarbejtände. Vorbeugungs-Maßregeln. 8 15. Als Mittel, um der Entſtehung von Waldbränden einerſeits, einer größern Ausdehnung derſelben anderjeits nach Thunlichkeit vorzubeugen, erſcheinen: Beobachtung der nötigen Vorfichtsmaßregeln bei Vornahme aller mit dem Anzünden von Feuer im Wald verbundenen Operationen, wie ſolche oben näher bezeichnet wurden; Erlaß ftrenger Vorfchriften über das Anjchüren von Feuer im Wald überhaupt an die eigenen Arbeiter; Entfernen brennbarer Bodenüberzüge in bejonders gefährdeten Dertlic- feiten, alfo längs der Bahnlinien, an viel betretenen Wegen namentlich in der Nähe größerer Städte; Bepflanzung des Waldrandes längs der Bahnlinien, namentlich wo jolche Die ge- fährdeten Kiefernheiden durchſchneiden, mit jog. Sicherheitzftreifen von Laubholz (Birken, Akazien, auf etwas befjerem Boden auch Eichen). Aufgabe der Forftpolizei wird es fein, durch die nötigen gejeßlichen Vorjchriften über das Anſchüren von Feuer im Wald überhaupt, den Gebrauch von Fadeln, die Rein- haltung von Eifenbahnlichtungen u. ſ. w. die Bemühungen des Waldbeſitzers zu unterjtügen. Sn jenen Dertlichkeiten, in welchen die Gefahr durch Waldbrände eine bejonders große ift — fo alfo bejonders in ausgedehnten Föhrenbeftänden mit trodnem Standort — fucht man durch die Anlage von Brandfchneigen oder Feuerbahnen, dann von Sicherheits- fteeifen oder Feuermänteln twenigftens die Ausdehnung des Feuers zu bejchränfen, die Be— kämpfung desfelben zu erleichtern. Durch ein entſprechendes Netz fich rechtwinklig Ereuzender Schneißen wird der Wald in mäßig große Abteilungen zerlegt, man gibt diejen zugleich als Wege dienenden Schneißen feine zu geringe Breite und Hält fie ftet3 rein von Unkraut; die fenfrecht zur herrſchenden Windrichtung verlaufenden Schneigen aber werden mit einem 510m breiten Streifen Laubholzes bepflanzt, das als Schuß gegen Boden- wie Gipfel- feuer gute Dienfte zu leiften vermag, und bezeichnet man dieje Laubholzjtreifen als „Feuer— mäntel.“ Löſchung von Waldbränden. g 16. Ein erſt im Entſtehen begriffener Waldbrand kann oft von einem oder einigen Menschen gelöfcht werden, während derfelbe, zu größerer Ausdehnung gelangt, nicht jelten jeder Anftrengung fpottet®). Raſches und energijches Eingreifen ift deshalb von größter Bedentung, die Herbeifchaffung der nötigen Arbeitskräfte, die ſachgemäße Verwendung und Zeitung derjelben die Aufgabe des einjchlägigen Forjtperjonales. Bodenfeuer wird am zweckmäßigſten durch Ausſchlagen mit befaubten Zweigen gedämpft umd in vielen Fällen veicht man damit aus; man rückt dem Feuer von den Seiten ger zu Leibe, da Hitze und Nauch den Angriff von der Stirne oft unmöglich) machen, und engt dasjelbe hiedurch mehr und mehr ein bis zum völligen Erlöſchen. Das Abräumen des Bodenüberzuges ift meist zu zeitraubend, bei jchon größerer Ausdehnung des Feuers, ftärferem Luftzug und dadurch erſchwertem Löschen aber in der Weife anwendbar, daß man in der Windrichtung in hinveichender Entfernung von der Brandjtätte einen genügend breiten Streifen möglichft von allem brennbaren Material reinigt, damit das euer hier aus Mangel an Nahrung erliſcht; die Benugung von Schneißen und alten Wegen erleich- 6) Sn der befannten Tuchler Heide brannte im Jahr 1863 binnen 3 Tagen eine Fläche von 1276 ha ab! mr > Bezeichnung der waldſchädlichen Tiere. $ 17. 9 tert dieſe Arbeit weſentlich, und erweiſen ſich auch hier die ſtets rein gehaltenen Brand— ſchneißen als ſehr förderlich. Schwieriger iſt die Belämpfung eines Waldbrandes, wenn aus dem Bodenſeuer bereits Gipfelfeuer geworden, und nicht jelten macht dann das entfeflelte Element, durch ſtärlern Wind unterftügt, jede menſchliche Anſtrengung vergeblich, erſt dann erlöichend, wenn ihm ein breiter Kahlichlag oder die erreichte Waldgrenze Halt gebieten. Unterbrechung des Schlufjes ift hier das einzige Hülfsmittel; man fucht diefelbe durch raiches Breiterhauen vorhandener Wege und Schneißen, unter Benutzung etwaiger Brandſchneißen und Feuer mäntel, zu erreichen und beginnt auch hier, wie bei dem oben erwähnten Reinigen von Bodenftreifen, in genügender Entfernung von der Brandjtelle, um nicht während der Ar- beit vom euer überrafcht zu werben. Als ein zwar etwas bedenfliches und darum nur bei großer Gefahr anzumendendes Mittel, das aber in manchen Fällen gute Dienfte geleitet, dient bei Bodenfeuer wie bei Bipfelfeuer das fog. Gegenfeuer: Das Unzünden des brennennen Schlages, der brennen den Didung an der dem heranziehenden feuer entgegengejegten Seite, damit das lehtere einen bereits abgebrannten breiten Streifen vorfindend hier erlöfche. Es erfordert Die Anwenduug diefes gefährlichen Mittels große Vorficht, damit durch dasjelbe nicht im Gegenteil der Brand in die anftogenden unter Wind liegenden Bejtände getragen werde, und muß die Linie, längs welcher das Gegenfeuer angezündet werden joll, gut mit Arbeitern bejeßt fein; der Luftzug, welcher nach einer größern Brandfläche zu von allen Seiten ber zu entjtehen pflegt, hat die günftige Wirkung, daß das Gegenfeuer direkt gegen den herrichen den Wind, alfo nad) der Brandftätte zu, brennt. Stammfeuer wird durd Verftopfen der Deffmungen hohler Stämme vor oder nad) dem Fällen derjelben gelöfcht, bei Erdfeuern ift die Jjolierung der glimmen- den Erdſchichte durch genügend tiefe Gräben nötig. Jede Brandftätte ift nach gejchehenem Löjchen fo lange zu bewachen, bis jede Gefahr eines Wiedererwachens des Feuers vorüber ift. Thunlichjt vaiche Wiederaufforftung der raſch verumfrautenden oder vermagernden Brandflächen ift die weitere Aufgabe des Forft wirtes. I. Gefährdungen durch die organifche Natur. Gefährdungdurd Tiere‘). Bezeihnungderwaldihädlihen Tiere. $ 17, Die Zahl der Tiere, welche im Wald ſich aufhält, ift eine außerordentlich große, viel größer, als fie dem flüchtigen Beobachter wohl ericheinen mag, da deren ver ftedtte, teilweiſe auch nächtliche Lebensweiſe fie vielfach dem Auge entzieht. Ebenfo mannig faltig ift diefe Tierwelt auch nach ihrer Art, vom ftolzen Hirſch herunter bis zur unſchein baren Larve im Holz, der Made im Innern der Raupe, umd mannigfach find dem ent fprechend auch ihre Beziehungen zum Wald, der ihnen Obdach und Nahrung gibt, letztere entweder direft durch feine Produkte oder indireft durch die von ihm ermährten Tiere. Ein großer Teil der Tiere des Waldes muß nun infolge feiner Ernährung durd deſſen Produkte und bezw. durch Teile der von uns erzognen und gepflegten Holzgewächſe direft ala ſchädlich bezeichnet werden: jo das Haarwild, die Mauſe, die eigentlichen Forſt⸗ inſelten, während andere infolge des Umſtandes, daf fie waldichädliche Tiere ver- — Die geſamte yigg Tierwelt umfaffen folgende Werte: Altum, 1882, Döbner, Handbuch der Boologie mit befonderer — — — nn welde in besug auf &0 » und Landmwirtihaft wi find, 1562. Rapebur derber und ihre Feinde 7. tufl. bearbeitet v. Judeich, 1876). Rapeburg, Die Wufbserbertnis 1968 1868. 10 VI. Fürft, Forftichug. zehren, al3 unbedingt nützlich für den Wald bezeichnet werden müffen: fo die infeften- freffenden Vögel, die Naubinjeften und Schneumonen. Cine dritte Gruppe wird nur als bedingt nüßlich oder ſchädlich bezeichnet werden fünnen, jo z. B. die Finfen, die neben Inſekten auch Holzjamen, die Marder und Wiejel, die neben Mäufen auch nüßliche Vögel verzehren. Eine vierte Gruppe endlich: mancherlei Inſekten, die auf Unfräutern, von humojen und faulenden Stoffen leben, wird als indifferent für den Wald zu bezeichnen fein. Unfere Aufgabe ift num, die dem Wald ſchädlichen Tiere nach) ihrer Lebensweiſe und ihrem durch diejelbe bedingten Schaden fennen zu lernen und die Mittel zur thun- lichjten Vorbeugung, zum mehr oder minder erfolgreichen Kampf gegen fie aufzufuchen. Es gehören diefe Tiere aber 3 großen Gruppen an: den Säugetieren, Bögeln und Snfeften. 1. 5chädliche Haugefiere. $ 18. Die dem Wald jchädlichen Säugetiere laſſen fih in 3 Gruppen bringen, welche fich insbejondere auch duch den Einfluß, den der Menſch auf die Beihüsung des Waldes gegen jede verjelben zu üben vermag, unterjcheiden: Es find die Haustiere: Pferde, Kinder, Ziegen, Schafe, Schweine, welche zum Zweck ihrer Ernährung in den Wald getrieben werden, gegen die der Menjch den le&tern vollftändig zu ſchützen im Stande ift, injoferne die Ueberwahung des Eintriebs oder ſelbſt das gänzliche Fernehalten derjelben in jeiner Hand Liegt. Es find die größeren jagdbaren Säugetiere — Noth-, Dam>, Neh-, Schwarz— wild, Hafen, Kaninchen — die der Menſch bez. ihrer Zahl faft beliebig zu veduzieren, die größeren Arten jelbft ganz auszurotten vermag, jo daß die Neduftion des Schadens ihm anheingegeben ift; es find endlich die Eleinen Nagetiere des Waldes — Mäufe, Eid)- hörnchen, Schläfer — deren Auftreten ein viel wechjelnderes, von äußeren Einflüſſen ab- hängiges, deren Bekämpfung eine viel ſchwierigere ift, alS jene der vorher genannten Gruppe. A. Die Haudtiere, Beſchädigungen Durch Weidetiere 8 19. Die Waldweide war früher befanntlich von größerer Bedeutung für die Land- wirtichaft und wurde in ausgevehntefter Weiſe geiibt, vielfach bis zum diveften Ruin des Waldes — e3 möge nur an die namentlich durch die Ziegenweide kahl gewordenen Berge Griechenlands, Iſtriens, Tyrols erinnert fein! Diejelbe hat jedoch mit dem Uebergang zu einer vationellen und intenfiven Landwirtſchaft ihre Bedeutung vielenortS ganz verloren und hat eine folche in Deutjchland faſt nur noch in den Gebirgswaldungen. Der Schaden durch die Weidetiere — Pferde, Rinder, Ziegen und Schafe — kann nun bejtehen in dem Verbeißen umd Abäſen der Knoſpen und jungen Triebe, im Benagen der Rinde, dem Zertreten oder gewaltjamen Umbiegen jüngerer Pflanzen, dem Lostreten der Erde an fteileren Gehängen, dem Fejttreten jchweren und Muflodern leichten, Lojen Bodens, endlich dem Beichädigen der Entwäſſerungs- und Hegegräben durch den Tritt. Es ift dieſer Schaden aber zunächjt ein jehr verjchiedener nach der eingetriebenen Tiergattung. Während das Rindvieh umd die Pferde das Gras den Holzpflanzen vorziehen, die legteren erjt beim Mangel des erften anzugreifen pflegen, find im Gegenteil die Ziegen wie es fcheint von Natur mehr auf den Genuß von Laub und Knoſpen holziger Gewächſe angetviefen, ziehen dieje Nahrung dem Gras entichieden vor. Die Schafe nehmen zwar leßteres gerne an, doc) zeigen fie in der Liebhaberei, Holzgewächje zu benagen und zu verbeißen, eine entjchiedene VBerwandtichaft mit den Ziegen. Lebtere find als das dem Wald jchädfichite Weidetier zu betrachten und von demfelben möglicht fern zu halten! Dagegen ift der Schaden durch den Tritt bei den ſchweren Weidetieren, bei Pferd Bu Schutzmaßregeln bei Ausübung der Weide. $ 21. 11 umd Nindvieh, entſchieden größer, bei erfterem verftärft durch den eiienbeichlagenen Huf, bei letzterem durch das häufige Ausrütſchen an jteilerem Gehänge bei feuchtem Wetter. Junge Pferde beichädigen durch Benagen der Rinde, das Hornvieh durch das Neiben nicht felten jüngere Stangen oder ſtärlere Pflanzen (Heifter auf Hutängern). Bedingungen für die Größedes Schaden“. N 30, Außer durch die Viehgattung ift die Größe des durch die Waldweide hervor gerufenen Schadens aud) durd) die Art und Weife, wie der Bieheintrieb nach Zahl, Zeit, Aufsicht erfolgt, bedingt, nicht minder aber auch durch die Beſchaffenheit der Beftände welche behütet werden, nad) Holz; und Betriebsart, nad Alter und Standortsverhältnifien. Wird das Vieh in zu großer Zahl in den Wald getrieben, jo da Gras- und Kräuterwuchs zu deſſen Ernährung nicht ausreichen; beginnt der Vieheintrieb im Frühjahr zu bald und ehe genügend Gras gewachien ift, wie dies namentlich nad) futterarmen Jahren gerne geſchieht, oder wird derfelbe zu lange in den Herbſt hinein fortgeiegt, nach— dem das Gras jchon dürr und ungenießbar geworden; fehlt es endlich an gemügender Aufficht durch eine der Zahl des Viehes entiprechende Anzahl von Hütern, fo muß der Schaden natürlich ein viel größerer jein als im entgegengejegten Falle. Was die verjhiedenen Holzarten anbelangt, jo find es eine Anzahl von Laub hölzern, die in erfter Linie gerne vom Vieh angenommen werden: Rot- und Weißbuche, Eiche, Eiche, Ahorn, Ulme — während die Weichhölzer defjen Angriff viel weniger aus- gejept find, ja zum Teil (Erle, Birke) nur ausnahmsweiſe verbiffen werden. — Die Nadel hölzer find im allgemeinen im minderen Maß dem Verbeifen durch Weidevich ausgeſetzt, als das Laubholz, dagegen wird ihnen dasjelbe bei ihrer geringeren Reproduktionskraft verberbliher. Wo andere Nahrung fehlt, da jehen wir übrigens auch die Knoſpen und jungen Triebe fast fämtlicher Nadelhölzer von dem hungrigen Vieh verbiffen; die ein geringes Ausheilungsvermögen befigende Föhre wird hiedurch rajch zum Krüppel, Tanne umd Fichte dagegen vermögen fich cher wieder zu erholen. Schläge und Junghölzer leiden aus naheliegendem Grund mehr als ältere ‚Beftände, in welch' letztern die Weide nahezu unſchädlich fein kann. Aufgutem, friſchen Boden ift dem Vieh reichlichere Bodennahrung geboten, der Holzwuchs bleibt infolge deſſen mehr verfchont, auch vermögen bejchädigte Pflanzen fich leichter zu erholen und den erlittenen Verluſt zu erjegen, als auf trodnem, mageren Boden. Endlich wird ſich im ſchlagweiſe bewirtſchafteten Hochwald der Schaden durch Verſperren der jungen Beſtände auf ein Minimum reduzieren laſſen, während im Plänterwald mit feinem bunten Wechſel alten und jungen Holzes ein jolher Schuß des legtern nicht möglich ift, der Schaden fo nad) ein größerer fein muß. Schupmafregeln bei Ausübung der Weide. $ 21. Aus dem im vorigen Abſchnitt Gejagten ergeben ſich der Hauptſache nach die Mafregeln von ſelbſt, durch welche bei Ausübung der Waldweide der Schaden möglichft reduziert werden kann. Als folche ericheinen : Zulaſſung der Weide mur unter Aufficht verläffiger Hirten. Verbot der Nacht but, bei welder jede Aufficht unmöglich ift. Vehängen des Viches mit Gloden, um fehlende Stüde, die fi von der Herde weg in die grasreicheren Schläge geſchlichen haben, leichter zu entdeden. Beſchränkung der Weide anf jene Beftände, welche bereits dem Maule des Viehes entwachjen find; Bezeichnung der von der Hut ausgeichloffenen Schläge oder in Wer jüngung ftehenden älteren Beſtände durch Warnumgszeichen für die Hirten (Strobwiiche, Tafeln mit entiprechender Aufſchrift). Schup der Schläge gegen das im angrenzenden 12 VI. Fürſt, Forſtſchutz. Beſtänden weidende Vieh durch Verlanderung oder Shonungsgräben. Herſtel— lung genügend breiter Triftwege zum Durchtrieb des Viehes zwiſchen der Hut ver— ſperrten Beſtänden. Vermeiden eines zu frühen Beginns der Waldweide und zu langen Fortſetzens derſelben in den Herbſt hinein; Einhaltung entſprechenden Wechſels in den Weideplätzen, damit das Gras wieder genügend nachtwachlen kann. Schuß der Pflanzheifter auf Hutungen duch Umdornen oder um die Heifter gejchla- gene starke Pfähle zum Schuß gegen Benagen und Reiben des Biehes. — Unterlaſſen des DVieheintriebes an fteilen Gehängen bei feuchtem Wetter, wenn durch das Abrutjchen desjelben dag Lostreten des Bodens zu fürchten ift. Wo im Gebirg jelbft junge Schläge behütet werden, jollte wenigftens die ſchädliche Ziege dem Walde fern bleiben. Bejhädigungendurh Shweineeintrieb. S 22. Aehnlich wie die Waldweide hat auch der früher in ausgedehnten Maß aus- geübte Schweineeintrieb in Die Waldungen meiftenort3 feine Bedeutung verloren: das Berichtwinden zahlreicher Eichen- und Buchenwaldungen, der Anbau der als Maftfutter dienenden, alljährlich geratenden Kartoffel find wohl als Urfachen hievon zu betrachten, und die Maftnugung durch Schweineeintrieb findet wenigſtens in den deutfchen Waldungen nur in bejchränftem Grade mehr ftatt. Die Schweine können nun im Walde jchädfich werden direkt durch ihre Nahrung, das Aufzehren von Eicheln und Bucheln, die fie auch nach erfolgter Keimung noch gierig annehmen, indirekt dadurch, daß fie bei dem With len im Boden nach anderweiter Nahrung, tie Inſekten, Schwämmen u. dgl. die Holzpflanzen befchädigen, oft gänzlich herauswühlen, auch die Wurzeln älterer Stämme verlegen. Auf Hutungen werden fie in ähnlicher Weife wie das Rindvieh durch das Reiben an Heiftern und die damit verbundene Rindenver- feßung und Wurzelloderung jchädlich. Man wird dem Schaden vorbeugen, ja unter Umftänden denſelben jogar in jein Gegenteil verwandeln fünnen, wenn man den Eintrieb nur unter guter Aufficht gejtattet, jüngere Beftände ausjchließt, Die Durch natürliche Befamung zu verjüngenden Bejtände in Maftjahren aber entweder nur bis zum Abfall der Maft behütet, oder in reichen Maſt— jahren die Schweineherde erſt nad) vorheriger Sättigung in andern Beftänden durch erjtere treibt: die Schweine wühlen dann vorzugsweife nach jog. Erdmaſt, bringen hiebei den Samen gut in den Boden, lodern dieſen legteren, und veichliche, Eräftige Beſamung pflegt zu erfolgen. Gegen das Reiben auf Hutungen fügen die im vorigen 8 angegebenen Mittel. B. Das jagddbare Wild. Schaden durch das Rotwild. 8 23. Das Not- oder Edelwild kann in unjern Waldungen unter Umftänden und bei ftärferer Anzahl ſehr jchädlich werden, fo daß beifpielsweife in reich bejegtem Wildpark eine Nachzucht entfprechender Beftände oft nur bei Anwendung intenfiver Schubmaßregeln möglich. ift. ; Dieje Beihädigungen beftehen zunächft im Abäſen der Knoſpen und eben ent- twidelten Triebe der meiften Holzarten, jo von Laubhölzern insbejondere der Eiche, Buche, Eiche, Ahorn, von den Nadelhölzern vor allem der Tanne, dann aber auch der Fichte und Föhre; dagegen werden Birken, Erlen, Weiden faft nie angegangen. Schwächere Pflanzen gehen hiebei jelbit ganz zu Grunde, jtärfere juchen wohl die verlornen Teile zu erjeßen, verfrüppeln jedoch bei wiederholter Beſchädigung nicht ſelten vollſtändig. Ai ‘ Schutzmittel hiegegen. $ 24. 13 | Im Weiteren find es diegrüchte der Eiche, Buche, Kaftanie, die das Wild begierin auffucht und nicht nur in den natürlichen VBerjüngungen in nachteiliger Menge verzehrt, | fondern aud) in Saatkulturen mit großer Sicherheit zu finden weiß, Herbitiaaten hiedurch oft vollftändig zerſtbrend; auch die Kotyledonen der Buche find ihm eine erwünſchte Aeſung— s Eine der mißlichften Umtugenden des Notwildes aber ift das jog. Schälen bes ſelben, das Abnagen oder Abreigen der Rinde verjchiedener und zwar gerade forſtlich wichtiger Holzarten’). Diejes Schälen, nad; Nördlingers Angabe jchon feit Anfang diejes Jahrhunderts in Thüringen zu Haufe, hat entichieden an Verbreitung zugenommen, nament Hi bei ftarfen Wildftänden und Inapper Ernährung ®) und wird für viele hoffnungsvolle Fichtenſtangenhölzer geradezu zum Ruin. Das Wild benagt nun hiebei entweder im Winter die Rinde glattrindiger jüngerer Stangen (beginnende Borkebildung jept demfelben jofort ein Ende) zum Zwechk jeiner Sat tigung, die Spuren der Zähne find bei diefer Winterfhälung an den Stangen deutlich fihtbar; oder es reißt zur Saftzeit ganze Nindenlappen los, oft weit hinauf am Baume fchligend und durch dieje aus Spielerei oder Naſchhaftigleit getriebene Sommerihälung die Bäume ſchwer jchädigend. Beide Arten des Schälens find hienad) leicht zu untericheiden. Die Holzarten, die namentlich geichält werden, find Fichte, Buche, Eiche, Weymouths | fiefer, in minderem Maß Führe, Tanne, Eiche, Lärche; namentlich wird die Führe durd) die zeitig eintretende Borkebildung geſchützt, während die glattrindige Buche noch als 60-70 jähriger Stamm geihält wird. Die eigentlichen Weichhölzer, auch die Birke bleiben ganz verſchont. Als Folgen diejer Beihädigungen aber treten geringer Wuchs der verlegten Stangen, unregelmäßige Stammbildung, Angriffe jchädlicher Forftinjekten, Fäulnis der Schälſtelle ein; bei Wind- oder Schneebruchbejchädigungen fann man beobadjten, daß der Bruch viel ſach an der Schälftelle erfolgt. Endlih wäre noch die Beihädigung ftärferer Pflanzen und jchwächerer Stangen durch das Fegen der Geweihe und das Schlagen zur Brunftzeit zu nennen, wodurch die betroffenen Stammindividuen meift zu Grunde gehen. re J a Schupßmittelbhiegegen. $ 24. Einem größern Wildjhaden wird zunächjt vorgebeugt werden durch Redu sierung ftarfer Wildftände und durch Sorge für genügende Ernährung des Wildes durch Fütterung im Winter, Unlage guter Wiejen, Anpflanzung mafttragender Bäume (im Wild- park). Die Anlage reichlicher Salzleden foll dem Schälen (wohl der Sommerjhälung) einigermaßen vorbeugen, ja in der Beigabe des jog. Holfeldichen Wildfutterpulvers ) (das namentlich Salläpfel, Eichenrinde und Anis enthält) zu den Salzleden will man ein voll ſtandiges Schugmittel gegen das läftige Schälen gefunden haben. N In der Vermeidung der (auch durch andere Feinde gefährdeten) Herbitiaaten mit Eicheln und Bucheln, der Anwendung ftärterer Pflanzen, dann der Büſchelpflanzung, bei welcher doch eher auf die Verſchonung einzelner Pflanzen zu hoffen ift, liegen weitere Vor beugungsmittel. Als direktes Schutzmittel aber erſcheint das Einfriedigen der Kulturflächen oder Schläge, was bei ſtarlem Wildſtand bezw. im Wildpark laum zu umgehen iſt, und wozu man im neuerer Zeit vielfach Dratzäune verwendet hat. Mit ziemlichem Erfolg bat 8) Bergl. Ka Hirn, Das Schälen des Rotwildes. Thar. f. J. 30. ©. 39. * Kin Speffarter Wildpark, dann in den ſehr ftark beiegten Thüringer BWaldungen (Gos Ber n welchen das Wild dur Gatter vom Feld abgehalten ift, ſchalt legteres ſeht Gebirge —A abſolut 47 "in ar. f. 3. 1850 3. f. d. g. F. 1888. ©. 556, 14 VI. Fürſt, Forftihub. man ferner das Antheeren‘:) zum Schuß des Nadelholzes gegen das Verbeißen in An- wendung gebracht, indem man Steinfohlentheer in geringer Menge auf die Nadeln des Gipfeltriebes brachte, unter jorgfältiger VBerjchonung der Knoſpen, die durch denjelben leiden; aus letzterem Grund hat man in neuerer Zeit eine für die Knoſpen unſchädliche Miſchung von /s Theer mit 5 Kuhdünger, auch Bejprigen mit Kalk angewendet — der durch alle diefe Mittel erzielte Schuß reicht jedoch nur für einen Winter aus. Gegen das Schälen gibt es Leider fein im Großen anwendbares Schugmittel und nur einzelne wertvollere Stangen oder Baumgruppen fünnen etwa durch Umdornen oder Anftrich mit widerlihen Subftanzen gejhügt werden. Schadendurdh Dam- und Rehwild. 8 25. Die Nahrung des Dammildes gleicht jener des Rotwildes und der Schaden ift daher der Hauptjache nach der gleiche; doc ſchält dasjelbe nur ganz ausnahmsweise, im ſtark bejegten Wildpark da und dort, jo daß wenigjtens dieje jehr Läftige Beihädigung entfällt. Auch das Rehwild verbeißt die Knoſpen und jungen Triebe vieler Holzarten und kann hieducch bei jtärferem Stand jehr läſtig und ſchädlich werden, verzehrt Eicheln und Bucheln, {hält jedoch nie. Der Schaden, den die Rehböde durch das Fegen ihrer Geweihe anrichten, fann ein fühlbarer dadurd werden, daß dies Fegen mit bejonderer Vorliebe an feltener vorkommenden, in die Schläge eingepflanzten Holzarten (Lärchen, Weymouthskiefern, Akazien) gejchieht. Gegen das Verbeißen durch Dam- und Rehwild bringt man die ſchon im vorigen 8 bejprochenen Maßregeln zur Anwendung, gegen das läftige Fegen der Rehböcke ſchützt man etwa die eingepflanzten Holzarten (wenn deren Zahl feine zu große) durch jperrige Hefte, welche man neben den betr. Pflanzen in die Erde jtößt oder mit einer Wiede an diejelben bindet. Schadendurd Shwarzmwild. 8 26. Gleich dem zahmen Schwein geht auch das Wildſchwein den Eicheln und Bucheln, ſowie den eben aufgefeimten Sämlingen derjelben gierig nach, zerjtört dadurd) insbejondere Saatfulturen, bejchädigt aber auch durch fein Wühlen nad) Sekten, Wurzeln und Schwämmen viele Pflanzen in den Schlägen. Im Laubholzwald wird dasjelbe viel läftiger al3 im Nadelwald, in welchen e3 durch Bertilgung zahlreicher ſchädlicher Inſekten nüßlich zu werden, dem aufmerffamen Forſtmann auch die Anweſenheit jolcher Feinde durch fein Wühlen in den befallnen Bejtänden zu verraten verntag. Wo Wildſchweine in auch nur geringer Zahl vorhanden find, wird man Saatkulturen mit Eiheln und Buchen unterlaffen und zur Pflanzung greifen müſſen. Saatkämpe jeder Art bedürfen ſtets fejter Einfriedigung, da der lockere Boden derjelben die Sauen zum Brechen lockt. Schadendurdh Hafen und Kaninden. 8 27. Der Schaden durch Hafen ift ein mäßiger und nur im jtrengen Winter, wenn die Saatfelder durch Schneedede minder zugänglich find, ein fühlbarer; er bejteht im Abäjen der Knofpen namentlich der Laubhölzer (Rot- und Weißbuchen, Akazien, Ahorn, Eichen), dann im Benagen der Rinde, wobei der Haſe neben Obſtbäumen vor allem die Afazien, die ihm bejonders zufagen, heimjucht. In Forjtgärten kann er jehr läjtig werden und bedürfen folche für Laubhölzer (mit Ausnahme etwa der ihm weniger zuſagenden Eiche) eine hinreichend dichte Einfriedigung. 11) 3.f. Fu J. 1879. ©. 88 u. 108. Schaden durch Mäufe. 8 28. 15 Viel läftiger als der Haſe wird in feld und Wald das in manchen Gegenden in großer Zahl vorlommende Kaninchen. Dasielbe verzehrt die Knoſpen nahezu aller Holz arten, verbeißt jelbft Föhrenpflanzen vollitändig, benagt die Rinde namentlich) der Rot— und Weißbuche, Alazie, Lärche jehr intenfiv, und es konzentriert ſich der Schaden hiebei durch feinen fteten Uufenthalt in größerer Zahl am gleihen Ort — in der Nähe feiner Baue — im viel höherem Grad, als bei dem Hajen. Im der Nähe von Kaninchenbauen ift oft kaum ein Holzwuchs aufzubringen und bleiben gerne läftige Lüden im den Kulturen Abhülfe ift nur durch thumlichit ſtarlen Abſchuß Frettieren), Yerftören der Baue''), Verwendung ftarfer durch Benagen und Verbeißen minder gejährdeter Bilanzen möglich; Santbeete bedürfen jehr dichter Einfriedigung. ©. Die lleinen Nagetiere. Schaden durch Mauſe . 8 28. Zwei Gattungen von Mäufen halten ſich als oft läftige Gaſte im unſern Waldungen auf; die Gattung Mus, ächte Maus, durch ipipen Kopf, große Obren und gefennzeichnet, und vorwiegend durch die Wald- oder Springmaus Mus sylvatious vertreten; dann die Gattung Arvicola, Wühlmaus mit diderem Kopf, Meineren Ohren und kurzem Schwänz, durch 3 Arten repräjentiert: durch die eigentliche Feldmaus A. arvalis, die fih namentlich im Herbſt vom Feld in den Wald zurüdzicht, durch bie Rötelmaus A. glareolus und durch die Waflerratte oder Mollmaus A. amphibius, Der Schaden, der den Waldungen durch die Mäufe zugeben kann, ift namentlich im Laubholzwalbungen ein oft ſehr bedeutender: dur das Aufzehren der Sämereien, | der Eicheln, Bucheln, Kaftanien, in Saatbeeten auch der Linden und Weißbuchen, in min derem Maß der Nabdelholgiämereien; ferner durch das Benagen der noch zarten Rinde | jüngerer Holgpflanzen während des Winters, namentlich der Weiß⸗ und Rotbuche, auch Eiche und Eiche, im Notjalle aber nahezu jämtlicher Holz und Straucharten, teils ummittel bar am Boden, teils bis zur Höhe von einigen Metern, wobei denjelben, namentlich der Rötelmaus, die Gewanbtheit im Klettern zu jtatten fommt. Diejes Benagen gebt oft bis zum völligen Abſchneiden jchwächerer Pflanzen, und zarte Nadelholzpflangen werden unter der die Mäufe ſchühenden Schneedede oft reihenweiſe abgeichoren. Die Mollmaus nagt unterirdiſch jelbft ſtarle Wurzeln volljtändig durd). - Jederzeit in geringerer Zahl im Wald vorhanden vermehren ſich die Mäufe unter dem GEinfluffe warmer, trodner Frühjahre und Sommer, ſowie milder Winter oft außer ſich dabei im Herbſt durch Zuzug vom Felde her verftärtend. Geichügte Dert wie ftarler Srasüberzug des Bodens, Geftrüppe, dichte natürliche Verjüngungen, Laubdeden ziehen fie einerjeits befonders ftarf an, begünjtigen anderjeits ihre Ver- ; werden fie durch heftige Regengüſſe, trodnen Froft ohne Schneedede, Igendem Froſt oft im kürzefter Zeit bis auf geringe Reſte vernichtet. Großen zahl und J ihnen die zahlreichen Feinde: alle Raubtiere unſeres Waldes vom Fucht Igel, die Raubvögel, obenan Eulen und Buſſarde, dann Krähen, und zahme Schweine verzehren die Mänfe begierig, und unter gewöhnlichen wird ihre Zahl durch dieje Feinde im Zaum gehalten, deren Schonung daber, ihr anderweiter Schaden fein überwiegender, ald VBorbeugungsmittel zu em» fein. Berftörung der Brutjtätten durch Entiernung des Grasfilzes und Geſtrüppes Im der Nähe von Darmflabt geſchieht dies bei dem dort übliden lanbmirtichaftlichen das Rajolen der L Altum, Unfere Mäufe ıc. 1890, 5 FR g 5 f ae u 1. Pr iz # E : | 16 VI. Fürft, Forſtſchutz— von den gefährdeten Dertlichfeiten ; Bermeiduug von Herbſtſaaten mit den oben bezeich- neten Sämereien in Mäufejahren; Schuß der Saatbeete duch Umfajjungsgräben mit fteil abgejtochenen Wänden und in der Sohle eingejegten Töpfen; endlich ſelbſt unjchädliche Fütterung der Mäufe, indem man in den gefährdeten Buchenichlägen Stodausichläge und Weichhölzer fällt und gleich dem Neifig des etwaigen Nachhiebsmateriales über Winter liegen läßt, damit die Mäufe fi an den Knofpen und Rinden diefer Hölzer jättigend die Bilanzen verjchonen — find als weitere Borbeugungsmittel zu nennen. Alsbaldiges Abjchneiden ringsum benagter Laubholzpflanzen im Frühjahr mindert durc den fofort erjcheinenden Stodausfchlag den Schaden. Die Vertilgung der in Ueberzahl vorhandenen Mäufe wird mit einigem Erfolg nur in Saatbeeten, in denen allerdings ſchon eine Eleinere Zahl Läftig werden kann, durch Bergiftung und ausnahmsweife mit Fallen Platz greifen können. Die Vergiftung erfolgt mit Waizenförnern oder aus Mehl gefertigten Pillen, welche mit Phosphor, Arjenif oder Strychnin vergiftet und entweder direkt in die Mauslöcher geworfen oder in Drainröhren von geringem Durchmeffer ausgelegt werden. In neuerer Zeit wurde die Anwendung von ausgefälltem kohlenſaurem Baryum, mit Waffer und Mehl zu einem Teig gefnetet und in bohnengroßen Stücen in die Mauslöcher geworfen, empfohlen; während nämlich bei den erjtgenannten Bergiftungsmitteln die nach Luft und Wafjer ftrebenden Mäufe meift außerhalb der Löcher fterben und dadurch leicht Veranlaffung zur Vergiftung nütz— licher Tiere geben, bewirkt das Baryum eine fofortige Lähmung der in den Löchern ver- gifteten Mäuſe. Schaden durch Eihhörndhen und Schläfer. $ 29. Die Beichädigungen des Waldes duch Eichhörnchen können namentlich in Jahren, in welchen denjelben die beliebteite Winternahrung, die Eichen, Bucheln und Navdelholzjämereien fehlen, oft jehr empfindliche jein. Sie beigen dann zu ihrer Ernährung die Knofpen, namentlich auch die fräftigen Terminalfnofpen der Nadelhölzer ab; minder nachteilig ift das Abbeißen der Eleinern Seitentriebe der Fichte, deren Blatt- und Blütenfnojpen dann ausgefrejjen werden — die abgebiffenen etwa fingerlangen Triebe, unrichtig ala „Abſprünge“ bezeichnet, liegen oft mafjenhaft unter den älteren Fichten. Großen Schaden '*) richten die Eichhörnchen bisweilen im Frühjahr in Nadelholz— beftänden durch das bald völlige, bald plaßweife oder ringfürmige Entrinden der Gipfel an, wobei fie die zarte Rinde verzehren, die Saftichichte ableden; bisweilen liegt auch die abgejchälte Rinde in Fegen am Boden und wirde ſonach nur die Bafthaut, das Kambium verzehrt. Auch ihre Liebhaberei für die oben genannten Holzjämereien vermag jehr läjtig zu werden, namentlich in Saatbeeten; fie holen Eicheln, Buchen, Edelfaftanien aus dent Boden, die Eicheln auch nach ſchon erfolgter Keimung, verzehren die jaftigen Kotyledonen der Buchen und fünnen dadurch empfindlich ſchaden. Das einzige Gegenmittel gegen den Schaden durch die Eichhörnchen — die auch als Nefträuber durch Vernichten nüglicher Singvögel ſchaden — ift entjprechende Veringer— ung durch Abſchuß, der allerdings ohne große Schwierigkeit durch das Schugperjonal aus- geführt werden kann. Die ſog. Schläfer oder Hafelmäufe (Myoxus) fommen in ganz Deutjchland vor, fallen aber als Heine, nächtliche Tiere nicht ins Auge und find Hier wohl nirgends 14) Aus der Schweiz ift ein Fall Tonftatiert, in welchem ein 13 ha großer 15—40jähriger Beſtand von Fichten, Föhren und Lärden auf jolde Weife faſt völlig ruiniert wurde (Schw. 3. 2.) 1883. ©. 192 Die Forftinfelten im allgemeinen. $ 831. 17 fo zahlreih, daß der durch fie verurfachte Schaden — ringweiſes Benagen der Rinde namentlich der Rotbuche, Weißbuche, ſowie auffallender Weije der Erle und Birfe, dann J Verzehren der Eicheln, Bucheln — ein größerer wäre und zur Abwehr nötigte. An größerer Zahl kommen fie dagegen in Krain, Kärnten, Tyrol vor und haben dort durch j Entrinden junger Nadelholzjtämme ſchon jehr namhaften Schaden verurjadht. Das Befämpfen dieſes Schadens ift infolge der nächtlichen Lebensweiſe diejer Tierchen jehr ſchwierig und fanıı nur durch Wegfangen der Hajelmäufe in Fallen geſchehen “). 2. Hhädlide Vögel. 8 30. Die Nachteile, welche dur die Vogelwelt unſeren Waldungen zugehen können, find verhältnismäßig geringe und Lofal begrenzte; ein Teil der hier zu nennenden Vögel macht ſich gleichzeitig durch Infektenvertilgung wieder mehr oder weniger nüglich, andere find jagdlich gejhäßte Tiere, und wir werden bei denjelben daher von Bertilgungs- maßregeln abjehend uns auf einige Schußmittel zu beichränfen haben. Das Uuergeflüg, im Winter vorzugsweife auf die Ernährung durch Holzknoſpen angewiejen, kann jehr läftig werben, wenn es dieje feine Nahrung an den Bilanzen unjerer Saatbeete oder Forftgärten jucht; ein paar Stüde, den einmal angenommenen Wejungs- plag einhaltend, entwipfeln dann oft Hunderte von Fichten und Tannen. Ueberdeden der Beete mit Schußgittern oder mit jperrigem Reifig, Dornen ꝛc. gibt den nötigen Schup. Die Wildtauben verzehren jowohl Bucheln und Eicheln, wie Nadelbolzjämereien und werden durch legtere Liebhaberei insbejondere auf Freiſaaten im Frühjahr bisweilen fhädlich, weniger in Saatbeeten, da fie nicht ſcharren, nur obenauf liegenden Samen ver zehren. Durch öfteres Schießen an den bedrohten Plägen find fie leicht fern zu halten. Der Nuß- oder Eihelhäher — nützlich als Anjektenvertilger, ſchädlich als Neſt— xrauber — kann durch feine Liebyaberei für Eicheln, Bucheln, Edellaſtanien und durd) die Silcherheit, mit welcher er dieje Früchte jelbjt bei guter Bededung mit Erde zu finden weiß, in Saatkulturen und Saatbeeten oft jehr läjtig werden, diejelben ftarf dezimieren. Bewachen der Saatpläge, Wegſchießen der Häher, Deden der Saatbeete mit Dornen, jper rigen Aeſten oder Schußgittern find die anzumendenden Schugmittel. Die Finkenarten werden in Freifaaten wie Saatbeeten durch das Aufzehren der Föhren-, Fichten», Lärchenjamen, das Abbeißen der eben aufgefeimten, noch die Samenhülle tragenden Pilänzchen der genannten Holzarten oft jehr nachteilig. Freifaaten müſſen zur Strichzeit gegen die oft ſtarlen Flüge der Bergfinken bewacht - werden, Saatbeete jchügt man durch die bekannten Saatgitter. Als ein in neuerer Zeit mit gutem Erfolg zum Schuß der Nadelholzjaatbeete angewendetes Mittel ift das Vergiften des Samens mit roter Bleimennige (Bleiogyd) zu nennen. Ein geringes Quantum des ſehr billigen und überall zu habenden Mittels reicht hin, um jedem Korn des etwas ange— fſeuchteten Samens einen leichten Ueberzug jenes Schupmittels zu geben '*). 3. Hchädlide Infehten ''). Die Forftinjelten imallgemeinen. Br 8 31. Die gefäbrlichiten Feinde des Waldes aus der Tierwelt find entichieden die . Jujetien; ihre raſche Vermehrung und ihr dadurch ermoglichtes Erſcheinen in oft koloffaler Ze a — — — — Garn Bote (S. 119) teilt mit, daß in rain in Buchenmaſtjahren bis 00,000 olche or efangen, gr 2. deren elle verfauft werden. angenzucht S Br in dene bel, Seitfaden r Beftimmung der fhädlichen Forft- und Obfibaum ‚ in es Str urg, Die Hoden zu 3 Teile, 1857— 1844, Judeih und Ripide, der mitteleuropätf en Fo — * Tafhenberg, Forſtwirtſch. Inſelten⸗ Runde, 1874. — Vergl. auch die Litt⸗Angabe bei $ 1 dandduch d. derſtw. L 2. Abılg. 2 18 VII. Fürſt, Forftichug. Zahl, ihre meift geringe Größe und hiedurc bedingte jchwierige Bekämpfung und Vertil- gung find es, die fie zu ſolch' gefährlichen Feinden machen. Nicht jedes Inſekt, welches auf unſern Waldbäumen lebend ſich von einzelnen Teilen derjelben nährt, bezeichnen wir als jchädliches Forſtinſekt, jondern befegen mit diejem Namen nur jene, welche — fei es nun öfter oder jeltener — in größerer Anzahl auftretend nicht nur den einzelnen Baum, jondern den Bejtand oder gar den Wald mehr oder weniger gefährden. Sederzeit, wenn auch in geringer Zahl und durch geringe Größe, unjcheinbare Fär- bung und verborgene Lebensweiſe fich dem Auge leicht entziehend, im Walde vorhanden vermag ſich eine Anzahl jener Inſekten bei ihrer Fortpflanzung gebotenen günſtigen Be- dingungen außerordentlich vajch zu vermehren. Es läßt jich dabei nicht in Abrede stellen, daß unfere gegenwärtige Wirtichaftsweife mit ihren großen Schlägen, ihren ausgedehnten gleichalten und gleichartigen Beſtänden der Vermehrung mancher Inſekten, insbeſondere jener aus der Klaſſe der Kulturverderber, entjchieden günftig ift, und eine Anzahl von früher viel weniger befannten und gefürchteten Inſekten hat unferen Waldungen in den (egten Jahrzehnten großen Schaden zugefügt. Angefichts dieſer Beichädigungen und jtet3 drohenden Gefahr ift es Aufgabe jedes Forſtmannes, ſich mit den wichtigjten Forftinjekten, deren Lebensweiſe und den auf legtere gegründeten Verhütungs- und Bertilgungsmaßregeln befannt zu machen, und e3 bilden dieſe leteren einen wichtigen Teil der Lehre vom Forſtſchutz. Zur Lebensmweijeder Forftinjeften. 8 32, Strenge genommen gehört nur der leßterwähnte Teil der Inſektenkunde: die Lebensweife der Forjtinjekten, injoferne durch fie die Maßregeln der Verhütung und Ver— tilgung bedingt find, in das Gebiet des Forjtichuges, während die Inſektenkunde im allge meinen, die Drganographie, Phyſiologie, Syſtematik in das Gebiet der Zoologie zu ver— weifen find. Zum leichtern Verjtändnis des Nachfolgenden, verjchiedener wiederholt ge- brauchter technischer Ausdrücde, mögen jedoch gleichwohl einige kurze Erörterungen über die Lebensweiſe der Inſekten im allgemeinen hier folgen. Die überwiegende Mehrzahl der Inſekten durchläuft vier von einander grundver— Ichiedene Entwiclungzjtadien und damit eine vollfommene Metamorphoje: Ei, Larve, Puppe und fertiges Inſekt (Image); nur eine Kleine Zahl hat eine unvollkom— mene Metamorphoje, bei welcher fich das Buppenftadiun von jenem des fertigen Inſektes nicht oder nur wenig unterjcheidet. Bon dem Imago werden die Eier bald einzeln, bald in großer Zahl zufammen abgelegt; je nach der Jahreszeit, in welcher dieje Eiablage erfolgt, ſchlüpfen aus denjelben bald ſchon nach wenig Wochen, bald erſt nach vorheriger Ueberwinterung die Larven. Legtere werden nım Maden genannt, wenn fie twie bei den Fliegen fußlos find; die Larven der Käfer zeigen hornigen Kopf und bald 3 lange Beinpaare (Engerlinge) oder nur Zußftunmel, die Raupen der Schmetterlinge haben 5 oder 8 Beinpaare (erjtere geringere Zahl die jog. Spamterraupen), und endlich die jog. Afterraupen der Blatt- weſpen zeigen (mit Ausnahme der Gejpinnjt-Blattweipen) 9—11 Beinpaare. Sit die Larve ausgewachjen, jo verpuppt fie jih, und zeigt als Buppe entweder ichon alle Teile des fertigen Imago, ſich von diejem nur durch andere Färbung und ihren Ruhezuſtand unterjcheidend — gemeißelte Buppe —, oder fie ift mit einer diefe Teile verhiüllenden Haut umgeben — maskierte Puppe. Diejelbe liegt entweder nadt in der Erde oder, durch einige Gejpinnitfäden befejtigt, in einer Nindenrige, zwiſchen Nadeln zc., oder fie iſt mit einem jchügenden dichten Gejpinnft, dem Kofon, umgeben. Bejteht die die Puppe umgebende Hülle aus der nicht abgeftreiften Larvenhaut, jo wird jie Tonne, Verbreitung und Vermehrung. & 38. 19 Tonnchen genannt. Als Beifpiele feien für gemeißelte Puppen jene der Käfer, für mas fierte jene der Schmetterlinge genannt; nadt liegen die Puppen des Fohrenipanners unter dem Moos, in großem Kolon die Puppen des Siefernipinners, in Tönnchen jene der Blattiweipen. Der Verpuppung folgt eine bald nur wenige Wochen dauernde, bald aber — bei Ueberwinterung im Puppenzuftand — über 6-8 Monate ſich erjtredende Puppenrube, und diefer die Entwidlung des fertigen Inſelts, des Käfers, Schmetterlings u. ſ. f.; bei In jeften mit unvolllommener Entwidlung fehlt diefe Puppenruhe. Dem Ausichlüpfen des Imago folgt in den meiften Fällen alsbald die Paarzeit, Flug- oder Shwärmzeit ge nannt, bei einigen Inſelten jedoch auch erjt nad vorheriger Ueberwinterung. In den meiften Fällen folgt der Paarzeit ziemlich raſch das Abſterben der faſt durchaus kurzlebigen Imagines, des Männchens nad) der Begattung, des Weibchens nad der Eierablage; dod) hat man bei einzelnen Inſelten auch eine verhältnismäßig lange Lebensdauer beobachtet. Auf die Größe der Vermehrung ift neben der Zahl der abgelegten Eier auch die fog. Generationsdauer von Einfluß, die Zeit, welche vom Zeitpunft der Eierablage bis zur Schwärmzeit der diefen Eiern entſproſſenen Inſelten verjtreicht; fie ift auferor- dentlich verjchieden, umfaßt bei manchen Arten nur wenige Wochen, bei andern jelbjt mehrere Jahre, und man nennt die Generation einfad, wenn ſich alljährlich eine Generation entwidelt, wie bei den meisten Schmetter lingen, doppelt, wenn deren zwei zur Entwidlung gelangen (Borkenfäfer, Blattiveipe), mehrfach, bei ſehr kurzer, innerhalb Jahresfrift ſich öfter wiederholender Entwidlung (Ichneumonen, Blattläufe), sweijährig, wenn das Inſelt zwei volle Jahre zu feiner Entwidlung bedarf (mie Holzweipe, Bockläfer, Harzgallenwidler), endlich mebrjährig, wenn hiezu 3 und jelbjt 4 Jahre nötig find (Maifäfer). Die Inſekten werden entweder nur im Larvenzujtand jchädlich (jo alle Schmetter linge), oder als Imagines, wie bei einem Teil der Käfer (großer Rüſſelläfer, ſpaniſche Fliege), oder endlich in beiden eben genannten Entwidlungsjtadien (jo Maitäfer, Wald gärtner). Verbreitung und Bermehrung. 8 33. Die Verbreitung der Forftinjekten ift in horizontaler wie vertifaler Richtung eine jehr bedeutende, doc nimmt aus naheliegenden Gründen zunächit die Zahl der Arten, dann auch jene der Individuen wie gegen Norden, jo auch mit der Meereshöhe ab, und im eigentlichen Hochgebirge treten nennenswerte Inſeltenbeſchädigungen nur felten auf. Was die gefährdeten Holzarten betrifft, jo leben zwar auf manchen Laubhölzern, jo 3. B. der Eiche, eine große Zahl von Inſelten, aber nur wenige Yaubholzinjetten treten in geradezu bedrohlicher Menge auf, und die den Laubhölzern innewohnende größere Re produttionstraft vermag die erlittene Beihädigung auch leichter wieder auszubeilen. Bon den Nadelhölzern beherbergen Tanne und Lärche nur wenige ſchädliche Inſelten, dagegen find es zwei umferer verbreitetjten, im veinen Beſtänden auf ausgedehnten Flächen vor - kommende Holzarten: Fichte und Föhre, welde am häufigjten und ſchwerſten unter Smiektenbejchädigungen zu leiden haben. Auf ihnen findet ſich aucd eine Anzahl jtreng monophag lebender Injekten, während eine große Zahl der auf Laubholz vortommenden polyphag ift, die verichiedenjten Holzarten angeht. Was nun die Vermehrung der jchädlichen Forftinjelten betrifft, jo tft diejelbe, wie ſchon oben erwähnt, einigermaßen bedingt durch die Generationsdauer; im weitern find es äußere Einflüffe, durch welche die Vermehrung der Inſelten begünjtigt wird: heiße 9%“ — 0 VI. Fürſt, Forſtſchutz. Sommer, trockene Witterung zur Zeit der Häutung der Larven, des Schwärmens, vor allem aber reichlich dargebotene Brutſtätten. Dies letztere gilt insbeſondere für eine Reihe von Nadelholzinſekten, die zur Ablage ihrer Brut vor allem Holz mit ſtockendem oder doch geſchwächtem Saftfluß aufſuchen, erſt bei großer Vermehrung auch notgedrungen an geſunde Stämme gehen; ihnen bieten Wind- und Schneebruchmaterial, friſch gefälltes im Walde liegendes Holz, frische Stöde, durch vorherigen Naupenfraß kümmernde Stämme und Be- ftände diefe Brutftätten in veichem Maß, und alle Ereigniffe, durch welche ſolche Brut- jtätten in großer Menge gejchaffen werden, führen gleichzeitig die Inſektengefahr herbei. Dertlichkeiten, von welchen die legtere hienac) ausgeht, nennen wir Inſektenherde. Dagegen treten ungünstige Witterung, heftige Regengüſſe, naßkaltes Wetter der Ber- mehrung mancher Inſekten, jo namentlich der nadten Raupen hemmend entgegen; Krank— heiten, jowie Bilzbildungen, welche namentlich an den Raupen und Puppen im Winterlager fich zeigen, vernichten oft die Mehrzahl derjelben in furzer Zeit; endlich aber find es eine Reihe von Tieren, welche uns im Kampf gegen die Forſtinſekten unterjtügen. Als jolche ericheinen die infektenfreffenden Vögel: Stare, Krähen, Baumläufer, Spechte, Meijen, Droffeln, die meisten Singvögel, Kukuk, Häher, Eleimere Raubvögel, Eulen; ferner eine An— zahl Säugetiere: Maulwurf, Spigmaus, Igel, Eichhorn, Wiejel, Iltis, Marder, Dachz, Fuchs, Fledermäufe, zahme und wilde Schweine; endlich Die nützhichen Forftinjeften. 8 34. Mit dieſem Namen bezeichnen wir jene Inſekten, welche ung entweder durch VBerzehren der Eier, Larven, Puppen oder Imagines ſchädlicher Inſekten nützlich werden — wir nennen fie Räuber — oder deren Verminderung dadurch bewirken, daß ſie ihre Eier in die Eier oder (häufiger) Larven anderer Inſekten abjegen und durch das Schma- voßen der ausfommenden Larven die erjteren tüdten — Schmaroger oder Barajiten. Als die wichtigften beider Arten jeien genannt 1. Als Räuber: die zahlreiche Familie der Lauffäfer (Carabus), die Sandfäfer (Cieindela), Moderfäfer (Staphylinus), Buntfäfer (Clerus), Stechwejpen (Vespa), Ameijen (Formica), Wolfsfliegen (Asilus). 2. Als Schmarotzer: die Naubfliegen (Tachina) und die außerordentlich zahlreiche und mannigfaltige Familie der Schlupfweipen (Ichneumon) *). Dieje legtere möge mit Rückſicht auf ihre Wichtigkeit eine etwas nähere Beſprechung finden. Das Weibchen legt, je nach der jehr wechjelnden Größe des Tieres bei größeren Arten ein Ei, bei den Eleinen eine oft jehr große Zahl von Eiern in die Larven und Eier (jelten wohl die Puppen) der Schmetterlinge und Blattweſpen ab; die ausfommtenden Maden leben von den Säften des befallenen Tieres (Wirtes), bohren jich nach vollendeten Wachstum meist heraus und verpuppen fich oft in einem an der Larve hängenden Kofon. Man findet Naupenfadaver von diejen Kofons oft geradezu bededt; aus denfelben jchlüpfen nach furzer Zeit die Smagines, und da die ganze Entwicdlung nur wenige Wochen in An— ſpruch nimmt, jo ift die Vermehrung eine jehr rasche. Ob Raupen angejtochen find, läßt fich bei nackten und hellgefärbten Raupen an den dunkeln Stichen erkennen, außerdem unſchwer durch Sektion derjelben Eonftatieren. Ange— jtochene Raupen freien noch fort, kommen ſelbſt noch zur Verpuppung, nie aber mehr zur Entwicklung als Imago. Die Bedeutung der Ichneumonen ift teils überichägt worden, indem man glaubte, ihnen allein die Bekämpfung eines Naupenfraßes überlaffen zu dürfen, teils unterjchäßt, indem man darauf hinwies, daß fie in größter Zahl fich erjt dann einftellten, wenn jene 18) Vergl. Rateburg, Die Jchneumonen der Forftinfekten, 3 T. 1844, 1848. 1852, Größe und Beurteilung des Schadens. $ 86. 2 Kalamität ihrem naturgemäßen Ende nahe fei. Das Nichtige dürfte im der Mitte Liegen. Die Jchneumonen werden nie im ftand fein, einen entjtehenden Raupenfrah zu verhindern, da ihre ftärfere Vermehrung eben durch das Vorhandenfein einer größern Zahl von Raupen, die ald Wirte, als Brutftätten dienen, bedingt ift; aber fie werben gewiß dazu beitragen, deren Zahl raſch zu mindern und hiedurch die Kalamität abzutürzen. Mittel der Abwehr. $ 35. Die Mittel zur Abwehr jhädlicher Infekten find zu untericheiden ala Mittel der Vorbeugung und als foldhe der eigentlihen Bertilgumg. Angefichts des Um ftandes, daß die legtere bei bereits vorhandenen großen Inſeltenmengen ſchwierig, ſelbſt geradezu unmöglich, wird es vor allem Aufgabe des Forftmannes fein, der Vermehrung der im Walde ftets vorhandenen ſchädlichen Inſelten nach Kräften vorzubeugen, mit den Mitteln der Vertilgung jofort in den erften Stadien der Vermehrung zu beginnen, Zu diefem Zwed ift in erfter Linie geboten die rechtzeitige Entdedung einer dro henden Injeltengefahr, wie fie durch aufmerkfame und fleifige Revifion der Waldungen ermöglicht wird. Kenntnis der in den betr. Waldungen vorzugsweile zu fürchtenden In— fetten, ihrer Lebensweife, der Dertlichkeiten, two fie vor allem zu erwarten find — der An feftenherde — wird hienach ſelbſt dem einfachiten Schugbedienfteten nötig fein. Im Walde liegende Windbrüche, Schläge mit friſchen Stöden, friſch gefälltem Holz (Nadelholz), trodene Sandhügel mit geringen Beftänden, kränfelnde Kulturen find vor allem im Auge zu be halten; Bohrlöcher und Bohrmehl, Raupentot, abgebiffene Nadeln, raſch abfterbende Stämme und Pflanzen, die Thätigkeit infektenfreffender Vögel und Tiere (Schweine) ver raten dem aufmerkſamen Forftmann die fich mehrenden Feinde und lajfen ihn zu rascher Hilfe jchreiten. Wir haben oben gejagt, daß eine Anzahl von Nadelholzinfekten (die Borken-, Baſt und Niüffeltäfer) ihre Brutftätten zumächit in Holz mit ftodendem Saftfluß jucht: in frisch gefällten, gebrochenen oder ſonſt ſtark bejchädigten Stämmen, frischen Stöden u. dgl. Alle Mittel, durch welche wir den Inſelten jolche Brutftätten entziehen, werden daher als Vor beugungsmittel zu betrachten fein: Mechtzeitige Aufarbeitung und Abfuhr oder Entrindung des Holzes, Nodung der Stöde, Verbrennen des etwa wertlojen Ajtholzes einerjeits, aber auch richtige Hiebsführung zur Vermeidung des Windbruches, rechtzeitige Durchforſtungen als Mittel gegen Schneefchaden, Unterlaffen der Führung großer Kahlichläge und ähnliche Mittel waldbaulicher Art anderjeits. Tritt aber troß folcher Vorfichtsmahregeln eine größere Inſeltenkalamität ein, wie dies namentlich nach bedeutenderen Beichädigungen des Waldes durch Sturm, Schnee, Brand, auch ohne unjere Schuld der Fall fein kann, dann find die Mittel der Vernich tung in Anwendung zu bringen. Much fie Schließen fi eng an die Lebensweiſe der ein zelnen Inſekten an, werden in jenem Stadium der Entwidlung vorzunehmen fein, in welchem eine möglichjt mafjenhafte und volljtändige Vertilgung am erſten thunlich; fie find bienad bei den verjchiedenen Inſelten natürlich ſehr verichieden und werden bei deren Be ſprechung näher bezeichnet werden. Größe und Beurteilung des Schadens. 8 36. Der Nachteil, der durch die Anfelten den Bäumen und Bejtänden zugeht, ift ein ſehr verfchiedener, kann fich auf einigen Zuwachsverluſt und Störumg freudiger und normaler Entwidlung bejchränten, aber auch das Abjterben der beichädigten Bilanzen und Stämme nad fich ziehen. Bei Laubbölgern tritt dies letztere nur jelten und dann an Pflanzen oder ſchwächern Stämmen ein, dagegen jehen wir bei Nadelhölzern die ſtärkſten Stämme und ausgedehnte Bejtände im oft kurzer Zeit vernichtet. 22 VO. Fürſt, Forftichuß. Am gefährlichiten erweiſt jich ſtets die Zerftörung der Safthaut oder der Wurzeln, während eine Zerſtörung der Blätter und Nadeln von den reproduftionzkräftigen Laub- hölzern überwunden wird, von den Nadelhölzern aber wenigftens dann überwunden werden fann, wenn die Knoſpen fir das nächjte Frühjahr ſchon ausgebildet waren; ift dies nicht der Fall, jo wird ein Kahlfraß jtets das Abfterben nach fich ziehen, während die Laub- bölzer jich mit Hilfe der Sohannitriebe neu begrünen. War die Inſektenbeſchädigung eine (ofal eng begrenzte, jo wird man fich nicht jcheuen, ſtärker bejchädigte Beſtände abzutreiben; bei großer Ausdehnung des Fraßes ift e3 aber von Wichtigkeit , zu enticheiden, welche Bejtände tötlich beichädigt ſeien, welche dagegen die Hoffnung auf Erhaltung und Erholung geben, damit man den Markt nicht unnötig überfülle, aber auch durch verzögerte Aufarbeitung nicht die Qualität des Holzes, die durch Stocden, Blau-Werden 2c. raſch eine geringere wird, beeinträchtige. Schlaffe Knoſpen, bräunliche Flecken auf Baft und Splint, allerlei Inſekten unter der Rinde find jchlechte Zeichen, kräftige Knoſpen, gejunde Safthaut laffen, zumal auf bejjerem Boden und bei jüngeren Beftänden, Erholung hoffen; bei leßteren wird man über- haupt mit dem Einfchlag länger zögern, als bei einem an fich haubaren Beftand. — Raſche Aufarbeitung des abgeftorbenen Holzes, Entrindung, Aufjpalten, Aufgantern auf trodenen luftigen Zagerplägen beugt der Dualitätsminderung möglichjt vor. Einteilung der ſchädlichen Forftinfeften. $ 37. Die Einteilung und Gruppierung der fchädlichen Forftinfekten kann in mannig- facher Weiſe erfolgen; man kann diejelben gruppieren nach ihrer ſyſtematiſchen Einteilung als Käfer, Schmetterlinge, Nebflügler u. f. w.; nach der bejchädigten Holzart als Laub— und Nadelholzinfekten, nach dem Alter der gefährdeten Beitände als Beitandsverderber und Kulturverderber, den bejchädigten Stammteilen als Holzverderber, Blattverderber, Wurzel- verderber u. ſ. w., als techniſch oder phyſiologiſch ſchädliche Inſekten, endlich als jehr ſchäd— liche, merklich ſchädliche und wenig ſchädliche. Wir halten es für das zweckmäßigſte und überſichtlichſte, dieſe Einteillung nach den zwei großen und der Hauptſache nach geſchiedenen Gruppen der Nadelholz- und Laubholz-Inſekten vorzunehmen und innerhalb jeder diejer Gruppen zunächit die Käfer, dann die Schmetterlinge und anfchliegend die wenigen den übrigen Inſektenklaſſen angehörigen Inſekten zu bejprechen, welche fich als forſtſchädlich erweiſen. Dem Zweck und begrenzten Umfang vorliegender Abhandlung entſprechend müſſen wir uns auf eine kurze Beſprechung der ſchädlichſten und am häufigſten auftretenden Forſt— inſekten beſchränken, glauben aber doch auch jene anführen zu ſollen, welche, wie Harz— gallenwickler, Deformitäten-Erzeuger verichiedener Axt, zwar meist feinen weſentlichen Schaden verurfachen, jedoch durch die auffallende Art ihrer Beichädigung die Aufmerkfamteit im Walde auf fich ziehen. 4 Am Schluß des Abfchnittes über die Forftinjeften möge im Intereſſe der Ueber- fichtlichteit eine Gruppierung der befprochenen Inſekten nach den oben angeführten weiteren Geſichtspunkten Platz greifen. A. Nadelholz⸗Inſekten. Il Käfer. Die Borftenfäfer im allgemeinen ®). $ 38. Die Borfenfäfer gehören zu den gefährlichiten Feinden des Nadelholzes, indem fie, die Safthaut zerftörend, die ftärker befallenen Stämme raſch zum Abfterben bringen; 19) Eichhoff, Die europäifchen Borkenkäfer 1881. Die Borlenfäfer im allgemeinen. & 88, 23 auch auf Laubholz kommt eine Anzahl derfelben vor (ſ. $ 64), lebt aber vorzugsweiſe im Splint und gefährdet die Bäume dadurd in minderem Grad. Zur Vermeidung von Wiederholungen ericheint es zwedmäßig, die Lebensweije der Bortenfäfer und die auf dieſe gegründeten Verhütungs- und Bertilgungsmaßregeln zuerjt im allgemeinen zu beiprechen. Die erftmalige Schwärmzeit der Borkenkäfer ift im Frühjahr, bei einigen Arten jchon fehr zeitig, an den erften warmen und jonnigen Tagen des März (Frübichwärmer), bei andern erft im April und jelbjt Mai (Spätihwärmer). Stets erfolgt das Schwärmen nur bei gimftiger Witterung, und möglichjt raſch bohren ſich die Käfer meift paarweiie in die als Brutftätten ausgewählten Stämme bezw. Pflanzen ein. Als folhe Brutftätten fuchen fie num vor allem kränfelndes Material mit etwas ftodendem Saftfluß, und vermeiden bereits zu troden gewordenes Holz, in welchem die Brut aus Nahrungsmangel zu Grunde gehen müßte, ebenjo wie gejunde Stämme, in welchen der ftarfe Harziluß die alten Käfer töten würde, Friſch gefällte Stämme, Windbrüce, durd Schnee und Sturm beichädigte, entwipfelte, gehobene Stämme, friſches Stod- und Neifigholz find jolche ihnen vor allem zufagende Brutftätten, die fie durch den Harzgeruch gelodt auf weithin zu finden willen ; fehlen ihnen bei großer Vermehrung ſolche Brutftätten, fo gehen fie notgedrungen an grüne Stämme, in denen allerdings anfänglich eine große Zahl durdy den Harzfluß zu Grunde gehen mag, bis jchließlich der durch taufende Heiner Wunden verlegte Stamm in kränteln den Zuftand gerät und nun die gewünſchte Brutftätte bietet. Hierin, in dem Befallen gefunden Holzes bei großer Vermehrung, ift dann auch der oft außerordentliche Schaden begründet, den einzelne Urten anzurichten vermögen. Die Begattung findet teils vor, teils während des Einbohrens ftatt, teils erft im Stamm, und in letzterem Fall wird hiezu eine größere Höhlung in die Safthaut zunächſt dem Eingang eingebiffen und bei der Paarung als jog. Rammellammer benützt, von welcher dann der für die Borkenkäfer charakteriftiihe gleihbreite Muttergang (bisweilen auch deren mehrere) ausgeht, in welchem die Eierablage erfolgt. Die Breite diefer Mutter gänge ift durch die Größe der alten Käfer bedingt; diefelben verlaufen teils im umd unter der Rinde, den Splint nur berührend, teils in dem Holzlörper, und werden in erjterem Fall als Nindengänge, im zweiten als Holzgänge bezeichnet, und dies ſowohl, wie die Art und Weife des Verlaufes ift für die einzelnen Arten verjchieden, für die Beſtimmung derjelben von twejentlicher Bedeutung. Man unterjcheidet : Lotgänge oder Längsgänge, in der Längsrichtung des Stammes verlaufend; Wagegänge oder Quergänge, in peripherifcher Richtung angelegt; Sterngänge, ftrahlenförmig von der gemeinjamen Rammellammer ausgehend. Die fog. Familien» und Leitergänge (f. unten) find feine Muttergänge. In den fehr verichieden langen Muttergängen erfolgt nun die Eiablage, meift einzeln in links und rechts eingebiffene Heine Vertiefungen, bisweilen partienweile am Ende eines kurzen Mutterganges; die Zahl der Eier, deren Ablage binnen 3—4 Wochen erfolgt, ist oft eine ſehr große, fteigt bis auf 100 Stüd an. — Aus den Eiern entwiceln ſich nun nach etwa 14 Tagen die fußlofen, ſchmutzigweiſen Larven mit braunem Kopf und beginnen nun ihren Fraß in der Safthaut; die anfänglich jehr ichmalen, mit dem Wachstum der Larve ftets breiter werdenden Larvengänge jtehen anfänglich ziemlich rechtwintklig zu dem Muttergang, werden beim Breiterwerden ſtets weiter auseinander gedrängt, da die Larven das Berühren von Nachbargängen forgfältig vermeiden, und der NWerlauf wird hiedurch, wie durch die Nähe eines andern Mutterganges und daraus bervorgegangener Larvengänge ein oft außerordentlich unregelmäßiger. Sind die Eier partiemveiie abgelegt worden und freſſen die daraus entftandenen Larven gemeinjam, jo entjteben jog. Familien gänge; Leitergänge find furze, zapfenartig rechtwinklig zum Muttergang ftehende und nur zur Verpuppung dienende Yarvengänge (j. $ 46). 94 VI. Fürft, Forſtſchutz. Sn der Negel aber erfolgt diefe VBerpuppung nach 8—10 mwöchentlicher Dauer, von der Eiablage an gerechnet, am Ende der Larvengänge in eingebiffenen muldenförmigen Bertiefungen, den Wiegen; die Wuppen find gemeißelt, zeigen alle Teile des fertigen Inſekts, find aber weiß und weich. Allmählich dunkler, gelb bis ſchwarzbraun werdend, entwiceln fie fich binnen etwa 8 Tagen zum imago, das bei Schlechter Witterung noch einige Tage in der Safthaut frißt, bei wärmerem trodenem Wetter aber ſich durch die Finde nach außen bohrt, Fluglöcher hinterlaffend, um fofort zu ſchwärmen und alsbald eine neue Generation abzujegen, die in den meisten Fällen noch im gleichen Jahr zur Ent- wicklung fommt und unter befonders günftigen Verhältnifjen jogar noch ſchwärmt, während in den übrigen Fällen die Käfer unter der Ninde, an Stöden, Wurzeln und jonft geichüßten Orten übertwinternd erſt im folgenden Frühjahr ſchwärmen. — Für viele Arten bejteht hienach eine doppelte Generation, und hiedurch, wie durch die große Anzahl der abgelegten Eier ift die außerordentliche Vermehrung der Borkenkäfer erklärlich. Borbeugung und Vertilgung. 8 39. Wie bei allen Inſekten, jo ift auch bei den Borfenfäfern die Vorbeugung, die Verhütung einer größern Vermehrung der jederzeit in beſchränkter Zahl im Wald vor- handenen Individuen, von befonderer Wichtigkeit. Als Mittel Hiezu dient in erjter Linie die möglichjte Entziehung der Brutftätten, alſo vechtzeitige Entfernung (oder Entrindung) des im Walde liegenden Holzes, der Windbrüche, kränkelnder Stämme, friſchen Stod- und Neifigholzes; alle Wirtjchaftsmaßregeln, durch welche wir ſchädlichen Naturereigniffen, Sturmjchäden, Schnee und Duftbrüchen u. dgl. vorbeugen, find zugleich Vorbeugungs- mittel gegen die Borfenfäfer, denen durch folche Naturereigniffe veichliche Brutftätten ge- boten werden, und alle größeren durch diefe Inſekten verurfachten Waldbejchädigungen der Neuzeit find Folgen von Wind- und Schnee-Beichädigungen gemejen. Das Borhandenjein der Borkenfäfer im Walde aber erkennen wir an liegenden Stämmen an dem hellen Bohrmehl, welches die Käfer bei Anfertigung ihrer Muttergänge durch das Eingangsloch herausschaffen und das in kleinern oder größern Häufchen zwiſchen den Nindenjchuppen liegt; am ftehenden Stamm finden wir dies Bohrmehl etwa an Spinn- weben hängend am untern Teil des Baumes, fehen auch die ausgetretenen weißen Harz- tröpfchen. Zahlreiche unvegelmäßig beifammen ftehende Fluglöcher jagen ung, daß die Käfer bereits ausgeflogen jeien. As Mittel, um uns von der Zahl der vorhandenen Individuen zu überzeugen, der ftärfern Vermehrung vorzubeugen und eventuell als Bertilgungsmittel im großen dienen uns nun die jog. Fangbäume”). Man veriteht darımter Stämme, welche man in allen Dertlichkeiten, in welchen man die Gegenwart von Käfern vermutet, wirft, um leßtere zur Abjegung ihrer Brut in den Stämmen, Stöcen, Aeſten derjelben zu veranlaffen, jich hie— durch einen Anhalt iiber deren größere oder geringere Zahl und eventuell durch Darbietung weiteren und wenn nötig zahlveicheren derartigen Brutmateriales die Möglichkeit thun= “ fichfter Bertilgung zu verichaffen. Dieje Fangbäume müſſen zeitig und vor Eintritt der Schwärmzeit gefällt werden; im Frühjahr dient häufig das noch allenthalben unabgefahren im Wald befindliche Material zu diefem Zweck; da aber die meisten Borfenfäfer eine dop— pelte Generation haben, jo ift es nötig, auch in Sommer frische Fangbäume den ſchwär— menden Käfern zur geeigneten Zeit darzubieten, wobei zu beachten ift, daß die Käfer ent- Iprechend der wochenlang dauernden Ciablage im Sommer nicht jo gleichzeitig jchwärmen, wie dies im Frühjahr der Fall zu fein pflegt, und daß zur heißen Zeit die Fangbäume verhältnismäßig raſch austrocknen und nicht mehr angegangen werden. In Napelholz- 20) Vergl. über Fangbäume die Kontroverfen von Eichhoff und Altum in 3. f. d- u. 9: 1882 und 1883, > Der Fichten» oder achtzähnige Bortenfäfer. 8 41. 25 revieren, in denen die verſchiedenſten Borkenläfer, Früh- und Spätſchwärmer, vorzulommen pflegen, wird man deshalb gut thun, nach Abfluß des von den Winterfällungen ſtammenden Holzes wiederholt in kürzern Intervallen ſolche Fangbäume zu werfen. Diejelben find nun fleißig zu revidieren, im Falle fie fich raſch ftark bejegt zeigen follten, zu vermehren und rechtzeitig zu entrinden. Dies Entrinden foll nicht zu bald geihehen, damit die in denſelben befindlichen oder noch neu anfliegenden Käfer zur voll ftändigen Eierablage gelangen; find die älteften Larven nahezu ausgewachſen, dann ent rindet man und verbrennt die Ninde, welch' letztere Mafregel namentlich dann notwendig wird, wenn größere Mengen ſolcher Rinden an einem Pla anfallen, die betr. Yarven ſchon weit in der Entwicklung vorgefchritten find, vielleicht fchon im Stadium der Wer puppung fich befinden umd tiefer in der Rinde liegen. Entgegengeſetzten Falles gemügt auch das Legen der abgeichälten Nindenftüde in die Sonne, die Safthaut nach oben in kurzer Zeit find die noch ſchwachen Larven abgejtorben. Befallenes Neifig wird man ver brennen, Stodholz vertohlen oder an ungefährliche Orte abfahren Lafien. Neben der Brut der Borkenkäfer findet fich in den Fangbäumen nicht felten gleich zeitig jene verſchiedener Rüſſel- und Bockläfer, die mit erfterer dann vernichtet werben. In richtiger Anwendung der Fangbäume liegt — abgejehen von größeren unfere Wal dungen heimfuchenden und Anfektenbrutjtätten in großem Maßſtab ichaffenden Naturer- eigniffen — das Mittel, die Nadelholzreviere fäferrein zu erhalten. Einteilung der Borkenkäfer. 8 40. Man teilt die Borkenfäfer in drei Hauptgruppen: 1) Splintfäfer, Eccoptogaster, mit jchief abgeftugtem Hinterleib, vorwiegend im Laubholz und forftlih von geringerer Bedeutung. 2) Bajtfäfer, Hylesinus, die Flügeldeden über den Abjturz des Hinterleibes ber- abgehend, vorwiegend in Nabelhölzern und zwar ftets im Baſt oder flach im Splint, nie im Holz lebend, vielfach in Wurzeln brütend. 8) Eigentlihe Borkenfäfer, Bostrichus, die Flügeldeden am Abſturz oft ein gedrückt und gezähnt, der Mehrzahl nad im Nadelholz, in geringerer Zahl im Laubholz lebend, teil unter der Rinde, teils tief im Holz die Brut abjepend, nie aber in den Wurzeln brütend. Von der großen Menge verfchiedener Borkenkäfer, welche fich in unſern Nadelbolz waldungen finden, ift e8 immerhin nur eine Meine Zahl von eigentlichen Bortenfäfern und Baftkäfern, die zu den in höherem Grad jchädlichen zu rechnen ift und nachſtehend ſpezielle Beſprechung finden foll. Der Fichten oder ahtzähnige Borkenkäfer, Bostrichus typographus. $ 41. Diefer Borkenfäfer, einer der größten und wohl der verbreitetite und ſchäd— lichſte, ift 4—6 mm lang, ſchwarz mit bräumlichgelber Behaarung und mit rötlichgelben Fühlern und Beinen; die Flügeldeden zeigen vertiefte Kerbitreifen und an der jchräg ab geftupten Spipe jederjeits vier gleichweit entfernte Zähne, von denen der dritte der größte ift. Derjelbe ift vorzugsweiie ein Gebirgsbewohner und iſt in den Mittelgebirgen unter - feine Vermehrung begünftigenden Umftänden jchon wiederholt außerordentlich verderblich aufgetreten, während jeine Vermehrung in den eigentlichen Hochlagen eine begrenzte ift. Er gehört zu den Spätichwärmern, je nach der Höhenlage im April bis Ende Mai ſchwär mend, und lebt fait ausschließlich in Fichten, wird nur ausnahmsweiſe auc in Föhren und Pärchen gefunden; ftets befällt er ältere Beftände und auch in diejen wieder die ftär ; teren, bereits rauhborfig getwordenen untern Stammteile, nur im Notfall, bei übermäfiger Vermehrung und mangelnden Brutmaterial auch die oberen, dünnberindeten. Wie bei 96 VI. Fürft, Forftichuß. allen Borkenkäfern bevorzugt auch er Holz mit ſtockenden Säften, frifch gefällte, vom Sturm geworfene oder gejchobene, vom Schnee entwipfelte oder ſonſt bejchädigte Stämme, ſchon zu trocdenes Material ebenfo meidend wie ganz gejunde Stämme, welch’ letztere er erjt dann anfällt, wenn das vorhandene fränfelnde Material zum Abſatz der Brut nicht ausreicht. Die Käfer bohren ſich paarweife ein, fertigen zunächſt unter der Ninde die jog. Rammelkammer, in welcher die Begattung vor ſich geht und num fertigt das Weibchen, von dieſer ausgehend, den Mutter- oder Brutgang, einen bis 15 em langen nach oben oder unten, auch nach beiden Seiten gehenden Lotgang, der von Zeit zu Zeit ein nach außen gehendes Bohrloch — Luftloch — zeigt. In rechts und links eingebifjene kleine Bertiefungen legt nun das Weibchen innerhalb einiger Wochen bis gegen 100 Eier ab, aus denen etiva 14 Tage nach der Ablage die weißen Larven friehen, die ſeitwärts ge- ichlängelte ftets breiter werdende Gänge in der Safthaut freſſen und fi) an deren Ende in einer in die Rinde eingenagten Wiege verpuppen. Sind die Stämme jtarf befallen, verlaufen zahlreiche Muttergänge nahe beieinander, jo geht ein großer Teil der Larven wegen Mangel an Raum für ihre Gänge zu Grunde, verkümmert, ebenjo vertrocknen die— jelben, wenn die Brut in raſch austrocdnendes Material abgejegt oder letzteres zu raſchem Trocknen duch Aufjpalten, Lagern in der Sonne gebracht wurde. — Aus der anfänglich weißen gemeißelten Puppe entwidelt fich binnen etwa 8 Tagen der anfänglich hellgelbe, allmählich nachdunfelnde Käfer, der bei ungünftiger Witterung noch einige Tage um die Wiege herum in der Safthaut frißt, bei günftiger ſich alsbald durch ein Freisrundes Flug- (och herausbohrt; die ganze Entwidlung vom Ei bis zum Imago mag durchjchnittlich 8, unter ungünstigen Berhältniffen bis 12 Wochen dauern. Die erfte Generation, je nah Schwärmezeit und Entwicklungsdauer im Juni bis Juli fertig geworden, jeßt num fofort eine zweite Brut ab, die bis zum Herbſt fertig wird und dann in Geftalt unbegatteter Käfer zu überwintern und im nächjten Frühjahr zu ſchwärmen pflegt; doppelte Generation ist als Regel zu betrachten, Eichhoff behauptet jogar unter günstigen Umftänden eine dreifache, während im eigentlichen Hochgebirge die Generation infolge fpäten Schwärmens und langjamer Entwicklung meist eine einfache bleiben wird. Die große Zahl der Eier, die doppelte Generation erklären die vajche Vermehrung diefes Inſektes, wenn ihm durch ſchädliche Naturereignifje — Wind- und Schneebruh — Brutftätten in veicher Menge geboten werden, und der durch dieje Ereigniffe verurjachte Schaden ift nicht felten durch die nachfolgenden Inſektenverheerungen noch weſentlich ge— fteigert worden. Alle von dert Käfer nur einigermaßen ftärfer befallenen Stämme fterben infolge der Zerftörung der Safthaut verhältnismäßig raſch ab, doch findet man die abge- ftorbenen Stämme ſtets fchon von den Käfern verlafjen. Alle bei der Beiprechung der gegen die Borfenfäfer überhaupt anzuwendenden Vor— beugungs- und VBertilgungsmittel ($ 39) erwähnten finden dem Fichtenborfenfäfer gegenüber Anwendung, und ift befonders darauf Bedacht zu nehmen, daß auch die zweite Generation eine gemügende Anzahl hinveichend frischer Fangbäume vorfindet. Nicht felten tritt gleichzeitig mit B. typographus ein demfelben jehr ähnlicher, nur wenig kleinerer Borkenkäfer, B. amitinus, in Fichten, aber auch Föhren und Lärchen auf, der namentlich infolge der gleichen Zahnung des Abjturzes wohl häufig mit erjterem ver— twechjelt wurde. Als eine der großartigiten, vorwiegend durch B. typographus verurfachten Käfer- bejchädigungen ift dev Borkenkäferfraß im böhmischen und anftogenden bayrischen Wald in den Jahren 1871— 1875 zu erwähnen, woſelbſt nach vorhergegangenen ſchweren Sturmbejchädt- gungen noch Millionen von Fejtmetern vom Käfer getötetes Holz eingefchlagen werden mußten“). 21) Vergl. Altum, Forſtzoologie II. 1. ©. 295. (1881). Der frummzahnige Tannenborkenfäfer.. & 44. 27 Der große Hiefernborfentäfer, Bostrichus stenographus. 8 42. Der größte bei uns vortommende Borfenlfäfer, 6—8 mm lang, ſchwarz mit - bräunlichgelber Behaarung, nad) hinten etwas ichmäler werbend, mit tief geferbten punf tierten Flügeldeclen, am Abfturz tief und ſcharfrandig eingedrüdt und jederjeits jechszähnig. Seine Größe ſchützt ihm vor Verwechslung mit anderen Bortentfäfern. Er kommt auf den verfchiedenen Pinus-Arten vor, ift jedoch viel jeltener als B. typographus und fehlt in manchen Föhrengebieten gänzlich. Ein Spätihwärmer, fällt er am liebſten ftärfere liegende Föhrenftämme an, bohrt ſich jederzeit in den didborfigen Teil ein und fertigt hier etwa 20 em fange, verhältnismäßig breite Muttergänge, welche zwar als Lotgänge bezeichnet werden müſſen, doch auch ſeitlich abweichen und ſich jelbit aabeln. Im übrigen gleicht feine Lebensweiſe jener des Fichtenbortentäfers, aud bez. der früher mehrfach bezweifelten doppelten Generation. Da er nur ausnahmsweiſe ftehende Stämme anfällt, jo find beſondere Borbeugungs maßregeln gegen ihn kaum nötig und genügt das Entrinden der von ihm im Frühjahr befallenen Fangbäume bez. des von den Fällungen her noch im Walde befindlichen Holzes wohl ftets, um feine Vermehrung zu hindern. Der jehszähnige Fihtenborfentäfer, Bostrichus chalcographus. $ 43. Diefer Heine Vorfenfäfer ift mır ca 2 mm lang, unbehaart, fettglängend mit dunklem Halsſchild und rötlihbraunen fein jtreifig punktierten, gegen die Spipe zu glatten flügeldeden, an dem eingedrücten Abfturz mit je drei Zähnen beiderjeits. Er gehört zu dem häufig auftretenden Borfenfäfern und kommt nicht jelten gleich zeitig mit B. typographus am jelben Stamm vor, wobei er dann ftets die obern, dünn berindeten Stammteile bewohnt; auch am ſchwächerem Stangenholz findet er ſich häufig. Seine Brutgänge find ſehr harakteriftiich, indem fie, der geringen Größe des Käfers ent ſprechend, als ſehr ſchmale Sterngänge in der Bafthaut von einer mehr in der äußern Splintfchichte liegenden Rammellammer ausgehend verlaufen. Er jhwärmt etwas früher als B. typographus, hat gleich diejem eine doppelte Generation und befällt, wie ſchon er wähnt, an ftärfern Stämmen vorwiegend die obern Stammteile, hiedurc wohl häufig die befallenen Individuen in kränfelnden Zuftand verjegend und zu geeigneten Objekten für die Angriffe des erftgenannten Käfers machend; der Harzfluß jcheint ihm minder gefährlich zu fein, als diefem letztern. Die Berhütungs- und PVertilgungsmaßregeln find die ſchon genannten, doc dürjte zu erftern auch die Entfernung alles unterdrüdten, kümmernden Materiales durch fleihige Durchforſtung der Fichtenftangenhölger zu rechnen fein. Der frummzahnige Tannenbortentäfer, Bostrichus curvidens. $44. Der2,5— 83mm lange Käfer ift ſchwarz, bräumlichgelb behaart. Das Weibchen mit gelbem Haarichopf auf der Stirne; die Flügeldeden haben tiefe Kerbftreifen, find fein reihig punttiert, die Seitenränder des fteilen Abſturzes beim Männchen jederjeits mit 5—7 Zähnen beept, wovon der 1., 2. und 5. hadenförmig gefrümmt, während das Weibchen auf jeder Seite nur 3—4 jtumpfe Zähne zeigt. Der Käfer bewohnt faft mur die Tanne, als feltene Ausnahme andere Nadelbölzer, befällt in erfter Linie einzeln und erponiert ftehende ftärtere Bäume, Randſtämme und dieſe meift zumächft in den obern Stammteilen. Ein Frühſchwärmer, hat er jedenfalls eine doppelte Generation, die Muttergänge find oft jehr ausgeprägte, doppelarmige Wagegänge, weichen aber nicht jelten von diejer Geftalt in manmigfachiter Weiſe durch jchrägen, ge nidten, zadigen Verlauf ab, werden aber nie zu Lotgängen; ſowohl die Mutter» wie die 28 VI. Fürſt, Forſtſchutz. Larvengänge greifen etwas in den Splint ein, ſo daß ſowohl die Baſtſeite der Rinde, wie die äußere Splintſchichte der Fraßfigur zeigt, die Puppenwiegen aber liegen zum größern Teil in der Splintſchichte. Bei einigermaßen aufmerffamer Wirtjchaft wird man den B. eurvidens leicht auf da3 Maß der Unschädlichkeit befchränfen können, in manchen Fällen hat er ſich in Weiß- tannenbeftänden als ein jehr läftiger Feind erwiejen. Fangbäume find ftets rechtzeitig und vor der Verpuppung zu jchälen, da, wenn leßtere fchon eingetreten, ein großer Teil der im Splint liegenden Puppen bei der Entrindung nicht mitvernichtet wird. Der zweizahnige (zweihafige) Kiefernborfenfäfer, Bostrichus bidens. 8 45. Ein Kleiner nur 2—2,3 mm langer Borfenfäfer, ſchwarz, glänzend, fein be- haart, die Flügeldeden meift pechbraun mit feinen Punktſtreifen; das Männchen am Flügel— deden-Abfturz mit breitem, flachem und glattem Eindruck, der jederſeits am obern Rand einen großen hakenförmig nach unten gefrümmten Zahn trägt. Derjelbe pflegt fih in allen größern Kiefernmaldungen zu finden, geht neben der Kiefer auch alle übrigen Pinus-Arten an, und befällt ausnahmsweiſe und wohl nur bei Mangel anderen paffenden Brutmateriales auch Fichten. Stets find es die dünnrindigen Stanmteile — die Aeſte und Zweige, die oberen glattrindigen Teile der Stämme und Stangen, die er befällt, mit befonderer Vorliebe aber geht er an jüngere bis zu 10 und 12 Jahre alte Kulturen, und hat in jolchen jchon jehr bedeutende Verheerungen ange- richtet. Er ift ein Spätſchwärmer, und oft verjchiebt fich die Schwärmperiode bis in den uni. Von der meift ziemlich geräumigen Nammelfammer gehen 3—7 Muttergänge ſtern— fürmig aus, durch eine eigentümlich geſchwungene Geftalt und das Bejtreben, diejelben in der Längsrichtung des Stammes anzulegen, charakterifiert. Die gejchlängelten Larven- gänge greifen etwas, die Wiegen ziemlich ftarf in den Splint ein. Die Generation ift eine doppelte, ja nach Eichhoff3 Behauptung gelangt bisweilen im Herbjt noch eine dritte Generation zum Abſatz, Die dann im Larvenzuftand überwintert; Negel ift wohl das lleberwintern der 2. Generation al3 fertige Käfer. Neine Wirtſchaft im Walde: Ent- iprechende Entfernung kümmernder Stangen im Durchforftungsweg, rechtzeitige Abfuhr des Neifigholzes, ift neben der Darbietung entiprechenden Brutmateriales in Geftalt frischen Neifigs namentlich auch in der Sommer-Schwärmperiode das Mittel der Vorbeugung gegen den oft jehr ſchädlichen Käfer; das Neifig der für andere Föhrenborfenfäfer gefällten Fangbäume dient als Brutmaterial für B. bidens. Nimmt man wahr, daß Aulturen von ihm befallen find, jo ift das Ausreißen und Verbrennen der Fränfelnden Pflanzen als Bertilgungsmittel anzuwenden. Der Nutzholz-Borkenkäfer, Xyloterus lineatus. 8 46. Der 2,33 mm lange jchwarze Käfer hat trüb gelblichbraune Flügeldeden, ebenjolche Fühler und Beine, und auf den Flügeldeden drei dunkle Längsjtreifen — Nat, Seitenrand und Mittelftreifen — denen er feinen Namen „lineatus“ verdankt; die Flügel— deden find ohne Eindrud, Einferbung oder Zähne. Er kommt nur in Nadelholz, jedoch in allen Arten desjelben vor und jcheint ins— befondere das Holz der Weißtanne zu bevorzugen; er befällt faft nur liegendes, friſch ge- fälltes Holz und deſſen zuricgebliebene Stöde, felten noch ftehendes wenn auch küm— merndes Hol. Im Innern des Holzes jeine Brut abjegend gehört er zu den techniſch— ſchädlichen Inſekten und zeigt in jeiner Lebensweife jehr wejentliche Abweichungen von jener der übrigen Borkenkäfer. Sehr frühzeitig, im März oder Anfang April ſchwärmend, befällt er jofort das zu Der große Kiefernmarkläfer, Waldgärtner. $ 47. 29 jener Zeit von den Winterfällungen her wohl allenthalben noch in größerer Menge im Wald befindliche gefällte Stamm- und Klafterholz, und bohrt das begattete Weibchen ſich 4—5 cm tief jenkrecht zur Stammare in das Holz ein, von hier aus jeitwärts fenkrecht zur Eingangsröhre und meift dem Verlauf eines Jahresringes folgend einen Muttergang frefjend, in weldem die Eier in Heinen Partien abgelegt werden. Die ausichlüpfenden Larven leben im Muttergang vorwiegend wohl von den aus den Wänden desjelben ſchwitzen den Säften, fertigen feine Larvengänge; zur Verpuppung reif, freflen fie ſich eine kurze, nur 5 mm lange und jenkrecht zum Muttergang ftehende Buppenwiege, und dieje Puppen wiegen bilden im Verein mit dem Muttergang den fog. Leitergang. Nach der Ent widlung zum Imago verlafjen fie ihren Aufenthaltsort durch den Muttergang und freſſen fi alſo nicht, wie die übrigen Bortenfäfer, eigene Fluglöcher. — Die Generation ift jeden falls eine doppelte. Um Klafterholz unfhädlih kann der Nupholzborfenfäfer am Stamm- und insbe fondere an dem Blochholz jehr jchädlich werden, indem er dasjelbe durchlöchernd deſſen Nupholzwert weſentlich herunterdrüdt, den Holzhändlern Veranlaffung gibt, die Qualität des Holzes und deſſen Wert tiefer herabzufegen, als faltiſch der Fall ift; denn da die Gänge nicht tief ins Holz gehen, jo find es nur die äußern, an ſich minderwertigen Splint holzſchichten, welche bejchädigt werben. Immerhin kann der finanzielle Nachteil für den Waldbefiger ein jehr bedeutender jein. Als Mittel gegen diefe Beichädigungen und gegen die Vermehrung des Käfers er feinen: rechtzeitige Abfuhr des wertvolleren Nutzholzes vor der erjten Schwärmperiode und beziv. rechtzeitige Füllung und Verwertung desjelben; Entrinden des Stammhbolzes, wenn deſſen Abfuhr nicht rechtzeitig erfolgen kann, damit dasjelbe in den äußern Schichten raſch abtrodne, da es dann vom Käfer minder gern angegangen wird. Befallenes Klafter bolz wird zum Bmwed des rajchen Austrodnens aufgeipalten — die in demielben befind lie Brut geht dann zu Grunde —, eventuell gleich dem zur zweiten Schwärmperiode ge ö worfenen Brutmaterial, geringwertigem Stammholz, verkohlt. 2 Der große Kiefernmarkffäfer, Waldgärtner. Hylurgus piniperda. | 8 47. Der 44,5 mm lange Käfer ift länglich, faft walzenförmig, ſchwarz und 1 glänzend, dünn behaart mit hellbraunen Fühlern und Tarjen; die mit Querrungeln ver jehenen Flügeldeden find mit groben PBunktreihen und zwiichen diejen mit kurz bebaarten Höderchen verjehen; an dem gerumdeten — weder eingebrüdten noch gezähnten Abjturz bört die zweite Höderreihe, von der Nath gerechnet, plöplic auf, jo daß dieſer zweite Bwijchenftreif hier vertieft ericeint. Der Marfläfer lebt vorzugsweile auf der Föhre, befällt jedoch auch alle deren Ver wandte aus der Gattung Pinus, insbejondere auch die Weymoutbstiefer. Er gehört zu den e Frühſchwärmern und fliegt in den erften jchönen Tagen des März, bisweilen noch früber, und bohrt fi dann möglichit raſch in die didborfigen unteren Stammteile des frisch ge fällten Holzes, hoher Stöde, eventuell kränkelnder Stämme ein, biezu ftets Rindenrigen wählend, da ihm dies Einbohren hiedurch erleichtert wird; ſtarle Bohrmehlhäufchen zwiichen den Rindenſchuppen verraten die Anweſenheit des Inſelts. Das Weibchen fertigt nun einen vom Eingangsloh aus mit charakteriftiich gebo genem Anfang verfehenen, in der Längsrichtung des Stammes verlaufenden Muttergang (Lotgang) von 8—10 cm Länge umd legt, gleichzeitig mit Herftellung diefes Ganges, in lints und rechts eingebifjene Einferbungen feine zahlreichen Eier innerhalb 3 4 Wochen ab; man bat deren bis zu hundert in einem Muttergang gezählt. Die nach etwa 14 Tagen ausſchlupfenden Larven freien jeitwärts geichlängelte bi® 7 cm lange Gänge in Baſt und Rinde, den Splint nur berührend, verpuppen fich am deren Ende in Rindenwiegen und 30 VI. Fürft, Forſtſchutz. nach etwa 2“2—3 Monaten vom Beginn des erjten Schwärmens an, alſo meift im Monat Juni, fliegen die eriten Käfer aus, während die jpäter abgejegte Brut, dann jene in rauhen Lagen, in jchattig gelagertem Material erjt im Juli zur Entwidlung gelangt. Die früher allgemeine Annahme, der Marffäfer habe nur eine Generation, ift durch neuere Beobachtungen widerlegt, eine zweite Generation desjelben vielfach fonftatiert worden; doch jcheint diejelbe einigermaßen von klimatiſchen Berhältniffen bedingt, und Die ſpät er- jcheinenden Käfer jegen wohl zumeist eine zweite Brut nicht mehr ab, jondern beginnen fofort, gleich den fertigen Käfern der zweiten Generation, ihre weitere verderbliche Thätigfeit. Dieje befteht nun darin, daß ſich die Käfer in die jüngjten — heurigen und aud) vorjährigen — Triebe älterer Föhren, am Tiebjten der Stangenhölzer, weniger in jungen Schonungen einbohren und nun zu ihrer Ernährung die Marfröhre duch einen malzen- fürmigen Gang ausfreffen; das Eingangsloch ift hiebei häufig durch einen wallartigen Harztrichter charakterifiert. Den ausgefrefjenen Trieb verläßt der Käfer entweder rüd- wärts fich fchiebend durc) das Eingangsloch oder durch eine durchgebiſſene Deffnung am Ende der Triebe; letztere jterben ab und beveden, vom Wind an der Eingangzitelle des Käfers abgebrochen, oft in großer Zahl den Boden der befallenen Bejtände. Die Käfer, teilweife noch) in den vom Wind heruntergetworfenen Triebjpigen ftedend, überwintern in Ninderigen, unter Moos und in der dien Borfe der untern Stammteile, in welche fie fich zu ihrem Schuß einbohren. Der Schaden, den der Marffäfer durch feine Brut verurjacht, ift nur ein geringer, da er hiezu vorwiegend das gefällte Holz, jtärfere Stöde und fränfelnde Stämme wählt und nur im Notfall an gefunde Stämme geht; dagegen kann der Schaden, den er als Käfer durch das Ausfreſſen der Triebe verurjacht, unter Umftänden ein jehr bedeutender jein. Die Wipfel der wiederholt befreffenen Stangen und Stämme zeigen die merkwürdigſten Formen und VBerunftaltungen, find licht und lückig, jehen aus wie künſtlich zugejchnitten (Wald- gärtner !), der Wuchs der befrefjenen Stämme wird ein kümmerlicher und ganze Bejtände — fo in der Nähe von Holzlagerplägen, Schneidemühlen ac. — verfrüppeln zulegt; na— mentlich find es die Randſtämme der älteren Beftände und, wie oben jchon berührt, die Stangenhölzer, welche von diejem Inſekt heimgefucht werden, und für legtere muß erflär- licherweife eine derartige fortdauernde Bejchädigung bejonders empfindlich jet. Als Gegenmittel erjcheint nun auch hier wieder die ſchon mehrfach betonte „rein- liche” Wirtichaft, die vechtzeitige Entfernung fränfelnden Holzes, die Abfuhr des gefällten Materiales jpätejtens bis Mitte Mai, damit die abgejegte Brut mit aus dem Wald komme, andernfalls die rechtzeitige Entrindung und Verbrennung der Rinde, welch’ letztere Mittel auch dann anzumenden wären, wenn etwa das Holz in der Nähe des Waldes auf Holz- ftellplägen, in Schneidemühlen 2c. aufgegantert wird. — Außerdem aber find rechtzeitig und in entjprechender Anzahl geworfene Fangbäume das wichtigjte Mittel zur Bekämpfung diejes Feindes, während das ebenfalls jchon empfohlene Zuſammenkehren und Berbrennen der im Herbſt abgefallenen ausgefreffenen Zweigjpisen um deswillen nur wenig hilft, weil die Mehrzahl derjelben ſchon vom Käfer verlaffen ift. Als bejonderer Feind des Markkäfers würe der Buntfäfer (Clerus formicarius) zu nennen, deſſen gelbrötliche Larve unter der Rinde der mit Brut bejegten Föhren lebend die Larven des Markfäfers verzehrt und ganze Bruten vernichtet. Der kleine Kiefernmarffäfer, Hylurgus minor. $ 48. Derjelbe ift dem großen Markkäfer jehr ähnlich, auch in der Größe nur jehr wenig unterfchieden, nach Binzer's Angabe durch den glänzenden Halsihild und mehr bräunliche Färbung charakterifiert, als ficherjtes Kennzeichen aber ift zu betrachten, daß die bei Hyl. piniperda angegebene Unterbrechung der Höckerpunkte auf den Flügeldeden Sonftige Baftläfer. $ 49. 31 am Abſturz nicht vorhanden ift, diefelben ſich vielmehr aud) bei der zweiten Reihe bie zum Spipenrand fortjegen. Weſentlich verſchieden ift er dagegen durd) feine Lebensweije, indem er vorwiegend, wenn auch nicht ausichließlich, die dünn berindeten Stammteile der Föhre befällt und als Muttergänge zweiarmige Waggänge anfertigt, jo da eine Verwechslung mit dem großen Marfläfer ausgeſchloſſen erſcheint. — Es ſetzt derjelbe ferner feine Brut lieber in mod) ftebendem, wenn auch aus irgendwelhem Grunde kränfelndem Material ab, da an ge fälltem Holz jene dünnberindeten Stammteile zu raſch austrodnen, wodurch die Brut zu Grunde geht, und nicht felten ift er der Vorläufer von Hyl. piniperda, mit dem er ſich auch am gleichen Stamme findet, erfterer in den unterm, lepterer in den obern Stamm teilen haufend, In feiner Lebensweife gleicht er im übrigen feinem Gattungsverwandten, hat wohl auch wie dieſer unter günftigen Umftänden doppelte Generation, und beihädigt als Käfer Stangen und Stämme in gleicher Weife durd das Ausfreſſen der Triebipigen. Dagegen ſcheint er feltener zu fein und fehlt an mandem Ort, wo der große Marffäfer häufig auf tritt, faſt gänzlich, während das Umgefehrte nicht leicht der Fall fein wird. Auch die Mittel der Vorbeugung und Vertilgung find die gleichen, doch wird man als Fangmaterial mehr ſchwächeres, dünn berindetes Holz fällen und Sorge tragen mäſſen, daß dasjelbe nicht zu raſch austrodne, da es dann vom Käfer nicht mehr angenommen wird, Sonftige Baftfäfer, Hylesini. 8 49. Bon der ziemlich großen Zahl derjelben mögen noch folgende, welche an manchen Orten jchon größeren Schaden verurſacht haben, Erwähnung finden: Der ſchwarze Kiefernbaftläfer (Hylastes ater) und der ſchwarze Fihtenbaftläfer (Hylastes cunicularius) find beide KHulturverderber und beide mur als Käfer jchädlih. Sie jepen ihre Brut am die Wurzeln der friihen Nadelholzitöde auf den Schlägen im Frühjahr nach der Füllung ab, die ſich dort in umjchädlicher Weiſe unter der Rinde und in den äußern Holzlagen entwidelt; die Käfer dagegen befallen die jungen Föhren» und Fichtenichläge, befrefien und ringeln die zarte Rinde und die unter derjelben liegende Bafthaut, hiedurch die Pflanzen zum Kränleln und vielfach jelbit zu raſchem Ab fterben bringend. Als Vorbeugungsmittel ericheint das möglichit jorgfältige Roden der Stöde jamt den Wurzeln, das Legen von Fangfloben als Brutmaterial, insbejondere aud für die zweite im Sommer ſchwärmende Generation, das Vermeiden des jofortigen Anbaues der friſchen Sclagflähen, da die gejepten Pflanzen durch die austommenden Käfer in bobem Grad gefährdet wären. Als Mittel der Vertilgung ift neben den als ſolches zu betrachtenden Fangkloben, die nach erfolgtem Abjag der Brut entrindet oder noch beſſer verbrannt oder verfohlt werben, das Wusziehen und Verbrennen der kränfelnden mit Käfern bejegten Pflanzen zu betrachten. Der große Fihtenbajttäfer, Dendroctonus micans, der größte bei uns vor kommende Borkenkäfer, 8-9 mm lang, ſchwarz mit langer gelbihimmernder Behaarung, lebt nur an der Fichte, und zwar befällt der jpät ſchwärmende Käfer ftärfere ſtehende Fichten, auch frifche Wurzelftöde derſelben; hier bohrt fich das Weibchen meist ziemlich tief am Boden ein und legt feine Eier an verjchiedenen Stellen des bis 20 cm langen Mutter» ganges partienweiſe ab. Die ausichlüpfenden Larven freſſen in unregelmäßigen Gruppen gemeinjam die Safthaut — Familiengänge —, verpuppen ſich im Juli und Auguft und jepen wohl meift eine zweite Generation ab, die dann als Yarve und Buppe, teilweife als Imago überwintert. Die Anweſenheit des Häfers in den Bäumen ift durch —* das ausfließende an der Luft erhärtende Harz an den Eingängen der VBohrlöchyer zu erlennen. f N 39 VII. Fürft, Forſtſchutz— Der Schaden, den der Käfer manchen Orts (Harz, Thüringen) angerichtet hat, war bisweilen ſchon ein bedeutender, zumal der Käfer vollkommen geſunde Stämme anfällt und durch den ſtarken Harzfluß nicht in ſeiner Entwicklung gehemmt erſcheint. Fällen und Entrinden der befallenen Stämme, Roden oder Entrinden der Stöcke ſind die gegen ihn anzuwendenden Mittel, Fangbäume dagegen ausgeſchloſſen. Der große braune Rüſſelkäfer, Hylobius abietis. $ 50. Diefer 8-12 mm fange und 4-6 mm breite Käfer mit mäßig langem ſtarkem Rüſſel ift dunfel- bis votbraun, mit gelben Zeichnungen zwiichen den Augen, an den Seiten des Halsichildes und Hinterleibes, dann auf den Flügeldecken, welche Zeich- nungen durch zu Flecken zufammentretende gelbe Haarſchüppchen entjtehen, auf den Flügel— decken als Querbinden erjcheinen und am frifchen Käfer lebhaft hervortreten, allmählich aber ſich abreiben. Ueber die Lebensweiſe dieſes ebenjo jchädlichen wie zahlreich auftretenden Käfers — derfelbe wird da und dort nad Millionen gefammelt! — bejteht nun merkwürdigerweiſe bis in die Neuzeit eine große Unklarheit und bezw. Verſchiedenheit der Anſichten unter ſelbſt bewährten Forſchern, jo zwiſchen Altum und Eichhoff ), von denen der erſtere eine zweijährige Generation auf Grund ſeiner Beobachtungen behauptete, während letzterer eine ſolche entſchieden beftritt und ſelbſt eine Doppelte Generation für wahr⸗ ſcheinlich erklärte. Der Umſtand, daß man zu gleicher Zeit friſche und (den abgeriebenen Flügeldecken nach) ſchon länger lebende Käfer, dann Larven in jedem Stadium der Ent— wicklung antraf, führte den einen zu dieſer, den andern zu jener Erklärung. Eine Reihe von Beobachtungen, die Oberförſter v. Oppen?) in ſehr exakter Weiſe mit möglichſt hatur- gemäs eingezwingerten Käfern angeſtellt hat, führte zu höchſt intereſſanten Reſultaten und ſcheint in die Generationsverhältniſſe des Rüſſelkäfers Licht gebracht zu haben. Nach deſſen Beobachtungen iſt die Lebensdauer des Käfers eine ſehr lange, bis zu zwei Jahren; die je nach der Oertlichkeit und der Frühjahrstemperatur im April oder Mai aus dem Winterſchlaf erwachenden oder auskriechenden Käfer begatten ſich alsbald und fegen ihre Brut an den friſchen Stöcken und Wurzeln der im Winter abgetriebenen Navelholzitämme ab, wiederholen aber Begattung und Eiablage während des ganzen Jahres, fo daß man in den befallenen Stöden und Wurzeln die gelb- lichweißen Larven mit großem braunem Kopf, welche zuerjt zwijchen Holz und Rinde freſſen, allmählich aber tief in den Splint eingreifen, im Sommer und Herbjt in dem ver- ichiedenften Stadium der Entwiclung finden fan. Die abwärts gehenden gejchlängelten Larvengänge find mit Wurmmehl gefüllt, und an deren Ende verpuppen jich die aus den zuerſt abgelegten Eiern entjtandenen Larven, die eine Größe bis zu 18 mm erlangen, in einer Wiege, überwintern als Puppen oder Käfer, während die jpäter erjchienenen Larven als folche überwintern. Im Frühjahr erjcheinen num die jungen und mit denfelben aber“ ein Teil überwinterter alter Käfer, während des ganzen Sommers fort fommen aber neue Käfer aus der im Vorjahre ſpäter — im Juni, Juli, Auguft — abgejegten Brut zum Vorſchein, jo daß fich hiedurch jederzeit Käfer des verjchiedenften Alters vorfinden. Als Generationg-Dauer haben dv. Oppen's Verfuche, in rauhem Klima angeftellt, durchichnittlich 15 Monate ergeben, für eine Anzahl Individuen auch nur 12 Monate, und es dürfte wahrjcheinlich für milderes Klima die Generation eine einjährige fein. — Eine beftimmte Schwärmzeit wiirde es nach diefen Verſuchen gleichfalls nicht geben, Ausjchlüpfen und Paarung der Käfer vielmehr während des ganzen Sommers erfolgen; dagegen wird 22) 8. f. 5. u. J. 1884. ©. 140 und ©. 473. 23) 3. f. 8. u. J. 1885. ©. 81 und 141. Der große braune Rüſſelläfer. 8 50. 93 erflärlicherweife im Frühjahr und Frühfommer die Zahl der Käfer eine befonders grofie fein, da hier die überwinterten alten und die neu ausjchlüpfenden jungen Käfer zufammen treffen. Altum dagegen behauptet eine zweijährige Generation, Schwärmen und Eiablage im April und Mai, Ueberwintern der Larven, Berpuppung im Mai und Juni des zweiten Jahres; die nach 2—Bwöchentliher Puppenruhe erjcheinenden Käfer würden dann erjt im nächſten Frühjahr ſchwärmen. So unſchädlich nun die Brut des Käfers iſt, ſo ſchädlich wird letzterer ſelbſt durch ſeinen Fraß an jungen Pflanzen. Er benagt platzweiſe die zarte Rinde an Stamm und Aeſten ſchwacher Föhren- und Fichtenpflanzen, während er ſchon härter gewordene Rinde meidet, geht jedoch auch die Pilanzen der übrigen Nadelhölzer, ja im Notfall ſelbſt Laub hölzer an. Die befrefienen bezw. benagten Pläge erftreden ſich bei ſchwachen Pilanzen oft um dem ganzen Umfang des Stämmchens und haben dann, oder wenn fie in größerer Zahl an einer Pflanze vorhanden, ein oft rajches Abfterben, bei minderer Ausdehnung der Beſchädigung ein Kränkeln und Kümmern der Bilanzen zur Folge. Bez. der Lebensweife des Mäfers fei noch bemerkt, daß derjelbe nad dem Aus Ichlüpfen und erfolgter Paarung zum Ubjegen feiner Brut den frischen durd den Harz gerud ihn von weither anlodenden Schlagflächen zuftrebt, auf denielben allmählich feine Brut an die zutage tretenden oder flach unter der Erde liegenden Wurzeln abſetzt und fich gleichzeitig von der Rinde vorhandenen Anfluges, friihem Neifig 2c. nährt; befonders günftig wird es für ihm fein, wenn ſolche friihe Schlagflächen jofort ausgepflanzt wurden, da ihm dann Brut und Frafmaterial zu gleicher Zeit geboten find. Fehlt ihm lepteres, fo begibt er fid) laufend nach den anftopenden Kulturen, dort die Pflanzen befrefiend und in dem vorhandenen Bodenüberzug jpäter jein Winterlager fuchend. In den Nadelholzwaldungen ift er wohl jederzeit in beichräntter Zahl vorhanden, feine Menge kann, wenn ihm durch die Urt und Weiſe der Bewirtihaftung Kahlhieb ohne Stod und Wurzelrodung) oder durch Elementarereigniffe (Sturm, Schneebruch) Brutſtätten in friſchen Stöden und Wurzeln reichlich dargeboten werden, im kurzer Zeit ins Ungeheuere anmwachjen **) und der durch ihn angerichtete Schaden in Kulturen ein ſehr bedeutender werden; angefichts dejjen ift es nächjte Aufgabe des Forftmannes, diefer Vermehrung vor zubeugen. Das ficherfte Vorbeugungsmittel aber ift das vollftändige Roden der Fichten und Föhrenftöde jamt Wurzeln, wo immer dies die Abjagverhältnifie geftatten, und zwar am ziwedmäßigjten im Spätjommer des erjten Jahres, zu welcher Zeit ein großer Teil der Brut an diejelben abgefegt ift und mit dem Stodholz aus dem Wald geichafft ‚wird. Die bloße Baumrodung, bei welcher eine große Menge von Wurzeln ober flächlich abgehauen im Boden verbleibt, genügt nicht. Man wird ferner vermeiden, durch fofortigen Anbau der im Winter gehauenen Kahl ſchläge — zumal wenn feine gründliche Stod» und Wurzelrodung jtattfinden fonnte - dem Käfer Brut- und Fraßmaterial auf derjelben Fläche zu bieten, fondern wird die Schläge ein und bejjer noch zwei Jahre liegen lajien, um die Gefahr der Beſchädigung ' der Pflanzen durch die auf der Hulturfläche ausichlüpfenden Käfer abzuwenden. Die vorhandenen Käfer aber jucht man möglichit auf den Stätten ihrer Entjtchung, den vorjährigen Schlagjlächen, abzufangen und unſchädlich zu machen, indem man ihnen Fraßmaterial in Geſtalt friich geichälter Rinde von Fichten» umd Föhrenjtangen (jog. ) fog. Reihswald bei Nürnberg konnte man, dank intenfiver Stod- und Wurzel | vor dem Jahr 1868 nur mit Mübe einzelne Käfer finden; nah dem Schneebrub vom Jahr dos, dem Sturmſchaden vom Jahr 1870, durch melde jene Rodung unmöglid gemacht wurde, konnte berfelbe nad wenig Jabren in Millionen gefammelt werben! dandduch d. Ferfiw. 1. 2. Adtlg. 3 34 VI. Fürſt, Forſtſchutz. Fangrinde) oder von Büſcheln friſchen Reiſigs darbietet, von welchen in erſterem Fall die auf der Innenſeite an der Bafthaut frefienden Käfer abgelejen, in leßterem abgeflopft werden fünnen. Zugleich bietet man ihnen durch jeicht eingegrabene berindete Fichten- und Föhrenfnüppel Brutmaterial dar, letzteres im Herbſt verfohlend. Durch Fanggräben, etwa 30 em breit und tief mit möglicht jenfrecht abgejto- chenen Wänden und von Zeit zu Zeit eingeftochenen tiefen Falllöchern, ſchützt man die an die Brutftätten jtogenden Kulturen gegen das Ueberlaufen der nad) Nahrung und ge- ſchützten Winterquartieren ſuchenden Käfer, diejelben in den Gräben vernichtend. Terrain- verhältniffe, fteiniger oder ſehr lockerer Boden fünnen die Anlage jolcher Sanggräben ver- hindern, und es muß dann das Fangen der Käfer in ven Kulturen angewendet werden. Durch Fangrinde, welche man mit ver Bajthaut nach unten in diejelben fegt, oder durch Fangfloben, etwa meterlange Trumme friſch gefällter Fichten- und Föhrenstangen, denen man einen etwa 5 em breiten Längzftreifen Rinde genommen hat und die mit diefem Streifen nach unten zwiſchen die Pflanzenreihen gelegt werden, jucht man in befallenen Rulturen die Käfer anzuloden und jammelt allmorgentlic die an der Safthaut freffenden Käfer, fie zu Haufe durch Ueberbrühen mit kochendem Waſſer tötend. Rinde und Mloben müſſen öfter erneuert werben. Bemerft möge endlich noch fein, daß duch die Kahlichlagwirtichaft die Vermehrung der Rüſſelkäfer entjchieden begünftigt wird, während bei natürlicher Verjüngung, wie jie in Fichtenbeftänden oder in aus Laub- und Nadelholz gemijchten Bejtänden vielfach jtatt- findet, der Käfer nur in bejchränkteftem Maße auftritt. Der Heine braune Rüſſelkäfer, Weißpunftrüfjelfäfer, Pissodes notatus. $ 51. Der Käfer ift 6-8 mm lang, dunkelrotbraun mit hellen Haarſchüppchen unvegelmäßig bepudert, auf dem Halsſchild mit einer Anzahl deutlicher weißer Punkte; auf den Flügeldecken zwei roftfarbene weiß und gelb bejchuppte Querbinden, deren vordere an der Nath unterbrochen ift; dev Rüſſel ift ziemlich lang und fein. Der Käfer ſchwärmt im Mai, umd legt dann das Weibchen feine Eier in Kleinen Partien vorzugsweife unter die Quirltriebe junger 5—10jähriger Föhrenpflanzen — auch an andere Pinus-Arten, nie aber an Fichten oder Tannen — jowie, wenn auch jeltener, an fränfende Stangen in feine mit dem Rüſſel eingebohrte Stihlöcher. Die nad) kurzer Zeit ausfchlüpfenden Larven, gelbweiß mit braunem Kopf, freſſen in ver Bafthaut ab- wärts gejchlängelte allmählich ‚breiter werdende Gänge, an deren Ende fie fich in einer im Holz liegenden, mit Fraßſpänen ausgepolfterten und bedeckten Splintwiege im Lauf des Monat Juli verpuppen. Im Auguſt verläßt der Käfer durch ein rundes, die Rinde durch— brechendes Flugloch die Wiege und überwintert unter Moos, in Rinderigen; Eichhoff be- hauptet neuerdings eine doppelte Generation auch diejeg Käfer, was aber nad) oe eigenen Beobachtungen nicht der Fall zu jein jcheint. Der fertige Käfer befrißt nicht, wie der große Rüſſelkäfer, die Ninde, jondern sit diejelbe Lediglich mit jenem Rüſſel zum Zweck des Saftjaugens an, und die Pflanzen zeigen oft eine große Zahl jolcher feiner, durch einen Harztropfen fenntlicher Stichpunkte. Viel ſchädlicher aber werden die Larven, die durch das Zerſtören der Safthaut das Kränkeln und ſehr vielfach das Abſterben der Pflanzen verurſachen, bei zahlveichem Er— ſcheinen die Kulturen ſtark durchlichten, jo daß der allerdings ſeltener als Hyl. abietis auf— tretende kleine Rüſſelkäfer an vielen Orten zu den ſehr ſchädlichen Kulturverderbern zu zählen iſt. Als ſicherſtes Gegenmittel iſt das Vernichten der Brut durch Ausreißen und Ver— brennen der mit Larven beſetzten Pflanzen zu betrachten; letztere ſind Ende Juni, Anfang Juli an den welk werdenden und ſich ſenkenden jungen Trieben leicht zu erkennen und Der Maitäfer. $ 58. 35 werben von ben die Kulturen wiederholt durchgehenden Arbeitern ausgeriffen. Bei An- wendung diefes Mittels mehrere Jahre nad) einander wird es ſtets gelingen, des Käfers Herr zu werden. — Auch er befällt gerne kränfelndes, etwas ftärferes Material — ſolches wird man aljo rechtzeitig entfernen, ebenjo etwa mit feiner Brut bejepte Stangen. Sonftige Rüffelfäfer. $ 52, Aus der großen Zahl der Rüſſelläfer wären hier noch folgende, ſtellenweiſe oft ziemlich ſchädliche Nadelholz-Rüßler zu nennen. Der Kiefernftangen-NRüjjelfäfer, Pissodes piniphilus. Diefer Heine Käfer, braun mit je einem charakteriftiichen größern roftgelben Aleden auf den Flügeln, lebt in ben dünnrindigen obern Stammteilen der Föhrenftangen, aber auch der ältern Stämme; dort legt das Weibchen einzeln im eingeftochene Löcher jeine Eier ab, umd die ausftommenden Larven zerfreſſen in gejchlängelten breiter werdenden Gängen die Safthaut, ſich zulegt in Heinen Splintwiegen verpuppend. Die Schwärmzeit ift im Juni, die Generation einjährig. Die von dem bisher wenig beachteten, aber doc) verhältnismäßig häufig auftretenden In fett befallenen Stangen und Stämme fangen bei einigermaßen ftärferer Beſetzung an zu kränleln und geben fchließlich in oft nicht geringer Zahl ein, jo daf die Beftände ſich lichten und der Schaden ein bedeutender werden kann. Als Gegenmittel wurde”) mit Erfolg das Fällen der befallenen Stangen und Stämme, kenntlich an den austretenden weißen Harztropfen, die namentlich an fonnigen Tagen gut wahrzunehmen find, angewendet; ein Entrinden ift nicht nötig, die Larven gehen in dem austrodnenden Holz zu Grunde, Der Harzrüſſelkäfer, Pissodes hereyniae, etwa 6 mm lang, jchmal, faſt Schwarz mit zwei feinen weißgelben Binden über die Flügeldeden, ift im Harz und Erzgebirg ſchon ſehr ſchädlich aufgetreten, befällt nur Fichten und zwar vorwiegend in ältern 60—100j. Beitänden, wobei das Weibchen nad) der Schwärmperiode im Mai und Juni feine Eier unter die Rindenſchuppen ganz gefunder Stämme ablegt; die Larve frißt in geichlängeltem Gang in der Safthaut, ſich ſchließlich in einer im Splint liegenden, mit Spänen gepolfterten Wiege verpuppend umd zwar nad) Altums Angabe erſt im Sommer des folgenden Jahres, fo daß hienach die Generation als eine zweijährige ericheint. Stärker befallene Stämme kränfeln und fterben jchlieglich ab, in den kränkelnden Stämmen finden jedoch auch andere ſchädliche Inſelten, Borlenkäfer obenan, willlommene Brutjtätten. Die austretenden weißen SHarztröpfchen verraten dem geübten Auge die befallenen Stämme, und wo der Käfer in größerer Zahl auftritt, läßt man die Beftände von darauf einererzierten Arbeitern wieder holt durchgehen, die Käferbäume bezeichnen und alsbald fällen und entrinden. In ähnlicher Weife beihädigt der Tannenrüjieltäfer, Pissodes piceae, ältere Tannen, tritt jedoch minder häufig und zahlreich auf. Der Maitäfer, Melolontha vulgaris. 8 53. Diefes Infekt bejchädigt als Käfer zwar vorwiegend nur Laubhölzer, dagegen _ wird die Qarve vor allem auch den Nadelholzichlägen durd ihre Wurzelgerjtörungen läjtig, und hiedurch ericheint die Beiprechung unter den Nadelholzinſelten gerechtfertigt. Die Geftalt des Käfers ift eine allbefannte und eine Beichreibimg wohl überflüſſig; die Geſchlechter find an den Fühlern leicht zu unterjcheiden, welche beim Männchen ſchön gefämmt, beim Weibchen fadenförmig find. Die Larve, Engerling genannt, ift in ausge wachjenem Zuftand 4—5 cm lang, mit diem gelbbraumen Kopf, jechs langen Bruftfähen, der Mörper gekrümmt, gelblichweiß, mit diem, in Folge des durhichimmernden Kothes blaulich gefärbten After, die Puppe ift bräumfichgelb mit zweiipigigem After, die Eier eifbrmig, gelblichweiß und etwa banflorngrofi. 9) F. BOL. 1885. ©. 10. Re 36 VII. Fürſt, Forſtſchutz. Was nun die Lebensweiſe des Maikäfers betrifft, ſo ſchwärmt derſelbe je nach klimatiſchen Verhältniſſen bald früher bald ſpäter im Monat Mai, in rauhen Lagen ſelbſt bis Anfang Juni. Das Weibchen ſucht ſich nach der Begattung zur Ablage ſeiner Eier möglichſt freie Flächen mit lockerem, unbewachſenem Boden, der ihm das Eindringen be— hufs Eierablage erleichtert, wühlt ſich in dieſen 5—10cm tief ein und legt eine Anzahl Eier, bis zu 30 Stück an einer Stelle, ab, wiederholt dieſe Eierablage mehrmals und iſt die Zahl der von einem Weibchen abgelegten Eier eine ziemlich große, bis zu 70 Stück. Bald nach der Begattung und bezw. Eierablage erfolgt das Abſterben der alten Käfer. Die Larven — Engerlinge — ſchlüpfen nach etwa vier Wochen aus den Eiern, entfernen ſich im erſten Jahr nicht weit von der Stelle, wo ſie auskamen und verurſachen, ſich anſcheinend nur von im Boden befindlichen Humusteilchen nährend, noch keinen Schaden. Mit herannahendem Winter wühlen ſie ſich, um dem Froſt auszuweichen, tiefer in den Boden, arbeiten ſich im Frühjahr wieder herauf und beginnen nun ihren allmählich fühlbar werdenden Fraß an Pflanzenwurzeln jeder Art, denſelben nach nochmaliger Ueberwinterung und nach und nach zu bedeutender Größe herangewachſen in noch ſtärkerem Maß wieder— holend; auch Kartoffeln, Rüben und derlei Gewächſe werden oft ſtark beſchädigt. Nach abermaliger Ueberwinterung arbeiten ſich die tief in den Boden gegangenen Engerlinge nochmals herauf und freſſen noch einige Wochen, gehen aber etwa Ende Juni und ſonach drei Jahre nach ihrem Ausſchlüpfen aus dem Ei zum Zweck der Verpuppung tief in den Boden; letztere erfolgt in einer geglätteten Höhle und nach einigen Monaten, alſo ſchon im Spätherbft, entwidelt ſich aus der Puppe der anfänglich weiße, weiche Käfer, der all- mählich erhärtend im Frühjahr zur oben angegebenen Schwärnmzeit die Erde verläßt, hiebei ein feiner Größe entjprechendes, wie mit dem Spazierſtock gejtochenes Loch zurücklaſſend. — Die ganze Entwiclungsdauer ift ſonach eine vierjährige, für das wärmere Süddeutſch— land aber mir eine dreijährige, und in diefen Intervallen kann man durch bejonders zahl- reiches Auftreten der Käfer charakterifierte Flugjahre fonftatieren, während ſich in den zwijchenliegenden Jahren Maikäfer ſtets nur in begrenzter Zahl zeigen. Was num die Schädlichfeit des Maifäfers anbelangt, jo ift diefelbe eine Doppelte; er bethätigt fie al3 Engerling und als Imago. Als Engerling verzehrt er, von zweiten Lebensjahr beginnend, die zarten Wurzeln von Gewächjen jeder Art, namentlich) die vejerveftoffreichen Wurzeln von perennierenden Kräutern und Gräfern, jo auch die Wurzeln unferer Holzpflanzen; und da auf den Kahlſchlägen mit ihrem meift durch Stocdrodung wunden Boden vorwiegend Napdelholz und zwar mittelft jchwächerer Pflanzen angebaut wird, nebenbei die Nadelholzpflanzen gegen Wurzelbejchädigungen jehr empfindlich find, jo find es die Nadelholzſchläge und vor allem die großen Kiefernfahlichläge, auf welchen durch die Engerlinge jchon großartige Beichädigungen angerichtet wurden, jo dag der Maikäfer zu den jchädlichjten Kulturver— derbern gerechnet werden muß. Auch in Saatbeeten, die ihm einerjeits Wunden Boden— zur Eierablage und anderfeits nur Wurzeln von Holzpflanzen als Nahrung bieten, richten die Engerlinge großen Schaden an — nicht zu fürchten find fie dagegen in natürlichen Berjüngungen, in Mittel- und Niederwaldſchlägen. Wejentlich geringer ift der Schaden, den der fertige Käfer verurfacht. Derſelbe frißt das Laub der meisten Laubhölzer, insbejondere der-Eichen, Buchen, Ahorne, auch Roß— faftanien, VBappeln, während von den Nadelhölzern nur die weichen Nadeln der Lärche und die Blüten der Führen angegangen werden. In Slugjahren iſt ver Fraß oft jo be- deutend, daß man ganze Laubholzbejtände, insbejondere auch die Oberholz-Eichen des Mittelwaldes Fahlgefrefjen jehen kann, doch begrünen fich diejelben mit Hilfe der Johanni— triebe wieder, wenn auch nur dünn, und der Schaden bejteht in einigem Zuwachsver— luſt) und etwa der Zerſtörung der Blüten bezw. dev Maſt. Der Sliefernipinner. 8 54. 37 j Die Vorbeugung und Bekämpfung ift nun eine ſchwierige. Man fucht es zu ver } meiden, dem Käfer in Flugjahren die von ihm bevorzugten gröfern Kahlflächen mit wundem Boden darzubieten, vermeidet Bodenverwundungen und Saaten in ſolchen Jahren, wendet lemmpflanzung an; man hat in den befonders heimgejuchten Waldungen der nord deutfhen Sandebene verfucht, den üblichen Kahlſchlag zu verlaffen und zur Verjüngung unter Schirmftand zurüdzufehren. Bei Anlagen von Saattämpen vermeidet man thunlichit die Nähe von Eichenftodichlägen, von denen aus der Anflug befonders reich erfolgt, ſucht bei dem Umgraben die Engerlinge möglichit zu befeitigen, durch Umfafjungsgräben deren feitliches Eindringen zu hindern; ſelbſt Staarentäften, in größerer Zahl um die Saat fämpe angebracht, um dadurd) die den Maikäfern jehr ſtarl nachgehenden Staaren beizu ziehen, haben fich als nützlich erwieſen. HZahlreiche Feinde unterftügen uns in der Vernichtung der Käfer: die am Boden befindlichen werden von gel, Dachs, Marder, Fuchs, Schweinen verzehrt, Fledermäuſe, | Staare, Krähen, Dohlen, Heine Raubvögel und andere Bögel vernichten große Mengen berfelben. Die im Boden liegenden Engerlinge haben leider wenige Feinde: den Maul 5 wurf, dann die Schweine, denen man allerdings gerade dort, wo fie die meiften Enger finge finden würden, den Zugang nicht geftatten kann; die beim Pflügen an die Oberfläche gebrachten werden von Krähen und Staaren begierig verzehrt. Bisweilen fucht man fi) durch Sammeln der Käfer — Abſchütteln von Objtbäumen, Nandftämmen, Stockausſchlägen in den frühen Morgenftunden, in welchen die Käfer nur loſe ſihen — zu helfen, doch hat dies Mittel natürlich nur dann einigen Erfolg, wenn es r unter Mitwirkung der ja ebenfalls interejfierten Landwirte in größerer Ausdehnung ſtatt | findet. Die am beiten in Sädchen mit eingebundenem Flaſchenhals gefammelten Käfer tötet man durch Eintauchen diefer Sädchen in jehr heißes Wajler. Auch das Sammeln und Vertilgen der Engerlinge ift jchwierig und mit einigem Erfolg etwa nur in Saatbeeten vorzunehmen, durchichlagenden Erfolg bat jedoch wohl feines der zahlreichen empfohlenen Mittel und auc das Witte'ſche Engerlingseifen nicht *"). Sieht man in den Pflanzenreihen die Pflanzen nebeneinander allmählich welt werden, o darf man wohl auf den Engerling jchließen und findet beim Herausheben der Kim v mernden den Feind an den Wurzeln. ! Neben dem gemeinen Maitäfer kommt bisweilen in ziemlicher Zahl der etwas kleinere Ropfaftanien-Räfer (Mel. hippocastani) jowie, wenn auch jeltener und nur in jandigen > Gegenden, der große Walfer (Polyphylla fullo) mit jchön weiß und braun marmorierten Flügeldeden vor, beide in gleicher Weiſe jchadend. I. Shmetterlinge. Der Kiefernfpinner, Gastropacha pini. 8 54. Der Falter diefes größten unſerer forjtichädlichen Schmetterlinge, bat 6—8cm fFlügelipannung und bezeichnet erjteres etwa die normale Größe des Männcens, letzteres jene des Weibchens. Der Leib ift did, der Kopf Hein und unter dem Halsichild verſteckt, die Augen find groß, die Fühler beim Männchen ſchön lang doppelt gefämmt, beim Weibchen ganz kurz gelämmt; die Bafis der Flügel, die Beine und der Hinterleib find ſtark behaart. Die großen Vorderflügel find braungrau bis weißgrau, mit einer beim Männchen grauen, beim Weibchen rotbraunen Querbinde, welche die Flügel in zwei Hälften jcheidet; auf der dem Leib zumächit liegenden Hälfte findet ſich ein weißer balb- 26) Nah Nördlinger's Angabe (Forſtſchug S. 152) laffen ſich in Schwaben die alle drei ve eintretend t den jedesmali i atieren. Jah SI Bern un Bande en —— Jahrringen von Alteichen konftatieren 38 VII. Fürſt, Forſtſchutz— mondförmiger Fleck auf dunklerem Grund. Hinterflügel und Hinterleib braun und grau— braun, die Unterſeite einfarbig hell graubraun; Farbenvarietäten bald mehr ins Braune, bald ins Graue gehend ſind ſehr häufig. Befindet ſich der Schmetterling in der Ruhe, ſo liegen die Flügel dachziegelförmig übereinander. Die Raupe, ausgewachſen über 7 em lang, zeigt in den verfchiedenen Stadien der Entwicklung, wie auch in ausgewachjenem Zuftand jehr mannigfache Färbungen, ajchgraue bis vötlichhraune Grundfarbe mit hellen Längsftreifen an der Oberjeite und weißen Fleden an der Seite, dunkeln Fleden und Zeichnungen auf dem Rüden und jtarfer büfchelfürmiger Behaarung. Charakteriftiich für diejelbe find die dunfelblauen Haarbüſchel in den Ein- Schnitten des zweiten und dritten Leibesringes, die fich im Naden als blaue Querjtreifen darstellen, jodann die ſchwarzblauen Haarbüſchelchen zwischen den übrigen Haaren und ein beſonders ftarker jolcher Haarbüfchel auf dem 11. Leibesring. Die Puppe, born dunkel, Hinten heller braun, ſchwach behaart, liegt in einem großen, elliptifchen, ſchmutzig weißsgrauen Kofon; die Eier etwa Halb jo groß wie Hanfkörner, rundlich elliptiich und an den Seiten etwas eingedrücdt, find friſch bläulichgrau, ſpäter perlgrau. Die Schwärmzeit des Falters fällt etwa Mitte Juli; die Schmetterlinge, unter Tag ruhig an den Bäumen ſitzend, fliegen gegen Abend und die Begattung erfolgt meiſt tief unten am Stamm, wobei dieſelben mit dem After gegen einander ſitzen. Das Weibchen legt ſodann ſeine zahlreichen (100—150) Eier in Gruppen von 30 -50 Stück an die Rinde de3 Stammes, weniger an Aeſte und Zweige ab, und nad) etwa 3 Wochen, alſo beiläufig Mitte Auguſt, ſchlüpfen die Kleinen Näupchen aus, verzehren zunächſt die Eihüllen und be- ginnen jodann die Wanderung in die Krone, dort zuerjt die Nadeln nur benagend, «nach wiederholter Häutung auch ganz verzehrend. Mit eintretendem Froſt jteigen die nım halb- wüchſigen Raupen vom Baum herab, um in zujammengerollter Lage unter Moos und Nadeln meist noch innerhalb der Schirmfläche des bisher bewohnten Baumes zu überwin- tern. Die beginnende Bodenwärme im Frühjahr (nad Altums Beobachtungen etwa 5° NR.) Ende März, Anfang April exwedt fie aus diefem Winterfchlaf, fie bejteigen jofort die Bäume und jeen ihren Fraß, der nun mit zunehmender Größe der Raupen erjt recht ins Auge Fällt, dis gegen Ende Juni fort. Die Raupen, deren Nahrungsbedarf ein jehr be- deutender ift, verzehren Die ganzen Nadeln bis zur Scheide, bei Kahlfraß ſelbſt Scheide und Knoſpen, in welchem Fall natürlich Der befreffene Stamm oder Beſtand zu Grunde gehen muß, und verpuppen ſich ‚dann in dem jchon oben erwähnten Kokon am liebſten in den ftarfen Borkenſchuppen des Stammes, doch auch zwifchen Nadeln, an den Aeſten, um nach dreivöchentlicher Buppenruhe auszujchlüpfen. Der Kiefernfpinner lebt nur auf Kiefern, und ftets find es in erſter Linie die alten Beftände, die er befällt; trocener jandiger Standort der Beſtände jcheint ihn, weil die ileberwinterung der Naupen durch trocnes Winterlager begünftigend, befonders zuzujagen. Bei großer Vermehrung aber werden auch die Stanghölzer, ja zuletzt jelbjt die Schläge befallen. Der Kiefernſpinner gehört zu den jchäplichiten Forſtinſekten, da er nicht jelten und dann in oft ungeheurer Menge auftritt, und es hat derjelbe in den großen zufanmen- hängenden Föhrenwaldungen der norddeutſchen Ebene, ebenjo aber auch in einzelnen Föhren- komplexen Süddeutſchlands ſchon außerordentliche VBerheerungen angerichtet, ausgedehnte Beftände zum Kümmern und Abfterben gebracht und fordert daher in den bedrohten Dert- lichkeiten die Aufmerkſamkeit des Foritmanns in vollem Maß heraus. Die Zahl der Feinde, durch welche die Natur una in der Vertilgung des jo ſchäd— lichen Inſekts unterftügt, ift infolge der ftarken Behaarung der Raupe, des Schußes der Puppe durch den Kofon nur eine beſchränkte. Die Meifen vertilgen zahlreiche Eier; der Kukuk ift einer der wenigen Vögel, welche der Raupe troß dev Behaarung gierig nach- Der Siefernfpinner. 8 54. 39 gehen. Dagegen verihmähen zahme und wilde Schweine die im Winterlager befindliche Maupe. Biel mehr Abbruch geichieht dem Spinner jedoch durch Inſelten, insbejondere durch Raubfliegen und Schlupfweipen, und letztere befallen denjelben in jedem Stadium vom Ei beginnend; auch parafitiiche Pilze töten oft eine große Menge von Raupen im BWinterlager, namentlich in feuchten, humoſem Boden, während diejelben gegen Näffe und Kälte minder empfindlich find, Eigentlihe Borbeugungsmittel ftehen mun dem Forſtmann nicht zu Gebote — feine Aufgabe ift zumächit, durch fleifige Nevifion der Waldungen rechtzeitig eine bedent liche Vermehrung zu konftatieren, um dann fofort emergiiche Vertilgungsmittel in Anwen dung bringen zu können. Zur Schwärmgeit ficht man wohl die fipenden oder des Abends fliegenden Falter, im Frühjahr baumende Raupen, fallenden Koth derſelben namentlich auf Wegen, in Fahrgeleifen, außerdem aber nimmt man in Beſtänden, im denen man den Spinner vermutet, im Spätherbft, jobald die Raupen ihr Winterlager bezogen haben, Probe fuchungen unter der Schirmflähe der Stämme oder ftreifenweie durch die Beſtände vor, indem man vorfichtig das Moos aufheben und nach den Raupen forgfältig juchen läft. Findet man deren eine größere Zahl — und man wird immer nur einen Teil der wirklich vorhandenen entdeden — fo hat man an die Vertilgung derjelben zu denten. Zum Zweck derjelben hat man früher vielfach das Sammeln der Naupen im Winter lager angewendet, allein der Erfolg wird nie ein vollftändiger fein, ſtets ein großer Teil der Raupen unter Moos und Erde zurüdbleiben; ebenjowenig hat das Sammeln der Eier, Puppen oder der tief am Stamm fipenden Schmetterlinge weientlichen Erfolg. Durchſchlagenden Erfolg hat jedoch ein Mittel, das man früher wohl verſuchte, aber nicht im Großen anwendbar erachtete: die Anwendung der jog. Theerringe; jeit es gelungen ift, einen Naupentheer herzuftellen, der längere Zeit Mebrig, fängiich bleibt, wendet man dieſe Theerringe in den bedrohten Kiefernforften in geradezu großartigem Maßſtab und mit bejtem Erfolg gegen den Kiefernipinner an ”). Um nämlich den überwinterten Raupen das Bejteigen der Bäume unmöglich zu machen, erhält jeder Baum in dem gefährdeten Bejtand einen mit dem Klebſtoff beichmierten Ning; dem Anftreichen mit Theer muß das jog. Anröten des Baumes, die Entfernung der rauhen Borke auf einem 6—8cm breiten Ning in Bruftböhe mitteljt Schnigmefier vor ausgehen, wodurch das Antheeren jehr erleichtert und wejentlid an Theer geipart wird, Diejes Anrbten erfolgt, wenn man fich von der Notwendigkeit des Theerens überzeugt hat, fo zeitig im Frühjahr, daß mit Beginn des Naupenfteigens jofort und ohne Zeitverfäummis mit dem Unftrich begonnen werden kann; der Klebeſtoff — als folcher dient der Mügell’iche - oder Volborn’sche Raupenleim, der Wochen lang Mebrig bleibt, jo daß einmaliger Anſtrich für die ganze Periode des Naupenfteigens ausreicht, — wird mit Schmierbürften ziemlich dit aufgetragen. Die aufjteigenden Raupen verjuchen entweder das Ueberfriechen des Ninges und bleiben auf demjelben hängen oder fie verhungern unterhalb desielben; ein zelne etwa binübergelangende bejubeln fich Fühe und Freßwertzeuge derart, daß fie doch Auch Raupengräben hat man angewvendet, wenn ſtarler Fraß und bezw. Kahlfraß auf Heinerer, begrenzter Fläche ftattfand; man ifoliert den befallenen Waldteil durch ſcharf abgeftochene etwa "» m tiefe Gräben (Jiolierungsgräben), um die Naupen bei der Wan derung nach den Nacdhbarbeftänden abzufangen, durchſchneidet größere Flächen etwa and noc mit Fanggräben und tötet die Raupen, welche in auf der Sohle der Gräben eingejtochene Falllocher geftürzt find, durch Herquetichen und Uebererden. Doch wird auch dies Mittel nur ausnahmsweiſe befriedigenden Erfolg haben und fteht weit hinter dem Antheeren zurüd, 28) Bergl. die Mitteilung aus Dftpreußen in der 8. f. F. u. 3. 1878. ©, 266, 2. EX 40 VII. Fürft, Forftihuß. Die Nonne, Liparis monacha. 8 55. Das Männchen hat A—5, das Weibchen 5—6 em Flügelfpannung, die Fär- bung beider ift jedoch eine jehr gleiche: Vorderflügel und Vorderleib find bei beiden Ge— ichlechtern weiß mit zahlveichen braunſchwarzen tiefgeferbten Zickzackſtreifen, die Hinterflügel bräumlichgrau mit hellen ſchwarz getupften Rändern, der Hinterleib meist Schön rojenrot mit Schwarzen Duerbinden. Dunkle Varietäten, bei welchen der Hinterleib ftatt rot ſchwärz— lich gefärbt ift, fommen nicht jelten vor. Die Naupe, ausgewachſen bis 4 cm lang, ift weißgrau oder rötlichgrau, auf der Unterfeite ſchmutzig grün; über den Rücken ein heller Streifen, der auf dem zweiten Ring nit einem herzfürmigen ſchwarzen Fleck beginnt, ich dann verichmälert und dann wieder zu breiten hellem Sattelfleck verbreitert. Auf jedem Ring ftehen 6 behaarte Knopfwarzen, von denen die beiden erften des vordern Ringes ftarf herborragen und für die in der Farbe vielfach wechjelnde Raupe charakteriftiich find. Die Puppe, anfangs grünfich, dann braun mit Bronzejchimmer, liegt in einem aus einzelnen Fäden beftehenden Gejpinnft zwischen Rinderigen am untern rauhrindigern Stammt- teil oder in den Nadeln der Aeſte und des Unterwuchſes. Die Schwärmzeit des Falter fällt Ende Juli, Anfang Auguft; bei Tage, nament- lich bei trübem Wetter, figt derſelbe meift tief unten am Stamm auf der gegen Regen und Wind gefchügten Seite, während heller Sommenfchein die Männchen zu taumelndem Flug reizt. In der- Dämmerung aber ift die eigentliche Flugzeit, die Falter laufen am Stamm fuchend auf und ab und begatten fich an einander figend. Wenige Tage jpäter legt das Weibchen feine Keinen anfänglich roſenrot ſchimmernden, fpäter perlgrauen Eier möglichſt geſchützt in kleinern oder größern Partien zwiſchen die Schuppen der Rinde, hiezu ſtets die untern Stammteile wählend; bisweilen Liegen ſämtliche Eier, bis 150 Stück, auf einem Häufchen, bisweilen find es deren nur 20—50. Die Eier überwintern als ſolche — deshalb die möglichſt geſchützte Lage derſelben — und erſt im kommenden Frühjahr im April und ſelbſt erſt Anfang Mai ſchlüpfen die Räupchen aus, bleiben mehrere Tage in einem je nach der Zahl derſelben thaler- bis handtellergroßen, durch die dunkle Farbe der Räupchen ſchwarz ericheinenden Fleck — dem Spiegel — beiſammen fißen und erjteigen dann allmählich den Baum, denfelben von unten nach oben befrejjend. Der Fraß derjelben ift ein ganz eigentümlicher: nur die Na- deln der Fichte werden von der ftärfern Raupe ganz verzehrt, jene der Föhre in der Mitte durchbiffen und nur der Stumpf verjpeift, Laubholzblätter zunächſt des Blattjtieles in der Weiſe befreffen, daß die größere Blatthälfte Herabfällt, jo daß bei einem Fraß der Nonne der Boden fi) mit Blatt- und Napdelveften bedeckt zeigt. Bis zur Halbwüchfigkeit ſpinnen die Naupen, laſſen fich bei ftärferem Wind jofort an einem Faden herab und werden dann oft weit verweht oder in Mafje an den Boden geworfen, woſelbſt dann eine nicht geringe Zahl zu Grunde geht. Der Fraß dauert bis in die erjte Hälfte des Juli, die Raupe ſucht fi zur Verpuppung gern einen geſchützten Pla zwiſchen Rindeſchuppen, am Unterwuchs, und nach 2—3 Wochen jchlüpft der Falter aus. Die Nonne ift außerordentlich polyphag, denn außer Föhre und Fichte befrißt fie verjchiedene Laubhölzer — Eichen, Buchen, Birken, in der Not aud) faft alle übrigen Holz- arten; die beiden erjtgenannten Holzarten dagegen find ihre eigentlichen Nährpflanzen, und fie hat in Föhren- und Fichtenwaldungen ſchon außerordentliche Verheerungen angerichtet, ausgedehnte Waldflächen zum Abſterben gebracht und ift deshalb zu den jehr ſchädlichen Inſekten zu rechnen. Sie gehört zu den Bejtandsverderbern — ſtets fällt fie zunächſt die ältern Beſtände an. Gleich dem Kiefernfpinner Hat auch die Nonne nur eine bejchränkte Zahl von Feinden; eo Die Föhreneule. $ 56. 41 wohl werden zahlreiche Eier während des Winters von Vögeln vertilgt, aber die behaarte Raupe wird nur durch Schmaroper dezimiert, ift auch gegen Witterungseinfläffe wenig empfindlich. Aber auch dem Forftmann ftehen feine wirffamen Mittel der Vorbeugung oder Ver filgung zur Verfügung: wohl verraten die am Boden liegenden Laub- und Nadelrefte, die hellen am Stamm leicht wahrnehmbaren Schmetterlinge zur Schwärmzeit den vorhandenen Feind, aber die angewendeten Vertilgungsmittel laffen eben ftets eine nicht geringe Anzahl der Feinde zurüd. So werben bei dem Sammeln der Eier zahlreiche Eihäufchen über fehen, die weiter oben am Stamm abgejepten entziehen fi der Vernichtung; nicht ohne Erfolg ift das Spiegeln, das Zerdrücken der im Spiegel beifammenfigenden friih aus geichlüpften Näupchen mittelft eines an einer Stange angebrachten Lappens, aber das Aus ſchlüpfen erfolgt nicht gleichzeitig und zahlreiche Spiegel werden troß wiederholter Nevifion überfehen oder figen zu hoch am Stamm. — Auch das Vernichten der Puppen am Stamm und Unterwuchs, der am Stamm figenden Schmetterlinge hat nur geringen Erfolg und fo geht vielfach die Anficht dahin, man könne gegen eine Nonnentalamität überhaupt nichts thum, müſſe der Natur die Hilfe überlaffen, die durch Jchneumonen und Verkümmern ber Raupen ohnehin ftets im dritten Fraßjahre einzutreten pflegt ’"). Dagegen empfiehlt Altum ehr das Abjuchen und Vernichten der Raupen von Schlägen, Pflanzbeeten u. dgl., welche von nahe gelegenen Altholzbeſtänden dorthin oft in großer Zahl überweht werden. Die Föhreneule, Trachen piniperda. $ 56. Männchen und Weibchen der Föhreneule find gleich groß mit etwa 3,2—3,5 cm Flügelipannung umd ziemlich überein gezeichnet, jo da nur die gewimperten Fühler das Männchen von dem Weibchen, deſſen Fühler fadenförmig find, untericheiden. Worderflügel und Vorderleib find braunrot, weißgelb gefledt und geftrichelt mit je einem größern halb mondförmigen led, Hinterflügel und Hinterleib braungrau, erjtere mit etwas hellerem Saum. Unterjeite bläufichrot, auf den Vorderflügeln gegen die Bafis ſchwarzgrau, auf den Hinterflügeln ein ſchwarzgrauer Punkt; Farbenvarietäten fommen nicht jelten vor. Die ausgewachiene Raupe wird bis zu Kem lang, ift gelbgrün mit weißen Längs- ftreifen und einem unter den Luftlöchern beiderjeits jtehenden gelben bis orangefarbigen Streifen, mit dunklem Kopf, ehr Schwach behaart; die beiden erften Bauchfußpaare find verfümmert und die Naupe geht deshalb jpannerartig, jpinnt in der Jugend auch Fäden. Die Puppe, 1,6 cm lang mit zweidornigem After, ift anfangs mehr grünlich, jpäter dunfelbraum gefärbt. Der Schmetterling ſchwärmt ſehr frühzeitig, Ende März oder Anfang April; das Weibchen Legt feine Eier ziemlich vereinzelt an die Nadeln und die im Mai ericheinenden Raupchen beginnen fofort ihren Fraß, benagen zuerſt die Nadeln, fie ipäter bis zur Scheide verzehrend, und fteigen bereits Ende Juli ausgewachſen vom Baum, fi) unter der Boden dee und, wo jolche fehlt, in der Erde verpuppend und liegen biebei auf der ganzen Be ftandsfläche zerjtreut. Die Zeit der Puppenruhe ift ſonach eine jehr lange, umfaßt 8 Mo- nate und darüber. Die Föhreneule lebt nur auf Föhren und befällt in erjter Linie die Stangenhölzer; bei trodner warmer Witterung während ihrer Naupenzeit vermehrt fie ſich bisweilen jehr bedeutend und hat nicht ſelten ausgedehnte Beftände in dem Maß beichädigt, daß fie zu den merklich jchädlichen Forjtinjekten zu zählen ift. Gluͤcklicherweiſe ſtehen mancherlei natürliche Hemmniffe der Vermehrung der Föhren- — — —— 29) Bol. Altum, Forſtzoologie II, 2. S. 104. J. d. ſchleſ. ®. 1882. ©. 57. 42 VII. Fürſt, Forſtſchutz. eule im Weg; die faſt nackte Raupe, die acht Monate lang am Boden liegende Puppe haben eine Menge von Feinden jeder Art: Vögel, Raubkäfer, Ichneumonen, dann Schweine, Igel, Spitzmäuſe; die Raupen ſind namentlich zur Zeit der Häutung gegen naßkaltes Wetter empfindlich, und nicht ſelten geht durch ſolches ein großer Teil der Raupen raſch zu Grunde. Es iſt dieſe natürliche Hilfe um ſo höher anzuſchlagen, als man vorbeugende Mittel gar nicht, ſolche der Vertilgung nur in beſchränktem Maße anwenden kann. Am wirk— ſamſten erweiſt ſich der Eintrieb von Schweineheerden in die befallenen Beſtände nach er— folgter Verpuppung, da die Schweine den Puppen gierig nachgehen. — Auch das An- prälfen hat man in den Stangenhölzern angewendet, indem ein Arbeiter mit der Art oder einer hölzernen Keule einige Fräftige Schläge gegen die Stange — zur Vermeidung von Quetſchwunden auf einen Aſtſtummel — führt, während Kinder oder Weiber die herabfallenden Raupen auflefen; man benüßt dazu namentlich die frühen Meorgenftunden, in denen die Raupen minder feitfigen. Der Erfolg der immerhin koſtſpieligen Maßregel ift jedoch nur ein bejchränfter. Der Föhrenfpanner, Fidonia piniaria. 8 57. Das Männchen, ebenjo groß wie das Weibchen, mit 3,2 cm Flügelfpannung, ift durch die Färbung deutlich von letzterem unterichieden: braungelb, mit breitem dunfel- braunem Nand und Querſtreif, die Franzen der Flügel braun und gelb gefledt; bei den Weibchen dagegen ift die Grundfarbe der Flügel rotbraun, der Rand und die Querbinden auf den Flügeln ebenfalls dunkelbraun, die Flügelfvanzen hell und dunkelbraun gefledt. Die Unterfeite dagegen ift bei beiden Gejchlechtern gleich, bräunlich mit dunkeln Quer— (inien, einem breiten gelbweißen Längsftreif und zahlreichen braunen und weißen Fleckchen. Die im ausgewachienen Zuftand 3,5 cn lange Raupe ift gelblichgrün mit weißen Längsftreifen, die fich auch über den Kopf fortfegen; dicht unter den Luftlöchern beider- ſeits eine gelbe Seitenlinie, auf dem Bauch drei gelbliche Längsitreifen. Die Puppe ift 1,2 em lang, jener der Eule ſehr ähnlich, aber etwas Kleiner und durch Die einfache Hinterleibsjpige unterschieden. Der Schmetterling ſchwärmt Ende Mai, Anfang Juni, und fieht man das Männchen auch am Tag in unruhigem Flug am Beftandsrande. Das Weibchen legt nach der Be- gattung die hellgrünen Eier reihenweife an die Nadeln der Führe, und es erjcheinen An— fangs Juli die Kleinen Räupchen, twelche zuerft die Nadeln nur benagen, jpäter aber in der Weife befreffen, daß fie diefelben unterhalb der Spite abbeifen, die Spitzen fallen lafjen und den Stumpf verzehren. Die Raupen ſpinnen, laſſen ſich auch zur Verpuppung nicht felten an einem Faden herab. Lebtere erfolgt im Herbit, September und Dftober, in ähnlicher Weile wie bei der Eule unter denn Moos, den Nadeln oder bei deren Fehlen flach im Boden, wobei die Puppen gleichfall3 zeritreut im ganzen Bejtand umberliegen. Der Spanner lebt nur auf der Föhre und befällt, auch in diefer Richtung der. Eule ähnlich, in erfter Linie die Stangenhölzer derjelben. Er it ſtellenweiſe Schon in jehr großer Maſſe aufgetreten (Dftpreußen) und hat ausgedehnte Beftände ftarf durchfreſſen, jelbft kahl gefreffen ; feine Schädlichkeit toird durch feinen ſpäten Fraß vermindert, da dann die Knoſpen fürs nächſte Jahr bereits ausgebildet find, jowie Dadurch, daß, da nur jelten zwei ſtärkere Fraßjahre fich folgen, die befreſſenen Beftände fich etwas zu erholen vermögen. Als Heerde, von denen der Fraß ausgeht, erjcheinen auch bei ihm namentlich trodene Sand- hügel, die offenbar für die Ueberwinterung der Puppe die günftigjten Verhältniſſe bieten. Naupe und Puppe des Föhrenfpanners haben die gleichen zahlreichen Feinde, wie jene der Eule, die nackten Naupen find gegen Witterungseinflüffe empfindlich und durch Krankheiten und Schmarogerpilze wird die ganze vorhandene Naupen- und Puppeymenge oft raſch getötet. Der Harzgallenwidier. $ 59. 43 Als Mittel der Vertilgung ift Schweineeintrieb zu empfehlen; bez. des aud) ſchon angewendeten Raupenfammelns durch Anprällen gilt das bei der Eule Geſagte. Auf Grund der Beobachtungen bei einem neuerdings ftattgehabten Spannerfraß in Pommern empfiehlt Altum”) das Abrechen der Streu nad ftattgehabter Berpuppung, wobei io wohl die blofgelegten wie die in den Streuhaufen befindlichen Puppen zu Grunde gehen, und hält diejes Mittel insbefondere dann für anwendbar, wenn der Fraß noch auf kleinere Flächen konzentriert ift. Der Hieferntriebwidler, Retinia buoliana r $ 58. Bei dieſem Heinen, bisweilen jedoch in ziemlicher Zahl auftretenden und dann für Föhrenjchläge jehr Ihädlichen Infekt, hat der Falter nur etwa 2 cm Flügelipannung ; die | hmalen Borberflügel und der Vorderleib find gelbrot mit filberweißen in der Mitte blaujchillernden geichlängelten Querbinden und grauweißen Franzen, die Unterfeite ift dunkelgrau jeideartig glänzend, an den Vorderrändern gelbrot und weiß; gefledt. Die Raupe ift ausgewachſen 1,4 em lang, hellbraun mit kleinem glänzend ſchwarzem Kopf- und Nackenſchild; die Puppe, | ſchmutzig gelbbraun, ift etwa 8 mm lang. Der Falter ſchwärmt Anfang Juli in den Abendftunden, und das Weibchen legt feine Eier einzeln an die Knoſpen der jungen Triebe und zwar nur jüngerer 5—12jähriger Kiefern, in welche fi das nad) wenig Wochen ericheinende Räupchen einbohrt; dod wird bei der fehr geringen Größe des Näupchens der Fraf im Herbjt faum noch bemerkbar. Die nod) ſchwach bejchädigte Knoſpe — umd zwar ift es in der Regel die am ftärfften entwidelte Terminaltnoipe, welche befallen wird — beginnt im Frühjahr zu jchieben, gleichzeitig wird aber der Fraß im Innern des Triebes mit zunehmendem Wahstum des Räupchens in tenfiver, und meift ftirbt der handhoch gewordene Trieb ab, worauf dann der Fraß an den Seitentnoipen und bezw. Trieben fortgejegt wird, bis fi im Juni die Raupe im Innern eines von ihr ausgefrefienen Triebes und zwar an deſſen Bafis verpuppt. Gin etwa umbejchädigt gebliebener Seitentrieb erhebt fi zum Haupttrieb, nicht jelten aber ſenlt ſich eim folcher nur mäßig beichädigter Trieb zuerjt abwärts, fi dann wieder hebend und die Verwundung verheilend, wobei jedoch die beichädigte Stelle noch in höherem Alter durch eine eigenartige oft jehr ſtarle Krümmung erfenntlich ift. — Bisweilen finden fich in Kulturen die Pflanzen in jolhem Maß befallen, daß kaum eine derjelben normale Gipfel j entwidlung zeigt und bei wiederholter Beihädigung werden die gegen Verlegungen am ſich empfindlichen Föhren geradezu früppelige, ftrauchartige Büſche. a Hält man in folhem Falle ein Eingreifen für angezeigt, jo kann eine Vertilgung bezw. ſehr ftarke Verminderung des Inſelts durch Ausbrechen der abjterbenden Triebe amd Berbrüden der Raupen und Puppen — Ende Mai und im Juni — erreicht werden. * In ähnlicher Weiſe ſchädigt der minder häufig auftretende Kieferntnojpenmwidler (Re- uUnin turionana), dem Triebwidier auch äußerlich ähnlich und gleich ihm mur jüngere Föhren befallend, die betroffenen Individuen durch Ausfreffen der Knoſpen, die dann meijt ſchon als joldhe zu Grunde geben, ſich überhaupt nicht mehr entwideln. Der Harzgallenwidler, Retinia resinella. * 8 59, Der Falter dieſes Inſeltes, das wir mehr wegen ſeines allenthalben, wenn auch in begrenzter Zahl erfolgenden, auffallenden Auftretens und feiner eigentümlichen Lebensweiſe, als um des durch ihn verurſachten Schadens willen aufführen, hat nur 1,6cm Flugelſpannung; Kopf, Rumpf und Vorderjlügel find kupfrig glänzend, bräunlich ſchwarz, 80) 8. f. F. u. J. 1885. ©. 606, 1886. &. 200, 44 VI. Fürſt, Forftichuß. die Flügel mit filbergranen Querbinden und ſchwärzlichem Franzenſaum, die Hinterflügel dunkelbraungrau mit hellgrauem Franzenfaum; Unterjeite dunfelbraungran. Die Raupe ift etwa 1O mm lang, gelbbraun, die Puppe Smm fang und dunkel, faſt ſchwärzlich. Der Falter fliegt im Mai und legt ſeine Eier einzeln unterhalb der Quirlknoſpen jüngerer Föhren und zwar vorwiegend der Seitentriebe des laufenden Jahres ab; nach einigen Wochen ſchlüpft das Räupchen aus und nagt ſich durch die Rinde in den jungen Trieb ein, wobei das aus der Wunde fließende Harz eine erbſengroße weiche Galle bildet, in deren Innerem das Räupchen lebt. Im zweiten Jahr vergrößert ſich durch Fortſetzung des Fraßes dieſe Galle etwa bis zur Kirſchengröße, jedoch in etwas elliptiſcher Geſtalt, und zeigt im Innern eine deutliche Scheidewand durch die Galle des erſten Jahres; die Wandung der weißen und nun ſehr ins Auge fallenden Galle verdickt ſich und wird härter, der Trieb ſelbſt aber iſt auf einer Seite im Innern der Galle bis aufs Mark befreſſen und ſtirbt häufig ab. Erſt im April des dritten Jahres verpuppt ſich die Raupe inner— halb der Galle, aus der ſich die Puppe beim Ausſchlüpfen mit dem Vorderteil hervor— ſchiebt; das Inſekt bietet alſo das für Schmetterlinge ſeltenere Beiſpiel einer zweijährigen Generationsdauer.— Der Schaden iſt infolge des doch meiſt beſchränkten Auftretens und des Umſtandes, daß vorwiegend die Seitentriebe befallen werden, ein geringer und nur ſtellenweiſe bei großer Vermehrung fühlbar. Durch einfaches Zerdrücken der großen Gallen im Herbſte kann eine Verminderung des Inſekts leicht erreicht werden. Die Lärchenmotte, Coleophora larieinella. $ 60. Der kleine grauſchwarze Schmetterling ſchwärmt im Juni und legt ſeine Eier einzeln an die Nadeln der Lärche; das nach kurzer Zeit ausſchlüpfende Räupchen bohrt ſich in die Nadel ein, höhlt dieſelbe aus und bedient ſich des leeren Spitzenteils als ſchützender Umhüllung, in der es überwintert und die es im Frühjahr, den Fraß an den erſcheinenden Nadeln fortſetzend und namentlich deren obere Hälfte äußerlich befreſſend, nicht verläßt. In dem Sack verpuppt es ſich dann auch Ende Mai, um nach ca. 3 Wochen ſich zum Falter zu entwickeln und ſofort zu ſchwärmen. Die befreſſenen und ausgehöhlten Nadeln werden gelb und welk und die Beſchädi— gung iſt eine oft ſo bedeutende, daß die befallenen Stangen und Stämme — an Pflanzen tritt die Motte nicht auf — kaum eine geſunde Nadel mehr zeigen, ſtatt grün vollſtändig mißfarbig erſcheinen; nicht felten wird dieſe Beſchädigung (in Verbindung mit jener durch Chermes laricis) von dem Unkundigen oder nicht genauer Unterſuchenden für Folge von Spätfröften gehalten, von denen aber erfahrungsgemäß die Lärche wenig leidet. Es ift erflärtich, daß die Zerftörung der Nadeln den Baum beeinträchtigen, wiederholte Entna- delung jelbjt fein Eingehen zur Folge haben kann, und Borggreve®') hält den Fraß der Lärchenmotte für eine Haupturjfache der jog. Lärchenkrankheit. Man kann jedoch beobachten, daß die jtarf befreffenen Stämme aus dem Innern der Nadelbüſchel friſche Nadeln nach— treiben und fich hiedurch, wie durch die Benadelung der Langtriebe, wieder leidlich begrünen. Gegenmittel irgend welcher Art find nicht anwendbar; bisweilen Hilft die Natur durch Negenwetter zur Schwärmzeit, wobei viele der Kleinen ſchwachen Falter zu Grunde gehen. III. Sonjftige ſchädliche Infeften. Die gemeine Kiefernblattmwejpe, Lophyrus pini. 8 61. Das Weibchen hat 1,6—1,8 cm Flügelſpannung, kurze ſchwach gezähnte Fühler, Schwarzen Kopf, ift im übrigen blaßgelb mit drei Schwarzen Flecken auf dem Rücken 31) X. $- u. 3.8. 1871. ©. 133, si > ’ Die gemeine Kiefernblattweipe. $ 61. 45 > und drei ſchwarzen neben einander liegenden Hinterleibsringeln; das weſentlich Heinere Männchen mit ſchön doppelt gefämmten Fühlern ift mehr ſchwärzlich mit gelblichen Beinen f und rötlicher Hinterleibsipige. — Die Raupen des der Gattung der Aderflügler (Hyme- nopteren) angehörigen Inſelts find Afterraupen mit 22 Beinen, ihmugig gelbgrün mit braunem Kopf und ſchwarzer Zeichnung über den Bauchfüßen; bei der Berührung jchmellen diefelben den Vorderleib in eigentümlicher Weile zurüd. — Die Puppe, welche jchon die | fämtlichen Teile der Blattweſpe zeigt, liegt in einem lederartigen dunfelbraumen Tönnden, b das entweder in den Nindenrigen der untern Stammteile oder am Boden, unter dem Moos fi) findet und von welchem die Weipe beim Ausſchlüpfen einen kreisrunden Dedel ab | ſchneidet. (Nicht jelten zeigt das Tönnchen ftatt deſſen ein jeitliches lleines Loch — das Flugloch eines Ichneumons.) Die Generation der Kiefernblattweſpe iſt der Regel nad) eine doppelte, doch finden von diefer Regel nicht ſelten Abweichungen ſtatt. Das erftmalige Schwärmen findet Ende April, Anfang Mai ftatt, und das Weibchen fegt jeine Eier, 120 und mehr, partienweije an die Kanten der Nadeln, die es mit jeinem fägeförmigen Legebohrer aufichneidet, und verklebt die Einjchnitte nad) Ablegung der Eier | mit etwas jchaumigem Schleim. Die nad) einigen Wochen ericheinenden Räupchen freien, fo lange fie Hein find, zu zweien an einer Nadel, die Mittelrippe ſtehen lafjend, ſpäter aber die ganze Nadel unter Zurüdlaffung eines Stumpfes und gehen nur im Notfalle an die jungen Triebe. Der partienweijen Eierablage entjprechend hängen fie klumpenweiſe an den Zweigen und finden fich insbejondere an den Beitandsrändern, ſchlechtwüchſigem | Kieferngeftrüpp, bei größerer Vermehrung aber allentyalben mit Verſchonung der eigent lichen Schläge, ſtets nur an der Föhre. Etwa Anfang Juli verpuppen fih die Larven, ihre Tönnchen an die Rinde, aud) 3 Aeſte und Nadeln klebend; die meift nach wenig Wochen ausfliegenden Weſpen jegen eine 1 zweite Brut ab, die bis zum Spätherbit freſſend ſodann am Baum herabfrieht, um fid) mbglichſt geichügt unter dem Moos ihre Tönnchen zu fertigen, im welchen die Larven als folche bis zum Frühjahr liegen, erjt dann fich eigentlich verpuppend. Wie oben ſchon erwähnt, finden jedoch von der eben gejchilderten Entwidlung nicht unweſentliche j? Abweihungen dadurch ftatt, dab bisweilen ein größerer oder Meinerer Teil der Larven langere Zeit, ſelbſt ein Jahr und darüber, aus unbekannten Gründen, ohne fid) weiter zu entwickeln in den Tönnchen liegen bleibt. Die Kiefernblattweipe, unter günftigen Umſtänden fich ſtark vermehrend, hat ftellen weeiſe die Föhrenbeftände ſchon ſtark beſchädigt, der Schaden wird dadurch geringer, daß die jungen Triebe nur ausnahmsweije angegangen werden, biedurch einerfeits aljo mur felten Kahlfraß eintritt, anderjeits die Möglichkeit der Knospenausbildung fürs nächſte Jaahr gegeben it. Zahlreiche natürliche Feinde der Blattweſpe reduzieren glüdlicherweiie deren Zahl; Welpen wie die nadten Afterraupen werden von infektenfrefjenden Vögeln verzehrt, die Schweine frefjen ebenfalls die zur Verpuppung herabkriehenden Naupen, verſchmähen aber die Kolons, aus welch' lehteren fi) dagegen Eichhörnchen und Spigmäufe gerne die Yarven holen. Die Zahl der legteren wird auch noch durch Inſelten jeder Art, durch Tachinen und Ichneumonen vermindert, mehr aber unter Umftänden durch die Witterung, indem bei an haltend naßkaltem Wetter oft die Hauptmaſſe derjelben zu Grunde geht. Es ift dies um fo günftiger, als uns Verhütungs⸗ und Vertilgungsmittel nur in geringftem Maß zur Verfügung ſtehen; man hat ihre Zahl durch Sammeln der Mumpen weiſe beifammenfigenden Larven an niedern Büjchen und Bejtandsrändern zu verringern geſucht, Schweine während der kurzen Zeit des Abfteigens der Larven von den Bänmen 46 VII. Fürſt, Forſtſchutz. zum Zweck der Verpuppung eingetrieben — doch wird der Erfolg ſtets nur ein geringer ſein und in den meiſten Fällen auf ſolche Hilfsmittel verzichtet werden müſſen. Die Gefpinnfjtblattmwefpen, Lydae. $ 62. Diefelben, im allgemeinen wenig ſchädlich, mögen doch um ihres auffallenderen Auftretens willen Erwähnung finden. Sie unterjcheiden ſich von der eben bejprochenen Kiefernblattiweipe namentlich dadurch, daß die Larven nur drei Baar Bruftfüße und ein Baar fog. Nachichieber haben, während die Bauchfüße verfümmert find, und daß fie ſtets in einem Geſpinnſt leben, welches fich dem Zweig entlang zieht und teils durchſichtig, meist aber durch Nadelrefte und namentlich den Koth undurchſichtig, zu einem jog. Kothſack wird. Die VBerpuppung erfolgt in der Erde, zu der fie fich meist an einem Faden herablafjen, und überwintern die Larven als jolche, ſich erjt im nächjten Jahre verpuppend, häufig aber gleich der Kiefernblattweipe ein volles Jahr und länger unverpuppt liegend. Als häufigere Arten jeien erwähnt: Die gelbe Kothſackblattweſpe, Lyda campestris, deren Larve einzeln an den jungen Trieben 3—6jähriger Kiefern und Weymouthskiefern in einem dichten Kothſack lebt. Tritt fie an, legterer Holzart in Forftgärten auf, jo wird man fie durch Abftreifen der Kothjäde vernichten. Die rotföpfige Kiefernblattmwefpe, Lyda erythrocephala, lebt zu 3—4 Stücden in einem ebenfalls mit Nadel- und Kothreften etwas verdichteten Gejpinnjt an jüngeren Föhren und Weymouthsfiefern. Die bunte Kothſack-Blattweſpe, Lyda pratensis, ift da und dort in ältern Föhrenbeftänden und die Fihtengefpinnftblattmwejpe, Lyda hypotrophica, in Fichtenbeftänden in folcher Maffe aufgetreten, daß Abfreſſen aller ältern Nadeln, jelbjt voll- ftändiger Kahlfraß die Folge war; Mittel gegen diefelben laſſen fich jedoch mit Erfolg nicht wohl anwenden. Die Maulmwurfsgrille, Gryllotalpa vulgaris. $ 63. Diefes eigentümlich geftaltete, aber wohl allbefannte Tier, ausgezeichnet durch ein Paar maulwurfsartige Grabfüße, denen es auch jeinen Namen verdankt, lebt meijt unterirdiich und zwar wohl in überwiegenden Maße von animalischer Nahrung, wird aber durch Zerftören der Pflanzenwurzeln beim Graben feiner Gänge oft jehr läftig. Es gehört zur Klaſſe der Geradflügler und Hat eine unvollfommene Verwandlung, bei der alſo ein eigentlicher Puppenzuſtand Fehlt. Die Paarzeit ift im Juni, und locken fich die Gejchlechter in den Abendftunden durch ein eigentümliches Schrillen. Die Ablage der Eier erfolgt in einer Höhlung in einem bis fauftgroßen, durch Schleim zufammengefitteten Ballen etwa S—10 cm unter der Erde, und ift die Zahl der Eier oft eine jehr große, bis zu 200 Stüd. Die Larven, anfangs weiß, fpäter bräunlich und jchon bald dem Imago ähnelnd, zerſtreuen fich nach einiger Zeit, Nahrung juchend, im Boden und entwickeln ſich, nachdem fie unter der Erde überwintert, bis zur Baarzeit zum fertigen Infekt, das alfo eine einjährige Generationsdauer hat. Zum Suchen ihrer Nahrung wühlt ich nun die Werre mit Hilfe ihrer Grabfüße lange, flach verlaufende Gänge, welche in lockerem Boden durch Leichtes Heben der Erde an der Oberfläche fichtbar werden, und zerftört hiebei durch Zerreißen mit ihren Grab- fügen, wohl auch durch Abbeigen alle ihr im Weg befindlichen PBflanzenwurzeln (nach Nördlingers Angabe frißt fie diefelben auch) und wird hiedurch wie auf Feldern, jo na- mentlich in den Saatbeeten, insbefondere für unfere Schwachen Nadelholzkeimlinge oft jehr läftig und jchädlich, jo daß man zu ihrer möglichiten Vertilgung genötigt ift. Dieje legtere erfolgt nun nach unfern eigenen Erfahrungen am ficherften in der Die Bodläfer. $ 65. 47 MWeife, daß man dem friſch entdedten Werrengang mit dem eingejhobenen Finger folgt, bis er ſich zur Tiefe jenkt; mit einem Reis jucht man deſſen weitere Richtung und legt den Gang mit dem Spaten blog — am Ende desjelben, oft jchuhtief im Boden, figt die Werre. Man hat weiter das Auffuchen der Nejter, die fi durch Zufammenlaufen mehrerer Röhren und abjterbenden Pflanzenwuchs markieren follen (aber doch wicht leicht zu finden find !), das Eingraben von Blumentöpfen oder Blechgefäflen, mit dem obern Rand dem Boden gleich, zum Fang der namentlicy zur Paarzeit des Nachts oberirdiich herumlau fender Werren, endlich auch das Vernichten der zur Paarzeit jchrillenden Tiere, indem man fie mit einem Hackenſchlag aus dem Boden wirft, empfohlen. B. Laubholz⸗JIuſetten. Il. Käfer. Die Laubholzbortenkäfer überhaupt. 8 64. Auch im Laubholz kommen eine Anzahl Borkenkäfer verichiedener Art vor, jedod) in viel minderer Zahl als in den Nadelhölzern umd in viel minderer Schädlichkeit, indem einerfeits die am ſich reproduktionsfähigeren Laubhölzer erlittene Beihädigungen leichter ausheilen, anderjeits eine Anzahl der Laubholzborfenfäfer mehr im Holz als im Baft lebt, hiedurch technisch, nicht aber phyſiologiſch ichädlich wird. Nebenbei fehen wir wenigjtens einen Teil derjeiben mehr im einzeln ftehenden älteren, oft ichon ſchadhaften Stämmen, in Allen, Anlagen, als im geichloffenen Wald auftreten; die meiften find poln phag, finden fi bald an diejer, bald an jener Holzart. Wir beichränfen uns auf An führung einiger der häufigeren und jchädlicheren Arten: Der bunte Ejhenbaftläfer Hylesinus fraxini und der ſchwarze Eichen bajttäfer H. crenatus [eben beide vorwiegend im der Eiche und bringen durch den Fraß ihrer Larven in der Bajthaut die befallenen Stangen und Stämme bisweilen zu raichem Abſterben; charakteriftiich find die Muttergänge, bei beiden Wagegänge, von erfterem doppel armig, von lepterem einarmig. Der ungleihe Laubholzborkenktäfer Bostrichus dispar befällt zwar in erfter Linie ſchadhafte ältere Eichen und Buchen, jowie eine große Zahl anderer Holzarten, in welchem Falle der durch ihm angerichtete Schaden fein nennenswerter ift; dagegen hat er ſich wiederholt jchon jehr ſchädlich in Eichenheifterpflanzungen gezeigt, indem er die Stämmchen in großer Zahl befallend, fich im deren Inneres einbohrend und fie behufs Abjag feiner Brut durchlöchernd, diejelben zum Kränkeln und Abſterben brachte. Aus reißen und Verbrennen der Heifter würde das hier anzumendende Schugmittel gegen wei teren Schaden jein. Vorwiegend in Ulmen umd namentlich ältere Alleebäume ihädigend treten der grofie und Kleine Ulmensplinttäfer Scolytus destructor und multistriatus auf, deren Larven die Bafthaut der befallenen Stämme zerjtören. Die Bockäfer, Corambycidae, $ 65. Die zahlreiche Familie der Bockläfer, wenn auch nur da und dort merflich ſchädlich, tritt doch im Walde jo häufig auf, ihre Larven und deren Frafi fallen jo viel ſach ins Auge, daß deren Erwähnung wohl als zwedmähig ericheint. Diejelben gehören zu den techniſch ſchädlichen Inſelten. Die Käfer, teilweife durch anfehnliche Größe, lange Beine umd oft jehr lange Fühler ausgezeichnet, ericheinen im - Sommer und legen ihre Eier an oder in die Rinde ab. Die Larven, weiß oder weißigelb, meist beinlos, mit kräftigen hornigen Oberfiefern, frefien anfänglich mehr oberflächlich, jpäter 48 VII. Fürſt, Forftihug. tiefer im Holz, die breiten und flachen Gänge ſind voll Wurmmehl; die Verpuppung er— folgt nach zwei und ſelbſt mehr Jahren in einer etwas mit Spänen ausgepolſterten Wiege, das Ausfliegen des Käfers durch ein elliptiſches ſchief ſtehendes Flugloch. Vielfach ſind es bereits ſchadhafte Stämme und zwar vorwiegend von Laubhölzern, welche vom Bockkäfer mit ſeiner Brut beſetzt werden, und der Schaden iſt dadurch ein ge— ringer, doch finden auch Ausnahmen durch Beſetzen geſunder Stämme mit Brut ſtatt. Immerhin werden Maßregeln irgend welcher Art gegen Bockkäfer nicht nötig werden. Als Häufigere und forftlich intereffantere Arten feien genannt: Der große Eihen- bodfäfer Cerambyx (Hammaticherus)‘heros, deſſen follofjale, bis 7 em fange, durch ſtarke Nücenplatten ausgezeichnete Larven in alten Eichen und zwar meist in gefunden Holz leben, das durch die zuleßt fingerdicen Larvengänge natürlich zu jeder befjern Ver— wendung unbrauchbar wird; der Käfer ift 4-5 em lang, jchwarz mit jehr langen Fühlern. An den jüngeren Aſpen fallen die fnotigen Auftreibungen ins Auge, welche durch den Fraß der in denfelben Lebenden Larven des Aipenbodfäferg Saperda populnea erzeugt werden; in dem Pappelholz leben die Larven des großen Bappelbodzs Sa- perda carcharias, eines bi3 3 cm langen gelbbraunen Käfer mit ſchwarz punktiertem Hals und Zlügeldeden. _ Als eine im Napdelholz Lebende ſchädlichere Art ſei hier noch der Fihtenbod- fäfer Callidium luridum genannt; die Larve desſelben frißt zuerjt in der Safthaut ge- ſunder älterer Fichten, erſt Später tiefer ins Holz gehend, und bringt durch erftere Art des Fraßes, wenn’ in größerer Zahl an einem Stamm, denjelben raſch zum Kränfeln und Ab- fterben. Sofortige Fällung und Entfernung der befallenen Stämme — fenntlich durch Harzausfluß und Welfen der Benadelung — iſt zu empfehlen. Die Laubholzrüffelfäfer, Curculionidae. 8 66. Bon der jehr zahlreichen Familie der Rüſſelkäfer lebt nur eine Kleinere Zahl auf Nadelhölzern, hier allerdings bisweilen ſehr jchädlich werdend, eine viel größere Zahl aber auf Blattgewächjen jeder Art, jo auch auf unfern Laubhölzern. — Charakteriftiich tft wenigftens für die Mehrzahl der Rüſſelkäfer der in einen bald jehr langen und feinen, bald in einen fürzern und ftumpfen Rüffel ausgezogene Kopf des Käfers; letzterer erjcheint durch Befreffen von Pflanzenteilen bald mehr, bald weniger jchädlich, bei manchen Arten find es auch die Larven, welche im Innern der Gewächſe zerftörend auftreten. Sn Pflanzgärten, Kulturen und Schlägen richten eine Anzahl folcher Käfer, nach ihrer Färbung al3 grüne oder graue Nüfjelfäfer bezeichnet, durch Benagen und Zerſtören der Knoſpen und Befreffen der Blätter einen oft ziemlichen Schaden an, ohne daß jedoch gegen die an fich wenig ins Auge fallenden Käfer, welche fich bei der leiſeſten Berührung des Gemwächjes, auf dem fie fien, jofort zur Erde fallen Lafjen, etwa durch Sammeln viel auszurichten wäre. n Als ein ftellenweife in Buchenwaldungen in großer Menge auftretender Kleiner Rüſſel— fäfer jei noch der winzige Buhenspringrüffelfäfer Orchestes fagi genannt; die Larve bejchädigt durch ganz eigentümliche Miniergänge die Buchenblätter, die befrejjene Bartie derjelben zum Abſterben bringend, jo daß die Schläge wie vom Froft verjengt ausjehen; auch ältere Nandftämmte zeigen fich vielfach beſchädigt. Der Käfer jelbjt benagt und durchlöchert die Blätter und Fruchtkapfeln. Die Prachtkäfer, Buprestidae. $ 67. Dieſe bei uns meist nur in kleineren Arten vorkommenden Käfer, welche ihren Namen von der bei der Mehrzahl ſchönen metalliſch glänzenden Farbe haben, werden nur durch den Fraß ihrer Larven ſchädlich. Dieje Larven, welche weich, weiß und fußlos mn “ Die Spanische Fliege. $ 21. 49 den Bodtäferlarven ähneln und ſich von diefen durch dem ſtark verbreiterten erſten Leibes ring und meift aud) durd 2 nad Hinten gerichtete Hornipigen am After unterjcheiden, frefjen zwischen Holz und Ninde unregelmäßig geichlängelte Gänge, an deren Ende fie ſich in Heinen Splintwiegen verpuppen. Die Generation der Prachtfäfer ift mindeftens 2jährig, vielleicht noch länger; der fertige Käfer fliegt durch ein jeitlich platt gedrüdtes Flugloch aus. Einzelne Arten der zahlreihen Familie find ſchon in empfindlicher Weiſe ſchädigend aufgetreten: Der Eichenprachtkäfer, Buprestis (Chrysobotris) affinis, fupferbraun, legt jeine Eier vorzugsweife an ſchwächere Eichen, Stangen und Heifter, und hat durch den die Safthaut zerftörenden Fraß feiner Larven in Heifterpflanzungen ftellenweife ſchon erheb- lihen Schaden angerichtet. Seine Generation jcheint mindeftens dreijährig zu jein. Aehnlich ſchadet Agrilus tenuis. Der grüne Buchenprachtkäfer, Agrilus viridis, vorwiegend blau oder grün metallifch glänzend, beichädigt in gleicher Weile Buchenheifter, findet ſich aber aud) an ftärferen Stämmen. Bei beiden Inſelten wird Ausreifen und Verbrennen der kränfelnden Heifter wenig ftens als Vorbeugungsmittel gegen weitern Schaden zu betrachten jein. Die Blattfäfer, Chrysomelidae. | 868. Die Käfer, meift von gedrungenem ſtark gewölbtem Körperbau, geringer Größe und bunter, vielfach metalliich glängender Farbe, kommen in unjern Waldungen auf einer | Unzahl Holzgewächle in oft jehr auffälliger Weife vor umd mögen, wenn auch minder jchäd- lich, daher hier kurz erwähnt fein. Sowohl Larven wie Käfer benagen die Blätter, diefelben jkelettifirend, indem fie Rippen und Adern ftehen laſſen und nur das Parenchym dazwiichen herausfrefien, jo daß ihr Fraß nicht wohl mit jenem anderer Inſelten verwechjelt werden fan. Bon unſern Holzgewächien find e8 namentlich eine Anzahl minder wichtiger, ja jelbjt ftellenweife läſtiger Weichhölzer, die von Blattfäfern befrefien werden, jo Aipen, Pappeln, Saalweiden, Erlen; als die häu figſt vorkommenden mögen genannt fein: } Der blaue Erlenblattläfer, Agelastica alni, von ftahlblauer Farbe, im Mai als Käfer, ſpäter als Larve die Erlenblätter benagend; in Erlenjaatbeeten fann er jehr läftig werben und hat, nad) Kahlfraß älterer Bilanzen die Keimlinge befreſſend, letztere da und dort zum Mbfterben gebradht. Sammeln der Käfer kann in ſolchem Fall wohl in Un wendung gebracht werden. Sehr in die Augen fallend durd die vote bis braumrote Färbung der Flügeldeden find der rote Pappelblattkäfer, Lina populi, und der Aipenblattfäfer, Lina tremulae, auf Aſpen und andern PBappelarten, auch Weiden lebend. Endlich wäre der in Forftgärten oft jehr läftige Erdfloh, Haltica erucae, weil ebenfalls hieher gehörig, zu nennen, der durch Zerfreifen der Kotyledonen aufgehende Saaten zerftören fann und den man durch Beſtreuen der Beete mit Aſche oder Kalk und durd) Begießen derjelben mit verbünnter Karboljäure zu vertreiben jucht. Die ſpaniſche Fliege, Lytta vesicatoria. $ 69. Ein Infekt, das nur jeltener merklich ichädlich auftritt, doch um feiner auf- fallenderen Erſcheinung willen Erwähnung verdienen dürfte. Der 1,2—2,0 cm lange Käfer iſt Schön fmaragdgrün mit weichen Flügeldeden, fliegt im Juni und legt jeine Eier in die Erde, wo die Larven von humojen Stoffen zu leben jcheinen — auffallender Weife ift ihre Ent widlung noch nicht genauer erjorjcht. — Die im Juni oft in großer Menge ericheinenden, dandduch d. Zoritw. I. 2. abilg. 4 a4 50 VI. Fürſt, Forſtſchutz. ſtark riechenden Käfer befallen insbeſondere Eſchen, bei großer Zahl dieſelben oft völlig fahl frejfend und fie dadurch im Wuchs zurücjegend; jelbjt vollftändiges Abjterben kann die Folge fein. Auch verjchiedene Sträucher, wie Ligufter, Gaisblatt, Spiräen dienen eventuell zur Nahrung. An Ejchenkulturen und in Saatbeeten ſucht man durch Abjichütteln die Käfer zu jammeln und zu vernichten, was ohne große Mühe ausführbar ift. 11. Shmetterlinge. Der Buhenfpinner oder Rotſchwanz, Orgyia pudibunda. 8 70. Das Männchen dieſes Schmetterlings hat etwa 4.5 em, Das Weibchen 5—6 cm Flügelſpannung; das erjtere ift noch insbefondere durch die gefämmten gelbbraunen Fühler kenntlich, während die Färbung eine nahezu gleiche ift: Vorderflügel rötlichweiß oder grau- weiß mit 2 braungrauen ſchmalen Querlinien, Hinterleib und Hinterflügel etwas heller mit verwajchenem Bindefleck, Unterjeite durchaus hellweiß mit einer alle Flügel durch- ziehenden grauen Duerlinie. Die Raupe wird ausgewachjen etwa 4 em lang, mit anfänglich grüngelber, jpäter mehr vötlicher Färbung, 4 ftarfen gelbgrauen Haarbürften auf dem Aten bis Tten Leibes— ring, jtarfem xvotbraunem Haaarbüfchel auf dem vorlegten Ning (daher der Name „Not- ſchwanz“), zwiſchen den mit Bürsten bejegten Leibesringen ſammtſchwarzen, bei dem Zu- janmenrollen der Raupe ftark hervortretenden Ligamenten. — Die Puppe, dunkelbraun mit graugelber Behaarung, liegt in einem mit Haaren durchwebten loſen Kofon. Die Schwärmzeit ift Ende Mai, Anfang Juni, und legt das Weibchen die anfangs graugrünen, jpäter braungrauen Eier in einer oder mehreren Bartien und im Ganzen bis zu 300 Stück an die Rinde ftärferer Buchen meift in geringer Höhe über dem Boden ab. Die nach etwa 3 Wochen erjcheinenden behaarten Räupchen verzehren zunächſt ihre Eihüllen, hiebei ähnlich den Nonnenräupchen einige Tage beifammen figend, und befteigen ſodann den Baum, die Blätter zuerft nur benagend, fpäter ftärfer befreffend und ſchließlich meift die ſtark befveffenen Blätter am Stiel abbeigend; fie jegen ihren Fraß etwa bis zum Sep- tember fort und fteigen dann in der Negel vom Baum herab, um fich in ihrem Kofon in der Laubdede, am Geftrüpp, feltener an Zweigen zu verpuppen und jo zu überwintern. Der Rotſchwanz kommt vor allem auf Buchen und zwar in den ältern Bejtänden vor, im Notfall jedoch auch andere Laubhölzer befreffend. Er tritt in Buchenbeftänden bisweilen in folchen Maffen auf, daß die Beftände vollftändig kahl gefreffen werden — der Umstand aber, daß feine Hauptfraßzeit in den Spätfommer und Herbft fällt, in welchem die Knoſpen fürs kommende Jahr bereitS vorgebilvet find, vermindert den Schaden wejent- lich, bejchränft ihn auf Zumwachsverluft, ev. auf Beeinträchtigung einer etwa in Ausficht gewejenen Maft. Zudem hat man beobachtet, daß ein Raupenfraß faſt ftet3 im zweiten Jahr zu Ende geht und daß ingbejondere parafitiihe Pilze, in den Raupen auftretend, diejelben in kurzer Zeit faft völlig verſchwinden Lafjen. An manchen Orten, wo der Rotſchwanz wiederholt und in beunrubigender Weije auftrat, hat man das Sammeln der zur VBerpuppung hevabjteigenden Raupen und der Ko— fons verjucht, jedoch mit geringem Erfolg; guten Erfolg dagegen hat nach Altums Mit- teilung der Verſuch gehabt, die in geringer Höhe Über dem Boden abgejegten und auf der glatten Buchenrinde Leicht fichtbaren Eihäufchen mittelft eines Pinfels mit Del zu über- itreichen, wodurch ſämtliche Eier zu Grunde gingen. Der Prozeſſionsſpinner, Cnethocampa processionea. 8 71. Größe des Schmetterlings beim Männchen etwa 3,2, beim Weibchen bis 4 cm; die Vorderflügel bräunlichgran mit zwei dunfleren Querbinden, die Hinterflügel gelblich- | Der Prozeffionsipinner. & 71. 51 weiß mit braungrauer etwas verwaſchener Duerbinde, wobei die Färbung des Männchens meift etwas ſchärfer und prägnanter ift. Die Raupe wird bis 3,5 cm lang, ift blaugrau oder rötlichgrau mit großen ſchwarzen Rüdenfleden; fie zeigt auf jedem Ringel 10 rötliche Knopfwärzchen, die mit langen, brü- digen, hellen Haaren bejegt find. Die rotbraune ftumpfe Puppe liegt in einem tonnen- fürmigen Kolon in dem gemeinjamen großen Geſpinnſt. Die Schwärmzeit des Schmetterlings ift im Auguſt und fliegt derſelbe in den jpäten Ubendftunden. Das Weibchen legt nad der Begattung feine jehr zahlreichen Eier, bis zu 200 Stüd, meift in einer Partie in die tiefen Rindenrigen alter Eichen ab, diejelben mit etwas Afterwolle überziehend; die Eier überwintern und etwa Anfang Mai ſchlüpfen die Räupchen aus, nun ihren eigentümlichen Fraß beginnend. Stets beifammen bleibend ſitzen fie unter Tags dicht gedrängt in einem gemeinfamen an geidhügter Stelle, unter einem ftarten Aft oder jonft am Stamm hängenden anfänglich Heinen, allmählich größer werdenden Geſpinnſt, das fie zum Zwed des Fraßes meift gegen Abend verlaffen. Zu diejem Fraß fegen fie fich in gejchloffener Ordnung in Bewegung; der Zug pflegt mit einer Naupe zu beginnen, nad der Mitte zu breiter zu werden und wieder mit einer einzelnen Raupe zu enden; die Raupen marjchieren in fteter Fühlung mit einander, juchen jede Unterbredung ihres Zuges raſch wieder auszugleichen und bezeichnen ihren Weg durd) einzelne Geſpinnſt fäden. Nach gejchehenem Fraß fehren fie wieder in ihr Geſpinnſt zurüd, im dem fie fich auch häuten, und durch die zunehmende Größe der Raupen, die in dem Geſpinnſt hängen, die Naupenbälge und Kotrefte erreicht letzteres zulegt ſelbſt Kindslopfgröße. Im Juli findet die Verpuppung in dem Gefpinnft ftatt, wobei jedoch wieder jede Puppe in einem eigenen Kokon Liegt, und nad 2—3 Wochen fliegt der Schmetterling aus. Der Prozeifionsipinner tritt in manchen Gegenden, jo in Nordwejtdeutichland, ziem lich häufig und in entjchieden waldſchädigender Weije auf, legteres zumal dann, wenn ſich der Fraß rajch wiederholt. Es ift faft nur die Eiche, die von ihm zu leiden hat, und man hat beobachtet, daß es namentlich frei jtehende Stämme, Oberholz im Mittelwald, Rand bäume find, die von demjelben in erfter Linie befallen werden. Stärterer Fraß wird ſtets Zuwachsverluſt zur Folge haben, kann aber zumal im Wiederholungsfall zum Kränfeln und endlichen Ubjterben führen. Die Vertilgung des Inſelts, die bei großer Vermehrung wohl angezeigt fein kann, wird durch das gejellige Zuſammenleben, die in die Augen fallenden großen Geſpinnſte erleichtert und erfolgt durch Zerſtörung der leptern, am beten wohl durch Verbrennen mittelft eines am entiprechend langer Stange befeftigten Büjchels Werg, der mit Petroleum befeuchtet ift; die Geipinnfte liegen in verichiedener Höhe am Baum, viele tief unten, die meiften wohl nicht über 10 m hoch. Gegen hoc) oben befindliche Nejter läfit ſich (nad) Altum) ſelbſt ein Flintenſchuß mit wenig Pulver und ftarfer Ladung Vogeldunft anwenden. Bei der Vertilgung der Raupen, wie bezüglich der von denjelben befallenen Diftrikten überhaupt ift aber bejondere Vorficht geboten: die langen brüdigen Haare enthalten einen giftigen Stoff (wohl etwas freie Ameifenfäure) und rufen auf der Haut entzündliche Er ſcheinungen hervor, können, in Nafe oder Mund von Menſchen oder Weidetieren gelangend, gleichfalls ſehr unangenehme Folgen haben. Die mit dem Bertilgen betrauten Arbeiter haben ſich dem entjprechend durch Handſchuhe, vor Mund und Naſe gebundenes Tuch zu ſchützen, auch den Luftzug zu beachten, durch den beim Abnehmen oder Verbrennen der Ge ſpinnſte die Haarfragmente wegwärts vom Arbeiter getrieben werden follen. Für Nugungen jeder Art: Beeren, Gras, Weide — ſchließt man die betr. Diftrikte. Natürliche Feinde hat die ftark behaarte Raupe außer Jchneumonen wenige; während des Winters werden wohl durch Meijen eine nicht geringe Zahl von Eiern vernichtet. 4 “ 59 Vo. Fürft, Forſtſchutz. Die Froftfpanner. 8 72. Die Froftjpanner haben ihren Namen von der jpät im Herbjt, ja jelbft im inter — bis Dezember — liegenden Flugzeit; als bejondere Merkwürdigkeit ift bez. der- ſelben anzuführen, daß die Flügel der Weibchen ſtets verfümmert find, jo daß diejelben nur Eriechen, nicht fliegen fünnen. ES find namentlich 2 Arten, deren Fraß in den Wal- dungen ein oft jehr in die Augen fallender ift, nämlich: Der Eleine Froftjpanner, Chimatobia brumata; das Männchen hat ettva 2,6 cm Flügelipannung, gelblichgraue Vorderflügel mit feinen dunkeln Wellenlinien und hellgraue Hinterflügel mit umdeutlicheren Streifen; das Weibchen ift etwa 0,8 cm lang mit ſchwachen Flügelanfägen, der Körper graubraun mit weißen Schüppchen, langen Fühlern und Beinen. Die Raupe, anfänglich grau, nach der erjten Häutung gelbgrün mit lichtem Rückenſtreif, jpäter grün mit dunkler Rüdenlinie, ift ausgewachjen etwa 2,6 cm lang; die Puppe hellbraun. Die Flugzeit ift im November und Dezember; das Weibchen legt, an den Bäumen hinauflaufend, feine Eier namentlich an die Knojpen der Objtbäume, dann der Weißbuchen, Eichen, Eichen, Linden und die im Frühjahr ausjchlüpfenden Näupchen befreffen nun zuerft die Knoſpen, dann die fich entwidelnden Blätter, diejelben nad) allen Seiten ducchlöchernd, fie dabei auch durch Gejpinnftfäden zufanmenmwidelnd. Anfangs Juni etwa laffen fie ſich von den Bäumen ſpinnend herab und verpuppen fich im Boden. Der Obftbaumzüchter, dem der Froftipanner durch Zerftörung der Blütenknoſpen fehr ſchädlich werden kann, fucht ſich durch Theerringe — jog. Naupenleim wird auf fteifes Bapier geftrichen und diejes zur Schwärmzeit um den Stamm fejtgebunden, wodurd die Weibchen am Befteigen der Bäume gehindert werden bezw. ſich auf dem bejtrichenen Papier fangen — zu helfen; im Wald wird man auf Anwendung irgend welcher Mittel verzichten müſſen. Die oft ſehr bedeutende Zerſtörung an Buchenaufſchlag wird nach neueren Mittei— lungen 3?) durch eine den Kleinen Froſtſpanner nahe verwandte Art Chimatobia boreata verurjacht. Der große Froftijpanner, Hibernia defoliaria, mit etwa 4em Flügeljpannung, hellgelblichen VBorderflügeln mit gelbbrauner Zeichnung und dunklem Punkt auf jedem Flügel, den etwas ſchwächer auch die helleren Hinterjlügel aufweifen; die Raupe gelb mit breitem braunrotem Niücdenftreif, der mit feiner dunkler Linie beiderjeits gefäumt ift, — Lebt in ganz ähnlicher Weiſe, ſchwärmt etwas früher im Herbjt; er ift jeltener als der Kleine Frojt- ſpanner, tritt jedoch bisweilen in jehr großer Zahl auf und befrigt, wie es jcheint, neben Obſtbäumen vor allem auch die Eichen *). Mittel gegen denſelben find gleichfalls nicht anwendbar. Der Eichenwickler, Tortrix viridana. $ 73. Der Kleine Falter mit etwa 2,2em Flügelſpannung hat ſchön hellgrüne Vorder- flügel mit gelbweißem Franzenfaum und hellgraue Hinterflügel mit grauweißem Saum, ein dumfel-gelbgrünes Näupchen mit ſchwarzem Kopf und jchwarzen Wärzchen, welche feine Haare tragen, faſt ſchwarze Puppe. Der Schmetterling ſchwärmt Ende Juni, und das Weibchen legt feine Eier einzeln oder in fleinen Partien an die Knojpen in den Mronen älterer Eichen; die im Frühjahr ericheinenden Räupchen befrefjen zuerft die Knoſpen, dann Blätter und Blüten, und ver- puppen fi Anfang Juni in zufammengeroltten Blättern, Nindenrigen u. dgl. Sie treten 32) 3.f. $. u. J. 1884. ©. 68. 33) Im Jahr 1883 fand im Speffart in Eichenbeftänden auf größerer Fläche ein Kahlfraß dur) H. defoliaria ftatt. Den Puppen giengen die Wildſchweine begierig nad). Pe: I Die Deformitäten-Erzeuger. 8 74. 53 bisweilen in ungehenrer Menge auf; der Fraß beginnt, entiprechend der Eierablage, in den Kronen und wird bisweilen zu vollftändigem Kahlfraß, doch begrünen fich die Bäume mit Hilfe der Johannitriebe wieder. Gegenmittel find nicht anwendbar, doc gehen durch Spätfröfte, welche das junge Laub zerftören, oft jämtliche Räupchen zu Grunde und ebenjo mag ungünftige Witterung der Kalamität nicht jelten ein jchnelles Ende bereiten. Die Deformitäten»-Erzeuger. 8 74. Man verfteht hierunter jene Inſelten, welche durch ihren Stich und bezw. Fraß an verfchiedenen Teilen unjerer Waldbäume eigentümliche, oft ſehr in die Augen fallende Wucherungen hervorrufen; der hiedurch verurfachte Schaden ift zwar in den meiften Fällen ein nur geringer, kann aber bisweilen doch ein nennenswerter fein — jedenfalls foll der Forftmann die Urjache folder auffallender Erſcheinungen kennen, und wir führen deshalb die häufigsten dieſer Deformitäten-Erzeuger kurz an: 1. Auf Nadelholz. Die grüne Fihtenlaus, Chermes viridis, ift die Veranlafjerin der eigentümlichen zapfenartigen Anſchwellungen, welche man an der Bafis junger Fichtentriebe fo häufig ficht. Das Weibchen legt im Frühjahr feine Eier in größerer Zahl an die Knoſpen junger Fichten, die ausfchlüpfenden Larven faugen an der Bafis der fich entwidelnden Nadeln, die fich hiedurch krankhaft verbreitern, während das Längenwachstum beichränft wird, und es ent fteht hiedurch jene zapfenartige Wucherung an ber einen Seite des fich über die letztere hinaus verlängernden, meift aber in eigentümlicher Weife krümmenden Triebes, in deren Innerem die Larven zur Entwidlung gelangen. Sind nur die Seitentriebe befallen, jo ift der Schaden eim geringer, zeigen fich aber auch die Gipfeltriebe bejegt und verfrümmen hiedurch, jo wird die Pflanze im Wachstum ſchwer geichädigt; bisweilen zeigen fich Fichten fchläge in ſolchem Ma heimgefucht, daß der Schaden ſehr empfindlich werden lann. Aus— Schneiden und Verbrennen der Gallen nach erfolgtem Abtrodnen derjelben vor erfolgendem Ausfliegen des Imago iſt das einzige, bisweilen zur Anwendung tommende Segenmittel. Minder auffallend find die Heinen, am Ende der Triebe ftehenden, diejelben ganz umfaffenden und dadurch zum Abſterben bringenden Gallen der roten Fichtenblattlaus Chermes coceineus; das Inſelt wird um deswillen faum nachteilig, weil es faſt ausichlieh lih an den Seitenzweigen älterer Fichten — bier allerdings in oft jehr großer Menge — au Die Lärhenwolllans, Chermes larieis, durch ihre weißen Wollenbäufchchen ins Auge fallend, legt ihre Eier an die Nadeln der Lärchen, die Lärvchen faugen an den felben und die Nadeln werden an der betr. Stelle mißfarbig und knicken ein. — Aehnlich tritt Chermes strobi an Weymouthäfiefern auf. 2. Auf Laubholz. Die Gallweſpen, Cynipidae, erzeugen durch die Ablage ihrer Eier in Blätter, Zweige, Knoſpen, Blüten umd durch den Reiz, welchen der Fraß der Meinen Larve verur facht, eigentümliche Wucherungen, Gallen, verſchiedenſter Urt und Größe, die oft jehr ins Auge fallen. Namentlich ift es die Eiche, auf der eine Anzahl jolher Gallweſpen lebt: fo die Eihengallweipe, Cynips quereus folii, die befannten großen rot und grünen ſog. Galläpfel auf der Unterjeite der Eichenblätter erzeugend; die Zapfengallweſpe, C. fecundatrix, die Verurjacherin der bopfenartigen, anfänglih grünen dann brammen Büäpfchen an der Spitze der Eichenzweige; die Eihenrojengallweipe, C. terminalis, große rofenfarbige Schwammgallen an den Zweigipigen der Eiche hervorrufend. Hierher gehören auch jene im Süden vorfommenden Gallweipen, deren Stich die bekannten, als Gerbemittel Verwendung findenden Knoppern erzeugt. 54 VI. Fürſt, Forftichug. Die Buhengallmücde, Ceeidomyia fagi, verurfacht in ähnlicher Weife die fegel- förmig zugefpisten grün und voten Gallen, twelche fich allenthalben und oft in großer Menge auf den Buchenblättern finden. In auffallend ftarker Weiſe wird die Ulme von einigen Blattlausarten heimgefucht. Die Blätter derjelben zeigen fich auf der Oberjeite oft ganz überdedt mit großen, grünen, fpäter mißfarbigen Blafen, von der Ulmenblajfen-Blattlaus, Tetraneura ulmj, her- rührend; an der Bafis der Blätter jüngerer Ulmen finden fich häufig die bis wallnuß- großen blafigen Auftreibungen von Schizoneura lanuginosa. Die Rinde alter Buchen findet ſich bisweilen dicht bededt mit dem weißen Sekret der Buchenwolllaus, Chermes fagi. Gruppierung der Forftinfeften nad) verschiedenen Gefihtspunften. 8 75. Wie in $ 37 berührt, kann die Gruppierung der ſchädlichen Forftinfekten in wejentlich verschiedener Weiſe, von verjchiedenen Gefichtspunften aus erfolgen; eine jolche möge nun nachftehend noch Platz greifen. 1. Nah dem Alter der befallenen Beftände Es läßt fich-beobachten, daß ein Teil der Inſekten nur junge Pflanzen, Schläge heim- fucht und beſchädigt, ein anderer nur ältere Beſtände, und jelbit hier nochmals mit einem Unterschied zwiſchen Stangenholz- und Altholzbeſtänden. Dieje Unterjchiede find teils direkt durch die Lebensweiſe bedingt, indem ein Teil der Inſekten ſich nur vom zarter Rinde, zarten Wurzeln nährt, jonach auf die Schläge angewiefen ift, ein anderer unter dicker Borfe, im Innern des Holzes Nahrung fucht, feine Eier in den Schuß der Rindenjchuppen abfegt und demgemäß auf ältere Beftände angewiejen ift; teilweiſe aber ift der Grund, weshalb (z. B. vom Föhrenfpanner, der Eule) in höherem Grad Stangenhölzer als alte Beftände befallen werden, ſchwer einzujehen. Man unterfcheidet mın Aulturverderber und Beftandsperderber umd zählt zu erjteren: Hylobius abietis und Pissodes notatus, tie überhaupt die Mehrzahl der Rüffelkäfer, Bostrichus bidens, Hylastes ater und cunicularius, Melolontha vulgaris (als Engerling), Retinia buoliana, turionana und resinella, Lyda campestris, Gryllotalpa vulgaris, Agri- lus viridis. Als Beftandsverderber erſcheinen die übrigen aufgezählten Inſekten, von denen die meisten Borfentäfer, dann Gastropacha pini und Liparis monacha ſtets in erjter Linie Altholzbeſtände zu befallen pflegen, während Pissodes piniphilus, dann Trachea piniperda und Fidonia piniaria ihre Angriffe zumächft gegen die Stangenhölzer (dev Führe) richten. 2. Nach den befhädigten Baumteilen. Holz oder Stammpderderber zerfreffen entweder die Baſthaut und bewirken hiedurch meift vafches Abfterben, wie nahezu ſämtliche Borfenkäfer (Ausnahme Xyloterus lin.) und Bajtfäfer, dann die auf Nadelholz lebenden Rüffelfäfer, die Gattung Buprestis; oder die Marfröhre, wie die Jmagines von Hylurgus piniperda und minor, dann die Zarven von Retinia resinella; oder durchwühlen im Larvenzuftand das Holz: Xyloterus lineatus, die Gattungen Sirex, Cerambyx. Blattverderber. Hieher gehören die Raupen der meiften Schmetterlinge, die Gattungen Melolontha, Lytta, Chrysomela (evftere nur als Imago), die Afterraupen der Blattweſpen. Wurzelverderber: die Engerlinge der Gattung Melolontha, dann Gryllotalpa vulgaris. Knoſpenverderber: Retinia buoliana und turionana, ferner ein Teil der Laubholz-Rüffelkäfer. Gefährdung durch Gewäcle. 8 76. 55 Deformitäten-Erzeuger endlid find die Gattungen Chermes, Cynips, Ce- eidomya, dann verfchiedene Blattlausarten. 3. Phyſiologiſch ſchädlich find jene Inſelten, durch deren Beſchädigungen die Gewächſe im Wachstum mehr oder weniger beeinträchtigt, eventuell jelbft zum Wbfterben gebracht werben, aljo die Zerftörer von Safthaut, Belaubung, Wurzeln, während jene, welche durch Durchlocherung des Holzes dasjelbe für techniſche Zwede mehr oder weniger unbrauchbar machen, als technisch ſchädlich bezeichnet werden. Zu der verhältnismäßig Heinen Zahl der leptern zählen Xyloterus lineatus, die Gattung Sirex und die meiften ber Cerambyeiden. 4. Was endlich die Einteilung nad) dem Grad der Schädlichkeit betrifft, fo ftößt eine ftrenge Mlaffifizierung der Forftinjekten in jehr ſchädliche, merklich ſchädliche und wenig jchädliche auf ziemliche Schwierigkeiten; immerhin dürften nachftehende In fetten, weil öfter umd in einer die Waldungen oft ſchwer jchädigenden Menge auftretend, als unbedingt ſehr ſchädliche bezeichnet werden: Bostrichus typographus, Hylobius abietis, Melolontha vulgaris, Gastropacha pini, Liparis monacha; am fie ſchließen ſich zunächſt, weil ftellenweife ſchon ſehr ſchädlich auf getreten: Pissodes notatus, Hylurgus piniperda, Trachea piniperda, Fidonia piniaria, Lophyrus pini. Die übrigen aufgezählten Forſtinſelten möchten wir der Hauptjache nad) den merklich Ihädlichen zuzählen und nur folgende, um ihres häufigen und charakteriftiichen Bortommens willen angeführte als wenig jchädliche bezeichnen: die Cerambyeiden und Chryfomeliden, dann die Deformitäten-Erzeuger. 2. Gefährdung durch Gewächſe. 1. Forftunfräuter. Begriff; Auftreten. $ 76. So wenig wir jedes im Wald vorfommende und von Baumteilen fich näh rende Infekt fofort als „Forſtinſelt“ bezeichnen können, ebenjowenig werden wir jedes im Wald auftretende Gewächs als „Forjtunfraut“ anfprechen. Mit diefem letztern Namen bezeichnen wir vielmehr nur jene Gewächſe, welche in größerer Zahl und gemeinichaftlich auftretendb unfern waldbaulichen Beitrebungen in irgend welcher Weiſe hindernd entgegen- treten, das Gedeihen unſerer Holzgewächle beeinträchtigen. Diejes Auftreten von Forſtunkräutern und deren Urt ift mum durch verichiedene Fat toren bedingt: durch die mineralifhe Zuſammenſetzung des Bodens, deſſen größern ober geringern Gehalt an Feuchtigkeit, vor allem aber auch durch die Einwirkung des Lichtes. Im dicht geichloffenen alten Buchenbeftand ſehen wir feinen Grashalm, in der Kieferndidung ift feine Spur des Heidefrautes mehr vorhanden, das vorher die Schlag fläche dicht überzog und das alsbald wieder ericheint, wenn der ältere Föhrenbeftand fich anfängt zu lichten, ebenjo wie der zum med der Verjüngung gelichtete Buchenbeitand alsbald eine leichte Begrünung, die kahle Fläche des abgetriebenen Fichtenbeftandes einen dichten und mannigfaltigen Unkrautüberzug an Stelle der bisherigen Moosdede zeigt. Je frischer und kräftiger der Boden, je voller die Einwirkung des Lichtes, um fo mannigfaltiger und üppiger pflegt diefer Ueberzug zu fein, während auf ärmerem Boden und bei gebämpfter Lichteinwirlung nur wenige Unkräuter — etwa Heide im erjtern, Hei- delbeere im leptern Fall — oft weithin die Dede des Bodens bilden. Die Anjprüche der verſchiedenen Unkräuter an das Licht, wie an die Eigenichaften des Bodens find biebei vielfach jo charakteriftiich, daß der Forſtmann aus deren Auftreten manche wichtige Schlüffe ziehen kann: eine Leichte Begrünung des Buchenjamenichlages jagt ihm, daf genügend 56 VII. Fürst, Forftichug. Licht für den auffeimenden Nachwuchs vorhanden fei, im Eichenftangenholz gilt fie ihm ala ein Zeichen, daß der bodenfchügende Unterbau nun bald am Plate fei; wo Heide wuchert, wird er auf die Nachzucht anſpruchsvoller Holzarten verzichten, während ihm Himbeere und Tollkirſche den Boden als noch friſch und kräftig bezeichnen. Zu fürchtende Nachteile. 5 77. Ein mehr oder weniger dichter Ueberzug von Forftunkräutern verjchließt den Boden der natürlichen Anſamung, bereitet aber auch der Fünftlichen Aufforftung, der Be- arbeitung des Bodens für die Saat, der Herftellung des Pflanzloches Schwierigkeiten und verurfacht hieducch, wie durch die etwa gebotene Anwendung ftärferen Pilanzmateriales oft weſentlich höhere Aufforftungsfoften. Die Forſtunkräuter, meift raſchwüchſig und, wenn auch bei der Kultur entfernt, raſch wieder ericheinend, überwachen die meift langſamer wüchſigen Holzgewächfe, entziehen ihnen den Licht- und Thaugenuß, nehmen einen großen Zeil der im Boden vorhandenen löslichen Nährftoffe in Anspruch, Halten namentlich die nur leichten Regen ab, in den Boden einzudringen, während fie ſelbſt duch Verdunftung dem Boden viel Feuchtigkeit entziehen; überlagern endlich, im Herbjt und Winter abjter- bend, die Holzpflanzen oft jo vollftändig, daß diejelben zu Grunde gehen. Ebenfo über— wuchern einzelne Schling- und Rankengewächſe jelbft ftärkere Pflanzen vollftändig, fie zu Boden drückend. An den im Grafe ftehenden Pflanzen beobachten wir im Frühjahr häufig Froftbe- ſchädigungen als Folge ſtarker Verdunftung, und Mäuſe finden twillfommenen Schuß im dichten Gras und Unkrautüberzug. So find die Forftunkräuter dem Forſtmann eine meift unwillkommene Erſcheinung, willkommen nur etwa zur Bindung allzu lockern Bodens oder als lichter Schutzbeſtand in Geſtalt von Beſenpfriemen und Wachholder. Daß dieſelben zur Fütterung des Viehs und als Streumaterial Verwendung finden, durch ihre Beerenfrüchte der armen Bevölkerung einen erwünſchten Nebenverdienſt bieten, möge noch erwähnt fein. Bezeihnung der häufigften Forftunfräuter. $ 78. Die Forftunfräuter find bald frautartig und alljährlich abjterbend, bald zwei— und mehrjährig, im legtern Falle teils am Boden hinkriechende Fleinere Sträucher, wie die Beerfräuter, die Heide, bald aber zu kräftig in die Höhe ftrebenden eigentlichen Sträuchern, wie Schwarz- und Weißdorn, Hollunder u. dgl., fich entwidelnd. Für das Auftreten der einen oder andern Art ift der Standort, insbeſondere aber auch der Feuchtigkeitsgrad des Bodens maßgebend, jo daß wir fie nach diefem legtern einigermaßen gruppieren können. Auf naſſem und torfigem Boden finden wir einige Beerkräuter: die Moo3- beere und Raufchbeere, die Sumpfheide, den Sumpfporft, das Wollgras, ferner verſchiedene jog. ſaure Gräfer: Niedgras, Binfen und Simfen, dann das Sumpfmoos, auch das ſog. Bürſtenmoos. Mannigfaltig iſt die Unkräutervegetation auf gutem, friſchem Boden: dingerhut, Tollkirſche, Weidenröschen , Brenneſſel, Hanfneffel, Himbeeren, Brombeeren, Farnkräuter und Gräſer verfchiedenster Art bilden den dichten Bodenüberzug; im geſchloſſenen Fichten- und Tannenbeſtand find es Mooſe, meiſt zur Gattung Hypnum gehörig, die den Boden decken. Auf trockenem, ſandigem oder heruntergekommenem Boden finden wir Heide, Heidelbeere, Preißelbeere, die Ginſterarten, Beſenpfrieme, Habichts- und Kreuzkraut, Hau— hechel, Wollblume, dann die trockenen, ſchmalblätterigen Angergräſer. Die Sträucher, welche in unſeren Waldungen auftreten, namentlich auf gutem, friſchem Boden (Auwaldungen) üppig und läſtig wuchernd, find: Schlehdorn (Schwarz- Schmaropergewäcle. $ 80. 57 dorn), Weißdorn, Hollunder, Faulbaum, Hartriegel, Beinweide, Spindelbaum, Geisblatt, auf trodenerem Boden Wacholder. Mittel der Abwehr. 8 79. Wie bei der ſchädlichen Tierwelt, jo werden wir aud hier dem mafjenhaf- teren Auftreten der Forftunfräuter in erjter Linie vorzubeugen fuchen, indem wir benfelben die Bedingungen freudigen Gedeihens thunlicht entziehen. Wir ſuchen den Be ſtandsſchluß zu erhalten, ftellen unjere Bejamungsichläge dunkel, hauen jo langſam nad, als dies die Holzart geftattet; juchen dort, wo wir zum Kahlhieb genötigt find, demjelben mit der Mufforftung raſch zu folgen, wählen die Pilanzung ev. mit ftärferen verichulten Pflanzen an Stelle der Saat oder Heiner Pflänzlinge, da erjtere weniger leiden, den Schluß rafcher wieder heritellen. ft aber der Gras» und Unkrautwuchs auf den vom uns zu Kultivierenden Flächen ſchon vorhanden oder jtellt er fich alsbald nach der Kultur in bedronlicher Entwidlung ein, jo gilt e8, denjelben thunlichjt zu zerftören. Starten Graswuchs hält man mit der Sichel durch Abgabe des Graſes als Viehfutter nieder, oder läft in Saaten dasjelbe durch Nupfen (wozu fich die Futterbedürftigen allerdings viel weniger gern berbeilaffen) ent fernen; Heide, Befenpfrieme, Farnkräuter find in den meisten Gegenden als Streumaterial abſetzbar und werben koſtenlos entfernt. Wo aber ſolche Abgaben läftiger Unkräuter als Butter und Stren nicht möglich, darf man auch Koften für das Ausichneiden derſelben, das Niedertreten von Farn und Brombeeren, das Heraushauen holziger Sträucher nicht ſcheuen; ſelbſt Eintrieb und reſp. Durchtrieb von Schafen und Rindvich durch ftark gras wüchfige Fichtenkulturen hat man jchon mit überwiegendem Vorteil angewendet. Segen den Wiederausichlag der Stöde läjtiger Sträucher und Weichhölzer hat man auch das Uebererden der Stöde, Zudecken derjelben mit nicht zu Meinen Erdhaufen und Plaggen mit gutem Erfolg angewendet. — Landwirtichaftliher Zwiſchenbau, wie er in der Nheinebene teilweije im Gebrauch, zerjtört den Unkrautwuchs zwiichen den Pflanzen reihen volllommen. Sehr Täftig kann der Unkrautwuchs in Korftgärten werden. Neben dem Ausjäten als Mittel der Zerftörung wären das Deden der Räume zwiſchen den Pilanzenreihen mit Laub und Moos, Vorficht bei Anwendung des jog. Kompoftdüngers, der viel Un— frautfamen enthalten kann, wie bei Auswahl des Plapes für Saatbeet oder Forftgarten, als Mittel der Vorbeugung zu nennen. 2. Shmaroßgergewädfe. 8 80. Als ſolche erfcheinen zumächit zwei Gewächſe aus der Ramilie der Miſteln: die allenthalben verbreitete gewöhnliche Miftel (Viseum album) und die Eidhenmiftel oder Riemenblume (Loranthus europaeus), welche mehr in füdlichen Ländern zu Haufe iſt. Erftere durchjegt mit ihren Senhvurzeln das Holz insbefondere von Tannen, Föhren, Linden, n, Alazien und macht, wenn fie am Stamm auftritt, das Holz zu Nupbolz zwecken unbrauchbar, lehztere erzeugt namentlich an Eichen oft kopfgroße Wucherungen, oberhalb deren der Stamm nicht jelten abftirbt. Mittel gegen beide Schmaroger, die im Großen anwendbar wären, gibt es nicht. Im weitern find es Pilze, welche in das Innere der Gewächſe oder einzelner Teile derfelben eindringend diefelben mehr oder weniger zerftören, ihr langiameres oder raſcheres Mbfterben bewirken. Im engen Zuſammenhang mit den Pflanzenfrankheiten fte- bend und vielfach deren Urfache, mögen fie mit jenen Beiprechung im III. Abſchnitt finden. 58 VI. Fürft, Forſtſchutz— IM. Befährdungen durch die anorganifche Hatur. 1. Gefährdungen durh ungewöhnlich niedere oder hohe Temperatur (Froſt und Biße). A. rofl. 8 81. Se nad) der Zeit des Auftretens unterjcheiden wir den zur Zeit völliger Ve— getationsruhe auftretenden Winterfroft, ven jpät im Frühjahr nach bereits eingetretenen Erwachen der Vegetation fich einftellenden Frühjahrs- oder Spätfroft, endlich den Herbft oder Frühfroft, welcher zeitig im Herbſt eintretend die noch nicht vollſtändig abgefchloffene Vegetation bejchädigt. Eine bejondere Art von Frofterjcheinung ift endlich das Sog. Auffrieren, ver Barfroft, durch welchen lockerer, wafjerhaltiger Boden und mit ihm die in demfelben wurzelnden ſchwächern Pflanzen gehoben werden. 8 82. Der Winterfroft wird unfern Waldbäumen nuv dann jchädlich, wenn er entweder befonders hohe Grade erreicht oder nur ſchwach verholzte Pflanzenteile trifft — andernfalls geht ev an denjelben ohne Beichädigung vorüber. Er kann phyſiologiſch fchädlich werden, das Pflanzengewebe tötend oder doc jchädigend, und mechanisch ſchädlich, das Gewebe zerreißend, ohne weitere nachteilige Folgen für das Leben des Baumes (Froftrife). Durch den Winterfroft leiden namentlich die nicht vollitändig verholzten Pflanzen— teile, und mir fehen daher einerjeit3 die ſog. Johannitriebe Häufig erfrieren, ebenjo aber auch die Triebe jener Holzgewächſe, welche dank feuchtivarmer Herbjtwitterung, reichlicher Loderung und Düngung des Bodens bis jpät in den Herbſt hinein fortgewachjen find; ebenfo z. B. auch einjährige, infolge jpäter Saat und trodenen Samens erſt jpät aufge feimte Eichenpflanzen. Bei hohen Kältegraden, insbejondere wenn mit jtarfer Kälte des Nachts ſonnige Wintertage mit verhältnismäßig hoher Temperatur wechſeln, jehen wir aber auch ältere Stämmchen und Pflanzen an Stamm und Wurzeln Not leiden, die Nadeln unferer Fichten und Tannen fich vöten; jo ftarben im ſtrengen Winter 1879/80 zahlreiche Eichenftangen ab, Tannenpflanzen wurden getötet, die Sonnfeiten der Nadelholzbejtände gerötet. — Auch plößliche Freiftellung von Pflanzen, die bisher ſehr geſchützt ſtunden, läßt bei nur etwas ftärferer Kälte Beichädigungen wahrnehmen, und ebenjo jcheint im Früh— jahr unmittelbar vor Laubausbruch bei manchen Holzarten — jo Fichten und Tannen — gefteigerte Empfindlichkeit gegen Froſt zu beftehen. Schneelojer Winter verhält ſich eben- falls ungünftiger, läßt die jüngern Wurzefteile erfrieren, während eine Schneedecke den- jelben guten Schuß gewährt. Mittel zum Schuß gegen diefe Beſchädigungen ftehen ung, wie leicht einzujehen, nur im geringften Maß zu Gebote. Als mechanisch ſchädliche Folge ftrengen Winterfroftes ericheinen die jog. Froftrijie oder Eisflüfte; diefelben find nach) Rob. Hartigs Anficht °*) eine Folge des Austretens des gefrierenden Wafjers aus den Zellwandungen in das Lumen der Zellen, es tritt hie- durch eine Erſcheinung ähnlich dem Schwinden des Holzes ein und der Stamm reißt auf größere oder geringere Strede in der Längsrichtung auf, wobei der in der Peripherie beginnende Riß fich mehr oder weniger tief in das Bauminnere erſtreckt. Dieſe Froft- ipalten, welche fich beim Aufthauen wieder Schließen, jucht der Baum durch gefteigerten Zuwachs an den Seiten des Niffes (in Folge verminderten Nindendrudes) zu übermwallen ; hiedurch entfteht eine anfänglich geringe, bei wiederholtem Aufreigen und Ueberwallen aber ſich fteigernde Erhöhung längs des Stammes, welche als Srojtleijte bezeichnet wird. — Der Nachteil durch Froftriffe, welche man insbejondere an Eichen, Edelkaftanien, Nuß— 34) Lehrbuch der Baumkrankheiten 1832. S. 179. Ausführlid beſpricht die verſchiedenen bez. der Entftehung der Froftriffe beftehenden Anfichten Nördlinger (Forſtſchutz ©. 420 ff.). Gefährdungen durch die anorganische Natur. 8 34. 59 bäumen, aud Eichen und Ulmen — und zwar auf deren Nord- und Dftfeiten — wahr nimmt, befteht darin, daß ſolche Stämme zu mancher technischen Verwendung unbrauchbar werben; auch beginnt von den Froftriffen aus nicht jelten Fäulnis des Stammes. — Schutz— mittel ftehen uns nicht zur Verfügung. 8 83. Biel gefürdhteter als der Winterfroft ift der Spät- ober Frühjahrs- froft; die durch denjelben verurfachten Beihädigungen find um jo größer, je jpäter er im Frühjahr ſich einstellt, je weiter die Vegetation entwickelt ift. Er tötet die zarten Blätter und Triebe,-die Heimlinge und die Blüten vieler Holzarten völlig, durd die Vernichtung ber letzteren auch die Ausficht auf ein Samenjahr zerjtörend; ftärfere Pflanzen werben zwar nicht getötet, können aber infolge wiederholter Froftbeihädigung zulegt volljtändig verfrüppeln (jo Fichten in jog. Froſtlöchern). Sehr verſchieden ift num das Verhalten der einzelnen Holzarten dem Spätfroft gegenüber, und manche ertragen eine Temperatur bis zu —5, ja —7 rad, werden baber, da ſolch' bedeutende Temperaturerniedrigung faſt nie ftattfindet, als frojthart bezeichnet, während jene, welche jchon bei viel geringeren Froftgraden erfrieren, empfimdlide Holzarten genannt werden. Zu den erjteren gehören: Hainbuche, Birke, Erle, Ulme, Aipe, Weide, Vogelbeere, dann Föhre, Schwarz und Weymouthskiefer, zu den lepteren Eiche, Edelkaftanie, Eiche, Buche, Alazie, Tanne; in der Mitte dürften etwa Ahorn, Linde, Fichte und Lärche ftehen. Berihiedene Momente erhöhen die Schädlichkeit des Spätfroftes, die Gefahr durch benjelben. Die meiften Waldbäume ertragen einige Grade unter O bei trodenem Froft, Neifbildung dagegen und längere Dauer des Froſtes erhöht deſſen ſchädliche Wirkung; be wegte Luft wirft günftig — wir jehen dort, wo der Luftzug fehlt, im den fjog. Froft lödhern, die Froftbeihädigung faſt alljährlich auftreten, ebenfo dort, wo durd Waſſer und Wiejenflächen die Verdunftung eine bejonders ftarke ift; Pflanzen inmitten dichten Graswuchjes erfrieren leichter als jene auf unbenarbtem Boden. Die Frojtbeihädigung macht ſich vielfach nur bis zu einer gewiſſen Höhe, der jog. Froſthöhe bemerfbar, ober halb deren die Pflanzen unbeſchädigt bleiben; es ift dies dadurch bedingt, daß nad) oben die Feuchtigkeit abnimmt, die Luft bewegter wird; aus gleichem Grunde fehen wir Froſt befhädigungen in Thälern und Einjentungen auftreten, während die höheren Lagen unbe ſchädigt blieben, Süd- und Südweitgehänge find infolge der dort früher erwachenden Vegetation ge fährdeter, ala Nordweſt- und Nordgehänge; Dftgebänge leiden durch die falten, froftbrin genden Oſtwinde, ebenjo aber auch durch die jofortige Erwärmung durch die Sonne nad) einer hellen Froftnacht, da raſches Aufthauen der gefrorenen Pflanzenteile ſtets befonders nachteilig wirft. Die,empfindlihe Eiche und Akazie entgehen nicht felten durch ihr jpätes Ergrünen dem Spätfroft, ebenjo der Gipfeltrieb der Tanne, der ſich jpäter entwidelt, als die Seitentriebe; die Lärche ift am empfindlichiten im Moment der allerdings ſehr früh ein tretenden Mnospenentfaltung, jpäter weniger. $ 84. Die Mittel, durch welche wir im größern Forftbetrieb den Wirkungen des Spätfroftes einigermaßen vorbeugen können, liegen vorwiegend auf dem Gebiet des Waldbaues. Geftügt auf die Wahrnehmung, daf unter dem Schirme ftärferer Bäume infolge der gehemmten Wärmeausftrahlung Spätfroftericheinungen nicht oder doch mur im abgeſchwächtem Maße auftreten, erziehen wir unjere empfindlicheren Holzarten unter einem Mutter» oder Schutz-Beſtand, halten denjelben dunkel, bauen langiam und allmählich nach, jeden plöglichen Uebergang zur Freiftellung tbunlichjt meidend. Fehlt einer auf auforjtenden Fläche der Schugbeftand, fo erziehen wir, wenn die Aufforftung mit gegen Froſt empfindlicheren Holzarten zu erfolgen hat, uns nicht jelten einen foldhen durch vor 60 VI. Fürſt, Forftichuß. ausgehende Bepflanzung der Fläche mit raſchwüchſigen und froftharten Holzarten — Föhre, Erle, Birfe — die nach genügender Erftarfung der zwiſchen den Pflanzenreihen einge- brachten empfindlicheren Holzart (Fichte) allmählich und vorjichtig wieder entfernt werden. Hochjtengliche Forjtunfräuter, wie Bejenpfriemen, Wachholder, Sträucher verichiedener Art bilden bisweilen einen natürlichen und gut zu benüßenden Schußbeftand. — In Erman- gelung des letztern wählen wir bei empfindlicheren Holzarten zur Aufforftung ſtets jtärfere Pflanzen, die vom Froft nur beſchädigt, nicht aber getötet werden, der Gefahr auch rajcher entwachſen; Wildlinge, die bisher etwa unter ftärferer Befchattung ftunden (Buchen, Tannen, Fichten), find, weil gegen Froft und Hitze gleich empfindlich, zu ſolchen Kulturen ing Freie veriverflich. Bon befonderer Bedeutung ift der Schuß unferer Saatkämpe und Forftgärten, und jtehen ung für diefelben neben den VBorbeugungs- auch direkte Schugmittel zu Gebot. Zu erfteren gehört die zweckmäßige Auswahl der Dertlichkeit: das Vermeiden von Froftlagen, das Vorhandenfein von Seitenfchug durch umliegende Bejtände; ferner die Ausſaat empfindlicher Holzarten (Eichen, Buchen) im Frühjahr ftatt im Herbit, da hiedurch die Keimung weſentlich verzögert wird. Als direktes Shußmittel ift das Beſtecken der PVflanzenbeete mit Neifig, das Deden derfelben mit Schußgittern zu betrachten, ja man it da und dort foweit gegangen, dem ganzen Saatbeet eine Hochdeckung zu geben. Das Ueberhalten einer Schugbeftodung auf einer Saatbeetfläche führt foviele Nachteile mit ſich, daß wir uns nicht für dasſelbe ausfprechen können. Gärtner fuchen gefrorene und bereifte Pflanzen durch Begießen mit faltem Waſſer und hiedurch verlangfamtes Aufthauen zu retten; im Forftgarten wird auch ausnahms— weile von dieſen Mitteln Gebrauch gemacht werden können. ; $ 85. Viel weniger Gefahr als die Spätfröfte bringen die zeitig im Herbſt ein- tretenden Früh- oder Herbftfröfte mit ſich; abgejehen davon, daß fie überhaupt jeltener eintreten, werden durch diejelben nur die noch unverholzten Pflanzenteile betroffen, der Schaden ift hieducch ein geringerer. Später Hieb in Ausfchlagwaldungen (Schälwald), warmer umd feuchter Herbſt, der die Vegetation lange nicht abjchließen läßt, fteigern die Gefahr; namentlich die Eiche mit ihren ſog. Sohannitrieben erjcheint bedroht. Auch das Auftreten der Schütte bei der Kiefer Hat man Frühfröften zugejchrieben und die Pflanzen durch vechtzeitiges Bededen mit Aeſten oder durch Ausheben und Ein- fellern derjelben zu ſchützen gejucht. - $ 86. Eine in Forftgärten, und Saatkulturen gefürchtete Erſcheinung iſt jene des Auffrierens de3 Bodens, des Ausfrierens der Planzen: die Erjcheinung des ſog. Bar- froftes. Der lodere, feuchte, einer feftigenden Bodendede bare Boden wird durd) das Gefrieren des Waſſers gehoben, mit demjelben die Pflanzen, und bei dem mit eintretenden Aufthauen ftattfindenden Zurüchinfen des Bodens bleiben dieſe legtern obenauf Liegen und gehen dann durch Vertrocknen meist zu Grumde. Loderer Boden, Feuchtigkeit desjelben und wechjelndes Froft- und Thauwetter, wie wir dasjelbe insbejondere an hellen Tagen im Februar und März wahrnehmen, find ſonach Bedingungen diefer Erjcheinung. Durch dieſelbe Leiden erklärlicher Weife vorwiegend flachwurzelnde Holzarten, die Fichte, die Tanne mit ihrer langjanen Entwicklung, während die tiefwurzelnde Eiche, Föhre, Edelfaftanie wohl nur ausnahmsweiſe bejchädigt werden. Wir beugen der Gefahr des Ausfrierens vor durch Entwäfjerung feuchter Drte, Anwendung der Pflanzung an Stelle der Saat, der Ballenpflanzung an Stelle der Pflan- zung mit nacdtwurzeligen Pflanzen in gefährdeten Dertlichkeiten. Im Saatbeet unterlafjen wir ein Lockern und Ausgrafen der Beete im Herbft, deden die Zwiſchenräume zwijchen den Pflanzen mit Laub oder Moos, häufeln die Pflanzen an; drücden nach eingetretener Hitze. $ 89. 61 Beſchädigung die gehobenen Pflanzen wieder an oder überfieben die bloßgelegten Wurzeln mit klarer Erbe. B. Sibe. 887, Die Hitze — hohe, durch die Einwirkung der Sonne hervorgerufene Wärme: grade — wird direlt mur durch den jog. Rindenbrand, indirelt aber durch das Austrodnen des Bodens bei gleichzeitig gefteigerter Verbunftung ber Blätter nachteilig; trodene Dft- winde fteigern hiebei diefe nachteilige Wirkung. Diejelbe macht ſich geltend in dem Kümmern und endlichen Abjterben von Keim fingen und ſchwächern, ja ſelbſt ſtärlern Pflanzen, im Vertrodnen feimender Samen, im Welkiwerden von Blättern und Blüten vieler Gewächſe, dem Taubwerden und Wbfallen bereit3 angejegter Früchte. Selbjt an alten Bäumen kann man ein frübzeitiges Welt werben und Vergelben der Blätter wahrnehmen, und heißen Sommern pflegt ſtets ein verhältnismäßig ftarfer Unfall an Dürrholz zu folgen. Beglinftigung der Vermehrung jhädlicher Inſelten, welchen trodenes Wetter ftets günftiger als naßlaltes ift, denen durch die Fränfelnden Stämme vermehrte Brutjtätten ge boten find, dann erhöhte Gefahr durch Waldbrände ericheinen als ſekundäre Folgen der Trodenhige. Die nachteiligen Wirkungen der Hitze und bezw. des durch diejelbe hervorgerufenen Austrodnens des Bodens machen ſich nun erflärlicher Weije ganz bejonders geltend: auf an fich trodenerem oder fladhgründigem Boden (Sand, Kalf), an den heifien Süd- und Weitgehängen, bei jeicht wurzelnden Holzarten (Fichte, Tanne), bei Saatkulturen und jungen Pflanzungen, namentlich bei erſt friich verjegten und noch nicht genügend angewurzelten Pflanzen. Aus lepterem Grund ift auch Trodenhige und austrodnender Dftwind zur Kulturzeit und unmittelbar nach derjelben bejonders verderblich. Auch die Wirkung des Nefleres macht fi in der Nähe einzeln ftehender Bäume oder ganzer Schlagwände oft in umangenehmer Weije geltend; wir jehen dort den Schere zuerſt Schmelzen, den Boden früher ergrünen, aber auch im heißen Sommer die Vegetation kümmern und felbjt abjterben. 8 88. Wie bei dem Froft, jo liegen auch bez. der Hitze die Mittel der Vorbeugung auf waldbaulihem Gebiet: Verjüngung unter Mutter oder Schugbeitand, Erhaltung des Seitenfchuges gegen Süd und Weit dort, wo man Kahlhiebe führen muß; Erhaltung eines Waldmanteld zum Schuß gegen austrodnende Winde; Wahl der Pilanzung an Stelle der ftets gefährbeteren Saat, ftärferer und reihbewurzelter Pflanzen an Stelle ſchwacher un verfchulter Pflänzlinge; tiefe Bodenloderung und vertiefte Saatjtreifen dann, wenn irgend welche Gründe gleihwohl zur Saat nötigen — das find etwa die wichtigiten Vorbeugungs mittel im Wald. Im Forftgarten ftehen uns ſolche Mittel zu Gebote, zumächit wieder in der richtigen Auswahl des Plaes, jeitlih gegen Süd und Weit geihügter Dertlicjkeiten; in dem Deden der frisch angefäten Beete mit Neifig, Moos, Schußgittern, dem Schuß der Keimlinge und Schwachen Pflanzen durch aufgejtedte Aeſte und übergelegte Gitter; in dem häufigen Yodern, Ausgrajen, Anhäufeln der Beete und reip. Pflanzen. Auch zur Gießkanne greifen wir wohl im Notfall; wo die Bewällerung der Saatbeete ohne allzu große Koften möglich ift, wird fie fich ftets vorteilhaft erweiſen. $ 89. Als eine Folge direlter Einwirkung der Sonne ericheint der jog. Rinden brand, bei weldhem an der der Sonne in hohem Grade ausgejegten Süd- und Südweit feite der Stämme deren Rinde der Negel nach ſtreifenweiſe troden wird, aufreift und ſchließlich abfällt; das blofgelegte Holz ftirbt ab und verfällt der ſich mehr und mehr ins Stamminnere ziebenden Fäulnis, 62 VI. Fürſt, Forſtſchutz. Nur unter beſtimmten Verhältniſſen ſehen wir dieſe Erſcheinung auftreten: bei glatt- rindigen Holzarten, obenan der Buche, dann Hainbuche, Eſche, Ahorn, jüngeren Fichten und Eichen, wenn dieſelben, im Schluß bezw. Seitenſchutz erwachſen, plötzlich gegen Süd oder Südweſt bloßgeſtellt werden, wie dies etwa bei neuen Weg- und Eiſenbahnan— lagen, durch ſtarke Aufaſtungen oder durch Abnützung eines vorliegenden Beſtandes der Fall iſt. Namentlich zeigen auch übergehaltene Buchen dieſe Erſcheinung, die dann nahe dem Boden zu beginnen pflegt, und fordern in dieſem Fall zu raſcher Nutzung auf. Im übrigen ſucht man die Veranlaſſung zum Rindenbrand, die plötzliche und un— vermittelte Freiſtellung von Beſtandsrändern, bei empfindlichen Holzarten möglichſt zu ver— meiden; iſt dies nicht möglich und zeigen ſich die Randſtämme ſchadhaft, ſo wird man die— ſelben gleichwohl erhalten, um die hinter denſelben ſtehenden Stämme vor gleicher Be— ſchädigung zu ſchützen. Selbſt die Heiſter empfindlicher Holzarten, aus der Pflanzſchule ins Freie geſetzt, zeigen Spuren des Rindenbrands, und wird die Erhaltung einer rauhen Beaſtung, wenn dieſe fehlt das Umwinden mit Reiſig, als Schutzmittel zu betrachten ſein. 2. Gefährdungen durch atmoſphäriſche Viederſchläge. A. Ziließendes und flagnierendes Waffer. 8 90. Sp wohlthätig im allgemeinen die Wirkungen des Regens für die Vegetation find, jo unentbehrlich er derjelben im heißen Sommer ift, jo nachteilig können doch auch heftige Regengüſſe und die durch diefelben gefteigerten Mengen fließenden Waſſers unſern Waldungen werben. Durch Starken und anhaltenden Negen, PBlabregen, Wolkenbrüche wird die bloß— liegende Erdfrume an teilen, abgeholzten Gehängen, in Saatbeeten und auf Kulturflächen mit gelodertem Boden abgeſchwemmt und weggeführt, mit ihr vielfach die Samen und ſelbſt ſchwächere Pflanzen; Wege, Böſchungen, Gräben werden vielfach zerriffen und be— ſchädigt. Diejer durch die Gewalt des abfliegenden Waſſers verurjachte Schaden jteigert ſich im Gebirg, wojelbft infolge der Terraingeftaltung oft jehr bedeutende Waſſermaſſen in fürzejter Zeit zufammenftrömen, nicht jelten zu großartigen Kalamitäten, zu Uferabbrüchen, Ab- und Ueberſchwemmungen und zu Zerftörungen, die weit über den Wald hinausreichen ). Sorgfältige Erhaltung des Waldes, jeiner ſchützenden Bejtodung und Bodendede, wo jolche noch vorhanden, ev. Wiederbewaldung der fahlen Flächen; Vermeiden jeden größern Kahlhiebes an fteilen Gehängen, der Stodrodung und Streumugung find hier als vorbeugende Nittel, um jo wichtiger, je gefährdeter die Dertlichkeit. Im eigentlichen Gebirg, zumal wenn dasjelbe ſchon durch Entwaldung gelitten, gejellen fich hiezu Schugbauten verjchiedenfter Art, Uferbefeftigungen, Thalſperren von oft jo großartiger Konftruftion, daß die Mitwirkung des Bautechnikers geboten exjcheint. An minder fteilen und ausgedehnten Gehängen haben neuerdings die jog. Horizontal- gräben ziemliche Verbreitung gefunden, Stücgräben von etwa 30 cm Tiefe, welche in Ent- fernungen von 5 bis 1Om — je fteiler, dejto enger — horizontal am Berg hinlaufend in der Weile hergeftellt werden, daß immer der Unterbrechung derjelben an einer Stelle ein Stüdgraben der nächjten Horizontalen entjpricht. Sie fangen das Negenwafjer auf, geben demjelben Zeit, in den Boden einzuſinken, brechen jelbft beim Ueberfließen dejjen Gewalt und erweiſen ſich hiedurch jehr nüglich. An trodenen-Gehängen werden fie aber aus nahe- (tegendem Grunde auch der Beſtockung wohlthätig, beleben diejelbe und haben deshalb in jolcden Dertlichfeiten den Namen „Regenerations-Gräben“ erhalten °°). 35) In großartigem Mafftab Haben ſolche Zerftörungen in Südfrankreich im Suragebiet jtattgefunden, in gleihem Maßſtab aber ift man dortjeldft auch mit Mitteln der Abhilfe vorge: gangen. Vergl. hierüber das Wert von Demongey, Studien über die Wiederbewaldung der Gebirge, überſetzt von Serfendorff 1880. j 36) Vergl. den Auffag von Haag, 5. Zbl. 1881. ©. 208, m Fließendes und ftagnierendes Waſſer. $ 91. 63 Saatftreifen an Gehängen legt man ftets horizontal; Forftgärten und Saatfämpe, wenn deren Anlage an ftärfer geneigten Gehängen nicht zu vermeiden ift, teraffiert man zum Schuß gegen das Abſchwemmen, und Verſchwemmen des Samens angefäter Beete fucht man durch Dedung derjelben mit Neifig oder mit Schußgittern zu verhindern. 8 91. Uber au ftagnierendes Waſſer kann im Wald ſehr läftig und nach— teilig werben; wir jehen dort, wo der Boden ein Uebermaß an Waſſer enthält, die Bilanzen unferer meiften Holzarten kümmern, jehen diejelben durch Ausfrieren und Spätfröfte Not leiden, fehen an älteren Stämmen häufig die Erſcheinung der Stod- und Rotfäule auf- treten, ältere Beftände in dem durchweichten Boden durch Windbruch heimgeſucht. Die Frage nach Abhilfe tritt an den Forftwirt heran, und Entfernung der überjchüffigen Feuch— tigfeit wird dieje Hilfe bieten. In erfter Linie werden wir die Urfache jenes Ueberſchuſſes am Feuchtigkeit zu er— forfchen haben. Undurchlaffender Untergrund, eine Lettichichte in geringer Tiefe, Quellen, welche feinen genügenden Ablauf haben, Grundwaſſer, welches von einer nahe gelegenen Wafferflähe herdrängt, werden ſich als Gründe ergeben; auch Ueberſchwemmungen bei mangelndem Wiederabfluß können die Veranlafjung ftagnierender Näfje oder völliger Ver fumpfung fein, Quellen fucht man zu faffen und das Waſſer durch Gräben abzuleiten, und ebenjo wird man bei undurdlajiendem Untergrumd fich mitteljt Entwäflerungsgräben zu helfen fuchen, wobei allerdings ein entiprechendes Gejäll nad) einem natürlichen Waſſer— lauf oder Wafferbeden Hin Bedingung ift. Das Verſenken des Wafjers, indem man die undurchlaffende Schichte an der tiefiten Stelle zu durchbrechen ſucht und den Schacht mit Steinen — zum Schuß gegen raſches Wiederverihlämmen — ausfüllt, wird nur aus nahmsweife Anwendung finden können. Gegen ſeitlich durchdrüclkendes Grundwaſſer gibt es fein Mittel der Abhilfe, und auch die Vorforge gegen Ueberſchwemmungen geht meift über den Wirkungstreis und die Mittel des Forjtmannes hinaus. Bei der Vornahme einer Entwäfjerungsarbeit wird nun im erjter Linie zu beachten fein, daß nur das Uebermaß des Waflers entfernt werden joll, daß jede zu weit ge triebene Entwäfjerung für den Wald und namentlich auch für die Umgebung der entwäl- ferten Dertlichleiten geradezu nachteilig werden faın, Man ift an manchen Orten dahin gefommen, da man die in zu großer Zahl angelegten Entwäfjerungsgräben wieder zuge worfen hat!”). Das durch Entwäfjerung einer höher gelegenen Fläche dem Wald ent zogene Wafjer ſuche man, wo möglich, durch Einleiten und Verteilung in trodne Gehänge dem Wald zu erhalten, für denjelben nugbar zu machen ”). Stets joll die Entwäfjerung einer unbeſtodten Fläche der Aufforjtung derſelben einige Beit vorausgehen, damit der Boden fich genügend jepen kann; eine Entwäfjerung jchon beftodter Flächen muß mit großer Vorficht geichehen. Groͤßeren Entwällerungsarbeiten hat ftets ein entiprechendes Nivellement voraus» zugeben, Heinere Können vielfach nach dem Augenmaß ausgeführt werden. Die Herjtellung der Gräben, welche meiſt offene, jeltener gededfte (Reiſerdrains oder Steindrains) find, er folgt zur trodenften Jahreszeit, im Spätiommer oder Herbit und beginnt am der tiefften Stelle; die Tiefe und Weite des Hauptgrabens wie der Seiten, und Schlipgräben richtet ſich nad) der abzuführenden Waſſermaſſe und den Bodenverhältnifien, durch welch' letztere namentlich auch die fteilere oder ſlachere Boſchung der Grabenwände bedingt it. Die aus gehobene Erde läft man nicht am Grabenrande aufhäufen, jondern wirft diejelbe, um das 87) Bergl. Reuf, Die Entwäfl der Gebirgdwalbungen 1874. 38) Bergl. Kaifer, Beiträge zur Pilege der Bodenwirtſchaft. 1853. 64 VI. Fürſt, Forſtſchutz. Zurückſchwemmen in den Graben bei Regen zu verhindern, entſprechend auseinander. So lange als nötig müſſen die Gräben entſprechend unterhalten werden; vielfach läßt ſich aber wahrnehmen, daß eine naſſe Fläche dann, wenn der auf ihr begründete Be— ſtand in Schluß tritt, durch den ſtarken Waſſerverbrauch des letztern an ſich trocken wird, und eine fernere Erhaltung der Gräben wird dann unnötig, möglicher Weiſe ſelbſt nach— teilig ſein. B. Schnee. 8 92. Gerne ſieht der Forſtmann während der Wintermonate eine mäßige Schnee— decke im Wald: fie ift ihm ein Schuß für die jungen Pflanzen bei höhern Froftgraden, bei den Fällungen in Nachhieben, erleichtert die Holzausbringung und Abfuhr in hohem Grad und fpeist endlich, langſam fchmelzend, den Boden mit Feuchtigkeit für die fommende trockne Jahreszeit. Fein und troden fallender Schnee bringt nun dem Wald feine Gefahr; anders, wenn ev naß und großflodig fallend fi) an die Nadeln und Zweige oder, jehr zeitig im Herbſt erjcheinend, an die noch an den Laubbäumen befindlichen grünen oder diirren Blätter in Mafjen anhängt: Aeſte und Gipfel vermögen der übermäßigen Belaftung nicht zu wider- ftehen und brechen ab — Schneebruh —, Junghölzer, Diekungen werden durch dieje Belaftung zu Boden gedrüct, ohne zu brechen, verlieren jedoch durch) längeres Niederliegen die Fähigkeit, fich wieder aufzurichten — Schneedrud. Außerordentlich groß find die Beihädigungen, die unfern Waldungen in folcher Weiſe zugehen können und jchon zugegangen find: ältere Beftände werden durch Aft- und Gipfelbruch jo durchlöchert, daß deren vorzeitiger Abtrieb erfolgen muß, jüngere Beitände werden auf kleineren oder größeren Flächen durch Bruch und Drud jo vollftändig zerftört, daß Abräumumg und Wiederaufforftung nötig wird. Große Zumwachsverlufte, bedeutende Kulturkoſten, Störungen des Betriebsplanes find die nächjten Folgen; mit Mühe nur und zu gedrücten Preiſen gelingt es, das in großen Mafjen angefallene und vielfach gering- twertige Material, das Aſt- und Gipfelholz, das geringe Geftänge zu verwerten, das Stod- holz; muß ungerodet im Walde verbleiben — und neue Kalamitäten find die Folge hievon, wie von verzögerter Aufarbeitung und langſamem Abjag: Rüſſelkäfer und Wurzelbrüter aller Art erſcheinen, die Borfenfäfer mehren fich durch das reichlich dDargebotene Brutma- terial und abermalige Waldbefchädigungen und finanzielle Verluſte ind die weitere Folge. $ 93. Nicht überall und namentlich nicht itberall im gleichen Maß jehen wir dieje Bejchädigungen durch Schnee auftreten. Wenn auch feine Standörtlichkeit völlig ver- ſchont bleibt, jo find doch Vorberge und Mittelgebirge die eigentlichen Schneebruchlagen, während die Ebene durch geringern, das Hochgebirge durch trodneren Schneefall in min- derem Maß leiden. Was die Holzarten anbelangt, fo ift es erflärlich, daß die wintergrünen Nadel- hölzer in viel höherem Grad zu leiden haben, als die Laubhölzer, und legtere werden durch Schnee nur dann bejchädigt, wenn zeitig eintretender Schneefall noch viel dürres Laub als entjprechende Stützfläche an ihnen vorfindet, wie dies insbejondere an Eichen- und Buchengertenhößgern der Fall; dabei hat die brüchige Föhre mehr durch Schneebrud), die zähe Fichte in der Jugend durch Schneedrucd zu leiden. Doch werden auch ältere Fichtenbeftände durch Abjprengen der Gipfel, ſowie der Stämme und Stangen nicht jelten ſchwer heimgejucht, zumal wenn etwa erftere mit Zapfen veich beladen, letztere durch alte Harzlachen oder Schälriffe des Wildes von früheren Zeiten her bejchädigt find. Von den Laubhölzern jehen wir die brüchige Akazie und Erle bisweilen durch Schneebruch ge- Ihädigt, während die frisch übergehaltenen Eichenlaßreiſer des Mittelwaldes nicht Schnee. 89. 65 felten durch auflagernden Schnee zur Erde gebeugt und bei längerer Belaftung für ihren Bived untauglich gemacht werben. Auch die Beichaffenheit der Beftände ift nicht ohne Einfluß: aus Laub» und Nadel holz gemischte Beſtände leiden in minderem Maß, als reine Nadelhölzer, und dicht geſchloſſene, durd Saat oder natürliche Verjüngung entftandene Fichtenjungbölzer find dem Scneedrud in viel höherem Grad ausgeſetzt, als rechtzeitig durchforſtete oder durch weitftändigere Pflanzung entitandene derartige Bejtände, 8 9. Die Mittel, die dem Forftmann gegenüber den gejchilderten Gefährdungen zur Verfügung ftehen, find mehr Mittel der Vorbeugung als direfter Abwehr, liegen auf dem Gebiete des Waldbaues und fünnen den Schaden nur mindern, nicht völlig ver- Us folhe Mittel erfcheinen nun die Wahl der richtigen Holzarten, eine zmed- entfprechende Beftandesgründung und Bejtandespflege Man wird die brüchige Föhre nicht in höheren, durch Schneebrudy erfahrungsgemäß heimgejuchten Dertlichfeiten anbauen, wird eine entiprechende Beſtandsmiſchung anfjtreben, zur Beitandsgründung an Stelle der Saat oder engeren Pilanzung die Pflanzung mit kräftigen, ftufigen Einzelpflanzen wählen, wird vor allem mit Durhforftungen frühzeitig beginnen, diejelben rechtzeitig wiederholen und hiedurch die Stangen zu ftufigerem Wuchs bringen, dem Schnee das Durchfallen erleichtern. Beſondere Vorficht bez. der Durchforftungen ift in jenen Beftänden nötig, die bisher im ſehr dichtem Schluß ftunden, und dürfen bier die erften Durdfor- ftungen nur ſehr mäßig geführt werden. Eine direlte Abwehr durd Abichütteln des Schnees ift nur in Parkanlagen, Heinen bejonders wertvollen Junghölzern und etwa bei den niedergebogenen Laßreiſern des Mitteltwaldes möglih; hier könnte allerdings ein einziger Mann bisweilen Hunderte von Stangen an einem Tag retten. Eine Minderung des durch Schneedrud angerichteten Schadens in Laubholz Jungholzern kann im manchen Fällen durch Aufrichten niedergebogener Horfte und ſelbſt Aufbinden der dominierenden Stangen mit Hilfe des Nebenbejtandes ”) erfolgen; auch Köpfen der niedergebogenen Stangen an der Biegungsitelle in der Abficht, durd an der Abhiebsftelle ericheinende Ausichläge den Schluß berauftellen, bat man in Buchengerten bölgern mit Erfolg angewendet. — Im Nadelholz müſſen die niedergedrüdten Bartien ab- geräumt, die größern Lüden mit ſchnellwüchſigern Holzarten, die Meinern im Intereſſe des Bodenjchuges mit Schatthölzern ausgepflanzt werden; leptere wendet man auch zur Aus füllung durchbrochener Föhrenftangeubölger, die erhalten bleiben follen, an. Aufgabe des Wirtichafters ift es aber auch, durch möglichit rationelle und raſche Aufarbeitung und Verwertung der Vruchhölzer den finanziellen Schaden möglichit zu ver ringern, ebenjo mit allen ihm zu Gebot ftehenden Mitteln der in Nadelbolzwaldungen drohenden Inſeltengeſahr entgegenzuarbeiten. Man wird zunäct den Wald durch Rau mung der Wege zugänglich machen, die Junghölzer und Schläge von auflagerndem Bruch) bolz befreien, aus dem anfallenden Material möglichit viel Nutzholz ausiceiden ; das Holz an Iuftige Wege ausrüden, Nadelholz entrinden, Prügelbolz aufipalten, Stammbols auf Unterlagen bringen — lepteres alles im Intereſſe beſſerer Konſervierung des Holzes. Enteinden bes Nadelholzes, Verbrennen des Neifigs, thunlichite Rodung von Stöden und Wurzeln, Beſeitigung kränkelnder Stämme find die Vorbeugungsmittel gegen das Ueber— ge: ſchadlicher Inſelten. 99) Dies Mit Dies Mittel a. — mit Erfolg angewendet; L. die Mitteilung von Fürft nt F.u 8. 18. 6 el = dandduch d.FRerftw. I Eu 5 66 Vo. Fürſt, Forſtſchutz. C. Duft, Eisanhang und Hagel. 8 95. Mit dem Ausdruck „Duft, Nauhreif, Anhang“ bezeichnen wir befanntlic) jene Erſcheinung, bei welcher fich der Waflerdampf der Luft in Gejtalt von Eisfryjtallen und langen Eisnadeln an den Zweigen, Nadeln, Blättern in oft jehr bedeutenden Mafjen anfest, diefelben dadurch jo belajtend, daß jich Wipfel und Aeſte beugen und jchlieglich abbrechen. Unter diefer namentlich in höheren Lagen auftretenden Erjcheinung leiden wieder insbefondere die wintergrünen Nadelhölzer, obenan die brüchige Föhre, die Laubhölzer aber nur dann, wenn fie noch dürres Laub als Stüspunft für den Rauhreif in größerer Menge tragen, jo namentlich auch die Eichenlaßreifer des Mittelmaldes. Es find insbe- fondere Bejtandsränder, dann Nord- und Dftgehänge, two die oft jehr ſchädliche Erſchei— nung des Duftbruches auftritt. Eisbildung entjteht namentlich, wenn bei jtrenger Kälte plötzlich Thauwetter und Negen eintritt; die auffchlagenden Tropfen erjtarren zu Eis und überziehen Stamm und Aeſte, Nadeln und dürre Blätter mit einer mehr oder weniger ftarfen Eiskruſte. Gejellt fich bei wieder finfender Temperatur hiezu noch Schneefall, jo wird die Belaftung eine jo bedeutende, daß Eisbruc in oft großartigem Maßſtab eintritt. — Erflärlicher Weiſe find e3 auch hier wieder die brüchigen Holzarten: Führen, Erlen, Afazien, die zuerſt Not leiden, aber auch Fichten» und Buchenbeftände wurden jchon durch Eisbruch Schwer gejchädigt. Durch die allbefannte, glücklicher Weife nicht allzu häufig auftretende Erſcheinung des Hagels werden auch die Waldungen oft jehr bedeutend bejchädigt: Pflanzen in Saat- beeten und Kulturen werden teil3 ganz vernichtet, teil3 bis zur Verkrüppelung bejchädigt, älteren Bäumen die jungen Schoße, Blüten oder Früchte abgejchlagen; zahlveihe Rinden- berlegungen, oft nur langſam ausheilend, find die weitere Folge. In Weidenhegern jind die Folgen des Hagels bejonders verderblich, indem die Schoße beim Verarbeiten an der bejchädigten Stelle abbrechen. — Sehr empfindlich zeigt fich die Föhre gegen Hagelbeichä- digung, während Fichte und Tanne durch ihre dichte Benadelung gejhüster find; auch die Lärche leidet weniger. Schußmittel gegen die 3 eben erwähnten Naturericheinungen jtehen ung nur in jehr bejchränttem Maß zur Berfügung: gegen den Duftbruch etwa das Vermeiden des Anbaues der brüchigen Föhre in der Duftregion, das Erhalten von Waldmänteln an den gefährdeten Nord- und Dfträndern; gegen Eisbruch und Hagel aber fehlen jelbjt jolche Mittel. Daß in einer entjprechenden Bewäldung insbejondere der Höhenzüge ein wichtiges Schußmittel gegen Hagelbildung gejucht wird, möge hier nur nebenbei noch bemerkt jein ). D. Blitßſchlag. 8 %. Der Blib Schlägt bekanntlich verhältnismäßig häufig in Bäume ein, und zivar bortviegend in jolche, welche entweder allein ftehen oder ihre Umgebung mehr oder weniger überagen. Die Folgen diefes Einfchlagens find nun fowohl nad) der äußern Erſcheinung, wie nach dem Einfluß auf das Leben des Baumes jehr verfchieden. In manchen Fällen wird lediglich ein ſchmaler Nindenftreifen abgelöst, wir jehen den Baum ohne fichtbare Störung fortiwachjen, die entjtandene „Blitzrinne“ überwallend, jo namentlich bei Eichen, die nicht jelten die Spuren alter Bligverlegungen zeigen, während in andern Fällen ſelbſt bei ſolch' geringeren Bejchädigungen die betroffenen Bäume mehr oder weniger raſch abjterben, jo namentlich die Nadelhölzer. Bisweilen fommt breitjtveifige, ja gänzliche Entrindung der getroffenen Stämme vor, und nicht jelten werden diejelben volljtändig zerjchmettert, ge- 40) Vergl. Riniker, Die Hagelfhläge im Kanton Argau 1881. Be Gefährdungen durch Winde und Stürme. $ 97. 67 fpalten oder in eine Menge weit umber liegender Splitter aufgelöst. Merkwürdig er- fcheint ferner das Ueberjpringen des Bliges von einem Stamm auf einen zweiten und ebenjo das allmähliche Abfterben einer oft größern Zahl von Stämmen in der Umgebung eines vom Blih getöteten Stammes, wie ſolches namentlich in Föhrenwaldungen beobachtet wurde. Dürre oder im Innern trodenfaule Stämme werben wohl auch durd den Blitz in Brand geftedt, und kann ſonach der Blig, wenn auch jelten, Urjache eines Waldbrandes werben, Was endlid die Holzarten anbelangt, die vom Bligichaden heimgejucht werben, fo ift wohl keine gänzlich verjchont, doch jehen wir allerdings die einen mehr, die andern weniger betroffen. Um häufigften wird wohl die Eiche, weil einzeln ftehend oder als Ueber hälter ihre Umgebung weit überragend, vom Blit getroffen, ebenjo die Pyramidenpappel; von den Nabelhölzern jehen wir Führe und Fichte häufig betroffen — dagegen ſcheint die Rotbuche jehr jelten heimgejucht, jo daf fie in manchen Gegenden geradezu als bligficher gilt *'). 3. Gefährdungen durch Winde und Stürme. 8 97. Quftbewegung von mäßiger Stärke und Schnelligkeit nennen wir Wind; erreicht die Schnelligkeit 22 Meter in der Sehnde, jo bezeichnen wir diefe Bewegung der Luft als Sturm, eine folde von 35 Meter und mehr als Orkan. Nicht nur die beiden legtern, auch der erftere wird unter Umftänden den Waldungen nachteilig, doch treten dieſe Nachteile Hier erſt nach längerer Einwirkung, bei den Stürmen aber jofort zu Tage. Durch die anhaltend oder doch oft aus derjelben Richtung fommenden Winde finden wir an Wald- und Beitandsrändern, auf Bergföpfen und freiliegenden Nüden das Laub weggeweht, wodurch aljo die wohlthätige Humusbildung verhindert, der Boden blofigelegt, dem Vermagern und Austrodnen preisgegeben wird. Wir jehen bier jüngere Pflanzen kümmern, ältere Bäume im Wuchs nachlaſſen, dürrwipfelig werden, ſehen den Beſtaud verfichten, den Boden fich mit Heidelbeerfraut und Heide überziehen. In Eichen- und Buchenbeftänden tritt dies in oft jehr prägnanter Weife zu Tage, weniger in Nadelbolz waldungen, deren Dede dem Verwehen weniger ausgejegt ift; doch macht ſich auch in ihnen die austrodnende Wirkung des Windes bemerkbar. Letztere zeigt ſich befonders deut lich bei den trodnen Dftwinden und wird im Frühjahr, zur Kulturzeit und unmittelbar nad) derjelben, zur bejondern Gefahr für Saaten und Pilanzungen. In hohen Frei lagen, namentlich aber auch in der Nähe des Meeres macht ſich der Einfluß der anhaltend aus einer Michtung wehenden Winde (in Deutichland der Weſt- und Nordweitwinde) auch direkt auf die Vegetation geltend — in kümmerndem, krüppeligem Wuchs, ſchiefer Stel- lung, einfeitiger Beaftung der Stämme, zerrifjenen unregelmäßigen Kronen. Gegen diefe Teptere Wirkung fteht ums teils fein Schugmittel zu Gebot, teils aber jenes einer jorgfältigen Erhaltung und möglichit plänterweiie Behandlung des ſchlechten Be ftandsrandes an der Windjeite, der dann wenigjtens die dahinter liegenden Beftände jchüpt. Das Verwehen des Laubes juchen wir durch Beitandsmäntel (Waldmäntel), am beiten aus einigen Neihen dichtbenadelter Fichten, auch aus dichten Yaubbolzbeden und Stodaus fchlägen beftehend zu ſchühen, unterpflanzen den ganzen Saum mit Schatthölgern, ſoweit dies die Bodenverhältniſſe gejtatten; auch grobicholliges Umbaden des verhärteten Bodens bat man angewendet, um das Laub in den Vertiefungen feitzubalten, dem Waſſer das Ein dringen in den Boden zu ermöglichen. Kultiviert man während trodner Oftwinde, jo ift auf das Feuchthalten der Pflanzen— wurzeln beim Ausheben, Transport und Einjegen der Bilanzen jedmöglihe Sorgfalt zu Al) Vergl. die Mitteilungen von eye, 8. f. 3. u. I. 1886. ©. 287. [#1 * 68 VI. Fürſt, Forſtſchutz. verwenden und hat das Einpflanzen der Anfertigung der Pflanzlöcher möglichſt raſch zu folgen, damit die letztern und die Pflanzerde nicht zu ſtark austrocknen. 8 98. Größer und mehr ins Auge fallend ſind jene Beſchädigungen, welche durch Stürme und Orkane den Waldungen zugehen. Einzelne Bäume, ja ganze Beſtände werden entweder mit den Wurzeln aus dem Boden gehoben und niedergeworfen — Wind— würfe oder Windfälle —, oder ſie werden in größerer oder geringerer Höhe über dem Boden abgebrochen — Windbrüche; bald reißt hiebei der Wind nur einzelne Stämme nieder, bald bricht er, meift bei einem ftarfen Stamm beginnend, Gafjen und Streifen durch den Beſtand, bald nur einzelne Löcher in denjelben, und heftige Orkane brechen und werfen ganze Bejtände und Bergwände ausnahmslos nieder. Eine lange Neihe von Nachteilen ift es, die dem Wald und dem Waldbejiger durch größere Sturmbefchädigungen zugehen: Durch das Zerbrechen und Zerjplittern der Stämme geht eine Menge Nubholz verloren, die mafjenhaften Splitter und Brüche find jelbjt als Brennholz nicht verwertbar; die Arbeitslöhne fteigen, die Holzpreije jinfen, geringe Sorti- mente, wie Aſt-, PBrügel- und Stodholz werden bisweilen ganz unverwertbar. Die im Stadium des Befamungs- und Nachhiebes ftehenden Schläge werden Durch Die geiworfenen Mutterbäume, die Junghölzer durch die dies Schickſal teilenden Ueberhälter bejchädigt; Beftände, die noch im beften Zuwachs ftunden, müfjen wegen Durchlöcherung abgetrieben werden, andere, die erhalten bleiben, zeigen geringern Zuwachs, Verwilderung des Bodens, feinerzeit geringere Abtriebserträge und erjchwerte natürliche VBerjüngung. Endlich folgen twie beim Schneebruc nicht felten ſchädliche Forftinjeften, denen in dem Tiegenden und hängenden kränfelnden Holz veiche Brutftätten geboten find. 8 99. Mancherlei Umstände und Einflüffe bedingen die Größe der Sturmgefahr und Sturmbejchädigungen. t Stürme treten vorzugsweile im Spätherbft und Frühjahr ein (Nequinoftialftürme) ; demgemäß find es erflärlicher Weife die zu diefer Zeit belaubten wintergrünen Na— delhölzer, die dem Wind eine größere Angriffsjläche bietend vor allem gefährdet find. Obenan jteht hier die Fichte mit ihrer dichten Benadelung, ihrem langen Schaft und ihrer flachen Bewurzelung, durch Legtere namentlih vom Windwurf Heimgefucht; etwas ſturmfeſter ift bereits die tiefer wurzelnde Tanne, dann die lichtfronige und ebenfalls tief- wurzelnde Föhre, die allerdings in dem leichten Sandboden, ihrem Hauptjtandort, nur ge— ringeren Halt findet, auf flachgrimdigerem jolchen Boden jogar jehr gefährdet ift. Die Lärche und die Laubhölzer leiden nur wenig, von letzteren infolge ihrer flachern Bewurze- lung etwa Alpe, Birke, Hainbuche, die Rotbuche dagegen nur bei heftigen Stürmen und in erponierten Lagen; am ſturmfeſteſten erjcheint die Eiche. Mit dem Alter der Beftände umd jonach auch mit der Umtriebszeit ſteigt die Sturmgefahr, die der Niederwald gar nicht, der Mittelwald nur in geringem Maß kennt; ob der Plänterwald wirklich jo fturmficher, wie ihm nachgerühmt wird, ift noch fejtzu- jtellen, wem auch unzweifelhaft im freien Stand erwachjene Stämme fich fturmfefter er- weilen. Zum Zweck der natürlichen Verjüngung gelichtete Bejtände find ftet3 gefährdeter, als noch gejchloffene — ein Grund für Biele, von der natürlichen Verjüngung der Fichte abzujehen. Auch der Standort fpielt eine nicht geringe Rolle bei dev Gefahr durch Stürme: Süd- und Südweſt-, Weft- und Nordweitgehänge, Bergköpfe und Rüden find denfelben in höheren Grad exponiert, als mehr oder weniger gegen Nord und Dft geneigte Dertlich- feiten; vorliegende Berge Schwächen die Gefahr ab; guter Boden mit jehr langjchaftigem Holzwuchs, dann jlachgrindiger, lockerer, mooriger und feuchter Boden erhöht die Sturm- gefahr, tiefgriindiger, fteiniger, bindender Boden verringert dieſelbe, und zwar gilt dies vor allen bez. dev Wind würfe, vie unter den erjteren Verhältniſſen häufiger eintreten, Krankheiten der Holzgewächſe. 8 101. 69 während in leßterem Falle der Wind bruch zu fürchten ift. Sind, wie häufig, die Weſt— winde von Negen begleitet, jo erhöht das Durchweichen des Bodens gleichfalls die Gefahr des Windwurfes; bei ſtark gefrorenem Boden werden wir den Bruch der Stämme über- wiegen fehen, ebenjo bei fernjaulen Stämmen, bei Stämmen mit jchadbhaften Stellen in- folge früherer Verlegungen durch Harzgewinnung oder Schälen des Wildes. $ 100. Auf Grund der Beobachtungen über das Verhalten der einzelnen Holzarten und Standörtlichfeiten gegenüber den Stürmen, wie der allgemeinen und lofalen Erfah: rungen über die herrfchende Windrichtung fuchen wir num den Beihädigungen durd Stürme möglichjt vorzubeugen — gegen heftige Stürme oder gar Orkane verfagen allerdings dieſe VBorbeugungs-Mafregeln! Bon ganz hervorragender Bedeutung unter diefen letzteren ift insbejondere für Nadel— holzwaldungen die Hiebsführung. Geſtützt auf die Wahrnehmung, daß plöhliche Frei ftellung bisher geichüßt geftandener Stämme befonders geführlich ift, daf in ftetem Kampf mit dem Wind aufgewachjene Stämme und Beitandsränder befonders widerjtandsfähig find, greifen wir die Beſtände ftets auf der den herrichenden Stürmen entgegengeiehten Seite an — ſonach in Deutichland, woſelbſt die heftigſten Stürme aus Wet, Sid- und Nordweit zu fommen pflegen, an der Dft-, Nord» oder Sübdoftjeite, unbejchadet natürlich lofaler Ab— weihungen von der herrichenden Sturmrichtung, — umd führen die Hiebe den Stürmen fo entgegen, daß ſtets der geichlofjene Beftand nach der Sturmſeite vorliegt, deffen fturm- fefter Weftrand bis zuletzt erhalten bleibt. Die Erhaltung eines ſolchen fturmfeften, ftart beiwurzelten und tief herab beajteten Waldmantels ift von großer Bedeutung. Ebenſo ift die plößliche Freiſtellung jüngerer, aber doc ſchon fturmgefährdeter Beflände durch Abnutzung älterer, auf der Sturmjeite vorliegender Beftände zu vermeiden, und es müſſen einer zweckmäßigen Hiebsführung durch den jpätern Abtrieb älterer und die frühere Nupung jüngerer Beftände nicht jelten wejentliche Opfer an Zuwachs und Nut wert gebracht werden. Durch jog. Loshiebe, d. h. durch frühzeitigen Abtrieb eines 10 bis 15 m breiten Streifens des älteren Beſtandes auf der Grenze der beiden Beitände, 2 thunlichft rechtwinklig zur Sturmrichtung, jucht man da umd dort dem jungen Beitand die Möglichkeit jelbftändiger Bemantelung durch entiprechende feitliche Wurzelbildung und Be- aftung zu geben und hiedurch die feinerzeitige Wegnahme des alten Beitandes ohne Ge j fährdung des jüngeren zu ermöglichen *). | Man wird ferner im gefährdeten Lagen auf die natürliche Verjüngung der Fichte, auf das Ueberhalten von Föhren in dem zweiten Umtrieb verzichten, wird den gefährdeten Holzarten fturmfejtere beizumischen fuchen — jo den Nadelhölzern in pafienden Dertlich feiten die Buche, der Fichte die Tanne und Föhre; wird jchon bei der Aufforftung holz leerer Flächen auf Anzucht eines Waldmantels von fturmfeiteren Holzarten Bedacht nehmen. Iſt aber eine größere Windbruchlalamität über einen Waldfompler bereingebrocen, dann gelten bez. der Aufarbeitung und Konjervierung des Holzes, der Vorfichtsmahregeln gegen ſchädliche Infelten die gleichen Grundſätze, wie fie oben bez. des Schneebruchholzes aufgeftellt wurden. Der Umftand, daß man es vorwiegend mit ftärferem Holz zu thun hat, erleichtert Aufarbeitung und Verwertung. | 4% Kranfheiten der Bolzaewädfe. Litteratur: N. Hartig, Lehrbuch der Baumkranfheiten 1882. — Derfelbe, Die ger k ngserfcheinungen Holzes der Nadelholzbäume und der Eiche. 1878. — Der ſelbe, Unter gen aus dem forftbotanischen Inſtitut in München. 1880, $ 101. Ueber kein Gebiet unferer Disziplin war man wohl länger im Unflaren, 42) Ueber die im Prinzip richtigen, gleihwohl außerhalb Thüringen und Sachſen wenig ver- breiteten Loshiebe hat Hef in der allg. Forft- u. Jagdzeitung 1862. g 369 eingehend berichtet. 70 VI. Fürſt, Forſtſchutz. als über jenes der ſog. Pflanzenkrankheiten, über deren Urſachen und Folgen, und in nicht wenig Fällen — ſo bei den Pilzen — hielt man das für die Folge, was eigentlich die Ur— ſache war. Kein Gebiet bot aber wohl auch der Forſchung größere Schwierigkeiten, und insbeſondere war dasſelbe für den eigentlichen Forſtmann ſchwer zu betreten und mit Erfolg zu bebauen: der Botaniker, der mit allen Hilfsmitteln der Wiſſenſchaft ausgerüftete Forscher mußte ihm zu Hilfe kommen, jollte ein entiprechendes Rejultat erzielt werden. Neben andern Forjchern war es vor allem Robert Hartig, der fich dem Studium der Pflanzenkrankheiten mit großem Erfolg gewidmet, der Licht in dies bisher dunfle Ge- biet gebracht und zahlreiche Räthſel gelöst hat, dabei auch gleichzeitig Fingerzeige gebend, wie fo mancher unfern Holzgewächlen drohenden Gefahr vorzubeugen jei. Diejem ver- dienten Forfcher folgen wir denn auch in der nachjtehenden kurzen Skizze über die Pflanzen- franfgeiten vorzugsweife und vermeifen im übrigen auf defjen oben angegebene Werfe be- hufs näherer Belehrung ). Pflanzenkrankheiten nennt man jene Störungen im Organismus, durch welche die ganze Pflanze oder doch ein Teil derjelben zu vorzeitigem Abjterben veranlaßt wird. Die Urfachen diefer Störungen aber können verjchiedene fein, nämlich 1. Aeußere Berwundungen und Verleßungen, 2. Einflüffe des Bodens, 3. Atmoſphäriſche Einflüffe und 4. Phanerogame oder kryptogame Pflanzen. Nicht jederzeit aber find die Pflanzen gegen diefe äußern Einflüffe gleich empfänglich, ſondern gewiſſe Zeiten und Verhältniffe, vorübergehende, im übrigen ganz normale Zuftände laſſen fie gegenüber folchen Einflüffen befonders empfindlich erjcheinen, prädisponieren fie zu Erkrankungen. So fehen wir manche Gewächſe nur im jugendlichen Alter für ge- wiffe Krankheiten befonders empfänglich, für andere dagegen erjt in höherem Alter, jehen im Schug und Schatten erwachjene Pflanzen gegen die Einwirkung von Froft und Hitze empfindlicher als folche, die im Freien erwuchjen, ſehen in Glattrindigfeit und plößlicher Freiftellung eine Veranlafjung zur Erjcheinung des Nindenbrandes, beobachten, daß Pilz- franfheiten bei Negenwetter in höherem Grad überhandnehmen u. dgl. mehr. Das Zu- ſammentreffen bejonderer Empfänglichkeit, begünftigender Umftände mit Krankheitsurſachen wird die Erkrankung dann häufiger und intenfiver auftreten, entgegengejegten Falles viel- leicht ſpurlos vorübergehen Lafjen. 1. Kranfheiten infolge von Derwundungen. $ 102. Auf die mannigfachite Weife gehen den Pflanzen und Bäumen während ihrer oft jo langen Lebensdauer geringere oder größere Verlegungen zu: bei dem Fällen und Ausbringen des Holzes erleiden Stämme und Wurzeln Quetſchungen und Rindeabſchür— fungen, Uefte werden abgeriffen, brechen dürr werdend ab oder werden durch Aufajtung mittelft Art und Säge entfernt; durch Harznutzung, Schälen oder Fegen des Wildes, Be- tagen dev Ninde durch Kaninchen, Mäufe, Eichhörnchen, endlich durch Inſekten verſchie— dener Art werden ebenfalls nicht wenige Verlegungen verurfacht, die teils Veranlaſſung zur Infektion durch Pilze, aber auch zu direkter ertrantung der Holzfafer, zur Wund— fäule geben können. Auf mancherlei Weife ſchützt fich der Stamm gegen die äußern Einflüffe bei jolchen Berlegungen: bei den Nadelhölzern insbeſondere durch alsbaldigen Harzaustritt und Ueber- ziehen der Wunde mit Harz, dann aber bei Laub- und Nadelholz durch die bekannte Er— 43) Es möge jedoch hier nicht unerwähnt bleiben, daß einzelne Stimmen den Hartig'ſchen Forſchungen geringere Bedeutung beimeffen, — — ‚Nördlingen, Forftihus (Einleitung) und Borggreve in FBl. 1856. ©. 121 un 1837. ©. Erfranfungen dur Einflüffe des Bodens. $& 102. 71 fheinung der Ueberwallung, die aber bei größeren Wundflähen nicht raſch genug eintritt, um das Entftehen der Wundfäule zu hindern. Unter Zutritt von Regenwaſſer beginnen fid) die bloßgelegten und abgeftorbenen Zellen zu bräunen und zu zerjehen; das Holz färbt fi) durch die dunkle Humuslöfung ſchwarzbraun und erft in höheren Zerſetzungsſtadien wieber heller. Schließt fi die Wunde durch Ueberwallung, den weitern Zutritt des Negen- waſſers hemmend, jo wird das Weiterbringen der Fäulnis fehr verlangiamt oder hört ſelbſt ganz auf. Um der Wunbdfäule, die das Holz zu technischer Verwendung unbrauchbar macht, vorzubeugen, wird man Berlegungen der Stämme möglichjt zu verhindern ſuchen: durch Vorſicht beim Fällen und Rüden des Holzes, bei Uusaftungen, die immer möglichit nahe am Stamm, ohne weitere Rindenverlegungen, bei Laubhölzern außer der Saftzeit geichehen und bez. ftarker Aeſte thunlichſt unterlaffen werben follten. Man wird ferner die Wunden der Laubhölzger nad) dem Entaften durch Beſtreichen mit Theer gegen die Feuchtigkeit zu ſchühen ſuchen, bei einzelnen wertvolleren Stämmen (im Barf) die Ueberwallung durch Entfernung toter und gequetichter Rindenteile befördern. 2. Erfranfungen durch Einflüffe des Bodens. 8 108. Die demijche Konftitution des Bodens ift für Erfranfungen der Bäume und Beftände ohne Bedeutung, dagegen können ungünstige phufifaliiche Eigenichaften des. felben, namentlih Mangel oder Ueberfluß an Feuchtigkeit, an Luftwechiel im Boden, ſolche hervorrufen. Als ſolche Erkrankungen erfcheinen num: Gipfeldürre oder Zopftrodnis; im höherem Alter der Bäume als Beginn des Ubfterbens derjelben auftretend, jehen wir fie auch in jüngern noch zuwachsfähigen Be ftänden als Folge von mangelnder Feuchtigkeit und damit zufammenhängend von Nah rungsmangel: jo werben Erlenbeftände infolge von Entwäfjerung, Tieferlegung eines nahen Wafferjpiegels wipfeldürr, ebenjo Buchenbejtände durch wiederholte Streunutzung insbe fondere auf am ſich trodnerem und ärmerem Boden, an Süd» und Weitgehängen, Eichen bei Lichtftellung der Beftände und Vermagerung des Bodens, bei plöglicher Freiftellung und dadurch herborgerufener Wafjerreis-Bildung. Die Gegenmittel, auf dem Gebiet des Waldbaues liegend, ergeben fi aus den Ur fachen von felbft: Vorſicht bei jeglicher und Vermeidung zu ſtarler Entwäflerung, möglichite Beichränkung der Streumugung zumal bei empfindlichen Holzarten und Dertlichkeiten, Dedung des Bodens in Eichenbeftänden durch Unterbau, Unterlaſſen des Einzelüberhaltes. Wie aber hier vielfach der Waflermangel, jo ift auch umgelehrt ein Ueberihuß an Feuchtigkeit — wie jchon früher hervorgehoben — der Vegetation nachteilig, und wir jeben, wohl als Folge des durch Feuchtigkeit in Verbindung mit am fich ichwerem, dichten Boden Luftwechſels im Boden nicht jelten in jüngern Föhrenbeftänden die Wurzel fäule auftreten und berjelben zahlreiche Stämme erliegen. Infolge des mangelnden Sauer ftoffzutritts fault die Pfahlwurzel, die zwar in den bindenden Boden eindringen konnte, welcher aber bei eintretendem Schluß und dichter Humusdede der nötige Yuftwechiel ent zogen wurde, während bie flach laufenden Seitenwurzeln geſund bleiben, und nach hurzem Kümmern bricht der Stamm bei irgend welchem äußern Anlaß — Wind, Schneebelaftung — am Boden um. Man wird dem Uebel, durch weiches die Beftände in bedenflichem Grad verlichten fünnen, etwa dadurch vorzubeugen trachten, daß man durch baldige Durchforſtung, Ent» fernung ber Iuftabichlieenden Humusdede die Bodendurchlüftung fördert, wird eventuell bei der Wiederaufforftung zu andern, durch die Wurzelfäule minder gefährdeten Holzarten — Fichte, Laubhölzger — greifen oder fie wenigſtens beimifchen. - 72 Vo. Fürſt, Forſtſchutz. 3. Erkrankungen durch atmoſphäriſche Einflüffe. 8 104. Beichädigungen durch Froft und Hitze, injofern hiedurch Pflanzen oder Pflanzenteile diveft getötet werden, fünnen nicht wohl als Pflanzenfranfheiten betrachtet werden, wurden deshalb auch in fpeziellen Abjchnitten behandelt. Wohl aber fünnte man hierher jene durch die eben genannten atmojphäriichen Einflüſſe Hervorgerufenen Bejchädi- gungen rechnen, welche wir al3 Froſtriſſe und Rindenbrand bereits fennen gelernt und um des befjern Zufammenhanges willen in jenen Abjchnitten mit bejprochen haben, da durch beide für die betroffenen Bäume der Grund zur Fäulnis gelegt wird (Rinden- brand) oder doch gelegt werden kann (Froftriß). Auch Frebsartige Krankheiten können nad) Hartig durch Froſt hervorgerufen werden und würden als Froſtkrebs hier zu er- wähnen fein. Auch die Waldbefhädigungen duch Steinfohlen- oder Hüttenrauch“) wären hier zu erwähnen. Den nachteiligen Einfluß dieſes Rauches auf die Vegetation, deren Kränkeln und das Abfterben vieler Gewächfe und Bäume bewirfend, hat man jchon jeit längerer Zeit wahrgenommen, und e3 tritt derjelbe insbejondere dorten hervor, wo einerjeit3 enge Thäler den raſchen Abzug des Nauches hindern und demjelben eine be- ſtimmte, ftetige Richtung geben, oder two anderfeits bei Hüttenwerfen jenes Gas, auf dejjen Wirkungen nach neueren Unterfuchungen jene Beichädigungen vor allem zurüczuführen find, die ſchweflige Säure, dem Rauch in befonderer Menge beigemengt wird, jo z. B. bei dem Nöften der Erze. Die ſchweflige Säure wird von der Oberfläche der Blätter und Nadeln aufgenommen bräunt diefe letztern nach und nach und bringt fie zum Abfterben, mit ihnen ſchließlich auch die betroffenen Bäume und Beftände, und im Harz fehen wir in der Nähe der Hüttenwerke bereit3 ganze Berggehänge entwaldet. Hiebei zeigen fich die Nadeln aus dem naheliegenden Grunde empfindlicher als die Blätter, weil fie den ſchädlichen Einflüffen ununterbrochen ausgefegt find, während die Blätter fich alljährlich ewneuern. — Von den Nadelhölzern ift die Fichte empfindlicher als die Föhre, von den Laubhölzern find Notbuche, dann Eiche und Ahorn als empfindlich, Ulme, Ejche, Wogelbeere als weniger empfindlich zu bezeichnen. Die betr. Hüttenwerfe fuchen durch Umwandlung der im Rauch enthaltenen ſchwef— figen Säure in Schwefelfänrehydrat den ſchädlichen Stoff aus der Luft zu entfernen, die Foritverwaltungen aber durch Anzucht minder empfindlicher Laubhölzer und Erhaltung von Waldmänteln den Schaden zu mindern. 8 105. Eine weitere Krankheitserſcheinung möge hier bejprochen jein und den Uebergang zu den durch Pilze erregten Schäden bilden: es ift dies die unter dem Namen der Schütte allbefannte Kinderkrankheit der Führe, die von den Einen der Wirkung von Frühfröften, von Andern einem Vertrodnungsprozeß und endlich von Dritten Pilzen zuge- Ichrieben wird, nach den neuerdings geltend gewordenen Anfchauungen aber ſowohl der einen tie der andern diefer Urjachen ihr Auftreten verdanken kann *°). Profeffor Ebermayer erklärte die Schütte zunächjt als eine Vertrodnung der Nadeln, die im Winter und zeitigen Frühjahr dann eintrete, wenn einerjeitS die Na- dein durch Sonneneinwirkung zu lebhafter VBerdunftung gereizt würden, während anderjeits die Pflanze nicht imftande fei, aus dem noch gefrornen Boden das zum Erſatz nötige Waffer aufzunehmen; die Nadeln bräunen fich gleihmäßig, ohne daß fich eine Spur von Pilzen findet, die Pflanzen jterben teilweise ab. Viele Beobachtungen laſſen wenigſtens für eine Anzahl von Fällen diefe Anficht als richtig erſcheinen, und Deden der Beete mit 44) Bergl. Schröder und Reuf, Die Beihädigung der Vegetation durch Raud). 1883. 45) Ueber die Schütte ift eine höchſt umfangreiche Fitteratur in Zeitſchriften und eigenen Broſchüren erwadjen. ö = Erkrankungen durch Pilze. $ 106. 73 Neifig, Anlegen der Saatbeete im Seitenihug der. Beftände, Ausheben der einjährigen Pflanzen im Herbft und Einfchlagen der Pflanzen im geihügter Dertlichteit (Eintellern) ericheinen für die Föhrenpflanzen im Saatbeet als Schupmittel gegen dies Vertrodnen, Aehnliche Mittel würden dann anzuwenden jein, wenn wirklich in grübfröften - die fehr zeitig im Herbſt eintretend namentlich die noch unverholzten einjährigen Pflanzen in ben Saatbeeten gefährden follen — die Urſache der Schütte zu juchen ift. Nach Unterfuhungen und Beobachtungen, die namentlich von Prant! und Tursfy angeftellt wurden, kann aber die Schütte auch durch einen Pilz veranlaßt werden, den Kiefernrigenshorf, Hysterium pinastri, und es find direfte Infeltionsverſuche mit diefem Pilz, der ſich auch auf den abgeftorbenen Föhrennadeln in Menge findet, volltommen geglüdt. Die Nadeln zeigen in diefem Fall ſchon im Herbſt ein Leicht flediges Anſehen, von dem im Innern twuchernden Mycelium herrührend, umd fterben dann im Frühjahr, fi in wenig Tagen braun färbend, raſch ab, in ſchwarzen Boljtern die Sporenlager des Pilzes zeigend. Durch Ausfallen und Wind gelangen die Sporen im Mai und Juni auf die jungen Nadeln, in der Borausjegung günftiger Witterung dieje infizierend ; die Vor beugungsmaßregein müßten daher hier auf Wbhalten der Pilziporen durch Anlage der Saatbeete entfernt von Föhrenbeftänden, Vermeiden der Wiederbenugung infiziert gervejener Saatbeete gerichtet jein. Stets find es mur ſchwächere 1—5jährige Pflanzen, welche vollftändig von der Schütte befallen werden, während an älteren Bilanzen nur die untern Aefte die Erkrankung zeigen. Schwächere Pilanzen, jo namentlich jene in dichten Saatkulturen und Saatbeeten fterben ab, kräftigere erholen fid wohl wieder, doch werden die Saatbeetpflangen wohl ftets als verloren bezw. unbrauchbar zu betrachten jein; zweijährige Föhren im Saatbeet ſchütten faft umausbleiblih. Für den Wirtichafter aber entjtehen durch die bisweilen innerhalb weniger Tage eintretende Erkrankung feiner Föhrenjaatbeete oft große Verlegenheiten. 4. Erfranfungen durch Pilze *). $ 106. Wie insbefondere durch Robert Hartig nachgewieien wurde, werden eine nicht geringe Anzahl von Mifbildungen und Erkrankungen unjerer Waldbäume durch auf und in denjelben wuchernde parafitiiche Pilze hervorgerufen. Teils auf dem Weg direkter Anftedung, indem das ſog. Mycelium des Pilzes umterirdiich (weil dasjelbe oberirdiich dem raſchen Vertrodnen ausgejept jein würde) von der Wurzel einer erkrankten Pflanze ausgehend im jene der Nachbarpflanze eindringt, teils durch die Sporen, die in großer WMaſſe erzeugten jehr Heinen und daher durch Wind, durch Tiere und Menſchen leicht zu verjchleppenden Fortpflanzungsorgane, gelangen die Pilze auf und in die Gewächſe, wobei ihnen nicht felten Verwundungen irgend welcher Art den Zugang öffnen. In verichie denſter Weife beeinträchtigen fie dann die Wirtspflanze, bald nur unweſentliche Mißbil dungen bervorrufend, bald das Holz zeriegend, bald den Baum, die Pflanze mehr oder weniger raſch töten. Es iſt jedenfalls Aufgabe des Forſtmannes, ſich auch mit dieſen Feinden des Waldes belannt zu machen, um ſo mehr, als gar manchen derſelben durch vorbeugende Maßregeln entgegengearbeitet, die weitere Verbreitung oder Wiederholung des Schadens vermieden werden lann. Als ſolche Maßregeln im allgemeinen bezeichnet Hartig die Erziehung ge— miſchter Beſtände, wodurch jeder Baum gleichſam durch Nachbarbäume anderer Art iſoliert, gegen direkte Anſteckung geſchüht werde; Wechſel der Holzart auf Böden, die durch Wurzel- parafiten infiziert find; Ausreißen erfvankter Pflanzen thunlichft mit den Wurzeln, Ent- 46 ich der De der diefer Stelle, dem Schaden du: Pia auf Ban in 960 Gefapte vermieen. — fait be * 74 VI. Fürft, Forſtſchutz. fernung pilzfranfer Stämme (Schwammbäume 2c.); Sfolierung erfrankter Beſtandspartien (bei Wurzelparafiten) durch Stichgräben. Dem fnappen uns hier geftatteten Raum entiprechend führen wir nur jene durch Pilze hervorgerufene Krankheiten an, welche einerjeit3 durch häufiges Auftreten ins Auge fallen oder bez. deren uns Maßregeln des Schußes zur Seite ftehen. a. Pilze auf Blättern und Radeln. Ss 107. Der Buhenfeimlingspilz, Phytophtora omnivora (früher fagi, weil zuerſt an der Buche beobachtet), tritt voriwiegend auf den Keimpflanzen der Rotbuche auf, ebenjo aber auch auf jenen des Ahorns und jämtlicher Navdelhölzer, und äußert ſich durch Schwarz- oder Schwarzfledigwerden der Stengel, Samenlappen und erjten Blätter. Die befallenen Pflanzen gehen raſch zu Grunde, die jungen Nadelholzkeimlinge fterben oft in großer Menge während des Aufgehens oder unmittelbar nach demjelben ab. Feucht- warmes Wetter befördert die Verbreitung jehr; die fich rajch entwidelnden Shwärmjporen gelangen teils direkt, teils durch Berichleppung (im Pelz der Mäuſe, Kleidern der Men— chen) auf die Nachbar- wie auf entferntere Pflanzen, auch dieje infizierend und tötend. Borfichtiges Ausziehen erfrankter Pflanzen im Saatbeet oder Uebererden derjelben beim Zuſammenſtehen vieler; Bermeiden der Wiederbenugung eines infizierten Saatkampes zur Saat, da die Sporen mehrere Jahre Feimfähig bleiben, werden als Schub- und Vorbeugungsmittel zu betrachten jein. Häufig treten auf den Nadeln unſerer Navelhölzer, wie auf den Blättern von Laub— hölzern Erjcheinungen auf, die man nach ihrer Färbung als Ro ftericheinungen bezeichnet bat. Als einer der verbreitetjten jei hier ver Fgihtennadelroft (Chrysomyxa abietis) genannt, der auf den jungen Nadeln der Fichte auftretend diejelben im infizierten Teil gelb färbt umd fie zum Vertrocknen und Abfallen bringt. Die Erjcheinung tritt in manchen Fahren in jehr bevdeutendem Grad auf, in anderen nur ſehr ſchwach — die Witterungs- verhältniffe zur Zeit des Ausfallens der Sporidien jpielen hiebei offenbar eine jehr weſent— liche Rolle; eine Gefahr, die zu Gegenmitteln aufforderte, bringt fie jedoch nicht mit jich. Aehnliche Erjcheinungen treten auf den Nadeln der Tanne und Lärche auf. Auch der Kiefernrigenjhorf (Hysterium pinastri) gehört hierher; auf den natürlich abjterbenden Kiefernnadeln allenthalben als Saprophyt auftreteud, finden wir ihn auch parafitiich auf den grünen Nadeln junger Pflanzen, die bekannte und ſchon oben be- iprochene Krankheit der Schütte erzeugend. (Vergl. 8 105.) b. Bilzeanden Wurzeln. $ 108. Der Honigpilz oder Hallimafch (Agaricus melleus) ift ein jehr ver- breiteter Pilz, der teils ſaprophytiſch an den abgeftorbenen Stücken und Stämmen von Laub- und Nadelholz lebt, teils als Achter Barafit insbejondere jüngere Nadelholzpflanzen befällt und tötet, und als Kulturverderber ſchon jehr ſchädlich aufgetreten ift. Die unter- irdiſch fortwachjenden ſchwarzen Mycelftränge des Pilzes bohren fich in die Rinde der Wurzeln, auf die fie ftoßen, ein und verbreiten ſich dann unter der Rinde emporwachjend als ein weißes hautartiges Gewebe, das Nindengewebe tötend. Im Herbſt entwickeln ſich ſowohl an infizierten Pflanzen und Stämmen, wie an im Boden wachjenden Myceljträngen (Nhizomorphen) die großen braungelben Schwämme, die Fruchtträger, deren Sporen durch Wind und Tiere weiter verbreitet werden. Charakteriftiich ift der jtarfe Harzfluß, den die befallenen Pflanzen unmittelbar an und über der Erde zeigen. In Nadelholzkulturen macht fih der Pilz durch das platzweiſe Erkranken und Ab— fterben von Pflanzen oft jehr Läftig und veranlaßt wiederholte Nachbefferungen. Man wird die erkrankten Partien zur Vermeidung weiterer unterirdiſcher Anſteckung durch Stichgräben —1 J a As, BE 9J Pilze am Stamm. $ 109. 75 ifolieren, die Franken Pflanzen ausreifien und verbrennen, die Yüden wo möglich mit Laubholz ftatt mit aufs Neue bedrohten Nadelholgpflanzen ausfüllen. Der Wurzelihwamm (Trametes radieiperda) lebt ebenfalls ſaprophytiſch wie als Parafit und ijt als ſolcher ein gefährlicher Feind der Fichten» und Föhrenbeftände, in welchen er als Urſache der Notfäule und des Abjterbens zahlreicher Jndividuen auftritt, die Beftände licht und Lüdig machend. Die Unftedung erfolgt in doppelter Weife, durch Sporen wie durch den Kontaft der Wurzeln eines erfranften mit jenen eines gefunden Stammes, wobei dann von der infizierten Wurzel aus die Fäulnis bei der Fichte oft raſch im Stamm aufwärts dringt, während bei der Führe durch den ſtarlen Harzgehalt und das Ergießen des Harzes aus den zerjegten in die unzerjegten Schichten der Wurzeltod ver fient, wodurd dem Auffteigen der Fäulnis im Baum ein Hindernis entgegengefept wird, der Stamm aber raſch abjtirbt. — Das Mycel des Pilzes dringt teils ins Holz, diejes zerfegend, teils ins Baſtgewebe, dasjelbe tötend; die Fruchtträger des Pilzes ericheinen am Wurzelftod umd den Seitenwurzeln, weiß, auf der fterilen Seite braun, auch ringfürmig in mannigjacher Weife gefärbt und von verſchiedener Geſtalt, und vegetieren 4—5 Jahre fort. Da die Infektion vorwiegend durch Wurzelfontatt zu gejchehen jcheint, jo werben Stihgräben um mfizierte Beftandesftellen und Durchhauen aller Wurzeln in denjelben der Weiterverbreitung entgegen wirlen. Kann man dort, wo die Erkrankung im älteren Be ftand ſehr verbreitet war, mit Laubholz ſtatt mit Nadelholz aufforjten, jo wäre dies zu empfehlen, In Eichenfaatbeeten wurde der Eichenwurzeltöter (Rosellinia quereina) vielfach be obachtet, ein Pilz, der mit feinen Strängen die Wurzeln 1— jähriger Eichen umipinnt und im die jüngjtien Wurzelteile eindringend diejelben in kurzer Friſt tötet. Die Pflanzen verbleichen und vertrodnen, und insbejondere in feuchten Sommern nimmt die Krankheit oft größere Dimenfionen an. — Auch hier werden, da die Unfteung nur unterirdiich durch Kontakt erfolgt, ifolierende Stichgräben um befallene Pilanzengruppen der Weiterverbrei- tung des Uebels entgegenwirken, ec Bilzeam Stamm. $ 109. Allbelannt find die Qöherpilze oder Baumihmwämme der Gat tung Polyporus, die früher allgemein als ein Beweis für die Erkrankung eines Baumes und für auf und in dem abgejtorbenen Holz lebende Saprophyten gehalten wurden, die aber zum Teil auch ächte Parafiten find, deren Mycel im Innern des Stammes wuchert, das Holz zerjepend, während die verichieden geftalteten, häufig konjolenförmigen Frucht- träger außen am Stamm figen. — Da die Anftedung durch die in großer Zahl erzeugten Sporen erfolgt, wenn diejelben eine paſſende Keimſtätte in Aftwunden, Schälriffen u. dgl. finden, fo erjcheint baldmöglichfte Entfernung der Schwammbäume um fo mehr geboten, als der Zerſetzungsprozeß in deren Innerem raſchen Fortgang zu nehmen pflegt. Es find Laubs wie Nadelhölzer, welche diefe Erkrankung zeigen, und fommen einzelne Polyporus— Arten nur auf einer Holzart, andere an den verichiedenften Laub» und Nadelhölzern vor. Der Lärdhentrebspilz (Peziza Willkommii) ericheint aufer der eigentlichen Heimat der Lärche, der Alpen, als eine jehr häufige Krankheit der jüngern Lärchen, die- felben verunftaltend, zum Kümmern und jelbit Abjterben bringend. Dringen die Sporen an irgend einer Wundjtelle des Stammes in denfelben ein, jo entwidelt fi das Mycel des Pilzes, wuchert unter der Rinde, deren Gewebe tötend und jelbft ins Holz eindringend; infolge der Bildung von Korfichichten wird die Ninde ausgedehnt, plapt auf und es ent- fteht eine ſog. Kreboſtelle, auf der fi) auch der Ausfluf von Terpentin zeigt und die fich alljährlich vergrößert, zulept bisweilen den Stamm umfafiend und ihm dann tötend. Auf der Krebsjtelle nimmt man die Fruchtträger des Pilzes, rote Schüffelfrüchte, wahr, aus 76 Vo. Fürft, Forſtſchutz. kleinen gelbweißen Puſteln fich entwidelnd, die bei Trodnis und Luftzug ſehr leicht ver- trocknen und abfterben. Hartig glaubt in diefem leichten Vertrocknen den Grund zu finden, weshalb die Lärchen in den lichten Beftänden und Iuftigen Hochlagen der Alpen von dem Pilz wenig zu leiden haben, während die Krankheit in allen feuchteren und dumpfigeren Lagen und in gefchloffenen Beftänden nicht jelten in jolcher Ausdehnung auftritt, daß hie- durch die Erhaltung der Lärche direkt gefährdet erjcheint. Vermeidung der eben bezeichneten Lagen und möglichit vorwüchſiger Anbau der Lärche im gemifchten Bejtand würden als VBorbeugungsmittel zu bezeichnen fein *'). Der Tannenpilz (Aecidium elatinum) erzeugt zunächt, wenn feine Sporen in eine Wundſtelle eines Tannenaftes eindringen, duch jein Mycel die befannte eigentünmliche Erfcheinung der fog. Herenbejen, deren oft auf einer Pflanze, einem Stämmchen eine größere Anzahl erjcheint, beulenartige Auftreibung und Wucherung an der befallenen Stelle hervor- rufend und von diefer Stelle aus, vielleicht auch durch direfte Infektion von Wundftellen in den Stamm gelangend. Hier jehen wir dann die gleichen, den ganzen Stamm umfaj- jenden Anſchwellungen, die ſpäter aufplagend die jog. Krebsbeulen erzeugen; der Stamm wird an der betr. Stelle fchadhaft, das Holz, durch Wundfäule oder eindringende andere Barafiten weiter zerjegt, zu Nutzholz untauglih, und bei Sturm oder bei Schneebelajtung jehen wir die Stämme nicht felten an der befallenen Stelle abbrechen. Bei dem häufigen Auftreten de3 Krebjes in Weißtannenbeftänden (Schwarzwald) kann der Schaden ein jehr bedeutender werden; man fucht denjelben durch fofortige Entfernung jeder krebskranken Tanne, mit Hexenbejen bejegter Pflanzen zu mindern. Der Kiefernbaumfhmwamm (Trametes pini), borzugsweife in den ältern Kiefernbeftänden Norddeutſchlands auftretend, feltener in Süddeutfchland, im übrigen auch an Fichten, Lärchen und Tannen beobachtet, erſcheint als Urſache der jog. Ring- oder Kernſchäle, die faft immer von den Aeften, alfo der Krone der Stämme, ausgeht. Seine Sporen, auf frifhe, durch Harzüberzug nicht geſchützte Aftwunden gelangend, lafjen den Keimſchlauch ins Innere des Stammes eindringen, und da fi das Mycel mit größerer Gefchwindigkeit innerhalb desjelben Jahresringes, als feitlich verbreitet und das Holz zer- jeßt, jo entjteht hiedurch die Ringſchäle. Die nach reicher Wucherung im Innern an jenen Stellen, wo tote Aſtſtummel die Splintſchicht durchjegen, erjcheinenden konſolenförmigen Sruchtträger fordern zu rajcher Entfernung der infizierten Stämme auf. — 47) Borggreve tritt diefer Anſicht entgegen, hält vor Allem die Lärchenmotte (ſ. $ 60) — uneee Be ſchlechten Gedeihens fo vieler Lärden. Vergl. A. F. u. 3.3. 1871. ©. 13 vr, Wildbäche und Lawinen, deren Weſen, Entftehung und Verbanung. Von 81. Weſen und Einteilung der Wildbäche. Bei dem jährlichen Wiedererwachen der Natur, wenn die im Winter zu gewaltigen Mafjen angewachſenen feiten Niederichläge den Einwirkungen der Sonne weichen, dann innerhalb jener Zeitabſchnitte des Sommers, wo über die hochragenden Gebirgszüge der Alpen Gewitterregen nieder gehen, welche in ihrer Mächtigkeit oft den Charakter von Wolfenbrüchen annehmen, endlich beim Eintritte eines anhaltenden Landregens, gelegentlich defien ſelbſt das kleinſte Waſſer gerinne zu einem Gießbache anfchwillt, vernimmt man bald aus diejer bald aus jener Gegend her die Hunde von Terrainbrüchen und VBergftürzen, von mehr oder minder bedeutenden Ausbrücen der Wildbäche, denen dann wertvolle und hochkultivierte Gründe zum Opfer fallen, dann vom Austritt der Flüffe in der Ebene und den hiedurch verurſachten Schäden, deren Ziffer mitunter eine ungeahnte Höhe erreichen kan. Als Wildbäche bezeichnet man jene Rinnjale oder Gebirgsbäche, aus deren Sammel gebiet ab und zu Muhren hervortreten. Dieſe find ein didjlüjfiges Gemenge von Wafler, Steinen, Geſchieben, Sand, Schlamm u. ſ. w.; es fann dasjelbe oft derartige Dimenfionen erreichen, daß es in dem Profil des Baches feinen Naum findet, infolge deſſen die Ufer überfteigt und feinen Weg über die angrenzenden Adergründe nimmt, wobei dann die feiten VBeimengungen zur Ablagerung kommen. Auf diefe Art werden oft in wenigen Stunden bochkultivierte Gründe meterhoch mit Geſchiebmaſſen überdedt und als vermuhrte Flächen der bisherigen Benüpung zumeift für immer entzogen, da eine Räumung derjelben einen unverhältnismäßigen Koftenaufwand erheichen würde. Nicht genug, an dem find auch noch einzelne Wohnftätten, ja jogar ganze Ortichaften oft jchon der Gewalt und dem zer ftörenden Einfluffe der Muhren zum Opfer gefallen. Demongey') gruppiert die Wildbäche nach den Erzeugungsurjadhen im zwei Klaſſen und teilt der erſten derjelben jene Wildbäche zu, deren Gejchiebeführung vorwie— gend auf die Unterwühlung der jeitlihen Hänge zurüdzuführen ift, während zur zweiten Klaſſe alle jene Wildbäche gehören, wo das vom Wafler aufgenommene und fortgeführte Geſchiebe der Hauptjache nach ein Produft des natürlichen Verwitterungsprogefies iſt, dem 1) Verbauung der Wildbäde, A db U der Geb ründe n ta a en non w 78 Vlla. Förfter, Wildbähe und Lawinen, deren Wejen zc. die Felfen im Gebiete Des Baches unterliegen oder die Gejchiebemafjen durch Gleticher- moränen dem Bache zugeführt werden. Der franzöfiiche Hydrotechnifer SurreLl?) teilt die Wildbäche nad) der Lage ihres Entjtehunggortes in drei Gruppen und weiſt jene Wilobäche, die von einem Gebirgsjattel ausgehen und in ein ausgejprochenes Thal abfließen, der erjten, jene, die von einem Ge— birgsfamme fommen und in der Richtung des ftärkjten Falles ihren Abfluß nehmen, der zweiten, und endlich jene Wilobäche, deren Urfprung unterhalb des Kammes, beziehungs- weiſe im Abhange eines Gebirgsfammes liegt, der dritten Gruppe zu. Duile?) dagegen nimmt bei der von ihm eingehaltenen Gruppierung der Wildbäche ihre Wafjermafjen zum Maßſtabe und ftellt in die erjte Klaſſe jene Wildbäche ein, die das ganze Fahr hindurch Wafjer führen, in die zweite Klaſſe jolche, die erjt beim Eintritte der warmen Jahreszeit Wafjer Führen, welches bei Beginn ver fälteren Witterung verfiegt und fchlieglih in die dritte Hlaffe diejenigen Wildbäche, die nur bei Wolfenbrüchen, langandauernden Landregen u. dgl. wafjerführend auftreten. Eofta di Baftelica‘) unterlegt der von ihm aufgeftellten Einteilung der Wild- bäche die Anzahl der vorhandenen, ausgejprochenen Schluchten und bezeichnet im Grunde deſſen jenen Wildbach, der nur eine Hauptichlucht beißt, als einen einfachen, während er jene mit zwei und mehr Schluchten in die Kategorie der zufammengejegten Wildbäche ein- reiht. Sowohl die einfachen, wie Die zufammengejegten Wildbäche fünnen wieder eine unter- fchtedfich große Anzahl von Runſen oder Einriffen in ſich ſchließen, die dann alle in die Hauptjchlucht: einmünden. Dieje Einteilung hat Demontzey 9) nocd dur die Hinzu- fügung einer dritten Kategorie ergänzt, indem er die mujchelfürmigen Einrifje‘) als eine jelbftändige Gruppe von Wildbächen aufjtellt. Wir unferjeits *) haben die Wildbähe nah Maßgabe ihrer Schädlichkeit in drei Gruppen unterteilt und bezwecken damit gleichzeitig die entiprechende Trennung und Glie- derung derjenigen Vorkehrungen und Bauten, welche vom technijchen Standpunkte aus be- hufs Vorbeugung und Beruhigung, beziehungsweile Feftigung eingeleitet werden müſſen. Wir zählen jomit zur erjten Ordnung jene Wildbäche, deren Sammelbeden nahezu voll- Ständig entwaldet und jtarf verrüft ift, die ſomit jchon bei geringen Anläffen Muhren nad der Tiefe entjenden. Zu den Wildbächen zweiter Ordnung find dagegen jene Wildbäche zu zählen, deren Gebiet teifweife bewaldet und nur in verhältnismäßig geringem Grade verrüft ift. Aus dem Sammelgebiete dieſer Wildbäche brechen nur bei größeren Elementarereignijjen Muhren hervor. Alle Gebirgsbäche, in deren Sammel- oder Durchflußgebiet Fleinere Anbrüche vorkommen und two die geologischen, teftonischen und fulturellen Verhältniſſe ein Vorjchreiten der bereitS eingetretenen Bodenverwüftungen mit Sicherheit erwarten laſſen, aus deren Gebiet jedoch noch Feine Muhren hervorgetreten find, wären der dritten Ordnung bei- zuzählen. Betrachtet man einen Wildbach in feinem ganzen Verlauf, jo kann man drei mehr oder minder ſcharf begrenzte Zonen deutlich an ihm unterſcheiden. Die höchſt gelegene 2) Etudes sur les torrents des Hautes-Alpes. Paris 1841. 2. Auflage. 3) Ueber VBerbauung der Wildbähe in Gebirgsländern. Innsbrud 1826. 2. Auflage 1834. 4) Les torrents, leurs lois, leurs causes, leurs’ effets. Baudry, Paris 1874. 5) Studien über die Arbeiten der Wiederbewaldung und Berajung der Gebirge von P. Demongey. Ueberjfegt von Dr. A. Freiherr von Sedendorf. Wien 1880. 6) In der Schweiz bezeichnet man dieſe Einriffe mit dem Ausdrud Combe, Balme, in Tyrol mit Pfanne oder Kefjel. 7) Betrachtungen zu v. Sedendorf’3 Werke über Verbauung der Wildbäche, Aufforftung und Berafung der Gebirgsgründe von ©. Förfter. Oeſterreichiſche Vierteljahresfchrift für Forſtweſen XXXIV. 8. p. 241. ER BR: | | Entftehung der Wildbäde. 8 2. 79 Bone Tann man als das Sammelgebiet oder Aufnahmsbeden bezeichnen. Es ift dies jener trihterförmige Thalſchluß des Wildbaches, der die abfliehenden Waſſermaſſen jammelt, welche gleichzeitig den Boden aufreißen und ihn dann in Form von Erdreich, Schutt und Schlamm nad) der Tiefe führen. Die zweite Bone ift der Abflußlanal, an den ſich ſodann die dritte Zone oder das Ablagerungsgebiet (Entleerungsregion) und zwar in jenem Punkte anſchließt, wo der Wildbad) die Bergſchlucht verläßt und ſich mit mäfigem Ge fälle feiner Einmündung in das Gerinne des Hauptthales nähert. Wildbäche wühlen den Boden im Gebirge auf und lagern denjelben im Hauptthale und zwar fegelförmig oder ftrahlenförmig (Schuttlegel) aus oder führen denſelben um mittelbar in das Bett eines größeren Flußlaufes ein, den man dann als wildbad artigen Fluß bezeichnet. 82. Entftehung der Wild bäche. Jedes fließende Waſſer birgt in ſich eine Kraft, die fi aus dem Gefälle, den abfliehenden Mafien des Waflers und defien jpezi- fiihem Gewichte, endlich aus dem zurüdgelegten Wege zuſammenſetzt. Da aber dieje Grund faltoren und in erfter Linie das Gefälle vielfach wechſeln, jo ift auch dieje Kraft feine fonftante Größe und es wird daher auch deren Wirkung oder Aeußerung an jeder Stelle des Abflußgerinnes eine andere ſein. Dieſe Kraft wirft auf dem bemepten Umfang des Durhflußprofiles und muß von der Feſtigleit des Materiales, in welchem die Abflußrinne eingebettet ruht, aufgehoben oder parallelifiert werden, wenn das Bachbett in einem fteten und gleichen Buftande verbleiben joll. Wird nun die Kraft bei gefteigerten Abjlufmafien größer als der Widerftand des Profiles, oder wird deſſen Feſtigleit durch mechaniſche Aen- derungen an der Beſchaffenheit der Bachbettjohle oder der Ufergelände vermindert, jo muß das Abflußprofil angerifien werden. In diefem falle beginnt der Bach fein Bett oder feine feitlihen Hänge zu unterwühlen und das auf diefe Weiſe geloderte oder abgelöfte Material wird jodann vom Wafjer gehoben und nad) der Tiefe geführt. Diejes Aufwühlen des Bodens kann in zweifacher Art vor ſich geben; die eine da- von bezeichnet man für gewöhnlic als Sohlenvertiefung, die andere als eine Folgewirkung von Duerftrömungen. Endlich; tritt auch noch ein dritter Einfluß hinzu, nämlich der Ein fluß der Siderwäfjer, der gleichfalls die Entftehung eines Wildbaches oder Terrainbruches veranlafjen fann. Denten wir uns, daß im Sammelgebiete eines Baches im Gebirge aus- gedehnte Entwaldungen vorgenommen werben und daß infolge diejer Multuränderung bei heftigen Gewitter» oder andauernden Landregen mächtige Waſſermaſſen zum Abfluß kommen, oder es jei die bisher feite Bachſohle durch mechanischen Einfluß (Holzbringung, Trift u. j. w.) gelodert worden. Im erfteren Falle hat ſich die Kraftäußerung der abjliehenden Waſſer— maffen gefteigert, im letzteren Falle trat eine Verminderung der Widerjtandsfähigfeit der Bachbettſohle ein und müflen dann Aufwühlungen und Koltungen eintreten, d. b. der Bad wird fucceffive feine Abflußrinne vertiefen und ſich mehr und mehr in das Terrain ein Schneiden. Durch ein derart fortgejeptes Vertiefen verlieren aber die jeitlihen Hänge ihre Stüpe und ihren natürlichen Halt, löjen fi partienweiie los und ftürzen in das Bachbett herab, wobei diejes oft dammartig abgeichloffen wird, derart, daf die an ihrem Abflufie gehinderten Waflermafien angeftaut und mehr oder minder lang zurüdgehalten werden. Gewöhnlich werben die in das Bachbett eingeftürgten Erd» und Schuttmafien all- mählich vom Wafler gehoben und abgeführt; öfter tritt aber auch der all ein, daß die das Bachbett verlegenden Maſſen bei Eintritt von Gewitterregen u. dgl. im ihrer Geſamt— ‚heit gleichzeitig in Bewegung geraten und fi dann als eine mehr oder minder gewaltige Muhr nach der Tiefe fortwälzen. Beſitzt die Bachbettiohle eine genügende Widerftands- kraft und find nur die jeitlichen Hänge aus einem minder feiten Materiale zufammengeiept, jo lann e8 ſich ergeben, daß der durch irgend einen Gegenftand gegen das Ufer geleitete — 80 VIHa. Förſter, Wildbäche und Lawinen, deren Wejen ze. Steomftrich eine Unterwühlung diefer verurfacht. Die unterwafchene Uferpartie wird dann, ihres natürlichen Fußes beraubt, einftürzen und einen Terrainbruch hervorrufen. Dieſe Terrainbrüche in den Seitenhängen werden ſich jodann, ohne Rückſicht darauf, ob fie infolge einer Sohlenvertiefung oder einer Querſtrömung entjtanden find, wenn jonft die Grundbedingungen vorhanden fein jollten, mehr und mehr erweitern und nad) oben fortjegen. Der Einfluß der Sickerwäſſer kann fih wieder in zweifacher Art geltend machen; entweder find felbe die unmittelbare Urjache, daß Terrainbrüche entftehen, oder fie fördern und unterftügen doch den Durch Sohlenvertiefung oder Duerjtrömung hervorgerufenen Zer- ftörungsgang. Der erjtere Fall ift feltener, da er bejtimmte Bodengejtaltungen zur Vor— ausfegung hat, während die letztere Wirkung fat in einem jeden Wildbachgebiete anzu- treffen ift. Sn vielen Gebirgshängen lagern die Verwitterungsprodufte auf einer fejten Unter- lage. Dieje Bodenfrume hat nun vermöge ihrer natürlichen Beichaffenheit und ihres Uggregatzuftandes eine bejtimmte Neigung gegen den Horizont angenommen; man kann fie ſomit als einen Körper betrachten, der auf einer fchiefen Ebene ruht. Nach dem Grund- gejege der Mechanik wird im Zuftande des Gleichgewichtes die parallel zur jchiefen Ebene wirfende Schwerfomponente durch den Neibungswiderftand und die Adhäſionskraft auf- gehoben. Ueberdies ruhen diefe Mafjen noch auf der Baſis der Bachbettjohle oder werden vom Gegendrude des gegenüber auffteigenden Hanges gejtüßt. Eine Verminderung oder Befeitigung des Gegendrudes oder des als Stübe dienenden Fußes durch Sohlenvertiefung oder Duerftrömungen muß eine Störung des Gleichgewichtes oder ein Nachſtürzen der auf der fchiefen Ebene lagernden Maſſen nach fich ziehen. Dieje legte Folgewirkung kann auch dann hervorgerufen werden, wenn die Unterlage oder die jchiefe Ebene waſſerundurch— Yälfig ift (Tegel oder kompakte Felfenfchichte) und wenn die Tagwäſſer oder Quellen ge- zwungen find, ihren Abflug längs der jchiefen Ebene zu nehmen, wobei dieſe geglättet toird und anderjeits auch eine Ducchweichung der aufruhenden Mafjen eintreten muß. In diefem Falle wird das Gewicht der aufruhenden Lajt erhöht, dagegen der Reibungswider- ftand und die Adhäſionskraft vermindert und die parallel zur jchiefen Ebene wirkende Schwerfomponente vergrößert, jo zwar, daß ausjchließlich infolge der Sickerwäſſer mehr oder minder ausgedehnte Partien eines Berghanges ſich in Bewegung jegen fünnen. 83. Vorkehrungen, welche die Entftehung und Fortentwide- lung der Wildbäche verhindern fönnen. Auf die Entjtehung der Wildbäche, ſowie auf die Bildung der verwundeten over verrüften Flächen im Gebiete eines Wild- baches nehmen in erjter Linie jene Urjachen einen mehr oder minder fühlbaren Einfluß, welche eine Steigerung der Waflerfraft oder auch eine Verminderung der Widerſtands— fähigkeit des Abflußprofiles eines Baches oder endlich eine Störung in dem regelmäßigen Abfluffe der Tagwäſſer oder Quellen hervorzubringen vermögen. Im großen und ganzen fann man annehmen, daß die Entftehung und Fortentwicklung der Terrainbrüche von der geologischen und geognoftischen Bejchaffenheit des Sammel- und Durckhflußgebietes und von den Gefälls- und Wafjerverhältniffen des Bachgerinnes bedingt wird. Die geologijchen und geognoftischen VBerhältniffe find aber Faktoren, die nicht geändert werden können, mit denen jomit gerechnet werden muß; dagegen ift eine Einflußnahme auf die Abfluß- und Gefällsverhältniſſe möglich. Bon diefen Leßtbezeichneten Faktoren wollen wir vorerft jenen in betracht ziehen, welcher die Kraft des fliegenden Waffers eines Gerinnes beeinflußt. Dahin müſſen wir in erſter Linie die Menge der zum Abfluffe kommenden Waffernafjen vechnen; denn gerade diefe laſſen ſich durch zweckmäßige Vorkehrungen auf ein Maß reduzieren, daß eine an— jehnliche Verminderung der wühlenden Kraft des Wafjers erreicht wird. Bekanntlich nehmen A > Vorkehrungen, welche die Entftehung der Wildbäche verhindern fönnen. $ 8. 81 die Quellen und die oberirdifchen Nieberichlagsmengen ihren Abfluß in dem vorhandenen natürlichen Ninnen, wobei man die Wahrnehmung machen fann, daß gerade die Nieder ſchlagsmaſſen den häufigiten und größten Schwankungen ausgejegt find. Denfen wir uns das Sammelgebiet eines Wildbaches derart beſchaffen, daß die zu Boden fallenden flüffigen Niederichläge fofort in der Richtung des ftärfjten Falles in die natürlichen Abjlufrinnen gelangen, jo muß bei einem heftigen Niederichlage der Waflerftand im Hauptgerinne ſehr ſchnell fteigen, d. h. es treten in einem ſolchen Falle die Hochwäſſer plöglich auf und halten nur eine kurze Zeit an. Iſt dagegen das Sammelgebiet eines Wildbaches beziehungsweiie die Erdoberfläche mit einer Dede beleidet, welche die Eigenschaft befipt, mehr oder minder beträchtliche Waſſermaſſen aufzujaugen, um dieje langſam teil® an den darunter liegenden Boden, teils an die Abjlußrinnen abzugeben, jo müſſen ſchon ftarfe Negen längere Zeit andauern, bis die Abflugmafjen im Hauptgerinne den Hochwaſſerſtand erreichen; für jeden Fall wird dieſe Grenze nicht jene Höhe erlangen, wie fie im erjt angenommenen Falle thatjächlich fich berausftellen wird; endlich wird das Anjteigen ein jehr langiames jein, dafür aber werden diefe Hochwäſſer fich auch länger erhalten. Es bedarf wohl feines weiteren Nachweiſes, daß der erjtbezeichnete Zuftand vom hydrotechniſchen Standpunkte aus der ungünftigere ift, und daß fich diejer ungünftige Fin fluß im zweifacher Weife geltend machen fann. Schon in der einen Richtung, daß be deutendere Wafjermaffen zum Abrinnen fommen, weil das Aufjaugen und Verdunften ent fällt, Tiegt eine große Gefahr, weil hiedurch bedeutend größere Anforderungen an die Widerftandsfähigkeit des Bodens im Abflußgerinne geftellt werden, während in einer zweiten Richtung auch das plögliche Eintreten der Hochwäſſer mechaniſch einen bedeutenden und nichts weniger als günftigen Einfluß auf den Zuftand des VBachgerinnes ausübt. Ein jedes Bachgerinne ift mehr oder weniger durch eingerollte Feljenbroden, Holzftüde, Wind brüche u. dgl. verlegt. Tritt num plöplich Hochwaſſer ein, jo werden dieje Gegenftände auf einmal gehoben, nach der Tiefe gerifien, verurjachen jodann Verflaufungen und Waſſer anftauungen, die beim Durchbruche das Gerinne, beziehungsweiie deſſen Sohle, fowie die Seitenhänge bejchädigen müfjen. Derartige Ausbrüche ſchwächen die Wideritandsfähigkeit des Bodens, berauben ihn der jchüpenden Bodendede und damit ift der Anfang der Boden» verwüftungen gemacht, die dann beim kommenden Hochwaſſer in einem potenzierten Grade fortgefegt werben. Langſam amnjchwellende Wäfler räumen das Bachbett allmählich und veranlafjen, wie eine umumterbrochene Erfahrung lehrt, niemals die jo nachteiligen Sto pfungen im Gerinne. Eine leichte lodere Bodendede im Sammel: oder Niederichlagsge biete der Wildbäche, welche die Fähigkeit befigt, eine große Menge von Waffer aufzunehmen und durch längere Zeit zurüdzubehalten, die jomit den raſchen Ablauf der Niederichlags maſſen und hiedurch das plöpliche Eintreten von Hochwäſſern bintanzubalten vermag, kann nur der Wald ſchaffen. Vielſache Erfahrungen in Frankreich hatten zur Genüge erwieien, daß die einfache Berafung einer wunden VBodenoberjlädhe den günftigen Einfluß des Waldes auch nicht annähernd zu erjepen vermag. Es ijt daher die Walderhaltung das erjte und twichtigfte Vorbeugungsmittel, um die Entitehung der Wildbäche bintanzubalten. Ein zweites nicht minder wichtiges Vorbeugungsmittel ift die Schonung der Boden- dede, die zum mindeften den mineralischen Boden vor Abſchwemmung ſchützt. In steilen und entwalbeten Berghängen ijt eine übermäßige und unter ungünftigen Umftänden über haupt jede Bewaidung mit Waidevich zu unterlaſſen, weil durch dem Tritt des Waide viehes die ohnedies zumeiſt magere und flache Naiendede beichädigt oder abgelöjt wird. Die ausgetretenen Steige des Waideviches find im einem zur Wbrutichung oder Verrüfung geneigten Terrain gewöhnlich die erjten Anfänge einer Runſe, die dann langiam aber jtetig an Größe und Tiefe zunehmen wird. Den nachteiligiten Einfluß indeh übt umnbeftritten Handbuch d. Forfiw. I. 2. Mbtlg. 6 83 VIfa. Förſter, Wildbäche und Lamwinen, deren Wejen zc. die Holzbringung aus, wenn fie in natürlichen, trodenen Rinnen (Erdgefährten) durd jelbftthätiges leiten geübt wird; denn jchon nach furzer Zeit werden derartige Gleit- rinnen, wenn fie nicht etwa aus einem fejten Felſen bejtehen, ausgejtogen und vertieft. Die Tagwäſſer werden dann die begonnene Bodenverwültung und Lockerung fortjegen und kann demnach in furzer Friſt die urjprüngliche unanjehnliche Gleitrinne zu einem ge- fährlichen Wildbache umgewandelt jein, wenn die geognoftiichen und geologijchen Verhält- niſſe nur einigermaßen ungünftig find. Gleich nachteilig ijt auch der Holztransport in Gebirgsbächen, deren Sohle und jeit- lichen Hänge nicht den genügenden Grad von Feſtigkeit bejigen, um den jtärferen Anjprüchen zu genügen, die bei dieſer Transportweife auftauchen. Die Berwüftungen werden in diefem Falle nach Umfang und Bedeutung um jo fühlbarer auftreten, wenn der Holztransport mit Zu- bilfenahme von fünftlihem Schwellwaffer erfolgt und langes und ſchweres Holz getriftet wird. Die Unterlajjung der Holzausbringung im nicht entjprechend mit Holz ausgefleideten Gleitrinnen, dann des Triftens der Hölzer in einem zur Verrüfung hinneigenden Gebirgs- bache, d. 5. die Vermeidung aller Maßnahmen, welche eine mechanische Verwundung der Gebirgsböden hervorrufen, bilden das zweite vorbeugende Mittel, um die Bildung von Wildbächen zu verhindern. Als weitere vorbeugende Mittel können wir noch hervorheben die Ableitung von Sickerwäſſern, Quellen u. dgl. in einem zur Bewegung disponierten Berggehänge, die Neinhaltung der Bachgerinne, beziehungsweife die rechtzeitige Bejeitigung eingerollter Holz- ſtücke, Felstrümmer u. dgl., die jorgfältige Ueberwachung der feitlichen Hänge eines Ge- birgsbaches betreffs der Einbrüche, die Erhaltung des allenfalls vorhandenen jchüßenden Ufergefträuches, die Unterlafjung der Baum- und Stodrodung, der Stein- und Schotter- gewinnung in einem Nutjchterrain. Der zweite Faktor, der auf die Kraftäußerung der abfliegenden Wafjermafjen einen Anteil nimmt, find die Gefällsverhältniffe Eine Aenderung in dieſer Richtung, d. h. eine Abminderung des relativen Gefälles einzelner Teilftreden eines Gerinnes kann man nur mitteljt künſtlicher Einbauten erreichen. s4 Wirkung der Wildbäche. Die Wildbäche entziehen in erjter Linie der Kultur anjehnliche Flächen. Im Sammelgebiete werden die Terrainbrüche oder wunden Berghänge durch das fortgejegte Abjchwenmen der Bodenfrume bis auf den ertragslojen oder unproduktiven, feljigen Untergrund blößgelegt, während im Ablagerungsgebiete hoch— kultivierte Gründe mit den herabgeführten Gejchiebemafjen überlagert werden, um dann für immer oder doch für lange Zeiträume extraglojes Land zu bleiben. Die abgehenden Muhren oder Schuttmafjen zerjtören aber auch beſtehende Kommu— nikations-Mittel und Wohnftätten, jo zwar, daß oft bedeutende Koften aufgewwendet werden müſſen, um die einen wie die anderen wieder der Benügung zuführen zu fünnen. Eine zweite und noch ungleich nachteiligere Wirkung der Wildbäche bejteht in dem ungünftigen Einfluffe, den fie auf jene Flußgebiete nehmen, in die fie einmünden. Selbſt— verjtändlich werden jene Flußläufe, welche Wildbäche aufnehmen, mit Sinkftoffen (Gejchiebe) überladen, die dann an jenen Stellen zur Ablagerung gelangen, wo der Fluß infolge des geringeren Gefälles an treibender und fortbewegender Kraft verloren hat. Dadurd) tritt allmählich eine Sohlenhebung ein, die Flüſſe treten ſchon bei mittleren Waſſerſtänden über das natürliche Ufer und juchen den an Tiefe verlorenen Naum durch Erbreiterung des Abflugprofiles zu erjeßen. Diejes fortgejegte Erhöben der Flußbettjohle erheiſcht die Herjtellung dammartiger Schußbauten (Barallelwerfe) längs der nicht mehr genügend hoben Ufer in einem Mae, das nad) Verlauf von nicht zu langen Zeiträumen die Flußbettjohle höher als die angrenzenden Kulturgründe liegt. Diejer Umſtand, ſowie das damit verbundene Steigen | | | J Weſen und Art der Wildbach-Berbauung. $ 5. 83 des Grundwaſſerſpiegels ift Urfahe, daß ausgedehnte Kulturgründe im Flufgebiete ver- fumpfen und daß die janitären Verhältniffe in den Gebirgsthälern in fühlbarer Weiſe ver- fhlehtert werden. Vielfach find die ſich mehrenden Ueberihwemmungen der größeren Flußläufe einzig und allein auf die Zuführung großer Geſchiebemaſſen zurüdzuführen. Mit unter verlegen mächtige Muhren oder der im Hauptthale ſich bildende Schutttegel eines Wildbaches den Flußlauf, veranlafjen deſſen Anftauung und fomit Berjumpfungen des Hinterlandes. Auf diefe Weife find ausgedehnte Sümpfe in den Gebirgsthälern bereits vor Jahrhunderten entjtanden und wurden dann die trodenen Schuttkegel beruhigter Wild bäche jehr häufig zur Anfievlung benutzt. Geraten derartige Wildbäche neuerlich in Be wegung, jo fallen dieſe Anfiedlungen in erfter Linie den abgehenden Muhren zum Opfer. $5. Wejen und Urt der Wildbach-Verbauung. Auf Grund viel- facher Erfolge können wir vorläufig joviel bemerken, daß ein jeder Wildbad, möge fein Gebiet mehr oder weniger angegriffen und in Bewegung fein, durch künftliche Mittel in feine urfprüngliche, normale, d. i. in eine unjchädliche Form gebracht werden kann. Die Mittel, um einen Wildbad zu beruhigen und ihn in die normalen Verhältniſſe zurüdzuführen, find zweifacher Urt. Wir rechnen hiezu in erfter Linie die technischen Ar beiten d. h. die unterjchiedlichen Schuß» und Feitigungsbauten und im zweiter Linie die foreftalen Arbeiten, d. h. Bindung und Feſtigung der Terrainbrücde und des entwaldeten Sammelgebietes durch Beraſung und Bewaldung. Die lepteren Vorkehrungen unterftügen wejentlich die erfteren umd ift in den meijten Fällen eine gelungene Wiederbewaldung für den Totalerfolg ausichlaggebend. Bu den technischen Mitteln oder Bauausführungen rechnen wir a) Grundbauten, b) DQuerbauten, ce) Barallelbauten. Mit den Grundbauten bezwedt man, die vorhandene Bachbettjohle eines Wildbaches in ihrem gegenwärtigen Zuftande dauernd zu erhalten, d. b. e8 werden durch derartige Anlagen Auskollungen und nachteilige Tieferlegungen der Bachbettjohle unmöglich gemacht. Bu den Grundbauten gehören die Grundſchwellen und die Schalenbauten. Hat ein Wildbad) feine Sohle bereits ftarf vertieft, jo gemügt die einfache Feitigung der Sohle -gegen weitere Ausipülung nicht mehr, jondern es muß in diefem Falle vorerft die Sohle auf eine beftimmte Höhe künftlich emporgehoben und erjt dann gegen weitere Ber wundungen gejchügt werden. In diefem Falle treten an die Stelle der Grumdbauten die Duerbauten oder Thaljperren. Duerbauten find Einbauten, die gewöhnlich jenkrecht auf den Stromftrich oder Waſſer lauf zu ftehen kommen umd von einem Ufer zum andern reichen. Mittelft ſolcher Bauten wird, wenn fie in genügender Unzahl und Höhe erbaut werden, die Badıbettiohle gehoben, indem fi der Stauraum diefer Werke in kurzer Zeit verlandet d. h. mit Gejchiebe hinter füllt. Damit ift aber gleichzeitig auch eine Profilserweiterung eingetreten, die angebrochenen Füße der feitlihen Hänge erhalten eine neue Stüße, oder es wird damit wenigitens Raum zur Bildung eines neuen Fußes geichaffen. Ebenjo wird auch nod) die relative Höhe des Baches um die Summe der Höhen der Thaljperren vermindert und damit das wirkſame ‚Gefälle oder die arbeitende Kraft des Wafjers im Wildbache gemäßigt. Durch eine zwedmäßige Stellung und Dimenfionierung der Thaliperren werden die ſeitlichen Hänge, dann die Bachbettiohle gegen nachteilige Veränderungen gefichert und find, nachdem gleichzeitig auch noch eine Minderung der koltenden Wirkung der Abflußmaſſen binzutritt, die Grumdbedingungen zur Fortentwidelung eines Wildbaches bejeitigt und mu der Zuftand der Ruhe oder Unichädlichkeit eintreten. Zahlreiche Erfolge lehren es auch, daß dieje theoretische Annahme in der Praris auch wirklich eingetroffen it. Die dritte Gruppe von Verbauungs-Objelten oder die Barallelbauten werden parallel zum Stromftric oder Waſſerlauf und zwar anlehnend an das Ufergelände geitellt. Man 6 “ 84 VIHa. Förster, Wildbäche und Lawinen, deren Weſen 2c. kann damit nur beftimmte Uferftreden gegen eine Unterjpiilung oder Aufwühlung infolge Querſtrömungen ſchützen. Sie werden jomit erfolgreich nır dort anzuwenden jein, wo Die Bachbettiohle vollkommen feſt und unverrücdbar ist, während die jeitlichen Hänge aus einem feicht beweglichen Materiale bejtehen, wo aljo kleine Querſtrömungen eine Verrüfung der Hänge und damit die Bildung von Wildbächen hervorrufen fünnen. Dagegen find jolche Werke in unmittelbare Verbindung mit den Duerbauten gebracht, ein wirkſamer Schub gegen jeitfiche Hinterjpülung der Widerlager einer Thaljperre, Als spezielle Formen der Wildbachverbauung wären noc hervorzuheben die Ver— bauungnad Jenny, die Beruhigung der Wildbäche durch Ableitung und die Anlage natürlider oder fünftliher Lagerpläße Wenn wir noc) die in der Praxis bei der Wildbach-Berbauung in Verwendung fommenden Bauma- terialien betrachten, jo fünnen die Werfe aus lebenden und toten Faſchinen, aus Holz oder Stein hergeftellt fein. Sowohl mit dem einen wie mit dem andern Materiale laſſen fich vom technischen Standpunfte aus die gleichen Erfolge erzielen; dagegen wird die Dauer der Verwendbarkeit der erbauten Werfe, jowie der gejamte Bau- und Erhaltungs- Aufwand ein verjchiedener jein. Beſtimmte Negeln oder Vorſchriften laſſen fich in dieſer Nichtung nicht geben -und wird daher die Entjcheidung fallweiſe zu treffen fein, welches Material unter den gegebenen oder beſtimmten Verhältniſſen ſich als das vorteilhafteſte empfehlen dürfte; als allgemeine Grundregeln indeß fünnen folgende Vorſchriften gelten: a. Werke aus Stein (Trocken- oder Mörtelmauerung) find anzuordnen, wenn es fih um die Befeftigung eines Wildbaches erfter Ordnung handelt, oder wenn ein Wildbad) fortgejegt bedeutende Gejchiebe und Waſſermaſſen führt, wenn es ſich um den Schuß jehr wertvoller Gründe handelt und die zu erbauenden Werfe unausgejegt fortbejtehen, ferner wenn der Baugrund jenen Fejtigfeitsgrad beißt, daß man hierauf ſchwere Steinwerke ohne deren Gefährdung ftellen kann und endlich, wenn das erforderliche Material in genügender Menge, Beichaffenheit, Eignung und Form entweder in unmittelbarer Nähe oder doch nicht zu großer Entfernung von der Bauftelle zu haben tft. b. Werfe aus Holz werden fich vorwiegend bei Berbauungen von Wildbächen zweiter und dritter Ordnung empfehlen, vorausgejeßt daß der Bach feine übermäßige Profilsbreite hat, dann dort, wo Holz in ausreichender Menge und Stärke billig zu bejchaffen ift, in twaldreichen Gegenden, wo mittelft der Werke minder wertvolle Kulturgründe geſchützt werden jollen, wo aljo ein größerer Koftenaufwand nicht gerechtfertigt wäre und anderjeits die Erhaltung und Erneuerung der Objekte feine Schwierigfeit verurfacht; weiters wenn es fih nur um einen zeitweiligen Schuß handelt, bis allenfall® ausgedehnte und entwaldete Flächen verjiingt oder aufgeforstet find, dann als Notbauten, die man jpäter durch jolidere Steinbauten evjegen will und enplich, wenn die Mittel für jolide aber fojtjpielige Bauten nicht verfügbar find und eine Fortentwidelung des Wildbaches aus vielfachen Gründen bintangehalten werden joll. ec. Werke aus lebendem Materiale (ausſchlagfähigem Gehölz) oder aus Faſchinen (Packwerk) dürften den Anforderungen entjprechen in Wildbächen, entlang derer die beider- jeitigen Hänge aus einem jo leicht zerjtörbaren Mlateriale bejtehen, daß der Bau fejter und haltbarer Widerlage einer Maſſiv-Anlage techniſch ſchwierig und unficher wird; weiters in Fällen, wo neue noch wenig ausgebildete Runjen oder Einriffe in Rutſchflächen zu ver- bauen find, wenn ausschlagfähiges oder für Packwerk taugliches Material in ausreichender Menge” leicht zu bejchaffen it, und wenn die Wildbäche kein großes Gejchiebe wohl aber Schlamm führen, jo daß das Material der Bachverke von demjelben hermetiſch umjchlojjen wird, und jobald es ſich nur um Notbauten handelt. Betrachten wir beijpielstweife das Sammelgebiet eines Wildbaches erfter Ordnung vom bautechnifchen Standpunkte aus, jo läßt ſich dasjelbe mit Rückſicht auf die Bejchaffen- N. — Ir Grundſchwellen und Schalenbauten. 8 6. 85 heit der wunden Flächen in den meiften Fällen in drei ausgeiprochene Zonen abteilen. Der höchftgelegenen Bone gehören die in voller Auflöfung und Bewegung begriffenen Flächen mit den mehr oder minder tief eingeichnittenen Abflußrinnen an, während man dem zu einem Halfe fi verengernden Abſchluß des Sammelgebietes und unter Umftänden auch) noch einen Teil des Abflußlanales als dritte oder tieffte Zone betrachten kann, Der wei tere Gürtel, der fich zwifchen den Zonen hinzieht und wo fich bereits die vielen waſſer führenden Einrifje mehrfach zu ausgeiprochenen und tiefeingeichnittenen Abjlufrinnen ver- einigt haben, fann dann als die zweite oder mittlere Zone gelten. Die techniſchen Bauten in der unterften Zone bilden gewiffermafien das Fundament des gejamten Berbauungsiyftems und find dementiprechend auch aus einem feften Materiale herzuftellen. Hier werden gut und folid ausgeführte Steinbauten am Plage fein, während in dem oberften Gürtel wegen der Brüchigfeit des Bodens möglichjt einfache und leichte Werte d.h. Faſchinenbauten die beiten Dienjte leiften dürften. Im mittleren Gürtel können je nad) der Beichaffenheit des Bodens und dem verfügbaren Materiale Holz- oder Stein bauten in Verwendung treten, In Wildbächen zweiter und dritter Ordnung dürften mit Nüdjicht auf den ange ftrebten Zweck einfachere Werke von Faſchinen oder Holz den foftipieligeren Steinbauten vorzuziehen fein. 86. Grundſchwellen und Shalenbauten. Grundichwellen und Schalen fünnen aus Holz ober Stein hergeftellt werben. Diejelben haben den Zwech die Badıbett fohle vor einer Tieferlegung zu ſchützen. In der Schweiz bei Brienz find Schalenbauten zu dem Biwede ausgeführt worden, um die Sinfftoffe möglichſt raſch nach einem natür lichen Ablagerungsgebiete zu jchaffen. Man glaubte, daß ſich durch den Bau von Schalen dem Scuttfegel eines Wildbaches entlang die Ausbrüde oder Muhren unſchädlich für die angrenzenden Kulturen ableiten liefen. Die Erfahrung hat jedoch gelehrt, daf derartige Anlagen, wenn fie nur ausichließlih am Schuttlegel errichtet werden, zwedlos find. Da gegen find Schalenbauten das befte, leider aber auch das koftipieligfte Mittel, um Wild bäche zu feftigen, deren Bachbettfohle in Bewegung geraten ift. Hiebei wird nur voraus geſetzt, daß im die Husichalung alle wunden oder aufgewühlten Stellen des Wildbachbettes einbezogen werben. Hölzerne Grundſchwellen bejtehen aus einem oder zwei Ballen, die man ſenkrecht auf den Stromſtrich in die Bachbettjohle einläßt und beiderjeits in die Hänge entiprechend gt. Un die Stelle der Ballen können auch Steine treten, die dann in Form eines Ge wölbringes mit dem Scheitel jtromanfwärts in die Sohle des Bachbeetes gefügt umd durch hinreichend feſte Widerlagen in den beiderjeitigen Uferfeften geftügt werden müſſen. Grund ſchwellen haben nur dann einen fiheren Erfolg, wenn fie in genügender Anzahl und in einem Wildbache angewendet werden, wo die Aufwühlungen der Bachbettiohle erſt begonnen haben. Sind dieſe aber ſchon weit fortgeichritten, dann muß anftatt der Grundichwellen der Schalenbau treten, wenn nicht etwa vorerſt noch mit anderen Mitteln eine Sohlen bebung erzielt werden foll. (Berbauung nad) Jenny.) Schalen find künftlich bergeftellte Wbfluffanäle mit rechtedigem, gebrochen gerad linigem, jegment- ober halbfreisförmigem Profile, Die leptbezeichneten beiden Profils formen find die zwedtmäßigiten aber auch die koftipieligiten. Auch bei Schalungen kann mit dem gleichen Erfolge Stein oder Holz verwendet werden. Fafchinenmaterial dürfte ſich nur zu untergeordneten Anlagen oder für Notbauten empfehlen. Die Dimenfionierung eines Schalenprofiles muß mach Mafgabe der abiliehenden Waſſermaſſen erfolgen. Sind längere Streden eines Wildbaches auszufchalen, jo müflen bon Steede zu Strede Stüpbauten, Steinſchwellen oder Thaliperren eingefügt werden. 86 VIIa. Förfter, Wildbäche und Lawinen, deren Wejen zc. Desgleichen ift auch der unterjte oder der am tiefjten gelegene Schluß der Schale durd) eine hinlänglich feite Thalſperre zu unterfangen und zu jtüßen. 87T. Thaljperren Ihrer Konftruftion nach bejteht eine Sperre aus dem Damme und feinem Fundamente, d.i. dem dem Waſſer entgegengeftellten Körper, aus dem Borfeld, dem Fal- oder Sturzbett, deifen Aufgabe in der Sicherung des Fundamentes der Sperre liegt, d. h. e3 foll Kolfungen und Unterſpülungen des Fußes durch das her- abfallende Gejchiebe und das abjliegende Wafjer verhüten. Endlich gehören auch noch die beiderjeitigen Widerlager hieher. Dieſe jollen ihrerjeit$ wieder teils eine feſte Anlehnung und Einbindung des Dammes an die Uferböjchungen ermöglichen, teils auch gegen eine jeitliche Hinterjpülung des Geſamtbaues durch die abfliegenden Waffermafjen die genügende Sicherheit gewährten. Als Widerlager können natürliche Stützpunkte, Feljenföpfe u. dgl. benüßt werden; im andern Falle müfjen ſolche fünftlich geichaffen werden. a) Thalſperren aus Faſchinen und Badwerf. Diefelben fünnen wieder {ebende oder tote jein, je nachdem ein Antreiben der Faſchinen bezweckt oder auc) nicht beabfichtigt wird. Mit Rückſicht auf die Art der Herftellung fünnen ſowohl die lebenden als auch die toten Faſchinenſperren aus gebundenen Faſchinen, aus einfachen Flechtzäunen oder aus doppelten Flechtzäunen mit Gejchiebefüllung bejtehen. Bu den lebenden Werfen, die mit Rückſicht auf ihre längere Dauer den toten Werfen vorzuziehen find, muß ftets ein ausſchlagfähiges Material verwendet werden; desgleichen ift auch die Ausführung zu einer Zeit vorzunehmen, wo auf das Austreiben der Faſchinen mit Beſtimmtheit gerechnet werden kann. Das Falchinenmaterial ſoll Frisch gewonnen werden und aus möglichjt langen und nicht zu ſtarken Weidenruten bejtehen. Dasjelbe wird mit weichem Draht zu walzenfürmigen Würften gewwunden und fann hiebei das In— nere der Walzen mit Steinen ausgefüllt werden. Die Länge diefer Walzen muß jedoch etwas mehr betragen, als die Weite der damit zu verbauenden Runſen. In jchmalen Runſen oder Einriſſen legt man die gebundenen Walzen parallel, in breiteren jenfrecht auf den Wafferlauf und befeftigt fie mittelft tiefeingefchlagener Pfähle, die man nach Möglich- feit gleichfalls aus einem ausjchlagfähigen Materiale erzeugen joll. In dieſem Falle werden die beiden Fafchinenenden etwas höher als die Mitte gerichtet und möglichjt tief in die Seitenhänge eingebettet. Dies ſowie eine Hinterfüllung bergwärts bietet dem Fajchinen- materiale ein genügendes Bett zur Bewurzelung. Erreichen die Nunfen oder Einrifje eine Breite, die beträchtlicher als die Länge der verfügbaren Fafchinen ift, jo treten an die Stelle der gebundenen Faſchinen die Flechtwerke. Sn diefem Falle werden ſenkrecht auf den Stromftrich Pfähle aus ausjchlagfähigen Ma- teviale in einer Neihe gefchlagen und mittelft eines aufgenagelten Holmes verbunden. Das Holmholz kann horizontal liegen oder es wird, was fich mehr empfehlen dürfte, aus zwei oder drei Teilen zuſammengeſetzt, wobei dann das Mittelſtück — für den Wafjerüiberfall — horizontal gelegt wird, während die Flügel jeitlich anfteigend zu ftellen wären. Die eingerammten Pfähle verflicht man mit ausjchlagfähigen Weidenruten, deren unteres Ende genügend tief in den Boden zu verjenfen ift. Werden zwei oder mehrere derartige Flecht- reihen in Abftänden von eirca Im parallel gejtellt, überdies auch noch mit darauf jenk- recht ftehenden Flechtwerken untereinander verbunden und die auf diefe Weije erzielten faftenartigen Räume mit Gefchiebe oder Erde gefüllt, jo bezeichnet man derartige Werke als Flechtzäune mit Gejchiebefüllung oder auch als Korbiperren. Zur Herftellung der Sperren aus Packwerk bedient man fich belaubter oder benadelter Stangen oder Stämme — am beften verwendet man gut beaftete Tannen, die dann pa- vallel zum Wafferlauf und zwar mit der Krone ftromaufwärts Stamm an Stamm gelegt und mit Bachgejchiebe überlegt werden. Auf dieje erjte kommt dann eine zweite u. j. mw. Lage, bis die geplante Höhe erreicht ift, wobei die nächjt höhere Lage ſtets um ein We— Thalfverren aus Holz. 8 7. 87 niges zurüdtreten fan, jo zwar, daß die von den Stammenden gebildete Stirmfeite der Sperre eine Heine Böfchung von 4—+t der Höhe erlangt. b) Thalfperren aus Holz können ein» oder zweitwandig fein. Die erfteren be zeichnet man als einfache oder Balkenſperren, die lehteren als doppelte oder Kaſten fperren. Der Slörper ber einfachen Sperre Fig. 1 befteht aus einer Anzahl von über- Fig. 1. einandergelegten, runden Stammfläden von gehöriger Länge und Stärke, die entweder um mittelbar aufeinanderliegen oder untereinander Zwifchenräume von 15—20 cm Weite bilden. Die erftere Konftrultion iſt bei der Führung Meiner Geſchiebe die zwedmäßigere. Zur Beftigung diefer Wand dienen Zangenhölzer, welche in die Hinterfüllung möglichft weit bineingreifen follen. Nicht ohme Vorteil ift die Verwendung von ganzen Stämmen mit voller Beajtung als Bangenhölzer, in welchem Falle die in der Hinterfüllung feſt einge ſchloſſene Krone einen weit höheren Feitigfeitsgrad gewährt. Die Baltenwand kann vertifal oder mit einem Einzuge von 4—4 der Höhe hergeftellt werden. In einem Wildbache mit hartem und jcharfem Gejchiebe dürfte die Vertifalftellung der Wand befier entiprechen, | weil in diefem Falle das nicht unweſentliche Moment der mechanischen Wbnügung der | Hölzer weſentlich abgemindert wird. [ Die doppelten Sperren beftehen aus zwei Ballenwänden, die unter einander mittelft 5 Querbölzern verbunden find, während der Zwiichenraum mit Geſchiebe ausgefüllt und an der Oberfläche überdielt oder abgepflaftert wird. Iſt die Profilsweite jo beträchtlich, daß | die verfügbaren Hölzer nicht zureichen, jo wird der Holzbau aus zwei oder drei Teilen aufammengejegt; im erjteren Falle werden die zwei Hölzer unter einem ftumpfen Winkel bergwärts an einander geftohen, während im lepteren Falle der mittlere Teil ſenkrecht auf den Stromſtrich und die Seitenteile jchief und thalwärts geführt werden, jo daß ſich die Form Ähnlic; wie ein mit dem Scheitel bergwärts liegendes Gewölbe ausnimmt. In der oberjten Ballenlage wird durch Einichnitte und durch Vefeftigung von kürzeren Seiten ftüden eine Abflugrinne für die gewöhnlichen Wäſſer geihaffen und damit auch der Strom ſtrich von den gefährdeten Uferpartien abgelentt. 6) Thalfperren aus Stein. Der Körper einer Steiniperre wird ſiets in Form eines liegenden Gewolbes mit dem Scheitel jtromaufwärts erbaut. Der Zwed der Bogen P form einer Sperre liegt in der größeren Widerftandsjähigfeit gegen den Stoß und Drud der berablommenden Geſchiebmaſſen. Nachdem nun ein jedes Gewölbe den Drud auf jeine Wider lager überträgt, jo wird eine feite Anlchnung der Sperre immer geringer werden müflen, je mehr ſich die Gewölbsform dem Halbkreije nähert; denn während der Drud eines flachen Bogens mehr gegen die Seitenwände der Schlucht wirft, läuft er beim Halbfreiie parallel denjelben und verliert den natürlichen Halt, der erſt durch Fünftlich bergeitellte Wider wieder geichaffen werden müßte. In Frankreich befommen die Thaliperren eine Form, bei der die Schne des Bogens 88 Va. Förfter, Wildbäche und Lawinen, deren Wefen 2c. gleich der zehnfachen Pfeilhöhe ift, während im Schweizer Kanton Graubünden die Bogen- jehne gleich dem Bogenradius angenommen wird. Die thalwärts gefehrte oder Stirnfeite einer Sperre ift vertifal oder höchitens mit einem Eleinen Anzug don 20—25°/ der Höhe herzuftellen; denn mit der vertifalen Stellung wird die folfende Einwirkung der überftürzenden Waffermaffen auf den unmittelbaren Fuß der Sperre vermieden, es entfällt die Abnüßung der ganzen Stirnfeitenfläche und bejchränft fich nur auf die oberfte Lage. Endlich wird auch das Waffer durch den vertikalen Sturz momentan jeiner ganzen Kraft beraubt. Dagegen ift die Standfeftigfeit einer geböjchten Sperre größer und bedarf es feines fo forgfältig hergeftellten Sturzbettes. Mit Rückſicht auf die Ausführung kann der Körper einer Steinfperre aus einer in Mörtel gelegten Bruchfteinmauer, aus einen gemischten Mauerwerk oder endlich aus einem reinen Trockenmauerwerk mit mehr oder minder gut behauenen Steinen bejtehen. Bei den Wildbach-VBerbauungen in Defterreich werden die Thalfperren nahezu ausſchließlich als Trockenmauern mit lagerhaft zubereiteten Steinen erbaut, während in Frankreich vielfach Mörtelmauerungen oder gemischte Mauerungen Anwendung fanden. Wird der Körper dig. 2. 7 ———— — os Wr | L EAN SEN einer Sperre aus einer in Mörtel gelegten Mauer erbaut, jo müſſen Heine Abflugöffnungen für das Siderwaffer in ausreichender Anzahl und Verteilung hergeftellt werden, Bei der Aufmauerung der Sperre find für die Herftellung der Stirnfeite möglichit große und fejte Steine zu benügen, deren Stoß» und Lagerfugen entiprechend ausgearbeitet werden müſſen; deögleichen muß das Geſetz „voll auf Aug“ ftrenge durchgeführt werben, wobei die Steine mit ihren längften Dimenfionen die Tiefe, mit der zweitgrößten die Höhe der einzelnen Steinlagen bilden follen. In jede Steinlage (Gewölbsring) find gleich-hohe Steine zu verwenden, wobei in gleicher Weife wie bei Herftellung eines Gewolbes vorzugehen ift, d. h. e8 wird mit ber Mauerung oder mit dem Legen der Steine gleichzeitig in den beiden Widerlagern begonnen und der Gewolbsring oder jede Yage für ſich durch einen forgfältig zugerichteten Schluß. ftein gejchloffen. Das jelbftändige gewölbartige Abſchließen einer jeden einzelnen Steinlage ift Schon deshalb ratfam, weil, wenn die Ausführung von einem Muhrgange überraicht würde — eine Eventualität, die ja bei einem Wildbache jehr leicht möglich ift nur ein Teil, nicht aber die ganze Urbeit der Zerftörung anheimfallen kann. Muf die ausgeführte Stirnwand noch durch eine Hintermauerung verſtärlt werben, jo genügt für diefen Zwech eine einfache Bruchjteinmauer und wird dieſelbe gleichzeitig mit der Vordermauer aufge führt, wobei die Binder der Stirnwand möglichft tief in die Hintermauerung eingreifen follen. Höhe und Mauerftärte wird mit Nüdficht auf die örtliche Beſchaffenheit fallweiſe zu beftimmen fein. Die Krone der Steinfperre wird mit befonders großen Steinen abgededt und erhält ein fchalen» oder ftaffelförmiges Profil, d. h. man legt den Wafjerüberfall entweder in die Mitte (Fig. 2) oder auf eine der beiden Seiten. Das Leptere kann ftattfinden, wenn ein Seitenhang aus einem feſten Materiale beftehen ſollte. Im falle aber, als beide Hänge aus einem leicht zerftörbaren Materiale bejtehen, ift das erftbezeichnete Profil anzuwenden. Eine horizontale Bekronung ift nur zuläffig, wenn die Seitenhänge beiderjeits aus einem feften, felfigen Materiale zufammengejept jein follten. «4 d) Die Widerlager und Fundamente einer Thaliperre. Die Wider- 4 lager einer Sperre aus Fajchinenmaterial oder Holz werden durd) das möglichft tiefe Ein } Die Widerlager und Fundamente einer Thallperre. 8 7. 80 legen des Körpers der Sperre in die Seitenhänge des Wildbaches eriept und in dem we nigiten Fällen durch künftliche Anlagen geichaffen. Wenn es die Verhältniſſe geftatten, dann werden für hölzerne Thaliperren jene Stellen benüßt, wo natürliche oder gervachiene Felien in den Hängen bervortreten, an die man die Ballenwand der Sperre anlchnen kann. Fehlt indeß jene Vorausjepung und gewährt ſelbſt ein tiefes Einbinden der Holzwand im die Seitenhänge feine genügende Sicherheit, jo werden beiderjeits und zwar waflerabwärts — und aud) ftromaufwärts, das lehtere gegen Hinteripälung — flügelartige Stützwände ber- i geftellt und gleichfalls in das natürliche Terrain geführt. Mitunter werden aud) längs > __ un a Zu der beiden Ufer parallel zum Stromſtrich faftenartige, in das Hinterland mit Zangen feft vernabelte Uferfchupwerfe erbaut, die man dann als Widerlager für den Körper der Sperre 1 Steinjperren find nad Möglichkeit am natürliche Felſen anzulehnen; in Ermanglung ſolcher find künftliche Flügel (Fig. 3) parallel zum Waflerlauf und anlehnend an das Ufer gelände nach auf» und abwärts möglichjt weit zu führen und an ihren Enden in das natür- lihe Terrain einzubinden, Für künftliche Widerlager werden ſich Mauern in Mörtel beifer empfehlen ald Trodenmanerungen. Das Fundament bei den Sperren aus Faichinenmaterial umd Holz beitcht nur im der Art, daf der Körper möglichit tief im die Bachbettiohle eingeführt wird. Manchmal wird auch firomanfwärts, zumal bei Holziperren, eine Vettung aus loſen oder gebundenen Zaſchinen Hergeftellt, während das Sturzbett die Sperre ftromabwärts zu jchügen bat. 90 VHa. FSörfter, Wildbäche und Lawinen, deren Weſen 2c. MWichtiger ift das Fundament einer Steinfperre, das um jo jorgfältiger herzuftellen ift, je höher und majfiver der Körper der Sperre erbaut werden foll. Sit in der Bachbett- johle und zwar in mäßiger Tiefe fefter, natürlicher Boden anzutreffen, jo ift der Mörper bis auf den Felfen hinab zu führen; es muß alfo diefer bloßgelegt und der Steinförper unmittelbar darauf geftellt werden. Die Oberfläche desjelben muß jedoch vorerft horizontal oder in Staffeln oder ftromaufwärts etwas geneigt hergerichtet werden. ft ein feljiger Untergrund nicht vorhanden oder doch exit in bedeutender Tiefe anzutreffen, dann jollten nur Objekte von mäßiger Höhe erbaut werden oder es müſſen jelbe auf einen jtehenden und pilotierten Noft geftellt werden. Auch hier wird fich eine Hinterbettung der oberen Pfahlreihe mit gebundenen Falchinen empfehlen. e) Das Vorfeld, Fall oder Sturzbett. ES ift das jener Teil der Bach— bettjohle, welcher unmittelbar von den über die Sperre abſtürzenden Wafler- oder Ge- ſchiebsmaſſen getroffen wird. Derfelbe wird jelbjtredend dieſer erhöhten Kraftäußerung Widerftand Leisten müſſen, wenn nicht eine Auskolkung und Unterfpülung der Sperre ein- treten fol, davon Folgewirkung der Einfturz der gefamten Anlage wäre. Eine fejte und danerhafte Verficherung diefer Stelle ift ſomit die wichtigjte Aufgabe bei dem Gejamtbaue und fann nur dann entfallen, wenn die bejagte Stelle in einem Feljenprofile Liegen jollte. Die Bauten zum Schuße des Vorfeldes können wie der Körper der Sperre aus Fajchinen, Holz oder Stein hevgeftellt werden und bezweden entweder den unmittelbaren Schuß durd) Bettungen oder Erzielung einer andauernden Verlandung des Vorfeldes mitteljt ſekundärer Das Vorfeld, Fall- oder Sturzbett. 8 7. 91 Vorbauten. Man unterfcheidet daher Bauten zum unmittelbaren Schuhe des Borfeldes und Bauten, die eine Erhöhung des Vorfeldes bezweden. Die erfteren empfehlen fidh bei minder hohen Objekten und bei Waflerläufen, die nur ein mäßiges Geſchiebe führen, wäh rend im entgegengejehten Falle die lepteren als ziweddienlicher ſich erweiſen dürften, Zu den erftgenannten Bauten rechnet man die Bettungen aus Faſchinen, Holz und Be. Fajchinenbettungen fünnen aus lofen oder gebundenen Faſchinen hergeftellt werden; dazu können 3—4 m lange, 4—5 cm am diden Ende jtarfe Weidenruten oder in deren Ermanglung auch Laubholz- und jelbft Nadelholzäfte benügt werden. Sowohl die einen wie die andern werden auf den ebenen Grund gelegt, dann mit Geichiebe gededt, worauf eine neuerliche Fajchinenlage kommt und dies injfolange, bis die gewünſchte Dide erreicht ift, wobei ſich die einzelnen Lagen der lojen oder gebundenen Faſchinen unter einem rechten “ Winkel kreuzen jollen. Als Abſchluß und zur Verhinderung eines allfälligen Fortſchwem mens der Faſchinen wird jenkrecht auf den Waflerlauf und thalabwärts vor die Bettung eine Neihe von Pfählen in den Boden eingerammt; überdies find noch die einzelnen Yagen der Padung mit Würften aus Faſchinenmaterial und Haftpfählen an die Sohle anzunadeln. Bettungen aus Holz künnen beftehen aus Nundholzftücden in einfacher oder doppelter Lage, aus Schwarten oder Bohlen oder aus gezimmertem Gehölz. Dieſe Dielung wird auf Grund- oder Schwellhölzer mitteljt Holz» oder Eijennägeln befejtigt, wobei die Polſter J hölzer im groben Geſchiebe zu betten ſind. Zweckmäßiger und dauerhafter ſind Steinbettungen, die entweder aus einem loſen Steinwurſe beſtehen können, der aber nach Erfordernis im dem nötigen Ausmaße zu er halten ift, oder es wird das Vorfeld mit einem regelmäßig ausgeführten Pflaſter überdedt. In beiden Fällen find möglichſt große, 1000-2000 kg ſchwere Steine zu verwenden. Die — 0,8—1,0 m dide Pilafterung ift auf eine 20—40cm hohe Unterbettung von Schotter oder Geſchiebe zu ftellen und thalwärts durd eine hölzerne Grundſchwelle oder beſſer noch durch einen gewölbartigen Einjag (Steinschwelle) abzuichliehen. Hat dagegen das zu ſchützende Vorfeld eine größere Ausdehnung, jo wird die Pila- fterung durch eingelegte Holzichwellen oder durd in entjprechender Tiefe ausgeführte Quer— ober Herdmauern in Felder unterabgeteilt, In einem jehr loderen Boden kann die Pflaſte⸗ % rung zur weiteren Sicherung auf einen liegenden oder ftehenden Roſt gejtellt werden. Mit umnmter wird auch ein gewöhnlicher Holzlaftenbau, ähnlich wie bei einer Holzflauje ausge führt, mit Gejchiebe gefüllt und an der Krone abgepflaitert. Die zweite Art der Bauten (Sekundärbauten), die auf eine Erhöhung des Vorfeldes abzielen, werden gleichfalls, je nad) der Beichaffenheit, Form und Höhe des Hauptobjeftes aus der kombinierten Anwendung von Fafchinen-, Holy und Steinmaterial erbaut. Yu den einfachſten Vorkehrungen gehören eine Pfahlreihe, parallel und in entiprechender Entfernung ‚vom Hauptobjefte. Die Pfähle verbindet man mit einem Holmbolze; vor diejelben werden ftromaufwärts Sentſaſchinen bis zur Höhe des Holms gelegt und vernadelt; oder man gt auch ftatt der Faſchinen eine Spundwand,. Werden dagegen Piloten oder Prähle n zwei parallelen Neihen (Reihenabjtand 2—3 m, Pilotenabjtand 1—1.2 m) geichlagen, und dieſelben mittelft Laängs- und Querholmen (Zangenhölzer) verbunden und weiters an die zwei Pilotenreihen bergwärts Spundwände gerammt, jo gewährt ein derartiger Ban ſelbſt für größere Objelte einen genügenden Schutz. Den gleichen Zwech kann man auch einfachen Ballenwänden oder einem Kaſtenbau aus zwei parallelen Ballenwänden er— reihen. Bei bedeutenden Thaliperren aus Stein werden als Selundärwerle (Fig. + u. 5) ga 3 gleich konftruierte Steiniperren von geringer Höhe parallel und in angemefjener Ent fernung vom Hauptobjefte erbaut. Ueberdies kann die Oberfläche des ausgefüllten Raumes \ beiden Sperren auch unter einem mäßigen Gefälle abgepflaftert werden, Der Fuß des Selundärwerkes wird dann durch Vettungen gejhügt. Bei der Anlage von 5 99 VIla. Förſter, Wildbäche und Lawinen, deren Weſen ꝛc. Fig. 4. Querſchnitt. = — — —7 HL Mm — 47 INT ; Sn ZT, 7 HNNEA, HEHE GE yyr e IiIIIDDP —„„ jye HM — -.... sus m. Bauten, die auf eine Erhöhung des Vorfeldes Hinzielen, erfordert die Fundierung des Hanptobjektes feinen jo befondern Grad von Sorgfalt, wie in jenem Falle, wo nur Bet- tungen hergeftellt werden follen. 88. VBerbauung der Wildbähe nah der Methode von Jenny. Die Jenny'ſche Methode, die Wildbäche zu verbauen, befteht einfach in der Ausſchalung der Bachbettjohle mit Steinen. Jedoch wird vorerft, um nicht allzu Eoftipielige Schalen her- ftellen zu müſſen, die mehr oder minder tief eingefchnittene Bachbettjohle des Wildbaches oder einer jeden Neufe desjelben auf ihre urfprüngliche d. i. normale Höhe emporgehoben und erjt dann gegen neuerliche Unterwühlung durch die Aufführung einer Steinjchale ge- feftigt, deren Profil ausfchlieglich nach den Abflugmaffen zu bemeſſen ift. Das Heben der dig. 6. BP ee en BET h Verbauung von Wildbächen mittelft Bacableitung. & 9. 93 Bachbettjohle wird in einer einfachen aber finnreichen Weije durch gewöhnliche Flechtzäune in der Weife erzielt, daß diefe von unten nad) aufwärts fortichreitend in Abſtänden von 3 m errichtet werden. Dieſe Flechtwerle (Fig. 6) ftehen der ganzen Reujenbreite entlang in horizontalen Kurven und find mur in ihrem Sceitelpunfte etwas tiefer gehalten. Hat ein Muhrgang diefe Werke verjchüttet, jo erfolgt der Bau neuer Flechtwerke und unter gleicher Weije der Bau einer 3., 4. u. ſ. w. Lage, bis die gewünjchte Erhöhung der Sohle eingetreten ift. Auf diefe Art hat Jenny Sohlenhebungen bis zu 15m Höhe erzielt. Erjt dann wurde die Steinfhale Fig. 7, gewöhnlich mit einem kreisfegmentförmigen Profil, gelegt, mit den Fig. 7. ’ + ul - Et 7 — Be re — ——— —— — ET? Sperre ae 2 > —— 8* — Be 0 — he - R a —— e 4 * *9* 2* 8 -i MR ware — N 2 — 7 * ı ET, — ——— ee rn RE I, * 2 er E —* — — a a ee J —2 * Ahr: Ar) — Re ..” KL f- TB; ° le 2.19 — a —— —— — — — — — —— El ee u * —— TE. .2 —— 9 es ) — — — 2 —— — — — —— ——2ÿ— ns, NE — * 8 F EIL nn — —X — een? A — ——— —— inzwiſchen und am Ende eingebauten Steinſperren als Grundſchwellen gehörig gefeſtigt und mit Flechtzäunen flügelartig verſehen, damit austretende Geſchiebe wieder in die Schale zurücktreten können, 89 Verbauung von Wildbächen mittelſt Bachableitung oder mit- telſt Benützuug künſtlich erbauter Ablagerungsplätze. Im einleitenden Teile iſt bereits hervorgehoben worden, daß das Waſſer durch die ihm innewohnende Kraft eine minder widerſtandsfähige Bachbettſohle oder deren ſeitliche Hänge aufzuwühlen vermag und daß in Folge deſſen ein gewöhnlicher Gebirgsbach zu einem Wildbache werden muß. Ver mag man in einem ſolchen Falle, natürlich begünſtigt durch die örtlichen Bodenverhältniſſe, das Waſſer von der bereits aufgewühlten Strecke abzuleiten, ſo muß, da die Grundurſache beſeitigt wurde, die eingetretene Bewegung im Gebiete des Baches aufhören. Eine Ver bauung durch Ableitung wird indeß nur in ſeltenen Fällen eintreten, denn ſie iſt koſtſpielig und heiſcht ganz beſtimmte Vorausſetzungen. Es muß in unmittelbarer Nähe des Wild baches ein zweites Gerinne vorhanden ſein, in welches das Waſſer des verrüften Baches geleitet werden kann. Dem Verfaſſer dieſes find nur zwei bisher ausgeführte Verbauungen durch Bachableitung bekannt und find beide Fälle im Schweizer Kanton Graubünden vor handen. Dort wurde der Surleibady bei Silvaplana in Egadin oberhalb der verrüften Stelle durch eine jolide Steiniperre abgeichlofjen und das Wafjer mitteljt eines Tunnels in das Felſenbett eines zweiten Baches geleitet. Der zweite Fall einer Verbauung durch Ableitung befteht an der Rabioja, einem Zufluß der Plefur bei Chur im gleichen Kanton. Auch Hier wurde das Bachbett oberhalb der in Bewegung geratenen Strede mitteljt einer Steiniperre abgeſchloſſen und das Waſſer in einen Tunnel abgeleitet, der aber unter- halb der verrüften Partie wieder in das Bett der Nabioja einmindet. Wenn ein Wildbach in einen forrigierten Fluß einmündet, der eine Zuführung von Geſchieben ohne nachteilige Folgen für die Korrektionsbauten nicht verträgt, jo fann die 94 Vla. Förſter, Wildbähe und Lawinen, deren Weſen 2c. Zwangslage eintreten, daß man derartige Geſchiebe vollitändig zurüchalten muß. Selbit- verſtändlich kann dies nur dort Plab greifen, wo der Bad) nur Berwitterungsgejchiebe in mäßigem Umfange führt oder wo vorhandene Terrainbrüche bereits techniſch richtig verbaut worden find oder endlich wo mit Rückſicht auf die Terraingeftaltung mit Sicherheit auf eine natürliche Beruhigung der eingetretenen Bewegung zu rechnen ift. Dieje Zurücdhal- tung von Gejchiebemaffen fann entweder auf natürlichen Ablagerungsplägen und da in erſter Linie am eigenen Schuttfegel erfolgen, den man dann nur mit FSlechtwerfen durch— zieht oder e3 wird eine mit Dämmen umjchloffene und mit Slechtzäunen durchzogene Fläche hiefür beſtimmt. 8 10. Allgemeine Regeln für den Bau und die Erhaltung der Sicherungsbauten in einem Wildbachgebiete. a) Vorarbeiten. Wenn es ſich um die rationelle Verbauung eines Wildbaches handelt, ſo muß vorerſt ſein Längenprofil, eine ausreichende Anzahl von Querprofilen, dann ein Situationsplan mit dem Umfange ſeines Sammel- und Durchflußgebietes und endlich auch Die Lage und Größe aller wunden Stellen geodätiſch aufgenommen und gra- phiſch dargeftellt werden. Bei diefer Aufnahme find gleichzeitig auc) jene Stellen im Si— tuationsplane und- Yängenprofile vorzumerfen, die fich mit Nüdficht auf die örtlichen Ber- hältnifje ganz befonders als Bauftellen für Querbauten eignen; desgleichen find auch ver- ſumpfte Stellen oder offene Quellen ihrer Ausdehnung und Lage nah) in den Plan auf- zunehmen. Mit diefen rein technischen Vorarbeiten ift gleichzeitig eine gründliche Durchforſchung des Gebietes in geologischer und geognoftifcher Beziehung vorzunehmen, der ſich auch noch die Ermittelung jener Grundurfachen anzufchliegen hätte, welche ausschließlich oder doch voriviegend zur Entftehung des nunmehr zu verbauenden Wildbaches die Beranlafjung ge- geben haben. Erſt auf Grundlage dieſes möglichjt jorgfältig erhobenen Materiales kann an die Abfaffung des eigentlichen Verbauungsprojeftes gejchritten werden d. h. es wäre nunmehr die Methode der Verbauung und das hiezu anzumendende Material fejtzujtellen. Dabei fünnte die Gejfamtaufgabe allenfall3 in drei Hauptarbeitsgruppen unterabgeteilt werden: Herftellung der technisch notwendigen Objekte, Fejtigung der wunden und bewegten Flächen mit den hiezu erforderlichen Entwäfjerungsanlagen und die rein forjtlichen Auf- gaben der Bewaldung im Sammel- und Durchflußgebiete. Spezielle Regeln, welche Methoden ſich in dieſem oder jenem Falle empfehlen würden, Laffen Sich ſelbſtverſtändlich nicht aufftellen, da das Berbauen der Wildbäche keineswegs ichablonenmäßig behandelt werden darf; hier muß einzig und allein der lokale Charakter und der Umfang der bereits eingetretenen Verwüſtung maßgebend bleiben. Ebenjo muß auch die endgiltige Entjcheidung betreff3 diefer Arbeiten den hierin gejchulten und ver- trauten Forfttechnifern übertragen werden. Im allgemeinen könnte allenfalls der Sat aufgeftellt werden, daß für minder ver- rüfte und untergeordnete Wildbäche mit den einfachen Sohlenbauten (Grundjchwellen) das Auslangen gefunden werden dürfte, während dort, wo die Bewegung bereits anjehnliche Dimenfionen ereicht Hat und der Bach ſchon verheerende Muhren entjendet, zu Thaljperren und Schalenbauten gegriffen werden muß. Lebtere wieder hätten an Stelle der erjteren zu treten, wenn das Gefälle der Bachbettjohle 30% überfteigt und dieje mit Rückſicht auf ihre Bodenbejchaffenheit noch weiterer und tiefgehender Aufwühlungen fähig jein jollte. Da aber jowohl die Gefälls- als auch die Bodenverhältniffe in ein= und demjelben Ge- rinne vielfach wechjein, jo werden in der Wraris auch öfter alle drei Gruppen von Ver— bauungsobjekten anzutreffen fein, beziehungsweife zur Ausführung in Antrag fommen müſſen. Bei der Auswahl der Bauftelle für eine Thalſperre ift in erjter Linie darauf zu jehen, daß ausreichend ſtarke Widerlager vorhanden find oder daß jelbe, ſowie die not- Allgemeine Megeln für den Bau und die Erhaltung der Sicherungsbauten. $ 10. 05 f mendige Fundierung mit nicht zu "beträchtlichen often ausgeführt werben fünnen. Be beutende Profilderweiterungen find zu vermeiden; dagegen muß getrachtet werden, daß die Sperren in thunlichfter Nähe und zwar unterhalb der Terrainbrücde in den Seitenhängen zu Stehen kommen. Die Auswahl der Bauftelle ift wichtig und fünnen oft wenige Meter auf⸗ oder abwärts die Zweckmäßigleit, Dauerhaftigkeit und Billigkeit der Anlage in hohem Grade beeinfluffen. Die Wahl ift jchwierig und erheiiht Erfahrung und einen geſchulten praltiſchen Blid, | Was die Anzahl der zu erbauenden Ouertwerfe betrifft, jo wird der Grad der Be wegung und Verrüfung maßgebend fein müſſen, d. b. je umfangreicher die in Bewegung geratenen Flächen find oder je weiter die Sohlenvertiefung vorgeichritten ıft, um jo mehr Thalfperren werden zu erbauen fein. Das Gefälle des Gerinnes und die Größe der vom Wildbache mitgeführten Gejchiebe laſſen wohl annähernd die zu erzielende Wirkung einer Sperre ermefjen. Letztere wird bei größerem oder ſchwerem Gejchiebe weiter reihen als unter entgegengejepten Bedingungen, d. 5. es ijt der natürliche Ruhewinkel der majjigeren Geſchiebe ein größerer als jener der Heineren und leichteren Schuttmaſſen. Beichränft fi der Wildbad vorläufig auf die Aufwühlung feiner Sohle, jo muß die Stellung und die Anzahl der Werte derart bemefjen werden, daß die Sohle in ihrer ganzen Ausdehnung durch die zu erzielenden Verbauungen auf ihre uriprüngliche Höhe emporgehoben wird. Unter diejen Verhältnifjen ift für die Wahl der Bauftelle genügend Spielraum. Die Abftandsweite der Werfe wäre dann mur derart zu bemeſſen, daß die Wirkung der einen Sperre bis zu der nächſt höher zu erbauenden reiche; eine engere Stellung wäre zwar fein technifcher, wohl aber ein öfonomijcher fehler. b Hat fid) dagegen die Bewegung der Sohle dem jeitlichen Hängen mitgeteilt oder jind leghtere an einzelnen Stellen in Folge von Querunterwühlungen in Bewegung geraten, jo muß nicht ausjchließlich die Sohlenhebung ins Auge gefaßt werden, jondern es find dann unmittelbar unterhalb einer jeden Anbruchsflähe Duerbauten als Hauptiverfe derart zu ftellen, daß die Wirkung derjelben der betreffenden Bruchfläche in erjter Linie zu gute kommt. In diefem Falle find die Bauſtellen und damit auch die Zahl der hervorragenden Werke nahezu gegeben. Läßt fich die Wirkung einer Thaljperre aud) nicht annähernd be ftimmen, jo beſchränke man deren Zahl auf das unerlählich notwendige Maß und jchalte weitere Bauten erft ein, wenn der Erfolg der erjten Anlagen deutlich hervortritt. Der weitere Umstand, wie hoch die einzelnen Werke auszuführen jind, wird teils von der Beſchaffenheit der Bauſtelle, teils von dem anzuftrebenden Erfolge und von dem Materiale bedingt, das zum Bau der Sperre benüßt werden joll. Wir haben jchon mehrfach, hervorgehoben, daß der Zweck der Querbauten in eriter Linie in der Sohlenhebung beruht, d. h. man jtrebt jenen Zuftand an, der vor der ein getretenen Bewegung ftattgefunden hat, weil folgerichtig mit dem Eintritte des uriprünglidyen Gleichgewichts zuſtandes auch die Bewegung aufhören muß. Aus der Beichaffenheit der - Duerprofile und aus dem Umfange der vorbandanen Sohlenvertiefung werden ſich daher fallweife die notwendigen Höhenmaße für die einzelnen Objekte bejtimmen lafien. Cs it nicht immer notiwendig, die Objekte jogleih auf die zuläifig größte Höhe aufzuführen, nach Maßgabe der Hinterfüllung können jelbe jutzejfive emporgeführt werden, ein Vorgang, ‚der vom technischen Standpunkte aus auf feine Schwierigkeiten jtoßen wird, da die einzelnen Schichten oder Steinlagen einer Sperre ftets ein für fich abgeichlofienes Ganzes bilden. ift daher möglich, die techniſchen Arbeiten jchon im Bauprojekte in beftimmte Baugruppen trennen, d. h. die Ausführung der Gejamtanlagen auf mehrere Baujahre zu verteilen, vobei aber darauf zu achten it, daß die Arbeiten eines jeden Baujahres einen bejtimmten ſchluß bekommen, damit nicht halbfertige Werke den Frübjahrswäflern zum Opfer fallen. Sind nun im Projekte die rein technijchen Fragen gelöft, jo fann an die Bemefjung 96 VIla. Förſter, Wildbäche und Lawinen, deren Wefen zc. der weiteren Schußvorfehrungen gegangen werden. Dahin jind vorerjt weiter die Ent- wäſſerungs- und Feitigungsarbeiten zu zählen, welche auf die in Bewegung befindlichen Flächen ausgedehnt werden müfjen. In einem jeden größeren Wildbache fommen Flächen vor, die vollftändig von einer jeden Bodendede oder Vegetationsſchichte entblößt find, two aljo der nackte mineralische Boden zu Tage tritt, während wieder andere Stellen bejtodt oder berast fein können, troßdem fie bereit bis zu einer verjchiedentlih großen Tiefe in Bewegung geraten find. Die legteren Flächen find Leicht zu ermitteln, denn fie kennzeichnen fich durch mehr oder minder breite und tiefe Sprünge, mittelft deren fie ich von dem noch feſtſtehenden Gelände getrennt haben. Im Situationsplan des Wildbaches jollen fie aufgenommen er- fcheinen. Durch folche äußerlich manchmal faum fennbare Abſitzungen in den Hängen werden die natürlichen Abflußröhren verjtopft und Quell- und Regenwäſſer in ihrem regel- mäſſigen Abflufje geftört. Im diefem Falle muß eine Ableitung der Duell und Sider- wäſſer in den Verbauungsantrag einbezogen werden, wobei die Quellen zu unterfangen, Tagwäſſer dagegen mitteljt eines Syſtems offener oder gedeckter Gräben zu jammeln find, um fie dann nach der Tiefe unjchädlich abzuführen. Das legtere wird ftet3 in hölzernen oder fteinernen Schalen zu erfolgen haben. Mit einer forgfältig ausgeführten Entwäfferung bewegter Flächen kann man unter günftigen Umftänden die Bewegung bejeitigen oder doch ſehr verzögern. Zu der dritten Gruppe gehören Die forjtlichen Arbeiten oder die Berafung und Aufforftung der verrüften und entwaldeten Flächen im Sammelgebiete des Wildbaches. In Franfreih, wo man ſchon vor einigen Dezennien ernftlich an die Verbauung der Wildbäche gegangen ift, glaubte man ursprünglich, es genüge eine technifch-vichtige Verbauung des Wildbaches, wenn gleichzeitig eine Berafung der wunden Stellen vollzogen werde, um eine vollftändige Beruhigung des Wildbachgebietes zu erlangen. Diejer Voraus— jegung folgten foftjpielige Enttänfchungen, und man gelangte zu der vollen Ueberzeugung, daß die einfache Berafung des Wildbachgebietes nicht genüge, um einen wenn auch voll- ftändig verbauten Wildbach auf die Dauer zu beruhigen. Dagegen bieten Werbauungen in genügender und zwecmäßiger Weife und in Verbindung mit einer ausgedehnten Be- waltung der entblößten Teile im PBerimeter oder im Sammelgebiete des Wildbaches nebjt einer jorgfältigen und fortgejegten Pflege und Erhaltung des Gejchaffenen für die dauernde Beruhigung des Wildbaches alle Gewähr. ALS Aufforjtungsmaterial empfehlen fich raſchwüchſige und in der Jugend Feines Schutzes bedürftige Holzarten mit Pfahlwurzeln, und ift die Pflanzung — wenn möglich mit verſchultem Material — der Saat ftet3 vorzuziehen. Für nafie Stellen find Vor— kulturen mit Stedlingen oder Sebftangen zu beantragen. b) Bau-Ausführung und Erhaltungs- Arbeiten. Auf Grundlage des nunmehr volljtändig ausgearbeiteten und berechneten Bau-Antrags kann mit dem Bau jelber begonnen werden. In Dejterreich werden alle Arbeiten im Tagſchichtenwege ausgeführt, indem man hiebei don der richtigen Worausjegung ausgeht, daß nur auf dieſem Wege fich jolide und dauerhafte Werke herjtellen Lafjen. Bei der Bau-Ausführung können allenfalls die folgenden Vorjchriften als allgemeine Bauregeln gelten: : 1) Zu den Falchinenbauten ift ausjchlagfähiges Material zu verwenden, während ſich dicht und ſtark beäftete Tannen für Packwerke am zwecmäßigjten erweiſen werden. Zu den Holzbauten it gefundes Lärchen-, Kiefern, Tannen- und ausnahmsweiſe auch Sichtenholz in genügender Stärke zu verwenden. Dieje ift nach) Maßgabe der Länge und des dorausfichtlichen Hinterdrucdes jtellenweife zu bejtimmen. Die Hölzer find rund zu belafjen, zu entrinden und nach Erfordernis untereinander mit Holznägeln zu fejtigen. Entftehung, Bindung, Wiederaufforftung der Terrainbrühe. $ 11. 07 4 Bu den Steinbauten find nur fefte, harte und dauerhafte Steine von möglichjt großen Dimenfionen zu verwenden. Steine die in einem feuchten Grunde der Verwitterung ſtart unterliegen, wie beiſpielsweiſe alle Schieferarten, Sandjteine ıc. find für Bauten im Wild bachgebiete unverwenbbar. 2) Mit dem Baue der Sperren ıft am tiefften Punlte zu beginnen ; gleichzeitig kann auch F mit der Aufftellung der Faſchinenwerle in der oberſten Zone der Anfang gemacht werden. Iſt eine Sperre vollendet, fo find jene verrüften Hänge, die allenfalls durch diefes Objelt in erfter Linie geſchützt werden follen, abzuböichen, zu binden und, wenn erforderlich, mit Entwäfjerungsgräben, Sickerſchlitzen und Ableitungsſchalen zu veriehen. Iſt ein Wildbad in einem ausgedehnten Umfange, beziehungsweiie mittelft einer größeren Anzahl von Objekten zu verbauen, dann wird es fich empfehlen, entweder ſchon h vor Beginn oder doc) gleichzeitig mit dem Baue der Werke die Herjtellung eines einfachen i Gehweges längs des Wildbaches zu veranlafjen. Damit wird den Arbeitern der Zugang zu den einzelnen Bauftellen, desgleichen aud) der Transport der Werkzeuge, Geräthe u. ſ. w. gu den Urbeitsplägen wejentlich erleichtert. Sollten auf den in Bewegung gerathenen Flähen Baumftämme vorfommen, fo find fie abzufällen und vorfichtig wegzuichaffen, wenn fie nicht allenfalls zu den Berbauungen verwendet werben können. h Das AZuliefern der Baumaterialien ift mit thunlichjter Nüdfichtnahme auf die wunden und bewegten flächen einzuleiten, damit dieje nicht neuerlichen Beihädigungen ausgeſetzt werden, Die Bauftellen müſſen troden gelegt werden und ift das Waller mittelft einfacher Holzrinnen jeitlich abzuleiten. 3) Mit den Aufforftungsarbeiten ift erit nach eingetretener Beruhigung der Rutſch— flächen zu beginnen; VBorkulturen dagegen können mit Stedlingen oder Sehitangen von Weiden, Pappeln, Erlen u. j. w. jogleih nad) erfolgter Abböihung und Entwäflerung der Plaiten *) in Angriff genommen werden. 4) Iſt die Verbauung beendet, jo find die Objekte noch eine längere Reihe von Jahren zu überwachen, damit allfällige Heine Gebrechen ſofort behoben werden fünnen ; desgleichen ift auch jenen Anlagen, mitteljt deren die Bindung der wunden Stellen bezweckt wurde, jowie den ausgeführten Kulturen eine bejondere Sorgfalt zu widmen. Unter manchen Berhältniffen dürfte ſich auch die nachträgliche Feitigung der Hinterlandungs maffen bei den Thaljperren durch lebende Flechtwerle oder durch Verpflanzung von Ge ſträuch empfehlen, wenn nicht etwa weitere Erhöhungen der Thaliverre ihon im Vorn herein geplant find, die dann nad) Mafigabe der eingetretenen Beruhigung vorzunehmen find. A g11. Entftehung, Bindung, Wiederaufforftung der Terrain brüche. Terrainbrüce oder Plaiken werden jene Stellen eines Berghanges genannt, welche infolge eines mechaniſchen oder elementaren Einflußes ihrer oberen ichügenden Dede oder des Bodenüberzuges beraubt wurden, jo zwar, da; der nadte mineraliiche und vegetationsloſe Boden zu Tage liegt. Starker Weidegang, unvorfichtige Holzbringung, Lawinenabſtürze u. j. w. können gleich wie Wildbäche in fteilen Hängen eine Beihädigung oder Verwundung der ihüpenden dede veranlaffen, die ohmedies oft nur aus einer dünnen Rafendede oder einer Moos air verweiten Baum» und Pilanzenreften bejtehen kann. Wenn fich derfei Stellen raſch genug mit einer neuen Vegetationsdede befleiden und damit dem Einfluſſe der g entziehen, fo muſſen fie am Umfang zunehmen, desgleichen wird auch loderer offener Boden durch das Niederſchlagswaſſer losgelöit und nad) der Tiefe geführt, d. b. es werben ſich innerhalb der offenen Bruchfläche Einriſſe bilden, die allgemach zu Reuſen —* 8 Plaiten find wunde Stellen. dondduch d. Gorftw. I. 2. Mbılg. 7 98 VIla. Förſter, Wildbäche und Lawinen, Wejen ꝛc. und Wildbächen ſich ausbilden werden. Eine natürliche und möglichjt Schnelle Fejtigung der Terrainbrüche ift aber nicht unter allen Verhältniffen zu erwarten. Wo alfo auf eine jelbjtthätige Beruhigung der Anbruchsfläche nicht mit Sicherheit zu rechnen, oder wo dieſe von bedeutender Ausdehnung ift, find künstliche Fejtigungg-Arbeiten einzuleiten. Bevor jedoch an die eigentlichen Feftigungsarbeiten gejchritten wird, muß vorerſt die Grumdurjache der Entjtehung behoben werden, wenn Ddieje die Folgewirfung eines MWildbaches, eines Lawwinenfturzes, der Holzbringung u. j. w. jein jollte, d. 5. es muß die Fläche zur Ruhe kommen und vor weiteren jchädlichen Einflüſſen geſchützt werden. Sodann ist die Fläche gleichmäßig abzuböfchen, wobei alle überhängenden Partien längs der Bruchränder zu entfernen find. Desgleichen müſſen auch alle größeren Stämme gefällt und bejeitigt werden, wenn jolche in unmittelbarer Nähe dev Bruchränder vorhanden jein follten. Enthalten die Plaiten oder die von der Vegetationsdecke entblösten und wunden Stellen noch hinveichenden Boden und ift deren Neigung nicht bedeutend, jo dürfte der Anbau von Gras, beziehungsweije die Erzielung einer Grasnarbe den gewünjchten Zuftand der Nuhe hervorrufen. Sind die Bodenverhältniffe unginftiger, dann dürfte das Steden von 3—5 cm langen Nhizomen von Carex agrostis, Arundo u. dgl. und in den Schutthalden der füdlichen Kalkalpen die Berpflanzung von Lasiagrostis Calamagrostis ſich empfehlen. Eine weitere Art der Feitigung wunder Flächen bejteht in der Belegung derjelben mit 0.3 m? großen und 0.15 m diden Nafenjtücden, die man im Dveiedsverbande und mit der Abjtandsweite von I—2 m legt und mit Pfählen genigend befejtigt. Sind die Hänge fteil, jo müffen neben dem Najenbelag auch noch Horizontal geführte 30 em hohe Flecht- zäune aus ausſchlagfähigem Materiale, oder wenn Raſenſtücke nicht verfügbar jind, ſich freuzende Flechtwerke hergejtellt werden. Borfommende Einriffe innerhalb der wunden Flächen find durch eingelegte, gebundene und mit Pfählen an die Sohle befejtigte Faſchinen zu verjichern. Unter Berauhmwehrung einer wunden Fläche als Mittel der Befejtigung verjteht man folgenden Vorgang: man durchzieht die wunde Fläche, vorausgejegt, daß ſie nicht zu ſtark geneigt it und genügenden Boden beſitzt, mit 30 em tiefen Horizontalgräben, legt in dieje möglichjt lange ausjchlag- fühige Weidenruthen und breitet dieje nad) aufwärts über die Fläche, wo jie mit zuſammen— gedrehten Faſchinenbündeln und Pflöcken befejtigt werden. Die Entfernung der Gräben it nach der Länge des verfügbaren Fajchinenmaterials zu bemejjen. Cine andere, wenn auch ähnliche Art der Feftigung befteht darin, daß anftatt der Gräben Flechtzäune aus ausschlagfähigem Gehölz errichtet werden, die dann mit dem Boden dev wunden Fläche zu Hinterfüllen find, jo zwar, daß die Fläche teraljiert wird. An die Stelle der Zäune können auch Trockenmauern treten. Die erfolgreichite, ihrer Koftipieligkeit halber jedoch nur im geringen Ausmaße an- wendbare Art der Sicherung ift die vollftändige oder teilweije Pflajterung der Fläche, die durch einen ſoliden Steinfaß oder eine Mauerung zu unterfangen und zu jtügen it. Sind die Terrambrüche in der einen oder andern Weife beruhigt und nad) Er- fordernis durch offene oder gededte Gräben, in jteilen Hängen durch Stein- oder Holzſchalen entwäfjert worden, jo kann an deren Bewaldung oder Aufforjtung gedacht werden. Ob die Anzucht eines Hoch- oder eines Niederwaldes zweckentſprechender iſt, muß dann fallweije nach Maßgabe der Steilheit der Hänge entjchieden werden. In jehr jteilen Graben- böfchimgen wird der Niederwald den Hochwalde vorzuziehen jein. 8 12. Das Wesen und die Entftehung der Yawinen Das jelbjt- thätige Niedergleiten einer Schneemafje wird Lawine (Lauine) genannt Die Bahn oder inne, in welcher die Schneemafje ſich fortbewegt, heißt der Lawinenzug und die am Fuße des Lawinenzuges angehäuften oder abgejtürzten Schneemajjen der Lawinenkegel. Das Abftirzen der Lawine erfolgt vorwiegend in der Richtung des jtärkiten Falles f s Einteilung ber Lawinen. & 13. 99 und am fiebften in den vorhandenen Waflerrinnen, Furchen und Schluchten oder in den entblößten Erdgefährten, weil zumeist im diejen Dertlichfeiten der Neibungswiderftand ein geringer und die Mafie des angehäuften Schnee's eine bedeutende ift. Lawinen können nur unter gewifien Berhältnifien entjtehen, d. b. fie erheiichen ein beftimmtes Gefälle der Berghänge und eine entiprechende Gejtaltung des Terrains am Entftehungsorte. Man bezeichnet jene Stätten, wo alle Bedingungen für die Entitehung von Lawinen vorhanden find, als lawinenzügiges Terrain, den Entitehungsort die Abbruch- oder Anbruchsſtelle und die nad dem Abbredien der Lawinen zurüdgebliebene Schneewand ald Abbruch s oder Unbrudslimie Das jelbjtthätige Niedergleiten von Schneemaſſen erfolgt entweder infolge der eigenen Schwere oder in Folge eines oft nur geringfügigen Anlafjes von aufen, der genügt, um fie in Bewegung zu jegen. Man kann die auf einem Bergbange angehäuften Schneemafien als eine auf einer jchiefen Ebene ruhende Lajt betradıten, wobei die parallel zur ſchiefen Ebene wirkende Schwertomponente bejtrebt ift, jene zum Abrutichen zu bringen. Dieier Scwerlomponente wirft der Neibungswiderjtand und die Adhäſionskraft entgegen. Nach dem nun die beiden leßtgenannten Kräfte gewöhnlich jehr Hein find, während die Schwer fomponente in jteilen Hängen beträchtlich iſt, jo ift der Zuftand des Gleichgewichtes zumeist von der Mächtigfeit der Schneemaffen und von oft geringfügigen äußeren Einflüſſen ab bängig. In jenen Hängen, wo ein mäßiges Gefälle plöplich im ein ftarfes übergeht, oder | am oberen Nande einer Felswand, wo ſich die Seichwindigleit des Windes bricht und ruhigere Luftichichten vorfommen, wird der leicht bewegliche Schnee vom Winde zuiammen getrieben umd bildet dann überhängende Windswehen, weldye die Alpenbewohner Wind ſchirme, Schilder, Wind- oder Schneebretter nennen. Stürzt eine ſolche Windivehe infolge der Schwere ab, jo genügt dies in den meiften Fällen, die vom Sturze der lehteren getroffenen Schneemaflen in mehr oder minder ausgedehntem Umfange in Bewegung zu jepen. Es iſt eine befannte Thatiache, daß ein Schuß oder lautes Rufen ſchon Lawinen zum Wbgleiten bringen kann. $13. Einteilung der Lawinen Die Lawinen geben zu verichiedenen Beiten nieder; desgleichen ſtürzen nicht immer die gefammten, auf einer Fläche ruhenden Schneemaſſen ab. Man umterjcheidet daher Staublawinen, DOberlawinen und Grundlawinen Staublawinen entjteben bei frischem, trodenem, jtaubartigem Schnee fall, der bei jeinem Abſturze feine feiten Ballen bildet und zumeiit infolge großer Steilheit der Hänge fich nicht über eine gewiſſe Mächtigleit am Hange liegend erhalten fann. Mit unter werden dieje loderen Schneemafjen, noch che fie ſich jegen konnten, durch den Abſturz einer Windsivche in Bewegung gelegt. Staublawinen entjtehen vorwiegend mad) dem Schneefall bei ftrenger Kälte in den Monaten November und Dezember. In jeher fteilen umd felfigen Lagen ftürzen Staublatwinen bei einem jeden Schnee falle nieder und bfeiben derartige Hänge oft den ganzen Winter ſchneefrei. Die Wirkung der Staublawinen ift, da nie große Schneemafien in Bewegung gerathen können , ohne Erlangt dagegen der Schnee bei einer größeren Tiefe auch einen höheren Grad von Feſtigleit und wird die Oberfläche deſſelben durch den Einfluß der Sonnenwärme oder warmer Winde mit darauffolgendem Froſte zu einer harten und glatten Kruſte umgewandelt, jo kann der Fall eintreten, daß bei einem neuen Schneefall die Schneemaſſen, wenn fie beitimmte Mächtigfeit erlangt haben, ſich auf der glatten Unterlage nicht zu erhalten und jelbjtthätig oder auch durch dem Abjturz eines Schneebrettes in Bewegung BE Zu Be 45 a“ E Solche Lawinen, die gewöhnlich im Dezember, Jannar und Februar berabfommen, nennt man Oberlawinen, weil mitteljt derielben nur eine obere Schneeichichte abgeſtürzt iit. 7» 100 Vla. Förſter, Wildbäche und Lawinen, deren Weſen zc. Mit dem Beginn des Frühjahres und der damit eintretenden Erwärmung des Bodens werden die in den Lawinenzigen angehäuften Schneemafjen an ihrer Sohle durch Schmelzwafjer geglättet und dadurch der Neibungswiderjtand bis zu einem ſolchen Grade. hevabgemindert, daß dieſe Mafjen ſodann im jelbjtthätige Bewegung gerathen. Man be- zeichnet dieje, am häufigften im März und April abjtürzenden Lawinen als Grundlawinen. Das Losbrechen der Grundlawinen erfolgt gewöhnlich um die Mittagszeit und am Nach- mittag; zur Nachtzeit oder des Morgens nur bei einem anhaltenden Südwinde (Föhn). 8 14. Wirfung der Lawinen und vorbeugende Maßnahmen gegen die Entftehung derjelben. Die Wirfung einer niedergehenden Lawine wird um jo größer jein, je bedeutendere Schneemaffen in einem glatten, langen und unter einem Starken Gefälle verlaufenden Lawinenzug ſich in Bewegung jegen. Hinderniffe inner- halb der Gleitbahn verzögern die Gleitgejchwindigfeit und vermindern jomit auc) die Wir- fung der Lawinen. Felstrümmer und Gejträuch bieten den aufruhenden Schneemafjen einen gewiffen Halt, während eine Grasnarbe oder Krummtholzkiefern und Alpenerlen, die ſich unter manchen VBerhältniffen in einem Latwinenzug gerne anjiedeln, gegen den Schnee-Ab— gang feinen Schug gewähren, jondern eher einen jolchen hervorzurufen vermögen. Lawinen, die bis in die Hauptthäler abftürzen, können Wohnftätten gefährden und auc) zerjtören und nur zu oft fallen denjelben aud) Menjchen und Tiere zum Opfer. Zumal werden die in den Alpenländern mit der Holzausbringung im Winter bejchäftigten Holzarbeiter davon betroffen. Manche Holzhauerhütte wurde von einer Lawine mitgeriffen, und darin von der Arbeit ausruhende Holzknechte fanden im Lawinenfegel ein naffes und unerwartetes Grab. Aber auch Kommunifationsmittel, Eijenbahnen und Straßen werden von den abjtürzenden Schneemaffen verjchüittet und dem Verkehr entzogen. Die Bejeitigung der Schneemajjen erfordert dann oft bedeutenden Zeit- und Koſtenaufwand. Lawinen verwüſten aber auch die bejtehenden Waldbejtände entweder unmittelbar oder mittelbar, letzteres infoferne, als jene durch den orlanartigen Sturm vernichtet werden, der durch den Abſturz und das jchnelle Abgleiten bedeutender Schneemafjen hervorgerufen wird. Sp wurde beifpielstweife die Endgejchtwindigfeit der im J. 1579 von den Nord- hängen’ des Dobratjch abgejtürgten Oberlawine mit 145 m per Sefunde bevechnet, während die ſtärkſten Orkane in den Tropen nur eime Gejchwindigfeit von 74 m erreichen. Die Wirkung der Laroinenftürze äußert fi noch in der mehr oder minder bedeutenden Be- ſchädigung des Bodens und in der Verjshlechterung der Abjlugverhältnijje jener Bäche, in die fie abftürzen; denn mit den Schneemafjen werden auch Gejchiebe, Holzteile u. ſ. ww. mit nach der Tiefe geführt. Betrachtet man die verjchiedenen Arten der Lawinen, jo verurjachen Staublawinen den Heinften, Oberlawinen den größten Schaden, da bei ihnen die Gleitgejchwindigkeit und fomit auch dev hervorgerufene Luftdruck das höchjte Ausmaß erreichen fann. Grundlawinen gleiten auf der rauhen Unterlage mit einer mäßigen Geſchwindigkeit, führen aber alle be- tweglichen Gegenftände in der Gleitbahn mit nach der Tiefe. Um die Bildung von Lawinen zu verhindern, darf als die bejte und vielleicht einzig wirkſame Maßnahme die Walderhaltung bezeichnet werden. Aus einen halbwegs gut be- waldeten Gebiete brechen niemals Lawinen los. Es jind daher dort, wo die Bildung von Lawinen zu befürchten wäre und eine Nutzung aus woirtjchaftlichen Gründen oder aus Nickjichten für die Walderhaltung eingeleitet werden muß, 1.—2 m hohe Stöcke zu be— laffen, die dann wenigjtens teilweife den gleichen Zweck wie die Waldbejtände erfüllen werden. It ein lawinenzügiges Gebiet mit Legföhren beſtockt, jo kann das Abjtürzen von Lawinen auch dadurch verhindert werden, daß man 2—4 m breite Streifen in der Ent- fermmg don 510 m umd zwar in der Richtung der Schichtenfurven kahl abtreibt. Herftellung ber einzelnen Schupbauten. $ 16. 101 815. Weſen und Einteilung der Lawinen-Berbauungen. Es liegt auf der Hand, daß im Abbruchsgebiete einer Lawine die Gewalt der in Bewegung ge tatenen Schneemaffen ſtets eine jo geringe ift, da man noch mit unbeträchtlichen Mitteln - helfend eingreifen kann, Man kann entweder die Urſache der Bildung von Schneebrettern bejeitigen oder man erbaut in diefem Gebiete Objelte, welche den angeiammelten Schnee: mafjen eine Stütze gewähren, wodurch die nad) abwärts wirtende Schneefomponente ent weber vollftändig oder doch zum großen Teile behoben wird, oder endlich man jucht die £ Lawine in einen zweiten Lawinenzug einzuleiten, wo fie dann unſchädlich mad) der Tiefe ſtuürzen kann. Wir haben daher zu unterfcheiden: Bauten zur Feftigung und Bindung der Lamwinen in deren unmittelbarem Anbrucdsgebiete; Bauten, die eine Ableitung der Lawinen bezweden und ſolche, die ausihliehlih zum Schutze einzelner Objekte errichtet werden. Nah Mafigabe des verfügbaren Materiales können die einzelnen Werte ausichlieglidh aus Holz, aus Holz; und Eiſen oder aus Stein hergeftellt werden. Endlich künnen wir die Verbauungs-Anlagen nod) in dauernde und in vorübergehende unterteilen. Die erjteren, für welche der Steinbau zunächſt zu berüdjichtigen fäme, find in jenem Anbruchsgebiete auszuführen, two die Boden- verhältnijfe oder die Höhenlagen eine Bewaldung ausichliehen, während dort, wo eine Auf forſtung noch möglich und gleichzeitig auch veranlaßt wird, den Bauten der Charakter pro viſoriſcher Anlagen zufällt, da fie eben nach einer beftimmten Zeit durch den angewachienen widerſtandsfähigen Holzbeſtand erjept werden jollen. 816. Herftellung der einzelnen Shußbauten. a) Holzbauten. Bevor überhaupt an die Aufftellung von Schupbauten gegangen werden fann, iſt vorerft und zwar nach Abgang einer Lawine deren Anbruchslinie und zwar an Ort und Stelle dauernd zu fennzeichnen, nachdem diejelbe gewiſſermaßen die Aus gangslinie oder Bafis der herzuftellenden Schupwerfe ift. Sind die Bodenverbältniffe an jener Stelle, wohin die Sicherungsbauten geftellt werden müſſen, von ſolcher Beichaffenheit, daß in den Boden Holzpfähle bis zur erforderlichen Tiefe eingerammt werden können und iſt fermers noch entiprechendes Gehölz in genügender Menge verfügbar, io werden fich bauten empfehlen. . Die einfachfte Art der Holzverbauung befteht darin, daß ober- und unterhalb der Anbruchslinie einer Lawine 1'%—2 m lange, 15—20 em dide Holzpfähle in Abftänden von 0,6—1.0 m umd zwar in der Art eines Dreiedsverbandes möglichit feit 30-50 cm lief in den Boden eingegraben oder auch eingeichlagen werden. Spaltitüde mit der breiten Fläache bergan geichlagen find zwedmähiger als Numdhölzer. In jehr fteilen Hängen find die Pfähle vertikal zu ftellen. Sollten diejelben wegen zu geringer Einichlagstiefe nicht gehörig feftftehen, jo mühlen fie thalabwärts nod durch eine vorgeichlagene Strebe verfteift In minder teilen Lagen und bei geringer Bodentiefe laſſen fich dreifeitige Pyra den, welche aus Pfählen hergeftellt und wobei die drei Piähle am Kopie durd einen holz oder eiſernen Bolzen und Eiſenring zuſammengehalten werden, mit Vorteil als Objelle verwenden. Die Bockfüße können noch überdies mittelſt Querbändern unter ein ander verbunden und verjteift werden. Alle einzuichlagenden Pfähle find anzuipigen und anzutohlen. Wi Eine zweite Art der Verbauung befteht darin, daß man die Pfähle in unterichiedlich gen Reihen aufjtellt, bezichungsweile 30-60 em tief in den Boden einichlägt und dann X alten Stangen, Aſt- und Abraumbolz verflicht (Fig. 8-9). Es genügt, wenn dieie 10 m langen Pfahlreihen in Abjtänden von 6—15 m im horizontaler Linie ober» und 102 VIla. Förſter, Wildbäche und Lawinen, deren Wejen 2c. Big. 8. unterhalb der Abbruchslinie — geſtellt werden, daß über einen Zwiſchenraum der un— teren Reihe ſtets ein Flechtwerk in der oberen Reihe zu ſtehen kommt. Sind kleine felſige Rinnen oder Gräben zu verbauen, dann werden jogenannte Schnee— brücken (Fig. 10) angebracht. Eine jolche bejteht aus einem über den Graben gelegten Stammftüce, ähnfich dem Tram einer Brücde, welches an den beiden Auflagern durd) vorgeichlagene Pfähle befeftigt wird. In Abjtänden von 20—30 em werden an diejes Stammftüc gegen den Hang geftellte Stangen befejtigt. Bei großer Spannweite wird das— jelbe auch noch durch unterjtellte Joche verfteift. Eine vierte Form der Holzverbauung iſt noch in Fig. 11 dargeftellt und bejteht aus Doppelfänlen und Querhölzern, die in gleicher Weiſe wie die Flechtwerfe im Anbruchs- gebiete zur Aufftellung kommen. b) Werfe aus Holz und Eijen müſſen an die Stelle der Holzbauten treten, wenn die Bodenverhältniffe das Einjchlagen von Pfählen nicht gejtatten und das erforder- liche Material fir Steinbauten nicht verfügbar fein jollte. Die einzelnen Werke bezeichnet man als Schneekörbe und unterjcheidet man dabei liegende und ftehende. Die eine wie die andere Art befteht aus Eijenftäben, alten Rollbahnſchienen, die in vorgebohrte Löcher Werle aus Holz und Eifen. 5 16, 103 Fig. 10. —— vertilal geſtellt und befeſtigt werden. Die Eiſenſtäbe find durchlocht und tragen beim lie genden Korbe die mit Draht daran in Abſtanden von 15—20 cm beſeſtigten Querhölzer, ‚beim ftehenden Korb jedoch nur zwei hölzerne Onerriegel, am welche dann im Zwiſchen räumen von gleichfalls 15 —20 cm vertifale Stangen oder Spaltitüde mittelit hölzerner werden. Die in 2—3 m Entfernung gejtellten Säulen werden, wie bei dem in Fig. 12 abgebildeten ftehenden Korbe öfter noch mit Strebern veriteift. 6) Steinbauten und Trodenmauern, bergwärts 1 m hoch, 0.5— 1.5 m did und mmterſchiedlich lang, die man wie die Holzwerfe im Anbruchsgebiete verteilt erbaut. Kür die Mauern genügt eine mäßige Fundierung; die Eden indeß jollen aus großen Steinen bergeftellt jein, jowie auch das Eindeden derjelben mit jchweren Steinplatten weientlich zu ihrer Erhaltung beiträgt. d) Leitwerke haben den Zweck, die abgleitenden Schneemafien in eine zweite me abzuleiten, wo fie allenfalls unſchädlich nach der Tiefe ftürzen. Die Leitwerfe men gleichfalls aus Holz oder Stein bejtcehen und befommen die Form einer jchiefen dh» oder Baltenwand; mitunter werden fie auch aus einer hinreichend boben Troden: 104 Vlla. Förfter, Wildbähe und Lawinen, deren Wejen 2c. Fig. 12. mauer hergeftellt, die ſich in einer fanften Kurve längs des Hanges bis zu jener Stelle hinzieht, wo die Einleitung der abftürzenden Schneemafjen erfolgen joll. Das Leitwerf bildet mit dem aufwärts anfteigenden Terrain die neue Gleitrinne; deshalb muß das Profil derjelben dem Umfange der vorausfichtlich zum Abfturze gelangenden Schneemafjen ent- jprechen, aber auch den genügenden Feitigfeitsgrad befigen, um dem Seitendrud der glei- tenden Schneemaffen twoiderftehen zu können. Die Leitiwerfe können ſowohl innerhalb als auch am oberen oder umteren Ende des Lawinenzuges erbaut werden. Zum Schutze einzelner Objekte, 3. B. Alpenhütten, Wohnhäufern u. j. w. haben ſich auch entiprechend dimenfionierte Steinpyramiden bewährt, deren eine jcharfe Kante gegen den Lawinenzug gerichtet ift. Nur dürfen die abjtürzenden Schneemafjen feine übermäßig großen fein. Dagegen haben ſich Gräben oder hergeitellte Teraſſen im Anbruchsgebiete als erfoglos gezeigt. - In erjter Linie find die bejchriebenen Verbauungen wohl nur als Schuß gegen den Abfturz von Grundlawinen anzufehen; immerhin jcheint es, daß die durch die Werfe er zielte wellenförmige Oberfläche der Schneemafjen auch das Abgleiten der Oberlawinen ver- hindert, denn erfahrungsgemäß find in einem verbauten Lawinenzuge noch feine Dber- lawinen niedergegangen. j | E N 4 b j VIII. Die techniſchen Eigenſchaften der Hölzer. | Bon Wilhelm Franz Ener. — 2 * — Geſichtspunkte. — Geſchichte der einſchlagigen Forſchung und eratur. — Einteilun 0 $ 1. Die Fachleute ftimmen nicht darin überein, welche Eigentümlichkeiten, welche 4 Erſcheinungen, welche Verhältniſſe im Holzlörper ale „Eigenſchaften“ aufzufaflen und 2 unter diefem Schlagworte abzuhandeln ſeien. Mancher Autor erörtert als „Eigenichaft des Holzes“ defien „inneren Bau“, „Sefüge*, „Gewebe“, „Struftur“, „Tertur“, während derſelbe die „hemiiche Zuſammenſetzung“ feiner näheren Unterjuchung wert hält, ein an— derer Fachmann beichränft fich auf „Elajtizität und Feſtigleit“, auf „Dichtigkeit und Feuch tigkeit» oder Waflergehalt“ und läßt die Spaltbarkeit, die Farbe, den Glanz, den Geruch ganz aufer Betracht. Die Grenzen des Stoffes, weldhen man unter obigem Titel be handeln joll, find aber auch in der That jehr diskutierbar. Wir find der Anficht, daß fich Jene im Recht befinden, welche den „Bau des Holzes“ und die „Chemie des Holzes“ als das ummittelbare Ergebnis des Lebensprozeſſes im Baume dem Pflanzen-Unatomen und »Phyfiologen zur Erforihung und Erörterung über laſſen, Hingegen die Eigenjchaften als auf der Zufammenjegung des Holztörpers, mittelbar auf den Lebensumftänden des Baumes, berubende Verhältnifie an umd für ſich ins Auge faſſen. 5 Die Eigenihaften verhalten fich zur Konſtrultion des Holztörpers etwa wie die Wirlung zur Urfache, wie die Folge zur Vorausſetzung. Rd Die Beziehungen zwiſchen den Graden der Eigenichaften einerjeits und den Modi filationen im räumlichen und ſtofflichen Aufbau des Holzes exiſtieren, haben ſich aber bis jer gar jehr unferer Erkenntnis entzogen, und mur äuferft wenig ift im dieler Beziehung njchaftlich fichergeftellt. Auch über die Beziehungen der Eigenjchaften des Holzes unter einander ift noch befannt; Vermutungen, mehr oder minder plaufible Anmahmen überwiegen die po aus Thatſachen oder Verjuchsergebnifien bergeleitete Ertenntnis. Noch dürftiger ift unſer Wiſſen binfichtlich der Beziehungen zwiichen den Eigenichaften md den Methoden der Umgejtaltung, Umformung, Bearbeitung des Holzes, ſowie der hiezu benügten Hilfsmittel. Sind die Lebensbedingungen für ein Holzgewächs erfüllt, jo jeht die Pflanze und mit ihr der Holzkörper, diejer hat beftimmte Eigentümlichkeiten jerfmale feiner Gattung) und bejtimmbare Eigenichaften (Eigenichaftsgrade). Auf dieien et die Verwendungsart und das Verfahren zur Herjtellung des Gebrauchsobjettes. ch’ interefjante Kette von Verhältniſſen umd Beziehungen, die mit der chemiſchen Zu menjehung des Bodens, der Luft und des Samens, Wärme und Yichtzufubr jet erjt 106 VII. Erner, Die technischen Eigenjchaften der Hölzer. beginnt und mit dem fertigen Dachjtuhl, der Brüde, dem Möbel oder der Heiligenfigur endet! In diefer Kette find uns die einzelnen Glieder meiftens genau genug befannt, nur das iſt uns ein bisher umerjchloffenes Rätſel geblieben, wie ſich die Ringe in einander ge- legt und gejchloffen haben. Vorläufig arbeiten jene Wifjenfchaften ziemlich unabhängig von einander, die zur Erkenntnis von Thatfachen an einem bejtimmten Punkte der Reihe führen. Pflanzen-PBhyfiologie, Biologie, Anatomie, mit ihren empirischen Schweftern Agri- fultucchemie, Standortslehre, Pflanzen- oder Waldbau ſtehen der Holzproduftion zur Seite und gelangen auf analytiichem oder induftivem Wege zu Geſetzen, auf jynthetiichem oder jpefulativem Wege zu Negeln für die Praris. Kun kommt die jpezielle Kylotomie und lehrt uns die Kennzeichen der Holzarten, indem fie diejelben im Wege des Vergleiches der Produkte ermittelt. Hierauf folgt die Erforjchung der jogenannten „technifchen“, d. i. der für die Ver- wendung des Holzes zur Befriedigung von Lebensbedürfniſſen befangreichen Eigenschaften. Dieſe wiljenjchaftliche Aufgabe hat feinen fpeziellen Namen, fie ift nahe verwandt mit der Xylotomie und ergänzt fie. Mit diefer wiljenschaftlichen Aufgabe, welhe Nördlinger zur Disziplin entwidelt hat, bejichäftigen ımd bejchäftigten fich Botaniker, Phyſiker, Mechaniker, Forftleute und Ver- treter der jog. Warenkunde, endlich Technologen, alle von ihrem Standpunkte aus, mit dem ihnen zu Gebote ftehenden wifjenschaftlichen Apparate und in Verfolgung ihrer jpezi- fiichen Zwecke und Aufgaben. Dabei wurde aber nur ausnahmsweile mit Erfolg nad einer Beziehung zwischen der Eigenſchaft und den Bedingungen der Ent- ftehung des Holzes gefragt, der naturgejegliche Zufammenhang der Eigenschaften unter- einander, der Eigenschaften mit der Anatomie und Chemie des Holzes aufgededt. Der Forjtmann, jowie der Phyſiker, der Technologe, ſowie der ingenieur gehen jeder ihren eigenen Weg, ijoliert, und nur ihr Ziel vor Augen habend. Wir fürchten jehr, daß unjere Zeit noch ferne abliegt von dem Momente, wo die Einzelforfchung genügendes Material zufammengetragen haben und die Forihung überhaupt jo organifiert fein wird, daß zu einer Kooperation von Fachleuten wird gejchritten werden fönnen. Auf das Univerſalwiſſen folgte die Spezialforichung, die Teilung der Arbeit, und mit den Früchten diefer ausgerüftet muß die Koalition der Spezialiften an die ſchwierigſten Probleme herantreten, welche den vereinzelten Gelehrten jchon bei der Fragejtellung ver- höhnen. 8 2. Eine kurze Ueberſicht der wichtigeren Arbeiten auf unſerem Gebiete wird das eben Geſagte betätigen und die weiteren Darjtellungen einleiten. Barent veröffentlichte in den M&moires de l’Academie des Seiences in den Jahren 1707 und 1708 Unterjuchungen über die Fejtigkeit der Hölzer der Eiche und Tanne. Welchen Grad von Genauigkeit man zu jener Zeit für ausreichend hielt, zeigt das Reſumé der Arbeit: daß die mittlere Feſtigkeit der Tanne ſich zu jener der Eiche verhält twie 358 zu 300 oder 119 zu 100. Von dem für die technijche Verwendung dev Rohſtoffe im Bauweſen viel wichtigeren Begriffe der Elastizität ift noch nicht die Rede, wurde doch erjt durch Young und Tredgold der Begriff des Elaftizitäts-Woeffizienten in die Wifjenjchaft eingeführt. Eine bemerkenswerte Arbeit rührt von Muſchenbroeck her (Introduetio ad philoso- phiam naturalem, Lugduni Batavorum 1762. I. Band ©. 409). Diejer Gelehrte glaubte behaupten zu Dürfen: „Der Teil der Bäume, welcher gegen Norden gekehrt ift, wird in der Mehrzahl der Fälle von jchmäleren Jahrringen gebildet; die Kälte des Nordens hindert nämlich die Zunahme und die Entwicelung der Vegetation; die dem Süden zugemendete Seite ſetzt ſich dagegen aus brei- teren Yahrringen zuſammen, — freilich findet zuweilen aud) das entgegengejegte jtatt.. ..“ —RX Pur 7ap, E ps 4 2 Einleitung 8 2. 107 F 4 „Bei all’ meinen Berſuchen habe i⸗ die — Nelultate geſunden: Die Feſtigleit des Slernes bes ge * bie geringſte erne ausgehend ift die Feſtiglent im ganzen —— 7 — au Ge * Teile neringer, Pr in dem gegen Süden ervonierten; die igfeit Iudem m in ile hat einen Mittelwert zwiſchen den beiben vorangeführten, bie größte ndet ſich 2 in dem gegen Often gelegenen Teile. Wenn man weiters das Hols dan bis zur Peripherie verfolgt in der Richtung der vier Weltgegenden, ſo findet man 4 an einer mittleren Stelle, die zwiſchen Rinde und Mark liegt und die dem A Partie des Holzes übertrifit jenes bedeutend an freftigleit, welches dem 4 der höheren Teile bes Stammes, wo fi die Aefte abzweigen, differiert % von ee dem Boden benachbarten faft nicht, auch gibt es feine derartigen Unerſchiede dem — m und den Aeſten. Ich weiß, daß mehrere Khyſiler entgegengelepter An F upten, der * —* es —— das härtefte und feſteſte Holz und auf er. vom Stern und um fei es von gleicher aber Idhwächerer Hohäfion, lint —— die —E Bart, ich aber führe einfad das au, was mid die Ber- luche mit —— umen * et haben F *26 —5 Aigen des —— —* ten Unterſchied. Die Baume, welche auf einem erwa 5 he find, Das grüne, —X 28 ine m ald das gleiche Holy im getrodneten f Pie Arbeit Muichenbroeds bafiert, obwohl fie, befonders was die Verſchiedenheiten | der Feſtigleit in einem und demjelben Baume betrifft, eine der vollitändigiten im der eriten b Periode der wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen auf diefem Gebiete darftellt, auf einer nicht jo großen mn genügend überzengender Verſuche, um die oben angeführten Folgerungen ficher zu erg er ſcheint der Wutor auch gefühlt zu haben, denn er jagt jelbft in feinem Bud : „Bielleicht habe ich nicht alle Umstände beachtet, welche auf die Feſtigleit der Hölger Gi m nehmen.“ y Der berühmte Naturforicher Buffon hat fih ebenfalls mit den mechanischen Eigen des Holzes beichäftigt, doch ift wohl zu beachten, daß ſich die Arbeit Buffons, ob nach einem ſehr großen Maßſtabe durchgeführt wurde, nur auf Eichenholz bezieht, oa: usſchließt, die von Buffon gezogenen Schlüffe, jelbft wenn fie vollftändig er * wären, auf andere Holzarten anzuwenden. In den Oenvres de Buffon, tome X, finden ſich folgende Behauptungen, die bier hrend die auf einem thonigen Grunde ae desielben Baumes entnommener; ein ua den ar a en Barren ift weniger eh, als ein R Stud Ueberdies modifiziert der Grad das grüne Holz bricht viel ſchwerer, als ein eat weni * KR, als das ältere: ein dem rufe des Baumes 1} A Perle auf einem gewiſſen Boden am fchnelliten erwächſt, ift das $ langfam ermadı en iſt = dem die Jahrringe ſehr fchmal find, if Pr gleit des Holzes feinem Gewichte proportional ift, folg- Kane m ungen wie ein anderes hat, aber ſchwerer ift, auch iffe fefter fein wird.“ des Holzes hen Brogrei Baumes wiegt mehr alt jenes vom Stamm aus der Mitte feiner ide von mehr, als jenes vom Wipfel und zwar nabeyu nach einer aritb- ee abhängt. Es gibt eine Heit, zu welcher an an mar bed Sernes nahe zu gleiches Gewicht haben, und das ner an (Keife) ift (diele Beobachtungen wurden gemacht); aber bei 100 bie 110jähriaen Bäumen I des Baumes; der Splint it icdhwerer und feiter im — vom Zentrum gegen den außerſten Umfang des \ an —* dei jungen —— Im Jahre 1780 erſchien das oft zitierte Werk: Trait# de la conservation et de la 66 von Duhamel du Monceau. Demijelben find folgende Theien zu entnehmen : ©. 50. rn ſoll trodene Hölger anwenden. .. .“ ©. 56, olz bedarf ij einer Meinen Menge Peuchtigfeit, damit c# hart jei, ich ſchlie ge dab zu trodene Hölzer nicht gute Dienfle zu leiften vermögen.” 108 VII. Erner, Die technischen Eigenjchaften der Hölzer. ©. 65. „Das Holz, das man dem Fuße de3 Baumes entnimmt, ift ſchwerer als jenes vom Gipfel.“ ©. 71. „Das grüne Holz muß ein Dritteil feines Totalgewichtes verlieren, um für jo trocfen zu gelten, daß es fich jo verhalte, wie ein Hygrometer.“ ©. 264. „Es jcheint, daß die Ertraftion des Saftes die Feſtigkeit des Holzes nicht ver- mindert, nachdem der Saft die Feitigfeit, welche von der Anzahl und Stärke der Faſern abhängt, cu nicht zu fteigern vermag. Der Saft macht die Holafajer gejchmeidiger und geneigter zu brechen.“ ©. 378. „Es iſt ferner eine eriviejene Thatſache, daß die Jahrringe von Majtbäumen ausgezeichneter Beichaffenheit, welche in einem jehr falten Lande erwachien find, jchmäler und daher näher aneinander gerückt find.“ ©. 4 „So lange die Bäume Fräftig und in lebhaften Wachstum begriffen find, ift das Kernholz das dichtefte, und in den dicken Bäumen, welche anfangen in der Rückbildung ein- zutreten, ijt das Kernholz oft leichter als das Neifholz (la couronne, qui est; entre le coeur et la eirconference); folglich gewinnt das Holz nach und nach jeine Dichte und verliert an derjelben, nachdem es das Marimum derjelben erreicht hat.” ©. 438. „Die Bodenarten, welche die geeignetjten find zur Bildung jchöner Bäume, find nicht jene, welche das Holz befter Qualität hervorbringen.” ©. 458. „In diefen ftarfen Fichten (Pins du Nord von beiläufig 260 Jahren) iſt das feftefte Holz jenes, welches fich in der fünften ringförmigen Zone befindet, vorausgejegt daß man die Querfchnittsfläche einſchließlich Splint in jechs gleich breite Ringe teilt; aber man begreift, daß dies zufolge von Umständen Aenderungen unterliegt.“ Die drei Autoren, welche wir num zitiert haben, find faſt die einzigen, welche jich nit den in ein und demjelben Baume auftretenden Unterjchieden von Dichte umd Fejtig- feit umd mit dem Einfluffe der Bodenbejchaffenheit auf dieſe Eigenjchaften befaßt haben. Die Widerfprüche in ihren Anfichten liegen dieſe großen Fragen als unentjchieden bejtehen. Die Divergenz der Auffaffungen iſt vielleicht der geringen Gleichförmigfeit und Genauig- feit zuzuschreiben, welcher die Bruchverjuche unterworfen find. Die Unterfuchungen, welche Duhamel über den Einfluß der Spaltbarfeit und des Berhältniffes zwilchen der Zufammendrüdung und Ausdehnung der Fajern auf den Total- widerſtand von der Biegung unterworfenen Körpern angeftellt hat, fünnen hier übergangen werden. Erſt die Autoren ſpäterer Perioden haben ſich dem Studium der Elaſtizität ge— widmet. Girard (Traité de la resistance des solides 1798. p. 183) ſchließt aus dem Gange feiner VBerfuche, und zwar in Uebereinjtimmung bezüglich diejes Punktes mit Ber- ronet (Oeuyres de Perronet, 1782, Tome I, Memoire sur les pieux et pilotis, page 93), daß ſich die Elaftizität der Eiche verhält zu jener der Tanne wie 63:77 und er jagt wei- ters (p. 159), daß die fontinuierliche gleiche Belaftung die Pfeilhöhe der Durchbiegungs- kurve vergrößere, was, nach feiner Anficht, nicht der Fall ſein fünnte, ohne daß die Ela- ftizität fich ändern und in jedem Augenblick einen gewiſſen Teil ihrer Energie einbüßen würde. Am Ende des legten und am Beginne unſeres Jahrhunderts haben einige aner- fannte Männer der Wiſſenſchaft auf experimentellem Wege für eine große Zahl von Holz- Arten ımd -VBorfommen die Dichte, die Feftigfeit und den Elaftizitäts-Kloeffizienten beftimmt. Es find zu nennen: Belidor (Architeeture hydraulique 1782), Rondelet (Art de batir), Barlow (Essay on the strength of timber 1817), Ebbels & Tredgold in derjchiedenen Werfen. Charles Dupin hat im Journal de l’Ecole polytechnique, tome X, 1815 eine große Arbeit über die mechanischen Eigenschaften des Holzes veröffentlicht (Experiences sur la flexibilite, la force et l’elastieite des bois). Dupin unterjuchte die Natur der elaſtiſchen Kurve, die Lage der neutralen Schiehte (fibre invariable), er berichtigte die Formeln, welche die Beziehungen der Abmeffungen der Stücde und der angewandten Belaftungen zu den erzeugten Durchbiegungen ausdrüden. Er bewies ©. 142, daß „die Durchbiegungen der Hölzer, welche durch jehr Kleine Ge- twichte hervorgebracht werden, dieſen Belaftungen proportional find” und ©. 150 folgert er aus . ; Einleitung. $ 2. 109 die Verſuche mit Eichen», Zypreſſen⸗ Buchen- und Tannenholze enthaltendem Tableau, daß Be eu sun Gewichte, gleichzeitig aber in viel geringerem Grade mit dem Wibderftande gegen zunehmen.“ bemerft Dupin, dab „die Sträfte, die man anwenden muß, um bie Hölzer dem Bruce 8 ven, in feiner notwendigen Relation zu den Kräften ftehen, welde die Durdy- biegung * Hölzer hervorrufen.“ „So jepen einige rg rten der Biegung einen jehr geringen, dem Bruche einen großen Widerftand entgegen; 6 nd die Rotbuche, der Nußbaum, die Ulme, die Tanne ꝛxc. Einige — widerſte im —— ſehr ſſarl der Biegung und viel weniger dem Bruce, 3 e, das Mahagoni ıc. Andere endlich bieten gleichzeitig großen Wibderftand dem der Biegung dar, hieher gehören die lorſiſche Fichte und die Eiche.“ Dieje Haffififation führt Dupin dazu, die befte Anwendung diejer verſchiedenen Holz arten in der Praris anzugeben. Bevan befafte ſich vornehmlich mit der Bejtimmung des Elajtizitäts-Moduls im Wege der Torſion (Philosophical transactions, 1829). Savart bediente fi der durch Tonſchwingungen auf Holzplatten hervorgerufenen Knotenlinien, um die Unterjchiede der Elaftizität umd die Yage ihrer Aren zu ermitteln. Diefe Platten waren aus einem Stüde Rotbuchenholz nad) verſchiedenen Richtungen ber ausgeichnitten worden. Er bemertt S. 404 jeiner in den Mömoires de l’Acadösmie des Sciences 1830 pu blizierten Arbeit, da „die Hölzer, bei denen die Jahrringe nahezu zulindriid und fon zentriſch find, eine nach allen Radien in jedem zur Are ſenkrechten Schnitt auffallend gleiche befigen“. ©. 2 er Stab lann bei derſelben Art der Einteilung, je nachdem die Schwin- J reite oder Dide erfolgen, zwei Töne zum Vorſchein bringen, aber man fann * ie eier diefen Tönen, als jehr geringfügig, vernachläſſigen, wenn jene Ab- re 2* Drei Uren an: die erfte, parallel zu den Faſern, die zweite im Sinne des Radius und die dritte tangential zu den Jahrringen. Er fand durd) Verſuche, die er mit Meinen im Sinne diejer drei Aren dem Stamme entnommenen Barren ange ſiellt Hat, daß, wenn man den Widerftand gegen Biegung im Sinne der Tangente als - Einheit annimmt, jener im Sinne des Radius 2.25, jener im Sinne der Faſerrichtung 16 beträgt. Diejelbe Frage verfolgte Wheatjtone, der ſich hierüber in den Philosophical trans- actions, 1833, ©. 608 folgendermaßen äußert: „Wenn man eine Platte jo ausformt, daß die Faſern zu einer der Seitenfanten parallel laufen, jo find die Aren der größten und Beinen Elaftizität rechtwinklig zu einander und parallel geftellt zu den anliegenden „Wenn die Platte die Form eines Nechtedes hat, deſſen Seitentanten ſich umgetebrt, wie die Duabrate ihrer Widerftände gegen Biegungen verhalten, jo werden die beiden Arten der Schwingungen parallel zu den Seiten, wiewohl dieje verſchieden lang find, ifo chroniſch fein, und ihre Wonfiftenz wird eine rejultierende Figur liefern, deren Yinien pa allel zur Diagonale verlaufen.“ Man könnte demmach, indem man die diefen Seiten zu gebende relative Länge durd) Verſuche ermittelt, das Verhältnis der Elaftizitäts-Koeffizienten in zwei auf einander jent echten Richtungen finden. Poncelet geht in jeinem Werte Möcanique industrielle, 1839, S. 316 in jehr ge Details über die Elaitizität der Hölzer und bejonders über Dehnungsverſuche mit denjelben ein. Er leitet aus den Verfuchen von Minard und Dösormes und jenen von Ardant ab, daf für die erjten Belaftungen die Verlängerungen den jpannenden Kräften prochen proportional find und rechnet aus diejen Werlängerungen die Elajtizitäts Koeffizienten. Die Elaftizitätsgrenge für die Eiche entipricht nach den Verjuchen von Mi- ed und Dösormes einer Belaſtung von 2.13 Kilogrammen per Uuadratmillimeter und 110 VIN. Erner, Die technijchen Eigenschaften der Hölzer. * einer Verlängerung von 0.0016 der urſprünglichen Länge. Die analogen Zahlen find nach Ardant für die Vogeſen-Tanne 1.85 Kilogramm und 0.00117. Dieſe verjchiedenen Daten verjtehen ſich für die Elaftizität im Sinne des Fajernlaufes. Woncelet urgiert wei— tere Verſuche über die Elaftizität im Sinne der Tangente und der Normale zu den Jahr— ringen. Nach Eaton Hodgfinfon (Combes, Exploitation des mines I. Band ©. 550) alteriert eine Berfürzung um 0.0027 der urjprünglichen Länge eines nicht gebogenen Brisma’s die Elastizität um ein Erhebliches. Hagen hat die Claftizität mehrerer Holzarten durch Biegung von Stäben, die im Sinne der Fajern und jenfrecht auf diejelben genommen worden waren, unterfucht und hat feine große Differenz zwiſchen Kern- und Splintholz gefunden; er hat indejjen erkannt, daß der Elaftizitäts-Soeffizient bedeutend abnimmt, wenn das Holz jehr ſtark durchnäßt it. (Poggendorff’s Annalen, LVIII. Band, ©. 125.) Sm Jahre 1845 debutierten zwei italienische Phyſiker und zwar Baccinotti und Peri (Il Oimento III. Jahrgang) mit einer äußerſt präziien und detaillierten Unterjuchung über die Elaftizität der Hölzer, in welcher fie die verjchiedenen Methoden zur Bejtimmung des Elaftizitäts-Kloeffizienten unter einander verglichen und auf ihren Wert prüften. Sie operierten nach den drei Methoden auf Zug, Biegung und Torjton mit quadratischen Stäben von 27—36 Millimeter Duerjchnitts-Seite. Bei den Biegungsverjuchen wendeten jie fünf verfchiedene Arten der Befeftigung beziehungsweiſe Unterftügung der Stäbe an. Dieje Er- perimentatoren haben jowohl die elaftijchen als auch die permanenten Berlängerungen, Torſionswinkel, und die verjchiedenen Punkten des Stabes entjprechenden Ordinaten des Stabes während deſſen Durchbiegung bei wachjender Belajtung desjelben gemejjen. Im zweiten Teile ihrer Arbeit vergleichen Paccinotti und Peri die ziffermäßigen Ergebniſſe ihrer Verſuche mit jenen Ziffern, die jich unter Anwendung der befannten Formeln berechnen liegen, und juchen fir die von ihnen unterjuchten Hölzer eine Relation zwiſchen der Dichte und dem Glaftizitäts-Kloeffizienten aufzustellen. Sie gelangten endlich zu folgenden Konklufionen: 1) „Die Elaftizität ermöglicht in den verjchiedenen Teilen des Holzes Veränderungen der Dimensionen, welche nicht bloß den erjten Belaftungen, jondern auch jenen, die ver Bruchbelaftung nahe liegen, proportional find, vorausgeiegt, daß man dafür Sorge trägt, von den elaftiichen Veränderungen jene permanenten auszuſcheiden, die entweder der Weich— heit des Materials oder der Kontinuität der Belaftung zuzujchreiben find.“ 2) „Die Durchbiegungsfurven, welche die an einem Ende feſt eingelajjenen (einge- flanımerten) Hölzer annehmen, weichen unter ſonſt gleichen Umftänden von jenen ab, welche die gleichen Hölzer bilden, wenn fie an beiden Enden unterjtügt find, was man der Re— aktion dev Fafern in den beiden entgegengejegten Aeſten zufchreiben muß. Indeſſen kann diejelbe Theorie dazu dienen, um die beiden Arten von Kurven abzuleiten, vorausgeſetzt, daß bei der Integration der betreffenden Differentialgleihung auf die gehörige Bejtimmung der Konftanten Bedacht genommen werde (deren Größe von dem Grade der Umveränder- lichkeit der Einfügung, Einklemmung des Endes des Verjuchsjtücdes abhängig ift).“ 3) „Die Unterjchiede, die fich bei der Beſtimmung des Elaſtizitäts-Koeffizienten bei demjelben zeigen, verſchwinden faſt vollftändig, wenn man mit dieſem Ausdrude den Quo— N zienten Dr bezeichnet, wobei E den gewöhnlichen Begriff des Elaftizitäts-Koeffizienten Bj und G das spezifische Gewicht bedeutet.“ 4) „Der Elaftizitäts-Koeffizient B’ iſt, wiewohl es einige Unterſchiede bei den diverſen Holzarten gibt, im allgemeinen — 2000 für den Quadratmillimeter Querſchnitt.“ 5) „Man kann den Elaftizitäts-gloeffizienten nicht nur durch Zug, ſondern auch durch u Su Er. Einleitung. 8 8. 111 g und Drehung ermitteln, aber man erhält mit diejen verſchiedenen Methoden auch dene Werte und, um fie auf eine gleiche Ziffer zurüdzuführen, wird man in jedem ae — von der Urt der Operation abhängigen lonſtanten Koeffizienten zu beſtimmen 0 5 „Die leichteſte Methode zur Beſtimmung des Elaſtizitats Koeffizienten beſteht da rin, ben Körper an beiden Enden zu unterftügen und im der Mitte des Abſtandes ber ze zu belajten.“ Die Beobachtungen PBaccinotti und Peri's find jo exakt, als fie es ohne Anwen Jung des Hathetometers jein konnten. Auch das Geſetz, das unter 1) ausgeiprocen ſtimmt mit jenem überein, das man als für die Metalle giltig binftellte. Aber es blieb Unficherheit bezüglich der aus den Verjuchen abgeleiteten Koeffizienten und des Wer * der Methoden untereinander, denn dieſe Autoren haben es vernachläſſigt, den Teil des Baumes, dem die Verjuchsftüde entnommen find, ſowie den Feuchtigleitsgrad der Wer Burns aus E- der Erprobung in Rechnung zu ziehen. Belanntlicy ift aber die Ela in allen Zeilen des Baumes diejelbe und fie verändert jich bemerfenswert mit te und diejer ift in jo Heinen Stäben, wie fie die Autoren bemüht onders variabel. Demnach find die Ergebnijje der Beobachtungen Raccinotti und =. unter verichiedenartigen Umftänden an dem nämlichen Holze und jene, welche Diverjen Holzarten gewonnen wurden, denn doch nicht ganz vergleichbar untereinander, ift ferner zu bemerken, daß nad) den befannten Formeln, welche die Beziehung zwiichen Elaftizitäts-Koeffizienten und der Schallgeihwindigfeit ausdrüden, der von Raccinotti d Peri eingeführte Begriff E‘ dem Quadrate der Schallgeſchwindigleit proportional jein müßte, woraus folgt, daß wenn E eine unveränderliche Größe daritellen würde, auch die lgeſchwindigleit für alle Arten von Hölzern die gleiche zu jein bätte, was befanntlich mi der Fall ift, denn fie chwankt nicht mur mit der Holzart, jondern auch in demielben s in den verſchiedenen Barticen desjelben, ja in demjelben Verſuchsſtab mit dem de der Trodenheit desjelben. Nachdem E im allgemeinen mit dem Grade der Troden heit wächst, und G bei Feuchtigleitsabnahme fich verringert, jo muß in jo jtärferem Maße E? bei jteigender Trodenheit zunehmen. 883, Ueberblidt man die auf unſerem Arbeitsjelde bis gegen das Ende der erjten Hälfte unjeres Jahrhunderts gewonnenen Forſchungsergebniſſe, jo findet man, daß die Methode und die Schärfe des Naifonnements zwar große Fortichritte machte, der wichtigſte war jedenfalls die Aufnahme der Unterjuchungen über die Elaftizität —, aber * —— der Unterſuchungen widerſprachen ſich häufig untereinander, die Frage g der Autoren iſt häufig unſyſtematiſch und lieh empfindliche Yüden, die Einſeitigleit —58 iſt vorherrſchend. In voller Erlenntnis dieſer Verhältniſſe unternahmen zwei djliche Fachleute, ein Forſimann und ein Techniler, Chevandier und Wertheim, 1e epochemachende Arbeit. Die Verjuchshölzer wurden einem Forſtgebiete der weitlichen J entnommen, deſſen lofale Verhältniſſe den Forſchern genau belannt waren. In —88 meſſenden Komplere fanden ſich genügend viele Varianten von Wacht tumsbe) und Holzarten. Der Auswahl, Veichreibung und Vorbereitung der Ver tüd —— die gleiche weitgehende Sorgfalt zugewendet, wie den Verſuchen ſelbſt, > welche alle nötigen Hülfsmittel in befriedigender Onalität zur Verfügung ftanden, Ihevandier und Wertheim publizierten ihre Arbeit, die Frucht mehrjähriger Anitrengung, * e in einem bis dahin nicht erreichten Grade von Volllommenheit durchgeführt wurde, Dahre 1848 als Monographie: Memoire sur les propriötis mecaniques du Bois, nad) m die Ergebniffe ſchon am 5. Oftober 1846 der Afademie der Wiſſenſchaften in Baris elegt worden waren. Die beiden Autoren bewieien zunachſt im erjten, dem biftoriichen le ihres Memoire, dem wir hier bisher gefolgt waren, die Unentbehrlichteu einer neuen ftigität nicht dem haben, bei Peri's, bei Es ‚dem 112 VII. Erner, Die technijchen Eigenjchaften der Hölzer. Unterjuchung, welche ſich mit der Feftitellung der allgemeinen Gejege, mit der Bewegung der mechanischen Eigenschaften in den Individuen und mit jenen Abweichungen derjelben, welche der BVerfchiedenheit der Art, des Alters, der Erpofition und der Provenienz zuzu— jchreiben find, zu befaffen hätte, wobei die theoretifchen Unterfuchungen unter Rüdfichtnahme auf die in der praftifchen Verwendung des Holzes auftretenden Verhältniſſe komplettiert werden jollten. Chevandier und Wertheim legten fich folgende Fragen vor: 1) Welche Wirkung übt eine allmählic) wachjende Belaftung auf die Hölzer aus, nach welchen Gejegen vollziehen ſich die dabei entjtehenden Formveränderungen und welche Methoden find zur Beftimmung der mechanifchen Eigenschaften der Hölzer verwendbar ? 2) Bariieren die mechanischen Eigenjchaften des Holzes a) mit der Orientation, d. h. nach der Lage im Baume in Beziehung auf die Welt- gegend; b) mit dem Feuchtigfeitsgehalte ; e) mit der Lage im Baume, bei gleicher Höhe über dem Erdboden, in Beziehung auf die Entfernung vom Meittelpunkte gegen den Umfang hin; d) mit der Lage im Baume nad) der Höhe über dem Boden ? 3) In welchen Berhältnis ftehen die mechanischen Eigenfchaften des Holzes im Sinne der Fajernlänge und der auf diejer jenfrechten Richtungen im Stamme je nad) der ver- ichiedenen Höhe über dem Boden ? 4) Welchen Einfluß übt das Alter der Bäume aus ? 5) Welchen Einfluß zeigen die Sahrringbreite, die Exrpofition und die Bodenbe- Ichaffenheit ? 6) Welche Beziehungen beftehen zwijchen den mechanischen Eigenjchaften der Hölzer untereinander ? 7) Welche Mittelzahlen kann man für die mechanischen Eigenschaften der Hölzer als richtig annehmen und welche Folgerungen ergeben fich daraus für die Praxis? Mit Beziehung auf dieſe Fragen ftellten Chevandier und Wertheim die Ergebniffe der Arbeiten aller weiter oben zitierten Autoren zufammen und zeigten auf dieſe Art die bejtehenden Widerjprüche, endlich jtellten Chevandier und Wertheim in einer Tabelle die von den beachtenswerten Erperimentatoren gefundenen Ziffern zufammen nnd da ergab jich, daß die Nejultate innerhalb jehr weit auseinander liegender Grenzen ſchwankten. Beijpielsweije fand man für Dichte Elaſtizitäts-Koeffizient Feſtigkeit Eiche 0.616 bis 0.993 500 bis 1600 5 bis 32 Notbuche 0.600 „ 0.811 950 „ 1483 812 Tanne 0.443 „ 0.703 611 „ 1615 DR Fichte 0.396 „ 0.753 433 „ 1776 Ar Was immer die Urſache jo großer Abweichungen jein mochte, die Thatſache ftand feſt, daß von dieſen Ziffern ein ficherer Gebrauch nicht gemacht werden konnte, und die Erneuerung der Anftrengungen feitens der fahmännischen Kreife, zu deren hervorragendſten Zierden Chevandier und Wertheim zählten, ericheint als vollkommen gerechtfertigt. Die Refultate, welche aus den Forjchungen der Tegtgenannten Gelehrten abzuleiten waren, fallen fchon in jene Gruppe von Daten, mit denen wir heute noch zu vechnen haben, und die ficher teilweije Schon in die Darftellung des gegenwärtigen Zuftandes unferer Erkenntnis über den in Nede ftehenden Stoff fallen, weshalb fie an diejer Stelle nicht weiter erörtert werden. 8 4 Außer den mechanischen und phyſikaliſchen Eigenschaften — Claftizität und Feſtigkeit, Dichte und Bolumsveränderlichkeit .— fanden manche andere Eigenjchaften 4 Einleitung. 8 5. 113 dorübergehend in der Fachlitteratur, namentlich der Forftleute, Beachtung. Auch hierin gab ja Duhamel du Monceanu ein leider nur zu wenig nachgeahmtes rühmliches Beiſpiel Alles zufammengenommen, was, abgejehen von dem bereits hier erwähnten im der Ent widelung unſeres ſpeziellen Stoffes, vor dem Jahre 1850 erreicht wurde, verichwindet im BVergleiche zu der Bedeutung der Nordlinger'ſchen Leiftung, weshalb wir gleich ohne wei teren Aufenthalt zu dieſer übergeben. | Dr. H. Nördlinger, Profeſſor der Forſtwiſſenſchaft und Oberförfter zu Hohen heim, der Sohn eines hocdhgebildeten Forftmannes (Julius Nördlinger), Bruder des be aannten Eifenbahn-Ingenieurs Nördling, freund des in Stuttgart und Tübingen wir kenden Profeſſors Dr. Reuſch, hatte eine umfafiende naturwifjenichaftlihe Grundlage für ſeinen Beruf erhalten und in diejer jelbft ſchon bedeutendes geleiftet, als er erfannte, welche enorme Wichtigleit eine genaue Kenntnis der Hölzer für den Forjtmann und den holz verbrauchenden Technifer habe und beflagte, daß „Forjtleute jelten erfahren, welche Eigen | haften das von ihnen gelieferte Holz gezeigt habe, während Bauleute, Handwerler und Zabrilanten andrerjeits an Hölzern Erfahrungen jammeln, zu deren Begründung ihnen der verbindende Faden, nämlich die Henntnis der Herkunft der Bäume, abgehe. Jeder verfolge feinen Weg ohne den anderen.“ Im Jahre 1847 verwilligten dem Profefior Nördlinger die Direktion der Hohenheimer Alademie und das Finanzminifterium die Mittel zur An Stellung von Verfuchen, welchen er fich mit betvunderungswürdigem Fleiße hingab. Reuſch und der Affiftent Häberle am polytechnifchen Inſtitute zu Stuttgart jowie eine große Zahl feiner Schüler unterftügten den begeifterten Forſcher. Als Frucht feiner Studien erichien im Jahre 1860 das tonangebend gewordene Werl: „Die tehniihen Eigenſchaften der Hölzer für Forft- und Baubeamte, Tehnologen und Gewerbetreibende*. In Beziehung auf die mechanischen Eigenſchaften ſtützte ſich Nördlinger auf die für fein Unternehmen rechtzeitig erfchienene Monographie von Chevandier und Wertheim. Für alles andere war die geſamte Literatur weniger maßgebend, und er jelbft füllte mit wahrem die Lüden aus, die fi bei einer univerjellen Behandlung des Stoffes darboten. Nörblinger bezog in fein Werk auch die Schilderung des „inneren Baues“ der Hölzer ein, da er hoffte, aus demſelben manche Eigenſchaft und ihre Schwankungen ableiten oder erflären zu können. Außerdem behandelt Nördlinger Feinheit, Farbe, Glanz und Durchſcheinen, Geruch, Wärmeleitungsfähigkeit, Fähigkeit des Holzes zu dunften und Waſſer oder Dunft einzufaugen, Ipezifiiches Gewicht, Härte, Spaltbarfeit, Schwinden, Quellen, Sichwerfen, Federkraft, VBiegiamkeit und Zähigkeit, Feftigleit, chemiiche Zufammenjegung, Brennfraft, natürliche Daner und Fehler des Holzes. Dieje Inhaltsangabe, ein reiches Durcheinander, zeigt, daß Nördlinger den Stoff weiter umfieng als irgend einer feiner Vorfahren. Die Bearbeitung manchen Abſchnittes ward durchaus originell ohne irgend eine Vorarbeit anderer abgehandelt, z. B. die Spaltbarkeit. Ein umfäglicher Fleiß belundete fich in der Nevifion der von anderen Fachleuten gewonnenen Daten und in der Umrechnung auf ein einheitliches Maf und Gewicht. Das Nördlingerihe Bub muß beute noch, nach einem BVierteljahrhundert, von jedem zu Rate gezogen werden, der gewohnt ift, m der Duelle zu jchöpfen. Won den jeither erichienenen, mitunter jehr hübſch angeordneten lompilatoriſchen Abhandlungen über die techniſchen Eigenschaften der Hölzer fußt jede bis ' einem gewifien Grade auf Nörblinger, feine brachte quantitativ mehr an „neuem Material“. 8 5. Bon den Publikationen des Iepten Vierteljahrhunderts ift folgende hırzgefafite zu geben, Die Grrihtung von mechanisch-techniichen Qaboratorien an techniichen Lehr-Inftituten am die Erbauung der Werder’ichen Probiermafchine in der Klett'ſchen Maichinenbauanftalt in üenberg, welche vornehmlich zur Ermittlung der technischen Eigenichaften von Bau- und Rontruftions-Materialien zu dienen berufen waren, boten Gelegenheit zu neuen Studien denddagd. erfte. I. 2 Milz. 8 114 VIH. Erner, Die technijchen Eigenfchaften der Hölzer. über die mechanischen Eigenjchaften der Hölzer. Die Nejultate werden bei der jpäter zu fiefernden Darftellung der heutigen Auffafjung des Gegenjtandes zu verwerten fein. An diefer Stelle fei nur erwähnt, wo und wie dieje Arbeiten entjtanden find. Zuerſt einige Worte von einem Vorläufer. Das Science and Art Department of the Committee of Couneil on Education in London ließ im Jahre 1867 „Tables of the results of a series of experiments on the strength of british colonial and other woods“ druden, deren Autor und Beranlafjer der königliche Ingenieur-Kapitän Francis Fowke war. Diejer hatte jchon während der Pa- rifer internationalen Ausstellung vom Jahre 1855 Verſuche mit Hölzern von den englijchen Kolonialbefigungen und anderer Brovenienz durchgeführt, um deren Eigenjchaften zu demon- ftrieren. Nach der internationalen Ausftellung zu London 1862 wurden die Verfuche mit dem reichlich der Univerſal-Expoſition zugeftrömten Meateriale und in vergrößertem Maßjtabe, ſowie mit vermehrter Sorgfalt vorgenommen. Die von Hayward Tyler u. Co. zur Verfügung ge- jtelfte Hydraulische Prefje war indefjen nach unjeren heutigen Vorftellungen ein jehr primitiver, in Beziehung auf die Bedürfniffe der Beobachtung unzureichender Apparat. In Snter- vallen von 1120 Pfund oder einer halben Tonne wurden die Formperänderungen an den Berfuchshölzern in Taufenpftel-Zollen gemeſſen. Dieje Berjuchshölzer waren 16 Zoll lang und maßen 2 Zoll engl. an der quadratiichen Querſchnittsſeite, oder bildeten Würfel von 1 Boll Seite. Unterfucht wurde an beiläufig 3000 Verſuchsſtücken die relative und die rückwirkende Feftigkeit, leßtere im Sinne der Fafer oder jenfrecht zu derjelben, ermittelt die Einwirkung der Belaftıngen auf die Form. Aus den Ergebnifjen vergleichbarer Berjuche wurden Mittelwerte gerechnet. Won den Hölzern waren meist nur der Bulgär- oder Lofal- name, nur ausnahmsweife der botanische Name und die Provenienz bekannt. Folgerungen über den gejeßlihen Zufammenhang von Eigenschaften zog der Autor nit. Die Riejen- arbeit hat der Wiſſenſchaft geringe Dienſte geleistet. Eine ähnliche Veranlaffung wie die Fowke'ſche Arbeit hatte die Arbeit des Profeſſors an der Ef. technischen Hochichule in Wien Bergrat Karl dv. Jenny, welcher über An— trag de3 königl. ungarifchen Kommiſſärs für die forjtliche Abteilung auf der Wiener Welt- ausstellung, Joſef Weſſely, dem befannten Forjtichriftiteller, von der ungarischen Regie— rung für Unterfuchungen von Hölzern aus den Ländern der ungarischen Krone gewonnen worden war. Dieſe Unterfuchungen wurden nach einem weitausblidenden Programme be- gonnen, und ein Teil der Nefultate gelangte als jelbitändige Publikation (Unterjuchungen über die Feftigkeit der Hölzer aus den Ländern der ungarijchen Krone, verfügt vom königl. ungarischen Finanzminifterium, Budapeft 1873. 1. Heft) in die Deffentlichkeit. Jenny unterfuchte die Drud-Elaftizität und Feftigfeit, die Scherfejtigfeit parallel zur Faſer und die Zug-Elaftizität und Feftigkeit von Hölzern, bei denen befannt war: Provenienz, Boden- beichaffenheit, Holzart und Jahrringbreite. Der Mitteilung der Reſultate ift eine theore- vetiiche Betrachtung vorangeftellt. Infolge einer Anregung von jeiten der E. £. forjtlichen Verſuchsleitung (Regierungsrat Prof. Dr. Arthur Sch. dv. Sedendorff) in Wien veranftaltete der vormalige Afjijtent am deutichen Prager Polytechnikum (jetzt Gewerbeſchul-Profeſſor in Reichenberg) Karl Mi- kolaſchek eine anfehnliche Neihe von Verſuchen über die mechanifche Beichaffenheit von in Böhmen erwachjenen Hölzern mit Hilfe der Gollmer’schen Probiermaſchine, der Lehrkanzel für Mafchinenbau in Prag gehörig. Mikolaſchek unterjuchte vierzig Holzausjchnitte, von denen meist 3 demjelben Baume, unmittelbar über dem Stode, eine gemejjene Höhe über dem Stode aus dem Stamme und eimem Aſte entnommen waren. Außer der Holzart, dem Alter und dem Durchmeffer des Bauntteiles war die Lage und Bejchaffenheit des Standortes bekannt; ewmittelt wurde die Elaftizität und Feftigteit auf Zug und Drud im Sinne der Fajerrichtung, Elaſtizität und Fejtigkeit bei Biegung und Torfion, endlich die Einleitung. 8 5. 115 Abſcherfeſtigleit jowohl in der zur Faſer parallelen als in einer darauf ſenkrechten Rich— tung. Gejegmäßige Folgerungen wurden aus den Verfuchsergebnifien nicht gezogen, die Nefultate verdienen als zuverläffige Daten Beachtung. Die Arbeit ift im Heft 1. Band II der „Mitteilungen aus dem forftlichen Verſuchsweſen“ und als Separatabdrud veröffent licht im Jahre 1879. Die Zahl der auf die mechanischen Eigenichaften der Hölzer Bezug habenden Unter— fuchungen und Abhandlungen mehrt fich nun in der periodiſchen Fachlitteratur von Tag zu Tag; es muß hier vorläufig darauf verzichtet werden, eine Leberficht zu geben, da es ſich doc; jept zumächft nur um die Feftjtellung jener Momente handelt, welche für die Ent des ganzen Faches eine weittragende Bedeutung haben. Dazu gehören aber nur noch zwei größere Studien, welche beide in das Jahr 1883 fallen. 1. Methoden und Refultate der Prüfung der ſchweiz. Bauhölzer, bearbeitet von 2, Tetmajer, Ingenieur, Profeſſor am jchweiz. Polytechnilum, Zürich. 2, Unterfuchungen über die Elaftizität und Feitigkeit von Fichten» und Kiefern-Bau hölgern (Mitteilungen aus dem mechanisch-techniichen Laboratorium der königl. techniſchen Hochſchule in München, IX. Heft) von J. Baufhinger, ord. Vrofeſſor der techniichen Mechanik und graphischen Statit, München. ad 1. Das eidgenöffiiche Feſtigleits-Inſtitut hat für die Gruppe der „Baumate rialien“ auf der ſchweiz. Landesausftellung eine ſehr umfangreiche Unteriuchung nad) einem Programme durchgeführt, welches ein Kompromiß zwiichen den bautechniſchen und forft wirtjchaftlichen Intereſſen darftellt und die Prof. Tetmajer und Yandolt zu Berfaflern bat. Im ganzen waren 31 Baubolzftämme zur Erprobung erjtellt und zwar in der Weile, daß von jedem 22 Verſuchsſtücde vorgerichtet wurden. Dieje dienten zur Ermittlung der Dichte und des Feuchtigkeitsgehaltes, dann der Elaftizitäts- und Fejtigfeits-Verbältniffe bei Bug, Drud, Knidung, Abſcherung und Biegung. Die Holzarten Tanne, Fichte, Föhre, Lärche, Eiche und Buche waren aus verichiedenen Höhenlagen repräfentiert und für jedes Individuum war mit Sorgfalt feitgeftellt: Geologie des Standortes, örtliche Lage und Höhe besjelben über dem Meeresipiegel, Alter und Beichreibung des Ausichens des Holzes. ) Tetmajer hat eine jehr bemerkenswerte Methode der Qualitätsbeftimmung des Holzes $ in bautechnifcher Richtung an der Hand der Urbeitsfapazität der Biegungk- feſtigkeit in Vorfchlag gebracht. Auch in Beziehung auf den Wert der Hiffern, welche die umfangreiche Studie lieferte, nimmt diejelbe einen erften Rang ein. ad 2. Bauſchinger beabfichtigte ausſchließlich Aufihluß über den Einfluß des Stand "ortes und der Fällzeit auf die Elaftizität und Feſtigleit der wichtigiten Nadelbaubölzer zu — Dabei wurde überaus rationell vorgegangen. Bon vier Standorten wurden je vier Kiefern umd Fichten im Alter von 90 bis 100 Jahren, welche unter ähnlichen Standortsverhält- uiſſen volllommen gejund und fehlerfrei erwachien waren, ausgewählt und nach der „Anlei- ing zur Standorts und Beſtandesbeſchreibung beim forftlihen Verfuchsweien“ (abge bruct und erläutert in Ganghofer's forſtlichem Verfuchsweien, Band I, Heft 1) geichildert. Je zwei der Stämme wurden von jedem Standort im Sommer (Auguft 1881) und je zwei im folgenden Winter (Dezember und Januar) gefällt und unter beftimmten Modali- ‚täten ans Münchener Laboratorium gejandt. Bauſchinger unterwarf die Balten, welche ver- bältmismäßig große Abmeſſungen hatten, auf der Werder'ſchen Maichine den Verſuchen auf Biegung (250 cm Spannweite), Zug, Drud, Abſcherung. Außerdem wurde an einem pegiell zu diefem Biwede hergeftellten Stammftüde eine Unterſuchung über die Beziehung chen den mechanischen Eigenichaften (Elaftizität und feftigkeit) umd den phyſilaliſchen (Dichte und Feuchtigkeit) angeftellt, um die obigen Verjuchsergebniffe unter einander ver eichbar zu machen. Hierauf konnten die nötigen Korreltionen und Nedultionen vorge nommen und endlich die Rejultate verglichen und beftimmte Folgerungen gezogen werden. 8 “ — 116 VII. Erner, Die technischen Eigenichaften der Hölzer. 8 6. In Beziehung auf die mehanijchen (bei der Anwendung des Holzes im Bau- und Konſtruktions- aljo allgemein im Ingenieur-Weſen Ausſchlag gebenden) Eigen- ichaften liegt ein ungemein veiches, aber ebenjo vielartiges und erjt ſeit Chevandier- und Wertheim heute noch berüdjichtigungswertes Material an Forjhungsergebnifjen vor. Hier find aber troßdem erjt die Wege gefunden und einzelne Beijpiele gelungen, ein weites Feld ift der Forſchung noch offen, — freilich erfordert fie bedeutenden Aufwand an pſychi— ſchen und pekuniären Kräften und follte, ftatt von den zufälligen Veranlafjungen abhängig zu jein, durch ernſte planmäßige Anordnungen geregelt werden. Die Entwidelung der Erfenntnis von anderen Gruppen von Eigenichaften ift zwar natürlich eine ähnliche, aber das heute Errungene fteht in mancher Beziehung von dem wünſchenswerten Ziele noch weiter ab. Der berühmte Tehnologe Karl Karmarjch, welcher befanntlich die „beichreibende Technologie” zum Range einer Wilfenfchaft erhob, legte mit feinem epochemachenden Werke: Handbuch der mechanischen Technologie, 5 Auflagen, I. Auflage 1837, V. Auflage unter der Redaktion des Dresdener Profefjors Dr. E. Hartig, Hannover 1875, die Grundlage für die Erörterung aller technifchen Eigenschaften, die zur Verarbeitung und Ber- wendung des Holzes in der Induſtrie in Relation jtehen. Dabei treten die Ela- ftizität und ſelbſt die Feftigfeit in den Hintergrund, und Dichte, Härte, Spaltbarkeit, na- mentlich aber die Bolumsperänderlichkeit erhalten für die Geftaltgebung und die Erhaltung des beabfichtigten Gefüges Belang. Karmarſch Hat ſelbſt mancherlei Beobachtungen ge- macht, fein Hauptverdienft befteht aber in der zufammenfaffenden Darftellung aller zuver- Läfftgen älteren und neueren Daten, welche ja nur für die mechanischen Eigenfchaften von Ehevandier und Wertheim gemacht worden war, und in der Einbeziehung jener Erfah- rungen, die man bei der mechanischen, phyfifalifchen und chemifchen Behandlung der Hölzer auch in bezug auf ihre Eigenjchaften gewonnen hatte. Seine Nachfolger Egbert Hoyer (Lehrbuch der vergleichenden mechanischen Technologie, S. 33 —48, Wiesbaden 1878, Franz Stübchen-Kirchner (Karmarjch-Heerens techniiches Wörterbuch), 3. Auflage er- gänzt und bearbeitet von Friedrich Kid und Dr. W. Gintl, IV. Band, ©. 359—384, Prag 1886), endlih Prof. A. Ledebur (Die Verarbeitung des Holzes auf mechanischen Wege, S. 11—31 und 45, 46, Braunjchweig 1881) konnten wie Karmarſch in den jpäteren Auflagen jeines Werkes jchon die Arbeiten der Forjtleute und Botaniker Nördlinger, Dr. Julius Wiesner, Dr. R. Hartig, Th. Hartig 2c. mit in ihre Darftellung einbe- ziehen '). Eine völlig moderne Auffaffung der Rolle, welche die Eigenschaften in techno- logischer Richtung fpielen, befundet aber erjt der Teßtgenannte Technologe (Ledebur) indem er zwifchen Arbeit3- und Gewerbseigenſchaften unterjcheidet. Nebſt den Vertretern der mechanischen Technif, dem Forjtmanne Nördlinger und den Technologen ift aber weiters die Gruppe der Botaniker zu bejprechen, welche fich jpe- ziell auf das Holz, deſſen Anatomie, Phyſiologie, Hiftologie verlegten und dem Mikrojtop zu neuen Erfolgen verhalfen. Profeſſor Dr. Julius Wiesner, welcher früher als Dozent für Warenkunde an der Wiener k. £. technischen Hochjchule wirkte, gab diefem Fach neue Gejtalt und neuen Inhalt auf naturwiffenichaftlicher Grundlage. Seine beiden Hauptwerfe auf diejem Ge- biete, „Einleitung in die technische Mikroſkopie“ Wien 1867 und „Die Rohſtoffe des Vflanzen- reichs“ Leipzig 1873 behandeln das Holz vornehmlich vom Standpunkte der Anatomie aus. In dem feßtgenannten Werke werden zum evjtenmale in umfaſſender Weife die Unterjchei- dungsmerkmale der Holzarten und deren phyſikaliſche Eigenſchaften zum großen Teile auf 1) Gine a tompilatorifche Arbeit über die Eigenichaften des Holzes, welche in technifchen Kreiſen viel benügt und zitiert wird, findet jih dei: Rudolph Be xyfiſche und chemiſche Beſchaffenheit der Baumaterialien, 3. Auflage, Berlin 1880, I. Band ©. 4 Einleitung. $ 7. 117 bes Autors jelbftändigen Unterfuchungen fußend und die Verwendung der Hölzer feſtge ftellt und manche landläufige Jrrtümer aufgededt und bleibend bejeitigt. Dr. 3. Moeller hatte ſich ſchon durch feine ausgezeichneten „Beiträge zur verglei chenden Anatomie des Holzes’ (Denkichriften der math. maturwiſſenſchaftl. Klaſſe der kaiſ. Alademie der Wiffenihaften, Band XXXVI) und andere einſchlagige Studien eine hervor ragenbe Stellung als Fachmann erworben, bis er endlich die für die Technologie höchft wertvolle Monographie: Die Robftoffe des Tiſchler- und Drechsler-Gewerbes, I. Teil, das Solz, Kaſſel 1888, veröffentlichte, im welcher er auch die dem Botaniker ferner liegenden Verhältnifje insbefondere die techniſchen Eigenihaften geichidt darftellte. Es dürfte genügen, bier darauf hinzuweiſen, daß Botaniter wie Böhm, R. und Th. Hartig, Hönel, Reinke, Roßmann, Unger, Sanio, Shadt, Wei, Will fomm u. a. m. manchen Beitrag lieferten. Nördlimger beichenkte die Yitteratur auch nach dem Erſcheinen feines Hauptwerles mit mancher Spezialftudie (z. B. der Holzring als Grundlage des Baumkörpers, Stuttgart 1872), R. Hartig umterjuchte „das ſpez. | Friſch⸗ und Trodengewicdht zc., den Waflergehalt und das Schwinden des Stiefernholzes (Berlin 1874) und veröffentlichte 1885 (Berlin) die vortrefflihe Monographie: „Das Holz der deutſchen Nadelwalbbäume; I. Sachs veröffentlichte eine beachtenswerte Unterfuchung Über die „Borofität des Holzes“ Würzburg 1877 u. ſ. w. u. ſ. w. { Um vollftändig zu fein, muf noch auf jene litterarifchen Brodufte hingewieſen werden, die entweder den Bedürfniſſen der Praris unmittelbar entipringend oder der Populariſierung der Wiſſenſchaft dienend, manches wertvolle Datum enthalten. Gerade nur um typiſche Beiſpiele anzuführen, nennen wir folgende Werte und Schriften, chrono logiſch geordnet: } Instruction sur les bois de marine et leur application aux constructions navales. Publi6e par Ordre de 8. Exc. le ministre secrötaire d’etat au dspartement de la ma- rino. Paris. j Holzhandel und Holzinduftrie der Dftfeeländer von Dr. G. Marchet und W. F. } Erner. Weimar 1875. Studien über das Rotbuchenholz von W. F. Erner. Wien 1875. Les bois indigönes et ötrangers, Physiologie — Culture — Production — Qualitss — Industrie — Commerce. Par Adolphe E. Dupont et Bouquet de la Grye. Paris 1875, Unterfuchungen über den Einfluß der Fällungszeit auf die Dauerbaftigfeit des Fich tenholzes, ausgeführt an der fönigl. jächi. forftlichen Verſuchsſtation zu Tharand und am tonigl. ſachſ. Polytechwitum zu Dresden, mitgeteilt von Dr. E. Hartig in Dresden, 1877. Burkart’s Sammlung der wichtigften europäiſchen Nupbölzer in charakteriftiichen Schnitten, herausgegeben vom Technologiichen Gewerbe-Mufeum in Wien. Mit einem er läuternden Tert. Brünn 1880, Die Unterfcheidungs-Mertmale der wichtigeren in Deutſchland wachienden Hölzer (Spezielle Xylotomie) von Dr. R. Hartig. Münden 1879. Experimente über Gewichts: und VBolumenerweiterung am Holze der juraffiichen Waldbäume vom grünen Zuftande bis zur Verfohlung ausgeführt 1877, erweitert und er ganzt 1888 zur Beſchickung der ſchweizeriſchen Landesausitellung von I. U. ren. Müniter im Jura 1888. { Die induftrielle Verwertung des Rotbuchenholges, eine Denkichrift herausgegeben von einer Kommiffion, welche von dem öfterr..ungar. Verein der Holgprodugenten, Holzbändier und und dem Technologiichen Gewerbe⸗Muſeum eingefegt wurde. Wien 1884. l $ 7. Mit diefer Ueberficht von Forichungen und Arbeiten, Darftellungen und An- zegungen mannigjaltigjter Urt und aus dem verichiedeniten Veranlaffungen entiprungen, ift ‚wohl der Nachweis geliefert, daß auf ımferem Gebiete mancherlei erreicht, viele Antnüpfungs 118 VII. Erner, Die technischen Eigenschaften der Hölzer. punkte für weitere Beftrebungen erlangt wurden, daß wir una aber doch erjt am Anfange exakter Forjchung befinden und daß namentlich die breite Bafis fehlt, welche die Groß- artigfeit des Baues erheifcht, die unerläßlich ift um zur befriedigenden Höhe der Erfennt- nis zu führen. Am wenigjten iſt noch in technologiicher Hinficht gejchehen. Während Hartig in Dresden gelehrt hat, die Majchinen zur Bearbeitung des Holzes auf ihre Lei- ftung zu erproben, ihren „Wirkungsgrad“ zu ermitteln, hat es noch niemand verfucht, die Arbeitseigenſchaften des Holzes in jolcher Weile ziffermäßig feftzuftellen, daß fie zur Vor- ausbeitimmung des Arbeitsaufwandes dienen fünnten. Von dem Zujammenhang diejer Eigenichaftsgrade mit den mechanischen und phyfifaliichen Eigenjchaften und mit dem Baue und der Chemie des Holzes war überhaupt noch nie die Rede. Die vorliegende Abhandlung kann nun nicht den Zweck haben, die wiljenichaftliche Bearbeitung des Stoffes jelbjt Direkt zu fürdern; es kann nur erwartet werden, daß die bisher gewonnenen Refultate in neuer Form überfichtlich und brauchbar für den gebildeten Fachmann zufammtengejtellt werden. Da eine Zuſammenſtellung überhaupt nicht eriftiert, welche nicht den Stempel der Einfeitigfeit an der Stirne tragen würde, jo ift die Aufgabe eine wichtige und dankenswerte. 8 8. In Beziehung auf die (einalınh des Stoffes mögen folgende motivierende Beinsrhmeh noch hier in der Einleitung ihren Platz finden. Die Erörterung des Baues des Holzkörpers, jeiner Konftitution, feines Gefüges, jeiner Struftur oder Tertur, die chemiſche Zufammenjegung und Die im Leben der Holz- pflanze und den dasjelbe bedingenden Umständen, gelegenen Vorausjegungen obiger Ber- hältniffe werden in der vorliegenden Abhandlung entfallen, da Hiezu andere Fachleute be- rufen find. Die techniſchen Eigenschaften, welche al3 die natürliche Konjequenz des Baues und der Chemie des Holzes aufgefagt werden müſſen, werden in mechaniſche und phyſika— liſche (Chevandier und Wertheim, Baujchinger u. a.) oder in Arbeits- und Gewerbs— Eigenschaften (Ledebur u. a. m.) eingeteilt. Die legtere Einteilung hat einen Nachteil für die Behandlung des Stoffes, indem manche Eigenschaft wie die Härte einmal als Ar— beit3-Eigenfchaft, d. i. eine auf die Formgebung Einfluß nehmende Beichaffenheit, ein ander- mal als Gewerb3 - Eigenfchaft, d. i. eine die Verwendbarkeit als Gemwerbeproduft be- ſtimmende Bejchaffendeit auftritt und daher der Platz dieſer Eigenjchaft im Syſteme nicht ein firer ift. Es foll daher von einer neuen Einteilung Gebrauch gemacht werden. Ep Eigenjchaften zerfallen in drei Gruppen: .Aeußere Erſcheinung. Eigenfchaften, welche im unveränderten oder ver— änderten Beftande durch den Geficht3-, Geruchs- und Taftfinn wahrnehmbar find. I. Materieller Zuftand. Dichte, Feuchtigfeitsgehalt, Weränderlichkeit desjelben, VBeränderlichkeit des Volumens, Folgen desjelben. I. Verhalten gegen von außen einwirfende Kräfte. Geftalt3veränderung ohne Aufhebung des Zufammenhanges der Subjtan;. Elaftizität, Biegſamkeit, Zähigkeit. Geftaltsveränderung mit Aufhebung des Zufammenhanges. Feſtigkeit, Spaltbarfeit, Härte. 4 Farbe des Holzes. 30 119 I. Aeußere Erfheinung. Eigenihaften, welche im unveränderten oder veränderten Beitande bes Holzes durch den Geſichts, Geruhs und Taſtſinn wahrnehmbar find. 1 farbe des Bolzes. \ 89. Wir verftehen unter Farbe des Holzes den Farbton, jowohl feiner Art \ als feiner Tiefe nad, wie ſich derfelbe dem Auge darftellt, nachdem irgend eine Fläche am Holzlörper erzeugt worben ift. Man hat von diefer jedem Holze zulommenden Eigen e ſchaft wohl zu unterjcheiden den Fall, daß ein Farbſtoff bei befonders reihem Vorkom men im Holze nicht nur demjelben eine auffällige Farbe verleiht, ſondern auch aus dieſem Holz auf verfchiedenem Wege getwonnen und zu Sieden der Färberei benügt werden kann’). | Die Farbe des Holzes ftellt nicht nur eine wichtige Gewerbs-Eigenihaft dar, wenn das Holz ohne weitere künftliche Veränderung der Farbe in dem Produkte zum Bor fchein kommt, ſondern die Farbe hat auch eine allerdings beichränfte ſymptomatiſche Be deutung für die Oualität des Holzes nach beftimmten Richtungen. i In erfterer Hinficht ift etwa folgendes zu bemerken: Das Holz hat jehr häufig durch feine Farbe einen erhöhten Verbrauhswert, namentlich für jene Gewerbe, in welchen nebft der Form des Produktes auc die Farbe der Oberfläche eine Wichtigkeit bat, wie bei allen Yunftgewerben. In der Möbelifchlerei ift felbjtverftändlich die beabfichtigte Farbe der Oberfläche mit enticheidend für die Wahl der zu verwendenden Holzart. Das ” Mabagonibolz, das Ebenholz, das Nußholz, veridhiedene Objtbaumbölzer, wie Birne, Kirſche, Apfel, Pflaume u. ſ. w. fpielen in der Möbelerzeugung, abgeieben von anderen Eigenſchaften, durch ihre Farbe eine hervorragende Rolle. Bon gewiſſen Artileln der Kücheneinrichtung verlangt man, daf fie ein möglichft helles Weiß zeigen und bei der Ver wendung beibehalten. Dies ift ein Grund der Bevorzugung des Ahornbolzes bei ver- chiedenen Gegenftänden des Kücheninventars. Die Mofail-Arbeit beruht bei allen Robftoffen auf der Verſchiedenheit der Farbe der einzelnen Bejtandteile, welche zu einem polychromen Bilde zuſammengeſetzt werden. Die verihiebenfarbigen Hölzer bilden auf dieſe Urt die Grundlage eines ſpeziellen - Hunftgeiverbes, der fogenannten „eingelegten Arbeit“, der Antarfia. Es ift daber die ’ Barbe des Holzes die Vorbedingung für die kumftinduftrielle Verwendung des Holzes in Die Zufammenjepung des Holzes mit anderen, durch eine gewiſſe farbe oder einen bejtimmten Glanz ausgezeichneten Robftoffen, wie z. B. Perlmutter, Schildfrot, Elfenbein, Zinn und Zink, Meifing zc., wie dies im der äuferften Kompliziertheit bei der jogenannten Boule⸗Arbeit vorfommt, jept für jene Hölzer, welche in dieje Verbindung eintreten, wieder bejtimmte, namentlich dunkle Farbtöne voraus. Da die Hölzer nicht immer von Natur aus in den gewünfchten Farbtönen ericheinen, ſo werben häufig technische Verfahrungsweiien zu Hilfe genommen, um die natürliche Barbenwirkung des Holzes zu erhöhen oder vollftändig zu verändern, wie dies durch das Beizen, Färben an der Oberfläche oder durch Dämpfen und Imprägnieren durch den ganzen Beſtand des Holzftüdes hindurch erreicht wird. 2) an —8 ehr reiche beifpieldweie: Die Rothö Fernambul. IN a — de ftammen; das ag En m lon en das rote Sandel · ober Galiaturhols (Pterocarpus santa- baum (Maclura aurantiaca); der Perüdendbaum (Rhus cotinus); das des Sauerdorns (Berberis vulgaris) u. |. mw. Bergl. Dr. Jofef Moeller, „Die Rod: ler: und ler &ewerbes”, J. Teil, Seite 49 u. f., Kaffel 1888 und Dr Gufta» Allgemeine Botanik |. Band, Seite 137 u. fi, Wien 1878 — 120 VII. Erner, Die tehniihen Eigenjhaften der Hölzer. Sn Beziehung auf die Bedeutung der Farbe als Kennzeichen für die Beichaffenheit des Holzes hat man zu unterjcheiden: 1) die Farbe des frijch gefällten Holzes von jener, welche etwas ſpäter erfcheint und von jener, welche ſich ſchließlich am vollftändig trodenen Holze zeigt; 2) hat man zu beobachten den Unterjchied zwijchen der Farbe des Splint- und Kern- holzes an fi) und in den sub 1 bezeichneten Fällen. Als Kennzeichen fir die Holzart, alfo zur Entjcheivung der Provenienz des Holzes hat die Farbe faft gar feinen Wert; jo zeigt das Holz der Koniferen hinſichtlich der Farbe nur geringe Verſchiedenheiten. Es ift weiß mit einem ſchwachen gelblichen oder rötlichen Schimmer. Das hie und da fich bildende Kernholz ift braun bis rotbraun gefärbt. Ge- vade bei den nahe verwandten Arten find die Farben-Nüancen diagnoftiich nicht zu ver- werten. Sie laſſen häufig den geübteften Praktiker im Stiche. Wenn wir doch eine Ueberficht der verjchiedenen Farben der Hölzer im trodenen Zu- ftande hier geben, jo will Damit feineswegs ein bejonders wertvolles Material geboten werden. Selb: Fiiettholz, Beriicenftrauch ; braun: Eiche, Nuß, Mandel, Eiche, Tulpenbaum, Ulme, Vogelbeere; graubraun: Trompetenbaum, Ailanthus, Edelfaftanie, Zürgel; gelbbraun: Maulbeerbaum, Pappel, Hartriegel, Kiriche, Nobinia; rotbraun: Eibe, Lärche, Föhre, Pjlaume, Mahagoni, Cornelkirſche, Apfel (Heil), Elsbeere; ſchwarzbraun: Eijenholz von Cajuarina, braunes Ebenholz, Palijander, Tea, Gra- nadille; ſchwarz: Ebenholz; rot: Virginiſcher Wachholder, Amarant von Machärium, Roſenholz von Phyſocalhymna; gelbrot: Fernambuk, Sauerdorn, Gleditſchia, Gymmocladus, Gelbholz, Goldregen; ziegelrot: Sappan. Bruyere (heil); biutrot: Sandelholz; von Pterocarpus; rotviolett: Campecheholz; grün: Guajak, grünes Ebenholz, Veilchenholz, Cocus °). Bon verjchiedenen mit der Farbe des Holzes zufammenhängenden Beobachtungen und Anfichten wollen wir hier Notiz nehmen, um die Bedeutung der Farbe als techniſche Eigenſchaft zu marfieren. Nördlinger behauptet beiläufig folgendes: „Wenn die Witterung nach dem Holz- ichlage vegnerifch, Die Luft ſehr feucht ift, wie in milden Wintern oder im Spätherbite, jo behält der Schrot der Bäume die natürliche Farbe des nafjen Holzes oft längere Zeit. Iſt dagegen die Luft ehr troden, twie gewöhnlich im Frühling, jo nimmt das gehauene Holz in kurzer Zeit die Trodenfarbe an und zwar Kern- und Neifholz früher, als der jeine Näffe immer noch aus dem Stamme ziehende Splint. Se heller diejer anfänglich war, um jo dunkler kann er in der Folge werden, wenn er ohne oberflächliche raſche Aus- trodnung allmählich vielen Saft und damit auch fich umfjegende Farbitoffe an die Ober- fläche geführt hat. Geſägte Holzflächen dagegen befommen wegen ihres fajerigen Ueberzuges jchnell ein fich nachher längere Zeit gleichbleibendes äußeres Aussehen. Die eigentümliche Farbe des grünen Holzes bildet fich häufig erjt an der Luft aus. Sp die des Erlenholzes, das auf dem frifchen Schrot nur fleifchrot ausfieht, nach V. Stunde aber ſtark gelbrot wird, und das jüngere, faftreichere Holz mehr als das ältere. Gefrorene Erlenſpachen fangen erſt an rot zu werden, wenn fie aufthauen und der Luft zugänglich werden. Ejchenholz nimmt auf der Hirnfeite eine leicht violette, Zürgelbaum eine graue Färbung an. Das grünliche Stechpalmenholz dagegen wird ſchön grünblau. Mit dem Austrodnen des Holzes verbleicht häufig wieder ein Teil der Grünholz- farbe. An einem Würfel aus grünem Erlenholze entfärben fich daher zuerſt die Kanten, an einem Rundholze zuerft das weichere Frühlingsholz der Jahresringe. An einem diel- 3) Vergl. Dr. Jofef Moeller, „Die Rohſtoffe des Tifhler- und Drechslergewerbes“ I. Teil, Seite 72, Kaffel 1883 und Dr. Guftav Adolf Weiß a. aD. ©. 448, ferner Dr: 3. Miesner, Die NRohftoffe des Pflanzenreichs. Leipzig 1873, f farbe des Holyes. 59. 121 förmigen Holzitüde, am deſſen einer Breitſeite die Mitte lag, verlor ſich die Farbe frühe auf ber entgegengejegten Seite. Auf gutem, geeignetem Boden, im freien Stand kräftig erwachſenes Holz hat grün und troden frischere, Tebhaftere Färbung, als im Schluß oder auf zu naflem Boden er | wachſenes. Die Tiſchler behaupten, die Färbung ſei bei Kirſchbaumen zur Zeit der Blüte am ftärfften, was dahin geftellt bleiben mag. Befonders auch ift bei Eichenholz die Sleichförmigleit der Farbe ein qutes Kenn zeichen. Nicht bloß die ganze Fläche des Kernholzes foll diejelbe Färbung haben, jondern aud die einzelnen Jahresringe. Dies ift vorzugsweife der Fall, wenn der Rorenring nur aus fparfamen, zerftreuten Poren befteht. Iſt er breit und weit- und vielporig, fo pilanzt fi) die Porofität noch über einen Teil des feiten Ringes fort, wodurch, zumal infolge der becginnenden Austrodnung, lonzentriſch verichiebene Färbung, Ringftreifung entiteht.“ Diefe Angelegenheit hat einen wejentlihen Einfluß auf den Verwendungswert des Eichenholzes für die Marine und ift ſogar in der offiziellen, von dem Staatsiefretär des Warine Departements in Frankreich herausgegebenen Verordnung: „Instruction sur les bois de marine et leur application aux constructions navales* (Baris, Arthur Bertrand) zum Ausbrude gelangt. Man unterjcheidet nämlich nad diejer Verordnung jenes Eichen: holz, welches auf der friichen Schnittflädhe eine ftrohgelbe farbe befigt, das bois maigre, von jenem Eichenholze, deſſen Farbe blaf oder braun bis rotbraum ift und bois gras genannt wird. Bon dem erjteren wirb behauptet, daß es erfahrungsgemäß; viel mehr unter den atmoſphäriſchen Einflüffen leidet, alſo in hohem Grade gemeigt ift, zu ſchwinden, zu quellen, fich zu werfen und zu reihen, daß es aber tropdem das geeignetite Holy für das gejamte des Schiffes bilde, hingegen zeige das bois gras bei großer Spröbdigfeit eine höhere Widerftandsfähigkeit gegen Temperatur und Feuchtigfeits-Wenderungen und es ift daher dieſes Holz für Parquetten-, Tiichler-Arbeit und für die Schiffsverfleidung befier verwenden, Die Grünholzfarbe des Eichenternes foll nach den däniſch-preußiſchen Marinefagungen (Häring, Bufammenftellung der Kennzeichen 1858, Seite 6) weißlichgelb, bräumlichgelb, rvtlichgelb fein, alle drei häufig mit einem Stich in's Graue. Die weißlichgelbe werde, - Sagt man, fpäter mehr und mehr ftrobfarbig oder jandgrau, die bräumlichgelbe grünbraun, die rötlichgelbe fchmupig- oder ſtaubiggelbbraun. Won entichieden geringerer Dualität jeien die Eichen von brauner Grünholz-arbe, dieje teils von der wirklichen Färbung der Holz maſſe, teils von dem dunlel ericheinenden ftarten Porenkreiſen abzuleiten und verbunden mit fehr engen, porenreichen Jahresringen ; als häufigfte Farbe die dritte, die fchlechtefte N von Eichenholz bezeichnend. Auch eine blänlichrote (Lila-) Farbe fann vor lommen und ift in Verbindung mit jehr breiten Jahresringen ein jchlimmes, „Brauſchheit verratendes Zeichen, wofür allerdings auch der Umftand jpricht, daß dieſes Holz nach Häring jehr wenig eingewachiene und abgeftorbene Aeſte zeigt. Wläulichrotes oder rot blaues Eichenholz mit ſchmalen Jahresringen wäre das ſchlechteſte, brüchigite Eichenbol;. bdemfelben würde die Lilafarbe am Längsholz öfters einen mehr bräumlichen, oft ganz bellgelben und weißen Ton annehmen. Man ſieht aus dieſen fowohl in Frankreich ala aud in Deutichland herrichenden — Konnerität der Farbe mit der wahrſcheinlichen Qualität des Eichen , welche Wichtigkeit die Farbe für den Verkaufswert des Holzes befigt. Schon Du Imel gibt an, daf; das fteohgelbe Eichenholz der Provence fehr hoch aeihät wurde, wi der belannte Forftmann Pfeil die, eigentlich denjelben Sinn habende, Bemerkung | daß eine rote oder weiße Streifung des Eichenholzes, wenn fie ſich beim Austrodnen des Hirnholzes an der Sonne nicht verliere, ein ſchlimmes Zeichen jei und daß ſolches Ba bon den Schiffsbauern ausgejchieden werde. Nachdem übrigens nach den Erfahrungen | P | 122 VII. Erner, Die technischen Eigenfchaften der Hölzer. verjchiedener Fachleute auch dunkel, z. B. bläufichrot gefärbte Eichenhöfzer eine jehr gute Dualität haben können, jo dürfte die Farbe des Eichenholzes nur für bejtimmte Standorte von enticheidender Bedeutung fein. Nördlinger macht weiters folgende beachtenswerte Bemerkungen: „Auch Die Farbe des Eichenholzes wechſelt ftarf beim Austrodnen. Die ringförmige Streifung bei Hölzern von ungleichem Bau der Sahreslagen verichwindet. Braunes Eichenholz, vor Regen gejchüßt, wird heller und fieht fich vorteilhafter an, helles, wenn es Wind und Wetter ausgejegt liegt, dunkler, zumal ſchwammiges, jehr poröjes; der Splint oft ganz jchwarz. Geflößtes wird dunkler und unjcheinbarer in der Farbe, auch gleichförmiger, und fein Splint öfters braun tie junger Kern. Es ift deshalb in bezug auf die Farbe immer von Wert, jchon im Schlag oder kurz nachher die Hölzer zu unterjuchen. Iſt dies nicht möglich, jo legt man allerdings noch nad) Monaten, zumal bei Stämmen in der Rinde, durch Abjägen einer dicken Scheibe die urjprüng- liche Farbe wieder einigermaßen bloß. Es gejchieht jolches aber wegen des Holzverluftes nicht immer gern und Hilft bei Hölgern nichts, die ſchon Fahre lang der Witterung ausgejegt waren. Nac Häring hat bei Eichen das geebnete Stammende in der Negel ein dunkleres An— iehen, als das geebnete Zopfende. Die Richtigkeit der Thatjache vorausgejeßt, müfjen wir den Grund in intenfiverer Färbung des Kernes am Fuße des Baumes juchen, oder in einem ge- willen Grade von Abgeftandenjein, denn der größeren Porofität des Zopfholzes nad) jollte eher dieſes dunkler fein.“ Aus den hier vorangejtellten Mitteilungen erhellt, daß die Praktiker der Farbe des Holzes im grimen -und trocenen Zuftande einen großen, vielleicht zu großen Wert beilegen. Bon technischer Wichtigkeit ift indeſſen ficherlich der fchon früher erwähnte Unterjchied in der Farbe von Kern und Splint des Holzes. Bei genauerer Unterfuchung findet man nicht jelten, daß das zwiſchen Splint und Kernholz liegende Neifholz nicht erheblich dunkler als der Splint, aber fast jo troden als der Kern erfcheint. Mitunter verwandelt ich der Splint bloß in Reifholz, diefes aber nicht in Kernholz. Da die Ausbildung diefer Schichten befanntlich keineswegs zufällig, jondern für die Holzart charakteriftiich ift, jo unterfcheidet man ja Splintbäume, Neifholzbäume, Kernbäume und Reifholzkernbäume. Dieſe Unter- ſcheidung kann namentlich bei den Kernbäumen durch Die Differenz in der Farbe von Splint und Kern ein wichtiges Hilfsmittel für die Erfennung der Holzart fein und fpielt jogar in der Induſtrie eine Rolle. Eibe, Wachholder und Zeder, die zu den Kernbäumen gehören, einen ſehr lichten Splint und einen an denjelben unmittelbar angrenzenden, jchön braunrot gefärbten Kern befigen, geftatten eine derartige Verarbeitung, daß an dem fertigen Objekte hervorragende Partieen dem lichten Splint, tiefer gelegene dem dunklen Kern an— gehören; es ift Dies das der Camée zu Grunde liegende Prinzip. Ein Erzeugnis diejer Art, welches jehr beliebt ift und vielfach erzeugt wird, bilden Eßbeſtecke — will jagen Gabel und Löffel — mit reicher ornamentaler Verzierung des Handgriffes, wie folche namentlich im Berner Oberlande aus Eiben- und MWachholderholz erzeugt werden. Man— ichetten- und Rockknöpfe, Eierbecher, Zahnftocher, Serviettenringe und ähnliche Gegenjtände twerden überaus Häufig aus den genannten Holzarten unter gejchieter Benugung der Ver— Ichiedenfarbigfeit von Splint- und Kernholz erzeugt. Hier muß auch des ganz jpeziellen und charakteriftifchen Falles gedacht werden, der beim Zürbenholz vorkommt. Die kaſtanienbraunen, an den Schnittflächen wachsartig er- glänzenden Aſtknoten, die bei dem Zircbenholze überaus häufig im Innern der Stämme vorkommen, fallen aus den Brettern oder aus fonjtigen Objekten nicht heraus, wie dies bei anderen Napdelhölzern der Fall ift. Dieſe dunkelbraunen Fleden treten häufig vecht zahlreich auf, verteilen fich über die Oberfläche dev Gegenstände mehr oder minder vegel- mäßig, verleihen dem Holze einen eigentümlichen Neiz und dadurch auch einen erhöhten Wert. Bei manchen Hölzern ift der Abjtand zwifchen der Farbe des Splint- und jener des Kernholzes ein jehr großer und gleichzeitig auch die Verjchiedenheit anderer Eigenschaften eine ſehr bedeutende; jo z. B. beim Ebenhol; und beim Guajafholz. Bei diejen beiden Hölzern ift der Splint nahezu weiß, etwa von der Farbe des Elfenbeins, der Kern hin- gegen bei erjterem ſchwarz, bei legterem dunfelgrünlichhraun. Der Splint dieſer beiden Farbe des Holzes. $ 9. 123 hat für die technische Verwendung geringen Wert, während das Kernholz ſehr ge wird. Da außerdem das Splintholz fi) von dem Kernholz leicht abiplittert, muß bei technischen Verwendungen diefer Hölzer dafür Sorge getragen werden, daß der Splint vollftändig bejeitigt wird. Hier ift alſo bie Farbe des Holzes ein Wegweiſer bei der tech nischen Verarbeitung desjelben. Ein ganz ellatantes Beifpiel bietet im dieſer Hinficht die Verwendung des Gunjakholzes zu Kegellugeln. Das Sternbolz ift ungemein hart, wider ftandsfähig gegen jede Art von Abnützung, von dichtem Stoffe und hohem Gewichte. Dieſe Bopplüge werden zum Teil der im Kernholze enthaltenen, verhältnismähig großen Menge des fogenannten Ouajal-Harzes zugeichrieben. Cine aus diefem Materiale hergeftellte Kegel fugel darf feinerlei Splint enthalten. Im entgegengejepten falle plattet ſich die Splintſtelle ber Kugel raſch ab, d. b. die Kugel wird unrund und ſchließlich unbrauchbar. Im allgemeinen ift der Unterfchieb zwijchen der Splint- und Sternholzfarbe bei ben .. die in heißen Slimaten heimisch find, hervorftechender als bei den Holzgewächſen der gemäßigten Zone. Das Kernholz der Tropenhölzer zeigt oft eine warme, jatte, mit unter tieſdunkle Färbung. Bon der den Hölzern im gefunden Zuftande eigentümlichen farbe find jene Färbungen zu unterjcheiben, welche die Hölzer infolge von Kraukheitserſcheinungen annehmen. &o tritt bei manchen Hölgern in der Nähe des Marktes in Heinen Fleden, beim Ahorn holze Strahlenriffen entlang, bei der Ulme gleichfalls in Strahlenrifien oder an der Beri- pherie des Kernholzes, dann beim Pflaumenbaum im Kerne vingjörmig eine fupfergrüne, oft jehr dunkle Färbung ein, welche wohl als die Folge eines Zerſetzungsprozeſſes zu be rachten fein dürfte. Bon Wundſtellen fidert mitunter ein dunfel gefärbtes Zerſehungs produft am Baumſtamme abwärts und erzeugt an den tiefer gelegenen Stellen des Baumes eine dunklere Färbung, die fogenannte „faliche Kernbildung“. Dieje anormalen Färbungen ‚mühfen nicht mit einer Verringerung der Qualität des Holzes in fonftiger Beziehung Hand in Hand gehen. Wir gelangen mit diefer Bemerkung zur Angelegenheit der Farben-Verände— rung. Faſt alle Hölzer dunleln unter dem Einfluffe der Atmoipbärilien und des Sonnen Lichtes nach. Much nahezu weiße Koniferenhölger nehmen, dem Lichte ausgelegt, eine ftets gelbe bolzichliff* enthaltenden Papiere auftritt. Das unmittelbar nad) der Erzeugung im ge bleichten Buftande völlig weiße Papier wird mit der Zeit gelb bis lichtbraun. Aber aud) warme Töne, welche das Kernholz gewiſſer Bäume zeigt, wie Lärche und Mahagoni, dum m bedeutend nad. Mahagoniholz, welches im friſchgeſchnittenen Zuftande warm rot er nt, wird mit der Zeit faftanienbraun, manchmal düfter jchtwarzbraun *). ’ Eine bejonders auffällige Veränderung der Farbe unter dem Einfluffe von Licht und Duft zeigt das Amarantholz, welches an friſch bloßgelegten Stellen graubraun mit einem lichen Schimmer erjcheint, aber, längere Zeit hindurch in lichten Näumen aufbewahrt, fel blauviolett wird. Diejer Eigenichaft verdankt auch das Holz den Namen Yuftholz. Dieſe Ericheinungen der Farbenveränderung find von den Pflanzen-Phyſiologen noch nicht aufgeflärt worden; dagegen find zwei techniſch wohl weniger intereflante, aber doch ſehr auffällige Eri in der Veränderung der Farbe durch eine Unterjuchung Wiesner’s in hinreichender Weiſe aufgellärt worden. Es find dies: das Grauwerden ber Dachſchindeln und das Auftveten einer tief rotbraunen Färbung, ähnlich der gebrannten iena, bei dem Nadelholze an der Außenſeite von Gebäuden in jolden Gegenden, welche reich an Niederichlägen find, jo insbejondere in unjeren Alpenländern in der Nähe von ebirgsfeen u. ſ. w. Diejes Braunwerden der Hölzer gibt den Gebäuden ein überaus A) Dingler's polgtechnifhes Journal Band Oll, Seite 198. 124 VII. Erner, Die technifchen Eigenfchaften der Hölzer. malerisches Ausſehen, hat aber jelbjtverftändlich feine technische Wichtigkeit. Dagegen find jene Farbenveränderungen, welche gleichzeitig mit gewifjen Krankheitserſcheinungen auftreten, von großer Tragweite; jo z. B. die Weißfäule und die Rotfäule. Hieher gehört wohl auch die jeltener beobachtete jogenannte Grünfäule, eine jpangrüne Wermoderung, die bei Birfen-, Buchen- und Eichenholz auftritt. Selbſtverſtändlich ift derartig infolge eines Fäul— nisprozeſſes verändertes Holz von jeder techniichen Verwendung ausgeichloffen. Solange ein jolcher Krankheitsprozeß nur an der Oberfläche des Holzes auftritt, bildet derjelbe für die gewerbliche Verwertung wohl fein Hindernis, doch kann er den Marktpreis des Holges wohl beeinfluffen. Bis nun haben wir nur von der natürlichen Farbe des Holzes geſprochen. Zu- fällige oder beabfichtigte Veränderungen der Farbe auf Fünftlichem Wege gehören nicht in den Rahmen diefer Abhandlung; doch jollen ihnen einige Worte gewidmet werden. Gerbjänrehaltige Hölzer, im grünen Zuftande mit Werkzeugen aus Schmiedeeifen oder Stahl bearbeitet, zeigen dunkelbraune bis ſchwarze Streifen, wie Dies z. B. oft an den Schnittflächen der Eichenholz-Sortimente beobachtet wird. Eichenholz, welches jehr lange auf der Sohle von fließenden oder dem Grunde ftehender Gewäſſer gelegen ift, nimmt von jelbft eine blauſchwarze oder graufchwarze Färbung an und bleibt dabei zu technijchen Zwecken vorzüglich geeignet. Solches Eichenholz heißt Wafjer-Eihenholz und bildet ein vortreffliches Material für den Möbelbau. Erzeugniffe aus weißem Holze, twelche bejonders auffällig ausfehen follen, werden mitunter gebleicht oder mit weißen pulverigen Subftanzen (Schwefel) gejchüttelt, wie 5. ©. die aus Ahorn- oder Birkenholz hergeftellten Schuhftiften. Dabei handelt es ſich nur um eine vorübergehende Berftärfung des Effeftes der natürlichen Farbe. Ganz etwas anderes ift das fünftliche Färben des Holzes, melches entweder bloß von der Oberfläche her auf eine verhältnismäßig geringe Tiefe eindringend oder Die ganze Mafje des Holzes durchjegend bewerkftelligt wird. Ueber das oberflächliche Färben oder Beizen, wozu man häufig die aus anderen Hölzern gewonnenen Farbftoffe verwendet, wollen wir uns hier nicht teiter verbreiten. Es muß jedoch erwähnt werden, daß die anatomische Beichaffenheit und die chemische Zufammenjegung der Hölzer die Eignung derjelben jo jehr beeinfluffen twie ihre natürliche, man könnte jagen die Grundfarbe. So ift es fein Zufall, daß fi zum Schwarzbeizen ganz bejonders gut das Birnholz eignet, welches ſich ſchwarz gebeizt ſowohl maſſiv al3 auch insbefondere in der Form von Fournieren zum Erjage von Ebenholz eignet. Zur Erzielung von matten und zarten Farbtönen durch Beizen quali- fizieren fich am beften Ahorn, Weißbuche und Linde. Für die Kenntnis der Natur des Holzes in anatomischer und phyſiologiſcher Be— ziehung intereffanter find jene Verfahren, durch welche dem Holze feiner ganzen Maſſe nad) eine fremde Farbe aufgenötigt wird. In neuefter Zeit erregten in diejer Richtung ein gewiſſes Auffehen die Verfahren von Auguftin Delmas in Bordeaur‘), das Holz- imprägnierungs -Verfahren von J. B. Blythe in Bordeaug und Wien‘), dann das Ver— fahren von ©. U. Onken in Hamburg’). Noch weit wichtiger fcheint uns die erſt kürzlich wieder die Aufmerkſamkeit der tech- nischen Kreife erregende Methode der Behandlung des Notbuchenholzes mit gewöhnlichen Dampfe. Das Dämpfen des Notbuchenholzes bewirkt eine auffallende Verringerung des Grades jener Eigenfchaften, die der industriellen Verwertung des Rotbuchenholzes in vielen Se hindernd im Wege geftanden. Gleichzeitig erhält aber das Rotbuchenholz durch das 5) „Die mechanifce Holzbearbeitung, deren Hilfsmittel und Erzeugnifje‘, Beriht von W. 3. Srner und G. Lauboed über die Welt- Ausftellung in Paris 1378; Wien 1879, 2. Seit, ©. 57. ö) W. F. Erner und ©. Lauboed, Parifer Ausftellungsbericht a. a. O. S. 5 7) „Zentralblatt für das geſamte Forftwefen“, V. Jahrg. 1879, ©. 613. Glanz des Holzes. 3 10. 125 Dämpfen eine fleijchrote bis rotbraune Farbe, welche auffallend an die Farbe der verichie denen Arten des Mahagoniholzes erinnert. Es ijt nicht unmöglid), daß durch dieje Be handlung des Rotbuchenholzes jener große, dermalen für die Induſtrie nicht verwertbare Vorrat an Rotbuchenholz in Mitteleuropa einer gewerblichen Benütung zugeführt und da durch dieſen Beftänden eine befjere Ausnügung gegeben werde. Auch dieje, durd das | Dämpfen des Rotbuchenholzes herbeigeführte Farbenveränderung harrt nody der Erklärung von feiten der Chemiler und Xylotomen "). Weiter oben wurde erwähnt, daß zur künftlichen Färbung des Holzes auch die aus den eigentlichen Farbhölzern gewonnenen Farbitoffe bemupt werden. Es jei hier noch die | Ergänzung geftattet, daß auch Defofte oder die beim Dämpfen vericiedener Hölzer fich | bildenden Jauchen eine Verwertung zum Färben des Holzes zulaffen. Ein folder Rück ftand bei der Behandlung der fogenannten Zedernhölzer wird dazu benüßt, um ordinäre inländifche Weichhölzer, die zum Faſſen der Bleiftifte dienen, wie 5. B. das Erlenholz, der Farbe und dem Geruche nach dem Hedernholze ähnlicher zu machen. Wir entnehmen dem „SZentralblatte für das gefamte Forftweien“, VI. Jahrg., 188 (S. 327) die noch wenig befannte Notiz, daß man aus dem Pappelholze oder aus dem Stamme der Erica (Bejenhaide, Calluna vulgaris) durch Erbigen mit einer Alaunlöjung eine jchöne, hellgelbe Flüffigleit erhält, die durch weitere Filtration ꝛc. eine dem Wau ähn liche prächtige goldgelbe Färbung annimmt. Die neue Farbe heit Ericine. Durch Be handeln mit Eichenrinde wird diefe Farbe hamois oder nußbraun umd joll ſich als Holz beize gut verwenden lafien. Damit haben wir uns aber jchon jehr dem; Gebiete der Holzfärberei genäbert, welches uns doch hier zu fern abliegt, da es jchon der Technologie im engeren Sinne des Wortes angehört. 2. Glanz des Holzes. $ 10. Wie jede mehr oder minder glatte Fläche das auffallende Licht reflektiert und dadurch jene Erjcheinung zeigt, welche man gemeinhin den Glanz oder das Spiegeln nennt, jo erjcheint auch bei Hölgern der Glanz oder das Spiegeln, wenn man flächen, feien fie nun eben oder gefrümmt, durch eine entiprechende Bearbeitung möglichft glättet. Nicht zu verwechieln damit find jene Erſcheinungen, welche durch das Ueberziehen der Solzfläche mit einer glänzenden, wenn auc noch jo dünnen Schicht, z. B. mit Politur, hervorrufen lann. Wenn man aber vom Glanze des Holzes ipricht, jo meint man damit gewöhnlich nicht jene optiſche Wirkung, die erjt durch eine vorangehende mehr oder minder forgfältige Bearbeitung erzielt werden kann, jondern man verfteht unter dem Glanze oder dem Spiegeln des Holzes gewöhnlich die auf den Spaltflächen, jelbjt wenn fie durch aus nicht volllommen eben find, hervortretenden Refler-Ericheinungen. Namentlich ift es die radiale Spaltfläche, auf welcher die Marfftrahlen oder Spiegel ihrer Längenausdehnung nad zum Vorſcheine kommen, die bei manchen Holzarten einen hoben Glanz zeigen; man nennt deshalb dieje Flächen auch Spiegelflähen, das nad Spiegelflähen ausgeformte Holz Spaltholz, Spiegelholz. (Die franzöfiihe Bezeichnuug der Markitrablen, Spiegel: „miroir* ftanımt offenbar davon her, daf die vertifale Wandfläche der Marlſtrahlen eben den Glanz der Holzfläche erhöht. Auch der Ausdrud Martitrahlen rührt vielleicht nebit der ftrahlenförmigen Richtung, im der fie vom Mittelpunfte des Stammes aus verlaufen, von von dieſer Eigentümlichteit ber’). — Belanntlich zeichnen fich die Spaltflächen des Ahorn- om a Vergl. „gg%teitungen des Technologifhen Gewerbe-Mufeums, Sektion für Holzinduftrie“ i ie De Natur der Ma len l. Dr. Theodor Hartig, Anatomie und Phy- ie te, en, Berlin 1873 ı 168 fi.) und Dr. 3. Rein en der allge: De nihluß der Pilangen-Phyfiologie, Berlin 18580 (©. 268 u. fi.). 126 VII. Erner, Die technifchen Eigenjchaften der Hölzer. holzes durch Hohen Glanz aus. Ebenjo die Nadialjchnitte des Hollunders, der auf der Hirnfeite mattbraun erjcheint. Die Markſtrahlen machen ihrem Namen wenig Ehre, ja fie verleugnen jogar die Herkunft der Bezeichnung Spiegel in manchen Fällen, indem fie zuweilen den dem Holze an fich zufommenden Glanz vermindern oder ermäßigen, wie bei der Aſpe und einigen anderen Bappeln, verjchiedenen Pyrus-Arten u. ſ. w. Wenn die Markitrahlen als verhältnismäßig große Körper auf der Spaltfläche des Holzes erjcheinen, jo glänzen fie für ſich, und es ift dann nicht die ganze Spaltfläche, welche jpiegelartig das Licht reflektiert, es find vielmehr dem freien Auge jehr auffällig nur die platten Seiten der Markftrahlen, welche jpiegeln oder glänzen. Ein prägnantes Beispiel hiefür bildet die Notbuche, auf deren radialen Spaltflächen die Spiegel als braune Streifen ericheinen, die bei unter einem gewiſſen Winkel einfallendem Lichte hohen Glanz zeigen, eine Erjcheinung, welche jogar als ein Kennzeichen des Rotbuchenholzes aufgefaßt werden fann. Bei gewiffen Hölzern bildet ver Glanz der Spiegelfafern ein Moment, welches für die Wertſchätzung des Holzes ausschlaggebend ift; jo brilliert der Ahornmaſer und das jogenannte ungariſche Eſchenholz am den geebneten Flächen durch den Glanz der zu Tage tretenden Spiegelfajern in jo hohem Maße, wie bei gewiffen Seidenftoffen, dem Moiree. Wenn auch die Spiegelfajern in der ganzen Angelegenheit eine entjcheidende Rolle jpielen, jo find fie es doc nicht allein, welche die Gefamtwirfung herbeiführen und es ift manches Mal ein fompfiziertes Zuſammenwirken von Lichtrefler-Erjheinungen, welche gewifjen Holz- arten ein eigentiimliches Gepräge verleiht. So jpricht man von einem Silber- oder Me— tallglanze beim Holze des Götterbaumes, des Ahornbaumes, der Vlatane, Eſche, Robinie u. ). w. Dieſe Wirkung wird, es kann das nicht überrajchen, durch gefteigerte, auf künſt— lichem Wege erzielte Glättung jehr erhöht. Dies ift 3. B. beim Mahagoni-, Atlasholz u. |. w. zu beobachten. 3. feinheit. 8 11. Farbe und Glanz des Holzes gehören zu den Gewerbeeigenjchaften, d. h. fie nehmen feinen unmittelbaren Einfluß auf die Bearbeitungsfähigteit des Holzes, aber jie wirken mit- beitimmend auf die Wahl und auf den Wert desfelben fir das künftige Produkt. Die Feinheit des Holzes ift Hingegen eine Eigenschaft, welche nicht bloß das Ausjehen der Ober- fläche mitbeftimmt, jondern auch die Methoden der Bearbeitung des Holzes ebenjojehr tie den fünftigen Gebrauchswert des fertigen Produktes bedingt. Nach) dem Sprachgebrauche verjteht man unter feinen Hölzern jolche, welche mit freiem Auge feinerlei Einzelheiten des Baues oder dieje nur höchſt unvollkommen erkennen laffen. Bei dieſen Hölzern find im Querſchnitte die Jahrringe und im Längsſchnitte das Herbitholz dom Frühjahrsholze kaum zu unterjcheiden. In einem ſolchen Holze find die Größenunterſchiede ſowohl zwischen den verjchiedenen Zellenarten jehr gering, als aud) zwischen gleichnamigen Zellen an verjchiedenen Orten, in verſchiedenen Jahrringen, in altem umd im jungem Holze. Die abjolute Größe der Zellen ift dabei weniger entfcheidend. Ein Holz kann großzellig, demnach weich, aber dennoch jehr fein fein (Lindenholz); freilich wird ein ähnlich zufanmengefeßtes, aber aus einen und zarten Elementen aufgebautes Holz in noch höherem Grade als fein angejprochen (Buchsholz). Je geringer der Unterjchied im den Dimenfionen der einzelnen Elemente des Holzes, wozu auch die Dice der Zellwände gehört, ift, deſto weniger wird durch eine Häufung gleichartiger Zellen die Feinheit des Holzes beeinträchtigt und umgekehrt. Von diefem Gefichtspunkte aus ift auch die Ausge- glichenheit der Jahrringe zu betrachten, worauf nicht nur die Organifation der Holzart, ſondern auch die klimatiſchen VBerhältniffe influieren, unter denen das Holz erwachjen ift. Endlich find in feinen Hölzern die Holzftränge einander jo ftark genähert, daß die Mark- Tertur, Zeihnung, Flader, Maier. > 12. 127 an dem Querſchnitte unenntlih find; aucd müjlen die Marfitrahlenzellen den nad fi) den Holzparendiymzellen nähern, die Martjtrahlen von geringer Höhe daher mit den Strängen enge verflochten fein. Die Feinheit des Holzes ift im all gemeinen, wie aus dem Geſagten hervorgeht, für eine gegebene Holzart eine gegebene, kann ‚aber bei jeder Holzart durch die Wachstumsverhältniffe in ihrem Grade modifiziert er ſcheinen. Aus dem VBorangehenden leitet ſich von jelbit die Vorftellung von dem „groben“ Holze ab, indem dies die eben für das feine Holz angeführten Kennzeichen nicht befigt, welches alfo makroſtopiſch die Gefähporen zeigt, welches auffällig gezeichnet iſt durch die gruppenweiſe Anordnung der Elemente, durch die jcharfe Ausprägung und ungleiche Be \ der Begetationsperioden, welches endlich auffallend breite oder hohe Mart „= befigt. Typiſche Beiipiele groben Holzes find Eiche, Zürgelbaum (Celtis), Nuß, Ulme u. |. w. Es wäre ein großer Irrtum, wollte man annehmen, daf die nach der vorangehenden Erklärung als grob anzuſprechenden Hölzer für gewerbliche Bollendungsarbeiten wenig geeignet feien. Grobe Hölzer, die fi) dem Auge jofort als ſolche darftellen und ſich auf den Hobel», Drechſel- oder Fräsflähen rauh anfühlen, laſſen ſich mitunter jehr gut polieren, indem das Poliermittel auf der Oberfläche des groben Holzes jo in den Poren in gröfierer Menge zurüdgehalten wird, als dies bei den feinen Hölzern, an denen es weniger haftet, der Fall ift '). 4 Tertur, Feichnung, Slader, Mafer. 8 12. Der Ausorud Tertur des Holzes ift fynonym mit Struftur oder bedeutet beiläufig das anatomische Gefüge des Holzes. Die Gewerbetreibenden jedoch, welche Solz verarbeiten, gebrauchen den Ausdruck Textur häufig für die aus dent inneren Bau des Holzes hervorgehende äußere Erſcheinung auf den angearbeiteten Flächen. Man verwech ſelt alſo dabei die Urſache mit der Wirkung, indem thatjächlich die Zeichnung auf der Holz fläche das in die Ericheinung tretende Bild des Gefüges des Körpers iſt. Ne gröber das a nad) der weiter oben gegebenen Definition, dejto deutlicher die Zeichnung oder nadı dem Sprachgebrauche die Tertur. Der bucjtäblihe Sinn des Wortes Tertur: Gewebe, Fe bier Holzgewebe, deck fich nicht einmal vollftändig mit der Urſache der Erſcheinung, ” 2 Br —* Holzflachen dem unbewaffneten Auge eine Zeichnung erſcheint, denn im ber X. drüden ſich mehr oder minder deutlich die Unterſchiede zwiſchen Herbit- und u eöfchicht im Sahrringe, die Poren und die Markjtrahlen je nach den Dimenfionen J dem Grade der Färbung aus, Die Zeichnung des Holzes ift demnach bei regelmäßig erwachienen Bäumen eine { “ re im Querſchnitte, eine andere im radialen Längsichnitte und wieder eine andere im tang m oder SchnemsLängsichnitte. Es jei bier ein» für allemal bemerkt, daß wir in dieſer Abhandlung nur don den difotyledonen Bäumen fprechen, da das Holz der Palmen nur eine jehr untergeordnete, man könnte jagen ausnahmsweiſe Verwendung in der curo ‚päifchen Technik findet.) Demnach ift das charalteriſtiſche Merkmal der Zeichnung des Hienfchnittes der Ringbau, das der beiden Längsichnitte die parallele Streijung, ‚welche beim radialen Längsichnitte volllommener als beim Sehnen-Längsichmitte auftritt. Ohne uns weiter in die Details zu verlieren, jei bier nur hervorgehoben, daß in Holzinduftrie die Zeichnung des Hirnichnittes verhältnismäßig jelten auftritt; wohl ommt der Hirnſchnitt des Holzes bei Edverbindungen zum Vorſcheine, aud bei Holz | * ren und bei den dieſe vertretenden Holzpreſſungen, beim Stiftenmofait, dem Holz flajter, dann bei einer in nenejter Zeit aufgetauchten Art von Barquetten. In weit Dur — — 10) Bergl. Dr. Joſef Moeller a a. O 1. Teil (S. Tau. fi... w 128 VII. Exner, Die technifchen Eigenfchaften der Hölzer. überwiegendem Maße jedoch ift es die Zeichnung, welche auf tangentialen oder richtiger Sehnen-Längsichnitt-Flächen des Holzes zum Vorſchein fommt, die unjer Intereſſe erregt und verdient. Wfoften oder Dielen, Staffelholz und Bretter, Tavoletti und Fourniere zeigen auf ihren Oberflächen die Zeichnung des Sehnenlängzfchnittes der Holzitämme. Bei den fournierten Möbeln wird das ganze blinde Holzgerüfte und ſomit auch bei den Holzverbindungen die hie und da auftretende Hirnflähe mit Längsholz bededt. Sit das Holz normal erwachſen oder „schlicht“, jo heißt die Zeichnung des Holzes, oder joll wenigjtens ausnahmslos jo genannt werden, der Flader. An der Gabelung des Baumftammes, d. i. an der Stelle, wo die Kronenbildung beginnt, ferner überall dort, wo ein Aſt aus dem Stamme abzweigt, hören die dunkel ge- färbten Grenzen der Jahrringe (die Herbitholzichichten) auf, geradlinig zu verlaufen. Die Zeichnung von aus diefen Teilen des Baumes entnommenen Holzjortimenten wird in ge- toiffen Fällen bejonders gejchäßt; jo z. B. bezahlt man die Fourniere aus dem Gabelungs- teile de3 Mahagoniftammes mit bedeutend höheren Preifen, als die jchlichten, in der Zeich- nung reizloſen Stüde aus dem geradmwichfigen Stamme; man nennt diefe Art von Ma— bagoni-Fournieren Blumen- oder Byramiden-Mahagoni “). Bei unregelmäßigem Wachstume, möge es veranlaßt jein durch natürliche Hinder- niffe, wie Aeſte, ichlafende Augen, oder durch Verwundungen aller Art, werden die Jahr- ringe in ihrer Entwidlung in mannigfacher und mitunter in Höchjt abenteuerlicher Weije ver- ändert. Die durch unregelmäßiges Wachstum entftehenden Holzbildungen nennt man wim- merig oder majerig und die durch dasjelbe bedingte Zeichnung der Schnittflähen: Majer. Der wimmerige Wuchs ift ftrenge genommen ein Fehler des Holzes und gilt auch als folcher bei Bauholz und bei Schnittware. Vielfach, namentlich für Zivede der Kunjt- tiſchlerei und Drechslerei, ift jedoch der Mafer ein gejchäßtes Vorkommen und zwar um fo mehr, je ſtärker er entwidelt ift *). Für fournierte Möbel bildet die abwechjelnde Ver— wendung von ſchlichten und Maſerfournieren, jo z. B. die erjteren bei Friefen, Die leteren bei Füllungen ein oft verwendetes, wirfungsvolles Motiv. Der Wert von Maferfournieren kann durch die fantaftifche Zeichnung ein jehr hoher werden und namentlich ift es das Em- porium ber Fournier-Erzeugung, Paris, welches vor noch kurzer Zeit mitunter enorme Summen für fnorrige Stammausmwichje (loupes) bezahlte. Wäre die Zeitdauer, welche zur Entjtehung von Maſerwüchſen notwendig ift, nicht eine jo enorm lange, daß während der- jelben der Geſchmack der Konjumenten öfter wechjelt, jo wirde man wohl die fünftliche, vich- tiger abfichtlich hervorgerufene Bildung von Maſerwüchſen ernftlich ins Auge gefaßt haben. Ein intereffanter Fall de3 wimmerigen Wuchjes, der ein beftimmtes Holzvorkommen betrifft, ift unter der Bezeichnung „ungarifches Eſchenholz“ in der Snduftrie befannt. Das- jelbe wird zu Fournieren für die Kunſttiſchlerei verarbeitet und übertrifft an Schönheit der Zeichnung, erhöht durch prächtigen Seidenglanz regelmäßig verteilter Partien das At- lashol; (satin wood). Andere beſonders ſchöne Maferbildungen, die in der Technik von Wert find, findet man an der Wurzel von Buchs (Tabaksdoſen), an Stüden und dem Wurzelhals von Erlen, an Kopfholzſtämmen von Ulmen, Erlen (auserlefene Fourniere) ꝛc., am Stamme von Birken (Birfenmajer, Pfeifenköpfe), am Stamme mehrerer PBterocarpus- Arten (P. indieus‘, P. saxatilis u. a.), welche unter dem Namen Amboina-Mafer oder Amboene aus Indien und den oftajtatiichen Inſeln nach Europa, bejonders nad) Frank- reich eingeführt werden. Der Rohſtoff einer befannten franzöfiihen Spezial-Snduftrie, welche übrigens auch in Belgien und Wien eine Zeit lang blühte, ift das fogenannte Bruyere- Holz. Diejes Holz ſtammt von der majerwiüchligen Wurzel der Erica arborea (Baum- 11) Bergl. ©. Marchet und W. F. Erner, Die Holinduftrie der Oſtſeeländer, Kapitel Hamburg. Weimar 1564. 12) Bergl. Nördlinger a. a. O. (©. 498 u. ff.). Geruch bes Holzes. 8 13. 129 haibe). Dieſes Wurzelholz; von fleiſch⸗ oder ziegelroter Farbe, welches aus Spanien, dem füblichen Frankreich und aus Storfifa in den Handel kommt, bildet ein vorzügliches Mate rial für Pfeifen, indem einerjeits der hodhgradige Maferwuchs das Springen der Pfeife } während der großen Erhigung verhindert, andererjeits der bedeutende Kieſelſauregehalt eine ſchwere Verbrennbarfeit begründet '). | Winmeriger Wuchs oder Maferwuchs umd fonftige phyfiologiich nicht aufgeflärte Ab normitäten im Wachstume, in der Verteilung von Farbitoffen, Harzen u. dgl. führen zu verſchiedenen Ericheinungen im der Zeichnung, welche vorübergehend eine gewiſſe Bedeutung erlangen, wobei natürlich die Mode ein ausichlaggebendes Moment bildet. Der wellen fürmige Berlauf der Holzringe (auf dem Querſchnitte fichtbar) und das dadurch verurjachte flammige Ausjehen auf den radialen Spaltflächen juht Nördlinger in einer Abhandlung über den „Rindedrud“ im Oftoberheft Jahrgang 1880 des „Zentralblatt f. d. gei. Forſtweſen“ zu erflären. Später (1882) hat Krabbe in der königl. preußischen Alademie der Willen ſchaften eine Unterfuhung über die Rindenipannung und deren Beziehungen zur Jahrring | bildung veröffentlicht, welche Nördlinger's Auffaſſung teilweiſe in Frage ftellt. Während der noch nicht vor langer Zeit beendeten Periode der Herrichaft des Ma hagoni⸗Holzes lamen im Handel, ganz befonders von Paris aus, Mahagoni-Sorten vor, bie ihren Namen nicht von der Provenienz erhielten, wie Euba-, Jamaica, Haiti, Yuca tan, ZTabasco-, Laguna, St. Domingo, Borto Plata-, Honduras-Mahagoni zc., jondern von ihrer Zeichnung. So 3. B.: Acajou monchets, Acajon rongeux, A. branche, A. onde, Solche auffällige Zeichnungen verſchaffen gewiſſen Gattungen eine vorübergehend ge ſiſleigerte Verwendung, eine Art Blüteperiode. Häufig verichwinden jolhe Anduftriehölzer aber wieder jo raſch aus dem Berfehre, daf man faum die Zeit findet, ihre botaniiche oder geo graphifche Herkunft zu eruieren. Hölzer diefer Kategorie find das Ziricota-Holz, das geverlte Holz, das grüne Havanna- oder HaitirHolz, das Tiger-Holz, das Partridge-Holz u. ſ. w. 5. Geruch des Holzes. 13, Im grünen frischen Zuftande bat jedes Holz einen eigentümlichen Geruch, der fehr kräftig und für das Holz charakteriftiich ift. Bei vielen Hölgerm verliert fich *— Geruch mit der Austrodnung derſelben und nur wenige unter jenen Hölzern, die trodenen Zuftande wohlriechend find, verdanten diejer Gewerbseigenichaft einen techniſchen Wert. m, find nur im einigen wenigen fällen genau erforicht. Meiftens nur dann, wenn atheriſchen Dele ſelbſt als Produft aus den betreffenden Hölzern gewonnen und ‚weiter dverivertet werden. Dieje Gruppe von fällen kommt bier aber nicht in Vetracht, wir haben nur darauf aufmerkiam zu machen, daf der Gehalt an gewiſſen wohlriechenden Stoffen für beftimmte Hölzer in gewerblicher Beziehung charalteriſtiſch geworden ift. In erfter Linie ftehen diesbezüglich die Nadelbölzer. Ihr Gehalt an Terpentinen ht ihnen einen auffälligen, mitunter köftlichen Geruch. Belannte Beiſpiele bilden die mannten Bebernbölzger und das Wachholderholz, welche Hölzer umter anderem ihres Geruches wegen für mande Verwendungen ipezifiich geworden find; jo als Bleiftiitbols, als Materiale für die Laden von Schmudtäften umd jonftigen hochfeinen Möbeln, für aller lei Galanteriewaren, für Bigarrenfiften u. dal. m. Von den in Europa heimischen Nadelhölgern ift es beionders das Zirbenholz, welches fi durch einen edlen, beftechenden Geruch auszeichnet. 18) Bergl. Dr. Joſ. Roeller a a O. (&. 164 u. fi). deoendduqh d. Werfm, 2 Mbilg- 9 Ma 130 VII. Erner, Die technifchen Eigenschaften der Hölzer. Bei manchen Nadelhölzern kann jedoch der übermäßige Terpentin-Reichtum jogar ein Ausihliegungsgrund für technische Verwendungen fein, und e3 ift dann die Urſache des Wohlgeruches ein Uebelftand, welchen der Geruch jelbjt wett zu machen nicht hinreicht. Die wohlriehenden Hölzer im engeren Sinne des Wortes, das find folche, welche ihre technifche Verwendung vor allem ihrem Geruche verdanken, ſtammen meistens aus anderen Klimaten; hieher gehören das auftraliihe Veilchenholz und das den Gegen- jtand wichtiger Kulturen in Defterreich bildende Weichjelrohr. Das letztere find die Triebe der Mahaleb-Kirſche (Prunus mahaleb), welche bei dem in Baden bei Wien eingehaltenen Kulturverfahren im Holze und in der Ninde einen köſt— lichen Geruch befigen, der nach der Anficht Moeller’3 von dem Gehalte an Kumarin oder eines diefem ähnlichen ätherifchen Deles herrührt. Das Weichjelrohr, richtiger Mahaleb- Kirichenholz, wird nicht nur zu Pfeifenröhren, ſondern auc im ausgedehnteften Maße zu Holzgalanteriewaren aller Art, Spazier- und Schirmſtöcken, Reitgerten, Fächern, Papier— meſſern 2c. verwendet. In der oſtaſiatiſchen Induſtrie ſpielt eine Rolle erſten Ranges das wohlriechende gelbe Sandelholz, welches übrigens ein vortreffliches Schnitzereiholz iſt. Die Vorliebe und damit die eifrige Suche nach wohlriechenden Hölzern und deren Verwendung insbe— ſondere in der Marqueterie-Arbeit hat ziemlich nachgelaſſen und die verſchiedenen Arten von Veilchenholz, das Moſchusholz u. dgl. find nicht mehr ſehr in der Mode. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß der bei Laubhölzern häufig auftretende Gehalt an Gerbftoff manchen Holzarten einen auffallenden Geruch nach Gerberlohe ver- leiht. Häring, den wir fchon an anderer Stelle zitiert Haben, veflamiert diefen Geruch jogar als ein Kennzeichen der guten Qualität des Eichenholzes. Eine auffallende Erjcheinung, welche mit dem Geruche der Hölzer zufammenhängt, mag hier noch flüchtige Erwähnung finden. Ein Baum, welcher in Dftafien Beftände von enormer Ausdehnung bildet, ift dev Kanıpferlorbeerbaum (Laurus camphora); diejer Baum enthält in allen feinen Teilen, beſonders aber auch in feinem Holze ein ſchon bei ge- wöhnlicher Temperatur fejtes ätherifches Del, das faſt wie Alabaſter ausfieht und bei ge- ringen Quantitäten einen jehr angenehmen Geruch befist. Der jogenannte Sapan-Kampfer wird aus den Teilen des genannten Baumes durch Deftillation gewonnen. In der Samm- lung des Technologiichen Gewerbe - Mufeums in Wien wurden Späne vom Holze des Kampferbaumes in gejchloffenen Flafchen aufbewahrt und nach verhältnismäßig kurzer Zeit zeigte fih die Innenſeite der Wandungen der Gefälle reichlich mit Kampferkryſtallen belegt, welche durch Sublimation von jelbjt entftanden waren. I. Waterieller Zuftand des Holzes. 8 14. Während im erften Abſchnitte nur die äußere Erſcheinung des Holzes be- handelt wurde, welche allerdings in enger Beziehung mit der fubjtanziellen Zufammenjegung ſteht, ſoll nun die Subftanz felbft vom phyſikaliſchen Standpunkte aus erörtert werden. Auch hier wollen wir von den anatomifchen und phyſiologiſchen Verhältniffen des lebenden Baumes möglichit abftrahieren und die Holzjubftanz, jo wie fie ift, nach den techniſch wich- tigen phyſikaliſchen Eigenfchaften befchreiben. Viele phyſikaliſche Eigenfchaften, wie die Wärmeleitungsfähigkeit '*), haben nur eine 14) Vergl. Moeller a. a. O. ©. 107. Nah Wiedemann’s mit großer Sorgfalt ausgeführten Verfuchen über Wärmeleitungs- fähigkeit verhält ſich diefe zum beten Wärmeleiter, SE — an „gelett, wie folgt: Ahorn — Faferrichtung n ſenkrecht hierauf, able "36 tangential . . 85 " " 4 ſehr untergeordnete techniſche Bedeutung; dagegen iſt es ein beſtimmter Kompler von phyſi— laliſchen Eigenſchaften, welcher nicht nur auf die Verwendung des Holzes zu techmiichen Biveden und daher auf defjen Auswahl und Wert den beftimmendften Einfluß nimmt, ſondern au den aus Holz angefertigten Gegenftänden eine beftimmte Beichaffenheit ver leiht. Das Holz als Rohſtoff für die Induſtrie wird durch die hier in Erörterung zu ziehende Gruppe von phyſilaliſchen Eigenſchaften jo beherricht, daß der Handwerker, ber Induſtrielle oder der Techniker im weiteften Sinne des Wortes dieſe Eigenichaftsgruppe mit den aus ihr refultierenden Verhältniſſen fich ftets gegenwärtig halten muß. Dieſe Gruppe von Eigenichaften hat das Eigentümliche, daß unter den einzelnen Eigenichaften ein durch keinerlei Mittel aufzuhebender Zuſammenhang befteht, und wenn man mit der Beſprechung einer dieſer Eigenichaften beginnt, jo muß man ſogleich auch die mit derielben in Konnerität ftehenden anderen Eigenſchaften in’s Auge fallen. Diefe Eigenihaften find: die Dichte oder das fpezifiiche Gewicht, der Waſſer- oder Feuchtigleits⸗Gehalt, die Veränderlichkeit des lepteren, welche zugleich die Weränderlichkeit der Dichte zur unmittelbaren Folge hat; die Veränderlichfeit des Volumens, welche ebenſo wie die Veränderlichkeit des Gewichtes mit der Veränderung des Feuchtigleitsgehaltes zu famm Die Beränderlichleit des Volumens, welche ſich als Verfeinerung oder Vergrö Berung des Volumens äußern kann, als: Schwindung oder Schrumpfung einerfeits und als Duellung andererjeits, vollzieht fich nicht in einer nach allen Richtungen hin gleichen Weite, vielmehr ändern fi die Dimenfionen fowohl bei der Schwindung als bei der Quellung in verſchiedenem Grade, was eine Veränderlichleit der Geſtalt zur Folge bat. Diefe Geſtaltsveränderungen, welche die verjchiedenften Bezeichnungen führen, fönnen auch in ledhter Linie die Aufhebung des Zufammenhanges der einzelnen Teile des Holzftüdes, alio |! die Ueberwindung der Kobäfion, herbeiführen. Es befteht aljo eine Konnexität zwiichen Dichte, Feuchtigkeitsgehalt, Volumen und Seftalt derart, daß jede Aenderung in der einen Richtung eine Aenderung in allen an deren als unausbleibliche Konſequenz nad) fich zieht. Die Konnerität der Eigenichaften in dieſer Gruppe phyſilaliſcher Verhältniſſe erichwert und kompliziert die Erforichung oder auch nur die Ermittlung eines beſtimmten Datums bezüglich einer Eigenichaft in außerordentlichem Maße. Der Praktifer jagt, das Holz jei „lebendig“, und er ift damit vollftändig im Rechte. Das Holz ift ein organifierter Wörper und der Organismus fungiert in gewiſſem Sinne fort auf lange Dauer, Erſt wenn eine Herftörung des Organismus eintritt, wird die Konnerität jener Eigenfchaften mehr oder minder aufgehoben. 1. Dichte des Holzes. $ 15. Das Mifchungsverhältnis der das Holz zufammenfegenden Elementar-Be ftandteife iſt im verjchiedenen Teilen des Holzkörpers ein verichiedenes. Neben der Holz lommen viele andere Stoffe im Holze vor und überdies befteht nirgends das Hol; aus einer zufammenhängenden, lüdenloſen Maſſe. Es beitehen im Gegenteile viele das Holz durchjepende, mit Luft oder Waſſer gefüllte Hohlräume, welche gruppenweiie oder auch zerftreut auftreten. Der im Holze überwiegend vorfommende Stoff, oder richtiger der das Holzgerüfte bildende Stoff ift die Holzfaſer. Dichte des Holzes. 8 15. 131 Eichen — Faferrihtung . » 2 2. . 161 A . —— NT u Vuchobaum - Füfereichtung Ren = (Boggendorfft Hnnaker, Grgängung VI, 6'810) 133 VIII. Erner, Die techniichen Eigenfchaften der Hölzer. Man kann im Wege des DVerjuches die Holzfajer ziemlich von den anderen fubjtan- zielen Beftandteilen trennen und das jpezifiiche Gewicht der kompakten, ohne Zwiſchenräume gedachten Holzmafjen ermitteln. Dasjelbe beträgt z. B. bei Mahagoni 1.68, bei Buchen- holz 1.53, bei Ulmenholz 1.52, bei Zinden-, Birfen- und Pappelholz 1.48, bei Tannen- und Ahornholz 1.46 (Karmarjch), alſo durchjichnittlich 1.5. Schon Rumford hat dieje Frage ſtudiert '°). Diefes ſpezifiſche Gewicht der Holzfafer hat jedoch feinerlei technische Wichtigkeit und ift daher auch nicht als technische Eigenſchaft aufzufaffen. Man verfteht vielmehr unter der Dichte des Holzes, wie unter dejjen ſpezifiſchem Gewichte jene Zahl, welche ausdrücdt, twie viel mal größer oder fleiner das abjolute Gewicht des Holzes, wie es befteht, ift, al3 ein gleich großes Volumen chemiſch reinen Waſſers von der Temperatur von 4°E. '°). Die im Wege des Erperimentes gefundene Ziffer gilt nur für das der Ermittlung ſelbſt unterzogene Verſuchsſtück und nur für den Moment, in welchen das Verjuchsergeb- nis durch die Beobachtung zum Vorjchein fommt. Richtig ift die erhaltene Ziffer auch nur dann, wenn duch den Verſuch jelbjt der Feuchtigfeitsgehalt nicht geändert wurde. Es iſt auch nur unter gewiffen VBorausfegungen geftattet, aus dem durch den Berjuch ermittelten ſpezifiſchen Gewichte eines Probeſtückes auf die Dichte des größeren Holzkörpers, dem das Probeftiid entnommen wurde, einen Schluß zu ziehen oder die abgeleitete Ziffer für eine längere Zeitperiode gegenüber dem betreffenden Holzkörper als giltig anzunehmen. Aus dem Gefagten geht hervor: Daß man zwifchen der wiſſenſchaftlichen Unter- fuchung der Dichte des Holzes im Dienfte der Forſchung und zwiſchen der Bejtimmung des Spezifischen Gewichtes zu ivgend welchem praftifchen Ziele wohl unterjcheiden muß. Die erjtere muß auf alle Umftände Bedacht nehmen und kann ohne Gegenüberhalt der mit der Dichte konnexen phylifaliichen Eigenjchaften gar nicht behandelt werden; die leßtere wird fich mit einer mehr oder minder jcharfen Methode begnügen, um ein Nähe- rungsrefultat zu erlangen, das für den gedachten technifchen Zweck genügende Anhalts- punkte bietet. Wir wollen uns vorerjt gerade der zuletzt angeführten, mehr empirifchen Seite der Frage zumendent. Es ift einleuchtend und allgemein befannt, daß das Holz im lebenden Baume oder unmittelbar nach der Fällung, das Holz „im Safte“, bedeutend fchwerer fein muß als trodenes Holz, um jo jchwerer fein muß, je länger der natürliche Austrocknungsprozeß gedauert oder je energischer der Fünftliche Austrocdnungsprozeß betrieben wurde. Das Holz im lebenden Baume oder unmittelbar nach der Fällung Heißt grünes Holz, deſſen Dichte Grüngewicht. Durch die natürliche Trodnung im Freien entweicht ein großer Teil des in den Zellenräumen enthaltenen Waſſers, diefes wird durch Luft erjegt und nach einer gewiſſen Zeit tritt ein Zuftand relativer Trodenheit ein, in welchem man das Holz luft- trocken nennt, deffen Dichte Heißt dann Lufttrockengewicht . Allein auch dies im 15) Nach den neueften übereinftimmenden Unterfuhungen von Sachs und R. Hartig („Unterfuhungen aus dem forftbotanifchen SInftitute zu Münden, 2. Heft, S. 14) bejteht fein weſentlicher Unterfhied im Feitgewichte der wichtigeren Holzarten, und fann dasjelbe für Eiche, Bude, Birke, Fichte und Kiefer gleihförmig auf 1,56 geſetzt werden. Dabei ijt ein Unterjchied zwiſchen Kern- und Splintholz desjelben Stammes nicht bemerkbar. 16) Nördlinger polemifiert S. 119 feines Buches gegen die Anwendung des Wortes „Dichtheit”, welches er mit dem Ausdrude „Dichte“ verwechjelt und will, daß das Wort „dicht“ nur im Sinne des Sprachgebrauches der Gewerbetreibenden, welche damit ein dichtes Gefüge, eine dichte Struktur zu bezeichnen pflegen, gebraucht werde. 17) Einen ähnlihen Zuftand, wie denjenigen, den der Techniker mit lufttroden bezeichnet, deutet der Forftmann mit dem Ausdrude „waldtroden“ an. „Waldtroden” ift das Hol; nad) längerer Aufbewahrung auf luftigen Abfuhrplägen im Walde, wobei es freilih noch nit jo troden ift, als es durch längere Aufbewahrung unter Dach in trodenen Räumen wird, was man mit Dichte des Holzes & 15. 133 Tuftteodenen Holze enthaltene Waffermenge ift noch immer ziemlich beträchtlich. Wenn man daher das fpezifiiche Gewicht möglichft waflerfreien Holzes erfahren will, fo muß das Holz durch Zufuhr von Wärme „Lünftlich“ getrodnet werben. Man geht dabei gewöhnlich nicht höher als auf eine Temperatur von 110 oder 111° C. und jept das Berfahren jo lange fort, bis eine Abnahme des Gewichtes durch Verdunſtung des Waflers nicht mehr wahrgenommen wird. Man nennt das fo getrodnete Holz: künftlih getrodnetes, gebarrtes oder abjolut trodenes umd die Dichte könnte kurz mit Darrgewicht bezeichnet werben. Für den Bedarf der Technik genügt meiftens die Ungabe des Lufttrodengewichtes. Die Danebenftellung des Grüngemwichtes hat ſchon wenig Wert, des Darrgewichtes bedarf man ſchon gar nicht. Uebrigens ift es geftattet, dem lufttrodenen Holze einen durchichnitt lichen Wafjergehalt von 8—12%. des Gewichtes zuzujchreiben. Mit Rüdficht auf die Labilität des lufttrodenen Gewichtes, das fich ja jeden Augen blid mit dem Feuchtigfeitsgehalte der atmoſphäriſchen Luft ändert, mit Rüdficht auf den Umftand, daß die fpezifiichen Gewichte im grünen und Lufttrodenen Zuftande innerhalb derjelben Holzart mit der Exrpofition des Baumes, mit der Jahreszeit, mit dem Klima, mit der örtlichen Lage im Baume jelbft ſchwanlten, endlich im Hinblide auf die unvermeid lihen Beobadhtungsfehler bei den gewöhnlichen Beſtimmungsmethoden ift es zwedmäßig, die Dichten nah Grenzwerten anzugeben. (Tabelle fiche Seite 134.) Das Grüngemicht der fremdländiichen Hölzer ift nur im ſehr wenigen vereinzelten Fällen befannt, und wir müſſen uns daher darauf beichränfen, die mittlere Dichte im Luft trodenen Buftande nad) einer Auftammenftellung von Moeller bier vorzuführen : Holzart. Dichte. Bambus (Bambusa) . . » . 2... 04 Brafilienholz (Onesalpinia brasiliensis) 1.1 Brupydre (Erica arborea) . . . . . 1.0 Kotus (Lepidostachys Roxburghii) . . 1.4 Ebenholz, jhwarzes (Diospyros Ebenum) 1.2 Eiſenholz (Mesua P.) . : 2... - 1.1 Granadille (Brya Ebenus). . . . - 1.1 Grünholz (Nectandra sp). . . . - 1.0 Guajat (Guajacum offeinale) . . . 07-14 Mahagoni (Swietenia Mahagoni) . . 0.6—-0.9 Rofenholz (Convolvulus scoparius) . . 1.0 Satinholz (Ferolia guyanensis) . . . 1.0 Teat (Tectonia grandis) . . . . . 0.8 Veilchenholz (Acacia homalophylla) . . 1.4 Zebraholz (Omphalobium Lamberti) . 1.1 Die hier eingefchalteten Tabellen dürften für die technifche Praris vollitändig aus et. Darüber äußert fü en —— Emil Böbhmerle, de „mwalbtroden” ift ein —— Kun gi je Mr den Bitteren Itniffen trodnet weniger, es folgt dann A ftattgebabter Trodnun en Feuchtigleite t der Luft. Sollen daher berlei Berfuche exakt durchgefü “ werben, jo mt dringend geboten, auf alle Momente, welde auf die Austrodnung des Holjes einwirken, Rüd ! elbe nun in der Beſchaſſenheit des Materiales Kun n Eu. Berbält: lungen aus dem forftliden Verſuchsweſen, 11. Band, 1. Heft, 1579, 134 VII. Erner, Die technifchen Eigenjchaften der Hölzer. | Spezifiiches Gewicht. | T Namen der Holzarten. Grün. | Lufttroden. | Grenzen wi Grenzen | hr hl Ayorn (Bergahorn, Acer Pseudoplatanus 1) —— 0. 831.04 0.94 \0.53—0.79| 0.66 „ (Seldahorn, Acer campestre L) . 20.2. 10.87—1.05) 0.96 0.61—0.74| 0.68 „ (Spigahorn, Acer platanoides I) 2.202020. 0.90—1.02| 0.96 10.56—0.81| 0.69 Akazie (Robinia, Pseudacacia L.) . 22020... 10.75—1.00| 0.88 |0.58—0.85| 0.72 Apfelbaum (Pyrus malus L.) . . . 2 2.2.2.2.2.../0.95—1.26| 1.11 |0.66--0.84| 0.75 Ajpe (Populus tremula L.). . 22... 10.61—0.99) 0.80 10.43—0.56| 0.50 Birke (Weißbirfe, Betula alba 1 BI u E29 10:80 10001 ‚0.51 0.77 0.64 Birnbaum (Pyrus communis L.) . . 2 2.2..2.2.2...,0.96—1.07| 1.62 10.71—0.73| 0.72 Buche (Rotbuche, Fagus sylvatica L) . . -. » . . . /0.90—1.12| 1.01 ‚0.66—0. 8| 0.75 Zypreſſe (Cupressus fastigiata DC.) EEE — — 0.66 0.66 Edelkaſtanie (Castanea vesca Gärtn) . - » 2... . ,0.84—1.14 0.99 0.60—0.72| 0.66 Eibenbaum (Taxus baccata L.) . .0.97-1. 10 1.04 0.74--0.94 0.84 Eiche (Stieleiche, Quereus pedunculata Erh.). .0.93-1.28 1.11 0.69—1.03| 0.86 „ (Traubeneiche, Quereus sessiliflora Lm.) . . . . ,0.87—1.16 1.02 0.55—0.96 0.75 Elsbeerbaum (Sorbüs torminalis Crantz) . . . . . . ,0.87—1.13| 1.00 0.69—0.89| 0.79 Erle (Schwarzerle, Alnus glutinosa Gärtn.) . . . . . ,0.63—1.01) 0.82 0.42—0.64 0.58 Eiche (Fraxinus excelsior L) i — J [ — 670144 0.92 '0.57—0.94| 0.76 Feldrüfter (Ulmus campestris a nen 2.0. |0.73—1.18| 0.96 |0.56—0.82) 069 Fichte (Nottanne, Abies excelsa DC.) . .. )9.40—1.07| 0.74 0.35- 0. 60 0.48 Föhre (Weikföhre, gemeine Kiefer, Pinus sylvestris L) ..,0.38—1.03| 0.70 0.31—0.74 0.52 „ (Schwarzfiefer, Pinus laricio var. austriaca Tratt.) 0.90—1.11| 1.00 |0.38—0.76| 0.57 „ (Weymouthstiefer, Pinus Strobus L) . . . . . /0.45—1.02| 0.74 0.31—0.56) 0.44 „ (Bixbelfiefer, Pinus Cembra L) . PUR DEE LE SUIESEEE ARE 0.879) 0.70 Linde, Heinblättvige (Tilia parvifolia Bhrlı) . 2... ,0.61—0.87| 0.74 10.320,59 0.46 Maulbeerbaum (Morus nigra L.) . h — — — | 0.82 0.82 Mehlbeerbaum (Sorbus Aria Crantz) 205000. 1.02 —1.21| 1.12 10.73—1.02| 0.88 Delbaum (Olea europaea L.) . allen — 10.84-1.12) 0.98 Platane (Platanus occidentalis L.) — 2a neh elle 10:18 0:99 ‚0.61—0.68 0.65 Noßfaftanie (Aesculus Hyppocastanum 1} 0.76—1.04 0.52—0.63 0.58 Salweide (Salix Caprea L.) 0,89 | 0.90 ‚0.73—0.97| 0.85 0.43—0.63| 0.53 1.00 1.07 Tanne (Weißtanne, Edeltanne, Abies pectinata DC) J —*. 77—1.23 ‚0.37—0.60. 0.49 Wacholder (Juniperus communis L.) . )1.02—1.12| 1. 0.53—0.70 0.62 Wallnußbaum (Juglans regia L). . . 2: 2 2.2... ,0.91—0.92| 0.92 |0.65—0.71| 0.68 Weißbuche (Carpinus Betulus Io) v0 . ,0.92—1.25) 1.09 |0.62—0.82, 0.72 Ametfähfenboum (Bflaumenbaum, Prunus domestiea L) ; Ice 1.17 1.02 0. 68—0.90 0.79 bis 0.82, Die Forftleute und Holzhändler, ſowie die Solinbuftrieffen. legen wohl den Daten über fpezifiiches Gewicht eine Höhere Bedeutung bei als die Ingenieure, indem diejes direft auf die Verwendung und die Transportkoften Einfluß nimmt, andererjeits als ein Wertmeffer für die Härte, Dauer, Brennkraft 2c. betrachtet wird. Um den gegenwärtigen Stand der Auffaffung, welche der gebildete Forftwirt von Der Rolle hat, welche die Dichte des Holzes fpielt, zu charakterifieren, jollen hier einige markante Säge aus Gayer's Forit- benußung Platz finden. Gayer jagt u. A.: „Ob überhaupt das Holz mehr oder weniger porös tft, d. h. mehr oder weniger feite Subſtanz in einem bejtimmten Volumen befigt, das iſt es vor— züglich, was das „spezifische Volumgewicht“ oder die Dichtigkeit der verjichiedenen Holzarten bedingt. Was dorerft die Menge der feften Subſtanz betrifft, jo ift zu erwarten, ‚och diejelbe von Holzart zu Holzart wechjelt. Das ift in der That der Fall und zwar in der Art, daß die Laubhölzer im großen Durchjchnitte 12—15% mehr Holzſubſtanz Haben, als die Nadelhölzer. Nach den Unterfuchungen R. Hartig's hat die Eiche 37,6, Buche 36,6, Birke 32,6, Lärche 29,4, Kiefer 27,3, Fichte 24,0 Volumenprozente Subjtanz. Das übrige ift Waſſer und Luft. Kımerhalb derfelben Holzart und Holzartengruppe findet aber nun wieder ein weiterer Wechſel ſtatt, der bei einer großen Zahl von Holzärten durch die Jahrringe veranlaßt wird. Durch die öftere Wiederkehr des ſchweren Herbſtholzes beim engringigen Holze muß ein gewilfes Bolumen auch eine größere Menge dieſes ſchwereren Holzes enthalten, als dasjelbe Dichte des Holzes. 5 15. 135 Bolumen breitringigen Holzes. Engringiges Nadelholz ift Daher im allgemeinen ſchwerer als breitringiges. bie ringporigen Hölzer beftehen Die gerade entgegengeiegten Ber- ältnifje. Hier wechſelt die Vreite der höchſt poröfen Frühjahrszone, in welder die grofien oren Dicht zujammengedrängt find, bei breiten und fchmalen Nahrringen nicht ſehr erheblich, während es hier vielmehr das dichtere Sommer- und SHerbftholz ift, welches mit der Yahrring- te wechjelt. In gleich großen Räumen enthält daher z. B. das breitringige Eichenholz von der Donau weit mehr dichtes Herbfthols, als das engringige Eichenholz des Speflart. Was die zerftreutporigen Hölzer betrifft, ß, lann die Breite der Jahrringe einen fo bemerfbaren ein uß auf das Gewicht des Holzes, wie wir ihn bei den Borausgehenden be» obachteten, nicht haben. en ift zu beachten, daß die durch zahlreiche Holzarten gebildete Gruppe der zer- eutporigen Hölzer nicht unvermittelt den Gruppen der ringporigen und der Nadelhölzer gegen- eriteht, jondern daß durch einzelne Holzarten Leber änge gebildet werden. Dieſer Umſtand muß dann auch jeine Wirkung auf das jpezifiiche Gewicht ußern und jo reiht ſich in der That, in leßterer Hinficht, die Buche den ringporigen Hölzern und die Birke den Nadelhölzern an. Wir n —* nur von dem Einfluffe geſprochen, den der Unterſchied in der Dichte der Yahrringzonen auf die Schwere der Hölzer äußert und gefunden, daß langiames Wachstum bei den Babel, rajches Wachstum bei den ringporigen mit Wahricheinlichleit auf höhere Gewichte jchließen Taffen. Dieſe Säpe erleiden nun aber öfter erheblihe Modifilationen:; unädhit veranlaßt durch eine außergewöhnlich ſchwache oder jtarfe Entwidelung der Herbit- olzzone. Es kann dadurch möglich werden, daß z. B. ein jehr breitringiges Eichenhölz doch seinen Gewicht befigt, als ein weniger —— und ein ſehr ſchmalringiges Nadelholz oc) leichter ift, als ein anderes mit breiten Yahrringen. Der anatomische Bau und insbejondere der Bau der Jahrringe ift für jede Holzart oder auch Hol NEMATRERGT ein ſpeziſiſcher. Mobdifizierend äußern ſich innerhalb der olzart die Produftionsfaltoren, aljo die Zuftände des Standortes, und zwar find auch in inficht des ſpezifiſchen Gewichtes das Licht, die Wärme, der Nahrungs- und Feuchtigkeitsgehalt des Bodens vorzüglich maßgebend. Bei Beurteilung eines gegebenen Falles darf aber jelbit- verftändlich ein einzelner Produftionsfaltor in feiner Wirkung nicht ifoliert betrachtet, jondern er muß ftets im Zuſammenwirken mit allen übrigen in's Auge gefaßt werden, wenn man fich fihere Rechenschaft geben will. Soweit die Wärme, ——— mittleren Grenzen, bei der Aſſimilations⸗Thätigkeit in be— tracht fommt, fcheint ihr eine bejonders hervorragende Rolle bei der Holzdichtigkeit allgemein nicht fir eijchrieben werden zu können. Dagegen find es 4 fehr wärmebedürftige Holzarten, wie J Edellaſtanie, Ulme 2c., bei welchen ein höheres Wärmemaß und eine größere jähr- liche Vegetationsdauer nicht als gleichgiltig betrachtet werden, wie aud) andererjeits zu geringe W se Beabindern auf die Dichtigfeitsverhältnifie des Holzes fich zu äußern fcheint. ei Er finder für die Stieleihe in dem kühleren Lagen Deutichlands ein mittleres point dt von 0.78; in den Weingegenden Deutichlands, Frankreichs, öfterr. Küften ndern 0.77; und in Spanien, Südfranfreich, Jtalien ein joldhes von 0.82. Nähert ſich dagegen der Standort der Baumgrenze, wo die Wärmefumme während der Vegetationszeit zu einem geringen Maße zuſammenſchwindet, jo erwachſen Hölzer von eng- ringigem Baue, ſchlechtem Holze und geringem Gewichte. Steigt z. B. die fo wenig wärme ge Lärche auf Höhen von über 1800 m, jo wird das Holz zwar fehr engringig, aber es N trotz rotem Kern weich, leicht und wenig gefchägt. Die grönländiichen Strauchholzer (Weiden, n) haben ungemein jchmale Jehreinge mit überaus weichem Holze; oft befteht bier der Jahrring nur aus einer einzigen Gefäh- und Zellenreihe. Auch das geringe ſpeziſiſche Gewicht der in hohen falten Lagen erwachienen Fichten mit äuferft engen Jabrringen (melden faft alles Herbftholz fehlt), jheint der kurzen Begetationszeit zugeichrieben werden zu müſſen. Daß die Bodenfeuchtigkfeit einer der wirffamften Faktoren bei der Nahrringbil dung fein müſſe, erfennen wir aus dem längf befannten ger ar daß najie Jahr— änge breite, und trodene Jahre ſchmale Jahrringe erzeugen. Ueberſteigt die Feuchtigkeit aber u ein = es Maß, erwachien die Bäume in förmlich naſſem oder fumpfigem Boden, jo t ſich meiſt ein jehr breitringiges Hol von geringem jpezifiichem Gewichte und jchlechter Beſcha t, und zwar ſowohl bei Nadel-, wie bei Laubholz. Daß auch der Nahrungs gebe t Vodens bier in die Wagichale fallen müſſe, kann nicht wohl bezweifelt werden, 4J er mit der Erzeugung der Bildungeſioffe in direkter Beziehung ſteht. Ob aber die indirekte i ng des ————— in ſeiner Relation zur Feuchtigleit des Bodens nicht in eriter ‚Linie hier in Betracht zu fommen habe, das ift eine noch ungelöfte Frage. So viel fteht indeflen aa‘ daß hans arem Boden breitringiged, aufarmem Boden ihmal. ringiges Holz erwächſt. Das beſſere dichtere Holz der Eiche, Buche, Eiche, Ulme xc. er- ken Ihn der fruchtbare Boden, — das befiere Holz der Nadelhölzer dagegen der ſchwache Wem auch im ſpez. Sewichte von Holzart au Holzart Differenzen beſtehen müſſen, fo laßt ſich doch im großen Durcichnitte behaupten, daf bei den meiften Holzarten das ipez. Bemicht des Aſtholzes größer und das dest Wurzelholzes geringer ift, als das des Schaftholzes. an j 136 VII. Erner, Die tehnijchen Eigenjchaften der Hölzer. Das Ipezifiiche Gewicht des Aſtholhzes ift im großen ganzen höher, als das des Schaft- holzes, vorzüglich bei Nadelhölzern. Was das fpezifiihe Grüngewicht der Neiferwellen betrifft, fo befieht nah Nördlinger zwiichen den einzelnen Holzarten fein erheblicher Unterſchied, und liegt dasjelbe zwiſchen 0,91 und 1,06. Größer find die Differenzen des Lufttrodengewichtes; bei älteren Stämmen der Nadelhölzer ift das ipezifiiche Gewicht meiftens Höher, als beim Schafte, namentlich ift dies der Fall bei Fichten, Tannen, Zirbelfiefer und Legföhre; auch das Aftholz der Lärche ift (mac) Weifely) umd jenes der Buche (nah Erner) jchwerer, als das Stamm- holz. Alte vingporige Bäume, die ſchon längere Zeit in ſchwachem Zuwachſe ftehen, haben da- gegen poröſes Aftholz. Das eigentlihe Wurzelholz ift beträchtlich Teichter, al$ das des Stammes und der Aeſte. Dabei ift vom jogenannten Wurzelhalfe, der bei vielen Holzarten ein oft hohes jpezi- fiiches Gewicht beißt, abzufehen. Nur die harzreichen Nadelhölzer machen eine Ausnahme, in- dem bejonders die ftärferen Wurzeln oft Höchjt bedeutende Gewichtsgrößen erreichen (3. B. Kiefernmurzelholz bis zu 1,035 fpezifiiches Gewicht). Nach Nördlinger ift das fpezifiiche Gewicht des Wurzelholzes überhaupt um jo geringer, je diinner die Wurzeln jind. Maſerwuchs wimmeriger Wuchs, gejundeWundnarben, Witfnoten, Ueberwallung3mucds u. dergl. erhöhen ftets die Schwere des DE 7 und zwar oft jehr merklich. Won befonderer Bedeutung find in diefer Hinficht die Aſtknoten, die, wenn fie z. B. bei Nadelhölzern mit engerem SJahrringbau im Ajtholze zufammentreffen, die höchiten Gemwichtsgrößen am ganzen Baume herbeiführen. Die einzelnen Partien des Schaftes unterjcheiden fich aber num weiter auch durch ihr Alter, und ift hier zu trennen der Unterſchied zwijchen innen und außen umd ziwijchen dem oberen und unteren Schaftteile. Was den Gewichtsunterſchied zwiichen Splint und Kern- und Reifholz betrifft, jo gibt es fein allgemeines, alle Holzarten umfafjendes Geſetz. Mean kann nur jagen: gleiche Jahr— vingbreite vorauzgejeßt, ift das Kernholz (troden) meijt leichter als Splint, 5. B. bei Birke, Buche 2c.; bei anderen ift der Kern ſchwerer als Splint, 3. B. bei Eiche, Kiefer, Lärche; und bei einigen Holzarten befteht fein Unterfchied, 5. B. bei Fichte. Es iſt leicht zu ermefjen, daß fich überdies auch Hier wieder die Jahrringbreite und ihre Bedeutung bei den verjchiedenen Holzarten geltend machen muß. Dabei ijt zu beachten, daß alle Holzarten in der Regel während der Jugend breitere, im höheren Alter dagegen jchmälere Sahrringe bauen. Bei Hochalterigen Bäumen der Nadelhölzer nimmt das Gewicht von innen nach außen au; bei den ringporigen Hölgern und meiſt auch bei der Buche liegt die jchwerjte Holzpartie mehr int Innern des Schaftes. Bei jugendlichen Scäften ijt in der Negel ein Unterjchied zwiſchen Kern und Splint nicht, oder nur in wenig erheblichem Maße vorhanden. Findet eine Zerſetzung des Holzes durch Parafiten oder Saprophiten jtatt, jo wird da- durch das fpezifiiche Gewicht oft erheblich herabgefegt, und damit muß ſich auch das Verhältnis zwischen Splint und Kern ändern. Der Gewichtsunterſchied zwijchen der unteren und oberen Schaftpartie ift wieder im allgemeinen durch die Jahrringe bedingt. Für die Kiefer befteht nah Sanio und R. Hartig das Gejeg, da die dichtere Herbit- holzzone in der unteren Schaftpartie am breiteften ift, und nach oben zu gunften des Frühlings- Holzes abnimmt. Vom Kronenanfage aufwärts findet das Gegenteil ftatt. Die Kiefer hat johin im unteren Schaftteile dichteres Holz als im oberen, und innerhalb der Krone fann die Holz- dichte wieder zunehmen. Ganz ähnliche Verhältniffe fand Erner auch bei der Rotbude, in— dem auch hier das jpezifiiche Trodengewicht vom Stodende aus bis nahe zum Kronenanjaße fällt, von hier aus aber wieder fteigt und innerhalb der Krone das Marimum erreicht. Ent- gegengejeßte Ergebniffe lieferte die Unterfuchung des jpezififchen Grüngewichtes, indem jich Hier ein entjchiedenes Steigen des Gewichtes vom Stodende nach oben zu ergab. Fiir den Schaft der Eiche finden fich fehr auseinandergehende Verhältniffe. Bei jungen Stämmen von 50 Sahren fteigt gewöhnlich das Gewicht von unten nach oben. Bei umnjeren alten und oft ſehr Hochalterigen Eichen wird dagegen allgemein ein Fallen des jpezifiichen Ge— wichtes von unten nach oben angenommen; es betrifft diejes ſowohl hochichäftige mehr im Schluffe, al3 auch die freiftändig erwwachjenen Stämme. Bei der Birke hat R. Hartig die intereffante Erjcheinung fonftatiert, „daß Hier nicht die Ningbreite an fich beſtimmend für die Qualität des Holzes jei, jondern das Alter des Baumteiles, an welchem der Jahrring gebildet worden tft; und nur deshalb erjcheinen die breiten Jahrringe jubjtanzärmer, weil dieje den jüngeren Baumteilen angehören.“ Das ſchwere Holz ift jomit in der unteren Schaftpartie. Ganz im Freien erwachjene, tief herab beaftete Stämme von Fichte und Tanne haben oben meist Schwereres Holz, als unten; umgefehrt bei Stangenholz aus vollem Sclußjtande. Auch bei der Kiefer jteigt das Gewicht mit dem Alter und zwar veranlaßt durch den Ver— harzungsprozeß; das jchwere Holz Hat deshalb immer die untere Schaftpartie. Mas die Größe des abjoluten Gewichtes betrifft, jo iſt diejelbe für ein gewiſſes Volumen leicht aus der Größe des fpezifiichen Gewichtes zu berechnen. Praktiſchen Wert hat 4 bie Größe bes abſoluten Gewichtes indeſſen nur etwa für den waldtrodenen Zuſtand, da der Transport bed Boluer in diefem gewöhnlich bewerfftelligt wird Wir führen im nachfolgenden de ittelwerte bes abloluten Gewichtes, wie fie aus bi Wägungen von Böhmerle und Bulteind hervorgehen, an. Eiche, Bude, Weißbuche, Eiche, Ahorn, Ulme: Der Waflergehalt. & 16. 137 per meter Blohhola - :» .» . 720 kg „ Raummeter Scheitholk . - . . 670 „ ” „ ren AR 2 7 " St 13 ——W e— — rn „ hundert Aftwellen . . . » » 1200 „ Buche und Weißbuche: per Feſtmeter Scheitholl : -» : .» MO kg P * Anüppelhol5 . » . 820 „ Birke, Alpe, Fichte, Kiefer, Tanne, Lärde, Shwarzfiefer: per meter Bloc) ae „ Raummeter Sie ar; „ " Knüppelholz 410. = * he; ....00 „ —— Heitholz ———— kg ei >. 700 5 Die Beftimmung des jpezifiichen Gewichtes zum Behufe der Erlangung von beiläufig richtigen Biffern mit Ausſchluß der durch wiſſenſchaftliche Zwede gegebenen Aufgaben er folgt nach den allgemein gebräuchlichen Methoden unter der Einhaltung gewiſſer, durch die Natur des Holzes gegebenen Vorichriften '"). 2. Der Waffergehalt. 8 16. Das grüne oder friſche Holz enthält beiläufig zur Hälfte feines Gewichtes Waſſer. So jchreibt man den harten Laubhölzern einen Jahresdurchſchnitt an perzentualem Waſſergehalt von 42, den weichen Laubhölzern von 52 und den Nadelbölzern von 57 Gewichtsteilen zu. Das Waſſer, welches im grünen Holze enthalten iſt, füllt die Zellräume zum großen Teile aus und durchdringt die Zellwände. Nach der Füllung des Holzes be ginnt fofort eine Waflerabgabe an die atmoſphäriſche Luft, welche quantitativ ftets abnimmt. Das Imbibitions-Wafler wird jo lange verdunften, bis ein gewiſſer Gleichgewichts uuſtand ziwiichen der Spannung der atmoſphäriſchen Luft und dem Verdunftungsitreben des Waflers im Holze eintritt. Das Holz ift Iufttroden geworden, enthält aber in dieſem Buftande, wie oben angegeben wurde, nod) immer eine bedeutende Quantität Wafler, deren Größe von der waflerhaltenden Kraft verichiedener Zellenmembranen und Anbalts ftoffe abhängt. Diejes im Iufttrodenen Holze enthaltene Waſſer kann man mit Recht hygro— ſtopiſches Waſſer nennen, indem ſich der Gehalt an jelbem mit dem Feuchtigfeitszuftande der Quft proportional ändert. Die Wafferhaltungstraft des Holzes ift je nach der Holzart chieden, bei den Nabelhölgern größer als beim Laubholze. Das bugroitopiihe Wailer kann nur auf dem Wege der fünftlihen Trodnung aus dem Holze entfernt werden. Beide Arten von Waſſer, dasjenige, welches dur Dunſtung von felbft aus dem Holze austritt, und jenes, welches nur durch Wärmezufuhr bejeitigt werden fann, d. i. verdampft werben muß, bilden zufammen den Waſſergehalt, welcher mit der Holzart, der Nahres- zeit, dem Baumteile, dem Standorte zc. wechielt. Das im Holze enthaltene Waſſer ift nie ch reines Wafler und bekanntlich wechjelt die Menge und Urt der gelösten Stoffe, Saftftoffe, bei derjelben Holggattung je nach dem Individuum, der Jahreszeit, dem ä u. 9. ima ıc. So wie der Gehalt an hygroſtopiſchem Waſſer im Iufttrodenen Zuſtande mit der Witterung und mit dem Feuchtigleitsgehalte der Luft wechſelt, ab- und zunimmt, ſo fann man dem Holze auch den gejamten Waflergebalt, den es beim Uebergange vom grünen im 18) Bergl. Rördlinger a. a. ©. (&. 115 u. fi.). 138 VIII Erner, Die techniſchen Eigenjchaften der Hölzer. den fufttrodenen Zuftand verloren hat, wieder zuführen durd) das „Tränfen des Holzes“, d. h. durch das Untertauchen des Holzes in Waffer eine entfprechende Zeit hindurch. Die Hölzer find fähig, mehr Waffer aufzunehmen, al3 fie urſprünglich im friſch ge- fällten Zuftande befaßen, bejonders dann, wenn beim Tränken durch eine höhere Waſſer— ſäule ein bejonderer Druck ausgeübt wird. Doc fteht die Quantität des auf künſtlichem Wege dem Holze zugeführten und von diefem aufgenommenen Waffers in einem approrima- tiven Verhältniffe zu der bei der Austeodnung verdunfteten Waffermenge. Das mit Waffer völlig getränkte Holz hat ein höheres Gewicht, al3 das Grüngewicht betrug. Weißbach beobachtete, daß auch friſch gefälltes Holz durch Tränfung mit Wafjer noch eine bedeutende Menge desjelben aufzunehmen im ftande ist; To hat frisch gefälltes Fichtenholz durch vollendete Tränfung mit Waffer um 23°, feines Gewichtes zugenommen, jein ſpezifiſches Gewicht ftieg von 0.79 auf 0.97. Gleichzeitig vergrößerte ſich aber das Volumen nur um 0.4"o. Speziell über das Waffer-Auffaugungs-Bermögen ftellte Forjtvermwalter 2. Hampel in Gußwerk (Zentralblatt f. d. geſ. Forftwejen, November 1881) einen Ver— ſuch an, der die aufgenommene Waffermenge in Brozenten des Volumens der Verſuchsſtücke zum Ergebnis hatte. Siehe folgende Tabelle: Holzart. Volumprozente Wafjeraufnahme. ara u an 5 Bl Eſhe Pe NRotbuchen. u 0.0 Cu ee Kiefer... 0, Era Bitle . 0.0 A Nor Unter. ©. 02: 02 nee al Fichte... un. ee tn Eiße NO ch ea 23.529 Um im nächften Kapitel nicht wieder darauf zurückkommen zu müſſen, jei hier er- wähnt, daß das Quellen lufttrockenen Holzes und die Wafferaufnahme nicht gleichen Schritt halten. Erſteres ift nach den Beobachtungen Weißbach's binnen 1'.—2 Monaten be- endigt, die Gewichtszunahme erfordert aber 6 Monate, oft 2—3 Jahre, um ihr Maximum zu erreichen. Dieje für den Schwemmtransport nicht unwichtige Angelegenheit, welche auch) bei Berechnung des Gewichtes der Holzwände an Schiffen im Betriebe und des Gewichtes von hölzernen Wafferrävdern 2c. beachtet werden muß, erhält eine Illuſtration durch fol— gende Tabelle. Spezifiſches Gewiht. | Zunahme, infolge der Durchnäffung am Volumen am Gewichte Namen der Holzarten. | — völlig lufttrocken völlig durchnäßt Prozent Prozent A 0.612 -0. 6866 1.098—1.172 7.1— 9.8 | 71— 79 Birt 0.591—0.623 1.090-1.091 7.0— 8.8 91— 97 Büch 0.634—0.762 1.035 — 1.179 9.5—11.8 63— 99 Eide . » » 2... 0.629—0.750 1.050—1.171 8.9— 7.9 60— 91 Een. 0.423—0.508 | 1.040--1.121 5.816 Bel Nase 163 Eihegaatan or 0.700 TOBIT 7.5 70 Ficht 0.366—0.526 0.761—0.921 4.4— 8.6 70--166 SB, 00 om 0.463 0.890 4.8 102 Lannen ke: 0.455— 0.505 0.874— 0.948 3.6— 7.2 83—123 Um . 0.609 1.123 9.7 102 Den Gefamt-Wafjergehalt nennt man auch die abfolute Feuchtigkeit des Holzes. Zur Beſtimmung derjelben find verjchiedene, mehr oder minder präzije Me— thoden eingejchlagen worden. In jenen Fällen, two es ſich um die Auffindung eines ge- } * | Der Waflergehalt. 8 16. 139 fegmäßigen Bufammenhanges zwiſchen dem Wafiergehalte und anderen phyſilaliſchen oder mechaniſch⸗techniſchen Eigenſchaften des Holzes gehandelt hat, wurde natürlich getradıtet, ein möglichft zuverläffiges und genaues Nejultat zu erlangen. In dieſer Beziehung find bemerfenswert die VBerfahrungsweifen von: Chevandier und Wertheim, Bauidinger („Mitteilungen aus dem mechaniſch⸗techniſchen Laboratorium der fgl. techniſchen Hochſchule in Münden“, 1883), Tetmayer („Mitteilungen der Anftalt zur Prüfung von Baumate rialien am eidgenöffiichen Polytehnitum in Zürich“, 2. Heft, 1884), endlid Hermann Schild (Mitteilungen aus den fgl. med.tedin. Berjuhsanftalten in Berlin“ IV. Jahr gang, 3. Seit, 1886). Die legt angeführte Unterjuchung ift eine erihöpfende Darftellung aller Verhältniſſe, welche auf die Richtigkeit des Nefultates Einfluß nehmen fünnen. Dieſe höchſt beadhtens werte Forſchung führte eigentlich zu einem negativen Rejultate, nämlich zu der Erkenntnis, daß alle bisher gewählten Methoden zur Beitimmung des abjoluten Waflergehaltes voll kommen richtige Ergebniffe zu lieferm nicht geeignet find und daß zur Erlangung von für die wiſſenſchaftliche Forſchung verwertbaren Daten Harzgebalts-Bejtimmungen ım erläßlich find, Alle bisher zu Stande gebrachten Verſuchsergebniſſe über den abjoluten Waſſergehalt können daher nur als Näherungswerte aufgefaht werden. Ganz bejonders einflußreih auf die Gerwichtsverhältniffe von Holzfaſer und Waſſer im Holze ift der Gehalt an Harz bei den Nadelhölzern '”). Zu den wiffenfchaftlihen Unterfuchungen über den Waflergehalt des Holzes gehört auch eine Studie von Chevandier und Wertheim, welche fi auf den Zufammenhang zwiſchen dem Grüngewichte und dem Feuchtigleitsgehalte im grünen Zuftande einerjeits und den den verſchiedenen Feuchtigleitsgraden entiprechenden fpezifiichen Gewichten anderjeits bezieht. Würde man das fpezifiiche Gewicht mit D, den FFeuchtigfeitsgehalt des Holzes im grünen Buftande mit F, mit d das fpezifiiche Gewicht bei einem geringeren Feuchtig feitsgrade f und endlid mit © den Ummwandlungs-Sloeffizienten des ipezifiichen Gewichtes auf je 1% Feuchtigkeit berechnet bezeichnen, jo joll nach den genannten Autoren folgende Vezichung befteen: d =D [1—e (F— N] ”). Nördlinger erörtert im jehr jcharffinniger Weije den Grad der Zuverläſſigkeit diefer Angabe auf Seite 189 feines Buches ''). 3 Dolumveränderlidfeit. 817. Es wurde ſchon weiter oben auseinandergejept, daf die Abnahme an Wafler gehalt beim Holze, ob fie fi) mum auf dem Wege der natürlichen Trodnung vollzieht, oder durch künftliche Zufuhr von Wärme beichleunigt wird, eine Verfleinerung des Volumens zur Solge hat. Das Sa hat. Das Schwinden, die Shwindung oder die Shrumpfung vollzieht fich jedoch BE n a Horkdenugung“, VI. Auflage, 1888 (S. 20). vier le einen Dichtigkeitöloeffigienten von 28 € 21) Weitere Betract über ſpezifiſches Gewi lin ei A Aug Heit htungen im guide 0 *. und et ber Den Hei 9 * 140 VDI. Erner, Die techniichen Eigenfchaften der Hölzer. nicht nach allen Richtungen im Holzkörper gleichartig. Das Holz ift auffallend anijotrop. Jene Größe, welche die Volumsveränderung an einer bejtimmten Dimenfion des Holzkörpers angibt, die mit einer der Hauptrichtungen im Stamme: Are, Radius oder Sehne zufammenfällt, nennt man lineares Shwindmaß, dasjelbe drüdt die Schwindung in Brozenten der Längeneinheit aus. Bon dem linearen Schwindmaße ift zu unterfcheiden die Flächenſchwindung und die Volumsſchwindung, das it die Differenz in der Oberflächenausdehnung oder in dem ge- ſamten Körperinhalte des Holzes, welche fi) aus dem Vergleiche beftimmter Teile der Dberfläche oder des ganzen Körperinhaltes im grünen und trodenen Zuftande ergibt. Die Dberflähen-Shwindung wird felten in Betracht gezogen; auch das lineare Schwindmaß nad) der Arenrichtung des Holzes wird häufig feiner Geringfügigfeit wegen unbeachtet gelaffen. Dagegen intereffiert den Techniker zumeift das lineare Schwindmaß nach der radialen Richtung und dasjelbe Datum bezüglich der Sehnenrichtung; den Forit- mann die gefamte Schwindung des Körperinhaltes, die Bolumen-Schwindung. Nachdem die Schwindung die Folge der Abgabe von Wafferdünften des Holzes an die umgebende Luft ift, jo richtet fich Die Dauer des Schwindungsprozeffes in der Haupt- ſache nach der Dauer des Dünftungsprozeffes. Genau genommen twird jedoch im Anfange des Trocknens die Feuchtigkeit aus den offenstehenden Holzporen austreten. Der Austritt diefer zuerst fich verflüchtigenden Feuchtigkeit äußert noch feine merfbare Wirkung auf die Dimenfionen de3 Holzes. Je mehr aber die Spiegel- und Holzzellen die Feuchtigkeit im weiteren Berlaufe der Austrodnung abgeben, deſto energifcher tritt die Schwindung auf. Das Schtwinden folgt alfo im Anfange zögernd, jpäter unmittelbar und mehr proportional der Wafferabgabe. Aus demfelben Grunde ift die Rückwirkung des Feuchtigfeitsgehaltes in der Luft auf das Volumen des Holzes, ſei fie eine Abnahme oder eine Zunahme, nicht eine augen- blickliche, fondern die Volumsveränderungen folgen allmählich oder, wie Nördlinger jagt, „in einiger Entfernung“ jenen Veränderungen des Feuchtigkeitszuftandes im Holze, die es jeiner Hygroſkopizität verdankt. Die Dauer des Schwindens ift fonform der Dauer des Austrodnens, bei den weichen Navelhölzern eine auffallend geringere, al3 bei den harten Hölzern. Das langjam trod- nende Kernholz ſchwindet langjamer, al3 der Splint. Die von verjchiedenen Schriftftellern behauptete Abhängigkeit des Schwindmaßes von o vem fpezifiichen Gewichte, jei e8 das Grüngewicht oder Trodengewicht, Behauptungen, die 7 Übrigens vielfach miteinander im Widerfpruche ftehen, ift ausnahmslos unhaltbar. Es läßt ſich nicht einmal eine PVroportionalität zwiſchen dem Waffergehalte und dem Schwindmaße der Hölzer im allgemeinen nachweijen. Nobert Hartig hat eine jehr bemerkenswerte Studie über den Einfluß des Holz- alters und der Jahrringbreite auf die Menge der organischen Subjtanz, das Troden- gewicht und dag Schwinden des Holzes angeftellt, welche in mehreren Jahrgängen der „Unterfuhungen des forftbotanifchen Inftitutes München“ von 1882 ab publiziert ift. Einen fehr bedeutenden Einfluß auf die Dauer der Schwindung und die Größe der- jelben übt der Umstand aus, ob das Holz in vollkommen oder nur teilweije berindetem Zuftande oder gänzlich entrindet der Austrodnung unterzogen wird. Es iſt ferner von Bedeutung, ob das Schwindmaß an aus dem Maſſiv des Holzes herausgearbeiteten arialen, radialen oder Sehnen-Stäben gemeffen wird, oder ob man die Schrumpfung der Radien und Sehnen an fompfeten Stammjcheiben unterſucht. Auch bei Ddiejen ftellen ich wejent- liche Unterfchiede heraus, wenn die Zufammenziehung des Holzes durch einen Radialjchnitt erleichtert wird. Nördlinger war der erfte, welcher eine vationell angelegte Forſchung ee Bolumsveränderlichleit. 8 17. 141 über die bei der Schwindung auftretenden Erjcheinungen angejtellt hat. Er hat den Ein fluß der Rinde auf die Schwindung erwogen, ebenio die Schwindungs-Berhältniffe im Kern» und Splint-Halbmefjer, an den Kern⸗ und Splint-Sehmen, je nachdem diefelben frei gelegt oder im kompakten Holze befindlich waren. Aus der Verjchiedenheit des Kernes und Splintes in Beziehung auf ihr Verhalten beim Schwinden entjtehen Erſcheinungen, welche, wie das Klemmen, das ift die Werenge rung von Schnittfugen, zuerft von Nördlinger mit großer Klarheit erörtert wurden. Die Nördlinger’schen Unterjuchungsmethoden haben in wenigen vereinzelten Fällen noch weitere Ausbildung erfahren '). Nördlinger lieh fich bei jeinen Arbeiten, welche gerade in dem Kapitel „Schwin dung“ bejonders muftergiltig find, hauptſächlich von der Wbficht leiten, einerjeits den Zu fammenhang zwifchen den Verſchiedenheiten des anatomischen Baues des Holzes, dem Wafler gehalt in den einzelnen Teilen des Holzes im Baume u. j. w. und andererjeits den Bor gängen bei der Schwindung aufzufinden. Bei diefen Arbeiten fteht Nördlinger als Botaniker und Holzanatom im Vordergrunde. Doc) find von ihm auch die Konjequenzen der Schwindungsverhältnifie bei verichiedenen Holzjortimenten: Spalthölzern, Pfoſten, Bret tern u. ſ. w., in jo anfhaulicher Weiſe dargejtellt worden, daß ſich eine große Zahl von Autoren auf dem Gebiete der Forſtwiſſenſchaft und Technik nicht verfagen konnte, Nörd linger abzufhreiben und die erläuternden Figuren zu fopieren. So kommt es, daß man gewiſſen graphiichen Darftellungen der Form und Abmeſſungen von verichiedenen Holz fortimenten nad) vollzogener Schwindung in einer großen Anzahl von Büchern neuen und neueften Datums begegnet. Wir können daher füglich darauf verzichten, nochmals eine Wiederholung diefer Darftellung unſeren Lejern anzubieten. Der Vollftändigfeit halber müſſen wir aber hier eine Meine Tabelle über das Schwindmaß der techniſch wichtigen Hölzer anfügen. Dabei ift in der Kolumme I das Schwindmaß in der Richtung der Faſern, in der Kolumme II dasjelbe im Sinne des Radius und in der Kolumme III dasjelbe in der Richtung der Jahrringjehnen ie | A * u. II. / Be a OR 2.06 4.18 ee 000 3.97 3.33 OO 3.06 3.19 Eh . . . 000 2.65 4.13 2 2 — 3.16 4.15 a 0.00‘ 5,35 6.%0 BREISER IRER VOOG 2.08 2.62 Bee ne 000 2.49 2,87”) Be a, 010 5.73 7.17 Rotbuhe . . . 0.80 5.25 7.03 * Mae ur... 008 3.85 4.10 Weißbuche . 02 6.82 8.00 Moeller beichränft fi darauf, anzugeben, daß die Nadelbölzer im allgemeinen am wenigiten ſchwinden und die gebräuchlichiten Tiichlerhölzer nad) der Größe des Schwind 22 Schwind in: ®. $. a e Wien ee ungs · Verſuche F. Exner, Studien über das Rotbuchenholz; ©. 59). 28 die te IR tig, „Das fd: und Troden- — 24) Der er fand durch feine eigenen Unterfuhungen bei Rotbuchenhols das Schwind- pn er 8 in der vollen Scheibe mit 4, das Schwindmaß der Sehnen in der vollen Scheibe u’ 143 VII. Exner, Die technischen Eigenjchaften der Hölzer. maßes in auffteigender Neihe geordnet anzuführen, wie folgt: Ahorn, Pappel, Eiche, Ulme, Buche, Linde, Nuß. Die Schwindung in der Fajerrichtung beträgt durchſchnittlich 0.1°%, in der Sehnen- richtung ducchjchnittfih 10%, und in der radialen Richtung durchſchnittlich 5°%,. Von allen unterfuchten Arten ausländiicher Hölzer ſchwindet Mahagoniholz am wenigjten, näm- lich nach) der Breite, im Sinne der Spiegel nur 1.09% ,.im Sinne der Jahrringe nur 1.79%. — Karmarſch knüpft an die einschlägigen Daten einer jehr volljtändigen Tabelle fol- gende Bemerkungen: Bon dem bedeutenden Unterjchiede zwijchen der Schwindung des Längenholzes und jener des Querholzes überzeugt man ſich oft an Zeichenbrettern u. dgl., welche mit fogenannten Hirn- feiften oder eingejchobenen Gratleiſten verjehen jind, indem hier nad) längerer Zeit, wenn das Brett durch Eintrodnen ſchmäler geworden iſt, die Enden der erwähnten, nicht merklich verkürzten Reiften über den Nand etwas vorjpringen. — Hölzerne Gemäße (zu Korn, Mehl 2c.) werden häufig durch Rundbiegen eines — geipaltenen oder gejchnittenen — dünnen Eichenholzbrettes gebildet, wobei die Fajern in der Peripherie herum liegen, die Gemäßwand ihrer Höhe nad) aus Querholz bejteht; auf ſolche Weiſe verfertigt, verkleinern fie ihren Fafjungsraum durch Aus- teodnung, oder vergrößern fie denjelben durch Feuchtigkeit bemerkbar mehr, als wenn das Ge- mäß aus Stäben (Dauben) zufammtengejegt ift; denn im leßteren Falle ift in der Richtung der Wandhöhe Längenholz, welches viel weniger ſchwindet und quillt. Nach genauen Verſuchen ver- größerten Gemäße von rundgebogenem Eichenholze, bei welchen die Tiefe jehr nahe dem inneren Durchmeffer gleich fam, nachdem fie zuerjt im warmen Zimmer auggetrodnet waren, durch acht- tägiges Verweilen in eimem feuchten Keller ihren Inhalt um 1—2%,5°% (durchjchnittlic nahe 2/0); wogegen die Vergrößerung bei den aus Stäben zujammengejegten Gemäßen (Halb jo tief als weit) nur "eo bis */s%/ (im Durchjchnitte etwa "/s”/o) betrug. Bon Hölzern, welche geringe Unterfchiede in den Abmefjungen bei dem durch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft auftretenden Schwinden und Quellen zeigen, jagt man, daß fie „gut ſtehen“. Im Gegenfage hiezu bezeichnet der Sprachgebraud, den Umstand, daß das Holz verjchiedene Volumina annimmt, mit den Worten „es arbeitet”. Nördlinger ftellte 1878 einen Verſuch an, um fich zu überzeugen, ob gequelltes oder furze Zeit geflößtes Holz eine andere Schwindungsgröße habe al3 ein von der Art weg troden aufbewahrtes Holz, und fand, daß ein ſolcher Unterſchied, entgegen der allge- meinen Annahme, nicht bejtehe. Ueber die Zumahme der Abmeſſungen des Holzes bei neuerlicher Steigerung des Feuchtigkeitsgehaltes nach) vorangegangener Austrodnung, die jogenannte Quellung des Holzes, wurde bereit3 an einer früheren Stelle, joweit e$ notwendig, gejprochen. Bisher war nur von den Schwindungs-Erjcheinungen die Rede, welche die natürliche Austrocknung begleiten. Es kann nicht überrafchen, daß die fortgejegte Trodnung auf fünftlihem Wege auch zu einer Steigerung der Schwindung führt, nachdem im Wege der künstlichen Trodnung noch ein Teil des Wafjergehaltes aus dem lufttrockenen Holze befeitigt werden fann. Anders ftellt fich das Ergebnis des Vergleiches, wenn man, wie dies Nörd— linger in den Fahren 1876 und 1877 gethan hat, die vajche Künstliche Austrodnung, welche an Stelle der natürlichen tritt und nicht die Fortjeßung der leßteren bildet, in Be— ziehung auf Schwindungg-Ergebnifje untereinander vergleicht . Nördlinger nahm dabei eine für die Holz verarbeitenden Gewerbe interefjante Frage neuerdings auf, welche jhon von Duhamel jtudiert wurde. Zum gedachten Zwecke wurden Probeſtücke von Fichte, Buche, Eiche und Eiche in der Baldauf'ſchen Werkzeugfabrif in Stuttgart dadurch getrodnet, daß die Halbtriimer 4—5 Tage in einem Dampfraume untergebracht wurden, der mit dem Abdampfe der Dampfmafchine gejpeist worden war. Hierauf gelangte das Holz auf etwa 3 Wochen in eine Trodenfammer von der Temperatur von 60--90°. Die auf dieſe Art getrodneten, „gedörrten” Hölzer wurden mit den auf 25) Siehe „Zentralblatt für das gefamte Forſtweſen“, Jahrg. 1879 (S. 29). Folgen der Hngrosfopizität und Volumsveränderlichleit. 8 18. 143 natürlichem Wege getrodneten Hölzern in verſchiedenen Beziehungen verglichen und das Refultat der Erperimente, welches fich auch nocd auf andere Verhältniſſe als die Bolums veränderung bezieht, lafjen wir hier den Hauptjägen nach folgen. Gedörrtes Holz, weil trodener ald das entiprechende natürlich belafiene, erreicht feine endliche Trodenheit und damit fein geringjtes Lufttrodenvolumen früher als das Gedörrtes Holz zeigte, feuchter Luft ausgejegt, geringere Dunftabiorption als natür- liches. Es ift aber zweifelhaft, ob dieje nicht zufälligen Umftänden zuzuschreiben jei. Bei und troß diefer geringen Dunftaufnahme arbeitete, d. h. quellte, das gedämpfte Holz um einige Prozente mehr als natürliches. Much dieje Thatfache jcheint zweitelhait. F Das ſpezifiſche Trodengewicht gedämpften und natürlichen Holzes ftellt ſich über xafchend gleich, jo daß wohl der behauptete Gewinn größerer Härte durch Dämpfen umd Dörrung unbedeutend fein muß. An keinem Falle leiden die Zug- umd die Drudfeftigfeit durch die fünftliche Aus Diefe Arbeit Nördlinger’s verdiente, wie jo manche andere desjelben Autors, in größerem Maßſtabe wiederholt zu werden. Wir können diejes Kapitel nicht ſchließen, ohne jener bemerkenswerten Arbeit zu gedenken, welche, im Auftrage der Direktion der Domänen und Forte des Kantons Bern im Jahre 1877 ausgeführt, im Jahre 1883 anläßlich der jchweizeriichen Landesausſtellung revidiert, ergänzt und publiziert wurde. Der Forſtinſpeltor J. U. Frey in Münfter hat nämlich die Gewichts: und Volums-Veränderung an einer Neihe juraffiiher Waldbäume unterfucht, indem aus dert frischen Holze Würfel von 1 dm Seite hergejtellt und dann im 4 Stadien der Austrodnung, „jommertroden“, „abgetrodnet“, „ausgetrodnet“ und „dürr“, endlich im verfohlten Zuſtande in Beziehung auf fpezifiiches Gewicht und Volumen unter fucht wurden. Wenn man fi) auch über die abjolute Nichtigkeit, veipeltive Brauchbarteit dieſer Erhebungen ebenjowenig als der Verfuchsanfteller Iluſionen bingeben darf, jo dürfte es doch im Hinblide auf die relative Nichtigkeit der Verfuchsergebniffe begründet fein, hier ein Nefümee derjelben mitzuteilen. | troden. Ausgetrodnet. Dürr. Verlohlt. J if Era Bo. Zotales Spe Totales Totales - bg ⸗ — 4 4 Vo⸗ - : Spez Ro» —E we nr o "Gew. lumen 0.9852 10.804 939 61 166 867 183.1 0.387 648 35.2 8304 10.771 916 84 146 835 165 871 538 477 ‚8160 10.747 616 84 0.700 856 144 0.3819 569 431 7828 10.678 6.7 0.662 865 18.5 351 492 508 7502 10.685 980 7.0 0595 885 115 284 586 414 ‚7106 696 979 2.1 0.642 9Bıl 8.9 262 804 196 7044 10.887 966 8.4 0.604 911 89 0.247 698 30,7 ‚6308 10.515 922 78 0.468 879 12.1 0.179 672 328 0.6112 [0.607 81 69 560 89 105 0288 7338 3.7 5878 10.527 94 46 0510 886 114 0.214. 718 387 0.5810 10.505 889 111 AS 831 16.9 0.240 511 489 0.4981 487 989 6.1 457 887 118 18 7 971 4 Folgen der Byarosfopizität und Dolumsveränderlicfeit. $ 18. Nachdem das Schwinden in den den verichiedenen Baumteilen zugebörigen Holzkörpern, wie oben gezeigt wurde, im verjchiedenem Maße ftattfindet und dabei aufer- dem wieber in jedem Teile für fich verichieden nach den Hauptabmeflungen ift, jo ergibt — 1 144 VII. Erner, Die technischen Eigenschaften der Hölzer. ſich von jelbft, daß das Schwinden nicht nur zu einer VBolums-Berkfeinerung, jondern auch zu einer Geftaltsveränderung führt, welche umjomehr die Bezeihnung „Deformation” verdient, als die durch das Schtwinden hervorgerufene neue Geftalt meistens für die ge- werbliche Verwertung, bezw. weitere Verarbeitung des Rohſtoffes unbequem ift. Ebenfo wird ein im trodenen Zuſtande zugerichteter oder verarbeiteter Holzkörper durch die Aufnahme von Feuchtigkeit und das daraus rejultierende Anquellen gleichfalls eine neue Gejtalt annehmen und diefe Deformation wird häufig den bei der Verarbeitung vor Augen gehabten Zweck vereiteln, nicht jelten zur Zerftörung oder Verminderung des Wertes oder der Gebrauchsfähigteit des Objektes beitragen. Diejes Verhältnis, welches im allgemeinen mit „Werfen des Holzes“ bezeichnet wird — das Holz „wirft“ oder „ver- zieht ſich“ —, tritt in um jo draftifcherem Maße auf, je größer der Abſtand in dem Ver— halten der zu einem Holzkörper organijch verbundenen Holzteile ift. Die verichiedenen ein- zelnen in der Praxis vorfommenden Fälle des Schwindenz von Halbholz, Viertelholz, Kant— holz, Brettern, Spaltholz u. ſ. w. find in der Mehrzahl der Lehrbücher abgehandelt und zu befannt, um hier neuerdings erörtert zu werden. Kann fich die. aus dem Schwinden oder Duellen entjpringende Deformation nur da- durch vollziehen, dag an einzelnen Teilen die Kohäfion der Holzjubjtanz überwunden wird, jo entjtehen Spalten, Klüfte oder Riſſe, man fagt dann: „das Holz reißt“. Meiftens find dieje Art von Kiffen als aus der Schwindung entipringende Fehler des Holzes zu erfennen, man nennt fie „Schwindriffe”, „Trockenriſſe“ und je nach der Lage derjelben „Strahlen- riſſe“, wenn fie von der Peripherie des Holzes ausgehen; „Kernriſſe“, wenn fie aus der Achſe des Baumes entjpringen und ſich gegen den Umfang zu verlieren. Beim Reifen des Holzes können entweder „weitklaffende Sprünge” oder viele Fleine „Rißchen“ entftehen; das letztere jchädigt den Gebrauchsmwert natürlich in geringerem Maße. Die Behandlung des Holzes vor, während und nad) der Fällung, die gänzliche oder teil- weile Enteindung, das juccejjive Vorgehen bei der Entrindung, verjchiedene Maßregeln zur Berlangjamung des Trodnungsprozefjes, namentlich an den Hirnflächen, ferner Vorkehrungen mechanijcher Art gegen die Deformation: alles das, vereinzelt oder nach Gruppen vereinigt, bildet das Verfahren, welches von dem Praktiker eingejchlagen wird, um das „fich werfen“ und „Reigen“ des Holzes zu vermindern oder bis zu einem gewiſſen Grade unschädlich zu machen. Diejes Gebiet bildet ein dankbares Feld für das Vorurteil, aber ebenjojehr eine Domäne der praktiichen Erfahrung. ES fann nicht unfere Sache jein, hier die ver- ſchiedenen Rezepte beglaubigten oder nicht beglaubigten Urfprunges für die Behandlung des Holzes anzuführen. Es iſt vielmehr Sache der Technologie, den Holzinduftriellen zu lehren, twie er mit den Eigentümlichkeiten des Holzes zu rechnen hat, welche im Gefolge des Schtwin- dens und Duellens des Holzes auftreten. II. Mehanifh-tehnifhe Eigenfhaften. 1. Elaftizität und Feſtigkeit. $ 19. Die Kenntnis der Elaftizitäts- und Feftigkeits-Eigenfchaften des Holzes, welche in die Gruppe „mechaniſche Eigenjhaften“ fallen, iſt bis in die jüngjte Zeit jehr zurückgeblieben. Bei dem ſtetigen raſchen Fortſchritte, welchen die mechaniſche Technik überhaupt ge— nommen hat, überraſcht es, daß wir gerade auf dieſem einen Gebiete — mit Ausnahme der wenigen Ergebniſſe, welche dem verfloſſenen letzten Dezennium angehören — faſt keine poſitiven Daten beſitzen. — Die Wichtigkeit ſolcher Verſuche, welche uns zuverläſſige Aufſchlüſſe über die „Quali— tät“ der verſchiedenen Konſtruktionshölzer geben, braucht wohl nicht erſt beſonders hervor— Elaftizität und Feſtigleit. 8 19. 145 gehoben zu werben, ba über die „Bedeutung des Holzes als Baumaterial“ ja kaum ein Zweiſel befteht. Nicht nur wifjenichaftlihen Spekulationen — fondern aud den praftiichen Bebüirfniffen follte die Vornahme jener Verſuche in erfter Linie dienen, welde die Er mittlung obiger Eigenichaften zum Gegenſtand hat. Dem Techniker brauchbare Daten über die feftigkeits-Eigenfchaften der Hölzer zu geben, " ift zunächſt der leitende Gedanke geweſen, welcher den „Verjuchs-Anftellern“ vorichwebte, und erſt im Wege der Diskuffion der gewonnenen Reſultate ift die Frage reif geworden: „in welchem Bufammenhang fteht der Bau des Holzes mit den mechanischen Eigenichaften desielben ?* Die Löfung diefer Frage erheifcht zumächit, ein Relation zu finden zwiſchen den mechanischen Eigenſchaften des Holzes und den phyfitaliichen, z. B. die Dichtigfeit und der Feuchtigleitsgehalt des Holzes. Die Belanntihaft mit jenen Beziehungen, welche zwiichen den mechaniſchen und phyſilaliſchen Eigenſchaften des Holzes beftehen, ift aber andererjeits notwendig, da / fonft ein Vergleich jener gewonnenen Refultate, die unter verichiedenen Verhältnifien, vor zugsweife bei verfchiedenen Feuchtigleitsgraden der Probejtüde, angeftellt wurden, unmög lich wäre. Hier ftehen wir aber vor einer Aufgabe, welche eine Fülle von im gegemjeitigen Abhängigkeits-Verhältnis fich befindlichen Faktoren im ſich vereinigt und die, wie wir jogleich hervorheben wollen, heute noch jo viel wie ungelöst ericheint. Wohl haben ſich mehrere, ” auf dem Verſuchsweſen als Kapazitäten anertannte Perjonen bemüht, der Löfung diejer | Frage näherzufommen, allein die zu befiegenden Schwierigkeiten find faum zu überwältigen. _) Schon aus der einfachen Aufzählung der wichtigiten Eigenichaften des Holzes, welche hier in Bufammenhang zu bringen find, läßt ſich auf die Schwierigfeit und Ausdehnung der Verſuche fchließen, welche fich dem Foricher entgegenitellen. Die Hauptfragen find: Welcher Zujammenhang befteht zwiichen der Elaſtizität und Beftigfeit des Holzes und der Dichtigleit und dem fFeuchtigkeitsgehalt desielben; wie ver halten ſich die erfteren Eigenfchaften fowohl im Beziehung auf die Höhenlage der Probe ftüde im Stamme felbft als auch gegenüber der Lage im Querſchnitt, d. i. in Beziehung auf die Nord», Süd, Weit und Dft-Seite; in welchem Abhängigfeits-Verhältnis ftehen Kernholz, Neifholz und Jahrringbreite zu den genannten Eigenſchaften? Nebft diefen Be siehungen, welche fich auf den anatomischen Bau des Baumes beziehen, bejteht aber noch der Bufammenhang der Feſtigleits-Eigenſchaften mit der eigentlichen Holziubftanz, ihrer Qualitãt und ihrer chemiſchen Zufammeniepung. j Stellen num die im Voranftchenden gegebenen Fragen ſchon ein überaus großes Ar beitsgebiet für den Foricher dar, jo erweitert ſich dasielbe noch in beträchtlihem Maße dadurch, daß alle oben angeführten Eigenſchaften noch in Beziehung zu bringen find mit den fragen nad) dem Einfluß des Bodens umd der Fällungszeit des Holzes auf deſſen mechanische und phyſilaliſche Eigenichaften. Berüdfichtigt man ferner, daß der Einflufj der _ Bällungszeit und des Standortes auf die Danerhaftigkeit des Holzes zu obigen Frage reihen binzutritt, wodurch erſt die im Rede jtehenden Forſchungsaufgaben als nahezu er Bun aufgezählt zu betrachten find, jo dürfte die Fülle des fich darbietenden Materiales erkannt werden, welches aber dadurch noch einen geradezu überwältigenden Umfang nimmt, man bedenkt, daß die Erforihung obiger Daten ſich nicht nur auf eine Holzart Me bat, fondern auf eine nicht unbeträchtliche Zahl von Holzarten auszudehnen ift, da die zur praftifchen Verwendung gelangenden europätichen Hölzer allein ſchon bekanntlich eine ftattliche Neihe ausmachen. $ 20. Bevor wir auf die gewonnenen Rejultate jelbft übergehen, wollen wir im Nachftehenden die für das Verftändnis diefes Kapitels notwendigen Definitionen und ‚Formeln der Feftigfeitsichre wiedergeben umd bemerken, daß wir uns im der Bezeichnung der Feftigfeitsformeln an jene duch Prof. I. Baufhinger gewählte anſchließen. Yanbbus d. Horftw. I. 2. Milz. 10 * 146 VII. Die technifchen Eigenſchaften der Hölzer. Unter Feſtigkeit verjteht man den Widerjtand, welchen ein fejter Körper der Trennung feiner Teile entgegenftellt oder mit andern Worten jene Kraft, welche zur Auf- hebung ihres Zuſammenhanges notwendig ift. Elaftizität ift der Widerftand, den ein fejter Körper der vorübergehenden Form— änderung entgegenjeßt. Im gewöhnlichen Leben verjteht man unter Elaftizität jene Eigenjchaft, welche ein Körper bejißt, indem derjelbe bei einer durch die Einwirkung einer äußeren Kraft erlittenen Veränderung der Lage feiner Teile zu einander beftrebt ift, nach Aufhören diejer Kraft- äußerung wieder in feine urjprüngliche Gejtalt zurücdzufehren. Ein Körper ehrt entweder vollftändig in die frühere Lage jeiner Teile zu ein- ander zuriid oder nur teilweife und dabei gibt es eine Grenze des Gebietes des erjten Falles der Elastizität, welche man mit dem Ausdrucke Elaftizitätsgrenze bezeichnet; man verfteht demnach hierunter den äußerjten Grad der Formänderung, bis zu welchem man ficher ift, daß der Körper nach Befeitigung der auf ihn einwirfenden Kraft wieder in feine urfprüngliche Form (Lage jeiner Teile) zurückkehrt. Es gibt Körper, die jofort bei der Inanſpruchnahme über die Glaftizitätsgrenze hinaus in Stüde zerjpringen (jpröde Körper) und folche, die noch eine weitere Formmweränderung zulafjen (geichmeidige, zähe Körper). Elaftizität3modul (das Maß der elaftiichen Nachgiebigkeit eines Materiales) it die Spannung (Kraft pro Flächeneinheit des Duerjchnittes), bei welcher ein prismati- icher, in feiner Längenrichtung beanjpruchter Körper innerhalb jeiner Elaftizitätsgrenze um feine ganze Länge ausgedehnt oder zufammengepreßt werden könnte, falls dies die Subjtanz zulaffen würde. Tragmodul ist die Spannung, welche der Claftizitätsgrenze entipricht. Der Zug- und Drudfeftigfeit entfprechen ein Zug- und Drud-Tragmodul. Bruͤchm o dul hingegen nennt man die Spannung, welche den Bruch des Holzes —— Alle Moduli drückt man in Kilogrammen aus und bezieht ſie auf einen Quadrat— Zentimeter Querſchnitt, ſollten jedoch große Kräfte zur Ueberwindung der mechaniſchen Eigenſchaften (bei Verwendung großer Querſchnitte) erforderlich ſein, ſo drückt man die Kräfte bequemer in Tonnen à 1000 kg aus und gibt die Querſchnittsfläche in Duadrat- Zentimeter an. Außerdem kann man die Moduli in Atmoſphären ausdrücken (at, unter Atmoſphäre 1 kg pro gem verjtanden). 821. Die verfhiedenen Arten von Feftigkeiten, welche wir zu unter- ſcheiden haben, jind folgende: a) Zugsfeftigfeit oder abfolute Feftigfeit, d.i. der Widerjtand, welchen das Holz der Trennung feiner Teile durch Zerreigen oder Abreißen entgegenjegt, wenn Kräfte in der Richtung der Fafer ?°) ziehend oder jpannend wirken; b) Quer-Zugsfeſtigkeit, der Widerftand, den das Holz gegen das Zerreißen leiftet, vorausgefeßt, daß die Richtung des Zuges rechtwinkelig gegen die Lage der Fajern*?) jteht. e) Drudfeftigkeit. Iſt die Kraft gerade entgegengefeßt der Zugsfejtigfeit, jo wird der Körper auf feine Drudfeftigkeit beanfprucht, vorausgejegt, daß die Länge des Stabes im Vergleiche zu deſſen Querſchnitts-Abmeſſungen nicht zu groß jei. Iſt die Länge des Stabes jo viel mal größer als feine Querjchnitts-Abmefjungen, daß dem Bruche eine Durchbiegung vorangeht, jo wird der Stab auf y d) Zerfnidungs- oder Säulen-Feftigkeit beanfprucht, denn hier kommt neben der Drud- auch die Biegungs-Feſtigkeit gleichzeitig in Betracht. e) Die Biegungs- Feftigkfeit oder relative Feftigfeit, d. h. der 26) Bezeichnet mit || zur Fafer. 27) " „A dur Safer. Elaftizität und Feſtigleit. $ 22. 147 — gegen das Zerbrechen, wobei das Holz an einem Ende oder an beiden Enden nterftügt (befeftigt) ift und eine Kraft rechtwinkelig gegen die Faſern, ſowie gegen die Daupidimenſion (Länge) des Stüdes wirft. Die Biegſamkeit des Holzes läßt ſich ausbrüden durch die äuferfte Größe der Biegung, welche unter feftgejepten Umftänden ein an feinen beiden Enden unterſtützter, im der Mitte feiner Länge belafteter Stab annimmt, bevor er bricht. Im diefem Sinne ge braucht man dafür auch den Ausdrud Zähigkeit. Friſches (grünes), durchnäßtes und gebämpftes Holz ift im viel höherem Grade biegfam oder zäh als trodenes. Soferne das nad folder Behandlung die ihm aufgezivungene Form beibehält, jpridht man von Formbarteit. f) Die Drebungs- oder Torfions- Feftigkeit ift der Widerftand, melden ein — der Verdrehung um feine geometriſche Achſe entgegenſeht. Die Feſtigleit gegen das Verſchieben oder Abſcherungs-Feſtigkeit, äußert, wenn durch eine im der Richtung der Faſern oder ſenkrecht zu der wirlende Sraft, ein Teil der Faſern längs der übrigen Holzmafie fortgeihoben oder fortgezogen und dadurch von derjelben abgetrennt oder abgeriſſen werden joll. h) Die Spaltungsfeftigkleit, d. i. der Widerftand gegen Trennung der Fa fern durch einen zwiſchen fie eindringenden, keilförmigen Körper. Geht dieje Trennung leicht vor ſich, jo bezeichnet man dieje Eigenſchaft als Spaltbarkeit. Nach den Ebenen der Spiegelfafern ift dieje in der Regel größer als nad) der Schne der Jahresringe; gar nicht „Ipaltbar* find die Maferhölzer. i) Härte oder Schnittfeftigleit ift der Widerftand des Holzes gegen das Eindringen eines jchneidigen Werkzeuges in dasielbe. $ 22. Der Lehre von der Elaftizität und fFeftigfeit der Materialien, die ums Aufſchluß über die Widerftände gibt, welde fejte Körper den auf fie von aufjen einwir enden Kräften entgegenftellen, find die nachitehenden Formeln entnommen, welche zur Be rechnung der durch Verſuche gewonnenen Daten erforderlich find. 1) Zug und Drudfeftigleit. Die Belaftung P, welche ein auf Zug⸗ oder Drudfeftigkeit in Anipruch genommener Körper zu tragen vermag, üt: ‚ 5 Er = F.s, ' wobei Al die Verlängerung beziehungsweije Verkürzung der uriprünglichen Länge 1 des Stabes für die Velaftung P, F den Duerjchnitt des Stabes und „ den Elaftizitätsmodul 5 — oder Säulen-Feftigleit",. ae! inger bat in feinen „Mitteilungen aus dem mechaniſch techniſchen 2a- ule zu München, i5. Heft, 1887" gelegentlich der Durchführung von er und ——8 Säulen nachgewieſen, daß die auf empiriichem von Laißle und Schübler für den praftiihen Zwed der it werden 343 gefunden, daß dieſelbe namentlich bei ſoichen Ber Enden an feften Drudplatten liegen, mit den gewonnenen Berjucht bebeutet Ps die teit mürfetförn e aus demſelben Material in As ana Baufjhi ph it 0.00006 gefunden, mi uud Laißle Gatbters alt mit 0 ‚016 a1 nger ” 06 gefum * 10 * 148 VII Exner, Die technischen Eigenjchaften der Hölzer. Die Bruchbelaftung P eines auf Zerfniden beanfpruchten Stabes ift, je nad der Befeſtigungsweiſe der Stabenden, wenn: 1) ein Ende feſt (eingeflemmt), das andere frei ift, x e6, P= 4 7’ 2) beide Enden frei und in der urjprünglichen Achje geführt 2 sd . — 1: ) 4 3) ein Ende feit, das andere frei in der Achſe geführt P=2m%; 4) beide Enden feſt und in der urjprünglichen Stahachje geführt 50 iR — An’ BEZ ‚ wobei 1 die Länge der Säule, © das Trägheitsmoment des Duerjchnittes in der Mitte des Stabes und e den Elaftizitätgmodul bezeichnet. 3) Biegungsfeftigfeit. Die biegende Kraft | Baal De wobei 5 die Biegungsipannung in den äußerjten Faſern, P die in der Mitte konzentrierte Kraft, 1 die Spannweite, b und h des Querſchnitts Breite und Höhe bezeichnen. Bedeutet s den Elaflizitätsmodul, © das Trägheitsmoment des uerjchnittes und F den Biegungspfeil, jo ift e=75 4) Torſions-Feſtigkeit. Bezeichnen: x die Maximalſchubſpannung, welche beim Freisfürmigen Querfchnitt ringsum in der Beripherie, beim quadratijchen in den Seitenmitten, beim elliptifchen an den Enden der kleinen Halbachje und beim vechtedigen Querjchnitt in den Mitten der Langjeiten ftattfindet, T das Torjionsmoment — der Kraft P mal dem Hebelarm 1, an welchem die Kraft P wirkt, w die durch dasjelbe Hervorgebrachte Verdrehung zweier Querſchnitte gegeneinander ; r den Radius des Kreifes, auf welchem w al® Bogen gemefjen wird; e die gegenfeitige Entfernung jener beiden Querſchnitte; F den Flächeninhalt und 9 das polare Trägheitsmoment eines Querjchnittes, bezogen auf dejfen Schwerpunft ; a, b die große und kleine Halbachje eines elliptifchen oder die große und Kleine Halb- feite eines rechteckigen Querſchnittes, ſpeziell aber a den Radius eines freisfürmigen oder die Halbjeite eines quadratiichen Duerjchnittes, 9, das Trägheitsmoment des Durerjchnittes in Bezug auf eine, durch jeinen Schwer- punft gehende, mit der Achſe a zufammenfallende, oder mit der Seite a parallelle Mo- mentenachje und n den Schubelaftizitätsmodul, jo ift ex Typ umd [2773 Ba BE f.6 — : ppm Kane: er EWR Elaftizität und Feſtigleit. $ 28. 149 In dieſen Formeln bedeuten x und x’ Koeffizienten, welche für die verſchiedenen Duerfcpnittsformen nad Saint-Benant folgende Werte befigen: Für den kreisfürmigen und elliptiſchen Querſchnitt ift x — Ar! — 39,48 nd = 0), für den rechtedigen Querſchnitt mit dem Seitenverhältnis: 1:1 ift x — 42,68 und x’ = 0,75 1:2 ift x = 42,00 und x’ = 0,75 1:4 ift x— 40,20 und x = 0,75. 5) Abſcherungs-Feſtigkeit. man mit P die abfcheerende Kraft in kg, F den abgeicheerten Flächen— inhalt in gem, fo hat man als Maß für die Abſcherungs- oder Scherfeftigfeit 8 J Es ſtellt alſo die Scherfeſtigleit die Kraft in Kilogrammen vor, welche notwendig iſt, um eine Fläche von 1 gem abzuſcheren; d. h. iſt die abſcherende Kraft parallel zur Richtung der Holzfaſer, jo iſt die Scherfeſtigleit jene Kraft in Kilogrammen ausgedrüdt, welche erforderlich ift, um die Paralleltohäfion pro 1 gem zu überwinden. $ 23. Die Beichreibung der bei den Verſuchen benügten Mafchinen mit in den Rahmen diefer Arbeit aufzunehmen, würde viel zu weit führen, doc halten wir es für angemefjen, jene Quellen anzugeben, aus denen die Konftruftion der Verſuchsapparate ent- nommen werden fann. ine kurz gehaltene Ueberficht der Litteratur, welche die Verſuchs reihen der verſchiedenen Autoren enthält, wurde bereits in der „Einleitung“ gegeben. Die Nefultate, welche ältere Autoren gefunden haben, bier zu benußen, halten wir nicht für angezeigt. Wohl ift es höchft Ichrreich, die Art und Weife der Durchführung auch dieſer älteren Verfuche zu verfolgen, da fie zeigen, mit welch’ geringwertigen technifchen Hilfs mitteln die Verfuche durchgeführt wurden; die Mefultate beivegen fich aber innerhalb fo weit von einander entfernten Grenzen, woran nicht nur die Heterogenität des Verſuchs— maateriales, ſondern vielmehr auch die primitiven VBerfuhsapparate Schuld tragen, daß die ſelben für die praftiihe Benutzung kaum mit Vorteil Anwendung finden fünnen. Wir bejchränfen uns daher auf die Wiedergabe der Verſuchsreſultate, welche die neueren Forſcher gefunden haben, aus dem Grumde, weil diefelben mit Verfuchsftüden größerer Dimenfion und mit Verſuchsapparaten gearbeitet haben, welche die Ableſung der Beobadhtungsrefultate entweder gleich genau oder doch mit nahezu gleicher Präziſion zuließen. Zu den volllommenften Feſtigleits Maſchinen gehört die Maichine von Ludwig Werder, welche von der Mafchinenbau-Aftiengeiellibaft „Nürnberg“, vormals Klett u. Co. ausgeführt wird. Die zu diefer Mafchine gehörigen Inftrumente zum Mefien der Geſtalts - Veränderung der Probelörper, konftruiert von Prof. I. Baujhinger, werden in dem mechan. technischen Laboratorium der K. techn. Hochſchule in München ausgeführt. Die Beichreibung der Machine jowohl als der dazu gehörigen Inftrumente ift in der von der genannten Fabrik publizierten Schrift: „Die Mafchine zum Prüfen der Feſtigteit der Ma- terialien, onftruiert von 2. Werder“, München 1882, zu finden. Auch enthalten die von Bauſchinger herausgegebenen „Mitteilungen aus dem mechan. technischen Yabora- torium der K. technischen Hochichule in München“ ſowohl die VBeichreibung der Majchine als auch jene der gelegentlich der Vornahme von Verfuchen benügten fpeziellen Hilfsmittel und Mit diefer Machine find ſowohl die Verfuche von Baufhinger durdgeführt worden als auch jene, welche der Vorſtand der eidg. Anftalt zur Prüfung von Baumate tialien in Zurich Prof. &. Tetmajer und der Profeſſor am der f f. technischen Hochſchule aM Wien Karl v. Jenny bezüglich der feitigleit des Holzes unternommen haben. I f | 150 VII. Erner, Die technifchen Eigenſchaften der Hölzer. Nebſt den Arbeiten der drei genannten Autoren find noch zu berüdfichtigen: die Unterfuchungen von Karl Mikolaſchek, welcher fich der Gollner'ſchen Feitigkeitz- mafchine bediente (fiche „Technifche Blätter” Jahrgang 1877 bis 1884) und die Arbeiten von Prof. Ernft Hartig, welcher feine Berfuche mit einem Schlagapparat, ausgeführt in der Sächſiſchen Maſchinenfabrik zu Chemnis, vorgenommen hatte. Jene Unterfuchungen, welche vom Verfaffer gelegentlich der „Studien über das Rot buchenholz, Wien 1875” in Beziehung auf die rückwirkende Fejtigfeit dieſes Holzes an- gejtellt worden find, wurden mit einer englifchen hydrauliſchen Preſſe durchgeführt, welche eine Drudfteigerung bis zu 12000 kg auf die PBreßfolbenfläche von 25,52 Duadrat-Zenti- meter zuläßt, und deren Einrichtung einer näheren Bejchreibung kaum erjt bedarf, da die Konſtruktion dieſes Apparates von jenen der gewöhnlichen hydr. Preſſen nicht abweicht. Mit dem gleichen Apparate find jene Unterfuchungen vorgenommen worden, welche zur Löfung der Frage der technifchen Verwendung des Ailanthus-Holzes mit bejonderer Be- rücffichtigung des Wagenbaues (fiehe Mitteilungen des Techn. Gewerbe-Muſeums Nr. 62) in Ausführung gebracht wurden ). 8 24 Im Nachjtehenden geben wir nun im Auszuge die NRefultate jener Verjuchs- reihen, welche mit den eben zitierten Majchinen von den folgenden Autoren gewonnen wurden: Kart Mikolaſchek, Unterfuchungen über die Elaftizität und Fejtigfeit der wich— tigſten Bau- und Nutzhölzer Böhmens. Separatabdrud aus den Mitteilungen aus dem forstlichen Verſuchsweſen Defterreichs Band I, Heft I, Wien 1879". K. Fenny, Unterfuchungen über die Feftigfeit der Hölzer aus den Ländern der ungarischen Krone. Budapeft 1873. Dr. ®. 3. Erner, Studien über das Rotbuchenhoßz. Wien 1875. Georg Lauboeck, die technische Verwendung des Ailanthus-Holzes mit bejon- derer Berücichtigung des Wagenbaues. Mitteilungen des Technologijchen Gewerbe-Mufeuns Nr. 62. 1885. Dr. E. Hartig, Unterfuchungen über den Einfluß der Fällungszeit auf die Dauer- haftigkeit des Fichtenholzes, ausgeführt an der kgl. ſächſ. forjtlichen Verjuchsitation zu Tha- vand und am kgl. ſächſ. Polytechnifum zu Dresden. 1876. 2. Tetmajer, Methoden und Reſultate der Prüfung der ſchweizeriſchen Bauhölzer. Zürich 1883. J. Bauſchinger, Unterfuchungen über die Elaftizität und Fejtigkeit von Fichten- und SKiefern-Bauhölzern; Mitteilungen aus dem mechanifchtechnifchen Laboratorium der K. technischen Hochjchule in München, 1883 und 1887. 8 25. Die Berfuche von Mikolaſchek hatten den Zweck, die Elaftizität und Feftigfeit der wichtigften Bau- und Nutzhölzer Böhmens hinſichtlich der Lage des Holzes im Stamme felbft zu ermitteln. Die Unterfuchungen erjtredten ſich auf 14 verſchiedene Holzarten. Won diefen Hölzern wurde vom untersten Teile ſowie von jenem Teile des Stammes, der in einer gewiffen Höhe über dem Stode lag, und endlich vom Aftholz je ein meterlanges Stück ſamt Rinde entnommen und der Unterfuchung auf fol- gende Arten von Fejtigfeit unterzogen: 1. Zugfeſtigkeit in der Richtung der Fafern, 2. Druckfeſtigkeit in der Richtung der Fafern, 3. Biegungsfejtigfeit, 4. Torſionsfeſtigkeit, 29) Eine ſehr hübfche, überſichtliche Darftellung der Einrichtung und Ausrüftung aller wich— tigeren mechaniſch-kechniſchen Laboratorien findet man in der kürzlich erſchienenen Monographie: The Use and Equipment of Engineering Laboratories by Alexander Blackie William Ken- nedy, London: Published by the Institution of Civil Engineers, 1887. Elaftizität und Feſtigleit. & 25. 151 5. Ubfcherungsfeftigfeit ſowohl im der zu den Faſern parallelen als aud in einer darauf ſenkrechten Richtung. Bei den erjten vier Feftigfeitsarten wurden beftimmt: bie Elaftizitätsgrenze ſowie die dormweränderungen an derfelben, der Elaftizitätsmodul innerhalb der Glaftizitätsgrenze, die Bruchgrenze und bei den Biegungs- und Torfionsverjuchen aud die bleibenden Form veräanderungen an berjelben. Bei den Abſcherverſuchen konnte natürlich bloß die Bruch grenze beftimmt werben. Die Veröffentlichung der Refultate enthält eine Tabelle, welche sufammenfaßt: Namen der Holzart, Stelle des Baumes, welcher das betreffende Probeitüd entnommen twurbe; die Zahl der Jahresringe; den mittleren Durchmeſſer und den Stand» ort; die Lage und Bodenbeſchaffenheit; endlich das Mevier, aus dem die unterſuchten Hölzer lamen. Die fämtlihen Probeftüde konnten zu Zeit der Durchführung der Verjuche als volltommen Lufttroden bezeichnet werben. Bur Erprobung des Holzes auf feine Bugsfeftigleit in der Faſerrichtung wurden Probeftüde von rechtedigem Duerfchnitte gewählt. Die Probeftüde waren jämtlich aus nahe der Mitte des Duerjchnittes gelegenen Teilen desjelben entnommen. Mitola ſchel hat bei allen Feftigkeitsunterfuchungen jeder einzelnen Holzart folgende Baumteile in Berüdfichtigung gezogen: Untertrumm, Mitteltrumm und Aſtholz. Wir beichränfen uns im Nachfolgenden auf die Wiedergabe der hauptiächlichiten Verjuchsreiultate, das find jene, welche fi auf das Mitteltrumm beziehen. Die Probelänge der Verjuchsftüde bei den Zugsverjuchen betrug 17 Bentimeter, Die bei den Drudverjuchen verwendeten Probeftüde waren von prismatiicher Form und zwar dem Würfel jehr genähert; die Höhe der Verſuchsſtücke betrug zirfa 6 Zentimeter. Bur Bornahme der Biegungsverſuche wurden Probeftüde von recdhtedigem Quer fchnitt gewählt und diefelben auf die Hochlante geftellt. Die Spannweite betrug 0,5 Meter der frei aufliegenden Stäbe. Die für die Torfionsverjuche verwendeten Probejtüde hatten einen freisförmigen Duerfchnitt und waren mit quadratiichen Köpfen verjehen, mit welchen fie in die Maſchine zentriſch eingepaft wurden. Die Länge der Probeftüde betrug 40 Hentimeter. Zur Be ftimmung der Verdrehungen wurde nur eine Faſer beobachtet, was bier, wo die Former änderungen regelmäßig find, ohne Beeinträchtigung der Genauigkeit geicheben konnte. Dem Bruche ging häufig eine bedeutende (bis 160 Grad) Verdrehung voraus und trat mit diefer eine ftarfe Verkürzung des Stabes auf. Bei den Abſcherverſuchen wurden chlindriiche Probeftüde von kreisförmigem Querfchnitte verwendet, und zwar war der Durchmeſſer bei jämtlichen Stüden nahezu gleich (zirfa 3,55 Bentimeter). Jedes Probeftüd wurde auf feine Scherfeitigkeit fowohl im der PFaferrichtung als auch quer gegen diefelbe unterſucht. 4 (Tabelle I. IL. u. III. ſiehe Seite 152 u. 158.) Aus diefen Verfuchsrefultaten, welche fi auf die Ergebnifie des Mitteltrumms ") der einzelnen Holzarten beziehen, und aus jenen, welde Mikolaſchet für das Untertrumm und Aftholz gefunden bat, liefen ſich folgende Schlufrejultate zufammenfafien : 1. Aus den Zugverſuchen: „Die Bug-Elaftizitätsgrenge zeigt ſich im allgemeinen bei dem Untertrummbolze höber als beim Mitteltrummbolze und diefe liegt in manchen Fällen fehr bedeutend höher als jene beim Aſtholz. Die Elaftizitätsgrenze für Zug liegt zirka zwiſchen 0,2 und 0,5 des Wertes der ab- foluten Zugfeſtigleit (Bruchgrenge). Der Elaftizitäts-Modul zeigt fich bei allen Holzarten beim Mitteltrummbolze am größten, beim Untertrummbolze Meiner, jedoch in dem meiften Fällen Hier noch immer größer als beim Aſtholze. 30 i *8 — —— ee verſchiedenen Stämmen in der Höhe von 4—12 Meter 152 VII. Erner, Die technifchen Eigenfchaften der Hölzer. Tabelle I. Ergebnifje der Zugperjude. Drudverjude. Zugrichtung parallel mit der Drudrihtung parallel mit der Faſerrichtung. Faſerrichtung. F | i > »l28 le . * — an © E= 3» 88 95 gl 27 2 3l&- glas Solar | SE BasTlssreeae 3 Bears E$ 5° Alena: al Se 58 Ale As 2 | ie an | = Fichte 8.865 | 141.00 | 95880 | 277.7| 32.900 | 246.20 | 32570 | 300.15 Tanne 5.159 168.60 | 145000 | 736.6] 34.928 286.30 | 246000 | 314.93 Kiefer 5.170 | 139.20 | 124000 | 556.1| 29.920 200.53 66 100 | 267.37 Lärche 4.118 | 174.80 | 137600 | 376.4| 35.462 211.50 31720 | 310.10 Schwarzerle 7.124 98.30 | 108400 | 343.9| 34.748 129.50 91050 | 197.85 Weißerle 6.692 | 145.00 | 135400 | 395.2 | 34.100 115.48 98970 | 157.62 Salweide 7360 | 203.80 102140 | 271.7| 35.640 126.26 | 101000 272.16 Winterlinde 7.121 | 119.40 111900 | 372.3| 33.350 224.89 60 000 258.62 Feldulme "3.935 | 190.50 158000 | 660.7| 24.110 186.57 | 131170 238.40 Bergahorn 3.935 | 228.70 | 100800 | 559.1] 30.800 135.16 96690 . 243.51 Weißbuche 4.512 149.60 94200 471.01 32.890 127.70 | 144.000 281.24 Rotbuche 4.066 | 313.57 189 600 | 385.6 | 35.340 353.70 | 174300 374.93 Traubeneiche 7.725 | 261.50 76 350 | 323.6] 35.400 222.45 — 264.81 Stieleiche 6.290 | 333.86 101350 | 643.9] 35.868 233.50 66 030 345.01 Tabelle II. Ergebniffe der | Biegungsperjuche. | Torjionsperjuche. a8 |S, „8 e.brerer Eee otzut |ESEN Een Sat ST eläsi sens län Ben! gr, EBS Er KlEger, se zer Ale H = * 2 — —* — = on — 2 Fichte 29.498 | 171.70 78 840 1466.13 | 99.792 30.06 40 083 52.60 Tanne 67.988 124.10 66 300 1432.06 78.922 33.26 | 46 730 54.177 Kiefer 81.601 76.60 53300 1287.21] 116.793 23.12 60200 | 51.37 Lärche 35.549 | 211.00 | 72350 1545.00] 59.319 35.40 | 48170 | 56.72 Schwarzerle 55.639 | 118.00 63180 1393.15 71.170 33.72 55463 60.07 Weißerle 33.485 | 141.80 64260 438.63 | 103.193 27.62 51600 43.61 Salweide 27.627 | 204.05 78 670 |588.40| 36.362 30.94 | 93750 | 109.30 Winterlinde 47.439 79.05 73 900 |382.06 |. 58.527 | 20.50 | 56250 76.88 Feldulme 44.932 200.25 59 660 500.63 32.667 27.95 72 310 | 80.35 Bergahorn 43.580 | 186.44 63 940 501.94] 106.684 | 49.21 73 360 94.90 Weißbuche 35.569 | 302.20 70 400 632.57 30.918 33.96 | 110220 | 109.20 Notbuche 63.225 177.90 100 600 632.66 | 101.666 | 38.36 | 78700 84.54 Traubeneiche 92.894 212.84 63300 473.00] 116.798 32.11 6590 73.85 Stieleiche 43.808 | 313.87 | 73400 677.92 | 109.055 | 48.14 82 530 96.28 Elaftigität und Feſtigleit. $ 25. 153 Tabelle III. Ergebniffe der Abiherverfude. Abſcher · Feſtigleit g pr. gem N 222.2 Zu... u... @ ı8 - ! 588 I 279.5 — 977 204.5 wEunie nn # Burj ne Diie abſolute Bugfeftigkeit (Wruchgrenze) zeigt ſich dagegen hauptſächlich beim Unter- holze größer als beim Mittelholze und Aſtholze. Es ftellt fich ſomit nad) den Zugverjuchen heraus, daf das Unterholz nicht mur eine rößere Elaftizität, jondern auch eine größere Feſtigkeit befigt als das Mittelhols, welchem zwe von einander entfernt liegenden, die durch einen oder mehrere Langs— riffe mit einander in Verbindung ftanden. Manchmal, namentlich bei den Nadelbölzern, ar der * ſehr ſplitterig, nur bei wenigen war derſelbe ſtumpf und kurzfaſerig. 2. Aus den Drucverſuchen: „Die Elaſtizitätsgrenze für Drud ſtellt ſich für die Mehrzahl der Hölzer beim Mittelholze höher als beim Unterholze und beim Aſtholze Yaufig höher als beim Unter» und Mittelholze. Die Zufammendrüdungen find beim Unterholze Meiner als beim Mittelholze und 154 VII. Erner, Die techniſchen Eigenfchaften der Hölzer. diefe wieder bei nahezu allen Holzarten Feiner al3 beim Aftholze. Der Elaftizitäts-Modul ift beim Unterholze bei der Mehrzahl der Holzarten größer als beim Mittelholze, beim Aftholze ift bezüglich Diefes Wertes eine große Berjchiedenheit zu Fonftatieren. Die abfolute Drucfeftigkeit ift beim Unterholze nur wenig größer als beim Mittel- holze, beim Aftholze dagegen größer als bei beiden ebengenannten Arten. 3 zeigt fi) daher, daß die abjolute Druckfeftigfeit des Unterholzes wenig größer als jene des Mittel- holzes, hingegen jene des Ajtholzes am größten ift; dagegen ift das Unterholz fteifer als das Mittelholz, während das Aſtholz mancher Sorten jteifer, anderer Sorten wieder ela- ftifcher ift als das Mittel- und Unterholz derjelben Baumgattung.“ 3. Aus den Biegungsperfudhen: „Nach denfelben ftellte fich die Elajtizitäts- grenze für Biegung beim Unterholze höher als beim Mittelholze und jene beim Aftholze höher als bei den beiden anderen Holzarten heraus. Sie liegt zirka bei 0,25 bis 0,50 der Smanfpruchnahme an der Bruchgrenze. Die Einbiegungen an derjelben find beim Unter- holze am Eleinften, beim Aftholze am größten. Der Elaftizitätsmodul ift beim Aftholze der meisten Holzarten Eleiner al3 beim Unter- und Mittelholze und der Elaftizitätsmodul diejer leßteren ift nahezu der gleiche; weiters ift die Biegungsfeftigfeit beim Unterholze am Elein- jten, beim Aftholze am größten. In Bezug auf dieje Feftigfeit zeigt fi das Aſtholz am fejtejten, das Unterholz am wenigſten feſt; bezüglich der Elaftizität ftellt fich gleichfalls das Unterholz minder elaftiich, alſo fteifer, als das Mittelholz heraus, während das Aſtholz die größte Elaftizität beſitzt.“ 4. Aus den Torſionsverſuchen: „Die Claftizitätsgrenze für Torſion liegt beim Aſtholze am höchſten, beim Mittelholze am tiefiten und befindet ſich zirka bei "/; bis 3/ı der Snanfpruchnahme des Materials an der Bruchgrenze. Die VBerdrehungen find beim Aftholze ebenfalls am größten, beim Mittelholze entweder größer als dieſe oder nahezu gleich jenen beim Unterholze. Der Elaftizitätsmodul ift beim Mittelholze am Kleinften, beim Unterholze teil3 größer, teils Heiner al3 beim Aſtholze. Die Torfionzfeftigfeit ift beim Aftholze am größten, beim Mittelholze am Eleinften. Es ift deshalb das Aſtholz am fejteften, das Mittelholz am mwenigften jet, während mit Rückſicht auf die Elaftizitätzver- hältniſſe das Mittelholz am fteifften, Aſt- und Unterholz ſich aber in dieſer Beziehung nahezu gleich verhalten.“ 5. Aus den Abſcherverſuchen: „Die Feftigkeit in der Richtung quer gegen die Faſern ift beim Aſtholz am Kleinften, beim Unterholz teils größer, teils Kleiner als beim Mittelholze; in der Richtung der Fafern ift die Fejtigfeit bei der Mehrzahl der Holzarten beim Mittelholze größer als beim Aft- und Unterholze, welch’ letztere ſich in dieſer Be- ziehung nahezu gleich ſtellen.“ Aus ſämtlichen Verfuhen von Mikolaſchek läßt fich folgender Schluß ziehen: „Nimmt man fpeziell auf die Feftigkeit Rückſicht, jo ergibt fich nachjtehende Reihe, wenn „die größte Feftigkeit vorangefegt wird: Aſtholz, Unterholz, Mittelholz. In Bezug auf „Elastizität, wenn die größte Elaftizität vorausgejegt wird: Ajtholz, Unterholz, Mittel- „holz, woraus das Schlußergebnis vefultiert, daß dem Holze von größerer Feitig- „keit auch die größere Eflaftizität zukommt“. Endlich zeigt fich, daß wegen der großen DVerjchiedenheit der Werte der Elaftizitätz- und Bruchgrenze, ſowie der Moduli für die verſchiedenen Holzarten eine jehr große Zahl von Verfuchen notwendig wäre, um entiprechende Mittelwerte aufjtellen zu können. 8 26. Die Verſuche Jenny's hatten den Zweck, die Claftizitäts- und Feſtigkeits— Eigenschaften dev ungarifchen Hölzer kennen zu lernen. Die Verſuche erſtreckten ſich auf die Ermittlung der Zug-, Drud- und Abjcherungsfeitigkeit der Buche, Tanne, Fichte und Lärche. In den tabellarisch zufammengeftellten Nejultaten dieſer Unterfuchungen find ange- —— J 1 Elaftigität und Feſtigteit $ 26. 155 i% geben: Einfendendes Forftamt, der Waldort, welchem das Holz entnommen wurde, die Bodenart, das Alter des Stammes, Fällungszeit und Anzahl der Jahresringe auf einen Boll, ferner die Abmeffungen der Probeftüde in Millimetern und die Mejultate der Ela u‘ ftigitäts- und feftigleits-Unterfuchhungen in kg pr. qmm. Letztere Daten geben wir ber Gleichförmigleit halber auf kg pr. gem umgerechnet. Eine Dishuffion der Verſuchsreſultate wurde von dem Berfuchsanfteller unterlaffen; von demſelben wurden mur die nadten Er gebniſſe der Mefjungen und Beſtimmungen der Elaftizitäts- und Feftigfeitsgrößen angegeben wie folgt: Tabelle IV. Ergebnifie —“ — — 1. 2 EEE BER EN ! Abider- Bugverjude Drudverfude verfucde Bugrihtung /! zur Faſerrichtung | Drudrichtung /l zur Faſerrichtungſ parallel zur Faſerrichtung —A Iebs, 3 — — * 8 Hi Fr ei a8 azr 2: 5 ’ . _ “ — — * 1. -P% En ü | 88 |Sulse 36 38 2seleen te e . 44 K Se = ns. = 3 Er > Er | Er Sri > 5 5 | = EZ ran us ® I ” . . / 508 | 127500 | 995 fıa.ss# 1 125400 | 381 65.8 571 | 154500 | 658 J19400| 64 | 62900 | 381 77.6 Bude h 519 92400 | 806 [19.400 | 77 | 66000 | 464 72.9 ha 575 | 114600 | 792 l19.685| 76 | 79700 407 70.5 6.328 — 1180200 | — 19.685 1238 | 60100 382 43.3 . « « > ol, 6894| 3%4 111600 | 514 j19.400 77 | 54100 888 31.5 6101| 418 | 107900 685 [19.478 141 78400 372 46.0 6.300 111000 524 |19.94 130 77900 835 36.1 19.089 181 | 108700 | 419 454 19.244 71 600 312 48.0 19244 78 | 58200 | 278 72 19.244 156 | 82400 | 338 470 18.857 | 65 100 | 477 >36 18.857 | 159 | 100 | 3% 62.2 18474 | 162 | 79600 | 478 629 19,556 | 77 | 98800 | 896 579 19478! 77 | 127400 598 482 19.089! 105 | 69600 | 550 50.0 19.478| 128 | 700 | 82 36.2 19.289 | 156 | 77900 | 395 36.7 19.289 | 156 69100 | 364 31.7 19400 129 | 65200 809 351 19.792) 101 MI | 879 38.0 19.322| 129 | 90600 | 8% 32.8 ift zu bemerfen, daß die erften 3 Holzarten, nämlich Buche, Tanne von dem Forftamte Fuccine (Kroatien) und die beiden leftangeführten Hölzer: Fichte, von dem Forftamte Hradel (Nordlarpathen) eingefandt wurden. Die wurden im Frühjahr, die leptgenannten im Herbſte gefällt. Das war ziemlich das gleiche (120 Jahre). Nebſt diejen Verſuchen hatte ty gleichzeitig noch an zwei Holzarten, nämlich an der Fichte und Tanne, aus Sieben- burge der Marmaros und den Weſt- und Oſtlarpathen ſtammend, die Elaſtizuat und - Seitigleit erhoben, und zwar wieder in Bezug auf Zug, Drud und Abſcherung. Diefe Re— 156 VII. Erner, Die tedhnifchen Eigenjchaften der Hölzer. fultate, welche fi auf je 25 Probeſtücke der beiden Holzarten bezogen, hier in extenso anzuführen, würde uns zu viel Raum often; wir verweifen in diefer Beziehung auf die oben zitierte Quelle. Nachdem wir aber e3 hier mit Refultaten zu thun haben, welche unter gleihartigen Ver— hältniffen und überdies in großer Anzahl von Probeftüden derjelben Holzart gewonnen wurden, jo ift man berechtigt, Mittelwerte abzuleiten. So ift die nachfolgende Tabelle entjtanden. Tabelle V. 7 _ Mittelwerte *') der Zugverſuche Druckverſuche Bee /! zur Fafer / zur Fafer Il zur Safer IR Bzw El, 2: Spa E25 Sulers Eu age 238 Provenienz. Holzart. „| PRu — 28% — E82 EER| SATESA ESA ESS —— ES a2 bi Eunls ms m |eRu "rom B 4) a a 8 zB 3 lo 5 A f (| Buche | 565 |122250 | sı3 | 88 | 83650| 391 | 717 Kroatien | Tanne | 369 | 115175 | 558 | 119 | 67625, 354 39.2 i Fichte 372 | 117350 | 596 | 114 77975 | 337 43.2 — [| Lärche | 312130820 551 | 114 | 88933 | 446 55.8 Nordtarpathen. Zichte | 288 | s9967| Ass | 133 me 36 | 347 Siebenbürgen Marmaros | Fichte 310 | 115392 | 494 | 220 | 127565 , 363 42.0 Dft- und Weft- Tanne | 336 | 115531 | 426 | 209 | 104970 | 357 40.2 farpathen | Hieraus geht hervor, daß die Fichte aus Kroatien hinſichtlich der Zug- und Abjcher- fejtigfeit den anderen ungarischen Fichtenhölzern überlegen ift; dagegen hat das Sieben- bürger Fichtenholz ſowohl in Bezug auf die Drud- als auch auf die Abjcherfejtigfeit gegen- über den anderen Fichtenhölzern den Vorrang. Das gleiche gilt von dem kroatiſchen Tannenholz. Dasjelbe ift Hinfichtlih der Zug- feitigfeit jenem aus Siebenbürgen vorzuziehen, während letzteres hinfichtlic der Drudfeitig- feit dem kroatiſchen Tannenholze überlegen ift. Die Abjcherfeftigkeit diefer beiden Tannen- hölzer kann nahezu als völlig übereinstimmend angejehen werden. Die aus verjchiedenen Gegenden Ungarns eingefandten Fihtenhölzer würden in Bezug auf ihre Zugfeftigkeit wie folgt beurteilt werden können: Die größte Zugfeftigfeit kommt dem kroatiſchen Fichtenholze zu, in zweiter Linie fteht jenes aus Siebenbürgen, während das Fichtenholz aus den Nordfarpathen das mindeſtwertige ift; die größte Drudfeftigfeit zeigte hingegen das aus Siebenbürgen ſtammende Fichtenholz, winderwertig erfcheint jenes aus den Nordfarpathen, und in letzter Reihe jteht das aus Kroatien jtammende Fichtenholz. — Die Abſcherfeſtigkeit des Fichtenholzes aus den Nordfarpathen fteht gegenüber den beiden anderen Fichtenhölzern beträchtlich zurück, während dieſen Hölzern nahezu die gleiche Abſcherfeſtigkeit zukommt. Wiirde man die aus den verjchiedenen Gegenden Ungarns eingejandten Fichtenhölzer mit den Tannenhölzern Hinfichtlih ihrer Fejtigfeit vergleichen, jo gelangte man zu dem 3l) Die erften fünf Horizontal-KRolumnen find aus der Tabelle 1V gerechnet, die zwei legten ergeben fi) aus Daten der Jenny'ſchen Arbeit, welde hier nicht reproduziert find. Elaftizität und Feſtigleit. 8 27. 157 Nefultate, daß zwiſchen diefen Holzarten, alſo zwiſchen dem ungar. Fichten» und dem ungar. Tannenholze, nur ein ſehr geringer Unterſchied befteht. Fichtenholz hat eine eiwas größere - Bugfeftigleit (zirla 3,5%.) als das Tannenholz, diejes aber eine größere Drudfeftigfeit (sirka 2%.) als das Fichtenholz ; hingegen ift die Abſcherfeſtigleit beider Holzgattungen gleich. Was das aus den Norblarpathen ftammende Lärchenholz betrifft, fo muß her vorgehoben werben, daß dieſes hinſichtlich feiner Drud- und Abſcherfeſtigleit den fämtlichen unterfuchten Fichten» und Tannenhölzern voranfteht; in Bezug auf die Augfeftigfeit des Larchenholzes jedoch geht hervor, daß diefes, wenn auch nicht bedeutend, hinter der Zug feftigleit des kroatiſchen Fichten» und Tannenholzes zurüdbleibt. Dagegen übertrifft das Buchenholz binfichtlih der Zug und Abicherfeftigteit alle unterfuchten Hölzer, Hinfichtlich feiner Drudfeftigkeit wird diefes von dem Lärchenholze Ob biefe Unterfchiebe vorzugsweife den verſchiedenen Bodenverhältnifien zuzuſchreiben find, ann zwar mit Grund vermutet, nicht aber beftimmt behauptet werden, ſchon deshalb nicht, weil die Fällungszeit der Hölzer eine verſchiedene war und der Feuchtigleitsgehalt der Probeftüde leider gar nicht in Betracht gezogen wurde. 8 27. Ueber die rüdwirkende Feſtigkeit des Notbudhenholzes bat ®. 5. Erner in feinen „Studien über das Rotbuchenholz“ weitgehende Verjuche ange ftellt, welche den Bwed hatten, dieje Feſtigleit in Beziehung auf den Einfluß der Höhenlage des Holzes im Stamme jelbft und ferner jenen Einfluß auf die Feſtigleit fenmen zu lernen, welchen die nad den 4 Haupt-Weltgegenden verſchiedenen Himatiichen Verhältniſſe nehmen. Die Erner’ichen Verſuche, welche fih u. a. aud auf die Ermittlung des ſpezifiſchen Grm» und Trodengetwichtes, ſowie auf die Schwindung des Rotbuchenholzes erftredten, wurden an einer in der Nähe von Vorder-Hainbach (Wiener- Wald) gefällten 130jährigen Notbuche vorgenommen. Die zur Erprobung beftimmten Eylinder hatten einen Durch mefjer von 40 mm und eine Länge von 80 mm; diefelben wurden gleich altem Holze ent En — So wurden unzweifelhaft dem Splintholze angehörige Probecylinder (mit a bezeichnet) ge wonnen, bei denen der gegen die Aufenjeite des Baumes gelegene Teil der Probecylinder mit dem im Jahre 1869 entitandenen Holze begann, und ſomit gehörten dieſe Zylinder gleihalterigem, unter gleichen Mimatiichen Verhältniſſen entftandenem Holze an. Die zweite Serie von Probecylindern (mit b bezeichnet) wurde aus jenem Teile des Stammes ent nommen, bei welchem der 42. Jahrring als Anfangspunft für die Gewinnung der Probe diente, aljo aus jenem Holze beitand, welches nicht jpäter als 42 Jahre vor der entftanden war. Auch dieje Eylinder gehörten noch dem Splintholze an. Die von Probechlindern endlich (mit © bezeichnet) wurde jenem Teile des Stamm entno ‚ bei weldyem der 80. Jahrring, von der Aufenjeite des Baumes gezählt, begann. Die Probecylinder c enthielten häufig ſchon zum Teile deutlich erkenn lz. ganze Schaft der Rotbuche wurde in Stüde von 2 Metern Länge zerſchnitten und fo ergaben ſich 10 jehr regelmäßig cylindriſch geitaltete Abſchnitte, welche mit römi ſchen Ziffern bezeichnet wurden. Von den Walzen I bis VI zweigten noch Meine Aeſte ab, die Walze IX bezeichnete jo recht den Anfang der Kronenentwidlung. Von der Walze X weigten 4 Aeſte ab, oberhalb der Walze X gabelte fi) der Stamm im zwei ziemlich gleich flarte Teile, diefer Stammteil wurde mit XI bezeichnet. Von jeder Walze wurde an deren wen Teile eine Scheibe herausgenommen und zur Anfertigung der Brobecylinder bemügt. Siezu muß; bemerkt werden, daf das mittlere ſpeziſiſche Gewicht des grünen (friichen) Stammbolzes zu 0,945 gefunden wurde, während das mittlere fpezifiche Trodengewicht des Stammes zu 0,694 angegeben wird. 158 VII. Erner, Die techniſchen Eigenschaften der Hölzer. Die nachjtehende Tabelle gibt eine Ueberſicht der Drudfeftigfeit pro gem jener zur Bejtimmung des Trodengewichtes verwendeten Probecylinder, Tabelle VI. Rotbuche | Rückwirkende Feftigfeit in kg pr. gem | Mittelwerte Er F J | | | us „3 Mittlere Seftigfeit der 222,385 Now Oſt Süd Weſt 33—3. Probe⸗Cylinder 258 —— in kg pr. gem sserar| NER I, re Se EIER: BET. * = NUN > ne keonpallıkn| 1° Kroll 2a | ® I 0.5 1547518 597|601 575 59116131589 615 627616 643] 594 597 575 | 612 II 2.5 1602574 6301685, — 6331582 592 6421569 584 5831 607 610 583 622 III 4.5 643. 618 — | — 605) — |570 608 595 594548 613] 599 | 602 595 604 Iv | 6.5 |496| — | — [510 52515861547) — — [616158816077 559 | 542 | 557 | 597 V 8.5 1604 5725181593 588| — 1603 567) — | — 1565. 5339| 572 599 573 | 529 VI | 10.5 1554568 — [589 580 —- 1663 533 — (564, 587| — 580 593 567 — VIT | 12.5 593 589 — 1592| —- I2 560 >| — 1611| — | — 583 589 51 | — VilI | 14.5 kassn — — 592 — — — 5531589| — 575 | 561 | 584 | — IX \ 16.5 5860| 215881547 — 1505, See 550 , 584 | 533 — x | 185 16091 = — 615 — | — 20 | — er || er | en | — | — xt | 20.5 bssel I | ]s50 ZI IF | ss a Een di dieſer Ueberficht geht hervor, daß die geringften Druckfeftigfeiten die Probe- cylinder IV N, und IV O, mit 496 bezw. 510 kg, die höchfte der Cylinder II O,„ mit 685 Kilogramm pro gem zeigten. Eine Relation zwiſchen der Drucfejtigfeit und der Höhe im Baume konnte nicht erfannt werden. Der Vergleich zwifchen den a-, b- und e-Ningen der Scheibe ergibt, daß das der Baumachje zunächt Liegende Holz die höchjte rückwirkende Feſtigkeit zeigte, die geringfte zeigte Das der Duerfchnittslage b entnommene Holz, während das äußerſte Splintholz Hinfichtlich feiner rückwirkenden Feſtigkeit in der Mitte, richtiger näher dem Werte für das Kernholz liegt. Auffallend ift endlich, daß die niedrigjte rück— wirkende Fejtigfeit bei der höchſten Stelle an den einzelnen Holzringen bemerkt wurde. Da diejes Sinfen ganz unvermittelt auftrat und dafür ein plaufibler Grund auch nicht aufge- finden werden kann, im Gegenteil die hier nicht weiter angeführten hohen Ziffern für das Aſt- und Wipfelholz der Annahme, daß die Feftigfeit mit der Höhe abnimmt, widerjpre- chen, muß wohl diefe Erjcheinung einem zufälligen Zufammentreffen nicht bekannter Um— Stände zugejchrieben werden. In Beziehung auf die Bewegung "der rückwirkenden Feſtigkeit hinfichtlich der Lage des Holzes nach den Weltgegenden wurde gefunden, daß das Marimum der Fejtigkeit gegen Djten, eime ihr zunächſt ftehende gegen Weften und eine minimale gegen Süden lag, doch kann auch diejes Datum nicht Anspruch darauf machen, zu weiteren Schlüffen zu berechtigen. Wichtiger it die bei dem Bruche der einzelnen Cylinder beobachtete Erjcheinung, daß diefe in der Richtung der Markjtrahlen eine bedeutend höhere Feftigkeit zeigen, als im Sinne der Sahrringe. Die jämtlichen Probecylinder find nämlich immer jo gebrochen, daß die herausgedrückten Holzteile in der Richtung der kurzen Achje der Querſchnitts— Eilinie (2), alſo in der Nichtung der Sehne zu den Jahrringen heraustreten. Bezüglich der rückwirkenden Feftigfeit des in neuejter Zeit vielfach (namentlich im Schiffbau) in Anwendung kommenden Teafholzes geben wir im nachjtehenden die Re— fultate ?°), welche fir die Drudfejtigteit im E. E See-Arjenal zu Bola gewonnen wurden. Zur Unterfuchung gelangten zweierlei Arten des Teakholzes, nämlich joldhes aus Java und aus Indien (Feitland). Die Probeftiide waren würfelförmig bearbeitet von 25 Millimeter, rejpective 100 Millimeter Se nlönge 2 Siehe Mitteilungen des Technologijhen Gemwerbe-Mufeums in Wien, No. 61. Jahr: gang 188 u... Elaftizität und Feſtigleit. $ 27. 159 4 Als Mittelwerte *8 ſich für die Drudfeftigfeiten pr. gem: 4 en pi Bafer 152 kg, parallel zur daſer 430 kg bei Probeftüden von 25 Milli. ent jur ale 188 kg, parallel zur Faſer 354 kg bei Brobeftüden von 100 Milli. ür Ei 2 remis: b 240 kg, parallel zur Faſer 496 kg bei 25 Millimeter Probeftüden; Ko Er * 151 kg, parallel zur Faſer 387 kg bei 100 Millimeter Brobeftüden. „daß das javaniſche Teakholz gegen das indiſche in der Drudfeitig- fit (nl hate m 9—- Ds lo en Die — — des peziſiſchen Gewichtes, folgendes er r Ale tele UOTE NTHe Fr — aus Judien: —** Gewicht 0.697. — ae ehalt 11.29%.. t 115 „ ihengehalt 1.38, j Itaten ergibt fich, daß die beiden Holsgattungen in Bezug” auf fpezifiiches Ihengehalt als nahezu gleichwertig zu betrachten jind. — auch an jene —E erinnert werden, die wir über mehrere der wid) nt den & Ber mo —— Hehlotel an —— yo madıten””), in der auch einige Zahlen be- t enthalten jin Ude die —— und Drugfeſtigkeit des Ailanthus-Holyes") (Götter — — — ucht von Ingenieur G. Laubod, liegen die nachſtehenden Daten vor. ——— g verwendete Stamm - Abichmitt zeigte ein Alter von 26 Jahren (Brenn rein). Vpeaif: Gewicht bes Heli wurde mit 0.69 erhoben. Zur Ermittlung eftigteits-Eigenihaften dienten im ganzen 22 Probeftüde. a) Drudfeftigkeit. en iR, We feit des Holzes fowohl / als auch 1 zu dem fraf tennen zu —* ſo wurde rauf Rüdjicht — J— i die bier folgendes bem che Eylinder, wel * dee Deuäpot A u Er ER unterzogen wurden, wurden derart nierten Stammſcheibe gewonnen, jo daß jeder Bee vn —— in j * Bitte enthielt. Der Durchmefler der Eylinder betrug Sodann wurden aus der —— 2 welche als Dide den Durchmeſſer der Eylinder e Eylinder —— — ie pr den ı, resringen der Drudprobe wurden. 5 * aus der a eiſe geichnitten, daß die des Evlinders * eh “ana ift = deshalb kürzer angefertigt J mußten, da eine te date en 1 verfeiben von 100 Millimeter aus dem Grunde unzuläfiig war, nt vom Stern“ — ar ng chen nicht als „völlig frei vom Splint“, als anderjeite Die hen gabe Do Eylinders enthielt den 15. Jahresrin je wurde ei a ur ur Unterfuchung gelangten Probeſtüde —* ee 284 nicht außer acht zu laſſen iſt, da be— Baus im vn Ay eine hiedenheit der techniichen Eigenſchaften wurden einer mögli enauen Bearbeitung unterzogen und die Ver- auf die Ermittlung der Drudfeftigleit // und | zur Faſer. Die Drudjläcen und die ug mahlich bis zur une 2gE gefeigert, bei welder eje konnte se für rjuchöftäd feftgeftellt fa fofort — Anzahl Kilogramm bende } ee —* 5* fi —— ange Yeiger rt ber N} a n Par —— ee ce der Faſern. Es bilder ſich en Lage ab bängig iR von der inneren Beichaffenheit des Holzes, und häleniff en beeinflußt wird, Da die Verfuchsitäde ein *æ8 volllommen al, reipeftive gleiche Struktur zeigten, alfo 4. ®. Aeſte oder der vorhanden — fo traf die Bruchitelle bei allen Brobeftüden ziemlich nabe der S der und bei ‚ tweldhe £ ** der — iterwrin mue y Hr nei er Werfaihung = 533 ü Pers: an jene von deformierten Prüfungsobjeften f gen — —* und ichen Bankeine zeigen. von Yeot, a garen! in ber „Defterreihiiden Ronatsirift Oce 3 Sehr Hey Ara Gewerbe : Muſeums in Wien, Ro. 62. Jahr: 160 VII. Erner, Die technifchen Eigenjchaften der Hölzer. Jene Eylinder, welche / zu den Faſern gedrüdt wurden, zeigten nach der Deformation eine parallele Verjchiebung ihrer Endflächen und zufolge deſſen eine einfach- oder zuweilen auch doppeltgefriimmte Linie al3 Kontur, welche dort am weitejten ausgebaucht ift, wo die Jahres- ringe die größte Breite bejigen. Die Belaftungen erfolgten — beſtimmter Grenzen, wobei ſtets die jeweilige Zu— ſammendrückung des Probeſtückes gemeſſen wurde, um die permanente und elaſtiſche Dehnung, reipective Kompreffion (Verkürzung) zu ermitteln. Nach jedesmaliger Belaftung erfolgte die Ent- laſtung und wurde die permanente Yujammendrüdung angegeben. Die auf den Quadrat-Zentimeter reduzierte Belaftung, bei welcher der Drud eintrat, aud) Drudfeftigkeit genannt, ergab: 1. // zu den Fafern 652 Kilogramm per Quadrat-Zentimeter (im Mittel) ; 2. L zu den Fajern 316 Kilogramm per Quadrat-Zentimeter (im Mittel), woraus hervorgeht, daß das Holz // zu den Fafern in Anjpruc genommen, circa das doppelte zu tragen vermag, gegenüber des in darauf jenkrechter Richtung beanjpruchten Holzes. Der Elaftizitäts-Modul wurde aus den Verfuchsergebniffen ermittelt unter Zugrundelegung der Formel — TREN — A’ wobei Al die Verkürzung der urfprünglichen Länge 1 für eine Belaftung P und F den Quer- ſchnitt bedeutet. Es ergab ich der Elaftizität3-Modul e—=721.76 // zur Faſer, e/— 50.02 Fi Die Elaſtizitäts-Grenze: E lag bei 538 Kilogranım per Quadrat-Zentimeter // zur Faſer, E " bei 77 " ” " 4 " ” Die bedeutenden Differenzen zwijchen der Beanjpruchung des Holzes in der Richtung der Jahresringe und in jener jenfrecht zu diefen, darf nicht überrafchen, um jo mehr, al3 ja das innere Gefüge der Hölzer darauf Hinweift, daß das Holz als ein in der Hauptjache aus Längs- fajern zufammengejegter Körper betrachtet werden muß und bekanntermaßen jeine größeren Fejtig- feits-Eigenschaften zeigt in der Beanjpruchung durch eine Kraft parallel dieſer Richtung. b) Biegungsfeftigfeit. Zur Ermittlung der Biegungsfeftigfeit wurden im ganzen fieben Verjuchsftüde verwendet, welche einen quadratiichen Querjchnitt von 30 auf 30 Millimeter zeigten, bei einer Stablänge von 300 Millimeter. Die Stützweite der Stäbe betrug 250 Millimeter. Einzelne Verjuche wurden derart ausgeführt, daß die Biegung des Stabes // zu den Faſern erfolgte, während bei drei Verfuchen die Biegung des Stabes | zur Richtung der Faſern vorgenommen wurde. Betreffs der Gewinnung der Stäbe aus dem Verfuchsftamm ſei hier mitgeteilt, daß die Mitte derjelben gleichfallg wie alle anderen Verjuchsjtüde den 15. Nahresring enthielten, aljo aus den gleichalterigen Teilen des Stammes entnommen wurden. Die Zerjtörung der Verſuchs— ftütcfe erfolgte ausnahmslos durch das Reigen der gejpannten Fajern. An den Stützpunkten des Stabes und dem Angriffspunft der Kraft waren nur geringe Komprefjionen des Holzes bemerkbar. Unmittelbar vor dem Eintreten des Bruches war ein mehr oder weniger deutlich wahrnehm- bares Neißen der gejpanntejten Faſern hörbar. Die Berechnung aus der gewonnenen VBerjuchsreihe ergab folgende Refultate: Nach den befannten Formeln 3 AsaRl 4 fbh® wurde die Biegungsipannung 8 in den äußerften Fafern und der Elaftizitätamodul = berechnet. Unter Zugrundelegung der Dimenjionen der Stäbe gehen obige Formeln über in => = und e= — Pu 482 F Die Biegungsipannung de, welche der Elaftizitäts-Grenze entipricht, liegt bei Dar 7. Pı wobei Pı die der Elaftizitäts-Grenze entjprechende Belaſtung bedeutet. Wird in diefe Formel ftatt Pı = Po geſetzt, d. h. jene Belaftung, welche das Eintreten des Bruches verurjacht, jo geht dieſe über in 1 do == 72 Po, twobei do gleichbedeutend ijt mit der Biegungsfeſtigkeit. Aus den VBerjuchs-Ergebnifjen folgten nachitehende Mittelwerte: Ne 7 Me Elaftizität und Freftigleit. 8 28. 161 ——6 N zur Fa ge — ug igfeit » = nf ramm per QDuabrat-Sentimeter; elaftiiche VBiegungs 2.= 98 Silogramm rat-Sentimeter; laftigitäts-Modul = 8 10 —— per Quadrat, gentimeier. Beaniprudung 1 sur faler: = „en Kilogramm, u Der Born gleit ei ı —* — 2** daß der Feuchtigleitagrad ber zur Unter— uchung gebrach ze * 102 ergab. Die Ermittlung des Waſſergehaltes erfolgte e rend jo langer Zeit, bis eine Gewichte Ab⸗ Ir höftüde während | 3 nahme * e 7 ur ae ef wurde erſuche darum handelte, ob das Nilanthusholz dem Benin * Ph en Ude In x. —2 fo ſoll hier noch folgende kurze Vetrach * Sonn und Quellmaß der beiden Hölzer ift nahezu übereinftimmend, weshalb nach tung hin die beiden Hölzer als gas qwertig betrachtet werben fönnen f An —— me —— Autoren über d ei nr des Eſchenholzes variiren got 705 = *. im Mittel alſo Kilogramm, während Nördiinger ie au goſeſt keit d der ei 884 Kilogramm angibt. Die gefundene mittlere Biegunge⸗ J a, ir des —32254 * . un ſich zu 1164 Kilogramm per gem, ift fomit um hi Br: als jene des j e Ängaben — * —* eit des Eichenholzes find nicht befannt, aus welchem Grunde ein ede —— Odlzern nach dieſer Richtung micht geführt n ng die von tms gefundenen ziemlich großen Werte daranf hin, dafı Iv das 18holg ei in Bezug auf Dru gleit faum gegenüber dem Eſchenholze zurüd Aus den gewonnenen Rejultaten — ohin mit Sicherheit geſchloſſen werden, daß das Allanthus zufolge feiner technif haften im allgemeinen mindeitens als gleichwert neinzelnen Fällen re als relativ befier wie Eihenholz be- zeichnet werden muß. $ 28. ee den Einfluß der Fällungszeit auf die Dauerhaftigkeit des Fichtenholzes hat Prof. Dr. E. Hartig Unterfuchungen durchgeführt, welche zur Beantwortung der Frage „in welchem Betrage vermindert ſich die Feſtigkeit der zu verſchiedenen Jahreszeiten gefällten Hölzer beim Liegen in freiem Sandboden“ führten. Das Verjuchsmaterial bildeten zwei Reihen von Stammiftüden, deren eine von der im Jahre 1868 erfolgten Füllung an in einem trodenen Sammlungsraum der St. Forſt akademie in Tharand aufbewahrt worden war und deren andere aus Schwellftüden be stand, welche während eines Zeitraumes von 6 Jahren aufrecht jtehend und bis zur oberen Nyon eingegraben in freiem Sandboden geftedt hatten, nach ihrer Aushebung jedoch auch t luftteodenen Zuftand übergeführt worden waren. Die Probeftüce der erjten Reihe er Selten die Bezeichnung „Luftholz*, die der zweiten Reihe „Faulholz“. Für jeden Fällungs monat ftanden 4 Probeftüde zur Verfügung und außerdem noch einige Stüde zur Vor nahme don Vorverſuchen. Bon lepteren wurden einige dazu benüßt, die Jerdrüdungs feftigfeit des Luftholges und des Faulholzes in der Richtung des Faſerlaufes zu er mitteln, unter Benüpung einer ftarten hydrauliſchen Schmiedeprefie. Es ergab ſich, daß ein Stüd Faulholz von 283 cm Höhe und 430,1 gem Querſchnitt bei einer Velaftung von 3.06 zerbrach, dagegen ein Stammftüd Lufthol; von 23,3 cm Höhe und 454,0 gem eine Belaftung von 227013 kg zur Zerftörung erforderte, woraus ſich die dung ſeſtigleit des Faulholzes zu 66 kg pro gem, des Luftholzes zu 500 kg pro gem it berechnet. Durch fechsjähriges Liegen in freiem Sande bat ſich ſonach die Herdrüdungsfeftigleit des Fichtenholzes auf *. des uripränglichen Wertes vermindert. \ a wird bemerkt, daß das Faulholz ſich in viel ftärferem Maße zerflüftet fand, als das pls, was fi) auch durch eine Vergleihung des aus Gewicht und Dimenfionen zu be Ipesifiichen Gewichtes ergab. Dasjelbe betrug beim Faulholz 0,357, beim Luft 0,5%, war alfo beim Faulbolz um 37,3% geringer als beim Luftbolz. d. herfe. I. 2 Mbtlg il 162 VIN. Exner, Die techniichen Eigenjchaften der Hölzer. Die Wahrnehmung, daß der Grad der Zerklüftung bei den verjchiedenen Faulholz- ſtücken, jelbft bei denen desjelben Monats, jehr verjchieden war umd die Erwägung, daß derjelbe von Zufälligfeiten in der Struftur ganz wejentlich bedingt wird, waren der Grund, daß don der Fetigfeitsprüfung der ganzen Stammftüde abgejehen wurde. Es wurden Eleinere Probeftücde und zwar Cylinder von 50 mm Durchmeſſer und 50 mm Höhe aus den BVBerfuchsftücen gewonnen. Die im Programme der Unterjuchung ") angedeutete Er- mittlung der relativen Feftigfeit mußte wegen der Bejchaffenheit des Faulholzes außer Be- tracht bleiben; dasjelbe Hatte zu lange Zeit im Boden gelegen, die Zerjtörung war zu jtarf vorgejchritten, als daß fich längere Stäbe von regelmäßiger Gejtalt und homogener Be- ichaffenheit daraus hätten herjtellen laffen. Die Meſſung der Drudfejtigfeit war durch den Umftand verhindert, daß eine jolche Feftigkeitsmafchine fehlte, und jo entſchloß ſich der Ber- juchsanfteller, die Zeritörung der Probeſtücke durch wiederholte Stöße mittelft eines aus befannter Höhe herabfallenden Gewichtes herbeizuführen, um entweder die bis zur gänz- lichen Zerftörung erforderliche Zahl gleichwertiger Stöße oder den aus der bleibenden Formänderung der Probeſtücke für eine gleiche Zahl von Schlägen zu ermittelnden Wider- ftand derſelben als Maß der Feitigkeit (Stoßfejtigfeit) zu betrachten. Der Schlagapparat beftand aus einer gußeijernen Chabotte mit Stahlambos von zufammen 258,84 kg und einem Geftell, in welchem ein gußeifernes Schlaggewicht bequem auf bejtimmte Höhe ge- hoben und plößlich herabfallen gelafjen werden konnte. Als angemefjenites Schlaggewicht für die Verjuche ergab fich dasjelbe zu 48,81 kg bei einer Fallhöhe von 0,375 Meter. Bei Anwendung desjelben führten nämlich 2—15 Schläge beim Faulholz und 10—35 Schläge beim Luftholz zur völligen Zerftörung. Von den mehr al3 300 vorgenommenen Berjuchen mußten viele verworfen werden, da eine tadelloje Bejchaffenheit der Probeſtücke nur ſchwer erreicht werden konnte. Als verwendbar konnten deshalb nur 141 Verſuche und zwar 70 für Faulholz und 71 für LuftHolz angefehen werben. Für die Vergleichung der Widerftandsfähigfeit von Faulholz und Luftholz wurden die nachfolgenden Momente benüßt: 1) die Zahl der Schläge bis zum Eintritt des erſten Langrifjes; 2) die Zahl der Schläge bis zur vollen Zerjtörung; 3) die mittlere Verkürzung des Probeſtückes pro Schlag; 4) der hieraus zu berechnende Widerftand des Materiales gegen bleibende Form— änderung, bezogen auf die Flächeneinheit und 5) das totale Arbeitsguantum, welches zur gänzlichen Zerftörung erforderlich war. Nach Beichaffenheit der Beobachtungsreihen erichien es nicht ratfam, irgend eines diefer Momente ın der Weile zu benügen, daß der Eintritt der Zerjtörung als Rriterium angejehen würde, denn es war bejonders bei dem Luftholz äußerſt ſchwierig anzugeben, nach welchem Schlage die Zerftörung als eingetreten anzujehen war; dagegen jchien der Beginn der Zerftörung an der vajcheren Zunahme dev Verkürzung des Probeſtückes ziem- lich Ficher erkennbar. Deshalb wurde für je zwei zujammengehörige Paare von Probe- ſtücken zunächft für das Faulholz aus der Zahl der Schläge und der totalen Verkürzung für den bezeichneten Moment der mittlere Widerjtand pro gem Auerjchnitt (Stoßfeſtigkeit K,) berechnet, ſodann für das Luftholz unter Berücjichtigung der gleichen Zahl von Schlägen diejelbe Rechnung durchgeführt (Stoßfejtigkeit des Luftholzes K,); ferner wurde der Quo— tient = gebildet, der um jo näher an die Einheit fällt, je widerjtandsfähiger das Holz fich) beim Liegen im freien Sand erwieſen hat. Sämtliche zur Unterfuchung gelangten Cylinder waren jorgfältig gemefjen und gewogen worden, in der Abficht, das jpezifiiche Gewicht zu ermitteln; es ergab fi) als Durchſchnittswert für das Faulholz 0.469, für 35) Siehe Band 19. ©. 165 des Tharander forftlihen Jahrbuches. Elaftizität und eftigleit. 8 29. 163 0.537. Auch der Waflergehalt der Probeftüde wurde beftimmt, wobei ſich | ee ergab für das Faulholz 13,1%, für das Luftholz 14.1”. Kr der nachfolgenden Tabelle find die für die einzelnen Fällungsmonate erzielten echichnittswerte des Widerftandes (Stoßfeftigfeit) in kg pro gem entbalten. J Tabelle VII. Formen. ] Euftholz Br ierftand Widerftand | — Fällungszeit der [x ge der | pr. gem Ks beftüde | in ke Kı —* A Le | u , 706 | 7 149 0.487 7 1096 4 | 1821 0.676 7 | 6 | 1267 0.368 —— 4 | 5 1008 0.552 2 6 775 5 1458 1 0.582 Sy E —— 6 466 8 1374 0.339 ARE le - 362 » | 1 0.382 a 5 578 5 1118 0,517 ER 2 345 2 946 0.365 1° 6 682 | 7 1138 0,590 ; 5 481 6 | 1120 0.385 6 601 7 867 0.098 Die in der * Kolumne lan gohlen ſtellen nun leider nicht, wie der Ver uchsanſteller nach der aufgewendeten Sorgfalt erwartet hatte, ein Mares Geſetz unzweifel aft ft dar; Er fällt der niedrigite Wert der verhältnismäßigen Feitigfeit (0,332) auf einen (Juli), der höchſte Wert (0,698) auf einen Wintermonat (Dezember); auch) t der Dur nittswert der für die Frühjahrs- und Sommermonate (April bis Sep Bahlen um 17.6% niedriger, als derjenige für die Herbit- und Winter je (Oltober bis März), nämlich 0.439 gegen 0.533; auch läßt eine graphische Auf- g die Vorftellung von einem Wellenzuge entfichen, defien Thal auf Juni und Juli, * auf Dezember und Januar fällt. Gleichwohl iſt nach Beſchaffenheit der \ ahlen nicht mit Beftimmtheit zu behaupten, daß die Unterfuchung die Wintermonate r di Füllung des Fichtenholzes als den Sommermonaten überlegen — hätte; m bei der grofien Zahl von Einzelverſuchen, die für jeden Wert von * herbeige zogen 1 und mit Rücſicht darauf, daß die Natur feine Sprünge kennt, * die 12 er» ttelten Duotientenwerte einen ftetigen Verlauf nehmen müſſen. Hartig verweist ferner n Echte feiner Abhandlung darauf, daß, um ganz fichere Mittelwerte zu gewinnen, t auf die vielen Faktoren, welche bei der Yöfung diejer Frage mit hereinzu "ielen, die Unterfuhung auf noch bedeutend mehr Verſuchsſtücke hätte ausgedehnt RR 29. Tetmajer in Zürich bat eine Reihe von Unterjuchungen der Clajtizitäte Verhältniſſe der ſchweizeriſchen Bauhölger durchgeführt. Für die Aufitel Berjuhsprogrammes waren folgende Gefichtspunfte maßgebend: einerjeits ſollten tenten fejtgeftellt werden, welche zur Dimenfionierung bei Holz erforderlich find, anderfeits aber follten im möglichft eingehender und um x Bit die Feſtigleitsverhaltniſſe der verichiedenen Teile des Stammes umd joweit aud ihre Abhängigfeit von Mimatiichen und geognoftiihen Verbältniiien Mar Zur Ermittelung der Feitigfeitsverhältnifie wurden Hug, Drud-, Knidungs , Scher Viege-Proben an Führe, Weißtanne, Rottanne, Lärche, Eiche und Buche vorgenommen. 1,» —* 4 * * J 164 VII. Erner, Die tehniihen Eigenſchaften der Hölzer. Zum Behufe der Erforjchung des Einflufjes klimatiſcher und geognoftiicher Verhält- niffe des Standortes wurden die Verſuche ausgedehnt: auf Nord- und Sitdgehänge, auf Höhenlagen von unter und über 1300 Meter und auf Molafje-, Kalt, Thonſchiefer- und Granit- reſp. Gneißböden. Die Fällungszeit der Berfuchshölzer war der Monat De- zember, das zur Unterfuchung gelangte Holz wurde der Stammmitte, d. h. der halben Höhe bis zur Krone gerechnet, entnommen. Mit Ausſchluß der VBerjuhsproben für die Zug- feftigfeit gelangten durchweg prismatiſche Balken von quadratiichem Duerjchnitt mit 10cm Seitenlänge zur Unterjuchung. Zur Ermittlung der Zähigfeitsverhältniffe des Holzes, worüber forrefte Ausdrüde noch fajt gänzlich fehlten, wählte Tetmahyer die Biegungsarbeit, und zwar deshalb, weil die Widerftandsfähigfeit des Holzes gegen Biegung in’ den Bauwerken eine bejonvere Be- deutung annimmt und vorzugsweiſe aber deshalb, weil die Deformation relativ erheblich, die Beitimmung der Elemente des Arbeitsdiagrammes eine ficherere und eraftere ift, als dies unter Zugrundelegung der Deformationsarbeit irgend einer anderen Feſtigkeitsart mög- lich ſchien. Mit Rückſicht darauf, daß die Qualitätsbejtimmung des Holzes von dem je- weiligen Feuchtigfeitsgehalt desjelben abhängig ift, wurden parallel den Biegungsproben Berjuche zur Feittellung des Wafjergehaltes der der Biegung unterworfenen VBerjuchsob- jette ausgeführt.“ Bon der Beitimmung des Feuchtigfeitsgrades der Verſuchsobjekte der Bug-, Drud-, Knickungs- und Scherfeftigfeit mußte wegen der großen Anzahl von Ver- juchsftücen Abftand genommen werden. Im Ganzen gelangten 660 Verſuche zur Durch— führung und zwar fielen: 9 Verſuchs⸗Serien auf die Weißtanne — 3 Serien von über, 6 Serien von unter 1300 Meter über dem Mleeresipiegel erwachjenem Holze; 11 Berfuchg-Serien auf die Nottanne — 5 Serien von über, 6 Serien von unter 1300 Meter über dem Meeresipiegel; 2 Berjuchs-Serien auf die Föhre — 2 Serien von unter 1300 m ü. d. M.; 5 Berfuchs-Serien auf die Lärche — 3 Serien von über, 2 Serien von unter 1300 m ü. d. M.; 2 Berjuchs-Serien auf die Eiche, gewachjen unter 1300 m ü. d. M.; 1 Berjuchs-Serie auf die Buche, gewachjen ımter 1300 m ü. d. M. Zur Beurteilung des Einflufjes der Höhenlage des Standortes auf die Holzqualität fonnte dem vorjtchenden Programme gemäß umter den div. Holzarten nur die Weiß- und Nottanne herangezogen werden, während der Einfluß der geognoftiichen Verhältniffe, des Wachstums 2c. troß des namhaften Umfanges diejer Arbeit mit Sicherheit nicht erledigt werden konnte, Uebergehend zur Beranftaltung dev Verſuche ijt hervorzuheben, daß die Zugfeftig- feit der Hölzer an Bauſchinger'ſchen Normaljtäben gewonnen wurde, welche eine Schaftdide von 0.5—0.7 em bei einer Breite von 3—4 em hatten. Die Drudfeftigfeit in der Faferrichtung wurde an Würfeln von ca. 10 cm Kanten— länge ermittelt. Gelegentlich der Ausführung der Knickungs-Feſtigkeitsproben beabfichtigte der Ver- juchsanfteller den Prozeß, welcher hiebei eintritt, näher zu jtudieren, konnte dabei aber nicht zu einem pofitiven Nefultate gelangen und zwar deshalb nicht, weil die Heterogenität des Materials, vor allem der Einfluß der Aſtknoten hiebei hindernd in den Weg traten. &5 mußte don der Meſſung ver elaftiichen Verkürzung abgejehen werden umd wurden 50 em lange Prismen von 10 auf 10 cm Stärte als Probeſtücke verwendet. Zur Erhebung der Scherfeftigkeit wurden Platten von 10 auf 10 cm Duerjchnitt Elaftigität und Freftigfeit. 8 29. 165 und 4.5—5.5 em Dide benüßt. Die eine der Scheiben gehörte der Stamm-Mitte an, wäh rend die beiden anderen dem Reiſholz entnommen wurden, j Bu den Biegungsverfuchen wurden Balten von 10 auf 10 cm Duerfchnitt und 1,5 m Stüpweite verwendet. Die Beanipruchung erfolgte jentredht zu den Jahrringen. Sieht man von der Dauer des Holzes ab, jo bleibt als enticheidendes Moment bei re der Verwendbarkeit einer Holzart für bautechniiche Yiwede neben der Feſtig nur noch das Maß der durch ihre Zähigkeit bedingten Yeiftungsfähignkeit welche am beiten aus der Urbeitslapazität der Biegumngsfeftigleit be | t werben kann. Hiebei ift die fragliche Arbeitstapazität durch Ausmaß eines Dia nmes erhältlich, welches aus den bis zum Bruch gefteigerten Belaftungen umd zuge 1 Biegungen eines normalen Prüfungsobjeltes in der Art gebildet wird, daß man m emeiigen Biegungspfeil als Abſziſſe rechtwinklig die forreipondierende Belaftung als tate aufträgt und die jo gefundenen Punkte durch einen Linienzug verbindet. Der des jo fonftruierten Diagramms ftellt den Wert der Biegungsarbeit dar. Dieſe beit muß durch Schlag oder allmähliche gefteigerte Belaftung verrichtet werden, joll ein ch des Ballens erzielt werden. Bezeichnet man mit f, den Biegungspfeil des Baltens beim Bruch, mit B die Bruch— desjelben, jo ftellt das Produkt f,.B den Inhalt des, dem Biegungsdiagramme um been Rechteles dar. Ein Bruchteil diejes Inhalts gibt den Inhalt A der Arbeits welche man jomit durch A=nf,.B ausd 1 fann, worin n den Koeffizienten der Biegungsarbeit bezeichnet. Dieſer Koeffi ent iſt jelbft bei ein und berjelben Holzart nicht konftant. Derjelbe ändert ſich mit dem Hähigleitsgrabe des Materials, er ift deſto Heiner (finft bis auf 0,5), je geringer der Wrbeitswert, je größer der Grad der Sprödigfeit umd Brüchigfeit ift; umgelehrt wächſt We Wert des Koeffizienten mit zunehmender Zähigleit des Material und erreicht e Größe von 0.80.85. Da num n auch für Holz des gleihen Stammes jelbft näherungsweiie nicht als fon ſiant angejehen werden kann, jo ift auch weder die abjolute Größe des Biegungspfeiles noch das Produkt aus Biegungspfeil und Bruchkraft zur Qualitätsbejtimmung maßgebend und bleibt jomit nichts anderes übrig, als Fall für Fall den thatiächlichen Wert der Bie gungsarbeit A in tn cm ausgebrüdt der Beurteilung zugrumde zu legen. Am Schluffe dieſer Auseinanderjegung gelangt Tetmajer zu folgender Betradhtung: des Wertverhältnifies. der Bauhölzer unter einander ſowie zur Verglei 9 des Holzes aus verichiedenen Teilen des Stammes ift das Maß der Arbeitstapn in unter Bugrundelegung einheitlicher Prüfungsobjelte) maßgebend; diejelbe itellt durch Freftigfeit und gleichzeitige Zähigleit bedingte Zahl dar, die unter ſonſt gleichen ftänden ſich jowohl mit der Zähigfeit als anderjeits mit der Feitigfeit ändern fanır. ft das Holz fpröde, brüchig (db. h. elaftiich, feit, aber nicht zäbe — biegſam), jo wird m Arbeitswert gering ausfallen, umgekehrt fann das Arbeitsvermögen erheblich werden, enn das Material neben geringer Bruchfeftigkeit große Zähigfeit und Biegiamteit beſitzt —— der Biegungsarbeit wird aus der Vereinigung moglichſt großer Feſtigkeit und t vefultieren; es ericheint daher die Größe der Viegungsarbeit (A) als wohlbe Qualitatsmeſſer des Holzes. Beoor wir die Aufammenftellung der Tetmajer’ichen Verfuchsreiultate wiedergeben, len wir nicht verfäumen, jene Erfahrungen anzuführen, welche der Verjuchsaniteller gelogent dh der Mnichungsfeftigfeit gewonnen hat und fich auf die Feſtſtellung des Geiegesder Abnahme —— mit wachſender Prismenlänge bezogen. Gewöhnlich wird der Knidunge t k für variable Verhäftnifje der VBaltenlängen und Querſchnittabmeſſungen als ji y Pr 166 VII. Erner, Die techniſchen Eigenschaften der Hölzer. fonftant angenommen. Tetmajer iſt gelegentlich des Studiums dieſer Frage zu fol- genden Schlüffen gelangt: daß 1) die Druckfeftigkeit mit wachjender Länge der Balken ſich mehr oder weniger ſprungweiſe ändert; 2) die Knickungsgefahr bei Balfenlängen von fünf bis zehnfacher, ſchätzungsweiſe von achtfacher Querſchnittsbreite beginnt ; 3) die Abnahme der Druckfeftigfeit bei Balfenlängen von zehn- bis zwanzigfacher Duer- ſchnittsbreite unerheblich, jedoch faft ftetig wächſt. In der nun folgenden Tabelle führen wir nur jene Mittelwerte an, welche als Feftigfeitsfoeffizienten fir bautechnifche Zwecke Verwendung finden jollen. Darin bezeichnet: e in tn pro gem den Claftizitätsmodul; den Grenzmodul (fpeziell Tragkraft an der Elaft.-Grenze) ; 1 " ” ” " B vn nn den Feitigkeitsmodul für Zug, Drud und Biegung; jpeziell: Ben nm nn den Feftigfeitsmodul für das Stammzentrum (Mitteljtüc) ; Ben m nn den Feftigkeitsmodul für feitliches Holz (Seitenftüc) ; Bm» m m. den mittleren Feſtigkeitsmodul; FE Hy HH „den Schermodul für das Stammzentrum; % 4% rn nn. den Schermodul für feitlihes Holz; my.# nn den mittleren Schermodul; « die fpezifiiche Arbeit an der Elaftizitätsgrenze; A in tn em die Deformationsarbeit beim Bruch n in % ven Feuchtigfeitsgrad des Holzes. Tabelle VIII. fiehe Seite 167. Was die Feftigfeitsperhältniffe des Holzes an verjchiedenen Stellen des Querjchnittes betrifft, jo ergibt fich, daß das Holz der Stamm-Mitte ſelbſt bei Stämmen im Alter des vorgelegenen Berfuchgmaterials (80-100 Jahren) ſchwächer ift als das Reifholz ſeitlich der StammMitte (gleichviel ob aus Höhen über oder unter 1300 m ü. d. M.). Aus einer anderen Tabelle, bezüglich welcher wir der Naumöfonomie halber auf die Publikation des DVerjuchsanftellers verweijen müſſen, geht ferner hervor, daß die Nadel- Hölzer in der Stamm-Mitte ſowohl an Feftigfeit wie Zähigfeit als weſentlich minderwertig erſcheinen; jo ift z. B. die Biegungsfeftigfeit des feitlichen Holzes der Koniferen um 16%o, die Leiftungsfähigkeit um 39% größer als für die Stamm-Mltte. Nach ihren Feftigkeitsverhältniffen vangieren die geprüften Bauhölzer in folgender Weile: Ne. BZugfeftigleit Drudfeftigleit Scherfeftigfeit Biegungsfeftigfeit I Weißtanne Föhre Föhre Föhre Il Nottanne Rottanne Weißtanne Rottanne III Lärche Weißtanne Rottanne Weißtanne IV Föhre Lärche Lärche Lärche IM Eiche Buche Eiche Eiche VI Buche Eiche Buche Buche. Den kleinſten Arbeitswert zeigte die Führe. - bei einem Waffergehalt von 11— 20” (lufttrockenes Holz) 9 der Arbeitswert der Weißtanne um 19% größer; n " Arbeitswert der Buche dürfte ı „ Rottanne „ 26% „ Lärche „ Eiche eben jenem der Eiche jtehen. 66/0 97°/0 " ”" Setzt man denjelben — 1, jo erjcheint = DK # 167 Elaftizität und Feſtigleit. 8 29. u — „5891,8990,0080 HE LöIl — „0091 „2690 HZ’ go oai Ur 099 0090 2120 1766 rc 189 9190 FIzo otij Sic mL SLI 09° #870 9080 IEFWI| T’LI IS9 0090 Saz0 9azııl wor Fec B'ST 8a SEHO 0180 7ER 191 987 LFF0 9020 1806 61 31 SPI 00% 68F0 Haz0 Fe’ OST 86+ 90 Sea IEER SHIT 8° (6) 606 LER 60F0 8STO BycH |(d) 972 908 SeHo 6080 aus |) Hz are v7. 8800 880°0 6200 SL0°0 SL00 SL0°0 8.00 #200 0200 2900 9900 290°0 8900 8900 1900 1900 090°0 #900 1197d1lalaapo 2 Bann Sk © uy u 2 vr er quaßsnzjdnpnag uoa⸗oaqoq 99q aBjoju quuouunu wiuaoui;. — 081 0820 8820 06781 8090 1820 0T'S6 Er70 8080 S8TLI gr0 8180 Er6L cr 0280 8088 uk — neſbnelebunba nonne ANNK-UNUNS aoq uoa uabogap hung-nung a1q usb 1 2m 112781 lalsBundaıg 088°0 8880 7680 Er80 8CE0 6380 1280 @760 8120 9180 8850 7940 #080 90800000 Z01'0 09'891 80 RLOIOO00 SFT OL’ZOL ZIE0 79900000 2210 SFFII 8820 0800000 IETO os oli 8870 S8T0 6LEO 280 20200000 SITO 6T’OOI 9720 LIZ’O 6680 | 8280 6680000°0 HFT'O ossti | g % 4 5 OFET 0821 0.20 7960 6160 E6L'0 O1L’O 968°0 LEE'0 8090 #690 9180 8870 #790 soxo 08.0 3460 FIEO v880 8910 FTıs |) vs 8 g12 079 0870 2050 866 Bl SFr 09F0 68T 8906 gSI LEE 2870 TIEO 2288 OP LIFE HIFO BET Ber cB0 20 el — — — — — — — — 08L1 0760000 TESO 00081 6890 OTSLOOO BLFO oc soi #960 0860000 2680 FT’IEL E70] * — 1990 * = Bari" 9160 (6) 9801000 1970 ol oai = FOL 1690 2180 sETar ' »% pn . z “ pıg * * * Apıyz duuvuo auuviguag .. "aaa 168 VII. Erner, Die technischen Eigenschaften der Hölzer. Hinfichtlich der intereffanten Folgerungen, welche fich ergeben, ob das Holz unter oder über 1300 Meter ü. d. M. erwachjen ift, müſſen wir auf die höchſt beachtenswerte Publikation Tetmajer’s jelbjt verweisen. — $ 30. Die Unterfuchungen, welche Brof. Bauſchinger angeftellt hat, behandelten Hauptfächlich den Einfluß des Standortes und der Fällzeit auf die Elaftizität und Feftigkeit des Fichten- und Kiefernholzes. Als VBerjuchgmaterial dienten je 4 Stämme, welche 4 verschiedenen Standorten (Lichtenhof [L], Frankenhofen [F], Negenhütte [R] und Schlierjee [Sch]) entnommen und wovon je 2 Stämme im Sommer, die beiden anderen im Winter gefällt wurden. Bon dem Standort Lichtenhof wurde Kiefernholz (Führe), von den anderen drei Standorten Fichtenholz eingefandt. Die Bäume wurden 1,5 em über dem Boden ab- gefchnitten und aus jedem der jo gewonnenen 32 Abjchnitte ein Balken von möglichjt großem quadratiſchem Querſchnitt jo herausgenommen, daß der Kern ganz oder Doch nahezu in deſſen Mitte zu Liegen fam und die Querſchnittsſeiten parallel zur Süd-Nord, bezw. Dit- Weſt-Richtung liefen. Dieje Probeſtücke wurden auf Biegung unterfudht. Won den beim Ausschneiden jener Balken abgefallenen Schwartlingen wurden 50 em lange Stüde abge- jchnitten und hieraus Lamellen von 8 cm Breite und 2cm Dice gewonnen; dieſe Probe- ſtücke, welche dann noch weiter hergerichtet wurden, find der Zugsfeftigfeit unterworfen worden. Von den bei den Biegungsverjuchen erhaltenen beiven Bruchjtüden wurden jene Brobejtücde gewonnen, welche man zur Unterfuchung auf Zug-, Drud- und Abjcherungs- Seftigfeit. benötigte. Die zu den Biegungsperfuchen verivendeten 32 Balken hatten eine Spannweite von 250 em. Ihr Querſchnitt war möglichjt groß und ſchwankte zwifchen 15,2 cm Breite und 33,49 cm Höhe. Gelegentlich der Zufammenftellung der Nejultate gibt Bauſchinger auch die DBiegungsarbeit an, welche ſowohl als Maßftab für die Feitigfeit als auch zugleich für die Zähigkeit des betreffenden Holzſtückes dient. Bei Ausführung der Berfuche über die Zugfeftigteit Hat Bauſchinger fünf typifche Bruchfornen unterfchieden und folgendermaßen charakterifiert: kurz ftumpf; kurz zadig; blättrig; fajerig und langfaferig, und zugleich gefunden, daß in derjelben Reihenfolge, in welcher die Bruchformen aufgezählt find, von der Eleineren zur größeren auffteigend, in der Regel auch die Zugfetigkeiten der Probeſtücke ftehen. Die Drudverjuche wırden an Probeftüden von 9 X 9 em Querſchnitt und 15 cm Länge vorgenommen, während für die Abjcherungsverfuche Scheiben von 8 cm Dide zur Verfügung ftanden. Gelegentlich der Vornahme dieſer Verſuche hatte Baufchinger noch eine eigene Verſuchsreihe (an Fichtenholz) unternommen zu dem Zwede, den Beziehungen zwiſchen den mechanifchen und phyfifalifchen Eigenichaften des Holzes auf die Spur zu fommen. Zu diefem Ende wurden die Probeftüce auf 4 Trodenftufen, d. h. nach und nach durch allmähliches Austrocknen bis zu jenem Zuftand gebracht, wo das Holz an Luft von gleichbleibender Feuchtigkeit nichts mehr abgibt und feuchter oder trodener wird, je nach dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Hierauf wurde der Feuchtigfeitsgehalt der einzelnen Probeſtücke und die Feitigkeit derjelben ermittelt. i Wir müſſen uns darauf beichränten, die Hauptrefultate diefer höchſt inftruftiven Arbeit wiederzugeben, welche ich in folgendem ausdrücken: „Im großen und ganzen ift bei geringerem Fenchtigfeitsgehalt und größerem ſpezifiſchem Trockengewicht ein höherer Elaftizitätsmodul und eine größere Feftigkeit vorhanden, aber letztere Eigenfchaften unter- liegen noch anderen Einflüffen, die mindeftens ebenio mächtig find wie die Wirkungen der Feuchtigkeit und des fpezifiichen Gewichtes und folglich diefe ganz oder teilweije ver- Au av Elaftizität und Feſtigleit. & 80. 169 u de fen. Dieſe Einflüffe rühren natürlich von der örtlihen Beichaffenheit der Holzfubftan; in —— betr. Probeſtück oder an deſſen Bruchſtelle her, dieſes organiſchen Gebildes von ſeſter Holzmaſſe (Celluloſe, Lignin) mit Hohlräumen verſchiedener Art Poren, Höhlungen be elle ıc.), das fid) ſchon beim näheren Befichtigen eines Querſchnittes mit blofem { e, noch mehr aber bei der Beobachtung eines Dünnfchnittes unter dem Milroſtop von außerordentlich verſchiedener Beſchaffenheit zeigt, ſowohl innerhalb desjelben Querſchnittes als aud an gleichen Querſchnittsorten in verſchiedenen Höhenlagen desielben Stammes, wenn dieſe auch nur verhältnismäßig wenig, um 2—? Meter, von einander entfernt find.“ Bauſchinger hat nun eine Relation zwiſchen der Drudfeftigfeit und dem Feuchtig Be aufgeftellt und gefunden, daß er), tobei # die Druchkfeſtigleit beim Feuchtigfeitsgehalt + und #, diejenige bei einem niedrigeren Feuch gleitsgehalt 4, bezeichnet, welcher in der Nähe der Lufttrodene liegt. Die Konſtante ‚ wurde im Mittel zu 0,0866 gefunden. In ähnlicher Weiſe fand Bauſchinger den Zufammenhang zwiichen der Schub 4 feftigteit und dem Feuchtigkeitsgehalt aus der ähnlich gebauten Formel: varltite@r)), — + die Schubfeſtigleit beim Feuchtigleitsgehalt + und 7, diejenige beim Feuchtigleits gehalt ?, bezeichnet. Der Koeffizient » wurde zu 0,0430 ermittelt. Diefer Wert » ftinmt jo ziemlich mit jenem (A) für die Drudfeftigfeit überein. In Nachſtehendem geben wir die Mittelwerte der Verſuchsreſultate. Tabelle IX. fiehe Seite 170, Bezüglich der Reſultate und Folgerungen aus denjelben müſſen wir auf die Bauſchinger'ſche Arbeit jelbft verweifen, können aber nicht umbin, wenigitens die wid) figften derjelben hier anzuführen, da diefelben neue Peripektiven eröffnen. Bezuüglich der Zugfestigkeit wurde gefunden: „daß die Yugfeitigfeit unabhängig iſt von der ganzen Jahrringbreite, und nur bedingt ift von der Beichaffenheit der beiden Zonen und daher bei der faſt konftanten Beſchaffenheit der Frübjahrzone weſentlich abhängig von der Feftigkeit der Herbitzone und außerdem von der verhältnismäßigen Breite derjelben.“ Es hat ſich ferner ergeben, daß „eine dichte Herbitzone von großer verhältnismäfiger ‚Breite ftets eine große Zugfeftigleit (und Dichtigkeit), eine foder gewebte und verhältnis | dunne Herbſtzone aber ſtets eine geringere Feſtigleit (und Dichtigleit) des ganzen erichnittes zur Folge hat und daß die jo bedeutend geringere Feſtigleit der Kernſtücke ht fowohl von der großen Breite der Jahrringe, jondern vielmehr von der loderen Be affenheit und verhältnismäßig geringen Breite der Herbitzone berrührt.“ „Immer ift eine höhere Zugfeſtigleit von einem fajerigen Bruch, eine niedrigere von inem kurzen, ftumpfen oder zadigen Bruch begleitet.“ Die ungeheuere Mannigfaltigkeit, welche in der Anordnung der Faſern betreffs ihrer age neben» md hintereinander möglich ift, jcheint der Hauptgrund der großen Verichieden m zu jein, welche die Zugfeſtigleit innerhalb desjelben Stammes, ja innerhalb desjelben erſchnittes eines ſolchen zeigt.“ Außer den im anatomischen Bau des Holzes ſich ausiprechenden Verhältniſſen bat uch noch die eigentliche Holzſubſtanz ihrer Qualität, ihrer chemiſchen Zufammenichung ich Einfluß auf die Feitigkeit. Um diejer Frage näher zu kommen, wurden mehrere ſtücke auf ihren Lignim Gehalt und Gehalt an Eelluloje unterſucht und gefunden: „die Bugfeftigkeit nimmt mit dem Gehalt an Cellulofe zu und umgelehrt wird die jugfeftigkeit Meiner, wenn der Lignin-Gehalt wächst.“ N ignin scheint das Holz härter, ſpröder, widerjtandsfäbiger gegen Biegung zu 1, während die Bugfejtigkeit durch Ligninbildung verringert wird.“ “ 170 VII. Erner, Die technifhen Eigenschaften der Hölzer. Tabelle IX. Mittelwerte der ae Ne AS Fällzeit u | \ Sommer , I JR 0 Winter Holzart | Kiefer Fichte | Kiefer | Fichte N Lichten- Frauken-Regen- | Schlier: | Lichten- |Franken- | Regen- |Schlier - Standort | hof bofen | Hütte fee hof hofen | Hütte fee Glaftizitäts-Modul in at| 108000 | 110.000 1115.00] 73.000 | 103 000 | 116.000 1110.000 | 69 000 Elaſtizitäts-Grenze inat| 201 | 228 216 146 220 262 227 132 7 Biegungsfeftigkeit at .| 472 419 416 295 4531 | 451 446 257 Spezif. Gew. bei Luft- trodene : 0.50 0.45 0.46 0.355 0.55 0.45 0.43 0.375 Feuchtigfeitsgehalt in % | des Holzgewichtes .| 23 29 34 23.5 33 27 31 25 Zugverſuche. Mittlere Feſtigkeit der | | Umfang-Stücde in at | 1050 | 790 11030 700 750 | 1240| 960 | 580 Mittlere Fejtigfeit der | | Kern-Stüde in at .| 230 | 310 410 290 290 345 300 | 255 Mittlere Feltigkeit des | ganzen Dneriouitip | na 12 279027 0750 825 565 595 | 940 740 | 470 Drudverfude. Druckfeftigfeit fiir den | | ganz. Querſchnitt inati 281 | 246 | 234 162 319) 313 281 225 bei Feuchtigfeitsgehalt %o 19 | 20 27 20 26 17 20 19 Drudfeftigfeit für 10° | | | Feuchtigkeit (Luft- | | | trodene) nat. . | 37 335 | 379 222 504 393) 383 | 298 Abſcherungs-Verſuche // zur Safer. Schubfeftigkeit im Durch— | | | | meſſer in at . 43 | 41 38 32 49 51 49 38 \ Schubfejtigkeit im Qua Dat imat ... 46 417) 38 31 51 | 3a 4 | 3 Feuchtigfeitsgehalt in % ‚ | | | de3 Holagem. . .. | 25 38 | 38 28 | en 2 — Bezüglich der Fragen nach dem Einfluß des Bodens und der Fällzeit auf die Feſtig— feit gelangte Bauſchinger zu folgenden Rejultaten: 1) Die auf den Standorten Franfenhofen und Regenhütte erwachſenen Stämme haben ungefähr gleiche mittlere Zugfeftigfeit, etwas geringer ift diejenige der Kiefern von Lichten- hof und entſchieden die geringfte Feftigfeit Haben die breitringigen Fichtenftännme von Schlierjee. 2) Ein Einfluß der Fälleit ift bei Hölzern, die fürzere Zeit, etwa einen Monat nach ihrer Fällung geprüft werden, nicht zu erkennen. Der Elaftizitätsmodul für Zug vartiert ſehr bedeutend mit der Fejtigkeit; er nimmt mit der Feftigfeit zu und ab, doch in der Regel bei weitem nicht in demjelben Verhältnis wie dieſe. Die Elaſtizitätsgrenze für Zug fällt nahezu mit der Bruchgrenze zuſammen. Aus den Ergebniſſen über die Biegungsfeſtigkeit folgt, daß die Zahlen für die 5 Biegungsfeftigfeit ebenfalls von der zufälligen örtlichen Bejchaffenheit des Holzes, die inner- | halb desjelben Stammes jo jehr verjchieden jein kann, beeinflußt werden, wie diejenigen ; für die Zugfeftigfeit, wenn auch nicht in jo hohem Grade wie diefe. Ein Zuſammenhang \ Elaftizität und Feſtigleit. 8 30, 171 4 t den mechanischen Eigenichaften und der Dichtigfeit war hiebei nicht feftzuftellen, enigftens nicht mit Sicherheit. Aus den Mittelwerten ließen fich folgende Schlüffe ziehen : 4) Die auf den Standorten Franfenhofen und Negenhütte erwachſenen Stämme haben En faft gleichem jpezifiichem Gewichte ungefähr gleiche Qualität für die Beanipruchung auf g und werben von den in Lichtenhof gewachjenen Stämmen troß deren bedeutend gröheren fpezifiihem Gewichte kaum übertroffen; dagegen jtehen jenen die Schlieriecer Stämme bedeutend nad), ſowohl was die mechanischen Eigenichaften anbelangt, als auch betreffs bes ſpezifiſchen Gewichtes. 2) Ein Einfluß der Fällzeit iſt auch hier nicht zu konſtatieren. Bei den Druckverſuchen ift charakteriftiich, daf; die Ueberichreitung der Feſtigkeit ſeh ſcharf zu beobachten iſt, obwohl ein eigentlicher Bruch nicht ſtattfindet. Die Elaſtizi ——8 dagegen iſt bei Druckverſuchen in der Regel ſehr verſchwommen und der Elaſtizi tatsmodul wegen der großen Schwierigleiten einer völlig gleichmäßigen Verteilung des Drudes etwas unficher. Auch hier zeigte fich wieder, daf die Kernſtücke eine geringere Feſtigteit haben als die Seitenftüde. Ein Einfluß der Himmelsrichtung lief; ſich nicht prienmen, Ferner hat fich ergeben: 1) Die auf den Standorten Frankenhofen und Negenhütte erwachienen Stämme haben faft gleichem ſpez. Gewicht ungefähr gleiche mittlere Drucdfeftigkeiten und werden von ‚den in Lichtenhof gewachſenen Stämmen trotz deren größerer Dichtigkeit kaum übertroffen, Dagegen jtehen jenen die Schlierfeeer Stämme bedeutend nad). 2) Bei allen vier Standorten ift die Feitigfeit der im Winter gefällten Stämme größer als die der im Sommer gefällten, und zwar verhalten ſich beide Feſtigleiten im Aufttrodenen Zuftande im Mittel wie 1 : 1,22. Aus den Nefultaten der Abſcherverſuche geht hervor, daß die Schubfeftigkeit unabhängig von der Breite der Jahrringe und dafs fie im Kern am Heinften ift und von da aus bis zur Peripherie hin wächst. Sehr häufig ift fie aber nächſt dem Splint wieder Heiner als zwifchen dem Kern und diejem. Es konnte weder ein Einfluß der Himmelsrichtung auf die Schubfeftigfeit noch ein mtjchiedener Einfluß; der Höhenlage im Stamme abgeleitet werden. In ziemlicher Ueber einſtimm ag mit den bei der Druckfeſtigleit gefundenen Sägen ergab ſich auch bier: v 1) Die Schubfeftigkeit des Holzes längs der Faſer von den drei Standorten Lichten bof, Frantenhofen und Regenhütte ift mahezu die gleiche, die des Schlierjeeer Holzes aber weſentlich geringer. - 2) Die Schubfeftigkeit des im Winter gefällten Holzes ift größer als diejenige der stämme, welche im Sommer geſchlagen wurden, und zwar verhalten fich beide Feſtigleiten m Mittel wie 1: 1,27. In feiner Schlufbemerkung gibt Bauſchiuger auf die beiden Hauptfragen: Einflufi es Standortes und der Fällzeit auf die Elaftizitäts- und Feſtigkeits Eigenſchaften des üchten» und Kiefernholzes, folgende Antwort: U 1) Fichten» oder Kiefernftämme, welche bei gleichem Alter ungefähr gleichen Durch \ er haben, die aljo ungefähr gleich ſchnell gewachien find, haben, unabhängig vom Stand- te, ES gleichen mechanischen Eigenſchaften bei gleichem Feuchtigleitsgehalt. Stämme, bei gleichem Alter größeren Durchmeſſer, aljo breitere Jahrringe haben, ſchneller bien find, haben eine geringere Feitigfeit, al$ langſamer gewachiene. 9 Fichten» oder Kiefernftämme, welche im Winter gefällt wurden, haben, zwei bis Monate nad ihrer Füllung geprüft, unter jonft gleichen Umftänden eine um circa 6 größere Feſtigleit, als jolche, die im Sommer geichlagen werden. 172 VII. Erner, Die technijchen Eigenschaften der Hölzer. $ 31. Nebft diefer ausgezeichneten Arbeit, welhe Baufchinger im Jahre 1882 zur Durchführung brachte, hat derjelbe in neuefter Zeit in dem „jechzehnten Heft der Mittei- (ungen aus dem mechanisch-technischen Laboratorium der £. technischen Hochſchule in München 1887“ als Fortjegung dieſer Studie die Nefultate der Unterfuchungen über „die Ver— änderung der Feftigfeit des Nadelholzes nah dem Fällen“ publiziert. Dieje Arbeit hatte den Zwed, den Einfluß der Fällzeit und des Standortes auf die Dauer des Nadelholzes zu unterfuchen. Als Berjuchsmaterial wurden aus den zu Gebote ftehenden 32 Balfenftücen der oben zitierten Hölzer an möglichſt aftfreier Stelle zwei 15 em dide, vieredige Blatten unmittelbar nebeneinander herausgejchnitten, und bejchränfte ſich die Prü— fung dieſes Verſuchsmaterials auf die Ermittlung der Drucdfeftigkeit und des dabei vor- handenen Feuchtigkeitsgehaltes der Probeftücde. Das Material war 5 bezw. 4. Jahre im Freien gelagert und während diefer Zeit den Witterungsverhältniifen ausgejegt. Eine der beiden Platten wurde benüßt, um ein quadratiiches Prisma mit ca. 10 em Quer— ichnittSjeite zu gewinnen, welches in feiner Mitte den Kern enthielt; die andere Platte wurde durch zwei aufeinander jenfrecht ftehende und durch die Mitte des Kernes gehende Schnitte in 4 vechtwintelige Barallelepipede zerlegt, aus welchen Prismen gearbeitet wurden, deren Querſchnitt nahezu quadratiſch und deren Länge, parallel der Fafer, 1'/.mal jo groß als die kleinſte Dimenjion war. Um die Refultate fir das ſpezifiſche Gewicht und die Druckfeſtigkeit mit jenen Daten für frisch gefälltes Holz vergleichen zu fünnen, mußten alle auf den gleichen Feuchtigkeitsgehalt reduziert werden. Baufchinger wählte hiezu den Feuchtigfeitsgehalt der Lufttrodene = 10% des Gewichtes des feuchten oder d = 12°/, des Gewichtes des im Trodenofen getroefneten Holzes und benußte die Formel: 2=2, (140,006 (9 — 12) für die Dichtigfeit und ,=B (1-1.0,0366 (? — 10) für die Druckfeſtigkeit. Aus den jo erhaltenen Daten für das ſpezifiſche Gewicht und die Drudfeftigfeit ergab ih), daß die fpezifischen Gewichte teils gleich geblieben, teils ein wenig größer oder ein wenig Eleiner geworden find. Das Mittel aus 64 Zahlen für das jpezifiihe Gewicht des Holzes, 5 Jahre nach der Füllung, war 0,424 und das ſpezifiſche Gewicht des Holzes 3 Monate nach der Sana betrug 9,43; die Dichtigkeit ift alſo im ganzen faſt unver- ändert geblieben. Dagegen zeigt die Druckfeſtigkeit faſt durchweg eine und zwar meift jehr erhebliche Hgunahme; Ausnahmen finden nur da ftatt, two ſchon das äußere Anfehen des Probe- ſtückes beträchtliche Zeichen von Zerftörung durch Fäulnis zu erfennen gibt. Das An- faulen von geringerem Betrag vermag die Erhöhung dev Drudfeftigkeit nicht aufzuheben, jondern nur zu verringern. Um zu fehen, ob bei der Erhöhung der Drudfeftigkeit durch das Ablagen die im Sommer gefällten Stämme gegenüber den im Winter gefällten einen Unterjchied zeigen, hat Baufhinger für jeden der 4 Standorte die durchjchnittliche Druckfeſtigkeit des ganzen Querſchnittes wie folgt ermittelt: Durchſchnittliche Druckfeſtigkeit des ganzen Querſchnittes der Stämme von Lichtenhof B rantenhofen Regenhütte : 2 Schlierſee 20. | 5 Sabre 3 Monateſ 5 Jahre 3 Monate| 5 Jahre 3 Monatel 5 Iahre 13 —— Fällzeit — a 1. n. d. De d. Fällen Fällen Fällen | Fällen | Fällen \ Fällen Srlten Bill at | at ab at N at at | Sommer | 505 | 368 451° | 338 42 | 374 | a2 | ı Winter | 446 477 465 | 39. 46 | 376 336 | 298 nn U a Elaftizität und Freftigfeit. $ 92. : 173 Sieht man hierin von den im Winter gefällten Stämmen von Lichtenhof ab, bereit ide ſämtlich jo beträchtlich angefault waren, daß fie eine Verminderung der Drudfeftigkeit 1, jo folgt hieraus: ae Zunahme der Drudjejtigfeit ift bei den im Sommer gefällten Stämmen größer als bei den im Winter gefällten, jo daß die anfänglich, kurze Zeit nad) dem Fällen, ge änae: Drudfeftigleit der im Sommer gefällten Stämme diejenige der im Winter gefällten während des Ablagerns ganz oder nahezu einholt.“ Wie lange die hiedurc bewirkte Erhöhung der Drudfeftigkeit des Holzes dauert, im welcher Zeit diejelbe ein umzweifelhaft beftehendes Marımum erreicht, konnte durch die vorstehenden Werfuche nicht ermittelt werden. Sie zeigten nur die Erhöhung, welche nad) d. — b Ah kommt am Schluſſe feiner Arbeit unter Berücſſichtigung der weiter > * Reſultate zu dem Schluſſe, „daß die Erhöhung der Drudjejtigkeit durch Ablagen nicht über 1 Jahr hinaus, von der Fällzeit an gerechnet, dauere.“ 3 nl Außer diefen Unterfuchungen publizierte Bauſchinger in dem gleichen Hefte der Mit nt eine Arbeit „über die Elaftizität und Feſtigkeit verjhiedener Nadel ter, * als Folgerung des von ihm aufgeſtellten Satzes aufzufaſſen ſind, daß bei jenen Be n, bei denen es fich um die Durchſchnittsqualität eines Stammes handelt, wie bei den cagen über den Einfluß des Standortes, der Fällzeit zc., Drudverjuche, angeftellt an pi tischen Stüden von zirka 15 cm Länge und 8-10 cm Duerjcpnittsjeite am ficherjten dm Biele führen dürften. Bon dem Gedanken ausgehend, daß dem Hauptverwendungs fe entiprechend die wichtigjte Eigenſchaft des Holzes die Biegumngs-Elaftizität und Feſtig ki * war der Grundplan der folgenden Verſuche der, daß ein und demſelben Baum tamme Probeftüde für Biegungs- und Drudverjuche entnommen und die Nejultate dieſer Verfuche unter Verädfichtigung des Feuchtigleitszuftandes der Probeftüde unter ein ander verglichen werden follten. N Als Verſuchsmaterial dienten im ganzen 45 Stämme, welde 4 verichiedenen bay riſchen Revieren angehörten. Diefelben wurden 1 Meter über dem Boden abgeichnitten und es famen die 4 Meter langen Trumme zur Verwendung. Das gewonnene Verſuchs ’ al diente zur Erhebung der Drudfeftigfeit, des ſpez. Gewichtes und des Feuchtigkeits ſowie der VBiegungsElaftizität und Feſtigleit. Die Drudverfuche wurden an ganz friichem (nafiem) Holze, in getrodnetem Zuftande mdlichem Holze und an ganz oder doch nahezu Iufttrodenem Holze vorgenommen. Aus den Verjuchsrejultaten laſſen fich folgende Ergebniſſe anführen : Zunãchſt folgte wieder die Abhängigkeit der Drudfeftigkeit und des jpezifiichen Ge ſes dom Feuchtigkeitsgehalt, und zwar nimmt die Drudejtigfeit bei zunehmendem tigfeii alt anfangs raſcher, dann langjamer ab, ebenjo das fpezifiiche Gewicht bei 1 Feuchtigleitsgehalt. Begügtich des Sufammenhanges zwiſchen den Feitigfeits-Eigenichaften des Nadelholzes ib feinem anatomischen Bau hat Bauſchinger gelegentlich feiner erften Verſuche (fiche g. 160) den Sa aufgeftellt, daß eine dichte Herbit- oder Sommer-Zone der Jabrringe verhältnismäßig großer Breite im Vergleich zur Frübjabrszone eine große Zugfeſtig eine loder gewvebte und verhältnismäßig dünne (ichmale) Herbft- oder Sommerzone egen ſtets eine geringere Feſtigleit (umd Dichtigfeit) des ganzen Querſchnittes zur Folge . Ferner bat er gefunden, daß Stämme, welche bei gleichem Alter größeren Durd) fer, alſo breitere Jahrringe, haben, jchneller gewachſen find, eine geringere Feſtigleit als langſam gewachſene Stämme. Wohl traf dieje Annahme bei den damals unter- uchte Stämmen zu, doch iſt fie im allgemeinen nicht richtig. Aus den in Rede ftehenden derfuchen hat fich vielmehr ergeben, daf die verhältnismäßige Breite der Sommer- gegen- 174 VIII. Erner, Die technifchen Eigenschaften der Hölzer. über der Frühjahrszone von der ganzen Breite der Jahrringe unabhängig ift, daß größere verhältnismäßige Breiten der Sommerzone ſowohl bei weit- als bei engringigen Stämmen vortommen und ebenjo Kleinere verhältnismäßige Breiten. Hieraus folgte der Schluß, „daß die Qualität des Holzes, für welche feine Drucfejtigfeit maßgebend tft, mit der ganzen Breite der Sahrringe in feinem gejeglichen Zufammenhang ſtehe.“ Daß eine verhältnismäßig größere Breite der dichten Sommerzone auch eine größere Dichtigfeit des Holzes zur Folge hat, wurde Schon in den früheren Arbeiten Bauſchinger's hervorgehoben, und daß zwiſchen der Druckfeſtigkeit und dem ſpezifiſchen Gewicht bei einem bejtimmten Feuchtigkeits- gehalt ein inniger Zuſammenhang beftehe, bewies auch dieſe neue Arbeit. Als annähernder Ausdruck für die Abhängigkeit der Drucfejtigfeit vom fpezifiichen Gewicht bei 15% Feuchtig- feitsgehalt wurde folgende Gleichung gefunden: 5 = 10008 — 100, worin ß die Druckfeſtigkeit, & das jpezifiiche Gewicht bei dem Feuchtigfeitsgehalt von 15° bedeuten. Wenn man fih fragt, wonach die „Qualität“ des Holzes bezüglich jeiner mechanischen Eigenfchaften bei feiner bautechnischen Verwendung zu beurteilen jei, jo fommt dabei in erjter Linie die Biegungsfejtigkeit in Betracht, in zweiter die Drudfejtigfeit bei der Ver— wendung zu Säulen, Pfoſten ꝛc. Nun ift aber, wie dies die Verſuche bejtätigen, die Biegungsfeftigfeit und mit ihr auch die Biegungsarbeit, welch erjtere ja immer gerade an einer bejtimmten Stelle des Probeſtückes, im geführlichen Querfchnitt, überwunden wird, in außerordentlichem Grade abhängig von den Einflüjfen, welche bejonders Aeſte an over in der Nähe jener Stelle ausüben, jo daß zwei Stämme von im ganzen gleicher Qualität bei dem Verſuche jehr verjchtedene Biegungsfeftigfeit und Biegungsarbeit ergeben können. Eine ähnliche Bewandtnis hat es mit der Claftizitätsgrenze, wozu noch kommt, daß dieſe immerhin nur ziemlich unficher zu bejtimmen ift. Dagegen zeigt das Holz, daß jein Ela- ftizitätsmodul, ſowohl jener fir Zug als auch der fir Drud und Biegung, in hohem Grade mit dieſen Fejtigfeitseigenfchaften veränderlich ift, mit ihnen fteigt und fällt. Da nun der Elaftizitätsmodul von der Qualität des ganzen Probeftücdes abhängig ift und innerhalb ver Elaftizitätsgrenze ermittelt wird, alſo einer Grenze, innerhalb deren nur das Material in Wirklichkeit angeftvengt wird, jo hält Bauſchinger dieſen um fo eher geeignet als Maßſtab für die Beurteilung der Qualität, als er duch Biegungsverjuche leicht mit ge- nigender Sicherheit bejtimmt werden fann. Um die Nichtigkeit diefer Anficht zu prüfen, hat Baufchinger feiner Arbeit eine graphiiche Aufzeichnung der diesbezüglichen Daten beigefügt, welche unverkennbar einen gefeßmäßigen Zuſammenhang zwifchen dem Claftizitätsmodul einerjeits und der Biegungs- oder Druckfeſtigkeit andererſeits zeigt, und folgt hieraus, daß die Druckfeſtigkeit ein fichereres Kennzeichen für die bautechnifch wichtige Qualität des Holzes ift als die Biegungsfeftigteit. Und da die Drucjeftigfeit bei der zweiten, wichtigen VBerwendungsart des Holzes in der Bautechnik, zu Pfoſten u. dgl., von direktem Einfluß ift, weil ferner die Probeſtücke fir Druckfeſtigkeit jo leicht und ohne bedeutende Kosten zu beichaffen find und weil endlich die- jelbe jo ficher umd genau bejtimmt werden kann, jo empfiehlt Bauſchinger aufs neue diejes Verfahren zur Prüfung des Holzes. „Es bejteht darin, daß dem zu priüfenden Stamme drei zirka 15 em dide Platten entnommen werden, eime in ver Brufthöhe, eine zweite am Gipfelanfang und eine dritte mitten zwilchen dieſen beiden. Dieje Platten werden fofort nach dem Abſchneiden zur Berhütung des Reißens durch zwei jenkrecht aufeinander stehende, Durch die Mitte gehende Schnitte in 4 Seltoren zerlegt, aus deren jedem ein parallelpipediiches Probeſtück bear- beitet wird, deſſen Länge in der Faferrichtung das 1'/efache der Kleinsten Querdimenſion beträgt. Die Druckfeſtigkeit derjelben ift fir einen bejtimmten Feuchtigkeitsgehalt zu er— — Elaftizität und Feſtigleit. $ 38. 175 In. Man wählt hiefür am bejten 15%, weil diefer durch Austrodnen in offenen en (Schuppen) am leichteften nahezu erhalten wird. Wil man größere Genauigkeit hen, jo müſſen an jeder der oben bezeichneten Stellen drei Platten genommen und en in drei verjchiedenen Freuchtigkeitszuftänden geprüft werden, woraus danı das tat für einen beftimmten Feuchtigfeitsgehalt gefunden werden kann. $ 33. Ueber die Feftigleit von Bauhölzern hat Baufhinger aud früher ſchon einige Refultate in dem Baur'ſchen forſtwiſſenſchaftlichen Zentralblatt, Neue Folge, I. Jahr gang, Berlin 1879, veröffentlicht, welche fich durchtvegs auf Fichtenholz bezogen; es joll an dieſe Urbeit bier nur erinnert werben. DA Gelegentlich der baierischen Yandesausftellung in Nürnberg 1882 hatte Bauſchin ae r m Sreije von Fachgenoſſen die von der Majchinenbau-Aktiengejellihaft „Nürnberg“ te Materialprüfungs-Mafdjine vorgeführt und bei Diefem Anlaſſe zwei 116jährige Stäomne ger mit 28 cm mittlerem Durchmeſſer, im Nürnberger Reichsfſorſte erwachien, der Prüfung unterzogen und hiebei folgende Nejultate ) gefunden: Tabelle X. Elaftizi- | Elaftizi- Fruch⸗ Probeftüc Ort der | geprüft | ur | tät. täts- Feſtigleit ee A (Kiefer) Entnahme auf | Faſer — | — at Schal isma von 9.15. 9.60 em! quite 5 erſchnitt u. 15.5 cm Höhe - Hans Drud | N | 100 000 103 285 14.4 M plint Prisma von 9,67. 9.85 cm | ganlerim 43r * übe Kern | Drud N 94 000 79 252 14.4 5 R Arch \ Bug 1] 136 000 1200 13.5 Kamel en 433 006 mi | — —— Kern Bug | A 44 000 — 240 13.5 fen von 19.8.19.8 cm | | Tyan und —* cm) cm Spannweite) * ung | 1146 000 290 580 14.8 ! A 5.9 cm "Dice Splint Pc U _ — 57 18.5 dtto Splint Bio | _ _ 46 18.5 dito | Ken | dt | u = = 42 185 Das geprüfte Holz zeigte fich im Kerne durchwegs ſchwächer ala zunächſt dem Splint, owohl bezüglich der Drud-, als der Zug- und Schubfeftigleit. Am auffallendften ift der Unterjchied bei der Bugfeftigkeit, was hauptjächlich davon herrühren mag, daß bier Stüde von kleinerem Duerjchnitte benügt wurden und deshalb der Umterichied in der Yage mar er iſt. Daß bei dem gebogenen Balken jchon bei einer Schubipanmung von 23 at die feit in der Neutralebene überwunden wurde, rührt von dem urjprünglich ſchon vor- andenen Sprunge ber, der wohl bis zur Mitte hinein gereicht haben mochte, jo daß die & ——— der intalten Hälfte auf 46 at ſteigen mußte. Dadurch wurde übrigens ich die Biegungsſpannung beeinträchtigt und es zeigt das Beiſpiel, wie ſchadlich ſolche prünge, wenn fie gerade in der Neutralfläche zu liegen kommen, werden können. Aus den Refultaten der Drud- und Zerknickungsfeſtigleit, an dem zweiten Kiefern m angeftellt, lieh fich der Koeffizient k für die Knidungsformel von Laifle und — — berechnen und wurde derſelbe in voller Uebereinſtimmung mit dem Mittel aus ‚ welde Bauſchinger in dem oben zitierten forſtwiſſenſchaftlichen Zentral- t ft veröffentlicht hatte, gefunden. ns 8 34. Die Zufammenftellung der wichtigjten Rejultate jämtliher zuverläffiger Stu ri 36) Siehe: Zivilingenieur Band XXVIII, Heft 8. 176 VII Exner, Die technischen Eigenſchaften der Hölzer. dien über die Elaftizitäts- und Feitigkeits-Eigenfchaften der Hölzer jüngeren Datums würde einen großen Wert fir die Technik haben, da dieje ihren Berechnungen für Konftruftions- zwecke dermalen noch immer jehr fragwürdige Daten zugrunde legen muß. Daß aber eine ſolche Zufammenftellung der in Rede ftehenden Ergebnifje den Charakter des zufällig Zufammengefommenen an ji) tragen würde, it wohl nicht zu bezweifeln; aud) variieren die Endergebniffe für eine und dieſelbe Holzart, welche die verjchiedenen Autoren gefunden Haben, fo bedeutend, daß es vergeblich bliebe, wollte man auf diefem Wege zu jenen Werten gelangen, die den einzelnen Holzarten in Wahrheit als Mittelwerte zufämen. Solche Werte, welche die Signatur des Unzweifelhaften an jich tragen, aufzufinden, muß daher vorläufig noch unterlaffen bleiben, und zwar injolange, bis die Einzelnverſuche, unter einheitlichen Gefichtspinkten vorgenommen, eine größere Ausdehnung werden gewonnen haben, wozu bereits durch die nenejte Arbeit Bauſchingers der erjte Schritt gethan wurde. Auch ift über eine duch Baufchinger gegebene Anregung eine Kommiſſion ent- ſtanden, deren Aufgabe es iſt, eim einheitliches Vorgehen der Forjcher auf dieſem Gebiete herbeizuführen und die als richtig erkannten Methoden und die ihnen dienenden Hilfs- mittel zu propagieren. Dieſe Kommiffion hat ein Komite eingejegt, welches ſich ſpeziell mit der Prüfung der mechanichetechnijchen Eigenschaften der Hölzer beichäftigt 9). Am Schluffe der Beiprechung der bis nun erzielten Reſultate angelangt, jei bemerkt, daß auch Unterjuchungen mit imprägnierten Holzproben angeftellt wurden; wir ver— weijen im dieſer Beziehung auf jene Publikationen, welche Materialen für das Studium der einschlägigen Verhältniſſe enthalten. Studien über das NRotbuchenholz von W. 3. Erner. Wien 1875. Dr. Böhme, Reſultate der Unterfuchungen mit imprägnierten und nicht impräg- nierten Holzproben. Meittheilungen aus ven fgl. techniichen Berfuchsanftalten zu Berlin. 4ter Jahrgang. I. Heft. Für Diejenigen, welche beabjichtigen, ſich mit dem behandelten Gegenjtand näher zu bejchäftigen, verweilen wir außer auf die Schon a. a. D. aufgeführten Arbeiten noch auf nachjtehende Quellen: Dr. & Winkler, die Elaftizitäts- und Fetigkeits-Roeffizienten. (Zivil - Ingenieur. Neue Folge. 9. Band.) — Denkſchrift über die Einrichtung von Prüfungs - Anftalten und Verfuchs - Stationen von Baumaterialien, jowie über die Einführung einer ftaatlich anerkannten Klaſſifikation ver leßteren. (Deutjche Banzeitung Nr. 19. 1878.) 3: Bauſchinger, Verhandlungen der Münchener Konferenz und der von ihr ge- wählten jtändigen Kommiffion zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungs-Methoden für Bau- und Konftruftions-Materialien. (Mitteilungen aus dem mechan. techn. Laboratorium dev K. techn. Hochjchule in München 1886.) 2. Biegfamfeit und Zähigkeit. $ 35. Es wurde jchon weiter oben auseinandergejegt, daß Biegjamkeit und Zähigkeit, als Arbeitseigenjchaften aufgefaßt, jene Bejchaffenheit gewiffer Hölzer bedeuten, welche eine dauernde Formveränderung ohne Herbeiführung eines Bruches zulaffen. Dabei muß die Elaftizitäts-Grenze überjchritten werden, ohne daß man ſich deshalb ſchon gar zu jehr der Bruchgrenze nähert. Die Vorausjegung fir die Anwendung von Biegjamteit und Zähigkeit iſt nämlich die, daß felbjt bei beträchtlichen permanenten Ausdehnungen oder Zuſammendrückungen der Subjtanz eine Ueberwindung der Kohäfion nicht jtattfindet. 37) Vergl. Mitteilungen des Technologifchen Gewerbe - Mufeums in Wien, I. Sektion, VI. Jahrgang 1885. No. 63. j Biegiamfeit und Bähigteit. $ 35. 177 Es muß aljo der Feftigfeits-Modul von dem Tragmodul ziemlic, entfernt liegen, mit anderen Worten, der Spielraum zwiſchen Bruchgrenze und Claftizitäts-Grenze ein be- frächtlicher jein. Der Gegenfag von biegjam oder zähe ift brüdig oder ſpröde. Um den Begriff der Biegiamkeit im Sinne einer Urbeitseigenihaft, alio der Grundlage für eine formumftaltende produftive Thätigfeit, von jener Bieg- famteit, bezw. Zähigleit zu unterfcheiden, welche jedes Materiale innerhalb der Elajtizitäts Grenze befipt und als Grundlage der bautechniichen Verwendung ©. 165 und 168 biefer Abhandlung erörtert wurde, wäre es zwedmäßig, das Wort „Biegiamfeit“ im erfteren Sinne durch die Bezeihnung „Bildjamkeit“ zu erjegen. Ein erhöhter Grad der Biegfamkeit oder, wie wir fie zu bezeichnen vorichlagen, der Bildfamkeit ift die Zähigkeit.“ Man verbindet mit diefem Ausdrude die Vor stellung, daß ein Holz, welches ſchon in einzelnen Teilen bis über die Bruchgrenze hinaus in Anſpruch genommen wurde, doch noch ein großes Maf von Widerjtandsfähigfeit gegen die vollftändige Trennung des Körpers in zwei oder mehrere Teile entgegeniept. Die Bildfamkeit jowohl als die Zähigkeit ift bei den Hölzern im grünen Auftande meift größer, als im halb» oder völlig trodenen Zuftande. Der im friſchen Holze vor handene größere Vorrat an Waſſer fteigert die Bildſamleit und Fähigkeit des Materiales. Daher fommt es auch, daß die Behandlung des trodenen Holzes mit Wafler oder Dampf gewöhnlich zu einer Steigerung von Bildfamkeit und Zähigleit führt. Wird das Holz mit warmem Wafler, warmer Leimlöfung oder Dampf behandelt, fo wirkt die höhere Temperatur gleichfalls günftig im Sinne einer Steigerung der in Rede ftehenden Eigenſchaften. Die Bildjamkeit und Zähigleit werden daher, falls fie die Grund lage einer induftriellen Benügung des Holzes darftellen, zumeift durch Anwendung von Feuchtigleits- und Wärme-Zufuhr erhöht. Das Biegen von ſtabförmigen Holzlörpern zum Zwede, geraden Stäben eine ge feümmte Geftalt, oder gekrümmten Körpern eine geradlinige Form zu geben, ift ein Wer fahren, welches jeit langer Zeit bei verjchiedenen Gewerben in Uebung fteht. Die Zu richtung von Spazier-, Regenſchirm⸗, Sonnenſchirm⸗, Fiichangeljtöden u. ſ. w. u. ſ. w. wird ſeit Jahrhunderten praktiziert. Das Biegen von Nadjelgen ift gleichfalls ein altes Ber fat Schon im Jahre 1810 wird berichtet, daß in Worarlberg Radfelgen in einem Stüde aus gebogenem Holze angefertigt wurden. Melchior Fink in Bregenz juchte im Jahre 1820 um ein Privilegium für aus gebogenem Holze angefertigte Nadfelgen an. Dem im Privilegiums-Archive erliegenden Geſuche Fink's, das im Jahre 1821 erledigt wurbe, ift das Gutachten der Profefjoren Urzberger und Prechtl beigeichlofien, welches dahin geht, daß Fin!'s Produkt, als neu und wichtig, vrivilegierbar erſcheine. Fint ver von Fink gefertigte Nadfelgen noch in den legten 1860er Jahren in Vorarlberg im che, was auf eine außerordentliche Dauerhaftigkeit diejer Produkte hinweist. Die Idee, das Holz durch Biegen in, zu gewiſſen Sweden verwendbare Formen berzuführen, hat den großartigjten Erfolg in einem modernen Zweige der Möbelinduftrie errungen. Der Rheinpreuße Michael Thonet hat mit bewunderungswürdiger Ausdauer ind großem techniſchem Geichid das Verfahren des Holzbiegens zum Zwedce der Erftellung bon Möbeln jo weit ausgebildet, daß es heute das Arbeitspringip einer großen, weit tzweigten, die Verwertung der Notbuchenholzbeftände merfbar beeinflufienden Induſtrie hland unter der Verwendung von über 5000 Arbeitern und erzeugen jährlich mehr als eine halbe Million Möbelftücde aus gebogenem Rotbuchenholze Noch andere Unter- nehmer bemächtigten fich der Thonet'ſchen Verfahrungsweiſen und begründeten gleichfalls doendduqh d. Forfw. I. 2. Mbiig- 12 178 VII. Erner, Die techniichen Eigenschaften der Hölzer. Fabrifen, deren Eriftenz und Erfolge auf der Bildjamfeit des Rotbuchenholzes beruhen. Das Thonet’sche Verfahren bejteht der Hauptjache nach in der Behandlung des Rotbuchen- holzes mit Dampf, in dem Biegen des gedämpften Holzes in Formen, endlich in der Sicherung der auf der fonveren Seite der gefrümmten Holzteile liegenden Fajerbündel- Gruppen gegen dag Abreigen während der Biegung, jodann in entjprechender Behandlung in Trodenfammern ’°). Thonet hat auch die Erzeugung von Radfelgen aus gebogenem Holze wieder auf- genommen, und felbft Räder für Kanonen-Lafetten und jonjtige dem Kriegsdienſte zuge- hörige Fuhrwerke erhalten heute Napdfelgen aus gebogenem Holze. Bei Luxus-Fuhrwerken haben die gebogenen Napdfelgen aus Hickory-Holz (Carya alba, amerif. Weißnußbaum) eine große Verbreitung erlangt. Holzplatten nach verjchiedenen Berfahren gebogen, jo daß fie gewölbte Flächen dar- jtellen, finden beim Bau von Schiffen, Wagenfaften u. j. w. manigfaltige Verwendung. Die Bildſamkeit und Zähigkeit fpielen eine ganz beſonders wichtige Rolle auch in dem Falle, daß dünne Stäbe, Späne oder Fäden, aus Holz angefertigt, zu geflochtenen und gewebten Körpern vereinigt werden. Die ganze Korbflechterei und Holzweberei (Sparterie), ſowie die Herftellung von Gegenftänden aus Holzgeweben haben als Voraus— jegung einen hohen Grad von Bildfamfeit und Zähigfeit des Rohſtoffes. Die Weiden- ruten im ganzen oder in der Form des gejpaltenen, beziv. gehobelten Spanes, ferner Fichten- und Föhren-Wurzeln, ganz oder gejpalten, Späne von Fichten-Stammholz, Spältlinge von Bambus, das ſpaniſche Rohr, der Baft von verjchiedenen Holzpflanzen und diverje Gräjer bilden die Hauptgattungen von Flechtmateriale, zu denen das Stroh, die Biajava und andere Pflanzenteile in Konkurrenz treten. Dünne und ſchmale Späne von Aſpenholz bilden den Rohftoff ver Holzweberei (Sparterie). Die Verwendung des Holzes zu Faßreifen, ferner die jogenannten Bandweiden und endlich die in der Flößerei verwendeten Wieden find Beijpiele für die Anwendung bieg- ſamer und zäher Hölzer. Eine wiffenfchaftliche Bejtimmung der Bildfamfeit und der Zähigfeit iſt bisher in befriedigender Weife für das Holz nicht vorgefchlagen worden *). Die einjchlägigen Berfuche von Karmarſch und Nördlinger befriedigen nicht. Es dürfte übrigens eine wiſſen— ichaftliche Fejtjtellung des Grades der Bildjamteit oder Zähigfeit im Wege des Erperimentes beim Holze überhaupt ziemlich überflüflig fein *). Dagegen find die Erfahrungen bemerfens- tert, die man bezüglich des Grades dieſer Eigenjchaften und der denjelben beeinflußenden Umstände gemacht hat. 38) Vergl. „Beiträge zur Gefhidhte der Gewerbe und Erfindungen Defter- reichs“ von der Witte des XVII. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.“ (S. 401 u. ff.) Heraus: gegeben von der General-Direltion der Weltausftellung 1873 in Wien. Nedigiert von Prof. Dr. B. 3. Exner. Erſte Reihe: Rohproduftion und Induſtrie Wien 1873, Wilhelm Braumüller und „Das Biegen des Holzes“, ein für Möbelfabrifanten, Wagen: und Schiffbauer ver Verfahren. Mit befonderer Rüdfichtnahme auf die Thonet'ſche Induſtrie von Prof. Dr. W. F. Exner. Zweite vevidierte Auflage. Weimar 1880. 39) Unter den wenigen Arbeiten über „Bildſamkeit“ bei anderen Rohftoffen find bemerfens- wert jene von Kid und Hugo Fijher (Kid, Das Geſetz der proportionalen Widerjtände. Zeipzig 1885; Hugo Fiſcher, Beitrag zur mechaniſchen Unterfuhung plaftifher Körper, „Zivil-In— genieur“ Band, 7. Heft). 40) Eine interefjante Studie, auf die wir hier aufmerffam machen wollen, wenngleid fie ſtreng genommen nicht in den Rahmen diefer Abhandlung fällt, welche ja nur dem Holze der Dilotyledonen- Pflanzen gewidmet ift, verdanken wir dem Profefjor H. Fiſcher in Dresden. Derjelbe veröffentlichte im Zivil-Ingenieur XXVIII. Band, 4. Heft eine Arbeit: „Unterfuhungen über einige Arbeits-Eigenſchaften des ſpaniſchen Rohres“, welde den Zweck hatte, den Ein- Ian bejtimmter Feuchtigkeits-Mengen auf Dehnbarfeit, Tragfähigkeit und Arbeitsaufnahme feſtzu— tellen. Die Spaltbarteit. 8 36. 179 Nördblinger äufert ſich hierüber folgendermafen : Nach einem alten und jedenfalls für Buchen, Eichen und nod andere Holzarten rich⸗ tigen erzeugt nafjer Boden ſprodes Holz, nur trodener oder mäßig feuchter zähes.“ „Bähe Hölzer find in der Hegel an der großen Faſerigleit kenntlich, die fie beim Ab— —* "und wenigftens Weichhölger an dem faferigen, wie man fagt wolligen Schnitt, dem fie 4 ägen = Erft mit der Bermwitterung der Faſern tritt auf fldhen Schnitten das un e an den * und ſind “ib er als rg ch Der Stod foll zäher fein, als das Das Aſthol;z bei Eichen, Binden, Erlen * gilt für ſproder als das Stamm- olz. Bei der das Umgefehrte angenommen, wie auch bei der Fichte; ob bei leg- mit Recht in gieihen Grade, mag hun ar meh bleiben. Das zähefte Holz liefern die tweiden (Salix viminalis, pu ica, amygdalina :c.), Schling- „Haſel Ime, Waldrebe, Hainbuche, Mahholber, Cibe, Eiche, Alpe.“ it dem Alter und Strankheiten verliert das Holz der Stämme jeine Zahigleit mehr und mehr, ja ſchon an angehenden Stämmen von Nußbaum und Eiche ift der Splimt zäber ber Kern. Ebenfo, und auf der Drehbank wohl fühlbar, beim errüdenftraudh. Bei der ftarfen Fohre auf pafiendem Boden erhöht der große Harzgehalt die Yähigfeit, wie auch icon am einzelnen Jahresring der äußere harzreichere Teil der zähere, beim Abreißen faferigere ift. Führen, die auf unpaflendem Boden ftehend, fein were bilden, verhalten ſich wie Fichten und Tannen und haben das zähere Holz gegen außen, wo die Jahresringe jdymäler und relativ vu oh Bir Berhältn tnis ähigfeit von Splint und Stern ober Neifholz ficht man Be fehr deutlich an ve verjchiedenen ne em auf Hiebsflähen an Stöden. Man B pr bei der Beurteilu non; daß ber Splint faftreiheres und dadurd ſchon im "ale nen uam e zäheres Holz fein muß e Waffer” und Bähen eigen ü y mahlich 8 gleit.“ Hervorragend bildſame und zähe Hölzer find: die jungen Stockloden von Weide, Birke, Hainbuche, Aſpe, Eiche, Eiche und Ulme. Ebenfo das Aftholz der Birke, der Fichte, dann die jungen Wurzelitränge von Kiefern und Fichten im nahrungsarmen Sandboden. Bu den biegjamen und zähen Holzarten des Baumſtammes rechnet man die Virfe, Weide, - Bogelbeere, Hidory-Holz, die Sorbus-Arten Pappel und Rotbuche, letzteres jedoch nur im gebämpften Zuftande, Weißbuche, Ulme, Mlazie und Zürgelbaum, dann die Gerten und Stangen von Eichen, Hafel, Kornellirſche und unterdrüdten Fichten. 5. Die Spaltbarfeit. $ 36. Aus der Bauart des Holzes ergibt fich eine für dieſen Rohſtoff höchit haralteriſtiſche Eigenichaft, welche darin befteht, daß fich dasjelbe durch Eintreiben eines Keiles parallel zum Fajerverlaufe leicht in Teile zerlegen läßt. Dabei hat man zwei — zu unterſcheiden: die radial ſtehenden Flächen, welche die Markſtrahlen the und die darauf ſenkrecht ftehenden Schnenflädhen oder Tangentialflächen. Dieſe Richtungen ſchlägt die Spaltkluft, der Schneide des Spaltfeiles voraneilend, ein. Das Spalten jept die Uebertvindung des jeitlichen Zujammenhanges der Faſerbündel, bezw. der Kohärenz, mit welcher die Marlſtrahlen an den Holzfajern haften, voraus. Der Widerftand gen das Spalten müßte Spaltfeftigleit genannt werden. Je böber die Spaltfejtigfeit, deſto niedriger die Spaltbarkeit oder Spaltigkeit. Wenn man von ſchwerſpaltigen ‚oder leichtipaltigen (d. i. ſpaltbaren) Hölgern ſpricht, jo meint man damit nicht mur, daß t * der Spaltfeſtigkeit ein hohes oder niedriges ſei, ſondern auch, daß die entſtehenden Spaltflächen minder oder mehr glatt und eben ausfallen und weniger oder meh) ve weitere Bearbeitung erbeiichen. Die Spaltbarkeit ift eine, für die erfte Ausformung der Hölzer, alſo für die Er- lung von Halbfabrifaten in gewifien Fällen hochwichtige Eigenichaft und verdiente daber, daß fie nicht mur mit Nüdficht auf die fie bedingenden Umftände mehr als bisher beobachtet ‚würde, fondern fie hätte auch Anipruch darauf, einer eraften erperimentellen Unterjuchung 12 « 180 VII. Erner, Die techniichen Eigenſchaften der ‚Hölzer. unterzogen zu werden. Der einzige bemerkenswerte Verſuch, die Spaltbarfeit einer er- perimentellen Mefjung zu unterwerfen, rührt von Nördlinger her, welcher jedoch den Fehler begieng, als Probeſtück ein ganz willkürlich geformtes, gabel- oder Eluppenartiges Holzftück zu wählen *'). Abgefehen davon, daß die Nördlinger’schen Probeſtücke, die Zweck— mäßigfeit der Form zugegeben, in Beziehung auf ihre Abmefjungen durch Feinerlei Er- wägung begründet werden fünnen, muß auf den entjcheidenden Unterjchied aufmerkſam gemacht werden, welcher zwijchen dem Nördlinger’ichen Experiment und der Praxis beiteht. Bei den Nördlinger’ihen Verſuchen wird nämlich die Spaltfeftigfeit durch eine allmählich anwachſende Kraft, Belaftung durch eine Wagjchale, in welche Schrot zufließt, überwunden. Sn der Praris der Holzwaren-Gewerbe find es wohl ausnahmslos Stoß-Momente, die den Keil in das Holz eintreiben. Der Unterjchied zwiſchen diejen beiden Arten der Ueber- windung der Spaltfejtigfeit ift aber ein fundamentaler. Immerhin kann man, bevor nicht eine befriedigendere Forſchung vorliegt, die von Nördlinger gewonnenen Nejultate als Anhaltspunkte für den Vergleich der Spaltfejtigfeiten verjchiedener Hölzer untereinander benügen. Der Verfaffer der vorliegenden Abhandlung unternahm e3 vor einer langen Reihe von Fahren, die Spaltfeftigkeit theoretiich zu befeuchten und eine Theorie der Wirfungs- weile der Spaltart aufzuftellen. Aber auch diefer Verſuch einer Theorie begegnete mit Recht erniten Bedenken und wurde daher von dem Verfaſſer jelbjt nicht weiter verfolgt. Hier befinden wir uns einer Aufgabe gegenüber, welche jowohl in theoretifcher als erperi- menteller Richtung ein jchroieriges aber danfbares Gebiet der Forſchung darjtellen würde. Bei der Lage der Dinge müffen wir uns hier darauf bejchränfen, jene Erfah- rungsſätze zufammenzufaffen, die als ziemlich fejtftehend betrachtet werden können. Die Spaltfeftigkeit ift bei manchen Hölzern jo gering, daß oft unbedeutende, im Stamme felbft auftretende Spannungen ohne das Hinzutreten einer Kraft von außen eine Spaltung herbeiführen. Der Wechjel dev Temperatur oder das Verdunften des im grünen Holze enthaltenen Wafjers rufen bei der Ungleichartigfeit des Materiales Spannungen hervor, welche die Spaltfeftigfeit überwinden und die Klüftung des Holzes herbeiführen (Froſtriſſe, Waldriffe). Dieſe Erjcheinungen ftehen mit der Spaltbarfeit im Zuſammen— hange, doch dürfen fie nicht mit der Spaltbarfeit als technische Eigenjchaft verwechjelt werden, welche jo erklärt werden muß, wie fie weiter oben definiert wurde. Dieje Eigen- ſchaft jest nämlich die Anwendung eines keilförmigen Werkzeuge voraus, welches, tie erwähnt, meistens durch Stoß-Aftionen in das Holz eingetrieben wird und zwar entweder von der Hirnfeite aus oder von der Mantelfläche der Holzwalze aus; im erjten alle entweder in der Nichtung des Nadius oder einer Sehne, im leßteren Falle immer in der Richtung des Radius. Moeller jagt ganz richtig („Die Rohftoffe des Tiſchler- und Drechsler - Gewerbes“ ©. I7): „Die Art der Zellen und ihre Verteilung ift ebenfalls für den Grad der Spaltbarkeit maßgebend, aber mehr noch für die Beſchaffenheit der Spaltfläche. Sind die Faſern Furz, dazu ſtark infruftiert, jogar zu einer kompakten Mafje verjchmolzen, jo leidet die Spaltbarfeit jehr erheblich, die Spaltfläche wird uneben, höderig, fait der Bruchfläche eines Minerales ähn- lih (3. B. Guajak). Mitunter find die Fajerbündel von den Parenchym- und Gefähgruppen ſcharf abgegrenzt, ein Umftand, der die Spaltbarfeit beginftigt, aber die Spaltfläche gerieft er- ſcheinen läßt (3. B. Linde). Iſt der Unterfchied zwijchen Herbft- und Frühlingsholz bedeutend, jo ſpalten ſie auch mit ungleicher Leichtigkeit, die Spaltfläche iſt ftufig abgejegt (3. B. die ring- porigen Laubhölzer, die meiften Napdelhölzer, bejonders die Harzreichen). Die fajerige oder wellige, jpiegelglatte oder jeidenglänzende, rauhe oder jchuppige Spaltfläche erklärt fich aus der Länge, Innigkeit der Verjchmelzung, Art der Krümmung nebjt anderen Eigentümlichfeiten der Fafern und der Häufigkeit der Unterbrechung durch die in Bau und Ausdehnung ebenfalls ver- ſchiedenen Markſtrahlen.“ Meiſtens iſt das Holz in der Richtung der Sehne ſchwerer ſpaltig, als in der Ebene 41) Vergl. „Nördlinger, Die techniſchen Eigenſchaften der Hölzer” (S. 243 u. ff.) Die Spaltbarfeit. & 36. 181 der Marlſtrahlen und deshalb wird die inbuftrielle Verwertung der Spaltbarteit vorwiegend zur Ausformung von Stüden benüßt, deren Oberfläche hauptiählic von Radialflachen ge bildet werben fol. Die äußeren Stammteile pflegen leichter zu ſpalten, als die inneren, teils deshalb, weil die erften Jahrringe häufiger unregelmäßig erwachſen, teils deshalb weil in den äußeren Holzſchichten zumeift eine größere Spannung zwiſchen den einzelnen Strahlen herricht. Die Weichholzer gelten als leichter ipaltbar, welche Auffafjung nicht Anipruc auf allgemeine Geltung erheben kann. Uebrigens hängt die Spaltbarteit von verſchiedenen anderen Eigenfchaften des Holzes und allerlei Umftänden ab. So ift die Elaftigität im engften Zufammenhange mit der Spaltbarfeit. Die einmal durch den steil geöffnete luft erweitert ſich umſo leichter, je elaftiicher das Holz ift. Alle Umſtände, welche die Elaftizität, aljo das Beſtreben, die frühere Lage wieder zu gewinnen, fteigern, find der Spaltbarkeit günftig, d. h. fteigern dieſelbe. Der Feuchtigkeitsgehalt übt auf die Spaltbarfeit einen jcheinbar wideripruchs vollen Einfluß aus. Da die Feuchtigkeit die Elaftizität mindert, jollte fie auch die Spalt barteit benachteiligen, in vielen Fällen wirft fie jedoch im entgegengejeptem Sinne. Da die Feuchtigkeit das erfte Eindringen des Seiles erleichtert und die feitliche Kohärenz der Faſern Häufig abihwächt, jo lann der fördernde Einfluf der Feuchtigkeit defien hemmende Tendenz überwiegen. Daher erflärt es ſich, daß gewiſſe Hölzer im frischen Zuftande ſchwerer fpaltig find, als im trodenen, wie Aipe, Bappel, Erle, Salweide, andere hingegen im trockenen Buftande ſchwerer jpalten, als grün, wie fajt alle Harthölzer. Der Froft vermindert die Spaltbarkeit, hebt diejelbe wohl mandmal gänzlich auf, indem er bie Elaftizität erheblich ſchwacht. Auch bietet das gefrorene Holz den Nachteil, daß das Spaltwerkzeug wegen zu geringer Reibung an den Spaltflachen in der Spaltfluft nicht haftet, fonbern zurüchpringt. x Hoher Harzgehalt vermindert die Spaltbarfeit, vielleicht indireft durd die Schwädung der Elaftizität; jo find die Wurzelftöde der führe wenn harzreich, ſchwer fpaltig. Gerad⸗ und langfaferiges, aftarmes Holz, wie es auf frischem Boden im ge hlofienen Stande erwächſt, ift leichtipaltig. Hohen Grad der Spaltbarfeit fann man bei Stämmen von bedeutender Schaftlänge, gleihförmiger Abnahme der Stammdide, feiner indenbildung zc. Ben"). In Beziehung auf die Spaltbarfeit lann man die Hölzer leichtipaltig: Fichte, Tanne, Weymoutsfiefer, Kiefer, Lärche, Erle, Linde; ziemlich leichtipaltig: Eiche, Buche, Eiche, Edeltajtanie, Schwarzfiefer, Yür ihwerfpaltig: Masholder, Hainbuche, Ulme, Salweide, Birke, Ahorn, Elsbeer, Legföhre. Alles bisher Geſagte bezieht ſich auf die Spaltbarteit, ale Arbeitseigenihaft be achtet, fie bildet die Vorbedingung für die Erzeugung von „Spaltwaren“ und „Spalt Sortimenten“, wie Faßdauben, Dahichindeln, Dranipen, Schadhtelwänden und Bo Siebzargen, Weinpfählen, Zaunftöden, Reſonanz-⸗Holz⸗Muſeln und Reſonanz en, Korbflehtipänen, Leuchtipänen u. |. w. Die Spaltbarkeit begünftigt manche Verfahrungsweiien, die der Form des Wertzeuges ch als Hobelarbeit aufgefaßt werden, bei denen aber das Hobeleifen mur die Nolle des Spaltteiles fpielt; dies bezieht fich namentlich auf die verſchiedenen Arten der Spanerzeugung und der dabritation von Zündholzdraht, gundholzern, Jalouſie Holzdraht u. j. w. Auch ird die Een angewendet als Mittel oder Endglied einer Kette von Arbeitsprogeiien, 182 VII. Erner, Die techniihen Eigenschaften der Hölzer. die auf die Erzeugung gewiffer Waren abzielen. Hier jei erwähnt das Spalten der Schuh- ftiften aus dünnen Ahorn- oder Birfenbrettchen, das Spalten jener auf der Drehbank her- geftellten Ninge, deren Profil der Form gewifjer Tierfiguven (in der Spielwaren-nduftrie) entfpricht u. ſ. w. m. Als Gewerbs-Eigenſchaft tritt die Spaltbarkeit in einem höchſt ungünſtigen Sinne auf, und die Neigung zum Spalten, alſo große Leichtſpaltigkeit, iſt eine für das fertige Produkt aus Holz höchſt unwillkommene Qualität. Der Tiſchler und Drechsler findet ſich häufig während der Arbeit, beim fertigen Produkte aber immer mit der Spalt- barkeit fchwer ab. Das Einreifen des Holzes unter dem Hobel, d. h. eine nad) der Spalt- flächenrichtung eintretende, Die beabfichtigte Spanform vereitelnde Spanbildung ift eine Folge der Spaltbarfeit, die fich um fo ungünftiger äußert, je höher ihr Grad ift und je mehr die Richtung der Spaltfläche von der Richtung der Bewegung des Werkzeuges abweicht. 4 Härte, 8 37. Nach dem Sprachgebrauche verbindet das technijche und das Laien-Publikum mit dem Ausdrude Härte dem Holze gegenüber diejelbe Vorftellung wie bei allen anderen Subftanzen. Man verfteht unter Härte den Widerftand, den eine Subjtanz dem Eindringen eines fremden Körpers in diefelbe von außen her entgegenjeßt. Diejen fremden Körper denft man ſich dabei zumeist als ein Werkzeug von einer für das Eindringen in den Roh— ftoff günstigen Geftalt. Mit diefer Vorſtellung fällt auch noch die weitere Vorftellung zu- fammen, daß ein Körper von großer Härte der Abnügung jeiner Oberfläche oder der De- formation derjelben durch den Gebrauch einen bedeutenden Widerjtand entgegenjtellt ; die zufälligen Verlegungen der Oberfläche, wie das Zerkratztwerden, das Mattiwerden, falls fie glatt war ꝛc., unterjcheiden fich ja in Beziehung auf den dabei ich abwidelnden Prozeß durch nichts von den beabſichtigten Veränderungen der Oberfläche. Dringt ein Werkzeug von der DOberflähe aus in das Innere des maffiven Holzes ein, fo befindet ſich dasſelbe immer wieder der von dem Werkzeuge jelbjt gebildeten neuen Oberfläche gegenüber. ES iſt daher nicht jtrenge haltbar, wenn man, wie dies gejchehen, zwiſchen der Härte, d. i. dem Widerjtande gegen das Eindringen von außen, und Der Schnittfeftigfeit, d. i. der Widerftand gegen das weitere Vordringen des Werfzeuges im Innern, unterfcheiden will; es find vielmehr Härte und Schnittfejtigkeit als vollfommen identiſch zu betrachten. Die Schwierigkeit, die Härte des Holzes ziffermäßig, alſo eraft, zu beſtimmen, ift eine außerordentlich große, deshalb, weil jedes Holz in feinen einzelnen Teilen die größten BerichiedenHeiten in Beziehung auf die Härte zeigt. Nicht nur der Unterſchied zwiſchen der Frühjahrs- und Herbitbildung jedes Jahrringes, jondern auch die Differenz zwiſchen jungem und altem Holze im jelben Stamme, die Abweichungen, welche das Holz in Be- ztehung auf feine Härte zeigt, je nachdem es von der Mantelfläche der cylindriichen Walze aus oder von der Hirnfeite aus angegriffen wird, dieſe und noch viele andere Ungleich- artigfeiten im Verhalten des Holzes gegenüber dem eindringenden Werkzeuge laſſen e3 beim heutigen Stande der Dinge faft al3 eine Unmöglichkeit erfcheinen, den wiſſenſchaftlichen Apparat und die mit demfelben verknüpften Anſchauungen auf dieje technische Eigenjchaft de3 Holzes anzumenden. Eine weitere Komplikation befteht darin, daß die Härte fajt immer durch die Spaltbarkeit beeinflußt wird, oder richtiger, bei Ermittlung der Härte durch das Hinzutreten der Spaltbarkeit eine Trübung des Ergebniffes eintritt. Endlich) muß hervorgehoben werden, daß ja die Härte des Holzes bei einem und demjelben Materiale verfchieden auftritt je nach der Art der Inanſpruchnahme nicht nur in Beziehung auf das angemendete Werkzeug, fondern auch Hinfichtlich des bei der Benügung des Werkzeuges eingefchlagenen Verfahrens. Man müßte aljo unterjcheiden Härte. $ 87. 183 bie Härte des Holzes gegenüber der Art, dem Mefier, der Säge, der Raſpel, dem Stech beutelzc. und müßte dabei wieder beachten, ob dieje Werkzeuge parallel oder jenfredit zur Safer angreifen, ob durch Stoß oder Drud gewirkt wird, mit welder Geſchwindigleit das Werkzeug bewegt wird ꝛc. Man erkennt aus diefen Andeutungen, daß hier eine ſolche Bielartigkeit von Seftimmenden Umftänden konfurriert, wie faum bei einer anderen Aufgabe im Gebiete der Erforſchung der techniſchen Eigenſchaften eines Materiales. Soll die Härte troß alledem abgehandelt werden, jo muß man ſich auf einige wenige Bemerkungen be ſchränken, welche aus den im Gewerbebetriebe gefammelten Erfahrungen refultieren. Schwere Hölzer zeigen im allgemeinen eine größere Härte ; auch ift man berechtigt, anzunehmen, daß eine hohe Kohärenz der Holzfaſern untereinander und eine große Feſtigkeit derfelben die Härte des Holzes fteigern. Auch ein bedeutender Harzgehalt, befonders bei ſchmalen Jahrringen, vermehrt den Härtegrad. Trodenes Holz gilt als härter wie das grüne, was ſich jedoch nicht als ein all gemein giltiges Geſetz auffaffen läßt. Freilich fann man mit ziemlicher Beſtimmtheit an nehmen, daß ohnehin ſchwere, aljo harte Hölzer, wie Eiche, Buche, Ahorn, ſich im friichen Zuſtande Leichter bearbeiten Laffen als im trodenen. Zähe Hölzer, bejonders wenn fie porös find, wie Schwarzpappel, Aſpe und Weide, jepen dem Eindringen des Werfzeuges, bei einer zum Solzfafer-Berlaufe jenkrechten Bewegungsrichtung des Werkzeuges, hoben Widerftand entgegen. Die älteren Baumteile find meift härter als die jüngeren. Nördlinger hat in feinem befannten Werke eine Reihe von Beobachtungen über das Verhalten verſchiedener Hölzer diverjen Werkzeugen gegenüber veröffentlicht. Dieſer Teil der Nördlinger’ichen Arbeit ift aber bis heute eine faft völlig vereinzelte Anregung geblieben. Die unter der Führung Ernft Hartig’s unternommenen Studien über den Kraft verbrauch und die Urbeitsleiftung gewiffer Werfzeugsmaihinen würden eher noch als die Nörblingerihen Verſuche einen ficheren Rüdihluß auf die Schnittfeftigteit der Hölzer geftatten. Wir ſelbſt haben gemeinschaftlich mit unferem Arbeitsgenofien, Ingenieur Yan böd, eine Neihe von Arbeiten in Verfolgung des von Ernſt Hartig gezeigten Weges be züglich der Werlzeugsmaſchinen für Holzbearbeitung durchgeführt, wir hatten dabei aber weniger die Arbeitseigenichaft Schnittfeftigfeit als den Wirkungsgrad der Holzbearbeitungs mafchinen und den Zuſammenhang derielben mit ihrer Konftruftion im Auge; immerhin waren aber dieſe erperimentellen Forihungen geeignet, die Ueberzeugung zu reifen, daß man nur auf diefem Wege zu einer genaueren Kenntnis der durchichnittlichen Härte eines beftimmten Bearbeitungsmateriales gelangen könne *). Nach den heute in der Litteratur über die Härte des Holzes enthaltenen Daten möüffen wir uns unter Verweifung auf die Bublifationen von Nördlinger, Gayer und Moeller darauf bejchränfen, folgende Einteilung anzuführen: Sehr hart: Ebenholz, Guajak, die verichiedenen Eifenhölzer, gemeiner Sauerdorn, Buchs, Rainweide, Springe, Kornellirſche, Hartriegel, Weißdorn, Schwarzdorn; hart: Alazie, Mafholder, Ahorn, Hainbuche, Waldkiriche, Mehlbeer, Kreuzdorn, Hollunder, Eibe; ziemlich hart: Eiche, Stechpalme, Maulbeer, Legföhre, Platane, Zwetſchle, Herr eiche, Ulme, Buche, Eiche; weich: Fichte, Tanne, Roßlaſtanie, Schwarzerle, Weiherle, Birke, Haſel, Wacholder, Lärche, Schwarzföhre, gemeine Föhre, Traubenfiriche, Salweide; 2 4 2 u — — n. ee nu. Bun A7 von * su ’ un em ’ i s i db rg ** gr 8 aſchinen, dynami nd von Garl Pfa 184 VIII. Erner, Die technischen Eigenschaften der Hölzer. jehr weich: Paulownia, Weymouthsföhre, alle Bappelarten, Aſpe, die meiften Weidenarten, Linde. Ueberblicken wir den ganzen an diefer Stelle abgehandelten Stoff, jo können wir uns dem Gedanken nicht verichliegen, daß dem Leer je nach jeiner peziellen Berufsrich— tung unfere Darftellung al3 mehr oder weniger Lücenhaft erfcheinen muß. Der Eine wird die Erörterung der „Dauerhaftigfeit“, der Andere die Abhandlung der „Qualität“ des Holzes im allgemeinen, ein Dritter die Beiprehung der „Fehler und Krankheiten“ ver- miffen; dem Einen wird zu wenig pofitives Material, dem Andern zu wenig Re— flerion oder Konkluſion geboten worden fein; wir ſelbſt jedoch betrachten unjere Ab- Handlung nur als den Verfuch einer Markierung der in der forjttehnijden, mechanifch-tehnifhen und tehnologifhen Forihung und Litteratur be- tretenen Wege für die Erprobung des Holzes als Grundlage der gewerblichen und industriellen Produktion. Vielleicht ift es uns vergönnt, die hier eingejchlagene Methode innerhalb etwas weiter gezogener Grenzen neuerdings an anderer Stelle aufzunehmen. IX. Die Forſttbenntzung. a, Ssorftprodußtenernte, Derwertung, Aufbewahrung. Von Hermann Stößer. j Litteratur. Gayer: Die eat, 6. Blog. 1883. (1. Auflage. 1868.) i A Die Forftbenugung. 3. Auflage Auflage. 1851.) — Heh: Grundriß zu Bor ungen über Forftbenupung und Forfttechnologie. (ee. Einleitung. Die Nupung der Erzeugniffe des Waldes ift ohne Zweifel die älteſte Richtung forft licher Thätigfeit. Lange bevor man für den regelmäßigen Erjag des gewonnenen Ma terials mittelft waldbaulicher Beſtrebungen Sorge zu tragen begann, hatte eine von Haufe aus ziemlich planloſe Benupung der Wälder zur Befriedigung der fühlbaren Bedürfniſſe der Menſchen Pla gegriffen. Mit der infolge einer joldhen ungeordneten Benupungsweife eintretenden Verſchlech— terung des Zuftandes der Waldungen, fowie mit der Vermehrung der Anſprüche, die an diejelben infolge der zunehmenden Bevölkerung gemacht wurden, mußte nach und nad) ein Umſchwung in der Benutzung eintreten, injofern man aus dem Zuſtand der jorglojeiten - Holzverichwendung zu der Befürchtung des Holzmangels überging. Hieraus, jowie aus dem mehr und mehr in den Vordergrund tretenden Beitreben der Waldbefiger, die Forften als eine Einnahmequelle von hoher Bedeutung zu betrachten und die Vermehrung der Einkünfte aus denfelben fich ganz beſonders angelegen fein zu laffen, entiprang die Not- wendigkeit einer Regelung der Benupung der Waldungen durch eigene Forjtverwaltungs organe und es bildeten ſich nach und nach die Regeln und Grundſätze für Zugutemachung Gewinnung und Verwertung der Forftprodufte zu einem eigenen Syſtem, zu der Lehre bon der Forjtbenugung aus. Nachdem zufolge der Einteilung des Handbuches der Forftwifienichaft die techniichen haften der Hölzer in einem bejonderen vorhergehenden Abichnitt bereits beiprochen find, erwächit uns in der Darjtellung der Forſtbenutzungslehre die Aufgabe, dem Leſer zumächit eine kurze Ueberficht über die Berwendung der Hölzer darzubieten, an welche wir alsdann die Lehre von der Ernte und Verwertung anjchliegen werden. Die Benupung der Baumrinden ziehen wir ebenfall$ in den Kreis unferer Betrach- hungen, da diejelben als ein weientliches Produkt der Waldungen binfichtlich ihrer Zugute— 186 IX. Stößer, Forftbenugung. machung einer eingehenderen Würdigung zu unterwerfen find. Ebenjo behandeln wir zum Schluß — wenn auch nur kurz — die Gewinnung und Benutzung der Holzjämereien. Die für die Landwirtichaft in Betracht fommenden und in diefem Sinne bejonders wichtigen Nebenprodukte des Waldes werden hinwiederum in gejonderter Abhandlung bejprochen werden; eine Darftellung der Gewinnung der minderwichtigen Waldprodufte (Erden, Steine 2c.) wurde für unnötig erachtet, da e3 dem Zwecke des Hand- buches nicht entjprechen kann, über alle Details zu orientieren. I. Derwendung des Holzes und der Kinden. 8 1. Allgemeines. Um mit Erfolg die jorgfältigfte Ausnugung der Forftpro- dufte anordnen, leiten und überwachen zu fünnen, muß der Forftmann vor allem über die Zwecke, zu denen diejelben in den verjchiedenen Gewerben jeines Abjabgebietes Ver— wendung finden, gerau unterrichtet fein. Die meifte Rückſicht verdient in dieſer Hinficht das Hauptproduft der Wälder, dag Holz. Die Verwendung desjelben ift eine überaus mannigfache; e3 bildet ein für viele Zwecke geradezu unentbehrliches Hilfsmaterial und dient zur Befriedigung der erjten und wichtigsten Bedürfniffe der Menjchen. Wir haben dasselbe nicht nur zur Herftellung unjerer Wohnungen und zur Heizung und Erwärmung nötig, jondern in noch höherem Umfang zu technijchen Sweden in den verſchiedenſten Ge— werben und Industrien. Je nach diefen Verwendungszwecken unterjcheiden wir vor allem zwilchen dem Nugholz und dem Brennholz. Die ausgedehntere Verwendungsfähigfeit des Nubholzes bedingt in der Regel dem Brennholz gegenüber einen erheblich höheren Preis desjelben, injofern nicht alles Holz, welches noch vecht gut zu Brennholz tauglich ift, die zu Nutzholz erforderlichen Dimen- fionen und Eigenschaften befißt. Um jo mehr wird der Forftmann die Rente der feiner Leitung anvertrauten Waldungen zu heben im jtande fein, je eingehender er fich bemüht, die Schlagergebniffe in möglichft ausgedehnter Weile als Nubholz aufarbeiten zu Laffen. In den meisten Fällen wird die Forjtverwaltung ſich darauf bejchränfen, das rohe Holz in den vom Verkehr am meiften begehrten Formen und Sorten den Käufern darzu- bieten ; nur in feltenen Fällen wird derfelben die Aufgabe zufallen, eine in's feinere ge- hende Bearbeitung desjelben im Walde jelbft vornehmen zu Lajjen. Die gewöhnlichſten Verwendungen des Nugholzes erfolgen zu Hoch- oder Häufer- bauten, zum Schiffs-, Berg-, Erd-, Brüden- und Wafferbau, als Spaltholz insbejondere im Bötthergemwerbe, zum Tijchler-, Wagner- und ſonſtigen Werfs- betrieb, zur BPapierfabrifation, jowie endlich als Gerätehol; im landwirtſchaft— lihen Gewerbe. Es ift unmöglich, in unferer gedrängten Darftellung mehr als eine kurze Ueberficht des gewöhnlichen Bedarfs zu geben, zumal örtlich die Anforderungen jehr verfchieden find und deshalb für den Forftmann immer die Notwendigkeit befteht, alle in feinem Bezirk befindlichen Gefchäfte und Induſtrien, die Holz verbrauchen, Fennen zu lernen, allen Nach- fragen thunlichjt auf den Grund zu gehen und fich jo viel als möglich durd eigene An- ſchauung und ſpezielle Erkundigung zu informieren. S 2. Bauholz. Das zum Bau von Häufern gewöhnlich erforderliche Holz wird je nach dem Umfang der Bauwerke und deren einzelner Teile in verjchiedenen Dimenfionen begehrt. Da dasselbe nicht in rundem, fondern in befchlagenem Zuftande verivendet twird, jo ift e3 von Bedeutung, daß die Stämme, twelche zu demfelben bemußt werden, nicht zu abfällig find, d. h. keine allzu große Differenz zwifchen oberem und unterem Durchmefjer aufweiſen, vielmehr vecht vollholzig find, weil auf diefe Weife bei gleichem Kubitinhalt des Nundholzes ſtärkere Zimmerhölzer gewonnen werden Fünnen. Verwendung des Holzes und der Rinden. 8 2. 187 Man unterfcheidet ſcharflantiges Bauholz, welches einen regelmäfjigen vierfeitigen fchen oder oblongen) Duerjchnitt haben muß und wald», wahn-, rund» oder ſchalkantiges Bauholz, bei weldem ftatt der ſcharfen Kanten des vorigen, jchmale Rund- - holgbänder als Sreisabichnitte in den Eden des Duerichnittes vorhanden find. — Die leptere Form geftattet eine weit lukrativere Ausnutzung der Stämme und bedingt eimen geringeren Berluft an abfallenden Spänen und Schwarten. Mit noch geringerem Verluſt iiſt das Berappen der Hölzer verbunden; ſolche berappte Holzitüde find an vier Seiten leicht behauen, gewöhnlich doppelt jo breit als die gebliebene Rindentante. Der zwedmäßigite Querſchnitt eines Ballens ift nicht der quadratiiche, jondern der oblonge, infofern bei gleiher Querjchnittsfläche die Tragkraft des oblong geichnittenen Ballens eine erheblich größere ift als die des quadratischen. Die tragkräftigite Rechtes - form im Sreife, oder der ftärffte jcharflantige Ballen, defien Breite=b, defien Höhe — h wird aus einem Stamme erhalten, wenn die Breite zur Höhe ſich verhält wie 1:y2, annähernd wie 5:7, wobei das Produft bh’ fein Marimum erreicht. Die Bauhölzer erhalten ihre Bearbeitung entweder durch das Beichlagen oder Be zimmern, wobei der Abfall in die Späne geht, oder durd das Bejägen (Beſaumen) auf der Schneidmühle oder mittelft Handfägebetriebs. Die ältefte Konftrultion der Gebäude war ohne Zweifel der Blodhausbau, bei welchem die Wände und Dächer ausichliehlih aus Holz bergeitellt wurden; man findet denjelben heute noch in den Alpen ſowie im waldreichen Gegenden des deutichen Dftens im Gebraudy; er erfordert relativ das meifte Holz. Der Fach werk bau bedeutet, was ‚Holzerjparnis anlangt, ſchon einen Fortichritt. Die Wände werden bier durd Holzwert in Fache eingeteilt, welche mit VBadjteinen ausgemauert, oder mit Lehm ausgefüllt, wohl aud mit ſchwächerem Holze ausgejeht werden. Mit der zunehmenden Steigerung der Holzpreife ift man vielen Ortes, insbefondere in Städten zum Stein» oder Majfivbau übergegangen, bei welchem der Holzbau fich auf die Konftruftion der Deden und des Daches beichräntt. Man unterfcheidet bei dem zum Hausbau erforderlichen Bauholz folgende Sorten: Schwellen, welde in der unterften Etage über einem gemauerten Fundament als Unter lage des Gebäudes (Grundſchwellen), im übrigen als Unterlagen der höheren Stodwerte Über den Wänden des Gebäudes (Saum- oder Bruftihwellen) ihren Platz finden. Grund- ſchwellen werden in Dimenfionen von 20—25 cm Kante verwandt und müſſen, da fie den - Einwirkungen der Grumdfeuchtigkeit am meisten ausgefept find, aus ganz gejundem Holz, am beiten Eichenholz, genommen werden. Saum- oder Bruftihwellen nimmt man von 16—20 cm Beichlagftärte. Säulen kommen zunächſt an die vier Eden eines Gebäudes (Edjäulen), außerdem an alle Thüren, Thore, jowie in angemefjenen Zwiichenräumen (etwa 1. 1 m) innerhalb der Wände. Sie werden in die Grundichwellen eingezapft. — Auch zu den Edjäulen verwendet man gern Eichenbolz. 3 Auf die Kopfteile der Säulen werden die Rahmen aufgezapft; man unterjcheidet Dachrahmen bei der oberften Etage unterhalb des Daches, Wandrahmen bei den tieferen Etagen. Jede Wand erhält einen Rahmen. Zwiſchen Säulen von weiter Entfernung, jowie an den Eden der Gebäude bringt man Strebebänder oder Streben an, d. b. Bauhdlzer, welche in ichräger Stellung der Schwelle bis zum Rahmen reichen. Außerdem werden, um die zwiichen den Säulen und Streben entftehenden gwiſchen in Mleinere Face zu teilen, die Säulen unter ſich durch horizontal angebrachte egelhölger verbunden. Bei hohen Stodwerfen hat man zweimalige Verriegelung. Bu den Streben und Riegeln genügt ſchwacheres Holz; man verwendet meift Nadel holz mit einer Beſchlagſtärle von 10-12 cm, 188 IX. Stößer, Forjtbenußung. Die Balfen werden quer über die vertifafen Wände in horizontaler Richtung auf die Wandrahmen aufgelegt; ihre Länge entjpricht der Tiefe des Gebäudes. Da fie die auf ihnen liegenden Deden zu tragen haben, jo müfjen fie hochfantig und von ausreichender Stärfe fein (bei langen Balken vechnet man 25/30, bei kürzeren 20/25 Zentimeter Bejchlag). Ueber jede Säule in der Längenwand kommt ein folher Balken zu liegen. 2 Zur Unterftügung der Balfen verwendet man bisweilen noch die Träger oder Durhzüge, welche parallel mit der Längsfeite des Gebäudes quer unter den Balken aufliegen. Sie werden von ähnlicher Beſchaffenheit und von gleichen Dimenfionen wie diefe genommen. Die oberſte Balkenlage dient nıım zum Tragen des Dach ſtuhls und der Sparren; erjterer wird beim Maffivbau auf ſog. „Mauerlatten” aufgelegt. „Sparren“ find die ſchräg liegenden Hölzer, welche die Fläche des Daches bilden. Bei Fleineren Dächern ftellt man die Sparren blos unten auf die Balfen auf und ftemmt je zwei fich gegemüberftehende oben aneinander an; bei größeren Dächern werden die Sparren, damit fie fich nicht biegen, zwei- bis dreimal je nach ihrer Länge auf quer unter denfelben, aljo der Länge des Daches nach liegende Höfer, die „Rahmen“ oder „Dahruten“ gelegt, welche letztere wie— derum auf Säulen ruhen. Diefe Rahmen und Säulen bilden den Dachſtuhl. Die Säulen und Dachruthen werden unter ſich noch durch jogenannte Bänder verbunden. Je zwei einander gegemüberftehende Säulen verbindet man durch „Kehlbalken“, auf welche Weije der Dachraum in zwei Etagen zerlegt wird. Dachſparren erhalten Stärken von 13—17 em; Dachruten werden etwas ftä:fer genommen und Dachjäulen erhalten eine Stärke von etwa 20 cm. Auf künſtliche Konftruftionen, welche beim Bau größerer Häufer, insbejondere folcher, welche beträchtliche Säle enthalten, nötig werden, 3. B. Hänge- und Sprengwerfe, gehen wir nicht ein, indem ſolche ohne Zeichnung nicht gut verdeutlicht werden können. Beim Maffivbau kommt von den vorftehend bejchriebenen Sortimenten nur derjenige Teil vor, welcher zum Dachwerk und zur Herftellung der Innenwände und Deden er- forderlich. ift. Ein gewiffer Holzverbrauch beim Häuferbau findet noch ftatt durch Anbringung der jog. Baugerüfte, beftehend aus den fenfrecht geftellten Gerüftftämmen, den horizontal an diefe angebundenen Stredhölzern umd den wiederum rechtwinkelig zu dieſen hori- zontal mit dem Bau fich verbindenden Schlußriegeln, auf welche legtere ein Bretter- belag aufgebracht wird, der den Werfleuten zum Standort dient. Der Verbrauch von Bauholz kann zu allen Zeiten, in denen die gejchäftliche Thätig- feit einigermaßen lebhaft ift, als ein folcher bezeichnet werden, daß dadurch ein ſehr er- heblicher Teil des Holzeinfchlages unferer Nadelholzwälder abjorbiert wird. Die Menge von Holz, die zu einem Haufe Verwendung findet, variiert felbftverftändlich ungemein je nach den Dimenfionen und der Bauart. Ein größeres bürgerliches Wohngebäude mit Fachtwerffonftruftion beanjprucht immerhin gegen 150 fm Rundholz. Hierbei wird Gewicht darauf gelegt, daß etwa 40% in ftärkerem Holz von ca. 35 cm Mittendurchmeffer vorhanden feien; gegen 30% bedarf man von mitteljtarfem Hol; von 30 em Durchmefjer, 20% von folchem von 25 em Durch- mejjer und nur 10% der Schwächjten Sorte von 18—20 em Stärke. 3 ergibt fich hier- aus die Schwierigkeit des Abſatzes ungewöhnlich großer Duantitäten folchen Schwachen Holzes von jelbjt, indem der Bedarf daran relativ gering ift. Man verlangt vom Bauholz vor allem einen geraden, jchlanfen, möglichjt vollholzigen Wuchs, nicht zu viele Aeſte, welche legtere die Tragkraft beeinträchtigen und die Bearbei- tung evjchweren. Das Holz muß ferner vollkommen gefund und darf nicht drehwüchſig fein. Man fann annehmen, daß ausgewachjenes Holz zum Bauen amt beften ift, indem Berwenbung des Holzes und ber Ninden. & 2. 180 das junge Holz niemals jo feit und ausdauernd it als biejes; altes, ſchon überftändiges Holz befipt hinwiederum nicht den erforderlichen Grad von Clajtizität. Holz, welches zu Balten beftimmt ift und einen möglichjt hohen Grad von Trag fähigfeit haben joll, nimmt man lieber vom Stammende als von Gipfeljtuden. Engringiges, langjam im Schluß erzogenes Holz gibt nach der allgemeinen Annahme ein haltbareres Bauholz als ſolches, weldes üppig und fred mit breiten Jahrringen er woachſen ift. Das Material zu den Bauhölzern liefern dem Zimmermann vorwiegend die Nadel hdlzer, inöbejondere Siefer, Fichte, Lärche, Tanne. — Zu den Grandſchwellen und Ed ſaaulen, welche am meiften dem Eindringen der Feuchtigkeit ausgeſeht find, verwendet man in der Abficht, größte Solidität und Dauer zu erhalten, gern Eichenholz, wo joldjes noch | in der Nähe zu haben ift. In Nadelholzgegenden jedod findet meiſt ausſchließlicher Ber h brauch von Nadelholz jtatt. Unter diefem wird ausgewacjenes kerniges Kiefernholz zu Schwellen und Säulen, ähnlich dem Eichenholz, vor Fichten den Vorzug verdienen. Zu Schwellen jowie zu allen Verwendungen in dumftigen Räumen ift auch Tannenholz bevorzugt, da es gegen Feuchtig feit weniger empfindlich ift. Zu VBaltenholz, bei welchem es auf einen möglichjt hoben Grab von Tragkraft anlommt, wird hingegen die Weißtanne (wenigſtens lofal, jo 5. B. in manchen Gegenden Thüringens) zurüdgejept. Im übrigen ijt Kiefernholz im Kiefern gegenden gegenüber dem Fichtenholz meift bevorzugt '). Ein vorzügliches Bauholz iſt das Yärdhenholz; man findet in manchen Gegenden, 3. B. in Schlefien, uralte, aus Lärchenholz errichtete Gebäude, welche ſich ganz vorzüglich) gehalten haben. Der Weymouthstiefer macht man den Vorwurf einer gewiſſen Sprödigkeit; doch dürfte im diefer Beziehung das Vorhandenjein von Vorurteilen nicht ausgeichlofien fein, wie denn überhaupt vorgefaßte Meinungen in Hinficht auf die Bevor zugung diefer oder jener Holzart vielfach enticheiden. Zu Niegelholz und ſchwachen Sparren verwendet man wohl auch Aipenbolz; die edleren Laubhölzer, Ahorn, Eiche, Ulme ftehen vermöge ihrer Verwendungsfähigleit zu vielen anderen Zwecken zu hoch im Preife, als daß fie zu Bauholz gebraucht werden könnten, Die Bude ift anjcheinend im eigentlichen Buchengebiet in früheren Yeiten, als es in vielen Gegenden Deutichlands am Nadelholz noch fehlte und die Einführung desjelben durch den Mangel ar Kommunikationsmitteln jehr erichtwert war, mehr im Gebrauch ge weſen, als dies heute der Fall ift. In alten Gebäuden findet man Buchenholz nicht jelten in einzelnen Stüden; auch liegen Nachrichten vor, nad) welchen dasjelbe zum Aufbau einer größeren Anzahl von Häufern im Eichsfeld (Provinz Sachſen) verwandt wurde; jo tt konftatiert, daß dies im Dorfe Lenterode bei Heiligenftadt nad) Beendigung des dreißig jährigen Krieges geicheben iſt; das betreffende Holz war beim Yaubausbruche gefällt worden und man hatte die Stämme im Laube liegen laſſen, bis fie durch die Belaubung ausge trochnet waren ’). In neuerer Zeit hat man bezüglich des Pfarrhauſes zu Lengfeld, ebenfalls im Eicht feld gelegen, aus dem Jahr 1619 die Erbauung aus Buchenholz, mit Ausſchluß der Schwellen, die von Eichenbolz find, nachgewiejen und an dieſe Thatiache mancherlei Wünjche und Hoffnungen für die Zukunft der Buche binfichtlich ihrer Verwendung zu Bauziweden (blatt der Bauverwaltung pro 1886). Der bauliche Zuſtand dieſes Hauſes ift mit Rüdficht auf jein hohes Alter ganz ausgezeichnet zu nennen, das Holz hat 1) Sc Unterfuhungen über die Wert, ber. Preißverhältniffe verihiedener Nabel: finden in dem Referat des Oberförfters Ney, erftattet auf der XIII. Berfammlung er zu Frankfurt UM. 1884 (cf. Prototoll S. 111 fi.). 2) . u. J.Btg. 1865. ©. 149. 190 IX. Stößer, Forftbenugung. insbejondere wenig vom jog. Wurmfraß gelitten. Die Jahreszeit der Füllung des ver- wendeten Buchenholzes ift nicht angegeben, hingegen finden fi in den Rechnungen No- tizen über Ausgaben für Beichaffung von Salz zur Beizung von Brettern, die an einem Kirchturm verwandt wurden; an einer anderen Stelle findet fich wieder eine Notiz, nad) welcher die Bretter „gejotten“ wurden; es jcheint aljo eine Art von Smprägnierung ftatt- gefunden zu haben °). Ausgedehnte Nachweiſungen über die Verwendung der Buche zu Bauzweden in der Gegend des Eichsfeldes hat Dberförfter Lauprecht in Krit. BL. 1865 geliefert. Hier wird die Anwendung bejonderer Manipulationen zur Erhöhung der Dauer des Buchenholzes entjchieden geleugnet, ebenjo die ausgedehntere Anwendung der Sommerfällung in Abrede gejtellt. Zur Erhaltung der alten Gebäude hat nach Lauprecht wejentlich beigetragen, daß das Holz nicht wie heute im Schluffe des Hochwaldes, ſondern im weiten und lichten Stande des Mittel- und Plenterwaldes erzogen war, daß man viel ftärferes Holz; ver- baute, was einen durchgehenden fcharffantigen Beichlag geftattete, daß man Schorniteine nicht fanııte, daß man die Balken nicht mit Lehm bewarf und jo dem durch das Haus fi) verbreitenden Rauche freien Zutritt zum Holz jchaffte *). Im Jahr 1864 hat die preußische Regierung die Anftellung von fomparativen Ver— fuchen darüber angeordnet, welche Fällungs-Art und Zeit zur Erhöhung der Dauer und Gebrauchsfähigfeit des Buchenholzes am vorteilhaftejten jei °). Ueber die Reſultate dieſer Unterjuchungen ift bis jegt nichts in die Deffentlichkeit gedrungen. Wir bezweifeln, daß die Verwendung des Buchenholzes zu Bauzweden jemals eine ausgedehnte werden wird; das geringere Gewicht des Nadelholzes, die größere Leichtig- feit jeinev Bearbeitung, die Möglichkeit, aus den in weit längeren Stammftüden zur Ver— fügung stehenden Nadelhölzern eine viel beſſere Auswahl für die einzelnen Bauholzjorti- mente treffen zu können, weiter die bejondere Sorgfalt, welche dem Buchenholz bei der Fällung und Aufbewahrung ftet3 zuteil werden muß, wenn es nicht ftodig und riſſig werden ſoll, dazu an den meisten Orten billiger Preis der Nadelhölzer werden diejen immer das Uebergewicht in der Verwendung zu Bauzwecken fichern, wenn auch im eigent- lichen Buchengebiet eine untergeordnete Verwendung des Buchenholzes zu gewiſſen gerin- geren Sortimenten, 3. B. Sparren, Riegeln, Innenwänden immerhin möglich und ratjamı fein wird. E 8 3. Schiffsbauholz. Für die meisten Forfthaushalte des inneren Deutſchlands kann die Erziehung von Schiffsbauholz nicht Zweck der Wirtjchaft fein. Immerhin ift es bei der Wichtigkeit, vorhandene Starkhölzer von vorzüglicher Qualität möglichſt gut zu verwerten, nötig, daß der Forſtmann auch über die hauptjächlichiten Verwendungen des Holzes zum Schiffsbau orientiert ift ®). Hinfichtlich der Benußung deutscher Hölzer für den Bau des Schiffskörpers kann faft nur gutes Eichenholz, weniger Buchen in Betracht fommen, während für Maftholz Nadelhölzer (Kiefer, Fichte und Tanne) Verwendung finden. In Indien und auf den indischen Inſeln wächſt das fir den Schiffsbau jo vorzüg— liche Teakholz (teetonia grandis); eine weitere Bezugsquelle vorzüglichen Holzes hat fich 3) Eine Jmprägnierung von Brettern mittelft Einlegen derfelben in eine durch Miſchung von Salz und Kalklöſung herzuftellende Flüffigteit wird noch heute in Frankreich zur Konſervierung derjelben vorgenommen. 4) Vergl. den Auffag von Weife, De. F.8tg. 1886. N. 12. 5) Die betr. Anleitung findet jih A. F. u. J.8tg. 1865. ©. 150 ff. 6) Anforderungen, welde an die in der preußiihen Marine zu verwendenden eichenen Shiffbauhölzer zu mahen find. A. F. u. J.8tg. 1863. ©. 192. Verwendung bes Holzes und der Minden. $ 3 191 feit einiger Beit in Auftralien in den daſelbſt vorfommenden zum Geſchlecht des Eucalyptus gehörenden Bäumen (Blue gum) gefunden, Die meiften Teile des Schiffögerippes beftehen aus Hölzern von verichiedener $erüm- mung; falls die natürlichen Holzgrößen zu gewiſſen Teilen nicht zureichen, müfjen diefelben gut und dauerhaft aus verſchiedenen Stüden zuſammengeſchäftet werden. Für die ge frümmten Hölzer verwendet man zwar gerne Hölzer, die jchon von Natur krumm gewachien find, doch laſſen fich durch heiße Waflerdämpfe aud Stämme von jehr anjehnlicher Stärfe erweichen und durch Maſchinen in die gewünjchte Krümmung bringen. Die Grundlage eines hölzernen Schiffs, gewiffermaßen deſſen Grundballen, bildet | der Kiel, ein vierlantiger, oblonger Ballen von bedeutender Länge (der Länge des Schiffs | entfprechend) und Stärke aus bejtem Eichen» oder, da er ganz unter Wafler liegt, auch) von Buchenholz hergeftellt, meift zujammengeftüdt, da Dimenfionen zu 2 m Seitentante bei ſchweren Schiffen vortommen. Am Borderende ift als Fortiegung der Borderjteven, ſchräg aufwärts gefrümmt, angefügt, am bintern Ende mehr jenfredht auffteigend der aus drei ober mehr Teilen zufammengejegt. Zwei gegenüberjtehende Rippen heißen Spanten. Zur VBefeftigung der Spanten auf dem Kiel dient das Kielſchwein, ein auf dem Kiel aufliegender Ballen von ähnlichen Dimenfionen wie der Kiel jelbjt; zwiichen ihm und dem Kielfchwein find die unteren Enden der Rippen eingezwängt. In das Stielihwein werden zugleich die unteren Enden der Majten eingelafien. Am vorderen Ende des Schiffes jteht ſchräg nad außen das Bugipriet; am bintern Ende jenfredht abwärts, in Angeln drehbar das Steuerruder, ein ftarfer Balfen, an defien Ende ein breiterer Anjag ift, der die drüdende Wirkung auf das Wafler ausübt. Man cherlei Nebenftüde müfjen zur Verbindung eingefügt und eingezapft werden. Bon aufen und innen werben die Rippen mit den Planken bemagelt; die innere Wandung derjelben dient gleichzeitig ald Lager für die querüberlaufenden Balken, welche das aus Bohlen bejtehende Ded zu tragen haben. Die Dedbalten wölben ſich ſchwach nad) oben, damit das Waller vom Ded raſch nach den Seiten hin ablaufen kann. Sie werben meift aus Eichenholz hergeftellt, doch verwendet man auch Nadelbölzer, 5. ®. pitch pino (pinus rigida, Bechliefer). Zur Beſeſtigung der Dedbalten mit den Blanfen und zur Unterſtützung dienen die Knichölger, welche jedod) vielfach durch Eiienfnie eriept werden. Bur Herftellung der Dede werden nun noch Dedplanten, zumeift aus ftarfen Nadel holzbohlen beftehend, aufgenagelt. Den Rand des Schiffes faßt noch eine Holzwand, welche 1u—1% Meter hoch das ganze Schiff umzieht, ein. Zu diefem Zwecke find die Rippen ſchon entjprechend über das Ded emporgeführt und bilden feite Pfeiler für die Holzwand, welche Bord genannt wird. & Alles über den Schiffstörper fich erhebende und zum Tragen der Tafelage dienende Holzwerk heit Rundholzz dasielbe jcheidet fih in Maften, Stengen und Naaen. Maſt ift nur der unterfte, didſte Teil des Ganzen; die zunehmend fchtwächer wer denden Aufjäge, welche diejem Teile erft die volle Länge geben, heißen Stengen; Raaen find die an die Maften aufgehangenen Onerbäume, welche die Segel tragen und ausipannen. Die Maften, deren die Schiffe je nach ihrer Größe drei, zwei oder mur einen tragen, Werden aus den beften Nadelholzſtämmen gezimmert, und die größeren müſſen immer ge- ſtudt werden, da es Maften von etiwa 1 m Durchmeiler bei 40-50 m Höhe aibt. Je größer daher der Maſt, um jo mehr befteht er aus Fünftlich zufammengejehten Teilen. Der Bufammenhalt wird durch eine entiprechende Anzahl ſehr ftarker, eijerner Ringe vermittelt. Auch die größten Raaen find nicht aus einem Stüde bergeftellt, jondern ähnlich den Maſten aus Teilen zujammengejept. W Hinterfteven. Die Rippen erheben fi vom Kiel bis zur Höhe des Schiffsrandes und find meift 192 IX. Stößer, Forftbenugung. Ebenjo wie man den Schiffsförper, insbeſondere bei Dampfichiffen in neuerer Zeit mehr und mehr aus Walzeijen jtatt aus Holz hertellt, jo werden auch die Maften wenig— ftens in ihren unteren dien Bartien aus Eiſen fonftruiert, indem man diejelben aus Blech vöhrenförmig herjtellt, wobei diejelben, obgleich Leichter als Holzmaften, doch widerſtands— fräftiger als dieſe find. Aus der Mannigfaltigfeit der zum Schiffsbau erforderlichen Hölzer folgt, daß der Forftmann unmöglich) das zu diefer Verwendung tauglihe Holz im Walde zu pafjenden Sortimenten ausformen laſſen fann. Eine Hauptrücficht ift die, daß man da, wo über- haupt auf den Abſatz von Schiffsbauholz zu rechnen ift, die Stämme in ganzen Längen liegen läßt, jelbjt wenn diejelben Krümmen haben; letztere können bisweilen den Wert eines Stüdes Holz geradezu erhöhen. Das aus Siüddeutjchland in großen Mengen nach dem Rhein und von da nad Holland zu Waſſer verjchidte jog. Holländer Holz, jowohl aus Eichen-, al3 auch aus Nadel- Holz beftchend, wird großenteil$ zum Schiffsbau vermendet. Es wurden früher für diefe Hölzer jehr beträchtliche Preife gezahlt, welche jetzt zum Teil weſentlich gejunfen ind ). Für die Flußfahrzeuge, welche ftatt des Kieles einen breiten horizontalen Boden haben, an welchen die von den Kniehölzern getragenen Schiffswände im jcharfen Winfel angefügt find, bildet die Ausformung diefer Kniehölzer ein Hauptaugenmerk des Forit- mannes. Zur Herftellung derjelben wird ein in angemefjenem Winkel vom Stamm ab- ziveigender ft oder am Stammende von Fichten ein horizontal abziehender Wurzelitrang benußt. Während für den Bau des eigentlichen Schiffsförpers neben jtarfem Buchenholz fait ausschließlich Eichenholz in Anwendung kommt, wird zu den Balken und Deden Nadelholz in großen Mengen verwandt. Zu den Maften und Naaen gebraucht man faſt ausſchließlich Nadelholz. Hierbei findet feinjähriges, gleihmäßig im Schluß gewachjenes Kiefernholz die meiste Beachtung. In Mitteldeutjchland werden jedoch zu den Maften der Flußfahrzeuge auch Fichten gern genommen. Lärchenholz ift in jeder Beziehung gleichwertig. S4 Bergbauholz Mean verfteht hierunter alles beim Bergbau vorfommende Holz, welches zur Auszimmerung der Schachte und Stollen ſowie zur Anlage von Förder- und Pumpwerken gebraucht wird. Da das zu diefen Ziveden verwendete Holz den Einflüffen einer feuchten, warmen und dumpfen Atmojphäre ausgejegt ift, ſo müßte man eigentlich befonderes Gewicht darauf legen, nur fehr haltbare Holzarten, insbejondere Eichen, zu benugen. Allein die große Menge des Bedarfs, ſowie der bei manchen bergmännifchen Anlagen nur vorübergehende Gebrauch derjelben, jo z. B. kurzer Seitenftollen beim Kohlenbergbau, welche man, nach— dem die Kohle ausgebaut ift, wieder verfallen läßt, führen dazu, daß man auch Nadelhölzer in großen Mengen benußt. Unter dieſen fteht die Lärche im beiten Anjehen; der Hauptverbraucd findet aber neben dem Eichenholz in Kiefern Statt; da diefes Holz harzreicher ift als Fichtenholsz, jo widerſteht es der Fäulnis mehr als das Leßtere. Man fieht meift auf Winter fällung. Buchen verjtocen leicht und jollen den großen Fehler haben, daß jie nicht wie an- dere Hölzer in geſtocktem Zuftande den Bruch vorher durch Knacken anzeigen; in friichem 7) Befonders berühmt waren die Preife für das Holländer Kiefernholz, welches im Haupts- moor bei Bamberg gewonnen wurde. Vergl. A. F. u. .3tg. 1851. ©. 151, mojelbjt Ergebnifje einer DVerfteigerung mitgeteilt werden, aus denen ſich ein Preis von 116 Mark für ein Feſtmeter folder Kiefern berechnet. Noch 1879 find Preife von SI M. pro fm erzielt worden. (Bergl. 3. f. 5. u. 3. 1884. ©. 267.) | Verwendung des Holzes und ber Minden. 8 4. 199% Wehunden Zuſtand ift Buchenholz haltbar und wird auch in manchen Kohlengruben, 3. ®. ber Saargegend, in größeren Mengen verbraucht. L In Kurheſſen joll man beobachtet haben, daß Buchenholz, weldes im Frühling bie Im Höhe vom Boden im Stehen gejhält und fodann nad) dem Abtrodnen im Herbſt ge fällt wurde, ſich jehr gut gehalten hat. Der Konſum des Grubenholzes ift am ftärfften in den Kohlengruben; von dem Unmſange des Bedarfs an Grubenholz kann man ſich einen Begriff madjen, wenn man aus E Donner, Forftlihe Verhältwifie Preußens, erfährt, daß in Weftfalen jährlich 491 000 fm Grubenholz gebraucht werden. Es fällt hierbei ins Gewicht, daf die meiften Holzzimmer ungen alle 4—6 Jahre, bei Nadelholzverwendung nod öfter, der Erneuerung bedürfen. Die Haltbarkeit des Holzes variiert jehr je nach der Drudfähigfeit des Gebirges. In Schleſien wurde ermittelt, da auf eine Förderung von 100 Bir. Stohlen 0,1240 cbm Holz und Schnittmaterial verwandt worden find. In den fönigl. Steintohlengruben zu Saar brüden gebrauchte man in den 5 Jahren 1878-82 für je 100 Ztr. Kohlenforderung 0,1825 cebm Holz"). Die Förderung von Stein» und Braumfohlen im deutichen Reich be trug 1884 72 Millionen Tonnen A 20 Str. Nah obigen Zahlen würden daher für das Jahr 1884 1,9 Millionen Feitmeter Holzverbraud; fommen, bei 3 Feſtmeter Durchſchnitts ertrag pro ha aljo nachhaltig 640000 Hektar Wald zur Dedung des deutſchen Sohlen Grubenholzbedarfs nötig fein. Die Grubenhölzer werden teils 4jeitig, teils nur 2feitig beichlagen, teils aud ganz rund verwendet. Die gebräudjlichften Sortimente find Thürftöde, 1-3 m lang, 16 20cm ftarf; ſie werben Afeitig beichlagen. Auf ihnen ruhen die Kappenhölzer 1Y:—3 m lang, 13-16 cm - flark und zweiſeitig beichlagen; ferner verwendet man Stempel in dem verichiedenften Dimenſionen von 0,64 Meter Länge und 8-25 cm Durchmeſſer. Außerdem werden gebraucht: Schwellen, 2feitig beſchlagen, 0,84 m lang, 1018 em ſtart, endlich Spitzen oder Scheiden, 1—1'sm &., 3—10cm m. ®. Zum Auszimmern der Schachte gebraucht man Schachthoͤlzer, melde 1,25 bis 5 Meter Länge und einen Alantigen Beichlag von 1518 cm haben müfjen. ‘ Außerdem hat man Fahrtſchenkel oder Yeiterbäume, Schacht- oder Spur Tatten oder Strofbäume als befondere Arten von Schachthölzern nötig, wozu ftärfere - Hölzer von 6 m ab bei 35—45 cm mittlerem Durchmefler verwandt werden. Zwiſchen den Geleifen der Förberbahnen bedarf man großer Maflen von Brettern, Yaufdielen oder Bohlen, wozu mit Nupen Buchenholz verwendet wird, welches wenig iplittert. Zu Wer lungen verwendet man Schwarten von Sägewerfen in großen Quantitäten. re md gewinnt man teils durchforftungsweiie, teils durch Abtrieb ganzer Beftänd Die Forftverwaltung wird fih wohl nur ausnahmsweiie darauf einlaffen, das Holz in den vom Verkehr gewünſchten Sorten ausformen zu laſſen, falls nicht etwa ein forbverfauf vor der Fällung abgeichlofien ift. Im der Negel wird man die Grubenholz me und Stangen in ganzen Längen aushalten und es dem Käufer überlaflen, die Aus mung im die feinen Sweden dienlichen Sortimente jelbft zu bewirfen. —* muß ſeſt und gerade ſein, nur die Thürlappen können etwas verwendet man fat nur noch in dem Sauptjtreden; wo befonders lange barkeit derjelben erreicht werden joll, mauert man fie wohl auch aus; ftatt des Holzes det man auch Eiſen. THIEL FUF ITS 414. Handbus d. Rorftw. F 2. Mdiig. 13 194 IX. Stößer, Forſtbenutzung. 8 5. Holzverbraud zum Erd-, Brüden- und Wafferbau. Bei dieſer Verwendung wird das Holz in der Erde und im oder am Waſſer verwendet. Es fchlagen in dieſes Gebiet die Noftbauten, die Wegebauten, der Eijen- bahnbau, die Straßenpflafterung, der Brüden- und Wafjerbau. In weichen, feuchten Baugrund bedarf man der Rofte zur jicheren Fundamentierung der Bauwerke. Dauerhafte Grundpfähle aus Eichen-, Kiefern- oder Lärchen-, ſowie bei fonftanter Näffe auch aus Erlenholz werden eingerammt und auf ihnen Schwellen einge- zapft, welche man aus Eichen- oder altem Kiefern-, jeltener Weißtannenholz herjtellt. Es finden hier Hölzer von 20—30 em Stärke als Nojtpfähle Verwendung. Zum Wegbau wird Holz neuerdings nur noch in jehr untergeordnetem Umfang, insbefondere zur Verſchalung feuchter Stellen, in fteinarmen Gegenden verwendet: 15 bis 20 Zentimeter ſtarke gerade Stangen von Kiefern oder Erlen werden querüber mit etwas ſchwächeren, der Breite der Wege entjprechenoen Stnüppeln belegt. Auch gebraucht man Stangen zu Wafferableitern, ſowie als Pfähle zur Befejtigung von Böſchungen jowie Fa- ichinen in ganz jumpfigen Partien. — Alle dieje Bauten find Notbehelfe bei Mangel an Steinen und bei der Abficht billigen Baues. Beim Eifenbahnbau bedarf man der Schwellenhölzer jowie der Telegraphen- ftangen. Die Lieferung der Eiſenbahnſchwellen erfordert beträchtliche Mengen von Holz, auch wenn neuerdings eine gewiſſe Konkurrenz durch die mehr und mehr in Aufnahme fommende Verwendung eiſerner Bahnjchwellen eingetreten ift. Zu Anfang der 1880er Jahre wurde die Länge der Eifenbahnen Deutjchlands, die mit hölzernem Oberbau verjehen waren, auf ca. 52000 km mit 57 Millionen Schwellen angegeben. Nimmt man die mittlere Dauer einer Schwelle zu 10—12 Jahren an, jo er- fordert die Erhaltung des Dberbaues jährlich ca. 5 Millionen Schwellen, wozu, da aus 1 Feftmeter Rundholz etwa 6 Schwellen gearbeitet werden können, iiber 800000 Fejtmeter Schwellenholz; benötigt werden ). Rechnet man einen Durchjchnittsertrag von 2 fm Nußholz pro Hektar, jo würden nad) diejer Annahme 400000ha Wald zur Lieferung des jährlichen Bedarfs an Schwellen erforderlich fein. Da die Waldfläche in Deutichland 14 Millionen Hektare beträgt, jo würde die Pro— duftion des nötigen Schwellenholzes, wenn Dasjelbe ausjchließlich in Deutjchland gewonnen werden follte, zwar nur "/ss der geſamten Waldfläche in Anfpruch nehmen, allein immerhin ift lofal die Abgabe von Hölzern zur _Schwellenfabrifation, insbejondere im Gebiete des Eichenwaldes, von bejonderer Bedeutung. Man untericheidet gewöhnliche Bahn- oder Stoßjchwellen und jog. Weichenjchiwellen; die erfteren haben eine Länge von 2,5 m, die legteren find länger und werden bon ver— jchiedenen Maßen (bis 5 m) gebraucht; man vechnet die untere Breite der Schwelle zu 26 em (geringere Klaſſen bis zu 24 cm), die Höhe beträgt 16 em, die untere Fläche, jog. Lagerfläche, muß durchaus dollfantig jein, am der oberen Fläche wird beiderjeits 5 cm Waldkante zugelafjen. Man verlangt ferniges, feites, geſundes Holz, welches feine Ajtlöcher hat. Eine £leine Krümmung in horizontaler Richtung ift zuläffig; die Lager- und die oberen Flächen müſſen jedoch eben fein. Nach einem vom Minister der öffentlichen Arbeiten in Preußen unter dem 6. Juli 1885 exlafjenen Rejtript wird vorausgejeßt, daß die Füllung des Schwellenholzes inner- halb der Zeit vom 1. November bis 1. März Liegt. Was mm die zu Schwellenholz geeigneten Holzarten anlangt, jo fommt in erſter 9) In Frankreich wurden 1883 nad dem Forſt-Verkehrsblatt von 1836. N. 3. 5 326 000 Schwellen verbraucht, man vechnet, da diefelben meiſt imprägniert werden, bei Eichen eine 18: jährige Dauer, bei Buchen eine ſolche von S—10, bei Fichten von 12 Jahren. a et — Verwendung des Holzes und der Rinden. $ 5. 195 L bie Eiche, ferner die Kiefer, untergeordnet die Buche in Betracht. In Franf- reich werden auch Schwellen aus Saftanienholz hergeftellt. Auf den meiften deutſchen Bahnen verwendet man Eichenjchwellen, auf Nebenbahnen jebody auch Kiefern, im Lärchengebiet wohl auch Lärchen. Außerdem hat ſich die Buchen— ſchwelle an manchen Orten eingebürgert; mehr als in Deutichland wird diefelbe in Franf- h verwandt ''); auch auf den nieberländifchen Bahnen hat man in ausgedehnter Weiſe aſchwellen, welche mit Kreoſot imprägniert waren, in Verwendung gebradt. Da die er Buchenholz gearbeiteten Schwellen zur Erhöhung ihrer Dauer imprägniert werden 1 Aflen, fo ſoll e8 ein mwejentliches Erfordernis fein, daß das Nohholz nicht mit dem, in Vuchenbeſtänden nicht jelten auftretenden, roten Kern (einer Zerjegungsericheinung, mehr vn in der Nähe des Kronenanjahes auftvetend, vielleicht Folge von Ausäftungen und ia von Zweigen) behaftet ift, weil in dieſem Fall das Holz fich nicht imprägnieren en joll"). Diefer Umstand würde für die allgemeinere Verbreitung der Buchenbahnichwellen — —— werden, injofern die Abfälle vom Nutzholz bei Ausſchluß alles mit rotem NT t verjehenen Holzes jo beträchtlich fein könnten, daß Buchenjchwellen den Fabrikanten i * teuer zu ftehen kommen würden. Zum Glück ſoll auch rotkerniges Buchenholz ſich mit Zinlchlorid imprägnieren laſſen (Mitteilung des Oberforſtrates Wilbrand). Die Bahnſchwellen werden am vorteilhafteſten aus mittelſtarlem Holze gefertigt ; bei ihm Fällt am wenigjten Abfallpolz in die Späne. Man kann annehmen, daß ein Rundholz ſtück von 28 cm an Schwellen — 1 Stüd 38 " " n 2 ” 48 nm ” 3 " 56 150 efext, Schwelle hat 0,04 m; fomit finden folgende Ausnußungsverhältnifie ſtatt: 28cm D. = 0,06 qm enthält 0,04 qm oder 66% nutzbares Holz, ei, 8%, ,.=018, u 012 „ n 66*/8%0 u , st hiernach bei dem Schwellenholzarbeiten 27— 36% der Rundholzmaſſe in die Späne dees zeigt ſich, daß mitteljtartes Holz (38 cm m. D.) am vorteilhafteften ift, weil es den mgften Abfall hat, woraus folgt, daß Eichenftämme, welche infolge ihres Wuchſes feine mlage zu ausgejucht langem Starkholz haben, jondern nur Schwellenholz geben, im höheren (ter keine Qualitätszunahme mehr haben. Ob der neuerdings mit den hölzernen Schwellen mehr und mehr in Konkurrenz fretende eiferne Oberbau die Holzichwelle in erheblichem Maße verdrängen wird, bleibt J zuwarten. Thatſache iſt, daß mit den Eiſenſchwellen eine größere Abnutzung des rollen en. @ifenbaßnmateriole verbunden ift als mit Holzichwellen, da jene weniger Elajtizität n umd dem auf fie wirfenden Drud nicht ausweichen. Nach belgischen Erfahrungen, mit; auf dem 1885er internationalen Eijenbahntongrei in Brüfjel, wird den eifernen Schwellen nicht nur der Vorwurf der geringeren Solidität und Fejtigfeit gemacht, jondern Ben; daß fie teurer und jchwieriger zu unterhalten jeien als Holzichwellen. Erfahrungen hat man mit Steinquadern gemacht. Zudem ift der geringe Preis s Gi, ein Hauptmotiv zur VBegünftigung der Eifenjchwellen, vielleicht auch nur vor- be gehend, ſodaß mit der Zeit die Holzjchwelle billiger jein wird als die Eijenjchwelle, — x — la " ” " ” =. Vergl. N. A. Fu. 3 — S. —* Een zes Die Buchennutzholzfrage 3. f F ER a 1. ne: 545, fowie 884. ©. il Beat, Kiltsandı —E lm Wafaltgebiet beb Vogelsberges. A. F. u. 98 13 * 196 IX. Stößer, Forjtbenugung. namentlich wenn durch zwecdmäßige Imprägnierung die Haltbarkeit und Dauer der höl- zernen Schwellen noch erheblich vergrößert wird. Die Eijenbahnen bedürfen außer Holzjchwellen noch der Telegraphenftangen, 6 bis 8 Meter langer, am Zopfende 15—17 em Starker Nadelholzitangen (Fichten, Kiefern, Lärchen), welche zur Beförderung ihrer Dauer meift vor der Verwendung imprägniert werden. Aus legterem Grunde wird Sommerfällung bevorzugt; die Stangen müfjen die wirklichen Stamm- enden der Bäume fein. Zu Bremsflögen an den Eifenbahnmwagenrädern benußt man mit Vorliebe Bappelholz- Zur Straßenpflafterung verwendet man neuerdings auch in Deutſchland Holz- würfel, nachdem jchon längst in Amerifa und England in ausgedehntem Maße von dieſem Material Gebrauch gemacht worden ift. Beſonders find in Berlin feit 1873 verjchiedene Verſuche gemacht worden. Es wurden auf einer ijolierenden Betonjchichte von 20 cm Stärke, welche die Ebenheit des Plaſters fichern und die verderbliche Wirkung der Feuchtig- feit abjchneiden ſoll, teils Würfel der amerifanifchen yellow pine (Pinus Jeffreyi, Jeffrey's Kiefer), teils jolche der deutschen Kiefer 18 em Hoch gejchnitten, imprägniert mit Teer und Kreofotöl, als Hirnholz, ſodaß die Längsfafern aufrecht ftehen, gelegt, hierauf mit Kies überfahren und. gewalzt. Ein eigentliches Reſultat haben diefe Verſuche noch nicht ergeben; erſt nach einer größeren Reihe von Jahren wird es fich zeigen, ob Lediglich amerikanisches oder auch deut- jches Holz verwendbar ift. Neuerdings wird hier auch verjucht, dem Buchenholz Eingang zu verichaffen; 1886 wurde eine Pflafterung mit imprägnierten Buchenholzwürfeln ausge- führt, welche aus den Forften des Fürften von Bismard ftammen. Auch in Frankfurt M. find Verfuche mit Buchenholzpflafter gemacht worden, welche 18 Mark Koften pro qm — gegen 12 Mark Koften pro qm fiir Bajaltpflafter — ergaben (ef. Reiß n A. F. u. J.8. 1887 ©. 71). Das Holzpflafter vermittelt ebenjo wie Asphalt einen geräufchlofen Verkehr, gejtattet jedoch den Pferden einen fichereren Tritt, indem es das Eingreifen der Hufe erleichtert und jo das Stürzen der Pferde verhindert. Seine Einführung würde, fall3 deutſches Buchen- und Kiefernholz fich bewährt, der bejjeren Ausnutzung mancher Wälder guten Vorſchub Leiften. Der Wafjerbau bedarf anfehnlicher Duantitäten von Holz zur Herjtellung von Uferbefeftigungen, zu Schleufen und Wehrbauten. Viele Uferbefeftigungen ftellt man durch Steinpadungen her, wobei öfters zunächſt ein Holzroft einzurammen ift. Umfängliche Uferbauten von Holz kommen in Holland vor, wo vielfach ſumpfiger und mit feinem halt- baren Untergrund verjehener Boden vorherriht. Zu diefem Zwede gehen aus Mittel- und Siüddeutjchland viel Eichen- und Nadelhölzer in Form von Pfahlholz und jtärkerem Rundholz auf dem Rhein dahin. Ausgedehnter Verbrauch von Holz zu Wafjerbauten findet ferner in Gebirgsgegenden jtatt, in denen Holzflößerei betrieben wird. Insbeſondere find e3 hier die Uferbefeftigungen, die namhafte Quantitäten Holz in Anfpruch nehmen; außerdem wird ſolches zum Bau der Rechen, ſowie zu leichteren Stau- und Schleufewerfen benußt “). Zu den bei der Holzflößerei vorkommenden Bauten verwendet man zumeijt Fichten- und Tannenholz und gibt legterem den Borzug, da es fich im abwechjelnden Zuftand der Näſſe und Trocdenheit befjer als erjteres hält. Bei den anderen Wafler- und Brückenbauten findet Eichen- oder ausgewachjenes harzreiches Kiefernholz Berwendung. Zu Pfeilern unter Waſſer (Biloten) eignet jich 12) Darftellung der Holzbringungsmittel in den Fal. bayerischen Salinenwaldungen, heraus- gegeben vom bayerischen Minifterialforitburenu 1860. Teil IT, jowie Gayers Forjtbenugung, 6. Aufl. ©. 336 ff. Berwendung des Holzes und der Ninden. 8 6. 197 auch Buchenholz, namentlich wenn dasjelbe im Saft gefällt und ſofort verbaut wird; das- ſelbe ſoll fteinhart werden. Ebenſo iſt Erlenholz bei ausſchließlicher Verwendung unter Waſſer (3. B. für Rofte) zu gebrauchen. Der Brüdenbau erfordert bejtes Eichen» und Nadelholz; zum Belag von Brüden werden neuerdings aud Bohlen aus Buchenholz ge Die an der Kölner Aheinbrüde gemachten Erfahrungen haben ergeben, daß Buchen- beohlen fi) zwar abreiben, aber nicht in dem Maß fplittern wie Eichenbohlen. Die Dauer der Ießteren war 2Ysjährig, der erjteren Zjährig. Da der Feſtmeter Buchenbohlen ſich auf mr 41 Mar, hingegen der Feitmeter Eichenbohlen auf 87 Mark ftellte, jo ergab ſich mit Rück ſicht auf die längere Dauer der Buchenbohlen bei ihrer Anwendung eine Erjparnis von 59%. An das Gebiet des Waflerbauholzes gehören noch die Faſchinen, d. b. drei umd mehr Meter lange- Reifigbunde, welche aus langen jchlanten Ruthen ohne Laub, die ſich leicht zufammenlegen laſſen, zu Wellen gebunden werden. Am gejuchteften find Faſchinen aus Weiden, welche gerade jchlanfe Triebe haben. Auch ſchwache Nadelhölzer, jowie Stod- ausſchläge der Nhammusarten, der Erlen und Hafeln u. dergl. eignen ſich jehr gut dazu, am wenigften hingegen jperrige Aftreifer. Zur Befeftigung der Faichinen bedarf man Buhnenpfähle, 1—2 m lang und 5 em ftark, aus Kieferndurchforftungshölzern, Erlen 2c. gefertigt. Diejelben werden durch die Fajchinen hindurch in den fejten Grund eingeichlagen. 86. Bötther- ımd fonftiges Spaltholz. Zur Fabrikation von Gefäflen für Aufbewahrung von Flüffigkeiten (Fäſſer, Bottiche u. dergl.) findet vorwiegend jpaltiges, möglichft aftfreies Eihenholz im kürzeren und längeren Stüden Verwendung. Das Ausſpaiten der fog. Dauben, ſowie auch der VBodenftüde erfolgt nad) der Richtung der _ Marfftrahlen, nicht nach der Schne des Holzes, weil im legteren Falle die Gefäſſe durch— laſſig gegen Flüſſigleit fein würden. . Langjam erivachienes, ganz feinjähriges Eichenholz ift minder dicht als peitringiges. Kleinere Gefäſſe für den Haushalt (Butten, Eimer, Wannen) werden von Nadel- holz verfertigt, wobei der Fichte der Vorzug gegeben wird. Buchenholz wird ebenfalls zu VBöttcherwaare, insbejondere zur Herftellung von Badfäflern verwandt. Der Butterhandel Schleswig» Holfteins und Medlenburgs bedarf großer Mengen von Buchenfäflern. Auch Seefiiche werden vielfach darin verjandt. Außerdem verpadt man in ſolche Zement, Seife, Salz, Erze, Eijenwaaren u. dergl. '); uch kommt Petroleum vielfach in Buchenfäſſern zum Verſandt. 4 In Ungarn ſoll Buchenbolz zu Faßdauben, jelbjt zu Bierfäflern in ausgedehnter Verwen— dung ftehen; die Faßdauben werden jedoch vor der Bearbeitung mit Wafferdämpfen ausgelaugt'*). Die Dauben zur Anfertigung von Fäffern, welche zur Aufnahme trodener Gegen- tände beftimmt find, werden nicht geipalten, jondern durch die Kreisſäge in den erforder lichen Dimenfionen gejchnitten, da es bier nichts jchadet, wenn der Schnitt nicht in ra- ialer Richtung geführt üft. Bei ungewöhnlich großen Gefäſſen, jelbit wenn diefelben zur Aufnahme von Flüffig ten beſtimmt find, können die einzelnen Beftandteile nicht durch Ausipalten gewonnen „ſondern man fertigt diefelben aus gejchnittenen Bohlen. Zum Binden der Böttchertwaaren dienen Reife; bei größeren und ſchwereren Fäſſern und Bottichen verwendet man Eijenreife, außerdem jolche von jchlanten jpaltigen Stod ausichlägen der Birken, Hajeln, Weiden, wohl auch Eichen. Spaltholz wird aufer zur Böttchertvaarenfabrifation benutzt zur SHerftellung von brändern und Schachteln; hierzu wird meist Fichten- und Tannenholz verwandt. Mit 18) Wei .I.F. u. J. 188. S. Te A —— 198 IX. Stößer, Forjtbenußung. dem Geltener- und Theurerwerden der ſchönen aftfreien und fpaltigen ftärkeren Stämme nimmt die Fabrikation größerer Schachteln, die bejonders wertvolles Holz beanjprucht, welches im Groben ausgejpalten, mit dem Schnitzmeſſer glatt gearbeitet und alsdann in die den Schachteln eigentümliche runde oder ovale Form gebogen wird, mehr und mehr ab, zumal diefelben durch billigere Kiſten oder Pappſchachteln vielfach leicht exjegt werden; fleinere Schachteln, insbefondere Zündholzſchachteln, beanfpruchen weniger wertvolles Holz. Die Ränder derſelben werden zwar auch aus glatten Holz hergeftellt, allein man gewinnt diefelben nicht Durch Spalten, ſondern fie werden durch bejondere Hobel in den den Schachteln entiprechenden Größen hergeftellt und es ift daher die Spaltbarfeit des Holzes fein abjofutes Erfordernis. In ähnlicher Weile, nämlich durch Hobel werden auch die Späne zu den Schiebfäftchen, die zur Aufnahme der fchwedischen Zündhölzer dienen, Hergeftellt. Man verwendet dazu Ajpen-, in Deutjchland auch Pappel- und Nadelholz. Die gleiche Herjtellung Haben Späne für Etuis, Degenjcheiden, Schuhjohlen, Spiegel- belege, jowie die fir Bierbrauerei und Effigfabrifation wichtigen Klärſpäne, aus Hajel- oder Buchenholz hergeftellt, welche an manchen Orten einen beachtenswerten Konſum von Buchennutzholz hervorrufen. In holzreichen Gegenden wird durch die Schindelfabrifation eine beträcht- (iche Menge von Spaltholz verarbeitet. Die Schindeln dienen zur Dach- und Wandbe— fleidung, man läßt ſie beim Auflegen derart übereinandergreifen, daß die Fugen jtetS ge- deckt find. Sie werden aus jpaltigem, aftreinen Fichten- und Tannen-, wohl auc Lärchen-, feltener Buchenholz radial ausgejpalten und mit dem Schnitzmeſſer geglättet. Auch gibt man ihmen durch ein befonderes Schindelmeffer auf der einen Seite eine Nut, auf der anderen Seite fchneidet man eine ſcharfe Kante (Feder), jo daß gegenfeitiges Eingreifen ftattfindet. Auf Sägewerken ftellt man Schindeln durch Bearbeitung mit der Kreisjäge oder befonderen Mafchinen (Gangloff'ſche Schindelmaſchine) her. Da dieſelben jedoch nicht in der Nichtung der Nadien gearbeitet, fondern öfters jchief über die Zahrringe gejchnitten find, fo werfen fich folche und veigen leichter, Haben Daher nicht den Wert und die Halt- barkeit der Handſchindeln. Die Majchinenjchindeln werden jedoch als Unterlage für Schiefer- bedachung begehrt. Uebrigens ift neuerdings in Warſchau die Herftellung eines hölzernen Dachdedungs- materials verjucht worden, welches aus mehreren, mindeſtens drei übereinanderliegenden Fournierblättern befteht, die dergeftalt mit einander verleimt find, daß ſich ihre Fafern kreuzen, wodurch fie gegen jede Temperaturveränderung und Witterung unempfindlich find; zudem werden ſie asphaltiert. ; Zur Snftrumentenfabritation bedarf man des Nefonanzholzes, zu welchem fich gleihmäßig langſam erwachſenes, mit nicht zu breiten Sahrringen verjehenes aftreines und ipaltiges Holz von Fichten oder Tannen bejonders eignet. Man erhält dasjelbe namentlich) in höheren Gebirgölagen, jo 3. B. in Böhmen, ebenjo im bayerijchen Gebirge”). Holzdrähte nennt man die aus glattem Holz hergeftellten feinen Stäbe, welche zu Saloufien, Rouleaux, Tiſchdecken, in furzem Zuftand aber in großen Mafjen zu Streich- hölzern verwendet werden. Vielfach eigen ſich Hierzu noch die bei der Reſonanzholzfabrikation vorkommenden Abfälle. An anderen Orten wird Aſpenholz in großen Mengen benußt. Die Herftellung erfolgt mittelft Hobel, welche feine glatte Schneide, ſondern jtatt derjelben neben einander jcharfe Röhrchen haben, deren jedes je einen runden Holzdraht von dem Rohholz abjtößt. Für die ſchwediſchen Streichhölzer werden auf Drehbänken bandartige 15) Sm 8. fd. g. $. 1884. ©. 155 wird auf die Haſelfichte, eine Spielart der ge- wöhnlichen Fichte, aufmerkfan gemacht, welche zu Nejonanzholz beſonders geeignet jei, indem ſie die Reinheit des Klanges befördere; diejelbe joll in Kärnten und Bosnien vorfommen und jich äußerlich durch weißgelbe Frühjahrsiprojjen, oft auch trauerweidenartige Beaftung auszeichnen. ee Berwendung des Holzes und der Rinden. $ 7. 199 eifen von Rundholz (meift Aſpe) dünn abgeihält und alsdann entiprechend zerfleinert. Bu den Spaltwaaren find endlich noch die Holzftifte zu rechnen, welche nament- lich für Schuhmacher in großen Mafjen aus Birken, Ahorn- und Hainbuchenholz ge- wonnen werben. — 87 Berbraud gejhnittener Hölzer zur Tifhlerei und den berwandten Betrieben, ſowie zum Glajer- und Wagnergewerbe, b Der Diſchler Liefert vornemlich Arbeiten zum inneren Ausbau der Häufer, jowie den größten Teil der Hausgeräte und Meubles. Er bedarf die jog. Schnittiwaare, welche im Walde in Form von Blochen, Klötzen hergeftellt wird. Ueberwiegend ift hierbei der Wer brauch von Nadelholzichnittivaare, doc kommen auch Eichen-, Buchen-, zur Möbelfabri außerdem noch Ahorn-, Ulmen», Lärchen-⸗, Nußbaum-, ſowie wertvolle ausländiiche Hölzer (Mahagoni, Rofenholz 2c.) in Betracht. Bu Fußböden wird meift Nadelholz, nur jelten Eichenholz genommen. Fichte und Kiefer haben den Vorzug vor der mehr jplitternden und weniger glatten Tanne. Statt der gewöhnlichen Dielen fommen mehr und mehr Parquetfußböden in Aufnahme, wozu die Hölzer in jchmalen, kurzen Brettchen (Riemen) gejchnitten werden, die teilweije glatte ‚Seitenwände, teils jolche mit Nut und Feder haben. Die Verwendung der Buche zu Dielungen wird im Gebiete ausgedehnter Buchen- hochwaldungen mit Eifer zu befördern gefucht. Ueber die Erfolge wird die Zukunft ent- heiden. Es ift zu konftatieren, daß infolge der jchwierigeren Bearbeitung der Buche ſowie der für wirklich gutes Buchenholz ſchon jet nicht gerade niedrigen Preife Buchen dielung keineswegs durch erhebliche Billigkeit ich auszeichnet '%). Zu Treppenftufen ift die - Buche neben der Eiche ohme Zweifel jehr geeignet, ebenfo zu Treppenwangen. Bu Vertäfelungen in modernen vornehmen Häufern findet Eichenhols, wohl aud) Lärche, Arve Verwendung. Zur Möbelfchreinerei verlangt man am meiften Nadelholz, insbeſondere zur Her stellung der die Hauptmafje des Monjums bildenden geringeren Möbel. J— Auch die wertvolleren Möbel werden ſelten maſſiv aus teuerem Hartholz Eichen-, Nußbaum), ſondern aus Blindholz (Nadelhölzer, Pappel) hergeſtellt, auf welchem letzteren ‚die Fourniere wertvoller, z. Teil ausländiſcher Hölzer aufgeleimt werden. Auch bier wie fo vielen Gegenftänden der modernen Lebenseinrichtungen ift die Mode tonangebend. d früher Mahagoni, jpäter Nußbaum (namentlic der ſchön gemujterte amerikanische Nußbaum) eine Hauptrolle jpielte, wird neuerdings Eichenholz zu den in befonderer Gunſt ſtehenden Renaifjangemeubles verwendet. , Einer Erwähnung bedürfen noch die aus gebogenem Buchenholz zuerſt durch die Öfterreichiiche Firma Gebrüder Thonet hergeftellten ſog. Wiener Meubels, deren Fabrikation auch in Deutichland (3. B. Sachſen) mit Erfolg verfucht worden ift. Die zu diefen Meubels verwendeten Buchenhölzer werden aus glattem langichäftigen Buchenholz in Form von Latten ausgejchnitten, durch Dampf ausgetrodnet, mittelft Majchinen rund gehobelt und in erhigtem Buftande gebogen; die Verbindung der einzelnen Teile unter einander erfolgt lediglich durch Verzapfung und Verſchraubung. Dieje Industrie jcheint nur da mit Erfolg einführbar zu fein, wo jchönes Buchen holz ftärkerer Dimenfionen noch billig zu haben ift. Auch die Thonet’schen Fabriten be ‚ziehen das Material meift aus dem holzreihen Oſten der öfterreichiichen Monarchie. Bedeutende Mengen von Holz bedarf man zur Heritellung der Kiſten. Wegen ihrer htigkeit haben Nadelhölzer, jowie Pappeln und Wipen den Vorzug. Mengen von pachen Riftenbrettchen werden jedoch auch aus Buchenholz gewonnen, jo z. B. für die im 16) Borggreve in F.BL. 1885. ©. 50, ne 200 IX. Stößer, Forftbenugung. ſüdlichen Ländern, insbejondere in den Hafenplägen des mittelländischen Meeres zur Ver— padkung und zum Export von Früchten dienenden Kiftchen, welche vielfach aus Defterreic) bezogen werden (j. g. Tavoletti). Kiftchen von geringen Dimenfionen zum Berpaden von Parfüms, Seifen 2c., ſowie Farbfaften, ferner Schatullen werden in Mafjen öfters in Fabriken verfertigt und e3 kom— men hierbei neben Nadelhölzern auch Erlen, Ahorn und jonftige bejjere Laubholzarten zur Verwendung. Zu Zigarrenfiften werden vielfach Erlen, für die befjeren gewifje Sorten des roten Zedernholzes, einer dem Mahagoni verwandten Laubholzart, verwandt. Zu Saloufiebrettern nimmt man Nadelholz. Der Glaſer bedarf zu Fenfterrahmen ein gleichmäßig erwachſenes, den Einflüffen der Witterung twiderftehendes, dem Reigen und Werfen weniger ausgejebtes Holz; er be- vorzugt Eiche und Kiefer, auch Lärche ijt brauchbar; den Hauptbedarf Liefert das eng- ringige, ausgewachjene, fernige Siefernholz, welches auf ärmerem Boden langjanı er— wachſen ift. Der Wagner verwendet zumeift Laubhölzer, unter diefen vorwiegend Eiche; die Hölzer müſſen gefund, feſt und zähe fein, damit fie, ohne zu brechen, einer größeren Ge— walt widerſtehen können. Das meifte Material liefert Eiche, Buche, Ulme, Weißbuche und Birke, ; Bon erheblichem Umfang ift der Bedarf an Wagnerholz gerade nicht; ein gewöhn— licher Landwagner deckt mit 10 fm feinen ganzen Jahresbedarf. Manches, was früher aus Holz verfertigt wurde, ftellt man jest aus Eifen her; jo z. B. die Achjen, welche gegen hölzerne nicht nur eine weit größere Dauer, fondern, da jie weniger Neibung ver— urfachen, auch einen leichteren Gang gewähren. Der gewöhnliche Wagen befteht aus den Rädern, dem Geftell, der Langwiede und der Deichiel. Die Näder haben in der Mitte die Nabe, die aus einem durchbohrten und metall- gefütterten Eichen-, Ulmen- oder Eſchen-Rundſtück bejteht; in dieſelbe greifen die Speichen ein, welche auf der äußeren Seite in dem aus einzelnen Teilen (Felgen) zujammengejegten Kranz befeftigt find. Die Speichen fertigt man aus zähem ausgejpaltenen Jungeichen- oder Ejchenholz, bei Luxuswagen aus Hickory (Carya alba), welches Leichtigkeit und Feftigkeit in ſich vereinigt. Die Felgen werden aus gefunden jpaltigen Buchenfcheiten im Rohen abgejpalten, jo daß der Kern abfällt; die Nindenfeite bildet die äußere Krümme der Felge. Zur Her- ftellung der nötigen Krümme wird beiverjeits entjprechend abgejpalten. Die Herftellung der Felgen erfolgt in ausgedehnten Buchenwaldungen in großen Auantitäten zum Zwecke des Handels. Neuerdings kommt e3 (insbejondere beim Luruswagenbau) auch vor, daß der Nad- franz nicht mehr aus Felgen zufammengejegt, fondern aus einem Stück gedämpften und durch Starke mechanische Kraft gebogenen Holzes geformt wird '7). Ueber den Achfen Liegen nun die Vorder- und Hintergeftelle der Wagen; diejelben werden durch Die Langwiede verbunden. Die Zugvorrichtung bejteht aus den Deichjel- armen umd der Deichfel. Zur Ausrüstung der Laft-Wagen gehören endlich noch die Lei- tern. Zu den Bäumen der Leitern verwendet der Wagner Nadelholzitangen, zu den Lang- twieden Eichen- oder Ejchenstangen, die Deichjeln jtellt er aus Eichen, Birken- oder Ejchen- ftangen her. Die jonftigen Erzeugniffe des Wagner- und Stellmachergewerbes, Plüge, Schlittenkufen, Schiebefarren 2c. bedürfen feiner näheren Beſchreibung; Buchen- und Eichen- hölzer werden auch hierzu bejonders verwendet. Gekrümmte, wenn nur gejunde und ajt- 17) Die Herftellung folder Radkränze beſchreibt Forftaffeffor Schmidt in 8. f. F. u. J. 1886. S. 194. Verwendung des Holzes und der Ninden. $ 10. 201 loſe Stüde verwendet der Wagner vielfach; ja fie find jogar in vielen Fällen von bejon- derem Wert. Der Bau der Luruswagen hat jo viel Mannigfaltigkeiten, daß derſelbe hier über gangen werden muß. Zum Oberbau derjelben werden auch leichte Hölzer, Linde, Pappel ıc. "als Füllholz benugt. f Bu Lafetten wurde früher in ausgedehntem Maße Ulmenholz verwandt; heute ver- fertigt man diejelben aus Eifen. Zu dem Wagenbau gehört endlich noch die Herftellung der Eijenbahnwaggons, welche in ihrem Baltengerippe viel Eichen- und Eſchenholz, in ihrer Füllung weiche Hölzer in großem Umfange beanspruchen; nad) Gayer bedarf man zu einem verjchlofjenen Eijen bahngüterwagen ca 1 ebm Eichenhol;. ' 88. Holzverbraud in der Schnißerei und Spielwaarenfabrifation. Die eigentliche Kunftichnigerei verbraucht Linden», Aſpen-, Ahorn- und Nußbaumholz; in den Gebirgsländern der Schweiz und Tyrols bildet auch die Zirbelkiefer vielfach den Roh— ftoff zu dem überaus mannigfachen Artikeln, welche in alle Welt gehen (z. B. Tierfiguren, deſchnitzte Rahmen aller Art, Uhrgeſtelle, Schmuckbehälter). Bu groben Schnitzwaaren als Mulden, Schüſſeln, Tellern, Wurfihaufeln, Koch Löffeln, Stiefelhölzern, Kummethölzern werden Buchenhölzer verwandt, für feine Schuh— leiften Hainbuchen, für gewöhnliche Notbuchen. J Holzſchuhe verfertigt man aus Buchen, Erlen, Birken, auch Pappeln und Weiden. Flintenfchäfte werden aus Nußbaum, Ulme, geringere aus Buchenholz hergeitellt. Kinderjpielwaaren, z. B. Tiere, Kinderflinten, Holzmufitinftrumente (Flöten, - Geigen) werden hauptjächlich aus Fichtenholz fabriziert. Sie find Gegenftand der Her- ung im Erzgebirge und Thüringerwald; ihre Produktion verringert ſich jedoch mehr und mehr wegen des verfeinerten Gejchmads, der beffere Produkte verlangt. 89 GSonftiger Holzverbraud in Gewerben und Fabriken. Viele Gewerbe werden mit Wafjerkraft betrieben und bebürfen der Räder und der dazu ge hörigen Wellen; zu legteren bedarf man gerader, gejunder, jtarter Stämme von Eichen oder Tannen, auch Kiefern. Zu Wafjerrädern nimmt man Buchen- und Eichen-, zu den Schaufeln auch Nadelholz, wofern nicht Konjtruftionen aus Eiſenblech gewählt werden. | Hu den Del-, Wall-, Pochmühlen und Hammerwerken bedarf man jtarfer Eichen ſtammhölzer, weniger Nadelhölzer. Die Pochſtempel jowohl, als aud) die Stoftröge werden nur vom zähejten harten Holz verfertigt. In Hammerwerken find die Hammerwellen und die dazu gehörigen Gerüfte von Eichen, der den Hammer tragende Arm oder Helm von Buchen, Birken, Ejchenftammenden; der Ambosjtod, auf weldhen der Ambos eingelafjen wird, befteht aus einem 1 m jtarfen und 2 m langen Eichenftod, welder in Eiſen ge bunden ift. Die innere Einrichtung der Gewerke, Mühlen und Fabrifen fällt hinſichtlich hrer Verwendung in das Kapitel vom Hochbau. $10. Holzverbraud zur Papierfabrikation . Wenn auch der geringere Bapierverbrauch früherer Zeiten durch das gewöhnliche aus Hadern bergeitellte Papier ftändig gededt worden ift, jo machten fich doch ſchon im vorigen Jahrhundert Verjuche geltend, um den gefteigerten Konſum durch andere Pflanzenjtoffe zu deden. Den Fort ſchritten der modernen Technik und den erweiterten chemiichen Kenntniffen gelang es, aus Holz jehr brauchbare Produkte herzuftellen, welche zu Papier verarbeitet werden. Man nterjcheidet zwiſchen dem lediglich durch Zerichleifen auf mechaniſchem Wege berge- Holzftoff und dem auf chemiſchem Weg aus dem Holz ertrahierten Zellitoff, der 18) Weber,‘ Ueber die Bedeutung einiger Holz verarbeitenden Induſtriezweige F. ZbL. ©. 73 u. 189, 203 IX. Stößer, Forftbenußung. Holzzellulofe, deren Gewinnung jedoch ebenfalls an eine vorausgehende mechanische Zerkleinerung gefnüpft ift. a) Bei dem mechaniſchen Zerſchleifen des Holzes, welches in jchwächeren Nundhölzern von 10—20 em Durchmefjer verwendet wird, findet zunächit Entrindung, Spalten der ftärferen Stüde, Entfernung der Aefte durch Aushauen oder Ausbohren ftatt; hierauf werden mittelft der Kreisſäge Abjchnitte von 25—50 em hergeftellt und dieſe an totierende Steine gepreßt, wodurch Holzteilchen abgeriſſen werden, die mittelft kontinuier— lich zuftrömenden Waffers zu einem dünnen Brei fich vereinigen, welcher jortiert, ent- wäſſert und in Formen gepreft wird. Derartige Fabriken find nah Weber in Deutichland 293 (in Sachſen allein 125) vorhanden und es wird der Jahresbedarf derjelben an Holz auf 146000 fm angegeben. b) Bei der Zellulojefabrifation werden die Hölzer durch eine mechanische Hacvorrichtung in Schwache Scheibehen und Bröckchen zertrümmert, diefe Produkte zwiſchen geriffelten Quetſchwalzen weiter zermahlen und demmächjt entweder duch Kochen in fau- ftiicher Natronlauge unter hohem Drud oder unter Einwirkung von doppeltſchwefligſaurem Kalt (Mitjcherlich’fches Verfahren) in ihre einzelnen Zellen aufgelöft. Die auf dieſe Weife hergeftellte rohe Zelluloje wird gewajchen, mit Chlorfalf ge- bleicht und jchließlich Durch Walzen gepreßt und getrocnet. tah Weber kann man für die in Deutjchland zur Zeit beftehenden einige 20 Zellu- loſefabriken einen Jahres-Holzkonſum von 230 000 Raummeter annehmen. Zur Verwendung in der Papierfabrifation gelangen Aſpen-, Pappeln-, Linden-, Sichten-, Tannen- und Hiefernhölzer. Alpen, Bappeln und Linden geben einen ganz be- jonders weißen, jehr gejuchten Stoff. Da ſchon ziemlich Schwache Prügel und Stangen gebraucht werden können, jo ergibt fich durch dieje Fabrikation ein ausgedehntes Feld für die Zugutemachung von Ducchforjtungshölzern; freilich) ſpielt die Frage der Tranzport- fojten hierbei eine große Rolle, um fo mehr, als durch die bedeutende Konkurrenz die Breife des Fabrifates gedrücdt find und den Fabriken hinſichtlich der beim Einkauf des Holzes anzulegenden Preiſe gewiſſe Beichränfungen auferlegen. Außer zur PBapierfabrifation wird die Zelluloſe roh zur Herftellung von Pappe, jowie von geprekten Ornamenten für Mleubel, zur Imitation von Leder verwendet '*). 8 11. Darstellung von Dolzmwolle Unter Holzwolle verfteht man einen Stoff, der durch mechanijche Zerfaferung von Hölzern, namentlich) Nadelhölzern gewonnen und im großem Maßftab zur Berpadung, ſowie als Boljtermaterial, ferner al3 Streu für das Vieh, endlich auch zum Filtrieren von Flüffigfeiten benugt wird. Die Holzwolle, zu- erſt in Amerika dargeftellt, wird als ein Nebenproduft in größeren Holzwaarenfabrifen, aber auch in eigenen Ctabliffements vorwiegend aus Napdelhölzern (jedoch auch Aſpen, zu Polſterzwecken auch aus ſpaniſchem Rohr) gewonnen. Die Hölzer werden in Stüden von 50 em Länge und 15 cm Breite vorgearbeitet, zwiſchen zwei Walzen gejpannt und mittelft eines Apparates, der eine Anzahl nebeneinander jtehender Mefjer enthält und durch eine Kurbelſtange hin und her bewegt wird, gerißt. Seitwärts von dieſem Apparat jteht je ein glattes Hobelmefjer, welches die gerigten Fafern abjchneidet, die nun als Holzwolle unter die Maſchine fallen. Je nachdem die Rigmefjer enger oder weiter gejtellt find, wird die Holzwolle feiner oder gröber ausfallen. Auch diefe Fabrikation verwendet vorwiegend ſchwache Hölzer, die im Wege der 19) Zu folden Ornamenten verwendet eine Thüringer Firma (B. Harras in Böhlen) ge— mahlene Cägejpäne, die mit einem Klebjtoff durchtränkt find, auf welde eine ganz feine äußerſt biegjam gemadte Holzfournierplatte aufgepreft wird, die fih dann untrennbar mit der Unterlage verbindet und jo ein ganz ſcharf gepreßtes Holzornament ergibt, welches mit den Produkten der Holzbildhauerei wetteifert. Die Firma nennt ihr Produkt „Kunftholz“. Berwendung des Holzes und der Minden. 5 18. 203 Durchforſtungen zu gewinnen find, jo daß ihre Einbürgerung lolal eine nicht zu verach tende Hebung des Holzabjahes bewirkt. 812. Gerätehölzer im landwirtſchaftlichen Gewerbe. Der Haupt verbrauch der Landwirtſchaft an Nutzholzern erſtreckt ſich auf ſchwächere Stangenholzſorti mente, Bohnenſtangen, Hopfenſtangen, Baumpfähle, Weinpfähle, ſowie Zaunpfähle und Baungerten, Stangen und Pfähle zu Notſchuppen, Feimen *); außerdem fommt mancherlei Neifig zu Erbſenreis, Zäunen, Bindweiden, Bejenreifig in Betracht, ferner Geſchirr Hölzer zu Deichieln, Leiterbäumen, Heubäumen und jonftigem Material zur Inſtandhaltung der ländlichen Fuhrwerte. Die meifte Beachtung des Forftmannes verdient der Bedarf an Hopfenjtangen und Weinpfählen, welche öfters in großen Duantitäten begehrt werden und einen jehr ange nehmen Abſatz für Durchforſtungsergebniſſe jelbit entlegener Waldungen darbieten. Bei Hopfenftangen, deren Abſatz allemal dann befonders ausgedehnt zu ein pflegt, wenn einige gute Hopfenjahre voranusgegangen find, durch welche der Antrieb zur weiteren Ausdehnung der Hopfenanlagen gegeben wird, unterfcheidet man in der Regel für den Handel drei Mlaffen von 7, 8 und 9 cm Stärke bei 30 em über dem Abhieb. Die Normallänge iſt das 100fache der angegebenen Stärke, alſo 7, 8 und 9 m. Sie werden aus ſchlankem, geraden Nadelholz, meist Fichtenftangen gewonnen. Zur Beförderung des Austrodnens, behufs Erſparnis an Fracht werden fie entrindet, jedoch nicht ganz glatt geputzt, jo daß die Hopfenranfen noch Halt finden. Weinpfähle gewinnt man aus Eichen, Kiefern, ſowie auch Kaftanien und Alazien. Die Haftanienpfähle, welche im Eljah in Verwendung ftehen, ftellt man durch geipaltene Stodausichläge der Edeltaftanie her. Ueber die ſenkrecht eingeichlagenen Weinpfähle werden da, two man den Wein in die Länge zieht, auch noch Querlatten gejpannt. Die Verwendung der Kiefernweinpfähle bildet in manchen Gegenden einen beachtens werten Beitrag zur Erhöhung der Nupholzausbeute *'). . 813. Brennholz. Je mehr durch Ausdehnung des Eijenbahnnepes die foſſile Kohle als Feuerungsmaterial für Wohnungen und Fabrifanlagen an Terrain gewonnen bat, um fo mehr ift der Bedarf an Brennholz zurüdgegangen, und es ift im dieſer Be siehung in vielen Forjthanshalten ein völliger Umſchwung in den Abſatz- und Berwer tungsverhältniſſen eingetreten. Dank der ausgedehnten Verwendungsfäbigfeit des Holzes als Nupholz zu den vielen Zweden, deren hervorragendite wir bereits betrachtet haben, bat ſich diefer Umſchwung in den meiften Gegenden mit nur vorübergehenden Störungen vollzogen; diejelbe Eijenbahn, welche die Kohlen ins Land bringt, ermöglicht aud öfters die Ausfuhr von Nughölzern in früher nicht gelanntem Umfange und begünftigt die An lage Nupholz konjumierender Fabriten. — Immerhin ift im Durchichnitt die Verwendung des Holzes in Deutichland als Brennholz, wenn man die Mafje desjelben in einem Pro zentſah des Gejamtholzeinichlags ausdrüdt, gegenüber der des Nutzholzes überwiegend, bauptfächlich im Gebiet der ausgedehnten Laubholz,, namentlich Buchenforite. Die Verwendung des Holzes zu Feuerungszwecken ift eine verichiedene injofern, als dieſelbe teilweife zur Heizung der Wohnränme jowie zum Betrieb gewerblicher und indu fteieller Anlagen erfolgt, teilweie auch mur eine mittelbare ift, indem das Holz durch eine volllommene Verbrennung in Kohle verwandelt wird, welche ihrerjeits wieder zur Verwendung in mannigjachen Gewerben dient. 20) Ein beachtenswerter Abjak von Eichenpfahlhölzern ftärkerer Dimenfionen findet aus u Südbeutichland auf dem Rhein nah Holland ftatt, woſelbſt zu den Gerüften ber in form diefe Eichenpfähle (Bergrutben —— tief in die gas — werden. 21) ittfpahn, Anfertigung der Wingertspfähle. F. Hbl. 1888. 204 IX. Stößer, Forftbenugung. Zur Heizung der Wohnräume fowie zum Verbrauch in der Küche find die harten Holzarten und ımter diefen die Notbuche bejonders begehrt. Ihr naheftehend ift die Birke jowie das gefchälte Jungeichenholz, während Alteiche im Wert bedeutend zurüctritt. Zur Bäcerei, zum Betrieb mancher gewerblicher Anlagen und Fabriken, 3.8. Ziegel- brennereien, Kalköfen, Borzellanfabriten, Glashütten, wobei es auf intenfive flammende Hiße ankommt, wird dem Nadelholz der Borzug gegeben. Die Kohle endlich bedürfen gewiſſe Metallarbeiter, 3. B. Schloffer, Schmiede; auch hat Eifen, welches unter Verwendung von Holzfohlen im Hochofen gewonnen ift, zu manchen Zwecken, 3. B. als Walzblech, entſchiedene Vorzüge vor dem mit Steinfohlen gewonnenen Eifen. Auch gebraucht man Kohle zur PBulverfabrifation, wobei für feinereg Pulver die ichwachen, 1'%»—3 cm ftarfen Nuten des Faulbaumbolzes (Rhamnus frangula), für geringere Sorten die Vrügelhölzer der Weißerle in großen Dutantitäten Verwendung finden. In Glashütten, in denen eine anhaltende ftarf brennende Flamme notwendig tft, findet manchen Ortes eine Verbrennung reſp. VBerfohlung des Holzes ftatt, vermittelft defjen ein Holzgas gewonnen wird, deffen Flamme die Glasmaffe in gejchmolzenen, glühend- flüſſigen Zuftand bringt und feichter darin erhält ala bei direkter Anwendung von Holz. Eine analoge Gasfenerung läßt fich natürlich auch unter Anwendung anderer Rohheizmate- rialien, 3. B. Kohle, Torf 2c., einrichten. In der Vorzellanfabrifation kann Holz für Herftellung von Gegenftänden, die eine gewiſſe empfindliche blaue Farbe erhalten, nicht entbehrt werden, da bei Anwendung der Kohle die fich bildenden Gafe durch ihren Gehalt an ſchwefliger Säure auf dieje Farbe zerjtörend einwirken. Die Verkohlung des Holzes in Retorten hat die Gewinnung gewiſſer Neben- produfte, 3. B. des Holzejfigs und des Holzteers, zur Folge. Die Verwendung des letzteren Produkts ift zu Zwecken der Konfervierung von Schiffen eine bedeutende. Derſelbe wird in Mafjen aus Schweden, Finnland und Rußland eingeführt. Zur Ge- winnung von Holzeffig hat man praftifche Verſuche unter ausgedehnterer Verwendung von Buchenbrennhößzern in Laubach im Großherzogtum Hefjen gemacht. Die Fabrif Fried- richshütte gebraucht alljährlich 8000 fm und hat Abſatz nicht allein fiir die gewonnenen flüffigen Produkte, ſondern auch für die zurückbleibende Retortenfohle *). Zu Solina in Galizien ift 1881 eine Fabrik zur Erzeugung von Holzejfig gegründet worden; fiir 1 Gulden Holz wurden 8 Gulden Spirituswert produziert, allerdings foftete der Raummeter Buchenholz nur 1 Gulden ). 8 14 Holzverwendung nad den verſchiedenen Holzarten und Sorti- menten. Rekapitulieren wir die bisher mitgeteilten Verwendungen des Holzes, insbejondere des Nußholzes, nach den gebräuchlichiten Holzarten und deren einzelnen Sortimenten, wobei wir den Gefichtspunkt einhalten, daß eine möglicht intenfive Ausnußung der Hauungser— gebnifje zu den gebräuchlichiten Nußhölzern ftattfindet, jo daß nur ein Minimum von Brenn- holz verbleibt, jo ergibt ſich folgendes: 1. Zaubhölzer. Der Eihenmwald Liefert in ftarfen Stämmen das Material zu Miühlwellen, zu den ftärkften Teilen der Poch- und Hammerwerke, zu Schiffsbauholz (Holländer), zu Brücken— und Schleufenbauten, außerdem Schneidehölzer für das Tifchler- und Glajergewerbe, zu Bohlen fir Brücen, ſowie in den unterſten Stammteilen Ambosklötze?). Das mitteljtarte Eichenholz wird ausgenußt zu gewöhnlichen Bauholz, zu gejchnittenen Hölzern für den in der Hauptfache aber, beſonders bei mangelnder Aftreinheit, zu Bahn- > — Zur Frage der Verwendung von Buchenholz. A. F. u. 3.83. 1882. ©. 298, 23) ©. f. d. g. F. 1882, ©. 122. Verwendung des Holzes und der Rinden. $ 2. 205 ſchwellenholz. Auch fallen Hier, jowie in den anbrüdjigen Abſchnitten der ftärfften Klaſſe die Spalthölzer für Böttcher aus, 2 Die geringeren Stämme verwendet man vorzüglic; zu Wagnerholz, zu Pfählen für - Erd und Wafjerbau, ferner zu Grubenholz. Die Stangenhölger von 14 cm abwärts gewähren die Hauptmafje des Grubenholzes, ſowie viel Material für Wagner, ebenſo Weinbergspfähle. Die Rinde jüngerer Hölzer Etodausſchläge wird zu Lohe benutzt, auch aus ſchwachen Aeſten und Zweigen gewinnt man noch Lohextrakt. 9 Der Buchenwald, deſſen geringe Rentabilität an vielen Orten noch der Gegen ſtiand ſtehender Klagen iſt, bietet Material zu vielfacher Verwendung als Nutzholz. Im Hochbau bei genügender Stärke find Buchenſchnitthölzer zu verwenden zu Treppen, Fuß boden, Parquets; auferdem ift, wie in $ 2 gezeigt wurde, die Buche ald Bauholz feines wegs zu verachten. Im Eifenbahnbau wird Buchenholz imprägniert zu Schwellen, für Brüden, zu Be lagbohlen verwandt; für Strafenpflafter, jowie zur Pilafterung von Pferdeſtällen wird es imprägniert ebenfalls gebraucht. Für Sciffstiele, ſowie zu Wafjerbauten, jofern das Holz ganz unter Wafler lommt, ift Buche ftets jehr vorteilhaft zu verwenden. Buchenklöge find zwedmäßige Unterlagen für Mafchinenbejtandteile; auch liefern fie das Material für Spalt waren von mancherlei Art (Siebläufe, Faßdauben für Butter- und andere zur Aufbewal) rung trodener oder doc; nur allenfalls feuchter oder fettiger Gegenſtände bejtimmte Faller). Der Wagner gebraucht Buchen in Mafjen zu Felgen und jonjtigen Beftandteilen der Deto nomiewagen; im Luxuswagenbau wird Buchenſchnittware verwandt, ebenſo im Pianoforte bau; ausgedehnt ift die Verwendung zu Buchenmenbels. Kiſten geringerer Dimenfionen, wie Schatullen, eine Menge landwirtichaftliher Geräte, Bürjtenhölzer, Higarrenwidel ormen, Schubabjäge, Schuhleiften, Klärſpäne, jowie Haushaltungshölzer der verſchiedenſten f Art verfertigt man ebenfalls aus Buchenholz, geringere Rundhölzer geben Grubenholz. F Hainbuchen gebraucht man zu Kämmen für Mühlwerle, zu Maſchinenholz, zur Zufanmenjegung von Fleiſchwiegellötzen, zur Herjtellung von Hammerftielen, Dreichilegeln, von befjeren Schubleiften, zu Schubmacheritiften. j Ahorn verwendet der Tiichler zu Meubels und Fournieren, man fertigt daraus Barketen; in Holzwarenfabrilen wird er in ausgebehntem Maße zur Herſtellung feiner jtchen, zu Thermometer» und Barometerbrettchen u. dergl. gejucht. Eſchenholz ift als Wagner- und Schreinerholz, ſowie beim Bau von Eijenbahn agen, ferner zu Werkzeugen, Turngeräten, Lanzenjchäften überall gut abjegbar. Ulmen geben Wagnerholz ſowie gejuchtes Tijchlerholz; zu Hadflögen verwendet man die Stammenden. I Br wird zu feinen Schnigarbeiten, außerdem mit Vorliebe in der Etuis britan — * gibt im gemügender Stärke gutes Schnittmaterial für Tiſchler, außer dem findet es vielfachen Abjag an Wagner; die geringen Stangen geben Neifholz für Böttcher. für füd- und weſtdeutſches Eichenholz bildet Holland: em Durchmeſſer, in der Mitte du re mitten oder durchſpalten, Beurteilen zu können, nennt man enf&uß (von Wain- re "Man verlangt zartes, aftreines, ——— es, feinfaferiges Holz au feinen Tiihlerarbeiten, VBertä gen, Fournieren ıc. verwandt. Rundllöge und Dimenfionen gehen ald jog. Holländer; dieſelben fünnen äftig Ale — Krummun . Sie finden Verwendung ald Kantholzer und AR ben und —* find eine geringere Art ber beſchlagenen Eichen; 2 für Frucht: und Heufchober, lettere zu u er und Bauholz ge a des überfeeifhen Handels aus den Dftjechäfen vergl. Gufe 206 IX. Stößer, Forftbenugung. Rot-Erlen werden beim Wafferbau gebraucht, außerdem liefern ſie Schnittmaterial zu Zigarrenfiften; ſchwaches Weiß-Erlenholz gibt Kohle zur Pulverfabrifation. Bappel- und Aſpenholz findet Verwendung in der Kiftenfabrifation, zu Etuis, zu Blindholz für Meubels. Aſpen werden ferner mit Borliebe zur PBapierfabrifation, zu Zindhößzern und Zündſchachteln benutzt. Auch Mulden und viele andere Schnikfabrifate jtellt man aus ihnen her. Elsbeere ift eines unferer wertvollſten Nutzhölzer; Drechsler und Tischler benutzen dasjelbe; befonders geſucht und jehr gut bezahlt wird es behufs Berwendung zu Thermo- meter- und Barometerbrettchen. 2. Nadelhölzer. Die größte Ausbeute an Nubholz gewähren Fichten und Tannen. Sie liefern die große Mafje der Hoch-, Wafjer- und Brüdenbauhölzer, Maftholz beim Schiffsbau ſowie das Material zu Schnittwaren der verjchiedenjten Art (Bohlen, Bretter, Latten) zu Bau- zwecken und zur Verwendung von Tijchlern und Kiftenmachern. Spalthölzer gebraucht man zur Schachtelfabrifation und zu Packfäſſern. Geringere Stärken verwendet man zu Gerüftitangen, Telegraphenjtangen, zu Gruben- holz, zur Herjtellung von Holzwolle und große Mafjen von ſchwachem Rundholz zur Bapier- fabrifation. Schlanke Stangenhölzer liefern Hopfen-, Zaun- und Bohnenftangen, Baum- und Weinpfähle. Tannenholz ift manchen Drtes weniger gejucht als Fichte, insbeſondere weil vielfach alte Tannen zur Abnubung gelangen, die äftig und kernſchälig find und deshalb verſteckte Fehler haben; auch ift Tannenholz Schwerer als Fichtenhoß. Zu Fußböden verwirft man Tanne wegen des Splitterns. Der Zimmermann nimmt Tannenholz weniger gern zu Balken, weil jeine Tragkraft derjenigen der Fichte nachjtehen joll, er verwendet es aber mit Vor— liebe zu Schwellen. Beim Wafjerbau hat es den Vorzug vor Fichte. Kiefern geben in jtärferen Dimenfionen und bei genügender Feinjährigfeit ein ge- fuchtes Qualitätsholz für Glafer, Tiichler, jowie Maſtholz. Auch findet Kiefernholz viel Verwendung zu Bahnſchwellen. Als Bauholz wird es im den eigentlichen Kieferngegenden dem Fichtenholz vorgezogen. Sehr gejucht iſt es zu Grubenholz und wird hierbei vor Fichte und Tanne bevorzugt. Lärche steht zu Bauholz jowie Schreinerholz, ebenfo zu Grubenholz im beften Anſehen. Weymouthskiefer gilt wegen feiner geringen Neigung zum. Werfen als ein gutes Holz für Tiſchlerzwecke ſowie als Modellholz; als Bauholz ift es wegen angeblich mangeln- der Tragfähigkeit für manche Zwede etwas mit Mißtrauen angejehen; gegen Fäulnis ift es entichieden jehr widerftandsfähig; Stangenhölzer find außerordentlich zähe und haltbar. Bürbelfiefer (Axve) ift ein wertvolles Tifchlerholz, welches infolge feiner ſchönen gelbbraunen Farbe namentlich zu Vertäfelungen gejucht wird. Much findet es Verwendung zu Schnißarbeiten. $ 15. Verwendung der Rinden. Die Rinden verjchiedener unjerer Holz- arten, insbeſondere der Eiche, ſowie der Fichte, untergeordnet der Erle und Birke, dienen zur Herftellung des Leder aus tierischen Häuten. Als beſtes gerbtofflieferndes Material wird zweifellos die Eichenrinde anerfannt; ihr gegenüber erjcheinen die Rinden anderer Hölzer mehr oder weniger als Surrogate °°). 25) 3. 8 u $. 1379. ©. 1. Schüttzze, Unterfuhungen über den Gerbitoffgehalt der Eichenvinde; daſ. 1882. ©. 103. Councler, Unterfuhungen über den Gerbftoffgehalt der Eichen- rinde; daf. 1854. ©. 1. Derf., Gerbftoffgehalt einiger inländifher Rinden; daj. ©. 543. Derſ., Ueber einige inländifche und ausländifche Gerbmaterialien und deren Gerbjtoffgehalt. u en Ü u au — u 24 Verwendung bes Holzes und ber Rinde. 5 15. 207 m neuerer Zeit. hat mehr und mehr eine Beitrebung Platz gegriffen, um die immer bin langwierige, große Kapitalien beaniprucdende Yohgerberei durch das Verfahren der Metallgerbung mit Eiſen (uah Knapp) oder Chrom (nah Heinzerling) zu eriepen. — Nennenswerte Erfolge im großen find damit noch wicht erzielt worden; die Haltbarfeit und Güte lohgaren Leders, insbejondere des Sohlenleders, ſcheint eine längere Einwirkung bes Gerbftoffes auf die rohen Häute zu bedingen, als dies bei der Metallgerbung voraus geſeht wird’). Auch ift auf der andern Seite eine Abkürzung des Lohgerbverfahrens durch die jog. Dampfgerberei nicht ausgeichlofien '). Aus diefen Gründen dürfte der eigentlichen Lohe nad) wie vor ein, zwar durch aus landiſche Konkurrenz, insbeſondere von ungariſchen Rinden und von Surrogaten (5. B. Valonea [d. h. die Fruchtbecher der Quereus aegilops und Qu. graeca], Knoppern Gallen der Cynips calycis), Ouebradjoholz) jtellenmweife geftörter, jedoch immerhin auf abichbare Zeit nicht in Frage — Abſatz ſicher ſein, jo daß die Produktion derſelben in den ee Wäldern nad wie vor ihren berechtigten Platz einnehmen wird. Es ſieht feit, daß der Bedarf der deutichen Lederfabrifation an Gerbmaterial durch die inländiiche Rin Br bei weitem nicht gededt wird, daß aljo ein Erjap des Defizits durch Import und Surrogate durchaus nötig iſt ). Gerbſtoff findet fich in ro Baftihicht der Stämme; die Rinde von üppig er jüngeren Eichenftämmen und Stodausichlägen aus den Eichenniederwaldungen ‚ welche nod) eine glatte Borle hat und deshalb Spiegel, oder Glanz e * wird, iſt am wertwollſten. Die von älteren Eichenſtämmen gewonnene 'inde hat einen höheren Progentjag von abgejtorbener, harter Borle, welche einen für die berei weniger geeigneten Zuſatz zu der eigentlichen Lohe daritellt. Daß die jungen Zweige der Eiche, insbejondere ber unverholzten Spihen, einen bedeutenden Gehalt an ebjtoff befigen, darauf hat ſchon Th. Hartig im feiner Schrift (Leder den Gerbitoff der 4 1869) aufmerfjam gemacht, neuerdings wird dieſe Erfahrung praltiſch zur Gewinnung ‚bon Eichenlohegtraft verwertet. Auch aus Eichenafttnäppeln gewinnt man Tannin ”); eine in Stavonien gelegene Eichenholzertraltiabrit verarbeitet jährlich 80000 rın Abjaliholz * ). Bon den in Deutichland heimischen Eichenarten, der Stiel- und der Traubeneiche, ‚gilt die lehtere als diejenige, welche eine fleiſchigere, gerbftoffreichere Rinde gewährt. In Süd» und Weftdeutihland überwiegt fie, im Norden und Oſten ift die Stieleiche vorberrichend. —— als die Gattung der Eiche iſt für die Güte der Rinde der Standort, auf t das Holz erwächst, das Zuſammenwirlen von Boden, Yage und Klima. Barnes Klima in Verbindung mit jonniger Lage und einem mineraliich nicht un— kräf —— find die weſentlichſten Faltoren für Erzeugung guter Eichenlohe. Yu den befannteji Eichenfhälwaldgebieten Deutihlands gehören die Rhein, Mofel- und Nabe andichaften, fowie die Saargegend und der Odenwald, vielfach mit einem Untergrund von cd fa eärmenben Iren Schieferboden, im Odenwald jedoch von buntem Sandjtein. Die bei m Rinden find weltberühmt ; mit ihnen rivalifieren franzöfiiche und ungarische Rinden. Die Betriebsform des Eichenniederwaldes liefert injofern die beten Rinden, als mit tehmendem Alter der Beitände die Qualität der Rinde entichieden abnimmt. Man be Mt deshalb auch die niedrigen Umtriebe von 12—16 Jahren als die zwedmäßigſten I Gicenidälwalt. Infolge des Umftandes, daf für die gute Entwidelung der Lohrinde intenfive Ein ur“ FR v, Alten, Die Mineralgerbung, ferner über denfelben ©. 181. Der Dampfgerbereibetried von Ramann. ronit des re —— 1876 ©. N. ae 308 IX. Stößer, Forftbenugung. wirkung des Lichtes von bejonderem Wert ift, wird das Belafjen von Oberholz im Eichen- ſchälwald ducchgehends perhorresziert, hingegen werden angemefjene Durchforftungen, ſowie der Aushieb der Weichhölzer einige Jahre vor dem beabjichtigten Abtrieb jehr empfohlen; überhaupt ericheint e3 geraten, Lohjchläge womöglich in ganz reiner Eichenbejtodung zu haben. Was den Einfluß der Ducchforftungen anlangt, jo gibt Gayer denjelben dahin an, daß die Quantität an Holz um 27%, an Rinde um 20% erhöht werde; gleichzeitig bewirkt die freiere Stellung der Stodausjchläge eine Zunahme der Rindenqualität. Die Unterlaffung der Grasmußung und des Weidebetriebs in Schälwaldungen jollen ebenfalls zur Erhöhung der Nindengqualität nicht unweſentlich beitragen. Neben der Eichenrinde dient die FZihtenrinde als Gerbmaterial, befonders im Norden und Dften Deutjchlands, jowie in den Dftfeeprovinzen und in Polen. Selbjt in Deutjchland wird fie an Quantität die Eichenlohe übertreffen. Sie gewährt in der Gerberei gute Nefultate bei der Zubereitung des Kalbs- und Schwachen Rindleders; zur Herftellung ftarken Sohlenleders ift ſie nur im Gemisch mit Eichenlohe oder Surrogaten verwendbar. Man gewinnt die Fichtenrinde bejonders in folchen Gebirgslagen, in welchen Sommer- fällung üblich ift; junge Stämme mit glatter, wenig mit rauhen Schuppen verjehener Ninde liefern das bejte Material und zwar nicht wegen eines geringeren Gerbjtoffgehaltes der Starken Borfe, jondern wegen eines in leßterer vorhandenen rötlichen Farbitoffes, welcher das Leder etwas dunkler machen joll. Auch die Fichtenrinde wird zu Ertraft verarbeitet, wodurch fie an Transportfähigfeit gewinnt; dieſes Verfahren findet man in Ungarn *'). Lärhenrinde wird in Deutjchland wohl faum zur Gerberei benußt, hingegen in Rußland, Ungarn, Dejterreich mit Vorliebe verwendet. In den Alpen und Karpathen foll fie fogar der Fichtenrinde vorgezogen werden. Es dürfte die Nichtbeachtung in Deutjch- Yand an ihrem verhältnismäßig jeltenen Vorkommen fiegen; nach) Councler ift ihr Gerb- ftoffgehalt bedeutend höher als derjenige der Fichte. Nach dieſem Autor ift auch die MWeißtannenrinde nicht jo arm an Gerbjtoff als gewöhnlich angenommen wird. Ihrer Verwendung zur Xohebereitung dürfte der Umftand entgegenftehen, daß fie zu teuer fommen würde, indem fie auch als Brennjtoff gejucht und gut bezahlt wird. Weidenrinden follen als Gerbematerial in Rußland namentlich zum erben des Juchtenleders gejchäßt werden; in Deutjchland, wo infolge der Verwendung ge- ſchälter Weiden zur Korbwarenfabrifation viel Weidenrinden zu gewinnen wären, ijt dies nicht dev Fall und es foll nach Councler auch kaum Ausficht vorhanden fein, daß Weiden- vinden bei uns zum Gerben benutzt werden. Während das Gerbftoffprozent der Eichen- vinde je nach Alter und Güte zwifchen S—12 Prozent beträgt, Fichtenrinde etwa 10% Gerbſtoff enthält, hat Weidenrinde nach Couneler nicht mehr als 5%. Neuerdings hat allerdings derjelbe fonftatiert, daß auch Rinden mit höherem Gerbftoffgehalt, bis 7° vor- fonmen °”). Auch Birkenrinde gelangt in nordischen Ländern in untergeordneten Maße bei der Gerberei zur Anwendung. Bei Darftellung des Juchtenleders findet eine Tränkung desjelben mit Birkenöl, einem Extrakt aus der oberjten weißen Schichte der Birfenrinde jtatt. U. Gewinnung des Holzes und der Kinden. 8 16. Fällungsplan. In jedem größeren Forſthaushalt wird die Holznugung in beſtimmten Grenzen der Nachhaltigkeit betrieben. Die Normen für diejelbe liefert die Ertrags- und Betriebsregelung, welche Beftimmung darüber trifft, wo und wie viel all- jährlich zu Schlagen ift. Dem wirtjchaftenden Beamten liegt die Aufgabe ob, vor Beginn 311,6 nalen Fichtenlohertralt 3.f. 5 u 1883: ©. 679. 32) 8. f. F. u. $. v. 1834. ©. 551 und daf. 186, ©. 296. Gewinnung bes Holzes und ber Minden. 8 17. 209 eines neuen Wirtihaftsjahres einen detaillierten Fällungsplan aufzuftellen, welcher in der höheren Anftanz geprüft und fejtgejtellt wird, alsdann aber als Richtſchnur für die Hiebs anordnungen des betreffenden Jahres zu dienen hat. e Der Fällungsplan muß vor allem Bedacht darauf nehmen, daß innerhalb der Grenzen der Nachhaltigkeit ein möglichjt hoher Ertrag des Waldes, für welchen die Hauungen pro- jettiert werden, angeftrebt wird. Die Hamungen müfjen fo geleitet werden, daf der herrſchenden Nachfrage foweit als thunlich entiprochen wird, fie müſſen das in den Jahres ſchlägen und deren Ergebnifjen bejtehende Bertaufslager des Forftwirtes nach Möglichkeit aſſortieren; es empfiehlt fich daher, von jeder der innerhalb eines Nevieres vorfommenden Beitandesformen in jedem Jahr eine angemefjene Quote des Materialetats zu nutzen und nicht etwa in einem Jahr vorwiegend Hölzer von der einen, im anderen Hölzer von einer _ anderen Sorte zum Einjchlag und zur Verwertung zu bringen, fofern nicht ausnahmsweiie befondere Konjunkturen es wünſchenswert machen, in der einen Holzart etivas weiter zu gehen als dies durchichnittlich zuläſſig iſt, wie z. B. bei einer durch Bauten in der Nähe des Meviers bedingten größeren Nachfrage nach Bauholz, bei einer zufälligen Möglichkeit der Verwertung gewifjer jeltener Objekte, 3. B. Schiffsbauhölzer und dergl. Auch darauf ift zu jehen, da Haupthauungen und Durchforftungen in nachhaltiger Weiſe neben einander betrieben und nicht die eine Hiebsart zu Gumften der anderen in einem Jahre bejonders bevorzugt werde. Jedoch find aud hierbei Ausnahmen nicht nur zuläffig, fondern unter Umftänden geradezu geboten. So z. B. wird man die Erfahrung machen, daß Hopfenftangen in einzelnen Jahren ausgezeichnet gut zum Handel zu verwerten find, in einer ganzen Reihe darauf folgender Jahre hingegen wiederum nicht. Offenbar ijt es deshalb geboten, eine jolche Konjunktur beſtmöglich auszunugen und eintretenden Falls dem Betrieb der Durchforftungen zur Gewinnung der Hopfenjtangen jelbjt mit Zurüdftellung von Haupthauungen eine entiprechend große Ausdehnung zu geben. Einem feineren Detailbetrieb wird eine gewiſſe Vervielfältigung der Schlagorte zur Gewinnung von möglichjt vielfacher Auswahl in den Schlagergebnifjen und zur Ber ‚mehrung der Sortenausbeute in der Regel jehr zu ftatten kommen. ? $ 17. Fällungszeit. Die allgemeine von Alters ber in Geltung befindliche Megel geht dahin, daß die Holzfällungen möglichit aufer der Wachstumszeit zu betreiben find ; diefe Periode (am beften vom Laubabjall bis zum Wiederausbruch des Yaubes be meſſen) nennt man die Wadelzeit oder den Wadel. Innerhalb derjelben, insbejondere vor dem Blattausbruch, find namentlich die Hauungen im Laubholz zu betreiben. Vom größter Wichtigkeit ift dies im Buchenbeftänden, deren Verwertung als Nutzholz beabfichtigt ift. Die unangenehmfte Eigenſchaft des Buchennutzholzes ift die, daß es fo leicht reißt und ftodig wird; das einzige Mittel biergegen ift, das Holz jehr früh im N zu fällen und dann fo zeitig wie möglich im rohen zu verarbeiten ””). Was den Einfluß der Fällungszeit auf die anderen Hölzer, namentlich Nadelhölzer 4 langt, jo nimmt man vielfach an, daß; im Sommer gefälltes Holz der Verbreitung des dausſchwammes günftiger jei als das im Winter gefällte. Gin im dieſer Hinficht von ofeſſor Polech“) gemachter Verſuch hat als Nejultat gehabt, daf es gelang, im April 3 Kiefernholz, was irrtümlicher Weiſe ald Sommerbolz angejehen wurde, zu infizieren, d — widerſtand. Prof. Dr. Robert Hartig hat in ſeiner Schrift „der 33) Am beften fol Buchenholz vor dem Reiken zu ſchüten fein, wenn man die Stämme Winter fällt, aber mit dem Neifig dis zum Ausbruch des Yaubes liegen läht, wobei die Schnitt des Stammes zu bededen, längs derfelben die Ninde ftreifenweife zu entfernen ift (Bialla . 1885. ©. 2). | a Göppert, Prof., Der Hautfhwamm, herausgegeben und vermehrt von Prof. Dr. Poled 1885. Yan d. Korftw. I. 2 Abilg 14 210 IX. Stößer, Forjtbenugung. Hausichwamm“ (1885) auf die umfichere Grundlage der Poleck'ſchen Beweisführung auf- merkjam gemacht. Die in Hinficht auf die verjchiedene Dauer der zu verjchiedenen Kahreszeiten ge- fällten Hölzer angeftellten Unterfuchungen find noch nicht endgültig abgejchloffen und haben noch keine über alle Zweifel erhabenen Reſultate zu Tage gefördert; nach Profeſſor Baufchinger in München haben Fichten und Kiefern, welche im Winter gefällt wurden, 2-3 Monate nach ihrer Fällung geprüft, unter ſonſt gleichen Umständen eine um ca. 25% größere Feftigfeit und Claftizität ergeben, als jolche, welche im Sommer gejchlagen waren. Ausnahmen von der Kegel der Winterfällung find unter gewifjen Umständen zuläfiig. Sm rauhen Gebirge, in welchem hoher Schneefall die Holzhauerei innerhalb der eigentlichen Wintermonate geradezu unmöglich machen würde, kann die Holzhauerei erſt mit dem be ginnenden Frühjahr eingeleitet twerden und dauert in der Negel bis jpät in den Sommer hinein. Sie hat es in der Hauptjache mit der Füllung der Nadelhölzer zu thun, und e3 iſt Sommerfällung hier von Vorteil, injofern durch diejelbe die Möglichkeit des Schälens der Nadelhölzer gegeben ift, welches letztere ſowohl mit Nücficht auf die Verwertung der Rinden, als auch wegen des Austrocknens der Hölzer behufs des erleichterten Transportes derjelben, insbejondere bei bejtehender Flößerei (Trift), endlich auch wegen Abwehr des Nutzholzbohrkäfers (Bostrichus lineatus) und des Borkenfäfers (Bostrichus typographus) hier unerläßlich ift. Im Ausſchlagwald iſt die Periode jtrengjter Winterfälte zur Ausführung der Hanungen unzwecmäßig, weil die Stöde unter der Einwirkung des Frojtes leicht eingehen. Es empfiehlt fich alfo der Nachwinter als zweckmäßigſte Hiebszeit; in Lohſchlägen findet die Frühlingsfällung ausjichliegliche Anwendung, da die Gewinnung der Lohe an die Periode des Knoſpen- und Laubausbruches gebunden ift ). Nach neueren Erfahrungen empfiehlt es fich hier jedoch ganz bejonders, mit dem Sieb der Stodausjichläge und mit den Schälen derjelben nicht länger als unumgänglic nötig zu warten, da ein Rückgang des Gewichtes der Lohe mit dem Fortichreiten der Jahreszeit verbunden zu jein jcheint *°). Auch für Durchforſtungen in Laubholzbeftänden ift der VBorjommer zwecdmäßig, weil die bei dichtem Stand ſchlank erwachjenen Stangen, wenn diejelben im blattlojen Zujtand freigeftellt werden, dem Schmeebruch des Winters leichter unterliegen, als wenn diejelben, während der Vegetationsperiode durchforjtet, Zeit gehabt haben, noch etwas fortzuwachſen und hierbei zu erjtarfen. - Lichtende Aushiebe in natürlichen Verjüngungen wird man hingegen thunlichjt im Winter bei Schnee vornehmen, um dem Nachwuchs durch den Fällungsbetrieb und den Holztransport möglichjt wenig Schaden zuzufügen. Bon bejonderer Bedeutung ift die frühzeitige Anlage der Hauungen zur Gewinmung der Nughölzer. Die Erfahrung lehrt, daß in der Negel bei zeitigenn Verkauf die bejten Reſultate erzielt werden. Namentlich gilt dies für Laubnutzholz und hier bejonders fir Eijenbahnjchwellen, ſowie für Grubenholz, desgleichen für Hopfenjtangen. Es ijt eine gewöhnliche Erjcheinung, daß die Holzkäufer Gewicht darauf legen, frühzeitig den Jahres bedarf zu decken, jo daß, um in diefer Hinficht ficher zu gehen, bei den erſten Ankäufen, welche fie abjchliegen, immer höhere Preije von ihnen angelegt zu werden pflegen, als jpäter. Holzhändler, welche Schwellen und andere- Hölzer faconnieren laſſen, haben namentlic) auch mit Rückſicht auf die ihnen während dev Wintermonate leichter zur Verfügung jtehenden Arbeitermannfchaften, jowie auf deven kontinuierliche Beichäftigung auf zeitigen Einkauf bejonders Bedacht zu nehmen. 35) Es ift zwar das Verfahren des Lohichälens unter Anwendung von Dampf, weldes unabhängig von dem Nnofpenausbrud zu jeder Jahreszeit vorgenommen werden fann, von Le Maitre empfohlen worden; es hat fich dasſelbe jedoch nicht eingebürgert. 36) von Eſchwege in 3. f. F. u. 3. 1886. ©. 283, me u EN ER Gewinnung bes Holzes und der Rinden. 8 18. 1 In vielen Gegenden, in welchen die Holzhauerei nicht das ganze Jahr hindurch trieben wird, bildet fie eine gerne benupte Arbeitsgelegenheit für Urbeiter, die während deö Sommers in der Landwirtſchaft, beim Baugewerbe oder ſonſiwie beicäftigt find, fodafj die Müdficht auf rechtzeitige Beihäftigung einer jolhen Klaſſe von Holzhauern dazu auf fordert, zeitig im Herbſt mit dem Holzhauereibetrieb zu beginnen. Zu erwähnen ift noch, ab beim Winterfällungsbetrieb dann, wenn das Holz feit gefrorem ift, die Arbeit ein f ef ellt werben muß, da font die fallenden Hölzer leichter zerjplittern und bei vorhandenem Nachwuchs auch diejer mehr beſchadigt wird als bei gelinderer Witterung. 818. Urt des Holzhauereibetriebs und Anweifung der Holzhauer. Im den meiften größeren deutichen Forjthaushalten pflegt man es für unzuläffig zu erachten, d e Holzernte auf dem Stod zu verfaufen und dem Empfänger die Nupung zu überlaffen, fondern man huldigt dem Grundſah, die Füllung und Aufarbeitung des Holzes und der Rinde auf Rechnung des Waldeigentümers zu betreiben, In der That ift auch im allge meinen der Verkauf von auf dem Stod ftehenden Hölzern — ein Verfahren, welches in Frant reich noch allgemein herrſchend ift, früher auch in Eljafj-Lothringen üblid war, aber nad) der Eroberung dieſer Länder von der deutichen Verwaltung alsbald abgeichafft wurde für eine gute Kontrolle der geichäpten Holzmafjen ungeeignet ; auch begibt man ſich dabei der Möglichkeit einer Dispofition über die im Wald thätigen Arbeitermannſchaften, ſodaß die Möglichkeit des Begehens von Unterſchleifen ſeitens derjelben leineswegs ausgeichlofien ift; erner geht man des Vorteils verluftig, dem eine gut geichulte Holzhauermannſchaft, welche durch ihre Verwendung im Dienfte des Waldbefipers zu Anhänglichkeit an den Wald tzogen wird, dem lepteren in vielen Fällen bietet. Zulaäſſig dürfte das Verfahren der Holzfällung und Aufarbeitung durch den Empfänger der auf deſſen Rechnung bei Ausläuterungs- oder geringem Durchforſtungsmaterial fein, ie bei Stod- und Wurzelholz oder bei ſchwächerem Ausſchlagholz, welches feinen großen Wert vepräfentiert und bei defien Fällung nicht gerade große Wifigriffe zu befürchten find. Wenn man an manchen Orten durch die Geftattung der Selbftgewinnung verfaufter Hölzer durch den Käufer, z. B. aud beim Verfauf von Bauholz im Stehen, beſſere Ge chafte zu machen glaubt, als bei Aufarbeitung desjelben auf Rechnung der Forſttaſſe, jo m dies nur dann der Fall jein, wenn der Holzkäufer feine eigene Arbeit nur jehr gering ranſchlagt, wie dies bei ländlicher Bevölterung während der verdienjtlojen Zeit des \ bisweilen der Fall jein mag. Im übrigen mögen mancherlei Täufchungen unter fen”). Der Grund, daf der Holzläufer, insbeiondere wenn es fih um wertvolle upholzitämme handelt, eine vorteilhaftere Ausnugung derjelben herbeiführen werde, wie i Itung, lann nur dann zutreffen, wenn die Routine des Forjtperjonals eine mügende ift und insbejondere im Betreff des Ablängens der Nuphölzer verfehrte spofitionen getroffen werden. In ſolchen Fällen würde immer noch der Ausweg bejtehen, Ih zwar der Verkauf des Holzes auf dem Stod vor der Fallung erfolgt, aber nur nach nd jen, wohingegen die Füllung, jowie die Ablängung der Nutzholzer auf Rechnung d Waldeigentümers durch deſſen Holzhauermaunſchaft, aber nad den Angaben des Hol; ſſers jtattfinden mag "). Zweclmaßig kann die Aufbereitung der Lohe durd den Käufer in Ausnahmsiällen attet werden, da hier eine vajche Abwicklung des Beichäftes nötig ift und der Käufer ers die dazu erforderliche größere Mannichaft Leichter zu beichaffen vermag, als dies Fe moglich iſt. Hier iſt auch die Gefahr einer Beſchadigung jtehender ze oder die Möglichkeit der Entwendung nicht verlauften Holzes weniger vorbanden. | D rn * Vorgareve in Forftl. BL. 18%. © 39. \ MN Saat — Berwertung ber Holgernte. 3. f. F. m. J. 1888. ©. 549 14* 913 IX. Stößer, Forftbenußgung. Es kommt an manchen Orten vor, daß gewiſſe Servitutbelajtungen Abweichungen von der Regel der Aufarbeitung der Forjtprodufte auf Rechnung und nach den Verfügungen des Waldeigentümers und der Forjtverwaltungsorgane desjelben bedingen, indem es dem Berechtigten bisweilen zujteht, daß er das ihm gebührende Holzquantum ſelbſt fällen und aufarbeiten darf. Solche Zuftände erheifchen dringend Nemedur auf dem Wege der Gejeh- gebung, damit dev Waldbeſitzer in feinem Eigentum auch wirklicher Herr mit unbeschränfter Dispofition jet. Die nächjte Sorge zur geordneten Ausführung der Holzhauerarbeiten im Wege der Selbjtgewinnung bildet das Beftreben, eine ftändige, gut gejchulte Arbeitermannjchaft zu erlangen und zu erhalten. Die hierbei den Forftverwaltungsorganen obliegende Fürſorge und Thätigfeit jchlägt in das Gebiet der Forjtverwaltungslehre ein und wird in demjenigen Teil de3 Handbuchs bejprochen werden, welcher diejer Disziplin gewidmet it, weshalb wir hier nicht näher auf diejes Gebiet eingehen. (Vergl. II. Bd. XII.) Der örtlichen Anweifung der Holzhauer Hat die Verdingung der denjelben zu über— tragenden Arbeiten vorauszugehen. Es verdient in den meisten Fällen den Vorzug, die Arbeiten nicht etiwa im Taglohn ausführen zu laffen, jondern in Akkord zu geben, da eine genigende Kontrolle guter und vorjchriftsmäßiger Arbeit mit Sicherheit und Leichtigkeit wahrgenommen werden kann, mithin jeitens des Arbeitgebers fein Bedenken obwaltet, die- jenige Art des Arbeitsvertrages zu wählen, bei welcher der Arbeiter am meisten angejpornt wird, feine Kräfte zu entfalten, um in Gejtalt möglichjt hohen Arbeitsverdienſtes ein Korrelat für den von ihm zu bethätigenden Eifer zu finden. Es empfiehlt fich hierbei in der Regel, die Holzhauerarbeiten nicht im Wege des öffentlichen Ausgebotes an den Mindeftnehmenden zu verdingen, jondern aus freier Hand an jtändige Holzhauer, die man zum Behuf einer geordneten Ausführung der ihnen zu über— tragenden Arbeiten an eine generelle Snftruftion bindet, zu veraffordieren. Es iſt zwecmäßig, über diefe Akkorde kurz gefaßte Brotofolle aufzunehmen, in welchen man namentlich das Zugeftändnis, daß die Arbeiter fich verpflichten, nach Maßgabe der Inſtruktion, die ihnen vorzulejen ift, zu arbeiten, durch Namensunterjchrift derjelben be- kräftigen läßt; hierbei haben fich diejelben zur Duldung von Abzügen von dem verdienten Arbeitslohn bei Zuwiderhandlung gegen die Inſtruktion zu verpflichten. Ebenſo empfiehlt es Sich, für die Arbeiten im einzelnen die etwa erforderlichen Beſtimmungen zu treffen, ſoweit diejelben in der allgemeinen Inſtruktion nicht enthalten find. Ebenjo werden in dieſem Protokoll die für das Wirtjchaftsjahr giltigen Löhne feit- geftellt und von den Holzhauern durch Namensunterjchrift anerkannt. Die Arbeiten der Holzhauer werden denjelben nach Abſchluß der Akkorde nun örtlich angewiejen; eine zwecmäßige Anlegung der Holzhauer kommt bejonders da in Betracht, wo man größere Mannfchaften in einer Ortsabteilung bejchäftigt. Hier handelt es fich namentlich darımı, die ganze Fläche, innerhalb deren der Hieb fich bewegt, in gewilje parallele Streifen einzuteilen und unter die einzelnen Notten zu verloojen, damit Feine derjelben die andere in der Arbeit hindert; im gebivgigen Terrain läßt man die Scheide- linien möglichjt bergab laufen; auch kann die Rückſicht in Betracht kommen, daß alle Looſe auf Wege oder Schneißen ftoßen, an welche das gefüllte Holz angerückt wird. Die Anweifung der zum Fällen bejtinmten Hölzer erfolgt bei Kahlichlägen durch Anplätten der Grenzlinien, auch wohl Anfchlagen des Waldhanmers an eine Anzahl der an der Innenſeite dev Grenze ftehenden und nicht zum Hieb bejtimmten Stämme. Bei Betrieb natürlicher Verjüngung wird die Holzanweifung in der Art vorgenommen, daß der Waldhammer an die zur Füllung bejtimmten Stämme angejchlagen wird, damit auch nach der Fällung noch fonftatiert werden kann, daß die Stämme wirklich angewiejen Gewinnung des Holzes und der Ninden. 8 18. 218 waren. Es ift deßhalb das Anjchlagen des Hammers am Stode und am Stamme jelbft # ud us id) h Werden nur einzelne Stämme übergehalten, jo kann es auch vorteilhaft fein, nur dieſe auf eine lenntliche und von dem Holzhauern nicht leicht nachzuahmende Weife zu Die befte Zeit zur Vornahme der Hiebsauszeihnungen ift der Herbit und Vorwinter; möbejondere follen diejelben in Laubwaldungen jo zeitig vorgenommen werden, daß man en Zuftand der Wüchſe beurteilen und genau erfennen fann, in welchem Grade Hümmerungs- * derſelben vorhanden find, die eine größere Lichtſtellung erheiſchen; erfolgt die Auszeihuung jpäter, insbefondere nach jchon eingetretenem Schneefall, jo enticheidet der Zuftand der Bekronung der Altholzftämme, indem in der Regel zunächſt die Hinwegnahme v breitfronigen, dichtbeafteten Stämme angezeigt ericheint. 4 Man durdhgeht bei diefem Auszeichnen der zu fällenden Stämme unter Zuziehung der Forftihupbeamten, des DOberholzhauers und einiger flinfen Holzhauer die ganze zum Schlag beftimmte Abteilung in parallelen Streifen, an Berghängen von unten nad) oben, ſo daß man ſtets nach derjenigen Seite des Beſtandes das Auge gerichtet hat, in welcher die Auszeichnung bereits erfolgt iſt. Jeder angewieſene Stamm wird auf derjenigen Seite, dem das Geſchäft ausführenden Beamten zugefehrt ift, mit einer Platte verjehen, welche beim Begehen des nächſten parallelen Streifens in's Auge fällt, ſodaß aud auf weitere Strecken hin erfannt wird, welche Stämme gezeichnet find. Man pflegt wohl aud die - Stämme zu nummerieren, jogar ihre Durchmefjer zu notieren, um einen Anhalt darüber zu gewinnen, wie viel Holzmafje angewiejen ift. ! Beſonders wichtig ift die Auszeichnung des zu hauenden Oberholzes im Mittel wald. Hier hat zumächit die Abgrenzung der Schlagflähe und hierauf folgend der Ab trieb des Unterholzes zu geichehen, wobei eine befondere Sorgfalt auf die Erhaltung ge nügender Laßreidel aus dem Unterholz zu verwenden ift. Es empfiehlt ſich hierbei, die Weiſung zu geben, daf alle Kernlohden, jowie von jedem Stod derjenigen Holzarten, die im Oberholz begünftigt werden jollen, die bejte Ausichlaglohde ftehen gelaffen wird "). Bei der nach beendigtem Wbtrieb des Unterholzes erfolgenden Auszeichnung des Oberholzes, welche der Adminiftrator nie aus der Hand geben jollte, wird alsdann gleich ‚zeitig Beſtimmung darüber getroffen, welde vom den etwa zu viel übergehaltenen Laß deln noch nachträglich entfernt werden ſollen. Die Anweifung der Durchforftungen kann dem Scupperjonal überlafjen werden, unter Anleitung des verwaltenden Forjtbeamten zunächſt eine binlänglic große Fläche Probeftüd ausgezeichnet worden ift; bei den neuerdings in Vorſchlag gebrachten Plenter echforftungen wird jedoch die Auszeichnung durch den Forſtverwalter eine unerläfliche ausſetzung für jachgemäße Ausführung fein. In der zeitlichen Aufeinanderfolge der Hauungen muß eine zwedmähige Ordnung ‚ indem die dringlichjten Arbeiten vorangejtellt werden und die weniger nötigen folgen. Hierüber allgemeine Regeln zu geben, ift faum möglich, da die lokalen Ver iſſe und örtlichen Beionderheiten wejentlih von Einfluß auf die zwedmäßigite Reiben Bi der Arbeiten find, Zu den dringenditen Arbeiten würden die Aufarbeitungen von Bind» und Schneebruchhölzern, von dürren Stämmen, ferner die Lichtungen zur rei Stellung bejonders bedürftigen Aufichlages bei Betrieb natürlicher Verjüngung zu rechnen jein. * 19. Fällungsbetrieb. Das Fällen der Bäume erfolgt entweder durch des ftehenden Holzes oder durch Wbichneiden der Stämme mitteljt der Säge cn endlich — Abhauen derſelben mit der Art. 39) f. — Die Schlagauszeichnung in F. Bl. 1886. S. 182 * vr J 914 IX. Stößer, Forjtbenugung. Die Roding des ftehenden Holzes, auch Baumrodung (im Gegenſatz zur Stod- rodung) genannt *), ift unter allen Fällungsarten die zwechmäßigjte, injofern man hierbei den bein Abjchneiden der Stämme in das Stockholz fallenden unteren Teil des Stammes, in&befondere bei ftärferen Bäumen zu erheblich bejjerem Preis verwerten wird. Diejer finanzielle Borteil wurde für jächjiiche Verhältniſſe von Profeſſor Neumeifter in Tharand auf 3% ermittelt. Hierzu kommt, daß durch das Belafjen einer Wurzel dem ausgerodeten unteren Stammftücd öfters eine Form gegeben werden kann, welche für die Verwendbarkeit desjelben 3. B. als Schiffsknie, Schlittenfufe 2c. von bejonderem Wert ift. Der ausge- rodete Stock eines ftarken Stammes eignet fich nach Abjchnitt des Stammendes bejonders zur Verwendung als Ambos oder Hadklob. Beim Auszug einzelner Stämme aus ſchon nit Aufwuchs verjehenen Schlägen ift diefe Methode jedoch nicht anwendbar, weil durch das Ausgraben zu viele Pflanzen bejchädigt werden würden; auch im Mittelwald findet fie nur eine bejchränfte Anwendung bei eingejprengten Nadelholzſtämmen oder jolchen Yaub- hölzern, bei denen das Ausbleiben des Ausschlages von vornherein mit Sicherheit erwartet werden darf. Ob auch die forgfältigfte Gewinnung des Stodholzes durch die Baumrodung mög- (ich ift, wie behauptet wird, erjcheint zweifelhaft, ijt übrigens inſofern an vielen Orten von untergeordneter Bedeutung, als die Nachfrage nach Brennholz infolge der ſteigenden Konkurrenz der folfilen Kohle mehr und mehr abnimmt. Daß bei Baumrodung die jorgfältigite Ausnutzung des Stock und Wurzelholzes nicht eintrete, wird aus Sachjen berichtet, wo man die Erfahrung gemacht zu haben glaubt, daß die Ausgrabung und Benugung der ſchwächeren Wurzeln hierbei nicht mit derjenigen Genauigkeit und Sorgfalt betrieben wird, als Dies bei Rodung der Stöcke nad) vorherigen Abſchnitt dev Stämme zu gejchehen pflegt; bei Baumrodung ift die Gewinnung des Stod- holzes mehr Mittel zum Zweck und die Aufarbeitung des Stammholzes die Hauptjache; eigentliche Stocrodung hingegen fällt öfters in eine Zeit, in der es an anderer Bejchäftig- ung fehlt und jeder mehr erlangte Naummeter ein Gewinn fir den Arbeiter ift. Diejer mangelhafteren Rodung Schwacher Wurzeln in Fichtenbejtänden wird eine größere Gefahr für Nüffelfäfervermehrung beigemefjen und in dieſer Erwägung zur Vorbeugung gegen Die Gefahr des Nüfjelfäfers von der Anwendung der Baumrodung abgeraten *'). Als lebten Borteil des Baumrodens macht man geltend, daß die Stämme nicht jo vajch niederftürgen, daher auch nicht jo hart auffallen, als über dem Boden abgehauene oder abgefägte und zwar deshalb, weil von dem gerodeten Stamm ein Teil der Herz- und Pfahlwurzeln langjam aus dem Boden herausgezogen wird. Deshalb jollen auch umge: grabene Nußholzftämme nicht jo Leicht zerjplittern und es joll der Nachwuchs in Licht- oder Abtriebsjchlägen weniger bejchädigt werden als bei anderen Baumfällungsarten. Bei Anwendung der Baumrodung wird der zu füllende Stamm zunächjt von allen Seiten angerodet, indem die Tagewurzeln bloßgelegt, vom Stamm und zwar dicht am Stocke abgehauen oder abgejägt und bis zu der noch nusbaren Stärke vom Stamm aus wärts ausgegraben werden. Hierauf werden die Herz- und Pfahlwurzeln, welche ven Umsturz des Baumes noch hindern, abgehauen, worauf der Stamm zum Fallen gebracht wird. Bei flachwurzelnden Hölzern gelingt diejes durch einfaches Andrücken der Holzhauer; wirkſamer ift die Anwendung der jog. Zugftange, einer leichten Stange von zähem Holz, die an ihrem oberen Ende einen Hafen, entweder in Geftalt einer natürlichen Krümme, oder einen an ihr bejonders befejtigten hölzernen oder eifernen Hafen trägt, mit welchem die Stange möglichjt hoch über dem Boden an einen Aſt des noch jtehenden Stammes 40) 8. Heyer, Die Vorteile und das Verfahren beim Baumroden. 1827. Derf., Ueber denfelben Gegenftand A. F. u. J.8. 1856. © 122, 41) v. Oppen in 3. f. $. u. $. 188. ©. 148. Gewinnung des Holzes und der Rinden. 8 19. 215 eingehängt und dieſer mittelft der Stange nad und nad) umgezogen wird. Die Holz hauer, welche zu diefem Behuf an der Stange hin und her ziehen, bringen den Stamm in eine wippende, jchaufelnde Bewegung; hierbei wird das Hin- und Herichwanten des ſelben zum weiteren Unterhöhlen des Stodes und zum Durchhieb noch haftender Wurzeln benußt und dadurch der Stamm um jo leichter zu Fall gebradıt. Dieſe Stange ift nur bei niedrig beafteten, insbejondere auch ſchwächeren Stämmen zu verwenden; bei höheren Bäumen findet der jog. Seilhalen Anwendung, d. b. ein eiſerner nit einem Dehr und einem daran befindlichen Ring verſehener Hafen, bei deſſen Gebrauch an dem Ring ein Seil von 20—30 Meter Länge befeitigt wird. Der Hafen wird in ange meſſener Höhe des Baumes entweder mit Hilfe einer Stange oder nach Beſteigen desſelben an einen ftärferen, auf derjenigen Seite desjelben, wohin er fallen joll, befindlichen Aſt eingehängt, hierauf der Stamm ſelbſt von den Arbeitern umgezogen. Das Fallen des Baumes wird durd Anwendung eines Hebebaumes erleichtert, welchen man mit einem Ende möglichjt tief unter dem bereits angerodeten Stod einichiebt, während das hintere Ende, nachdem in möglichjter Nähe des vorderen der Hebel gehörig unterſtützt worden ift, rucdweile zu Boden gedrüdt wird. Dieſen Hebel kann man auc) zwedmäßig durch eine untergeichobene Wagenwinde heben. Zur Erleichterung der Arbeiter find weiter noch verichiedene Maichinen erfunden worden, von denen wir folgende erwähnen: Die Nafjauische Baumrodemaſchine *") befteht aus einem mit Kerben verjehenen 1,75 m langen, 0,30 m breiten, 0,12 m diden Buchenbrett, dem jog. Zwidbrett, auf welchem eine oben und unten mit Eifen beichlagene Fichtenftange (5-6 m L., 12 cm D.), die jog. Drüdjtange, welche mit einer eifernen Spige in den umzurodenden Stamm eingreift, während das andere Ende in die erben des Zwidbretts geſtellt wird, mittelft eiſerner Hebelftangen (Brecheiſen) aus einer Kerbe in die andere vorwärts gehoben wird, um den vorher umrodeten und von jeinen Wurzeln befreiten Stamm umzudrüden. Die ‚Hebeftangen werden unter einem runden eijernen Nagel, der im unteren Ende der Drüd ftange durchgefiedt ift, hindurch geichoben und finden an diejem Nagel ihre Unterftügungs- unkte. Zur Erläuterung diene umftehende Figur 1. Die Yeiftung der Majchine ift am größten, wenn die Entfernung vom Stammende bis zu der Höhe des Stammes, wo das eine Ende der Drüdftange eingreift, jo groß ift als die Entfernung vom Stammende bis zum unteren Ende der Drüdjtange. | Eine in der Schweiz erfundene Rodemaſchine ift der Waldteufel, auch Neutelzeug genannt, Er bejteht aus einem jtarten Hebel, der jeinen Stüß- und Drehpunkt an dem einen Ende einer jtarten Kette hat, die um einen hinreichend ftarfen ftehenden Baum oder Stock geichlungen iſt. Veiderfeits von dem Unterftügungspunft find zwei kurze Debelfetten * Endhalen beſeſtigt. Eine weitere Kette wird mit einem längeren, um den auszuro denden Stamm geſchlungenen Tau verbunden, die eine Hebellette in dieſelbe ftraff einge angen, der Hebel angezogen und dadurch die zweite SHebelfette joweit dem umzurodenden m genähert, daß ein Kettenglied weiter eingehaft werden fan. Durch das Hin- und beivegen des Hebels wird bald die eine, bald die andere der Hebelletten vorgeichoben md weiter gehalt. Durch fortgejepte Wiederholung wird die am Baum befejtigte Nette mebjt dem Tau immer ftraffer angezogen, jo daß der Baum endlich zu Fall kommt. Diele Operation wird durch die nachjtehende Zeichnung Figur 2 verdeutlicht. Aufer dem Waldteufel find noch mehrere Maichinen konjtruiert worden, namentlich in Amerika; in Deutichland ift die Schuiter’iche Rodemaſchine befannt geworden, ohne ab ihre Einführung in die Praris gelungen wäre. Mit Nüdficht hierauf verzichten wir AD F. u. IS. 1858. S 46 (Wohmann). 1864 S. 369 und 1970 S 219 (Draubdt) [Ki 216 IX. Stößer, Forjtbenußung. auf eine nähere Schilderung derjelben, ebenſo wie auf eine Darftellung weiterer Maſchinen. Unter allen Mafchinen dürfte die Nafjauifche die meifte Beachtung verdienen, dig. 1. insbejondere in der von Draudt angegebenen leichteren Form, welche unjerer Bejchreibung zu Grunde liegt. Hierbei rejultiert ein Gewicht von nur wenig über 100 Kilo und ein Au— Ichaffungspreis von etwa 17 M., jo daß die Holzhauer fich unſchwer in den Beſitz der nunmehr Leicht transportablen und bequem zu handhabenden Maſchine ſetzen können. Mit ihrer Verwendung ift noch der Vorzug verbunden, daß die umzurodenden Stämme nicht nach den Arbeitern zu, jondern von ihnen hinwegwärts fallen, während die Holzhauer bei anderen Majchinen in der Fallrichtung stehen, mithin ſowohl ſelbſt als auch ihre Werk- zeuge nie frei von Gefährdung find. Weiter bedarf man bei Anwendung der Naffauischen Majchine Feines Stützpunktes mittelft anderer Stämme oder Stöde, gebraucht weiter feinen größeren freien Raum zu ihrer Aufftellung und Handhabung und hat es endlich in der Hand, den Stamm mit ver- hältnismäßig größerer Sicherheit nach der von vorne herein beabjichtigten Richtung zu terfen, als dies beim Zughaken oder dem Zugſeil möglich ift. Dieje Mafchine, urjprünglih in Nafjau angewandt, hat ſich auch im Großherzogtum Helfen vielfach eingebürgert und kann zur Einführung in anderen Ländern aufs lebhaftejte empfohlen werden. Außer der Baumrodung kommt noch die Fällung mit Art und Säge in Betracht. Das Umfchroten der Bäume, ausschließlich mit dev Art, findet nur noch bei Stangen- bölzern Anwendung, bei denen man öfters feine glatte Abjchnittfläche wünſcht, vielmehr Gewicht darauf legt, daß das Stammende jchon etwas zugejpigt jei (3. B. bei Hopfen- ftangen, Bohnenstangen, Zaunpfählen); bei ſtärkerem Holz iſt mit diejer Methode ein jo beträchtliche Verluft an Solzmafje, der gerade am unteren wertvolliten Teil des Stammes U nn Gewinnung des Holzes und der Rinden. $ 19 217 ft in's Gewicht fällt, verbunden, daß man im wohlgeordneten Forſthaushalten von [ben keinen Gebrauch mehr macht, Die raſcheſte Arbeit und geringfte Holzverſchwen Fig. 2. dung ift mit Anwendung der Säge verbunden. Entgegengeſetzt derjenigen Seite des Stammes, nad) welcher derjelbe zu Fall gebracht werden joll, wird die Säge eingeieht und der Schnitt durch eingetriebene Keile erweitert, jo daß der Spalt binlänglich weit ‚bleibt, um der Säge Spielraum zu gewähren. Auf der gegemüberftehenden Seite wird mit der Art eine Kerbe vorgehauen (Fallterbe) ; durch fortgejeptes Sägen und gleichzeitiges ntreiben der Steile wird der Stamm zum Umſtürzen gebracht. Die Art und Konftrultion der anzuvendenden Sägen ift bei diefem Verfahren von 2. m Einfluß. Man verjertigt die— fig}. jelben in neuerer Zeit vorzüglich aus Guß— u pL; fie. find: in ber Sinie, durch welche die — — zelnen Zähne verbunden werden, etwas ge— ‚ümmt (Bogenſägen). Die Zähne bilden in u a Fe Re der Regel Dreiede, bei älteren Konftruftionen *« findet man auch die Form eines M. Wah— Au ‚end die theoretischen Betrachtungen über das Great-Americansäge init Patent-Heft ge Maß diefer Krümmung bisher noch —— einem Abſchluß gelommen waren, ge — aus Amerila Sägen nach welche eine ſehr geringe Krum—⸗ — — —— 1. BT 2 u — unterfchel- 1 Mann Handsäge in Länge won MW cm. heine Mehrzahl von Spipen (3—4) zu Be vereinigt ift, fo dafi anftatt N en nzelnen Dreiedszähne deren mehrere 2318 IX. Stößer, Forftbenugung. zuſammengefaßt find. Auf jede ſolche Zahngruppe folgt wieder ein einzelner ſpitzer fürzerer Dreiedszahn (Raumzahn), wie bei der jog. „Nonpareil-Schrotjäge“ und zu beiden Seiten der Naumzähne find Vertiefungen, die das Sägemehl aufnehmen und der Säge einen freieren Gang ermöglichen, oder es folgt auf jede Gruppe von Dreiedszähnen ftatt des Naumzahnes ein Hohlraum wie bei ver „ Great-Americanjäge* (vergl. die Figuren 3 und 4). Dieje amerifanifchen Sägen, zu beziehen von Eugen Blasberg u. Comp. in Remſcheid +”) bewähren ſich in harten Holz vorzüglich; in weichem Holz jcheint ihnen die Bogenjäge überlegen zu jein; übrigens leiftet die Nonpareil-Säge anjcheinend mehr als Great-American. Sehr praftiich ift bei beiven die Anheftung der Patentgriffe (ſ. Fig. 4). Bei allen Sägen kommt es darauf an, daß durch eine entjprechende jeitliche Aus— biegung der Zähne dem Schnitt eine ſolche Weite gegeben wird, daß das Sägeblatt, ohne fich zu Klemmen, fortwährend leicht von den beiderjeits die Säge handhabenden Arbeitern hin und her gezogen werden kann. Diejes Ausbiegen der Zähne, das ſog. Schränfen, wird mit einer einfachen Vorrichtung, dem Schränfeifen vorgenommen; auch kann man den jog. Barth'ſchen Schränfjchlüffel gebrauchen ıumd neuerdings wird dazu eine von der Firma Eugen Blasberg u. Comp. in Remſcheid erfundene Schränfzange empfohlen. Die- jelbe ift durch eine Schraube verftellbar, vermittelt deren die Zange ſowohl zum feineren als auch zum gröberen Stellen der Zähne eingerichtet werden fan. Wermittelit diejer Schraube erfolgt das Heben bei allen Zähnen vollftändig gleichmäßig. Das Schränfen muß bei Nadelholz größer fein, als bei Laubholz. Statt des Schränfens wendet man auch, ingbefondere in Amerika, das jog. Stauchen der Zähne an, darin bejtehend, daß durch einen Schlag die Spite des Sägezahnes etwas aufgetrieben wird, jo daß die Stärke des Dlattes dadurch geringer ift als die Stärke der Sägezahnipigen, wodurd ebenfalls dem hin- und hergezogenen Blatt ein größerer Spielvaum gewährt wird. Dieje ſoeben bejchriebenen Sägen werden nicht nur beim Fällen der Stämme, fondern auch beim Zer- ichneiden derjelben in die dent beabfichtigten Zwecke entjprechenden Längen gebraucht. Für die Zerkleinerung ſchwächerer Hölzer hat man ſowohl die gewöhnlichen in Deutichland allgemein befannten Handjägen im Gebrauch, als auc) neuerdings eine ebenfalls aus Amerika importierte Art, die ſich am bejten al3 ein vergrößerter Fuchsſchwanz, wie ihn die Schreiner zu führen pflegen, bejchreiben läßt, und in Fig. 5 abgebildet ift. Die Zahnſtellung ift hier derjenigen der oben bejchriebenen amerikanischen größeren Sägen entiprechend. Auch dieje Konftruftion bewährt fich vorzüglich. Die Sägen werden nur von einem Mann geführt, während die Bogenfägen zu ihrer Handhabung zwei Arbeiter erfordern. Zur Fällung der Stangenhölzer dienen Aexte verjchiedener Konſtruktion; man bedarf derjelben auch beim Eintreiben der Keile, die hinter der Säge eingejeßt find, ſowie beim Spalten des Brennholzes in Scheite. Faſt jede Gegend hat in Hinficht der Artkonftruftion ihre Bejonderheiten. Allgemein verlangt man, daß die Schneide gut gejtählt, der Anlauf der Schneideflächen keilfürmig, am beiten etwas ausgebaucht, die Art jelbft nicht zu ſchwer und mit einem handlichen Holzjtiel (jog. Helm) verjehen jei. Auch in Bezug auf Aexte cheinen uns die Amerikaner den Vorrang abzulaufen; wenigſtens find feit einigen Jahren amerikaniſche Aexte in Ge- brauch gekommen, welche jich als jehr praktisch zu bewähren jcheinen *). Zum glatten Auspugen und Bejchlagen der Stämme dienen bejondere Breitbeile, nach Art der Fleiſcher— beile gebaut; zur Fällung jchwächeren Ausjchlagholzes im Nieder- und Mittelwald benutzt man die jog. Heppe, ein vorn gekrümmtes ftarfes Faſchinenmeſſer mit hölzernem Griff. Beim Fällen des Holzes ift darauf zu jehen, daß durch die fallenden Hölzer weder 43) 5. Weifein 3. f. Fu iS: 44) Stodhaufen in A. F. u. $.3. 1879. ©. 115. Bra En ie Gewinnung des Holzes umd der Ninden. 8 20. 219 der umgebende Beſtand noch der umfallende Stamm jelbjt beichädigt werde. Es ift daher darauf zu halten, daß die Holzhauer einen Stamm ftets nach einer Richtung werfen, in velcher ſich feine Unebenheiten (4. B. Felſen, Steine ꝛc.) vorfinden; es ift dieſe Richtung jo zu bemefjen, daß kein ftehender Stamm getroffen wird; man wählt wenn irgend möglich eine Richtung, in welcher fich fein Nachwuchs befindet, oder wenn dies unmöglich ift, laßt . den Stamm vor der Fällung ausaften, damit er beim Fällen möglichit wenig Schaden und nur eine Schmale Safe des Wuchjes ruiniert wird. * Bei windigem Wetter muß der Fällungsbetrieb ſiſtiert werden, da man bierbei bin ſichtlich der dem fallenden Stamm zu gebenden Richtung gar feine Sicherheit bat. t An Bergwänden läht man jchief bergauf fällen, da auf dieſe Weije der Stamm bis zum Aufſchlagen auf den Boden den fürzejten Weg zurüdlegt umd mit der geringften Wucht anfichlägt, mithin der Gefahr des Zerbrediens am wenigſten ausgejeht ift. Hierbei tft immer darauf zu jehen, da der Stamm jo fällt, daß fein Transport nad) Möglichkeit erleichtert wird. ' Im Intereffe der Ordnung ift darauf zu halten, daß die Holzhauer in der Negel nicht mehr Stämme auf einmal zur Fällung bringen, als im Verlauf der darauf folgenden 2—3 Tage aufgearbeitet werden können. Bei Durchforftungen" mag dieje Regel bisweilen eine Ausnahme erleiden, indem man auf einer größeren Fläche die Füllung beenden läft, ehe mit der Aufarbeitung begonnen wird. 820. Ausformung und Sortierung der Hölzer. Bei der dem Fällungs betrieb folgenden Aufbereitung der Hölzer werden zunächſt die gefällten Stämme entäftet, wobei die Aeſte mit dem Beil hart und glatt am Stamm abgetrennt und überdies alle Di Atftümpfe und Auswüchſe weggepugt werden. Das Kürzen des Derbholzes erfolgt ‚mit der Säge, wobei die Schnitte nicht. jchief, ſondern ſenkrecht auf die Are des Schaftes ‚geführt werden müſſen. Die Ausicherdung derjenigen Stämme und Stammteile, welche ‚bei der Verwendung als Nupholz einen höheren Wert als Brennholz; haben, muß als ein Gegenſtand der bejonderen Aufmerkjamkeit und Umſicht der Forftverwaltungsorgane be- zeichnet werden. ai Durch eine gute Sortierung wird der Geldertrag weientlich gehoben ; hierbei kommt der Forjtverwaltung diejenige ausgedehnte Kenntnis des Verbrauchs der verichiedenen Holzſortimente, die fi der Forſtmann aneignen muß, weientlich zu Gute. ö Hinfichtlic der Sortimente, die im deutichen Reich Geltung haben jollen, find unter einer Anzahl von VBundesregierungen gewiſſe fejte Beftimmungen verabredet worden *) Mad) denjelben rechnet man zum Derbholz die oberirdiiche Holzmaſſe über 7 cm Durchmeſſer, einschließlich der Rinde gemeſſen. Zum Nichtderbholz gehört Reißig (die oberirdiiche Holzmafje von 7 em abwärts) und Stodholz (die unterirdiiche Holzmaſſe und e bei der Fallung daran bleibenden Schaftteile). Das Langnutzholz bilden diejenigen Nupholzabichnitte, die nicht in Schichtmaßen aufgearbeitet, ſondern fubiich vermeſſen und ‚berechnet werben. Hiervon find Stämme ſolche Hölzer, welche bei 1 m oberhalb des unteren Endes über 14 cm, Stangen hingegen foldhe, welche bis mit 14 cm Durchmeſſer halten, wobei unterjchieden wird zwiichen Derbitangen (über 7 bis mit 14 cm bei I m über dem Abjchnitt gemefjen) und Reifftangen bis mit 7 cm, ebenjo gemefien. Schicht ubholz ift das in Schichtmafen oder in Gebunde aufbereitete Nutbolz. Nuprinde ift die vom Stamm getrennte Rinde, joweit fie zur Gerberei oder zu ftigen technischen werten bemupt wird. Bei Brennholz hat man Scheite, ausgeipalten aus Rundſtülden von über 14 cm m oberen Ende, ferner Rnüppel oder Prügel über 7 bis mit 14 cm am obern Ende, 45) 3. d. preuß. $. u. 9. 1876. &. 31. 220 IX. Stößer, Forjtbenugung. Reißig bis mit 7 cm Durchmeffer am unteren Ende, endlih Brennrinde und Stöde. Die Mefjung des Langnugholzes joll in der Regel mit der Rinde erfolgen, nur dann ohne Rinde, wenn das Holz vor der Meflung entrindet wird. Stämme werden auf Grund der gemefjenen Längen (in Metern und geraden Dezimetern) und Durchmefjer fubijch berechnet, Fürzere Blöde bis mit 5 m Länge können bei Mefjung des oberen Durch- meſſers nad) Lofalen Sätzen berechnet werden. Bei Stangenholz kann ebenfalls Be- rechnung nach Durchſchnitts- und Erfahrungsjägen ftattfinden. Die Rechnungseinheit für Holz bei der Abſchätzung und Abjchägungsfontrolle bildet das Kubikmeter feſter Holzmafje (Sejtmeter). Wenn wir nun auf die Ausformung der Holzernte etwas näher eingehen, jo ift bezüglich der Nugholzichäfte zu bemerken, daß fich im allgemeinen möglichite Aus- nutzung dev ivgendivie brauchbaren Längen empfiehlt, ohne daß man hierbei dem Käufer zumutet, wertloſe Brennholzgipfelftüce al3 Nutzholz mit zu übernehmen. Wenn im Eichenholz der untere Teil eines Stammes wertvolles Schreiner- oder ſonſtiges Starfnußholz gibt, der Gipfel Hingegen nur zu Schwellenholz geeignet exjcheint, jo wird man zwar eine Bezeichnung der Grenze zwifchen Starkholz und Schwellenhol; vornehmen und jodann den Gipfel bis zu dem Minimum der Schwellenholzjtärke (in einer Länge, die ein Vielfaches der Schwellenlänge (2,4—2,5 m) darftellt) Liegen laſſen, allein man wird nicht gerade auf der Grenze den Stamm zerjchneiden laſſen, indem ein intelligenter Holzhändler vielfach eine noch vorteilhaftere Verwendung ausfindig macht, an der ihn das erfolgte Zerfchneiden hindern würde. Auch bei anderen Laubnutzhölzern ift eine Zerftücdelung von Stämmen, vielleicht veranlagt durch Krümmungen oder Aeſte, bisweilen von Nachteil, weil dem Käufer öfters ein Fehlbetrag von dem Bruchteil eines Meters den Stamm zu einer beabjichtigten Ver- wendung untauglich macht. Nadelholzjtämme läßt man al3 gewöhnliches Landbauholz bis zu einer Stärke aushalten, die noch eben zu Bauzwecken nutzbar ift. Für die Verwendung als Nutzholz zum Erport (Holländerholz) hat man an manchen Orten bejtimmte Normallängen, die in einem gewilfen Verhältnis zu dem oberen Durch- meſſer (Ablaß) ftehen. So z. B. hat man in gewiffen Gegenden des Schwarzwaldes für die zum Export auf dem Nhein nach) Holland beſtimmten Nadelholzſtämme folgende Ab— ſtufungen: 1. Kl. bei 18 m Länge’noch wenigſtens 30 em Ablaß 22 Il x ” ” 18 " " " " " " IL. " " 16 "n " " " 17 " " Ve " " 8 " " ” " 14 " " V 6 12 — i " ” 2 " " Es ift nicht immer richtig, daß bei Nadelholzjchäften die größere Länge auch dem größeren Kubikinhalt entipricht. Es fommt, insbejondere bei tief herab beafteten und infolge deſſen abfälligen Stämmen vor, daß durch Abjchneiden von 2-3 Meter am Gipfel der Mittendurchmeſſer des Stammes um jo viel jich erhöht, das ein höherer Kubikinhalt bei der Berechnung vejultiert, als wenn man dem Stamm jenes Gipfelſtück belafjen hätte. Allgemeine Regeln für die vorteilhaftefte Entwipfelung der Nadelholzgeſchäfte find wohl Schon aufgeftellt worden, haben jedoch in der Praris faum Eingang gefunden. Grebe jchlägt vor, die Ablängung jo zu bewirken, daß der obere Durchmefjer /s der in Brufthöhe gemeſſenen Stammſtärke betrage; auf diefe Weife joll der Stamm ein gutes Anſehen behalten und an Gebrauchsfähigkeit gewinnen *°). 46) Grebe, Forjtbenugung, 3. Auflage, ©. 134. Gewinnung des Holzes und der Ninden. & 20. 99] Offenbar ſpielen hierbei die lolalen Bedarfsforderungen und Gewohnheiten die größte Nolle; von einem zu weit getriebenen Beftreben, die Nutzholzſchäfte bis in die äuferjten Bopfenden als Nupholz ausjormen zu laffen, muß aber entjchieden gewarnt werben ; dem höheren Nugholzprozent jteht ſonſt bisweilen ein geringerer Einheitspreis pro Feſt meter gegenüber, indem der Käufer die für ihm wertloje Gipfelſpitze bei jeiner Kalkulation und bei Abgabe jeines Gebotes für nichts rechnet. Nadelholziägebloce haben gewöhnlich die durch den Handel gegebenen Normal Längen (3—4’ Meter). Bei dem Umftand, daß bisweilen aud Bretter von unfonranten Längen begehrt werden, empfiehlt es ſich, bejonders ſchöne Schnitthölzer in ganzer, zum - Bretterjchneiden eben noch tauglicher Länge liegen zu laffen, damit der Käufer Gelegenheit hat, ungewöhnliche Blochlängen ausſchneiden laſſen zu fünnen. Die Frage, bis zu welchem oberen Durchmeſſer Nadelholzſägebloche auszuhalten find, beantwortet ſich nach der lokalen Nachfrage. Zur eigentlichen Brettergewinnung für den Handel find Stärten von 30-36 em am vorteilhafteften; für Anfertigung von Kiſten, jowie zur Herſtellung von Yatten, Stollen zc. ann man viel weiter (jelbjt bis 20 cm) herabgehen. Anbrüchige Bloche finden immer ihre Verwendung, 5. B. zu Kiften-, Verſchalungs brettern u. dergl., man muß diejelben nur als ſolche bejonders bezeichnen und beim Wer auf von der guten Ware jondern, wie es denn überhaupt als Grundſatz feſtzuhalten iſt, daß man die jhadhaften Stellen der Hölzer nicht zu verdeden ſuchen, jondern dem Käufer offen legen joll, da im erfteren Falle das Vertrauen für künftige Verläuſe geraubt wird. Nadelhölzer werden (bei der Fichte jchon zur Gewinnung der Rinde und zur Bor beugung gegen den Bohrkäfer und Borkenfäfer) meiftens entrindet; fie trodnen hierbei leichter aus und gewinnen an Transportfähigkeit. Zur Verhinderung des Aufreißens läßt man wohl an den Enden, ſowie auch in der Mitte Nindenringe jteben. Eine Ausnahme von der Negel des Schälens machen Hölzer, welde zu Brummen rühren beftimmt find (Siefern oder Fichten); diejelben find wegen der Sefahr des Reißens unentrindet zu lafjen und baldmöglichit aus dem Wald zu jchaffen. Bezüglid der Ausjortierung der geringeren Nup- und Stangenhölger lafien ſich detaillierte Vorjchriften nicht wohl erteilen. Die möglichite Ausnutzung der Hiebsergebniſſe zur Formung ſolcher Sortimente ift oberjter Grundſatz der Forſtbenutzung. Selbſt wenn die zu erlangenden Erlöje nur wenig über dem gewöhnlichen Brennholzpreis ſtehen, ver dient es Beachtung, daß durch reichliche Ausnugung der Nugbolziortimente der Brenn holzanfall vermindert und dadurd die Möglichkeit gegeben wird, jelbjt geringere Brenn hyolzer befjer zu verwerten. | Bei Ausnupung der Stangenhölzer (Hopfenitangen, Wagnerhölger) iſt tiefer Aushieb derjelben aus dem Boden, jowie Beibehaltung der größtmöglicen Yänge anzu ſtreben; das Entgipfeln ift aljo im der Regel zu unterlafien. Man legt die Stangen in Haufen, deren Zahl meift auf je 10 abgerumdet ift, zuſammen. Baum» und Weinpfähle, Telegraphenftangen, überhaupt ſolche Sortimente, die in belannten Längen gebraucht werden, läßt man jo ablängen, wie es der Begehr fordert. * Auch bei den Nadelſtangenholzern iſt das Schälen vielfach üblich und nüglich, teils wegen Erleichterung des Austrodnens, teils als Vorbeugung gegen Inſeltenbeſchädigungen. Schihtnupholz wird aus dem zu Langnupbolz nicht tauglichen Teil des Ein „welcher jonjt nur Brennholz liefert, ausgejondert. Es handelt ſich bier meift um , glattipaltiges Holz für Schniger, Böttcher, Wagner, Felgenbauer, Drechsler ıc. Ausformung desjelben ift bejonders darauf zu ſehen, daß micht wertvolles und beſſer tes Langnuhholz in Scheitholz zerichnitten wird, daß vielmehr nur jolde Nupbolz- welche wegen irgend eines Fehlers in größeren Yängen nicht zu bemußen find, 222 IX. Stößer, Forjtbenugung. zur Formung des Schiehtnußholzes verwandt werden, leßteres im übrigen aus dem Brenn— holz ausjortiert wird. Brennholz zerfällt in Scheitholz und Prügelholz; unter legterem find die Walzen von über 7 bis mit 14 cm Durchmefjer am oberen Ende zu verjtehen; jtärfere Hölzer werden bebufs leichterer Austrocdnung in Scheite gejpalten; bei normal gewachjenem Holze bedient fi) der Holzhauer hier neben der jchweren feilfürmigen Spaltart der hölzernen steile; bei knotigem, aftigem, ſchwer jpaltbarem Holze fommen eijerne Keile in Anwendung, welche mittelft ſtarker hölzerner Schlägel eingetrieben werden. Ach bei dem Brennholz muß auf eine jorgfältige Sortierung Bedacht genommen werden; zunächſt müſſen die verſchiedenen Holzarten je nach ihrem Brennwert auseinander- gehalten und es dürfen beiſpielsweiſe nicht Buchen und Eichen untereinander gejegt, jondern allenfalls nur ſolche Holzarten zuſammen in einen Stoß gelegt werden, welche in ihrer Brenngüte gleichjtehen. Es ift ferner darauf zu jehen, daß zu gejundem Holz fein an— brüchiges, zu Scheitholz Feine ſchwachen Prügel gelegt werden; fnorriges Holz ijt von glattjpaltigem zu trennen. Sortimente, welche nur jpärlich vorkommen, jo daß man aus ihnen feinen vollen Stoß formieren kann, lege man nicht zu der nächjt bejjeren, jondern zu einer geringeren Klaffe; im erjteren Fall wird das Anjehen des guten Holzes gejchmälert, im legteren ge- winnt die Verkaufsfähigkeit des schlechten duch Beimifchung von etwas bejjerem Holz. Alle Stöße müfjen gut und dicht zwischen feſt eingejchlagene Stügen gelegt werden, fie erhalten die richtige Scheitlänge und normale Weite, in der Höhe gibt man oft 10 em Uebermaß (Darrjchicht) zu, wenn das Holz bis zur Verwertung vorausfichtlich einige Zeit im Walde ftehen bleiben muß. Zur Erlangung guten Sortierens und Auffchichtens der Brennhößzer hat man das Inſtitut beſonderer Holzſetzer vorgejchlagen, derart daß die gewöhnlichen Holzhauer das Fällen, Ablängen und Aufjpalten beforgen, während dag Sortieren und Seen bejonders bevorzugten Holzhauern übertragen wird; man nimmt an, daß der Holzjeßer, jelbjt wenn er auc im Akkord arbeite, doch durch ein lückiges Setzen nur einen geringeren Mehrver— dienst habe, als der Holzhauer jelbit, da er nur an den geringen Kojten des Sehens, nicht aber an den Hauptfoften der Aufarbeitung partizipiere, daher fein jo großes Intereſſe an fehlerhafter Arbeit, die ein Mehrergebnis hervorrufe, Haben fünne. — Dieje Erwägungen find ohne Zweifel nicht umrichtig, allein ohne eine eingehende Kontrolle jeitens des Forit- ſchutzperſonals wird auch der Holzjeßer nicht ordentlich arbeiten und eine Komplizierung der Betriebsarbeiten wird mit dieſem Inſtitut immerhin verbunden jein; dasjelbe jcheint daher in der Praris wenig Eingang gefunden zu haben. Aſt- und Reisholz wird entweder in Wellen gebunden oder in Naummeter zu— jammengelegt. Bei Sortierung des Neisholzes in Wellen empfiehlt fich zur Beförderung des Austrocnens die Aufftellung derjelben in jchief gegeneinander dachförmig geneigten Neihen, nicht aber horizontale Auflagerung; oben auf die Neihe legt man für je 10 Stück eine Welle horizontal, jo daß jofort erjehen wird, wieviel Zehner der Stoß enthält. Die ſtärkeren Knüppel jcheidet man bisweilen zwecdmäßig als jogenannte Neisfnüppel aus und läßt diejelben ins Raummaß jegen. In holzreichen Gegenden empfiehlt es jich dann öfters, auf das Aufbinden des geringen Neisholzes gar feine weiteren Koften zu verwenden, jondern dasjelbe auf Haufen zufammenbringen zu laffen und in diefer Form zu verwerten. — Insbeſondere erweist fich dieſes Verfahren bei Verwertung des Reisholzes von Nadel- ſtämmen, welches in manchen Gegenden als Einftreumaterial jehr gejucht ift, nützlich. Stodholz gewinnt man entweder mittelft der in $ 19 bejchriebenen Baumrodung oder, nachden die Stämme mit der Säge abgejchnitten find, durch bejonderes Ausgraben der im Boden verbliebenen Stöcke. Das Verfahren der Stocdrodung nach borausgegan- Gewinnung des Holzes und der Ninden. $ 20. 993 genem Abichneiden der Stämme mitteljt der Säge ijt das weitaus gebräuchlichſte Verfahren. Holzfällung bei hohem Schnee, jowie die Abficht, den Holzhauern während der Sommer monate einen regelmäßigen Verdienſt zu gewähren, lafjen diefe Methode in vielen Fällen nicht umberechtigt ericheinen, Auch beim Stodroden werden die Hauptwurzeln vom Stamm getrennt und aus der Erde gegraben; den jtehengebliebenen Stod zerkleinert man in der Hegel mitteljt Zer A altens in einzelne Teile und Herausdrehens derjelben mitteljt Hebejtangen ; ijt der Stod m drig, jo wird er wohl aud) ganz ausgegraben, auf die Abſchnittsfläche gejegt und von unten aus gejpalten. Un fteilen Hängen oder inmitten von Verjüngungen beläft man wohl aud) das Wurzelholz im Boden und jpaltet nur dem eigentlichen Stod des Baumes ab, indem man möglichſt nahe an der Erde einzelne Serben einhaut und von oben in der entſprechenden Breite des Stammes Keile eintreibt (Abjchmagen). \ Neben der bloßen Handarbeit unter Benugung der gewöhnlichen Holzhauerwerkzeuge behufs Zerkleinerung des Stodholzes iſt auch die Anwendung von Sprengitoffen (Bulver und Dynamit) mehrfach empfohlen worden. Hierbei wird der zu ſprengende Stod von der Seite oder auch von oben, vejp. unten angebohrt, das Bohrloch mit Pulver oder rang bejeßt und diejes unter Anwendung einer Zůndſchnur (bei Dynamit derart, daß Ay Zündſchnur ein Zündhüthen aufgejegt und in das Dynamit eingeführt ift) und ch gehörigem Verſchluß des Bohrloches zur Exploſion gebracht. Dynamit wirkt kräftiger und zerreißt den Stod mehr als Pulver, bei welchem öfters Riſſe entjtehen, die zum weiteren Angriff mit Art und Keil benutzt werden. Man hat, insbejondere zur PBulverjprengung, bejondere Inſtrumente konjtruiert, velche zur ficheren Einführung der Sprengpatronen in das Innere des Stodes und zu em guten Verſchluß des Bohrloches dienen, Dieje Anftrumente, Sprengihrauben annt, find von verichiedenen Konjtruktionen; gemeinjam it ihnen allen ein in das Bohr loc) einzuführendes Eijenrohr, welches auf die Zündmaſſe aufgeſetzt wird, bezw. dieje nebſt Hündungsvorrichtung enthält. Am vollkommenſten ift die von Forjtmeifter Urich er dene Zündnadeljprengichraube *'), bei welcher das Pulver durch eine von einer Spiral jeder regierte Zündnadel, die in einen Zündſpiegel einjchlägt, zur Entzündung gebracht wird, während bei anderen Sprengichrauben, z. B. denjenigen von Fribolin, jowie von ſchen, die Zündung durch Abdrüden einer dem Schlofje eines Gewehrs entiprechenden tung zu bewirken iſt. Statt der Sprengjchrauben hat Oberförjter Yang den Sprengpfropf zum Ver ſchluß des Bohrloches konftruiert *), ein konisches Eijenjtüd, in feiner Are zur Aufnahme der Zũndſchnur durchlocht und jo eingerichtet, da es mittelft eines hölzernen Schlägels in das mit Pulver bejepte Bohrloch eingetrieben wird. Dieje Methode ſcheint wegen der Billigkeit des Apparates (50 Pfennig pro Stüd), die es ermöglicht, daß die Holzhauer ſich denjelben auf eigene Rechnung beichaffen können, beachtenswert. Im allgemeinen bat die Stodholzzerkleinerung durd Handarbeit gegenüber der Ver * dung von Sprengſtoffen bis jetzt wenig an Terrain verloren, Es liegt dies vornehm ) daran, daß die Anwendung von Pulver oder Dynamit nur bei dem Baumrodungs erfahren von überwiegendem Vorteil ift, indem die Wirkjamkeit diejer Sprengitoffe an eingang gefnüpft ift, daß der gerodete Stod bereits außerhalb des Bodens liegt, gen, wenn fich der Stod nach Abtrennung des Baumichaftes noch in der Erde be > mit —— — ein geringerer Effelt erzielt wird. Pn® 8 m . 1876. & 418. Bündnadel-Sprengfchraube von rich 5. u. sr 1882. ©. 68. Der Sprengpfropf von Yang. 294 IX. Stößer, Forftbenußung. Was übrigens die Vorteile der Anwendung von Sprengmitteln gegenüber der Hand- arbeit, ausgedrückt in der Verminderung der Gewinnungsfoften, anlangt, jo dürfte fich diejelbe gewiß bei harten, zähen und vermajerten Stöcken als nennenswert herausitellen *°) ; bei Fichten hat fi) die Handarbeit billiger gezeigt, als die Anwendung von Pulver und Dynamit; auch bei Kiefern jtellte fi) die Gewinnung von 1 rm Stodholz billiger durch Handarbeit, al3 durch Dynamit ’'). Dieje legteren Erfahrungen beziehen jich jedoch nicht auf Stöde, die bei der Baum- rodung gewonnen waren. Es iſt nicht anzunehmen, daß die Handarbeit durch die Stodjprengung mit Pulver und Dynamit im Großen und Ganzen verdrängt werden wird; dieje Sprengitoffe werden jedoch immerhin als Hilfsmittel Beachtung verdienen, wobei Dynamit wegen der größeren Umftändlichkeit des Bezugs und der leichteren VBeranlaffung zu Unfällen, jowie der Schwie- rigkeit der Anwendung desjelben im Winter (e3 gefriert Schon bei + 8° Celfius) gegenüber dem Pulver im Nachteil ftehen dürfte. Das zerkleinerte Stocdholz wird in Naummeter aufgefeßt. Da dasjelbe nie glatt und gerade, fondern immer jperrig und mehr oder weniger gefriimmt ausfällt, jo ijt beim Aufjegen eine bejondere Aufficht auf gutes Legen zu führen; am meisten empfiehlt es ich, die Stöße nur in Tiefen von Ye Meter aufjchichten zu laffen, da auf dieſe Weije Un— dichtigkeiten und Lücken am leichtejten entdeckt werden. Auch, beim Stodholz iſt es geboten, die verjchiedenen Holzarten beim Aufjegen zu jondern; dom Fichtenholz gewinnt man öfters viel anbrüchige Stöde und Wurzeln. Dieje müfjen von dem gejunden Material bei dem Aufſetzen ftreng gejchieden werden. 8 21. Nutzung der Rinden. Im Laubholz ift in der Regel nur die Gewinnung der Eichenrinde von jüngeren Stämmen, insbeſondere im Nieder- und Mittelwald Gegen- ſtand der forjtlichen Nugung. Im Nadelwald ſchält man unter Umftänden fajt alle Stämme zur leichteren Austrockuung und Abwehr von Inſektenſchäden, allein eine Nußung von bejonderer Erheblichfeit gewährt in den deutjchen Wäldern hierbei nur die Fichte, deren Rinde zur Lohegewinnung dient. Die Löslichkeit der Ninde vom Holzkörper ift an die Zeit des Saftjteigens, welche mit dem Knojpenausbruch zufammenhängt, gebunden. Die bete natürliche Schälzeit iſt vom Mai bis Ende Juni, jelbjt bis Juli. In dieſe Zeit fällt aljo die Rindennugung, da die in Frankreich duch Le Maitre erfundene Methode der Dampfichälung, bei welcher die zu Schälenden Hölzer in, eine mit Dampf gefüllte Kifte gelegt werden und das Schäl- gejchäft von der Jahreszeit unabhängig ift, in Deutjchland feinen Eingang gefunden hat °'). Die Schälzeit der Traubeneiche beginnt 8-12 Tage jpäter als die der Stieleiche; die Ninde löst ſich am bejten bei warmer und feuchter Luft, insbefondere in den Morgen- und Abendftunden. Nach früheren Verfuchen nahm man an, daß das Gewicht der VBolumeneinheit zu Ende der Schälzeit größer ſei als zu Anfang derjelben; jo 3. B. hat Oberförfter Neuß nachgewiejen, daß gleich große Gebunde Lohe im Mai gejchält 14,1 Kilo, im Juni gejchält hingegen 14,7 Kilo wogen °?). Neuerdings hat dv. Eſchwege eine Erfahrung publiziert, nach welcher injofern das ungefehrte Verhältnis jtattfindet, als fich nach derjelben für die früher geichälte Lohe ein 49) Nah Heh bezifferten fi die Gewinnungskoſten für Buchenſtöcke bei Pulverſprengung auf 1,02 M., bei Handarbeit auf 2,33 M. pr. rm. Es waren dies durch Baumrodung gewonnene Stöcke F. Chl. 1883. ©. 147. 50) 3. f. 8. u. $. 1878. ©. 337. Schuberg, Verjude mit Stodjprengungen. F Ebl. 1880. ©. 99 ff. Ueber Dynamit-Stodfprengverjuche. 51) 8. f. 8. u. 3. 1570. ©. 341. ‚Die Dampfentrindung von A. Bernhardt. 52) M. f. F. u. J. 1866. ©. 450. Gewinnung ded- Holzes und der Ninden. & 21. 295 gt Gewicht ergibt, als für die fpäter geſchälte. Lohe, in der Zeit vom 1-14. Mai 18 * geſchält, ergab ein Gewicht von 6,9 Kilo pro Gebund, während gleichgroße Gebunde öjelben Standortes vom 15. bis Ende Mai geſchält im Durchſchnitt nur 5,9 Kilo ge- Falls ſich die hier gemachte Erfahrung auch anderweit beftätigen follte, würbe die Lohegewwinnung um jo mehr möglichit frühzeitig zu beginnen und möglichit ſchleunig zu beendigen fein, indem man nicht nur den Vorteil der Erlangung eines größeren Gewichtes, auch denjenigen der Erzielung eines befjeren Ausichlags von den früh gehauenen erlangen würde. Gewöhnlich wird in größeren Schälwaldwirtichaften mit dem Rindenſchälen ohnehin hufs rechtzeitiger Beendigung des Schälgejchäftes jo frühzeitig als möglich begonnen. h Das Berfahren bei der Rindenernte ift folgendes: zumächit wird ſchon vor der eigentlichen Schälzeit das jog. Raumholz, d. h. die den Eichenausichlägen beigemiichten ‚anderen Holzarten, ſowie die nicht Ihälbaren Eichenlohden, gehauen und aus den Schlägen entfernt; gleichzeitig werden wohl auch die Waflerreifer von dem Eichenſchälholz abgehauen. Das Schälen ſelbſt geſchieht in der Regel am liegenden Holz, indem die Stangen * Stock getrennt und hierauf entweder in ganzer Länge geſchält oder vorher in die er Scheitlänge entſprechenden Teile gekürzt werden. In manchen Gegenden ſchält man jedoch auch die Stangen im Stehen, indem nad) Abhieb der Aeſte von unten angefangen und mittelft Leitern bis in den Gipfel hinein die Rinde abgelöft wird. Da die Rinde hierbei am Stamm hängen bleibt, jo trodnet fie leicht und raid ; och kann die Ninde von den Aeſten und Zweigen nicht getwonnen werden, aud) ift das ren ermüdend. Das Schälen der liegenden Stangen ift unbequem, wenn die Stangen in ganzer Länge gejhält werden jollen. Bei Zerteilung derjelben in einzelne Knüppel ift vielfach m Verfahren im Gebrauch, nach welchem die Rinde durch Beile oder Holzflöpfel loſe wird. Dies Verfahren jchädigt die Qualität der Rinde, infofern durch das Zer fi t der Baftjchicht die den Gerbftoff enthaltenden Zellen zerjtört werden und dadurd) an ſolchem wejentlich verloren wird, Eine dritte Methode ift die des Selnidtihälens Die Stange wird hierbei yon unten im Stehen bis zu 1 m Höhe geichält, hierauf nach Einhauen mit der Art „ſodaß die Spipe zu Boden liegt und es wird nunmehr die liegende Stange mit feit weiter geihält. Zur Gewinnung der Rinde von den Zweigen werden dieſe Diieſes Verfahren ift nnftreitig das befte, weil es bequem zur Ausführung zu bringen mb eine forgfältige Nutzung der Lohe gejtattet. Die Rinde wird an der Stange t eines pfeilförmigen Inftrumentes, des fog. Lohichligers oder eines Schnitzmeſſers u gefchipt und mit Hilfe des Lohlöffels oder Lohſchälers gelöft. | f Weſentlich ift nun ein raſches Austrodnen der Rinde, wobei es darauf ankommt, dieſelbe nicht beregnet wird, da fie jonft durch das Wafler einen Teil ihres Gerb offes verliert. Damit das Trodnen raſch von Statten geht und die Rinde hierbei micht auf dem 3oden aufliegt, weil fie dabei Leicht ſchimmlig wird, fertigt man bejondere Trodengerüfte, t man 2 Paare von Stangen kreuzweiſe im Boden befeftigt und, nachdem diejelben dem oberjten Teil zujammengebunden find, im die jo entjtandene Gabel eine weitere legt, auf welcher nach dem Boden in der Richtung nad der Sonnenieite weitere m angelegt werden. 6 9 u. J. 1886. ©. 283 v. Eſchwege. Einfluf der Schälzeit auf das Gewicht d Foritw. fi 2. Mbılg. 15 226 IX. Stößer, Forftbenußgung. Auf diefe Gerüfte werden die Rinden dünn ausgebreitet und, nachdem eine Seite abgetrocnet ift, umgemwandt %). Bei Eintritt von Negen deckt man wohl auch die Rinde mit Tüchern zu. Auch empfiehlt man die Anlage von bejonderen Trodenjchuppen in den Schlägen zur Unterbringung der Lohrinde bei eintretenden Regen. Da die Errichtung diefer Schuppen immer nım in größeren Schälbetrieben möglich fein würde, jo hat man auf ein am Rhein ſchon im Gebrauch befindliches Berfahren Hingewiejen, welches darin bejteht, daß die 2 m (ang abgejchälte Ninden in Bündel von je 14-20 Rollen an einer etwa 60 cm vom der Spite entfernten Stelle mit Weiden zufammengebunden umd dieſe Bündel alsdann rittlings mit den Stammenden nach unten über Stangen gehängt werden, die man quer über gabel- fürmige Stüben gelegt hat. Die oberen Enden der Rinden werden nochmals leicht mit einer Weide gebunden, damit fie ſich nicht auseinanderjpreizen; die Stammenden müſſen wenigftens 60 cm vom Boden entfernt bleiben. Meitteljt diejes Verfahrens find die Rinden der Sonne und der Luft mehr ausgejebt al3 beim Auflegen auf gewöhnliche Trodengerüfte. Infolge der jenkrechten Richtung, die ſie einnehmen, läuft das Regenwaſſer jchnell ab und die Rinden trocknen leicht °). Diefes Verfahren wird neuerdings von Dberförjter Krichler nicht als zweckmäßig erklärt, da die trocdnende Wirkung der Luft dabei weniger zur Geltung komme; derjelbe hält das Trocknen auf jchrägen Geftellen, wobei das untere Ende der Rinde 35 em Ab— ftand von der Erde hat, für praftijcher °°). Nach erfolgter Abtrodnung erfolgt das Binden der Rinde in Gebumde. Hierzu benugt man bejondere Böde (Rinden- oder Bindböcde) aus kreuzweiſe in die Erde ge- ichlagenen Prügeln beftehend. Die Gebunde werden mit Weiden oder Striden gebunden. Ihre Länge und Stärke richtet ſich nach den ortsüblichen Gewohnheiten und variiert von 1-2 Meter Länge und 0,6—1,0 Meter Umfang. Beim Aufbinden ift auf Sortierung zu halten. Insbeſondere muß zwiſchen Stammrinde und Ajtrinde unterjchieden werden. Da die Rinde gewöhnlich nach dem Gewicht verfauft wird, jo erfolgt in diejem Fall unmittelbar nach dem Abtrocdnen das VBerwiegen und die Uebergabe an den Käufer. An manchen Orten ift der minder jichere Verkauf nach) Gebunden im Gebrauch; auch findet man wohl noch diejenige Methode, nach welcher der Verkauf nach der Anzahl der fich beim Aufjegen des Holzes ergebenden Anzahl Raummeter erfolgt, ein Verfahren, welches namentlich da, wo nicht der Waldbefiger, jondern der Käufer das Gejchäft des Schälens beforgen läßt, nicht jo unzweckmäßig ift, als man auf den erſten Blick glauben follte. Auch von älteren Eichenftämmen wird in manchen Gegenden die Rinde als Gerb- material gewonnen. Man jchält hier meist im Liegen, indem die Rinde in Meter lange Kränze eingeferbt, mit einen Lohſchlitzer aufgeriffen und ſodann abgelöft wird. Doc ift auch das Verfahren des Stehendjchälens im Gebrauch, wobei die gejchälten Stämme nicht alsbald nad) den Schälen, jondern erjt im folgenden Winter abgetrieben werden; diefelben jollen hierbei an Güte und Feitigfeit des Holzes gewinnen, indem fie im Gipfel grün werden, auf welche Weiſe der Saft herausgezogen wird 5"). Der Verkauf der Alteichenrinde findet in Der Regel nad) Raummetern jtatt. Das Sam der Fichten erfolgt derart, daß die gefällten Stämme und Stangen 54) Etwas abweichende Rinne mit Neifigdedfe gegen Negen werden bejchrieben von Schütz in 3 J——— J 1881. S. 55) F.Bl. 1883. ©. 77. Das then der Lohe in den Schlägen von Grunert. 56) Allgem. Holzverfaufsanzeiger 1886. ©. 388. Das Trodnen der Eichenlohrinde von Kridler. 97) 8. f. 3. u. J. 1880. ©. 639. Brauns, Verfahren, Die Eichen ftehend zu jcehälen. Gewinnung des Holzes umd ber Ninden. $ 21. 297 n Entfernungen von 1—2 Meter ringsum eingeferbt und die Nindenringe meift mittelft höl- * er, * zugeſpitzter Rindenſchlitzer abgelöft werden. Dieſe Rindenringe rollen ſich zu— ; fie werden an die liegenden Stämme zum Trocknen angelehnt, nach erfolgter Aus g in Raummeter gelegt und diefe verwertet. Auch verkauft man wohl die Lohe h Stüdzahl der jog. Rollen. Bei dem geringeren Wert und Preis der Fichtenlohe ift er nad) dem Gewicht nicht üblich; hingegen überläßt man wohl auch die Rinden ——— an den Käufer derart, daß ein Kaufpreis pro Stamm oder pro Stange wird. Es iſt zu bemerken, daß die Lohe nicht nur von jolhen Stämmen ſich jchälen läfit, Fl Saftzeit gefällt find, jondern daß mit Eintritt der lepteren die Rinde auch an Stämmen jhälbar wird, die ſchon im Winter geichlagen find. Doch iſt in diejem \ Kal "die Heit, während deren das Schälen noch geht, jehr kurz. Auch Fichtenrinde verliert infolge von Auslaugen durd; Regen bedeutend an Qua tät, man verkauft diefelbe meift ſchon vor der Aufbereitung und übergibt fie dem Käufer [ lsbald nad) Beendigung derjelben. Tannenrinde, welde ein gutes Brennmaterial abgibt, hält man ebenjo wie Fichte. Die Rinde vom Lindenholz ift zur Darftellung des Baftes zu bemupen. Ihre Gewinnung ift in Rußland von Wichtigfeit, in Deutfchland ift fie wohl nirgends Gegen and der regelmäßigen Forftbenupung. Die geihälte Rinde wird, ähnlich wie Flache, im aſſer geröftet, und es wird alsdann durch Klopfen die Baftlage von dem eigentlichen benförper gelöft ®). Bas die Materialerträge der Lohrindennugung, ſowie die Volumen-Verhältniſſe des | zur Rinde anlangt, jo ift darüber folgendes zu jagen: Im Eihenihälwald hat man je nad) dem Mimatiichen Charakter der verichiedenen te, jowie der Beichaffenheit, endlich nach der wirtichaftlichen Behandlung der Wälder | ‚ Bejtandspflege 2c.) jehr verjchiedene Erträge. ü ; * Bernhardt >) tann man bei kürzeren (12—17jährigen) Umtrieben folgende i 1. Kl. ſchr günſtiges Klima, ſehr guter Boden) ein Jahres⸗Durchſchnitts zuwachs © Heltar von 10 Ztner Rinde und 7 Feitmeter Holz. U. Kl. (günftiges Klima, guter Boden) 8 Ztner Rinde und 6 Feſtmeter Holz. DI. St. (weſtdeutſches Bergllima, mittelmäßiger Boden) 5 Ztner Rinde und 5 Feſt r Holz. M. Kl. (nordweit- und mitteldeutſches Klima, guter namentlich friſcher und tief- rt Lehmſandboden) 32. Ztner Rinde und 4 Feſtmeter Holz. ; Y KL. (norddeutiches Klima, frischer Sandboden) 3 Ztner Rinde und 4 Feitmeter Holz. Nach Forftmeifter Oftner ) ergaben ſich im Odenwald folgende Ertragszahlen bei jährigem Umtrieb als Durchichnitte pro Jahr und Heltar: I jchlechte lüdige Schläge 2,7 Ztner Rinde und 1,6 Raummeter Schälbol;. U. mittlere, mäßig gefehloffene Schläge 4 Ztmer Rinde und 2,4 Raummeter Schälbol; ; Er gute, geichfoffene Schläge 5,3 Zr. und 3,2 Am. IV. jehr gute ” 6,7 " ” 4,0 ” v vorzügliche ” 8 " " 4,8 " Er ungewöhnliche „9 nn 58 „ A. Fu wg 1873. S. 290, Berwendung des —— in Rußland tatehismus von A. Bernhardt 1877. ©. 66 = —X Mitteilungen aus dem Eichenfhälwald von Walther. 2. f. 15 * 998 IX. Stößer, Forjtbenugung. Als Höchitbetvag werden pro Hektar 225 Zentner Rinde beim Abtrieb, entiprechend 15 Zentner Durcchjchnittsertrag pro Hektar angegeben. Nah Baurs „Unterfuchungen über die Feitgehalte und das Gewicht des Schicht— holzes und der Rinde“ (1879) hat man folgende Verhältniszahlen zwijchen Volumen und Gewicht der Eichenrinden anzunehmen: Eihen-Altrinde gepußt, waldtroden 1 Ztner = 0,065 fm ungepußt „7 0,064 „ Eiben-$ungrinde Spiegelvinde 1 Ztner — 0,0565 fm Reitelrinde "= 05er Grobrinde r = 0,0620 „ Auf den Naummeter gejchälten Holzes fann man nah Baur‘) rechnen: bei jüngerer Stammrinde 1,00 Ztner waldtrodene Rinde. „ älterer Stammwinde 150 „ " " „Aſtreitelrinde 50— „Aſtglanzrinde Oasen — Die Prozente der Rinde im Verhältnis zum ungeſchälten Holz ſind je nach dem Alter, bezw. der Stärke des Holzes verſchieden, mit abnehmender Stärke nehmen ſie natur— gemäs zu. Man kann nach Baur im Durchſchnitt rechnen: Aſtglanzrinde 350/0 des Holzgehaltes Aſtreitelrinde Stammglanzrinde 27% ,„ % Stammmweitelrinde 18% , " Bei Fichtenrinde in Rollen fann man nach) Baur den Naunmeter grün — 0,27 fm und waldtroden — 0,15 fm anfegen; das Gewicht pro Raummeter nach Baur beträgt waldtrocken 111 Kilo, grün hingegen 227 Kilo. Ueber die Frage nach dem Prozentjah der Rinde im Verhältnis zum Holz liegen bezüglich diefer Holzart in der Litteratur bis jebt wenig Angaben vor. Ueber die in der Sachjen-Meiningifchen Staatsforftverwaltung angeftellten Verſuche und deven Reſultate vermag der Verfaffer anzuführen, daß die Nindenprozente mit zu- nehmender Standortsgite und Zunahme der Stärken wejentlich abnehmen. Auf geringen Standorten ift die Rinde verhältnismäßig ftärker, ebenfo an jüngeren, bezw. jchwächeren Stammteilen. Für eine mittlere Ortsgüte von 0,5 ergaben fich folgende Nindenprozente der ganzen Baumjchäfte : bei 10 em Durchmeffer 17,0% bei 21—35 em Durchmeffer 12,2% lea 13,4% 36-105, ’ 12,0% " 16—20 nn 13,0% 7 40—45 n 7 11,6". Il. Derwertung der Sällungsergebniffe. 5 22. Schlagaufnahme. Bei Aufarbeitung der Schlagergebniffe ift auf ein geordnetes Anrücen verjelben an Wege, Schneißen, Schlagränder behufs erleichterter Ueber— ficht, jowie zur Schonung der Anwüchſe und zur Beförderung des Abſatzes zu jehen. Es er- folgt dies beim Brennholz, Reifig und den geringeren Nutzhölzern mitteljt Tragens, Fahrens auf Schiebfarren oder Handichlitten, ſowie bei jtärferem Holz durch Schleifen, nötigenfalls unter Anwendung von Zugfräften, wobei das Vordergeftell eines Wagens zur Aufnahme des zu jchleifenden Stammes mit Vorteil benugt wird *). An fteileven Hängen laffen fich 61) Unterfuhungen über Eichengerbrinde von Baur. M. f. 3. u. 3. 1875. ©. 241. 62) Eine jehr zwedmäßige Transportvorrichtung zum Ausrüden von Langnugholz be chreibt NE Verwertung der Fällungsergebnifie. $ 22. 229 Brennhölzer und Stöde auch leicht abftürzen und es ift diefe Methode, ſofern nicht Be- Schädigungen an Holzwüchien zu befürchten find, ganz praltiſch. Nach erfolgtem Anrüden und Auffegen haben die einzelnen Holzhauerrotten die von - ihnen aufbereiteten Forjtprodufte mit einem Zeichen, am bejten einer Nummer zu verjehen, welche ein für allemal angibt, welche Partie diefelben aufgearbeitet hat. Nach Fertigftellung der Hauung erfolgt die Schlagaufnahme. Diefelbe dient zur frmfichen Uebernahme der Hiebsergebniffe feitens der Forftverwaltung von den Holzhauern, fowie zur Verzeihnung derjelben in bejondere Aufnahmsliſten (Nummerbücher) behufs der Verw ertung. j Jeder Poften vom Rund-, Werk- oder Brennholz, ſowie jeder Haufen Reifig erhält eine Nummer; man wählt getrennte Nummerfolgen für Langnugholz, Brennholz, Neifig, Stöcke ze. Das Anfchreiben der Nummern erfolgt beim Schichtholz auf die Stirnfläche eines zweckmäßig etwas herausgeftoßenen Scheites oder Knüppels (Nummerjcheit) beim Yang nutzholz an die Ubichnittfläche; beim Neisholz auf bejonders herausgezogene Prügel. Man bedient ſich dazu der gewöhnlichen Rotſtifte, oder bejonders präparierter Kohlen (Linden kohle, mit Del getränft), Wenn die Hölzer längere Zeit bis zur Verwertung bezw. Ab— führe im Wald ftehen müſſen, fo ift e8 zwedmäßig, die Nummern auf bejondere Weiſe dauerhaft anzubringen. Hierzu kann man Delfarbe wählen, unter deren Anwendung die Bahlen mit einem Pinſel angejchrieben werden; auch hat man Schablonen von ſchwachem Blech, mittelft deren ebenfalls unter Anwendung von Delfarben die Zahlen angebracht werden fünnen. Außerdem beftehen noch eine Anzahl bejonderer Apparate, unter denen die meifte Beachtung der Göhler'ſche Numerierichlägel verdient”). Wermittelit desjelben werden die Nummern in das Holz eingeichlagen, jo daf fie feft und dauerhaft find. Die Anwen- dung des Apparates hat die große AUnnehmlichkeit, daß durch einen einfachen Hebeldruck ach dem Einfchlagen einer Nummer die zunächit folgende ſich von ſelbſt ftellt. Die Num: mertypen find erhaben und werden auf einer Filzpfatte, die mit Leinöl und Druderihtwärze getränft ift, gefchtärgt Die Arbeit geht mit diefem Apparat raſch, ficher und fauber von ftatten, die Zahlen haften gut und find von weiten erkennbar. Um das Gejchäft des Numerierens jedoch nicht unnötig für den Forftbeamten aufzuhalten, empfiehlt es fih, die Nummern zunächit mit Notftift leicht anzufchreiben, was erheblich raſcher zu bewirken ift, als die Arbeit mit dem Hammer, und ſodann durch Holzbauer oder Forftaufieher nachträglich das Einjchlagen der Nummern bewirken zu laſſen. Der Pfipenmayer’iche Apparat beſteht aus Holzitempeln mit Typen aus Filz, die geſchwärzt und mit der Hand aufgedrüdt werden. Der Ihrig'ſche Apparat hat eiferne Stempel, deren vorderes Ende mit je einer Nummer verjehen ift und nach er ſolgter Schwärzung mittelft eines Hammers in das Holz eingejchlagen wird. } In das Nummerbuch wird nunmehr für jede Nummer der nötige Eintrag über das betreffende Sortiment gemacht. Man hält getrennte Bücher für Nutzholz und Brennholz. Beim Stammbolz wird die Länge und Stärke, jowie die Holzart und nötigenfalls die Srunert unter dem Titel „der — ——— Rüdwagen“ in F.Bl. 1886. ©. 159. Es iſt dies ein 9 paar mit Achſe und einer Lenkwiede, an welcher die Vorrihtung zum Anfpannen des Zug: ve befindet; bie Beten geht derart vor fi, daß die Räder über den Stamm geihoben d elbe unter ber eher Kon t Scheerenhalen, am vorderen Teil der Lentwiede mittelit Kette orteil lient —* darin, daß die Stämme nicht auf dem Wagen, on unter m ki befeftigt werden, jo daß ein Dann Stämme von ? fin allein zu beben und zu regieren im Stande ift. Von ähnlicher Einrihtung ift „der Ahlbornſche Blochwagen“, ber Der Möge Nunerterföläget x. von Bernbast 9. f. Bu. 9 IN umerier gel ıc. von ao u. er ©. 71. Bür 4 verichiedener — enttiien von Heß. — u.38. 1878. ©. 142, 230 IX. Stößer, Forftbenußung. Sortimentsklaffe Hinter der betreffenden Nummer angegeben, beim Schichtholz und Reiſig die Quantität, Holzart und ebenfo das Sortiment. Bei den Langnughölzern wird von den Holzhauern bei dem Aushalten der einzelnen Stüce die Länge gemeſſen, hiernach die Mitte örtlich beftimmt und dort die Länge ange- ichrieben. Die Aufnahme hat jedoch die Längenmeſſung zu vevidieren, und es erfolgt nun— mehr die Abnahme des mittleren Durcchmeffers mit der Kluppe; den Durchmeſſer läßt man zweckmäßig ebenfall® am Stamm jelbjt anjchreiben. Die Vermeſſung erfolgt bei unregelmäßig gewachſenen Stämmen und deren Teilen wohl auch in mehreren Sektionen, namentlich wenn das betreffende Nutzſtück infolge jeiner Forn zweierlei Qualität hat, 3. B. an einem Eichenftamm unten ein glattes Stammblod), nach) oben ein äftigerer Gipfelteil fich befindet. Die Abnahme des Durchmeſſers gejchieht bei unvegelmäßiger Form des Mittenquer- jchnittes übers Kreuz unter Mittelung der Nejultate. Auf gut konſtruierte, jolide, geaichte Kluppen, die richtiges Maß ergeben, ift ftreng zu jehen. Fällt die Mitte auf einen Aſt oder eine unförntliche Erhöhung, jo tft entiprechend am Durchmeſſer nachzulaffen. In ver Hegel wird die Rinde mitgemefjen, ſoweit diejelbe nicht, wie bei Nadelholz, bereits ent- fernt ift. Man findet unter den Holzkäufern nicht felten eine Abneigung gegen diefe Methode des Mitmeffens der Rinde, und es ift nicht zu leugnen, daß diefelbe infofern begründet ericheint, als dadurch dem Holzfäufer ein Beftandteil der Ware mit in Anſatz gebracht wird, den, er eigentlich nicht verwertet. Beſonderen Vorteil hat der Holzfäufer bei dem Nichtmefjen der Rinde dann, wenn er die Hölzer zur Abfuhre in Akkord gibt, wobei in der Regel das Aufmaß und die fubifche Berechnung der Forftverwaltung maßgebend iſt und der Fuhrunternehmer Häufig nicht genau danach fragen wird, ob mit oder ohne Rinde gemefjen tft. Da der intelligente Holzkäufer fein Gebot pro fm verjchieden einrichten wird, je nach— dem er auf Holz bieten joll, welches mit, oder ſolches, welches ohne Rinde gemefjen iſt, jo würde die Frage, ob mit oder ohne Rinde gemefjen werden ſoll, praktiſch nicht von bejonderem Einfluß jein, wenn man nicht zu befürchten hätte, daß der Holzhändler, um ganz fiher zu gehen, bei jeiner Kalkulation einen jolchen Abzug für die mitgemefjene Rinde machen würde, wie er thatjächlich gar nicht begründet ift. Auf der 1885er Verſammlung deutjcher Forjtmänner zu Görlitz hat man ich ſowohl von holzhändleriſcher, als auch von forftlicher Seite fir das Nichtmeffen der Rinde aus- gejprochen, und wir glauben, daß diejenigen Forjtverwaltungen, welche die Mefjung der Durchmeffer ohne Rinde vornehmen laſſen, keinen Schaden davon haben werden ©). In einzelnen Forſthaushalten, z. B. Königreich Sachen, hat man für die Kubierung der Nadelholzbloche, die in gewiſſen ortsüblichen, dem Handel entiprechenden konſtanten Längen ausgehalten werden, die Meſſung des oberen Durchmeffers gewählt, wobei für die kubiſche Berechnung des Bloches als Walze ein durch Erfahrungen ermittelter durchſchnitt— licher Anlauf nach der Mitte angenommen wird. Bei Aufnahme der ſchwächeren Nundholzjortimente, 3. B. Wagnerhölger, Grubenhölzer verfährt man wohl auch jo, daß nicht für jedes einzelne Stück Länge und Stärke erhoben, jondern eine größere Zahl gleicher Länge zu einer Nummer vereinigt und für dieſelben ein gemeinschaftlicher mittlerer Durchmeſſer ermittelt wird. 64) Da bei Feititellung des Materialetat3 nad vorausgegangener Aufnahme der Holzbe- ftände die Rinde mitgemefjen, aljo der Holzvorrat inchufive Rinde ermittelt ift, jo käme es nur daranf an, durd) ausgedehnte Unterfuhungen die Nindenprozente der verfchiedenen Holzgattungen, je nad) deren Stärke fejtzuftellen, um alsdann durch geeigneten Zujchlag zu dem rindenfrei ge: mejjenen Holz die der urjprünalihen Holzaufnahme entjprechende berindete Holzmaſſe für das Ta- xationskontrollbuch zu finden. rn ee Verwertung der Fällungsergebnifie. $ 28. 2951 Die Stangenfortimente nimmt man nad) dem in 1 Meter über dem Abhieb ‚gemefjenen Durchmefjer und der mittleren Länge auf. Man vereinigt aud) hier unter einer Nummer eine ſchon örtlicd bei der Holzhauerei in paffende Haufen zufammengelegte Mehr: zahl von Stangen, deren Stüdzahl in der Regel durch 10 teilbar ift. Vielfach find beftimmte Klaſſen für gewiffe häufig vorfommende Stangenfortimente im voraus feftgejeßt, 3. B. Bohnenftangen, Hopfenftangen I., II. und III. Al, in welchem Fall nur die Stüdzahl in die betreffende Sortimentsipalte einzutragen ift. ’ Bei jeder Numeration und Holzaufnahme hat der das Geſchäft beiorgende Forſtbe amte genau zu prüfen, ob die Hölzer nach Vorfchrift aufgearbeitet find. Beim Langnutz holz muß darauf gejehen werden, daß die Aeſte glatt vom den Stämmen, Blochen und Stangen abgehauen find; follten ſich anbrücige Stellen finden, jo ift darüber eine Be miertung im Nummerbuch nicht zu unterlaffen, damit die Preisfeftiegung der geringeren Qualität entiprechend bewirkt werde. Beim Schichtholz ift die Nichtigkeit der Maße zu kontrollieren, es ift zu prüfen, ob die Stöfe gehörig dicht und lückenlos gejeßt find, und es find alle im diejer Hinſicht zu ftellenden Erinnerungen den bei der Schlagaufnahme zugezogenen Holzhauern zur jofor- tigen Erledigung der Anftände mitzuteilen. Die Schlagaufnahme wird Hinfichtlich ihres Nejultates mit den Angaben der Holz hauer über die von ihnen gefertigten Quantitäten verglichen, etwaige Differenzen werben behoben und die nötige Uebereinftimmung herbeigeführt. Der Numeration folgt die Revifion derjelben durch einen Vorgeſetzten desjenigen Beamten, der die erfte Aufnahme bejorgt hat, in der Megel durch den Verwaltungsbeamten, inſofern die erfte Aufnahme dem Schugperjonal obzuliegen pflegt. Dieje Operation (Holz abnahme, Abpoftung oder Ubzählung genannt), welche auch wohl für einzelne Schläge dem Inſpellionsbeamten übertragen ift, hat den Zwed, zu konftatieren, ob bei der erjtmaligen Aufnahme keine Fehler unterlaufen und ob die bei jener Gelegenheit gerügten Anftände in zwiſchen bejeitigt worden find. Mit Hilfe des Nummerbuches revidiert der abpoſtende Beamte die einzelnen Hiebsergebnifje, indem er Nummer für Nummer die Angabe des Buchs mit dem Befund im Wald vergleicht und ſich von der ordnungsmäfjigen Beichaffen heit aller Poften überzeugt. Manchen Ortes ift hierbei die Einrichtung getroffen, daß die Rundholzer an der Stirnjeite mit einem befonderen Kontrollehammer geichlagen werden. Nach Mafgabe der durch die Schlagaufnahme feftgeitellten Quantitäten, die von den einzelnen Holzhauerrotten aufbereitet find, im Zuſammenhalt mit den früher vereinbarten Holzhauerlohnallorden, lann nun die Aufftellung der Lohnrechmung für die beendete ir ung erfolgen. 823. Berlaufsarten. In einem früheren Abſchnitt ift gezeigt worden, daß ber Berfauf des aufbereiteten Holzes die ficherfte und zwechmäßigite Methode fei und daf ihr gegenüber der Verkauf des Holzes im Stehen in den meiften Fällen fich weniger Die aufbereiteten Forftprodufte verwertet man auf verichiedene Art entweder im Beg des Verkaufs aus freier Hand oder im öffentlichen Verfaufsverfahren durch Wer fteigerung oder im Submiffionsweg. Der Verlauf aus freier Hand, früher allgemein im Gebrauch, hatte feine Berech d, ſolange es möglich war, jedem Konfumenten dasjenige Quantum an Foritproduften zu iberweiien, was er nötig hatte. In waldreichen, aber dünn bevölferten Gegenden , wo a8 Angebot an Holz die Nachjrage nach ſolchem überfteigt, ift dieſes Verfahren noch beute volljtändig begründet. Mit zunchmender Bevölferung und gefteigertem Anipruc auf Zu teilung von Hölzern, mit der Ausbildung von Holzbandel und Holzinduftrie ift jedoch eſes gewiſſermaßen patriarchaliiche Syftem nach und nach in den meiften, mebr entwidelten 333 IX. Stößer, Forjtbenußung. Gegenden in Wegfall gekommen, da e3 faum möglich war, das Ergebnis der Schläge in gerechter Weiſe unter die einzelnen Empfänger zu verteilen und hierbei die Begünftigung der einen auf Koften der anderen zu vermeiden. Es ift eine Hauptjchattenfeite dieſes Ver— fahrens, daß e3 ſich dabei faum vermeiden läßt, in einer bisweilen unbilligen Weife dem einen Teil der Empfänger Holz ın guter Abfuhrgelegenheit zuzuteilen, während ein anderer Teil auf Schläge verwiejen werden muß, die einen beſchwerlicheren und Eojtipieligeren Transport der Foritprodufte veranlafjen. Beitehende Berechtigungen gewiſſer Hlafien von Einwohnern auf den Bezug bon Hölzern nach feftftehenden Preiſen nötigen heute noch an manchen Orten zur Beibehaltung diejes Verfahrens, welches übrigens in der Negel jo gehandhabt wird, daß, jofern nicht durch Berechtigung das abzugebende Quantum ein für allemal feſtſteht, die einzelnen Re— fleftanten an gewiſſen Terminen Gelegenheit erhalten, ihren Bedarf anzumelden, worauf die Verteilung nach Maßgabe der Anforderungen (eventuell nach der erforderlich werdenden Reduktion der Beftellungen) erfolgt und jedem Holzempfänger ein Nummerzettel zugejtellt wird, auf welchem die Holzpoften, die er erhalten joll, nach Forjtabteilung, Sortiment, Nummer und Preis genau bezeichnet find. In ähnlicher Weile find Holzabgaben um gewiſſe Tar- oder Tarifpreife nicht ausgejchloffen bei Befriedigung des Bedarfs der Forjtbeamten, denen man nicht erlauben darf, in den Auktionen mitzubieten, ebenjo in bejonderen Not- fällen; ferner wird fich öfters empfehlen, den Holzhauern auf ſolche Weife ihren Bedarf an Brennmaterial aus freier Hand zu gewähren, um ihr Intereſſe für den Wald zu heben und ihre Anhänglifeit an denfelben zu befördern. Eine befondere Schwierigkeit bereitet bei dieſem Verkaufsmodus die Feſtſetzung der Taren, nach welchen der Verkauf bewirkt wird, insbeſondere dann, wenn der gejamte Ber- kauf eines Nevieres auf diefe Weife erfolgt und infolge defjen feine Anhalte dariiber vor- handen find, wie fich die Preife im öffentlichen Marktverfehr ftellen. In der That find auch diefe Holztaren in denjenigen früheren Perioden, in welchen der Verkauf ausjchlieglich nach ihnen bewirkt wurde, mehr oder weniger willfürlich auf- geftellt worden. Der öffentliche Verkauf nach dem Meiftgebot ist in der Regel für den Wald- befiger don den meisten Vorteilen begleitet; bei diefem Verfahren werden infolge der vor- handenen Konkurrenz die den konkreten Verkaufslooſen nad) Maßgabe der vorhandenen Abſatzgelegenheiten entjprechenden Verfaufspreife evzielt. Es ift mit diefem Modus Die größte erreichbare Unparteilichkeit verbinden und der den Verkauf leitende Beamte den wenigſten Vorwürfen ausgefegt, weil das Verfahren jih vor unbejchränfter Deffentlichkeit abſpielt und jede unzuläffige Bevorzugung des einen Käufers vor den andern ausge ſchloſſen erjcheint. Der Käufer ſelbſt ift vollftändig in der Lage, die nach der Beichaffenheit der Ware, deren Abfuhrgelegenheit und der auf ihre Verwendungsfähigkeit für ihn als Konfumenten zu nehmenden Rückſicht fein Gebot abgeben zu Fünnen. Wenn nun auch bei genügender Konkurrenz die Wirkung von Angebot und Nachfrage in Hinficht auf die Geftaltung des DVerkaufsrefultates beim auftionsweifen Verkauf am beiten zur Geltung gelangt, jo find doch bei demfelben gewiſſe Nachteile fiir den Wald— befiger nicht ausgejchloffen, wenn das Angebot die Nachfrage überfteigt. In diefem Falle steht dem Verkäufer häufig eine nur beſchränkte Anzahl von Kaufliebhabern gegenüber, und es it die Möglichkeit vorhanden, daß diejelben fich verabreden, um durch Abgabe geringer Gebote und die getroffene Vereinbarung, daß der eine Käufer den andern nicht in die Höhe treibt, Die Berfaufspreife niedrig zu halten. Es tritt dieſes Verhältnis insbeſondere in waldreichen Gegenden ein, in welchen Induſtrie und Holzabſatz noch nicht recht entwidelt find. Es muß in jolchen Fällen dem Verwertung der Fällungsergebnifie. $ 28. 233 - Waldbefiger darauf anfonımen, den etwaigen Koalitionen entgegenzuarbeiten, insbejondere durch Herbeiziehung auswärtiger Konkurrenten. Vorausgeſetzt, daß zubörderft darauf gejehen wird, daß die zu verfaufende Ware in einem dem Holzkäufer fonvenierenden Zuftand ausgeboten wird, daß eine richtige Sortiments» bildung ftattfindet und daß vor dem Verkauf die Hölzer auf Rechnung der Forjtverwaltung an Stellen geidhafft worden find, an denen fie ohme weiteres aufgeladen und von dem Käufer nad) dem Ort ihrer Beſtimmung gebracht werden können, wird ſich bei ausreichender Bublifation der Verkäufe eine Konkurrenz bald von jelbjt finden. Außerdem empfiehlt es fi, im Falle der eintretenden Koalition einer geringeren Anzahl von Käufern, jehr oft, ein Verfahren einzuführen, nach welchem die Gebote ſchrifthich bei der Forſtverwaltung ‚eingereicht werden, ſodaß die einzelnen Käufer gar nichts von einander wiſſen. Hat man alsdann wirklich wertvolle Hölzer zu verkaufen, auf deren Befig gewiſſe Konſumenten ernſtlich ‚reflektieren, jo ift beftimmt darauf zu rechnen, daß diefelben in der Befürchtung, es könne ein bisher nicht als Käufer aufgetretener, vielleicht fremder Konkurrent ein Gebot abgeben, eine dem Wert des Holzes angemefjene Offerte einreichen werden. Diefes Verfahren, Submiffionsverfahren genannt, findet neuerdings viele Vertreter, und es iſt nicht im Abrede zu ftellen, daf es als ein jehr zwedmäfiges Aus- unftsmittel angefehen werden darf. Freilich läßt dasjelbe bei minderwertigen Holziortimenten im Stich), indem nur dann ein Käufer Gebote abgeben wird, wenn ihm wirflicd an der Ware etwas gelegen ift. } In ſolchen Fällen mangelnder Konkurrenz, insbefondere beim Verkauf minder wert voller Sortimente iſt nun als eine äußerſt zwedmäßige Form des Verkaufs dev Freihand verkauf zu vereinbarten Preijen zu bezeichnen. Es handelt ſich hierbei meift um bedeutendere Quantitäten, und es ift diefer Ver— laufsmodus bejonders am Platz, wenn die Wbficht vorliegt, an größere Holz verbrauchende Etablifjements die über den Bedarf der Heinen Konfumenten hinausgehende Menge der Forſtprodulte zu verkaufen. Es wird diejes Verfahren beiipielsweiie den Vorzug verdienen, wenn größere Brenn holzquantitäten am vereinzelt in einer Gegend beftehende Hüttenwerfe oder Fabrilen, ebenſo Durchforſtungshölzer als Grubenholz, als Scyleifholz für Holzftofffabriten bei beſchränkter achfrage verkauft werben jollen, im welchen Fällen der Konſument bejonderes Gewicht auf legen wird, die Sicherheit dafür zu haben, daß jein Holzbedarf gededt wird. Entfteht im Laufe der Zeit eine ausgedehntere Konkurrenz aud) für ſolche minder begehrte Sortimente, fo ift es der Vorficht angemefjen, dur Anberaumumg von Ber era oder von öffentlichen Submiffionen den Mitbewerb anderer Konfumenten zu möglichen, E85 empfiehlt ſich bei ſolchen Freihandverfäufen öfters der Abſchluß vollftändiger Vontrakte vor dem eigentlichen Holzeinichlag, da auf diefe Weife dem Käufer gezeigt wird, ß der Waldbefiger bei Abgabe ungenügender Gebote nicht in Verlegenheit fommt, weil 8 Holz noch im Wald fteht und bis zur Erlangung eines angemefjenen Preijes ſtehen Eine Abart des auftionsweiien Verkaufs bildet noch das in. Frankreich übliche Ver ihren des Abbietens (Verkauf au rabais), derart, daf auf Grund vorhergehender Schäpung es Verlaufsquantums eine Tare feitgeftellt und im Verkaufstermin in jehr erhöhter Summe mbliziert wird. Während nun der Auktionator immer weiter abwärts gehende Ausgebote iSruft, muß der Meflektant den Moment benupen, in welchem die Summe niedrig genug ſcheint, um dafür das ausgebotene Objekt gebrauchen zu können. Er ruft dann einfad): ‚prends; nur bei gleichzeitigem Ausruf jeitens mehrerer Perſonen wird das Verkaufsloos Amnter diejen wieder im Aufgebot verfteigert. 234 IX. Stößer, Forftbenugung. Diejes Verfahren wird in Frankreich bei dem Blocdverfauf ganzer Schläge, deren Aufarbeitung Sache des Käufers ift, in Anwendung gebracht. Die deutjche Forftverwaltung in Elfaß-Lothringen hat als Negel den auktionsweiſen Berkauf der auf Nechnung der Forftverwaltung aufzuarbeitenden Schlagergebnifje eingeführt. Das große Publikum fol damit, namentlich) was den Berfauf des Brennholzes anlangt, zufrieden fein, weil auf die jeßt eingeführte Art die Möglichkeit befteht, daß der einzelne feinen Bedarf kaufen kann, ohne fich an den Holzhändler wenden zu müſſen — ein Ber- fahren, welches früher allgemein üblich war, während jebt jeder direkt und billiger kauft, da der Profit des Holzhändlers hinwegfällt. Für große Nusholzverfäufe ift jedoch der Berfauf au rabais nocd in Anwendung; die Meinungen über feine Zweckmäßigkeit find geteilt (vergl. „die Forjtrente in Eljaß-Lothringen“, Straßburg 1886 ©. 46). $ 24. Bildung von Holztaren. Bei allen Holzverfäufen ift es für den Wald- befißer von bejonderer Wichtigkeit, gewifje Grundjäge fir Normierung der Preiſe, nad) denen verfauft werden joll (Holztaren oder Tarife), feſtzuſtellen. Am ſchwierigſten ift die rationelle Bildung dieſer Taxen in jolchen Wirtjchaften, in denen der öffentliche Ver— fauf um das Meiftgebot gar nicht jtattfindet. Hier ift, wie bereits bei Würdigung diejer Berkaufsmethode im vorigen Abjchnitt angegeben wurde, der Willfür und dem individuellen Bedünken der Forftverwaltungen ein gewifjer Spielraum gewährt; am vationellften wird man noch derart verfahren, daß man Anhalte aus den BVerjteigerungsrefultaten jolcher Dertlichkeiten zu Hilfe nimmt, in denen der Verkauf ums Meiftgebot ſchon Länger bejteht, wobei man wegen etwaiger Abgelegenheit der in Frage fommenden Gebiete und der Schwierigkeit der VBerbringung des Holzes an jolche Berfaufspläge, in welchen ſich Markt— preife gebildet haben, angemefjene Abzüge, die etwa nach der Höhe der Transportkoften zu bemefjen fein würden, macht. Da wo Verkauf in freier Konkurrenz Schon die Negel bildet, find die Nefultate des— jelben zur Bildung der Taxen zu benugen. Inſofern dieſe Taxen hauptſächlich als An— halte für das Angebot der zur Verſteigerung zu bringenden Forſterzeugniſſe dienen ſollen, empfiehlt es ſich nicht, ſie genau nach dem Durchſchnitt der wirklichen Verkaufserlöſe zu normieren, ſondern es iſt ein prozentualer Abzug von dem faktiſchen Durchſchnittspreis zu machen, damit dem Vorwurf begegnet wird, als ſolle durch regelmäßiges Angebot nach den letzten Durchſchnittserlöſen eine ſtete Steigerung der Holzpreiſe erzielt werden. Bei Verkäufen im Wege der Auktion wird durch die Wirkung der Konkurrenz ein allenfalls etwas niedriges Angebot in der Negel ohne Nachteil für die Erlöje fein; im Gegenteil kann man behaupten, daß ein mäßiges Angebot die Luft zum Steigern befördert. Hingegen wird man Verkäufe aus freier Hand um konventionelle, durch Uebereinfunft fejtzuftellende Breife nicht nach derjenigen Angebotstare bewirken, welche durch einen Abzug von den mittleren Auktionspreifen erlangt ift, jondern man wird einen prozentualen Auf— ſchlag zu Grunde legen, mittelft deſſen der Verkaufspreis die Höhe der legten Durchſchnitts— preije wieder erhält. Für die Erlangung der den Taxen zu Grunde liegenden mittleren Berfaufserlöfe find ſtatiſtiſche Ermittelungen anzuftellen. Es empfiehlt ſich, alle in freier Konkurrenz erzielten Erlöfe von Hölzern gleicher Qualität und Abſatzlage überfichtlich zufammenzuftellen und auf diefe Weije für die einzelnen Sortimente das geometrijche Mittel zu ziehen. Bei Schichtholz, Neifig, Stocdholz bietet die Aufftellung dieſer Holzpreisitatiftif Feine Schwierigkeiten. Anders ift es bei Ermittelung der Durchjchnittspreife bei Langnugholz. Man unterſcheidet Hiev Taxklaſſen, welche in manchen Staaten nach dem Fejtgehalt der Stämme, an anderen Orten nach dem Durchmeſſer gebildet find. Es ift nun im großen nicht leicht zu ermöglichen, bei Formierung der Verkaufslooſe immer nur Langnutzholz von gleicher Stärfejorte, bezw. Tarklafje zufammenzufafjen, jondern Berwertung der Fällungsergebniffe. $ 24. 235 es ift meiftens nicht zu umgehen, daß beifpielsweife Stämme oder Sägebloche von ver- ſchiedenen Dimenfionen in Verfaufsloofe vereinigt werden, insbejondere da, wo ein Anrüden der Hölzer an die Wege nicht durchgehends ftattfindet, und die Hölzer verjhiedener Stärken auf den Schlägen durcheinander liegen bleiben, Hier ift nun der durchſchnittliche Preis für die Verfaufseinhalt (Feſtmeter) noch fein Anhalt dafür, ob hoch oder niedrig verfauft wurde, jondern es muß bie Stärke der Hölzer dabei in Betracht gezogen werden. Der Gebrauchswert eines Sägebloches ift bis zu einem gewiſſen Grad Funktion feiner Stärke; mit Zunahme derjelben fteigt die Verwendungsfähigfeit. Während die ſchwachen Bretter, die aus geringen Blochen zu jchmeiden find, einen niedrigen Verlkaufs preis haben und der Abfall von ſolchen Stärkenforten verhältnismäßig groß it, können aus ftärferen Hölzern bei relativ geringerem Abfall wertvollere Bretter gewonnen werden. Eine rationelle Bildung der Tarklafjen muß diefem Umſtand Rechnung tragen und wird dies am beften dadurch bethätigen, daß fie bei einfichtigen Konfumenten Erkundigungen einzieht, welche Preisunterfchiede je nad) der Breite der fertigen Ware beftehen. Aus ſolchen Mitteilungen laſſen ſich ohne Zweiſel am leichteften Abſtufungen der Wertsverhält- niſſe verſchiedener Stammſtärken herleiten. Die Bildung der Taxklaſſen und deren Abſtufungen nach dem Kubilinhalt der Ab ſchnitte ift in der Preußischen Staatsforftverwaltung üblich. Hier werden bezeichnet als Hölzer L SU. folde von über 2 fm pro Stüd " u. " " " „ 11-8 ren " ” III. " " " " 1 — " " " " IV. " " m " 1 "u" " V BIONDUBAL ERTUN 0% 5 Diefe Einteilung wird von verjchiedenen Seiten nicht für zwedmäßig erkannt; es iſt ‚hierbei möglich, daß durch Belaſſung eines Zopfſtückes, welches nur Brennholzwert hat, die Tare für die Einheit (fm) eine höhere wird, während in Wirklichkeit der ſpezifiſche Wert ſich verringert; ebenſo können bei Verteilung der Schlaganfälle in die verjchiedenen Tarklaſſen Hölzer von verjchiedenem Gebrauchswerte unrichtig in eine Klaſſe vereinigt und benſo ze gleicher Verwendungsfähigkeit unnötiger Weife in mehrere Klaſſen ge In andern Forſthaushalten jcheidet man wieder die Tarklaffen nad) Yänge und Stärke. Im Herzogtum Braunſchweig befteht die Einrichtung, daß die Oberftärfe in einem gerwiffen Verhältwis zur Länge ftehen joll *). Ballen z. B. werden in Längen von Meter zu Meter abgeftuft, umd es wird jedem Sortiment diejenige Oberſtärle in Yentimetern gegeben, welche man erhält, wenn man zu der Meterzahl der Sortimentslängen 10 hinzu— jet, wobei jedoch für den Handel die Spigen an den Stämmen belafjen werden. Hiernach ift ein Gmetriger Balken ein Bauholzſtamm mit der Spite, welcher auf 6 m Länge eine Stärke von mindejtens 16 cm befigt, aber bei 7 m nicht mehr volle 17 em mißt; ebenſo ält der Tmetrige Balken bei 7 m Länge mindeftens 17 cm, bei 18 cm aber nicht mehr oll 18 cm im Durchmefjer. Für die einzelnen Sortimente beſtehen im voraus feitgeitellte Inhaltsſäße, ſodaß ticht jeder Stamm nad Yänge und Mittendurchmefler gemefien, jondern nach mittleren m für die betreffenden Oberftärfenjortimente kubiert wird. Bon Forſtaſſeſſor Lehnpfuhl ift meuerdings vorgeichlagen worden, als Maßſtab je die Sortimentsbildung die jog. „Formhöhe“ zu bemugen, unter welcher diejenige Yänge # * 65) Bericht über die XIV. Verſammlung deutſcher Forſtmänner in Görlig. Berlin 1886 Ex m 236 IX. Stößer, Forjtbenugung. des Stammes verftanden wird, bei welcher derſelbe noch eine Stärke von 0,7 des Bruft- höhenducchmeffers bei 1,3 m Höhe befibt °°). Es ist zwar einleuchtend, daß die Formhöhe einen Anhalt für die größere oder geringere Abfälligfeit eines Stammes gewährt, allein ob ſich dieſelbe zur vationellen Tar- Elaffenbeftimmumng praftifch verwerten laſſen wird, erjcheint uns zweifelhaft. Für Hinlänglich genügend und durchaus rationell Halten wir die Klaffififation des Langnubholzes und die Bildung der Tarklaffen nad) der Mittenftärfe, wobei, um den Bollolzigkeitsgrad zum Ausdruck zu bringen, wieder das Verhältnis des Durchmefjers zur Länge mit in Rechnung zu ziehen ift. Die Mittenftärfe an fich ift entjcheidend für die Frage, welches Bauholzjortiment die eine oder die andere Tarklafje liefern wird. Ob nun die Stämme beim Webergang vom Rundholz zur fertigen Ware einen größeren oder geringeren Abfall Kiefern, dariiber entjcheivet das Verhältnis der Länge zum Durchmeffer, durch welches ohne weiteres die Frage, ob der Stamm vollholzig oder abholzig ift, gelöſt wird. Es werden zwecmäßig 3 Längenklaffen unterjchieden: a. Stämme, deren Länge mehr als das 70fache des Mittendurchmefjers beträgt. b. Stämme von einer Länge, die dem 50— 70 fachen der Mittenſtärke gleich. ift. ec. Stämme mit einer Länge, die unter dem 5Ofachen des Mittendurchmefjers fteht. Die Tarklaffen jelbft möge man in Stufen von 5 zu 5 Bentimeter Durchmefjer ein- teilen; für das Wertsverthältnis der einzelnen Durchmefjerftufen zu einander können dann folgende Erwägungen angeftellt werden: Die ſchwächſte Stammſorte von 15 em Durchmeffer Liefert nur Hölzer von 10 em Kante, wobei etwa 40% des Holzes als Abfall hinwegfällt; der Preis für diejes fertige Material ſei 20 Marf pro ebm. Eine Stammforte von 30 em Durchmeffer fiefert Schon Balken von 20—23 cm Kante, wobei nur 30% des Holzes als Abfall zu rechnen find, der Preis fiir diefes gejchnittene Holz mag ſich auf 30 Mark pro ebm ftellen. Hiernach wide das Preisverhältnis des runden Holzes pro Fejtmeter der ſchwächeren Sorte fi zu dem der ftärferen Sorte Stellen wie 60xX 20:70 X 30 oder wie 1: 1,75. Wenn alſo beifpielsweife die Taxe des Schwachen Holzes zu 7 Mark normiert wäre, fo müßte bei vationeller Bildung der Tarklafjen der Preis für die ftärfere Sorte mit 7X 1,75 oder 127% Mark pro Feitmeter feitgejest fein. | Dertliche Unterfuchungen ‚ver Forftverwaltungsorgane können in der angedeuteter Weiſe das Abftufungsverhältnis dev Werte verjchiedener Stärkenſorten ohne Schwierigkeit feitftellen. Wir erblicen hierin die einfachfte Löfung der wichtigen Frage, wie man Lang- holztaren in vationeller Weife zu bilden hat, wenn die Möglichkeit nicht vorliegt, die ver- ſchiedenen Stärkenftufen gejondert zu verfaufen und auf diefe Weife Durchfchnittspreife für diefelben zu erhalten. Bei Sägeblochen ift in analoger Weiſe zu verfahren. Ein Beifpiel möge dies ver- deutlichen: Man wird aus 25 em Starken Blochen nur eine Schmale Bretterware ſchneiden, wobei Schal- und Kiftenbretter gewonnen werden, die pro cbm mit nur 25 Mark verkauft werden jollen. Das Rundholz wird hierbei mit 60% ausgenußt; 40% bleiben Abfall, die nicht Hoch zu veranfchlagen find. 50 em ſtarke Bloche hingegen laſſen fich mit 75 %o Ausnutzung, aljo nur 25% Abfall zu einer 23 em breiten, wertvollen Ware ausnußen, 66) 3: f. 3. u. J. 1885. ©. 649. Lehnpfuhl: Die Formhöhe und ihre Bedeutung für Baumfubierung und Formzahlberechnung, ſowie für die Wertöbejtimmung des Langnutzholzes von welder der Kubikmeter vielleicht 35 Mark koftet. Die VBerhältniszahlen find aljo wie 60% 25:75x% 35 oder 1:1,75. Wäre aljo in diejem Falle die Tare der Sägebloche von 25 em Durchmeſſer zu 10 Mark feſtgeſetzt, ſo würde der Preis der 50 cm ftarfen Bloche mit 17%. Mark pro Feitmeter zu normieren fein; für die Zwiſchenklaſſen wären : die Taren in entiprechenden Abjtufungen zu interpolieren. Die Ermittelungen wären für alle gangbaren Sorten feitzuftellen; für Eijenbahn jhwellenhölzer wurde bereits in $ 5 eine Unterſuchung darüber angejtellt, in welchem Maße die Ausnugungsfähigfeit des Stammes mit Zunahme des Durchmefjers bis zu einer gewiſſen Grenze zunehme, wobei ermittelt wurde, daf die Wertszunahme der Hölzer nicht allzuweit nach oben mit dem Durchmeſſer anfteige. Um nun das Verhältnis der Erlöfe zu den Angebotstaren fejtzujegen, brauchte man nicht gerade die Hölzer nur Mafjenweie auszubieten, fondern es wäre zuläjlig, mehrere Klaſſen zufammenzufafien und im Reſultat die Länge und Stärke des Mitteljtammes reſp. Mittelbloches zu finden, für diefen den wirklichen Erlös pro fm und jomit das Ver hältnis des Angebotes (Tare) zum wirklichen Erlös feitzuftellen. Die Taren find nicht für allzu große Bezirke gemeinfam zu bilden, jondern es müſſen fchon bei der Holzpreisftatiftit die Targebiete jo enge begrenzt werben, daß in Wahrheit nur Bezirke von gleicher Abſatzgelegenheit zuſammengefaßt werben. Es wird vielfach nötig fein, jelbjt in einem einzigen VBerwaltungsbezirt noch Unter fchiede zu machen, je nachdem Schläge vorlommen, deren Ergebnifje an wohlgebauten Ehauffeen zum Verkauf aufgoftapelt werden, oder jolche, die auf minder guten Waldivegen zur Ubfuhre gelangen, in welchem Falle man für ein Mevier zwei getrennte Abjaplagen unterjcheiden und bei der Holzpreisſtatiſtik, ſowie der Feſtſtellung der Taren auseinander halten wird. Die rationelle Behandlung der Holztarenbildung ift ein Punkt von großer Wichtigfeit für die gefchäftliche Seite der Forjtbenugung und Forjtverwaltung. Sie hängt mit einer forgfältigen Holzpreisftatiftit aufs engjte zufammen. Nach unferer Anficht empfiehlt es fih, am Schluffe eines jeden Wirtichaftsjahres eine ftatiftiiche Nachweiſung der Holzdurd) ſchnittspreiſe zu beichaffen und daraus die in Hinficht auf Beibehaltung oder Aenderung j der Holztaren fich ergebenden Schlüffe zu ziehen. Keinesfalls darf es für alle irgend wichtigeren Zwecke mehr genügen, beim Yang nubzholz die Preiſe jchlechthin nad dem Durchſchnitt pro Einheit (Fejtmeter) dieſes oder jenes Sortiments zu vergleichen, jondern es muß die Redultion auf eine Normalftärte desſelben ftattfinden, durch welche eine Bafis für VBergleihungsfähigkeit geichaffen wird. $ 25. Wusführung der Forftproduftenverkäufe Bei allen Verkäufen von Forftproduften (Holz, Rinden) ift vom weientlichjten Einfluß die Vertaufszeit; in der Regel ift es am vorteilhaftejten, jo frühzeitig als möglicd im Wirtihaftsjahr den Ein ſchlag dem kaufenden Publikum zu offerieren. Jeder größere Konſument oder Händler wird Gewicht darauf legen, jeinen Bedarf frühzeitig zu deden; die Nüdjicht auf eine gewiſſe Sicherheit diefer Befriedigung des Bedarfs wird ihm dazu beftimmen, bei frühzeitig er folgenden Verkäufen relativ höhere Preiſe zu bewilligen als ipäter. Bon bejonderer Wichtigleit ift dies dann, wenn größere Holzquantitäten im Steben eboten und vielleicht dor der Füllung verlauft werden jollen, wobei — wie früher erörtert wurde — es zwedmäßig fein fan, dem Verkäufer zu gejtatten, daf er jelbit in welcher Weije die Sortimente bei der Aufarbeitung zu bilden find. Die Rüdfiht auf einen frübzeitigen Verkauf ift jedoch nicht minder wichtig bei den jenigen Verkäufen, durch welche lofale Bedürfniſſe, insbeiondere von Brenn- und Klein— nuhholz gedeckt werden jollen. Auch bier ift Beſchleunigung der Verkäufe zwedmäßig, Berwertung der Fällungsergebnifie. 5 25. 937 238 IX. Stößer, Forftbenußung. damit dem Konjumenten die Annehmlichkeit erwächit, wegen Abfuhre und weiterer Be- handlung der Forftprodufte nicht allzufehr bejchränft zu jein. Bon wejentlichem Einfluß auf die Reſultate mancher Verkäufe ift die richtige Be— mejjung der jeweils in einem Termin auszubietenden Dirantitäten und die Formierung angemefjener Berfaufslooje. Hat man einen ausgedehnten und völlig genügenden Lofalabjat zur Verfügung, jo empfiehlt fich die Abhaltung Kleiner Verkäufe und die Bildung kleiner Verkaufslooſe, jowohl beim Brennholz als auch beim Nußholz; anders verhält es ſich, wenn dieſer Lofal- abjaß fehlt und wenn e3 fi) darum handelt, auswärtige Berfäufer, vielleicht aus weiterer Ferne herbeizuziehen. Hier müfjen große Verkäufe organifiert und große Verkaufslooſe gebildet werden, damit der größere Konjument oder Händler, welcher vielfach behufs Nealifierung eines Ankaufes eine weite Reife zu machen hat, es auch der Mühe wert findet, ji) an der Konkurrenz der Käufer zu beteiligen, was er aber nicht gern thut, wenn er genötigt ift, feinen Bedarf durch Anfauf einer Menge kleinerer Verkaufslooſe zu deden, die er. öfters nicht einmal in einem einzigen Schlage erwerben kann, wodurch naturgemäß die Auffiht und der Transport, jowie die weitere Verwendung überhaupt wejentlich er— ſchwert wird. j Unter Umftänden empfiehlt es jich mehr, dem Lofalbedarf zunächjt durch Fleinere Verkaufslooſe Nechnung zu tragen, ſodann aber die Befriedigung größerer Konſumenten durch Darbietung größerer Verfaufspoften in's Auge zu faſſen. Man wird vielleicht für den erjteren Zweck Auktionen, für den letzteren Submiffionen- wählen. Daß man bei Darbietung größerer Verkaufspoſten weit eher Darauf rechnen kann, eine erhebliche Anzahl von großen Konfumenten zur Teilnahme zu bewegen, Haben auf das eflatantefte die großen Lohrindenverjteigerungen beiviejen, die man in Süddeutſchland fchon feit Jahren zu gleicher Zeit für eine ganze Anzahl von Revieren auf einmal abhält, jo 3. B. in Hirſchhorn, Erbach, Kaijerslautern, Alzei, Boppard, Heilbronn, Friedberg, Kreuznach). Wenn auch in neuerer Zeit Verabredungen der Käufer, nur gewiſſe niedrige Preiſe zu bieten, bei diefen großen Nindenverfteigerungen vorkommen, jo ift doch diefe Erjcheinung vielleicht nur vorübergehend und läßt fich Durch zeitweife Einführung des jchriftlichen Submiffionsverfahrens oder des Freihandverfaufs wieder befeitigen. Auch die Zufammenfaffung der Holzernte verjchiedener Waldbeſitzer zum Behuf ge- meinfamer Berfteigerung ift neuerdings im Anregung gebracht, vejp. angebahnt worden und verdient entjchieden alle Beachtung, wenn es ſich um den Verkauf von Forftproduften handelt, die wejentlich für den Großhandel beſtimmt find °”). Nach allem bisher Mitgeteilten wird fich ergeben, daß die angemefjenjte Verfaufsform in der Regel und bei Vorhandenfein genügender Nachfrage, insbeſondere bei hinlänglichem Lofalabjag, die Auktion fein wird. Man hat hierbei darüber geftritten, ob es jich empfiehlt, die Verfteigerumngen im Freien abzuhalten und dabei jedem Käufer Gelegenheit zu geben, das Holz, auf welches ex bietet, unmittelbar zu beaugenfcheinigen. Sicherlich werden auf diefe Weiſe alle etwaigen jpäteren Neklamationen abgejchnitten. Allein diefe Methode hat doc auch eine Reihe von Uebelſtänden im Gefolge, namentlich eine erhöhte Umbequemlichkeit für das Forftperjonal und für das Publikum, namentlich bei Eintritt jchlechten Wetters. Bei Auktionen größerer, im Wald zerjtreut ftehender Hölzer ift fie geradezu unausführbar, da es unmöglich oder wenigfteng mit unverhältnismäßigem Zeitverhuft verbunden ift, die einzelnen Poſten mit den Kanfliebhabern durchzugehen. 67) |. Vortrag von Wimmenauer in dem Bericht über die XIV. Berfammlung deutjcher dorftmänner in Görlitz 1885. ©. 116. Verwertung der Fällungsergebniffe. 8 25. 239 Wenn man aber aud) bei Fleineren Auktionen, namentlid der Brennhölzer, fid) bon der Methode der Waldverfteigerungen nicht trennen zu Fönnen glaubt, jo ift bier gewiß an vielen Orten noch ein Vorurteil vorhanden. Iſt es einmal als feſter Grundſatz eingebürgert, daß alle Hölzer im richtigen Maß aufgejegt, gut fortiert und nad) ihrem wirklichen Wert in die Bücher der Forftverwaltung eingetragen werden, ift ferner für gute Wege geforgt und das Prinzip des Unrüdens der Hölzer am die Wbfuhrwege allenthalben durchgeführt, joda in bezug auf die Leichtigkeit oder die Erjchwerung der Abfuhre feine wejentlichen Unterſchiede Pla greifen, ift ferner dem Publikum Gelegenheit geboten, das zur Auktion gelangende Material vor Beginn derjelben örtlich befichtigen zu fönnen, jo wird ſich dasjelbe bald daran gewöhnen, an Auktionen Teil zu nehmen, die nicht im Walde, ſondern in Lofalen abgehalten werden und wird bei näherer Belanntichaft dem letzteren Verfahren den Borzug geben. Bon Wichtigkeit für den Erfolg der Aulktion iſt neben anderm auc die Wahl eines pafjenden Berfteigerungstages; man fieht hierbei darauf, daß kein Tag gewählt wird, an welchem etwa in der Nachbarſchaft Markt iſt; gewöhnliche Gerichtstage find auszuſchließen, aud wähle man ſolche Perioden, in welden die Feld arbeiten nicht gerade dringend find. Werabredungen mit benachbarten Revierverwaltungen behufs Vermeidung etwaiger Kollifionen find geboten. Alle öffentlichen Verkäufe find in hinreichend ausführlicher Weiſe nad) Ort und Zeit, fowie unter Angabe des zu verlaufenden Materials zu publizieren, teils durch Inſerate in gelefene Blätter, teils durch anderweite ortsübliche Belanntmachung (Plalate, Ausichellen 2c.). Fur Forftprodufte, welche Gegenftand des Begehrs für den eigentlichen Holzhandel find, wie 5. B. größere Holzmafjen, welche den Lolalbedarf überfteigen, bei denen es aljo darauf ankommt, zur Beförderung des Abjages fremde Holzhändler, bezw. Holztäufer herbeizu ziehen, ift das Inferieren in die Holzverfaufszeitungen, deren jegt in Deutjchland eine ganze Anzahl eriftiert, meift von großem Vorteil ®). 2 Bon wejentlihem Einfluß auf die Nejultate der Verkäufe von Forjtproduften ift der Bahlungsmoduns. In den meiften Staatsverwaltungen bildet die Barzahlung ‚die Negel, in Bayern, jowie manchen Hleineren Staaten ift die Kreditierung zuläffig. w Der Gewähr einer gewiſſen Zahlungsfrift ericheint mit Nüdficht auf die dadurd) den meisten Käufern bereitete Annehmlichleit zwedmäßig und dient zur Herbeiziehung größerer Konkurrenz, folgeweiie zur Erhöhung der Preiſe. \ Hierbei muß ein Unterjchied zwiichen großen und Heinen Verkäufen gemacht werden. Bei geringen Objekten ift e8 gewiß nützlich, auf Barzahlung zu jehen, bei größeren mur dann, wenn der Käufer als nicht jolvent belannt oder nicht im jtande ift, durch Bürgichaft, Hypothet oder Deponierung von Wertpapieren Sicherheit zu bieten. Leptere Vorfichtsmaßregel, den Kredit mur gegen Gewähr einer gewiſſen Sicherheit erteilen, empfiehlt fich übrigens auch bei größeren Verfäufen ganz allgemein; man wird 6) Die wefentlichften diefer Blätter, welche in ber —* nicht bloße Annoncenblätter find, en auch Ab! rn und Nitteilungen aus dem Bere des Holzhandels und der Holy trie, neuerdings fogar 3. Teil aus dem ganzen Gebiet des Forſtweſens bringen, find folgende: Handelsblatt ie in Balderzeu Rıffe, Ned. von € Laris in Gichen; Allgemeiner Be: —2 in Hannover; Allg. Holz» und Forſtan— J Be. ol Ohefie Be re Red. v. R. Gruner in Veipyig; Fock: Beeren NiefentHal in Berlin; Der Holzghändler (erfheint in Dülmen), Ned, 3 — Bentseidiatt für den deutſchen a Red. v. Lindheimer ; Sentralblatt für Holginduftrie, Ned. v. Hoffmann in Oranienburg ; au EN: * den Forſtprodutten-Berkehr lerſcheint in Augsburg), Red, Munchen nr ug rc mars ein Holgverlaufsanzeiger in Straßburg, ſowie ein folder für verlebräblatt, 240 IX. Stößer, Forftbenugung. und fich bis zur geleisteten Zahlung das Eigentumsrecht an dem Verkaufsobjekt vorbehalten. Auf Diefe Weife werden bei dem Borgiyitem Verluſte vermieden und e3 fommen die günftigen Seiten diefes Verfahrens zur Geltung. Will man ganz ftrifte an dem Modus der Barzahlung auch bei dem Großhandel fefthalten, jo jchafft man Leicht ein Monopol für wenige, befonders reichlich mit Betriebs- mitteln verjehene Konfumenten, während der Kleinere Händler von der Konkurrenz; aus— geichloffen ift. In Baden ift das Syſtem des Mreditierens von Holzkaufgeldern dadurd ergänzt, daß bei Barzahlung ein gewiſſes Skonto (3%) gewährt wird. Bon Bedeutung fiir die Nejultate der Verkäufe ift noch die Gewähr einer nicht allzu kurz bemejjenen Abfırhrfrift, vamit der Käufer nicht gedrängt ift und dadurc Gefahr läuft, ungewöhnlich hohe Fuhrlöhne bezahlen zu müffen, um die vorgefchriebene Abfuhrzeit ein- halten zu fünnen. Auch jollte man die Bearbeitung des Holzes in den Schlägen nicht jo allgemein verbieten, wie noch vielfach üblich ift. Bei ſchwerem Eichenholz erjcheint es faſt unerläßlich, daß die Stämme behufs Erleichterung des Transportes im Walde etwas zugerichtet werden, insbejondere bei Verwendung zu Eifenbahnjchwellen. Bei jeder Holzverfteigerung find gewifje Formen einzuhalten. Insbeſondere werden vor Beginn derjelben die Bedingungen befannt gemacht, unter denen der Verkauf erfolgt. — Man schließt zweckmäßig „NReftanten“, d. 6. folche Käufer, die noch mit Zahlungen im Rückſtand find, aus, beftimmt die Termine für die Abfuhre, publiziert die Zahlungsbe- dingungen und ſetzt die Friſt feft, bis zu welcher für das Vorhandenfein des Holzes Garantie geleistet wird. Ueber alle diefe Bedingungen wird ein Protokoll aufgenommen, welches man an manchen Orten von einem öffentlichen Notar führen läßt, wodurch jofortige Erequibilität erlangt wird. Die Zuziehung eines Kaffenbeamten zu den Auktionen erſcheint ziwedmäßig, damit die ftipufierten Barzahlungen oder Anzahlungen alsbald entrichtet, auch die Frage wegen der Solvenz der Käufer fofort beantwortet werden kann. Jeder Käufer erhält einen Holzüberweifungs- oder Holzabfuhrjchein, d. h. eine Nach— weiſung über das von ihm erjtandene Holz, die deffen Nummer, die Bezeichnung des Forjt- ortes, den Kaufpreis und einen Abdrud der Abfuhrbeftimmungen enthält. Durch die Uebergabe, reſp. Annahme dieſes Scheines wird der Verkauf gänzlicd) perfekt und das Holz jteht alsdann auch auf Gefahr des Empfängers. Höchſtens gibt man 24 Stunden Währzeit, innerhalb deren Reklamationen noch angebracht werden fünnen, läßt aber während dieſer Frift die Abfuhre noch nicht zu. Die weiteren Formalitäten der Holzverkäufe find Lokal ſehr verjchieden und daher hier nicht weiter zu erörtern. Wejentlich ift in allen Fällen, daß der den Verfauf leitende Beamte ſich weniger als folcher fühle, ſondern als getvandter Gejchäftsmann auftrete, deſſen Beftreben es fein muß, dem faufenden Publikum Hinfichtlich billiger und berechtigter Wünſche mit Koulanz entgegenzufonmen. S 26. Beförderung des Holzabſatzes. Die feit der Mitte der 1870er Fahre beobachtete Depreſſion der Holzpreiſe, teilweife auf majfenhaften Import fremder Nutzhölzer, bezw. Holzprodukte, z.B. aus Schweden-Norwegen, ſowie aus Defterreich-Ungarn, teilweife auf die mehr und mehr ſich an Stelle der Holzfenerung einbürgernde Heizung mit Mineral- fohle, jowie die Verwendung des Eifens jtatt des Holzes für manche Bauziwede, jedoch wejentlich auch auf geminderte Bauluft und Darniederliegen mancher Induſtriezweige zurück zuführen, hat zu den verschiedensten Vorschlägen geführt, welche eine Befferung der Zuftände und eine möglichjte Hebung des Abſatzes bezweden. Wenn wir von den im Gebiet der . E Verwertung der Fällungsergebnifie. $ 8. 241 Geſetzgebung und Berwaltungspolitit liegenden Maßnahmen (z. B. Holzzölle, Eijenbahn tarifermäßigungen) abjehen und uns darauf beichränfen, diejenigen Bunfte zu erörtern, die im die eigentliche VBerwaltungsiphäre des Forftmannes fallen, jo finden wir in erfter Linie bie Notwendigkeit, durch zwedmäßige Wegeanlagen und fonftige Transportmittel die Abfuhre zu erleichtern. Ansbejondere tritt mehr und mehr die Notwendigkeit heran, durch Aus rüden der Hölzer an größere Lagerpläge und gutes Sortieren derjelben je nach ihrer Gebrauchsſähigteit dem Konfumenten den Holzbezug zu erleichtern, derart, daß bderielbe ine gute Ueberficht über das, was zu verkaufen ift, gewinnt und ferner die erfauften Hölzer ohne nochmaliges Umladen direft dem Orte ihrer Bejtimmung zuführen kann. s I ben großen zufammenhängenden Forſten der Ebene und des Flachhügellandes PR ohne Zweifel die Waldeifenbahnen, dieſe große Errungenichaft der Neuzeit, berufen, binfichtlich der Annäherung der Holzfäufer an die Forftverwaltungen eine bedeutende Kolle zu ze, da durch ihre Benupung jenen Grundjägen des Verlaufs an größeren Yager platzen am leichteften Rechnung getragen werden kann. Sortieren der Hölzer ımd dem Ausbieten derjelben zum Verkauf ift den ver und billigen Wünjchen des Holzbandels möglichſt entgegenzufommen ; der Forit fi) mehr und mehr befleiigen, die techniſchen Anforderungen, die an Hölzer hiedenften Gattungen gemacht werden, und die Verwendungen, denen dieſelben follen, tennen zu lernen; er muß fi genaue Warenkunde aneignen; ſchon dadurch wird er viele Wünfche der Konfumenten, mit denen er infolge jeiner Bejtrebungen in einen regeren Verfehr tritt, in Erfahrung bringen. Die Holztaren find beweglich zu halten und den jeweiligen Konjunfturen des Handels thunlichſt anzupafien; fie müfjen auf Grund genauer Holzpreis-Statiftit aufgeftellt werden, jo daß keinerlei Willkür und kein einjeitiges Beſtreben, die Holzpreiie unnatürlich in die Höhe zu ſchrauben, dabei im Spiele ift. Er Bei Vermeſſung der Rumdhölzer walte jtrenge Unparteilichfeit und Gerechtigkeit ob; ‚niemals verfahre man hierbei zu knapp, weder in Hinficht auf Yängen- noch auf Stärfen beſlimmung; geringe Qualitäten bezeichne man als ſolche bejonders und fuche fie micht als gut zu verwerten. — Beim Schichtholz gebe man richtiges Maß und jehe auf qutes dichtes Legen, allomodiere fich auch etwaigen befonderen, z. B. auf Heritellung ungewöhnlicher Längen gerichteten Wünjchen des Publikums, Der Verlaufsmodus jei nicht einjeitig bemeſſen, fondern werde je nach dem berr ben Umftänden beftimmt, entweder als Verſteigerung, oder Submiifion, oder Freihand verfauf. Den Verwaltungsorganen ift eine binlänglich weitgehende Kompetenz; einzuräumen, damit der jchleppende Inſtanzenweg möglicht abgekürzt wird; in der Srediterteilung und Feſtſtellung der Zahlungsbedingungen, jowie in der Statwierung der Abfuhrfriften fomme man den Käufern möglichjt entgegen. Auf diefe Weije wird ſich ein auf Vertrauen berubendes Verhältnis zwiſchen den Forftverwaltungen und den Komjumenten bald berausjtellen, welches beiden Teilen zur Zufriedenheit gereichen wird ®). Es ift den Forftverwaltungen manchen Ortes noch die Aufgabe zugerwieien, technische , 60) Ka een. in 8. f. F. u. 3.1885. ©. 396 ff. Wünfche des Holzhandels die XIV, PRATER Forftmänner in Görlig, Thema 11: „Inmwie } und Wunſche der inne en bezüglich ungenügender Berüdfichtigung ibrer en in welcher tigten Einwendungen abgebolfen werden“ ? Manchen e Winke in Bezug auf Perg des Holsabjages finden ſich aud im ber Sarit Die Roche ug in ElfafrXotbringen, Nüdgang und Mittel zur Hebung felben”. traßburg 1886. * — 16 242 IX. Stötzer, Forſtbenutzung. Nebengewerbe zu betreiben, welche eine höhere Verwertung des Holzes durch eine gewiſſe Verfeinerung zum Zweck haben. In der Regel erfordert die Leitung ſolcher Nebengewerbe, wozu namentlich Säge— werksbetrieb, Schindelfabrikation, Imprägnation von Hölzern 2c. gehört, eine gewiſſe Summe ſpezifiſch kaufmänniſcher Fertigkeiten und Kenntniſſe, die den mehr büreaukratiſch angelegten Forjtverwaltungsorganen zumeist abgehen. Auch bedingen jolche Nebengejchäfte ſtets ein ausgedehntes Maß von Spekulation, welches jich jelten mit der im Beamtentum, insbe- jondere der Staatsverwaltungen, unumgänglich nötigen Kontrolle befriedigend vereinigen läßt. Sm weiter vorgejchrittenen Stadien des Wirtjchaftslebens empfiehlt fi) daher der Betrieb technischer Nebengewerbe durch die Forjtverwaltung nicht. Eine Hauptaufgabe derjelben ist e3 hingegen, in den Fällen ungenügenden Abjabes die Brivatipefulation zu weden. Mean kann wohl jagen, daß die leßtere in denjenigen Ge- bieten, in welchen überhaupt mit Borteil Gejchäfte zu machen find, leicht einzubürgern ift. Berbejjerung der Verkehrsmittel, Agitation fir Straßen- und Eifenbahnbau in vom Verkehr abgejchlofjenen Gegenden find wejentliche Mittel, um die Thätigfeit von PBrivat- unternehmern zu weden. Die Forftverwwaltungen müfjen weiter durch Darbietung von Grund und Boden zu zivilen PBreifen, durch Ueberlaffung von Wafjerkräften, durch Abſchluß von Holzkauffon- tratten auf angemefjene Zeiträume dem Privatunternehmer entgegenfommen und ihm den nötigen Mut einflögen, damit ex jein Kapital in Unternehmungen ftedt, deren Nejultate ſowohl ihm felbft, als auch der beteiligten Forftverwaltung zu gute kommen werden "°). IV. Aufbewahrung von Hölzern. 8 27. Wenn wir auch mehrfach dem Anrücken der Hölzer zur Erleichterung des Berkaufes derjelben das Wort geredet haben, jo ift doch im allgemeinen unſere Anficht, daß hierbei eine möglichit zeitige Verwertung derjelben in das Auge gefaßt werden muß, damit die Forjtverwaltung der Aufficht und Berantiwortlichkeit über die Hölzer bald über- hoben ift und allenfalljige Berlujte vermieden werden. Ausnahmsweiſe kann jedoch auch die Aufberwahrung von Hölzern auf bejonderen Magazinplägen zur beſſeren Berwertung derjelben nötig werden. Es kann diefer Fall eintreten: 1) wenn ein durch außergewöhnliche Umftände herbeigeführter, den laufenden Ver— brauch weit überfteigender Vorrat vorhanden jein jollte und man die Preife nicht herab- jegen wollte, was namentlich in Jahren ungewöhnlicher Anfälle 3. B. nad Windbruch— bejehädigungen, Snjektenverheerungen vorkommen kann, ſowie 2) wenn zur VBerforgung weit vom Wald abgelegener Berbrauchspläge, z. B. größerer Städte, und hier insbejfondere zur Dedung des Bedarfs von Behörden und öffentlichen Anstalten VBorratspläge unterhalten werden müſſen. Ausnahmsweiſe mag die Magazinterung Eleinerer Quantitäten Brennholz für Not- fälle (3. B. jtrenge Winter) in Betracht fonımen, auch könnte man vielleicht Depots für kleine Nutz- und Geſchirrhölzer anlegen. Man ſollte im allgemeinen die Aufſtapelung auf ſolche Holzarten und Sorten be— ſchränken, welche ſich gut halten und nicht leicht verſtocken. Vor allem ſind trockene, luftige, freie Plätze zu wählen, womöglich etwas erhaben und geneigt, dabei der Zu- und Abfuhre jederzeit zugänglich) und gegen Entwendung möglichjt gejchüßt, zum mindejten leicht in Aufjicht zu erhalten. Sind derartige Aufſtapelungsplätze ftändig, jo nennt man fie, na= mentlich joweit es fich um Brennhölzer handelt, wohl auch Holzgärten. 70) Vergl. Weber in $. Cbl. 1833. ©. 1 ff. Ueber die Bedeutung einiger Holz verarbeiten- den Induſtriezweige. Aufbewahrung von Hölgern. 8 27. 2483 a Eine Aufbewahrung von Hölzern im Waſſer findet auf manchen Sägewerfen ftatt, Ar diefelbe namentlich für Kiefernhölzer empfiehlt, indem diejelben im Waſſer micht jene blaue Farbe annehmen, welche fich bei Aufbewahrung zu Lande leicht einftellt md das Ausjehen der zu gewinnenden Schnittware beeinträchtigt. Leberhaupt hat die ng von Langnupholz unter Waſſer den Vorteil, daf dem Aufreißen des Holzes eugt und dasjelbe gut konjerviert wird; am Rhein kommt es vielfach vor, daß ganze b geflößter Stammhölzer Jahre hindurch ohne jeden Nachteil für ihre ſpätere Ver dungsfähigleit im Wafjer aufbewahrt werden. Auch im Walde ift mit Erfolg der juch gemacht worden, ſolche Nadelholzjtänme , welche nicht augenblidlid; nad) ihrem l verfäuflih waren, im Waffer zu magazinieren ’'). X Bei der Aufbewahrung zu Lande hat man darauf zu jehen, dai Stammbölzer 18 auf Unterlagen zu liegen fommen; man wird zwedmäßig ſchon mit der Aufſtapelung ne gewiffe Sortierung der verfchiebenen Stärten und Qualitäten verbinden; einzelne be mbers wertvolle Stämme legt man für ſich, im übrigen bildet man Haufen, wie fie für Bi ie Verwertung zwedmäßig ericheinen. Bei -Nadelhölzern iſt zur befjeren Konſervierung wie zum Schup gegen Infeltenangriffe vorgängige Entrindung zu empfehlen. Kleinere hölzer bewahrt man am bejten in Schuppen auf. Brennhölzer, welde das Hauptobjet der Aufbewahrung zu bilden pflegen, ge gen vielfach durch Waflertransport (Trift oder Floßerei) an die Aufbewahrungsorte; e ift befonders auf die Gewinnung von ſolchen Lagerplägen zu jehen, welche binläng- ü hoch über dem Niveaı des Hochwaſſers liegen. Brennhölzer läßt man, fie mögen nun m Wafler oder zu Lande an die Magazinpläge transportiert worden jein, ſtets jo auf fhichten daß die Stöße in langen geraden Fluchten parallel mit dem herrſcheuden Luftzug ſodaß diejer Teptere die Zwiſchenräume durchſtreichen laun. Man gibt den Stöfen gen von Holzſcheiten, ſodaß die eigentliche Holzreihe vom Boden ijoliert ift, laßt m den Reihen immer 1 Meter Zwiichenraum und gibt ihnen eine Höhe von 2-3 , damit die Fläche des Magazinplages möglichjt ausgenupt wird. Brügelfüer werben, damit fie leicht austrodnen und nicht verjtoden, möglichjt R n uf — Holzlagerplägen hat man noch beſondere Aufſtapelungsmethoden, ver jelft deren nicht allein eine bejondere das Austrodnen befördernde Schichtung der m Lagen der Sceite durch jchräge Anordnung derjelben, jondern auch eine Art Be hung mit schief gelegten Scheiten zur Ableitung des Negenwaflers durchgeführt wird. iefe Methoden laſſen fich ohne Zeichnung ſchwer beichreiben, fommen übrigens auch mur Iten vor "). vBeſondere Vorficht ift der Aufbewahrung ungewöhnlich großer Anfälle von Nutz even nach vorgelommenen Kalamitäten, insbefondere Windbrüchen, Inſelten t (Borkenkäfer- oder Raupenfraß) zu widmen, da derartige Hölzer, insbejondere ns B———— zum Abſterben gebrachten, leicht verſtocken. Nuphölzer find Hier ftets jofort entrinden, nötigenfalls etwas bejchlagen zu lafien, mhölzer fpaltet man alsbald auf, befreit fie ebenfall® von der Rinde umd jept die bi Erik eher in Stöfe, als bis fie durch den Einfluß der Luft abgetrodnet find. u gg Neifig bringt bei der Magazinierung jelten Gewinn; die leptere it vi meift mit Verluft verbunden, da die Güte des Materials ſchnell zurüdgeht, Regel nochmaliges Feitbinden der Wellen nötig wird und dadurch bejondere Un— ten entjtehen. ‚a Bimmenaner in A. F. u. 3.8. 1878. ©, 448. u Bu Information vergleihe man: Tie Doltringe mittel in den Aal. Bayeı r u. ungen, — * vom Hal. Bayer Miniſterial⸗ Forſtbüreau 1860. ©. 126, 16* 944 IX. Stößer, Forftbenußgung. V, Bewinnung und Aufbewahrung der Holzfämereien. 8 28. Benubungsart. Die Hauptbedeutung der Holzjamen liegt in heutiger Zeit nicht mehr in ihrer Verwendung zur Viehfütterung, welche früher namentlich als Maſt eine große Rolle fpielte; die vorwiegende Benutzung desjelben erfolgt gegenwärtig zu den Zwecken der fünftlichen Waldzucht, für welche die Holzjämereien, insbejondere die Samen der Nadelhölzer Handelsartifel geworden find, mit deren Gewinnung und Ver— wertung eine eigene Induſtrie, der Betrieb der Samenklenganftalten, in Verbindung fteht, welcher an manchen Orten, (z. B. im Großherzogthum Hefjen, in Bayern, am Thüringer Wald 2c.) eine nicht unbedeutende Anzahl von Menjchen ernährt. Nadelholziamen gewinnt man mittelft Einfammlung der Zapfen nach eingetretener Reife und vor dem Ausfliegen des Samens. Man wird feitens der Forſtverwaltung in der Regel Nadelholzzapfen nicht ſelbſt ſammeln Lafjen, jondern zuverläſſigen Leuten das Geſchäft des Sammelns behufs des Verkaufs der Zapfen an Samenflenganftalten oder zur Ablieferung an Samendarren, die auf Rechnung des Waldeigentiimers betrieben werden, gegen Entrichtung eines gewifjen Entgeltes überlafjen. Bei Laubholzfämereien gewährt man in ähnlicher Weife die Erlaubnis zum Sam- meln, öfters jedoch auch gegen Ablieferung eines bejtimmten Duantums des zu jammelnden Materials, um jo mehr, als die Forjtverwaltungen jolche Laubholziamen, die für Kultur- zwecke von ihnen gebraucht werden, am liebjten aus dem eigenen Bezirk fich bejchaffen da fie hier ‚größere Sicherheit für Erlangung bejten Saatgutes haben, al3 bei Bezug aus Samenhandlungen. Bejonders gilt dies bei Eicheln, wenn man, was für das Bergland ftet3 ing Auge gefaßt werden follte, ficher fein will, Traubeneicheln und nicht Früchte der Stiel- oder Zerreiche zu erhalten. Die Gewinnung des Nadelholzjamens für Rechnung des Foritbejigers in deſſen eigenen Anstalten (Samendarren) war früher allgemein üblich, während man heute den Ankauf aus Samenhandlungen vielfach bevorzugt, da man infolge des VBorhandenjeins aus- veichender Konkurrenz den Samen billig und gut erhält. In Preußen hat man bis jeht an dem Prinzip der Selbftgewinnung des Nadelholzſamens wenigſtens für Kiefer und Fichte zu Kulturzwecken fejtgehalten, und es beftehen für Gewinnung bon Siefernjamen noch 57 fiskaliſche Darren, deren Produktion 1884/85 auf ca. 88000 Kilo Samen ange- geben wird. Für Gewinnung von Fichtenfamen ift eine Darre in Wefterhof am Harz vor- handen. In anderen Staaten ift man von der Gewinnung des Nadelholzjamens in ära— rialiſchen Darrananftalten mehr und mehr abgefommen, jo z. B. in Bayern nahezu völlig; in Oberfranken befteht noch eine Kiefernfamendarre in Bamberg, jowie eine Fichtenjamen- klenganſtalt im Fichtelgebirg. 8 29. Ernte. Von wejentlihem Einfluß auf die Güte des Holzjamens, injoweit derjelbe zur Holzzucht benützt werden foll, ift die Beobachtung der Regel, daß man nur reife Samen und zwar nur von normal und fräftig erwachſenen, gefunden, nicht zu jugend- fichen, aber auch nicht überalten Stammindividuen einfammeln läßt, da man außerdem auf veichliche und Kräftige Pflanzen nach der Ausfaat nicht immer vechnen kann '°). 73) Nah Nobbe, Handbuch der Samenkunde, ift die Möglichkeit einer Vererbung gewiſſer Gigentümlichkeiten, z. B. Drehwüchſigkeit bei Kiefern nicht unwahrſcheinlich; hingegen joll ein zu— fälliger, fpäter entftandener Wuchsfehler oder ein Tümmerlihes Wachstum de3 Baumes auf armem Boden fein Hindernis für die Erzeugung gejunder und fhöner Stämme fein. Zur Vorbeugung gegen die Schütte legt man Gewicht auf Gewinnung härteren nordifhen Kiefernſamens Bei der Lärchenkrankheit wird nah Bernhardt (2. f. F. u. J. 1874. ©. 232) der Ort der Samener- zeugung als einfluflos auf das fpätere Verhalten der Beftände bezeichnet. Hingegen ſcheint nad) Burdhardt (Säen und Pflanzen 4. Aufl. S. 402) zur fiheren Erziehung geradwüchſiger Lärchen— ſtämme die befonders jorgfältige Auswahl des Saatqutes ſich zu empfehlen. — Intereſſant ijt es, zu hören, da aus Samen der die jog. „Iheppe Allee” bei Darmjtadt bildenden Kiefern, welde Gewinnung und Aufbewahrung der Holzlämereien. 8 29, 245 J Die Reifezeit der meiſten Laubholzſamen, insbeſondere der Eicheln und Bucheln, ebenſo des Hainbuchen-, Erlen-, Eſchen- und Ahornſamens iſt zu Ende September, oder Anfang Dftober; der Ulmenſamen reift ſchon im Mai oder Juni, Birlenfamen im Juli und Auguſt. Hiernach richtet ſich die Zeit des Einfammelns, Tannenzapfen werden zeitig im Oltober geſammelt, da der Same bald nach der ſchon im Vorwinter ausfliegt, Fichten- und Ktiefernzapfen — (letztere reifen erſt im Herbſt nach dem Blütejahr) — vom November bis zum Frühjahr; Lärchenſamen klengt ſich leichter aus, wenn die Bapfen erſt einige Zeit der Winterfälte ausgejept waren; man Jammelt die Zapfen daher nicht vor Februar, Weymouthstiefernzapfen hingegen bricht man 9 im September, da ſich die Schuppen zeitig Öffnen und die Körner bald ausfliegen. Die Urt des Einjammelns ift bei den verichiedenen Holzgattungen abweichend: Während man bei einzelnen derfelben, Eichen, Buchen, den natürlichen Abfall der Samen abwartet und diefe legteren vom Boden aufliest, wendet man bei anderen das Befteigen ‚ber Bäume an, um die Samen zu erlangen und hat in diefem falle wiederum verſchiedene den, indem man bei einzelnen Holzarten die Früchte, bezw. Zapfen abbrechen oder abftreifen, ober, wie 3. B. bei der Buche auch das jog. Klopfen in Anwendung bringen wobei durch 4 auf die Aeſte mittelſt Merten die Früchte zum Abfallen gebracht auf untergelegten Tüchern aufgefangen werden, Das Abbrechen oder Abſtoßen ganzer Biveige mit den anhängenden Samen findet bei Erlen, wohl auch bei Eichen und Hain a, Birken, Ulmen ftatt. Diefe Sämereien find nämlich jo leicht, daß fie beim Ab en nicht fenkrecht unter den Stamm fallen, jondern ziemlich weit von demjelben fort liegen würden. Sollen daher feine Zweige abgejtoßen oder abgebrochen werden, jo ift es nötig, daf der Sammler, welcher die Bäume befteigt, die Samen alsbald in einem, auf dem Rüden zu tragenden Sad unterbringt. Stehen jamentragende Roterlen an Gewäflern, * es oflers nötig, den abgefallenen Samen aus dem Waſſer auffiſchen zu laſſen; mäßig ftaut man ihn unter Umftänden durch Einlegen von Faſchinen auf. Bei der Gewinnung der Nadelholzzapfen ift, ſoweit man nicht diefelben bei Winter fällung von gefällten Stämmen abnehmen kann, vorheriges Befteigen der Bäume mittelft Leitern und Steigeifen und Abbrechen oder Abſtoßen der Zapfen durch einen, mit einem Halen und einer meijelartigen Spige verjehenen Stab nötig. Die Zapfen werden unter den Bäumen aufgelejen. Die Regeln für die Gewinnung der Samen der einzelnen Holzarten laſſen ſich hier ch etwa folgendermaßen angeben: Eich eln läht man nad deren Abfall auflefen; da die ſchadhaften und wurmftichigen Samen zuerft abzufallen pflegen, jo wartet man mit dem Sammeln bis das Abfallen Id on etwas allgemeiner ift, ſodaß man in die Lage gefegt wird, die beiten, d. b. jchönften und volllommenften Früchte auswählen zu fönnen. Man läht, damit fich diejelben wicht pen und zu keimen beginnen, nur am trodenen Tagen ſammeln, wartet auch des Mor 8 damit, bis der Tau abgetrodnet ift. Bucheln kann man in ähnlicher Weile auflefen lafien, doch fördert dies weniger; alb läßt man wohl auch die Bäume bejteigen und durch das jchon erwähnte Anklopfen Hefte die Bucheln zum Abfallen bringen. Endli bat man bei diejer Holzart noch di e Methode des Kchrens nach erfolgtem Abfall, wobei jedoch das Yaub mitgefchrt wird, Shalb man ve Art der Ernte in den Schlägen wegen der Emtblöjung und Bertrod 4 “| Bean, Eu bizarre Schiefe des Wuchſes auszeichnen, ge gerade wachſender erzogen wurde. — Dagegen foll nah Burdbardt (a. a.D. ©. 398) die durd wider Stamm. und . ngen * eichnete „Sitntelbuche* meiſtens wieder ahnliche Fot En ebenſo behauptet Dr, Kienit die Erblichleit der Zwieſelbildung bei Buchen. 129 fi. „Ueber Zwiefelbildung der Buche“.) Val Mile 240 IX. Stößer, Forjtbenugung. mung des Bodens nicht gerne geftattet. Durch Wurfen wie beim Getreide werden die Bu- chem vor der Aufbewahrung, bezw. Ausjaat von dem Laub, jowie den tauben Körnern geſondert. Hainbuchenſamen ſammelt man entweder durch Abpflücken der Samenbüſchel oder durch Abklopfen des Samens bei windſtillem Wetter. Von den Flügeln wird er durch Reiben und Sieben oder Wurfen befreit. Birkenſamen gewinnt man am beſten durch Abſchneiden der Zweige, welche man alsdann in Büſcheln aufhängt und trocknet, worauf die Samen aus den Zäpfchen durch Abklopfen der Büſchel gewonnen werden. Ahorn md Eſchenſamen, welcher im Oktober und November abfliegt, wird enttveder durch Abbrechen von Zweigen oder Abftreifen des Samens von den Aeſten nach Befteigung der Bäume geſammelt; auch kann man ihn Elopfen und auf untergehaltenen Tüchern auffangen Lafjen. Ulmenjfamen, welcher (ebenfo wie Samen von PBappeln und Weiden) jchon Ende Mai oder Anfang Juni reift, fammelt man zu Anfang Juni duch Abjtreifen von den Zweigen, feltener durch Klopfen. Erlenjfamen gewinnt man durch Abpflücden im Herbſt, auch durch Auffiichen des Samens auf Gewäfjern im Frühjahr. Die fämtlichen Nadelholzjamen jammelt man je nach der Zeit der Neife (bei Weymouthgkiefern im September, Weißtannen im Dftober, Fichten und Kiefern dom No— vember bis zum Frühjahr, Lärchen Ausgangs des Winters) dur Abbrechen der Zapfen, aus denen der Same in bejonderen Anftalten gewonnen wird. 8 30. Gewinnung der Nadelholzjamen. (Klenganjtalten”). Am ein- fachften ift das Ausklengen des Weißtannenſamens, da ſich die Zapfen hier jchon bei einem mäßigen Grad von Wärme öffnen. Man breitet diefelben auf luftigen Böden aus, ſtößt ſie täglich öfters mit Nechen um, ſodaß jte zerfallen und Schuppen nebjt Samen jich von den Spindeln der Zapfen Löfen °); auch fann man die Zapfen einer mäßigen Er— wärmung ausfeßen, um jenes Zerfallen derjelben zu bejchleunigen. Durch Sieben trennt man die Samenförner von den Schuppen, befreit hiernach mittelft Reiben die Körner von den anhaftenden Flügeln und reinigt den Samen durch Wurfen. Wo Tannenjamen zum Selbitgebraud von Forjtverwaltungen gewonnen wird, ift das Abflügeln unnötig. Auch bei Weymouthskiefernzapfen bedarf es feines bejonderen künſtlichen Klengprozeſſes, da der Same bald nach ver Reife von ſelbſt ausfällt. Die Entleerung der Zapfen wird durch Umſtoßem derjelben mittelft Rechen befördert. Kiefern-, Fichten und Lärchenzapfen bedürfen zu ihrer Deffuung einen höheren Grad von Wärme als Weißtannen- und Weymouthskiefernzapfen; es find deshalb bejon- dere Vorrichtungen nötig, um die Wärme auf diefelben entiprechend einwirken zu laſſen. Diefe Anstalten nennt man Samendarren oder Samenklenganftalten. Aus der Thätigkeit des Samenklengens hat jich eine eigene Induſtrie enttwidelt, die jtellenweije den Charakter des Großbetriebes zeigt und ſehr bedeutende Etabliſſements aufzuweijen hat, die hohe Werte vepräfentieren und beträchtliche Betriebsmittel beanjpruchen. Den beiten Samen gewinnt man, wenn das Ausflengen, ebenfo wie dies im der Natur erfolgt, durch die Sonnenwärme beforgt wird (Sonnendarren), Burkhardt führt in „Säen und Pflanzen” an, da man von Sonnenfamen faum */s der gewöhnlichen Ein- jaat gebrauche. Dieſe Methode ift uralt und wird ſchon in Döbels Jägerpraktika be- jchrieben, wo die Bezeichnung „Buberte” fir Sonnendarre vorkommt. 74) Veral. die Behandlung des betr. Abjhnittes in Gayers Forſtbenutzung 6. Aufl. ©. 636. 75) 5. Ebl. 1883. ©. 311. Gewinnung und Aufbewahrung von Tannenjamen. * Gewinnung und Aufbewahrung der Holsfämereien. $ 30. 247 e Die Einrichtung ift in Kürze folgendermaßen zu beichreiben: — Un der Südwand eines Gebäudes errichtet man ein Gerüſt mit Wetterdach, unter Ben Horden, mit Zapfen gefüllt, etagenweife und in einem ſolchen Höhenabftand über- geftellt werden, daf die Sonnenftrahlen aud) die hinterften Zapfen einer Horde immer noch treffen müfjen. Unter die umterften Horden bringt man einen Schubfaften it Leinwandboden an, damit etwaiges Megenwafler durchdringen und der auf der Yein d liegende Samen alsbald wieder abtrodnen kann. Auf die Horden jchüttet man ‚ wendet diefelben bei Sonnenjchein öfters um, damit die Samenförner ausfallen. selben gelangen durch die Gitterböden der Horden von der oberjten bis zur unterften h und fammeln fich chließlich in dem, unten angebrachten Schublaften. Sind die a ge diefe Weife jo weit als möglich entleert, fo werden fie noch in einen hohlen, % afjartigen Zylinder, das ſog. „Leierfaß“, gebracht umd in demſelben durch Umdrehen ſo lange erſchüttert, bis der Same durch dieſe Bewegung vollſtändig ausgefallen ift. Statt dieſer Horden hat man wohl auch mit Dedeln verſehene Kaſten, welche ſchräg gen die Sonne geneigt aufgeſtellt werden, in Anwendung gebracht. Dieſe Dedel, in nt g mit weißer Delfarbe geftrichen, haben den Zwech, bei Regenwetter die Kaſten zu — * hingegen in geöffnetem Zuſtand bei entſprechend ſchräger Stellung die Sonnen _ firabfen zu reflektieren und auf die Zapfen zu werfen. Das Deffnen und Schließen des Dedels wird erleichtert durch eine an demjelben gebrachte Schnur, welche über eine hinter dem Kaſten an einem Pfoften befindliche Rolle er und am berabhängenden Ende mit einem Gewicht beſchwert ift, durch deſſen Bewe g der Dedel gejenkt oder gehoben werden kann. Dirieſe Sonnendarren find heute nur noch felten im Gebrauch, da das Ausflengen des Samens mittelft derjelben zu langſam von ftatten geht und zu jehr von den Witterungs einflüffen abhängig ift. Um gebräuchlichiten find Feuerdarren. Im Kleinen findet das Ausflengen von tadelholzzapfen wohl durch Auflegen von Horden auf gewöhnliche Stubenöfen bei Heinen - Brivatwalbbefigern oder Kleinhändlern jtatt; beim Großbetrieb hat man bejonders einge 8 htete, öfters geradezu großartige maſſive Gebäude, deren Einrichtung nachſtehend kurz argeftellt werden foll: Die in den preußischen ftaatlichen Klenganftalten herrichende Einrichtung, konftruiert nad) dem vom Dberbaurat Eytelwein angegebenen Syftem ’*), als defien Typus die im ejtgarten zu Eberswalde 1837 von Eytelwein erbaute Samendarre gelten kann, befteht x daß über einer Feuerung fich eiferne Möhren befinden, welche die umgebende Luft ſtar Een. Dieſe heiße Luft wird nun durch verichliehbare Oeffnungen unter die orben, die ſich eine Etage höher in der ſog. Darritube zu beiden Seiten des ungsraumes, aljo nicht direlt oberhalb desjelben, auf hölzernen Gerüften aufgeitellt geleitet. Die Gerüfte find jeitwwärts durch Läden verichliebar, ſodaß die heiße nicht entweichen kann, jondern möglichit auf die in den Horden liegenden Zapfen ein Die Zapfen werben fleißig umgedreht und durchrüttelt, fodafi der Same ausfällt; be fällt von Horde zu Horde und kommt jchließlih in Kühllammern mit jteinge em Boden, in welche nach Bedürfnis falte Luft zugeführt wird. 4 Nachftehender Durchſchnitt einer ſolchen Anlage mag die vorftchende Beſchreibung Fr 76) 8. f. $. u. 3. 1885. ©. 586, Die Gewinnung des Kiefernfamens in den preußiſchen kaliſe en von Forſtmeiſter Schlied mann 248 IX. Stöber, Forftbenugung. Bei anderen Klenganftalten find Die Horden- gerüfte mit den Zapfen unmittelbar oberhalb der Feuerung aufgeftellt; die Horden werden hier mei- ſtens nicht zum Behuf des Herausfallens des Sa- mens gerüttelt, fondern nach erfolgtem Aufipringen der Zapfen ausgezogen und in einem, mit Gitter- boden verjehenen Raum entleert, two das Ausfallen des Samens durch Umrechen bewirkt wird. Um die letzten Körner aus den Zapfen zu entfernen, bringt man letztere wohl auch noch in ein zulinder- fürmiges Leierfaß, jog. Triller, in welchem ſie durcchrüttelt werden, indem der Triller (bei größeren Anftalten mittelft Dampfbetrieb) in rotierende Be— wegung gejegt wird. Derjelbe ift von Eiſendraht - und mit Siebwandungen verjehen, jodaß die Zapfen a. Feuerung. d. Gang. nicht, wohl aber die Samenkörner durch die Mantel- & en 3 ne Häche hindurchfallen fünnen. Eine ſchräg geneigte Horden. . tung d. heißen Luft. Aufſtellung des Trillers veranlagt das Herausgleiten der leeren Zapfen in einen Seitenraum. Anftatt der ausziehbaren Horden hat man auch folche Einrichtungen, bei welchen viejelben zum Behuf der Entleerung nicht entfernt werden, ſodaß das Ausfallen des Sa- mens durch Ummwechen der Zapfen bewirkt werden muß, wobei der Same in die im unterjten Gejchoß befindlichen Samenfammern fällt, wojelbft er auf fühlen Steinboden durch hinzuſtrömende kalte Luft abgekühlt wird. Anftatt der Auffchüttung der Zapfen auf Horden ift auch die Einfüllung derjelben in hölzerne gitterartige Zylinder, welche mit eifernen Reifen umgeben find, oder in Draht- trommeln in Gebrauch. Diefe Trommeln werden durch Kurbeln nad) Art der Kaffee- brenner von Zeit zu Zeit gedreht, der Same entfällt in Sammelfanäle und wird aus diejen ausgezogen. Dieje öftere Drehung der Zylinder jcheint das Klenggeichäft zu fördern. Nach Burkhardt war man in Wefterhof mit einer ſolchen Einrichtung für das Aus— Elengen der Fichtenzapfen zufrieden, während in Schwerin vergleichende Unterfuchungen bei der Kiefer mehr für Horden- als Zylinderdarren jprachen. Neben der bisher erwähnten Art des Klengens der Nadelholzzapfen durch Anwen— dung heißer Luft ift nun noch derjenigen Methode zu gedenken, welche ftatt deſſen Dampf- heizung benutzt. Diefes Syſtem gelangte 1866 zuerjt in der Sllenganjtalt von Heinrich Keller Sohn in Darmftadt und zwar auf Anregung des Oberforſtraths Braun zur Anwendung; neuerdings it Dampfheizung auch in dem Ctabliffement von Konrad Appel in Darmftadt zum Teil eingeführt. Der außerhalb des Klenggebäudes im Dampfkejjel erzeugte Wafferdampf wird in einem Syſtem vielfach hin und her geführter eiferner Röhren unter die Horden geleitet. Die Leitung mündet zur Abführung des fonvenfierten Waſſers Ichließlich wieder in den Dampfteffel aus. Die Dampfheizung hat gegenüber der Luftheizung den Vorzug, daß die Feuersge— fahr vermindert wird und daß ſich der zum Aufjpringen der Zapfen erforderliche Tempe- raturgrad rascher erzielen läßt, ſodaß der Klengprozeß eine Abkürzung erfährt. Man nimmt an, daß hierdurch die Keimfähigkeit der gewonnenen Samen befjer erhalten bleibt, al3 bei Gewinnung derjelben in Fenerdarren; in der That ift es wohl einleuchtend, daß ein vasches Ausklengen der Zapfen die für gute Keimfähigfeit des Samens und die Wider- ftandsfähigfeit der jungen Pflanzen wichtige Erhaltung der ätheriſchen Dele fichert. Ganz allgemein gilt daher die Negel, daß der Same der Hite nur kurze Zeit aug- Gewinnung und Aufbewahrung ber Holzlämereien. $& 30. 249 gejept bleiben darf und möglichſt raſch zur Abkühlung gelangen muß. Eine kurze intenfive Hiße, jelbft von A0°R,, welche die Zapfen ſchnell zum Aufipringen bringt, ift daher vor» teilhafter, als eine niedrigere, aber länger auf den Samen wirkende Hitze von einigen 30’R, Weſentlich ift auch bei allen Darranftalten das Borhandenfein von Zugvorrich— tungen, welche, nachdem ſich die Zapfen geöffnet, die heiße Luft entführen und der äuferen falten Luft zur allmählichen Abkühlung Eingang verichaffen. Während man jeitens einzelner Uutoren es für wichtig hält, die Zapfen im vorge teodnetem Zuftand auf die Horden zu bringen, weshalb man empfiehlt, dieſelben einige Beit in dem, über den Darrräumen befindlichen Boden aufzuichütten, anftatt fie direlt aus fühlen AUufbewahrungsorten (Schuppen) zu entnehmen, find erfahrene Klenganſtaltsbeſitzer, 3. B. Uppel in Darmjtadt der Anficht, daß die grün, d. b. frisch und falt auf die Horden gebrachten Zapfen beffer aufipringen, als jolche die jchon vorgewärmt waren. Sollten die Bapfen, wie dies bei feuchtem Spätherbitwetter öfters vorfommt, naß eingebracht werden, fo find diefelben anfangs auf den Horden einer größeren Wärme auszujehen, als dies fonft der Fall fein würde, aber nur fo fange bis die Feuchtigkeit verdampft ift, worauf die Temperatur auf den normalen Stand ermäßigt wird. Hauptfache ift beim Klengbetrieb, daß die Zapfen nicht zu früh und womöglich nicht bei feuchter Witterung gefammelt find, daß vielmehr auf diejelben vor dem Abpflücken ſchon einige Fröſte eingewirkt haben, und dadurch der größte Teil der Feuchtigkeit ent- wichen ift. Allerdings ift nah Nobbe (Handbuch der Samenkunde) zu befürchten, daß bei einer folchen ſpäten Ernte der Zapfen das befte Saatmaterial unzweifelhaft jchon aus- geflogen iſt. Die Heizung der lenganftalten erfolgt in den meiften Fällen mit den entleerten Bapfen; in den Darmftädter Etablifjements feuert man jedoch mit Kohle, da ſich hiermit die Wärme beffer regulieren läßt. Ein regelmäßiger Abſatz der ausgeffengten Zapfen durch Verlauf zur Feuerung in Haushaltungen ift andererjeits bei der Größe der Stadt leicht zu erreichen. Bei Zapfenheizung muß mit Meinen Ouantitäten, aber um jo öfterem Nachfüllen die nötige Hibe erreicht werden. Der Zeitraum des Ausflengens der Zapfen beträgt je nach dem Grade der Reife (durchfrorene Zapfen fpringen, wie bereits erwähnt, beffer auf) 8—15 Stunden. Wird Tag umd Nacht gellengt, ſodaß die Darre nicht er faltet, jo geht der Klengprozeß verhältnismäßig am vajcheften von ftatten. Fichtenzapfen laſſen fich ſchneller austlengen als Kiefernzapfen. In allen Samenhandlungen ift das Entjlügeln des Samens ımerläflich, weil die Verpadung und der Transport erleichtert wird, auch der entjlügelte Samen ſich in feiner Dualität beffer beurteilen läßt, als der geflügelte. Die ſonſt noch geltend gemachten Ar gumente, daß bei der Ausſaat eine leichtere Verteilung bewirkt und der Same den ihm nachjtellenden Vögeln weniger leicht fichtbar gemacht werde, ericheinen von zweifelhafter Bedeutung. Bei Kiefern» und Fichtenfamen ift die Entflügelung einfach, da bier die Körner mit den Flügeln nur leicht zufammenhängen (bei der Fichte löffelförmig, bei der Kiefer zangen - Fürmig). Bei diefen beiden Holzarten geichieht das Entjlügeln entweder auf trodenem, oder auf nafjem Wege. Bei dem trodenen Entflügeln füllt man den Samen in Säde, welche mit dem Dreichilegel bearbeitet und hierbei mehrmals gewendet und geichüttelt wer- den. Bei dem Entflügeln auf nafiem Wege wird der Same flach auf geplattete Böden ausgebreitet, mitteljt Gießlannen angebraust und, nachdem man ihn in dieſem Zuſtand eine Nacht bat liegen laſſen, mit ledernen Dreichflegel bearbeitet. Auch kann man das Entflügeln einfach durch Rütteln des Samens in Sieben, ftatt deren man in größeren An- ftalten bejondere Schüttelmajchinen verwendet, bewirfen. y Das Reinigen des Samens von den abgelöften Flügeln erfolgt durd Werfen mit 250 IX. Stößer, Forjtbenußung. Wurfichaufeln oder im Großen durch Behandlung auf Putzmaſchinen, die nach Art der Getreidereinigungsmafchinen Eonftruiert find, wobei Flügel und Staub fortgeweht werden und die reinen Körner, fertig zum Einfüllen in Säde, in einen Kaften fallen. $ 31. (Zortfegung.) Gewinnung des Lärchenſamens. Die Lärchenzapfen Laffen fich dich Anwendung der Wärme nicht vollftändig entklengen; höhere Hitzgrade be- wirken ein Verkleben der Zapfen mit dem in denfelben enthaltenen, durch die Wärme flüſſig twerdenden Terpentin. Es muß daher eine mechanijche Zertrümmerung der Bapfen er- folgen, welche man durch Abreiben in Trommeln erreicht. In Tirol ſollen zu diejem Zwecke einfache Mühlräder, an deren Wellen ich diefe zylfinderartigen Behälter befinden, in die Gebirgsbäche eingehängt werden. Einen jolhen Zylinder nennt man dort „Bol- lert“; derſelbe ift innen mit Nägeln und Stiften bejeßt, welche das Zerreißen und Ab— veiben der Zapfen befördern. In den größeren Klenganftalten benußt man Dampffraft zur Bewegung der Trom- meln. Die innere Mantelfläche derjelben ift entweder mit Leiſten bejegt, ſodaß fich die Bapfen ſowohl an diefen, als auch an ſich jelbjt abreiben Fünnen, oder es find an der Melle Arme mit Rechen angebracht, durch welche ein ſtetiges Durcheinanderwerfen der Zapfen erfolgt. Die Mantelflächen der Trommeln find fiebartig durchlöchert, ſodaß beim Notieren ein Teil des Staubes durchfällt. Der auf ſolche Weife gewonnene Same muß von den anhaftenden Unveinigkeiten (Holz- und Schuppenteile, jowie Staub) mitteljt großer Siebe- oder Schüttelvorrichtungen, oder in Putzmühlen befreit werden. Eine Gewinnung des Lärchenfamens durch Ausklengen in Sonnendarren bejchreibt Burkhardt in „Säen und Bilanzen” (4. Aufl. S. 402) nach den Angaben des Dber- fürfters Krömmelbein in Varel im Oldenburgiſchen folgendermaßen: Die Zapfen werden erft im Nachwinter gefammelt, damit der Froft auf Löſung des diefelben verschliegenden Terpentins möglichjt intenfiv einwirken kann. Diejelben werden im März auf fehräg an einer der Sonne ausgefegten Wand aufgeftellte Klengkaſten ge- bracht und täglich mehrmals umgerührt. Die Kaften find mit Gitterböden und unter diefen mit Schubladen verjehen, in welche der Samen fällt; auch Haben die Kajten Dedel zum Verſchluß bei eintretendem Negenwetter. Iſt ein Teil des Samens ausgefallen und wird die weitere Entleerung durch den Terpentin verhindert, jo füllt man die Zapfen in einen Deckelkorb und ſtellt fie 24 Stunden unter Wafjer, damit fie ſich wieder ganz ſchließen, bringt fie Hierauf abermals in den Klengkaſten und jest diejes Verfahren jo fange fort, bis die Zapfen hinlänglich entleert find. Das Neinigen des Samens erfolgt durch Sieben und Wurfen, nachdem die Flügel zwifchen den Händen zerrieben find. Es ift einleuchtend, daß diejes, die Gewinnung befonders guten Samens garantierende Berfahren ſich nur im Kleinbetrieb anwenden. läßt. $ 32. BZahlenangaben über die Klengrefultate. Die Ausbeute an reinem Samen bei voller Ausklengung läßt fich folgendermaßen in Zahlen angeben: 1. Kiefer. 1 Heftofiter Zapfen wiegt, nach" dem Froft gepflüdt 50 kg, vor dem Froft gefammelt 60 kg und gibt 0,75—0,90 ke abgeflügelten Samen, bei guten Darr- vefultaten wohl auch 1 kg”). 1 Kilo Samen (ca. 150000 Körner) füllt etwa 2 Liter; auf 10 kg Flügelfamen kommen 7 kg abgeflügelter Samen. 2. Fichte. 1 Hektoliter Zapfen wiegt etwa 25-—30 kg und gibt 1,2 1,9 kg reinen Samen. Auf 10 kg Flügelfamen tommen 6 kg Kornjfamen. 1 kg Samen (ca. 120000 Körner) umfaßt 2,15 Liter. 3. Weißtanne 1 Heftofiter Zapfen wiegt grün 25—30 kg und liefert 2-3 kg 77) Die Nefultate des Betriebs der Preußiſchen fiskaliſchen Kiefernfamendarren weiſen nad) der 3.1. Fu. J., für die Jahrgänge 1880-85 folgende Zahlen auf: 0,91, 0,86, 0,56, 0,75, 0,85 ke Ausbeute pro Hektoliter. ren Ze Gewinnung und Aufbewahrung der Holzlämereien. $ 88. 251 reinen Samen. 1 kg Samen enthält ca. 24000 Körner, alſo bei weitem weniger als Kiefer und Fichte und umfaßt ca. 3,5 Liter. 4. Lärche. 1 Heltoliter Zapfen wiegt grün ca. 35 kg und gibt 2—3 kg abge- flügelten Samen. 1 kg Samen enthält ca. 120000 Körner (joviel als Fichtenfamen) und umfaßt ca. 2 Liter. 1 kg Flügelſamen gibt 0,8 kg Kornſamen. Die Koften des lengens find ſchwer anzugeben; je nad) der Art und Größe des Betriebs müfjen diejelben variieren. In den preußiſchen fistaliihen Darren befteht die tung, daß für das in einer Darrfampagne über 500 kg gewonnene Samenquantum ein 5—10 Pf. geringerer Lohn als für die erften 500 kg gegeben wird, und daß bei einem Quantum von über 1000 kg eine weitere Ermäßigung des Darrlohns eintreten lann. Diefer Modus der Bezahlung wird übrigens von Zum. Schliedmanna.a. O. infofern getadelt, als dabei der Darrmeifter nur ein ntereffe an der Gewinnung hoher Gewichtsmengen, ohne Nücficht auf jorgfältige Ausbeutung der Zapfen und auf hohes Neimſähigleitsprozent habe. Der Nachweiſung der Ergebnifje des Betriebs diejer fistaliichen Darren pro 1884/85 (B. f. F. und J. 1886, ©. 411) entnehmen wir, da 1 kg Samen auf 2,86 M. Selbftloften gelommen ift; auf 1 Heltoliter Zapfen, welches im Mittel mit 2,16 M. bezahlt wurde, entfallen 0,85 kg Samen. Die Sapfen für 1 kg Samen ftellten fi) demnach auf 2,54 M., ſodaß ſich im Durchſchnitt 32 Pfennige Klengloſten pro kg ent ziffern. Wenn man übrigens erwägt, dab im Frühjahr 1885 der Samenpreis für 1 kg Nieſfern bei den Händlern ſich auf 3,8—4 Mark ftellte, wogegen durch Selbftgewinnung in den preußischen Darren 1 kg auf 2,86 Mark zu ftehen kam, jo bleibt die Differenz zu Gunften des Selbftbetriebs jelbit dann noch nicht unerheblich, wenn man für Verzinſung der Koften der Samendarren und für Abnuthung derjelben noch einen angemefjenen Zujchlag macht. 833. Aufbewahrung der Holzjamen. Aller auf längere oder kürzere Zeit aufzubewahrende Same muß einen angemefjenen Grad von Trodenheit haben, den man durch Ablüften erzielt; das Aufbewahrungstofal muß troden und kühl fein, Bodenräume den Nachteil, daß fie ftarfen Temperaturſchwankungen ausgejegt find. Eine zu weit gehende Entziehung der Friiche kann die Keimkraft leicht vernichten, insbefondere bei Bu cheln und Eicheln. ü Da fi die Aufbewahrung der Samen nad ihrer Beichaffenheit und ihren Eigen tümlichkeiten zu richten hat und hierbei die einzelnen Holzarten weientliche Verichiedenheiten zeigen, fo ſcheint es ziwedmäßig, die Anleitung dazu nach den einzelnen Holzarten aus einanderzubalten. Eicheln. Soweit es immer thunlich ift und nicht etwa die Furcht vor Früh jahrsfröften oder vor dem Aufzehren durch Mäufe, Sanen oder Hochwild im Wege fteht, ſucht man diejelben ſchon im Herbſt zu jäen, weil ihre Aufbewahrung bis zum nächften Frühjahr infolge ihres hohen Waflergehaltes gefährlich ift und die Anwendung beionderer Vorſichtsmaßregeln erfordert. Aufbewahrung auf Böden ift unter allen Umftänden zu vermeiden, da hier jowohl der Froft als auch die Trodenheit ſchaden kann. Am bejten iſt die Aufbewahrung nah v. Alemanns Verfahren in überdachten - Gruben, die nad) Art der, in manchen Gegenden üblichen Kartoffelmieten konftruiert werden : Eine 2% m breite, 0,30 m tiefe Grube, deren Ränder durch Erdaushub jeitwärts gegen das Eindringen des Negens erhöht find, wird 20—90 cm hoch mit Eicheln, welche vorher hörig abgelüftet find, angefüllt; über diefelben bringt man eine leichte Bedachung von ohr, Schilf xc. an. Auf 17:2 m Länge vom Ende der Grube bleibt diejelbe leer, damit die Eicheln unter Benutzung diefes Raumes von Zeit zu Zeit umgeichaufelt werden Önnen; nach Beendigung des Umſchaufelns muß am anderen Ende der Grube ein leerer Raum von gleicher Länge bleiben, von welchem aus ein weiteres Umjchaufeln bewirkt wird. Bei Eintritt von ftärterem Froſt werden die Gicbelöffnungen des Daches verichlofien; bei 252 IX. Stößer, Forftbenugung. gelinderem Wetter ift für Luftlöcher zu jorgen. Einfacher, aber ebenfall3 genügend, ift die Aufbewahrung Eleinerer Duantitäten in fegelförmigen Haufen, welche mit Stroh oder Moos zu belegen und mit einer Strohfappe, ähnlich wie die Fruchtfchober auf dem Felde zu bedeeden find. Auch kann man jchichtenweife die Eicheln mit Laub oder Stroh ab- wechjeln laſſen. — Zeitige Ausſaat empfiehlt jich wegen der früh eintretenden Keimung. Bucheln fät man im Bergland, wo die Gefahr der Spätfröfte weniger zu fürchten ift, am liebſten im Herbit; im Tiefland iſt mit Rückſicht auf jene Gefahr Frühlingsjaat angemefjener. Die Aufbewahrung über Winter kann, da bei Bucheln wegen ihres Del- gehaltes die Froftgefahr nicht zu fürchten ift, auf Tennen, in Schuppen, in trodenen Kellern, jelbft auf, gegen Luftzug (wegen des Austrodnens) gejchügten Speichern erfolgen. Im letzteren Fall iſt Bedecken mit Stroh immerhin zwedmäßig *). Aufbewahrung im Freien erfolgt zweckmäßig in Haufen mit Zwifchenfchichten von Stroh oder Moos, jowie Bededung mit Strob. Im Gebirg mit zeitigem und anhaltenden Schneefall hat man mit Erfolg die Aufberwahrung unter einfacher Schneedede bewerfitelligt. Hainbuhen- und Ejhenjamen, welche beide vor dem Aufgehen ein Fahr überzuliegen pflegen, bewahrt man in grabenförmigen, 30 em tiefen Vertiefungen, flach mit Exde bedeckt, bis zum Frühling des 2. Jahres, in welchem der Same nach der Saat alsbald aufgehen wird, auf. Birkenfamen it ſchwer aufzubewahren, ohne jeine Keimfraft einzubüßen; in Haufen erhigt ex fich Teicht, weshalb man zunächſt für gutes Ablüften jorgt, worauf man ihn auf dem Speicher flach aufjchüttet. Ahornfamen läßt fich Leicht in Haufen oder noch befjer alsbald in Säden, die der Mäuſe halber wohl auch frei aufgehängt werden, aufbewahren. Erlenſamen ift ähnlich dem Birkenſamen zu behandeln. Ulmenfamen wird der Negel nach alsbald nad) der Neife gefät, da er bei der Aufbewahrung fast ftet3 verdirbt; eventuell müßte er auf Yuftigem Speicher, aber ja nicht in Süden zufammengepreßt, aufbewahrt werden. Tannenfamen verliert beim Aufbewahren feine Keimkraft Leicht; man hebt ihn daher mindefteng mit den Schuppen auf, fall3 man ihn nicht in ganzen Zapfen den Winter über liegen laſſen will. Kiefern- und Fichten-, fowie Lärchenſamen bewahren ihre Keimkraft ebenfalls am Yängften bei Aufbewahrung die Zapfen. Außerdem empfiehlt ſich das Belafjen der Flügel an dem geffengten Samen. Von reinem Kornjamen hebt jich trocken entflügelter immer noch beffer auf als naß entflügelter, welcher feine Keimkraft meift jehr bald einbüßt. Länger als 2—3 Jahre läßt fich jedoch fein Same aufbewahren, ohne fajt ganz jeine Keimfähigfeit zu verlieren. Man fchüttet diefe Samen am beften auf Speicherböden auf, wo diefelben von Zeit zu Zeit umgeftochen werden. Auch wird Aufbewahrung in durch— löcherten Kisten empfohlen. Wertvolle andere Sämereien, bei denen es fich meist nur um Eleinere Quantitäten handelt, bewahrt man in Süden auf, welche zum Schuß gegen Mäufe, ſowie zum Behuf des Durchlüftens am beften aufgehängt werden. 78) Eine Aufbewahrung der Bucheln in gefchloffenen Räumen durch Formierung eines mit Sand oder Meileverde gemifchten Kegels beſchreibt Gihhoff in 3. f. F. u. J. 1869 ©. 215. Der- jelbe empfiehlt öfteres Anbraufen mit möglihft Faltem Waſſer, wodurd die Frijce be- wahrt, aber die Keimung verzögert wird, IX. Die Forſtbenutzung. b. Die landwirtjchaftlichen Nutzungen im Walde. Von Anton Bühler. Litteratur: Cotta, Die Berbindung des Feldbaus mit dem Waldbau. 1819 — 2. = Ber: agen, Prüfung der Cottaiſchen Baumfeldwirtſchaft. 1820. v. Klipftein, Der Wald e Bernhardt, Haubergswirticaft im Kreiſe Siegen. 1867. Verhandlungen der eftverfommungen, in Borsdam 1839, Brünn 1840, Darmjtadt 1845, Freiburg 1846, Aſchaffen⸗ rg 1847, Mai iR m se 1850, Stuttgart 1855, Heidelberg 1860, Darmftadt 1886. Wal, a ra'a s, dto. 1856. Fil ihbac, Beleitis ung der Waldſtreu⸗ zum 1 de, , Waldtreu age. 1866, Vonhaujen, _Raubwirthichaft in den Waldungen. Ney, Die natürliche Be | bes Waldes und die Streumupung. 1869. Ebermanper, 2. geſammte Lehre der Waldftren. 1876. Verhandlungen der F. in Karlarube 1838, Baden 1841, 845, Mainz 1849, Paſſau 1851, Kempten 1856, Würzburg 1862. Funke, Zur —— Taration bei u Abtöfung der auf Wäldern laftenden Weide und Streuredte. Zeitichr. .d. gelammte Staatswiffenihaft. 31. Bd. Wolff, Aihen-Analvjen »c. II. Theil. 1880. Einleitung. $1. Die landwirticaftlichen Nupungen im Walde jind bier nur vom Gefichts punkte der Forftbenußung zu betrachten. Inſofſern fie von Servitutberechtigten ausgeübt werden, find fie Gegenftand der Forftpolitil, Der Umſtand, daß fie als Berechtigungen Dritter vom Waldeigentümer läſtig empfunden werden, hat ihre richtige und objektive Würdigung vielfach beeinträchtigt. Hier fol ihr Nupen und Schaden ohne die Neben rüdficht der Ablöjung oder fonftigen Beſeitigung erörtert werden. Daraus müſſen ſich die Grundjäge für ihre Beurteilung als Servitutrechte von jelbjt ergeben. I. Der Waldfeldbau. $ 2. Der weitaus größte Teil des heutigen Nulturbodens war urjprünglich mit Wald bewachſen. Die erſten Anfiedler in einem Lande fchlagen im Urwalde das Holz nieder, verbrennen dasjelbe an Ort umd Stelle und pflanzen auf dem jo mit Aiche be- reicherten Boden ihre Feldfrüchte. Solange die Bevölferung feine feſten Wohnfite bat, zieht fie an eine andere Stelle, jobald die Erträge ihr nicht mehr ergiebig genug icheinen, und ehrt nad) 20, 25 oder mehr Jahren je nach den natürlichen Verhältniſſen der Frucht barkeit wieder an die erite Stätte ihrer Thätigkeit zurüd. Auch wenn fie ſeßhaft geworden 954 IX. Bühler, Forftbenußung. und den Boden in der Nähe der Niederlaffung allmählih in einen Kulturboden umge- wandelt hat, behält fie für die entlegenen Gelände das urjprünglide Syitem der Brand- fultux bei. Die Nachrichten aller Geographen, ob fie Amerika, Alten, Afrika oder Australien bejchreiben, geben ein ziemlich übereinftimmendes Bild der früheften Bodenkultur. Selbſt der Dften Europas birgt noch manche Berg und Waldlandichaft in ſich, in welcher dieje Forftpolitif der erjten Anſiedler ihre naturgemäße Stelle findet. Daß auch im Herzen Europas vor Jahrhunderten die Bodenbenügung denjelben Entwiclungsgang genommen, ift durch ältere urkundliche Nachrichten fir einzelne Gegenden ficher gejtellt. Wo beftimmte Zeugniffe fehlen, haben die Flur- und Ortsnamen das An- denfen an die Hulturthätigfeit unferer Altvordern aufbewahrt. Zahlreiche Orts-, Feld- und Waldnamen, welche die Worte brand, jang, ſchwende, ſchwand allein oder in Zujammen- feßungen enthalten, überliefern uns die Kunde der älteften Feldſyſteme. Weit verbreiteter und zahlreicher find die Ortsnamen, welche fich auf die Thätigkeit des Umbrechens und Bearbeitens des Bodens beziehen, die Namen auf rode, veute, rüti, rieti. Neuten, roden bedeutet heute noch das Umhaden („Reuthacke“) des Bodens; ift es ein Waldboden, jo fchließt der Ausdrud das Ausgraben der Wurzeln in fih. Cine Reute anlegen oder machen bezeichnet heute noch in Süddeutjchland und der Schweiz das Umgraben eines Stüdes Waldboden und das Verbrennen (Motten, Mutten) des Wurzelwerks und Geftrüpps zum Zwecke der nachherigen, dauernden oder vorübergehenden landwirtichaftlichen Benutzung. Solche Felder heißen Reutfelder oder Reutinen; der Name erhält fich oft, auch wenn jpäter die Fläche wieder zum Wald gejchlagen wird; meift in Verbindung mit dem Namen deſſen, der das Reuten vorgenommen hat (Bernhardsreute 2c.). Der Name Neutfeld fir Waldflächen, die abwechjelnd dem Land- und Waldbau dienen, hat fih mr im Schwarzwald erhalten (Neutberg, Neutfeld). Im Odenwald und im weitfälifchen reife Siegen findet fich für die Verbindung des Feldbaus mit dem Niederwaldbetrieb, wobei die Stöde und Wurzeln im Boden belafjen werden müſſen und mm der Raum zwiſchen denfelben benügt werden kann, die Bezeichnung Hadwald, Hadfeld, Hauberg. Auch die Ausdrücke Rotland, Rottland, Röderland, ſowie Wildfeld kommen vor. Feldbau auf Waldboden, Verbindung des Feldbaus mit dem Waldbau, landwirtſchaftliche Zwiſchennutzung, Schiffelland (in der Eifel), Waldfeldbau find weitere ſynonyme Bezeich- mmgen. Seit Mitte der 30er Jahre ift für die landwirtfchaftliche Nutzung im Hochwalde in der forftlichen Litteratur der Ausdrud „Waldfelddau” herrichend geworden, während für den Niederwald im Heffiichen „Hadwaldwirtichaft“, im Siegenſchen „Haubergswirt- ſchaft“ üblich find. Dieſe Terminologie foll auch in Diefer Abhandlung beibehalten werden. Da es aber an einem einfachen Ausdrude für beide Arten der Nutzung fehlt, Könnte man Hiefür das Wort „Waldfeldbau im weiteren Sinne“ wählen und unter „Waldfeldbau im engeren Sinne” die landwirtichaftlihe Nusung im Hochwalde verftehen. Die Baumfeldwirtichaft im Sinne Cotta's bezeichnet, wenigſtens im heutigen Sprach gebrauche, die Holzzucht auf den Feldern und Wiefen entweder durch weitftändige Bepflan- zung derjelben oder durch Umfäumen des Nandes mit Baumreihen zum Zwecke der Holz— zucht. Einige Bedeutung vermochte diefes Syſtem nur in Böhmen zu gewinnen. Bet jeiner MWirdigung kommen die landwirtichaftlichen Gefichtspuntte in Betracht; es füllt daher die Beiprechung nicht in den Nahmen diefes Buches. Nach dem urjprünglichen Borjchlage Cotta's ift feine Baumfeldwirtichaft eine Kom— bination von Waldfeldbau und Hackwaldwirtſchaft. Nach dem Diebe und dem Roden der Stöcke follte einige Jahre die Fläche wie gewöhnliches Ackerland benutzt werden (Wald- jeldbau, Nöderlandbetrieb); dann wird fie bepflanzt und zwijchen den Neihen jolange Feld- bau getrieben, bis das Holz durch feine Größe hinderlich wird (Dadwaldbetrieb). Feldbau Der Walbfeldbau. $ 8. 955 weiſchen den Hochwaldreihen bezeichnet man jet mit dem Ausdrud „landwirtichaftlicher Zwiſchenbau“; feine Dauer ift aber von vornherein bejtimmt und wicht vom Schlufje des Beſtandes abhängig. 8 3. Der Waldfeldbau im weiteren Sinne — d. 5. incl. der Hadwald- und Heut etowirtichft — iſt urjprünglid) aus dem Bedürfnis der Bevölferung an Nahrungsmitteln vorgegangen und hat fih in manchen Gebieten Jahrhunderte lang jo die Hadwald und Haubergswirtichaft ſeit dem 15. und 16, Jahrhundert — in der früheren form er halten. In andere Gebiete ift er von den Forſtwirten verpflanzt worden. Nicht überall ft feine Einführung von Dauer gewejen, jei es, daß die Fruchtbarleit des Bodens ihn weniger einträglich und für die Holzkultur ſchädlich erſcheinen lief, jei es, daß die öfono miſchen Bebürfnifje der Gegend jeine Rentabilität in Frage ftellten. f Daß nad) der Befiedlung des Landes, mit welcher die hauptſächlichſten Nodungen ge waren, noch fortwährend Urbarmachungen Heinerer Flächen ftattfanden, ergibt ſich aus den biefür zu entrichtenden Abgaben, die urſprünglich als jog. Reut- oder Noval hnten der Kirche zufielen, bezw, einen Zeil des Pfarreinfommens bildeten. Vielſache Streitigleiten zwijchen den Srundheren und den Inhabern der Pfarrpfründen geben Zeugnis, daß diefe Rodungen bis auf umjere Tage fortgejegt wurden. Die Forſtordnungen des 16. und 17. Jahrhunderts enthalten mehrfache Beſtimmungen gegen das Roden, d. h. die dauernde Urbarifierung des Landes, wie man gewöhnlich annimmt. Daß aber mandmal auch die vorübergehende landwirtſchaftliche Benutzung wenigſtens mit darunter begriffen jein konnte, ergibt fid) aus folgendem. Die Forftordnung für die Grafihaft Hanau-Münzen berg von 1736 ') (Kapitel 3, $ 14) erwähnt, daf einige, welche Erlaubnis zur Rodung er ten haben, „das Land, wann fie e8 einige Jahre gebauet und die Geilung herausgezogen aben, wieder liegen laſſen“, dadurd) gerate der von dem Lande zu entrichtende Geldzins u Übgang, da es „inzwifchen imutil geworden und weder zum Aufwachs jungen Sehölzes, od ſonſten zu etwas dienlich iſt“. In der 2,, 1618 erſchienenen Auflage — ob auch ſchon in der 1. von 1561, lann ich nicht jagen — feines „Unterrichts von Verhauung und Widerhauung der Wälde ‚und Gchölg“ ſpricht ſich Noe Meurer’) in ähnlichem Sinne über das „Gereut und Jeydbrennen“ aus. Es jei ohne Erlaubnis der Obrigkeit nicht zu geitatten, „dann joldhe Guter ofttermals eine Heine Zeit genofjen, und darnach, jo der Grund ermagert und er gelt, ober jonjt Krieg, Sterben oder Theurung einfallen, wüſt gelegt und gelafjen — und aljo fürter weder Frucht noch Hölger tragen oder geben.“ Zahlreicher als in Deutichland find urkundliche Nachrichten über Waldfeldbau aus der Schweiz. Die vor übergebenben Benupungen des Walbbodens zur Weide ſollen nicht berüdfichtigt werden, jondern nur der Fruchtbau im Walde Erwähnung finden. Die Anführung der einzelnen Nachweiſe erfolgt deshalb, weil fie zugleich einen Einblid über die Urt und Dauer der id —B Nutzung gewähren. 1727 wird bezüglich des Zehntens im jetzigen Kanton Aargau verordnet, daß bei Ausreutungen die erſten 3 Raube (Nupungen) der Obrigkeit gehören und der Reutezins et werden müfje, „bis das Yand wieder zu Hochwald eingeichlagen jein wird“ *ı * der Gemeinde Koblenz (bei Waldshut) geſtattet, 5—10 Juchart auf dem Laub g aufzubrechen und urbar zu machen, „der Aufbruch darf aber nicht länger als 9 Jahre ähren“; 1753 hatte die Gemeinde dieſen Yaubberg bereits wieder zu Holzboden liegen afjen +). 1747 wird der Gemeinde Wiürenlingen gejtattet, 50 Juchart Waldboden zu Ader- Mo fer, Bes 2. Teil, Beilagen S. 108, Fritschi en us juris — — S. 200. . 975, er 17,26, ur 5 Fe u \. » 256 IX. Bühler, Forftbenugung. feld zu machen, u. a. unter folgenden Bedingungen: 1) nur auf 10 Zahre, 2) auf 2 Zuchart muß ein Pflanzgarten von jungen Eichen angelegt werden. 1774 wird derjelben Gemeinde bewilligt, 2 Juchart Holzboden mit Feldfrüchten zu bepflanzen, „nachher ſoll derjelbe mit Eichen bepflanzt werden” °). 1743 fuchten die von Klingnau (Kanton Yargau) um Nachlaß des Zehntens von 11 Juchart Waldboden nach), die „fie wieder zu einem jungen Einjchlag gemacht haben, Doc jo, daß fie noch einige Jahre lang neben den jungen Eichen Früchte zu jäen gedenfen.” 1744 wird ihnen der Zehnten der Früchte überlaffen, „die bis zu mehreren Aufwuchs der jungen Eichen gepflanzt werden ®). 1769 ſucht diejelbe Gemeinde nad, ihr den 24 Juchart haltenden Hönggerader, der in den Hochwäld ausgereutet worden, „wieder auf 12 Jahre zum Anblümen zu überlafjen“ ). Die Saat der Eichen zum Zweck des nachherigen VBerpflanzens fcheint, wie aus den Schriften von Döbel und Mofer hervorgeht, jehr verbreitet geweſen zu jein. 1764 empfiehlt ein anonym erjchienener „Grundriß der praftifchen Forſtwiſſenſchaft“ in der Nähe von Städten oder Dörfern die Austeilung des Waldbodens an Leute, um ihn ordentlic) zu fultivieren, mit Haber, Rüben und allerhand Feldfrüchten zu beſäen und zu bepflanzen, unter dem Beding, daß fie darzwijchen den Laubholzjamen reihenweis einftreuen müßten, dann nach 1 oder 2 Jahren zwischen den Reihen eine weitere Saat bewirkt werden fünnte. Die Pflanzen werden vom Unkraut vein gehalten, finden loderen Boden; man könne bei Miplingen im 2. Jahr nachjäen. Man könne aber auc) erjt im 3. Jahre, etwa mit Haber den Waldjamen einjäen °). Die Schriftteller vom Ende des vorigen und Anfang diefes Jahrhunderts gedenken nur jelten des Waldfeldbetriebes. Bon ihnen ijt bejonders Burgsdorf zu nennen, der erwähnt, daß „Forjtrodungen zu vielem Vorteil für die Holzkultur ftattfinden, indem verödete Blößen, raume Flecke und leere Schläge auf eine Zeitlaug zur Beaderung ver- lieben, und nach diefer auf eine Leichte, fichere und mwohlfeile Art in Holzanwuchs gebracht werden’). Auch Cotta berichtet 1822, daß in Preußen jeit mehr al3 30 Jahren ein- geführt fei, große Waldblößen vor der Holzjaat 2—3 Jahre in Beaderung auszuthun. Das Intereſſe weiterer Kreife erregte die Schrift Cotta's über die „Baumfeldwirtd- ſchaft“ vom Jahre 1819. Wohl durch fie direft und indireft hervorgerufen wurde die Disfuffion über die Hadwaldwirthichaft. Sm den 1830er und 1840er, namentlich aber im Anfang der 1850er Jahre wurde in vielen Gegenden der Waldfeldbau eingeführt. Aus dieſer Hiftorischen Skizze dürfte hervorgehen, daß von unjern Althölzern ein größerer Teil auf Waldfeld jtocdt, als man gemeinhin angenommen hat. Gleichwohl it es zweifelhaft, ob dieſe Beſtände auf Waldfeld auch nur 1 Prozent der gefamten Wald- fläche erreichen. In einzelnen Gegenden (in Hejfen, Baden, Württemberg, Kanton Aargau) mag freilich im Laufe von 70 Jahren ein großer Teil des Waldes mitteljt Fruchtbau verjüngt worden jein. Der Hadwald ift ohnehin herrſchend in bejtimmten Diftrikten (Odenwald, Siegen 2c.). Die Haubergswirtichaft im Siegenjchen erjtredt fih auf ca. 50.000 ha’). In Baden find „ungefähr 57 950 ha Neutberge und Hadwald” '); in Heſſen dürfen vielleicht 25000 ha hierunter gezählt werden "). Die duch Waldfeldbetrieb in BE gebrachten Hochtwald-Flächen veranjchlagt Mu bl für Deutjchland auf 30 000 ha '*). su 5). c. 7, 2. ©. 878. 6) 1. c. , 1. ©. 1084. 7) 1. e. 7, 2. ©. 873. 8 Stahl's Forftmagazin 4, 119. 9) Forfthandbud 1788. ©. 543, 10) Hagen Donner, Forftl. Verhältnifje Preußens S. 27. 11) Das Großherzogthum Baden. ©. 416. 12) Genau ift die Fläche nicht ermittelt. vgl. Mittheilungen aus der Forft- und Cameral: verwaltung des GroßherzogthHums Heſſen. Darmftadt 1886. ©. VII. VII. 135) A. F. u. 3.3. 1886, 370. Auch diefe Zahl wird wohl zu niedrig fein. Der Waldfeldbau. $ 4. 957 784 Der Swed, welcher mit dem Waldfeldbau i. w. S. erreicht werben jollte, ft bei der Hadwaldwirtichaft, dem badiſchen Reutfeldbetrieb und dem älteren Röderland- betrieb die Erzeugung landwirtichaftliher Produkte gewejen. Die weiter angegebenen Bivede des Waldjeldbaus: Erhöhung der Waldrente und Förderung der Holzkultur fommen erſt in zweiter Linie in Betracht. X Dies ergibt ſich ganz unzweifelhaft aus der Verbreitung des Betriebs in verſchie denen Gegenden und zu verichiedenen Zeiten. Das aus Thonjchiefer beftchende Gebirgsland von Siegen, Olpe und Wittgenftein und im der Eifel, das Buntfandfteingebirge des heifiichen und badifchen Odemwaldes, der teils aus Urgebirge, teils aus Buntjandftein beftehende badijche Schwarzwald find die Heimat der Had woald⸗ und Reutfeldwirtichaft. Das Terrain diejer Gebirgsländereien bietet dem Aderbau mur ‚geringe Flächen dar. Bon der gejamten Fläche find als Aderland benügt *) im Kreis Siegen 13,6%, Olpe 20,6%, Wittgenftein 13,7%., in der Eifel 23— 29%; im heſſiſchen Kreis Erbach 29,70; in den badiſchen Kreiſen Oberfird) 20,9%, Wolfach 23,2%, Eber bach 20,2%. Dazu kommt, daß dieſe Meine Fläche eine geringe Fruchtbarfeit hat. Die mittleren Erträge von Siegen bleiben hinter dem Durchſchnittsertrag von Preußen je nad) der Fruchtgattung um 16—40% zurüd. Die Wiefen nehmen in den genannten Bezirken 6—8%s der Fläche ein mit einem mittleren Ertrag von nur 20 Doppelzentnern. Die Be voöllerung ift eine ziemlich dichte — im reife Siegen wohnen jogar 110 Menjchen auf 1 qkm, im reife Olpe 55, Wittgenftein 42. — Der Viehftand ift zahlreich umd bringt insbeſondere einen großen Bedarf an Streu und Futterſtroh mit fih. So wirken natür liche und blonomiſche Faltoren zuſammen, um die Anſprüche an den Wald zu ſteigern, der den größten Teil des Bodens — in Siegen 71,9, im Eberbad 71,8, in Erbadı 58,6%. der gejamten Fläche — bededt. } Dieſer intenfive Bedarf an Lebensmitteln, wie er bier über weite Gegenden hin durch die natürlichen Verhältnifje dauernd hervorgerufen ift, tritt auch in andern Gebieten auf, wenn infolge von Mifernten dem Bedarf der Bevölkerung plöplic die Produktion nicht zu genügen vermag. Die Fehljahre 1817, 1837, die Ausbreitung der Kartoffeltrant- heit von 1844 bis gegen 1852, die geringen Ernten von 1847 und 1854 gaben Beran- laſſung, den Waldfeldbetrieb in jolhen Gegenden einzuführen, in denen er faſt gar nicht belannt gewejen war. ' Das Darniederliegen von Handel und Gewerbe und die allgemeine Verdienjtlofig- feit mußten das Beitreben, unter Verwendung der eigenen Arbeitstraft billigen Lebens- unterhalt erwerben zu können, nur noch fteigern bei allen denen, welche gar feinen oder nur unbedeutenden Grundbeſitz hatten, aljo Früchte ohme Boden» und ohne Düngerfapital ernten wollten, Dieſe Teptere Klaſſe ift in manchen Gegenden lofal zahlreich angehäuft. So kommt 68, daß in Gebieten mit ausgebehnter Feldſläche und namentlich mit Mittel- und Groß— f\ indbeſitz jich der Waldfeldbau eingebürgert und troß des teilweiſen Aufhörens der ur prünglich wirfjamen Urſache erhalten bat. - gene dauernden und dieje vorübergehenden Urjachen haben aljo den Waldfeldbau hervorgerufen und einträglich gemacht. Deshalb ift derjelbe im jenen Gegenden in der tögelegenheit und dem Wohljtande ändert. Wo er von forjtlicher Seite als Kultur: mittel oder Geldeinnahmequelle eingeführt werden konnte und noch bejteht, müfjen die eben erörterten Berbältnifje vorhanden fein, denn fie bilden die Bedingung und Borausiegung ‚der Rentabilität. Dieſe natürlichen und dtonomiſch-ſozialen Zuftände find es auch, welche " 14) Die Bodenkultur des deutihen Reiches. Berlin 1881, Yandbug d. Kor. I. 2. Abılz- 17 958 IX. Bühler, Forftbenußung. die Art und Weife der Bearbeitung, die Auswahl der angebauten Früchte, die Fruchtfolge, endlich die forſtliche Kultur bejtimmen. 8 5. Das Verfahren beim Waldfeldbau ift verjchieden je nach der Betriebsart, mit welcher ex verbunden wird. Die Hadwald- oder Haubergs-, teilweife auch die Reutfeldwirtſchaft ift üblich im Niederwald bezw. Eichenfchälwald. Nach) dem alle 16-18 Jahre ftattfindenden Abtrieb wird die Fläche zwischen den Ausschlagjtöden entweder mit der Hade, wie im Odenwald, oder mit dem Pfluge (Hainharch im Siegenjchen) umgebrochen und gleichzeitig die durch das Verbrennen des Neifigs und Unkrauts erhaltene Ajche in den Boden gebracht. Im Herbjte wird die Fläche mit Winterforn oder Haideforn eingefäet. Je nach dem jchnelleren oder langjameren Wachstum der Stockausſchläge wird der Fruchtbau ein, zwei, jelten mehr Jahre vorgenommen; da und dort tritt die Weide an feine Stelle. Sm Hochwalde wird nach dem Kahlichlage das Stodholz ausgegraben, die feineren Wurzeln, zurücgebliedenes Reiſig und Unkraut werden verbrannt und der Boden mit der Hade oder dem Piluge bearbeitet. Dann erfolgt die landwirtſchaftliche Nutzung in der Kegel mittelft Halmfrucht- oder Kartoffelbau, während 2—3, jelten mehr als 4 Jahren. Die Kultivierung der Fläche geſchieht mitteljt Saat oder Pflanzung, im erjten oder zweiten Jahr entweder gleichzeitig mit der Fruchtbeitellung („landtv. Zwiſchenbau“) oder fie erfolgt auch exit nach Beendigung der landwirtichaftlichen Benügung. In dieſem letztern Falle geht die landwirtjchaftliche Beftellung dem forftlichen Anbau voraus („landw. Borbau“). Neben diefen Hauptformen gibt es eine Anzahl von kleineren lofalen Abweichungen, die fich aber auf die erfteren zurückführen laffen: entweder wächſt die Holzpflanze auf der Fläche gleichzeitig mit den landwirtichaftlichen Broduften (fo im Niederwald und im Hoch— wald, wenn fie mit der Halmfrucht durch Saat oder Pflanzung gleichzeitig eingebracht wird), oder der Holzanbau folgt der landwirtjchaftlichen Nutzung im zweiten oder einem jpäteren Jahre nach. Die teils herfömmlichen, teil bewußten Abweichungen find aus der Rückſicht auf die landwirtjchaftlihen Erträge und auf das Wachstum des nachzuziehenden Bejtandes hervorgegangen. Bevor diefe Punkte näher erörtert werden fünnen, ift eine Betrachtung darüber nötig, welche chemischen, phyſikaliſchen und phyſiologiſchen Veränderungen im Boden beim Wald- felobau vor fich gehen. 86. Zu ihrem Wachstum bedürfen die Holzpflanzen eines nach den Arten ver- ſchiedenen Quantums von Mineralftoffen. Dieje werden von den Wurzeln dem Boden entnommen und lagern ſich im Stamme, mehr noch aber in den Blättern umd jungen Zweigen ab. Ein Teil der mineraliſchen Nährftoffe fehrt mit dem abfallenden Laube twieder zum Boden zurück. Die Laub- und Nadelſchichte bildet auf dem Boden eine Dede, welche nach dem Abtrieb des Bejtandes bloßgelegt, dem Einfluß der Injolation und Aus— ftrahlung, der Einwirkung des Negens und des atmojphärifchen Sauerftoffs ausgejegt wird. Dieje Laub- und Nadeldecke geht infolge deſſen jehr rasch in Zerſetzung über: es bildet fih u. a. Kohlenjäure und Ammoniak bezw. Salpeterfäure. Durch das Bearbeiten des Bodens wird dieſe organische Maffe mit dem Boden vermengt und ihre Produkte, die fich ſonſt in der Luft verflüchtigen, werden im Boden ganz oder größtenteils zurücgehalten. Der Stidjtoffgehalt des Bodens erhält eine direkte Vermehrung und die Kohlenfäure trägt wejentlich zum Löslichwerden der übrigen Nahrungsſtoffe bei. Mit einem Worte: es findet eine Düngung des Waldbodens ſtatt. Beim Berbrennen des Reifigs und Bodenüberzugs bleiben nur die unverbrennlichen Aſchenbeſtandteile zuriick, jo daß nicht auch eine Düngung mit Stickſtoff ftattfindet. Durch das Vermiſchen diefer organischen und unorganiſchen Pflanzennährſtoffe mit Der Waldfeldbau. 8 7. 259 den oberſten Bodenſchichten entjteht eine mit Nährjtoffen reich ausgejtattete Yrume. Ihre Bereicherung beruht zum Teil auf dem Anfammeln von mineralifchen Näbrftoffen, die durch die Wurzeln aus den tieferen Bodenjhichten gehoben wurden. Durch die Bearbeitung des Bodens wird feine Lockerheit vermehrt, feine Oberfläche vergrößert, der Zutritt des atmoſphäriſchen Sauerftoffs erleichtert, die Einwirkung von Wärme und Waffer gefteigert. Das Brennen des Bodens trägt weiterhin zum Auf ſchließen desjelben und zur Verwitterung der Bodenbeftandteile bei. Die oberjte Bodenſchicht ift aljo nicht nur reicher an Nährftoffen, jondern dieſe find durch die Bearbeitung auch gleihmäßig verteilt und leichter löslich, alio für die Pflanzen überall und feicht aufnehmbar gemacht. Das Wachstum der Saatjhulpflanzen auf „Neu brüchen“ wird ſelbſt auf ärmeren Bodenarten erheblich befördert, und der Forjtwirt trägt fein Bedenken, zwei und mehr Ernten an Holzpflanzen zu nehmen. Wird die Benupung zu lange fortgejegt, jo tritt ein plögliches Stoden des Wachstums der Pflanzen ein, und Jahrzehnte lang ift die Stelle der verlafjenen Saatſchule im Walde erfennbar, nicht weil der Boden an Nährftoffen erichöpft, jondern weil der Vorrat an phyſilaliſch gebundenen, den Pflanzen fofort und leicht zugänglichen Aichenbeftandteilen aufgezehrt ift. Jenes Stoden des Wachstums dauert jo lange, bis durd die Werwitterung neue Stoffe löslich) gewor- den find. Ebenſo findet eine Abnahme der Erträge ftatt, wenn durch lange fortgeſetzte Frucht- nußung ohne Düngung der Boden ärmer an Mineralftoffen wird. Die durd die Bear beitung gefteigerte Verwitterung allein ohme organische Zujäge veicht nicht mehr aus, um die nötige Menge von Ajchenbeftandteilen für die anipruchsvolleren landwirtichaftlichen Ge wächje zu liefern. Diefer Zuftand der Erſchöpfung wird um jo früher erreicht fein, je ungünftiger die phyfifaliiche Beichaffenbeit und je geringer der Gehalt des Bodens an Mineralftoffen ift. Die blonomiſche Erihöpfung tritt früher ein, als die chemifche, weil beim Sinten der Erträge die Koften gleich bleiben und Ueberſchüſſe unmöglich werden. Auf diefen natürlichen Verhältniſſen und Vorgängen beruhen die verichiedenen Ver— fahren des praftiichen Lebens. Durch das Verbrennen des über die ganze Fläche hingeftreuten Neifigs (das „Ueber- landbrennen“) wird dem Boden, der wie der Bımtjandjtein nicht viel aufichließbaren Vor— rat am fich hat, die Neifigafche erhalten und ein Brennen aller Stellen ermöglicht; im Thonboden von Siegen wird beim Brennen in Haufen (Schmoden) genügende Einwirkung auf den Boden erzielt. Mit der Hade wird eine beffere Mifchung der Bodenſchichten und eine gleihmäßigere Verteilung erreicht, als bei Anwendung des Pilugs. ! Auf mineraliich reichen Bodenarten ift der Nährjtoffvorrat größer, als bei ärmeren; dort können vier, ja noch mehr Ernten genommen werden, bis eine Erichöpfung des Bo- dens fich zeigt; auf magerem Boden vielleicht nur zwei, wenn noch Holzwuchs möglich bleiben joll. Im Sandboden geht die beigemischte organiiche Subſtanz raſcher in Zerfegung über, ihre Wirkung ift alfo von geringerer Dauer, als im Thonboden; andererjeits wird die abſorbierende Kraft des Sandbodens bedeutender vermehrt, als die des Thonbodens. End lich wird durch das Behacken des Bodens die Verdunftung des im dem tieferen Schichten enthaltenen Waflers vermindert. Diejer Verminderung fteht aber der große Waflerbedarf vegetierender Gewächſe gegenüber. Er $ 7. Körmerfrüchte: Noggen, Gerfte, Hafer, Korn oder Dinkel und Kartoffeln find e jeht die fat ausſchließlich im Waldfelde gebauten Produkte. Heidelorn, Staudentorn, Hirſe, Mais, Tabak find jehr jelten mehr in Anwendung. Leider find über die abjoluten Erträge an Körnern, Stroh umd Kartoffeln nur fehr 17 * 360 IX. Bühler, Forjtbenußung. dürftige Angaben vorhanden. Es ift aber eine allgemein befannte Erfahrung, daß die Kartoffelerträge denjenigen des Aderfeldes nicht nachjtehen, vielmehr jehr oft Diejelben übertreffen *); auch für die Erträge an Halmfrüchten wird meift derjelbe Anja wie im Felde gemacht werden dürfen. Die Fetitellung der Erträge im Walde ift deshalb ſchwierig, weil die angebaute Fläche nicht immer genau vermeſſen ift, der Anbau naſſe oder fteinige Stellen meidet, je nac dem forftlichen Betrieb ein größerer oder geringerer Teil der Pflanzen wegen unangebaut bleiben muß, im Boden belafjene Stöde die nußbare Fläche verkleinern, endlich weil die größere oder geringere Sorgfalt bei der Bearbeitung die Er- träge erheblich beeinflußt. Infolge der kurzen Nutzungsdauer ift es jodann unmöglich, den Ertrag einer Mittelernte feitzuftellen; bei der Vergleichung mit eigentlihem Aderlande, fowie bei der Berechnung des Entzugs von Mineralftoffen im allgemeinen kann aber nur eine Mittelernte zum Anhaltspunkte dienen. Desgleichen kann nur die mittlere Zufammenfegung der Pflanzenafchen bei der Be- rechnung in Betracht kommen. Ob jedoch die Waldfeldgewächſe aus dem Boden die Nähr- ftoffe in derjelben Menge und im gleichen Berhältniffe aufnehmen, wie im Aderboden, muß aus Mangel an Unterfuchungen dahingeftellt bleiben. Der folgenden Tabelle find die Erträge einer Mittelernte für Deutjchland zugrunde gelegt unter Abrundung auf ganze Doppelzentner. Der Strohertrag ift durchweg doppelt jo Hoch al3 das Körnergewicht veranfchlagt. Auf den Wafjergehalt ift bei der Abrundung Nücficht genommen. Die weniger wichtigen Mineralftoffe Natron, Magnefia, Eifenoryd, Manganoryd- oxydul, Schwefeljäure find in die folgende Ueberficht nicht aufgenommen (dagegen mit Niückfiht auf den Bedarf der Holzpflanzen Kalk und Kiejelfäure). Der hohe Stieftoffgehalt der Waldſtreu läßt auch die Berechnung des Stidjtoffent- zugs nicht als notwendig erjcheinen. Nach Wolffs Tabellen werden einen ha entzogen duch an Aichenbejtand- an Kali an Kap an Phosphor- an Kiejel- teilen überhaupt ſäure ſäure Kilogramm Winterweizen 152 25 8 17 37 Sommerteizen 121 36 7 17 47 Winterroggen 121 30 9 17 48 Sommerroggen 123 33 9 16 56 Sommergerſte 186 43 12 19 86 Hafer 210 56 13 17 95 Buchmeizen 123 55 21 19 6 Kartoffeln (Knollen allein) 95 57 2 16 2 „ Kraut und Knollen 241 89 50 28 8 Bei Zjähriger Benugung ift die Sruchtfolge gewöhnlich: Kartoffeln, Sommer- oder Winterfrucht; bei Zjähriger Nußung: Kartoffeln, Kartoffeln, Korn oder: Kartoffeln, Korn, Korn; bei 4jähriger Nubung: Kartoffeln, Korn, Kartoffeln, Korn. &3 verliert aljo der Boden pro ha (je nach der gebauten Halmfrucht jind die Mengen höher oder geringer): 15) Bei Baden-Baden (M. f. $. u. 3. 1562, 417) wurden p. ha 105,3 Doppelzentner, bei Viernheim (Weber, Unterfuhungen über die agronom. Statit des Waldbaus ©. 25) 142,2 Dptr. Kartoffeln geerntet. Der Waldfelbbau. $ #. 261 en Kali Kalt PhHosphorfäure Kieſelſaure Kilogramm bei 2maliger Nutzung Kart. Korn 216-805 82—113 9-23 82-85 8-9 Kart. Kart. Horn 311-400 19-10 1-35 48-51 10-9 Kart. Kom Korn 337—515 107-169 16 1-54 1H-1R Amaliger Kart. Korn, Hart. Korn 432—610 164-226 18-46 5-70 16-14 Bei Nutzung aud des Kartoffellrautes müßten für jede Kartoffelernte hinzugefügt 146 32 48 12 6, 8 8. Ueber die in einigen Bodenarten vorhandene Menge der widhtigften Nähr ftoffe gibt die folgende Heine Ueberſicht Aufichluß, welche fich nur auf den Gehalt an Kali, Phosphorjäure und Kalt erftredt. Es * in der ca 30-60 em hohen oberſten Bodenſchicht pro ha enthalten Krupich ') nah Ramann ') nah Councler'*) N ideſandboden im Sandboden im unteren Muſchellallboden von Sachſen bei Eberswalde von Lohra (Erfurt) Kilogramm Kali 67 875 23 040 113 256 Phosphorjäure 1538 2340 8580 Kalt 632 853 49 764 nah R. Weber ') im Buntfandfteinboden des Speflarts Buchen» und Eichenboden efernboden Kali 22 861 27 668 Phosphorjäure 5314 1920 Kalt 5361 4 660 Nah Wolff”) ift „der abjolute Gehalt des Bodens an pflanzenernährenden Stoffen gewöhnlich ein ſehr großer; ein ganz armer und im Iandwirtichaftlichen Sinne des Worts erſchopfter Boden enthält oftmals bis zu einer Tiefe von 1 m (3 Fuß) mod) 7000-15 000 kg BPhosphorſaure pro ha, faft ebenfoviel Stidftoff und das Zehn- bis Zwanzigfache an Kali“. Der Phosphorjäuregehalt ermöglicht felbft auf dem armen Sandboden 100 bis 10 Ernten, auf befjerem Boden jelbjt 500 Ernten, bis der Vorrat im Boden vollitändig er ſchopft ift. Sandbodenarten haben dagegen vielfach ſehr geringen Kallgehalt, während die übrigen Nährftoffe wohl in den meiften Fällen für längere Zeiträume ausreichen "). Nun ift befannt, da je nad der Bodengüte die landwirtichaftlichen Erträge des Waldfeldes im zweiten, dritten oder auch erft vierten Jahre erheblich abnehmen, jo dafı ein Ueberfchuß über die Koften kaum mehr zu erzielen ift. Eine Erihöpfung des Bodens an Mineralftoffen überhaupt ift nicht eingetreten, dagegen ein ſolcher am leicht loslichen, ‚für die Pflanzen fofort aufnehmbaren Ajchenbeftandteilen. Die Verwitterung gebt zu lang- 15, 91 EN — über die agronomiſche Statil bes Waldbaus ©. erlehre S. 149. — Die neuelte Publikation ums Chemiſche Unter e und Bodenarten Württembergd in „Mitteilungen aus Hobenbeim 1887. feine Gewichttangaben für die Bodenarten, jo daß ihre Refultate bier nicht ver werden konnten. 21) vgl. Weber a.a.D © u. a 363 IX. Bühler, Forjtbenugung. fam vor fi und vermag in furzer Zeit jenen Entgang nicht zu deden. Da die jungen Waldpflanzen an den Mineralgehalt des Bodens faft diejelben Anſprüche wie die land- wirtfchaftlichen Kulturgewächſe machen, jo erklärt es ſich, daß unter beftimmten Berhält- niffen auch die Waldvegetation eine genügende Menge von Nährftoffen nicht mehr findet. Nach den Unterfuhungen von Dulk“) wird von zweijährigen Fichten dem Boden nahezu diefelbe Menge Phosphorjäure und Kali und faſt die vierfache Menge Kalk wie bei einer Koggenernte jährlich entzogen. Bei einjährigen Fichten beträgt der Entzug von Kali und Phosphorſäure ungefähr die Hälfte, von Kalt dag dreifache einer mittleren Noggenernte. Diefe Wahrnehmungen haben dazu geführt, daß je nach der Bodengüte die Nutzung in neuerer Zeit auf zwei big drei, im höchften Falle auf vier Jahre ausgedehnt und daß im zweiten Jahr mit der landwirtichaftlichen Bejtellung die forjtlihe Kultur verbunden wird. Bei nur einmaliger Nutzung finden fich jelten Liebhaber; die hohen Rodungskojten für eine einzige Ernte jchreden zurück. Auf den Ärmeren Bodenklafjen verbietet fich der Waldfeldbau in der Regel ſchon durch die geringen Erträge im Verhältnis zu den Koſten der Urbarifierung. 8 9. Der forjtliche Anbau wird teils durch Saat, teils durch Pflanzung bewerk- ftelligt; erjtere war früher allgemein, ift aber mit dem Uebertwiegen der Pflanzung all mählich faft ganz verdrängt worden. Da weder die Koften, welche natürlich bei der Saat fich niedriger ftellen, noch die allgemeinen Gründe, welche Pflanzung oder Saat empfehlen, hier zu erörlern find, jo wären nur die Bedingungen des Erfolgs der einen oder andern Methode zu unterfuchen, ſoweit fie vom Waldfelobau abhängen. Bei der Wahl zwifchen Saat und Pflanzung wird ein Umstand zu wenig beachtet, der allerdings nur bei ausgedehnten Waldfeldbau von Wichtigkeit ift: die Sicherheit der jedesmaligen Kultivierung der Waldfelder. Es muß ftets die nötige Zahl geeigneter Pflanzen und die erforderliche Arbeitskraft zur Verfügung ſtehen. Iſt dies nicht der Fall, fo vergrast das Waldfeld bis zum folgenden Jahre, die Kulturkoſten werden höher, das Gedeihen der Pflanzen ift durch den Graswuchs gehemmt. Um diefem Nachteil zu ent- gehen, hat man vielfach die landwirtſchaftliche Nutzung — unfreiwillig — ein oder aud) mehrere Jahre fortgejeßt, bis das Pflanzenmaterial erzogen war, das dann in den er- ichöpften Boden eingebracht wurde. Viele Miferfolge des Waldfelobaues find hierauf zu— vüczuführen. Der Boden ift durch denſelben in den oberen Schichten gelodert, durch die land- wirtſchaftlichen Ernten aber an Mineralftoffen ärmer geworden. Wird die Saat nach Aufhören der landwirtichaftlichen Kultur vorgenommen, jo er- halten die Samenkörner zwar einen loderen Boden, der die Keimung begünftigt, aber auch einen trocdenen und weniger fruchtbaren, der das Wachstum verzögert. Werden die Samen breitwürfig unter die Halmfrucht gejät, jo kommt der bedeutende Wafjerverluft des Bodens infolge der Transipiration der Pflanzen hinzu. In trodenen Sommern wird deshalb ın manchen Gegenden ein Miflingen der Saat eintreten, wie dies durch verjchiedene Beob- achtungen beftätigt wird. Bei Anwendung der Streifenfaat wird diefer Nachteil geringer jein, wenn die Streifen zu beiden Seiten einen unbenust bleibenden Raum haben. Fichten, die im zweiten Jahr mit einer Halmfrucht gefät werden, erreichen vielfach nur die Höhe von 1—2 em, in Saatjchulen dagegen von 5—8— 10cm. Dieje Differenz in der Entwid- fung kann nicht allein vom geringeren Mineralgehalt des Bodens herrühren, jondern iſt durch die geringere Feuchtigkeit, vielleicht auch den jchwächeren Lichtgenuß hervorgerufen. Tiefwurzelnde Pflanzen, wie Eichen, Buchen, Ejchen, Ahorn, erreichen noch im erjten 22) M. f. 3. u. 3. 1874, 301. u Bl = N Der Waldjeldbau. & 9. 263 Jahre die tieferen, feuchteren und nährſtoffreicheren Bodenſchichten, leiden alſo insbejondere weniger vom Einfluf der Trodenheit. Noch weniger ift dies bei den Pilanzungen der Fall. Aus angeftellten Unterfuchungen geht hervor, daf im geloderten Boden gepflanzte Fichten im erften Jahre ihre Wurzeln 3040 em tief binabjenten ). Da ferner bei der Pflanzung ein mehr oder weniger Meiner Raum um die Pflanze unbenugt bleibt, jo werden im allgemeinen die Pflanzungen auf Waldfeldern befieres Ge deihen zeigen müfjen, dann wird die Neihenjaat und zulept die Bolljaat folgen. Dies wird durch die Erfahrung beftätigt: die Saatbeftände der flachwurzelnden Fichte find trotz eines hoher Saatquantums jehr Lüdig bejtodt und ungleihmäßig entwidelt. Teilweiſe ift dies auch die Folge des nad der landwirtichaftlihen Nupung fich einftellenden Graswuchſes, welcher die Pflanzen bejchattet und den Boden austrodne. Wo die Saaten im Waldfelde Pflanzmaterial zum Kulturbetriebe liefern follen, ift dieſer Nachteil nicht zu umgeben. Er muß aber geringer fein als die Koſten der Pilanzenerziehung in der Saatſchule und der Transportfoften auf die Hulturftätte, wem diefe Art der Pflanzenzucht vorgezogen werden fol. Bei plöglichen, außergewöhnlich großen Kulturanforderungen (große Sturmflächen, nach Infektenverheerungen, Ankauf ausgedehnter umbewaldeter Flächen) ift die Saat im Waldfelde ein willlommenes Mittel, den Kulturbetrieb zu fördern. Uebrigens zeigen auch Planzungen mit Zwiſchenbau von landwirtichaftlichen Gewächſen vielfah nicht das Ge— ‚ wie e8 im geloderten Boden (im Gegenfag zum gewöhnlichen Waldboden) erwartet könnte, was vorherrſchend vom höheren Wafjerbedarf der Iehteren herrühren wird. bei der Ausführung der Kultur im zweiten Jahr der landwirtichaftlichen Nutzung aud) bei drei» und vierjähriger Dauer erfolgt diejelbe faft überall jept im zweiten Jahr ift eine bedeutende Einwirkung des Entzugs von Mineralftoffen nicht anzunehmen. Soweit beim Hadwaldbetrieb im Eichen-Niederwalde Ergänzungen ausgegangener Stöde nötig find, ift er dem fonftigen Waldfeldbetrieb gleichzuftellen. Der Entzug von Mineralftoffen wird aber auf die Ausichlagftöde geringere Wirkung äufern, da dieie tiefer gehende Wurzeln haben; auch der Entzug von Waller wird ſich aus demielben Grunde weniger bemerkbar machen. Aus diejen Gründen wird ein direkter Nachweis des Zu fammenhanges zwiſchen Waldjeldbetrieb und Wachstum der Stodausichläge ſchwierig jein. Behlichlüffe find überhaupt bei ſolchen Unterſuchungen leicht möglich, da auf das Wachstum der Stodausichläge wie der Samenpflanzen noch andere Urſachen eimwirten. Das Ulter der Stöde, die Hiebsart, die Frühjahrswitterung, die Zahl der Schofie beeinfluffen die Entwidlung des Ausihlags im Niederwalde; Keimfraft und Trodenbeits grad des Samens, Art der Saat und Bededung, Witterungsverhältnifie während der ganzen Begetationszeit das Gelingen der Saat im Waldfelde. Entwidlungsgrad der Pflanzen, ihre Berwurzelung, der Grad der Austrodnung der Wurzeln, die Sorgfalt beim Sepen, die Witterung in der erſten Zeit nach der Verpflanzung find auch im Waldfelde von Einfluß auf das Gedeihen der Pilanzungen. Das ſchlechte Wachstum oder gänzliche Miflingen von Saaten oder Pilanzungen darf deshalb nicht ohne weiteres dem Waldfeldbetrieb zugeichrieben werden. ’ Beobachtungen hierüber — umd folange Verfuche fehlen, kann man das Urteil nur anf ſolche gründen — haben daher mur dann Veweisfraft, wenn die Erfolge mehrerer Jahre verglichen, aljo jene wechielnden und zufälligen Einflühle bis zu einem gewifien Grade eliminiert werden künnen. Je gleihmäfiger Standort und Klima, um jo ficherer ind die gezogenen Schlüffe. a meine Abhandlung: „Hur Praris des Nulturbetriebs*. Praft. fm. f. d Schw. 964 IX. Bühler, Forftbenugung. Sedenfalls fann beim heutigen Betrieb des Waldfeldbaus das jchlechte Gedeihen der Kulturen nur ausnahmsweife auf die Erjchöpfung des Bodens an Mineralftoffen zurüd- geführt werden. $ 10. Entjcheidende Bedeutung bei Beurteilung des Waldfeldbaug wird dem jpäteren Wachstum der Beſtände beigelegt werden Fünnen, wenn aus vergleichenden Unterfuchungen ein deutlich ausgefprochener Einfluß nachgewiefen werden kann. Solche anzuftellen, iſt aber felten möglich; man fieht nur Beftände auf ehemaligem Waldfeld, das Wachstum unter denjelben Verhältniffen ohne Waldfelobau aber ift in den meisten Fällen nicht befannt. Aus 11 Kiefernbeftänden von 20—65 Jahren teilt Muhl “) das Ergebnis von Auf- nahmen mit, welche mit der Ertragstafel für die Kiefer der Heffischen Rhein-Main-Ebene“) verglichen werden fünnen. Nah Muhl's nicht näher erläuterter Klaffififation fallen 6 in die erſte, 4 in die zweite, 1 in die dritte Standortsklaſſe. Nach den Aufnahmen für die Ertragstafel ergibt ſich als Marimum des Durchſchnitts— zumachjes 11,0 fm in einem 2Ojährigen Kiefernjaatbejtande der Dberförfterei Mörfelden. Nah MuhHl findet fi in 20—26jährigen Kiefernpflanzungen für den Hauptbejtand ein Durchſchnittszuwachs von 10,2—15,5 fm. Der Zuwachs der 50—65jährigen Bejtände mit 82-95 fm entſpricht durchweg demjenigen der I. Bonität der Ertragstafel. Die mitge- teilten Höhen überfteigen meiftens diejenigen der Ertragstafel ). Ein Fichtenbeftand, auf 32 ha ehemaligen Waldfeldes durch Saat begründet — dem Standort nach gehört er nicht in die erfte Bonität — der gräflich Erbach'ſchen Oberförfterei Roth (im ſüdlichen Württemberg) hat im 59. Jahr an Derbholz einen Zuwachs von 7,5 fin, unter Hinzurechnung der Zwifchennußungen von 9,8 fin"), Welcher Anteil am Zuwachſe auf die Bearbeitung des Bodens und welcher auf die lichtere Stellung des Pflanzbeftandes entfällt, läßt fich nicht feſtſtellen. Man darf aber nicht natürliche Verjüngungen oder Saaten auf ımbebautem Boden mit Pflanzungen auf Waldfeld vergleichen und den Vorjprung der letzteren aus dem Waldfeldbau herleiten, da in der Jugend die Pflanzungen einen höheren Zuwachs haben als Saaten oder natürliche Verjüngungen. Daß die Loderung des Bodens das Wachstum befördert, fann nicht zweifelhaft jein; jede neu angelegte Saatfchule und die fliegenden Saatbeete liefen Beweife davon. Wie groß der Mehrbetrag an Nährftoffen ift, welcher durch die Bearbeitung für die Pflanzen aufnehmbar gemacht wird, gegenüber derjenigen Menge, welche ihnen der gewöhnliche nicht bearbeitete Waldboden bietet, ift nicht ermittelt. Wird nun durch die landwirtichaftlichen Produkte diefer Mehrbetrag vollitändig aufgenommen, jo ift der aufnehmbare Vorrat an Nähr- ftoffen im Boden fir die Waldpflanzen derjelbe geblieben wie im gewöhnlichen Waldboden. Das Wachstum der Pflanzen, ſoweit es vom Vorrat an Ajchenbeitandteilen abhängt, kann aljo feinen erheblichen Unterfchied zeigen. Allein auch, wenn die landwirtichaftlichen Gewächſe einen Über jenen Mehrbetrag an aufgejchloffenen Mineralftoffen hinausgehenden Anſpruch machen, jo würde das Wachstum der Holzpflanzen nicht beeinträchtigt werden, jolange der Borrat nicht unter das fin beftimmte Holzpflanzen zuläffige — freilich noch unbekannte — Minimum herabgeſunken ift. Die Ihatfache, daß auf gutem Boden — 3. B. Gletjcher- ſchutt — vier Ernten ohne nachweisbaren Nachteil für den Holzwuchs genommen werden können, läßt fich nur unter der eben bejprochenen VBorausjegung erklären. Ueber diefe Verhältniffe, ebenjo über die Dauer des günftigen Einfluffes der Locke— 24) U. 3. u. 3.3. 1886, 374. ea dafelbjt 1856, 329. 26) Aehnlihe Nefultate aus Heſſen teilt Neif mit; dajelbft 1886, SO. 27) dafelbjt 1884, 345. Der BWaldfeldbau. $ 12. 265 zung, über die Wirkung auf verſchiedenen Bodenarten und bei vericiedenen Holzarten ıc. muüſſen erft anzuftellende Unterfuchungen genauen Aufihluß geben. 4 Dann wird es möglich werden, die Grenze anzugeben, bei deren lleberichreitung bie Produlltionskraft des Waldes auf kürzere oder längere Zeit geſchwächt wird. Daß bei zwei⸗, drei» und ſelbſt vierjähriger Fruchtnutzung der nachzuziehende Bejtand im Wachstum nicht hinter demjenigen auf ungenupten Flächen desielben Bodens zurüd bleibt, davon geben die Waldungen in Heſſen, dv. Frankfurt a./M., in Württemberg, in ber Schweiz ꝛc. deutliches Zeugnis. ; 8 11. Die Angaben über die Gelderträge des Waldfeldbaus bewegen ſich in ſehr weilen Grenzen. In der Regel werben die erlösten Bachtzinfe, die ungefähr den Hein erträgen entiprechen, mitgeteilt; über Roherträge und Soften find nur wenige Daten vor han Dieſe Unterjchiede im Ertrage erflären fich leicht, wenn man die Ernteerträge ins Auge faht. Der Ertrag einer Mittelernte an Kartoffeln wird angenommen im Kreiſe Siegen u 70 Doppelzentner, in Württemberg zu 89, im Streis Bitterfeld bei Merieburg zu 200; der Ertrag an Winterroggen in Siegen zu 11, in Württemberg zu 12, in Quer furt bei Merfeburg zu 22 Doppelzentuern pro ha, Die Preije find aber ziemlich gleich (etwa 6-7 M. p. Dztr. Hartoffeln, 15 M. für Noggen). Die Koften find von den Boden— verhältniffen und der Höhe des ortsüblichen Taglohns beeinflußt. Vom Zuſammenwirlen dieſer verfchiedenen Faktoren rührt es ber, daß in der einen Gegend die Neinerträge ganz unbedeutend find, in einer andern der Pachtzins pro ha 282 M. beträgt. Hievon ift allerdings ein Stodholzwert von 100-120 M. abzuziehen) *). Die Koften der Bearbeitung, der Auslagen für Saatgut fünnen 200-300 M. betragen. Aus diefen Zahlen ergeben ſich nur einige Anhaltspunkte für Beurteilung der Reu tabilität des Walbfeldbetriebs im allgemeinen; im einzelnen Fall müſſen die lofalen Er träge und Preife in die Rechnung eingeftellt werden. Die weiteren Vorteile, Bejeitigung des Graswuchjes umd Verminderung des Froftes, Beichäftigung der ärmeren Bevölferung, Verminderung der Entwendungen von Streu und ‚Gras, Erhaltung der Waldarbeiter, Entfernung des Stodholzes und Verminderung jchäd ‚licher Infelten, Verhinderung der Waldrodungen laffen ſich mur teilweiſe in Geld aus prüden, Fönnen aber lokal von großer Bedeutung fein. Die Erjparnis an Hulturloften bei Verjüngung verbärteter, verlichteter und vergraster ‚Hochwalbflächen, die Verdrängung der Stodansichläge bei Umwandlung von Nieder und Mittelwald in Hochwald, aljo die VBenüpung des Waldfeldbaus als Nulturmittel, ift in ze Br. die Veranlafjung zu deſſen Einführung geweien und trägt zu feiner 2 9 bei, auch wo feine Erträge feinen Ueberſchuß für die Kaſſe des Waldbefigers ‚ergebe Die leichtere Wrbeit beim Pflanzgeichäft, die Möglichkeit der Verwendung jhwächeren ‚ der geringere Abgang im geloderten und grasfreien Boden fünnen eine don 50-80 M. pro ha bewirken. - 812, Da höochſtens im zweiten Jahr der forftlihe Anbau erfolgt, jo gebt der Zu 8 eines Jahres verloren, vorausgeſetzt, daß die Kultur ohne Waldfeldbau im erjten he Hätte vorgenommen werben fünnen. Dies ift aber öfters micht der fall, weil die fe nicht entfernt werben konnten oder Nüffelläferichaden zu befürchten ift. Der Wert —B*8**8 hängt vom Preiſe des Holzes und der Zuwachsgroße ab; bei 3 fm hichnittsgumwachs und dem Preife von 6 M. beträgt er 18M., bei 7 fm Zuwachs und m Preie don 12 M, fteigt er auf 84 M., eine Summe, die wohl das Marimum an ® Berfuft ausdrüdt. Durch den befferen Wuchs der Pilangen auf dem Waldfelde in den ten Jahren nad) der Begründung kann jener Verluft vollftändig ausgeglichen werben. WR FU JG 1884, 32. 266 IX. Bühler, Forftbenußung. Daß das im Waldfeld erzogene Holz geringere Qualität al3 dasjenige anderer künſt— licher Kulturen auf gewöhnlichem Waldboden habe, iſt nicht erwieſen worden. Ebenjomwenig ift der Beweis erbracht, daß der Waldfeldbau die Ausbreitung der Rotfäule in Fichtenbeftänden begünftige. Es Liegen hierüber einzelne Erfahrungen und Beobachtungen vor, denen aber andere widerſprechen. Daß bein Waldfeldbau einzelne Pflanzen bejchädigt, beim Brennen der Schläge die Stöde verjengt werden, ift nicht zu bejtreiten. Lebteres joll übrigens die Ausichlagfähig- feit nicht beeinträchtigen. Gegen etwaige Berlufte an PVachtgeld und gegen Schaden bei der Ernte der Feld- frucht muß man fich Durch zweckmäßig abgefaßte Pachtverträge fichern. Die Gejchäftsvermehrung für das Forjtperfonal bei Verwaltung und Schuß wird faum als Nachteil gelten können, zumal die pachtweije Ueberlaffung der Waldfelder an die Bevölferung die Regel bleiben wird. Der Negiebetrieb kann notwendig werden, wo der Ausfall der Ernte durch Zufälligfeiten (wie Wildſchaden 2c.) gemindert zu werden droht. Die Beftellung der Waldfelder durch Lohnarbeiter ift weniger jorgfältig und teurer, als wenn der Pächter des Waldfeldes ſelbſt fie vornimmt und feine überſchüſſige Zeit hiezu benüßen fann. Die Ausführung bezw. Schonung der forftlichen Kultur kann Durch die Bachtbedingungen fat immer in genügendem Grade. fichergeftellt werden. 2. Die Waldftreunußung. A, Die Bodenftreu. 8 13. So weit verbreitet Die Gewinnung von Laub, Nadeln, Moos ꝛc. als Einftreu an Stelle von Stroh auch ift, jo kann fie doch nicht als eine allgemein übliche Nutzungsart bezeichnet werden. In allen Staaten find es nur einzelne Landesteile, in welchen die Ge- winnung der Bodenftreu üblich ift, während fie in andern fast nicht einmal gefannt ift. Vergleicht man diefe Streunußgungsgebiete in geologiſcher und agronomijcher Beziehung, jo zeigen fie eine bemerfensiwerte Uebereinftimmung. Der bunte Sandjtein in den Bogejen, im Schwarzwald und Odenwald, in der Rheinpfalz, in Unterfranken, im Regierungsbezirk Kaſſel, im ſüdlichen Hannover und Braunfchweig; die jandigen Schichten des Keupers im twürttembergifchen Nedar- und Jagftkreis, in Mittelfranken und in der Oberpfalz; das Schiefergebirge der Nheinprovinz und Weftfalens, endlich das weite Gebiet des norddeutjchen Diluvialfandes von der holländischen bis-zur ruſſiſchen Grenze, das im Süden noch die Lauſitz und die Provinz Sachjen in fich begreift, d. h. alſo durchweg Gegenden mit trodenen, jandigem, meift gebirgigem Boden find es, in welchen die Streunugung eine erhebliche Aus— dehnung hat, jo zwar, daß fie „in einigen Landesteilen eigentlich als Hauptertrag bezeichnet werden muß“ ). Wenn die Streumußung in den gebirgigen Teilen Defterreichs und der Schweiz eine verhältnismäßig geringere Bedeutung hat, jo rührt dies daher, daß die Rechſtreu namentlich in Dejterreich teilweife durch die Schneitelftreu erjegt wird, mehr noch aber von dent üb— lichen Weidebetrieb, welcher für einen Teil des Jahres das Streumaterial faſt vollftändig entbehrlich macht. In der Nord- und Oſtſchweiz, wo der Bau von Strohfrüchten faſt volljtändig verſchwunden ift, kennt man gleichtvohl feine Streunugung. Die dortige muſter— hafte Stal- und Diüngerwirtichaft bedarf ihrer nicht. Was die Bodenkultur betrifft, jo ift in den oben genannten Gebieten die landwirt— Ichaftliche Fläche überhaupt von geringer Ausdehnung, jo namentlich auf dem bunten Sand- ftein, oder es treten wenigftens die natürlichen Wiefen und die Anbauflächen für Futter 29) Hagen-Donner, Die forftl. Verh. Preußens ©. 59. Die Bodenftreu. 5 15. 267 pflanzen ſehr zurüd. Die Folge hievon ift, daß für dem im diejen Gegenden keineswegs geringen Viehſtand — er kommt auf die Fläche berechnet dem Durchſchnitt des deutſchen Meiches ziemlich nahe; die Gebirge beherbergen ohnehin einen reichen Viehſtand — ein großer, wo nicht der größte Teil des geernteten Strohs verfüttert werden muß. Es fehlt alfo an Einftreu im Stalle und an Dünger auf dem Felde. Bei der natürlichen Armut des Bodens ift aber reichliche Düngung nötig; auf anderem Wege, etwa durd Kauf, ſolchen zu beichaffen, ift der in der Regel wenig bemittelten Bevölferung mit parzelliertem Kleinbeſitz nicht möglich. Sie wendet fih an den Wald, deſſen Holzertrag für die dünne Bevölferung mehr als ausreichend umd vielfach von geringem Werte ift. Diefer Mangel an Streu und Dünger ift jedoch auch in fruchtbaren Gegenden ein getreten, im welchen der Anbau von Wein, Kartoffeln, Hopfen, Tabad, Yuderrüben jehr ausgedehnt, dagegen derjenige von Gerealien und AFuttergewächien eingeihränft wurde. Insbeſondere find es faft alle Weinbaugegenden, welche den außerordentlich großen Dünger bedarf zum Teile aus dem Walde beziehen. Diefer lehtere Grund, die Kultivierung von jog. Handelsgewächſen, hat in neuerer Heit an Bedeutung gewonnen und namentlich in Mleineren Gebieten zu Lokalen Anſprüchen an den Wald geführt, zu denen früher eine Veranlafjung nicht vorhanden war. $ 14. Die Verwendung der Waldjtreu hat erft in der neueren Zeit eine erhebliche Ausdehnung erlangt. In mittelalterlichen Urkunden wird wohl ftets die Waldweide, nicht aber die Streumußung erwähnt. Die Forftordnungen des 16. und 17. Jahrhunderts ver bieten das Laubjtreifeln; nur die gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts erichienenen baye riſchen und brandenburgiſchen regeln auch die Laub- umd Moosftreunugung. Erſt im 18. Jahrhundert jcheint das Bedürfnis nad Einſchränkung derjelben dringender geworden zu fein. Die forjtlihen Schriftfteller von Carlowitz am jprechen ſich mehr oder weniger entjchieden gegen die Streunugung aus. Sie mag in einzelnen Gegenden vom jeher üblich geweſen fein, allein zu größerer Ausdehnung in den Waldungen ift fie erjt mit dem vorigen Jahrhunderte herangewachſen. Da feit diefer Zeit der Hartoffelbau fich ſehr ſtark ausgebreitet hat, iſt die Ausdehnung der Streunußung auf dieſen zurücdgeführt worden. Man hat dabei überjehen, daß in der felben Zeit die gefamte Landwirtichaft tief einjchmeidende Umgeftaltungen überhaupt er bat. $ 15. Laub und Nadeln, die jährlich am Ende der Vegetationsperiode von unfern Waldbäumen fallen, bilden, joweit fie nicht vom Winde verweht werden, eine mehr oder weniger gleihmäßige Dede auf dem Boden. In Nadelbolzbeftänden fiedelt ſich bei einem gewiſſen Grade von Lichtzutritt auf dem Boden eine Vegetation von verichiedenen Moos arten an. Im gelichteten Beſtänden endlich umd auf Waldblößen ftellt ſich je nach den Bodenverhältnifien ein Ueberzug von Graspflanzen verichiedenfter Urt, Heidelbeeren, Preißel beeren, Farrenkräutern, Heide, Beſenpfrieme, Binſen 2c., ein. Der Umftand, daß dieſe teils lebloſe, teils vegetierende Dede des Waldbodens be - ftünmten landwirtichaftlihen Sweden dient, hat die Kollektivbezeihnung Streu zu einer allgemein üblichen gemacht. Die fonftige Verwendung diejer Materialien (3. ®. zum Deden der Kohlenmeiler, zur Aufführung von rohen Steinmauern, zur Verftopfung von Holzbauten, zur Einfüllung in Bettjäde, zu Dekorationszweden ıc.) nimmt jo unbedeutende Quantitäten in Anſpruch, daf fie keine weitere Beſprechung nötig macht. a Die Gewinnung von Laub, Nadeln und Moos geichieht mit Rechen Rechſtreu. Die übrigen Streuforten werden zum Zweck der Ernte gemäht und dann zujammengeredht ). Das Trodnen der Streu findet im Walde meiftens nur ftatt, wo Blößen, Wege, Kahlſchläge den Zutritt der Sonne geftatten; das Material wird gewöhnlich im * 268 IX. Bühler, Forftbenugung. waldtrockenen Zuftande nach Haufe geführt und in der Nähe der Wohnungen vor der Auf- fpeicherung getrodnet. Zur Gewinnung im Walde benützt man, joweit möglich, Tage nad) länger anhaltender Regenlofigkeit. Das Laub darf übrigens einen gewiſſen Trodenheits- grad nicht itberfchreiten, wenn es nicht bei der Gewinnung und Verwendung zerbrödeln und unbrauchbar werden joll. Sehr jelten wird das Laub an friſch gefällten Bäumen und Xeften abgeftreift. $ 16. Wollte man den Ertrag der Flächeneinheit an verjchiedenen Streumaterialien dem Volumen oder dem Gewichte nach angeben und dieſes je im Walde ermitteln, jo müßten die Beftimmungen jehr ungleiche Werte je nach dem zufälligen Grade des Waſſer— gehaltes derjelben ergeben. Südliche oder nördliche Lage, mehr oder weniger dichter Be— ftandesschluß, größerer oder geringerer Feuchtigfeitsgehalt des Bodens, endlich die zufällig eingetretenen Witterungsverhältnifje verändern unter ſonſt gleichen Verhältniffen das Ge- wicht der Streu und auc das Volumen der Gewichtgeinheit, da nafje oder feuchte Streu fich dichter auffchichten läßt, als trockene. Der Ertrag an Streu wird daher im lufttrockenen Zuftande angegeben, in welchem die Streumaterialien noch) 11—14 0 Wafjer enthalten, das erjt bei einer Erhigung auf 100—120° C. entfernt werden kann. Planmäßige Unterfuhungen über den Streu-Ertrag von Buchen, Fichten und Kiefern hat zuerſt Prutzich °) 1848—1850, dann abermals 1861, 1862 bei Tharand angeftellt. Befondere VBerfuchsflächen wurden 1861 und in den folgenden Jahren in Bayern angelegt, auf. welchen die Erhebungen über Laub- und Nadelftreu in Buchen-, Fichten- und Kiefernbeftänden teilweife bis auf die Gegenwart fortgejegt werden. Die Refultate der- jelben hat 1876 Ebermayer in feinem oben angeführten Werke mitgeteilt. Anläßlich dev Ablöfung der Strenfervituten in Württemberg find 1873 in belafteten Waldungen Erhebungen über den Ertrag von Buchenlaub, Moos, Heide und Heidelbeere gemacht worden °'). Eine überfichtliche Zufammenftellung der Unterfuhungen aus früherer Zeit hat Beling angefertigt *’). Leider ift ein beträchtlicher Teil der älteren Angaben nicht vergleichbar, weil vielfach das Gewicht nicht der Iufttrodenen, jondern der waldtrockenen Streu mitgeteilt ift. Fir die richtige Beurteilung der Ertragsangaben von einem einzigen Jahre ift die Beobachtung von Krutzſch und Ebermayer von Wichtigkeit. Bei ihren Unterjuchungen während mehrerer Jahre ergaben fich jehr bedeutende Schwankungen im Ertrage von Buchenlaub oder Nadeln auf derjelben Fläche, die vorherrichend den Witterungsverhältnifjen zugefchrieben werden müfjen. In feuchten und regenreichen Jahrgängen fünnen die Erträge um 50—80 °/o- höher fein als in trodenen. Endlich iſt nicht zu vergefien, daß die Streu felten frei von kleineren Aeſten oder bon Erdteilchen ift ; namentlich Legtere fünnen bei der Nutzung auf Sandboden das Gewicht der reinen Laubſtreu nicht unerheblich fteigern. $ 17. Für den vorliegenden Zweck dürfte die Mitteilung von Durchſchnittszahlen genügen. Zum Zwecke detaillierter Studien müffen die angeführten Quellenſchriften jelbjt nachgejehen werden. f Ueber die Erträge intafter, nur bei der Unterfuchung berechter Bejtände, Liefern die Erhebungen in Bayern Nachweife, mit welchen diejenigen von Krutzich mehrfach fait genau übereinftimmen. Die Erträge lange Zeit genugter Beſtände geben die württem— 30) Thar. f. 3. 6, 88; 8, 260; 15, 32. Die weitere Verarbeitung der Rejultate find ent- halten 1. c. 25, 29; 26, 310; 31, 47. 31) Die Ergebniffe der Aufnahmen in Rotbuchenbeſtänden habe ich mitgeteilt in M. f. F. u. 3. 1876, 289, diejenigen für die übrigen Streuforten folgen unten. 32) M. f. 3. u. 9. 1874, 385. 433. f Die Bodenftren. $ 18. 269 bergifchen Zahlen an. Dieje wurden durchweg im Sommer 1873 gewonnen, find aljo feine Durchſchnittszahlen. Die Niederichlagsmenge von 1872 fteht etwa 3N über dem I5jährigen Mittel, In den geſchonten Bejtänden Bayerns betrug der durdichnittliche jährliche Streu anfall von Laub oder Nadeln in lufttrodenem Buftande pro ha: Holzart * Kilogramm 1. Buche 30-60 4182 60-0 4094 über 90 4044 2. Fichte 30—60 3964 60-0 3376 über 90 3273 3. Kiefer 2550 3397 50—75 3491 75—100 4229 In den berechten Buchenbeftänden Württembergs, die teils auf Keuper und Yias, teils auf Buntjandftein ftodten, betrug der einjährige Ertrag auf den nad) der Bejtandes höhe ausgejchiedenen Bonitäten pro ha. f Bonität: I. II, II. IV. J Kilogramm: 3047 2213 1462 1149 617 Die Unterſuchungen bezüglich der übrigen Streumaterialien wurden durchweg in Nadelholzbeſtänden des Schwarzwaldbezirls Neuenbürg vorgenommen, in welchen ſich ein _ Meberzug von Moos, oder Moos und Heidelbeere vorfand. Im Gewicht diefer Streu materialien ift daher das Gewicht des ein oder mehrjährigen Nadelabfalls inbegriffen. Deſſen Betrag ift aber nicht ermittelt worden, daher kann ein entiprechender Abzug micht gemacht werben. Es fanden ſich in Iufttrodenem Zuſtand pro ha: 1. von reinem Moos unter Tanıen . . . . 6140 Kilogramm 2. von Moos und Heidelbeere — a. unter Tannen. ee BRTR r Durchſchnitt b. unter Kiefern . . 9830 “ 9789 Kar. 3. von Moos, das aus den "Rrehen bleibenden Heibelbeerfräutern gerecht wurde: a. unter Tanıen . . Ne Durchſchnitt b. unter Kiefern . . 5006 „ .$ MA Kar. Ueber die Erträge von Grasftreu fehlen Unterfudungen. $ 18. Der landwirtichaftlihe Gebrauchswert (d. h. der Gebrauchswert als Streu- mittel und Dungmittel zufammengenommen) diefer verjchiedenen Materialien wird ermittelt Vergleihung derſelben in Iufttrodenem Zuſtande mit Strob, jog. Wirrſtroh. Nach ift 1 Gewichtsteil Streu-Strob gleich 3 Gewichtsteilen Yaubjtreu (und ungefähr auch Nadeljtreu), 1,84 " Heideſtreu, Nehmen wir die Größe der Streuproduftion in abgerundeten Zahlen, jo repräjentieren B B. wenn 100 Kgr. Stroh zum Preiſe von 4 M. gerechnet werden, 4000 Kar. Laubjtreu 1320 Kgr. Stroh im Werte von 52,5 M. 3500 „ Nadeljtreu 1160 „ r 46,0 270 IX. Bühler, Forjtbenugung. 5000 Kgr. Moosſtreu 3500 Kgr. Stroh im Werte von 140,0 M. 5000 ,„ Heidelbeerftreu 2940 F 41768 Die Gewinnungskoſten können mit annähernder Genauigkeit auf 50 des Wertes veranschlagt werden, jo daß der Bruttoertvag pro ha Streufläche zwifchen rund 50 und 140 M., der Nettoertrag zwijchen rund 25 und 70 M. fich beivegen würde *). 8 19. Bei Moos und Heidelbeere ist der Anfall zu Grunde gelegt, welcher fich in vollfommen bedeckten, mit zufammenhängenden Moosraſen und ziemlich gleichmäßigen Ueberzug von Heidelbeerfräutern verjehenen Beftänden ergibt. Bei der Laub- und Nadel— ſtreu dagegen ift nur der Abfall eines Kahres in Rechnung genommen. Mehrere Jahre fang gejchonte Beſtände oder jolche, welche überhaupt nie genußt wurden, liefern natürlich höhere Erträge, die aber nach den übereinjtimmenden Ergebniffen der Unterfuchungen in Sachſen, Bayern und Württemberg das 3fache des jährlichen Ertrags faft nie überjchreiten, meiftens das 2 bis 2'/fache betragen, d. h. der Laub- und Nadelabfall geht in etiva 2. Jahren in volljtändige Verweſung iiber. Der Grad von Feuchtigkeit, wie er infolge der Bodenbejchaffenheit, der Lage, der Jahreswitterung, der mehr oder weniger dichten Auflagerung der Laubjchichte ſich erhält, jpielt die entjcheidende Rolle. Je trocdener der Boden, um jo langjamer geht der Prozeß des Zerſetzens vor fich. Moos und Heidelbeere wurden unterjucht in Beftänden Württembergs, die —10 Fahre vorher genußt worden waren; innerhalb diejes Zeitraumes hatte fich der Bodenüberzug erneuert. Eine ähnlich lange Dauer hat fich auch bei den Ermittelungen in Bayern ergeben. Ans den bisherigen Unterfuchungen läßt fich die Einwirkung beftimmter Faktoren auf die Menge des Streuertrags nicht mit Sicherheit entnehmen. Daß bei Laub- und Nadelftreu das Bejtandesalter ohne erheblichen Einfluß ift, zeigen die bayerischen Er- hebungen. Der Einfluß der Meereshöhe, der geologiſchen Berhältniffe, der Lage, der Bejtandesbejchaffenheit könnte nur durch umfaffende weitere Unterfuchungen feſtgeſtellt werben. S 20. Die Veränderungen, welche infolge der Streunutzung auf dem Boden des Bejtandes vor fich gehen, beruhen auf dem Entzug des in der Streu enthaltenen Waſſers, ihrer organischen Subftanz und ihrer mineralifchen Beftandteile. Es ift bereits angeführt worden, daß die Streu bei ihrer Entnahme aus dem Walde einen größeren oder Eleineren Waſſergehalt Habe. Aus den Unterfuchungen in Württemberg ergab fi, daß das Moos wenigſtens das 5,1fache und im Maximum das 10fache, Laubftreu das 1,2—4,5 fache des fufttrodenen Gewichts an Waffer enthält. Es werden aljo, wenn wir die obigen abge- tımdeten Zahlen zu Grund legen, bei der Moosnutzung 25500 Kilogranım, bei der Laub- ſtreunutzung 4800 bis 18000 Kilogramm, bezw. Liter Wafjer dem Beftande entzogen. Der direkte Verluſt an Waffer entfpricht einer Negenhöhe von höchitens 5 mm. Er beträgt ſelbſt in den trockenſten Landftrichen Mitteleuropas mit 400-500 mm Niederjchlag nur ungefähr 1°/ der jährlich im Freien fallenden Negenmenge. Wichtiger als diefer direfte Entzug von Waſſer jcheint für die Bodenfeuchtigfeit eine indirefte Wirkung der Waldftren zu fein. Die Streudede, ſowohl die Lebloje von Laub und Nadeln, als auch — freilich in geringerem Grade — die vegetierende Moosdecke, vermindert die Wafjerverdunftung aus dem Boden. Direkte Beobachtungen im Walde hat Ebermayer angeftellt. „Aus ftreubedectem Wald-Boden verdunfteten 78 '/ weniger Wajjer, 33) Binzer teilt mit (F.C. 1884, 374), daß im Regierungsbezirk Poſen der Neinertrag auf 40—48 M. pro ha fteige. Aus dem Lineburgifchen werden Roherträge von 235 M. pro ha ge meldet. F.Bl. 1856, 336. Die Bobenftreu, 8 22. 271 als aus nicht bededtem fahlem Boden; davon fommen auf Rechnung der Streudede 25 * und auf den Wald 53%“ (a. a. O. ©. 186). 2 Die Wirkung der Streudede als folder auf die Verdunſtung aus dem umter ihr liegenden Boden ift in neuerer Zeit wiederholt von Kramer, Niegler und Wollny *) unter fucht worden. Faſt übereinftimmend ergaben die Unterſuchungen, dab durch eine Streudede die VBerbunftung auf Y bis " vermindert wird. So fand Niegler, daf, während unbe, dedter Boden 54,8 */ feines Gewichtes durch Verdunftung verlor, unter einer 8 cm hohen Schicht von Iufttrodener Buchenſtreu 26,8, von nafjer Streu 0, von Iufttrodener Fichten ftreu 34,4, von Moos 27,8% verdunſteten. Je trodener der Boden zufolge feiner phyſilaliſchen Beichaffenheit, jeiner Neigung und Erpofition an fi und infolge der Witterungsverhältnifje ift, um jo bedeutungsvoller für die Verwitterung des Bodens und das Wachstum der Bilanzen iſt dieje indirekte - Wirkung der Streubede. Daß infolge weiterer zur Wirkung gelangender Faktoren gleihwohl der berechte Boden feuchter fein kann, als der unberechte, haben die Unterjuchungen von Ramann gezeigt "). Die Streu, insbejondere die Moosdede hält einen Teil des Niederichlags in ſich zurüd, der dem Boden entgeht. Dichte Laubſchichten find ſchwer durchläſſig und bringen eine ungleiche Verteilung des Wafjers hervor. Es ift aljo die geringere Verdunftung der Winterfeuchtigkeit, auf welche die Streudede hauptſächlich hinwirkt. $ 21. Bon der gejamten Trodenjubjtanz der Waldftreu find 78 bis 86%, organische Stoffe, d. h. die Hauptmafje der Streu befteht aus Elementen, welche die Pflanze der Luft entnehmen kann. In der organischen Subjtanz find 0,80 bis 1,89 % Stiditoff enthalten, welche bei der Streunugung dem Boden entzogen werden. Nach den Inter fuchungen von Ramann ”) wird der Sandboden durch das Berechen nicht ärmer an Stid Stoff, da dem bereiten Boden durch die Niederichläge und die leichtere Berührung mit der Luft Hinreichend Stidjtoff zugeführt wird. Ob dies aud) für andere Bodenarten zu treffend ift, werden künftige Unterfuchungen zu zeigen haben, Eine wejentliche Bedeutung ſcheint nad) dem gegenwärtigen Stande unjeres Wiſſens der Stidjtofferjag im Walde nicht au haben. Die organische Subjtanz fpielt mit Nüdficht auf die Bodenerichöpfung eine ganz untergeorbnete Nolle, der Wahrjcheinlichkeit nach jogar aud in Bezug auf den Stiditoff. Um ſo wichtiger ift fie als fortdauernde Duelle der Bildung von Humus, deſſen Bedeutung umten näher erörtert werben joll. ö j $ 22. Ueber die Mineralbeftandteile der Streumaterialien find zahlreiche Analyien von Krutzſch, Ebermayer, Weber, Schröder, Councler, Ramann, Rißmüller, Duft u. a. angejtellt worden, Wolff gibt a. a. D. eine Weberficht derjelben, aus welcher die Schwankungen im Aſchengehalt überhaupt und in den einzelnen Mineraljtoffen erjehen werden können. Am Gehalt an Reinaſche überhaupt betragen die Unterjchiede das 2- und Zfache, bei den einzelnen Elementen das 6—10fache; es erflärt fi dies aus den der Analyje unter worfenen Streumaterialien, die nad Alter, Standort und Zerſetzungsſtadium unmöglich übereinftimmen konnten. Was das Alter der Blätter und Nadeln betrifft, jo führten die Unterjuchungen von Boler, Rißmüller, Dult, Weber zu dem übereinſtimmenden Reſultate, daß die chemiſche EN ) Wottny, Der Ein —* der Bo rn endede und Beſchattung auf die phufifaliihen Eigen: Een 175. Bst ch orfhungen auf dem Gebiete der Agrikulturphyſil 3, SO. 15, 642. Di ierigleite Ermittel des Feuchtiglei an) —8 bier num Ana * eiten genauer elungen des Feuchtigkeits⸗ 373 IX. Bühler, Forftbenugung. Bufammenfegung der Blätter und Nadeln vom Beginn der VBegetationsperiode bis zum Schluſſe fi ändert. Diejelben werden gegen den Herbſt zu ajchenreicher, weil der Gehalt an Kalk und Kiejelfäure jehr eryeblich zunimmt. Dagegen werben fie an Kali und Phos- phorjäure ärmer, weil dieje in Die Aeſte und Zweige zurückwandern, um im folgenden Vegetationsjahre wiederholt verwendet zu werden. Laub und Nadeln, welche von einigen Negengüffen betroffen werden, verlieren durch Auslaugen den größten Teil ihrer Mineralftoffe (Councler); ältere Streu muß daher mineralisch ärmer jein, als jüngere, Mit zunehmender Meereshöhe ſinkt nach den Unterfuchungen von Weber gleichfalls der Achengehalt. Wieweit nun der Reichtum des Bodens an mineralifchen Nährjtoffen die Aufnahme derjelben duch Die Pflanzen, und den Gehalt der Blätter und Nadeln an folchen be- einflußt, iſt nicht genügend ermittelt; daß aber der verjchiedene Gehalt an unor- ganischen Stoffen vom Boden abhängt, ift durch Die vergleichenden Analyjen außer Zweifel geſtellt. Endlich iſt noch hervorzuheben, daß die Laub-, Nadel- und Moosſtreu niemals frei von erdigen Bejtandteilen ift, die jelbjt bei den chemifchen Analyſen nicht vollftändig ent- fernt werden fünnen. Bei der Gewinnung der Streu im praftifchen Betriebe vollends wird abjichtlich und unabſichtlich ein zwar nicht genau bejtimmbarer Teil der oberjten Boden- Ihichte aus dem Walde weggeführt, der bei der Beurteilung der Bodenerſchöpfung nicht außer Acht gelaffen werden darf. Es folgt nun aus den Zufammenftellungen von Wolff eine kleine Tabelle, die nur die wichtigften Zahlen über die chemifche Zufammenfegung der Buchen-, Fichten-, Kiefern- und Moosſtreu enthält. Dieje Beſchränkung bedarf nach den eben gegebenen Erläuterungen feiner bejonderen Begründung. Im Durchſchnitt beträgt die Reinaſche von der Troden- jubjtanz : bei Buchenlaubjtren 5,4 Prozente, „ Sichtennadelftreun 4,6 H „Kiefernnadelſtreu 1,4 5 „ Moos a — In 100 Teilen Reinaſche find enthalten: Kali Kalt Phosphorjäure Kiejelfäure bei Buchenlaubjtreu 4,90 — 631 5,16 31,01 „Fichtennadelſtreu 3,32 39,81 4,99 45,01 „ Kiefernnadelftreu 10,53 37,61 8,48 15,08 „ Moos 16,35 14,28 7,64 26,42 &3 beträgt alfo der Entzug pro ha unter Beibehaltung der oben ($ 17) aufgeführten Durchſchnittserträge: an Reinaſche an Kali an Kalt an Phosphorjäure an Kieſelſäure Kilogramm bei Buchenlaubftren 216 10,6 97,8 143 66,9 „Fichtennadelſtreu 161 5,3 64,0 8,0 72,4 „ SKiefernnadelftreu 49 bil 18,4 4,1 74 „ Moos 135 22,0 19,3 10,3 35,6 Dieje Kleine Ueberficht zeigt, wie verjchieden die Wirkung der Streunutzung auf den Mineralitoffgehalt des Bodens im allgemeinen ſowohl, als bejonders hinfichtlich der einzelnen Elemente iſt. Es bedarf nur noch des Hinweiſes auf die mannigfaltigen Miſchungen der Holz— arten, den wechſelnden Anteil von Moos und Nadeln am Bodenüberzuge, die dichtere Die Bodenftreu. 8 4. 273 L,8 ober lichtere Stellung der Bäume je nad) der Behandlung der Beſtände, auf den oft fo raſchen Wechjel der Boden- und Beitandes-Bonität, um die Ueberzeugung zu begründen, daß einer genauen Feitftellung diefer Verhältniffe auf größeren Flächen fat unüberwindliche Schwierigleiten entgegenftehen, daß alſo die Ergebniffe der Analyjen nur einige, manchmal allerdings genügend fichere Anhaltspunkte gewähren künnen. E 8 23, Für die praltiſch enticheidende Frage, innerhalb welcher Zeit ein beftimmter Boden an den umentbehrlichen Pilanzennährftoffen erſchöpft fein werde, können jelbftver R ſtandlich Durchichnittswerte nicht ausreichen, ſchon deshalb nicht, weil der Boden auf die Menge und Zuſammenſetzung der Aichenbeitandteile der Streu ſelbſt einwirlt. Sodann ift die Kenntnis der mineraliichen Beichaffenheit des Bodens umentbehrlih, wenn man über haupt zu brauchbaren Refultaten gelangen will. Der Vorrat des Bodens und zwar der oberen wie der tieferen, innerhalb des Wurzelbereichs liegenden Schichten an leichter oder Schwerer loslichen und an ungelösten Pflanzennährftoffen muß dem Bedarfe der Waldbäume gegenübergeſtellt werben. Stödhardt”), Hanamann”), Eouncler”) und NRamann*) haben jolde Unterfuchungen ausgeführt, welche übereinftimmend zu dem Nefultate führten, daf der be rechte Boden ärmer an Mineralftoffen ift als der unberechte. Hinfichtlid des Heitraums, welcher zur völligen Erjchöpfung nötig ift, lommt Councler für Buchenboden (I. Bonität, Muſchellalt) zum Schluß, daß „an eine Erihöpfung des Bodens an Kali in abjehbarer Zeit nicht zu denfen ift“; daß dagegen an Phosphorjäure dieſer Boden in „feineswegs umabjehbarer Zeit“, nämlich in 917 Jahren, total erichöpft fein kann. Am armen Heide jandboden findet Stödhardt den Gehalt an Kali überhaupt für 3800 Jahre, an lös lichem Kali und an Phosphorjäure für 400 und 420, dagegen an Kalt nur für 78 Jahre Seibft ganz armer Heidefand enthält, wenn wir von dem vielleicht zufälligen Mangel an Kalt abjehen, jo viel an Nährftoffen, daß diejelben für Jahrhunderte als ausreichend gelten können. Der Entzug durch das geerntete Holz ift jo unbedeutend, daß er vernach läffigt werden kann. Im übrigen ift darauf hinzuweiſen, daß wir nicht imftande find, den wirklichen Be darf einer Holzart an Mineralftoffen für ein Jahr und Heltar anzugeben, denn alle Ar beiten beziehen fich nur auf den Entzug von Mineralftoffen, welcher feinen Maßſtab für den Bedarf bildet. (Ramann *).) Es geht aus all diefem hervor, daß die phufiologiiche Chemie bis jet die Frage, ‚wie lange die Streumupung bis zur völligen Erichöpfung des Bodens ausgeübt werden kann, nicht zu beantworten vermag, ihre Süße aljo gerade am entjcheidenden Punkte noch) unzureichend find. Mir müfjen daher auf einem andern Wege ein Urteil zu gewinnen fuchen. Wir ver zu diefem Zwede das Wachstum in ſolchen Waldungen, welche notoriſch längere Beit der Streumupung untertvorfen waren, mit demjenigen in geichonten Beftänden. $ 24. Kunze hat genaue Unterfuchungen über den Einfluß des Streurechens auf Zuwachs in einem Buchen- umd einem Fichtenbeftande angeftellt. Während er im ‚ca. Köjährigen Buchenbejtande, welder auf milden, aus Gneiß entjtandenem Lehmboden und 367 m il. M. Liegt, zu dem Schlufje gelangte, „daß die Streuentnahme von 5, 809. s Be Forſt⸗, Natur und Jagdkunde 1881, 48. 15, 17. vgl. hiezu Schröb Th. f. J. W, 398): „Berlor die Yläde mit Hi DAR ke Reh ern aan Die AR infolge deffen — 1 T Wi: Meralfaffe Ku en auf.* Yandbus d. Yorftiw. I. 2. Mbilg. 18 374 R. Bühler, Forftbenugung. 1861—74 feinen Rückgang des Zuwachſes zur Folge hatte” **), konnte er im 46jährigen, auf Dilmviallehm ſtockenden, 300 m hoch gelegenen Fichtenbeftande nachweiſen, „daß der Einfluß des innerhalb 10 Jahren 6mal vorgenommenen Streurechens ein ziemlich beträcht- ficher gewejen ift, indem die Differenz der Mafjenzumachsprozente 0,76°%/ beträgt”. In einer andern Fichtenfläche fand Kunze“) unter ähnlichen Verhältniffen einen Rüdgang des Zuwachsprozents um 1,05°/,. Der Zeitraum der Nußung jcheint wenigftens im Buchen- bejtande noch zu furz geweſen zu jein, als daß der Zuwachs jchon hätte merklich beeinflußt werden fünnen. Die chemijche Unterfuchung des Holzes zeigte gleichzeitig, daß dieſes einen um 30° geringeren Mineralftoffgehalt hatte, und führte zu dem Schluffe, daß die chemijche Analyje „als Mittel dienen fünnte, den Einfluß des Streurechens zu fonftatieren, wo die Unterfuchung des Zuwachſes diefen Einfluß noch nicht kundgibt“ (Schröder*)). Die da und Dort zu Tage getretene Erjcheinung, daß berechte Bejtände plötzlich und jchnell im Zuwachſe finfen, fich Licht ftellen und gipfeldürr werden, hängt wohl mit dem verminderten Alchengehalt zufammen. Bahlreichere Analyjen aus jolchen Beſtänden fünnten hierüber Aufſchluß geben. Einen Beitrag zur Frage der Zuwachsverminderung in den längere Zeit berechten Bejtänden liefern die Unterjuchungen in Württemberg. Die 78 in den Nevieren Hohengehren und Langenbrand unterjuchten Buchenflächen weifen folgende Zuwachsverhältniffe auf: &3 haben pro ha einen Geſamtzuwachs an Derbholz und Neifig unter bon bon von von von 1,0 1,1—2,0 2,1—3,0 3,1—4,0 4,1—5,0 5,1—6,0 Zuſammen Seftmeter 2 Flächen 30 Fl. 23 Fl. 14 &. 5 Fl. 4 Fl. 78 Fl. Su Brozenten 3 38 30 18 6 5 100 Kur 29% aller Flächen haben einen 3,0 fm überfteigenden Zuwachs, welcher der IV. Bonität entjpricht. 41% aller Flächen bleiben unter 2,1 fm, dem Zuwachs der V. (gevingjten) Bonität in Württemberg zurüd. In Langenbrand ift das Grundgeftein bunter Sandftein, in Hohengehren größtenteils oberer Neuperjandftein, Keupermergel oder unterer ſchwarzer Jura. Der Ducchjichnittsertrag pro ha beträgt im Revier Hohengehren nur 1,9 fm Derb- holz, ex bleibt Hinter dem durchſchnittlichen Ertrage der Laubholzgebiete mit 3,1 fm um 1,2 fm = 39% zurück *). Ganze Beftände von Buchen find gipfeldürr und müfjen durch das anzupflanzende Nadelholz erſetzt werden. Im Nürnberger NReihswald und in der Oberpfalz liefern berechte Kiefernbejtände mit 80 Jahren einen Ertrag von 40—60 fm bei einer mittleren Höhe von 12m. Auf den jeit ca. 100 Jahren berechten Haardtgebirge in der Nheinpfalz erreichen 52jährige Kiefernbeftände die Höhe von 2-3 m und eine Stärke in Brufthöhe bis zu 10cm. Auf Hunderten von zufammenhängenden Hektaren ſtocken nur noch „KRrüppelbejtände”. Da jelbjt dem armen Boden des Buntjandfteins erſt 170-488 Streuernten den ganzen Borrat an Phosphorſäure entziehen würden, jo kann jener erhebliche Nüdgang des Wachstums weder auf einer Erjchöpfung des Bodens an mineralischen Nährjtoffen über- 42) Th. f. J. 26, 320. 43) dafelbft 31, 49. 44) Th. f. J. 26, 329. Auch Krutzzſch erklärt die Annahme für unzuläffig, „daß die (2- malige) Entnahme der Streu oder deren reichlicheres Vorhandenjein einen Einflus auf das Wachs: tum der Bäume gehabt habe.“ Th. f. 3. 15, 68. vgl. dagegen Beyreuther dajelbjt 18, 33. — De neualungen des Zuwachſes einzelner Jahre ift der Einfluß der Jahreswitterung ſchwer zu eliminieren. 45) Forftftatiftiihe Mitteilungen aus Württemberg für das Jahr 1884. ©. 91. Die Bodenſtreu. 8 25. 2975 haupt, nod an einzelnen derjelben beruhen. Aber die im Boden vorhandenen Pilanzen- nahrſtoffe fünnen zu feſt gebunden ſein, jo daß nur ein Heiner Teil derſelben ſoſort von den Bilanzen aufnehmbar und aljo bei der Bildung der vegetabiliichen Subftanz thätig ift. 8 25. Die mineraliihen Pflanzennährftoffe find im Boden teils phyfitaliich, teils chemisch gebunden vorhanden. Für die Vegetation fommen nur die erfteren in Betracht, fie bilden das fog. flüffige Nährftofftapital, das von den Pflanzen aufgenommen umd durch die Verwitterung der Gefteine, das Löslihwerden der chemiſch gebundenen Nährſtoffe er jet wird. Wie groß das phyſilaliſch und wie groß das chemiſch gebundene Nährftofftapital im Boden, weldes ferner der minimalfte Betrag am flüffigem Nährftofftapital für das Baummwachstum ift, darüber vermag uns die Chemie noch feinen Aufſchluß zu geben. Bei dem Entzug von Streu wird ein Teil des jlüffigen Nährftofflapitals aus dem Walde ge nommen; dauert diefer Entzug längere Zeit, jo lann dasjelbe unter die geringite notwendige Menge finten, jo daf die Vegetation fümmerlic werden muß und das Fortlommen einer beſtimmten Holzart unmöglich wird. So erflärt fi der anfangs kaum bemerfbare, dann immer deutlicher hervortretende Rüdgang, endlich das plögliche Stoden des Wadıstums ‚ber Beftände, wenn das flüffige Nährftofflapital nicht durch die fortichreitende Verwitterung wieder ergänzt wird. Diefer geringe Vorrat an Nährftoffen kann für das Wachstum einer weniger anjpruchsvollen Holzart noch hinreichend fein, jo daß z. B. das Nadelholz nod) gedeiht, wo die Buchenzucht verlaffen werden mußte. Alle Faktoren der Verwitterung find an fi) im Walde in geringerem Grade wirfiam als außerhalb desjelben. Durch die Beichattung ift die Wirkung der Inſolation wie des Froſtes, aljo der Wechſel der Temperatur, geringer. Im ungeloderten Waldboden ift der Butritt und die Erneuerung der Luft gehemmt, Endlich gelangt von den atmojphäriichen Niederſchlägen ein geringerer Teil auf den Waldboden als im Freiland, und diejer dringt in den wenig geloderten Waldboden ſchwieriger ein. Um fo wichtiger muß die Konzentrierung der Nährftoffe in der Streudede in einem leichter loslichen Zuftande, jowie die Beichleunigung der Verwitterung durch die Humus bildung aus organischen Stoffen und die Entjtehung gröherer Mengen von Koblenjäure, Ammoniat und Salpeterjäure fein, welche mit dem Negenwafler in den Boden eindringen *). eg die Wegnahme der Waldftreu ift diefe Humusanfammlung und ihre Einwirkung auf die Verwitterung, namentlich durch die Lieferung von kohlenjäurereihem Waſſer, unmöglich gemacht. Durd) eine Streubede wird (wie jchon oben erwähnt) die Feuchtigfeit erhalten, die oberen Bodenſchichten werden vor dem Verhärten und Verſchlammen geihügt und bei der dunleln Färbung des humoſen Bodens leichter erwärmt. Der Einfluß der Streudede auf die fog. phyſilaliſchen Eigenichaften des Bodens, die weientlid auf die Verwitterung anehdrochen, ift je nach den verjchiedenen Eigenſchaften des Bodens von verſchiedener Wich igleit; je ungünftiger fie an fich find, alſo je trodener und verichlofiener und je kälter der Boden ift, um jo bedeutender ift der Wert der Streudede. fommt der mit dem Grade der Verwitterung zunehmende Gehalt an Feinerde in Betracht, weil die abjorbierende Kraft des Bodens auf derielben beruht. N ann die Erhöhung der Abjorptionstraft der oberen Bodenſchichten geradezu die entſchei dende Wirkung der Streudede *). An fteileren Hängen wird durch diefelbe außerdem das bichiwenımen der feineren Bodenteilchen verhindert. 46) In St8, In Stödharbts ge Aderdmann”“ (10, 168) ift eine Unterjuhung mitgeteilt, rt lih wurden, ald im bumusarmen Boden an Xallerde 300%, \ dur oe, Kali /s, Kiefelerde 50%s. 3-1. $. w 9. 15, 652, 18 * 276 IX. Bühler, Forftbenußung. Bei heftigen Negengüffen hält die Streudede auch einen Teil des Waſſers zurüd, etwa die Mengen, die einer Niederichlagshöhe von 1,8—6 mm oder bis zu 6° der Nieder- ichlagsmenge entjprechen. Sie trägt daher auch zur Verminderung der Ueberſchwemmungs— gefahr bei, vermag fie aber nicht zu bejeitigen. 8 26. Aus den vorjtehenden Erörterungen laſſen jich die Grumdjäße für die Aus— übung der Streunutzung ableiten. Sei es, daß der Privatwaldbeſitzer Streu für die eigene Landwirtihaft aus dem Walde bezieht oder diejelbe an andere verkauft, jei es, daß eine Gemeinde den bedürftigen Teil der Einwohnerichaft mit Streuabgabe unterjtügt, jei es endlich), daß der Staat die Nutzung durch Berechtigte regulieren will, — in allen diejen Fällen wird daran feitgehalten werden müſſen, daß eine nachhaltige Nutzung von Streu ohne Schädigung des Holzwuchſes und joweit der Streuertrag direkt mit dieſem zujammenhängt (Laub- und Nadelftreu) ohne allmählichen Rückgang der Streuproduftion jelbjt nicht möglich ift. Soll eine folche dennoch ftattfinden, jo muß die Nutzung jo reguliert werden, daß der geringfte Schaden fir die Produftionsfähigteit des Bodens entjteht. Dieje beruht auf den chemischen Beftandteilen und dem phyſikaliſchen Zuftande des Bodens; je größer die natürliche Fruchtbarkeit ift, um jo geringer ift unter ſonſt gleichen Verhältniſſen die ſchäd— liche Wirkung des Streuentzugs. Die günftigfte Jahreszeit für die Nugung ift der Herbjt vor dem Abfall der Blätter und Nadeln, weil die ältere Streu einen Teil der Nährjtoffe an den Boden zurückgegeben hat, im Winter die Gefahr des Austrodnens des Bodens nicht vorhanden iſt und dieſer alsbald von eimer neuen Streufchichte bededt wird. (Moos findet ſich fait nur in Nadel- holzbeftänden; auch wenn diejes entfernt ist, Deden die Nadeln den Boden.) Dadurch ift auch eine ungünftige Veränderung der phyſikaliſchen Bejchaffenheit des Bodens erjchwert. Der Zeitraum, innerhalb deſſen die Nugung auf derjelben Fläche wiederholt werden kann, ift mehr von den phyſikaliſchen als den chemischen Bedingungen abhängig. Nach einem Sahre ſchon ift der größte Teil der Nährftoffe ausgelaugt, während die volljtändige Verweſung und Humusbildung 2—3, auch mehr Jahre erfordert. Kommt die Nugung alljährlich, jo kann Die Streu auf den Boden nur wenig phyjitaliich einwirken, da fie ſich in den erften Stufen der Zerjeßung befindet; dies wird erjt nach 2- und Sjährigem Lagern der Fall fein. Bevor eine jährlihe Schicht vollftändig verwest ift, joll die Nutzung nicht twiederfehren, bei Moos erjt, wenn der Najen fich wieder ergänzt hat, was nad) 7 bis I Fahren der Fall ift. Die Nußung jelbjt jollte ſich womöglich nicht auf die tieferen, Humusartigen Streu- ſchichten erftreden. Bei der Moosnutzung werden Schmale Streifen intakt belafjen, um die Ergänzung des Raſens zu bejchleunigen. Nur hölzerne Rechen jollten angewendet werden, weil fie leichter find als die eifernen, nicht jo tief eingreifen und die Wurzeln weniger be- ſchädigen. Mineraliſch arme, trockene und flachgründige Stellen ſind von der regelmäßigen Nutzung auszuſchließen, desgleichen Niederwaldungen und Mittelwaldungen, welche durch öfteres Freilegen ihren Humusgehalt verlieren. Ein Beſtand ſoll erſt nach Eintritt des höchſten Maſſenzuwachſes der Streunutzung geöffnet werden, da er bis zu dieſem Zeitpunkt an den Boden die größten Anſprüche macht. Die Kulmination des Maſſenzuwachſes erfolgt in der Regel 15—20, auch mehr Jahre nach derjenigen des Höhenzuwachſes. Sie tritt um fo jpäter ein, je geringer die Bonität ift, umd fällt etwa in das 35.—50. Altersjahr. Uebrigens verbietet in der Jugend ſchon die dichte Beſtockung die Streunutzung, da die Gewinnung zu mühſam und zu teuer it. Se nach dem Bodenzuftande erfordert der Beftand vor der Wiederverjüngung eine Schonung von kürzerer oder längerer Dauer: bei natürlicher VBerjüngung, deren Eintritt vom Samen- Die Anhäufung der Streu lann der natürlichen Verjüngung manchmal hinderlich - werben, fo daß ftellenmweife ſich ihre Entfernung empfehlen fann. Solche einmalige oder landwirtſchaftlicher Notjahre auch mehrmals während einer Umtriebs zeit vorge ge Nupumgen unterliegen teinerlei Bebdenten, wenn der Waldbefiper die Wahrung f Produftionsfraft des Bodens als Richtſchnur bei der Nupung betrachtet. pi $ 27. Die Verwertung der Waldſtreu geichieht in der Weife, daß diejelbe dem Bo lumen nad) verfauft oder daß eine beftimmte Fläche gegen Entgelt zur Nutzung geöffnet wird, Im Iepteren Fall wird die Nutzung nicht mit der Vorficht geübt werden wie im rfteren, weil jeder Käufer einen möglichit hohen Ertrag zu erzielen ftrebt. N Ser Preis, der für Streu beim meiftbietenden Verkäufen erhältlich ift, richtet ſich nad dem vom Ausfall der Stroh, manchmal auch der Futterernte beeinflußten Strobpreiie. Abgaben unter der Hand um fejtgefepte Taren wird gleichfalls der landwirtichaftliche Bert der Waldjtreu maßgebend fein müſſen, da es vorerft unmöglich ift, den Ausfall an Solygumads infolge der Streunugung zu berechnen und andererjeits der Käufer nur den wirtſchaftlichen Nutzwert der Streu wird vergüten wollen. B. Die Aftfireu oder Shneitelftren. $ 28. Die Gewinnung des feineren Reifigs des Nadelholzes — Yaubholz wird fait Dort nicht hiezu begehrt — als Streumittel war in Thüringen, Bayern, im Schwarzwalde, den Wlpen, in verfchiedenen Teilen von Dejterreich in früherer Zeit ſchon üblich. Nach Fe der Berechtigungen auf Rechſtreu wurde die Benupung des Aitreifigs in der reise empfohlen: 1833 in Sachien, 1874 in Württemberg. Geichicht die Ge an gefällten, zur regelmäßigen Nutung gelangten Bäumen, was aufierhalb des Gebirgeh gewöhnlich der Fall ift, fo ift vom Forftwirte hinfichtlich der Folgen dieſe Art der Benuhung des Reifigs der Verwendung zu Brennholz gleichzuftellen und braucht an dieſer Stelle nicht weiter erörtert zit werden. Dagegen ift die Gewinnung des grünen figs von ftehen bleibenden Bäumen als Einftreumittel, als Dedmaterial oder auch, namentlich in der Nähe großer Städte, zu Delorationszweden, zur Herftellung von Fichten und Siefernmabelbädern ꝛc. zu beiprechen. Sie geichieht in der Weile, daß entweder die feite dicht am Stamme oder mit Belaffung eines kurzen, 6-10 cm langen Stummels weg genommen werben. In den eigentlichen, in der Regel weititändigen, Schneitelwäldern werden bie Aefte nur bis auf 30cm gekürzt zur Begünftigung der Entwidlung der Hei neren Wefte, die jpäter genupt werben, Der Baum bfeibt auf dieſe Weije ftets bis unten 8 29, m geichlofienen Beitänden beträgt die Neifigmenge pro ha zwiſchen 50 und 120 Fejtmeter. Ein Feſtmeter wiegt im grünen Buftande durchichnittlich 900 ke, es ent 3— alſo die Reiſigmaſſe pro ha einer Streumenge von 45000 bis 108000 Kilogramm. Bil ER ftärferen zur Einftren nicht taugfichen Aeſte muß ein Abzug (etwa von "/s) gemacht ) ; die brauchbare Gewichtsmenge mag ſich auf ca. 30000 bis 72000 fg. reduzieren. de im praftifchen Betriebe 600 kg Nadelreisftreu gleich 100 kg Stroh gerechnet en), fo beziffert fich die Einnahme pro ha, wenn der Preis von 100 kg Stroh auf 200 bis 480 M. (Es küme aljo 1 Feitmeter auf 6-7 M. und 100 auf 1214 M.) — u 48) Horlader, Die aaa und Verwendung der Rabelreisftreu auf dem Schwarz: i —8 1877. & u m. 978 IX. Bihler, Forjtbenußung. Wenn jedoch die Nutzung an jtehenden Bäumen vorgenommen wird, jo wird nur —'/s der Aeſte entfernt und der Ertrag ſinkt auf 30—80 M. pro ha, In nicht gejchloffenen Beftänden ift die Beaftung des einzelnen Baumes allerdings reichlicher, als im Schluffe. Allein die Stammzahl ift geringer und das Verhältnis zwiſchen grober Aſt- und feiner Zweigmafje ungünftiger. Ausreichende Unterjuchungen in Plenter- twaldungen fehlen zurzeit noch. Fichte und Weißtanne zeigen nur jehr geringe Unterſchiede Hinfichtlich des Ertrags. Um die Hälfte niedriger ift die Neifigmafje der Kiefer und noch geringer der Anfall an Streumaterial, denn e3 fehlen die Eleineren Seitenzweige, die Aeſte bleiben nır 2—3 Jahre benadelt und die ftarfen Aeſte find vorherrichend. Geſchloſſene Beſtände Liefern im 30.—50. Fahre die größte Reifigmaffe. Wo be- jondere Aitftreuwaldungen (in Defterreich Schnall- oder Grasjtreu-Waldungen genannt), angelegt find oder werden follen *°), müßte eine Umtriebszeit von wenigſtens 30—50 Jahren eingehalten werden. 8 30. Da bei der Schneitelftreu-Nußung die grünen Aeſte abgenommen werden, jo ift ein Ausfall am Holzzuwachſe unvermeidlich. Auch die Qualität des Holzes leidet durch die Aſtwunden oder Aftftummel, durch die Verlegungen der Rinde beim Befteigen der Bäume mittelft Steigeifen und bei weniger jorgfältiger Lostrennung der Aeſte. Wo daher die Holzerziehung mit der Aſtſtreunutzung verbunden ift, wird die Wegnahme der Aeſte mittelft dev Säge bewerfftelligt, ſchneidende Werkzeuge (Urt, Hape, Gertler) jelten angewendet und das Herunterreißen der Aeſte ganz vermieden. Wirtichaftlich vorteilhaft kann diefer Betrieb nur fein in Gegenden, in welchen die Streu wertvoller oder wenigſtens ebenfo wertvoll ift, als das Holz. Weil die Nadeln und jungen Zweige reich an mineralifchen Nährjtoffen und an Stickſtoff find, jo hat die Aftftreu einen hohen Düngerwert, fie entzieht aber dem Wald- boden beträchtlich mehr Nährftoffe, als wenn die Nadeln im dürren Zuſtande genußt werden. Außerdem kann die Lichtftellung der Beftände je nach den Bodenverhältnifjen nachteilige Folgen haben, da ein Napdelabfall nicht ftattfindet und die Austrodnung des Bodens erleichtert ift. Daß ſelbſt durch ſehr weitgehende Entaftungen die Nadelhölzer nicht zum Abjterben gebracht werden, lehren zahlreiche Privatwaldungen. Aus den Alpen wird berichtet, daß Bäume, denen nur eimige Quirle belaſſen wurden, 150—200 Jahre alt werden und noch immer einigen Zuwachs zeigen °°). 3. Die Waldweide, 8 31. Seit den erſten Dezennien diefes Jahrhunderts hat die Waldweide an Ver— breitung und Bedeutung verloren. In früheren Perioden war fie eine ganz allgemeine Waldnutzung, twie aus zahlreichen Urkunden älterer und neuerer Zeit erhellt. Es wird nur wenige MWaldgebiete geben, in welchen nicht heutige Waldnamen (Ochſenweid, Kuh— weid, Roßweid, Nachtweid, Weidichlag, Stelle, Stellplag, Tränfe, Viehtrieb ze.) an die ehemalige Weidewirtichaft erinnerten. Erhalten hat fich diejelbe faſt allerwärts in den Mittelgebirgen und in allen Hochgebirgen. Im Gebirge wirken phyfische und ökonomiſche Verhältniffe auf ihre Beibehaltung Hin. Die Ungunft des Klimas und Terrains verbietet einen ausgedehnteren Getreide- und meist auch den Fünftlichen Futterbau; die Viehzucht bildet den einzigen Ernährungszweig fir die Gebirgsbevölferung und vielfach die Be- 49) Solche Ss meitirngen wurden in Defterreich wiederholt empfohlen. De. ®. 3, 46; 9, 131; 20, 66; 21, 307. 50) De. 8. 9, 13. Die Waldweide. $ 33. 979 bingung ihrer Eriftenz. Die jchmalen Thäler und engen Gebirgsteraffen mit ihrer ge ringen Fläche natürlicher Wiejen liefern aber in der Regel nur die Auttermenge, welche jur Ueberwinterung der Hausthiere notwendig ift. Das Sommerfutter muß das Vieh auf den Weiden in- und außerhalb des Waldes juchen. Die natürliche Beichaffenheit der Gebirge, ihre Steilheit, ihre bedeutende Erhebung über die Thaljohle und über die menjd)- lichen Niederlaffungen begünftigen die Ausdehnung des Waldes, deffen Holzproduftion den Bedarf der äußerſt ſchwachen Gebirgsbevölferung überfteigt und daher nur geringen, ja mandmal gar feinen Wert hat. Der Wald wird mehr wegen der Weidegelegenbeit, als wegen bes Holzertrags geſchätzt. Der öfonomiihen Entwidelung außerhalb des Gebirges find nicht dieſe natürlichen Schranken gezogen. Die Zunahme der Bevölterung führt zu einem intenfiveren Betrieb der Landwirtichaft; an die Stelle der Weidewirtichaft tritt die auf fünftlichen Futterbau geftügte Stallfütterung, während andererjeits der Wert und Preis des Holzes die möglichfte Steigerung des Holzertrags nahelegt. Zwiſchen den geichilderten Exrtremen liegen zahlreiche, nicht ebenfo leicht zu harakterifierende Wirtſchaftsſtufen, welche von ber Bevollerungszahl den Bodenverhältniſſen und der Ausdehnung des Waldes ab hängig und einem fteten Wechſel unterworfen find. Futterarme Jahre drängen den Vich befiger in den Wald, defien Hilfe er vielleicht jeit langer Zeit verihmäht hat. Solche von der Witterung bedingte Notfälle find es, welche der Waldweide (und Waldgräjerei) allerorts und für alle Zeiten einen je nach Umpftänden jehr hoch zu veranichlagenden, nationalöfonomifchen Wert verleihen. 8 32. Es find alſo beftimmte Berhältniffe und Vorausſetzungen, unter welchen die Waldweide vom Waldbefiger jelbit ausgeübt (Bauern mit Waldbefig, Gemeinden bei all gemeinem Weidgang, Großgrundbefiger mit wald» und landwirtichaftlihem Areal) oder von ihm an Dritte gegen Entgelt verliehen wird oder werden fann (an fog. Meine Leute mit einer Kuh oder Ziege, an Schäfer oder Viehbefiger überhaupt). Der biebei zu er wartende direfte Nupen beziw. der Geldertrag werben enticheidend jein, ob der Weide ertrag mehr als der Holzzuwachs begünftigt werben joll. Der Wald liefert privat- und volfswirtichaftlich die hochſten Erträge, wenn er die der jeweiligen Wirticaftsitufe not wendigſten und nüplichiten Produkte enthält. Es ift vorteilhafter, Weide zu bemüßen, die Vieh und Menſchen ernährt, als Holz zu erziehen, das im Walde nuplos verfault. Deiter wird an den Forftwirt die Aufgabe herantreten, die Waldweide möglichjt erträglich zu machen, ohne daß eine Verringerung des Holzwuchies damit verfnüpft ift. Ob die Weide— mußung den Hauptertrag des Waldes bildet oder als jog. Nebennupung die Einnahmen aus dem Walde fteigern ſoll, — in beiden Fällen werden vom Walbbefiger die günftigjten ologischen Bedingungen ihres Wachstums hergeftellt werden müſſen. w $ 38. Wuf die drei wichtigjten Faltoren des Graswuchjes, die Fruchtbarkeit, die Beuchtigleit des Bodens und das Maf des Lichteinfalls vermag der Forſtmann micht im gleichem Grade einzuwirken. Da es fich nicht um Anlage eigentlicher Weideflächen handelt, ſondern richt der Boden zu troden, oder zu arm an Nährſtoffen iſt. Unter älterem Holze dagegen t fich derjelbe erjt ein, wenn auf natürlichem oder künftlichem Wege ein gewiſſer Lich ungsgrad eingetreten ift. Je größer der Lichtgenuf ift, um fo mehr wird Onantität und Dualität des Graswuchſes gefteigert fein. Diejer Einfall des Lichtes auf den Boden ift [ weniger von der Holzart, als von der Betriebsart, d. h. der Erziehung licht oder icht geichlofjener Beitände abhängig. Ausgiebig und faft ununterbrochen kann das Licht }- nt oder Plenterwalde zutreten; dieje Betriebsform ift im Gebirge die herrſchen de 380 IX. Bühler, Forftbenugung. und ift es wohl früher zur Zeit des allgemeinen Weidgangs faft überall gewejen. Im Hod)- walde ift mit eintretendem Schluffe der Lichteinfall fast ganz abgehalten, bis im höheren Beitandesalter die natürliche Lichtung, insbejondere bei Lärche, Eiche, Kiefer eintritt. Das Unterholz des Mittelwaldes geftattet bis zum eintretenden Schuſſe desſelben reichlichen Graswuchs und jteht, weil die Flächen innerhalb der Umtriebszeit des Hochwaldes öfters fahl gejchlagen werden, im Grasertrage zwiſchen Hochwald und Plenterwald. Mit dem größeren Lichtgenuß hängt die Qualität des Weidefutters aufs engjte zu- fammen. Die Landwirte nehmen an, daß von gutem Wieſenheu 3 7 pro 100 7 Lebend- gewicht die Sättigung des Viehs bewirken. Die junge Weide hat wegen der größeren Nahrhaftigkeit der Trodenjubftanz höheren Nähreffekt, als das Normalheu, jo daß von diejem 4 oder 5 7 erforderlich werden, um die gleiche Sättigung wie von 3 2 Weideheu zu bewirken. Wegen der Beichattung und daher geringeren Nährkraft des Waldweide- grafes find aber nur etwa 2,5 (Funke) oder 1,5% (Weidenhammer) Normaldeu gleich 3 Waldweideheu zu jegen. Ueber die pro ha zu erwartende Quantität von Weidefutter fehlen zuverläffige An- gaben. Der genaueſte Maßſtab, nämlich die Zahl der Stüde Vieh, welches auf einer be- ſtimmten Fläche innerhalb des üblichen Weidezeitraums gejättigt werden kann, ift bei dem enticheidenden Einfluß der Sahreswitterung, der wechſelnden Entfernung des Waldes vom Stalle, dem vielfach nötigen Laufen des Viehs im Walde, bejonders bei ftarfem Gefälle, bein regellojen Wechjel des Graswuchſes nad) Quantität und Qualität des Futters nicht anwendbar. Der Pachtgeldertrag oder der Erlös beim Verkaufe iſt außer von den genannten Faktoren auch noch von andern Verhältniſſen (Konkurrenz, anderweitiger Futterertrag 2c.) abhängig, jo daß von ihm auf den Ertrag der Flächeneinheit nicht gejchloffen werden fan. Aus diefem Grunde muß jowohl die bodenftatifche als die finanzielle Berechnung des Effefts der Waldweide unterbleiben. Ss 34. Nindvieh und Ziegen find die wichtigften Thiergattungen in Bezug auf die Waldweide. Die Pferde treten der Zahl nach zurück; die Weide der Schweine aber kann nicht Hieher gerechnet werden, da fie aus Bucheln und Eichen oder Wurzeln, Maden, Mänfen 2c. bejteht. Die Verbreitung und Zucht der Schafe endlich ift eine lokale, die in der Negel von Großbefibern betrieben wird. Nindvieh und Ziegen müfjen vielfach dem Unterhalt der ärmeren Bevölkerung dienen, die feinen oder nur unbedeutenden Grundbeſitz hat und auf die Waldweide angewieſen ift. Schafe und Ziegen können vermöge ihrer Marjch- und Kletterfähigkeit die entlegenften und ſchwerſt zugänglichen, ſowie die kärg— lichſten Weideplätze ausnützen, welche für Hornvieh nicht erreichbar, gefährlich oder wegen des Verluſtes an Milchproduktion unrentabel find. Bei hinreichend vorhandenem Futter pflegen Hornvieh und Schafe die Holzpflanzen nicht anzugehen, mehr Neigung dazu haben die Pferde, während die Ziegen Laub und Knofpen mit Vorliebe verzehren. Auf naſſem oder bergigem Terrain jchaden die Schafe und Ziegen weniger durch den Tritt, als Rind- vieh oder gar Pferde. 8 35. Die Ausübung der Waldweide muß geordnet und geregelt jein, damit der Schaden durch das Weidevieh auf das geringfte Maß beſchränkt wird. Die verjchiedenen Arten des Viehs müſſen getrennt und je einem bejonderen Hirten unterjtellt werden; Die Zahl darf nicht jo groß jein, daß ein Hirte fie nicht mehr Leicht überwachen fan. Schnelles und eiliges Durchtreiben muß verboten werden. Nach nafjer Witterung find gewifje Wald- teile zu Schließen, two duch den Tritt in Verjüngungen, an Wegen, Bölhungen, Gräben Schaden angerichtet werden fünnte. Desgleichen ift die Hut zu verbieten in jungen Be- jtänden, jo lange durch ven Viehverbiß Schaden angerichtet werden kann. Dies gilt auch für den Werdeiwald, in welchem die Bejchattung Bedingung des Graswuchles und das ec 4 Die Orasnupung. 5 39. 281 einzige Mittel gegen Verödung und Unfruchtbarkeit ift. Stellen im Walde, welche durch Biepteitt verhärtet und der Verjüngung unzugänglich werden, find gleichfalls von der Be „ weibung auszuschließen. Um ftets gemügendes Weidefutter darbieten zu können, ift es wweckmnäßig, wenn für die Beweidung der einzelnen Waldteile ein beftimmter Plan feit- geftellt wird. Damit wird zugleich dem Schaden an jungem Holze am wirffamften vor $ 36. Der volfswirticaftlihe Nupen der Waldweide, welcher in der erhöhten Fulterproduttion beſteht und der privatwirtſchaftliche Vorteil, welcher aus dem höheren Waldertrag erwächſt, lommen weniger in Betracht, wo die Waldweide als Kulturmaßregel an det wird. Um den verbämmenden und den Holzwuchs jchädigenden Unkräuter s wuchs zu befeitigen oder wenigjtens zurüdzuhalten, oder aud um durch den Biehtritt und m Aufbruch des Bodens durd die Schweine die natürliche Verjüngung zu begünftigen, F h um ſchädliche Inſelten zu vertilgen oder zu vertreiben (Schafeintrieb bei Rüſſelläfer jr), wird in manchen Gegenden die Waldweide ausgeübt. Ihr Nuten beredjnet ſich Vielen Bällen nad) den often, welche die Abwendung des Schadens verurſacht hätte. 4. Die Grasnußung. . 837. Im Gegenden, in welchen die Waldweide nicht üblich, oder an Stellen, wo e wegen des zu befürchtenden Schadens nicht zuläffig ift, fann das Gras durch Rupfen a der Hand oder Schneiden mit Sichel und Senſe genutzt werden. Dieje leptere Art der Nuhung muß mit genügender Vorficht ausgeübt werden, damit nicht Schaden durch Abſchneiden junger Pflanzen angerichtet wird. Die Nutzung geſchieht je nach den klimatiſchen herhältniſſen I—2 mal während des Sommers. Entweder wird die zu nutzende Fläche be Safe verpachtet oder es werden fog. Grasſcheine ausgegeben, auf Grund welcher e Perſonen das Recht der Nutzung erteilt wird. Letzteres wird im der Regel bei rasnuhung in Jungwüchſen der Fall fein, während Waldwieien, Wege, Boöſchungen, Hen und Lichtungen in Althölzern verpachtet werden können. Da und dort wird das Sammeln von Grasſamen auf diefelbe Weiſe geftatte. Das - Einfammeln von Arzneifräutern wird meiftens ärmeren Leuten ohne Entgelt erlaubt. 338. Das gelammelte Gras wird von der landwirtichaftlichen Bevoöllerung teils als Buttermittel, teils als Streumaterial verwendet. Das Seegras (Carex brizoides) ommt in der Regel in den Handel umd dient verichiedenen Anduftricen. Der Ertrag ift nad Duantität und Dualität von denfelben Faktoren abhängig, die wei der Weidenupung nambaft gemacht worden find. Beſtimmte Zahlen lafien ſich aus m oben entwidelten Gründen nicht angeben. Allein es ift zweifellos, daß die in Jung ichjen, namentlich Reihenkulturen erwachſene Grasmenge binter dem Ertrag mittelguter Wiefen (1000-1500 Sg. Heu pro ha) in günftigen Jahren der Ouantität und vielfach ) der Qualität nad nicht zurücdbleibt. In manchem Verwaltungsbezirte beträgt die 1 M. und darüber pro ha der Geſamtſfläche (nicht der auf Gras genußten he). Die Preife hängen vom Ausfall der Heu», bezw. Strobernte ab; je geringer die en, um fo gefuchter ift der Zuſchuß aus dem Walde und umgelehrt. 8 39. Außer den erhöhten Einnahmen aus dem Walde gewährt die Grasmupung ie weiteren Vorteile, da der Jungwuchs vor Verdämmung geihügt, die Froftgefahr durd) tminderung ber Wärme ausftrahlenden Oberfläche verringert und die Austrodnung des Boden: durch Befeitigung des Waſſer verdunftenden Graswuchſes vermindert wird. Diieſen Vorteilen fteht die Ausfuhr von Mineralftoffen aus dem Walde entgegen. 1000 Sg. Heu, die in Kulturen, aljo im vollen Lichte erwachien find, entziehen dem Boden co ha (nad Wolff) 72 Sig. Reinaiche, worunter 13 Kg. Kali und 3 Kg. Phosphorſaure fie befinden. Es hängt daher vom Reichtum des Bodens an Näbrftoffen ab, ob und in 989 IX. Bühler, Forftbenugung. welcher Zeit eine Erfchöpfung der Bodenfchichte an löslichem Nährftofffapital eintritt. Eine Bergleihung ergibt, daß die Grasnugung an einzelnen Nährftoffen, z. B. an Kali dem Boden mehr entzieht, als die Streunußung. Wenn auch an manchen Stellen ein Niücgang des Grasertrags im dritten und vierten Jahre bemerflich ift, oder wenn längere Zeit auf Gras genußte Flächen ein fünmerliches Wachstum nad der Kultivierung zeigen, jo ist im allgemeinen der an ſich zweifellos jchädliche Grasentzug in feinen Folgen deshalb weniger zu Tage tretend, weil der Verbrauch von Mineralftoffen durch die gejteigerte Einwirkung der Faktoren der Ver— witterung (Wärme, Regen, Luft) auf den bloß gelegten Boden hinlänglich erjeßt wird. 5. Die Gewinnung von futterlaub. 8 40. In den Landftrihen am Mittelmeere, in einzelnen Alpenthälern, da und dort auch im Mittelgebirge, in der ungarischen Ebene 2c. werden das Laub und die Nadeln der Waldbäume als Futter für Ziegen und Schafe, weniger und nur in Notjahren auc) für Nindvieh benützt. Mit Ausnahme von Kiefer und Lärche wird das Laub aller Holz- arten verwendet; doch gelten al3 bejonders nahrhaft das Laub von Ahorn, Eiche, Fanadifcher Bappel, Linde, Ulme, Eiche, Sahlweide, Akazie. Die chemifche Zuſammenſetzung zeigt einen Brotein- und Nähritoffgehalt des Laubes, welcher demjenigen des Wiejenheus faſt gleich- kommt. Ueber den wirklichen Nähreffekt find nur empirische Refultate in geringem Umfang befannt; entjcheidende Unterfuchungen über die Verdaulichkeit des Laubes fehlen noch vollitändig. Für die waldarmen Gegenden Dalmatiens und Ungarns ift wiederholt der Vorſchlag gemacht worden, eigentliche FZutterlaubwaldungen anzulegen. Das Laub wird entiveder mit der Hand von den Stodausjchlägen des Niedertwaldes und Unterholzes im Mittelwald abgeftreift, oder es werden die Schofje abgejchnitten und das Laub mit ihnen getrodnet. Die Ausschläge werden in (odere Bündel gebunden und womöglich unter Dach gebracht, da das Laub nach dem Beregnen ſchwarz und unbrauchbar wird. Pro ha Eichenniedertwald werden 1200—2500 kg jamt Aeſten geernet, wovon etiva 40°/ genießbar jind °'). Diejfes Quantum entjpricht 400800 kg Heumert. Die Anzucht und Nutzung findet mittelſt Kopfholz- und. Schneitelbetrieb ftatt, oder e3 werden im Niederwald die überjchüffigen Triebe ausgejchnitten. Da die jungen Triebe und Blätter am nahrhafteften unmittelbar nach der vollen Entwidlung find, jo fällt ihre Ernte in die Periode, in welcher fie den höchiten Gehalt an Mineralftoffen haben. Der erhebliche Entzug an ſolchen ift nur bei Befchränfung auf eigentliche Notjahre ohne Schaden für die mineralijche Kraft des Bodens zuläſſig. Eine Verminderung der Holzproduftion ijt bei der Ernte des grünen Laubes unvermeidlich. 51) De. 2. 14, 244. IX. Forſtbenuhung. c. Transportweſen. Von €. Schuberg. Allgemeine Erörterungen über den Begriff, Zwed und die £eiftungen forftlliher Bringungsanftalten. g1. Für jede ftändige Gütererzeugung muß man nad Einrichtungen ftreben, welche die Ergeugnife raſch, ſicher und billig im den Bereich des Verbrauchs bringen lafien. Die Forftwirtichaft liefert in waldreicher Gegend mafjenhafte, ſchwerfällige Stoffe weit über den nöchften Bedarf und muß; einen lohnenden Markt für den Ueberſchuß fuchen. Der erzielte Preis ift mit Erzeugungs- und Fracht Koſten belaftet, welche mit der Entfernung vom Markte zunehmen und dort die höchften find, wo die Bringungsanftalten auf tieffter Stufe stehen. Bei fonft gleichen Bedingungen vermindert ſich der Frachtſatz auf die Einheit der Weglange mit der größeren Leichtigkeit, Sicherheit und Raſchheit des Bezugs, ſowie mit 7 Ausnutzung und Schonung der Fuhr-Mittel und Kräfte auf beſſerer Bahn; — pe ungleicher Entfernungen vermindern ſich zu Gunſten der größeren. begünftigt die Preisausgleihung und die Begegnung von Ausgebot und Nachfrage. Nocd mehr wie für die anderen Gewerbe des Boden-An- und Abbaues ift für das *7* die Verlehrspflege eine Lebensfrage, weil der Preis jeiner Erzeugniſſe der niedrigſte — zu den hoben Frachtkoften zu fein pflegt und bei jeder Wirtichaftsweiie ge agwertige Stoffe miterzeugt werben müfjen, welche weitab vom Markte unverwertbar und bei den Betriebsweifen mit Meinftem Worratsfapital den größten Brozentiag ausmachen. Hu den erjten Bedingungen für die Negelung der Abjagverhältniffe ift daber 5 re guter Bringungsanftalten zu zählen, welche die Erzeugnifie im Waldes: ev fammeln und nad außen zu den Bedarfsorten auf jede Bedarfszeit mit den Öglichen Koften bringen laſſen. a e Anftoften zum verführen im oder auf dem Wafler können örtlic dem Landwege zur Seite oder mit ihm im Wettbewerb fichen. Im Waldesinnern können die Waflerftrafien nur den Verkehr nach aufen aufnehmen; mannigfache Bringungsanftalten zu Lande haben Ähnen die Erzeugnifje zuzuführen. Die Wertsminderungen und Berlufte bei der Floßerei drängen mit fteigendem Holzwert indeſſen immer mehr zur Förderung auf der Achſe, jomweit Verſchiffung möglich. Die ftreng-twirtichaftlihe Natur der Waldbenutzung fordert bleibe 984 IX. Schuberg, Forjtbenußung. ihlichte, chmucklofe Baumweifen, mehr in ven Ausmaßen, der Stoffwahl und den Koſten— jägen, als in den Formen örtlich bedingt; nur teilweise in jtändigem Gebrauch, bald aus- Ihließfich für eigenen Betrieb, bald mit Bahnung für alle üblichen Fuhrwerke der Gegend. Erjt die genaue forjtliche Ortzfenntnis befähigt zu einem Urteil, welche Bau- und Förderungsweiſen paffen und ausführbar find und bei welchem Aufwand fie fich lohnen. Die Leiter des forftlichen Betriebs müffen deſſen Anforderungen fennen, zwiſchen den Vor— teilen größerer Taufchfähigfeit und dem Bauaufwand das richtige Verhältnis abmwägen; die Forſtwirte alſo müſſen das Berftändnis dafür befigen, wie Die Bringungsanftalten al3 wirtfhaftlihe Unternehmungen in's Werk zu jeßen und zu handhaben find Auch die raſche Behebung unvermeidlicher Ab— nugungen, Beſchädigungen oder Betriebsftörungen muß den Betriebsbeamten jelbjt obliegen. Sie müfjen die geeigneten Erjaßftoffe, die nächſten orts- und arbeitsfundigen Kräfte kennen, verfügen auch am eheften Darüber. Mindeſtens müſſen ihre Kenntniſſe joweit reichen, daß fie mit Bauverftändigen beim Entwurf und bei der Ausführung zuſammenwirken, das wirtjchaftliche Befte dabei wahren, al3 die bejtellten Verwalter die Lieferungen und Gedinge abjichliegen und darüber abrechnen können. Durch die Bringungsanftalten wird der gejamte Wirtichaftsbetrieb und Gejichäfts- verkehr beeinflußt. ° Sie bedeuten neben Bermehrung des Waldfapitals und Ausdehnung der Arbeitsthätigfeit zu größerem wirtjchaftlichen Erfolg — Unbahnung eines inten- fiveren Betriebs. Auf bisher abgelegene Waldungen äußerte die großartige Um— geftaltung des öffentlichen Verkehrsweſens jofort ihre Wirkungen. Sie drängte zur bejjeren Erſchließung hin, einjchneidende Neuerungen tauchten helfend auf. Sie verjprechen große Erjparnifje an Kraft und Zeitaufwand gegenüber den bisherigen Arten der Laften- hebung und Förderung, verlangen aber auch neue Aufwendungen und deßhalb ein ein- gehendes Kennenlernen ihrer Verwendungen und Vorteile. Die Erfolge verjchiedener Wirtichaftsweifen laſſen fich nicht feftitellen, wenn die Wirkungen der örtlich zuläffigen Bringungsanftalten für den allgemeinen Berfehr oder für den Selbjtbetrieb auf fejten und verlegbaven Bahnen mit eigenen Heb- und Fahrzeugen außer Nechnung gelaffen werden. . 8 2. Eine forjtlihe Bringungsanftalt ift jede Anlage, welche dem örtlichen Verkehr im Walde und nach außen behufs der Ablieferung der Walderzeugnifje an die Empfänger dient und zu dieſem Zwecke hergeftellt wird. Die Anlage ift entiveder eine ftändige, indem fie vegelmäßig die Förderung an beftimmte Pläße vermittelt, oder eine bewegliche (verlegbare), indem fie nach Bedarf auf andere Verkehrslinien verbracht wird. Im eriteren Falle kann fie Land» oder Waſſerweg fein. Die Anlagen zu Lande, welche den Wald ſelbſt zu feiner wirtichaftlichen Ausbeutung durchziehen und durch Ver- ebnung den Waldboden in bejtimmter Richtung und Breite anderer Verwendung auf die Dauer entziehen, Heißt man Waldwege; jene dagegen, welche an und über dem Boden zu gleichen Zweden aus Schwellen und Schienen zufammengefügt werden, Waldbahnen. Der Hauptzweck aller dieſer Anftalten ift die Gewinnung und Förderung des Holzes, als wichtigftes und maſſigſtes Walderzeugnis. Nebenzivede, welche gleich- zeitig dadurch ſich erreichen Yaffen, find jene der Ausbringung jonftiger Nugungen, der Erleichterung der Verwaltung, der Jagd und des Schubes, der größeren Sicherheit, auch des Naturgemuffes. Ihre Herjtellung jeßt jo hohe Walderträge voraus, daß fie die Kojten der Anlagen, ihrer Unterhaltung und der Förderung ſelbſt zu decken veriprechen, alſo einen nahen oder durch öffentliche Verkehrslinien erreichbaren Markt, auf welchem die Walderzeugnifje zu befriedigendem Preis Abſatz finden. Die Unficherheit, welcher in diefer Beziehung die Waldbejiser an vielen Orten ausgejegt waren, hat die Entwicklung des forftlichen Bringungs- Arllgemeine Erörterungen über den Begriff, Zwed und die Leiftungen x. 88. 285 weſens lange aufgehalten. Beim Eintritt günftigerer Berhältniffe erwieſen ſich jedoch die Vorteile guter Einrichtungen im Vergleich mit den Mifftänden der Weglofigfeit jo hand- greiflich, daß einfichtige Forftwirte fich gedrängt fühlten, die Erſchließung ihrer Waldungen ernftlich und eifrig zu betreiben. Die Vorteile find vielfache: 1. Schonung des Waldbodens und der Beftodung, befonders an Abhängen. 2, Vermeidung von Wertverluften an dem zu verbringenden Holze. 83. Beflere Lagerung und Abtrocknung, dadurd rajchere Gewichtsverminderung. 4. Ertragfteigerung durch befiere Sortierung, leichteres Ausbringen ganzer Nuyholz- ſiämme, Verläuflichleit der bisher wertlofen Holzjorten (Stangen, Reis- und Stodholz) und Nebennugungen, 5, Beſeitigung der Nachteile des Zwiſchenhandels, — 6. Verminderung der Ernteloſten, Schonung der Waldarbeiter und Beſſerung ihres Ki Unterftügung der Waldeinteilung, der Regelung der Hiebsfolge, der Verwaltung und des Forftichuges, befonders aber 8. Berminderung des Zeit» und Hoftenaufwandes für die gejamte Ausbringung der Walderzeugniffe (Schonung der Tiere, der Fahrzeuge und des Geſchirrs, Kraft und Zeiterfparnis). \ Die rc ungen der bewegenden Sräfte werden durd den Neibungswiderftand des * chwacht und gehemmt. Der Widerſtand iſt bezuglich der Förderungsbahn, rien u RL von von ——— Art: (gleitende) Reibung am Boden * et ee Rn in Baumſchafte und beim Schlitten des Holzes oder bei ab- durch Radſchuh und Bremje — rollende Reibung eye Achſenreibung. Die gleitende Reibung wachſt mit — des Bodens und der bewegten Koörper und im Gewichtsver⸗ arg rare elt beide Arten des Widerftands und befeitigt die Stoß um & } Beichaffenheit der Er Se noch ſehr verſchiedenen Widerftand. Bei mo — m Birne Che 58* ‚ für gewöhnliche vierrädrige Wagen und * — eh lag. Die rollende Neibung bereitet zwar einen feit in einer Ar er Itnis Stra u: er —=W-+G b. ı. Gewidt Wagens und der Ladung) =1:n u = p oder er De * Zugkraft einer Tierart), h px. Er 1 eine beftimmte Ladung die nötige Zugkraft oder Yahl der Tiere f u „+0 n 2) für eine beftimmte — "R Bahnbeſchaffenheit das fürderbare Ladungsgewicht 6==-wm Wäre —* p (der —— —— der —* ⸗ chtem Boden — 0,06 te Straßenba 025 ei 28* b © im falle a. der beladene Wagen nicht TE ——— Be et in | rien ”" "6 dagegen in einer Fahrt fortzubringen. J $.3. Die Mannigfaltigleit der ſorſtwirtſchaftlichen Betriebsweiſen, der Bodenzuftände ‚und Geländeformen, der Holzaufbereitung und Abſatzverhältniſſe, der örtlich verfügbaren und zuläffigen Zug- oder Triebkräfte und Fahrzeuge, ſowie die Ungleichheit der Erträge und Löhne erfordern auch ein wohl erwogenes Anpafien der Bringungsanftalten an die dingungen der Dertlichfeit. 286 IX. Schuberg, Forftbenugung. Einfache Waldverhältniffe mit einer Wirtichaft, welche nur kleinere Leichte Holzjorten liefert, wie 3. B. aller Niederwald, erfordern auch nur einfache Bringungsanftalten. Der Hoch- und Mittelmaldbetrieb in ebener Lage bedarf mindejtens einiger Haupt- wege in Berbindung mit einfachen Seitenwegen, auf welchen die Erzeugnifje auf die erjteren zur Abfuhr zufammengebrac)t werden. In Gebirgswaldungen, wo die Erzeugung von Starfholz im Vordergrund jteht und dasjelbe in ganzen Stämmen fortgebracht werden joll, müſſen wenigſtens die Thäler und die Verbindungen der Thalgebiete mit tragfähigen und gut fahrbaren Hauptiwegen verjehen und entweder mit gut gebauten GSeitenwegen oder mit einem pafjenden Syſtem anderer Förderbahnen verbunden werden, welche das Stark- und Kleinholz für ſich in verichiedener Weile an die Hauptwege oder Sammelpläße liefern. Erjtreden ich große Waldungen weit in das Hochgebirge hinauf mit fteilen Wänden, vielen Unterbrechungen duch Schluchten, Fels- und Trümmerhalden — find außerdem tenige und there Fuhrwerke verfügbar, fo ift der Bau von Fahrwegen thunlichſt zu be- ſchränken, wogegen jolche Förderweifen zu entwickeln find, mit welchen das Holz auf geneigter Bahn ducch fein Eigengewicht zu Thal gelangt. Se theurer und fchtwieriger der Wegbau und die Beichaffung der Zug- und Arbeits- fräfte, dejto mehr ift die Anwendung von Förderbahnen fir mechanische Zug- und Trieb- fraft geboten. Selbft in der Ebene wird, wenn der Boden von Natur zu nachgiebig iſt und Nußholzmwirtichaft herricht, in der Neuzeit mit bejtem Erfolg die Einführung von Waldbahnen angeftrebt, welche große Laften mit geringftem Kraftaufwand raſch und leicht auf Rollwagen über ihr Schienenne aus den Holzjchlägen zu den Verbrauchsorten oder den öffentlichen Verkehrslinien verbringen Lajjen. Durchziehen oder berühren Gewäſſer die Waldungen, jo dienen fie je nad) ihrer Beichaffenheit und jener der fortzubringenden Hölzer (Lang- oder Kurzholz, Roh- oder Schnittholz, Brennholz) zum Verſchiffen oder zur (gebumdenen oder ungebundenen) Flößerei. Zu Lande find im wejentlichen folgende Bringungsanftalten zu unterjcheiden: A. Zum allgemeinen Fahrbetrieb. 1. Fahrwege oberer Ordnung oder Hauptwwaldwege ') in unmittelbarer Ver— bindung mit den öffentlichen Verkehrswegen in ftändigem Gebrauch, daher mit vollem grundſätzlichem Ausbau für ſchweres Fuhrwerf. 2. Fahrwege mittlerer Ordnung, in ausfegendem Gebrauch, zur Verbindung zwifchen den Wegen oberer und unterer Ordnung, mit bejchränktem örtlich verjchiedenem Ausbau und mittlerer Bahnbreite. 3. Fahrwege unterer Drdnung oder Nebenwege, gutgebahnte Erd- oder Schotterwege, zuweilen mit Holzbahn (Knüppelwege) mit geringjter Bahnbreite, zum Sammeln der Ladungen für die Abfuhr auf den Hauptwegen. B. Zum eigenen Fahrbetrieb. 4. Schienenwege (Rollbahnen). a) jtändige, mit fejtverlegten Geleijen, b) bewegliche, mit tragbaren Geleifen, zum Gebrauch mit Fahrzeugen, deren (ſchmale) Spurweite gerade ihrer Schienenbahn entjpricht. 5) Schleifwege, zur Fortihaffung des Stammholzes aus den Holzichlägen auf dem Lottbaum mit Zugtieren, höchftens mit der Bahnbreite der Nebenwege. (A. 3) 6. Nieswege, zum Fortjchaffen ganzer (entrindeter) Stämme und Stangen durd) freies Fortgleiten mittelft des Eigengewichts auf hergeftellter Gleitbahn: a) Stammholzrieſen, 1) Die öffentlichen Verkehrſtraßen dienen zwar ebenfalls zur Holzabfuhr und erjparen mande forftlihe Anlage, entziehen fid) aber der Unterordnung unter die forjtlihen Betriebszwecke Allgemeine Erörterungen über ben Begriff, Zwed und bie Leiftungen. $ 5. 287 nl b) Stangenholz- und ö e) Drahtſeilrieſen. — 7. Schlittwege (HZiehwege), ſchmale Erdbahnen, meiſt mit Duerhölzern, zur Holz forderung auf Handſchlitten an die Lagerplätze oder Floßbäche C. Zum Kleinverlehr. 8. Saum» und Reitwege, jhmale Erdbahnen zur Förderung Meiner Yaften auf Saumthieren oder zur Perfonenförberung. j 9) Fußwege (Hut- und Pürfchpfade) zum Verwaltungs, Schutz- und Jagddienſt. g ©. Auspilfs- und Notbahnen. 8 4. Die vielen Bejonderheiten des forftlihen Bringungswejens in feinem immigen Anſchluß an die Wirtihaft mußten allmählic; auch eine befondere Litteratur hervorrufen, welche ſich auf die örtlichen Erfahrungen, Uebungen und Regeln ftügt und als forjtlich er... ha id, Handbu d N 0 * ut Ei, Aneing sum Was = N ent — 1842 — —— — Dengler, Weg⸗, und Waflerbaufunde für Land» u. Forſtwirihe, Stutt 7 8. Scheppler, Das ae u. der Waldiwegbau, 2. Aufl., Aſchaffenburg 1878; Dr. — ———— zum Bau von Waldwegen, 33 1864: 8. Schuberg, Der eh la: ae Berlin 1873 u. 1874; Dr. 9. Stöper, Baldwegebauhunde, 2. Aufl, m, 1 Örfter, Das forftliche Transportweien, Wien 1885; Ad. Nunne baum, Die — — erlin 1886 Sonderſchri ng und Waldeinteilung find: y €. rer Ueber Pr Anlage —— ftemen, 2. Aufl., Darmſtadt 1871; €. Mühle. haufen, J— ehrforſtreviers renberg, Franffurt aM. 1876; Dr. * J. ” hi nep, Ein Bei & hub De hr Bor in En en, Münden 1882: Ad. er Welche Ge⸗ € des Baldiwege- u. Diftrifts-Nepes zu Berlin 1880). 2. Deo. Heyer, Tafeln zur Erdmafjenberehnung beim Dr. F. 5 Na: De Taſchenbuch zur Erdmaſſenberechnung bei Waldiwege * —— — — in den a ee enthalten, wovon erwähnt feien: i 2 Pin 1851 (Anleitung zum Waldwegeban). ginge. A t. —— nift. 58. III. Bo. 1 er Sclittwe e u. IM. Bd. 2.9. Die Holz. in er pe - zen! R. en. A. #. u. 3.3. v. 1857 Fa uſt mann, Der Be des VI. Bandes (der Waldwegebaubetrieb in urh 2.3 B. er 5 v vn 8. 1. d. (D. Haijer, a. über Wegenep- legung u. a eur u di über Waldwegebau). E.BL. f. d. g. f., Wien Jun⸗ Nov. vd. 1875 eswege” u. Se v. 1877 „Erd- u. elsbewegungsarbeiten in den - Staat: der Ar * rer "hei 4 er > — der beutichen gorkmänner En Wiesbaden 1879. Sabre. 1886 „Die Einführung der Sch de den forftl. — Er Litteratur abe "Bahsapıra fiehe weiter unten R 85. Um Laften mit dem geringften Kraftverluſt fortzubewegen, müſſen die Hinderniſſe Mgaen Waldbodens durch Ebnung in der Längsrichtung und in genügender Bahn— An es muß eine Wegbahn bergeftellt werden, welche jederzeit nach Bedarf dem auch offen fteht. Hiezu find Meffungen und Abſtedungen mit einem Nivellierinftrument ui — hm Bängenprofil und in den Ouerprofilen erjehen laſſen, wie weit die fläche von der künftigen Babnfläche abweicht und um wieviel fie in der Längs- g und quer dazu von Strede zu Strede jteigt oder fällt. Den Meflungen der Ge— ** Wagelinie (Richtung des „ſcheinbaren Horizonts“) und die Yotlinie zu ; fie lonnen durch einfache Vorrichtungen — aus dem Gleichgewicht einer Flüffigkeit, A fd hängenden Lot — jederzeit gefunden werden, um das Maf der Abweichung ometriich zu beftimmen. Auf die wag- und lotrechte Linienmefjung umd die Winfel- ung in den Flächen beider Richtungen ftügen fich alle für den Wegbau erforderlichen Eine Wegbahn liegt entweder in der Fläche der Wagelinie, ift eben, wagrecht, oder 988 IX. Schuberg, Forjtbenugung. ift in ihrer Längenrichtung geneigt, ſchief. Das Gefälle der Mittellinie einer jchiefen Bahn kann durch die Meffung des jpigen Winkels bejtimmt werden, um welchen diejelbe von der Wagelinie abweicht, oder durch das Verhältnis des Höhenabjtands je zweier Punkte in der Linie zu ihrer wagrechten Entfernung. Als Verhältniszahl läßt es ſich a) im Prozentſatz (p) der Entfermmg — L zu der Höhe = h ausdrüden: h p = 100 z, per h:L=0,0p b) mit Beziehung der Höhe auf 1000 Einheiten von L; z — 1000 = —10p c) durch Beziehung der Weglänge L auf die Einheit von h, in welcher erjtere x mal enthalten ift: x—-L:h Da auch p= fo ergibt fich leicht 100 Inn 100 100 p aus —— und xaus —. X pP Es wäre 3. B. L= 270 m und h= 6,75 m, fo berechnet ſich p zu 2,5% (Gefälle oder Steigung) und x zu 40 (d. h. auf 40 m Weglänge kommt 1 m Steigung). d) Aus dem Neigungswinfel leitet man das Gefällverhältnis trigonometriſch ab. Wenn z. DB. die Neigung «°, jo ift für den rad. 1 00p—=tge und h=L.tga. Am häufigsten ift der Prozentſatz im Gebrauch. Die Meſſungs- und Nechnungsfehler, welche durch Nichtbeachtung des „wahren Horizonts“ (d. i. die dem Meereshorizont folgende Wölbungslinie oder Fläche) entjtehen, find bei den üblichen Kleinen Abſtänden der Wegabſteckungen unerheblid und treten vor den Vorteilen der Arbeitspereinfahung, welche die Annahme des jcheinbaren Horizonts gewährt, weit zurück. Die Meflungsarbeiten, welche die Beftimmung der . Längen- und Höhenabjtände mehrerer Punkte einer Geländelinie oder Fläche bezweden, um die bejtehenden regellojen Gefällverhältniſſe feftzuftellen und ihre Negelung zur Herjtellung einer wagrechten oder geneigten Bahn einzuleiten, heißt man „Abwägung“ (Nivellement). ES bejtehen dafür zwei Berfahren: — 1. Das Abwägen nad) vorwärts oder aus den Endpunkten der Staffellängen: Fe, Man ftellt am Anfangspunft das Wagge- J räte, am folgenden die Nivellierlatte auf, richtet deren bewegliche Scheibe in die Waglinie ein und läßt hier die Lattenhöhe ablefen. Die Differenz zwijchen der Summe der Latten (h,+h,--...) und der Geräthöhen (,-+i,—-...) oder S(h)—S(i) N ergibt alsdann die Gejamthöhe H für die Gejamt- länge L der ganzen Linie. (Fig. 1.) 2. Das Abwägen aus der Mitte. Man ftellt das Waggeräte auf M halbwegs der Endpunkte, auf dieje je eine Latte, richtet die Scheiben N und P auf die Waglinie ein und Liejt die Lattenhöhen NO — r (Nüdblid), PQ = v (Bor- blick) ab, deren Differenz — Höhenabjtand, ohne Ermittlung dev Meßhöhe des Waggerätes, welches auch jeitwärts der Meßlinie ftehen kann. Die Dif- ferenz zwifchen der Summe der Rückblicke (Sr) und der Summe der Vorblicke (Sv) gibt H. (Fig. 2.) Das erjte Verfahren erlaubt Aufjtellungen von wechjelndem ungemefjenem Abjtand Allgemeine Erörterungen über den Begriff, Zweck und die Leiftungen xc. / 280 (mad; der Sehkraft, dem Fall des Geländes zc.), die einfachſten Geräte, die wenigſten J. —E—— und die flüchtigfte Behandlung, iſt aber ungenauer und verlangt mehr Auf— - flellungen und Meſſungen. Es empfiehlt fi zu Sleinaufnahmen und vorläufigen Auf- E fidden der Wegige. Das zweite gewährt größere Abftände, erläßt die Beftimmung von ii, hebt die Mefjungsfehler des ſcheinbaren Horizonts, der Strahlenbredung u. ſ. w. auf, iſt ficherer, daher zu endgiltigen Abſtelungen vorzuziehen. 36. Die Waggeräte find entweder Sentel» oder Libellen-Geräte Bon beiden Arten befteht eine große Auswahl mit jehr verichiedenem Grad der Yeiftungs fähigkeit, Leichtigkeit, Handlichkeit, Dauerhaftigfeit und des Wertes. Wo viele und vielerlei Anwendungen nötig find, wird am bejten neben einem zuverläffigen leiftungsfähigen, jedoch nid — Libellen⸗Gerate noch ein einfaches Sentelgeräte (zum Handgebrauch Auer der Setz- und Bleiwage find zur Aufnahme der Gelände-Duerichnitte, zur Aufrichtung von Lattengeftellen u. j. w. als brauchbare Sentelgeräte zu erwähnen: der Duadrantenftod, der Sefällmefier von Boje, Hurth, Bouſſat, Mathes (bey. Prager), Gene — Gefallſtock Sidler’s, der Patentgefällmeſſer Mayer's. Verwendbar zu Zwecke find die meiſten Baumböhenmefler. Sie werden teils von Hand, teils it einfüigem Geftell gebraucht, dienen vorzugsweile zu flüchtigen Gefällermittlungen, zum Aufſuchen neuer Wegrichtungen, zur Abftedung endgiltiger einfacher Bauten in Yänge A ar Breite, überhaupt wo Zeit und Mittel beichränft find. Sie erlauben raſcheſte Auf- tum verlangen aber ein gutes Wuge (mit Ausnahme des Mayer'ſchen mit jog. Stam jcher Röhre) und namentlich ruhige Luft. j Die Libelle für fi, in einfachem Holz» oder Metalltäftchen mit Glasverſchluß, dient wie die Bleiwage und hat in Verbindung mit einem rechtwinfligen Dreieds-Geftell die namliche mehrjeitige Verwendung, aber den Vorzug feinerer und ftetigerer Yeiftung. Am Verbindung mit einfachem „Diopterlineal“ , deiien Enden ein jog. Ofular- und Ob odiopter (Durchſtich und Fadenkreuz) tragen, oder der Stampferſchen Röhre meſſingene I uszugsröhre mit gleichgroßer bifonverer Linje an beiden Enden, das Fadenkreuz in der te) oder mit aftronomifchem Fernrohr, mit oder ohne Höbenifala und Sorizontalfreis, I Eileen Verbindung mit einem Dreifußgeitell, bejtehen jehr mannigfache Libellen- geräte. Erwähnt feien als mehrfach im Gebrauche erprobt und ſelbſt zu den feineren Meſſungsarbeiten im Waldiwegban ausreichend (da fie noch Zehnteile eines Gefällprozentes ex genug angeben): Das Stampferfch Nivellierbiopter mit der Sicler ſchen Höhenſtala (Einftellung ttelit Mikrometerjchraube und eingeteilter Trommel), mit oder ohne Horizontalfreis Das Staudinger ſche Nivellierdiopter mit Höhenjlala und Nonius und doppelter pter- Vorrichtung (ohne ernröhre). Hiezu kommen die jog. Taichen-Libellen-Geräte mit Fernrohr, die Libellen-Seräte t VBouffole und Dioptern oder Rernröhre, endlich die jog. Univerfal-Anftrumente. Die * und beſta —— Libellen-Inftrumente find die leiftungsfäbigften im cn aber F die er ee wede nicht, da im oft dicht beftodtem Walde, in idiwer inderniffe die Umftändlichfeit des Aufftellungs- und Ab- vs den Zeit⸗ und Koftenaufwand au ſehr fteigern würden. Bei den. Abfteungen braucht man zu den Waggeräten als Hilfsgeräte: die Seplatte oder das Richtſcheit zur Meſſung in der Waglinie, die Meflatte, bald mit feiter, bald mit beweglicher Zieltafel (im lepterem falle ‚Schieblatte* genannt), zu den Bejäll-Abjtedungen mit blofem Auge, die Stalem oder Reihenbad’iche Latte mit feiniter Yängenteilung (bis 1 cm) da⸗dua d. ferfiw. 1. 2. abıl. 19 J 390 \ IX. Schuberg, Forjtbenugung. zu den Arbeiten mit bewaffneten Auge (dev Vorteil liegt hier in dem genaueren Ergebnis und der geficherten Ablefung, unabhängig von den Lattenführern); die Viſirkreuze (oder Krücken), deven drei von gleicher Höhe, aber verjchieden- farbigem Anſtrich vorhanden fein müſſen, um zwiſchen genau eingemefjenen verpfählten Punkten Seiten- oder Zwiſchenpunkte in beliebiger Zahl auf gleiches Gefälle einzurichten; Meßlatten, Meßbänder (dieje zu flüchtigeren Abſteckungen) oder jonjtige Längemaße; Kreuzſcheibe, Abſteckſtäbe (gerade, leicht, mit weißem und rotem Farb— anftrich je auf 0,2 oder 0,5 m Länge), Handbeil, Handſäge, Art und Haue. Zu guter Leiftung ift alles Meß-Geräte veinzuhalten, gegen Näffe, grelles Licht und Be- ſchädigung zu jchügen, vor dem Gebrauch an Reibungsflächen einzuölen, zu prüfen und richtig- zuftellen. Beim Gebrauch ift auf genaue Wägung, Ablefung und jofortige Aufzeichnung zu halten, der Arbeitsgang zu regeln, jeder wichtige Punkt für Nachmefjungen durch haltbare Ver- pfählung zu fichern (Rückmarke bei weichem Boden, am Waſſer, bei Felſen oder Gerölle). Bei Durchhieben iſt erſt vorfichtig aufzuaften, nur nach endgiltiger Annahme einer Linie ein voller Durchhieb zu führen. Der Genauigkeitsgrad und Aufwand richtet ſich nad) der Bedeutung des Unternehmens. 8 7. Die erften Vorarbeiten für Wegherjtellungen bejtehen in der Unterfuchung der Geländeoberfläche in der Längs- und Querrichtung. Für die Geländepunfte, deren gegen- jeitige Lage zu diefem Zwecke fejtzuftellen ift, muß ſowohl der Abjtand und die Richtung in der wagrechten Fläche des Ausgangs-PBunftes, als auch in der Lot-Fläche in ziffermäßige Beziehungen gebracht werden. Dann ergibt ſich im Anſchluß an bereits feitgelegte Punkte und Linien der Grundriß und Aufriß, auf den jcheinbaren Horizont des Anfangspunfts (oder, wenn deſſen Meereshöhe befannt, auf den Meeveshorizont) be- zogen. Bei diejer „orthographijchen Projektion“ jtehen ſämtliche unter jich parallele Linien und Flächen der einen Nichtung jenfrecht zur anderen. Drei weitere Vorgänge unterjcheiden ſich alsdann, nämlich 1. die Aufnahme der aufgefuchten Geländepunkte nach ihren natürlichen Höhenunterjchieden ; 2. die Abſteckung regelmäßiger neuer, ebener und geneigter Linien und Flächen über und unter dem Boden in gleichmäßigen Abjtänden, 3. gleichzeitige Ordnung der Wegmittellinie in geraden oder gejegmäßig gekrümmten Linien (Kurven). Die Bodenoberfläche ift im Walde nie regelmäßig und bedarf zur Fejtjtellung ihrer Längs- und Querrichtung der Längen- und Höhen-Beftimmung an jo vielen angenommenen Punkten vom Anfangspunft aus, bis im Wage- und Lotjchnitt ein genügendes Bild ge- wonnen ist. Im Wageſchnitt ergeben fich dadurch die Horizohtalfurven, im Lot- ichnitt der Längsrichtung dag Läntge-, in der Quer- (oder Seiten-)Nichtung das Quer- profil. Die Richtung und Länge einer Geraden iſt Durch die Feitlegung der Endpunkte beftimmt, jene einer gebrochenen oder Krümmungslinie erſt durch die Zerlegung in jo viele Teile al3 Brechungen oder Krümmungshalbmeſſer vorhanden, deren Längen, Winkel, Halbmefjer und Höhenabftände alsdann zu bejtimmen find. Man pflegt hiebei die Linie der Wegrichtung („Zugslinie‘) duch Hauptpunfte in möglichjt gleiche wagrechte Ab— jtände von 10-50 m (Stationzlängen) einzuteilen und ſtreckenweiſe jo viele Zwiſchenpunkte einzuschalten, al3 zur Darftellung der Profillinien nötig erſcheint. Die Hauptpunkte werden verpfählt (Bodenpfahl) und fortlaufend gezählt (NummerpfahD), die Zwiſchenpunkte mit bei- gefügten Buchftaben, Bruchzahlen oder den Abjtand vom Hauptpunft bezeichnet. In der Längsrichtung ift genaue Verpfählung und Meflung der Höhenabjtände und jorgliche Be- achtung der Wechſelpunkte (Wo die Ducchichnittslinie ihre Neigung nach oben oder unten dreht) wegen der Fehlerfortpflanzung geboten. In der Querrichtung (jenkrecht zur Längs— linie, bei Krümmungen in dev Nichtung des größten Gefälles) genügt geringere Mejjungs- Ihärfe,; dagegen werden feine Abſtände don mehr al® 3 m genommen. Die Nummer Allgemeine Erdrterungen über den Begriff, Zwed und die Leiftungen ꝛc. 8 7. 291 5 Duerftüds ift jene des zugehörigen Hanptpunfts (an welche die Meffung ſich anfnüpfte). Sind die Querſchnitte an die Hauptpunfte des Yängeichnittes durchweg angeichlofien mb ihre Längen und Höhenabftände vermeffen, jo ift die Flächenabwägung als unentbehrliche srundlage einer Bauunternehmung,vollzogen. Alle Abwägepunfte jeder Richtung find in der Wages und Lotfläche in ein Zahlenverhältnis gebracht, aus welden das regelmäfige neue Verhältnis nad) Anforderung der Bauzwede abgeleitet werden fanı. Da jedoch am gleichen Orte ähnliche Aufnahmen nötig fallen oder für den vorliegenden Ziwed Aenderungen, Fortſehungen oder Erweiterungen eintreten fönnen, jo gewährt die durchgreifende Gelände Bm: und Darftellung ihrer Höhenverhältnifje und Oberfläche auf einem Plane be deutende Vorzüge. Denn mit Hilfe derjelben laſſen ſich leicht fämtliche jeht oder ipäter in Abſicht liegende Verlehrseinrichtungen überfichtlich und in grundſätzlichem Zuſammenhaug entwerfen, bevor man fie auf das Gelände einzeln überträgt. R Die Hrümmungslinien, welche fich ergeben, wenn man die Bodenoberfläche eines Waldes in gleich großen Höhenftufen auf feiner Grundfläche (Wagfläche des tiefften Punktes auf Grund umfafiender Höhenmefjungen geometrifch einträgt, heit man „Dorizontal turven“. Man benügt dazu den Waldpian u welcher mit Hilfe der Triangulation und Einteilungslinien , ſomit viele Anhalts- punkte bietet. Wenn z. B. an einem Berg. rücken (Fig. 3) die untere Umfangslinie gleicher Höhe = ABC, von B nad) E,H,L,O gleiche Höhenftufen den Rüden entlang gemeiien, von diefen Punkten wagrechte Surven DEF, GHI ,.. NOP gelegt, eingemejien, ferner zur Prüfung die Höhenabjtände und die Ent- fernumgen der Kurvenendpunkte bejtimmt find, ſo läßt fich Leicht jedes Kurvenſtück auf die Grundfläche eintragen und dadurd im Blane die Vergform D’E/F' .... N’O‘P* darftellen, ſomit auch, da die jenfredpten und wagredhten Abftände im Plane gegeben find, für eine beliebige Steigung (— p ”-) die Entfernung be rechnen, auf welche von einem unteren Anfangspunft B über e und i mach M und P zu gelangen ift. Es ei jede Höhenftufe — h, die unbelannte Entjernung — E, jo ift p:100—h:E oder E= 9; Ein völliges Bild zum Ueberblid des Sachverſtändigen wird ſchon erzielt, wenn zu den augenfälligen Höhen» und Tiefenpunften (Kuppen und Niederungen, Einiattlungen, Thalmündungen), welche die Triangulierung liefert, Einzelmefjungen längs der Haupt ‚geländelinien (defto mehr, je wechielvoller) binzutreten, an den Bergabhängen die Böihungs winlel des größten Gefälls gemefjen und in Handriffe eingetragen, weiterhin aber in die lebhteren von guten Standpunlten aus, mit häufiger Stellungnahme, Abſchreitungen und jontrollmeijungen, nad) freiem Auge die Geländebiegungen eingezeichnet werden (mit Ver ‚meidung vom Weberfüllung). Höhenſtuſen von 10-20 m genügen für die Darſtellung Die Einzeihnung der Kurven beginnt von den trigonometriichen Höhenpunkten aus, mad oder unten, je nachdem ein mächittieferer oder höherer Punkt, deiien Höbe ohne Neft mit I teilbar, ermittelt wurde. Zur Abkürzung des Verfahrens werden Tangenten Tafeln 11 welche die jedem Böjchungsgrad (bis Yr") entiprechenden wagrechten Kurvenabſtande 19 * 999 IX. Schuberg, Forftbenußung. bis auf Dezimeter angeben. Die genauere Aufnahme einiger gejchlojjener Kurvengürtel oder -Stüde bringt Sicherheit in dieſe Art von Geländeaufnahme. Der trigonometrifchen Höhenmeſſung könnte auch die barometrijche ergänzend und erſatzweiſe zur Seite ftehen, um die Zahl befannter Höhenpunfte für die Geländezeichnung be- liebig zu vermehren, und wirde für Wegbaufarten namhafte Dienfte leisten. Gerade für jolche techniiche Zwede zeigten ſich aber die mit Quedjilber gefüllten Nöhren von Manometern und Barometern zu unbequem. Das Bedürfnis führte daher nach unvollfommenen Verſuchen zum eriten „Federbarometer” (von Vidi 1847) *) — im wejentlichen eine luftleer gemachte Büchſe von wellenförmigem Querjchnitt, deren durch den Luftdruck eintretende Dimenfions-Nenderungen durch einen Ueberjegungs-Mechanismus vergrößert und gemejjen werden. Die Handhabung eines folchen Feder- oder Metallbarometers ijt einfach: meijtens hat man nur den Stand eines Zeiger auf einer Teilung abzulefen (möglichjt mit rechtwinkliger Viſur zur Teilungsebene). Die Anfichten über die Brauchbarfeit der Mefjungsergebnifje jind jedoch noch geteilt. Das Ziffernblatt eines jolchen Barometers von z. B. 12 cm Durchmefjer ift, dem Duedjilber-Bar. entjprechend, in 16 Hauptteile (63—79 cm) und jeder in 10 ganze (und 20 Halbe) Millim. eingeteilt; die Uenderung um 1 Sfala-Millim. gibt einen Höhenunter- jchied von 9—12 m an. Aber die Ablefung mit Schäßung zwiichen den halben mm gibt, auf 0° der Temperatur reduziert, nicht die Gradveränderungen des Quedj.-Bar. an, da die Luft- wärme und jene im Innern des Metall-B. jowie andere Umjtände einwirken. Much jcheinen die Erjchütterungen unterwegs in ungleicher Weije die Empfindlichkeit der Inſtrumente zu be- einfluffen. Wenn aljo z. B. zwei Beobachter, von welchen der eine auf gleichem Stand von be- fannter Höhe (am „Standbarometer ”) abliejft, der andere von Höhen- zu Höhenpunft geht („Seldbarom.“), dann ihre Ablefungen gleicher Zeiträume mitteljt Korreftionstafeln auf 0” Wärme ummvechnen, jo können dennoch Unficherheiten von mehreren m Höhe bleiben. Alſo nur zur Be- ftimmung von Zwijchenhöhen, für welche ein größerer Genauigfeitsgrad nicht verlangt wird, iſt der Federbarometer zuläſſig °). II. Die. Anforderungen an den Bau der Einzelftrefen und ihren Sufammenbang im Wegnetz. $ 8. Gemeingiltige Grundſätze, nad) welchen eine Einzelftvede brauchbar herzu— ftellen umd die Geſamtheit der Streden zu einem Wegnege planmäßig zu verbinden ijt, haben ſich durch die logische Folgerung, die Erfahrung und vergleichende Rechnung ergeben. 1. Die leichtefte und ficherfte Fortbewegung gewähren gejtredte Linienzüge; Abwei- ungen von der Geraden, beziv. Krümmungen mit kleineren Halbmefjern läßt man eintreten, um große Bauhindernifje des Geländes, gefährliche, zu jteile oder zu teure Streden zu umgehen. Wenn (in Fig. 4) auf der niedrigjten Höhenftufe be—h für die fleinfte Entfernung } h NE He l : ab—d nur mit dem Prozentjag p— 100 ; zu erjteigen iſt, aber p, = 100 5, den kleinſt zuläfjigen Prozentjab ergibt, jo muß jeitwärts in die Gerade ad=D eingelenft werden. Da G:D=5n, : 00, &, jo zeigt der Quotient p,:p den Winkel an, um welchen die Weglinie abgelenkt werden muß. Im ähnlicher Weije bedingt die größere Steigung der 2. Höhenftufe (fg > de) eine erneute Abweichung und Wintelberechnung zur Fahr— barkeit, Gleichheit des Gefälles, alſo Biegung der Nichtung. Es Lafjen fich demnach die fürzeften Verbindungen durch Gerade und Einlenfungen im vechten Winkel nur in der Ebene erreichen, denn 2) Bom Erfinder »barometre aneroides genannt, d. h. ein Barometer ohne Flüffigfeit. Diefe Konſtruktion änderte fpäter Naudet und nannte die jeinige »barom. holosterique« (ganz ſtarr); fie ift die verbreitetfte. 3) Ueber Höhenaufnahmen zu „Terrainfarten” (und insbef. über die Etandbarometer-Me- thode) fiehe Haufinger v. Walded, Handbuch der Ingenieur» Wifjenfhaften 1. Bd. W. Jordan, Taſchenbuch der praktifhen Geometrie (1873) ©. 205 u. 236. Marks u. Balke, „D. Terrainrelief, feine Aufnahme u. Darftellung“. Berlin 1876. K Haas, „Ueber Höhenauf- nahmen”. Stuttgart 1878. K. Krug, „D. Anfertigung jorftliher Terrainkarten auf Grund ba- tometrifcher Höhenmefjungen u. die Wegnesprojektivung”. Berlin 1878. A. 3. u. $.3. v. 1880 ©. 228 („Ueber Höhenaufnahmen im gebirg. u. ftarkbewald. T.). 3. f.%. u. J. v. 1879 ©. 65 („Die Terraindarftellung 2e.). Die Anforderungen an ben Bau ber Einzelftreden ꝛc. 8 8. 208 4 8, Base Wegbahn ift nur innerhalb beftimmter Sefällgrenzen brauchbar. Die Ver— mdung zweier Punkte ungleiher Höhe durd eine jchiefe Ebene muß der bewegenden Fig. t. * — * - — I ET „.——. a ng ——— nn. Kraft ermöglichen, außer dem Eigengewicht fo viele Laſt (Fuhrwerl und Ladung) zu fördern, daf der Kraftaufwand fic lohnt. Die Lehren der Phyſil und Mechanik enticheiden dabei. Ein Umweg er- r ihigt das Gefälle, ein zu großer aber verteuert zu ſehr den Bau. Zur Erfteigung von h (Fig. 5) wird 1 Prozentfap p der Weg AD=L=1-+-x nötig, beim — pAu der Weg Bl (BE=DG=h md BD= x), h h Somit, da I+xz== 1002 rel uch = 1000 =} Jund Leit 43) Eine Gefällſteigerung z. B. von 5 auf 1% verkürzt den Weg von 140 auf 100 - (0,07 . 100 = 0,05 . 140), aber das größte Gefälle droht einen Mehraufwand an Zugkraft * Unterhaltung. Zwiſchen zwei Ertremen vermittelt Erfahrung oder Berechnung das Gefälle P+ a, welches örtlich entipricht. Die Sefällgrenzen find weitere bei gleitender Reibung als bei der geringeren rollenden und richten fich zugleich nach der Art der Bewegungskräfte (tieriiche oder mechanische): für Fahrwege oberer Ordnung bis höchſtens 8 %o f . „ mittlerer „ Pr 20 F unterer F auf kurze Streden noch 11—12 % An Wendplägen, Wegeinmündungen und jcharfen Biegungen nicht über 5 %». - Für Neitwege wie bei Hauptiwegen. Für Fußwege bis zu 12, ftredenweije noch 15 %. Für Schleif⸗, Nies und Schlittbahnen mindejtens 10-12, hödyitens 20%. Für Schienenwege, zu jelbjtthätiger Bewegung durch das Eigengewicht, 3-5, auf wen Streden 78%» mit unmittelbar folgenden Ermäßigungen auf 2—4 %.. 3. Gegengefälle find nur zuläffig a) zur Eriparung großer Umwege, b) zur Umgehung baujchwierigen, gefährlichen, nicht erwerbbaren (oder zu teurem) fremden Geländes, 6) zur Erreichung wichtiger Zwiichenpunfte (Einmündungen, Sattelpunfte, Yager- * pläge, Niederlaffungen ꝛc.) 4. Jedem Weg muß durch regelmäßige Boſchungen die nötige Haltbarkeit und jeit verliehen werden. 294 IX. Schuberg, Forjtbenußung. Böſchung heißt die Abdachungsfläche, welche von der Straßenfante auf- oder abwärts ftreichend die Bahn beiverfeits begrenzt: obere im Geländeanjchnitt (Abtrag), untere in Fr6, der Aufdammung (Auftrag), äußere die thaljeits jtreichende. — 2, 5, Die Abdahungslinie AC heißt „Böjchungsprofil“, AB (= h) „Bö— A A ichungshöhe” und BC a) „Ausladung“, C der „Auslaufpunft“ (Böshungsfuß). Das Böjchungsverhältuis wird ausgedrüdt 1) durch den Winfel ACB (= $) 2) durd) das Verhältnis R = cosß (£urzweg 8, Böfchungstoeffizient), wonach a—=hB. „Einfach“ oder ganz Heißt die Böjchung, wenn a=h (7 5=45N). „Halbe“, wenn a="zh, 1'2fache, wenn a=1'e2h u. |. w. Bei Böden von mittlerer Bindigkeit ift einfache Böſchung Regel, naſſer oder jehr lockerer Boden verlangt ftärkere, jehr feiter erlaubt jchwächere Ausladung bis zu '. h, Felsboden enthebt der Abböſchung. Künstliche Befeftigung gejtattet kleinſte Ausladung (Erſparnis an Baufläche). Beim Mauerwerk iſt der Ausdruck „Anzug“ (mit der Aus— ladung als Einheit) gebräuchlich: 1/n Anzug, wenn n.a — h. 5. Jene Wegftreden, welche nicht den trodenen Boden überdammen, werden mit Seiten oder Straßengräben eingefaßt a) um das zufließende Wafjer (Nieverichläge, Duellen) den nächiten Rinnſalen oder Fünftlichen Verſenkungen zuzuführen, b) die Bauten vor Aufweichung, Abjpülung ze. zu bewahren, €) Diefe oder das Nachbargelände gegen Ueberjchreitung zu ſchützen. Die Ausmaße der Gräben (Fig. 7): ob=w (obere Breite oder Graben-Reite), gs —s (untere Br. oder Grabenjohle), og und bs (Böſchung) und gt—=t (Tiefe) werden nn durch die Zwecke der Anlage bejtimmt — Schuß- oder Wajjer- Fig. geäben, bei letzteren durch die aufzuncehmende Wafjermenge. Bei ZUM OLE EEBBE ER mangelnden oder langjamem Ablauf größtes Ausmaß. Die Sn —— Ya Steilheit der Böſchung hängt von der Widerjtandsfähigkeit der a Wände gegen die Angriffe des Wafjers ab. Gewöhnlich genügen 2 für w:0,7 bis 1 m, für s:0,2 bis 0,5, für t:0,3 bis 0,5 m. Die Querprofilfläche @ berechnet ih am einfachjten aus w oder s, t und dem Böjchungs- koeff. B dQ=W- It =(S+ tB)t (für Gräben mit „einfacher“ Böſchung alfo Q=(w—t)t). Hieraus ermittelt man die Grabenquerſchnitte der üblichen Ausmaße und jtellt fie zur Ermittlung der Aushubsmaſſen und -Koften tabellarifch zuſammen. ü Man fucht immer einiges Gefälle herzuftellen. Bei einem Straßengefälle über 7 oder 8% hat man die Sohle und Wände zu befeftigen oder durch Duerjchwellen das Ge- fälle zu ermäßigen. 6. Die Breite eines Weges richtet fich nach der Art und Größe des Verkehrs. „Kronenbreite” heißt der Abjtand der Wegfanten. Sie umfaßt alfo die Breite der Fahr- bahn (Stein- oder Schotterbahn) und der Geh- oder Seitenbahnen. Die „Bauflächenbreite” enthält noch die Grabenweite und Böfchungen bis zum Aus— laufpuntt. Die angenommene (vorgefchriebene) Kronen- oder Normalbreite wird nie verichmälert, dagegen örtlich oft erweitert (Ausweichjtellen, Kehren, Einmindungen, Schotterpläße 2c.). Mit der Wegbreite wächſt a) die Größe der Baufläche, welche die ertragsfähige Fläche verringert oder er- worben werden muß, Die Anforderungen an den Bau der Einzelftreden x. 8 9. 205 30 b) die Höhe der Anlage und Unterhaltungstoften, am Berghang dejto mehr, je größer der Neigungswintel, jo dab der wirtſchaftliche Erfolg uf Null finten kam. Wecnn die Neigung eines Berghanges durch Meſ— Fig C fung von AG=w und FG=h, das Böihungsver- 3 F T: Bes B ber Weganlage durch EG : FG beftimmt, die /, — „im Abtrag* AB=a, die Abtragshöhe 'D DH if, fo beredimet fi aus w— 6: zer — —— ab au Ihn. H die Abtrags-Duerflähe = 5 - u Eine Wegverbreiterung um x führt zu der größeren Querflähe Q = es) — db. h. zu einer von x und dem Neigungswinfel FAG abhängigen EEE TEN, h Beim allgemeinen Fahrbetrieb muß der Bau der Fahrzeuge (Spurweite) und die übliche Beladungsweiſe beachtet werden; beim Selbftbetrieb kann die Spurweite und Bahn breite auf die engften Grenzen eingeichränft werden. Dede Bahnart joll räumlich genug see meh aber für billigfte Förderung bemefjen fein. Man bemifst meiftens - bei Hauptiwegen die Fahrbahn U. : 2 2 2 nen 42bis5 m el CHA —— Kronenbreite 4,8 bis 6,2 m bei Wegen mittlerer Ordnung . . © 2 2 2... ” 4,2 bis 5,0 m nuterer BE ©, “ 8 -’.20,, Schleif- und Rietwegen . .» . > 22... u 24, 830_ Sclitt- und Reitwegen . . > 2 2 2 20. N TRITT Fuß wegen (fog. Hutpfaden, Pürſchwegen :c.) . . u (für 0,6 bis 0,7 m Spurweite der Geleife) 1,0 bis 1,5 m 0, Die Zugsrichtung und Bringungsweiien müjlen jo gewählt werden, daß fie den geringften Bau» und Unterhaltungsaufwand verurjachen, die ertragreicheren Waldteile beten erfchließen, die Beibringung erleichtern und die Förderkojten auf den mäßigiten ' Langgeftredte Auſdammungen und VBodeneinichnitte (Hoblgafien), habe Felsboſchungen md Stügmanern verteuern die Anlagen umd erſchweren den Gebrauch derielben. Gegen Störungen, Schädigungen und Umfälle müflen ſchon bei der erften Anlage fü Vorkehrungen getroffen werden, fo namentlich a) gegen Angriffe des Waflers (Stauung, Ueberflutung, Abſchwemmung, Unter- wühlung), Schneeverwehung, Eisbildung, Yauinen ; R gegen Erd- und Felsabſtürze; gegen Beihädigung durch die Holzbeibringung jelbit (Anlafien der Stämme x.) 8 Keltere Wege find zu prüfen, ob umd inwieweit ihre Ridytung und Zugstinie, te, Gefällverhältniſſe, ihr Bauzuftand u. ſ. w. ihre Beibehaltung und Einfügung in eqne rechtfertigt. ——— 4 9. —* Waldımgen mit geordnetem Nachhaltbetrieb bedürfen auch planmaßiger Bi chungen. Kleinbeſitz lann nur mit landwirtichaftlichem oder mit dem nad) be Waldbefik der wirtichaftlichen Ausbeutung erichloffen werden. - Ein betriebsgemäßer Bauplan muß dem Eigentümer (oder den Baugenofien) durch mde Verzinſung oder andere gleichwertige Vorteile die Bauten durchführenswert m laſſen. Der bisherige jährliche erntefojten- und laftenfreie *) Ertrag © entipricht —* Unter diefem nr Ausdrud fei ber jährliche Aufwand an Steuern, Aultun, Ber und fonftigen Koften oder Laſten zufammengefaht 296 IX. Schuberg, Forjtbenußung. bei dem angenommenen Wirtfchaftszinsfuß p dem Waldfapital W. Die neuen Bauten ver- mehren dieſes Kapital) um die Anlagekoſten A, fteigern die Betriebsfoften durch die Weg- Pflege, vermindern fie andererſeits durch die Erjparnifje an den Ernte, Abfuhr: und Verwaltungskoſten 2c. und erhöhen zugleich den Ertrag e durch vollfommenere Wald- benugung und Verwertung (höhere Preiſe) auf E. Folglich jtehen fich vergleichend gegen- über W.0,0p=e und W.0,0p-+A.00z=E woraus A.0,0z=E—e°) Dieſe vermutliche Einträglichkeit kann allerdings nur auf Grund ftatiftischer Er- hebungen und von Schäßungen annähernd veranjchlagt werden. Aber gewöhnlich ftehen bei ſparſamer Behandlung des Bauwejens jo mannigfache und große Vorteile in Ausficht, daß der gute Erfolg Handgreiflich ift. Ratſam ift dennoch die Vergleichung verjchiedener Bau-Einrichtungen auf ihren Gejamtaufwand und die mutmaßlichen Vorteile. Einfache Waldverhältniſſe (ebener fejter Boden, Niederwald oder BrennholzWirtichaft) fordern geringeren Bauaufivand, verjprechen aber auch wenig Steigerung des Neinertrags. Dürftige geringwertige Bejtodung bei ungünftigen Bauverhältniffen (Felsboden, teile, jchluchtige Hänge) gibt wenig Ausſicht für ausgedehnte Anlagen. Dagegen ift bei reihen Nutzholz— vorräten und günftigem Baugrund größter Erfolg zweifellos, jchon wegen der namhaften Erjparniffe an Holzhauer- und Rückerlöhnen. Bei der Auswahl der Bringungsanftalten und ihrer VBerbindungsarten jpielen die zwei Fragen I. Allgemeiner Fahrbetrieb oder Selbjtbetrieb durch den Waldbeſitzer, II. Benützung lebendiger oder mechanischer Zug- (bez. Trieb-) Kräfte eine große Nolle. ge nad Art und Umfang des Waldbeſitzes (Groß- oder Kleinbeſitz, Staats-, Ge- meinde-, Korporations- oder Privatbefiß), nach der Art des forjtlichen Betriebs und dem Waldzuftand, nach der Verfügbarkeit über AUrbeits- und Zugkräfte und der Höhe der Yöhne ift die Entfeheidung anders zu treffen. In der Negel gewährt die Verbindung weniger fefter Hauptwegzüge von jfolider Bauart, welche den Wald dem freien. jederzeitigen Verkehr, ſoweit es thunlich, öffnen, mit einem Zwijchenneß von Wegen mittlerer und unterer Ordnung, bald für alle Fuhrwerke, bald nur für den Selbjtbetrieb, die größte Summe der Vorteile. Zum öffentlichen Fahrbetrieb müſſen Fahrwege für den Lrädrigen Leiter- und Lang- holzwagen beftehen, welche auch den Zrädrigen Spannfarren und den Spannjchlitten zu- laffen, im Gebirge auch Schleifwege für den Gebrauch des Lottbaumes. Zur Verdingung des Fahrbetriebs an Unternehmer werden nur Schleif, Schlitt- und Niesbahnen nötig, welche zudem teilweife von diejen ſelbſt hergerichtet werden und wozu fie Fahrzeug, Geſchirr und Zugkräfte jtellen oder mechanische Kräfte nebjt den eigenen wirfen laflen. Zum eigentlichen Selbjtbetrieb, mit Beihaffung aller Einrichtungen, Bejtreitung der Snftandhaltung, aber auch mit ungeteilten Genuß des ganzen Gewinnes, eignen ſich beinahe allein die Waldbahnen, entweder mit gedungenen Zugkräften oder mit eigenen mechanischen, joweit die Triebfraft des Eigengewichts von Fahrzeug und Ladung nicht aus- reicht (unter 3% Gefäll oder bei Gegenfteigungen). Sie beanfpruchen Schienengeleife, welche 5) Dasſelbe bleibt jedoch auf gleicher Höhe, wenn der Bauaufwand durch verjtärkten Hol;- hieb gedect wird. 6) Oder, wenn der Bauaufivand dem Holzvorrat entnommen wird (Wegaufbiebe, Vorhiebe). in 00 P, 2 R Er 6 W —=E-— e, woraus p, — p—= 100 ww. Die Anforderungen an den Bau der Einzelftreden . 8 9. 207 am und für fi ortsübliche Fuhrwerle ausſchließen oder nur bedingt zulafien. Sicher hören auc die Drabtieilriefen ’). Die Bringungsanftalten haben die wertvoller gewordene Körperkraft der Maldarbeiter bfen und zu unterftügen und hiefür pafiendere und billigere bewegende Sträfte ein tellen Diefe haben in einer den ftandörtlihen und wirtichaftlihen Berhältniffen gemäßen und lohnenden Weife in gleicher Zeit größere Yaften als es vorher möglich und mit größerer heit und Unabhängigkeit fortzuichaften. Ihr Erfolg muß darin beftehen, daß die gungswiderftände an den Bahnen und Fahrzeugen möglichft ermäßigt, die Forderungs jebniffe in Maß und Zeit gefteigert und dadurch die Förderungstojten verringert werden. Die tieriihe Zugkraft kann über ihre natürliche Grenze nur auf often der Ge ſchwindigleit zu Gunften der Laftvermebrung oder umgelehrt etwas gefteigert werden, Ri pie täglich hochſtens 8 Stunden verwendbar, um leiftungsfähig zu bleiben. Die g iſt nur dehnbar durch Werbefierung der Bahnen und Fahrzeuge, aber von ber ans, dem Schlag, Alter, Sewöhnung, Führung, Witterung u. a. abhängig und an — Bebensalter gebunden, Zwar fann die Arbeitsftelle leicht gewechielt, die Leiſtung Ei billig (5. B. in der landwirtſchaftlichen Ruhezeit) gemietet werden, dagegen bedingen rtung, Fütterung und Führung für die Tiere auch mehr Fubrleute, Geſchirre u. |. w. und die Abhängigkeit von der Viehzucht der Gegend, von der Neigung und Beichaffenbeit des Waldbodens find unvermeidliche Schattenfeiten. Die unorganische Zug- (Trieb⸗Kraft hat den Vorzug der Verwendbarleit in beliebiger Zeit und Größe und am jedem Orte, der Gleichförmigkeit der Bewegung, der Negelung Biagernng der Geſchwindigleit, der Beichränkung und Schonung der Bahnen, der hängigkeit gegen außen, jedoch fie erfordert eigenartige, oft theure Anlagen, deren anderweitige Verwendung mit anderen beivegenden Kräften nicht immer angebt. Die wirtfehaftlichen Zwecke werben daher am bejten gefördert, wenn Bringungs talten gewählt werden, welche für die örtlichen Verhältnifie die Borteile wedhielnder der zufammengejepter Verwendung verihiedener Motoren zu vereinigen Dabei kann an Kraft und Koften geipart werden, indem man die fog. tote Yajt er Lagern, Entrinden, Spalten des Holzes), * He Bahnen teils als ftändige für beftimmte Förderungsweiien jo einrichtet, daf die \ 9 die geringften Widerftände und Hinderniffe findet, teils als unftändige dann t * Ans Orten, wann und wo man ihrer bedarf und wie die billigiten Motoren J en Er leichte und gefahrloje Ladung und Entladung leiftungs- und verbringungsfähige j In der Ebene werben deſto weniger ftändige feite Hauptbahnen bergeftellt, je teurer Erna ift und je weniger der Mangel an lebendigen Zugkräften Gelegenheit zu ihrem gibt, jo namentlich auf fandigem und moorigem Boden. Nur wenige Arten e Förderung ftehen zur Wahl. Im Gebirge find ganz andere Bedingungen zu erfüllen. Nachteile der Unzugänglichkeit der Holzihläge für Spannfuhrwerk, die Schwierigfeiten id Gefahren der Holzansbringung, der drohende Schaden am bleibenden Holzbeitand r en thunlichjt durch mechanische Vorrichtungen ausgenlihen werden. Den größeren ten für Wegbau und Wegpflege fteht eine viel größere Eriparnis an Bringungstoften eitslohn), ein geringerer Schaden und Holzverluft und eine nambaftere Steigerung Bei der © ränktheit ihrer Verwendung, infolge de Vede in be Ban on dm 298 IX. Schuberg, Forjtbenugung. der Holzpreije gegenüber, vorausgejebt daß für den Umfang der Wegbauten folgende Ab— twägung ftattfindet: 1. Stehen hohen Bringerlöhnen niedere Baufojten gegenüber (billiger, zum Bauen günftiger Boden, Vermeidbarkeit teuerer Bauwerke), jo lohnt fich die Vermehrung der Anlagen (120-150 m Abftand). 2. Bei großer Ungunft des Bodens und der Lage an Orten mit niederen Löhnen behält man umgefehrt größere Wegabftände bei (bis 250 m und darüber). 3. Ein großer Neichtum an wertvollen Holzvorräten verjpricht bei Vermehrung der Bauten eine um jo größere Erjparnis an Löhnen im Vergleich mit den Bau- und Unter- haltungskoften, je billiger die fegteren find (volle Beftände erwachſen meijtens auf gutem Baugrund). 4. Dünne geringwertige Beſtockung und ſchwierige Bauverhältniſſe (ſteile und felſige Hänge) bedingen die größten Wegabſtände mit Einſchaltung einfacher Bahnen (Schlitt-, Rieswege 2c.). 5. Ein zufanmengejegtes Ne von Hauptwegen und Zwijchenbahnen gejtattet größeren Abjtand der erfteren und vermittelt die Gegenfäge zwiichen den Bau- und Bringungskoften. Der Waldeigentümer ift aljo zur Erreichung der größten Vorteile je nach der Lage und Bejchaffenheit feiner Waldungen bald darauf angewiefen, diejelben den ortsüblichen Fuhrwerken völlig zu erichliegen, bald zum Selbjtbetrieb der gefamten Holzbringung hin- gedrängt, bald vor die Wahl eines Bringungsſyſtems gejtellt, welches einen größeren oder fleineren Teil des Bringungsgeichäfts anderen Unternehmern einräumt. Eine grundfägliche Ent- ſcheidung darüber ift geboten, um die Art und den Umfang der Bringungsanftalten ſyſte— matisch zu vegeln und das Waldwegnetz hienach vorzubereiten und zielbewußt durchzuführen. S 10. Das Wegneb. Sollen die Bringungseimrichtungen durch völlige Erſchließung des Waldganzen ihrer Aufgabe entjprechen, jo müſſen fie in ihrer innigen Verbindung ein „Wegnetz“ bilden oder im Bedarfsfall durch verlegbare Zwiſchenbahnen verbunden werden fünnen. Dies erfordert folgendes: 1. Ein Bauplan muß für alle Einzelſtrecken die gegenfeitige Lage und Verbindung, Bauart und Bauzeit regeln. 2. Der Wegneß- Entwurf umd die wirtjchaftlihe Waldeinteilung müſſen in engem Zufanmenhang ftehen. 3. Ueber die Richtung und Entfernung der Hauptwege und über die Zahl und Art der verbindenden Zwiſchenbahnen müſſen fir das ganze Wegneß feſte auf die Erfahrung gejtüßte Grundſätze walten. 4. Die Hauptwegzüge müſſen zuerjt, mit Rückſicht auf die Abjagrichtungen, feit- gelegt werden. 5. Der Bau muß dem Hiebsplan gemäß beginnen und fortrücen. Der Entwurf erfordert genaue Ortskenntnis und wird in einen Waldplan (Ueber- fichtsfarte im Maßftab von 1: 8000 bis 25000, je nad) der Größe der Waldfläche) ein- gezeichnet, twelcher die Bodenformung, Wafjerläufe und Waffericheiden, die ſchon vorhandenen Verkehrslinien und die Anknüpfungspunkte in der Umgebung erjehen läßt. Standörtliche, wirtſchaftliche und vechtliche Verhältniſſe beeinfluffen diefen Entwurf. In der Ebene befteht meistens jchon eine regelmäßige Jagen- oder nahezu recht- winklige Schneifenteifung, nordſüdlich und weftöftlich oder von SW nad) NO für die Haupt und in R° dazu fin die Seitengejtelle. Sie bilden auch das Wegnetz, mit ſtrecken— weiſen Ausnahmen aus wegbaulichen Gründen (Sandhügel, Moorflächen, Gewäſſer u. ſ. w.) und jmd mm an Außenſtraßen anzujchliegen oder mit neuen Verkehrsanforderingen in Einklang zu bringen. Für dag Hügelland und Gebirge kann ein entjprechendes Wegnetz nur mit Hilfe Die Anforderungen an den Bau der Einzelftreden. $ 10. 290 eines Waldplans mit Seländezeichnung ficher entworfen werden. Fehlt diefelbe, fo muß fie durch eine Aufnahme der Horizontalfurven beichafft werden. In Fig. 9 ift die Aufnahme und Zeichnung der Kturven eines Geländeftüdes und ihre Benüigung zum Entwurf eines Wegnetzes dargeftellt. Zwiſchen der durch Nro. 112 Fig. 9. un a x—+—x-.-Weglinien | -------- Horizontalcurven | 0o—o Abtheilungslinien R I I Messung der Böschungsgrade & Dis 114 gegen N. und durch Nro. 31 bis 34 gegen S. angedeuteten Waldgrenze zieht von W. nad) O. ein Hauptthal mit der Landſtraße ABC. In dasjelbe mündet ein jog. Quer Mal, Durch die Waldgrenzen, die Straße, Waflerläufe, Einteilungslinien und die trigo nometrijchen Höhenpuntte (N) A, d, b, k umd g find die Anhalts-Buntte und »Linien ge 300 IX. Schuberg, Forftbenugung. geben, von und längs welchen die weiteren Höhenbejtimmungen ftattfinden jollen, in Ver— bindung mit dev Aufnahme der Horizontalfurve bKJ... als Zugslinie eines Fünftigen Fahrwegs und des (punftierten) Kurvenſtücks, welches unter A d hindurch die beiderjeitigen Thalwände entlang zieht und unter Of und Oh durch Meffung des wag- und jenfrechten Abjtands fejtgelegt wird. Die vielen offenen Linien laſſen nad) jeder Richtung die Kenntnis der Bopdengeftaltung ergänzen. Die ausgeführte Kurvenzeichnung wird für den Wegneg-Entwurf in der Weije be- nützt, daß man nach der Auswahl der Zugsrichtungen die paffenden Anknüpfungs- und Berührungspunfte (z. B. bei Bunft B der Thalſtraße, D über dem Thalboden, Oh Sattel- punkt, H Rampe) bejtimmt, die mutmaßliche Weglänge 5.8. BD mit dem Zirkel abgreift, die Kurven - Abjtände (=3h) zählt, aus 3h:BD (Prozentſatz 0,0p) die Schnittlänge h 00 muß. Sind in gleicher Weife die Hauptiwegzüge probeweife durchgeführt und ineinander geleitet, jo muß die Geländebegehung über die Durcchführbarfeit verläffigen und wo nötig eine Berichtigung oder Ergänzung folgen. Bei Hauptlinien ift eine flüchtige Abſteckung oft ratſam, bevor man weitere Linien anjchließt. Bei jedem -Wegneß-Entwurf ijt eine Hauptfrage jene nach den Abjagorten und den dahin führenden baufähigiten, walderjchliegenden Linien, jodann jene nach den geeignetften Uebergangspunften über die Thäler (für Ueberbrüdungen), über die Höhen (Bälle) und Wendepunkte (zu Rampen). Der Hauptverfehr pflegt ſich in den Thälern zu bewegen, joweit fie dem Wegbau zugänglich find. Bon ihnen jeßt er ſich in jog. „Steigen“ die Seitenthäler und Berghänge hinauf über die niedrigjten Sättel oder Päſſe in die Nachbar- thäler fort. Oder er bewegt fich auf „Hochſtraßen“ längs den Hochebenen oder quer über diejelben Hin, zieht ich zuweilen auch auf ſolchen Straßen, die Bergfuppen und langen Höhenzüge umgehend, von einem Paſſe zum andern, indem er mehrere Steigen an ihrem oberen Ende aufnimmt. An diefe Hauptlinien ſchließen fich, je größere Waldflächen fie umrahmen, dejto mehr Weglinien der unteren Ordnungen an: Wege I. Drdn. am unteren Saum, wenn zahmes Gelände den Wald von der Thal- johle trennt; in die Seitenthäler hinauf, joweit das Gefälle derjelben es zuläßt; längs den Berghängen in "s oder 75 ihrer Höhe, wenn die Entfernung bis zur Waffericheide die Holzbeibringung auf andere Weife zu theuer und bejchwerlich macht. Wege II. und IV. Ordn. — die fteileren Thäler oder Ihalftreden hinauf und in die Holzichläge hinein, wo möglich nach unten auf Holzlagerpläge auslaufend. Das Wegnetz muß den Aufwand an Kraft, Zeit und Koften für die Holzbeibringung auf das niedrigjte Maß bringen. Ein einfaches Bauſyſtem empfiehlt fich Für Hügelland und Vorberge mit wenigen Wafjerläufen, vegelmäßigem geordneten Schlagbetrieb, zumal bei Brennholz oder Klein— nusholzwirtichaft; Kombinationen mannigfacher Art müſſen im großen Gebirgswalde, ab- ſeits von den Wohnorten, bei Arbeitermangel, bei großer Nubholzwirtichaft mit natür- licher Verjüngung Plaß greifen. Die Bodenausformung, die Wirtichafts-, Abjag- und Lohn- verhältniffe schreiben die Wegnegform und den Abftand der Wege oft jo deutlich vor, daß e3 feiner rechnerifchen Ermittlung bedarf. Die Waldeinteilung tut dies duch ihre Anforderungen oft auch, demm fie muß die Hochflächen und Bergkuppen von den Einhängen, muß an hohen Wänden den oberen dom unteren Hang trennen, wobei Umfjäumungs- und Gehängwege die beiten Trennungslinien find. Das find auch die Thalwege und ſtreckenweiſe die Steigen. Da ohnehin ein Waldganzes in eine Anzahl jelbjtändiger Abteilungen (Diftrikte, (J berechnet, mit welcher der Zirkel von B aufwärts bis D die Kurven ſchneiden Die Anforderungen an den Bau der Einzelftreden. & 10. 301 Jehaue) zerlegt werden und jeder Teil für ſich zugänglich fein muß, jo wird deren form d Größe am beften gleichzeitig mit der Formung des Wegenetzes bejtimmt. Die Vorzüge der regelmäßigen Jagen- oder Schneifen-Teilung ſprechen für ihre mdung, joweit fie jahrbare Linien gewährt. Dann ift die Einteilung die Grundlage Wo jedod die Seländeform ihre Vorteile in Frage jtellt, hat die Waldeinteilung dem Wegnetz anzubequemen, da die Bringungsanftalten viel wichtiger für die Wirt ſchaft find, als die Form der Wirtiaftsfiguren. Es verdient überhaupt jenes Wegſyſtem r Borzug, welches bei mäßigem Anſpruch auf Baufläche, Baus und Unterhaltungstojten ) B Berkbenngung genügenden Vorſchub leiftet und mit der Waldeinteilung ſich ver Die swedmäßigfte Grundform für die Einteilung und das Wegneh it jene des Rechtecks, teils weil fie den Seländeformen ſich beſſer anpaſſen läßt, als die Duadratform (welche dagegen mit einer ebenjo großen Wegjtrede eine größere Fläche umſchließen würde), teils weil fie im Bezug auf die gejamte Weglänge und die durd) ſchnittliche Bringungsweite die zweddienlichite Vermittlung bietet. An Berghängen hört e Teilung auf, ſobald das natürliche Gefälle 10% überſteigt, in Wirklich it oft ſchon bei geringerem Durch chnittsgefalle wegen der vielfachen Wechſel. Wichtige Geſichtspunkte für ein Wegnep find noch: 1) Daß Hauptiwege mit jolidem Ausbau ſich nur für lange Streden, große Majien mg und ftändigen Gebrauch lohnen, wenn die Gegend genügende und billige Fuhr e und Zugkräfte bietet; 2) für billigfte, vafchefte und jederzeitige Beifuhr aus großen reichbeftodten Wald en im wenigen ftetigen Abjaprichtungen ein Nep von feften und beweglichen Schienen die höchfte Leiftung verfpricht ; leichte Erd» und Holzbauten oder bewegliche jhmalipurige Schienenwege für aus ſebenden Betrieb und niedrigen Waldertrag genügen müſſen; ir ferner für die Ebene 4) ber Grab der Bugänglichleit des Waldesinneren für Spannfuhrtwert (feiter odener Boden oder Bruchboden, zahlreiche Waflerläufe oder feine, Hoch, Mittel oder Ausſchlagwald); 5) bie Anforderungen der Erzeugniſſe an die Tragfähigleit der Wegbahnen (Brenn id Meinnupholz läßt ſich im beliebige Ladungen verteilen, Stammbolz nicht); für Ebene und Gebirge 6) die Rüdficht auf die herrichenden Winde bei Beſtimmung der Yugsrichtungen ; | für das Gebirge 7) die Zahl der Thalgebiete, welche das Wegnep umfafen joll, die Höhenlage des und die Lage der Abjaporte über oder unter demielben ; a9 die Zugänglichkeit der Thäler und Berghänge für eigentlichen Wegbau oder ledig r Bringungsweien auf jchmaler oder ohne Bahn, die techniiche Güte der vorban nn Gefteine zum Bauen u. j. w. BR der Ebene wird der Abſtand ſchlagbildender Quadratnetze am beſten 300-4150 ın in G hen von 10—20 ha), im Gebirge dagegen bei gutem Baugrund und voller Be d für“ Die Sehängwege zwiſchen 100 umd 300 m, für Wege oberer Ordnung bei vierigem Gelände bis gegen 600 m betragen müfjen, jedoch mit Einfügung von Ywi em unterer Ordnung. Engere Wegnepe entwidelt man nur für Schleif-, Schlitt — — Die leichte Beichafjbarteit ſchmalſpuriger Schienenwege und der dazu gehörigen Fahr 10 Br 303 IX. Schuberg, Forjtbenußung. und Hebzeuge macht es Heutzutage rätlich, die Waldwegnege nur in großen Zügen aus- zubauen und jeden weiteren theuren Einbau jorglich zu erwägen. II. Die tehnifhen Dorarbeiten für den Einzelbau. s 11. Der Bau jeder Einzeljtrede eines Wegneges wird damit eingeleitet, daß man eine Anzahl Punkte in Sehweite bis zum Endpunfte auf das Gefälle und den Linienzug eimvichtet und verpfählt, das Längenprofil und die Duerprofile der verpfählten Punkte aufnimmt, die Ab- und Auftragskörper mißt umd berechnet (oder auf Grund einiger Mej- jungen nur anjpricht) und die Koften Danach veranjchlagt. Diefe tehnifhen „Borar- beiten“ weiſen die Durchführbarfeit nach und liefern die Unterlagen, um nach der Größe und den Koſten des Baues die Art des Arbeitsvollzugs zu bejtimmen und die nötigen Kräfte und Mittel zu bejchaffen. In der Ebene ift die Abſteckung, jofern keine Bauhindernifje (3. B. Gewäſſer) ent- gegentreten, eine einfache geodätiſche Aufgabe. In Berg- und Hügelland bejteht diejelbe darin, entweder die gegebene Nichtung einzuhalten, ihre Gefällverhältniffe zu ermitteln und deren Regelung für die Fahrbarfeit anzuftreben (Benügung einer Grenze, Schneife, eines Thalzugs),, oder ımmittelbav mit dem Gefällmefjer den tauglichen Gefällzug aufzujuchen und den gefundenen Lintenfompler fahrbar umzuformen. 8 12. In gegebener Richtung weist die Gefamtlänge und der Höhenunterjchied das Durchichnittsgefälle nach, dev Höhenabftand der Einzelftreden die Gefällwechjel, das Be- dürfnis und die Möglichkeit der Negelung. Auf graphiichem oder vechneriichen Wege ift nah? Ss, 8,, dann zu ermitteln, ob und um wieviel das Einzelgefälle der Streden s, s,, ... (= 2) * ER F vom durchſchnittlichen der Geſamtſtrecke S (— g) in pofitivem oder negativem Sinne ab- weicht, ob und wie durch jtredenweife Erhöhung oder Vertiefung des Geländes in der Nichtung des Längenprofils (Auffüllung, Abgrabung) das Durchjchnittsgefälle herzuftellen oder ein zwar wechjelnder, aber doch fahrbarer Gefällzug einzurichten jei. Dabei läßt eine Vergleichung zwijchen den Summen der Abtragshöhen und der Auftragshöhen — bei Gleichheit der Einzelftreden — ſummariſch beurteilen, ob die Maſſen des Abtrags mit jenen des Auftrags fich ungefähr decken und die Zugslinie ohne unnötige Koſtenvermeh— rung mit dem Durchſchnittsgefälle ausgeführt werden fanı. In Fig. 10 gibt die Geländelinie (Längenprofil) ABC... F fir das mittlere Gefälle p (=100 FG: AG) nahezu Gleichheit des Abtrags bei B und E mit dem Auftrag bei C, ſomit Annehmbarfeit des Gefälles p, dagegen für die Fig. 10, —* längere Linie ABC...N (Gefälle q= 100MN: AM) fait BR nur Abtrag. ES bietet jich jedoch ein annehmbarer Aus— weg in der Wahl eines gebrochenen Gefällzjuges — mit 2 Gefälllinien: Ae und eN oder mit 3: Ab, be, eN. — Auch für dieſe iſt beiläufige Verläſſigung über die Maſſen— ausgleichung durch Berechnung der Ab- und Auftrags-Differenzen wie oben ratſam, jedoch) mit der Erwägung, daß 1) die Geländehöhen über und unter der Gefälllinie nur für das Längeprofil richtiq ind (in der Querrichtung kann das Gelände jteigen oder fallen) ; 2) die Ab- und Auftrags-Querflächen (und Maſſen) von den Böſchungsverhältniſſen beeinflußt und 3) daß die Mafjen und Höhen des Ab- und Auftrags keineswegs proportional find. Die techniichen Vorarbeiten für den Einzelbau. 8 18, 308 Die angedeuteten Vergleichungen zeigen nur beiläufig, ob die gewählte Richtung ae Wegzug gibt, wie die Sloften auf ihr geringjtes Maß zu bringen find, je Bau-Schwierigkeiten ſich entgegenitellen, ob fie zum Aufgeben der Kichtung zwingen x — 3. B. durd) ftredenweile Seitenablentung — zu umgehen find. j Sollte bei ſtuſenweiſem Gefällbruch (Ab, be, eN) eine regelmäßige Sefäll- Zu⸗ oder Kl bdnahme von unten nad) oben beabfichtigt werden, fo laßt fich für n Gefäll-Lebergänge, I Annahme einer beftimmten Große d für das Wachen oder Fallen des Prozentiapes p, ( Epleider Größe L:n der Streden, im welche die Gejamtlänge I. mit der Geiamthöhe iſt — das Anfangsgejälle a aus dem Anſatze finden : L rd a+d(n—1) 2 (ot te J sw, . 3 ——— (n — 3: Ebenſo könnte aus diefer Gleichung für ein gewähltes Anfangsgefälle a die Tiffe nz d berechnet werden, um die Höhe H zu erjteigen. 813, Sind wie 3. B. in Fig. 9 auf der Wegneplarte die Punkte bezeichnet, welche Wege zu verbinden find, jo wird fein Durchbauen in gerader Richtung, jonderm um igen Gefälliag in das Auge gefaßt, um durch Ausbiegen nad) den Gelände günftigften VBanbedingungen umd fahrbarften Zugslinien zu erlangen. Der der fürzeften Richtung einzuichlagende Umweg iſt durch die Rücſicht auf die , Sicherheit und Kofteneriparnis gerechtfertigt. Die Aufgabe ijt, vom Aus * dem Zielpuntt in der genehmen Richtung und Steigung mit einem auf den Weingeſtellten Gefällmeſſer vorzugehen, indem man, zur erſten Verläſſigung, mit in nad) vorwärts einen Gehilfen mit der Schieblatte am Ende der Strede 1 auf {lt und auf die Höhe 1.0,0 p eimvifiert, dem Punkt verpfählt (Boden- und Nunmerpfabl), den Sefällmefjer und am Ende einer zweiten Strede die Schieblatte zum gleichen borgange Aufftellung nehmen läßt. Sind die Streden ftets =] (mit Meßband oder Kette en), ſo ift nach n Aufftellungen aus n.1.0,0p die erftiegene Höhe und die noch zu de Reſthöhe raſch zu finden. Begegnet die Abjtedung in der einzuhaltenden Kurven dem Ban unzugängliche Geländejtrede (Schlucht, Felsabſturz, fremdes Neld...), davor gewendet umd im einen Gegenzug (Widergang) eingelentt, “a fi, GSefällprogent einige Streden weit verändert oder © das 6 eime andere Richtung oder Thaljeite aufgejucht werden. fei 3. B. (Fig. 11) für die Thallinie nop...t das Grundjtüid AB..E nötig, von t aber bei gleichem Gefälle Fien E wie * Wechſelgefall auf Zugs⸗ — und dabei den gunſtigſten Bauverhältnifien nachſtreben kann d ein erjtrebter Endpunft mit dem anfänglichen Gefälle nicht ganz erreicht oder m, jo muß bei namhafter Differenz (+ v) das irrige p (aus 100h: 1.) nach der h+v Höhe (h+ v) berichtigt umd mit dem richtigen Progentjap p * 2= 10 5 9 wiederholt werden. m minder wichtigen Linien fönnen auch die verpiählten Bunfte mit Hilfe der Schmwage 304 IX. Schuberg, Forftbenugung. nach einem Berichtigungsſatz (=) für jede beliebige Entfernung D vom Anfangspunft um x, x,, x,,, auf- oder abwärts verjeßt werden, nämlich V L:v=D:x, daher + x=D 1 Die; was jeder auf den Gebrauch der Setzwage eingeübte Gehilfe bejorgen fann. Iſt der Betrag v gering, die Weglänge aber bedeutend, jo läßt er ſich auf beliebiger Endjtrede, deren Gefälle allein geändert wird, nah rüd- wärts ausgleichen. Man jchneidet dann mit dem Gefällmefier vom richtigen Endpunkt aus im ausgleihenden Prozent- jaße pı die anfängliche pprozentige Gefäll-Linie in W, wozu entweder für eine bejtimmte Endjtrede CWı —=1 das Prozent pP, =p+5 oder umgefehrt 1 für p‘ zu berechnen ift (Fig. 12): ®enn AB=L,BD,—=]1, BH=H und BC=h, jo ift allgemein \ _P Dad — (T-) 100 +1 100 — h, woraug, da Lioo tl, nenne ö ] Es erübrigt dann nur die Gefällabrundung am Wechjelpunft W. (welchen man auf eine Krümmung der Weglinie zu legen jucht, um ihn dem Auge zu entziehen). Eine andere Anwendung des Rückwärtsſchneidens macht man, wenn ein Gefällzug auf Baufchtwierigfeiten, z.B. eine fteile Felspartie jtößt, indem man einen pafjenden Durch- gang MN jucht und von ihm mit p +2 in die begonnene Gefälllinie AM zurücdgeht, um nachher das Anfangsgefälle wieder folgen zu laſſen. Bei ausgedehnten Abſteckungen erſpart ein flichtiges erjtes Vorgehen im oft dichten Walde mit einfachem Gefällmefjer in freier Hand viele Zeit. Iſt man über die Richtung, den Baugrund, das Gefälle 2c. aufgeklärt, jo folgt die endgiltige Abſteckung der Einzeljtreden (Nivellieren aus der Mitte), mit gleichzeitiger Einſchaltung der Gefällübergänge An flachen Hängen, im offenen Walde werden lange Einzeljtveden (bis 25, jelbjt 30 m) genommen, an tief gebuchteten, felfigen oder dicht bewachjenen Orten fommt man mit Streden von 7 big 15 m rascher und Sicherer vorwärts. Sind gleihmäßige Abdachungen durd) Schluchten oder Mulden unterbrochen, jo bildet man ganze’ und Halbjtreden; man mechjelt überhaupt das Abſteckungsverfahren nach den Erfordernijjen der Dertlichkeit. $14. Die Kurvenabſteckung. Die endgillige Abſteckung eines Gefällzugs jtellt noch eine unfahrbare Kette von Geraden dar, welche in aus- und einjpringenden Winkeln aufammenbängen. Von geringer Bedeutung find etwaige Kleine Gefällwechjel, wenn man jähe Ueber- Fig:13 Hänge des Prozentjaßes um mehr als 1% vermeidet, ne (wie e3 Negel fein jollte), da dieje kleineren Gefällbriche ſich leicht abrunden laſſen, etwa jo: Vom Brehungspunft M (Fig. 13) wird der gleich große wagrechte Abjtand be und ef nach den Bunkten a und b ge- nommen, von hier mit den Viſierkreuzen der Punkt d ein- gerichtet und in ihm ein Pfahl von der Höhe = — Me angebracht, wodurch die zwei Zwiſchengefälle ae und eb Sich einjchalten (mit etwaiger Hinzufügung je eines weiteren Zwiſchenpfahles von der Höhe : Me halbwegs ac und cb) — oder man jtedt mit einem Gefällmeſſer, wenn das erjte Gefälle p und die Differenz der Gefälle d beträgt, von dem 2d — ab, bis man in b n e d Punkte a auf n Zwiſchenpunkten die Zwifchengefälle P— re zum zweiten Gefällſatz einlenkt. j Wichtiger und umftändlicher ift die Abrumdung in dem Winfelzuge der Weglinien, As Die techniſchen Borarbeiten für den Einzelbau. 8 14. 305 m die Fuhrwerle können in natürlicher Fortbewegung aus einer Geraden nur mitteljt 6 Bogens in eine folgende Gerade oder von einem Bogen in einen zweiten und dritten ‚ winflige Zugslinien müſſen aljo nod fahrbar gemadt werden. Diefe Aufgabe wird nur erfüllt, wenn die abgeftedten Geraden verichiedener Richtung durch tangierende Bögen verbunden oder jtatt der Biegungen der Geraden lauter dem inde ſich anſchmiegende Bogenlinien Fig.14. ‚geftellt werden. Zur Verbindung — 4 veien Kr ertinke und sb genügt eine wanzeFgg aljo nur jene Bogenlinien, * Beachtung des Scheitel⸗ 8 und der Größe st genügenden Halbmeſſern entipringen. ws diefem Zwede muß X s gemeſſen oder berechnet werden, z.B. wenn sm = en = a und mn b, Se Er J * g*+= b:2a dei , wenn so —d tg 3 s—=b:2. It aber X s und die Größe von st befannt, jo iſt es der Salbmefier r ebenfalls. Wäre nur X» und r gegeben, jo läht ſich »t und der Jentripunft c durch Konftruftion nnerhalb des Winlels je eine Parallele AS und BS zu as und be mit dem r; rg Ann gibt ce und 4 Sentredhte von © anf as oder bs die Tangente »t. Kür den Verbindungsbogen zweier Geraden find jo viele Punkte zwiichen dem Ein d Auslauf feftzuftellen als nötig, um feinen Verlauf zu erfennen und nad) Bedarf noch te einzujchalten. Gewöhnlich jtedt man Kreisbogen ab, wofür man die nötigen mgen aus dem Scheitelwintel (> 8) oder dem Sentriwintel (> ©) und dem Halb vr durch — — einfache Anſatze ableiten fann (Fig. 14): Wenn £ s belannt, ft Zc=2R— su tytii=L£r)+ Kici= X y) Zr LNs=L + he=R und Zd=LheZr=£ ns | — da A ste Astd N ctd, (wenn Tangente set, halbe Schne td ==, oder, wenn ed x, — u. da p4y4) —* s—=s:p-+ ſomit 81 x * * p+y(=d)= r 9 ME r> nrerl,-ı) d. Kerfm, I 2. adus 20 306 IX. Schuberg, Forftbenußung. RR t d Kommt Zentriwinfel e nicht der Größe 2 R° zu nahe, jo fann der wie oben berechnete Pfeil ) in 4 der Größe (pı — ur —— werden, um die Bogenpunkte für die Sehnen der halben Zentriwinkel, ebenſo mit pe = = 16 c. für weitere Winfelhalbierungen zu vermehren. Dieje „Viertelungsmethode* kann auch auf einen Näherungswert von p gejtügt werden. Da nämlid auch x— yr —s°, aljo p=r— yır— s°, jo läßt ſich, nach Entwiclung einer fonvergierenden Reihe, mit Weglajjung p (Pfeil des Bogen) =r _ x=r (t—$) 2) auf der Mitte der neuen Sehnen te und tee errichtet der im Wert jinfenden hinteren Glieder, auch P=a, Pi = 2c. zu den Abſteckungen anwen— den. Als weitere Näherungsverfahren, welche mit Umgehung der Rechnung den graphiichen Weg einschlagen, jeien noch die „Halbierungsmethode” und die „Methoden der Winkfelteilung” erwähnt. Sie eignen fich jedoch nur fir Einzeljtreden, wo eine Bogen- verbindung zweier Geraden ohne VBerläjfigung über den Bogenhalbmejjer und die Bogenform (ob Kreis-, parabolijcher, zykloidiſcher Bogen ꝛc.) thunlich exjcheint, 3. B. um einen Bergvoriprung (Fig. 15): Wenn der Urjprung des Bogens beider- jeits in M und N genonmen, wird Sehne MN gegen die Mitte D von M und N her in n Teile zerlegt, auf jedem Teilpunft eine Senfrechte errichtet und gegen innen beziffert (l, 2....), ebenjo die Niücdenlinie CE, nachdem das berechnete E ange- nommen oder aus örtlichen Gründen verlegt worden. Sind darauf von M und N gegen CE die Winfel- teilungslinien Mı Ms ... Mn ımd Ni... Nn ge- zogen, jo liefern die Schnitte aus Mı und Iı bis Mn und In die Bogenpunfte a, b, ... e, ebenjo ander- N jeits von N aus. Der Kreisbogen fällt hiemit nur zuſammen, wenn das berechnete E beibehalten wurde. Für größere Abſteckungen gibt die Ko— ordinatenmethode die ficherften und ausgiebigjten Grundlagen. Alle nötigen. Ausmaße lafien ſich wie folgt entwickeln ımd in Tafeln zufammenftellen (jiehe Fig. 16). Nach Meifung oder Berechnung von Z£ S ergeben fich, da 0 so a Tangente ES (=t) =ıtg WC, Sehne PH (=2s) = 2rsin eG, Pfeil DE (=p)=r(1—eos 0), DBogenlänge FEH (=b)= I re f 360 A ‚C Diele in Kurventafeln aufzufchlagenden Werte für r—1 find nur mit dem gewählten Halbmefjer noch zu vervielfachen. Zum Abſtecken des Bogens in beliebiger Anzahl von Bogenpunkten, von der Sehne oder Tangente aus, find noch zu berechnen bezw. in Kurventafeln aufzuſchlagen: Absziſſe AFl(aFı....=a(aıar...)=rsineC (bezw. 140,40...) Drdinate AE(ae....)=0(0ıor...) =r(l—-cos’/2.C)—p (bezw. 40... .) und fir manche Fälle ER: z (od. 0) der Scheitelabftand ES (a) — ! : d ſtand (d) —— 8) Ohne Berechnung des Pfeils, welche mehrere Schriften über Waldwegbau vernachläſſigen, fehlt jede Sicherheit für eine richtige Abſteckung. 9 Nämlich, wie allgemein üblich, 180°: x als ſtändige Größe — p” geſetzt, alfo — 57,296 (log £° = 1,75812) und 1: p° = 0,01745. Die techniihen Vorarbeiten für den Einzelbau. $ 14. 307 Die veröffentlichten Tafeln haben eine verſchiedene Einteilung und verſchieden große _ Bintelintervalle "). * Zur Beſtimmung zahlreicherer Punkte auf langen Bogenſtreden fann man auch Zwiſchentangenten (z. B. EJ in fig. 16) einſchalten, um die nämlichen Gleichungen wie em für *, "u... des Zentriwinkels "+ anzuwenden. Pie die Aufnahme im Gebirgswalde find aber die geſchilderten Berfahren meiftens f Bm: und zeitraubend. Hier müjjen die Viſuren und Abjtedungen innerhalb der Bögen möglichſt beichräntt und namentlich im dunkeln ſtammreichen Beitand fürzere und e Atere Näherungsverfahren Platz greiſen. Hier empfehlen ſich abgelürzte Anwendungen rt Koordinaten-Methode im jog. Einrücungsverfahren, Um dieſe Ableitungen zu zeigen, jei zuerſt die mwendung der Nelation für den Kreisbogen kurz ent- widelt. Wird (dig. 17) die Sehne TD — # eines Kreis— ftüds joweit (um DG —g) verlängert, daß die in 3 errichtete Senfredhte (FG = p) wiederum den Kreis— gen jchmeidet und DF—s, jo wird bei jeder Wie- jolung mit g und p das Gleiche erfolgen, alſo —** der Kreis beliebig genau eingehalten. Wenn Tangente TX als Absziſſen-Achſe und die das Zentrum durchziebende Yinie TY als Dr- dinatenachſe gilt, jo it (TE —x u. TH=y) r—=(r—y)’+-x’ md für einen bejtimmten Wert von x oder y der andere Wert herzuleiten, alio of en x= Vy (2r—y), 1. y=r—Vir+x)(r—x) II N daher s—-Vx’+y’ IM. Wird x für die Größe TE—a genommen, DE—b nad) II, TD—s nad) III be pnet, jo find auch DG=g und FG—=p als Aunftionen von b und r zu bejtimmen, um ? Buntte F, J, K... zu finden: Wenn X DTE— X a, iſt L. OTD= £TDC =.... R— a und $ FDG= 2a, woraus A—8. 08: und bs. Sina u. da hiemit cos« u. sin bejtimmt find, gs, 008 da — 8 (co8’2 — sin’a) ’ * Bee 8 p=s.sin2da=s.?2., sin« cosz ie. Diemit iſt ein Verfahren von größter Genauigleit gewährt, welches jedoch wiederum In erforderlich macht. Hält man gleiche Abszifiendifferenzen feit, berechnet für ftuien ———— a’ a"... und für 1 Halbmeſſer (SI, 10, 100...) die Werte von b, A p und ftellt fie in Tafeln zufammen, jo find mit Streuzicheibe und Meflatte nad) Ku O. —2 Handbuch zum Abſteden von Kurven auf Eiſenbahn und Weglinien, FR 1871 int Ai den Yentriwinfel von O bis 120° um 2 Min. wachſend in Tab. | Kurve, halbe Se hne (Abdfe.), Ord. und Hurvenabitand und in Tab. Il die Abiı. und . jur Adfepung äquidiftanter Bonenpuntte für r = 10 bis 10.000. » 20 * ur 308 IX. Schuberg, Forjtbenugung. Belieben Bogenpunfte ohne weitere Rechnung abzuſtecken. Es ergeben ſich z. B. für r=100 Wenn für | woraus Wenn für woraus Wenn | für woraus = | re {=} D 10 0,50 9,96 1,00 22 | 2,45 | 21,59 4,87 42 | 9,25) 39,03 | 18,07 11 61 1095 122 24 | 2,92 123,47 | 580 44 | 10,20) 40,56 | 19,87 12 72 11,94 | 1,44 26 | 3,44 | 25,32 | 6,82 46 | 11,21) 42,06 | 21,78 13 85.112,92 | 1,70 28 | 4,00 27,15 | 7,92 48 12,27 43,47 | 23,78 14 98 | 13,90 | 1,96 30 | 4,61 28,95 | 9,11 50 | 2 44,83 | 25,89 15 113 | 1487 | 2,25 | 16 |129 15,85 | 257 32 |5,26 | 30,72] 10,38 60 | 20,00| 50,60 | 37,95 ı [146 1682| 291 | 34 | 5,96 3246 1174| 7 28,59 53,99 52/94 ıs |1es 1378 3235| s6 | 671 |3416| 1320| 80 | 40,001 53,67. | 71,55 19 182 11874 | 362 | 38 750 3583| 14,72 90 | 56,41/ 46,30 | 95,60 » 302 |ı970 402 | 40 | 835 37451635) 100 |100,00 — 14142 Für annähernd genaue Bogenabftecungen ließen ſich auch Tafeln der Näherungs— werte aufſtellen, in welchen man zum praktiſchen Gebrauch die kleineren Werte der kon— vergierenden Reihe (aus y=r — VER, — U +3 gr’ ausfallen ließe. Alsdann könnte man — zu folgenden Entwicklungen ſchreiten: Da in Fig. 17 XAFDG = £DCH und X DGF=XCHD=R® vo it AFDG A DCH, folglich 8 VI. r—b r:r_b=s:gufg=s * VII. Wird hierbei die Bogenabſteckung mit ſehr kleinem gleichmäßigem a (von 5-10 m) ausgeführt und längs der Berghänge an den durch das Nivellement jchon gegebenen Linienzug anzuſchließen gejucht, jo kann bei der Annahme von s=a der Näherungswert EN) = 5 r R . —— aljo bei großem r und ſehr kleinem b wieder — a genommen, dagegen = - jogleich im Kopfe berechnet werden, wenn die Halbmeſſer der jich folgenden Bogen- ſtücke befannt find. . 5 Für die Bogenftrede BE (Fig. 18) be- darf es hienach, um aus der Geraden AB in die Gerade ED ohne wiederholtes Suchen einzulenfen, nur der Kenntnis von BÜO=r und der belieb. Annahme eines Absz3.-Stücdes : a’ — a, um mit b — EZ Yep '') dur Einrücen nach vechts den erjten Bogenpunft, ſodann mittelft Durchjtedens aus B über das Ende von b auf die Länge g=a und wiederkeh— vendes Einrücken im vechten Winkel um p = a f = „ ‚tm Zielpunkte E zu gelangen. Soll da— jelbjt, anjtatt in die gevade Verlängerung von 11) Siehe die bei der „Viertelungsmethode” ſchon entwicelte Näherungsformel, E Die technifchen Borarbeiten für den Einzgelbau. $ 15. 309 Buntt 5 über E, in den Bogen EF mit rn —FC, oder EG „ n,=G(C, übergegangen werben, jo bedarf es, bei hem a, nur der neuen Beitimmung des größeren bezw. kleineren b und p und ber eihen Durchitedung bis zum Bogenende. Derart bewegt fi die Abftedung der Bogenftreden, mit thunlichiter Beibehaltung beim Wufjuchen des Gefällzugs gewählten Abftände (Stationslängen), im engiten lächenraum längs der Geländebiegungen fort. Berfehlen aber einmal die abgeitedten m den Gefällzug, jo führt eine Meine pofitive oder negative Aenderung von b und p zurüd, Die Pfahlnummern laufen dabei durch, eine erneute Stredeneinteilung ift nötig. Aus einer Geraden fann man, die Tangente ald Sehne benützend, im Einzelfalle uch mit p ummittelbar in den Bogen einlenten. Die Einrücdungsmethode ift nicht genau (im Walde würde Genauigkeit die vorherige tandsabräumung bedingen, was oft recht bedenklich wäre!), aber forderlich und ſchmieg— ſam. Sie erlaubt auch, wenn die Geländeform es fordert (fiche die Rüden- und Thal- lurven in fig. 9), das Verlafien des Kreisbogens durch ſtufenweiſes Steigen. und Fallen⸗ laſſen von g oder beſſer p nad) einem beſtimmten Zahlengeſetz, nach welchem der Bogen vom Sceitelpunft in umgelehrter Zahlenfolge ſich zurüdwendet oder weldes durd ein 5 Zahlengejep mit eintretender Aenderung der Geländekurve abgelöft wird. Dies ent- t aller weitläufigen Ermittlungen und gejtattet Durdjitedung. * 15. Die Abftedung ganzer Wegzüge. Erſte Regel beim Ordnen eines es ift, daß alle Streden ſich fahrbar zujammenfügen. Hiezu muß =. jede gerade Strede die gemeinjame Tangente der Bogenftreden ihrer Enden ei 8 eine Bogenftrede, wenn ihr eine zweite ohne vermittelnde Gerade folgt, mit dieſer ie gemeinfame Tangente befigen. Wie Fig. 19 zeigt, find diefe Anforderungen dadurch zu erfüllen, daß an den Enden Geraden cd je eine Senkrechte (en und do) errichtet umd von ihnen, nach der Feſi⸗ Ne? 4 der Bentripunkte n und o die anfchliefenden Vogenftreden cb und de gezogen en. Wenn Ce nad b und dL nach e übertragen, liefert der Schmitt von bn 1 Ub d von eo 4 De die Fentripunfte, wWird Halbmefjer bn verlängert, Bb von B nad) a übertragen, am ı Ba gezogen, ht ebenjo Zentripunkt m für Bogen ab; bn liegt in bm, BO iſt gemeinjame Tan- Vogen ab und be. Wehnlich verhält es fich bei de und eg, nur liegt Halb: 310 IX. Schuberg, Forjtbenugung. mejjer eF in der Verlängerung jenjeits der gemeinfamen Tangente DE, weil der Bogen „umſetzt“. Hierauf ſtützt ſich ein einfaches Verfahren, um einen abgeſteckten Linienzug in einen fahrbaren Zug von Geraden und Bogenſtrecken umzuwandeln: Nachdem der Gefällmeſſer von A aus alle Gefällpunkte B, C, D.... geliefert, wird der ganze Wegzug mit einem Winkelinftrument als offenes Polygon aufgenommen und aus den berechneten Koordinaten (weniger genau, aber rajcher mit Hilfe eines genauen Transporteurs) in nicht zu Eleinem Maßſtab aufgetragen. Dann wählt man zuerjt fir die wichtigften Punkte die zuläſſigen Kurvenhalbmeſſer, begrenzt die beizubehaltenden geraden Streden und konſtruiert durch Schnitt, Halbmeffer-Berlängerung u. ſ. w. die übrigen ſich anreihenden Streden. Sind alle Halbmefjer befannt (und in den Handriß eingetragen), jo folgt die Abſteckung nach der Einrücungsmethode mit Hilfe der berechneten und zujammengeftellten Näherungs- twerte für b und p, wobei örtlich unvermeidliche Uenderungen bei den nachfolgenden Streden zu berückſichtigen find. Einige Bedenfen treten jedoch noch entgegen: 1. Die Abrundung innerhalb der Winkel verkürzt den Wegzug, am bedeutendjten bei ſpitzen Winfeln (3. B. DEF), 2. die Verkürzung fteigert das anfänglich angenommene Gefälle, zuweilen über die zuläjlige Grenze hinaus und 3. die Bogenlinien treten mehr als erwünſcht über das Gelände hinaus oder in dasjelbe hinein umd nötigen zu größeren Auffüllungen und Abtragungen. Auf Befeitigung daraus erwachjender Mißftände muß Bedacht genommen weren. 8. 16. Das Heraustreten von Bögen über den Linienzug. Wenn für eine Wegſtrecke zwei Gerade von der Länge 2d, welche fich unter x fchneiden, mit dem Gefälle p eingerichtet wurden, um die Höhe h zu erſteigen (0,0p = h : 2d), die Abrundung der Zuglinie jedoch diefe Strede auf arc. E (Ag =2R’— La als Zentriwinkel) verkürzt, — — — 20 1% 2 jo verjtärft dies das Gefälle auf O,op, <=h:are, $, indem p, = p — wird. Wäre La € .P — £ß=R’, jo würde p:p,=5:6,37 — ein Verhältnis, defien Ungunst mit dem Sinfen von a unter R’ zunimmt Da jedoch gerade bei Bögen aus kleinerem Halbmejjer eine Sefällverjtärfung am mißlichſten ift, jo muß diejelbe entweder durch neue Gefällabjtedung auf die Wegjtreden vor und Hinter dem Bogenjtück verteilt j oder das [eßtere joweit Durch Heraustreten aus dem Winkel auf die Yänge 2d gebracht, ja noch umſoviel vergrößert werden, daß die Steigung unter p finkt. Iſt an ſolchen Wegftreden nicht Schon anfänglich ein kleinſtes p gewählt worden, jo wird zur Ausgleichung am bejten das folgende Verfahren eingejchlagen: Die Verfürzung V = 2d—are. 8 ——— — — 2rtg — * wird beſeitigt, wenn R R vB —2rtg'eß d. h. wenn ein Bogen von jolchem Halbmefjer (R) abgejtedt wird, daß er in feiner Ent- wicklung über die Schenkel des x hinausgreift, oder es berechnet ich, wenn der Bogen aus R (Bogen B)—= 2d oder 2d-+x, zur weiteren Gefällminderung werden muß, während rB ; ; : B —— —bſich zu Kein erwies, R ausr j md wird jo abgeſteckt (Fig. 20): r Der durch den Kleinen Bogen abe verkürzte Zug OPST.. tritt mit dem größeren Halbmeſſer Am — Cm als Bogen JBK über die Schenkel PS und ST und lenkt mit dem Die techniihen Vorarbeiten für den Einzelbau. & 17. . 911 er DJ =. Fk beiderfeits als Gegenbogen bei E und G in die Yugslinie zurud (Behufs deſſen werben zwei Parallele zu OP und TU gezogen, mit dem Zirlel bie Nadien Am -+ DE gegriffen und die Schnitte bei D und F vollführt; mit DE zieht fo dann der Zirkel die Meinen Gegenbogen EJ und GK zur Einlentung in die Linien OP und TU). Iſt jo die Ausführbarkeit erwieſen, jo fann entweder für die Halbmeſſer Am und DE (— Fk) und ein beliebig gewähltes a x Näherungswert für (b und) p ermittelt und der kombinierte Bogenzug durd) Ein- üden abgeftet oder es fünnen die Linien OP, PS u. ſ. w. als Absziſſen-Achſen benüpt, Ordinaten auf ihnen errichtet und von der Zeichnung auf das Gelände übertragen werden. . Wo ftark aus und einipringende Winkelzüige in eine Reihenfolge von Bögen und Geraden zu ordnen und dabei entjtehende Gefällungleichheiten zu beforgen find, kann denſelben leicht durch Wenderung der Halbmefier, Umwandlung von Geraden in Bogen Tinten und ähnliche Hilfsmittel vorgebeugt umd zugleich auf leichtere Fahrbarteit, Erſpar niffe an Bauloſten ıc. hingejtrebt werden. 8. 17, Die kleinſten Bogenhalbmejjer und ihre Wegbreiten. für die Fa it iſt außer einem richtigen Gefälle die Aurvenentwidlung aus genügen | 2 1 Halb eſſer und eine nicht zu jpärlich bemeſſene Bahnbreite wenigitens für alles € heiverf wichtig, aber bei jehr reichlicher Bemeſſung auch foftipielig, daber die \ * den Maßgrenzen wirtſchaftlich geboten. Es richtet ſich dies I. Nach der Art und Beſtimmung eines Baues, ob öffentlicher Fahrweg oder A Sm Wirtihaftszwede, ob Schienenweg, oder Schleif-, Schlittiweg oder dergl. R b Wenn Fahrweg für die eigenen Käuſer oder jonftigen Empfänger, 1) nach der Ba B Größe der üblichen Fuhrwerke: Karren, Leiter-, Langholzwagen, insbeiondere im Spurmeit, Radhöhe, Wagenbreite mit umd ohne Ladung, Abſtand von Worder- umd v ; 2) nach der Beipannung Vorſpann), 3) nach der Beweglichkeit des Vorder: wage umb ber Sößbarfeit deb Hintertwagene. - II. Wenn Schienenweg, nad der Spurweite und den ſonſtigen Ausmafien der ahr der Art der Beladung und Verkoppelung, der Länge der Züge u. a. EV, Fre Wege unterer Ordnumg, nad) der Gebrauchsweiſe mit beionderen Fahr: ugen oder ohne joldhe. Fir Hauptfahrwege kommt weniger der in manchen Gegenden viel gebrauchte Spann ı es die Gelä Di . ey a kann * rg den Bogen einerfeit6 weniger (mit c [2 252 Sl IX. Schuberg, Forſtbenutzung. farren mit 1 Pferd, welcher auf jchmalfter Bahn ſich fortbewegen und wenden fann, als vielmehr der Leiter- und Langholzwagen als ausjchlaggebend in Betracht. Der Leiterwagen, 5-8 m lang, kann jein drehbares Vordergejtell durch Seitendrud auf die Deichjel je nach der Nadhöhe und dem Bau des Dberwagens um jajt 90° oder mehr rechts oder links wenden, die Achje jeines Hintergejtells ijt jedoch durch die Wagen- wettern rechtwinklig et mit der Lenkwiede (Langwiede) verbunden und muß in der Fort- bewegung der Bahn des Worderwagens folgen. Der Eleinjte Halbmejjer r der Bahn- furven ergibt fich demzufolge aus der möglichen Seitenbewegung von CD nad) ED (X), bis die Vorderräder den Oberwagen streifen, und der Länge DF der Lenkwiede und be- rechnet fich, da X DIF= XCDE=« aus DIJ=r=DF:sina. Zu voller Sicherheit darf jedody ZUDJI nicht größer als zu 120° angenommen werden; dann ergibt fich wenn DE=4m 5m 6m als kleinſtes r: 8,0 10,0 12m für die freie Bewegung eines Zweigejpanns auf la voller Bahnbreite. Des größeren Halbmejjers be- Fig. 21. darf es, wo beladene Wagen bergauf gehen müſſen, damit fie volle Zugkraft entwideln fünnen. Beim Langholzwagen gilt Aehnliches, wenn der Hintertwagen, mit feiner Lenkwiede an die Stamm— X holzladung gefettet, der Bahn des Vorderwagens a 7 a5 folgen muß, es beträgt aber der Abjtand zwischen —— beiden (=DL) bis der Stammlänge, alſo oft das 5- bis Gfache von DF, wogegen die Seiten— ES bewegung der Worderräder bis unter die Dreh— J ſchemel, auf welchen die Stämme Liegen, gehen kann. N el] IR & Er oe geringite Bogenhalbmejjer R (= DO) witrde va IT Sich alsdann, wenn ZCDO —=R’+ a=140), nod) SE ER auf mindejtens 48 m für langes Stammholz berechnen. Mutet man jedoch dem Fuhrmann zu, Die Ketten des Hinterwagens vor engen Bahnkurven zu löſen und die Lenkwiede in die Richtung LI zu bringen („lodern oder jchwippen“), jo vermag er fein Fuhrwerk in einem Wegbogen (MN) gehen zu lafjen, deſſen Halbmefjer R‘ \ \ für DL = 18m die Größe von 24—30 m n Pr 24 nn " " 30—36 " nicht zu überſteigen braucht. Die Zumutung der Lockerung bedeutet aljo bei baufhwierigem Ge lände eine namhafte Erfparnis an Baufoften und Erleihterung in der Wahl der Wendpläße. Biel günstiger liegen die Verhältnifje bei der Anlage von ſchmalſpurigen Schienen- wegen (Nollbahnen). Die dabei zur Verwendung fommenden Fahrzeuge haben zwei niedere Näderpaare mit 6070 cm Abftand der Achjen, tragen inmitten ihres Rahmens eine Bertifalachie, um welche die aufzufegenden Tragvorrichtungen freie Bewegung haben. a. Die zur Förderung von Brenn- und Schnittholz zc. auf ein Wagenpaar aufge- ſetzten Plattformen, Mulden oder Tragkörbe laſſen die Näderpaare der furzen Wagen unter ſich jede Drehung auf Schienenkurven von nur 5 m Halbmefjer auslaufen und da die Wagen, wenn zu Zügen verbunden, eine bewegliche Kuppelung haben, jo vermag auc ein ganzer Zug in Heinen Windungen und ſchmalſtem Raum jich fortzubewegen. Die technilchen Borarbeiten für den Einzelbau.g 17 313 b. Zur Förderung von Yangholz wird über jeder Raderachſe ein Drehſchemel auf ht; jener des Vorbertvagens nimmt das dide Stammtende, derjenige des Ginterwagens den Stamm in 0,7 bis 0,8 feiner Länge auf. Bei h Durchfahren von Kurven (fiehe ig. 22) be Fig 22 fi die Wagen fort, indem fie den san IE 44 ) r Oele folgen, während die Stämme auf ihren Aue r neln fich wie Schnenlinien über die Kurven a7 Ein 15 m langer Stamm A,B, liegt, wenn BE Botberwagen A, in die zweite Kurve von 5 m gelangt ift, mit B, noch in der erjten, mit Ds eben falls, wenn As die zweite verlaffen hat. Ein langer mm vermag dieſe engen Kurven ebenfalls zu laufen, Doch droht die Möglichkeit einer Syannung in den Seleifen oder die Nöti- ung einer rüdläufigen Bewegung in ein 1 Lagen. Namentlich aber ift offenbar, daß 1*8 Seiten jo enger Kurvenzüge das 6 helände auf 4—5 m frei feim muß. Für feit- [ ende VBahnlinien wird daher mit Halbmeſſern unter 10 m nichts gewonnen; enge Gegenlurven werden zu vermeiden fein. 3 —* der gewöhnlichen Langbolzwagen tritt als Bedingung, welche bei 5 t hinfällig ift, jene der binlänglichen Bahnbreite für die Fahrbarleit binzu. Wird ** —— in einer Kurve zur Seitendrehung genötigt, jo muß der Bor 1 eine Kreis- oder freisähnliche Linie beichreiben, während jeitwärts feiner Geleiſe die folgen, wenn der Halbmeſſer der Kurve unter eine gewifie Große finft. Das muß dann zur Sicherheit einen geräumigen Wendungsplap vorfinden. Zur niſcheidung über die geringite Fahrbahnbreite fann man auf dem Wege des Verſuchs der der Konftruftion gelangen: nm man freiefte Berwegung mit ungelodertem Yang- uff | ein, jo wird außer einer Vergrößerung des Halb— Fig.23. ieſſe "ei eine Bahnverbreiterung ratſam, denn (Fig. 23) 18 der Gleichung (MO ++ ON)? = CM’ + ON’ rin MO=CM=R, ON = Wegbreite b und UN = ganze Mänge 1 ergibt ſih 1 r — te ) NKann man auf eigenen Waldiwegen den Aubrwerten erung des Hinterwagens zum ‚ To tritt eine jere Gleichung in Geltung, worin AU =, 1, 0M-r (Halb. fer der Mittellinie), AM — BM=r4, db demgemäf NW=).. “ Bei welch" lepterer Auffafiung aud r (mittlerer Halbmelfer) — * 4; anftatt R = 9, alfo = Kk wird. 314 IX. Schuberg, Forjtbenugung. Hienach berechnen fich folgende Minimalbreiten für r — Wenn die Fuhrwerkslängen ſteigen bis (in Metern) 12 18 24 30 36 m SZ 45 Farm FREE — 10 3,6 8,1 2 15 2,4 5,4 9,6 20 — 41 7,2 25 5,8 9,0 30 48. „10758 IR Da 40 Mr 3,6 5,6 81 50 4,5 6,5 | ? ; | — — und kleinſte Halbmeſſer für verſchiedene Bahnbreiten und Fuhrwerkslängen 1=10 15 20 23 30 b=40m 6,2 14,1 25,0 39,0 56,0 4,5 5,5 125 | 22 34,7 50,0 5,0 5,0 112 20,0 312 45,0 5,5 10,2 18,2 28,4 41,0 Es bedarf demnach deſto reichlicherer Bahnentwiclung, je kleiner die Halbmefjer und je längere Fuhrwerke zu gehen pflegen, wie in großer Nadel-Nugholziwirtichaft. 8 18. Muß ein Wegzug irgendwo jeine Nichtung durch Umkehr in einem ſpitzen Winfel ändern, jo muß nächjt diefem Orte durch Verwandeln des Linienkomplexes in eine Kreisbogenlinie (oder mehrere) eine Rampe (Kehre) hergestellt werden, welche an beiden Enden durch Tangenten wieder einlenft. Eine Rampe gejtaltet ſich am günftigjten und fojtet amı wenigjten, wenn fie auf einem Platz angelegt wird, wo die Bodenneigung gering it und der Wendebogen fich gleichheitlich auf beide Schenkel des Winkels verteilen läßt. Dann erfüllen fie auch die Bedingungen der Fahrbarkeit am ehejten, wofür die Fleinften Halbmeſſer des äußeren und inneren Bogens der Wegkrone nah Maßgabe der Länge, Breite und Drehfähigkeit der üblichen Fuhrwerke zuerjt zu bejtimmen und dann die An— ichlußpunfte der einlenfenden Tangenten zu juchen find. Wie Fig. 24 zeigt, ergibt jich die Die techniihen Vorarbeiten für den Einzelbau. & 18. 315 git-zuläffige Kronenſläche zur Wendung im Winfelzuge BD, wenn das eingezeichmete werk die Lenfwiede op, bis zu KL opk Drehung und bis 6F Raumbedarf hat, zwiſchen dem Aufenbogen aus MF = R und dem Annenbogen aus Mb — r mit der Achſeulinie M=tr. - Der Halbmeifer r ift (wie früher dargelegt) durch die örtlihe Lage ge geben, nämlic) > Mo; durd; Rechnung ergibt fich i Halbmeſſer K aus r, Fk=s und pk —d mich = Kir+s)’+d"., Es wird ferner aus r, da — Kpo — 0 = £5 und 5 5 (halbe Spurweite) = a, Halbmefier r = r sind —a. E Müfte Stammholzfuhrwerten von der Länge O,p — Op —.... Rüdjict getragen werben, jo müßter = M,p u. f.w. und demgemäß R und r vergrößert werden. Die Aus je der üblichen Fuhrwerle find alſo unentbehrlich, um in jedem Einzelfalle zu aus reichenden Mafverhältnifien des Rampenplatzes zu gelangen. Im Sinne der Kojten-Erjparnis ift jedoch das Yodern des Hinterrvagens in Rechnung zu nehmen, wodurch für den etwaigen (mod) zu großen) £M,O,p=r der Zentripunft ‚bon M, nad) M, verlegt und demzufolge die Halbmeſſer K und r, ſowie die Bahnbreite B=R—r namhajt ermäßigt werden. In joldem falle muß der SHalbmeijer r, der ‚Mittellinie berechnet werden aus O,p = I und den Winfeln 5 und y, mämlic) vw=l en: sin (dt r) auc die Umrechnung von R und r bedingt. 4 Da die nämlihen Maßverhältniſſe wenn auch mit Schwankungen öfter wiederfehren, fo machte Ed. Heyer dem zwedmähigen Vorſchlag, über die Maßverhaltniſſe, welche für jerfchiedene Größen des mittleren Halbmefjers r, für die Ausmaße von Rampen nach außen und innen u. bezw. die größten Stammlängen ohne und mit Yoderung der Lentwiede ſich ergeben, Tabellen aufzuitellen '*). — — muß, wie oben ſchon X y ftatt 5 zur Sicherheit des Fahrens 1 üft, auch die Krone der ganzen Rampe behufs defjen mod) um etwa 1 m breiter ‚ teopdem aber den Fuhrwerlen zugemutet werden, daß fie bei einer Begegnung FRE binter der Rampe ausweichen. Ein Ab und Bugeben in der Formung der Rampen ift weiterhin durch örtliche ‚ NRüdfichten auf Ausgleihung des Gefälles, der Ab- und Auftragsmafien x Verhaltni — a. Einfeitig formen ſich nicht jelten die Rampen, um Baujchwierigfeiten, fremdes Eigen und zu große Koften zu umgeben. Namentlich ift auch zu beachten, daß bei ſehr m Scheitelwintel die obere Bahn z. B. bei D mit ihrer Auftragsböichung dem inneren menrand bei B zu nahe kommen kann. Streuzen fich in Ü zwei Wegzüge, deren einer A ber andere abjteigt, jo muß; die Nampenanlage den Fuhrwerten ebenſo die fort. "bei 4 * g in einer Richtung wie die Wendung in die andere ermöglichen. Zu dieſem Zwec \ © eine Ebene geplant werden, welche die Kronenränder ABG und DEF (fig. 25) — in gleicher Höhe zu bauenden Rampen verbindet und berg. und thalſeits ſelbſt tech einen der Bodenjorm fich anichliehenden oberen und unteren Böihungsrand (AD u. GF) enrenzt iſt. Jede Fahrivegrampe muß, nachdem der Winfelzug mit einem Wintelmefier 2 Ste nen jr Sustnsmete Ontmietungen im Zr 32 86H 1 AUF 316 IX. Schuberg, Forftbenußung. oder mwenigftens mit der Kreuzjcheibe ımd Längenmaßen aufgenommen und im Maßſtab von aufgetragen ift, unterworfen werden, wie es Fig. 24 andeutet, unter Be- 100 200 nützung der allgemeinen und örtlichen Erfahrungen. Nach Feititellung der Ausmaße wird entweder die Scheitellinie CM oder die beivderjeitige Zugslinie ABO, CDE als Abszifjen- achje benüßt, um durch Senkrechte alle wichtigen Punkte feitzulegen und auf das Gelände zu übertragen. Die Bogenlinien fünnen teil3 zum Uebertragen in Koordinaten gelegt, teils durch Radialabſteckungen fejtgejtellt werden. Wo am Ende von ſog. Sadgafjen, z.B. in Seitenthälern, wenn ihr oberer Verlauf und ihr Gefälle die Fortjegung einer Fahrbahn nicht erlaubt, Wendepläge oder Holzlager- pläße, legtere ettva mit Terrafjen und Ab- und Zufahrten, anzulegen find, ijt ein ähnliches Berfahren der Konftruftion und Abſteckung vatjam. IV. Die Aufnahme der Profile und die Berechnung der Ab- und Auftragsförper. 8 19. Aufnahme der Quer- und Längenprofile Nach Ordnung des Linienzugs ijt die Gefällabftedung da und dort zu berichtigen und auszugleichen und die Stredeneinteilung wegen der eingetretenen Veränderungen neu einzumefjen. In den gleichmäßigen Abjtänden erfolgt jegt die Abjtekung und Meſſung der Quer— profile, joweit beiderjeits der Straßenachje das Gelände mutmaßlich in den Baubereich Fällt. An jedem Aufſtellpunkt des Längeprofil3 zeigt ein Bodenpfahl a die Waglinie der fünftigen Bahn und ein Zeichen b im Handriß des Kurvenzugs die ettwaige Abweichung der Straßenachfe. Von a aus beftimmt man nach beiden Seiten das Profil durch Meſ— jungen 1) mit Meßruthen, Setzwage und Nichtjcheit oder einem Gradmeſſer bei einfachen Berhältniffen, welche raſche Aufnahme erlauben oder bedingen; (ein geſtrecktes Profil ift duch die Meffung des Neigungswintels, ein gebrochenes durch zwei Winfelmeffungen und Fixierung des Brechungspunktes bejtimmt) 2) mit einem Senkel- oder Libelleninftrument bei unregelmäßigen und großen Pro- filen ımd wo die Zwecke genauere Mefjungen bedingen in wagrechten Abjtänden von 2—3 m und Höhenmejjungen bis auf ganze oder je 2 cm, mit Eintrag der erhobenen Maße in ein vorgerichtetes Formular, neben welchen ein Handriß und Notizen die Bodenformen und Zuftände erläutern. (Der Gebrauch von quadriertem Papier ift zu empfehlen.) Hoher Auf, tiefer Abtrag, Einmindungen, Nanıpen, Lagerpläge ... erfordern Aus— Dehnung der Profilaufnahmen. Die Aufnahme der Profile und die Berehnung x. 8 19. 317 Sind danad) die Profile in größerem Maßſtab (1: 100 bis 200) gezeichnet, jo wird Baulinien: Wegtrone, Seitengräben, Bö- ſchungen darftellt, und ausgeichnitten oder nur durchſtochen, Fig. 27, in AB die Wagelinie, OD die Wegachſe, in deren Schnitt mit AB die Weg- i ‚in a und b die beiderfeitige Strafen- den durch a und b ziehenden Neigungs- die Böihungsrichtungen, in den Parallelen zu AB, GD und DH die Grabenprofile gibt. I l Legt man den Mufterausichnitt Eabede | fo auf ein Owerprofil, daf; zugleich die Weghühe — die Wagrehte AB und die Wegmitte auf 1 | I | \ j Vuntt M des Ausfchnittes fommt und zieht I Eabede an ergibt fi die Ouerprofiljläche Ned) * u /ı des ab· en Auftrags, 58. Big, 20.1. — A car | Wo die Baulinien noch unganz find, wer den fie ergänzt, 5. B. aF — Profil einer Stüb- Die Profilflähen des Abtrags werden urch Schraffierung oder einen leichten Farben— on gegen jene des Auftrags kenntlich gemacht. Doer Hubifinhalt der Erdkorper, welche wiſchen je zwei Querprofilen liegen und nad) deren Ab⸗ oder Aufbau die Größe der Arbeit ſich bemift, muß aus dem Alächeninhalt der profilflächen abgeleitet werden. Lepteren (Q) findet man, wenn man fic ein Profil durch jo viele Parallelen (Or maten) zerlegt denkt, daß jeder Teil als Trapez gelten fan, aljo wenn der gleichgroße bftand Sd umd die Länge der Ordinaten—0,, 0, .... 0. | — — Sind — O, ſo iſt 0, md O. — O. Häufig genügt ſchon ein einfacheres Ver —199 Fr in mehrere Dreieds-Baare, deren Höhe und gemeinſchaftliche Grund ie man mißt, 2) ein Umwandeln der ganzen Figur in ein Trapez oder Dreied, 3) ein Auflegen eines durchfichtigen doppelten Quadratnehes, deſſen großere und re Quadrate man auszählt, mit Abjchägung der Reſie, 4) die Anwendung eines Planimeters, 5) die gutächtliche Stredung unregelmäßiger „ DB. wellenförmig gebuchteter) Profile und nach— aus den cotg des Gelände de (Fig. 28): Es jei aus der Wagrechten m und der Höhe o beſtimmt, cot 5 durch Wahl des Bö- 318 IX. Schuberg, Forftbenugung. b ſchungsverhältniſſes (3), AU=b, BD—=h, jo wird, dad —b+he, h=, der Inhalt — bl b’ — — 5 = ) und wenn b um *X ſich ändert, 2 2(&—B „ \guößere (b+x)? Bus einere |: —2(@— 8)’ welche Rechnung thaljeits wie bergjeits die gleiche iſt "). Bei Ub- oder Auftragsktörpern, welche bei- derſeits mit Böjchungen begrenzt find (Fig. 29), ift die Nechnung aus B, H, h und $ ebenjo ein- fach, es it J=+4B(H-+h)+Hhh, Es laſſen fich jomit vielerlei Wege zur mehr flüchtigen annähernden und zur umftändlicheren ge- naueren Berechnung der Duerprofilflächen einjchla- gen. Wo zu größeren aber einfacheren Waldiwegen zahlreiche Flächen zu ermitteln find, wird man auch ein einfacheres Verfahren mit der Erwägung wählen, daß die natürliche Bodenoberfläche nie ganz regelmäßig gejtaltet ift, größere Ungenauigkeiten durch Verkürzung der Streden (Profilabftände) vermieden oder verringert werden fünnen, und daß bei Erdarbeiten ein Fehler von 1—2 ebm den Koftenanjchlag jehr wenig beeinflußt, zumal die Schwierigfeit der Arbeit (alfo der Zeitaufwand pro 1 ebm) auch nie ganz ficher bemejjen werden fanı. Die Aufjtellung von Tafeln, welche für eine durchjchnittliche Neigung des Geländes, eine beftimmte Auf oder Abtragsbreite und einen gewiſſen Böſchungsgrad (6) die Auf— oder Abtrags-Querfläche in Om angeben, find daher ein fchägenswertes Hilfsmittel '°). Sind die Inhaltsberechnungen durch die Zeichnung und Flächenermittlung der Quer- profile vorbereitet, jo gelangt man durch die Vorjtellung, die Profilebenen jeien parallel, weil alle jenkrecht ftehen, zu der weiteren, daß der ganze Erdfürper durch die Profiljchnitte vom Abſtand dı d, .... d„ in prismatijche Teile zerlegt jei, deren erjter die Fläche des Nandichnitt® Gu und des Teiljchnitts Gı zur Begrenzung habe, daher Kı (Kubikinhalt) G + Gi —dı 2 K,+..+ Kn und man erhält: R 3 [dı (+ G)+4,(Gı +G,).... + dn (Gn-ı + Gu)] jei. Demgemäß bejteht der Gejamtförper Z(K) aus der Summe Kı + oder 4 [Go dı + Gldı +4)+.... + (Gu du)] worin dag erfte und legte Glied —0, wenn der Wegzug auf einer Ebene (oder an einem fertigen Weg) beginnt und endigt. Iſt Abſtand dd =d,—ds ...., jo vereinfacht ſich der Ausdruck zu Wal, +6 REBEL. =) für den ganzen Wegzug oder einen Teil desjelben, für die Gejamtheit der Abtrags- und getrennt davon fir jene der Auftragsprofile (HE und \). 15) Siehe €. f. d. g. F. 1879 Märzh. S. 121—128; ferner zwei Verfahren, um Tafeln darauf zu gründen, bei Dr. Ed. Heyer, Tafeln z. Erdmafjen-Berechn. beim Bau der Waldwege, Berlin u. Leipzig 1879; Dr. F. Grundner, Taſchenbuch zu Erdmafjenberedhinungen, Berlin 1854. 16) Die Tafeln von Ed. Heyer geben leider nur für eine Wegbreite (von 5 m) und für B= 1 die Flächen, jedod für Ab: und Auftrag getrennt, für mehrere Breiten wirden fie zu um— fangreih. Das Taſchenbuch von Grundner fieht Auf- (oder Ab-)tragsbreiten von 0,2—6 m für =’, a, 17a und 1 und für Anjchnitts- und volle Profilflähen vor und gibt nod Hilfs- tafeln dazu. 4 9 E k Die Aufnahme der Profile und die Berechnung c. 8 19. 319 D Dieſe Rechnungsweiſe eignet ſich gerade für ſolche Körper von ausgeprägter Yängen fredung, wie Wege, Dämme, Gräben (auch Mauerwerk) jehr gut und empfiehlt ſich durch Kürze und Einfachheit. Wo aber die zuerft angenommenen Abjtände zu große Un— drohen, fünnen Zwiichenprofile nach Belieben eingeſchaltet werden. Auch die Krümmungen der Straßenachſe hindern nicht, da die Einbiegungen nahezu Ba ngangen gleihlommen und die Straßenachſe meiftens die Wegmitte einhält. Beim urchichneiden rundlich geformter Bergrüden und Hügelzüge wie beim leberdammen von / — Tälern fönnte übrigens auch, wenigjtens für eine wichtigere Teilftrede mit Anfangs, Mitten- und Endprofil (G, y und g), die Formel Simpjon's, welche r ein Prismatoid die befte RER liefert: K=5 (G+4r+BE) # 9 2 = {ee 4 ur Anwendung gelangen. In Fällen, deren Art und Bedeutung (3. B. Tjeniprengungen, wo die Wände jteilen „Anzug“ halten) eine eingebendere Rechnung begründet, find auch auf gewifien regelmäßigen Körpern fußende ftereometriiche Formeln nicht ausgeſchloſſen, indem an die Rechnung auf die Stromenbreite b, den Abftand d, die Boſchungshöhen (H, h) und die Böjchungsfotangefte (5) ſtützt, z.B. bei ig. 30 äht ſich aus / Grundfläche I Yänge 1) einem prismatischen Körper | (b+höh d 4 2) einem zweiten derartigen Körper 5 s d b-+ 2h3 3) zwei Sfeitigen Pyramiden — u ür den ganzen Körper der Ausdruc herleiten: Fig 3i K=alsnaen; HEN. I n und bei Fig. 31 aus den drei Körpern des Wb- , ags, worin CK—=b, JM=Iı, BE=B, HL— 3 und Abſtand der Proſile — d, die cot des Berg— mges = 2, der Boſchung =? (nad) Uebertragung CK und EG und Siehung der Hilfslinien CD id DE u. j. w.) 2. örper — "a 2. ” —XR I. = 3 B 8, wenn HI gefeht wird, dlı RB’ „4 B'+Bb+V Er 8-p ° b 5 320 IX. Schuberg, Forjtbenußung. In allen Fällen jeßt man die Stredenlängen d nach dem wirklichen Lauf der Straßen- achje ein. Man erhebt fie entweder durch Nachmefjung mit Meßruten oder Abgreifen im Längeprofil, bei den Kurvenſtücken auch durch Berechnung aus dem Halbmeſſer und Zentri- twinfel bezieh. Auffchlagen in Sehnen- oder Kurventafeln). Sit bereits bei den Abſteckungen bericjichtigt, daß beim Bauen weder Ueberſchuß an Ertragsmafjen noch Mangel an Auftrag entjteht und, da die Abtragskörper in- folge der Zoderung nahher einen größeren Naum einnehmen, daß des- wegen, um annähernde Gleichheit zwiſchen H und — zu erzielen, die Mittellinie der Wegzüge noch etwas außerhalb des Geländes fällt, jo werden nachträgliche Aenderungen erſpart oder anf einzelne Streden bejchräntt. ES it alſo im Sinne der Erjparnis an Arbeiten und Koften jene Zugslinie 0: .... O„ zu erjtreben, welche die Gejamtheit der Abtrags- (Ab) von jener der Auftrags-Flächen (Au) und der -Mafjen (Jı und J,) jo trennt, daß jchließlich annähernd I = J, wird. Hiezu muß der Grad der Auflode- rung, welcher den vorkommenden Erdarten erfahrungsmäßig eigen zu jein pflegt, bekannt jein. Die Naumvergrößerung des gewachſenen Bodens") nach der Abgrabung und Wiederanſchüttung läßt ſich zwar vermindern (Benegen, Feſtſtampfen), aber nicht befeitigen, und ungeachtet nach einiger Zeit wieder ein Sehen durch Negen- und Schneewajjer, die eigene Schiwere und den Druck der Fuhrwerke) eintritt, dauert eine gewiſſe Lockerung länger fort. Man erhält, jelbft wenn für den Auftragsförper eine gewiffe größere Schütthöhe angenommen wird, aus n Hub. Metern deren n (I + m) — m. 1,0p, "jo daß, obgleich Jı =J, zu fein ſchien, nad) der Bauarbeit ein Reſt von J.0,Op übrig bliebe. Derjelbe wird, auf die ganze Baufläche F verteilt gedacht, die Schichtenhöhe x— — einneh⸗ men, alſo durch Hebung der Zugslinie um x beſeitigt, wobei dieſe Linie ſelbſt an einem Berghange, dejjen Neigungswintel 5 zur Kotangente hat, um xd aus dem Hange heraus- gedrängt wird. ; Indeſſen ift zu beachten, daß auf langen Weglinien die Art umd der Zuftand des Bodens vielfach wechjelt und der Einblid in die Abtragsförper vor dem Bauen fehlt '*). Die Erfahrungszahlen, welche in technischen Werken mitgeteilt find, ftimmen auch nicht völlig überein. Einige jeien hiebei aufgeführt: Nah Henz'") joll nach Vollendung der Arbeiten die Auflocerung (alfo die dau- ernde) betragen haben b bei Lehm und leichteren Erdarten 3'o, „ Keuper- und Mergelarten 4—5°, „ feitem Thon 6—7, bei Felfen 8-12", Die nötige Ueberhöhung fir die Aufſchüttungshöhe betrüge hienach bei Lehm- oder thonigem Boden Yısh, bei Dammerde "sh, bei jandigem Boden Yes h, bei Steinſchüttung oh, die obere Verbreiterung ı, bezieh. */9, is, Ye» N. Andere Techniker geben aber Prozentjäse an, welche Das 2—3fadhe der obigen betragen ). 17) Beim fog. gewachfenen Boden muß noch unterfhieden werden, ob er der Verwitterung des Grundgefteins entjtammt, worauf ev liegt, oder durd) Abrutſchung (Schuttlegel) oder An- ſchwemmung (Boden der Thäler und Ebenen) entitand und wieweit die Verwitterung vorgeſchritten (reiner Erdboden, Steinboden, Felfen). 15) PBrobe-Einfchnitte geben einige Kenntnis darüber. Sicherer wären genaue Verſuche mit Bodenarten, deren Zuftand und Zuſammenſetzung man gleichzeitig feftitellt. 19) „Praktifche Anleitung zum Erdbau” (3. Aufl. von F. Plefner 1874) ©. 62. 20) Dengler a. a. ©. ©. 81 empfiehlt für „Höhere Aufträge auf die ſenkrechte Böſchungs— höhe je nach der Bodenfeftigkeit 10 bis 15 Zuſaß“. tl u Die Aufnahme der Profile und die Berechnung sc. $ 19. 991 Bei gleihmähigen Bodenformen und »Zuftänden kann ſchon nach dem Augenmaß, Eereprun geftügt, die Ausgleihung von Ab- und Auftrag erreicht werden. Sicheren uß gibt erft die Maſſenberechnung, welche man am beiten in Abteilungen vornimmt, * nachher als Arbeitslooſe ſich beibehalten laſſen. Zeigt ſich dann nur ein Abtrags eberjhuß oder Mangel innerhalb einer Abteilung oder Einzelſtrede, jo können a) Örtliche Abhilfen durch flacheren oder fteileren Anzug der Boſchungen, Wegver | — terungen zu Ausweiche⸗, Schotter- oder Lagerplätzen, Erweiterung der Seitengräben, Materialbeiihaffung von Dedungen oder Steinbrüden (Schutthalden), Abfuhr von lleber ſchuß ge Hulturverbefjerungen (4. B. Uebererden von Sumpfitellen) oder -b) Berjchiebungen in der Zugslinie, der Straßenachſe entlang, eintreten. Zu a) Das Maas der Veränderung an den Boſchungen muß ebenfalls wie die gleihung überhaupt beredjnet werden, um wirklich den Bwed zu erreichen. h In Figur 32 zeige der Unterſchied der ubilinhalte zweier Abtragstörper I—i mit ihren m x höheren oder niedrigeren Boſchungen den uu bejeitigenden Ueberſchuß oder Mangel an Abtrag an, deſſen Größe I-i—U jei. Dar- aus ergibt ſich, da die Flachendifferenz jedes uerprofils, deſſen Höhe h oder h * x, — n., beim. tx. if, die Gleichung für die Stredenlänge d n d b+B Us; X. 09 und U "X= 4,465) bh. der Betrag, um welchen die Boſchungskante hinauf oder hinabrüden muß, ergibt * durch Diviſion in den Ueberſchuß mit dem halben Prodult aus der Stredenlänge und mittleren Wbtragsbreite. Uehnlich läßt ſich das neue Böihungsverhältnis 5", wenn cs vorber 5° und der Neigungswintel des Bodens > war, auch unmittelbar ableiten. Wenn nämlich « be b’ : I i= ep) war und I = ap) werden joll, 0 wird aus U) J — Nein Die Ausgleichung könnte auch am Auftragstörper jtattfinden oder auf beide ver | werden. Zu b) Die Mittel unter a) reichen, wenn auch anwendbar, nicht immer aus. Dann eitigt man Weberichuß oder Mangel durch Verſchiebungen der Strafienadie, ie oben (5.320) ſchon angedeutet worden, Je nach der Sachlage geſchieht dies entweder I. Dur Hebung oder Senkung der abgeitedten Gefälllinien, jo namentlich, in cn er Richtung eingehalten werden muß (Grenz, Schneiienlinien, Al. Sud feitlihe Verihiebung, wenn an Bergbängen lieber die Zugslinie Gefälle geändert wird. die ſentrechte, wie die ſeitliche Verſchiebung braucht feine parallele zu ſein, lann * d derfim, 1. 2 Abılg- 21 322 IX. Schuberg, Forjtbenugung. vielmehr von einem oder mehreren Punkten gegen andere von O bis x fteigend bewirkt werden. $ 20. I. Denkt man fi) einen Wegzug, welcher zuerjt eine Strede weit mitteljt tiefen Einjchnitts einen Hügel durchziehen und dann als Aufjchüttung dammartig ein flaches - ’ ET: ; Heb Ä Thal überſchreiten joll, jo wird eine parallele — der ganzen Gefälllinie, von welcher Fig. 33a das erſte (ebene) Querprofil AB, das zweite CEFD in der Thalſtrecke, das dritte GH am Eingang des Durchſtichs, das vierte IKLM in Ddemjelben zeigt, die \ vermindern / ! vermehren N’ wirfen, bei AB jedoch, wie am anderen Ende, zur Einlenfung auf Null ausgehen müſſen. N ergibt ſich — Fig. 335 zeigt 3 Einſchnittsprofile (IKLM und 2 folgende) — dadurd, dag man an jedem Profil die Größe der entjprechen- den neuen Grenzen der Baufläche feitjtellt, was ducch die Projektion der Böſchungsflächen auf die Wegebene bewirkt wird, jo daß z. B. für Profil V md VI die Baufläche durch die Linien em und dl anftatt durch e/m‘ und d‘l‘ (oder umgekehrt) gebildet wird. Da aber die Kronenbreite ab — ab’ — ik =i'k'’—b bleibt, jo wird die Bauflächenbreite B für das Böſchungsverhältnis B bei Gleichheit der beiderjeitigen Böjchungshöhen h —b-+ 2h8 und bei ungleicher Höhe h‘ und h‘ = ph Ch) Der Abtragsüberihuß ‚oder Mangel U wird durch die Hebung oder Senkung um die Höhe x befeitigt, es muß innerhalb zweier Profile vom Abjtand d die Gleichung gelten Abtragsmaſſe im Durchſtich dagegen in der Thalſtrecke das Gegenteil be— Die Höhe x der u — U 2. — — Bei Ungleichheit der Endprofile (B, für Profil V und B, fir Profil VI) aber wird tıx= au d(B, + B,) und für eine Neihe von Abtrags- Profilen mit Ungleichheit der Abtragshöhen und der wagrechten Abjtände (d,d, . . d,), da die ganze Baufläche — Summe der Produkte aus B,+tB Be z den Abjtänden und Größen — — ia —-—F+F+...F, U * 6 Sind die Abſtände gleich und die beiden Endprofile — b, weil ſie auf ebenem Boden liegen, bezw. an fertige Wege anſchließen, jo genügt die einfache Rechnung aus USOpe- Bee net Bass): Die Aufnahme der Profile und die Berechnung »c. 5 20. 323 Die Ausgleihungsrehnung lann jedoch jogleih auf die Auftrags» (Au) und die Albirage Strede (Ab) ausgedehnt werben, denn, wäre die anfangs — Maſſe in =M, in Aab — Nund MN, jo müßte zur Ausgleichung U V, — N- V, d.h. durch die Be \ um x die Strede Ab um V, — Au TOR um V, * Auftrags = alfo U=M—N= + (V, + V,) ober wenn Baufläche des — pi=' x(F,+F,) U ‚, woraus ZI= er Biehen die Weganlagen den Berghängen entlang, io jollen die Abtragsmaflen aus d —5 beilaufig den Auftragsförper thalſeits deden; aber durch die Ungleichheit des Abſfallwinlels, die Regelung der Kurvenzüge, die Anlage der Seitengräben u. a. wird oft "Bilden zwei aleichen Querprofilen ABCDE und MN...Q (fig. 34) hätte die | nung aus OP —b und QR— h bergjeits, aus ON = O und MS — S thaljeits % b.h ,C.8 r die Strede d die Ungleichheit ergeben 5 < 9 ‚ daher Um: (C.S—b.hb), as durch Sentung der Wegachſe CO um x zu befeitigen iſt. Es * daher das Profil des hi btrags um die Fläche v größer luft, nr et wel) =, = U werden. Senft man die Punkte O und © um x umd zieht im vorderen Duerprofil zu MN, NP und PQ die Barallellinien mn, np und pq, fowie die Sentredhten ar — und ms s, jo muß, da die wagrechten Streifen NSen und PRrp — den Boſchungsſtreifen find, die RSsr=x[b+C+(h +5)5] » —=x[B+c-+(H-+-s);5] d. b. da beide Werte innerhalb der Klammer — Bk (Bauflähenbreite) find, die Ouerfläche der Ausgleiching — x . Bk werben. r Die Ausgleihnng wird alſo erreicht, wenn U=div+w)—=d.x. Bk wird, woraus * r Hebung oder Senkung ſich ergibt Im x) und div -+ w) U d.Bk' Mancermitteltdemnadh die Hebungs- (Sentungs-Höbe, indem tan den Mangel oder Ueberihufß durd die Banfläde dividiert. Was für eine einzelne Strede mit gleichen Endprofilen gilt, iſt aud auf eine längere linie mit Ungleichheit der Abjtände und Querproſile übertragbar, deren aleiche Kronen 21* 4 324 IX. Schuberg, Forſtbenutzung. breite längs demfelben Berghang jelten große Unterſchiede der Schnittflächen entjtehen (läßt. Man berechnet alsdanı, nachdem die Bauflächenbreiten B,B, . . . . B, den Zeichnungen der Querprofile entnommen jind, die ganze Baufläche F des Ausgleihungsjtüdes, deſſen Abjtände —d,d,.... d, jein mögen, am leichtejten aus dem Anjage 1 R F=; [d,B, Ar (d, +d,) B: Ir .... ld — +d, B,] wobei B,—=B, —=b (Sronenbreite) jein fann. Nur ausnahmsweile wird einmal die Hebung (Senkung), wenn fie parallel erfolgte, jo bedeutend fein (3. B. über 0,5 m), daß die vor- ergebende und folgende Strede davon berührt wird. Bejahenden Falles aber müßten dieje, jofern an ihren Endpunften die Veränderung auf O ausgienge, mit halbem x (beziv. halbem d) in die Ausgleichungsrechnung hereingezogen werden. s 21. II. Sit bei einer Wegabjtedung dem zwecmäßigiten Gefälle nachgejtrebt worden, jo wird man dasselbe durch die Abficht der Maffenausgleichung nicht mehr gerne verändern, jondern eine jeitliche Verſchiebung der Wegachje vorziehen, entiveder parallel (bevg- oder thafjeits) oder mittelft einer Eleinen Veränderung der zuerſt gewählten Kurvenhalbmeſſer. Die Löſung der Aufgabe ist dabei eine Ähnliche, aber einfachere wie unter I. Y — d.] An dem Berghange AB hätte eine Wegſtrecke d mit dem Querprofil ODE— 5 > K| iv b-, ERS — für Auftrag bei der Berechnung die Ungleichung ergeben i ‚ 3 g erg a.h B.S d7- —d — Zur Ausgleichung muß werden a.h e BASE eco, alo U=d(v+w). Rückt Punkt C um x wagrecht gegen d oder R, jo wird dag Duerprofil — h+H bergjeit3 größer oder Kleiner um v=XxX = thaljeits Kleiner oder größer um w—x — h+H+S-+s jomit ee ge ee und, da leicht nachzuweiſen, daß h+S=H+s=L U Sign d.h. die Größe der jeitlihen Verſchiebung ergibt jih aus der Dipilion des Ueberſchuſſes durch Das Broduft aus der Weglänge und der Summe Der oberen und unteren Böjhungshöhe. Die Aufnahme der Profile und die Berechnung ıc. 8 22. 325 i Iſt dieſe einfache Ausgleihungsrehnung auf eine Reihe von Profilen auszudehnen, fo ergibt ſich analog den früheren Entwidlungen bei Gleichheit der Einzelftreden = d, F ' U Bam df4(L,+L.)+ L, +... FL-:] ſiets mit Minderung der Abtragsbreite a um x, wenn Abtrags-Ueberſchuß zu befeitigen ift. — Zu einer nur beiläufigen Ausgleichung genügt es, die durchſchnittliche Große von L, zu ermitteln und mit der ganzen Weglänge zu vervielfachen. ar die Ausgleihung an einem Sturvenzug mit bald thalieits bald bergieits offenen Bögen zu bewirken, fo fann biejelbe nicht immer parallel ftattfinden, denn der Abtragsüberihufi ch an ben ze. prüngen, ber Abtragsmangel in den engeren Thalbuchten vorgufinden, wegen an erfteren die Halbmefier au bern, an leßteren zu verfleinerm find, um die zu großen Ausgleihungstransporte zu vermeiden. Dann find jedoch auch die Bogenzentripunfte zu verlegen, ba neue Tangenten nötig werben ıc. ei ganz reinen Einichnitts- oder reinen Damm Fir: 36 wr profilen führt Die feitlihe Berſchiebung eine Erhöhung 5 — oder Berminderung der Boſchungshohe thal- und berg- feits herbei; es mu ‚ Vobald 5. ®. in lauter sprofifen (wie in Fig. 36) dur Einrüden ———— gewonnen werden will, auch die ung Abtragshöhe auf der Thaljeite berüd- a die Differenz der äuferen und inneren he gerechnet 2 a varttt, vorth Mehrabtrg = w— v=x(h—d) J Nee) Bei der Wahl zwiihen Verfahren I umd II wird erfteres bei ſchwacher Neigung des Bodens und vielfachen Wechieln mit Ghegengefällen, wie z. B. auf Grenz. und Schneifenlinien den Vorzug verdienen. An Gebirgshängen ift die jeitliche Verſchiebung fachdienficher, weil man leichter die Kurvenzüge als die Gefälle ändern wird. $ 22. Da die erften Aufnahmen oft nod; Veränderungen erfahren, entwirft man die Zeichnungen nur im Bleiftift oder feinen Tufchlinien, nämlich | a) den Grundriß, b) die Duerprofile, ©) das Längeprofil, d) die einzelnen wichtigeren Bauteile. Am Grundriß werden Wenderungen nur im falle feitlicher Verſchiebung der Zugs— linien durch Negelung der Kurven und durch Maflenausgleihung nötig. Die endgiltige Straßenachſe, die Kronenbreite und abzuräumende Baufläche, die Halbmefier der Kurven, die Looseinteilung, die Rampen, Wendpläge und jonjtige Zuthaten des Wegzugs wie die Bergeinſchnitte, Thalüberichreitungen, Ueberbrüdungen, die berührten Niederlafjungen u. |. w. kommen in ihm zur überfichtlichen Daritellung. h Bu feiner Schonung verfertigt man für den Gebrauch während der Bauarbeiten Kopien, entweder mittelft Tufchzeihnung auf aufgelegtes Bauspapier, weldes nachher gezogen wird, oder auf glatte, dafür vorgerichtete Yeinwand ac. ’ Ueber größere Wegzüge, Wegnepteile, läßt man Ueberfichtspläne im Maßſtab von 1:20000 bis 40000 mit dem jog. Storchſchnabel (oder dem Neduktionszirfel oder Maß ftab) anfertigen, einzelne Bauteile wie Rampen, Brüden und Durchläſſe im Mafjtab von 1 :100—500 auf bejondere Blätter zeichnen und die Ausmaße beifügen. Die Duerprofile find nach der Große der ausgleichenden Verichiebungen der Strafen: achſe oder der Boſchungsanderungen zu ergänzen und endgiltig in Tuſch und farbe, ihre türlichen Seländelinien von Hand, die Baulinien mit dem Lineal auszuführen. Die Abftände zwiichen den maßgebenden Profilpunkten (Auslauf der Boſchungen, egmitte und Breite, Niveaupfahl) jchreibt man ein, weil davon oft Gebrauch zu machen . Einzelne Profile bedürfen theilweiien Umgeichnens, jofern an ihmen Abweichungen in er Bauart und den Ausmaßen nötig werden (Stügmauern, Terrafienbau, Pilafterung :c.). 326 IX. Schuberg, Forſtbenutzung. Das anfängliche Längenprofil erfährt bis zur endgiltigen Feſtſtellung durch jtreden- weile Verlegungen, Gefälländerungen, Negelung des Kurvenzugs und einzelne Anlagen (Waffer-Abzüge, Ueberbauungen, Kreuzungen) ebenfalls mannigfache Berichtigungen und Ergänzungen, damit es richtige und ausreichende Angaben liefert über die Gejamtiveglänge, die Länge der Einzelftreden, deren Gefälle und Lage am Berghang, in Durchtichen oder Aufſchüttungen, die Orte der freuzenden Wafjerläufe, ihre Breite und Tiefe, Beichaffenheit des Bodens, Kulturart, Eigentum u. ſ. w. Bei einfachen Bauten entfallen viele diejer Einzelheiten, welche bei umfangreichen und schwierigen Bauten von großer Bedeutung find. $ 23. Die Bauarbeiten werden eingeleitet durch die Ausſteckung und Abräumung der Baufläche, welche bandartig die Holzbejtände zu durchziehen pflegt. Auf eigenem Boden genügt es, mit Stäben oder Pfählen die obere und untere Grenzlinie (am Auslaufpunft der Böſchungen) zu bezeichnen, bis wohin die Abräumung der Beftodung, auc des Bodenüberzugs (Gefträuch, Nafen, Haide, Streu) erfolgen muß. In fremden Eigentum muß die Abftekung einen zweifellofen, deutlich fichtbaren und ſchicklichen Grenzzug darstellen. Ber jchweren Stämmen hat Baumrodung den Vorzug, auf fteinigem Boden die Stocjprengung (mit Dynanıt). Najen Schichtet man zur Wiederverwendung feitwärts in Haufen auf. Der Abräumung folgt dev Lattengeſtellbau (die Stangengerüftung, Profilierung). Die Lattengeftelle dienen dazu, beim Bauen den Arbeiter! die Baulinien: die Weg vichtungen, Höhen über, Tiefen unter dem Boden, Gefälle, Kronenbreite, Böſchungen deutlich vorzuführen und ihnen wie den Bauaufjeher den nötigen Anhalt zu gewähren. Sie bejtehen, wie Fig. 37 zeigt, aus jenkrecht in der Wegmitte und an beiden Kronenrändern in den Boden eingetriebenen Latten (oder Stangen) ab,d,e..... , welche in der Weghöhe wagrecht abgejägt und mit Ichief (in der Böſchungsrichtung) eingetriebenen Seitenftüden ac, fg durch Zufammennageln verbunden werden. Ihre Errichtung findet an jedem (oder jedem zweiten) durch Nivel- lieven eingerichteten Aufſtellpunkt jtatt und it mit erneuten Einrichten vorwärts und rückwärts (von a nach) n und q) mit BVifier- kreuzen, jowie jeitwärts (von a nach d und f) mit Wage und Nichtjcheit verbunden. Da die Gejtelle auf die bejtehende Verpfählung ſich jtüßen, jo vollzieht jich ihre Aufjtellung raſch und ficher. Wo das Verlatten des Ab- tragsprofils (defg) zu jehr aufhält, begnügt man ſich bei einfachen Bauten mit den Wer- pjählen am Berghang. Jedoch gewähren fürmliche Bodeneinjchnitte in etwa 1 m Breite als jog. Muſterſtücke oft wertvollen Aufſchluß über die Bejchaffenheit des Bodens und die Größe der Baukoften. Berloren gegangene Punkte werden bei der Profilierung wieder nen eingerichtet, wozu früher angebrachte Rückmarken gute Dienste leisten ?*). Fie: 37. 21) Im Walde zerjtört oder bejchädigt die Abräumungsarbeit, aber auch Bosheit und Un— verjtand (Lesholzſammler) manches Zeichen. Es ift daher ſehr ratfam, an nahen Bäumen, Feljen, Mauern ze die Gefälllinien durch Einfchnitte und fonftige Zeichen zu markieren. Die Wegbau-Arbeiten. 8 24. 9327 V. Die Wegbau-UArbeiten. A. Der Erdbau. 8 24. Damit Fahr- und Gehbahnen entjtehen, läßt man mad) den Verpfählungen mb Lattengeftellen die abgeräumte Geländeoberflähe dadurch in regelmäßige Bauflädyen ‚verwandeln, daß die Abtragsförper in dem vorgezeichneten Grenzen abgehoben und mit ‚ihrem Abhubergebnis die Auftragstörper aufgeichichtet werden. Man beginnt die Bodenbearbeitung am beiten auf der Grenze zwiſchen Ab und Auftrag, legt auf diefer Linie auch gerne, wenn thunlich, einen jog. Leitpfad an, welder die ungefähre Richtung des Vorgehens angibt und den Wrbeitsverfehr erleichtert. Ber Steigungen gehen die Arbeiter am liebjten von unten vor. Sie haben jo einen fejteren Stand, richtigeren Blid und kürzer mit dem Geſchirr auszuholen. Die Arbeit ift i 1, Erd» oder Srabarbeit d. i. Losloſung der verwitterten Bodenteile durch Einſehen eines ſchneidigen Geſchirrs, welches den Zufammenhang aufbebt, 2, Bredy» und Hebarbeit d. i. Zertrümmern oder Losbrechen der auf und im dem Boden befindlichen größeren Sejteinsmafien, joweit fie dem durch Seil und Schlegel, Brecheiſen und Hebel verftärkten Kraftaufwand nachgeben, und Wegheben der Trümmer, 3. Schrotarbeit d. i. Berlegen der Baumftöde und Wurzeln mit der jog. Schrotazt oder einer jcharfen Reuthaue, 4. Sprengarbeit d. i. erfleinern von Felſen und zäben Baumftöden durch An- wendung von Sprengmitteln nad) erfolgten Anbohren, 5. Förderarbeit d. i. Werfen mit der Schaufel, Tragen oder Aufladen auf Fahr- zeuge und Abführen auf denjelben, } 6. Shidhtungs und Ebnungsarbeit d. i. Aufbau der Auftragsförper und regelmäßige haltbare Heritellung aller Bauflächen, v 7. Baflerableitung: Fortleiten, Verſenlen oder Sammeln jtörender Waflerzuflüfie und Herſtellung bleibender Ablaufrinnen. Alle dieſe Arbeiten richtig anzuordnen, mit Sachlenntnis zu behandeln, die Kräfte ald einzeln, bald vereint wirfen zu lafien, alles nötige Geichirr zur Hand und in gutem Stand zu haben, am rechten Ort umd zu rechter Zeit zu gebrauchen — davon hängt es ab, dafs bei vollem NArbeitsverdienft der Aufwand doc in mäßigen Grenzen bleibt. Das ortsübliche Geſchirr verdient gewöhnlich den Vorzug. * Der natürliche Waldboden iſt meiſtens mit organiſchen Reſten oder niederem Pilanzen- wuchs bedect und bergt zahlreiche Stöde und Wurzeln. Dieſe Stoffe müſſen beſeitigt ‚werben, ebenjo eine etwaige Humusdede, auflagernde Moor und Schlammſchichten. Der davon befreite Baugrund wird, wenn leichter Sand» oder Aderboden, mit der Schaufel aufgehoben, wenn bindige Erbe (Lehm, jandiger Thonboden, Kalt, Mergelboden), mit dem Spaten ſchollenweiſe abgeftochen, wenn jtrenger Thon, zäher Kallboden, mit der Breit haue, wenn jteiniger, durch wurzelter Boden, mit der geſchwungenen Reuthaue losgelöit, ⸗ wenn ſieinartig hart, mit bindigen Kies- oder dünnen weicheren Geſteinſchichten durchzogen, mit der Spißhacke und dem Brecheiſen zerbrödelt, zerſprengt und Der Baugrund kann leichte Arbeit gewähren, aber ein ſchlechter Baujtoff ein, und umgelebrt, jedoch auch durch jeine vorzügliche Güte die ichwerere Arbeit lohnen. Mäfige tigkeit fördert, große Näfie und Froſt erichwert die Arbeit. f An Abhängen erfolgt der Angriff, wenn die Ouerprofile Ab- und Auftrag baben, der Straßenachſe entlang, nachdem der Boſchungsfuß durch einen geneigten Einjchnitt vor- 3938 IX. Schuberg, Forftbenußung. gerichtet und gegen Abjpringen von Steinen, Schollen 2c. Vorkehr getroffen iſt, mit jo- gleich folgender Berbauung. Ber Durchjtichen (reinen Abtragsprofilen) von unteren Ende gegen oben, oder von beiden Enden gegen die Mitte, zuerit jtollenartig, dann mit gafjen- artiger Erweiterung; hohe Hänge werden jchichtenweije von oben abgebaut. Um die Baurichtung nicht zu verfehlen, vermehrt man im WVorfchreiten die Nicht- punkte mit einem Gefällmejjer oder den Vilierfreuzen. Die nächjten Auftragsräume werden durch Schaufelwurf ausgefüllt, Abtragsüberjchüfje für jpätere Abfuhr jtehen gelafjen oder jeitwärts gelagert. Selen und Wurzelftöde werden während der Erdarbeit nur „abgededt”, um Die beſte Ungriffsweife zu finden. An Elüftigen jpaltbaren Felsblöden werden die durchziehenden Riſſe oder Schiehtungen („Abgänge“) erweitert und vertieft, um in die Fugen verjtählte Keile mit dem Steinjchlegel einzutreiben (oder das Aufquellen dürrtrodenen Weichholzes als jprengende Kraft zu benügen), in die entjtehenden Riſſe das Heb- oder Brecheijen ein- zujegen und mit Hebelfraft die Trennung zu vollenden. Zum Verbauen unnötige oder untaugliche („ungattige”) Stücke werden mit einem oder mehreren gleichzeitig angejegten Hebeln oder mittelft einer jtarfen Winde (einfache Fuhrmanns- oder Doppeliwinde) aus dem Boden gehoben und jeitwärts geichafft. Die Winde erfaßt eine Kante oder Ede des Felsjtüds bald mit dem hervorragenden Fuß, bald mit dem Gehörn ihrer Zahnjtange, nachdem fie auf fejte Unterlage gejtellt und gegen den Feljen geneigt worden und hebt ihn durch das Eingreifen ihres mit der Kurbel von Hand bewegten Getriebes in die Zahn- ftange. Gefahrdrohende rücläufige Bewegung verhindert das Einfallen des „Sperrfegels“ u das Getriebe. Ganze d. h. unverwitterte, von Riſſen freie Gejteinsmafjen, welche dem Spaltge- ſchirr widerftehen umd unvegelmäßiger Zertrümmerung unterliegen dürfen, werden der Sprengung vorbehalten’). Der Zuftand (Schichtung oder Klüftung, äußere Form), die Lage und Umgebung (ob einer- oder mehrjeits frei) find maßgebend für die Art und den Ort des Angriffs. In Betracht fommen 1. die Sprenggesdirre, 2. die Sprengmittel, 3. die Bohrung, 4. das Laden der Bohrlödher und das Abthun der Schüfje, 5. die Auf— gabennahdem Schießen. Zum Bohren, Laden und Aufräumen find gewöhnlich im Gebrauche Bohrmeifel (Meifelbohrer), 2—4 em die, kantige Eifenftäbe, unten mit gerader oder fonverer Stahljchneide oder gewölbter fich freuzender Doppelichneide mit 25—35 mm Meifelbreite („Dreimännige” oder Schlagbohrer) bis zu 65 mm („ein- oder zweimännige” oder Stoßbohrer) ?*), kürzere (0,3—0,5 m) als Anfangs, etwas längere als Mittel-, die längiten als Abbohrer — zujanmen „ein Sa Bohrer”; 1 Hand- oder Bohrfäuftel, Hantig aus Eifen, 1-3 kg ſchwer, zum Antreiben der Bohrer und des Ladſtocks; 1 Räumlöffel, lange dünne Eiſenſtange, unten mit runder jlacher Mulde, oben mit Dehr, zum Ausbringen des Bohrmehls und Einbringen von Trodenftoffen; 1 Räumnadel, aus Rotkupfer oder Legierungen (nicht von Eifen, um feine Funken zu Schlagen), dünn, 0,7 m oder mehr lang, oben in einen Ring gekrümmt, unten zugejpißt, um beim Laden den Zündkanal offen zu halten; 1 Ladftoe aus Weicheifen oder Bronce (auch aus Hartholz), mit einer Längsrinne, zum „Bejegen“ der Bohrlöcher nach dem Laden; 22) Für die Fälle, wo Felfen größere Baufteine (Duader, Platten) liefern jollen, müſſen die anderen Zerlegungsverfahren Platz greifen. 23) Entweder führt ein Mann den Bohrer und zwei Mann jchlagen oder für tiefe Bohr- löcher heben ein oder zwei Mann den (jehwereren) Bohrer und ſtoßen wuchtig nieder. Der Erbbau. 5 25 329 2 gutverftählte Hebeiſen und ſchwere Steinichlägel zum Aufräumen und Zertrüm mern; mehrere Bohricheiben (zum Verichliehen der Bohrmündung) und ein Bohrtrog (zum Nacbohren). — Die Sprengmittel. Bis in die Gegenwart herein war das „Schwargpulver“ fait ausſchließlicher Sprengitoff. Die dazu bereitete Sorte, das Sprengpulver, hat den geringſten Salpetergehalt ”'), dagegen Schwefelüberihuß, welder die Gasentwidelungen vermehren und bejchleunigen ſoll und es deswegen für Schußwaffen untauglich madıt. Die n Bruchteilen einer Sekunde entwidelten tohlenjauren und Stid +» ale follen ım engen Raum des Bohrlochs eine jähe Spannkraft erlangen und durch den Drud und Stoß die johäfion des Gejteins überwinden. Das Horn guten Pulvers foll gleihmähig hart, A ubfrei und völlig troden fein. Das rauhe ſplittrige ift weniger haltbar, wegen des ‚eo ubens gefährlich, das polierte teurer und zum Sprengen zu langjam. Feinlornigem virb auf gleiche Maumeinheit mehr Gewicht und ftärfere Wirkung nachgerühmt, aber der 2 beiter fieht auf den billigeren Preis des Sprengpulvers, obgleich es tiefere Bohrung und mehr „Bejah“ verlangt. Rreuchtigleit mindert die Entzündlichfeit und bewirkt ein Auswittern des Salpeters (verdirbt das Pulver) — weswegen trodene Aufbewahrung jo wichtig iſt. Dlängel des Schwarzpulvers find die Güte Schwankungen aus der Ungleichheit der NRohſtoffe, die Gefährlichkeit von der Herſtellung an bis zum Gebrauch, die Güteabnahme h Alter und Feuchtigkeit, jein schwacher Effelt, die jchwierige und umfichere Ber: * vendi ng im Naffen u. a. Die Bemühungen um Beſchaffung von Erſatzmitteln erregten daher jeweils große Aufmerfjamteit. { Unter den Angeboten neuer Erfindungen haben ſich die erplofiven Nitrilverbindungen faft allein behauptet und hat das Nitroglyzerin fi am wirffamften gezeigt”), ein höchſt en zündliches Del („Sprengöl“), weldes fih aus der Behandlung von Glyzerin mit einem milch von konzentrierter Salpeterjäure und Schwefeliäure ergibt, im diejem flüſſigen gu tande aber zu gefährlich it. Alfred Nobel lam durd einen Zufall auf das Ber fahren, mit dem Stoff eine aus mineraliichen Algenreſten bejtehende Kieſelerde (mit Fieie Tigen Bellen) zu tränfen und aus dem mechanischen Gemenge das jetzt durch feinen viel ſach Mißbrauch übelberüchtigte Dynamit (aus 25% Erde und 75%, Nitrogl.) ber zuſtellen. Obgleich auch nicht chemiſch bejtändig und erfahrungsmäfiig friſch von größter Kraf —— es dennoch mehrere gute Eigenſchaften in allgemeine Verwendung gebracht ” ® stellt ſich als rötliche, feinförnige, fettige Maſſe von 1,6 jvez. Gew. dar umd wird in Botronenpütfen von Pergamentpapier in Größe von 15 gr aufwärts verwendet. Als Vorteile werden gerühmt die einfache raiche Heritellung und die Gleichmäßig it der Fabrilate, die geringe Empfindlichleit unterwegs, das gefahrloje Abbrennen bei 5 an freier Luft, ſowie große jäb wirlende Sprenglraft, welche die Bohr t jparen läht, die Entbehrlichkeit feiten Beſahes im Bohrloch und die Verwendbarkeit Die Zündung muß jedoch durch Detonation eines anderen Exploſivſtoffs eriolgen, ür A. Nobel A. Nobel Knallpraparate anfertigen lich. 9) Seh: und Kriegspulver — — 75%. zu je 10-157, Kohle und Schweiel, 63—65"/6 zu je 15- 20%. Kohle und Schwefel. Aber aud in der Bereitungsmeiie Ste, 1 3, 00 Yale de en a U aan Beten angeboten, melde es noch ver des Ereme genieurs Brain (defien te Stoffe 40%. ichs augen), um 25— 30%. N „Der Berageiit” ». 1875 20) Bon den Präparaten von A Nobel u. Komp. in — wird Dynamit Rro. 3 am empfohlen. Es enthält 35%, NRit in ei 2 Kiefel: a a rn — Holzmehl, entzündet ha bei 180° und a —* * 330 IX. Schuberg, Forjtbenugung. Die Sprengungen jollen das Geftein nur zertrümmern (nicht werfen), jo daß es leichter wegzuräumen und am Ort der Sprengung benußbar ift. Die Schußanlagen haben ih nad) der Form, Größe, Schichtung und Derbheit oder Klüftung der Feljen, dem Spreng- und Zündmittel, dev Zahl und Tiefe der Bohrungen zu richten. Die Bohrung muß anftreben, freies Gejtein von der Mitte aus zu lockern, von verjpannten großen Maſſen die oberen (Außen)-Teile an einer Mluft (Schicht, Abgang) feitwärts abzumwerfen und dadurch weiteres Gejtein freizuftellen — flüftiges Geftein mehr in Eleinen Schußan- lagen, ganzes (derbes) in tieferen mit größeren Ladungen. Die Tiefe und Ladung der Bohrlöcher und ihr Abjtand von den Gefteinsrändern muß der Maſſe und Feſtigkeit des zu löſenden Gejteins, der jog. „Vorgabe“ entiprechen. Nach Gewinnung einer ebenen Fläche mit Schlägel und Eijen wird der Anbohrer winkelrecht oder etwas ſtumpf angejeßt und mit leichten Fäuftelichlägen die Führung an- gebahnt. Vor jedem Schlage den Bohrer drehend verjtärkt oder ſchwächt man die folgenden Schläge nach dem Gefühl der Hand, hebt das läftig werdende Bohrmehl zeitweife mit dem Räumlöffel aus, feuchtet im Bohrloch nach”), läßt dem ſtumpfgewordenen Bohrer einen feifchen oder den Mittelbohrer folgen, zur rajcheren Förderung der zuerſt einmännigen die zwei- oder dreimännige Arbeit, bis die gewünfchte Tiefe erreicht ift. Erfolgt die La- dung jpäter, jo erhält das völlig geräumte Bohrloch jchügenden Verſchluß. Größere Sprengungen, welche viele Bohrungen verlangen, gewinnen oft an Zeit und Wirkung durch gleichzeitiges Abtyun mehrerer Schüffe — bei örtlicher Erfahrung, Kenntnis des Gejteins und guter Kombinationsgabe in Bezug auf die Abjtände, Zahl und Tiefe der Bohrungen, Größe der Ladungen. Gleichzeitigkeit der Zündungen ift dann durchaus geboten und wird auf eleftriichem Wege am ficherjten erreicht. Bei Sprengpulver (Korn bis 6 mm) erfordern 100 gr 100 bis 130 ebem Ladraum, aljo für eine Bohrweite von 2,5 3,0 35 4,0 cm eine Höhe der Pulverkammer in cm von 20—26 14-17 10—12 8-9 Es erfordern demnach Ladungen von eine Bohrweite Bohrtiefe 50 bis 100 gr von 2,5 em bis 0,6 m 200 500 „ 30-35 „ 0, 1000 „15007, „ 39-38 „ „or, Die Bejaghöhe muß dabei der Ladhöhe mindeſtens gleichkommen. Bezüglich der „Borgabe” wird als Norm angenommen: bis zu 1 m Vorgabe 2,8 cm von 1,2 bis T,8S m Vorgabe 4,0 cm " 2,0 " 2,8 " n 5,25 n Weite der Bohrlöcher, wozu Bohrer von 2,45—3,7—4,9 em Kronenbreite nötig ind. Die neueren Sprengmittel erfordern geringere Bohrweiten und -Tiefen, weil jie ſtärker wirken, Kleinere Ladungen und Beſatzhöhen nötig ind. Das Laden gejchieht am beften kurz vor dem Schießen ımd dieſes in den Ruhe— ſtunden, um die übrigen Arbeiten nicht zu unterbrechen und niemand zu gefährden. Bulver wird im Schußfertigen Patronen in die Pulverfammer (Sad) des Bohrlochs geichoben, nachdem die Zündſchnur (eine etwa 5 mm dide harzüberzogene Röhre aus Hanfgejpinnit, deren Höhlung einen Pulverſatz enthält) hakenförmig mitten in die offene Patrone gejtedt und in deren gejchloffene Hilfe feſt eingebunden ift. Hat man den Schiegpropfen (aus Filz, Werg oder dergl.) mit dem Ladſtock aufgejegt, jo wird der Beſatz (Ziegelmehl, Lehm— pulver) eingefüllt und erſt leicht, dann feſter mit Ladſtock und Schlegel eingejtampft. 27) Naßbohren jchlägt den Staub nieder, fühlt den Bohrer, mindert feine Abnutung, er: leichtert die Arbeit, verrät etwaige Klüftungen, mutet jedoch bei Pulverjprengung ſorgliche Trod- nung der fertigen Bohrlöcher zu. Der Erdbau. 20 331 Dynamit wird in Patronen von geringerer Dide als die Bohrweite bis zur Sohle eihioben und fo eingeprefit, daß die weiche Mafie den Raum ganz füllt, Muß eine zweite folgen, jo wird fie ungeöffnet jatt aufgept. Die oberjte nimmt, nad) Entfalten der Hülle, die Zundſchnur auf, an deren Ende die 2—3 em lange Zündlapjel mit einer Zange am | st ift, worauf die Hülle mit Bindfaden verichnürt wird, Iſt diefe „Zündpatrone“ ) 9 auf die Ladung gehoben, ſo wird ein lojer Beſat z. B. Sand aufgeichättet oder weicher Lehm eingeftrichen. Im Naſſen müfjen die Patronen durch Einfetten waſſer dicht gemacht fein. Dynamit gewährt, bei richtiger Zündung, trog kürzerer Bohrung und leichtem Be ‚ tafchefte Entwidtung und mehr ftrahlenförmige Wirkung der Gaſe bis unter Die hle des Bohrlochs, erlaubt Meinere Bohriweite, größere Vorgabe, wird weniger als das Pulver durch weichere Schichten oder Meine Riſſe in der Wirkung geſchwacht und leitet unter Wafler, bei jofortiger Zündung, Gleiches wie im Trodenen. Es erftarrt jedoch Schon bei +8" 0 umd muß dann erwärmt werden "*). Fi Das Abthun der Schüſſe muß zur Sicherheit der Arbeiter wie des Erfolgs mach beſtimmten Regeln behandelt werden. Man ftellt Wachen, gibt Signale und nimmt Dedung, um aufer Schufbereih zu kommen. Gute Schufanlage und richtige Zündung verſagen felten die Wirkung. Geht ein Schuß nicht los, jo muß (mach 10-15 Min.) vor fichtige Nachſchau die Urſache erforſchen und entweder die Zündung erneut oder ein fehler Pulverfhuß naß ausgebohrt werden "). , Die Urſachen des Verfagens können am Sprengitofi, Geſtein, Bohrloch oder an der Bündvorrichtung liegen. Ein losgegangener Schuß aber lann dod) die gehegten Erwar tungen täuschen z. B. den Bejag herausjagen oder nur geringe Stüde losreißen. Scharfer lauter Knall ift ftets ein böfes Zeichen. Hat er ſchwachen und gedämpften Yaut, dringt bla licher Dampf aus Spalten und Ritzen, find wenige Sprengſtücke furz aufgeflogen, jo tilen die Arbeiter freudig heran und greifen mit Eifer und Luft zu Hebeiſen und Schlägel, u —— und neue Angriffspunkte zu ſuchen. tteratur über das i - 4 it Iverbindungen , insbeſ. Dynamit u ve A Yon, —** X a ee Grnenbade Di rain im Biene der Giviltehni Freiberg 158. er enbader, Die Sprengtedmit im Dienfte 8236. Die Erd» und Steinmafien der Abgrabungen und Sprengungen ſucht man zuvor in die nächſten Auftragsflähen zu verbauen, Ueberichüfle find jedoch ſtredenweiſe unvermeidlich und mäfjen möglichjt bergab auf die Bedarfsorte verteilt werden. Wo die Entfernung zum wiederholten Wurf auf der Schaufel (2,3 Wechſel) oder zum Verſchleiſen tt der Breithaue, dem Erbrechen oder der Erdfrüde zu groß ift, die Anwendung von ‚ragbabı Körben oder dergl. aber nicht genügend fördert, muß zum Irädrigen Schieb arre— Zradrigen Hand⸗ oder Spannlarren oder zum Arädrigen Fuhrwerl mit leichtem geichloi m Oberwagen zum Erdführen oder mit jtarfer Pritſche für Steinfuhren gegriffen werden. Der Schieblarren, von einem Mann gejhoben, bergauf von einem zweiten gezogen, aubt Einzelarbeit im Laden umd Führen, ift auf nachgiebiger ſchmalſter Bahn und bei ie dem Gejäll noch zu brauchen, taugt jedoch nur für Streden bis zu 50 Schritten. ſaßt 0,05 cbım, - Den Handlarren verwenden die Gedingarbeiter zu 23 Mann ziehend und ſchie 27 am , fondern in warm | {7 ein Gpunbröher bio Sir ermänmtes Mafler eingefült wire nur muß aus dem VBohrloch noch 20 - 30 em hervotragen; direft oder durch 8) Die oder Schweielfaden entzündet, muß fie dem Suntenführer Jeit sur Dedung Zum Abdrennen der Zündfhnüre rechnet man fo viele Selunden, als fie om " 332 IX. Schuberg, Forjtbenugung. bend gerne bis zu 200 Schritten auf wenig geneigter fejterer oder Laufbahn (auf Dielen); fie nützen dabei ihre Kräfte vollfommen aus, indem fie die von Anderen gelöjte Erde mit deren Hilfe laden — 1 Ladung — 0,24 bis 0,33 chm — aljo ohne zu raften. Seine Beichaffung ist jedoch teurer, er und die nötige Bahn nicht überall vorhanden. Fir größere Meafjenbewegung und Entfernungen leiften die Spannfuhrwerfe viel mehr, obgleich die Tiere nur Zugkraft find. Der Spannfarren mit 0,4—0,5 chm Xad- fähigkeit geht feichtev über unebenen Boden und wendet leichter, verlangt jedoch 1 Yenfer zu jeden Pferd; der Arädrige Wagen führt 0,75 bis 0,90 ebm, ift ungelenfer, erlaubt aber auch Küh- und Ochjengefpanne. Vorausſetzung ift für beides, daß die Erdarbeiter während der Fahrt genügende Maffen löſen und einen zurückgelafenen zweiten Wagen laden. Zur Bemeffung des Aufwands und zu zeitiger Vorfehrung für geeignete und genug Fördermittel muß, wo größere Maffen zu fördern find, die Fördermweite ermittelt werden d. h. der wagrechte Abftand zwifchen den Schwerpunkten des Abtragsförpers und der Auftragsmaffe, welche man aus den Profilzeichnungen ableitet oder gutächtlich beſtimmt *). Sind Ueberjchiiffe mehrerer Streden auf mehrere Bauftellen zu verteilen, jo muß Die mittlere Entfernung berechnet werden. Bei einfacher Sachjlage kann man jo (jiehe Fig. 38) verfahren: Die Abtragsmaffen ABC=Mı, — DEF—=Mn.... werden mit dem Bedarf in FGHJ — Bı verglichen, worauf die Differenz; M+ Mu +..— BB= Am dem zweiten Bedarfsorte LM... — Bu zugewieſen wird, ebendahin auch JKL=My,. Dabei ergeben li) die Förderſtrecken ac—=d, für M,, be=d, für Mı— Am, be=d, für Am u. de=d, für Myu woraus mittlere Förderweite Dad Man A Ei A M+ My -+.... d. h. D ergibt jich aus der ‚Divifion der ganzen Abtragsmaſſe in die Produkte der Ab— tragsjtüde und ihrer Entfernungen von ihren Abladejtellen. Für größere Wegbauten ermittelt man die annähernde Ausgleichung zwiichen den Abtragsüberjchüffen umd den Abladeorten und die daraus ſich ergebenden Förderweiten am beiten durch ein graphifches Verfahren, deren zwei am häufigsten im Gebrauch find a. eime Abwägung zwijchen den auf eine Absziſſen-Achſe (-Weglänge) als pofitive (#) und negative (:-) Ordinaten nad) oben und unten aufgetragenen Ab- und Wuftrags- Durerflächen, b. eine Abwägung zwilchen den zuvor berechneten Ab- und Auftragsmafjen der Einzelſtrecken durch Auftragung der algebraifchen Summen der Abgleihsmafjen (Diff. des Ab- und Auftrags) als Ordinaten auf eine Absziſſen-Achſe (Weglänge) und Herjtellung des jog. Abgleichungszuges durch Verbindung der Ordinaten-Endpunkte. Ein drittes Verfahren ergäbe fich aus dem Eintrag aller endgiltigen Abtrags- in 29) Die Unvegelmäßigleit und ungleiche Dihtheit der Erdkörper laſſen eine genaue Feſt— jtellung nicht zu; der Zwed bedingt fie auch nicht. ee Der Erdbau. $ 27, 333 ie Huftraps-Onerflächen und der Zuweiſung der + Differenzen von oben mad unten in v e nädhjften -- Differenzen, unter Weglaffung geringfügiger Beträge. Soweit ſchließlich die Abgleihung einen Abtrags-Ueberſchuß oder Mangel beläft, ft entweder eine Ablagerungsitelle oder ein Bezugsort noch zu ermitteln ”). Näheres fiche in Henz, Anleitung zum Erdbau, 3. Aufl. ©. 62 u. fi.) und für m Waldwegbau in Schuberg a. a. O. ©. 357 u. fi. $ 27. Um durd die Aufichüttungen die Bauzwede zu erreichen, müjjen die Erd naffen gleichmäßig aufgeichichtet, verteilt, abgeglichen, ihre gröberen Teile nach unten und immen gebracht, von Pilanzenteilen befreit, die feineren und humojen Teile zur Dedung der gswände verwendet werden. Schr loderer Boden ift längs den Böihungen durd) feuchten, Feſtſiampfen, Vermiſchung mit bindigerer Bodenart zu befejtigen, bis Samen ud Wurzeln eine Begrünung bewirken. Ein Segen (Saden) tritt dennoch ein, weniger i Sandboden, mehr bei thonigen, falfigen, jehr humoſen oder fteinigen Böden. Die Art er Gewinnung und Anſchüttung, die Beſchaffenheit des Untergrunds, die Dauer der Bauzeit und die Witterung während derjelben beeinflufien den Grad des Sepens. Es iſt x ratſam, den Aufbau je nach der Erdart um * Proz. der Höhe über die Lattenprofile wie Fig: 39, 320 angegeben, zu erhöhen und über die Wegfrone u — a verbreitern, dafı (Fig. 39) die Wegfrone des Mu E... Bye | D trags BÖ (oder des Dammes BD) um x (= 0,op. h) z re und um y(—=O,op‘.h) bezw. um 2y breiter bergejtellt wird, um ihr das Normalprofil ABC... X Die Erdboſchungen find nad) den geraden oder Kurven-Linien des Wegzugs als oder gelrümmte Wände mit gejtredtem Profil, wenn aber über 3 m hoch, mit 0,3 0,6 m breiten Abjägen (Bermen) auszubauen, leptere beiläufig wagrecht. Die Wegfrone wird im jladher Wölbung angelegt, mit Erhöhung der Mitte, damit Niederſchlaäge nad) beiden Rändern abziehen können. Der Vorſchlag, eine Wegebene mit ſchwacher Neigung gegen die Thaljeite anzulegen En vom oberen Böjhungsrande fommenden Niederichläge quer über die Wegtrone 1 v zu lafjen, entipringt ganz irriger Anſchauung, denn die Gebirgswege haben Ge Fngen das Waſſer mit ihren unvermeidlichen Geleifen auf und werden dadurd bei Regen überjlutet und verichlammt oder ausgewaſchen. 4 Bei Erdivegen wird jogleich die endgiltige Bahnwolbung hergeftellt, deren Mitte um ds bis der Seromenbreite (b) höher als die Ränder jein joll. Scotterbahnen aus weichem Geſtein er- 2 —— von „x bis b, 0 von bis du b ** * b 4,6 m, Wölbhöhe 18, 15, 1 cm). Das Wölbungsprofil bat jedoch am ‚die Form flacher Mittenwolbung mit itiger Abdachung. Man erreicht dies 1 Em, wenn bei dem Erdbau jchon ia 0) die Abwolbung der Fahrbahn abed a ober um | N no S6-nB Ag imeheih her Stckn ed uns er Ana Monet d durch etwas höhere Veranſchlag fhlagung der Erdarbeiten erjept werden. J * Be und Junge in Basen oz Bus: er von dem bayr. mäger in X. 9. u. 33. Suppl. $. 2 Ber = = yer behandelte 334 IX. Shuberg, Forftbenußgung. vorbereitet wird, indem man dem zwiſchen bi und em offen gelafjenen Raum des „Stein- betts“ die gewölbte Grundfläche ikm gibt, was durch Abpfählung und Ausſpannen von Schnüren in der Länge und Quere leicht zu erreichen ift. Zugleich hiemit wird die beider- jeitige Einfafjung („Fußbanf”) abi und mede hergejtellt, dagegen Graben und Böjchungs- wand (Profil defg) erjt nach der VBerfteinung der Bahn vollendet. Ss 28 Waſſerableitung. Schon während der Erdbauten drängt ſich oft die weitere Aufgabe heran, najje Bodenftellen zu entwäfjern, verjtedten Quellen dauernden Ablauf zu Schaffen und die jonjtigen Wafferzuflüffe aus dem Baubereich durch vorläufige oder ftändige Anlagen abzuwehren und weiterzuleiten. Das Waffer kann durch Aufweichen und Abjpülen der Erdmafjen, durch Ueberflutung oder Unterwühlen der Bauten, als Eis durch Losiprengen und Zerbrödeln, durch Verjtopfen von Kanälen jchaden. Zur Ableitung dienen Sickerkanäle, offene Gräben und trichterfürmige Verjenfungen, zur Abwendung Dämme, zum Auffangen fünjtliche Behälter, Wehre. Geringen Wafjermengen muß durch Schaffung von Gefäll oder dejjen Vermehrung Abzug verichafft; für größeren Zudrang muß das Gefälle geregelt, ein genügendes Ab— (aufprofil gegeben und die Bauanlage befejtigt werden; Sammel- und Ablauf- Borricht- ungen müjjen der Größe der Sammelfläche entiprechen. Genügen in der Ebene Einfafjungsgräben in Verbindung mit trichterförmigen Senk— Löchern nicht, welche legtere das Wafjer in tiefere Sand- oder Kiesichichten abführen, jo müſſen die Grabenanlagen vertieft und verbreitert und muß der Weg mit dem Aushub dammartig erhöht werden. Neue Kanäle im Hügel- und Bergland dürfen weder dem Nachbargelände das Waſſer entziehen noch im Uebermaß an beliebigen Punkten zuwenden. Bisher bejtandene Wafferläufe dirfen geregelt, aber nicht willkürlich verlegt werden. Unvermeidliche An— ſammlungen müſſen durch jtarfe Eindämmungen gehalten, dürfen nur langjam und in un— ſchädlichen Richtungen entleert werden. Verſteckten Zuflüffen muß nach dem. Trodenlegen (Ausſchöpfen, Auspumpen) der jog. Naßgallen durch Entgegengraben nachgeforjcht werden. Oberhalb der Wege lafjen ſich läſtige Zuflüffe durch Gräben, wie abe in Fig. 41, auffangen, welche man offen oder als Siderfanäle hinter der Abtragsböjchung parallel hinziehen läßt und in Abjtänden durch Einjchnitte (oder Gräben) wie bd in ven Straßengraben oder dur einen weiteren Sicerfanal oder Durchlaß de unter dem Wege durchführt, überall mit ausreichender Stein- ichüttung und Bodenbefejtigung. Bei jeder größeren derartigen Bauanlage belehrt eine genaue Geländeaufnahme in freuzender und Längsrichtung über die erfolgreichjten Maßnahnten. Ueberquert eine dammartige Weglinie ein Thal, welches zeitweile große Wajjer- mengen führt, jo nieder über der Thaljohle, daß eine Brücde vom Waſſer erreicht würde, jo muß in der Thalmitte die Wegkrone bis auf die Thalſohle gejenft und durch jtarke Pflaſterung ein jog. „Ueberfall“ gebildet werden, über welden die Gewäſſer ohne Rückſtauung ablaufen können. 829. Herftellung der Fahrbahnen Zu ftändigem Gebrauch für ge- wöhnliches Spannfuhrwert muß die Fahrbahn eines Weges jene gleichmäßige Feſtigkeit haben, welche dem Fuhrwerk eine rasche leichte Fortbewegung mit geringfter Neibung, ohne Stöße, mit voller Ausnützung der Zugkraft gewährt, der Aufweichung und Geleis- a? ei Zu Der Erdbau. $ 29, * bildung widerſteht und lange Haltbarleit verſpricht. Dies iſt nur durch Herſtellung als teinbahn erreichbar, welche zu beſtehen pflegt ; a. aus Rand⸗ oder Borbjteinen, b. dem Grundbau oder Gejtüd, c. der Schotterdede oder dem Beichläge, Längs der Fußbänle (bi und cm, fig. 40) ftellt man dazu hergerichtete 20.40 cın fange, 15—20 cm breite und halb jo dide Bruchfteine nad dem Gefäll, der Höhe und Breit der Fahrbahn nahezu ſenkrecht auf, fie mit Fio.42 | 1 Steinen befeftigend, jo daß fie beiberjeits of gi 5* einrahmen. Noch größere Feſtigleit wird erzielt, wenn (wie in Fig. 42) die Randſteine | der Bergſeite dicht am die innere Steinboſchung ft zugleich die Wafjerrinne bilden, auf der Thal» ——— ein ſeſtes Steingefüge das Banlket einnimmt. Dazwijchen werden ſodann, zur Herftellung des Gejtüds, quer zur Straßenachſe 10 Aa 20 cm dide Steine aufrecht oder gegen das Gefälle in Reihen geftellt, die Augen wechielnd, mit der Spipe oder Kante nach oben. Durd) geipannte Schnüre oder Auflegen Nichtfcheits und einer hölzernen Weglehre (Vehrbrett) wird ihr Einlegen nadı dem ülle (aufwärts ihm entgegen) und mac der Bahmwölbung geregelt. Ungleichheiten 1 durch Abſchlagen vorragender Stüde, Nachfüllen von Yüden und Verleilen ausge en, um dolle Feſtigleit gegen den ichiebenden Drud der Fuhrwerle herzuſtellen. Gin ihren mit einer dünnen Kies, Erd» oder Sandſchichte ergänzt dieje Anlage, bevor e — folgt. Eine Schichtftärte des Seftüds von 15—20 cm genügt bei gutem Untergrund und Geftein und für ſchwächeren Verkehr, bis zu 30, jelbit 35 cm geht man be okptnieden, weicherem und reichlich verfügbarem Geftein. . Auf diefen Grundbau wird die Schotterdede (Dedlage, Dolle) als oberjte 7 bis 10 em hohe Schichte aufgeichüttet,, nachdem der Bedarf auf den Schotterplägen mit Meinen (bammerartigen) Steinichlägeln dazu hergerichtet und wo mötig mitteljt Wurfgitters von *0 und erdigen Teilen befreit iſt. Die Schichtenhöhe von Geſtück und Schotter oft fich durchſchnittlich wie 2 bis 3 zu 1 verhalten; Ergänzung lann und muß bei Ich e m weiterhin nad) Bedarf nachfolgen. Die Schotterteine ſollen ven, gleichgroß, fornig ber wiürfelförmig fein und bei hartem Geftein 3-4 em, bei weicherem höchſtens # cm Würfellante haben. Beim Einlegen breitet man jogleih den Schotter gemäß der Bahn wölbung aus, mit etwas höherer Aufiichtung in der Bahnmitte, g Zum Geſtuck und Schotter find feite, harte dauerhafte Sefteinsarten zu verwenden. Jedoch iſt die Beſchaffung oft ſchwierig und teuer. Dann können für erſteres auch Steine Berne: Güte noch Verwendung finden, während aus weichen, verwitterndem und ittelarmem Schotter niemals eine glatte ſeſte und geichlojiene Fahrbahn ſich bilden AS vorzüglichite Geſteine haben fih die Borphure, Klingjteine, Dolerite ) Bafalte, die Grauwacke, die ſog Urgebirgsgefteine, als ausreichend qut Basler die meiften Kaltſteine und die härteren Thonjchiefer, als ungeeignet x Herftellung fejter Bahnen die Sandfteime erwieſen, welche jelbjt zum Geftüd nur läffig find, wenn fie der Verwitterung widerſtehen und einige Härte befipen. Auch jeite bladen find zum Grundbau verwendbar. Die Güte von Bad und Grubenkies richtet d * dem Urſprungsgeſtein. Ein Geſtück aus weicheren Geſteinen bedarf immer der g mit einer bindigen Erdſchichte und einer verjtärftten Uebericotterung ” * J — — — Rt dende Formen der Vahnherſtelung fiehe A fu. IS. v. 1578 Maibeft 336 IX. Schuberg, Foritbenugung. Nach dem Einlegen des Schotters wird die Nauhheit der Oberfläche gemindert und der Zuſammenhalt verbefjert durch ein Leichtes Ueberdecken mit loderer Erde, eine jofortige Fahrbarkeit mit voller Ladung jedoch erſt durch künftliche Befejtigung und Verdichtung der Bahn mit der Straßenwalze erreicht. Alle jonjtigen Mittel jtehen weit zurück“). Man begimmt das Anwalzen mit der leeren oder zu "/, gefüllten Walze in ruhigen jtetigem Schritt der Zugtiere und wiederholt es mit voller Walze, bergauf wo nötig mit Borjpann, damit die Tiere die Gangart nicht ändern müſſen. Jeder Neubau heiſcht in den eriten Jahren fleißige Nachhilfe, bejonders im Frühjahr. 8 30. Waldwege für ftändigen Verkehr müſſen ausgebaute volle Steinbahn haben. Für ausjegenden Gebrauch bedarf es jedoch zahlreicher Verbindungswege, deren Herjtellung billiger jein muß. Erſparniſſe laffen ſich an ihnen je nach örtlichen Verhältniſſen und verfügbaren Bauftoffen in verjchiedener Weije erzielen: A. Befhränfte Steinbahnen. 1. Auf fejten (oder gedichteten) Untergrund wird grober Schotter aufgejchüttet und nach deſſen Uebererdung eine feinere Schotterdede (oder Kies) aufgelegt; 2. der Steinbau wird nur in zwei getrennten Streifen bon ſolchem Abjtand und jolcher Breite durchgeführt, wie die üblichen Fuhrwerke nach ihrer Spurweite laufen (Ver— fahren von Gol& in Luxemburg)“); 3. die Bahn wird durch Kiesaufſchüttnung hergeftellt, die durch ein Wurfgitter oder ein ftarfes Drahtfieb gejchiedene gröbere Sorte als Unterlage, die feinere als Bahndede. B. Erd- und Holzbahnen. 4. Einfache Erdbahnen können durch entiprechende Wölbung und Unterhaltung (Wafjerableitung, Einziehung der Geleife, Ueberführung mit grobem Sand, Kies, Gejtein- grus) bei trocener Witterung, Froft oder Schneebahn, als Zufahrtswege örtlich ausreichen, wenn die Abfuhr fich auf gewiſſe Jahreszeiten bejchränft. 5. Trocener Sand- und Heideboden kann durch Verebnung, Ueberführen mit bindiger Erde, Einlegen von Flechtwerk, Heide- und Torfplaggen, das ausjtreichende Wurzelwerk dicht am Nande gepflanzter Kiefern u. |. w. als tragbare Bahn für leichtere Holzfuhren hergeftellt werden. 6. Au- und Moorböden werden zur Erjichliegung a) wenn flachgrindig, bis auf feften Untergrund in voller Wegbreite ausgehoben und dur) eine Dammaufſchüttung aus mineraliichem Boden erjegt, mit grober Ueber— fiefung der Dammkrone, Befejtigung der Böſchungen mit Raſen oder Pfahl- und Flechtwerf (Berauwehrung) ; b) wenn zu tief, mit einem Holzbau überdedt, welcher die tragfähige Unterlage einer Dammanfichüttung zu bilden hat. Dieſer Holzbau kann von dreierlei Art jein, nämlich) ein Gerüftwerf aus aufrecht in den Boden verjenkten Pfahlhölzern, welche im der Weg- richtung verlaufende Streckbäume und über ihnen einen aufgenagelten Beleg von Bohlen oder Stangen tragen — oder (bei geringerer Zumuthung an die Tragfähigkeit) eine auf Längshölzern befeftigte Knüppelbrüde, deren Querſtücke auf beiden Rändern durch (ängslaufende, aufgenagelte Beleghölzer gehalten werden — eudlich ein dichter Bodenbeleg (Buhnenwerf) aus Fajchinengebunden, welche quer über die Wegrichtung, die dünnen 33) Die Anſchaffungskoſten für eine eiferne Straßenwalze mit Anjpann: Vorrichtung, von der für Waldwege nod) genügenden Größe und Konftruftion, betragen 1200 — 1300 M. und tragen fih durch die Erjparnijje an den Koften der Wegpflege veichlih aus, da ein Stüd für mehrere Foritbezirfe genügt. 34) Siehe Krit. Bl. v. Nördlinger, 1867, I. B. ©. 256. Die Befeftigung der Seitenflähen. $ 31. 937 En m gegen innen, dicht verlegt und durch Pfähle und Flechtruten in 2 oder mehr Schichten den Boden befejtigt werden. Auf jede diefer Holzunterlagen wird der Erddamm mit re Boſchung aufgejchüttet und bezüglich jeiner Boſchungen und Krone wie sub a Mo die Förderung und Abfuhr des Holzes nicht durch Spannfuhrwert erfolgen fann ober joll, werden die „Fahrwege“, deren Anlage bis hieher dargejtellt wurde, durch nt anderer Art erjegt. Die Geftaltung diefer Bahnen, welche zum Schleifen, Niejen, fen dienen oder Schienenwege find, jeien weiter unten behandelt *). C. Die Befeftigung der Seitenfläden. 331. Zur Erhaltung eines Wegs und zu feinem ungefährdeten Gebrauch müſſen die Seitenwände, welde durch Anſchnitt eines Hanges oder eine Anihättung entjtchen entweder in einem Böjchungswintel, welcher ihnen das natürliche Gleichgewicht verleiht gt oder künjtlich befejtigt werden. Wenn das Böjhungsverhältnis die Grenze des Gleichgewichts erreicht, jo genügt Aurel Vorlehr gegen Auswaſchung und Abrutihung ”), je nad der Urt des Bodens d der drohenden Angriffe, 1) die Böjchungen durd eine Anjaat mit Gras oder jonjtigen niederen Gewächſen oder Pr n — 2) ſtreifenweiſe (wagrecht oder diagonal), ſchachbrettfoörmig oder ganz mit Raſen N welcher mit Heinen Plöden feftgenagelt wird, oder die Böichungsflächen mit Pflanzen (bezw. Stedlingen oder Würzlingen) raſch mber Straud oder Holzarten zu bejepen, wozu fi Weißdorn, Hajel, Hartriegel dol. Ulazie, Weide, Hainbuche, Weißerle — Fichte und Tanne (auf bindigem friichem) Kiefer (auf jandigem und trodenem Boden) eignen. An Boſchungen, welche das Waſſer beipült, empfiehlt ſich 4) die Beraubwehrung, d. b. das Einlegen von jungen, jchlanfen Weidenruten n den Böihungsfuß, Heraufbiegen über die Böjhungsflähe und Befeſtigen mit wagrecht ber gezogenen dünnen Weidengerten-Geflechten (Würjte oder Wippen genannt), welche an pit werden, in Verbindung mit einer Anjchüttung groben Geſteins; Br 5) der Faſchinenbau, bejtehend aus dichtgereihten, wagrechten, in die Boſchung zes Faſchinenlagen ), deren jede durch quer darüber gezogene, angepfählte ten werden und abſatzweiſe nach innen gerüdt ſich folgen. De Berührung des Gichölzes (Weiden, Schwarz. oder Silberpappeln, Haſeln :c.) tie der auf und bintergejchütteten Erde lodt beim Rauwehr- und Faichinenban zahlreiche hläge vor, welche zu einem dichten, bodenichügenden Geflechte verwachſen. Schweren ertragen jedoch ſolche Holzbauten nicht. = die Boſchungen fteiler als 45° oder jehr hoch werden, wo fie jtarfem Schub Wajjer widerſtehen müjlen, ift 6) der Steinbau (Steinböjchung) vorzuziehen. Die einfachite Befeftigungsweiie Y die Steinanihüttung im eingebogenem Profil ab, Fig. 43, hinter weldyer die Erd- hung cd am beiten etwas zurüdjteht, während vor ihr eine Grabenrinne, ebenfalls mit hungen, das Gewäſſer fortleitet. Widerftandsfähiger ift die forgfältige Fügung —2* den en: Teil Ar 87 bis 42, A entſtehen entweder durch die Beweglichkeit man⸗ mme: St (de er der het felbft, oder durch Loſung und Bewegung ; In legterem Fall ift diefe zuerft feftiulegen, besich. zu entwäflern oder zu F Unter ſte ein Gebund in feiner naturlichen 2a ke ober Dradt jefgehunden, mi m Umfang. Em. wu. d. Horte, I. 2. Mbıig. 22 iR 338 IX. Schuberg, Forjtbenußung. großer Geſteinſtücke mit nicht zu fteilem Anzug (höchſtens a:h = 1:2), die größte Länge der Stücke bergein gerichtet, die Zwifchenräume mit Eleineren Stüden verfeilt, in abjab- d weilem Aufbau, entweder (Fig. 44a) das grö— —— bere Geſtein in ſteilerer Böſchung CD und EF, wechſelnd mit dem kleineren Geſtein in Bö— ſchung DE, FG oder (Fig. 44b) bei Mangel an grobem Geftein in gleihmäßigem Anzug, etwa ’/:h"=2:3, jedoch in Abjägen, welche auf je 1—1,5 m um 0,3 m einrücen — beides reichlich mit Gejteinstriimmern hinterfüllt, mit Siderta- nälen und Borjchüttungen für den Wafjerablauf. Mit Hand- oder Stoßrammen werden die Steine befejtigt, die Hinterfüllungen eingejtampft. $ 32. Der Mauerbau Gegen den Schub lockerer beweglicher Erdförper bietet der Aufbau einer Stirnfläche, deren Ausladung eine fleine bleiben muß (3.8. ”/s oder sh), in qutgefügten Steinmafjen: als Mauermwerf — den wirkſamſten Schuß. Der Bau von „Stützmauern“ bedingt veichlihen Vorrat taug- licher Steine, jachverjtändige Arbeitsfräfte und für diefe Steigerung des Bauaufiwandes triftige Gründe. Eine fteilere Böſchung kann aber unvermeidlich werden a) weil eine volle Erdböſchung auf Gewäſſer, fremdes nicht erwerbbares Gelände, anftoßende Bauten, einen jteilen Abhang oder dergl. träfe, b) weil jie eine größere Erdmafje erforderte, deren Gewinnung, Anjchüttung und (oder) Beifuhr die gleichen oder größere Koften verurjachen würde, e) weil die Bodenbejchaffenheit zu Bedenken Anlaß gibt u. j. w. Wann ımd wo der Mauerbau vorzuziehen jei, muß vergleichend erivogen oder ver— anjchlagt werden. } Beijpiel (Fig. 45). Sollte an dem Wegdamme AMN die Böſchung AB durd) das Mauerprofil BC verkleinert werden, jo würde der Erjparniß an a. Baufläche in der Breite AC b. Aufſchüttung im Querſchnitt ABC der Aufwand des Mauerbaues mit der Krone BE und der Mauerhöhe Ef — h gegenüberftehen. Wäre das Dammprofil AM im Winfel MAG — 5 über dem Ge- ländewinkel NAG—=«, die Mauer dagegen mit dem ——— BCD—=y und der Höhe h anzulegen (Höhe EF=H) — wären ferner cot 8 —=1, cot« —2 und cot y= 0,2 (d. i. "/s Anzug der Mauerlinie), jo — ſich am Danmauerjchnitt, wenn H=1—2 — 3— 4— 5m, eine Einjparungsflähe ABe in qm_zu 0,22 — 0,89 -— 2,00 — 3,55 — 5,55 °°). Alſo bet H=5m, Mauerhöhe h=3 m und bei 0,7 m Dide der Mauerkrone wirden auf Im Mauerlänge 3 ebm Mauerwerk nötig, um 5,55 cbm Erdanjchüttung zu jparen. Sollte hier das Mauerwerk billiger werden, jo dürfte 1 cbm nicht über 5 M. fojten, während die Erd-Gewinnung und Beifuhr iiber 2,5 M. p. cbm und der Ankauf der Baufläche (AC = 4 m) jchon über 0,5 M. p. qm foften müßte. Günſtiger für den Mauerbau (und jicherer für die Anlage) wäre aber ein Geländeprofil wie NeP, ausgejprochen günjtig für den Erdbau das Profil ACEN (wegen des höheren maſſi— geren Manerwerts). In der Regel vermittelt in diefer Frage eine jog. halbe Futtermauer, d. h. eine innerhalb halber Höhe von AM angelegte Maner, deren Errichtung im Walde ſich Fig: 43 38) Dieſe Zahlen ſtützen ſich auf die für die drei cot ©, B und y entwidelte Gleichung (worin ABU — Act = A) IN: Ve) — Die Befeftigung der Seitenflähen. & 31. 339 gi $ Trodenmauer, d. h. als Bau aus großen lagerhaften Steinen ohme Bindemittel * günſtiger ftellt, als bei der Sveismauer. Denn erjtere erſpart die Umſtände und Koften der Mörtelbereitung und Berwendung, ift im jeder Nahreszeit herzuitellen, { mmt den Wafjerablauf umd die Abtrodmung nicht, leidet daher weniger durch Froſt bedingt fie mehr Anzug, mehr und gröbere Baufteine, 1; bis 1: der Speis mauerſtärle. Jedes Mauerwerl muß dem Druck der Erdmaſſe, welche zwiſchen ihm und der natürlichen Abboſchung der letzteren Liegt, durch ſein Gewicht und bindiges Gefüge io q u Widerftand entgegenjegen, daß jeine Standfejtigkeit auch noch ausreicht, wenn Waſſer, ft, Wurzeln oder Erjchütterungen die verichiebende oder umftürzende Gewalt der Hinter lung verftärten. Uber die volle Sicherheit joll nicht durch übertriebene Mauerftärte zu teuer erfauft werden. Die Widerftandsfähigfeit ift nicht allein im der mittleren Mauer dide, dem feiten Gefüge und Gewicht zu erreichen, jonderm zugleich in dem Anzug der Stirnjeite (Verftärkung nad unten mit der Zunahme der Höhe), einem guten Mauer uß (Fundament) und örtlihen Verjtrebungen durd die jog. Pieiler. Es iſt deswegen bei Trodenmauern Regel: 1) eine obere (Stronen-)Stärfe nicht unter 0,60 m, 2) an der Vorderſeite (Stirnflähe) '/s bis "s Anzug und an der Rüdjeite Abſatze bon je 0,15—0,20 m auf je I m Höbe, 3) Verftärkungen diefer Zahlenjäge gegen mutmaßliche Erihütterungen, 4) ein ftarker (etwa um 0,3 bis 0,6 m vorjpringender) und 0,6 --0,8 m tiefer ———— auf feſter, bezw. verdichteter oder durch eingelegte Bodenplatten hergeſtellter AM Ed u b) chichtenweiſer Aufbau aus lauter lagerhaften, mit ebenen Stoßfugen zugerichteten Steinen in richtigem Verband, d. h. jede Stoßfuge zweier Steine gedeckt durch einen Stein der nächſten Schichte und Verſpannung durch Auskeilen der Fugen, 6) die Schichten ſenkrecht zur Mauerſtirne (aljo nach innen geneigt), die kleinere Zahl der Steine mit der größten Länge quer in die Mauer, aber feine auf die jchmalite jläche geftellt, 9) beim Mangel am groben lagerhaften Steinen Wbjäpe von O,1--0,2 m auch auf der Stirnfeite oder Speismauer, 3 8) feine Trodenmauern von mehr als 10m Höbe und 9) wenn Mauerhöhe (= h) über 5 m, mit Streb- pfeilern (Fig. 46) von 0,7 bis 0,8. h Höhe, 0,3 h ‚1 bis 1,5 h Abjtand und 0,15 h Auf, 10) für den Waflerablauf (mo nötig) vor- herige Entwäflerung, Heine Abzugstanäle durch die auer und Hinterfüttern der lepteren mit Stein t und unbindiger Erdart. Fire 1 cbm Trodenmauer ſind, in Vorrats- en geichichtet, 1,30— 1,40 Naummeter Bruchiteine nötig. Speis- oder Mörtelmanern werden gebaut d. b. jämtliche Steine in raich verhärtende Bindemittel geiept, a) wo die Bauzwede wenig oder feinen Anzug zulaſſen (4. B. Durchlaſſe, Gewölbe), b) die Mauerhöhe 8—10 m überjchreitet, 0) nur Baclſteine oder geringe Bruchiteine zu baben find, d) fließendes Gewäſſer das Mauerwerk bedroht. Das gewöhnliche Bindemittel, der uftmörtel, ift eim mechaniſches Gemenge aus E Duarzjand und Ys gebranntem fohlenjaurem Kalt, nachdem er zu Kalthydrat abgelöicht 22* 340 IX. Schuberg, Forftbenußgung. ift. Für 1 cbm Mauerwerf bedarf man durchjchnittlich 0,25 cbm Mörtel (und zu deſſen Herjtellung 0,22 ebm Sand und O,11 Kalk) jowie 1,5 Naummeter Bruchjteine mit 75 bis 830 Maſſe. Bu Wafferbauten dient der Hydraulijche oder Wajjermörtel, bei dejjen Zubereitung die chemifche Anziehungskraft zwiichen Kalt, Thonerde und Kiejelfäurehydrat benußt wird, um Biſilikate unter Vermittlung hinzutretenden Waſſers herzuftellen, welche rascher verhärten (nad) 4-6 Wochen fteinhart find). Der Luftmörtel bedarf Zeit zur Zubereitung, der Wafjermörtel wird unmittelbar vor Gebrauch bereitet. Froſt zerjtört aber bei beiden leicht die Bindefraft. Dagegen ichliegen fich Speismauern gegen Wafjer, eindringendes Wurzelwerk und Erdſchub bejjer ab, haben mehr Gewicht und Zuſammenhalt, erlauben daher jteileren Anzug und jchwächere Anlage. Iſt der Untergrund nachgiebig und unzuverläflig, jo läßt man eine fünftliche Grün- dung durch die jog. Betonierung oder ein Holzroſtwerk dem Mauerbau vorhergehen. 8 33. Bauten zum Ablauf des Wajjers. Als Anftalten, um alles fliegende Wafjer, bevor es die Bauten bejchädigt, aus ihrem Bereich fortzuleiten, dienen die Seitengräben, die Querrinnen, die Siderdohlen und die Durch— Läjje oder Abzugspohlen. Selbjt in der Ebene nützt die beiderjeitige Wegbegrenzung mit Gräben. Sie liefern durch ihren Aushub Bauerde, jtellen den Wegkörper frei und fürdern jeine Abtrodnung; das Wafjer führen ſie jeitwärts in Senflücher oder in Hauptgräben ab. In nafjen Tieflagen vergrößert man die Gräben. Wo die Wegfrone in den Boden einjchneidet, einjeitig an Berghängen, beiderjeitig bei Durchſchnitten (Hohlgaffen), müfjen die Straßengräben längs des Böjchungsrandes das niederriefelnde Wafjer aufnehmen und weiterleiten; hiezu müſſen jie ein geniigendes Quer— profil und Gefälle erhalten, mindejtens 20 em Sohlenbreite, 30 em Sohlentiefe und 30 bis 40 em obere Weite, bei lockerem Boden und mehr als 7“6 Gefäll der Straße eine gepflajterte Sohle und beraste Böjchungen. Die aufgenommenen Negen-, Schnee- oder Quellwaſſer müfjen dann von Strede zu Strecke von der Berg- auf die Thaljeite über die Wege oder unter ihrer Oberfläche hin- weg in die natürlichen Ninnjale geleitet werden. Wo die Neigung des Geländes zu ge- ving ift, um in gejchloffenen Querkanälen das Wafjer unterirdiſch abjliegen zu lafjen, oder die Koften dafür zu beträchtlich erjcheinen, laſſen ſich jchief über die Bahn 1. Duermulden (Kehren) aus feinen Erdaufwürfen oder eingelegten jteinernen Schwellen heritellen, 2. hölzerne Querkanäle mit einem Schwellenpaar aus behauenen Stämmchen - (am beten Eichenfernholz), welche an Pfahlhölzer befeftigt und durch 2 oder 3 Querſtücke in gleichem Abſtand erhalten werben; 3. Bflafterrinnen in flachen Mulden von 1,2—1,5 m Breite und 15—20 cm Tiefe, an beiden Längsrändern durch tiefer greifende Bordſteine eingefaßt, das Pflajter in Sand gejeßt und fejtgeranmt. Alle dieje Borfehrungen teilen jedoch den Uebelftand, dag das Fuhrwerk beim Ueber- gang Stöße erhält und ausübt, das Waſſer bei rajchem Andrang überläuft, im Winter. aber Schnee und Eis jie anfüllt. Soll ein Weg auf einem mit verjtedten Wafjeradern durchzogenen — „quelligen” — Boden gebaut werden, jo muß mit den Vorkehrungen zum Wafjerabzug ſchon beim Erdbau begonnen werden. Man gräbt zuerjt dem Wajjer entgegen, entfernt alle ſchlammigen und moorigen Bodenteile, legt in der Yängsvichtung des Weges, innerhalb des oberen Böjchungs- vandes oder unter der Wegmitte, einen jog. Siderdohlen an d. h. man baut zwei Die Befeftigung der Seitenflähen. & 33. 341 Kodergeichichtete Trodenmauern von 0,4 bis 0,5 m Abftand und Höhe auf, füllt fie mit grobem loſem Gejtein, überdedt fie mit Steinplättchen (oder in deren Ermangelung mit » Nafen-, Moosplaggen und dergl.) und dedt fie mit fteinigem (grufigem) oder Boden, In Abftänden von 10 oder mehr Metern kreuzen diejelben in der Querrichtung äl nliche Dohlen, wie die erfteren, mit ſchwachem Gefälle. Iſt die obere Wegböichung ſehr rreich, jo wirkt ein Parallelgraben im Berghang in Berbindung mit Siderungen, welche unter dem Straßengraben hindurchziehen, wie es weiter oben im ig. 41 mit abe und mnop angedeutet ift, noch beſſer ”). Wo die Seländeverhältnifje und Mittel es erlauben, verdienen die Durdläsie Wbzugsdohlen, welche alle Tagwafjer unter der Straßenbahn bindurchführen, bei richtigem Bau den Vorzug. Sie werden vom Fuhrwerf nicht empfunden, bleiben der Ab gung und Beihädigung entzogen, lafjen feine Eisplatten entjtehen und fördern den Bafjerablauf. Sie find a) Röhren, b) Dedel, ce) Bemwölbdohlen. Die einfachften Röhrendohlen“) find ausgebohrte entrindete mit Eifenreifen verſehene Stammabſchnitte, am bejten von fienigem Siefern- Fig 47 ‚oder imprägniertem Tannen» oder Fichtenholz, befier, Er weil in größerem Querſchnitt heritellbar und dauer- hafter, aus diden eichenen Bohlen zufammengeiehte und am dem vermuteten Fugen mit Leiften oder eiſernen Bändern verſchloſſene und befeſtigte Ka— nale, welche am Ein- und Auslaß einen regelmä— ßigen Abſchluß durch ein kleines Badjteingemäuer mit aberlegier Steinplatte erhalten (Fig. 47). * Eine dritte Form find die fog. Tonnenbrüden, aus Theertonnen oder befier aus dölfäffern durch Ineinanderſchieben der quer geichnittenen Hälften bergeftellte Durch ‚ welche durch beiderjeits eingetriebene mit Wieden oder dergl. verbundene Pfähle feit- ‚gehalten, mit Dachpappe oder theergetränften Stoffen an den Fugen verſchloſſen, mit Reiſig, Haide, Moos oder dergl. überdedt und dann mindejtens 1m hoch mit bindiger Erde berjchittet werden. u’ Die heutigen Fortichritte in der Hementfabrifation und die weite Verbreitung der Aben laſſen jedoch Zementröhren, weil viel dauerhafter, meiftens vorzichen. Diejelben (Fig. 48) am einen Ende einen vorjpringenden Hals ab, welcher in die Nute od 8 nächften Stüdes eingepaft wird, worauf Fie-48,' E — —— (oder Waſſerkalt) die Ba" verftrichen wird; ihr breiter ftarfer Fufi - et gefatie ihre fichere Sefällverlegung. Die r die Dammbölchung hervorragenden Rand- E teile der Endjtüde am Ein» und Auslaß wer: den nad) der Zufammenfügung des Dohlens in der Boſchungsrichtung BR abgejägt. Die beliebig wählbare Lichtweite und Stärfe läft die Zementdohlen jedem örtlichen Bedarf an- paſſen. Ihr leichter Bezug und mäßiger Preis, ihre Haltbarfeit umd leichte billige Ver legbarteit laſſen ihnen den Vorzug auch vielfady vor den Dedeldohlen geben *'). 3 39) Näheres über Sideru d Steinpadu bei ‚ 40) Einiges über Aöhrendo ten fiebe in M. Er 2 * 85* ar * —* * Ueber die Selbftanfertigung von Zementröhren für Sedien i fiebe 3.1.95. IM.» 342 IX. Schuberg, Forjtbenugung. Der Dohlenban (gemauerte Durchläffe mit Steinplatten-Dedung) jet genügenden Höhenabftand zwiſchen der Wegfrone und der Sohle der Wafjerrinnen voraus, um mit ausreichender Lichthöhe und Weite einen Abzugskanal herzujtellen, welcher a. beiderjeits von einer Widerlagermauer, . auf der Sohle von einer Pflaſterung oder einem Plattenbeleg, über den Widerlagern von aufgelegten Steinplatten (Dedeln) begrenzt ift und . über den Dedelplatten eine jchügende Erddeckung (Ueberfahrt) von mindejtens 30 cm haben muß. Die Bau- — os fih in jedem Einzelfalle nad) dem Abjtande der Weg- krone über der Sohle des natürlichen oder fünftlihen Wafjerlaufs, der Kronenbreite, Bodenneigung und beiderjeitigen Böſchung u jowie nach der größten Menge des Wajjer- =, z 12 zufluffes. Die geringfte Lichtweite (Ab— = ftand der Widerlager ab) — jiehe Fig. 49a — und Lichthöhe (Widerlagerhöhe eg ohne Mauerfuß) jollte nicht unter 0,5 m jein — die größte Lichtweite nicht über 1 m (wegen der Tragkraft der Dedelplatten). Die Kronenftärke der Widerlager, nach innen lotrecht, nach außen ftufenweife im Aufbau, ift mindeſtens zu 0,4 m, für Lichthöhen über 1m bis zu 0,8 m zu bemeijen, der Manerfuß zu 0,3 big 0,6 m Höhe und mindejtens 0,6 m Stärke. Die Widerlager laufen an Fig.49.b. am Ein- und Auslaß in Flügelmauern aus, welche ent- weder im Profil der Dammböſchung oder einer Stirn- mauer (mpon) verlaufen — Fig. 49b. — Zwiſchen den Widerlagern wird die Sohle mit einem 0,10 bis 0,20 m > ſtarken Rollpflaſter, zum Schutz gegen Unterſpülung ver— SE jehen, welches am Ein- und Auslaß mit einer Holz- oder > Steinjchwelle abjchliegt, oder die Sohle wird mit Stein- platten ausgelegt, welche in die beiden Widerlager greifen. Nur bei ſtarkem Wafjerzudrang wird zu dieſen Bauten Mörtel verwendet. ner über die ausgeglichenen Widerlager greifen die Dohlen-Dedel, maſſive von Riſſen freie Steinplatten; ihre Stärke muß mit zunehmender Lichtweite von 12 bis 30 cm jteigen, ihre Länge muß ausreichen, um mindeitens noch 20—25 cm der Widerlagerkrone zu decken. Ihre Stoßfugen (st) ſollen gut ſchließen, in kleinen Lücken mit Steinſplittern und Mörtel oder Lehm ausgefüllt werden, damit von oben keine Erde durchrinnt. Als Erſatz der Steinplatten können Zementplatten, gegen Roſt geſchützte eiſerne Platten oder imprägnierte Spunthölzer (Bohlen) dienen, namentlich wo bei beſchränkter Raumhöhe der Dohlenabſchluß die Wegfläche erreicht. Jeder Dohlen muß genügenden Fall (37%) haben, damit das Waſſer weder etwas ablagert, noch den Bau angreift. Vor dem Einlaß ift die Anlage eines „Einfalls“ d. bh. eines Ichachtartig bis zur Grabenſohle aufgemanerten Keſſels (Fig. 49 ec) unterhalb des Fig: 40.0. Auslafjes Aufmauerung oder Auspflafterung der Wafferrinne jo weit geboten, als der Bodenzuſtand künſtliche Befeftigung rätlich macht. Erlaubt der jtarfe Geländeabfall an der Bauftelle fein mäßiges A Durchlaß-Gefälle, jo müſſen zur vollen Sicherheit die Sohle, Wider- zu N lager und Dohlenplatten aufwärts in mehreren Stufen aufgebaut I werden (Stufendohlen Fig. 49 d). oo Be, Die Befeftigung der Seitenflähen. 8 34. 343 u Zn zeitweife ein Waflerandrang zu befürchten, für welchen das größtzuläffige Durch— fafprofil eines Dedeldohlens nicht ausreicht, die Dertlichteit jedoh zu Durchläffen anderer Art zu beichränkt, die Weghöhe über der Sohle . Fig. 4.4 zu nieder, jo iſt die Anlage eines Doppeb_ = n dohlens (gefuppelten Durchlaſſes) zu erwägen. Ein ſolcher befteht (Fig. 49e) aus einem „Trag- fer” von mindeſtens 0,6 m Stärfe als Mittel» wand, beiderjeits lotrecdht aufgemauert und zwei * ‚elogern in gleichem Linienzug, von welden , Dedeiplatten auf den Pfeiler hinübergreifen. &r jet alfo zwei parallel verlaufende Dedel- t dar, deren jeder jedoch mit ftärferen Aus» en und einfeitiger Flügelmauer hergeſtellt Droht ſtärkerer Waſſerangriff, jo iſt ein Bau ganz in Waſſermortel zu ſehen. Nach Freititellung aller Ausmaße beginnt in Dohlenbau mit der Aushebung der Bau— Er deren Länge MR nad der Wegbreite ıd den Raumerfordernifien des Ein- und Aus— Bee | ‚ deren Breite MN nach der Lichtweite und den Widerlagerjtärfen, deren Tiefe NO nach der Höhe der Wegbahn über dem Mauerfuhe ſich bemißt. An beiden Enden der mgrube errichtet man ein Lattengeftell nach der Lichtweite und „Höhe des Doblens und mut dazwiſchen Schnüre, nad) welchen die Fundamentierung und der Aufbau der Wider re $. 34. Gewölbdohlen Muß eine Verfehrslinie einen Waſſerlauf überihreiten, Amelie fein Doppeldohlen mehr genügt, jo macht der gröfere Aufwand der alsdann m Ueberwölbung oder Ueberbrüdung genauere Unterjucdungen über Die langung der günftigiten Baubedingungen zur Pflicht. Der böhere Aufwand muß aber t Bedürfnis entiprechen und fich dadurch rechtfertigen. Wichtig iſt darum die Ermitt 1 des Baugrundes, der Rormalbreitedes Waflerlaufs, feiner Mittellinie (Soblen te) und der Baurichtung zu ihe (mormal, jchief oder im Bogen), der nötigen Licht be und Weite des Baues, des mittleren Waſſer- und Strafengejälles, der anformen und Baustoffe, welche für die Dertlichkeit zur Wahl ſtehen und genügen. Der Baugrund muß jo viel Trag- und Widerjtandsjähigfeit zeigen, daß er dem f nicht nachgibt, welchen das Eigengewicht des Bauwerks und jeine Belaftung mit perfen ausübt, und zugleich die Angriffe des Waflers und den Schub der Erdmafien j und rip den Bauteilen aushält. Am unzuverläffigiten, für Steinbauten oft ganz u > ift Moor und Sumpf, von den angeſchwemmten Böden der Flugſand; Sand d Kiesboden heifcht künftliche Befeſtigung; bindige Böden bieten für Meinere Bauwerle h) einen fiheren Baugrund ohne bejondere Vorlehr. Wolle Sicherheit auch für gröheren an gewähren die Ren Böden des Gebirges. 2 man einen Waflerlauf überwölben, jo ift der Weqzug fo einzurichten, daß die Mittellinie des Gewolbes möglich normal gegen den Waflerlauf jteht oder cs iſt der ferlauf zu regeln. Die Wegbahn über dem Gewölbdohlen joll nahezu wagrecht ver laufen und noch eine Strede beiderjeits mäßig jteigen. - VBei beichränkten Mitteln kann die Strafenbreite joweit verengt werden, daß mur cin uhrwert zu paffieren vermag. - Ein gewölbter Durchlaß ſeht ſich zuſammen aus den beiden längs den Uferlinien m Widerlagern, dem von ihnen getragenen Gewölbe, den Alügelmauern = fa 2 J 344 IX. Schuberg, Foritbenugung. (bezw. Strebpfeilern), Traggurten, Stirnmauern, der Gewölbſohle, -Ein- deckung und Hintermauerung, jowie den Brüftungen oder Geländern beiber- jeit3 der Fahrbahn. Der Bauplan muß, maßgeblich der Straßenachje AB (Fig. 50), der Mittelrinne des Wafjerlaufs CD und der Höhe GH und JK der Fahrbahn über den Ufer- Linien LM und NO die Ausmaße, Richtungen und Formen der einzelnen Bauteile fejtitellen. Beichnungen ftellen den Grundriß, die Aufriſſe des Ein- und Auslaufs (Rücken- und Stivnfeite), den Längs- und Querſchnitt (Lotjchnitte in der Richtung des Waſſerlaufs und des Wegzugs) im Maßjtab von 1:50 bis höchjtens 300 dar. Am wichtigſten find die Widerlager mit dem Gewölbe, deren Höhe, Weite und Stärke nad) dem Duerprofil des Gewäſſers beim höchſten befannten Waſſerſtande reichlich zu bemefjen iſt ). Die Licht- und Spannweite der Widerlager muß nämlich der zufliegenden Wafjer- menge auch beim höchſten Wafjerjtand ohne Stauung den Abflug gejtatten, ihre Stärke aber danach bemeijen fein, daß fie das Gewölbe nebjt der Belaftung durch die Fuhrwerke tragen, dem Drud der Hinterfüllung und den Angriff des Wafjers mwiderftehen, aljo mit der Spannweite zunehmen, um durch ihre Stanpfejtigkeit die Verbindung beider Ufer zu vermitteln. Bei gleichheitlicher Spannung und Laftenverteilung über dem Gemwölbjcheite hat jedes Widerlager die halbe Belaftung zu tragen und einen wagrechten Schub auszu— halten, welcher von der Spannungsrichtung abhängt. Der Gemwölbebogen bildet eine Ver- bindung von jenkvecht zur Bogenlinie (radial) gefügten Gefteinftüden, deren jedes, ohne wagrechte Unterlage, zur Erhaltung des Gleichgewichts eine ſolche Lage einnehmen muß, daß der Schub feines Eigengewichts und feiner Belaftung vom nächften und der junmierte ichiebende Drum mehrerer Gewölbfteine von jedem folgenden ertragen wird, ohne ihre Lage und ihren Zufammenhalt zu verändern. Eigengewicht und Belaftung wirken als wagrechte und fotrechte Kraft und müſſen ſich als Mitteltraft in einer Richtung bewegen, welche innerhalb der Fugenfläche fällt und ebenſo beiderjeits von der Fugenfläche einer widerftandsfähigen Unterlage aufgenommen und ertragen wird. Die Verbindung der Schwerpunkte aller Gewölbfteine muß eine „Drucklinie“ ergeben, welche innerhalb der Ge- wölbſtirne fällt. Die Gewölbfteine, jeder nach der Gewölbform (Fig. 51) auf den Radialſchnitt beider- ſeits behauen, veihen fich von den Widerlagern aufwärts in durchlaufenden nSchichten an einander, bis im Gewölbſcheitel als Schichten +1 die Schlußfteine die Reihen jchliegen. Bei richtiger Gewölbanordnung fann man auch Kleine Gewölbe aus trodener Fü- 42) Die engen Grenzen, innerhalb deren ſich das forftlihe Bauweſen bei der vorliegenden Aufgabe bewegt, lafjen von hydrotechniſchen Unterfuhungen zur Feſtſtellung der Ausmaße abjehen. Die Befeftigung der Seitenflähen. 8 34. 345 i gung der Steine (ohne Bindemittel) haltbar heritellen. Jedoch ift es meiftens ratiam, die Sicherheit durch eine gute Mörtelverbindung zu erhöhen. Die einſachſte und ficherfte Gewölbanord nung gewährt der Halbkreis (Wreisgemölbe), deſſen Gewölbe, oder Pfeilhöhe p = Hälfte der Spannweite (" #) und deſſen Halbmefier (r) jo- mit am Meinften ift (=p). Dieſe Bauart er- fordert jebod die größte Sewölbmafie, das hochſte Lehrgerüfte, die größte Höhe der Bahn über der Baufohle (bringt alſo den Gewölbe. ſcheitel der Fahrbahn am nachſten) und verengt bei fteigendem Wafjerjtand die Durchflußweite. Bei befchränfter Bahnhöhe AB über dem Waſſerſpiegel (ig. 51) *— man daher den Pfeil CD 5. B. auf Cd nach Annahme des Bogenurſprungs MN (—s) mit der für den Durchfluß nötigen Höhe MO über der Sohle: Stihbogengemwölbe (gedrüdter Bogen). Die noch zuläffige Grenze derartiger Verdrüdung bei einfachen Bauten iſt bei s—=r (d.h. weyse gleich der Seite eines eingeichriebenen Schseds). Dt # und p gegeben, jo ergibt ſich der Mittelpunft des berzuftellenden streisbogens graphiſch durch Errichtung von Senfredten auf der Mitte der Schne Md und Nd oder durd Berechnung aus 7? = (r—p)*+ (Yu 8)" oder wenn Schne Md= a aus a':2p. Beim Bogen größter Drüdung (Meinfte Sewölblinie) it p = 0,134 s, beim vollen Halbfreis (größte Gewölblinie) 0,5%. Das Maß der Verdrüdung gibt die Gleichung vep:satn Troden gemanerte Gewölbe würden größtmöglichen Pfeil, gleihmäßige Zurichtung ‚und Verkeilung der ftarten Sewölbfteine und gute Verbindung mit jaubergefügten maſſiven - Widerlagern bedingen. } Als Anfäpe zur Ermittlung der Gewölbftärte fönnen die folgenden dienen, worin Lichtweite, d—= Scheitelftärte des Gewölbes, D— Gewölbftärte über dem Widerlager („Kämpfer“), 2= mittlere Gewölbftärte, «= Höhe der Aufihüttung über dem Gewölbe. I. d= (0,085 s + 0,33) Meter, u. 2= (0,058 +0,40) (140,04) Meter, DI. d=0,852 und D= 1,1523 ober 1,35 d (bis nahezu 2d). Für Stihbogen IV. 2= (0,085 ° +0,40) me). Da die Gewölbftärte fich hauptſachlich mach der Lichtweite und die Stärte der Wider. x nach dem Drud des Gewolbes zu richten hat, jo läft fich auf analogem Wege aud) er —— — im Metermaß V. K=(0,08 +0,85 +0,07 h) (1 + 0,06), für Stihbogengewölbe im Metermaß VL K= (0,08 — +0,85 +0,07 h). It a < 2m, jo kann diejer Faktor bei Formel II und V wegiallen. Frur größere Gewölbbauten wird häufig bei ihwacder Drüdung K= 0,2» und bei ferer = 0,25 bis 0,35 als Näherungswert genommen. 43) Siehe Ed. Schmitt: „Der Erbkunftbau”, I. Teil. Leipgig 1871 ©. 58. 346 IX. Schuberg, Forftbenußung. Zur genügenden Stärfe muß aber bei den Widerlagern auch die Anwendung jtarfer dauerhafter Bausteine und guter Bindemittel, jorgjame Fügung und Schichtung und aus- reichende Vorkehr gegen Unterwühlung und Ausjpülung empfohlen werden. Bon Wichtigkeit find außerdem die Verftärfungen und fihernden Abſchlüſſe durch die Flügelmauern und (oder) Pfeiler. a. Bei feinen Wafjerläufen mit wenig Gefälle, Ueberfluß an Erde und Mangel an Banfteinen baut man „liegende Gewölbe” d. h. läßt die Widerlager in Flügelmauern endigen, welche in die Dammböſchung ver- laufen, (umrahmt mit jchmaler Stirnmauer). dig. 52a. b. Bei der Ueberbauung enger Thal- ichluchten mit größerem Gefälle, leichter Be- Ichaffung von Baufteinen baut man ftehende Gewölbe d. h. man läßt am Ein- und Auslaß die Widerlager in Stirnmauern en- digen, welche mit /s bis "/s Anzug bis zur Straßenfante aufjteigen und beiderjeits an die Thalwände anjchließen. Fig. 52. ec. Soll die Standfeftigfeit des Ge- wölbes noch verjtärft und gegen jeine Hinter- ſpülung Vorkehr getroffen werden, jo läßt man die Widerlager in ftarfe Flügelmauern auslaufen oder bringt vor denjelben noch Strebpfeiler an. Einen Abſchluß und Schuß gegen Oben bilden die Ded- und Traggurten, jauber geformte Stein- oder Zementplatten, 40— 50 em breit, 7—10 ein ſtark, welche über dent Gewölbe auf der Mauerjtirne verlegt find und diejelbe um 5—10 em überragen. Hat das Bachbett feine von Natur fejte Sohle, jo wird entweder, wenn es breit, das Widerlager gegen die Ufer mit einem gepflafterten Borland gejchüßt oder, wenn jchmal, die ganze Gewölbſohle mit einem Nollpflafter verjehen. Weitere Sicherheitsregeln find: — Das Gewölbe mit einer wafferdichten Lehm- oder Wafjermörtelichichte einzudeden, die Widerlager bis gegen die halbe Gewölbhöhe zu hintermauern, jeden Wajjerlauf von oben abzulenken. Nach der Feitftellung des Bauplanes und mit dem Baubeginn find von der Weg mittellinie aus die Baugrenzen abzuſtecken und Lattengerüfte zu errichten, mitteljt welcher die Fumdamentlinien, Mauer- und Böjchungsprofile u. ſ. w. zu erkennen oder mitteljt Ab— ſchnürens und Senkelns noch genauer fejtzustellen find. Die übrigen Baulinien werden jpäter aus dem Werkplan nachgetragen. Störender Wafjerzulauf ift zur Seite zu leiten und abzudänmen. Sind die Widerlager und ihre Anſchlüſſe (Flügelmauern 20.) bis zum Gewölbanfang gediehen, jo folgt das Auffchlagen des Lehrgerüſtes (Einjchalung), ein Gefüge aus Pfoſten und darauf ruhenden Quer- und Längsbalfen, welches zwischen und längs den Widerlagern auf der Baufohle fteht (oder mit Verſtrebungen und Klam— mern zwischen die Widerlager eingefpannt hängt — jtehendes, hängendes Gerüft) und Die in der Bogenform des Gewölbes ansgejchnittenen Lehr- oder Rüſtbögen in höchjtens 1,5 m Abſtand trägt. Allmählich die Bögen von beiden Widerlagern herauf mit Dielen oder jtarfen Latten Fig. 52.a. Die Befeftigung der Geitenflahen. & 35. 347 einihalend werden längs und über denfelben die Gewoölbſchichten mit den dafür zuge richteten Steinen parallel gegen den Gewolbſcheitel aufgemauert, die Hewölbjtirnen jauber bearbeitet. Genau im Scheitel laflen dieſe Schichten über den Yehrbogen die Mittelrinne, worin die Schlufjfteine kräftig eingetrieben werden, um die Beripannung des Gewolbes zu bewirten. Wenn gut eingepaft und feitgefügt, jo darf nad Wegnahme des Gerüftes (Entihalung, Ausrüftung) das Gewölbe ſich höchſtens um einige em jepen, jeitwärts aber nicht verichieben. Speisgewölbe bleiben zur Wbtrodnung und Berhärtung der Bindemittel 2—3 Wochen über dem Gerüjte jtehen, worauf die zwiichen dem Lehrgebiege eingetriebenen Holzleile vorfichtig entfernt werden und das Gebiege gelöft und das Gewölbe freigeitellt wird. Zeigt es ſich ftandfähig, jo werden die Stohfugen des Gewölbinnern noch aus gefeilt und überarbeitet, die Eindedung und Aufihüttung bis zur Fahrbahn und dieſe ſelbſt durchgeführt. 835. Holzbauten. Auf nachgiebigem Boden, bei ſchwierigen Seländeverhältniiien, bedingter großer Spannweite, Mangel an Baufteinen, reicher Auswahl an gutem Bauholz auch zu zeitweiliger Aushilfe — entipricht eine leberbauung von Gewäfler mit einem reinen Holzbau oder ein hölgerner DOberbau auf gemauerten Widerlagern mehr als ein jchiwerer Steinban. Die Gebällverbindungen einer Holzbrüde jtügen ſich auf die natürliche Haltbarkeit der Baumftämme im ihrer Längsachſe, indem bei feinen Brüden von einer Uferjejte zur anderen, bei größeren mit Zwiſchenpfeilern Jochen) Balten verlegt, mit dem Uferbau verbumden und mit Streben, Unterzügen, Klammern und Schraub werk befejtigt und verftärft werden. — Die forjtlihen Bauaufgaben können nur darin 1) einfache U ferfeiten aus gemanerten Widerlagern (Bfeilerm) oder aus hölzernen Spundwänden (Uferjocden) aufzurichten, 2) darüber ein Brüdengerüfte zu verlegen, welches 3) die Brüdenbahn und, wo nötig, ein beiderjeitiges Brüdengeländer trägt. Bei den Wegen unterfter Ordnung — „Fußſtege“ — iſt Holzbau Regel. Auf feftem Boden (zumal felfigem) find Widerlagsmauern anzulegen, wie bei den Dedel» und Gewölbdohlen mit gutem Fundament, durch die landeinwärts jtreichenden Mauerjlügel mit dem Wegtörper verbunden und gegen Hinterwaihungen, bei reißendem Waſſer zugleich durch Steinanſchüttung gegen Angriffe geſchützt. Die Mauerhöhe beitimmt ſich nad) der Bahnhöhe über dem Ufer, die obere Lange aus der Fronenbreite der Strafe, die Stärle muß mit der Höhe, Lichtweite und dem Drud der Hinterfüllung zunehmen. Die Verbindung mit dem Brüdengerüfte vermitteln die Mauerlatten (wovon unten). Die Uferwände aus Holz find bei den einfachiten Bauten und Notbrüden ein Gefüge von aufrecht in den Boden gerammten Rundpfojten, in deren Yängsnuten etwas jchwächere hölzer mit den zugerichteten Endlanten fachweiie eingelegt werden, mit oberem Ab ſchluß durch den wagredht über die Köpfe der Pfoſten ftreihenden und mit Holznägeln verzapften oder verichraubten Holm (fig. 58). Den Auf muß eine Abpflaiterung oder 348 IX. Schuberg, Forftbenußung. grobe Steinschüttung jchügen; mit kleineren Steinen oder Kies wird hinterfüllt. Dauer- hafter werden die Uferjoche aus Eichenfern- oder imprägniertem Nadelholz (vielleicht aud) Buchen?) hergeſtellt: Bohlwände von 7—10 em Stärke mit Wechielftögen zwifchen und hinter fantigen Eichenpfoften von 15—20 em Beichlag, mit Verzapfung, Verſchraubung und eventuell Verflammerung des Holms, die Flügelwände von der Hauptwand ftumpf zum Ufer hinftreichend, hohe Jochpfähle (Pfoſten) verankert, d. h. durch wagrechte Zangenhölzer mit chief eingeranmten Anferpfählen verjchraubt. Fig: 54. Die einfahften Brüdengerüfte find die Stan- gen- (Trammen-)Brüden, mittelft welcher man kleinere Wafjerrinnen (Gräben, Bäche) überbaut (Fig. 54): Yuf beiden Ufern werden 3 jtarfe Pfoten einge- ranımt, welche eine Schwelle tragen, auf diefe zwei oder drei 20—25 em ftarfe Stredbäume wagrecht verlegt und ws quer mit dicht gereihten etwa 15 em ſtarken oben und N N unten flach behanenen Stammtrummen eingededt und an J beiden Enden mit einer aufgeichraubten gleichftarfen Saum- jchwelle befejtigt. An den eingerammten Pfoften bilden quer — Bohlen (oder Stangen) den Abſchluß gegen die mit der — zu verbindende Steinanſchüttung. Ueberkieſung oder Ueberſchotterung der Bahn. Ihre Halt— barkeit iſt höchſtens eine 12jährige. Die Spannweite ſollte 3m nicht überfchreiten. Grö- Bere regen und Dauerhaftigkeit gewährt ein auf die Kochholme aufgejchraubtes Paar gejchnittener Eichen- (oder Kiefern >) Krumm— hölzer“), welche, wie Fig. 55 andeutet, nod) weiter mit hölzernem oder jchmiedeifernem Gitter- werk verbunden und verftärft werden und eine mit Saumfchwellen niedergehaltene Bohlendedung tragen. Die Sprengmweite darf hier bis zu 5 m gehen. Zur vollen Tragfähigkeit für jchwerere Stammpbolzfuhren dienen die einfahen Bal- fenbrücden. Sie bedürfen nur einer geringen Höhe über dem höchiten Wafferjpiegel, einer noch mäßigen Holzmenge, find den Ausbefjerungen ftet3 zugänglich und mit wenig Mühe verjegbar. Bei Uferfeften aus Spundwänden nimmt der Holm, bei gemauerten Pfeilern die Maunerlatte, ein fantiger Balken von Pfeilerlänge und 25—30 em Stärke, auf der Mauer mit eifernen Dollen und Klammern befejtigt, die Stredbalfen (Dohlbäume) auf, an den Enden fantig bejchlagene je nach der Holzart 30--45 em ſtarke Balken, gegen Durchbiegung höher als breit (im Verhältnis 7 zu 4 bis 5); fie Liegen in der Wegrichtung mit „Verkämmung“ auf den Mauerlatten, um % bis 1 m über fie greifend, in der Auflage mit konſervirenden Stoffen umfüttert, durch einen unter ihnen angelegten Sammelkanal gegen dauernde Näffe geſchützt. Um die Tragkraft der Stredbalten, welche mit dem Eigen- gewicht der Brücde (dauernde Laft) und jenem der beladenen Fuhrwerke (zufällige, be- wegliche Laft) bejchtwert werden, nicht zu überfpannen, muß denjelben ein entjprechender Geſamtquerſchnitt (— Produkt der Balkenzahl und der Querjläche aus ihrer Rundſtärke d) gegeben werden, gemäß der relativen (Durchbiegungs-)Feitigkeit eines gleichmäßig belajteten an den Enden feſt aufliegenden Balkens für die Spannweite s. Man joll aber eine Rundſtärke d in cm nad) der Spannweite erfahrungsmäßig 44) Nach) dem Erfinder Laves’she Balken genannt. Die Befeftigung der Seitenſlachen. & 36. 349 aljo 5. 8. für » =6n =B8m bei Eichenhol; zu (8,0s-H-15)em. . . 38 39 cm „ Kiefenhog „ (dd +16), . . . ‚37 abo 4 „ Tannen . —— (Bat), ... 38 15, und den Abſtand der Ballen von Mitte zu Mitte etwa fo nehmen: B% einjpurige Bahn 4 Stredballen 0,8 bis 1 m Abſtand mi, . 5 — al oa ar desgl. mit Fußbahnen 7 i 05,00%, _ Für leichte Bauten jedenfalls ichmale Fahrbahn für 1 Fuhrwert, mit Ausweid) en dor den Brüdenenden. Bei größerer Spannweite verftärten ſog. Sattelhölger, welde zwiſchen der Wauerlatte und den Streckallen verlegt, bei fir 56, 48 ganzer Länge, jederjeits um 0,75 m voripringen h (Big. 56), die Sicherheit, bezw. getatten fchwä, dere Ausmahe der Stredbalfen. r Große Berbiegungen und Schwankungen des Brüdengerüfts, zu ſtarles und ungleiches Weichen und Lodern der Verbindungen ver- : mindern die Durch- oder Umterzüge, Bal- Untersug ‚I 7)Maurchatte | fen von vierlantigem Beſchlag, 1824 em jtarf, — deren 1 bis 3 in der Länge der Brüdendedung un L_ 1 re den Stredbalfen hindurchziehen, mit Durch- — greiſendem Schraubwert an die Stredbalten (nur an die äußeren oder an alle) befeſtigt. Ein einfaher Bretter oder Bohlembeleg bildet die Brüdenbahn, beiderjeits über : äußeren Stredbalten greifend, durd die Saumjchwellen, zwei lange oben abgefantete ‚ niedergehalten, zuweilen noch mit einfachem hölzernem Geländer. Bei größerer Spannweite würde die Durchbiegung und Schwantung des Brüden rüftes zu groß oder die Verftärfung des Gebälles den Bau zu jehr verteuern und jchwer fällig machen. Es muß daher, wenn man die Errichtung eines Zwiſchenſoches zwiſchen den Ujerpfeilern vermeiden will, eine Verftrebung der Stredbalten eintreten : { a. Lafjen niedrige Ufer das Hochwaſſer nahe an das Brüdengerüft heran, jo geſchieht » Verſtrebung von oben dur ein jog. Hängwert (Fig. 57). Auf die beiden außeren Fig: 57. balten wird je ein fantiges Baltenftüd von gleicher Stärke und einer Yänge von indejtens 4 #, die Hängejäule hk, jenkredht eingelafien umd durch die beiderjeitigen Ä streben st mit erfteren in mindeftens 22° Neigung verbunden. Dazu kommt ein Unter- zug, welcher auch die inneren Stredbalten zu tragen bat und entweder nur mit den heren (mitteljt des durchgreifenden Hangeiſens“ oder beiberjeits angeichraubter eiſerner gen) oder auc mit den Zwiſchenballen durch Schraubwert verbunden iſt Dieſe 350 IX. Schuberg, Forftbenugung. Bauart erlaubt Spundwände als Uferfejten und eine vierfache Belaftung in Vergleich mit der einfachen Balfenbrüce. Ueber 9 m Spannweite hinaus bedarf es zu hoher Säulen und zu jtarfer Ver— jtrebungen, aljo bei größerem Eigengewicht eine jchwerfällige Bauform, mehr und jtärferes Holzwerf und Eiſen, fejteren Unterbau. Bejjer werden daher etwa auf je + der Spann- weite zwei Säulen eingejegt, mit einem wagrechten Spannriegel (rs) dazwiichen und ein Strebbalfen (st) jederjeits, ebenjo zivei Unterzüge zur Verfteifung der inneren Stred- balfen verivendet — oder man verlängert, wenn die Bahnhöhe über dem Hochwaſſerſtand e3 erlaubt, die Verſtrebungen bis zu den Uferfeften in u, bezw. bringt noch Strebhölzer t,u zwijchen den äußeren (oder allen) Stredbalfen und den Uferfejten an, verbindet aljo das Hängwerk mit einem Sprengiverf. b. Sind die Ufer hoch und feſt (Feljen, Widerlagsmauern), jo ift ein Spreng- werf vorzuziehen, d. h. ein Bau, bei welchem das Brüdengerüfjte AB (Fig. 58) durd) die auf die Uferpfeiler gejtügten Streben ab und ed getragen wird. bie bu Auch hier genügt bei Be, unter 10 m für das Befahren mit leichteren Fuhrwerk eine Verſtrebung aller Stredbalfen, in '« oder "s s (3. B. in m und n) oder in der Meitte der äußeren beiden, an einem Unterzug be, welcher auch die Zwijchenbalfen ftüßt. Bedarf es größerer Verſtärkung, bezw. ift die Spannweite größer, jo läßt man die Strebbalfen (nicht unter 22-—-24° Neigung) gegen 2 Unterzüge (m umd n) richten, welche unter ſich durch einen zwifchenliegenden Spannriegel getrennt entiveder mit allen Stredbalten verjchraubt find oder die inneren als Losbalken tragen. Die Hirnflächen der Strebbalten pflegt man wegen der Stöße hart auffahrender ſchwerer Fuhrwerfe mit Metallplatten zu verlegen. Die Strebbalten jollen in der Stärke den Stredbalten nahe kommen; nur bei mäßiger Länge derjelben find die Sprengwerfe zuverläjfig. Die Brüdenbahn befteht bei schwächeren Verkehr aus 6—10 cm ſtarken Bohlen aus Eichenfern- oder gutem Kiefernholz, lang genug, um das Brüdengerüfte um 0,3 bis Fig. 50. 0,5 m über die Stredbalten hinaus zu deden oder um (in halber Länge) gegen die Bahn- mitte in Wechjeljtögen verlegt und aufgenagelt zu werden. Starker Verkehr heifcht 10-—15 cm jtarfe Bohlen und dariiber, ihre Fugen und Stöße dedend, eine zweite Lage dünnerer Bohlen in Fahrbahnbreite (Spurbohlen). Durch größere Höhe der Meittelbalken (bezw. Aufnageln von Querleiſten) erzielt man einige Neigung der Brückenbahn nach beiden Seiten für den Wafjerablauf. Die Saumſchwellen, zu 20. -25 cm bejchlagene oben abgefantete Hölzer, welche Die Befeftigung der Seitenflähen. $ 36. 351 über den äußeren Stredbalten mit ihnen verichraubt auf der Brüdendedung laufen, halten feft. Fur jede hölzerne Brüde ift forgfältige Yuswahl gejunden trodenen (jeit Jahresfrift gefällten) Holzes, ſaubere pünftliche Fügung, dauerhafte Bejeftigung mit neuem roftfreiem Eijenwerk, weiterhin fleifjige Nachſchau und zeitiges Auswechſeln ſchadhafter Teile ftreng geboten. Häufige Nachbeſſerung iſt eine ihrer größten Schattenjeiten, darf aber nie ver werben, $ 36. Sicherheitsanlagen. Alle ftändigen größeren BWeganlagen, weldye über BWafjerläufe hinweg, an Gewaſſern, Abſtürzen und fteilen Hängen vorbeiführen oder hoch über dem Boden angelegt find, müjlen am ihrem Rande mit Schupvortehrungen veriehen werden. Dieje find i 1. fünftlihe Einfajjungen aus Holz, Stein, Eiſen und Verbindungen der ſelben; hölzerne Geländer aus Rundpfoften, zugeipigt, angelohlt und im heißen Holzteer getaucht oder imprägniert, mit eingezapftem oder aufgeichraubtem Geländerholm und in halber Höhe eingefügten oder aufgenagelten Riegelhölzern. Sie find billig, aber nicht dauerhaft; ſchon befier behauene fteinerne Pfoten, mit dem rohen Fuß Boßen) eingemauert, mit eingefügten Riegelhölzern und aufgelegtem Holm. Bei Holzbrüden werden die 20—25 em ſtarlen brujthohen Seländerpfoften mit je 34m Abftand, durch die Brüdendedung greifend, an den Stredbalten befeftigt und durd) Buge aufrecht und fejtgebalten; der Seländerholm, eingezapft und aufgeihraubt, 15-20 cm ſtart, verbindet die Pfoten wagrecht, die Niegelbölger, 8-10 cm ſtart, rund oder vier lantig, laufen in halber Höhe durch die Pioften. Nach völliger Abtrodnung im Sommer dreimaliger Holzteer- oder Delfarb-Anftrich. Abweis oder Prelljteine, rauh zugerichtete elsitüde, innerhalb des Strafienrandes ‚breitfüßig auf je 2—5 m Abjtand eingejegt und ummauert, an Hauptwegen durch fantiq behauene Steine erjegt. Brüftungen (an gefährlicheren Stellen) aus zujammengefügten elsblöden oder Trodenmauern, mit Wajjerdurchläffen oder freien Zwiichenräumen zur leichteren Abtroduung der N J Bruſtwehren auf Doppeldohlen oder gewölbten Durchläſſen, in Zement gemauert ‚oder bejjer maſſiv aus gröheren Felsblöden gearbeitet, beiderjeits aus einem Stüd oder gutgefügt und durch eingebleite Eijenflammern verbunden, wenn lang, mit Wafjerdurchläjien. 2, Natürlihe Einfaſſungen. Lebendige Heden Zäune) jchügen umd befejtigen wenigen Jahren offene jonnige Wegränder, find billig, ausdanernd und genügen in len Fällen, find aber pflege und lichtbebürftig (Gainbuche, Weihdorn, Hartriegel, Kain jeide, Fichte, Taxus u. j. w.). ' Die Nandpflanzung mit Bäumen, im der Ebene beiderjeits wechielitändig, im Ge— birge thaljeits, außerhalb der Strafentante, hochſtämmig, zeitig vor jungem Nachbarbeitand in tiefgeloderten Boden richtig eingejept, gibt Schup und willfommenen Schatten, bält herte Näffe und Trodenbeit fern, gewährt örtlich jelbjt im Walde noch Nebenerträge d ziert die Landſchaft. Anjchüttungen bepflanzt man erſt nach mehreren Jahren wegen ungleichen Sepens. An Dämmen gegen Hochwaſſer feine Bäume — ihre Wurzeln en fie, öffnen dem Waſſer die Wege. Anpfählen, Feitbinden der Bäume, Umbinden von Reißig und Dornen gegen Streifen der Fuhrwerle, gegen Verbeißen, Rindenbrand u. |. w. Als Schupmittel der Waldbejucher baut man abjeits der Wohnfige am qutgelegenen itillen, trodenen) Plägen nächſt der Fahrwege (oder bei Quellen) Blodhütten zur hunft oder zum Ausruhen, zum Einftellen von Pferden, zur Aufbewahrung von 359 IX. Schuberg, Forftbenugung. VI. Beftaltung der Wege nad örtlihen Derhältniffen. 8 37. Innerhalb der Waldungen fann die Holzbeibringung an die Fahrwege und Lager- (Bolter-)PBläge auf bejonderen einfacheren Bahnen mit fleineren Fahrzeugen oder ohne jolche, mit Zugtieren, von Hand oder mit mechanischen Kräften betrieben werden. Fir derartige örtlich bedingte, manchmal längjt eingelebte Bringungsweijen werden jchmale Bahnen teils mit wenigen einfachen Mitteln zu zeitlichem Gebrauch hergeftellt und nachher verlegt oder notdürftig unterhalten, teils Hauptlinien geräumiger und dauerhafter zu ftändigem Betrieb hergerichtet. Mechaniſche Einrichtungen, welche in ähnlichem ausſchließ— lichem Selbftbetrieb mit eigenartigen Fahrbahnen und Fahrzeugen jtehen, find in neuerer Zeit Hinzuaefommen und erfordern eine eingehende Wirdigung. Es zählen hieher 1) die Schleif-, 2) die Schlitt-, 3) die Ries- und 4) die Schienenmege. Dieje Bringungsanftalten in eigenem Fahrbetrieb, gewöhnlich zugleich) in engjter Berbindung mit der Holzhauerei, fordern andere Gefällverhältnijje, Bau- und Benußungs- weiſen als die gewöhnlichen Fahrwege und beanjpruchen die wenigjte Baufläche. 8 38. Schleifwege. In fteilere Querthäler hinauf oder mitten in größere Holz- ichläge, wohin fein Fuhrwerf gelangen fann, laſſen fich 2,5 bis 3 m breite einfache Wege mit 7 bis 150 Gefälle führen, welche nach der Stodrodung und Verebnung einen groben Steinbeleg mit Nebererdung oder Ueberkieſung, offene Wafjerabziige aus Holz- oder Stein- jchwellen erhalten und der Bodenausformung in jolchen Kurvenzügen folgen, daß auf den- jelben Stämme und Klötze an einem VBorderwagen hochgehängt und auf dem Lotbaum mit Zugtieren (am beten mit Ochjen) zu den Fahrwegen (bezw. den Polterpläßen) bei- gejchleift werden fünnen. Für Winterbahn bedarf es nur einer leichten Schneedede, für Sommerbahn bei Schwachen Gefälle (7—10") müſſen Querhölzer — „Streichrippen” — von 20-30 em ftarfen Buchen- oder Nadelrundhölzern, für Kurzholz je auf 2—3, für Langholz auf 3—6 m Abjtand eingelegt und bei großer Trodenheit begojjen oder einge- fettet werden. Naſſe Bodenjtellen werden ftärfer überfteint oder wie die Schluchten und Gräben mit Rundholz überbaut, welches in der Wegrichtung der Länge nach eingelegt und beiderjeits mit „Stredbäumen“ jo überhöht wird, daß die gejchleiften Hölzer innerhalb der Bahn bleiben. Durchgängige Einfafjung mit ſolchen Stred- oder Wegbäumen für Winterbahn und längs offenen Abhängen. Bahnermweiterung an der Einmündung in eine Fahrſtraße oder einen Lagerplatz (Wendplag, Schwente). $ 39. Riesmwege. Sollen ganze Stämme oder längere Stücke bergab durch jelbjt- thätiges Fortgleiten am Boden mittelft des Eigengewichts zum Bolterplag (der Floßſtätte) gefördert werden, jo bedarf es ebenfalls funftgerecht angelegter Wege, welche man „Riejen“ nennt *). Sie find entiveder jtändige Erdbahnen mit Holzverbauungen, auch mit Seiten- mauern und Steindohlen: Erdriejen, Rieswege — oder unftändige aus Stangen, Stammjtüden, Dielen gefügte Hohlrinnen: Holzriejen. Die Nieswege dienen vorzugsmweile zur Förderung ganzer Nadelholzitämme, welche man durch Entaften und Entrinden zu glätten fucht, beginnen mit der Einkehr (Ries- mund) in jtärkitem Gefälle, ziehen fich als geebnete Gleitbahn von 1,5—2,5 m Breite in möglichjt geſtreckten Krümmungen und mäßigen Gefällwechjeln längs den Berghängen herab in das am Ablageplab mit geringjtem Gefälle verlaufende Niesende. Sie heiſchen einen erdigen, weder zu fteinveichen, noch zu lockeren oder rutſchigen (beiveglichen) Boden mit Neigungsverhältnifjen, welche der Bahn 46) Ueber Riesweg-Anlagen ſehe man: Verh. d. bad. F. Vereins v. 1858 Beil. I. ©. 139; Bl f. d. g. FW. v. 1875 ©. 293 u. ©. 584; G. R. Förfter, D. forftl. Transp.®. Wien 1885 ©. %4 u. ff. Geftaltung ber Wege nad) örtlichen Berhältniffen. 8 40. 9353 für Winterfördernng mindejtens 8—10 % „ Sommer „ u is iz Gefälle geben laſſen. Das Gefälle darf wechieln — die Bedingung, den langen Stämmen geftredte Nies: finien zu bieten, ift auf gebuchtetem Gelände ohme Gefällwechſel unerfüllbar. Allzu raicher Lauf der Stämme läßt fi auf der Winterbahn durch Aufftreuen von Erde oder Reißig mäßigen, zu ſchwacher Lauf durch Schneecaufihüttung oder Benepung (Eisbahn), auf rodener Sommerbahn (geringes Gefälle, leichte Stämme) durch Eindeden mit grünem Tannenreis oder durch Duerlagen von Holgtrummen beheben. Bor jedesmaligem Gebrauch wird die ftändige Rieſe beiderjeits mit verfoppelten und durd Berpfählung aehaltenen ‚Stämmen belegt, an Bogenlinien mit „Wehren“ von zwei⸗ und dreifadhem Beleg. Wo ein Gegenzug nötig wird (ehre), mäßige man das Gefälle, errichtet ein kurzes niederes Wehr, worauf die Stämme anlaufen, davor eine geneigte Ebene, über welche fie abrollen, um von da in entgegengejepter Richtung auf der ftärfer abfallenden Bahn wieder fortzulaufen. Je länger die Riesbahn ift und je ftärfere und mehr Stämme von einem Holzſchlag rauf zu fördern find, defto geringer fallen die Förderkoften für den Stamm aus. Auf ftändigen Riefen beichränten ſich die Holzverbauungen auf die Wehre und die — von Gräben und Mulden. Die unftändigen oder dolzrieſen find in ganzer Länge aus Holz gebaute Rinnen und zwar die Brennholzriejen aus geringen Dielen zufammengefügte, in ausgeichnittene in einander geichobene Gefache, die Stamm», Kloh- und Stangenholzriejen aus ftärferen oder ſchwächeren mbhölzern beiläufig im Halbkreis gefügte Rinnen, welche je nad) der Bodengeftaltung d dem Riesgefälle bald auf dem Boden auflagern, bald auf Holzunterlagen Jochen d Verftrebungen) hinlaufen. Sie find Troden- oder Nafr, bezw. Schnee: oder Eis len, lehtere mit dem geringjten Gefälle. 840. Die Schlittwege. Um das Kleinholz auf leicht gebauten Schlitten durch je Arbeiter ſelbſt aus den Holzichlägen auf die Verladpläge oder an die Floßbäche zu bringen, legt man einfache Erbbahnen von etwas über Schlittenbreite, 1Y—2 m, als Shlitt. oder Ziehwege mit ſolchem gleihjörmigem Gefälle (nicht unter 7, höchſtens 18 %-\ dab der Schlitten mit arbeitlohnender Ladmenge ohne Anftrengung im Ziehen oder men und möglichſt gefahrlos im raſchen Schritte bergab geführt und leer bergauf en werben kann. ern einem Lagerplap, wo das Holz in Raubeugen geichichtet liegt, läuft der € g in großen Krümmungen aus dem Schlaginneren, wo nötig in furzen Kehren ( I ohne ichroffe Wendungen der nächſten Thaljohle und auf dieſer der Abzich- f * an einem Fahrweg oder Yagerplap zu. Rieswege konnen dazu mitbenupt oder doch | darauf eingerichtet werden. Wie dieje ift der Ziehweg entweder für die \ nterbabn mit 7—14 * Gefälle gebaut und eingeftängt (mit Wegitangen eingefaht) er für die Sommerbahn auf offenem Boden mit 20—25 %» angelegt, unter 0° —— belegt, unter 15% mig eingelegten Quer⸗ oder Streichrippen von Buchen, ausgerüftet, welche von Zeit zu Zeit eingefettet werden (Schmierwege). Naile c an Einjentungen werden mit einem Leiterfteg überbrüdt, welcher beiderieits auf einer hölzernen Spundwand ruht umd bei größerer Länge mit einem oder mehreren olzie 1 (Archen) geſtützt it; ſchmale Waſſerläufe werden überdohlt. Die Schlittwege ih auch zum Fördern von Sägflögen (Blohen) und von Stangenbolz auf ftärfer jebauten Ziehſchlitten einrichten *'). Tea \)) Derartige Schlittweg-Anlagen beftehen in den Bogefenwaldungen feit langer Zeit. NE Ganebud 3. jerim. I. 2 Mg, 23 354 IX. Schuberg, Sorftbenußung. S 4. Die Waldeifenbahnen. Die bisher gejchilderten Bringungsweijen und Bahnen der Forjtwirtichaft jtügen ſich teils auf mechanische bewegende Kräfte, welche menjchliche Anftrengungen mit beanjpruchen, teils auf tierische Zugfräfte, welche nicht überall anwendbar, nur zeitweije verfügbar und dabei oft zu koſtbar umd nicht verläſſig find. Dazu muß der Walobejiger foftjpielige Wegnege bauen und teuer unterhalten, viele Bodenfläche der Holzerzeugung entziehen, ohne die Anjprüche großer Holzkäufer ganz zu befriedigen. Lebtere wollen heutzutage, gewöhnt an das große Verkehrsweſen, auch die forjt lichen Rohjtoffe raſch, billig, ganz und unverſehrt, ohne Zwiſchenverluſt nad) Bedarf be ziehen. Die großen Schienenwege legten eine Nachahmung in fleinerem Maßjtabe nahe und diefe Aufgabe näherte fich ihrer Löſung, als man es verjuchte, für jchmaljpurige Bahnen entjprechende Feine Fahrzeuge zu bauen und beim Gebrauch eine der Tragkraft der Bahn und der Fahrzeuge angemefjene Lajtenverteilung eintreten zu lafjen. Die Fort jcehritte der Eifeninduftrie und des Majchinenbaues erleichterten die Ausführung und ein großer Wettbewerb bietet bereits die willige Hand, um allen Anforderungen des forjt lichen Betriebes zu genügen. Die Vorteile diefer Förderungsweije bejtehen 1. in der großen Erjparnis an Baufläche, 2. der Einfachheit, Raſchheit und Billigfeit der Bahnanlage mit kleinſtem Bahnkörper, 3. der leichten Durch- und Ueberbauung bahnkreuzender Hindernifje in den Haupt und der Einlenfung der Seitenrichtungen, 4. in der befjeren Negelung und der Ermäßigung des Einheits-Frachtjages im Ver gleich mit der jchwerfälligeren Beifuhr auf ausgebauten Fahrwegen mit Mietfuhrwerken **), 5. in der Einfachheit des von der Jahreszeit und den Fuhrleuten weniger abhängigen Lieferungsbetriebs mit Heinen tragbaren Fahrzeugen, 6. im der leichten, weniger gefährlichen Be- und Entladungsweife mit ebenfalls trag- baren handlichen Hebzeugen, 7, in der mannigfaltigeren Anwendung von Zug- oder Triebfräften und der leid) teren Berbinding mit anderen Förderungsweiſen, 8. in der größeren Schonung der Arbeiter und der Arbeitstiere, der Bahnen und Fahrzeuge. Diefe Vorteile fallen aber nicht alle gleichzeitig und überall in die Wagjchale, denn der Einführung entgegen ift 1. der große Aufwand der erjten- Einrichtung, bejonders für ftändige Bahnen, 2. die Beichräntung auf Geländeverhältniffe, wo die erforderlichen engen Gefäll- grenzen anwendbar oder feine zu große Umwege nötig find, 3. die in vielen Gegenden mit zahlveichen Wohnfigen unvermeidliche Zerjplitterung der Abfuhr nach vielen Richtungen, 4. der geringe Gewinn der Unternehmung auf kurzen Streden und für Feine Jahres— erträge (Befibzerjplitterung in bunter Gemenglage), 5. die Umständlichkeit dev Rückfahrt mit den entladenen Fahrzeugen. Ständige Waldbahnen eignen ſich daher vorzugsweife für die Ablieferung großer nachhaltiger Nutzungen in bejtimmter Richtung und- auf weite Streden von 5 und mehr Kilom., an Orten, two Fuhrwerke und Zugtiere mangeln oder jehr teuer find, wo der Bau heres über Schlittwege bei Jägerſchmid a. a. ©, 1.3. ©. 282, forftl. Mitth. des F. dayr. Min. f. B. IL. B. 1. 9. Verhandl. d. bad. F. V. 1879 ©. 29. 48) Auf wagrechter Fahrbahn verhält jid) der Aufwand an Zugkraft für einen Schienenweq gegenüber einer Stein- oder Erdbahn befanntlih wie 1:5:16; ſinkt dies Verhältniß aud auf 1:2:5 ſchon bei 2"/ Steigung, jo bleibt der Vorteil noch gewichtig genug, wo große Mafjen weit zu verbringen jind. I. a Bi Seftaltung der Wege nach Örtlihen Verhältniffen. 8 42. 955 von Fahrwegen ebenfalls großen (bezw. größeren) Aufwand zumutet, wo ein Anſchluß an ‚große Waſſerſtraßen oder an Eijenbahnen ſich bietet, auch wo die Industrie und der Holz ‚handel entgegentommen. Bliegende Bahnen find am Plage, die ftändigen zu fpeilen, wo ein mehrjähriger großer Lieferungsbetrieb auszuführen, an Orten, deren Lage und Boden einer ftändigen Anlage ungünftig oder dort, wo die Einträglichkeit der lepteren noch zweifelhaft ift. Die Waldbahnen dienen nur ausnahmsweile dem Perjonenverfehr und feiner Für derung wertvoller empfindlicher Güter, Ihre Einrichtungen und ihr Betrieb fünnen daher g = einfach, rein auf Ort und Zeit bemeſſen und geordnet fein und binnen kurzem einer ung unterliegen. Sie bedürfen zu ihrer Bedienung nur weniger Mannſchaft und ‚ deren größere Zahl auf Geding arbeitet. — Troh aller Einfachheit war und bleibt dennoch, bevor man zu leiſtungsfähigen Bau ſyſltemen gelangte, manche enticheidende frage auf dem Wege des Verſuchs und der Ned) mung zu löfen, insbejondere bezüglich A. der Bahnanlagen im Unter» und Oberbau, B. der Fahrzeuge, ihres Materials, der Ausmahe und Formen, der Verbindungen von Inter» und Oberwagen und zu ganzen Zügen, der Lade- und Anipannvorrichtungen, ©. der Hebzenge, ihres Baues und ihres Gebrauchs, D, der fonjtigen (auch baulicher) Ausftattungen. 842, Der Unter und Oberban. Für eine ftändige Bahn muß der Unter bau durch Erd⸗ und Steinarbeit wie bei jedem Wege beichafft werden, es fommen alio für das Abfteden der Zugslinien nach Richtung und Gefälle, Nodung der Baufläche, für Ab und Auftrag, Abböihung, Wafjerableitung, Ueberbauung von Mulden und Rinnen die ge wöhnlichen Grundfäge und Regeln zur Anwendung. Nur bedingt die geringe Bahnbreite weniger Arbeit und Aufivand und genügt eine einfache Erdbahn mit ſchwacher Stein oder Kiedaufſchüttung; ferner find noch Krümmungshalbmeſſer von 5 m zuläffig und können Bodenumebenheiten mit ſtarlen Holzjohen, ähnlich wie bei Rieswegen, überbaut werden, mit Veitpfaden, welche dem Gelände folgen, für die Förderung mit Jugtieren. Zum Unterbau jliegender Bahnen genügt bei günftigem Boden eine einfache Ver re ohne Sefällausgleihung und ein Unterlegen der Schwellen mit Steinen oder Bei der Einführung in einen Grofbetrieb muß über die Zahl und Richtung der oder Stammbahnen ein Shienenmet enticheiden, welches die hau wen Beſtände durchſchneidet oder doch berührt. Geradlinige Züge haben den Vorzug, beftehende günstig gelegene Verkehrswege find möglichit zu benügen. Der Dberbau, d. h. das aus Schwellen und Schienen gebaute Bahngeleiſe nebjt hen, Drebicheiben u. ſ. w. beruht auf dem Qang- oder Querihmwellen-Spyitem. iſt nur ratſam für ftändige Bahnen auf Strafien oder jonjtiger ficherer Inter ſtrelenweiſe geboten zur Ueberſchreitung tieferer Stellen. Es laßt ſeine in der hiung verlegten Langichwellen ſelbſt ald Schienen verwenden oder erlaubt doch ! billige Flachſchienen, aber es gibt leichter nad) (Senkung der Geleiſe, Aenderung F x Spurweite und des Gefälles), verlangt befferes und ftärferes Holz, hindert den Waſſer ablauf. Das Querſchwellenſyſtem dagegen erlaubt geringeres Holz als Unterlage, ver hindert ftarfe Verdrehung des Holzes, hält beſſer die Spurweite, ift aljo ficherer, bedingt ib die toftipieligere Profilichiene. E Die Schwellen jollen möglichit tragfähig fein, den Drud der Wagen und Yadungen af den Untergrund verteilen, die beiden Schienenftränge in der Spurweite halten umd it ihnen zu tragbaren „Nochen“ ſich verbinden laſſen. Ihr Widerftand gegen Durch Verdrehen, Zeripringen vermehrt die Sicherheit des Fahrens, ihr geringes Gewicht 25 + 356 IX. Schuberg, Forftbenußgung. bei größter Stetigfeit, Dauer und Claftizität die Verlegbarkeit und Fahrbarfeit. Ob Holz oder Eijen(Stahl)-Schwellen, Liegt noch in Frage. Für erjtere jpricht ihre Billigfeit und Elastizität, die Leichtigkeit des Werlegens und Erſatzes, des Verjchraubens mit den Schienen — für die (fluß-Jeijernen Schwellen die längere Dauer (Durchbiegungen jind mit dem Hammer zu bejeitigen), die Gleichmäßigfeit des Stoffes, der Form und Verbindungen. Ausmaße der Duerjchwellen von Holz von Flußeijen für 60 em Spurweite fejten Geleijes Länge 100 cm 90-100 em Breite 1518 ,„ gig Höhe 12—15 „ 7—8 „ (Zrogform) Stärfe — 4—5 mm Gewicht 3,0--3,5 Kg 354,0 Kg p. Stüd. Den Schienen wird viel zugemutet; fie jollen leicht und dennoch) ſtark, müſſen aljo von beſtem Stoff jein: fehlerfreier Bejjemer Walzjtahl (fein Schmiedeijen). Als bejte widerftandsfähigfte Brofilform wird fajt allgemein jene der jog. VBignoljchiene (Fig. 60a) Fi. 60 empfohlen, deren breiter Fuß große Standfejtigfeit, —— ol leichte Verbindung mit der Schwelle und deren run- h der Kopf leichtes Laufen der Räder gewährt. Gegen jeitlihes Ausbiegen der Schienen ſchlug Haar- mann-DOsnabrüd die um 8S—10% ſchräge Form mit breiterem Fuß nach außen (Fig. 60b) vor. Die Ausmaße der bisher im Betrieb gebräuchlichen Schienenpvofile find meift 60-70 mm ganze Höhe 20-25 „ Kopfbreite (ed) 5-6 „ Stegitärfe (ef) 50 „Fußbreite (gh) mit 6-8 Kg Gewicht auf 1 m. Die Tragfähigkeit der 7 Kg-Siiene bemißt ji) im Gewicht der beladenen Wagen nach dem Schtwellenabjtand von 1 m 15 m 2m zu 2600 1400 1000 Kg bei der leichteren 6 Kg-Schiene zu 2200 1200 702 Für Stammbahnen muß, zumal auf geneigter Bahn mit öfterem Gefällwechjel und über 1,5 m Freilage der Schiene das Ausmaß leichte fichere Fahrt verjprechen, bei jlie- genden Bahnen ift leichte Verlegbarkeit wichtiger — alſo Verjchiedenheit der Ausmaße oder der Schwellenabftände. Die Prüfung auf die innere Güte und Tragfähigkeit muß einen Sachverftändigen anvertraut werden (eine bewährte Bezugsquelle erleichtert fie)! Auf den Querſchwellen werden die Profilichienen paarweije genau in der gleichen Entfernung — „Spurweite“ (entjprechend der Räderachſe) — gut befeftigt, jo daß weder in der Länge- noch Seitenrichtung Verjchiebungen oder Hebungen eintreten fünnen. Die Befeftigung ift ſehr verjchieden, zwischen Holz- und Eiſenſchwelle wie unter ſich: bald mit Hafen, Klammern und dergl., bald mit Schrauben und Klemmplättchen, bald mit Ver— nietungen ; grundſätzlich mit geringfter Schwächung der Schwelle und Schiene. Wichtig ist der Abſtand der Schienenpaare (die Spurweite) und der Querjchwellen, die Länge der Schienenſtücke und ihre Verbindung („am Stoß“ d. h. an ihren Enden) zum fortlaufenden Schienenjtrang. — — Geſtaltung der Wege nach örtlichen Verhältniſſen. & 42. 957 Die Spurweite muß ſich nach der Schwere und Größe der Labung und ber Höhe des Schwerpunftes der lepterem über dem Boden richten, da mit beidem bei gleicher Spur die Gefahr des Umlippens fteigt. Sleinere Spur vermehrt diefe Gefahr, befonders im Kurven. Große Spur je doc mindert die Beweglichleit, mehrt die Reibung und Abnutzung, erhöht die Breite der Bahn, das Gewicht der Joche und Fahrzeuge, vermehrt alſo die Bau und Anſchaffungsloſten. Bisher hat man meiftens 60, jeltener 70 em Spurweite gewählt und erftere als jehr entiprechend gefunden. Sollte für die bisher mod) jeltenen Gebirgsbahnen die größere Spur von 70 oder mehr cm zur größeren Stetigfeit der Bewegung micht be dingt fein, jo wäre es jehr ratiam, 60 cm als Normaljpur allgemein anzu Bere Die Verbindung eines Schienenpaares mit 2 bis 4 Duerfchwellen nennt man „Jod“: Fig. Gla mit „Liegendem ſymmetriſchem“, ig. 610 mit „diagomalem oder Wechſelſtoß, Fig. 6l.a. Fig: 61. b. ‚Bei ftarfen Schienen genügt ein Abjtand der Schwellen von 2 m, bei ſchwächeren von m. Je weiter derjelbe, defto mehr ift die Schiene der Verbiegung nad aufen und 4 fowie der Loderung ausgejegt. Die Yänge und Schwere eines Jochs joll aber zur A Verlegung beweglicher Geleiſe im Holzſchlage die Tragfähigkeit eines Arbeiters E ticht überjteigen (35 bis 45 kg). Die Jochlänge von 3 m mit 3 Schwellen und leichteren Schienen dürfte daher hier noch emtiprechen. Für jtändige Geleiſe find längere Node ‚(ettva bis 5 m mit 4 oder 5 Schwellen) befjer, weil das Verlegen jeltener geſchieht, zwei Mann ein ſolches Joh (70-75 kg) noch tragen können und der Scienenftrang aus miger Stüden befteht (feiter und jahrbarer wird). Zwei Joche jollen nämlich an ihrem „Stoß“ fich leicht verbinden, wieder losloien d doc; in ebener Flucht fejthalten laſſen. Die für Legen, Verlegen und Fahren ſehr tige Verbindung am Stoß wird bald mit Verbindungsflammern und durdhgreifenden * am Ende der einen Schiene angenieteten und unter das ſchräge Ende der folgenden hobenen Lajchen, bald mittelft Mlemmung in einem elaftiichen Metallihub, worein ie nächte Schiene mit rajhem Stoß einzuführen ift, bald mit drehbaren „Gleitnaien * t ** B. Fig. 62 a und b). Zwei neuere Verbindungsweiſen (aus Osnabrück —* d) deuten Fig. 62 c und d an"). r Sind die erften Schienen gelegt, Rollwagen darauf geitellt und mit Schienen be- laden, jo werden fie von Hand mit dem fFortichreiten des Verlegens nachgeſchoben, wenn ' die Seite geftellt und durch neue beladene Wagen eriegt. So fan bei einiger Arbeiter aus den Jochen ein Schienenftrang von 1 km binnen 2 bis 2", und umgefehrt wieder aufgenommen werden. läßt man die Stoßverbindungen eines Schienenpaares beide auf der Quer ruhen — „liegender Stoß“ (Fig. 61) — oder zwiſchen zwei Querſchwellen jallen 49) Bei 620 hat bei b, der jenfeitine Safchen- und der vertifale rt des Sata ern dh e Bierteltdrehung des — ieht daher hinter der jenfeitigen Yale zu. Her 62 td das Schienenende op mit feinem Ausfchnitt niebergefentt und in de mn am Ende der a ER eren Schiene mit bogenförmiger Bewegung eingebängt. Beides Legen und Umlegen. 358 IX. Schuberg, Forjtbenußung. „ſchwebender Stoß“ (Fig. 62c), letzteres gerne bei feſten Bahnen, weil die Fahrzeuge leichter darüber gehen jollen, Fig. 62.0. Fig, 62.d. o ° SE Um die Verlegung der Joche vorwärts und rückwärts zu ermöglichen und dabei eines drehen zu müſſen, zieht man vor, die Stoßverbindung mechjeljtändig, je 1 an jedem Jochende (Fig. 61b) anzubringen — „diagonaler Stoß.“ Fig. 63. Die Herjtellung von „ZTrapezjochen“ ab..ef von bejtimmter Länge und Winfelbildung (Fig. 63) °') gejtattet Kurvenzüge innerhalb eines gewiljen Spiel- raums größerer Halbmefjer und von Eleineren oder größeren „Kurvenjochen“ gh.. Im Bögen in en- gerem Halbmefjer. Ihre Anwendung muß eingeiibt fein. Sie erlauben den Geländebiegungen ohne große Erdarbeiten zu folgen. Zur Vermittlung zwiichen zwei Schienen- jträngen dienen bejondere Vorrichtungen: 1. Kreuzungen (Fig. 64), 2. Wendplatten und Drehjcheiben (Fig. 65), 3. Geleis- oder Schienenbrücden (Fig. 66) und 4, Weichen (Fig. 67—68). Mitteljt der Mreuzung können zwei feſte Bahnen im rechten Winkel auf gleicher Wegebene im Dienfte thätig jein, mittelft Wendplatten einzelne beladene Wagen aus der einen in die andere Richtung übergeführt werden (z. B. auf engen Lagerplägen), mittelft Schienenbrüden zwei begegnende fliegende Bahnen vorübergehend verbunden oder die eine über die andere hinweg gelegt werden. Die Weichen find entweder jo gebaut, daß ihre Schienen in der Höhe des librigen Geleifes laufen — „Schleppweichen“ (Fig. 67) und mit einfachem Handgriff oder Druck des Fußes angezogen oder entfernt werden fünnen oder für fliegende Geleiſe 50) Eingeführt vom Georg-Marien-Bergwerks- und HüttensVerein Osnabrück. u a u En N Seftaltung der Wege nach örtlichen Berhältniffen. 8 48. 359 „Stetterweichen“ (Fig. 68), welche an beliebiger Stelle eines liegenden Stranges auf- gelegt, von einem er ber die Fahrzeuge auf erfteren hinauflaufen laffen. Ihr Gewich von beilaufig 50 kg erfordert nur einen Mann zum An oder Fortbringen von . Dolberg’s jelbftthätige Weiche empfiehlt ſich durch finnreiche brauchbare Kon— 1 8.43. Die Fahrzeuge. Diejen leichten einfachen Einrichtungen der Bahnen muſſen auch die Fahrzeuge nach ihrem Material, Gewicht, Bau und ihren Mafverbält niffen entiprechen. Der forjtliche Betrieb verlangt nur mäßige Seichwindigfeit, aber leichte brauchsfäbigkeit, Stärle und Dauerhaftigleit. Laden und Entladen joll fih raſch und 08, ohne Schaden durch plöplichen Drud und Stoß, vollziehen. Kür die geringe peite taugen nur niedrige kurze Gejtelle mit gedrungenem Bau, jtarf und Leicht, wop! bemeffen in jeder Hinficht, um auch die nachgiebigeren oft gefällungleihen fliegenden Bahnen ungefährdet zu durchlaufen. 1. Das Rädergeſtell muß (wie bei den Schienen) von vorzüglichſter Hüte jein, vegen weicher Tiegelgußſtahl allem anderen vorzuziehen ift. Die Adienlänge und iſt durch die Spurweite und den Anſpruch auf Tragfähigfeit gegeben — der Nad ie meiftens zwijchen 27 und 35 cm (Hleinere Räder für Gebirgsbahnen für Laden, jtetigeres ficheres Fahren). Einflanichige Räder (d. b. mit einem Spur vanz) haben geringere Reibung, zweiflanichige bieten mehr Sicherheit gegen Entgleiſung, eil fie beiderjeits der Schienenköpfe laufen. Ob die Räder feft mit der Achie verbunden warm aufgezogen), ob beiderjeits loje auf der Achſe oder nur eimerjeits laufen jollen, ift ftreitig. Loſe Räder geben dem Fubhrwert mehr Bereglichkeit, bejonders in Kurven — aber das Auslöfen eines Nades bei der Fahrt wäre auch im Walde mißlich Die Achsſchenlel jollen in metallenen Adhsbüchien laufen, welche am Untergeſtell | ht und mit zugänglichen jelbftthätigen Schmiervorrichtungen verbunden find; be- nden ſich die Büchien außen, jo laufen die Räder innerhalb und die Geſtelle werden ge Rumiger aber jchtverer. Das Untergeftell kann einen Rahmen aus Holz oder Eifen haben; erſterer iſt leichter nd billiger, aber der Abnuyung mehr ausgejept (reift, bricht, ſplittert ab, wirft fich), 360 IX. Schuberg, Forftbenußung. muß bejchlagen, verfteift werden; eiferne Geftelle often, verbiegen ſich, verlieren ihre Schrauben, find ſchwerer auszubeſſern. Erwünfchte Zuthaten der Geftelle find Achjenfederungen und Buffer — welche Art die bejte, muß die Erfahrung lehren. Wichtiger find für Bahnen mit Gefälle die Brems— vorridtungen Sie müſſen ſtark und fejt, lenkbar und vajch wirffam fein. Bald twerden bejondere Wagen gebaut, mit der Bremzftange und einem Trittbrett für den Bremfer vorne, um durch Anziehen der Zugbremje die Bremsflöge (aus Holz oder Eijen) an die Räder zu prejjen, bald Hebelbremfen unten zwijchen den Näderpaaren ange- bracht, zur Bedienung bon der Seite; auch jelbitthätige jog. Handbremjen find er- dacht, welche von oben beliebig zwijchen die linfen oder rechten Näder eingehängt und durch Bugleinen gehandhabt werden. Natfam find dennoch immer mäßige Gefälle (nur auf furzen Streden über 5, nie über 9%), um den Bremſen nicht zu viel zuzumuten. Die Anfpannvorrichtungen für die Zugtiere waren anfänglich) vorn an Zughaken zu jeitlichem Gehen der Pferde außerhalb der Schienenwagen angebradt. Eine jeitwärts an den aufgeladenen Stämmen befejtigte Vorrichtung fam in Dsnabrüd vor Kurzem mit Er- folg zur Anwendung. Zur vollfommenen Ausnüßung des Fahrparfs jtellte man allgemein jolche Unter- wagen ber, daß diejelben für jede Art von Waarenförderung mit geeignetem Oberbau aus- geftattet werden fünnen — Univerjalwagen (Fig. 69): 1. fie ganze Stämme oder Schaftftüce zur ficheren Auflagerung und namentlich zur vollfommenen Beweglichkeit wagrecht über dem den Kurven der Bahn folgenden Unter— ——6 Geſtaltung der Wege nach ortlichen Berhaältniſſen. 44. 361 Wagen einen Drehſchemel mit Sattelform. Sein aufrechter Drebzapfen wird im ber Mitte des Unterwagens eingelaffen, auf deſſen Drehicheibe der Schemel mit Rädern oder Mollen läuft. Zwei „Rungen“, zum leichten Auf- und Abladen abnehmbar, halten beider fjeits die Stämme, um welche man außerdem Stetten ſchlingt. Auf diefen Drehſchemeln eines Wagenpaars ruhen die aufgeladenen Stämme *'). j 2, für Schnitt», Spalt» und Brennholz (aud) Stangen) wird ftatt der Drehſchemel ein ebener kurzer Aufiap aus Holz und Eifen auf einen Wagen, ein längerer über zweien eingezapft, mit Wänden oder geraden Hungen auf beiden Enden, zum Befeftigen der 83, zum Aufladen von Futter, Streu, Torf ıc. dient ein gitterförmiger Aufſatz, n 4. für Sand, Erde, Steine, Früchte die jog. Kippmulde, weldye nad) hinten oder feitswärts mittelft einfachen Mechanismus umgeftärzt werden fan. Weitaus die meiften Vorteile treten bei der Stammbolzförderung zu Tage: die lent baren niedrigen Fahrzeuge, die leichte Verlegbarkeit der Geleiſe, die geringe Yadhöhe und dazu die nötig gewejene Ergänzung durch die Hebgeſchirre, deren ebenfalls eine ganze Reihe konftrwiert worden ift. i 84. Das Hebegeidirr (debzeug). Ein ruhiges Aufladen ſchwerer Stämme, ‚ohne Gefahr für die Urbeiter, ohne Schaden für die Bahnen und Fahrzeuge und zu großen Beitverluft bedingt die Anwendung von Hebwerfzeugen. Die Arbeiter müflen 1. mit ihnen jeden Stamm vom Boden allmählich jo weit jchwebend aufheben Lönnen, daß Schienengeleije unterlegt, zwei Schemelwagen darauf gejtellt und unter den Stamm herangeichoben, 2. ohne jähen Nud oder Stoß der jchwebende Stamm in die Geleisrichtung ge bracht und auf die Wagen niedergelaffen werden kann, 3. bie Hebvorrichtung muß von zwei Arbeitern getragen und gehandhabt werden nnen. Die Handhabung des Geſchirrs, das Erfaſſen der jeweiligen Sachlage und das Zu— fammenwirten der Kräfte beim Heben, Geleislegen, Laden, Fahren und Entladen muß übt werden, um alle Vorteile wahrzunehmen, Die anfänglich vielgebrauchte Heblade, eine befannte ältere Vorrichtung, welche bie Lehre vom ziweiarmigen Hebel benügt, drei Ar— Fig. Tl. beiter und meiftens zwei Aufftellungen (am Stod- und Zopfende) erfordert, aber nicht ungefährlich iſt, wurde bald durch verſchiedene Fahnſtangen— Winden erſeht. Hier wird zu jeder Seite des A mutmaßlichen) Stammichtwerpunfts eine ſtarle Winde (Big 7) aufgeftellt, deren verbindender Duerbalten an Zange und Kette den Stamm joweit bebt wie bie Zahnftangen reichen, worauf der Stamm unter: legt, der Querballen gelöft und untergeichoben und ach dem Niederlaffen der Zabnftangen auf ihm die re Hebung vollendet wird. Un den Shraubenmwinden find die Bahn» m durch zwei Schraubenwerfe im Holzgeſtell erſeht, deren eine Spindel, beim Drehen der Welle mit der Kurbel, rechts (aufwärts), wäh— end die andere links (abwärts) acht. Dre In, { — EN ELBE RA 362 IX. Schuberg, Forftbenußung. Der tragbare Krahnen befteht aus dem Krahnengeftell mit Ketten- (oder Seil-) Winde, deren gebogener Arm einen Flajchenzug trägt und an feinem Ende von einer gegen- über gejtellten Stüße hochgehalten wird. Der Baumfrahnen (mit Doppelhebel) >) jeßt fih aus zwei trennbaren eijernen Krahnenträgern mit verftellbaren Fußftügen zufammen, wird zum Gebraud) in feinen zwei Halbbogen-Enden durch einen Bolzen gejchloffen, trägt an Ketten in der Mitte die jog. Teufelsklaue, welche den Stamm umfaßt und deren geaichte Ketten durch zwei Triebräder aufgenommen und durch einen Handhebel beiderjeits aufgezogen werden. Eine ähnliche Zufammenfegung zeigt die zweiteilige Zentralheblade°”), ihre Teufelsklaue mit geaichtem Kettenzug wird jedoch durch zwei in halber Geftellhöhe ange- brachte Zahnvad-Getriebe mit Kurbeln in Thätigkeit gejebt (Fig. 72). Aufladevorrichtungen mit geneigter Ebene, Verbeſſerungen der Schraubenmwinde, des tragbaren Krahnens u. a. find jeither von verjchiedenen Seiten vorgeführt worden. $ 45. Die Fahrt und die Entladung. Nad den Aufladen im Holzichlage erden die Wagenpaare mit ihren Stämmen oder Holzbeugen einzeln von Hand oder mit Zugtieren auf das Hauptgeleife geführt und dort zu Zügen durch „KRuppeljtangen“ von Holz (Eichen, Birken) oder Eijen zujammengehängt, die ſchwereren Ladungen vorne. Nach dem Bahngefälle und den Zugkräften ift die Größe der Züge bezw. die Zahl der Wagen, Größe der Ladung zu bemefjen. Auf ebener Bahn (ohne mehr Gegengefälle als 4%) ergab die Erfahrung fr zwei mittelftarfe Pferde eine zufäffige Nutzladung bis 13 fm Nadelholz (mit 12 Wagen brutto etwa 10000 kg). Stellen mit ftärteren Steigungen werden im Einzelzug der abgekuppelten Wagen zu überjteigen gejucht. Bei gefällveichen Streden muß ein Arbeiter an der (bezw. an jeder) Bremfe jtehen, bei anhaltend fallenden Bahnlinien läßt man die Züge ohne Pferde laufen und forget für gute Bremsvorrichtungen. Das Abladen erfolgt nach Feftitellung der Bremſen und Löſung der Ketten durch 52) Durch u Roſtock zuerſt gebracht und jogleich als jehr brauchbar befunden. 53) Aus den Werfen des Osnabrücker Georgs-Marien-Bergwerfs- und Hüttenvereins, vor— geführt auf einer Ausftellung im Oktober 1885. Die Beranfhlagung der Bautoften. & 48. 363 Hebung der Kippdrehſchemel oder, wo fie fehlen, nad) Entfernung der Hungen burd ein te Hebel 846. Einige Litteratur über Waldbahnen aufer der in 8 4 aufgeführten: Dr. @. A. Exner, D. moderne Transportweien im Dienfte der Yand- und foritwirthihaft. Weimar 1877 eufinger von Walded, Handbuch für Ipezielle Eifenbahntechnit V, Bd. v. 1878 ©. 526 u. fi.: zur Ausbeutung von Waldungen“. E DO. Schubartb, Die Feldeilenbahnen imeb. t ngs Weldeifenbahn- Syftem im Dienfte der Waldwirtbidaft. Eſſen 1885. Detonomie-, euben- und Forſtbahnen mit vollftändiger Ansrüftung. Bom Beorg-Marien-Bergw. u. Hütten u. Dsnabrüd. Dsnabrüd 1885. Deit. F. v. 1888 bis 1886 (e. Knzah! v. Auffägen). 8. f u. . 1884, 4. 9. 1885, 1. u. 4.9. ndelsbl. f. Wald-E Wu C. .b. a. J —8 ©. a1. % %u338. 16 Pe — — 847. Die Verbindung verſchiedener Bringungsanftalten. Die An wendung irgend einer Bringungsweije ſchließt niemals die anderen aus, vielmehr wird ‚man genötigt, zwei ober mehrere zu gleicher oder verjchiedener Zeit anzuwenden, ineinander ‚greifen oder ſich ablöfen zu lafien, je nachdem die Vielgejtaltigfeit des Geländes Kombi nationen fordert oder begünftigt oder außerordentliche Berhältniffe der Witterung, des Abſahes, der Holzhanerei Abweichungen von der jonjtigen Uebung bedingen. Steilheit, felfige Beichaffenheit, Unzugänglichfeit für die gewöhnlichen Bauten 4. B. wegen vorliegenden fremden Beſitzes und jonftige Gründe können die Anlage regelmäßiger Wege von einzelnen Waldteilen ausichließen oder vorläufig nicht ausführbar ericheinen laſſen. Ebenjo können im Walde oder in feiner Nähe bisherige Arten oder Richtungen des Verlehrs aufhören (3. B. die Flöherei) und neue Verfehrsarten und Vertehrslinien ſich darbieten (Kanäle, Eijenbahnen‘. In der Ebene, wenn naſſe Niederung (Sumpf, Moor) große Flächen einnimmt, ver- die jchmalen leichten Schienenbahnen eine ebenjo raſche als billige Aufſchließung ‚gerade für Durchbauungen auf langen Streden, um holzreiche Beitände jo auf dem fürzejten Wege zu erreichen, während im übrigen Walde mit trodenem feitem Boden das ge vöhnliche Fuhrwerl auf den üblichen Waldwegen im Gebraud bleiben lann. Im Gebirge können langgejtredte Thäler mit Benügung beftehender Wege oder, wenn hr Bau wegen des Raummangels zu teuer war, auf neuer jchmaler Bahn durch Schienen wege erjchlofjen werden — aud auf Hochflachen oder an Bergterrajien Schienenwege laufen, während die Verbindungen mit den jteileren Seitenthälern und den Bergbängen durch Schleif-, Schlitt- oder (und) Rieswege hergeftellt werden. 4 Haben ferner außergewöhnliche Veranlaſſungen, wie Verheerungen durch Sturm, Schnee, Waldbrand u. j. w., oder verftärfte Holzhiebe, Ausſtodungen x. größere Hiebs- ergebniſſe veranlaßt, jo find dabei unerſchloſſene oder durch verſchonte Waldteile von den Verlehrswegen geſchiedene Holzſchlage in ſchonlicher billiger Weiſe nicht jelten vorüber gehend zugänglich zu machen“). ) Es muß aljo bald zu vorübergehenden bald zu ftändigem Gebrauch eine Verbin dung mannigjacher Bringungsanjtalten vom jachverjtändigen Forſtwirt ſelbſt ausgedacht rder und gerade dieſen Fällen gegenüber muß er auf eigenen Füßen zu ſtehen wiſſen! VO. Die Deranfhlagung der Baukoſten. $ 48. Die often eines Baues werben vorher veranichlagt teild um die Ausführ barkeit mit den verfügbaren Mitteln zu ermeflen oder diejelben rechtzeitig flüifig zu machen, 18 um verichiedene Bauarten nach ihrem Aufwand und Vorteil zu vergleichen, teils um ſichere Grumdlage für die Vergebung der Lieferungen und Arbeiten zu gewinnen. j 5 Ein folder Fall trat 3. ®. im Stabtwalde von Züri im Jahr 1885 dur einen um ee Ben a ger ei malen wu ung von ; u; je umfichtiger und Weife überwunden, a ar 364 IX. Schuberg, Forftbenugung. Fir jeden Bau find zu überjchlagen A. der Wert der Baufläche bezw. die Größe der Entſchädigung für ihre Abtretung oder zeittweile Ueberlaffung jowie der Aufwand der Abräumung: B. Die Beichaffung von Bauftoffen, Geſchirr und Gerätjchaften und die Kojten der Abnützung; ©. die Miete menſchlicher und tieriſcher (oder mechanischer) Arbeitskräfte mit oder ohne Arbeitszeug. Für jedes Gefchäftsjahr fertigt man Bedarfs-Ueberjichten nach allgemeinen Erfahr- ungsfägen, für jeden anjehnlicheren Bau einen genaueren Koftenanjchlag auf Grund der Abſteckungen, Ausmeſſungen und Einzelberechnungen. Lestere umfafjen folgende Einzelheiten: . Abräumung der Stöde und Wurzeln und des Bodenüberzuges, 2. Bau des Wegkörpers duch Ab- und Auftrag und Ausebnung der Bauflächen, 3. Einmalige und dauernde Anftalten zur Wafferableitung, 4 5 _ Herftellung der Fahrbahn (bezw. Bahnlegung) und Befejtigung, > Aufbau der Böfchungen, Pflafterungen und des Mauerwerks, 6. Bau von Wafferdurchläffen, 7. Nebenanftalten (Schußvorrichtungen 2c.), 8. Anſchaffung von Gejchirr, Gerätjchaften, Fahrzeugen und dergl. für den Bau und den Fünftigen eigenen Fahrbetrieb, 9. Koſten der Vorarbeiten und Arbeitsaufficht. Ueber den Erwerb oder die Miete fremden Geländes müſſen zeitige Verhandlungen gepflogen und nach erzielter Einigung Kauf- oder Mietverträge abgejchloffen werden. Der Verkäufer (Vermieter) hat, wenn ihm feine eigenen Vorteile aus dem Bau er- wachlen, volle Schadloshaltung anzufprechen (Bejigzerjplitterung oder Verkleinerung, Be- triebsftörumgen). Soweit die eigenen Bauftoffe nicht zureichen oder nicht taugen, find Bezugsquellen zu ermitteln und Lieferungsverträge abzujchliegen (Art, Zeit, Ort, Preis, Zahlungsort und -Termin, nach Preislisten, Proben). Die Lohn- oder Gedingjäge für Mannsarbeit richten ſich nach den gegendüblichen Taglöhnen der Ländlichen Lohnarbeiter”°) und den höheren Löhnen der Gewerbögehilfen, außerdem 1. nach der Beichaffenheit des Bodens, der Bauftoffe und dem Erfordernis an Werkzeugen, 2. nach der Leiſtungskraft, Uebung und Gefchieflichkeit der Arbeiter, 3. nach der Arbeitsdauer, 4. nach der Entfernung der Bauftelle von den Wohnorten, 5. nad) dem örtlichen Klima, der Lage, der Jahreszeit und Witterung und 6. nad) der Art der Arbeits- vergebung (Taglohn, Geding). Der Arbeiter muß fein Jahres - Einkommen in 270—280 Tagen verdienen, aljo wenn der tägliche Verbrauch — v, in 1 Tag mit durchjchnittlich 10 Arbeitsftunden (= t) 1,3 v, jedoch im Sommer am meiften (etwa 1,7v—1"st) durc längere Arbeit verdienen, im Winter fih mit 1,0—1,2v begnügen. Häufige Gedingarbeit muß die Gelegenheit zur Einfonmenfteigerung bieten. Sind durch zahlreiche Beobachtungen und Proben Erfahrungsanjäge über den Zeit- aufwand (= 10 Stunden) für gewijje Arbeitsgattungen ermittelt 3. B. ein Arbeiter Löft mit der Schaufel in 10 Stunden 10—12 ebm Sand oder Ader- erde und wirft fie 3,5 m weit, alſo fojtet bei 2 ME. Taglohn 1 ebm 16—20 Bf. — jo wird daraus für eine größere Arbeit der Aufwand durch einfachen Rechnungsanſatz gefunden. 8 49. Koften der Abräumung von Bauflähen Die Abräumung des 55) In Baden z.B. ftehen die Taglöhne bei den Nulturarbeiten im oberen Yandesteile auf 1,9—2,1 M., im mittleven (Rheinthal und Vorberge) auf 1,7—1,8, im unteren (Odenwald und Bauland) auf 1,5 M. Die Veranſchlagung der Baufoften. & 50, 965 2 alt eg muß bejonders veranfchlagt werden, weil der Beit- und Straftaufiwand ſehr verſchieden ift. Wo die Baumftöde und Wurzeln oder der Bodenüberzug (z.B. als Streu) wertbar ift, dedt der Erlös die often, andernfalls muß die Arbeit beionders vergütet rden. Dan rechnet auf 1 t eine Abraumflähe von 558 qm für die Nodung dichten werls im Ausichlagwald, von 9—12 qui bei Gefträucd, von 20—25 qm Raſenflache jechen in Plaggen), von 30-50 qm Heide und SHeidelbeer-lleberzug je nach ihrer Dichtheit, von BO—120 qm Moos. und Humus- oder Unfräuterbede. Für Bufammentragen und Aufichichten befonderer Zuichlag. 850. Bau des Weglörpers und Ausebnung der Baufläden. —————— ſehen ihrer Loſung und Weiterförderung je nach der mineraliſchen Zu ıjebung und der organischen Beimiſchung, dem Berwitterungsgrad und natürlichen 9 („getwachiener“ oder angeichwemmter, bezw. abgerutichter Boden), der jeit | m Behandlung — Ader-, Wiejen, Waldboden, Weide, Dedung — der Steinbei mengung und Durchtwurzelung, dem Feuchtigleitsgrad, der Neigung u. j. wm. einen ſehr 1 t Widerjtand entgegen. Man muß daher Bodenklaſſen bilden und fie durch da anzumwenbende Geſchirr fennzeichnen. Untierſcheidet man, nad) dem Vorgang von H. Karl (a. a. D.), A. loderen, B. feiten Hoden, ©. geichichtetes und D. derbes (zu iprengendes) Geſtein, ferner je für A und B a. fein- un wurzelfreien, b. fteinigen, wurgelfreien, ©, fteinfreien, wurgelreichen, d. fteinigen, ten Boden, jo erfordert 1 chbm Bodenmaſſe einen Zeitaufwand an Stunden —— bei A, a. 2,3 b. 2,5 e, 2,6 d. 3,3 6.07 2,89 „ 39 „49 6.6 D. 12,0 (I) .% engerer Gliederung, etwa I. Erdboden, 1) leichter a. Sand, loder, troden, 4 be „feſt, naß. c. Garten», Ader-, Schlammboden, 2) mittlerer d. lies, Torj⸗, leichter Lehmboden e. desgl. mittelfeſt oder naß, f. Grobtlies, Gerolle, Mergel, g. Lehm, dicht, naß, fteinig. 3) jchiwerer h. Thon, leicht, troden, feiter Kies, i. Thon und Yetten, ſchwer, feucht, k. dogl. mit Kieslagern, l. „ fehr zäbe und bart. 4) jehr jchwerer m, fteinartig verhärtet. 2 Steinboden, 1) loje oder weich a, fleinreicher Thon u. Mergel, weicher Keuper, b. Seuper feit, Heuper-Sanbdjtein, Lias, ©, weiche Taggeiteine. 2) geichichtetes Geſtein d. leicht brechliche Sand», Kalk, Ortiteine, e, desgl. ſchwerer brechlich, f. „ dicht, quarzbaltig. C. „ in ftarten Bänfen, 3) derber Fels h. dichter Muſchellall, i. Gneis, Bajalt, Dolerit, k. Granit, Syenit, 1. Borpbur, Duarzfels, 4) Müftiger zaher Feld m, Graumade, zähe Breccien ıc. 366 IX. Schuberg, Forftbenugung. laſſen ih aus allgemeiner Erfahrung folgende Arbeitszeiten (h—=0,1t) für die Löſung von 1 cbm anjeßen: el: — 2. Spaten 3. Breithaue Fr — h. j k. F — 1,2 le 12-16 14 — 10722 2,2—24 Pu 3 31 35 II. 1. Spighaue 2. — 3. Sprenggeſchirr Feed IEN 4. Keil, Schlegel, Brechgeſchirr 15—22 h. Betrüge aljo der ortsübliche Taglohn 2 M., jo wäre der Aufwand für 1 cbm Ab— tragsmafje in Bfennigen durchichnittlich bei J b c d e f g h i k 1 TAT 217 SSR SEIT LEBT — und fir 2,40 m Abtragsbreite eines Fahrwegs mit einfacher Böſchung in einem Berahang von 32% (oder 18") Neigung berechnet fih, da die Querfläche — 1,36 qm hat, für 1 m Weglänge das 1,36Fache, bei durchwurzelten Böden mit einem Zujchlag von mindejtens 6 bis höchſtens 20 oder bei nafjen Böden von 15—30 "s, Für Feljen, welche nachträglich zum Vorſchein fommen, behält man bejondere Ver— gütung nad) Ausmaß oder nach der Zahl und Tiefe der Bohrungen vor. Hierunter iſt gewöhnlich das Berbringen des Abtrags in den nächjten Auftrags- förper begriffen. Für das Fortichaffen an andere Orte der Bauftrede mit Fahrgeichirr wird nach der mittleren Förderweite ein Zujchlag, am beiten nach aufgejtellten Tarifen, angejebt. Für Abjtände bis zu 100 m dient zur Förderung der Schiebfarren, welcher 0,05 cbm faßt, fir Abftände bis 250 m der Handfarren (0,24 bis 0,30 chm), weiterhin der zivei- rädrige Spann- oder Pferdefarren (0,40 ebm), der vierrädrige Ein- oder Zweiſpänner— wagen oder bejjer auf jchmaljpurigem Schienengeleife der Kippfarren oder die Kippmulde mit 0,5 bi3 0,75 cbm Ladraum, deren mehrere zu größeren Leiftungen und Abjtänden zufanmengefuppelt und von 1 Pferd gezogen werden können. Der Zeitaufwand Z in Arbeits-Tagen für 1 cbm und I Mann für die Förder— weite d ergibt jich °°): a. beim Schiebfarren aus Z, = 0,067 + 0,00166 ... d b. „ Handfarren „ Z, = 0,166 + 0,00067 ..d (wenn ihn 3 Mann führen, für 2 Mann zu °/s). Demnah Stunden (h) des 1Oftündigen t Meter wenn d=10 20 30 40 50 | 60 80 100 150 200 250 300 bei Een sn TE 8 RECHTE a5 bei b= = ia Zar 2,3 — Bi 335897 welche Beträge alfo mit dem Stumdenlohn der Dertlichkeit zu vervielfachen find. e. Für Pferdfarren wird, wenn T — Tagesjchichte (zu S Stunden), für m — 0,5 cbm Z — (0,0625 + 0,000104 d) T demnach Stunden des Sftündigen T Meter wenn d—= 100 200 300 400 600 800 1000 — 0,587170/6617.710,757 ⏑O⏑ — 56) Wenn nämlich der tägliche Nutzweg — L, der Ladraum = m, die tägliche Förderung —M (in cbm), der Weg-(Zeit- Piel jeder Seakt durch Auf und Abladen — w und der Zeit— aufwand ant=z, ſo if, daxd+w=Lud M=x.m t 1 w Me een obige Gleichungen für t —= 1,00 oder, für die Stundenzahl b, t= 10h, A Die Beranfhlagung der Bautoften. $ 52. 967 d, Für vierfpänniges Fuhrwerl ähnlich). Wo das Fuhrwert mangelt und teuer ift, wird der Handkarren auf Diehlenbahn ch bis 500 m Börderweite vorzuziehen fein, dieſem aber der Kipplarren auf Bahngeleiſe Fir 18 kun täglichen Nuhweg, Ladraum von * cbm, Aufenthalt von 15 Minuten 1 De Ladung, Führung von 3 Mann, wird bier Z — (0,1125 + 0,00025 dit oder für wenn d= 300 400 |. 000 ı 700 800 900 1000 ia 310 27 28 287 35 35 40 alfo 3.8, für 1 km 0,4 t des 10 jtündigen Yohntages gegen 0,17 T des Sjtündigen Fuhr fötages unter © und d. Nach der Dertlichleit werden dieje Zahlenverhältniſſe vielfach abweichen und nad ahrung richtig zu ftellen ſein. Gewöhnlich it die regelmäßige Ausformung der Böihungsilähen des Ab- umd Auftrags unter dem Erdbau inbegriffen. Mehrarbeit 5. B. zur Berajung oder Aniaat der Boſchungen vergütet man am bejten nad der fläche, etwa zu 1 bis 2t auf 100 qm. agegen wird oft die Arbeit der Wurzelrodung durch leberlaſſung des Gehölzes abgefunden. 851. Unftalten zur Wafjerableitung. Für Grabenanlagen berechnet fi) der Arbeitsaufwand aus der Aushubsmafle und der Abböihungsjläche nebſt etwaigem Zuſchlag für Berajung oder Sohlenpjlajterung. Am einfachiten aber wird aus dem Quer ſchnitt der Gräben der Aushub für 100 m Länge ermittelt und mit eutſprechendem Zu ag für Mehrarbeit ein Anjchlag gebildet. Es berechnet ſich z. B. für 1 m obere, ),d m Sohlenbreite und 0,3 m Tieje (= 0,21 qm) Fig in Bodenkllaſſe I. 3 2. 4. u, 1. fürım Bit bei 2 M. Taglohn u 5-6 7-8 9-11 12—14 16-18 Bi. für nafje Tieflagen oder andere Schwierigleiten des Bodens und der Yage, ſowie ir größere Grabentieſe die höheren Anſähe. Für Pflafterrinnen längs den Wegen, quer über fie oder an den Böihungen hinab bei 1,5 m Breite, bei 2-3 M. Lohn des Piläfterers und 1—1,5 M. jeines Handlangers für 1 laufenden Meter ar due ——— ee — Be , in Bl ale Be Fame . 4 90-100 , de herein . » 0,16--0,20 chm 1 qm, alſo u laufenden Meter . . . 04-0%0 „ 852. Herftellung der Fahrbahn. Zu einer Fahrbahn bedarf es drei pen Auſwandes: 1) Gewinnung und Beifuhe der Steine, 2) Zurichten und Einlegen Geftüd und Beſchlag, 3) Befeftigung (AUmmwalzen). Wo Lieferungspreije für die Steine aus Steinbrücden oder Gruben fehlen, bemügt m die Erfahrungs-Anjäpe für das Steinbredhen und die üblichen Aubrlöbne: 1 cbm Scichtgeftein 0,60 bis 0,90 t des Steinbreders, wenn = 2,5 M. und die Steine leicht brechlich 125—160 Bi. ihwer „ 11-20 „ 1 cbm dichter Fels 0,80-—1,20 U zu ſprengen und wenn weih 200-280 Pi. t= 28 8,0 M. hart 300-100 * ſehr hart 410-560 „ vozu 0,15 bis 0,30 t eines Handlangers für das Aufſchichten in’s Raummap. 368 IX. Schuberg, Forftbenugung. Der Steinbedarf bemißt ſich nach der Bahnbreite und Tiefe des Steinbett3 und wird fir 1 m Fahrbahnlänge ermittelt; ebenjo der Betrag an Zurichtungskoften, zuerät getrennt nach Geftüc und Bejchläg, z. B. für 3 m breite Fahrbahn 57): Tiefe Nauminhalt Stein-Bedarf Geſtück 3.0,15 (bis 0,18) — 0,45 (bis 0,54) 0,5 (bis 0,6) Raummeter Beihläg 3.005 („ 907) = 015 („ 021) 02 (,„ 03) für 4 m breite Fahrbahn: Geſtück 4. 0,28 (bis 0,25) — 0,72 (bis 1,0) 0,8 (bis 1,2) Naummeter Beichläg 4.0,07 („ 0,10) = 0,28 (bis 0,4) 0,35 („ 0,5) Koften für das Zurichten von 1 cbm ” " Sandfteine: Kalkſteine: Bachgeſchiebe: härtere Geſteine: Markt Geſtück 0,405 0,50,65 0,7—1,0 14115 Schotter (auf 3-4 em) — 0,7—0,9 1,0—1,4 1,5-—2,0 für das Verbauen der Steine noch 0,2 bis 0,3 M. pro 1 cbm Geſtück und Schotter. Fir unginftige Verhältniffe 57 0 Zufchlag. Probearbeiten im Taglohn unter Aufficht führen für bejondere örtliche Verhältnifje bald zu brauchbaren Zahlenanjägen. Eine Straßenwalze mit Spannvorrichtung, zur Befejtigung von Waldiwegbahnen (eichter Eonftruiert, foftet 1100 bis 1200 M. umd reicht für 2—3 Forftverwaltungsbezirke aus. 2 Pferde und 2 Arbeiter pro Tag zum 3maligen Walzen von 3 km ebene Weg- ſtrecke, Pferde und 2 Mann auf 2 km Bergbahn. $53. Aufbau der Böjhungen, des Bflafters und Mauerwerfs. Die Befeftigung von Erdböſchungen fojtet auf 100 qm — bei Lehmbeſchlag einſchließlich des Schlämmens . . . — 56 6 „Uebererdung ımd Einjaat . . . — 5—81t „voller Beraſung: Ausſtechen der 30 auf 33 cm — 4 wozu 1000—1200 Stüd Pfähle —— Hot Legen und Befejtigen — 35) bei dem Berauhmwehren mit 40 bis 50 Stüd ganzen („Drdonnanz-“) Fajchinen von Weichholz, 30—40 m Geflechten, 300 bis 400 Stüd Pfählen und Anfchütten von 20 ebm fies, na den Träger- Ders SUNVLODItE - een re 20-30 t Boller Faschinenbau mit — Schichtung zur "Befeftigung des Böſchungsfußes (3. B. längs fließenden Wajffer) erfordert fir 100 cbm Böfchungsraum 350 ganze Fajchinen (20—22 fm), 700 bis 800 Pfähle, 2000 Flechtwieden und 30-40 cbm Sand und Kies (oder Srobjchotter), zum Hieb diejes Gehölges . . . . . 16-20 t „ Aufbau einschl. Anſchüttung . . . 10-15 „ Abpflajterung von Böfchungen oder jog. Steinböfhung einjchlieglih der Zu— richtung der Steine fir 100 qm 14—15 t, des Maurer und 10 t, des Handlangers, bei mittelgünftigen Bauverhältniffen, aljo auf 1 qm, wen , =3 und 15 M, 57—70 Bf. Der Stübmauerbau erheiſcht: a. Srabarbeit für den Mauerfuß (zu veranjchlagen wie andere Erdarbeit), b. Gewinnung und Beilchaffung der Bauftoffe (Mauerjteine durch Brechen oder Sprengen im Walde oder Ankauf im Steinbruch, Kalt oder Zement durch Lieferung), 57) Schmale Bahnen erhalten ein flaheres, breite ein tieferes Steinbett, der Steinbedarf jteigt alfo nicht im einfahen Verhältnis der Bahnbreite. Die Beranfhlagung der Bautoften. 8 52 369 — der Steine und Aufrichten des Mauerwerls, deſſen Hubifinhalt I zwiſchen 2 Duerprofilen, wenn obere Mauerdide — d, Anzug — 8, Mauerhohe h und H und ge (Ubftand der vom — a, fid) beredjnet aus 7 —⸗ [am te, e « annäend aus dem kalten Produft der Mauerlänge mit der Summe der Endprofil- den =; a (d. 4 4.). d. Hinterfüllen mit Steinſchutt und Erde, Eindeden der Mauerkrone mit Stein oder Speis. ungeſchichtet — Raummeter B DE) Speismauer 1,10 en ruchſteine * Ö,1 cbm gelöfchten Kalt und 0,25 chm Eon), ran Arbeit 2 Möxtering = h,, Handreijung und Epeiöbereitung = h,) bei günftigen mittleren ungünftigen Verbhältnifjen MR h u‘ a a) 6 7-8 6-7 89 5 10 m: A 6-7 10-11 7-8. 11—13 80 12-14 tauerwerf ſtets die höheren Säge, für hartes jchwerrichtbares Geſtein (z. ®. T 6, Bafalt) und Zurichten außer dem rechten Winkel mehr Steine und Löhne, lehtere per und darüber auf 1 cbm. Für Duadermauern noch 2 bis 2,5 Stein, cbm Mörtel (Speis) von Weiflalt . . . . 15-80 „ " „ Schwarztall .-... SH „ der Maurerlopn (= 25 und ber gerwöhnliche Taglohn (t) = 1,5 M. ungeſchichtet geſchichtet 1 cbm Trodenmauer Bere M. 4,260 M. 1 Speis 9—5,0 bis 90 „ i Gebingarbeit find "dem — für Verüfte und Geſchirr no 7—10 %» erfchlags als Zujchlag zu gewähren. 3 * Waſſerdurchläſſe. Bei Siderbohlen, deren Aufbau feine Steinzurichtung h Een außer dem Erdaushub noch Taglöhnerarbeit für den Aufbau (etwa 0,3 60. ſſerdurchlaſſe aus Eichen, ober Kieſernbohlen (jog. Fledlingen) von 6-10 cm Ri faufender m Schnitt auf der Sägmühle 7—10 Pf. — richtet der Zimmermann ju 30-10 Pf. einfhliehlich Nägel oder Schrauben ber. a Bag fommen der Id. m auf 1,8—1,66 M. "). i to Fracht 9—12 M. und lieſert 8 Roh jel m Sig Dem a —X— ein Mann (1E15 Rn 10 Nödren täglich. Durcläfie — Dedeldohlen — erfordern — (Ausheben des Dohlenbettes), 58) Weber die Selbftanfertigung fieße 3. f. d. F. u. J. vom 1881 Waiheft S. 96. ud. Bert. I 2 Miılg- 24 08 370 IX. Schuberg, Forftbenugung. b. Gewinnung und Beilchaffung der Mauerjteine und Platten (auf Karren, Schlitten, Tragbahren), e. Aufbau, Sohlenpflafterung und d. Eindedung. . Man veranjchlagt Kleinere Durchläffe — 50 bis 80 em Lichtweite — aus Troden- mauern, mit Plattendedung, nach dem laufenden Meter, I. bet leihtem Bau u . . . .. 25 MM. I. „ mittelftarfem Bau zu .. . 457 „ II. ,„ ftarfem und jchwierigen Bau zu 6-10 „ und braucht für 1 (fd. m einjchlieglih Einfalltrichter, Auslaß und Sohlenpflafter bei I. 1,0 Raummeter Bruchjteine 0,75—0,9 qm Platten IM. 1,5 a os a Für Doppeldopfen das 1 6 bis 1,8fache der obigen Anjäge. Beim Gemwölbebau find die Baufteine und Arbeiten immer teurer als bei jonjtigem Mauerwerk, denn auch die felbjtgetvonnenen Steine fordern die jorgfältigjte Zurichtung und Einfügung über der Einjchalung des Lehrgerüftes. Liefern, Auf und Abjchlagen desjelben wird vergütet bis 2 m Lichtweite mit 25—35 M. "n 4. ” " " 40—50 " 2 5 " " " 55 —80 BL größere Lehrgerüſte nad dem (fd. m Gebälfe, bei Lieferung eigenen Gehölzes Arbeitslohn de3 Zimmermanns für Bejchlagen, Verbinden und Aufftellen, zuſ. 40 bis 60 Pf. vom Lfd. m. Den Kubikinhalt der Gewölbe pflegt man meiſtens aus dem Innenkreis und der mittleren Gewölbſtärke zu berechnen. Bei Kleinen Trodengewölben rechnet man für ein cbm Gewölbe Flügel, Stirn-Mauer Sohle M. 45,0 2098 2,2—2,5 1; bei Gewölben in Wafjermörtel für 1 cbm Fundament SE Gewölbe u. Stirnmauer 3,5—5,0 in Bruchſteinen 5—6,0 M. 3,6—4,5 5,0—6,0 in Quadern 78,0 Quader zu Bruftwehren (Brüftungen) 1 cbm bei Sand- oder weichem Kalkftein zu 10—12 M. „ Granit, Gneis, Syenit zu . . 15—18 „ ſauber bearbeitet, einfach, profiliert. Aufſtellen Derjelben fire wer Lfd. m! Sy FEB Gewölbeindeckung in Zement 1 qm. . . ... . 50-70 Pf. Ausfugen des Gewölbinneren und der Mauerſtirnen nach dem Abrüften 1qm 15—2 M. Vor- und Nacharbeiten wie Ausheben der Fundamente, Wafjerableitung, Eindeden, Hintermauern, Auffüllen bis zur Höhe der Fahrbahn nach dem Kubikinhalt und dem An- Ichlag ähnlicher Erdarbeiten. Summarifcher Anjchlag für ganze Gewölbebauten einschließlich Rüſtung 1 cbm Trodengewölde 7—10 M. ichs , , ee Bei hölzernen Brüden a. Stüczahl und Kubikinhalt der Rundhölzer, welche die Balken-, Schwellen-, Pfahl-, Pfoſten-, Holmſtücke u. ſ. w, die Spundiwände und Brückendeckungen liefern, nad dem Waldpreis und Beifuhrlohn des ebm (entrindet), b. die Zimmterarbeitslöhne (oder diefe und die Schneidelöhne auf der Sägmühle): Langholz nach Lfd. m, Schnittholz nach qm, einschließlich Einzapfen, Verkämmen, Verlegen, Verſchrauben, jortenweife oder durchſchnittlich, Die Beranfhlagung der Bauloften. 8 4. 871 e. die Schlofjerarbeiten nebſt Lieferung alles Eifenwerfs nad) dem vereinbarten Preis pro Stüd oder des Geſamtgewichts, + d. der Teer- oder Delfarb-Anftrid; nad) der Fläche (Ausfitten der Fugen und Riſſe inbegriffen). % Statt der Trennung von a, und b. auch Abſchluß nad dem Lieferungspreis der geſchnillenen und zugerichteten Hölzer (Hart- und Weich oder Nadelholz getrennt). 9— Veranſchlagung des Holzwerts am einfachſten, wenn I chm Starfholz (3. B. Stred- baume I. $llafje) = 1,0; Mauerlatten u. dergl. als Bauhölzer II. Kaffe 0,87; Saum ſchwellen, Unterzüge als I. set. 0,75; Spundpfähle, Pfoſten als IV. 0,60; Gerüfthölzer, ‚Geländer u. dergl. als V. 0,50, jo daß der Preis des Starfholzes mafjgebend ift. Alles Schnittholz nad) Yieferpreifen %). Die Simmerlöhne für Weich- und Nadelholz vom Ifd. m Gebält aus I. SU. für zweifeitiges Behauen, Verbinden, Aufftellen ꝛc 40-70. Pf., aus [T. Al. 40—60, aus II. Set. 35—50, aus IV 3040, aus V. 20-30, aus Geftänge \ aid Bi. — für Hartholz das 1,25fadhe. Für das Aurichten und Einrammen von 1 vom Ifb. m 1,5—3 M., Spundwände und Brüdendedung 1 qm Richten > Berlegen 40—70 Pf. ESchmiedeiſerne Schienen, Bolzen, Klammern, Berlegplätthen, Schrauben, Nägel (für Brüdengedede) pro kg 5070 Pf. — Unftrich mit heißem Holzteer 30-40 Pf., mit Delfarbe (3mal) 70-120 Pf. pro am. Starke Holzgeländer, aus unbehauenem Geſtänge der Ifd. m 10, behauen 25—30 Bi. oder Prelliteine das Stüd unbehauen 0,8—1,5 M., behauen 3—7 M. (je nad) Größe und Gefteinsart). R 8 57. Unlagefoften für Waldbahnen. Der Erdförper für eine 60—70 cm breite Waldbahn koftet auf 1 Lfd. m im der Ebene höchſtens 10, im Gebirge 30 Bi. (ohne größere Ueberbrüdung), die Auſchaffung der Schienenjohe, teils mit Holz, teils mit gußeifernen Schwellen 2,4 bis 50 M. der laufende m, durchſchnittlich 3,20, das Verlegen auf 1 km 10-12 M, Schienenkurvenftüde auf 1 Ifd. m 3,5—5,0 M., letter: ‚weichen das Stüd 3045, Schleppweichen 60-95 M., jog. Paßſtüce (Wendeplatten) 3310 M., Kreuzung ebenfo, Wegübergang 40—50, verlegbare Drebicheibe 6075, feſte desgl. O—100 M. \ Pie Tommnen noch die für den Fahrbetrieb umnentbehrlihen Fahr und Hebzeuge Arne Unterwagen (mit Gußftahlrädern) zu 100-150 M., eilerne desgleichen t Gußftahlrädern) zu 140-180 M. R Be (der Höhere Preis für Wagen mit Bremjen.) Obergeftelle (Drehichemel) für Nupholz 30-60 M., Brennholzgeftelle 70-0 M., Kippfaften B0—50 M., Hebzeuge von 80-220 M., biezu Nuppelitangin von Holz oder Ketten mit Anſchlaghalen, Wendringe, Anfpann-Borrichtungen mit Ketten und Leder: . w. Fur den vollen Betrieb einer 10 km (7 km Stamm- und 3 km Seiten-) ein Aufwand für die Schienen umd Schwellen von rund 35000 M., für die ung und ang von rund 200 M. (Ebene) bis 2000 M. (Gebirge), für J Hebzeug und Geſchirr von rund 10000 M. im Ausſicht zu nehmen. leihung mit den bisherigen Vringungsweiien und eine Prüfung auf die jedoch ohne Vorausjegung einer beftinmten Dertlichteit und ihrer eigen- a Bub, Abſatz⸗ Fuhr- und Taglohnsverhältnifie unausführbar ©). fondern 1-2 ya 352 ——— undes Kernholz! —— aum (a. a. D. S einer Waldbahn (c) in ber “uf per ee und gelan 500 fi uf ey - n u bei b. 21* Ger Fi 373 IX. Schuberg, Forjtbenugung. VII. Einleitung und Betrieb der Bauten. $ 56. Beihaffung der Baumittel. Vor jeder Weganlage wird der Bau- herr die billigfte Art der Ausführung, die zeitige Aufbringung der Mittel, die Gewinnung der nötigen Kräfte, die Bauzeit, die Art der Arbeitbegebung und die Beftellung einer Aufſicht erwägen. Der Ausbau eines Wegneßes erfolgt in der Abficht und Ausficht, aus der Steigerung de3 Holzerlöjes und der Minderung der Erntefoften den Aufwand zu deden und dem Waldbeſitzer noch weitere Vorteile zu erringen. Die Baufläde wird abgeräumt und dauernd aus der Ertragsfläche ausgejchieden, ihre Beſtockung ift alſo ein flüjjig gemordenes Kapital, welches zum Bauen zur Verfügung fteht, die Baufojten ganz oder teilweiſe deckt und von der Beſchaffung weiterer Geldmittel enthebt. Aber auch ein weiterer Eingriff in den Wald (zeitlicher Mehrhieb) iſt bei vollem Holzvorrat durchaus gerechtfertigt, wenn die laufende Einnahme nicht zur Ausführung dringlicher vorteilhafter Bauten ausreicht. 857. Gewinnung der Arbeitskräfte. Zum Wegbau bedarf es kräftiger, gewandter und geübter Arbeiter und zu manchen Leiſtungen einer gewiſſen Sachkenntnis und gewerblichen Ausbildung. Hiefür iſt die Gedingarbeit allen anderen vorzuziehen, weil ſie dem Fleiß und der Geſchicklichkeit reichliche Vergütung der Arbeiten gewährt. Die Taglohnarbeit wählt man nur zur Erprobung neuer und örtlich nicht geübter Arbeiten, zu kleineren, dringlichen und ſauberen Bauanlagen oder zu Ausbeſſerungen; auch wenn keine Angebote erfolgen. Das Geſchirr hat ſowohl der Taglöhner als der Gedingnehmer meiſtens ſelbſt zu ſtellen. Die Gedingarbeit kann ſelten Einzelleiſtung ſein. Es tritt daher gewöhnlich ein Uebernehmer auf eigene Gefahr oder im Auftrag mehrerer Genoſſen auf und verpflichtet fich zur Herſtellung eines ganzen Baues, einer Bauſtrecke oder zur Leiſtung einer Arbeits- gattung (3. B. Felfenfprengung, Mauer-, Brücenbau) gegen einen Einheitsjag oder eine vereinbarte Summe innerhalb einer bejtimmten Frift. Es gereicht dem Arbeitgeber zum Vorteil, tüchtige Kräfte durch die Ausſicht auf höheren Verdienft heranzuziehen und die Arbeit beifer und raſcher ausgeführt zu jehen. Doch muß der Neigung, durch oberjlächliche oder betriigerifche Arbeit mehr zu verdienen, durch Aufjicht entgegengewirkt werden. Der Arbeitnehmer gewinnt durch die freiere Ausnützung feiner Kraft und Gejchid- fichfeit, freie Wahl der Zeit und dev Arbeitsgenofjen. Beide wahren ihren Vorteil am beiten durch die Vereinbarung der Arbeit und ihres Lohnes. Weitab von den Wohnfigen ift der Bau von Lagerhütten mit Feuerjtellen ratſam — nicht unfern von trinkbarem Waſſer — um den täglichen Hin- und Herweg zu erjparen. $. 58. Die Bauzeit. Die Waldarbeiter jucht man dauernd zu bejchäftigen, die Bauten aber zeitig vor der Benützung fertig zu ftellen, damit fie fich jegen und befejtigen. Man bereitet deswegen die Bauten früh vor, leitet fie am bejten im Spätjahr, wenn die Feldarbeit und die Holzhauerei ausjeßt, mit den Erdarbeiten ein und läßt den Steinbau, die Abböfchungen, Bepflanzungen u. ſ. w. im Frühjahr oder Sommer folgen. Winter- bahn wird gerne zur Beilchaffung von Baumaterial benügt. Im Flußgebiet muß die Zeit des niedrigſten Waſſerſtandes und zu Falchinenbauten der Winter oder das zeitigjte Früh- jahr (ehe das Gehölz treibt) gewählt werden. Der Bauherr kann bei frühen Beginn den Arbeitern zum beiderfeitigen Vorteil längere Friſt zur Fertigſtellung gewähren. $. 59. Urbeitsbegebung. Sofort nach der Abſteckung einer Baulinie, ihrer Abräumung und dem Lattengeftellbau jchreitet man zum Bauen. Beim Selbftbetrieb (Bau auf eigene Hand) weist der beftellte jtändige Aufjeher die Taglöhner (und Fuhrleute) in ihre Strede und Leiftung ein, leitet fie zur Einzel- oder ey a2 ni Einleitung und Betrieb der Bauten. 8 60, 373 geſellſchaftlichen Arbeit an, ſorgt für gutes Geſchirr, führt das Lohnverzeichnis und legt dasſelbe wochentlich oder monatlich zur Zahlungsanweiſung der Baubehörde vor, mit An- gabe des vereinbarten Lohnſatzes oder der Einfhäpung in die Yohnklaffe nad Fleiß und Brauchbarleit. Die Höhe des Geſamtaufwandes ift von der Tüchtigkeit des Aufichers Be | und zum voraus nicht ficher zu bemefien. Die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen im „Submijfionswege* hat bei Bauten neben dunkeln Schattenjeiten gewifie Vorteile, beim Waldwegbau feine, da fe geichicte, aber zaghafte vermögensloje Arbeiter ausfchlieft. Das Öffentliche loosweiſe Vergeben „im Abftreich“ d. h. an den Wenigftnehmenden und das Verdingen aus freier Hand („Handatord“) find, neben einander geübt, bie beften Verfahren. Man kann dabei die Arbeitsgattungen z. B. Erd», Maurer, Steinbrecher-Arbeit 8 vergeben oder eine Baulinie in größere und Meinere Streden einteilen und loos ee ausbieten. Das Nusbieten regelt zwar die Lohnjäge, aber Yeichtjinn und Unver ſiand Einzelner drüdt oft den Verdienſt herab und veranlaft geringere Leiftungen. Dem mi J Rp Vorbehalt der Auswahl unter den drei Deptbietenden und die jeit- oder ortweiſe Au agung don Leiſtungen an bewährte Sträfte aus freier Hand (ohne Ausbieten) en, Jeder Vergebung werden BVertragsbedingungen gemäß den Landesgeiehen, Dienft ri und Örtlihem Gebrauch zu grumde gelegt. Die wiederfehrenden „allgemeinen a sg —* über die Bauweiſe und Ausmaße (Kronen; und Fahrbreite, Gräben, t, Seftüd und Schotter, Mauerwerk :c.), über die Wafjerabzüge, Durchläfie, Brüden, Aber die zu verwendenden Bauftoffe, deren Bezugsweiſe und Prüfung, die nötigen Sicherheitsvorfehrungen, auch während des Bauens, die Beſtimmungen über die Befähigungs-Nachweife der Bewerber, über die Art der Gebote, den Zujchlag umd die Genehmigung, 6. über die Art, den Ort (Dienftftelle) und Zeit der Auszahlung nad) der Leber der — Arbeit (mit Abſchlagszahlungen während derſelben), 7. über die Haftbarfeit der Uebernehmer für Schäden und Fehler und ihre Behand 9 bei Eigenmächtigkeiten und Uebergriffen, die Stellung von Bürgichaft und die Dauer Haftpflicht, 8, über die Zeit des Urbeitsbeginns und die VBollendungsfrift u. ſ. w. Unter den „bejonderen Bedingungen“ begreift man die Vereinbarungen und Vor— nn durch eine bejtimmte Arbeitsgattung, Örtliche oder periönliche Verhältniſſe Rn Arbeitbegebung wird jchriftlich vollzogen und der Abichluf mach Erteilung des durch die eigenhändige Unterjchrift des Urbeitgebers und Uebernehmers in die göform gebracht. Deutliche Handriffe über wichtigere Bauteile, Abichriften der rſchlage und Bedingungen beugen Jrrtümern und Mifverftändnifien vor. ‚ $. 60. Bauleitung umd Aufficht. Die richtige jolide Ausführung von Bauten Wird mr durch ftändige Leitung und Aufficht gefihert, m vielen Fällen mag ſchon die Häufige Anweſenheit jachverjtändiger Forftihugbe- gelegentlich ihres Dienitbeganges ausreihen. Ständige Bananficher, welde nit allen Anforderungen des forftlihen Bauweſens vertraut find, bejtellt man aber überall, Schwierigkeiten drohen und nur durch Umficht und entichiedenes ſachgemaßes n zu überwinden find, auch wo man von jchledhten Bauftoffen, zu ichwachen und m Maßen, Verſaäumniſſen (z. B. für die Sicherheit der Arbeiter und der Bauten) 374 IX. Schuberg, Forftbenugung. empfindliche Folgen befürchtet — namentlich wenn größere Bauten weit ab vom Wohn- fige des verantwortlichen Beamten auszuführen find. Der Banauffeher muß im Sinne einheitlicher Durchführung ganzer Bauftreden, wo möglich des ganzen Wegnetzes durch vorherige eigene Beteiligung an Bauten oder eine gründliche Einführung in feinen Dienst für jeine Aufgabe vorbereitet fein. Eine „Dienft- anweiſung“ vegelt jeine Befugniffe. Für jeden Bau erhält er feine ausführlichen Weiſungen, welche mit der Verwendungsdauer fich abfürzen. Genügende Bezahlung und öftere Kon— trolle muß ihn vor Verfuchungen bewahren (fefter Gehalt oder Tagsgebühren, möglichjt dauernde Bermendung) °'). IX. Die Wegpflege. $ 61. Kein fertiger Bau kann der Naharbeiten entraten, da Heine Mängel und Mipgriffe nirgends augbleiben, an den Auftragsförpern Durch ungleiches Segen, am Mauer- werk duch Nachgeben jchlechten Verbandes, an den Böſchungen durch Ausſchwemmen, Ausfrieren und Nachrutichen, an der Fahrbahn durch die Fuhrwerke, Baumjtämme und das Waſſer. Zu rascher Abhilfe fieht man deswegen jogleich Nachbefjerungskoften vor. Für jene Bauteile aber, welche der ftändigen Abnugung durch den Gebrauch unterliegen oder durch Waſſer, Witterungsmwechjel, chemische Vorgänge, Baummurzeln, Holzfällung u. a. bejchädigt oder zerjtört werden: die Fahrbahn vor allem, müſſen Maßregeln ergriffen werden, I. welche zu jtarfer Abnugung und Beſchädigung vorbeugen, II. welche die Widerftandsfähigkeit erhalten, mehren oder erneuern, III. unzuläſſige Zumutungen, An- und Eingriffe abweijen, alfo der Berfehrs-Erleichterung, Inftandhaltung und des Schuße2. Die Wegpflege wird ſchon durch richtige Wahl der Wegrichtung, des Gefälles, der Bauart und Bauftoffe, geniügende Breite und Feftigkeit der Bahn, mäßige Neigung und genügende Befejtigung dev Böfchungen, Sorge für Wafjerableitung und dergl. in hohem Grade erleichtert. $ 62. Arbeiten der Inſtandhaltung. Ge nach den Fahrzeugen und der Art des Fahrens, der Art der Wald-Erzeugniffe und ihrer Aufbereitung, dem Boden und den Gefteinen der Fahrbahnen, der üblichen Hiebs- und Abfuhrzeit und dem Witterungs- verlauf verurfacht die Wegunterhaltung einen größeren oder kleineren Aufwand an Material, Arbeit imd Koften. Auf einigen Hauptlinien bewegt ſich jahraus jahrein die Abfuhr mit den ſchwerſten Boll-Ladungen, auf den Nebenlinien dagegen ift der Verkehr auf einzelne Jahreszeiten und jchwache Ladungen beichränkt. Nur für die erfteren lohnt fich die foftjpielige fejte breite Steinbahn, weil die große Erjparnis an Zugkräften, Fahrzeugen und Geſchirr ſowie an Bahn-Unterhaltung den erjten Aufwand det und öfonomifch rechtfertigt. Doch muß die Bahnbreite der Größe des Ver- fehrs geradezu entiprechen. Gute Steinbahnen von 3,8—4,5 m (4,2—5,0 m Fronen- breite) jind im Walde am billigften zu unterhalten und genügen. Iſt eine gute Steinbahn gebaut und durch Anmwalzen gehörig gedichtet, jo läßt ſich die Wegpflege, nämlich: Nemhaltung und Wafferableitung, Erſatz der Abnutzung oder Umbau der Steinbahnen, Erhaltung der Erdbahnen und das Schneebahnen mit mäßigen Mitteln durchführen. Bor allem müfjen die Wege rein gehalten werden; alle Pflanzenabfälle, tierijche Ausſcheidungen, Sand, Schlamm und Bauſchutt werden mit Haue und Prüde oder mit 61) Die Betrnmung eines befähigten Auffehers mit ſämtlichen — — und Koſtenver⸗ anſchlagungen innerhalb eines seen Waldgebietes fichert für legteres Gleichheit de Bauweſens, für den Mann veiche Hebung und Erfahrung und genügendes Einfommen. Die Wegpflege. $ 27. 375 Reifigbefen in regelmäßiger Wiederholung zur Seite geihafft, namentlich nach Fertigſtel ig eines Holzichlages und während der Holzabfuhr. Auf Hauptwegen entjteht viel iger Staub und Kot, welcher aus den weicheren Gejteinsarten ſich raſcher und reich entwidelt und das Fahren erjchwert. Man verhütet durch Wbleitung der Wafler e und Einebnung der Bahn zugleich die Aufweichung derielben und tiefe Geleis Den Erdbahnen muß nad) jedem ftärferen Gebrauch durch erneute hohe Abwölbung 1b Förderung des Abtrodnens das anfängliche Profil und durch Eindeden mit bindiger be, wenn zu oder und fandig — mit Kies und Grobjand, wenn zu thonig und naß rößere Tragfähigkeit verliehen werben. Auch Berafung fann dienlich fein, andere Ge wachſe dagegen find innerhalb Sronenbreite fernzubalten. Die Steinbahnen nutzen ſich unvermeidlich dur die Un- und Eingriffe der Fuhr verfe und Zugtiere, die Einwirkung von Luft und Waſſer ab. Die Wahl haltbaren Ge eins, Geſtaltung und Erhaltung einer geichlofienen flachabgewölbten Bahn, worauf die hrwerle ohne Stöße und Schläge fortrollen, find einfache Mittel, die Abnutzung zu ’ Belaſtung Baſalt, Porphyr 140 kg p. Dem Buntſandſtein 41410020:0 aceſndieu 331 nd Schotterſteine mit 4 om Würfellante die vierfache Tragkraft ala mit 2 cm, aber jedes Bejtein wechjelt ſelbſt jeine Güte, gröhere Härte geftattet Meinere Würfel, welche fich befier u gleihmäßigem Bahnprofil vereinigen. Im Walde ift die Abnutzung übrigens wegen x Verſchiedenheit des Gefteins, der Fuhrwerle und ihrer Ladungen, des Feuchtigfeits 8 und der Beichattung u. ſ. w. jehr ſchwankend, daher auch ein mittlerer Koſtenbe ag der Wegpflege ſchwer anzugeben. Pe die Hauptwege kann auf 100 Id. M. ein jährlicher Schotter-Berbrauh ange ſtarlem wachem Verlehr d—6 8-10 „ Raum eines mit Schotter gefüllten Kaftens, alfo ein Naum u verftehen. Die Grenze zwiichen I. u. II. dürfte durch eine Holz (= 1200-1500 Fuhren) gegeben jein. Aufwand ſchwanlt am meiften bei der Gewinnung, Zerfleinerung und Beifubr; guten Gefteins ift bei ftarfem Verkehr auf Hauptwwegen am größten, denn die m Bezugstoften werden hier durch den viel geringeren Jahresverbrauch am reich Die Bahmunterhaltung wird auf zweierlei Weife geübt: A durch Fliden d. b. ſtellenweiſes Ausheben unebener, loderer und vom Aus ihren oder Einfinten vertiefter Pläge, welche bis zur Bahnhöhe wieder gefüllt und be. j +23 it neuem Schotter, nad) joweit vorgeichrittener Mbnufung, dafi das Geftüd bervortrift der Schotter zerrieben und zermahlen erjcheint. 376 IX. Shuberg, Forjtbenugung. Erjtere Art eignet fich mehr für bejuchte breite Hauptiwege mit guter gejchlofjener Steinbahn, die zweite für Wege I. u. II. Ordn. mit wmeicherer Steinbahn, jowie zur allmählichen Umwandlung von ſog. Schotter- und Erdwegen in gute Steinbahnen, Auch die „verdorbenen Steinbahnen”, deren Wölbung, Gefälle und Dichtheit in einzelnen Streden durch verfäumte Pflege notgelitten hat, werden einem völligen Umbau durch neues durchgreifendes Eindeden (nach) Bedarf mit vorheriger Ausbefjerung oder Er- neuerung des Geſtücks) unterzogen. Kleine Steinvorräte find dann zum nachträglichen „Flicken“ zurüdzubehalten und feitwärts zu lagern. Berfhneite Wege werden, wenn nur ſtellenweiſe durch Schneewehen („Woden“) unfahrbar, duch Wegichaufeln wieder geöffnet; nach großem Schneefall mit dem Bahn- Ichlitten (Schneepflug). Die FZußbahnen, Böſchungen und Gräben, Schotter-, Wend- und Holzlagerpläße tverden, je nach Erfordernis, mit Schaufel und Breithaue zeitweife abgezogen oder friſch übererdet (3. B. die Fußbahnen mit dem zermahlenen Abraum der Steinbahn, die Böjch- ungen mit dem Grabenaushub). Die Gräben und Fußbahnen werden von Gewächjen, Laub und Humofem Schutt veingehalten und in ihrem Profil erhalten, an den Böjchungen dagegen die Wafferrinnen mit grobem Geftein ausgelegt, das Bewachſen gefördert. ' Schleif-, Schlitt- und Reitwege werden mit Eeinem Steingeröll und Kies oder Grob— jand zeitweiſe überführt. An Steinbauten wird jede durch Senken, Auswaſchen, Ausfrieren, Holzfällung und Abfuhr veranlaßte Störung des Profils und Zujfammenhaltes in Bälde durch Auzbejie- rung, Befeitigung eingedrungener Gewächſe, Verfpeifung der Fugen und Bewurf — beim Weichen von Mauerteilen durch Abtrag und neuen Aufbau zu bejeitigen gejucht. Häufiger und zeitiger Ausbefferung bedürfen alle Holzbauten — eine Schattenjeite derjelben, welche durch Imprägnieren und Anftrich namhaft Eleiner wird. Zur Sicherheit des Verkehrs find namentlich die hölzernen Brüden in allen Teilen öfter zu unterfuchen; jchadhaftes Gebälfe ift auszuwechſeln oder doch durch Notbalten, Berfteifungen, eiferne Klammern oder dergl. zu befejtigen. Beim Auswechjeln der Brüden- dedung find die alten noch brauchbaren Teile nach außen zujammenzulegen (oder unter den Spurbohlen). Namentlich ift Auskitten aller Riſſe und Fugen und periodijche Er- neuerung des Anftrichs zu empfehlen. 8.63. Schuß und Auffiht. Nach dem Ausbau eines Wegeneges können die Wege unterer Ordnung, weil nur zeitweife im Gebrauch und von geringerer Bedeutung, der Obhut der Forjtichußbeanten unterſtellt werden. Hauptivege dagegen ‚fordern eine nachhaltige und kundige Pflege in allen Teilen, ftändigen Schuß gegen vielerlei Mißbrauch und Beſchädigungen (und die Fuhrleute nicht jelten eine Beihilfe). Zu diefer Wartung und Aufjicht werden daher befjer bejondere Wegmwarte beftellt. Ihnen überträgt man eine jo große Hauptwegſtrecke nebjt den nächjten ufahrten, daß fie das Jahr Hinducch anhaltend den Dienjt ohne Ueberbürdung allein verfehen können und nur zur Zeit der Schotterlieferung und des Schneebahnens eine Bei- hilfe von Taglöhnern erhalten. Etwa 5 km ohne, 3 km mit öffentlichem Verkehr nebjt den zugehörigen Nebenmwegen kann ein Mann verjehen. Kleine Bauten zur Unterkunft und fir das Geſchirr find ihnen herzuftellen. Eine Dienftanweifung regelt auch ihre Rechte und Pflichten: Bezüge, Kleidung und Abzeichen, Verhalten im Dienjte, Art und Umfang der dienftlichen Aufgaben, Aufbewahrung und Inſtandhaltung der Gerätjchaften u. j. w. IX. Die Forftbenubung. d. Forſtlich chemijche Technologie. Bon Fr. Schwakhöfer. 1. Der hemifche Beftand des Holzes. J 81. Das frische, ſogenannte grüne Holz beſteht aus der feſten Holzſubſtanz Golzſtelett, Holzfaſer) und dem Safte. Das Holzikelett, welches die Wandungen der Zellen und Gefähe bildet, wird 8 Gellulofe aufgebaut. Leptere ift jedoch nicht rein, fondern von einer toblenftoffreicheren Mate — welche „Lignin* oder „infruftierende Subſtanz“ genannt wird. Chemiſch rein findet ſich die Celluloſe in der Natur nur höchſt felten. Relativ am reinften erjcheint fie im Flughaar der Baummollfrüchte, im Mark gewifler Pflanzen und in den jüngeren Zellen überhaupt. Bei fortgeſetztem BWahstum der Pflanzen erfährt die ie ſich vor allem in der Zunahme des Kohlenftoff- und Abnahme des Sauerjtoffgebaltes, owie im Hinzutreten des Stidjtoffes und der Mineralbeftandteile geltend macht. Durd) bie eingerwanderten Stoffe, welche ſich nicht nur außerlich auf den Yell- und Gefaßmem⸗ branen, ſondern auch 1 ige die Moleküle derjelben ablagern, erlangt das Gewebe auch größere Dichte und weientlich höhere Widerftandsfähigkeit gegen chemiſche und phufi- laliſche Einflüffe — —2— * een — infruftierenden Subſtanz oder eine andere Auffaſſung, die ker hemifch verändert und in eine fohlenftofireichere Subhanı muß — unentidhieden bleiben. So viel iſt aber ge- 2. do mit Kaliumchlorat und Salpeterläure (wobei die te geloſt ), Eellulofe als ſolche ifolieren fan, was für die erftere An- ift . big ſchon vor Eintritt des Winters durch neuen Ja — einzelnen Holzarten, wo dies nicht der Fali ell m Alter unvollftändig verholzt Ilulofe C, O, H, ift im reinen Zuſtande weiß, feibenartig glänzend, geruch- und oeihme hmadios, —* hygroetopiſch und befigt ein ipezifiiches Ge⸗ Sie zeigt gewöhnlich noch die Form des Pflangenteiles, aus weldem fie | Die Eelluloje ift in allen Biäher befannten Flüffigkeiten unlöslich; nur im ontafalı a quillt fie jo ftarf auf, daß eine jcheinbare Löjung ent- Aus diefer wird fie dur Zujap von Säuren, Salzen, Altohol, Aether xc., und * 7 378 IX. Shmwadhöfer, Forftbenugung. jogar durch ftarfe Verdünnung mit Waffer, als ftrufturlofe, flodige oder fadenähnliche Maffe gefällt. Aus verholzten Geweben läßt ſich die Celluloſe mit Rupferoryd - Ammoniak nicht extrahieren. Jod färbt die Celluloſe gelb bis braun. Blau- oder Biolettfärbung tritt nur dann ein, wenn neben Jod und Waſſer auch noch fogenannte affistierende Verbindungen (HJ, KJ, ZnJ,, H,SO,, H,PO,, ZuCl,) zugegen find. Das gebräuchlichite Reagens ift Chlor— zinfjodlöfung. In stark verholzten Geweben tritt die eben erwähnte Jodreaktion nicht ein. Durch nicht orgdierende Mineralfäuren wird die Eelluloje zunächſt in Amyloid (oder Hydrocelluloſe) und bei längerer Einwirkung in Dertrin und Zucer (Dertroje?) verwandelt. Taucht man ungeleimtes Papier einige Sekunden in fonzentrierte Schwefelfäure, wäſcht es jodann in Waffer und jchließlich in jehr verdinnter Ammoniaklöfung aus, jo wird e3 ober- flächlich in Amyloid verwandelt. Derartig präpariertes Papier ift dem animaliichen Pergament ähnlich. ES ift durchicheinend, fteif, jchwer zerreißbar und geht unter der Bezeichnung vege— tabilijches Pergament oder Papyrin in den Handel. Auch die Umwandlung der Cellulofe in Dertrin und Zuder hat man technijch zu verwerten gefucht, um aus Holz Weingeijt zu ge- winnen. Dieje Fabrifation hat fich jedoch bis jet, verjchiedener techniicher Schwierigkeiten und der geringen Ausbeute wegen, jpeziell bei Holz nicht bewährt. Aus Flechten und Mooſen Hin- gegen wird Spiritus auf diefe Art an einigen Orten gewonnen. Kalte, verdünnte Salpeterfäure ift ohne Einwirkung auf die Celluloſe. Konzentrierte Salpeterfäure (oder befjer ein Gemifch von diefer mit fonzentr. Schwefelfäure, welche als twafjerentziehendes Mittel wirft) verwandeln die Celluloſe (geveinigte und getrodnete Baum- tolle) bei längerer Einwirkung (24—48 Stunden) in der Kälte in ein heftig erplodierendes Nitrofubftitutionsproduft, welches Pyroxylin oder Schtegbaummolle genannt wird. Je nach der Stärfe und Einwirfungsdauer der Säure bilden ich verjchiedene Nitrover- bindungen, hauptfächlich Dinitrocelfulofe CeHs(NO>)O5 und Trinitrocellulofe CeH:(NO2)30>. Die Schießbaummolle erplodiert durch Schlag oder Druck, ſowie beim Erhigen. Eine eigene Art von Schießbaummolle, welche durch Einwirkung ſchwächerer Säuren erzeugt wird und vorwie— gend aus Dinitrocelluloſe beſteht, löſt ſich in Aether-Alkohol. Dieſe Löſung iſt klar nahezu farblos, mehr oder minder dickflüſſig und führt den Namen „Kollodium“. An der Luft ver— dunſtet ſie raſch und hinterläßt dabei ein dünnes durchſichtiges Häutchen. Kollodium wird für chirurgiſche Zwecke, vorwiegend aber in der Photographie angewendet. Als „Celluloid“ bezeichnet man eine Maſſe, welche durch Auflöſen des Pyroxylins in Kampher hetgeſelt wird. Dieſe beiden Stoffe werden unter Zuſatz von Pigmenten und anderen Materialien in Waſſer vermahlen, durch Preſſen getrocknet und unter ſtarkem Druck auf 80—130° C. erwärmt, wobei eine durchaus gleichmäßige, feſte Maſſe reſultiert. Aus Celluloid werden Kämme, Villardkugeln und diverſe Imitationen von Elfenbein, Bernſtein, Schildpatt ꝛe. für Schmud- und Nippgegenftände dargejtellt. Ein großer Uebelſtand ift die leichte Entzündlichkeit dieſes Produktes. Die chemische Zufammenfegung des Lignins iſt nicht mit Sicherheit ermittelt, weil es bisher nicht gelang, dasselbe im unveränderten Zuftande aus dem Holze zu ifolieren. Aus der Differenz in der Elementarzufammenfegung des Holzes und jener der Cellulofe läßt fich für das Lignin die Formel C,, H,, O,, ableiten. Charafteriftiiche Reaktionen auf Lignin find folgende: 1. Eine angejäuerte Löfung von ſchwefelſ. oder fatal. Anilin färbt Holz oder verholzte Gewebe gelb bis orange . 3 a 2. Bhlorogluein und Salzjäure vot bis violett . — 3. Xylophilin — viole˖t öhnel); 4. Phenol Acer BR e 5. Reſorein mit älkohol und Salzſäure blauviolett . . ( r ): 6. aNapht 5, — Grunlich * Das Holz unſerer einheimiſchen Waldbäume beſteht ungefähr zur Hälfte des Ge— wichtes aus Celluloſe und zur Hälfte aus Lignin. Im harten Holze ſcheint etwas mehr Lignin (bis zu 54%) und im weichen etwas mehr Celluloſe (bis zu 56 %) enthalten zu jein. Große Verläßlichkeit beſitzen diefe Zahlen nicht, weil feine jcharfe quantitative Tren- nungsmethode für dieſe Subjtanzen erifttert. Der Holzjaft bejteht aus Waller, in welchem organische und mineralijche Be— — Der chemische Beſtand des Holzes. & 1. 379 (Nährftoffe) teils gelöft und teils juspendiert find. Der Wafjergehalt des n Holzes ift jehr verſchieden und abhängig: 1. Bon der Holzart. Im allgemeinen ift der Wafjergehalt bei den weichen Hölgern größer als bei den harten. Die Zahlen, welche hierüber für die einzelnen Holz arten vorliegen, find fo tvenig verläßlich, daß es beffer iſt, diefelben nicht anzuführen. Es oll nur erwähnt werben, daß im Durchſchnitt bei 16 harten Laubhölzern 37 j 8 weichen ki 49 wi 5 Nabelhölzern 59 Proz. Waflergehalt gefunden wurbe. 2. Bon dem Alter. Jüngeres Holz ift ſtets wafjerreicher als das ältere. Nach den Unterſuchungen von R. Hartig ergaben fic folgende Mejultate : ‘ Waffergehalt in Gewichtsprozenten Stammholz 334 Bi EURER ofpen ' — Nadeln Splint Mitte stern Bean —— Rotbuche 6 Jahre 50,0 46,9 42,1 36,1 Be... Bi 7 44,9 42,8 414 \ 0, A, | Te 54,1 53,9 37,1 24,7 1 rn | 58,7 65,2 89,0 28,7 ö Die Bäume wurden im Mai (1831) gefällt und die zur Unterfuchung verwendeten Probe— scheiben aus einer Höhe von 6-8 — r dem Boden entnommen. 3. Bon der Jahreszeit. Bisher wurde angenommen, daß das Marimum des Waffergehaltes in das Frühjahr und das Minimum im den Herbit fällt. Neuere Unterſuchungen haben jedoch gezeigt, daß diefe Megel feine allgemeine Giltigkeit befipt ont t im Gegenteil jehr viele Ausnahmen erfährt. 4 Der Waflergehalt des Holzes wechſelt jogar in den verjchiedenen Tagesitunden und fi 2 von dem Grade der Inſolation abhängig. An jonmenhellen Tagen fällt er von ) bis gegen 2 Uhr Mittag und fteigt jodann bis zum nächſten Morgen. Einfluß auf m Waflergehalt haben auch noch 4 der Standort umd 5. die Witterung. Bon dem im Holze enthaltenen Waſſer ift nur ein Teil (etwa ' bis */ des Ge— ti) im flüffigen Yuftande vorhanden; der Reſt ift von den Zellwänden aufge- gt (Imbibitionswafler),. Das Verhältnis zwiichen flüffigem und imbibitem Waſſer ift ) der Holzart, Jahres» und Tageszeit jehr bedeutenden Schwankungen unterworfen. | Bleibt friſch gefälltes Holz im zugerichtetem oder wenigitens entrindetem Zuftande ar ee a. fiegen, jo verliert dasjelbe fortwährend Waſſer bis ein gewiſſer Gleichge i) d zwijchen dem Waflergehalte der Atmosphäre umd der Hygroskopizität des * iſt. Im dieſem Zuſtande nennt man das Holz lufttroden. Dasielbe enth ält aber immer noch 10—18 hygroslopiſches Wafler, welches nur durch Trodnung bei höherer Temperatur (100-110*C.) vollftändig ausgetrieben werden kann. Die Stidjtofffubftang (ichlechthin Protein oder Eimweisftoffe genannt) iſt im Holze 2 Eure: Menge vertreten. Im Mittel aus zahlreichen Analyjen wurde der Ge gehalt im entrindeten Stammholze (berechnet auf Trockenſubſtanz) mit 0,2 2 en —— Im Frühjahr iſt er am geringſten (0,15%), im Sommer am höchſten (04 %). Die Rinde ift bedeutend ftidjtoffreicher und enthält 0,5—0,8°. und Reifig bie au 1% Stiditoff. « Die len, welde Chevandier für dem mittleren Sti It des Stammboljes angibt en, er die ſich fait in allen Berten über Holz Fu nden, find fall. Der weitaus größte Teil des Stidftoffes ift im umlöslicher Form zugegen und mur etiva 0,002—0,010 % find löslich. (N X 5,8 = Protein), 380 IX. Schwackhöfer, Forjtbenugung. Als organische Beitandteile des Zellfaftes (beziehungsweije auch der Zellwand) find weiters anzuführen: die Rohlehydrate (Stärke, Gummi und Zuder); Glykoſide (Koniferin in allen Zapfenbäumen); Pflanzenfäuren (Gerbjäure, Oralfäure, Weinjäure, Zitronenfäure, Aepfelfäure, Arabinfäure); Farbſtoffe, reipektive Chromogene (das Hä— matoxylin im Blau oder Kampecheholz, das Brafilin in den Rothölzern, das Santalin im Sandel- oder Koliaturholz, das Morin im Gelbholz 2c.); ätherijhe Dele und Harze. Für gewiffe, meift in den Tropen einheimifche Holzarten find auch noch Bitter- ftoffe, Fette, Wachs, Kampher, Kautſchuk u. ſ. w. charafteriftiich. Die mineralifchen Beftandteile, welche teils im Safte gelöft und teils in der fejten Holziubftanz abgelagert find, machen 0,2—1° vom Holzgewicht aus. Nur einzelne ero- tiſche Hölzer weiſen einen höheren Ajchengehalt auf. Junges Holz ift reicher an Mineral- ftoffen als älteres. Nah 8. Schröder (forftchen. Unterfuchungen Dresden 1878) ent- halten die forftlichen Sortimente Scheitholz Knüppelholz Neisholz Tanne 0,452 0,479 2,303) NReinafche in 100 Teilen Birfe 0,327 0,349 0,748 Holzteodenjubitanz. Ueber die mittlere Zufammenjegung dev Aſche verichiedener Holzarten gibt nach— ſtehende Tabelle (im Auszuge aus Aſchenanalyſen 1880) Aufſchluß. In 100 Gewichtsteilen der Reinajche Holzart Reine | — aſche | K,O Na0| Ca0 Mo FesOs Nn04| P:Os Eiche, Stammholz ohne Rinde Buche, Scheitholz 50—90jähr.| 0,430 [28,62] 1,91 ” ‚65 In 23| 125 | 5,08 50jährig| 0,351 |83,17 | 8,30 |29,90 | 6,93 | 1,50 | 0,64 Birke, ditto 0.334 [93,60 | 2.27 29,03 |16.48 | 0,90 | 8,66 Kiefer, Scheitholz; 100 „ | 0,303 |14,31 | 0,99 153/64 |10.69 | 0,11 | 3,34 Lärche, Stammholz ohne Nindel 0,173 [23,57 | 1, 70 45,14 113,20 3,04 | — Fichte, ditto 100jährig| 0,214 |19, '66 | 1,37 133, 97.111.271, 42 ‚23,96 Weißtanne, ditto 90 „ | 0,244 |39,87 | 0.90 11,14 9,55 | v. 73 ‚28,56 Der Gehalt der Holzajche an Mineralfäure ift ein jehr geringer. SO, iO, C1 [ereltsıbs 98 [0,01 11,48 2,14 5,17 | — 1471 1.69 1.99 0,67 6.05 351 2/61 71.68 2,05 323 | — 2,42 2,64|2.73 0,06 6.13 180 1133 | -— In größter Menge ist die Kohlenſäure vertreten, welche aber in der Reinaſche nicht erjcheint. Im Holze jelbjt find die Baſen zum größten Teil als organifch-fanre Salze zugegen, welche beim Ber- aſchen Karbonate liefern. Das ift auch der Grund, weshalb fich die Holzafche jehr gut zur Bottafcheerzeugung eignet. Würden andere Mineralfäuren in der Holzajche vorherrjchen, jo müßten fompfizierte Prozeduren (ähnlich wie bei der Sodaerzeugung aus Kochjalz) vor- genommen werden, um das Kalium al3 Karbonat zu gewinnen, was hier nicht lohnend wäre. Die Elementarzulammenjegung des Holzes (als Ganzes) ſchwankt in nicht jehr weiten Grenzen. Nach den vorliegenden Analyſen ftellen fich die Minima und Marima (bevecpnet auf Proz. der aſchefreien Holztrodenjubjtanz) wie folgt: Kohlenstoff 47,0—51,8, Waſſerſtoff 5,8—6,9, Sauerftoff 42,0—44,9, Sa 0,2—0,4. ’ a Bufammen- R egung der ajche- | Kufttrodenes Holz freien Holztroden- aſchehältig Dagegen Celluloſe ſubſtanz | Kohlen | 50,0 43,8 , 44,44 Waſſerſtoff R 6,0 5,3 6,17 Saneritofiuee Er 43,7 38,2 49,39 Stidjtoff . : | 0,3 | 0,2 — Hygros stopijches Waher | — 12,0 — Aſde = 05 = Der chemiſche Beſtand der Rinde. $ 2. 381 2. Die Rinde Die chemiſche Zufammenjegung der Winden ift fehr fom- 1 und nur zum Teil erforiht. Der wichtigfte Beſtandteil, welcher bie techniſche Beriwendbarkeit gewiſſer Ninden bedingt, ift der Gerbſtoff. Als Gerbſtoff bezeichnet m eine Anzahl ſchwacher Säuren, welche im Pflanzenreihe weit verbreitet find. Sie fin EM vorzugsweiſe in den Baumrinden, in den Blättern, Samen und gewiſſen patho Gebilden, (Galläpfeln, Knoppern). Sie befigen einen harakteriftiichen, zuſammen den Geihmad, find in Waller und Allohol löslich. Mit Eijenjalzen geben fie ent : Be oder blauſchwarze Färbungen. Eiweiß» und Leimlöfungen werden durch ö gerät. Mit der tierhidjen Haut vereinigt fi der Gerbſtoff zu einer jäulnis N Der Serbftoffgehalt der Rinden verjchiedener Abftammung variiert in weiten Grenzen, 2 bis 35%. In den von einheimischen Baumarten abjtammenden Rinden, welche als ebmaterial Berwendung finden, find im Mittel etwa 3 bis 15% Gerbftoff enthalten. ftehende Tabelle gibt Aufihluß über den Gerbftoffgehalt der einheimiſchen Gerbrinden. MEERE 5—15 %% (im Mittel 9%.) Lärdeneinde . - 22.2. - 8-16 „ 1. ı " WE 48, Dalmiinde . 0.» 4% Beet... B,) Schwarzerlenrinde . . - - - RN, . 2 SEA FREE SE ı (1 SS T Be) Geputzte Eichemaltholzrinde 8-10 „ Ungepugte " b— 8 - Traubeneihenrinde . . : .» - 8-18 , Stieleihenrinde . . . .» » - 10—15 „ El ai J N, Unter den aufereuropätfchen Gerbrinden gibt es "mehrere (wie Mangle, Mimoja, Battle 2c.), welche einen Gerbitoffgehalt von 20—35 % aufweiien. Unter den einheimischen jerbrinden nimmt die Eichenrinde den erjten Rang ein. In Süd» und Mitteldeutichland d biejelbe vornehmlich von der Traubeneiche (Quereus sessiliflora) in Norddeutichland d ze. bauptjädlic von der Stieleihe (Qu. pedunculata) gewonnen. Die beiden a mitteleuropäiichen Eichenarten (Qu. Cerris und pubescens) jpielen im Schälwald e nur eine untergeordnete Rolle. Bäume in einem Alter von 14—20 Jahren liefern Er Rinde, Bei 25—Söjähriger Umtriebszeit ift die Qualität der Rinde ſchon weient ich Bee —* dem Alter und der Zurichtung der Rinde unterſcheidet man 4 Sorten: . Spiegel» oder Glanzrinde von Stangen unter 10 cm Durchmeſſer; 2. Raub fe Reiteleinde von 10—20 cm diden Stämmen; 3. Rauhe Stammborfe oder Grobrinde Stämmen über 20 cm Durchmeſſer und 4. gepußte Grobrinde ohne Borle. Bei der Spiegel» und Reitelrinde nimmt der Gehalt an Gerbſtoff von dem unteren ad) dem oberen Zeile der Stangen um 2—4 % ab. Neben der Eichenrinde ift die Fichtenrinde (von Abies excelsa) in Deutihland und De ) das Hauptgerbmaterial. 1, — von von 60-80 Jahren liefern die befte Rinde. Die Rinde jüngerer Stämme xbſtoffärmer. Der Unterjchied zwiſchen 30 und GOjährigen Stammrinden beträgt nach r bis zu 3% Gerbſtoff. Andererjeits tritt bei älteren Stämmen (über 80 Jahre) —* nicht immer, eine Verminderung des Gerbſtoffgehaltes durch ſtarte Borten— 6 —F 4 J , Ä Er Tannenrinde wird mur jelten verwendet, obwohl fie im Gemenge mit anderen on alien jehr gute Dienfte leiftet. Nach Eitner joll ein Gemenge von X % Tannen- Ki J A 382 IX. Shwadhöfer, Forftbenugung. und 80 % Lärchenrinde die Fichtenrinde vollfommen erjegen. Lärchen-, Birken- und Erlen- vinde werden nur für lofalen Bedarf zum Gerben benugt. Weidenrinde ift in Rußland das Hauptgerbmaterial. Auch in Defterreich, Deutichland, Dänemark und im nördlichen Europa überhaupt wird diefe Ninde mit verwendet. (Ausführliches über diefen Gegenjtand fiehe Höhne! „die Gerbrinden” Berlin 1880). Der Gerbftoff unterliegt jehr raſch der Zerjegung. Bleibt feuchte Rinde nur einige Tage liegen, jo bedeckt jich diejelbe mit Schimmelpilzen (hauptſächlich Penieillium glaucum), der Gerbftoffgehalt nimmt rapid ab und in furzer Zeit ift derjelbe faſt gänzlich verſchwunden. Diejer Umftand, ſowie auch das abnorm große Volumen der Rinde oder Lohe im Verhältnis zu dem Gehalte an nugbarer Subftanz, legten den Gedanken nahe, ein haltbares, fonzentriertes Ertraft aus den Ninden zu erzeugen. Praktiſch wurde diefer Gedanke zuerft von Kohlrauſch durd- geführt. Er bedient fich dazu des aus der Yuderfabrifation entnommenen Diffufionsverfahrens. Die Lohe wird in einer Batterie, beftehend aus mehreren Gefäjfen, mit heißem Waſſer ſyſte— matijch ausgelaugt und die erhaltene Gerbftofflöfung unter ftarfer Drudverminderung in einem Bacuumapparat bis zur Syrupfonfiftenz eingedampft. Um das Ertraft gegen Schimmelbildung, welcher e3 in hohem Grade ausgejeßt ift, zu ſchützen, muß e3 unter &uftabichtuß aufbewahrt werden. Ein geringer Zufaß von Carboljäure macht das Ertraft haltbarer. Es fommt gewöhn- lich in Fäffern verpackt in den Handel. (In ähnlicher Weiſe werden auch Farbitoffertrafte aus Farbhölzern hergeftellt.) Neben Gerbftoff finden fi) in der Rinde: Gallusjäure (in der Eichenrinde 1—2%); Glykoſide (wie das Salizin in der Weiden- und Pappelrinde, das Aeskulin in der Ninde der NRoßfaftanien, das Querzitrin in der von Qu. tinetoria jtammenden Duerzitroneinde, Frarin in der Rinde von Vesfulus- und Frarinus-Nrten, das Saponin in der Ninde der Spiräaceen u. |. w.); Zuder, Gummi (arabifher Gummi aus der Rinde verjchiedener Acacia-Arten, Kirſchgummi ꝛc.), Stärfe (ein gewiffer Stärfegehalt ift fpeziel in den Gerbrinden ſehr erwinscht); Fette, Harze und ätherijche Dele, Bitterftoffe, Farbftoffe, in manchen Stammrinden namentlich aber in vielen Wurzel- vinden Alkaloide (wie 3. B. das Chinin umd Cinchonin in den Stammrinden der Chinabäume, das Berberin in der Berberismwurzelrinde 2c.); Proteinftoffe, diverje nicht näher gefannte Ertraftivftoffe, Celluloſe, Lignin, Mineralbejtandteile und Waffer. Der Gehalt an Broteinftoffen, Mineralbeitandteilen und Waſſer ift in der Rinde bedeutend höher als im Holze. Der Stidftoffgehalt der älteren Stammrinde be- trägt 0,4—0,6, der Neifigrinde 0,6—0,8%. Der Gehalt an Mineralftoffen 1,5—7,3 ". Der Wafjergehalt ift ducchjchnittlih um 5—10“ höher als im Holze und ſchwankt in der Regel zwiſchen 50 und 60%, erreicht aber auch eine Höhe bis über 70%. Kork Das Korkgewebe bildet einen Erjaß für die Epidermis und hat die Auf- gabe die darunter liegenden Pflanzenteile gegen Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit zu ſchützen. Durch die Glaftizität und Widerftandsfähigkeit des Korkgewebes kann die Beripherie des Baumes zunehmen, ohne daß ein Zerreißen der Korkichichte eintritt. Viele Bäume bilden im ſpäteren Alter Kork. In ganz hervorragender Weiſe ift dies der Fall bei der ſchwarzen und weißen Korfeiche „Quereus Suber und Qu. oceidentalis“, welche in den Ländern um das weſt— liche Mittelmeer, in Nordafrifa, Spanien, Italien, Corſika und Südfrankreich, einheimiſch find und den gewöhnlichen Kork Liefern. Nach Höhne!) beiteht jede Kortzellwand aus fünf Lamellen: einer mittleren, zwei Suberin- und zwei Gelluloje-Lamellen. Die Mittellamelle bejteht aus ſtark verholzter Celluloje und ift nur felten verforkt. Die Suberinlamellen find die typiichen Schichten der Korfzellwand und enthalten in der Negel allein das Suberin nebjt Cellulofe. Die ECellulojelamellen, welche nad) außen an die Suberinlamellen und nac innen an die Zelllumen angrenzen, bejtehen mand)- mal aus reiner, in der Negel aber aus verholzter Celluloje. Der harakteriftiiche Beftandteil des Korkes, „das Suberin“, deſſen Eriftenz als jelbjt- 1) „Ueber den Kork und verforkte Gewebe überhaupt”. Sitgsb. d. f. Akad. d. Wiſſenſch. in Wien, Novbr.-Deft 1877. Allgemeines über Brennmaterialien. & 8. 383 s fändige Verbindung früher geleugnet wurde, ift nach den Unterſuchungen von Höhnel eine ganz beftimmte, nur der Storfzelle allein eigene Subjtanz. Diejelbe reagiert gegen Balilauge und Salpeterfäure in eigentümlicher Weile, ganz abweichend von Gelluloje und Holz (Lignin). Die Kalirealtion beruht auf einem jehr harakteriftiichen Duellungs- und ‚ die Salpeterjäurerealtion auf der Bildung von Cerefinjäure, welche in heißem Allohol, Aether, Chloroform, Benzol und in verbünnter Kalilauge löslich, in Waſſer da gegen unloslich ift. Das Suberin ift ein ftidftofffreier Körper, der jeinem Verhalten nad) in der Mitte wiſchen Eelluloje und Pflanzenwachs fteht. Bon Kalilauge wird es wie Wachs gelöjt oder verfeift und micht wie Celluloje zerjtört. Das Suberin mat ungefähr 50—60°% vom Korlgewicht aus; 20--30% find Gelluloje, 11—12% Stidjtoffjubftang (entipr. 1,7—2,1%% N), 10% durch Altohol aus ziehbare Stoffe (nad) Ehevreuf Korlwachs oder Cerin genannt) und 0,4. Wide. Die mmenfegung der ajchefreien Korktrodenjubjtanz jtellt ſich im Mittel aus mehreren Analyſen wie folgt: Kohlenſtoff 66,8 Waſſerſtoff 8,5 Sauerftoff 22,8 Stidjtoff 1,9. Im Lufttrodenen Zuftande enthält der Hort 4—5Y. hygroslopiſches Waſſer und 0,805 % Aſche. Il. Das Holz; als Brennmaterial. t. Allgemeines über Brennmaterialien. j 8 83. Der Wert eines Brennmaterials ift abhängig von feiner hemiichen Zujammen ſehung. Die gebräuchlichiten feften Brennftoffe, wie Holz, Torf, Braunkohle und Stein lohle, beftehen aus Kohlenſtoff, Waflerftoff, Sauerftoff mebit geringen Mengen von Stid ſtoff, ferner auch hygroskopiſchem Waſſer und Mineralftoffen. (In den drei leptgenannten findet ſich auch Schwefel und zwar zumeist als Schwefelfies, welcher als Be ftandteil der Aſche aujgefaht wird). Die tuale Zufammenfegung der ai en Trodenſubſtanz ift im großen Durd- fönitt Po — 8 ebung chefrei a gro c H 1) N 50,0 6,0 48,7 0,8 59,0 6,0 9,5 0,5 Braunfohle 68,0 5,0 26,6 0,4 rn e 80,0 5,0 14,0 1,0 Anthrazit 95,0 2,0 05 Der Gehalt an chem Waller ſchwanit im Infttrodenen Torfe und in der Braun- Grenzen, zwiſ 10 und 80%; in ben Steinfoblen hingegen ift er ziemlich Der Gehalt an Mineralftoffen beträgt bei Torf erer Qualität 5—10 %s. manchen Torfiorten ift kaum 1% Aſche enthalten, während die ſchlechteren Sorten einen . von 20 bis über 50% aufweilen. & 5 ; : : Ä H : Ei — auf die Gewichtseinheit des Brennſtoffes, jo heißt fie „abioluter Wärmeeffelt“, be— auf die Volumeinheit „ipeziftiicher Wärmeeffett.* 2, Nach der Intenjität (Berbrennungstemperatur, Heizkraft oder ‚pyrometriſcher Wärmeeffelt*). Die Ermittlung der Wärmeintenfität hat nur dann einen Wert, wenn es 384 IX. Shwadhöfer, Forſtbenutzung. fi) darum handelt, gewiffe und zwar jehr hohe Temperaturen hervorzubringen, wie in der Metallurgie, Keramik ze. In allen anderen Fällen ift lediglich die Wärmequantität maß- gebend. Diejelbe kann auf mehrfache Art bejtimmt werden: a 1. Dur) Rechnung aus der Elementaranalyje des Brennjtoffes. 2. Auf diveftem kalorimetriſchem Wege, inden man alle Wärme auf ein gemeſſenes Wafjerguantum überträgt und die Temperaturzunahme ermittelt. 3. Durch Verdampfungsverjuche im großen. Es werden bei der Verbrennung von 1 Klgr. Kalorien produziert Kohlenſtoff CORE 8,080 Roh lentoT ar GE 2,473 Wafjerftoff „ H,0-Dampf . . . . 29,633 Wafferjtoff „ flüfligm H,O . . . 34,462. MWärmegebend find nur der Kohlenftoff und jener Teil des Wafjerjtoffes, welcher nicht an Sauerftoff gebunden gedacht werden fann. Alle anderen Beitandteile des Brenn- ftoffes find mwärmefonfumierend und fegen daher den Wert desjelben herab. In hervor- ragender Weife ift dies der Fall beim Waſſer. Um 1 Klgr. Wafjer von O° in Dampf von 100° 0. zu verwandeln find 637 Kalorien erforderlich. Iſt die Elementarzujammen- ſetzung des Brennftoffes befannt, jo läßt ſich der „abjolute Wärmeeffekt“ (p) aus nach— jtehender Formel berechnen: J ———— 8 — Ti — 8,080 C + 29,633 er KO)—637W —* worin C, H, O und W den prozentiſchen Gehalt an Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff und hygroskopiſchem Waſſer bedeute. Neuerlich hat man dieje Formel durd die Ein- führung der abgerundeten Werte fir 0 — 8100, für H—= 29000 und für W = 600 modifiziert. Die Zahl p drüct aus, wie viele Klgrm. Waſſer bei der Verbrennung von 1 Slgr. de3 Brennftoffes um 1°C. erwärmt werden fünnen. Dividiert man p durch 637, jo erhält man den Verdampfungswert V. pP Fr 3 d. h. mit 1 Klgr. Brennftoff können V Klgr. Wafjer von O° in Dampf von 100° C. ver- wandelt werden. ? Die auf ſolche Art ermittelten Zahlen haben jedoch feinen Anjpruch auf volle Genauig- feit, jondern fünnen nur als Näherungswerte gelten, weil jowohl der Kohlenftoff als auch der Wafjerftoff in den gewöhnlichen Brennmaterialien (Holz, Torf und Mineraltohlen) ftets in chemischer Bindung vorhanden find, die in der Formel I eingejegten Werte (8,080 und 29,633) aber nur fiir freien Kohlenftoff und freien Wafferjtoff Geltung haben. Die Zerjegungsarbeit iſt gänzlich vernachläffigt und die Vergajungsarbeit nur beim Kohlenſtoff in Rechnung gezogen. Dei den meiften Steinfohlen ftimmt dev nach I berechnete Wärmeeffeft mit der direkten Falori- metrischen Beobachtung gut überein. Weniger iſt dies der Fall bei den Braunfohlen und noch weniger beim Torf. Wie fich die Verhältniffe bei Holz ſtellen, ift noch nicht ermittelt. Berbrennungsprodufte. Bei der Verbrennung verbindet ſich der atmo— ſphäriſche Sauerftoff mit dem Kohlenftoff und disponiblen Wafjerjtoff des Brennmateriales. Hat die Luft ungehinderten Zutritt, jo verbrennt aller Kohlenftoff zu Kohlenſäure und aller Wafferftoff zu Waſſer. Iſt Hingegen die Luftzufuhr bejchränft, jo erreicht nur ein Teil des Kohlenftoffes die höchſte Oxydationsſtufe, während ein anderer Teil zu Kohlen- oxyd verbrennt; überdies entweichen auch noch geringe Mengen von Kohlenjtoff (als Flug— ruß) und Waſſerſtoff (ſowohl frei als auch an Kohlenftoff gebunden) im unverbrannten Buftande. 2) 40 entjpricht jener Menge Wafjerftoff, welche an Sauerftoff gebunden gedacht werden kann. L ZI eu Brennwert des Holzes. 5 4. 385 82 Um 1 Gewichtsteil © zu CO, zu verbrennen find erforderlich |, 2,667 Gewichts, 4 2,667 x 100 Er DE s * je, entiprechend ' ü 205 = — 11,696 Gewichtsteilen atmosphäriicher Luft. Um 1 u. H zu H,O zu verbrennen, find erforderlid 8 Gewichtsteile O, hend Fr — 35,088 Gewichtsteilen atmosphäriicher Luft "). Das zur vollftändigen Verbrennung von 1 Klgr. des Brennmateriald im Minimo derliche Luftgerwicht L (in gem.) ergibt ſich jomit aus der Formel: 11 ‚696 © -} 35,088 H L= 700 ’ (IT) n © den — * Gehalt des Brennmateriales an ann und H jenen an poniblem Waflerftoff bedeutet. Brennbarkeit, Als „Brennbarfeit“ bezeichnet man die größere oder geringere Leichtigkeit, mit welcher ſich die Brennftoffe entzünden laſſen und jodann fortbrennen. Den de der Brennbarfeit befigen die gasförmigen, weſentlich geringer iſt er bei den ‚und am geringften bei den jejten Brennjtoffen. Bei dieſen lepteren ift er ab- m ihrer Dichte, ihrem Trodenheitsgrade und von dem Gehalte am leicht flüchtigen vafferftoffen. Die diesbezügliche Rangordnung ift folgende : \ ———* (weiches) Holz, loderer Torf, harzfreies (hartes) Holz, Holzfohle, Lignit, bitumind Braunfohle, bitumindje Steintohle (Badfohle), Brandiciefer, gemeine Braun le, dichter Torf, Sand» und Sinterfohle, Anthracit, Steintohlen-stofs. Flammbarkleit. Unter „Rlammbarleit“ verſteht man die Eigenichaft der Brenn- ftoffe, mit mehr oder minder langer Flamme zu brennen. Die Größe der Flamme ift abhängig von der Menge und Zuſammenſetzung der mbaren Safe und Dämpfe, welche der Brennftofi bei der Verbrennung (reipeftive bei der Verbrennung vorangehenden trodenen Deitillation) entwidelt. Die Alammbarteit > * bei den Minerallohlen mit ihrem Gehalte an ſogenauntem disponiblen ——— Brennmaterialien werden vorzugsweiſe bei unvolllommenen Heiz— eng ohne Roft) angewendet oder auch dort, wo es fid um eime raſche rg die mit langer Flamme brennen, eignen ſich beionders — großer Räume oder Oberflächen Flammoſen, Pfannen- oder Keſſel Bu ga F Brennwert des Holzes. Da die Elementar + Jufammeniehung der m Holzarten nur in verhältnismäßig engen Grenzen ichwantt, jo lann man für I der Warmeberechnung ohne Bedenten die früher angegebenen Mittelzablen be Demnach berechnet ſich der abjolute Wärmecfjett der aichefreien Holztroclenſubſtanz v Formel I mit 8,080 . 504 20,098 (0 * — — — 4199 4200 Kalorien. oe Beuchtigleitsgehalt des Holzes befannt, jo laßt ſich mit Zugrundelegung der abjolute Wärmeefjelt des fraglichen Holzes im ſehr einfacher Weile be Die duntfonitice — ie atmoſphari Luft angenommen “ green PB 637 W fällt bier weg, * ſich die Rechnung Sa — — F d deni. 2. Mötig. 386 IX. Schwadhöfer, Forjtbenugung. rechnen. Wäre der Feuchtigfeitsgehalt z.B. 12 Prozent, jo ift der Gehalt an Troden- 4200 . 88 . y jubftanz 100 — 12 = 88 Prozent, welchem 100 — 3696 Kalorien entjprechen. Bon diefer Wärmemenge ift noc) diejenige in Abzug zu bringen, welche notwendig ift, um die 2 00304,12 778 r hygroskopiſche Feuchtigkeit zu verdampfen, das jind 10naL zu 76 Kalorien. 1 Klgrm. des fraglichen Holzes gibt ſonach 3696 — 76—3620 Kalorien. Der Wärmeeffett q eines Naummeters (ip. W.-Eff.) ergibt ji) aus der Formel: q— 0,42 PDT — 0,0637 PDW, worin P das Gewicht eines Feſtmeters der betreffenden Holzart in Klgr., D den Derb- gehalt des Holzjortimentes, T den Trodenjubitanzgehalt uno W den Feuchtigfeitsgehalt in Prozenten bedeutet. Wäre z. B. bei Fichtenjcheitholz P=457, D-%, T=83 und W=12, jo ift q—=0,42 . 457 . 70 . 88— (0,0637 . 457 . 70. 12) 1157,879 Kalorien. Mit einem Naummeter diejes Holzes können jomit 1157,897 See ar 637 1818 Klar. Waſſer von 0° in’ Dampf von 10000. verivandelt werden. Der pyrometrische Wärmeeffeft des Holzes ijt gering; dagegen die Brennbarfeit und Flammbarfeit größer, als bei den anderen feſten Brennftoffen. Das Flößen nimmt auf den Brennwert des Holzes feinen Einfluß, vorausgejegt, daß das Holz nach der Flößung wieder gut lufttrocken geworden ift. IH. Konfervierung des Holzes. Alle Methoden, welche bisher zur Konjervierung des Holzes in Anwendung gebracht wurden, laffen fich in 6 Gruppen einteilen: 1. Die Trocknung. 4. Das Anftreichen. 2. Das Auslaugen. 5. Das Ankohlen. 3. Das Dämpfen. 6. Die Smprägnierung. S5. 1. Die Trodmung. Bei den meiften Zerjegungserjcheinungen, welche im 5) Holze auftreten, Spielt der Feuchtigfeitsgehalt desjelben eine hervorragende Nolle. Die Austrocdnung iſt daher die einfachjte und für gewiſſe Verwendungen des Holzes auch ganz zweckmäßige Konfervierungsmethode. Die Austrocknung gejchieht in eigenen Trodenfammern, in welchen das Holz in Pfoſten-, Schwellen, Bretter- oder Lattenform 2c. jo eingefchichtet ift, daß die Luft zwischen den einzelnen Stücden ungehindert zivkulieren kann. Die Kammern find entweder für direkte oder indirekte Heizung eingerichtet. Bei erjteren kommen die Nauchgaje mit dent zu trocknenden Holze direkt in Berührung, und ift nur VBorjorge getroffen, daß die Flamme nicht in den Trockenraum überſchlagen kann. Die Kammern find gewöhnlich 15—20 m (ang, 1-2 m breit und 2-3 m hoch. Diejer jchlauch- oder fanalartige Bau iſt not- wendig, um 1. lange Hölzer einbringen zu können und 2. die Wärme bejjer auszunüsen. Dieſe Art der Trocenfammern eignet jich jedoch nur für Bauholz, Schwellen und dergl. Andere Hölzer für feinere Zurichtung müſſen in Kammern mit indivefter Heizung getrocknet werden, wo fie gegen Staub, Nauch und Ruß geſchützt find, und die Regulierung der Temperatur bejjer gelingt. Dieje Kammern find entweder für Luft- oder Dampfheizung eingerichtet. Das erwärmte Medium (Nauchgaje oder Dampf) durchzieht das Heizrohr- iyjtem, welches anı Boden der Hammer angebracht ift. Der Trockenraum jelbjt it in der Negel Fubijch mit gewölbter Dede und beſitzt an der höchjten Stelle einen Dunftabzug mit | Stonfervierung des Holzes. $ 6. 387 tellbe lappe, um die Bentilation in der Hammer regulieren zu fünnen. Die ft itrömt durch Schieberöffnungen von unten zu, wird an dem Heizrohrſyſtem er it, fteigt im Trodenraum auf, ſchwängert fid) hier mit Feuchtigkeit umd zieht durch m Dunfihlanc ab. Bei Heißluftheizungen verwendet man aud) eigene, außerhalb der ammer befindliche Stalorifere, in welchen die Luft erhigt wird und dann erjt in den Trodenraum eintritt. Bei der Trodnung find folgende Momente zu beachten: 1, Darf die Temperatur im Trodenraum nur ganz allmählich gejteigert werden und ‚eine gewiſſe Höhe nicht überjchreiten. Eine zu raſche Erwärmung würde unfehlbar ein Nifigwerden des Holzes zur Folge haben. Je feuchter das Holz iſt, deito langjamer muß angewärnt werden. Als Marimaltemperatur gilt 100—120° ©. ; in der Regel wird x bei 80° fertig getrodnet. 2. Darf die Ventilation in der Hammer nur eine mäßige fein. Bei zu ftarfem uftzug verbunftet das Waſſer zu raſch und das Holz wird rifig. Bei ftärferen Stämmen es zwedmäßig die Hirnflähen, wo die Verdunſtung am ſchnellſten erfolgt, mit Papier zu überkleben, um dem Zerreißen nach Thunlichkeit vorzubeugen. 3. Muß das Holz nad) der Trodnung noch ca. 10% Waſſer enthalten. Bolljtändig denes Holz ift jpröde, brüchig, läßt ſich ichlecht bearbeiten, zieht begierig Feuchtigkeit an und ift dadurch noch nachträglich dem Schwinden und Neifen ausgelegt. Die Yeitdauer des Trodnens ift jehr verichieden, je nach der Holzart, dem Feuchtigfeitsgebalte, haupt ſaächlich aber nad) der Form und Größe der Holzftüde. Als Minimum bei Brettern und ander — von geringem Querſchnitt lonnen 3.4 Tage, als Maximum für ſtarte Ban dergl. 18-20 Tage gelten. ert vor dem Eintritt in den Hefe ein — in ac * ——— d, h. von dem mitgeriſſenen Waſſer befreit), ſondern auch über t —* Im WU ng wird der Hellfaft durch den Dampf verdrängt und mit dem Sonden. hi ber a ame ftenoen Saraftiiden und ſaprophytiſchen Blse un ‚ie Shen FE SR nt ed eu u werben des Holzes nicht eintritt. Dagegen aber 8 teile au bel 1. Die großen Anlagefoften, 2. der unverhältnismähig große —— —— daß das Holz bei dieſem Verfahren ſehr bedeutend an Feſtig— 86 2 Das Auslaugen. Diejes Verfahren hat den Zwed, den Zellſaft, welcher Ben Linie der Zerſezung unterworfen ift, aus dem Holze zu entfernen. Auch wird die hugrostopiiche Eigenichaft des Holzes abgeihwäct; es wird eher Iufttroden, t weniger und gleichmäßiger. Die einfachite Methode des Auslaugens beſteht , daf man zugeichnittenes, oder wenigjtens von der Rinde befreites Holz längere t, mindeftens einige Monate, in jließendem Waller liegen läht. Die Auslaugung fann duch Diffufion erfolgen und gebt daher auferordentlich langiam vor ſich. Stärfere me müſſen jogar mehrere Sommer hindurch unter Waſſer liegen bleiben. Zum Aus ) ſoll nur frisch gefälltes Holz verwendet werden. Bleibt dasielbe längere Zeit an er Duft liegen, jo werden gewiſſe Sajtbejtandteile unlöslidh. Der Effeft des Auslaugens kaltem Waller ift aber, jelbit auch bei friich gefälltem Holze, kein jehr erheblicher. An me vollftändige Entfernung aller löslihen Beſtandteile des Holzes iſt namentlich bei en Stämmen gar nicht zu denken. Beſſer gelingt die Auslaugung mit kochendem Waller, welche jedoch nur bei fleineren (Schindeln, Drechsler» und Wagnerbolz) anwendbar ift. Als Schupmittel 25* 388 IX. Schwadhöfer, Forjtbenugung. gegen die Zerjegung des Holzes ift das Auslaugen nur von untergeordneter Bedeutung; dagegen leiftet es aber zur Verhinderung des Schwindens und Reißens gute Dienjte. 8 7. 3. Das Dämpfen. Ju jeder Beziehung effeftvoller als das Auslaugen, iſt das Dämpfen des Holzes. Man benüst hierzu einen jtarfiwandigen Holzfajten von 3—4 m Länge, 1,2 m Breite und Höhe, welcher mit Eifenjpangen und Zuganfern zum Nach— ziehen zufammengehalten wird. Zur Dichtung der Stoßfugen benügt man Hanf- oder Cellulojepadung. Die beiden Stirnwände find behufs Beichidung und Entleerung des Kaftens zum Abnehmen eingerichtet und werden durch Eifenjchienen mit umlegbaren Schraubenbolzen feitgehalten. Die Dichtung gejchieht in gleicher Weife wie bei den Stoßfugen. Der Kaften ift auf Polſterhölzer etwas geneigt gejtellt und am der tiefjten Stelle mit einem Ablaufhahn für das Kondenjationswafjer verjehen” Am entgegengejegten Ende des Kajtens mündet das Dampfzuleitungsrohr ein. Um an Danıpf zu jparen, muß mög- lichjt viel Holz in den Kaſten eingebracht werden, wobei jedoch zu beachten ist, daß jich die Flächen der einzelnen Holzſtücke thunlichjt wenig berühren. Bretter werden hochfantig eingeftellt. Nachdem der Kaſten beſchickt und verjchloffen ift, wird mit der Dämpfung be- gonnen. m den erjten Stadien iſt das ablaufende Kondenjationswafjer ziemlich klar und nur wenig gefärbt; jpäter wird es trübe, dunkelgefärbt und bejigt einen eigentümlichen Holzgeruch von den ausgelaugten Ertraftivftoffen. Man jegt das Dämpfen jo lange fort, bis das Kondenſationswaſſer far und farblos abläuft, zum Beweis, daß die Nuslaugung, ſoweit jie überhaupt hier gelingt, beendet ift. Die Dämpfung nimmt je nad) den Dimen- fionen der Holzitücke 40-80 Stunden in Anſpruch. Ein Ueberdrud fann natürlich in einem Holzkaften nicht angewendet werden, und wäre auch nicht zwedmäßig, weil das Holz dadurch an Feitigkeit verliert. Nach dem Dämpfen wird das Holz an der Luft oder in— einen Trockenapparat ausgetrodnet. Durch die Eimmwirfung des. Dampfes verändert das Holz jeine Farbe und wird im allgemeinen dunkler. Buchenholz wird braun, Eichenholz ſchwarzbraun, Ahorn vötlih, Kirichbaum gelb bis rot u. j. w. Gedämpftes Holz iſt dem Werfen und Neigen weniger ausgejegt, trocknet vajcher und befigt ein geringeres jpez. Gewicht als nicht gedämpftes von gleichem Trodenheitsgrade. Im noch warmen, durd)- feuchtetem Zuftande, wie es aus dem Dampffaften kommt, ift es biegjam und behält die gegebene Form auch nach dem Erkalten und Trocknen bei. Bon dieſer Eigenjchaft wird bei der mechanischen Verarbeitung des Holzes die ausgedehntejte Anwendung gemacht. | 88. 4 Das Anftreihen Zur Konfervierung des Holzes durch Umbüllung wurden verjchiedene Mittel und Methoden in Vorjchlag gebracht. Dauernd bewährt hat ſich jedoch nur das Anftreihen mut Flüffigfeiten, welche ohne Erwärmung an der Luft raſch trodnen und einen dichten, harten, nicht hygroskopiſchen, auf dem Holze fejthaftenden Ueberzug hinterlaffen. Alle anderen Umhüllungen mit Metallplatten, Lehm, Cement und vergl. haben ſich als gänzlich untauglich erwieſen und gehören nur mehr der Geichichte | an. Der Anftrich hat den Zwed das Holz gegen Feuchtigfeitsaufnahme (und damit aud) gegen das Schwinden und Neißen) zu jchügen, ferner das Eindringen der Pilze zu ver- hindern. Häufig beabfichtigt man damit auch noch den Holzgegenjtänden ein gefälligeres Anjehen zu erteilen. Jeder wie immer geartete Anftrich wirkt nur dann fonjervierend, wenn das Holz zuvor gut luftteoden geworden ift. . Auf feuchtem Holze iſt er geradezu verderblich, weil die Austrocknung dadurch verhindert wird und das Holz um jo jchneller der Verderbnis unterliegt. Die gebräuchlichiten Anftrichmittel find die Delfarbenfirnige, twelche durch Zuſammenreiben der Farben mit Leinölfirniß bergeftellt werden. Das in | bezug auf die Konſervierung wirkſame Mittel ift nur das Leinöl. Dasjelbe gehört zu den trocknenden Delen und bejigt die Eigenjchaft Sauerftoff aus der Luft aufzunehmen, ſich Dabei zu verdicken und in dünnen Schichten ganz fejt zu werden. Die Verdidung erfolgt Konfervierung des Holges $ 10. 380 Bere, wenn man das Leinöf künſtlich orydiert oder mit Metallverbindungen locht, fid) darin löfen. Am häufigften verwendet man hiezu Bleiglätte, feltener Braun m oder borfaures Manganorydul. Ein derartig präpariertes Yeinöl wird Firniß ge nan Die beigemifchten Farben geben dem Firniß eine größere Konſiſtenz und Ded fähigkeit. Um das Anftreichen zu erleichtern, ſeht man dem Delfarbenfirnii nicht jelten was Terpentinöl zu. Der Firniß wird dadurch dünnflüſſiger, läft fich leichter auftragen, tet aber langiamer. Ein anderes, jeltener angerwandtes Anftrichmittel ift der Steinfohlentheer. Damit der * trodnet, ift es zu empfehlen, den in einem Eiſenleſſel fomweit einzudiden, daß er beim ten eine ne Mafle bildet, in der Wärme aber noch vollitändig flüllig bleibt Der wird in noch wa uſtande "aufgetra en. Der Auftrich dedt gut, eritarrt bald, rostopiic) A sim —— Dr ger | er Aufap von gebranntem und zu einem Iver abgeföfchten Kalt, * v n | e nbi ht die Konſiſtenz des Theeres ch einen —1* Par — ft hauptiächlich für ſolche Holz —— ſich unter Baſſer befinden (Schiffstörper, Brüdenpfeiler, Schleußen, Nicht zwedmaßig ift dieſer Anftrich für Hölger, welche den direften Sonnen sgelept I find, I die ſchwarze Farbe des Theeres viel Wärme abforbiert und das en Feroenbungn mi wirb bas u. mit Waflerglas * eftrihen. Das Waſſerglas ſſer 1öft und ala 33 oder 66Ysige Loſung in den Handel In binnen Salaten ır trodnet dieſe Loſung an der Luft raſch und gibt H Id. wie Heber ug. Das Anftreihen muß 5» bis 6mal, und zwar mit immer ftärferer . Der erfle Anftrid wird mit etwa 15 und der lehte mit unver Loſung ausgeführt, Ein nenerlicher Anftrid darf erſt dann erfolgen, wenn ergepangen e volllommen troden geworden iſt. Der Wajlerglasanftrich iſt nur ttel, aber fein —— egen Faulnis und andere Arten von Zerſehungen mit it Woffergias yes mod olz brennt nicht mit Flamme, fondern verfohlt — die Verfohlung geht nur langſam vor ſich. Als anderweitiges Konſervierunge —122— ganz untauglid), er es durch die ftarl allaliſche Reaktion die Hola und überdies den Nachteil ‚ dab es unter dem Einfluffe der Atimoipbärilien Das Alfalifilifat wird ER die Kohlenfänre der Luft zerlegt, wobei Allali — deu m un —* un drat ausgeichieden wird. Der anfänglich ganz glatte, glas —— welches in Waſſer leicht löslich iſt, wittert aus, —J in verhältnismäßig furzer Zeit ift der ganze ve die ſich unter Dach Befinden. hält der Ueber zug re —* mit der eine m) * Das Ankohlen. De Art der Konjervierung wurde früher, nament Em Schiffsteile, Brüdenhölzer, Telegrapbenftangen und Pfähle überhaupt, bäufig in dung gebradıt. Gegenwärtig ift man, verichiedener Miherfolge wegen, mehr davon 1 geto mmen; auf den franzoſiſchen Schiffswerften und in anderen techniſchen Etabliſſe mis wird aber das Ankohlen (nad Yedebur) noch im großartigen Maßſtabe betrieben, Aug ift weientlich von der Ausführung des Verkohlens abhängig. Am beiten ge k das Verlohlen mit einer heißen, ſpißen Gebläfeflamme, welche ftets nur eine fleine che des Holzes auf einmal erbipt und im alle Spalten und Riße eindringt. Die ver Schichte joll nur ganz ſchwach, etwa 2—3 mm did fein. Wird tiefer gefoblt oder eis Fläche auf einmal erbipt, jo entjtehen zahlreiche Riße im Holze, welche das gen der Feuchtigleit und der Berieungsorganismen nur noch mehr begünftigen. d) würde bei tieferen Kohlen das Holz zu jehr geihwächt. Ein entichiedener Nachteil v je waflerhaltende Kraft der Kohlenſchichte, wodurch die darumter befindliche Holzpartie Br gehalten wird und der Berjepung zugängiger it. Dieier Umſtand wirft na * ———— en und anderen Hölgern, welche im Erdreiche angebracht find, nachteilig. zteilhaft wirft die Kohlenſchichte durch ihre Abjorptionsfähigkeit für faulige Subitanzen, ebenen in das Holz dadurch verhindert wird. Bei Rundhölzern wird auch die L zeriepbare Splintichichte zeritört. J 10, 6. Die Imprägnierung Da es ſich bier micht darum handelt eine te der Holzimprägnierung zu geben, jondern den gegenwärtigen Stand diejer An— 390 IX. Schwadhöfer, Forjtbenußung. gelegenheit kurz zu präzifieren, jo fünnen auch nur jene Mittel und Methoden in Betracht fommen, welche gegenwärtig eine Nolle jpielen. Von den vielen Subjtanzen, welche zur Holzimprägnierung empfohlen wurden, haben nur wenige jich bewährt. AUllgemeinere An— wendung finden gegenwärtig: 1. Duedjilberchlorid, 2. Kupfervitriol, 3. Zintclorid, 4. Teeröle (bezw. Teerdampf). Das Quedfilberdhlorid Hgcl, befigt unter allen Metallfalzen die größte anti- jeptifche Wirkung. Zum Imprägnieren des Holzes wurde diejes Präparat zuerjt von dem Engländer Kyan (1832) in Anwendung gebracht. Es wirft ſchon in minimalen Mengen ausgezeichnet konſervierend, kann aber: 1. des hohen Preijes und 2. der außerordentlichen Giftigfeit wegen, nur bejchränfkte Anwendung finden. Man benitt das Quechſilberchlorid nur auf einigen badischen, bayerijchen und wirttemmbergiichen Bahnen zum Imprägnieren der Schwellen. Für Hölzer zum Bau von Wohnhäufern oder Stallungen ift es jeiner Siftigkeit, und für Hölzer zu Wafjerbauten der feichten Auslaugung wegen nicht geeignet. Der Kupfervitriol CuSO, +5aq wirkt viel weniger antifeptiich als das Queck— filberchlorid. Er ist zwar billiger, aber für eine allgemeinere Anwendung noch immer zu teuer, zumal ev möglichjt vein, namentlich frei von Säure und Eiſenſalzen, jein joll. Der KRupfervitriol wurde von dem Franzojen Boucherie (1857) zur Holzimprägnierung em- pfohlen. Diejes Präparat wird Hauptjächlich zur Imprägnierung von Telegraphenjtangen angewendet. Für Bauhölzer, Schwellen und vergl. it man heute davon abgefommen. Mit Kupfervitriol imprägniertes Holz iſt jpröde umd im hohen Grade der Schimmel bildung unterworfen. Kommt derartig präpariertes Holz im feuchten Zuftande mit Eijen in Berührung (3. B. durchgehende Bolzen oder Schrauben), jo erfährt das Kupferſalz eine Zerlegung, es bildet ſich Eifenvitriol und Kupfer wird ausgejchieden. CuS0O, + Fe=FeS0, + Cu. Das Zinthlorid ZnCl+2agq fteht bezüglich jeiner antiſeptiſchen Eigenjchaften noch Hinter dem Kupfervitriol, Hat aber diefem gegenüber den Vorzug der Billigkeit. Es wird in den Smprägnierungsanftalten durch Auflöjen von Zinfabfällen oder Zinkajche in Salzjäure dargejtellt. Die Löſung darf feine — Säure enthalten, muß klar ſein und ſoll eine Konzentration von 3° B (bei 17,5" 6.) beſitzen. Die mit Zinkchlorid impräg- nierten Holzgegenftände vertragen Delanftric) — anſtandslos, was bei den mit Queck— filberchlorid oder Kupferſalz imprägnierten Hölzern nicht der Fall iſt. Auch findet eine Zerlegung des Zinkchlorides durch Eifen ımter gewöhnfichen Umftänden nicht jtatt. Ein Uebelſtand ift die leichte Löslichkeit des Zintchlorides. Es wird daher jo wie das Queck— filberchlorid aus dem Holze Leicht ausgelaugt. Das Teeröl übertrifft in bezug auf jeine fäulniswidrige Wirkung die vorgenannten Metallverbindungen weitaus und da es im Waſſer ſchwer löslich ift, wirkt es auch viel nachhaltiger. Das Teeröl wird hauptjächlich aus dem Steinfohlenteer, jeltener auch aus Holz-, Torf- oder Braunkohlenteer dargejtellt. Der Teer als jolcher eignet ich wegen feiner Zähflüffigfeit und des hohen Gehaltes an indifferenten Stoffen zur Imprägnierung nicht. Er wird auch nur ausnahmsweiſe (fir Holzftöcelpflafter) angewendet. Für größere Holzgegenftände ift er ganz ungeeignet, weil von einem tieferen Eindringen in den Holz- förper feine Nede fein fann. Wird hingegen der Teer der fraktionierten Dejtillation unter- worfen, jo erhält man mehrere Produkte, welche jedes fir jich einer beſſeren Verwertung fähig ift al3 der Teer als Ganzes. Das für die Jmprägnierung wertvolle Produkt des Steinfohlenteers ift das jogenannte jchwere Teeröl, deſſen weſentlichſter Bejtandteil die Karbolſäure ift. Außerdem finden fich darin das Kreoſol und verjchiedene Baſen der Pıridin-Neihe, welchen ebenfalls eine antiſeptiſche Wirkung zufonmt. Das Imprägnie— vungsöl muß die Konſiſtenz eines dünnflüſſigen Syrupes befigen und muß frei jein von ungelöften, ſchmierigen Stoffen, welche nicht in das Holz eindringen. Das jpezifiiche Ge— tonfervierung des Holzes, 8 12. 30] darf ur im den Grenzen von 1,00 bis 1,10 ihtwanfen. Der Siedepunft muß ber 180° C, liegen. Das Del joll mindeftens 10%. durch konzentrierte —— nach Acbare Ktarboiſäure (reſpeltive Kreoſol) enthalten und nicht mehr als 5". Deſtillations tand hinterlaffen. Der Waflergehalt darf 6%» nicht überfteigen. — fei erwähnt, daß man im neueſter Zeit (1885) auch verjucht hat, Calciumbiſulfit fervierungsm ttel in Anwendung zu bringen. Ueber die Erfolge, welche damit er- en Seen, fan j erft die Zukunft enticheiden. bie online irfung der rin Antifeptifa beruht, ift nicht mit * * der Koagulierung der Eiweißſtoffe zu finden, ande Metalljalge, welche ganz unzweiſelhafi Karbolfäure und ähnliche Subftangen wirten von einer Koagulierung der Eiweißſtoffe noch eus 26 Eiwelß der Zerſehung unter ee neben wi Eiweiß auch anderweitige nicht foa an im KR an KR —— ebenfalls nicht fäulniswiderftande t, daß die re ee nur infolange foniervierend wirfen, 3356 eben fie ausgelaugt, fo tft das Holz unter ſonfi Pi ea „geriepung unterworfen, wie das nicht imprägnierte ntifeptifa neben der Eiweißſallung aud noch 2 gellaärte, — ———— Wirlkung zufommt. * dem Imprägnierungsmittel iſt auch die Art der Applizierung „die Impräg f ee von Wichtigfeit. Man kennt bisher 4 verichiedene Methoden: 1. Das einfache Untertauchen des Holzes im die Imprägnierungsflüfligfeit (das jo- 4 # gr genam Einfumpfen). 2. Das hydroſtatiſche oder Flüffigkeitsdrudverfahren. 3. Das pneumatische oder Dampfdrudverfahren. 4. Das Behandeln des Holzes mit antifeptiichen Dämpfen. gu. 1. Das Einfumpfverfahren wurde von Kyan empfohlen. Als Im präg mgsmittel dient ausſchließlich Quedfilberchlorid. Die Löjung mu 0,7-0,8%% Hgcl, enthalten. Zum Einlegen des Holzes dienen große, volllommen gedidjtete Käſten aus Eichen oder Lärchenholz. Die Schwellen und andere Hölzer werden im fertig faconierten Yuftande imprägniert. Jede nachträgliche Zurichtung ift gänzlich ansgeihlofien. Das Holz muß vor der Imprägnierung gut Iufttroden gemacht werden. In feuchtes Holz einge die Loſung micht ein. Weiches Holz von der Dimenfion der Bahnichwellen joll 10 Tage, hartes Holz 12—14 Tage in der Lölung verweilen. Nach der Imprägnie erde die Schwellen vor der Verlegung noch einige Monate an der Luft liegen b feit see das Imprägnierungsmittel tiefer in das Holz eimiangt. Fi $ 2". . Das bydroftatifche oder Flüffigleitsprudsverjahren wurde ni u — on Boucherie in Anwendung gebracht. Es beſteht in folgendem: Auf dem einen Hirnende des zu präparierenden Stammes wird eine Schlufplatte \ — daß eine jchmale (I—2 cm weite), dicht ſchließende Kammer entſteht. vi felbe wird durch einen Guttaperchaichlauch mit dem Fallrohr eines 10 m hoch ftehenden je ‚ welches die Imprägnierungsflüffigkeit enthält, ir Verbindung gebracht, jo daß in Flüfigteitsprud don ungefähr einer Atmosphäre auf die Stirnfläche des Stammes ein— virkt. Infolge dieſes Drudes wird der Zelljaft aus dem Stamme verdrängt und durch die Amprägnierungsflüifigkeit eriept. Als ſolche dient eine 1%.ige Lölung von Hupfervitriol. Be wirkt der Kupfervitriol vorzugsweiie dadurch, daß das Kupfer mit der des Helljaftes eine unlösfiche Verbindung eingebt, welche gleichſam einen j Anftrich bildet, der weder an der Luft noch in der Erde noch im Waller eine derung erleidet. Bemerkenswert ift auch der Umftand (welchen Boucherie nicht er t), daß die Holzfaſer ſchon am umd für fich, ganz abgefehen von den Sclinhaltitoffen, 392 IX. Schwadhöfer, Forftbenugung. eine gewwiffe Menge Kupfer zu binden vermag. Selbit reine Celluloje (z. B. Filtrierpapier) hält bei der Behandlung mit einer Kupferſalzlöſung eine gewiſſe Menge Kupfer zurüd, welche durch Wajchen mit Waffer nicht wieder zu entfernen it. Das Holz Das im Winter gefällte Holz imprägniert fi Teichter, als das Sommerholz. Am jchwierigjten iſt das in der Hauptjafttriebperiode (April und Mai) ge- füllte Holz zu imprägnieren. Das für die Imprägnierung beftimmte Holz joll Frisch ge- fällt jein. Bleibt es längere Heit an der Luft liegen, jo nimmt der Saft (namentlich zur Sommerszeit) eine jchleimige Bejchaffenheit an umd läßt ſich dann nur ſchwierig aus dem Holze verdrängen. Holz, welches nicht jofort imprägniert werden kann, wird am beiten in fließendem Waller aufbewahrt. Die Tränfungsfähigfeit der verſchiedenen Holzarten iſt eine jehr ungleiche. Die jogenannten Splintbäume (Ahorn, Birke, Weißbuche 2c.), Neif- holzbäume (Linde, Fichte, Tanne 2c.) und Neifholzfernbäume (Eiche, Notbuche 2c.) laſſen ſich am leichtejten imprägnieren. Biel jchtwieriger gelingt dies bei den jogenannten Kern— holzbäumen (Eiche, Lärche, Führe 2c.), bei welchen vorzugsweile der Splint durchdrungen wird, das Kernholz aber fait unberührt bleibt. Vorzugsweiſe werden die Buche, Fichte und Tanne nach diefer Methode imprägniert. Die Buche eignet jich für diefen Zweck ganz vorzüglich, zeigt aber nicht jelten in der Mitte des Stammes eine Bartie von blafroter bis brauner Farbe (Faulfern), welche der Durchtränfung widerfteht. Bei den Nadelhölzern it ein großer Harzreichtum für die Imprägnierung nachteilig. Die Rinde der Stämme joll möglichft unverlegt jein — eine Bedingung, welche nur ſchwer oder gar nicht zu er- füllen ift. Eine Beihädigung der Rinde tft bei Frisch gefällten Stämmen am nachteiligiten. Bei längerem Liegen des Holzes vertrocdnet der Saft in der entblößten Splintpartie, wo— durch das Austreten der Imprägnierungsflüſſigkeit verhindert, die Durchträntung des Holzes aber wejentlich erjchwert wird. Alle in den Stämmen etwa vorhandenen Riſſe müſſen jorgfältig gedichtet werden. Die bejte Dichtungsmethode iſt das Kalfatern mit Werg. Das Verſchmieren der Riſſe mit Kitt und dergl. ist gänzlich unbrauchbar. Aſtiges Holz imprägniert fich jchlecht. Die in den Stamm eingepreßte Flüſſigkeit nimmt den kürzeſten Peg und tritt deshalb bei den Aitabjchnitten zuerjt aus. Dieſer Uebeljtand läßt ſich da- durch beheben, daß man die Ajtabjchnitte etwas länger macht und den Stamm nad) der Fällung einige Tage liegen läßt, wobei der Saft am Ende des Aitabjchnittes ſich verdidt und die Kanäle verftopft. Iſt der Stamm genügend imprägniert, jo erneuert man ven Schnitt der Aeſte, damit die Flüffigkeit hier austritt und die Tränfung auf dieje Art ver- vollftändigt wird. Stämme für Bahnjchtwellen werden auf die doppelte Schwellenlänge (mit Zugabe von etwa 20 cm) zugejchnitten. Bei Telegraphenftangen iſt die Länge von jelbft gegeben. Bevor man die Stämme auf den Werkplatz für die Imprägnierung zuvecht (egt, müſſen die beiden Endſchnitte erneuert werden, um das Eindringen und Austreten der Imprägnierungsflüſſigkeit zu erleichtern. Zur Herftellung der Kammer fir die Flüffigkeitszuleitung empfiehlt Boucherie eine Schlußplatte aus Holz, welche mittelft Klammern oder Schraubenbolzen an dem Stamme fejtgehalten und gegen ein Hanfleil gedrückt wird. Lebteres ift mit Fett geträntt, liegt auf der ‘Peripherie der Hirnfläche und bildet die feitliche Begrenzung der Kammer. Diefer Verſchluß ift bei schwachen Stämmen nur jchwierig, bei ftärferen Stämmen gar nicht dicht zu bringen. Das Fett ift auch noch dadurch hinderlich, daß ſich Kupferſeife bildet, welche die Poren des Holzes verftopft und die Imprägnierung erſchwert. Ein ganz ficherer Verſchluß wird mittelft eines Kautſchukringes und einer eifernen, an der Innen— jeite lackierten oder verfupferten Eijenplatte erzielt. Zur Befeftigung der Eijenplatte ge- nügt bei Stämmen von geringem Durchmejjer (bis zu 30 cm) eine einzige, durch das Zentrum der Platte gehende, ftarfe Schraube. An der Schlußplatte ift aucd die Dutte für den Einleitungsjchlauc angebracht, 2 Stonfervierung des Holzes. 8 18. 393 J Die Stämme 15 20 an der Zahl) werden der Reihe nach gelegt, mit einer ſchwachen Reigung gegen das freie Hirnende, und die Schlußplatten durd Kautſchut, oder Gutta mit dem Fallrohr des Drudrefervoirs in Berbindung gelegt. Bei dem j m der Imprägnierumgsflüifigfeit muß die Luft aus der Verſchlußlammer entweichen Önmen. Bu diefem Behufe wird entweder eine Kupfernadel zwiſchen Kautſchulring umd che eingeführt und, ſobald Alüffigfeit auszutreten beginnt, heransgenommen und die je feft angezogen oder es iſt nahe am oberen Rande eine Meine Schraube angebradt, er he exit feftgezogen wird, ſobald Flüſſigkeit austritt. Wenige Minuten nad Beginn des Drudes tritt bereits an dem freien Stammende "aus, Nach und nach fommt eine Mifchung des Holzſaftes mit Nupferlöjung. die austretende Frlüffigleit "+" B,, jo wird der Zulauf der einprozentigen Yo abgejtellt und mit "s progentiger Kupferloſung nachgewaſchen. Dieie zweite ver je Loſung bat nur den Zwed die bei der erften Imprägnierung dur Ausſcheidung xyd frei gewordene Schweieljänre aus dem Stamme zu verdrängen. So Id die austretende Fluſſigleit wicht mehr jauer reagiert, wird die Amprägmerung unter tochen, die Verſchlußlammer abgenommen, der Stamm entrindet und an der Luft pehnet, Die Dauer der Imprägnierung ift je nach der Holzart, AFällungszeit, Yänge und ürle des Stammes jehr verichieden und variiert von 48--100 Stunden, it nach 100 tunden die Imprägnierung noch nicht genügend erfolgt, jo wendet man den Stamm um d läht die Alüffigleit am anderen Ende des Stammes eintreten. Bei Telegrapben ) gen, wo es ſich vorzugsweiſe um die Durchtränfung des unteren, im den Boden zu feitigenden Endes handelt, wird das Ummenden nicht vorgenommen. Der Grad der Durchtränkung läßt ſich ſchon aus der mehr oder minder deutlich ıben, blaugrünen Farbe des Holzes beurteilen. Ein ſehr empfindliches Reagens —* iſt eine mit Eifigläure angeſäuerte Loſumg von gelbem Blutlaugenſalz Kalium yanid. Kıfeoy,). Beim Betupfen des Holzes mit diefer Loſung entjteht auf dem Stellen eine rotbraune Farbe, — Die Intenfität der Färbung läßt auf den Grad der Amprägnierung ſchließen. Eheim Beginn der Imprägnierung aus den Stämmen ablaufende Holziaft iſt wertlos ug nicht aufgelammelt. Die jpäter nachlommende kupferbältige Flüſſigkeit wird —— in ein Sammelbaſſin geleitet. Aus dem ſehr verdünnten Löſungen t man das Hupfer durd Füllung mit Eiſen. Die Yölungen von "> ° B. aufwärts Sand filtriert, durch Zugabe von Hupfervitriol auf 1%» ergänzt und neuerlich den durch 818, 83 Das pneumatiſche oder Dampfdrud-Berfabren wurde von sant und Payen erfunden, von Burmett, Bethell, Blythe und andere ver- —5 beſteht im weſentlichen darin, daß man das fertig zugeſchnittene oder 2 (Schwellen, Pfoſten, Stangen, Bretter, Schindeln :c.) zuerſt dämpft f Pen einer Luftverbünnung ausiept und ſchließlich unter Hochdrud mit Impr mgeflunſigkeit jättigt. Dieſe lehtere iſt entweder eine Zinlchloridloſung Teeröl aber endlich ein Gemenge diejer beiden Subſtanzen. Der Apparat bejtcht aus einem horizontalen Imprägnierungszulinder aus Keſſel dh von 9 bis 12 m Länge und 2 m Durchmeſſer. Die vordere Stirnjeite desielben iſt m abnehmbaren, Iuftdicht ſchließenden Dedel verichen, welcher mittelit Yaujrollen er Hangebahn verichiebbar ift. Den dichten Schluß bildet ein in die Flantſche ein —2* von ſchwalbenſchwanzſormigen Querſchnitt. Zur Zuhaltung dienen ent g umlegbare Schraubenbolzen oder Klobenſchrauben. An der rüdwärtigen d des Refiets find mehrere Probehähne, ein Luſthahn, Waflerjtandgeiger, Thermo» or x ve er 394 IX. Schwackhöfer, Forjtbenußung. meter, Manometer und Vakuometer angebracht. Der domartige Aufſatz des Keſſels fteht mit der Dampffeitung und mit einer Luftpumpe in Berbindung. Am Boden des Kefjels ist ein Ventil zum Ablaſſen des Kondenjationswafjers, ein zweites für den Eintritt und ein drittes fir den Auslauf der Smprägnierungsflüffigkeit vorhanden. In der Nähe des Keſſels find zwei in Zement gemanerte Baſſins mit je 27 m? Fafjungsraum für die Im— prägnierungsflüffigkeit in den Boden eingelaffen. Eine Saug- und Drudpumpe jtellt die Berbindung diefer Baſſins mit dem Keſſel her. An fonftigen Einrichtungen find nod) vorhanden: 6 Bügelrollwägen zum Einbringen des Holzes in den Imprägnierungskeſſel, ein Dampffejfel fir 4 Atmosphären Spannung, eine 1Opferdefräftige Betriebsmajchine, ein Speiſewaſſerreſervoir, diverſe Bottiche für die Darftellung der Zinkchlorivlöfiing, ein Trockenofen und eine HZentefimal-Brücenwage Die Arbeit ift verjchieden, je nachdem Zinfchlorid oder Teeröl in Anwendung kommt. A. Bei der Jmprägnierung mit Zinfchlorid wird in folgender Weiſe vorgegangen: Das fertig zugerichtete Holz wird auf Bügelwägen, welche dem Innenraum des Kejjels möglichjt genau angepaßt find, jo verladen, daß die Flächen der Holzftüde nicht dicht aneinander liegen, andererjeits aber auch nicht viel Spatium befafjen. Der Keſſel faßt 3 ſolche Wägen, welche auf einem Geleiſe eingeführt werden. Sodann wird der Schluß— deckel vorgejchoben und verjchraubt. Die Holzfüllung wird zunächſt während 11—3 Stunden bei 1—1,5 Atm. Ueber— druck gedämpft und das dabei entjtehende Kondenſationswaſſer zeitweije abgelajjen. Das Dämpfen hat den Zweck, den Holzjaft aus den Zellen zu verdrängen und durch Dampf zu erfegen. Nach der Dämpfung wird der Ueberdrud abgeblajen und die Luftpumpe in Aktion geſetzt. Man erzeugt ein Vakuum von 600 bis 700 mm, welches durch 1—1'/. Stun- den ımterhalten wird. (Die Kaijer-Ferdinands-Nordbahn normiert eine Drudverminderung von 780 des jeweiligen Barometerjtandes). Das Evafuieren hat den Zweck die Zell- räume luftleer zu machen, vejpeftive die darin vorhandene Luft und den Dampf jo weit zu verdünnen, daß die Smprägnierungsflüfiigfeit eindringen kann. Als dritte Prozedur folgt die eigentliche Imprägnierung. Unter bejtändig erhaltener Drudverminderung läßt man die kalte oder auf 50° E. erwärmte Zinkchloridlöfung durch den äußeren Luftdrud in den Keſſel eintreten, bis er gefüllt ift. Sodann wird die Druckpumpe in Anwendung gebracht ımd ein Ueberdrudf von 7-8 Atm. erzeugt. In dem Maße als Flüffigkeit in das Holz eindringt, läßt der Drud nach und muß neuerlich aufgepumpt werden. Der Ueberdrud ſoll durch etwa drei Stunden erhalten bleiben. Iſt die Prozedur beendet, jo wird die Flüffigfeit in das zweite Baſſin abgelafjen, durch Zuſatz einer Fonzentrierten Zinkchloridlöſung wieder auf die normale Stärfe von 3° B. gebracht, um neuerlich ver- wendet zu twerden. Nachdem alle Flüffigkeit ausgelaufen ift, wird der Jmprägnierungs- fejfel geöffnet, das Holz ausgefahren und zur Lufttrocdnung aufgejtellt. Für Buchen- ſchwellen wenden einzelne Anstalten auch jchwächere Löjungen (1° B.) an, ob mit Erfolg ift nicht bekannt. Dagegen werden fir Eichenjchwellen, welche weniger von der Löjung aufnehmen, höhere Konzentrationen (4—5° B) in Anwendung gebracht. B. Die Imprägnierung mit Teeröl umfaßt ebenfall® 3 Operationen: 1.) das Trocknen des Holzes; 2.) die Herftellung der Druckverminderung und 3.) das Einprefjen der Imprägnierungsflüſſigkeit. Das Waffer wirkt bei der Imprägnierung mit Teeröl nachteilig, weil ſich dieſe beiden Flüffigfeiten nicht mifchen. In die waſſer-, reſpektive jafthältigen Zellen kann das Teeröl nicht eindringen und muß daher der Amprägnierung eine Trocknung vorangehen. Zu diefem Behufe werden die Hölzer in einer gut Eonftruierten Trockenkammer allmählic) bis auf 130° E, erwärmt und bei diefer Temperatur jo lange erhalten, bis feine Waſſer— Dämpfe mehr entweichen. Das Holz wird in noch warmem Zuftande in den Imprägnierungs— en DW; \ Kritit der verjdriedenen Amprägnierungs-Methoden. & 15. 305 { eingefahren und derjelbe verichlofien. Das Evakuieren und Einprefien der Alüffigkeit pt in derfelben Weile, wie umter A beichrieben wurde, nur mit dem Unterſchiede, da die Amprägnierungsilüffigteit niemals kalt, jondern jtets auf 40-50 E. erwärmt im embung gebracht wird. Die Erwärmung ift notwendig, um das ſchwere Teeröl dünn Mlüffiger zu machen. Entſchiedene Vorzüge des Teeröles find: 1.) daß es ſchon in geringer ; ge jehr gut konjervierend wirft; 2.) daß es Harze löft und daher auch in harzführenden Zellen, welche für wäjlerige Löjungen unzugänglich find, eindringen fan; 3.) daß es in nahezu unlösfich ift und daher der Answaichung viel länger widerftcht, als alle her genannten Metalljalze. Als Nachteile find dagegen anzuführen: 1) der hohe Preis des Teeröls und 2) der Umftand, daß es trop Erwärmung noch immer zu fomfijtent bleibt, um ſehr tief in dem Holzkörper einzubringen. Gerade das Gegenteil läft ſich vom Zint qlorid jagen. Es wirft viel weniger antiſeptiſch als das Teeröl, befigt fein Loſungs vermögen für Harze und fan leicht aus dem Holze ausgewaichen werden. Dagegen iſt aber jehr billig und dringt, vermöge der dünnflüffigen Beſchaffenheit der Yölung tief im das Holz ein. Der Gedanke, dieſe Subftanzen, welche fidh in ihren Eigenichaften ge N maßen ergänzen, in ombination anzuwenden, lag daher ſehr nahe umd wurde zuerit 1 6. Rütgers in der Imprägnierungsanftalt zu Angern an der öjterr. Norbbahn 3 mr Ausführung gebracht. Eine wäſſerige Binkchloridlöfung von 3° B. nimmt ungefähr 1 Proz. Karbolſaure aus dem ſchweren Teeröl auf und ift zur Imprägnierung unmittelbar net. Das Verfahren ift dasjelbe, wie bei reiner Zinfchloridlöiung: Dämpfen, Evaluieren u d Einprefien der Loſumg unter Anwendung von 7 bis 8 Alm. Ueberdrud. Nach dem Syſtem Blythe wird zuerft Waflerdampf, welcher mit Streojotdämpfen neichwängert ift, und dann erjt ſchweres Teeröl als ſolches in Anwendung gebracht. Da der Waflerdampf nur wenig Kreoſot und Karbolſaäure aufzunehmen im ftande ift und das in den Holzzellen verbleibende Wafler bei der nachträglichen Imprägnierung mit ſchweren Teerölen geradezu hinderlich wirkt, jo ift ein Vorteil diejer Modififation micht einzuſehen. 844 4 Das Imprägnieren mit antifeptiihen Dämpfen. Dieje Me wurde von verichiedenen Seiten verjucht, aber erjt durch Oberſt %. de Raradis Bes durchgeführt und fteht gegenwärtig auf der öfterr. Südbahn in Amvendung. Der ift transportabel eingerichtet und auf einem achträderigen Eiſenbahnwagen montiert. Do fertig zugerichtete Holz wird zuerjt gedämpft, fodann mit überhigtem Waflerdampf getrodnet, evakuiert, mit Teeröldämpfen imprägniert und ſchließlich langiam abkühlen ge laſſen. Die Imprägnierung gelingt bis in das Innerſie; ſelbſt Wurzelholz wird von den Teerbämpfen volllommen durchdrungen. ji Kritif der verfciedenen Impräanierungs- Methoden. 316. Das Einfumpfen ift das einfachfte und primitivfte Verfahren. Es jept tinerlei maschinelle Einrichtung, auch fein eigens biefür geichultes Arbeiterverional voraus Be daher überall betrieben werden, wo jelbjt nur vorübergehende Lieferungen von nierten Hölgern zu machen find. Dieſe Methode eignet ſich aber ausſchließlich mur lorid, welches ſchon im minimalen Mengen ausgiebig antiieptiich wirt. x alle anderen Imprägnierungsmittel, welche weniger wirfiam find oder ein geringeres iffufionsvermögen befigen, ift es gänzlich unbrauchbar, weil eim tieferes Eindringen der fung in dem Holzlörper ohne Anwendung von Drud nicht möglich ift. Die nach dieier imprägnierten Schwellen laſſen übrigens auch nur bis auf eine Tiefe von etwa : Duedfilberhlorid durch Betupfen der Querſchnittflache mit einer Schwejelallali erlennen. Bleiben jedoch ſolche Schwellen längere Zeit am der Luft oder im Boden er dringen wenigitens Spuren des Imprägnierungsmittels vermöge der Kapillaritäts ig tiefer in das Holz ein. Sonft wäre es auch nicht erllärlich, daß derartig präparierte 396 IX. Schwadhöfer, Forſtbenutzung. Hölzer, nach den 25-30 jährigen Erfahrungen bei verfchiedenen Bahnen ungefähr diejelbe Dauer aufweiſen, wie die unter Hochdruck mit Zinfchlorid und Teeröl imprägnierten. Mehrfach wurde die Beobachtung gemacht, daß die Loderung des Gefüges zuerjt im Innern der Schwellen begann, während die äußere Schichte, welche mehr von dem Im— prägnierungsmittel aufgenommen hatte, jich bedeutend widerjtandsfähiger erwies. 2. Das Hydroftatiiche Berfahren hat gleich dem früher genannten den Vorteil, daß es mit einfachen Mitteln und zwar auch an ambulanten Sammelplägen, in der Nähe der Holzſchläge injzeniert werden kann. Es ift für Kupfervitriol und auch für Zinkchlorid anwendbar. Duecfilberchlorid und Teeröl find der unvermeidlichen Verlufte, und leßteres auch der geringen Diffufibilität wegen, gänzlich ausgeſchloſſen. Nachteile diefes Verfahrens find folgende: 1.) Muß friich gefälltes Holz mit möglichjt unverfegter Ninde in Anwendung kommen. Alle Bringungsarten, bei welchen eine erheb- (iche Verlegung der Rinde ftattfindet, ſowie jeder weitere Transport des Holzes überhaupt, (alfo vorzugsweise Telegrafenftangen und runde Bauhölzer), mit Vorteil imprägniert werden, da bei einer eventuellen nachträglichen Zurichtung gerade jene Partie in Abfall kommt, welche am meiften durchtränkt ift. 3.) Geht immer ein Teil des Jmprägnierungsmittels verloren, wodurch, das Verfahren wejentlich verteuert wird. 4.) Nimmt die Smprägnierung unverhältnismäßig lange Zeit in Anfpruch, und da immer nur wenig Stämme gleichzeitig in Arbeit genommen werden fünnen, jo ift diejes Verfahren für Maffenproduftion, oder für ausgedehnteren Betrieb überhaupt, nicht geeignet. 3. Das prneumatifche Verfahren ift zur Zeit das gebräuchlichite und für fabrifsmäßigen Betrieb auch das zweckmäßigſte. Fir jede Charge werden, je nach der Größe des Kefjels, 120-200 Stück Schwellen eingefahren. Die ganze Prozedur dauert bei den neueren intenfiven Dämpfungs- und Imprägnierungs-Verfahren 6—8 Stunden und können daher in 24 Stunden 360—600 Stüd Schwellen imprägniert werden. Ein weiterer Vorteil dieſes Verfahrens liegt darin, daß das Holz in fertig faconiertem Zujtande in Anwendung kommt. Die Außenfchichte der Schwellen und anderer Hölzer, welche jonjt am früheften der Zerjegung unterliegt, ift am vollftändigften imprägniert und daher auch am meiften gejchüßt. Jeder Verlust durch das nachträgliche Zurichten des Holzes Fällt hier weg. Die gebrauchte Smprägnierungsflüffigkeit kann, nad) Ergänzung auf den nor- malen Prozentgehalt, ohne weiteres immer wieder verwendet werden. Bei dem hydro— ſtatiſchen Verfahren hingegen geht ein Teil der aus den Stämmen abfliegenden Im— prägnierungslöfung ganz verloren und "der andere Teil it durch den Holzjaft jo ſtark verumreinigt, daß er nur durch umſtändliche und dabei doch wenig wirkſame Neinigungs- prozeduren notdürftig wieder brauchbar gemacht werden kann. Der Umftand, daß für dieſes Verfahren eine komplete Fabritsanlage mit Dampfbetrieb erforderlich ift, kann dort, wo es ſich um eine große Leiftungsfähigkeit handelt, nicht als Nachteil gelten. 4. Die Imprägnierung mit antifeptiihen Dämpfen ift ohne Zweifel das wirkſamſte Verfahren, weil die Dämpfe viel tiefer in das Holz eindringen, als dies bei irgend einer Flüſſigkeit möglich ift. Diejes Verfahren ift aber zugleich auch das um— jtändlichjte und erfordert viel mehr Umficht und Aufmerkfamkeit als alle vorgenannten. Schon die Bedienung von drei Fenerheerden (Erzeugung des Waſſerdampfes, Ueberhigen desjelben und Darftellung dev Teerdämpfe) macht die Prozedur kompliziert; jedoch kann man fich dieſe Unbequentlichkeiten bei den jonftigen großen Vorteilen, welche diejes Ver- jahren bietet, gefallen lajjen. Die Leiftungsfähigkeit it gleich dem pneumatiſchen Verfahren. In der Imprägnierungsanſtalt der öfterr. Sidbahn zu Pettau werden mit einem Apparat bei Sftündiger Chargedaner 180 Stüd Schwellen, in 24 Stunden daher 540 Stüd Schwellen imprägniert. A a * Statistita über Imprägnierung. $ 15. 3097 Ara dem Referate der Verfammlung deutiher Eiſenbahn-Techniler in Danzig 1554 1 von den verjchiedenen Eifenbahnverwaltungen folgende auf Schwellen Jmprägnierung Daten geliefert: l, Arten der Imprägnierung. Zahl der Bahnverwal tungen, welche Diele Art der Imprägnie- N) Imprägnierungsmittel und Methoden rung benüpten — Im Jahre ” 1865 1878 ı 1884 ae a ö Pe Bee — — 8 20 22 ches ‚damen A a re ; 4 18 11 Er } —* fhlorid und ſchweres Teerr — othaltiger BER we Teeröl (Blnthe) mg Ruplevitell . re Ber] 15 5 ı Quedjilberblorid . » » » Be, . 8 8 4 1 Paradis ) Teerdidbämpfe : » +: 2 2.» 72, - J ee und Binfvitril . » » - * weſelbaryum und Eiſenorydul a - Antileptitum? Gennings und Reinhardt) I _ 1 Demnach ijt das pneumatiſche Verfahren und zwar jowohl die Anwendung von m Zinlchlorid, als auch Zinlchlorid im Gemenge mit ſchwerem Teeröl im fteter Yu begriffen. Teerdl für ſich allein findet in dem lepten Jahren weniger Berwendung. 8 Einfumpfen unter Anwendung von Quedſilberchlorid ift im Nüdgange begriffen. er Stupfervitriol hat als Schwellenimprägnierungsmittel feine Bedeutung mehr. Dagegen er aber zur Imprägnierung von ZTelegrafenftangen nad dem hydroſtatiſchen Wer il auf benügt. Gijenvitriol, Binkvitriol, Schwejelbarpum und Eiſenoxydul, welche er bemügt wurden, finden feine Anwendung mehr. I. Menge der aufgenommenen Imprägnierungsilüfiigfeit. wm — in Ker. pro Schwelle welle durdhjchnittl. = 0,1 cbm.) Holzart ee Bintehlorid |; Hintelorid und Teeröl STERN a) | 70-85 50—8,0 — — 2538 20-30 18-2 Be 4 20-26 | 18-22 12-18 Durhihnittiihe Koften der Imprägnierung einer Schwelle in®art. de; Imprögnierungsmittel Eiche Buche Kiefer atch — — — 0,87 0,4 0,47 BEE much 0,01 0,86 0,74 0 | 1,00 1,0 1,20 \ \ \ un Ta u Zoe uw nu VE =. Bm 0, 5 dam e (Golem Sei En I — | 0% 5 U rn N 0,58 | _ 0,81 = Pr - u Mu = in 398 IX. Shwadhöfer, Forjtbenugung. IV. Dauerderimprägnierten Schwellen. Ueber diejen Punkt find im dem angezogenen Neferate zwar mancherlei Angaben enthalten, jedoch fünnen Durchſchnittszahlen daraus nicht entnommen werden, teil diejelben fein getreues Bild über den wirklichen Wert der verjchiedenen Smprägnierungsmittel und Methoden geben. Die mechanijche Abnützung der Schwellen, welche dabei ganz weſentlich in Betracht kommt, ift auf den verjchiedenen mehr oder minder ſtark befahrenen Streden eine ſehr ungleiche, jo daß Sich aus den Angaben verjchievdener Bahnverwaltungen fein allgemein giltiges Mittel ziehen läßt. Ein Vergleich ift nur möglich bei ein und derſelben Bahn, wo neben den auf verjchiedene Art imprägnierten Schwellen auch nicht imprägnierte derjelben Holzart in Verwendung jtehen und in gleicher Weiſe (gleiche Bodenbejchaffenheit und gleich ftarke mechanische Abnüsung) in Anſpruch genommen werden. Nachjtehende graphische Darftellungen habe ich den betreffenden Eifenbahnverwaltungen direft zu ver- danfen. Die Nummern I bis III beziehen fich auf die Linien der K, Elifabeth-Bahn und K. Ferd.-Nordb. (Smprägnierung ©. Nütgers in Wien), Nr. IV auf jene der Südbahn. Sämtliche Darftellungen geben den Stand bis Ende 1885 an. Nr. IE 100 * Auswechalung in Frecenten des ursprünglichen Bestande mechilung in Procenten des ursprünglichen Bestandes. 4 SiUsEY. ® u Statistila über Imwprägnierung. & 15. 239 Nr. IIL > E 3777: # ze . — | » 3 H — —— mn en mn yP 884 in den Geleiſen der Eiſenbahnen liegenden Schwellen. Tannen icht im- Larchen ‚ Kiefern Bufanımen peägniert ——— Millionen Stüde 24,080 | 55,996 | sur mas 5,208 | 32,040 | 5,955 26.08 0,050 | 5801 | 051 5,209 12 | 2,105) 3,099 | 80,097 | 9,897 | 5,1 48,642 werben in Destiälanb.001 in Deſterr⸗Ungarn dagegen nur 18,6 Proz. imprägniert. lid —* nur noch bemerft, daß imprägniertes Holz heute jaſt ausſchließlich Fa bier auch mur wieder für Schwellen und Telegrapbenitangen An- n Heben, Eifer, Vergweien u. ſ. w., wo das Holz geradezu umentbebrlich frübgeitige Zerftörung die unangenehmſten Konſequenzen nach ſich sieht, hat ie Smräorung ra noch gar micht in Angriff genommen. leberhaupt ift die g mehr Sache der Zukunft als der Gegenwart. 400 IX. Schwadhöfer, Forjtbenugung. IV. Eellulofefabrifation. ‚$16. Das Rohmaterial. Zur Cellulojefabrifation eignen ji) vor allem die Nadelhölzer, welche eine lange, gejchmeidige, gut verfilzbare, ſchwach gefärbte und gut bleichfähige Faſer liefern. Meinder geeignet jind die weichen Yaubhölzer und am wenigjten brauchbar die meisten harten Laubhölzer. Nach ihrer Verwendbarkeit nehmen die Holz- arten folgende Nangordnung ein: 1.) die — (Abies excelsa); 2.) die Kiefer (Pinus sylvestris); 3.) die Lärche (Larix europaea); 4.) die Tanne (Abies ee. 5.) die Eſpe (Populus tremula); 6.) die Bappel — nigra); 7.) die Birke (Betula alba). In der Negel werden aber nur die vier erjtgenannten Holzarten zur Fabrikation heran- gezogen. Die Darftellung der Celluloſe umfaßt folgende Prozeduren: 1. Das Putzen und HZerkleinern des Holzes. 2. Das Aufjchliegen des zerfleinerten Holzes und die Erzeugung (eventuell Re— generierung) der Lauge. 3. Das Auslaugen, Wachen, Zerfafern (umd eventuell Bleichen) der Rohcelluloſe. 4. Das BVerfilzen der fertigen Celluloje zu Nollenpapier und Trocknen desjelben. 8 17. 1. Das Bußen und Zerfleinern des Holzes. Das Holz muß von allen zufälligen Berunteinigungen, wie Erde, Sad, Kohlenteilchen 2c., welche namentlich an den beiden Enden der Scheite und Klöge zu finden find, befreit werden. Rinde und Baft müfjen abgejchält, die Aeſte und Knorren ausgebohrt werden, da vdiejelben der Auf- ſchließung widerſtehen und bleichunfähig find. Die größte Sorgfalt in der Putzerei iſt unbedingtes Erfordernis, weil die Verunreinigungen jpäter nicht mehr zu entfernen find und das Produkt verderben. Am beiten gelingt das Busen durch Handarbeit, ijt aber dafür auch am foftipieligjten. In allen größeren verwendet man zum Zerkleinern und Putzen des Holzes eigene Majchinen, und zwar: 1.) die LE LET e, bei welcher ein Beil langjam auf und ab bewegt wird, um jtärfere Klötze 2, 3 oder mehrmals zu jpalten; 2.) die Rindenſchälmaſchine, eine raſch votierende Scheibe mit hobelartig eingejeßten Mefjern; 3.) die Aitbohrmajchine, ein langjam votierender, gewöhnlicher Schnedenbohrer, welcher übrigens jeinen Dienjt nur jehr unvollkommen verrichtet, weil man den Berlauf der Knorren im Innern des Holzes äußerlich nicht beurteilen fann. Biel zweckmäßiger ift die von Aug. E. Bölfner in Wien fonjtruierte Atfraife, welche aus 3 aneinander liegenden, entjprechend gejchränkten Zirkularjägeblättern bejteht. Der Abgang durch das Putzen beträgt bei entrindeten Stämmen 5—6 "/o, bei min- derer Qualität derjelben 10—15"/, bet berindeten äftigem Scheitholz 15—20 % und bei Prügelholz 20—30 'b von’ Holzgewicht. Nach dem Spalten und Buben folgt die Zer— fleinerung des Holzes in furze, Dice Späne (Schnißel) von 8—12 mm Breite in der Nichtung der Fafer, 5-10 mm Dide und 10-50 mm Länge quer zur Fajer. Die Holz- Ihneidemajchine bejteht aus einer vertikalen Mefjericheibe auf horizontaler Welle. Die Dimenfion der Späne wird eimerjeits durch die Mefjeröffnungen in der Schneide- jcheibe und anderjeits durch die Stellung eines Supports, welcher die Holzklötze gegen die raſch votierende Scheibe driict, bedingt. Die von der Schneidejcheibe gelieferten Späne befigen Scheiben- oder Ningform von der angegebenen Breite und Dide. Die weitere Zerkleinerung (das Zerbrechen der Späne) gejchieht in einer gewöhnlichen Konusmühle. Um Die ah von dem beigemengten Holzjtaub (Sägemehl) zu befreien, pajjieren die- jelben auf dem Wege von den Zerkleinerumgsapparaten zu den Kochern ein jchief liegendes Notationsjieb, Mitjcherlich zerichneivet das Holz nur in Scheiben über Hirn von 10 mm Dice, aus welchen die Aſtknoten ausgebohrt werden. Ritter- Kellner jchneiden Späne unter 45" zur Nichtung der Faſer. 818 2. Da Pan EEn des zerkleinerten Dolzes. Für diejen Zweck Eellufofefabrifation (Aufihliehen des Holzes). 8 18. 401 ‘4 wi vb em eine Reihe von Agentien (verichiedene Mineraljäuren, Aetallalien, Schwefelalfalien, * fligfaure, unterſchweſligſaure Allali- und Allalierdmetalle ꝛc) empfohlen. In der ‚haben jedod; nur zwei derjelben, nämlich das Wepnatron und das Calciumbifulfit, * Anwendung gefunden, Das Aetznatron wird entweder aus Soda Natrium⸗ at) oder aus Glauberſalz (Natriumfulfat) dargeitellt. Danach unterjcheidet man gegenwärtig drei Methoden: - A. Das Sodaverfahren (allgemein ſchlechthin Natronverfahren genannt), B. das ulfatverfahren und ©. das Sulfitverfahren, A. Das Natronverfahren. Bei demjelben wird die Aufihliehung des Holzes durch Natronlauge (NaHO) von 10—12° B, unter einem Drude von 6-10 Atmosphären re. Die Digeftionsdauer ſchwanlt groifchen 5 und 7 Stunden. Die Digeftoren (Kocher) wlnbeiihe, vertikal (jeltener horizontal) geitellte Keſſel aus ftarfem Eifenbleh von a 100 Heltoliter Faſſungsraum. Bei den Vertilalleſſeln ift oben die Füll- und feitlich te) — — — für das rohe, reſpeltive aufgeſchloſſene Holz angebracht. Die Holz 9 liegt auf Siebplatten, welche die Lauge durchlaſſen, die Späne aber zurüd- halı en Um die Wärmeverlufte durch Ausſtrahlung nad) Möglichkeit zu verhindern, find Bes“ mit einem Iſolierungsmaterial (Holzipäne, Cellulojepappe oder dergl.) belegt d mit Bretterwänden verichalt. In der Regel find mehrere (4—6) Kocher durch Röhren- — — zu einer Batterie vereinigt. Das Arbeiten mit einzelnen Kochern Äßig, weil in denſelben die Lauge nicht vollſtändig ausgenutzt werden kann. Alle *7 Armaturteile muſſen aus Eiſen hergeſtellt ſein. Meſſing, Kupfer ec. werden re en hart onpegrifien. Die Batterie fteht in Verbindung mit den Yaugenvorwärmern ıd mit dem Dampflefjel. In erjteren wird die Lauge durch di⸗ ‚Heizung auf die erforderliche Temperatur (gewöhnt. 17°C & 400 2 Am. Ueberdrud) gebracht und jodann in die bereits mit yolz beichidten Kocher übergedrüdt. Die Lauge tritt von 20689 nte in den Kocher ein, damit beim Aufſteigen derſelben alle ift aus der Schwipelmafje verdrängt wird. Da die Yauge „ eshee abei an Temperatur verliert, jo muf; nachgeheizt werden, was / ch direlte Dampfeinftrömung in den Kocher geichieht. “ oche ride bewährt.) te JEEeR t ben ang der Bat- 1 mit Ho bo 7 — —* nur cc) geeignete Bentilftelung Durch D rud wird die Lauge a) D dorariasten: fo Daß ber Sangeninpeit " ) 8, nn. von 3 nad Kun KB A nu o * u au „de Nat 6 ee ala Q im Siam a2 — ı® © © e) ge au wi e 8 4 5 ie 00 en & . Gleich P soo» d von der Yauge Robcellulofe entleert. Die übrigen Sta- Du Erläuterung aus dem Schema, x 60.0 —— durchgeführt Kr von felbft. y® ungsproduften des Lignins gänzlich Fi —EE reiner Deren F Az — eichter auswaſchen. Die Arbeit ift bei — a— e kontinuierliche, ſchnellere, regelmaßigere 409 IX. Shwadhöfer, Forftbenugung. und der Wärmeverbrauch ein geringerer. Auch läßt ji, wenn eine genügende Anzahl Kocher vorhanden ift, das erſte Auswajchen der Rohcelluloje in der Batterie jelbjt mit überhigtemn Waffer vornehmen. Die dabei erhaltene verdiinnte Yauge kann man für den gleichen Zweck auch) noch ein 2te8 und 3tes mal verwenden, wobei die Waichlauge immer mehr an Konzentration gewinnt. Kurz es laffen fich beim Batteriebetrieb mehrfache vorteilhafte Kombinationen treffen, welche bei Einzelfohungen nicht möglich jind. Die Zahl der zu einer Batterie vereinigten Ge- fäffe darf jedoch ein gewijjes Maß nicht überjchreiten, weil jonjt durch den Reibungswiderſtand in den Rohrleitungen und in der Schnigelmafje die Zirkulation der Laugen erſchwert wird. Druck (vefpeftive Temperatur), Kochdauer und Konzentration der Lauge müſſen dem jeweiligen Nohmaterial angepaßt werden. Am leichtejten Eocht ſich Fichtenholz, dann folgt Föhre und Lärche und am jchwierigjten gelingt die Aufichliegung bei Tannenholz. Bei (egtevem find die Faſern gröber, weniger gejchmeidig und fommen häufig jteife, weiße, abnorm glänzende Splitter (fogen. Splinjen) vor, welde ihren Glanz auch in der Bleiche nicht verlieren und felbjt im fertigen Papier noch ſichtbar find. Erzeugung der Kochlaugen. Die zum Aufichliegen des Holzes erforderliche Aetzlauge wird durch Kauftizierung der Soda mit Aetzkalk dargeftellt. Die Soda fann zum größten Teil aus den gebrauchten Kochlaugen durch Regenerierung wiedergewonnen werden und jener Teil, welcher bei den Manipulationen verloren gegangen ijt, wird durch entiprechende Menge neuer Soda erſetzt. Zum Kauftizieven benügt man eijerne Gefäße von rundem oder vieredigem Auerjchnitt, welche mit einem Rührwerke verjehen find. In jedem Gefäß ift ein Schnatterrogr zum Einleiten des Dampfes und ein Heber zum Ab— ziehen der fertigen Lauge angebracht. Für eine Kauftizierung werden in der Regel 2000 Klgr. Soda und 1109 Klgr. friſch gebrannter Kalk (entiprechend 55 % vom Sodagewid)t) angewendet. Die Konzentration der Sodalöjung darf das jpezifiiche Gewicht 1,1 nicht überfteigen, weil in ftärferen Löſungen die Kauftizierung nur jchwierig und unvollitändig erfolgt. Der chemische Prozeß der Kauftizierung wird durch folgende Gleichung ver— ſinnlicht: Na,C0, + Ca0-+- H,O = 2NaHO +CaC0, Soda Aetzkalk Aetznatron alciumfarbonat. Die Soda-Aegfalfmifchung wird unter fortwährendem Rühren aufgekocht, und jobald die Hauftizierung beendet ift, der Dampf abgejtellt, dev Nieverjchlag von Kalciumkarbonat abfigen gelaffen, und die fertige Lauge abgezogen. Da leßtere nicht vollfommen Klar it, jo muß fie ein Sandfilter (oder eine Filterprefje) paffieren, um die feinen juspendierten Schlammteilchen zurüdzuhalten. Die filtrierten Laugen müſſen alsbald (längjtens nad) 2—3 Tagen) ihrer Verwendung zugeführt werden, da jonjt die Hauftizität wejentlich zurück— geht. Der Schlamm (CaCO,) wird gefammelt und in größeren Bartieen ausgelaugt, um das darin enthaltene Aetznatron zu gewinnen. Negenerierung der Laugen. Die ausgebrauchte Lauge, wie fie aus ver Batterie abgelafjen wird, ift tief dunkelbraun, faſt Schwarz gefärbt, von den Humusartigen Berfegungsproduften des Lignin. Sie enthält ferner die beim Kochprozeß gebildete Harz- feife und andere Auslaugeprodufte des Holzes. Bei den in meinem Laboratorium unterjuchten Laugen wurde im Mittel aus mehreren Analyjen gefunden: _ Örammen pro 1 Liter Lange Gejamt-Troden- Geſamt⸗ | —F fubftanz Afalinität | malaugepro- (Natron als NaHO) (bezogen auf | du Sende 2 berechnet) NaHO) | volze Friſche Lauge (von der Regenerierung) 110,1 106,9 32 xauge (| mittleren Kocher (III) der Batterie 160,3 835,3 75,0 Llegten Kocher (V) der Batterie | 158,6 | 76,9 | 81,7 Gellulofefabrifation (Sulfatverfahren). & 19, 403 Die Abnahme der Bejamt-Trodenfubitanz von dem Kocher III zu V erflärt ſich aus der ng der Yauge durch die direlte Dampfeinftrömung in bie Kocher. Die Waſchlaugen 8 den Eellulofe-Auswaicheyiternen enthalten etwa 70—80 Grm. Trodenfubftanz pro Liter. Um das Natron aus den Laugen wieder zu gewinnen, müfjen diejelben zur Trodene mpft werden. Der erhaltene Rüdjtand muß vollftändig entwäfjert und geglüht werden, fi die organische Subftanz verbrennt und das Natron wieder in Karbonat (Soda) jerwwandelt wird. Das erjte Eindampfen, bis zu einer mäfjigen Konzentration, geichieht ‚nicht jelten im Dampflefjel, welcher mit Lauge anjtatt Wafler geipeift wird. Die aus dieſem Slefjel entwidelten Dämpfe jollen nur zur Heizung in der Batterie, aber nicht für de eigene ber Maſchine benügt werden, weil der Dampf immer geringe Mengen von je mitführt. Das weitere Eindampfen erfolgt in offenen Pfannen, welche am Regenerier — find, Die hier benſizten Regenerieröfen find aus der Soda- (reipeftive aſche⸗Fabrilation entnommen und betehen aus dem Feuerungsraume, neben welchem Belle: Kaleinierherd angebracht ift. Ueber diejen lepteren find die Pfannen im wei oder mehreren Etagen angeordnet. Die Flamme ftreicht zuerft über den Stalcinier- herd und geht dann unter und über den Pjannen fort bis in den Schornitein. Die auge ———— aus der oberſten Pfanne in die nächſt untere u. ſ. w. fort bis im die je Abteilung des Kalcinierherdes abgelafien, wo fie jhon in ftarf eingedidtem, mur be. Halbfläffigem Buftande anlangt. Hier wird die organische Subjtanz verfohlt, wobei * entwidelnden Gaſe zur Heizung beitragen. Aus der zweiten Abteilung wird die lige Maſſe in die erſte dem Feuerherd zunächſt liegende Abteilung geſchafft, wo die Ir an zum beftigen Glühen kommt und die in bderjelben noch vorhandene organiſche ſowie die Kohleteilhen verbrennen. In beiden Wbteilungen muß oftmals ge werden, damit immer neue Partieen an die Oberfläche gelangen. Ein teilweiies 1 der Soda ift nicht zu vermeiden. Ganz in Fluß joll jedoch die Maſſe nicht ner eat fonft viel Kohle eingeichlofien und an der Verbrennung gehindert wird. Die ge kalcinirte Soda wird mit Eijenfrüden aus dem Herde herausgezogen und in eifernen Imägen der Kauſtizierungsſtation zugeführt. Möglichite Reinigung der Soda ift unbedingtes Erfordernis. Die in den Laugen —— Subſtanz ſchadet weniger, aber die fein verteilte Kohle gibt zu großen 1 Beranlaffung. Auch in der bejtfalcinierten Soda find wenigitens noch Spuren vor Kohle enthalten. Diefe außerſt feinen Kohlepartikelchen bleiben in den Kochlaugen ehr lange juspendiert, find auch durch fein Filter zurüdzuhalten, jondern gelangen in den Stoff und geben demjelben, wenn fie in etwas größerer Menge vorhanden find, einen grünlihblauen Farbenton, welcher auch durch die Bleiche nicht wegzuſchaffen ift. Die gen 9 der Laugen ift eine läftige umd koftipielige Prozedur. Außer dem foeben genannten Uebelftande find noch mehrere andere zu verzeichnen: 1. Iſt der MWärmever: brauch zum Verdampfen der Laugen ein ſehr bedeutender. Auf 100 Klgr. Iufttrodene fe entfallen beiläufig 14 Heltoliter Lauge, welde bis zur Trodene abgedampft —— 2. Iſt der Sodaverluſt ein hoher und kann durchſchnittlich mit 12—15 % t werden. Der Hauptverluft liegt in der Verflüchtigung der Soda am Kal— einierherd. 3. Wird die Herdiohle durch die Yauge (beziehungsweiie durch die ſchmelzende 2 ſehr ſiark angegriffen, infolge deſſen wird die Soda durch Bildung von Silifaten unreiner und find oftmals Reparaturen des Herdes notwendig. 819. B. Das Sulfatverfahren. Dasjelbe unterjcheidet ſich von den vor- m Verfahren lediglich durch die Art der Erzeugung und Regenerierung der Koch— Die Manipulation bei der Auſſchließung ſelbſt, ſimmt aber mit der unter A be m volllommen überein. 26 “ E “ Be Sn BE ah aa “ 404 IX. Schwadhöfer, Forftbenugung. Sm Wejentlichen find zwei verſchiedene Laugenbereitungsmethoden aus Sulfat be- fannt: 1. nah Kellner und 2. nad Dahl. 1. Methode nah Kellner. Wird eine fonzentrierte Löſung von Natriumjulfat mit Calciumbijulfit verjegt und erwärmt, jo jcheidet ſich Calciumſulfat (Gyps) aus, während Natriumbiſulfit in Löſung bleibt. I. N2,S0, + Ca(HS0,), = Ca so, + 2Na Na HSO, Natrium Caleium⸗ _ Ealeium- Natrium fulfat FT Bifuffit — Sulfat FO Bifuit. Die Löfung des Natriumbifulfites wird von dem Gypsniederſchlag getrennt und zum Kochen Ei wobei dasjelbe in Monojulfit und jchweflige Säure zerfällt. 2NaHS0, — — Na, 50, + HB, 4,0, Rare — —— bifuffit — monoſ futfit + Säure. Das Natriummonofulfit wird mit Calciumhydroxyd (Aeztzkalk) kauftiziert, wobei Na— triumhydroxyd (Aetznatron) und Calciummonoſulfit entiteht. IH. Na, SO, + Ca (EO.) = 2NaHO + CaS0, Natrium- te Galeium- __ Natrium af Calcium- monoſulfit hydroxyd hydroxyd monoſulfit Läßt man die bei dem Prozeſſe II entweichende ſchweflige Säure auf das Calcium— monojulfit einwirken, jo entiteht das entjprechende Bijulfit, welches neuerlich in dem Prozeß I eingeführt wird. VE CaSo, + H, 50, SO, = Ca (HS0,), — Calcium- a ſchweflige Caleium⸗ monoſulfit Säure — biſulfit. Bei der Regenerierung leitet man in die dunkle Lauge, wie ſie aus den Kochern kommt, ſchweflige Säure im Ueberſchuſſe ein. Dabei wird alles Natron gebunden und die gelöſte organiſche Subſtanz fällt als brauner, voluminöſer Niederſchlag aus, welcher ſich beim Erwärmen der Flüſſigkeit zuſammenballt und durch Filtration leicht entfernt werden kann. Das Filtrat enthält alles Natrium als Biſulfit, welches wieder in den Kreisprozeß (Gleichung II) eingeführt wird. Da dieſe Regenerierung auf naſſem Wege erfolgt, jo fällt 3 Abdampfen der Lauge und das Glühen des Trodenrüdjtandes, ſowie alle Unzukömm— lichkeiten und Verluſte, welche damit verbunden find, weg. Dafür iſt aber die Erzeugung der jchweiligen Säure notwendig. Diejes Verfahren empfiehlt jih hauptſächlich für ſolche Fabriken, welche Sowohl auf Natron- als auch auf Suffitcellulofeerzeugung eingerichtet find. Ob dieſes anjcheinend jehr zweckmäßige Verfahren in irgend einer Fabrif bereits praktiſch durchgeführt wird, it dem Verfaſſer nicht bekannt. 2. Methode nah) Dahl. Diejelbe bafiert darauf, dag Natriumfulfat durch Schmelzen mit Kohle im Flammofen reduziert und in ein Gemenge von Schwefelnatrium, ſchwefligſaurem, unterjchtwefligiaurem und fohlenjauren Natrium verwandelt wird. Dieje Umfjegung vollzieht fich auch beim Negenerieren der ausgebrauchten Laugen, indem die in . denjelben enthaltene organische Subjtanz verfohlt und in der bejagten Weiſe auf das Na— triumfulfat einwirkt. Die erhaltene Schmelze wird in Wafjer gelöft, mit Aetzkalk fauftiziert (ſiehe Prozeß III Methode Kellner) und ſodann zum Aufjchliegen des Holzes verwendet. Diejes Verfahren hat zwar alle Nachteile des alten Natronverfahrens, ijt aber injofern rentabler, als das Glauberjalz im Vergleiche zur Soda bedeutend billiger zu jtehen kommt. Der Kellner'ſchen Methode gegenüber hat e3 den Vorzug, daß es in jeder Natroncelluloje- fabrif ohne weitere Rekonſtruktion einführbar iſt. Diejes Verfahren wird gegenwärtig in mehreren Fabriken ausgeübt. In dieſe Rubrik gehört ferner auch noch) das Verfahren der Aujjiger chem. Produften- LE Pr 1 J Celluloſeſabrilation (Sulfitverfahren). $ 20. 405 J ee weldes die Ausnäpung der Sodarüdftände zum Aufihliehen des Holzes be Aftände haben ungefähr dieſelbe Zufammenfegung wie die Mauberjalzichmelze ide, Verfahren, nur herrſcht hier Natriumfulfid (Schwefelnatrium) und Hatrium- fit 53 aures Natrium) vor, während der Gehalt an Soda ſehr gering iſt. Der Ab- dtand von den ausgebrauchten Laugen darf in den Flammofen nicht geſchmolzen, fondern nur falciniert werben, ——— deshalb, weil ſich ſonſt die in reichlicher Menge vorhandenen Sulfide und Sulfite n ungünftiger Weile umfegen würben. 8 20. ©. Das Sulfitverfahren. Dasſelbe bafiert auf der Aufſchließung der Holziubftang mittelft Ealciumbijulfit Ca (HSO,),, d. i. eine Aufloſung von ſchweſfligſaurem - Calcium (CaSO,) in wäfleriger jchwefliger Säure (H,SO,). Das wirffame Agens ift die ſchweſlige Säure, während das Calcium gewiffermaßen nur als Firierungsmittel für dieſe zu betrachten ift. F a Laugen-Erzeugung zerfällt in zwei Stadien: 1. in die Erzeugung des Schwefel J es (SO,), 2. in die Abſorption desſelben durch Waſſer 80, + H,O = H,SO,) und rt der dabei entftehenden ſchweſligen Säure auf Kalfftein (« Co, ), wobei Gal i ciumbiſulfit gebildet wird und Kohlenfäure entweicht. 2H,S0, + Cac0, = (a(HSO,), + 00, co, + H,0 ., Salem tum» Calei Rollen l Samen + farsonat = Hifutmt + Aare + Maler Das Schwefelbiorp wird entweder durd Verbrennen von Schwefel (S-+ 0, = S0,) oder durch Röften von Schwefelfies (2FeS, +70 = Fe, 0, +250,) erzeugt. Die hiezu dienlichen Defen find der Schweielfäurefabrifation entnommen. Zur Abjorption und Eimwirkung der ſchweſligen Säure auf Kallſtein benützt man entweder hohe Türme oder Sefähbatterieen. Die Türme (dem jogen. Glovertürmen der Schwefeljäurefabrifation nachgeahmt) haben eine Höhe von 20-30 m umd find entweder nad) Art des Hohofens aus jäurefeften Steinen erbaut oder aus Holz bergeitellt und mit Bleiplatten ausgelleidet. Der Turm ift mit fauft- bis fopigroßen Kallſtein gefüllt, welche mit Wafjer überriefelt werden, während das Scwefeldioryd in der aufwärts fteigt. Die fertige Lauge fließt unten in ein Sammelbaffin ab, m don bier aus ihrer weiteren Beſtimmung zugeführt zu werden. —3 Turm lei Uebelſtande: 1. i fl foftipielig; 2 13 ber Keilhen und Das Bin —— — — — — —— — ee fich pe hwierigfeiten, namentlich dadu daß die unteren Bartieen der Kallſtein— welche jchr han ftarf forrodieren, durch den Drud der oberften Schichten zerbrödeln, Sajes 9 weren; er überzieht ſich die Oberfläche der Kallſteinſtücke er 3* welche die weitere Einwirlung der ichweiligen Säure verhindert. Die davon ift, ms e Abforption nicht mehr gend von ftatten gebt, die Gradigleit der ein Teil der jchmweiligen Säure nuplos aus der Gicht des Turmes Beſſere Dienfte leiften die Gefähbatterieen. Diejelben beftehen aus 5-8 geichlofienen gefäßen von je 3—4 m Höhe und 1—2 m Durchmeſſer. Die Gejähe find zum Teil — gefüllt, welche auf einem Siebboden aufliegen. In das erſte Gejäh BD: zu, welches die Kalfiteinfüllung von oben herab durchrieielt, ſich unter dem anjammelt und von einer Pumpe auf das zweite Sefäh gehoben wird, um bier ren Kalkfteinfchichte zu durchrieſeln und von einer zweiten Pumpe auf das dritte gehoben zu werden. Diejer Vorgang wiederholt fich von einem Gefäh zum andern. 1 dus fegte Gefäß ftrömt Schwefeldiogyd unter dem Siebboden ein, durchdringt die mit re Kalkjteinfüllung, jtrömt oben durch ein Bleirohr ab, welches unter den t des nächſten Gefähes führt u. ſ. w. Das Waller wird in der Batterie all- ir auge, welche aus dem legten Gefäße mit einer Konzentration von ca. 5° B. flieht. Die Konzentration der Large hat man durch Regulierung des Waflerzulaufes in der Gewalt. Das jchweiligiaure Gas wird mitteljt eines Exhauſtors durd) die Batterie 406 IX. Shwadhöfer, Forfjtbenugung. gefaugt und der Gang fo reguliert, daß nur Stickſtoff und Kohlenfäure, aber feine ſchweflige Säure, den Apparat verläßt. Die Laugenpumpen find aus Phosphorbronce hergejtellt, welches Material bei gewöhnlicher QTemperatur von der Lauge nicht erheblich ange- griffen wird. Die Gefäßbatterieen haben den Vorzug, daß 1. die Füllung und Entleerung des Kalf- fteine3 in einfacherer Weiſe zu bemerkijtelligen ift, da man jedes beliebige Gefäß auzjchalten kann, ohne dadurch eine Betriebsftörung zu veranlaffen; 2. ein Zerdrücken des angegriffenen Kalkſteines weniger zu befürchten ift, weil die Schichte viel niedriger und infolge deſſen der Drud auf die unteren Partien fein jo großer ift; 3. die Abjorption der jchmwefligen Säure beffer gelingt und eine gleichartigere Lauge zu erzielen ift. Die Herftellungs- und Betriebs- fojten jind ungefähr diejelben wie bei einem Turm. Die Bildung der Gypskruſten fommt auc) in der Batterie vor, jedoch in geringerem Grade, weil man die Luftzufuhr zum Verbrennungs- ofen befjer in der Gewalt hat. Das it namentlich dann der Fall, wenn zur Erzeugung des Schwefeldioryd Schwefel anftatt Kies in Anwendung fommt, was beim Batteriebetrieb auch ſchon deshalb notwendig ift, um den Erhauftor die Arbeit durch eine größere Menge indiffe- renter Safe (Luftüberfchuß) nicht unnötiger Weije zu erſchweren. Ueberhaupt läßt die Laugen- bereitung in ihrem gegenwärtigen Stadium noch viel zu wünſchen übrig. Die Mängel des Produftes mancher Fabrifen find Hauptjächlich in der jchlechten Laugenbereitung begründet. Die Lauge fol ftet3 ein und diejelbe Konzentration (4—5° B.) bejißen. Bei An— wendung von Schwächerer Lauge gelingt die Aufjchliegung des Holzes nur unvollitändig. Anftatt Kalkſtein kann auch Dolomit (Ca COs -+-My COs) oder Magnejit (Mg COs) an- gewendet werden. Flod quiſt leitet die jchwelige Säure teils über Kalkſtein umd teils über entfettete Knochen, um eine Löfung von Calciumbijulfit und Calciumphosphat darzuitellen und nebenbei Leimgut zu gewinnen. Alle diefe Modififationen haben jedoch für den Großbetrieb nur untergeordnete Bedeutung. Der zweite wichtige Faktor ift die Konftruftion der Kocher. Diejelben müſſen einen Ueberdrud von mindeitens 6 Atm. auszuhalten imftande jein und bei Temperaturen von 150° C. und darüber der Einwirkung der fchwefligen Säure widerjtehen. Diejen An— forderungen entjprechen am beften zylindrijche oder fugelfürmige Gefäße aus Eijen- oder Stahlblech, welche mit einem ſäurefeſten Material ausgefüttert find. Die zylindrischen Kocher find horizontal oder vertikal gejtellt, feſt ſtehend oder lang— fam votierend. Ritter- Kellner verwenden feftitehende vertikale Kocher, welche mit Blei ausge- füttert find. Die Verbleinng geſchah früher in der Weije, dag man eine gewöhnliche 6 mm dicke Bleihaut im Innern des Gefäßes durch übergejchraubte Eifenjpangen fejthielt, welche nachträglich ebenfalls mit Blei überzogen wurden. Dieje Urt der Verbleiung hatte große Uebelftände, da fich in den feftitehenden Kochern der Bleimantel durch jein Eigengewicht ſenkt, Falten befommt und endlich zerreißt. Gegenwärtig nietet man die einzelnen Eijen- blechtafeln, aus welchen der Außenmantel des Kochers hergeftellt wird, nicht wie gewöhn— lich an den Rändern übereinander, jondern fchrägt diejelben ab und nietet fie auf Lajchen, fo daß bei jeder Stoßfuge eine Schwalbenjchtwanzförmige Vertiefung bleibt. Dieje Ver— tiefungen (Nuten) werden mit Zinfchlorid gebeizt, mit Blei ausgegoffen und bilden jodanı die Hafttellen für die Bleiplatten. Der Bleimantel figt jegt an vielen Stellen im Kocher feft und kann ſich nicht verziehen. Nach einem amerikanischen Patent (Charles Storey) bejteht der Kocher aus mehreren Stahlblechringen, welche durch Flantichringe und Stehbolzen zujammengehalten werden. Die Bleiplatten für die innere Auskleidung des Keſſels werden umgebörtelt und zwiichen den Slant- ſchen feitgehalten. Flodquiſt verwendet rotierende fugelförmige Kocher aus Stahlblech, in welchen die Bleiplatten mit großen bleiplattierten Köpfen befejtigt jind. Graham benüßt horizontale rotierende Kocher, bei welchen die Kejjelplatten vor ihrer Bufamnıennietung mit Zinfchlorid gebeizt und verbleit werden. Mitſcheérlich“s Kocher find verbleit und dann mit porzellanartig gebrannten, jüure- fejten Steinen in Zement ausgemauert. Die Außenwand muß bei jeden Kocher eine größere Anzahl Deffnungen befigen, um jede Undichtheit in der Bleiverkleidung von außen jofort wahrnehmen zu können; so Eellulofefabrifation (Sulfitverfahren). $ 20. 407 auch, um der Luft, die ſich zwiſchen Außenwand und Bleimantel befindet, Austritt —3 und damit einer Deformation des Bleibelages vorzubeugen, Die rotierenden Kocher find horizontale Eylinder mit drei ftarfen Aufenringen, je auf Rollen ruhen. Der Antrieb erfolgt dur einen Zahnkranz, in welchem eine fe oder ein Bahnradvorgelege eingreift. Die Notation ift eine jehr langſame, eine hung in 11 Minuten. Im Innern des Kochers find Mitnehmerftifte angebracht, (he die Holzmafje heben und wieder fallen lafien. Die rotierenden Kocher haben ben orteil, daß Reparaturen viel leichter und bequemer auszuführen find, daß ferner das jet 8* ſich ausſcheidende Calciummonoſulfit in der ganzen Holzfüllung gleich mäßig verteilt wird, während bei feſtſtehenden Kochern der Niederſchlag zum Abfipen ge * gt und einen Teil der Gelluloje entwertet. Dem gegenüber ift als Nachteil zu be zeichnen, daß durch die Reibung der Holzmafie an der Innenwand die Bleiausfleidung set angegriffen wird. Dieſer Nachteil läßt ſich übrigens dadurch vermeiden, daß man I ‚seid nicht während der ganzen Kochdauer, fondern nur zeitweile in Notation Er Auch bei nicht rotierenden, vertifal geftellten Kochern ift es zwedmäßig, diejelben in 2 Zapfen auf Ständern ruhen zu lafien. Dadurch ift die Möglichkeit gegeben, den Kocher behu Reparatur in horizontale Lage zu bringen. Die Kapazität der Kocher beträgt 20 40 m’. Große Kocher find vorteilhafter als * ‚weil 1.) die Wandfläche im Verhältnis zum Inhalt des Gefäſſes möglichſt gering Br, und 2.) weniger Armaturftüde (Bentile :c.) notwendig find, welche durch die r Säure ſtarkt angegriffen werden. Jeder Kocher iſt mit einer Füll- und Ent— og (Mannloch), Ventile für Lauge- und Dampfleitung, Gasausitrömung, anc ‚ Thermometer, Sicherheitsventil und Probehahn veriehen. Die Heizung ge hieh — durch direlte Dampfeinftrömung (Ritter-Kellner) oder indirelt durch fange Rohrleitungen (Bleiantimonlegierung), welche an der Innenwand des Kochers ver- ufen und die untere Hälfte desjelben bededen (Miticherlich). Die Kochprozedur wird in verichiedener Weile ausgeführt. Bei dem Berfahren ad Mitfcherlich geht der Aufichliefung ein Dämpfen des in Scheibenform zerfleinerten lzes voran. Das Dämpfen hat den Zwed, die Luft aus dem Holze auszutreiben, um ge der Lauge tauglicher zu machen. Die Temperatur im Kocher 00° C. nicht überfteigen, um machteiligen Veränderungen des Holzes vorzu Bei allen anderen ——— wo Holzipäne in Anwendung kommen, fällt das weg. Nachdem der Kocher feine Holzfüllung erhalten hat, wird derielbe mit ge beichidt und mit der Heizung begonnen. Temperatur und Zeitdauer der Koch— werben jehr .. chieden eingehalten. In dem meiften Fabrilen macht man daraus Kerlich kocht mit indireftem Dampfe von 32.— Atm. Spannung; Kochens .. Stunden. Ritter⸗Kellner wenden direfte Dampfeinftrömung Ben 6 Alm. an. Die ganze Operation des Aufichliehens dauert 24 bis der 14 handen unter vollem Drud gelocht wird. Die übrige Zeit ent — —— und Entleerung. der am Manometer lefene Drud mit der Temperatur der Be in unmittelbar ea wie dies bei einem gewöhnlichen Der Drud im Su fept ſich zuſammen ans dem Dampidrud A, welch’ fepterer von dem aus der Yauge andgetriebenen Schweiligiäuregas Fin Temperatur im Kocher beobachten zu lonnen, muß daher ein eigenes Thermometer . Die ſchweflige Säure Löft die infruftierenden Subftanzen, ohne die Celluloſe als weſentlich anzugreifen. AT na Zur) 2a»; 408 IX. Shwacdhöfer, Forjtbenugung. Den Grad der Auffchliegung beurteilt man empiriſch an einer durch den Probehahn ausgeſpritzten Fleinen Partie des Stoffes. Die allmählich abnehmende Wirkſamkeit der Lauge wird durch Fällung mit Ammoniak in einer graduierten Röhre bejtimmt. Das Ammoniak neutralifiert die freie und halb gebundene ſchweflige Säure, wodurd Calcium- Monojulfit ausfällt. Ein je geringeres Volumen der Niederihlag nach vollfommenem Abſitzen einnimmt, defto weniger wirkſam ift die Lauge. Die Menge der Lauge muß jo bemeijen werden, daß fie zum volljtändigen Auf- fchliegen der Holzfüllung ausreicht. Iſt die Lauge nahezu ausgebraucht, jo wird der Kochprozeß unterbrochen, das Schwefligfäuregas in den Turm ausgeblajen, die Löjung abgelajjen und die Rohcelluloſe durch das untere Mannloch entleert. Biel zweckmäßiger als diefe Art der Entleerung iſt das Ausblaſen der Lauge jamt der Gelluloje unter Drud durch ein eigenes Bodenventil. Die Celluloje wird dabei zer- fajert, fo daß eine breiige Maſſe entiteht, welche durch das Ausblaferohr in Bottiche gelangt, deren Boden aus jehr fein gelochten Cementplatten bejteht. Die Gaje ziehen durch einen Schlott über das Dach) ab, während die Lauge durch die Filterplatten abgejaugt wird. Die in den Bottichen zurücbleibende Gelluloje wird mit Waſſer wiederholt ausgewaichen, ſodann in eine Gofje abgelafjen, wo eine Schnede arbeitet, um das Abjegen der Faſer zu verhindern. Bon hier aus wird die ın Waller aufgejchlämmte Cellulofe auf den Waſch— holländer gepumpt. Die ausgebrauchte mit Holzertraftivftoffen beladene Lauge läßt man in der Negel ohne weiteres abfließen. Von verjchiedenen Seiten wurden zwar Vorjchläge gemacht, diefe Lauge einzudampfen und weiter auf Gerbftoff 2c. zu verarbeiten, jedoch haben fi dieſe Verfahren, der Umftändlichfeit und geringen Rentabilität wegen, feinen allge- meinen Eingang verjchaffen fünnen. 821. 3. Das Auslaugen, Wajhen, Zerfafern (und eventuell Bleihen) der Nohcelluloje. Bei der Natroncelluloje-Fabrikation handelt es fich um möglichft vollftändige Rückgewinnung der ausgebrauchten Yauge. ES iſt daher not- wendig, daß dem Majchen der Nohcelluloje eine Auslaugung vorangeht. Um die Lauge dabei nicht zu viel zu verdiinnen, muß das Auslaugen jyjtematijch nach Art des Batterie- betriebes vorgenommen werden. Man verwendet für diefen Zweck eine Kombination von mehreren (4—8) Gefäſſen (eiferne Nejerboire oder cementierte Zufternen), welche mit Sieb- böden verjehen find und durch Ueberlaufröhren mit einander fommunizieren. Die Roh— celfuloje gleitet aus den Kochern über eine rinnenförmige Nutjche direkt in die Auslauge- gefäße. Auf das jeweilig erjte Gefäß der Batterie läuft Waſſer zu, durchdringt die Cellu— lojefüllung, fließt durch den Siebboden ab und fteigt durch das Ueberlaufrohr auf das nächtfolgende Gefäß. Diefer Vorgang wiederholt jic) von Gefäß zu Gefäß. Die Lauge nimmt dabei immer an Konzentration zu und fließt endlich mit etwa S—10’B. aus dem jeweilig legten Gefäß der Batterie ab. Iſt der Inhalt des erjten Gefäßes (I) ausgelaugt, jo wird der Waſſerzufluß auf II geftellt, I entleert, von neuem mit Rohcelluloſe beſchickt und als lebte Gefäß in den Turnus eingejchaltet. Bei der Sulfitcelluloje-Fabrifation, wo man auf eine Wiedergewinnung der Lauge nicht reflektiert, fällt diefe Manipulation weg. Die nächſte Operation ift das vollftändige Auswafchen und Zerfaſern der Celluloje. Man benügt dazu fait allgemein die jog. Holländer, welche der Papierfabrifation entnommen find. Der Holländer bejteht aus einem niedrigen, ovalen oder auch Ereisrunden Eijen- rejervoir, welches durch eine Mittelwand in zwei Abteilungen gejchieden ift. Dieje Wand reicht jedoch nicht bis an die Peripherie des Nefervoirs, jo daß die beiden Abteilungen an den Stirnenden mit einander kommunizieren. In der einen Abteilung befindet ſich eine rajch rotierende Trommel, welche mit jchräg geftellten Meſſerſchienen bejeßt ift. Unter der Trommel ift ein verjtellbares Grundwerk angebracht, welches ebenfalls mit Schienen FETTE 5 Celluloſeſabrilation (Sritif ber verfhiebenen Verfahren). 8 28. 4009 be iſt und ſich konzentriih am die Trommelperipherie anichmiegt. Reduziert man das Spatium zwiſchen Trommelperipherie und Grundwerl auf ein gewifies Minimum und F die Trommel in Notation, jo wird die im Reſervoir befindliche Flüſſigleit ebenfalls in Birfulation gebracht. Sind in der Flüſſigleit feſte Teile enthalten, jo gelangen diejelben lichen Trommel und Grundwert umd werden dabei zerfleinert. Da man beim Wafchen te Celluloſe nur die Trennung der Falerbündel beabfichtigt, die einzelnen Faſern jelbit aber geichont werden jollen, jo muß die Schärfung der Meſſerſchienen abgeitumpft und 18 Spatium der Berfleinerungsvorrichtung genügend weit fein. Durch die grofie Waller affe, weldye mehrmals gewechſelt wird, ſowie durch die intenfive Bewegung derielben, werben alle Faſern ifoliert und die löslichen Bejtandteile ausgelaugt. Aus dem Wald) J nd Zerſaſerungshollander gelangt der Stoff in einen zweiten Holländer von gleicher Ein richtung, wo die Bleichung vorgenommen wird. Zum Bleichen benutzt man fait ausichlieh ich einen Maren, wäflerigen Auszug von Ehlorkalt (wirkfames Prinzip: Ca ChO, Calcium hyypochlorit. Sulfitcelluloſe bleicht ſich am leichteften, für Prima-Waore find * Ehlor _ erforderlich. Suffatcellulofe braucht 10—12, Natroncelluloje 18--22 . Chlor. Diele - Prozente beziehen fi auf bie Gellutofetrodenfubftanz. Durch die Bleiche verliert die Baer an Peftigfeit und Glaftizität. Häufig wird die Celluloſe im ungebleichten oder nur halb gebleichten Zuſtande verfauft und die weitere Bleichung nad) Bedarf erft in der ierfabrif vorgenommen. 8 22. 4. Das Berfilzen der fertigen Eelluloje zu Rollenpapier und Trodnen desjelben. Die Eellulofe wird im der Negel als ſtarles Kollenpapier Itener in Geſtalt von Bappendedel) in den Handel gebracht. Zur Heritellung des Rollen we —— man die gewöhnliche Papiermaſchiene, nur müſſen die daran befindlichen plinder bedeutend größer fein. Die Papiermaichine ift eine jehr koftipielige, um ne € Wertövorrichtung. Das Rollenpapier ift zwar geſchidt für die Aufbewahrung 1 — bat aber den Nachteil, daß es ſich nur ſchwierig wieder zerſaſern (auf- f ie Kapt, was vor ber Weiterverarbeitung notwendig ift. Eine lodere fajerige Form wäre ‚wedmähiger. } 28, rn der verjhiedenen Verfahren Das Natronverfahren ift das ältejte, umpftändlichite, koftipieligfte und gibt die g —— Bon 100 Klgr. luſttrodenem Holze werden durchichnittlih 25—30 Klar. * Celluloſe erhalten. Das Prodult iſt dumkler gefärbt, ſchwerer bleichfähig und Keim geringere Feſtigkeit, weil die Faſer durch die alkalischen Laugen jtärfer ange griffen wird, als durch die ſchweſlige Säure (reipektive durch das Biulfit). Im chemischen Sin iſt aber die Natroncelluloje reiner als die Sulfitcelluloje. Auch ift die Geſchmeidig keit der erſtgenannten eine gröfere, fie hat einen weichen Griff und ericheint opat, während ie ſich weniger weich anfühlt und mehr durchicheinend ift. Der weient ihfte Uebelftand des Natronverfahrens liegt in der Negenerierung der ausgebrauchten Iochlaugen und der damit verbundenen Koften und Verlufte, wie dies bereit# auf pag. 409 gegenwärtig wird feine neue dabrit mehr auf die Sodaarbeit eingerichtet, da eine furvenz mit dem Sulfitverfahren nur ſehr ſchwer hält. 1. Das Sulfatverfahren ift gewiſſermaßen ein Notbehelj für die Natronfabriten. 8 find dazu alle vorhandenen Werksvorrichtungen ohne weientliche Weränderungen be up! x. Die Geftehungstoften pro m Itr. Gelluloje find geringer, weil das Glauberſalz billiger ift, als Soda (etwa 1 zu Tı. Das Produkt fällt etwas beller aus ) lit ſich leichter bleihen. Die Ausbeute ift ungefähr diejelbe, wie beim Sodaver- Die Regenerierung der Yaugen anf naflem Wege, nad Kellner, dürfte ſich vor- ſtellen, als das Eindampfen und Gluhen. Ein entſchiedener Nachteil des Dahl’ ni 9 La A 4 410 IX. Schwadhöfer, Forftbenugung. ſchen Suffatverfahrens Liegt in dem Auftreten höchſt widerlich viechender Zerjegungspro- dukte (Mercaptan, Methylfulfid und anderer Sulfoverbindungen), welche die Luft auf weite Streden um die Fabrik verpeften und zu großen SKalamitäten mit der Nachbarichaft Beranlaffung geben. II. Das Sulfitverfahren ift ohne Zweifel das weitaus zwedmäßigjte. Es fichert eine jehr Hohe Ausbeute an Celluloje (48—54 ” vom Gewichte des angewandten Holzes) und liefert ein jchönes, helles, Leicht bleichbares Produkt. In Bezug auf die Fejtigfeit der Faſer kann die Sulfitcelluloſe mit Leinen-, die Sulfat- und Natron-Celluloje hingegen mit Baummollhadern verglichen werden. Eine große Unbequemlichkeit dieſes Verfahrens liegt in der Laugenbereitung, welche noch jehr verbefferungsbedürftig ift. Ein weiterer Uebel— ſtand ift das ftarfe Korrodieren aller Metallgegenstände, namentlich der Kocherarmaturen, durch die ſchweflige Säure. Dieſe beiden Nachteile find indeß nicht fo bedeutend, daß da- durch die anderweitigen großen Vorteile (hohe Ausbeute und vorzüglihe Dualität des Produktes) paralyfiert würden. Die Holz-Celulojefabrifation hat ſich in den letzteren Jahren, namentlich in Deutjch- land und Defterreich-Ungarn, zu einem mächtigen Induſtriezweig entmwidelt. In Deutich- fand bejtehen zur Zeit an 60 Cellulofefabrifen, wovon 14 nad) dem Natronverfahren, 35 nach dem Sulfitverfahren (und zwar 21 Syſtem Mitjcherlich und 14 Syſtem Ritter- Kellner) und ca. 10 nach diverjen Verfahren (Sulfat und Sulfit) arbeiten. Von Dejter- reich Liegt eine diesbezügliche Statiftif nicht vor. Die Zahl der Fabriken ift geringer als in Deutjchland, und die Mehrzahl derſelben arbeitet noch) nad) dem Natron- beziehungs- weiſe Sulfatverfahren. Holzcelluloſe bildet heute das hauptjächlichite Erjagmittel für Hadern und wird für alle Bapierjorten, auch jelbit für Prima-Schreibpapier, verwendet. Zeitungs- und Affichen- papier bejteht zum größten Teil aus gejchliffenem Holzjtoff und Celluloſe. Bolzftofffabrifation. 8 25. Unter „Holzjtoff” verjteht man fein zerfajertes Hol. Der geichliffene Holz- jtoff befißt die Farbe des angewandten Holzes. Zur Darjtellung eines lichten Stoffes ift daher auch hellfärbiges Holz erforderlich. Das hauptſächlichſte Material für den Holzitoff bildet die Fichte, Weniger häufig wird die Tanne verwendet. Dieſe beiden liefern hellgelben Stoff von ziemlich langer Faſer. Die Föhre fchleift ich des großen Harzgehaltes wegen jchwierig, gibt zwar eine feine, aber nur kurze Safer von rötlich gelber Farbe. Die Lärche gibt eine gröbere, kurze Safer von rvötlicher Farbe. Föhren- und Tannenftoff dunkeln beim Liegen ſtark nach und werden matt. Unter den Laubhölzern nimmt die Linde den erjten Rang ein. Sie läßt ſich am leichteſten Schleifen, gibt die größte Ausbeute, Liefert einen feinen Stoff, welcher aber beim Liegen ſtark nachdunkelt und eine ſchmutzig-graue Farbe annimmt. Aſpe umd Pappel jchleifen fich ebenfalls Leicht und geben einen jehr weißen Stoff, welcher nicht nach— dunkelt. Weißbuche und Ahorn find ſchwer zu fchleifen und geben daher nur eine geringe Ausbeute. Die Fafer iſt hellfarbig und fein. Alle Laubhölzer liefern nur kurzfaſerigen Stoff. Bezüglich der Vorbereitung des Nohmateriales (Spalten und Busen) gilt das bereits auf pag. 400 Erwähnte. Das Holz wird in Klötzen von 35—40 em Länge und gewöhnlicher Spaltholzdide zugerichtet. Die Herjtellung der Holzfafer gejchieht mittelft Schleifjteinen unter fort- währenden Wafferzufluß. Die Schleifiteine müfjen aus einem feinkörnigen harten Sand- ftein hergeftellt jein. Gröbere Einjprengungen oder ungleich) harte Stellen dürfen nicht vorhanden jein, weil diefe eine ungleihmäßige Abnützung der jchleifenden Fläche bedingen. Die Steine rotieren entweder in horizontaler oder vertikaler Richtung. Das zu jchleifende Die trodene Deftillation des Holzes. $ 25. 411 ol; wird in Einlegkäften (4—8 an der Zahl) durch Kolben gegen den raſch rotierenden m gedrüdt. Die Andrüdung der Kolben muß eine kontinuierliche und gleihmäßig e fein. Sie erfolgt entweder durch Stangengetriebe, beſchwerte Hebel oder hydrau— Preßvorrichtungen. Das Holz wird mit der Längsieite und zwar parallel zur ing gegen den Schleifitein gedrüdt. In der Regel wird am Umfange des Steines, auf der Scheibenflähe desielben geichliffen. Der entftehende jehr dünnflüſſige gelangt über eine Rinne auf ein Nüttelfieb von 3—4 mn Maſchenweite, welches gröberen Holziplitter zurüdhält. Der durchgehende Brei fließt auf die Sortierapparate. entweder aus Nüttelfieben oder aus langiam rotierenden Cylinderſieb Gewöhnlich find drei Nüttelfiebe von verjchiedener Maſchenweite übereinander acht, jo daß der Faſerbrei durch die Machen des oberen Siebes auf das naächſt e flieht, während die Splitter und gröberen Fajern auf der Siebfläche vorwärts n und im Säften ausgetvorfen werben. Die Rüttelfiebe haben eine ſchwache Neigung 4 —** ſich mit großer Geſchwindigleit (400-500 Dscillationen pro Minute). Die € ‚linderfiebe er fi) in Käften und tauchen bis über die Welle in die Flüſſigleit ein. Das Wafjer mit den feineren Faſern gelangt durch die Maichen in das innere der Sieb rommel und fließt von hier ab, während die gröberen Teile im Kaſten zurüdbleiben. In d pr Regel paifiert der Faſerſtoff zwei Siebeylinder von verſchiedener Maſchenweite. Die von den Sortierapparaten abfallenden Splitter und gröberen Faſern werden in m Raffineur (Feinmühle) weiter zerkleinert. Der Raffineur ift ein gewöhnlicher Mahl 3 (horizontal oder vertifal), welcher unter Waſſerzufluß arbeitet. An Stelle des Mahl: ganges kann man auch fein geriffelte Walzen benügen. Der aus dem Kaffineur tommende off muß nochmals jortiert werden. Der jeinfajerige Stoff, wie er von den Sortier- pparaten abläuft, wird zumächit aus dem Waller niedergeichlagen. Hiezu dienen die jog. Æ Pi A ER länger, das find Siebvorridtungen, durd welche das Wafler abläuft, während die i + der Siebflädhe zurüdbleiben. Der auf jolde Art erhaltene Holzſtoff befipt noch 80—90% Waller und kann nur an Ort und Stelle verwendet werden. Um denjelben für die Verſendung geeignet zu machen, muß; er mindeftens durch Drud entwäflert und dadurch auf einen Trodengehalt von 40—50% gebradht werden. Eine noch weiter ge g iſt nur unter Anwendung von Wärme möglid). Der geſchliffene Holzftoff hat immer eine unanſehnliche Farbe und eine kurze, fteife ſich ſchlecht verfilzt. Er ift daher nur für Pappe und als Beimengung für een orten verwendbar. ge Hochdruck gedampfte Holz fchleift ſich leichter, gibt eine längere, ge- hin und leichter verfilsbare Fajer. Das Dämpfen wird bei 4—5 Atm. Ueberdrud * ur 3 Stunden fortgejept, und das dabei rejultierende Kondenjationswafler abae- ſſen. Das Holz nimmt beim Dämpfen eine dunkle Farbe an. Das auf ſolche Art er eugte Produkt geht unter der Bezeichnung „brauner Holzitoff“ in den Handel. V Die trodene Deftillation des Holzes. 25. Wird Holz einer höheren Temperatur ausgeicht, jo erfährt es eine Zer— J. Die Produkte, welche dabei auftreten find ſehr verichieden, je nachdem die Er ung unter Quftzutritt oder bei Luftabichluß ftattfindet, umd im lepteren alle wieder, nad) der Höhe der Temperatur. Bei genügendem Luftzutritt verbrennt das Holz voll- zu Koblenjäure und Waller, und im Nüditand bleibt nur die Wiche. Erfolgt bin bie Erbipeng in geichlofienen Gefäßen, unter völligem Luftabichluß, jo entweicht bis C. nur das bugrostopiiche Wafler, die Holztrodenjubftang bleibt aber bis ungefähr Es Hi 412 IX. Schwadhöfer, Forftbenugung. 150° 0. unverändert. Erjt über dieſe Temperaturgrenze hinaus beginnt die Zerjegung, und zwar laſſen fich im Allgemeinen drei Perioden unterjcheiden. In der eriten Periode (zwischen 150 und 260° C.) bildet jich hauptjächlich wäſſeriges Deftillat. Der wejentlichite Bejtandteil desjelben ift Waffer. In geringerer Menge find darin enthalten: Eſſigſäure 0,H,O,, Holzgeift CH,O, Aceton C,H,O, Furfurol, Methyl- amin2e. Verdichtbare Kohlenwafjerftoffe (Teer) und nicht fondenfierbare Gaſe treten nur un bejchränften Maße auf. Die Gejamtmenge der flüchtigen Stoffe beträgt rund 60 Proz. vom Gewichte der Holztrockenſubſtanz. Der Rückſtand (40 %) hat eine braune Farbe und fann als Röſtholz angejprochen werden. Der Köhler bezeichnet dieſe halbverfohlten Stücke als „Brände“. In der zweiten Periode (zwijchen 260 und 330° 0.) bildet fich zwar auch noch wäſſeriges Deftillat, jedoch in geringerer Menge; dafür treten hauptſächlich Kohlenwaſſer— jtoffe: Methan (Sumpfgas) CH,, Xetylen C,H,, Acetylen C,H, zc., ferner Kohlenoryd CO und Kohlenſäure CO, auf. Die geringe Menge Stidftoff, welche im Holz enthalten ijt, verbindet fic) mit dem Wafferftoff zu Ammoniaf (H,N) und teils mit Kohlenwaſſerſtoff zu Methylamin (CH,N). Der Gejamtverhuft durch Entweichen der flüchtigen Bejtandteile jteigt auf 70%, fo daß der Rückſtand, welcher als Rotkohle bezeichnet wird, jet etwa noch 30% vom Holzgewicht ausmacht. In der dritten Periode (don 330 bis 430° C.) geht vornehmlich die Teerbildung vor fich. Der Teer jcheidet fich als dunkelbraune, didflüffige Maffe ab und ſinkt zum größten Zeil im wäſſerigen Deftillat unter. Seine Hauptbeftandteile find: Paraffin, Karboljäure, Benzol, Toluol, Kreoſot ze. Als Gafe treten faft nur Methan und Wafferjtoff auf. Der Nüd- ſtand hat eine ſchwarze Farbe „Schwarzkohle“ und beträgt etiva 20 Proz. vom Holzgewicht. Bei der weiteren Exrhigung bis zu 1500° C. findet feine erhebliche Veränderung mehr jtatt. Der Verkohlungsprozeß kann alfo bei 430° C. als abgejchloffen betrachtet werden. Aus den Unterfuchungen von Violette über die Vorgänge bei der Verfohlung des Faul— _ baumbolzes ergaben fich folgende Zahlen Von 100 Geiictsteiten| n 100 Gewichtteile Kohle jind Temperatur- Holztrockenſubſtanz 3 — — ſteigung wurden BE 0 Beh Deitillations- a und Rückſtände en afrtaf mer Aſche Gaſe EA SEE WE Trockenes Holz 1500 % — | 100 47,51 6,12 46,29 | 0,08 Roſthotz . 260 59,77 40,23 67,89 5,04 26,51 | 0,56 Nottohle . . 330 ea | 3172 | 7855 | #68 | 2134 | 048 Schwarzkohle . 432 als FRERT 81,97 | 2,30 1413 | 1,60 Ans Vorftehenden ergibt fi), daß man durch Anwendung verjchieden hoher Tempera- turen ungleich große Mengen von wäſſerigem Deftillat (woher Holzeilig), Teer und Kohle erhält, und daß die Kohle verfchiedene Zuſammenſetzung und verjchiedene Eigenjchaften befißt. Berfohlungs- Methoden. Im Wefentlichen kann man zwei Hauptarten der Verkohlung unterfcheiden: 1) die Verkohlung bei bejchränftem Luftzutritt in Meilern, Gruben oder Defen mit direkter Feuerung und 2) die Verkohlung unter vollſtändigem Luftabſchluß in Defen mit indivekter Feuerung, Netorten oder Kefjeln. Im erfteren Falle gehen im Verfohlungsraum zwei verſchiedene Prozeſſe vor ſich „unvollkommene Verbrennung und teodene Deftillation“. Der erjte Prozeß unterhält den zweiten. Die Verbremmmg bedingt einen Holzverluft. Je mehr daher der erjtgenannte Prozeß bejchränft wird, deſto Höher ist die Ausbeute an Holzkohle und kondenſierbaren Deitillationsproduften. Bei der Vertohlung in gejchloffenen Gefäſſen ift diefe Berlujtquelle auch nicht vermieden, fie it aber anderer Art. Alle Wärme, welche zur Unterhaltung des 5 we ug Die Meiferföhlerei. 8 38, 413 f Berfohlungsprozefies notwendig ift, wird dem Holze von aufen zugeführt. Der Wärme bedarf ift in diefem Falle jogar noch erheblich größer, weil die Gefähwände und das aueriwerf mitgeheizt werden müjlen und die Feuergaſe mit hoher Temperatur aus dem mm abziehen. Dan hat nur den Vorteil, daf zur Feuerung auch geringer wertige Me (Torf, Braunkohle, Steintohle und die Gaſe von der Holzverfohlung) ange » jendet werden können, und daß mehr Deftillationsprodufte aus dem Holze reiultieren. — — iſt aber wieder hervorzuheben, daß für dieſe Art der Verlohlung eine lomplete brilsanlage notwendig ift, während die Meilerköhlerei mit den primitivften Mitteln, im 2 felbft oder an irgend einem anderen pafjenden Orte, wo das Holz leicht zuzubringen L. Die Meilerföblerei. 8 27. Unter einem Meiler verfteht man einen zum Zwecke der Verfohlung nach ſen re aufgebauten Holzſtoß, welcher mit einer dichten, feuerbeftändigen Dede ft. Man unterſcheidet ftebende und liegende Meiler. Erſtere befiten Bi eines Paraboloides, in welchem die Hauptmenge des Holzes ftehend (reipeftive h geneigt) eingeſchichtet ift. Lehtere haben im Allgemeinen die Form eines liegenden deſſen Enden jenkredht abgeichnitten oder abgerundet find. Das Hol; wird liegend, über die Längsrichtung der Kohlplatte eingelegt. Im den ftehenden Meilern wird Spaltholz (deutihe Methode), in den Alpenländern aber auch Rundholz nice Methode oder Alpentöhlerei) verlohlt, während in den liegenden Meilern fait — Rundholz in Anwendung kommt. Abgeſehen von ber Form des Meilers, unterjcheidet man auch noch Waldköhlerei er Hüttenköhlerei. Die erftere wird im Walde ſelbſt und zwar in möglichiter Näbe der Holzichläge betrieben, wechjelt daher fait alljährlich ihren Standort (Wandertoblung), ode: man wählt mehr jtändige Pläge, meift am Fuße ausgedehnter Waldfomplere, an „Lenden oder Holzgärten, wo die Bringung des Holzes leicht und mit geringen ii "beiverfftefligen ift (Vendlohlung). Die Hüttenköhlerei wird an den Verbrauchs Kohle, alfo vorzugsweiſe bei Eijenhütten betrieben. A. Verkohlung in ſtehenden Meilern. Zur Berfoblung fanın jede auch jedes Holziortiment verwendet werden. Zumeiſt kohlt man Nadelholz ob von geringerem Werte (vorzugsweiie Rotbuche). In manchen Diftriften (3. B. in Ober-Ungarn, im Banat und Küftenland) wird übrigens fait ausſchließlich Yaub E 13 che, Eiche, Linde, Aipe ꝛc.) gelohlt. Als Regel gilt es, den Meiler nur aus einem Sortimente aufzurichten, was jowohl binfichtlih der Koblungs des verſchiedenen Gebrauchswertes der Kohlen erwünicht ift. Iſt man von ———— Abſtammung und Stärke zu verkohlen, jo muß das ei Holz in jhwächeren Scheiten mehr gegen die Mitte des Meilers geitellt erden, wo jchon beim Beginn der Koblung eine höhere Temperatur berricht. Das Kohlholz joll Infttroden fein. Bei feuchtem Holze ift der Kohlgang langiamer, Imäßiger und die Kohlenausbeute geringer. —— im x Sermencg ift, wird bei der Verfoblung in Dampf ver- —* men rmemenge für je 1 ige. Wafler rund 680 Calorien — — ) mu Verbrennen des Holzes oder der Kohle gelichert es ergibt ih auch * ee durch die Einwirtung des Baſſerdampfes die Kohle, wobet ve. { glühende Kohle, wo ul 2, 0. Koh Mr N als Endprodufte entfichen : „Diefe “ja wermeden bei 4 dein — mag dieſelbe auf was immer für eine Art u. Die oblenaubben te wird 2 um fo geringer, je mehr Waflerdampf felt, beziehungsweiſe je feuchter das Holz ift + Er nal — ee pr * 414 IX. Shmwadhöfer, Forftbenugung. Bon Wichtigkeit ift ferner die Form und Stärfe des Kohlholzes. Bei der deutſchen Berkohlungsmethode wird vorwiegend Scheitholz verwendet. Stämme über 15 em Durchmefjer werden einmal, jtärfere Stämme mehrmals gejpalten. Die Scheitlänge beträgt gewöhnlich 1 m. Die Aeſte und Zaden müſſen jcharf abgehauen werden, weil fonft ein dichtes Richten nicht möglich ift und zuviel Kleinholz, welches nur geringmertige Kohle gibt, zum Ausfüllen der Mlüfte notwendig wird. Rnüppel- und Prügelholz bis zu 15 cm bleibt ungejpalten. Marimallänge %s--1 M. Längere Stücke find nicht dicht zu ftellen, weil fie nur jelten eine regelmäßige Ge- ſtalt bejigen. Aeite bis zu einem Mintmaldurchmefjer von 3 em können noch zur Kohlung verwendet werden. Die Zurichtung befteht nur in dem Abhauen der kleinen Zweige und Zufchneiden der Hefte auf gleiche Länge. Stod- und Wurzelholz erfordert wegen der außerordentlich unregelmäßigen Ge- ftalt eine umftändliche, Eoftipielige Zurichtung, welche häufig nicht rentiert. Alle vorjtehenden Zacken müſſen abgejägt und der Stod je nach feiner Stärke in 3, 4 und noch mehr Teile ge- jpalten werden. Bei der Alpenköhlerei wird in der Regel nur Rundholz benützt, meist Fichte, jeltener Tanne und Lärche. Nur die jtärkjten Stämme (über 45 cm Durchmejjer) werden einmal gejpalten. Die Länge des Kohlholzes beträgt bis zu 2 m, jelten darüber. Das Enteinden der Stämme it zweckmäßig (jchon der bejjeren Austrodnung wegen), geichieht aber nicht immer, Unter allen Umftänden gilt es als Regel nur gejundes Holz zu ver- wenden. Stocdiges oder faules Holz gibt immer eine jchlechte, brüchige, und wenn die Zerſetzung ſchon weiter vorgejchritten ift, eine ganz mürbe, unbrauchbare Kohle. Die Form des stehenden Meilers entjpricht einem Baraboloid, dejjen Raum— inhalt x durch die Formel: p’h = Sn gefunden wird, worin p die Peripherie des Meilers und h deſſen Höhe bedeutet. Da die Geftalt des Meilers von der mathematijchen Form des Paraboloides etwas abweicht, jo find von dem berechneten Inhalte 4-6 Yo in Abzug zu bringen. Die zweckmäßigſte Größe der Meiler hängt von verjchiedenen Umftänden ab. Bei der deutſchen Köhlerei findet man Meiler von 20 bis 200 m? Inhalt, mitunter auch größere. Bei der Wanderföhlerei macht man in der Regel Meiler von 20—60 m?. Wird Hingegen die Kohlung auf ftändigen Plägen betrieben, jo gibt man dem Meiler einen Fajjungs- raum don 100-200 m’. Bei der Alpenföhlerei muß der Meiler der Form und Stärke des Kohlholzes wegen, viel größer angelegt werden, 4001000 m?. Die früher gebräuch- Yichen, abnorm großen Meiler von 1500—2000 m’ Inhalt Hat man jet allerorts auf- gegeben. Große Meiler beanjpruchen im Verhältnis zu ihrem Inhalte eine geringere Bodenfläche umd weniger Deckmaterial. Sie haben ferner den Vorteil, daß die Wärme beſſer ausgenübt wird, die Koſten für die Arbeit und Ueberwachung pro Gewichts- oder Bolumeinheit der erzeugten Kohle geringer find und ein Eleinerer Prozentanteil minder- twertiger Quandelkohlen gezogen wird. Aber auch die kleinen Meiler haben gewilje un- verfennbare Vorzüge und find namentlich für die Wanderföhlerei jehr geeignet, weil auf unebenem oder fonft ungünſtigem Terrain im Walde ein Kleiner Kohlplat leichter zu finden und mit geringeren Koſten herzurichten ift, als ein großer. Die Arbeit des Meileraufbaues it eine leichtere, der Fenerungsgang läßt fich ficherer regieren und Unvegelmäßigkeiten, welche durch ungünſtiges Wetter veranlaßt werden, können leichter vermieden oder eventuell verbejjert werden. Die Arbeit an einem ftehenden Meiler umfaßt im Allgemeinen folgende Operationen; 1. Die Herrihtung der Kohlſtätte. 2, Der Aufbau des Meilers (das jog. Richten). Die Meilerföhlerei. $ 30. 415 En Berüften und Deden des holzfertigen Meilers. Das Anzünden, . Das Negieren des Feuers. . Das Nadıfüllen. . Das Berwahren und Austühlen des Meilers. . Das Uusziehen und Sortieren der fertigen Sohlen. 29. 1. Herridhtung der Kohlftätte. Bei der Anlage einer neuen Kohl darauf Bedacht zu nehmen, daß die Zubringung des Holzes und die Abfuhr der großen Schwierigkeiten und Koſten verurſacht, dab Waſſer in der Nähe ſich der Kohlplap gegen Windanfall möglichft geihügt ift. Der Boden muf; he Fit man gezwungen, den Meiler auf jumpfigem Terrain zu errichten, jo m 6 die betreffende Stelle durch Ziehen von Gräben zunächſt troden gelegt werden. Der Boden darf ferner weber zu porös, noch zu dicht fein. Auf jehr loderem Boden ift ber Luftzug im Meiler ein zu lebhafter und infolge deſſen der Kohlengang ein zu raicher. ui dichtem Boden werben bie flüchtigen Deftillationsprodufte nicht aufgelaugt und der ei der Kohlung ift wegen ungenügendem Luftzutritt ein zu langjamer. Kohlplatten dei — Urt werden „hühlg“, jene der lepteren Art ‚alt“ genannt. Am beſten jet ſich ein lehmiger Sandboden. Die weſentlichſte Bedingung ift die Gleichartigfeit x Koblplatte. Es dürfen feine Riſſe oder Klüfte, ebenſowenig aber auch ganz dichte jellen (große Steine :c.) vorhanden fein. Der Boden wird zunächſt von allem Gejtrüpp, men 2c, befreit, geebnet umd wie ein Gartenbeet bearbeitet; ſodann zieht man mit einer nur einen reis, welcher der Peripherie des Meilers entipricht. Gegen das Zentrum m wird ein Anlauf von 20-30 cm Höhe gemacht. Je dichter der Boden ift, deito muß der Anlauf fein. Lepterer hat den Zwed den Luftzug im Meiler zu vermehren d * en — nach außen abzuleiten. Schließlich wird die Kohlplatte und bleibt längere Zeit (womöglich über Winter) unbenupt. Bevor man die u Gebrauch nimmt, müfjen etwa vorhandene Schäden ausgebeflert und der Boden — don Reiſig oberflächlich getrodnet und vorgewärmt werden. Auf einer TU m Platte fällt die Kohlenausbeute bei den erſten Koblgängen immer um 2-5 %» geringer 1! —— um den Kohlplap muß ein genügend großer Raum (Fegplatz) für die Ab 9 des Holzes, IUmterbringung der Kohlen, Bereithalten des Dedmaterials und Auf g der Köhlerhütte vorhanden fein. Man trachtet immer, jelbft bei der Waldföhlerei, ent —*8* zwei ober mehrere Meiler unweit von einander anzulegen, um an Auffichts perfonal zu fparen und die Koften für die Herftellung und Erhaltung der Wege zu ver mindern der Hiltten- und Lenbföhlerei veriteht es fich von jelbft, daß alle Meiler an 2. Der Aufbau oder das Riten des Meilerd. Der Aufbau der Herjtellung des Quandelſchachtes. Unter Quandel verfteht man a Raum des Meilers. Der Quandel dient als Feueribadht und wird aus en Prählen gebildet, welche in einem gegenjeitigen Abftand von je 30 bis Boden befefligt werden. Ihre Höhe entipricht jener des aufzubauenden Meilers. ee kann werden mit Wieden umflochten und bilden jo einen Schacht zur Aufnahme Napa entzündlichen Brennftoff (Kienholzipäne, trodene Birfenrinde, dürres Reifig, jet „St der Quandelſchacht gefüllt, jo wird am Fuße desielben ein jogenannter J fegel (beſtehend aus dunngeſpaltenem, trodenem Holze, Brände, Reiſig u. dgl.) 7— aan mit dem Anjepen des Holzes begonnen. Dabei ift als Negel zu daß unmittelbar an den Zündmaterialfegel ſchwächeres, dann immer ftärferes, l red Halbmeſſer das ftärkjte umd gegen die Peripherie hin wieder ſchwächeres Holz u ftehen kommt. Die Scheite müffen mit dem ftärferen Ende am Boden ftehen. Dadurch) DE in u >. 416 IX. Schwackhöfer, Forjtbenugung. ergibt fich von ſelbſt eine gewiije Neigung des Holzes gegen den Quandel Im fertigen Meiler beträgt vie Böſchung 55—60°. Dieſe Neigung iſt notwendig, damit die Dede nicht abrutjcht. Iſt der Bodenftoß bis auf halben Diameter fertig, jo beginnt man mit dem Anjegen des zweiten Stojjes und fährt dann oben und unten gleihmäßig bis zur Beripherie fort. Schließlih wird die Haube aufgebracht und dabei das Holz in ſchwächeren Scheitern quer gelegt, um die runde Abdachung des Meilers herauszubringen. Das Holz muß zur Vermeidung eines zu ftarfen Zuges im Meiler möglichjt dicht gejtellt werden und ift daher noch öfter ein nachträgliches Zurichten der Scheite (Abjägen oder Abhaden der Vorjprünge und Zaden) erforderlich. Alle Klüfte zwiichen den Scheitern müſſen mit Spaltholz ausgefüllt werden, namentlich it dies an der Oberfläche notwendig, um neben dem ſchon erwähnten Grunde auch noch das Durchrieſeln der Dede zu verhindern. 8 31. 3. Das Berüften und Deden des holzfertigen Meilers, Die Unterjtüßungen zum Halten der Dede werden „Rüſten“ genannt. Man unterjcheidet Unter- und Oberrüften. Die Unterrüften (Fußrüften) werden in der Weije hergeitellt, daß man rings um den Meiler in gewiſſen Abſtänden Feine etwa 15 cm hohe Klötze oder Steine anbringt und Scheite quer überlegt, welche der Dede als Unterjtügung dienen. Bei der Verkohlung verbrennen die Scheite teilweife und find gewöhnlich) nur einmal zu gebrauchen. Beſſer bewähren ſich eijerne Rüſten in der Form eines Kreisfegmentes, welche an eimer Seite einen Fuß bejisen. Sie find fehr dauerhaft und geben dem Meilerumfang eine regelmäßige Form, indem fie fich dichter an das Holz bringen laffen, als die geraden Scheite. Unterrüften jind bei einen jeden Meiler notwendig, nur bei der Neifigdede können fie entbehrt. werden, weil fich dieje niemals jo dicht an das Holz legt, daß der Luftzug dadurch gehemmt würde. Oberrüſten werden nur bei fteil gebauten Meilern angebracht oder wenn bei jehr trockenem Wetter die Dede nicht halten will. Die Dede bejteht bei der deutſchen Berkohlungsmethode aus zwei Schichten: zu unterjt, "al$ unmittelbare Bededung des Holzes, das jog. Rauhdach oder Gründach und darüber das Erddach. Das Rauhdach beiteht aus Nafen, Laub, Moos, jungen Nadel— holzreiſig, Farrenkraut, Schilf oder vergl. Es hat den Zived, der ganzen Dede eine gewiſſe Elaftizität zu verleihen, um dem bei der Kohlung allmählich einjinfenden Meiler nachzu- geben, ferner um das Durchriejeln der Erddede zu verhindern. Das Erddac bildet die äußere, feuerfefte und bis zu eimem gewilfen Grade auch dichtichliegende Umhüllung des Meilers. Dasjelbe wird aus einem Durchfeuchteten Gemenge von Humojer Walderde und Kohlenklein (Stübbe oder Löſche genannt) hergejtellt. Die Mächtigfeit der Erddede richtet ſich nach der Bejchaffenheit des Nauhdaches, nach der Stärke des Kohlholzes, nad) der Witterung ꝛc. und ſchwankt von 5 bis 25 cm. Raſen bedarf die ſchwächſte, Reiſig die ſtärkſte Erddecke. Alle Meiler, welche nicht im Walde geſchützt ſtehen, brauchen eine Schutzwand gegen den Windanfall, den ſog. Windſchauer. Derſelbe wird aus Schwarten oder Reiſig her— geſtellt, iſt etwas höher als der Meiler und ſoll, der Feuersgefahr wegen, mindeſtens 2 m dom Meilerumfang abjteben. $ 32. 4 Das Anzünden. Der Meiler fanı von oben oder vom umten in Brand gejeßt werden. Beim DObenanzünden wird an der oberen freien Mündung des Quandelſchachtes ein Kleines Feuer angemacht, toelches ſich allmählich nach abwärts zieht, indem die Quandelfüllung ausbrennt. Beim Anzünden von unten muß jchon beim Aufbau des Meilers am Fuße desjelben eine Zündgaſſe, welche von der Peripherie bis in den Quandelſchacht reicht, frei gelaffen werden. Dieje Zündgafje joll hinter Wind liegen. Das Anzünden geſchieht dur Einführung einer mit brennenden Kienholzipänen verjehenen Zündrute. Damit das Feuer nicht erlischt, müffen jowohl beim Dben- als auch beim Die Meilerföhlerei. 8 38. 417 Untenanzünden Bugöffnungen unter den Fußrüften vorhanden fein. Das Anzünden erfolgt immer vor Tagesanbruch bei windftiller Luft. 8 38. 5. Das Regieren des Feuers. Bei jeder Art des Anzündens brennt zuerſt die Duandelfüllung aus, ſodann wird der Bündmaterialfegel erfaßt, wobei ſich das Feuer um den Duandelihacht herum nad aufwärts zieht und unter der Haube ausbreitet. ‚Bei normalem Gange jchreitet die Glutzone in der Form eines mit ber Spipe nad) abwärts Kegels fort. Die Mantelflähe desjelben breitet fi immer mehr aus und geht endlich in eine Horizontalebene über, jo daf die Glut an dem unterften Rande des Meilers anlangt. Damit ift die Kohlung beendet. Um das gleihmäßige Niedergehen der Glutzone zu ermöglichen, müflen Zugöffnungen Mauchlocher, Regifter oder Räume genannt) in der Dede angebracht werden. Die Rauch Löcher werben mit dem Stiel der Schaufel durch beide Deden hindurch bis auf das Hol; geftoßen. In den erften 24 Stunden nad; dem Anzünden wird in der Regel blind gefohlt, - db. 5. ohne Rauchlocher. Erft nach Ablauf diefer Zeit werden die erſten Rauchlocher rings um — Saume oder Wechſel (d. i. jene Stelle, wo der zweite Holzſtoß auf hört und die Haube beginnt) geſtochen. Der aus diejen Deffnungen austretende Rauch ändert jeine Beichaffenheit allmählich und daran läßt ſich der Gang der Verkohlung ſehr gut beurteilen. Anfänglich tritt faft nur Wafjerdampf aus. In dem Mafie, als die Ver— bohlungszone näher rückt, kommen Produlte der trodenen Deſtillation zum Vorſchein; der Rauch wird gelblich, beſitzt einen empyreumatiſchen, ſauren, ſtechenden Geruch. Im weiteren ‚Berlaufe wird der Rauch heilweiß, der widerliche Geruch läft nach und ſchließlich ichlägt blaue Flamme (Koblenoryd) aus der Definung heraus, als Beweis, dafj die Glut bis zu den Rauchlöchern vorgeichritten if. So lange darf man jedoch nicht warten. Hand von weißer Farbe auftritt, muß die ganze Reihe der Rauchlöcher mit Löiche loſſen und mit der Plättſchaufel zugeichlagen werden. Gleichzeitig wird weiter unten neue Reihe geftohen. In dieſer Weife wird fortgefahren, bis man an dem Fuße eilers angelangt ift. Sollte die Glut nicht ringsum im ganzen Meiler gleihmäfjig ehen, jo muß an jener Seite, wo fie raſcher vorjchreitet, blind gefohlt werden. Meilern, welche an einem VBergabhange jtehen, ift der Zug an der Thalieite immer als an der Bergieite, folglich aud das Niedergehen der Glutzone ein unregel- ges, welches in der angebeuteten Weije ausgeglichen werden muß. Eine andere Un äßigkeit, welche namentlich bei zu raſchem Kohlgange auftritt, ift das „Schütten, oder Schlagen“ des Meilers: darunter verftcht man das erplofionsartige Ab- 1 einzelner Partien der Dede. Sobald die Temperatur im Meiler etwas höher fteigt, entwidelt ſich Waflerdampf aus dem Holze, welder anfänglid an der falten Erd— dedde kondenfiert wird. Der Meiler fängt am zu jchwipen. Zugleich oder etwas ipäter entweicht auch ein dider, qualmender Rauch, welcher die Erddede durchdringt. Im dieſer Periode liegt die Gefahr des Schüttens ſehr nahe. Schlieht die Dede zu dicht oder ift da * im Meiler zu lebhaft, jo werden mehr Dämpfe entwickelt als durch die Dede entweichen können; die folge davon ift, daß die Dämpfe ſich gewaltiam Austritt ver en und einen Teil der Dede abwerfen. Außer Waflerdampf können auch noch brenn dare Safe, vor allem Kohlenoxyd und Kohlenwailerftoffe, in Berührung mit der atmo ariichen Duft Mnallgasartige Gemenge geben, welche Erplofionen im Meiler veranlafien. im Beginn der Kohlung iſt es vorzugsweiſe der Waflerdampf und in den ipäteren Stadien find es die brennbaren Gaſe, welche das Schütten des Weilers bewirlen. Ganz zubig verläuft die Kohlung niemals, Meine Detonationen find unvermeidlich, fie dürfen x niemals jo jtarf werden, daß ein teilmeijes Abwerſen der Dede und Auseinander- verfen des Holzes damit verbunden ift. Die dur das Schütten entjtandenen Oeffnungen Qandbnd &. deiſte I.2 Mbrig 27 E — 418 IX. Shwadhöfer, Forftbenugung. müſſen jofort wieder verjchloffen und der Zug im Meiler muß auf das thunlichſte Minimum reduziert werden. 8 34. 6. Das Nachfüllen. Ber der Kohlung entjtehen immer Höhlungen im Meiler, welche mit kurzem Spaltholze, Bränden oder Gröfefohlen ausgefüllt werden müffen. Der erfte Hohlraum ergibt ſich durch das Ausbrennen des Duandelihachtes; weitere Hohl- räume entjtehen dann noch durch das ungleihmäßige Niedergehen der Kohle. Das Vo— fumen des Scheitholzes ſchwindet bei der Verfohlung um 30-40 °/o, bei friſchem, waſſer— reichen Holze auch noch mehr. Durch dieje bedeutende VBolumverminderung findet nicht nur ein Starkes Niedergehen der Dede, jondern auch ein Berftürzen der Kohle ftatt, wo— durch notwendigerweiſe Höhlungen im Meiler entjtehen müſſen. Dieſe Höhlungen fallen um jo größer aus: 1. je feuchter das Holz war, 2. je weniger dicht dasjelbe gejtellt wurde, 3. je vafcher die Kohlung verläuft und 4. je ungleihmäßiger das Feuer niedergeht. Die Ausfüllung des leergebrannten Duandeljchachtes nennt man das Hauptfüllen, die Aus— füllung aller übrigen Höhlungen das Seitenfüllen. Das Hauptfüllen gejchieht jchon 12—16 Stunden nach dem Anzinden des Meilers und muß am 2., 3. und 4. Tage wiederholt werden, weil fich durch die Verfohlung des Fiillmateriales immer wieder neue Hohlräume bilden. Die Seitenfüllungen werden nad) Bedarf gemacht. Größere Hohl- räume geben fich ſchon an dem örtlich ftarfen Einfinfen dev Dede zu erkennen. Kleinere Höhlungen werden durch das Abklopfen des Meilerd mit dem jogenannten Wahrhammer (d. i. ein hölzerner Schlägel) ausfindig gemacht. Mindeftens eine Stunde vor dem Füllen müſſen alle Zugöffnungen verjchloffen werden. An der hohl erkannten Stelle nimmt der Köhler die Dede ab, jtößt mit einer Stange die lofen Kohlen hinunter, bringt das jchon früher vorbereitete Füllmaterial ein, legt die Rauh- und Erddede wieder auf und Elopft diefelbe mit dem Hammer feit. Die ganze Manipulation mug möglichjt jchnell gejchehen, damit die Glut im Meiler nicht zu ſtark angefacht wird. Durch etwa 12 Stunden nad) dem Fiillen wird blind gekohlt. Trotz diefen VBorfichtsmaßregeln verbrennt aber immer ein Teil der Kohle und muß daher ſchon von vornherein darauf Bedacht genommen werden, alle Umftände zu vermeiden, welche ein oftmaliges Füllen notwendig machen. 8 35. 7. Das Berwahren und Ausfühlen des Meilers. Um Unregel- mäßigfeiten im Kohlgang vorzubeugen, muß der Köhler jeden Abend die Dede, joweit die Berkohlungszone reicht, mit dem Wahrhammer niederflopfen, etwa vorhandene Riſſe, ſowie die Stark eingefunfenen Stellen mit feuchter Stübbe ausgleichen (bejchiegen) und die nötigen Füllungen machen. Dieje Arbeiten nennt man das Verwahren. Iſt die Verfohlung bis zur Gahre vorgejchritten, jo erfolgt das Abkühlen. Zu diefem Behufe werden die Fußräume verfchloffen und damit der Zug im Meiler abgejperrt, die ganze Dede wird mit feuchter Stübbe bejchoffen und der Meeiler 24 Stunden der Abkühlung überlajjen. Um dag Erlöfchen dev Glut zu befchleunigen, wird die Decke ſtreifenweiſe abgenommen, durch— gehacdt und fofort wieder aufgebracht. Dabei riejelt die Erde zwiichen die Kohlen ein und dämpft die Glut raſch ab. 8 36. 8 Das Ausziehen und Sortieren der Kohlen Das Aus— ziehen (auch Langen oder Stören genannt) wird mit einem eijernen, gefrümmten Hacken am Fuße des Meilers vorgenommen. Dieje Arbeit wird Abends begonnen und die Nacht hindurch fortgefegt, um die Glut befjer überwachen zu können. Die Ziehöffnung muß gegen Windanfall geſchützt ſein. Man zieht nur 2—3 m’ an einer Stelle aus, dann wird die Deffnung verjchloffen und an einer anderen Stelle mit dem Ausziehen begonnen. In diefer Weiſe fährt man rings um den Meiler fort, bis alle Kohlen ausgezogen find. Der verbleibende aus dem Zentrum des Meilers jtanımende Reſt, bejteht aus Kohlenklein und Aſche und wird behufs Erkaltung ausgebreitet. Die ausgezogenen Kohlen werden SEE Die Verlohlung in liegenden Meilern. $ 38. 419 nad der Holzart, falls überhaupt gemifchtes Holz in Anwendung kam, und nach ihrer Größe fortiert. Man untericheidet folgende Sortimente 1. Grob», Lefe» oder Oättentopten d. f. die größten Stüde und dienen vor- ugsweije für hüttenmänniiche Zwede Eamiebetonten er Fauſtgroße und darüber. 8, ieh» Rechkohlen, von Nuß- bis Fauftgröfe. 4. Duan Nr el oft bien, die kleinſten leichten Kohlen aus der Nähe bes Quandelſchachtes Die Fan, en Sortimente werden durch Handicheidung gewonnen, die beiden lepteren Bitter ya Von diefem Verfahren, welches gervöhnlich als die deutſche BVBerfohlungs methode bezeichnet wird, gibt es verihiedene Varianten; eine davon ift die Alpen Ah oder italienische Berfohlung. Diejelbe unterfcheibet fi) von ber deutichen 9 durch Folgendes: 1. Wird Rundholz und nur ausnahmsweiſe Spaltholz bis zu 2 m Länge und ", m Stärte angeivenbet, 2, Die Kohlplatte wird jo dicht ala möglich gemacht und das Kohlholz auf eine Meilerbrüde geftellt, um den nötigen Luftzug im Meiler zu veranlafien. Die Meilerbrüde wird aus einmal geipaltenen Kohlholztlohen hergeftellt, welche teils radial und teils quer über tongentrijch gelegt werben. J 8. Muß der Meiler, der größeren Länge des Kohlholzes wegen, fteiler gebaut werden Der Einfallswinfel beträgt 60— 70°, (Bei der deutichen Kohlung hingegen nur 40—50*,) 4, Der Faffungsraum des Meilers ift bedeutend größer 400-1000 mr. 4 5b. Wird gewöhnlich nur eine Dede gegeben, welche aber viel ftärfer ift als bei der eutſchen Kohlung (unten 60 und oben 30 cm did). Zum Feſthalten der Dede find bei em fteilen Bau des Meilers komplizierte Nüftungen erforderlich. 6. Das Anzünden geichieht in der Regel von oben. Dieſe Berkohlungsmethode, weldhe mancherlei Mebelftände im Gefolge bat, ift fchon ſeit einer Reihe von Jahren im entichiedener Abnahme begriffen. Dort wo fie noch in Uebung ftebt, find lokale Verhältniſſe, vor Allem die billigere Aufarbeitung und Bringung e pm und zum Xeil wohl auch das Feſthalten an dem Althergebrachten die Uriache. Der Hauptnachteil liegt in der Verwendung von Rundholz, welches namentlich in re t Buftande, niemals den Trodenbeitsgrad des Spaltholzes erreicht, ferner in den —— N ren Klohen, welche eine übermäßige Anftrengung beim Aufbau des Meilers achen und fich nicht genügend dicht aufrichten lafien. Much der große Verbrauch an ub Eindeden des Meilers, iſt am vielen Orten ein Hindernis. Be welche ſich auf die verſchiedene Art des Nichtens (ftebende und *2 ) perl ellung des Quandels (Stange anftatt Schacht), Einlagerung viiher We AR don en (jla —8 oder Ausfüllung aller Jwiſchenraume durch Kohlenki A er) u. |. w. Le find von essen —— u oblenflein Ab Dauer des Kohlganges. Die Kohlungszeit ift vom verichiedenen : Größe und Stärke des Kohlholzes, Feuchtigkeitsgehalt desielben, Große des rs, eitung des Feuers und von der Witterung abhängig. Ein mäßig beichleunigter gibt die befte Ausbeute, jowohl in Bezug auf Qualitat, als auch auf Quantität — Bei einem ſtehenden Meiler aus Buchenſcheitholz dauert der frenerungsgang ei 20-40 Rn. Inhalt 45 Tage, 60-80 Am. 7—8 Tage, 100-150 Rm. 10-14 age. Bei Nadelholz muß; der Koblgang langiamer jein und dauert bei einem Meiler von 40 Rm. Inhalt 6—8 Tage, bei 100—150 Rn. 15—20 Tage. LUngünftige Witterung den Kohlgang jehr bedeutend, * 27° 490 IX. Schwadhöfer, Forjtbenugung. $ 38. B. Die Berfohlung in liegenden Meilern. Diefe Methode ift vor— zugsweife in Niederöfterreich, Steiermark und im Salzfammergute, ferner auch in Schweden gebräuchlich. Zur Kohlung dient nur Nadelholz, vorwiegend Schwarzführe. Das Holz wird in ganzen, möglichjt geraden Stämmen von jeder Stärke und gewöhnlich 3—5 m Länge angewendet. Die Herrichtung der Kohlſtätte geſchieht in derſelben Weiſe, wie bei ſtehenden Meilern. Ueber die ganze Länge der Kohlplatte werden drei ſtarke, gerade Stangen gelegt, welche dem quer überzulegenden Kohlholz als Auflager dienen. Beim Aufbau des Meilers ift darauf Nüdficht zu nehmen, daß die jtarfen Stämme auf halber Höhe und mehr gegen die Rückwand zu Liegen kommen, wo fie am längjten der Glut ausgejegt find. Dben, unten und an der Vorwand fommt jchiwächeres Holz. Alle Zwijchenräume müſſen mit geringerem Holze möglichjt dicht ausgefüllt werden. In der Mitte der Borderwand wird eine Zind- fammer und von diejer nach beiden Seiten Hin, bis an die Yängswände, eine Zündgajfe angelegt, um dag Feuer über die ganze Meilerbreite leiten zu fünnen. Der holzfertige Meiler erhält zwei Deden. Als erfte dient Reiſig, als zweite Löſche gemengt mit feuchter Erde. Um die Dede an den jenkrechten Seitenwänden zu halten, werden dieſelben mit Bretter oder Schwarten verjchalt. In der Regel gejchieht aud) dies an der Vorderwand, feltener an der Rückwand. Meift wird legtere in einem Winfel von etwa 20° abfallend gebaut, in gleicher Weife wie das Dach eingedect und durch Nüften gejtüßt. Um den er- forderlichen Zug im Meiler herzustellen, werden an den beiden Seitenwänden Fußräume angebracht. Die Zimdfammer und die Zündgafje werden mit Sienholzipänen gefüllt und in Brand gejteet. Damit das Feuer gleichmäßig über die ganze Breite des Meilers plap- greift, ift ein öfteres Nachfüllen von Kienholz oder dergl. leicht entzündlichem Material nottwendig. Iſt ein Ausgehen des Feuers nicht mehr zu befürchten, jo werden die Fuß- räume gejchloffen und am Dache, ungefähr auf ein Drittel der Meilerlänge, die erſten Nauchlöcher geftoßen. Die Glut zieht ſich im ſchräger Nichtung von der Vorderwand nach rückwärts und zwar jo, daß die Glutzone am Dache immer um 2—2'% m weiter vor ift, al3 am Fuße des Meilers. Sobald ſich das Feuer den Nauchlöchern nähert, werden diejelben verjchlofjen (desgleichen auch die Miindung der Zündfammer) und »—1 m weiter rückwärts neue Räume gejtochen. In dieſer Weife wird fortgefahren, bis die Flanıme am Fuße der Rückwand herausjchlägt, als Beweis, daß der ganze Meilerinhalt verkohlt it. Der Kohlgang muß möglichjt langjam geführt werden, damit einerjeit3 die ſtarken Stämme vollfommen durchkohlen und andererjeits nicht zu viel Kohle verbrennt. Die Stübbe am Dad) muß anfänglich (oder gehalten werden, damit der Wafjerdampf entweichen fann. Erſt wenn die Kohlung weiter vorgejchritten und die Gefahr des Schüttens vorüber ift, wird die Dede verjtärft. Das Abkühlen gejchieht in derjelben Art wie bei den jtehenden Meilern, durch jtellenmweijes Abnehmen der Dede am Dache, Einriefeln von trodener Erde und neuerliches Bededen. Die Seitenwände diirfen dabei nicht angebrochen werden. Die fertigen Kohlen werden nur an der Vorderwand ausgezogen. Das Ausziehen erfolgt partieenweiſe und wird immer nur jo viel ausgenommen al3 an einem Tage abgeführt werden kann. Die Kohlen werden jo wie bei den ftehenden Meeilern jortiert. Am Fuße finden fich die leichtejten, an der Hinterwand die jchwerften Kohlen. 8 39. Kritik der Meilerföhlerei. Dieſe Art der Holzverfohlung ift die weitaus gebräuchlichjte und wird ihren Pla gewiß noch lange behaupten. Sie hat vor Allem den Borzug der Einfachheit und kann überall im Freien mit den einfachjten Behelfen Die Berfohlung in liegenden Meilern. 8 40, 421 ben werden. Mit Ausnahme einiger Handgeräte find feinerlei Werlsvorrichtungen erforberlih. Für Mafjenprobuftion eignet ſich dieje Methode wie feine andere. Die Dualität der Kohle ift bei richtig geleitetem Kohlgange eine gute. Auch die quantitative te fommt der Dfen- und Netortenverfohlung ehr nabe. % Als Nachteile der Meilerföhlerei find anzufehen: 1. gehen die flüffigen Deftillations produlte entweder ganz verloren oder lann mur ein geringer Teil derjelben gewonnen werden; 2, hat man mit den Unbillen der Witterung zu kämpfen; 3. können leichter Be friebsftörungen eintreten; 4. ift mehr Umficht und Geſchidlichteit des Arbeiterperſonales r Weſentliche Unterſchiede bezüglich der Zwedmäßigleit des Verfahrens find noch zu verzeichnen, zwiſchen dem ftehenden und liegenden Meilern und zwiſchen der ftändigen und wandernden Köhlerei. Stehende Meiler haben den liegenden gegenüber den Vorteil, daß nicht mur Stammhbolz, ſondern auch geringere Holziortimente Verwendung finden können, daß ſich das Feuer beſſer regieren läht, indem der Meiler ringsum zugänglich ijt, daß ferner das quantitative Ausbringen ein höheres und die Qualität der Kohle eine beſſere ift. Dieſe Methode ift namentlich für größere ftändige Kohlungsanlagen (Hütten- oder Lendkoöhlerei) ‚geeignet. Aber aud die liegenden Meiler haben gewifje nicht zu verfennende Vor— ‚züge. In den engen Thälern des Hodhgebirges läßt fich für einen liegenden Meiler viel e ein geeigneter Platz ausfindig machen, als für einen ſtehenden vom gleichen Raum nd Das Richten des Meilers ift einfacher, erfordert weniger Sorgfalt und Kraft- mſwand; die Führung des Feuers ift leichter; die Witterung hat viel weniger Einfluß, nachdem meift drei Seitenwände des Meilers ganz geichlofien find und das Dad; mit einer farfen Dede verjehen ift; die läftige und gefährliche Arbeit des Nachfüllens kommt gar nicht vor; das Schütten fann leichter vermieden werden und der dadurd bedingte Schaden ann niemals ſolche Dimenfionen annehmen, wie bei einem ftehenden Meiler. Ueberhaupt erfordern die liegenden Meiler viel weniger Wartung; ein Köhler kann mehrere, auf nicht allzu großen Wegftreden auseinander liegende Meiler gleichzeitig überwachen. Dieſe Me thode eignet fich daher vorzugsweiſe für die Wanderföhlerei. j Die ftändige oder fonzentrierte Köhlerei hat vor Allem den Vorzug, daf immer diefelben Arbeiter dabei beichäftigt find, welche durch vieljährige Erfahrungen alle Eigentümlichkeiten der Kohlſtätte, den vorausfichtlichen Wechiel der Witterung und überhaupt alle Diomente, welche auf den Koblgang Einfluß nehmen, genau fennen und rechtzeitig berüdfichtigen; daß ferner eine ausgiebigere Kontrolle des Köhlerperionales ‚möglich ift, und daf immer die gleichen, ſchon gut vorgerichteten Koblvlatten wieder be nügt werben. Befindet fich der Kohlplat in der Nähe der Verbrauchsitelle (5. B. einer ‚Eijenhütte), jo fällt auch der jogen. Einrieb (das Abreiben und Zerbrechen der Kohlen ftüde), welcher bei weiterem Transport ganz unvermeidlich iſt, weg. Die wandernde Wald» oder Schlagköhlerei hat mur bei Meinerem Be be oder unter ſonſt eigentümlichen, lolalen Verhältniſſen eine Berechtigung und ſieht, aus den vorerwähnten Urſachen, bezüglich des qualitativen und quantitativen Ausbringens dem konzentrierten Köblereibetriebe nad. D 840. Die drubentöhlerei ift die primitivfte Methode der Holgverfoblung und - wird gegenwärtig nur mehr in vereingelten fällen betrieben. Sie lann mur dann als zuläſſig ‚gelten, wenn es fih um die Verfohlung geringwertiger Holzſortimente und mebenbei um die mnung von Teer handelt, lepteres Ken bet der Verwendung von harzreichem Stod- x . Die Grube m in einem feften, wenig durchlaſſigen Boden angelegt werden. Die Tiefe beträgt 1—1/n jr obere Durchmeſſer 2—2"s m, der untere um "s m weniger. Die Grube wird aueh mit Neifig gefüllt und dasielbe —— Sobald der Rauch nachlaßt, wird die * En affe zufammengeftoßen und Holz nadgemworfen. Nit ein Berloſchen des Feuere micht ten, jo wird neuerli — re und mit Zwiſchenpauſen jo meiter erfahren, bis die ganze Grube gefüllt ift. Schliehlich wird dielelbe mit Malen und Erde be: 4922 IX. Schwackhöfer, Forftbenugung. det und 1—2 Tage der Abkühlung überlaffen. Es ift jelbftverftändlich, daß bei dieſer Mani— pulation ein großer Teil der Kohle verbrennt. Viel zwedmäßiger ift e3, wenn man die Grube ausmauert oder mit einem dichten Lehmbeichlag verfieht, das Holz auf einen Roſt jtellt und feitlich im Erdreich Luftzüge anbringt, welche unter dem Roſte einmünden. Die regelrecht mit Holz gefüllte Grube wird mit Raſen und Erde dicht eingededt. An einigen Stellen wird Die Dede abgenommen und Feuer angemacht. Hat ſich das euer über die ganze Grube verbrlitet, fo werden die Oeffnungen wieder zugededt und die weitere Feuerleitung durch Rauchlöcher in der Decke bewerfitelligt. Für den Abzug des Teer ift unter dem Rofte ein eigenes Rohr an- gebracht. Die Grube muß deshalb in einem Bergabhang angelegt werden. I. Die Derfohlung in Defen und Retorten. 8 41. Dieſe Methode wird vorzugsweife Dort angewendet, wo es fich um die Ge— winnung der flüſſigen Deftillationsprodufte (Teer und Holzejfig) handelt, und eine Mafjen- produktion der Kohle nicht beabfichtigt wird. Die Holzverfohlungsöfen laſſen ſich einteilen: A £ R h [ a. mit direkter Feuerung, 1. in ftabile oder Meileröfen u. 3. | b. mit inbivefter — 2. in transportable Oefen. Die Meileröfen ſind aus Mauerwerk hergeſtellt, haben einen länglich viereckigen oder kreisrunden Querſchnitt und eine gewölbte Dede. Das Mauerwerk iſt 80 bis 100 cm ſtark und befteht im Innern aus feuerfeftem Material, außen aus gewöhnlichen Mauer- ziegeln. Der Fafjungsraum eines folchen Dfens beträgt 80 bis 120 Am. Zum Ein- bringen des, Holzes und Ausziehen der Kohle ift unten eine eiferne Thür angebracht, des— gleichen eine zweite im Giebel, um den ganzen Ofenraum bis oben hin mit Holz bejchiden zu können. Die Sohle des Dfens hat eine ſchwache Neigung und bejigt an der tiejjten Stelle ein Abzugrohr für die Deftillationsproduftte, welches mit einem dichtſchließenden Schieber verjehen ift. Bei den Defen mit direkter Feuerung find, ähnlich wie bei den Kalföfen, zwei oder drei außerhalb des Dfenraumes liegende Feuerherde vorhanden. Die Fenergafe durchziehen die Holzfüllung und bringen diejelbe zur Verkohlung. Der Zuftzutvitt muß jo reguliert werden, daß aller Sauerftoff auf den Feuerherden jelbjt ver- braucht wird und fein Luftüberihuß in den Ofen gelangen kann. Defen diejer Art jind der Schwedische und der Schwarz’iche Verfohlungsofen. Eine Abart davon find jene Meileröfen, bei welchen auf den gewöhnlich flachtrichterförntig vertieften und mit einem Roſte verfehenen Boden ein Feuer angemacht und durch einen Schieber der Zug reguliert wird. Diefe Einrichtung ift viel unvollkommener als die erjtgenannte. ine andere Variante, u. z. neueren Datums, ift der Hahmemann’fche Ofen. Derſelbe iſt jchacht- förmig gebaut mit Ereisrundem Querſchnitt umd gewölbter Sohle. Die Höhe des Dfens beträgt 5 m, die innere Lichte 2,5 m. An der tiefften Stelle ift auf einer Seite die Zieh- Öffnung für die Kohlen und gegenüber das Abzugsrohr für die Dejtillationsprodufte an- gebracht. Die Are des Ofens bildet ein eiferner Schornftein, welcher bis auf die Sohle veicht und oben 1%—2 m über den Rand des Ofens hinausreicht. Oben ift der Schacht durch eine Eifenplatte abgefchloffen, in welcher zwei Deffnungen zum Einbringen des Kohlholzes, zum Anfenern und zum Nachfillen fich befinden. Der Verkohlungsprozeß ichreitet von oben nach abwärts fort. Die Gaje gehen durch Deffnungen am Fuße des Schlottes, fteigen in demjelben auf und entweichen bei der oberen Mündung in's Freie. Diefer Ofen ift ſehr einfach und billig, Liefert aber eine geringere Ausbeute an flüffigen Deftillationsproduften. Ein anderer Schachtofen, welcher im Prinzipe mit dem Hahne- mann'ſchen übereinftimmt wurde von Scheffer fonftrutert. ; Bei den Defen mit indirekter Feuerung find am Boden zwei gußeiferne Heiz— rohrſyſteme eingefeßt. Die von jeparaten, außerhalb des Dfens befindlichen Feuerherden gelieferten Feuergaſe durchftreichen die Heizröhren und bringen das Holz zum Verkohlen. Die Berlohlung in Defen und Retorten. $ 41. 423 x Verluſt durch Verbrennen der Sohle ft, wenn auch nicht gänzlich ausgeſchloſſen, jo gering, weil eine größere Menge Luft in den Ofenraum jelbft nicht eintreten ann. m % Prameitung der Deftillationsprodufte geichieht in derſelben Weije, wie bei ben vor- ngeführten Defen. Alle gemauerten Defen haben den Uebelftand, daß das Mauerwerf * e *x*8 Mühe und Sorgfalt nicht dicht zu bringen iſt und durch die vielen Fugen nam f Mengen von Deftillationsproduften entweichen. Ein weiterer Nachteil ift die aufer- ö — langſame Abkühlung nach Schluß der Verlohlung. Die Verlohlung ſelbſt geht delos von ftatten und iſt ſelbſt bei größeren Defen von SO—120 Am Holzfüllung m 6-8 Tagen beendet. Die Abkühlung der Kohlenmafje nimmt aber mindeftens 14 bis 16 Tage in Anſpruch, jo daß der Dfen eigentlich nur der Beit im Betriebe fteht und Ya derjelben zum Wbkühlen erforderlich ift. Die Leiftungsfähigfeit der Defen ift daher im Verhältnis zu den Anſchaffungs- und Erhaltungstoften eine geringe. Die transportablen Defen beitehen aus Eiſenblech und gleichen einem aufrecht ftehenden Keſſel, welcher aus 2—4 ringförmigen Teilen zuſammengeſetzt wird. Der Boden ift trichterförmig und mit einem Ablaufrohr für die Kondenjationsprodufte verſehen. Der Dedel ift gewölbt, hat einen Schornftein und zwei Mannlöcher zum An feuern umd Nachfüllen. Nach jeder Vertohlung wird der Dfen demontiert, die fertige Kohle entleert, neuerlich mit friſchem Holze beichidt und wieder zuſammengeſetzt. Der 9 wird durch eine Klappe im Schornftein reguliert. Der Faſſungsraum eines Ofens de Thenius) beträgt 20 Mm. Der Verfohlungsprozeh dauert 24—36 Stunden. Das Abkühlen erfolgt raſch und lann durch Begiehen des Dfens mit Wafler noch be l gt werden. Der Dfen nimmt nur einen Keinen Raum ein und fann überall im - Walde oder in der Nähe der Holzichläge leicht angebradht werden. Das Eiſen dürfte, trop des Ueberzuges von Berjegungsproduften des Teers, der fi im Innern des Ofens BR, gt, die fauren Dämpfe ftarf korrodiert und alsbald zerftört werden. Für Heineren b mögen dieſe Defen gute Dienfte leiften, für größere Verhältniſſe find fie jedoch, Leiftungsfähigfeit und der vorausfichtlic vielen Reparaturen wegen, nicht eignet, Ueberdies ift die Differenz der Transportkoften des Holzes einerjeits, der Kohle m der flüffigen Deftillationsprodufte andererjeits feine jo große, wie es für den Augen ſcheint. in Aus 100 gr. waldtrodenem Holze werden rund 20 Kigr. Kohle, 45 Kigr. wälleriges ment —* non ef) > 6 gr. Teer, in Summa aljo 71 Kigr. Vertohlungsprodufte ge- och zu berüdfichtigen, daß für das Holz im Gebirge häufig billigere Brlngn De . werden können, als für die Verfoblungsprodufte, daß ferner auch und die — —— transportiert werden muſſen, der Betrieb nicht ae we fontrofliert werden fann, und grö Reparaturen an den Apparaten im Walde jelbft 1 auszufl find. Endlich fommt auch noch der Umftand in Vetracht, daf der rohe Holz⸗ effig als fol in der Megel gar nicht verfäuflich ift, ſondern erft auf Ealciumacetat (effig- _faurer verarbeitet muß, was im Walde nicht geſchehen kann. Alle dieie Umftände die Urſache, daß die transportablen Defen eine ausgedehnte Anwendung niemals Von den Verkohlungsretorten untericheidet man mehrere Arten: = bewegliche a um . 2) ftehende Retorten und zwar } —— Die Retorten find aus Guß- oder Schmiedeeiſen hergeſtellt. Thonretorten bewähren fi ‚fr die Holzdeftillation nicht. Gußeiſenretorten find billiger als ſchmiedeiſerne, werden bon den jauren Dämpfen weniger angegriffen, ipringen aber nicht jelten und laſſen ſich nur jchwierig reparieren. Bei Schmiedeeijen hingegen gelingt die Reparatur dur Auf- miete Ares ſtarlem Keſſelblech ganz leicht. Aus diefem Grunde wählt man in der Regel beeijen, nur der Vorlopf wird aus Gußeiſen bergeftellt. Die Ausfütterung der m mit Chamotte, welche mehrfach empfohlen wurde, iſt zweclos, weil fie leicht 494 IX. Schwadhdfer, Forjtbenugung. Riſſe befommt und oft in ganzen Stüden ſich ablöft. Die Form der Retorten ift ein jtehender oder liegender Eylinder von 8—12 mm Blechdide. Von den vieredigen Netorten ift man gänzlich abgefommen. Die Retorten haben durchichnittlich einen Fafjungsraum bon 2-3 m’, Nur die jogenannten Thermofefjel, d. i. eine Art ftehender Retorten, find bedeutend größer. Bei den liegenden Netorten verhält ſich der Durchmeſſer zur Länge wie 1:2 bis 2,5; bei den ftehenden der Durchmeffer zur Höhe wie 1:1,2 bis 1,4. Der Berjchlußdedel ift entweder aus Gußeifen oder aus doppeltem Blech hergeftellt und der Zwiſchenraum mit Ajche erfüllt. Letztere Einrichtung ift zweckmäßiger, weil das bei ein- fachen Dedeln übliche Vermauern des Berichluffes wegfällt. Die liegenden Netorten find zu je ziveien in eine Feuerung eingelegt. Die Feuer- züge find jo angeordnet, daß die Flamme die Netorte auf der ganzen Länge und auf dem ganzen Umfang umfpült, was für eine gleichmäßige Verfohlung des Retorteninhalts durchaus notwendig it. Das rückwärtige Ende der Netorten ift entweder trichterförmig verjüngt oder durch einen flachen Boden abgeichloffen. Das Ableitunggrohr für die Deftillationz- produkte bildet im erſteren Falle die Fortfeßung des Trichters, während im anderen Falle dasjelbe oben, nahe am Rande de3 jcheibenförmigen Bodens, abgeht. Alle in einer Reihe liegenden Netorten (gewöhnlich 4—6 an der Zahl) haben eine gemeinschaftliche Vorlage in welde die Ableitungsröhren einmünden. Diefe Vorlage bejteht bei der Steinfohlen- deſtillation (behufs Leuchtgaserzeugung) aus einem horizontalen Eifencylinder, welcher zur Hälfte mit Teer und wäfjerigem Dejtillat gefüllt ift. Die Ableitungsröhren tauchen einige cm in die Slüffigkeit ein, damit ein hydrauliſcher Verſchluß hergeftellt ift. Dieſe Einrichtung wurde auch bei der Holzdeſtillation nachgeahmt, Hat fich aber hier nicht bewährt. Durch das mafjenhafte und ſtoßweiſe Entweichen des Wafjerdampfes kommt die Flüffigkeit in der Borlage in jo heftige Bewegung, daß von einem hydrauliſchen Abjchluffe gar feine Rede jein kann. Beſſer ift es, an Stelle diefer Vorlage einen hölzernen Kaften von der Länge des Dfens und °% bi 1 m’ Querſchnitt anzubringen, in welchen die Ableitungsröhren von den Netorten einmünden, ohne jedoch in die Flüffigkeit einzutauchen. Jedes Ableitungs- rohr ijt an der Kniebiegung mit einem verjchiebbaren Eifenpropfen verjehen. Während des Betriebes wird diefer Bropfen jo weit herausgezogen, daß die Verbindung der Netorte mit dem Kaften hergeftellt ift. Soll die Netorte behufs Entleerung und Friſchfüllung außer Betrieb gejeßt werden, jo jchiebt man den Bropfen jo weit hinein, daß das in ven Kaften abjteigende Rohr verjchloffen ift und feine Luft durch die Netorte in die Vorlage eintreten kann, was zu einer Erplofion Führen würde. Die liegenden Netorten, haben den Nachteil, daß das Einbringen des Holzes und das Ausnehmen der fertigen Kohle mit Schwierigteiten verbunden ift und beim Ausharfen jehr viel Kohle zerbrochen wird. Bon den jtehenden, unbeweglichen Netorten eriftieren zweierlei Konftruftionen, eine von Keſtner, die andere von Heſſel. Die Keſtner'ſchen Netorten faſſen ungefähr drei Raummeter. Der Feuerherd ift unmittelbar unter der Netorte angebracht, wodurch der Boden der Stichflamme ausgejegt ift. Der Feuerkanal geht in Spiralwindungen dreimal um die Netorte und dann in den Schornftein. Der obere Teil der Netorte fchliegt mit dem Umfafjungsmauerwerf ab und ift mit einem Dedel zum Emfüllen des Holzes verjchloffen. Zum Ausziehen der Kohlen ift jeitlich unten ein Mannloch angebracht. Boden und Dedplatte find eben. Die Deftil- (ationsprodutte werden oben in der Nähe des Deckels abgeleitet. Die Netorten von Heffel (auch Thermokeſſel genannt) find viel größer und faſſen bis zu 20 Naummeter. Der Feuerherd Liegt feitlich. Die Flamme berührt den Boden nicht, ſondern zieht nur um die cylindrifche Wandung. Boden und Dedel find gewölbt. Für den Abzug der Deftillationsprodufte find zwei Röhren und zwei Vorlagen vorhanden, 1 Die Verlohlung in Defen und Netorten. 5 42. 425 Eine Röhre geht von der tiefften Stelle des Bodens ab und dient für die ſchweren Pro- uete (Teer); die andere zweigt oben ab und dient jür die leichteren Produkte (leicht Mchtige Teeröle, Holzgeift und Holzeifig). Die Beihidung umd Entleerung geſchieht fo tie bei den Keſtner'ſchen Netorten, Beim Beginn und am Schluſſe der Deftillation wird afferbampf in den Keſſel eingeleitet, um zuerjt die Holzfüllung gleihmäßjig vorzumärmen und fchliehlich die Kohlenglut zu dämpfen. Dieje Thermofeffel werden hauptjächlic) zur ‚Deftillation harzreicher Nadelhölzer angewendet, wobei man auf eine große Teerausbeute efleltiert. Alle eingemauerten Retorten haben den Uebelſtand, daß etwa vorlommende Schäden vicht fofort entdeckt werden können und bei jeder Reparatur der Ofen demontiert werden muß, was immer eine bedeutende Vetriebsftörung im Gefolge hat. 2 Die beweglichen Netorten wurden zuerft in Frankreich eingeführt. Diejelben find i — cylindriſchen Ofenraum eingeſetzt und können mit Hilfe eines Krahnes heraus ben werben. Der Boden der Retorte iſt flach, der Dedel gewölbt und mittelſt Keilen t feftzubalten. Der Dedel reicht über den ganzen Querſchnitt der Retorte umd ift * einen Flantſchring gedichtet. Etwa 10 em unter demſelben iſt eine Borte angenietet, welche den Heizraum oben abſchließt. Mit ihrem unteren Rande ſitzen die Retorten auf inem feuerfeſten Gewölbe. Im Centrum des Deckels befindet ſich ein Tubulus zum An ſehen des Ableitungsrohres. Dasjelbe fteigt jenkrecht auf, biegt dann unter einem Wintel bon 45° ab und mündet mittelft eines kurzen vertifalen Rohrftugens in das zur Vorlage de, horizontale oder ſchwach geneigte Rohr ein. Die Feuerung befindet fich jeitlich unter den Netorten. Je zwei derjelben haben eine gemeinjame Feuerung. Die Feuergaie berühren den Boden nicht, jondern umſpülen mur die Cylinderfläche der Retorten und ziehen dann in den Schornftein ab. Diefe Art der Netorten ift mach übereinftimmendem Urteil erfahrener Fachleute die zwechmäßigſte. Das Einjegen und Herausheben der Netorten, ſowie das damit verbundene Zujammenfügen und Losnehmen des Ableitungsrohres gebt 8* und anſtandslos vor ſich. Die fertig abgetriebene Retorte läßt man an der Luft auskühlen, jodann wird diejelbe durch Umkippen entleert und meuerlich beihidt. Während w Zeit deftilliert man in demfelben Heizraum den Inhalt einer zweiten Retorte ab, * der Betrieb ununterbrochen fortgeführt wird und der Ofen nicht auskühlt, wodurch weſentlich an Brennmaterial erſpart wird. Schadhaft gewordene Retorten können ohne drung des Betriebes durch Reſerveretorten erſetzt werden, was bei feiner anderen Ein— ung möglich ift und als ein großer Vorzug angejehen werden muß. Die Deitillations- x bei Retorten von 3 m* Inhalt beträgt durchſchnittlich 10 Stunden; bei den Thermo In von 15 bis 20 m’ Capazität 40-60 Stunden. 8 42, Die Kondenjationsapparate. Aufttrodenes Holz gibt ungefähr die je feines Gewichtes kondenfierbare Produkte. Der Siedepunkt derjelben iſt jehr ver ſchieden. Einzelne wertvolle Beftandteile find ſchon bei niederer Temperatur (etwa 40 €.) htig, jo daß die Gewinnung derjelben eine ausgiebige Kühlung erfordert. Außerdem t die große Menge nicht verdichtbarer Gaſe ein weientliches Hindernis. Es iſt daber vendig, volllommene und daher auch koftipielige Kühlapparate und ein bedeutendes um Kühlwaſſer in Anwendung zu bringen. In Lofalitäten, wo man mit Wafler zu kämpfen bat, muß die Wondenjation wenigitens teilweife durch Lufttühlung eftelligt werden, was aber die Einrichtung noch mehr kompliziert und verteuert. Kür hung werben gewöhnlich aufrecht jtehende eiſerne Eylinder und für Waſſerkühlung liegende Röhren aus Kupfer angewendet. Lehtere find in einem länglich vieredigen Wailer- —* * ragen mit ihren Enden an den Stirnwänden des Kaſtens heraus und bier durch leicht bewegbare Bogenftücte fo miteinander verbunden, daß alle Röhren —12 an der Zahl) gewiſſermaßen eine einzige, mehrfach gebogene Röhre mit ſchwachem 426 IX. Schwadhöfer, Forftbenußung. Gefälle darftellen. Die Kühlröhren müffen gerade fein, um mit der Bürfte durchpußen zu können. Schlangenröhren find für den vorliegeuden Zweck ganz unbrauchbar. BZived- mäßiger als Kaftenfühler find Gegenftromfühler. Diejelben beftehen aus doppelten Röhren, außen Eifen, innen Kupfer. Am Zwijchenraum zirfuliert Waffer, welches den durch die Kupferröhren gehenden Kondenjationsproduften entgegenftrömt. Die Kühlung muß jo reguliert werden, daß aus dem Kühlrohr feine Dämpfe, jondern nur Kondenſat und Gaje austreten. Bei ungenügender Kühlung geht viel Holzgeift verloren. Die Gafe, welche aus dem Kühlrohr austreten, beftehen hauptjächlid aus Kohlen- ſäure, Kohlenoryd, Sumpfgas und freiem Wafjerftoff, nebjt geringen Mengen anderer Safe und Dämpfe. Das Mengenverhältnis variirt nach der Periode der Deftillation und nach der Temperatur. Dieje Gafe werden unter die Netortenfenerung geleitet und als Heizmaterial mitverwendet. Zu diefem Zwede muß das Sammelgefäß für das Kondenjat geichloffen und mit einem Gasabzugrohr verjehen fein. Da diefe Gaſe auch immer eine gewiſſe Menge atmosphärische Luft enthalten, welche beim Beginn der Dejtillation in den Netorten vorhanden ift, umd auch von Undichtheiten in der Leitung herrührt, fo fünnen leicht Erplofionen eintreten. Die Flamme fchlägt in dem Gasleitungsrohr zurück, gelangt bis in das Sammelgefäß und fann arge Verwüftungen anrichten. Um diejer Gefahr vor- zubeugen, müſſen in der Gasleitung hydraulische Ventile eingejegt werden, welche das Zurüdjchlagen der Flamme unmöglich machen. Am bejten ift es, wenn für die Auf- jammlung zwei Gafometer vorhanden find, welche abwechjelnd funktionieren. Dadurch ift e3 auch möglich, eine beliebig ftarke, ununterbrochene Flamme zu erzielen. ” Ueber die Einrichtung, Dimenfionen und Koften der Apparate für Holzdeitillfation finden ſich ſehr beachtenswerte Angaben von Forjtmeifter $. v. Obereigner in den VIII. Hefte 1883 der, Mitteilungen des Frainerisch-füftenländischen Forftvereines. In diefem Artikel ift auch eine Reihe intereffanter Erfahrungen über Ofen- und Retortendejtillation, welche in der Holzefjig- fabrif zu Leskova dolina auf der Herrſchaft Schneeberg gemacht wurden, niedergelegt. Die Holzfohle. 8 43. Eine gute Holzkohle muß folgende Eigenschaften bejigen: 1. Eine tiefſchwarze Farbe mit ftahlblauem Anfluge, über Hirn glänzend, ohne ab- zufärben. Ein brauner Farbenton zeigt unvolljtändige DVerfohlung an. Kohlen aus morjchen Holze find matt und färben ftark ab. 2. Die Holztertur fol deutlich herbortreten; der Bruch muß muſchelig jein und die Stücde dürfen nur wenig Niffe befigen Anbrüchiges Holz liefert terturlofe Kohle. War das Holz feucht oder wurde es im zu ftarten Stämmen angewendet, jo vejultiert jtarf riſſige Kohle. 3. Eine große Feitigfeit und hellen Klang. Die Kohle für hüttenmännifche Zwecke muß jo feft fein, daß fie bei der Verwendung im Hohofen den Drud der darüber liegenden Erz und Zufchlagichüttung auszuhalten imftande ift. Ueberfeuerte Kohlen oder Kohlen aus morjchem Holze find Leicht zerreiblich und klanglos. Der Klang der Kohlen läßt ſich ichon beim Auffchütten deutlich erkennen. 4. Die Kohle muß ohne Rauch verbrennen und darf nur eine kurze, blaue Flamme geben. Nicht ganz durchgekohlte Stücde verbrennen mit langer leuchtender Flanıme und geben einen bedeutend geringeren pyrometrischen Effekt. Das ſpezifiſche Gewicht der Holzkohle ift von verjchiedenen Umständen abhängig. Bor allem ift zu unterſcheiden zwiſchen dem fpezififchen Gewicht der Kohlenfubftanz er- kluſive Porenräume (wirkliches Spez. Gewicht) und jenem der ganzen Kohlenſtücke, inklufive der Hohlräume (ſcheinbares jpez. Gewicht). Die Schwankungen beiderfeits find jehr be- deutend. Erſteres variiert von 1,4 bis 1,9 und kann im Mittel mit 1,6 angenommen werden; letzteres ift jelbjtverftändlich viel geringer, 0,14 bis 0,26, im Mittel 0,22. Für Der Holzeſſig. 8 M. 427 Kohlenhandel kommt nur das jcheinbar fpezifiihe Gewicht in Betracht. Auf dasſelbe 1 folgende Momente Einfluß: 1.) Die Holzart, Die dichten harten Yaubhölzer geben ſchwerere Kohle als das weiche Yaubholz und die Nadelhölzer. 2.) Der Feuchtig— keitögehalt des Kohlholzes. Friſches Holz gibt leichtere Kohlen als das gut infttrodene. 8) Die VBerkohlungsmethode. Die Meilerlohlen find weniger durchgelohlt und daher im Allgemeinen ſchwerer als die Netortenlohlen. 4.) Der Kohlgang und die q erlohlungstemperatur. Je raſcher der Kohlgang geleitet wird, deſto leichter ‚falle on Kohlen aus. (Das wirkliche ſpez. Gewicht fteigt aber mit der Berfohlungs- . Biolette fand dasielbe bei 310° C. = 1,42, bei 1500° €. = 1,97.) Das Helto litergewid der Kohle (in Kübeln oder KHörben gemeffen) hängt von der Holzart, von ber Seite der Stohlenftüde, von dem jpez. Gewicht der Kohle und von der Art des Ein ab. Es beträgt bei Meilerfohle aus hartem Holze durchichnittlih 20—24 Sllgr., bei Kohlen aus weichem Holze 14—15 Hlgr. Gut durchgeglühte Meilerlohle hat im Iufttrodenem Zuftande folgende Zuſammen— END a ae Me al 6 77 Be Wi — 75—80 Proz. ee |, 15-93 „ Sauerftoff . . . Ent , une Baer, 6-1! „ ee I ..:.. 10-25 „ en FR ns beträgt i im Mittel 6500 Ealorien. Der theoretiich be rechnete pyrometriiche Wärmeeffelt bei der Verbrennung der Kohle ohne Luftüberſchuß tft rund —* C. und bei doppelter Luftmenge = 1370 E. Friſch geglühte Holzlohle befigt ein großes Abjorptionsvermögen für Gaſe, Flüffig- Stetten und feſte Subftanzen im gelöften Zuftande (namentlich für Farb- und Riechſtoffe, jowie für faulige Subftanzen). Darauf beruht ihre Anwendung zum Entfujeln des Wein» get, Entfärben von Löjungen, Reinigung des Trinfwaflers :c. f Der Bolzeffig. e 8 44. Wenn man das flüffige Kondenſat in Bottichen 24—36 Stunden ftehen läßt, fo bilden ſich zwei Schichten: die untere ift Teer umd die obere, viel mächtigere Scichte zoher Holzeſſig. Manchmal findet fich auf dem Holzeifig noch eine dritte, aber nur ganz wache Schichte von leichten Teerölen. Die möglicht vollftändige Trennung der Schichten iſt eine Grundbedingung für die rationelle Weiterverarbeitung. Die oberjte ſchwache Schichte (falls eine ſolche überhaupt vorhanden ift) wird abgeihöpft. Die beiden anderen Schichten werden durch Abziehen von einander getrennt. Fed Sale Holzesiig ift eine rotbraun gefärbte, trübe Flüſſigleit von ftechendem, Geruch und ftark jauerer Reaktion. Das fpezifiiche Gewicht ſchwankt m 1,0181 ‚0, Er enthält eine ganze Reihe von Beitandteilen, von welchen jedoch e di Gffigfäure und der SHolzgeift verwertbar find. Die Darftellung anderer Produfte t nicht, Die reine Ejiigfäure (aud Eifigiäurehudrat genannt) C,H,O, ift eine farbloje glei von ftechend jaurem Geruch, welche auf die Haut gebraucht, Blajen zieht. Ihr Gewicht bei 15° C. ift 1,058. Der Siedepunft liegt bei 117,5° C. Der Dampf ift ennbar. Bei + 4” E, erjtarrt die Eifigiäure kryſtalliniſch (Eiseffig) und wird erjt bei 16° C. wieder jlüffig. Die Eſſigſaure loſt ätheriihe Dele, Harze, Gummi, Stärte, leber ıc. Mit Bafen bildet fie wohl cdharakterijierte Salze (Acetate), Kommt Gifig- dampf mit glühender Kohle in Berührung, fo findet eine Zerlegung ftatt, wobei s und Koblenjäure entjtehen (C,H,O, = CH, + 00,). 498 IX. Schwackhöfer, Forftbenußung. Der reine Holzgeift (Methylalfohol) CH,O ift eine farbfofe, Leicht bewegliche Flüffigfeit von eigentümlichem Geruch und brennendem Gejchmad. Er bejigt bei 15° C. ein ſpez. Gewicht von 0,800. Der Siedepunkt liegt bei etwa 66° C. Auf Zuja von Waſſer bleibt er Ear, in Alkohol und Aether ift er löslih und brennt mit ſchwach leuch- tender, nicht rußender Flamme. Cr löſt Harze, ätherische Dele, Kampher, Wallrath ze. und kann in der Induſtrie mehrfache Anwendung finden. Bor der Weiterverarbeitung muß der rohe Holzeffig durch Abſitzen oder Filtrieren über Sand und Holzkohle geklärt werden. Sodann wird die Säure mit Aetzkalkpulver neutralifiert, um die Effigfäure zu binden und die Flüffigfeit der Ruhe überlafjen. Es bildet fich ein Bodenſatz von überfchüffig zugeſetztem Kalt und an der Oberfläche der Flüſſigkeit ſcheiden fich teerartige Produkte ab. Lebtere werden abgejchöpft, die Rohſalz— (auge abgezogen, der Bodenſatz in Filterfufen gebracht, die ablaufende Löſung mit der übrigen Rohſalzlauge vereinigt und in eifernen Blafen mit direkter Fenerung der Deftillation unterworfen. Da der Siedepunkt des Holzgeiftes um etwa 34° C. niedriger ift als jener des Wafjers, jo kann derſelbe durch Deftillation von der Löfung des Calciumacetates leicht und vollftändig getrennt werden. Man jegt die Deftillation jo lange fort, bis das Kondenfat am Areometer Null zeigt (alfo aller Holzgeiſt abgetrieben iſt). Das Deitillat wird mit Kalkhydrat verjeßt, einige Stunden digeriert und ſodann in fupfernen Rektifizier- apparaten mit Dampheizung nochmals veitilliert. Der jo erhaltene Holzgeift (einfaches Rektifikat) ift noch nicht ganz rein. Frifch bereitet erjcheint er zwar waſſerhell, färbt fich aber allmählich gelb und dunfelt bei längerem Stehen immer mehr nad. Mit Waſſer vermifcht, entjteht eine Trübung von ausgejchiedenen Kohlenwafjerftoffen. Die Darftellung des veinen Produktes ift eine fomplizierte Arbeit, welche nur für eine chemische Fabrik lohnt. Der Holzgeift wird Hauptfächlich auf Jodmethyl (CH,J) und Methylnitrat (CH,NO,) verarbeitet, welche in der Anilinfarbenfabrifation Verwendung finden; er dient ferner in der Lad- und Firnißfabrifation als Erſatzmittel fir Weingeift. Für erfteren Zweck ift veiner Holzgeift notwendig, für die leßtere Verwendung genügt aber ſchon das einfache Rektifikat. Die Ausbeute an reinem Holzgeiſt beträgt etwa Prozent vom Gewicht des Holzes. Die in der eifernen Blafe von der erften Deftillation reftierende Rohjalzlauge wird in flachen eifernen Pfannen unter fortwährendem Rühren zur Trodene eingedampft, wobei man eine dimfelgraubraune, krümmliche Maffe erhält, welche unter der Bezeichnung „roher eſſigſaurer Kalk“ oder „Rotfalz“ in der Handel geht. Will man ein reines Produkt er- zielen, jo muß die Rohjalzlauge, toie fie aus der Blaſe fommt, zunächſt abjigen gelajjen und dann durch Spigbeutel filtriert werden, um den darin befindlichen ſchwarzbraunen, flockigen Niederfchlag von ausgeſchiedenen Teerbeftandteilen zu entfernen. Die filtrierte Löfung verdampft man zur Trocene, wobei jebt ein äußerlich afchgraues und im Innern der Krümmeln gelblich-granes Salz reſultiert, welches 6070 Prozent Caleiumacetat (C;H,0,), Ca enthält. Die Verſendung gefchieht in Fäßern oder Süden. Abnehmer dafür find Färbereien, Zeugdrudereien und chemifche Fabriken. Die weitere Reinigung des ejligiauren Kalkes, ſowie die Darftellung aller übrigen Acetate und der reinen Eſſigſäure (Eisejfig), für welche das Rotſalz das Ausgangsproduft bildet, ijt für eine vom forftlichen Standpunkte betriebene Dejtillationsanftalt viel zu um— ſtändlich und wird am beften chemischen Produktenfabriken überlaffen. Der Teer. 8 45. Die äußeren Eigenjchaften des Teeres (Ronfistenz, Farbe und Geruch) find je nach jeiner Abſtammung verjchieden. Der Teer aus Nadelholz ift ſyrupartig, dunkel— braun und befigt einen pyreumatiichen Geruch. Der Laubholzteer ift fett- oder talgartig, Der Teer. 5 46. 429 ran bis dunkelbraun und riecht widerlich brenzlih. Der chemiſche Beitand des ift ſehr fompfiziert und nur zum Teil erforiht. Wenn man den Holzteer einer ionierten Deftillation unterwirft, jo fönnen drei verjchiedene Produkte gewonnen werden: 10—15 Proz. leichtes Del vom jpez. Gewicht 0,900—0,977 15—20 „ ſchweres Del „ „ R 1,014— 1,021 i 00, Der auf 100 fehlende Zeil ift eſſigſaures Waſſer. Das bei einer allmählich bis zu Ist €. fteigenden Temperatur übergebende leichte Del (auch Kienöl genannt) beſteht vor gend aus Slohlenwafjerftoffen der Reihe CuHs„-s (wie Benzol, Toluol, Kymol und r m Pr Dasjelbe kann, nachdem es von dem gleichzeitig mit übergegangenen eifigiauren wurde, ald Beleuchtungsmaterial oder als Löjungsmittel für fette, Harze + dat. verwendet werben. Pas zwiſchen 150 und 260” übergehende ſchwere Del enthält Phenole (wie Karbol ure, Sreojot, Phlorol) diverje Kohlenwaſſerſtoffe und andere Verunreinigungen. Die vor teilhe eſte Verwendung findet dasſelbe als Imprägnierungsmittel für Holz ſiehe pag. 390) ; au ) dur Bereitung von Wagenjchmiere fann es bemügt werden. Um diejes rohe Del zu reinigen, wird es mit fonzentrierter Natronlauge verjept, wodurd) ſich ein großer Teil fi Beim Berbinnen mit der zwei- bis dreifachen Menge Waſſer ſcheidet ſich eine Schichte be enge aus, welche man durch Abichöpfen entfernt. Die Löfung wird jodann in einem offenen Sefäffe gekocht, um gewiſſe Verumreinigungen an der Luft zu ot eren, andere zu verjagen. Nachdem mehrere Stunden gelocht wurde, neutralifiert ma 1 mit verbünnter Scwefeljäure, wobei ſich das gereinigte Del ausicheidet. Durd) Deitillation kann man die drei vorgenannten Bhenole ifolieren. poll find die Karboljäure und das Streojot. * reine, waſſerfreie FRarbolſäure ©,H,O tryſtalliſiert in langen, farbloſen „beſihzt einen eigentümlichen Rauchgeruch, ein jpez. Gewicht von 1,065, jchmilzt 35°. und fiedet bei 183° CE. In Wafjer ift fie ſchwer, in Alkohol, Aether, Eifigiäure, nzol und Alkalilange leicht löslich. Karbolſäure brennt mit rußender Flamme. Auf ie aut gebracht wirkt fie äpend. Sie koaguliert Eiweiß und wirkt ausgezeichnet anti th. Die rohe Karboljäure des Handels ift eine dumfel rotbraun gefärbte, ölartige 4 $ 46. Das Kreoſot ift ein Gemiſch von Guajakol C,H,O, (Siedepunft 200°) i nb Kreoſol C,H,,O, (Siedepunkt 220°) nebſt Heineren Mengen anderer Bejtandteile. Das ‚reine Kreofot ift eine farbloje, am Lichte allmählich dunkel werdende, ſtark lichtbrechende lüffigkeit von öliger Konſiſtenz, neutraler Reaktion, raucartigem Geruch und brennendem eihmad. Spezifiiches Gewicht = 1,04—1,08. Die übrigen Eigenichaften jtimmen mit jenem der Karboljäure überein. Der Deftillationsrüditand „das jogenannte Pech“ erftarrt beim Erfalten zu einer ſch „glänzenden Maſſe von muſcheligem Bruch. Es beſteht der Hauptmenge nach Bari C,H,n+. und ähnlichen Verbindungen. Es findet ald Schiffpech, als Dichtungs mat für Holzftödelpflafter ꝛec. Verwendung. Befondere Erwähnung verdient noch der Birkfenrindenteer, welcher namentlich 5* erzeugt wird. Dieſer Teer iſt dünnfläffig, dlartig, graublau bis ſchwarzblau, jerend, von intenſivem, an Steinöl erinnernden Geruch, leicht flüchtig und ſpezifiſch r als Waller. Die Hanptbeftandteile find Toluol C,H, (bis zu 50 “.), Benzol C,H, das ze Eupion (d. i. ein Gemiſch von mehreren, dem Benzol bomologen ohle offen). Birlenrindenteer dient zur Bereitung des Juchtenleders und zur Dar vr vorgenannten Produkte, welche in der Induftrie mehrfache Verwendung finden, kei 430 IX. Schwadhöfer, Forftbenugung. 847. Ausbeutean Kohle, Holzejjig und Teer. Im ftehenden Meilern und zivar Mittlere Kohlenausbeute aus folgenden Ständige Kohlung Wandernde Kohlung Holzarten und Sortimenten : = | Gem. % | ol. | Gem. % | Bol. 9 I | Fichten-Scheithol - -» -» - 25 | 70 20 60 nr SBrügeinofze. te 22 | 60 18 50 eStodholatn - ai ee u 23 63 | == | — Tannen-Scheithol - -» » | 24 65 20 56 Spritgelholser re: | 20 50 — — Kiefern -Scheitho . » » 2... | 25 65 22 60 I Roigelholgar 21 60 18 | 50 Rärhen-Scheithol - -» » = | 24 | 70 21 60 „ Brügelbolg . 2... 2. | = — | 18 50 Kotbuhen-Scheithol - » » - - 20 50 | 17 40 » Brügelhog . 2... | 18 | 50 | 14 40 Da Scheithnlz. 1 22 59 | 19 | 58 Prügelholz - - 20 55 | 17 j 50 "Diefe Bahlen I nur ale beilaufig Werte aufzufaſſen, da die Ausbeute von ſo vielen Momenten beeinflußt wird, daß ſich allgemein giltige Mittel- oder Grenzwerte gar nicht angeben laſſen. Ganz beſonders gilt dies von der volumprozentigen Ausbeute, wo auch noch die Unſicherheit des Meſſens dazu kommt. Im großen Durchſchnitte werden pro Raummeter vom weichen Holze 5 bis 8 im Mittel 64 Hektoliter und n harten " 35 " 5} " " 4 2 Holztohle gewonnen. Bei der Ausbente an Eſſigſäure kann nur die Retortenverfohlung maßgebend fein. Bei gut geleitetem Betriebe erhält man aus 100 Klgr. lufttrockenem Holze 35—45 Klgr. rohen Holzejfig, in welchen bei Laubholz 4-5 und bei Nadelhol; 2-3 Klgr. Eſſigſäure C,H,0, enthalten find. Bei der Verfohlung in Defen ift die Ausbeute aus den ſchon früher angeführten Urjachen ſtets geringer. Die Ausbeute an Teer pro 100 Klgr. Iufttrodenem Holze beträgt bei Laubholz —9 und bei Nadelholz 1012 Klgr. Aus geharzten Hölzern, namentlich) aus der Schwarzföhre erhält man bedeutend mehr (14—16 Klgr.) Teer. Dieje Zahlen beziehen fich auf Netortenverfohlung. In Defen oder ausgemauerten Gruben werden um 2-3 und in Meilern um 4—5 Klgr. Teer weniger gewonnen. VI. Die Harzgewinnung. $48. Unter den in Europa einheimischen Waldbäumen werden auf Harz ausgebeutet: Die Schtwarzföhre (Pinus Larieio Poir), die Strandfiefer (P. maritima Zamb.), die Fichte (Abies excelsa Zam.), die Lärche (Larix europaea D. C.), harzreichere Spielarten der Tanne (A. pectinata D.C.) und die Weißföhre (P. silvestris Z.). Von den nordameri- fanifchen Harzbäumen find die wichtigften: P. australis Mich, und P. Taeda 2. Im größten Maßſtabe wird die Harzung bei ver Shwarzführe und Strand- fiefer betrieben. Erſtere befigt zugleich auch die größte Harzergiebigfeit und wird vor- zugsweife in Niederöfterreich (in der Umgebung don Wiener-Neuftadt, Pernig, Hernftein, Pottenſtein, Mödling u. |. w.), ferner in Frankreich und auf Korſika zur Harzgewinnung verwendet. Letztere liefert weniger Harz und gedeiht nur in warmen Klimaten. Sie wird Hauptjächlich in Frankreich (zwiſchen Bayonne und Bordeaux, wo dieje Holzart Bejtände von 600000 ha bildet, ferner in Spanien und Portugal (Provinz Ejtvemadura) und an den nordafrifanifchen Küften auf Harz ausgebeutet. Nach diejen beiden Pinusarten folgt Die Harzgewinnung. $ 49. 431 — auf Ergiebigkeit die Fichte, welche vornehmlich im Schwarzwalde geharzt wird. Fre Lärche ift der Harzbaum Südtyrols und der italieniihen Alpen. Dieſe Harzung wird im der Umgegend von Bozen, Meran und Trient, ferner um Bricanson und im Daele St. Martin betrieben. Die Ausbeute pro Stamm und Jahr ift zwar fehr gering, dafür aber das Harz von vorzüglicher Qualität und geht unter der Bezeichnung vene tianiſcher Terpentin in den Handel. Die Weißföohre (oder gemeine Kiefer) und Tanne jpielen als Harzbäume nur eine untergeordnete Rolle. Erſtere wird in einigen im Elſaß, in Galizien und Rußland, leptere faft ausſchließlich nur im Elſaß geharzt und liefert den jogenannnten Straßburger Terpentim. en In den Karpatben wird aud aus der Serumbolzkiefer (P. Pumilio H.) Harz ge wonnnen, welches unter der Bezeichnung ungar. Terpentin in den Handel geht. Hs Die Gewinnungsmethode des Harzes ift verichieden, je nachdem der Hauptfit des ſelben in der Rinde, im Splint oder in Hohlräumen des Kernholzes ſich befindet. Im Weſentlichen kann man folgende Harzungsmethoden unterſcheiden: a, Aufſammlung des abjliefenden Harzes in einem Duandel am - unteren Ende der Yadıe 1. x (Schwarzföhren-Harzung R ae oder öfterr. Methode), md zwar: b, » - J im Bereiche der Lache jelbit 8 mittelſt angehängter Ge " fühe Strandkiefer Harz u ung oder franz. Methode), ‘ 6, Erbärtenlafien und Abicharren des Harzes aus der Lache (Fichten „a Harzung). 2. Das Anbohren des Stammes (Lärhen-Harzung). 8. Endlich ift auch noch das Anfchmeiden der Harzbeulen in der Winde (Darzung der Tanne) und das einfache Sammeln des von jungen Föhren und Fichten abtropfenden darzes zu erwähnen. 849. Gewinnung des Schwarzjührenharzes. m Arübjahre vor bewegen; (gewöhnlich im März) wird etwa "/, m über dem Boden eine napf- r Vertiefung (Duandel) in den Stamm er ya Dieje Arbeit nennt man das St otten. Das Duandel umfaßt ungefähr "+ bis Ys des Stammes und bat eine Tiefe 7-8 em. Zu beiden Seiten desjelben wird eine im jchräger Richtung auffteigende Eir y gemacht, woran ſich die Lache (auch Pläpitreifen genannt) jchließt. Dieie leptere durch Abdechſeln der Rinde und des jüngften 2>—Ljährigen Holzes bergeftellt. Das ‚eine Heine gebogene Hade mit einer 6 cm breiten Schneide, welde zum Stiel ‚steht. Be wird die Lache nur wenige cm hoch gemadt und dann nad Be 65 verlängert, jodaf fie nad) einer Jahresperiode die Höhe von 35 erreicht hat. Das allmähliche az der Lache nennt man das Plägen. Zwed, die Harzlanäle offen zu halten. Im erjten Jahre wird alle acht Tage, jpäteren Jahren alle 4—5 Tage ra geplägt. Wird dieje Arbeit im längeren T aufen vorgenommen, jo ift der Ertrag geringer, weil ſich das Harz an der Aus le verbidt und Krruſten bildet, welche den weiteren Harzaustritt verhindern. In er 12 Jahre hindurch fortgefabren und die Lache von Jahr zu e um 3540 om erhöht. Die Breite derfelben bleibt aber immer glei und darf". Stammumfanges nicht überjteigen. Die Harzungsarbeit (das Plägen) wird in der Hälfte April begonnen und bis Anfang oder Mitte Oktober fortgeiept. Im eriten wo die Lache noch feine beträchtliche Höhe erreicht hat, flieht das meifte Harz im 1 ab Rinnharz), auf der Lache bleibt mr wenig. Später hingegen, wenn das — 432 IX. Shwadhöfer, Forjtbenugung. Harz einen längeren Weg zurüczulegen hat, verdunftet viel Terpentinöl, das Harz verdidt fi), bleibt zum großen Teil auf der Lache figen und muß abgejcharrt werden (Scharr- harz). Um die Verdunftungsoberfläche zu verringern, läßt man das Harz nicht über die ganze Breite der Lache herabfließen, jondern leitet dasjelbe in der Nähe der Ausflußſtelle jo zufammen, daß es in Form eines ſchmalen Streifen: in das Duandel abjließt. Zu dieſem Zwecke werden von beiden Seiten jchräg gegen die Mitte der Lache zulaufende Ein- hiebe gemacht und Holzipäne (fogenannte Scharten oder Leitjpäne) eingejtedt, melde dem ausfliegenden Harze die gewünſchte Richtung geben. Alle 14 Tage wird das Harz aus den Quandeln ausgejchöpft und in Bottichen, welche am Harzungsorte in den Boden ver- tieft find, bis zur Weiterverwendung aufbewahrt. Der auf der Lache fejtgerwordene Zeil des Harzes wird im Herbft mit einem gefrümmten Eiſen abgejcharrt. Stärfere Stämme werden nicht jelten von zwei Seiten geharzt. Nachdem die Lache auf der einen Seite eine Höhe von 4—5 m erreicht hat, wird fie aufgelajjen und an der entgegen- gejegten Seite eine neue Lache gemacht, jo daß nur zwei ganz jchmale Nindenftreifen zwijchen beiden Lachen ftehen bleiben. Diejes Verfahren ift aus den jpäter angeführten Gründen ent- ſchieden ungwedmäßig. f Ueber Harzertrag, Koften der Harzung 2c. hat der erzherzogl. Forjtmeijter W. Stöger in Hernftein jeit einer Neihe von Jahren jehr eingehende Studien angejtellt und in den Mit- teilungen des niederöfterr. Forjtvereines V. Heft 1881 publiziert, woraus nachfolgende Angaben in nuce entnommen jind. Der Harzertrag ift von verjchiedenen Umständen abhängig: 1. Bon der Stärfe des Stammes. Fe ftärfer der Stamm, dejto größer die Harzausbeute. Es find zwei Hauptſtammklaſſen zu unterjcheiden; die erjte mit einem Durchmeffer von 18—26 em und die zweite von 26 cm aufwärts. Die Harzergiebigkeit ſchwächerer Stämme beträgt die Hälfte oder auch nur ein Drittel der jtärferen. 2. Bon den Standortsverhältnifjen Alle Momente, welche die Kronen- entwicklung begünftigen (freier fonniger Stand, Süd- oder Dftlagen, tiefgründiger Boden 2c.) erhöhen auch den Harzertrag. 3. Bon der Witterung und dem Wärmemittel während der Harzungs— zeit. Die günftigfte Witterung ift Wechjel zwijchen Wärme und Feuchtigkeit. Andauernde Hiße oder längere Falte Regenzeit Schädigen den Harzertrag. Ein Falter Mai läßt immer ichlechte Exnten gewärtigen. Der Harzausfluß fteigert fih vom Frühjahr zum Herbit. 4. Bon der Dauer und Zeit der Harzung. Sm den erjten zwei oder drei Jahren ift der Harzertrag geringer, als in den folgenden Jahren. Das Marimum des Ertrages ſcheint bei der erſten Stammklaſſe (18—26 em Durchmefier) zwiſchen dem 4. ımd 6. Jahre, bei der zweiten Mlaffe (über 26 cm) zwiſchen dem 7. und 9. Jahre zu liegen. Alte Stämme können auf geeignetem Standorte bis zu 30 Jahren geharzt werden. Ueber die zweckmäßigſte Dauer der Harzung entjcheidet die Rentabilität, der gejamte Be- trieb und die rechtzeitige Verjüngung. Im Allgemeinen dürfte bei der erjten Stammes- Kaffe nach dem 6.—8. Jahre und bei der zweiten Mlafje nach dem 10.—12. Jahre die Grenze erreicht fein. Ueber diefe Zeit hinaus wird die Arbeit wegen der bedeutenden Höhe der Lache immer ſchwieriger umd foftipieliger, die Benadlung fängt an zu verfümmern und infolge deſſen fintt auch der Harzertrag. 5. Von der Geſchicklichkeit der Arbeiter. Bei 1000 Verſuchsſtämmen (90 110jährig) unter den verfchiedenften Standortverhältniffen, ſtellt fich der Durch— ſchnittsharzertrag während einer neunjährigen Harzungsperiode (1872 bis influfive 1880) pro Stamm und Fahr in. Kilogranmten: in Minimo Marimo Mittel I. Stammflafje (13—26 em) 1,32 2,81 2,11 I 3 (über 26 cm) 2,61 4,88 3,81. Das gibt im großen Durchſchnitt 3,0% der Gejamtharzproduftion, Die Harzgewinmung. 8 50. 433 Das gewonnene Harz fcheidet fi in Minnharz und Scharrharz. Das Scharrharz hält bedeutend weniger Terpentinöl, ift mit Holzipänen vermengt und erzielt daher nur ih Drittel des Preiies vom Rinnharz. Die Menge des Scharrharzes hängt zumeift von 1 Flächeninhalt der Lache ab, ferner auch von der Lufttemperatur im Herbfte. Herricht 1 September und Dftober warmes Wetter, jo wird weniger Scharrharz und dafür mehr gebildet. 9 je 100 Klgr. gewonnenes Rinnharz entfielen während einer Hjährigen Harzungs- de Klgrm. Scharrharz: im Minimo Marimo Mittel I. Stammtlafie 40,2 72,4 67,7 u. 38,9 62,9 47,3, Vom Einfommeln bis zum Verlauf des Harzes ergibt fi immer ein Gewichtsab— 9 durch Verdunſtung des Terpentinöls, welcher im Mittel mit 3 Proz. angenommen "erben kann. Während der Harzungsperiode entjteht auch ein Verluft an Stämmen und zwar ‚teil —* Vertrodnen und teils durch Windbruch. Die Größe dieſes Verluſtes hängt vorzugsweiſe vom Standorte und von der Stärke der Stämme ab. Bon je 10 Stämmen 1 serien Standortsverhältnifien wurden im Laufe von 9 Jahren für die Harzung im Minimo Marimo Mittel von der I. Stammflafje 4,0 42,3 10,4 I, 1,3 27,3 8,3, Nach Sqiuß der Harzungsperiode werden die Stämme als Kobl- oder Brennholz vertet. Für Nutzholz find fie der Verunftaltung wegen nicht geeignet. Harzreiches ‚ y gibt bei der Verlohlung eine größere Ausbeute an Teer, aud der Wert als Brenn- holz wird durch den Harzgehalt erhöht. 8 50. Gewinnung des Harzes von der Strandfiefer. Die Strandfiefer Könnte in derjelben Weife geharzt werden, wie die Schwarzföhre; jedoch ift in Franfreich ein eigentümliches Verfahren’) Syſtem Hugmer) in Uebung, welches zwedmäßiger üft, als die Öfterreichiiche Methode. Die Stämme werden in einem Alter von mindejtens 30 bis 35 Jahren zur Harzung herangezogen. Nach der neuen Forſtordnung follen dieſe * imme einen Umfang von 1,1 m beſihen. Ende Februar oder Anſangs März wird die nn e Rinde an jener Stelle, wo jpäter die Lache gemacht werden joll, auf einer Höhe e cin 0 em und einer Breite von 10—12 cm mit einem Scabeilen jo weit ver- t daß der Splint nur mehr mit einer dünnen, glatten, rötlich ericheinenden Rinden- f bleibt. Dieje Manipulation hat den Zwech: 1. zu verhindern, daß Rinden- in ia das Harziammlungsgefäh fallen, 2, die Werkzeuge bei der Heritellung der Lache ju ſchonen und 9. dem Verlaufen des Harzes in der rauhen, riifigen Rinde vorzubeugen. an zweite Prozedur, welche in die erfte Hälfte März fällt, ift die Heritellung der ‚Bu diefem Behufe wird an der geſchälten Stelle, etwa Y, m über dem Boden ein t von 10 cm Breite, 3 cm Höhe und 1 cm Tiefe gemacht. Auf diejer Blöße —88 in Tröpfchenform aus, wird von einem rinnenförmig gebogenen Zinkblech— —— und in den Sammeltopf abgeleitet. Lehterer iſt aus glafiertem Thon ei und mit einem Nagel an dem Stamme befeitigt. Sein Fallungsraum beträgt wo Y Liter. Die Blechrinne ragt über die ganze Breite der Lache und ſteht 3, cm Zur Vefeftigung der Rinne wird mit einem geichärjten Borichlageiien eine Ein» } r 5) Den Grundzügen nad entnommen aus der Notice sur le gemmage da pin maritime ; Pr, ei ta: * eig garde gen a vom Forftmeifter W. Stöger x Be & Berftw, I, 2. abılz. 23 A434 IX. Schwadhöfer, Forftbenugung. ferbung gemacht, die Rinne mittelft des fogenannten Stedeifens feitgehalten und mit einem Hammer eingefchlagen. Die Lache wird anfänglich jede Woche, und in den jpäteren Monaten von je 5 zu 5 Tagen, nach oben hin auf einer Länge von 10—12 cm aufge- frifcht. Dabei darf immer nur eine äußerſt dünne Schichte abgenommen werden, jo daß der Eingriff in den Splint 1 em Tiefe niemals überfteigt. Dieje Auffrifhung wird im Laufe eines Jahres 40—45 mal wiederholt und erfordert die meiste Gejchiclichkeit. Die Lache erreicht dabei im erjten Jahre eine Höhe von 55 cm, im 2., 3. und 4. Jahre wird fie um je 75 und im 5. Jahre um 100 em erhöht, jo daß fie am Schluß des 5. Jahres die Totalhöhe von 3,8 m erreicht hat. Die Breite bleibt aber immer diejelbe und joll 9 His 10 em nicht überfteigen. In dem Maße, als die Lache nach aufwärts vorrückt, wird auch die Ninne und der Sammeltopf gehoben. Darin liegt ein entſchiedener Vorzug gegenüber der öfterr. Methode. Das Harz hat niemals einen langen Weg zurüdzulegen, um in dag Sammelgefäß zu gelangen, e3 verdunftet viel weniger Terpentinöl, man erhält weniger Scharrharz und dafiir mehr Rinnharz. Auch ift das Harz reiner, weil die Töpfe gedeckt find. Alle 15—20 Tage wird deren Inhalt in einen Kübel entleert und in Die Sammelbottiche gebracht. Das Scharrharz wird zweimal im Jahre und zwar im Juni und November eingefammelt. Auf ein Faß Rinnharz (gemme) — 235 Klgrm. dürfen nicht mehr als 50 Klgrm. Scharrharz (barras) entfallen, d. ſ. 17,9% der Gejamtproduftion, gegen ca. 50% bei der öfter. Methode. Bezüglich des weiteren Verlaufes der Harzung unterjcheivet man zivei Arten: 1. gemmage A mort und 2. gemmage à vie. Das erjte Verfahren wendet man bei jolchen Stämmen an, welche entweder behufs Lichtung gefällt werden müſſen, oder welche ſchon am Ende der Ausnußungsarbeit jtehen. Da es unter dieſen Umftänden angezeigt ift, jo viel Harz als möglich zur gewinnen, jo werden je nad) der Stärke des Stammes 2—-6 Lachen gleichzeitig in Angriff genommen. Das zweite Verfahren wird nur bei jenen Bäumen in Anwendung gebracht, welche man eine Reihe von Jahren hindurch nugen will. Zu dieſem Zwecke darf niemals mehr als eine Lache auf einmal geöffnet werden. Wenn nach Verlauf von 5 Jahren die erſte Lache eine Höhe von 3,8 m erreicht hat, läßt man den Baum mehrere Jahre hindurch ausruhen. Sodann wird in einem Abftande von 15—20 em von der aufgelafjenen Lache eine neue Lache geöffnet, wieder 5 Jahre geharzt und jo weiter verfahren, bis der Rund— gang um den ganzen Stamm gemacht ift. Ueber die Ausbeute pro Stamm und Jahr find in der vorzitierten Abhandlung präzije Angaben nicht zu finden; es heißt nur, daß im den jüngeren (30-35jährigen) Be- jtänden 240 und in den älteren (40-7Vjährigen) 450 Klgr. Harz pro Hektar und Jahr gewonnen werden. Yon anderer Seite wird die jährliche Ausbeute pro Stamm im Mittel mit 3/2 Klgr. angegeben. $51. Gewinnung des Fihtenharzes. Das Fichtenharz hat die Eigenſchaft, an der Luft ſehr bald feft zu werden. Auf ein freimwilliges Abfliegen aus der Lache, ſowie bei der Schwarzführe oder Strandkiefer ift hier nicht in dem Maße zu rechnen, und muß daher eine andere Gewinnungsmethode befolgt werden. Im Mai oder Juni werden gleich- zeitig 2 Lachen von je 1—17: m Höhe und 3—6 cm Breite an den entgegengejeßten Seiten des Stammes aufgeriffen. Die Lachen werden mit einem eigenartig gefrümmten Meſſer ſcharfkantig ausgefchnitten und veichen bis in den Splint. Sie jollen unten ſpitz zulaufen, damit fein Wafjer in denjelben ftagnieren Kann. Im Laufe des erjten Jahres überziehen ſich die blosgelegten Stellen niit Harz, welches allmählich erhärtet und im Juli des nächften Jahres abgejcharrt wird. An den Lachenrändern bildet fich mit dev Heit eine Ueberwallung, welche den Harzaustritt beeinträchtigt und endlich ganz verhindern ſwürde. Es müſſen daher alle 2-3 Jahre die Lachenränder erneuert werden, eine Arbeit, Eharakteriftif der Harze. $ 58. 485 ie man das Fluficharren nennt. Im einigen Gegenden wird das Flußſcharren jährlich genommen und die Lache dabei immer um einige em erweitert, jo daß nad) einer Neihe f m Jahren nur mehr zwei jchmale Rindenftreifen zwiichen dem beiden Lachen ftehen bleiben. Die Erneuerung der Lachenränder foll im Sommer vorgenommen werden, damit fid) die- ſelben noch vor Eintritt des Winters mit Harz überziehen können und der Stamm da— h geichügt ift. Un anderen Orten macht man zuerjt zwei ſchmale Lachen, nad) zwei ß gabren werben dieje aufgelajlen und zwiichen denjelben zwei neue Lachen geriffen u. ſ. w., jo daß auch hier ſchließlich nur mehr ganz ſchmale Rindenftreifen zwiichen den einzelnen Lachen ftehen bleiben. In der Megel wird die Harzung 10—15 Jahre hindurch fortge- ſeht. Die Ausbeute pro Stamm umd Jahr beträgt im Mittel 0,5 Klgr. Scharrharz und 0,6 Klgr. Rinnharz. e Das aus der Lache ausgeicharrte Harz ift am reinften, während das über die Lache Herabgefloffene, fowie das beim Flußicharren gewonnene Harz ſtets verumreinigt und daher geringwertiger iſt. 852. Gewinnung des Lärchenharzes. Der Hauptſitz des Harzes befindet * bei der Lärche im Kernholze. Nach Wieſner find in den Markſtrahlen der Lärche barzführende Intercellularräume vorhanden. Der Lärcherichaft ift jehr häufig kern— chälig und zuweilen auch froſtriſſig. Im dieſen Spalten des Holzkörpers ſammelt fich > Harz. Um dasjelbe zu gewinnen, werden die Stämme im Frühjahr etwa "s m über dem Boden in horizontaler Richtung angebohrt. Das Bohrlod hat 3 cm Lichte, reicht in das Zentrum und wird mit einem Holzſtöpſel verſchloſſen. Bis zum Herbſt füllt h die Bohröffnung mit Harz, welches jodann mit Hilfe eines halbzylindriſchen Hohleiſens —— wird, wobei man den ganzen Harzeylinder herauszieht und die Deffmung fofort wieder verpfropft. Ein Stamm liefert 120-180 gr Harz pro Jahr. Laäßt man das Bohrlody vom Frühjahr bis zum Herbit offen, jo kann der Harzertrag auf 500 gr * d darüber, ſteigen. Das jo gewonnene Harz iſt aber unreiner, enthält weniger Ter— tinöl, und der Baum wird dadurch geihädigt. Ein einziges Bohrloch genügt für die ganze Harzungsdauer, welche bis zu 30 Jahren ausgedehnt wird. Trotz der geringen Ausbeute ift die Lärchenharzung doc ventabel, weil fie jehr wenig Arbeit erfordert, das * ben doppelten bis dreifachen Preis des Schwarzföhrenharzes erzielt und die Stämme rlei Verunſtaltung erfahren. * 853. Charakteriſtik der Harze. Ueber die Bildung der Harze ift Sicheres nicht befannt. Viele derjelben dürften durch Orydation aus den Terpenen (C,,H,,) ent» den fein. Die gewöhnlichen Harze von den vorgenannten Baumarten, ferner Maftir, vabaljamı ꝛc. haben die Formel C,,H,,O,, andere Harze C,,H,,O,. Man kann fich ben entjtanden denfen nach der Gleichung : 2C,H,+30 = C,H,0, + H,O oder 20,H, +40 =(,H,0, + H,O. Mach Wiejner können die Harze auch entweder direft oder durch intermediäre Bildung von Gerbjtoff aus Celluloje, Stärlemehl zc. entitehen. Diie Harze kommen in allen pflanzlichen Organen und Geweben (mit Ausnahme der Kambiums) vor. In der Negel treten fie als Beſtandteil der Zellwand auf, nur felten als Zellinhaltſtoff. Die natürlichen Harze find Gemenge von verſchiedenen harzigen Stoffen ' Age Del, gummiartigen Beſtandteilen, Bitterftoffen x. Die aus den Nadel t gewonnenen Harze (aud) Terpentin genannt) bejteben aus den eigentlichen feſten körpern und aus Terpentinöl. Erftere find im lepterem teils gelöft, teils in feiter —— Die Konſiſtenz der Harze hängt von dem relativen Mengenverhältnis Bere Harzlörper zum Terpentinöl ab. Je mehr Terpentinöl vorhanden ift, deſto erjcheint das Harz. 28* 436 IX. Schwadhöfer, Forftbenugung. Die feſten Harzkörper beftehen der Hauptjache nad) aus Abietinfäure C,,H,,O,, aus dent Anhydrid derjelben C,,H,,O, und aus einer neutralen in Alkohol löslihen Subjtanz. Dieje beiden legteren bilden die amorphe Grundmafje, in welcher viele mikroskopiſche Heine Kry— jtalle von Abietinfäure eingejchloffen find. Man unterjcheidet gemeinen und feinen Terpentin. Grfterer ift trüb in der Regel ganz undurchſichtig, dickflüſſig, halbfejt oder feit. Die Trübung rührt von den aus- geſchiedenen feſten Harzkörpern her. Die ölveicheren und daher mehr oder minder zäh— flüffigen Sorten bilden nad) längerem Stehen einen weißen oder gelben Bodenjaß von den ausgefchiedenen Harzkörpern, über welchen klares, durchfichtiges Harz ſich befindet. Alle früher genannten Harzbäume, mit Ausnahme der Lärche und Tanne, liefern gemeinen Terpentin. Der feine Terpentin ift zähflüffig und erſcheint entweder klar oder er ijt mehr minder getrübt. Die Trübung rührt von eingejchlofjenen Wafjertröpfchen her und verjchwindet, wenn der Terpentin in dünner Schichte ausgebreitet wird. Dies ijt der Fall beim Kanada— balfam, Lärchen- und Tannenterpentin ze. Ein Trübwerden an der Luft durch Aus— jcheidung von fejten Harzkörpern tritt bei den feinen Harzen niemals ein. Die meijten Harze find gelb bis braun gefärbt. Die Farbe dunfelt an der Luft nad. Viele bejigen einen charafteriftiichen Geruch und Geſchmack. Ihr ipezifiiches Gewicht ift nahezu 1. Bei den feſten Harzen jteigt es auf 1,2—1,3 ımd bei den flüſſigen ſinkt es auf 0,9. Der Schmelzpunkt der feſten Harze variiert von 75 (Siambenzoe) bis 360 (harte Kopale). Fichtenharz.schmilzt zwifchen 60 und 70° 0. Schwarzföhren- und Strandfieferharz find im frischen Zuftande ſchon an und für fich halbflüſſig. Bei längerer Berührung mit der Luft werden fte feſt und jchmelzen dann zwiſchen BO-100° 0. In Waſſer find alle Harze unlöslich, dagegen die meiften löslich in Alkohol, Aether, Chloroform, Terpentinöl, Benzol, Betrofeumäther und Schwefelfohlenftoff. Konzentrierte Schwefelſäure löſt in der Kälte alle Harze ohne Zerjegung. Aus diefer Löjung kann das Harz auf Zujag von Wajler wieder abgejchieden werden. Die Harze find ſtickſtofffrei, ſauerſtoffarm und £ohlenftoffreich. Die Hauptmafje der Harze hat den Charakter einer ſchwachen Säure. Die weingeiſtige Löſung reagiert ſauer und treibt aus Alkalikarbonaten die Kohlenſäure aus. Beim Kochen der Harze mit kauſtiſchen Alkalien bildet ſich Harzſeife, eine ſchmierige Maſſe, welche mit Waſſer ſchäumende Löſungen gibt. Durch Säuren wird die Harzſeife unter Abſcheidung von Harz zerlegt. An der Luft erhitzt, verbrennen die Harze unter Entwicklung eines eigentümlichen, meiſt aromatiſchen Geruches mit ſtark leuchtender, rußender Flamme. Unter Luftabſchluß erhitzt, liefern ſie die gewöhnlichen Produkte der trockenen Deſtillation ſtick— ſtofffreier organiſcher Subſtanzen. $ 54 Harzprodukte. Die wichtigſten Harzprodukte find: Terpentinöl, Kolopho— nium und Brauerpech. Alle drei Produkte werden durch Deſtillation aus den Rohharzen dargeſtellt. Wird das Terpentinöl möglichſt vollſtändig abdeſtilliert, ſo verbleibt als Rück— ſtand Kolophonium. Unterbricht man hingegen die Deſtillation, jo bald ein gewiſſer An- teil des Deles übergegangen iſt, jo vejultiert ala Rückſtand das jogen. Brauerpech. In den mangelhaft eingerichteten Pechhütten wird die Deftillation in Eupfernen Kefjeln mit abnehmbaren Helm über freiem Feuer vorgenommen. Um das Terpentinöl Leichter zu trennen, wird in dag gejchmolzene Harz Wafjer eingerührt, welches beim Verdampfen das Terpentinöl mit fortreißt. Die Deftillationsprodufte werden durch einen Kühler ge- feitet und in einer Vorlage (nach Art der Florentinerflaichen) aufgefammelt, wo ſich das Terpentinöl vom Waſſer trennt. Nachdem das Terpentinöl abgetrieben ift, verbleibt im Keffel das fogenannte Wafjerharz. Dasſelbe enthält noch eine beträchtliche Menge Wafjer in Form jehr Heiner Tröpfchen und bildet beim Erſtarren eine trübe, heilgelb bis braun- gefärbte Mafje. Um Kolophonium daraus darzuftellen, muß das Wafjer volljtändig ver— nn Harzprobufte. & 585. 437 dampft werben. Zu biefem Behufe wird der Helm abgenommen und der Keſſelinhalt fo Ing erbigt, bis er durchſichtig geworden if. Sodann hebt man den Keſſel aus dem eu d heraus und gieft das Kolophonium durch Draht- oder Strohhürben in Fäfler J Kiften. Die mechanisch beigemengten Verunreinigungen, namentlich Holzſpäne und Rindenſiücke bleiben auf den Hürden zurüd. Die ſchwereren, erdigen Verunreinigungen finden ſich in der Schmelze als Bodenjag, welcher jeparat ausgeftohen und, wenn eine ‚größere Partie vorhanden ift, durch Umſchmelzen und Abjeihen gereinigt wird. Diieſes Verfahren eignet ſich nur zur Erzeugung von ordinärem, dumfelgefärbten Kolophonium, weil die Erhihung des Keflelinhaltes eine ſehr ungleichmäßige ift. An den — Keſſelwänden wird immer ein Teil des Harzes zerſetzt und die ganze Maſſe ch trüb und tief dunkelbraun gefärbt. Ueberdies ift auch die Ausbeute an Terpentinöl geringere. Viel ziwemäßiger ift die Deftillation mit Dampf. Man bemügt hiezu Kupferblaſen t eingelegten Heizichlangen. Außen ift entweder eine direkte freuerung oder (mas zwed— möge ift) ein Dampfmantel angebracht. Am Boden der Vlaſe befindet ſich ein ring- Örmig gebogenes und gelochtes Schnatterrohr. Das Nohharz wird durch ein Mannloch Är 1 die Blafe eingebracht, geihmolzen und ſodann durch das Schnatterrohr Dampf direkt in die Harzmafje eingeleitet, um das Terpentindl zu verflüchtigen. Geht fein Del mehr A das Deftillat, fo wird die direfte Dampfeinftrömung abgejtellt, die Heizung aber noch d lange fortgejept, bis alles Wafler ausgetrieben iſt. Schließlich läft man dem wafler- en Deftillationsrüditand durch ein im Boden der Blaſe angebradtes Rohr ablaufen. t das Kolophonium von den mechanisch beigemengten Verunreinigungen zu befreien, muß 4 in der Wärme filtriert werben. Zu dieſem Zwecke benützt man doppelwandige Kupfer Bo, in welchen Dampf von mehreren Atmosphären Spannung zirfuliert. In der Rinne t ein Drahtfich befeftigt, welches die juspendierten Teile zurüdhält, während das reine 8 plophonium direft in die Fäſſer oder Kiſten abflieft. Der auf dem Sieb verbleibende ftand wird nochmals umgeichmolzen und ordinäres Kolophonium daraus erzeugt. Die Ausbeute an Terpentindl und Kolophonium ift fehr verichieden, je nach der harzqualität. Die befferen Sorten von Schwarzföhrenharz geben 25—30% Del und 0-70 % Kolophonium. 5—10 Proz. find Wafler, Unreinigfeiten und Verluſt. Das —— Strandkiefer gibt im Mittel 20%. Del, 68% Kolophonium und 12 Kalo. liefert 12—18 % Del, 65— 75 Kolophonium, 10— 20%» Halo. Aus Lärdıen- —8* —— 20% Del und 75—80% Kolophonium gewonnen. Der Abgang durch vun ift gering. ui Ber ein von Brauerpech wird in gleicher Weiſe verfahren wie bei Dar- t des Kolophoniums, nur muß die Deftillation früher unterbrochen werden, damit m —* e Menge Terpentindl im Pech verbleibt. ‚ “ . Das Terpentindf befteht aus einem Gemenge von Koblenwaflerftoffen, > die gemeinfame Formel C,,H,, zufommt. Im rohen Produft, welches durch eftillation des Harzes über freiem Feuer dargeftellt wurde, finden fic auch andere Koblen- naferof als Serjegungsprodufte des Kolophoniums (Retinnaphta C,H,, Siedepunkt 108°, Re nyl O,H,,, Siedepunft 150°, Retinol C,H,, Siedepunkt 280° ıc.), ferner Harzfäuren d Fettfänren. Um das Del zu reinigen (reftifizieren), wird es mit Kallwaſſer vermiicht umd unter Anwendung von Dampf nochmals deftilliert. Uber auch das gereinigte Del ‚befigt je nach feiner Abjtammung verichiedene Eigenichaften. Friſch dargeftellt ift das Terpentinöl farblos, dinnfläffig, von eigentümlichem Be» ruch, reagiert neutral, befigt bei 15— 17°C. ein ipezifiiches Gewicht von 0,855 0,875 und einen Siedepuntt von 150—170°C, Die meiften Terpentinöfjorten des Handels (das aus P. Laricio, das deutiche aus A. excelsa, A. pectinata und P, silvestris, das 438 IX. Shwadhöfer, Forjtbenußung. franzöfifche aus P. maritima, das venetianifche au L. europaea) polarifieren nach links das amerifanifche aus P. australis und P. Taeda hingegen nad) rechts. An der Luft verdunftet das Terpentinöl troß des hohen Siedepunftes ſchon bei gewöhnlicher Temperatur ganz merklich. Der vejtierende Teil nimmt Sauerftoff auf, verdict jih, wird nad) und nach ganz feſt, ſchwach gelb und zeigt eine ſaure Neaftion. Der abjorbierte Sauerftoff wird in Ozon verwandelt, welches Fräftig orydierend auf das Del einwirkt. Angezündet brennt das Terpentinöl mit ſtark rußender Flamme. In Waſſer ift das Terpentinöl unlöslih. In Weingeift löſt fich umjomehr, je hoch— grädiger derjelbe ift. Ein Teil Del braucht 6—8 Teile 90 proz. Weingeift zur Löfung. Mit abjoluten Alkohol, Holzgeift, Aether, Schwefelkohlenftoff, Chloroform, Benzol, äthe- riſchen und fetten Delen ift es mijchbar. Mit Waffer verbindet ſich das Terpentinöl zu einer kryſtalliſierten und jublimierbaren Verbindung C,,„H,,+3H,0, welche auch in einigen Pinusarten vorgefunden wurde Mit Chlorwafjerftoffgas gibt es eine weiche, Fnetbare Berbindung C,,H,, . HCl, welche fünftlicher Kampher genannt wird. Terpentinöl ift ein gutes Löjungsmittel für viele Harze, Wachs, Fette, Kautichuf, Schwefel und Phosphor. In der Induſtrie findet es vielfache Verwendung, namentlich zur Lack- und Firnigbereitung. In der Medizin. dient es für innerlichen und Außerlichen Gebrauch. Nicht jelten benügt man das Terpentinöl auch als Verfälihungsmittel für diverje ätherische. Dele. 8 56. Das Kolophonium zeigt je nach der Art der Darftellung jehr ver- jchiedene Eigenschaften. ES ift entweder vollfommen durchfichtig, durchſcheinend oder fait undurchfichtig. Das Klarwerden der gejchmolzenen Mafje bafiert auf der Umwandlung der fryftallifierten AUbietinfäure in das amorphe Anhydrid derfelben. Die Farbe geht von blaßgelb, goldgelb rotgelb durch alle Nitancen bis in tief dunkelbraun, fast ſchwarz. Auch bezüglich der Härte des Kolophoniums gibt es verjchiedene Abftufungen. Manche Sorten find jo weich, daß fie den Eindruck mit dem Fingernagel annehmen; die meisten hingegen bejigen eine jolche Härte, daß fie erft mit Eiſen gerigt werden fünnen. Das harte Kolo— phonium ift fast geruch- und geſchmacklos, glasartig glänzend, jehr ſpröde, läßt ſich leicht pulvern. Bei 80"C. wird es weich, zwiichen 90 und 100° 0. ſchmilzt es. Das jpezifiiche Gewicht beträgt 1,07. Hinfichtlich der Löslichkeit fteht das Kolophonium ungefähr auf gleicher Stufe, wie das Harz. Das Kolophoninm wird zur Kitt-, Siegellad- und Firnißerzeugung, ferner als Geigenharz, als Zujag fir Seifen 2e., verwendet. Bei der trodenen Dejtillation des Klolophoniums erhält man leichtes Harzöl (für Firnißfabrikation), ſchweres Harzöl (zur Darftellung von Buchdruckerfirniß, Majchinenöl, Wagenjchmiere 2c.) und im Rückſtande verbleibt eine glänzende ſchwarze, ſpröde Mafje das jogenannte Pech, welches zum Kienrußbrennen, Darftellung von Schiffpeh, Schuhmacher- pech 2c. verwendet wird. 8 57. Das Brauerpech dient zum Auspichen der Bierfäſſer. Es iſt eine klare, gelb big dunkelbraun gefärbte, glänzende, ſpröde Maſſe, von Schwachen, angenehmen Gerud) und wenig bitterem Gejchmad. Gutes Brouerpeh muß eine gewiſſe Menge Terpentinöl enthalten, Iſt der Delgehalt zu hoch, jo ſchäumt das Pech beim Schmelzen jehr jtarf, bildet beim Auspichen einen blafigen Ueberzug im Innern des Faſſes und bringt dem Dier einen amangenchm scharfen Geſchmack bei. Andererjeit3 wird bei zu geringem Del- gehalt der Pechüberzug jehr jpröde und jpringt leicht von den Faßwänden ab. Der Schmelzpimkt des Peches joll zwischen 65 und 75 ©. liegen. Sin 4-6 prozentigen Wein- geift joll es jo gut wie unlöslich fein. In abjolutem Alkohol Hingegen muß es ſich voll- ſtändig Klar Löjen. Die befte Qualität Brauerpech wird aus Lärchenharz erzeugt und fommt aus Tirol in den Handel, Die Pottaihe-fabrifation. $ 58. 439 VI. Die Pottafhe-$abrifationm. J 8 58. Bis vor etwa 30 Jahren war die Aſche des Holzes und einiger anderer Pflanzen das einzige Material für die Darſtellung der Pottaſche und aller übrigen Kalium Gegenwärtig wird Pottaſche aus allen drei Naturreichen gewonnen und zwar: = 1, Aus dem Mineralreihe, wo die Staffurter-Abraumjalze (namentlich das Kaliumſulfat) das Material hiezu liefern. \ 2. Aus dem Pflanzenreiche, die Holzajche und NRübenafche; leptere als Abfall- produtt von der Melafjeverarbeitung (Schlämpelohle und Osmoſewaſſer). 8. Aus dem Tierreiche, die Schafihweihafhe als Nebenprodult der Schaf: wollwäſcherei. Troß dieſer verſchiedenen und zum Teil ſehr ausgiebigen Quellen, nimmt die Holz aſche noch immer einen hervorragenden Platz ein und liefert ungefähr ein Drittel der Geſamt⸗Pottaſcheprodullion, welche ſich gegenwärtig auf rund Mill. m Ztr. pro Jahr beziffern dürfte. Das fjogenannte Ajchenbrennen ift zwar die geringfte, in manchen Gegenden aber doch nur einzig mögliche Art der Verwertung des Holzes. Im größeren Maßſtabe wird Holzpottaſche in Ungarn, Siebenbürgen, Galizien und Bulowina, Rußland, auf Kanada und in ben Vereinigten Staaten von Norbamerifa erzeugt. . i Die Darftellung der Pottaſche aus Holz ift jehr einfach und umfaßt folgende Pro- Me uren: 1. Das Veraſchen des Holzes, 2. Das Auslaugen der Ajche. 3. Das Verfieden der Lauge. 4. Das Kalzinieren der Rohpottaſche. Bum Veraſchen werben vorzugsweife moberige, gipfelbürre, fernichälige oder über haupt kranke abftändige Stämme benugt. Im manchen Lolalitäten muß wohl auch ge ſundes Holz mit) verwendet werden, wenn eine beffere Verwertung nicht zu finden if. Das Aſchenbrennen wird in verichiedener Weiſe ausgeführt. Auf der Herrihaft Munkacs werden nur hohle, moderig gewordene Buchenftämme veraicht. Der nod) jtehende Stamm wird angehauen und in der Deffnung ein Feuer angemacht. Der Moder und die innere - Holzpartie brennen allmählich aus, wobei fich die Aiche am Fuße, innerhalb des Stammes, anfammelt. Diejelbe wird vom Zeit zu Zeit ausgenommen und das Feier, wenn nötig erneuert. Auf folche Art wird die Aſche ehr rein erhalten und ift gegen Wind und Regen geichüpt. In den griech. orient. Neligionsfondforjten der Bulowina verajcht man nur gefälltes - 50l3.> Zu diefem Behufe wird der liegende Stamm entweder der ganzen Länge nach oder auch nur im gewiſſen Abſtänden mit einer 12—15 cm tiefen und 30 cm breiten Kerbe verſehen, welche als Feuerberd dient. Bei einem morſchen Stamme genügt eine Feuerſtelle am Stodende; gejunde Stämme müſſen jedoch; mehrere Feueritellen (gewöhnlicd von 6 zu 6m Entfernung) erhalten. Der Stamm brennt niemals vollftändig aus, jondern es ‚bleiben mindeftens Splint und Rinde, nicht jelten aber auch größere, geiunde Holzpartieen zurück. Dieſer Rückſtand wird zerkleinert, zu einem Stoß aufgeichichtet und verbrannt. In gleicher Weile werden auch die Aeſte aufgearbeitet. Die Aiche wird in Butten ge ſammelt und in fog. Koliba“ bis zur Abfuhr in die Pottajcehütte aufbewahrt. Die Koliba find einfache Erdgruben, welche mit Bretterihwarten ausgelegt und eingededt werben. NRingsum wird ein Graben gezogen, um das Tagwaſſer abzuhalten. u Ueber die Ajchenmenge umd den Kaligehalt der Holzaiche gibt die auf pag. 380 angeführte Tabelle Aufichluß. Dabei ijt jedoch zu bemerfen, daß ſich dieſe Zahlen auf 440 i IX. Schwadhöfer, Forſtbenutzung. Reinaſche beziehen. Die Rohaſche enthält aber auch noch fohlige Teile, Kohlenſäure und erdige Verunreinigungen. 100 Teile Rohajche entſprechen ducchjchnittlich 75 Teilen Rein- ale. Es find daher alle in diefer Tabelle enthaltenen Zahlen bei der Umrechnung auf Rohaſche mit dem Faktor 0,75 zu multiplizieren. Die erſte Manipulation in der Hütte it das Auslaugen. Die Auslauggefäffe (Aeſcher genannt) find nach unten verjüngte Bottiche, welche einen Doppelboden beſitzen. Der untere Boden ift voll, der obere geloht. Im Zwifchenraum ift eine Holzpippe ein- gejeßt zum Ablafjen der Lauge. Auf den Siebboden kommt eine Lage Stroh oder Neifig und darauf die mit Wafjer benepte Holzajche, welche möglichft dicht eingetreten wird. Ein Aeſcher faßt bis zu ”/s feiner Höhe 120—130 Klgr. Rohafche, welche mit 150-—200 Liter Waſſer übergoffen wird. Um das Waſſer gleichmäßig über die ganze Oberfläche zu ver- teilen, wird die Aſche mit einer Schichte Reiſig überdedt. Das Wafjer durhdringt die Aſche und nimmt die löstihen Salze auf. Nach 4-5 Stunden wird die erfte Lauge abgelafjen, neuerlich Waſſer aufgegoffen und jo weiter fortgefahren, bis die ablaufende Flüſſigkeit nur mehr ſehr ſchwach alfalisch reagiert und am Aräometer nahezu Null zeigt. Je nad) der Beichaffenheit der Rohaſche find 4—5 Aufgüffe erforderlih. Die erſte Lauge ift die konzentrierteſte, die jpäter nachfonmenden werden immer ſchwächer und die [egte iſt ſchon jo verdiinnt, daß fie das Eindampfen faum verlohnt. Biel zweckmäßiger iſt die ſyſtematiſche Auslaugung nach Art des Batteriebetriebes. Fünf Aeſcher werden terrafjen- fürmig übereinander geftellt und mit Aſche beſchickt. Auf den 1. oberſten Aeſcher wird Waſſer gegoſſen. Nach 3—4 Stunden wird die Lauge auf den zweiten Aeſcher abgelaſſen und der erſte neuerlich mit Waſſer gefüllt. Nach weiteren 3—4 Stunden wird die Lauge bon 2 auf 3, von I auf 2 abgelafjen und 1 wieder mit Waſſer gefüllt. In dieſer Weife wird fortgefahren, bis die konzentrierte Lauge bei 5 zum Abzug gelangt. Der Inhalt des Aeſchers 1 hat inzwiſchen 5 Waſſeraufgüſſe erhalten, iſt bereits vollſtändig ausgelaugt und wird entleert. Der Waſſerzulauf wird jetzt auf 2 geſtellt und ı mit feischer Rohaſche beichicdt. Die Lauge geht von 2 auf 3, von 3 auf 4, von 4 auf 5, fließt von 5 in ein Reſervoir, wird von hier auf 1 gepumpt und nach 3—4 ftiindiger Einwirkung als fon- sentrierte Lauge von 1 abgezogen. Der weitere Verlauf der Arbeit ergiebt fi) aus dem Geſagten von jelbft. Auch hat das auf pag. 401 ausgeführte Betriebsjchema ſehr viel Aehnlichkeit mit diefer Auslaugearbeit. Mit warmem Waffer gelingt die Auslaugung jchneller als mit kaltem. Im Winter muß das Waffer unter allen Umftänden angewärmt werden. Der nach vollftändigem Auslaugen in den Aeſchern verbleibende Rückſtand (Aeſcherich genannt) beſteht vorwiegend aus Calciumkarbonat und Phosphat (circa 8 % P,O, in der Trockenſubſtanz) und kann als Düngemittel verwendet werden. Wenn man auf eine weitere Verfrachtung vefleftiert, fo müſſen diefe Rückſtände an der Luft getrodnet werden, da die- jelben ſehr viel (50—60 /,) Wafjer enthalten. Hum Abdampfen oder Verjieden der Lauge find gewöhnlich zwei Arten von eijernen Pfannen vorhanden: die Vorwärmer und die eigentlichen Vordampfpfannen. Erſtere ſind flach und in der Regel auf dem Kaleinierofen angebracht. Letztere ſind entweder ebenfalls flach oder ſchalenförmig vertieft und beſitzen eine eigene Feuerung. Die friſche Lauge kommt zuerſt in die Vorwärmer und fließt von hier aus in einem dünnen Strahl auf die Verdampfpfannen. Das Eindampfen wird unter Zufluß von vorgedampfter Lauge ſo lange fortgeſetzt bis eine herausgenommene Probe beim Erkalten erſtarrt. Sit dieſer Punkt erreicht, jo wird der weitere Zufluß der Lauge abgejtellt und das Feuer unterbrochen. Beim Ab- fühlen ſcheiden fich an den Wänden der Panne Salzkruften ab, welche allmählich jtärker werden, bis endlich die Mafje erjtarrt, Dieje Kruſten werden mit Hammer und Meißel nn N Die Pottaſche ⸗Fabrilation. $ 58. 441 Tosgeihlagen. Das fo erhaltene Produkt Heißt „Blu“ oder ausgeihlagene Pottaſche. ift dunkelgraubraun bis grauſchwarz gefärbt und enthält 10--15 Waſſer. Diefe Methode des Verfiedens bat den Nachteil, daß die Pfannen durd; das Los der Salztruften ſehr ftark im Unipruc genommen werben und oftmaligen Re unterliegen. Zweckmaßiger wird in der Weile vorgegangen, daß man, fobald die Ausicheidung int, das Feuer mäßige und die Lauge ununterbrochen rührt. Nach vollitändigem Ab- 1 hinterbleibt in der Pianne die rohe Pottaiche als lodere, frümmliche Maſſe, Id u dem Abkühlen der Pianne ausgeichaufelt wird. Dieſes Produft heit „ge Kühete Pottaſche“, ift ſchwarzbraun gefärbt und enthält noch 6—10°%. Wafler. Für erftere Verfahren find jchalenfürmige und für das leptere flache Pfannen notwendig. Die lehzte Operation ift das Halcinieren. Es bezwedt die volljtändige Ent ing und das Weißbrennen der Pottaihe. Die Vorrichtung biefür ift ein Flamm 2. mit einem ober zwei Feuerherden. Der Kalcinierraum ift aus feuerfeitem Material hergeftellt und überwölbt. Das Gewölbe darf von der Sohle, worauf die Pottaſche zu liegen kommt, nicht mehr als Y« m abftehen, damit die Flamme niedergebalten wird und die Pottafche beftreicht. Zuerft wird der Dfen jo lange geheizt, bis der Kalcinierraum glühend geworben I N zu die rohe Pottaſche eingeworſen und auf der etwas vertieften Sohle ausgebreitet. t Slaleinieren muß die Pottaſche mit einer eiſernen Krücke oftmals durchgerührt und ? abet werben, damit immer neue Teile an die Oberfläche gelangen. Die Temperatur daı f anfangs nur mäßig fein und wird allmählich bis zur hellen Rotglut geiteigert. Ein Sd t ber Pottajche darf dabei nicht eintreten, weil ſonſt die fohligen Teile einge ſchloſſen und an der Verbrennung gehindert werden. Beim Schmelzen wird aud die erdſohle ſtark angegriffen und die Pottaſche kieſelſaurehaltig. Nach Verlauf von 2 3 unden ift die Mafje weiß gebrannt. Um ſich von der Gahre zu überzeugen, werben Stüde ausgezogen und nadı dem Erkalten zerichlagen. Ericheinen diejelben bie in 8 Innere weiß, jo ift genügend geglüht. Die Pottajche wird mum ausgezogen, erfalten gelafien und fodann ohne Verzug in Fäffern eingeftampft. Bleibt diefelbe lange an ber — ft liegen, fo zieht fie Feuchtigkeit am, padt zu Klumpen zuſammen und wird endlich ge I serflichtic. Beim Kalcinieren ergibt ſich je nad) der Dualität der Nohvottaihe ein htöverluft von 10-20 Die falcinierte Pottaiche ift eine feümmlig-blafige, zufammengefinterte Maſſe. Die Br felten rein weiß, ſondern befigt meift einen Stich in’s graue (von jehr feinen teilhen). Zuweilen ericheint fie rötlich (durch Hupferorydul oder Eiienoryd), bläulich 86 (durch Kaliummanganat). Sie iſt geruchlos, ſchmedt laugenhaft, iſt ſtart lopiſch, in Waſſer leicht löslich, im Alkohol Hingegen unlöslih. Kalcinierte, waſſer ie Pottafche enthält: 4 80—85 Kaliumlarbonat Fu $ 6-9 „ Natriumfarbonat Na,CO, J 6-9 „ Kaliumjulfat K,so 0,5—4 „ Kaliumclorid Kel nd geringen Mengen von Giienorup, Thonerde, Manganverbindungen, Magnefia und tejeljäure (reip, Altalifilitate). Die Verwendung der Pottaſche war im früherer Zeit viel ausgedehnter und viel- x. Gegenwärtig ift diejelbe durch die weit billigere Soda zum größten Teil ver- | Nur in einigen Anduftriegweigen fann man die Vottaſche nicht entbehren; es tft s namentlich der Fall bei der Fabrikation des Keryſtallglaſes und der ſchwer ſchmelz⸗ Eyusige überhaupt, der Schmierjeife, des Blutlaugenſalzes und diverjer dhemiicher PR re ya ar Ir j J tin 2 — ————— 7 CR 4 4 - 24 [ * Bm‘ idea Jo rpeki ed — ı | nr PAR “ ‘ RAT u rer — m Keen Pi 4 r Ya Auen PR"; * [4 3 DR 12 vv TER J | —— —* — Jr Ba I il — J DE J * J F A D— [Fu Hrn nt 1a Kane = v4 8 Sa RE Eh BL, / Aal ‘ ir Perla Ei J +2 1165 A 5 J IX. Forſtbenuhung. e, Das Weidwerk. Bon Raoul Ritter von Dombrowski. I. Einleitung. —— ein Kampf ums Daſein in vollem Sinne, — bat das Jagdweſen im Lau Beiten mit deren kulturellen, jozialen und politiichen Wandlungen gleichfalls m Weſen und feine Ziele geändert. Die chronologiſche Schilderung derfelben ift der Geſchichte des Jagd- und Forſt— 8 LEADER , und ich werde mid; lediglich darauf beichränfen, vorerft in den ein» Sägen die Bedeutung des Jagdweiens der Gegenwart vom Stand» J der Ethit und Naturwiſſenſchaft und deſſen Berechtigung mit rigen auf die Volkswirtſchaft zu erörtern. Die kulturelle Entwidelung eines Voltes hat neben ihren fegensreihen Einwirkungen Aa ſchadliche Einflüffe im Gefolge, welche ſich im phyſiſcher wie auch pfychiſcher g entnervend fühlbar machen. £ Wir fehen in Erlenntnis deſſen die entwidelteften Voller ernjt bemüht, jenen tiefen Schatten der Kultur zu begegnen und mftitutionen pflegen, welche deren weitreichende Konſequenzen wenigftens teilweife zu paralyfierem geeignet find. Als Beiſpiel darf dies falls wohl in erfter Reihe England genannt werden, welches der phyſiſchen Entwidelung des Körpers durch Leibesübungen verichiedener Art — dem Sport — eine rege zielbe vußte Fürſorge zumwendet und biedurd auch mittelbar den periönlihen Mut, die Thatkraft und das Selbſtbewußtſein in allen Schichten des Volkes wedt und großzicht. 9 * Seedienſt einer- und der Sport jeglicher Art anderfeits haben in England we- aut —— jener phyſiſchen und moraliſchen Degenerierung Halt geboten, welche der t der Amts» und Schreibjtuben, der Bergwerle und Fabrifen unausbleiblich —* hat. Diefem Beiſpiele find die meiften Staaten längft gefolgt oder beginnen 8 zu thun, Die Jagd, des Waffendienftes fröhliche Schweiter, verdient diesfalls in erjter Reihe vol Arge) im Haushalte kulturell entwidelter Voller und fand fie auch bereits troß Anfechtungen ſpeziell im Hinblid auf ethiiche und fozial-politiiche Momente. Sie Im der J ZaE A u an a4. J u 444 IX. von Dombromsäfi, Weidwerf. fordert und fördert die Eigenfchaften der Männlichkeit, jtählt die Körperkraft, ſchärft und erfriicht die Sinne. Auf den Gebieten der Naturwiffenichaft, insbeſondere auf jenen der Zoologie und Drnithologie, ift die Jagd eine treue Helferin mit einer reichen Fülle anfonjt kaum zu bejchaffender Behelfe und Daten; auch ift der Jäger im Dienfte der Wiſſenſchaft zumeist ein gründficher und ſcharfſinniger Beobadıter. Die Zeitperioden, in welchen die Jagd in ihrer Ausübung ein rohes Handwerk, ihrem Wefen nach ein ausschließlich feudales Necht war, find längſt geſchwunden. Heute ift das Jagdweſen zur Wiſſenſchaft, dejien Handhabung zur Kunft herangebildet, und die Scholle, welche einft mit drücenden Jagd-Servituten belaftet war, trägt nunmehr Jagd— Pachtquoten in einer Höhe, die in der Negel und mit Rückſicht auf die Gegenleiftung als jehr hohe bezeichnet werden können. . Die Hhperliberale und auf graue Theorien bafierte Unduldſamkeit hat mit ihrer Argumentation: „Das Jagdweſen im allgemeinen und der Wildftand im bejonderen jeien mit der Kultur unverträglich”, längſt Schiffbruch gelitten, und es find eben die kulturell vorgefchrittenften Länder, welche dem Jagdweſen nicht nur mit Rückſicht auf die Ethif und Sozial-Politik, fondern jpeziell vom Standpunkte der National-Defonomie volle Beachtung und ftrengen gejeglichen Schuß zuwenden, und ich will an diefer Stelle nur die Staaten des deutjchen Reiches und Defterreichs, Großbritannien und die vereinigten Staaten Amerifa’s nennen. Das Wild verwertet eine bedeutende Menge von Vegetabilien, welche anjonft unge- nußt der Verweſung anheimfallen, vertilgt Forft- und Agrar-Schädlinge in namhafter Zahl und bietet neben den übrigen nußbaren Teilen feines Körpers die geſündeſte, Eräftigjte und relativ billigjte Fleifchnahrung. Gegen Kulturfchäden in den Forften und auf allen übrigen, der landwirtjchaftlichen Produktion zugewieſenen Gründen, welche vom Wilde verurjacht werden, jchüßen den Grundbeſitzer dießfällige gejegliche Normen. In der Negel ijt der, jelbjt von einem guten Wildftande verurfachte Schaden keineswegs erheblich und für Ausnahmsfälle, wo die Kultur durch allzuftarke Wildftände thatfächlich gefährdet erjcheint, ift im Gejege wirkſam vorge- forgt. Im erfter Neihe aber ift es Sache des Jägers und eine ernfte Berufspflicht des- jelben, durch entfprechende Maßnahmen dafür Sorge zu tragen, daß das Wild gehindert, aber auch nicht durch Hunger gezwungen werde, nennenswerte Schäden anzurichten, indem er auf entjprechenden zeitweiligen Schuß der Kulturgründe und insbefondere auf die Schaf- fung genügender Aeſungsmittel zu jeder Jahreszeit bedacht nimmt. Es wird dies um jo leichter und wirkſamer durchführbar fein, wenn der Nevierjäger zugleich Forſtmann iſt, und ich werde eine eingehendere Erörterung diejes wichtigen Moments dem Abjchnitte Wild- hege vorbehalten, und möchte an diefer Stelle nur vorweg ausdrüdlich betonen, daß dieje Maßnahmen einer weid- und kultur-gerechten Wildhege allerorts billig und wirkſam durch- führbar find und auch durchgeführt werden jollten. Der Begriff Wildſchaden ift neuerer Zeit in überhandnehmenden Maße in eigen- tümlicher Weife interpretiert und mitunter auf Wirkungen ausgedehnt worden, deren Ur— jachen durchaus anderwärts und zwar in Hultur-Mängeln und ſtatiſchen Mißverhältniſſen einer- und anderjeits in getwinnfüchtiger Uebervorteilung zu ſuchen und auch zu finden find. Argumente für die Thatjächlichkeit der Behauptung: daß ein angemefjener Wildjtand jelbjt mit der induftriöfeiten Bodenkultur vereinbar ſei, liefern eine Reihe von Ländern des Kontinentes, und ich führe hier Speziell nur das Königreich Böhmen an, dejjen reicher Wildftand ebenjo befannt und gerühmt ift, als ſeine muftergiltige Forſt- und Feldkultur mit ihrer reichen Produktion. Eingriffe in den belebten Haushalt der Natur, welche mit der Vertilgung des Wildes ar FL a a D Ir Der Jäger und fein Beruf. 51. 445 einen Pulli Fortichritt manifeftieren wollen, erweiſen damit wohl lediglich ein ziemlich Niveau der Auffafjung, und es feiert die ultur jo bünft mir mit dem vollen Gegenteil weit höhere Triumphe, indem fie in ihrem zielbewußten Walten, mit ihrer reichen Produktion auch jenen Geihöpfen die Epiftenzbedingungen erhält, bezw. ſchafft, welche im den von ihr beherrſchten Gebieten ihre naturgejeplihe Heimat haben. J In dieſem Sinne möge auch der Jäger jenen integrierenden Zeil ſeiner Berufs- hten auffafjen, welcher für die Erhaltung des Wildes innerhalb der Grenzen zu ſorgen F "weige mit den Interefien des Gemeimmohles vereinbarlich ericheinen. weidgerechte Hege der Wildjtände und ihr erheblicher Nupen werden aud) dem d 1 Vollswirt den Beweis erbringen, daß das Weibwert in unſerer Zeit, ſoferne ® mit noßler Rüdficht auf die kulturellen Interefien gehandhabt wird, nicht nur Duldung, 1 im ethifcher wie auch in wirtichaftlicher Beziehung volle Berechtigung in Anſpruch dürfe. Y% Die Stihhaltigkeit der bier vorangeftellten Anjhauungen und die praktiſche Durch führbarfeit derjelben werden die nachfolgenden — die Hege und Wildzucht behandelnden Mbfchnitte zu erweifen und zu begründen haben. 19 I, Der Jäger und fein Beruf. 31. Das Weidwerf hat, wie jeder Berufszweig überhaupt, das Recht, die vollfommene Eignung desjenigen ftrenge zu fordern, welcher ſich demjelben dienftbar zu widmen beab fichtigt. Es erſcheint notwendig, dies der oberflächlichen, ja frivolen Auffaflung gegen über zu betonen, welche bezüglidy des Jägerberufs neuerer Zeit in abträglihem Maße Überhand zu nehmen droht, und es wird Aufgabe der folgenden Erläuterungen jein, die Umrichtigleit und Unbaltbarfeit derjelben Mar zu legen. ü Das Jagdweien bezw. die Jagdkunde re folgende Disziplinen: zucht und Hege. up. Be um ſich jene Sicherheit in der Beurteilung der ſich darbietenden verdächtigen Merkmale, ımd jene Fertigkeit anzueignen, welche die praftiiche Handhabung des diesbe züglichen Wildſchuhes und feiner Hifswerkzeuge — der Fallen und Eiſen — fordert L Irrig und dem Wildichupe in hohem Maße abträglich ift die vielverbreitetc Ge wohnheit, nur den augenfälligen Gefahren zu begegnen und die jog. Meinen Feinde — als unweſentliche Schäbiger nicht auch zu beadhten. Der aufmerfiame, gründlich forichende des Jägers wird diesfalls bald die Ueberzeugung gewwinnen, daß z. B. die Diebe — das Wiejel, die Elfter und Nebelfrähe relativ dem Nupwilditande weit mehr Schaden zu fügen, als die gefürchteten Näuber wie der Fuchs, der Habicht und andere. j Für ein gänzliches Vertilgen des Naubzeuges indeh, welchem allenthalben und über im das Wort gefprochen wird, vermag id) mid) weder zu erwärmen, noch für dasijelbe Der Jäger foll mit unermüdlichem Eifer die Verminderung des Raubwildes an ben und demſelben mit der Feuerwafſe, den fallen und Eiſen zu Yeibe geben, dies fann jedoch ftets mit ftrenger Vermeidung unmenjchlicher — micht weidgeredhter Noheit, Halb aber nicht minder wirkiam geichehen ! Die Vertilgung der ernährenden Mutter in jenem falle, wo man außer Stande iſt ch der hilflofen Rachlommenſchaft habhaft zu werben, ift wahrlich feine Weidmannsthat, pl aber eine Rohheit, und dieſe joll eben dem Jäger, der die Waffe trägt, unter allen Umftänden fremd bleiben. Es laßt ſich wohl feine ziffermäßige Begrenzung für das Vorgehen des Jägers im nme des Vorgelagten bieten, der weidgerechte Mevierverwalter wird fie indeß jederzeit ſelb finden wiſſen und den Beweis liefern, daß auch dort ein guter Wildſtand dauernd jehegt werben fünne, wo nicht die Vertilgung, jondern weidgerechte Verminderung als Eine wichtige und in ihrer Handhabung folgenreiche Berufspilicht des Jägers ift es er, dem Wilde im Reviere in vollem Sinne eine Heimat zu bieten. Rathſchlage, welche den Jäger in der Erfüllung diejer wichtigen Verufspflict in rprobter Weife unterſtühen, wird der Abſchnitt über „Wildhege“ bieten. Ihre praftiiche, der Eigenart der lokalen Verhältwiffe angepafte Durchführung, wird das Wild vor der 7 mden Notwendigleit bewahren, die Mittel fürs Dajein auswärts zu ſuchen, da es feiner Heimat — im Reviere micht findet. - Die diesfällige Auferachtlafjung rechtzeitiger und zweddienliher Füriorge ift wohl meift in erfter Meihe die veranlafiende Urjache der vom Wilde angerichteten Kultur— m, und bie Jägerei joll deſſen ſtets eingedenf jein, daß eine relativ geringe Boraus- zehnfach höhere Schäden verhütet. Der Jägerberuf bietet — wie in gleichem Mafe kaum ein anderer Gelegenheit, das 448 IX. von Dombromsfi, Weidmerf. wunderbar harmonische und gejegmäßige Walten im belebten Haushalt der Natur zu be- obachten, und der Jäger wird imftande jein, der Wiſſenſchaft und Forjchung ein reiches Beobachtungsmaterial zu liefern, welches um jo wertvoller zu nennen ift, da es ein durch Uebung gejchärfter Blid und die läuternde Elärende Erfahrung fammeln halfen. Eine vielfach überſehene Standespflicht des Jägers ift es endlich auch), den Nachwuchs mit den reichen unjchäßbaren Lehren der Erfahrung vertraut zu machen und jenen Korps— geift zu erhalten, welchen die Jägergilde in gleicher Treue hochhalten möge, wie es unjere Vorväter gethan. Einig in ihren Zielen mögen der Forjt- und Weidmann dag immer grüne Panier ihres ebenſo jchweren und gefahrvollen, als neidenswerten Berufes hochhalten für alle Zeit, — eines Berufes, welcher Männer im vollen Sinne für feine Neihen fordert und Sünger — die das Zeug haben, es zu werden. II. Das Wild, feine Einteilung und deffen weidgeredte Terminologie, $ 2. Die Lehrjäße des Weidwerfes, welche ſich aus biologiſchen Beobachtungen und den geläuterten Erfahrungen von Jahrhunderten herausgebildet haben und von unjeren Alt— meiftern überliefert wurden, haben im allgemeinen ihre Giltigfeit auch in der Gegenwart aufrecht erhalten. Unhaltbar jedoch, weil willkürlich, it die traditionelle Einteilung der verjchiedenen Wildgattungen in zwei, bezw. in drei Klaſſen: In die hohe umd niedere, oder im die hohe, mittlere und niedere Jagd, bezw. die Einbeziehung des Wildes in eine der vor- bezeichneten Klaſſen, wie fie in den verjchiedenen Staaten beliebt wurde. Zeitgemäß und notwendig erjcheint es demnach), eine Einteilung der Wildgattungen zu treffen, welche das Necht allgemeiner Annahme beanjpruchen darf, indem jie ich einer- jeit3 auf naturhiftorifch-biologische Momente und andererjeit3 auf jene weidgerechten Grund- regeln ftüßt, aus welchen die Art und Weiſe des Bejagens vejultiert. E3 läge wohl der Gedanke nahe, die Epitheta „edel“ und „unedel“, welche jchon unfere Altmeister den Wildgattungen neben der vorbezeichneten Einteilung in Rangjtufen beilegten, für die neue Anordnung zu wählen, doc, dürfte es ſchwer werden, diejelben von Tal zu Fall zu begründen. Am Hinblick auf das Vorgejagte würde es fich diesfalls mehr empfehlen, dem realen vor dem idealen Standpuntte den Vorzug einzuräumen und die jagdbaren Tiere lediglich in zwei Klafjen, in Nutz- und Raubwild einzuteilen '), während anderjeits die Anwendung des tweidgerechten Geſchoſſes — Kugel oder Schrot — die Einreihung der Wildgattungen in die „hohe“ oder „niedere“ Jagd bedingt '). Die Einteilung der jagdbaren Tiere wäre im Sinne der vorangejtellten Begründung folgende: 1) Es wäre wohl auch hier einzuwenden, daß der Begriff Raub: oder Nutzwild nicht präzije abgegrenzt werden fann, da mande Wildgattungen, wie ;. B. der Dachs oder der Bufjard in ein- zelnen Standorten mehr nützlich als jhädlich find und an anderen als Raubwild verfolgt werden müſſen. Für jenen wird das Gebiß, für dieſen Schnabelbau und Fang die richtige Einreihung indeß unfchwer ergeben. D. ®. 2) Jene Wildgattungen, wie das Neh, der Schwan, die Trappe, melden in der Regel die Kugel gebührt, die jedoch wohl aud mit Schrot erlegt werden, wären der hohen Jagd beizuzählen. a8 Wild, feine Finteltung und beffen weidgerehte Terminologie. $ 2. 449 A. Nuymild. 1. Haarwilb. en ie b. 3. N 6.93 el . 2... > — Shwarwid . . .. . „un? Bd . 2... NR Be: earth, n. J Bi: ao — IT— ——— E. u .» : :».. —— ee a — El Steiwidb . . .:... Er J Fe . 2. Federwild. —— 15 a ER Bu BE 0.. Rob ——— Ale 1111[ A Wildtauben . . . . . . U — a: A a — BE... — n. J. Regenpfeiſe ze; Selle . 2... AR Woflerhähner . . . . . ur Gänehlinr . ...... em,’ Gteinhüfner . - .: » - *5 u * J Be 19 t B. Raubmwild. 1. Haarwilbd, ee — h. J Baummardr . »...n9 | ar Po en — ee RE a 44 Be iin... —— — 3 Sumpfotter . . .» .» . .» ur an a Bes * ⏑,——— — RER Er I — ER 2. Federwild. ee —— — — h.3 en u 5 N 6— 05 RS PEN n. — — ei eg —— a ke . Ä 9 u x | Reber . . © m. I. (oferm fie micht gebeigt werden). In Deutjchland und Defterreich galt bis nun folgende Einteilung: A. Hohe Jagd. Rehwild (Nieder- Rotwild) . . . 2... - | de. in -. . 2 lan. . 2 20 kaisetek | "Bär, Wolf und Luchs * heim L 8 29 re zZ“ u re u WE Re N 450 Federwild Raubvögel Haarwild Raubtiere Federwild Raubvögel | ij | | IX. von Dombrowski, Weidwerk. Schwäne Trappen Kraniche - Auergeflügel . Birfgeflügel Faſanen Haſelwild . Gr. Brachvögel . Reiher und alles le | edel. Adler Uhu . Habichte Sperber B. Niedere Jagd. Biber Murmeltiere . S | Dale ee ae lenel: Kaninchen . r | Eichhörnchen . Füchſe Wildfagen . Dadie - - —V Fiſchotteen wmeet Marder Iltis Wiejel . Waldichnepfen Sumpfjchnepfen Nebhühner . : Wildgänfe . . . .. Wildenten ». } Stein- und Schneehüßner . $ BWaflerhühner . . . . . edel. Wildtauben MR, Kibige Wachteln Wieſenſchnärrer Halbvögel . Kleine Brachvögel Bufjarde Eulen MWeihen. . — Rabeeee Se | unenel Krähen . Elftern . Heher Falten . . a | — mit Rückſicht auf Jagd und Beize. DE Nupmwilb: Haarwild. $ 8. 451 In jenen Staaten, wo die Dreiteilung der Jagdtiere eingeführt war, zählte man zur Mitteljagb folgende Wildgattungen: Rehwild. Birfgeflügel. Schwarzwild. Haſelhũhner. Wölfe. Große Bradjvögel. A. Uugmwild: I, KHaarmwild, a. Die Hirſche. Cervina. Ordnung Paarhufer Articodactyla. Unt. Orb. der Wiederfauer, ruminantia. 83, 1. Das Edelwild, Rot oder Hochrotwild — Cervus elaphus L. — Das Edel. wild brumftet (begattet ſich im Monate September und die Brumft dauert 56 Wochen. RR Das Edeltier wird vom Hirih beftiegen und beihlagen und trägt bie Leibesfrucht durch 40 Wochen hoch beſchlagen. Das Kalb wird im Mai oder Juni geiept und als Hirfchlalb m. oder ald Wildfalb w. angeſprochen Das Hirſchkalb beginnt durchſchnittlich im Alter von acht Monaten mit dem Aufbau der Geweihbaſis, den knochigen Fortjägen der Stirnbeine, welde weidgerecht Noſenſtbcke genannt werben. Aus den Rojenftöden beginnen durch gipfelnde Auflagerung des, aus erſteren emporquellenden plaftiichen Serums und Ablagerungen aus den Gefäßnetzen des Periojteums unter dem Schutze eines weichbehaarten Häutchens, dem Baſt, die Eritlingsgeweihe — ‚glatte, mit einer Inorrigen, wulſtigen Bafis gezierte Stangen emporzuwachſen, welche Spieße genannt werden. J— Der Schmalſpießer ſegt die Stangen im Spätſommer oder zu Beginn des Herbftes vom Bajt, jobald diejelben ausgebaut — verredt find. Die Hirſche tragen annuellen Hauptihmud — das Geweih, bezw. Gehörn, welches fie im Frühjahre abwerfen und fofort wieder durch ein meues, meiſt ftärferes Gebilde erſehen. Die Hirſche jepen ein Geweih auf, bezw. fie verreden es. Im Monate Mai des dritten Lebensjahres verredt der Spieher oder Spief- hirſch fein zweites Geweih, welches ſich unter dem Einfluffe der Vererbung, individueller Diſpoſition und der tellurijch-Fimatischen Einwirkungen des Standortes als Spießergeweih in verftärften Dimenfionen, ald Gabelgeweih oder aber als geringes Sechſer— Geweih darſtellt. Die Geweihſtangen zweigen in Sproſſen und Enden ab und die doppelte Zahl biefer Abzweigungen je einer Stange bezeichnet die Endenzahl, die der Hirſch trägt. Tragen die beiden Stangen des Geweihes die gleiche giltige Endenzahl, dann wird dasjelbe als in gerades angeiprochen, trägt jedod eine der Stangen mehr Enden, dann nennt man es ungerab und jpricht das Geweih nach der doppelten Endenzahl derjelben an. Als giltig wird ein Ende angeiprochen, wenn es joweit verredt ift, daß man die Hornfeſſel daran hängen kann. Auf der zweiten Stufe verredt der Hirſch lediglich je eine Abzweigung oberhalb der Roſe, welche ald Augiproß, das Geweih aber ale Gabelgeweih angeſprochen wird. Wenn zwiichen dem Augiprof jener vorbezeichneten Abzweigung ber 5 Stufe und dem Sipfelende ein Mitteliprof verredt wird (dritte Stufe dann wird das Geweib als ein jehsendiges angeiproden. Auf der vierten Beweihjtufe verredt der Hirich je vier Enden, d. h. die Stange weigt ober ber Roſe einen verlängerten Augiproß, über diefem einen Mitteliprof ab und beit in gabelförmigen Enden. Gin ſolches Geweih wird alt achtendig angeiprochen. der fünften Geweihſtufe jept der Hirich entweder dicht ober dem Augiproß und parallel mit diefem ein Ende auf oder aber verredt er den Gipfel der Stange in drei Enden. a8 ober dem Augſproß ausgejtaltete Ende wird weidgerecht als Eisipr n, B, die Bildung 453 IX. von Dombrowski, Weidwerk. von drei Gipfelenden als einfahe Krone und das Geweih als ein zehnendiges an— geiprochen. Die ſechſte — die legte normale Stufe der Geweihbildung — zeigt den Zuwachs eines weiteren Endes an den Stangen, welches, wenn der Hiric auf der fünften Stufe bereits den Eisfproß verredt hat, als drittes Ende am Gipfel abzweigt, oder wenn dies auf der fünften Stufe geſchah, meiſt als Eisjproß verredt wird. Hirſche, welche, was ausnahmsweiſe gejchieht, feinen Eisſproß verreden, jegen auf der jechiten Geweihſtufe am Gipfel doppelte Gabeln, d. h. vier Enden in der Krone auf. Unter dem Einfluffe günftiger telluriſch-klimatiſcher Verhältniffe, jenem der Ver— erbung und der individuellen Difpofition erreicht der Hirſch auch nicht felten höhere Ge- weihſtufen und verredt 14—16 und mehr Enden Eine genaue und fomparative Unterfuchung jolcher Geweihe wird indeg — das Vorgeſetzte argumentierend — jtet3 den Nachweis liefern, daß ſich in den architektoniſchen Linien und Ausladungen der Krone feinesiwegs eine gleichmäßige und gejegmäßige Grund- form, wohl aber und ausjchlieglich deutliche Merkmale der Vererbung und namentlich der Individualpotenz geltend machen. Auf jener Altersftufe angelangt, welche eine Abnahme der Produftivfräfte bedingt, verreckt der Edelhirich die Enden jeiner Stangen, ſowohl in geringerer Zahl, als auch in zunehmend abgeftumpfter rudimentärer Form — und man nennt dies weidgerecht: „gurüdjeßen“. In durchaus eigenartiger, phyſiologiſch hochintereffanter Weiſe vollzieht fich bei den Hirscharten der Prozeß des Aufjegens und des Abwerfens der Geweihe °). Die Stirnbeine — ossa frontis, und die im erjten Yebensjahre aus denjelben empor- twachjenden Geweihjtangen - Träger — die Roſenſtöcke — erleiden periodiich eine auffällige Veränderung ihrer Struktur, welche jich aus einem von Ernährungsjäften jtrogen- den HZellengewebe in alljährlicher Wiederholung in fejte Knochenmaſſe verwandelt, bezw. verdichtet. Beim Hirſchkalbe zeigt die Stirne im 7.—8. Monate eine, auch ſchon äußerlich wahr- nehmbare Veränderung. Die Stivnbeine beginnen ſich zu wölben und die Baſis der Stangen — die Roſenſtöcke — zu bilden, welche von der Kopfhaut, gleich den übrigen Teilen des Hauptes bedeckt find. Die Schädelfnochen erweiſen in diefer Periode eine bedeutende Aufloderung, das Zellengewebe der Stirnbeine ift mit Ernährungsfäften infiltriert und die Roſenſtöcke jtellen fich in der Periode des Wachstums als”eine weiche, knorpelige, von Saftkanälchen durch- zogene Maſſe dar. In den folgenden Stadien des Wachstums der Gemweihbafis, welche in etiva 4—6 Wochen vollzogen ist, erhärtet, bezw. verdichtet ſich die Peripherie derjelben infolge all- mählicher Verkalkung, während das innere Zellengewebe unverändert die Zufuhr von Ernährungsfäften bis zur Vollendung der Geweihjtangen vermittelt. Mit den heranwachſenden Roſenſtöcken dehnt ſich zugleich die Stienhaut, welche jie ſchützend bededt, ohne jedoch ihre den übrigen Teilen des Hauptes Fonforme Struktur und Behaarung zu verändern. Eine wejentliche Veränderung erweist diejelbe jedoch in jenev Phaſe, in welcher die Roſenſtöcke ihr Wachstum vollendet haben und der Aufbau der Stangen beginnt. In deutlich wahrnehmbarer Abgrenzung ericheint jie mit Furzem, ſammtartig weichen, blaugrau gefärbtem Haar bewachjen und bedeckt — Baſt genannt — die Stangen, bis fie völlig verreckt find. 3) Siehe „Die Geweihbildung der europäiſchen Hirſcharten“ mit bejonderer Berücfichtigung anatomifcher, phyfiologiicher, pathologiiher und pathogeniiher Momente des Ver: faifers. Wien 1885. Verlag v. K. Gerolds Sohn, mit 40 Tafeln n. Orig-Zeichnungen. 0 ws a A Nupmwild: Haarwild. & 3. 453 ® Die bis num geltende Lehre, welcher zu folge der Aufbau der Stangen lediglich burdy die Gefaßnehe des Periofteums erfolgte, muß ich auf Grund eigener und eingehender zorſchung als irrig begeichnen. = Der Aufbau der Stangen vollzieht ſich eimerjeits durch gipfelnde Auflagerung des ‚plaftiihen Serums — bezw. durch Eriudation aus den Saftelanalchen, welche die Rofen- föde jenkrecht durchziehen, und anderjeits peripheriſch durch die Befähnepe des Periofteums. j Durch das energiſche Nachdrangen der Säfte erſcheint der Gipfel der heranwachſenden Kolben bis zum vollen Berreden der Stangen merklich geihwellt. Sobald der Aufbau | die normale, d. bh. die, durch die Altersftufe und die individuellen Produftions fräfte bedingte Höhe erreicht hat, erlischt die Funktion der Baſthaut. Dieſelbe erliicht ſtufenweiſe und e und, wie dies nach dem Vorgefagten ſelbſtverſtändlich ift, vom der Hofe nad) bald die Peripherie der Stange unter dem Schuhe der Bafthaut gebildet ift, teodnen die Gefäßnepe der lepteren mit Ausnahme der in den Rillen der Stangenperipherie eingebetteten Haupftränge ein, und dieſer Prozeß jept fich bis zum vollen Aufbau der Stangen fort. Der nım gänzlich eingetrodnete Baft, welcher feine naturgefepliche Funktion vollendet bat, wird vom Hirſch abgefegt, indem derjelbe die Stangen am ſchwächeren Gehölz abreibt. Hie und da bleibt in den tieferen Millen, welche die Stangen der Yänge nad) jurchen, ein Teil der Hauptftränge des peripheriichen Gefähneges noch mit Ermährungs- y ſaften infiltriert und dies iſt die Urſache, daß friſch gefegte Stangen ſcheinbar ſchweißen. Die lichte Farbe der vom Baſt gefegten Stangen dumfelt nun unter dem Einfluſſe der Atmofphäre und der Baumjäfte, mit welchen fie in Berührung fommen, raſch nad), während fi) die poröfe Oberfläche verdichtet und an den Perlen und Enden gleichſam : das Geweih ſei als reif anzuiprechen, jobald dasielbe vom Baſt gefegt als irrig bezeichnen, da meine diesbezüglichen Unterfuchungen das erwieſen haben. Während die Peripherie der Stangen — gleihiam die Rinde derjelben — ftufen- der Rofe nad) aufwärts erhärtet, vollzieht fich die Verdichtung im Inneren der mgen vom Gipfel nad abwärts. Sobald nämlich die Geweihſtange die volle Höhe und die Verlallung ihrer Peripherie bis zum Bipfelende gediehen ift, beginnt allmähliche Verdidung und Verfaltung der Säfte nun erit in den, im Innern angeordneten Kanälen. Dieſe ftufenweile Verdichtung der inneren Teile der fi während und nad dem Fegen vollzieht, ift vor Beginn der Brunft, annuelle Hauptichmud die Schuß» und Trutzwaffe im Kampfe um und nun erft ift das Geweih als reif anzuiprechen. beginnt der faridfe Prozeß des Abwerfens der Stangen mit dicht unterhalb der Roje. Dieſer Rejorptionsfimus, welcher fih im Beginne als eine fadendünne graue Linie darftellt, vertieft ſich allmählich nac bis endlich die Stange von ihrer geloderten Bafis abfällt, welcher Vorgang ur Form der Stangen — die Auslage — und durd deren enſtodes, welche ſich als eine raube förnige Bruchjläcdhe wenigen Tagen eine weſentliche Veränderung. Periode des Abwurfprogefies erweiſen fi) die Roienftöde in gelodert und gleich den Gefaßnehen des Periofteums von empordrängenden rungsiäfte tert, und dicht unterhalb der künftigen Wbwurffläche wird am 1 ige Anſchwellung deutlich bemerfbar, Bei dem mum folgenden 454 IX. von Dombromsfi, Weidwerf, Abbruch der Stange werden die Saftfanälchen des Roſenſtockes bloßgelegt, und es erfolgt eine Erjudation — eine gipfelnde Auflagerung des plaftischen Serums auf der Abwurf- fläche, während gleichzeitig die vorangeführte vingförmige Anjchwellung die Ränder der erfteren überwallt. Das Erjudat bedeckt ji) mit einem dünnen, jchon nad) wenigen Tagen fein behaarten Häutchen — dem Baft — und e3 vollzieht jich nun der Aufbau der Stangen in der eingangs bejchriebenen Weife. Die Beziehungen der Geweihe zu den Zeugungsteilen find nicht nur funktionelle, fondern auch phyſiologiſche. Sie reflektieren in ihrer Bildung in draftiicher Weije Ver— legungen an den Zeugungsteilen und auch jolde an den übrigen Körperteilen, namentlich) dann, wenn ſelbe Anochenbrüche oder Splitterungen zur Folge haben. Sind ſolche Verlegungen einfeitige, dann wird ich jederzeit die Mipbildung der Geweihftangen in dDiagonaler Nichtung bemerkbar machen. Fit z. B. der linke Hoden verlegt oder der rechte Hinterlauffnochen infolge eines Schuffes zerichmettert, dann wird der Hirſch im erfteren Falle die rechte Stange, im anderen die linfe Stange widerjinnig verreden. Die gleichen Wirkungen haben Kaftrationen zur Folge, und wenn eine jolche 3. B. am Hirfchfalbe zur Zeit ausgeführt wird, wo dasjelbe noch feine Stangen verredt, dann wird ein folcher Kaftrat für feine ganze Lebenszeit geweihlos bleiben. Das meiblihe Kalb — Wildkalb — Tierfalb, wird nach vollendetem erjten Lebensjahre als Schmaltier angejprochen und behält dieje Bezeichnung, bis es vom Hirſch bejchlagen wurde. Das Edelwild hat Gehöre, Lauſcher, Loſer, nicht Ohren, nicht Augen, ſondern Lichter, einen Graſer (Maul), einen Leder (Zunge), einen Windfang Maſe), einen Wedel (Schwanz). Die lichte Behaarung, welche das Weidloc an den Keulen umgibt, wird Spiegel, das männliche Glied Brunftrute, die verlängerten Haare an der Scheide derfelben werden als Pinſel, die Hoden als Kurzwildpret, das weibliche Glied endlich wird als Feucht blatt, das Euter al3 Geſäuge weidgerecht angejprochen. Das Unichlitt wird Feiſt oder Weiß, dag Fell Dede over Haut genannt. Das Edelwild äugt, es fihert, wenn es die Hilfe des Gehöres, es wittert, wenn e3 jene des Geruchjinnes in Anſpruch nimmt. Es verhofft, wenn es äugend, fichernd und witternd jeine Umgebung prüft; es äſet, wenn es Nahrung — Yejung aufnimmt. Es thut ſich nieder, um zu ruhen, der Ruheplatz wird Bett genannt, und e8 wird hoch, wenn e3 ſich aus demfelben erhebt, um fortzutreten oder zu trollen. Tritt wird der Eindrud eines Qaufes (Fußes), Fährte werden die Eindrüde genannt, welche die Schalen der Läufe (Hufe) am Boden prägen. Die Afterjchalen werden Geäfter oder Oberrüden genannt. Das Edelwild färbt, wenn e3 jich im Frühjahr und Herbfte härt, der Haarwechjel heißt das Verfärben, die Färbezeit. Die Zahnbildung des Edelwildes ift jener der übrigen Wiederfäuer konform umd jtellt ſich wie folgt dar: 0 1 6 V. g E. 5 B. a: 34, Die eigentümfich geformten, im Oberkiefer eingebetteten Edzähne werden Haden oder Grandlen genannt. Das Fleisch des Edelwildes wird gleich jenem aller übrigen Nutzwildgattungen als — Wildpret — das Blut als Schweiß, als Geräuſch, Lunze werden die edlen Eingeweide, die vom Net umfchlofjenen Gedärme als Geſcheide mweidgerecht angejprochen. Das Edelwild ſchreckt, ihmält, wenn es vor Ungemwöhnlichem jcheueud, einen rauhen, plärrenden Ton ausftößt. Der Edelhirſch ſchreit, röhrt, wenn er jeinen Brunfteuf vernehmen läßt. Rofe nennt man den Kranz rımdlicher Erhabenheiten — der Berlen — welche die Bafis der Stangen umgeben. Kolben nennt man die im Bildungs- PETE dıB3 Nupmwildb: Haarwild, & 8. 455 prozeß — Stangen des Edelhirſches, Augiprof das erſte, Eisſproß das dicht ober dem erfteren und mit diefem parallel abzweigende Ende, Mitteliprof jenes aus ber Mitte der Stange verredte Ende. Die Abzweigungen am Gipfel der Stange werden Enden und die Vereinigung von drei oder mehr Enden — bie Krone genannt. Man unterfcheidet die einfache Krone, welde aus drei, die Gabelkrone, welde ms zwei Doppel-Sabelenden, die Handlrome, melde aus fünf und die Doppel krone, welde aus jehs Enden befteht. Haupthirſche verreden unter günftigen Verhältniſſen auch noch mehr Enden, auch gabeln bei ſolchen zuweilen die Mittel», ja jelbft, wiewohl jeltener, auch die Eis- und Augſproſſen. Alte Hirſche verflachen auch die Krone mit meift kurz und ftumpfverredten - Enden und es werben dieſe als Schaufelktrome angeiproden. Kümmerer in weiterem Sinne bezeichnet das Wild in herabgelommenem Au ſiande, während es im engeren Sinne die Mifbildung am ammuellen Hauptſchmuck — den Geweihen — bedeutet, welche als Konjequenz ſchwerer Verletzungen überhaupt anzuichen find. Widerjinnig oder monjtrös mennt man jene abnorm verredten Geweihe, welche in ihrem Bau ohne konftatierbare Urſache und zumeift infolge von leberproduftion eines vollträftigen Organismus von den normalen Formen abweichen. Beihirſche nennt man die geringeren Konkurrenten des Plaphiriches um die Gattenrechte, welche diefelben, da fie einen Kampf nicht wagen, meift nur dann auszuüben im ftande find, wenn fie günftige Augenblide zur Werbung zu benüpen Gelegenheit finden. % Farbvarietäten fommen beim Edelwilde felten vor, abgeſehen von belleren und bunfleren Schattierungen, deren Urſache in erfter Meihe in der Eigenart der Standorts verhaltniſſe zu fuchen fein dürfte. Das weifie Edelmwild pflanzt fi im vereingelten Stämmen fort, desgleihhen das Bläßwild, welches ſich durd einen rundlichen weißen Fled an der Stirme auszeichnet, Beihnen nennt man jene harakteriftiihen Bewegungen des beichofienen Wildes, welche das Einſchlagen der Kugel zur Folge hat. Angeihmweißt wird das von der Kugel getroffene Wild genannt. Das Wild ftürgt im Feuer, es bricht verendend zufammen, wenn es von töt- lichem Schuſſe getroffen wurde, es geht ein, wenn es durch Siechtum oder Krankheit zu grunde gebt. Das Edelwild wird zerwirkt, indem man dem erlegten Stüde die Haut abzicht, um es zu zerlegen und der Nugung zuzuführen. 2. Das Damwild. Corvus Dama. Ordnung und Unter-Ordnung gleich dem Edelwilde. ; Das männliche Tier wird ald Damhirſch, das weibliche ald Damtier ange ſprochen, die Kälber werben gleich jenen des Edelwildes Hirfh- und Tier. oder Wild alb genannt, Die Brunſt des Damwildes fällt in die zweite Hälfte des Monats Oftober und durch vier Wochen. Das Damtier geht acht Monate hochbeſchlagen und jept ein, nicht felten Kälber. ) * Damwild kommt in drei Farbenvarietäten vor, welche ſich konſtant vererben, uud zwar J 1, ne rote Damwild (Sommerkleid). Dede am Halſe und an den Alanfen rot braun, mit rundlichen weißen Fleden bejäet; Läufe umd Unterfeite des Leibes lichter ge— Spiegel gelblich weiß. Das Winterfleid graubraum ohne Aleden. 2. Die ſchwarze VBarietät ift dunkelgrau, an der Unterfeite des Leibes und der Innen der Heulen lichter gefärbt, und behält dieje Farbe das ganze Jahr hindurch unverändert. 3. Das weiße Damwild behält die mattweiße Haarfarbe gleichfalls unverändert bei, 456 IX. von Dombrowski, Weidwerk. Am achten Lebensmonat zeigen fich an der Stirne des Hirschfalbes die erjten Merf- male der Gemweihbildung, die feitlich geneigten Roſenſtöcke, und wenige Wochen jpäter ver— redt ver Shmaljpießer jein Erftlingsgeweih — furze, an der Bafıs mit mwulftigen Erhabenheiten gezierte Spieße. Auf der zweiten Geweihſtufe verredt der Spiefer zumeist auch nur Spieße mit rudimentärer Bildung der Augſproſſen, während er auf der dritten Stufe neben dem Mittelfproß und dem Augiproß den Gipfel der Stange merklich flach entwidelt. Das Damhirſchgeweih der vierten Stufe zeigt am Gipfel bereits die charakteriftiiche Schaufelbildung, welche ih dann in den folgenden Jahren bedeutend entwidelt. Das Geweih de3 Damhirſches wird nicht wie jenes der Edelhirſche nad) der Endenzahl, fondern al® Spießer, Löffler, geringer oder angehender und als braver oder Hauptſchaufler angejprochen. Der Bildungs- und Abwurfprozeß der Geweihe vollzieht fich in derjelben Weije wie beim Edelhirſche. Die in dem vorangejtellten Abjchnitte verzeichneten weidmännischen Ausdrüde gelten auch beim Damwilde. 3. Das Elen- oder Elchwild. Cervus Alces. D. und U. D. wie beim Edelwilde. Das männliche Tier wird al3 Elen- oder Elchhirſch, das weibliche als Elch— tier — Elentier meidgerecht angejprochen. Die Farbe des Elchwildes ift im Sommer fahl dunkelbraun, im Winter graubraun, während die Unterjeite des Leibes und der Läufe zu jeder Jahreszeit die matt heilgraue Färbung beibehalten. Die Brunft des Elchwildes beginnt in der zweiten Hälfte des Monates Auguſt und dauert ſechs Wochen. Das Edeltier jegt nach 40 Wochen meift zwei Kälber, junge Tiere bringen in der erjten Tragzeit in der Negel nur ein Kalb. Im Beginne des zweiten Lebensjahres beginnt das Elch irſchkalb mit dem Aufbau jeines Erſtlingsgeweihes, welches in Form von Spiejen in jeitlich geneigter Auslage verredt wird. Der Prozeß des Aufbaues und Abwurfes vollzieht fich wie beim Edelwilde, und die Bezeichnungen der Gemeihjtufen find diefelben, welche in dem voranftehenden Abjchnitte beim Damhirſche angeführt ericheinen. 4. Das Reh, Cervus capreolus. D. und U. D., wie beim Edelwilde. Rehbock be- zeichnet das männliche, Nide oder Nehgais das weibliche Tier dieſer zierlichen und edlen Wildgattung; die Jungen werden Nehfälber oder Kite und mit Nüdjicht auf die gejchlechtliche Unterjcheidung Kigbod und Kitzgais genannt. Die Brunft des Rehwildes beginnt in der zweiten Hälfte des Monates Zuli und endet mit Ablauf des folgenden Monates. Nur diefe und nicht die in den Monat Dezember fallende Afterbrunft, deren natur— gejeglicher Zwed noch ein umgelöftes Rätjel bildet, ift als die Begattungsperiode anzujehen, da nur zu diejer Zeit der Rehbock fruchtbaren, von Spermatozoen belebten Samen und die Nice reife Eier trägt. Die Tragzeit der Ride währt 40 Wochen, nach deren Verlauf diefelbe ein, meiſt zwei Kitze feßt. Der Nehbod jet gleich den übrigen Hirfcharten den annuellen Hauptichmud, ein Gehörn, auf, er verredt, fegt es und wirftes ab Am fünften Monate be- ginnt der Rehbock mit dem Aufbau der Gehörnbafis, den Roſenſtöcken, und verredt in den legten Monaten des erjten Lebensjahres geringe mit vereinzelten Kleinen Perlen gezierte Spiegchen — jein Erftlingsgehörn, welches er im folgenden Vorwinter abtoirft. Auf der zweiten Gehörnſtufe verredt der Nehbod ein Gabelgehörn, indem ſich aus der Stange ein Sproß nach vorn und in jtumpfem Winfel nad) aufwärts abzweigt. An der Baſis des Gehörnes zeigen ſich die Perlen bereits dichter gereiht umd wird der num ziemlich gejchlofjene Kranz derjelben als N oje angeiprochen, 1. bc Nupwild: Haarwild. $ 8. 457 6 Auf der dritten Stufe entwidelt der Mehbod Stangen mit je drei Enden bezw. Sproſſen, indem zu dem bereit$ auf der Gablerſtufe verredten vorderen Sproß nod ein oberhalb dieſes nach rüdwärts geftelltes Ende abzweigt, Der Nehbod hat die Sedier- flufe erreicht, und wird von da ab ald Sehierbod, ſpäter ald braver oder fapi- taler Bod angeiproden, 9* Der Rehbod reflektiert jedweden Einfluß der eigenen körperlichen Organiſation und Dispofition, wie jene des Standortes im der Geftaltung feiner Gehörne in höcft auf- Weiſe und verredt weit häufiger als die übrigen Hiriharten widerfinnige, von der Form abweichende Bildungen. Als eine der intereffanteften Mifbildungen am Gehörne des Nehbods ift die joy. PBerüdenbildung hervorzuheben, welche infolge von Berlepungen am Kturzwildpret aufzutreten pflegt. Die Uuflagerungen des plaftiihen Serums erfolgen in ſolchem Falle in überreihem Maße in monjtröien Formen und werden nicht gefegt. Einzelne Teile ver fen bezw. erhärten wohl und ftellen ſich als ein poröfes, brüchiges mihfarbiges Gebilde dar, während der Nachſchub der Säfte dem vorbeichriebenen Grad der Notreife nicht er reicht. Diefe gallertartige Subftanz übergeht allmählich in Eiterung und Fäulnis und der fümmernde Nehbod wird endlih ein Dpfer dieſer eigenartigen Ueberproduftion jeines = aup chmuckes. Barbenvarietäten kommen auch beim Rehwilde nur vereinzelt vor. Die Hirfharten unjerer heimischen Reviere unterliegen innerlihen Krankheiten nur in feltenen Fällen, foferne denfelben der Standort bietet, was zu ihrem Gedeihen notwendig ft. Sind jedoch ungünftige Verhältniſſe — wie ftete Beunruhigung durch Weidevich, herrenloſe Hunde, mangelhafte Aefung — am Standorte vorherridend, dann werden ſich wohl pernitidje rankheiten der Neipirationsorgane, der Leber und Milz einftellen. ine rationelle Wildhege bietet indeh wirfiame Schupmittel gegen dieje Gefahren. Im hohem Maße aber haben Wildgattungen durch die Beläftigung der Bremen zu leiden, ‚deren folgende drei Arten dem Wilde mannigfache Leiden verurjahen und unter Umftänden ft den Tod zur Folge haben. Die Hautbreme — Hypoderma — legt im Hochſommer ihre Eier zwiſchen das Haar des Wildes. Die aus dem Ei jchlüpfenden Maden dringen durch Einbohren nächjt der ‚Paarwurzel unter die Haut, wo man diefelben bereits im Spätherbfte loje zwiſchen dieſer und dem Wildpret vorfindet. Nach Vollzug der erften Häutung erhält die Larve einen Beſah von Hautdornen, he im der Umgebung ihres Sipes einen entzündlichen Reiz bervorrufen. Es bilden über welchen das Haar farblos und ftruppig wird. Im diefer tung, welche durch eintretende Eiterung die Haut durchbricht, lebt die Larve noch Wochen, fällt endlich aus und erhärtet zu einer Tonnenpuppe in der Form einer m Vohne, Nach etwa vier Wochen ift auch diefe Metamorphofe vollendet und die durchbricht ihre Hülle. chen bremen — Cephenomya rufibarbis und Pharyn- Dieeſe Deftriden umjchwirren im Mai umd anfangs Juni um die Mittagszeit den Kopf des Wildes, Während die fliege lautlos und buͤhſchnell reift, verfolgt fic das Wild ngitlidh und aufmerkjam mit dem Blicke, ſchließt krampfhaft fchmaufend die Nüftern und tampft unwillig mit den Vorderläufen. Plöplich ftürzt die fliege gegen den Windfang d Nafe), legt dort ohne ſich feitzuiegen, einen Tropfen mit lebenden Maden ab und wie: Das Wild ahnt die Gefahr inftinftio, beginnt infolge des plöplich ausgeübten Reizes Be en ni nn io Baer, 3 r V 458 IX. von Dombrowski, Weibmerf. heftig zu nießen, den Windfang an den Vorderläufen heftig zu reiben und ergreift endlich die Flucht. Anfangs leben diefe Maden in der Najenhöhle, jpäter in der Nachenhöhle, wo fie fatarrhalifche Affektionen und auch heftige Entzündungen verurjachen. b. Cavicornia. Das Gemswild. Capella rupicapra. 8 4 Das Gemswild beiderlei Gejchlechtes trägt hohle nicht abwerfbare an der Spige nad Hinten und abwärts gebogene walzenfürmige Hörner von ſchwarzer Farbe, welche weidgereht Rrükel genannt werden. Das Männchen wird als Gemsbock, das Weibchen als Gemsgais und die Jungen werden al3 Kite angejiprochen. Die Brunft des Gemswildes fällt in die Monate November und Dezember, und die Gais ſetzt nach einer Tragzeit von 21 Wochen ein, zumeilen zwei Kite, welche jchon im folgenden Jahre fortpflanzungsfähig werden. Die Gemje bewohnt das Hochgebirge, Liebt ruhige Standorte und wählt diejelben demgemäß in der Region der Legföhre und im jchroffen Kahlgebirge über derjelben. In der rauheren Jahreszeit ſucht fie die fonnigeren Lagen auf und zieht auch thalwärts in die Negion des Hochtwaldes. Das Gemswild lebt gejellig und vereint ſich zu Rudeln von 10 und mehr Stücden, während die alten Böde, Laubböde, Einjiedler oder Stoß— böde genannt, einfame Standorte wählen und ſich lediglih während der Brunft zu den Nudeln gefellen, two fie eiferfüchtig und hartnädig um die Gattenrechte kämpfen. Das Steinwild, Capra Ibex. Diefes Wild, welches jeit einem Jahrhundert aus dem deutſchen Alpengebiete ver- drängt, erft in neuejter Zeit wieder angefiedelt wurde, teilt den Aufenthalt und auch die twejentlichften Lebensgewohnheiten mit der Gene. Das Männchen wird als Steinbod, das Weibchen als Steingeif mweidgerecht angejprochen. Beide Gejchlechter tragen Hörner, welche nad) rückwärts gebogen, jeitlich zufammengedrüct und mit fnotigen Abſätzen geziert find — von braun-grauer Farbe —. Die Hörner alter Steinböde erreichen eine Länge bis zu einem Meter, jene der Geißen find etwa um zwei Dritteile geringer. Die Brunft des Steinbodes fällt in den Monat Januar und die Steingeiß ſetzt nach einer Tragzeit von 21 Wochen ein Kitz, welches jchon in den erjten Lebensjtunden der forgjamen Mutter folgt. Baftarde von Hausziegen und Steinböden kommen nicht jelten vor und find er- fahrungsgemäß fortpflanzungsfähig. Das SchafwildMufflon; Ovis musimon. Diefes in den hohen Gebirgen der Inſel Korſika und Sardinien heimifche, gegen- mwärtig auch in einigen Wildgehegen Mitteleuropas erfolgreich angefiedelte Wildſchaf gehört derjelben Drdnung und Familie an, wie die beiden vorgenannten Wildgattungen. Das Männchen wird als Widder, das Weibchen als Schaf weidgerecht angeſprochen. Der Widder trägt Hörner, welche jenen des Hausſchafes ähnlich find, das Schaf entbehrt derjelben. Die Brunft diefes Wildfchafes fällt in die Monate November und Dezember, und das Schaf jegt im April 1—2 Lämmer. Das Wildihwein, Shwarzmwild, Sus seroffa. Diefer einzige in Euxopa vorfommende Nepräfentant aus der Ordnung der Did- häuter, ift den Nichtwiederfäuern — non ruminantia — beizuzählen. Das Schwarzwild rauſcht, indem es fich begattet, und dieſe in die Monate No- vember und Dezember fallende Heitperiode wird die Naufchzeit genannt. Das weiblihe Schwein — weidgereht Bade genannt — friſcht im April oder Nupwild: Haarwitd. $ 4 459 Mai ihre Jungen, junge Bachen 4-8, alte 8—12, welche als Friſchlinge angeſprochen werden Nach zurlicgelegtem Alter von 6 Monaten bis in das zweite Lebensjahr werben biefelben Ueberläufer und von da ab, und zwar die männlichen 2, 3, 4jährige Heiler oder Bacher, fpäter Hauptihwein und hauendes Schwein, das weibliche Tier hache oder Bachin genannt, > Das Schwein bricht, indem es die Erde mit dem Gebreche (dem Rüſſel) auf- wählt. Gebreche nennt man die aufgewühlte Stelle. Die Edzähne des männlichen Wildichweines heißen Gewehre, jene der Baden, welche bebeutend geringer entwidelt find, Hafen. Als Schild werden die Blätter am Rumpfe Älterer Schweine angeſprochen, welche durch häufiges Neiben an Nadelhölzern mit einer dicen Schicht von Harz bededt find. Der Seiler ſchlaägt feinen Gegner mit den Gewehren, indem er ihm verwundet, nachdem er ihn angenommen. Die Bereinigung mehrerer Sauen wird ala Rotte oder als Nudel angeiproden. Die einzelne Sau bezieht ein Lager, die Rotte einen Keſſel, um fi Diefe zur Ordnung der Nagetiere Rodentia gehörende Wildgattung ift in Europa mit Ausnahme eines Meinen Gebietes an der Elbe und deren Nebenflüfien oberhalb Magde- burg, insbefondere in den Mevieren der königlichen Oberförftereien Yödderig und Grune— wald, fie noch bewohnen, ausgeftorben. Ueberbies fommen Biber nur noch in den | Norwegens und an dem Flußchen Ukrina, einem Nebenflufie der Save n allen übrigen Teilen der alten Welt find fie als ausgerottet zu baut mit betvundernswerter Geichidlichleit und Ausdauer feine 9 genannt wirb, und verjteht es vortrefflih das Feſtland, das Baumvegetation feinen Sweden dienſtbar zu machen. leben monogamiſch und ihre Vegattungsperiode beginnt Ende Februar Tragzeit des Weibchens ſchwanlen zwiichen dem Zeitraume doch ift mit ziemlicher Sicherheit anzımehmen, daß fie micht über feht das Biberweibchen 2—4 Junge, welche fie fommen blind und behaart zur Welt. omys marmota, hohen Alpenregion zählt gleichfalls zur Ordnung der Nager m Hochgebirge über der Baumregion in Felsipalten. Sie jeren biefelben zu Bauen mit mehreren Einläflen, polftern ihr Lager mit Grashalmen wohnen daſelbſt familienweiie. 1 PPF 7 z* — x HH Hi -: 38 "3 | > 2 - — * Das weibliche Murmeltier, deſſen Tragzeit noch nicht ſichergeſtellt iſt (wohl ſecht he welche es — auf den SHinterläufen hodend — fängt. Das Murmeltier ift ungemein jchen, läßt ſich jedoch — jung eingefangen — mühelos zähmen. E Der gemeine Haſe, Leopus timidus. ei. ya m — gleichfalls der Ordnung der Nager zugehörig — bewohnt mit Aus- Das i i i hochſten Nordens, alle Ländergebiete Europas. Männchen wird Rammler, das Weibchen Häfim oder Sephbaie gemamnt. Diie Vegattungsperiode der Hafen beginnt im Vorfrübling, wohl auch ſchon zu Ende 68 Winter und endet im Herbſte. Alte Häfinnen jepen 3—4 mal, junge 2—3 mal 460 IX. von Dombrowski, Forftbenugung. mährend der borbezeichneten Periode 2—3, jelten 4 Junge nach vierwöchentlicher Tragzeit. Die Häfin ift eine, wenn aucd) nicht forglofe, doch ziemlich leichtfertige Mutter, welche ihren Jungen eben nur dann kurze Bejuche abftattet, wenn fie die Milch im Gejäuge beläftigt. Der Hafe trinft nur in feiner erften Lebensperiode die Muttermild und bedarf zu feiner Erhaltung nicht des Waſſers. Eine bejondere Eigenheit des Hajen ift es auch, daß er mit offenem Auge jchläft. Der Hafe hat Löffel nicht Ohren, Läufe, nicht Füße und eine Blume feinen Schwanz. Der Hafe Shlägt Haden indem er von Hunden oder Raubmwild verfolgt plöglich die Richtung feiner Flucht ändert. Er macht auch Wiedergänge bevor er jein Lager bezieht und macht, um es zu erreichen, einen weiten Abſprung. Der Hafe hält Stand und verläßt den Diftrift, in welchem er zur Welt fam, mur, wenn er durch unausgejeßte Beunruhigung hiezu gezwungen wird. Der männliche Hafe verläßt fein Lager meift jofort, wenn er beunruhigt wird, während die Häfin der Gefahr zu entrinnen meint, indem fie fih drückt Diejes Moment ift im Hinblick auf die Regelung des Gefchlechtsverhältniffes bei Ausübung der Jagd zu beachten. Der veränderlihe Haje, Lepus variabilis. Diefer, auch Schnee- oder Alpenhafe genannt, ift um etwa ein BVierteil geringer (Kleiner), al der gemeine Hafe und bewohnt die Alpenregion über der Hochholzgrenze und die hochnordischen Ländergebiete Europas. Sein Balg ift im Sommerfleide fahl grau-braun, im Winterffeide rein weiß; lediglich die kurzen Löffel bleiben das ganze Jahr hindurch ſchwarz gerandet. Die-Lebensweife und Begattungsperiode ftimmen mit jenen des gemeinen Hafen im allgemeinen überein, doch ift die Vermehrung des veränderlichen Hafen eine weitaus geringere. Das wilde Kaninden, Lepus Cuniculus. Die weidgerechten Bezeichnungen find diejelben wie beim gemeinen Hafen. Das Kaninchen gräbt Baue in die Erde und bewohnt diejelben. Die Nammelzeit umfaßt die Monate Februar bis September und die Hafın jest nach 30 Tagen 4—6 Junge, und bei dem Umftande, daß diefelbe durchichnittlich jede fiebente Woche in der vorangeführten Periode ſetzt, ift die Vermehrung dieſer Wildgattung eine jehr namhafte. Das wilde Kaninchen verurfacht nicht unbedeutende Kulturfchäden in Wald und Feld und joll deshalb nur in mäßigem Stande erhalten werden, um jo mehr, als es den ge- meinen Hafen verdrängt. II. Federwild. 8 5. Der ftumme Schwan, Cygnus Olor. Dieſes mächtige, in Mitteleuropa als Strichvogel vorkommende Flugwild — dejjen Geftalt und Federkleid wohl allgemein befannt find, da es gezähmt die Zierde der Park— gewäſſer bildet — paart fi im Monate März. Das Weibchen baut an abgelegenen Uferplägen — zumeift auf Inſeln — ein kunſt— loſes Neft aus Schilfhalmen, Legt 5—8 matt olivengrüne, jpärlich fahlbraun punktierte Eier und brütet fie in fünf Wochen aus. Die aus dem Ei fallenden Jungen folgen der Mutter jofort ing Wafjer und er- reichen bereits im achten Lebensmonate ihre volle Größe, das blendende Federkleid jedoch erſt im zweiten Lebenzjahre. Der Singſchwan, Cygnus musicus. Wefentlich Heiner als der ftumme Schwan, trägt er nicht wie der borbejchriebene einen Höder an der Schnabelwurzel. Nupwilb: Federwild. 8 5. 461 Der Singihwan bewohnt die nordiſchen Gewäfler und ift in Mitteleuropa lediglich Gaft zu betrachten. Begattungszeit und Lebensweiſe jtimmen mit jenen des ftummen 0 Der große Trappe, Otis tarda. Diefer größte in der Reihe unferer heimiſchen Wildvögel bewohnt die ebenen Teile Mitteleuropas namentlich; die öftlichen Teile desielben. h Der Trapphahn paart ſich mit mehreren Hennen und die Paarzeit fällt in die Monate März und April. Diie um etwa ein Drittteil geringere Henne legt ihre olivengrünen, mattbraun ge fledten Eier — 2 bis 3 — im eim kunſtloſes Neft und brütet fie im vier Wochen aus, Die munteren Jungen folgen der Mutter jofort, umd die jungen Hennen erlangen bereits vor Ablauf des erften Lebensjahres ihre volle Stärke, während die Hähme erft im zweiten Lebensjahre ausgewachien find. Der Zwergtrappe, Otis tetrax. Diefer — um die Hälfte Heiner als der Vorgeſchilderte — bewohnt zumeift Die Steppe, und fommt als Standwild in Sübrußland, Rumänien, Ungarn, in Sizilien, Sardinien und ‚Spanien vor, und hat ſich jeit etwa einem Dezennium in Thüringen angefiedelt. a ein Belege von 3—5 Eiern, welche bis auf die geringere Große Der Rranid, Grus cineren. Derjelbe, zur Ordnung der Sumpfvögel zäblend, bewohnt während des Frühlings md Sommers ausgedehnte, mit Hochwald und Röhricht beftandene Brüche und zieht im Die Paarung erfolgt im April, und das Weibchen legt in ein in abgelegenem Buſch wert lunſtlos bereitetes Neft zwei graugrüne, fahlbraum und weißgefledte Gier, welche es Diefes mächtige, ftattliche, edle Wildgeflügel bewohnt den größten Teil Mittel und rdeuropa: Hochwaldgrenze und verläßt den gewählten Standort — rubige aus hnte Waldgebiete — mur in jeltenen Aällen. Die Begattungsperiode des Auergeflägels — die Balze — fällt in die Monate für; und April und wird durch Mimatiiche Einflüffe um etwa 14 Tage verzögert oder Das MAuergeflügel wählt zu Balzplägen mit Vorliebe ruhige alte Beftände, welche | Schlägen und Bruchen durchzogen und umgeben find, und verläßt diefelben nur dann, Der alte Auerhahn verfammelt um dieſe Zeit mehrere Hennen um ſich, die er durch m Balzgejang anlodt, und kämpft geringere ab. ä | 3 H ichen Erregung verringern ſich die Zwiſchenpauſen, breitet feinen Stoß (Schwanz) fächherfürmig, jenft die Schwingen, fträubt das ‚und die Doppellaute werden nun in zunehmend rajcher Aufeinonder- | 469 IX. von Dombrowski, Weidwerf. folge vernehmbar und jchliegen mit dem Hauptſchlage — einem ſchnalzenden Laut ab, welchem unmittelbar das Schleifen — ein zwitjchernd-zijchendes — dem Wehen einer Senſe vergleichbares Singen folgt. Nach dem Hauptichlage und während dem Schleifen hat die gejchlechtliche Erregung de3 Auerhahns den Gipfelpunft erreicht, und er ift dann für einige Sekunden unfähig zu vernehmen oder zu eräugen, was in feiner Nähe vorgeht. Die verdienftvollen Forfchungen Dr. Wurm’3*) haben die Urſachen dieſer inter- eſſanten Eigentümlichfeit durch genaue anatomijche Unterfuchungen der Gehörorgane klar gelegt. Die periodifche Taubheit beruht demzufolge im mejentlichjten auf einem vorüber— gehenden Verſchluſſe der Ohröffnungen, indem das ereftile Gewebe der Roſe fi in die Gehörgänge fortjeßt, unter dem Einfluffe der mit dem Schleifen verbundenen Körperan- ſtrengung, der gejchlechtlihen Extaſe, wahrjcheinlich auch unter der des Zornes und unter Bermittelung des Kapillargefäßſyſtems anſchwillt, dieſe ausfüllt und Flappenartig verſchließt. Der Auerhahn wird am Abend, wenn er aufbaumt, am Einfall verhört, ver— hoſt, d. h. weidgerecht beſtattet und während des Balzens und zwar unmittelbar nach dem Hauptſchlage mit zwei — drei Schritten thunlichſt gedeckt angebirſcht — angejprungen. Die Auerhenne bereitet im Jungholze am Boden ein höchit kunſtloſes Neſt, in welches fie 6—16 gelbliche, mit roftroten Flecken befäete Eier legt und jelbe in vier Wochen ausbrütet. Das Birfgeflügel, Tetrao tetrix. Diejes edle Waldhuhn gehört zu derjelben Familie und Ordnung, wie das vorbe- Ichriebene.. Das Männchen wird als Birk-, Spiel- oder Schilöhahn — im Hochgebirge wohl auch als „Heiner Hahn“ — meidgerecht angejprochen, und auch die Henne führt den gleichen Beinamen. Die Begattungsperiode diefes — den größten Teil des mittleren und nördlichen Europas bewohnenden edlen Wildgeflügel3 beginnt im allgemeinen zu Ende des Monates März und endet nach 7—S Wochen. Das Kampf und Minnelied des Birkhahns iſt ein durchaus eigenartiges und befteht aus drei im Tonfall und Rythmus verjchiedenen Strophen. Die erfte — das Schleifen — wird aus drei aneinander gereihten Tönen gebildet, welche der Hahn pfauchend und zifchend als Kampfruf vernehmen läßt und diejelben mit weithin hörbaren Flügelichlägen begleitet. Die zweite Strophe, der eigentlihe Minnege- fang — das Rodeln — ift ein gurgelnder glucjender Triller — gedämpften Trommel- wirbel vergleichbar, welchen der Hahn-mit geſträubtem Halsgefieder, gejenkten Schwingen und gefächertem Spiel gravitätifch jchreitend, dem Schleifen folgen läßt. Seltener und nur im höchften Affeft wird die dritte Strophe — ein Doppellaut — vernehmbar, welcher dem Miauen der Kate ähnelt. Die Birkhähne führen erbitterte Kämpfe um die Gattenrechte und der Sieger duldet feinen Rivalen bei den Hennen, welche er um fich verfammelt. In dichtem Gebüfch oder Heidekraut baut die Birkfhenne ein kunſtloſes Nejt, in welches die jüngere 8—10, die alte Henne 12—16 matt weißgelbe, voftfarbig punftierte Eier legt, welche fie in vier Wochen ausbrütet. Die munteren Jungen folgen der Mutter jofort nach dem Ausfallen, welche fie die Aefung wählen lehrt und fie jorgjam bewacht. Das Radelhuhn, Tetrao medius, Die Frage, ob dieje vereinzelt vorkommende Flugtwildgattung eine eigene Art, oder als Kreuzungsproduft des Auer- und Birfgeflügels zu betrachten ſei, erjcheint erjt in jüng- ſter Heit in leßterem Sinne gelöft. Die ungleichmäßige Stärke und Befiederung der Individuen, welche gleichwohl un- 4) Wurm, Das Auerwild, 2. Aufl. 1886. Nupwilb: Feberwild. $ 5. 463 Hrligliche Merkmale des Auer- und Birkgeflügels aufweiſen, gab von vorneweg gewichtige Anhaltspunkte für die vorbezeichnete Annahme. Exalte und erjchöpfende Beobadhtungsrefultate fehlen indeß noch und dürften im Hin blick auf das relativ jeltene Vorkommen des Nadelhuhns weder mühelos noch bald be- Schafft werden’). . Das Haſelhuhn, Tetrao bonasia, zur Familie der Waldhühmer gehörig, iſt über ganz Europa, deſſen hochſten Norden und äuferften Süden ausgenommen, ver breitet und überall heimisch, wo große, zufammenhängende Waldungen mit dichtem Unter wuchs vorhanden find. Die Paarzeit des monogamisch lebenden Hafelwildes, welches feine regelmäßigen Balzpläge befipt, liegt im April; der Balzgeſang des Hahnes befteht in einem ziichenden, I A einem Triller abgejchlofienen Pfeifen, wird das Spiſſen genannt und ift von dem Lodruf, dem Biften, genau zu umntericheiden. Das Gelege der Henne be B det aus 8—12 gelblichen, rotbraun gefledten Eiern, weldye in 20—24 Tagen ausgebrütet Mind, Die Jungen find ſchon Ende Juni flügge und bleiben bis Ende September in einer Kette vereint. Der Fafan, Phasianus Colchiens. Diefes edle, feit Jahrhunderten in Europa eingebürgerte Flugwild, gehört der Fa milie der Hühner umd der Ordnung der hühnerartigen Vögel — Gallinacene — an. Die Begattung der Fajanen fällt in den Monat April und endet im folgenden Monate, _ während welcher der alte Hahn 6—10 Hennen um ſich verjammelt. ’ Die Henne legt in ein am Boden bereitetes kunſtloſes Neſt 8-16 olivengrüne Eier, ‚welche fie in 24 Tagen ausbrütet. j Die Schneehühner, Lagopus, find in Mitteleuropa durch zwei Gattungen a. Das Alpenſchneehuhn, L. alpinus, ift in den Alpen, den Karpathen und allen Hochgebirgen des Nordens heimisch; nie wird es in der Ebene gefunden. Das Ge ſieder iſt je nach Mter und Gefchlecht außerordentlich verſchieden; man untericheidet fieben Bederfleider, da Hahn und Henne dreimal des Jahres ihr Kleid wechſeln und überdies die Jungen unterjchieden find. A b. Das Weidem oder Moorſchneehuhn, Lagopus albus, bewohnt das Higel- und Flachland des europäiichen Nordens; fein Vortommen reicht füdlich bis nad) Beide Arten find im Winter fat rein weiß, in den übrigen Nahreszeiten wie er außerordentlich variierend gezeichnet und mur für einen geübten Blick leicht von einander zu unterjcheiden. * Die Steinhühner, Perdix, find durch zwei Arten vertreten: a. Das gemeine Steinhuhn, Perdix saxatilis, bewohnt das ſüdliche Europa mit der Alpenlette als Nordgrenze. Der Hahn befigt eine Länge von etwa 35 cm. Schnabel, Augenflet und Ränder forallenrot; Kehle und Vorderhals weiß; von einer ſchwarzen Binde umgeben, die ſich über das Auge fortfept; Scheitel und Oberkörper ajchgrau, am Rüden weinrot überflogen, Oberbruſt blaugrau, gelb gebändert, übriger Unterkörper roftgelb; Flanken bellgraublau mit voftgelben, ſchwarz eingefahten Ouerbändern und halbmondförmigen, kaftanienbraunen Fleden. Schwanz 16 fedrig. ' Die jhwächere, Lichter gefärbte Henne legt Ende Mai 8-16 ſchmutziggelbe, purpur- gefledte Eier, die in 18—20 Tagen ausgebrütet find. 5) Siehe „Lehr: und Handbuch für Berufsjäger“ des Verfafierd. — Berlag Morig Peried, Wien. 464 IX. von Dombrowski, Weidwerf. b. Das Rothuhn, Perdix rufa, welches etwas kleiner ift und feinen Namen von der im allgemeinen voftroten Gefiederfärbung hat, ift nur im jüdmeftlichen Europa mit der Schweiz und Boralberg als nordöftlicher Grenze heimisch. Das Nebhuhn, Starna einerea, für Mitteleuropa den Hauptvertreter der Fa- milie der Feldhühner bildend, ift über fat ganz Europa und einen großen Zeile Aſiens verbreitet. Beide Gejchlechter tragen fast völlig übereinjtimmendes Gefieder, doch bieten die oberen Flügeldecken, welche beim Hahne ftet3 licht voftrot überflogen, bei der Henne da- gegen grau find, ein vollends ficheres Unterjcheidungsmal. Das ſtark herbortretende fajtanienbraune Schild an der Bruft des Hahnes kann als jolches nicht gelten, da auch jehr alte Hennen diefe Zeichnung in gleicher Ausdehnung tragen. Das Nebhuhn ift im allgemeinen Stand- und nur dort Strihvogel, wo ihm im Winter feine genügende Aeſung geboten ift. Die Paarzeit liegt im März; im April legt die Henne 10—20 Eier von grimlichgrauer Farbe, welche in 21 Tagen ausgebrütet find. Die Jungen folgen den Eltern jofort nach dem Ausfallen und bilden, mit ihnen bis zum Beginne der nächjten Raarzeit beifammenbleibend, eine Kette, ein Volk. Nach etwa vier Wochen find die Jungen flügge; jobald ihnen die beiden äußeren Gteuerfedern ge- wachſen find, ihr Stoß alfo gabelförmig gejtaltet ift, werden fie Gabelhühner, jpäter im Herbft, wenn ihr Halsgefieder die normale blaugraue Färbung der alten Vögel ange- nommen hat, Blaufrägen genannt. Die Nebhühner liegen im Felde, jtehen oder ftieben auf, jtreichen oder ziehen, fallen ein; die Kette ift ge- oder zerfprengt, wenn e3 gelingt, ihre Glieder zu trennen. Die Hühner ftäuben fich, wenn fie ſich in Sand oder Staub baden. Die Wachtel, Coturnix dactylisonans, zur jelben Familie wie das Nebhuhn ge- hörig, ift ein Zugvogel, welcher nur den Sommer vom April bis Dftober in Europa, den Winter in Afrika zubringt. Ihre PBaarzeit liegt im Meat; zu Ende dieſes Monates legt das Weibchen S—14 tweißgelbe bis grünlichgraue, olivenbraun gefleckte Eier, aus welchen ſich die Jungen in 21 Tagen ausfchließen; diejelben find meift erjt anfangs Auguſt vollends flügge und halten nicht jo feit in Ketten zujammen, wie die Nebhühner. Die Wildtauben, Columba, find bei uns in drei Arten vertreten, welche aus— nahmslos Zugvögel find. a. Die Ringtaube, C. palumbus, bringt in Mitteleuropa die Zeit von Ende März oder Anfang April bis Ende September oder Anfang Oktober zu und fehlt fait in feiner Gegend. Sie ift die größte unſerer Wildtauben und durch einen weißen Halsring gekennzeichnet. Shre Balzzeit liegt im April; anfangs Mai legt das Weibchen in ein flüchtiges, dem der Nebelfrähe nicht unähnliches Neſt 2—3 weiße Eier, aus welchen die ungen nach) 18—20 Tagen ausfallen. In vier Wochen find fie flugbar und die Eltern ſchreiten zu einer zweiten Brut. b. Die Hohltaube, Columba oenas, fleiner als die vorhergehende, erjcheint ducchfchnittlich um 10—14 Tage früher bei uns als dieſe und verläßt uns auch jpäter. Sie brütet ausfchlieglih in hohlen Bäumen, bewohnt daher auch nur Gegenden, wo jolche vorhanden find. Ihr Brutgejchäft jtimmt im übrigen mit jenem der Ningtaube überein. e. Die Turteltaube, Turtur auritus, die Heinfte der europäiſchen Tauben, ericheint bei uns exit Ende April und zieht Mitte September wieder ab. Sie liebt vor— zugsweile Vorhölzer und Auenwaldungen, two fie meift auf einem höheren Strauche ihren Horſt baut, welcher Ende Mai mit 2 weißen in 14 Tagen ausgebrüteten Ciern belegt wird. Die Turteltaube macht in der Regel nur ein Gelege. J Nutzwild: Federwild. 8 5. 465 Die Droffeln, Turdus, find in Mitteleuropa durch 14 Arten vertreten, von welchen jedoch für die Jagd, beziehungsweije den Fang, nur zivei von Bedeutung find: 8. Die Mifteldrofjel, T. viscivorus, ift für den größten Teil Mitteleuropas ein mur den Winter dafelbft, den Sommer dagegen im Norden zubringender Zugvogel; nur in einigen Gebirgswäldern Deutichlands und Defterreichs tritt fie auch als Brutvogel auf. Beſchreibung: Schnabel braun, an den Rändern gelb, Füße ſchmutziggelb; Kopf, Hinterhals, Rüden und Schwanz olivenbraun, lepterer grau überflogen; Flügeldeden und braun mit weißen Spigen; Kehle, Vorberhals und Unterfeite ſchmutziggelb mit dreiedigen ſchwärzlichen Flecen. b. Die Wachholderdroſſel oder der Krammetspogel, Turdus pilaris. Vorlommen wie bei der vorigen. Beſchreibung: Schnabel gelb, an der Spipe ſchwärzlich, Fuße fhwarzbraun. Kopf und obere Schwanzdeden aſchgrau, Rüden und Schwingen dumkelbraun, Stoß ſchwarz, Bruft hellgelb mit herzförmigen ſchwarzen Fleden, Baud, Schenkel und After weiß. Die Negenpfeifer, Charadriidae, find in Mitteleuropa in folgenden zehn Urten vertreten: # Der Triel, Oedienemus crepitans, Sommervogel, einzelne Eremplare über: wintern, Befchreibung: Länge 45, Breite 82 cm. Kopf rotbraun, dunkel geftreift, Ober leib gelbbraum, roft- und dunfelbraum gefledt; Schwanz mit Ausnahme der beiden äuferften weißen federn grau, dunkel gebändert. Unterſeite heil roftgelb bis gelblichweiß. Brütet meift auf ſpärlich bewachſenen Sandbänten der Flüſſe und Seen in einer ausgeſcharrten ohne Unterlage. Gelege 2—3 grünlichgelbe, duntelbraun gefledte Eier. b. Der Soldregenpfeifer, Charadrius pluvialis. In den meiften Gegenden Mitteleuropas nur Durchzügler. Beichreibung: Breite 52 cm. Länge 28. Herbft- und Winterfleid, Ganze DOberjeite rußgrau mit erbjengroßen, runden, gelben frleden; Kehle, Bauch und Schenkel weiß. Im Frühjahr ift die Bruſt tiefihtwarz. 6. Der Kiebigregenpfeifer, Charadrius squatarola, Durchzügler. Dem vorigen ähnlich, doch etwas Meiner und im allgemeinen lichter. d. Der Mornellregenpfeifer, Eudromias morinellus. Bewohner von Hoch— mooren, brütet ftellenweife in dem Alpen und im Rieſengebirge. Beichreibung: Kopf ſchwärzlich, über die Augen ein gelblicher, im Naden verlaufender Streifen, Oberförper ſchwarzgrun, roftbraum geſledt, Bruft und Flanken grau, erjtere mit weißem Ouerband, übrige Unterjeite weiß. { e. Der gemeine Kiebig, Vanellus cristatus, allbefannter Sommervogel, der im März ankommt und im Dftober abzieht. Das Weibchen brütet auf Hutweiden und feuchten Wiefen am Boden; das Gelege befteht aus 3—4 ſchmutziggrünen, braungefledten Eiern, welche als Delitateffe gelten. Werden dem Weibchen die Eier genommen, jo legt . ed 6—7mal nad, Sk. Die übrigen Regenpfeifer wie der Seeregenpfeifer, Aegialites cantianns, Sandregenpfeifer, A. hiationla, Alußregenpfeifer, A. minor, Stein MMM Strepsilas interpres, Aujternfijcher, Haematopus ostralegus, find jagdlich weniger wichtig, werben daher bier nur erwähnt ). ale Waſſerhühner, Gallinulidae, find in Mitteleuropa durch fieben Arten a, "Die Waſſerralle, Rallus aquaticus, je nach den örtlichen Verhältniſſen — und ne A den folgenden Say — Fuge Fun me — | ebenen a ——— dendduch d. Gerfim. I 2 Mbılz, 30 466 IX. von Dombrowski, Weidmerf. Stand-, Zug- oder Sommervogel. Schnabel rot, an der Spige braun; Augenfterne orange- gelb, Ständer fleifchfarbig. Kopf, Hals, Bruft und Bauch bleigrau, Kehle weiß, Dber- förper olivenbraun, Flanken jchwarz mit weißen Duerbinden. Länge 24 cm. b. Die Wiejfenralle, Crex pratensis, auch Wachtelfünig genannt, Sommervogel, Bewohner feuchter Wiefen. Schnabel braun, Augenftern braun, Ränder bleigrau. Ober— förper rotbraun mit gelben und dunfelbraunen Fleden. Unterleib grau. Länge 26 cm. e. Das grünfüßige Teihhuhn, Gallinula chloropus, Sommervogel, über- twintert hie und da; guter Schwimmer. Schnabel orangerot mit grüngelber Spite, Ständer grasgrün mit gelappten Zehen. Kopf ſchwarz, Oberjeite olivenbraun, Unterjeite rußgrau, Flügelränder und Schtwanzdeden weiß. Länge 34 cm. d. das getüpfelte Sumpfhuhn, Gallinula porzana, Sommervogel. Schnabel grün, an der Wurzel rot, Ständer gelbgrün. Oberkörper olivenbraun, Unterfeite ebenjo, doch fein weiß gefledt. Zwei mittlere Schwanzfedern weiß. Länge 24 cm. e. und f£ Das Zwerg- und das fleine Sumpfhuhn, Gallinula pygmaea und pusilla, in der Färbung untereinander und mit dem vorigen faſt völlig übereinftimmend, doch von diefem durch die geringere Größe (18 em) und untereinander dadurch unterjchieden, daß bei G. pygmaea der Schnabel meergrün und die Ständer fleifchfarben, bei pusilla erjterer gelbgrün, an der Wurzel rot, legtere lebhaft gelbgrün find. 8. Das ſchwarze Wafjerhuhn, Fulica atra, auch Hurbel oder Bläß- ente genannt, ift je nach den örtlichen Berhältniffen Stand- oder Sommervogel und be- wohnt vorzugsweife Teiche und Seen, die teilweife mit Schilf und Rohr bewachjen find. Gefieder ſchwarzgrau, Ständer ſehr ſtark gelappt, ſchwarz, Schnabel und eine große weithin fihtbare Schtwiele auf der Stirn weiß. Es brütet im Rohr, mitunter in ſchwimmenden Neſtern; das Gelege zählt 7—15 gelblich-weiße, ſchwarzbraun punftierte Eier, die in 21 Tagen ausgebrütet find. Die Schnepfen, Scolopaces, find in Europa durch) 29 Arten vertreten. Die wichtigſten find: a. Die Waldſchnepfe, Scolopax rusticola, erjcheint in Mitteleuropa meiftens nur als Durchzügler, doch brütet fie auch manchmal in gejchügten Lagen, wo fie aud) mitunter einzeln überwintert. Shre Balzzeit, welche mit dem Frühjahrszuge zuſammen— fällt, iſt durch den, beiden Gejchlechtern eigenen Lockruf, das „Puitzen“, einen beim Stehen, d. h. bei der Verfolgung des Weibchens durc ein oder zwei Männchen im Fluge ausgeftogenen unartikulierten zwitjchernden Laut und das nur dem Männchen eigene Duarren charakterifiert. Ende April oder zu Anfang Mai legt das Weibchen in ein kunftlos am Boden oder auf einem Wurzelftoce gebautes Neft 3—5 fahlgelbe, bläufich und bräunfich gefledte Eier, aus welchen fich die Zungen nach 21 Tagen ausschließen; fie find nach ſechs Wochen flugbar. b. Der große Brachvogel, Numenius arquatus, Sommervogel. Länge 68, Flugweite 110 cm. Schnabel 10—15 em lang, gebogen. Gefieder erdfarbig, weiß ge- ſcheckt. Brütet auf feuchten Hutweiden und Wiefen. e. Der fleine Brachvogel, Numenius phaeopus, Sommervogel. Im Gefieder dem vorigen jehr ähnlich, aber Kleiner, Schnabel bedeutend fürzer, jchärfer gebogen. d. Shwarzfhmwänzige Ufer- oder Pfuhlſchnepfe, Limosa aego- cephala, Zug- oder Sontmervogel. Länge 35 cm. Schnabel Sem lang. Oberjeite duntel- braum, jede Feder voftrot gerandet, Schwanz ebenjo gebändert, Spiegel weiß. Unterjeite weiß mit rojtgelbem Anflug und braumen Schaftjtreifen. e. Die große Sumpfſchnepfe, Gallinago major, auch Doppel- oder Wiejen- ichnepfe, Zugvogel, nur im nördlichen Deutfchland auch brütend. Länge 28 em, Schnabel 6 em; Schwanz 16fedrig. Oberkörper ſchwarz mit roftfarbigen Längsſtreifen und Fleden, — ı Ze Nupwild: Federwild. 8 5. 467 ’ Unterkörper roſtgelb mit ſchwarzen Flecden; Schwanz roftrot, ſchwarz gebändert mit weißen Spihen. f. Die mittlere Sumpfſchnepfe, Gallinago scolopaeina, auch gemeine Becaffine, Sommervogel. Länge 25 em, Schnabel 8 cm, Schwanz I4fedrig. Oberkörper ſchwarz, roftgelb geſledt, Bruft gelb, Bauch weiß, Flanken weiß und ſchwarz gewellt. g. Kleine Sumpfihnepfe, Gallinago gallinula, auch ftumme Becaſſine oder Geerſchnepfe; Zugvogel. Länge 18 cm, Schnabel 5 cm. Dberförper ſchwarz mit grünem Schiller, roftfarbig gejledt. Unterförper ſchmuhigweiß, dunfel gezeichnet. 7 bh. Gambettwafjerläufer, Totanus calidris, Sommervogel. Schnabel und Ständer zinnoberrot. Oberlorper olivenbraun, ſchwarz gejledt; ganze Unterjeite rein wei, braum gefledt. Länge 30 cm. 4 Zeihwafjerläufer, Totanus stagnatilis, Sommer» oder Zugvogel. Schnabel ſchwarz, Ständer olivengrün. Dberjeite aſchgrau, Unterjeite reinweiß, Stoß weiß, braum 24 cm. k. Bunttierter Wafferläufer, Totanus ochropus, Sommer» und ABugvogel. Schnabel und Ständer buntelgrün, Oberkörper bunfel olivengrün, ſchwarz und weiß punftiert, uUntierſeite weiß, Stoß ſchwarz und weiß; gebändert. Länge 24 cm. 1. Bruchwaſſerläufer, Totanus glareola, Sommervogel. Schnabel und Ständer grünlich. Oberkörper ſchwarzbraun mit weißgrauen und roftbraunen Flecken, Unterſeite j bis auf die graue Bruft weiß, Schwanz weiß, braum gebändert. Länge 20 cm. j m, Slußuferläufer, Actitis hypoleucus, Sommervogel. Schnabel und Ständer grünlichgrau, Oberkörper olivenbraun mit ſchwarzen Schaftſtrichen, Unterſeite weiß, auf der Bruft braum geftreiftl. Länge 18 cm. n. Kampfſchnepfe, Machetes pugnax, Sommervogel. Schnabel und Ränder ih. Das Gefieder variiert jo bedeutend, daß fich feine gemaue Beſchreibung geben ; das Männchen ift durch einen weitabftehenden, aufipreizbaren Federkragen gefenn- zeichnet. Länge des Männchens 30 cm, des Weibchens 24 cm. 0. Der Strandreiter, Himantopus rufipes, auch Stelzenläufer. Sommervogel. Länge 38, Schnabel 6, Ständer 30 cm, erfterer ſchwarz, leptere blutrot. Schwingen ſchwarz, Stoß grau, übriges Gefieder weiß. p. Der Avoſettſäbler, Recurvirostra avocetta, Sommervogel. Länge 42, Schnabel 8—9, Ständer 9—10 cm; leptere bleigrau, Gefieder mit Ausnahme des Kopfes, der Schwung», Flügelded- und Schulterfedern, welche Teile ſchwarz find, rein weiß. Außer den genannten Arten fommen nod vor: der dünnihnäbelige Brad vogel, Numenius tenuirostris; die roftrote Uferſchnepfe, Limosa lapponica ; der dunkle Wafjerläufer, Totanus fuseus; der belle Waſſerläufer, T. glottis; ber Seeftrandläufer, Tringa maritima; der isländiihe Strandläufer, Tringa eineren; der bogenjhnäbelige Strandläufer, Tringa subarguata; der Tem mindifche Awergitrandläufer, Tringa Temminckii; der gemeine wergftrand- Täufer, Tringa minuta; der feine Sumpfläufer, Limicola pygmaea ; der Ufer- A Calidris arenaria; der ſchmalſchnäbelige Waſſertreter, Phala- pu hyperboreus ; der plattihnäbelige Wajiertreter, Phalaropus fulicarius, Die — Anseres, find in neun Arten vertreten, von welchen jedoch nur wei don Wichtigkeit find a, die Graugans, Anser cinereus, teils Stand», teild Zug⸗ oder Sommervogel. pabel rötlich mit weißem Nagel, Ruder fleiichfarbig; Gefieder fait völlig mit dem einer men Hausgans, welche von der Graugans abjtammt, übereinftimmend. Das Gelege 4 weißgrüne Gier, die in vier Wochen ausgebrütet find, b, Die Saatgans, Anser segetum, Wintervogel. Schnabel an der Spige und 30 “ 468 IX. von Dombrowski, Weidmwerf. Wurzel ſchwarz, jonft orangegelb, Ruder ſchmutziggelb. Gefieder der vorigen ähnlich. Außerdem kommen al3 jeltene und zufällige Erjcheinungen nod) vor: die Rothals— ganz, Bernicla ruficollis; die weißwangige Ganz, Bernicla leucopsis; die Ringel- ganz, Bernicla torquata; Bläjjengans, Anser albifrons; Zwerggans, Anser minutus; Rurzihnäbelige Gans, Anser brachyrhynehus; Schneegans, Anser hyperboreus '). Die Wildenten, Anatidae, find in Europa in 27 Arten vertreten, von welchen folgende 11 teils Brut-, teils vegelmäßige Zugvögel oder Wintergäfte für Mitteleuropa find: a. Die Löffelente, Spatula elypeata, Sommervogel. Fat jo groß als die Stockente; Schnabel ſchwarz, vorne löffelförmig erbreitert, Ruder orangerot, Spiegel metall- grün, Schwanz 14fedrig °). b. Die Stockente, Anas boschas, Standvogel. Schnabel gelbgrün, Ruder gelb- rot, Spiegel blaupiolett, Schwanz 16 fedrig. Für Mitteleuropa die häufigfte Ente, die in feiner Gegend fehlt. Gelege — im April — 5—14 graugrüne Eier, die in 21—25 Tagen ausgebrütet find. e. Die Spießente, Anas acuta, Sommervogel. So groß wie die vorige, Doc ſchlanker. Schnabel blaugvau, Ruder dunkelgrau, Spiegel fupferfarbig, Schwanz 16 federig, die mittleren Federn desjelben bedeutend verlängert. d. Die Schnatterente, Anas strepera, Sommervogel. Etwas FEleiner als die Stockende. Schnabel ſchwarz, Ruder rötlichgelb mit ſchwarzen Schwimmhäuten, Spiegel weiß, ſchwarz geſäumt, Schwanz 16fedrig. e. Die Knäckente, Anas querquedula, Sommervogel. So groß wie die Krieck— ente. Schnabel ſchwärzlich, Ruder dunkelgrau, Spiegel grau, metallgrün jchillernd, wei Schwanz geſäumt, Schwanz 14fedrig. f. Die Kriedente, Anas crecea, Stand- und Zugvogel. Schnabel jchwärz- lich, Ruder dunkelgrau, Spiegel glänzend goldgrün, oben breit weiß und voftfarben gejäumt. 16 fedrig. g. Die Bfeifente, Anas penelope, Zug-, felten Brutvogel. Größe zwiſchen Stod- und Kriedente, jehr ſchlank. Schnabel blaugrau, Ruder dunkelgrau, Spiegel beim Entoogel grün, bei der Ente grau, mit ſchwarzem Rande; Schwanz 14fedrig. h. Die Moorente, Fuligula nyroca, Sommervogel. Länge der Kriedente, doch bedeutend ftärfer und gedrungener. Schnabel ſchwarzgrau, Ruder faſt ſchwarz, Spiegel rein weiß, übriges Gefieder mattbraun bis purpurbraun. Schwanz 14 fedrig. i. Die Tafelente, Fuligula ferina, Länge der Pfeifente, aber bedeutend majliger. Schnabel ſchwarz mit graublauer Querbinde, Ruder bleifarbig mit ſchwärzlichen Schwimm— häuten, Spiegel heil ajchgrau. Schwanz 14 fedrig. k. Die Reiherente, Fuligula eristata, jo groß wie die vorige. Schnabel blau- grau mit Schwarzer Spite, Ruder bleigrau mit ſchwarzen Schwinmhäuten, Spiegel weiß mit graufchwarzem Saume, am Kopfe ein herabhängender ſchwarzer Federjchopf, Schwanz 14 fedrig. l. Die Schellente, Clangula glaucion, Größe der vorigen. Schnabel jchwarz, bei der Ente an der Spite gelb, Ruder gelbrot mit ſchwarzen Schwimmhäuten, Spiegel weiß, Schwanz 16 fedrig. un diejen Arten fommen noch vor: die Brandente. Tadorna cornuta; Rojt- 7) Bezüglich diefer und der in den folgenden Abfchnitten nur genannten Arten verweije id) auf das vorzüglih zur leichten Beſtimmung geeignete Werk Dr. B. Altums: „Die Artenfenn: zeichen des inländifchen entenartigen Geflügels“. Berlin, W. Bänſch, 1883. Preis 1 Mark. 8) Alle Enten tragen nad) Geſchlecht, Alter und Sahreszeit fünf verjchiedene Federfleider ; ih nenne hier nur die bei allen Kleidern fonjtant bleibenden Merkmale D. V. Naubwild. Haarwild. 8 6. 469 ente, Tadorna casarca; Brautente, Anas sponsa; Sidhelente, Anas faleata; Marmelente; Anas marmorata; Rubderente, Erismatura leucocephala; Kolben: ente, Fuligula rufina; Bergente, Fuligula marila; ragenente, Clangula histrionica; Schedente, Clangula islandica; Eisente, Harelda glacialis; Trauer» ente, Oidemia nigra: Sammtente, Oidemia fusca; Brillenente, Oidemia per- ‚spieillata; Eiderente, Sommateria mollissima; Bradhtente, Sommateria spectabilis. Die Säger, Mergi, den Enten ſehr ähnlich, aber‘ von ihmen leicht durch den ſchmalen, vorne hadig abgebogenen, fägeartig gezähnten Schnabel zu unterjcheiden, tommen in Mitteleuropa in drei Arten vor: a 1. Der große oder Sänfejäger, Mergus merganser, in Norbdeutichland und Bosnien Brut», fonft nur Zugvogel oder Wintergaft. Größe einer ftarfen Haus ente. Schnabel und Ruder rot, Spiegel rein weiß, Schwanz 18fedrig. 2, Der Bopf» oder mittlere Säger, Mergus serrator, meift Zugvogel, ſtellen weife vereinzelt brütend. Große der Spiehiente, Schnabel und Ruder rot, Spiegel weih, beim Männchen mit zwei, beim Weibchen mit einer dunklen Querbinde, Schwanz 18fedrig. 3, Der weiße oder fleine Säger, Mergus albellus, nur Wintergaft. Größe * Schellente, Schnabel und Ruder bleiblau, Spiegel ſchwarz, weiß eingefaßt, Schwanz B. Raubwild. 1. Baarwild. 86. Der europäifhe Landbär, Ursus arctos, das größte und ftärffte Naubtier Mitteleuropas. Früher in allen Teilen unferes Weltteils heimisch, ift feine Verbreitung in Mitteleuropa heute auf die Karpathen und einige wenige Teile der Alpen beichräntt. Die Länge eines ausgewachienen Bären beträgt im Mittel 250, jeine Widerrifthöhe 120 em und fein Körpergewicht 250850 ker, doch gibt es auch noch weit ftärfere In— Die Begattungszeit, die Bärzeit, liegt im Mai oder Jumi; im Januar des fol- ‚genden Jahres bärt die Bärin in einer Höhle, unter einem Windbruche oder jonft an einem unzugänglichen Plage 1—4 Junge, welche anfangs nur die Größe einer Ratte haben, ſich jedoch fehr raſch entwideln. Vom erften bis zum dritten Jahre werden die Bären Jungbären, von da bis zum fechiten Jahre Mittel-, ipäter Hauptbären genannt. Der Bär hat Branten oder Tapen, ein Bürzel, feinen Schwanz; er gebt von und Au Holze, er byummt, er erhebt und erniedrigt fi, er ihlägt ſich ein, wenn er fein Lager aufſucht. Das Fell heißt Haut, diejelbe wird abgejhärft, der Bär 66 nicht aufgebrochen. Die Nahrung des Bären bilden vorzugsweiſe Vegetabilien, doch gibt es auch Ju— dividuen, welche fich faſt ausichlieflih vom Raube nähren und dieje find für Heerden jo- ohl als für den Wildftand ſehr gefährlich; den Menichen greift der Bär nur im äuferften totjalle, oder wenn er angeichweiht ift, an. Der Wolf, Canis lupus, war gleichfalls früher über ganz Mitteleuropa verbreitet ; heute ift er mur mehr in Ungarn, Galizien, Bufowina, Kroatien, Slavonien, Bosnien, Krain, dann Eljaf-Lothringen und Bolen heimisch. Seine durchſchnittliche Länge beträgt 120, die Widerrifthöhe 65 em, doch varüirt die itte, abgejehen vom Aiter, je nadı dem Standorte jehr bedeutend, und zwar find die des Südens immer ſchwächer als jene des Nordens, welch leptere auch ſtets lichter A Der Wolf ranzt vom Dezember bis Februar; die Wölfin wölft nad dreimonat- 470 IX. von Dombro wski, Weidwerf. licher Tragzeit 4—9 Junge, welche 14 Tage blind find und durch 6—8 Wochen gefäugt werden. Der Wolf hat Laufcher, einen Balg, eine Standarte, Klauen, nicht Zehen, Fänge, nicht Eckzähne; er raubt oder reißt und frißt feinen Raub; die Vereinigung mehrerer Wölfe heißt Rotte. Der Luchs, Felix Iynx, zur Familie der Raben, Felinae, gehörig, ift in Mittel- europa gegenwärtig nur mehr in den Karpathen heimiſch, aber auch da bereits jehr felten geworden. Er erreicht eine Länge von 110, eine Höhe von 70 cm und ein Gewicht von 30 kgr. Die Ranzzeit fällt in den Februar, die Tragzeit beträgt 3 Monate, die Fähe bringt 1—2 Junge. Der Fuchs, Canis vulpes, zur Familie der Hunde, Caninae, gehörig, ift in ganz Mitteleuropa das gemeinfte Naubtier. Man unterjcheidet zwei Farbenvarietäten, den Birk- oder Rotfuchs, welche Form die weitaus häufigere und allbefannte ift und den Brand- oder Kohlfuchs, bei welchem die Färbung im allgemeinen dunkler ift und die Kehle, die ganze Unterfeite, die Läufe und die Blume, d. h. die Endipige der Lunte oder Stand— arte faft ſchwarz gefärbt ericheinen. Der männliche Fuchs Heißt Rüd, der meiblihe Fähe; der Fuchs hat Seher, nicht Augen, Lauſcher, nicht Ohren, Läufe, nicht Füße, Branten, nicht Zehen. Er kriecht zu Bau, ftedt in und fährt aus demjelben; er fchleicht, trabt, ſchnürt (wenn er die Läufe gerade hintereinander feßt), und wird flüchtig; er.bellt, keckert und murrt im Horn, flagt im Schmerz. Das männlidhe Glied heißt Ruthe, das weiblihe Schnalle. Der Fuchs ſchlägt und reißt feine Beute. Seine Haut heißt Balg, derjelbe wird geftreift. Die Rollzeit des Fuchſes tritt im Spättwinter, zu Ende des Monates Januar oder im Februar ein; die Fähe beginnt zu vennen und wird des Nachts oft von meh— veren Rüden verfolgt, bis fie ſamt diefen morgens zu Bau fährt; übrigens lebt der Fuchs vorzugsweiſe in Monogamie, wenigſtens wird während der Setzzeit der Bau jtets nur don einem Paare bewohnt. Nach 60—64 Tagen wirft die Fähe 4—7, jelten mehr Junge, welche anfangs blind und grau bewollt find. Innerhalb der erjten 14 Tage ver- Yäßt die Fähe den Bau meift gar nicht und wird während diefer Zeit vom Rüd mit Raub verforgt; Später jorgen beide Eltern treulich für ihre Nachkommenſchaft, welche nad) 45 Wochen zu Mittag auf einige Stunden den Bau verläßt, um vor demfelben zu jpielen und fich zu balgen. Im Juli verläßt die ganze Sippjchaft den Bau. Der Fuchs ift einer der gefährlichften Räuber für alles Wild bis zum Edelwildfalb, dem Frifchling und der Auerhenne. — Der Dach, Meles taxus, zur Familie der Marder, Mustelini; gehörig, ift über faft ganz Europa bis zum 60’ n. Br. verbreitet, jedoch nirgends häufig. Ex lebt in jelbjt gegrabenen Bauen mit 8-12 und mehr Röhren. Die Ranzzeit des Dachjes liegt im November und Dezember — neueren Beobachtungen zufolge joll fie im September ftatt- finden (?) —, die Tragzeit umfaßt I-10 Wochen. Nach Ablauf diefer bringt die Dädhfin 34, ſelten 5 Junge, welche 9 Tage blind find und während der erjten 34 Wochen ausſchließlich vom Gejäuge der Mutter eben. Im Herbft find die jungen Dachſe auf fich felbſt angewieſen, vollenden ihr Wachstum jedoch erjt mit dem zweiten Lebens- jahre. — Während ftrenger Fröfte hält ſich der Dachs ftets im Baue auf, ohne diejen je zu verlaffen; er hält während diefer Zeit feinen Winterjchlaf. Aucd während der übrigen Sahreszeit verläßt er den Bau nur nachts. Der Dachs hat eine Schwarte, feine Haut, ein Bürzel, feinen Schwanz. Der eigentliche Wohnraum feines Baues heit Keſſſel; der Dachs befährt die Röhren, er fit im Keffel, er bewohnt den Bau, er verflüftet fi, wenn er, bon einem Dachshunde angetrieben, fih in einem geeigneten Teile des Baues Hinter aufgeworfener fs + Raubwild: Haarwild. & 6. 471 Erbe verfchanzt; er ſchleicht und trabt, er fticht oder wurzelt, wenn er, um Nab- zung zu fuchen, mit der Naje das Erdreich furdt; die Schwarte des erlegten Dachſes wird abgejhärft, jeine Fettlagen werden abgelöft, er wird aufgebroden und jerwirkt, Der Dachs nährt fi) vorzugsweife von Begetabilien, Larven, Infelten und Wür mern; doch richtet er auch in Rübenfeldern und Weingärten, jowie in Eichen- und Buchen: fanten arge VBerwüftungen an und ift ein gefährlicher Plünderer am Boden befindlicher Nefter, alfo z. B. jener aller Waldhühner, des Fafans, Nebhuhns sc. In manchen Be genden erjcheint daher jeine Dezimierung im Intereſſe des Wild-, eventuell aud) des Feld und Waldſchutzes geboten. Die Wildlape, Felis catus, ift heute noch über faſt ganz Mitteleuropa verbreitet, bewohnt jedod nur große zufammenhängende Waldungen in weniger kultivierten Gegenden. Ihre Länge beträgt bis 100 em, ihr Gewicht bis 9 kgr. In der Färbung einer grauen Hauslage jehr ähnlich, ift fie von diefer durch die dicht behaarte, vollends buidige Lunte unterſchieden; es finden ſich zwar auch verwilderte Hauslatzen mit buichiger Lunte, doch ift diefelbe bei diejen nie jo dicht und lang behaart. Die Ranzzeit liegt in der Zeit von Ende Februar bis Mitte März; nad) 55 Tagen bringt die Hape 4-6, etwa 10 Tage blind liegende Junge, die fi zwar jehr langjam entwideln, aber dennoch jchon in der nächjten Manzzeit fortpflanzungsfähig find. Die Wildlage ift neben dem Luchs und Baummarder der grimmigjte Feind der Wildbahn. Der Baummarder, Mustela martes, ift in allen großen, ruhigen Waldgebieten Mitteleuropas heimisch. Bon jeinem nahen Verwandten, dem Steinmarder, iſt er leicht durch die im allgemeinen viel dunkler braune Färbung, die dichtere an der Lunte buſchi— gere Behaarung und die gelbe Kehle zu unterfcheiden. Er ift ausichliefliher Waldbe- wohner, der ſich vorzugsweiie in hohlen Bäumen, aber aud) in Raubvogelhorjten und den Neftern des Eichlägchens aufhält. Seine Nanzzeit fällt in den Jänner; nad neun Wochen bringt die Fähe 3—4 vierzehn Tage blind liegende Junge. Der Baummarder zäblt mit zu den gefährlichiten Feinden der Wildbahn; namentlich Leiden die Waldhühner und der Rehſtand jehr von feinen Räubereien. Der Steinmarder, Mustela foina, vom vorigen durch die weiße Kehle ver fchieden, ift über ganz Mitteleuropa verbreitet umd fehlt auch in den fultivierteiten Ge genden jelten. Er hält fi entweder auf Dahböden, in Scheunen und Schupfen oft mitten in größeren Ortichaften und jelbjt in Städten, oder aber auch im Walde in Felsflüften auf; im erfteren Falle wird er vorzugsweiie dem Hausgeflügel, in lepterem dem Niederwilde gefährlih. Er ranzt im Jänner, nad neun Wochen bringt die Fahe 3—5 Junge, die 14 Tage blind liegen und durd drei Monate gejäugt werden. Der Fifhotter, Lutra vulgaris, ift ein Bewohner aller fiichreihen Gewäſſer Mitteleuropas, namentlich ſolcher, deren Ufer ihm geeignete Verftede bieten. Die Länge beträgt bis 120, die Höhe 80 cm, das Gewicht bis 15 ker. Der Balg bietet ein wert- volles Pelzwert und ift im Sommer und Winter gleich gut und haltbar. Der Otter bält ſich tagsüber meift unter Schaarufern, alten Brüden, in den Lüden von Steinwürfen, unter alten Wurzelftöden zc. auf und fiicht im der Regel mur des Nachts. Er iſt einer der ärgſten Fiichräuber und wird manchmal auch dem Waflerwilde gefährlich. Der Sumpfotter, Foetorius lutreola, war früher wie der Fiſchotter über ganz Mitteleuropa verbreitet, ift jedoch bier infolge der ihm wegen feines wertvollen Balges gewordenen Nachitellungen heute faſt ausgerottet und findet fich nur mehr jehr einzeln im manchen Gegenden Pommerns, Brandenburgs, am Harz, Mähren, Schlefiens, Galiziens 4723 IX. von Dombrowski, Weidwerf, und Oberungarns. Seine Länge beträgt im Mittel 75 em. Außer diefer geringeren Größe ift er vom Fiſchotter durch die bedeutend dunflere Färbung und den Oberfiefer unter- ſchieden, welcher bei ihm nur 8, beim gemeinen Dtter 10 Badenzähne aufmeift. Der Iltis, Foetorius putorius, ift über ganz Europa verbreitet; er findet fich ebenſowohl im Berg- als im Auenwald, ja jelbft auf freiem Felde, wo er zu feinem Auf- enthalt meiſt Stroh- oder Heutriften wählt. Er erreicht eine Länge von 44—45 und eine Höhe von 15—16 em. Die Nanzzeit liegt im Februar; nad) neun Wochen bringt die Fähe 3—6 durch 14 Tage blinde Junge. Der Iltis ift ein gefährlicher Räuber, der na- mentlich dem Hafen-, Faſanen- und Rebhühnerftande gefährlich wird. Die Wiejel find in zwei Arten vertreten, dem großen Wiejel oder Her- melin, Foetorius erminea, und dem fleinen oder Maus wieſel, Foetorius vulgaris. Erfteres wird bis 34 em lang, hat eine dicht behaarte Rute und wird im Winter mit Ausnahme der jtets ſchwarzen Endjpige derfelben ſchneeweiß; legteres wird nur bis 20 cm fang, jeine Rute ift jehütterer und kürzer behaart, hat feine Schwarze Endſpitze und die Winterfärbung ift der Sommerfärbung ähnlich, nur etwas mehr ing graue jpielend. Beide Wiejel zählen troß ihrer geringen Größe zu den gefährlichften Feinden der Wildbahn und find namentlich arge Nefträuber. 2. Federwild. $7. Die Geier, Vulturidae, in Europa in vier Arten vertreten, gehören dem Süden diejes Weltteiles an und find mit Ausnahme de3 Bartgeiers ausschließliche Aas— freſſer, daher nützlich. a. Der Mönchsgeier, Vultur monachus, bewohnt die Waldgebirge der ſüd— lichen Alpen und Karpathen, dann jene Slavoniens und aller füdlicher gelegenen Länder. Er erreicht eine Flugweite von faſt 3 m, fein Gefieder ift bis auf die aus ſchwanken, aufjträubbaren Federn beftehende Krauſe dunkel Schwarzbraun. b. Der weißföpfige Geier, Gyps fulvus, etwas Eleiner als der vorige, findet ſich vereinzelt in den Alpen, häufiger erſt im ſüdlichen Karſt. Sein Gefieder ift bis auf die weiße Halskrauſe und die ſchwarzen Schwingen fahlbraun. c. Der Shmußgeier, Neophron perenopterus, gehört den drei füdlichen Halb- inſeln Europas an und erjcheint nördlich derjelben nur höchft felten. Er hat eine Flug- weite von 160-170 em, jein Gefieder ift bis auf die Schwarzen Schwingen ſchmutzigweiß. d. Der Bartgeter, Gypaötus barbatus, ein allbefannter, in Mitteleuropa jedoch auf dem Ausſterbeetat jtehender Vogel, der in den Alpen bereit3 zu den jeltenften Er- ſcheinungen zählt. Er ift vorzugsweiſe Aasfreſſer, Schlägt aber auch Wild bis zur Größe de3 Schafes. Die Adler, Aquilinae, find in Mitteleuropa durch folgende acht Arten vertreten: a. Der Gold- oder Steinadler, Aquila chrysaätus. Derſelbe bewohnt in Mitteleuropa als Horftvogel nur die Alpen und Karpathen, fehlt aber als Strichvogel fat nirgends. Er erreicht eine Flugweite von 210 cm. Fänge äußerft ftarf mit langen, ſtarken Klauen, Tarjen vollends befiedert. Beim jungen Vogel iſt der Kopf dunkel, der Stoß an der Wurzel weiß, am Ende jchwarzbraun, beim alten Vogel erjterer gelbbraun, letzterer grau mit dunklen Bändern; die Hauptfarbe des übrigen Gefieders bei beiden ift ſchwarz— braun. Horjt bald auf Felfen, bald auf Bäumen. Gefährlicher Räuber. b. Der Kaiſeradler, Aquila imperialis, ift Bewohner des Südoſtens Europas; jein nordweftlichjter Horjtplag ift die Fruska gora in Slavonien; weiter nördlih und weſtlich erjcheint er nur höchſt jelten als Strichvogel. Größe des vorigen; Tarjen wie bei dieſem vollends befiedert, Fänge ſchwächer. Das Gefieder des jungen Vogels ift Licht- braun, das des alten faſt übereinſtimmend mit jenem des alten Steinadlers; das ficherfte NRaubwilb: Federwild. $ 7. 473 Merkmal ift der beim Steinadler feilförmige, beim ſtaiſeradler gerade abgeftupte Stoß. - Der Jagd gar nicht oder doch nur wenig gefährlich. e. Der Bwergadler, Aquila pennata, in Deutſchland jehr jelten, im dem öft- lichen Seronländern Defterreichs ftellenweife häufig. Flugweite 120—130 em, Tarfen dicht beſiedert. Man hat zwei Typen zu unterjcheiden: einen ganz bunfel faffeebraun gefärbten, welcher häufiger nur in Frankreich und Spanien auftritt und den bei uns normalen mit brauner Oberſeite und weißlicher Unterjeite. Gefährlicher Räuber. d. Der Schreiadler, Aquila naevia, ift über den größten Teil Mitteleuropas verbreitet. Flugweite 150—165 cm, Tarſen vollends befiedert. Gefieder dunfelbraum, ftellenweife licht» und rotbraun gemengt, Stoß ſtets gebändert. Gefährlicher Räuber. e. Der Schelladler, Aquila clanga, dem Dften angehörend, iſt bisher in Mittel europa nur jelten nachgewieſen; er dürfte hier leineswegs fo jpärlich vorfommen, aber mit dem vorigen in der Regel vermwechjelt werden. Flugweite 160-180 cm, Tarjen vollends befiebert. Vom vorigen ift er dadurch unterſchieden, daß fein Gefieder mit Ausnahme der ab und zu auftretenden roftgelben Tropfenfleden auf den Schultern jtets einfärbig dunfel- a fein Stoß meift einfärbig oder dod nur jehr umdeutlich gebändert ift. Gefährlicher ber. f. Der Schlangenadler, Circadtus gallicus, ſpärlich über ganz Mitteleuropa verbreitet. Seiner Geſtalt nad) zwiſchen den Buffarden und Weihen ftehend; Tarjen ehr hoch, unbefiedert; Flugweite 160—180 em. Gefieder je nad dem Alter dunfelbraun bis fahlbraun mit weißlicher Unterjeite. Der Jagd wenig gefährlich. g. Der Fifhadler, Pandion haliadtus, bewohnt fajt alle nahe von fiichreichen Gewäſſern gelegenen Berg-, jeltener Tieflandswälder. Flugweite 160-180 em, Tarjen nadt, Außenzehe nad rüdwärts drehbar. Oberſeite faftanien bis dunkel faffeebraun, Unter: jeite jchiefergrau bis weiß. Ausichlieglicher Fiichräuber. h. Der Seeabler, Haliaötus albieilla, horftet nur an den größten Strömen und Seen Mitteleuropas in wenig hultivierten Gegenden, fehlt aber als Strihvogel fait nirgends. SFlugweite 200-250 cm, Tarjen nur bis zum erften Drittel behoft. Gefieder ſchwarz— bis licht fahlbraun, Stoß im Alter rein weiß. Der Fiicherei und Wildbahn gleich gefährlich. Die Milane, Milvi, durch zwei Urten vertreten: a Der rote Milan, Milvus regalis, Bewohner großer Berg- feltener Tieflands- wälder in ber Nähe größerer Waflerläufe. Flugweite 155—165 cm, Tarjen zur Hälfte behoſt, Schwanz ſehr ftark gegabelt, Hauptfarbe des Gefiders roftrot. Der Jagd ziemlich b, Der ſchwarze Milan, Milvus ater, ausſchließlicher Bewohner großer Auen» und folder Tieflandswälder, die ummittelbar an größeren Sümpfen oder Seen liegen. Flugweite 185—155 em, Tarjen zur Hälfte behoft, Schwanz wenig gegabelt, Gefieder ſchwarzbraun. Der Jagd wenig gefährlich). Die Weihen, Cirei, ausnahmslos gefährliche Räuber, find in vier Arten vertreten, welche von anderen Raubvögeln leicht durch ihren deutlichen Federklranz um die Augen zu unterſcheiden find. h a. Der Rohrweih, Cirens aeruginosus, ausjhliehlicher Bewohner großer Sümpfe und teilweife verjumpfter Stromauen. Flugweite des Weibchens bis 135 cm, Männchen bedeutend jchwwächer. Gefieder des erfteren bis auf den weißlichen Kopf und einen roft- gelben Fled auf den Schultern dunkelbraun; das Männchen hat roftrote Unterjeite, braune Oberſeite, filbergraue Schulter», Flügelded und Stoßfedern und ſchwarze Schwingen. ! b. Der Wiefjenweib, Circus cineraceus, Bewohner der Ebene, brütet faſt aus» ſchließlich auf Waldichlägen. Flugweite bis 130 cm. Männchen auf der Oberjeite aſch⸗ 474 IX. von Dombromsfi, Weidmwerf. grau, auf der Unterfeite weiß mit roftfarbigen Streifen, Schwungfedern ſchwärzlich. Weibchen braun, weiß und gelbbraun gefchedt. e. Der Kornmweih, Circus eyaneus, gleichfall3 Bewohner der baumlofen Ebene. Flugweite bis 130 cm. Mit dem vorigen und dem Steppenmweih jehr ähnlich, doch daran mit Sicherheit zu erkennen, daß feine Schtwungfedern außen bis zur fünften bogig verengt, innen bis zur vierten ftumpfwinfelig eingejchnitten find; Fänge ftarf. d. Der Steppenmweih, Circus pallidus, in Mitteleuropa ziemlich felten, erjt in Ungarn häufiger werdend. Schtwungfedern außen bis zur vierten verengt, innen bis zur dritten eingefchnitten; Fänge ſehr ſchwach. Alle Weihen find Zugvögel, die bloß den Sommer bei una zubringen; vom Wiejen- und Korn-, jeltener vom Rohrweih überwintern manchmal einzelne Exemplare. Die Falken, Faleones, in Mitteleuropa in fieben Arten vertreten: a. Der Würgfalfe, Falco laniarius, Sommer- oder Zugvogel, gehört den Auen- wäldern des Dftens an; die Umgegend Wiens enthält feine weſtlichſten Horftpläge. Flug- weite bis 130 cm. Gefieder am Rüden dunfelbraun mit helleren Rändern, Stoß 14fedrig, braum mit eirunden, voftgelben Fleden auf beiden Fahnen, Unterjeite weißlich mit braunen Schaftfleden. Einer der gefährlichjten Räuber. b. Der Wanderfalfe, Falco peregrinus, Sommer- oder Zugvogel, in allen großen Bergwäldern Mitteleuropas heimifch. Flugmweite bis 125 em. Beim alten Vogel Oberſeite graubraun, jtellenweife afchgrau, Stoß 12fedrig, ajchgrau mit 7—8 dunklen Querbinden, Unterfeite weiß, ſchmal dunkelgrau, quer gewellt. Der junge Vogel ijt dem Würgfalfen jehr ähnlich, doch von diefem durch den fürzeren um zwei Federn weniger zählenden Stoß Leicht zu unterjcheiden. Neben dem Habicht und Wiejenmweih der gefähr- lichjte Raubvogel. e. DerBaumfalfe, Falco subbuteo, über ganz Mitteleuropa verbreiteter Sommer- bogel. Flugweite bis 60 em. Dberfeite ſchwarzgrau, Stoß blaugrau mit 7—9 rotbraunen Querbinden, Hofen roftrot, übrige Unterfeite roftgelb, dunkelbraun gefledt. Singvögeln und fleinerem Federwilde bis zur Größe des Nebhuhnes jehr gefährlich. d. Der wergfalfe, Hypotriorchis aesalon, dem hohen Norden angehörend, bei ung nur am Zuge oder als Wintergaft. Flugweite bis 45 em. Oberſeite ajchblau, Unterjeite roftgelb mit braunen Schaftfleden, Stoß aſchblau mit vier jchmalen, ſchwarzen Bändern und ſchwarzer Endbinde. Schlägt Singvögel, Wachteln, junge Rebhühner. e. Der Abendfalfe, Erythropus vespertinus, gehört dem Dften und Südojten Europas an; im meftlichen Defterreich und in Deutjchland tritt er nur jelten als Horit- bogel auf. Flugweite bi3 52 cm. Gefieder nad) Alter und Gejchlecht jehr verjchieden ; Hauptmerkmale: Klauen gelblichweiß, Augenkreis hochrot, Wachshaut und Fänge gelbrot. Der Jagd ungefährlich. f. Dev Turmfalfe, Cerchneis tinnuneulus, al3 Sommervogel über ganz Mittel- europa verbreitet. Flugweite bis 65 cm. Dberfeite voftrot, braun gebändert, Unterjeite toftgelb mit braunen Schaftfleden. Völlig harmlos. d. Der Nötelfalfe, Cerchneis cenchris, teilt die Verbreitung mit dem vorigen, ijt aber viel jeltener; er ift demſelben jehr ähnlich, doch etwas Kleiner und leicht an feinen weißlichen Klauen zu unterſcheiden. Gleichfalls harmlos. Außer den genannten Arten fommen in Nordeuropa noch der isländijche Falke, Falco islandieus und der Gierfalfe, Falco gyrfaleo, in Südeuropa der Feldeggs- falfe, Falco Feldeggi und dev Eleonorenfalfe, Falco Eleonorae vor. Die Habichte, Astures, durch zwei Arten vertreten: a. Der gemeine Habicht oder Hühnerhabicht, Astur palumbarius, über ganz Mitteleuropa als Stand-, Sommer- oder Zugvogel verbreitet. Flugweite bis 120 cm nn Haubwilb: Federwitd. 37. 475 (ber Habicht hat von allen Raubvögeln relativ die kürzeſten Flügel, dafür dem längften Stoß). Gefieder alter Vögel am Rüden grau, auf der Unterjeite weiß, dimfelgrau quer gewellt. Junger Bogel oberjeits braum, unterjeits roftgelb mit braunen Schaftjleden. Der gefährlichfte Feind der Niederwildbahn. b. Der Sperber, Aceipiter nisus, allgemein befannter häufiger Stanbvogel. Flugwweite bis 65 cm. Dem Borigen im Geftalt und Färbung ſehr ähnlich. Gefährlicher Räuber, der ſich bis zu ausgewachſenen Rebhühnern veriteigt. Die Buffarde, Buteones, Europa befipt fünf Arten, von welchen jedoch mur folgende drei häufiger vorfommen : a. Der Rauhfußbuſſard, Archibuteo lagopus, nur Wintergaft, als joldyer aber jehr häufig. Flugweite bis 145 em, Tarſen befiedert. Im Gefieder jo variierend, daß ſich feine allgemeine Beichreibung geben läßt. Der Niederjagd gefährlich). b. Der gemeine Buſſard, Buteo vulgaris, gleichfalls über ganz Europa ver breiteter, häufiger Standvogel. Größe diefelbe, Tarjen nadt; in der Gefiederfärbung ebenfalls ſehr variierend. Arger Räuber. c Der Weipenbufjard, Pernis apivoras, feltener Zug- oder Sommervogel. Etwas Meiner als die beiden vorigen, Tarſen nadt, Stoß bedeutend länger, feilförmig. Der Jagd fait gänzlich unſchädlich. Außer diefen drei Arten fommen in Süboftenropa nody der Steppenbufjard, Buteo desertorum und der Adlerbuffard, Buteo ferox vor. Die Eulen, Strigidae find in Europa in 14 Arten vertreten, von welchen jedoch bei uns nur 9 häufiger vorlommen. Von diejen ift der Uhu als entichieden ſchädlich zu bezeichnen; die übrigen Arten werden durch Mäufevertilgung nüplich, plündern aber auch Vogelnefter und einzelne fchlagen ſelbſt alte Vögel und junge Hafen. Es muß daher je weilig der Prüfung der lolalen Verhältnifie anheimgeftellt werden, ob und welche Arten man fchonen, dezimieren oder vollends ausrotten joll. a. Der gemeine Uhu, Bubo maximus, in allen großen, zujammenhängenden Waldungen als Standvogel heimisch. Vorzugsweiſe liebt er Bergwälder, fehlt aber auch in Tieflands- und felbft Auenwäldern nicht, fofern dieſelben alte hoble Bäume befigen. Diefe oder alte Raubvogelhorfte, lieber aber Felsipalten oder Lüden in altem Gemäuer, wählt er zur Brutftätte und behält diefelbe, wenn er nicht geftört wird, jahrelang bei. Ende April legt das Weibchen 4, jeltener 3 und nur ausnahmsweiſe 2 oder 5 Eier mit mattweißer, groblörniger Schale. Diejelben werben von beiden Alten wechſelweiſe be- ‚brütet; nach 21—23 Tagen fallen die anfangs mit grauem Flaum bededten Jungen aus, die ſchon nach ſechs Wochen flugbar find. b. Die Waldobreule, Otus vulgaris, gemeiner Standvogel in ganz Mittel europa. Dem Pr ähnlich, doch matter gefärbt und nur bis 95 cm Hafternd. Ohren n © Die Sumpfohrenle, Brachyotus palustris, Stand- und Strihvogel in fumpfigen Gegenden. Der vorigen ähnlich, doc ichlanfer und langflügeliger; Gefieder färbung lebhafter, Obren kaum merklih. Horſtet am Boden auf Gras. oder Binienkufen, feltener im Gebüjch. d. Die Bwergobreule, Scops Aldrovandi, gehört den füdlicheren Teilen Mittel europas an. Flugweite 40 cm, Ohren wenig bemerkbar. Horjtet in hohlen Bäumen und im Gemäuer, 6 Der Waldkauz, Syrnium aluco, gemeiner Standvogel in ganz Mitteleuropa. Flugweite bis 100 cm, Fänge dicht, weiß; befiedert, Gefieder graubraun, weiß und dunfel- braun geichedt. Stoß 13 cm lang, braum, verſchwommen weiß und ſchwärzlich gebändert. 476 IX. von Dombrowski, Weidwerf. Horftet meift in alten Horften anderer Vögel, feltener in hohlen Bäumen oder altem Gemäuer. f. Der Steinfauz, Athene noctua, gemeiner Standvogel, hält fich meift in der Nähe von Häufern. Flugweite bis 45 em. Fänge nur bis zu den Zehen befiedert, dieſe behaart; in der Färbung dem vorigen ähnlich. Horftet meift in altem Gemäuer, in Kirchtürmen, Dachböden ꝛc., jeltener in hohlen Bäumen. g. Der Sperling3fauz, Athene passerina, über ganz Mitteleuropa verbreitet, aber allenthalben felten und leicht zu überfehen. Infolge ihrer geringen Größe — fie klaftert nur 30 cm — fann fie mit feiner anderen Art verwechſelt werden. h. Der Rauhfußkauz, Nyetale Tengmalmi, ift als Standvogel über ganz Mitteleuropa verbreitet, doch überall jelten. Er jtimmt mit dem Steinfauz in Geftalt und Färbung fast vollfommen überein, doch ift jein Stoß länger al3 bei jenem und die Fänge einschließlich der Zehen find dicht befiedert. i, Die Schleiereufe, Strix flammea, gemeiner Standvogel in ganz Mitteleuropa, hält fich faft nur in Kirchtürmen, Schornfteinen, auf Dahböden und ähnlichen Orten auf. Außer diefen Arten kommt im Süden Europas noch der ſüdliche Uhu, Bubo ascaphalus, im Norden der Adlerkauz, Syrnium lapponieum, die Uralhabichtseule, Syrnium uralense, die Sperbereule, Surnia nisoria und die Schneeeule, Nyctea nivea vor. Die vabenartigen Vögel, Corvidae, find in Mitteleuropa in zehn Arten vertreten: a. Der Kolfrabe, Corvus corax, war früher über ganz Mitteleuropa verbreitet, hat fich aber. heute bereits ausschließlich auf das Hoch- und wenig fultivierte Waldgebirge zurücdgezogen. Flugweite 130—155 em, Schnabel 9—10 cm. Gefieder einfärbig, ſchwarz mit Burpurschiller. Er horſtet meist auf Bäumen, jeltener in Felsjpalten und brütet ſchon Mitte März, oft noch früher. Das Gelege zählt 4—5 jenen der Nebelfrähe ähnlichen Eier, die in 24—25 Tagen ausgebrütet find. Gefährlicher Räuber. b. Die Nebelfrähe, Corvus cornix, gemeiner Stand-, jtellenweife Strichvogel in ganz Mitteleuropa. Flugweite bis 90 cm, Schnabel von Borften umgeben. Kopf, Flügel und Schwanz ſchwarz, ſonſt aſchgrau. Horſtet im April auf Bäumen, 4—6 Eier. Jungen Hafen, namentlich aber den Eiern und Jungen des Federwildes jehr gefährlich. e. Die Rabenfrähe, Corvus corone, diejelbe Verbreitung aber weniger häufig und in einzelnen Landftrichen fehlend. Größe und Geftalt wie bei der vorigen, Schnabel bon Borften umgeben, Gefieder einfärbig jchwarz. Schaden derjelbe. d. Die Saatfrähe, Corvus frugilegus, gemeiner, gejellig lebender und horjtender Stand- oder Strichvogel in ganz Mitteleuropa. Größe diejelbe, Schnabel an der Wurzel kahl, Gefieder Schwarz mit lebhaften Purpurſchiller. Der Jagd ungefährlich. e. Die gemeine Dohle, Lycos monedula, als Stand-, Zug-, Stridy- oder Sommervogel in ganz Mitteleuropa gemein. Flugweite bis 65 cm. Kopf ajchgrau, Ober- feite blauſchwarz, Unterfeite fchiefergrau. Der Jagd ungefährlich. f. Die Alpendohle, Pyrrhocorax alpinus, ausschließlicher Bewohner der Alpen und ſüdeuropäiſchen Gebirge. Flugweite bis 70 cm. Schnabel gelb, Fänge rot, Gefieder einfärbig ſchwarz. g. Die Alpenfrähe, Pyrrhocorax graculus, Verbreitung wie bei der vorigen. Flugweite bis 75 em. Schnabel und Fänge forallenrot, Gefieder einfärbig ſchwarz mit Burpurjchiller. h. Die Elfter, Pica eaudata, gemeiner Standvogel in ganz Mitteleuropa. Horjtet auf Bäumen, im April 3—8 Eier. Die Elfter ift neben der Nebel- und Rabenkrähe der gefährlichjte Nefträuber, daher mit allen Mitteln zu vertilgen. i, Der Eichelheher, Garrulus glandarius, gemeiner Standvogel in ganz Mittel- | Raubwilb: Federwild. #7. 477 europa. Flugweite bis 56 cm. Dber- und Unterjeite rötlihgrau, Schwanz ihwarz, an der Wurzel weiß, Schwungfedern ſchwarz, weiß; geläumt, Flügeldeden himmelblau, ſchwarz gebänbert, Gleichjalls arger Nefträuber, J k. Der Tannenheher, Nucifraga caryocatactes, Standvogel in den Gebirgs- wälbern Mitteleuropas. Flugweite bis 50 em. Gefieder ſchwarzbraun mit weißen Tropfenfleden. Außer diefen Arten fommt in Nordeuropa noch der Unglüdsheher, Garrulus infaustus, in Spanien die Blauelfter, Pica Cooki, vor. Die Storche, Ciconiae, in Mitteleuropa in zwei Urten, welche beide nur den ; Sommer hier zubringen : - a, Der weiße Stord, Ciconia alba, in manchen Gegenden jehr häufig, in anderen nur vereinzelt ober gänzlich fehlend. Flugweite bis 180 cm. Gefieder bis auf die ſchwarzen Schwingen rein weiß. b, Der ſchwarze Stord, Ciconia nigra, viel jeltener und nur im großen, ruhigen Waldungeh. Flugweite bis 160 em. Bruft, Bauch und Schentel weiß, ſonſt chwarz mit grünem und broncefarbigem Schiller. Weide Storche find den Jungen des niederen Haar» und Federwildes jehr gefährlich Die Reiher, Ardeidae, in Mitteleuropa in zehn Arten: a. Der graue Reiher, Arden cinerea, gemeiner Sommer» und Strichvogel in ganz Mitteleuropa, überwintert einzeln. Flugweite bis 160 cm. Oberjeite ajchgrau, Unter feite weiß, am Hals ſchwarz gefledt. b, Der Silberreiher, Arden egretta, ausichließliher Bewohner großer Sümpfe. Flugweite bis 175 cm, Gefieder reinweiß. 6, Der Seidenreiher, Ardea garzetta, ausichließliher Bewohner der ſüd Öftlichen Sümpfe. Flugweite bis 120 cm. Gefieder reinweih. d. Der Burpurreiher, Ardea purpurea, gemeiner Sommervogel in allen größeren Sümpfen. Flugweite bis 135 cm. Unterſeite rojtbraun, Oberjeite roftbraum, roftrot und roftgelb gemengt, Kehle weiß. e. Der Rallenreiber, Arden commata, Sommervogel der jüdöftlihen Sumpfe Flugweite bis 90 cm. Gefieder bis auf die braunen Schulter» und Rüdenfedern rein weiß. f. Der Nacht reiher, Nycticorax griseus, Sommervogel großer Sumpfgebiete. Blugweite bis 120 cm. Bei alten Vögeln Kopf, Naden und Rüden ſchwarzgrün, Hals, Flügel und Stoß aſchgrau, alle übrigen Teile weiß. Bei jungen Bögeln die ſchwarz— grünen Partieen braun, g. Die große Rohrdommel, Botaurus stellaris, Sommer oder Standvogel fieder braum, roftrot und roftgelb gejlammt. h. Die Zwergrohrdommel, Ardetta minuta, Sommervogel. Flugweite bis 60 cm. Kopf und Rüden ſchwarzgrün, Schwingen jhwarz, im übrigen rojtgelb. Die gejledt. i. Der Löffelreiher, Platalen leucorodia, Bewohner der jüdöftlihen Sümpfe. { bis 135 cm. Schnabel ſchwarz, vorne löffelförmig erbreitet, Gefieder rein weiß mit gelblichem Anflug auf der Bruft. k. Der dunkelfarbige Sichler, Falcinellus igneus, Bewohner der jüd Öftlichen Sümpfe. Flugweite bis 100 cm. Schnabel ſchwarz, gebogen, Gefieder dunkel— lebhaften Purpurglanz. Reiher find mehr oder weniger der Fiſcherei gefährlich). 478 IX. von Dombrowski, Weidwerf. IV. Die Hege und Wildzudt. S8. Aus den Lebensgewohnheiten und Bedürfniffen, aus der Eigenart der verſchiedenen Wildgattungen, aus den tellurisch-Elimatijchen Berhältniffen des Standortes und feiner produftiven und kulturellen Beichaffenheit vejultiert für den Jäger eine wichtige Lehre: die Hege. Die meidgerechte Hege des Wildes bildet die Grundlage des praftifchen Jagdbetriebes und foll ebenſowohl mit genauer Sadhfenntnis als jtrenger, umfichtiger Gewiffenhaftigkeit gehandhabt werden. Das Ziel der Hege ift ein doppeltes, indem es nicht nur Aufgabe derjelben fein joll, das Wild kräftig zu erhalten und, jomweit es zuläjfig ericheint, zu vermehren, jondern hauptjächlich auch durch zwedentiprechende Maßnahme dafür Sorge zu tragen, daß dasjelbe in feiner Nichtung die Intereſſen der fortjchreitenden Kultur gefährde oder in nenneng- wertem Grade jchäpdige. Das Jagdweſen ift, wie Dies bereits in der Einleitung betont wurde, im feiner Theorie eine Wiffenfchaft, in jeiner Praxis zur Kunſt herangebildet, und mag auch die vorangeftellte Aufgabe eine höchſt Schwierige und kaum erreichbare genannt werden, jo ift diefelbe dennoch, allerorts und unter allen Berhältniffen lösbar, jobald die Jägerei berufs- tüchtig und weidgerecht ihre Schuldigfeit thut! Die Pflicht des Berufsjägers ift es diesfalls: 1. Die Verhältniſſe des Nevieres in telluriicher, Eimatifcher und kultureller Richtung genau zu jtudieren, um hieraus die Lehre zu gewinnen, ob und in welchem Maße diejelben die Bedürfniffe des Wildes im allgemeinen und der verschiedenen Wildgattungen im be- jonderen ohne nennenswerte Schädigung fremder Intereſſen zu deden imftande find. 2. Die Art und Weije im Hinblick auf die vorangeführten Erhebungen feftzuftellen, duch welche, eventuell dauernd oder zeitweilig, einem Nahrungsmangel auf Fünftlichem Wege zu begegnen wäre. 3. Zu berechnen, ob der vorhandene Wildjtand nach feiner Gefamtzahl und feinen Arten dem Areale des Nevieres überhaupt und feiner Produktivität und Bejchaffenheit insbeſondere angemefjen jei. 4. Hierauf den rejervierten Wildftand — Zuchtitand — ziffermäßig zu normieren, und auf grund deſſen die jährlichen Abſchuß-Etats zu präliminieren; und endlich 5. Die Regie thunlichjt zu vereinfachen und den Jagdertrag quantitativ und qualitativ zu heben. Dieje, aus perfünlichen Studien und Erfahrungen rejultierenden Grundjäge werden in ihrer feineswegs mühelojen, zugleich aber anregenden Durchführung den Beweis liefern, wie raſch und nachhaltig der Wilditand eines Nevieres mit einfachen, wenig koſtſpieligen Mitteln gehoben und zugleich der Wildjchaden gemindert werden fann. In Nevieren, in welchen Edel-, Dam= oder Rehwild fteht, wird in erfter Reihe dafür Sorge zu tragen fein, daß es zu jeder Jahreszeit in thunlichjt ausreichenden Maße die demfelben zujagende Aeſung innerhalb feines Standortes finde. In Revieren mit uniformen Waldbeftänden und fterileren Bodenverhältniffen wird ein Mangel in der vorbezeichneten Richtung am meisten fühlbar werden und infolge deſſen auch der Wildfchaden auf den Kulturflächen in bedeutenderen Maße auftreten. Die Diagnoje des Uebel3 wird fi), am Leitfaden der Wirkungen auf die veran- lafjenden Urjachen zurücgeführt, von Fall zu Fall unschwer fejtjtellen und werden fich auch) die Mittel finden laſſen, welche dem Uebel fteuern. Die vorangeführten Wildgattungen find im Winter vorzugsweife darauf angewiejen, Baumknoſpen, Stodausjchlag und das Ge- zweige des jüngjten Holzzuwachſes als Nahrung aufzunehmen, da der Standort mit jeiner Die Hege und Wildzuht $ 8. 479 fchneebededten Bodenfläche eben nichts anderes bietet, und verurſachen infolge deſſen oft ſehr bedeutende Schäden. Zutterpläge, welche an jonnigen, geihügten und ruhigen Orten im Holze errichtet - für Edel- und Damwild mit Wiejenheu und NKaftanien, für Hehe mit Futterlaub und Slleeheu, eventuell mit Qupinen, überdies als Veigabe mit Mifteln und Bogelbeeren ver- forgt werden, helfen der Not allerdings ab, doch dürfen zwei Momente diesfalls nicht überjehen werden: daß die gebotenen Futtermittel einerjeits qualitativ nicht genügen, während fie, wenn fie anderfeits quantitativ genügen ſollen — eine ziemlich koftipielige Ernährung repräfentieren. Es wird im allgemeinen, insbejondere auch von erflufiven Forftwirten über be deutende Hulturjhäden geflagt, welche die vorangeführten Wildgattungen namentlih an Forftkulturen verurſachen, und dieje Klagen — es joll dies nicht geleugnet werden — find aud) begründet. Nun erfteht aber zugleich die Frage — wer diesfalld in erjter Reihe beichuldigt werden foll? Sind die Kulturfhäden nur desbalb dem Wilde anzurechnen, weil es fie verurjacht ? — weil ed im Kampfe um's Dafein (um welch' legteres fich jeine Heger nicht kümmern) die Nahrung eben dort nimmt, wo es fie findet — nicht aber dort, wo es fie finden jollte? Die Abhilfen für die befagte Kalamität find eigentlid einfah und naheliegend, werden aber, eben weil fie es find, im der Regel nicht gefunden. Der hegende Forſt- und Weidmann joll doch zunächſt dafür Sorge tragen, daf der Waldboden dem Wilde innerhalb des Nevieres und zu jeder Jahreszeit, insbejondere aber im Winter, eine Summe von Nährjtoffen biete, weldye das Verbeißen der Kulturen und Junghölzer nicht nur im jehr bedeutendem Maße verringern, jondern auch eine nambafte Erjparung an Winterfutter ermöglichen. Für die Afpe z. B. und deren reichlihen Stodausichlag, für einige Salir-Arten, für den wilden Jasmin Philadelphus coronarius und den Hagedorn Urataegus coceinea, für Obftwildlinge, die Ebereiche und Roßlaſtanie werden fich im Reviere ohne Schädigung des geregelten Forjtbetriebes und deſſen Rente relativ geringe Bodenflähen finden laſſen, deren Anpflanzung fich ebenjo wirkiam als nützlich erweiien wird. In gleichem Sinne ift die Erhaltung, beziv. Vermehrung der Brombeere — Rubus — und die Einfafjung von Schneußen, Wegen, Beſtands- und Grabenrändern mit dem Pfriemenftraucd; — Spartium — jehr empfehlenswert, da fie dem Wilde eine geiumde Nahrung im Winter bieten. Ratſam ift es auch, das Gipfelholz in den Schlägen nicht fofort aufarbeiten zu lafien, um dem Wilde Gelegenheit zum Abäjen der Knoſpen und der jüngften Triebe zu gönnen. Wildäder mit der Erdbirne — Topinambaur — bebaut, welche geringe Kulturkoften verurſacht und mehrere Jahre bei reichem Ertrage perenniert, bieten dem Wilde eine geiunde ſaftreiche Nahrung in feinen Knollen, welches zum Teil die Ernte jelbft bejorgt, indem es jelbe am froftfreien Tagen mit den Läufen aus dem Boden ſcharrt. Endlich wären auch periodiſch Proßhößer zu fällen. Wenn nun noch der hegende Weidmann für die Verbefferung und zeitweiliige VBerjüngung der Waldwieſen, für die Beſamung der Wald wege, Grabenränder und Halden mit entiprechend gewählten Gräfern und Kräutern Sorge ‚trägt, eventuell geeignete, innerhalb oder zunächſt der Holzbeftände liegende Hleinere im Turnus als Wildäder mit dem Anbau von Kartoffeln, Runkeln, Roggen und Kleegras bebaute Grumdftüde erwirbt, bezw. adoptiert, dann wird man fich allerorts bald über zeugen, welche eminenten Vorteile dieje einfachen Maßnahmen einer rationellen Hege im Gefolge Haben. Das Wild wird Stand halten und auch der Schaden auf den angrenzenden 480 IX. von Dombrowski, Weidmwerf. Feldmarfen wird auf ein fehr geringes Maß reduziert werden, da es nur der Hunger zwingt dahin anszutreten und diefem durch die vorbezeichneten Maßnahmen wirkſam be- gegnet wird. e Eine unerläßliche Einrichtung für Reviere, in welchen Edel-, Dam- oder Rehwild gehegt wird, find die Salzleden, deren Herjtellung am zwedentjprechendjten in nach- folgend gejchilderter Weiſe erfolgt: Böllig jandfreier durchgeſiebter Lehm wird derart mit Wafjer vermengt, daß derjelbe einen dieflüffigen Brei bildet. Zu je 25 Kilogramm diejer Mafje werden 5 Kilo Koch— oder 7 Kilo Viehſalz zugelegt, nachdem auch dieſes entjprechend angefeuchtet wurde, um deifen gleichmäßige Auflöfung zu bewirken. Diefem Gemenge wird nun unter fortgejegtem Rühren und Kneten ein Quantum von 5 Kilo pulverifierter Galläpfel (Gallus aleppo) zugefügt und werden dann die aus gut gefugten Pfoſten hergeftellten Tröge mit diejer Salzlede vollgejchlagen. Kochſalz ist dem Viehſalz vorzuziehen, auch empfiehlt es fich, die gehäuften Leden, nachdem fie fertig geftellt find, noch mit einer konzentrierten Salzlöfung zu übergiegen und diefer eine ſtarke Priſe pulverifierter Veilchenwurzel (Pulvis rad. irid. Florentinae) bei- zufügen. Die Wichtigkeit und Notwendigkeit jolher Salzleden und deren eine vollgenügende Zahl — etwa auf 30—50 Ha. Waldareal je eine für Hoch-, zwei für Rehwild — muß eindringlichjt betont werden. Das Salz übt im tierifhen Organismus einen unmittelbaren und dominierenden Einfluß auf die Verdauung und den normalen Umſatz der Nährjtoffe überhaupt, und der or- ganischen Subftanzen insbefondere, und es findet fich demgemäß diejer hochwichtige anorganijche Nährſtoff in gelöſtem Zuftande auch in allen tieriſchen Flüffigkeiten, Geweben und Organen *). Die Bedarfsmengen find meinen Proben und Erfahrungen zufolge: Für Edelwild pro Stüd und Jahr 3,65 Kilo, für die übrigen Gattungen 2,19 Kilo Kochſalz. Die Zeden werden nad) Bedarf ſtets wieder erneuert. Die zur Ordnung der Nager zählenden Wildgattungen, der Haje und das Kaninchen, verftehen es in der Negel für fich allein zu jorgen und die Hege- Pflichten des Jägers laſſen fich diesfalls in drei Punkte zufammenfafjen, und zwar: 1. Entiprechende, dem Areal und deſſen Produktivität angemeſſene Standesregelung. 2. Vorlage von veichlihem Proßholz und mäßige Gaben von Heu in jchneereichem Winter. 3. Anlage von Nemifen in ausgedehnten Feldmarfen und Anpflanzung von Straudj- arten und insbefondere von Ginfter an geeigneten Stellen. Das Wildgeflügel ftelt mit Ausnahme der Faſanen und Nebhühner wohl jtrenge Anforderungen in bezug auf den Schuß, rückſichtlich der eigentlichen Hege im engeren Sinne jedoch nur in geringen Maße. In Revieren, welche Fafanen als Standwild hegen, ift die Anlage von ftändigen Fütterungen notwendig, welche das ganze Jahr hindurch und zwar in nachfolgend jpezi- fizierter Weiſe verjorgt werden jollen. Für je Hundert Stück Fafanen wären pro Tag zu normieren: In den Monaten Januar bis einjchl. April 7 Liter Weizen oder h Lt. Gerite Dr er Mai bis einschließlich September 372 „ = F “ F ART? 7 Dktober, November und Dezember 7 3 — x Die Winterfütterungen für Nebhühner beanjpruchen zwei Dritteile der borange- führten Mengen. 9) Die Nährftoffmengen, welche das Wild bedarf, und deren chemiſche Zufammenfegung find ausführlih im „Wildpark“ des Verfaſſers erläutert. Die Hege und Wildzucht. $ 8. 481 Bivedentiprechende Futterfchuppen für Fafanen wären in folgender Weife zu fonftruieren: Man rammt ſechs Rundholz-Säulen im beiläufigen Durchmeſſer von 12 cm, nach— dem jelbe vorher am unteren Ende angelohlt wurden, derart in den Boden, daß fie in beigefegter Anordnung : ° ° : ein längliches Viered von 3x 1,5 m oder fünf Säulen, welche einen Raum von 2 X 0,75 m im lichten ſaumen. Die rüdwärtigen kürzeren Säulen ragen 1 m, die vorderen 2; m über den geebneten Boden und tragen ein leichtes Pult- bad, welches an ber vorderen Breitfeite in ftumpfem Winfel etwa "» m übergreift. Diele Konftrultion ift deshalb vorteilhaft, weil fie kreifenden oder in der Nähe aufhadenden Raubvögeln das Niederftopen auf die äjenden Fafanen verwehrt. Der rückwärtige Teil des Futterſchuppens wird verichalt, während die vordere Breite und die feitlichen ſchmalen Seiten offen bleiben und lediglich vom Dachrande abwärts derart verſchalt werden, daß ein Raum von 1 m Höhe vom Boden ab offen bleibt. Will man dieſe Futterſchuppen in zwedmäßiger Weije auch zum Wangen lebender Faſanen benühen, dann wird noch folgende Einrichtung hinzugefügt : Es wird ein aus vier gefugten Brettern hergeftellter Rahmen in den Futterſchuppen eingeftellt, welcher in feinen Dimenfionen, bezw. jeiner Peripherie dem Raum im Lichten des Schüttplapes genau entipricht und auf feiner Oberfeite mit grauer Leinwand oder mit einem dichtmajchigen Netze bejpannt ift. Innerhalb des Rahmens wird ein mit einer Latte verbundenes Brett angebracht und derart an die Nüdwand des Fangfaftens angelegt, daß die Latte über den am vorderen Rahmenbrette angebrachten Einſchnitt noch um etwa 20 cm bhervorragt. Es hat diefer Schüber den Zwed, die gefangenen Faſanen — fobald fie vom niederfallenden Rahmen gededt find, raſch heranziehen und bergen zu können. Der Rahmen wird mittelft eines Gabelholzes an jeiner vorderen Breitſeite gehoben und geftüpt. Gegenüber dem zum Fangen eingerichteten Schüttplage wird eine Meine zur Aufnahme bes Jägers beftimmte Hütte aus leichtem Holzwert und Rinde aufgeitellt, deren Thür dem Fangrahmen gegenüberfteht und oben mit einem Guclloch, am Boden mit einer Deffnung für die mit dem vorbezeichneten Sabelholze in Verbindung gebrachte Zugleine verſehen wird. Nach vollzogenem Fange muß der Jäger jede Spur desjelben jorgfältigft verwiſchen und aud) einzelne Heine Federn ſorgſam entfernen, da fonjt kein Faſan den Schüttplag betreten würde. In geringerem Maße, als der Faſan, fordert das Rebhuhn doc auch die Fürſorge des hegenden Jägers, namentlich dann, wenn der rauhe Winter mit feinen Schneemafien und Eisfruften den Einzug bält. Kaum eine Wildgattung wüßte ich zu nennen, welche die jachkundige, gewifienhafte GSege dankbarer lohnt, als diejes Wildgeflügel. Diejelbe ift eine dreifache, überdies mit faum nennenswerten Auslagen verbundene Obliegenheit und zwar: 1, Die Fütterung der Hühnervölfer während der rauheſten Wintermonate. 2. Die Anlage von Schupremiejen auf weitgedehnten, im Winter feinerlei Dedung bietenden Feldmarken, und 8, der pflichttreue Schup gegen räuberische Eingriffe jeglicher Art. Die Anlage der Fütterungen für Nebhühner — die Wintereinfälle — muf an jenen Orten vollzogen werden, an welchen die Hühnervölfer im Winter erfahrungsgemäß gerne liegen, leineswegs aber dort, wo fie etwa dem Jäger bequemer fituiert jcheinen. Die bis nun allenthalben meiſt fegelförmig fonitruierten Wintereinfälle entiprechen ihren Anforderungen keineswegs im vollen Maße, und ich habe demzufolge eine Herftellungs weiſe derjelben verfucht und auch praftiich erprobt, welche ihren Zweden beitens entipricht. Die Form derjelben ift jene einer Blende mit vor- und rüdipringenden etwa 45° Winfeln dansous d. Ferfiw. 1. 2 Kbılz- 31 482 Ä IX. von Dombromafi, Weidwerk. und die Konstruktion folgende: An den durch Punkte auf vorjtehender Figur markierten Stellen werden entjprechend ftarfe etwa 2 Meter hohe Pfähle feit in den Boden gevammt, welche duch, an deren oberem Ende zu befeftigende Latten verbunden werden. Dieje Latten werden num mit benadeltem Aftwerf der Weißtanne und Führe derart dachförmig dicht überlegt, daß der Aftabjchnitt derjelben aufwärts und das Gezweige beiderjeitig in jtumpfem Winkel auch abwärts gerichtet ift. Um das Aſtwerk in diejer Lage zu erhalten wird es zweckmäßig fein, ſeichte Graben um die Anlage auszuheben ımd die gewonnene Erde auf die am Boden aufliegenden Wipfel zu werfen, oder dieje mit Hadenpflöden an den Boden zu heften '°). Wintereinfälle, welche auf die vorbejchriebene Weiſe hergejtellt werden, find in weit geringerem Maße dem Verwehen ausgejeßt, bieten Schuß bei jeder Windrichtung und es fünnen zwei drei Hühnervölfer zugleich Aeſung aufnehmen, ohne fich diejelbe erfämpfen zu müſſen. Sehr weſentlich wird die Hege des Niederwildes in holzarmen Gegenden durch die Anlage von Remiſen gefördert, joferne die Situierung derjelben und die Art ihrer Her- ftellung zweckentſprechend find. Dieſe Eigenfchaft vermag ich auf Grund perjönlicher viefjähriger Beobachtungen und Erfahrungen den gewöhnlichen Stußremijen, wie ſolche in der Jagdlitteratur häufig empfohlen werden, keineswegs zuzufprechen, nachdem ſie bereits wenige Jahre nach ihrer Anlage eben das Gegenteil von dem werden, was fie jein follen. Betrachten wir zur Bekräftigung des Vorgejagten jolhe nad) der Schablone angelegte Remiſen mit praktiſch-kritiſchem Blide, dann wird jich folgendes ergeben: die Bejtodung befteht aus Knüppelholz verichiedener Art, dejfen — durch regelmäßiges Stugen zu hori- zontalem Wuchſe gezwungenes Aftwerk einen jo dichten Schirm über der Bodenfläche bildet, daß umter deffen Befchattung die Bemantelung unterdrüdt wird, und die Vegetation von Kräutern und Gräfern völlig erſtirbt. — Diejer Zuftand wird jede in der zumeiſt ange- twendeten vorerwähnten Schablone angelegte Remiſe bereit$ nach wenigen Jahren aufweijen, und man kann allerorts — abgejehen von den namhaften Kojten, welche deren alljährliches twinfelrechtes Stußen verurfacht — die Beobachtung machen, daß fie eben von jenem Wilde gemieden wird, welchem fie dienlich fein jol. Die dichtverzweigte Atfläche jolcher Stußremifen hindert ein zuftreichendes Volk am Einfallen. Werden die Hühner durch Treiber angedrückt, dann fallen fie am Rande jolcher Nemifen an und laufen jofort — da ihnen die fterile Bodenfläche Feine Gelegenheit zum Drücden, Bergen bietet, an das entgegengefeßte Ende, um von dort noch außer Schußweite abzuftreichen. Die Erkenntnis diefer Uebelftände und das Beftreben, den Hühnern in ausgedehnten Feldmarfen neben dem notwendigen Schuße auc geeignete Brutjtätten zu ſchaffen, hat nich veranlagt den Remiſen eine wejentlich verſchiedene Form zu geben, und zwar in folgender Art: Die zur Anpflanzung beftimmten Seblinge werden nicht in gleihmäßem dichten Berbande, jondern in unregelmäßigen Horſten derart gepflanzt und zeitweilig geföpft, daß lich deren Bemantelung thunlichſt entwidele. Die Zwifchenräume jollen dem natürlichen Graswuchs, welcher unbedingt von der Sichel verjchont bleiben muß, überlafjen, und durch Zupflanzung von Topinambur-Knollen, überdieß noch verdichtet werden. Neben diefen als ae wie ge als Brutftätten von den Hühnervölfern bevorzugten Remiſen werden 10) Nüßere Befiheibung und Abbildung Serjelgen findet fi) in des Verfafjers „Lehr- und Handbuch für Berufsjäger”. Verlag M. Perles, Wien. Die Hege und Wildzucht. 8 8. 483 liberdieß in entiprechenden Entfernungen mit hohem Vorteil kleinere Grundſtücke, Wafferrifie, Böihungen u. dgl. zu ähnlichen Sweden in vereinfachter Form adaptiert, indem man jelbe vollig verwildern läßt, nachdem man vorher für eine entipredhende Loderung, Düngung und Bejamung mit geeigneten hochwachſenden Gräſern und Kräutern eventuell mit Zopinambur-Snollen vorgejorgt hat. Un der Wetterjeite wären an beiden vorgenannten Schutz- und Brut-Anlagen Nadelhölzer, Pfriemenfträucher — Spartium scoparium und Wachholder — Junip. com. in dichterer Anordnung zu pflanzen. Innerhalb größerer der Eigenjagd zugehöriger Feldreviere empfiehlt es fih, Re mifen in entſprechend weiterer Ausdehnung anzulegen, welche nicht nur mit wilden Faſanen bevöftert, fondern aud) als Jagd-Streifremijen eingerichtet werden können. Bei einer — wenn thunlich von einem Heinen Waflerlaufe durchzogenen oder be grenzten Fläche von etwa 2000 m Länge und einer Breite von 500 m wird der gröfjere Bruchteil derjelben mit etwa 1200 m im vorbejchriebener Weiſe als Stutzremiſe angelegt, während der Heft von 800 m mit Rüdficht auf feine Zwecde, — da er zu gleichen Teilen die Stirnfeiten der Stutzremiſe als Schugblende jäumen, und aud zum Wufbäumen der Bafanen dienlich fein fol — in entiprechend modifizierter Weije ald Mittelwald behandelt wird, Vorteilhaft wird es auch fein, die Längsjeiten diefer Remiſen mit Fichten, Hein- buchen u. dgl. zu jäumen, welche etwa in der dreifachen Höhe der Stutzremiſe gehalten werden, und einen wirffamen Schuß gegen Schneeverwehungen bieten. Bur Beitodung der vorangeführten, je 400X500 m haltenden Flächen empfiehlt ſich neben einigen Nadelbolz-Horften die Anpflanzung folgender Gehölze und Sträucher: Wild- objt-Bäume aller Art; Ebereihe, Sorbus aucnparia; Pflaumenſchlehe, Prunus instititia ; Wacholder, Juniperus com. ; reuzdorn, Rhamus calharticns; Brombeere, Rupus, Schle- hendorn, Prunus spinosa; Faulbaum, R. frangula; Berberize (Sauerdorn), Berberis vulgaris, Un feuchten Stellen wird aud mit Vorteil die Schlutto-Judenfiriche, Physalis Al- kekengi angefiedelt, welche den fFafanen eine bevorzugte Aeſung bietet. In gleicher Weije werden auch entiprechend größere Waldparzellen mit angrenzendem Ader- und Wiejenland als Fajanerien adoptiert, und man fann im allgemeinen ein Ver— hältniß von Holz» und Aderland wie 6—8:1 als zwedentiprechend annehmen. Das Aderland, welches vorteilhaft durch zwiſchenliegendes Holzland und Wieſen parzellen in mehrere Kleinere Schläge geteilt wird, joll in entiprechendem Turnus mit Mais, Heidelorn, Hirje und Waizen bebaut werden. Vorteilhaft ift es, joferm ſich micht ſchon Teiche im Gehege befinden, ſolche durd) einer Niederung zu ſchaffen und deren Händer mit Schilf u. dgl. zu bepflanzen. Feldholzer in entiprechender Ausdehnung und mit gemischter Veitodung eignen fi am vor teilhafteften zur Anlage von Fafanerien und jollen von geraden, mindejtens 3 m breiten Alleen durchzogen werben. Die Beitandränder bepflanzt man mit Sejträuch, welches entiprechend unter der Scheere zu halten ift, und geftaltet die geebneten Allen durch Beſamung zu nupbarem Grasland, Die Erfahrung lehrt, daß ſolche Gehege auch vom Raubwilde aus begreiflichen Gründen bevorzugt werden, und dem Jäger erwächit aus diefem Umftande die Obliegen heit, durch entiprechende Mafnahmen den Eingriffen der geflügelten und vierfühigen Näuber wirlſam zu begegnen. Behufs Belampfung der letzteren erweift ſich die Anlage von Fallenjteigen äufjerjt Die Fallenfteige find Pfade von 40 — 50 cm Breite, welche in der Terrainton- angepaßten Krümmungen die Jagdböden durchziehen. Das Naubwild, welches 31* 484 IX. von Dombrowski, Weidwerf. den Thau gerne meidet, wird die Fallenfteige, wen ſie geebnet und von Berajung frei gehalten werden, mit Vorliebe frequentieren. Das abgeräumte Aſtwerk wird mittelft Rechen zur Säumung der Fallenfteige vorteilhaft benüßt und an jenen Stellen durch niederes Flechtwerk erjegt, an welchen Fallen angebracht werden jollen. Die Konftruftion und Be- nügung derfelben wird in den Kapitel „Jagd und Fang des Wildes“ bejchrieben werden. Wildgehege der vorbejchriebenen Art jollen ſtets eingefriedet werden, und es kann die Ein- friedigung in ebenjo billiger als zivedentiprechender Weile durch Flechtzäune ausgeführt werden. Fichten- und Föhrenftämmchen von etwa 3 cm Durchmefjer und 1,5—2 m Länge, wie Solche bei Bejtandsreinigungen reichlich gewonnen werden, bieten daS bejte Material ſolcher Flechtzäune, auch kann man dergleichen Aſtwerk von den Holzichlägen hiezu verwenden. Das Durchflechten ſolcher Zäune über ein einfaches Lattengerippe kann ohne Schwie— rigkeit von jedem geübteren Tagarbeiter ausgeführt werden, und der Zaun überdauert bei kaum nennenswerter Nachhilfe einen Zeitraum von 10—12 Jahren. In entſprechenden Zwiſchenräumen werden Kaſtenfallen (Klappfallen) in den Zaun eingefügt, deren nach innen geſtellte Stirnſeite mit einem Drahtgewebe — und die nach außen geſtellte mit der Klappe zu verſehen iſt. Trachtet man den Hennen das Terrain zum Neſtbau thunlichſt annehmlich zu ge— ſtalten, ſorgt man durch Fanggarne, Eiſen, Fallen und ſcharfe Wachſamkeit für die Sicher— heit der Gelege und ausfallenden Geſperre und ſo viel als irgend thunlich — unter Ver— meidung jedweder Künſtelei — für genügende Aeſung, dann wird man ſich wohl über— zeugen, daß eine Faſanerie auch ohne koſtſpieligen und meiſt von geringen Erfolgen begleiteten Aufzug — Hoch geſpannten Forderungen zu entſprechen vermag. Die Wildhege wird, wenn fie mit einfachen Meitteln den Bedürfniffen der verjchie- denen Wildgattungen Rechnung trägt, Die telluriſch-klimatiſchen Berhältniffe des Stand- ortes in fachkundiger Weife den vorangeftellten Zwecken dienjtbar zu machen verjteht, wenn fie den mit Erfahrung, Umficht und ſtrenger Wachjamkeit geübten Jagdſchutz zum Bundes- genoſſen hat, allerort3, und jelbjt unter mindergünſtigen lokalen Berhältniffen überraſchende Erfolge aufweifen. Die Jägerei möge ſich jtet3 vor Augen halten, daß der Wild— ftand jederzeit ein beredtes Zeugnis ihrer Berufsqualififation und ihres Pflichteifers bietet! Die Wildzudt. $ 9. Die Forderung, die Zucht des freien Wildes in die Berufspflichten des Jägers überhaupt und jene der Hege tim bejonderen einzureihen, erjcheint bei oberflächlicher Beur- teilung unerfüllbar, und auch die Jagplitteratur hat diefem wichtigen Moment im allge meinen bis nun nicht genügend Rechnung getragen. Die Forderung ift aber nicht nur erfüllbar, ſondern auch in ihrer Ausführung, d. h. in den leitenden und ausgleichenden Maßnahmen de3 hegenden Weidmanns eine der wichtigjten VBorbedingungen für die quali- tative Erhaltung und nugbringende Vermehrung des Wildes. Die Natur leitet mit ihrem drakoniſchen Gefeß, welchem zufolge nur der kraftvolle Sieger im Kampfe um die Gattenrechte diefelben genieße, die Fortpflanzung der Tierwelt, und dieſes Gefeg mit feinen ztveddienlichen Konſequenzen, deſſen weile Tendenz nicht zu verkennen ift, joll auch dem hegenden Jäger zur Richtſchnur dienen. Nicht nur auf die Zucht d. h. die Fortpflanzung, jondern auch auf die Nachzucht in quantitativer und qualitativer Beziehung übt jenes Gejeg jeinen zwingenden Einfluß, indem e3 den gering entwickelten oder auch nicht völlig entwicelten männlichen Individuen die Fortpflanzung ihres gleichen verwehrt und hiedurch die Degenerierung der Art verhütet. Aus diefen Beobachtungen rejultieren die diesfälligen Hegepflichten des Jägers u. 5. Die Wildauht. $ 9. 485 1. die Erhaltung bezw. Schonung der kräftigften männlichen Individuen in der, den Standesverhältniffen angemefienen Zahl und 2. in regulierender zielbewußter Nutzung des Nachwuchſes im Hinblid auf die qua- litative Standeserhaltung, welcher gemäß in erfter Reihe das in der körperlichen Entwide- fung zurüdgebliebene Perzent deſſelben auf den jährlihen Abſchuß⸗ bezw. Fang-Etat ge ftellt wird Die vorangeführten Maßnahmen find in genauem ziffermäßigem Berhältnis aller- dings mur bei dem zur hohen Jagd zählenden Haarwilde und den Faſanen ausführbar, doch betone ich zugleich ausdrücklich, daf der hegende Weidmann aud) bei dem der Nieder jagd zugehörigen Standwilde feinen dominierenden regelnden Einfluß in wirffamer Weife machen kann und foll, und werde mid; bemühen, die von mir perjönlich erprobte Möglichkeit nachzuweisen. Das richtige Verhältnis der Geſchlechter und Altersffafien im Hinblid auf eine weidgerechte Wildzucht iſt jelbitverftändlich bei dem verichiedenen Wildgattungen ein um gleiches, und der Winter» bezw. der Zuchtſtand am Bater- und Muttertieren nebft dem normalen Nachwuchſe wäre demgemäß in folgender Weife zu normieren: 1. Edelwild: 10 jagdbare und angehend jagbbare Hiriche, 15 geringe Hirſche und Spieher, 50 Klälbertiere, 25 Schmaltiere und Kälber; jomit Zuchtſtand: ' 100 Stüd. 2. Damwild: dasjelbe Verhältnis. 3. Rehwild: 16 Nehböde, 8 Spiehböde, 45 Altrehe, 31 Schmalwild und Kitze; jomit Zuchtſtand: 100 Stüd. 4. Schwarzwild: 5 hauende und angehende Hauptichweine, 10 zwei bis vierjährige Heiler, 13 Ueberläufer, 34 Baden 38 Frifchlinge ; fomit Zuchtftand: 100 Stüd. . Bafanen: 1 Hahn für je fünf Hennen. . Auer» und Birfgeflügel: 1 Hahn für je drei bis vier Hennen. Die Regelung des Geſchlechtsverhältniſſes bei Faſanen läßt fi da mühelos voll ziehen, wo der Buchtitand vor Beginn des Abſchuſſes gefangen und eingefammert wird. Die Bor- und Nachteile des Einfammerns halten ſich ziemlich das Gleichgewicht, die Entſcheidung für eines oder das andere, welche zumächft von dem lofalen Berhält- fien abhängig iſt, muß von Fall zu Fall der forgfältigen Erwägung des begenden Weid— manns überlaflen bleiben. Wenn es irgend thunlich umd im Hinblid auf das Vorgeſagte ratiam ericheint, dann die Belafjung des Buchtitandes im Freien unbedingt und zwar deshalb vorzuziehen, das regelmäßige Einfammern eine Verweichlichung der Zuchttiere und einen allmählichen, degenerierenden Nüdgang der Nachzucht nicht verkennen läft. In diefem Falle ift der Abihuf-Etat von Hähnen umd Hennen genau feſtzuſtellen, und kann der etwa erübrigende Reſt überzähliger Hähne durch fadh- und revierfundige DZager beim Aufbäumen am Abend abgeichoffen oder aber gefangen werden. Ungleich jchwieriger ift die Standesregelung im bezug auf die Geſchlechter bei dem 486 IX. von Dombrowski, Weidwerf. Auer- und Birfgeflügel, doc wird der fach- und Tofalfundige Revierverwalter auch hier nicht vatlos bleiben. Das genaue Beitatten der Brut und ihrer Nefultate einer-, wie auch die Standes- Kontrolle während der Wintermonate und endlich die Entiwidelung der Balzperiode, deren Anfänge durchaus ungeftört bleiben müfjen, bieten genügende Anhaltspunkte, um den Ab— ſchuß-Etat in weidgerechter Weife fejtzuftellen. Einer entiprechenden Bermehrung in hohem Grade abträglich erweist fich auch bei den Hafen das gejchlechtliche Mißverhältnis. Man fieht im Frühling oft 6—7 Rammler eine Häfin unabläffig verfolgen, und die Liebeswerbungen erweijen fich dann meift jo ein- dringlich, daß nicht die fchwächeren Liebeswerber, jondern die umworbene Häfin das Opfer im Kampfe um den Sold der Minne wird. Doc) kann der hegende Weidmann auch hier, wenn auch nur indiveft, doch immer- hin wirkſam eingreifen. Die aus fcharfer Beobachtung reſultierende Erfahrung erweift z.B. beim Hajen, wenn er beunruhigt wird, ein wejentlich verjchiedenes Verhalten der Gejchlechter. Wäh- vend der Rammler jofort fein Lager verläßt und flüchtig wird, drüdt ſich die Häfin zu— meist und läßt fich don der- Treiberfette übergehen und flüchtet dann nach rückwärts. Berücdfichtigt nun der Jäger Diejes viel zu wenig beachtete Moment bezüglich der Berteilung der Schügenftände bei Standtrieben, indem er die Rückſeite nur teilweife oder gar nicht bejegt, jo wird er durch dieſe einfache Maßregel das jtereotype Mißverhältnis der Gejchlechter in jehr wirkſamer Weije zu regeln im ftande fein, da den Häfinnen mehr Schonung gewährt wird. Bei Streiftrieben mögen mit Rückſicht auf das Vorgejagte die in der Treiberfront eingeteilten Schügen erſucht werden, die hinter derjelben aufftehenden Hafen (es find dies fast ausnahmslos Häfinnen) zu fchonen. Auf dieſe Weife vermag der hegende Weidmann auch Hier vegelnd einzugreifen, da die Schongejege den Abſchuß während der Nammelperiode, wo die Regelung des Gejchlechtsverhältniffes allerdings Leichter durch— zuführen wäre, verbieten. Die Schongejege ftehen diegbezüglich auch dem Abſchuß überzähliger Hähne in der Nebhühner-Baarzeit zumeist entgegen, und hier joll der hegende Jäger beim Abſchuß im Herbfte auf die thunlichite Schonung der unſchwer erkennbaren Hennen hinwirken, wäh- rend beim Fangen die Hennen jofort wieder in Freiheit zu jegen wären. Man darf diepfalls nicht überjehen, daß fich der Hahn nur mit einer Henne paart und nicht wie die meisten andern Hühnervögel der Bolygamie Huldigt. In der genauen Scharfjinnigen Beachtung des naturgejeglichen Waltens im belebten Haushalt der Natur gründet ſich — ich erlaube mir dies nochmals zu betonen — die Ge- währ für eine unter allen, jelbft den ungünſtigſten VBorbedingungen erfolgreiche weidge— rechte Hege und Zucht des edlen Wildes. Unter günftigen bezw. in jeder Richtung zu— fagenden Standortsverhältniffen laſſen fich bei Befolgung der vorangeſtellten verläßlichen und bon mir perſönlich erprobten Natjchläge geradezu überrafchende Nefultate in quanti- tativer wie auch in qualitativer Beziehung erzielen. Kein Heger — fein Füger! V. Jagd und fang des Wildes. A. Die Jagd. 8 10. Die Jagd in ihrer verjchiedenartigen Ausübung ſtützt ſich auf die geſam— melten Kenntniffe und Erfahrungen über die Lebensgewohnheiten und die Eigenart der MWildgattungen und rejultiert aus denjelben, Die Jagd. $ 10. 487 Die Beitperioden mit ihren vielfach wechielnden ethiſchen, fozialen umd politischen Einflüffen und ſchließlich die verſchiedenen telluriich-Mimatiichen Verhältnifie der Standorte haben dem Jagdweſen unter Unwendung verſchiedener Methoden auc ein analoges Gepräge verliehen. Der knapp bemefiene Raum geftattet hier lediglich das Bejagen des Wildes im Umriſſen zu ſchildern, doch joll diejer heillen Aufgabe mit ftrenger Gewiſſenhaftigleit und mit einer forgfamen Ausleſe jener Lehren thunlichſt entiprochen werden, welche durch prat- tifche Ausübung und Erfahrung geprüft und erprobt find. Die Jagd wird ausgeübt: 1. Ms Einzel-Jagd d. h. durd) einen Jäger, welcher das Wild a am Anſitz; b. auf der Birſche; e. auf der Suche mit oder ohme Beihilfe von Jagdhunden erbeutet. 2. Als Treibjagen unter Mitwirkung einer Anzahl von Schügen und zwar: d. eingeftellte Jagden mit Anwendung von Dunkel» und Lichtzeugen oder Lappen; e, freie Treibjagden mit Verwendung von Jagdhunden ; f. freie Treibjagden mit Verwendung von Treibern; g. freie Treibjagden mit fombinierter Verwendung von Treibern und Hunden — eventuell auch von Prellnegen oder Lappen; h. Das Ausiprengen oder Graben von Fuchs und Dachs mit Beihilfe von Dachshunden; i. die Fiſchotterjagd mit Otterhunden; k. die Jagd auf wilde Kaninchen mit dem Frettchen oder mit Treibern. $11. a. Der Unfig (AUnftand) hat den Zwech, das Wild an beftimmten Pläßen in gebedter Stellung zu erwarten. Für die leptere genügt zumeift ein gut bemantelter Stamm, ein Graben oder Felsblod unter Zuhilfenahme einiger Aeſte. Ein eigens aus Reißig und möglichjt unauffällig hergerichteter Schirm oder ein Hochſtand, d. b. ein im entiprechender, die nächfte Umgebung dominierender Höhe angebrachter Schirm, welcher den Jäger auf nimmt, vepräfentieren die fünftlichen, gleichem Zwecke dienftbaren Vorrichtungen. Ge künftelte Konſtrultionen entiprechen, da fie das zu bejagende Wild mißtrauiſch machen oder gänzlich vergrämen, durchaus nicht, und der praktische Jäger bedarf deren auch unter feinen Umftänden, da er das beſte Material für einen zwedentiprechenden Anfig ſtets bei ſich führt: Gut entwidelte, geübte Sinne, ſcharfſinnige Benügung des Terrains, und — Ruhe! Beim Bejagen hoben Wildes, und wenn es gilt, bejtimmte Individuen, wie jagdbare Hirſche, Gelttiere u. dgl. zu erlegen, iſt die Anlage von ftabilen Blenden an Rändern von Waldwiejen und geeigneten Plägen, und von Hochſtänden zu empfehlen. Während die Erjteren mit Reifig der dominierenden Holzart verflodhten, oder befier noch durch eine lebende unter der Schere zu haltende Hede A, dauernd errichtet werben, fonjtruiert man letere am zwedhmäßigiten im folgender Weile: drei oder vier am unteren Ende angelohlte Rundholzer werden derart jejt in den Boden gerammt, daf fie als Stüppunkte für einen dreis oder vieredigen Rahmen dienlich werden. Auf dieſen num die, den Boden bildenden Bretter, jedoch nur in lojer Aneinander aufgenagelt, um einerjeits das Regenwaſſer abjliehen zu laflen, und das Knarren verhindern. Rings um den Rahmen wird überdies eine aus Waldlatten gefertigte mit Reißig verflochtene Blende befejtigt, und lediglich eine Lüde an der Nüdjeite zum Einlaß des Schügen belafjen. Der Auf- und Abjtieg wird durch eine fejte, mit fantigen Sprofien derjehene Leiter vermittelt. Einige mit Ballen verpflanzte, ftärfere Nadelhölzer bienden ſolche Hochftände (Kanzeln) am zwedentipregendften. x 488 IX. von Dombrowski, Weidwerk. Die Gepflogenheit, ftehende Randbäume zur Errichtung von Hochjtänden derart zu benugen, daß felbe mit eingerammten Säulen verbunden werden, ift deshalb verwerflich, weil das Gefüge durch Stürme gelockert wird, und auch bei geringeren Luftftrömungen unaufhörlich knarrt. Die den Boden des Hochitandes bildenden Bretter können mit Raſen⸗ ziegeln belegt werden. Der vorbeſchriebenen Errichtung von Schirmen und Hochſtänden muß indeß eine dominierende Obliegenheit vorangeſtellt und ſachkundig erfüllt werden: das weidgerechte Beſtatten der Wechſel, welche das Wild einzuhalten pflegt, der Plätze und Oertlichkeiten, auf welche es zur Aeſung zieht, und die Feſtſtellung der Zeit, zu welcher dies in der Regel geſchieht. Dieſe Jagdmethode wird auch auf verſchiedene Gattungen des Niederwildes ange— wendet und es gelten im allgemeinen auch diesfalls die vorangeführten Regeln. Der Anſitz iſt für den angehenden Berufsjäger ein höchſt ſchätzbarer Lehrbehelf, da das Frequentieren desſelben die Sinne in hohem Maße übt und ſchärft und den Beob— achter überdies mit den Gewohnheiten und der Eigenart des Wildes vertraut macht. Der Anfig im Verein mit der im folgenden Abjchnitte zu erörternden Einzeljagd- methode wird dem Berufsjäger, fofern er von beiden zielbewußten Gebrauch macht, eine Fülle von Lehren und Erfahrungen bieten, während fie denjelben mit den Wechſeln des Wildes, den Standesverhältnifjen desjelben und mit jeinem Verhalten vertraut und jomit in weidgerechtem Sinne vevierfundig machen. Mit dem Anfig fteht auch das Bejagen von Flug- und Haarraubwild in Verbindung und zwar der Abſchuß größerer Raubvögel nach dem Aufbäumen amı Abend, die Horjtjagd, d. h. der Abſchuß der brütenden Raubvögel, die Hüttenjagd mit dem Uhu, und endlich der Anſitz in der Luderhütte '). Abſchuß nad dem Aufbäumen Zu dieſem Behufe begibt fich der Jäger vor Sonnenuntergang im Spätherbte und im Winter an jolche Stellen im Walde, von welchen aus das Eintreichen der größeren, die Nachtruhe aufjuchenden Raubvögel beob- achtet werden fann. In der Kegel find es erfahrungsgemäß beftimmte Diftrikte, welche die geflügelten Räuber diesfalls bevorzugen, in manchen Revieren find e3 ſogar beftimmte alte Bäume, welche fie mit Vorliebe als Schlafjtätte wählen. Nah Sonnenuntergang jehleicht man dann vorjichtig heran umd wird zumeist auch) in Schußnähe gelangen. Bei der Horftjagd muß man da3 Ende der Brutperiode abwarten, um der alten Vögel Habhaft zu werden, oder nran bezieht einen unauffällig in Schußnähe des Horjtes erbauten Schirm zur Zeit, wo die Alten Raub zutragen. Die Hüttenjagd mit dem Uhu dient gleichfalls dem Zwede, das Raubflug- wild jeglicher Art, vom Adler bis herab zum Würger, thunlichſt zu vermindern. Zu dieſem Behufe baut man kleine Exrdhütten, oder gededte Schirme aus Reißig, welche rings mit Schußöffnungen verjehen werden und befejtigt den Uhu auf einer in den Boden fetgerammten Tfürmigen Krücke in einer Entfernung von etwa 25 Schritten. Die Hüttenjagd fordert unausgeſetzte Aufmerkſamkeit und einen geübten Flugihügen, da die auf den Uhu ftoßenden Naubvögel, Krähen und Elftern, im der Negel felten auf den zu diefem Zwecke unweit von der Krücke des Uhus hergerichteten entlaubten Stamm aufhaden. Die Luderhütte, in ihrer Konftruftion jenen halb in den Erdboden verjenkten, möglichjt unauffälligen Hütten ähnlich, welche zur Raubvogeljagd mit dem Uhu verwendet werden, dient dem Jäger als gedeckter Anfig auf Haarraubwild, welches durch einen in 11) Siehe Lehr: und Handbuch) für Berufsjäger des Verfaffers. Die Jagd. $ 11. 489 Schufnähe ausgelegten Köder — Luder — angelodt wird. Zu diefem Zwede kann man Fallwild, wohl aud) tote Pferde, Schafe, Ziegen und auch Hausfapen verwenden. Die Luderhütte muß an einem volllommen ruhigen, von Kommunifationen weit ab- liegenden Orte, welchen erfahrungsgemäß Wechſel des Naubwildes kreuzen, erbaut und innen derart eingerichtet fein, daß der Jäger auch in rauhen Winternächten einige Stunden am Anfig auszuharren im ftande jei. Nachdem durd mehrere Nächte der ausgelegte Köder aufgenommen wurde, macht man vor Sonnenuntergang, in entſprechend weiter Be- zipherie der Luberhütte ein Geichleppe, indem man an einer Rebſchnur befeftigt, friiches Geſcheide oder eine gebratene Hape hinter ſich jchleift und endlich am Luderplatz ablegt. Borteilhaft ift es auch, Die eigene Beihuhung mit dem gleichen Materiale zu verwittern, wenn man die Hütte bezieht. In jchnee» oder mondhellen Nächten ift ein folder Anfip oft jehr lohmend und läßt die Beſchwerden ertragen und vergeffen, welche dieſe Jagbmethode dem Jäger verurjacht b. Die Birſche. Dieſe einfachite zugleih aber auch ſchwierigſte Methode des Jagdbetriebes fordert vielſeitige und ausgebildete Fähigkeiten. Die genauefte Kenntnis der Natur und Eigenart des zu birjchenden Wildes, durch— dachte Benüpung des Terrains und raicher Ueberblid der momentanen Situation, ein ſcharfes — das geringfte Zeichen deutendes Auge, eine geübtes, jeden Laut unterjcheidendes Ohr, Bejonnenheit und Ruhe, bligichnelles Handeln wo's gilt — dies find in fnappem Umriß die unerläßlichen Eigenſchaften des Birſchjägers. Mühe, Zeit und vor allem das „Zeug“ d. h. eine Summe angeborener Fähigfeiten fordert die Birſche, bevor an ihre erfolgreiche Ausführung gedacht werden darf, und dieſe überaus anregende, unftreitig den erjten Rang beanjpruchende Art des Jagens verdient 68, die hohe Schule des Weidiwerks genannt zu werben. Es ift faum möglich, durch das geichriebene Wort auch nur annähernd Genügendes in bezug auf die Birſche zu Ichren, da das Verhalten des Jägers ftets von den lofalen und momentanen Verhältniſſen abhängig bleibt. Was heute unter bejonderen Umftänden s 8 derber Fehler ſein mag, tann morgen das volle Gegenteil werden, und es iſt ein Cha teriftiton des erfahrenen Birſchjägers, daß er ſich günftige Chancen ſchafft und erzwingt. Das Wenige, was ſich eben bejchreiben läßt, will ich in nappen, nur Erprobtes bietenden Sägen zufanmenfafien: 1. Die Farbe des Jagdfleides ſoll durchaus unauffällig, deren Zujchnitt bequem jein, und die Veſchuhung einen geräufchlojen Tritt geftatten. 2, Ausrüftungsftüde, wie ein Fernglas, Patronentaſche, eventuell ein Jagdhorn, joll ‚der Birſchjäger ftets an einer Kuppel um die Mitte des Leibes, nicht aber an Riemen und Schnüren über die Schulter tragen, da dies beim Vorbeugen des Oberförpers vielfach hinderlich und unbequem wird. — —* —— muß man ruhig und ſtets mit dem ganzen Fuße auftreten, um orderlichenfalles jofort unbeweglich ftehen bleiben zu können. Das vielfad beliebte hleichen pe den Fußipigen ift ebenjo ermüdend als unpraftiich. 4. Beim Anbirſchen trachte man nur injfomweit Dedung zu finden, al& dieſelbe unausgejepte Beobahtung des Wildes und jeines Verhaltens nicht beeinträchtigt. Sobald das Wild verhofft, bleibe man, wenn auch momentan minder gut gededt, weglich ftchen, und jepe erjt dann die Annäherung fort, wenn das Wild ſich wieder bat. 5. Das Wild wittert ſcharf, und verfteht es aud), die Laute, die jein vorzügliches hör vernimmt, zu untericheiden; die Schorgane find minder entwidelt und erweiien 490 IX. von Dombrowski, Weidmwerf. ein weit geringeres Unterfcheidungsvermögen, wenn nicht auffällige Farben etiva oder un- zeitige Bewegungen das Wild mißtrauiſch machen. 6. Schmält (fchredt) das Wild, dann hat es den Menjchen als jolhen in der Negel noch nicht erkannt. Der Birjchjäger joll deshalb regungslos ausharren, da jich das Wild nicht jelten wieder beruhigt und eine Annäherung in Schußnähe doc noch möglich wird. 7. Nevierkumdigkeit und die Vertrautheit mit den Lebensgewohnheiten des Wildes, begünftigen die Birjche in hervorragendem Maße. Es finden jich in jedem Revier gewiſſe nicht näher definierbare Stellen, auf welchen das umberziehende Wild mit Vorliebe ver- teilt, und dieſe joll der Fäger kennen und — auch als ſolche erkennen. 8. Gilt es einen ftarfen Hirſch oder Rehbod zu erbeuten, dann ift e3 vor allem nötig, fährtegevecht feinen Standort und feine Wechjel auszumachen (zu beftatten), nur möge ſich der noch minder erfahrene Jäger die Mühe jparen, dies dort zu verjuchen, wo zahlreiche Wilvfährten zu ſpüren find. Jene grämlichen und jehr jchlauen alten Recken lieben außer— halb der Brumftperiode die Einſamkeit, und dieſe ſtets zutreffende Regel iſt jomit zu beachten. 9. Die ſorgſame Beachtung der Windrichtung ift wohl jelbftverftändlich, doch möge hier auch die Erfahrung Ausdrud finden, daß das Wild ftarke Luftitrömungen jo viel als möglich meidet, und demnach ftet3 in gejchügten Lagen zu juchen ift. 10. Bor Abgabe des Schuffes präge man ſich den Ort, wo das zu erlegende Wild jteht, genau ins Gedächtnis, um, wenn e3 nicht im Feuer ftürzt, den Ausriß jofort finden und verbrechen zu können. 11. Pflicht des Jägers ift es, mit ftrenger Genauigkeit den Anſchuß zu prüfen und nah Schweiß und Abſchußhaar zu juchen. Es ift feineswegs der Beweis eines Fehl- ichuffes, wenn fich an Ort und Stelle, wo das Wild im Augenblid ftand oder zog, weder Schweiß noch Haar findet, und deshalb ift e3 geboten, der Fährte entjprechend weit zu folgen, und auf deren Prägung zu achten. Stark gejpreizte und gejchobene Eingriffe der Schalen find ein jelten trügliches Zeichen, joferne jelbe diefen Charakter beibehalten. Sit die Stellung der Schalen enger, und findet man, daß das flüchtenne Wild, nach etwa 100— 200 Schritten verhoffend ftehen blieb, dann ift es als gefehlt anzujprechen, und die weitere Nachjuche abzubrechen. 12. Die Nachjuche, wenn das bejchojjene Wild getroffen — angeſchweißt wurde, ift jtetS erjt nach etwa einer Stunde vorzunehmen. Der erfahrene Birfchjäger erzwingt fich günftige Erfolge, und was man in joldhen Fällen „Glück“ zu nennen pflegt, ift einfach die Folge eines korrekten ſachkundigen Vorgehens. In ausgedehnten Waldrevieren, deren Wildjtandsverhältniffe diefe ungemein inter- eſſante Jagdmethode begünstigen, ift die Anlage eines Netzes von Birfchjteigen (jchmalen Pfaden) jehr empfehlenswert. Die Führung der Birfchjteige muß die Wechjel und Aejungs- pläße des Wildes zwecentiprechend kreuzen und ſäumen, und die Berufsjägerei möge e3 ſich bei der Anlage der durchaus unauffällig herzuftellenden Pfade gegenwärtig halten, daß fie fich eben mit derjelben ein Zeugnis über Berufstüchtigkeit ausftellt ). Ein inforreft angelegter Birjchfteig wird den Jagderfolg zumeist jchädigen, jtatt ihn zu fürdern. Am Schluſſe dieſes Abjchnittes möge auch die fnappe Schilderung von zwei, an Ipannenden, aufregenden Epijoden überaus reicher Methoden der Einzeljagd Raum finden: 12) Detaillierte Bejhreibungen und Inftruftionen über die Birfhe und die Anlage von Birihpfaden finden fih in den jagdzoologifhen Monographien, das Reh, das Edelmild und der Wildpark des Verfafjers. Die Jagd. 8 11. 491 Das Anſchreien des Edelhirihes mit dem Hirihruf und das Unblatten des Rehbodes während der Brunſt. Für beide Zwecde wirb eine namhafte Zahl meift ſehr problematiicher Inſtrumente angepriejen, doch find es eben nur jehr wenige, welche denjelben auch thatſächlich entiprechen. Als Hirfchruf empfehle ich auf Grund perjönliher und reicher Erfahrung lediglich die Triton-Schnede — und jpeziell die aus dem indifchen Ozean kommende Urt dieſer Muſchel in der Länge von 24 und einem Durchmeffer von Il em, Die Schwanzipige der Muſchel läßt man, um fie zum Hirſchruf zu geftalten, im der Länge von 3 cm abjägen, wodurd; das Funftloje Mundftüd desjelben hergeftellt wird. Am entgegengejegten Teile läßt man eine Meine Deffnung bohren, durd welche dann eine Umbängeichnur gezogen Das Nahahmen des Wrumftichreies fordert eim gutes Gehör, gute Lungen und Uebung. Der Brunftplan ift diesfalls die bete Geſangsſchule und der Platzhirſch und die Beihirſche die berufenen Lehrkräfte für den Jäger. Ein gutes mufifaliiches Gehör ift deshalb abjolut notwendig, weil der Ruf auf der Mufchel ftets um 1-2 Töne der Stala höher genommen werden muß, da ihm ſonſt der herausgeforderte Platzhirſch feine Folge leiftet. Zum Anblatten der Nebböde bedient man fich zwei verihiedener Inſtrumente u. 3.: des Fipp- und des AngitrufsBlatters. Der erftere ahmt den Yodruf der brunftigen Nehe, der andere den jchrillen Angſtlaut eines vom Rehbock hart bedrängten Schmalrches nad. Auch hier gilt es, ſich die verichiedenen Töne genau in's Gedächtnis zu prägen, um dann eine richtige Wahl und Stimmung der Blatter vornehmen zu können. e. Die Sude mit dem Vorftehhunde. Diefe Art der Einzeljagd gilt dem Niederwilde und zwar zunächſt dem Wildgeflügel Ein fermer — ſchuß- und hajenreiner Hund ift diesfalls dem Jäger unentbehrlich, es wird im einem ber folgenden Abichnitte kurz erörtert werden, auf welde Weile natürlichen Unlagen diejes edlen Tieres dem Weidwerk dienitbar zu machen find. Die Ausführung der Suche muß — wie jede Art des Jagens — auf den Lebens ohnheiten des zu bejagenden Wildes bafiert werden und rejultiert ipeziell aus dem en Verhalten der meiften Nieberwildgattungen, welches fie weit häufiger ver ‚ der nahenden Gefahr zumächit durch den Verſuch des Verbergens — „Drüdens* ftatt durch die Flucht zu entgehen. Mit Rüdficht auf die jcharf entwidelten Sinne des „Vernehmens“ und „Windens“, dem Wilde eigen find, muß die Suche jtets gegen die Windrichtung unternommen ftürmifchen Tagen. Suche auf Hajen wird am erfolgreidhiten im Herbſte unternommen, wo die noch befindfichen Hadfrüchte und Futterbreiten genügende Dedung bieten und das hält. In diefen, auf Bruchädern und in Waldichlägen, wählt der Haie mit Vorliebe fein Lager und wird, wenn er nicht wiederholt daſelbſt geftört wird, feinen Ländern etwa jchon früher ablaufende Schongeit erft dann, wenn die jungen Hühner gut Flugbar geworden und in der Mehrzahl ihr Yugendleid bereits gewechielt Auch Hier gilt das Vorgeſagte bezüglich der Ausübung der Suche. Die Gewohn— der Nebhühner, fi am Morgen, nad eingenommener Nahrung (Weide), völtermweiie menzurufen und vereint an Orten einzufallen, welche denſelben übertag Rube und gewähren, und die Erfahrung, daf die einzelnen Voller, joferne fie nicht gewalt- fam und wiederholt vertrieben werden, immer denjelben Ort wählen, wo fie während des 492 IX. von Dombrowski, Weidwerk. Tages liegen, erleichtert und begünstigt diefe ebenjo angenehme als anregende Kagdmethode. Bu Ende des Herbjtes, wo die Hühner auf den AUderflähen nur mehr ungenigende Dedung finden, halten jie die Annäherung des revierenden Vorſtehhundes nicht mehr aus, und die Suche wird num andern Jagdmethoden Raum zu gewähren haben. Die Suche nah Wildenten — jpeziell der in den heimischen Nevieren am zahl- reichjten vorfommenden Stodenten (Anas boschas) wird am ergiebigjten in jener Zeit- periode jein, in welcher die Ketten flugbar werden. Da dies von Fall zu Fall von dem Berlauf der Brutperiode abhängig ift, fo hat der Jäger die Dbliegenheit, die einzelnen Ketten, joweit dies ohne Störung gejchehen fann, genau zu beachten und mit der Suche zu beginnen, jobald die jungen Enten bei Tagesanbruch der führenden Mutter fliegend umd nicht nur flatternd über den Wafjerjpiegel folgen. Später halten die flugbar gewor— denen Enten nicht mehr, und wird die Suche auch diesfalls durch andere Fagdmethoden erjegt werden müſſen. Die Suche auf das übrige Niederwild wird 'gleichfalls in der borbejchriebenen, jtetS aber auc) der Eigenart der Wildgattung Rechnung tragenden Weije ausgeführt. IT. $12. d. Eingeftellte Jagden mit Anordnung von Dunfel und Lidt- zeugen oder Lappen. Diefe für Prunkjagden angewvendete, jehr namhafte Opfer an Zeit, Mühe und Kojten neben vorzüglicher Fach- und Lofalfenntnis fordernde Methode ift in unferen Tagen nur in ſeltenen Fällen mehr durchführbar. Zu dieſem Behufe wurde das Wild durch kombiniert onzentrifch vorgehende Treiber- Linien aus den umliegenden Diftriften gegen den für das eingejtellte Sagen bejtimmten Boden langfam und vorfichtig getrieben bezw. angedrücdt. Dieſes Antreiben nahm oft mehrere Tage und eine ſehr namhafte Zahl von Hilfskräften in Anfpruch, und es mußten am Schluffe jeden Tagwerkes bie abgetriebenen Diftrikte durch unterhaltene Feuer, mit Negen, Tiihern und Blendzeug (Lappen) verftellt werden, um das Wild am Durchbrechen zu hindern. War das Wild endlich in dem für die Jagd bejtimmten Boden zufammengedrängt, dann wurden raſch von mehreren vorher beftimmten Punkten aus die Zeuge geftellt und jo das Wild „gejperrt”. Der fnappe Raum geftattet es nicht, diefe Jagdmethode in ihren vielfachen Details zu jchildern und ich will nur eine kurze Bejchreibung der Zeuge hier folgen laſſen, deren Anwendung teilweie auch noch in der Gegenwart ftattfindet '*). Das Dunfel-Zeug oder die Tücher waren 150—160 Schritte lang und je 2 m (für Edelwild) 1. 75 m (fir Dam- und Schwarzwild) 1. 60 m (für Rehwild) hoch und aus ſtarker, ungebleichter Leinwand angefertigt. Das lihte Zeug oder die Nee waren aus Schnüren von 1 cm Stärfe mit 16 cm im &eviert haltenden Maſchen geftrickt und werden in gejpannter Aufftellung zu gleichem Zwecke wie die Dunkelzeuge zum Einstellen, oder aber — „buſenreich“ gejtellt — zum Fangen des Wildes verwendet. Die Prellnege für Niederwild werden aus leichteren Schnüren mit entjprechend kleineren Mafchen geftrictt und in Feldern von je 50 Schritten Länge und 1—1,25 m Höhe hergeftellt. Der Niederjagd dienſtbar find überdies auch Steckgarne aus drei bejonderen 13) Siehe die Monographie „Edelwild“ und „Lehr: und Handbuch für Berufsjäger” des Verfaſſers. Die Jagd. $ 12. 493 | feichten dichtmaſchigen Nepen beftehend, von welchen die beiden äuferften fviegelig, das mittlere zum Fangen beftimmte Jungarn mit gewöhnlichen Gemäſche geftridt wird. Das Blendzeug oder die Lappen werden auf zweifache Weile hergeftellt. Die meift nur zur hohen Jagd verwendeten Tuchlappen beftanden aus 40 cm breiten, 60 em langen, auf ftarfen Rebſchnuren aufgezogenen, loje berabhängenden Tüchern aus Woll- oder Leinenftoffen gefertigt. Die Federlappen werden angefertigt, indem man in Intervallen von 30 cm - je zwei breitfahnige bunte Federn in eine leichte Rebſchnur einfnüpft. Diefe Lappen werben auf Hafpel aufgewunden. Wimpellappen. Die Erfahrung, daf die Tuclappen teuer, ihre Aufftellung umftändlicy und endlich ihre Wirkjamteit ſich mitunter problematisch geftaltete und daß die Federlappen der gleiche Vorwurf trifft, lieh; mid) eine Art von Blendzeug erfinnen, welche den gerügten Uebeljtänden abhelfen. Die einfache Herftellung der Wimpellappen iſt folgende: - Das Material ift ein ädhtfärbiger Fahnen (Flaggen-)Stoff von roter und ſchwarzer oder roter und gelber Farbe. Man zerteilt nun die Stoffe in je handbreite Streifen von 60-100 cm Yänge und nüpft je zwei doppelfarbige Streifen in gleihmäßigen Entfernungen von je 40 cm in eine feftgebrehte Teichte Rebſchnur mittelft einer einfachen Zugſchlinge ein. Die Schnüre können eine Länge von 100 m haben und werben einfach in meterlange Schleifen aufgenommen und zum Transport oder zur Aufbewahrung mit dem Ende der Rebſchnur genüpft. Ein Mann kann felbft im unwegſamem Terrain bequem 4 bis 6 Bund Yappen tragen, welche eine Strede von 400-600 Meter vorftellen. Bur Aufftellung von je 8-12 Bund Wimpellappen find zwei Mann erforderli, und wwar einer, der die Bunde, nachdem das Ende der Rebſchnur an einen Baum befejtigt wurde, im Weiterfchreiten entfaltet, während fie der Zweite zwedentiprechend an den Aeſten des Holzbeftandes — wenn thunlich ftet® an der gegenüberliegenden Anwand aufhängt. Sollen die Wimpellappen über unbeftodte Flächen gezogen werden, jo genügt biezu eine Anzahl leichter unten zugeipipter Stellftäbe von 2 m Höhe, an deren gegabelten ober mit einem eingejchraubten Haden verjehenen oberen Ende die Schnüre aufgezogen werben, > Diefe Wimpel» Lappen, leicht und überall transportabel, find gegen den geringiten Lujſtzug empfindlich, werden von jeder Art Wild — ſelbſt wenn es forgiert wird — ab wa gemieden, und ich darf deren Anwendung, gejtügt auf periönlic und vielfach vor genommene Proben, unbedingt empfehlen. Ihre Anwendung ift eine vielfache und ich till diesbezüglich nur zwei Beiſpiele Gilt es in der Feiſtzeit einen umfangreichen Jagdboden zu treiben und find mur wenige Schügen zur Berfügung, dann verjtellt man die beiden Flanken und die Stirn jeiten des ge Jagdbodens) raſch und lautlos mit Lappen und bejeht die Rucwechſel it Schügen. Es genügen dann einzelne wenige lofaltundige Treiber, um das Wild rege s und fiher zu Schuß zu bringen. 4 Einzelne beftattete Hiriche, Rehbbde, Sauen oder Füchſe konnen mit Beihilie der Wimpellappen mit abfoluter Sicherheit jelbjt einem Schüyen vor den Yauf gebracht werden. l 6. Freie Treibjagen mit Verwendung von Jagdhunden % Nevieren, deren unwegjames Terrain eine geordnete Verwendung von Treibern dert ober wo die Beiftellung einer genügenden Zahl derielben unthunlich ift, werden Wild- J —— (Braden) oder Dachshunde zweddienlich verwendet, Lehtere find unbedingt da fie das Wild weniger jcharf jagen als die bochläufigen Braden. 494 IX. von Dombrowski, Weidwerf. Nachdem die Stände bejegt find, werden die Koppeln der zum Jagen bejtimmten Humde von ihren Führern in den Trieb an geeigneter Stelle eingeführt, abgehalft und unter ruhigem Zuruf zur Suche angefeuert. Das Treibjagen mit Hunden follte nur dort geübt werden, wo eine andere Treib- jagomethode undurchführbar erjcheint, und fordert ein ausgedehntes Fagdgebiet. Nachdem das Wild durch jagende Hunde und insbejondere duch Braden in hohem Grade beunruhigt wird, joll man bei Fejtitellung des Jagdplanes diefem Umſtande ſtets Rechnung tragen und dafür jorgen, daß das ausgebrochene Wild aus jeinem Zufluchtsorte nicht nutzlos verjprengt werde. Die mit der Führung der Hunde betrauten Jäger jollen nur ferme weder unfolgjame noch weidlaute Hunde zur Jagd führen, da ſolche den Jagderfolg weit eher beeinträchtigen als fördern. Die Jagd auf Shwarzmwild mit Saufindern, von welcher in einem folgenden Abſchnitte das nötigſt Wiffenswerte eingereiht wird, ift eine hochintereſſante an jpannenden Epijoden überreiche Jagdmethode, welche, gut geführt, auch fihere Erfolge bietet. f. Freie Treibjagden mit Berwendung von Treibern. Die Wildgattung und das Jagdterrain in ihrer Eigenart bilden die maßgebenden Momente für den Jagdplan und feine Ausführung, und es jollen mit Rückſicht hierauf die verschiedenen Methoden in Kürze bejchrieben werden. 1. Das Edel, Dam- und Rehwild — insbejondere das eritere und das letztere laſſen ſich jelbft durch dichte Treiberfetten auf weitere Streden nur ſchwer vorwärts treiben und brechen zumeift nach rückwärts durch. Auf diefe erfahrungsgemäße Gewohnheit der vor- genannten, Wildgattungen ift jomit bei der Wahl und Beitimmung der Schüsenjtände Rückſicht zu nehmen, auch ift es geraten, Triebe, welche eine größere Ausdehnung haben und dem Wilde gute Dedungen bieten, doppelt, d. h. nach vor- und rückwärts nehmen zu laſſen (zu hobeln). 2. Das Shwarzmwild läßt fi) wohl beffer vorwärts bringen, doch enttwidelt es — öfter bejagt — einen jo hohen Grad von Vorficht, Schlauheit und — wohl auch von troßiger Wildheit, daß zur Führung einer folden Jagd Umficht, Fach- und Lokal— fenntnis im bejonderen Maße erforderlich find. 3. Treibjagen auf Naubmwild fordern neben der genauejten Kenntnis des Terrains und der Wechſel eine vorfichtige, raſche und lautloſe Inſzenierung, und werden ich nur in folcher Ausführung erfolgreich erweiſen. 4. Treibjagen auf Hafen und jonftiges Niederwild werden in verjchiedener, den lokalen und territorialen VBerhältniffen.angepaßter Weife ausgeführt. Das Standtreiben. Der Jagdboden wird an der Stirnjeite mit Rückſicht auf die Windrichtung — eventuell werden auch beide Flanken mit Schüßen bejegt und das Wild dann durch eine im gerader Linie vorgehende Treiberfvont gegen die Schützen getrieben. Das Keſſeltreiben wird in Feldrevieren ausgeführt, indem die Schügen und Treiber in ziwecentjprechender Verteilung von einem Punkt nach zwei Seiten auslaufend einen Kreis bilden. Sobald diejer Kreis gefchloffen ift, bewegen ſich Schügen und Treiber langjam und gleihmäßig gegen das Zentrum des fich allmählich verengenden Kreijes. Sit diefe Verengung des Kreifes infoweit erfolgt, daß das Schiefen nach einwärts unftatt- haft wird, dann darf auf das diesbezüglich verabredete, vom Führer des Jagens zu gebende und don den etwa eingeteilten Berufsjägern zu wiederholende Signal nur mehr auf jenes Wild gejchoffen werden, welches den Kreis verlaffen hat. Das Streifjagen bafiert auf der zutreffenden Erfahrung, daß fich das Wild eben nur eine gewiſſe Strede noch vorwärts treiben läßt, dann aber unter allen Umftänden und troß der dichtgereihten Treiberkette bemüht ift, auf feinen gewohnten Standort zurüd- zukehren. Die Jagd. 8 12. 495 Das Streifjagen wird in folgender Weiſe eingerichtet: An der Stelle des Feldrevieres, von welcher der Streiftrieb beginnen fol, wirb gerade Linie in jener Ausdehnung abgeftedt, welde der Große des Jagdterrains Anzahl der Schügen und Treiber entipricht. Zwiſchen je zwei Treibern fann Raum von etwa 10 Schritten und für die Entfernung der Schügen von einander tönnen je 100-150 Schritte beredynet werden. zen. auf die vorerwähnte Frontlinie werden an den Endpunften (den Flügeln) und im welche Hentrum unter einander parallele Linien die ganze Strede entlang ab- für den Streiftrieb beftimmt ift und mindeftens eine Länge von 2— 3000 betragen fol. Iſt die Treibfront über 600 Schritte breit, dann muß die Zahl der ſentrecht auf die Front markierten Richtungslinien entſprechend vermehrt werden. Intervallen von je 500 Schritten werden Halt-, bezw. Richtungslinien markiert, auf welchen angelangt die Treibfront ftehen bleibt, das erlegte Wild ablegt und ſich neuer dings zur Fortſehung des Triebes ordnet. Alle Bewegungen beim Streifjagen werben Der folgende Streiftrieb kann parallel mit der abgejagten Strede in umgefehrter Richtung abgeftedt werden. Namhafte Frontveränderungen find thunlichſt zu vermeiden, und jofern dies unthunlich iſt, durch entiprechende Halt- und Richtungslinien zu vermitteln. Bei Waldjagden joll auf das bejtehende Nep von Beitandslinien, Schneifien und An den Flügeln der Treibfront läuft eine entfprechende Zahl von Treibern die - Nichtungslinien entlang in regelmäßigen Abjtänden aus, welche als Wehren fungieren und EINE EWN EEE RE Tr Streiftriebes für 7 Frontſchühen, 48 Front und je 36 Wehr- Treibern. —*— Richtungs⸗, bezw. Haltlinie des Streiftriebes ſoll — jofern feine Prell nebze in Verwendung ſtehen, in der Entfernung von mindeſtens 400 Schritten vom End und inte abichtwenten, ſich mit den Wehrtreibern umd unter Führung der Mevierjäger den Reſt des Streifterrains gegen die ftehengebliebenen Schüpen durchtreiben. Die Streifjagd ermöglicht es, ein entiprechend großes Terrain mit wenigen Schüpen und jehr günftigen Erfolgen in relativ kurzer Zeit einer Weiſe abzujagen, welche den Anterefien des Wildertrages und den Prinzipien einer rationellen Hege in weit höherem Grade entipricht, als die übrigen Treibjagdmethoden. % g. Freie Treibjagen mit fombinierter Verwendung von Trei- ern und Hunden — eventuellaudvon Brellnegen und Lappen. Die Einrichtung folder Jagden ift von lofalen Verhältniſſen abhängig und muß n Fall zu Fall dem Zwede mach jeder Richtung angepaßt werden, welchem fie dienlich fol. Der knappe Raum geftattet lediglich ein Beiipiel aus der Praris anzufübren, die Führung eines ſolchen Jagens anſchaulich macht: Ein Walbterrain — überwiegend mit dichten Schonungen und Stangenbölzern be- — in welchem Feiſthirſche ſtehen, joll abgejagt werden. 496 IX. von Dombromsti, Weidwerf. Nachdem einzelne Teile mit Lappen verftellt und die Schüßen verteilt find, beginnt die Treibfront vorzugehen. Zwiſchen den Treibern find Revierjäger als Führer eingeteilt, welche je 2—3 furzläufige für's Jagen abgeführte Dahshunde an Riemen führen. Sobald nun ein Hirich die Treibfront durchbricht, eilt der zunächjt eingeteilte Jäger zur Stelle und legt einen der abgehalften Dahshunde zur Fährte. Diefe Praxis parallifiert in wirkſamer Weife das jchlaue Verhalten des Hirjches, welcher in der Negel, nachdem er die Treiberfette durchbrochen und eine furze Strede flüchtig fortgezogen, ruhig und gedect ftehen bleibt. Der tapfere Hund folgt der Fährte des Hirjches mit lautem Halfe und beläftigt den Hirſch jo lange bis derjelbe zum Aus— treten veranlaßt und fo zu Schuß gebracht wird. Scharf jagende hochläufige Braden jollen für die vorbejchriebene Jagdweiſe feines- falls verwendet werden, nachdem fie den Hirjch in vollſter Flucht herausſprengen, während er vor feinem krummbeinigen Verfolger zumeift nur trollend oder auch ruhig ziehend die Schußlinie paſſiert. h. Das Ausſprengen oder Graben von Fuchs und Dachs mit Beihilfe von Dachs— hunden. Das Ausſprengen der Füchſe erfolgt im Winter namentlich während der Rollzeit, und auch im Frühjahr am erfolgreichjten, wenn junge Füchje im Bau bejtattet find. Nach— dem der Bau-Acits befahren angeiprochen ift und man fich über die Zahl und Lage der Röhren genau informiert hat, bejegt man diejelben in zwedentiprechender Weiſe mıt Schützen oder verichlägt einen Teil derjelben und läßt dann den Dahshund, nachdem ihm die Halfung abgejchnallt worden, einfahren. Die vielverbreitete Anficht, daß der einfahrende Dahshund den Fuchs jofort an- greifen folle, ift durchaus irrig. Der ferme Dachshund wird den Fuchs eben nur umaus- gejeßt beumruhigen, bis er ihn durch feine Beharrlichkeit zwingt, den Bau zu verlafjen. Scharfe unkluge Angriffe zwingen den Fuchs zu energiſcher Gegenwehr, die den Hund zumeist ernftlich gefährdet, ohne den eigentlichen Ziwect — das Ausſprengen — zu erreichen. Verläßt der Fuchs den Bau nicht bald nach dem Einfahren des Hundes und verrät das Lautgeben desſelben von einer Stelle, daß ſich der erjtere verjchanzt — verklüftet hat — dann muß man zum Graben des Fuchjes jchreiten. Nachdem man mit Beihilfe des Gehöres die Stelle genau beftimmt hat, an welcher der Hund vorliegt, läßt man ein- ſchlagen und faßt, wenn mit der nötigen Vorficht die Röhre durchgefchlagen ift, den Fuchs mit der Dachszange “). i. Die Fifhotterjagd mit Otterhunden. Das unftäte Wanderfeben des Otters, welcher innerhalb eines oft jtundenmeiten Diftriftes bald da, bald dort feine Näubereien ausführt, macht den Anſitz, trotzdem diejes Wild die Stellen, wo es in das Waſſer und aus demſelben ſteigt, ziemlich konſtant bei— behält, doch nur vom Zufall abhängig. Weitaus erfolgreicher ift das Jagen auf den Otter mit eigens für dieſe Zwecke gezüchteten, erzogenen und dreffierten Hunden. Man zieht dann entlang der Ufer und läßt die Hunde juchen, um zu konſtatieren, ob der Otter in einem feiner Schlupfwintel (Baue, unterwajchene Wurzeljtöde) eingefahren fei. Vorteilhaft und der Drefjur der Otterhunde förderlich ift es, den Wafjerlauf in ent- iprechender Ausdehnung ſtromauf- und abwärts mit Neben abzujchliegen, deren unterer Teil gut verankert jein muß, um das Durchjchlüpfen des Otters zu verhindern. Der von den Hunden beumruhigte Otter verläßt zumeift bald jeinen Schlupfwinfel und taucht blitzſchnell in's Wafjer, um fich durch die Flucht zu retten, und kann nun mit der Feuerwaffe erlegt werden oder man läßt ihn durch die Hunde abwürgen. 14) In gleicher Weiſe wird aud am Dahsbau verfahren. Das Fangen bes Wildes. 5 18. 497 | Derangeihofjene Dtter meidet das Waſſer und iſt ſtets außer halb desſelben zu ſuchen. k. Die Jagd auf wilde Kaninchen mit dem Frettchen. Das behende, nad) öfterem Bejagen ungemein vorfichtige Kaninchen wird am wirt ſamſten mit Beihilfe des Frettchens — Mustela furo L. — gejagt. Die Jagd mit dem Frettchen beginnt im Spätherbfte und kann bis Ende Februar fortgejept werben. Man nimmt, da das Frettchen — ziemlich träger Natur — bald ermattet, zur Aus übung diefer Jagd ziwedentipredend zwei bis drei Fretichen mit, welche abwechielnd zur gelangen. Am Baue angelommen, läßt man eines der Fretichen einfahren, nachdem vorher die Scüpen ihre Stände eingenommen haben. Die Kaninchen fahren, jobald fie den ein dringenden Todfeind wittern, blipichnell aus ben Röhren, um ihr Heil in der Flucht zu fuchen, welcher nun ein wohlgezielter Schuß ein Ende zu bereiten hat. Häufig geſchieht es, daß ein oder das andere Kaninchen noch innerhalb des Baues vom Frettchen erreicht und gefaßt wird, Im diefem Falle pflegt das Frettchen längere Zeit neben feinem Opfer ruhend im Baue zu verbleiben. Tritt biejer ebenjo häufige als leidige Fall ein, dann am Baue verbleiben, um das Ericheinen des Fretichens abzuwarten und en zu können, während die Jagdgeſellſchaft das Frettieren fortiept. , trübe und windige Tage find diefer Jagdmethode förderlicher als jonniges, helles Weiter, bei welchem das Kaninchen zumeift außerhalb des Baues zu juchen jein wird. Beabfichtigt man ein Treibjagen auf das Kaninchen, dann follen jelbe mit Beihilfe der Frettchen vorher aus den Bauen geiprengt, die Röhren fofort durch Erdflöße ober Holzpflöde geichlofien und erſt nad) abgehaltener Jagd wieder geöffnet werden. Die Jagd auf Kaninchen ift eine vortreffliche Schiehübung, welche angehenden Jägern als ſolche empfohlen werden darf, Urt des Jagens fordert — es muß dies wiederholt und eindringlichft betont werden — bie volle enntnis der Eigenart des zu bejagenden Wildes und jene des Revieres, aus deſſen Beſchaffenheit zumeift wicht unweſentliche Abänderungen in den Vebensgewohn heiten der verjchiedenen jagdbaren Tiere rejultieren. Die volle Rüdfihtnahme auf diefe wichtigen Momente fichert nicht nur den Jagd erfolg, ſondern bildet zugleich das Dualififations- Zeugnis der Berufsjägerei. B. Das $angen des Wildes. 813. Die zum Fangen des Wildes dienlihen Einrichtungen, Fallen und Eifen, find, überhaupt alle Zweige des Jagdbetriebes, der Eigenart und Lebensgewohnbeit ber hiedenen Wildgattungen anzupafien ; es find folgende: I. Nege. Um Edel, Dam, Reh- und Schwarzwild, ferner Hafen und Kaninchen einzufangen, werben Nepe verwendet. Diele find aus entiprechend ftarfen, gut ge Scnüren mit rautenfürmigen Maſchen innerhalb eines aus fejten Striden berge Nahmens (Feldes) nicht ftraff, ſondern bufig geitridt. Die Nepe werben fängiich geftellt, indem man fie nur loſe auf die Forkeln hängt. bufenreich gejtellten Nepe fallen, indem fie dem Anprall des Wildes nachgeben, berab in einer Weile, daß es ſich nicht jofort aus den Mafchen befreien dieſe Art duch das Neh gebedte Wild wird durch die Jägerei raſch Verſchluß gebracht. des Hochwildes in Nepen bedingt ſtets ein forciertes Treiben desielben, üble Folgen bat. Es ift jomit ziwedmäßiger das Fangen dur Fallen Apparate zu bewerfitelligen, und ich muß, da deren genaue Beſchreibung ds Qerfim. I. 2, Abit; 32 a arı? Fre PB 9295 SH N 498 IX. von Dombrowski, Weidwerf. und Einrichtung dem für mein Thema zugewiejenen Raum weit überjchreiten würde, dies— falls auf andere einjchlägige Werke vermeien '*). II. Garne. Dieje gelten dem Fangen des Federwildes und in erjter Reihe jenem der —— und man unterſcheidet folgende Arten: 1. Hochgarne, welche aus mehreren auf Stellſtangen befeſtigten buſenreichen aus leichten Fäden genetzten Wänden beſtehen. 2. Treibzeug. Diejes bejteht aus drei Teilen und zwar dem „Geleiter“ — zwei in ftumpfem Winfel gegen ein tonnenförmiges Garn — den „Himmel“ — zulaufende Wände, und aus dem eigentlichen Zangapparate — einer trichterfürmigen Fortjegung des Himmel — „Hamen” genannt. Zur Ausübung des Fanges mit dem Treibzeuge ijt ferner eine Blende — „Schild“ oder „Schirm“ genannt nötig, d. i. ein auf leichte Holzrahmen gejpanntes Stücd Leinwand, auf welchem die Gejtalt eines weidenden Nindes oder Pferdes dargejtellt iſt. 3. Der Fang mit dem „Glockengarn“ empfiehlt jich gleich) dem Treibzeuge, wenn man Hühner lebend und unverleßt fangen will. Das Gloden-Garn iſt über einen vier- eigen Zattenrahmen gejpannt und mit Fallthürchen verjehen, welche ſich ſchließen, jobald die Hühner — der Kirung folgend und die Stellftäbchen berührend, das Innere des Fangapparates betreten. 4. Der Fang mit der Schneehaube wird, wie dies jchon der Name andeutet, im Winter auf der Schneefläche vorgenommen '®). 5. Der Fang mit dem „Tyraß“. Diefes Garn — auch „Dedgarn“ genannt — hält 15 m im &eviert und ift vorn mit einer ſtarken Leine verjehen, welche das Garn jeitlich mit jeinen Enden um etwa 10 em überragt. Das Ne wird nachts angewendet, doc) fann dies auch am Tage von zwei Jägern unter Beihilfe eines fermen Hühnerhundes ge- fchehen. Dieje Fangmethode wird auc von Wilderern mit verderblichem Erfolge gehandhabt. 6. Der Fang mit dem Steckgarne ift minder verläßlih, und wird diejes meist bei größeren Treibjagen weniger zu Zwecken des Fanges als dazu benüßt, die Hühner am Laufen zu hindern. 7. Das Habihtsgarn auch „Habichtsforb” und „Stoßgarn“ genannt, ijt ein aus grauen Fäden dichtmaschig genegtes Garn über kaſtenförmig gefügten Stäben gejpannt und dient zum Fange des Habichtes. Neuerer Zeit find einfachere und nicht minder ver- läßliche Fangapparate in Verwendung. II. Eijen. Die Konftruftion von Fangapparaten aus Eifenteilen gefügt und mit Schlagfedern verjehen haben in den legten Dezennien vielfahe, aus der Erfahrung und technischen Vervollfommmung vejultierende Berbefferungen erfahren, und find es insbejondere die deutjchen Firmen A. Pieper in Moers a/R. und 2. Weber zu Haynau in Schlejien, welche durchaus verläßliche Erzeugniſſe liefern. Die am meiften zum Fangen von Naubwild jeglicher Gattung verwendeten Eifen jind: 1. Das Teller-Eijen mit thunlichft niedrigen, runden oder edigen Bügeln, welche an den Schlagflächen rund ausgezahnt find. Dieje von der ertgenannten Firma angewendete Konftruftion hat den weſentlichen Vorteil, das an jeinen Ertremitäten ge- fangene Naubwild feitzuhalten, ohne den Knochen des im Eiſen befindlichen Laufes oder Fanges zu brechen. Dies wird von jcharffantigen Eifen zumeist verurſacht und hat in erſter Neihe den Nachteil, daß ſich das gefangene Raubwild nach) martervollen und ener- gischen Verſuchen durch gänzliche Lostrennung des zerfchlagenen Gliedes endlich doch befreit. Die Tellereifen werden in verjchievenen Größen erzeugt und eignen ji zum Zange 15) Hartigs und Wintels Handbücher, ferner „Lehr und Handbuch für VBerufsjäger”, und no Wildpark“ des VBerfafjers. 16) Ueber die verſchiedenen Fangmethoden und deren Einrichtung bietet das „Lehr: und Handbuch” des Verfaffers erſchöpfende Mitteilungen. ee Das Fangen des Wildes. 5 13. 409 aller Gattungen des Haubwildes, vom Bären bis zum Wiejel, vom Adler bis zur Krähe in verläßlicher Weife. Das Stellen bes Tellereiiens bezw. das Spannen geſchieht, indem man die Feder mit dem Fuße herabbrüdend gleichzeitig die Verſicherung einftellt, oder die Bügel mit den Snieen jo lange nieberhält, bis das Stellen bewerfitelligt ift. 2. Der Shwanenhals. Dieſes vortreffliche, bei erfahrenen Jägern mit Hecht beliebte Eifen birgt indes auch für dem unerfahrenen Steller ernfte Gefahren, und es ift deshalb ratſam, die Handhabung des Schwanenhaljes praftiich zu erlernen, bevor man deſſen Anwendung verſucht. Die vielfahen und vielgerühmten Rezepte für die Verwitte rung der Eiſen find keineswegs notwendig, Sorgiamfte Reinhaltung und Behandlung find durchaus genügend für einen ficheren Erfolg. 8. Das Stangeneijen. Die tonftruftion diefer — namentlich für den Fang des Fiſchotters — empfehlenswerten Eijen entipricht der vorangeftellten Bezeichnung. Die Stangen find vorn abgeſchärft und mit ftarten eingenieteten Spipen verjehen, welche geeignet find, alles was im ihren Bereich tritt, feitzuhalten. Dieſe Eifen werden ohne Broden auf die —* —5 Kaftenfallen. Dieſe, aus Brettern oder Latten in der für den beabſichtigten Biwed Bent Form und Größe hergeftellt, find mit jelbjtthätigen Fallthüren oder Ballllappen verjehen und dienen zum Fange des Edel, Dam, Reh. und Schwarzwildes, fowie aud zum ange des Meineren Haarraubzeuges. J 5. Schlagnehe. Die Bügel dieſes Fangapparates bilden ein längliches Viered und werben mit einem buſenreichen Garn überzogen. Sie dienen — entſprechend befödert Bögel; mit Eiern belegt, auch für den Fang von Krähen und E #3 EN 6, 22 he für Enten werden ſich dort lohnend erweiien, wo dieſe Wildgattung in Ben Schaaren einzufallen pflegt oder als Standwild vorfommt '). 7. Bang von Enten und Bänjen mit Kirrbroden. Zu dieiem WBehufe werben Birbioden, —* am Waſſerſpiegel ſchwimmen, am leichten Angelichnüren ange bracht, deren Ende um einen entjprechend jchweren Stein gewunden, auf einen Pfahl auf- welcher etwa 3040 em unterhalb des Spiegels ftcht. Sobald der Kirr broden aufgenommen wird, ruticht der Stein von der Schnittjläche des Pfahles und zieht One mit unter Wat, wo fie jofort verendet. neht und an den Randmaſchen mit Leinen durchzogen, welche mit Bleitugeln beichwert find. Das ansgeiprengte Wild, welches die Röhre flüchtig verläßt, gerät ins Garn, welches feiner vorbefchriebenen wirlſamen Konftrultion den Fluchtverſuch hindert. 9, Fallgruben. Dieje uralte Fangmethode wird aud noch in der Gegenwart angewendet, um Wölfe, Fuchſe und auch Sauen zu fangen. Die Größe, bezw. Tiefe der Grube muß der Wildgattung entiprechend fein und auch beködert werden. Ich lafie hier die VBeichreibung einer Fallgrube zum zen der Bade rigen, welche die Konftruftion des Fangapparates thunlichſt anſchaulich J u 17) Die Pe an und ichleit vermitielnde überdies kaum ver- —8 erh nimmt fo viel Sam anne, —* 1*7 ee ale En Siehe este und Handbuch für Berufsjäger“ des 32 + 500 IX. von Dombrowski, Weidmwerf. machen ſoll, defjen entjprechende Modififation auch für die übrigen vorangeführten Wild- gattungen Anwendung findet. Die Fallgrube wird in Form eines abgejtumpften Kegel, und zwar derart herge- ftelft, daß vom Bauhorizont bis auf 2,50 m Tiefe ausgejchachtet wird. Die ausgehobene Erde wird um die Deffnung der Fallgrube gebreitet, jo daß fie eine Ummallung bildet. Die Wände der Grube, deren Sohlendurchmefjer 2,70 m, jener der Mündung 2,40 m beträgt, werden mit glattrindigen, jchwachen oder gejpaltenen Rundhölzern ausge- füttert, die Ummwallung, welche von der Mündung ab mäßig geböjcht wird, muß an diejer mit den zur Auzfütterung verwendeten Hölzern horizontal abgeglichen jein, und es beträgt dann die Tiefe der Grube volle drei Meter. Im Kreismittelpunfte der Grubenjohle wird ein Pfahl von beiläufig 12—14 cm im Durchmefjer eingerammt, auf deſſen horizontaler Abjchnittflädhe ein aus Weidenfledt- werk hergeftellter, etiva 30 em im Durchmeſſer haltender Teller mit niedrigem Bord be- fejtigt wird. Der Pfahl, welcher von der Grubenjohle gerechnet, 3 m hoc) ift, gleicht fich johin mit der Mündung der Grube horizontal ab, und es ragt lediglich der etwa 6—8cm hohe Entenfig über das Niveau der Grubenmündung. In das Flechtwerk des Entenfiges werden Weidenruten eingejchoben, deren entgegengejegte Enden in dem Erdreich des Grubenvandes befeftigt werden. Die jo gebildeten Rippen, werden nun mit Ruten und Zweigen derart überlegt, daß auf diejelben eine loſe Schicht langſtrohigen Pferdedingers gebreitet werden fan. Die Böſchung rings um die Grubenmündung wird gleichfalls mit Pferdedünger beftreut, jo daß die ganze Anlage einem Düngerhaufen gleicht. Auf dem Teller wird dann eine Ente, und zwar eine weibliche, deshalb befejtigt, teil diefe eben ihren Schnabel nicht halten kann und den Fuchs ficherer anlockt. Der Spätherbft und der Winter find die ficheriten Zeitperioden zum Fange in Fall- gruben, welche auf Keinen Waldblößen oder Waldiwiejen nächjt begangenen Wechjeln ein- zurichten find. VI. Der Hund im Dienfte des Weidwerfes. 814. Im Hinblick auf die vege litterarifche und praftiiche Thätigkeit, welche ſich im Laufe der jüngften Zeit auf den Gebieten der Kynologie enttwidelte, und mit Rüdficht auf die Biele des vorliegenden Werfes muß ich mich darauf bejchränfen, dieſes Gebiet des Weid- werfe3 mit feinen drei wichtigen Momenten: Der Zucht, der Erziehung und der Drefjur, der im Dienfte der Jagd verwendeten Hunde-Raſſen lediglich zu jlizzieren. a. Die Zucht. Die zielbewußte Paarung ſolcher Individuen, deren Körperformen, deren Tempera— mente und geiſtigen Eigenſchaften ſich bei einem gewiſſen Maß von Gleichartigkeit har— moniſch ergänzen, bietet die zuverläſſige Gewähr für eine Deszendenz, welche den Zwecken, denen ſie dienſtbar werden ſoll, entſpricht, und ich erlaube mir die wichtigſten Prinzipien der Züchtung in knapper Kürze, wie folgt, zu definieren: 1. Aus der fortgeſetzten, auf ſorgſamer Zuchtwahl baſierten Paarung von Indivi— duen einer Art reſultiert die Vererbung auf die Nachkommen in erſter, die konſtante Ver— erbungsfähigkeit in weiterer Folge: Die Raſſe. 2. Die Zuchtprodufte einer ſolchen Raſſe, deren körperliche Bejchaffenheit und geijtige Anlagen durch Generationen fonftant bleiben, werden mit der Bezeichnung „Reinblut“ oder „Vollbhut“ und dann als „Halbblut” angejprochen, wenn die Elterntiere nicht eines Stammes find, oder bezw. eines oder das andere nicht veinblütig ift. en Die Drefiur. 8 14. 501 3. Die Raſſen unferer Jagdhunde find nicht als urfprüngliche, d. h. gegebene Arten anzufehen, fie refultieren vielmehr aus einer zufällig oder abfichtlih vollzogenen Paarung von verſchieden geftalteten und veranlagten Individuen, deren Nachlommen die Merkmale einer Veredelung um jo deutlicher erweifen, je zutreffender und je harmoniicher — im er- gänzenden Sinne — die Paarung zweier Individuen vollzogen wurbe. 4. Das Maf der ererbten phyſiſchen und geiftigen Rafienmerfmale und ihrer Ent widelungsfähigfeit verteilt ſich durchaus micht gleihmäßig auf die einzelnen Individuen ber daft. Die Deszendbenten einer Paarung (eines Wurfes) und fortgefegter Baarungen der Elterntiere liefern diesfals mit ihrer individuellen Verſchiedenheit die gleiche Zahl von u 5, Ws ‚Rückſchlag“ ift die Reprodufiion jener guten oder ſchlechten Eigenſchaften oder Formen zu bezeichnen, welche den Elterntieren — insbejondere auch den Groß Eltern — waren. 6. Die „Kreuzung“ in korreftem Sinme tennzeichnet die Paarung von Indivi duen verſchiedenen Stammes mit zielbewußter Rüdfihtnahme auf deren Eigenihaften, und auf bejondere, durch diejelbe angejtrebten Zwecke. b. Die Erziehuna. Diefe Hat zumächt zwei Momente ins Auge zu faffen, u. z.: die phufiich fräftige Eutlwicelung des Hundes einer» und anderjeits die Behandlung, welde man demjelben, mit Rüdfihtnahme auf jein Temperament und die Eigenart feiner Anlagen zuzuwenden bat. In erfterer Richtung wird eine einfache, kräftige Koft, welcher in den erften Lebens. monaten — nachdem der junge Hund vom Sejäuge der Mutter entwöhnt ift — ein entipre Maß abgerahmter Milch zuzujegen wäre, volllommen ihre Schuldigfeit thum. ich ift indes auch die anderweite Lörperliche Pflege des edlen Tieres, welde in er Meinlichleit und genügender Bewegung im freien gipfelt. Auch foll der heran wachiende Hund nicht ausſchließlich im Zwinger gehalten werden, damit ſich derielbe an Menſchen und Haustiere gewöhne. Hier tritt nun das zweite Moment in den Vordergrund, welches bei der Erziehung des jungen Hundes zu beachten iſt. » Den feurigen, fcharfen Hund wird ruhiger Ernft botmäßig, den weichen, furchtiamen ein ermunternder, freundlicher Zufpruch vertraulich und beberzter geftalten, doch muß unter allen Umftänden dem erziehenden Jäger die Autorität des Strafens und Lobens gewahrt bleiben. Einmiſchungen dritter Berjonen, namentlich joldyer, denen gedanfenloje Nedereien ber Tiere, oder boshafte Mifhandlung derjelben einen fragwürdigen Zeitvertreib bietet, i werben. iM follen ftanter, reinblütiger Raſſe in auffällig verichiedener Weile bemerkbar machen, muß das —* erfahrene Auge des Erziehers erlennen und ſelbe demgemäß thunlichſt entwideln fi ö Nur körperlich gut entwidelte und gut veranlagte Hunde lohnen die Mühe der jorg- Bee Pflege, Erziehung und Dreffur, und es ift ftets ratſam, jenen Individuen, welche die Vorbedingungen nicht erfüllen, ein raſches, jchmerzlojes Ende zu bereiten. © Die Dreffur. Die Dreffur, deren Art und Weife bei den verichiedenen, dem Jagdweien dienftbaren HOunderaſſen erörtert werden wird, hat in erfter Reihe den Zwech die natürlichen Anlagen 502 IX. von Dombrowski, Weidwerf. de3 Hundes zu entwideln und unter Einwirkung des unbedingten Gehorſams dem Weid- werfe dienjtbar zu machen. Die Grundfäße der Drefjur, welche ji in der Praxis bewährt haben, werden in ihrer Anwendung indes nur dann befriedigende Erfolge aufweifen, wenn der Lehrende Jäger gemwiffenhaft imdividualifiert und aus der jorgjamen Prüfung des Hundes in bezug auf fein Temperament und feine jonjtigen Anlagen die Methode der Erziehung beziv. der Drefjur ableitet. Unter allen Umftänden ift aber der Gehorjam die wichtigite Vorbedingung der mweid- gerechten Verwendbarfeit, und es wird von der Lehrfähigfeit des Jägers und vom Tem— perament des Hundes abhängig fein, ob jie mit milden, aber unbeugjam zielbewußtem Ernſt oder unter Anwendung drafonifcher Strenge erziwungen wird. Leidenichaftlichkeit ift indes mit der Lehrfähigfeit völlig unvereinbar, da derjenige nicht zum beherrjchen ge- eignet ift, welcher fich nicht zumächft jelbft zu beherrichen vermag. Immer möge fich der Jäger, welchen die Führung des edlen Hundes anvertraut ift, die Wahrheit, daß der Lernende ftet3 die Lehrfähigteit des Führers jehr deutlich refleftiere, und auch den alten MWeidfpruch gegenwärtig halte: „Wie der Jäger — jo fein Hund!” Die Hunderaffen, welche auf den verjchiedenen Gebieten des Weidwerkes und zunächit in Deutjchland verwendet werden, find folgende: 1. der Schweißhund, 5. Windhund, 2. der Vorftehhund, 6. der Dtterhund, 3. der Dachshund, 7. der GSaufinder. 4. der Wildbodenhund (Brade), 1. Der Schweifhund, feine führung und Arbeit. $15. Die Zucht diejes edlen Jagdhundes, welche in erjter Reihe der hirichgerechten, hannoverfchen Jägerei zu danken ift und welche mit dem dor einigen Dezennien drohenden Berfall der hohen Jagd gleichfall3 gefährdet war, erfuhr im der jüngjten Vergangenheit einen hohen und zielbewußten Aufſchwung. Man untericheidet gegenwärtig zwei typiiche Stämme und zwar Schweißhunde ſchweren Schlages mit Leithundscharafter und Schweißhunde leichteren Schlages, welch letzteren die in Bayern gezüchteten Hochgebirgs-Schweißhunde als durchaus ebenbürtig beizuzählen find. Ernſt wie der Charakter des edlen Hundes joll auch die zielbewußte Führung und Arbeit desjelben erfaßt und mit jener Gründlichkeit durchgeführt werden, welche der hohen Jagd, der er dienftbar werden foll, entjpricht. Nachdem man den jungen Hund an die Halfung und die Kette (dev Riemen ift erſt beim fermen Hunde zu verwenden) gewöhnt hat, lehrt man denjelben das Verhalten ar der Seite des Jägers. Bu dieſem Zwecke nimmt man das Ende der Kette in die rechte Hand, während die Linke Hand derart vorgreift, daß der Hund gezwungen ift, dicht an der linfen Seite feines Führers zu fchreiten. Das Vordrängen wird durd den ernjten Zu— ſpruch „Zurück“, im Notfalle durch das Strafen mit einer leichten Gerte gehindert. Nach etwa vier Wochen wird der Hund jeine diesfällige Obliegenheit wohl begriffen haben, und man nimmt ihn nun mit zu Holz — doc vorerft in jolche Diftrifte, wo er noch Feines Wildes anfichtig wird. Man geftatte ihm feinesfalls nad) Käfern und ſonſtigem Heinen Getier zu haſchen, achte vielmehr ftvenge darauf, daß er ſtets ruhig und dicht an der linken Seite bleibe. St der Hund mit dem Walde vertraut geworden, dann fommt die Lehre des Ab— legens an die Neihe. Zu diefem Behufe legt der Jäger feine Taſche ab und leint den Hund in unmittelbarer Nähe, doch in jener Entfernung au, welche es dem Hunde nicht ee Der Schweifihund, feine Führung und Arbeit. & 15. 508 Heftattet, biefelbe zu erreichen, und beorbert ihm mit dem Burufe „Leg dich“ zum nieder fegen. Bei den erften Leltionen möge man fi nur fo weit entfernen, da; man den Hund — ohne daf er die Nähe feines Meifters ahnt — beobachten fann. Wird der Hund um» zubig wohl gar laut oder beginnt er an der mit einem Riemen ummähten Stette zu nagen, dann nähert man ſich jofort und beorbert ihm ftrenge mit dem Rufe: „Pfui laut“, „Veg “ — im lepteren Falle unter Borhalten der benagten Stelle — mit dem Rufe „Pfui* Ruhe. Bei diefer Hebung ift Pedanterie und Geduld von nöten, aud darf man den nie abnehmen, wenn er ſich unruhig und unbotmäßig zeigt, und bie Veltiomen nicht ‚ bis der Hund aud durch geraume Zeit und unter allen Umſtänden rubig — fomit im Ablegen ferm ift. die eigentliche Arbeit — das Anlegen auf die Edelwildfährte Hund feine Aufgabe — die Fährte zu halten — raſcher begreife groben Fehler des Umberfchauens und Schwärmens verfalle, darf dieſe Beit begonnen werben, wo das Wild verfärbt ift — da der Hund bei diefer wichtigen Regel durch die jeitlich der Fährte liegenden oder am Ge— Haare abgelenft wirbe. mit dem Hunde vor Tagesanbruch zu Holz, legt ihn an einer Stelle ab, durchzieht, und birfcht ſelbſt nach jenen Orten, wo das Wild zu Holz zu Er: 1. Hp IH Bir etwa einer Stunde — feinesfalls früher — nimmt man den Hund wieder an den Riemen und legt ihn auf die nunmehr erfaltete Fährte an. Bei den erjten Uebungen fol dies ftets auf beraftem, nie auf wundem Boden geicheben, damit der junge Lehrling bon vorneherein lerne, nur feine Naje, nicht aber jeine Augen auf der Fährte in Anſpruch zu nehmen. Deshalb ſoll man den jungen Hund nie am eine Fährte legen, wenn er das Wild wegtreten ſah; auch darf man bei den erjten Lektionen feiner Fährte folgen, die durch Unterwuchs führt, da der Hund hier vom Boden abgezogen und veranlaft würde, das Gezweige zu beriechen, an welchem das Wild ftreifte, und jo im den argen fehler des un- fiheren Schwärmens verfiele. Man jchreitet num mit dem Hunde zur Seite quer und über Wind der Fährte zu kreuzt diefelbe. Fällt fie, was zumeift geichiebt, der Hund fofort jelbit an, dann be man ihn unter bem Auruf: „So recht mein Hund, laſſ jehen“, läht ſich von ihm die angefallene Fährte zeigen und, nachdem man dem Riemen zwiſchen ben Vorderläufen durch gezogen ihn bat, fo recht mein Hund“ (oder den Namen lobend) aneifert. Bieht nun der Hund der Fährte nad), jo nimmt man nach einer geringen Strede den Riemen unter dem Zuruf: „Halt lafi' jeben, Fährt’, fährt“ kurz und liebfoft den Hund. Begreift der Hund, was bald geſchieht, feine Aufgabe und riecht er im die Fahrte, dann jet man unter neuerlichen Zuruf „jo recht jo recht mein Hund“ (oder Namen) dat Nachhängen fort. Sollte der junge Hund die Fährte nicht anfallen, jo möge man ihn nicht fofort für unbrauchbar halten. Man weiſe ihm dann die Fährte, indem man ihm unter ermunterndem Zuruf janft die Naſe zu derſelben drüdt. Dasielbe joll auch dann geſchehen, falls der Hund, wie vorbeichrieben, die Fährte nicht zeigen wollte. Prozedur wiederholt man mehrmals und trägt dann den Hund von der Fährte ab. Man ichiebt zu diefem VBehufe den rechten Arm unter die Vor derläufe, bebt ihn und trägt ihn über Wind einige Schritte fort. Will er, mas zumeiſi der Fall fein wird, die Fährte wieder aufnehmen, dann wehrt man dies unter dem freund Hicden Zuruf „Lafj’* oder ‚Laſſ' ziehen“ und dodt den Riemen völlig wieder auf. Man fann dieſe Lektion denſelben Morgen noch an anderen Fährten im gleicher Weile wiederholen, darf der Hund diesfalls nicht übermüdet und über Gebühr aufgeregt werden. 504 IX. von Dombrowski, Weidwerk. Das Abziehen mit dem Riemen von der Fährte ift ein grober Fehler, da nur das Abtragen den Hund lehren joll, daß die Arbeit an Drt und Stelle eingeftellt fei, während ihn andernfalls ein Ruck am Riemen, welcher zufällig und häufig erfolgen kann, eben ver- toirren würde. Der große Vorteil, dem jungen Hund vorerft auf der falten und gefunden Fährte zu arbeiten, gipfelt in zwei wichtigen Momenten: 1) wird der Hund gleich von vorne herein ruhig und zuverläffig werden und 2) die Dienfte des Leithundes beim B e- ftatten einzelner Hirſche verjehen können. Feurige Hunde mit vorzüglicher Naſe werden vorerſt und wohl auch ficher hoc) nachziehen tollen. Man muß in foldhem Falle den Hund abtragen und erjt nad) ge- raumer Zeit wieder auf die num völlig erfaltete Fährte anbringen; es zwingt ihn diejer einfache Borgang dann, derfelben mit der Naſe am Boden und auch bedächtiger zu folgen. Um den Hund für das vorangeführte Beftatten (Leithundsarbeit) brauchbar zu machen, ift es nötig, ihm auf die Wiederfährte bzw. den Wiederfprung zu arbeiten. Es gejchieht dies in folgender Weife: Hat der Hımd die Fährte angefallen, und nad) einer Strede auch gezeigt, dann nimmt man den Riemen furz, zieht den Hund janft herum und läßt ihn auf der Fährte eine Strede weit — etwa 20 Schritte — unter dem Zuruf „Wend’ dich“ oder „Wend’ dich zur Wiederfährt” zuricarbeiten und befobt ihn mit dem Zuruf „So recht!" Nun zieht man den Hund twieder nach der Richtung der Fährte und läßt ihn derjelben unter dem Zuruf „Wend’ dich Hinfährt — fo recht!” folgen. Hat auch diesfalls der Hund feine Aufgabe begriffen, dann möge man ihn für die Vorſuche einarbeiten. Zu diefem Behufe wählt man einen Nevierdiftrikt, in welchem meift einzelne Stüde zu Holz ziehen, da die Fährten eines Rudels den jungen Hund vertirren würden, und beginnt mit der Borfuche, nachdem die Fährten genügend erfaltet find, fomit am Morgen etwa 2 Stunden nach) Tagesanbruch, eventuell auch jpäter. Nachdem man den Riemen zwijchen den Vorderläufen durchgezogen, und etiva 3 m weit abgedoct Hat, läßt man den Hund unter dem Zuruf „Vorhin“ fuchen und, wenn er eine Fährte angefallen hat, auch dieſelbe zeigen. Hat der Hund auc hier die nötige Uebung erlangt, dann trachte man ihn an Fährten mehrerer Stüde, die ſich Freuzen, zu bringen, um dem Hunde die Sicherheit des Feſthaltens der urjprünglich angefallenen Fährte einzuiben. Hier muß allerdings der Jäger jelbjt genau Bejcheid wiſſen und die Fährte, wenn er fich felbe zeigen läßt, genau fontrollieren. Sollte er feiner Sache nicht ganz ficher jein, dann möge er den Hund abtragen, ehe er möglicherweife den groben Fehler begeht, den Hund auf falfcher Fährte weiter zu arbeiten. Nun darf man getroft mit der Arbeit auf den Schweiß beginnen und dies um ſo zuberfichtlicher, weil erft diefe den Hund mit feiner eigentlichen Aufgabe ver- traut macht und dann noch nebenher, und ficher mit beftem Erfolge die ganze Vorſuche immer tpiederholt werden fann. Mit dem Hunde am Niemen zieht man bei Tagesanbruch zu Holz, legt ihn an ge- eigneter Stelle ab und wählt einen geringen Hirſch — wenn thunlich einen Spießer —, welchen man mit einem wohlgezielten Schufje derart anjchweißt, daß er nach einer Flucht von etwa 200 Schritten verendet zufammenbricht. Nachdem man ſich hievon die Ueber- zeugung verjchafft hat, nimmt man den Hund wieder auf und zieht etiva nach) Verlauf einer Stunde dem Anfchuffe über Wind zu. Unter dem Zurufe „Vorhin“ läßt man fic) Abſchußhaar und Schweiß zeigen, belobt ihn mit dem Zurufe „So recht verwund’t, ver- wund't danach!” und dockt die Halbe Riemenlänge ab. — Hier wie überall muß der Der Schweißhund. 5 15. 505 Jäger, da er mit ber Individualität bezw. dem Temperament und ber Eigenart vertraut fein muß, fein Verhalten demgemäß einrichten, den lebereifer des feurigen Hundes unter freundlich ruhigem Zuſpruch mäßigen, den furchtiamen unficheren Hund aneifern. Ein oder zweimal hält man den Hund an, um fi die Schweihfährte zeigen zu laffen und läßt endlich denjelben unter dem Zuruf: „So recht, verwund’t — jo recht (Na- men)“ an das verendete Wild heran. Man geftatte dem Hunde das Wild zu beriechen und auch den Schweiß; von ber Schußwunde zu leden, verwehre ihm jedoch ftrenge unter dem Zurufe „Pfui“ das Faſſen des Wildes und ftrafe ihn nötigenfalls mit einer leichten Gerte, wenn er micht fofort ge horcht. Niemald aber darf man den Hund — dies ift wohl zu beachten — mit dem Riemen ftrafen! Nun führt man den Hund abjeits über Wind und jo weit, daß er das Wild nicht fehen kann, foferne es ſofort an Ort und Stelle aufgebrodyen werden joll. Der Hund darf nie beim Aufbrechen gegenwärtig fein, da ihm dies leicht zu dem unverbefferlichen fehler des Unjchneidens verleiten könnte, Sollte der Hund, jobald er beim Heranziehen des verendeten Stüdes anfichtig wird, tnurren, jo ermuntere man ihn mit dem Zuruf „So recht“, ohme jedoch den Hund dicht an dasjelbe heranzulafien. Es ift dann wahricheinlih, daß er Hals gibt und fi auf diefe einfache Weife die wertvolle Eigenihaft des „TZodtverbellens“ ameignet. Thut er dies, dann jchmeichle und belobe man ihn, um ihm zu zeigen und ihn unter ſcheiden zu laſſen, daß er recht gethan. Man darf es nun nicht verjäumen, den Hund mit Eifer und Geduld wieder auf gejunde Fährten zu arbeiten, um ihm ja nicht in dem ma türlichen Fehler zu beftärken, er dürfe nur dann die Fährte anfallen, wenn er Schweiß in derjelben findet. Nun erübrigt noch die Lehre, Franfgeichofienes Wild zu hehen und zu ftellem. Um dem jungen Hunde gleich) von vorne herein Reſpelt vor dem Hochwilde einzu flößen und vor dem fehler zu bewahren, daß er das kranke Stüd zu faſſen oder gar nieberzuziehen verfuche, halte ich es troß mehrfach gegenteiliger Meinungen ſtets jür rat- fam, für diefe wichtige Uebung weder Spifer noch Tier, wohl aber einen geringen Hirich weidwund anzujchweißen '”). Die Urbeit auf Anſchuß und Fährte vollzieht ſich nun, wie angegeben, bis man zum Schweißbette gelangt und der Franke Hirſch dasjelbe verläßt. Man läft fih nun das felbe zeigen, belobt den Hund und Löjet ihm umter dem Zuruſe: „So recht verwundt danadı !* Das angeſchweißte Stüd muß — darauf achte man genau — jo krank jein, daß es der Hund bald zu ftellen vermag, da der Hund im andern falle, wenn er etwa zurüd- lehrt, bei diefem erjten Verſuche zaghaft und wohl auch für Hepen ganz unbrauchbar wer den konnte. Hat der Hund das franfe Wild geftellt, dann lafje man ihm eine geraume Zeit ver» bellen; nähere fih indes — die Stelle umfreifend — um ihm hiebei im Auge zu behalten, und gebe dann den Fangſchuß. An diefer Stelle möchte ich auch die Bemerkung einfügen, daß ich es durchaus nicht für nötig, noch für nüglich halte, den Hund vom Aufbrud „ge noffen* zu machen. Eine Hand voll Schweiß, die der Hund von der Schußwunde ledt, genügt volllommen; der Schweißihund hat weder beim Aufbruch noch mit demjelben zu Der bis in diejes Stadium jorgjam gearbeite Schweißhund muß nun aud an den An, blid vorbeiwechſelnden Wildes gewöhnt werden, auf daß er in ſolchem Falle nicht unrubig 18) Huch Hier muß indes die Individualität des jungen Hundes berhefidtigt werben 506 IX. von Dombromati, Weidwerf. oder wohl gar laut werde. — Der gut und botmäßig erzogene Hund wird auch dieje Aufgabe nach kurzer Zeit Löfen “). Die Führung und Arbeit des Schweißhundes jei nur einem gerechten Jäger an— vertraut. 2. Der Dorftehhund,. 816. Die Behandlung des Vorftehhundes, diejes treuen unentbehrlichen Begleiters des Berufsjägers, kann in zwei Perioden geteilt werden, die, aufeinander folgend, ſich gegenjeitig ergänzen. Die erfte, welche mit dem dritten Lebensmonate beginnt und ungefähr mit dem zwölften abjchließt, joll der Jäger der Erziehung des jungen Hundes widmen, in der zweiten hat er Die Drefjur vorzunehmen. Unter der Erziehung des jungen Hundes ift nicht nur die jorgjam geregelte förper- (iche Pflege, fondern auch die Erziehung im engeren Sinne zu vertehen, die ihn vor allem botmäßig macht, mit Umficht und zur rechten Zeit die wilden Naturtriebe in jene eng be- grenzten Formen zwingt, die ihn zum Hausgenofjen, zum Gefährten in Wald und Feld brauchbar machen. Ein bei der Erziehung des jungen Hundes jtet3 fejtzuhaltender Grundſatz ift es, ihm möglichft viel Freiheit zu laſſen und ihm gleich von vorne herein mit allem befannt zu machen, was er zu thun und zu laffen hat. So wäre es 5. B. höchſt unklug, ihn von allem, was er unberührt laffen joll, ängjtlich ferne zu halten, im Gegen- teil, man laſſe ihm völlige Freiheit. Der junge unerzogene Hund wird der Verſuchung nicht widerjtehen und fich die etwa erreichbaren Nahrungsmittel im Haufe ohne weiteres aneignen oder auch das im Hofe befindliche Geflügel im (tollen) Uebermute nicht unbehelligt lafjen. Dann,ift es an der Beit, dem Eleven durch einige ernfte, doch maßvolle Lektionen die Ungehörigfeit jolchen Betragens begreiflich zu machen, diefelben bleiben ihm dann auch dauernd im Gedächtnis. Ebenſo mache man den jungen Hund beizeiten, und nicht erjt bei der Drefjur, mit den feiner künftigen Berufsiphäre angehörenden Wildgattungen vertraut. Man nehme ihn, natürlich mit Ausnahme der Brutzeit, ruhig mit beim Begehen des Neviers; eine mäßig lange Leine, der ftrenge Verweis und eventuelle Anwendung einer Birfenrute werden ihm bald das planlofe Nachjagen abgewöhnen. Bei ernjter aufmerkfjamer jedoch freund- (icher Leitung wird der junge Hund, nach diefer einfachen Methode erzogen, überrajchend ſchnell gehorfam und verwendbar fein und für alle Zukunft pflichttreu vorangeftellten Lockungen widerſtehen. Der Jäger wird auf dieſe Weiſe Fu bald das Temperament und das Maß der Anlagen feines Eleven genau fennen, ein für die nun folgende Drefjur jehr wejentlicher Borteil. Soll der Hund zum Apportieren verwendet werden, dann joll ihm dasjelbe bei der Dreffur gelehrt werden, das jog. jpielende Lehren des AUpportierens während der Er- ziehung ift als großer Fehler zu bezeichnen. Ein Hund, nach diefer Methode erzogen, wird fich Schon innerhalb Jahresfriſt in befriedigendfter Weife entwidelt haben und durch den bereit3 erlangten Grad von Reife die nun vorzunehmende Dreſſur bedeutend erleichtern. Der Jäger wird nun auch bald jelbit ermeſſen können, welch nicht zu unterjchägender Borteil es bei der Dreffur ift, daß der Hund, ſchon vor Beginn derjelben mit dem Wilde vertraut, nicht jedem vor ihm aus dem Lager fahrenden Hafen nachjegt. In der legten Periode der Erziehung ift es ratfam, den jungen Hund bereits zu iſolieren, um ihn an ein oft mehrftündiges Alleinfein zu gewöhnen. Zur Drefjur eignet ih am beiten eine Leerftehende Stube u. dgl. und der drefjierende Jäger joll ängjtlich 19) Hier fei die trefflihe Abhandlung: —— über Erziehung, Führung und Arbeit des Schweißhundes von Gerding — Hamburg, E. Weſterich — beſtens empfohlen. Der Verf, Stubendreffur. $ 16. 507 alles vermeiden was die Aufmerkſamleit des Hundes ablenfen könnte, insbeſondere feine müßigen Zufchauer dulden. Bei der Dreffur foll er ftets mit Geduld und freundlichem Ernft vorgeben, jedoch energiſch und nachdrücllich jede Unbotmäßigkeit feines Eleven im Keime unterbrüden. Der Zwed eines zu dieſem Behufe inmitten des Dreffierlofales im Fußboden ein gelaffenen Ringes wird fpäter beſprochen werben. — Was ift mum vor allem der Zwed der Drefiur? Die Ausbildung der natürlichen Anlagen, eine willenloje Unterordnung des Hundes unter die Botmäfigfeit feines Führers. Der Borftehhund joll: 1. unbedingt gehorjam fein und dem leifen Pfiff oder Anruf feines Führers jofort Folge leiſten, d. h. er muß Appell haben; 2, er ſoll eine geregelte jorgfältige Suche aufweiien ); 8, er ſoll, fobald er vom Wild Wind befommt, „anziehen“, db. b. fi vorfichtig der Stelle nähern, wo ſich dasjelbe gebrüdt hat, und dann ruhig und feit „vorftehen“; 4. er ſoll ſich abrufen laſſen, indem er fofort vom Wilde weg, zu den Füßen feines Führers yurädehrt; | —— 5. er ſoll volllommen „wild- und ſchußrein“ ſein, db. b. dem fliehenden Wilde nicht „nachrollen“, beziehungsweiſe nacheilen, wenn es vor ihm flüchtig wird oder beichofien wurde; - 6. er foll das Wild, wenn er zum Apportieren beordert wird, jofort bringen, ohne dasjelbe zu drüden. Die Dreffur, welche die Eigenichaften des Hundes im Sinne des Vorgeſagten aus bilden foll, zerfällt in zwei Hauptteile, u. zwar: a) in die Stuben» und b) in die Felddreſſur. Stubenbreffur. Erfte Lektion. lei — Herein! Der Führer foppelt den Hund von der Kette los, befeftigt am dem Dreffierhalsbande (mit durchlanfendem Ringe) die Dreifierleine (eine feite, etwa 6—7 m lange Rebſchnur) und führt den Hund unter freundlichem Zuſpruch in die Dreifierftube. Dort muß er das freie Ende der Leine durch den Ring zieben, jedoch nur fo, daf der Hund fich volltommen frei beivegen kann. Hierauf ruft der Führer den Hund beim Namen, ihm mit der Hand andeutend, daß er zu ihm kommen ſolle. Ein nach vorangeftellter Methode erzogener Hund wird diefem fofort Folge leiften, und der Jäger fol ihm nun beloben, indem er ihm mit der die ihm den Befehl, herbeizufommen, übermittelte, freundlich, jedoch ernit liebkoft. Bei einem biffigen Hunde ift diefe erfte Lektion allerdings nicht fo einfach, und der Führer muß nun vor allem den unbedingten, willenlofen Gehorſam des Hundes erzwingen und zwar um jo emergiicher, je mehr ſich derſelbe widerieplich zeigt. Der dreifierende Jäger möge einen ſolchen Hund mitteljt der durd; den Ring am Boden laufenden Leine zu ſich heranziehen, jo daß fein Kopf neben dem Ringe feft am Boden angedrüdt wird. Dabei muß er dem Hunde rubig und feit in's Auge ichauen, um den Eindrud zu beob achten, den die jeden Wiberftand des ſich fträubenden Hundes brechende Wirhung der eine und des Ringes binterlieh. Walls der Hund noch Neigung zur Widerieplid- , fo lodere man die Leine etwas. Berſucht der Hund nun etwa mach der Leine der Hand des Jägers zu beißen, jo mache man ihm durch einen energiichen Rud an Leine jofort wieder wehrlos und bringe nun die Peitfche in Ammwendung. Die Strafe um jo wirkfamer fein, je leidenſchaftsloſer und beſonnener der Jäger ift. 20 manden Lehr und Handbuchern wird dem breffierenden die Aufgabe . iR jensechändlid ern an & den eine flüchtige, bobe Sude au lehren. Dies blih eine unertüll- bare derung, da die bobe und flüchtige Sude eben nur eine Konf det bocdentwidelten und bed Temperaments ift. Sie lönnen nicht erlernt, fie müffen angeboten fein. D.®, 508 IX. von Dombrowski, Weidwerk. Hierauf führe man den Hund kurz an der Leine zu feinem Zivinger, nachdem man ihm, wenn dieje erjte Lektion nicht befriedigend ansgefallen ift, nebjt dem Dreffierhalsbande auch noch das Korallenhalsband *') umgejchnallt hat, lege ihn dort an die Kette und bringe ihm Ye Stunde jpäter perjfünlich das Futter. Gegen Abend laſſe man den Hund, nachdem man zuvor die Dreffierleine an feinem Halsbande wieder befejtigt hat, etwa "« Stunde frei im gejchloffenen Hofe umherlaufen. Sit der Hund freundlich und zutgunlich, dann belobe man ihn durch Liebkoſen mit der Hand, zeigt er fich jedoch mißtrauifch oder unwirſch, jo beachte man ihn, während man ihm den Auslauf, um fich zu löfen, gönnt, Scheinbar gar nicht. Nach Ablauf der be- jtimmten Beit ergreife man, ſich dem Hunde unauffällig nähernd, die Dreffierleine und führe ihn wieder in die Dreifierftube ein, ziehe die erjtere durch den Ring und fege nun die Lektion nach borangegebener Methode fort. Dieje Lektion muß jo oft wiederholt wer- den, bis der Hund auf den Wink des Jägers jederzeit, unverzüglich und, ohne die geringjte Unbotmäßigfeit zu zeigen, zu deſſen Füßen eilt. Zweite Lektion. Tout beau und avance — Niederlegen — Vorrücken. Die Durch— führung der zweiten Lektion wird dadurch jehr erleichtert, daß der Hund, dem fchon die erjte Unterwürfigkeit gelehrt hat, auf den Wink feines Führes fofort herbeifommen und - ich zu deſſen Füßen legen wird. Es ift mın Sache des Jägers, die Lage zu regeln, indem er janft den Kopf des Hundes zwiſchen die Vorderläufe legt, während der rückwärtige Teil des Körpers auf den gleichmäßig eingebogenen Hinterläufen ruht. Nun entferne ſich der Jäger 2—3 Schritte weit, den Hund feft im Auge behaltend. Verſucht derjelbe, fich eigenmächtig aus feiner Stellung zu erheben, jo verbiete er ihm dies durch die charakteri- jtiiche, immer gleiche Handbewegung, nötigenfall3 durch einen Ruck an der Leine. Erft, wenn der Hund genau begriffen hat, was er joll, übergeht man zum zweiten Teil dieſer Lektion, zum Avancieren. Dasfelbe wird am fchnelliten erreicht, wenn man fich einige Schritte vom Hunde entfernt, um ihm genügenden Spielraum zu gewähren, und ihn dann mittelft der Handbewegung „des Herein“ herbeiruft. Als legtere ift jene am zweckmäßigſten, bei welcher der ausgejtredte, abwärts gefehrte Zeigefinger die Stelle am Boden bezeichnet, die der Hund zu Füßen des Jägers einnehmen fol. Macht der Hund während dem Avancieren den Verſuch, Hoch zu werden, jo bedeute man ihm durch die Bewegung mit der flachen, gegen den Boden fich hinbewegenden Hand, welche ihm das Tout beau Lehrte, friechend heranzufommen. Auch mit diefer Lektion ift jo lange fortzufahren, bis der Hund vollkommen begreift, was er joll, und jedem Winke oder Befehl des Jägers jofort Folge leiftet. Dritte Lektion. Sitzen — Place”), Man fafje den Hund mit der linfen Hand am Dreffierhalsband und fahre ihm mit der rechten mit leifem Drud über den Rüden, den Druck in der Gegend der Hüftknochen verftärkend; dadurch zwingt man ihn zu einer figenden Stellung. Hierauf entfernt fich der Jäger 2-3 Schritte weit, den Hund durch vorgejchilderte Handbewegung oder Zuruf in diefer Stellung erhaltend. Hat der Hund auch das erlernt, fo läßt man die vierte Lektion folgen. Bierte Lektion. Apporte! Zu diefer ift ein fogenannter Bock (Apportierholz) erfor- derlich, ein ungefähr 40 em langer, 5 em im Durchmeffer haltender, runder Knüppel, welcher 21) Die Koralle, ein ſehr brutales Dreffiermittel, mag, wenn irgend möglich, aus der Dreffierftube wegbleiben. Ein gut erzogener Hund, am einfahen Dreffierhaldbande par force dreffiert, wird einen ſchlecht erzogenen, mit Korallen und Peitſche drejjierten Hund in jeinen Zeitungen ſtets übertreffen. D. V. 22) In England, wo er nicht zum Apportieren dreſſiert wird, iſt der durch eine hohe und flüchtige Suche ausgezeichnete Worftehhund bloß dazu beſtimmt, das Wild zu finden, demſelben vorzuftehen, und wenn es hoch und eventuell bejchoffen wird, jofort Tout beau zu maden. Man verwendet zum Apportieren nur ruhige verläßlihe Hunde, Retrivers genannt. Bei jo zu drefjie- renden Hunden entfällt in der Stubendrefjur die Lektion 3 und 4. D. V. Stubenbrefiur. & 16. 509 mit Leinwand ummidelt an beiden Enden mit dünnen, kreisrunden Scheiben ober kreuz weis geftellten Stäbchen verjehen ift, jo daß er etiwa 4 cm vom Boden abjtehe. Nachdem num der Hund zum Sipen beordert wurde, legt ihm der Jäger den Appor- fierbod ein, indem er ihm, durch Einführen des Daumens der rechten Hand hinter den Fangzähnen und über die Zunge hinweg, unter freundlichem Zufpruch die Schnauze öffnet. Hält nun der Hund den Bod feit, jo läßt ihm der Jäger eine Strede neben ſich hergeben, wobei er genau darauf zu achten hat, dafj der Hund den Apportierbod trage. Dann nimmt er ihm lepteren wieder ab, nachdem er den Hund zuvor niederfipen fieß, ihm durd) leiſes Kneipen in die Lappen oder den Zuruf „Laß“ dazu veranlafiend. Der Hund muß nun in figender Stellung verharren und der Jäger wirft oder rollt den Upportierbod von fi, indem er den Hund durch eine harakteriftiiche, für diejes Kommando ftets beizubehaltende Handbewegung oder den Buruf: Apporte auffordert, das Holz her— beizubringen. Dieſem Befehle wird der Hund, jeinem natürlichen Inſtinlkte folgend, ſchnell und gern nadjlommen, der Jäger joll ihm jedoch erjt dann durch Yiebfojen beloben, wenn der Hund den Apportierbod augenblidlih, ohne damit zu jpielen, llmwege vermeidend, bringt und in fipender Stellung weiterer Befehle harrt. Mit der Wiederholung der Lektionen des Tout beau und Avance vor dem Appor tierbod iſt die Stubendrefjur eigentlich beendet und der Jäger kann nun mit einer wid) tigen Uebergangsleltion zur Felddreſſur übergehen. Erſtere joll den Hund lehren, ver ſchiedene Gattungen geichoffenen Wildes regelrecht zu apportieren, dabei erweitere man ftets die vom Hunde zurüdzulegende Strede, Bei diefer Yeltion achte man genau darauf, ob der Hund nicht zu jcharf faht und das Wild drüdt, jtrafe jedod) diejen Fehler nicht, da derjelbe blos dem Lebereifer entipringt. Es ift wichtig, diefen Fehler gleich im Keime zu unterbrüden, und man durchziehe deshalb das für Lehrzwecke bejtimmte Federwild mit Draht, jedoch jo, daß derjelbe vom Gefieder bededtt ift und dem Hunde nur dann empfind lich fühlbar wird, wenn er „dDrüdt“. Wenige ſolche Leltionen werden wohl genügen, dem Hunde diefe Untugend abzugewöhnen. Der Jäger möge nun zur Lehre des Verloren-Suchens übergehen, indem er den Hund ein geſchoſſenes Geflügel, auch etwa eine Kae, im freien eine Strede tragen läfit, die Richtung mit dem Winde nehmend. Hierauf nimmt man das Stüd dem Hunde ab, es abfeits und entfernt ſich nun, den Hund an der Seite behaltend, eine Strede Stüd immer im Auge behaltend. Dann erjt löje man den Hund von der Leine ihn mit der Handbewegung, die er vom „Apporte* her fennt, oder mit dem Burufe „Sud; verloren“!, das abgelegte Stüd zu juchen und zu bringen, was der Hund und ausführen wird, da er in gutem Winde auf jeiner eigenen Diefe Lektion ift mit ebenfalls immer erweiterten Entfernungen, $ der Hund jederzeit, ſowohl abgelegtes Wild, als aud) jeden Gegen. , ber die Witterung feines Herrn bat, ſelbſt auf weite Streden Verloren ſucht und Einen jo ferm par force dreifierten Vorſtehhund fann der Berufsjäger beionders bebeutendem Edel» und Damwildſtande jehr gut verwenden, indem er Suchen und Apportieren der Abtwurfsitangen der Hirſche abrichtet. Schluſſe möge ſich der Jäger nur noch die Erfahrung vor Augen halten, daf im Holze oder zur Waflerjagd zu verwenden ift, wenn er im Felde arbeitet. Ueberhaupt verwende man zur Wafjerjagd lediglich foldye Hunde» deren lang» oder rauhhaariges fell und Körperbeichaffenheit fie hiezu tauglich machen, da die feine 9* ſowie die Geſundheit des fein- und glatthaarigen Hundes bei dieſer leiden. 523 sE iss ji u pl 3 € + \ 510 IX. von Dombrowski, Weidwerf. Felddrefjur. Da die Felddreſſur nur eine Wiederholung, bzw. praftifche Antvendung der bei der Stubendrefjur vorgenommenen Lektionen ift, jo hat jie weiter feinen Zweck, als die beiden wejentlichjten, natürlichen Anlagen des Hundes — die Suche und das Vorftehen — für die Zwecke des Jagdbetriebes auszunützen. Um mit wenigen Leftionen bei der Felddrejjur ein befriedigendes Reſultat zu erreichen, möge der Jäger folgende zwei wichtige Momente beobachten: 1. der Erziehung des Hundes die größte Sorgfalt zuwenden, 2. nur ſolche Hunde einer Dreffur zu unterziehen, von welchen man eben ſchon bei der Erziehung die Ueberzeugung gewann, daß ihre Anlagen den Aufwand von Zeit und Mühe auch lohnen. Die Anleitung des Hundes zum Kurz oder Weitjuchen, wozu in vielen Handbüchern, wenn auch etwas unklare Anweiſungen zu finden find, erkläre ich für durchaus nußlos, ja unduchführbar. Die Sudhe, bzw. die hohe oder tiefe, und mit denselben genau im Zujammenhange die weite, flüchtige oder furze und langjame Sude find durchaus gegebene, natürlihe Anlagen, welche aus der höheren oder geringeren Entwidlung der Geruchsorgane rejultieren. Hier möge nun auch der in der Praxis altbewährte Erfahrungsjag Raum finden und von Berufsjägern beherzigt werden, daß das geringjte Verjehen des Dreſſeur's bei der Erziehung oder beim Abführen des Hundes ſich um jo nachhaltiger und fühlbarer äußern wird, je höher der Hund veranlagt ift. Bei der Arbeit im Felde ift gleichfalls die Dreffierleine in Anwendung zu bringen. Man lajje, jobald fie angejchleift ift, dem Hunde volle Freiheit, die Suche feinen natürlichen Anlagen gemäß auszuführen. Se bejjer die Naje, dejto mehr Unficherheit wird der Hund anfangs zeigen, doch darf diejes jcheinbare Schwanfen nicht beirren, da es bloß aus einer hochgradigen Empfindlichkeit der Geruchsnerven rejultiert. Es wird bald einer überrajchen- den Sicherheit im Finden Platz machen. Der gut erzogene Hund, mit der zu bejagenden Wildgattung bereits vertraut, wird ſich im Felde, troß feines feurigen Temperamentes gelajjen zeigen. Wenn der Hund anzieht, jo ergreife man, ſich raſch und unauffällig nähernd, das Ende der Dreffierleine, ohne aber den Hund durch jtraffes Anjpannen zu hindern. Der junge Hund wird jich nun vorjichtig, oft Friechend, dem Wilde nähern und endlich fejt vorliegen oder vorjtehen. Mean lafje ihn tout beau machen und adancieren. Der Hund muß unbeweglich bleiben, wenn das Wild hoch wird; macht er den Verſuch nachzuprellen, jo mahne man ihn durch einen feften Ruck und das Gebot des tout beau an jeine Pflicht. Dieje Lektion ift nun auch jo lange zu üben, bis der junge Hund, aud) wenn das Wild, dem er vorftand, bejchoffen wurde, weiß, wie er ſich zu verhalten hat. Der Fäger foll den Hund bei der Suche an einen beftimmten, leiſen Pfiff gewöhnen und ihn ſtets zu feiner vechten und linken Seite revieren laſſen. Lebteres erreicht er am Ichnelften, indem er eben im Anfange jelbjt die angedeutete Richtung einjchlägt. Während des Nevierens wird der Hund oft nach feinem Meiſter zurücbliden und derfelbe kann dem Hunde dann Leicht durch Handbewegungen die nötigen Anleitungen geben. Hat man nun alle Lektionen ohne Anwendung der Drejjierleine ungefähr eine Woche hindurch geiibt, jo ift der Hund als abgeführt, als Ferm zu betrachten, die veichere Erfahrung, die ihm noch fehlt, wird er fich bei fteter Uebung bald zu eigen machen. Für den Berufsjäger, der einen Hund zu oft jehr vieljeitigen Gebrauche haben muB, eignet fich der rauhaarige, Fräftig gebaute Hund wohl am bejten. Derjelbe wird durch Der Dachthund. & 17. 511 ftete Uebung auf verſchiedenen Gebieten auch jehr bald jo Hug und verläfilich, daß der Jäger wirklich einen wahren, treuen, unentbehrlihen Freund an ihm befigt. Engliſche Bollbluthunde find zu folden Bweden nicht verwendbar. Der engliſche Pointer, der das Ideal eines Hühmerhundes ift, ift im Holze und im Bruch micht zu braudyen; auch erträgt er die Einflüfie der rauhen Witterung ſehr ſchlecht. Bon großem Vorteile ift es für den Jäger, jeinen Hund, jobald er jerm ift, auch ben Dann zu dreifieren. Er befeftige einen befleideten Strohmann an einer Planfe, an welcher ein Ausichmitt angebracht wurde, daß ein hinter der Plaule verjtedter Gehilfe die rechte, mit einer Gerte bewaffnete Hand, durchfteden fan. Der Jäger führe num den Hund an der Blante vorüber und rufe die Buppe zornig an. Endlich muß; er icheinbar mit ihr handgemein werben, und ben Hund, der die Buppe wohl früher ſchon angefmurrt haben wird, anfeuern, Gegner an der Kehle zu paden. Der angreifende Hund wird nun durd einige Diebe der Planfe verborgenen Gehilſen gereizt und, durch jeinen Herrn angeeifert, bald ben. herabrei Weitere Angriffe geftatte man jedod dem Hunde nicht, ſondern rufe ihm ab und ihn. Hund wird, durch Öftere Wiederholung diejes Manövers, auch mutig und praf Felde foll der Hund ftets an der Seite des Jägers gehen, beim Begange des Waldes jedoch, namentlich im der Dunkelheit, ift es für die periönliche Sicherheit des Jägers von Vorteil, den Hund einige Schritte vorausgeben zu lafien. Sein treuer, wach— famer Begleiter wird ihm auf diefe Weiſe bei ipäten Waldgängen vor plöplichem Leber falle durch Wilderer bewahren oder doch reditzeitig warnen. Ein fermer, auf allen Gebieten gut eingearbeiteter Hund ift für den Näger von um Ihäpbarem Werte, möge er ihn auch ſiets als treuen, unentbehrlichen Freund behandeln! 5. Der Dadshund. 8 17. ine der merhvärbigiten und jonderbarjten Gejtalten in der Reihe unierer Hunderaffen ift jener frummbeinige Geſelle, deſſen ernite, ſaſt nachdentliche Phyſtognomie und würdevolle Haltung jo auffallend mit dem urkomiſchen Eindrud fontraftiert, den feine ganze Erſcheinung macht: der Dachshund. Auf kurzen, verdrehten, mit ftarfen Pranten und jcharfen Krallen veriehenen Yänfen ruht der lange, am Rüden etwas eingebogene Leib. Den verhältnismäßig großen und geftredten Kopf ziert ein langer, breiter Behang, der auffallend weit rüdtwärts angeſeht Sein Gebiß ift außerſt jtarf und jcharf. Die plumpen, kurzen, umverhältnismäßig ſtarlen Borderläufe find am Handgelent daß fie ſich fat berühren, während der untere Teil derjelben wieder gekrümmt ift. Die Hinterläufe bewehrt eine etwas höher geitellte, an der Wurzel did, gegen die Spitze verjchmälert, ‚ trägt der Dahshund nach aufwärts gerichtet und il8tz ei Il H der kurzen, glatt am Leibe liegenden, etwas groben Behaarung ift gelbrot, jeltener gram gefledt. Charalieriſtiſch ift die brandrote ‚ an den Baden und an der Innenjeite der Läufe „der Brand“, braunen, gelben und grauen Saarfärbung zeigt, wodurd leptere N H 35: „! f 2: hunde, die vereinzelt in Schweden, Norwegen und Dänemark ge \ 5123 IX. von Dombrowski, Weidmwerf. züchtet werden, taugen in der Negel nicht viel. Auszunehmen find Hievon die rauhaarigen, ſchottiſchen Dachshunde. Im Waldreviere ift ein guter Dachshund jehr wertvoll, ja unentbehrlih. Die Be- rufsjägerei jol der Haltung und forgfältigen, jachfundigen Zucht des Dachshundes Die möglichjte Aufmerkſamkeit widmen, bejonders in joldhen Nevieren, wo Fuchs- und Dachs— baue vorhanden und zeitweilig bewohnt und befahren find, oder wo das Bradieren auf Neh- und Edelwild, ſowie auf Füchje und Hafen vorteilhaft, ja oft die einzig mögliche Sagdmethode ift. Die forrefte Wahl der Individuen ift hiebei höchſt wichtig. Ein Dachs— hund mit chlechten Anlagen ift nicht nur des Futters unwert, ſondern jchädigt aucd die Jagd nach verichiedenen Richtungen, ftatt ihr förderlich und dienlich zu fein. Der Anficht vieler Jäger, daß der Dachshund feiner Abrichtung und Führung be- dürfe, und man eben mit feinen jchlechten Eigenschaften der Unfolgjamkeit, Biſſigkeit und Unverträglichfeit vechnen müſſe, ftelle ich hier den auf vieljeitige Erfahrung geſtützten Lehr— jag entgegen: „Der Dachshund ift zu erziehen und muß folgen, und zwar unbedingt folgen lernen.“ Daß der Jäger bei der Dreſſur desjelben, die allerdings ziemlich einfach it, jedivede Brutalität vermeiden ſoll, ift wohl jelbjtverjtändlich. Der Jäger muß bei einem Wurfe junger Dahshunde von dem Tage an, wo derjelbe zu jehen beginnt, mit den der Raſſe eigentümlidhen und angeborenen Eigenjhaften rehnen. Das Naturell des Dahshundes iſt ein ernftes, ja mürrifches und äußerst empfindliches, jeine vorherr- ſchenden, angeborenen Eigenschaften — ein hoher Mut und eine ener- gifche, aggreſſive Entſchloſſenheit. Der Dachshund darf vor Ablauf des erſten Lebensjahres nicht zur Jagd verwendet, d. h. in ihren Betrieb eingeführt werden, der Jäger hat ſomit Zeit und Muße, ſich der vorhergehenden notwendigen Erziehung des jungen Hundes zu widmen. Neckereien und rohe, wohl gar tückiſche Mißhandlung durch Unberufene müſſen, wie bei jedem jungen Jagdhunde, auch beim Dachshunde ſtrengſtens vermieden werden, da ſolche Einflüſſe Bos— heit, Unverträglichkeit, Tücke und Hinterliſt anerziehen. Einen ſehr wohlthätigen Einfluß auf die Ausbildung des Charakters übt die ſtets freundliche, dem ernſten Naturell des Hundes angepaßte Behandlung, auch ein öfteres Aufnehmenund ſchmeichelndes Streicheln. Die erſte, durchaus nicht unwichtige Erziehungs— ſtufe beſteht in nichts anderem. Vor der Einführung zum Jagdgebrauche iſt überdieß zwei— erlei zu erzielen: 1. der Appell, die unbedingte Folge auf den Ruf, und 2. Leinenführigkeit, d. h. die Unterweiſung und Uebung, wo und wie der angeleinte Hund an der Seite des Jägers zu gehen habe. Durch die herangebildete Anhänglichkeit und Unterwürfigfeit wird der Hund jchon auf der eriten Stufe der Erziehung jo ziemlich Gehorſam erlernt haben, das weitere iſt auf folgende einfache von mir ſelbſt erdachte und erprobte Weiſe zu eveichen: Der Jäger lafje die tägliche Nahrung der Hunde mit einem Brette verdedt in den Hof bringen und ordne das Freilaffen der Hunde für den Augenblid an, wo er in ſtets gleichem Rhytmus ein beftimmtes Signal bläft. Sp wie für den Jagddienft eignen ſich aud) hier zweijtim- mige Hüfthörner am beiten. Sobald fich nun die Hunde, die jehr ſchnell begreifen, daß der Ruf ihnen gelte, um den Jäger verfammelt haben, joll derjelbe jie anrufen und das Futter aufdeden. Die Hunde lernen auf diefe einfache Weife auf den Ruf folgen, und, wenn der Jäger fpäter nicht vergißt, eine Heine, geniegbare Belohnung in der Jagdtaſche mitzuführen und dem jagenden, auf feinen Ruf zurücfehrenden Hunden preiszugeben, jo Der Dahshund. & 17. 513 wird er bald das gewünſchte Ziel erreichen. Der fo dreifierte Hund wird jederzeit, auch im hochſten Jagdeifer und jelbft, wen ihm etwa ein geichloffenes Fenſter hindert, durch die Scheiben hindurch dem Rufe folgen. d Die Leinenführigleit ift am Dreifierhalsbande leicht zu lehren, und der individuellen Unficht des Jägers fei es Überlafien, den Hund an der linfen oder rechten Seite neben niemals aber vor ſich gehen zu lafien. Nach Ablauf jeines erften Lebensjahres foll der Hund gutmütig, anhänglich, nicht handſcheu, dem Rufe unbedingt folgiam und leinen hrig fein. Bon da ab teile ich die Anficht anderer, daf dem Dahshunde wenig mehr zu lehren jei. Man wähle nun den Monat Mai zur Einführung des Hundes für den Jagdgebrauch am Bau. Sobald man einen Bau ausfindig gemacht hat, in welchem junge Büchfe auslamen, begebe man fich mit dem Eleven, der mit einem guten alten Dachshunde zufammengeloppelt ift, an ber Leine dahin. Es gilt als altbewährte Regel den Dadıs hund erft dann auf den Dachs zu verwenden, wenn er am Fuchsbau im feine fünftige wurde und fid) dort die Sporen verdiente, dem von jungen Füchſen bewohnten Bau angelangt, nimmt der eine Jäger den zweiter den jungen Dachshund auf den Arm und beide begeben ſich nun an die eiften ausgeführte und befahrene Nöhre. Der alte Hund wird mum feurig und um ruhig werben, ja fogar vor Begierde winjeln, man halte ihn jedoch zurüd, bis auch der Junge, aufmerffam gemacht, unruhig wird. Man ftreichle ihm nun janft, indem man ihm zuruft: „Faß, fah den Fuchs!“ und mit ihm vor der Ausfahrt der Röhre niederfniet. Der eine Jäger läßt nun den alten Hund hinein, während der andere den Jungen in die Röhre ſeht unter obigem Zuruf ihn auf den Nüden Mopfend. WII der junge Hund nun nachfahren, jo laſſe man ihn fort, fträubt er fich jedoch und kehrt um, fo nehme man ihn gleich wieder auf den Arm und bleibe jo mit ihm vor der Nöhre fipen, bis der alte Hund laut wird. Dann mache man einen zweiten Verjuch; zeigt der Junge wieder feine chzukriechen, jo nehme man ihm auf und treffe unverzüglich die nötigen Anftalten = alten, am m mmt man gewöhnlicd; da auf die Nöhre, wo der alte Hund vor liegt; ift dies der Fall, jo fteigt der Jäger, der den jungen Dachshund hält, in den Einſchlag hinab und läht mum beide Hunde an die jungen Füchſe, geftattet ihnen, wohl auch vor feinen Augen einen derjelben zu würgen. Bon grofiem Vorteil tft es, ſich, Möglichkeit vorhanden ift, noch denjelben oder den mächitfolgenden Tag wieder an von jungen Füchſen betwohnten Bau zu begeben. Der junge Hund wird nun wahrſcheinlich dem alten von freien Stüden nachtriechen und mit ihm laut werden, und ift, falls er feines von beiden thut, anzunehmen, daf er das richtige Alter noch nicht er- Es gibt einige vorzügliche Dahsbundracen, welche erft nach Vollendung des n Jahres zur Jagd am Baue verwendbar und beherzt genug find, dem Fuchs an Dem erfahrenen und aufmerfiam beobadjtenden Jäger wird übrigens ein wenn auch Verſuch genügen, um ſich ein Urteil über die Anlagen jeines Eleven au bilden. Erreicht man auf vorbezeichnete Weiſe fein Nejultat, jo gibt es noch einen hehe an einem gut umschlofienen Orte junge Füchſe mit beiden Hunden, einem ebenfalls feit umſchloſſenen Orte eine etwa 34 m lange Rinne auch die genügende Weite hat, bedede fie mit einem Brette und Sand und Rajen, jo daß von oben fein Licht einfallen fann. Rum laffe er dem jungen Fucht und unmittelbar darauf auch den jungen Hund und einen micht allzu ſcharſen alten Dacht hund hinein, laſſe fie beide längere Zeit vorliegen und öffne endlich dia Röhre rüdwärts jo, daß ber Fuchs durchſchlupfen und der Humd ihm folgen kann, welch lepterem man num der Erde auch das Würgen geitatten fan. gantöud d. dorfw. I. 2 Mt. 33 : 514 IX. von Dombromäfi, Weidmerf. Einige jolcher Uebungen, und bejonders, wenn ihm ein alter Hund vorarbeitet, werden genügen, um einen Hund von guter Nace joweit zu bringen, daß er die Röhren eines Baues befahre, auch laut werde und vorliege, wenn er im Baue etwas vorfindet. Sobald einigemale vor dem jungen Dachshunde eingejchlagen wurde, kann man ihn allein ge- brauchen. Derjelbe wird aber anfangs nicht anhaltend vorliegen, jondern, wenn er eine Weile laut war, aus einer Röhre herauskommen und ſich nach feinem Herren umjehen. Diefer nehme ihn fogleich auf, indem er ihm jchmeichelnd durd) den Zuruf: „Faß Füchien, faß!“ Necht gibt, und laſſe ihn, wenn er Luft dazu bezeugt, wieder hinein. Der Hund wird durch diefes Aufnehmen und Verhalten, welches jo oft zu wieder— holen ift, al3 ex fich außerhalb des Baues blicken läßt, immer feuriger, wird immer länger anhalten und nicht früher abgehen, bis man vor ihm eingejchlagen und die Füchje ausge- graben hat; ex wird höchftens aus der Röhre Hervorfchauen und zurückfahren, jobald er den Jäger erblidt. Nun erft, nachdem der junge Hund auf junge Füchje gut ift, darf man ihn an einen alten Fuchs bringen. Gejchieht dies früher, jo wird der Hund durch den mutigen Widerftand des Fuchjes leicht feige und wird, wenn er überhaupt noch in den Bau geht und laut wird, jo weit vom Fuchje vorliegen, daß diefer fich entweder ver- Euftet, oder wenigstens ausweicht, wodurch das Einſchlagen erjchwert wird. Der Dachshund ſoll alte Füchfe, wenn er fie nicht fofort austreiben kann, jo lange necken, bis fie fliehend außerhalb des Baues Rettung juchen. Ein fermer Dahshund muß herzhaft und Bart fein, etwa erhaltene Biſſe miüfjen ihn nur mehr anfeuern. Er darf nie fährtenlaut werden, d. h. nicht anfchlagen, bevor er den Fuchs nicht dicht vor fich hat. Findet er denjelben in der Nöhre, dann muß er im Kefjel antreiben, ohne abzugehen, bis vor ihm eingefchlagen ift, auch wenn dies 5-6 Stunden dauert, höchſtens 80—90 em vom Fuchſe vorliegen und fortwährend laut fein. Würgen darf er im Baue niemal2. Borteilhaft ift es, dem Dachshunde vor der Arbeit am Bau wenig oder nichts zu freffen zu geben. Nachher waſche man ihn und veinige beſonders die Augen jehr jorg- fältig, dann erſt joll er ein fräftiges Futter befommen. — Iſt der Hund gebiffen, jo muß die Wunde täglich mit Seife und gutem Geifenfpiritus gereinigt werden, bis jie voll- fommen verheilt ift. Klaffende Wunden Hefte man, jobald fie gereinigt find. Den fermen Dahshund kann man nun auch ruhig am Dachsbau verwenden, ohne das Feigewerden fürchten zu müffen, das oft die Folge einer verfrühten Verwendung ift, da der Dachs eben als gefährlicher, wehrhafter Gegner dem Hunde oft aggrejfiv entgegen- tritt. Nicht jelten wird ein Humd, der nicht die genügende Routine und Gewandtheit be— figt, vom Dachſe übel zugerichtet, und es ift erjprieglih und notwendig, ſtets noch einen zweiten, ſcharfen Dachshund bereit zn halten, um ihn dem zuerjt eingefahrenen als Suceurs nachzufenden, jobald man aus der Art des Gepolters im Baue entnehmen fann, daß der Hund der weichende Teil ift. Der Dahshund ift auch zum Bradieren auf Edel- und Rehwild, Füchſe und Hafen verwendbar, und eignet fich hiezu faſt beſſer, als der eigentlich für dieſe Jagdmethode eingeführte Wildbodenhund, weil er das Nevier weniger beunruhigt und das Wild vor ihm nur teollt, während es vor der flinferen hochläufigen Brade äußerſt flüchtig an dem Schützen vorbeitommt Was in bezug auf die Abrichtung des Dahshundes zu diejer Fagdmethode zu jagen wäre, wird beim Wildbodenhund behandelt werden. 4. Der Bradier- oder Wildbodenhund. $18. Der Stammbaum des Bradierhundes ift ein etwas unklarer und rekrutiert fich zumeift aus der illegitimen Deszendenz eines Dachshundes oder aus Fühnen Kreuzungen des Vorſteh- und des Dahshundes oder des Legteren und des Schäferhundes u. dgl. Doch habe ich im Norden und Oſten des Kontinentes in einigen Gegenden auch jorgfältig ge- Der Bradier- oder Wildbodenhund. $ 18. 515 zlchtete, einer bejtimmten Nace angehörende Bradierhunde angetroffen. Cie find fuchsrot gefärbt, am Rüden ſchwarz geitromt, auch einfärbig braun oder ſchwarz, mit weißem Bruftftreif und Brand ober den Augen, an den Badentnochen und den Läufen. \ Je mehr der Bradierhund in feinem Aeußern an den Dachshund mahnt, deito vor- wird er als Wildbodenhund verwendet werden können. Die furzläufigen find tauglicher als hodjläufige Braden, welche, abgejehen davon, daß fie das Revier in höherem beunrubigen, auch häufig das bejagte Wild einholen, miederziehen und anfchneiden. In foupiertem Terrain, ſchwer zugänglichen Brücden, Haidegegenden, am fteilen mit Uferlehnen und endlih im unmwegjamen Urwald — da überall ift der Bradierhund dem Jäger unentbehrlih. Bier bis fünf bedächtig jagende, die Fährte ‚ nit waidlaute Hunde genügen zu dieſer Jagd, um jelbft in ausgedehnten Jagdböden das Wild zu Schuß zu bringen. Bielfahe Erfahrung lehrt, daß auch ber - vor den jagenden Hunden jelten oder nie zu Bau kriecht, jowie auch der Luchs und die Wildlage nur ſelten bei langjam jagenden Wildbodenhunden baumen, jondern meiit flüchtig vor die Schüpenlinie kommen. Man wähle übrigens mit großer Sorgfalt die be berzteften und kräftigiten Individuen und niemals etwa junge allzu biige Hunde, da fich bejonders für Iegtere beiden Wildgattungen durchaus nicht jeder Hund eignet. Vorteilhafter ift es, bei feuchter Witterung zu jagen, weil da der Hund nicht jo leicht durch die Widergänge des flüchtenden Wildes irre geleitet wird, wie bei trodenem Boden; der Wildbodenhund ſucht ftets mit tiefgeienkter Naje, die Spur des Wildes be- HB Was die Drefiur des Vradierhundes anbelangt, jo beiteht fie lediglich darin, ihn an einen beftimmten immer beizubehaltenden Zuruf zu gewöhnen, was am raſcheſten auf die bereits beſprochene Weile beim Füttern erzielt werden kann. Der Hund muß unbedingt auch in der hihigſten Jagd ſtets dem Rufe ſeines Herren Folge leiſten. Die Jäger, mit der Führung der Bradierhunde betraut, müfjen jowohl mit der Dert lichteit ald auch mit den Wechieln des Wildes genau bekannt fein. Es ift gut, wenn die Führung und Beauffichtigung der Hunde ftets nur einem und immer demjelben Näger an vertraut üft, doc) ſoll derſelbe wenn möglich einen Gehilfen bei fih haben, den er in das Weien diefer ganz eigenartigen oft ſchwierigen Jagdmethode einführt. Nach vollzogener Aufftellung der Schüpen und wenn dieſelbe durch ein verabredetes Signal verkündet wurde, find die Hunde unter dem gleichen Zuruf: „Los Hunde, los“! toszuloppeln, und der Jäger folgt nun den umberihwärmenden Hunden, indem er fie durch eifriges Burufen oder durch das Blaſen eines beftimmten Signales am zweiſtimmigen ‚oder am Halbmondhorn zur Suche anfenert. Fällt der Hund eine friihe Spur an, was er durch hörbares Schnuppern am Boden, Bewegungen und eifriges Wedeln mit der Ruthe anfündigt, umd zeigt er duch kurz abgebrochenes Winjeln an, daf fie warm jei, jo folge ihm der Jäger unter Quchen und rufe die übrigen Hunde mit dem Nagdichrei: „Hai Hoi*! zur Unter umberirrende Hunde lenle er mit dem Zurufe: „Da weg, da ng richtige Spur, bis fie jämtlid auf derjelben beiichlagen, d. h. diejelbe laut Hals geben. Sobald der Kopfhund des Wildes anfichtig wird, gibt er fih von dem gewöhnlichen Geläute weientlich umterjcheidet. Wenn , jo ift jeder weitere Zuruf überflüffig. muß dem Bange der Jagd mit volllommener Aufmerkiamteit folgen und Be Terraintenntnis wejentlich fördern. Wenn der Jäger feine Hunde fennt und überhaupt feine Sache verjteht, jo aebört die Jagd mit ee waidlauten Braden in weiten, wildeinſamen Waldgebieten zu den intes und fpannenditen. SE er 2:7 ee et 5— 4J 33* \ 516 IX. von Dombrowski, Weidwerf. Sch will nun no in Kürze die ſehr einfache Drefjur des Wildbodenhundes hier folgen laſſen, inſoweit ich fie erprobt fand. Dem Wildbodenhunde müſſen gelehrt werden: 1. Der Gehorjam auf den Zuruf und das Hornfignal, am jchnellften zu erreichen auf die bereit3 beim Dahshunde angegebene Weife; 2. die Roppelbändigfeit, welche bald gelingt, wenn dem jungen Hunde unter freundlichem Zuſpruch ein alter fermer Hund beigefoppelt wird; 3. da3 Einjagen, welches beim jungen Hunde am jchnelliten ein ruhiger, fermer, bedächtig die Spur haltender alter Hund bejorgt; man wähle hiezu, wenn möglich, Eleine Borhölzer und feuchtes Wetter. Nicht dulden, reſpektive abgewöhnen muß man: 1. das Anſchneiden des Wildes, das übrigens ein alter, fermer Hund dem jungen bald abgewöhnen wird, da er beim erlegten Wilde jehr eiferjiichtig ift und dem jungen Hunde die Annäherung vermehrt; 2. das Schweißleden, das bei Wildbodenhunden niemals geduldet werden darf; jedoch gebe man ihnen nach dem Triebe zur Belohnung einige zu diejem Zwecke mitgebrachte Brodfrumen. Ein durchaus unzuläffiges Verfahren, welches aber an einigen Orten als Regel gilt, it das Genoffenmachen der Wildbodenhunde, es lehrt dem Hunde geradezu das Anjchneiden des Wildes. . Beigt fich der junge Hund unter der Führung eines fermen Hundes, dem er alles nachahmt, doch waidlaut, jo wird fich der führende Säger bald überzeugen, daß der Hund weder Nafe hat, noch demzufolge die Fährte Hält; ex ift jofort auszurangieren. Der Wildbodenhund joll nicht vor dem jechzehnten oder achtzehnten Monate einge- jagt werden, da er vorher vollfommen körperlich entwickelt jein joll. 5. Der Otterhund. 819. Ein aus der Kreuzung von Dachs- und Schäferhunden, oder den erjteren mit ftarken Pintſchern herborgegangener Blendling. Der Otterhund hat den Zweck, den Aufenthalt des Dtters aufzufpüren, denjelben aus dem Baue zu ſprengen und ihn zu ftellen oder ab- zuwürgen. Diejer Hund muß gut und ausdauernd ſchwimmen, auch tauchen, was man ihm lehrt, indem man ihm in jeichten, klarem Wafjer Fleiſchbrocken vorwirft, die er ſich eben herausholen muß. Der Otterhund muß jederzeit geneigt fein, ins Wafjer zu gehen. In unferen Gegenden ift die Otterjagd mit Hunden von geringer Bedeutung, in England und Srland jedoch ift fie außerordentlich beliebt. Der Berufsjäger erlegt den Dtter am Anfit ficherer oder er fängt ihn. 6. Der Saufinder. $ 20. Die Zwede, zu welchen der Saufinder verwendet wird, find Schon durch jeinen Namen angedeutet. Er hat die Sauen im Holze aufzufuchen und durch Fuge Angriffe und Nedereien an Ort und Stelle feftzuhalten. — Jeder kräftig gebaute, hochläufige Hund von mittlerer Größe und dichter Behaarung, der Mut und Gewandtheit befigt, ift zu dieſem Zwecke verwendbar, eine jpezielle Rafje von Saufindern gibt es noch nicht. Unbedingte Botmäßigfeit und Leinenführigkeit ift das erfte, was dem Finder bei der Dreffur und Führung, in vorbezeichneter Weile, beizubringen ift. Dann erjt möge mar ihn rein einjagen, d. h. ihn lehren, nur der Fährte des Schwarzwildes (der Sauen) zu folgen und vor denſelben laut zu werden, jedes andere Wild und dejjen Fährte jedoch unbeachtet zu Lafjen. Man führe den Hund an einer langen Leine ins Feld, abfichtlih Hafen im Lager Die Schußwaflen. $ 21. 517 . Will nun der Hund dem flichenden Hafen nachſetzen, jo wird ihm ein Rud an der Leine und der Zuruf: „Pfui ift das“ — belehren, daf er das nicht jolle. Ebenfo man im Holze bei Reh⸗ und Hodhwildfährten, jo dab der Hund eine jörmliche Scheu vor allen Fährten, die des Schwargwildes ausgenommen, befommt. Lehtere laſſe man ihn unter freundlichem Zuſpruch anfallen und eine kurze Strede verfolgen. Fit der Hund nun foweit verläßlich, jo muß er auf Sauen gut gemacht werben, zu welchem Zwede man am beften die erjte im Spätherbite einfallende Neue wählt. Man beftatte nun geringe Sauen und lege den Hund an und Löfe ihm, wenn möglich, in Ge— eines fermen Hundes. Wenn der Hund gefunden und geftellt hat, jo ſchießt man die Sau aufs Blatt, daf fie vor dem Hunde zuſammenbricht. Später wähle man den Standort einer Bade, löfe den Hund und, wenn fich erftere dem Hunde ftellt, jo ſchieße man fie, wenn möglich, weibwund. Die wutichnaubende Bache wird mun den Hund an- nehmen, auch nieberwverfen, wodurch derjelbe, ohme furchtiam zu werden, vorjichtig wird. Eine folde Hap ift dann ungemein anregend und für den Eleven jehr belchrend. Auf Heiler und hauende Schweine loſe man mur vollfommen ferme Hunde. Ai : VI Die Waffen im Dienfte des Weidwerfs. Die Waffen, welche der Weidmann auf den Gebieten feines Berufes führt, gliedern fich A, in Schuß oder Feuerwaffen, B. in blanfe Waffen. A. Die Shufwaffen. 21. Diefe Gattung von Waffen im Dienfte des Weidwertes ift jo alt wie dieſes fomit auch wohl jo alt wie das Menſchengeſchlecht jelbit. Steinfchleuder, in deren Gebrauch fi der Knabe und Yüngling übte, um fie wehrhafter Mann im Kampfe wie beim Weidivert meijterhaft zu handhaben, Beit durdy den Wurfipeer, durch den Bogen mit jeinen Pfeilen, die und ihre Enge Bolzen und endlich durch das Feuergewehr verdrängt. der eingehenden Schilderung der Wandlungen, welche die Feuerwafſe im Laufe Jahrhunderte jeit ihrer Einführung erfuhr, abſehend, wende ich mich jenen Spitemen Gegenwart dienftbar find: den Hinterladern. Diefe gliedern in zwei Hauptarten und zwar in das Zentralfeuer- und das Stift- zwiſchen welchen überbies, gleihiam als Bindeglied, das Zündnadelivftem jteht. Obwohl die beiden Ieptgenannten, mit ihrer hinlänglich befannten Konftruftion be- achtenswerte Vorteile bieten, jo muß; doch andererjeits zugeitanden werden, daß das erit- genannte Syſtem, jenes der Bentralzündung, in jeder Beziehung den Vorzug verdient. Das „Lancaster*.Gewehr hat einen ficheren Verſchluß, funktioniert in allen jeinen Teilen ver: , ermöglicht ein jehr raſches Laden und Entladen, während zugleich die adjuftierten thunlichſte Sicherheit beim Transporte derjelben und deren Gebrauch über Waffen, welche der Jäger im Dienfte des Weidwerfes führt, find folgende: . Die Büdfe — einläufig oder doppelläufig, Der relativ kurze Lauf untericheidet größere Wanbdftärke, ift mit geiwundenen Zügen (Drall) und nebſt der Müde Vifiervorrichtung verſehen, welche ein ficheres Ablommen auch auf größere Ent- begünftigt. Die Büchje im Dienfte des Weidwerks joll ihr Geſchoß auf weid- Entfernungen, auf thunlichit ebener Flugbahn umd mit eminenter Durchſchlagskraft zuführen. Beſtreben der Neuzeit, die Flugbahn des Geſchoßes der Büchſe als Militär ichjt weit auszudehnen, führte zu einer allmählichen Verkleinerung des Halibers Han & 73718 li 518 IX. von Dombromsti, Weidiwerf. und zur Verlängerung der Geſchoße. Dieje für die vorgenannte Waffe und deren Zwecke vollfommen gerechtfertigten Neuerungen fanden indes allmählich auch bei der Konftruftion der Büchfen für den Jagdgebraud) Anwendung. Die im Laufe der lebten Jahre von England eingeführte, in vorftehendem Sinne fonftruierte Erpreß-Büchfe, welche ein Elein- faliberigeg übermäßig langes Geſchoß bei jehr ſtarker Bulverladung auf ebener Flugbahn und mit vorzüglicher Treffficherheit dem Ziele auf weite Entfernungen zuführt, begann die übrigen Lauf und Gejhoßfonftruftionen zu verdrängen, was jedoch nicht ohne Einſpruch gejchah **). Diefer Umstand fordert zunächit die jcharfe Präzifierung jener Momente, welchen die Bichje im Dienfte des Weidwerfs im Hinblid auf ihre Leiftungen und zwar, einerjeits in bezug auf ihre Flugbahn, andererjeit3 auf ihre Wirkſamkeit im Wildförper, Rechnung zu tragen hat. Es find dies furz folgende: 1. Die Flugbahn der Jagdbüchſe, bezw. ihres Geſchoßes, ſoll eine derart gejtredte (ebene) fein, daß fie ein thunlichjt gleichmäßiges Viſieren auf mweidgerechte Entfernungen ermöglicht. 2. Weidgerechte Entfernungen — dies muß hier nahdrüdlichit betont werden — haben unbedingt dort ihre Grenze, an welcher es dem Schügen möglich ift, den weidge— rechten Zielpunft am Wildförper — das Blatt — ſicher ins Auge fafjen zu fünnen. 3. Das Geſchoß für den Dienft des Weidwerfs muß derart gejtaltet jein, daß es auf feiner Flugbahn in thunlichjt geringem Maße zufälligen Ablenkungen (durch Zweige und Aſtwerk) unterliege. 4. Beim Auftreffen auf den Wildförper jol das Geſchoß ohne Rückſicht auf den Winkel, unter welchen ſich das vollzieht, durchſchlagen, ohne durch zähen oder elaftiichen Widerftand, wie ſolchen Sehnen, Musfelpartien, Nippenfnochen und endlich die Wilddede ſelbſt bieten, abgelenkt zu werden. 5. Das Geſchoß joll vermöge feiner Geftaltung einen Einſchuß bilden, welcher ſich nicht ſchließt und reihlih Schweiß gibt; es ſoll fich in thunlichjt geringen Maße infolge der Stauchung deformieren und demgemäß auch beim Durchichlagen durch den Wildförper einen Ausschuß bilden, welcher das Wild zu gunjten feiner Verwertung nicht verunftaltet. 6. Das Geſchoß joll nach dem Auftreffen auf den Wildförper unentwegt die ur— ſprünglich bezielte Richtung fethalten, raſch und ficher lähmen beziv. töten. Die Frage: ob das moderne Langgeichoß den vorangejtellten, ebenjo berechtigten als un- erläßlichen Forderungen gerecht werde, muß ich auf Grund perjönlicher Beobachtungen, viel— hundertfältiger Erfahrungen und Proben mit voller Entſchiedenheit verneinend beantworten. Das Langblei (Expreß-Geſchoß) entjpricht Lediglich, wie vorgejagt, in bezug auf Raſanz und Treffficherheit,/allen übrigen vorangeftellten Forderungen aber nur zum Teil oder gar nicht. Ein Geſchoß, wie es der Weidmann braucht und zu fordern berechtigt ift, joll bei- läufig das Längenverhältnis III zum Durchmeſſer III betragen, während der leßtere für den Gebrauch auf hohes Wild die Minimalgrenze von 11Y. mm nicht überjchreiten joll. Die Spite (Stienfeite) muß flach und im Hinblie auf ihren Durchmeffer bis zu etwa *r desſelben flach abgeftußt fein, um einen ſtumpfen unentwegten Einjchlag und einen gut ſchweißenden a zu ſichern **). 23) Siehe ein fritifh polemifches Eſſay des DVerfafjers in 2 Wiener Jagdzeitung v. J. 1877 und jene in den deutjchen Jagdzeitungen im Jahre 1886—87 24) Das von mir jüngjt Tonftruierte, von dem E. f. Artillerie: :Hauptmann 9. Heijiig ad: juftierte, feitens der Patronenfabrit G. Noth in Wien erzeugte Geſchoß, welches allen vorangejtellten Momenten Rechnung trägt, wurde einer ſtrengen fomparativen Prüfung unterzogen und hat die: felbe in jeder Nichtung beftanden. Das 14,9 mm im Durchmefjer haltende velativ furze Geſchoß hat die Rafanz in der Flugbahn des englifhen Erpref-Nifle trog namhaft verringerter Pulver: ladung auf alle weidgerechten Entfernungen erreicht und jeine Schußwirkungen weitaus übertroffen. Die adjuftierten „Hochwildpatronen“ mit gepreßtem Weichblei-Geſchoß liefert die obbenannte Fabrik. Die Schufwaflen. $ 21. 519 2. Die Schrotflinte. Diele der Niederjagd dienftbare Waffe führt glatte Rohre mit cylindriſcher (in relativem Sinne) oder koniſcher Bohrung. Ein vorurteilsfreier, kritiſcher Blid auf die Leiftungsfähigfeit diefer Schußwaffe er- weift unmwiderleglich die Thatſache, daß die moderne Hinterladerwaffe ihre Borgängerin, bie Verfufionsflinte, weder im Weitihuß nod in der Durcichlagstrait übertrifft und jomit auf diefem fpeziellen Gebiete der Waffentechnit bis nun fein weſentlicher und unanfecht boarer Fortſchritt zu verzeichnen jei. Die Vergrößerung des talibers und Berftärfung der Pulverladung vermag ich ebenfowenig als Fortichritt anzuerfennen, als ich anderjeits auf grund vielfadher, perjönlich vorgenommener, fomparativer Proben, der vielgerühmten Wür gebohrung — Ohoce-bore — diejes Epitheton zuzuſprechen in der Lage bin. Ich felbft führe cylindriſch gebohrte Schrotflinten mit kurzen Rohren, Kaliber 16, welchen felbft gerühmte engliiche Choce-bore-Läufe, Kaliber 12, niemals, weder im Weit ſchuß, noch in der Durchſchlagskraft, den Vorrang abzugewinnen, im ftande waren. Die Erfahrung lehrt uns, daß die Fabrikation der Schrotläufe, bezw. ihre ſchußfertige Her ftellung, noch von vielfachen, zum Teile rätjelhaften Zufällen abhängig iſt. Es wird dies durch bie unwiderlegliche Thatſache erwieſen, daf eine Reihe qualitativ gleihartiger Ein heiten troß angejtrebter gleihmäßiger Behandlung durchaus verſchiedene, vorher unbe rechenbare Schufrefultate liefern "). Der knapp bemefjene Raum geftattet mir nicht, ausführlicher auf die vorangeführten Momente einzugehen und ich möchte nur noch der Anficht Naum gewähren, daß bei Ser ftellung unferer Schrotläufe weniger eine Potenzierung des Weitſchießens, als eine mög Nlichſt gleichmäßige und genügende Durchſchlagskraft der Projeltile neben Gleihförmigteit der Streufegel zunächft anzuftreben wäre ”). 8, Die Büdsflinte. Dieſe Schußwaffe ift in bezug auf ihre Yauflonftruftion eine welche ihrer Benennung entipricht. Während ein Lauf und zumeift der linke für den Nugelihuß im Drall gezogen ift, ſchießt der glatte rechte Lauf das Meine Blei; Die Laufidiene, welche die beiden Nohre verbindet, ift nebit der Müde mit einem um- legbaren Büchjenvifier verjehen. Die praltiihen Vorteile, welche die vorbezeichnete Nom bination für bination für den Jagdgebrauch aufweift, werden indes durch manche Nachteile nabezu auf orläu & 14 Waſſen ſabril in ®ie und un Betr Kberhanmer we ee Be Der Berfafier. r 25) Gegenteilige —— von Retlame angehauchte Behauptungen können jederzeit durch Deweisproben widerlegt werben Der Berfafler RR, eine Lauffonftruftion erfunden und deren Patentierung unter dem Namen Lauf bereits angemelbet besw. erworben, welche den vorbezeichneten Uebel⸗ ftänden auf ed wirffam abbelfen dürfte. Mein N} — bohrt und mit geraden wellenförmigen Zügen, und genau elen aufweiſen, verſehen, wahrend das Naliber 6 rebugiert ift. Die Borzuge “pniefer Lauflonftruftion bafieren auf folgenden Momenten : « Diefelben werden in volllommeniter et auf mafchinellem Wege ſchußfertig erzeugt a anıupafl — und der eigenartig ae Züge, welche äule liegenden kan anne, mit ihren parallelen Feldern gleichſam gebundene Sc eine en. aus melder fie nad feiner Richtung im ch, und fomit Zentrum ber Schrotfäule liegenden Projektile aus dem * führen, ift 3m 3 Ka Gleihmäßigleit der Schufleiftung er» — urch ben weiteren Vorzug der Lauflonſtrultion, melde weder eine & a der Schrote, wie dies bei der loniſchen Bohrung und indbeiondere ee der del ift ur fomit 2 — Kraftverluft bebingt, ift } indian rn; - al⸗Lauf ſchießt überdies A rg genau EEE auf maſchi· Ehe I rag Kugel mit der Trefffi des Buchſenrohres und gleicher Diefe Läufe werben vorläufig ausſchließlich in den mweltbe: lannten von Auguſt Francotte in Lüttich — Belgien — auf maſchinelem e voll. 9 bergeftellt. Der afier. g, FH — 520 IX. von Dombromwsti, Weidwerf. gewogen. Die Verteilung de3 Gewichtes infolge der ungleichen Stärke der Läufe beein- trächtigt die Handlichkeit der Waffe, während anderjeits der Schrotlauf nur in vereinzelten Fällen befriedigende Schußrejultate Liefert °"). 4. Der Drilling. Dieje Waffe führt zwei nebeneinanderliegende Schrotläufe während unterhalb derjelben ein Büchjenrohr angebracht iſt. Diefe Schußwaffe Hat fich namentlich in Revieren, in welchen Hoch- und Niederwild gehegt wird, viele Freunde erworben, und es find namentlich die patentierten Syſteme der venomierten Werkftätten von Sauer und Sohn in Suhl und Peter Dberhammer in Miinchen Hervorzuheben. 5. Die Ladung der Schußwaffen. Als erprobten, zugleich aber auch nicht allent- halben beachteten Grundſatz möchte ich jene Ladeweiſe anempfehlen, welche einerjeits das Pulver thunlichſt luftdicht abjchließt und anderſeits das Projektil bezw. die Schrotjäufe derart aufjeßt, daß das Pulver nicht allzujehr im Laderaum gepreßt wird und genügende Zwiſchenräume behufs vollfommener und gleihmäßiger Verbrennung erhalten bleiben. Empfehlenswert ift e3 ferner, daß der Jäger ohne Rückſicht auf die Schablone der üblichen Lademafje das zwedentjprechende Mengenverhältnis für feine Waffen praktiſch ſelbſt er- mittle und erprobe. Für den Schrotichuß find elaſtiſche Fettpfropfen, welche von der Pırlverladung durch ſchwache, geteerte Blättchen ifoliert werden, empfehlenswert, doch müſſen dieſe Pfropfen jene Dimenfton bezw. jenen Durchmeſſer haben, welche im Rohr möglicht dicht ſchließt, und ein Umſtülpen derſelben ebenjowohl als ein jeitliches Entweichen der Pulvergaſe ver- hindert. Zum Abſchluß der Patrone auf dem Scheitel der Schrotfäule genügt ein dünnes, mit Schreibpapier beflebtes Pappblättchen, auf welchem die Schrotnummer verzeichnet werden kann. Das Einwürgen des Patronenhülſenrandes joll nur infoweit geichehen, als dies fiir die Erhaltung der Schrotfäule in ihrer uriprünglichen Lage notwendig ift. Ein ftärferes Einwürgen bedingt mehr Wiverftand und Kraftverluft und begünftigt feines- wegs, wie viele Jäger meinen, einen jchärferen Schuß, jondern folgerichtig das Gegenteil. Die Handhabung der Schufwaffen. Das Schiegen ift eine freie Kunſt, die ſich ebenſowenig als eine andere [ehren läßt; — Lehren und erlernen kann man nur die handiwerfsmäßigen Anfangsgründe und jene Negeln, die der Jäger im Intereſſe der eigenen und der öffentlichen Sicherheit beobachten muß. Beim Schießen aufs Wild überhaupt und insbejondere bei jenem mit der Kugel wird es eben wie bei allem und jedem nur Jener zu einer hervorragenden Leiftung und zur Meifterjchaft bringen fünnen, dev — „das Zeug dazu hat“. Die auf dem Scheibenftande erworbene Treffficherheit und alle erdenkliche Theorie, jo wiffenswert und erjprießlich fie auch anfonft fein mag, wird dem Schützen nimmer zum grünen Bruch im freien Waldrevier verhelfen, wenn er nicht über jene Trias von Eigenfchaften des berufenen Jägers gebietet: Geiftesgegenwart, Schnelligkeit und Ruhe. Beim Abgeben des Schuffes wären folgende Regeln der Erfahrung zu beachten: 1. Auf ftehendes Wild. a. Steht der Schübe tief und das Wild Hoch, dann muß das Korn um dejto feiner genommen erden, je jtumpfer der Winkel ift, unter dem man den Schuß abgibt. — b. Steht das Wild tief und der Schüge hoch, dann muß das Korn um jo voller genommen werden, je fteiler der Abftand zwiſchen beiden ift. Smmer jedoch muß man den bezielten Teil des Wildkörpers voll auf der Mücke haben, d. h. unterhalb demjelben abkonmen. 27) Ein Bichfenvobr, welches mein Hochwild-Geſchoß führt und ein Univerfal-Lauf-Raliber 20 dürften ſich für den Bau von Büchsflinten und Drillingen um fo mehr empfehlen, da die Läufe nahezu gleiche Dimenfionen aufweifen und den bis nun en Mängeln diefer Waffe wirkfam begegnen. Der Verfafjer. Die blanten Waffen. $ 22. 521 2. Uufflühtiges Wild, a. Der Schuß auf das bezielte Wild foll ftets im Niederiprunge angetragen umd abgegeben werden. — b. Die Entfernung des Schühen vom bezielten Wilde einer» und weiteres Vorhalten vor dem zu treffenden Körperteil. — e. Schr wichtig und im allge meinen unbeachtet ift beim Wblommen auf flüchtendes Wild, das genaue Feithalten der Barallele mit der Konfiguration des Bodens, auf welchem ſich diejes fortbewegt, da es feinesiwegs gleichgültig ift, ob dies auf nieder» oder auffteigendem oder auf ebenem Boden geſchieht. Die volllommene Treffſicherheit mit der Büchſe wie mit der Schrotjlinte beruht, abgejehen von allgemein gültigen Grundregeln, auf jubjektiven Fähigkeiten und läht ſich ſchwer definieren; mein eigenes bewährtes Verhalten ift kurz folgendes: Mit der Scortflinte ziele ich gar nicht, ſondern erfafle mit raſchem Blid die Flucht richtung und das Terrain und drüde im Anſchlagen auch fofort ab”). Beim Schufie mit der Büchſe erfafle ich zumächft mit kurzem, jcharfem Blick die Situation, faſſe den betreffenden Teil des Wildlörpers mit der im Viſier fipenden Müde und gebe mit einem Nud nad) vorwärts, der Fortbewegung wie der Entfernung Rechnung tragend, fofort ab, und ich darf wohl behaupten, daß mir ein Kugelſchuß auf flüchtendes bei ſehr Zn Ausschuß, und felbit ein Doppelihuß in verichiedene Rich— ingt. am Büchſenſchloß ift wohl unter Umftänden vorteilhaft, ja notwendig, nwendung jedoch beim Schiehen in der Flucht weit mehr ab- als zuträglic). Führung und Handhabung der Waffe wären folgende Negeln, im Hinblid wie auf die Sicherheit der Jagdgenofien, ftrenge zu beachten: die Schußwaffe ftets erjt außerhalb der Behauſung und bei gemeinichaft erft beim Beginne des Jagens geladen werden. man die Patrone einſchiebt, werfe man einen prüfenden Blid durch die 873 erh 35 8 oe 23 5? 3 4 das geladene Gewehr erjt dann, wenn man den angewiejenen Stand Um Schluffe jedes Triebes ift das Gewehr jofort wieder zu entladen. Nevierbegang oder bei der Birſche ift die höchite Vorficht ratiam, wenn geladenem Gewehre einen dichten Holzbeitand zu paifieren hat. Standtrieben darf man die Schußwahle erſt dann in Anſchlag bringen, wenn Scügenlinie paffiert hat. Das Schießen triebeinwärts ift unter gewiſſen Beachtung der Dispofitionen des Jagdleiters nur injolange geftattet, bis dasjelbe ein verabredetes Signal eingejtellt wird. Diefelbe Regel gilt auch bei Kefleltrieben; ftrengite Vorſicht und Beſonnenheit bei 25 * + u B. Die blanfen Waffen. H unentwegt aufrecht halten — nur der wehrbaft gemachte „gelernte“ Forftbeamte zu tragen berechtigt ift, fteht im zwei verichiedenen formen im ‚war: eines Treibjagens meiner , melde bi 8 een mn N Beh el AU Race ’ er chuſſes Zeit finden konne, und bielten, nachdem fie mic J verſtandigt (alien 2 von meinen Gewehren entiernen lieh, diehfalls eine habe Wette. Sie ae ich an jenem Tage 99 Hafen, 4) Fafanenbähne, 16 Lapins und eine EI Der Bertafier, 522 IX. von Dombrowski, Weidwerf. As Hirfhfänger mit einer über 30 cm langen Klinge, welcher zugleich mit dem borgejchriebenen Dienftkleide in verjchiedener Ausftattung als Dienft- und Berufswaffe vom Jäger und Forftmann getragen wird. As Weidmefjer mit einer furzen breiten, unten 30 cm langen Klinge. Beiden Arten iſt überdies noch ein kurzes ſcharf zugeſpitztes und gefchliffenes Jagdmeſſer, der Ge— nidfänger, angefügt, welches beim Genicfang an angefchweißtem Wilde und auch beim teidgerechten Zerwirken defjelben Verwendung findet. Der Blattfang mittelft des Hirſch— fängers oder Weidmeffers hat — wie jener mit dem Genicfänger bei geringerem Wilde — den Zweck, die Todesqualen des angeſchweißten hohen Wildes raſch abzufürzen; doch räume ich diesfalls dem Gnadenſchuß hinter das Gehör aus ficherer Nähe unbedingt den Vorzug ein. Das Abfangen von groben Sauen, auch dreijährigen Keilern mit dem Hirjchfänger ift — Notfälle ausgenommen — ein ebenfo unnützes als gefahrvolles Wagftüd °). 2. Die Fangeifen. a. Die Saufeder. Dieje befteht aus einer ftarken, jcharfen, zweifchneidigen, oder auch vierfantigen, 28—30 em langen, 7—8 em breiten Klinge, welche auf einem Schaft von +em Durchmeffer und 1’. m Länge feſt aufgenietet ift. Am unteren Ende der Klinge werden entweder zwei kurze eiferne Barren von 1 em Durchmefjer winkelrecht angebracht, oder der Sproß einer geringen Edelhirſchſtange in gleicher Stellung mittelft Riemen be- fejtigt, um das allzutiefe Eindringen zu verhindern. Die Klinge der Saufeder wird, jobald fie außer Gebrauch fteht, ftet3 durch eine aus ftarfem Leder angefertigte Scheide verwahrt. Der Schaft wird mit etiva 1 cm breiten Lederriemen verflochten, um das Gleiten desjelben beim Abfangen zu verhindern. Der Jäger, welcher die Saufeder zu führen hat, Street den linken Fuß mäßig und mit gebogenem Knie vor, während der rechte Fuß mehr geftreet nach rückwärts gejtellt wird, um dem Anprall genügenden Widerjtand leiften zu fünnen. Die linke Hand umfaßt den Schaft oberhalb der Mitte und wird feft auf den Schenkel des linken Knies geftüßt, während die rechte Hand denfelben am unteren Ende erfaßt und in wagrechte Richtung bringt. In diefer Stellung erwartet man mit faltblütiger Ruhe das wild anftirmende Schwein, richtet die Klinge auf die Bruft defjelben ohne jedoch einen Stoß zu ver- ſuchen, da das Schwein jelbft wie toll ins Eifen geht und jene Dffenfive höchjt gefähr- (ich werden könnte. Friſchlinge und Ueberläufer läßt man an den Hirfchfänger anlaufen. b. Das Bäreneifen. Diefe ähnlich der Saufeder konſtruierte Waffe ift wohl ſchon allenthalben außer Gebrauch gefeßt, Der in aufrechter Stellung offenfiv vorgehende Bär pariert mit feinen gewaltigen Pranten jelbft einen ficher geführten Stoß und läuft nicht blind ins Eifen, wie dag Schwein. Die Schußwaffen der Gegenwart genügen auch diejem mächtigen Raubtier gegenüber, foferne fie ein ſicheres Auge in ruhiger Hand beherricht. Die Konfervierung der Jagdwaffen. Die Waffe des Jägers ſoll ftets ſauber und ſämtliche Eifenbeftandteile desſelben müſſen voftfrei erhalten werden. Dies gilt insbejondere in bezug auf die Läufe, welche ſtets unmittelbar nad) dem Gebrauche ſorgſam gereinigt werden-müfjen. Die Anficht vieler Jäger, daß ein rauher und voftiger Lauf ſchärfer fchieße, ift als ein unhaltbares Vor— urteil zu bezeichnen. Säure- und jalzfreie Dele und namentlich das Vaſelin find diesfalls die empfehlenswerteften Mittel zu dem vorangefihrten Zwecke. Das Zerlegen der Ver— Ihlußftüde und namentlich der Schloßbeftandteile joll nur felten, etwa einmal innerhalb Sahresfrift, vorgenonmen werden. 29) SH habe es wiederholt glüdlih ausgeführt und darf mir demnach das abjprechende Urteil geftatten, D. V. IX. Forſtbenuhung. f. Fiſcherei und Fiſchzucht in den Binnengewäſſern. Von A. Mehger. wer HR * Die Nutzung der Teiche u. Gewäſſer. Quedlinburg 1869. —— — erei und 8 ud in Dft- u. Weitpreufen. Königsberg 1880. ul, er Berlin 1885. Benede, Dallimer u. von dem Borne, ii i. Berlin 1886. von dem Borne, M., Die friichereiver- eiterreich-Ungarns, der Schweiz und Luremburgs. Berlin 1880 er Ar ee u. en Pu Harz. Berlin 1888. Derjelbe, Die Fichzucht. 8. Aufl. Berlin 1885, allmer, % u. Fiſcherei im jühen Waffer mit beionderer Berüdjichtigung Ind S * — leswig 1879. Delius, U, Die Teichwirthſchaft. Berlin ric, m lußſiſcherei in Sohnen u. ihre Beziehung zur künftl. Fiſchzucht. Brag arti a €. „Re * der Teichwirthſchaft u. Verwaltung. Caſſel 1831. Horäf, onderer NRüdficht auf das füdl. Böhmen. Brag 1869. Krafft, "Saedungen über die Zuſtande ber Fiſcherei in Defterreic-Ungarn. Wien 1874. ger, U., Beiträge zur Statiftif u. Stunde —— erei des Preußiſchen Staates. Berlin olin, Raph,, er fg zuat der zum u. einiger in der Vollswirthſchaft las, & —83 Teibwirthichaft. Stettin 1880. ., Bericht u. —* Stand der fünftl. Fiichzucht im gr. Sachſen bis zum Jahre 1882, Derfelbe, Wandtafel Erläuterung) für den Unterricht in der fünftl. Zucht — Caſſel —— Veyrer, —— u. Fiſchereirecht in Deſterreich. Wien 187 en ‚ Die Anftalten u. Einrichtungen für fünftt. Fiſchzucht im Königreiche Ale; Ban are Fifcherei-Beitung, Münden 1876 bis 86, von da ab aud unter auge —F —— ſcherei⸗ un > che Fifcherei« ‚geitung. Stettin, jeit 1878. Außer- e —— gt Vereins. ish. 8 Bericht s Bi ‚Vereind der Brovinzen DOft- u. Wepreuben. — in ‚er friicherei-Bereins. Jena, jeit 1878. Mittheilungen t1 ı desgl. des Vereins zur einer der Fiſchzucht Wien, Gaffel, jeit 1881. Verichte des Unterfränfiichen reis ee TR ER ſchen Fiſcherei⸗ Fe "a ſchen KreisfiihereiBereind Würz Einleitung. - Das Intereſſe an der Binnenfiicherei hat in Deutichland lange Jahre bindurc zum großen Schaden unſerer Fiſchwaſſer geichlummert und ift erft ſeit etwa zwei Dezennien zu neuem Leben erwacht. Zahlreiche Fiſcherei⸗Vereine find entjtanden und jept über ganz Deutihland, Defterreich und die Schtweiz ausgebreitet, allen voran und alle mit einander verbindend der deutſche Fiſcherei⸗Verein. Durch feine raſtloſe Thätigfeit, ſowie durd die 594 IX. Metzger, Fiicherei und Filhzucht. Vorbereitung und den Erlaß von neuen fifchereigejeglichen Bejtimmungen feitens der meisten Staatsregierungen, nicht wenig auch durch die große, internationale Fiſchereiaus— ftellung in Berlin (1880), welche eine mächtig anziehende und anvegende Kraft auf breite Schichten der Bevölferung ausgeübt hat, ift beim großen Publikum ſowohl, als aud in den maßgebenden Kreifen allmählich ein erfreuliher Umſchwung in den hergebrachten niedrigen Meinungen und Anſchauungen von der volfswirtichaftlihen Bedeutung der Fijcherei eingetreten. Die Erkenntnis, daß die Entvölferung unferer Fiſchwaſſer eine das Nationalvermögen jehr erheblich ſchädigende Kalamität ift, Hat ſich in immer weitere Kreije verbreitet, zugleich aber auch, die Erkenntnis, daß es in unferer Macht fteht, diefe Kala— mität, wenn auch nicht gänzlich zu befeitigen, jo doch in immer engere und engere Grenzen einzuschließen. Aber nur durch gemeinjame Arbeit und Anstrengung, durch gemeinjane Opferwilligkeit und mit vereinten Kräften ift eg möglich, dem noch fern liegenden Ziele näher zu rücken. An diejer ſchwierigen Aufgabe zu feinem Teile ernftlich mitzuarbeiten, erjcheint be- fonders der Forſtmann berufen. Schließt doch fein Wirkungskreis in vielen Fällen jchon an fich die verantwortliche Verwaltung, geſchweige denn die Bewirtihaftung von mehr oder weniger umfangreichen Filchereien ein und bietet fich ihm doch viel häufiger noch als dem Landwirte Gelegenheit, im Intereſſe der Wafferftandsfrage und der Bodenpflege ge- wife, in feinen Registern als „ertragstos“ bezeichnete Flächen in nußbare Fiſchwaſſer umzuwandeln. In der Monarchie Preußen reſſortieren von der Staatsforſt-Verwaltung allein ca. 6800 Kilometer fliegende Gewäfjer und 44000 ha Seen und Teiche, welche einen jähr- lichen Gejamtpachtertrag von rımd 159000 Mark zu den Einnahmen liefern. Bon 679 Oberförſtereien find 471 diveft an der Binnenfifcherei beteiligt. In den übrigen deutjchen Ländern liegt die Sache faum anders, denn Flüffe, Bäche, Seen und Teiche find auc) dort integrierende Beftandteile der Forjten. Wa3 erjcheint daher natürlicher als die Forderung, daß auch der Forftmann mit- zuarbeiten Hat an der Löſung der vorhin bezeichneten, auf die Erhaltung und Mehrung des Nationalvermögens gerichteten Aufgabe! Ihm dazu das nötigjte Rüſtzeug an die Hand zu geben, ift der Zweck der vorliegenden Schrift. Möge fie ihn erfüllen und möge jie auch dazu beitragen, dem Fiſchereiweſen die ihm unter den Obliegenheiten des Forjtmannes gebührende Stellung zu verjchaffen. Für die Einteilung und Anordnung des zu behandelnden Stoffes find mir nach— jtehende Gefichtspunfte maßgebend gewejen. Faft alle Beftrebungen zur Hebung und Förderung der Fiſcherei beruhen in erſter Linie auf unſerer Kenntnis der natürlichen Lebensbedingungen und der wirtſchaftlich be— deutſamen Eigenſchaften und Fähigkeiten der in Betracht kommenden Fiſcharten. Da nun mehr oder weniger faſt alle in unſeren Binnengewäſſern vorkommenden Arten bei der Fiſcherei in Betracht zu ziehen ſind und außerdem biologiſche und andere Beobachtungen ohne ausreichende Beſtimmung oder Feſtſtellung der Fiſchart, an welcher ſie gemacht worden, für Fiſchereizwecke nicht verwertbar find: jo durfte eine ſyſtematiſche Ueberſicht der mittel— europäischen Süßwaſſerfiſche nach den unterjcheidenden Merkmalen nicht fehlen; fie mußte vielmehr der Betrachtung des biologiſchen und wirtfchaftlichen Verhaltens als Grumdlage vorangehen. Aus Ähnlichen Gründen müfjen die Lehren der künſtlichen und natürlichen Fiſchzucht mit Einſchluß der Teichwirtſchaft den Betrachtungen iiber Theorie und Praxis des Fiſcherei— betriebS in den freien oder natürlichen Gewäfjern vorausgehen; denn das Ziel der vatio- neflen Berwirtichaftung der Binnengewäfler, d. i. die Ausmugung der in den Gewäſſern vorhandenen, aber für den Menjchen direkt nicht verwendbaren Nahrungsitoffe durch deren PO er re A * Syſtematiſche Ueberſicht der mitteleuropaiſchen Sußwaſſerſiſche. 52! Umwandlung in möglichft wertvolles Fiichfleiih, kann ohne Kenntnis und Anwendung der Fiſchzucht nicht in befriedigender Weije erreicht werben. Danach zerfällt unjere Behandlung in folgende fünf Hauptabidhnitte: I. Syſtematiſche Ueberficht der mitteleuropätihen Sußwaſſerfiſche. II. Biologifches Verhalten, wirtſchaftlich bedeutiame Eigenichaften, Verbreitung und Be- deutung der in frage kommenden Fiſcharten. V. Der Blichereibetrieb in Fläffen, Bäden und Seen. 1. Spflematifche Aeberſicht der mitteleuropäiihen Süßwaſſerfiſche. (Zum Beſtimmen eingerichtet.) Il. Ordnung: Teleostei, Knochenfiſche. i - Stelet nöhern. Haut mit Schuppen, jeltener nadt (Kaullopf und Wels) oder mit Panzerplatten (Stichlinge). Am Sopfe jederfeits eine einfache Kiemenipalte mit beweg lichem Siemendedel. A. Unterordnung Acanthopteri, Stadelfloffer. Strahlen im vorderen Teil der Nüdenflofie einfach, ungegliedert (Stnochenftrablen). Drei Familien, 1. $amilie: Percidae, Barſche. In der vorderen Nüdenjloffe nur fteife, ftechende Strahlen. Bauchflofien bruft ftändig. Siemendedel mehr oder weniger gezähnt oder bedornt. Vier Gattungen. Ueberſicht der Gattungen. A. Zwei Rüdenfloffen, Vordedel gezähnelt. Dedel mit Dorn. Alle Zähne Hein . . > 2 2 2 2 nen 1) Perca, Dedel ohne Dorn. Zwiſchen den Meinen Zähnen größere Fangzähne 2) Lucioperen. Dedel mit Dorn. Schnauze vorragend, daher Mund unterjtändig. Körper fpindelförmig; Brufigegend nat . 2 2 20. - 3) Aspro. B. Eine Rüdenflofie, Dedel und Vordedel ftark bedornt. i Kopf und Bruft nadt. Kopf unter den Augen mit tiefen von ee GERN - » - nn nenn 4) Acerina. Urten. 1. Perca fluviatilis L, Flußbarſch. Kopf kurz; Körper jeitlich zufammen- gebrüdt, drei bis viermal jo lang als hoch, mit 6 bis 9 jchwärzlichen Duerbinden und mit blaufchwarzem Augenjled am Ende der erjten Nüdenflofje. Mittlere Gröhe 20 bis 30 cm. 2. Lucioperca sandra Cuv., Zander. Kopf und Körper geftredt, 5 bis 6- mal fo lang als hoch, mit bräumlichen verwajchenen Fleden oder Ouerbinden. Rüden floffe ſchwarz punktiert. Mittlere Größe 40 bis 50 cm. B. Aspro streber Sieb, Streber. Kopf rundlid; Schwanzitiel lang und ſehr ſſchmãchtig. Bauchfloſſen jehr groß. Rüden und Seiten mit 4 bis 5 jchwärzlichen ſchieſen Binden. Wird 14 bis 18 cm lang und 60 bis 100 g ſchwer. — Auf das Donaugebiet beſchrantt und hier nirgends häufig. ” 5936 IX. Mepger, Fiſche und Fiſchzucht. 4. A. zingel Cuy., Zingel. Kopf mehr dreieckig; Schwanzſtiel kurz, gedrungen. Die jchiefen Querbinden mehr oder weniger verwajchen. Wird 30 bis 40 cm lang und oft über 1 kg jchwer. Ebenfalls auf das Donaugebiet bejchränft. F Dem Streber und BZingel jehr nahe verwandt ift die dem NAhonegebiet (Rhone zw. Lyons und Vienne, Saöne, Doubs ze.) eigentümliche Urt Aspro apron Sieb. 10 bis 16 em groß. Der Schwanzitiel ift verhältnismäßig fürzer und ftärfer als beim Streber. In der Negel find nur drei ſchräge Binden vorhanden, welche nad den Bauche zu verichwinden. Afterflojje mit 10, beim Streber mit 13 Strahlen; erjte Rückenfloſſe beim Zingel mit 13, beim Streber und Apron mit 8 bis 9 bezw. 9 Strahlen. 5. Acerina cernua L, Kaulbarſch. Körper gedrungen, jehr jchleimig. Schnauze ſtumpf. Rücken mit dunfleren Fleden und Punkten, Bauch weißlich. Stachelteil der Rückenfloſſe gewöhnlich mit 4 oder 5 Neihen dunkler Fleden. 10 bis 25 cm. 6. A. schraetzer L., Schräßer. Körper langgeftredt. Schnauze verlängert. Seiten des Körpers zitronengelb mit 3 bis 4 ſchwärzl. Längslinien. Stachelteil der Rückenfloſſe mit dunklen Fledenreihen 15 bis 25 cm und bis 250 g ſchwer. Auf das Gebiet der Donau beichränft. 2. Familie: Cottidae, Panzerwangen. Zwei Nidenfloffen, die vordere mit biegjamen Knochenftrahlen kürzer al3 die zweite. Wangen gepanzert, d. h. die Unteraugenfnochen mit dem VBordedel durch Knochen ver- bunden. — Die meift aus marinen Arten beftehende Familie ift in der mitteleuropäiichen Fauna nur duch zwei Arten der Gattung Cottus vertreten. 7. Cottus gobio L., Kaulfopf. Körper feulenförmig; der jehr große, platte, born abgerundete Kopf mit weiter Mundjpalte. Haut nadt.. Am Hinterrande des Bordedels ein mehr oder weniger gefrümmter Stachel. Bauchfloſſen ſchmal und kurz, den After nicht erreichend, ungebändert. 10 bis 15 cm. 8. C. poecilopus Heck. Ebenſo, doch Bauchjloffen jchmal und lang, bis zum After veichend. Bauch- und Afterfloffe gebändert. In Deutſchlands Gewäſſern noch nicht aufgefunden; in der obern Weichjel (Gallizien), in ven Gebirgswafjern Ungarns, der Bufomwina u. ſ. w., auch in Schweden. 3. $amilte: Gasterosteideae, Stichlinge. Bor der Nüdenfloffe freie, nicht duch Floffenhaut verbundene Strahlen (Stacheln) mit Sperrgelent. Bruftfloffen bauchjtändig, nur aus einem ftarfen und Heinen Stachel beftehend. Kleine Fiſche ohne echte Schuppen, dafür mehr oder weniger mit Knochen— ichildern gepanzert. Nur eine Gattung, Gasterosteus, mit den Merkmalen der Familie. 9. Gasterosteus aculeatus L., gemeiner Stidhling. 2 bis 4 (meift 3) Nüdenftacheln. 6 biz 7 cm. 10. G. pungitius L, Kleiner Stidling. 7 bis 12 (meift 9) Rüdenjtacheln. 3 bi 6 cm. B. Unterordnung Anacanthini, Kehl-Weidfloffer. Floſſenſtrahlen gegliedert und zumeift gegen die Spite hin zerteilt. Bauchfloſſen bei den hier in Betracht kommenden Arten kehlſtändig. Schwimmblafe, wenn vorhanden, ohne Luftgang. 2 Familien. 1. Familie: Gadidae, Schellftfche. Diefe für die Meere der arktiſchen und gemäßigten Zone charakteriftiihe Familie hat in den europäifchen jüßen Gewäſſern nur einen einzigen Vertreter. Spftematifdhe Weberficht der mitteleuropäiihen Süfmaflerfiice. 527 11. Lota vulgaris Cuv., Aalquappe. Eine kurze und eine fange Rüdenflofie ; Afterſloſſe der zweiten Hüdenflofje gegenüberftehend, doch mit etwas fürzerer Bafis. Der breite, flahe Kopf am Kinn mit einem Bartjaden. Braun oder ſchwarz mar» moriert; jehr glatt und jchleimig. Mittlere Größe 30 bis 60 cm und 1 bis 2 kg jchwer. 2. $amilie: Pleuronectidae, Plattfifde. Körper jehr ſtark ſeitlich flach gebrüdt und mit der einen (gefärbten) Seite nad) mit der andern (farblojen) nach unten gerichtet (Seitenihwimmer). Kopi unium metrifch, mit beiden Augen auf der gefärbten Seite. Schwimmblaje fehlt. Grundfiiche. — Die Blattfiihe find Meeresbewohner, doch gehen einige Arten in die brafiihen Fluß münbungen und jteigen von bier vereinzelt oft weit in die Flüſſe hinauf. So in den en Rhein, Ems, Weſer und Elbe die Flunder. 12. Pleuronectes flesus L, $lunder, an der Norbdjeefüjte Butt genannt. Am Grunde der Rüden und Witerfloffe, jowie zu beiden Seiten der Seitenlinie mit dornigen Warzen (vergrößerte und umgebildete Schuppen) bejegt, daher raub anzu— fühlen; wohingegen die Scholle, Pleuronectes platessa L., an der Dftfeefüfte Gold butt genannt, glatte Schuppen hat. Die Alunder wird 20 bis 50 em lang. C. Unterordnung Physostomi, Baud-Weidhfloffer. Floſſenſtrahlen gegliedert und gegen die Spipe hin geteilt, nur der erfte Strahl der Bauch» und Bruftflofien, ſowie die oft unſcheinbaren Anfangsitrablen der Rüden, und Afterflofjen find einfache Knochenſtrahlen. Bauchfloſſen bauchjtändig, bei den Aalen fehlend. Schwimmblaje mit einem Luftgang in den Anfang des Darmes. 6 Familien. Ueberſicht der Familien. I. Bauchfloſſen — (Physostomi abdominales). a. Haut ſchuppenl Vier bis ſechs Becken. dechelzahne erſter Bruſifloſſenſtrahl Se —.. 1) Siluridae. b. Haut mit Schuppen: Bartfäden vorhanden oder fehlend. Mund zahnlos, dafür hinter den Siemen zwei bezahnte Schlundnohen . -. © 2 2 2.22. . 2) Cyprinidae. Schnauze breit, abgeplattet. Bezahnung kräftig, befonders im Un— es nr... 3) Esocidae, Zwiſchen Rüden ımd Schwanzjlofie eine Heine ftrablenloje Fettilofie 4) Salmonidae. Schuppen leicht abfallend. Mund weit, fein bezahnt. Bauchtante meift fchneibend oder jägegähmig -» = 222 2 m nen 5) Clupeidae. II. Bauchjlofjen fehlend (Physostomi apodes). Körper ſchlangenartig, ſchleimig. Rüden, After und Schwanzilofie a FR ER 7 or 6) Muraenidae, 1. familie: Siluridae, Welſe Diefe grofie, en I Europa nur einen Vertreter, näml! 13. Silurus eur * Wels. Körper kaulquappenähnlich, vorm rundlich, hinten ſeitlich zufaimmengebrüdt. Der platte, breite Kopf mit Meinen Mugen und weitem Maul, an welchem oben zwei lange Bartjäden, unten vier fürzere ſtehen. Rücdtenflofie Hein, Afterflofje lang. 1 bis 4 m lang. 528 IX. Mebger, Fiicherei und Fiſchzucht. 2. $amilie: Cyprinidae, Karpfenartige $ifche. Ueberjidht der Gattungen. I. Ohne oder höchſtens mit 4 Bartfäden. A. Nüdenflofje lang, Afterfloſſe kurz. Maul mit dien Lippen, jederjeit3 ein längerer und ein kürzerer Bartfaden. Schlundzähne dreireihig, 1.1. 33.1.1. . . . . . 1) Cyprinus. Maul mit ſchmalen — und ohne Bartfäden. Schlundzähne einreihig . . . 2) Carassius. B. Rücen- und Afterfloffe kurz; letztere mit 5 big 8 geteilten Strahlen. Maul jederjeits mit 1 Kleinen Bartfaden. Haut jchleimig; Schuppen Kein. Schlundzähne einveihig, 54 oder 5-5. . 3) Tinca. Maul ende mit 4 Bartfäpen. Schlundzahne —— 2. 3. 6-6. “Lk - 4) Barbus. Maul. er 2 Bartfäden. Schlundzahne Zreihig 2.5—5.2. . 5) Gobio. de Rücken⸗ und Afterfloſſe kurz Ober mäßig Yang, (egtere mit 8 bis 12 ge- teilten Strahlen (nur bei Phoxinus mit 6 bis 7). Sehr kleine Schuppen! Die Afterfloffe reicht nicht bis unter die Rückenfloſſe. a. Mund endftändig oder halb unterftändig. Schuppen groß: Mundſpalte fait wagrecht. Bauchkante abgerundet. Schlundzähne einreihig . - .6) Leueiscus. Hundſpalte Kohler Bauchtante hinten scharf. Schlundzähne 2 veihig, geferbt . . . .... 7) Seardinius. Mumpjpalte chief. Bauchfante abge ESchlo⸗ Breißig, glatt 8) Idus. Mund groß, Stirn breit. Schlundzähne eidg . . » . . 9) Squalius. b. Mund endftändig oder halb unterftändig. Schuppen klein: Rückenfloſſe genau über den Bauchflofjen — Schlund⸗ zähne 2reihig . . 0 Telestes. le binter, den Bauchfloffen beginnend. Schlundzähne 2reihig ee. 3 rn ARE) EEhoxinuR: e Mund ganz unterftändig, ‚quer. Schuppen groß: Lippen Inorpelhart, jchneidend. Schlundzähne einreihig. . . 12) Chondrostoma. D. Rücken- und Afterfloffe mäßig lang; legtere reicht nad) vorn bis unter die Rückenfloſſe. Körper hoch und zuſammengedrückt. (Höchſtens 5 bis 9 em lang). Schlundzähne einreihig . . . ini =». 1.3), Rhodens. E. De furz, Asterfloffe fang mit mindeſtens 13 geteilten Strahlen. . Vorderrücden gejcheitelt, d. h. mit nadter Linie: Körper ſeituch zuſammengedrückt, hoch oder geſtreckt. Schlund— zähne einreihig. .. . 14) Abramis. Körper jeitlich zufammengebrüct, hoch. Sälundzähne 2reihig 2.5—5.2 . .. . . 18) Blicca. b. Vorberrüden nicht gefcheiteft. Bruftflofen bat gewöhnl. Länge: Seitenlinie volljtändig. Bauchkante abgerundet. RE 3.5.3... . 20. .16) Aspins. Seitenlinie bolftändig. Bauchtante ſcharf. Shlundzägne 2 2.5—5.2. 17) Alburnus. Seitenlinie unvollſtändig. Bauchkante ſcharf. Schlundzähne 1- oder Zreihig. (Kleines Fiſchchen, nur 6 bis 12 cm lang) . . . . 18) Leucaspius, KSE Spftematifche Ueberſicht der mittelenropäiihen Sußwaſſerfiſche 520 e. Borberrüden nicht geicheitelt, Bruftflofien ungewöhnlich lang, jäbelförmig: Seitenlinie mehrfach gebogen verlaufend. Rüden fajt gerade, Bauchlante fonver von vorn bis hinten jharf. Schlundzähne 2.5—5.2. 19) Pelecus. II, Mit 6 bis 12 Bartjäden (Schmerlen). Kopf mit weicher Haut überzogen. Körper glatt, Schuppen Hein, in der Haut verborgen oder fehlend. Mund unterftändig, Schlund- in: seele ee 20) Cobitis. Urten. 14. Cyprinus carpio L., Harpfen. Körper rundlih. Rücken- und Ajterflofje mit einem diden, am hintern Rande ſtark gezähnten Stnochenftrahl. — 40 bis 50 cm. ‚15. Carassius vulgaris Nordm., Karauſche. Körper hırz, Rüden jehr hoch Schnauze jehr ftumpf. Ktnochenſtrahl der Nüden- und Ajterflofje fein gezahnt. Schwanz flofje ſchwach ausgeichnitten. — 10 bis 20 cm. . Tinca vulgaris Cuv., Schleie. Alle Floffen abgerundet. Meift ſchwarz oder olivengrün mit Gold oder Meifinglanz, am Bauche heller. — 20 bis 30 cm. Barbus fluviatilis Agass., Barbe. Knochenſtrahl der Rücenfloſſe gelägt. Lippen jehr wulftig, Bartfäden jehr did. — 30 bis 40 cm, B. Petenyi Heck., Semling. Snodenftrahl der Rüdenjlofie nicht gefägt. Lippen weniger twulftig, Bartfäden nicht jchr did. Körper und Floſſen (mit Ausnahme der Bauchfloſſen) deutlicher und größer ſchwarz gefledt als bei der vorigen Art. Wird nur 18 bis 28 cm groß. In der Olſa (Odergebiet, öfterr. Schlefien), in der Bafjarge (Oftpreußen). Weichiel bei Krakau; in Siebenbürgen und Ungarn. . Gobio fluviatilis Cuv., Gründling. Sörper ipindelförmig, ſchwach vier feitig. Längs der Seitenlinie mit ſchwärzl. Fleden. Rüden und Schwanzflofie mit dunleln Fledenbinden. — 10 bis 15 cm. G. uranoscopus Agass., Steingrefling. Bartfäden lang, faft bis zur Bafis der Bruftflofien reihend. Schwanzitiel cylindriſch, Ichmächtich. Färbung heller, ftatt der Fleden meift mit Duerbinden auf dem Rüden. Nüden- und Schwanzflofie oft ungejledt oder mit 2 bis 83 fledenreihen. — 10 cm. Iſar (Baiern), Salzach (Dejterreidh). . Leuciscous rutilus L., Blöge. Körper oblong, mäßig hoch und zuſammenge— drüdt. Mund enditändig. Wfterflofie gleich hinter der Rüdenflofie. — 15 bis 20 cm. . L. virgo Heck. (Form bes Donaugebietes von L. pigus Filippi), FrauemNerf ling. Körper länger. Schnauze koniſch, Mund fait unterftändig. Afterfloſſe etwas weiter hinter der Rücdenflofje. — 32 bis 38 cm. Im Donaugebiet. Wird bis 2 Pfund ſchwer; fein Fleiſch indes wenig geichägt. Leuciscus Meidingeri Heck. (L. Friesii Nordm.), frauenfiich. Körper fehr lang geftredt,, cylindriih. Schnauze aufgetrieben. Afterfloſſe weit hinter der Nüdenflofie. — Wird bis 50 cm lang und 4 bis 5 kg ſchwer. Im Ehiem-, Mond- und Atterſee. Scardinius erythrophthalmus L., Rothjeder. Körper zufammengedrüdt, mehr oder weniger hoch. Bauch zwiichen Bauch, und Aſterfloſſe ſcharflantig 36 bis 20 cm. 25. Idus melanotus Heck., Aland. Maul eng, etwas nach oben gerichtet. Dber- feite ſchwarzblau oder jhwarzgrün mit Meffingglanz. Schuppen mäßig groß. — 30 bis 50 cm, 23. Squalius cephalus L., Döbel. Maul groß, Kopf jehr breit. Schuppen groß. Afterflofie mit konverem Rande. — 30 bis 50 cm, deudduch d. Gerftm. I. 2. Mög > 530 27. 28. 30. 31. 32. 33. 34. 39. 36. 37. 38. 39. 40. 41. IX. Mebger, Fiſcherei und Filchzucht. Sq. leueiseus L, Häsling. Kopf und Körper jchlanfer. Schnauze mehr oder weniger borjpringend. Schuppen mittelgroß. Afterfloſſe mit fonfavem Rande. — 20 bis 30 em. Telestes Agassizii Heck. (Leueiseus muticellus Günther), Strömer. Körper Ipindelförnig, mäßig zufammengedrüdt. Schnauze etwas vorftehend, Mund daher faſt unterftändig. Ueber ver Seitenlinie mit einer mehr oder weniger deutlichen ſchwarzen Längsbinde. — 14 bis 20cm. Beſchränkt auf gewiffe Zuflüffe der Ahone, des Rheins und der Donau, in Frankreich, Schweiz, Württemberg, Baiern und Defterreich. . Phoxinus laeyis Agass., Elriße Körper länglich, ſubcylindriſch. Kopf ſtark. Schnauze ftumpf mit fchiefer Mundſpalte. Schuppen jehr Kein, an manchen Stellen fehlend. Seitenlinie unvollftändig. — 7 bis 10 cm, Chondrostoma nasus L, Nafe. Körper länglich, mäßig hoc) und zufammen- gedrüct. Schnauze ſtark vorragend, gewölbt. Mundſpalte quer, faſt geradlinig. — 30 bis 45 cm. [Ch. rhodanensis Blanchard., „Saufle“. Körper gejtredter, Mundſpalte hufeiſen— fürmig. Schuppen kleiner. An den Seiten ‚eine mehr oder weniger deutliche graue Binde. — 16 bis 18 cm. Dem deutjchen Gebiete fremd. In der Rhone bis Belle- garde aufjteigend; auch in den Surazuflüffen der Nhone.] Rhodeusamarus Agass., Bitterling. Körper furz, hoc) und zufammen- gedrüct. Die Seitenlinie auf die erjten 5 bis 6 Schuppen bejchränft. — 5 bis 9 cm. Abramis brama L., Brachſen, Blei. Körper feitlich zufammengedrüdt, 3 bis 4mal fänger als hoch und 3mal höher als breit. Mund halb unterftändig. After- flofje mit 23 bis 28 Strahlen. Alle Flofjen grau. — 40 bis 75 cm. A. vimba, L., Zärthe. Körper geftrect. Schnauze vorjpringend, daher Mund unterftändig. Afterfloſſe mit 18 bis 22 geteilten Strahlen. Naſe und Rüden, ſowie Rücken- und Schwanzfloffe graublau. — 25 bis 38 em. A. ballerus L., Zope. Körper länglich, zufammengedrücdt. Mund endftändig, Ihräg aufwärts. Afterfloffe jehr lang mit 36 bis 39 Strahlen. — 26 bis 34 cm. A. sapa Pall. Zobel. Der Zope ähnlich), doch mit noch Yängerer Afterflofje (38 bi8 45 Strahlen) und auch längerer unterer Spige der tief ausgejchnittenen Schwanzfloffe. — Wird 30 em lang und jelten iiber 500 8 ſchwer. Donaugebiet. Blieca björknaL., Gieben, Güfter. Körper ſeitlich zufammengedrüct, 3mal fo lang als hoch. Mund Elein, faft endftändig, Scheitellinie auf dem Rücken undeutlich. Bruft- und Bauchfloſſen am Grunde rötlich, oft ganz rot. — 20 bis 30 cm. Aspius rapax Agass., Napfen, Schied. Geftredt, wenig jeitlich zufammen- gedrückt. Mundſpalte groß, bis unter die Augen reichend. Rücken und Bauchkante gerundet. Augen und Schuppen verhältnismäßig Kein. Oben blaugrün, unten weiß. 40 bi3 80 cm. Alburnus lucidus Heck., Ufelei, Lauben. Geſtreckt. Mund ſchief nach oben gerichtet, Kinn nur wenig verdict und vorjtehend. Afterflofje beginnt unter dem Ende der Rückenfloſſe. Rücken- und Schwanzfloſſen grau, die übrigen farblos, am Grunde mitunter gelblich. — 10 bis 20 cm. Alb. mento Agass., Mai-Renke. Langgeftredt. Mund jchief nach oben, Kinn ſtark verdidt und vorragend. Afterfloffe nach) hinten jehr niedrig, beginnt hinter dem Ende der Rüdenfloffe. — 15 bis 30 em. Donaugebiet. Baierifche und dfter- reichiiche Seen. Alb. bipunetatus L, Schneider, Blede. Kürzer und höher und mehr zu— ſammengedrückt. Seitenlinie mit Schwarzen Punkten eingefaßt. Nur 5 bis 12 cm fang. Leueaspius delineatus Sieb., Moderlieschen. Mehr oder weniger ge- Syſtematiſche Ueberficht der mitteleuropäiichen Sußwaſſerſiſche 581 ftredt. Seitenlinie nur auf die erften 8 bis 12 Schuppen beichräntt. Mundſpalte fteil aufwärts gerichtet. An den Schwanzſeiten oft ein filberglängendes oder ftahl- blaues Längsband. Nur 6 bis 12 cm lang. , Pelecous cultratus L., Ziege. Mundipalte faft ſenkrecht. Riüdenprofil gerade, Nüdenflofje ſehr Hein, fteht weit nad) hinten über dem Anfang der langen Witer- floffen. Schwanzilofie tief gegabelt, der untere Lappen länger. — 25 bis 40 cm. Donangebiet und norböftlihe Hälfte von Mitteleuropa. . Cobitis fossilis L. (Misgurnus foss.), Shlammpeigger. Körper aalartig. Schuppen jehr Hein, in der Haut verborgen, Mund mit 10 Bartjäden, 6 größere an der DOberlippe, 4 Heinere an der Unterlippe. Floſſen Hein und abgerundet. — 15 bis 30 cn. Oobitis barbatula L. (Nemachilus barb.), Schmerle, Bartgrundel. Körper wenig geftredt, vorne cylindriich, Hinten gufainmengebrädt. 6 Bartfäden, 4 kürzere an der Mitte der DOberlippe, 2 längere an den Mundwinleln. — 10 bis 15 cm. . Oobitis taeniaL, Dorngrundel. Kopf und örper jeitlich zufammengedrüdt. 6 turze Bartfäden, nur an der Oberlippe. — 2 bis 12 cm. 3. Samilie: Esocidae, hechte. 46, Esox lucius L., Hecht. Schnauze lang, breit und niedergedrüdt, Unterkiefer vor- , mit jtarten Fangzähnen bejept. Alle Mundknochen mit Ausnahme der Ober: bezahnt. Rüdenflofie fteht weit nach hinten über der Aiterjlofie. — 50 bis 100 cm. 4. familie: Salmonidae, Lachsfiſche. Ueberfihtbder Gattungen. - A, Mundſpalte weit, Bezahnung ſtarl. Pilugicharbein kurz, nur auf der vorderen Platte mit Zähnen, der N [. 1) Salmo. Blugfparbein lang, der Stiel der ganzen Länge nach mit Zähnen beſeht, die jedoch bald früher bald jpäter mehr oder weniger verloren gehen, vordere Platte zahnlos oder an der Bafis mit 4 bis 5 Zähnen An einer ee) en ee 2) Trutta. Pilugfcharbein jehr kurz, vorn mit größeren gefrümmten Fang- zähnen. Unterkiefer vorragend, Schuppen glanzlos, Körper Pr oder weniger durchſcheinend. 8 bis dom . . 2 2 2 20 . + 3) Osmerus. B. Mundipalte Hein, Bezahnung ſchwach oder fehlend; " Dberfiefer turz. Nüdenfloffe mit kurzer Baſis, ihr Vorderrand länger als die Baſis 4) Coregonus. Nüdenfloffe mit langer Baſis (14 bis 17 gegliederte Strahlen) und bindenartig gefledt, ihr Vorderrand kürzer als die Bafit . . . 5) Thymallus. Urten, 47. Salmo salvelinus I., Saibling. Körper geitredt, etwas jeitlih zufammen- Seiten des Leibes häufig mit vielen runden, weißlichen oder blaßroten „Bauch oft orangenrot. Bruft-, Bauch- und Afterfloſſe vorn milchweiß ge randet. — 5 bis 7 gefrümmte Zähne am Pilngicharbein, die im der Jugend meijt "quer, im Alter in bdreiediger Stellung ftehen. Mehr als 20 Reufenzähne auf dem erſten en. R 48, S,huchoL,, Huchen. Köorper geftredt, mehr cylindriſch. Seiten und Bauch filber- weiß, mitunter etwas rötlich; an den Leibesjeiten mehr oder weniger zablreiche, ſchwarze Fleclen. Zahne am Pflugſcharbein in querer Stellung. Weniger als 15 Heufenzähne auf dem 1. Kiemenbogen. Nur im Gebiet der Donan. 31 * 539 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht. 49. Trutta salarL., Lachs. Körper ſchlank, ziemlich ſtark zuſammengedrückt. Schnauze geſtreckt, ſchmächtig. Vordere Platte des Pflugſcharbeins fünfeckig, zahnlos; der Stiel mit einer Reihe kleiner Zähne, welche allmählich von hinten nach vorn ausfallen. Vom hintern Grunde der Fettfloſſe bis zur Seitenlinie etwa 11 Schuppen in ſchrä— ger Reihe. Reuſenzähne auf dem 1. Kiemenbogen 18 bis 22. 50. T. trutta L, Meerforelle mit T. lacustrisL., Seeforelle und T. fario L., Bachforelle. In Deutſchland faſt noch allgemein auf Grundlage des von Sie- bold'ſchen Werkes (Süßmwafferfiihe von Mitteleuropa. 1863) für drei verſchiedene Arten gehalten, während ’andermweite Forjchungen ') e3 viel naturgemäßer erjcheinen laſſen, alle drei al3 zum Formenfreis einer Spezies gehörig zu betrachten, welche folgender- maßen zu charakterifieren it: Körper gedrungener als beim Lachs, Schnauze kürzer und abgeftumpfter, Schwanzitiel ftärfer. Vordere Platte des Pflugſcharbeins drei- eckig, mit der Spige nach vorn, auf der Bafıs mit einer Querreihe von 3 bis 5 jtarfen Zähnen. Von der Fettfloffe bis zur Seitenlinie 14 oder mehr Schuppen in jchräger Reihe. Neufenzähne auf dem 1. Kiemenbogen 12 bis 17. a. Trutta trutta im engeren Sinne. Marine Form, die ebenfo, wie der Lachs, aus dem Meere in die Flüffe fteigt, um hier zu laichen. Kopf klein. Stiel des Pflug- ſcharbeins mit einer Neihe mittelftarfer Zähne, welche allmählich von Hinten nach vorn ausfallen. b. Trutta laeustris L., Süßwafjerform tiefer Seen. Kopf ftärfer mit jtumpferer Schnauze und größerem Mımde. Zähne am Vomerſtiel meift vorn in einfacher, hinten in doppelter Reihe, gehen fpäter als bei der marinen Form verloren. c. Trutta fario L., Form der Bäche und Fleinerer Flüffe. Körper noch gedrun- gener mit diem Kopf und furger abgejtumpfter Schnauze. Stiel des Pflugſcharbeins mit zwei Neihen ftarker Zähne, welche niemals ausfallen. 51. Osmerus eperlanus L., Stint. Körper lang gejtredt, wenig zufammengedrüdt. Der flache Rüden blaugrün, die Seiten gelblichweiß. Floſſen graulich oder farblos. Seitenlinie undollftändig, nach den erjten 8-10 Schuppen aufhörend oder ganz un— deutlich. Die glanzlofen Schuppen reiben jich leicht ab. Länge 8 bis 30 cm. Der an den Nordjeefüften und in der Nordjee lebende Stint ift durchgehende größer als der Süßwafjerftint in den Seen des nordöftlichen Deutſchlands. Coregonus (Art.) Maräne, Schnäpel, Renke, Felhen. Bieten die Lach3- und Forellenformen dem Syftematifer wegen der Artbegrenzung jchon große Schwierig- feiten, jo ift dies bezüglich der Coregonen noch viel mehr der Fall. Auf diefe Schwierig- feiten fann hier nicht näher eingegangen werden, wir müſſen ung begnügen dieſerhalb auf die jehr verdienftvolle Arbeit von Profeſſor Nüſſhin zu verweifen: „Beiträge zur Kenntniß der Coregonus-Arten des Bodenjees und einiger anderer nahegelegener nordalpiner Seen.“ Zoologischer Anzeiger, herausgegeben von Victor Carus, 1882. In der nachfolgenden kurzen Charakteriftif der Arten bin ich im wejentlichen den in der angeführten Abhandlung aufgejtellten Gefichtspunften gefolgt; auch bin ich Heren Profefjor Nüſſlin für weitere mir gütigft mitgeteilte Angaben bezüglich der Neufenbezahnung, deren Durchſchnittszahl bezw. Variation für einige Arten noch nicht ausreichend feitgeftellt it, zu großem Dank verpflichtet. A. Schnauze weit über den Unterkiefer vorragend, fegelfürmig verlängert; Mund unterjtändig. 1) Widegren, Bidrag till kännedomen om Sveriges Salmonider, I. 1863, II. 1864, — Malmgren, Kritisk Oefversigt af Finlands Fiskfauna, 1863. — Pavesi, i Pesci e la Pesca del Cantone lieino 1872. — Day, the Fishes of Great Britain 1880—84 und q, Syſtematiſche Ueberſicht der mittelenropäiihen Sußwaſſerſiſche. 533 . ©. oxyrrhynehus L., Schnäpel. Die weiche Schnauzenſpitze blaugrau ober ſchwärzlich. Reuſenzähne auf dem erſten Kiemenbogen 31 (32). Wanderfiſch, der aus der Nord- nnd Oſtſee in die Flüſſe fteigt. B. Schnauze über den Unterkiefer vorragend und mehr oder weniger ſchräg nach unten abgeftugt; Mund unterftändig. . ©. lavaretus L, WBandermaräne, Dftjeeihnäpel. Körper lang geitredt, fpindelförm. mit ziemlich pipem Kopf; Schnauze breiter als hoch, bald ftumpfer und hart, bald etwas fpiger und weich. Reuſenzähne auf dem 1, Kiemenbogen 33. Wan derfiſch des öftlichen Teiles der Oſtſee. . ©. maraena Bl, Grofe Maräne, Madümaräne Körper gedrungener, Vorderlopf ftumpfer, Schnauze dider, fat ſenkrecht abgeftupt, jehr ftumpf. Oberfiefer bis unter den vordern Augenrand reichend und meift etwas kürzer als bei der Wan dermaräne. Reufenzähne auf dem 1. Sliemenbogen 26. Nur in tieferen Seen Nord: deutſchlands. Madüfee in Pommern, Schaaljee in Lauenburg, Selenterjee in Holitein. . C. fera Jurine, Weißfelchen, Bodenrente. Körper geftredt, vor und hinter der Rückenfloſſe eine Strede weit geradrüdig. Oberkiefer nicht bis unter den Vorder rand bes Auges reichend. Neufenzähne auf dem 1. Kiemenbogen 22. Bewohnt die großen Tiefen des Boden, Genfer», Neuenburger und mehrerer anderer jchweizer, oberöfterreichiicher und bayerischer Seen. C. hiemalis Jurine, Kilch, Kröpfling, Kropffelchen. Körper weniger ge ftredt; Stirn- und NRüdenprofil bis zur Niüdenflofje ftart bogenförmig aniteigend, Dberkiefer bis unter die Augen reichend. Reuſenzähne auf dem 1. Kiemenbogen 20. In der Tiefe des Boden-, Züricher-, Genfer und Ummerjees. Nah Danner auch im Utter- und Wolfgangerfee. C. Schnauze nicht oder kaum über den Unterkiefer vorragend umd nicht ſchräg abwärts nach hinten abgeſtutzt. Mund endftändig. . ©. generosus Peters, Edelmaräne Schnauze vorn ſenkrecht abgejtumpt und nicht halb jo hoch wie die Länge des Oberliefers. Reuſenzähne auf dem 1. Kiemen bogen 41 bis 44. Nur im Bulsjee der Neumark und in einigen Seen des Streijes Birnbaum in der Provinz Pojen. C. macrophthalmus Nüsslin, Gangfiſch. Körper jehr geitredt und niedrig, Kopf plump, fang und hoch. Auge größer und Schnauze dider als bei der folgenden Art. Mund in der Regel enditändig. Kiemenreuſenzähne jehr lang, auf dem 1. Bo— gen 41 (36 bis 44). Floſſen hell tujchgrau bis weißlich, nur die Bruſtfloſſe gelblich (laicht in der Strömung). Eier relativ groß, angebrütet ca. 3 mm. Bodenſee, ins- befondere im Unterfee. Nur bis 30 cm groß. . ©. Wartmanni Bloch, Blaufelden. Körper mäßig geftredt, mit Meinem, ſchmächtigem Kopf und dünnem Schwanzitiel. Schnauze niedrig, jenfrecht abgeftugt. Reufenzähne auf dem 1. Kiemenbogen 35 (34 bis 38). Laicht an der Oberfläche in ruhigem Wafler. Eier ca. 2,2 mm. In den meiften gröfiern Seen der nördlichen Alpen. 20 bis 60 cm lang. D. Schnauze etwas über den Unterkiefer vorftehend ; Nafenprofil fonver. Mund . unterjtändig. C. Steindachneri Nüsslin, Rheinante des Traunſees. Vorderrand des Zwiſchenliefers mehr oder weniger ausgeiprochen ſenkrecht geftellt. Kopf Mein, doch durch die hohen Zwiſchenliefer und die etwas gemwölbte Stirn nicht befonders ichlanf. Auge relativ Mein. Reufenzähne ziemlich lang, auf dem 1. Kiemenbogen 36 (35 bis 39). Alle Floſſen blaufhwarz gerändert. Steigt zur Laichzeit in den Traunflufi aufwärts, wird bis 7 Pfund ſchwer und iſt nah Danner der größte Coregone Oberöfterreichs, 534 IX. Metzger, Fifcherei und Fiſchzucht. 61. C. Sulzeri Nüsslin, Pfäffikoner Albuli. In der Bildungsweiſe der Schnauze der vorigen Art jehr ähnlich. Vorderrand des Zwiſchenkiefers nahezu ſenkrecht oder von vorn und oben nach hinten und unten geneigt. Kopf durch Die Höhe des Zwiſchen— kiefers und durch das konvexe Profil der breiten Nafengegend plump erjcheinend. Auge jehr groß. Neufenzähne nicht lang, auf dem 1. Kiemenbogen 28 (26 bis 33). Flofjen ziemlich gleichmäßig tufchgrau. Im Pfäffikonerſee und vielleicht im Greifenjee. Wird gewöhnlich nur 200 g jchwer. E. Schnauze nicht abgeftußt, Unterkiefer etwas vorjtehend und mit feinem ver- dickten Kinn in einen jeichten Ausschnitt des Zwiſchenkiefers pafjend. 62. C. albula L, Kleine Maräne Oben blaugrün, an Seiten und Bauch filber- glänzend, Nücden-, Fett- und Schwanzflofjen grau, die übrigen Floſſen farblos. Reuſen— zähne auf dem 1. Kiemenbogen gew. 40 (38 bis 48). In fait allen mehr als 15 m tiefen Seen des uralobaltiichen Höhenzuges von Rußland bis Holftein. In einigen Seen nur 12 bis 15 em, in andern 20 bis 25 cm groß und bis 250 8 jchwer. 63. Thymallus vugaris Nilsson, Weiche. Körper geftrect, Kopf zugefpigt. Schuppen in vegelmäßigen Längsreihen. Kopf und Vorderrücden mitunter ſchwärzlich punktiert und gefledt, an den Seiten bräunlichgraue Längsftreifen. Nüdenfloffe violett mit purpurrotem Schiller, namentlich in der Laichzeit. 30 bis 50 em lang. 5. Familie: Clupeidae, heringsartige Fiſche. 64. Alosa vulgaris Troschel, (Clupea alosa Cuy.), Maifijh, Alſe. Zwiſchen— fiefer ausgefchnitten. Die Bauchkante mit jcharfzugejpisten Kielſchuppen, von denen 15 bi3 17 zwischen After und Inſertion der Bauchjloffen ftehen. Neufenzähne din und lang, auf dem 1. Kiemenbogen 99 bis 118. Auf dem Schwanzitiel ca. 15 Schuppen in transperjaler Neihe. An der Schulter, dicht Hinter der Kiemenjpalte ein dunkler, verwiſchter Fleck, jelten noch ein zweiter oder dritter. Länge 35 bis 70 cm, 65. A. finta Yarr. (Clupea finta Cuy.), Finte Kleiner als vorige Art. Auf dem 1. Kiemenbogen ftehen nur 38 bis 43 Neufenzähne, welche dicker, breiter und kürzer find al3 bei vulgaris. Auf dem Schwanzitiel nur ca. 10 Schuppen in trans- verjaler Neihe. Hinter dem Schulterflecd noch eine Reihe von 5 und mehr dunkeln Flecken. 30 bis 50 em. — Beide Arten gehen unter der Bezeichnung Maifiſch, weil fie um diefe Zeit aus dem Meere in die Flüſſe aufiteigen, um hier zu laichen. 6. $amilte: Muraenidae, ale. 66. Anguilla vulgaris Flem., Aal. Unterfiefer vorftehend. Rückenfloſſe beginnt weit Hinter dem Kopfe. 50 bis 70 cm, I. Drdnung: Ganoidei, Shmelzsfhupper. Skelet vorwiegend fnorpelig. Haut mit Schilvern oder ſchmelzbedeckten Schuppen. Kiemen und Kiemendedel wie bei den Knochenfiſchen, aber ohne Kiemenhautftrahlen. Familie: Acipenseridae, Störe. Körper geftredt mit 5 Längsreihen von Knochenſchildern. Das zahnloje, vorjtülp- bare Maul auf der Unterjeite der mehr oder weniger verlängerten Schnauze; zwiſchen Schnauzenspige und Maul 4 Bartfäden in einer Querreihe. 67. Acipenser sturio L., Stör. Längs der Nücenmitte 11 bis 13dachige Knochen- ichilder, an den oberen Seitenfanten 30 bis 33, an den untern 11 bis 13. Schnauze ein mäßig langes gleichichenkliches Dreieck darjtellend. Gewöhnliche Länge 2 bi33 m. Manderfiich der aus der Nord- und Oſtſee in die Flüſſe fteigt um hier zu laichen. * Salmonibden. 535 Bon den Störarten des ſchwarzen Meeres gelangen gegenwärtig faum noch einzelne Exemplare auf ihrer Laichfahrt in der Donau bis nad) Defterreih; für das bayeriſche und ‚württembergiiche Donaugebiet find fie bereits hiftoriich gervorden. Der Haufen (Acipenser huso L.), der größte und fchwerfte aller Störe, ift früher ſchaarenweiſe bis nad) Nieder: y Deſterreich gezogen; jept ift der Fang eines Haufen zwiſchen Preiburg und Wien ein - Ereignis. — Der Sterlet oder Störl (A. ruthenus L.) mit langer, pfriemenförmiger Schnauze und an der Innenjeite gefranzten Bartfäden, 30 bis 50 em lang und mitunter 7 bis 12 Pd. ſchwer, kommt in der Donau bei Wien nur mehr felten vor, während er früher zwiſchen Prefburg und Linz jehr gemein war. — Ebenſo jelten ift der Scherg oder Sternhaufen (A. stellatus Pallas) mit jehr langer und jpiger Schnauze und mit fternförmigen Knochenſchildchen zwiichen dem Schilderreihen; er wiegt bei 1 m Länge kaum 20 Pfd. und erreicht ein Gewicht von höchftens 50 Pfd. Der Did oder Blaudid (A. schypa Gyldenst.) und der Wardid oder Ejther (A. Gyldenstädtii Brandt), zwei lurzſchnauzige Arten von 60 bezw. 150 Pfd. Gewicht, verirren fich mur noch äuferft felten in der Donau bis nad) Defterreich; in der Drau und Theiß haben fie mit Haufen und Sterlet ebenfalls an Häufigkeit abgenommen. II. Ordnung: Cyclostomi, Rundmäuler. Stelet norpelig. Körper aalartig. Bruft- und Bauchflofien fehlen. Haut nadt. Statt der Kiemenſpalte jederjeits runde Löcher. Najenöffnung auf der Mitte des Kopfes. Mund freisförmig zum Anſaugen. Familie: Petromyzontidae, Neunaugen. Mund mit fleifchigen Lippen, die fich zu einer Längsipalte zujammenlegen können. Saugſcheibe mit Hornzähnen. Jederſeits 7 runde Kiemenlöcher. Petromyzon marinus L.,, Meerneunauge. Ueber der innern Mundöffnung ein großer 2fpigiger Zahn, unter derjelben eine bogenförmige, 7—Sipigige Zahnleifte, ringsherum von mehreren Neihen Meiner Zähne eingefaßt. Zweite Rüdenfloffe von der erften durch einen weiten Zwiſchenraum getrennt. Gelblichweiß oder bleigran, Nüden und Seiten ſchwarzbraun oder dunfelolivengrün marmoriert. 70 bis 90 cm. . P. fluviatilis L, Slußneunauge. Ueber der innern Mundöffnung eine kurze halbmondförmige Hornleifte mit 2 jpigen von einander enfernten Zähnen, unter derjelben eine etwas größere, bogenförmige Horuleiſte mit 7 jehr ipigen Zähnen, deren End— zähne die übrigen 5 an Größe übertreffen. Zweite Nüdenfloffe von der erjten durch einen verichiedenlangen Zwiichenraum getrennt. Nüden olivengrün, Seiten graugelb mit Silberglanz, Bauch weiß. 30 bis 50 cm, P. Planeri Bloch, Badhneunauge. sHornleiften wie bei vor. Urt, doch die Hähne ftumpf, abgerundet. Zweite Nüdenflofje von der erjten nicht oder kaum ge trennt, 20 bis 30 cm. I. Viologiſches Verhalten, wirkſchafllich bedeulſame Sinenfhaften, Verbreitung und Bedeutung der wichligeren Filharten. Salmoniden. Der Lachs, Trutta salar L., (49). Laichzeit von Ende Oftober bis Ende Jannar, Hauptmonate November und Dezember. Laicht auf fiefig-fteinigem Grunde in ſchnell fließendem Waſſer von 2 bis 6 Fuß Tiefe; die Eier werden in Kiesgruben oder Furchen gebettet, die das Weibchen bereitet. Anzahl der Eier nach Alter und Größe des Fiſches verſchieden, ca. 500 bis 900 pro Pid. des Hörpergewichtes. Die Größe der Eier variiert ) «Be E08, 536 IX. Mebger, Filcherei und Fiſchzucht. ebenfalls nach Alter und Größe des Fiſches, 5 bis 7 mm im Durchmefjer. Inkubations— dauer, d. i. die Zeit von der Befruchtung bis zum Ausjchlüpfen, je nad) der Temperatur des Waſſers länger oder kürzer, bei 4° R 106 Tage, bei 6° 71 Tage. Die Dotterjad- periode, während welcher das ausgejchlüpfte Fiichchen feine Nahrung zu ſich nimmt, jon- dern vom Inhalte des Dotterfades zehrt, Dauert etwa 5 bis 6 Wochen. Der junge Lachs erreicht auf den Laichrevieren und in deren Nachbarſchaft im erften Herbit eine Länge von 9 bis 12 cm ımd ein Gewicht von 10 bis 25 g, im zweiten Herbſt 17 bi$ 23 cm mit 45 bis 100 8 Gewicht. Ein Teil der jungen Lachje tritt die Wanderung zum Meere bereit3 zu anfang des zweiten Lebensjahres an, der andere Teil im dritten Frühling (2 Zahre alt). ES verlieren fi alsdann die breiten dunkeln Duerbänder (Barr-Beich- nung) und die Geiten des Körpers werden filberglänzend (Smolt-Stadium). Ueber Ort und Dauer de3 Aufenthaltes im Meere, jowie über die Wachstumsperhältnifje während diefer Zeit, find wir noch ſehr wenig unterrichtet; wir wiſſen nur, daß der Lachs als 3 bis 6pfündiger, in vielen Fällen auch erſt als 8 bis 13pfündiger Fish zum erjtenmale nach den Laichplägen zurücfehrt, und daß ſich die große Mehrzahl auf dieſen Laichfahrten 5 bis 8 Monate, eine Eleinere Anzahl 9 bis 12 und eine noch geringere Zahl jogar bis 15 Monate in unſern Flüffen aufhält und zwar unter fteter Enthaltung von jeglicher Nahrung. Bon. da ab laicht die Mehrzahl der Lachje wahrſcheinlich nur jedes zweite Jahr und treten fie alsdann mit dem doppelten Gewicht im Vergleich; zum vorigenmale die neue Laichfahrt an. So werden die jog. Winterfalmen, welche im Rhein (Holland) ſchon im September, in der Wejer (bei Hameln) im Dftober erjcheinen und die im Ver— gleich mit den gleichzeitig noch aufteigenden Laichlachjen jehr minimal entwidelte, in Fett gehüllte Hoden und Eierftöcde haben und fich durch ihr ſchönes votes Fleiſch auszeichnen, erſt im Laufe des folgenden Jahres Laichreif und bleiben nicht fteril, wie man früher annahm. Ebenſo werden alle nach) Schluß der Laichzeit bis etwa zum Mai aufjteigenden fetten Lachſe die letzte Laichperiode überjchlagen haben. In Teichen aufgezogene Lachje fünnen, was die weiblichen Fiſche ambetrifft, zum Teil Schon in einem Alter von 2 Jahren und 8 bis 9 Monaten fortpflanzungsfähig wer— den; ein Jahr ſpäter, alfo im Alter von 3% Jahren hat man von folhen Fiichen reife Eier gewonnen und mit der Milch von gleichalterigen in demjelben Teich aufgezogenen Lachjen befruchtet. Die erzielte Brut ließ nichts zu winjchen übrig (Verfuche zu Howie- town in Schottland 1881—85). Der Aufenthalt im Meere ift aljo feine phyfiologiiche Notwendigkeit für die Fortpflanzung des Lachjes. Daß ein Teil der männlichen Fiſche bereit dor der Wanderung zum Meere, alfo vielleicht Schon im erjten Herbſt (?), ſicher aber im Herbft des zweiten Jahres befruchtungsfähige Milch befigt, ift ſchon jeit lange befannt. Bei älteren Männchen entwidelt ſich mit dem Herannahen der Laichzeit an der Unterfieferipige ein knorpeliger harter Hafen, der bei gejchloffenem Maul in eine ent- iprechende Grube der fich gleichfalls mehr oder weniger verlängernden Schnauzenjpige ein- greift (Hakenlachs). Bei der Aufzucht von Lachjen in Teichen hat man diefelde Beobachtung gemacht, wie bei der Aufzucht von Forellen, daß nämlich Fiſche desfelben Alters und derjelben Be- Handlung (Fütterung) in Körpergröße nnd Gewicht jehr ungleich jein können. Die Größe der in Howietown aufgezogenen Lachje variierte im Herbit des dritten Jahres (2 Jahr 8 Monat alt) von 105 bis 343 mm. Aehnliche Differenzen kommen auch in den freien Gewäſſern vor, und wird dadurch eine Altersbeftimmung vereinzelt gefangener Fiſche jehr ichwierig. Ein Lachs von 50 cm Länge kann 3 bis 7 Pfd., ein jolcher von 63 cm 5 Bis 8 Pfd. wiegen, ja bei Lachjen von 116 cm Länge können jogar Gewichtsdifferenzen von 14 Pfd. vorkommen. Weibliche Winterfalmen von Meterlänge wiegen durchichnitt- fi 20 bis 21 Pd. Die Sommerlachſe von 7 bis 13 Pfd. haben eine durchſchnitt⸗ 4 Salmoniden. 537 fiche Größe von 75 bis 95 cm. Am 13. November 1885 wurde in Holland ein 50 Bid. ſchwerer Winterfalm gefangen, der am Marft zu Kralingsche Veer 197 Mt. aufbradhte. Der Ladys geht in alle größeren Flüſſe der Nord- und Dftiee, fehlt jedoch dem Donaugebiet und den Flüffen des mittelländischen Meeres; an den europäiichen Küften ift er vom Eismeer bis in den Bujen von Biscaya verbreitet. Er gehört ohme Frage zu ben wirtſchaftlich wertvollften Fiichen, ſchon aus dem einfachen Grunde, weil er fi nur im der erften Jugend bis zum jpannelangen Fiſchchen in unfern fließenden Binnengewäflern ernährt, alle weiteren Kojten für ihn aber das Meer beitreitet. „Der Lachs ift ganz und gar ein Geſchenk des Meeres an das VBinnenland, ein hundertfältiges Einernten nad) un ſcheinbarer Ausſaat“ (Miescher-Ruesch). Da wir nun die Nord» und Diftiee als ein für den Lachs unerjchöpfliches Nahrungsgebiet betrachten fönnen, in welchem der Vermehrung des Lachſes feine abjehbaren Grenzen gejtedt find, jo liegt auf der Hand, daß unfere Ernte an zurüdtehrenden erwachienen Lachſen um jo gröfer werden muß, je mehr junge Yadıs fühchen aus unfern Flüſſen in die genannten Meere gelangen. Wir werden aljo dahin ftreben müſſen, die gefamten für das Auftommen von Lachsbrut geeigneten Gewäſſer ent- weder auf dem Wege des natürlichen Laichens, oder, wo dies ausgeſchloſſen ift, auf dem Wege der künftlichen Fiichzucht mit jo viel Lachsbrut zu bevölfern, als darin ausreihende Nahrung zu finden vermag. Ueber dieſe Grenze hinaus ift eine Mehrung des Lachſes nicht möglich; fie erreicht ihr Ziel alfo erjt mit der volljtändigen Ausnupung der für die Lachsbrut tauglihen Weidegründe. Höchft erfreuliche Fortichritte find in diefer Beziehung im Laufe der letzten Jahre gemacht worden. Die Mehrung des Ladies, dieje für unfere meisten Flußgebiete nur auf dem Wege der internationalen Vereinbarung durch entiprechende Verteilung der gemein» famen Pflichten und Opfer für Ausſaat und Ernte zu loſende hochwichtige Aufgabe, ift feitens der Staat s⸗Regierungen jowohl, wie feitens der Fiicherei-Bereine na allen Rich— tungen hin mächtig gefördert. So ift es insbejondere für das Stromgebiet des Nheines nad) vielfachen vergeblichen Bemühungen und nad jchwierigen Verhandlungen endlich ge lungen , eine Berftändigung zwiſchen jämtlichen NRheinuferftaaten zu erzielen. (Vertrag zwiſchen Deutichland, den Niederlanden und der Schweiz, betreffend die Regelung der Lachsfiſcherei im Stromgebiete des Rheins, vom 30. Juni 1885.) In welchem Umfange die Ausſaat für das Mheingebiet betrieben wird, davon gibt folgende Zufammenjtellung eine ungefähre Ueberficht. Von 1878 bis 1884 wurde am Rhein oberhalb der holländiichen Grenze an Lachs brut zugeführt: In Preußen und einigen andern deutichen Staaten . . . 1777000 Stüd N EN u ae aan MO „5 ee rn. ı Bann kusn 2800000 „ D . . 8868000 „ ern. . AO 5 Be ART. — Ber . 200000 Summa: 14171800 Stüd. Wenn auch ſchon bald nad) Gründung der Fiſchzuchtanſtalt zu Hüningen (1852) mit Ausſehung von Lachsbrut begonnen, wurde (Quremburg ſetzt jeit 1856 aus), jo ift man damit doc) erſt jeit dem Jahre 1871 regelmäßig und im größerem Maßſtabe vor gegangen. Welchen Einfluß dies auf die Ernte ausgeübt hat, ift aus dem Ertrage der Lacht fiicherei auf holländischen Gebiete zu entnehmen. Zu Kralingiche Veer famen auf den Marft: 538 IX. Metzger, Filcherei und Fiſchzucht. 1870 21687 Lachie 1876 42293 Lachſe 1882 55079 Lachſe 1871 23209 1877 44580 1883 78609 „ 1872 32228 1878 49691 1884 92116 , 1873 58384 1879 38914 18855 10422 , 1874 7700 , 1880 4736 , 1886 84230 1875 56436 1881 44376 1878 verhielt fich der Gejamtertrag des holländischen Fanges zu dem im Oberrhein (Bafel— Laufenburg) wie 100 zu 9,18; im Jahre 1879 betrug der Fang im Oberrhein nur etwa 5 Prozent des Holländijchen umd ift ſeitdem nicht beſſer, jondern eher noch jchlechter getvorden. Für 1885 und 86, two der Vertrag ſchon in Wirkſamkeit war, liegen vergleich- bare Angaben leider noch nicht vor. Die Meerforelle, Trutta trutta im engern Sinne (50, a). Marine Form der Forelle. Biologijches Verhalten ähnlich wie beim Lachs, doch in unfern größern Lachs— jlüffen nur vereinzelt bis zu den obern Duellengebieten auffteigend, dagegen die untern Nebenflüffe und vorzugsweiſe die kleinen Küftenflüffe zum Laichen aufſuchend. Obſchon hin und wieder dem Lachs an Größe und Gewicht gleichfommend und zumeift auch mit dieſem verwechſelt, jcheint fie doch im allgemeinen hinter demfelben zurüczubleiben. In den oft- und wejtpreußifchen Flüffen werden Meerforellen bis zu 118 em Länge und 30 Pd. Gewicht gefangen, auch in der Eider (Nordfeegebiet) fommen jolche bis zu Mteter- länge und 15 bis 20 Pfd. Schwere vor, wohingegen diejenigen, welche den Eleinen Küſten— flüffen (Auen) der Dftjee in Schleswig-Holftein entjtammen, kaum ſchwerer als 4 bis 6 Pfd. werden follen. Nach den in England und Norwegen gewonnenen Erfahrungen wird die Meerforelle der Vermehrung des Lachjes in jehr bevenklicher Weije hinderlich, jobald fie das num- merijche Uebergemwicht über denjelben in den Flüffen erlangt; fie joll die Laichbetten zer- jtören und den Nogen begierig freſſen. Eine hervorragende Bedeutung hat die Meerforelle für die ſchleswig-holſteinſchen Auen erlangt, woſelbſt man mit Hilfe der künstlichen Fiſchzucht jozufagen in kurzen Um- trieben wirtjchaftet, indem man den Fiſch Schon in einem Gewichte von etwa 2 Pd. an verwertet und dennoch ſehr hohe Erträge erzielt. So lieferte z. B. die Langballigau, welche von der Quelle bis zur Mündung 1 Meile lang ift und eine Geſamtwaſſerfläche von ca. 2 ha repräfentiert, im Jahre 1883 636 Stüd Meerforellen mit einem Gejamt- gewvicht von 1495 Pfd. In Teichen wird die Meerforelle in 3 Jahren etwa 2 Pd. jchiver. Die Seeforelle, Trutta lacustris L. (58,b). Binnenjeeform, und zwar. auf die tieferen Seen der mitteleuropäifchen Alpenländer bis zu einer Meereshöhe von 800 m beſchränkt. Mean unterjcheidet eine fortpflanzungsfähige und eine fterile Form. Im Bo- denſee heißt die erftere Grundforelle, die legtere Shwebforelle Die Grund- forelle hält fih nur in der Tiefe auf und kann ein Gewicht von 25 bis 30 Pfd. er- reichen. Sie wird im dritten oder vierten Jahre fortpflanzungsfähig und fteigt um zu laichen in die in den See einmündenden FZlüffe Die Wander- und Laichzeit dauert von Ende September bis Dezember. Die Jungen ziehen 60 bis 120 8 ſchwer im Hochjommter, bejonders mit Hochwaſſer ftromab in den See. Schnellwüchſig, 2 Jahr alt bis 40 cm und 900 8. Die Shwebforelle ift fchlanker, mehr zufammengedrüct, filbrig, wächst langjamer und wird gewöhnlich nicht über 10, felten bis 20 Pfd. und darüber ſchwer. — Sie lebt mehr in den obern Wafferfchichten und geht nie in die Flüffe; ihre Eier bleiben unentwickelt — ob immer? — und die Männchen bekommen feine Hafen. Ihr Fleiſch ift weniger gejchäßt als das der Grundforelle. Die Sceforelle ift je nach Alters- und Geſchlechtszuſtand, jo wie auch nach den verjchiedenen Aufenthaltsorten in den Körperumriſſen, wie in der Farbe und Zeichnung Zr er, Salmoniden. 530 ungemein veränderlich und führt daher aud) verſchiedene Namen. So ift die „Ladhsforelle“ des Ghiemfees dasjelbe wie die Grundforelle des Bodenjees, welche in der Ill, wo fie ſich zum Laichen einfindet, Jllante, im Oberrhein Nheimante genannt wird, Die Maiforeite der öfterreihiichen Seen entipricht nach Siebold ber Schwebforelle des Bodenſees; fie ift aber nicht vorwiegend fteril und ihr Fleiſch wird höher geichägt. Die Bahforelle. Trutta fario L. (58 e). Laichzeit von Dftober bis Januar, in Gewäflern mit niedriger Sommertemperatur und relativ hoher Wintertemperatur erſt von Januar bis März. Die Eier werden am flachen, Fiefig-fandigen Bachjtellen mit nicht ftarler Strömung in Gruben gebettet, die das Weibchen mit dem Baud und Schwanz aufwühlt, Bei ihrem Austritt aus der Bauchhöhle find die Eier ſchlaff und nachgiebig; erſt im Wafler prall und widerftandsfähig, indem fie, wie auch die Lachseier ‚11% Gewichtes an Wafler zwiichen Eilapſel (Schale) und Rindenſchicht des 8 aufnehmen. Ihr Durchmeſſer variiert je nach Große, Stärke und Alter des Fiſches s 5,5 mm; ebenſo nimmt die Anzahl derjelben mit dem Wlter, der Größe des Fiſches zu. Hoc im Gebirge, wo die Bachforellen faum über 20 cm ‚ bat ein Rogener von 12 cm Länge nur ca. 80 Eier; bei 20 cm langen Berglandes an der obern Weſer fand ic im Durdichnitt 150 bis 300 Eier, großen Forellen der Rhume am Fuße des Harzes pro Pid. des KKörpergewichtes 500 Eier liefern. Inkubationsdauer und Dotterfadperiode in der Regel um als beim Ladys. Die Jungen ziehen von den Laichftätten allmählich der Bäche; ihr Wachstum ift je nad) der Mimatischen Beichaffenheit und den iffen des Aufenthaltsortes ſehr verſchieden. Bis zum Spätherbt (November) des erfien Jahres erlangen fie in den freien Gewäſſern des norddeutichen Berg⸗ und Hügellandes eine Größe von 8 bis 10 cm, bis zum zweiten Herbſt eine joldhe von 15 bis 20 cm, In jtark beichatteten Bächen ift der Zuwachs faſt um vs geringer. Bei guter Nahrung wird die Mehrzahl ſchon im zweiten Herbſt, aljo 1 Jahr und 8 bie 9 Monat alt, fortpflanzungsfähig. Im dritten Sommer beträgt das Durchſchnittsgewicht Ya bis Pſd. bei einer Länge von 30 bis 34 cm. Forellen, welche in Teichen gehalten und vegelmäßig gefüttert werden, zeigen ungleich günftigere Zuwachsverhältniſſe. Sie er reichen ven ſchon im zweiten Herbſt ein Gewicht von * bis 1 Pid., ja einzelne jogar bie Bis zur Laichzeit find die Forellen Standfiiche; eine jede behauptet ihr eigenes meift bejchränftes Jagdgebiet. Mit Eintritt der Laichzeit verlafjen fie ihren Standort, um weiter aufwärts geeignete Laichplähe aufzufuchen. Um dieje Beit zeigen beide Geſchlechter eine ſchwartige Verbidung der Haut, das Weibchen indefien weniger als das Männchen, und je älter lehteres ift, defto deutlicher tritt bei ihm, ähnlich wie beim Ladys, eine hafenartige Bildung am Unterkiefer auf. Die Färbung variirt je nach der Beichaffenheit des Waflers des Standorts und ftimmt im der mit. der berrichenden Farbe der Umgebung des Bodens überein; daher die verichiedenen Bezeichnungen: Steinforelle (duntel), zasagerss AH A I Waldſorelle (hellbraun), Schwarzforelle, Silber und Goldjorelle u. j. w. Das Fleiſch ber jungen Forellen ift wei, das älterer Fiſche je mach der Nahrung weiß, gelblich oder roſenrot; die Eier haben alsdann diejelbe Farbe. Rot- und weißſleiſchige Forellen können Unter bejondern Umftänden kann die Forelle ein hohes Alter, über Im Länge und Gewicht von 10 bis 20 Bid. erreichen. Sie befipt eine große Anpafjungsiäbigfeit und jelbft in Gewäflern aus, deren Temperatur an den beifjeften Sommertagen bis auf 20 N, und darüber fteigt. Ihre Verbreitung eritredt fih daher auch über ganz Europa don den Bächen der Tiefebene bis zu einer Meereshöhe von 2500 m im Gebirge umd fie ift, da fie überall jehr geihägt wird und hoch im Preije jteht, unſtreitig für die meiften 540 IX. Mepger, Fiicherei und Fiſchzucht. Bäche und Fleineren Flüffe des mitteleuropäischen Gebietes der wirtſchaftlich wichtigite Fiſch, deſſen Züchtung überdies auch in Teichen mit außerordentlichen Erfolge betrieben wer— den fan. Der Huchen, Salmo hucho L. (48). Laichzeit von Ende März bis Ende Mai, der einzelne Rogener verlaicht aber ſchon in 24 bis 72 Stunden. Die gelblichen 5 bis 6 mm großen Eier werden an flachen, aber jtarf jtrömenden Stellen in Kiesgruben „Brüche“ gebettet, welche dag Weibchen durch heftige Schtvanzbewegungen aushöhlt. Ein 35 Pfo. ſchwerer Rogener hat weit über 20000 Eier. Inkubationsdauer 4 bis 5 Wochen, Dotter- jackperiode etwa drei Wochen. Schnellwüchſig und jehr gefräßig. In Teihen oder Baſſins aufgezogen haben die Jungen nah 3 Monaten 6,5, nach 6 Monaten 15, nad) 12 Monaten 27 und nach 28 Monaten 60 cm Länge. In den freien Gewäfjern wird die Mehrzahl zu Ende des zweiten Jahres bei einem Gewichte von 2kg fortpflanzungsfähig; fie nehmen dann jährlich um 1 kg zu und fünnen eine Länge bis zu 2 m und ein Gewicht von 40 bis 50 kg erreichen. Der Huchen findet fich nur im Donaugebiet und zwar in Bayern und Dejterreich ſowohl in der Donau jelbft, al3 auch in deren ſüdlichen Zuflüffen (Sller, Zeh, Iſar, Ammer u. ſ. f.), während er in den nördlichen Nebenflüffen (Naab, Regen u. j. w.) nur gelegentlich bei Hochwaſſer angetroffen wird. Er ift wie die Bachforelle ein einſam le— bender, äußert räuberifcher Standfiſch; mit Beginn der Laichzeit wandert er weit ftrom- aufwärts, geht dann felbft in unanjehnliche Bäche und fteigt in den Gebirgsflüffen Ober- öfterreichs bi$ zu einer Meereshöhe von 1000 m und darüber auf. Obwohl diejer Fisch als arger unerfättlicher Räuber fehr verrufen ist, jo wird er doch wegen feines Fleiſches und auch des Angeliport3 halber jo jehr geſchätzt, dag man ſowohl in Defterreich als auch in Bayern feiner im Laufe der Fahre jehr merklich gewor- denen Abnahme durch Ausjegung von künstlich erzogener Brut entgegenarbeitet. In den vier Jahren 1882 bis 85 jind in Oberöfterreich allein 390 640 Stüd Huchenbrut in Die Traum, Enns, Ager und in den Inn ausgejegt worden. Der Saibling, Salmo salvelinus L. (47), Ritter, Rötheli, Rotforelle und Schwarz- reuterl, Yombre-chevalier de3 Genfer Sees. Laichzeit in manchen Seen von Dftober bis Dezember, in andern von Januar bis März, ja im Königsſee tritt bei den großen, jehr tief ftehenden, 6- bis 1Opfündigen Saiblingen die Laichreife erjt im Juni ein. Die blaß- gelben oder vötlichen, 4/2 bis 5’% mm großen Eier werden auf Kiesſtellen abgejeßt, doch ijt die Tiefe, in welcher dies gejchieht, ſehr verjchieden. Im Zuger- und Wegerijee in einer Tiefe von 500 bis 600 Fuß, im Schlierfee 60 bis SO Fuß tief, im Tegern-, Hinter- und Zujchlerfee am flachen Ufer. Anzahl der Eier, Inkubationsdauer und Dotterjad- periode wie bei der Forelle. In Duellwafjerteichen, deren Waffer ſich nicht über 12 bis 13° R. erwärmen darf, ift er bei regelmäßiger Fütterung jchnellwüchfiger als die Forelle. Er ift gejellig, wird ſehr zahm und veviert beftändig nach Futter umher. Für die Teich- wirtjchaft ift er aus diefem Grunde der dankbarſte Salmonide, vorausgejegt daß genigende Duellwaffermengen mit entjprechender Temperatur zu gebote ftehen. Er wird mit 2 Jahren bis “4, in 3 Jahren 1% Pfd. ſchwer. Die Größe des Saiblings wechjelt je nach den Seen außerordentlich. In dem an diejen Fiſchen reichen Zugerfee werden jelten über 100 8 fchwere gefangen, jo daß in der Regel 5 bis 8 Stüd auf 1 Pfd. gehen; im Starn- berger und Königsſee kommen dagegen folche von 4 bis 6 kg und im Genferjee noch ſchwerere Eremplare vor. Sein Fleisch ift je nach der Jahreszeit und dem Aufenthaltsort weiß oder rötlich; es wird ganz außerordentlich geſchätzt, weshalb denn auch die Fünftliche Zucht diefes Fifches mit großer Vorliebe in der Schweiz, in Baiern, Defterreich und wo fich ſonſt pafjende Wafferverhältnifje finden, betrieben wird. Der Stint, Osmerus eperlanus L. (51). Laichzeit von Mitte März bis Mitte 4 Die norddeutſchen Coregonen (Maränen und Schnäpel). 541 April. Kommt dann aus dem Meere und von ben Ktüſten in großen Scharen in die Blußpmündungen und fteigt innerhalb des Flut⸗ und Ebbegebiets der Norbieeflüffe bis in das völlig fühe Wafler auf; auch in der Dftiee geht er im die Haffe und Flüſſe. Ein Rogener von 57 g hat 2836000 Eier, welche im Wafler bis zu 1 mm Größe auf quellen und wie die Eoregoneneier eine Mlebrige Oberflähe entwideln, die nah F. Day aus äuferft feinen Fädchen befteht, deren Enden ſich bei Berührung mit einem fejten Gegen ftande zu einer Haftjcheibe erweitern. Die beften Laichjtellen finden ſich daher auf feſtem Sand», ſties oder Steingrund, au an Brüden und Planfenwerk; in den Landieen auch auf flachen Stellen, die mit Grundfräutern bewachſen find. Inkubationsdauer je nach der re 5 bis 18 Tage, bei froftwetter in den Binnenjeen fogar bis 30 Tage (Edarbt). Schnellwüchſig und ſchon mit Ablauf des erften Jahres fortpflanzungsfähig. Gewöhnliche Größe des Seeftints 15 bis 22cm, des reinen Sühwafjerftints in den Land feen 10 bis 15 cm. Im Herbſt gehen etwa 15 bis 14 Seeftinte auf 1 Pfd., im Frühjahr vor der Laichzeit 4 bis 10; mäftet fi vorzugsweije vor den Flußmündungen und an den Meerestüften heran. Der eigentümliche gurfenähnliche Geruch ift beim Seeftint lange nicht fo intenfiv als bei dem Heinen Stint des Kturiſchen Haffs und der großen Yandieen. Bon großer vollswirtichaftlicer Bedeutung nur im Ebbe und Flutgebiet der Nordſee flüffe, dann am Surifchen Haff und in den daſelbſt mündenden Strömen, fowie in den großen mafurifchen Seen. Auch als vortrefflicher Autterfiich für Zander u. ſ. w. zu ver» Die Aeſche, Thymallus vulgaris Nils, (68). Laichzeit von Ende März bis An- fang Mai, gewöhnlicd im April. Schlägt mit dem Schtwanze auf feinem Kiesgrunde in nicht zu ſtark ftrömendem Wafjer von 30 bis 60 em Tiefe ſeichte Furchen, im welche die Eier gebettet werben. Dieje find gelblich oder blaß orangerot und 3,2 bis 4 mm grofj. Ein Rogener von 500 g liefert bis 4000 Stüd. Jukubationsdauer bei 7 bis 8° R. 0 bis 35 Tage, bei 12° nur 11 Tage; Dotterjadperiode 7 bis 14 Tage. Wachstum viel gleihmäßiger und etwas ſchneller als bei der Forelle: ein Jahr alt 12 bis 16 cm lang; zwei Jahr alt 250 g, drei Jahr alt 500 bis 625 g ſchwer. Weichen von 3 Pd. und darüber find bei uns jelten, ihr gew. Gewicht ift bis 1 Pfd. bei 28 bis 40cm Länge. Fortpflanzungsfähig in der Negel am Ende des zweiten Jahres. In Beziehung auf ihren Aufenthaltsort, namentlich was die Beichaffenheit und Temperatur des Waflers, ſowie die geologiihe Konftitution des Flußbettes anbetrifft, ift die Weiche viel anſpruchsvoller als die Forelle; ihr Vorkommen ift daher auch ein beichränkteres. Sie findet ſich im Flach— ne im Gebirge, geht aber im Flüſſen und Bächen lange nicht jo hoch hinauf wie Forelle. Ihre Einführung in ſolche Gewäfler, wo fie früher nachweislich nicht vor war, ift an manchen Stellen geglüdt, an vielen dagegen feblgeichlagen. Ihre künft- bietet zudem einige Schwierigkeiten, einmal wegen Beſchaffung des Laichs, da der Laichreife eingefangene Weichen in Behältern nicht reif werden, und zweitens der nahen Transportfähigeit der empfindlichen Eier bei vorgerüdter Jahreszeit. 2 wahren ‚ welche im ganzen noch wenig verjucht ift, ſcheint bei dem leb- des Fiſches wenig Vorteil zu veriprechen. Das weiße Fleiſch ift ſehr a er und wird vom Liebhabern demjenigen der Forelle vorgezogen; trohdem ift die Weiche fein folder Handelsfiich wie die Forelle, da fie fehr wenig transportjähig ift und ihr Fleiſch ſehr raſch an Wohlgeſchmad verliert. Sie fommt in Defterreich auch ge- räuchert in den Handel, das Silo zu 3 bis 3% Mt. Die norddeutſchen Eoregonen (Maränen und ShnäpeN). Die große Maräne, Coregonus maraena Bloch (54), Madümaräne Laicht pon Mitte November bis Mitte Dezember hoch in tiefem Waſſer an den mit Grund: Ei 549 IX. Mebger, Fiſcherei und Fiſchzucht. fräutern, namentlich Chavaceen, bewachjenen Schaarbergen. — Schaar Heißt das meift mit Chara, Votamogeton und andern Wafjerpflanzen bewachjene, flache Borland, defjen Innen- oder Seejeite plößlich und jteil abwärts fällt und das Tiefwaſſer des Sees be- grenzt. Weißes Schaar heißt das Borland, joweit man darauf waten kann, ſchwarzes Schaar von da ab bis zum Tiefwafjer. — Die beim Austritt aus der Bauchhöhle ſchlaffen und nachgiebigen Eier werden erſt im Waſſer allmählich rund und in etwa 24 Stunden feft und elaftiich. Die Aufnahme von Waſſer dauert über zwei Stunden. Mit der An- ſchwellung der Eier erlangt ihre äußere Schicht zugleich eine bedeutende Klebrigkeit, welche binnen 1 Stunden ihren höchjten Grad erreicht und dann langſam abnehmend bis 24 Stunden und darüber andauert. Die Größe der Eier nach der Wafjerauffaugung ſchwankt je nad) der Größe und Stärfe des Fiſches zwiichen 3,2 und 3,8 mm; ihre Anzahl beläuft fi) pro Pfd. Lebendgewicht des Rogeners auf 4 bis 6000. Inkubationsdauer bei 3 bis 4 R. 96 bis 100 Tag e; Dotterfadperiode bis drei Wochen. Im Madüſee ſchlüpfen die ungen gegen Ende Februar oder Anfang März aus, halten fich zunächſt zwifchen den Grundkräutern auf, juchen dann jpäter ihre Nahrung weiter oben und wachſen in einem Jahre zu 16 bis 20 em langen Fischchen heran. Mit Ende des zweiten Jahres werden die Männchen fortpflanzungsfähig, die Weibchen ein Jahr jpäter. Die Aufzucht von Ma- ränen in Teichen, um damit geeignete Seen zu bejegen, ift mehrfach mit Erfolg verjucht; die Brut wurde im erften Jahre 17 bis 21, im zweiten Jahre bis 31 em lang. Im Madüſee, der 50 m tief ift, kann die große Maräne eine Länge von 1,3 m umd ein Gewicht von 10 kg erreichen; fie kommt außerdem noch im Schaaljee (66 bis 75 m tief) und in dem 36 m tiefen Selenterjee vor. Wie der Saibling in Sitddeutjchland, jo hat die große Maräne in Norddeutſchland als Tafelfiich eine gemwilfe Berühmtheit erlangt. Sm Volksmunde wird fie nicht jelten Muräne genannt, was imdejjen falich ift, da diefer Name einem aalähnlichen Fiſche des Mittelmeeres zukommt. Die Edelmaräne, Öoregonus generosus Pet. (57). Diefe 1874 von Profeſſor Beters aufgejtellte Art findet fich im Pulsſee bei Bernftein, Kreis Friedberg in der Neu- marf, jowie im Gorzynerjee, Kreis Birnbaum in der Provinz Poſen. Wird 1 kg ſchwer und ſtimmt in ihrem biologiichen Verhalten mit der großen Maräne überein. Die Wandermaräne, Coregonus lavaretus L. (53). Lebt während des Sommers in der Oſtſee und geht im Herbft, um zu laichen, in das kuriſche Haff, das Putziger Wiek und den Lebafee. Laichzeit von Mitte Dftober bis Mitte Dezember. Die 2,5 bis 3,5 großen Eier werden auf Kies- over Steingrund abgelegt. Inkubationsdauer und Dotter- jaclperiode wie bei der großen Maräne. Die Jungen jcheinen das jüße Waſſer jehr bald zu verlaffen. Wird 40 bis 60 cm lang und bis 3 kg jchwer. Steht als Speiſefiſch der Madimaräne weit nach), was jchon die bedeutend geringeren Marftpreife befunden, doch bemerkt Brofeffor Benede hierzu: „Gegenüber der hohen Achtung, der ſich der Sig (Coregonus Baeri) im frischen wie geräucherten Zuftande in Rußland erfreut, erjcheint es wunderbar, daß unſer ihm fo nahe verwandter (Dftfee-)Schnäpel in Königsberg und Danzig jo gering gejchägt wird, daß er vielfach nur unter faljcher Flagge, als Schnee- oder Eis— Lachs, geräuchert al3 Zärthe, verkauft werden kann. Auch unſer Schnäpel ift friſch, ge— braten, mariniert und geräuchert ein jehr feiner Fiſch; nur muß man ihn natürlich nicht gerade dann genießen, wenn er im Laichen begriffen oder eben abgelaicht ift. Nun werden aber allerdings jeit Jahren die wenigen noch ing Kuriſche Haff und das Putziger Wief einmwandernden Oſtſeeſchnäpel gerade im November beim Laichen gefangen, während früher, als ihre Zahl außerordentlich viel größer war, die meiften erſt im Frühjahr, nachdem jie fich wieder zu großer Körperfülle Herangemäftet hatten, auf der Rückwanderung nad) der See gefangen wurden, wie das in Rußland noch jet die Regel iſt“. Ob dieje Heran— a 2 inne ae — — nm Die fübdeutfhen bezw. nordalpinen Eoregonen (Nenten oder frelden). 543 mäftung während ber Wintermonate in den ſüßen Gewäſſern ftattfindet — die Dftiee- fhnäpel verlaffen nad Dr. Holland den Lebaſee ſchon jpäteftens anfangs März wieder —ſcheint mir doc nod) etwas fraglich. Ebenſo unzureichend wie über den Oſtſeeſchnäpel find wir über die zweite wandernde Eoregonenart, den Nordjeeihnäpel, unterrichtet. Der Nordſeeſchnäpel, Coregonus oxyrrhynchus L. (52). Lebt in der Nordiee an den Süften und in den Flußmündungen von Belgien bis Jütland (Nifjumfjord). In den Flußmlndungen erjcheint er von März an, geht um dieſe Zeit binnenwärts nicht über das Ebbe, und Flutgebiet hinaus; in der Megel find es nur 1 bis 2"spfündige ca. 20 bis 40 em lange Fiſche. Im Herbit wandern dann die 40 bis 50 em langen, 3 bis Apfün digen ftromaufwärts, um auf Sies- oder Steingrund zu laichen. In der Elbe fteigen fie bis in die Torgauer Gegend auf, in der Wejer bis zu den Wehren von Hameln, im Rhein bis über Wefel hinauf. Die Laichzeit fällt in den Monat November. Eier, \nkubations- dauer und Dotterjadperiode wie bei der Wandermaräne der Dftjee. Im Juni findet man bereits 7 bis 8 em lange Brut im Flut- und Ebbegebiet, im September ebenda 15 bis 17 cm große Jungfiiche, welche das falzigere Waſſer aufjuchen, wojelbft fie im Februar, wenn die Stinte in die Flufmündung fommen und aufziehen, zwiichen diejen 19 bis 20 cm groß umd ca. 50 g ſchwer angetroffen werden. Sowohl friih als geräucert ein jehr ge— ihägter Fiſch, deſſen Vermehrung mit Hilfe der künftlichen Fiſchzucht jedwede Unterftügung verdient. Die Heine Maräne, Coregonus albula L. (62). Laicht von Mitte November bis Mitte Dezember nachts hoch im Wafler auf 3 bis 8 m tiefen Stellen, wo der Grund mit Pflanzen dicht beftanden ift. Die befruchteten Eier finfen im Waſſer unter und bleiben in den Blattachſeln und an den Blättern der Charen und Yaidhfräuter (Potamogeton) mittelft des auf der EirOberfläche ſich entwidelnden Klebeſtoffs hängen ; die auf den weichen mergeligen Schlamm fallenden Eier gehen wahrſcheinlich zu grunde. Anzahl der Eier je nad der Größe des Fiiches 2 bis, 5000; ihre Größe ſchwankt zwiichen 1,5 bis 2 mm. Intubationsdauer und Dotterjadperiode wie bei den andern Maränenarten. Dieje faſt in allen über 15 m tiefen Seen des uralobaltiichen Höhenzuges von Rußland bis nad Holjtein vorfommende Art erreicht in den meiften Seen nur eine Yänge von 12 bis 15 cm, ° in andern dagegen, die durchweg Mares und tiefes Wafler haben, viele Pflanzen und im Untergrumde Halt enthalten, 20 bis 35 cm Länge. Sehr Ihmadhaft, doc in Güte und Wert je nach der Beichaffenheit der Gewäſſer jehr verichieden. Die ſüddeutſchen bezw nordalpinen Eoregonen (Renten oder Felchen). Der Blaufelchen oder die Renke, Coregonus Wartmanni Bl. (59). Bevöllert die meisten größeren jchweizeriichen, bayerischen und öfterreichiichen auf der Nordieite der Alpen und Voralpen gelegenen Seen. Lebt gefellig und nad Altersſtufen getrennt in be- deutender Tiefe. Zur Laichzeit, welche in den meiften Seen in die Monate November und Dezember fällt und für den einzelnen Nogener 10 Tage bis drei Wochen dauert, fommt er in Schwärmen an die Oberfläche. Die brünftigen Fiſche laſſen dann dicht an- einander gedrängt und fich gegenfeitig ftreifend Samen umd Eier in das freie Wafler aus- treten. Die Eier finfen in die Tiefe; ihr Durchmeſſer beträgt angebrütet 2,2 mm. In— kubationsdauer und Dotterfadperiode wie bei der Maräne. Wachstum langiam; die Laich— fähigkeit tritt mit drei Jahren ein. Je nach der Größe oder vermeintlichen Altersftufe führen die Nenfen im Munde der Fiicher und Fiichverfäufer verichiedene Namen, wodurch mancherlei Verwirrung auch in der Literatur herbeigeführt ift. Die Nenfe lann bis 79 cm lang und 4 bis 6 Pfd. jchwer werden, kommt aber ſchon von 22 cm an als beliebte Delikateife auf den Markt. Was nicht frisch am Fangort verkauft wird, lann nur ausge weidet verführt werden, da die Nenfen aus dem Waller alsbald jterben und ſich jehr 544 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht. ſchnell zerſetzen; übrigens werden ſie mariniert und geräuchert weithin verſendet. Nament— lich für den Bodenſee haben die Blaufelchen und Gangfiſche wegen ihrer Häufigkeit eine jehr große wirtfchaftlihe Bedeutung, Schon Wartmann nennt diefe Fiihe die Heringe des Bodenjees. In Bayern ift Nenfe die gewöhnliche Bezeichnung; renga ift der italie- nijche Name des Herings. Blaufelchen werden am Bodenjee mit 0,75 bis 1,25 Frks. per Stück bezahlt. Der Gangfijch, Coregonus macrophthalmus Nüsslin (58). Im Bodenjee, in3- bejondere im Unterjee, jodann in nahe verwandten Formen (Varietäten?) im Züricher-, Zuger-, VBierwaldftädter-See und anderen (?) Seen der Schweiz, in erjteren „Albuli® genannt. Lebt für gewöhnlich in der Tiefe und kommt im Bodenjee Ende November bis Mitte Dezember zur Laichzeit aus dem Unter- und Dberjee zufammen, um jeinen Laich in dem ſtark jtrömenden Teil (Rhein) des Sees zwijchen Konftanz und Ermatingen bald mehr auf den untiefen Uferjtellen, bald mehr in der Tiefe und an der Halde abzujegen. Die angebrüteten Eier haben einen Durchmejjer von 3 mm. Der Gangfisch iſt zählebiger al3 der Blaufelchen und läßt fich in Hältern aufbewahren. Seine Haut ift dider und die Beſchuppung fejter; es ift daher Regel beim Räuchern der Gangfiiche den Fijch nicht zu öffnen; bei der ftarfen Bauchwand hält er die Näucherung gut aus. Junge Felchen werden dagegen ſtets geöffnet und ausgenommen, weil ſonſt beim Räuchern die dünne Bauchwand aufreißen und die Eingeweide austreten würden. Der Gangfiich erreicht eine Länge von 30 bi3 33 em und ein Gewicht bis zu 200 8. Im Unterſee werden jährlich etiva 120000 Stück gefangen und per 100 Stück mit 15 bis 40 Frks. bezahlt. Der Traunfee-Rheinanfe, Coregonus Steindachneri Nüsslin (60). Die Frage über die fpezifiiche Qualität des Traunſee-Rheinanken ift bereit3 1881 von Herm. Danner in den Mitteilungen des öfterreichifchen Filchereivereins Nr. 1 pag. 9 angeregt worden. Bon Heel, Siebold umd anderen Autoren wurde diefer Coregone bisher für Coreg. Wartmanni gehalten; er jteht in der That dem Blaufelhen äußerſt nahe, unterfcheidet fich aber von ihm in biologischer Beziehung jehr auffallend. Nah Danner (Mitteilungen des öfter. Filchereivereins VI, Nr. 22) jammeln fich die Rheinanfen beim Beginn der Laichzeit an dem rechten, fteinigen Ufer des Sees, ziehen zur Nachtzeit ſchaaren— weile an die Mündung der Traun und weite Streden in dem Fluffe aufwärts, um darin ihre Eier abzufegen, worauf fie gleich wieder in den See zurücfehren. Einige laichen im See ſelbſt und zwar an den fteinigen Uferftellen, wo Bäche ſich in denjelben ergiegen. Die Mehrzahl der Laichenden Fifche hat ein Gewicht von Pfd., doch auch die Fleinjten, 50 g ſchweren Exemplare haben reifen Nogen und Mil. Die Größe der mattgelben Eier ift je nach der Größe der Fiſche verichieden; der mittlere Durchmeffer beträgt 1,5 mm. Inkubationsdauer bei 3 bis 4’R. 85 Tage; Dotterfadperiode 16 bis 20 Tage; Größe der ausgefchlupften Fifche 4 mm. Kann im Traunfee ein Gewicht von 7 Pfund erreichen, im Hallftädterfee von 2 Pfund; ift zählebig und bleibt wochenlang in Fiſchbehältern am Leben. Die Bodenrenfe, Coregonus fera Jur. (55), am Bodenjee gewöhnlih Sand- oder Weißfelhen genannt. Günther (Catalogue of Fishes) und andere Autoren vereinigen die Bodenrenke mit der Madümaräne und der Wandermaräne (Dftjeeihnäpel) zu einer Art Coreg. lavaretus L. Im Bodenfee Laicht diefer Fiſch in der Regel 14 Tage friiher al3 die Blaufelchen und zwar an flacheren Stellen des Sees, am liebjten an den fog. Halden auf fteinigem Boden; im Genfer See (ob diejelbe Art?) erſt gegen Ende Februar oder zu Anfang März auf großen Tiefen. Die Bodenrenfe wird mit drei Jahren laihfähig und fann eine Länge von 40 cm und ein Gewicht bis zu 2 kg und darüber erreichen, wird aber gewöhnlich unter 1 Pfd. gefangen und namentlich vom Genfer See aus viel erportiert; fie ift dort der wichtigfte und zugleich auch der häufigſte Fiſch, ge— Auslandiſche Salmoniden. 545 wiſſermaßen le poisson national dont on se montre fier devant les Ötrangers, Nach v. SieboLld joll das Fleiſch der Bodenrenten der bayerischen Seeu (Würm- und Schlier- fee) und bes Bodenjees an Güte und Zartheit weit hinter dem der gemeinen Rente (Blau felhen) zurüdftehen. Im Unterjee werden jährlich etwa 67000 Stilo Felchen (Sand-, Tiefe» und Weißfelchen) gefangen, deren Preis pro Silo zwiichen 1,40 und 2 Arts. ſchwantt Der il oder Kropffelchen, Coregonus hiemalis Jur. lebt beftändig in grofier Tiefe und kommt auch zur Laichzeit nicht weit nad) oben. Das Laichen geichieht im Genfer See in einer Tiefe von 30 m, im Boden» und Wtterjee 80 bis 100 m tief, im Bodenſee von Ende September bis Ende Dftober, im Genfer und Atterjee im Dezember. Die Eier find 2 mm groß. Der Hild wird mit 70 g laichreif und kann eine Länge 85 em und ein Gewicht von 250 g erreichen. Kommt auch im Wolfgangerjer vor, geht dort aber als Rheinante. Sein Fleiſch ift zart und fein; gleih wohl wird er im Ganzen wenig geichäßt, da er beim Herausziehen aus großer Tiefe, wo er mit Sep nepen gefangen wird, infolge des abnehmenden Luftdruds trommeljüchtig wird und ein auffallendes Ausſehen erhält. Die Ausdehnung der in der Schwimmblaje enthaltenen Luft verurſacht eine Berichiebung der Baucheingeweide und Ausdehnung der Bauchwände ; wird chließlich die Quftblaje geiprengt, jo tritt die Luft in die Bauchhöhle und dehnt die Bauch⸗ wandung noch mehr kropfartig aus; daher auch der Name Kropfielhen oder Kröpfling. Auf die übrigen nordalpinen Eoregonen als: Bfäffitoner Albuli (Coreg. Sulzeri Blaling und Hägling des Bürichjees, Ballen oder Balchen des Halwylerſees, des Bugerjees, Riebling des Traunſees, Nheinante des Atterfees »c., die zum fera, zum Teil auf Wartmanni bezogen werden, aber dod in mancher Hinficht gehen wir hier nicht weiter ein. Ausländifhe Salmoniden, Einbürgerung in Deutſchland verſucht worden ift bezw. mod) verjucht wird. Der kalifornifhe Lachs, Oncorrhynchus chonicha Jord. et Gilb., Quinnat (Salmo quinnat Rich.). Bon unferm Lachs am leichteften durch den gröfern und die längere Afterflofje zu unterjcheiden, welche beim Kalifornier 16, bei unierm Strahlen hat; außerdem find Rüden und Schwanzfloſſe meift dicht mit runden len Fleden bejegt. Lebt an der Weftküfte der Vereinigten Staaten von Monterey Bay bis zur VBeringsftraße und fteigt im Saframento, Kolumbia und anderen ut 1 I Flüffen zum Laichen auf. Die Laichzeit fällt in die Monate Auguft und September. Da er demnach eine höhere Waflertemperatur verträgt als unjer europäticher Lachs, jo lag es nahe, ihn in der Donau zu afflimatifieren und find denn auch zu dieſem Zwedce durch den deutſchen Wiichereiverein von 1877 bis 1882 faft eine halbe Million künftlih erbrüteter Lachsfiſchchen dem Donangebiet auf der Strede von Sigmaringen bis Ungarn zugeführt der Verſuch als geicheitert zu betrachten ift, läßt ſich noch nicht mit Gewiß— heit behaupten. Ebenjo wenig läßt ſich auch jept ſchon ein Urteil darüber abgeben, ob die Verfuche, den Lachs in Baſſins oder Teichen bis zur Geichlechtsreife und darüber im fühen Wafler weiter zu züchten, nur ein rein phufiologiiches Intereſſe haben oder auch für die Fiſchzucht ſelbſt von praftiidher Bedeutung fein werden. Auffallender Weiſe find dieſe Berjuche mit dem Kalifornier cher geglüdt, als mit unſerm heimischen Lachs. In der Fiichzuchtanftalt in Radolfszell find die Kalifornier mit dem —* Jahre laichreif geworden, wenigſtens hat man dort von 4 Jahre alten aus dem diefen Eiern Brut erzogen, die nichts zu wünjchen übrig lieh. Die Mutterfiiche find nad) erfolgter Laihabnahme binnen kurzer Zeit geftorben, und es ift wohl fein einziger diejer Lachſe zum zweiten male zur Fortpflanzung verwendet worden. Im Aaua« panbbug d. Gerfim. L 2. Mil. 3 546 IX. Metz ger, Fiſcherei und Fiſchzucht. rium des Trocadéro zu Paris werden ſeit 1878 mit gutem Erfolg kaliforniſche Lachſe gezüchtet. Sie ſind dort ebenfalls zu Ende des vierten Jahres fortpflanzungsfähig ge— worden; einzelne zwar ſchon im dritten Fahre, indejjen ergab die künſtliche Befruchtung fein Nefultat. Im Dftober 1885 wurden 80 000 befruchtete Eier gewonnen. Die Lachie haben im ſüßen Waffer des Aquariums ein Gewicht von 8 bis 10 kg erreidt. Der amerifanifhe Binnenjeelah3, Trutta salar subspecies sebago Girard, Land-locked Salmon. Lebt im Saint Eroir River und in den Seen von Maine (Nordamerika). Diefe Seen find von jlahem Land umgeben. Der Sebagoſee liegt in einer flachen jandigen Gegend und um den Großenjee in der Schvodic-Kette erhebt ſich wohl fein Hügel mehr als 600 Fuß über die Seeflähe. In den Schoodicjeen erreicht diefer Lachs, der als eine nicht zum Meere wandernde Unterart des atlantiihen Lachſes zu betrachten ift, ein Gewicht von 5 und ausnahmsweije von 10 Pfd., in dem Sebagojee von 12, ſelten von 18 oder 20 Pfd. Er laiht im November in fliegendem Wafjer und geht zu diefem Zwed in die Zu- und Abflüffe der Seen, letztere an manchen Seen bevor- zugend. Geit 1881 find zu wiederholten malen angebrütete Eier nach Deutjchland ge- kommen und durch den deutſchen Fiichereiverein an verſchiedene Fiſchzuchtanſtalten verteilt. In Bayern (Starnbergerjee) wird ein Erfolg der Züchtung für wahrſcheinlich gehalten, ebenſo in Teichen der Erzherzoglichen Fiſchzuchtanſtalt im Forftreviere Weichjel (öfterr. Schlefien). Der Bachſaibling, Salmo fontinalis Mitchill. Brook trout. Sit in den Flüffen und Seen von Britiih Amerika, ſowie des nördlichen Teiles der Vereinigten Staaten und. der Apalachen-Kette zu Haufe. Laicht von Dftober bis Dezember und bettet die Eier, ähnlich wie die Forelle, an flachen, kiefigen Stromftellen in Gruben. Die Eier haben je nach Alter und Größe des Fiſches einen Durchmeffer von 3,4 bis 4,5 mm. Inkubationsdauer bei 8’R. 50, bei 5,5° 73 Tage. In Bächen bleibt diefer, namentlich an den oberen Mörperfeiten ſchön vot und rötlichgelb gefledte, jaiblingsartige Fiſch meist Elein, unter Y, Pfd. In Flüffen und Seen erreicht er oft ein Gewicht von 3 Pfd. und in großen Seen, two die VBerhältniffe für ihn beſonders günftig find, von 6 bis 7, jelten von 10 Pfd. Sit in Deutjchland feit 1879 eingeführt und gedeiht in den jubalpinen und alpinen Bächen von Oberbayern gut; ebenjo in Thüringen in der Schwarza. In Teichen jehr gefräßig und dabei ſchnellwüchſig, aber, wie es jcheint, von weichlicher Natur, bejon- ders gegen Erwärmung des Waſſers empfindlicher al3 die Forelle und leicht von Schimmel- pilzen leidend. Die Männchen werden oft ſchon im erjten Herbft fortpflanzungsfähig; die Weibchen zum Teil im zweiten Herbſt mit etwa 240 bis 260 g Gewicht, zum Teil aber erſt im Laufe des dritten Jahres. Nach der Laichentnahme ift häufig große Sterblichkeit eingetreten. Die Regenbogenforelle, Trutta iridea Gibbons, Rainbow trout. Hat den Namen von ihrer Färbung. Die obere Bartie des Kopfes und des Körpers ift mit vielen ſchwarzen Fleden bevedt, die Seiten des Körpers find filbergrau und vom Munde bis zum Schwanze läuft ein breites votes oder regenbogenfarbiges Band, das fich indefjen erſt mit einjährigem Alter entwiceln fol. Lebt in den kalifornifchen Flüffen an der Weftjeite der Sierra Nevada. Laicht am Me Cloudriver von Mitte Januar bis Mai; in die öftlichen Vereinigten Staaten übergeführt, hat fi) die Laichzeit früher eingeftellt (von Mitte Dezember bis Ende März). Die blaßgelben oder lachsroten Eier find 5 mm groß. Inkubationsdauer bei 9,8’R. 26 Tage; die Augen wurden nach 11 bis 12 Tagen fichtbar. Gegen Wärme des Wafjers weniger empfindlich als die Forelle und ſchnellwüchſiger; wird im dritten Jahre 48 bis 56 em lang und bis 3 Pfd. jchwer. Sn Teichen erreicht fie ein Gewicht von 10 bis 12 Pfd.; in fliegenden Gewäffern gewöhnlich big 4 Pfd. Seit 1882 in Deutjchland eingeführt. Eypriniden, farpfenartige Fiſche 547 Die amerilanifhe Maräne, Coregonus clupeiformis Mitch, (Coreg. albur). Common whitefish, Ein unferer Wandermaräne ähnlicher Fiſch der großen Süfitwafierfeen von Norbamerifa und dort ald Nahrungsmittel von größter Bedeutung. Laichzeit im November und Anfang Dezember. Ein Rogener von zwei Bid. hat durchſchnitilich 20 000 Eier, weldye bei ihrem Austritt aus dem Störper etwa 0,9 mm und nad der Aufnahme von Wafler 3,1 mm meffen. Bezüglich; ihrer Slebrigfeit und allmählichen Erhärtung ver halten fie ſich ganz ähnlich, wie dies bei der Mabümaräme angegeben ift. Je nad der Jahreszeit und Witterung ift der Aufenthalt der amerilaniſchen Maräne in den Seen ein verſchiedener; zur Laichzeit kommen fie an flachere Uferftellen und laſſen unter lebhaften Sprüngen an ber Oberfläche die Eier ins Wafler finfen, meift auf 15 bis 18 m Tiefe. Sie fünnen ein Gewicht von 10 bis 12 kg erreichen, werden aber an vielen Seeſtellen nur 2 bis 4 Pd. ſchwer gefangen. Seit 1881 in Deutichland eingeführt. den vorftehenden Arten, für welche bereits in Bayern behufs Ermöglichung und Förderung ber Einbürgerung der nötige und dienliche Schup durch Minimalmaf- und Schonzeitbeftimmungen in der neuen Lanbesfiichereiorbnung vom 4. Oftober 1884 vorge fehen ift, find in dem legten Jahren noch embryonierte Eier von folgenden 3 Salmoniden nad) Deutichland importiert worden. * Die amerilanifhe Seeforelle, Salmo namaycush Walbaum, Lake trout. Eine zur Saiblingsgruppe gerechnete, in den großen Seen, jowie in den Seen von Nord- Nervyort, New-Hampihire und Maine heimische Art, die ziemlich grofi und ſchwer wird und fid) vorzüglich für Seen mit kaltem Wafler eignen foll. Die Barda-GSeeforelle, Trutta carpio L., Carpione der Jtaliener. Wabr- nur eine füdliche und angeblich auf den Gardaſee beichränfte Form von Trutta mit ungefledten Floſſen, ipärlich verteilten Heinen jchwarzen Fleden am Stopf oberen Sörperjeiten und größeren Schuppen jederjeits am Vorderbauch. Sie 40 cm lang und ift als feiner Tafelfiich hochgeſchatzt. Fiſchzuchtanſtalt in Torbole Bevenjee-Forelle, Trutta levenensis Walker, Loch Leven trout. in Wohlgeichmads ihres roten, zarten Fleiſches im befonderen Rufe ſtehende Fo— Loch Leven und einiger anderer Seen Südihottlands und Nordenglands. Ende September oder Anfang Dfltober in die Zuflüffe des Loch in Teihen mit binreihendem Waflerwechiel bat in der Forellen (Schottland) vorzugliche Rejultate ergeben. 2, Eypriniden farpfenartige Sifhe Der Karpfen, Oyprinus carpio L. (14). Laicht während der Monate Mai und Juni, auch wohl im Juli und Anfang Auguft. Bevor die Waflertemperatur micht 16° R. erreicht hat, jchreiten die Karpfen micht zum Laichgeichäft, welches am flachen, reich mit Pflanzenwucht verjehenen Stellen unter Sprüngen und Platſchern der das Weibchen um: ea. 100000 beläuft, werden in Zwiſchenraumen, je nad) der Beichaffenbeit der Witterung, im Laufe von Tagen und Wochen abgegeben. Sie Neben an Blättern, Sten- w. feft und fommen bei 16* R. in 6—7 Tagen, bei höberer Temperatur ſchon in 48 bis 72 Stunden aus. Ontwidelung und Wachstum der jungen Fiſche je mad) der Waffertemperatur, Bodenbeichaffenheit und den Nahrungsverbältmiiien ſehr verichieden. Dem gewöhnlichen Wachstumgange in den erſten 5 Jahren entiprechen ungefähr folgende Ziffern: 70 bis 250, drittes 250 bis 626, viertes 750 bis 1250, fünftes 1200 bis 1800 Gramm. Hat der Karpfen ein Alter von 5 bis 7 Jahren und 2 bis 5 kg erreicht, wird jein Langenwachttum geringer, er geht »* El gene a H 548 IX. Mepger, Fiſcherei und Fischzucht. dann mehr in die Breite und Höhe; die Länge ſteht demnach in feinem fonftanten Ver— hältnis zum Gewicht. Bei 20 bis 30 em Länge ift er etwa 150 bis 525 g; bei 30 bis 40 cm 525 bis 1250 g; bei 50 cm 2,4 und bei 60 cm 4 kg und darüber ſchwer. Er fann eine Länge von 1,5 m und ein Gewicht von 30 kg erreichen. So lange die Wafjer- temperatur im Laufe des Jahres fich nicht über 7° R. erhebt, frißt und wächst er nicht. Der jährlihe Zuwachs ift daher im mefentlichen auf die Monate Mai bis Dftober be- Ihränft und fallen nach den Angaben von Heſſel 13 Prozent desjelben auf den Monat Mai, 31 auf den Juni, 34 auf den Juli, 18 auf den Auguft und 4 auf den September. Ein warmes Frühjahr und ein langer milder Herbſt vergrößern jelbjtverjtändfich nicht allein die Prozentfäße für Mai und September, jondern den Zuwachs überhaupt und na- mentlich denjenigen der Brut. Während der falten Jahreszeit ift er fehr träge und mit eintretenden Froftwetter wühlt er fi in den Schlamm, um eine Art Winterjchlaf zu halten. In Behältern (Hütfäffern) verliert er vom Dftober bis März außer 3 bis 5%. an Gewicht nichts von feiner Güte. Außer in Teichen, findet er ſich auch in vielen Seen und in langjam fliegenden Gemwäfjern, pflanzt fich hier aber, wenn nicht beſonders günjtige Umstände vorhanden find (gute Laichpläge, Altwaſſer, tote Arme, wenig Raubfische 2c.) nur in jehr geringem Maßftabe fort; feine Brut fommt nicht auf. Die Erhaltung und Ber- mehrung in geeigneten, freien Gewäfjern muß daher duch Einjegen von Streckfiſchen erfolgen. Bon den vielen Varietäten, welche in Teichen gezüchtet werden, find bejonders her- vorzuheben der Spiegel- und der Lederfarpfen. Der erjtere zeichnet jih durch auf- fallend große metallglänzende Schuppen aus, die gewöhnlich in zwei Reihen, eine am Rüden und die andere auf der Seitenlinie ftehen und zwifchen fich einen breiten nadten Hautftreifen lafjen. Der Bauch ift unregelmäßig mit zerftreuten kleinern Schuppen bejegt, die unbe- ihuppten Stellen find gelb. Der Lederfarpfen ift fchuppenlos und hat eine braune, lederartige, glänzende Haut. Beide Varietäten jollen im allgemeinen weniger gut züchten, als der gewöhnliche Schuppenfarpfen, ftehen aber al3 Tafelfiihe in höherem Anfehen; fie find außerdem transportfähiger, weil gegen Verwundung weniger empfindlich als der Schuppenfarpfen. Ein Erzeugnis jchlechter Teichtwirtichaft ift der Karauſchkarpfen, dag Karpf-Gareisl, Häverling, Carpio Kollarii Heck., in Franfreich Carreau, auch Carpe blanche genannt. Er ift ein Baftard zwifchen Karpfen und Karaufche und wird gemöhn- lich nur 20 bis 40 cm fang und bis 2 Pd. ſchwer. Der Körper ift zufammengedrückt und hochrücdig, die Lippen ſchmächtig und die Bartfäden jehr dünn und Furz, zuweilen ganz fehlend. Schlundzähne ein- oder ziveireihig, gewöhnlich 1. 4—4. 1 oder 3—3. In Frankreich, Belgien, Holland, auch Deutjchland und Defterreich bis zur Krim in Teichen und auch in manchen freien Gewäfjern verbreitet. Die Schleie, Tinca vulgaris Cuv. (16). Laichzeit von Mitte Mai big Auguft, Juni jedoch der Hauptmonat. Ein Rogener von 1Pfd. hat 300000 Eier. Dieje werden auf flachen bewachjenen Stellen zwiſchen Wafferpflanzen (Laichkräutern) abgelegt und Eleben an deren Blättern und Stengeln feſt. Inkubationsdauer bei 18 bis 20° R. Wafjertempe- ratur 5 bis 6 Tage; tritt Fühleres Wetter ein und wird dadurch die embryonale Ent- widelung über 10 bis 12 Tage verlangjamt, jo gehen die meisten Eier an Schimmelpilzen zu Grunde. Die eben ausgejchlüpften Fiſchchen find 3 mm Yang und verlieren ihre Dotter— blaje in wenigen Tagen. Wachstum unter günftigen Umftänden hinter demjenigen des Karpfen kaum zurückbleibend, doc, jelten bis 60 cm lang und über 8 Pfd. ſchwer, ge- wöhnlich 22 bis 36 em und 1 bis 2 Pfd. ſchwer. Mit Ende des zweiten Jahres fort- pflanzungsfähig; die Männchen in der Negel etwas Eleiner als die Weibchen und an einer Auftreibung am Grunde der Bauchjloffen, ſowie an dem ftärkern erſten großen Strahl der Bauchjlofjen kenntlich. Lebt meiſt am Grumde und nur auf Schlammboden, den fie nad) Cypriniden, farpfenartige Fiſche 549 Nahrung durchwühlt. Den Winter über verfällt fie, tief im Schlamme vergraben, im einen lethargiſchen Zuftand, Im Sommer, wenn bei anhaltender Dürre die Sümpfe, Tümpel und Kuhlen, in welchen fie ſich aufhält, troden werden, kann fie lange im feuchten Schlamm aushalten und in Wafler leben, worin andere Fiſche ſierben. Wie ber Karpfen läßt fie Wafler, nur im feuchtes Moos oder Stroh geichlagen, auf weite Streden trans» portieren und bei öfterer Anfeuchtung mehrere Tage lebend erhalten. Sie fteht im Preiie dem Sarpfen gleich und ift daher nächſt diefem der wichtigſte Teichfiih unter den Cypri niben. In Seen, welche feinen ſchlammigen oder moorigen bezw. weichen Grund haben, gedeiht fie nicht; im Flüſſen kommt fie im der Negel nur in Altwafjern oder in ruhigen Buchten vor. Die Karaufche, Carassins vulgaris Nordm. In Körperform ſehr veränderlich bie kurze fehr hochrüdige Form wird allgemein als Karauſche, die mehr gejtredte, niedrigere, welche ſich aud durch größeren Kopf auszeichnet, ald Giebel bezeichnet. In Schweden, wo zuerft Edftr öm nachgewieſen hat, daß beide Formen in einander übergehen, wirb die erftere Seelaraufche, die Ieptere Teichlaraufche genannt. Laichzeit im Mai und Juni ; die Fiſche Taichen früher, die jüngeren ſpäter. Ein mittelgroßer Rogener hat gegen Eier, welche unter Plätichern auf flachen bewachienen Stellen an Wafjerpflanzen werben. Intubationsbauer wie beim Karpfen. Wachstum langjam und bei Vermehrung in Meinen Gewäſſern durd bald eintretenden Nahrungsmangel be Teichlaraufchen werden gewöhnlich nur 10 bis 15 cm fang, während die See— eine Länge von 35 cm und ein Gewicht von 5 Pd. erreichen können, meiftens bis 25 cm lang und bis 1” Bid. ſchwer werden. Die Fortpflanzungs- fähigkeit tritt im dritten Frühling, aljo mit zweijährigem Alter ein. Lebenszähigteit wie bei der Schleie. Vorkommen am ftehendes Wafler mit weichem Grund gebunden, thonig Ihlammigen Boden bevorzugend; nimmt jedoch mit den Heinften Tümpeln und Lachen vorlieb. In nahrungsreiche Teiche geiept, wachſen fie zu guten Tafelfiichen heran, die per mit 1 Mark bezahlt werben. Das weiße Fleiſch ift jehr mohlichmedend, leider aber ſehr grätig. In der Schtweiz kommt die Karauſche nicht vor. Der Brach ſen oder Blei, Abramis brama L. (32). Zur Qaichzeit, von Ende April bis Ende Jumi, ziehen die Brachſen aus dem tieferen Waſſer ſchaarenweiſe nach den Laihplägen in ftille vegetationsreiche Buchten der Seen und Fluſſe; im Unterlauf ber Nordieeflüffe aus dem Ebbe- und Flutgebiet in die Seitengewäffer oder weiter nach oben auffteigend. Die älteren Fiſche laichen zuerft, die jüngeren zuletzt. Unter lautem Ge pläticher werden die Mebenden Eier zwiſchen Gras, Schilf, Schachtelhalm und anderen Vafferpflanzen abgejept. Ein Rogener von 6 Pfd. hat nach Bloch etwa 137000 Eier. Intubationsdauer je nach der Witterung 7 bis 21 Tage. Wachstum je nach den Nah. rungsverhältnifien; bei 34 cm Länge etwa ”/« Pid., bei 45 cm ca. 2 Pd. und bei 58cm 9 Bid. ſchwer; kann aber eine Länge von 80 em und ein Gewicht von OO Pid. erreichen. Wird zu Ende des dritten Jahres fortpflanzungsfähig, Die Männchen befommen zur den und Seiten weiße fegelfürmige nötchen (Dorn- oder Berl ). Lebt gefellig in Seen und langjam fließenden Gewällern mit ſchlammigem Grunde, wühlt gern, namentlich auf pflangenbededtem Boden und lebt von Gewürm, Kerb— tieren und vegetabilifchen Stoffen. Sein weißes Fleiſch ift im Herbft und Winter ſehr wohlſchmedend. Won großer wirtichaftlicher Bedeutung befonders in ganz Norddeutichland, namentlich in den Seen, wo er vorzugsweile im Winter mit großen Augnepen unter dem Eife gefifcht wird. Jüngere Brachien werden jehr häufig mit der folgenden Art dem Halb— brachen vertwechielt. Der Sieben, Güſter oder Halbbradien, Blieca björkna L. (36). Laicht in der Regel um diefelbe Zeit und an gleichen Stellen, wie der Brachſen. Fin Rogener E * H 550 IX. Metz ger, Fifcherei und Fiſchzucht. von 125 g enthielt nach) Bloch 108000 Eier. Wird jchon bei 10 bis 12 cm Länge fort- pflanzungsfähig, erreicht aber nur eine Größe von 30 bis 32 cm und ein Gewicht von 1 bis 17% Pfd. Iſt in allen Seen und langjam ziehenden Flüffen und Flußftellen mit Ichlammig-fandigem Grunde verbreitet. Als Speiſefiſch zwar wenig gejhägt, zumal wenn er, wie gewöhnlich, nur 7 Pfund fchwer ift, doch viel benußt, da er fich den ganzen Sommer über leicht an der Angel fängt. ALS Futterfiſch für Hecht, Barſch, Zander u. |. w. von Bedeutung. Die Zärthe, Abramis vimba L. (33). Im Ems-, Wejer- und Elbgebiet allgemein Naſe (Nefe) genannt, im Donaugebiet Blaunafe; fehlt im Rheingebiet. In einigen ober- bairifchen und öfterreichifchen Seen kommt eine kurz- und ftumpfichnauzige Form, der See- rüßling (A. melanops Heck.) vor. Zur Laichzeit, Mai und Anfang Juni verläßt die Zärthe das tiefere Waffer und wandert ſchaarenweiſe ſtromaufwärts nad) Kies- und Stein- bänfen, über welche eine friſche Strömung geht, um hier dicht gedrängt und ſich an den Steinen reibend ihre Elebenden Eier abzujegen. Ein Rogener von 1. Pfd., den Bloc unterfuchte, hatte ca. 28500 Eier. Inkubationsdauer 6 bis 14 Tage. Nach der Laichzeit ziehen fich die Zärthen wieder in tiefere, ruhige Flußſtrecken zurüd und juchen hier am Grunde und längs der Ufer ihre Nahrung (Würmer, Schneden, Eruftaceen, Inſekten und wahrscheinlich auch vegetabilifche Stoffe). Gewöhnliche Größe 22 bis 30 em mit einem Gewicht von bis 1 Pfd.; foll aber (in Schweden) eine Länge von 50 em und ein Ge— wicht von 6 Pfd. erreichen fünnen. Bejondere Erwähnung verdient noch das Hochzeits- kleid dieſes Fiſches, welches mit Eintritt der Laichzeit allmählich zum Vorſchein kommt, und in manchen Gegenden zu der Bezeichnung „Schornfteinfeger” und „Schwarznaſen“ Veranlaffung gegeben hat. Die ganze Oberjeite bis unter die Seitenlinie herab ift dann tief Schwarz mit einem eigentümlichen Seidenglanz auf den Schuppen; Lippen, Kehle, Bruft dagegen, fowie die Bauchfante und ein ſchmaler Strich unterhalb des Schwanzes intenſiv orangegelb. Die Männchen haben danı außerdem noch am Kopfe, an den Rändern der Schuppen und auf der Innenfläche der paarigen Flofjen viele winzig Kleine körnchenartige Erhöhungen. — Als Speifefiih wird die Zärthe von den befjer fituierten Klafjen wenig geachtet; fie zählt im lokalen Marktverkehr zu der Kategorie „Weißfiſche“ bezw. „Backfiſche“; gleichwohl ift fie wegen ihrer Häufigkeit und namentlich da, wo fie zeitweije in größeren Maſſen gefangen wird (Kuriſches Haff, Memeldelta, Unterwejer, Unterelbe 2c.) für Die Alimentation der Bevölkerung von Wichtigkeit. Am Kurifchen Haff wird fie gewöhnlich) per Schod zu 5 bis 6 Mark; an der Unterelbe per Stiege zu 3 bis 4 Mark verkauft. Die Naſe, Chondrostoma nasus L. (30). Mit der Zärthe vielfach verwechjelt und daher über ihr Vorkommen in manchen Flußgebieten noch Unficherheit herrichend. Im Ems- ımd Wefergebiet fehlt fie; in der Elbe fommt fie weder in Böhmen noch in Sachjen vor und für den übrigen Teil diefes Flußgebietes ift fie zweifelhaft; in der Oder joll jie häufig fein; in den oft- und weſtpreußiſchen Slüffen nach Benede jelten. Im Rhein- und Donaugebiet ift dagegen die Naſe (Mafrele in Aheinland und Wejtfalen) ein allbe- faunter Fiſch. Sie bevölkert hier einen großen Teil der Flüffe und Seen und fteigt zur Laichzeit, welche in die Monate April und Mai fällt, ſchaarenweiſe in die Fleinen Flüſſe, um hier auf Kies- und Steinbänfen in frifcher Strömung dicht gedrängt und unter vielen Sprüngen und Geräuſch ihren klebenden Laich abzujegen. In manchen Gegenden z. B. in der Wertach bei Augsburg, gibt dies Gelegenheit, den Naſenfang derart zu betreiben, daß alljährlich innerhalb 2 bis 3 Wochen über 300 Etn. und darüber gefangen werden (0. Siebold). Nach A. de laFontaine, Faune du pays de Luxembourg, 1872, wurden in der Sauer an der Brüde von Ettelbrüd in einem Nachmittage mit ſechs Wurfnegen 1400 Pfd. gefangen. Sie fteigt in den Eleinen Flüffen nur wenig höher ala die Barbe und meidet die Falten Bäche, Ein Nogener, den Bloc unterfuchte, hatte nur 7900 Eier, EEE EEE — J U? Pe u ——— Da Dei ZZ Ze Enpriniden, farpfenartige Fiſche 551 Benede gibt 50 bis 100000 an. Die Jungen jhlüpfen nad) 14 Tagen aus und ziehen bald den Flüſſen zu. Auch hier lebt die Naſe geiellig und weidet mit ihren fcharfen und harten Slieferrändern Wafleralgen und was fonft Steine, Pfähle u. |. w. im Wafler über- sieht, als ihre Hauptnahrung ab. Sie wird felten bis 50cm lang und bis 4 Pid. ſchwer. Bei einer Länge von 34 bis 39 cm hat fie durchſchnittlich ein Gewicht vom 480 bis 530 g, bei 42 bis 43 cm von 2 bis 3 Pd. Ihr grätenreiches, fühliches Fleiſch fteht im feiner bejonderen Achtung, dennoch bildet es feine unwichtige Speife für den gemeinen Mann und, wie Profefior Klunzinger aus Württemberg berichtet, — für den Juden. „Die Nafe und die Barbe ziehen bei uns die Juden auf dem Lande allen andern Fiſchen vor; zur Beit der jüdiſchen Feiertage im September befafjen ſich die Fiſcher bei Heilbronn faft ausſchließlich mit dem ange dieſer Fiiche und auch fonft find dieſe ihnen die Brotfiſche, die ſich immer fangen und am die Juden abjegen lafien.“ Das Pid. foftet in Heilbronn 25, in Stuttgart 30-40 Pig. Aehnlich ift die wirtichaftliche Bedeutung dieſes Fiſches in anderen Gegenden des Aheingebietes. Die Naje, mit der Barbe und dem Döbel, jagt de la Fontaine, ift die Bafis unſerer Flußfiſcherei. Die Barbe, Barbus fluviatilis Agassiz (17). Laicht während der Monate Mai und Juni ſchaarenweiſe auf Stein» und Siesbänfen in ftarfer Strömung. Die gelblichen Eier, deren Bloc in einem Rogener von 2": Bid. 8025 zählte, Meben an den Steinen feit. bauer 6 bis 20 Tage; Dotterjadperiode 8 bis 12 Tage. Wachstum langfam, in jüblicheren Gegenden jchneller. Hat bei 21 cm Yänge ein Gewicht vom 95, bei 24 cm von 125 g; bei 28 bis 38 cm von bis 1 Bid. Wird nah Bloch erft im 4. oder 5. Jahre fortpflanzungsfähig, doch hat Günther jchon bei Männchen von 20 bis 25 cm Länge reife Milch gefunden. Sucht ihre Nahrung am Grunde und verichmäht auch faulende Kadaver und vegetabiliiche Subftanzen nicht. Kann ein Gewicht von 4 bis 6, ja unter günftigen Umftänden von 12 kg erreichen. Den Winter über liegt fie, meift zu mebreren vereinigt, in einem jchlafähnlichen Zuftande auf tieferen Stellen des Flußbettes Bei Harem und offenem Waſſer lann fie dann leicht mit Hamen u. ſ. tv. gefangen werden. Der Genuß des Rogens zur Laichzeit hat vielfach Erbreden und Durchfall veruriadt ; auch die Leber wird für verbäctig gehalten. Das Fleiſch ift wohlichmedend und wird allgemein dem der „Weiffiiche” vorgezogen. In vielen Gegenden von ganz Mitteleuropa ift e8 der gemeinfte Tafelfiich, der in größeren Städten, zumal im Winter mit 60 bis 80, auf dem Lande gewöhnlich mit 30 bis 40 Pfennig per Pfd. bezahlt wird. Der Dübel, Squalins cephalus L. (26). Führt im Vollsmunde die verichiedenjten Namen: Mitel umd Alet in Defterreih, Bayern und Schweiz, Möne, Münne (vom franz. und Weftfalen, Schuppfiſch, Schuppert in Württemberg und Hefien, der Weſer, Döbel, Diebel und Didkopf im übrigen Deutichland. Laicht von bis Mitte Juni ſchaarenweiſe auf Kies- und Steinbänfen in friiher Strömung. Laichgeihäft, welches unter Springen, gegenjeitigem Drängen und Reiben vor ſich dauert nur wenige Stunden. Ein Rogener von 3 Pd. hat nad) Bloc etwa 68000 jüngere Fische nach Lunel mur 25 bis 35000. Die Eier Meben an den Steinen kommen bei günftiger Witterung nach 6 bis 8 Tagen aus. Die Brut erreicht eine Länge von höcitens 8 bis 10cm. Im zweiten Jahre ift das Wacht raſcher und nimmt darauf weniger bie Körperlänge zu als die Höhe umd Breite. Ein öbel von 32 cm Länge wiegt durchſchnittlich Pfd.; mit "+ Pid. wird er fortpflan- zungsfähig, die Männchen zu Ende des zweiten, die Weibchen zu Ende des dritten Jahres. Er lann eine Größe von 60 bis 65 cm und ein Gewicht bis zu 9 Pfd. erreichen. Ein gefräßiger Allesfrefler mit vorwiegender Raubfiichnatur; er frißt grüne Pflanzen, Früchte, Gewürm, Inſelten, Heine Fiiche, Krebip, Froſche und was er ſonſt erlangen lann Seine Raubfiihnatur entwidelt ſich um jo mehr, je größer und ftärfer er wird. NIs EEE — 559 IX. Mebger, Fiſcherei und Fiſchzucht. Speiſefiſch fteht er etwa auf gleicher Stufe mit der Nafe und ift bei feiner Häufigfeit wie diefe ein wichtiger Konfumartifel für einen großen Teil der Bevölferung, Das Pfund wird gewöhnlich mit 20 bis 25, in größeren Städten mit 35 bis 50 Pfennigen bezahlt. Der Häsling, Squalius leuciscus. L. (27). Wird häufig mit jüngeren Döbeln verwechſelt, doch leicht durch die mehr geftredte und jeitlich zufammengedrücte Körperform unterschieden, jo wie durch die kleine, wenig jchiefe Mundfpalte, die von der bald mehr, bald weniger ftumpfen oder zugeſpitzten Schnauze überragt wird. Laicht etwas früher als der Döbel, im April und Mai auf Kies- und Steingrund in der Strömung. Ein Ro- gener von 27 em Länge und ca. 300 g Gewicht, den Fatio unterjuchte, hatte nur 17402 Eier; fie find größer als die des Döbels, haben fait 2mm Durchmefjer und Eleben zwifchen den Steinen feſt. Inkubationsdauer 8 bis 10 Tage. Wachstum langjam und bejchränft, kaum über 30 cm Länge mit einem Gewicht von 3 bis 400 8 hinausgehend ; gewöhnlich nur Y« bis = Pd. ſchwer. Als Speifefifch feiner geringen Größe und der vielen Gräten wegen wenig geachtet, dagegen in der Angelfiicherei als Köderfiſch jehr ge- ihäßt und ebenfo bei den Fiſchzüchtern als Futterfiſch. Die Plöbe, Leueiscus rutilus L. (21). Laicht von Ende April bi3 Anfang Juni ſchaarenweiſe auf flachen Uferftellen in Flüffen und Seen. Die fehr kleinen, grünlichen, ftark Elebenden Eier, werden an Wafjerpflanzen, feltener auf Steinen abgejegt. Ein Rogener von 19 cm hat etwa 15000 Eier, bei größeren Fiichen find über 84000 gezählt. Inku— bationsdauer 7 bis 14 Tage. Wachstum nicht jehr raſch und gewöhnlich nicht über 36 cm Länge und 4 bis 500 g Schwere hinausgehend. Lebt gefellig und ift einer der gemeinften Fische in Flüffen und Seen von ganz Mitteleuropa. Soll ſchon bei einer Größe von 10 bis 15 cm fortpflanzungsfähig werden. Die Männchen befommen dann während der Laid)- zeit einen Hautausſchlag in Form von Fleinen weißen, hartanzufühlenden Warzen (Stachel- plöße). Als Tafelfleifch nicht geachtet, doch wegen feiner Häufigkeit als billiges Nahrungs- mittel wirtſchaftlich jehr beachtenswert. Größere Plögen erzielen in Süddeutfchland immerhin einen Preis bis zu 50 Pfg. per Pfd., während in Norddeutjchland, wo diejer Fiſch in den Landfeen und auch in den großen Küftengewäfjern der Dftjee vorzugsweife im Winter unter dem Eife gefiicht wird, der Marktpreis pro Ztnr. je nach der Größe der Fiſche und de3 Fanges zwilchen 6 und 22 Mark ſchwankt. Die Rotfeder, Leueiseus erythrophthalmus L. (24). Führt in vielen Gegenden diefelben Lokalnamen wie die Plöge, mit der fie gewöhnlich verwechjelt wird. Laicht von Ende April bis Juni mehr zerjtrent als in größeren Schaaren und mitunter in Gejell- Ichaft von Güfter und Plöge, weshalb denn auch Kreuzungen mit diefen beiden Fiſcharten gar nicht felten find. Seßt die etwa 1,5 mm großen gelblichen oder rötlichen Eier mit Zwiſchenpauſen an Wafjerpflanzen ab. Ein Nogener von 8008, den Lunel unterjuchte, hatte 82000 Eier; Bloch fand dagegen bei einem jolchen von nur 312g Gewicht 91 720; Wachstum nicht ehr raſch und in der Regel über 30 bis 32 em Länge mit einem Gewicht von 1 big 1'% Pfo. nicht hinausgehend, doch in einzelnen Gewäflern bis 2 Pfd. und dar- über erreichend. Bei 15 Bis 16 em Länge nur etwa 45 g wiegend, bei 26 bis 27 cm 230 g und bei 30cm 1Pfd. Lebt gejellig, liebt mehr ruhiges Waffer mit weichem Grund und hält fich je nach dev Witterung bald mehr an der Oberfläche, bald mehr am Grunde auf. Ernährt fich, wie die meiften farpfenartigen Fiiche, von allerhand Heinem Getier und pflanzlichen Stoffen. Das Fleisch wird in allgemeinen noch weniger gejchägt als das der Plöge. Als Futterfiich für Hecht und andere Naubfifche, ſowie als Köder bei der Angel- fiicherei jehr brauchbar. Der Aland, Idus melanotus Heck. (25), in Süddeutſchland Nerfling oder Orfe genannt. Lebt in größeren Flüffen und Seen, aus denen er von Ende April bis Ende Mai fchaarenweije in flachere Gewäfler aufjteigt, um hier von pflanzenreichen Ufer- — — TR FR s Eypriniden, farpfenartige Fiſche 553 fteichen oder auch auf Kies und Steingrund zu laichen. Das Laichgeihäft dauert brei bis 4 Tage, ein mittelgrofer Rogener jet etwa 70000 Gier ab. Inlubation und Dotterfadperiode nehmen je nad) der Temperatur 2—3 Wochen in Anspruch. Die Jungen wachſen raſch und find gegen Ende Auguft gewöhnlich jchon 6 cm groß; fie gehen im Herbft in größere Gewäſſer, im pflanzgenreihe, jeenartige Buchten und ziehen fih, wenn fie 2 Jahre alt find, nach tieferen Streden zurüd. Die Fortpflanzungsfähigfeit tritt mit bes dritten Jahres ein. Gewöhnlich 30 bis 50 cm lang und 2 bis 3 Pd. ichwer, aber eine Länge von 80 cm und ein Gewicht von 16 Pfd. erreihen. Das Fleiſch beim Kochen gelblich oder rötlich, ift wohlichmedend, aber grätig. Die Goldorfe ift nad) ihrer jhönen Färbung benannte Barietät, die vielerwärts als Zierfiih für Garten Barkteiche gezüchtet wird. Sie wird aud als „Harpienwäcter“ in Karpfenteichen gehalten. Hochgehend und ihre Nahrung gerne von der Oberfläche des Waflers wegneh mend bemerkt fie den über dem Weiher jchwebenden Fiſchadler cher als der Karpfe und warnt diefen durch rechtzeitiges Entfliehen in die Tiefe (Jädel). Der Rapfen, Aspius rapax Agass. (37), in Sübdeutihland Schied genannt. Lebt als gefräßiger Naubfiih ungefellig in größeren Seen und Flüſſen. Laicht von Ende März bis Juni ſchaarenweiſe auf Kies, und Steingrund in der Strömung. Ein mittel großer Nogener hat ungefähr 200 000 Eier. Ankubationsdauer 10 bis 16 Tage. Die Jungen wachen raſch und werben ſchon im erften Jahre bis 9 cm lang. Won gleich großen Lauben unterjcheiden fie ſich durch Meinere Schuppen (in der Seitenlinie ſtehen O0 mehr), durch die größere Mundipalte und durch die Goldfarbe der Iris. Wird 40 bis 80cm lang und bis 20 Pd. ſchwer. Seine Nahrung befteht vorwiegend aus Meineren fefte, aber grätenreiche Fleisch ift wohlichmedend, ſoll indefien demjenigen weit nachitehen. Die Verbreitung des Rapfen in Mitteleuropa ift eine bejchränft fi auf die Donau umd Elbe und das öftlih von der Elbe gelegene und Küftengebiet Norbdeutihlands ; im Rhein- und Emsgebiet wahricheinlich lend, ebenjo im oberen Wejergebiet. Der Ulelei oder Lauben, Alburnus Incidus Heck (38). Laicht von Anfang Mitte Juli in großen Schwärmen auf Kies und Sandboden oder auf Waſſer in unmittelbarer Nähe des Ufers und der Wafleroberfläche. Hält ſich auch jonft jagend und fpielend an der Oberfläche auf, namentlih an Einmündungen von Bächen Kanälen. Inkubationsdauer bis 6 Tage. Die Jungen erreichen im erjten Jahr eine bis 4'/,, im zweiten Jahr von 8 bis 10 cm. Die Fortpflanzungsfäbigfeit bes zweiten bezw, zu Anfang des dritten Jahres ein. Anzahl der Eier 30 60000, Mittlere Größe der Erwachienen 14 bis 19 cm mit einem Gew. von 17 bıs l als Nahrungsmittel wenig geachtet, wird er doch in manchen Gegenden mariniert viel fonfumiert. Das Sammeln feiner Schuppen zur Ge ber Essence d’Orient, welche zur Fabrifation der unächten oder Pariſer Perlen ) gebraucht wird, beichäftigt am vielen Orten Deutichlands und Frankreichs eine große A von Perfonen. Yu einem kg Eſſenz find die Schuppen von Uleleis erforderlich. Das Kilo Schuppen wird in Paris mit 20 bis 30 Arte. als Futter» und Köderfiich findet der Ukelei vielfah Verwendung. tede, Alburnus bipunctatus L. (40). Wie die vorige Art, mit der fie in den Namen Schneider und Weißfiſch gemeiniam führt, faft im Blüffen verbreitet. Laichzeit von Ende April bis Anfang Juli, gewöhnlich verhältnismäßig großen Eier werden auf Steinen in der Strömung ab» 0 (Faune de la Suisse) fand in den Ovarien von zwei im Mai gefangenen etwa 1860 bezw. 1915 Eier zur Ablage reif; während dieje einen Durdh- mm hatten, waren die übrigen unreifen nur " mm groß. Intubationsdauer u eu au * 2 - ⸗ Era 3H a SER : HURHUL: 554 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht. etwa 8 Tage. Wird ſelten über 15 em lang, gewöhnlich nur 10 bis 12 cm mit einem Gewicht von 10 g. Verwendung wie bei voriger Art. Der Gründling, Gobio fluviatilis Cuv. (19), au) Grimpe, Grefsfling oder Greſſen genannt. Findet fich in Flüffen, Seen, Bächen und Teichen, bevorzugt jedoch fließendes Wafjer mit Stein-, Kies- und Sandgrund, ohne gerade thonigen oder Ihlammigen Boden zu meiden. Laichzeit von Ende April bis Ende Zuni. Setzt feine faſt 2 mm großen, etwas bläulichen Eier in längeren oder kürzeren Pauſen in der Strömung auf Kies und Steinen ab. Man findet den Laich auch öfters an den zum Aalfange aus- gelegten Weidenförben. Inkubationsdauer 6 bis 8 Tage. Wächft ziemlich raſch und wird am Ende des zweiten Jahres, alfo im dritten Frühling fortpflanzungsfähig. Gewöhnliche Größe 10 bis 16 em. Durchſchnittlich gehen 15 bis 18 Stüd auf ein Pfd. Marimal- größe 22 bis 24 cm mit ca. 50 g. Seine Nahrung, die er am Grunde fucht, beiteht aus allerhand animalischen und vielleicht auch aus faulenden vegetabilifchen Stoffen. Sit gegen Schmutz- und Kloakenwaſſer viel weniger empfindlich, al3 die übrigen Fiiche und daher für die behauptete Unjchädlichkeit der Abfallwafjer kein geeigneter Beweis- oder Probefiſch; the gudgeons argument of the manufacturers (Buckland), Findet in vielen Orten feiner Kleinheit wegen feine Beachtung und wird dann nur als Futter- und Köderfiſch benußt. Sein Fleisch ift aber jehr wohljchmedend: une friture de Goujons est reputee un mets delicieux de la Loire à la Tamise, de la Seine au Danube (Blanchard). In Württem- berg fojten 100 Stüd 3 bis 6 ME., in Luxemburg das Kilo (30 Stüd) 1,25 und in Paris 4,42 Frks. Die Elrite, Phoxinus laevis Agass. (29). In Heinen Flüffen und Bächen durd) ganz Nord- und Mitteleuropa bis zu einer Meereshöhe von 2000 m in den Alpen ver- breitet. Laicht je nach den klimatiſchen Verhältniffen ihres Aufenthaltortes in der Zeit von Mitte April bis Ende Juli. Die Elebenden, bis 1: mm großen Eier werden an flachen Stellen zwifchen Steinen oder auf Kies und Sandgrund abgejegt. Fruchtbarkeit in Verhältnis zu andern Cypriniden gering: Dr. Warnimonte zählte bei Rogenern von ver- fchiedener Größe nur 700 bis 1000 Eier. Inkubationsdauer 12 bis 15 Tage. Wachstum relativ langſam: 1 Jahr alt, höchitens 3 em lang. Fortpflanzungsfähig am Ende des zweiten Jahres. Marimalgröße 12 bis 13 em mit einem Gewicht von 13—14 g; ge- wöhnlich nur 6—8 cm mit einem Gewicht von 5 bis 6 g. Lebt gejellig, ſchwimmt gern an der Dberfläche, ift lebhaft, neugierig und gefräßig. Ihre Nahrung beſteht vorwiegend aus tieriichen Stoffen. Troß der Mleinheit in manchen Gegenden ein vielbegehrter Leder- bifjen. In Rheinland und Weftfalen, namentlich in den Flüffen Aoer, Ahr, Ruhr und Lenne werden eine Menge Keiner Fiſche gefangen, welche mit Salzwafjer abgefocht, unter dem Namen „Rümpchen”, „Maipieren“ oder „Geſäms“ in den Handel gebracht werden (pro Pfd. 1 bis 1,20 ME.). Unter dem Namen Rümpchen twird feine befondere Filchart verjtanden, jondern nur Heine Fiſche, von denen man in erjter Linie fordert, daß fie eine gewiſſe Größe, höchſtens 4 em nicht überjchritten haben. Um dem Vorwurfe zu entgehen, daß durch das mafjenhafte Wegfangen folcher Kleinen Fiſche der Fiichbeftand der Flüſſe gefährdet wiirde, gebraucht man die Ausrede, daß es fich beim Rümpfchenfang nur um die Elrige handle, für welche ein Minimalmaß nicht vorgejehen und deren Verluft außer- dem für den Fischbeftand nicht jchädlich fei. Aber abgejehen davon, daß der Rümpchen- fiicher feine Beute nicht einer befonderen Unterfuchung unterwirft, es auch feine Schwierig- feit hat, bei jo ganz Kleinen Fischen mit Sicherheit die Art feftzuftellen, geht überall den gewöhnlichen Fiſchern die eigentliche Kenntnis der gefangenen Fiſche ab. In einem Kruge (=1 Quart) Maipieren aus dem Kreife Dortmund fanden fich noch nicht 50 Yo Elrigen, alles übrige waren Brutfiſche der verfchiedenften Art, als Schmerlen, Gründlinge, Lauben und leider auch Forellen. Wo alſo in den betreffenden Flüſſen und Bächen etiva Forellen, Muräniben, Yale. 555 Aeſchen und Lachſe gehegt werden follen, kann eine auf regelmäßigen Maflenfang abyielende Rümpfchenfiicherei, bei der die Brut aller übrigen Fiſcharten zugleich mitgefangen wird (fiehe unten Schmerle), nicht weiter gebuldet werben. — Die Eirige findet außerdem noch vielfach Verwendung als Futter- und Koderſfiſch. Die Shmerle oder Bartgrumbdel, Cobitis barbatula L. (44). Borzugsweife Bachfiſch, doch auch im Flüffen und Seen. Laichzeit von März bis Juni. Sept die zahl- reichen Eier zwiſchen Steinen in der Strömung ab. Wachstum raſch Gewöhnliche Größe 10 bis 12, felten bis 17 cm lang. Lebt unter Steinen verftedt und geht vorzugsweiie des Nachts auf Beute aus, die aus Würmern, Infeltenlarven, Schneden, Fiſchlaich und auch wohl aus Pilanzenftoffen befteht. Sehr zartlebig und daher nicht transportfäbig. Fleiſch ſehr wohlichmedend. In Münden wird fie kufenweile zu Markt gebracht (Yädel), Am Rhein kommt die Schmerlenbrut als ſog. „Butter“ oder „Süße Rümpchen“ in den Handel ; „Bitter-Rümpchen“ ift Phoxinus laevis; „Bütwchen“ Gobio fluviatilis; „Beläms“ die Heinfte Brut aller in der Ahr ꝛc. lebenden Fiſche. Die Dorngrumbdel oder der Steinbeifer (45), ein Meiner, fat immer im und Sand wühlender und verftedtiebender Bachfiſch von ſchlechtem Geichmad, hat kaum als Köderfiſch Bebeutung, wird dagegen gern in Aquarien gehalten. Won ebenio Bedeutung für die Fiſcherei ift der Shlammpeipger oder Wetterfiſch , ber vorzugsweije in ftehendem Wafjer mit jchlammigem Grund vorfommt und ein Leben hat. Am Sommer, wenn die Moräjte und Gräben, in denen er ſich sgetrodnet find, kann er tief im Schlamm und Moder vergraben, lange Zeit bleiben. Wird ald Wetterprophet in Glaſern gehalten, weil er vor Gewiltern Hu umenbig und Iuftichnappend an die Oberflaäche fommt, dagegen bei ruhigem Wetter unten auf dem mit Sand bededten Boden des Glaſes bleibt. Das Fleiſch hat einen moderigen Beigeſchmad. 5 Muräniden, Aale. l, Anguilla vulgaris Flem. (66). Laicht während der Rintermonate im tie ift noch gänzlich unbelannt. Die junge Brut ericheint im Frühjahr in den Plußmündungen und jtrebt im Unterlauf der Alüffe im dicht gedrängten Schaaren ftromaufwärts. Diejer wird in Italien montata, in Frankreich montse, in Eng- Ebbe: und Flutgebiet unjerer Nordjeeilüfie finden wir im Mai und Juni Aalbrut von 6 bi Yale „ # 8 8 cm Länge in großer Häufigkeit, weiter ſtrom und nie in kompakten Mafien. Walbrut aus der Juni faum ’,, g per Stüd; bei den Wehren von Aal bereits 3 g und noch weiter oben beim Eintritt 30 g. Ebenſo ift es im Rhein; am Fall zu Schaff wenn fie bereits eine Länge von mindeftens 25 bis weit in die Binnengewäfler vordringenden Yale find weiblichen Bejchlechts ; die Männchen bleiben im Flut» und Ebbegebiete bezw. im Brad: waſſer an den Flußmundungen zurüd und entfernen ſich von da nicht weit ſtromaufwärts So hat Hermes unter dem bei Wittenberge, ca. 140 Kilometer oberhalb des Ebbe und Wlutgebietes der Elbe, gefangenen Aalen nur 5%. Männchen gefunden und noch weiter gar feine mehr. — Die weiblichen Aale verbleiben nun jo lange in den Binnen bis in ihnen der Fortpflanzungstrieb erwacht ; fie wandern alsdann fluhabwärts dem Meere um zu laichen. Während dieſer Thalwanderung nehmen die Eier in den Dvarien an Größe zu. Bis Ende November haben alle zum Laichgeichäft ziehenden Yale verlafien. Die Eier find dann allmählich bis auf 0,25 mm im Durd- mefjer gewachſen, während fie bei den in den Binnengewäſſern zurüdbleibenden Aalen nur 556 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht. etwa 0,1 mm groß find. Dieſe Zurückbleibenden verkriechen ſich im Schlamm, ſobald die Waſſertemperatur andauernd unter 6°R. ſinkt, und halten eine Art von Winterſchlaf, aus dem fie erſt wieder erwachen, wenn fich die Waffertemperatur andauernd über 6,5°R. er- hebt. Sie gehen dann alsbald ihrer Nahrung nach (hierauf beruht der Aalfang an Nacht- ſchnüren und in beföderten Reufen), welche aus Würmern, allerhand kleinem Waffergetier, Schneden, Rrebfen, Fiſchlaich und jungen Fischen befteht. Sie frefjen gern an Tier- und Menfchenleichen und nehmen bei Futtermangel auch Korn und Brot an. Ueber ihr Wachs— tum liegen jehr abweichende Angaben vor. So jollen nad) Profeſſor Nitjche 10 em lange Aale, in geeignete Teiche gejegt, ſchon im zweiten Herbit, alfo etwa 1 Fahr und 8 Monate alt, 50 bis 60 em lang werden und dann im dritten Jahre — die Größe ift nicht an- gegeben — fir die Küche reif fein. Dieſes erjtaunlich ſchnelle Wachstum bis zum zweiten Herbft beruht wohl auf einem von Benede (Fifche und Fifcherei in D.- und W.- Preußen) gemachten Schreibfehler ; die durchſchnittlichen Wachstumsgrenzen für das dritte Kahr find fälfchlich dem zweiten Jahre zugejchrieben. Benede hat diefen Fehler in einem jpäter erichienenen „Handbuch der Fiicherei und Fischzucht” ausgemerzt, was wohl Nitſche in feinem Feuereifer für die Verbreitung der Nalzucht entgangen if. Carbonnier, ein be- kannter franzöfifcher Fiſchzüchter, macht folgende Angaben: „Erjtes Jahr bis 20 cm, zweites 35 big 40, drittes 50 bis 60 em; bei diefer Länge wiegt er 500 bis 750g. m vierten Jahre nimmt die Länge nicht in demfelben Verhältnis zu, das Gewicht fteigt aber auf 1 bis 2 kg. Bis zum 7. oder 8. Jahr wird er dann noch etwas länger und ftärfer, bleibt aber von da an ſtehen“. Hiermit ftimmen meine eigenen Beobachtungen im weſentlichen überein, nur finde ich, daß Wale von 60 em Länge im Durchſchnitt das Gewicht von 500 g faum erreichen und erft bei 70 em Länge darüber hinaus gehen, jo daß alſo das Gewicht von 1 bis 2 kg nicht ſchon im vierten, fondern erſt im 5. Jahre erreicht wird. Hiermit möchte auch ftimmen, was Benede in dem citierten Handbuch iiber das Alter der Wander- aale jagt: „Jährlich wandern aus allen von Aalen bewohnten füßen Gewäſſern große Schwärme durchſchnittlich mindeſtens Ffünfjährige Aalweibchen dem Meere zu, um fich dort den Männchen zuzugefellen“. — Yale über 1 m Länge und 3 kg Gewicht find felten, folfen auch keinen befonderen fulinariichen Wert mehr haben. Ein 4 kg und 536 g ſchwerer Aal, den Buckland unterjuchte, maß 1,32 m in der Länge und 25,4 cm im Umfang. Die Männchen erreichen nicht die Größe der Weibchen; meistens find fie 40 bis 45 em fang. Sie unterfcheiden fich von gleich großen Weibchen durch ſchmalere und vorn flachere Schnauze, durch etwas mehr hervortretende Augen und durch etwas (ca. 1 mm) niedrigere Rückenfloſſe; der Unterkiefer ift weniger di und wulſtig und ragt auch weniger weit über den DOberkiefer vor; die Färbung des Rückens ift dunkler und der Metallglanz an den Seiten ftärker. Was die inneren Gefchlechtsorgane betrifft, jo find die Hoden zwei fchmale, durchſcheinende Bänder, deren freier Rand flach geferbt erjcheint und flach- runde Lappen oder Vorjprünge hat, während die Eierftöcde zwei dünne, vielfach in quere Falten gelegte, etwa finger breite weißliche Bänder darftellen, welche wie die Hoden zu beiden Seiten des Darms von der Leber bis hinter den After reichen und mit ihrem innern Rande längs der Wirbelfäule befeftigt find. Bei mikroſkopiſcher Unterfuhung eines kleinen Stückes diejer Eierjtöcde findet man alsbald die in Fettzellen dicht eingehüllten Eier von etwa 0,1 m Größe, deren Zahl fich bei mittelgroßen Tieren auf mehrere Mil- lionen berechnet. Spermatozoen find dagegen in den als Hoden bezeichneten Tappenartigen Organen bis lang nicht nachgewieſen; gleichwohl ift aber an ihrer Hodennatur nicht zu zweifeln, da Hermes, der Direktor des Berliner Agquariums, in den nach demjelben Typus wie bei unferm Aal gebauten Hoden des Meerals (Conger vulgaris) reife Samen- Hi 8 Br Clupeidae, heringsartige Fiſche. 557 fäben aufgefunden hat. Weibliche und männliche Yale in Seewafleraquarien zur Laichreife zu bringen, ift bis jegt nicht gelungen. Mit Ausnahme des Donaugebietes ift der Aal durch ganz Europa verbreitet und bejonders häufig in allen Küftengegenden; im den Gewäſſern der höheren Berg. und Ge birgsfänder fühlt er ſich nicht heimiſch. Seine wirtichaftliche Bedeutung ift eine überaus große. Er ift Vollsnahrungsmittel im wahren Sinne des Wortes und doc auch zugleid) ein Fiſch, der jederzeit hoch im Preife fteht und friich, geräuchert oder anderweitig zube reitet das ganze Jahr über gehandelt wird. In manden Fluß» und Süftengegenden be; ruht die Exiſtenz der Fiicher in erfter Linie auf dem Ertrag aus der Walfiiherei. Die fetten Wanderaale, lange Zeit in Hütfäffern am Leben zu bleiben ohne an ewicht zu verlieren, fpielt hierbei feine unmichtige Rolle; denn nur dadurch wird es ermöglicht, die in ftürmifchen Gewitternädhten, namentlich während der Monate September umd Dftober gleichzeitig vorlommenden Mafienfänge allmählich zu verwerten und mır der Nachfrage entiprechend auf den Markt zu bringen. So großes Intereſſe nun auch die Wiſſenſchaft daran hat, die Art und Weije der Fortpflanzung des Hals näher feitzuftellen, für die Fiſchzüchter, für die Bewirtichaftung für den Fiichereibetrieb am fich fpielt dieje Frage feine Rolle mehr. Die ch zur Erhaltung und Mehrung der Aalfiſcherei, erſtens die Aus— von Brut, montéé, aus den Flußmündungen in aalloſe bezw. geeignete, aber den Aalen nicht zugängliche Gewäſſer und zweitens möglichjte Bejeitigung der Hinder ‘den Aufjtieg von Aalbrut und jungen Aalen durch Errichtung von Aalleitern an Schleuſen und Wehren werden auch nad der Entdedung des Fortpflanzungsgeheimnifies 4% Clupeidae, heringsartige Fiſche. Der Maifiſch, Alosa vulgaris Troschel (64). In Holland Elft, in England ce-shad. Ein echter Wanderfiih, der im Frühjahr aus dem Meer in die Flüſſe zieht, faihen. Im Rhein jehr häufig, in den übrigen Nordjeeflüfien (Ems, Weſer in geringer Anzahl; in den Dftfeefläffen gar nicht. In die Rheinmünd Maifiich vereinzelt jhon anfangs März; der Hauptzug fällt aber in die April und Mai. Die Heit, welche der Fiſch zum Aufftieg bis Baſel, bis Mann Nedar, bis Lothringen in der Mojel u. ſ. w. gebraucht, ift je nach der Tem- dem Waſſerſtand verjchieden. Gegen Ende Mai ift in der Regel der Fang und auch bei Wejel beendet. Die ftromabtreibenden abgelaichten Fiſche, deren warmer Witterung abjterben, find unbrauchbar. Die Laichreife der Weibchen joll eintreten, und das Laichgefchäft immer mur des Nadıts an der Wafleroberfläche werden. Die befruchteten Eier haben mit dem Wafler faft gleiches ſpezifiſches Gewicht und treiben daher wahrſcheinlich am Grunde. Ein Rogener von 7 Pfb., dem ich kurz vor der Laichreife unterfuchte, hatte ca. 150000 Eier; die Ovarien wogen zufammen 560 g. Inkubationsdauer bei 12 bis 14° R. 7 bis 10 Tage. Die jungen Fiſche wachſen raſch umd erreichen im erſten Herbit jchon eine Länge von 6 bis 10 cm. Sie das fühe Wafler wabrjcheinfich im Laufe des nächſten Frübjahrs. Im zu einer Größe von 50 bis 70 cm und darüber heran und er- ein Gewicht von 2 bis 4 kg. Ihr Fleiſch wird jehr geichägt, hält fich aber nicht lange und muß friſch verbraucht werden. Gheräuchert gebt er durch gang Deutichland. E55 H zE in Ä , Am Rhein zieht Holland, ähnlich wie beim Lachsſang, den Löwenanteil. 1885 wurden am Kralingichen Beer vom 28. März bis 283. Mai 182485 Maifiiche verfauft. Die Preis- notierungen per Stüd gingen von 4,30 ME. allmählich auf 1,856 Mt. herab und ftiegen gegen Ende des Fanges wieder bis auf 2 Mf. Am Nedar, wo bei Heilbronn aufwärts 558 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht. in manchen Jahren der Maifiſch häufig iſt, wird anfangs für einen 1% bis 2 Kilo ſchweren Fiſch 1 big 17% ME. bezahlt, bald 80 und fchlieglih 30 Pig. In der Wefer gelangt der Maifiſch nur bis an die Wehre von Hameln; in der Elbe joll er vereinzelt bis in die Moldau fonımen. Die bisherigen Verfuhe, den Mai- fiih auf dem Wege der künftlichen Fischzucht zu vermehren, haben leider nod nicht zu befriedigenden Rejultaten geführt. Mit großer Aufopferung an Zeit, Mühe und Geld ijt e3 zwar gelungen, den Maifiſch zu züchten, allein die Reſultate ftehen noch nicht in rich— tigem Berhältnis zu den Anftrengungen. Die Finte, Alosa finta Yarrel (65). In Holland Vint, in England Twaite-shad, an der preußischen Djftjeefüfte Perpel, an der pommerjchen Küfte Goldfiih genannt; übrigens wie der vorige meiftens als Maifijch in den Handel fommend. Erjcheint im Rhein und in den übrigen Nordfeeflüfjen etwas fpäter; in der Dftjee geht er im April und Mai in die Haffe und nur wenige gelangen weiter hinauf in die daſelbſt mündenden Flüſſe. In den Nordſeeflüſſen fteigt er nicht jo weit auf wie der Maifiih. Im Rhein wird die Finte bei Wejel von Mitte Mai bi3 Mitte Juni täglich) in großer Menge ge- fangen; ſie iſt dort durchſchnittlich 1 Pfd. Schwer. In der Wejer bejchränft ſich der Fang vorzugsweile auf das Ebbe- und Flutgebiet; ebenjo in der Elbe. 1883 in der Unterelbe ca. 6000 Stiege; in der Unterwejer ca. 5000 Stiege. Fleiſch wegen der vielen Gräten weniger gejchäßt, jedoch beliebtes VBolfsnahrungsmittel, zumal im geräucherten Zuftande. Gewöhnlicher Preis 10 bis 30 Pfennig per Stüd. Die fünftlihe Zucht hat auch bei diefer Art noch nicht gelingen wollen. Laicht wie der Maifiſch an der Dberflähe. Die jungen Finten werden bis zum erſten Herbft 6 bis 10 cm lang. In der umtern Elbe und Weſer geraten fie dann viel in Die jog. Steerthamen. Ihre Nahrung befteht vor— zugsweife aus Cruftaceen (Mysis vulgaris). Im zweiten Herbjt erreichen fie eine Länge von 22 em. Biele jcheinen dann erjt die Flußmündungen zu verlaffen, um im nächſten Frühjahr oder auch wohl ein Jahr jpäter als ”/s bis Apfündige, 34 bis 42 em große Fiſche zurüczufehren. 5. Siluridae, Welfe. Der Wels, Waller oder Schaiden, Silurus glanis L. (13). Ungejellig und verſteckt lebender Raubfiſch des jchlammigen Grundes in größeren Flüffen und Seen. Laicht im Juni an ſchilf- und grasreichen Ufern. Ein Rogener von 4 Pfd., den Benede unterjuchte, hatte über 60 000 Eier von etwa 3 mm Größe. Die Jufubationsdauer wird auf 7 bis 14 Tage angegeben. Die Jungen fünnen unter günftigen Verhältniffen im erjten Sahr bis 1. und im zweiten bis 3 Pfd. ſchwer werden. In Wittingau wurden 1 Pfd. ſchwere Welfe in einen Karpfenteich gefeßt, fie erreichten in vier Jahren ein Gewicht von 14 Pfd. Baldner berichtet in feinem Fiſchbuch von einem Waller, der als jchuhlanges Fiſchchen in einen Teich geſetzt wurde, hier 51 Jahre am Leben blieb und jchlieglich eine Länge von 5 Schuh (158 cm) erreicht hat. Ein anderes Beiſpiel von Lang- und Verftedt- lebigfeit teilt 9. Danner in der deutjchen Fiichereizeitung, Shrg. 1865, mit. Hiernach war ein 30 cm langer Wels, der 17 Jahre in einem 1,5 ar großen und 3 m tiefen Teich gehauft und unter dem Karpfenbefag großen Schaden angerichtet hatte, zu einer Länge von 103 em und zu einem Gewicht von 9%. kg herangewachjen. Mit höherem Alter wächſt der Waller mehr in die Dice als in die Länge. Bei 1,80 m Länge wiegt er ca. 60 kg, während er bei 1,16 m noch auf einem Gewicht von 9 kg jtehen kann. Das Fleiſch jüngerer Fische wird am meisten geſchätzt. Als Tafel- und Reftaurationsfiich jpielt er in der ganzen öfterreichiichen und ungarischen Monarchie, jowie in Bayern und Würt- temberg eine größere Nolle als in Norddentichland. In Pommern und Preußen ca. 30 big 80, in Bayern 120 bis 180, in Wien 200 bis 300 Pfennige per Kilo. Dem Ems— Bun! Esocidae, Hedte. 559 unb Wefergebiete, wie auch dem Niederrhein ift er fremd. In Frantreich hat fih Millet, Inspeeteur des foröts, längere Jahre hindurch mit feiner Einführung und Aufzucht in Teichen, Waflerläufen und Torfitichen beichäftigt, jedoch die Refultate weder in Beziehung auf den Zuwachs noch aud in Beziehung auf die Dualität des Fleiſches irgendwie em» pfehlenswert gefunden. 6 Gadidae, Schellfifhe, appe oder Trüfjche, Lota vulgaris Ouv. (11). Wie der Wels ein ungefelliger Raubfiih, der fich in Seen gern auf weichem Grunde, Steinen und in Höhlungen verftedt aufhält. Laichzeit von Dezember Die Yalquappen vereinigen fi alsdann zu großen Scharen und auf Stein» und Felsgrund oder auch auf Slei- oder Thonbänfen und großen Fiſchen nad; Millionen. Der Fiiherei-Anipeltor Norbäd in Schweden bei einem Rogener von 9 Pid. 5 Millionen gefunden haben. Undere Beobachter bei jüngeren Fichen nı 160000, Balbner nur 128000 an. Sie eben, jobald fie ‚gelangt find, außerordentlich ſiarl und erichweren dadurch die künftliche Ber fruchtung, indem fie ohne ftändiges Umrühren zu einem diden Seuchen feſt zuiammenbaden. dauer je nad der Waflertemperatur 5 bis 10 Wochen. Die eben ausge fchlüpften Jungen find 3 mm groß. Sie wachen raſch und jollen ſchon im erften Nahre BEBEFESE - Aue juli: j = 2 € g & eine Länge von 9 bis 12 cm erreichen. Später joll die Großen- und Gewichtszunahme langſamer vor fi geben. Wird wahricheinlic im Laufe des dritten Jahres fortpflan- zungsfähig. Die gewöhnliche Größe beträgt 30 bis 60 cm mit einem Gewicht vom 1 bis 5 Pd. ; kann aber aud bis 1 m umd darüber lang und über 25 Pid. ſchwer werden. Süddeutichland, Defterreich, in der Schweiz ꝛc. mehr geihäpt als im Norbdeutihland. In Preußen (Memeldelta) wird das Milo mit 40 bis 60 Pf., das Schod mit 10 bis 18 ME. bezahlt, während man in Süddeutſchland 100 bis 400 Pf. pro Kilo gibt. Sie ift zählebig, leicht in Waller zu transportieren und läßt fich längere Zeit in Hüt fäflern, worin fie aber gefüttert werben muß, erhalten. Ihre Nahrung beitebt aus Fiſchen, Biichlaih, Würmern und Schneden; in Gewäflern, namentlich in Seen, melde mit Sal- moniden bejegt find, wird fie der Brut diejer Edelfiſche gefäbrlih. Won Schonzeit und Minimalmah für die Halquappe möchte daher im manchen Gegenden wohl Abjtand zu 7. Esocidae, Hechte. Der Hecht, Esox lucius L. (46). Laichzeit von Ende Februar bis Ende April. Das dann von einem oder mehreren Männchen begleitet am ſeichtere, mit Schilf und Binſen bewachienen Uferftellen, in flache Gräben und aud auf uberſchwemmte Bei einem Rogener von ca. 21 Pid., defien Rogen 1021 g wog, fand Budland 224 640 Gier; bei einem Gpfündigen zählte Bloch 136000 und bei einem 8”»pfündigen, Baldner 149000, Sie haben einen Durchmefjer von 2,6 bis I3mm und find im Waſſer anfangs ſchwach klebend. Inkubationsdauer je nach der Temperatur bei 6,5 bis 10° R, bis 26 Tage. Die eben ausgejchlüpften Jungen find knapp 9 mm lang und baben einen der im etwa 10 Tagen verichwindet. Wachstum je nad) dem Zugang von Futter jehr verſchieden. Kann im eriten Jahre 25 bis 32, im zweiten 36 bis 42, im dritten 55 bis 60 cm lang werden. Sein Gewicht bleibt während der Monate November bis Ende Februar faft ftatiomär; er braucht dann, um fich im gutem Zuftande zu erhalten, täglich etwa ’: feines Gewichtes an Nahrung, in dem übrigen Wonaten verzehrt er durchſchnitilich pro Tag ”ı» feines Anfangsgewichtes an Fiſchnahrung. Dieſe Angaben 560 IX. Mebger, Fiſcherei und Fiſchzucht. beziehen fic) auf das zweite Lebensjahr und beruhen auf Beobachtungen und Verſuchen in Teichen. Man hat ferner berechnet, daß, wenn Hechte in Teichen gehalten und aus- ſchließlich mit Fichen ernährt werden, jedes Pfo. Hechtfleiih pro Jahr auf ca. 47 Po. Fiſchfutter zu ftehen kommt. Hiernach ift der Hecht ohne Frage der gefräßigite unter den Raubfiſchen unjerer Binnengewäfjer. Die Forelle fteht ihm hierin bei weitem nad; denn man rechnet in Forellenteihen auf 1 Pfd. Zuwachs, durchſchnittlich nur 4 bis 6 Po. Fleiſchfutter. In den freien Gemwäfjern findet man den Hecht im Juni etwa 28 g, im September 85 big 113 und ein Jahr alt 140 bis 200 g ſchwer. Hechte von 1,10 bis 1,20 m Länge, variieren je nach der Breite des Nüdens im Gewichte von 10 biz 16 kg; jolche von 45 bis 60 em wiegen gewöhnlich 1Yz bis 4, Pfd. Die Fortpflanzungsfähigfeit tritt in den freien Gewäſſern gegen Ende des zweiten Lebensjahres ein; es wird jedoch behauptet (R. Edardt zu Lübbinchen), daß er auch Schon im Alter von einem Jahre laiche. In engen Behältern laicht der reife Hecht nicht ab. In Fiichkäften Hält er im Winter viel länger aus als im Sommer, nimmt in der Negel fein Futter an und magert daher raſch ab. Das Fleiich ift geihägt und wird in Norddeutjchland gewöhnlich mit 40 bis 80 Pf., in Siddeutjchland und in der Schweiz (am Bodenjee ift der Hecht der Brotfiſch für die Fiicher) mit 100 bi3 120 Pf. pro Pd. bezahlt. Vom Standpunkte der Filchhege aus — bemerkt J. Staudinger in den Erläuterungen zur bayerifchen Landesfiſcherei— ordnung — ift der Hecht von jehr verjchiedenem Wert. Derjelbe fann in einem Gewäſſer al3 der wertvollſte ſchwimmende Bewohner, in einem andern als ein unmwillfommener ſchädlicher Räuber ſich darjtellen. In einem Forellenbache oder Aeſchengewäſſer wird nicht gerne jemand Hechte jehen und dulden. Manche Flüffe verdanfen dagegen ihren Auf als Fifchwafjer ihren großen und guten Hechten. ES ift deshalb geradezu unmöglich, die Frage, ob der Hecht Schonung haben jolle oder nicht, allgemein mit ja oder nein zu be- antworten. Hier ijt lofale Behandlung unumgänglich. 8. Percidae, Barſche. Der Zander, Lucioperca sandra Cuy. (2); in Süddeutſchland Schill, Schiel und Amaul, in Ungarn Szüllö, wenn er jung, und Fogas, wenn er alt ift. In Seen und Flüffen verbreitet, jedoch dem Nhein-, Ems- und Wejergebiete fremd. In den Bodenjee und den Main jeit 1883, in die Ems jeit 1885 durch) den deutſchen Fiſcherei-Verein ver- pflanzt; in das untere Wefergebiet ift er nach Herftellung des Geejtefanals (1860), welcher die Geefte mit dem Bederfefaer-See verbindet, aus legterem in vereinzelten Cremplaren vorgedrungen. Laichzeit von Mitte April bis Mitte Juni. Die Elebenden Eier werden auf Steinen, an gejunfenen Hölzern, Neifig, Wurzelwerk u. dergl. in ein bis zwei, auch wohl bis vier Meter Tiefe abgejegt. Bei einem Rogener von 3 Pfd. hat Bloch 380 640 Eier gezählt; Hübmer jchägt die Anzahl geringer und rechnet auf einen Apfündigen Ro— gener nur 200000 Stüd; fie find gelblich) und 1 bis 1,5 mm groß. Inkubationsdauer bei 10 bis 12° R. ca. 7 bis 12 Tage. Ein eben ausgejchlüpftes Fiſchchen ift 5 mm groß, Wachstum je nach den Nahrungs- und klimatiſchen Verhältniffen jehr verjchieven. Ein- jommerig gewöhnlich bis 10, zweijonmerig 20 bis 25, dreifommerig 30 bis 35 cm lang und in diefer Größe 200 bis 350 g ſchwer. Ein 10 cm langes Fiſchchen kann aber auch in zwei Sommern bis zu 5 Pfd. Heranmwachjen und ein 1 bis 2pfündiger im Laufe eines Sahres um 4 Pfd. zunehmen, und ebenjo auch die Brut im erjten Sommer jchon eine Länge bis zu 21 cm erreichen. Mit /ı bis 1 Pfd. Gewicht wird er fortpflanzungsfähig. An Gefräßigkeit gibt er dem Hechte wenig nach, doch wagt er fich nicht an jo große Beute. Sein Lieblingsfutter bejteht in Stinten, Ukelei und Keinen Plögen; er verjchmäht aber auch andere Kleine Fische nicht. Junge Zander freßen auch Würmer und Sekten. Zander aus tiefen Seen mit klarem Wafjer find nicht transportfähig, fie treiben im Be: 4 4 Porcidae, Varſche. 561 bhälter an der Oberſläche den Bauch nad) oben gelehrt und nad Luft ſchnappend; im Sommer fterben fie bald ab, im Winter kann man fie dagegen ein paar Wochen im Hütfaf; lebendig erhalten. Leichter als der Transport von Seplingen ift der Verſand von Eiern Brut, welden der Fiſchermeiſter Hübner zu Köllnig (bei Stortow, R.-®. Potsdam) und feit 1885 betreibt. Zwiſchen feuchtem Moos verpadt können die an Wachholderſtrauch, r L Moos und dergl. Mebenden Eier einen Transport von 2 bis 3 Tagen aushalten. Im echtannen von 15 Liter Inhalt laſſen ſich 10 bis 20000 Stüd Brut auf weitere Entfernungen diden. Dauert der Transport länger ald 2 Tage, jo darf nur etwa die Hälfte an Brut in eine ſolche Hanne gejegt werben. 1000 Stüd angebrütete Eier foften 3 ME, 1000 Stüd einige Tage alte Brut 6 ME, das zugehörige, mit Stroh» und Weidengefledht umgebene Transportgefäh 3%, Mt. — Die Schmadhaftigkeit des Zanders als Tafelfiihes ift unbeftritten, doch gilt dieje in erjter Linie nur von dem frischen Fiſche. Das Fleiſch des toten anders verliert jehr raſch an Wohlgeihmad. Der Marktpreis variiert in Deutſchland zwiſchen 100 bis 240 Pf. pro Silo. Als Nebenbeiap in Karpfenteichen we niger vorteilhaft als der Hecht. Der Flußbarſch, Perca Auviatilis L. (1). Gefräßiger Raubfiih des ftillen Waflers in Seen, Teichen und Flüſſen. Laichzeit im April und Mai, fobald ſich die BWaffertemperatur andauernd über 8° R. erhebt. Die aneinander gereihten Gier bilden ein mehr oder weniger langes, etwa 2 bis 3 cm breites gallertartiges, netzmaſchiges Band, welches gewöhnlich an einem voripringenden Stein oder an Zweigſpitzen von Uferpflanzen feſt hängt. Die Eier find 2 bis 2,5 mm groß umd ihre Anzahl beträgt nad) Lund bei einem Nogener von "» Pid. 26880 Stüd, Budland zählte 127 240 bei einem 2 Bir. 218 g ſchweren Weibchen und 155 620 Stüd bei einem joldhen von 2 Pid. und 418 Benede, Handbuch pag. 69, hat eine Null zu viel, welcher Fehler wohl berrührt und in die gejamte jpätere Litteratur übergegangen ift. Inku 8 bis 10° R. 18 bis 21 Tage, bei 12° 9 bis 11 und bei noch höherer 5 bis 6 Tage. Die eben ausgeichlüpften Fiichchen find 5%, mm lang; der Dotterfad wird etwa in 4 Tagen aufgezehrt. Wachstum weniger jchnell als beim Hecht und über eine Marimalgröße von 50 bis 55 cm mit einem Gewicht von 2 bis 3 kg kaum binausgehend. In Torfjtichen bei Berlin wuchſen eingeſetzte Barſche (nad) Dr. Petri) eriten Sommer bis zu 10, im zweiten bis zu 15 umd im dritten bis 20 cm beran. 2 bis 30 cm Länge haben fie ein Gewicht von etwa Y. bis 1 Pid. Die Fort- pflanzungsfähigfeit tritt mit Ende des ziveiten Lebensjahres ein. Ebenſo gefräfiig mie bon Meinen Fiichen, nimmt jedoch auch Würmer, Inſelten, Schneden und findet fi in Seen u. j. w. auf den Laichpläpen der Karpfen ein, um den frifchen Laich zu verzehren. Durch zu große Häufigkeit kann er das Gedeiben anderer Fiſcharten gefährden, bleibt dann bei unzureichender Nahrung Hein und verliert dadurch feinen Wert als Speifefiich. Je größer der Barſch, defto ſchmachafter jein Fleiſch. Im Behältern läßt er fich nicht lange aufbewahren, auch lebend in Faſſern oder in feuchtem Kraut nicht weit transportieren, & 1 Ar meist in Gefellichaft lebender Raubſiſch des jandigen oder fiefigen Grundes der Scen und größeren fließenden Gewäfler. Laicht von Ende März bis Mai am Ufer und fept die anklebenden Eier am Grunde zwiſchen Waflerpflanzen oder Steinen ab. Ber einem Rogener u 205000 Eier gezählt; fie haben einen Durchmeiler von 0,8 bis 1 mm. R. 15 bis 20 Tage. Wachstum ziemlich raſch. Der Kaulbarſch er reicht feine Durchichnittsgröße von 12 bis 16 cm und ein Gewicht von höchitens '. Bid. in zwei Jahren. m vielen Gegenden geht er über dieſes Maß nicht hinaus; im dem Blut und Ebbegebiet der Unterelbe und Unterwejer und namentlich an den DOftieclüften panbug d, geriw. L 2. adug 36 569 IX. Megger, Fiicherei und Fiichzucht. und in dem frischen Haff erreicht er jedoch eine Größe von 20 bis 25cm und ein Gewicht bis zu 2508 und darüber. Er ift jehr zählebig und fann namentlich während der Fühleren Sahreszeit weite Transporte ohne Waſſer aushalten. Sein Fleisch ift zart und wohl- jchmedend. Won wirtichaftlicher Bedeutung nur da, wo er in der Negel mit dem Stint zufammen in größeren Mengen gefangen wird. Bolfsnahrungsmittel, namentlih an den Haffen, dann an der Unterweſer und Unterelbe (Hamburger Stuhrenfuppe). Die übrigen Barjcharten: der Streber (3), der Zingel (4) und der Schräßer (6), alle drei auf das Donaugebiet bejchränft und dort nirgends häufig, haben faum eine toirtfchaftlihe Bedeutung. Erwähnung verdient noch der amerifaniihe Shwarzbarfjch (Mieropterus Dolomiei und Micropt. sal- moides Lae&pede) 1883 durch M. von dem Borne auf Berneuchen nad) Deutjchland ein- geführt und mit vielem Erfolg gezüchtet. Der Forellenbarſch (Mieropt. salmoides) unter- jcheidet fich vom eigentlichen Schwarzbarſch (M. Dolmiei) durch ein größeres Maul, durch eine hellere Farbe und durch jchnelleres Wachstum; er wird überhaupt größer al3 der Schwarzbarich. Lebterer hat eine Fleinere Mundjpalte (small mouthed Black-Bass), der Dberkiefer reicht nur bis zur Mitte des Auges, bei dem Forellenbarſch (large mouthed Black-Bass) bis hinter den hintern Nand der Augenhöhle Die Gattung Mieropterus charakterifiert fich durch die Nüdenfloffe (vorderer Teil mit 10 Stachelſtrahlen niedriger als der Hintere Teil mit Gliederftrahlen) und durch den einfachen Rand des Vordedels ; Afterfloffe ftark gerundet mit 3 Stachelftrahlen. Die urjprüngliche Heimat ift das Gebiet der Großen ‘Seen, ſowie der Miffiifippi; von dort aus find fie in die Gewäſſer der öftlichen Staaten eingeführt. Der Black-Bass gehört zu den beiten Speifefiichen Nord- amerifad. Laichzeit im Mai und Juni; die Schwarzbarjche jegen ihre kleinen nicht an- flebenden Eier auf grobem Kies bezw. Gerölle ab, die Forellenbarjche auf Kies, Sand und weichem Grund in /s bis '/ m tiefem Waſſer. Sowohl die Eier wie die Brut werden” von einem der elterlichen Fische bewacht und vor Feinden beſchützt; die Brut ſchwimmt in großen Schaaren, bei denen fich ſtets ein Mutterfiih in nächjter Nähe aufhält. Wachstum ſchnell; bis zum erften Herbſt 5—14, im zweiten 20—30 em fang; darauf nehmen die Fijche bei veichlichem Futter jährlich bis zu 1 Pfd. zu. Im fälteren Norden wird der Schwarz- barſch bis 4» Pfd., jelten bis über 6 Pfd. ſchwer, während der Forellenbarjch ein Ge— wicht von 8—9 Pfd. erreicht. Die Nahrung ift der unferes Barjches ähnlich. Die Züch— tung in Teichen ift leicht und der Forellenbarsch kann ftatt des Hechtes in Karpfen-, Ab— twachsteichen äußerft vorteilhafte Verwendung finden. In fliegenden Gewäſſern jcheint er nach vorne dem Borne bejonders für die Barben-Negion geeignet; in Seen nur da, wo feine Eoregonen, Saiblinge oder Seeforellen gedeihen. 9. Cottidae, Panzerwangen. Der Raulkopf, Groppe oder Koppe (Cottus gobio L.) (7). In Flüffen und Bächen mit fteinigem oder Fiefigem und jandigem Grunde umd auch in Seen verbreitet Sn den Gebirgsbächen ein treuer Begleiter der Forelle und hier mit dieſer, der Elritze und der Bartgrundel zufammen in der Negel den alleinigen Fiſchbeſtand ausmachend. Laichzeit je nach den klimatiſchen Berhältniffen von Anfang März bis Ende Mai. Seht die Gier zu einem gallertartigen Klumpen vereinigt unter Steinen in jelbjt gemachten oder von Natur geeigneten Höhlungen ab. Die Anzahl der Eier variiert je nach der Größe und dem Zustande des Fiſches. Fatio zählte in einem 10,5 em langen Nogener bis 761; ihr Durchmeffer beträgt etiva 2 mm. Während der Inkubation, die 25 bis 35 Tage in Anfpruch nimmt, werden fie vom Männchen bewacht. Die Jungen find bei der Geburt Smm groß, bleiben noch einige Zeit zufammen und zerſtreuen fich dann, um wie die Alten zwifchen Steinen oder in Höhlungen verſteckt, als einſame Standfiſche ein räuberiſches Leben H | Acipenseridae, Störe. 563 zu führen. Sie lauern in ihrem Verfted auf Beute und revieren namentlich des Nachts die nächte Umgebung nad) Würmern, weichen Inſelten, Fiſchlaich und Fiſchbrut ab. Gegen Ende des zweiten Lebensjahres werden fie fortpflanzungsfähig, Die Durhichnittsgröße ſchwantt zwiſchen 10 und 14 cm, das Gewicht von 20 bis 30 g. Das Fleiſch ift ſehr wohlſchmedend und wird in manchen Gegenden gern gegefien. Die Fiſcher brauchen den Kaullopf zumeift als Höderfiic für Nacht- oder Aalichmüre. Der Kaulkopf mit gebänderten Bauch- und Wfterfloflen, C. poecilopus Heck. (8), ift bezüglich feines biologijhen Verhaltens von der vorigen Art nicht verſchieden 10. Gasterosteidae, Stidhlinge. Der gemeine Stidling, Gasterostens acnleatus L. (9). Laichzeit von April bie Mitte Auguſt. Das Männden macht im Schlamm oder Sand eine Höhlung und baut diefe mit Moos, Grashalmen und Pflanzenfaſern zu einem rundlichen oder ovalen Nefte von Oem aus, defien röhrenartiger Innenraum von einem oder auch von mehreren Weibchen nach einander mit Eiern angefüllt wird. Fatio fand bei einem Rogener von 4,6 cm 75 faft reife, 1,25 mm große Eier und noch reichlich ebenfo viel Meinere von ver ſchiedener Größe; in einem andern von 5,4 cm dagegen 179 reife von 1,5 mm Größe und eine weit Anzahl Ueinere. Inktubationsdauer 10, 15, zuweilen bis 25 Tage. Das Neft wird vom Männchen bewacht und ebenjo eine Zeit lang die ausgeichlüpfte Brut. Behn oder nad dem Ausichlüpfen verſchwindet allmählich der Floſſenſaum der Larvenperiode und die definitiven Floſſen werden bei den 5 bis 6 mm grofjen Fiſchchen fihtbar. Sie wachen alsdann raſch und werden jchom mit Ablauf des erften Lebensjahres fortpflanzungsfähig. Infolge der Brutpflege, ſowie aud infolge des Schupes, den der Stichling durch feine Bewaffnung, die durch Sperrgelenfe in geipreizter Lage feititellbaren Stacheln des Rüdens und Bauches, geniefit, ift feine Vermehrung troß der geringen Eier = — zahl Bei ſeiner räuberiihen Lebensweiſe, er frißt namentlich gern Fiſcheier und Fiſchbrut und fällt ſelbſt junge Fiſche am, die er nicht bewältigen klann, wird er da, wo er in großer Menge vorkommt, der Fiſcherei jhädlih. Er kann als Dünger und zur Bereitung von Thran verwendet werden. Im Suriichen Haff wurden 1882 an der Neb- bei Sandfrug ea. 18000 Scheffel erbeutet und mit 70 Pig. bis ı Mart pro Scheffel bezahlt. Nach Gewinnung des Thranes werden die Nüdjtände allgemein als Schweinefutter benugt. Im Friſchen Haff wird die Stichlingsfiiherei an den Pillauer Molen während der Monate Auguft, September und November mit Heinen Garnen umd Hamen ausgeübt. Im Jahre 1884 belief ſich die Ausbeute auf 150000 Hilo Thran im 67500 Marl, — Dem Donaugebiete fehlt der Stichling. ine Stihling, Gasterostens pungitius L. (10) In den Binnengewäflern viel weniger verbreitet al$ der vorige, nad) Süden kaum über den doſten Breitegrad hin id; nur im norbdeutichen Flachlande, zumal im Küftengebiet der und Dftfee allgemeiner vorlommend. Baut fein Nejt über dem Boden zwiichen Bilanzen, Reifig u. dgl.; übrigens in feiner Lebensweiſe mit dem vorigen übereinftimmend. Kann in Brutteichen Aufzuchtgräben ſchadlich werden. tt. Acipenseridae, Störe Der Stör, Acipenser sturio L. (67%). Wanberfiich, der zum Laichen aus dem Meere in die größeren Fluſſe zieht. Im Rhein gelangt er ganz vereinzelt bit Baſel, im Hameln, in der Elbe bis Böhmen, in der Oder bis Breslau, in der Weichſel Dem Donaugebiet ift er fremd. Laichzeit von Mai bis Auguft, Haupt monat Juli. Sept feine bis 2 mm großen Eier, die im Wafler ftart Mebrig werden und fi leicht zufammenklumpen, wahrſcheinlich auf Kies oder Steinbänfen in ſchwacher 30* 2: =“ 564 IX. Metzger, Fiicherei und Fiſchzucht. Strömung ab. Inkubationsdauer bei 15 bis 17° R. 3%/, bis 4 Tage, Dotterſackperiode ettva 5 Tage. Ueber Wachstum und Lebensweiſe des jungen Störs herricht noch völliges Dunkel. Nach den Wahrnehmungen des Königl. Fifchmeifters Deder zu Altona trifft man in der Unterelbe junge Störe in vier verjchiedenen Größenftufen und zwar durchſchnittlich von 35, 60, 75 und 85 bis 90 cm Länge. Der genannte jehr zuverläffige Beobachter möchte jie al3 die vier jüngſten Jahrgänge bezeichnen, welche noch fein Salzwaſſer gejehen haben. Die Eleinften trifft man nur im Süßwafjer, die größeren im Bradwafjer oder nahe an der Grenze desjelben. Vor der Elbe dagegen in offener See oder in nur geringem Abftande von der Küſte, beifpielsweife vor der Piep nördlich von der Elbe, werden von den Hochjeefiichern in der Kurre jolche von 1 bis 1,5 m Länge gefangen, die fich durch ihre ſchlanke Geſtalt, ſowie ducch ihr geringes Gewicht von 10 bis 12 Kilo als jugend- liche Fiſche charakterifieren. In der Unterelbe werden Störe von dieſem Kaliber faſt nie- mals angetroffen; die zum Laichen auffteigenden find immer viel jtärfer und jchwerer. Ein zum Laichen auffteigender Stör von 120 cm wiegt ca. 30 Kilo, ein folcher von 150 cm gegen 50 und von 250 cm ungefähr 150 kg. Budland erhielt aus dev Nähe von Hel- goland einen Stör von 334 em Länge und 284 kg Gewicht. Störe von 10 cm Länge, welche nach Benede im Meere (wo ? vielleicht Oſtſee?) beobachtet jein jollen, find meines Wiſſens aus der Nordfee nicht befannt. Kröyer fand feiner Zeit, als e3 noch fein Mi- nimalmaß gab, in der erften Hälfte des September „temmelig almindelige“ 6 bis 7 Zoll, das ift 16 bis 19 em lange Störe auf dem Fischmarkt in Hamburg und dieje jtammten alle aus dem jüßen Waffer der Elbe. Im Aquarium des Londoner zoologijchen Gartens hat ein Stör fieben Jahre gelebt; al3 er eingejeßt wurde, hatte er eine Yänge von 91,2 cm, als er ftarb, war er 127 cm lang und nur 6342 5 ſchwer. — Ein Rogener von 150 Kilo hat ungefähr 25 kg Eier, ein Nogener von 180 kg etiva 35 und ein jolcher von 225 kg ca. 42 kg. In einem Pfund (500 g) reifen Rogen hat man 68888 Gier gezählt. Aus dem Rogen wird, wenn er noch nicht ganz reif it, Caviar bereitet, der hoch im Preiſe fteht; das Störfleiſch kommt friſch mariniert und geräuchert in den Handel und jpielt für die Alimentation der Bevölkerung eine nicht unwichtige Rolle. Mag nun der junge Stör ein, zwei oder bis vier Jahre in unfern Flüffen zubringen, jo viel jteht wenigſtens feit, er wächſt erjt im Meere zu einem wirtſchaftlich wertvollen FZiich heran, und das Meer zahlt ähnlich wie beim Lachs die Koften für die Fettweide. Es liegt auf der Hand, daß eine rationelle Fiichereitvirtichaft dahin ftreben muß, die Generationsprodufte aller Laichreif gefangenen Störe zu Zwecken der fünftlichen Siichzucht zu verwerten, An der Unterelbe ift damit feit 1882 der Anfang gemacht, und hat der Vorjtand des Zentral-Fiicherei-Ber- eins für Schleswig-Holftein, welcher die Verſuche zur Störerbrütung im Auftrage des deutjchen Fiſcherei-Vereins fortjeßt, im Jahre 1886 jehr viel verfprechende Refultate erzielt. — Früher war der Stör auch weiter aufwärts in den Nordjeeflüffen ein häufiger Stich. In Magdeburg wurden noc im Jahre 1834 am UWeberfall bei Krakau gegen 3000 Störe gefangen; jetzt beträgt die jährliche Ausbeute dajelbft kaum den Hundertiten Teil. Dagegen hat der Fang an der Unterelbe im Gebiet der freien Küftenfischerei zugenommen; wo früher kaum 100 Störnege in Thätigfeit waren, arbeiten deren jet über 300. Der Vorteil der geographi- jchen Lage wird, wie beim Lachs- und Maifiſchfang in Holland u. f. w., ohne billige und naturgemäße Rückſicht auf die Stromoberkieger und die im Stromgebiet vorhandenen Laich— pläße ausgebeutet. In der Unterelbe von Harburg abwärts wurden 18833: 8000 und 1884: 6000 Störe gefangen, oberhalb diefer Grenze nur vereinzelte Eremplare. Strom- vegulierungen, Dampf- und Kettenfchiffahrt tragen gleichfalls zur Verminderung der Störe bei. Der Sterlet, Acipenser ruthenus L. (efr. unter 67). Diefer den Flüffen des kaspiſchen umd ſchwarzen Meeres, ſowie einigen fibirifchen Stromgebieten eigentümliche Petromyzontidae, Reunaugen. 565 Störart ift fein Wanderfiih. Die 1,5 bis 2 mm großen Eier werben im Mai auf Stein oder ſtiesbänlen in der Strömung abgeiegt. Die künftlihe Befruchtung ift in Rußland verſchiedentlich mit Erfolg verſucht. Inkubationsdauer bei 13 bis 14° R. 4 Tage. Wade tum anfcheinendb ſehr langjam. Gebeiht in Seen und Teichen, pflanzt fi) hier aber micht fort, wie mehrfache unter den SKönigen Friedrich Wilhelm L, Friedrich dem Großen und Friedrih Wilhelm II. unternommene Verſuche, den Sterlet in Pom— mern zu afllimatifieren, gezeigt haben. Nach Profeſſor Grimm erreicht er in Teichen im Laufe von 16 Jahren ein Gewicht von 20 Pd. Ein foldes Eremplar wird in Peters burg mit 120 Silberrubel bezahlt. In Ungarn und Sroatien ift er billiger: auf dem Fiihmarkt von Budapeſt im Mai—Juli 2,80 Mt., Degember— Februar 5 bis 6 ME. per Kilo. — Sein Fleiſch ift fett und weich; der Mogen liefert den feiniten Caviar und bie Schwimmblafe die befte Sorte des als Haufenblafe bezeichneten Fiihleims. In Bayern wurde bei Vilshofen in der Donau im September 1886 ein 56 cm langer Sterlet ge fangen; 1822 ift ſogar ein folder von 2'» Pd. und 22 Zoll Länge zwiſchen Günzburg und Ulm erbeutet. 12. Petromyzontidae, Teunangen. Von den drei in den mitteleuropäiichen Binnengewäflern vorfommenden Arten find zwei, die Meerlamprete und das Flußneunauge, Wanderfiiche , deren Lebensweiſe indejien noch wenig erforjcht ift. Genauer find wir mur über die dritte Art, das Bachneumauge, defien Yarvenform früher als eigene Fiichart, der Duerder, Ammocoetes bran- chialis Cuv. befchrieben worden if. Obſchon bereits Baldner die Verwandlung der Duerder in Neunaugen kannte, jo ift diejelbe doch erft ſeit 1856 durch die Unterjuchungen und Beobachtungen von Profeffor A. Müller zur allgemeinen Kenntnis gelangt. Das Meerneunauge, die Qamprete, Petromyzon marinus L. (68) ift für unfere Binnenfiicherei wegen der Seltenheit ohme Bedeutung. Kommt zur Laichzeit von bis Ende Jumi aus dem Meere in die Flüſſe der Nord» und Dftiee und wird dann und da in den’Binnengewäflern, oft weit von der Küſte entfernt, im vereinzelten von 1’, bis zu 3 Pid. Schwere gefangen. Das Laichen ſcheint daher mur und nicht, wie bei den andern Arten, in größeren oder kleineren Geſellſchaften, gehen. Das Fleiſch wird bei uns kaum gemupt, dagegen in Jtalien, Frankreich ſehr geichäpt. Dem Donaugebiet ift fie fremd. Flußneunauge, Petromyzon fluviatilis L. (69), tritt jeine Wanderung aus in die Flüffe ſchon Ende Auguft, Anfang September an und gelangt allmäh nad oben in die Meineren Gewäſſer, wo in der Zeit von Ende März bis Mitte häft auf flachen fteinigen Stellen in friiher Strömung vollzogen wird. Männchen jaugt fih am Naden des Weibchens feſt umd beide geben dann unter hef Bewegungen die Geichlechtsftoffe an das Wafler ab. Die graugelben, Eier werden von der Strömung zwiſchen Steinen zerjtreut. Inlubations je nad der Temperatur 10 bis 21 Tage. Die ebenausgeihlüpften, ca. 4,5 mm find wurmförmig, etwas gefrümmt und am hinteren Körperende dider. nad) einigen Tagen in den weichen Grund und fommen dann nur jelten faft nur zur Nachtzeit heraus. Nach etwa drei Wochen haben fie die Duerder- oder Ammocoetes-form erlangt, in welcher fie 3 bis 4 oder auch bis 5 Jahre verharren und nur eine Länge bis zu 20 cm erreichen follen. Im diefem Auftande find fie Ichmupiggelb und entbehren des Silberglanges ; der kuppelfürmige Mund ift noch nicht zum Saugen eingerichtet und hat ftatt der ipätern Hornzähne zahlreiche veräftelte Zotten; das Auge ift noch nicht fichtbar, jondern tief unter der Haut verjtedt. Die Rüdenflofie beginnt auf der Mitte des Rüdens und zicht ſich als ein niedriger ſtrahlenloſer Hautſaum, der zwei Er El SE ini 566 IX. Mebger, Fifcherei und Fiichzucht. hebungen zeigt, bis zum Schwanze hin. Gegen den Herbjt des vierten oder fünften Sahres beginnt die Verwandlung in die Neunaugenform und jollen dann die noch in den legten Stadien der Verwandlung begriffenen ca. 14 bis 20 em langen jugendlichen Neunaugen in den Winter und erjten FSrühlingsmonaten bereits jtromab dem Meere zu wandern, um hier zu einer Größe von 30 bis 50 cm heranzuwachſen. Der Fang der rücfehrenden oder auffteigenden Neunaugen beginnt an der Unterwejer im September und fann bei offenem Waſſer bis Faftnacht dauern; weiter aufwärts am Wehre von Hameln von Ende Februar bis Mitte April und unter dem Wehre bei Caſſel von Mitte März bis Ende April. Im Rhein werden bei Weſel ſchon von Ende Auguft an auffteigende Neunaugen gefangen. Ein großer Teil des Fanges aus dem Rhein ſowohl wie aus der Wejer u. j. w. wird lebend nach) Holland exportiert, um als ausgezeichneter und daher jehr teuer bezahlter Köder für die Angelfifcherei auf Dorsch u. f. w. in der Nordfee zu dienen (Beug-en Kolyaart der Holländer). Die Neunaugen aus den Dftjeeflüffen und aus der Elbe fommen größtenteils geröftet und mariniert in den Handel. Das Bachneunauge, Petromyzon Planeri Bl. (70). Durch ganz Europa in Hleineren Flüffen und namentlich in Bächen und auch in Gräben verbreitet. Laichzeit im April. Laichvorgang und Entwidelung wie beim Flußneunauge Die Duerder oder Lar— ven find gewöhnlich 10 bis 20 cm, die gefchlechtsreifen Tiere 20 bis 35 em lang; die legteren gehen bald nach dem Laichen zu Grunde. Die Verwandlung der Auerder beginnt im Auguft und währt etwa bis Januar. Die Larven und auc die ausgewachjene Form werden gewöhnlich als Köder benußt, die größeren Eremplare jedoc) auch wie Flußneunaugen zubereitet. Nach PBrofeffor AU. Schneider, Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Entwicklungsgeſchichte der Wirbeltiere, Berlin 1879, ift P. Planeri nur al3 eine Varietät von P. fluviatilis anzufehen, da die Unterfchiede in der Bezahnung der Mundſcheibe, ſowie in der Ausbildung der Rückenfloſſe fich als unzuverläffig erweiſen follen und außerdem in anatomischer Beziehung, ſowie in bezug auf die Größe der Eier und auch in der Querder- form feine Unterfchiede eriftieren. Beftätigt fich diefe Anficht, jo läge ein ähnliches Ver— halten zwischen beiden Neunaugenformen vor, tie bei der wandernden Meerforelle und der nicht wandernden Bachforelle. IH. Kinftlide Fiſchzuchk. Begriff undälteftes Derfahren. 8 1. Unter Fischzucht im weiteften Sinne verftehen wir die Ausübung der auf Er- fahrung und Wiffenfchaft beruhenden Regeln zweckmäßigſter Erzeugung, Aufzucht und Haltung von Fiſchen; in beziehung auf die freien Gewäſſer auf Flüffe, Bäche, Seen u. |. w. begreifen wir darunter die Nachzucht und Pflege, ſowie gegebenen Falls auch die Neu- grimdung der Fiichbeftände. Je nachdem man hierbei in die Fortpflanzung, jowie in die embryonale und erfte nachembryonale Entwidelung der Fiſche direkt eingreift oder nicht, unterjcheidet man zwiſchen künftlicher und natürlicher Fiſchzucht. Die letztere bringt nur ſolche Maßregeln zur Ausführung, durch welche die natürliche Vermehrung und das Ge- deihen der in Frage kommenden Fischarten begünftigt oder befördert wird; die künſtliche Fischzucht greift dagegen direkt in die Funktion der Fortpflanzung und in die erjte Ent- wickelung ein und bringt diefe zu gegebener Zeit und an beftimmten Orten außerhalb der natürlichen Verhältnifje zu Wege. Wie dies geſchehen kann, hat zuerſt Jakobi, der Entdeder der Fünftlichen Fiſch— zucht gezeigt. Das von ihm ſeit 1741 geiibte Verfahren, wird im Hannover'ſchen Magazin, Jahrgang 1763 (Styl und Drthographie find etwas geändert) etwa folgendermaßen be- Ichrieben ; nl V Grundlagen und Zwed. $ 2. 567 „Wenn die Forelle orbinär im Dezember den Laich ablegt, jo nimmt man ein Weibchen und drüdet von jelbigem die Eier aus, welches durch ein fanftes Streichen auf dem Bauche bes Fiſches ſogleich erfolgt, ohne daß man dem Fiſche etwas zu Leide thut. Wenn der Fiſch aber geichlacdhtet werben foll, wird der Laich herausgenommen, in eine thönerne Scale gethan und zum Gebrauch Hingeftellt. Sodann nimmt man das Männchen von ber Forelle, ftreichet folches gleichfalls, läffet die davon kommende Mil auf die in der Schale befindlichen Eier fliehen und rührt ſolches durcheinander. Mit diefer Schale geht man zu dem Bruttroge (defien Boden ungefähr zwei Zoll body mit grobem Siesfand bededt ift), ftreut den Laich auf den Kiesſand und läft das Waſſer in den Trog. Man macht den Dedel zu und beobachtet, daß das Wafler feinen beftändigen Lauf behält und die Drahtgitter von dem daran fich hängenden Unflat zu Beiten gereinigt werben. Um den britten ober vierten Tag öffnet man den Dedel und fieht nad), ob der Laich vom Schlamme überzogen ift, rührt mit der flachen Hand bie obere Fläche des Waflers im Kaſten etwas gejhtwinde um, durch welche Bewegung die Eier fi) ummenden und vom Schlamme reinigen. Bon dem Erfinder werden auf dieſe Urt ganze Quantitäten Forellen ausgebrütet. Dabei hat er entdedt, daß, nachdem das Ei ausgebrütet worden, der junge Fiſch unter dem Leibe eine Blaje hat, welche ihm die erfte Nahrung gibt, nad und nach aber Meiner wird und zuleßt ganz verichtwindet. So lange das Bläschen dauert, gönnt er ihnen den Aufenthalt im Kaſten; nachher aber läßt er fie in den Teich fließen, damit fie ihre Nahrung ſelbſt juchen. Auf gleihe Art Hat er es auch mit Lachſen probiert und zivar mit gleich glüdlihem Erfolge“. Grundlagen und Zwed, 82. Alle für uns in Betracht fommenden Fiſcharten pflanzen fi auf dem Wege der äußern Befruchtung fort, d. h. die Fortpflanzungselemente beider Seichlechter, die Eier des Weibchens und die Samenflüffigkeit (Milh) des Männcens kommen beim Laichge ſchaft erft außerhalb des Fiichlörpers mit einander in Berührung, und hierbei vollzieht ſich die befruchtende Einwirkung des Samens in der Weiſe, daf die lebendigen Elemente besjelben, die Samenfäden, durch aktive Bewegung im den Dotter des Eies eindringen. Findet eine ſolche Vereinigung nicht ftatt, jo bleiben die Eier unbefruchtet und geben alfo für die Nachzucht verloren. Die befruchteten Eier bedürfen nun zu ihrer weitern Entwidlung nichts weiter, als reines, lufthaltiges Wafler, das je nach der Fiſchart fliehend oder ftehend, höher oder niedriger temperiert fein muß. Obſchon befruchtete Fiicheier fich auch in hinreichend feuchter Luft, in feuchtem Moos u. dgl. bis zum Ausichlüpfen entwideln fönnen — und wir werden fpäter jehen, welche Anwendung biervon die fünftliche Fiſchzucht macht — fo ift doch das Waſſer das von der Natur auserſehene umd daher geeignetite Medium zur Vermittlung und Unterhaltung der für das Leben des Embryos notwendigen Gasdiffufionen. Auch die junge Brut braucht in der erjten Zeit nach dem Austriechen während der fog. Dotter- oder Dotterfadperiode nichts weiter als reines, lufthaltiges Waſſer. Man kann daber wohl jagen: das Wafler brütet aus. Bon der Befruchtung bis zu dem Zeitpunfte, wo die jungen Fiſchchen anfangen zu freien, thut das Waller alles, und in dem Waſſer ift es ohne Frage in erfter Linie die Luft und dann mit ihr zufammenwirtend die gleich mäßige Temperatur und endlich das Waſſer als jolches, wodurd das Gedeihen bedingt wird. Auf diefen phyſiologiſchen und entwidlungsgeihichtlihen Thatiachen beruht die fünit liche Fiſchzucht umd fie ift im der That nichts weiter, als eine Nachahmung der bezüglichen Naturvorgänge. Berfolgen wir indejlen den Laichvorgang und die Entwidelung der Fiſche in der freien Natur weiter, jo werden wir bald gewahr, daf es mehr oder weniger vom Zufall 568 IX. Metz ger, Filcherei und Fiſchzucht. abhängt, ob ein größerer oder. geringerer Teil der vom Weibchen entleerten Eier mit der Milch des Männchens in Berührung fommt; wir werden ferner gewahr, daß ein großer Teil der Eier, ja nicht jelten faft der gefamte abgejeßte Laich zu Grunde geht, teils in- folge von ungünftigen Natureinwirkungen (Hochwaſſer, Sinken des Wafjerfpiegels, Ver— ſchlammung, Froſt u. ſ. mw.), teils infolge von Nachftellungen feitens zahlreicher Feinde aus dem Tierreich; ja wir werden endlich gewahr, daß auch die Hilflofe junge Brut ähnlichen Schickſalen unterworfen ift. Diefe im Haushalte der Natur begründeten Verlufte durch geeignete Mafregeln und Vorkehrungen zu eliminieren, ift eben die Hauptaufgabe der fünftfichen Fischzucht, welche demnach nichts weiter bezwedt, als die möglichſt vollſtändige Verwertung der reifen Fortpflanzungselemente zur Erzeugung von Fiſchbrut und den Schub und die Pflege diefer legteren bis zu demjenigen Zeitpunkt, two die jungen Fiſchchen fich mit vollfommener Leichtigkeit bewegen, ihren Feinden befjer entfliehen und der ihmen zufagenden Nahrung nachgehen können. Was wir aladann mit der Fiihbrut anfangen, ob wir damit unfere freien Gewäſſer bejegen, oder ob wir fie in Zeichen und Behältern weiter aufziehen, das tft nicht mehr Sache der Fünftlichen Fifchzucht, jondern der Fiſchzucht im allgemeinen. Hiernach befteht alfo die künftliche Fifchzucht in der Ausführung gewiſſer Manipu- Yationen und damit zufammenhängender anderweiter Arbeitspornahmen, die ich der Zeit nach in folgender Ordnung aneinander reihen: 1) die Beihaffung von Laichfiichen, 2) das Abftreichen derfelben oder die künftliche Befruchtung, 3) die Inkubation oder Erbrütung der Eier und 4) die Pflege der jungen Fifche bis zum Verſchwinden der Dotterblaje. Befhaffung der Saihfifhe und Fünftlihe Befrudtung. 8 3. Was zunächft die Beichaffung von laichreifen Mutterfijchen anbetrifft, jo bietet diefelbe bezüglich derjenigen Fifcharten feine bejonderen Schwierigkeiten, welche in der Ge- fangenfchaft in geeigneten Behältern oder in Teichen Yaichreif werden. Hierhin gehören von denjenigen Fiſchen, mit welchen fich die künſtliche Fiichzucht vorzugsweiſe befaßt, die Lachſe, Sämtliche Forellenarten und die Saiblinge. Man kann dieſe Filche zu dem beab- fichtigten Zweck fchon kurz vor der Laichzeit, wenn fie noch auf der Wanderung oder im Aufftieg zu den Laichftätten begriffen find, an bequem gelegenen Fangplägen einfangen, ‚ in geräumige Behälter mit genügendem Waſſerdurchfluß einjegen und das Stadium der Laichreife abwarten. Hierbei ift indeffen zu beachten, daß beide Gejchlechter getrennt zu halten find, da die Männchen ihre Milch, jobald dieſelbe veif wird, in Gejelljchaft von weiblichen Fischen alsbald ausfließen Lafer. Bei Fischarten, welche nicht in Behältern laichreif werden, bleibt der Fang während der Laichzeit auf den Laichjtätten ſelbſt das einzige Mittel, in den Beſitz von laichreifen Mutterfiichen zu gelangen und dies Mittel wird um jo prefärer, je jchivieriger der Fang an fich iſt und je mehr derſelbe außerdem von äußern Zufälligfeiten abhängt. Hierhin gehören, wie nach den bisherigen Erfahrungen bei uns allgemein angenommen wird, von Salmoniden der Huchen, die Aeſche und ſämtliche Maränenarten und vom andern wich— tigen Fiſchen vor allen der Maifiſch. Bezüglich der Maränen ift jedoch zu bemerken, daß es den Amerikanern jehr wohl gelungen ift, den kurz vor der Laichreife eingefangenen Whitefish, Coregonus elupeiformis, eine unferm Oſtſeeſchnäpel Tehr nahe verwandte Maräneart, in Behältern (erates) bis zur fünftlichen Befruchtung aufzubewahren. Man follte daher auch bei uns mit derartigen Berfuchen noch nicht aufhören, jondern diejelben wenigjtens mit der Wandermaräne der Dftfee und befonders mit dem Schnäpel der Nordſee, welch letzterer kaum noch Gegenftand der künſtlichen Fiſchzucht gewejen ift, troß des erſten Mißlingens fortjegen. Hat fich bei den Fischen das Stadium der Laichreife eingeftellt, jo treten bei ge- - u Beihaffung der Laihfiihe und fünftliche Befruchtung. & 8. 560 lindem Streichen des Bauches in der Richtung von den Vruftilofien nad dem Schwanze hin die Fortpflanzungselemente aus der hinter dem After gelegenen Genitalöffnung aus. Bei dem Weibchen der lachsartigen Fiiche liegt die Genitalöffnung auf einer wargenförmigen, von Blutandrang ftark geröteten Hervorragung, während den Männchen dieſe Beichlecdhts warze fehlt. Man führt num die künftliche Befruchtung am beften in der Weile aus, dafı man erft einem ober mehreren Weibchen die Eier in ein trodenes Porzellangefäh, etwa in eine Waſchſchale, abftreift und dann diefelbe Prozedur mit einem Männchen bezw. mehreren vor nimmt, fo daß die Milch unmittelbar auf die Eier gelangt. Hierauf jept man einige Tropfen Waſſer zu und miſcht nun Eier und Milch durch Scwenten der Schale oder durd) vor ſichtiges Umrühren mittelft des Fingers oder einer Feder. Iſt dieſe Manipulation voll zogen, jo gießt man vorfichtig Waſſer zu, bis dasfelbe über den Eiern fteht, wartet einige Minuten und läßt darauf das trübe milchige Waller ablaufen, füllt wieder friſches hinzu, läßt dann wieder ablaufen und jo fort, bis das Wafler über den Eiern ganz klar bleibt. ft auf diefe Weiſe die Befruchtung und Waſchung der Eier ausgeführt, jo find fie zur Einlage in die Brutapparate oder zur Inkubation fertig. vorftehend bejchriebene Verfahren, welches ſich zumächft nur auf Forellen, Lachſe he bezieht, deren Eier im Waſſer nicht zufammen oder an andern Gegen ftänden feit eben, bezeichnet man als trodene Befruchtung im Gegenſatz zu der früher mehr im Gebrauch geweſenen naffen, bei welcher die Fortpflanzungselemente nicht in ein in ein mit Waſſer gefülltes Gefäß abgeftrihen werden. Die Be fruchtung auf trodnem Wege verdient den Vorzug, da erfahrungsgemäß Forellenmilch ihre befruchtende Fähigkeit im Wafler nur wenige Minuten behält und ebenjo forelleneier im nad) 4 bis 5 Minuten ihre Befruchtungsfähigfeit ganz verlieren. Bewahrt troden auf, d. 5. ohne jede Beimiihung von Waller und Harn, jo Temperatur ihre VBefruchtungsfähigkeit mehrere Tage; desgleichen reife Eier in trodenen Flaſchen und ſelbſt im getöteten Fiſch, wenn diefer mur wird, mit mehr oder weniger großen Berluften längere Heit ent res hi Eee Plain Befruchtung anflebender Eier geichieht ebenfalls am volltommenften „denn die Mebende Eigenſchaft der Oberflähenihicht dieſer Eier ent Waſſer und währt jo lange, bis die Aufſaugung von Waſſer beendigt emente find daher volljtändig troden abzuftreichen und zu miichen Eier im Wafler und zwar die der Goregonen in Gefaſſen mit flachem und die der Eyprinoiden auf Moos, Waflerpflanzen, Wach— u. dgl. jo dünn wie möglich zu verteilen. Wil man indefien die Befruchtung der Cyprinoideneier auf naflem Wege vornehmen, jo muß man das Wafler, in welchem Wafjerpflanzen, Wachholderreifig oder dgl. ausgebreitet find, erjt mit der Milch eines Mannchens anſamen und darauf ſchnell das Abſtreichen der weiblichen Fiſche folgen laffen, beziehungsweiſe im Abftreichen mit beiden Geichlechtern wechieln, während ein Ge bhülfe behufs befjerer Verteilung der Eier auf die Waflerpflangen oder das Neifig, Diele lehlern in langiam freifender Bewegung erhält oder doch durch Drehen und Wenden in verjchiedene Lagen bringt. Obſchon die Abnahme des Laiches bei Meinen und mittelgroßen Fiſchen von einer ausgeführt werben kann, jo ift es doch in den meijten fällen zwedmäßiger, wenn Berfonen in die Arbeit teilen; die eine hält den Fiſch beim Kopf und Schwanz andere bejorgt das Abjtreihen. Bei großen und kräftigen Fiſchen find jogar Berjonen erforderlich, zwei zum fFeitbalten und die dritte zum Abftreichen. Um dem Fiſch defto ficherer halten und handhaben zu können, ichlägt man außerdem um diejenigen an welchen er feitzuhalten ift (Kopf gleich hinter den Augen und Schwanz. : 3= Hi g HM : 3E8 = z 570 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiichzucht. ftiel) trodne Leintücher in bindenartiger Form. Für große Huchen, denen der Laich gleich an Ort und Stelle des Fanges abzunehmen ift, empfiehlt fich folgende von U. Mayer in der Bayerischen Fiichereizeitung, Sahrg. 1884, pag. 318 mitgeteilte Methode. An Requifiten find dazu erforderlih: 1) ein Zwillichſack, welcher ca. einen Hefto- liter Rauminhalt befikt, 2) ein nafjes und ein trodnes Handtuch von grober Leinwand, 3) eine dem zu gewwinnenden Eierquantum entjprechend große Schüffel und 4) ein pafjendes Kiftchen oder Transportgefäß zum Einlegen der Eier nad) der Befruchtung. Der Ziwillichjad wird ins Waſſer gelegt und ſoll vollfommen angejogen fein, dann jteeft man den Fiih mit dem Kopf voran in den Sad und legt ihn auf weichen Rajen oder Wiefengrund. In diefer Art von naſſem Gefängniffe zappelt fi) der Fiſch ohne Schaden zu nehmen aus, und man fann dann alsbald zum Abftreichen jchreiten. Hierbei treten die ziwei Handtücher in Verwendung. Das trodne nimmt derjenige, welcher ſich des Schwanzjtieles des Fiſches bemächtigt, um denjelben von nun an feitzuhalten; das nafje wird zu einer Art Strid zufanmengedreht und dem Fiſch in Schlingenform (Kravatte) nach ruckweiſer Entfernung des Sades um den Körper gelegt und nad dem Heraustreten der Nücenfloffe aus dem Sade durch einige ganz [oje Umdrehungen über dem Rüden des Fiſches zufammengedreht. Iſt die Schlinge (Kravatte) bis faſt zu den Bruftflofjen vor- gerückt, jo hebt der Mann mit der Kravatte den Fiſch in eine höhere Lage, während der Schwanz nahe dem Boden gehalten wird, ein Dritter handhabt die Schüffel, um fie, falls der Fiſch unruhig werden follte, jogleich in Sicherheit zu bringen und der Vierte ftreift den Fiſch aus. So large die Eier durch Leichtes Streifen am Bauche flott heraustreten, iſt der Fiſch in der Regel vollfommen ruhig, ja es jcheint demjelben eine Erleichterung zu gewähren. Nur wenn die Eier nicht Leicht heraustreten und frampfhaftes Zufammenziehen an der Geichlehtsöffnung entfteht, wird der Fich unruhig Man muß dann eine furze Zeit warten, bis der Fisch ruhig wird und die Eier wieder herausrinnen. Bei vollen umd vollftändig veifen Fischen treten die Eier bei fchräger Lage des Fiſches oft Schon durch ihr eigenes Gewicht heraus. Sit das Abſtreichen beendet, jo ift der Fiſch fogleich in fein Element zurüdzuder- jegen. Hierbei ift es jedoch notwendig denſelben einige Zeit mit dem Kopf gegen die Strömung an der Nücenfloffe aufrecht zu halten. Er erholt fich dann auffallend jchnell, während er fich felbft überlaffen meist kraftlos auf der Seite Liegen bleibt und dann in der Regel abftirbt und daher alsbald verkauft werden muß, was für den Filcher nicht vorteilhaft ift, da es bei jo großen Fiichen einen bedeutenden Unterfchied im Preife aus- macht, wenn diejelben je nach Bedarf verwertet werden fünnen oder in mehreren Exem— plaren zugleich auf den Markt gebracht werden müfjen. Bei der gejchilderten vorjichtigen Behandlung haben fich große, bis 40 Pfd. und darüber ſchwere Kuchen noch länger als vier Wochen im Behälter lebend erhalten. Für große Lachje und Forellen empfiehlt fich dies Abjtreichungsverfahren ebenfalls und möchte Sad und „Kravatte“ dem barbarifch erjcheinenden „Zaum“, welchem Brofefjor Nitſche jo warm das Wort redet, jchon deshalb vorzuziehen fein, weil man in den meisten Fällen das Abftreichen der Lachſe nicht im Bruthaufe vornehmen fann, jondern da vornehmen muß, to fi im Fluſſe bei den Fangjtellen (Lachsauszügen 2c.) die Fiſchbe— bälter befinden. Sn den Schriften des Sächfilchen Fiichereivereins, Nr. 5, pag. 26 wird über die Anwendung des Baumes folgendes mitgeteilt. „Das Abftreichen jelbjt wird im Brut- haufe vorgenommen und gefchieht in dev Art, daß zunächſt eine ohngefähr 30 em lange Schleife aus federkielftarter Schnur dem Lachje dur) das Maul ein- und unter dem Kienendedel wieder herausgeführt wird. Das zum Maul heraushängende Ende wird dann Be Die Brutapparate im allgemeinen. 8 4. 571 durch die unter dem ſtiemendedel hervorragende Schleife durchgeſtedt, das freie Ende an den Hafen, der am Ende eines über eine MNolle an der Dede (des Bruthauies) laufenden Strides befeftigt ift, eingehangen, und der Lachs nun mittelft des Strides im pafiender Höhe über dem zur Aufnahme der Eier beftimmten Gefaße aufgezogen. Hierdurch ift ber Lachs völlig wehrlos, das ſonſt übliche Feſthalten desjelben mit Hilfe von Tüchern, welches häufig zu fehr gewaltiamer Behandlung des Fiſches Veranlaffung gibt, ift völlig ver- mieben und das Abftreichen kann mit der Äuferften Schonung vorgenommen werden. Diele Befeftigungsart ift den Mheinfiihern bei Baſel abgelernt, welche allerdings dort, jo viel und befannt, nicht zum Zwecle des Abſtreichens, wohl aber um fie, falls geeignete Fiſch fäften nicht zur Dispofition ftehen, ficher im Fluſſe anbinden zu können, den gefangenen Lachſen einen folhen Zaum“ anlegen. Das Unlegen des Zaumes ift äuferft leicht, geht ungemein fchnell, und der von ihm wieder befreite Fiſch zeigt feinerlei Verlegungen am Kiemendedel. Wir glauben dies Verfahren als ungemein praktiſch empfehlen zu dürfen.“ Die Brutapparateimallgemeinen. 8 4. Iſt die künftliche Befruchtung und zugleich auch die Waſchung der Eier voll fo befteht, wie wir bereits früher geiehen haben, die weitere Aufgabe der fünftlichen darin, die befruchteten Eier bis zum Ausſchlüpfen und dann die junge Brut bie chwinden des Dotterjads in geeigneten Brutapparaten vor denjenigen Gefahren Schäden zu bewahren, bemen fie während dieſer Zeit in der freien Natur ausgeiett HE find. Wir ftehen damit vor der von Anfängern fo oft geftellten Frage: Welche Brutvor- richtung oder welcher Brutapparat ift der befte? Auf diefe Frage kann man nur die allge meine Antwort geben: diejenige Vorrichtung oder der Apparat ift der befte, welcher mit NRüdficht auf die örtlichen Verhaltniſſe bei größter Billigkeit und Bequemlichkeit die günftigiten Es kommt aljo mit anderen Worten bei der Auswahl von Brutapparaten an, unter welchen gegebenen lokalen Verhältniſſen, in weldem Umfange und Fiſcharten die fünftliche Fiſchzucht betrieben werden joll. an einen guten Brutapparat zu ftellenden pringipiellen Erfordernifie (vgl. Zemt Brutapparate von Salmoniden, Bayeriiche Fiſchereizeitung VI. Jahrgang Nr. 10) Ein volllommener Brutapparat joll nicht mur zur An und Ausbrütung der Gier, zur Weiterentwidlung der jungen Fiſchchen während der Dotteriadperiode brauchbar fondern muß auch zufolge feiner Konftruftion die richtige Anwendung und Ausmupung Waflers zulafien und dabei für Ei und Fiſchbrut Bedingungen ſchaffen, welde den möglichft entiprechen; er muß ferner die möglichfte Sicherung vor Feinden und andern zerftörenden Einflüfjen, wie Ungeziefer, Schlamm u. j. w. gewähren und dabei ſich mit thunlichſt geringem Raum beicheidend, für Eier und Brut möglichjt viel Raum ; er muß endlich einfach und jolid, leicht anzubringen, bequem zu handhaben und dabei wohlfeil fein. Daß der Apparat auch einen Fütterungsraum abgebe für das vol- Iendete Fiſchchen, liegt auferhalb der pringipiellen Erfordernifie; denn nach Berluft des das Fiſchchen in die freie Natur, feine weitere Aufzucht ift, wie ſchon früher angedeutet, nicht mehr Gegenſtand der künftlichen Fiſchzucht. Die Grundlagen für den Bau eines richtigen Brutapparates laſſen demnach am Klarheit und Einfachheit nichts zu wünſchen übrig. Wenn nun gleihwohl, bemertt Hert ft in feiner vorbin citierten Arbeit jehr treffend, deſſen praftiidhe Loſung ſeit den Tagen, wo ſich praltiiche Fiſchzüchter wie Gelehrte, darunter viele ausgezeichnete Köpfe und den intelligenteften Nationen angebörig, darum bemühten, in der verſchiedenſten, ab- weichenften Art verjucht wurde umd noch verſucht wird, fo liefert dies immerbim für zwei anerfannte Thatjachen Beweis. Einmal, daf es in der Praris nicht jo leicht ift, einen Hl in! Ei: = - = 572 IX. Metzger, Fiicherei und Fiſchzucht. allen gerechten Anforderungen entjprechenden Brutapparat zu Eonjtruieren; zweitens, daß es der Möglichkeiten mehr al3 eine gibt, einen folchen Apparat herzuftellen. Schon die fpeziellen Verhältniffe, mit denen je ein Fifchzüichter rechnen muß, Art und Menge, ſowie Gefälle des zur Brütung benügten Waſſers, Duantum und Gattung der zu zlüchtenden Fische, Eigentümlichkeiten des Brutort3 und andere bejondere Umftände rufen Modifika— tionen des benüßten Apparates hervor. In der That jehen wir auch faſt alle bedeuten- deren Fifchzüchter ihre eigenen Wege wandeln. Wir beobachten, wie fie fich nad ihren eigenen Berhältniffen neue Brutapparate erfinden, vorhandene adaptieren. Das macht die Erfindung eines Normal-Brutapparates ſchwierig. Dazu fommt noch, daß bei dem Bau des einen Apparats mehr nur die An- und Ausbrütung der Eier, bei dem anderen mehr ein und der andere fonftige Zwed und Vorteil in's Auge gefaßt wird. Immerhin dürfen wir mit dem heutigen Stande der Sache jehr zufrieden fein. Es iſt kaum ein Fall denkbar, wo der praftiiche Fiſchzüchter, ſei es im großen, jei es im fleinen, unter den beveit3 vorhandenen Brutſyſtemen nicht eine® und das andere fände, das für feine Zwecke etiva unter geringen Venderungen ausreichtee Fa es wird bon den erfahrenen Züchtern behauptet, es gebe der Erfindungen auch im Gebiete der Brutapparate Schon zu viele und es werde fchwer, fih aus dem Wirriwar des zu einem Zwecke ge- Ichaffenen PVielerlei von Trögen, Tiegeln, Tiihen, Kübeln, Trichtern u. ſ. w. zu einem praftifchen Entichluffe herauszuringen. Wir werden im nachfolgenden nur einige der einfachjten und bewährteſten Einrich- tungen kurz bejprechen. Der Falifornifhe Brutapparat. 8 5. Sn Beziehung auf die Wafferzuführung kann man im allgemeinen zwei Grup- pen von Brutapparaten unterſcheiden, jolche mit Oberflächenftrömung und folche mit auf- fteigender Strömung (Ueberjpülung und Unterfpülung). Bei den Apparaten der eriten Gruppe fließt das Waſſer, indem e3 oben ein- und auch wieder austritt, über die Eier hinweg. Dieje künnen daher nur in einfacher Lage auf der Brutfläche (Riesbett, Draht- oder Slasrofte u. ſ. mw.) des Apparates ausgebreitet werden; denn wollte man mehrere Eierſchichten aufeinander lagern, jo würden die untern Schichten jo gut wie gar nicht von den belebenden Wafjeritrom berührt werden. Bei den Apparaten der zweiten Gruppe tritt Dagegen das Wafjer von unten an die Eier heran, und infolge deſſen wird e3 möglich die Eier ohne Schaden in mehreren Schichten auf einander zu lagern; das aufwärtsſtrömende Waſſer lodert fie und umſpült jedes Ei. Während alſo in den Bruttrögen mit Oberflächenftrömung nur jo viel Eier erbrütet werden fünnen, als auf der Brutfläche des Troges in einfacher Lage Platz finden, laſſen fich in den an Flächenausdehnung gleich großen Trögen mit Unterfpülung je nad der Menge des durchſtrömenden Waſſers fünf bis zehnmahljoviel Eier unterbringen. Ein weiterer Vorteil dieſer veränderten Wafferzuführung Liegt alsdann noch darin, daß die Eier viel weniger von Schlammniederſchlägen leiden. Zu den Brutapparaten mit Unterfpülung gehört der kaliforniſche Trog, twelchen M. von dem Borne, angeregt durch die von Livingſton Stone bejchriebenen Ein- richtungen in der Staats-Fiichzuchtanftalt von Kalifornien, im Fahre 1878 in Deutjchland einführte. Bis dahin hatte man bei uns und auch in den übrigen europäiichen Ländern fast ausschließlich Apparate der erften Gruppe gebraucht. Die früheren Verſuche einzelner Fiſchzüchter (in Deutfchland von Nueff- Stuttgart und Müller- Tihifchvorf) das Prinzip der Unterfpülung praftifch zu verwerten, waren nicht durchſchlagend; erſt M. von dem Borne reüſſierte damit jo vollftändig, daß nun bald die ältern Apparate aus den Fiſch— Der kaliforniihe Brutapparat. 8 5. 573 Auchtanftalten verſchwanden und dafür der faliforniihe Trog und andere auf demſelben Prinzipe beruhenden Apparate ihren Einzug hielten. Unter den verſchiedenen Formen, im welchen jeit jener Zeit der laliforniſche Trog gebraucht wird, ift wohl die Konftruftion Schufter die einfachſte und daher auch bie empfehlenswerteite. Schufter’s laliforniicher Apparat beftcht aus zwei in einander jepbaren Blech fien. Der äußere Hafen (40 cm lang, 31 cm breit und 19 cm tief) bat oben unter dem Rande der einen jchmalen (vordern) Seite eine über den größten Teil der Breite ſich erſtredende rechtedige Abfluhrinne; der Heinere (30 cm lang umd breit, 13 cm tief) mit Abflußrinne und mit einem Siebboden verjehen wird mun jo eingeicpt, dafı mit feiner Vorderwand der des äußeren Kaſtens eng anliegt und dabei jeine Abfluf in diejenige des äußern genau einpaßt; er ruht alsdann mit jeinen umgeichlagenen Nändern auf den Rändern des äußern Saftens, Zwiſchen die beiden Abjlufrinnen je nad) Bedürfnis ein einfadher oder doppelter Flanellſtreifen gelegt, um dadurd eine Dichtung zu bewirken, jo daß das Waſſer, welches in dem untern Kaften einftrömt, den Siebboden des innern Kaftens durchtreten, diefen von unten nad oben durch 35555, firömen und durch deſſen Abjluhrinne wieder ablaufen muß. Bor diejer ift dann noch, um das Entweichen der ausgeichlüpften Fiſchchen zu verhüten, ein über die ganze Breite fi) erftredendes Sperrficb in jchräger Stellung feit angebracht. In einem ſolchen Kaſten können bei einem Waſſerdurchfluß von 2 bis 3 Liter pro Minute 5 bis 10 Taufend Forelleneier erbrütet werden; man geht indeſſen in der Negel nicht über 5 bis 6 Taujend hinaus. Will man die Eier verlefen, jo lüftet man den innern Kaften etwas, indem man ihn am der hinterm ichmalen Seite emporbebt und dann wieder fchnell herabdrüdt. Die Eier wirbeln dadurch auf und finfen langiam wieder berab. Wiederholt man die ſtoßweiſe Bewegung bald in rajcherem, bald in langiamerem Tempo, fo kommen mit der Zeit alle verdorbenen Eier zum Vorſchein und können herausgenommen werben. Selbſwerſtandlich ift der Apparat mit einem Dedel zu verieben, um die Eier und Fiſchchen gegen zu helles Licht, gegen Staub und befonders auch gegen Spigmäufe zu fhüpen. Von dem Borne’s tiefer faliforniiher Trog untericheidet ſich von dem Schuſter ſchen Apparat 1) durch andere Dimenfionen, 2) dur die Abflußvorrichtung, 8) durch das nach Bedürfnis einjepbare Sperrfieb und 4) durch den Fanglaſten, welcher unter den Ausſluß des Troges geitellt wird, um die Fiſchchen aufzufangen und zurüdzu- balten, welche aus dem Troge entweichen, wen das Sperr- oder Vorſieb fortgenommen iſt. Diefes liegt horizontal und bildet den Boden eines Kaſtens, der mit feiner Ansiluf- tülle ebenjo in die Tülle des inneren Kaſten geſtedt wird, wie dieſer in dem äußern. Der tiefe kalifornifhe Trog beiteht demnach aus drei ineinanderfepbaren Kaſten. Der äufiere Kaften ift 40 cm lang, 25 cm breit und 25 cm tief, der mittlere mit Siebboden ver- fehene 30 cm lang 25 cm breit und 10 cm tief, der dritte ebenfalls mit Siebboden ee J F 574 IX. Metzger, Fiicherei und Fiſchzucht. verjehene, das VBorfieb, welches den Trog verjchließt, 10 cm fang, 25 cm breit und 10 cm hoch oder tief. Die an jedem der drei Kaften unterhalb des oberen Randes der einen ſchmalen Seite angebrachten Abflußvorrichtungen find röhrenförmig und müfjen genau in einander pafjen. Bis zum Ausfchlüpfen der Fiſchchen kann man Sperrjieb und Fang- faften entbehren. Erjcheinen die erften Fiſchchen, jo wird der Fangkaſten untergeftellt und das Vorfieb in den Bruttrog eingefeßt. Um die Eihüllen zu entfernen, nimmt man täglich das Vorſieb fort und läßt die Schalen in den Fangkaſten abjchwimmen. Kommen in kurzer Zeit viele Eier aus, jo verftopft ſich das Sperrſieb leicht und das Waſſer geht mit folcher Kraft durch die wenig offen bleibenden Sieböffnungen, daß die Dotterblajen herum- ſchwärmender Fiſchchen durch das Sieb gedrücdt werden. Deshalb ift es notwendig, in diefer Zeit das Vorfieb öfters zu reinigen. Die mit dem Abflugwafjer entweichenden Fiſchchen müfjen aus dem Fangkaſten jofort wieder in den Bruttvog zurüdgejegt werden, teil fie in erfterem bald fterben. Sm übrigen ift die Handhabung und der Wafjerverbraud) wie beim Schuſter'ſchen Apparat. Für die Siebe ift 6 Drähte pro 1 em eine angemejjene Weite. Die Aufftellung kann überall dort gejchehen, wo in einem gejchlojjenen feojtfreien Raum ein dauernder Strahl nicht verunreinigten Quell, Bach- oder Flußwaſſers, der im Durchſchnitt 2 Liter pro Minute Liefert, zur Benutzung jteht. Als eine eigentümliche Form des Falifornifchen Troges ift noch der von Profeſſor NUN Mh Der laliforniihe Brntapparat. 8 6. 575 von fa Balette St. George fonftruierte Brutapparat zu erwähnen... Er beftcht aus zwei ineinander paſſenden Trogen. Der äufere ift cylinderförmig, 26 em tief mit einer lichten Weite von 30 em, Un der Außenſeite ift ein Rohr angebracht, welches ſich obem zur Aufnahme des Brutwaſſers etwas trichterförmig erweitert und dicht über dem Boden mit einer 5 cm weiten Deffmung in den Trog ausmände. Der Einfluhöffnung gegenüber ift der Rand ausgeichnitten für dem etwas geneigten Ablauf. Ueber der Mündung des Seitenrohres am Boden des Troges ſpringt ein Hand von 1,5 cm Breite gegen ben innern Raum vor. Auf diefem Rande ruht der zweite, eingeihobene Trog, deſſen Boden ift und deſſen Eylinderwand ſich in einer Höhe von 5 cm um 2 cm dann bis zum obern Rande ſich wieder zum Umfange des Bodens erweitert, Rand ift nach außen umgebogen und greift über den obern Rand des außern über. Der verjüngte Teil des Annentroges ift wie der Boden fiebförmig durch H : ä | lochert. Die Thätigfeit des Apparates ift hiernach folgende. Durch das feitlihe Rohr fließt das Wafler in den untern Teil des Aufentroges ein, tritt dann durch das Boden fieb des Innentroges und beipült hier die Eier, welche 5 cm hoch auf einander lagern | iebring der verjüngten Stelle wieder in den Aufentrog, um durch den Ausfluf nad außen gelangen zu fönnen, H g Ei : ä In einer Minute läßt der Upparat 3 Liter Wafler durchlaufen. Eines Vorſiebes bedarf es bei dieſer Einrichtung natürlich nicht, auch feines Fanglaſtens. Man fann die Fiſchchen bis zur vollendeten Rei dem Brutapparat laſſen. Ein Andrüden der Eiſchalen oder fe in eblöcher findet nicht ftatt. Um die Eier zu verleien bezw. eine Um lagerung derſelben zu bewirfen, verfährt man ähnlich wie bei dem Schuiter'ichen und dem Vorne ſchen Apparat, man hebt und jenkt dem Einiap. Das verwendete Material ce, Die Porzellanfabrit von 2. Weſſel in Bonn liefert den Apparat zum Preife von 15 Markt. Profefior Benede teilt über diefen Apparat noch folgendes mit: „Der Fayenceboden läßt unmöglich fo zahlreiche und dichtitehende Oeffnungen beritellen, wie fie noch genügt, haben wir jelbft bei jpärlicher Belegung des von la Ba lette ſchen Troges immer viel Abgang beobachtet, indem diejenigen Eier, welche zwiſchen den Sieblbchern auf dem feiten Fayenceboden auflagen, in Menge jledig wurden und ab- Bei ftarkem Waſſerdurchſfluß werden die Eier natürlich häufig verihoben, ſo nicht vorlommen. Um die umftreitigen Vorzüge des von Troges auch bei geringerem Waflerrreichtum zu geniehen, babe ich den lech, übrigens vieredig, in der Form der ſchuſter ſchen Apparate nachmachen einem feinmajchigen Drabtgeiwebe als Boden des Eierbehälters vor- Refultate.* Klempnermeiſter H. Glauß in Königsberg i. P. liefert dieſen Ap Äußeres Maf), ungeftrichen zu 8 Mt. Much Profeffor von la neufter Zeit den Apparat in Haftenform aus Holz. und Drahtgefledht kon⸗ laſſen (äußerer Holzlaften 52 X46xX 17 cm, Annenfaften 41 cm und 11 cm = ® * a Hi — TH 3 H : 4 tr ei & | # E : 86. Obſchon die vorjtchend beichriebenen Apparate zur Erbrütung aller derjenigen Fiſcharten gebraucht werben können, welche in der freien Natur eine längere Intubations und Dotterjadperiode bei verhältnismäßig niedriger Waflertemperatur durchzumachen haben, fo find fie doch vorzugsweile nur für die größeren und jchivereren Eier der Yachie, Fo hen und Weichen geeignet. Ye Heiner die Eier find und je mehr ®. bei den Goregoneneiern, die Eigenſchaft verbunden ift, mehr oder weniger und im abgeftorbenen Zuſtande jehr bald von Schimmelpilzen heim» 31% * 576 IX. Metzger, Fiſcherei und Fischzucht. gefucht zu werden, deſto fchiwieriger, mühevoller und zeitraubender ift aud) das Gejchäft des Ausleſens der verdorbenen Eier. Man ift daher bemüht geweſen, dieſem Uebelftande durch anderweite Uenderungen des falifornijchen Troges möglichjt zu begegnen. Man ver- fleinerte zunächjt den Siebboden des Giertroges und gab der Seitenwand desjelben eine trichterförmige Geftalt. Bei entjprechender Regulierung des Waſſerdurchfluſſes werden dadurch die Fleinen Eier der Coregonen in fortwährender Bewegung erhalten, indem fie in der Mitte auffteigen, ſich an der Oberfläche ausbreiten und am Rande wieder nieder- finfen. Da nun außerdem kranke und abgeftorbene Coregoneneier nad) kurzer Zeit jpe- zifiſch leichter werden, fo halten fich diefelben länger an der Oberfläche al3 die gefunden und fünnen daher mit einem Sieblöffel oder flachen Gazekejcher abgejchöpft werden. Solche Trichterapparate Haben zuerſt die amerikanischen Fischzüchter Bell, Fred Mather und Wil- mot konſtruiert. Die hierdurch getvonnenen Erfahrungen benußend ging man darauf noch einen Schritt weiter und fonftruierte num Apparate, in welchen die Strömung jo reguliert werden kann, daß Die gefunden ſchwereren Eier ſich nur bis zu einer gewifjen Höhe auf- wärts bewegen, die Franken und abgeftorbenen aber bis an die Oberfläche fommen und hier abfliegen oder doch abgejchtwemmt werden fünnen. Diejen Apparaten hat man den Namen Selbjtauslejer, Selfpider, gegeben. In Deutfchland find diejelben durch M. v. d. Borne eingeführt. v. d. Borne's Selbſtausleſer ift nach demjelben Prinzipe fon- jtruiert, twie der tiefe kaliforniſche Trog. Der äußere Kaften hat eine Höhe von 50 em und ift dabei nur 15 cm breit und 20 cm lang. Der innere mit einem Siebboden von Drahtgaze verjehene Eiertrog, vd. d. Borne nennt ihn das Steigrohr, ift cylindriich, 40 cm Hoch und 10 em weit. In einem folchen Cylinder können 50 000 Blaufelchen erbrütet werden. Die dazu erforderliche Wajjer- menge berechnet ſich auf 75 kem pro Sekunde — 423 Liter pro Minute, wobei jedoch zu bemerken, daß man für gewöhnlich nur jo viel Wafjer durchlaufen läßt, als erforderlich ift, um die Eier ftändig in langfamer Bewegung zu erhalten und dabei nicht ganz bis zur Abflußröhre auffteigen zu laſſen. Die abgeftorbenen, jpezifijch leichter gewordenen Eier jammeln ſich alsdann nahe unter der Oberfläche an und werden nım täglich abgeſchwemmt, indem man alsdann den Wafferzufluß zeitweilig entiprechend verftärtt. Läßt man fort Intubationsbauer und Verhalten der Eier während berfelben. $ 7. 577 oder doc) bei Eintritt größerer Sterblichteit längere Zeit jo viel Wafler durch ß der größte Teil der weißen Eier abihwimmen kann, jo werben aud) immer mit abfließen. Um diefe nicht verlorengehen zu laſſen, bringt man unter f einen Fanglaften an, wozu fi ein la Walette'iher Brutapparat ganz ‚eignet, wenn man das Waller unmittelbar in dem Giertrog besielben ein die ausgeihlüpften Fiſchchen jammelt man am beften in einem ſolchen ang verteilt fie, wenn ihre Zahl für einen Fangfaften zu groß geworben ift, in g Au HuR ende Behälter. Id. Vorne empfiehlt, den Eylinder im innern mit roter Mennige ladieren zu dann die Eier in demjelben befier jehen fan. Der gewöhnliche Anftrich oder anderm Blech hergejtellten Bruttröge, ſowie auch der Drahtfiebe und befteht jonft aus ſyriſchem Asphaltlad, den man mit Terpentinöl jo weit daß er ſich bequem ſtreichen läßt. Statt des Terpentinöls kann man auch Benzin nehmen, wenn es darauf anlommt, daf der Anſtrich ſchnell trodnet. Der Asphalt lad wird falt bezw. im einem gebeizten immer angewendet. Bor Wiederholung eines muß der vorhergehende volljtändig troden fein. Ich habe ftatt mit Us phaltlad meiftens mit Steintohlenteer und Terpentin (etwa 9 zu 1) anſtreichen laffen und vollftändig zufriedenftellende Nejultate erhalten. Der Steintohlenteer wird erwärmt und dann allmählic fo viel Terpentin zugejegt, bis unter jtetem Rühren die nötige Dünn flüffigteit erzielt ift. Infubationsdauer und Derhalten der Eier während derfelben. 87. Die in einem Brutapparat ausgelegten Eier find jelbjtverftändlich täglich zu revibieren und die ſchlecht gewordenen, welche weiß; und falfig ericheinen, auszuleien. Hier num zahlreiche Erfahrungen gelehrt, daß frisch befruchtete Eier gegen Stoß und beftige Bewegung äußerft empfindlich find, und daß diefe Empfindlichkeit all Mafe abnimmt, als die Entwidiung des Embryos fortichreitet. Friſch können daher längere Transporte, auf welchen fie gerüttelt und geichüttelt gen, wie denn auch in den erjten Wochen nach der Befruchtung beim gewordenen Eier jeder Stoß und jede Erihütterung in den Brut- vermieden werben muß. ber Embryo jo weit entwidelt, daß jeine Augen im Ei als ein paar jchwarze werden, jo ift die gefährliche Anbrütungsperiode überwunden. Die Eier Drud und Stoß viel weniger empfindlich und können jelbit eine ziem ; fie find jegt auch transportfähig und können zwiſchen gegen Wärme und Kälte geihügt, auf die weitejten Hat das durch die Brutapparate laufende Waſſer eine durchichnittliche Temperatur von 2,5° R., jo werben bei forelleneiern die Augen als ſchwarze aber eine Temperatur von 5*, jo ericheinen die gen; im leptern Falle jchlüpft dann der junge aljo die Eier mittelft Anwendung von Eis umgebende feuchte Watte fich während der ber 5° erwärmt, jo lann der Transport ohne Schaden 30 bis 35 Temperatur der verpadten Eier im Durchſchnitt auf 2,5* entiprechend die weitere Entwidelung und die Neifedauer Schaden bis auf 70 Tage ausgebehnt werden. Auf dieje Weiſe ift es möglich den californischen Lachs und andere Salmoniden Ameritas nad Europa zu d Berfn I. 2. ante. 37 I ir Hr I F — BE ; " Ä * 3 h ir 3: : =: ii r J + n B 578 IX. Metzger, Fiſcherei und Fischzucht. überſiedeln umd umgekehrt den europäifchen Lachs und die Lachsforellen nad) Amerifa und nach Australien. Die zur Erbrütung von Lachgeiern erforderliche Wärmejumme berechnet ſich nach den im Fiihbrutzimmer der Forftafademie Minden täglich angeftellten Temperaturbeob- achtung auf 424 R. und zwar bis zum Erjcheinen der Augenpunfte auf 232’ und von da bis zum mittlern Ausſchlüpftermin auf 192°. Hiernach wiirde alfo, wenn dag Tempo, welches die embryonale Entwicklung nimmt, innerhalb gewiffer Grenzen und bei jonjt genügender Bejchaffenheit des Brutwaſſers ledig- lich von dem Gange der Temperatur abhängig ift, die ganze Inkubation, d. i. die Zeit von der Befruchtung bis zum Ausfchlüpfen, dauern: bei 4’ R. 106 Tage ” 5 ” 85 " " 6 " 7 il " " 7 ” 61 " 8 53 " " und davon bis zum Erjcheinen der Augenpunkte in Anfpruch genommen werden bei 4 R. 58 Tage " 5 ” 47 n ” 6 " 39 " " 7 ” 33 " 8 29 Für Forelleneier ftellt ich die zur Erbrütung erforderliche Wärmefumme um ein Geringes niedriger, nämlich auf 400°, wovon 218° auf die Periode bis zum Erjcheinen der Argenpunfte und 182° auf die Zeit von da bis zum mittleren Ausfchlüpftermin entfallen. Borjtehende Zahlen find nicht ohne praktischen Wert; fie fünnen zumal bei befannter Temperatur des Brutwaffers zur Kontrolle des Verlaufs der Campagne dienen, jowie zur Beantwortung von mancherlei in der Praris fich auftwerfenden Fragen. Hier nur zwei Beijpiele. Die Lahsbrut-Anftalt Schlidersbrunn bei Hameln an der Weſer foll angeblich mit Wafjer von 74°R. arbeiten. Werden alfo, wie dies in der Regel der Fall ift, die meiften Lachgeier dort um die Mitte des Monats November gewonnen, jo müſſen diefelben jchon 427 h 4 — nach 7 (Wärmeſumme dividiert durch die Mitteltemperatur), d. i. nad) 58 bis 59 Tagen, oder, vom 15. November an gerechnet, am 13. oder 14. Januar ausſchlüpfen. Sollen die jungen Fiſchchen nun nicht gefüttert werden, jo müſſen ſie bereits 5 Wochen ſpäter, wenn der Dotterfad aufgezehrt ift, alfo gegen Ende Februar ins freie Waſſer ausgejegt werden. Um diefe Zeit hat aber die Weſer in der Negel noch eine jehr niedrige Temperatur; die Fiſchchen finden infolge defjen den Tifch noch nicht gedect, und wenn dazu außerdem noch, tie im Jahre 1883, an verfchiedenen Tagen im März Grumdeisbildung eintritt, jo wird man auf einen Erfolg von ſo frühzeitiger Brutausjegung nicht rechnen können. Es ijt des- halb in unferm norddeutichen vecht unbeftändigen und ſchwankenden Frühjahrsklima faltes Brutwaffer, welches die Entwiclung verzögert, eine Hauptbedingung für den Betrieb der künstlichen Fiſchzucht. Bei einer Fischzucht-Anftalt, welche Brutwaffer von 4 Durchſchnittstemperatur be— mußt und ihre Haupternte an Forelleneiern ettva am 25. November gehalten hat, bejtellt ein Fichzlichter, der aus irgend welchen wirtichaftlichen Gründen in der Benutzung jeiner Waſſerleitung zu Fichbrutzweden auf die Monate Februar, März und April bejchränkt ift, 10000 Eier mit der Weifung, die Sendung jo zu effektuieren, daß die Eier in feinen Brut * er a Dotterfadperiodbe und Verhalten ber Fiſchhen. 8 8. 70 trögen mit Wafler von 5° nach ca. 14 Tagen zum Ausſchlüpfen fommen. Bann find bie Eier abzuſchiden? 218 Die Augenpuntte ericheinen nad) 7 (Wärmejumme dividiert durch mittlere Waſſer temperatur) = 55 Tagen, aljo (vom 25. November an gerechnet) etwa am 19. Nanuar; num ift bis zum Ausichlüpfen noch eine Wärmejumme von 182° erforderlih, woran aber 14mäl 5° — 70° auf die zweite Brutanftalt entfallen follen. Siehe ich daher dieſen Betrag von 182 ab und bivibiere ben Reſt durch 4, jo erhalte ich die Anzahl der Tage, welche die Eier nach dem Ericheinen der Hugenpunfte noch in der erften Brutanftalt zu verwahren find: Aa 70 — 28 Tage. Die Sendung ift alfo am 16. Februar zu effeftuieren. Obſchon die Dauer der Intubation in ber Hauptſache von der Temperatur des Brut- waſſers abhängt, jo lann doch micht bezweifelt werden, daß dabei aud noch andere Faltoren ober bejchleunigenb mitwirlen. So in erfter Linie der Luft⸗ bezw. Sauerjtoff- des Waſſers umd in zweiter Reihe das Licht. Höchſt wahricheinlich haben wir zur Erklärung der auffallenden Thatiache, daß zu gleicher Zeit befruchtete und unter gleichen Bedingungen gebrütete Eier ein und derjelben Fiichart, ja eim und desielben Rogeners ausichlüpfen, fondern daf oft zwiichen Beginn und Beendigung bes Ausihlüpfens ein Zeitraum von 8 Tagen bis 4 Wochen liegt, die genannten beiden rat toren mit in Anſpruch zu nehmen. Das ungleihmähige Ausichlüpfen wird eben bedingt durch die geringen aber ftetig wirfenden Ungleichheiten, welche der Natur der Sache nad) ern Brutapparaten vorhanden fein müfjen, einmal in Beziehung auf den Sauerftoff gehalt des Waflers und ſodann in Beziehung auf die Abjtumpfung des Lichtes oder die Verteilung zwiſchen Licht und Schatten. Dotterfadperiode und Derhalten der Fiſchhen 8 8. Bei allen zur Ordnung Teleostei gehörigen Fiſchen dient nur ein gewifler Teil des Eidotter® zur Bildung des Fiichleimes; die übrige Dottermafle, der fog. Nahrungsdotter wird nad) und nach von dem wachienden Keim aufgeiogen. Die meiften Fiſcharten ſchlüpfen num aus dem Gi, bevor fie den Nahrungsdotter ganz aufgeiogen baben; fie bringen den noch übrigen Reft in einer am Bauch gelegenen jadförmigen Anichwellung mit auf die Welt und fangen erſt am zu frefien, wenn diefer Dottervorrat verbraucht ift. Wie die Dauer der Intubation, jo ift aud die Dauer des Dotterſtadiums bei den verſchiedenen Fiicharten eine ungleiche und außerdem noch für jede einzelne Fiichart inner halb gewiſſer Temperaturgrenzen veränderlih. So dauert die Dotterjadperiode der Forelle bei 2° R, Wafjertemperatur ungefähr 77 Tage, bei 8* aber nur 30 Tage. das Fiſchei, deito größer ift im allgemeinen auch der Dotteriad und deito länger bat daran das junge Fiſchchen, der Dotterling, zu zehren. Die im Herbſt oder zu | Anfang des Winters laichenden Salmoniden mit großen Eiern, die Yachie, Forellen und ; daher eine längere Dotterjadperiode, als die zur jelben Zeit unter gleichen nabezu gleichen Temperaturverbältnifien laichenden Coregonen mit Meineren Eiern; | und bei den im Fruhjahr oder zu Anfang des Sommers faichenden farpfenartigen Fiſchen, groß find, als die der Meinen Maräne, verſchwindet der Dotterſad ſchon 3 e : € jelbft die Goregonen ſchon am zweiten oder dritten Tage munter umber- gern an der Oberfläche halten, find dagegen alle Lachs, Forellen. und des großen und ſchweren Dotterjades jehr unbehälflich und ſchwer⸗ 97* 580 IX. Medger, Fiſcherei und Fiſchzucht. fällig. Sie liegen in der erften Zeit nad) dem Ausſchlüpfen zumeift in feitlicher Lage ruhig auf dem Grunde und erheben fich nur rud- oder ſtoßweiſe, um alsbald wieder niederzu- finfen. Sie juchen bald die dunfelften Stellen und Eden des Bruttroges auf und drängen fich dabei allmählich in jo diden Schichten zuſammen, daß nicht jelten in ſolchen Bruttrögen, welche nur Oberflächenftrömung haben (Coſte'ſche Kacheln), die unterjten Fiſchchen erſticken. Sn Bruttrögen mit auffteigendem Waſſerſtrom iſt dieſe Erjtidungsgefahr nicht vorhanden ; hier darf nur folange als die Dotterblafe noch recht groß ift, der innere Trog nicht gehoben werden, wie dies ſonſt beim Verleſen der Eier gejchieht, weil jonft die am Grunde liegenden Fiſchchen durch den entftehenden Wafjerdrud mit der äußerjt zarten und nachgiebigen Dotter- blaſe in die Löcher des Siebbodens eingeflemmt werden. Se kleiner und beweglicher die Dotterlinge von vorn herein find, dejto größere Sorg— falt hat man auch von anfang an auf den jichern Abſchluß der Brutapparate durch geeignete Sperrfiebe zu richten, bezw. für Aufftellung ficherer Fangfaften zu jorgen. Es gilt dies bejonders von Coregonen (auch von Hechten und Barjchen, die am beiten in Selbjtauslefern erbrütet werden); die Hleinfte Spalte genügt, um Taufende von diefen winzigen Dotterlingen entjchlüpfen zu laſſen. Bei Lachjen und Forellen wird die Beweglichkeit erjt eine größere, wenn die Dotterjadperiode etwa bis zur Hälfte vorüber ift; auch fie zwängen fi dann gern, der Strömung folgend, durch unbeachtet gebliebene, verhältnismäßig jehr Heine Spalten und Deffnungen. . Bei den zulegt genannten Fiſcharten ftellt fich mitunter während der legten Hälfte der Dotterfacperiode und zumal gegen den Ablauf derjelben, wenn die Fiſchchen ſchon an- fangen nach Kleinen Stäubchen im Waſſer zu jchnappen, eine größere Sterblichkeit ein. Will oder fann man dann die Fiichchen noch nicht in andere Gewäſſer ausſetzen, jondern muß fie noch einige Zeit in den Bruttrögen aufbewahren, jo verhütet man weitere Verlufte nad) den Verfuchen von Müller-Tijhdorf in Schlejien durch Eingießen von Lehmwaſſer, während von amerikanischen Fiſchzüchtern das Einftreuen von fetter Gartenerde oder das Einlegen von frischen Raſenſtücken empfohlen wird. Ueber den Lehmgebraud teilt der ge- nannte ſchleſiſche Fiſchzüchter in der deutjchen Fiicherereizeitung, Shrg. 1885, Nr. 18, Fol- gendes mit. „In diefem Jahre habe ich weitere Proben gemacht und gefunden, daß der- jenige Fischzüchter, welcher den Lehm richtig benußt, weder Bilzbildung noch den Uebergang der Fische von der Dotterblaje zum Füttern zu fürchten braucht. Sch habe Forellen, die ſchon feit 14 Tagen Futter nehmen, mit Lehm behandelt. Sch habe täglich mehrere Male durch Auflöfung von Lehm das Wafjer im Baffin jo gelb gemacht, daß es wie ein Lehm— ſumpf ausfah und die Folge davon ift, daß die Fiſchchen gut gedeihen und daß feine Ver— luſte vorkommen. Die Fiſchchen find jo munter, wenn fich das Wafjer geklärt hat, als hätte ich die beften Inſekten gefüttert, ein Beweis, daß Waſſer von Lehm getrübt, nichts fchadet, fondern nüßt. Bemerken muß ich hierbei, daß ich feinerfei anderes Futter gebraucht habe. — Die Fischhen bis zur Aufzehrung der halben Dotterblafe zu ziehen, ift Einderleicht, aber dann beginnt die Schtwierigkeit. Ich kann dreift behaupten, der Lehm Hilft auch über dieje Klippen“. Transport und Ausſetzung der Fiſchbrut. 8 9. Fangen die Fiichchen an zu freffen, jo ift es Zeit fie aus den Brutapparaten zu entlaffen; fie gehören von da ab enttveder in die freien Gewäfjer oder in bejondere Auf- zuchtgräben, Hälter und Teiche. Mit dem Verſchwinden der Dotterblafe ift die Aufgabe der künſtlichen Fiichzucht beendigt; der Transport der Fiſchchen und ihre Ausjegung in die für fie beftimmten Gewäfjer bilden den Abſchluß. Zum Transport bedient man fich in der Negel bejonders eingerichteter Gefäſſe aus Zink- oder Weißblech ; ift jedoch die Entfernung des Beftimmungsortes eine geringe, jo Transport und Auslegung der Fiſchbrui. $ 10. Bl dazu auch ſchon eine gewöhnliche Gießlanne u. dgl. Die für weitere Trausporte hn oder Wagen gebräuchlichen Gejäſſe haben entweder, wie die gewöhnlichen Mildtransport, eine cylindriſche Form, die ſich erſt oben loniſch verjüngt und furgen weiten Hals ausläuft, oder fie find ſchon vom unten an loniſch und mit einem cylindriſchen Hals, der in beiden fällen durch einen cylindriſchen dem Hals in Höhe und Weite entſpricht und unten einen Siebboden bat, Diejer genau in den Hals pafiende Eylinder ift zur Aufnahme ‚um das Waſſer kühl zu erhalten. Für den Transport von Co— Gefälle vorzuziehen, da die Fiſchchen fortwährend die ganze Wafler- maffe durchſchwaärmen, auch müfjen in diefem Falle die Kannen bis oben bin mit Wafler gefüllt fein ; für Forellen und Lachſe, welche fi mehr am Grunde aufhalten, find dagegen und niebrige Transportgefäfie befier. Wird dem Transporte auf der Eiienbahn ein befonderer Begleiter mitgegeben, jo wirb man zwar dann und warn einen Waſſerwechſel vornehmen können, indeſſen ift davon in den meiften fällen doch abzuraten, um die Fiſchchen vor dem nachteiligen Einflüffen eines plöplichen Temperaturweciels zu bewahren; vielmehr empfiehlt es ſich mittelft eines Blaſebalg von Zeit zu Zeit reichlich Luft einzublaien. Zu diefem Zwed müflen die Transportgefäfle noch mit einem etwa 1,5 bis 2 cm weiten Luft- rohr verſehen fein, das bei dem cylindriſchen Kannen dicht über dem Beginn der foniichen Verjüngung etwas nad aufen vorfteht und alsdann an der Innenwand bis fait auf den gerade herabläuft ; bei den loniſchen Geſaſſen beginnt dieſes Rohr aufen am Halſe eines Gummiſchlauchs, deſſen eines Ende auf dem vorftehenden Zeil des Yuft- anderes Ende über die Nöhrenipipe des Blaſebalgs gejogen läßt ſich das Lufteinblaſen leicht und bequem beiwerfftelligen. Will man Fiſchbrut obme , jo muß das Transportgefäh ähnlich wie ein Schweieliäure-Ballon ver- Nes ift alſo in einen Korb vom folder Weite und Höbe zu ſehen, daf unten R: 18 4 i 3 ht | i E33 E 5 Y f am Boden und ringsherum bis zum Halſe, der oben frei bleibt, eine hinreichend dide Niolier- ſchicht von Stroh u. dgl. Plap findet. Edardt im Lübbinchen mimmt zu diefer Niolier ſchicht trodenes Moos mit Eisftüdchen gemiicht. Um das Leden des Korbes möglichit zu vermeiden, wirb berjelbe erft in pafiender Weiſe mit Badpapier ausgelegt. Nit die Ver padung aus’ welcher die Kanne nur mit dem oberen Salsteil bervorficht, fertig, jo begimmt der Fiſchchen. Bei Eoregonenbrut muß außerdem der die Fiſchchen nicht durch die Löcher des nme von 35 bis 40 Liter Anhalt können auf Lachtbrut oder 10000 Stüd Coregonenbrut ziemlich das Waller hält, deſto länger darf der Transport | if F it hit ii beim Ausiepen der Fiſchchen wiederum jeder ſchroffe Temperatur und daher die Temperatur des Waflers in den Transportlammern allmählich auf diejenige berauf- oder berabzuftimmen, Frage, wo die Fiſchbrut im die freien Gewäſſer ausgeicht werden joll, das Webiet der künftlichen Fiſchzucht. Sie reibt ſich indefien , jumal auch noch vielfach in puncto des Ausichens wird, furz berührt werden. Ihre Antwort ift aus dem biologiichen Verhalten der 4 223* H Ä In} * ih J EB & £ betreffenden Fiſcharten zu entnehmen. In der freien Natur finden wir die jungen Fiſchchen in der erften Seit nach ihrer Geburt immer nur in der Nähe der Laichpläpe ; erſt allmäb- lich mit fortichreitendem Alter entfernen fie ſich von dieſen Anfenthaltsorten. brut tft ebenfalls da auszufegen, wo die ermwachienen 582 IX. Mebger, Fiſcherei und Fiſchzucht. Fiſche ihre Laichſtätten haben, oder doch in ſolchen Strecken, die in ihrer Naturbeſchaffenheit am meiſten mit den Laichrevieren übereinſtimmen. Nur hier finden die jungen Fiſchchen zu— ſagende Nahrung und zugleich auch entſprechenden Schutz, um ſich vor ihren Feinden verſtecken und andern Fährlichkeiten ausweichen zu können. Forellen und Lachſe ſind daher an flachen Stellen von Bächen und kleinen Flüſſen auszuſetzen, wo die Strömung nicht allzulebhaft über Steine, Geröll- oder groben Kiesgrund hinweg geht; für Aeſchen ſind etwas ruhigere mit Pflanzenwuchs verſehene Strecken ohne Steine und Geröll vorzuziehen; für Maränen in den Seen paſſen ſolche Stellen am beſten, wo der Grund unweit der Ufer mit Laich— kräutern, namentlich mit Characeen dicht bewachſen iſt. Selbſtverſtändlich ſind nicht zu viele Fiſchchen an ein und derſelben Stelle auszuſetzen, vielmehr dieſelben auf weitere Strecken angemeſſen zu verteilen. Eine ähnliche Bewandnis, wie mit der Frage wo, hat es mit der Frage, zu welcher Zeit die Fiſchbrut in die freien Gewäſſer ausgeſetzt werden ſoll. Die Antwort hierauf lautet ganz einfach: Jedenfalls nicht früher als Fiſchbrut derſelben Art und desſelben Alters in der freien Natur angetroffen wird, oder mit andern Worten: Jedenfalls nicht früher, als in der freien Natur die Exiſtenzbedingungen für die fragliche Fiſchbrut vorhanden find. Lachs- und Forellenbrut jollte daher, wenigſtens in Norddeutichland, niemals vor Mitte oder Ende April ausgejegt werden. Hieraus folgt, daß Brutanftalten, welche die Eier der beiden genannten Salmonidenarten im Laufe des Monats November gewinnen und diejelben bis zum Ausjegen erbrüten wollen, nicht mit Wafjer arbeiten dürfen, deſſen mittlere Temperatur während des Zeitraums von Mitte November bis Ende März über 3,5 bis4’R, beträgt. Forellenbrutanftalten, die ihre Eier regelmäßig erjt von Mitte Januar bis Ende Februar ernten, wie z. B. Rhumſpringe am Harz, fünnen dagegen Brutwajjer von 6 bis bis 7° R. unbedenklich benußen. Bei Anlage von Brutanftalten jpielt daher die Frage nad) der Temperatur des Brutwaffers eine wichtige Rolle. Die in diejer Beziehung für Forelle und Lachs zu erhebenden Anfprüche ergeben ſich aus dem Vorjtehenden jowie aus den in 8 7 mitgeteilten Zahlenwerten, Für Coregonen, welche in großen und tiefen Seen leben, und auch für Saiblinge liegen diefe Ansprüche nicht innerhalb jo enger Grenzen; die Eri- jtenzbedingungen find hier nicht jo ftark von der Jahreszeit abhängig, da Kleine Nährtiere für Coregonen- und Saiblingsbrut auch zur Winterszeit in den Seen vorhanden find. IV. Teihwirtfdhaft. Begriffund Eigenfhaften der Teiheimallgemeinen. 8 11. Unter Teihwirtjchaft verftehen wir den geregelten Betrieb der Fiichzucht in Teichen, das ift in folchen an fich zur Fischzucht geeigneten Wafjerbehältniffen, welche nach Gefallen bis auf den Grund abgelafjen und dann wieder angeftaut oder gejpannt, d.h. mit Waſſer gefüllt werden können. Teiche, welche zu jeder Zeit mit dem fiir die Fischzucht nötigen Waffer angefüllt er- halten werden können, heißen beftändige Teiche; Sommerteiche enthalten nur wäh- rend der Sommerhälfte des Jahres, Winterteiche nur während des Winterhalbjahres den file die Fischzucht nötigen Wafferftand. Bollftändige Teiche find folche, welche beim Ausfiſchen rein ablaufen, jo daß der Teichgrund alsbald ganz abtrocknen kann; bleiben dagegen beim Ausfischen wegen Man- gels an Gefälle eine oder mehrere Wafjerjtellen im Teichraume zurück, jo ift der Teich ein unvollftändiger. Werden die Teiche durch Fluß-, Bach- oder Quellwafjer gejpeist, jo fann man fie als Fluß-, Bach- oder Direliteiche bezeichnen; haben fie gar feinen Zufluß von Bächen "En I Hp Teicharien und Birtfhafts-ombinationen. 8 13. 583 ober Quellen, fondern werben fie nur mit Wafler von dem im ihren Flut⸗ oder Auflufige bieten ftattfindenden atmofphäriichen Nieberichlägen geipeist, fo nennt man fie Himmels teide, Betriebsarten. 812. Bei der Fiſchzucht in Teichen lommen zweierlei Betriebsarten vor, der Klafien- betrieb und der Femelbetrieb. Beim Klaſſenbetrieb werden die Fiſche nach Alterstlaſſen (Jahrgängen) ge trennt in geſonderten Teichen herangezogen (Laichteiche, Stredteiche und Haupt- oder Ab— wachsteiche) ; beim Fem elbetriebe findet dagegen bie Erzeugung, An- und Fortzucht der Fiſche bis zur Marktiwaare u. |. w. in allen Zeichen ftatt. Es fichen bier alfo in jedem Obſchon der een bezüglich feines Naturalertrages dem Slafienbetriebe nicht nachfteht, fo ift er doch bezüglich feiner Ausführung weit jchwieriger und umftändlicher. wird deshalb nur da in Frage kommen, wo es ſich um eingelme Teiche bandelt, die einen regelmäßigen Klaſſenbetrieb nicht zulaffen, und wo man weniger Gewicht auf die Umftändlichleit des Betriebes legt als auf die Annehmlichteit, jährlich Speiieftiche zu erhalten, — ein, ſondern wenden uns ausſchließlich dem Klaſſenbetriebe zu und zwar zunachſt demjenigen der Karpfenzucht Teiharten und Wirtfhafts-Kombinationen. 8 18, Zur Karpfenzucht im Klaſſenbetriebe ift immer eine gemifie Anzahl von erforderlich, die man nad) ihrer befonderen wirtichaftlichen Verwendung in Zucht Haupt» oder Ubwahsteihe, Winterungen und Borratsbehälter Hl 5 Zuchtteiche zerfallen wieder in Qaich» und Stredteice. Laihteiche find zur nn der Brut und deren Aufzucht während bes beftimmt; fie werden daher mit einer gewifien Anzahl von Laichlarpfen ausgefiicht. eiche bezweden bie weitere Fortzucht der Brut im zweiten und wohl Stredteiche I und U Ordnung), um die Fiſche jo weit heran ‚ daf fie mit deſto größerer Ausficht auf Erhaltung des Hauptteiche verſeht werden fünnen. Die Stredteihe werden — HE je abgefiſcht und rg bleiben alsdann die Fiſche bis fie die» der Benupung als Speiſeſiſche oder Maufmanns- am beiten entiprechen, alio ein Gewicht von 2 bis 4 Pid. erreichen. Ne nachdem nad) ein», zwei⸗ dreijährigem Stande in den Sauptteichen erreicht wird, nach drei Jahren abgefiiht. Da nun aber rlich Speifefiiche fiefern joll, io muſſen ſelbſtredend zwei und dreijährigem Stande in den Hauptteihen auch zwei bezw. drei Hauptteiche jedes Jahr einer zur Abfiihung und Veiepung kommt. Hier— nad lonnen aljo, wenn wir vorläufig von den 0 und Vorratsbehältern abichen, die ja mit dem Zuwachs am fich nichts zu ſchaffen haben, bei drei-, vier- oder fünfjährigem Be GEL Die Beil von ber Eramngeme bed Burpfen Bis zur Ernte als Speiichiich), zu Wbteilungs-Kombinationen der Gejamtlähe an Zucht. und Hauptteichen vor- 2 z3 23 jean ll — 584 . IX. Mepger, Fiſcherei und Fiſchzucht. f Die Teihwirtichaft kann beitehen i aus Stand der — Umtriebszeit — — — ty; 04 4 | I — Laichteich rn — \ Hauptteich Hauptteichen ET mel nn nun 2 lee : 4jährig 1 0 0 3 3 : o ß 1 1 1 1 u f 5jährig 1 0 0 | 4 Rt“ g f 3 8 r . 1 Dh 2 2, Bon diefen Kombinationen muß a priori diejenige für die rationellfte gehalten werden, mittelft welcher die Brut in der fürzeften Zeit zur Verkaufsware herangezogen wird. Die fürzefte Umtriebszeit, bei welcher dies in Deutichland möglich ift, beträgt bei jehr guten und außerdem jehr geſchützt gelegenen Zeichen drei Jahre; gewöhnlich find dazu 4 Jahre erforderlich, ja bei jehr vielen Karpfenwirtichaften finden wir noch von Alters her einen 5jährigen Umtrieb. Mehr als 4 Jahre jollten aber dazu überhaupt nicht angejegt werden, da ja die meiften Karpfen im 5ten Jahre (manche jogar jchon im vierten) laichen umd während der Laichzeit wenig oder gar nicht zuwachſen. Außerdem twird mit zunehmenden Alter der Zuwachs an Fleiſch im Verhältnis zum Futterbedarf geringer, da ein Teil der Nahrung zur Ausbildung der Generationsprodufte Verwendung findet und der Bedarf an Erhaltungsfutter fich fteigert. Zieht man ferner noch in Ueberlegung, daß jeder Stred- und Hauptteich vorteil- hafter ausgenußt wird, wenn man den Satz darin nicht länger als 1 Jahr jtehen läßt und zwar aus dem einfachen Grunde, weil diejenige Anzahl von Fiſchen, welche darin im erften Jahre genügendes Futter findet, dieſes im zweiten bezw. im dritten Jahre aber jchon nicht mehr in dem der Zuwachsfähigkeit der Fiſche entjprechenden Verhältniſſe finden wird: fo liegt die Zweckmäßigkeit nicht allein der jährlichen Verſetzung des Stred- gutes, jondern auch des einjährigen Standes der Fische in den Hauptteichen auf der Hand, und es erjcheinen daher unter den oben aufgeführten Kombinationen die mit b und e be- zeichneten als die wirtichaftlich vorteilhaftejten. $lähenverhältnis der Teidharten. 8 14. Um aus der Karpfenzucht im Klafjenbetriebe den höchſt möglichen Nuten zu ziehen, müfjen ferner die Flächen der Zucht- und Hauptteiche in einem bejtimmten Ver— hältnis zu einander ftehen; ebenjo mühjen, wenn die Zuchtteiche nicht überwinterungsfähig find, die Winterungen oder Kammern ihrer Anzahl und Größe nad) der Anzahl der zu übertointernden Fiſche entjprechen. Dieſes richtige, dem Umfange und den örtlichen Verhältniffen der Teichwwirtichaft, ſowie der Leiftungsfähigfeit der einzelnen Teiche entjprechende Verhältnis ausfindig zu machen, ift durchaus Sache der Erfahrung. Bei Neueinrichtung einer Teichwirtſchaft oder bei Uebernahme einer folchen, two feine zuverläffigen Erfahrungen über die bisherige Wirt- ichaft vorliegen, bleibt daher weiter nichts übrig, als ſich behufs Aufjtellung des Wirt- ichaftsplanes vorerſt nach den bei andern geregelten Teichwirtichaften gewonnenen Erfah- rungen zu richten und diefe als Anhaltungspunkte gelten zu lafjen. Sind die Teiche Hinfichtlich ihrer Nahrungsverhältnifje nicht zu ſehr verjchieden, jo geftaltet fich nah Nidlas (Teichwirtichaft pag. 155) das Flächenverhältnis der Teich⸗ arten in der Regel folgendermaßen. Von 100 ha Geſamtteichfläche entfallen bei bjährigem Umtriebe (nad) Kombination Beſehung der Laich⸗ oder Streichteiche und Erziehung der Brut. J 16. 585 h) 4 ha auf Laichteiche, 12 ha auf Stredteihe ID., 18 ha auf Stredteidhe ITD., 60 ha auf Abwachsteiche [wovon bei 2jährigem Stande der Fiſche jährlich 30 ha zum Abfiſchen und Wieberbejegen kommen) und 6 ha auf Winterungen. Bei Ajährigem Umtriebe (ombination e) ändert fi, wenn wir dbasielbe Beiayungs verhältnis bei Ljährigem Stande im Hauptteiche wie vorhin bei 2jährigem Stande beibe halten, bas Flächenverhältnis dahin, daß 6 ha auf Yaichteiche, 17 ha auf Stredteidhe I D., 25,5 ha auf Stredteiche IID., 42,5 ha auf Hauptteiche und 9 ha auf Winterungen fommen. Bei dreijährigem Umtrieb (Stombination b), der wohl mur bei Meineren Teichwirt ſchafien vorfommt, rechnet Nidias a. a. O. 10% für Laidhteiche, 30% für Stredteidhe, 45%. für Hauptteihe und 15%, für Winterungen, von welder Winterungsfläcde indeſſen ein Teil für die Zucht beftimmt werden kann. Derhältnis und Stärfe der Befahung in Stred- und Bauptteihen. $ 15. Mit den vorftchenden lächenverhältnifien zwiichen Haupt: und Stredteicdhen muß nun aud) die Beſahung derielben fich im Uebereinftimmung befinden, d. b., es dürfen in den Stredteichen weder zu viel noch zu wenig Beſahfiſche für die Hauptteiche heran gezogen werden. Diejer Anforderung wird Genüge geleiftet, wenn die Beſahung des zur Beſatzung des Stredteiches verhält, umgelchrt wie die zugehörigen Segen wir aljo die Beſahung des Hauptteihes =1, jo ift beim 3jährigen Um- Bejapung des Stredteiches = 45:30 = 1,5 und beim 4 bezw. 5jährigen Umtriebe des Stredteiches ID. =42,5:17 bezw. 30:12= 2,5 und die des Stredieiches ID.=42,5:25,5 bezw. 30:18= 1,66... (= 1,67). te der Beſahung, d. i. die Stüdzahl pro Flächeneinheit, muß wie derum die Erfahrung das Richtige an die Hand geben. Man pilegt pro Heltar zu rechnen bei guter, mittlerer, ſchlechter Dualität Ei für Stredteihe ID. 600 450 30 Stud A - UDO. 400 300 200 2 „ 2iähr. Abwachsteiche 240 180 120 ’ „ lährge 120 “0 60 wozu dann noch das jog. Aufmaf kommt, d. b. die Zugabe, welche die undermeidlichen Verlufte ausgleichen ſoll, die beim Transport, bei der Ueberwinterung, durch Raubvögel ıc., fowie durdy normale Sterbefälle während der Umtriebszeit einzutreten pflegen. Nimmt man biefen Berluft in den Stredteihen ID. zu 10%, in den Stredteihen II O. zu 7%. und in den Haupteichen zu 2 bis 9% an, jo find demnach, um jchlielich obige Normal- beſahung abfiihen zu können, bei der Beſahung der Stredteihe ID. 25 bezw. 19%, der . 15 bezw. 9% und der Hauptteiche 8 bezw. 2%. Aufmaß zu geben. Befehung der Lald- oder Streicteihe und Erziehung der Brut. 8 16. Bei dem Beſehen der Laichteiche lann man nach Hartig im Durchichmitt auf einen Strich Laichlarpfen, d. i. zwei Rogener und eim Milcher, in guten Teichen 12,5 Are rechnen, in mittelmäßigen 15,5 umd im jchledhten 18,4 Are. it der Teich Meiner als bier für einen Strich beftimmt ift, jo ift dennoch ein ganzer Strich einzuiepen ; iſt er für und für zwei Striche zu Hein, jo nimmt man nach Verhältnis jeiner Größe 2 Rogener und 2 Milcher oder 3 Rogener und 2 Milcher. warmer und windftiller Frühlings und Sommerwitterung Fr Obſchon bei anhaltend und übrigens jehr günftigen LYolalverhältnifien von einem Strich Yaichlarpien eine große Brut erfolgen kann, jo läßt ſich doch erfahrungsgemäß nicht fiher darauf rechnen wirklichen Erfolge im Durbicnitt genommen am nachſten fommen, Voranſchlag der Öruterzeugung auf einen Strich Laichtarpfen in guten 586 IX. Metzger, Fischerei und Fischzucht. Teichen nicht mehrmals ca. 400 Stück Brut A 16 g, in mittelmäßigen 350 Stk. A 12,5 g und in jchlechten 300 Stf. a 6,2 g annimmt. (Hartig Lehrbuch der Teihwirticaft $ 233). M. v. d. Borne empfiehlt pro 2 ha Teichfläche 10 NRogener, 6 Milcher und 1 An— heger, d. i. ein im dritten Jahre ftehender männlicher Karpfen von 0,8 bis 1 Pfund. Ein jo bejegter Himmelsteich lieferte ihm in günftigen Jahren 100 000—150 000—180 000 Stück Karpfenbrut, in andern nur 15000-—10000—-8000. Horaf jeßt pro ha 5,21 Rogener und 3,47 Milcher und rechnet auf 1 Rogener im Durchſchnitt 600 bis 900 Stück Brut. v. Reider jeßt pro ha 12 Rogener und 6 Milcher. Bei diefen abweichenden Angaben der angejehenften Praktiker wird man, jo lange die eigene Erfahrung nichts anderes vorjchreibt, am beiten thun, den Mittelweg einzu- ſchlagen und danach die Beſetzung der Streichteihe pro ha zu normieren bei jchlechter Qualität auf 6 Nogener, 4 Milcher, 1 Anhetzer, „ mittlerer J Re 10) : 6 e 2 5 ” guter 2 ” 12 2 8 2 3 i Um ſich die Erzeugung der Brut möglichſt zu ſichern, empfiehlt es ſich außerdem, mehrere kleine Teiche zu Streichteichen zu nehmen, ſtatt einen oder zwei größere; ſchlägt dann der Strich in einem Teiche fehl, jo gerät er doch vielleicht in einem andern. Zu Laichfarpfen wählt man die größten und beftgeformten 4 bis Spfündigen Fijche aus; ſchwerere bezw. ältere als 5 bis Yjährige Fiſche zu nehmen, ift nicht ratjanı. Das Dubifh’fhe Derfahren. 8 17. Die Unficherheit in der Erzielung der zum Beſatz nötigen Brut, ſowie die großen Berlufte an Bejagmaterial, mit welchen im allgemeinen der Klafjenbetrieb in den erjten beiven Jahrgängen arbeitet, find zwei Uebelftände, welche jchon mancher Teichwirt ſchwer empfunden hat. Um diejelben möglichjt zu befeitigen, hat der Fiihermeifter Thomas Dubiſch auf den Gütern des Erzherzogs Albrecht bei Teſchen und Saybuſch folgendes Berfahren eingejchlagen. Die Laichfarpfen, deren 3 Stück, nämlich ein Rogener und zwei Eleinere Milcher, für einen Streichteich von 10 ar genügen, werden nach der Ueberwinterung nicht jofort in den Streichteich gejeßt, jondern zunächſt nach Gejchlechtern getrennt jo lange in Be- hältern aufbewahrt, bis der zum Einfegen günftigfte Zeitpunkt gekommen ift. Diefer ift vorhanden, wenn der Boden des Streichteiches, der den ganzen Winter über troden ge- legen hat, von der Sonne gehörig erwärmt ift und das Waſſer alsbald nach der Span- nung des Teiches eine Temperatur von über 14° R, erreicht. Erſt dann wird ein Sat Streicher (1 Rogener und zwei kleinere Milcher) eingejeßt, worauf die Fische in der Regel jofort laichen. Gejchieht dies nach einigen Tagen nicht, und fängt das Waſſer an tribe zu werden, ſo unterbleibt das Laichen bisweilen ganz; man muß dann die Fiihe in einen anderen, aber ebenfalls erſt joeben bejpannten Laichteich jegen. Objchon diefer Fall nur jelten eintreten joll, jo fcheint es doch geraten, mehrere Streichteiche und einige Satz Laid)- farpfen in Bereitichaft zu halten. Ein Rogener von 7 bis 8 Pfd. gibt nach) Dubifch 100000 und ein joldher von 12 bis 15 Pfd. wenigftens 200000 Stüd Brut. Etwa 5 bis 8 Tage nach dem Ausjchlüpfen wird die Brut herausgefiicht und in einen andern Teich gejeßt, der gleichfalls erjt eben bejpannt ift. Diejer Teich, den man als Brutftredteih ID. bezeichnen kann, erhält auf 3 ha Fläche 100000 Stüd Beſatz. Nach ca. 4 Wochen, wenn die Fiichchen einige Zentimeter lang geworden find, reicht das in dem Teich vorhandene Futter für diefelben nicht mehr aus, jie werden alsdann wieder herausgefiicht und in den Brutftredteih IIO. verſetzt. Diefer muß gleichfalls bis kurz Be on u, A Beifap anderer Fiſche in Harpfenteihen. $ 18. 587 Beſpannung troden gelegen haben und ift auferdem mit Grünfutter (Widfutter) das kurz vorher abgeerntet wird; er erhält eine Belegung von 1050 Etüd pro ha. 6 zum Herbſt erreichen dann die Fiſchchen ein Gewicht von 125 g und darüber. Im zweiten Frühjahr kommen die jungen Karpfen, wie beim gewöhnlichen Klaſſen⸗ mit breijähriger Umtriebszeit, in einen GStredteih, der aber den Winter über gelegen hat. Man jept auf 1 ha 520 Fiſche und erhält dann bei der Abſiſchung Herbſt ca. 500 Karpfen von 1 bis 1,5 Pd. Gewicht. Im dritten Frühjahr wird der Abwachsteich mit 206 oder um noch ſchwerere Fiſche zu erzielen nur mit 159 Stüd pro ha beſetzt. Die Abfiihung im Herbſt liefert dann dreifommmerige Speifelarpfen von 2 bis 4 Bid. Schwere. Auf der Domäne PBersteh bei Teichen, wo nach dem Dubiich’ihen Verfahren gewirtſchaftet wird, betrug das Durch jhnittsgewicht der Speifelarpfen 2,2 Pid. Die Berlufte im Brutjtredteih ID. werden zu 25%, im Brutftredteih IID. zu 5%, im Stredteidh zu 4% und im Abwachsteich zu 32 angegeben. Der Naturalertrag von 544,6 ha Gejamtteichlähe ohne Winterungen (0,1 ha Laichteih, 3 ha Vrutftredteih IO., 71,4 Brutftredteih II O, 132,1 ha Stred teih und 333 ha Abrwachsteich) beziffert fich hiernach pro ha auf 269,4 Pfund Karpfen. Beifat anderer Sifhe in Karpfenteihen. 8 18. Während ſich ein Beiſatz von anderen Fiſcharten in Laich- und Stredteichen aus nabe liegenden Gründen nicht empfiehlt, ja, wenn nicht befondere Verhältnifie es anders bedingen, als ſchädlich bezeichnet werden muß, ift derjelbe dagegen in vielen Hauptteichen nicht allein zweddienlich, Sondern jogar notwendig und gewährt dann obendrein eine mehr oder minder anſehnliche Nebennugung. Zur Bertilgung der geringwertigen Weißfiſche, welche fi getwöhnlich in ſolchen Abwachsteihen in Menge einfinden, die ihr Waſſer aus Mlüffen oder Bächen erhalten, ſowie ferner zur Bertilgung der Karpienbrut, welche wider den Willen des Fiſchzuchters in den Abwachsteihen des 4- und mehrjährigen Klaſſenbe triebes erzeugt wird, ſowie endlich auch zur Bertilgung der Fröſche gibt man von alters ber den Hauptteichen einen Nebenbejap von Raubfiihen und zwar vorzugsweiſe von Hechten. Der „Hecht im Karpfenteich“ hat aljo weiter feinen Zwed, alt die geringiwer tigen bezw, unnügen Autterfonkurrenten der Karpfen, ſowie die anderweitig micht beſſer verwertbaren, im Uebermaß oft läftig werdenden Mitbewohner des Teiches, die Fröſche, in wertvolles Hechtfleiich umzuwandeln. Selbftverftändlich ift auch hierbei auf das ichnellere Wachstum des Hechtes im Vergleich zum Karpfen durdaus Nüdficht zu nehmen, umd dürfen zu 1 Bid. fchweren Karpfen höchitens Yıpfündige, zu 2 Bd. ſchweren höch ftens bis Yupfündige Hechte eingelegt werden. Eine entiprechende Rüdficht ift beim Ein wie Bander und Forelle, zu beachten. Die Stüdzahl der Raub fiſchbeſahung ift von der für fie vorhandenen Nahrung abhängig und daher je nach der der Teiche jehr verichieden. Gewöhnlich; jept man zu 100 drei fommerigen Karpfen 5 bis 10 Meine Hechte; in Böhmen gibt man nach Horal zu 10 Schod Karpfen 1 Schod Hechte umd in Teichen, in welchen Zander gedeihen, zu 20 Schod Karpfen Ein Beifag von Aalen iſt nur im ſolchen Abwachsteichen von Worteil, welche ſehr weiches Waller und vielen Schlammgrund haben; in guten Harpfenteichen und zumal im jolchen, feine Karpfenbrut erzeugt wird umd auch Meine, wilde Fiſche Wechſel fiiche) ſich nicht einfinden, bleibt der Aal im Wachstum zurüd und gewährt feinen Nupen. Er wird bier bis zu einem gewiſſen Grade Nabrungstonkurrent des Karpfen, und man büßt infolge deffen thatiächlih mehr an Karpfenzuwachs ein, als man auf der andern Seite an Aalfleiich gewinnt. Aehnliches gilt in noch höherem Mafe bezüglich des Beiſahes von Friedfiſchen, Jr E — 3 ä 588 IX. Metzger, Fiicherei und Fiſchzucht. die int großen und ganzen gleiche Nahrung mit dem Karpfen gemein haben. Ein Beifa derjelben empfiehlt fih nur dann, wenn Zuwachs und Preis der fraglichen Fiſchart dem Zuwachs und Preis des Karpfen mindeſtens gleichfommen. In guten Karpfenteichen ent- Ipricht diefer Bedingung feine Art der übrigen Friedfiihe; in Teichen dagegen, welche viel Schlamm- oder Moorgrund haben, infolge deſſen der Karpfen vielleicht an Wohlgeihmad und Wert verliert, fommt ihr die Schleie am nächſten. Der normale Karpfenbejab iſt dann um den Nebenbefab an Schleien zu mindern. Die Karauſche ift in Rarpfenteichen nicht zu dulden, da fie mit dem Karpfen ge- tingwertige Baftarde erzeugt, die, wenn fie unter das Zuchtmaterial geraten, eine „reine Wirtſchaft“ gänzlich herunter bringen können. Ueberwinterungs- oder Kammerteihe bezw. Winterbehälter. 8 19. Sie dienen zur Aufbewahrung der Laichfiiche, Brut und Stredlinge während des Winters, eventuell auch zur Aufbewahrung der Speifefiiche falls dieje bei der Herbit- abfiſchung nicht verkauft werden konnten, der Verkauf aber im Laufe des Winters zu er- warten jteht. Zur Sicherung des geregelten Betriebes find die verjchiedenen Altersklaffen in bejfonderen Winterungen aufzubewahren. Dei großen und ſehr umfangreichen Teichfischereien, welche 60 000 bis 90.000 Stüd zwei- und dreifommerige Karpfen zu überwintern haben, find nad) Horaf 23 bis 34 ha Kammerteiche erforderlich, welche den Karpfen ca. 8 bis 11 ha jchlammfreie Lagerungsorte in ausreichender Tiefe (nicht unter 2 bis 2,5 m) bieten müfjen. Nah Hartig fünnen die Winterungen, wozu man je nach Bedürfnis und den ürtlihen Verhältniſſen Kleinere oder größere, 2,5 bis 4 m tiefe Teiche wählt, die ftändigen Durchfluß haben und Leicht abzulafjen oder doch bequem mit dem Net zu befifchen find, auf 1 ar Grundfläche mit 1270 Stüd Brut bejeßt werden, bezw. mit 423 zweifommerigen, 211 dreifommerigen, 141 vierfommerigen, 106 fünffommerigen Karpfen. Für 6—-Tjährige Laichfiihe, die ebenfalls in bejonderen Winterbehältern aufzubewahren find, rechnet man per ar 13 Stüd. Wenn eine Winterhaltung nicht überall die nötige Tiefe Haben jollte, jo muß Die Anzahl der einzufeßenden Fiſche nach demjenigen Teile der Grundfläche berechnet werden, worauf die Tiefe des Wafferftandes das Winterlager der Karpfen vollfommen fichert. Hat das Waffer in den Winterhaltungen eine jo hohe Temperatur, daß die Karpfen feinen Winterjchlaf halten, fondern beſtändig umherſchwimmen, jo muß die oben angegebene Stüd- zahl um den vierten Teil vermindert werden. Wintergefahr, Teihaufftand, Auslagerung der Karpfen. S 20. Um bei länger anhaltendem Froft, wenn Eis und Schnee auf den Teichen lagern, der Verderbnis des Waſſers und damit dem fog. Teichaufftand oder der Auslage— rung der Karpfen mit ihren üblen Folgen möglichit vorzubeugen, empfehlen alle Praktiker übereinſtimmend die Wäfferung der Teiche d. i. die Ab- und Zuführung von Waffer, bez. die Senkung des Wafferfpiegels; über das Aufhauen von Eislöhern (Wuhnen oder Waaken) gehen jedoch die Anfichten auseinander. Auf grund der in den ftrengen Wintern von 1822—23 und bejonders von 1829—30 bei den Fiichereien in Lippe-Schaumburg gemachten Erfahrungen Spricht ſich Forftmeister von Kaas in feiner Abhandlung „Einiges über Rarpfen-Teichfischereien” (Behlen’s Zeitiehr. F. d. Forft- u. Jagdweſen, neue Folge, Bd. IX, Heft 3, pag. 158 2c.) über beide Vorbengungsmittel etwa folgendermaßen aus. Das DOffenhalten von ſog. Wuhnen oder Waaken verhindert das Verderben des Waſſers nicht; denn abgejehen davon, daß e3 der Koften halber unausführbar it, jo große Flächen offen zu halten, daß die Einwirkung der Luft auf diefelben von weſent— Bintergefahr, Teihaufftand, Auslagerung der Karpfen. & 2%. 589 lichem Einfluß fein könnte, frieren diefelben ftets gleich wieder zu und ift nebenbei der Ge— frierungsprogeh des Waflers an ſich ſchadlich. Aus einem andern Grunde ift jedoch nötig, eine oder einige Wuhnen auf den Zeichen zu erhalten. Wenn das Wafler nämlich anfängt ſchlecht zu werben, zeigen ſich am biejen Löchern zuerft Waflerinfekten, in denjelben auf und abfteigend und aus dem Wafler fpringend; darauf kommen in der Regel erft die Meinen Stichlinge, Elripen u. |. w., um nad) Luft zu ſchnappen. Man kann gewiß jein, daß dann binnen 24 Stunden bie Karpfen fi) aus ihrem Lager aufnehmen, und man wird fie erft tiefer im Waſſer an den Wuhnen langſam vorbeifchtwimmen, hernad an die Wuhnen fommen und nad Luft ſchnappen ſehen. diefelben ſchon jehr frank und ber größten Gefahr des Abſtehens ausgeiept. Ein wenige Tage andauernder harter Froſt reicht hin, alle ſchon jo weit erfranften Fiſche eines Teiches zu töten. Um num dieſes beobachten zu können, ift das Offenhalten einiger Wuhnen auf großen Teichen . Man lege biejelben aber nicht den gewöhnlichen Keflelm (d. i. auf den tiefften Stellen) zu nahe, jondern etwas entfernt davon, damit die Fiſche nicht aus der 5 E; E Winterruhe im Keſſel aufgeftört werben. Um dem Uebel anderweitig möglichit zu begegnen, ift in folgender Weife zu verfahren, Wenn längftens 8—14 Tage andbauernder ftrenger Froſt ftattfindet und fich eine dide Eis dede und Schnee auf die Teiche gelagert hat und noch länger anhaltender Froſt zu be, fürchten fteht, fo lafje man etwas Waſſer ab, damit das Waſſer im Teiche fi in Bervegung erhält. Das Wieviel richtet fich nad der Große des Teiches. J 2? Froſt länger, fo laffe man mehr Wafler fliehen und gebe einen jtarfen Infelten an den Wuhnen zeigen follten. Unjerer Meinung nah muß er von der britten jpäteftens vierten Woche des ftehenden Froſtwetters an, fließen laffen, um es zu verhindern, daß Krankheit eintrete. der Teichgrund von der Art ift, daf durch Senkung des Waflers unter dem Auflagerung desjelben auf Hügel oder Grabenufer ſich zwiſchen Eis und uftrejerboire bilden, jo ift diefes ſehr gut. größere Gefahr ein, zeigen ſich Fiſche, jo laſſe man ftarf abflichen. mehrere Teiche übereinander, jo gebe man aus den oberen Zeichen den unteren von Wafjer und zwar von Anfang des Froſtwetters an, jedoch weniger als ab- Wafferzufluß zu geben, namentlich wenn das Wafler gut und umverborben ift, ift jedenfalls nüglic. Vor der vierten Woche des Zufrierens der Teiche hat fich bier niemals ein Er franten der Fiſche gezeigt. Aber man warte diefen Zeitpumft nicht ab und ſei auch micht zu ſparſam mit Wafler, Sehr weniges aber gutes Wafler reicht zur Erhaltung der Fiſche bin. Im Winter 182980, wo in den meiften Teichen alle Fiſche abſtanden, ſenlte ſich der Waflerftand in einem mit Gräben durchſchnitienen Teiche — eine überftaute Wieie - infolge Durchfiderns des Dammes bis auf 1Y: bis 2 Fuß Waflerftand in den Gräben. Zwiſchen dem Wafferipiegel und dem ſich auf die Gräben gelagerten, etwa 1'+ Fuß diden Eife waren einige Fuß Luftſchicht. Im diefem ſehr überjepten Teiche waren die Fiſche fchr eng aber fein einziger ftand ab. Werben die Fiiche aber dennoch gefährlich krank, findet man ſchon tote oder am Morgen in den Wuhnen mit den Floſſen angefrorene Fiſche, fo bleibt, um wenigitens einen Teil der Fiſche zu reiten, nichts weiter übrig, als — abzufiichen, jo gut und ſchnell e# verſchiedene Verſuche gemacht, irgend ein künftlihes Erbaltungsmittel aufzufinden, 5. V. Strohhauben auf die Wuhnen zu ſehen, damit diefe nicht zufrieren, 38 28 31 Kinn E 500 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht. große Flächen offen zu halten, Luft unter das Eis zu bringen ꝛc. — fie find ums alle Fehlgefchlagen. Iſt das Waſſer einmal verdorben und find alle Fiſche krank, jo kann man ie, wenn fein Thaumwetter eintritt, fünftlich in dem Teich nicht retten. Tritt aber Thauwetter ein, jo laſſe man fo jchnell als möglich alle Tage Waller in den Teih, um denjelben zu erfriichen. Daß Schneewafjer jchade, ift eine unrichtige Anficht. Alles nicht verdorbene, nicht faulige Waſſer ift zur Erfriſchung der Fiſche mehr oder weniger nützlich. Erhaltung bezw. Derjüngung und Derbefferung der Nahrungsfähigfeit der Teiche. $ 21. Außer der von Zeit zu Zeit nötigen Wegichaffung des überflüffigen Schlammes, worauf wir hier nicht weiter eingehen, fünnen zur Erhaltung und Verbefjerung der Nah- rungsfähigkeit der Teiche folgende Mittel in Anwendung gebracht werden: 1) die Troden- fegung über Winter, 2) die Sämerung, d. i. die Trodenlegung für 1 bis 2 Jahre zwecks Benußung des Teichgrundes zum zeitweiligen Getreide- oder Futterbau, 3) die Anlage und Unterhaltung von Zuchtftätten fürs Inſektenlarven und andere fleine Nahrungstiere der Fische, 4) die Anpflanzung von Gräfern und Wafjerpflanzen, deren junge Triebe oder Samen den Fiichen als Nahrung dienen. Das Trodenliegen der Teiche über Winter ift in mehrfacher Hinficht für die Fischzucht von Vorteil. Zunächſt werden dadurch allerlei läftige Tiere und bejonders die zahlreichen Feinde der Fiſchbrut befeitigt, jodann wird durch den Froſt der Grund ge- fodert und zur Ernährung von Pflanzen und niedern Tieren wieder tauglicher gemacht, und endlich wird durch das Trodenliegen die Vermehrung gewiffer Kleiner Krebstiere, der fog. Wafferflöhe, Familie Cladocera, eine Hauptnahrung der Fiihbrut und jüngeren Fiſche, begünftigt und bei ſpäter Bejpannung (Verfahren von Dubijch) gewiſſermaßen dem Be- dürfnis der Fische entiprechend geregelt. Die Waſſerflöhe bringen nämlich zweierlei Eier hervor: dünnfchalige zarte jog. Sommereier und didjchalige derbe Wintereier. Die Fort- pflanzung durch die Sommereier ift eine ungefchlechtliche und geht mit einer an's fabel- hafte grenzenden Schnelligkeit vor ſich. Man hat berechnet, daß ein einziges Individuum, welches am 1. Mai anfängt Eier zu produzieren, ſchon am Ende des Juni über 1291 Millionen Nachkommen hat. Während jo die Sommereier die raſche Vermehrung der Art vermitteln, haben andererſeits die Wintereier die Erhaltung der Urt zum Zweck. Dieſe von einer braunen oder jchwarzen hornigen Kapſel eingejchlojjene Wintereier werden im Herbit abgelegt; fie befigen eine wunderbare Widerſtandskraft gegen ſchädliche Einflüffe aller Art, indem fie weder verderben, wenn fie im Schlamm eintrodnen, noch zu Grunde gehen, wenn fie im Eiſe einfrieren. Lafjen wir nun die Teiche den Winter über gejpannt, jo fällt ein Teil diefer Cladocereneier den Waſſerinſekten und andern Tieren, welche ihnen nachitellen, zum Naube und die übrig bleibenden werden im Frühjahr je nach der Temperatur der Ueberwinterungsjtelle früher oder jpäter zum Ausschlüpfen fommen und fich den Temperaturverhältniffen entjprechend jchneller oder langjamer fortpflanzen; laffen wir dagegen die Teiche über Winter troden liegen, jo gehen fajt gar feine Clado- cereneier verloren, und nehmen wir die Spannung erjt dann vor, wenn der Teichgrund gleihmäßig durchwärmt ift und das Waller alsbald eine Temperatur iiber 14° R. annimmt, fo wird dadurch das Ausjchlüpfen der Wafferflöhe nicht nur ein gleichzeitiges, ſondern auch die vajch eintretende Vermehrung derjelben durch Sommereier (fajt alle 48 Stunden eine neue Brut) eine außerordentlich große. Die Sämerung der Teiche ift von alters her im Gebrauch. Man erzielt dadurch außer der Befeitigung von mancherlei Ungeziefer nicht nur gute Ernten ohne Anwendung don Dünger, fondern auch durch Wiederbejegung nach der Getreide- oder Futterernte einen bedeutenden Zuwachs von Fiſchfleiſch. „Die mwohlthätigen Folgen der Bejäung, bemerkt . Erhaltung bezw. Berjüngung und Berbeflerung der Nahrungsfähigfeit der Teiche. 8 21. 501 Teihmann (Teichfiicherei 1891), machen ſich micht jelten 6 und im manchen Fällen noch einige Jahre länger wahrnehmbar. Das Beläen der Teiche ift gewiſſermaßen ein Ver— jüngungsmittel derfelben“. Wie oft es angewendet werben muß, ob alle 5, 6 ober 10 Jahre, hängt von den lolalen Verhältnifien ab. Eine mehrere Jahre hintereinander fort- geſehte Sämerung kann nicht empfohlen werben, da zulanges Trodenliegen mit Nachteilen nicht allein für den Teichgrund, fondern auch für die Ufer und Dämme, ſowie für das SHolzwert der Zu⸗ und Wbflußvorrictungen verbunden ift. Die Hauptrüdſicht bei ber Sämerung muß; immer die bleiben, den Fiſchen wiederum ein nahrhafteres Quartier zu Die Zucht von Waflerflöhen (Ulndocera) und Hüpferlingen (Copepoda), ſowie von Müdenlarven (Nematocera) der verſchiedenſten Urt in beionderen Gruben oder Behältern ift bei den Fiſchzuchtanſtalten, welche Salmonidenbrut in Trögen oder Meinen Baifins auf Erfolge im Gebraud. Da nun die genannten Meinen große Karpfen ein vorzügliches Futter find, jo follte man, es irgend möglich ift, am Ufer eines jeden Teichs eine Anzahl von Meinen, etwa 10 cm tiefen Tümpeln jo anlegen, daß deren Inhalt durch betreffenden Teich abgelafien werden fann. Der Boden Tümpel wird mit faurem Raſen ausgeſetzt und darauf jo viel Waller eingelafien, die Spipen ber Grashalme noch hervorragen. Binnen kurzer Zeit entwidelt ſich darin ungeheure Menge von Heinen Wafjertieren und zumal von Müdenlarven , dafı es wohl verlohnt, diejelben nach und nach in dem betreffenden Teich abfliehen zu lafien. Leider finden ſich mit der Zeit aber auch ichädliche Raubinſelten ein, welche, unter der Sleintierwelt gewaltig aufräumen und ſchließlich die weitere Fortzucht illuſoriſch machen würben, wenn fie nicht bejeitigt werben, was einfach dadurch geichieht, daß der Tümpel egt und dabei das vorhandene Raubgefindel vernichtet wird. Ilm Bucht vom Frühjahr bis zum Herbſt beftändig im Gange zu erhalten, find für jeden Teich mehrere Tümpel erforderlich. Bon andern Mitteln zur Steigerung der na— Fiſchnahrung in Teichen empfiehlt Herr NidIa 8 im der Bayer. Fiſchereizeitung VII od) folgende iz j ; e, BER f ; : g 7 — Teich zu einen Teil der Pflanzen unter Waſſer abmaht und eine ausgedehnte Brutftätte für eine Unmaſſe von Inſelten darauf ablegen, ſich entwideln und im Teich heimisch werden. ſenlen ſich nad und nach einige Zentimeter, wodurd das über Waſſer ſehr erwärmt wird. Es hält fich bier die junge Brut germe auf weshalb diefe Manipulation insbefondere für Laichteiche in Anwendung Man kann aud; an dem Teichrändern Gras abmähen und in denjelben ihrer: Hl H 3 ; 5 1 ; 3 das Einlegen von Nadelholzzweigen, Wacholder, Weiden und Erlen in die wo Mangel an Bilanzenwuchs ift, trägt ſehr zur Vermehrung hen Autters bei, indem dadurch Schlupfwinfel und Vrutftätten fir Inſelten w, gebildet werden. Diefe Zweige hebt man vom Zeit zu Zeit auf und fchüttelt fie fo daß der Inhalt den Fiſchen Leicht zugänglich wird. Gut bewachiene Teichränder gewähren den Fiſchen nicht nur Nahrung, ſondern auch Schuß; lahle Teihränder find daher mit Schilf, Kalmus und Mannaichwingel (Glyoeria lche dadurch den Fiſchen geboten wird, beftcht wohl weniger in dem zarten Trieben der Waflerpflanzen umd in den mehlreichen Samen als e in den mieten, Krebe und andern Wafjertierchen, welche zroifchen und am den Bilanzen ihr Gedeihen finden. Rohe Stärke wird von feinem unierer ; die zarten Pilangentriebe und die ftärfemebhlreichen Samen der 509 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht Waſſergräſer bieten daher nur das darin enthaltene geringe Quantum von Eiweiß, Fett und Zuder, wovon die Karpfen ſchwerlich großen Zuwachs haben werden, jofern ihnen nicht enorme Duantitäten diefer Nahrungsmittel zu Gebote ftehen. So enthalten beifpiel3- weife die Samen des nordamerifanifchen oder canadischen Wafjerreifes (Zizania palustris oder aquatica L., Tuscarorareis), defjen Anpflanzung in Zeichen empfohlen wird, bei 76,84°/, Stärke nur 6° verdauliches Eiweiß und 0,7°/ Fett. $ütterung der Karpfen. 8 22. Obſchon die Anwendung von fünftlichen Futtermitten zur Erhöhung und Be- ichleunigung des Gewichtszuwachſes der Karpfen jhon lange von den Teichwirten ge- übt wird, fo ift man gleichwohl einer genaueren Unterjuchung der Frage, ob der dadurd) unzweifelhaft erzielte Gewichtszuwachs der Fiſche auch mit den erforderlichen Kojten für Futtermittel und Arbeit im Einklange jtehe und dieſe nicht nur zudeden, jondern auch einen verhältnismäßig namhaften Gewinn abzumerfen vermöge, erſt in den letzten Dezennien etwas näher getreten. Nach den von Ackerhof (Nutzung der Teiche, 1869) und Delius (Teich- wirtjchaft, 1875) gegebenen Winfen und Andeutungen hat ſich namentlich Niklas (Lehr- buch der Teichwirtichaft, 1880) mit der Füchfütterungsfrage weiter bejchäftigt und ift auf Analogien, jowie auf Rejultaten der an Haustieren gemachten Fütterungsverjucdhe fußend zur Aufftellung einer Fütterungsnorm für Fiſche in specie für den Karpfen gelangt, auf Grund deren nunmehr der Teichwirt und Fiichzüchter zu rechnen vermag. Soll der Karpfen feinem gewöhnlichen natürlichen Wachstumvermögen nach zunehmen, jo find auf 1000 Pfd. Iebendes Gewicht Karpfen per Tag in 9 Pfd. Trodenjubitanz 4 Pfd. Eiweiß und 2 Pfd. Kohlehydrate incl. Fett zu füttern, was einem Nährjtoffver- hältnis (d. i. das Verhältnis der fticjtoff- oder eimweißhaltigen Bejtandteile zu den jtid- ftofffeeien) Nh:Nfr = 1:0,5 entjpricht. Sm allgemeinen hat fich diefe Fütterungsnorm mit ihrem Nährjtoffverhältnis für die Praxis als genügend richtig erwieſen; fie wird daher, jolange dafiir nichts Beſſeres an die Stelle gefeßt werden kann, der rationellen Fütterung der Karpfen und überhaupt der Fiſche als Grundlage dienen müſſen. Mit 1 kg Eiweiß im Futter erzielt man danach den Berechnungen von Niklas zufolge 1,428 kg und auf Grund annähernd ausgeführter Fütterungsverſuche etiva 2 kg Fiſchfleiſch, doch ftehen erafte Fütterungsverjuche noch aus. „Wi nun — fo führt Herr Niklas in der Bayer. Fijchereizeitung 1883, pag. 292, weiter aus — ein Teichwirt nach diefer Fütterungsnorm feine Fütterung der Karpfen ein- richten, fo ergeht e3 ihm wie dem Landwirt. Wenn ihm auch das eine oder das andere Futtermaterial aus jeiner Wirtfchaft zu Gebote fteht, jo ift er doch jtets gezwungen, um das richtige Nährftoffverhältnis zu gewinnen, jogenannte Kraftfuttermittel zuzukaufen, und es ift diefes bei dem außerordentlich engen Nährftoffverhältnis in der Fütterungsnorm für Fische noch weniger zu umgehen.“ „Als ſolche Kraftfuttermittel empfehlen fich hier, wo fie das Hauptquantum bilden, während fie bei der Landtierfütterung das Kleinere find, vorzugsweile: frijches umd trodenes Blut mit einem Nährftoffverhältnis Nh: Nfr=1:0,1, — mageres Pferde- fleifch mit 1:0,1 — Fiſchmehl mit 1:0,1 — dide Milch (Quark, Topfen) mit 1:0,2 — trodfener Kleber (Abfall von Stärfemehlfabrifen) mit 1:0,3 — Futterfleiſch— mehl mit 1:0,4 20.” „Um die diefen Futtermitteln zum Nährftoffverhältnis der Fütterungsnorm fehlenden Kohlehydrate zu ergänzen, eignen ſich vorzugsweiſe die Kartoffeln, da von diejen zu ge- dachtem Zwecke bei ihrem weiten Nährftoffverhältnis von 1:10,6 ein verhältnismäßig ge- ringer Zuſatz nötig it. Gibt man nämlich einem Zuttermaterial oder einer Auttermifchung Futierung ber Starpfen. $ 22. 503 mit einem Nährftoffverhäftnis von 1:0,1 ungefähr ein gleiches Gewicht Kartoffel bei, bei einem ſolchen von 1:0,2 die Hälfte u. ſ. f., ſonach z. B. auf eim beftimmtes Gewicht Fleiſchmehl (1 :0,4) den vierten Teil Kartoffel, auf ein beftimmtes Gewicht Fiſchmehl (1:01) das gleiche an Startoffeln, jo erhält man ſtets annähernd das geforderte Nährftoffverhältnis von 1:0, (—0,6).* „Solche Miſchungen ftellt man her, indem man die Kartoffeln locht, ftampft, mit Autterfleifchmeht, Fiihmeht, Pferdeſleiſch u. dgf. möglichft innig vermifcht und wiederholt in einem Faß zufammenftampft. Diejes Futter hält fich bei kühler Witterung oder im Seller ein paar Wochen. Zum Gebrauche ftiht man es mit einer Schaufel oder einem Spaten heraus und lann es dann leicht zerbrödeln und fo dem fiichen vorwerfen. Wenn das Sartoffelguantum gegenüber dem andern Material viel unter die Hälfte fällt, halten diefe Miſchungen ins Wafjer gebradjt nicht lange zufammen und eignen fid) daher zur Fütterung von Brut als älterem Say. für erftere in die grafigen Ränder ge fi) die aufgelöften Teile an die Gräfer und werden dieje von der Brut i 33 J „Nimmt man aber hiezu noch Blut, dide Milch, Mehl, zerſtoßene Würmer, Schneden, u. dol., jo läßt fi daraus ein zäher Teig heritellen, der längere Zeit unaufgelöst verbleibt, Will man das Autter längere Zeit aufbewahren, jo formt man aus zu Drüden durch ein Sieb Stränge, ſchneidet fie in erbiengrofe Stüde und oder badt fie. Es ift hier insbefondere auf vollitändiges Aus onft das Futter leicht verdirbt. Soldyes Futter eignet ſich für wie ältere Fiſche. Diefe Arbeit läßt ſich auch durch Maichinen werben die großen Koſten berjelben in der Negel davon abhalten. Am rd es daher fein, wenn man im ausgedehnten Maße 35 IH il _ Das Nidlas’ihe Fiichfutter, welches 2. Goos im Heidelberg fabriziert und per kg zu 22ME. verkauft, beftcht nach dem Unterfuchungen von Profefior Dr. Harz aus bis 35 ea, 60 Teilen Mehl und 2 Teilen Salz. Wenn dasſelbe J ‚63% Eiweißſtoffe, d. i. in ikg 0,536 kg enthält, und 1 kg Futter 0,7 kg Fleiſchzu⸗ Wachs probugiert, jo würde ſich bei einem Narpfenpreis von 100 Pig. per kg ein Nuten vom 26 Pfennig herausftellen, folglich bei einem Aufwande von 109) Mt. für Futter ein Gewinn von 590 Mt. e Außerdem werden folgende Futtermiichungen empfohlen: 1) 60%, Fleiichmehl, 20%, * Seſamkuchen, 4% Leinkuchen und 16% Haſer, 2) 65%, Fleiſchfuttermehl, 23%, ſeinſte ß — 10% Roggenmehl, 1% Salz und 1% Kaliphosphat, 3) 80%. Fleiichfuttermebl, 8% feinftes Weizenmehl und 2%. Salz. | Hoflieferant I. €. F. Schwarpe in Berlin W. verfauft Fleiſchfaſer-Fiſchfutter in 5 verſchiedenen Körnungen (ganz feines Mehl bis ganz grob gefürnt) und auferdem granuliertes Prairiofleiich (in 3 Mörmungen), beides zu je 25 Mt. pro 50 kg. Die Nidlas’iche Fütterungsnorm wird überall da volle Anwendung finden, wo c# fi darum Handelt, einen Teich ftärter zu beiegen, als es deſſen natürlicher Produktivität Eu Nehmen wir z. B. an, es follen bei einer Teichwirtichaft mit 4jährigem Um— triebe, deren pe , einen bleibenden Bejap von 4000 Stüd Karpfen à 250g im Durchſchnitt auf 6 & ftreden, noch weitere 4000 Stüd 4 250g in dieſe Teiche eingeiept werden, jo min —* 4000 Stüd = 1000 kg nach der Fütterungsnorm per Tag 4 kg Eiweißftoffe und 2kg Kohlehydrate incl. fett im futter verabreicht werden und es würde außerdem diejes AFutterquantum dem Gange der Gewichtszunahme während der Wachs periode d. deiſ. I. 2. Mille 38 594 IX. Megger, Fiſcherei und Fiſchzucht. wir die Hälfte des Zuwachſes, d. i. 720 kg Karpfen für 180 Tage ebenfalls zu füttern. Es ift daher das Futterquantum nicht für 1000 kg, jondern für 1720 kg per Tag in Rech— nung zu ftellen. Da nun 1000 kg lebend Gewicht per Tag 4 kg Eiweißjtoffe ꝛc. erfordern, jo find für 1720%g nötig 1" — 6,88 kg und daher für 180 Tage 1238,4 kg Ci weiß und dementiprechend 619,2 kg Kohlehydrate, oder wenn wir der leichtern Rechnung twegen abrumden 1240 kg Eiweiß und 620 kg Kohlehydrate. Um nun zu jehen, ob fich die beabfichtigte Fütterung auc dann ventieren wird, wenn die einzelnen Futtermaterialien an- gefauft werden müfjen, wollen wir weiter annehmen, es bejtehe die Futtermijchung aus 55% Sleifchfuttermehl, 25” Kartoffeln, 15° Weizenmehl und 5% Salz. Der Nährftoff- gehalt derjelben berechnet fi) nach den befannten Tabellen von E. Wolff auf 40,31% Eiweiß und 22,68% Kohlehydrate und Fett, was einem Nährjtoffverhältnis Nh : Nfr—=1:054 entjpricht. Die Kojten mögen betragen 5,5 kg Fiſchfuttermehl a 36 4= 1,98 ME. 25 „ Kartoffel à 8,=020 , 1,5 „ Weizenmehl a40,=060 „ 05, Sal a 8,=004 „ 4 Bearbeitung von 1Okgä 10,—=1,00 „ 10 kg — 3,82 ME. Ein Kilogramm Futter, worin 0,403 kg Eiweißitoffe enthalten jind, koſtet demnach 38 Pig. Die Koften für 1 kg Eiweiß jtellen ſich alſo auf 95 Pig. Produziert dasſelbe, tie im vorliegenden Falle nur 1,16 kg Fleiſchzuwachs (1240 kg Eiweiß — 1440 kg Zu- wachs) und wird das kg Karpfen mit 100 Pfg. verkauft, jo wirde der Neingewinn per kg Eiweiß im Futter 21 Pfg. betragen und daher für 1240 kg ſich auf 260ME. 40 Pig. belaufen. Dies Beifpiel mag genügen, um zu zeigen, wie man auf grund der Nicklas'ſchen Fütterungsnorm zu vechnen vermag, und wie jelbjt bei anjcheinend teuren Futtermitteln eine joftematifche Fütterung noch namhafte Vorteile gewährt. Es iſt überdies nicht un— wahrjcheinfich, daß das normierte Quantum jich in der That etwas geringer herausjtellen wird und daß daher die Fütterung zu etwas beſſern Rejultaten führt, als es nach obiger Berechnung der Fall ift. Leider Liegen aber bis jet noch feine wiljenjchaftlich genau durchgeführte Fütterungsverjuche vor. Will oder kann man fich zu einer ſyſtematiſchen Fütterung nicht entjchliegen, jo bietet fich doch ſehr Häufig Gelegenheit, den Karpfen beinahe fojtenlos Nahrung zuzuführen. Derartige Gelegenheiten möglichft auszunugen, jollte der Fiichzüchter niemals verjäumen. Zu folchen oft ſehr billig zu bejchaffenden Nahrungsmitteln zählen: der frischgefallene Mift von Schweinen und twiederfäuenden Haustieren, Blut, Schlacht und Kichenabfälle, Ab— fälle aus Brennereien, Brauereien und Stärkefabrifen; alsdann Maifäfer, Engerlinge, Frofchlaich, junge Kaulquappen 2c. Hierher gehört auch die Verwendung von Kadavern zur Madenerzeugung. Die Kadaver oder Stücke derjelben find zu dieſem Zweck nicht diveft in's Waſſer zu werfen, jondern in Kaften oder Krippen mit Gitterboden über der Waſſeroberfläche an verjchiedenen Stellen des Teiches aufzuftellen. $orellenzubtin Teidhen. 8 23. Die Zucht der Forellen in Teichen hat feit den letzten 10 Jahren jehr an Ausdehnung zugenommen, und it der Grund hierfür nicht allein in den hohen Erträgen zu Suchen, fondern vielmehr auch in den Forjehritten der künſtlichen Fiſchzucht. Ohne Beihilfe der legteren, welche ja jeßt faft überall das zum Beſetzen der Teiche erforderliche Brutmaterial zu liefern hat, würde fich die Forellenzucht nur auf das Transferieren von Worellenzudht in Teidhen. 9 28 505 jungen Forellen aus den Bächen in Teiche oder auf eine in ihren Erträgen ſehr wechſelnde Bemelwirtichaft beichränfen müfien. Das Berjepen von jungen Forellen aus ben Bächen in Teiche war früher ſehr ge brauchlich und geſchieht auch heute noch da, wo Laichbache vorhanden find, die im Hoch⸗ ſommer ihre Wafler verlieren und im denen daher die im den Tümpeln zurüdgebliebene Brut mit der Berfiegung des Waflers umlommen würde. Premelteiche für Forellen finden ſich dagegen nicht häufig und da, wo dergleichen vorhanden find, werden fie wohl laum mehr als ſolche bewirtichaftet, fondern in Wer- bindung mit andern Teichen oder Aufzuchtbachen zum Klaſſenbetriebe benupt. Ein Pemelteih muß an feinem obern Ende nicht mar einen bachformigen Wafler mit pafjendem Laichgrund haben, jondern es müflen auch die an den Zulauf ſtoßenden kurz fo beichaffen fein, daß fie der jungen Brut midht allein Nahrung, fondern auch Scup gegen die Verfolgung feitens der älteren Forellen gewähren. Daß — * Femelteiche oft recht anſehnliche Erträge liefern können, zeigt fol | | gendes Beiſpiel. beim Gute Düfternthal am jüdöftlihen Abhange der Hils' Herzog⸗ tum Braunſchweig) gelegener, dem Herrn von Steinberg zu Brüggen gnehöriger Teich, weldyer 1865 angelegt und alsbald mit 43 Stüd Laichforellen aus der Wispe (Nebenbad) der Leine) zur „natürlichen Fortpflanzung“ bejept wurde, hat laut des vom leitenden Forftbeamten fters geliefert : im Herbſt 18069 = 175 Pd. Forellen im Sommer 1879 —M Bid. Forellen „ Sommer BU = W „ — = 2 1881 —43 „ E er, 5 .» GER 108-7 ,. , n 1876—= 68 } im Ganzen in 18 Jahren = 534 Piv. Der Teich ift ca. 21 ar groß und am Ausſluß reichlich 2 m tief; er wird vom ftarten faum 30 Schritt oberhalb feines flachen Endes zu Tage tretenden Duelle ge und erhält zur Vermehrung der Nahrung noch einiges Tagewaſſer ans Wegegräben des fonft bachloſen Waldthales durch beiondere Leitungen zugeführt. mit dem Bugnep. Nach Herſtellung weiterer Teiche und Anlage einer Brutanftalt hat feit 1888 der Femelbetrieb aufgehört und dem wohl kaum viel ertragreicheren, aber auch mehr Arbeit erjordernden Klaſſenbetriebe Plat gemadht. Der Ertrag pro Jahr und Heltar begifferte fich hiernach auf rund 140 Piv. Die zum Slafjenbetriebe erforderlichen Teiche zerfallen in Brut-, Stred- und Ab- wachsteiche. Zu Vrutteichen wählt man entweder Meine flache Quellteiche mit genugendem Wafferwechiel und entiprehender Vegetation, oder man richtet dazu in eimem auelligen Terrain befondere Aufzuchtgräben ber und benuht auch wohl matürliche Wachitreden, werben und d geeignete Stauvorrichtumgen wie vollftändige Teiche behandelt werden können. Die Zu und Abflufgitter in den Stauvor- damit beim Heranwachſen der Fiſche umd bei ver mehrter Waflerzuführung gröberes Gitterwerl verwendet werden fann (für Rorellenbrut 70, für Halbjährige Fiſche 40, für Jährlinge 16 Drähte pro 10 em). Im den Aufzuchtgräben umd Teichen ift ferner für Verftechpläge durch bobfliegende Steine, zerichlagene Drain röhren, Schupbretter, jowie auch durch geeignete Waflerpflangen (Nasturtinm- und Carda- mine-Xrten, Veronica beccabunga, Hottonia palustris, Myriophyllum, Oeratophylium, Callitriche ete.) Sorge zu tragen. Gute Verftedpläpe gewähren armdide Faſchinen, die des Aufzuchtgrabens anbringt; fie tragen zugleich zur Vermehrung bei, von welcher die Forellenbrut lebt. Will man außerdem der „Milliardenlebens* noch mehr zu Hilfe fommen, jo mai man, twas be Tichiichdorf empficht, an Ufern Buchten beritellen, im denen das Mafier 38 + | 596 IX. Metzger, Filcherei und Fiichzucht. zwei bis drei Zoll tief fteht, und dahinein Mijt legen, jo daß diefer größtenteils troden bleibt und nur an einer Seite etwas vom Waſſer bededt wird. Was die Bejaßftärfe in den Brutteichen oder Aufzuchtgräben anbelangt, jo ift dieje jelbftredend von der vorhandenen FZuttermenge abhängig und muß daher ausprobiert werden. Dasjelbe gilt von den Stred- und übrigen Teihen. Sind die Verhältnifje al3 günftig zu bezeichnen, jo wird man den Beſatz der Brutteihe ohne Fütterung auf 250 bis 300, mit Fütterung auf 5 bis 600 Stück pro Ar beziffern können und bezüglich der Stred- und Abwachsteiche ähnliche Bejabverhältniffe innehalten, wie bei den Karpfenteichen, jedoch wegen der größeren Empfindlichkeit der Forelle auch größere Verlufte (Brutjahr 60 bis 85, 2te3 Jahr 25 bis 33, 3tes Jahr 12 bis 20%) in Anrechnung bringen müſſen. Da bereits spfündige Fische als jog. Portionsforellen mit 4 bis 6 ME. per kg bezahlt werden, jo fommt man in vielen Gegenden jchon mit einem zweijährigen Umtrieb aus. Obſchon in diefem Falle nur ein Kleiner Brutteich und ein etwa 10 bis 12mal größerer Stredteich nötig ift, jo fan man doch wegen des ungleihen Wachstums der Forelle einen dritten Teich nicht wohl entbehren. Hier hinein kommen diejenigen Fische, welche im zweiten Herbit das gewünfchte Gewicht noch nicht erreicht haben. Brut- und Streckteich fünnen dann den Winter über troden liegen, was namentlich für den Brutteich unerläßlich ift. Ebenfo wird man fich bei dreijährigem Umtriebe auf vier und bei vierjährigem auf 5 Teiche einrichten. Im lebten Falle können aus dem Sten Teiche die Laichforellen zur Selbftgewinnung von fünftlich befruchteten Eiern entnommen und wenn dazu Gelegenheit ift, in eigener Brutanftalt (Aufftellung von 1 bis 3 faliforn. Trögen) erbrütet werden. Da jedoch ſchwerere Forellen als "> bis Apfündige in den meisten Gegenden nicht jo leicht abzufegen find und deshalb in der Regel auch nicht jo teuer bezahlt werden, jo beziehen die meisten Forellenzüchter ihren Bedarf an embryonierten Eiern oder aber an Brut von größern Fiichzuchtanftalten und bejchränfen ſich des Höheren finanziellen Ertrages und der geringeren Arbeit wegen auf den zwei- oder höchjtens dreijährigen Umtrieb (Lüneburger Heide, Holftein 2c.). Wie bei der Karpfenzucht, jo fann man auch bei der Forellenzucht durch regelmäßiges Füttern nicht allein den Zuwachs bejchleunigen, fondern auch, wenn nur genügender Waſſer— wechjel vorhanden ift, eine ungleich größere Anzahl von Forellen in einem verhältnismäßig ſehr beſchränktem Balfin, Behälter oder in kleinen Teichen zu marktfähiger Ware auf- ziehen. Die fmeifte Schwierigkeit bereitet hierbei die Fütterung der Brut; man bringt daher dieſe bejjer in Aufzuchtgräben, die ausreichend natürliches Futter gewähren. Nach den bis jest befannt getvordenen Verſuchen erheifcht das Kilogramm Zuwachs durchſchnittlich 4 bis 5 kg Fleischfutter (Fütterung mit Pferdefleifh und gejalzenen Fiſchen). Bejegt man alfo einen Teich von etwa 15 Ar mit 1000 Stüd Forellen, die ein Gefamtgewicht von 75 kg haben, aljo per Stüd 25 g ſchwer find, jo wird man hiernach, wenn der Verlust auf 10% beziffert wird, etwa 12%» Ztr. Zutter nötig haben, um die Forellen bi3 zum Herbſt auf ein Durchjchnittsgewicht von 220 g per Stüd zu bringen. Das finanzielle Ergebnis ift natürlich in erfter Linie davon abhängig, mit welchen Kosten der nötige Bedarf an Futter bejchafft werden kann. Koftet beijpielsweije das Kilo Zuwachs 1,50 bis 2Mk. im Futter und wird der Marktpreis pro Kilo Forelle zu 5 ME. angenommen, jo macht fich die Fütterung noch immer mit einem Gewinn von 1,50 bis 1,71 ME. bezahlt. Obſchon nun feit Jahren ſehr viele Forellenzüchtereien in Deutſchland mit großen Erfolg betrieben werden, jo ift man doc) über die beſte und einträglichjte Art des Futters noch nicht einig. Außer mit Pferdefleisch, friſchen Schlachtabfällen, gejalzenen und minder— wertigen Fischen, wird auch vielfach mit Fiſchmehl und den bei der Karpfenfütterung näher bezeichneten Futtermitteln, jowie auch mit weißer frischer Käſemaſſe gefüttert. Als ge— Fiſcherei mit Samen. $ 4. 597 legentfiches Futter werden Schneden, Mufheln, Regenwürmer, Maitäfer, Heufchreden, Drohnen (in Bienenzuchtgegenden), Raupen, Froſchlaich, junge Fröſche zc. gern vom dem Forellen angenommen. Das Einfepen von jungen lebenden Fiichen empfiehlt ſich nur dann, wenn dieje die entiprechende Größe und daher feine Ausficht haben, im Teiche neben ben Borellen aufzulommen; es werden fonft gar zu leicht Autterfonfurrenten daraus, Das Futter wird auf fogenannten Futtertiſchen gereicht. Dies find bis 1 Om große Bretterflähen mit einem ca. 4 cm hohen Rand, der durch Annageln einer entiprecdhend breiten Leifte gebildet wird. Man befeftigt die Tiichfläche auf einem in dem Teichgrumd getriebenen Pfahl jo, daß fie dem Teihboden feſt aufliegt, damit feine Futterreſte darunter gelangen können und dann überjehen zum Nachteile des Waflers und der Fiſche in Fäulnis Am beiten ftehen die Tiiche an flachen Stellen in der Nähe von Tiefen, fie müflen jebod " bis "/, m Wafler über ſich haben. Ye mehr Tiſche angebracht find, defto gleich mäßiger ift die Mäftung. Die Forellen und ſelbſt jolde, die aus Bächen gefangen find, gewöhnen ſich fchnell an diefe Tiihe, wenn man anfangs Lederbiffen, als Negemwürmer, Fleiſchmaden, Fiſcheier u. ſ. w. darauf legt und erjt fpäter Erfapfutter. Da die Forellen, wenigftens die größern, in der Megel erſt des Nachts an die Futtertiſche fommen, jo wird das Futter, um es nicht unnüß auslaugen zu laflen, immer erjt gegen Abend ausgelegt und zwar nur fo viel als die Fiſche der Erfahrung nach jeweilig freſſen. Bleibt etwas übrig, jo muß dasjelbe mit Hilfe eines engmajchigen Meinen Ketſchers entfernt werden, außerdem ift der Tiich jedesmal vor dem Füttern vermittelit eines Bejens von dem etwa vorhandenen Schlamm zu reinigen. Die fommerlihe Erwärmung des Wafjers bis zu 20 und 21° R. wird jelbft bei mäßigem Waſſerwechſel von den einfommerigen Forellen ohne irgend welchen Nachteil und Einfluß auf ihre Geſundheit und ihre Freßluſt ertragen; dagegen reduzieren mad den Mitteilungen des Herrn Arens im Eleyfingen die im zweiten Sommer ftehenden Forellen ihren Futterlonſum bei der genannten Erwärmung um etwa "«, die im dritten Sommer um die Hälfte und die im vierten um ”%. Hand in Hand mit diefer Minderung des | Futterlonſums geht eine Empfänglichleit für den Byſſus, indeſſen ift diefe Gefahr bei & einiger Aufmerkſamleit nicht erbeblih. Der Byſſus ift ein feiner weißlicher filzartiger 2 Raſen, gebildet von einem Schmaroperpil; zur Gattung Saprolegnia gehörig; er fiedelt ſich auf Wundftellen des Körpers ſowie auf dem Kiemen der Fiſche an und verurfacht fchließlih den Tod. Ein Gegenmittel ift Einftreuen von Salz in das Waller und das wajchen der befallenen Wundftellen mit ftarfer Salzlöjung. Bei ftrenger Kälte, ftarfem Froſt frefien die Forellen nur äuferft wenig. Sobald fi aber das Wafjer wieder etwas erwärmt, ftellt fid) fofort auch der Appetit wieder ein, b er fteigert fich raich im April und Mai, gebt dann mit jchmell zunehmender Temperatur etwas zurüd und erreicht ſchließlich in der zweiten Hälfte des Auguft, ſowie in der erften Hälfte des September fein Marimum (Arens). V, Der Sifchereibetrieb in $lüffen, Bähen und Seen. SifdhereimitBamen. | FM. a) Der damen (Stod- oder Stielhamen) ift ein langgeftieltes fad- oder beutel- | fürmiges Nep mit kreisförmiger, halbkreisförmiger, dreiediger oder vierediger Mündung. nad) der Art und Weife des Gebrauchs, wodurd geringe Modifitationen in der Kon— ftrultion bedingt werden, wird der geitielte Samen als Sep-, Sted-, Städ-, Stöd, „Schie be (in Süddeutihland Schauber), Shuf-, Scharr- oder Krapgbamen chnet. In Oftfriesland führt er auch den Namen Manne und in der Gegend zwiſchen = = m 598 IX. Metzger, Fiicherei und Fiſchzucht. Unterelbe und Unterweſer die Bezeichuung Selle oder Sille. In Süddeutſchland iſt für Hamen die Bezeichnung Bär, Beer, Bärn oder Bern und Barren gebräuchlich, doch verfteht man in der Schweiz ze. unter Beer auch die Garnreufe; ebenjo gehören die fog. Aal- und Neunaugenhamen der unteren Wejer und Elbe zu den Reujen, während die fog. Steerthamen (an der Unterems Kül, holländiſch Kuil genannt) jeher große und (ange jadfürmige Nee find, welche im jtarfen Strom zwiſchen Pfählen ausgeipannt oder aber, nachdem ihre Mündung an einem aus vier Bäumen (Rundhölzer) zu einem Viereck zufammengebundenen Holzrahmen befejtigt ift, mit dieſem veranfert werden (Anferhamen, raamkuils), Die im trüben Waſſer mit dem Strom treibenden Fiſche gelangen in den bintern und engern Teil (Steert) des Beutels und werden dort durch die Gewalt der Strömung zurücdgehalten. Steht diefer Hamen nicht in ftarfer Strömung, jo fängt er nicht. Mit vem Stockhamen (vom Berbum stöken, d. i. ftochern, ftödern), der einen längern aber weniger gefrümmten Bügel als der Kraßhamen hat, wird in der Kegel nur unter gleichzeitiger Anwendung ver Stöffüle, Stürs, Störftange oder Stempfele (langer Stod mit Eleinen ederjcheiben oder Zeuglappen am Stoßende) an abſchüſſigen und hohlen Ufern, unter Weidenbüfchen, Wurzeln u. dergl. im Waffer jtehend oder vom Schiff aus gefiicht. Um nun beim Andrücden der Simmſchnur (Segen des Hamens) die nötige Unterftügung zu gewinnen, reicht der nicht jehr lange Stiel über den Pol des Bü— gels hinaus bis zur Simmſchnur; auch ift er an diefem Ende in der Regel gabelig ge- jpalten umd feft in die Schnur eingebunden, wodurch das Drehen der Netzmündung um den Hamenftiel verhindert wird. Beim Kratzha men (Oberwefer), den man mit der Mindung nach. unten an flachen Uferftellen, namentlich bei Hochwaſſerſtänden, vom Lande aus ſchräg auf den Grumd führt und dann wieder den Boden fraßend zu ſich einzicht, geht der möglichit lange und an feinem Ende gleichfall3 gabelig gejpaltene Stiel nur bis zu einer Querlatte, welche dev Simmſchnur parallel in pafjender Entfernung von diejer auf dem Bügel befeftigt ift. Die gewöhnlichen Dimenfionen find folgende: Bitgelweite oder Länge der Simmſchnur beim Stöfhamen 3 m, beim Kratzhamen 1,8 bis 2 m; Höhe des Bügels d. i. Abftand des Poles von der Mitte der Simmjchnur beim Stöfhamen 1 m; Abſtand der Querlatte des Kratzhamens von der Simmſchnur ca. 64 em; Tiefe des Beutels 1,5 m. Um beim Fischen mit dem Stöfhamen in fließenden Gewäſſern das Auftreiben des Beutels zu vermeiden, wird Leßterer in feinen Zipfel mit einem Stein bejchwert. Während der Stöfhamen in Flüffen und Bächen und hier befonders zum Forellen- fange verwendet wird und gute Dienfte leistet, ift dagegen der Kratz- oder Ziehhamen, zumal wenn die Simmjchnur zwifchen den Bügelenden durch ein ftarkes Querholz erſetzt it, ein dem Fiſchbeſtande jehr gefährliches Gerät, deſſen ſich die Wildfifcher bedienen um damit de3 Nachts die weiten flachen Ufer der Landjeen abzuziehen, wobei unzählig viel Fiſch- und Krebsbrut getötet, jowie allerlei Fiichnahrung auf's Land gejchleppt und der Krautwuchs gejtört wird. b) Der Scheerenhamen bejteht aus zwei ungefähr im letzten Drittel ihrer Länge fich kreuzenden Stangen mit einen beutelfürmigen Netze zwiſchen den längeren Schenfeln. Die Kreuzungsftelle wird mit einem Niet verjehen oder gebunden, um die Stangen wie die Schenkel einer Scheere ſchließen und öffnen zu fünnen, eine Einrichtung, welche nur fir den leichten Transport diejes ſonſt fperrigen Gerätes bejtimmt it. Man Happt alsdann die Stangen zuſammen und twicelt das Neg um diejelben. Beim Gebraud) werden die Stangen jo weit geöffnet, daß die Simmſchnur des Netzes zwijchen den Enden der Stangen hinlänglich geipannt erſcheint und zur Fixierung diefer Lage bedient man ſich eines Keinen, an den ſchmalen Seiten paſſend ausgeferbten Duerholzes (Sperrholz), das in der Nähe des Kreuzungspunktes zwifchen den längern Schenkeln eingeklemmt wird. Der Fiſcher ſtellt ſich in den hintern kurzen Winkel und führt das Netz ſchräg in den — * Fifherei mit Hamen. 324 599 Strom. Um lohmendften ift der Rang mit dem Sceerenhamen in Fluſſen, wenn das Waſſer die Ufer füllt, noch im Steigen begriffen und trübe ift. Der Scheerenhamen ift ein weit verbreitetes Gerät, deſſen Dimenfionen je nad) den ortlichen Verhältnifien mannigfach variieren; ebenfo verichieden find jeine ortsüblichen Be- nenmungen. Un ber Oberweier Schragen, am Unterlauf der Rorbieeflüffe und au ber Küfte daſelbſt Stediade, Lebe; Greif oder Streichwade im der Prov. Sachſen und anderwärts; Udeleiicheere (mit jehr großem Beutel) in der Prov. Brandenburg ; Krptnep in Oftpreufen. Wir finden ihm ferner als Treibbamenm am Niederrhein, und ald Bliepe an Stelle des Schöpfhamens zum Herausnehmen von Fiſchen aus Be bältern an den Obdermündungen. Der Scheerenhamen geht im einen rap» oder Streichhamen mit geraden Bügel. armen über, wenn die kurzen Schenkel beinahe oder gänzlich in Wegfall fommen und dafür als Handhabe ein langer Stiel (Stange) am die Stelle tritt (Streihwade für Bonmern, ryt in der Gegend bes Rußſtromes, Dftpreufen). Senke ift ein mehr oder weniger beutelförmiges den Grund geſenlt und dann nach einiger wird, Das quadratische Neptuch ift mit feinen Eden freugender mehr ober weniger halbfreisförmiger Bügel fo aus der Streuzungspimft unmittelbar oder hängend am Der am Ufer ober auf einem Fahrzeug ftebenbe Netz vorfichtig ins Waller, bis die Enden der Bügel den Grund be Fiſche darüber vermutet, ſchnell und gleichmäßig empor. denen noch freihändig nefiicht werben kann, haben jelten ein größeres Neptuch Hr F H i H, H H Pr 258 g | als von 2,50 m fläche; mit ihmen wird das ſog. Wanbdelftichen betrieben, d. b. die Hang pläge werden beliebig gewechielt. Senken, die ihrer Große und Schwere wegen nicht mehr aus freier Hand eingefenft (gedudt, daher die Bezeichnung Duder) und gehoben werben können, find dagegen, wenn das Wafler mit Kahnen nicht befahren werden fann, an feite Stüppfahl nahe am Ufer im Waflergrunde zum dann.wie der Schwengel eines Lichbrunnens gehandhabt benuht man zum Fiſchen mit ſolchen ſchweren Senten flache mit paſſend angebrachtem Stutzpfahl, in deſſen gabelſormig ausgeichnittemem ober Schwebebaum auf einem quer durchgeſtedten eiſernen Bolzen ruht. Große Senken zum Lacdhsfange find auf der Weiler am Wehre bei Hameln, auf dem zwilchen Oberweſel und St. Goar&hauien in den jog. Lachswaagen und in ber ) im Gebrauch. ER ; Hl ie} 5 f vorteilbafteften, wenn das Waſſer trübe und im Gewöhnlich werben damit nur Heinere Cyprinoiden, namentlich ründlinge gefangen, doch auch Döbel, Bariche, Plöpe u. ſ. w. Bangpläpen pflegt man die Fiſche durch öfteres Ausitreuen von Fleiſch Brotbroden u. dergl. anzufödern; viele befeftigen auch geronnenes Blut auf Yein- felber Die mir belannt gewordenen lolalen VBenennungen find folgende: Qupe oder Luffe im Gebiet der Oberweſer, Fulda und Werra, Töte oder Tütebell in Dit friesiand und Weitfalen, Wippe am ſudweſtlichen Fuße des Harzes Soſe und Rhume), Taubel, Tauber, Trauper, Drauper, Draubärm in Süddeutichland bezw Defterreih, Birbel oder Hebegarn am der Molel, Schbär, Scepbeer, Duder in Süddentichland. Bi ii i Um tiefe Waflertümpel, Keſſel von Wehren, Mühlentolte ſowie ſtehende Waſſer (Seen und Teiche) mit dem Senkhamen zu befiichen, ift es vorteilhafter fatt des einfachen 600 IX. Mekger, Filcherei und Fiſchzucht. Nebtuches ein dreitvandiges Neb zu nehmen, deffen Mündung an einen entjprechend großen Eijenring befeftigt if. Mean hängt dasjelbe wie eine Wagſchale mitteljt einer ausreichenden Anzahl von Schnüren an einem langen Ziehtau auf und führt diefes Tau über eine Lauf- rolle im Ende eines am Vorderteile des Fahrzeuges oder am Ufer angebrachten Krahn- balfens. Um das Senfen und Heben des Nebes gleichfürmiger und bequemer ausführen zu können, bringt man außerdem am Krahnbalfen in pafjender Höhe eine Handwinde an (vgl. Herkmann’scher Senkhamen in amtl. Berichte der internationalen Fiſchereiausſtellung zu Berlin 1880, Teil III, pag. 61). Fiſcherei mit Reufen. 8 25. Unter Reuſen faſſen wir hier alle diejenigen Fanggeräte von vorherrichend cylindrifcher oder koniſcher Geftalt zufammen, welche mit trichterförmigen Eingängen (Ein- Ihluff, Einfehlen) verjehen find. Sie bejtehen entweder aus Garnmaschen und find daher eylindrifche Nebe, die je nach ihrer Länge über drei oder mehr Bügel ausgejpannt werden, am Vorderende einen trichterförmigen Eingang haben und am Hintern oder Schwanzende (Start oder Steart) kegelförmig zugejpist und gejchloffen find (nur die Trommelreuſe hat born und hinten einen Eingang); oder aber fie bejtehen aus Flechtiwerf von Weidenruten, Nohr, dünnen Holzitäben, Fichten- oder Kiefernwurzeln, Draht u. dergl. Material und find alfo größere oder kleinere forbartige Fanggeräte von vorwiegend Eonifcher Geſtalt. Ihnen kam urjprünglich die Bezeihnung Reuſe oder Korb allein zu. Werden die Garnreufen an ihrer Mündung mit zivei divergierenden, ſenkrecht jtehenden Netztüchern, jog. Flügeln, verbunden, um die Fiſche dadurch nad) dem Eingang zu leiten, fo heißen fie Flügelreuſen. In dem feereichen norddeutichen Flachlande öjtlih von der Elbe nennt man die Flügelveufen G arn- oder Fiſchſäcke, in Weit und Dftpreußen auch Wenter. Gie werden teild einzeln, teils zu zweien und vieren mit Streichtüchern (Leitgarnen, Leidings) verbunden zu ſog. Banten (D.- und W.-Breußen) aufgeftellt. Diefe letern, fowie die jog. Warten, worunter man eine Reihe parallel nebeneinander aufgeftellter, zweiflügeliger Wenter verfteht, gehören indejjen mehr den Haffen- und Strommimndungen an. Je nach den Dimensionen und Mafchenweite benennt man vielerwärts die Garnreufen nach den zu fangenden Fischen als: Forellen, Hecht, Bleis, Walreufe u. ſ. w. An der Dder (Küſtrin), in der Prod. Brandenburg unterjcheidet man die Garnjäde nad) der verfchiedenen Anzahl und Größe der beim Striden aufzunehmenden Machen als Großer Drei-Mandel-Sad, Kleiner Drei-Mandel-Sad und Zwei- einhalb-Mandel-Sad. ‚Die Flügel werden hier in der Regel nicht länger ge- nommen als die Säcke und vermittelt Sperrhölzer, Aunzen, auseinandergehalten. Jeder Sad, an welchem Vorderrumpf (Vorderbauch bis zum dritten Bügel), Mittel- vumpf (Mittelbauch bis zum fünften Bügel) und Sterz (Start oder Steert) unterschieden werden, Hat fünf Bügel (Reifen) und zwei Einfehlen (Qorder- und Hinter- fehle). Die Eintehle des Vorderrumpfes wird durch vier Schnüre, Strujen genannt, twelche nach dem dritten Bügel gehen, möglichjt weit (vieredig) auseinandergehalten; Die Eintehle in dem Hinterrumpf wird dagegen nur durch zwei Schnüre, die nach dem fünften Bügel gehen, jo eingeftellt, daß fie nur einen ganz ſchmalen Schlig bildet. Der hinter dem fünften Bügel liegende Sterz kann auf- und zugejchnürt werden, um die Fiſche heraus— zunehmen. Die Garnſäcke werden gern in der Nähe von Binfen und Rohrftellen im flachen Waffer an Pfählen ftroman aufgeftellt; in der Oder ımd Warthe zur Frühjahrszeit, in den Altwäſſern, deven Abflüffen und Gräben aber faft das ganze Jahr hindurch; fie fangen vorzugsweiſe des Nachts. Im Emsgebiet und am Niederrhein heißen die Garnjäde Fuken und man unter- "u # : : Fiſcherei mit Heulen. 5 25. oo », Bilde und Halfulen Sie werden an brei Stangen auf. an jedem Flügel und eine am Hinterende. Die Ladys und Fiſchfulen find eingerichtet als die Aalfulen. Die lehtern beftehen, wenigitens im oftfriei. Ems» aus zwei Teilen, nämlich; aus ber eigentlichen Fule und dem baran feitgebunbenen ‚ der fog. Hiebufe (Sielebus) oder Hübbe. Die Fule hat drei an Größe abnehmende Bügel und zwei Eintehlen, die Hübbe ebenfalls drei Bügel und eine erfte Teil der Fule vom erften bis zweiten Bügel heit Borleger, der vom zweiten bis dritten Bügel Uchterleger und das über dem dritten hinausgehende Ende das Stütende; ber erfte oder Anfangsbügel der Kübbe ift fo groß wie der vorhergehende Fulen- und ber nachfolgende Kübbenbügel; Stütende eingefhoben und mittelft einer Schnur, welche durch die letzte des läuft, fejtgeichnärt. Bei der Revifion wird die gefüllte Kübbe eine andere eriept, während die Fule mit den Flügeln fteben bleibt. dient alfo zugleich zur vorläufigen Aufbewahrung und zum Trans- hiervon ift der fog. Aalhamen der Weiler in der Gegend von Es find dies ca. 11 bis 12 m fange, einfehlige Säde, deren Mündung an Pfählen ansgeipannt wird; hinter der Mitte des fi verjüngenden der erſte Bügel von ca. 60 cm Weite eingeipannt umd dahinter in einem Ab- m ein zweiter, Die Einfehle ift lang, beginnt ſchon vor der Mitte des und ift auf den zweiten Bügel mit zwei Schnüren eingeftellt. Man fiicht mit Dielen bis RT Hi d; Heil ii: 3 ia Süden, welche zu 8 oder mehr dicht neben einander aufgeftellt werden, von Auguft bie Dezember vorzugsweiie des Nachts auf Treibaal, d. i. der zum Meere ziehende Aal. Die Haupimonate find jedoch Dftober und November um Reunaugenfang werben bier Samen genannt. Es find m lange Säde mit vier Bügeln und zwei Einfehlen. Sie werden im 3 ſeichtem Wafler an „Brinfen, wo der Strom eben hineinipielt“, mit der Mündung ftrom abwärts aufgeftellt. Hauptzeit oberhalb Bremen von November bis März. einfachften Reufenformen aus Garnmaſchen find die Forellen und bie Bachen gebräuchliche Forellenreuie, welche auch zum Krebe Länge von ca. 70 cm und ift über brei Reifen ge bischen größer als die beiden andern ge bat. Gleich hinter dem erjten Neif befindet fich eine urch drei ober vier vom ihrem Hinterjaum ausgehende und am zugeihnürten Schwanzende des Nepes beiejtigte Bindfaden in he wegen brauchen die Forellenreuien wicht werben; man veranfert fie mitteljt eines Steines, legte henreihe des Nepes gelegte und von da rd. Um bie Reuſe in ausgeftredier Lage zu cr» fie zwiſchen zwei abgepafte Safelruten, melde entweder an beiden nur born mit einer Meinen natürlichen Gabel, jog. Zwille, verieben find. Am die hintern unbewehrten Enden der beiden Ruten unmittelbar binter in die Unferjchnur gebunden und die vordern Gabelenden durch eine Maiche ER 1; 1% ng3 : Fatih all Bar Ir i r mmelreufe, zwiſchen Weier und Rhein Bunge, im Flachlande öft- Bollrenje auch Bolljade (Over bei Müftrin), in manden Ge Süddeutihlands bezw. Defterreihs WoLf (übereinftimmend mit der franzöfiichen Bezeichnung In Louve), Wartwolf, Wadluff, Warluff, — es werben jedoch auch die Garnjäde mit nur einer Eingangsöffnung, wie beiipielsweile die Aorellenreuie, 3 37 er; nz i IF 602 IX. Mesger, Fiſcherei und Fiſchzucht. „Wölfe“ genannt — ift ein cylindrifches, über drei gleich große Neifen geſpanntes Neb, welches Hinten und vorn einen Eingang mit Kehle hat. Wie die Forellenreufe wird die Trommel mittelft ziveier, an beiden Enden gabelig geferbter Holzjtäbe gejpannt erhalten, oder es werden die Neifen an den Holzjtäben fejtgebunden. Beim Gebrauch müfjen dieje Reuſen durch hineingelegte oder angebundene Steine beſchwert werden. Die Bolljaden bezeichnet man nad) der Größe und Mafchenmweite als Blei- Bolljaden, wenn fie 51 mm Mafchenweite haben, als Göſen-, Scdlei, Hecht und Barih=-Bolljaden, wenn ihre Mafchenmweite reſp. 40, 30, 25 und 20 mm be- trägt. Man legt fie in Rohr-, Schilf- und Prautftellen, nachdem man zubor mit der Grumdfichel eine pafjende Rinne für fie hergeftellt hat. Auch verfieht man die Trommel- reuſen zuweilen mit Flügeln, um die Miündungen von Altwäfjern, Seitenarmen, Buchten, Durchgänge u. dergl. möglichjt abzufperren. Kleine Trommelreufen, die man mit Fifchen oder Schnecken befüdert, benußt man zum Krebsfange. Die aus Weidenruten geflochtenen Aalkörbe, in Norddeutichland vorzugsweiſe Aalreuſen genannt, find gewöhnlich 1,20 bis 1,60 m lang und am Eingange 30 bis 50 em weit; das hintere jpig fegelfürmig zulaufende Ende ift entweder gejchloffen oder hat eine Deffnung, die durch einen pafjenden Holzpfropfen verjchloffen wird. Im Innern befinden fich zwei trichterförmige Kehlen. Das Einbringen des Köder und die Heraus- nahme der gefangenen Yale gejchieht bei den an der Spitze zugeflochtenen Körben durch eine feitliche Deffnung, welche gleich hinter der zweiten Einfehle angebracht ift und duch ein aufgelegtes Brettchen mittelft zweier viegelartig in das Geflecht einzufchiebender Ruten— ſtücke verjchloffen wird. Man legt die Körbe einzeln mit Steinen beſchwert aus oder auch in größerer Anzahl an einer langen Leine befeftigt und revidiert fie je nad) Umftänden täglich oder auch nach längeren Pauſen. Die Neunaungenreufen der Oder (bei Schwedt) find aus dünnen Holzjtäben und Kiefernwurzeln geflochten, ca. 1,1 m lang und am offenen Ende ca. 32 cm weit. Sie werden nebeneinander an einem Reep (Tau) befeftigt und dieſes quer durch den Strom gelegt. Der Neunaugenfang findet dort in den Monaten November, Dezember und Ja— nuar jtatt und macht in manchen Sahren einen bedeutenden Teil der Fijcherei aus. Am Rhein (bei Weſel) find dagegen die Neunaugenförbe fur; umd gedrungen. etwa 0,45 em lang, hinten etiwas weiter (29 cm) als vorn (25 em) und dann ſtumpf— fegelig geichloffen. Sie haben ebenfalls zwei Einfehlen jowie eine Klappe oder Thür zum Herausnehmen der gefangenen Neunaugen und werden von Dftober an in großer Zahl an einem aus Weiden gedrehten Seil quer durch den Strom gelegt. Der am Niederrhein gebräuchlide Lach skorb ift ein aus Weidenruten jehr leicht geflochtener walzenfürmiger Korb mit fegelfürmigem Ende. Der Abjtand der längslau- fenden Weidenruten beträgt an dem ca. 90 bis 95 em langen walzenfürmigen Teile etwa 5 bis 8 em. Der ca. 50 em lange trichterförmige Eingang ift SO em, an der hintern Oeffnung nur 30 em weit. Bon da an, wo der Korb fich fegelfürmig verjüngt, iſt die erſte Hälfte dieſer Verjüngung ganz dicht durchflochten, die legte Hälfte wieder licht. Hier- durch entjteht, wenn der Korb mit der Mindung ftromab in den Fluß gelegt wird, ein Aufſtau und infolge deſſen im Korbe jelbjt ein Kleiner Strudel, durch welchen der Lachs zum Eintritt verleitet wird. Körbe ohne dieſen Dicht geflochtenen Gürtel fangen nicht. Um den Korb auf der Flußſohle zu halten, wird an jeinem Hinterende ein etwa 10 Bid. ſchwerer Stein befejtigt; außerdem hängt er an einem 20 bis 30 m langen Tau aus MWeidenruten, welches jeinerjeit3 an einem eingejchlagenen Pfahl oder ebenfalls an einem ſchweren Ankerſtein befejtigt it. Man legt gern 10 bis 12 Körbe nebeneinander und fieht fie des Morgens und Abends nach. Der gefangene Lachs wird durch eine Kleine Thür herausgenommen. Fijcherei mit Siell oder Sepnepen. 5 26. 608 Nutentörbe von größerem Imfange als der gewöhnliche Aallorb und bem ent» ſprechend auch mit weitern Eintehlen (ein oder zwei) werben im der Oberweſer und ähnlich aud) in andern Fluſſen (Rhein, Mofel, thüring. Saale »c.) zum Aange von Barben, Döbeln, Bärtben und Plohen gebraudt. Den Sommer über benupt man einfchlige Krbe, ſog Auftlörbe, welde abends mit Köder ausgelegt und morgens gehoben werben. Als die in ber Mitte des Fangraumes hinter der Einfehle befeftigt wird, bemupt man geronnenes Blut, gelocdhten Säle und zur Beit, wo das jog. Auft über und am Ihwärmt, aus diefen Anielten (Ephemeriden) zuſammengeknetete Nugelballen, die einem Strohhalm umwickelt werben, damit fie im Wafler nicht allzuichnell auseinander ihen Barbentörbe haben zwei Einfehlen; fie werben erit mit Be Jahreszeit an ſolchen tieferen Stellen ausgelegt, wo fih Barben zur Ueber den pflegen. Nenfenfiicherei zählt auch das Arch ſchla gen oder die Errichtung fogenannter ade (Bayern, DO: beröfterreih, Schweiz), das Gangfiſchfach (Wodenier), ehr, Aalwehr oder Aal fach (Heflenzc.) jowie das Yahswehr. In wird dadurch im ber Hegel die Freizügigleit der Fiſche vollitändig ver» beiden Ufern aus in fchräger Richtung durch Flechtwerle die Aluhftraße nur in ber Mitte joviel Raum offen bleibt, um eine Neufe (jüddeuticd) einlegen zu können, Jeht wohl im dem meiften Ländern verboten. Sifherei mit Stell» oder Schnehen. er begreifen wir alle diejenigen im Waſſer aufrecht ftehenden oder an aufgeftellten oder vor Unter gefepten einfachen oder dreimandigen Nepe, in deren die Fiſche mit den Köpfen hineinſchießen und hängen bleiben jollen. Die Maſchen— weite en Stell- oder Sehnehe richtet ſich nach der Große der Fiſche, welche damit gefangen werben jollen. Iſt die Maichenlänge der größten Höbe des Fiſches vor der Nüdenflofje gleich, jo kann der Fiſch zwar mit dem vordern Teil des Körpers hinein, und bfeibt bei dem Verſuche zurüdzugeben in der Hegel mit Kiemendedel hängen und vermaicht fich bei den Wefreiungsverjuchen auch oft noch mit Schwanz in benadhbarten Maichen. In etwas anderer Weife fangen die dreiwan gen Nepe (Lederingsnepe,Klchgarne, Spiegelnepe, dreimaidhi- HNep). Sie beftchen zwiichen Ober» und Unterleine (Simm, füddeutih Erde) aus drei Nepwänben, deren mittlere, das Ingarn oder Blatt, enge Maichen bat und fehe weit und loſe eingeftellt ift, während die beiden äußern (Veding, Yederimg oder Leiterung) ſehr große Maſchen (Bedemaihen oder Leeren) haben und jteif und Unterfimm eingejtellt find. Schießt mum eim Fiſch negen das Nep, ſo er das loſe feine Mittelnep durch die Lederingsmaiche mit bindurd und fipt dann einem Beutel feit, Damit das Angarn beim Durchſchießen der Fiſche durch die Beutel machen fan, wird es auf die halbe Breite und "« bis Länge eingeftellt (eingeftaut), d. b. es muß noch einmal jo breit und um v« bis '/ genommen werden, als die geſamte Lebering. » oder Sepnepen, welche auf der Havel und Spree nebft sugebörigen Seen gebräuchlich find, gehören : { Das Bandernep, auch Barſſch oder Weites-Nep gemannt, 45m lang, U Maſchen tief, Mafchenweite 30-10 mm. Man fiicht damit im Frübjahr und Herbſt, im- Form eines Halbfreiies am Schaar aufı der Pulsteule in das Nep getrieben. an in m Maſchen tief, Mafchenweite 25 mm, wird während HR; N} s: ii H. Hi 4 J => = 7 ®& 355 “ mo — 604 IX. Metzger, Fiſcherei und Fiſchzucht. des Sommers gebraucht und wie das vorhergehende zu 5 bis 7 Stück aneinander gereiht halbfreisförmig aufgeftellt. Das Kaulbarſchnetz, 45 m lang, 22 Mafchen tief, Mafchenweite 15 mm; jebt ungefeglich, wurde früher in der „Laufzeit“ der Kaulbarjche, d. i. im April an Brüden und Schaaren geftellt. Schaar nennen hier die FZijcher den Uebergang vom harten Grund zum Moder. Alle diefe Nebe find aus ganz feinem Zwirn gearbeitet und auf einem jchnurdiden Jeep von Pferdehaaren loſe eingeftellt, oben mit Flotten von Binjen und unten mit Blei- noten, fo daß fie im Waſſer aufrecht ftehen, aber den Grund berühren. Sie werden vom Kahn aus gejchoben (ausgejegt) und alsbald nach dem Pulſen wieder eingezogen. Eine abweichende Form der Stell- oder Seßnee ift das Stö dergarı der Dber- toefer, welches auch auf der Saale bei Weißenfels al3 jog. Treibzeug (jogenannt, weil die Fiſche dort hineingetrieben werden) gebräuchlich ift. Das Stöcken garn beiteht aus 6 oder 9 an ihrer Mimdung wie die Finger eines Handſchuhs zufammenhängenden Beuteln, die in einen gemeinfamen Nahmen gejpannt find und dadurch einen fich koniſch ver- jüngenden Eingang befonmen, aber hinter demfelben in ihrer ganzen Länge cylindrijc) bleiben, 24 Mafchen im Umfang Haben und 12 Mafchen hoch find; Mafchenmweite 3 em. Der mit der Strömung in den Beutel gelangende, oder wenn getrieben, in denjelben fchiegende Fiſch vermafcht ſich al3bald, wenn er fich nach oben, unten oder ſeitwärts wendet; das nach- giebige Maſchenwerk legt fih um ihn herum, der Beutel erweitert fich an der Stelle, wo der Fiſch durch die Mafche will, und verengt fic) dementjprechend hinter und vor ihm; der Fiſch Kiegt dann quer im Beutel gefangen. Dber- und Unterfimm dieſes Netzes werden durch eingefpannte, etwa fingerdicke Hafelftöde, die mit der Netzwand gleiche Höhe haben, auseinandergehalten. Ein neun- beuteliges Stödergarn hat deren vier, ein jechsbeuteliges drei, jo daß aljo außer den Stöden an jedem Ende jedesmal zwijchen dem dritten und vierten Beutel ein jolcher vor— handen ift. An jedem Stod ift ferner oben und unten je eine 5 bis 6 Fuß lange Schnur befejtigt; beide laufen in einer Entfernung, die etwa der Länge des Stodes gleichfommt, in einen Knoten zufammen und bilden dadurch mit dem Stod felbft ein gleichichenkliges Dreieck, während der Neft beider Schnüre frei ausläuft. Will man das Netz aufjtellen, jo wird in dieſe freien Enden ein Stein don genügender Schwere (1% bis 2 Pfd.) ge- bunden, alsdann vom Schiff aus, welches der Hintermann mit der Stange quer durch den Strom dirigiert, der erſte Stod mit dem Stein ausgeworfen, darauf der zweite und jo fort. Die Beutel fliegen im Strome aus, die Miindungswand des Nebes wird dagegen durch die Steine und Ankerſchnüre in aufrechter Stellung auf dem Grunde feitgehalten. Mit diefem Netz fifcht man vom Frühjahr bis zum Laubfall; es wird gegen Abend ausgeworfen und am andern Morgen früh entweder mittelft einer langen Hafenjtange auf- gezogen, oder wenn eine Zugleine mit „Schwimmknüppel“ an dem erſten oder legten Stod angebracht it, mittelft Diejer. In ruhigen Steomftreden, og. Pfühlen, ftellt man auch wohl die ganze Strom- breite querüber mit Stödergarnen ab und treibt dann die Fische von oben her mit Stangen den Stöckergarnen (Treibzeug) zu, oder man fiſcht von oben her mit einem Zieh- oder Zuggarn (Fließgarn) den aufgejtellten Stöcdergarnen entgegen. Im Fangprinzip dem Stödergarne ganz ähnlich, auch ebenſo eingeftellt und in der- jelben Weife beim Aufftellen oder Ausſetzen verankert, ift das Klopf- oder Klo ppgarn der Oberweſer. E3 gehört nicht, wie d. dem Borne e3 darftellt, zur Kategorie der Garnjchläuche, fondern zu den Neben, in deren Mafchen der Fiſch hängen bleiben joll (vgl. Mebger, amtl. Berichte über die Fiſcherei-Ausſtellung zu Berlin 1880, IIT pag. 9). Zu den dreimaſchigen Stell- oder Seßneßen gehören: Be... 8 Fiſcherei mit Treibnepen. 3. 605 Das Bortnep oder Stalney (Norbbeutihland öftl. von der Elbe), Schatel garn (Dftfriesland), Take (Schleswig-solftein). Mit den Portnepen wird vorzugs- weife im Gelege gefiicht, d. h. an Rohr-, Schilf, Binfen- und Krautſtellen. Das Gelege wirb mit Portnepen umftellt und alsdann die Fiſche in dieſelben geicheucht, indem man mit einer langen Stange, Jagitange, an deren Ende ein Strohwiſch, getrodnetes Schilf ober Rohr, der „Jäger“, befeftigt ift, wiederholt in den umftellten Grund ftößt. Die ge wöhnlichen Dimenfionen der Portnepe ſchwanlen zwiichen 15 bis 20 m Länge und 1 bis 2 m Höhe. Die weitmaſchigen Außenwände werden aus Vindfaden, das engmaſchige Ingarn aus feinem Zwirn hergeftellt. An die obere Simmſchnur, gewöhnlich eine Pferde fommen eiförmige, etwa 10 cm lange und 4 cm ftarfe flotten aus Steinbinjen (Seirpus lacustris) in Zwiſchenräumen von 21 cm; die untere Simmleine trägt in Ab von ca. 16 cm Bleirollen von 4 bis 5 cm Yänge. Blei, Raab», Hecht und Fiſchport find mur nad der Maſchenweite der Ye dering und des Ingarns verichieden. Sifherei mit Treibneten. $ 27. Treibnepe find wie die Stell- oder Sepnepe einſache oder dreimaſchige Net i wände, in deren Machen die Fiiche hängen bleiben, ſich einbenteln oder verwideln (ver- | fteiden, vertaleln) jollen. Während aber die Stellnepe durch Gewichte (Senter) mit der Unterleine auf dem Grund jet aufftehen, werden die Treib- oder Driftnehe von der Strö mung fortbewegt oder hängen doch, wo feine Strömung ift, durd ihre flotten an der Oberfläche des Waſſers. Bei Treibnepen find daher am Unterfimm entweder gar feine Senter erforderlich, oder aber nur jo viel, als die Flotten am DOberfimm bequem tragen fünnen. J Die am Unterlauf der Nordjeejlüffe (Ems, Weſer, Elbe) zum Störfang gebräud) , lichen Bümpelnege oder Bümpelgarne, einfache Nepwände mit loje eingeftellten Maſchen von 17,5 bis 19,5 cm Weite, haben gar fein Unterfimm. An dem von einer — fog. Neungarnsleine gebildeten Oberfimm werden in Wbftänden von je 18 Auf etwa 9 b Fuß lange „Bänder“, die jog. Bümpelleinen, jetgebunden, an denen Treibbölzer von L flafchenförmiger Geftalt, „Bümpel“ genannt, befeitigt werden. Da das 16 bie 22 Ma ſchen tiefe Nep mit dem unterften Maſchen den Grund berühren muß, jo bindet man bei hohem Ben: die Pümpel an das Ende der Bänder, bei niedrigem nad Ver— I Das Bleinek der Oder bei Schwebt und Fiddichow ift ebenfalls ein einfaches i 1 Treibneg ohne Unterfimm. Es ift von ganz feinem Garn gefnotet, 720 bis MO Maſchen | lang und 32 Machen tief; Mafchenweite 7 em. Am Oberfimm befinden ſich in Abftänden von 94 cm flotten (meift jog. Buttenflöße, Butten = Lysimachia vulgaris) von ca. i Fiſchen, das vom Juli bis Anfang Oktober des Nachts betrieben Mann mit Kahn erforderlich. Gewöhnlich werden drei Bleinetze aneinander: der zufammengejepten Oberleine ein Desjatt (Schöpf- Während der Fiicher mit dem Ruder in der abhält, wirft er, mit der andern Hand eine Buttenjlöhe nach und nad das ganze Netzwerl aus und treibt, das lehte Ende weit er will neben demfelben jtromabwärts. So: ‚ bie nur mit dem Strom treibt, anläuft, jpürt der Nud in der Hand. Iſt es ein großer Fiſch, jo muß die Leine alsbald über werden, weil jonft der Fiſch das ſtramm feitgehaltene Nep zerreißen würde; dagegen nach, jo verwidelt er ſich in demjelben. Obſchon gewöhnlich nur Bleie, und Bander gefangen werben, jo widelt fich doch mitunter aud) einmal ein Lacht Stör 1 HE a? i ag383 Hl J A H Ei * 606 IX. Mebger, Filcherei und Fiſchzucht. Die Zure, in der Schwedter Fiicherordnung Kolterneß, im Munde der dortigen Sicher Baia genannt, ift ein dreiwandiges Treibnetz, das ebenjo wie das Staknetz kon— ſtruiert ift, jedoch in der Ledering eine um 2 Fuß größere Tiefe (S7 Fuß) und im In— garn weitere Majchen hat (5 big 7 cm). Es wird in nicht zu ftarfen Strom auf blanfem Grunde gebraucht und find dazu zwei Kähne mit je einem Mann erforderlich. Nachdem die Zure mitten im Strom auf jandigen Stellen ausgejeßt und eine Zeit lang durch den Strom fortbewegt ift, fahren die Kähne, welche jederjeits die Reepe (Zugleinen) führen, zufammen und die Fiſcher ziehen das Ne an beiden Simmen zugleic) auf. Es werden damit nur größere Fiſche als Bleie, Hechte, Welfe und Zander gefangen, im Herbit und Winter vorwiegend Duappen. Im Frühjahr fiſcht man bei Hochwaifer mit der Zure auch auf blanfen Wiejen. Sie ift, weil zu allen Jahreszeiten anwendbar, als eins der lohnendſten Geräte zu bezeichnen. Das Winterjalm md Sommerjalm-Treibnet des Niederrheins bei Weſel und das Lahsgrundgarn der Unterelbe find ebenfalls dreiwandige Garne. Das Ingarn des Winterfalm-Treibneges ift 750 Majchen lang und 13 Majchen tief mit einer Majchenweite von 9,5 em. Die Außenwände, hier Leeren genannt, haben 29 cm Majchenweite. Das Sommerjalm-Treibneß hat engere Majchen, 7,5 em im Ingarn und 27 cm in den 2eeren; es ift 1000 Majchen lang und 18 Majchen tief. Zum Betriebe, wozu gewöhnlich 3 bis 4 Nebe aneinandergereiht werden, ift ein Kahn und zwei Mann erforderlich. Das Ende de3 Treibneges, woran ein jog. Dobber (Feine Tonne) als Boje befeftigt ift, wird nahe am Ufer ausgeworfen und dann das ganze Neb quer durch den Strom ausgebradjt. Nachdem es eine Zeit lang getrieben — das Unterfinm muß den Grund ftreifen — wird es in den Kahn eingezogen. ach Artikel II des Bertrags vom 5. Juni 1885 zwiſchen Deutjchland, den Nieder- landen und der Schweiz, betreffend die Regelung der Lachsfiicherei im Stromgebiete des Rheins, dürfen im Rheinſtrom und feinen lachsführenden Nebenflüffen nur ſolche Treibneße angewendet werden, twelche zwischen Ober- und Unterjimm nicht über 2,5 m breit find. Einwandige Treibnege, welche nur zum Fange von Stör bejtimmt und geeignet jind, follen dieſer Beſchränkung nicht unterworfen fein. Auch dürfen mehrere Treibnege nur in einer Entfernung von einander ausgewworfen werden, welche mindeſtens das Doppelte der Länge des größten Netzes beträgt. Das Lahsgrundgarn vderLahstreibneg der untern Elbe (Finkenwerder big Bollenfpiefer) ift 75 m lang und 3,01 m breit. Meajchenweite des Ingarns 8 cm, der Leede 33 em. Am Oberfimm find 250 Flotthölzer in 30 em Abjtand von einander, am Unterfimm 125 Bleifnoten in 60 em Abftand. Es wird damit auf Lachs gefiicht, jo lange der Faug die Betriebsfoften dect oder einigermaßen lohnt; gewöhnlich von Januar an, wenn um dieje Zeit die Eisverhältnifje e3 geftatten, bis in den Monat Juli hinein, die Hauptmonate find März, April und Mat. Die weiter aufwärts in der Elbe zum gewöhnlichen Fiſchfang gebräuchlichen Treib- neße find ca. 100 m lang. Das Ingarn ift 35 Majchen tief und hat eine Majchenweite von 6 em; die Außenwände find 6 Mafchen tief, mit einer Weite von 22 cm von Knoten zu Knoten. Es wird mir jo mit Senkern beſchwert, daß e3 auf den tiefen Stromitellen den Grund nicht berührt, jondern nur den weniger tiefen Sandgrund ftreift. Auf der Unterelbe (Altenmerder) wird das dreiwandige Treibne auch zum Stör- fang gebraucht. Diejes jog. Störgrundgarn tft ebenfo eingerichtet wie das Lachs— grumdgarn, jedoch 57,12 m lang und 3,06 m breit; das Oberfimm hat 168 Flotthölzer in 34 em Abftand, das Unterfimm 84 Bleifnoten in 68 em Abftand. Die Treibnege zum Maifiſchfang auf dem Niederrhein find von den dortigen Fiſcherei mit Bugnepen. 8 9. 607 Sommerjalmtreibnegen nur durch feineres Garn und etwas engere Maſchen verſchieden; im Ingarn 7 cm, in ben Leeren 26 cm Maſchenweite; Länge gewöhnlich 75 m. Fiſcherei mit Zugnetzen 8 28. Die hierhin zu rechnenden Netze werben alle auf längere Streden durch das Waſſer gezogen und zwar in dem meiften Fällen mittelit befonderer Zugleinen. Sehen wir von dem dreiwandigen Bugnep ab, fo fünnen alle übrigen auf zwei Hauptfornen zurüd geführt werden, auf die Wade und auf dem einfadhen Schleif- oder Schleppiad. Die Daun wieber in einfache, d. b. in ſolche ohne Sad und in zufammen geiepte, d. b. im folde mit Sad. Das Bugnep ohne Sad ober die einfahe Wade, in der Schweiz Segi, am Rhein Säge oder Begen (im lat. Urfunden sagena) genannt, iſt ein einfaches Netz tuch von viel -—. z. als Höhe, an der Oberleine (Oberähre) mit Flotten (Trägern) f von Holz, Kork, Rinde zc., an der Unterleine mit Sentern von Blei, Steinen ꝛc. Damit die Wade fich beim Biehen im Waſſer von jelbit buſen⸗ oder beutelfürmig auslegt bezw. fteilt, muß beim Einftellen des Nepes in die Simmleinen Neptuch (Garn) eingeftaut, d. b. mehr Neptuch genommen werden als die Simmleine lang ift, etwa auf 7 m Yeine 10 m Die großen Segimen (Sangfiichiegi 2c.) des Bodenſees haben eine Yänge von ca. 221 bis 250 m und in der Mitte eine Höhe von 20 bis 25 m, Die gewöhnliche Maſchen— 4 cm. Sie werben von vier Mann an der Halde ins Schiff gezogen, das entweder an einem Pfahl oder Unter befejtigt iſt. Die im Rhein und in andern Flüffen gebräuchlihen Zegen baben je nach der Breite und Tiefe des abzufiichenden Waſſers verichiedene Dimenfionen. Sie werden aus Einzelftüden aneinandergereiht bis zu einer Sejamtlänge von 150 bis 180 m und darüber; ihre Höhe beträgt bei Weſel ca. T m, die Maſchenweite 3 bis 6 cm, Das bei Hameln und weiter abwärts auf der Wejer gebräuchliche Zugnet beiteht aus 7 Einzeljtüden, welche eine Negwand von ca. 107—130 m Länge bilden. Das Oberfimm trägt Flotten bon Kork oder Schwarzpappelborke, das Grundſimm Bleikugeln, deren Geſamtgewicht der Strömung u. für alle 7 Nepftüde ca. 30 bis 35 kg beträgt. Man führt das eine Ende vom Lande aus dicht am Ufer jtromabwärts an der Hand, tige Ne quer durch den Strom ausgerudert wird; der Kahn jtreicht darauf eine kurze Etrede am Gegenufer entlang und wendet ſich alsdann mit feinem Netz ende ber bejtimmten Aufziebjtelle zu. Auf eine Tagesarbeit mit eimem Zuggarn, zu der fünf Mann erforderlich find, 2 rechnet man durchichnittlich 12 bis 15 Züge; wird mit zwei Zugnetzen auf derjelben Strede (Lahsauszug) gefiicht, jo verdoppelt fich dementiprechend die Anzahl der Zuge und es bleibt, wenn Tag und Nacht gefiicht wird, wenig Zeit für den Lachs übrig, um unge fahrdet zu paſſieren. Die Fiſcherei mit dem Zegen ift ſelbſtverſtändlich nur da möglich, wo im Flußbette Hinderniffe, als Senkhölger, große Steine u. dgl., an welchen das Nep hängen kann, vorhanden find und wo ferner das Ufer zugleich paſſende Stellen zum Aus- und namentlich zum Aufziehen (Qanden) des Nepes darbietet. Je weiter fluhauf- kommen in der Regel joldye Stellen vor. Die Zugnege, mit weldhen die Kollen und Nebenarme des Niederrheins befiicht beißen dort Zingel- oder Lobbernepe. Sie werden, während das eine Ende bleibt, in Form eines Kreiſes ausgefahren und dann am Ufer aufgezogen. Oberweſer, jo wie im Gebiete der Fulda und Werra beichränft ſich der Ge⸗ einfachen Zugnehes fat nur auf die Zeiten der Hochwaſſerſtande, um alsdann HR | J 608 IX. Megger, Fiſcherei und Fiſchzucht. die überfluteten Wiefen und das ſonſt dazu geeignete Gelände abzufiihen. Am günftigiten find hierzu die im Winter und namentlich in den erjten Frühjahrsmonaten eintretenden Hochfluten; es ift alsdann der Hecht durchweg der Hauptfiich des Fanges, und wird daher auch die ca. 26 bis 30 m lange und 3 bis 4 m hohe ziemlich ſtark bebleite Wade ſchlecht— weg Hehtgarn genannt. Das Raabgarn der Oder und Warthe, ca. 31 m lang und bis 12 m tief, mit Mafchen von 45 mm, fowie das halb jo lange Treibneß find ähn- liche Geräte, welche jedoch von zwei Kähnen ausgefahren und, nachdem ſich dieje wieder einandergenähert, im Wafjer aufgezogen werden. Die Waden, welche fich aus einem Sad und zwei Flügeln zufammenfegen, dienen fast nur zur Abfiſchung von Seen und ruhigen dem Ebbe- und Flutwechjel nicht unterworfenen Strandgewäljern. Ihre Dimenfionen richten ſich ebenjo wie bei den einfachen Waden nad) der Größe umd Tiefe der zu befifchenden Gewäfjer. Auf den Seen des Havel- und Spree- gebietes unterscheidet man dementjprehend dag große Garn, die große Kappe (Kabbe), die Shaarfappe und das Ziehzeug (Tredetüg). Die drei erjten find Gezeuge der Großfiicherei, das Ziehzeug, anderwärt3 auch Eleine Klippe genannt, dagegen ein Gerät der Kleinfischer. Jeder Flügel des großen Garnes ſetzt fich aus 12 bis 14 Einzelftüden zu— jammen von je 18 bis 23 m (10 bis 12 Klafter) Länge und 11 bis 15 m (6 bis 8 Klafter) Tiefe. Die drei erften führen den Namen Buttftücde, jo genannt nad) dem am Vorder- ende des erjten Stücks befeitigten Butt, einem Holzſtück von ca. 1,5 m Länge und 8 bis 11 em Durchmefjer; die Mafchenweite beträgt 55—60 mm. Die Einftellung an der Ober- und Unterleine gejchieht fchlagweife und zwar vier Majchen per Schlag auf je 21 bis 26 cm Länge. In zwei aufeinanderfolgende Schläge des Oberſimms kommt je ein entjprechendes Kork oder Borkenſtück, während der dritte Schlag frei bleibt; am Unterſimm trägt da- gegen. jeder 6. over 7. Schlag einen Senfer, in der Negel einen ringfürmigen, aus Thon gebrannten Stein. Auf die Buttftüde folgen die Enggarnftücde, 9 bis 10 an der Zahl; fie werden zu 6 Majchen per Schlag eingeftellt, Haben eine Mafchenweite von 45 bis 50 mm und find 135 Majchen tief. Hierauf fommt der Shwalg, das lebte Stück vor dem Sad; es wird auf 8 Maſchen per Schlag eingeftellt und hat eine Maſchenweite von 23 bis 28 mm. Der 22 bis 26 m (12 bis 14 Sllafter) lange Sad bejteht gewöhnlich) aus vier Ningen. Der erfte, Borderhals genannt, wird aus einem Schwalgftüd gemacht und hat 34 bis 385 m Umfang. Meit jedem folgenden Ring nimmt der Umfang allmählich um 3,8 m (2 $llafter) ab; hat alfo der Vorderhals einen Umfang von 34 m, jo befißt der legte Ring oder der jog. Stoß einen folchen von 22,7 m. Auch die Mafchen werden fleiner umd gehen im zweiten Ring von 15 auf 12, im dritten von 12 auf 10 und im Stoß von 10 bis auf 8 mm herunter. Bei offenem Waffer find zur Fiſcherei mit dem großen Garn zwei Kähne, jeder mit bier Mann und einer Winde ausgerüftet, erforderlih. Sind Sad und Flügel jamt den ca. 180 bis 200 m langen, an den Buttknüppeln befeftigten Zugleinen an pafjender Stelle zu Waffer gebracht, jo führt jeder Kahn mit den Zugleinen feines Flügels in weiten Bogen nach der beftimmten Aufziehftelle, worauf alsbald das Garn ans Ufer gewunden und Jchlieglich mit den Händen eingezogen wird. Bei der Fijcherei unter dem Eife treten an die Stelle der beiden Kähne zwei Schlitten, welche ebenfalls mit Winden ausgerüstet find. Das Garn wird durch die große viereckige Einlaß- oder Senktwuhne (4 m lang und 1 m breit) allmählich und zwar mit den Flügeln zuerst zu Waſſer gebracht. In die Zugleinen jederjeits ift zu dieſem Zweck eine lange blanfgejchälte Stange gebunden, welche man von der Senkwuhne aus unter dem Eife die eine vecht3, die andere links zu dem nächjten der auf dem Umfange der Eisfläche J ei Zur wu. * — u Fiſcherei mit Bugnepen. 9 9. Hu b dees abzufiſchenden Seeteils ausgehauenen Heineren Löcher (Yuhmen, Waaten, Wälen von } 0,80 m Durchmeſſer in Abftänden von ca. 9 dis 12 m) dirigiert und von hier ab mit Hüfe von hölzernen Gaffeln immer weiter von Yuhme zu Luhme befördert, bis man mit beiden Stangen an ber dem Einlaß (Inlaat) gegenüberliegenden Ausziehwuhne (Holung) 1 fit, worauf das Garn mittelft der Winden gezogen und aufgeholt wird. 7 Die grofie Kappe hat 228 bis 266 m Ärlügellänge und 9,5 bis 11,5 ım Tiefe; fe wird von 6 Mann in zwei Hähnen gehandhabt. Die Shaar-Happe, 114 bis 462 m lang und 7,6 m tief, erfordert vier Mann und zwei Kahne. A | Das Ziehzeug (Tredetüg), gewöhnlich nur 3 bis 4 Fuß tief und im jebem Yu an ca. 29 m lang, wird mit den Händen gezogen; zu feiner Handhabung find zwei —J. und ein Heiner Hahn erforderlich. Wird in Oft und Weſtpreußen klerneKleppe * f In Dfifriesland nennt man die Zugnehe Tögen und untericheidet je nach den Di- * zwiſchen Fiſch⸗ Mal, und Maifiichtöge. | Die Aaltöge in der Regel nur 28 m lang und im der Mitte bis 3 m tief, die - Biihtögen 56 m lang und 6 m tief; die Maiftichtögen haben eine Länge von m von 9 bis 10 m. An den flügelenden der beiden zulept genannten oran bie Bugleinen befeftigt werden, an der Aaltöge nicht. elchengarn oder die Blaufelchenſegi des Bodeniees hat eine von ca. 120 m, wovon auf jeben Flugel 45 m fonmen. Die Flügel haben eine 4 cm, der Sad von 4 cm. Das ganze Garn hat einen Tiefgang von mit von vier Mann in einer Tiefe von 50 bis 200 m gefiicht das Schiff irgenbwo befeftigt werden fan. Die große Maichen- der leichtern Handhabung wegen notwendig; fie ift am fich zum Blaufelhen über dreimal zu groß, und dieſe können mit Leichtigkeit durch. nur dann, wenn die Wafjerftrömung nicht derart Maſchen ſich gleichſam jchliehen. ortbewegten Hahn gezogen werden, gehören die Hlod- oder Flaagnee der Provinz Negel haben dieſe Säde keine Flügel; ift dies jedoch der Fall, fo fang oder nur wenig länger ald der Sad, wie dies 4. ®. bei der fe und dem Trödelgarn der pommerfchen Ovderfiicher der Fall ift. Das ‚ das ſchlechtweg ale Floderei oder Aladen bezeidnet des Nachts in Alüffen, Stromgräben und Scen an derjenigen Seite, Schiff, Kraut u. ſ. w.) befindet | und Fiſch fUdde begeichnet. Lad (Seeflad, Treibflad) üt ein eitwa 6 m breiter und 7 m Unterwand, Maichenweite 2,5 bis dem. Bon dem Ende des Ober- mö geht jederjeits eine 7 bis 10 m lange Augleine aus, mit welcher das entſprechende de des Interfimms durch) eine lurze Schnur, die Unteritaie, verbunden ift. Die Bugleine wird mit dem einen Ende, die zweite mit dem andern Ende des auerlie- verbunden, und dieſer alsdann von zwei Fiſchern mit Hilfe vom langen Stof- b geihoben. An die Enden des Interfimms oder an die Unterſtaſe fommt noch ein Senfer, der jog. Hanbftein, ein meift 5 bis 7 Pid. ſchwerer durchbohrter Malfitein. Der Treibflod der umtern Havel (auch Treibnep genannt) führt außerdem mod) zwei Pferdehaarleinen als Fuͤhlleinen, weiche jederfeits en I m hinter der erften Qanbbud b. Gerfim. I 8 Mile 39 bin = IX. Mepger, Fiſcherei und Fifchzucht. Binfenpuppe (Flotte) an der Dberwand des Sades befejtigt find. Die beiden Fiſcher ſitzen an den Enden des querliegenden Kahns und während jie mit den drei legten Fingern der einen Hand das Neep oder die Zugleine und zwiſchen Daumen und Zeigefinger die Fühl- feine halten, rudern oder jchieben fie mit der andern Hand den Kahn jtromabwärte. Das Trödelgarn der Oder in Pommern ift ein 6 bis 7 m langer engmafchiger Sad mit Flügeln von 8 bis Im Länge. Zwei Kähne mit je einem Fiſcher jchleppen das Netz durch Krautjtellen. Die Krebszeeje oder das kleine Trödelgarn ift ein 4 m langer Sad mit 3 m fangen Flügeln. Beide Zugleinen befejtigt der Sicher an jeinem querliegenden Kahn und jchiebt diefen weiter. Gefangen werden damit nur Krebje und kleinere Hechte, jog. Brathechte. Das Strohgarn (in der Provinz Brandenburg verboten, in Pommern erlaubt) ift ein 5 bis 6 m langer Sad ohne Flügel, aber mit Kehle. Seine 35 bi3 AO m langen Bugleinen find bis zur Hälfte in Abjtänden von %/ı m mit Strohwijchen und Kleinen Steinen bejeßt. Zur Handhabung find zwei Kähne erforderlich mit je einem Mann, welcher rudert. Das Strohtau oder die Wifchleine ſoll die Fiſche vom jeitlichen Ausweichen ab- halten. Obſchon die Fischerei mit dem Strohgarn jehr lohnend iſt — e3 werden damit fämtliche in der Oder vorkommende Fiſcharten, auch Aale, gefangen — jo ift doch die täglich fich wiederholende Störung des Fiichbeftandes durch die Strohwiſche, vor denen die Fiſche bis in die kleinſten Gräben, ja aufs trodene Land flüchten, nicht ohne Bedenken; auch wird durch den ftarfen Betrieb mit dem Steohgarn in den nicht allzu breiten Mün— dungen der Dder den Fiichen der Ein- und Austritt jehr erſchwert. Ein ähnliches Gerät ift die Spohnflappe oder Gomolfa der majurijchen Seen. Es ift ein 6 bis 8 m langer Sad, deſſen 80 bis 100 m lange Zugleinen in Ab- ftänden von je 2 m mit Scheuchbrettern oder Strohwiſchen verjehen find. Die von Fichten- kloben abgejpaltenen Bretter, ca. 1 m lang, 8 em breit und 0,3 cm di, hängen mitteljt 50 em langer Bindfaden an der Zugleine. Die Gomolfa wird im tiefen Waller ausge legt und dann gegen das Ufer gezogen. Seit 1855 verboten. Eines Flodnebes, das der Zugleine entbehrt und dafür an 3 m langen Stangen befeftigt ift und mittelft diefer geführt wird, bedient man fich zum Fange des Lachjes in der Küddow zwiſchen Kramske und Borkendorf. Das Neb bejteht aus einem ca. 4 m langen quadratifchen Negtuch von jtarkem Bindfaden mit 10 cm weiten Majıhen. Das- jelbe ift jo zufammengelegt, daß es mit Hilfe zweier an den ſchmalen Seiten eingejtridter etwa 1 m hoher Negjtücde einen halbeylindrifchen, an feiner Langjeite offenen Sad bildet. An den Enden des Unterfimms ift jederſeits die etwa 3 m lange Führungsitange, Col- (vd3ftod, und ein 2 bis 3pfündiger Stein angebunden. Das Seitenſimm iſt nicht un- mittelbar an der Stange befejtigt, jondern die Mündung des Sades wird dadurch offen- gehalten, daß von den Enden des Oberſimms jederjeits eine Schnur ausgeht, mitteljt welcher man die Mindung ſpannt und dann die Schnur am oberen Ende des Collods- ftoces befeftigt. Zum Fischen find zwei Kähne mit je eimem Zijcher erforderlih. Das Netz wird ziwifchen beiden Kähnen bis auf den Grund gelaffen, jeder Fischer faßt die Führungsftange feiner Seite zugleich mit der Spannjchnur der Mündung, Hält die Stange in ſenkrechter Stellung und beide ſetzen nun Kahn und Netz jtromabwärts gleichzeitig in Bewegung, indem fie mit der andern Hand rudern. Die Fahrgeſchwindigkeit muß jelbjt- verjtändlich größer fein, al3 diejenige der Strömung, da jonjt das Net fich nicht gleich- mäßig ausſpannen wide. Sobald ein Fiſch gegen das Net jtößt, fühlen dies die Fischer an dem Ruck der Spannjchnur, die fie deshalb Wahrjager nennen. Das untere Ende der Führungsftange wird alsdann gehoben, wodurd das Net einen oben offenen Sad bildet, in dejfen Grunde der Lachs gefangen liegt. Die Kähne Legen fich nebeneinander und der Fiſch wird in der Negel erft, nachdem er durd einen Schlag auf den Kopf getötet ift, in Prifcherei mit dem Wurfgarn. $ 99. 611 Kahn gehoben (Benede, Berichte des Fiicherei-Bereins von Dft- und Weftpreufen, pag. 30). Bon dreimaſchigen Zugnehen, wozu übrigens alle mit Ledering veriehenen Sch Treibnehe in ähnlicher Weife wie die einfache Wade oder der Zegen benutzt werben „iſt hier nur das zum Forellenfang gebräuchliche Klebegarn, gewöhnlich Streich— arn genannt, zu erwähnen. Wir finden dasjelbe überall, wo die Forelle in Bachen und Fluſſen zu Haufe ift. Das gewöhnliche 2 bis 2% m lange und 0,50 bis 0,72 m wird mit ber Oberleine an einer etwa 5 m lange Stange feftgebunden, oder trägt eine entjprechende Unzahl von Deſen (Schleifen) aus Rohr oder Weiden welche die Stange geftedt wird. Die Mafchen der beiden Außenwände find ‚ d. 5. die Garnfäden laufen den Rändern des Neptuches parallel, und ich eine Mafchenweite von 10 oder 12 em; das Ingarn mit 2,5 cm weiten, mit engerm Mafchen ift in der Höhe auf Ys, im der Länge auf eingeſtellt Fiſcher geht im Wafler, ftreicht mit dem Netz ftromab über den Grund, er Forellen vermutet, mit der Stange in die Ufer u. |. w. und hebt ſobald ſich eine Forelle eingebeutelt hat. Bei breiteren Gewäflern wird ein ommen und mittelft Zugleinen von zwei Fiſchern ſtromab gezogen, indem diefem, der andere auf dem jenfeitigen Ufer geht. Statt der Stange find an der Oberleine befeftigt. Es wird mit dem Meinen Hlebegarm in der bei Nacht gefiicht, am Tage mur dann, wenn das Waſſer trübe ift. Sifhereimitdem Wurfgarn. Das Wurfgarn ift ein kreisrumdes, gewöhnlich 4 bis 6 m im Durchmeſſer ch, defien mit vielen Bleilugeln eingefaßter Rand auf etwa 25 bis 30 cm en umgeichlagen und im regelmäßigen Wbftänden mittelft 12 bis 15 cm (Steippen) fo an der Innenwand aufgeſchürzt ift, daß dadurd der jad orbene Umkreis in ebenſo viele kommunizierende Taſchen geteilt wird, in welche bededten Fiſche geraten, wenn dieſes mittelft der im Zeutrum befeitigten pleine aufgezogen wird. Beim Aufziehen bildet das Wurfgarn einen immer enger werdenden Segel, der fich ſchließt, wenn die Kugeln der Wleileine zu Der über der Aufſchürzung des Umichlags liegende Teil des Wurfgarns ube oder Hube, der den Sad bildende Teil der Schoof oder Sod. Der aud wohl in der Art fonftruiert, da man das Nehtuch über das Kugel um fo viel länger ftridt, als zum Umfchlag nach innen nötig iſt; es geben viel mir befannt, die meiften Fiſcher derjenigen Konftruftion den Vorzug, bei Kugelfimm am äuferften Rande des Nepes liegt. Die Mafchenreibe, mit Schooß beginnt und in welche die Strippen zur Aufſchürzung des Umſchlags werben, wird mit boppeltem Garn geftridt. Gerwöhnliche Maſchenweite 25 mm. Nep ftellt jo große Anforderungen an die Geſchicllichleit und Ausdauer des das Wurfgarn. Soll der Wurf von Erfolg begleitet fein, jo muß das Nep ausgebreiteter freisrunder Form auf das Waſſer fallen und ſchnell finten. lehlere jorgt die jchwere Bebleiung, das erjtere ift dagegen Sache des Fiſchers, nicht bloß ein kräftiger Arm, jondern auch eine nur durch jtete Uebung lichkeit im richtigen Zuſammenlegen, Erfafien und Uebernehmen des Wurf. Das Werfen geichieht entweder vom Ufer oder Worderende eines In lepterem Falle find zwei Mann erforderlich, der eine jteht zum Wurfe Spihe des Kahns, während der andere das Schiff nach der vom Vordermann Stelle mit Ruder oder Stange dirigiert. Obſchon das Wurfgarn ein ſehr lohmendes Gerat ift, jo geben fich bei uns doch mur &? SEEHFHHIRR 4 Fee ai & H { s< i27 if & 347 2? z H: E fi s8 J— SE i E 612 IX. Mebger, Fticherei und Fiſchzucht. e3 viel verbreiteter al3 in Deutjchland, Defterreich und der Schweiz; de la Blanchere bezeichnet e3 fogar al3 l’engin de predileetion des maraudeurs de nuit. Das in Deutſch— land und bejonders im Gebiete der Mojel gebräuchliche Wurfgarn ift von der Wurfleine bis zum Schooß 2,60 m lang, der Schooß iſt 0,60 m breit und das Kugelfimm 10,5 m lang. Die Kugeln, 260 Stück, werden in Berlform aufgezogen und wiegen zuſammen 20 Pfd. (an der Oberwejer nur 13 bis 16 Pfd.); nach jeder zweiten Kugel iſt die Blei- feine an dem obern Teile des Schooßes mit einer 0,15 em langen Schnur aufgejchürzt, wodurch der jacfürmige Umkreis in 120 Taſchen geteilt wird. Die Stülpe, an der Saale Schlepphaube, an der Elbe bei Schönebeck Stülp- hbaube, an der Donau bei Ulm und am Oberrhein Spreitgarn, an der Moſel bei Meb Schleifgarn genannt, ift ein Wurfneg von jo großen Dimenfionen, daß es nicht mehr aus freier Hand geworfen werden kann, fondern an der Seite eines quertreibenden Fischerfahns hängend eine Zeit lang geichleppt und dann plöglich fallen gelafjen wird. In einem von zwei Mann bedienten Kahne wird nur jo viel vom Kugelfimm der Stülpe auf dem Seitenrand des Kahnes zuriidbehalten, als die Entfernung zwiſchen dem vorn und Hinten poftierten Fischer beträgt, das ganze übrige Ne wird über Bord geworfen. Entweder wird der zurückbehaltene Teil mit dem Fuße feitgehalten oder aber an beiden Enden über je einen im Schiff angebrachten Pflod gehängt. Der Vordermann hält die Bugleine der mit einem gewiffen Teil ihres Sodes auf dem Grunde fchleppenden Stülpe, während der Hintermann das querliegende Schiff mit dem Ruder oder mit der Stange ſtromab dirigiert. Sobald der die Zugleine haltende Fiſcher einen größeren Fiſch vor dem Netze verſpürt oder nachdem eine gewiſſe Strede, gewöhnlic) 40 bis 50 m, jtromab ge- jchleppt ift, wird das Zeichen zum SFallenlaffen bezw. Auswerfen gegeben; jeder Filcher zieht den auf feiner Seite befindlichen Bloc heraus, und das Netz ſinkt jchnell auf den Grund. Es wird alsdann langjam aufgezogen und wenn e3 fich geſchloſſen hat, ins Schiff gehoben. Die Stülpe oder das große Wurfgarn ift eins der lohnendften Geräte, es wird damit vom Spätherbft bis zum Frühjahr gefifcht. Im der Rheinprovinz gehörte fie mit- famt dem Wurfneg nach der Forftordnung von 1669 und deren Republifation vom Jahre 1519 zu den verbotenen Geräten. uch auf der Oberweſer ſowie auf der Fulda und Werra beitanden im vorigen Jahrhundert Beſchränkungen Hinfichtlich des Gebrauches der Stülpe. Die gewöhnlichen Dimenfionen der im obern Wejergebiet gebräuchlichen Stülpen find folgende: Höhe von der Spiße bis zum Kugelſimm 6 m, Umfang 35 bi3 38 m, Breite des Socks ca. 60 cm. Bleigewicht 33 bis 35 Pfd., auf's Bid . etwa 14 bis 15 Kugeln. Auf jede jechjte Mafche am Kugelfimm kommt eine Strippe, welche den Sock zu Taſchen aufſchürzt. Majchenweite im Sod 2,5, in der Hube 3 oder 4 em. Die Wurf oder Zugleine, ge— wöhnlich ein Haarjeil, hat eine Länge von 8 bis 12 m. Die Simmſchnur (Erche) des Spreitgarns oder der Haube in Niederbayern ift 35 m lang. Auf drei Majchen kommen immer drei Kugeln, in jede vierte Maſche der Garn- bündel (Strippe), welcher von der Exrche nach dem Einwurf der neunten Elle hinge- ichleift wird. Die Mafchenweite ift bei Elle 1=45, bei Elle 2=4,0, bei Elle 3= 3,5, bei Elle 4 bis 9—3 em. Der Bufen ift 36 bis 40 Majchen tief mit einer Mafchenweite von 2,5 cm. Die Haube hat in der neunten Elle 927 Maschen Umfang. Der Bedarf an Garn (jelbftgeiponnener rheiniſcher Hanf) beträgt 30 Pfd., an Blei 38 Pfd. (gewöhnlich 26 Kugeln auf das Pfd.). Das Schleifgarn der Mojel bei Met hat big 40 m ur uiaus und iſt angeblich (nach don dem Borne) mit SO Pfd. Blei bejichwert. Fiſcherei mit der Angel. $ 30. Der gewerbsmäßige Betrieb der Fischerei mit der Angel beſchränkt ſich in ie ee u U LU Fiſcherei mit ber Angel. 9 80. 613 ber Regel nur auf den Gebraud der Nachtſchnur und der Flott- oder Nollangelm: in manchen Gegenden wirb indeflen von Proſeſſionsſiſchern aud wohl mit dem Blänfer und dem Podderloth gefiicht. Nachtſchnure, Flott- und Nollangeln (Halpuppen) gehören zu den ſog Legeangelm, welche nicht in der Hand gehalten, jondern ausgelegt werben. Die Nachtſchnur, gewöhnlid Aalſchnur, und weil fie auf den Grund gefenft auch Grundſchnur, im ben Gewällern der Havel und Spree Hlidangel ge iſt eine lange mit Steinen beſchwerte Schnur, welde in Zwiſchenraumen von 1 bis Alafter mit Heinen Schnüren (Borjähern) von ca. "s Slafter Länge verichen ift, an Köder führende Hafen figen. In Flüſſen wird fie quer durd den Strom von einem bis zum andern audgelegt. In ber Fulda und Werra bei Münden wird aufier an Enden der Schnur noch nad) jeder fünften Angel ein Stein angebunden, Die An werben mit toten und lebenden Höderfiichchen und aud mit Würmern beftedt. Als derſiſche werben gebraucht: Blede und Schneider (Alburnus bipunctatus und lucidus), en (Gobio Aluviatilis), Rulelen (Cottus gobio) und Grundeln (Cobitis bar- Die Hulelen werden je nach der Große in 2 oder 3 Teile zerichnitten, ebenio Grundeln, während man bie andern ganz läßt und wenn irgend möglich, lebend an Angel ftiedt, Die Nachtſchnure werden vom Frühjahr bis zum Herbſt, vorzugsweiſe während der Sommermonate des Abends ausgelegt und früh mit Tagesanbrucd aufgenommen. Es fangen fi daran aufier Malen gewöhnlich noch Döbel, Barben, Hecht, Plöpen und Nafen. In großern Flüffen und aud in Seen, wo die Quappe (Lota vulgaris) häufiger vorkommt, tritt im Winter für die Aalſchnur oder alleine die Duappenleine an bie untericheidet fi von der Aalſchnur mur durch etwas größere Angeln. In der die Duappenleine oder das Duappentau erft von Bremen abwärts gebraucht nter Eis gefiicht. Ein zu ſehr ansgebehnter Betrieb mit Nacht- oder Grundichnüren ift für den Fiſch beſiand micht ohne Bedenklen und zwar infolge der Beſchaffung der nötigen KNöderfiiche. Nah Krauf (Jabresheite des Vereins für vaterländ. Naturkunde in Württemberg 1865) e legen die Heilbronner Fiſcher täglich 20 Angelichnüre, wozu fie etwa je 30 Bleden (Al- \ burnus lucidus und bipanetatus) gebrauchen, alio 600 Fiſchchen, was in der günitigen ge bon Mai bis November 100000 Stüde macht (das find ca. 8 bis 10 Etr.). Am — hen Haff und deſſen Nebengewäſſern wurde früher (— ob jeht noch? —), wie | Beerbohm-Feilenhof im dem Girkilaren des deutichen Fiſcherei-Vereins, Jahrgang ſehr verderbliche Fiicherei mit Angeln betrieben. „An langen Schnüren lang) find in Entfernungen von 2—3 Fuß Angelbaten durch , Auf die Hafen wird der Köder, der aus Negenwürmern be I (aber niemals befteht), geftedt und mun die Schnur ausgefabren. Am Morgen hebt der Fiſcher die Schmur auf und nimmt den Fang ab. Weil es dem ohl unmöglich ift, für alle Angeln Negenwürmer zu beichaffen, | junge Fiſchchen Fiſchbrut) von pallender Große zum Köder. Aus dieiem ——— Mbenmbe ift diefe Fiſcherei eine jo ſchaͤdliche Mit dichten Augnepen wird heimlich am & verborgenen Stellen die in der Sonnenmwärme fpielende Fiſchbrut gefangen, die verhältnis mäßig wenigen pafienden Köderſfiſchchen herausgeiucht, alle andern aber wieder ins Waſſer x geworfen. Dieſe find aber fiher dem Tode verfallen, da die junge Brut viel zu ſchwäch⸗ iſt, um es zu ertragen, aus dem Wafler geboben und rob mit den Handen angefaht werben. lm einen geniehbaren Fiſch an dem Augelhalen zu fangen, werden gewiß I Taufend junger Fiſchchen bingeopfert*. Die Flott- oder Rollangel ift eine einzelne Legeangel; fie beficht aus einem BRRIE gaaFE es Fe Ä 2 J 614 IX. Metz ger, Fiſcherei und Fiſchzucht. leichten Schwimmer (Puppe, Aalpuppe) von Holz oder gewöhnlich von feſt zuſammenge— ſchnürtem Schilf (ca. 25 em lang und 4 cm did), woran eine 12 bis 20 m [ange Ungel- Schnur befeftigt und aufgewidelt if. Der Hafen wird mit einem Fiſchchen, Fiſchſtück oder Wurm beftedt und dann jo viel von der Schnur abgemwidelt, daß der Köder eben den Grund erreicht. Das Auswerfen der Flottangeln (Aalpuppen) gejchieht am Abend, das Heben am frühen Morgen. Beim Fischen im Winter untee dem Eife (Eisangel) ift die Puppe ein Stüd hartes Rundholz von 4 bis 5 cm Durchmeffer und 12 cm Länge, welches mit der aufgewidelten Schnur jo über ein ins Eis gehauenes Loch gelegt wird, daß ſich die Schnur Leicht abrollt, wenn der Fisch angebiffen hat und fortſchwimmt. Da bei diefer Fiſcherei hauptfächlich Hechte gefangen werden, jo muß die Angel (Doppelhafen) an einem Vorfach von gedrehtem Meifingdraht oder von Gimp (mit Draht überjponnene Flodjeide, tie die überjponnenen Violin- oder Klavierfaiten) befeftigt werden. Man benugt als Köder ein lebendes Fiſchchen und widelt nur jo viel Schnur von der Puppe ab, daß der Köderfiſch ih etwa "/. bis 7% m unter der Wafjeroberfläche befindet. Der Blänfer, Blinfer oder die Darge ift ein blinfendes Löffelartiges Stück Blech, das mit einem oder mehreren Angelhafen verjehen und an einer Schnur mitteljt eines mit Wirbeln verjehenen Vorfachs befeftigt ift. Der Blänfer wird hinter einem fchnell fahrenden Boote nachgejchleppt, indem der Fiicher die Angelſchnur am Kahne befeftigt, aber einen Teil derjefben loje in der Hand hält oder, wenn er allein den Kahn rudern muß, zwiichen den Zähnen faßt, um fofort den Anbiß eines Fiſches zu ſpüren. Dient nur zum Zange von großen Hechten und Barjchen in Seen und größeren Flüffen. Das Pödderloth, in Ditfriesiand Budde oder Burde genannt, ift ein na- mentlich in den tiefgelegenen, von zahlveichen Kanälen und Gräben durchzogenen Küften- Ländern der Nordjee vom Kanal bis zum Limfjord fehr verbreitetes Gerät zum Aalfang. Die Budde oder Burde befteht in ihrer einfachften Geftalt aus einem 10 bis 12 Fuß langen Stod, an deſſen Spibe ein um die flache Hand mwurftförmig gefchlungenes und al3- dann zufammengefchnürtes Bündel von Regenwürmern gebunden wird. Die Würmer müſſen zu diefem Zweck vorher der Reihe nach auf einen ftarfen Faden von Lein, Hanf oder Wolle gezogen werden. Will man nicht vom Ufer aus, fondern von einem Kahn oder Floß aus buren oder pöddern, fo nimmt man einen etwas fürzern Stod und befejtigt an deſſen Spige eine 8 bis 10 Fuß lange Schnur, welche an ihrem Ende ein längliches oder abgeftugt fegelfürmiges Bleiftüd, das VPödderloth, umd darunter den Negenwurnguaft trägt. Man führt den Köder vorfichtig bis auf den jchlammigen Grund und hebt und ſenkt ihn alsdann abwechjelnd um einige Zentimeter. Sobald ein Wal an- beißt, wird er mit gleichmäßigem aber nicht zu jchnellem Zuge über Waſſer gehoben und jofort in den Kahn oder an das Ufer gejchnellt. An der Unterems und Unterwejer, ſowie in der Elbe etwa von Harburg abwärts wird von Mai bis in den September hinein jehr viel gepöddert. Bei Brafe werden beifpielsweife von Mai bis Ende Auguft von den ge- werbsmäßigen Fiichern ca. 6 bi 800 kg Male gepöddert, ebenjo in der Ems und Leda von den Fiſchern zu Zeerort, und wie Dallmer berichtet, fommen aus der Pinnau und Krückau ganz gewerbsmäßig Aalpödderer nach der Elbe, wo fie in ihren großen Booten mit Halbdeck bis zu einer Woche lang logieren ımd ganze Hütfäſſer voll Aale pöddern. Die am Pödder gefangenen Male find meiftens von geringer Größe, 8 bis 10 und nod) mehr aufs Pfd., jelten werden jolche von 300 bis 400 Gramm und darüber erbeutet. Auf die Sportsmäßige Angelfischerei einzugehen, Liegt außerhalb des Rahmens diejer Schrift. Wer ſich darüber belehren will, wird v. d. Borne's Taſchenbuch der Angel- fiicherei, Zweite Auflage. Berlin 1882, geb. 3 Mark, oder W. Biſchoff's Anleitung zur Angelfiicherei, Zweite Auflage, neu bearbeitet vom bayerischen Fiicherei-Verein, München 1883, geb. 5 Mark, nicht entbehren können. ꝛavuoeueoe iaaeaoa 'yongpuem auL — a — eh MC UTL AT DOWNSVIEW wu == 9 je) a u —’J z 72] > < [ee] w © = < cc oO