EIARVARDTZUNTVERSITY LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY aazy BEQUEST OF WILLIAM McM. WOODWORTH. ae Ab,\aıs. SEN Ne \t Beiträge zur Kntwichelunasgnschichle der Cislicerom Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Docetors der Mediein verfasst und mit Bewilligung Einer Hochverordneten Medieinischen Facultät der Kaiserl. Universität zu Dorpat zur öffentlichen Vertheidigung bestimmt von Fi JOHANNES RAUM aus Warschau. Ordentliche Opponenten: Dr. M. Braun, — Prof. Dr. L. Stieda. — Prof. Dr. A, Vogel. Dorpat. Druck von H. Laakmann’s Buch- und Steindruckerei. 1883, n Gedruckt mit Genehmigung der medicinischen Faeultät. Dorpat, den 23. November 1883. Nr 488 Decan: Stieda. Meiner Murrer UND ‚PCHWESTER, Ps sei mir an dieser Stelle vergönnt, Herrn Dr. Max Braun innigst für die Leitung und Förderung zu danken, die er mir bei der vorliegen- die Arbeit hat zu Theil werden lassen. Auch Herrn Prof. Dr. E. Rosenberg spreche ich dafür meinen Dank aus, dass er mir in den Räu- men des vergleichend -anatomischen Instituts meine Arbeit auszuführen gestattet hat. Er A Ne r\ KH PU EEE une Wie oft muss ein Beobachter eine Sache, einen Versuch wiederholen, ehe er den glück- lichen Zeitpunkt trifft, der ihm Gewissheit und völliges Licht giebt ? Götze, W iewoht die Kenntnifs der Finnen bis ins fernfte Alterthum zurückreicht, war doch die Erkenntnifs ihrer Entwickelung und ihres genetifchen Zufammenhanges mit den Bandwürmern erft unferem Jahrhundert vorbehalten. Am Ende des XVII. Jahrhunderts war faft gleichzeitig von Redi!), Hartmann’), Tyfon°) und Malphighi‘) die Animalität unferer Gefchöpfe conftatirt worden, die bis dahin allgemein für pathologifche Bildungen angefehen und den Hydatiden oder Wasserblafen zugezählt wurden. Die erften Angaben über den Bau der Blasenwürmer finden wir bei Hartmann; allein es gelang diefem For- fcher nicht, alle anatomifchen Einzelheiten zu erkennen und noch weniger diefelben treffend zu deuten. Er hielt die Schwanzblafe irrthümlicher Weife für ein Organ von grofser Dignität, den Hals betrachtet er als Rüffel und die durch Einftülpung des Kopfes entftandene Vertiefung nahm er als Mundöffnung an. Auch Tyfon war in diefer Hinficht 1) Opere di Redi, Venezia, T. I, pp. 21. 110. 1712—28. 2) Miscell. curiosa seu Ephem. Acad. Nat. Decur. II, Ann. IV, pp. 152, 153. 1685 (1705). 3) Philosoph, transact. 1691, N 193, p. 506, (deutsch in d, Act. erudit. Lips, 1692, p. 435). 4) Opera posthuma. Ed, Lond. 1698, 8 nicht glücklicher, indem er die Wafferblafe für den Magen des Thieres erklärte. Die Anwefenheit des Kopfes war indeffen Beiden entgangen und erft Malphighi machte auf diefes Gebilde aufmerkfam. 1688 hob Wepfer!) die morphologifche Aehnlichkeit der Mäufefinne mit den Bandwürmern hervor und, nachdem diefe Thatfache von Pallas?) und Götze?) beftätigt worden war, lag es nahe, unfere Thierchen mit den Bandwürmern zu identificiren. In der That erklärte fchon Pallas*) diefelben für Taenien und zählte fie als felbftändige Species (Taenia hy- datigena) den übrigen Bandwurmarten zu, Auch Götze?) hielt die Finnen für Bandwürmer und brachte fie in feiner Gruppe der Eingeweidewürmer (Taeniae viscerales), als Taenia vesicularis hydatigena unter. Es fei beiläufig er- wähnt, dafs den beiden zuletzt erwähnten Forfchern das Ver- hältnifs des Kopfes zur Blafe fchon ganz geläufig war, denn Pallas vergleicht treffend den Kopf mit einem eingeftülpten Handfchuhfinger, Götze‘) mit dem Lichte in einer Laterne. Indeffen war diefer Identitätslehre keine lange Lebens- dauer befchieden, denn fchon 1782 trat Bloch?) dagegen auf, indem er bei unferen Thierchen eine fo nahe Verwandt- fchaft mit den Taenien negirte, er trennte die Blafenwürmer 1) Miscell. cur. Dec. II, Ann. VII, p. 31. 1687 (1688). 2) Miscellanea zoologica 1766, p. 157 und Stralsundisches Maga- zin 1767, I, p. 64. 3) Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, 1782, p. 340. 4) Neue nord. Beiträge. I. p. 82. Petersburg und Leipzig 1781. 5) l. c. p. 191. 6) 1. c. p. 245. 7) Abhandlung von der Erzeugung der Eingeweidewürmer. 1782, Berlin. 9 von den Bandwürmern, erklärte beide für befondere Gat- tungen und bedachte die erften mit dem Hartmann’fchen Namen — Vermes vesiculares. Diefe Anficht wurde bald allgemein und hat fich trotz der berechtigten Einwendung von, Nitzfeh‘), Fr. S. Leuckart?), J. Müller’).dsiä;) bis in die erfte Hälfte unferes Jahrhunderts erhalten. Ja, Zeder) und Rudolphi°) gingen noch weiter; fie erklär- ten die Verwandtfchaft zwifchen den beiden erwähnten Thieren für noch entfernter, indem Erfterer die Finnen als eine befondere Familie (Cystici) betrachtete, der Andere ihnen fogar als einer befonderen Ordnung einen Platz im Syfteme anwies, Es liegt auf der Hand, dafs diefe Anfichten unfere Wiffenfchaft nicht zu fördern vermochten;, fie mufsten auch bald der Verirrungs- und Entartungstheorie Dujardins und v. Siebolds weichen, welcher alsdann die heute gel- tende Lehre von der Larvennatur der Finnen folgte. Es war Steenftrup, der geiftvolle dänifche Natur- forfcher, welcher fich im Jahre 1842 gegen die Blafenwürmer als felbftändige Thiergruppe erklärte und, gleichfam das Richtige ahnend, die Vermuthung ausfprach, es könnten unfere Gefchöpfe nur eine Entwickelungsftufe irgend welches, vielleicht noch unbekannten Thieres, fein. An Bandwürmer hat er freilich dabei nicht gedacht. Uebrigens war diefe Idee nicht mehr ganz neu, denn fchon Redi hegte den Verdacht, dafs die Leberfinnen der Kaninchen Embryonen 1) Ersch und Gruber's Encyclop. Art, Antocephalus, 1820 Bd. IV p. 259. \ 2) Friedrich Sigismund Leuckart. Zoolog. Bruchstücke I. Helm- städt, 1819, p. 9 und ff. 3) Arch, 1836. p. CVIII. 4) Anleitung zur Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. 1803. 5) Entozoor. Synops. 1819, p. 536. Io des in derfelben Leber aufgefundenen Diftoma lanceolatum fein könnten und ähnlich dachte auch Hartmann, als er gelegentlich feiner Unterfuchung der Schweinefinnen die Worte »nidos effe vermiculorum mihi fit verofimile» nieder- fchrieb. Wie oben erwähnt wurde, hat Dujardin!) und bald nach ihm v. Siebold?) unfere Thiere wieder mit den Taenien identifieirt, indem fie diefelben für hydropifch er- krankte Bandwürmer erklärten. Die Schwanzblafe galt ihnen ein fecundäres Gebilde, ein Product der abnormen Ernäh- rungsverhältnifse, denen das Thier, zufällig aut fremdartigen Boden gerathen, anheimfällt. Aber auch an diefe Eventu- alität dachten die älteren Helminthologen, wie Hartmann’) und Pallas, indem fie die localen Ernährungsverhältnifse für mächtig genug erachteten, Veränderungen im Baue der Band- refp. Blafenwürmer hervorzurufen. Der letztge- nannte Forfcher betrachtete nämlich alle ihm bekannten Finnen, als zu einer einzigen Species gehörend und leitete ihre anatomifchen Differenzen von den Organen und Thieren ab, in welchen fie haufen ?), Allein nur im Hauptgedanken ftimmte v. Siebold mit Dujardin überein, in den Einzelheiten gingen fie vielfach auseinander, Dujardin lehrte, dafs das Band- wurmei das Mutterthier verlafse, in den Darmkanal des Wir- thes gelange und fich dort zum Tochterthier entfalte. War das Ei aber zufällig aus dem Darme nach irgend einem anderen Organe desfelben Wirthes verfchlagen worden, fo 1) Annales des sc, natur. 1843, T. XX. Histoire naturelle des Helminthes, 1845, pp. 562. 2) Zeitschrift für wissenschaft. Zool. 1850. II, p. 200. 3) Micc. Dec. II, Ann, IV, p. 156. 1685 (1705). 4) Stralsundisches Magazin, 1767, I, p. 80. Te entwickele es fich zwar ebenfalls zum Scolex, allein diefer entarte, ftatt Glieder zu treiben, an feinem hinteren Ende zur Blafe. Diefen Vorgang fah er mit v. Siebold für nicht durchaus nothwendig, fondern nur für zufällig und fich mit- unter ereignend an. Dagegen liefs v. Siebold!) den Sco- lex aus dem fechshakigen Embryo entftehen, deffen Bau er zuerft richtig erkannte und genau befchrieb °); freilich war fchon Ritter®) und Götze das erwähnte Gebilde bekannt. Diefe Embryonen nun liefs v. Siebold die gefchlechts- reife Colonie und den Darm, in welchem letztere lebt, ver- laffen und in einen wirbellofen Zwifchenwirth einwandern, wo fie — wie er glaubte — zu Scoleces wurden; diefe wiederum kehrten gelegentlich in den urfprünglichen Wirthen zurück, in deffen Darme fie den Thierftock trieben. War aber der Kopf ftatt deffen ins Parenchym gerathen und hatte fich darin etablirt, fo entartete er hydropifch; nur die Mäufe- finne hielt v. Siebold für fähig, im Falle einer Ueber- tragung in den Darmkanal feines legalen Wirthen, der Katze, zu »gefunden». Gradezu unbegreiflich ift es, wie fich diefe Lehre noch dann behaupten konnte, als Guido Wagener!) 1848 die Götzefche Entdeckung der primären Entftehung der Blafe der Vergeffenheit entriffen und fie durch feine eigenen Beobachtungen beftätigt hatte. Bereits 1782 hat Götze?°) als Refultat feiner forgfäl- tigen Unterfuchungen folgende Beobachtung hervorgehoben: 1) Wagners H. W. B. der Physiol. II, pp. 650, 676. 1842—53, 2) Burdachs Physiol. 1I, Leipzig 1832—40, p. 201. 3) Küchenmeister, Die Parsiten d. Menschen. II Aufl, p. öl, Leipzig 1881. 4) Enthelmintica Dissert. inag. Berol. 1848, p. 30. 5) l. c,, p. 2495. I2 »das erfte was aus dem Ei kommt mufs die Schwanz- blafe fein». Leider war diese Entdeckung längft der Vergeffenheit anheimgefallen und der Wiederbeftätigung derfelben von Seiten Wageners nicht gleich die gebührende Aufmerkfam- keit gezollt, fo dafs v. Siebold!) felbfi noch dann an fei- ner Theorie fefthielt, als Küchenmeifter durch feine bahnbrechenden Experimente das Räthfel endgültig löfte. Es trat nun eine Reihe von Männern auf, die durch ihre Arbeiten das Anbrechen einer neuen Zeit für unfere Wiffenfchaft bewirkten. Zuerft war es van Beneden?) der ältere, welcher im Jahre 1850 die Blafenwürmer für ein ganz normales Ent- wickelungsftadium der Bandwürmer erklärte. Auch Küchenmeifter?) fprach der Larvennatur der Finnen energifch ein Wort, indem er 1852 an der Hand von Experimenten die gefetzmäfsige Nothwendigkeit dar- that, mit welcher dem embryonalen Stadium der Blafen- wurmzuftand als die nächfte Entwickelungsphafe folgen müffe. Ferner gelang es 1853 Stein®), einem Anhänger der Entartungstheorie, durch die Unterfuchung der ‚Finne aus Tenebrio molitor die Entdeckung von Götze zu beftätigen und gleichzeitig die embryonale Abftammung unferer Thiere durch directe Beobachtung zu conftatiren. Freilich galten 1) Zeitschrift für wiss. Zoolog. IV. p. 407 und Ueber Band- und Blasenwürmer. 1854. 2) Les vers Cestoides on Acotyles. Brux, 1850, p. 83. 3) Ueber Umwandlung der Finnen in Taenien. Prager Viertel- jahrsschrift. 1852. 4) Beiträge zur Entwickelungsgesch. der Eingeweidewürmer in der Zeitschr. für wiss, Zool., IV, p. 205. 1853, 13 feine Beweife nur den Taenien; für andere Ceftoden aber hat Wagener!) diefelben erbracht. Schliefslich war es wiederum Küchenmeifter?), der 1853 durch Verfuche zu Tage förderte, dafs jeder Blafen- wurm in den Darm des geeigneten Thieres verpflanzt, fich nach Abwerfung feiner Schwanzblafe zur gefchlechtsreifen Colonie entfalte, dafs alfo dem Blafenftadium mit einer ebenfalls abfoluten Nothwendigkeit das gefchlechtsreife Stadium folge. Nachdem auf diefe Weife die Beziehungen der Finnen zu den Blafenwürmern erkannt waren, galt es fowohl die Wege zu finden‘, auf denen der Embryo zum Orte feines definitiven Aufenthaltes gelangt, als auch feine Entwickelung zum Blafenwurme zu verfolgen. Rudolph Leuckart°), dem bedeutendften Helmin- thologen, gebührt das Verdientft, in diefes fo dunkle Gebiet Licht gebracht zu haben. Er fah beim Kaninchen, welches mit reifen Proglottiden der Taenia ferrata gefüttert worden war, die Embryonen im Magen 4 bis 5 Stunden nach der Infection aus ihrer Schale herausfchlüpfen und glaubte, dafs fie dann zum Theile in den Dünndarm wandern. Er nahm ferner an, dafs fie fo- wohl durch ‘die Magen- als auch die Darmwand mit ihren Häkchen fich den Weg bahnten, um in die Blutge- fäfse zu gelangen, in denen der Blutftrom fie nach verfchie- denen Organen spülte. Es gelang ihm auch in der That vier Mal den fchalenlofen Embryo im Pfortaderblute zu fin- 1) Froriep's Tagesbr. Zool. III, 1852. p. 65 und Verhandl, d. k, L.- C. Academie Bd. XXIV., Supplem. 1854. 2) Günsburg’s Ztschft. f. kl. Vortr. 1853, Nov. und Gurlt’s Magazin für Thierarzneikunde, Jahrg. 1854 u. 1855. 3) Die Blasenbandwürmer und ihre Entwickelung. 1856, p. 97 u. folg. und Die Parasiten des Menschen, II. Aufl. 1881. p. 418 u. flg. 14 den, doch vermochte er nicht ihn auf feiner Migration durch die Darm- refp. Magenwand zu ertappen. Das Factum der häufigen Anfiedelung der Cyfticercen in der Leber, fuchte er dadurch zu erklären, dafs das Ka- liber der Lebercapillaren von demjenigen der Embryonen übertroffen werde, füglich eine Einkeilung ‘der letzten ftattfinde. Ob der Weg durch die Blutgefäfse der einzige wäre, vermochte Leuckart nicht zu entfcheiden, doch hält er für wahrfcheinlich, dafs die Embryonen der Taenia folium, ana- log den Trichinen, wohl das Bindegewebe benutzen, um an ihren Aufenthaltsort zu gelangen. Zwar find von Leuckart am vierten Tage nach der Infection die jungen Cyfticercen der Taenia ferrata an der Oberfläche der Kaninchenleber fchon mit unbewaffnetem Auge als weifse Pünktchen und Knötchen wahrgenommen worden, allein es mifslang ihm fie zu diefer Zeit behufs der Unterfuchung von ihrer Umhüllung zu ifoliren und auf diefe Weife die Einficht in ihr Inneres zn gewinnen, Es begin- nen daher feine Beobachtungen über die Entwickelung des Cyfticercus pifformis erft mit dem 6. Tage nach der Fütte- rung und laffen fich kurz in Folgendem zufammenfaffen : Um diefe Zeit nämlich ftellen die jugendlichen Thier- chen 0,1 Mm. lange und 0,05 Mm. breite Körperchen dar, deren Inhalt feinzellig und deren Cuticula ziemlich verdickt erfcheint;, Häkchen laffen fich an ihnen nicht mehr mit Sicherheit nachweifen. Man bemerkt ferner die erwähnten Körperchen von einem Zellenhaufen umhüllt, welcher durch eine reactive Proliferation von der Leber geliefert wird; fo entfteht eine bindegewebige Kapfel, welche die werdenden Finnen nachher umgiebt. Gleichzeitig, unter fteter Gröfsen- zunahme des ganzen Gebildes, fpielt fich eine Reihe Meta- I5 morphofen im Innern deffelben ab. Sie beginnt damit, dafs im Centrum eine Menge grofser, heller, tropfenartiger Zel- len auftritt, an denen fich kein Kern nachweifen läfst,; das | Centrum wird dadurch hell und wir können an unferen Würmchen jetzt leicht drei Schichten unterfcheiden, und zwar: die ftark verdickte Cuticula, die Rindenfchicht und die Medullarfubftanz. Diefe Zellen der mittleren Schicht fchwinden bald allmählig ; fei es dafs fie primär durch Ver- Aüffigung zu Grunde gehen, fei es dafs zwifchen ihnen fich Flüffgkeit anfammelt, welche fecundär ihr Schwinden bewirkt, 2 Es fei dem wie ihm wolle, aus dem Embryo ent- fteht eine mit Flüffigkeit gefüllte Blafe. Dieses Stadium nennt Küchenmeifter!) das normale atoke oder das Stadium der Entwickelungsacephalocyfte. An der inneren Fläche die- fes Gebildes entwickelt fich nun durch Knospung auf fol- gende Weife der Scolex. An irgend einer Stelle derfelben beginnt die subcuticulare Zellenfchicht durch rege Prolifera- tion fich zu verdicken und es entfteht dadurch ein nach dem Lumen zu hervorragender, flacher Hügel — die Kopf- anlage. Indem diefe zu einem Zapfen heranwächft, finkt über ihr die Cuticula immer tiefet und tiefer ein und wir fehen nun den urfprünglich foliden Zapfen zu einer Hohl- knospe werden. Der ihn durchziehende Hohlraum erweitert fich flafchenförmig an feinem centralen Ende und am Bo- den deffelben entsteht der Hakenkranz, ein wenig aufwärts die Saugnäpfe als nifchenförmige Vertiefungen. Wider diefe letzte Anficht trat in neuefter Zeit Moniez?) auf, indem er 19, 0 Keaıc On 2) Essai monographique sur les Cysticerques. Traveaux de I’Instit, zoolog, de Lille. T, Ill, Paris. 1880. p. 41. 16 dem Beifpiele v. Siebold!) und Wageners?) folgend be- hauptete, dafs fowohl der Hakenkranz als auch die Saug- näpfe an einem foliden Zapfen entftänden, welcher vom Bo, den des Hohlraumes emporwachfe. Nach .ihm würde alfo der Leuckarftche Kopfzapfen nur die Bedeutung einer Schei- de haben, aus deren Boden der eigentliche Kopfzapfen em- porsproffe. Wie aus dem eben Mitgetheilten hervorgeht, sind grade die jüngsten Entwickelungsstadien der Cysticercen noch wenig bekannt. Diese Lücke füllen selbst die Angaben der fol- genden Autoren nicht ganz aus, so dass man wohl behaup- ten kann, es giebt keinen Cyfticercus (in engerem Sinne), der in allen Entwickelungsphafen vom Embryo an unter- fucht ift. Zwar hat bereits Stein Gelegenheit gehabt, die Ent- wickelung der Finne aus Tenebrio molitor von der Auswande- rung des fechshakigen Embryo aus dem Darme in die Bauch- höhle bis zur Ausbildung des Kopfes zu verfolgen, doch find feine Beobachtungen nicht ohne Weiteres für die Cyfticercen mafsgebend, denn die Mehlkäferfinne gehört bekanntlich zu den Cyfticercoiden, welche nur Infecten und Mollusken bewohnen und fich durch Kleinheit und Mangel des Blasen- waffers in der ftets vorhandenen Blafe auszeichnen. Wie wir fchon früher bemerkt haben, hat Leuckart die Entwickelung des Cysticercüs pisiformis (zu Taenia ser- rata gehörig) in feiner trefflichen Monographie über „Die Blasenbandwürmer“ gefchildert, doch leider beginnen feine 1) Band- und Blasenwürmer pp. 47. 63. 1854. 2) ep. 17 Angaben erft mit dem 6. Tage nach der Fütterung?). Zu wiederholten Malen hat diefer Forfcher nach den früheften Entwickelungsftadien der Finnen gefucht, aber feine dies- bezüglichen Bemühungen blieben ftets fruchtlos, was ange- fichts der ungemeinen Kleinheit der jungen Blafenwürmer darin feine Erklärung findet, dafs er diefe Unterfuchungen nur an frifchen Objecten anftellte.e So wollte es ihm nicht gelingen bei Schweinchen, denen Taenia solium verabreicht war, weder am 8, noch am Io. Tage nach der Infection den Cysticercus cellulosae zu conftatiren, ja ein Mal fogar fuchte er ihn vergebens am 14. Tage nach der erften und am 12, nach der letzten Fütterung ?), Ferner ergab feine Unterfu- chung einer Mäufeleber 48 Stunden nach vorausgegangener Infection mit Embryonen von Taenia crassicollis ebenfalls ein negatives Refultat?); fchliessliich konnte er bei einem mit Taenia serrata gefütterten Kaninchen den Cysticercus pififormis nicht früher in der Leber nachweifen, als am 4. Tage nach der Fütterung‘). Auch Gerlach?) war es nicht beffer ergangen, denn es mifslang ihm am g. Tage, nachdem er einem Schwein- chen Proglottiden der Taenia solium verabreicht hatte, junge Cyfticercen zu finden. Freilich war es Leifering und Mosler geglückt recht jugendliche Finnen aufzufinden, allein ihre vereinzelt daftehenden Angaben find, wie bereits erwähnt, nicht ge- eignet diefes dunkle Gebiet unferer Wiffenfchaft vollftändig 1) Die Blasenbandwürmer, p. 122. 2) Die Parasiten des Menschen. p. 630. 3) Die Blasenbandw. p. 41. 4) l. ec. p. 122. 5) Zweiter Jahresbericht der kgl. Thierarzneischule in Hano- ver, 1870, p. 66. II 18 zu erfchliefsen. Leifering') beobachtete nämlich bei einem Lamm, welches 4 Tage vor dem Tode reife Proglottiden der Taenia marginata genoffen hatte, in reichlicher Anzahl den Cysticercus tenuicollis in Pfortaderzweigen und es ift nur zu bedauern, dafs er diefelben weder abgebildet, noch genau befchrieben hat. Mosler?) ftiefs im Herzmuskel eines Schweinchens, welchem Glieder der Taenia solium bei- gebracht waren, auf 0,024 Mm. breite und 0,033 Mm. lange hakenlofe Körperchen, die in Gröfse kaum die entfprechen- den Embryonen -übertrafen und deren Parenchym ein kör- niges Ausfehen bot, Doch wollte es ihm nicht gelingen, diefe Gebilde in anderen Körpertheilen deffelben Verfuchs- thieres nachzuweifen. Es war deshalb fchon längft wünfchenswerth, unter Zuhilfenahme der neuften Präparationsmethoden, fich der Mühe zu unterziehen, die früheften Entwickelungsftadien der echten Cyfticercen auf Schnitten aufzufinden und zu ftudiren. Auf Vorfchlag des Herrn Dr. Max Braun habe ich zu diefem Zwecke im hiefisen vergleichend-anatomifchen Inftitute eine Reihe von Unterfuchungen an Mäufen refp. an dem Cyfticercus fasciolaris angeftellt, indem ich an die erfteren trächtige Proglottiden der Taenia crasficollis ver- fütterte. Dafs die Maus für folche Unterfuchungen das geeigne- tefte Verfuchsthier ift, liegt auf der Hand; zunächft fchon deshalb, weil nicht nur fie, fondern -auch die Katze, welche die Taenia crasficollis beherbergt, leicht zu befchaffen ift. Ferner war es angefichts der Kleinheit des Verfuchsthieres 1) Bericht über Veterinärwesen im Königr, Sachsen, 1857/58, p. 22. 2) Helminthologische Studien und Beobachtungen, 1869, p. 52 19 zu erwarten, dafs man die in ihm nothwendiger Weife auf ein verhältnifsmäffig kleines Terrain vertheilten Embryonen leichter werde auffinden können. Schliefslich empfahl fich Cyfticercus fasciolaris deshalb auch noch, weil er bis jetzt eine relativ geringe Berückfichtigung gefunden hat, obgleich er recht oft in der Literatur erwähnt wird. Bei meinen Unterfuchungen habe ich auch die fpäteren Stadien bis zur Bildung des Kopfzapfens mit berückfichtigt, da auch hier, trotz der Arbeit von Moniez, der vor Kurzem die Cyfticercen auf Schnitten unterfuchte und be- fonders die Entwickelung des Kopfes fchildert, Lücken beftehen. Dabei auch die Leukart’fche Migrationshypothefe zu prüfen, empfahl fich von felbft, zumal der Mäufedarm"wegen der relativ geringen Dimenfionen fich am meiften zur Zer- legung in Schnittferien eignet. Schliefslich fei es noch erwähnt, dafs es meine Abficht war, auch gleichzeitig die Vorgänge bei der Entwickelung der Embryonen der Taenia crasficollis aus den entfprechen- den Eiern zu ftudiren, allein recht bald habe ich wegen der allzu grofsen technifchen Schwierigkeiten davon Abftand ‘ nehmen müffen. Ich hoffe, dafs es mir möglich fein wird, fpäter auf diefen Punct noch ein Mal zurückkommen zu können. Der von mir näher unterfuchte Cyfticercus fasciolaris wurde 1688 von Wepfer inder Mäufeleber entdeckt. Schon diefer Forfcher hat feine Achnlickeit mit den Taenien er- kannt, ohne ihn jedoch mit den Hydatiden feiner Vorgänger, oder mit den Blafenwürmern feiner Zeitgenoffen zu identificiren. II* 20 Wenige Jahre nachher fand ihn Hartmann und zwar ebenfalls in der Leber der Maus, wie ich aus Leuckart!) erfehe, Ferner haben unfere Finne, wie derfelbe Autor an- giebt, Ruyfch, Frifch, Onymos und d’Aubenton erwähnt.?) Merrem?) hat fie Fasciola faccata genannt, da er fie für einen Leberegel hielt, Die unverhältnifsmäffg kleine Schwanzblafe leitete Pallas®) 1767 von der geringen Zufuhr an Flüffigkeit aus dem Körper ihres Wohnthieres, der Maus, ab. Er verglich die Mäufefinne, welche er auch in der Wanderratte fand, mit Taenia folium und mit dem kleineren Hundebandwurm, der Taenia crafficollisd). y; unferer Finne machte 1768 Götze feine Entdeckung des primären Entftehens der Schwanzblafe, von welcher er fagt: „in diefer Blafe fitzt das Körperchen (d. h, der Kopf- zapfen), aber inwendig und gleichfam umgekehrt.“ Er con- ftatirte die morphologifche Uebereinfimmung ihres Kopfes mit dem des Katzenbandwurmes und gab ihr den Namen Taenia veficularis fasciolata®), Gefunden hat er fie fowohl in verfchiedenen Mäufe- als auch Rattenarten, und zwar ftets nur auf die Leber befchränkt. Bloch nannte fie Vermis verficularis taeniaeformis. Ihren noch heute üblichen Namen, Cyfticercus fasciolaris, verdankt fie Rudolphi?). 1) Die Blasenbandwürmer, p. 8. Dal ep: 3) Vermischte Abhandl. aus der Thiergeschichte, p. 172. Göt- tingen 1778—81. 4) Stralsundisches Magazin. p. 80. 1767, I. 5) Neue Nord. Beitr. II. 13, p. 78. Petersb. u. Leipzig. 1781. b), ler, np, 21e. Knlaze: 2I Schliefslich haben noch Wagener), R. Leuckart?) und Moniez°) unferen Blafenwurm unterfucht. Leuckart ftellte 1853 an weifsen Mäufen Verfuche an, indem er diefelben mit reifen Proglottiden der Taenia crafficollis fütterte und nachträglich in der Leber einiger diefer Mäufe mehr oder weniger ausgebildete Blafenwürmer auffand. Befchreibung der Verfuche. Nach der kurzen hiftorifchen Ueberficht und den fich daran fchlieffenden, mir nothwendig erfcheinenden, Betrach- tungen, will ich im Nachftehenden zur Befchreibung meiner Verfuche übergehen, welcher fich alsdann der Bericht über die Ergebniffe meiner fo mühevollen Unterfuchungen an- fchliefsen fol. Auf folgende Weife ging ich bei den Fütterungsver- fuchen zu Werke. Anfangs brachte ich je zwei Mäufe in einen entfprechend geräumigen Drathkäfig unter und legte ihnen mit Waffer befeuchtete Grobbrodftücke vor, welche nach dem Vorgange von Leuckart mit zerquetfchten End- proglottiden der Taenia crafficollis beftrichen waren ; auch legte ich folche Bandwurmglieder hier und dort am Boden des Käfiges nieder, Bald follte ich mich indeffen von der Un- ficherheit diefes Verfahrens überzeugen. Nach einigen Wo- chen nämlich habe ich bei vorgenommener Unterfuchung con- 1) Die Entwickelung der Cestoden. Verhandlungen d. k.L.- C. Akademie. pag. 43. 1854, 2} Die Blasanbandwr. p. 39 und Zeitschr, für wissensch, Zool, 1855. VI, pag. 139. al.seas De 60: 22 ftatirt, dafs die Infection bei Weiter nicht bei allen Mäufen gelungen war. Diefer Umftand bewog mich ‘die Fütterung ein wenig zu modificiren. Die 5 bis 7 fichtlich reifen End- glieder, welche ich zum genannten Zwecke den Taenien ent- nahm, wurden zu einem milchigen Brei mit dem Meffer zerhackt. Diefen Brei mifchte ich mit möglichft gerin- ger Menge von in Waffer aufgeweichter Weifsbrodkrume. Aus der Maffe bildete ich je eine Pille, welche den nunmehr einzeln in den Käfigen vertheilten Mäufen gereicht wurde‘); das Grobbrod habe ich defshalb durch Weifsbrod erfetzt, weil mich die im erften enthaltenen, unverdaulichen Pflan- zenfafern beim Durfuchen des Magen- und Darminhaltes nach den Embryonen ftörten, Um die Zeit der Infection annäh- rend genau feftftellen zu können, war es thunlich, mög- licht kleine Pillen anzufertigen und die Verfuchsthiere 5 bis 6 Stunden vor derfelben hungern zu laffen. Als aber ungeachtet aller beobachteten Vorficht die Verfuche dennoch zuweilen mifslangen, nahm ich, um mög- lichft ficher zu gehen, zu einer neuen Mafsregel?) meine Zuflucht und unterfuchte die zur Verwendung beftimmten Proglottiden jedesmal vorher auf ausgetragene Embryonen. Die zu unterfuchende Reihe der Endproglottiden legte ich auf einen mit 1% Kochfalzlöfung benetzten Objectträger und brachte dem am meiften kopfwärts gelegenen, alfo dem jüngften Gliede diefer Kette, mit einer feinen Nadel eine kleine aber bis in den Uterus gehende Verletzung bei. Es entleerten fich darnach aus der Wundöffnung Embryonen 1) Am Schlusse meiner Experimente habe ich ein Mal ganz in- tacte Proglottiden direct ohne Brod einer sechs Stunden fastenden Maus vorlegt und nach etwa einer Stunde waren dieselben verspeist. Dieses Verfahren würde wohl auch das zweckmässigste sein. 2, efr. Leuckart. Die Parasiten des Menschen. pag, 591, 23 als eine weifsliche Maffe und die Kochfalzlöfung farbte fich dadurch milchig. Die Glieder wurden nun vom Objectträger entfernt und die auf demfelben zurückgebliebene, trübe Flüf- figkeit vorfichtig mit dem Deckglas bedeckt. Diefes Ver- fahren fchien mir infofern zweckmäfsig, als die -unterfuchte Proglottis bei diefer Procedur nur einen geringen Bruchtheil ihrer Embryonen einbüfste, folglich noch immer zur Infec- tion gebraucht werden konnte. Es ergab fich denn auch bei den letztgenannten Un- terfuchungen, dafs mitunter die Endglieder der Taenia crassicollis, wiewohl fie den Anfchein vollftändiger Reife zur Schau trugen, keine ausgetragene Embryonen ent hielten; es fehlte denfelben zuweilen die Schale, ab und zu, _ doch freilich fehr felten, felbft die Häckchen. Behufs der Unterfuchung habe ich die Mäufe mit Chloroform getödtet, nachdem ich diefelben in verschliefs- bare Glasgefäfse brachte. Sie reagirten darauf recht leb- haft: fchon 3 bis 4 Tropfen diefer Flüffigkeit riefen in weni- gen Minuten eine tödtliche Narcofe hervor. Im ganzen habe ich nahezu hundert Mäufe zu meinen Verfuchen verwendet; - einige von ihnen find indeffen dem Käfg entfprungen, in vielen wiederum fand ich fchon voll- kommen ausgebildete Blafenwürmer, daher refultiren die im Nachfolgenden zufammengeftellten Beobachtungen aus der Unterfuchung nur von 56 Mäufen. Bei diefer Gelegenheit möchte ich anführen, dafs ich "in zwei Lebern, an deren Oberfläche mir weifse Striemen auffielen, auf zahlreiche Coccidienknoten geftofsen bin; drei Mal fand ich auch gleichnamige Schmarotzer in dem Darme. Nach ftattgehabter Fütterung traten bei den meiften Mäufen innerhalb der erften Woche Arankheitser/cheimungen auf. Die diefen Thieren eigenthümliche Lebhaftigkeit fchwand, 24 fie wurden fchwerfällig, reagirten nur träge auf jegliche Reize und verfchmähten ihre tägliche Ration. Bald darauf ftellten fich Dyspnoe und Singultus ein und unter klonifchen Krämpfen erfolgte der Tod; nur eine recht geringe Anzahl der erkrankten Mäufe genas, Einige wenige der Verfuchs- thiere erfreuten fich nach wie zuvor eines fcheinbar unge- ftörten Wohlbefindens und bei der Section wurden entweder nur einige Cysticercen oder felbft gar keine in der Leber vorgefunden, ein Umftand, welcher durch recht fchwache refp. durch eine gar mifslungene Infection fich ungezwungen erklären läfst. Von den 56 Mäufen find unter obigen Symp- tomen 13 geftorben und es fcheint, dafs diefer Ausgang vor- zugsweife in der zweiten Woche nach der Fütterung ftatt- zufinden pflegt, obgleich er in einem Falle fchon nach 48 Stunden eintrat. Ich enthalte mich, fowohl die Morbilität als auch die Mortalität unter meinen Verfuchsthieren genau in Procenten auszudrücken, da die meiften derfelben fchon innerhalb der erften Woche behufs Unterfuchung getödtet wurden. Die Taenia crafficollis entnahm ich den Katzen, zu welchem Zweck ich 46 derfelben unterfuchte. Bei 26 Katzen also in 56,5 % aller Fälle ergab die Exploration pofitive Refultate. Aus den Zahlen daher, welche Krabbe') für Kopenhagen und Island angiebt, erfehen wir, dafs die Taenia crafficollis hierorts ungemein häufiger vorkommt, In Kopenhagen fand er fie in nur 5 %, auf Island aber häufiger, nämlich in 23 % aller unterfuchten Fälle Die gröfste Anzahl von Bandwurmexemplaren, die ich aus einem und demfelben Darme hervorzog, belief fich auf 17 anfchei- nend trächtige Würmer. 1) Rech. Helminthologique en Danemark et en Islande. Co- penhague, 1866 p. 18 et 39. 25 Bedeutend feltener, denn nur ı8 Mal, alfo bei 39,1 %, aller unterfuchten Katzen fand ich Taenia cucumerina und zwar am häufigften gleichzeitig mit der eben erwähnten Taenia. Krabbe konnte fie auf Island gar nicht, in Ko- penhagen aber in 57 % nachweifen. Vor Kurzem hat Blumberg!) eine ähnliche Zufam- menftellung für Kasan veröffentlicht. Er giebt für beide erwähnten Taenienarten je 14,28 % an, doch find feine Zahlen infofern nicht als mafsgebend anzufehen, als er im Ganzen nur 14 Katzen untersucht hat. Das Verhalten der Embryonen im Magen und im Darme. Um das Verhalten der Embryonen der Taenia craffı- collis im Magen und im Darme der Mäufe zu beobachten, habe ich zu diefem Zwecke 9 Mäufe geopfert, | Etwa in 5 bis 7 Stunden nach ftattgehabter Fütterung konnte ich im Mageninhalte Zezrne Embryonen mehr nach- weifen. Dagegen nach 2, 3 und 4 Stunden waren fie in demfelben noch maffenhaft und zwar ftets mit intacter Schale vorhanden; trotz forgfältiger Unterfuchung des Mageninhaltes, wollte es mir jedoch nicht gelingen freie Embryonen darin zu finden. Ich will im nachftehenden mit Hr. M.Braun?) die ausgeschlüpften Bandwurmembryonen Oncofphären nennen. Diefer Befund ftimmt mit den Angaben Leuckarts nicht überein, welcher 3 oder 4 Mal im Kaninchenmagen 1) Marepiaısı pıa maTosornyeckou 300ToMin. Kasans, 8 cr. 1883. S. A, 2) Die thierischen Parasiten d, Menschen. 1883, Anmerk.p. 9. 26 Oncofphären der Taenia ferrata beobachtet hat”). Man könnte daher meinen, dafs die Schalen der Taenienembry- onen fich gegenüber dem Kaninchen- und Mäufemagen ganz verfchieden verhalten; allein da die Maus und das Kanin- chen, wenn auch nicht auf vollftändig diefelbe, doch wohl auf ähnliche Pflanzennahrung, angewiefen find, fo glaube ich mich berechtigt, die Nichtübereinfiimmung diefer Befunde den fpecififchen Eigenthümlichkeiten beider Taenienarten zu- zufchreiben. Dafs ich diefe Gebilde überfehen haben follte, ift wohl möglich, indeffen nicht wahrfcheinlich, zumal anzu- nehmen ift, dafs diefelben im relativ kleinerem Mäufemagen leichter aufzufinden fein müfsten. Was nun den Darm unferer Verfuchsthiere anbetrifft, fo war das Verhalten der Embryonen in den verfchiedenen Ab- fchnitten desfelben ein verfchiedenes. Im erften Drittel des Dünndarmes ftiefs ich nur ein einziges Mal auf eine Oncosphära, und zwar etwa 5 Stunden nach der Fütterung; aber auch Embryonen waren in diefem Darmabfchnitte felten anzutreffen. Ich fand fie dort nur vier Mal: ein Mal 5 Stunden nach der Infection, ein zweites Mal bei einer Maus, welche 3 Mal nacheinander mit T.crasficollis gefüttert war und zwar 9,5 und I Stunde vor dem Tode, ferner das dritte Mal in einer Maus, bei welcher wegen mangelnden Appetites die Zeit der Einfuhr der Embryoneu nicht genau angegeben werden konnte und fchliefslich ein Mal 27 bis 29 Stunden nach der Fütterung. Dagegen ftiefs ich im mittleren Theile des Dünndarmes auf eine grofse Menge von Oncofphären, fo dafs ich zuweilen in einem Gefichtsfelde ro diefer Gebilde und darüber zählen konnte. Im letzten Drittel des genannten Darmes gelang es mir nur 2 Mal fowohl Onco- 1) Die Blasenbandwürmer, p, 101. 27 fphären, als auch Embryonen zu finden und zwar das eine Mal 3 bis A Stunden nach der Fütterung, das andere Mal bei derjenigen Maus, bei welcher die Zeit zwifchen Infeetion . und Unterfuchung nicht genau beftimmt werden konnte; in beiden Fällen fah ich auch im Coecum einige Embryonen. Schliefslich fei es noch erwähnt, dafs in verfchiedenen Theilen des Darmes mir gefprungene Embryonalfchalen aufgefallen find, doch war ihre Zahl relativ gering. Auch diefe Befunde im Darme find ganz entgegenge- fetzt denjenigen, welche Leuckart!') für Kaninchen refp. Taenia ferrata angiebt, da ihm im Darme unter gleichen Umftänden Oncofphären niemals zu Gefichte kamen, was vielleicht ebenfalls auf den fpecififchen Eigenfchaften der verfchiedenen Bandwurmarten beruhen mag, Freilich könnte man daran denken, dafs die Embryonen auch in unferem Falle im Magen fchon die Schale abwerfen und indem fie unverzüglich denfelben verlaffen, dort nur äufferft fchwer anzutreffen find. Indeffen mit Recht kann man gegen diefe Annahme einwenden, dafs dann doch die Oncosphären im oberen Drittel des Dünndarmes häufiger gefehen werden müfsten. Und fo erfcheint angefichts meines erwähnten Befundes die Annahme gerechtfertigt, dafs die Embryonen der Taenie crafficollis, nachdem fie eine Zeit dem fauren Verdauungsfafte des Mäufemagens ausgefetzt waren, die Be- dingungen, fei es mechanifcher oder chemifcher Art, welche ihnen das Ausfchlüpfen ermöglichen, erft im Darme finden. 100 Pater en BE LURR 28 Die active Wanderung der Oncosphären durch die Darmwand. Nachdem ich nun über das Verhalten der Embryonen im Lumen des Inteftinaltractus orientirt war, lag es mir ob das fernere Schickfal der Oncosphären zu erforfchen. Um die von Küchenmeifter früher vertretene An- ficht über die Wanderung der Oncosphären durch den Duc- Zus choledochus zu prüfen, unterfuchte ich wiederholt an friichen Objecten diefen Gang, ohne jedoch auf eins der ge- nannten Gebilde zu ftoffen. Darnach ging ich, eingedenk der Zeuckartfchen Mi- grationshypothefe, zur Unterfuchung der Darmwand vor. Ich ftellte diefelbe anfangs an frifchen, mit Präparirnadeln zerzupften, Darmftücken an, da fie aber refultatlos blieb, fo befchlofs ich diefelbe auf Schnitten zu wiederholen. Zu die- fem Behuf präparirte ich den Darm fammt dem Mefenterium und dem entfprechenden Theile der Wirbelfäule heraus und fpannte das Ganze, ohne den gegenfeitigen Zufammenhang zu lädiren, in 0,5 °/a Chromfäurelöfung mit Nadeln aus. Nachdem das Gewebe abgetödtet war, härtete ich es in Alkohol, fchnitt darauf den Darm in etwa ı Ctm. lange Stücke und färbte fie mit ammonialkalifchen Carmin. Zum Einbetten bediente ich mich anfangs des Paraffins mit Talg und nachträglich deffelben mit Wachs; da aber diefe Maffe fich für meine Objecte als ungeeignet erwies, griff ich zum Celloidin, deffen Brauchbarkeit alle meine Erwartungen über- troffen hat. Zum Schneiden benutzte ich ein Leyfer-Lang- fches Microtom. Ich habe eintaufend vierhundert Darmquerfchnitte an- gefertigt und durchfucht und nur zwei Mal gelang es mir 29 in denfelben unverkennbare Oncosphären mit ihrem Bohr- apparate zu finden. Das erfte Mal traf ich eine Oncosphära in der fchräg vom Schnitte getroffenen Muscularis, in welcher unfer Ge- bilde, als vollkommen vom Carmin ungefärbt geblieben, leicht zu erkennen war. Diefer Schnitt ftammte aus dem oberen Theile des Darmes einer Maus, welche 27 Stunden nach ftattgehabter Fütterung getödtet wurde. Leider habe ich den Schnitt nicht aufbewahren können, da er beim Ifo- liren von den übrigen auf demfelben Objectträger befind- lichen Schnitten zu Grunde ging. Die Unterfuchung von Darmftücken 5, 12, 20 und 52 Stunden nach der Infection ergab negative Refultate. Das zweite Mal ftiefs ich auf eine Oncosphära im mittleren Theile des Darmes einer 30 Stunden nach der Fütterung getödteten Maus. Diefelbe fitzt an dem freien Ende der Darmzotte dicht unterhalb des Epithel, welches an diefer Stelle vollkommen intact erfcheint. Auch diefe Oncosphära ift vom Carmin unberührt geblieben und fticht als vollkommen farblofer, oder beffer, als ein weifslicher Körper von der durch Carmin differenzirten Um- gebung ab. Die zarte Cuticula und die Häkchen find un- fchwer zu erkennen. In der Mitte ihres Leibes, welcher in Länge 0,019 Mm. und in Breite 0,011 Mm, misft, ift eine feichte ringförmige Einfchnürung wahrnehmbar, welche fie leicht biscuitförmig erfcheinen läsft. Ob diefes Gebilde fchon innerhalb eines Blutgefäffes liegt oder fich noch aufferhalb eines folchen befindet, vermag ich nicht zu entfcheiden; die- _ fes Präparat habe ich in Canadabalfam confervirt. Angefichts des negativen Befundes im Mageninhalt habe ich die Magenwand nicht unterfucht, auch war mir leider dazu die Zeit zu kurz bemeffen. In die Bauchhöhle eingewanderte Oncofphären habe ich, trotz wiederholten Suchens, nicht nachweifen können. 30 Die pasfive Wanderung der Oncofphären im Pfortaderblute. Die Blutgefäfse des Mefenteriums habe ich ebenfalls wiederholt einer eingehenden Unterfuchung unterworfen. Ich fchnitt das Mefenterium, nachdem es mit Chromfäure und Alkohol behandelt war, in entfprechend kleine Stücke, färbte diefe mit ammoniakalifchem Carmin, hellte fie in Kreofot auf und brachte diefelben unter das Deckglas. Die Venen des Mefenteriums fuchte ich genau durch, doch ertappte ich darin niemals eine Oncofphära. Schliefslich wurde dem Pfortaderblute die ihm gebührende Aufmerkfamkeit ge- fchenkt. Ich unterfuchte dasfelbe bei 9 Mäufen, indem ich es mit einer 0,5 % Kochfalzlöfung verdünnte. Nicht ohne Mühe gelang es mir, darin drei Mal Oncofphären mit ihren deutlich wahrnehmbaren Häkchen zu Gefichte zu bekommen. Ich fand diefelben 9, 27 und 52 Stunden nach der Fütterung. Eine derfelben wurde nach Abtödtung mit Müller ’fcher Flüffigkeit in Glycerin- gelatine aufbewahrt. Verhalten der Oncofphären in der Leber und ihre Entwickelung zu Blafenwürmern. Nachdem ich nun den Oncofphären der Taenia crasficollis auf ihrer Wanderung von dem Darmlumen bis zu ihrem Auftreten im Pfortaderblute Schritt für Schritt gefolgt bin, lag es mir ob, unfere Thierchen nunmehr am Orte ihres definitiven Aufenthaltes aufzufuchen und die in ihnen ftatt- findenden Metamorphofen kennen zu lernen. Zu diefem Ende inficirte ich eine ganze Anzahl von Mäufen und tödtete die- felben zu verfchiedener Zeit nach der Fütterung. 31 Die herauspräparirte Leber wurde mit einer der üblichen Abtödtungsflüffskeiten, wie 0,5 % Chromfäurelöfung, Lang- fche Flüffigkeit oder Kleinenberg’iche Picrinfehwefelfäure behandelt und darnach in Alkohol gehärtet. Als Differen- zirungsmittel bediente ich mich des Grenacher’fchen Alauncarmins, mitunter des Picrocarmins, am häufigften aber der ammoniakalifchen Carminlöfung, welcher ich un- bedingt den Vorzug gebe. Als Einbettungsmaffe benutzte ich auch hier zuerft Paraffın mit Talg, dann mit Wachs und fchliefslich das Celloidin. Beim Unterfuchen zahlreicher Schnitte, die ich aus Lebern von Verfuchsthieren angefertigt habe, welche 10, 15, 20 und 25 Stunden nach der Infection getödtet waren, fiel mir gar nichts auf, was meinen Verdacht in irgend einer Weife auf fich lenken konnte. Erft nach 27, 29, 40 und 48 Stunden ftiefs ich auf Gebilde, über deren Natur ich eine Zeitlang im Unklaren blieb, Es find ovale Kör- perchen, deren längfter Durchmeffer etwa 0,027 Mm., der kleinfte aber 0,022 Mm. mifst. An ihrer Peripherie läfst fich eine ziemlich dicke, ftructurlofe Membran wahrnehmen, die eine körnige Maffe mit darin eingeftreuten Kernen um- fchliefst, Auf den erften Blick konnte man fie für Quer- fchnitte von ausgedehnten Capillaren halten, die Membran für die Gefäfswand, den körnigen Inhalt für Fibringerinfel, die Kerne für weifse Blutkörperchen nehmend. Indeffen be- merkt man bei näherer Betrachtung leicht, dafs diefe Deu- tung nicht die richtige fein kann, denn fchon ihre Gröfse übertrifft den Durchmeffer der Lebercapillaren, auch laffen fich an ihrer, übrigens für eine Endothelauskleidung viel zu mächtigen, Membran keine Kerne nachweifen, aus welchen man auf die endotheliale Natur derfelben fchliefsen könnte. Dafs das Auftreten diefer Gebilde mit der Infection in 32 irgend einem Zufammenhange ftehen müffe, war aus der nachträglichen Unterfuchung der Leber einer nicht inficir- ten Maus erfichtlich, in welcher fie fehlten. Auch fprach dafür der Umftand, dafs ich fie, wie erwähnt, in Lebern welche Io, 15, 20 und 25 Stunden nach der Fütterung zur Unterfuchung kamen, nicht nachgewiefen habe. So lange es mir nicht gelungen war in einem diefer Gebilde die Embryonalhäkchen zu finden und damit den pofitiven Beweis ihrer Zufammenhörigheit mit den verfüt- terten Bandwurmembryonen zu liefern, mufsten diefelben für mich ein Räthfel bleiben. Doch follte diefer Beweis nicht lange ausbleiben. Die Unterfuchung der eben befchriebenen Körperchen, habe ich leider an trüben Herbfttagen aus- führen müffen, als ich aber nachträglich einmal einen hei- teren Tag benutzend, die bezüglichen Präparate noch ein Mal durchmufterte, fand ich in der Leber einer Maus, welche 27 Stunden vor dem Tode infieirt wurde, drei der oben er- wähnten Körperchen, welche deutliche Häkchen ent- halten; zwei von ihnen haben je drei Häkchen, das dritte fünf derfelben,. Eins diefer Würmchen liegt unverkennbar in einer fchtäg gefchnittenen Capillare, deren Durchmeffer 0,015 Mm. beträgt, alfo die benachbarten Capillaren be- trächtlich an Gröfse übertrifft, da diefelben 0,005 Mm. bis 0,007 Mm. meffen. Nur ein einziges Mal fah ich zwei diefer Körperchen unmittelbar nebeneinander liegen. Ferner war es mir 52 Stunden nach der Infec- tion gelungen, unter den in der Leber vorgefundenen Ge- bilden, welche im Wefentlichen mit den eben befchriebenen im Baue übereinftimmen, auf zwei Körperchen zu ftofsen, in denen de Embryonalhäkchen ebenfalls noch deutlich erhalten find; in einem derfelben vermochte ich zwei im anderen 4 Häkchen zu zählen. Die genannten Gebilde find - 33 in ziemlich grofser Menge in diefer Leber vorhanden; ihre Form ift meift oval und ihr gröfster Durchmeffer beträgt durchfchnittlich etwa 0,0338 Mm., der kleinfte 0,032 Mm.'). Es läfst fich an ihnen die ftructurlofe etwa 0,001 Mm. dicke Cuticula erkennen; der von ihr umfchloffene Weichkörper bietet ein körniges Gefüge dar und enthält zahlreiche Kerne, Die Umgebung der meiften diefer Gebilde befteht aus un- veränderten Leberzellen, nur bei einigen wenigen find in ihrer unmittelbaren Nähe mehr oder weniger zahlreiche, kleine, runde oder ovale Kerne, die in Bildung begriffene Kapfel, zu fehen. Beim weiteren Muftern der Schnitte aus derfelben Le- ber ftiefs ichaufein ovales Körperchen, deffen Länge 0,038 und deffen Breite 0,030 Mm. beträgt und bei dem fich in der Mitte eine icharf begrenzte Höhle nachweifen läfst; diefelbe wird von einer feinkörnigen 0,006 Mm. dicken Gewebslage mit zahlreichen, doch nur in einer Reihe angeordneten, Ker- nen begrenzt, welcher fich dann nach aufsen die Cuticula anfchliefst. Aber auch in einer anderen Hinficht ift diefes Bläschen bemerkenswerth; in der körnigen Rindenfchicht deffelben find nämlich zwei Embryonalhäkchen noch deutlich wahrzunenmen, welcher Befund uns an die Finnen aus Arion ater und Tenebrio molitor erinnert, an denen felbft im vollftändig ausgebildeten Zuftande die Embryonalhäkchen in der Regel angetroffen werden. Diefer Befund fteht indeffen nicht vereinzelt da, denn es gelang Ed. van Beneden?) beim Cysticercus der Taenia saginata felbft in noch fpäterem Stadium Embryo- nalhäkchen nachzuweifen, er fah diefelben mehrfach am 1) Durchschnitt aus acht Messungen. 2) Extrait des Bulletins Acad. royale de Belgique. 2. Serie, Tome XLIX, Nr. 6; juin 1880, pag. 10, II 34 21. Tage nach Einleitung des Experimentes, zu einer Zeit alfo, wo die Kopfanlage fchon gebildet war. Weder im Weichkörper der foliden Gebilde, noch in dem Blafenkörper des hohlen Körperchens war es mir mög- lich Zellengrenzen nachzuweifen, was vielleicht mit der Prä- parationsweife im Zufammenhang fteht. Wenn wir uns nun die Frage aufwerfen, auf welche. Weife es denn zu Stande kommt, dafs in einer und derfel- ben Leber auf fo verfchiedener Entwickelungsftufe ftehende Gebilde angetroffen werden, fo ift es nicht gar fo fchwer dafür eine erklärende Antwort zu geben. So klein auch die Pillen waren, in denen ich die Taenienembryonen den Mäufen vorlegte, war es mir doch niemals möglich felbft nicht durch mehrftündiges Hungernlaffen, die Verfuchs- thiere zu bewegen, das ihnen vorgelegte Infectionsmate- rial binnen einer kurzen Zeit zu verzehren, damit möglichft gleichzeitig die befchalten Embryonen der Einwirkung des Magen- refp, Darmfaftes exponirt würden. Daher vergingen in der Regel 2, 3 ja unter Umftänden auch mehr Stunden zwifchen der Einfuhr der Embryonen, welche in den Magen mit dem erften Biffen gelangten und derjenigen, welche im letzten enthalten waren. Deshalb ift es auch leicht denkbar, dafs während die letzten eben in die Leber hineingefpült wurden, es den erften, früher dort angekommenen, bereits möglich geworden war, ihre Häkchen abzuwerfen und die nächften Metamorphofen einzugehen. Schliefslich fand ich Embryonalhäkchen noch ein Mal, und zwar vier an der Zahl, 78 Stunden nach der Füt- terung. Das Würmchen, in dem ich diefelben fah, mifst in Länge 0,031 Mm., in Breite 0,023 Mm., ift folide und flimmt im Baue vollkommen mit den zuletzt erwähnten, noch nicht ausgehöhlten, Körperchen überein. Esift nämlich an dem- 35 felben eine homogene etwas glänzende Cuticula fichtbar; das von ihr eingefchloffene Parenchym ift von körniger Structur, in dem ohne irgend welche Regelmäffiskeit Kerne eingeftreut find, Das umgebende Lebergewebe erfcheint intact. An demfelben Objecte ıft ein Capillargefäfs unter unferem Würmchen fchräg nach vorn und aufwärts verlau- fend und ein zweites an feinem hinteren Ende zu fehen. Bei Weitem die meiften Thierchen haben ihren Sitz in Capillargefäffen, doch ein Mal fah ich eins derfelben in einem quer getroffenen Gefäfse, welches aus der radiären Gruppirung der Leberzellen zu fchliefsen, als ein intralcebu- läres Gefäfs in Anfpruch genommen werden dürfte, ein Umftand, welcher nur dadurch erklärt werden kann, dafs die Oncosphären, wenn auch nicht alle, doch mitunter das Ca- pillarfyftem paffıren können. Ein anderes Mal traf ich unfer Gebilde inmitten eines längs vom Schnitte getroffenen Blut- gefälses, deffen Breite diejenige des Würmchens um das zweifache übertrifft. Die übrigen in derfelben Leber gleichzeitig vorgefun- denen Gebilde find durchfchnittlich 0,026 Mm. lang und 0,022 Mm, breit und folide; ıhr Bau ftiimmt vollkommen mit demjenigen der zuletzt gefchilderten überein. In einigen wenigen ift indeffen die Cuticula nicht voll- ftändig von Parenchym erfüllt; der von der Cuticula retra- hirte Weichkörper ist oval und mifst etwa 0,017 Mm, in die Länge und 0,011 in die Breite; er befteht ebenfalls aus kör- niger Maffe mit in ihr regellos eingelagerten Kernen, Viel- leicht dafs diefe Schrumpfung durch die Behandlung mit Chromfäure und Alcohol bedingt ift und dafs eine in ihnen vorhandene Höhlung diefe Schrumpfung begünftigte. In- deffen ift es auch nicht ausgeschloffen, dafs diefe Gebilde III* 36 verkümmerte Würmer find. In allen erwähnten Gebilden ift von einer Kapsel keine Spur vorhanden. Erft in einer Leber, welche aus dem 6. Tage nach der Infection ftammt, sind durchweg alle Blasenwürmer hohl; von Cuticula ift bei ihnen gar nichts zu fehen. Der Hohlraum ift von einer einfachen Kernlage mit dazwifchen- liegender, fpärlicher, körniger Subftanz umgeben; Schich- tungen konnte ich am Blafenkörper nicht nachweifen. Da das Meffer die erwähnten Bläschen ftets halbirt hatte, fo war es mir nie möglich, diefelben in toto zu beobachten; ich fah diefe fchalenförmigen Gebilde entweder mit ihrer äufseren Convexität nach oben liegen, oder ihre innere Con- cavität dem Auge zukehren. Bei allen diefen ovalen Ge- bilden ift mir aufgefallen, dafs an einem ihrer Enden die äufsere Umgrenzung vollkommen undeutlich ift, auch find an diefen Stellen die Contouren der Kerne kaum fichtbar, ein Umftand, welcher angefichts der Regelmäfsigkeit, mit welcher er an allen genannten Gebilden diefer Leber wieder- kehrt, jedenfalls nur fchwer zu deuten ift; vielleicht dafs diefes Verhalten auf die Einwirkung des Meffers zurückzu- führen ift, denn dass etwa eine Oeffnung dort beftanden habe, ift zum Mindeften unwahrfcheinlich. Die erwähnten Bläschen find durchschnittlich 0,040 Mm. lang und 0,029 Mm. breit und nicht unmittelbar von der Leber umgeben, fondern fie liegen in einem 0,064 Mm. langen und 0,050 Mm. breiten Hohlraume, in deffen Wandungen fich nur vereinzelte Leber- zellen wahrnehmen laffen, die übrigen find körnig zerfallen. Die bis dahin unterfuchten Lebern wiefen keine mit blofsem Auge nachweisbaren Veränderungen auf, vielmehr fahen fie durchweg normal aus. Etwa 4 und5 Tage nach der Infection fand ich bei Lebern uud zwar vor- wiegend an ihrer fchwanzwärts gelegenen Fläche, weifse 37 Knötchen und Höcker, welche mich lebhaft an Cocci- dienknoten erinnerten; fie erwiefen fich bei mikrofkopifcher Unterfuchung als das acephale Blafenftadium des Cyfticercus fasciolaris. Sie bieten Bläschen von 0,105 Mm. Länge und 0,084 Mm. Breite dar; die vollkommen homogene Cuticula ift 0,002 Mm. dick, ihr folgt nach Innen eine 0,012 Mm. meffende Schicht, welche aus einer feinkörnigen Subftanz befteht und in welcher zahlreiche Kerne nachweisbar find. Diefe letzteren find meift in 2 Reihen geordnet und nur ftellenweife in mehreren gefchichtet. Kernkörperchen laffen fich an allen nachweifen. Die Anwefenheit einer fubcuticu- laren Spindelzellenfchicht und des excretorifchen Getäfsnetzes zu conftatiren war mir an diefen wie auch an den früheren Objecten unmöglich, Aber auch weder die Ring- noch Längsmuskelfafern konnte ich hier bemerken. Die dem Hohlraume zugekehrte Fläche des eben erwähnten Blafenkörpers ift nicht glatt, fondern mit zahlreichen unregelmäfsigen Höckerchen und Ausbuchtungen verfehen. Von den grofsen, kernlofen, tropfenartigen Zellen, deren Auftreten Leuckart')als unmittelbar der Blafenbildung vorausgehend fchildert, habe ich weder in den jüngeren foliden Gebilden, noch in den älteren fchon hohlen jemals Etwas zu Gefichte bekommen. Es will mich dünken, als ob eben der Cyfticercus fasciolaris ein ungünftiges Object für die Unterfuchung desjenigen Stadiums fei, in welchem die eben erwähnten grofsen Zellen in der Mitte auftreten und von denen ein Theil nach der Bildung des Hohlraumes, denfelben unmittelbar umgiebt; und zwar deshalb allein weil in unferem Würmchen fo un- gemein rafch, wie wir bereits gefehen haben, diefe erften 1) Die Parasiten d. M., p. 432. 38 Metamorphofen bis zur Bildung des Hohlraumes fich voll- ziehen. Dagegen find fie bei Cyfticercus pififormis leicht wahrzunehmen, denn derfelbe nimmt nach Leuckart') im Vergleich mit Cyfticercus celullofae und Coenurus erft ordentlich fpät die Blafenform an, Was die Umgebung unferer Blafenwürmer anlangt, fo find einige derfelben von vollftändig normalem Lebergewebe umgeben, die meiften aber befitzen eine aus kleinen, ovalen oder fpindelförmigen Kernen gebildete Hülle. Der gröfste Durchmeffer derfelben beträgt 0,194 Mm. der kleinfteo,131 Mm. Die Finnen, welche ich 6 und 7 Tage nach der Füt- terung zu unterfuchen Gelegenheit hatte, wichen nur in Gröfse von den ebenerwähnten ab; die Leber dagegen, welche ich am 8. Tage unterfuchte, bot fowohl makrofko- pifeh als auch mikrofkopifch ein ganz anderes Ausfehen dar. Das ungemein voluminöfe Organ fchien ein Convolut von hirfekorngrofsen Bläschen zu fein, hie und da waren kleine Blutextravafate wahrnehmbar und in der Bauchhöhle, wie ich es hier beiläufig erwähnen möchte, fand fich häufig daneben ein blutiges Exfudat vor. Diefe Leber gehörte einer unter früher angeführten Symptomen geftorbenen Maus an. Bei makroskopifcher Betrachtung der Schnitte mufs der Nichteingeweihte an nichts weniger als an einen Leber- fchnitt denken. Das ganze Gewebe fcheint aus feinen Bälkchen zu beftehen, welche relativ grofse ovale oder runde Hohlräume umgrenzen. Bei der mikrofkopifchen Unter- fuchung zeigten fich die genannten durchfchnittlich 0,050 Mm. dicken Bälkchen als atrophirtes Lebergewebe, welches an zahlreichen Stellen reichlich mit Eiterkörperchen infltrirt 1) Die Blasenbandw., pag. 142. 39 ift und in welchem die Leberzellen nur noch hie und da erkannt werden können. Hohlräume, in welchen die Bla- fenwürmer liegen, meffen fammt ihrer recht dünnen binde- gewebigen Wandung, der Kapfel, 0,678 Mm. in Länge und 0,619 Mm. in Breite, Die Blafenwürmer felbft find alle | hohl, meift zufammengefallen, was wohl bei der Härtung auf Wirkung des Alkohols zu fetzen ift. Diefe acephalen Blafen find 0,529 Mm. lang und 0,457 Mm. breit, die Cuticula ift deutlich erkennbar, etwas ver- dickt und mifst 0,003 Mm. Die ihr folgende, den Hohlraum begrenzende Rindenfchicht, hat nur eine Dicke von 0,006 Mm.; fie befteht wie in früheren Stadien aus einer feinkörnigen Grundfubftanz mit zahlreichen darin gelagerten kleinen Ker- nen. Gefäfse, Subcuticula und Muskelfafern laffen fich in der Rindenfubftanz nicht conftatiren und ihre dem Hohlraume zugekehrte Fläche ist ebenfalls vielfach ausgebuchtet. An der äufseren Cuticularfläche und zwar meift nur der klei- neren Blafen, ist ein ftarker Befatz feiner 0,014 Mm. langer, glänzender Härchen zu fehen, welche fenkrecht zu ihrer Unterlage ftehen. Ob man diefen Befatz mit Leuckart‘) als „ältere abgeftofsene und veränderte Cuticula, oder, wenn man will,“ als „die Producte einer Häutung‘‘ in Anfpruch nehmen kann, von denen diefer Forfcher angiebt, dafs fie durch Zerrung mitunter in Stäbchen zerfallen, ift fraglich und an unferen Objecten nicht zu entfcheiden. Vom freien Ende diefer Stäbchen ziehen ftellenweife fchräg zur Innen- wand der Cyfte zarte Fafern hinüber, die wohl als geron- nenes Exfudat gedeutet werden dürfen, Schliefslich fei noch erwähnt, dafs ich recht häufig in einer und derfelben Cyfte zwei und drei acephale Blafen 1) Die Parasit, d. M,, pp. 362, 363. 40 zu beobachten Gelegenheit hatte, wogegen Leuckart!) und Stich?) höchftens nur zwei Blafenwürmer in einer Kapfel gefehen haben. Angefichts deffen, dafs es mir nur ein ein- ziges Mal gelungen war zwei der eben eingewanderten, noch foliden, Würmchen unmittelbar nebeneinander liegend zu finden, ift die Annahme gerechtfertigt, dafs das Vorkommen mehrerer Würme in einer gemeinfamen Kapfel auf Reforp- tion der Zwifchenwände der nahe an einander gelege- nen Cyften beruht. Diefe Behauptung findet noch darin eine Stütze, dafs ich recht häufig auf folche Cyften ftiefs, an welchen nur der mittlere Abfchnitt der Zwifchenwand fehlte und die noch vorhandenen, verfchieden langen, Rand- theile derfelben zugefpitzt in den Hohlraum hineinragten, alfo die Verfchmelzung beider Kapfel noch nicht vollendet war. Die nächft älteren Stadien, welche ich 8, 9, 10, ıı und ı5 Tage nach der Infection vorfand, zeigen keine weite- ren Aenderungen, aufser einer allmähligen Gröfsenzunahme. Erft in einer 25 Tage alten Cyfte fand ich einen Bla- | fenwurm, an welchem die Rindenschicht an einer circum- feripten Stelle bis auf 0,161 Mm. verdickt ift, während an den übrigen Stellen die Dicke nur 0,007 Mm. beträgt; diefe Verdickung habe ich als Kopfanlage gedeutet und zwar um fo mehr, als die Cuticula darüber eine 0,016 Mm. tiefe Einfenkung bildet. Diefe Anlage bildet nicht nur auf den vorausgegangenen, fondern auch auf den folgenden Schnitten ein fich gradatim verkleinerndes Kreisfegment, woraus fich ihre linfenförmige Geftalt ergiebt. Sowohl die Verdickung als auch die übrige Blafen- wand befitzen einen feinkörnigen Bau mit zahlreichen kleinen 1) Die Parasit. d. M., p. 633. 2) Ann, der Berl. Charite. 1854, p. 169. 41 Kernen, an denen Kernkörperchen fichtbar find. In der erwähn- ten Verdickung find fowohl die Körner als auch die Kerne ftel: lenweife befonders angehäuft, doch irgend eine Regelmäffigkeit in ihrer Gruppirung läfst fich nicht erkennen. Zellengrenzen vermochte ich auch hier nicht zu conftatiren. Die langgeftreck- ten, fchmalen, radiär angeordneten Subcuticularzellen find, ob- gleich vom Schnitte fchräg getroffen, doch immerhin ftellen- weife erkennbar. Dagegen kann ich weder etwas vom Ge- fäfsfyftem, noch von den Kalkkörperchen bemerken; viel- leicht dafs die letzteren durch die Behandlung mit Chrom- fäure entkalkt wurden und fomit ihr optifches Verhalten ge- ändert haben. In der Kopfanlage und dem übrigen Blafen- körper vorgefundene kleine, runde, glänzende Körperchen habe ich als Querfchnitte von Muskelfafern in Anfpruch genom- men, zumal mir gleichzeitig der Nachweis längsverlaufender Muskelfafern gelang. Eine faferige Umhüllungshaut — das Receptaculum Leuckarts — ift auf der dem Blafenraume zugekehrten Fläche am Kopfzapfen nicht fichtbar; fie ift vielmehr vielfach ausgezackt und enthält hie und da grofse tropfenartige Zellen. Der Blafenraum ift zum Theile von feinkörnigen Flocken erfüllt. Auf der äufseren Fläche der Cuticula kann man eine körnige Auflagerung wahrnehmen, welche vielleicht für ein Häutungsproduct im Sinne Leuckarts anzufehen itt. Die ganze Blafe ift 0,890 Mm, lang und 0,610 Mm. breit; die Kapfel befteht aus faferigem Bindegewebe, ihr gröfster Durchmeffer beträgt 1,865 Mm., der kleinfte 1,314 Mm. Unfer Blafenwurm erfüllt nicht den ganzen Hohlraum der Cyfte, fondern hat fich etwas von der Wand zurück- gezogen. In einer Leber, welche vom 33. Tage nach der Infection ftammte, fand ich den Kopfzapfen bedeutend in feiner Ent- 42 wickelung fortgefchritten. Derfelbe ift nahezu von der Ge- ftalt eines abgeftumpften Kegels, mifst in Länge etwa 0,237 Mm.; fein abgeftumpftes Ende ift dem Blafenraume zugekehrt. Er erhebt fich von der Blafenwand nicht fenk- recht, fondern in f[chräger Richtung, ein Verhältnifs, welches auch Leuckart') für den Cyft. cellulofae conftatirt hat. Auch der von der Cuticula ausgekleidete Hohlraum in der Mitte des Kopfzapfens, deffen erfte Anlage fchon oben berührt wurde, hat nach beiden Dimenfionen bedeu- tend zugenommen; feine Länge beträgt etwa 0,127 Mm. und die Breite 0,084 Mm.; die gröfste Breite des ganzen Kopfzapfens mifst etwa 0,292 Mm. Unter der Cuticula find deutlich fpindelförmige Zellen fichtbar, ihnen folgt eine feinkörnige Grundfubftanz mit dichtgedrängten Kernen; nach dem Blafenraume werden letztere allmählig fpärlicher und können an ihnen Kernkörperchen deutlich wahrgenommen werden. Auch hier fah ich glänzende Puncte und Fafern, welche ich für Muskelfafern halte, doch Gefäfse, Receptacu- lum und Kalkkörperchen, foviel ich auch fie nachzuweifen mich bemühte, fuchte ich vergeblich. Die Blafenwand zeigt denfelben Bau und Dicke, wie im 25 Tage alten Wurme. Auf der Cuticula ift ebenfalls ein feiner, glänzender Stäb- chenbefatz erkennbar, welcher aber im Vergleich zu dem früher erwähnten eine nur fehr geringe Länge befitzt. Die Gröfse der ganzen Blafe ift nicht gut möglich zu beftimmen, weil fie fich gefaltet hat; die Kapfel aber beträgt in Länge 1,0 Mm., in Breite 0,746 Mm., die Wandung 0,109 Mm. Auch ältere Stadien von 6 Wochen, deren Unterfuchung nicht in meinen urfprünglichen Plan gehörten, habe ich ge- legentlich einige Mal unterfucht. 1) Die Blasenbandwürmer, p, 143. 43 Der Kopfzapfen ftellt ein keulenförmiges 1,229 Mm. langes Gebilde dar, deffen gröfste Breite 0,678 Mm. beträgt und welches mit feiner fchmalen Bafıs der eigentlichen Bla- fenwand auffitzt. Diefer Kopfzapfen ift von einem mit Cu- ticula ausgekleideten, flafchenförmigen Hohlraume durchzo- gen, welcher in feinen verfchiedenen Abfchnitten verfchie- dene Geftalt und Breite befitzt. An dem peripheren, der Blafenwand zugekehrten Ende, ift er recht fchmal und fein Durchmeffer beträgt hier nur 0,059 Mm. Nach dem Bla- fenraume zu erweitert er fich allmähligs, um an feinem cen- tralen Ende durch die bilateral in die Subftanz des Kopfzap- fens fich einfenkenden halbkugelförmigen Höhlen der Saug- näpfe die Breite von 0,508 Mm. zu erreichen. Am Boden des erwähnten Hohlraumes befinden fich zwei ebenfalls bilateralsymmetrifch gelegene Höcker, Quer- fchnitte des ringförmigen Wulstes, der das Roftellum umfafst!). Nach aufsen von diefem Ringwulste fehen wir den Hakenkranz, deffen einzelne Häkchen, noch plump an Geftalt, etwa 0,127 Mm. lang find; ein wenig oberhalb des letzteren befinden fich die Saugnäpfe. Diefes gegenfeitige Verhältnifs des Hakenkranzes zu den Saugnäpfen wieder- holte fich an allen von mir verfertigten Präparaten, was natürlich wider die fchon früher erwähnte, von Moniez ver- tretene Anfıcht über die Koptbildung, fprechen dürfte. In der Tiefe des Hohlraumes, welcher den Kopfzapfen durchzieht, fah ich einige Mal eine zarte, helle Membran, die von der darunter liegenden Cuticula losgetrennt war und wohl als abgeftofsene Lage derfelben betrachtet werden kann; diefelbe ift an ihrer dem erwähnten Hohlraum zuge- kehrten Fläche mit zahllofen, feinen, glänzenden Spitzen be- 1) Die Parasiten d. M. p. 445. 44 deckt, welche ich als primitive Häkchen deute, von denen Leuckart!) fagt, dafs fie nur zum geringften Theile in die definitiven übergehen, Was die Structur des Gewebes anbetrifit, aus welchem diefer Kopfzapfen aufgebaut ift, fo ftimmt diefelbe mit dem zuletzt befchriebenen Stadium faft überein; nur fcheinen die fpindelförmigen Subcuticularzellen an Länge zugenommen zu haben. In der Mitte der Seitenwand des Kopfzapfens glaube ich die längs verlaufenden Gefäfse zu erkennen. Das kiffenförmig geftaltete Roftellum, ein muskulöfes Organ, - welches fich bei ausgewachfenen Finnen unmittelbar unter der Cuticula am Boden des genannten Hohlraumes befindet, vermochte ich an meinen ÖObjecten nicht zu conftatiren; gleichfalls konnte ich hier die radiär angeordneten Muskel- fafern, welche die Gruben der Saugnäpfe. umgeben , nicht nachweifen. Zum Schlufs erlaube ich mir die hauptfächlichften Re- fultate kurz zufammenzuftellen: Die befchalten Embryonen von Taenia crafsicollis fchlüpfen bei Mäufen erft im mittle- ren Drittel des Darmcanales aus und begeben fich von dort aus auf die Wanderung; der von Leuckart wahrfcheinlich gemachte Weg wird durch das Auffinden von Oncofphären in der Darmwand als ficher hingefiellt. Von der Fütterung der Mäufe mit Embryonen der Taenia crafsicollis bis zum erften Auftreten der Oncofphären in der Leber der inficirten Thiere vergehen mindeftens 27 Stunden; diefelben bleiben in der Regel in den Capillaren der Leberläppchen, ausnahmsweife in einer Centralvene, fitzen. Die characteriftifchen Embryo- 1) l e., p. 446. 45 nalhäkchen der Oncofphären find bei frifcher Einwanderung verhältnifsmäfsig leicht nachzuweifen ; meiftens gehen fie bald nachher zu Grunde und ihr Auffinden bei älteren Thierchen wird viel fchwieriger. Als Ausnahme dürfte es zu bezeich- nen fein, wenn felbft auf dem nun folgenden Blafenftadium, das bei Cyfticercen von Taenia crafsicollis fchon mit dem 3. Tage beginnt, noch Häkchen zu erkennen find. Wie in anderen bekannten Fällen folgt auch hier während des ato- ken Blafenftadiums eine Ruhepaufe in der Entwickelung, während welcher nicht einmal die Gröfsenzunahme bedeutend ift; erft 25 Tage nach der Infection (bei allen echten fog. Cyfticercen meift ebenfalls in der dritten Woche!) bildet fich die Anlage des Kopfzapfens als eine linfenförmige Ver- dickung an der inneren Oberfläche der Blafe. Die weitere Entwickelung des Zapfens verläuft bei Cyfticercus fasciolaris genau in der von Leuckart näher gefchilderten Weife. Es war meine Abficht der vorliegenden Arbeit eine Tafel mit acht Zeichnungen beizufügen. Zur Vervielfältigung derfelben wählte ich den Lichtdruck, doch die diesbezüglichen Proben fielen in Folge der andauernd ungünftigen Wit- terung dermafsen fchlecht aus, dafs ich von meinem Vor- haben habe, leider Abftand nehmen müffen; doch werde ich es nicht unterlaffen, diefe Abbildungen an einer anderen Stelle zu veröffentlichen. 1) Leuckart, 1. c., p. 437, Seite 7 Zeile 1v. 10 „ 2 ’ 10 ” 15 ’ ee I2 II, 2V 12 „ b) ” 14): 4v OR or 16 ” d ” 17% DANS: 20 {2} 11 ” 22 ” 3 ’ POLE: Ser DI 30 , 6 ’, SOEBEN, Ba 2V SEN SE a Le Bo, 108 200 2v. Se 2 AD, ANY u. statt: Corrigenda. posthuma Mice. Finnen, Scoleces inag. on Leber, v. Siebold Leuckarstche Hanover taeniaeformis vorlegt Embryoneu ammonialkalischen bin Körperchen, zwei möglich mitunter längs vom Schnitte uud allein in Länge lies: postum& „ ’” ” „ ” ”» Mise. Finnen Seolices Leber v Siebolds Leuckartsche Hannover taeniaformis vorgelegt Embryonen ammoniakalischen war Körperchen zwei, möslich, mitunter, vom Schnitte längs und : allein, in der Länge. Thefen. . Das rohe Rindfleifch foll als diätetifches Mittel nur unter der ftrengften Aufficht des Arztes zur Verwendung kommen. Die fog. acute Cestodentuberculofe verdient feitens des pathologifchen Anatomen mehr Berückfichtigung. . Der Hypnotismus verdient als Anäftheticum und als therapeutifcher Eingriff eingehender, als es bis jetzt ge- fchehen ift, geprüft zu werden. Küchenmeifters Lehre von der Auswanderung der Tae- nienembryonen durch die Lymphgefäfse - ıft entfchieden eine falfche. . Die chirurgifche Behandlung phthififcher Lungencavernen hat eine grofse Zukunft. , Pneumonia croupofa ift das Symptom einer acuten Infec- tionskrankheit. Er 22 5 er 7 GAYLORD BROS. MAKERS INNEN SYRACUSE, - N.Y. PAT. JAN. 21, 1908