Er Y M Anh PR RN NONE h { wer AR Ben DEN > N = u n = 1 BIEN UcEar 7 N er . h u Zr - t w In j j u rw Bar? Er Ken Pr. = IIErap, Bias u N 2 U N j Ken er u i Br N et t eb ir a rr u = B BR, u re f Er u v Ey eh N NEE 158 2 Pen 5» Se 1 >% en ® Fe; #B, »1- By nee S % ; ai | \ e Er I a A rn Beiträge zur Kenntniss der Säugthiere Amerikas.’ Vom Professor Dr. AÖ Wagner. Erster Abt keit ung. Mit drei Kupfertafeln, Beiträge zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s von Dr. A. Wagner. ®chon im zweiten Bande der „Abhandlungen der mathematisch- physikalischen Klasse der K. B. Akademie der Wissenschaften“ habe ich Beiträge zur Kenntniss der warmblütigen Wirbelthiere Amerika’s mitgetheilt. Seitdem hat sich wieder viel Material an- gehäuft, das der Bekanntmachung würdig erachtet werden dürfte. Den reichlichsten Beitrag hiezu hat mir die Reise des Kustos-Ad- junkten Johann Natterer durch Brasilien geliefert. Wie ich schon in einem früheren Berichte an die K. Akademie *) auseinanderge- setzt habe, hatte ich mich bereits vor vier Jahren mit dem gedach- ten Reisenden über die gemeinschaftliche Bearbeitung einer Säug- thier-Fauna Brasiliens verständigt, wobei mir hauptsächlich die Be- schreibung der leiblichen Gestaltungsverhältnisse, meinem Freunde und Mitarbeiter die Schilderung der Lebensweise und der geogra- phischen Verbreitung der brasilischen Sängthiere zugefallen wäre. *) Münchner gelehrte Anzeigen XVL S. 73. Abhandlungen d. I. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abth. 15 122 Binnen achtzehn Jahren, in welchen er Brasilien fast in seiner gan- zen Ausdehnung von Südost nach Nordwest durchwanderte, hatte Johann Natterer in allen Thierklassen, so auch insbesondere an Säugthieren eine Sammlung zusammengebracht, die an Fülle Alles übertraf, was bisher aus diesem reichgesegneten Lande nach Eu- ropa übergeführt worden war. Und nicht blos die Menge der Ge- genstände ist es, welche dieser Sammlung ihren Werth verleiht, sondern auch die Art, in der sie angelegt wurde. Durch die Mu- nifizenz der K. K. österreichischen Regierung wie durch eigne An- strengungen hatte Johann Natterer hinlängliche Zeit und Mittel, um an allen wichtigen Punkten nach Gutdünken zu verweilen und nicht blos die Thierbevölkerung derselben zum Behufe seiner Sammlungen auszubeuten, sondern sie auch in ihren Lebensverhältnissen, in ih- ren Alter- und Geschlechtsverschiedenbeiten zu erforschen. Um diese reiche Sammlung kennen zu lernen und mich über die Art und Weise der Bearbeitung mit meinem Kollegen zu verständigen, hatte ich mich im Herbste 1842 nach Wien begeben. Die ganze Aus- beute an brasilischen Säugthieren wurde von uns gemustert, und da- runter die Arten, die wir für neu erklärten, ausgeschieden, um zu- vörderst beschrieben zu werden. Da meine Zeit nicht ausreichte, um auf einmal das ganze grosse Material zu gewältigen, so wurde mir in zwei Sendungen das Uehrige, darunter alle Handflügler, Beu- telthiere und Nager, hieher zugeschickt, um es mit grösserer Musse und mit Vergleichung der hiesigen Sammlung bearbeiten zu können. Vor drei Jahren schon bin ich mit dieser Arbeit fertig geworden, und eine nochmalige Reise nach Wien war verabredet, um gemein- schaftlich die letzte Hand ans Werk zu legen und es dann der Publikation zu übergeben. Indess, der Mensch denkt's, Gott lenkt's. Die Wahrheit die- ses alten Spruchs habe ich bei dieser Gelegenheit ebenfalls zu er- fahren gehabt. Ein plötzlicher Tod raftte meinen Freund dahin, 123 noch ehe er dazu gekommen war, die in seinen Tagebüchern nie- dergelegten Notizen auszuarbeiten, und somit ist ein grosser Theil seiner Beobachtungen, die nicht dem Papiere, sondern dem Gedächt- nisse anvertraut waren, zugleich mit ihm zu Grabe getragen und die Herausgabe einer besondern Fauna mammalium brasiliensium ist nunmehr auch vereitelt. Um nun aber die viele Mühe und Zeit, die mir diese Arbeit kostete, nicht fruchtlos aufgewendet zu haben und zugleich dem verstorbenen Freunde ein ehrendes Andenken zu si- chern, benütze ich die Gelegenheit, welche mir die Königliche Aka- demie, deren Mitglied zu seyn ich die Ehre habe, durch ihre Denk- schriften darbietet, um auf diesem Wege die von Johann Natterer in Brasilien entdeckten und von mir zur Zeit blos noch handschrift- lich beschriebenen zahlreichen neuen Säugthier-Arten, von denen ich einstweilen nur zur Sicherung unserer Prioritätsrechte in dem Archive für Naturgeschichte seit dem Jahre 1542 kurze Diagnosen mittheilte, in ausführlicher Darstellung bekannt zu machen. Ich habe die Beschreibungen so eingerichtet, dass sie fortwährend eine ver- gleichende Rücksicht auf die schon länger bekannten Arten nehmen, und indem ich ihre Uuterschiede von letzteren scharf hervorgehoben habe, sind Abbildungen der Species zum grossen Theil entbehrlich geworden, und ich habe daher zu bildliehen Darstellungen vorzugs- weise die Verhältnisse des Knochengerüstes und des Zahubaues ausgesucht. In gleicher Weise habe ich es auch hinsichtlich der Abbildun- gen bei den übrigen neuen Säugthier-Arten, die mir nicht aus der Reise Natterer’s, sondern auf andern Wegen und meist auch aus andern Liändergebieten des grossen amerikanischen Kontinentes zu- kamen, gehalten. Es ist mir insbesondere geglückt, von mehreren seltenen amerikanischen Nagergattungen, deren osteologische Ver- hältnisse bisher nicht bekannt waren, Exemplare in Salz oder Wein- geist aufbewahrt zu erlangen, um von ihnen Skelete anzufertigen, 16* 124 deren Beschaffenheit in den vorliegenden Mittheilungen auseinander gesetzt werden soll. Die Originale sind alle in der hiesigen zo0- logisch-zootomischen Sammlung aufgestellt, zu deren schätzbarsten Bereicherungen sie gehören; denn wie das Skelet dem Körper Form und Haltung gieht, so gewährt es auch der wissenschaftli- chen Anschauung der höheren Thierwelt den nächsten und sicher- sten Stützpunkt, für Vergleichung mit den Ueberresten einer aus dem Leben verschwundenen älteren Fauna ohnediess den einzigen Maasstab. Ich habe in den vorliegenden Beiträgen die Gattungen und Ar- ten, die einer und derselben Ordnung angehören, auch immer in eine gemeinschaftliche Abtheilung zusammengefasst; die Ordnungen selbst aber so aufeinander folgen lassen, wie ich sie bei der letz- ten Revision vorgenommen habe, um dadurch mir nicht die Gele- genheit zu versperren, bei einem für den nächsten Sommer beab- sichtigten Besuche der Wiener Sammlung noch die Lücken zu er- gänzen, die meiner Arbeit in etlichen Abtheilungen geblieben sind, 125 Erste Ordnung» Beutelthieree Amerika hat von dieser merkwürdigen Gattung keine anderen Formen als die der sogenannten Beutelratten aufzuweisen, welche ‚ ein Theil der Zoologen sämmtlich unter der einzigen Gattung Didel- phys zusammenfasst, während andere eine Art davon unter dem von Hliger gegebenen Namen Chironectes abtrennen. Ich werde zeigen, dass zu einer solchen Sonderung weit mehr Grund als zu ihrer Vereinigung mit den andern Beutelratten vorhanden ist, und bei dieser Gelegenheit die Irrthümer berichtigen, welche neuerdings erst über dieses, in den Sammlungen höchst seltne Thier in Um- lauf gebracht worden sind. I. DIBELPHYS. Beutelratte. Zu dieser artenreichen Gattung können wir zu den schon be- kannten nicht weniger als 10 neue, sämmtlich von Natterer in Bra- silien entdeckte Arten beifügen, und zugleich von etlichen andern Species, die bereits früher beschrieben wurden, Beiträge zu einer genauern Charakteristik derselben mittheilen, so dass wir im Ganzen 13 Arten hier zur Sprache zu bringen haben. Wie höchst selten diese neuen, meist im Innern Brasiliens gesammelten Arten sind, er- hellt daraus, dass in der von Waterhouse begonnenen Natural Hi- story of the Mammalia, die mit fleissiger Benützung der grossen englischen Sammlungen, wie der des Pariser Pflanzengartens bear- beitet wird, und von der so eben die beiden Hefte (das 10. und 11te), welche die Beutelratten abhandeln, ausgegeben worden sind, von den durch uns aufgestellten Arten, die ihm aus den Diagnosen im Wiegmann’schen, Archive bekannt waren, keine einzige als in den erwähnten grossen Sammlungen vorhanden aufgeführt wird. Von den 13 hier in Rede kommenden Arten gehören nur drei [Didelphys poecilotis, Philander und dichrura] der Abtheilung an, bei denen die Weibchen mit einem Beutel versehen sind; die 10 andern reihen sich bei der Abtheilung ein, deren Weibchen keinen Beutel, sondern blos Hautfalten zur Fassung der Zitzen haben. Wollen wir sie nach natürlichen Verwandtschaften gruppiren, so stellen sie sich folgendermassen: a) Didelphys poeeilotis. b) Didelyhys Philander, dichrura und affinis. c) Didelyhys lanigera und ochropus. d) Didelphys murina, macrotarsus und microtarsus. e) Didelphys unistriata, domestica, glirina und velutina. 1.Didelphys poecilotis Narr. Dieohrfleckige Beutelratte. D. Cuniculi magnitudine, pilis laneis albidis, sericeis plerumque basti albis, apice nigris, nonnullis totis albis; auriculis albido-carneis, basi nigro-maculatis, gastraeo albido. Didelphys poecilotis. A. Wagn. im Arch. für Naturgesch. 1842. 8. 358. Wie bei mehreren anderen Beutelratten sind auch bei der Di- delphys Azarae etliche Arten bis auf die neueste Zeit miteinander vermengt und verwechselt worden. Temsninck, der sie zuerst ab- sonderte, liess sie gleichwohl noch mit dem von Asara”) beschrie- benen Micoure proprement dit beisammen, was nicht zu billigen ist, De dh da sowohl Azara als Rengger**) und Waterhouse ***) diesem *yakiss. I. D. 280. **) Säugih. v. Paraguay. S. 243. *##) Marsup. p. 83. Tab. I. 127 Thiere röthlichweisse Ohren mit schwarzer Basis zuschreiben, wäh- rend die brasilische D. Aszarae und canerivora in all den vielen Exemplaren, die ich gesehen habe und womit auch der Prinz von Neuwsied übereinstimmt, schwarzbraune Ohren zeigt. Behält man für diese brasilischen Exemplare den Namen D. Azarae bei, so muss dem von Azara beschriebenen Thiere, als einer davon verschiedenen Species, ein anderer gegeben werden; der Name Didelphys leucotis möchte der bezeichnendste seyn. Von den grossen schwarzöhrigen brasilischen Beutelratten ist aber weiters noch eine andere, jedoch ebenfalls Brasilien angehörige Art zu sondern, welche in der Färbung der Ohren ganz von dieser abweichend, an die von Azara beschriebene erste Beutelratte sich anschliesst. Wenn ich sie gleichwohl nicht mit dieser spezifisch vereinige, so kommt diess nicht blos aus der Bedenklichkeit her, dass mir die angeführte paraguay’sche Bentelratte aus Autopsie nicht be- kannt ist, sondern noch mehr desshalb, weil ich bei Vergleichung unserer Exemplare mit den vorliegenden Beschreibungen auf etliche erhebliche Differenzen gestossen bin, von denen am Schlusse die Rede seyn wird. Der Kopf ist spitz, die Nasenkuppe unterwärts breit ausgehölt; die Schnurren lang und steif; die Ohren gross und fast ganz nackt. Die Hinterfüsse sind kurz, mit grosser Spannhaut zwischen dem Dau- men und der zweiten Zehe; die Zehen sehr spärlich behaart, die Sohlen nackt. Dem weichen Wollpelz sind auf dem Rücken 14 bis 2“ lange Stichelliaare eingemengt, die an der Seite weit spärlicher und kürzer sind. Der Schwanz ist durchgängig geschuppt, was an der Wurzel auf eine gute Strecke hin durch lange Stichelhaare ziemlich verdeckt wird; wo diese aufhören, folgen nur noch kurze angedrückte Härchen. Die Farbe der Wollhaare ist gelblich weiss. Die langen Sti- chelhaare des Rückens sind in ihrer untern kleinern Hälfte weiss, 128 in der obern schwarz, doch sind ihr einige ganz weisse Stichelhaare, aber sehr spärlich, eingemengt. An den Seiten herrscht die gelb- lichweisse Farbe vor, indem die Stichelhaare hier nicht blos seltener, sondern auch mit kürzern und heller schwärzlichen Spitzen versehen sind, überdiess ein guter Theil von ihnen ganz weiss ist. Die ganze Unterseite des dichtbehaarten Unterleibes ist einfarbig gelblichweiss, indem hier Woll- und Stichelhaare ihrer ganzen Länge nach gleich- förmig gelblich weiss sind. Der ganze Kopf und Hals ist ebenfalls von letztgenannter Farbe, was nur durch 3 Längsstreifen unterhro- chen wird. Der mittelste beginnt am hintern Ende des Nasenrückens, zieht als ein schmaler schwarzer Streifen zwischen den Augen und Ohren hindurch, breitet sich auf dem Hinterkopf etwas aus, verengt sich dann in eine schmale Linie auf dem Hinterhalse, und indem er sich am Nacken wieder ausbreitet, verbindet er sich mit der schwarzen Rückenfarbe. Die Augen liegen in einem schmalen braunen Ringe, der sich etwas rück- und vorwärts in einen verwischten lichtbräun- lichen Streif verlängert. Die Schnurren sind schwarz; die Ohren weisslich fleischfarben, mit grossem schwarzem Fleck am Grunde. Die Gliedmassen sind in ihrem untern Theile schwarz behaart. So weit der Schwanz an seiner Wurzel mit langen Stichelkaaren bedeckt ist, sind diese schwarz und haben nur im Anfange eine kurze weiss- liche Basis. Wo sie aufhören, was unten eher eintritt als oben, ist der Schwanz auf eine kurze Strecke schwarz, und die kurzen angedrückten Borstenhaare sind es ebenfalls; die grössere End- hälfte ist aber weisslich Seischfarben und ihre Borsten sind schmutzig weisslich. Körpb; une ron den nee Schwanz s::...&e..2, 27% ee ale ) 7 Behaarter Theil desselben oben ohngefähr . 3 Weisses Endstück des nackten Theils . b} Von der Nase zum Auge . . 2... 1 BG ) 3 4 129 Von der Nase zum Ohre . . . . 248 010% Ohr Sa Das end oh 1 7 Eintärfuseket "SE us Bann; an 1 34 Natterer brachte zwei gleichgrosse Weibchen dieser Art von Angaba mit, die beide mit einem Beutel versehen sind. Dass diese Didelphys poecilotis von D. Azarae wie von D. can- crivora spezifisch abweicht, wird nicht wohl bestritten werden kön- nen. Nicht so leicht ist die Entscheidung in Bezug auf D. leucotis, zu der sie in nächster Verwandtschaft steht. Als Unterschiede habe ich folgende aufgefunden. Azara, Waterhouse und Rengger geben gleichmässig an, dass bei ihrer Art nur die kurzen Wollhaare schwarzspitzig, die langen Stichelhaare dagegen sämmtlich weiss sind; bei unserer Art dagegen sind die Wollhaare weisslich und die langen Stichelhaare schwarzspitzig; nur einzelne, höchst seltene von letzteren sind ganz weisslich. Ferner geben Rengger und Water- house den Bauch als schwarz oder braun an, während er bei unse- rer Art weiss ist. Endlich nimmt nach des Letzteren Angabe die weisse Schwanzspitze nur 4 der ganzen Schwanzlänge ein, während sie bei unserer Art über die Hälfte misst. Ich bin daher der Mei- nung, dass unsere D. poecilotis nicht sowohl als eine eonstante Va- rietät von der D. leucotis, sondern als eine selbstständige Art an- zusehen ist. Markgraf's Tai-ibi Brasiliensibus, Lusitanis Cachorro do mato, scheint am besten anf unsere Didelphys poeeilotis zu passen; die weissen Ohren wenigstens, die er ihr zuschreibt, kommen bei kei- ner andern bekannten brasilischen Art vor. Auch Laund's*) Didel- phys albiventris, die ich erst jetzt in Vergleichung habe nehmen können, und aus denselben Gegenden, wo Natterer’s Exemplare her- *) Det K. Danske Vidensk. Selsk. Afh. VII. p. 236. Abhandlungen d. Il. Cl. d. k.Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abıhl. 17. 130 rührt, wird wahrscheinlich identisch mit unserer D. poecilotis seyn, obwohl er die Länge des Schwanzes und der Ohren anders an- giebt, indem er die ganze Länge zu 22” festsetzt, wovon der Kör- per die eine Hälfte (also der Schwanz die andere) wegnimnt, und die Höhe der Ohren zu 2” 3‘ bestimmt. Ob in dieser Beziehung Lund oder wir uns geirrt haben, kann ich dermalen nicht ent- scheiden. 2. Didelphys Philander Liss. Die langschwänzige Beutelratte. D.Oposso major, supra fulvo- aut cano-rufescens, suhtus albido- lutescens ; rostro abbreviato tristriato; cauda corpore wmultum longiore, basi longius pilosa, dein nuda, albido-carnea, initio supra sublusque fusco maculata, dimidio exteriore immaculata. Didelphys Philander. Lass. XU. p. 72; ed. Guer. I p. 103. — Schres. Säugth. IH. S. 541. tab. 147. — 'Temm. monogr. 1. p. 43. tab. 6 (mit Skelet). — A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 45. — Warern. marsup. p. 102 (zum Theil). Didelphys Cayopollin. Scures. Säugth. UI. S. 544 tab. 148. (fig. Bufl.) — Lasn. Gmer.I. p. 106. — Georrr. catal. p. 142 (zum Theil). — Cvv. regn. anim. I. p. 177. — Desmar. mamm. p. 257. Mus americanus. Sesa thes. I. p. 49. tab. 31. fig. 4. Mus africanus Kaiopolin dietus. Seri thes. 1. p. 49. tab. 31. fig. 3. Cayopollin. Burr. hist. nat. X. p. 350. tab. 55, Diusent. p. 353. Faras ou Ravale. Gum. Orin. I. p 238? Unter der Benennung Didelphys Philander sind mehrere Arten confundirt worden, wie diess Temminck gründlich auseinander gesetzt 131 hat. Aber auch nachdem man mit diesem Naturforscher die gehöri- gen Berichtigungen vorgenommen hat, können noch 3 Arten als Di- delphys Philander miteinander verwechselt werden. Zwei ‘davon sind eine Entdeckung von Johann Natterer; die eine von ihnen gehört dem Süden, die andere dem Westen Brasiliens an. Schon aus dieser Angabe der Liokalitäten geht es hervor, dass erwähnte beide Arten den älteren Naturforschern nicht wohl bekannt seyn konnten, da Brasilien bis auf die neuesten Zeiten ganz gesperrt war. Auf die ächte Didelphys Philander werden daher alle ältern Autoritäten bezogen werden dürfen, da diese Art dem nordöstlichen Amerika angehört, was seit zweihundert Jahren fortwährend oder doch zeitweise zugänglich gewesen ist. Aus dem eben angeführten Grunde wird man wohl Seba's *) Mus africanus, Kayopolin dictus, mas, so wie seinen Mus s. Sorex silvestris, americanus mas, hieher rechnen dürfen, da der gefleckte Schwanz und die Form und Streifung des Kopfes entschieden auf eine der drei genannten Arten hinweist, ohne dass jedoch die Zeich- nungen von Seba die nöthige Genauigkeit hätten, um unter ihnen sicher die wahre Species auszuwählen. Dagegen gehört sein Tai- bi #®) weder zu unserer Art, noch zu Markgraf's’***) Var-ibi; auch ist dieser nicht, wie Lichtenstein und Fischer meinen, mit un- serer D. Philander identisch, sondern zu jener Abtheilung von Beu- telratten zu zählen, welche durch D. Azarae und canerivora reprä- seutirt wird. Dagegen kann man mit Sicherheit hieher rechnen Buffon’s und Daubenton's Cayopollin, wie diess aus der Angabe des Fleckenbe- satzes des Schwanzes und seiner relativen Verhältnisse zur Kör- *) Thesaur. p. 49. tab. 31. fig. 3 und 4. "H)sLA. a9 0-4 Sandl-rtabi 36. .fig. „A: at) Hist Brassp:. 223: 177 132 perlänge am Deutlichsten hervorgeht *). Die geringere Grösse dieses Exemplares rührt von seinem jugendlichen Zustande her, da der Oberkiefer noch nicht einmal sämmtliche Backenzähne aufzuweisen hatte. Geoffroy vermengt unter seiner D. Cayopollin zwei oder mehrere Arten, indem er zum Buffon'schen Exemplare auch noch ein Weibchen ohne Beutel stellt. Schreber’s D. Philander ist die unse- rige, und nach einem Originale von ihm beschrieben; seine D. Cayo- pollin beruht grösstentheils auf der von Buffon, doch mit unrichtigen Zusätzen, wie unter andern der von dem Mangel des Beutels. Des- marest wiederholt nur Daubenton’s Beschreibung, spricht also auch von unserer Art, Linne's D. Philander ist dagegen nur muthmass- lich hieher zu rechnen. Unzweifelhaft beziehen sich die citirten neuern Beschreibungen auf unsere D, Philander. Diess ist der Fall bei dem Prinzen von Neuwied und bei Temminck. Meine Beschreibung in Schreber's Supplementen ist gleichfalls von einem ächten Exemplare dieser Art entnommen; auch die Hauptbeschreibung von Waterhouse bezieht sich auf dieselbe. Da demnach diese Beutelratte durch die angeführten Beschreibungen hinlänglich charakterisirt ist, so brauche ich im Nach- folgenden nur auf ihre Hauptmerkmale aufmerksam zu machen; zu- vörderst will ich indess auf die Kennzeichen hinweisen, welche einerseits die drei verwandten Arten mit einander gemein haben, und welche andrerseits sie von einander unterscheiden. Ihre Grösse geht von der der Ratte bis über die des Opossums hinaus. Der Kopf ist abgekürzt und mit drei dunkeln rostbraunen %) Die Körperlänge giebt Daubenton in gerader Linie zu 7 3 an, den Schwanz zu 11‘ 5‘. Vom nackten Theil des Schwanzes sagt er, dass er braune Flecken auf gelblichem Grunde hat, während die Schwanzspitze ganz gelblich ist. Im Oberkiefer waren jederseits nur 6 Backenzähne vorhanden. 133 Längsstreifen bezeichnet, ohne die weissen Augenflecke des Opos- sums. Die Ohren sind gross, nackt, nur am Grunde der Hinterseite mit Wolle hesetzt. Der Schwanz ist so lang oder länger als der Körper, au der Wurzel auf eine ziemliche Strecke von dem Rücken- pelze überzogen, der plötzlich und gleichförmig aufhört, indem er auf der obern Seite soweit als auf der untern vorreicht. Der übrige Theil des Schwanzes ist nackt, mit kleinen Schuppen bedeckt, ohne Härchen, licht fleischfarben und verschieden gefleckt. Die Färbung des Pelzes ist auf der Oberseite roströthlich, auf der untern gelb- lich weiss. — Die Unterschiede der drei Arten begründen sich hauptsächlich auf das Verhältniss der Schwanz- zur Körperlänge, auf die Art und Weise seines Fleckenbesatzes und auf das Vor- handensein oder den Mangel eines Beutels bei den Weibchen. Didelphys Philander hat unter den drei verwandten Arten die ansehnlichste Grösse. Der Schwanz ist bei ihm weit länger als der Körper, sein nackter Theil anfangs auf eine ziemliche Strecke dun- kelbraun, dann weisslich fleischfarben, mit braunen Flecken oben wie unten besetzt, zuletzt mit langer, ungefleckter, einfarbig lichter Spitze. Das Weibchen ist mit einem Beutel versehen. Bei Didelphys dichrura ist der Schwanz so lang als der Kör- per; sein nackter Theil oben mit rundlichen schwarzen Flecken besetzt, die aber der ganzen Unterseite, so wie der Schwanzspitze ringsum, völlig fehlen. Das Weibchen hat einen Beutel. Bei Didelphys affinis hält die Schwanzlänge das Mittel von den beiden ersten Arten. Als Grundfarbe des nackten Theils des Schwanzes ist die dunkelbraune anzusehen, welche der ganzen Länge nach bis zur Schwanzspitze, oben wie unten, mit weisslich fleisch- farbigen Flecken besetzt ist. Das Weibchen ist ohne Beutel. Vermittelst dieser Merkmale kann man die drei verwandten Arten leicht von einander unterscheiden. Was unsere Didelphys 134 Philander insbesondere anbelangt, so ist noch zu bemerken, dass das Exemplar der Münchner Sammlung, so wie zwei der Wiener (ein altes Männchen und Weibchen) auf der Oberseite schön rost- falb gefärbt sind, was auf dem Vorderkopf, den Seiten, Gliedmassen und dem Schwanze lichter wird, während ein anderes Männchen eine licht röthlichgraue Färbung hat. Die Unterseite ist an allen Exemplaren schön Jichtgelb, um den Beutel der Weibchen rostig goldfarben. Ohren und Sohlen sind ziemlich hellfarbig; die Krallen weisslich. Von einem sehr grossen Weibchen der Wiener Sammlung, aus der Gegend von Borha, habe ich folgende Maasse abgenommen. [=} 2 {e) {>} Körper. 49, 190 ARShLDEE, wanS, 193 1 9 SCHWANZ. 05 un Hacke Keane 15 0 Behaarter Theil desselben. . . 2 6) Von der Nase zum Auge. . . 0:14 an “ ‚elPlre, 0 „u 2 1 Dr a a u 2, 1 2 Hinterhands. g wusene ie ze 1 6 An einem Männchen misst der Körper 9“, der Schwanz 14“, der behaarte Theil desselben 2” 3. Natterer brachte 2 Exemplare von Borba und eines vom Rio Branco, also aus den nordwestlichen 'Theilen Brasiliens, mit. 3. Didelphys dichrura. Narr. Die hlassfarbige Beutelratte. D. Philandro affinis at minor, supra cano-rufescens, subtus al- bido-lutescens; capite abbreviato tristriato; cauda longitudine corporis, basi pilosa, dein nuda, albido-carnea, supra fusco- maculata, sublus apiceque immaculata. 135 Didelphys dichrura. A. Was. im Archiv f. Naturgeschichte. 1842. S. 358. Durch die bei Didelphys Philander angegebenen Merkmale ist diese Art leicht von ihr, so wie auch von D. affinis zu unterschei- den. Sie ist eine der vielen Entdeckungen Natterer’s und scheint bisher von keinem Schriftsteller erwähnt worden zu seyn. Sie ist bedeutend kleiner als die vorige Art, der Kopf eben so verkürzt, die Furchung der Nasenkuppe, die Schnurren, Ohren, Hände und der Beutel der Weibchen von derselben Beschaffenheit. Der Pelz ist fein und weich; der nackte Theil des Schwanzes wie bei D. Philander beschuppt. Die Farbe aller mir vorliegenden Exemplare ist lichter als hei D. Phitander und affinis. Sie ist auf der Oberseite licht rostig grauröthlich, was auf dem Kopfe am lebhaftesten ist, an den Seiten aber bald in’s Grauliche fällt; die Keulen und die Aussenseite der Gliedmassen ist licht gelbgraulich. Die ganze Unterseite des Kör- pers, nebst der Innenseite der Beine, ist schön ockergelblich, was bei den Weibchen an dem Rande des Beutels in ein dunkleres Roth- gelb übergeht. Die Haare der Oberseite sind in ihrer untern Hälfte schiefergrau,, und diese Farbe ist viel weiter an ihnen ausgebreitet als bei D. affinis; auf den Gliedmassen sind nur die Spitzen licht- gelblich, das Uehrige ist trübgrau. Auf der Unterseite sind die Haare einfarbig. Die Kopffärbung ist wie bei D. Philander und affinis: ein älwnlicher Längsstreif von der Stirne zur Nasenkuppe nebst einem gleichfarbigen Augenringe, der jedoch rückwärts nicht, wie bei letzterer Art, zum Ohre fortgesetzt ist, auch vorwärts ziem- lich matt ist. Die Schnurren sind gleichfalls schwarz; die Ohren scheinen röthlich fleischfarben gewesen zu seyn. Die Sohlen sind licht; die Nägel weisslich. Die vorherrschende Farbe des Schwanzes 136 ist weisslich fleisschfarben, auf der Oberseite mit schwarzen Flecken, die allmählig spärlicher werden, der Unterseite aber, wie überhaupt der ganzen Schwanzspitze, völlig fehlen. Von einem erwachsenen Weibchen sind folgende Maasse abge- nommen worden. TRörper Wen ..wen st Me 8” 6 Schwanz... as a ne N) 1 Behaarter Theil desselben. . 1 3 Von der Nase zum Auge. . 0 Ro) a ie nn. Ohrer nn 2. 1 64 NN 1 0 Hinterhand' . . . 2 ..s 1 3 Nach Natterer's Abnahme maass an einem andern Weibchen der Körper 101“ und der Schwanz ebensoviel; an einem Männchen der Körper 83“, der Schwanz 113“, wovon auf den behaarten Theil 14“ Wiener Maass kam. Natterer fand diese Art nur um Ypanema (im südlichen Brasi- lien), wo sie häufig vorkommt. 4. Didelphys affinis Narr. Die schecekschwänzige Beutelratte. D. Philandro affinis, at minor, supra rufescens, subtus albido- lutescens ; capite abbreviato tristriato; cauda corpore paululum longiore, basi longius pilosa, dein nuda, fusca subtusque usque ad finem albido-maculata. Didelphys affinis. A. Waen. im Archiv für Naturgeschichte. 1842. S. 358. 137 Diese Art, welche ebenfalls Nafterer entdeckte, ist mit Didel- phys Philander, noch mehr aber mit Didelphys dichrura, mit der sie auch in der Grösse übereinstimmt, verwandt *), unterscheidet sich aber von beiden schon dadurch, dass die Weibchen keinen Beutel haben, wie sich Natterer hievon an zwei frischen Exemplaren ver- sichert hat und ich mich ebenfalls durch Untersuchung der Felle von diesen überzeugt habe. Die Grösse ist ohngefähr die einer Ratte. Der Kopf ist kurz; die nackte Nasenkuppe mit deutlieher Längsfurche; die Schnurren und Ohren wie bei den verwandten Arten. Die vier Hände haben nur einen sehr spärlichen und feinen Haaranflug. Der Pelz ist so weich als bei D. dichrura und hüllt die Schwanzwurzel in glei- cher Weise ein, reicht aber um etwas weiter vor; der übrige Theil ist ganz nackt und mit kleinen Schuppen besetzt. Die Farbe der Oberseite ist rostbraunröthlich, was auf dem Scheitel und Hinterkopfe mehr in’s Röthliche, auf den übrigen Thei- jen mehr in's Rostbräunliche fällt, an den Seiten heller und auch auf dem Rücken durch die glänzenden hellern Haarspitzen lichter wird. Die ganze Unterseite des Körpers nebst der Innenseite der Beine ist schön liehtgelblich; da den Weibchen der Beutel fehlt, so ist auch an der Stelle, wo er bei andern Arten sich findet, keine dunklere rostrothe Färbung sichtlich. Die Haare der Oberseite sind au ihrem Grunde grau, werden dann rostfarbig und ihre Spitzen *) Es scheint fast, als ob Walerhouse unsere D. affinis mit D. Philander zusammengestellt hätte. In seiner Nat. hist. of Marsup. sagt er näm- lich |S. 103] in der Beschreibung von D. Philander, dass er in Paris ein Exemplar gesehen hätte, an welchem der Schwanz fast ganz schwarz sei, indem er nur einige weisse Flecken hätte, Diess kann nicht wohl eine andere Art als unsere D. affinis seyn. Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. 1. Abth. 18 135 sind lichter und glänzender. Auf der Unterseite sind die Haare ein- farbig. Wie bei D. Philander und dichrura verläuft von der Stirne ein rostbrauner Längsstreiff zur Nasenkuppe und die Augen liegen in einem gleichfarbigen Streifen, der sich rückwärts bis zum Ohre, vorwärts bis zu den Schnurren erstreckt; letztere sind schwarz. Der Zwischenraum zwischen jedem Augenkreise und dem Längs- streifen ist graulich weiss, Die Ohren scheinen im Leben fleischfar- ben gewesen zu seyn und sind am Grunde der Hinterseite mit gelb- licher Wolle besetzt. Die Aussenseite der Gliedmassen ist leicht roströthlich, auf den hintern mit viel Graulichweiss untermischt. Die Sohlen sind fleischfarben; die Nägel weisslich. Der nackte Theil des: Schwanzes ist dunkelbraun, und seiner ganzen Länge nach bis zur Spitze, oben wie unten, mit weisslich fleischfarbigen, meist klei- nen Flecken besetzt, die im Anfange spärlich, gegen das Ende häu- figer sind. Körper. 05. REIHE Kt, TUI, 8" 0% Schwanztia@ 97 ma A 9 [) Behaarter Theil desselben. . . 1 6 Von der Nase zum Auge. . 0 8 PORAUSE nu WORTE & 1 5 Ohr :9e ya MBBnS 200, 1 0 Hinterhand® #84 21, Bullet 1 3 An einem anderen Weibchen misst der Körper 9“, der Schwanz 10“. Natterer brachte diese Art in zwei Exemplaren aus Mate grosso mit, also aus den westlichsten Gegenden des mittlern Bra- siliens. 139 5. Didelphys lanigera Dim. Die grosse Woll- Beutelratte. D. Oposso major, lanuginosa, supra bruneo-fulvescente, sublus e lutescente albida; occipite, nucha artubusque anterioribus ru- bello-fulwidis; lateribus albidis; cauda supra usque ad ultimum quadrantem pilosa, infra per tres quadrantes nuda albida. Didelphys lanigera. Desmar. mamm. p. 258. — Rexseres Sängth. v. Paragnay. 8. 225? —A.Waex. in Schreb. Supplem. H. S. 46. — Warern. marsup. p. 98.; nat. bist. of Mammal. I. p. 494. Micoure second ow Micoure laineux. Azır. essai I. p. 275. Dass das von Natterer mitgebrachte Exemplar, nach welchem nachstehende Beschreibung entworfen ist, mit Azara's Micoure laineux zu einer Art gehört, ist mir nicht zweifelhaft; dagegen bin ich im Ungewissen, ob Rengger's D. lanigera ebenfalls hieher zu rechnen ist, da seine Beschreibung in der Grösse, Färbung und Schwanzbehaarung merkliche Differenzen von Azara's und meinen Angaben darbietet. Wäaterhouse hatte kein Original- Exemplar vor sich und konnte daher nur Azaras und Rengger's Beschreibung wiederholen. Da unser Exemplar gegenwärtig vielleicht das. ein- zige ist, das in einer europäischen Sammlung existirt, so will ich dasselbe umständlicher beschreiben, um hiernach die Arts-Merkmale genau festzusetzen, Der Pelz ist sehr weich und reichlich, und fühlt sich so linde wie Wolle an. Wie gewöhnlich sind die Gliedmassen dieht damit besetzt, während die vier Hände nur ganz fein und spärlich mit an- liegenden Härchen bekleidet sind. Die Nasenkuppe ist nackt und längs der Mitte gespalten. Die Schnurren reichen bis etwas hinter das Ohr und sind an der Wurzel ziemlich starr; über dem Auge 18* 110 entspringen noch zwei kürzere Borsten und tief unter denselben drei andere. Die Ohren sind gross, oval, nackt, nur in der untern Hälfte ihrer Hinterseite mit Wolle bedeckt. Die Sohlen sind nackt, der Hodensack mit einigen Härchen beflogen. Der Schwanz ist an der Wurzel dick und wollig behaart, was auf der Oberseite über drei Viertel von seiner Länge bedeckt; auf der Unterseite dagegen ist der Schwanz nur in seinem ersten Viertel mit Pelz besetzt, das übrige nackt. Ganz nackt ringsum ist also nur das letzte Viertel des Schwanzes; der nackte Theil desselben ist mit kleinen gekörn- ten Schuppen, die gegen das Ende glätter werden, versehen. Die Farbe der Oberseite ist licht rosthbräunlich falb, was an den Seiten noch viel blässer wird, am Hinterkopfe, dem Nacken und der Aussenseite der obern Gliedmassen aber schön zimmtroth ist; etwas lichter und mit mehr Braun gemengt ist diese Farbe auf den vier Händen und auf der untern Hälfte der Hinter- und Vorderseite des Unterschenkels. Die Farbe der ganzen Unterseite des Kör- pers, so wie der Innenseite der Gliedmassen ist gelblichweiss; der gelbliche Anflug ist sehr lebhaft am Unterkiefer, Vorderhalse und dem Unterbauch, dagegen an den Leibesseiten kaum merklich, wo die Farbe, ohne scharf abzusetzen, in die der Oberseite übergeht. Die Haare der Ober- wie der Unterseite sind gegen ihren Grund russig graubraun, was auf jener dunkler, als an dieser ist. Von der russig zimmetröthlichen Stirne verläuft ein trüb roströthlicher Längsstreif gegen die nackte Nasenkuppe; ein ähnlicher umgiebt das Auge und breitet sich, blasser werdend, über die Seiten der Schnautze aus. Die Stelle jederseits zwischen dem Längsstreif und Augenring ist graulich weiss; die ganze untere Hälfte der Kopf- und Halsseiten ist weiss. Die Schnurren sind glänzend schwarz, die Nasenkuppe scheint, gleich den Sohlen der Hände, im Leben licht fleischfarben zu seyn; die Ohren haben eine dunkle Farbe. Die hintern Gliedmassen sind auf der Aussenseite sehr licht falb- 141 bräunlich, mit viel Weiss untermischt. Der Pelzbesatz auf dem Schwanze ist licht rostgelblich, wobei die Haare nur am Grunde etwas dunkler sind; der nackte Theil ist weisslich fleischfarben. Zur Vergleichung füge ich meiner Maass- Abnahme die von Aszara bei. „ Eigene Nach Messung. Azara, Körpern eisen yamansaı ES Din sg“ el Schwanz Su nu re 15 0 13 6 Behaarter Theil desselben, oben. . . 10 6 9 0 B5 os 5 Untengr zen“ 3 3 4 6 Kopkulsr uiid le TER I: 2 6 2 3 Von der Nase zum innern Augenwinkel eat Slhhre> ln ., 1 Ohrlängeiitigsianis when. arte BT eis 1 2 1 0 Olrhreiezch- Yes küirs eissze amt lass 0 S 0 6 Hinterfuss mit Mittelkralle . . . . . 1 S Als Heimath war bisher nur Paraguay bekannt. Azara hatte ein Exemplar von Caazapa, 50 Stunden von Asuncion, ein anderes von dem Dorfe St. Maria erhalten. Rengger bemerkt, dass er seine D. lanigera blos in den Missionen und bei Villa Rica angetroffen hat. Durch Natterer ist es nun nachgewiesen, dass sie auch in den südlichen Provinzen Brasiliens vorkommt, indem er ein Exem- plar in Caicara erhielt. 6. D. ochropus Narr, Die kleine Woll-Beutelratte. D. lanigera minor, lanuginosa, suberispa, supra ferrugineo- ru- fescens, subtus albida, lateribus canescentibus; cauda supra paululum ultra dimidium pilosa. Didelphys ochropus. A. W As. im Arch. f. Naturgesch. 1842. 8.359. Diese neu entdeckte Art, zur Zeit nur durch ein männliches Exemplar bekannt, hat mit der Didelphys lanigera die grösste Aehn- 142 lichkeit, unterscheidet sich jedoch durch geringere Grösse und einen andern Farbenton. Der Pelz ist weit mehr wollartig als bei dieser, indem er nicht blos sehr weich sich anfühlt, sondern zugleich etwas kraus ist. Und während der grossen Woll-Beutelratte längere Haare, die über den Pelz vorragen, fast ganz abgehen, sind sie bei der kleinen in grosser Anzahl vorhanden und stehen in ziemlich ge- rader Richtung weit über den Pelz vor. Ohren, Schnurren, Nasen- kuppe und Hände sind wie bei D. Zanigera beschaffen, doch sind Finger und Zehen weit mehr von Haaren entblösst. Die wollartige Behaarung des Schwanzes reicht auf der obern Seite etwas über die Hälfte hinaus, anf der untern Seite nimmt sie kaum das erste Viertel ein; der nackte Theil ist mit kleinen körnigen Schuppen besetzt. Die Färbung der Oberseite ist licht rostig zimmtröthlich, was gegen die Kruppe und Schenkel blasser wird, und auf dem Hinter- kopfe, Nacken und der Vorder-, auch zum Theil der Aussenseite der vordern Gliedmassen am lebhaftesten ist. Die Unterseite längs ihrer schmalen Mitte, so wie die Innenseite der Gliedmassen, ist gelblich weiss; ihre breiten Seitentheile, so wie die des Kopfes sind licht grau. _Von derselben licht aschgrauen Farbe ist ein grosser Fleck, der etwas über dem Ellenbogen beginnt und den hintern Theil des Vorderarms bis zu dessen Mitte abwärts einnimmt. Der Oberkopf hat einen ähnlichen dunkel rostbraunen Längsstreif und Augenkreise, dazwischen mit lichtgraulichem Zwischenraume wie bei D. lanigera aufzuweisen; Nasenkuppe, Ohren und Sohlen scheinen aber etwas dunkler; die Schnurren sind ebenfalls schwarz, doch häufiger mit helleren Spitzen; der Hodensack hellfarbig. Die Hin- terbeine sind an der Seite mit viel Grau gemischt; die Unterschen- kel an der untern Hälfte weiss roströtblich; die Krallen weisslich. _ Die Haare sind an ihrem Grunde dunkler als bei voriger Art. Der behaarte Theil des Schwanzes ist ganz licht roströthlich, mit bräun- 143 licher Beimischung; der nackte Theil ist weisslich fleischfarben; doch zeigt er seitwärts von der Behaarung dunkle, fast zusammen- fliessende Flecke. Die Maasse von dem einzigen Exemplare, einem Männchen, das Natterer einbrachte, sind folgende: \ Körper > 2.0.2.5 0 0 pen gu gt SChwanzep Un re ne 13 5 Behaarter Theil desselben, oben. 7 9 . 35 ” unten. . 3 0 Von der Nase zum Auge. . . . 0 SA 2 = a5 4 ‚Ohren 2 25, 4 1 94 U DERICHETE ke u 1 0 IHinterfussır.. 2 ner eahen Eat Kan sa as 1 6 Die Heimatlı des erwähnten Exemplares ist Barra do Rio Negro, so dass also diese Art als der nördliche Repräsentant der südlichen Didelphys lanigera anzusehen ist. 7. Didelphys murina. Liss. Die lichtschwänzige Beutelratte. D. Nitelae magniludine, supra cano-fulvescens, sublus e Iutescente albida; oculis liumbo fusco eircummdatis; auriculis aninoribus; pedibus posterioribus gracilibus ; cauda gracili, corpore paulu- lum longiore, basi anguste pilosa, parte nuda unicolore rubello- albida. Didelphys murina. Liss. XU. 1. p. 72. — Secure. Säugth. UI. S. 545. tab. 149. — Desmir. mamm. p. 259. — Termm monogr. I. p- 50. — Prinz v. Neuw. Beitr. I. 8. 411. — Civ. regn. anim. 1. p. 177. — A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 49. [zum Theil]; Archiv für Naturgesch. 1842. S. 359. — Warern. marsup. p. 105. 144 Marmose. Borr. hist. nat. X. p. 335. tab. 52, 53; Dausexr. p. 338? Wie bei Didelphys Philander giebt es auch bei gegenwärtiger Beutelratte drei Arten, die ächte D. murina, dann die D. macro- tarsus und D.' microtarsus, die leicht mit einander verwechselt wer- den können. Wenn diess bisher nicht öfters geschehen ist, so liegt der Grund davon wohl nur in dem Umstande, dass die beiden letzt- genannten Arten erst durch Natterer im Innern entdeckt wurden, während die D. murina an der Küste bis nach Guiana sich zieht, und daher wohl die einzige von diesen Beutelratten seyn wird, die schon in frühern Zeiten nach Europa gebracht wurde. Alle drei Arten stimmen darin miteinander überein, dass sie ohngefähr die Grösse des Gartenschläfers haben, ferner einen spitz zulaufenden Kopf, einen breiten schwarzen Streif, der jederseits von dem Ursprunge der Schnurren an durch das Auge verläuft und dazwischen den lichtgelben Schnautzenrücken frei lässt, der von keinem Längsstreif, wie bei D. Philander durchzogen wird. Aus- serdem ist die Schwanzwurzel nur in einem ganz schmalen Ringe vom Rückenpelze umfasst; der übrige Schwanz nackt und einfarbig. Die Oberseite ist graulichfalb gefärbt, die untere gelblich weiss. Die Weibchen haben keinen Beutel. Diess sind die wesentlichen Merkmale, in welchen die drei nahe verwandten Arten miteinander übereinstimmen; ihre Hauptunterschiede liegen in der Grösse der Ohren, der Länge und Breite der Hinterhände, und in der Färbung des Schwanzes. Als die länger bekannte Art ist die ächte Didel- phys murina wohl unter den Beschreibungen der älteren Schriftstel- ler zu suchen; doch lässt sich hierüber nicht mit Sicherheit abspre- chen. So ist z. B. gleich Bujfon's und Daubenton's Marmose nicht mit Evidenz einer der drei Arten zuzuweisen, da die Färbung des Schwanzes nicht angegeben ist; aus der Grösse der Hinterfüsse und Ohren möchte man fast auf D. macrotarsus schliessen. Auch bei 145 Pennant ist nicht sicher auszuscheiden, und Shaw hat offenbar etliche sehr verschiedene Arten zusammen geworfen. Desmarest hat nur die Beschreibung von Daubenton wiederholt, daher dieselbe Unge- wissheit. Schreber scheint unsere Art vor Augen gehabt zu haben; diess ist unbestreitbar der Kall bei dem Prinzen von Neuwied, Temminck und Waterhouse. Ich dagegen habe in meinen Supple- menten zu Schreber nur die D. macrotarsus zur eigenen Verglei- chung vor mir gehabt, so dass ich wegen der ächten D, murina auf die eben genannten Gewährsmänner verweisen muss. S. Didelphys macrotarsus Narr. Die langpfotige Beutelratte. D. supra cano-fulvescens, subtus e lutescente albida; oculis limbo fusco eircumdatis, auriculis majoribus; pedibus posterioribus elongatis robustis; cauda gracili, corpore longiore, basi an- guste pilosa, parte nuda omnino calva, saturate rubello-cinerea. Didelphys macrotarsus. A. Wasx. im Arch. für Naturgesch. 1842.....S..359. Diess ist diejenige Art, welche ich in meiner Fortsetzung des Schreberschen Werkes, ans Mangel eines ächten Originals von Di- delphys murina, mit dieser noch unter einer Art zusammengestellt und von ihr die Maasse angegeben habe. Die Untersuchungen in der Wiener Sammlung haben mich von meinem Irrthume überführt, und vermittelst der hier mitgetheilten Diagnosen und Beschreibungen wird es von nun an ein Leichtes seyn, diese D. macrotarsus so- wohl von D. murina als von D. microtarsus sicher zu unter- scheiden. Gestalt und Grösse ist wie bei voriger, aber die nackten Ohren sind ausehnlich grösser, und die Hinterfüsse länger und robuster, Die Nasenknppe hat eine Längsfurche; der Pelzbesatz des Unter- Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. I. Abth. 19 146 schenkels hört bald unter dessen Mitte auf; die Füsse sind dünn behaart. Der Schwanz ist wie bei D. murina nur an der Wurzel auf eine ganz schmale Strecke vom Rückenpelz überzogen, dann ganz nackt, ohne Haaranflug. Die Farbe der Oberseite ist trüb rostbräunlichfalh, was an dem Vorderkopfe, den Seiten und auf den Gliedmassen lichter wird, und hier mehr mit Grau überlaufen ist. Die Unterseite ist weiss mit gelblichem Anfluge; der Hodensack der Männchen mit gelblichweis- sem Haaranfluge. Die Haare der Oberseite sind im grössten Theile ihrer Länge schieferfarben, nur die Spitzen sind rostfalhlich; die der Unterseite sind einfarbig. Der Augenring, der sich vorwärts in einen breiten Streifen fortsetzt, ist schwarzhraun; der Schnautzen- rücken ist von licht rostgelblicher Farbe, die beiderseits scharf von den erwähnten Streifen absetzt. Die Schnurren sind schwarz, Sohlen und Füsse lichtfarbig. Der Schwanz ist auf seinem nackten Theile einfarbig dunkel röthlichgrau. Von zwei Männchen habe ich nachfolgende Maasse entnommen: Klunper’ anna As ER TRER RT, A a Schayanze IT) SuSE N, 5 S 6 0 Behaarter Theil desselben. 0 3 0 34 Von der Nase zum Auge . 0 bi 0 64 ee as = hr). „SL, 1 2 1 2 Ohr EN 0 8 0 >) Hinterhand . . . - 0 ) 0 94 Natterer entdeckte diese Art während seiner Flussreise den Madeira hinab. 147 9. Didelphys microtarsus Narr. Die kurzpfotige Beutelratte. D. supra saturate fulvescens, subtus lutescens, oculis limbo fusco circumdatis, auriculis majoribus, pedihus posterioribus abbre- viatis gracilibus; cauda gracili, corpore longiore, basi anguste pilosa, parte nuda saturate rubello-cinerea, suhtus tenuissime albido-pilosa. Didelphys mierotarsus. A. Wases. im Arch. für Naturgesch. 1842. 8. 359. Die kurzpfotige Beutelratte kommt mit der langpfotigen in der Grösse der Ohren und der Färbung des Schwanzes überein; aber ihre Hinterhände haben die kleinere zierliche Form der D. mu- rina und die Färbung der Ober- wie der Unterseite hat mehr Roth beigemischt und ist daher gesättigter als bei den beiden an- dern Arten. Die Farbe der Oberseite ist rostig bräunlichroth, was auf den Seitentheilen lichter wird, am hellsten aber auf dem Schnautzen- rücken ist, der dadurch sehr von der schwarzen Augenbinde ab- sticht. Die Unterseite ist ockergelb, an den Seiten hie und da mit rostigem Anfluge. Nicht nur die Haare der Oberseite sind im gröss- ten Theil ihrer Länge schieferfarben, so dass das äussere Farben- kleid blos von den Haarspitzen ausgeht, sondern auch die der Un- terseite sind in ihrer untern Hälfte schieferfarben. Durch letzteren Umstand unterscheidet sich D. microtarsus ebenfalls von D. macro- tarsus, bei welcher die Haare der Unterseite einfarbig sind; ein weiterer Unterschied ist der, dass bei dieser die Schieferfarbe viel lichter, bei unserer D. microtarsus dagegen ungleich dunkler und schieferblauschwarz zu nennen ist. Nur längs der Mitte des Vor- derhalses sind die gelben Haare einfarbig. Der Hodensack ist mit 19% 148 ziemlich langer weisslicher Wolle dicht besetzt. Der Pelzbesatz des Unterschenkels erreicht die Ferse nicht. Die Schnurren sind schwärzlich, die Füsse lichtfarbig, die Nägel weisslich. Der Schwanz ist in seinem nackten Theile einfarbig dunkel röthlich grau, in der letzten Hälfte seiner Unterseite mit kurzen, anliegenden, bräunlichen Härchen besetzt, was bei D. snacrotarsus nicht der Fall ist. Körpern a Re zu ga Schwanz.2.. BE ae Be 5 le ae 5 4 Behaarter Theil desselben. . . . . . 0 4 Von der Nase zum Auge . . ... 0 5 PER on 5. Ohren On Ole A KesieAnke er 0 74 Hinterhand.ng it ende heilen ne 0 74 Natterer fand diese Art blos um Ypanema im südlichen Brasilien. 10. Didelphys unistriata Nwrr. Die einstreifige Beutelratte. D. supra e ferrugineo et cano mixta, subtus lateribusque ferrugineo- rufescens; stria dorsali impressa obscuriori; capilte abbreviato, auriculis breviusculis; cauda dimidio corpore breviore, pelosius- cula; vellere brevissiuno, Didelphys unistriata. A. Was. im Arch. für Naturgesch. 1542. S. 360. Der Hahitus dieser Art ist ganz wie der von Didelphys gli- rina, aber die Grösse ist etwas geringer, der Schwanz von anderer Beschaffenheit. Der Körper ist langgestreckt und kurzbeinig. Der Kopf ist etwas dick und dabei kurz, die Nasenkuppe gefurcht, die Schnurren 149 kurz und fein; die Ohren klein, nicht über den Scheitel vorragend, halbrundlich, unten ausgesehnitten und nackt, mit einem zarten Haar- anfluge. Die Vorderfüsse sind robuster als die hintern, welche fein und schmal sind. Der Schwanz ist noch nicht halb so lang als der Körper, an der Wurzel etwas vom Rückenpelze bedeckt, dann bis an seine Spitze mit abstehenden Härchen ziemlich dicht besetzt. Von dem Schwanze der D. glirina und velutina weicht er darin ab, dass er an der Basis nicht so dick und überhaupt nicht kegelför- mig gestaltet, seine Behaarung nicht angedrückt, sondern abstehend und rauher ist; endlich dass er nicht, wie bei jenen, gerade ausge- streckt, sondern am untern Ende hakenförmig eingekrümmt ist. Aus dieser Umbiegung, die man dem Schwanze der D. glirina, brachyura, velutina und domestica nicht geben könnte, scheint mit ziemlicher Sicherheit hervorzugehen, dass der Schwanz der D. unistriata um Greifen stimmt ist, was auch noch dadurch bestätigt werden möchte, dass die Haare auf der Unterseite der Schwanzspitze mehr ange- drückt sind. Der Hodensack ist dicht behaart. Das Weibchen ist noch nicht bekannt, wird aber wohl ohne Beutel seyn. Die Behaa- rung ist sehr kurz augedrückt und fühlt sich nieht weich an. Die Farbe der Oberseite ist rosthraunroth mit feiner weisslieher Sprenkelung. Die sämmtlichen Seitentheile und die ganze Unterseite ist einfarbig und licht roströthlich, was von der Rückenfarbe scharf ahschneidet und auf der Unterseite etwas heller wird. Vom Wi- derrist bis zur Schwanzwurzel verläuft ein etwas eingedrückter schmaler Streifen von einfarbig dunkel rostbraunrother Farbe. Die gesprenkelten Haare des Oberkopfes und Rückens sind in ihrem untern Theil grau, dann gelblich mit rosthraunrothen Spitzen; die Haare an den Seiten und dem Unterleib sind einfarbig, doch gegen ihre Wurzeln lichter. Der Kopf ist ohne besondere Auszeichnung; die Schnurren sind schwärzlich, die Wangenbersten weisslich. Die Gliedmassen sind rostfalb wie die Seiten, doch zieht sich an der 150 Aussenseite der hintern die gesprenkelte Rückenfarbe etwas herab. Die Krallen sind ‚gelblich weiss mit dunklem Fleck. Der Schwanz ist oben dunkel rostbraun, unten schmutzig rostgelb behaart. Der schwarze Hodensack ist mit rostgelblichen Haaren bedeckt. Die Sohlen scheinen im Leben fleischfarben zu seyn, BKOrDeR 7 .71. Sein) oe 9. rg SCHWANZ. 2... 05 0 GR 2 d Von der Nase zum Auge. . . 0 64 f BE a NT 1 1 RR Ren 0 5 Hnterband. eur. sa a. 2% 0 63 Von Natterer bei Ytarar& im südlichen Brasilien gefunden. 11. Didelphys glirina Narr. Die Bilch-Beutelratte. D. Nitelae magnitudine, supra cinerascens, subtus cano-lutescens, lateribus pallide rutilo-ochraceis; capite abbreviato, auriculis medioeribus; cauda abbreviata, basi anguste pilosa, dein nuda, acuminata, pilis nonnullis subtilissimis adpressis obsita. Didelphys glirina. A. Wacn. im Archiv für Naturgeschichte. 1842. S. 359. Diese Art ist der Didelphys brachyura sehr nahe verwandt, welch letzterer es wie andern Beutelratten gegangen ist, dass unter ihr mehrere verschiedene Spezies zusammen begriffen worden sind. Zuvör- derst ist zu bemerken, dass die Beschreibungen, welche Schreber *), *) Säuglh. 11. S. 548. Die Farbe des ganzen 'Ihieres, sagt Schreber, sieht kaffeebraun, auf dem Rücken dunkler, auf dem Bauche etwas heller. Die Haare sind in ihrem untern Theile aschgrau, an der 151 Geoffroy*), Temminck**) und Waterhouse***) von der D. brachyura gegeben haben, weder unter sich zusammen stimmen, noch auch auf unsere Art, die ihrem ganzen Habitus nach zu dieser Gruppe ge- hört, passen. Letzteres ist am wenigsten zu verwundern, da unsere Art, als den westlichsten Theilen Brasiliens angehörig, wohl erst Spitze dunkel rothbraun, die längern Rückenhaare mit schwarzen Spitzen. Der Schwanz ist nicht merklich schuppig, am Anfange oben mit langen Haaren bedeckt, welche im Fortgange immer kürzer werden. Körper 3‘ 2'', Schwanz 1" 8. *) Catal. des Mumm. p. 145. Pelage marron fonce [roux fonce]|, blan- chätre en dessous; queue tr6s-grosse A son origine et de moitic moins longue que le corps, velue en dessus jusqu’aux deux tiers de sa lon- gueur; ses poils se perdent insensiblement dans les &cailles. Rörper 6”. **) Monograph.1.p.53. Parties superieures d'un gris-fauve jaunätre ä peu pres de la m&me teinte que le Surmulot ou Mulot; cötds, cuisses et base de la queue d’un roux assez vif, ou couleur de rouille; parties inferieures d'un roux jaunätre, (Queue epaisse ä la base et terminde en pointe, poilue a sa base seulement, le reste couvert d’un petit poil tres ras. Hörper 4” 3, Schwanz 2” 3. Gemein in Surinam; ein Exemplar von Monte-Video?, ein anderes aus Brasilien. *##) Marsup. p. 111.; z00l. of the voy. of Beagle. mamm.p. 97. tab.22, Fur erisp; Ihe upper surface ashy-grey, grizzled with yellowish-white; het sides and under parts rusty yellow; the eye is encircled with rusty- yellow. Tail clothed with short stiff hairs and exhibiting scales. Fur of the back greyish at the base, that on the belly uniform. Körper 6”, Schwanz 2” 8, Ohr 3%/,'". Von Maldonado am la Plata. Man sieht auf den ersten Anblick die grosse Verschiedenheit in den Angaben, und dass diese ebenfalls auf keine unserer neuen Ar- ten Anwendung finden. Am ersten könnte noch Schreber’s und Temminck's Beschreibung zusammen passen und für diese der Name Didelphys brachyura beibehalten werden. Hievon ist aber Waterhouse's D. brachyura zu twennen, der man dafür den Namen D. dimidiuta bei- legen könnte. durch Natterer ihren Weg in ein europäisches Museum gefun- den hat*). Der Kopf unserer D. glirina ist kurz, ebenso die Sehnurren und nackten Ohren. Die Beine sind kurz; die Hinterhände ziemlich schmal. Der Schwanz ist kürzer als der halbe Körper, nur an der Wurzel auf eine sehr kurze Strecke vom Rückenpelze und zwar oben wie unten gleichförmig bedeckt, dabei in diesem Theile von gewöhnlicher Dicke, die auf dem nackten Theile immer mehr ab- nimmt, so dass die Schwanzspitze ziemlich dünn wird. Auf dem nackten Theile sieht man feine Schuppenringe, die aber von einem zarten anliegenden Haaranfluge meist verdeckt werden. Der Ho- densack ist kugelig; das Weibchen noch unbekannt, sicherlich aber ohne Beutel. Die Färbung der Oberseite ist schwarzgrau mit feiner lichtgrau- licher Sprenkelung; die Seiten sind abgeschossen roströthlich, was am lebhaftesten an den Halsseiten und den Hinterkeulen auftritt; die Unterseite ist blass graugelblich, Alle Haare sind in ihrer untern Hälfte schiefergrau; auf der Oberseite folgt dann schwarzbraun mit licht graulichgelben Spitzen, an den Seiten sind die Spitzen rost- röthlich, auf der Unterseite hellgelb. Der Kopf hat auf der Ober- seite die Färbung des Rückens; Augenringe oder ein mittlerer Längs- streif fehlt ganz. Die Wangen fallen in's trüb Rostgelbliche, was hinterwärts lebhafter, unterwärts blasser wird. Der Vorderhals hat einen stark ockergelblichen Anflug, während der Unterleib nur blass graugelblich ist. Die Aussenseite der Gliedmassen ist wie die Sei- ten blass roströthlich mit Grau gemischt, die Vorderhände sind licht- #*) Wahrscheinlich wird aber auch die von Walerhouse in seiner Natural History of the Mammalia I. S. 523 beschriebene lichtere Abänderung von D. drachyura nicht dieser, sondern unserer D. glirina zustän- dig seyn. 153 bräunlich, die Hinterhände schmutzig weisslich; die Nägel hell gelb- lich; die Nasenkuppe dunkel. Der behaarte Theil des Schwanzes ist roströthlich, oben mit dunklerer Schattirung; der nackte Theil ist oben schwärzlich braun, unten und an den Seiten lichtbräunlich. Der Hodensack ist schwarz, mit dichtem weisslichem Haaranfluge. UT FH er G4 .120 SChWane ln in 2 6 Behaarter Theil desselben. . . 0 44 Von der Nase zum Auge. . . 0 7 la BESROBR 1 1) :1:" ARE" Ser 1 2 Oben toi ahnen Fra 0 6 Hinterhandk od su sılaleaivt 0 5 Das einzige Exemplar wurde von Natterer bei Cachoeira do Pau grande am Mamore gefunden. 12. Didelphys domestica Narr. Die Haus-Beutelratte. D. Ratto minor, supra sordide einerascens , sublus lateribusque lutescens; capite haud striato, auriculis majusculis; cauda ab- breviata, incrassata, pilis albidis brevissimis adpressis vestita. Didelphys domestica. A. Wasx.im Arch. für Naturgesch. 1842. S. 369. Leib und Kopf sind langgestreckt, die Gliedmassen kurz und dick, die Hinterhände schmal. Die Schnurren sind kurz und schwach, die Nasenkuppe nackt und in der Mitte getheilt; die Ohren sind gross und nackt. Der Schwanz erreicht nicht die Hälfte der Kör- perlänge, ist dick, nimmt nur wenig an Umfang gegen die stumpfe Spitze ab, ist ohne merkliche Beschuppung, scheint im Leben licht fleischfarbig gewesen zu seyn, und ist mit kurzen, feinen, anliegen- den Härchen beflogen, die unten und an den Seiten weisslich, oben Abhandlungen d. II. Cl. d.k. Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abthl. 20 154 schwärzlich sind und bei ihrer Kürze und Spärlichkeit die nackte Haut nicht verdecken können. Die Männchen haben einen volumi- nösen Hodensack; die Weibchen sind ohne Beutel. Der Pelz ist verhältnissmässig kurz und glatt anliegend; an den Gliedmassen läuft er, immer kürzer werdend, bis zu den Fingern und Zehen herab, die nur einzelne Härchen aufzuweisen haben; die Schwanzwaurzel ist von ihm nicht überzogen. Die Farbe der Oberseite ist aus Schwarz und schmutzig Gelb- lich gesprenkelt, was einen trüben Ton hat und wobei die erstere Farbe vorherrscht. An den Seiten gewinnt bald die graulichgelbe Farbe die Oberhand und die ganze Unterseite ist schmutzig gelb, was am Unterkiefer in's trüb Weissliche fällt. Die Haare sind in ihrem untern Theile grau, was auf der Oberseite einen grössern Theil ihrer Länge, ‚auf der untern einen kleinern wegnimmt. Die Haar- spitzen sind hiernach länger oder kürzer gelb, und indem sich auf dem Rücken und Oberkopfe viele ganz schwarze Haare einmengen, erlangen diese Theile eine gesprenkelte Färbung, während die Sei- ten nebst der Unterseite, wo die schwarzen Haare fehlen, einförmig schmutzig gelb sind. Der Kopf hat keine Auszeichnung, indem ihm sowohl Augenringe als Längsstreifen abgehen. Die Aussenseite der Beine zieht in’s licht Braungraue mit lichten Haarspitzen; die Hände sind weisslich behaart, die Krallen gelblichweiss. Die Nasenkuppe ist. dunkel, die Sohlen sind lichter, Der Hodensack ist schwarz, dicht mit weisslichen Härchen bewachsen. Die Schnurren sind schwärz- lich, zum Theil mit hellen Spitzen. Q Körper +\uadloy nie vab.ar De 0 Schwanzib ey Amar ana: Von der Nase zum Auge. . . „ 5) ” zu Ohr Ohr age: Kae dar ae Einterhandis#® nl, u Da@.am © Sorry on [0 2) Koma ed ou a Natterer entdeckte diese Art in Cuyaba in der Provinz Mato grosso, wo sie häufig in den Wohnungen gesehen wird. 13. Didelphys velutina Narr. Die Sammet-Beutelratte. D. Musculi magnitudine, mollissima, supra umbrino-fusca, subtus abrupte lutescens; capite acuto, auriculis majusculis; cauda corpore paululum breviore, basi anguste villosa, dein nudius- cula, obscura, acuminata, pilis brevissimis- glabris adpressis vestita. Didelphys velutina. A. Wiss. im Archiv für Naturgeschichte. 1842. S. 360. Der Habitus dieser Beutelratte ist ganz der einer jungen Didel- phys murina, auch die Färbung hat viele Achnlichkeit, aber der Schwanz ist völlig verschieden und bringt unsere Spezies in Ver- bindung mit D. brachyura und den damit verwandten Arten. Der Kopf läuft spitz zu, und die Nasenkuppe ist in der Mitte gefurcht. Die Schnurren sind kurz und schwach, die Ohren ziem- lich gross, nackt, oval und über den Scheitel weit überragend. Die Füsse und Hände sind klein und zierlich. Der Schwanz, welcher dem Körper an Länge etwas nachsteht, ist nur an der Schwanz- wurzel auf eine ganz kurze Strecke vom Rückenpelz umhüllt. Sein enthlöster Theil, der anfangs verhältnissmässig dick ist, spitzt sich allmählich zu, zeigt keine merkliche Beschuppung und ist mit kurzen, fest angeklebten Härchen besetzt. Der Pelz ist glatt, reichlich, ziemlich lang und fühlt sich so weich wie Sammet an, am Unter- schenkel hört er auf, bevor er dessen unteres Ende erreicht. Der Hodensack ist dicht mit zottigen weisslichen Haaren besetzt. Das Weibchen ist noch unbekannt, wird aber wohl ohne Beutel seyn. Die Farbe der Oberseite ist fein braunschwarz und licht gelh- 20* 156 bräunlich gesprenkelt; die Seiten und der Unterleib sind hell isa- bellgelb. An der Grenze beider Farben verläuft an den Rumpfseiten eine schmale, verwischte, licht roströthliche Binde, die an den Hals- seiten mehr Lebbaftigkeit gewinnt und sich breiter ausdehnt; auch der Vorderhals hat einen rostigen Anflug, während Kehle und Un- terkiefer ins Gelblichweisse erblassen. Die Haare sind dem gröss- ten Theile ihrer Länge nach dunkel schieferblauschwarz; auf der Oberseite mit bräunlich gelben und schwarzbraunen Spitzen, auf der Unterseite mit gelben. Die Augen liegen in einem schwarzen Ringe, der übrigens weder vor- noch rückwärts in eine Binde ausläuft. Son- stige Abzeichen am Kopfe sind nicht vorhanden. Schnurren und Ohren sind ziemlich dunkel. Die Hinterbeine sind auf der Aussenseite von der Farbe des Rückens, die vordern gehen bald in's trüb Isa- bellfarbige über; die Zehen sind schmutzig weisslich, die Nägel weisslich mit dunklerem Fleck; die Sohlen hellfarbig. Der Schwanz hat auf der obern Seite eine etwas fettige russbraune Farbe, die unten merklich lichter ist. Der hellfarbige Hodensack ist mit weiss- lichen Zottenhaaren besetzt. Könner is... Eat u sach a zus Schwanz . In ERST RT 2 ) Behaarter Theil desselben . 0 44 Von der Nase zum Auge. . . 0 5 ‚eur kr „.i:Obrev.. = 95:4 Ohr ohngefähr . . Eich 0 34 Hinterhanl we. ut act 0 54 [ Von Natterer bei Ypanema im südlichen Brasilien entdeckt. nn —aU 1 IT. CHIRONECTES. Schwimmbeuler. Als ich in meiner Fortsetzung des Schreber'schen Werkes der Reihenfolge gemäss die Gattung Chironectes in Bearbeitung nehmen musste, war es mir nicht möglich eine vollständige Schilderung zu liefern. An Originalbeschreibungen lagen nur zwei vor, nämlich von Buffon”) und Ogilby*®*). Ersterer hatte blos ein junges Thier vor sich; letzterer gab ebenfalls nur nach einem solchen von dem Gebisse Me ae *) und Owen) eine Beschreibung, welche der von Fr. Cuvier hierüber mitgetheilten Notiz bezüglich der Zahl der Lücken- und ächten Backenzähne geradezu widersprach; auch hatte er das Vor- kommen von sehr grossen Backentaschen behauptet, was bisher we- der von dem Schwimmbeutler, noch von irgend einem andern Beutel- thier bekannt war und daher höchst zweifelhaft erscheinen musste. Die von meinen Vorgängern gelassenen Lücken auszufüllen oder das Zweifelhafte sicher zu stellen, war mir damals nicht möglich, da ich von dem Schwimmbeutler kein Exemplar zur eignen Untersuchung auftreiben konnte, Auch die bald darauf erschienene Beschreibung von Waterhouse 7), so genau sie auch die äussere Beschaffehheit erörtert, vermochte doch nicht die durch Ogilby angeregten Bedenk- lichkeiten zu lösen, da er in allen englischen Sammlungen nicht mehr als ein unvollständiges Exemplar auffinden konnte. Das schöne Material, welches Nafterer auch von dieser Gat- *) Suppl. III. p. 159. tab. 22. **) Lond. and Edinb. Phil. Mag. IX. (1836) p. 510; Proceed. IV. p. 56. Dents des mammif. p. 75. +) Odontograph. p. 381. +7) Marsup. p. 112. tab. 4.; ganz neuerdings in der Nat. Hist. of the Mammal. I. p. 529. 158 tung zusammenbrachte, lässt alle Zweifel beseitigen, und eine genaue Beschreibung dieses merkwürdigen, und in den Sammlungen noch höchst seltnen, Thieres mit besonderem Bezug auf die erwähnten strittigen Punkte entwerfen. Mit solehen Hülfsmitteln versehen, wird überdiess über die Berechtigung des Schwimmbeutlers als eigne Gat- tung im Systeme Platz zu nehmen, eine sichere Entscheidung her- beigeführt werden können. Der äussere Habitus des Schwimmbeutlers ist der der lang- schwänzigen Beutelratten, wie es schon von meinen Vorgängern be- merklich gemacht worden ist, daher es auch keiner ausführlichen Beschreibung desselben, sondern nur einzelner Bemerkungen bedarf, hauptsächlich solcher, welche zur Entscheidung über die Gattungs- Ansprüche dieses Thieres hervorgehoben werden müssen. Vorder- wie Hinterfüsse sind mit 5 Zehen versehen. Die Zehen der Vor- derfüsse sind lang, schmächtig, ganz von einander getrennt, mit sehr schwachen Krallen, die über die breiten angeschwollenen Ballen nicht vorragen, noch weniger sie der Breite nach überdecken, son- derm in diese eingebettet sind. Der Daumen an den Vorderfüssen ist verhältnissmässig lang und hat eine ähnliche Kralle. Einen auf den ersten Anblick sehr befremdlichen Eindruck gewährt es, dass hinter dem fünften Finger ein Anhängsel mit knöcherner Ausfüllung zum Vorschein hommt, das wie ein kleinerer sechster Finger, jedoch ohne Kralle, aussieht. Owen hat uns indess schon belehrt, dass dieser scheinbare Finger lediglich durch die ungewöhnliche Ent- wicklung des Erbsenbeines hervorgebracht wird. Die Handsohlen sind sehr angeschwollen und nackt. Die Hinterfüsse sind kurz, und, abgesehen vom Hinterdaumen, erinnern sie gleich durch ihre ungemein breite platte Form, die gros- sen Schwimmhäute und ihre angeschwollenen nackten Sohlen an die der Biber; es sind also Schwimmfüsse im vollkommensten Sinne dieses Wortes und hiedurch von den Füssen aller Beutelratten we- 159 sentlich verschieden. Die Schwimmhaut, welche alle Zehen eines jeden Fusses einschliesst, reicht bis gegen die Wurzel der Krallen vor. Die Krallen sind stärker und länger als an den Vorderfüssen, über die Ballen vorragend, sichelförmig, von beiden Seiten ganz schmal zusammengedrückt; der ansehnlich lange und nicht so weit als bei den Beutelratten abgerückte Daumen ist nagellos. Der lange Schwanz ist nur an seiner Wurzel vom Rückenpelz bezogen, der in gleicher Erstreckung, oben wie unten, plötzlich auf- hört. Der ganze übrige Theil des Schwanzes ist nackt, im Leben oben eylindrisch gewölbt, unten flach gedrückt, dabei nach unten ge- krümmt; derselbe ist mit lauter kleinen, meist etwas rhomboidalen Schuppen bedeckt, die jedoch keinesweges in wirtelartige Reihen gestellt sind; zwischen ihnen kommen, zumal auf der Unterseite, ein- zelne kurze anliegende Härchen zum Vorschein, die erst bei näherer Besichtigung in die Augen fallen *). Die Männchen haben den gewöhnlichen hängenden Hodensack der Beutelratten; die Weibchen, wie wir diess zum erstenmal durch die von Natterer gesammelten Exemplare in Erfahrung‘ bringen, einen vollständigen Beutel. Der Pelz ist sehr dicht und weich, namentlich auf der Unter- seite, wo er sich wie die feinste Baumwolle anfühlt und einen sei- denartigen Glanz hat. Auf der Oberseite sind ihm viele längere steifere Borstenhaare eingemengt, die auf der Unterseite weit selte- ner sind. An den Gliedmassen hört der Pelz am Hand- und Fuss- *) Wie Ogilöy vom Schwanze des Schwimmbeutlers sagen kann, dass dieser dem des Hydromys chrysogaster, so vollkommen gleiche, dass man diese Theile, wenn sie von den Thieren getrennt wären, un- möglich zu unterscheiden vermöchte, ist nicht wohl begreiflich. 160 Gelenke auf; nur die Mittelhand ist auf der Oberseite etwas mit Härchen besetzt. Die Ohren sind kahl. Schnurrhaare finden sich nicht nur an den Nasenseiten, hinter dem Auge und auf den Wangen, sondern auch am Unterkinne. Der Hodensack ist dicht filzig behaart. Ogilby schreibt, wie erwähnt, dem Schwimmbeutler grosse Backentaschen zu. Da gedachter Naturforscher keine frischen Exem- plare untersuchen konnte, sondern nur 2 Bälge, wovon der eine, nach dem hauptsächlich seine Beschreibung entworfen ist, von Nat- terer ihm zur Ansicht bewilligt worden war, so ist nicht abzusehen, wie sich Ogilby einer solchen Thatsache versichern konnte. An unsern Exemplaren konnte er wenigstens solche nicht ausmitteln, und von Natterer rührt. eine derartige Mittheilung auch nicht her, da er keine Backentaschen beobachtet hatte. Die Angabe von ihrem Vorkommen fusst demnach auf keinem Grund. Vom Gebisse geben, wie erwähnt, Fr. Cuvier und Owen au, dass es sich ganz wie das von Didelphys verhalte, nämlich: 1 Schneidezähne, 44 Eckzähne, 33 Lücken- und 44 ächte Backen- zähne, im Ganzen 50 Zähne. Ogilby zählt dagegen nur 42 Zähne, indem er in jeder Kieferhälfte blos 2 Lückenzähne und 3 Backen- zähne aufführt. So verschieden diese Angaben klingen, so sind doch beide gleich richtig; die Differenz ist aber dadurch verursacht, dass die beiden erstgenannten Zoologen alte Thiere vor sich hatten, Ogilby dagegen nur ein junges, noch nicht erwachsenes. Ich habe das nämliche Exemplar, das ihm Natterer zur Ansicht verwilligt hatte, zur Vergleichung benützt und dieselbe Anzahl von Zähnen, wie Ogilby an ihm gefunden; allein dass es ein nicht erwachsenes, noch nicht mit allen seinen Zähnen versehenes Thier ist, geht evi- dent aus seiner geringen Grösse hervor, die nicht einmal 94 Zoll 461 vollständig ausmacht, während ein altes Thier eine Körperlänge von 13” und eine Schwanzlänge von fast 12“ erreicht. An erwachsenen Exemplaren habe ich, in Uebereinstimmung mit Fr. Cuvier und Owen, gleichfalls in jeder Kieferhälfte 3 Lückenzähne und 4 ächte Backen- zähne gezählt. Kommt also gleich der Schwimmbeutler mit den Bentelratten in der Zahl der Zähne überein, so entfernt er sich doch von den letz- teren in der eigenthümlichen Bildung seiner Füsse dermassen, dass wir vollkommen berechtigt sind, ihm die Rechte einer Gattung zuzu- gestehen, die übrigens nur eine einzige Art, den Uhironectes varie- gatus Iuuic., aufzuweisen hat. Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak d. Wiss. V. Bd. I. Abth. | 162 Zweite Ordnung» Handflügler. Natterer hatte auf seinen Reisen den kleinen Säugthieren ein eben so lebhaftes Interesse als den grösseren zugewendet, und da- durch glückte es ihm auch unter den Handflüglern eine ansehnliche Anzahl von neuen Arten zu entdecken. Eitliche andere, welche die hiesige Sammlung durch ihre anderweitigen Verbindungen erhielt, sind hier gleichfalls aufgenommen. I. PHYLLOSTOMA. Blattnase. Zu dieser den tropischen Gegenden Amerika's angehörigen Gat- tung bin ich im Stande 10 neue Arten hinzuzufügen, die, mit Aus- nahme von Phyllostoma calcaratum, durch Natterer zusammen ge- bracht worden sind. Eine 11te Art, Phyllostoma lineatum, ist zwar schon früher beschrieben worden, aber so wenig ausreichend, dass ich die Gelegenheit,. sie vollständig zu charakterisiren, nicht unbe- nützt lassen wollte. Noch hat Natterer mehrere Exemplare mitge- bracht, die sich an Ph. perspicillatum anreihen, jedoch mancherlei Abweichungen darbieten; ich bin indess nicht mehr dazu gekommen, sie einer genauern Prüfung zu unterwerfen und muss sie daher vor der Hand unberücksichtigt lassen, 163 a) Cauda patagio inlerfemorali brevior (Vampyrus Spix.). 1. Phyllostoma longifolium Narr. Die langblättrige Blatinase. Ph. supra fuscum, subtus pilis basi fuscis, apice flavidis ; dorso stria longitudinali canescente notato; auriculis elongatis; prosthemate angusto, longissimo; cauda elongata; patagio interfemorali am- plissimo truncato. Phyllostoma longifolium. A.Wasn. im Arch. f. Naturgesch. 1843. S. 365. Eine kleine, aber sehr ausgezeichnete Art. Untere Schneidezähne sind nur 2 vorhanden. Die Ohren sind gross, an der Spitze abge- rundet, am äussern Rande nicht ausgeschnitten, am innern unterhalb der Mitte bogenförmig erweitert, dabei mit feinen Härchen beflogen, während die Wurzel auf der Hinterseite mit dem langen Pelze des Kopfs überzogen ist. Die Klappe reicht bis gegen die Ohrmitte, ist am innern Rande gerade, am äussern bogenförmig und hier mit drei Zähnen versehen; das Ohrende läuft in eine schmale Spitze aus. Das Nasenblatt ist sehr lang und schmal, mit starker Mittelrippe, an den Seitenrändern ganz, aber durch Härchen bewimpert. Der Schwanz ist verhältnissmässig sehr lang (nächst dem von Ph. ma- crophyllum am längsten), indem er die Mitte der Schenkelflughaut erreicht, und 4 Wirbel zeigt, von welchen der letzte frei hervor- ragt. Die Schenkelflughaut ist ausserordentlich gross und am Ende gerade abgeschnitten; die Sporen sind ebenfalls von bedeutender Länge. Die Flügel sind nackt, auf der Innenseite um den ganzen Körper mit vielen Punktreihen besetzt, die namentlich fast die ganze Schenkelflughaut bedecken; die Flügel setzen sich etwas unterhalb der Fusswurzel am Mittelfusse an. Die Farbe der Haare ist auf der Oberseite dunkelbraun, wo- 21* 164 bei die Wurzeln in’s Weissliche fallen; sehr bezeichnend ist ein schmutzig grünlichgrauer Längsstreif, der über den Rücken längs des Rückgraths verläuft. Die Unterseite hat einen trübgelben Ton, der jedoch an dem Unterkiefer und den Halsseiten lebhaft rostgelb wird. Die Haare des Unterleibs sind am Grunde braun mit gelben Enden. Die Flughäute fallen in's Dunkelbraune. Vom Scheitel zum Steiss 4” 11“ | Schwanz wurunel ame 84 Kopf „in... RA Re 4 | Schenkelflughau . . . 1 4 (Bren IRTBTIERTT EN BERNER PTBN NIS BRTERE ESSEN PEN PUSSREETER. (0) Nasenblättwe 3 207. 28056.5 9 Grösste Breite desselben 0 1 7 Vorderarn eh en - Warzen Elnswertei I 20w.02 72.14 Die Heimath ist Villa Maria in der Provinz von Mato grosso, wo Natterer diese Art entdeckte. 2. Phyllostoma amblyotis Narr. Die grossohrige Blattnase. Ph. castaneo-fuscum, subtus pilis bruneis, basi paululum albidis; auriculis amplissimis, cauda brevi, calcarıbus longis, alis me- tatarso affixis. Phyllostoma amblyotis. A. Waen. im Archiv für Naturgesch. 1843. S. 365. Aus zwei Exemplaren (einem ausgestopften und einem’ in Brannt- wein aufbewahrten) ist mir diese von Natterer entdeckte Art be- kannt, die mit Ph. bidens in nächster Verwandtschaft steht, aber durch ausreichende Merkmale von ihm verschieden ist. Zwischen den starken Eckzähnen sind unten ebenfalls nur zwei Schneidezähne eingeschoben. Die Ohren sind ungemein lang, ziemlich weit, dünn, oval, abgerundet, an den Seitenrändern nicht ausgeschnitten, sondern hier in der Mitte erweitert; nur gegen die Basis des äussern Ran- 165 des findet sich ein kleiner Einschnitt, wodurch ein kurzer Ohrlappen entsteht. Gegen den innern Rand verläuft auf der Innenseite eine Längsfalte, und die innere Ohrenwand ist von schwachen Querfur- chen durchzogen. Die kurze Klappe ist stumpf zugespitzt, in der untern Hälfte des äusseren Randes mit drei kleinen Zacken ver- sehen, während der innere Rand unterhalb seiner Mitte nur eine schwache Kerbe zeigt. Das Nasenblatt ist kurz, ziemlich breit, oval, zugespitzt und ganzrandig. Die Unterlippe zeigt vorn ein Dreieck kleiner Warzen, innnerhalb welchem noch einige kleinere stehen. Der Schwanz ist ganz kurz, besteht aus drei Gliedern, und ragt mit einem kleinen Knöpfchen aus der Schenkelflughaut heraus. Die Flügel sind breit, nackt, und unterhalb der Ferse auf dem Mittel- fusse (also etwas tiefer als die Sporen) angeheftet. Die Schenkel- flughaut ist sehr gross, den Schwanzstummel weit überragend, am Rande fast gerade, indem sie zwischen den ziemlich langen Sporen nur ganz schwach concav ausgeschnitten ist. VomSchwanzende verläuft auf der Schenkelflughaut längs ihrer Mitte eine dünne Rippe, welche sich am Ende spaltet. Höher am Schwanze geht noch ein Paar feiner Rippen gegen die Wurzel der Sporen ab, und andere Rippen ziehen sich von den Schenkeln gegen den Rand der Schenkelflug- haut. Diese Rippen kommen übrigens auch andern kurzschwänzigen Arten zu. Die Behaarung ist weich und reichlich, auf der Oberseite hell kastanienbraun, auf der Unterseite lichtbräunlich. Auf der Oberseite sind die Haare am Grunde weisslich, dann kastanienbraun und meist mit ganz kurzen lichtern Spitzen. Auf der Unterseite sind die Haare lichtbräunlich, was am Grunde in’s schmutzig Weissliche über- geht. Die Flügel sind dunkelbraun. Das ausgestopfte Exemplar zeigt folgende Dimensionen: 166 Vom Scheitel zum After, 2” 6“|Schwanz . . . 1 Kopf. . . 2 2... 1.0 |Schenkelflughaut langes Obzen.n. ats. 4: 0 der Mitte REN | 0 Breite derselben on ac SEOLEB SE ee Krümmung . . 0 9 | Vorderarm. ae Höhe des N 0O 4 |Ünterschenkel. . .„ . 1 0 Grösste Breite desselben 0 24 |Flugweite. . . ..142 6 Von Phyllostoma bidens verschieden durch noch grössere Ohren, kürzeren Daumen (um eine Linie kürzer in seinem frei vorragenden Theile), tiefer angesetzte Flügel (bei Ph. bidens nur an der Fuss- wurzel), kürzere Sporen, auf der Innenseite ganz nackte Flügel, während sie bei Ph. bidens um die Arme und den Leib dicht wollig behaart sind. Endlich sind bei Ph. amblyotis auf der Unterseite die Haare einförmig liehtbräunlich, während sie bei Ph. bidens ent- schieden zweifarbig sind. Genauer als am ausgestopften Exemplare sind nachfolgende, von einem in Branntwein aufbewahrten weiblichen Individuum ent- nommene Dimensionen. Vom Scheitel zum After. 7 5“ |Schwanz . . . .. ..0% 54 Kon lee 54 Schenkelflughaut. . . 1 4 Ohren . Su SpoLeN.s Sür nasse Ai 3 Breite derselben -. Vorderam.. ya as sh Höhe des Nasenblatts Unterschenkel . . . 0 114 Breite. Elnspyeiteius worin des 8 oO OO - (er > ro fr Sg Die Heimath des letzt erwähnten Exemplares ist Mato grosso; vom ausgestopften Exemplare habe ich sie nicht aufgezeichnet. 167 3. Phyllostoma discolor Narr. Die missfarbige Blattnase. Ph. bicolor, supra saturate castaneo-fuscum, pilis basi albidis, apice fuscis; gastraeo sordide albicante; capite supra casta- neo; auriculis medioeribus, cauda calcaribusque brevissimis. Phyllostoma discolor. A. Wacn. im Archiv für Naturgeschichte, 1843. S. 366. Ist zwar mit Ph. bicolor sehr nahe verwandt, doch durch mehrere Merkmale specifisch verschieden. Die Gestalt ist robust; der Kopf lang und dick. Die Eckzähne sind stark; die untern weit genug von einander gerückt, um 4 kleinen Schneidezähnen da- zwischen Platz zu lassen. Die Ohren sind bedeutend kürzer als der Kopf, oben in eine Spitze auslaufend, am Aussenrande oberhalb der Mitte stark ausgeschnitten, so dass hier die untere Hälfte bogen- förmig gewölbt ist; am Innenrande zieht eine Längsfalte herab. Die Klappe ist kurz, erreicht nicht die Mitte des Ohrs, ist zugespitzt, am äussern Rande in der untern Hälfte gezackt. Das Nasenblatt ist kurz, breit und ganzrandig. Die Unterlippe trägt vorn einen drei- eckigen Besatz von Warzen. Der Schwanz ist sehr kurz und ragt am Ende mit einem dicken Knöpfchen frei hervor. Die Schenkel- flughaut greift über ihn noch weit hinaus und ist schwach concav ausgeschnitten. Die Sporen sind sehr kurz. Die Flughaut ist breit und nackt; die Flügel sind an der Ferse angeheftet. Die Farbe der Oberseite ist dunkel kastanienbraun, wobei die Haare am Grunde gelblichweiss sind, was wie gewöhnlich am Halse durchschimmert. Die ganze Unterseite ist schmutzig gelblichweiss mit bräunlichem Anfluge, der namentlich an den Seiten hervortritt. Die Oberseite und Seitentheile des Kopfs sind gleich dem Rücken kastanienbraun, Die Flughäute sind dunkelbraun. 168 Vom Scheitelzum Steiss 2” 74“ | Schwanz. . = 2 ....0% 3 Kopf t 44 | Schenkelflughaut. DEWF8 Ohren 0 8 ,|Sporen.. 0 4 Nasenblatt. .. 0 33 | Vorderarm, OS Grösste Breite dessel- Flugweite „We, 9m 2 ben on 2 E Ph. discolor ist grösser als Ph. bicolor; die Oberseite einfar- big dunkelkastanienbraun, indem der lichte Grund der Haare nur am Nacken durchschimmert, während bei Ph. bicolor die Haare drei- mal geringelt sind, wobei am Oberkörper dasWeisse so vorherrscht, dass der Kopf fast ganz weiss ist, indess er bei Ph. discolor dun- kelbraun sich zeigt. Ohren und Flughäute scheinen bei Ph. bicolor *) lichter gefärbt zu seyn. Natterer hat diese Art beiCuyaba in der Provinz Mato grosso entdeckt. 6) Cauda nulla, patugium interfemorale distinctum. 4. Phyllostoma calcaratum Wascn. Die langspornige Blattnase. Ph. supra fuliginosum, pilis albidis, apice basique fuscis; subtus ] ; brunescens, pilis fere unicoloribus; prosthemate elongato, an- gusto, lanceolato; calcaribus longissimis. *) Hinsichtlich der als Phyllostoma bicolor von mir bezeichneten Art, die ich (in der Fortsetzung von ‚Schreber's Säugth. Suppl. I. S. 400) nur nach einem einzigen ausgestopften Exemplare der hiesigen Sammlung beschreiben konnte, muss ich bei dieser Gelegenheit bemerken, dass wahrscheinlich ein Schwanz bei ihr nicht vorhanden ist. 169 Phyllostoma calcaratum. A. Waex. im Arch. f. Naturgesch. 1843. S. 366. Bei der langspornigen Blattnase ist das Nasenblatt schmal lan- zettförmig, indem es bedeutend länger als breit ist; die Ohren sind ziemlich gross und am Aussenrande seicht ausgeschnitten. Die Flug- haut ist ganz nackt und reicht nicht bis zur Fusswurzel herab. Der Schwanz fehlt gänzlich, die Sporen sind von bedeutender Länge, und die Schenkelflughaut ist seicht ausgeschnitten und gleich den Schwingen ebenfalls ganz nackt. Das Gebiss besteht aus 4 Schneidezähnen, +4 Eckzähnen und 3.5 Backenzälnen, die sich vollkommen so verhalten, wie ich sie bei Ph. hastatum, bidens und brevicaudum gefunden habe. Die Färbung ist auf der Oberseite rostig kastanienhraun, was auf der Unterseite bedeutend lichter ist. Die einzelnen Haare der Oberseite sind nur am Grunde und an der Spitze rostbraun, im Uebri- gen sind sie weisslich; auf der Unterseite sind sie fast einfarbig licht rostbräunlich, was nur am Grunde etwas dunkler wird. Die nackten Häute sind russfarbig. Vom Scheitel zum Steiss 2” 1 Schwanz . . . » ..0 0 Mopke via 1 au 08 | Schenkelflughaut. N. 64 OhrenneouHt ©. 02 BEMSBOLEIME = ne Yugeitul" LOF Nasenblatt . . . 0. „34 Vordekanm. .e..3 : euer 1 54 GrössteBreitedesselben. 0 1 |Flugweite. . .. .41 6 Diese Blatinase ist mir durch den Naturalienhändler Brandt in Hamburg zugekommen, mit der Angabe, dass sie aus Brasilien her- stamme. [\e) [9] Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. I. Abthl. 170 5. Phyllostoma lineatum Grorrr, Die rückenstreifige Blattnase. Ph. supra castaneo-fuscum, subtus rubello- brunescens, strüs fa- cialibus quatuor unaque dorsali albis; patagio interfemorali argustissimo. * Phyllostoma lineatum. Gxorrr. ann. du mus. XV. p. 180, 186. — Licurenst. Verz. d. Doubl. S. 3. — Rexece. Säugth. v. Para- guay. S. 75. — A. Wacn. in Schreb. Suppl. I. S. 408. Chauve-souris seconde ou chauve-souris brune et rayee. Azar. ess. H. p. 271. Obwohl bereits Azara und Rengger die Beschreibung einer Blattnase mitgetheilt haben, welche auf unsere Art passt, so ist doch ihre Schilderung nicht vollständig genug, um über die Identität ihrer und unserer Spezies jedes Zweifels überhoben zu seyn. Ich gebe daher im Nachfolgenden nach drei Exemplaren eine vollständige Be- schreibung dieser Art. An Grösse steht sie beträchtlich dem Ph. bivirgatum nach, hat aber sonst eine robuste Gestalt und dicken Kopf. Untere Schneide- zähne sind vier vorhanden“). Die Ohren sind kaum von mittlerer Grösse, am äussern Rande ausgeschnitten. Die Klappe ist sehr kurz und in der untern Hälfte des Aussenrandes mit zwei Zähnen versehen. Das Nasenblatt ist oval-lanzetiförmig, ganzrandig und von zwei tiefen Längsfurchen durchzogen, wodurch es in eine starke *) Nach Avara wäre das Gebiss: Schneidezähne 3, Eckzähne 4:4, Backen- zähne $:$. Rengger giebt die Zahl der Schneidezähne nicht an, die der Backenzähne aber’ nur zu #}. 171 Mittelrippe und zwei schmale seitliche Flügel. abgetheilt wird”). Die Unterlippe hat an der Spitze eine grössere Warze, welche von kleineren Warzen im Winkel umgeben ist. Der Schwanz fehlt ganz; die Sporen sind ausserordentlich kurz; die Schenkelflughaut ebenso schmal, namentlich am Steisse, wo sie nur einen ganz schwa- chen Saum bildet. Die grossen Flügel setzen sich etwas unterhalb der Sporen, fast am untern Ende des Mittelfusses an. Die Behaarung ist weich und überzieht auf der Aussen- wie Innenseite die Arme und Schenkel, umgiebt auch den ganzen Um- fang des Rumpfes, so dass ebenfalls die Schenkelflughaut mit feinen Härchen überflogen ist. Die Farbe der Oberseite ist schön kasta- nienhraun, wobei die untere Hälfte der Haare in’s licht Bräwmlich- gelbe fällt. Die Unterseite ist licht gelbbräunlich mit einem leichten, mehr oder minder sichtlichen, grauröthlichen Anfluge; die Haare sind gegen den Grund blasser. Vom Scheitel bis zum Steisse verläuft längs der Mitte des Körpers ein weisser Streifen, der auf dem Wi- derrist in einen kleinen Flecken sich erweitert. Das Gesicht ist mit zwei Paar weissen Längsstreifen bezeichnet: das obere Paar er- streckt sich vom Hufeisen bis gegen das Hinterhaupt, wo es hinter den Ohren endet; das andere Paar geht von dem Grunde der Ohr- öffnung zum Mundwinkel und säumt auch noch undeutlich die Lippen ein. Die Flughäute sind dunkelbraun. — An einem Weibchen fällt die Rückenfarbe etwas mehr in’s Russigbraune; auch ist der Längs- streifen auf der Oberseite nieht so deutlich markirt, namentlich auf dem Hinterkopf sehr verwischt. *) Vom Nasenblatt sagt Azara nur unbestimmt, dess es Längsfalten hat. Rengger giebt ‚drei, von oben nach unten laufende Falten‘‘ an, was wohl in dem Sinne unserer Beschreibung zu nehmen seyn wird, 2 I* 172 Ganze Länge. . . . 3” 3%)\ Breite des Nasenblatts 0” 2 Vom ScheitelzumSteiss 2 4 |Schenkelflughaut. . . 0 1 Köpf Syogae: „1 ga Spbren ft... nat IG 2 Okres 290 Ta) Vorderäftin® tin rg ie) Nasenbesatz. . . . 0 44 |Flugweite. . . 2.12 0 Als Fundorte bezeichnet Natterer: Goyaz, Cuyaba und St. Vi- cente, beide letztere in der Provinz Mato grosso. 6. Phyllostoma personatum Narr. Die maskirte Blattnase. Ph. supra fuliginoso- fuscum, subtus Druneo- canum; strüs fa- cialibus quatuor albis, stria dorsali vix Gage patagio interfemorali angusto, Phyllostoma personatum. A. Waen. im Archiv f. Naturgesch. 1843. 8. 366. Diese Blatinase ist mir nur aus einem ausgestopften männlichen Exemplare bekannt. In ihren äusseren Formen kommt sie mit Ph. lineatum so auffallend überein, dass in dieser Beziehung nur wenige und nicht erhebliche Differenzen ausfindig zu machen sind. Diese bestehen darin, dass Ph. personatum etwas grösser, namentlich ro- buster, die Flügel länger und die Schenkelflughaut, obgleich noch schmal genug, doch um etwas breiter ist. Alle andern Verhältnisse der äussern Gestaltung sind ganz wie bei Ph. lineatum, auf wel- ches ich daher verweisen kann. Eiwas merklicher als im Habitus sind die Differenzen in der Färbung zwischen beiden Arten. Die Oberseite ist russigbraun, aber nicht sehr dunkel; die Haare sind nach unten, wenigstens in der 173 Mitte, lichter, was sich am Halse und dem Widerrist so sehr aus- dehnt, dass hier eine schmutzig weissliche, durch Braun getrübte Färbung vorherrscht, von welcher aus ein unbestimmter schmaler grauweisslicher Streifen gegen den Steiss sich hinzieht. Die Unter- seite ist licht bräunlichgrau. Im Gesicht verlaufen dieselben zwei Paar Längsstreifen wie bei Ph. lineatum. Ganze Länge . . . 3% 7“ | Breite des Nasenblatts 0” 21% Vom Scheitel zum Steiss 2 5 |Schenkelflughau . . 0 3 Kopf u. sa aftt Q,0WSDAFARı.n inet; oe arte 3 (Ohren. swanke; jest S pa Oplesamm- le. gehend AO Nasenbesatz. . . . 0 5 IFlugweite... . . »483 6 Natterer: hat diese Art bei Ypanema in der Provinz San Paulo gefunden. 7. Phyllostoma pusillum Narr. Die Zwerg-Blattnase. Ph. minimum, fuliginoso-fuscum, subtus pallidius; strüs facialibus quatuor albidıs. Phyllostoma pusillum. A, Wicx. im Archiv für Naturgesch. 1843. S. 366. Man könnte auf den ersten Anblick versucht seyn, diese kleine‘ Blattnase für den ersten Jugendzustand von Ph. personatum zu hal- ten, wenn nicht Natterer's ausdrückliche Angaben sie als vollständig erwachsen bezeichneten. Ihre äussere Beschaffenheit kommt mit der von Ph. personatum überein, nur ist die Gestalt weit schlanker und der Kopf schmäch- tiger. Im Unterkiefer sind vier Schneidezähne vorhanden. Ohren und Nasenbesatz sind wie bei der vorhin genannten Art; dasselbe 174 gilt für die Schenkelflughaut, Sporen und die Flügel, die sich gleich- falls am Ende des Mittelfusses anheften. Die weiche Behaarung breitet sich in derselben Weise über die Arme, Schenkel und rings um den Rumpf aus wie bei Ph. per- sonatum. Die Oberseite ist nicht sehr dunkel russigbraun, wobei die Haare in ihrem untern Theile lichter werden, was namentlich am Hinterhalse sich sehr ausbreitet und hier auch äusserlich merk- lich wird. Die Färbung der Oberseite ist demnach ähnlich der von Ph. personatum, doch feblt die Spur eines Rückenstreifs bei Ph. pu- sillum gänzlich. Die Unterseite ist gelbbräunlich mit schmutzig röth- lichem Anfluge. Die Dimensionsverhältnisse eines erwachsenen Männchens sind folgende: Vom Scheitel zum Steiss 1” 8 | Schenkelflughaut . . 0 14 Kopf, ar . 22.0. 283 KSporen) 22.00 0 14 Uhren. 2. mare. O0. -03.= Vorderarme ne 2 Nasenbesatz’. 3. „. MO 078 | Elugsweiiem ea el) 0 Es ist mir nur ein einziges Exemplar von Nafterer zur Ansicht mitgetheilt worden, als dessen Fundort Sapitiva angegeben war. Ucb- rigens hat v. Tschudi diese Art neuerdings auch in Peru aufge- funden. 8. Phyllostoma bilabiatum Narr. Die gewimperte Blattnase. . Ph. supra albido- fuscoque enarmoratum, subtus rubello-canescens ; prosthemate dilatato, supru rotundato, apice styliformi terıminato ; 175 labiis verucis minimis limbatis; patagio interfemorali angusto, exciso, fimbriato. Phyllostoma bilabiatum. A. Waen. im Arch. für Naturgesch. 1843. S. 366. Die gewimperte Blattnase bietet mehrere Merkmale dar, durch welche sie scharf von den andern schwanzlosen Arten unterschie- den werden kann. Der Kopf ist dick und stumpf; die Eckzähne von mässiger Grösse und zwischen den untern sind vier kleine Schneidezähne eingeschoben. Die Ohren sind mittelmässig, am äus- sern Rande ausgeschnitten und an der Spitze etwas abgestumpft. Die Klappe ist kurz und am äussern Rande unterhalb etwas gezackt. Der Nasenbesatz ist sehr ausgezeichnet. Er ist vom Mundrande weiter abgerückt als bei den andern Arten, so dass die Oberlippe hiedurch eine grössere Höhe erlangt. Das Nasenblatt ist nicht son- derlich lang, breit, nach oben abgerundet und schickt eine schmale vorgezogene Spitze ab, welche von dem Blatte treppenartig absetzt; längs seiner Mitte verlaufen zwei schwache Rippen, die gegen die Spitze hin convergiren. Der Mundrand ist von einem vorspringen- den Saume eingefasst, der auf der Oberlippe deutlich granulirt ist; unterhalb der Spitze der Unterlippe zeigen sich noch 5 kleine, in einen schwachen Bogen gestellte Wärzchen. Der Schwanz fehlt ganz. Die Schenkelflughaut ist schmal und in der Form eines Win- kels ausgeschnitten; die Sporen sind sehr kurz. Die Flügel sind an der Fusswurzel, den Sporen gegenüber, angeheftet. Die Behaarung ist reichlich und umgiebt auch auf der Aussen- und Innenseite der Flügel die Arme und Rumpfseiten. Die Schen- kelflughaut ist beiderseits behaart, so dass ihr Rand hiedurch gewim- pert ist. Die Oberseite ist kastanienbraun und etwas weiss mar- morirt, indem die Haare am Grunde und an der Spitze braun, und in der Mitte weisslich sind. Die Unterseite ist licht röthlichgrau, mit 176 schmutzig Weiss überlaufen, wobei die Haare am Grunde etwas dunkler sind. An der Stelle, wo der Halsfittig sich am Körper an- setzt, findet sich auf der Unterseite ein kleiner weisser Fleck; ein minder deutlicher zeigt sich gegen das untere Ende des Oberarms. Der Wimpernbesatz der Schenkelflughaut und die Flughäute sind braun. Vom Scheitel zum Steiss. 2” 3 | Schenkelflughaut. . . 0” 3% Kun ce. "on Nele. 33 ISSHDREN../". . ee ua Ohren . . Be 57.) Vorderarı. "0, 8 "1er. 0% Nasenblat®. 2... . 44 | Unterschenkel °. °. 0 74 Breite desselben . 27 Eiupweite, 0. Sei 2 SESHSES Von Natterer bei Ypanema in der Provinz San Paulo entdeckt. c) Patagium inlterfemorale caudaque nulla (Sturnira Gray). 9. Phyllostoma excisum Wacn. Die gestutzte Blattnase. Ph. ferrugineo-bruneum, subtus albido-brunescens; stria fusca per oculos ducta; prosthemate brevi lanceolato; auriculis elongatis, emurginatis. Phyllostoma exeisum. A. Waen. im Archiv für Naturgesch. 1842. S. 358: Das Nasenblatt ist kurz, am Grunde ziemlich breit und läuft allmählich in eine Spitze aus; eine besondere Mittelrippe ist daran nicht zu erkennen. Die Ohren sind mittellang, aber schmal, dabei ausgerandet und in eine Spitze auslaufend; die Klappe ist in der untern Hälfte des äussern Randes seicht ausgezackt. Die Unter- lippe zeigt einen einfachen Besatz kleiner Warzen, die in einer bo- genförmigen Linie um die in der Mitte des Lippenrandes sitzende grössere Warze gereiht sind. Das Gebiss ist vom typischen Cha- 177 rakter der Gattung. Schwanz und Schenkelflughaut nebst Sporen fehlen gänzlich; der ganze Aussenrand der Gliedmassen, da wo sich bei andern Arten die Schenkelflughaut ansetzt, ist dicht mit Haaren gewimpert. Schneide- und Eckzähne zeigen das gewöhnliche Ver- halten. Die Flügel sind fast ganz nackt. Die Färbung ist auf dem Mittel- und Hinterrücken dunkel rost- braun, was vorwärts ganz licht wird und an den Halsseiten in's Falbweissliche fällt. Die einzelnen Haare sind hier auf den dun- keln Partien hellgraulich mit dunkelbraunen Spitzen, an den hellern Partien sind die Haare gelblichweiss, wobei die Haare nur in ihrer obern Hälfte diese Färbung haben, in der untern aber braun sind. Die Leibesseiten sind dunkel rostbraun. Der Kopf ist auf der Ober- seite rostbräunlich; um das Auge ein schwarzbrauner Kreis, der bis gegen das Ohr jederseits verläuft. Die Flügel sind lichtbraun. VomScheitel zum Steiss 2” Kap; A Ber Ohrenn . ..‘... 4 \Nasenblatt. . . . .. 0% a 9 | GrössteBreitedesselben 0 14 6 Vorderarma-i 1 aus Bis ız . 0 00 Das Exemplar, welches mir zur Untersuchung diente, ist unse- rer Sammlung schon früher durch Natterer, der es bei Rio Janeiro erhielt, zugekommen. 10. Phyllostoma albescens Waex. Die blasse Blattnase, Ph. supra albido-brunescens, subtus sordide bruneum : prosthemate elongato lanceolato ; auriculis elongatis, emarginatis. Ich hatte früher bei oberflächlicher Ansicht diese Art nur für eine Abänderung des Ph. excisum gehalten, bei genauerer Unter- suchung ergaben sich aber mehrere Differenzen, die eher auf eine besondere Species hindeuten, so dass ich sie nunmehr auch als Abhandlungen d. II, Cl. d.k. Ak. d. Wiss. V. Bd, I. Abthl. 23 178 solche unterschieden habe. Sie ist allerdings in der Bildung der Ohren und Flugorgane, so wie in andern Verhältnissen, mit Ph. ex- cisum übereinkommend, unterscheidet sich aber von ihm in folgenden Stücken. Sie ist etwas kleiner, das Nasenblatt viel länger und zu Anfang des obersten Drittels deutlich eingekerbt, in seiner untern Hälfte auch nicht so bauchig gewölbt wie bei jener Art. Die Fär- bung ist auf der Oberseite lichter, auf der Unterseite dunkler als bei Ph. excisum. Die Haare der Oberseite sind in der vordern Körperhälfte gelblichweiss mit kurzen rostbräunlichen Spitzen ; in der hintern Körperhälfte sind sie mehr durchgängig rostbräunlich, jedoch auch meist mit etwas lichtern Spitzen, so dass die Oberseite einen licht rostbräunlichen Ton hat, der mit einem trüben Weiss unter- mischt ist. Die Unterseite hat einen rostgraulichen Ton, der an den Seiten in's Rostbraune übergeht, wobei die Haare gegen den Grund dunkler werden. Die Oberseite des Kopfs fällt mehr in's trüb Ka- stanienbraune, ohne dass dunklere Augenringe, wie sie sich bei Ph. excisum finden, abgezeichnet wären. Vom Scheitel zumSteisss 1“ 10 \Nasenblatt . . . . „0% 3% Kopram a AH 81 | Grösste Breite desselben 0 14 Ohren 3 aan, Zusmaneg 6°) Vorderarn RE MT, 04 Das Exemplar, nach dem vorsteliende Beschreibung entworfen wurde, ist ein Weibchen, das Natterer bei Ypanema auffand. 11. Phyllostoma fumarium Wacn. Die rauchfarbige Blattnase. Ph. supra fuliginoso-fuscum, subtus cano-fuscescens; membranis nigricantibus ; prosthemate brevi acuminato. Auf diese Blattnase bin ich erst jetzt bei genauer Vergleichung unserer Sammlung aufmerksam geworden, und sehe mich veranlasst, 179 sie als eigne Art anfzustellen, da sie zwar in ihren Gestaltsver- hältnissen mit den beiden vorhergehenden ühbereinkommt, sich aber von ihnen durch die trübe Färbung des Pelzes und der Flughäute unterscheidet. Das Nasenblatt ist mehr dem des Ph. excisum ähn- lich, doch ist der untere gerundete "Theil schärfer von dem obern zugespitzten abgesetzt. Die Färbung der Oberseite ist trüb und dunkel russbraun, ohne irgend eine Beimischung von Roth, das bei den vorhergehenden bei- den Arten mit vorkommt. Die Haare haben die dunkle Färbung nur an der Spitze, im übrigen Theil ihrer Länge sind sie licht graulich- braun, was jedoch am Grunde ebenfalls dunkel wird. Die Unter- seite ist weit Jichter als die obere, von einer russig graulichbraunen Färbung, die an den Seiten am dunkelsten, in der Mitte des Leibes und am Vorderhalse am lichtesten ist, indem hier die Spitzen mehr ins hell Grauliche fallen. Der Kopf hat die dunkle Färbung des Rückens, ohne besondere Auszeichnung eines Augenkreises. Die Flughaut ist unbehaart und fällt gleich den Ohren in's Schwärzliche, während sie bei den andern Arten hellfarbig ist. An Grösse geht diese Art dem Ph. exwcisum noch etwas vor- an. Ihre Heimath ist Brasilien, doch kann ich, da die Etikette beim Ausstopfen verloren ging, ihren engeren Wohnkreis nicht angeben, IH. CHILONYCTERIS. Lappenmund. Fast gleichzeitig stellten Gray und Gundlach im Jahre 1840 eine neue, höchst ausgezeichnete Gattung aus der Familie der Stum- melschwänze auf, der jener den Namen Chilonyeteris, dieser den von Lobostoma gab. Nach mehreren, sämmtlich von Natterer ge- sammelten Exemplaren, worunter zwei im Weingeiste, bin ich im 23% 180 Stande einige Beiträge zur genaueren Charakteristik dieser Gattung zu liefern, Das auffallendste Merkmal besteht in der Bildung der Schnautze, Diese ist vorn nackt, kurz und abgestumpft. Der Nasenrücken: ist breit und in der Mitte gekerbt; die Nasenlöcher sind vor- und ab- wärts gerichtet und liegen in einer schief nach innen abgestutzten Fläche, die vom Mundrand der Oberlippe gebildet wird, der sich nach vorn zu ausbreitet und jederseits ein dreiseitiges Blatt aus- macht, das sich an den Aussenrand des Nasenlochs seiner Seite an- legt. Die Unterlippe ist von einem abwärts gerichteten schmalen Blatte umgeben, das auf der Mitte mit Warzen besetzt ist und hin- ten einfach am Mundwinkel ausläuft. Unterhalb dieses Umschlages geht vom untern Rande des Kinns ein dünnes horizontales Blatt ab, das durch eine Querspalte vorn von der Unterlippe getrennt ist. Die Ohren sind ebenfalls von ausgezeichneter Bildung. Sie lie- gen weit auseinander, indem sie ganz an die Kopfseiten gestellt sind, sind mittellang, schmal, zugespitzt, am äussern Grunde hbogen- förmig erweitert und bis zum Mundwinkel vorgeführt. Die Klappe ist kurz und liegt tief im Grunde des Ohrs. Der Schwanz ist kürzer als die sehr grosse, am Rande abge- stutzte und gewöhnlich mit ihrem untern Ende eingeschlagene Schen- kelflughaut, und ragt mit seinem Ende auf der Oberseite derselben frei hervor. Der Daumen ist an seiner Wurzel von der Daumen- haut umhüllt. Der Schädel, den ich von Ch. rubiginosa zu untersuchen Ge- legenheit hatte, ist zwar dem von Dysopes noch am ersten ähn- lich, doch durch den starken und schnellen Absatz des Hirn- vom Gesichtstheil schon sehr verschieden, dabei ist auch der Nasenrücken 181 seiner Länge nach tief ausgehöhlt und ein Scheitelkamm kaum ange- deutet. Von dem Schädel der Ernballonura unterscheidet ihn gleich der gänzliche Mangel von Orbitalstacheln des Stirnbeins. Der Unterkiefer hat eine ähnliche Form wie bei Dysopes. — Schneide- zähne sind * vorhanden. Von den obern ist das mittlere Paar dicht aneinander gerückt und ziemlich stark, mit breiter, in der Mitte durch eine tiefe Kerbe ausgeschnittener Schneide; die äussern Schneide- zähne sind klein und legen sich dicht an die mittleren an. Die un- tern Schneidezähne sind klein, aneinander anstossend und gleichförmig. Die Eckzähne sind wie bei Dysopes gebildet. Backenzähne sind 3:3 vorhanden, indem im Oberkiefer ein kleiner vorderer Lückenzahn gefunden wird; im Uebrigen sind die Backenzähne von gewöhnlicher Bildung. Bisher war die Gattung Ohilonyeteris nur von den westindi- schen Inseln bekannt, durch Natterer ist sie aber auch nunmehr für Brasilien nachgewiesen, indem er in der Provinz Mato grosso drei verschiedene Arten von ihr auffand, 1. Chilonycteris rubiginosa Narr. Der zimmetfarbige Lappenmund, Ch. cinnamomeo-rufescens; auriculis elongatis, angustatis, acu- minatıs. Chilonyeteris rubiginosa. A. Was. im Arch. für Naturgesch. 1843. S. 369. Die grösste unter den drei Arten, die von Natterer in Brasi- lien entdeckt wurden, zu deren Beschreibung ich zwei erwachsene männliche Exemplare, wovon das eine im Weingeiste, benutzen konnte. Die Ohren sind lang, ziemlich schmal, zugespitzt, von der Mitte des Aussenrandes an abwärts erweitert und der breite Um- 182 schlag bis zum Mundwinkel vorgeführt. Die sehr kurze Klappe ist am äussern Rande gebogen, am innern ziemlich gerade und in der Mitte mit einer ausgehöhlten Anschwellung. Die Oberlippe bil- det eine breite, schief abgestutzte Fläche, die sich gegen die Mund- winkel verschmälert und in der Mitte die Nasenlöcher trägt. Der Umschlag der Unterlippe ist breit und mit kleinen runden Drüsen- warzen besetzt; er ist durch eine Querspalte von dem darunter lie- genden horizontalen Blatt getrennt, das auf der Unterseite 3 Längs- wulste hat. Die Nasenkuppe ist nackt, und eine Linie hinter der Nasenspitze findet sich ein flachgewölbter, nackter, vorn gerad ab- geschnittener Höcker. Die Flügel und die Schenkelflughaut stossen auf der Vorderseite des Schienbeins, etliche Linien über der Ferse, zusammen, so dass sich die langen Sporen erst darüber ablösen. Die Schenkelflughaut ist gewöhnlich am Ende umgeschlagen, so dass dann der Schwanz 44 Linien lang frei aus der Oberseite derselben hervorragt; die Schenkelflughaut kann übrigens bis auf 12 Linien und darüber ausgebreitet werden, wo dann vom Schwanz nur zwei Linien frei bleiben. Die Färbung der Ober- wie der Unterseite ist einfarbig rost- röthlich zimmetfarben, was auf der Oberseite des Körpers, so wie am Vorderhalse und der Brust am lebhaftesten ist, am Bauche aber lichter wird und hier in's Bräunliche fällt. Auf der Oberseite sind die einzelnen Haare ihrer ganzen Länge nach ziemlich einfarbig; am Bauche sind sie aber im grössern untern Theile weit dunkler als an den lichten Spitzen. Die Flugbäute sind bräunlich, die Nägel der Hinterfüsse schmutzig hornfarben. Das zweite Exemplar ist von einer trüberen Färbung. Körper (nach der Krüm- Ohrlänge ohngefähr . . 0” 8% mm). ersun bansiog ln Sparen kuia wndii ai Höhextowi oh Suiten AhlBechwanz susanne Vörderarin m. sn. W242“) Spannweite: 21.04. .13% 0 Schienbein . ..2,:0 104 Beide Exemplare wurden von Natterer in Caicara in seinem Zimmer gefangen. Im Magen fand er Ueberreste von Insekten. 2. Chylonyeteris gymnonotus Narr. Der nacktrückige Lappenmund. Ch. fusca, dorso nudo,. Chilonyeteris gyınnonotus. A. Waen. im Archiv f. Naturgesch. 1843. S. 367. Eine der ausgezeichnetsten Arten unter den südamerikanischen Handflüglern, indem sie unter diesen die einzige ist, welcher die Be- haarung des Rückens ganz abgeht. Der Kopf ist dick und stumpf. Am Ende des Nasenrückens liegt eine Warze. Die Oberlippe ist stark aufgeworfen und ihr äusserer Rand jederseits zweimal ausgekerbt. Der Umschlag der Uuterlippe ist unter den Zähnen mit einer grössern dreiseitigen Warze besetzt, unterhalb welcher die gauze Mitte mit einer Menge kleiner rundlicher Warzen dicht übersäet ist. Das Querblatt unter dem Kiun zeigt auf seiner Unterseite drei Längsfalten und ausserhalb dersel- ben jederseits eine Warze. Die Ohren sind ziemlich lang, spitzen sich nach oben lang zu, sind ziemlich fach und am Aussenrande oberhalb der Mitte tief ausgeschnitten, während die untere Hälfte bogenförmig bis zum Mundwinkel vorläuft. Der innere Rand springt unterhalb der Mitte ebenfalls etwas hervor und schickt, parallel mit dem Rande, eine schwache Längsfalte abwärts. Die Klappe erreicht nicht ganz die Ohrmitte, ist am Aussenrande etwas convex, dabei aber in dessen Mitte schwach ausgerandet, am Ende abgerundet 184 und unterhalb seiner Spitze auf der Innenseite mit einem abgerunde- ten, quergestellten Fortsatze versehen, wodurch der obere Theil der Klappe Aehnlichkeit mit dem obern Ende des menschlichen Ellen- bogenbeines bekommt. Der Schwanz ist ziemlich dick und weit von der Schenkelflughaut abgelöst, die sich am Ende umschlägt, und so, wenn sie nicht ausgespannt ist, ihn gegen 4 Linien frei lässt. Die Sporen sind mittellang und gehen nicht gerade von der Ferse ab, sondern sind an das untere Drittel des Unterschenkels geheftet, und lösen sich dann erst von diesem los, gegenüber der Ansatzstelle der Flügel, die demnach weit von der Fusswurzel entfernt ist; also gerade so wie bei der vorigen Art. Der Pelz hört merkwürdiger Weise bei dieser Art bereits auf den Schultern und dem Widerriste auf, so dass der ganze Vorder- und Hinterrücken völlig nackt und von ähnlicher Beschaffenheit ist wie die Flügelmembranen, in welche die Rückenhaut allmählig über- geht. Der Unterleib und der Kopf ist behaart; die Oberlippe von einem Barte längerer starrer, vorwärts gerichteter Haare besetzt, der auf der Mitte der Schnautze hinter der Warze des Nasenrückens zurücktritt. Die Ohren sind nackt, nur hie und da mit feinen Här- chen beflogen. Die Flügel sind ebenfalls nackt; an den Zehen der Hinterfüsse nur wenige, kaum sichtliche Borsten. Die Farbe der Haare des Oberleibs ist, nach Natterer's schriftlichen Notizen, dun- kelbraun, was am Unterleib in's Graulichbraune übergeht, indem hier die Haare eine weissliche Spitze haben. Der nackte Rücken, sammt Flughaut, Ohren und Lippen sind matt schwarzbraun; die Glied- massen schimmern fleischfarbig durch, Körper . "4 RN NER ga SeGrhrere02 2DM 10 San Bone „SR IR pre MED" BIS UWE Kopf. "1, Er gimgtihsehwänz ut) Sb Su Hg Ohrlänge . . 0 7 |Freier Theil desselben. 0 3# 185 Schenkelflughaut*) „ . 1“ 2 Schienbein . . . 2.04 8" Vorderammt. > ta. inet Bl HFlugweite: ‚ano, son pl ng Das erwähnte Exemplar ist ein Männchen und wurde von Nat- terer bei Cuyaba in der Provinz Mato grosso in einem Hause entdeckt. 3. Chilonyeteris personata Wacx. Der maskirte Lap- penmund. Ch. fusca, subtus dilutior, dorso piloso. Chilonyeteris personata. A. Wacy. im Archiv für Naturgesch. 18413:28. 387- Die Beschaffenheit der Ohren, der Klappe, der Nase, des Lip- penhesatzes und der Selneidezähne ist ganz dieselbe wie bei Ch. gymnonotus. Die Sporen sind ebenfalls, aber nur sehr wenig, an den untern Theil des Schienbeins geheftet, und auch die Flügel setzen sich etwas tiefer an. Der Hauptunterschied liegt in der Be- haarung, indem der Rücken bei dieser Art eben so behaart ist als der übrige Körper. Die Farbe des Pelzes kann nicht mit Sicher- heit angegeben werden, da das einzige Exemplar im Branntwein aufbewahrt ist. Sie scheint oben schwarz oder dunkelbraun zu seyn, unten lichthraun, indem hier die Haarspitzen weit heller sind. Mit Ch. rubiginosa kann der verschiedenen Färbung und der gerin- geren Grösse wegen keine Verwechslung vor sich gehen. Mönpere IUERSNBBN BUREEEI RU SON ROTER Höhe 3° ran, a 27, > Parse Freier Theil desselben‘; 073 Roper an Bo „ugs (NSehenkelllaghaut. >72 1294 Okrlanse HI Eng Garden Re Tg Oprbremer MMASE AUS oO 4 |Sechiendein ....0 % Sporen . . 2.2.0 10 |Flugweite ohngefähr . 10 6 *) Dieses Maass ist genommen bei vollständiger Ausspannung der Schen- kelflughaut. Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. 1. Abtb. 24 186 Das beschriebene Exemplar, ein Männchen, rührt von St. Vin- cente in der Provinz Mato grosso her. Steht mit Ch. Mac-Leayii in naher Verwandtschaft; wenn jedoch, wie es allen Anschein hat, Gundlach's Lobostoma quadridens mit der Gray’schen Art identisch ist, so ist von ihnen die unserige schon deshalb spezifisch verschie- den, weil zwar die untere Hälfte des Vorderrandes des Ohrs eben- falls erweitert ist (was mit zu den generischen Kennzeichen zu gehören scheint), aber die Erweiterung bildet nicht 4 Zähnchen, sondern ist wie bei voriger Art ganzrandig. IH. EMBALLONURA. Spitzschwirrer. Zu dieser Gattung habe ich zwei Arten beizufügen ; doch habe ich zuvor noch Einiges über den Schädel- und Zahnbau zu bemer- ken, da ich nunmehr von den beiden neuen Arten den Schädel und von Emballonura canina und sawatilis das ganze Knochengerüste zur Vergleichung vor mir habe. Es erweisen sich hiedurch die schon früher von Temminck und mir angegebenen generischen Merk- male, die bisher nur von der einen oder andern Art entnommen wa- ren, als von allgemeiner Gültigkeit. Bei diesen von mir genannten 4 Arten ist nämlich der Schädel in seinem Hirntheile rundlich gewölbt, zieht sich aber gegen die Au- genhöhlengegend höchst beträchtlich zusammen. Noch auffallender sind die langen, auswärts und etwas rückwärts gerichteten Orbital- stacheln des Stirnbeins, welche bei Dysopes ganz fehlen und die Gattung Emballonura sehr auszeichnen. Längs des Hirnschädels verläuft eine schwache Leiste. Die Zwischenkiefer sind bei allen Arten zangenförmig, ohne dass jedoch die Spitzen zusammenstossen, indem die Lücke nur durch Knorpel ausgefüllt wird. 187 Das Gebiss besteht bei allen 4 Arten aus $ Schneidezähnen, 4-4 Eckzähnen und 3:3 Backenzähnen. 'Temminck giebt auch im Oberkiefer 6 Schneidezähne an, wovon die mittlern ausfallen; ich habe an den 4 Schädeln nur 2 obere Schneidezähne gefunden, die durch eine Lücke getrennt und sehr fein und schmächtig sind. Un- tere Schneidezäbne sind bei allen 6 vorhanden, die sehr klein sind und von denen jeder durch zwei Einschnitte dreizackig erscheint. An jedem obern Eckzahne zeigt sich zu seinen beiden Seiten am Umschlag ein kleiner Zacken; ähnlich ist die Bildung au den un- tern Eckzähnen, nur sind diese Zäckchen weit weniger merklich. Backenzähne sind unveränderlich bei diesen 4 Arten 5 auf jeder Kieferseite vorhanden, wovon der erste sehr klein und einspitzig ist, die übrigen von der gewöhnlichen Bildung sind. 1. Emballonura brevirostris Wacs. Der kurzschnautzige Spitzschwirrer. E. tota rufo- castanea; *auriculis abbreviatis latiusculis; rostro brevi tumido acuminato; alis metatarso affixis. Emballonura brevirostris. A. Wascn. im Arch. für Naturge- schichte 1843. 8. 367. Dieser Spitzschwirrer steht hinsichtlich der Form seines Kopfes und der Ohren zwischen E. canina und E. macrotis in der Mitte. Die Schnautze ist nämlich nicht so lang und spitz vorgezogen wie bei ersterem, dafür aber auch nicht so platt gedrückt wie bei letz- terem. Die Ohren sind viel schmäler als bei E. macrotis, aber breiter als bei E. canina und zugleich weit kürzer als bei dieser Art. Der Kopf ist kurz und dick, was insbesondere von der Schnautze . gilt, die kurz und stumpf zugespitzt und dabei ziemlich angeschwol- 24* 188 len ist. Die Oberlippe ragt weniger als bei E. macrotis über die untere hervor; der Nasenrücken ist viel schmäler als bei dieser, der Lippenbesatz aber ähnlich. Die Ohren sind im äussern Umrisse denen von E. macrotis ähnlich, aber weder so lang, noch viel we- niger so weit, so dass sie auf dem Scheitel weit von einander ab- stehen; auch sind sie schwächer quergereift; die Klappe ist etwas ‚kürzer und stumpfer. Die Sporen sind nicht besonders lang; die Schenkelflughaut ist gross und auf der Innenseite mit Härchen be- flogen. Die Flügel sind nackt und heften sich tiefer als die Sporen am Mittelfusse dicht an der Daumenwurzel an, was einen erheblichen Unterschied von E. maerotis abgiebt. Der ganze Pelz hat auf der Ober- wie auf der Unterseite eine schön roströthliche Kastanien- farbe, die auf dem Bauche etwas trüber ist, und wobei die meisten Haare ziemlich einfarbig sind, nur am Vorderrücken gegen ihren Grund weisslich werden. Die Flughäute sind russig braun. < Ss 1: Schwanz "1... 213., 328,204 36% 84 | Schenkelflughaut. „. . 1 0 SE NSDorbamn m. OR GN, 5 31 | Vorderarm'. 7,3. 00500. 5: 45234 34.1 Elugweite, . .u8..,2...102..8 Büspene no. leere Köpfı eurem ı Ohrlänge : . .. WE». Ohrbreite ohngefähr . Abstand der Ohren. . een Wo) Zur Beschreibung konnte ich nur ein Exemplar benützen, das ich aber nachher ausstopfen liess, um die Färbung genau angeben zu können. Es fand sich, gleich der nächstfolgenden Art, unter den von Natterer mir hieher zur Ansicht geschickten Fledermäusen, ohne mit einem Namen von ihm bezeichnet zu seyn. Mit E. calcarata scheint unsere E. brevirostris viele Aehknliehkeit zu haben, indess hat sie doch einen andern Farbenton und die Sporen sind nur halb so lang. 189 2. Emballonura macrotis Wacn. Der grossohrige Spitzschwirrer, E. fusca, subtus pallidior ; auriculis amplissimis approximatis, trans- versim carinalis; rostro depresso, basi valde dilatato, apice u Emballonura macrotis. A. Wacn. im Archiv für Naturgesch. 1843. S. 367. acuminato; alis tarsum vix attingentibus, Durch die beträchtliche Entwicklung der Ohren ist diese Art von allen andern aus der Gattung Einballonura auffallend verschieden. Der Kopf weicht von dem der E. canina und noch mehr von dem der E. saratilis auffallend durch breitere und flachere Form ab, was in Verbindung mit den nah aneinander gerückten Ohren ihm grösste Aehnlichkeit mit dem eines Grämlers giebt, von dem ihn jedoch die Form des knöchernen Schädels, so wie des Gebisses völlig abscheidet. Die Schnautze spitzt sich ziemlich scharf, aber kurz, zu; sie ist sehr platt gedrückt und nimmt gegen die Ohren schnell an Breite zu. Die obere Lippe ragt merklich über die un- tere hervor; die Nase läuft in eine vorgeschobene Spitze aus, und die Nasenlöcher liegen dicht nebeneinander, durch eine Furche ge- schieden. Die Unterhppe endet vorn, wie bei den andern Arten, in zwei kleine glatte, durch eine Furche getrennte, Hautballen. Die Ohren sind lang und namentlich sehr weit, wodurch sie sich so ge- nähert werden, dass die Wurzeln ihrer innern Ränder nicht viel über eine Linie voneinander entfernt sind. Der innere Rand ist schwach, der äussere Rand stark bogenförmig, am Grunde durch eine bogige Ausrandung zwei Läppchen bildend, deren vorderstes nicht ganz den Muudwinkel erreicht; die Ohrspitze ist stumpf ab- gerundet. Auf der Innenseite zieht ein scharfer Längskiel herah, zwischen welchem und dem Aussenrande die innere Ohrfläche von Quer- 190 reifen durchzogen wird. Die Klappe ist kurz, linear, an der Spitze abgerundet. Die Schenkelflughaut ist gross, die Sporen nicht beson- ders lang, und die Flügel heften sich etwas oberhalb der Sporen, gegen das Ende des Schienbeins an, ohne die Fusswurzel zu er- reichen. Die Behaarung ist gewöhnlich; die Ohren sind nackt, die Schnautze mit spärlichen Haaren, die Lippen fein gewimpert; die Schenkelflughaut, zumal auf der innern Seite, dicht und regelmässig mit Härchen beflogen; die Flügel nackt. Die Farbe vermag’ ich zur Zeit nicht mit Sicherheit anzugeben, da mir gegenwärtig nur ein in Branntwein aufbewahrtes Exemplar zur Hand ist. Sie scheint auf der Oberseite sehr dunkelbraun, auf der untern weit lichter zu seyn. Körpenit) innrey vohttint 4 BSehwaneı urban are Kopf . . 0 8 | Schenkelflughaut . . 1 Ohrlänge . . 9 @. Sporen .nas neT . Olgbreite).- .lsdmsix 10 43. |-Vordetarinitk ulsiscnuc Abstand der Ohren 0 14 | Flugweite 1. 2... 10 SR Das beschriebene Exemplar ist ein erwachsenes Weibchen aus der Provinz Mato grosso. IV. DYSOPES. Gränler. Eine ansehnliche Bereicherung ist der Gattung Dysopes zu Theil geworden, da ihr durch Natterer's Reise nicht weniger als 10 neue Arten zugefügt werden konnten; auch habe ich noch Beiträge zur Charakteristik zweier anderer, schon länger bekannter, aber in den Sammlungen höchst seltener Arten, angereiht. Man kann die Gräm- ler naclı der Beschaffenheit der Oberlippe in 2 Abtheilungen bringen. 191 a) Labro haud rugoso, 1. Dysopes perotis Nsuw. Der taschenohrige Grämler. D. supra cervino-fuscus, subtus dilute rubello- brunescens ; auri- culis amplissimis, taenia distincta conjunctis; (labüs haud ru- gosis). Dysopes perotis. Pr. v. Nruw. Beitr. IE S. 227. mit Abbild. — Wascn. in Schreb. Suppl. I. S. 473. Dysopes rufus. Tem. monogr. I. p. 230, 261. tab. 23. fig. 17—19 (Schädel). Molossus rufus. Georrr. aln. du mus, VI. p. 155. — Desm. mamm. p. 4112; Unter allen amerikanischen Arten von Grämlern übertrifft diese die übrigen nicht blos überhaupt an Grösse, sondern insbesondere noch durch den ausserordentlichen Umfang der Ohren. Der Prinz v. Neuwied hat von ihr bereits eine so ausführliche und genaue Be- schreibung geliefert, dass ich nur einige wenige Zusätze beifüge, nach den beiden Exemplaren (einem ausgestopften und einem in Branntwein conservirten), die Nuftterer mitbrachte. Ausser der enormen Grösse sind die Ohren von der bei den amerikanischen Grämlern gewöhnlichen Bildung; am innern Grunde sind sie in ein Band zusammengewachsen. Die Lippen sind unge- runzelt und behaart. Am Vorderhalse sitzt eine ovale Drüse. Aus- ser dem Haarsaume, der die Leibesseiten einfasst, sind die Flügel nackt; nur läugs des Vorderarmes mit etwas Flaum beflogen. Die Farbe der Oberseite ist ein nicht sonderlich dunkles und mit Grau überlaufenes Kastanienbraun; die Unterseite ist lichtbraun, mit Röth- lichgrau schwach beflogen. Die Haare von beiden Seiten sind ge- 192 gen ihre Wurzel schmutzig weisslich. Nach Natterer’s schriftlichen Notizen sind Ohren, Nase, Oberlippe und Klughaut dunkel braun- grau, die Ohren nach der Oeffnung hin heller, der Mundwinkel und die ganze Unterkinnlade röthlichgrau. Die Ausmessung habe ich am Branntwein - Exemplare vorge-. nommen. Körper 4" 7 | Querdurchmesser durch Höhe. . ae: AO beide ausgehr. Ohren 2” 0 ROBERT I MER TUON R DIETNSICHNEE En NEE NS TED Ohrlänge 1 4 |Freier Theil desselben. 1 0 0.190 |Vorderarms. a sung 7 1" 4: | Plngweite:-.” .. ag. 4a 0 Ohrbreite . . z Längsfalte des Ohrs. Fundort: Barra do Rio negro im nördlichen Brasilien am Ama- zonenstrome. 2. Dysopes ursinus Spix. Der stumpfohrige Grämler. D. nigro-fuscus; auriculis minus elevatis, dilatatis; rostro abbre- viato; alis intus secundum antibrachii Tlongitudinem dense pi- losıs. Molossus ursinus. Spıx. vespert. bras. p. 59. tab. 35. fig. 4. — A. Waen. Suppl. zu Schreb. I. S. 472. Dysopes Alecto. 'Trmm. monogr. I. p. 231. tab. 20. (Thier); 23 fig. 23—26. (Schädel); II. p. 355. In meiner Fortsetzung der Schreber'schen Naturgeschichte der Säugthiere habe ich D. ursinus und Alecto miteinander vereinigt, indem Temminck’s Beschreibung des letzteren keinen erheblichen Unterschied vom ersteren, den ich allein aus Autopsie kannte, aus- 193 findig machen liess. Ich bin auch jetzt noch derselben Meinung, wiewohl ich nicht im Stande bin, diese Vereinigung mit aller Evi- denz zu rechtfertigen, da Spixz uns von seiner Art nur ein einziges, im Branntwein aufbewahrtes und sehr schlecht conservirtes Exem- plar hinterlassen hat, von dem ich nachstehende Beschreibung mit- theile, da ich genöthigt bin, mehrere der nachfolgenden Arten mit diesem D. ursinus in Vergleichung zu nehmen. Gedachtes Exemplar ist ein altes Männchen, das nur noch zwei Schneidezähne im Unterkiefer aufzuweisen hat und dessen Eckzähne beträchtlich entwickelt sind. Die Ohren sind stumpf zugespitzt, brei- ter als hoch, an der Basis des Innenrandes miteinander zusammen- stossend, ohne jedoch durch ein Band vereinigt zu seyn, Längsfalte und Ohrläppchen sind ansehnlich ausgebildet, während die Klappe ein winziges, etwas abgestumpftes Läppchen ist. Die Schnautze ist kurz und stumpf; die Lippen ungerunzelt und mit Haaren besetzt. Am Halse findet sich eine grosse sackförmige Grube. Die Flügel reichen nahe bis zur Fusswurzel hin und sind am Vorderarm und der Mittelhand, im Vergleich mit andern Arten, verkürzt. Der Schwanz ragt zur kleinern Hälfte aus der Schenkelflughaut frei hervor. Die Behaarung hat sich nur noch theilweise erhalten, zeigt aber deutlich, dass auf der Unterseite der Flügel die Seiten mit einem breiten Haarsaume eingefasst sind, und dass sich längs des Vorderarms und noch zwischen den Anfangstheilen der Mittelhand ein sehr reichlicher, wolliger, dunkelbrauner Anflug einstellt. Die Farbe des Pelzes lässt sich natürlich an einem Exemplare, das seit mehr als 20 Jahren in Branntwein liegt, nicht genau angehen, doch ist so viel ersichtlich, dass sie von einem schwarzbraunen oder schwarzen Tone gewesen ist, was auch für die Flughäute gilt. Zur Vergleichung mit den verwandten Arten habe ich die Maasse genau abgenommen: Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak d. Wiss, V. Bd. I. Abth. 95 194 BRONDEr 0 0 2 ne RR DT SCHNURDE +2 ma Easy Hölle, .. ...9.®,.. 2 4A |Kreier Theil desselben 0 9 Runter LAS VOIRBERAETN © nr rn en FEN Ohrlänge . » -» . » 0 6 | 3ter Mittelhandknochen 1 104 @lrkmnte .......0.. 0, 002 Niasweite.® 2 0.1 0 Spixc hat diese Art in der Provinz Para entdeckt. 3. Dysopes longimanus Wacs. Der langarmige Gränler. D. saturate fuscus, auriculis elevatis basi connatis; rostro abbre- viato tumido; labro glabro; antibrachio elongato; alis longis nudis. Dysopes longimanus. A. Wasn. im Arch. für Naturgesch. 1843. S. 367. Es kommt zwar diese Art, die mir aus vielen Exemplaren be- kannt ist, mit D, ursinus in Grösse, körperlicher Beschaffenheit und Färbung so nahe überein, dass beide leicht verwechselt werden kön- nen; indess ergeben sich doch einige Differenzen, die eine spezifische Trennung erheischen *). Bei gleicher Grösse und Form des Kopfes und der Schnautze sind bei D. longimanus die Ohren beträchtlich grösser und an ihrem Grunde deutlicher verwachsen, als bei D. ursinus. Bei jenem sind ferner die Flügel weit länger, indem die Knochen des Vorderarns und der Mittelhand viel gestreckter sind. Endlich fehlt bei D. lon- *) Ich hatte anfänglich in diesem D. longimanus den D. Alecto Temm. zu erkennen vermeint; allein bei genauerer Vergleichung fand ich, dass Temminck demselben den nämlichen Haarbesatz längs der Arme und zwischen den Wurzeln der Finger zuschreibt, wie er sich bei unse- rem D. ursinus findet, dagegen dem D. longimanus abgeht. Auch kommt diesem weder auf der Ober- noch Unterseite eine schwarze Färbung zu, die Temminck für seine Art angiebt. 195 ‚gimanus die reichliche wollige Behaarung längs des Vorderarms und zwischen der Wurzel der Mittelhandknochen, welche bei D. ursinus vorkommt; der Haarsaum der Leibesseiten ist aber vorhanden. Die Männchen haben wie bei dieser Art eine sackförmige Grube am Vorderhalse, aus der eine stark riechende fettige Substanz aus- schwitzt; den Weibchen fehlt diese Grube. Der Schwanz ragt ohn- gefähr zur Hälfte frei hervor; die Schenkelflughaut schiebt sich auf demselben auf und nieder und ist im Leben nach oben aufgebogen. Die Behaarung ist reichlich, sanft, frei und einförmig kastanien- braun, was auf dem Rücken in's tief Schwarzbraune fällt und einen schönen Sammetglanz hat, während unten die schwarze Beimischung sich verliert und der Ton matt wird. Mitunter fällt jedoch nicht blos oben, sondern auch unten der Pelz in’s Schwarzbraune. Der Haarsaum, welcher auf der Unterseite der Flügel die Leibesseiten einfasst, ist etwas lichter als der Bauch, namentlich gegen den Grund der Haare hin, der heller gefärbt ist. Die Flügel sind grau- braun; ebenso fast alle andern nackten Theile. Die von einem Weingeist- Exemplare (einem alten Männchen) abgenommenen Maasse zeigen zugleich in Beziehung auf D. ursinus die Differenzen in der Beschaffenheit der Ohren und Flügel. Kepen cum Aal late ah H“ülSehwanzsuainie wird OU Höhe . „0.2.0.0 0% 5. | Freier Theil desselben .;, 0 -9 Kopt au. net sun sl EA Vorderanmn rt aa Ohrlänge . . ......0 7 |3ter Mittelhandknochen. 2 24 Obrbreite nadlaasab .Jil1045594 ! Elngweite, .. -.......14.:9 Die Fundorte von Natterer’s Exemplaren sind Villa Maria, Cai- gara in der Provinz Mato grosso und Barra do Rio negro an der Einmündung des Rio negro in den Amazonenstrom. 196 4. Dysopes leucopleura Narr. Der weissäumige Gränmler. D. saturate fuscus; auriculis elevatis basi connatis; rostro abbre- viato Tumido; labro glabro; antibrachio elongato; alis longis nudis; ventre lateraliter taenia pilorum albidorum limbato. Dysopes leucopleura. A. Wacn. im Arch. f. Naturgesch. 1843. S. 367. Den D. leucopleura, von welchem mir nar ein einziges Exem- plar, ein ausgestopftes altes Weibchen, vorliegt, kann ich für nichts anderes als für eine, vielleicht nur individuelle, Abänderung des D. longimanus ansehen, von dem er sich lediglich dadurch unterschei- det, dass der Haarsaum, welcher auf der Unterseite der Flügel den Bauch zu seinen beiden Seiten einfasst und bei D. longimanus braun erscheint, hier bei D. leucopleura von einer weissen Farbe ist. Alle andern Verhältnisse des Habitus wie der Färbung sind fast ganz wie bei jener Art, denn selbst die geringere Länge des Schwanzes bei dem weissäumigen Grämler scheint mir — nach der - Runzelung des frei vorstehenden Theiles, so wie der Schenkelflug- haut zu urtheilen — blos Folge der Eintrocknung zu seyn. Die Farbe des Pelzes ist oben dunkler, unten lichter und matter kasta- nienbraun. Der Haarsaum, welcher auf der Unterseite der Flügel die Leibesseiten einfasst, ist weiss, doch finden sich an etlichen Haaren rostbräunliche Spitzen. Die untern Schneidezähne sind be- reits ausgetrieben. Körper „ WIAyonddysajonze 4m. | Sehwähz... ir... .. Weg Höhe. ...-...2°...02 5 | Freier Theil.desselben 0 3 Ohrlänge RUN NZ Miorderaume Mar 002 1 Ohrbreite . . . » » 0 9 |3ter Mittelhandknochen 2 1 Kopf. 0 22 | Plapiwerte: ua lan wg Fundort: Caigara, also zusammen mit D. longimanus. 197 5. Dysopes glaucinus Narr. Der lichtbäuchige Grämler. D. supra castaneo-fuscus, subtus sordide rubello-canus; auriculis elevatis, basi connatis; labro glabro; alis longis, secundum an- tibrachüi longitudinem paululum pilosis. Dysopes glaucinus. A. Waen. im Archiv für Naturgeschichte. 1843. 8. 368. Diese Art, welche ich nach einem ausgestopften männlichen Exemplare beschreibe, reiht sich nach der Form der Ohren und Flügel dem D. longimanus an, von dem sie sich jedoch durch Färbung der Unterseite des Körpers, wie durch Behaarung der Flügel unter- scheidet. An Grösse kommt sie mit D. longimanus überein. Die Ohren verhalten sich an Grösse und Form wie bei dieser Art, sind eben- falls am Grunde miteinander verwachsen, doch scheint die Behaarung des innern Raumes dichter zu seyn. Der Umstand, dass die Schnautze vorspringender ist, scheint nur Folge einer zu starken Vorwärts- ziehung der Haut beim Ausstopfen zu seyn. Die Lippen sind un- gerunzelt und gleich dem Nasenrücken behaart; die Kopfseiten fast nackt. Die Eckzähne sind ziemlich stark; untere Schneidezähne sind zwei vorhanden. Die Flügel sind lang und schmäl, auf der Ober- und Unterseite längs des Vorderarms und im Winkel der bei- den nächsten Mittelhandknochen mit Haaren spärlich beflogen; der Leib ist zu beiden Seiten von einem Haarsaum umgeben, der auf der Unterseite der Flügel sehr ansehnlich ist. Die Farbe der Oberseite ist etwas raucherig kastanienbraun, mit schwachem schiefergraulichem Schimmer. Die Unterseite ist weit heller und der lichthräunliche Ton mit einem hell röthlichgrauen An- flug überlaufen, wodurch diese Art sich auffallend von den verwand- ten unterscheidet. Die Haare der Oberseite sind in ihrer kleinern 198 untern Hälfte weisslich, was derselbe Fall auf der Unterseite ist, daher hier auch der auf den Flügeln aufruhende Saum des Unter- leibes in seiner innern Hälfte (längs des Bauches) weisslich, in sei- ner äussern röthlich graubräunlich ist. Die Flughäute sind nicht be- sonders dunkelbraun. Rurper war. un en, VE ET SCHWANZ SPS UNE, UEBERINE. 1175 Höhe... .. » 27 01.%..2% 6" Freier Theil !dessewen Ann 0RTF Kopkr. =, nannten LOL Vorderarm or. u... 14 Ohrlänge - » ... ...0 74 | 3ter Mittelhandknochen. 2 414 SHOTEN. m. ara ne: een Or: 9 Blneweite . 0 00 „dd 8 Fundort: Cuyaba in der Provinz Mato grosso, wo Natterer zwei Eixemplare (Männchen und Weibchen) erhielt **). 6. Dysopes holosericeus Narr. Der sammetglänzende Gränmler. D. splendide et saturate castaneo-fuscus, pilis adpressis; auriculis minus elevatis dilatatis ; antibrachio abbreviato; alis intus se- cundum antibrachit longitudinem dense pilosis. Dysopes holosericeus. A. Waex. im Archiv für Naturgesch. 1843. 8. 368. *) Aus Naiterer’s schriftlichen Notizen füge ich noch Folgendes bei. Im Leben konnte das Thier vermittelst der Sporen die Schenkelflughaut nach Belieben auf- und abschieben, so dass beim ausgedehntesten Zu- stande derselben der Schwanz nur 4 Linien darüber vorragte, wäh- rend er bei starker Einziehung der alsdann gefalteten Schenkeltlug- haut um 12 Linien vorstand. Am Halse des Männchens fand sich nahe an der Brust ein kahler Fleck mit einer kleinen Drüse, die eine Oeffnung zu haben schien, Das am 6. April ri Weib- chen war mit einem Embryo trächtig. 199 ? Dysopes abrasus. 'Temm. monogr. I. p.232. tab. 21; I. p. 356. Unbedenklich würde ich Natterer's D. holosericeus für identisch mit D. abrasus halten, wenn nicht in Temminck’s Beschreibung des letzteren, aus der er mir allein bekannt ist, einige Angaben sich fänden, die auf unser Exemplar, ein ausgestopftes altes Männchen, nicht passen. Die Grösse ist die des D. ursinus, mit welchem der D. holo- sericeus überdiess in den meisten körperlichen Verhältnissen über- einstimmt, was sich namentlich in der Beschaffenheit der Ohren, Flü- gel und des Schwanzes kund giebt. Die Ohren sind nicht beson- ders gross und dabei etwas breiter als hoch. An der Basis des innern Randes stossen sie nicht ganz zusammen, was indess Folge der Eintroeknung seyn kann, sondern lassen einen Zwischenranm von einer halben Linie zwischen sich; es geht jedoch vom Grunde jedes innern Ohrrandes, wie bei D. ursinus, ein kleiner Schenkel ab, welcher sich bald mit dem andern vereinigt und dann längs des Nasenrückens als gemeinschaftliche Leiste weiter vorwärts sich zieht. Das Gesicht ist nur auf der Oberseite behaart; die Schnautze, insofern man hierüber nach trocknen Exemplaren urtheilen darf, schmächtiger als bei D. ursinus zulaufend; die Lippen glatt, mit Haaren besetzt. In Unterkiefer sind zwei kleine gekerbte Schneide- zähne vorhanden. An der Stelle des Vorderhalses, wo bei andern Arten die Grube sich öffnet, findet sich bei dieser Art ein länglicher Wulst, vielleicht der vertrocknete Rand einer solchen Oeffuung oder eine Drüse, Die Flügel verhalten sich hinsichtlich ihrer Verkürzung und Behaarung ganz wie bei D. ursinus; ihr Ansatz ist etwas un- terhalb des Unterschenkels,. Der Schwanz ragt zur kleinern Hälfte frei hervor. Die Behaarung zeichnet sich schon gleich dadurch aus, dass t, was auf der Oberseite weit mehr als auf der un- sie glatt anlı 200 teren der Fall ist; an den Seitentheilen des Rückens sind die Haare fest an die Haut angedrückt. Sehr reichlich ist auf der Unterseite der Flügel der Saum der Bauchseiten mit Haaren besetzt, die jedoch lockerer als oben sind; dieser Saum läuft in einer schiefen Linie von den Schenkeln gegen den Ellbogen. Die Oberseite des Kör- pers ist tief dunkel-kastanienbraun mit lebhaftem Sammetglanze; die Unterseite ist nur wenig lichter, aber weit matter. Die Haare sind einfarbig, indem sie nur auf der Oberseite dicht an der Wurzel in’s Lichte fallen. Die Schenkelflughaut ist schwarz, was im weitern Verlauf auf den Flügeln allmählig in's Braune übergeht. Die Ohren sind schwarz. Körpers. aus aomaad% 61%) Schwanz. raue geht mid Höhesıt.iven tnals nnanu? Bin Freier, Theil, desselben. 07 +9 Kopfi? wor.duatst- som u, :ık) Monderarnini.® sadlsd ik, AA Ohrlänge. . » » » » 0 6 |3ter Mittelhandknochen 1 104 Ohrbreite nah ner Yan Or ni llagweite lad sie ee Bei einer Vergleichung vorstehender Maasse mit denen von D. ursinus wird man die grosse Uebereinstimmung in den Dimensions- Verhältnissen beider Grämler erkennen, die mich zu ihrer Vereini- gung bestimmt haben würde, wenn ich nicht, auf die Angabe von Spixe hin, eine Verschiedenheit in der Behaarung beider annehmen müsste. Was die Beziehung zu P. abrasus anbetrifft, der mir frei- lich nur aus Temminck’s Beschreibung bekannt ist, so wird derselbe als kleiner angegeben, die Flügelbehaarung als auf der Unterseite fehlend, während sie bei D. holosericeus gerade hier (längs des Vorderarms und im obern Theil des Zwischenraums zwischen dem letzten und vierten Mittelhandknochen) weit stärker ist. Endlich wird der Abstand der Ohren bei D. abrasus weit grösser (auf bei- nahe zwei Linien), und die Tasche am Halse als ganz fehlend an- 201 geführt. Diese Differenzen sind jedoch sämmtlich von einer Weise, dass sie eine Ausgleichung mit unserem D. holosericeus zuliessen, Fundort: Rio de Janeiro. 7. Dysopes albus Narr. Der weisse Grämler. D. supra subtusque albidus; patagiis nigricantibus. Dysopes albus. A. Waen. im Archiv für Naturgesch. 1843. S. 368. Durch ihre Färbung ist diese Art von allen andern aus: der Gattung der Grämler in der auffallendsten Weise unterschieden, während ihre plastischen Verhältnisse am nächsten denen desD. ur- sinus kommen. Von. einem ausgestopften männlichen Exemplare der Wiener Sammlung ist nachstehende Beschreibung entnommen. Der Kopf ist dick; die Lippen ungerunzelt, behaart, die Kopf- seiten fast nackt, der Nasenrücken mit langen Haaren bedeckt. Die Ohren sind ziemlich vorspringend, etwas breiter als lang; am Grunde des innern Randes miteinander zusammenstossend. Von den untern Schneidezähnen sind nur zwei Stümpfchen vorhanden; die Eckzähne stark. Der Schwanz ragt etwas zur kleinern Hälfte aus der Schen- kelflughaut hervor. Die Flügel sind.durch Verkürzung des Vorder- arms und der Mittelhandknochen, wie bei D. ursinus, verkürzt, Die Behaarung ist reichlich, weich und ziemlich anliegend. Auf der Ober- wie der Unterseite der Flügel ist der Leib von einem breiten Haarsaume umgeben, der längs des Vorderarmes sich bis in den Zwischenraum zwischen der Wurzel des 5ten und ten Mittel- handknochens fortzieht, und auf der untern Seite weit breiter ist als auf der obern. Nur die Behaarung in dem Winkel, den beide ge- nannte Mittelhandknochen miteinander bilden, ist auf der Oberseite Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. I. Abthl. 26 202 der Flügel weiter ausgebreitet als auf der untern; dafür findet sich auf dieser im Zwischenraume zwischen dem 4ten ‘und öten Mittel- handknochen ein langes Haarband, das fast bis zum Anfange der Phalangen reicht und auf der Oberseite der Flügel nicht wahrge- nommen wird. Der ganze Pelz ist auf der Ober- wie auf der Un- terseite desKörpers weiss, mit schwachem schmutzig gelblichen An- fluge, wobei die Haare durchaus einfarbig sind. Nur der Haarbesatz, längs des Vorderarms und der Fingerwurzeln ist oben wie unten rostbraun; auch die wenigen Haare auf dem Schnautzenrücken sind braun *). KösDen” - .o . wu a at AR SCHMEanr 2 Ha Hohes "ar. rl 5 ‚Freier Theil desselben 0 94 TREFF BE 11. T-VOTGerBeue NR Glranper =. ne 6 ;3ter Mittelhandknochen 1 10 Ohrbreite .”. . so ıHuEwene®T "32 6 Re Natterer hat diese Art, wenn ich nicht irre, in der Provinz Mato grosso aufgefunden. 8. Dysopes olivaceo-fuscus Narr. Der olivenbraune = Grämler. D. minor, supra olivaceo-fuscus, subtus multo pallidior; auriculis minus elevatis, labro haud rugoso; alis secundum antibrachiü longitudinem pilosis. *) Aus Naiterer's Notizen füge ich noch bei, dass das ganze Gesicht und alle nackten "Theile braunschwarz sind. Die Schwanzspitze ragt sie- ben Linien über die Schenkelflughaut hinaus, doch lässt sich letztere soweit zuruckschieben, dass vom Schwanze 13 Linien frei bleiben. Am Ende des Vorderhalses sitzt eine gros$e Drüse mit einer stark riechenden Schmiere und einer Mündung nach Aussen. 203 Var? supra cinnamomeo-fuscus, subtus e cano rubello-brunes- cens (D. amplexicaudus Natt.) Unter den von Natterer gesammelten Grämlern befindet sich ein Exemplar, das sich durch seinen olivenfarbigen Ton bemerklich macht. Eitliche andere sind demselben in allen Stücken ähnlich, nur hat die Färbung einen andern Ton. Da ich ausser Stande bin über die spezifischen Berechtigungen beider abzuurtheilen, so gebe ich im Nachstehenden die Beschreibung nach ersterem Exemplar und füge Bemerkungen über die andern bei. Die Ohren sind ziemlich kurz, eben so breit oder noch etwas breiter als lang, und stossen mit einander am Grunde des innern Randes fast zusammen. Die Schnautze ist etwas stumpf; die Ober- lippe ist ungerunzelt. Die starken Eckzähne, so wie das Vorkom- men von nur zwei untern Schneidezähnen geben zu erkennen, dass das Exemplar nicht mehr jung ist. Am Vorderhalse zeigt sich ganz deutlich der Eingang zu einer sackförmigen Tasche. Der Schwanz scheint nur zur kleinern Hälfte frei zu seyn. Die Behaarung ist weich und liegt auf der Rückenseite ziem-. lich glatt an. Der Haarsaum, welcher die Leibesseiten einfasst, breitet sich auf der Unterseite der Flügel fast bis zum Ellenbogen aus und setzt sich dann als ein schwacher Flaum längs des Vor- derarms bis in den Zwischenraum der nächsten Mittelhandknochen fort. Auf der Oberseite der Flügel zeigt sich dieser Haaranflug ebenfalls. Der Pelz ist auf der Oberseite trüb kastanienbraun, auf der Unterseite weit Jichter, aber ebenfalls trüb. Die ganze Unter- seite des Pelzes hat einen trüb olivengelblichen Anflug, der auch auf der Oberseite merklich ist; die Haare sind im grössten Theil ihrer Länge gleichfarbig und nur an der Wurzel licht. Den andern Exemplaren, die ich provisorisch hieher gestellt 26% 204 habe, obwohl sie Natterer für spezifisch verschieden ansieht, fehlt der olivenfarbige Anflug; bei ihnen ist die ‘Unterseite bräunlich, mit röthlichgrau beflogen, auch dehnt sich die weissliche Färbung an der Basis der Haare weiter aus. Das olivenbraune Exemplar, ein Männchen, zeigt folgende Di- mensionsverhältnisse: Körper: „arten ed Br SEhwanze te 6 0 a1 ai Höhe’ ur. er nr 3 Vorderamm Ye RREREF TE Fe Ohrlänge . . . » » 0 54 |3ter Mittelhandknochen. 1 8 Ohrbreile,on zul Himıd-o-Oundd4,dHlugweiteiz hais-nnalkd LAF 0 Natterer hat dieses Exemplar, welches den ächten D. olivaceo- fuscus repräsentirt, bei Cuyaba in der Provinz Mato grosso gefun- den. Von den andern ist mir nur von einem Exemplare der Fund- ort bekannt, nämlich Caicara in der nämlichen Provinz. 6) Labro rugoso. 9. Dysopes auritus Narr. Der haftohrige Gränler. D. supra subtusque saturate fuscus; auriculis amplis connatis; rostro attenuato; labro rugoso crenulato. Dysopes auritus. A. Wasn. im Arch. für Naturgeschichte. 1843. S. 366. ?.Molossus coecus Rense. Säugth. v. Parag. S. 88. Obschon ich zur Beschreibung dieser Art nur ein einziges Exem- plar, ein Weibchen, benützen konnte, so zeigt dasselbe doch einige so hervorstechende Merkmale, dass unter allen bekannten Arten nur der Molossus coecus Rengg. mit ihm in Vergleichung kommen kann. 205 Der haftohrige Grämler gehört zu den Arten von mittlerer Grösse und schlankeren Verhältnissen. Der Kopf ist gestreckt und ver- schmälert sich vorwärts. Untere Schneidezähne sind 4 vorhanden; die Eckzähne von langer schlanker Form. Die Ohren sind von auf- fallender Grösse, dünn und fast länglich viereckig; beide sind mit- einander verwachsen und von ihrer Vereinigungsstelle geht ein schma- ler Hautfortsatz gegen den Nasenrücken ab. Die innere Längsfalte des Ohrs springt unterwärts so beträchtlich hervor, dass an den Kopf angelegt, sie das Auge ganz verdeckt. Das Gesicht ist gröss- tentheils nackt; die Oberlippe ist in starke Falten gerunzelt, welche ihren Rand gekerbt machen; die Nase ist aufgeworfen und breit. Der Schwanz ist zur grössern Hälfte frei; die Flügel heften sich bald unterhalb der Mitte des Unterschenkels an, doch zieht sich ihre Ansatzstelle an demselben noch weiter hinab. Der Vorderarm, wie überhaupt die Flügel, sind sehr gestreckt. Die Behaarung ist reichlich, sanft und frei, und bildet auf der Unterseite der Flügel einen breiten, an der äussern Grenze scharf abgeschnittenen Saum, der beiderseits die Leibesseiten einfasst, Die Flügel sind nackt, mit ganz schwachem Anfluge auf dem Halsfittig und längs des Vorderarms auf der Oberseite. Die Farbe der Ober- seite des Körpers ist dunkel und etwas russig kastanienbraun mit schwachem Glanze; auf der Unterseite wird gegen die Mitte hin der Ton etwas lichter und matter. Die einzelnen Haare haben nur dicht an der Wurzel eine helle Färbung, die aber auf dem Unterleibe fast ganz fehlt. Merklicher ist dieselbe an dem Haarsaum, der auf der Unterseite die Leibesseiten einfasst, indem er am Körper weiss- bräunlich, am Aussenrande dunkelbraun ist. Die Flughäute sind dunkelbraun *). *) Natterer bemerkt in seinen Notizen, dass die Ohren horizontal liegen, Augen und Nase bedecken, und noch an 3 Linien über die Nasen- 206 Körper anin)im ar and Bl 12 Ohrbreite:ä: agindeiish4alt 14 Höhe-hou. lasmieay mi. RA Pl; Schwahziän?: used 94 Kopfindısr > buis sadlansBisı#ih| Verderarmisa wos dei 3 Ohrlänge bir» cr"! SU ‚Or V1rdhigweiteyssl. ıar seldrdai5 Fundort: Cuyaba, wo Natierer zwei Weibchen erhielt. Sowohl Azara's Beschreibung von seiner Petite chauve-souris obscure, als der hiemit identische Molossus coecus von Rengger, passen auf unsere Art, die demnach wohl mit ihnen zusammen ge- hören wird, obgleich ich diese Vereinigung vor der Hand noch nicht vorgenommen habe, da ohne Vorlage ganz vollständiger Schilderun- gen ein Missgriff leicht möglich ist. + i0. Dysopes gracilis Nırr. Der zierliche Gränmler. D. minutus, supra subtusque sordide bruneus; auriculis amplis con- natis; labro rugoso- crenulato; alis nudis, corpus versum puncturatis. Dysopes gracilis. A. Waex. im Archiv für Naturgeschichte. 1842. S. 368. Dieser Grämler, den ich nach zwei. ausgestopften Exemplaren beschreibe, ist eine im stark verkleinerten Maasstabe ausgeführte Kopie des D. auritus, gleichwohl aber nicht der jugendliche Zustand desselben. spitze hinausragen. Der Rachen lässt sich ungeheuer weit aufsper- ren und dann ziehen 'sich die Runzeln der Lippen auseinander, Die Schenkelflughaut schiebt sich am Schwanze auf und nieder, so dass bald mehr, bald weniger vom Schwanze frei vorragt. Die Höhe des Ohrs ist 13 Linien, die Breite von einem Ohrrand zum andern (quer über die untere Kinnlade gemessen) 19, die Breite von einem Mund- winkel zum andern 6'/, Linien, 207 Die Schnautze ist gestreckt und (wenigstens im trockenen Zu- stande) nach vorn stark verschmächtigt. Die Ohren sind verhältniss- mässig von ziemlich ansehnlicher Grösse, höher als breit, innen nackt, und am Grunde zusammenstossend. Die Oberlippe ist gerunzelt und am Rande gekerbt; der Schnautzenrücken etwas behaart; die Kopf- seiten nackt. Der Schwanz ragt bei stark zurückgezogener Schenkelflughaut fast zur Hälfte frei hervor. Die Flügel sind lang, dünn und schmal, gegen den Körper zu auf eine zollbreite Strecke mit dunkelu Punk- ten dicht besetzt. Die Behaarung ist weich und fasst, wie gewöhnlich, auch die Leibesseiten ein; auf der Unterseite stellt diese Einsäumung ein gleichbreites Band dar. Die Schenkelflughaut ist zunächst des hin- tern Körperrandes und längs des Schwanzes ebenfalls mit feinem Flaum spärlich beflogen; im Uebrigen sind die Flügel nackt. Die Farbe des Pelzes ist auf der Oberseite nicht sonderlich dunkel um- brabraun, was auf der Unterseite merklich lichter wird; ein röthlich- grauer Schimmer ist auf der Rückenseite wie an den Seitentheilen wahrnehmbar. Die Haare sind auf der Ober- wie Unterseite ein- farbig, nur unmittelbar an der Wurzel licht. Die Haare sind hell- bräunlich; die Ohren dunkler. Körper 4 . ......3 21,54] Schwanz . - - .... JUL 244 Bale: a 2 ,0.r00 Auru.83 | Vorderarm . » . + nd 6 Kopf. Fe \ SE | 3ter Mittelhandknochen. 1 6 Obrlnge Duni te) Schienbein . ...70° 5 Ohrhrene!t lem. 4# 097 5% | Flugweite Furth, 9 10 Die beiden Exemplare, welche mir zur Beschreibung dienten, hat Natterer in der Provinz Mato grosso gefunden. 208 V. VESPERTILIO. Fledermaus. Die von Natterer in Brasilien gesammelten Exemplare dieser Gattung hat bereits Temminck in seiner Monographie der Fleder- mäuse benützt, so dass ich hier nur eine ausserbrasilische Art zuzu- fügen habe. 1. Vespertilio splendidus Wacn. Die goldhraune Fledermaus. V. parvus, supra subtusque aureo-ferrugineus, auriculis mediocri- bus, trago extus convexo; alis obscuris fere ad digitorum ba- sin porrectis nudis. Die Ohren sind mittelmässig, aussen etwas ausgerandet; die Klappe ist halb so gross, zugespitzt, aussen stark convex, innen fast gerade. Die Flügel reichen fast bis zur Zehenwurzel und sind bei- derseits kahl. Der Pelz ist sehr reichlich. Das Gebiss zählt %? Schneidezähne, 4.1 Eckzähne und $.$ Backenzähne. — Die Farbe oben einförmig rostbraun mit goldigem Schimmer, unten rostfalb, eben- falls mit solchem Schimmer. Die Haare sind auf der Oberseite fast einfarbig, auf der Unterseite zweifarbig, indem ihre untere Hälfte dunkel ist. Obren und Flügel sind dunkel. Körper...) . „ur. age; SAL Ihren. I 2 she a. “nee 3 | Vorderasm..+ 2:2. 8 b) SEhwahz“..% -.. 60 Mel 41 | Rlügwäte . 0... 8 9 Diese Fledermaus ist mir durch Herrn Dr. Schimper mitgetheilt worden mit der Bemerkung, dass sie von der Insel St. Thomas her- stamme, Vielleicht ist sie mit Bachman’s V. monticola identisch, die jedoch zur sichern Entscheidung nicht ausreichend charakterisirt ist. STIITIIIIE Fig.I Phyllostoma pusillum Natt. Fig.2 4 Ph.obscurum Neuw. Fig.5 7 Ph.perspieillatum Geoffr. Fig. Ph.longifolium Natt. Abhandt der math. plupsik Claße BE Abth. 1 Zu A Wagners Beiträgen Tab !. Tabsllk- une Hl | 1 u )) | HN] IN) ——— Fo Fig. 1 Chilonveteris gymnonotus Natt. Fig - 6 Ch. rubiginosa Natt. Abhandl der math, physik Claße, Bd Abth 1 Zu A Wagners Beiträgen Tab. ? < fi f aA TUT Fig.A D.auritus Natt. Fig.3 D. velox Natı. Fig.8 10 E. macrotis Wagn. = T z 2% aus >35 & ss = —n ie E a5 *Sc ea = E 3 = = S fd 2 = = { Dvsopes Slaucinus Natt. Fig 5 Zee 1. gpmers Beträgen Tab 3 BdV Abth I. Abhandl.der math.plujsik. Claße Ps ap IE 0 @ Da Er 2 [ [7 ul Beiträge zur Kenntniss der Säugthiere Amerikas. Von Professor Dr. A. Wagner. Zu: we 1. te, Arbitih’e 1. Liusn. Abhandlungen d. Il. Cl. d. k. Ak. d, Wiss. V. Bd. II. Abthl. 35 asılinsauk ‚oraidh; “A it ae EB NL Pa u? a Te Eee | ä r Y wer f ser X a E EEE er EEE NG h j’ 7 Fi u A a \ a d Pi A # Br; on gawkisdid‘ D% v x j af . FR re a Ir W a 4 a - nz mn I b * r r j PINA H fi 5 2 y \y e - 2 Er 2 I cs % u F + ü Re j n , a - un Se ne P 2 x pP h D „ Bi: En ? i E | u z “ dr je nA Su 7 ed, 2 n Bldan Ye R DR MR... a us re Re ER 2 re 7 h i ; BER a | | N ' u u: Er ee ee tr er Be N are 7, r | »e » ” 2 x SUR ER f nr i E S Ä WR, 7 N % i i e A | E ‚ u 5 . \ Kr u, « ) { \ e | er | Yn Y v \ 1 3 n | es Baer Be \ 1 i ö ER: Bu * g Ras, f Pa Ara . ine Fr v . v Beiträze zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s von Dr. A. Wagner. Als ich in meinen Supplementen zu Schreber’s Naturgeschichte der Säugthiere die grosse Ordnung der Nager zu bearbeiten hatte, konnte ich nur noch bei den letzten Familien derselben die neuen Arten mit aufnehmen, welche Natterer auf seinen Reisen in Brasi- lien entdeckt hatte, weil ich erst zu dieser Zeit mit ihm in Verbin- dung trat. Eis bleibt mir daher jetzt noch eine grosse Anzahl neuer, durch ihn entdeckten und von uns gemeinschaftlich einer genauen Prüfung unterworfenen Nagerarten übrig, von denen ich bisher hlos kurze Diagnosen im Wiegmann’schen Archiv für Naturgeschichte bekannt gemacht habe und deren ausführliche Beschreibung ich hier mittheilen will. Daran werde ich die Schilderung etlicher anderer amerikanischen Arten, die mir auf anderweitigem Wege zukamen, anreihen und zuletzt von mehreren neu entdeckten amerikanischen Nagergattungen die bisher unbekannten Verhältnisse ihres Skelet- baues erörtern und in bildlichen Darstellungen zur Anschauung vor- legen. 35* 272 I. SCIURUS. Eichhörnchen. Von der zahlreichen Gattung der Eichhörnchen waren geraume Zeit hindurch nur zwei Arten aus Südamerika aufgeführt: Sciurus aestuans und Sciurus pusillus; letzterer überdiess nur aus Buffon’s“ Beschreibung bekannt und wohl in keiner andern Sammlung als in der Pariser vorfindlich. Brandt war der erste, der eine neue Art unter dem Namen Seiurus Langsdorffiü beifügte nach Exemplaren, die ihm durch Langsdorff aus Brasilien zugekommen waren. Die Anzahl neu entdeckter Arten mehrte sich nun aberrasch. Js. @eoffroy machte den Sciurus variabilis bekannt, doch konnte er nicht mit Sicherheit den Theil des tropischen Amerika’s, aus dem seine Exem- plare abstammten, angeben. Auch Ogilby wusste für seinen Sciurus variegatoides nur im Allgemeinen die Westküste von Südamerika zu bezeichnen. Noch ungewisser blieb Waterhouse mit seinem Sci- urus dimidiatus, als dessen Heimath er nur desshalb Südamerika vermuthete, weil ihm sein Exemplar unter Fellen von Sciurus aestuans und Sciurus Langsdorffiü zugekommen war. Mit Sicher- heit konnte zwar Eydoux Nordperu als den Fundort seines Sciurus stramineus bezeichnen, aber die Beschreibung ist zur sichern Kennt- niss desselben nicht ausreichend. Erst J. v. Tschudi vermochte es, uns mit der Heimath und der Lebensgeschichte des Sciurus varia- bilis nach seinen eignen Erfahrungen bekannt zu machen, und über- diess verdanken wir ihm die Bekanntmachung einer andern, durch Poeppig entdeckten peruanischen Art, des Sciurus tricolor. Aus Santa Fe de Bogota führte uns Pucheran zwei Arten vor: Seiurus rufoniger und Sciurus chrysurus. Dazu kommen nun noch die drei durch Natterer entdeckten Arten: Sciurus pyrrhonotus, igniventris und gilvigularis, so dass also das Verzeichniss der südamerikanischen Eichhorn-Arten seit Buffon’s Zeiten eine ausehnliche Bereicherung erhalten hat. 273 Leider können wir nicht sagen, dass alle diese Arten bereits eine feste Begründung erlangt haben. Bei der grossen Veränderlich- keit in der Färbung dieser Thiere können vereinzelte Exemplare, über deren Heimathsverhältnisse man überdiess nichts weiss, in der Regel nicht ausreichen, um mit Sicherheit darauf eine Art zu be- gründen. Wir werden daher den meisten Kredit solchen Arten ein- räumen, die auf die Beobachtung ganzer Reihen in ihren heimischen Lebensverhältnissen fundirt sind, und diess sind hauptsächlich die- jenigen Spezies, die uns Natterer und von T'schudi vorgeführt haben. Nach eigner Vergleichung sämmtlicher von Natterr mitgebrachten Exemplare und unter Benützung seiner handschriftlichen Notizen hoffe ich im Stande zu seyn, zur sichern Kenntniss der südamerika- nischen Eichhorn-Arten und zur Berichtigung der Synonymik einen erwünschten Beitrag geben zu können, der insbesondere auch Licht auf ihre geographische Verhreitung zu werfen bestimmt ist. 1. Sciurus Langsdorffii Brisor. Das Langsdorff'sche Eichhörnchen. Sc. pyrrhonoto minor, supra pedibusque e luteo nigroque mixtus, subltus abrupte ochraceo-flavidus, tibüis extus ferrugineo- rufis; cauda ut in Sciuro pyrrhonoto. Sciurus Langsdorffü. Braxspr mem.. de lacad. de Petersb. 1835 p. 425 tab. 11. — A. Wasser in Schreb. Supplem. II. S. 183 [zumT heil]. Als ich in meiner Fortsetzung des Schreber'schen Säugthier- werkes die Beschreibung von Sciurus Langsdorffii verabfassen sollte, fand ich in der hiesigen Sammlung 3 Eichhörnchen, aus der Spix'- schen Reise herrührend, vor, die nach Gestalt und Schwanzform mit der Brandt’schen Beschreibung übereinkamen und deshalb von mir dieser Art zugetheilt wurden. Obwohl ich;selbst bemerklich 274 | machte, dass erwähnte Exemplare nicht blos von den Brundt'schen, sondern auch untereinander abwichen, so beruhigte ich mich doch mit der Meinung, dass die Farbendifferenzen, als etwas Gewöhnliches bei den Eichhörnchen, auch bei dieser Art einen ziemlichen Spiel- raum haben dürften, und dass die gewichtigeren Abweichungen in den Maassen vielleicht von Verschiedenheit des Alters, der Prae- parirmethode oder der Art der Maassabnahme herrühren möchten. Erst als das Manuscript zum Druck abgeschickt werden sollte, er- hielt ich von Natterer ein viertes Exemplar zur Ansicht, in dem ich den ächten Sciurus Langsdorffii erkannte, damals aber nur noch kurz bemerklich machen konnte, dass es fast ganz zur Diagnose von Brandt passe. Seitdem habe ich nun die ganze Sammlung von Natterer vergleichen können und bin dadurch mit ihm zur Ueber- zeugung gelangt, dass nicht nur meine 3 vorhin genannten Exem- plare gar nicht dem Sciurus Langsdorffü angehören, sondern dass unter den grossen brasilischen Eichhörnchen mehrere Arten zu un- terscheiden seyen, wie ich diess nun auseinander setzen will. Nach 9 Exemplaren (4 Männchen, 4 Weibchen und 1 jungem Weibchen), die Natterer von Sciurus Langsdorffüi mithrachte, cha- rakterisirt sich dieser durch folgende Merkmale. An Grösse steht er den 3 nachfolgenden Arten nach und diess ist eines der wich- tigsten Unterscheidungskennzeichen. Die Ohren sind schmal, fast gleichbreit, an der Spitze etwas abgerundet; der Schwanz dick be- haart. Penis und Scrotum sind hängend; das Weibchen hat 4 Paar Zätzen, eines hinter den Vorderfüssen, eines zwischen den Hinter- füssen, und zwischen diesen die beiden andern. Der Rücken ist ockergelb und schwarz gesprenkelt; ersteres geht auf Kopf und Kreuz ins Pomeranzenfalbe über. Die ganze Unterseite nebst der Innenseite der Gliedmassen ist einförmig und schön ockerfarbig rost- gelb; am Ende des Unterhalses mit einem kleinen weissen Fleck, der indess mitunter fast ganz verschwindet. Die Haare der Unter- 275 seite sind einfarbig; die der Oberseite schwarz mit kurzer gelben Spitze, einzelne sind jedoch auch hier einfarbig. Die vordern Glied- massen sind fahlgelb und schwarz gesprenkelt; ebenso die hintern, doch wird hier das Gelbe mehr röthlich, und die Aussenseite des Unterschenkels, so wie zum Theil noch der hintere Rand des Ober- schenkels, sind fast einfärbig feuerroth. Der Schwanz ist anfangs schwarz und falb gesprenkelt, wird aber bald einfarbig licht pome- ranzenroth, wobei jedoch hie und da das Schwarz durchschimmert, das die untere Hälfte der Haare färbt. Die Mittelseite des Kopfes und der Ohrenbesatz ist roströthlich; die Iris ist dunkelbraun, die Schnurren sind schwarz, die Schneidezähne an der Vorderfläche lebhaft roth, die Krallen bräunlich. Es ist zu bemerken, dass alle 9 Exenplare von derselben Färbung sind, nur der weisse Gurgelfleck fehlt mitunter. Ein sehr grosses Männchen von Cuyaba zeigt fol- gende Grössenverhältnisse: Körner“ ie Aleliacı 105405 2104-1, Ohr;sfast m sie Mora 10 Schwanzrübe . . . 9 1 Schnurren'iur. mil ..1 423486 Schwanz mit Haaren 11 6 Hinterfuss: ame Zn ni? Natterer hat seine sämmtlichen Exemplare in der Provinz Mato grosso erhalten, und daher stammen auch, zufolge seiner Angabe, die Exemplare von Langsdorff. un gper en a al n euecbäuchree Eichhörnchen. Sc. supra e nigro flavoque variegatus, subtus artubusque salurate rubiginoso-rufis; cauda villosa basi nigra, dein mazimam par- tem rubiginosa. ß. Var. unicolor nigra (Sciurus Morio). Sciurus igniventris. A.Waecn. Arch. f. Naturgesch. 1842. S. 360. ® 276 Nach 7 Exemplaren, die Natterer sämmtlich in einer und der- selben Gegend auffand, haben wir diese Art aufgestellt, die zwar im äussern Habitus und in der Beschaffenheit des Schwanzes mit Se. Langsdorffii und Sc. pyrrhonotus übereinkommt, von beiden aber durch die Färbung und den Wohnort, vom ersteren überdiess durch merklichere Grösse verschieden ist. Vier von diesen Exemplaren sind rothfarbig, die drei andern schwarz. Da bei den Eichhörnchen schwarze Spielarten nichts Ungewöhnliches sind, so haben wir die schwarzen Exemplare mit den rothen für eine und dieselbe Species anzusehen uns gestattet, und glauben um so weniger einen Missgriff begangen zu haben, als beide die gleiche Heimath theilen. Von den rothfarbigen Exemplaren habe ich 2 derselben zur Beschreibung ausgewählt. Die Haare des Rückens sind schwarz mit kurzen lichten Spitzen, die bei dem einen röthlichgelb, bei dem andern mehr graugelb sind, der Oberkopf ist dunkler; bei jenem satt rostroth mit Schwarz gesprenkelt, bei diesem rostfalb mit Schwarz, gesprenkelt. Die untere Kopfhälfte ist roströthlich, was allmählig mehr Roth aufnimmt, so dass die ganze Unterseite des Lieibes nebst der Innenseite der Beine schön rostroth wird, was auf der Oberseite der Vorderarme und Hände nebst den Hinterfüssen, vornämlich aber auf der Aussenseite der Unterschenkel, noch mehr gesättigt ist und dunkel kirschroth wird. Der Schwanz ist buschig zweizeilig; auf der Oberseite rostroth, mit grossem schwarzen Fleck am Wurzeltheil, unten ist er in der Mitte schwarz (mit wenig Roth gemengt) und beiderseits rostroth. Die einzelnen Haare sind schwarz und roth geringelt, mit rothen Spitzen; da wo das Schwarze vorherrscht, sind die Haare meist schwarz mit kurzer rother Spitze. Am andern Exemplar ist der Schwanz in der untern Wurzelhälfte fast ganz einfarbig schwarz; im übrigen grössern Theile sind die Schwanz- haare schwarz mit rostfalben Spitzen. Bei den schwarzen Exemplaren sieht man am Kopfe noch etwas ® 277 leichtere Sprenkelung; auch in der untern Hälfte der Schwanzhaare zeigt sich mehr oder minder eine lichtere Färbung, die jedoch äus- serlich ganz verdeckt wird, so dass die Thiere einfarbig und glän- zend schwarz erscheinen. Bei einem Exemplare sind auch die Schwanz- haare fast durchgängig schwarz und am Hinterfuss findet sich an der Aussenseite ein weisser Fleck. Die Iris ist dunkelbraun, die Schneidezähne sind vorn rothgelb, die Innenseite des Ohrs nebst der Unterseite der Pfoten ist schwärzlichbraun, die Krallen sind schwarz, an der Spitze weiss und durchsichtig. 2; Die Länge des Körpers beträgt 114“ die des Schwanzes (mit Einrechnung der Endhaare) 13“, des Ohres etwas über 1“. h Natterer hat alle seine Exemplare von Marabitanos, überhaupt vom Rio negro, zusammengebracht. 3. Seiurus pyrrhonotus Nırr. Das rothrückige Eichhörnchen. Sc. supra artubusque extus saturate rubiginoso-rufus, sublus ab- rupte flavescens ; cauda villosa rubiginosa, pilis basi nigris. Sciurus pyrrhonotus. A. Wıcx. im Arch. für Naturgesch. 1842. S. 360. Von dieser Art habe ich 9 Exemplare, von denen 8 aus der Reise von Natterer und eines aus der Reise von Spir herrühren, vergleichen können, wodurch ich zur Ueberzeugung gelangte, dass sowohl ihre Uebereinstimmung in der Grösse und Färbung als in dem Vorkommen die Berechtigung gewährt, selbige als eigenthüm- liche Species anzuerkennen, An Grösse übertrifft diese Art den Se. Langsdorffü, mit dem Abhandlungen derlI. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 36 “ 4 278 sie, wie mit dem vorhergehenden, in dem vollen buschigen Schwanze und in den ziemlich entwickelten, mit kurzen Härchen besetzten Ohren übereinkommt. Der Hodensack ist nicht sonderlich gross und behaart. Die Farbe der Oberseite und Aussenseite ist lebhaft rostroth, was auf der Vorderhälfte mehr ins Goldfalbe oder Pomeranzenrothe, auf dem Hinterrücken aber und der Aussenseite der Gliedmassen gesät- tigt und höchst lebhaft feurig rostroth ist. Die Unterseite ist weiss- lichgelb oder ockergelb, was von der Farbe der Oberseite scharf abschneidet und am Vorderhalse am lichtesten ist. Auf der Ober- seite des Kopfes sind die Haare stark mit Schwarz gesprenkelt, auf dem Vordertheil des Körpers längs des Rückgraths schwächer; dagegen ist an dem Hinterrücken, den Seitentheilen des Körpers und der Aussenseite der Gliedmassen die rothe Farbe fast einförmig, indem hier den Haaren die kurzen schwarzen Spitzen fehlen, welche gewöhnlich auf den Haaren der Vordertheile sichtlich sind; das Ueb- rige derBehaarung ist roth mit kurzem schwarzen Grundtheile. Auf der Unterseite sind die Haare einfarbig. Die 4 Füsse sind auf der Oberseite entweder eben so feurig roth wie die Arme und Schenkel, oder sie sind etwas lichter als diese. Die Schneidezähne sind vorne lebhaft roth, die Schnurren schwarz, die Ohren rostroth behaart, die Krallen bräunlich. Am Schwanze ist die vorherrschende Farbe rost- roth, das gegen das Ende jedoch durch Aufnahme von mehr Gelb immer lichter wird; bald hinter der Schwanzwurzel zeigt sich auf der Unterseite ein langer schwarzer Fleck, während sonst das Schwarz nur bei ausgebreitetem Schwanze durchschimmert. Die einzelnen Haare des Schwanzes sind rostroth oder rostgelb in ihrer äussern Hälfte, und schwärzlich in ihrer untern; an dem erwähnten schwar- zen Fleck der Unterseite haben die Haare nur kurze rothe Spitzen, daher die schwarze Färbung hier vorherrscht, während sie an den andern durch die langen rothen Spitzen ganz verdeckt wird. Die 8 Exemplare von Natterer sind alle gleichfarbig. Das [2 Y 279 Exemplar von Spir, welches ich in Schreber's Supplementen bei Se. Langsdorffü unter N. 1. aufgeführt habe, kommt in allen Haupt- stücken mit ihnen überein. 20) DE Neger oe eg 1 ee ee SSCHWIEHTUNEN SERIES NZ ISSCHNUTTEN + en. den Schwanz mit Haaren. 13 2 | Hinterfuss mit Kralle . 2° 6 Natterer's Exemplare wurden bei Borba, also in der Nähe der Ausmündung des Rio Madeiro in den Amazonenstrom, gesammelt; das Exemplar von Spi.x ist ohne Bezeichnung des Fundortes, aber wahrscheinlich auch aus der Nachbarschaft dieses Stromes herrührend. 4. Sciurus tricolor Porrr. Das dreifarbige Eichhörnchen. Sc. „supra nigro-ochraceo irroratus rufescens; cauda basi nigra, apice rufa“. Tscnun. Sciurus tricolor. Tscuun. Faun. peruan. S. 156. tab. 11. In J. von Tschud’s Fauna peruana, die für Peru denselben hohen Rang einnimmt, den Azara's und Rengger's Werke für Para- guay, des Prinzen von Newvied Naturgeschichte von Brasilien für letzteres Land behauptet, findet sich unter dem Namen Sc. tricolor die Beschreibung eines Eichhöruchens, das Poeppig in den feuchten Urwäldern des tiefgelegenen Theils von Maynas, also ganz im nord- östlichen Peru entdeckt hatte. Es werden in dem angeführten Werke 2 Exemplare beschrieben, die beide von Poeppig mitgebracht wur- den; die eine Beschreibung rührt von diesem selbst her, die andere von Gravenhorst. Nach Gravenhorst's Beschreibung ist die Oberseite schwarz, jedes einzelne Haar mit einem hell ockergelben Ringe oder der- gleichen Spitze; der Unterleib ist schmutzig gelblich weiss. Die Vorderbeine sind äusserlich wie der Rücken, innen wie der. Bauch 36 * 250 gefärbt; dieHinterbeine sind äusserlich ockergelb braun, sonst zimmt- braun, mit untermischten, schwarz oder hell ockergelb geringelten Haaren; innen wie der Bauch. Der Schwanz ist anfangs schwarz, mit untermengten braunen oder gelbbraunen geringelten Haaren; die übrigen buschigen Haare sind schwarz mit hell fuchsrothen Spitzen. Die Länge des Körpers beträgt 12" 2". Nach Poeppig’s Beschreibung sind die Kopfseiten, die ganze Unterseite und die Innenseite der Gliedmassen einfarbig rostgelb, fast ganz so wie bei Sc. vulpinus. Auf dem Rücken und der Aus- senseite der Gliedmassen sind die Haare schwarz mit breitem roth- gelben Ringe, der Schwanz im ersten Viertel ganz schwarz, das Uebrige vorherrschend rothgelb. Die Länge des Körpers beträgt 12“ leipz. Maass — 104“ par. Maass. Dieses Exemplar ist also etwas lebhafter, namentlich auf der Unterseite, als das vorige gefärbt, Aus der Reise von Spix sind in unserer Sammlung 2 Exem- plare (beides Weibchen) aufgestellt, die am Amazonenstrome erlegt wurden und von mir unter Nr.2 und 3 bei Se. Langsdorffii in den mehrmals angeführten Supplementen zum Schreber’schen Werke auf- geführt sind. Damals war der Sc. tricolor noch unbekannt, sonst würde ich sie wohl diesem zugetheilt haben, da sie sich in der That zunächst diesem anschliessen, wenn gleich ihre Färbung andere Nü- ancen darbietet. Bei dem einen ist der Oberleib schwarz und brand- gelb gesprenkelt, was an den Hinterbeinen in ein sattes, aber trübes Rostroth übergeht; der ganze Unterleib ist abgeschnitten graulich- weiss. Der Schwanz ist ähnlich gefärbt wie vom Se. tricolor be- schrieben wird, also auch ähnlich dem des Sc. pyrrhonotus, nur nicht so lebhaft. — Das andere Exemplar ist auch am ganzen Oberkörper schwarz und brandgelb gesprenkelt, aber das Schwarz herrscht über das Gelbe so vor, dass dadurch die Färbung ganz 281 dunkel wird; der Unterleib ist scharf abgeschnitten rostigbräunlich ; der Schwanz ebenso, aber dunkler, was an seiner Wurzel in’s Schwarze übergeht. Zitzen gibt Gravenhorst nur 3 Paare an, und eben so viel sind bei unserer dunkeln Abänderung vorhanden; dagegen hat die hellere Abänderung 4 Paar Zitzen, in derselben Vertheilung wie ich sie von Sc. Langsdorffiü angegeben habe. Von unserer helleren Abänderung habe ich folgende Maasse abgenommen: Sörpen eg 3. 127 2221'Ohr obngelähe ,. . . 10 Sehweismibe . : =, 44: :0r | Schnurren., .. ., u: 2 6 Schwanz mit Haaren . 13 6 Hinterfuss mit Kralle . 2 6 Das dunklere von unsern Exemplaren ist um etliche Linien kleiner, wobei ich bemerke, dass ich die Körperlänge immer von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel nach der Krümmung der Mittellinie der Oberseite messe, Vergleicht man nun die Beschreibungen meiner beiden Exem- plare mit den beiden anfangs angeführten, so ersieht man allerdings, dass jene in der Färbung nicht blos von den andern, sondern auch unter sich abweichen. Indess sind doch Uebergänge nachzuweisen. Am lebhaftesten gefärbt ist das von Poeppig beschriebene Exemplar, bei dem auch der Unterleib rostgelb ist. Schon bei Gravenhorst’s Exemplar lässt die Lebhaftigkeit nach; der Unterleib ist nur noch schmutzig gelblichweiss. Noch etwas mehr schwächt sich die Fär- bung bei unserem ersten Exemplare, indem der Unterleib blos grau- lichweiss ist. Am andern von unsern beiden Individuen wird end- lich die Färbung ganz düster, indem sie durch einen dunkeln An- flug völlig getrübt wird. — So sind es also nur verschiedene Nüancen 282 einer und derselben Grundfarbe, durch welche diese 4 Exemplare von einander differiren; nimmt man nun noch ihre Uebereinstimmung in den äussern Formverhältnissen hinzu, so wird man nicht umhin können, in ihnen Glieder einer und derselben Art zu erkennen. Auch hinsichtlich der Heimath schliessen sie sich aneinander an, denn während Poeppig seine Exemplare im nordöstlichen Theile von Peru sammelte, brachte Spi.x die seinigen aus dem nordwestlichen Brasi- lien, das an jenes Gebiet angrenzt, zusammen. Während wir uns also, dem eben Gesagten gemäss, im guten Rechte glauben, wenn wir unsere Exemplare mit den Poeppig'schen in eine und dieselbe Art zusammenstellen, so können wir doch nicht die Frage umgehen, ob nicht am Ende dieser Sc. tricolor nichts weiter als die allmählig immer mehr erblassenden und sich verdü- sternden Abänderungen des Sc. pyrrhonotus umfasse und demnach dieser Species einzuordnen sey. Auf diese Frage können wir, wie wir es unumwunden gestehen, keine sichere Antwort geben. Wir haben zwar alle 9 vorhin angeführten Exemplare von Se. pyrrho- notus von einer gleich lebhaften feuerrothen Färbung der ganzen Oberseite gefunden, wie sie an den 4 Exemplaren von Se. tricolor durchaus vermisst wird; indess es könnten ja wohl Mittelglieder auch entdeckt werden, die bisher uns noch fehlen. Der äussere Ha- bitus und die Grösse stimmen bei allen überein und die Verbreitungs- verhältnisse sind einer spezifischen Vereinigung ebenfalls nicht ent- gegen. Wir können daher dem Se. tricolor vor der Hand nur eine provisorische Berechtigung auf seine Geltung als Art zuerkennen, und müssen es weiteren Untersuchungen, die wohl nur in seiner eignen Heimath vorzunehmen wären, überlassen, eine definitive Eut- scheidung für oder gegen unsere Vermuthung herbei zu führen. Noch ist zuletzt der Sc. variabilis J. Geoffr. in Vergleich zu ziehen, der jedoch, zumal in der Abänderung mit röthlichem Bauche, 283 dem Sc. pyrrhonotus noch weit näher als dem Se. tricolor steht, sich aber schon als besondere Art durch seine geringere Grösse un- terscheidet. Nach Tschudi hat Sc. variabilis eine Länge von 10%, nach Js. Geoffroy nur 94“; unser Exemplar, das ebenfalls aus Tschu- di’s Reise herrührt, misst 9% 3“, der Hinterfuss mit Kralle 2. 5. NSciurus gilvigularis Narr. Das gelbkehlige Eich- hörnchen. Sc. aestuanti simillimus, at saturatius coloratus, gula ochra- cea, cauda angustiore, abdomine concolore. Sciurus gileigularis. A. Wacs. im Arch. f. Naturgesch. 1843. 2.8. 43; 1845. 8. 148. Das gelbkehlige Eichhörnchen ist dem Se. aestuans dermassen ähnlich, dass ich mich, wenn ich nicht mit der grossen Differenz in ihrer geographischen Verbreitung durch Natterer bekannt gewor- den wäre, nicht für berechtigt angesehen hätte, beide von einander zu trennen, indem die Wandelbarkeit der Färbung bei diesen Thieren etwas Gewöhnliches ist. Wenn man aber in Erwägung zieht: 1) dass die vielen Exemplare, welche Natterer in den südlichen Provinzen Brasiliens zusammenbrachte, in der Färbung, namentlich in der weissen Kehle, so wie in der längern Schwanzbehaarung, durchgängig miteinander übereinstimmen; 2) dass diese Exemplare ganz mit den vom Prinzen von Neuwwed auf der Südhälfte der bra- . silischen Ostküste beobachteten übereinkommen; 3) dass ferner Nat- terer auf seinen langen Wanderungen durch die westlichen Theile der mittlern Provinzen Brasiliens die kleinen Eichhörnchen überhaupt nicht mehr antraf, bis er erst unweit der Einmündung des Madeiro in den Amazonenstrom ihnen wieder begegnete; 4) dass endlich eine genaue Musterung der durch Natterer von letztgenannter Lokalität mitgebrachten vielen Exemplare die überraschende Wahrnehmung 284 ergiebt, dass diese nördlichen Eichhörnchen in gewissen Stücken, alle ohne Ausnahme, von den südlichen abweichen, während sie üb- rigens unter sich die grösste Uebereinstimmung zeigen; — wenn man also diese verschiedenen Beziehungen zusammenfasst, so wird man es wohl gerne einräumen, dass wir hier zwei gesonderte For- men vor uns haben, wobei es unentschieden bleiben kann, ob wir dieselben als Rassen einer und derselben Art, oder als zwei ver- schiedene Arten anzuerkennen haben. Der äussere Habitus des Sc. gilviyularis ist ganz der des Se. aestuans, nur ist der Schwanz beträchtlich schmäler, übrigens ist er ebenfalls von einer ziemlich platten, auf der Unterseite deutlich zweizeiligen Beschaffenheit. Die Färbung der Ober- wie der Un- terseite hat mehr Roth als bei Se. aestuans aufzuweisen. Die Ober- und Aussenseite ist fein aus Schwarz und Orangeroth gesprenkelt, indem die Haare hier bis zu den Zehen herab aus diesen Farben geringelt sind. Die Unterseite des Körpers nebst der Innenseite der Beine ıst rostfalb in verschiedenen Abstufungen. Kinn, Unterkiefer und Kehle sind am lichtesten, nämlich hell rostig ockerfarben, was schon weit vor der Brust in ein lebhaftes Orangeroth übergeht, das hinter der Mitte des Bauches nicht blos an Lebhaftigkeit abnimmt, sondern auch wegen den durchschimmernden grauen Haarwurzeln ein trübes Ansehen, namentlich auf der Innenseite der Hinterbeine erlangt; am blassesten ist die Innenseite der vordern Gliedmassen. Die weisse Längslinie längs der Bauchmitte, welche sich bei Se. aestuans findet, fehlt hier. Die Haare der Unterseite sind am Grunde grau, was an Hals und Brust verdeckt ist, am Hinterbauch und der Innenseite der Beine merklich durchschimmert. Die Farbe der Un- terseite schneidet scharf von der der Oberseite ab; ein lichteres Band zwischen beiden ist nicht vorhanden, doch sind die Seiten lichter gefärbt als die Bauchmitte. Der Schwanz ist schwarz und rostig ockerfarben gesprenkelt, indem seineHaare aus diesen Farben gleich- mässig geringelt sind; nur an der äussersten Schwanzspitze herrscht das Schwarze vor. Die Iris ist dunkelbraun, der nackte Theil der Nase und der Ohren im Leben hell braungrau; die Schneidezähne sind vorn satt safranroth, die Schnurren schwarz, die Krallen braun mit lichtern Spitzen. Der Hodensack ist gross und hängend. Körper OEL BE TUZMÖHHENGEN. 77. nt. 1.0" Sehweirüben.:. ae 0.7 2er 20:@ |, OBtbreise. .. 0... 0%, 0 Schwanz mit Haaren fast9 0 ‚Hinterfuss mit Kralle 1 7 Alle Exemplare, die vorstehender Beschreibung zu Grunde liegen, sind von Natterer in dem Urwald von Borba, an der Ausmündung Ta B) des Rio Madeiro in den Amazonenstrom, gesammelt worden. Wäh- rend dieselben alle miteinander übereinstimmen, zeigt dagegen ein Exemplar, das zwar auch aus dem Norden Brasiliens, aber aus der entgegengesetzien Richtung, nämlich von Para an der Ostküste her- rührt, eine merkliche Abweichung, so dass man schwankend werden könnte, ob es zu Sc. gilvigularis oder zu Sec. aestuans zu bringen wäre. Bei dem gedachten Exemplare nämlich ist der Unterkiefer, Vorderhals, die Leibesseiten, Hinterbauch und ein schmaler Streif auf der Innenseite weiss, was wie ein Saum die rostgelbe Färbung der Brust und des Bauches einfasst und in sie allmählig übergeht. Der Schwanz ist auf der Oberseite schwarz und weiss gesprenkelt, indem dieHaarspitzen hier weiss sind; der untere Theil der Sch wanz- haare ist aber auf beiden Seiten falb. Der Umstand, dass der Schwanz schmal und der ockerfarbige Bauch ohne weissen Mittel- streif ist, weist darauf hin, dass wir diese Abänderung bei Se. gil- vigularis und nicht bei Sc. aestuans einzureihen haben. Sie ver- dient in so fern Aufmerksamkeit, als, wenn es sich erweisen sollte, dass die Färbung eine constante ist, unter dem Sc. gilvigularis eine westliche und östliche Rasse unterschieden werden könnte. Eine nah verwandte Art scheint der von Pucheran in der Rev. zool. 1845. p. 336 charakterisirte Sciurus rufoniger von Santa Fe de Bogota zu seyn. Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abth. 37 286 Il. ISOTHRIX. Schlichtratte. » Als ich vor 5 Jahren die sämmtlichen von Natterer aus Bra- silien heimgehrachten Nagerarten musterte, fand ich unter den zur Gruppe von Loncheres gehörigen Arten zwei Formen auf, die eine merkwürdige Mittelbildung zwischen den eigentlichen Loncheres und Echinomys darstellten, so dass sie keiner der beiden Gattungen ein- gereiht werden konnten, dabei aber doch unter sich so erhebliche Differenzen zeigten, dass sie nicht unter einen gemeinschaftlichen Gattungsbegriff zu bringen waren. Wollte man daher die hergebrachte Grenze zwischen Loncheres und Echinomys festhalten, so blieb nichts anders übrig, als aus den beiden Mittelformen gesonderte Gattungen zu machen, von denen wir die eine Isothrix, die andere Mesomys nannten. Jener konnten wir gleich 3 Arten, dieser nur eine zuweisen, die bisher sämmtlich unbekannt waren, Isothrix kommt in Bau der Füsse und Ohren mit Loncheres (Nelomys) überein, dagegen ist der Pelz stachellos und das Gebiss ist ganz verschieden, indem es sich zunächst an das von Echino- mys anschliesst, jedoch mit erheblichen Abänderungen. Um es kurz zu sagen, das Gebiss verhält sich ganz so, wie es Pictet von sei- nem Nelomys pictus abgebildet hat. An diese kurze Charakteristik der Gattung Isothrix mögen sich noch einige weitere Bemerkungen anschliessen. Die Nasenkuppe ist stumpf und nakt; die Ohren kurz, gerundet und erinnern in den all- gemeinen Umrissen einigermassen an die Form des menschlichen Ohres. Die Füsse sind kurz und breit; die vordern vierzehig mit einem kleinen Daumenrudiment, die hinteren fünfzehig. Der Pelz ist weich und ermangelt der Stacheln, hat auch keine flach gedrück- ten Haare eingemischt, wodurch die Schlichtratte sich gleich äusser- lich von Loncheres unterscheidet. Der Schädel zeigt im Allgemeinen 287 die Form von Kchinomys und der Gaumen ist breit. Die Schneide- zähne sind glatt. Die Backenzähne *) bilden eine etwas längere Reihe als bei Kchinomys, fast so laug als bei Loncheres; so ist z. B. bei J.pagurus die obere wie die untere Reihe 5 Linien lang. Um zunächst hei dieser Art, J.pagurus, stehen zu bleiben, so haben die obern Backenzähne eine etwas ovale Form, sind fast gleich gross, jeder auf der Mitte der Innenseite mit einer senkrechten Längs- furche, wodurch auf der innern Seite der Kaufläche, eine, von einer kurzen Schmelzschlinge umfangene Einkerbung entsteht. Die äussere Seite zeigt zunächst 2 grössere Schmelzschlingen, in deren jeder, je nach dem Grade der Abnützung, noch eine Schlinge oder eine geschlossene Ellipse vorkommt. Die obern Backenzähne geben sich hinten etwas auseinander. Die untern Backenzähne haben eine tiefere äussere und 2 seichtere innere Einkerbungen, wodurch auf der In- nenseite 3 Schmelzschlingen entstehen; der erste Zahn ist etwas schmäler und vorn zugespitzt. Bei J. bistriatus sind dieBackenzähne eben so wie bei J. pa- gurus geformt; da sie aber bei dem Exemplare, das mir zur An- sicht diente, minder abgenützt sind, so zeigen sie etwas andere Schmelzfiguren. Von den obern Backenzähnen ist jeder auf der In- nen-, wie auf der äussern Seite eingekerbt. Der erste Backenzahn zeigt 4 Schmelzschlingen am äussern Rande; die andern haben meist nur 2 aufzuweisen, überdiess jeder innen mit schmaler Ellipse. Als Gattungsmerkmale können wir für Isothrix folgende auf- stellen: dentes molares 4-4 complicati ovati; vellus molle, auriculae *) Unter dem Namen Mesomys bistriatus u, pagurus |Mesomys fälschlich für I/sothriz]| habe ich von diesen beiden Arten das Gebiss im Schreber’- schen Werke tab. CCXXXIX. D fig. 5 u. 6 abgebildet. 377 4 288 mediocres rotundatae, rostrum obtusum, tarsi breviusculi latı. Dieser Gattung haben wir 3 Arten zuzuweisen, die sämmtlich durch Natterer entdeckt sind. 1. Isothrix Pagurus Nırr. Die ungeschwänzte Schlicht- Ratte. I. antice e stramineo nigroque, poslice e rubiginoso nigroque va- riegatus, subtus lutescens; rostro supra fulvo, cauda nulla. Isothrix Pagurus. A. Wacn. im Arch, f. Naturgesch. 1845. S. 146. Der Habitus erinnert an die Wasserratte; der Kopf ist dick, die Ohren sind kurz, nackt und halboval, die Oberlippe ist gespal- ten, aber die Spalte oben ganz durch ein Häutchen vereinigt; die Füsse sind kurz und plump mit breiter Sohle. An den Vorderfüssen sind die beiden mittlern Zehen gleichlaug, die 2te und öte ebenfalls, der Daumen ist kaum merklich. An den Hinterfüssen sind die drei mittlern in der Läuge wenig verschieden, dann kommt die äussere und zuletzt die innere. Die Krallen sind kurz, aber ziemlich stark. An dem einzigen Exemplare, das Natterer ausfindig machen konnte, fehlt der Schwanz, und zwar, wie mein verstorbener Freund meint, ursprünglich. In seinen Notizen heisst es über diesen Punkt: „ohne Schwanz, blos mit einem kurzen breiten Rudimente.“ Der Pelz ist sehr weich und sanft. Die Farbe des Scheitels, Hinterkopfs, Oberhalses und des Wi- derrists ist blass lehmgelb und schwarz gesprenkelt, längs der Mit- tellinie mit viel Schwarz. Vom Ende des Widerrists an nimmt die gelbe Grundfarbe roth auf, das hinterwärts immer lebhafter wird, so dass der Hinterrücken und die Aussenseite der Schenkel rostig pomeranzenroth erscheint, was durch eine feine schwarze Sprenke- lung etwas getrübt wird. Die Seiten sind lehmgelb, was längs der 259 ganzen Unterseite nebst der Innenseite der Beine etwas lichter wird. Die Haare der Oberseite sind in der untern Hälfte schiefergrau, was an denen der Unterseite nur wenig merklich ist. Die Nase nebst einem breiten Streif, der jederseits durch das Auge bis zum Ohre zieht, sind rostroth. Die sehr langen und zahlreichen Schnurren, so wie auch die langen Borsten hinter und über dem Auge sind schwarzbraun. Die Schneidezähne sind vorn wachsgelb; die Iris des grossen hervorliegender Auges ist nach Natterer dunkelbraun; der Augenring, die Nasenkuppe und die nackten Ohren dunkel röth- lichbraun, die Sohlen röthlichgrau. Die Vorderfüsse sind fahlgelblich behaart, mit braunrothem Fleck über der Handwurzel; die Hinterfüsse sind licht roströthlich. Die Nägel sind weisslich. Körpbinik. san aa ER 10 Schnurren, angerisse BO Ohr}. ab... dt 6 ‚Hinterfuss mit Krale . 1 64 Natterer fand dieses Exemplar, ein Männchen, im Walde bei Borba. 2. Isothrix bistriatus Narr. Die zweistreifige Schlichtratte. I. supra luteo nigroque variegatus, subtus lutescens; capite fasciis duabus nigris; cauda longa villosa nigra, basi flava. Isothrix bistriatus. A. Was. im Arch. f. Naturgesch. 1845. S. 146. Ist eine sehr ausgezeichnete Art. Kopf, Ohren und Füsse ganz, von Loncheres. Der Schwanz ist seiner ganzen Länge nach gleich- förmig und dicht mit 5—6 Linien langen Haaren besetzt, so dass er dünn eylindrisch ist; er erscheint etwas struppig, weil die Haar- spitzen vorwärts gehogen sind. Der Pelz ist sehr weich und sanft. 290 Die Oberseite ist olivengelb mit feiner schwarzer Sprenkelung, welche sich auf den Beinen und den Seiten mehr verliert und am ganzen Unterleib und der Innenseite der Gliedmassen einförmig ocker- gelb ist. AlleHaare sind in ihrem untern Theil schieferschwärzlich, was auf der Oberseite den grössern, auf der Unterseite den kleinern Theil der Länge ausmacht. Die obern Haare setzen am gelben Ende gewöhnlich eine kurze schwarze Spitze an, auch mischen sich ganz schwarze Haare ein. Die Seitentheile desKopfs und die Schnautzen- spitze fallen in’s licht Aschgraue. Durch die Augen läuft jederseits eine breite schwarze Binde, welche hinter dem Ohr wegzieht und erst am Ende des Nackens sich verschmälert und, mit gelber Spren- kelung gemischt, fast bis zur Mitte des Rückens verfolgt werden kann, wo sie mit der andern zusammenstösst und hier eine stärkere schwarze Bespritzelung hervorbringt. Zwischen diesen Streifen ist der Hinterhals und Scheitel blass citrongelb, was über den Augen in die graue Farbe der Schnautze übergeht. Die sehr langen Schnur- ren nebst den Borsten über und hinter dem Auge sind schwarz. Die Iris ist dunkelbraun, Nasenkuppe und Ohren schwarz, letztere nackt und nur am Rande mit Jangen Härchen besetzt. Der Unterkiefer ist graulich, die Füsse sind lichtgelb, die Nägel weisslich. Der Schwanz ist gegen 3“ lang rostgelb, dann schwarz, mit einzelnen graulichen Haaren, zumal auf der Unterseite. Körper; „0 932% SU (UA (AEREDE WENBREE ASS NUEE, SER =. Schwanz... aa: .r..10 3. Hanferfoss, u 72,2... 4.10 Natterer brachte ein einziges Exemplar, ein Männchen, von dieser Art zurück, das er am Rio Güapore gefangen hatte. Es hatte aus dem Loch eines hohen Baumes umhergeschaut, sich dann aber gleich wieder zurückgezogen, so dass er es nur durch Fällen des Baumes aus seinem Versteck herausholen konnte. 291 3. Isothrix crassicaudus Nırr. Die dicksch wänzige Schlichtratte. I. supra sordide flavido nigroque variegatus, subtus pallide' lutes- cens; cauda dense pilosa, supra fusca, subtus luteo-albida. Isothrix pachyurus. A. Wacn. im Arch. für Naturgesch. 1845. S. 146. Obschon mir die Beschaffenheit des Schädels und der Backen- zähne von dieser Art nicht bekannt ist, so glaube ich mich doch nicht zu irren, wenn ich sie in Hinsicht auf die Form der Füsse, auf die kurzen gerundeten Ohren, dem Mangel der Stacheln und dem kurzbuschig behaarten Schwanze zu Isothrix zähle. Da es mir überdiess fast ausser Zweifel erscheint, dass sie mit Lund’s Nelo- mys antricola identisch ist, so wird ihre Einreihung unter Isothrix um so mehr gerechtfertigt, als bei letztgenannter Art das Gebiss im Wesentlichen den Typus von den Schlichtratten zeigt. Den frühern Namen I. pachyurus haben wir später in den gleichbedeu- tenden I. crassicaudus umgeändert. Der Pelz ist etwas rauh, aber durchaus ohne eine Spur von Stacheln. Der Kopf ist stumpf, das Ohr abgerundet, und in der Mitte des Hinterrandes etwas eingezogen und nackt, nur mit sehr feinen Härchen sparsam besetzt. Die Füsse sind etwas schmäler als bei den 2 andern Arten und reichlich behaart. Der Schwanz ist sehr dick an der Wurzel, nimmt aber gegen die Mitte hin schnell ab und läuft dünn aus; er ist dicht mit 5—6 Linien langen steifen, etwas nach aussen gebogenen Haaren besetzt. Höchst merk- würdig ist die Stellung der Zitzen an dem, der Beschreibung zu Grunde liegenden Thiere. Wie Natterer in seinen Notizen hierüber bemerkt, „so fanden sich 4 Zitzen an den Seiten desKörpers, näm- lich hinter den Vorderfüssen auf jeder Seite eine und vor den Hin- 292 terschenkeln ebenfalls eine. Sie stehen nicht auf dem Bauche, son- dern schon ausser der Mitte des Körpers; selbst von der Seite be- sehen, und in der Mitte eine Längslinie gezogen, stehen sie schon oberhalb dieser Linie. Die Zitzen waren voll Milch,“ Die sonder- bare Stellung der Zitzen oberhalb der Mittellinie der Leibesseiten ist demnach von derselben Weise wie bei dem Myopotamus. Die Haut war übrigens, wie Natterer weiter zufügt, so mürbe wie Teig und zerriss, wie man sie anrührte, war also noch viel schlechter als die von der Cavia Paca. Die Färbung der Oberseite ist so ziemlich der der Wanderratte ähnlich, nämlich schmutzig bräunlich-fahlgelb und schwarzbraun ge- sprenkelt; die Unterseite ist hell gelblich. Die Haare der Oberseite sind graulich, mit kurzen rostgelben Enden, die meist eine ganz kurze schwarze Spitze ansetzen; einzelne Haare-sind ganz schwarz, Auf derUnterseite sind die Haare fast einfarbig. Die langen Schnur- ren sind dunkelbraun, einige mit lichtern Spitzen, die kürzern sind weisslich; die Borsten hinter und über den Augen dunkelbraun. Von - letzterer Farbe ist auch die Iris, und um das Auge zieht sich ein weisser Kreis; die fleischfarbigen Ohren sind mit gelblichen Härchen besetzt. Die Füsse sind gleich dem Unterleib hellgelblich ; die Nägel lichtbraun. Der Schwanz ist auf der Oberseite dunkelbraun, auf der Unterseite gelblichweiss. Körper anne PA) 2, Ohren !#4# MIR NIBHG" U Schwanz... Pr I BREinterfüss a9 ne N ee Das hier beschriebene Weibehen wurde in einem Hause von Cuyaba (Provinz Mato grosso) gefangen; es scheint mir, dass der Schwanz durch das Ausstopfen von seiner ursprünglichen Länge etwas verloren hat. Natterer erlielt aus derselben Lokalität ein zweites Exemplar, ein junges Männchen, dessen Körper 8“, der Schwanz fast 64“Länge hatte. Bei diesem war der ganze Unterleib 293 weiss, das Ohr schmutzig weiss, mit sparsamen weissen Härchen besetzt, der Augenring schwarzbraun, die Augenlieder mit weissen Haaren eingefasst. II. MESOMYS. Stutzratte. Auch bei dieser Gattung kommt, wie bei der vorigen, der äussere Habitus, insbesondere die Form des Kopfes, der Ohren und Füsse ganz mit Loncheres überein; dagegen verhält sich Gebiss und Breite der Backenzähne vollkommen wie bei Kchinomys fuliginosus. Da nun Mesomys zugleich den Stachelbesatz der ächten Stachelratten hat, so haben wir an ihm im strengsten Sinne des Worts eine Mit- telform, die gerade in derMitte von Loncheres und Echinomys steht, während Isothrix durch Mangel der Stacheln und Eigenthümlich- keiten im Zahnbau schon etwas mehr auf die Seite gedrängt ist. Diese Mittelgattung können wir also kurz durch die Diagnose cha- rakterisiren: habitus Loncherium, dentes Echinomyum, spinae validae. 1. Mesomys ecaudatus Narr. Die ungeschwänzte Stutzratte. M. supra fulvidus, nigro-adspersus, subtus unicolor ochraceus, cauda nulla. Mesomys ecaudatus,. A. Waes. im Arch. für Naturgesch. 1845, S. 145. Nur ein Exemplar ist es, was Natterer von dieser Art erlangte und zwar auf eine sonderbare Weise, indem es bereits in den Klauen eines Falken und schon der Kopf angefressen war, als der Räuber von einem Baume im Urwald herabgeschossen und beide unserem Rei- senden frisch zu Theil wurden, Abhandlungen der II, Ci. d. k, Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 33 294 Der Leib ist dick und kurz. Die Oberlippe ist nur schwach ausgerandet, sonst ganz, die Schnurren zahlreich und lang, die Obren klein und wenig behaart, die Augen mittelmässig. Die Füsse sind kurz und sehr breit; an den vordern ist der Daumen nur ein Rudiment mit kleinem abgestutzten Nagel, die beiden mittlern Zehen fast gleich lang und die seitlichen nur wenig kürzer. An den Hin- terfüssen ist die innerste Zehe die kürzeste, die beiden mittlern fast gleichlang und die beiden seitlichen nur wenig kürzer und gleichlang, Die Nägel sind zusammengedrückt und sichelförmig. Der Schwanz fehlt ganz, und zwar nach Natterer's Versicherung ursprünglich. In seinen Notizen heisst es: „keine Spur eines Schwanzes, kaum an dessen Stelle ein Knöpfchen mit dem Finger zu entdecken.“ Die Stacheln, welche den Körper besetzen, sind lang, starr, riemenartig, auf ihrer Oberseite tief ausgehöhlt, beginnen vom Scheitel an und reichen bis zum After und tief an den Seiten herab; dazwischen finden sich nur wenige Borsten. Die Farbe der Oberseite ist hauptsächlich rostfalb, mit etwas Grau und Schwarzbraun gesprenkelt. Die Unterseite ist einfarbig lehmgelb, was am Kinn und um die Oberlippe schmutzig weisslich wird. Die Füsse sind gelblichweiss behaart, die Nägel weisslich. — Die Stacheln sind dem grössern Theil ihrer Länge nach hellgraulich, was alsdann ins Schwärzlichbraune übergeht, mit kurzer pomeranzen- farbiger Spitze. Die eingemischten Haare der Oberseite sind in ihrer untern Hälfte graulich, in ihrer obern rostfalb. Die Haare der Unterseite sind einfarbig. Die Iris ist dunkelbraun, die Schnurren schwarzbraun, die Zähne vorn orangefarbig. Körpern. 1A sauce ar Ar | Stacheln längste... 1 „is Q%4;a 10" Ohren ohngefähr . . . 0.5 |Hinterfuss . ... 01 4 Schnurren,f, u; saw 32m) Breitendesselben su 0 43 Es war ein trächtiges Weibchen, das Natterer in der angege- benen Weise im Urwald von Borba erhalten hatte, In seinen schrift- 295 lichen Notizen bemerkt er Folgendes: „2 Zitzen nahe an der Clitoris, 2 andere an den Seiten des Körpers zwischen den Vorder- und Hinterfüssen. War trächtig mit einem Jungen, was noch sehr klein war, doch war sehr deutlich ein kurzes Schwänzchen zu bemerken.“ IV. LONCHERES. Lanzenrätte. Zu dieserGattung, welche in meinen Supplementen zum Schreber'- schen Werke nur mit 6 Arten aufgeführt ist, hat Natterer's Reise 3 neue hinzugefügt, von denen die beiden ersten zu den behaart- schwänzigen, die letzte zu den nacktschwänzigen gehört. Eine 4te neue Art, die im Frankfurter Museum aufgestellt ist, habe ich gleich- falls hier aufgenommen. 1. Loncheres grandis Narı. Die grosse Lanzenratte. L. supra aureo-fulva, nigro-irrorata, subtus lutescens; capife nigro, paululum fulvo-adsperso; pedibus fuscis, spinis mollibus. Loncheres grandis. A. W sen. im Arch. f. Naturgesch. 1845. S. 146. Von dieser Art konnte Natterer nur ein Exemplar mit verstüm- meltem Schwanze auftreiben. Schädel und Gebiss desselben sind mir unbekannt, doch halte ich es seiner Verwandtschaft mit Zon- cheres cristata wegen für ein ächtes Mitglied dieser Gattung. Der Habitus ist der gewöhnliche der Lanzenratten; die Ohren sind kurz und gerundet, die Schnurren zahlreich und bis zu den Schultern reichend: über und hinter dem Auge finden sich ebenfalls lange Borsten. Die Füsse sind kurz und sehr breit, mit kurzen, aber starken Krallen. Die Haare der Oberseite erweitern sich et- was und sind ausgehöhlt, ohne jedoch steife Stacheln zu bilden, die 33* 296 ganz fehlen; ausserdem giebt es noch einfache Borstenhaare. Der noch übrige Schwanzstummel misst 24” und ist dicht behaart; seiner Stärke nach lässt er auf eine Länge schliessen, die der des Kör- pers gleichkommen dürfte. Die Oberseite ist licht pomeranzenfarbig mit Schwarz gespren- kelt, wobei dieHaare dem grössten Theil ihrer Länge nach lichter oder dunkler grau sind mit falben Enden, theils mit, theils ohne schwarze Spitze; überdiess giebt es einzelne schwarze Haare. Die Unter- seite ist einförmig strohgelb, wobei die Haare fast einfarbig sind; am Halse ist diese Farbe durch eine bräunliche Beimischung getrübt. Auf der Oberseite des Kopfs und Halses herrscht das Schwarze vor; die falbe Sprenkelung ist sparsam. Die Schnurren sind schwarz, die Schneidezähne gelb, die Füsse dunkelbraun, die Nägel hell horn- farben. Der Schwanzstummel ist mit steifen, falb und schwarz ge- sprenkelten Haaren besetzt, die im letzten halben Zoll desselben einförmig schwarz sind, so dass also der fehlende Rest des Schwanzes wohl einförmig schwarz seyn wird. Körper fast} Inc. 21490" Schnurren u... 0.0.09” 59 Obkr. 29. Ha BETONTE Nbmlertass: N Base Ein Männchen von Managueri am obern Amazonenstrom. 2. Loncheres nigrispina Narr. Die schwarzstachelige Lanzenratte, L. nitide bruneo-fulvida, supra nigro-irrorata, subtus pedibus- que albido-lutescens; lateribus rostri cano-Llutescentibus; cauda (basi excepta) dense et aequaliter fusco-pilosa, apice haud pe- nicıllata. Loncheresnigrispina. A. Waen. Arch. f. Naturgesch. 1842.S. 361. 297 Der Habitus ist der der ächten Lanzenratten; die Ohren sind klein, kaum aus den Haaren vorragend und abgerundet. Die Ober- seite ist glänzend bräunlichfalb und schwarz gesprenkelt; die Unter- seite blass gelblich, der Unterkiefer weisslich, die Schnurren und die Iris schwarzbraun, die Ohren dunkel röthlich grau. Die Zehen sind gelblich weiss, die Krallen licht hornfarben. Die Farbe der Oberseite schneidet scharf von der der Unterseite ab. Die Stacheln sind dünn, in der untern Hälfte licht, in der obern schwarz und von den langen Borstenhaaren grösstentheils verdeckt, so dass nur ihre schwarzen Spitzen zum Vorscheine kommen. Die Borstenhaare sind am Grunde weisslich, was allmählig dunkler wird und im letzten Viertel falb ist, dem sich meist, zumal am Rücken, noch eine kurze schwarze Spitze ansetzt. Die Haare der Unterseite sind in der Wurzelhälfte weisslich, in der äussern gelblich. Die Aussenseite der Beine ist den Leibesseiten gleichfarbig; die Pfoten zuerst licht- bräunlich, dann auf den Zehen gelblichweiss. Der Oberkopf ist dem Rücken gleichfarbig; auf den Wangen wird die Farbe vorwärts blasser und gegen die Nasenspitze licht graugelblich. Der Schwanz ist anfangs auf ohngefähr 13” seiner Länge hin dicht behaart von der Art des Rückens; dann ist er dieht mit kurzen lichtbraunen Haaren besetzt, so dass die Haut fast ganz verdeckt ist. Er endet mit denselben kurzen Haaren, ohne einen Pinsel zu bilden, Körper Kinad duale; or 9940844: Ohr mh ne Schwanz ls..25:,”, =65! 0) +jHinterfußs: sh „nacht MT Jatterer erhielt in Ypanema (Provinz San Paulo) ein männliches Exemplar, das ihm lebendig eingeliefert wurde. Diese Art reiht sich an Loncheres Blainvillei an, von der sie sich jedoch schon durch die Färbung der Unterseite und des Schwanzes unterscheidet. 298 3. Loncheres unicolor Rüpv. Die einfarbige Lanzenratte, L. unicolor, dilute ferrugineo-brunnea, subtus pedibusque pallidior ; cauda elongata longius pilosa, vellere rigido sicco. Loncheres unicolor. Rürr. Verzeichn. des Mus. Senck. S. 31. — A. Waen. im Arch. f. Naturgesch. 1842. S. 361. Von Dr. Rüppell erhielt ich auf mein Ansuchen die hier in Rede kommende Art zur Ansicht, von der mir zwar die Beschaffenheit des Schädels und der Backenzähne unbekannt ist, die aber doch wohl bei Loncheres ihren rechten Platz finden möchte, da sie we- nigstens ganz deren Habitus an sich trägt. Sicher über ihre gene- rische Einreihung kann man freilich nur dann seyn, wenn man we- nigstens mit dem Bau ihrer Backenzähne bekannt geworden ist. Die Ohren dieser Art sind wie gewöhnlich kurz, oben abge- rundet und nicht über den Scheitel vorragend, überdiess mit feinen rostbräunlichen Haaren besetzt, die über den Rand weit vorstehen. Die Nasenkuppe ist nackt, die Oberlippe gespalten und behaart; die Schneidezähne glatt, gewölbt und die untern lebhafter röth- lich gelb als die obern gefärbt. Die Schnurren reichen bis hinter das Ohr, sind ziemlich steif und braun. Die Füsse sind kurz und breit, die Sohlen nackt, die Krallen kurz, sichelförmig und spitz; der Vorderdaumen ein Stummel mit Plattnagel. Der Schwanz ist von der Wurzel an dünn und geschuppt, was jedoch durch die ver- längerten Haare, die zuletzt& bis 1” lang werden, aber nicht sehr reichlich sind, ziemlich verdeckt wird. Der Pelz fühlt sich, zumal auf demRücken, rauh und trocken an, ist aber ohne eigentliche Sta- cheln. Die Haare sind auf der ganzen Oberseite sehr gedrängt, steif, auf dem Rücken gegen 1“ lang, meist rundlich, doch mischen sich auch viele platte ausgehöhlte ein, die jedoch kaum 4 Linie Breite erreichen. Auch die Unterseite ist sehr reichlich behaart. — Die 299" Farbe der Oberseite ist einförmig und licht rostbräunlich, was auf der Unterseite und den Füssen lichter wird und am Kinn in’s schmutzig Weisse übergeht. Der Schwanz ist dem Körper gleichfarbig. Die Haare sind ihrer ganzen Länge nach einfarbig. Könperjrer.n OL I OREH ee 0 ne, 0R 1 Schwanz (ob ganz?). 7 9 | Hinterfuss Sue, > 02 Nach der Angabe im Verzeichniss des Mus. Senckenb. stammt 1 nl: x diese Art aus Brasilien. 4. Loncheres macrura Narr. Die langschwänzige Lanzen- Ratte. L. supra fulvescens, lateribus pallidior, subtus e cano lutescens; cauda fere corporis longitudine, nudiuscula, pilis nonnullis bre- vissimis albidis vestita. Loncheres macr ura. A. Waen. im Arch, f, Naturgesch. 1843.S8. 360. Diese Art hat die nächste Aehnlichkeit mit L. armata, und ihr Schädel und Gebiss geben sie als eine ächte Loncheres zu erken- nen. Die Haare sind schwarz mit gelben Spitzen, welche auf dem Rücken mehr falb, an den Seiten mehr lichtgelb sind. Die Unter- seite ist schmutzig graulichgelb. Die Beine sind aussen den Leibes- seiten gleichfarbig. Die Schnautze ist roströthlich und schwarz ge- sprenkelt; das Rostroth ist jedoch nicht so lebhaft als bei L. ar- mata. Der Schwanz ist anfangs auf 1” weit von der Behaarung des Körpers, dann schmal wirtelförmig geschuppt mit kleinen Här- chen, die kürzer und spärlicher als bei L. urmata sind, übrigens eine weissliche, nur am Anfang der Oberseite eine braune Farbe haben. Die Krallen sind licht hornfarben. Die Schnurren sind zahl- reich, lang und schwarz. 300 Körpers. slvsimsäudeen AD. 9% | Ohren ie ie Schwanz. -'.. us Ace AO O. .) Hinterfuss. ud. assariesntin 5 Natterer erhielt ein Exemplar von dieser Art, ein Weibchen, von Borba. Obwohl mit Z. arımata nahe verwandt, unterscheidet sich L. macrura doch erheblich dadurch, dass 1) die Borsten über die Stacheln weit überwiegen und letztere fast ganz verdecken, 2) dass die Stacheln viel kürzer als bei ZL. armata sind, 3) dass ihre Eindhälfte in der Regel ganz schwarz ist, höchst selten mit kurzer falber Spitze, daher die getüpfelte Zeichnung fehlt, 4) dass der Schwanz weit länger, fast so lang als derKörper ist. — Wenn auch das spärlichere Vorkommen der Stacheln und das Ueberwiegen der Borsten an unserem Exemplare von L. macrura einen noch nicht vollständig ausgewachsenen Zustand desselben anzeigen sollte, so spricht doch die Länge des Schwanzes und seine lichtere Färbung entschieden für eine besondere Art. 5. Loncheres armata Js. Grorrr. Der Toro. Bisher war von dieser Art nur das einzige, unter dem Namen Mus hispidus von Lichtenstein beschriebene Exemplar bekannt, von dem man aber die Beschaffenheit des Schädels und Gebisses nicht wusste und über dessen Heimath nur Vermuthungen gewagt werden konnten. Da ich nun hierüber vollständige Auskunft geben kaun, indem Natterer junge und alte Exemplare von dieser Ant mitbrachte, ich auch das Exemplar im Berliner Museum genau: verglichen habe, so will ich das Nöthige zur Ergänzung der Kenntniss von dieser Art hier in der Kürze beibringen. Schädel und Gebiss sind nach meinen Untersuchungen vom nor- malen Typus der Gattung Loncheres. Die Jungen sind mehr borstig als stachelig. An einem alten Weibchen ist der schuppige Schwanz obeu mit einzelnen dunkelbraunen Härchen, unten gegen die Spitze 301 mit schmutzig weisslichen versehen, doch ist das Schwanzende immer ohne Haarpinsel. An einem Männchen sind. die Schwanzhaare fast alle weisslich, die Füsse sind graugelblich, die Krallen licht horn- farben. Die Stacheln sind in der untern Hälfte lichtbraun, was über die Mitte hinaus schwarz wird und mit lebhaft falber Spitze endigt. Häufig bildet jedoch das Falb nur einen mittlern Ring in der schwarzen Endhälfte, indem dann das Schwarz auch die Spitze einnimmt. Der Schwanz ist an der Wurzel sehr dick und durchgängig gerundet. Die Iris ist dunkelbraun; die Ohren sind dunkelgrau, kaum in's Röth- liche ziehend. Ein Weibchen, das mit einem Jungen trächüg ging, zeigte an den Seiten des Körpers zwischen Vorder- und Hinter- füssen 2 Zitzen. Der Körper misst nach der Krümmung 11”, der Schwanz 8“, der Hinterfuss 1” 9%, Die Exemplare von Natterer wurden am Rio negro und in der Provinz Mato grosso gesammelt. Man nennt daselbst diese Thiere Toro, weil sie zur Nachtzeit sehr laut Toro rufen. Sie sind sehr geschickt im Klettern wie die Eichhörnchen und- steigen hoch auf die Bäume, wenn sie verfolgt werden; für gewöhnlich halten sie sich jedoch in den Löchern dürrer Bäume auf, Ueberhaupt hat Nat- terer die Bemerkung gemacht, dass die Lanzenratten [Loncheres] auf Bäumen leben, während die Igelratten [|Echinomys] in Höhlen stecken. Vv. DACTYLOMYS. Yingerratte. Diese ausgezeichnete Gattung beruhte bisher nur auf dem ein- zigen Exemplare, das im pariser Museum aufgestellt ist und als dessen Heimath man nur vermuthungsweise Brasilien in Anspruch zu nehmen sich erlaubte. Es ist daher sehr erfreulich, dass Nafterer durch seine Entdeckungen nicht blos diese Vermuthung in Gewissheit ver- Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 39 302 wandelte und dass wir nunmehr im Stande sind, die Beschreibung dieses Thieres zu ergänzen, sondern dass wir ihm auch eine zweite Spezies beifügen können, welche eben so dem Süden, wie die andere dem Norden Brasiliens angehört. 1. Dactylomys typus Js. Georr. Die schmalkrallige Fingerratte. D. subtus albidus; cauda nuda squamala, unguibus compressis. Dactylomys typus. Js. Georrr. mag. de zool. 1840. p. 27 u. 47 tab. 20 [Thier], tab. 25 fig. 1—3 [Gebiss]. Der äussere Hahitus ist ganz der von Loncheres. Die Ohren sind sehr kurz, abgerundet und halboval; die Oberlippe ist nur schwach ausgerandet, im Uebrigen ungespalten. Die Vorderfüsse sind eigent- lich nur vierzehig, indem der Daumen hlos durch ein kaum merk- liches, nagelloses Rudiment einer Warze angedeutet ist. Die beiden Mittelzehen sind viel länger als die seitlichen, am kürzesten ist die äussere. Die Nägel sind kurz mit gewölbter breiter Firste, aber seitlich zusammengedrückt; die beiden mittlern spitz, die beiden äussern mehr abgestumpft. An den Hinterfüssen ist die Verschieden- heit der Zehen minder auffallend als an den vordern. Die Nägel sind viel grösser als an den Vorderfüssen und ragen über die Ballen vor. An der dritten und vierten Zehe sind sie hoch, gekrümmt, spitz und schmal zusammengedrückt; an der Zeigezehe ist der Nagel am grössten, etwas schief einwärts gewunden und vorn breit abgerundet. Die Daumenzehe hat ebenfalls einen deutlichen Nagel. Der Schwanz ist nur an der Wurzel behaart; in der ganzen übrigen Länge ist er wirtelförmig geschuppt, völlig nackt, mit kaum sichtlichen ein- zelnen feinen weissen Härchen. Die Hoden liegen innerlich. Die Behaarung ist grob, aber ohne Stacheln. Der Rücken ist fahlgelb, mit etwas Schwarz gesprenkelt; die Hinterseite der Schenkel und 303 des Afters ist roströthlieh. Längs des Rückgraths schimmmert ein rötblicher Ton hindurch. Die Unterseite des Leibes ist weisslich. Der Kopf ist licht bräunlichweiss, was im Nacken in's Dunkelbraune übergeht. Die Iris ist hell umberbraun, die Augenringe sind bräun- lich fleischfarben ; die Ohren schwärzlichbraun, an der Wurzel gelb- lich, die Nasenkuppe und die durchscheinende Haut an den Lippen ockergelblich, die Schnurren braun, die Schneidezähne safranfarben. Die Füsse sind lichtgelb und etwas schwärzlich gesprenkelt, die Sohlen gelbbräunlich. Im Einzelnen sind die Haare des Rückens meist schwarz, mit gelben Ringen vor der Spitze. Das Gelbe dehnt sich an den Seiten so aus, dass es zur herrschenden Farbe hier wird, während näher dem Rückgrath zu das Schwarz deutlicher auf- tritt. Längs der Mitte des Rückgraths sind die Haare im untern Theil roströthlich, daher hier ein Fleck von solcher Farbe durch- schimmert. Am Hinterrand der Hinterschenkel bis herab zur Fuss- wurzel sind die Haare fast rostroth mit lichtem Wurzeltheile. Die Kopfhaare sind schmutzigweiss, vom Scheitel an nach hinterwärts mit Jichtbräunlichen Spitzen. Im Nacken ist die untere Hälfte der Haare braun, dann schwarz mit gelben Spitzen. Auf der Unterseite des Leibes sind die Haare einfarbig weisslich. Der Schwanz ist auf ohngefähr 2 Zoll von der Wurzel an von der Bebaarung und Färbung des Körpers, dann nackt und schmutzig weiss. Körper. ıy „j5-20u6 +... 741% 794 | Morderfuss, 2te ‚Zehe. .,, 0.,, AM Schwanz. 2.4.0018, 0 = Ste; wel 7 Behaarter Theil 2:20 ” Men. 1: Okrlangen =: %....%.,:0, 7 a Ste „oc Ohrbreite . 0 84 |Hinterfuss mit Kralle, 2 1 Das einzige Exemplar, welches Natterer in seine Gewalt brachte, ein Männchen, wurde am Rio negro geschossen, als es einen Baum hinauf klettern wollte. 39* 304 2. Dactylomys amblyony& Narr. Die breitkrallige Finger- Ratte. D. subtus pulchre ochraceus, cauda tota pilis vestita, unguibus dilatatis. Dactylomys amblyonyx. A. Was. im Arch. f. Naturgesch. 1845. S. 146. Wie bei D. typus ist die Oberlippe nur schwach eingeschnitten und behaart. Eben so fehlt der Daumen der Vorderfüsse, an dessen Stelle nur eine kleine Warze sichtlich ist. Die Ohren sind kurz, an der Aussenseite schwach ausgebuchtet und am Rande mit Härchen besetzt. Die Schnurren sind sehr lang, und über und hinter den Augen finden sich ebenfalls Borsten. Die Zehen zeigen ein ähn- liches Längenverhältniss wie bei D. Zypus, und die Sohlen sind ebenfalls nackt. Dagegen sind die Nägel von denen letztgenannter Art sehr verschieden, indem sie an den Vorderfüssen alle spatelartig erweitert sind, mit flacher Wölbung und stumpfer Zuspitzung. An den Hinterfüssen ist der Nagel der 5ten und 4ten Zehe eben so gebildet, während der der 3ten und 2ten Zehe ganz so wie die entsprechenden bei D. fypus beschaffen sind. Dasselbe gilt für den Nagel der Daumenzehe, der weder so zusammengedrückt, noch so erweitert als die übrigen ist. — Der Schwanz ist auf 3” lang dicht behaart, so dass hier dieBeschuppung ganz verdeckt ist; dann neh- men die Haare an Länge und Mächtigkeit ab, so dass die Beschup- pung nicht mehr ganz verdeckt wird, zugleich verschmächtigt sich der Schwanz auch immer mehr; am Ende trägt er einen schwachen Haarpinsel. Die Farbe der Oberseite ist oliven-fahlgelb und schwarz ge- sprenkelt, die Wangen haben einen graulichen Anflug, und die Un- terseite des Leibes ist schön ockergelb. Die Haare der Oberseite sind im grössten Theil ihrer Länge schieferschwarz, mit oliven-fahl- 305 gelben Spitzen; längs des Rückgraths stehen auclr viele ganz schwarze Haare, die an den Leibesseiten verschwinden, so dass hier die goldig fahlgelbe Färbung vorherrscht. Die Haare der Unterseite sind am Grunde etwas lichter als nach aussen hin, Auf der Oberseite des Kopfs ist das Gelb sehr verblasst und es zeigt sich hie und da ein trüb rostiger Anflug mit viel Grau ge- sprenkelt; auf den Wangen findet sich ein graulicher Anflug. Die Unterseite des Kopfs ist ockergelb, das Kinn und der Vordertheil derOberlippe weisslich, die Schneidezähne safranfarben, dieSchnurren schwarz, die Ohren graulich fleischfarben, am dicken warzigen Rande in's Rothe übergehend, die Iris dunkelbraun. Die Gliedmassen sind aussen ähnlich dem Rückgrath gefärbt. Die Füsse sind spärlich be- haart mit schmutzig weisslichen und etwas dunkel gesprenkelten Haaren; die Sohlen licht fleischfarbig, die Nägel hellgelblich. Der Schwanz ist im dichtbehaarten Theile graulich und schwarz gespren- kelt, nachher mit bräunlichen Haaren besetzt, die bald schmutzig werden; der Endpinsel ist licht bräunlich. Körper‘... io. -lue es „9%, 6% | Viorderfuss,.,2te Ziehe, ...; 0%.14%. Schwanzrübe; .. :.".......44:..6 F 3te. naar ee Schwanz mit Pinsel . 12 4 n Mer Or Sehnurren %n.. „ms2.ngsl'0 5 die „ 0 3 Ohren .”. 2 220.008 |Hinterfuss mit Krale. ı U Natterer erhielt 2 Exemplare, Männchen und Weibchen, aus den Waldungen von Ypanema [Provinz San Paulo]. Diese "Thiere leben auf Bäumen, klettern sehr gut und tragen in Baumhöhlungen Vorräthe von Samen und Früchten für den Winter zusammen. Das Weibchen war mit einem Jungen trächtig. 306 VI. HESPEROMYS. Scharrmaus. Von dieser Gattung, welche bisher in unsern Katalogen nur wenige Arten aus Brasilien aufzählen konnte, hat Natterer's Reise auf einmal eine ansehnliche Anzahl von Spezies aus diesem Reiche gebracht. Es hat dadurch eine frühere Bemerkung von mir, dass dem ganzen Kontinente von Amerika die Gattung Mus völlig abzu- gehen scheine, eine neue Bekräftgung erhalten; denn von all den- jenigen Arten, deren Gebiss ich untersuchen konnte, hat es sich ge- zeigt, dass sie nicht zu Mus, sondern zu Hesperomys oder dieser nah anverwandten Gattungen gehören. Zwar sind mir unter den von Natterer gesammelten Exemplaren auch etliche mit dem Zahn- bau von Mus vorgekommen; diese sind aber entschieden oder doch höchst wahrscheinlich aus der alten Welt abstammend. Leider bin ich bisher durch Natterer’s plötzlichen Tod verhindert worden, die sämmtlichen nachstehend verzeichneten Arten auf den Zahnbau zu prüfen, was noch nachgeholt werden muss, indess zweifle ich nicht, dass sie sich als Glieder von Hesperomys wohl durchgängig be- währen werden. Den brasilianischen Arten habe ich auch eine aus Labrador beigefügt, als Beleg, dass diese Gattung durch den ganzen Kontinent hindurchgeht. a) vellere fulvido, cauda corpus longe superante. 1. Hesperomys leucogaster Narr. Die lichtbäuchige Scharrmaus. H. supra fulvus, nigro-adspersus, subtus cano-lutescens; auriculis majusculis, pedibus fulvescentibus, cauda corpore longiore nuda. Hesperomys leucogaster. A. Waen. im Arch. f. Naturgesch. 1845. 8. 147. 307 Diese Scharrmaus ist dem Hesperomys subflavus ähnlich, ist aber grösser, der Schwanz weit länger, die Färbung lebhafter roth und die Füsse sind bräunlich. Die Ohren sind gross, oval, breit und in ähnlicher Weise wie bei Hesperomys Anguya behaart; der Vorderdaumen ist sehr klein und trägt einen abgestutzten Nagel; der Schwanz ist weit länger als der Körper, nackt, geschuppt, und nur mit einzelnen Härchen zwischen den Schuppen versehen. Die Oberseite ist wie bei Hesperomys Anguya gefärbt, doch mit etwas mehr Roth. Die Unterseite ist schmutzig graugelblich, wobei die Haare gegen den Grund grau, nach aussen gelblich sind; die des Halses, Unterkiefers und der Aftergegend sind einfarbig und zu- gleich lichter. Die Farbe auf dem Kopf ist blasser als auf dem Rücken, und gegen die Oberlippe graulich. Die Schnurren sind schwarz, die Füsse mit bräunlichen Haaren besetzt, die Sohlen sind nackt und hellfarbig. Der Schwanz ist bräunlichgrau mit einzelnen bräunlichen Haaren. Büren 0 2: 360 Ohren 2 er Or SChwanzı Sr nn 97 Arklinterfuss.. 2.0. ...; 4 6 Im Walde von Ypanema [San Paulo] durch Natterer aufge- funden. An einem Weibchen zählte er S Zitzen: 2 zwischen den Vorderbeinen, 2 hinter denselben, 2 vor den Hinterschenkeln, 2 hin- ter denselben. 2. Hesperomys eliurus Narr. Die ruthenschweifige Scharrmaus. H. supra fulvescens, nigro-adspersus, subtus albidus; auriculis majusculis, cauda nuda corpore multum longiore. Hesperomys eliurus. A. Wacner. im Arch. f. Naturgesch. 1845 S. 147. 308 Da ich ausser Bälgen auch ein in Weingeist aufbewahrtes Exemplar untersuchen konnte, so will ich nebenbei einiger Theile ausführlicher gedenken, die im getrockneten Zustand nicht deutlich erkennbar sind. Der äussere Habitus ist, wie bei voriger Art, der unserer eigentlichen Mäuse. Am Vorderrand eines jeden Nasenloch's sitzt ein kleines häutiges Wärzchen. Die Oberlippe ist gespalten, aber in der obern Hälfte ist die Furche durch ein Häutchen ver- bunden. Die Ohren sind verhältnissmässig gross, etwas zugerundet und an den Rändern braun behaart. Der Vorderdaumen ist sehr klein, mit einem abgestutzten Nagel. Die Sohlen der Hinterfüsse sind lang und ganz nackt, hinten glatt, vorn gekörnt, darunter mit 6 grössern Warzen: 2 an der Wurzel der Mittelzehen, 2 an den Wurzeln der beiden Aussenzehen und 2 Warzen noch weiter rück- wärts. Der Schwanz ist nackt, jedoch mit feinen kurzen Härchen beflogen. An einem alten Weibchen fand Naftterer 10 Zitzen: 2 zwischen den Vorderbeinen, 2 gleich dahinter, 2 nahe daran auf den letztenRippen, 2 vor den Hinterschenkeln und 2 zwischen den- selben. Die Oberseite des Körpers ist ähnlich wie bei Hesperomys An- guya gefärbt, fahlgelb mit Schwarz gesprenkelt. Die Unterseite ist weiss mit gelblichem Anfluge; alle Haare sind in ihrer untern Hälfte schieferfarben. Der Kopf ist etwas lichter als der Rücken, gegen die Oberlippe graulich. Die feinen, kaum den hintern Ohren- rand erreichenden Schnurren sind dunkel, mit lichtern Spitzen. Die Ohren sind am Grunde schmutzig weiss, das Uebrige röthlichgrau, die Iris schwarz. Die Füsse sind weisslich behaart, mit einzelnen bräunlichen Härchen untermengt, die Sohlen licht grauröthlich. Der Schwanz ist oben wie unten dunkel röthlichgrau und mit grauen Härchen beflogen. Körper, ns gr. Narr 40%, Ohren ar u 6 Schwanzue u er eh 0 :[Hinterfuss . = 9. 2 48 0 309 Natterer erhielt seine Exemplare in den Provinzen San Paulo und Mato grosso, theils aus Wäldern, theils aus Häusern. Sein grösstes Exemplar giebt er zu 4“ 4“ Körperlänge und zu 5* 5" Schwanzlänge an. Diese Art ist sehr nahe verwandt mit H. longi caudatus Benn., doch ist der Angabe zufolge bei letzterer der Schwanz, verhältnissmässig noch länger und zugleich dichter behaart; dagegen scheint unser Fl. eliurus mit Lund’s Mus longicaudus identisch zu SeVD, . 3. Hesperomys pygmaeus Narr. Die Zwerg-Scharr- Maus. H. minimus, supra rufescens, subtus albidus; auriculis majusculis dense pilosis; cauda pallida corpore multum longiore. Hesperomys pygmaeus. A. Wasn. im Arch. f, Naturgesch. 1845. S. 147. Schädel und Gebiss von dieser kleinsten unter deu brasilischen Arten geben einen ächten Hesperomys, oder in engerer Begrenzung einen Ualoınys zu erkennen. Die Ohren siud gross, rundlich oval, sehr dicht mit Härchen besetzt, die Schnurren reichen weit über die Ohren hinaus, die Sohlen sind lang und nackt, der Schwanz ist viel länger als der Körper, beschuppt und mit feinen Härchen beflogen. Die Färbung der Oberseite des Körpers ist bräunlich rostfalb, mit sehr wenig Schwarz besprenkelt und an den Seiten vor den Schen- keln in einem Streifen sich herabziehend, während der übrige Theil der Seiten ins Fahlgelbe fällt. Die Unterseite ist gelblichweiss; alle Haare im untern Theile schieferschwarz. Oberlippe und Füsse sind mit weisslichen Härchen besetzt. Die Ohren sind innen mit roströthlichen, gelb gesprenkelten, aussen mehr einfarbig rostrothen Haaren beflogen. Die Sohlen sind licht fleischfarbig und auch der Schwanz ist von einer lichten Färbung. Die Schnurren sind bräun- lich mit hellern Spitzen. Abhandlungen der I. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 40 310 Körper: zuNrrodk mal 2t 97er Ohrbreites. örkıs of 44 Sekhwanz.u-sn18 ie. 21.18, mBhi Vorderfussint. nacsta- uDN ‚34 Obrlänge . . 2.0 64 | Hinterfuss . .202...0 93 Vorstehende Maasse in rheinländischer Währung habe ich aus den Notizen Natterer's aufgenommen, der ein Weibchen von dieser Art aus dem Campo von Ypanema erhielt. Ihrer trübern Färbung wegen, die an unsern Hypudaeus arvalis erinnert, so wie wegen ihrer längern Schyurren halten wir sie für eine voır voriger verschie- dene Art. i b) vellere fulvido, cauda corpus aeguanle aut parum breviore. 4. Hesperomys leucodactylus Narr. Die weissäumige Scharr- Maus. H. supra fulvidus, nigro-adspersus, subtus albus; pedibus saturate rufo-fuscis, lateraliter una cum digitis albidis; cauda corpore paululum longiore, fusco pilosa. Hesperomys leucodactylus. A. Waen. im Arch. f. Naturgesch. 1845. 8. 147. Der Habitus ist ganz der eines Oalomys. Die Oberseite des Körpers ist rostfalb, weit lebhafter als bei 4. Anguya, aber nicht so sehr als bei H. russatus, mit etwas Schwarz gesprenkelt. Die Unterseite ist abgeschnitten gelblichweiss, wobei dieHaare einfarbig sind, während sie bei H. Anguya am Grunde schieferfarben sind. Die Ohren sind oval, aussen fein behaart, braungrau, am Grunde fleischfarbig; die Schnurren sied sehr lang und dunkel. Sehr kennt- lich ist diese Art durch die Zeichnung der Füsse, indem diese auf der Oberseite dunkelbraun sind, an den Seitenrändern aber eine weissliche Einfassung haben, während die Mitte der Sohle schwarz- grau ist. Zehen und Nägel sind ebenfalls weisslich; der Schwanz 3ll wird zuerst an der Wurzel etwas vom Rückenpelz umfasst, dann ist er geschuppt, oder mit braunen Härchen häufig besetzt, die am Ende einen schwachen Pinsel bilden. Könner ven a 7“ Ohren ee en DZ Sch wanze I Fee Eiinterkossye. 0.2. 46, 0 Natterer erhielt ein Exemplar von dieser Art am Rio Parana im südlichen Brasilien. 5. Hesperomys concolor Wien. Die gleichfarbige Scharr- Maus. H. fulvus, subtus abrupte albus, pedibus fuscentibus; cauda nuda longitudine corporis; pilis gastraei unicoloribus. Hesperomys concolor. A. Waen. imArch. f. Naturgesch. 1845. S. 147. Wir hatten diese Art anfänglich für eine Abänderung von Hes- peromys Anguya angesehen; nachdem ich sie aber dahier genauer mit letzterer verglichen habe, scheint es mir doch richtiger sie als eigne Art aufzustellen. Sie ist allerdings mit H. Anguya sehr nahe verwandt, aber die Färbung der Oberseite ist bei ihr weit lebhaf- ter, mit mehr Roth beigemischt, dagegen mit weniger Schwarz ge- sprenkelt. Die Unterseite, welche schön weiss ist, hat lauter ein- farbige Haare, dagegen FH. Anguya zweifarhige; ferner fehlt die graue Färbung auf den Wangen des letztern und die Füsse sind mit bräunlichen Haaren besetzt, der nackte, nur mit kurzen Härchen beflogene Schwanz hat eine dunkle Färbung. Die Schnurren sind schwarz und die Ohren wie bei AH. Anguya behaart. 40% 312 H. H. concolor. | Anguya. Körper. .... .,. mb Dr Schwanz... u... 20247809 19,240 Ohren Mr u: 20ER Hinterfüussu. tete 0 . Natterer fand diese Art am Flusse Curicuriari im nordwest- lichen Brasilien. 6. Hesperomys russatus Was. Die goldfalbige Scharrmans. H. supra splendide fulvus, subtus albido-lutescens, pedibus albidis; cauda corpore paululum breviore, squamata, nudiuscula, pallida, supra infuscata. Die Oberseite ist lebhaft goldig pomeranzenfalb, mit wenig Schwarz bespritzelt, an den Seiten etwas lichter. Die Unterseite ist abgeschnitten und schön gelblichweiss, was am Halse und auf der Innenseite der Hinterbeine am blassesten ist. Die Füsse sind schmutzig weiss behaart, die Sohlen nackt. Die Ohren haben einen feinen Haaranflug, der Schwanz ist fast nackt, blass, auf der Ober- seite dunkler. Borpert te er 2 0 ORNDBTEN Fr Sn EEE Ge Schwanz . . . . „5° 9 |Hinterfuss ee | 5 Es kommt diese Scharrmaus, die Natferer von Ypanema mit- brachte, mit Mus physodes Lieht so sehr überein, dass sie nur durch die lebhaftere Färbung und den gelben Anflug der Unterseite und der Schnautzenspitze von letzterem, der blos nach dem einzigen Exemplare in Berlin gekannt ist, unterschieden zu seyn scheint. Da beide überdiess gleiche Heimath theilen, so dürften sie wohl nur als Farbenabänderungen einer und derselben Art anzusehen seyn. 313 c) vellere obscuriore, cauda corpus nolabiliter breviore. 7. Hesperomys brachyurus Narr. Die kurzschwänzige Scharrmaus. I. supra brummeo-flavidus, nigro-adspersus, sublus sordide lutes- cens, pedibus brunescentibus; cauda dimidii corporis longitu- dine, dense pilosa, bicolore. Hesperomys brachyurus. A. Wien. im Arch. für Naturgesch. 1845..8. 447. Die Oberseite ist wie bei H. arviculoides und H. orobinus ge- färbt, nämlich bräunlichfalb mit olivenfarbigem Anfluge, dabei reich- lich schwarz bespritzelt; die Unterseite hat aber mehr Gelb als bei H. arviculoides, dem diese Art am nächsten steht, indem sie lehm- gelb ist. Alle Haare sind in ihrem untern Theile schieferschwarz. Der Kopf ist dem Rücken gleichfarbig, die Ohren sind fein behaart; die Füsse mit bräunlichen, etwas weiss gesprenkelten Haaren be- setzt, die Sohlen nackt, schmal und bräunlich fleischfarben. Der Schwanz ist weit dichter behaart als bei H. arviculoides, oben schwärzlich, unten und seitwärts lehmgelhblich. Die Maasse habe ich von 2 Exemplaren abgenommen. N. I: IN, II 3 Köhper za -zieandoe 45” elar 6m Schwanziisiau.sulsekwdn2 na. 1902 Ohrensa.. 2... 0.000 Hinterfuss. ; . . 1408-14 h 103 Nur von dem einen dieser Exemplare weiss ich den Fundort anzugeben, nämlich Yfarare im südlichen Brasilien; vom andern habe ich denselben zu notiren vergessen, alt 8. Hesperomys fuliginosus Narr. Die dunkelfarbige Scharr- Maus. H. supra saturate rubiginoso-fuscus, nigro-adspersus, subtus sordide flavescens; auriculis pedibusque breviusculis fusco-pilosis; cauda squamata pilis brevibus vestita. Hesperomys fuliginosus. A. Wıcx. im Arch. f. Naturgesch. 1845.-8. 148. Eine durch ihre dunkle Färbung, so wie durch die Kürze der Ohren und Füsse erkenntliche, von den vorhergehenden leicht unter- scheidbare Art. Die Ohren sind kurz, oval und dieht behaart, die Schnurren fein und kurz, die Sohlen nackt; der Schwanz scheint an dem einzigen Exemplare, das Natterer erhielt, nicht ganz voll- ständig zu seyn, wird aber wohl nicht mehr als die Hälfte des Körpers ausmachen. Die Färbung ist weit dunkler als bei den vor- hergehenden Arten. Die Oberseite ist rostfalb, aber mit sehr viel Schwarz gesprenkelt und mit einem glänzend olivenhraunen Anfluge. Die Unterseite ist trüb rostgelblich, die Haare sind auf der Ober- wie auf der Unterseite dem grössten Theil ihrer Länge nach schiefer- schwarz, so dass nur die Spitzen andersfarbig sind. Die Seiten des Kopfs und Halses sind lebhafter gefärbt als der übrige Körper, indem das Falbe mehr in’s Goldige fällt. Ohren und Füsse sind braun behaart. Der Schwanz ist schuppig, aber doch mit feinen kurzen Härchen beflogen, oben schwärzlich, unten trüb lehmgelblich. Körper Fe SUR AN 3°“, Ohr 5 FRAME ae Schwanz. Ken RT Hlinterfuss 4. ...280r en OS Von Ypanema erhielt Nafterer ein mit 3 Jungen _trächtiges Weibchen, an dem sich 4 Zitzenpaare vorfanden. 315 9. Hesperomys canivenlris Was. Die graubäuchige Scharr- Maus. H. supra e sordide lutescente nigroque variegalus, sublus canes- cens, paululum luteo-tinctus; pedibus brunneo-albidis; cauda hrevipilosa, dimidio corpore breviore. Hlesperomys caniventris. A. Was. im Arch. für Naturgesch. 1845. S. 148. { Ebenfalls durch ihren trüben graulichen Ton von den falben Arten von Calomys verschieden, doch ist die Färbung weder auf demRücken noch auf der Unterseite so trüb als bei Arymomys mus- culus. Nach Schädel und Gebiss ist diese Art ein ächter Calomys. Die Olren sind wie gewöhnlich an den Rändern behaart; der Schwanz ist sehr kurz und mit feinen Härchen dicht bedeckt. Die Oberseite des Körpers ist schmutzig bräunlich fahlgelb und schwarz gespren- kelt, was allmählig in die blass graugelbliche Farbe der Unterseite übergeht. Alle Haare sind in ihrer untern Hälfte schieferschwarz. Die Oberseite des Kopfs mit der Schnautze ist dem Rücken gleich- farbig, doch etwas lichter; die Schnurren sind fein und kurz. Die Füsse sind schmutzig weisslich behaart; der Schwanz ist oben braun, unten schmutzig gelbweisslich. Körpern: sch sure nen REN SLR . me Holbuaitesn 0%. 9 SChwanzın: maahbre wi alu be 9 | Binterfussi. +5 ss a 0-14 Aus Brasilien, doch ist mir der nähere Fundort nicht bekannt. 10. Hesperomys maniculatus Was. Die gestiefelte Scharr-Maus. H. supra fuliginoso-brunneus, subtus abrupte albus, auriculis elon- gatis, pedibus pallide lutescentibus, plantis pilosis, cauda pi- losa bicolore. 316 Hesperomys maniculatus, A. Waen. im Arch. f. Naturgesch, 1845. S. 148, Ich schliesse hier an die Scharrmäuse des tropischen Amerikas eine Art an, die mir in 2 Weingeist-Exemplaren, wovon ich das eine ausstopfen liess, aus der Nordregion dieses Welttheils zuge- kommen ist und die in allen wesentlichen: Merkmalen mit H. leuco- pus dermassen übereinstimmt; dass ich es dahin gestellt lassen muss, ob die Differenzen ausreichen, sie zu einer eignen Art zu erheben, oder ob wir, in ihr, wie es wahrscheinlicher ist, nur eine Varietät letztgenannter Spezies anzuerkennen haben.) Nach Schädel und Gebiss weisst sie sich als ächter Ualomys aus. Gestalt, Grösse und Farbenvertheilung verhält sich wie bei H. leucopus, so dass ich nur die Differenzen anzugeben brauche, welche sich zwischen ihr und dem letztern, von dem ich dermalen freilich nur Beschreibungen, und zwar zunächst die Richardson’s ver- *) Wenn man die neueste und sehr ausführliche Beschreibung, die Au- dubon und Bachman in ihrem gemeinschaftlichen Werke |ihe viripa- rous Quadrupeds of North Amerika. 1847 vol. I. p. 300) von ihrem Mus leucopus gegeben haben, durchgeht, so wird man wohl zur Ueberzeugung gelangen, dass wenigstens 2 Arten unter diesem Namen confundirt sind, indem nicht wohl anzunehmen ist, dass Individuen, von denen die einen doppelt so gross als die andern sind, oder wo bei den einen der Schwanz so lang als der Leib, bei den andern nicht viel.mehr als halb so lang ist, zu einer und derselben Art ge- hören werden. Wahrscheinlich wird es sich bei weiteren Untersuch- ungen herausstellen, dass die hochnordische Scharrmaus, die ich hier beschrieben habe, spezifisch von der südlichen verschieden ist. Dass übrigens Bachman’s Mus leucopus nicht der Gattung Mus, sondern Hesperomys angehört, davon habe ich mich durch Untersuchung eines -der von ihm an das Museum in Berlin überschickten Exemplare selbst überzeugt. ‚317 gleichen kann, ergeben. Diese Abweichungen bestehen darin, dass bei H. maniculatus die Oberseite weit trüber gefärbt ist, indem sie nämlich blos russig gelblichbraun und schwarz gesprenkelt ist, ohne Beimischung von Rostroth, wie es von #7. leucopus angegeben wird, Die ganze Unterseite ist scharf abgeschnitten graulichweiss, die Füsse dagegen haben einen lichtgelblichen Anflug, wodurch sie sehr von der grauweissen Farbe des Unterleibes abstechen und wie gestiefelt erscheinen. Die Sohlen, welche von ZI. leucopus als nackt ange- geben werden, sind bei 77. maniculatus dicht mit einem feinen An- fluge weisser Härchen besetzt. Der Rand der Ohren ist weiss ge- säumt; der diehtbehaarte Schwanz ist auf der Oberseite schwarz- braun, an den Seiten und unten weiss, mit einem. leichten gelblichen Anflug. Könner Be raine ware DHara2 | Ohr a a > le Schwanz ne | Hintenfuss 2.2 °0..8 Durch Dr. Barth's Vermittelung hat die hiesige Sammlung von den Missionären der Brüdergemeinde auf Labrador, unter andern höchst werthvollen Geschenken, auch diese Maus erhalten, die in- sofern merkwürdig ist, als sie zeigt, dass die Gattung Hesperomys bis in die hochnordische Region der neuen Welt hineinreicht. VI. DRYMOMYS. Trugmaus. J. v. Tschudi hat in seiner Fauna peruana gezeigt, dass es im tropischen Amerika Mäuse giebt, die sich an unsere Gattung Mus weit näher anschliessen, als diess bei Hesperomys der Fall ist, ja dass es nur sehr geringe Differenzen im Gebisse sind, durch welche jene sich von Mus unterscheiden, so dass sie als die eigentlichen Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abth. 41 318 Repräsentanten der letztgenannten Gattung in der neuen Welt zu betrachten sind. Er hat aus ihnen die Gattung Drymomys gebildet der er jedoch nur die einzige Art D. parvulus zutheilen konnte. Eis ist mir nun sehr interessant gewesen, dass ich unter den von Nat- terer gesammelten brasilischen Arten ebenfalls eine antraf, die der neuen Gattung Drymomys zuzuweisen, übrigens aber von der pe- ruanischen Art ganz verschieden ist. 1. Drymomys Musculus Narr. Die Haus-Trugmaus. D. e nigricante fulvido-brunneus, subtus cano-Iutescens; auriculis majusculis nudiusculis, digitis albidis, cauda infuscata corpore breviore. So verschieden auch die Färbung von Calomys ist, so kommt doch der ganze Habitus damit, so wie in beiderlei Stücken auch mit unserer Hausmaus überein. Das Gebiss aber giebt einen ächten Drymomys zu erkennen, indem man nur den ersten Backenzahn des Oberkiefers betrachten darf, sich davon zu überzeugen. Es sind nämlich an selbigem die innern Höcker so weit zurückgestellt, dass während bei Mus der erste von diesen Höckern an die erste Quer- reihe, der 2te an die 2te sich anschliesst, bei Drymomys dagegen der erste Höcker gleich an die 2te Querreihe sich anlegt. Die Ohren sind ziemlich gross, nackt, mit kaum merklichem Haaranfluge; die Schnurren sind dunkel und reichen bis hinter das Ohr, die Soh- len sind nackt; der Schwanz ist mit kurzen, am Ende ziemlich häu- figen Härchen besetzt. Das Weibchen hat 4 Zitzenpaare. Die Oberseite des Kopfes, Halses und Vorderrückens ist fast einfarbig schwarzbraun, hinterwärts allmählig mit mehr und mehr Falbbraun gesprenkelt, was an den Seiten, wie gewöhnlich, über- wiegend wird. Die Unterseite ist schmutzig graugelblich, auf dem Hinterbauch mit einem grossen weissen Fleck. Alle Haare sind an der Wurzel dunkel schieferfarben; nur die auf letzterem Fleck sind 319 fast einfarbig weiss. Die Unterseite des Kopfs ist der übrigen Un- terseite gleichförmig; die Ohren sind grau, an der Wurzel schmutzig weiss, die Vorderzähne, wie bei allen Hesperomys, gelb. Die Zehen sind schmutzig weisslich, was hinten bis über die Mitte des Mittelfusses reicht, dessen hintere Hälfte braun ist. Die Behaarung des Schwanzes ist russigbraun. Körper LEN IBIZE 7 Ohren Brian 1, DUMM ER Schwanz" HE MB 904 N Elintertuss "2 178 10278 Wurde von Natterer als Bewohner der Häuser in Ypanema angetroffen und ist wohl dieselbe Art, welche Lund mit unserer Hausmaus zusammenstellt. VII. MACROCOLUS. Bilchspringer. In Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte [1846. 1. S. 172] habe ich eine neue Nagergattung aus der Familie der Springer un- ter dem Namen Macrocolus nach ihrem äussern Baue und der Be- schaffenheit ihres Knochengerüstes beschrieben. Zur Grundlage diente mir ein aus Mexiko abstammendes Exemplar, das ich mit der spezifischen Benennung Macrocolus halticus bezeichnete. Um die Verwandtschafts- Beziehungen dieser neuen Gattung mit den Springern der alten Welt zur klaren Anschauung bringen zu können, habe ich auf Tab. 5 die Abbildung des Skelets derselben gegeben; hinsichtlich der Beschrei- bung brauche ich nur auf meine vorhin erwähnte Abhandlung, so wie auf die den Tafeln beigegebene Erklärung zu verweisen. 41* IX. Vergleichung des Skelets von Psammoryctes mit dem von Octodon, Habrocoma und Loncheres, nebst Bemerkungen über die systematische Stellung von Schizodon,. Ctenomys und Myopotamns. Der Cucurrito |Psammoryetes s. Poephagomys] wurde von mir der Familie der Schrotmäuse |Psammoryetina] eingereiht, während mir später Zweifel darüber kamen, ob er nicht vielleicht gar bei den Wurfmäusen [Ounieularia] unterzubringen wäre, Aus dieser Ungewissheit bin ich nunmehr gezogen worden, nachdem ich von diesem Thiere ein Exemplar in Weingeist erhalten habe, von dem ich das Skelet*) präpariren lassen konnte. Aus der Vergleichung desselben mit Skeleten von Octodon Cumingiüi [Dendrobius Degus], Hubrocoma Bennettiü, Loncheres obscura und Loncheres Blainvillei ist es mir zur Evidenz klar geworden, dass der Cueurrito nirgends anders als unter den Schrotmäusen seine Stelle erhalten kann, wie ich diess jetzt in emem kurzen Nachweise darlegen werde. Schon ein erster Anblick auf die Skelete der 4 genannten Gat- tunger genügt, um zur Ueberzeugung zu gelaugen, dass sie sämmt- lich nach einem und demselben Grundtypus gebaut sind, so dass es, abgesehen von den Backenzähnen, schwer hält, charakteristische Differenzen ausfindig zu machen. Ich habe schon früher in diesen Blättern **) die Beschaffenheit des Knochengerüstes von Loncheres beschrieben, und indem ich auf diese Darstellung verweise, kann ich mich hier kurz fassen in Erörterung der Punkte, in welchen *) Abgebildet auf Tab. 4 fig. 1—4. **) Beschreibung einiger neuer Nager u. s. w. in denAbh. der II Classe der k. bayer. Akad. d. Wissensch. II. 1. S. 196. 321 diese Gattungen hinsichtlich ihres Skeletbaues miteinander überein- stimmen. Als die wesentlichsten Punkte, in welchen Psammoryctes, Oc- todon, Habrocoma und Loncheres in Bezug auf die Beschaffenheit ihres Kuochengerüstes übereinkommen, mögen folgende hervorgehoben werden. Der Schädel hat eine längliche Form, die vou vorn nach hinten allmählig an Breite zunimmt. Zwischenscheitelbein und Schei- telbeine verschmelzen sehr frühzeitig miteinander und letztere, so wie die Stirnbeine machen einer ansehnlichen Theil der Schädelbe- dachung aus; der Jochbogen ist sehr beträchtlich entwickelt und bil- det vorwärts ein sehr grosses vorderes Augenhöhlenloch, indem das Oberkieferbein dem Jochbeine zwei Fortsätze entgegenschickt: einen längern, der vom Stirnrande des Oberkieferbeins abwärts und etwas auswärts sich herabzieht, und einen kürzern, der horizontal und ebenfalls etwas auswärts gerichtet dem Jochbein entgegenkommt. Das Jochbein selbst hat immer eine verhältnissmässige Stärke. Der knöcherne Gaumen ist schmal und hinterwärts tief ausgeschnitten. Die Paukenknochen sind mittelgross, Jänglich und glatt. Am Unter- kiefer sondert sich unten der zahntragende Theil mehr oder minder wulstig vom aufsteigenden ab; seine beiden Aeste treten hinterwärts weit auseinander, der hintere Rand zwischen Gelenkfortsatz und Winkel ist bogenförmig ausgeschnitten und der Winkel verlängert sich in einen horizontalen Stachel. Unter den Wirbeln hat der 2te einen starken Dornfortsatz, der an den folgenden ganz verschwindet und erst an den letzten wieder in einer ganz schwachen Andeutung zum Vorschein kommt. Auch der Dornfortsatz des ersten Rückenwirbels ist noch sehr schwach, während der 2te ansehnlich, am obern Ende erweitert und in der Mitte desselben etwas ausgeschnitten ist. Das Schulterblatt ist lang, oben sehr erweitert, unten durch den starken Ausschnitt des vordern Randes sehr verschmälert. Die Gräthe trennt sich sehr bald vom Blatte ganz los und erweitert sich unten in zwei Fortsätze, von denen der vordere in Verbindung mit dem langen stabförmigen Schlüsselbeine tritt. Das Oberarmbein ist ziem- lich gerade, in seiner obern Hälfte von beiden Seiten zusammenge- drückt und trägt hier einen flügelartigen Vorsprung. Elleubogenbein und Speiche sind zwar gesonderte Knochen, doch meist nur in dem mittlern Theil deutlich voneinander losgelöst. Die Hand ist beträcht- lich kürzer als der Hinterfuss und die Knochen beider sind‘ von keiner besondern Stärke. Das Becken ist ziemlich in die Länge gezogen und das eiförwige Loch ist ziemlich gross. Die hintern Gliedmassen sind in ihren 3 Hauptabtheilungen länger und auch fast durchgängig kräftiger als die vordern. Dem Oberschenkelbeine geht die äussere flügelartige Erweiterung [dritter Umdreher] der Mäuse ab. Schien- und Wadenbein bleiben entweder in ihrem ganzen Verlaufe von einander getrennt oder stossen doch erst gegen das untere Ende zusammen. Aus dieser kurzen Vergleichung geht hervor, dass die 4 ge- nannten Gattungen hinsichtlich des Baues ihres Knochengerüstes in den wesentlichsten Stücken miteinander übereinkommen, so dass augen- fällige erhebliche Differenzen nur mühsam ausfindig gemacht werden können. Zunächst geben sich solche in der Zahl der Wirbel, na- mentlich der Schwanzwirbel zu erkennen, während hinsichtlich der Lendenwirbel, und wenn man will, auch hinsichtlich der nicht strenge von den Schwanzwirbeln sich scheidenden Kreuzwirbel, eine völlige Gleichförmigkeit herrscht. | 4 | IS > | Hals- |Rücken-‚Lenden- Kreuz-/Schwanz- enie ‚Wirbel |Wirbel Wirbel |Wirbel| Wirbel |Wyirbe) | &ar 1 Loncheres obscura*) . | 7 | 14 | 7 | 291 34 Knbf ae Blainville . | 7 14 7 b) | 33 | *) An unserm Skelet sieht man zwar nur 13 Rippenpaare, also auch nur 13 Rückenwirbel, da aber bei Z. Blainvillei 14 Rippenpaare sind, so wird auch für Z. odscura die nämliche Zahl gelten, 323 | Hals- Inucken-ILenden:|Kreuz!|Sch wanz.. ame Wirbel Airhe ürbei prall Meel [Wirbel Habrocoma Bennettii . | 7 16 7 x 2 1723160 Octodon Degus . . . \ 7 | 12 7 2 27 55 Psammorycetes noctivagus, 7 12 7 | 3 18 | 47 Der Schädel ist am längsten gestreckt bei Habrocoma”), na- mentlich ist hier der Schnautzentheil am längsten und schmälsten, was auch für die Foramina incisiva gilt, die am kleinsten bei Psam- moryeles sind. Die kürzeste gedrängteste Schädelform hat letzterer nebst Octodon; bei beiden ist auch der Unterkiefer am kräftigsten ausgebildet. Bei Loncheres sind die Stirnbeine am breitesten und stossen mit den Scheitelbeinen in einer geraden, bei den andern in einer gebogenen Linie zusammen. Die Paukenknochen sind bei Ha- brocoma am grössesten. Der Griffelfortsatz an den beiden Seiten- rändern der Schuppe des Hinterhauptbeines hängt nur bei Loncheres frei hinter den Paukenknochen herab. Der stabförmige Fortsatz am Wiukel des Unterkiefers ist sehr lang bei Habrocoma, sehr kurz bei Psammoryctes. Um mich kurz zu fassen, so zeigt der Uucurrito in seinem Skelethaue keine solchen Differenzen, die ihn von den Schrotmäusen entfernen könnten; im Gegentheil ergiebt es sich, dass ihm ein und derselbe Typus mit diesen zu Grunde liegt. Die Verkürzung des Schwanzes und der Ohren stellt ihn auf die Grenze der Schrot- mäuse, von der aus sich diese an die Wurfmäuse anschliessen. Noch will ich etliche Worte über die systematische Stellung von Schizodon, Ütenomys und Myopotamus beifügen, da ich jetzt mit Materialien besser als früberhin versehen bin. Von diesen 3 Gat- *) Vgl. Tab. 4 fig. 5—6 den Schädel von Habrocoma Bennettü. 324 tungen besitzt nunmehr die hiesige Sammlung ausgestopfte Exemplare und Schädel; von letzterer überdiess das vollständige Skelet. Schizodon ist seinem Schädelbau nach ein ächtes Mitglied der Familie der Schrotmäuse und zwar kommt derselbe mit Psammorye- tes dermassen überein, dass, sollte man lediglich auf diesen Theil des Knochengerüstes Rücksicht nehmen, beide Gattungen nicht ge- nerisch geschieden werden könnten. In der Beschaffenheit der Backen- zähne giebt sich zwar eher ein Unterschied zu erkennen, der je- doch eigentlich nur darin besteht, dass die Trennung eines jeden Backenzahnes in zwei Partieen bei Schizodon deutlicher als bei Psammorycetes durchgeführt ist. Mit Hinsicht auf den äussern Bau ist Schizodon ein Bindeglied zwischen den Stachelratten und dem Cuecurrito, während die laugen Sichelkrallen der Vorderfüsse schon auf Ütenomys hinweisen *). ÜUtenomys schliesst sich einerseits durch seine äussere Gestalt und den kurzen behaarten Schwanz an Psammoryctes an, während er sich andrerseits durch die Verkümmerung des äussern Ohrs, die langen Krallen an den Vorderfüssen und die breiten, meiselförmigen, gerade abgeschnittenen Vorderzähne an die Wurfmäuse anreiht, denen ich ihn auch früher beigesellt habe. Nachdem ich jedoch jetzt den Schädel desselben aus eigner Anschauung kenne und dadurch ge- funden habe, dass er ganz nach dem Typus der amerikanischen Schrotmäuse geformt und sowohl durch die schmalen, langgestreck- ten, hinten weit auseinander weichenden Paukenknochen, als auch *) Eine Abbildung des 'T'hieres von Schizodon fuscus habe ich in Schre- ber’s Säugthieren tab. CCVI. B gegeben; die Backenzähne desselben habe ich ebendaselbst tab. CCXXXIX. D fig. 4 darstellen lassen. Von letzteren, so wie vom Unterkiefer habe ich auf unserer Tab. 4 fig. 7—9 eine Abbildung mitgetheilt. 325 durch die kräftige Form des Unterkiefers am nächsten dem Schädel des Psammoryctes steht, so finde ich mich veranlasst, die Gattung Ctenomys als letztes Glied, dem der Cucurrito noch vorangeht, den Schrotmäusen [Psammeryetina] anzuschliessen, um von da aus den Uebergang zu den Wurfmäusen zu vermitteln. Zuletzt bleibt mir noch der C'oypu [Myopotamırs] zur Vergleich- ung über. Ich habe früherhin denselben in Hinsicht auf seinen äus- sern Bau und die Beschaffenheit seines Gebisses mit dem Biber zu einer eignen Familie der Castorina vereinigt; nachdem ich aber jetzt im Stande bin sein Skelet mit dem des Bibers unmittelbar zu ver- gleichen, erkenne ich sehr wohl, dass diese Zusammenstellung eine unrichtige ist. Trotz mancherlei Modifikationen nämlich, die in Folge seiner eigenthümlichen Lebensweise sein Knochengerüste von dem der amerikanischen Schrotmäuse darbietet, ist es doch in allen we- sentlichen Stücken, wie wir sie vorhin aufführten, nach dem Typus der letzteren geformt, dagegen in allen diesen Beziehungen von dem des Bibers auffallend verschieden. Um nur in der Kürze das Wich- tigste hervorzuheben, so ist der ganze Schädel, insbesondere der ‚Jochbogen, das vordere (untere) Augenhöhlenloch und der Winkel- fortsatz des Unterkiefers ganz wie bei den Schrotmäusen gebildet. Dasselbe gilt vom Schnlterblatt, der frühzeitigen Abtrennung der Gräthe von demselben, ferner von der Form des Oberarmbeines, des Oberschenkelbeins, der Hand- und Fussknochen und der Schwanz- wirbel; lauter Theile, die beim Biber von einer sehr abweichenden Form sind. So reiht sich denn der Coypu ebenfalls unter die Schrot- mäuse ein, unter denen er in ähnlicher Weise den Biber repräsentirt, wie Ütenomys unter ihnen die Wurfmäuse. An Wirbeln sind beim Coypu im Ganzen vorhanden 58, nämlich 7 Halsw., 13 Rückenw.. 6 Lendenw., 2 (oder 4) Kreuzw., 30 (oder 28) Schwanzwirbel. Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. Il. Abth. 42 X. ASCOMYS. Gofler. Ganz verschieden von den bisher erörterten Formen ist das Knochengerüste des Goflers |4scomys|, von dem die hiesige Samm- lung jetzt das Skelet von dem kanadischen [A. canadensis), so wie den Schädel Ifreilich ohne Hinterhaupt] vom mexikanischen [A. me- wicanus] aufzuweisen hat. Indem ich nunmehr zu einer Schilderung dieses Skelets übergehe, halte ich es für überflüssig, das ganze osteographische Detail an selbigem zu erschöpfen; ich werde viel- mehr mich begnügen vom zoologischen Standpunkte aus die charak- teristischen Merkmale desselben hervorzuheben und verweise im Uebrigen auf die beigegebenen genauen Abbildungen. Dieses Skelet*) verräth gleich durch die kräftigen Formen in allen seinen Theilen die Bestimmung des Thieres zum Graben und Wühlen. Der Schädel ist in seinem Hintertheile beträchtlich erwei- tert und auf seiner Hinterfläche senkrecht abgestutzt. Die Schläfen- beine haben sich sehr ausgebreitet, während Scheitel- und Stirnbeine sehr verschmälert sind, indem der Schädel zwischen den Augen- höhlen stark eingezogen ist. Die Jochbögen, zumal der Jochfortsatz des Oberkieferbeins, sind kräftig entwickelt und wie bei andern Wurfmäusen weit nach aussen gewendet. Das Unteraugenhöhlen- loch, das noch eine ziemliche Weite- bei Spalax hat, bei Bathyergus und Georhychus aber schon sehr euge wird, ist auch bei den @of- fers sehr klein und durchbohrt nicht mehr, wie bei jenen, den Joch- fortsatz des Oberkieferbeins, sondern mündet vor demselben aus., Der knöcherne Gaumen ist bis auf die höchst kleinen Foramina in- cisiva ganz geschlossen, die Paukenknochen sind schwach. Der Unterkiefer ist höchst robust, dabei von einer Form, die wesentlich *) Tab. 6 ist der bildlichen Darstellung des Skelets von Ascomys gewidmet. von der des Bathyergus und Georhychus abweicht, dagegen mehr an die des Spalax sich anschliesst. Die Aeste sind ausserordentlich dick und angeschwollen, indem sich der aufsteigende Theil nicht wie bei jenen erstgenannten beiden Gattungen als ein besonderes Blatt vom Zahngrunde losreisst, sondern mit demselben längs der Basis des Unterkiefers verschmolzen ist. Der breite, blattförmige Winkelfortsatz ist nicht rückwärts, sondern auswärts als ein Quer- fortsatz gewendet und über ihm sieht man einen dieken kolbigen Fortsatz, bis zu dem das hintere Ende des Schneidezahnes reicht. Durch eine Grube davon getrennt, ragen über ihn der Kronen- und Gelenkfortsatz hervor, von denen jener der höhere und stark entwickelt ist. Auf der Innenseite des aufsteigenden Theiles des Unterkiefers findet sich seitwärts der hintern Backenzähne eine weite und tiefe Grube, die bei den andern vorhin genannten Gattungen der Wurf- mäuse vermisst wird. Die ganze vordere Extremität mit dem Schultergerüste ist sehr kräftig ausgebildet, was .die Wurfmäuse von den Schrotmäusen sehr erheblich auszeichnet. Das Schulterblatt hat zwar eine ähnliche Form wie bei den letztern, unterscheidet sich aber gleich dadurch, dass die Gräthe erst gegen das untere Ende sich ablöst und dass der Rabenschnabelfortsatz, der bei den Schrotmäusen nur ganz schwach angedeutet, hier als ein starker Haken sich herab krümmt. Die Schlüsselbeine sind lang, stabförmig und etwas mehr gewunden als bei der vorhin genannten Familie. Beträchtlich stark ist das Ober- armbein, noch mehr als bei Spalax, sonst aber von ähnlicher Form, mit starkem flügelförmigen Vorsprung auf der vordern Leiste und beträchtlicher Vorragung des innern Gelenkknorrens; die Gelenk- grube ist durchbohrt oder doch nur durch ein dünnes Blättchen ge- schlossen. Die Vorderarmknochen sind gewundener als bei den Schrotmäusen, einander mehr genähert, doch grösstentheils nicht ver- wachsen; das Ellenbogenbein ist indess nicht so kräftig wie bei 42% 325 Spalax. Die Hand ist ungemein entwickelt, so dass sie an Länge dem Fusse nicht viel nachsteht und die Glieder der Mittelhand und der Finger fast noch dieker sind als die entsprechenden Theile am letzteren. Das Becken unterscheidet sich von dem der Schrotmäuse sehr angenfällig dadurch, dass die Schambeine nicht, wie es bei letzteren der Fall ist, unten in einer langen Symphyse zusammenstossen, son- dern dass sie nur in einem Punkte sich berühren, dann aber gleich wieder auseinandergehen, indem der untere Vorderrand des Beckens hier einen tiefen Ausschnitt bildet. Bei Spalax berühren sich die beiden Schambeine zwar auch nur in einem Punkte, aber sie kommen sich bier in einem grossen Bogen entgegen und sind desshalb in ihren aufsteigenden Theilen weit auseinander gerückt, während diese bei Ascomys sich sehr genähert und zugleich sehr lang gestreckt sind, wodurch das eiförmige Loch ebenfalls beträchtlich in die Länge gezogen wird. Am starken Oberschenkel breitet sich das obere Ende flügelartig aus, indem der innere Umdreher beträchtlich ent- wickelt ist; der dritte fehlt aber eben so wie bei den Schrotmäusen. Das Wadenbein verschmilzt bald unter der Mitte des Schienbeins mit demselben vollständig, wie es auch bei Spalax der Fall ist, während bei den Schrotmäusen in solchem Falle doch wenig- stens die ursprüngliche 'Trennungslinie sichtlich bleibt. Wie die Finger der Vorderfüsse, so sind auch die Zehen der Hinterfüsse zu fünfen vorhanden, jede mit der normalen Zahl von Phalangen. Der Mittelfuss ist zwar länger als die Mittelhand, dagegen sind umge- kehrt die Finger länger als die Zehen. Der Brustkasten ist sehr geräumig. Das Brustbein besteht aus 6 Stücken; die Handbabe ist an ihrem Vorderrande erweitert, doch nicht in dem Maase wie bei Spalar und trägt auch nieht den Längs- kiel, der sich auf der untern Fläche des letztern findet. Von den m 21 Rippenpaaren stossen 7 unmittelbar an das Brustbein. Die Wirbel sind im Ganzen kurz und dick; besonders breit sind die Halswirbel. Man zählt im Ganzen 50 Wirbel, nämlich: 7 Halsw., 12 Rückenw., 7 Lendenw., 5 Kreuzw. und 19 Schwanzwirbel. Noch will ich zur bestimmtern Bezeichnung der relativen Grössen- verhältnisse des Knochengerüstes von Ascomys canadensis dıe Maasse der hauptsächlichsten beifügen: Länge des Schädels DAMARIU KB, Dart. OA u Länge der Hals-, Rücken- und Lenden - Wirbeltieihe Zu- BANNERLENOMINENMRE IM AB MA RIRRE RIO ER STERN RN SET Länge der Kreuz- und Schwanz - Wirbelreihe zusammen- PENOUNNENE Tl er ae 4 Breite des Schädels am Hinterhaupt Une. | 6 Breite des Schädels zwischen den Augenhöhlen . . . 0 4 Breite des Schädels an den Jochbögen . . 1 6 Länge des Unterkiefers vom Gelenkkopf bis zum Vördere Lande. mar. er : 1 3 Entfernung von einem Önerforkin des Unterkiefer- Win- kels zum andern ; | 3 Grösste Dicke eines Unterkieferastes 0 4 Bangerdes"Scholterblattes" sm 2.2 2 nem N B) Breite am obern Rande . 0 y Länge des Oberarmbeines 1 34 Breitetam: untern’Eode „ms Ei us AM oan dd dedsır „iO 6 Länge des Ellenbogenbeins 1 74 Länge der Speiche 1 14 Bängerder Hand nur ss wasn £ kun. ailalg 1 2 Länge des Mittelhandknochens vom Minelinger.. FR OR a! 43 Länge des Mittelfingers 0 74 Länge des Beckens TE 5 330 Entfernung grösste, der Schambeine voneinander OA 38 Länge (des Oberschenkels "0. „3 2a mr. mg 54 Breite zwischen den beiden Umdrehern 0) 7 Länge des Schienbeins . . . . . i 44 Länge des Hinterfusses NTHERNE 1 6 Länge des Mittelfussknochens der Mittelzehe 0) 6 Länge der Mittelzehe 0 5 Der Goffer trägt also, wie aus Vorstehendem erhellt, nicht blos in seinem äussern Habitus die Merkmale der Wurfmäuse an sich, sondern auch sein ganzes Knochengerüste ist nach dem Typus der- selben und zwar in einer sehr hervorstechenden Weise ausgeprägt. Erklärung der Tafeln der ersten und zweiten Abtheilung. Tab. 1. Tab. I, nebst Tab. I und IM sind, mit geringer Ausnahme, nach den Originalzeichnungen von Joh. Natterer gefertigt, der sie, als ein höchst geschickter Zeichner, nach frischen Exemplaren gleich an Ort und Stelle entwarf, weshalb sie auch von einer Treue sind, wie solche nach ausgestopften, und selbst nicht einmal nach in Wein- geist aufbewahrten, Individuen nimmermehr erreicht zu werden vermag, 331 Fig. 1 stellt Phyllostoma pusillum Natt. vor. Fig 2—4. Phyllostoma obscurum Neuw., Kopf [2] nebst Nasenbesatz [3], Mundöffnung und Ohrklappe [4]. Fig. 5—7. Phyllostoma perspieillatum Geoffr., Kopf [5], Nasenbesatz [6] und Ohrklappe [7]. Fig 5. Phyllostoma longifolium Natt., nebst Ohrklappe. Tab. M. Fig. 1. Chilonyeteris gymnonotus Natt. Fig. 2—6. Ch. rubiginosa Natt., Schädel |3— 4], obere Schneid- und Eckzähne [5], untere [6]. Tab. II. Fig. 1. Dysopes glaucinus Natt. Fig. 2. D. perotis Neuw. Fig. 3. D. velow Natt. Fig. 4. D. auritus Natt. Fig. 5. Kopf von Emballonura canına Neuw. Fig. 6. Der geschlossene Drüsensack im Winkel des Elten- bogens vom Männchen der Emballonura canina. Fig. 7 derselbe geöffnet. Äatterer sagt hierüber in seinen Notizen Folgendes. „Auf der obern Seite der Haut, die von der Achsel bis an’'s Handgelenk gespannt ist, befindet sich am Rande, dem Ellenbogenwinkel gegenüber, ein flacher häutiger Wulst von 2 Linien Länge und 14 Linie Breite. Der äussere Rand desselben 332 schiebt sich zurück und es wird eine Spalte sichtbar mit erhabenem Rande, in welcher sich eine stark-, aber nicht unangenehm riechende Feuchtigkeit befindet. Bei stark ausgespannten Flügeln bleibt die Spalte noch geschlossen, obschon sich die Haut des Wulstes zurück- zieht. Das Weibchen hatte kaum eine Spur des Moschusbehältn:sses auf den Flügeln; es war blos eine Runzel sichtbar.“ Fig. Ss—10. Vorderkopf und Schädel von Emballonura ma- crotis Wagn. Tab. IV. Fig. 1—4. Psammoryetes noctivagus Poepp. und zwar Fig. I das ganze Skelet in natürlicher Grösse. Fig. 2. der Schädel von oben gesehen; 3. Unterkiefer; 4. Schulterblatt. Fig.5. Der Schädel von Habrocoma Bennettii; 6. der Unterkiefer. Fig. 7. Unterkiefer von Schizodon fuscus; 8. obere Backen- zähne; 9. untere Backenzähne. Tab. V. Macrocolus halticus ; alle Figuren in natürlicher Grösse dargestellt. Fig. 1. Das ganze Skelet, 2. der Schädel von oben, 3. der- selbe von unten, 4. Unterkiefer, 5. obere Backenzähne, 6. untere Backenzähne, 7. Oberarmknochen, 3. Oberschenkelknochen. Tab. VI. Fig. 1—5. Ascomys canadensis. 1. ganzes Skelet etwas ver- kleinert; 2. Schulterblatt; 3. Gelenkverbindung desselben mit dem Oberarm; 5. Oberschenkelknochen. - Fig. 6—S. Ascomys mezwicanus. — 6. Unterkiefer; 7. obere Backenzähne; 8. untere Backenzälne. 14 Tab IE 7 Pr Fıg.1-4 Psammoryetes noctivagus Poepp. Fig.5-6 Habrocoma Bermettii Wat. Fig. 7-9 Schizodon fuscus Wat Sbhandl Gr, math. plapsih. Clape Ba.V. Abth 2. AuA Wagners Beiträgen Tab. 5 4 zZ » =; ur In r. Mi \ >. = N [3 I f' . er} . E Re 2 Er ar — u & ER ven & Kr T Bu . F D 5 0. = un . e =. E f 2 3 ie . { . er ı) = L Pi Y ren | Bu 5 j M B ä ' B 4 DE I ‚ u i - In ? = j 5 — B } 3 - q 5 n — R 5 un au en es 3.38 ureT = Da ti ern 4 er . 3 A a a et | wi = . r f Ar u | KUEE FE | Bo v PS 008) Es a“ = ZZ Ta b.UP ‚Abhandl. der math ‚physık.(lgße Band V. .Abth-2 Macrocolus halticus Wagn . 34.2 Wagners Beiträgen Tab. 5 er ve . ah = h m fi 2: . P = . . R f ar ! E . u # . u ie ‘ z ' Se . a ei i . y 0 > f \ . ‘ 1 4 . I | oh . ‘ ge ı . ’ = D 2 s 4 or . ! ‘ | Pe ‘ . 5 d . £ = N P .\ «ER E wer * ” hi 5 1 R ; Mr RR Vogea 2 ih un a Me ” a 5 - Bi 5 n u 2) i Fig.1--5 Ascomvs canadensis. Fi82.6-8 Ascomvs mexicanus. Abhandi,cder math. physik. Claße Ba. P ‚Abth ı- = Zu 3 Wagners Beitragen Tab. © = x . a [2 L 5 R j ; x » i Beit®äge Kenntniss der Säugthiere Amerika’s von Professor Dr. A. Wagner. Dritve abthevrlun:g, Mit einer Tafel. Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. B. II, Abıhl. 92 BERN , ee ' “ mag be ae a zn Beiträge zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s von Dr. A. Wagner. Vierte Ordnung. Affen. BDie Auseinandersetzung der amerikanischen Affenarten hat bisher den Systematikern viel zu schaffen gemacht *%). Die Schwie- rigkeiten, die sich in gedachter Beziehung erhoben haben, sind hauptsächlich dadurch entstanden, dass viele Arten nicht auf unmit- telbare Beobachtung ihrer heimathlichen Lebensverhältnisse begrün- det, sondern im Gegentheil meist nur nach vereinzelten Individuen in Menagerien oder gar nur nach ausgestopften Exemplaren be- stimmt waren, so dass man von einem grossen Theile der aufgestell- ten Arten weder die Gränzen der Farbenabänderungen und Ge- schlechtsverschiedenheiten, noch auch die ihrer Wohnbezirke kannte. Nachdem man aber durch die genauen Beobachtungen, welche Azara, Rengger und der Prinz von Neuwied in der Heimath dieser *) Die Differenzen, welche die amerikanischen Affengattungen im Skelet- bau zeigen, habe ich umständlich in den Abh. der mathematisch-phy- sikal. Classe der k. bayer. Akad. d. Wissensch. II. B. S, 420 u. f, aus- einandergesetzt. 52* * 408 . Thiere angestellt haben, in Erfahrung gebracht hatte, dass etliche Arten einen ziemlich weiten Kreis von Abänderungen darboten, während sie bei andern sehr beschränkt blieben, so war es bei solchen Formen, die nicht, oder doch wenigstens nicht in genügen- der Weise, aus unmittelbaren Beobachtungen in ihrem Vaterlande, sondern nur nach vereinzelten Exemplaren, insbesondere nur nach ausgestopften Bälgen, in unseren Sammlungen bekannt waren, dem subjektiven Ermessen des Systematikers überlassen, ob er sie bei nahe verwandten Arten unterbringen oder als selbstständige Species hinstellen wollte. Da nun der Maasstab der Zoologen, nach dem sie die Arten bestimmten, ein sehr verschiedener war, so wurde in Ermangelung eines sichern Haltpunktes von den Einen die Zahl der Arten über Gebühr vermehrt, von den Andern in gleicher Weise vermindert. Jetzt, wo mir die reiche Sammlung Natterer’s und seine handschriftlichen Notizen zu Gebote gestanden sind, babe ich mich überzeugt, dass ich in meiner frühern Monographie der Affen (Gm Schreber’schen Säugthier-Werke) in den letztern Fehler verfallen bin und dass viele der von mir eingezogenen Arten wieder herge- stellt werden müssen. Indem ich nunmehr im Stande bin, die bra- silischen Arten mit grösserer Sicherheit als früherhin zu bestim- men, werde ich im Nachfolgenden nicht blos die von Natterer neu entdeckten beschreiben, sondern zugleich mich hestreben, der gros- sen Verwirrung in den bisher aufgestellten Arten, so weit als meine Vorlagen reichen, abzuhelfen und insbesondere auch die geographi- schen Verbreitungs-Verhältnisse nach Natterer's Aufzeichnungen genau zu bezeichnen, weil selbige ein wichtiges Moment bei Unter- scheidung verwandter Arten abgeben, indem diese keineswegs allent- halben durch einander gemengt, sondern meist in besonderen Wohn- bezirken auseinander gehalten sind. Ich werde mich dabei aus- schliesslich auf die brasilischen Affen beschränken, da mir aus andern Theilen des tropischen Amerika’s das Material abgeht. 409 I. MYCETES. Brüllaffe. In meiner Monographie der Affen hatte ich die Ss — 10 Arten, welche ich der Gattung Mycetes zugetheilt fand, auf 2 zurückge- bracht; jetzt, wo ich Natterer's Sammlungen und Erfahrungen als sicheren Haltpunkt benützen kann, sehe ich mich genöthigt, die Zahl der in Brasilien vorkommenden Arten von Brüllaffen auf 5 — 6 festzusetzen und zwar in nachstehender Weise. Gray hat aller- dings neulich noch mehr Arten unterschieden, aber, wie ich schon anderwärts*) gezeigt habe, nach Merkmalen, die nicht stichhalüg sind. 1. Mycetes fuscus Gsorrr. Der braune Brüllaffe. M. fuscus; pilis annulatis, apice flavescentibus. Mycetes [Stentor] fuscus. Grorrr. ann. d. mus. XIX [1812] p. 108. — Srix. sim. bras. tab. 30. — Scnrer. tab. XXV E. Auf des Prinzen von Neuwied Autorität hin hatte ich im Schre- ber'schen Werke den Mycetes fuscus mit dem M. ursinus vereinigt. Indess hatte dieser ausgezeichnete Naturforscher schon selbst be- merklich gemacht, dass er den braunen Brüllaffen nur in den süd- lichen Gegenden der Ostküste Brasiliens angetroffen habe, während er in den nördlicheren durch den rothen ersetzt werde. Diese Be- obachtung ist von Natterer bestätigt worden, indem er den rothen Brüllaffen niemals zugleich mit dem braunen zusammen fand, sondern den letzteren nur auf die südlichen Provinzen Brasiliens beschränkt sah. Seine vielen Exemplare von dem braunen Brüllaffen hat er meist in den benachbarten Distrikten von Rio de Janeiro und der Pro- *) Wiegm. Archiv. 1846. 2. S. 137. 410 vinz San Paulo zusammengebracht. Auch Spixr hat seine Exemplare nur in der letztern Provinz, namentlich in der Umgebung von Ypa- nema gefunden. Die Verschiedenheit des Wohnbezirkes der rothen und braunen Brüllaffen ist an und für sich schon ein wichtiger Grund, dieselben für zwei selbstständige Arten anzusehen. Dazu kommt nun noch die Verschiedenheit in der Färbung und zwar ohne Uebergang der einen in die andere. Bei M. fuscus ist die Haupt- farbe braun mit gelber Ringelung; bei M. ursinus dagegen einfarbig rostroth. Das Braun des M. fuscus ist bald heller, bald dunkler, was mitunter ganz ins dunkel Schwarzbraune übergeht. 2. Mycetes ursinus Aucr. Der rothe Brüllaffe. M. rufus, pilis haud annulatıs. a) vellere unicolore rufo. Mycetes [Stentor] ursinus. Georrr. ann. XIX p. 108. pP) rufus, dorso aureo-flavo. Mycetes seniculus. Gsorrr. ann. XIX. p. 107. Die rothen Brüllaffen treten nach Natterer’s Versicherung erst nordwärts von dem Wohnbezirke der braunen auf, doch habe ich es unterlassen, mir die näheren Angaben über die von ihm in Bra- silien ermittelten Fundorte aufzuzeichnen. Nach A. v. Humboldt's Bemerkung sind sie nordwärts bis nach der Provinz Venezuela und Darien verbreitet, während sie westwärts in Peru, nach v. T'schudi’s Angabe, nicht gefunden werden. Ob der M. seniculus mit dem M. ursinus zu vereinigen, oder von ihm specifisch zu sondern ist, ge- traue ich mir zur Zeit nicht mit Sicherheit zu behaupten, doch ver- muthe ich, dass eher Letzteres der Fall seyn möchte. Der einfarbig fuchsrothe Brüllaffe (der eigentliche M. ursinus Geoffr.) ist sowohl von Spixr und dem Prinzen von Neuwied als all von Natterer häufig gefunden worden. Nach des Letztern Bemer- kung sind schon die ganz jungen Thiere glänzend und einfarbig rostroth wie die alten, was ebenfalls für ihre specifische Sonderung von M. fuscus spricht. 3. Mycetes Caraya Hums. Der Caraya. M. facie nigricante; vellere maris atro, manibus concoloribus, femi- nae juniorumque vellere cineraceo-flavicante. Mycetes [Stentor] niger. GEorrr., Kuur, Pr. v. Nruw., Desmar. Mycetes barbatus. Srıx. tab. 32, 33. Mycetes seniculus niger. Srıx. Münchn. Denkschrift, 1813. S. 332 tab. 18. Caraya. Azar., Huns., Rexecrr. In Uebereinstimmung mit andern Beobachtern fand Natterer ebenfalls, dass bei beiden Geschlechtern die nackte Haut des Ge- sichts und des Schwanzes, so wie die Ohren und Sohlen schwarz sind, die Haut am Unterleihe dunkelbräunlich und die Weibchen und Jungen ohne Ausnahme graulich gelb. Die alten Männchen sind einfarbig schwarz, auch an den Händen und dem Schwanzende, doch fällt die Behaarung dieser Theile mitunter ins schmutzig Bräun- liche, niemals aber ins Rostrothe. Den Hodensack und Penis fand Natterer weisslich mit gelblicher Behaarung. Der Caraya hat einen sehr ausgedehnten Wohnbezirk, der sich vom 28° an bis ungefähr zum 10° s. Breite erstreckt. Natterer hat seine meisten Exemplare in der Provinz Mato grosso gesammelt. 412 4. Mycetes rufimanus Kunz. Der rothhändige Brüllaffe. M. in utroque sexu ater, manibus caudaeque apice rufis. Mycetes rufimanus. Kun, Desmar., Is. Georrr., Tschopr. Mycetes discolor. Six. tab. 34. Diese Art, die früher mit Verlässigkeit nur nach dem einzigen Exemplare von Kuhl charakterisirt war, hatte ich so lange für nichts anders als eine Farbenabänderung von M. Caraya gehalten, bis mich Natterer vom Gegentheil überzengte, indem er mir seine Beobachtung mittheilte, dass bei M. rufimanus die Weibchen und Junge gleich den Männchen kohlschwarz sind. Dieselbe Erfahrung hat auch v. T'schudi in Peru gemacht. Die gleichartige schwarze Färbung beider Geschlechter in allen Altern, die rostrotke Behaarung der Hände und der Oberseite des Schwanzendes, so wie die Ver- schiedenheit in der geographischen Veshreitung unterscheiden den M. rufimanus in specifischer Weise vom M. Caraya. Von dieser Art erlangte Natterer 3 Exemplare bei Borba (un- weit der Einmündung des Madeira in den Amazonenstrom) und 2 andere am Rio Muriä (nördlich von Para), über die ich hier einige Bemerkungen beizufügen habe. Die 3 Exenplare von Borba bestehen aus einem alten Männ- chen, einem alten Weibchen und einem jungen Mänuchen. Das alte Männchen ist auf der Aussenseite glänzend schwarz; auf dem Kreuz werden jedoch bereits die Haarwurzeln rostroth, was eben- falls von den Hinterbeinen, zumal von ihrer Innenseite, gilt, doch verdecken die schwarzen Haarspitzen zum grössten Theil das Roth, so dass dieses nur hie und da durchschimmert. Die Finger der Vorderhände und der grössere Theil der Oberseite des Mittelfusses 413 ist rostroth, die Mittelhand jedoch schwarz behaart. Der Schwanz ist schwarz mit langer rostrother Spitze; auch an der Unterseite der Schwanzwurzel herrscht das Rostrothe vor. Ein kleiner Haar- wirbel findet sich auf dem Nacken; ein sehr deutlicher am Anfang der Aussenseite des Oberschenkels. Die gerade Höhe vom Schei- tel bis zum After beträgt 1‘ 94”, die Länge des Schwanzes fast %. Das alte Weibchen ist ganz einfarbig schwarz, ohne alle Bei- mischung von Rostroth. Wenn es in letzterer Beziehung von dem Männchen abweicht, so kann es doch wegen des Geschlechtsunter- schiedes nicht mit dem alten Caraya-Männchen verwechselt werden. Seine Höhe beträgt 1° 4”, die Schwanzlänge 1° 94”. Das junge Männchen ist gleich dem vorigen Weibchen ganz schwarz; auch die Hände und der Schwanz sind wie bei diesem einfarbig schwarz. Dieses Individuum könnte nun allerdings leicht mit dem Caraya- Männchen verwechselt werden, wenn nicht sein Gebiss anzeigte, dass es noch nicht zu dem Alter gelangt ist, in welchem der männ- liche Caraya den einfarbig schwarzen Pelz erhält, was nach Reng- ger erst im vierten oder fünften Jahre erfolgt. Die beiden Exemplare vom Rio Muria erlegte Natterer aus einer kleinen Gesellschaft. Es ist ein altes Weibchen, das noch sein Junges (männlichen Geschlechts) auf dem Rücken herumtrug. Beide sind schwarz, die Hände und Schwanzspitze aber fuchsroth. Das Weibchen hatte im Ganzen eine Länge von 3° 54” rheinl., wo- von der Schwanz 1° 83” wegnahm. Gesicht, Ohren, Haut am Un- terleib, an den Handsohlen und am nackten Theil des Schwanzes waren bei ihm schwarzbraun; dagegen ein grosser Fleck am Kropfe, dann einer in der Achselhöhle, die Zitzen einschliessend, so wie die After- und Schwanzgegend fleischfarbig mit Ockerfarbig über- laufen. Der rothhändige Brüllaffe tritt erst an der Nordgränze des Wohnbezirkes vom Caraya auf, wofür T'schudi den 7° s. Breite Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 53 414 bezeichnet, breitet sich aber da vom Ostfusse der Kordilleren bis zum: atlantischen Ocean aus, indem ihn Tschudi in Peru, Natterer bei Borba und bei Para, Spz@r (seinen M. discolor) bei dem Fort Carupa an der Mündung des Amazonenstromes getroffen hat. Nord- wärts scheint er ebenfalls eine weite Verbreitung zu haben. 5. Mycetes stramineus Gsorrr. Der Coro. M. in utroque sexu stramineus, facie incarnata. Mycetes [Stentor] stramineus. Georrr. ann. XIX. p. 108. — Srix. tab. 31. — Tscavp. faun. Per. p. 36. — Scheer. tab. XXV.D. Von dieser Art hat Spixr ein männliches Exemplar mitgebracht, das ich, obwohl es in seiner Grösse und in der vollständigen Ent- wickelung seines Gebisses mit den grössten Männchen des Caraya’s übereinkomnit und also sicherlich ein altes Thier ist, dennoch, trotz seiner abweichenden Färbung, nicht von letzterem zu trennen wagte, sondern es nur für ein im Farbenwechsel verspätetes Individuum ansah, weil mir keine verlässige Angabe bekannt war, dass man solche Thiere in ganzen Schaaren beisammen gesehen hätte, und die Angaben anderer Schriftsteller sich mir nur auf Weibchen und Junge des Caraya zu beziehen schienen. Von der Meinung, dass das Spix'sche Exemplar hei dem M. Caraya unterzubringen sey, bin ich jedoch seit Natterer's erstem Besuche unserer Sammlung zurückgekommen, denn derselbe machte mir bemerklich, dass unter der grossen Menge von Caraya’s, die er im lebenden Zustande be- obachtete, niemals ihm einer vorgekommen sey, dessen nackte Haut- tlıeile fleischfarbig wie bei unserem M. stramineus gewesen wären. Diess nun, in Verbindung mit der gesättigten gelben Färbung des letzteren, und insbesondere seine Auffindung durch Tschudi in Peru und die Bekanntwerdung mit seinen Verbreitungsverhältnissen haben 415 mir jetzt jeden Zweifel über die specifische Berechtigung dieser Art benommen. Gleich dem M. rufimanus tritt der Coro erst an der Nord- gräuze des Verbreitungsbezirkes des Caraya auf, ohne mit letzterem sich zu vergesellschaften. Kein Reisender hat ihn in den mittleren oder südlichen Provinzen Brasiliens, wo doch der Caraya so häufig ist, wahrgenommen. Näatterer hat ihn überhaupt gar nicht aufgefun- den, und. Spar ist ihm erst in den Waldungen zwischen dem Rio negro und dem Solimoes begegnet. T'schudi hat ihn in den Waldungen Peru’s angetroffen, doch nicht südlicher als höchstens bis zum 7° s. Breite, also ungefähr so weit südwärts als den M. rufimanus, wiewohl er ostwärts sich nicht so weit als dieser auszubreiten scheint. Wie weit der Coro nordwärts geht, ist noch nicht genau ermittelt; am Orinoco ist er jedoch schon von G@umilla beobachtet worden. II. LAGOTHRIX,. Wollaffe. Tschudi hat in seiner werthvollen Fauna peruana die Woll- affen, gleich Spix und mir, in 2 Arten unterschieden, und durch ihn und Natterer sind wir nunmehr über die geographischen Gränzen dieser Gattung ebenfalls ins Reine gekommen. Sie gehört bloss dem nordwestlichen Theile des tropischen Südamerika’s an und hat unter den sämmtlichen amerikanischen Affengattungen die geringste Aus- breitung. 53” 416 1. Lagothrix olivacea Srix. Der olivengraue Wollaffe. L. olivaceo-cana; capite manibusque nigro-fuscis. Gastrimargus olivaceus. Srıx tab. 28. Lagothrix cana. A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 196. tab. XXVL F. Lagothrix Humboldtii. 'Tscauvo. Faun. peruan. p. 32. Nach Untersuchung des Pariser Exemplars von L. Humboldtii giebt T'schudi die Versicherung, dass selbiges mit dem Gastrimar- gus olivaceus von Spix identisch sey. Obwohl nun der erste Name der ältere ist, so behalte ich doch den später von Spix gegebenen bei, weil unter diesem erst eine genaue Beschreibung dieser Art erschienen ist. Von einem bei Salto do Theotonio am Madeira er- legten alten Männchen hat Natterer folgende Notizen aufgezeichnet. Der Kopf ist sehr dick, die Backen wie aufgeblasen, der Scheitel hat in der Mitte eine Längsvertiefung, die Stirn ist stark vorragend, die Augengegend sehr vertieft; der Bauch sehr gross, die Glied- massen sehr dick und breit, auch‘ der Schwanz ausserordentlich breit. Die Hoden sind gross und schwarz, der Penis fleischfarbig. Die ganze Länge dieses Exemplars (von der Schnautze an über den Scheitel bis zur Schwanzspitze gemessen) ist 4° 14” rheinl., wovon der Schwanz 2’ einnimmt. Am selbigen beträgt der Umfang des Bauches in der Mitte 18" 6” — des Vorderarms . = des Oberarms _ des Schenkels — der Waden 6 9 5 I) 3 _ der Schwanzwurzel 0 NM 2m m m 417 Von einem weiblichen Individuum aus derselben Gegend am linken Ufer des Madeira macht Natterer bemerklich, dass die Iris dunkel- kastanienbraun ist, das Gesicht, die Ohren und alle andern nackten Theile des Körpers matt schwarzbraun. Die Clitoris ist schwarz und vom untersten Ende der Scheide an 3 Zoll lang. Die Heimath dieser und der folgenden Art ist das nordwest- liche Brasilien, Peru und Ecuador. 2. Lagothrix infumata Srıx. Der Rauch-Wollaffe. L. fuscescens, gastraeo manibusque nigricantibus. Lagothrix infumata. A. Wacn. in Schreb. Suppl. I. S. 187. Gastrimargus infumatus. Srıx tab. 29. Ob diese Art sich in der Zukunft halten wird, muss ich dahin gestellt seyn lassen, da Natterer an ihrer Selbstständigkeit zwei- felte, indem er meinte, man würde wohl aus der sehr entschiedenen braunen Färbung der Spix'schen Exemplare Uebergänge in die grauen Wollaffen nachzuweisen vermögen. Eben so bleibt es mir zweifelhaft, ob Geoflfroy's L. canus als ein Junges zu dieser Art, wie Tchudi meint, oder zur vorigen Art gezählt werden müsse. III. ATELES. KKlammeraffe. Von dieser Gattung hatte in Brasilien der Prinz von Neuwied nur eine Art, den Ateles hypoxanthus, Spix dazu noch den A. Pa- niscus, und Natterer noch 2 andere Arten, den A. arachnoides und 418 variegatus aufgefunden, so dass wir also jetzt mit Sicherheit für Brasilien wenigstens 4 Species nachzuweisen vermögen, die aber sehr verschiedene Wohnbezirke haben. 1. Ateles Paniscus Lins. Der Coaita. A. totus niger, facie brunneo-incarnata, maniculis pollice nullo. Ateles Paniscus. Georrr., Kunr, Fr. Cvv., Tsenun. Nach einem durch den Handel mir im Brantwein zugekommenen Exemplare, dem an der rechten Hand der Daumen wie bei A. Pa- niscus mangelte, während er an der linken wie bei A. pentadactylus vorhanden war, hatte ich im Schreber'schen Werke geschlossen, dass beiderlei Affen nur als Nominalarten einer und derselben Spe- cies anzusehen seyen. Dagegen hat neuerdings T'schudi bemerklich gemacht, dass er diesen Fall nicht für evident halte, indem der Daumenmangel an der einen Hand ein pathologischer Zustand seyn könne, auch sonst A. Paniscus und A. pentadactylus durch die Färbung des Gesichts und der Jungen, so wie durch differente Verbreitungsverhältnisse von einander geschieden wären. Obwohl ich nun versichern kann, dass am gedachten Exemplar der Daumen- mangel an der einen Hand nicht Folge einer späteren Beschädigung, sondern ein angeborner Mangel ist, wie diess die Untersuchung seiner Knuochen- und Muskelbeschaffenheit*) sattsam ausweist, so will ich doch in Rücksicht auf die andern Einwendungen vor der Hand zur Annahme mich verstehen, dass A. pentadactylus eine be- sondere Art ausmache, von der erwähntes Exemplar eine Abnormi- tät hinsichtlich der einen Handbildung darstelle. Ob dagegen der A. ater ebenfalls, wie Tschudi neuerdings versichert, als eine von *) Vgl. die dieser Abtheilung beigegebene Abbildung, nebst der zu ihr gehörigen Erklärung. 419 A. Paniscus getrennte Art anzusehen sey, ist mir noch nicht zur vollen Gewissheit geworden. Dem 4A. Paniscus fehlt bekanntlich der Daumen an der Vorder- hand ganz. An 7 Exemplaren, die noch ihre Handknochen enthiel- ten, fand ich zwar einen ziemlich langen Daumen-Mittelhandknochen, aber keine Phalanx, höchstens au deren Stelle ein kleines, meist seitwärts sitzendes Rudiment. Die Kopfbehaarung ist bei allen schwarz, ohne weisse Gesichtseinfassung. Die geographische Verbreitung des Coaita ist bisher nicht ge- hörig bekannt gewesen und gewöhnlich wurde nur Guiana als seine Heimath „aufgeführt. Er ist jedoch auch Brasilien zuständig, denn von daher hat ihn schon Spix mitgehracht, ohne dass er indess die genauere provinzielle Bezeichnung angegeben hätte, da den von ihm in unserer Sammlung davon aufgestellten brasilischen Exempla- ren die Notirung des Fundortes abgeht. Dagegen sagt v. Martius (Reise II, p. 1130), dass ihre Heimath der Amazonenstrom und Rio negro ist, und von 3 Exemplaren Natterer’s, von denen ich sie auf- zeichnete, rührt das eine vom Flusse Sarari in der Provinz Mato grosso, die beiden andern vom Rio Madeira, etwas oberhalb des Rio Abunä her*). T'schudi hat ihn nur am untern Maralion gefunden. *) Dass Naiterer wirklich den ächten A. Paniscus, und nicht etwa A. alter, vor sich hatte, beweist schon die Angabe der Gesichtsfärbung, wie er sie von einem alten Weibchen aufgezeichnet hat. Die Iris ist, wie er-sagt, dunkel umbrabraun, die Gegend um die Augen, Nase und Mund röthlichbraun, wie bei einem dunklen Mulatten, die Nase etwas lebhafter roth. Die übrigen haarlosen Stellen an Händen, Füssen und dem Schwanze schwarz. Von derselben Farbe ist die 3° lange, einem Penis ähnliche und am Ende mit einem abgestumpften Knopfe ver- sehene Clitoris; doch wird sie gegen die Spitze heller und gelblich fleischfarben. 420 Eben so ist es nicht, zweifelhaft, dass er im französischen und holländischen Guiana*) sich aufhält, so dass er also die mittlere Region des tropischen Südamerika’s einzunehmen scheint, wenn gleich es nur gewisse Lokalitäten seyn dürften, auf die er sich innerhalb derselben beschränkt. 2. Ateles variegatus Waen. Der gelbschienige Klammeraffe. A. niger, gastraeo, artuum latere interno, tıibiis antıbrachiisque ex- tus ferrugineo - ochraceis. Ateles variegatus. Wuacx. in Schreb. Suppl. I. S. 313. Diess ist eine von Natterer neu entdeckte Art, von der ich, noch vor seiner Zurückkunft nach Wien, eine kurze Notiz puhli- zirte, ohne dass wir damals die nähere Bezeichnung des Fundortes bekannt war. Nunmehr kann ich nicht bloss diesen angeben,‘ son- deru meine mangelhafte Beschreibung aus Natterer's Papieren, die über ein altes Weibchen Notizen enthalten, ergänzen. r Das sehr magere Gesicht ist schwarz, kaum der Rand der Nasenlöcher etwas röthlich; die Gegend um die Augen sehr run- zelig. Die Iris ist dunkel graulichbraun, am Aussenrande etwas heller grau; die Sclerotica dunkelbraun. Die kleinen Ohren sammt der untern Seite der Finger und Sohlen schwarz. Die Haare auf dem Kopfe liegen nach vorn und bilden 3 Büschel, wovon sich einer in der Mitte auf der Stirn, und einer zu jeder Seite vor den *) Von Cajenne hat ihn das Pariser Museum erhalten. Als Bewohner des holländischen Guiana’s charakterisirt ihn sehr bezeichnend ein in dieser Kolonie lebender Anonymus (in der Isis 1844 S. 89) durch den Daumenmangel an den Vorderhänden und das fleischfarbige Ge- sicht. 421 Ohren, hinter den Augen, findet, so dass der Kopf einem dreieckigen Hute nicht unähnlich sieht. Ein Büschel Haare auf der Stirne ist gelblich; vom Mundwinkel verläuft bis an die obere Ohrgegend ein schmaler weisser Strich, und am Kinne stehn sparsame weisse Haare. Die Clitoris ist 2” 7°” lang, hat eine deutliche Eichel und Vorhaut, die jedoch kaum die halbe Eichel bedeckt. Die ganze Länge des Thieres bis zur Schwanzspitze beträgt 4° 4% rheinl., wovon der Schwanz 24” ausmacht. Als Fundort ist bezeichnet Cocuy 9. Febr. 1831, zu welcher Zeit Natterer die Reise aufwärts am Rio Negro, also im nordwest- lichsten Theile Brasiliens, machte. 3. Ateles arachnoides Georrr, Der Buriquim, A. ochraceus, facie nigricante, maniculis pollice nullo. Ateles arachnoides. GEorrr, Kunr., A. Wascn. in Schreh. Suppl. I, tab. XXVID. Eriodes arachnoides. Is. Georrr. dict. class. XV. p- 145. Geoffroy hatte zuerst diese Art aufgestellt, ohne dass er ihre Heimath anzugeben wusste. Zwar wurde vermuthungsweise auf Brasilien gerathen, da indess weder der Prinz von Neuwied, noch Spix ihn daselbst gefunden hatte, auch ausser der Pariser Samm- lung keine Exemplare bekannt waren, und also keine Versicherung bestand, dass der Daumenmangel, durch den sie allein von dem A. hypoxanthus unterschieden wurde, ein constantes Merkmal bei gan- zen Familien dieser Thiere sey, so hatte ich im Schreber’schen Werke die Vermuthung ausgesprochen, dass sichere Erfahrungen wohl die Vereinigung der beiden wollhaarigen Arten der Klammer- affen nothwendig machen würden. In dieser Erwartung habe ich mich jedoch getäuscht, denn Natterer's Angaben, der den A. arach- Abhandlungen d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II, Abth. 54 422 noides in grosser Menge zu beobachten Gelegenheit hatte, so wie meine eigenen Untersuchungen der von ihm mitgebrachten Exemplare haben mir zur Genüge gezeigt, dass A. arachnoides und A. Aypo- xanthus 2 verschiedene Arten sind, die sich nicht bloss durch die Beschaffenheit des Vorderdaumens, sondern auch der Gesichtsfarbe und der Wohnbezirke unterscheiden. Durch das von Natterer ge- sammelte reiche Material bin ich demnach jetzt in Stand gesetzt, diese Art sicher festzustellen und die mangelhafte Kenntniss von derselben in befriedigender Weise zu vervollständigen. Zuerst theile ich von einem alten Männchen die Beschreibung mit, wie sie Natterer nach dem frischen Zustande entworfen. Die Schnautze ist stark hervorragend; der Oberarn sehr dünne, fast dünner als der Vorderarm; die Vorderhand bloss mit 4 sehr langen und unter sich fast gleichen Fingern versehen, deren Unterseite, so wie die Handsohle nackt ist. Die Hinterhände haben einen starken Daumen, der nur bis an’s letzte Gelenk behaart ist und einen ab- gerundeten Nagel trägt. Der Bauch ist gewöhnlich sehr gross, da sich meist ungeheuer viel Nahrung in dem Magen findet, der gleich dem Blinddarme ausserordentlich gross ist. Der Schwanz ist sehr stark, breit, unten flach und in der Mitte vertieft, dabei dicht be- haart, mit Ausnahme des untern 9” langen Endes, das ganz haar- los ist, und einer Stelle vom After etwa 3” abwärts, die bloss mit sehr kurzen Haaren besetzt ist. — Die Iris ıst haselnussbraun, die Sclerotica, von der viel sichtbar ist, ist dunkelbraun. Die nackte Haut des Gesichts und am ganzen Körper, wo sie von Haaren ent- blösst ist, ist schwarzgrau. Die Aftergegend und die sehr grossen, fast kahlen Geschlechtstheile sind von derselben Farbe; nur die Haut des Penis, die nicht zurückgezogen wird, ist mit rostfarbigen Haaren besetzt. Die Länge des grössten, von Natterer gemessenen, Männchens beträgt von der Schnautze über den Scheitel und Rücken bis zur 423 Schwanzspitze 5° rheinl., wovon der Schwanz, auf der Unterseite gemessen, 2’ 43”, auf der Oberseite 2’ 9” ausmacht. Der Umfang des Leibes hinter den Vorderarmen beträgt 1’ 5” — u in der Mitte des Bauches — 20 — En vor den Hinterbeinen — 14 Schwanzes an der Wurzel — 064 Das Gewicht machte 27 portugies. Pfund aus. Zu diesen Angaben von Natterer füge ich noch einige Bemer- kungen nach Ansicht der vielen von ihm mitgebrachten Exemplare bei. Der Daumen der Vorderhände fehlt bei ihnen total; nur bei 2 Stück derselben hat sich eine Spur davon gezeigt, jedoch hat er sich nicht wie bei A. hypoxanthus als freies Organ losgelöst, sondern er stellt bloss ein kleines angeheftetes nagelloses Rudiment dar. Trotz dieses gänzlichen Mangels des Vorderdaumens, oder doch wenigstens seines höchst rudimentären Zustandes, habe ich nicht bloss den Mittelhandknochen des Daumens, sondern sogar die erste Phalanx desselben und zwar ziemlich entwickelt gefunden, indem der Mittelhandknochen 74”, die erste Phalaux 5°” misst; die zweite Phalanx fehlt dagegen allen Exemplaren. An den bei- den Exemplaren, an denen ein scheinbares Daumenrudiment vor- kommt, überzeugte ich mich durch Aufweichen der Hand, dass sel- biges lediglich durch eine von der ersten Phalanx ausgehende Haut- auftreibung hervorgebracht wird. Die Färbung der von mir verglichenen Exemplare ist meist lichter als die von A. hypoxanthus, doch kommen auch solche ganz vom Tone des letzteren vor. Natterer hat diese Art um Ypanema in der Provinz St. Paulo, 54* 424 also im Süden Brasiliens, aufgefunden, wo sie den Namen Mono- Burigquim führt. 4. Ateles hypoxanthus Neww, Der Mirikı. A. ochraceus, facie carnea, maniculis pollice brevi. Ateles hypoxanthus. Pr. . Neuw. Beitr. II. S. 33. mit Abbild. — A. Waen. in Schreb. Suppl. I. S. 202. Brachyteles macrotarsus. Srıx tab. 27. Eriodes tuberifer et hemidactylus. Is. GEorrr, dict. class. XV, p- 145. Der Miriki unterscheidet sich vom Buriquim durch das Vor- kommen eines kleinen Daumens an den Vorderhänden, der mit 2 Phalangen versehen ist, ferner durch die fleischröthliche Färbung des Gesichts und anderer nackter Hautstellen, so wie durch seinen nördlicher liegenden Wohnbezirk, der zwar an seiner Südgränze noch mit dem des Buriquim zusammen zu treffen scheint, dann aber auf der Ostseite Brasiliens in seinem nördlichen Verlaufe bis zum 14° s. Breite sich erstreckt. Im Westen hat ihn Natterer nirgends angetroffen. IV. CEBUS. Rollaffe. Die schwierigste Gattnng aus der ganzen Familie der amerika- nischen Affen bildet hinsichtlich der Auseinandersetzung der Arten die Gattung Cebus. Weit die meisten derselben sind blos nach 425 vereinzelten Exemplaren ohne Kenntniss ihrer Altersverschieden- heiten und individuellen Differenzen, ja selbst häufig ohne Bekannt- schaft mit ihrem Fundorte aufgestellt. Nun weiss man aber schon aus Rengger's sechsjährigen Beobachtungen, wie gross der Kreis von Abänderungen ist, die nur die einzige, ihm zu Gesicht gekom- mene Art darbietet, so dass zu vermuthen steht, dass auch noch andere Species vielleicht ähnliche Reihen von Varietäten aufzuwei- sen haben werden. In Ermangelung fester Haltpunkte hatte ich deshalb das desperate Wagstück unternommen, im Schreber'schen Werke die vielen aufgestellten Arten auf 18 Varietäten zurückzu- führen, die ich unter 3 Haupt- und Stammgruppen vertheilte. In- dess schon am Schlusse jener Arbeit sah ich mich veranlasst, den Cebus hypoleucus Geoffr. [nec Humb.] *) als 2te Art abzusondern und seitdem haben die Beobachtungen neuerer Reisenden dargethan, dass Grund vorhanden sey, noch mehr Arten auszuscheiden. Auch von dieser Gattung hat Natterer eine reiche Sammlung mitgebracht, die, als ich in Wien mit ihm zusammen war, noch grösstentheils in Bälgen dalag und die zuvor ausgestopft werden sollten, bevor wir sie mit einander in Vergleichung nehmen wollten. Durch seinen unerwarteten Tod ist diess Vorhaben vereitelt worden und da ich seitdem nicht mehr Wien besucht habe, so kaun ich hier einstweilen nur die Beschreibung von 2 Arten mittheilen, von denen Natterer mit Entschiedenheit ihre Selbstständigkeit behauptete. Die eine davon ist der schon von Spix als Cebus gracilis beschrie- *) Gelegentlich will ich bemerken, dass dieser Affe gar nicht in Bra- silien vorkommt, sondern dem nördlichsten Theile des tropischen Südamerika’s angehört. Guiana wird schon länger als einer seiner Wohnorte angegeben; 2 Exemplare in der Berliner Sammlung rühren, zufolge der Angabe auf ihren Etiketten, von Cartagena her, In den Sammlungen ist dieser Affe nicht selten zu finden, 426 bene Affe; die andere ist von Natterer unter dem Namen ©. nigri- vittatus als neue Art bezeichnet. Eine gründliche Auseinander- setzung der sämmtlichen Rollaffen- Arten wird erst daun möglich werden, wenn von allen die Lebensgeschichte und die Verbreitungs- gränzen durch genaue Beobachtungen in ihrem Vaterlande ermittelt worden sind. 1. Cebus gracilis Srıx. Der Caiarara. ©. supra fulvido-brunneus, subtus albido-lutescens, artubus brunneo- fulvidis, vertice et occipite fusco-nigris; capite oblongo parvo, facie incarnata, corpore gracili, vellere mollior:. Cebus gracilis. Srıx sim. Bras. p. S tab. 5. Cebus flavus. Grorrr. ann. XIX, p. 112. — Is. Georrr. diet, class. XV, p. 150. — Pr. ,. Neuw. Beitr. I. S. 103? — Kunr Beitr. S. 33? ? Cebus fulvus. Desn. mamm. p. 83. — D’Oksıen. voy. dans !Am. merid. tab. 3. ? Cebus chrysopus. E*. Cov. mamm. livr. 51. Ob die angeführten Citate alle auf den ächten Caiarara sich be- ziehen mögen, ist freilich nicht mit Evidenz nachzuweisen. Hier ist ausschliesslich von dem Affen die Rede, den Spix als C. gra- cilis (Cairara) bezeichnet und in 2 Exemplaren in der Münchner Samnlung aufgestellt hat; der nämliche, den Natterer unter glei- chem indischen Namen Caiarara in denselben Gegenden erhalten und wovon er 3 Exemplare mitgebracht hat. Nach den Exemplaren des Münchner Museums hatte ich diesen 427 Affen anfänglich nicht als eigene Art anerkannt, sondern ihn nur für den jugendlichen Zustand des Cay, wie ihn Rengger beschreibt, gehalten. Der gestreckte Leibesbau, der kleine Kopf und die weiche Behaarung musste mich auf diese Meinung führen, um so mehr, als beiden Exemplaren der knöcherne Schädel fehlt und ich deshalb für Bestimmung ihres Alterstandes keinen sichern Anhalts- punkt hatte. Die Untersuchung der Wiener Exemplare hat mich jedoch überführt, dass darunter wenigstens eines nicht blos erwach- sen, sondern, wie die Abnützung der Schneidezähne zeigt, bereits auch ziemlich alt ist. Hiezu kam noch die mit Spix Angaben gleichlautende Erklärung von Natterer, dass diese Affen in eigenen Gesellschaften sich zusammen halten, ferner die Erwägung; ihrer eigenthümlichen geographischen Verbreitung, wodurch sich mir die Berechtigung des Caiarara als selbstständige Art zu gelten, klar und unzweifelhaft vor die Augen stellte. Die 5 Exemplare, welche ich zur Vergleichung vor mir habe, (2 aus der Münchner Sammlung, unbekannten Geschlechts, 3 aus dem Wiener Museum, Weibchen), stimmen in folgenden Merkmalen mit einander überein. Die Gestalt ist zierlich, Leib und Glied- massen gestreckt, der Kopf klein und schmal, im auffallenden Ge- gensatze zu dem des Ü. macrocephalus, unicolor und anderer gross- köpfiger Rollaffen. Der Pelz ist ziemlich lang und weich, auf der Unterseite des Leibes und der Innenseite der Beine sehr spärlich. Der ganze Vorderkopf ist nur mit kurz ‘geschornen rückwärts ge- richteten Haaren besetzt; die Wangen mit anliegenden Haaren be- deckt, die am Unterkiefer länger werden; im Gesicht stehn einzelne Härchen. Die nackte Haut ist fleischfarben, was an alten Exem- plaren dunkler als an jungen erscheint; diese Farbe unterscheidet den Caiarara von den meisten andern Rollaffen. Die Färbung des Pelzes ist sehr einförmig: die Oberseite ist trüber oder heller rost- braun, mit mehr oder minder Roth gemischt, die Unterseite fällt ins 4285 licht Gelbliche oder Gelblichweisse, die Gliedmassen sind lebhafter rostfalb als der Rücken, was auf den Händen und Oberarmen eine blassere Farbe annimmt. Der Schwanz ist auf der Oberseite dem Rücken gleichfarbig, auf der Unterseite heller bis ins Lichtgelbliche; überhaupt die Schwanzspitze nicht selten lichter als der übrige Theil. Sehr charakteristisch ist die Färbung der Behaarung des Kopfes. Der ganze Vorderkopf nebst den Wangen und dem Unter- kiefer ist gelblichweiss, seltener gelbbräunlich. Der ganze Mittel- und Hinterkopf ist glänzend schwarzbraun, was in einem schmalen Längsstreifen bis zum Stirnrande sich fortsetzt, der mit einzelnen schwarzen Haaren besetzt ist. Nach der Angabe von Spix soll die Kopfplatte beim Weibchen dunkler als beim Männchen seyn; bei den 3 Weibchen des Wiener Museums wenigstens ist sie dunkel schwarzbraun mit fuchsigem Schimmer. Die Nägel sind mehr oder minder Jichtbraun. Einzelne Abweichungen, die ich an den mir zu Gesicht gekom- menen Exemplaren beobachtet habe, sind von keiner grossen Er- heblichkeit. An dem einen Exemplar der Münchner Sammlung, das noch im jugendlichen Stande ist, ist das Roth an den Gliedmassen nur wenig merklich; der Unterrücken längs seiner Mitte und die Oberseite des Schwanzes bis über die Hälfte hinaus ist dagegen trüb rostroth. Schöner rostroth wird diese Färbung an den andern grösseren Exemplaren, die hintere Schwanzhälfte wird mehr rostig lichtgelblich und die hinteren Gliedmassen nehmen mehr Falb auf. Ein junges Weibchen aus der Wiener Sammlung ist längs des Rückens russig rostbraun, was auf dem Unterrücken und der Schwanz- wurzel ins trüb Rostrothe übergeht und im weitern Verlauf auf dem Schwanze, dessen Unterseite hell rostgelblich ist, lichter wird. An einem andern Weibchen, wo der Vorderkopf, statt gelblich weiss, bräunlich gelb ist, ist die Färbung des Rückens und Schwanzes noch Tab. XIV ji 4 7 N Bl ] 2 | a \ \ : 5 { 1 a N i TR a % ) 4 \ : \ A % A ; 7? 4 \ 5) \ L F £ y | / f ] 7 N wi N \ \ \ e \ Kenn = ah N — N n RR a N ig.2,P. hirsuta. Fis.3 Ateles pentadachilus. His, 4 5.!sothrix biftmianıs Y : Fig, 1,Pitheeia leucocephala. | Zu. Wagners Beatrager I440. Iab7 ‚Abhandlaer mach. physik. lasse Ba F Zhal2. zu ” Ei) 429 trüber, doch wird letztere gegen sein Ende, zumal auf der Unter- seite ebenfalls lichter; die hintern Gliedmassen und die Vorderarme sind ziemlich intensiv, wenn auch etwas trüb, rostroth. Noch schö- ner rostroth ist diese Färbung bei einem 3ten Exemplare; der Schwanz desselben ist in der letzten Hälfte der Unterseite licht gelblich *). An einem alten männlichen Exemplare, das Natterer lebend besass, waren die Hinterbeine so schön als bei Fr. Cuvier’s ÜCebus chrysopus gefärbt, daher er diesen für zu seiner Art gehörig an- sieht. Das Gesicht war an selbigem bräunlich fleischfarben, mit stark röthlicher Grundfarbe, die Nase mehr bräunlich ; das Scrotum schwarz. Seine Totallänge betrug 3° 24”, wovon der Schwanz, vom After an gemessen, 4° 5“ rheinl. einnahm. Von 3 anderen Exemplaren habe ich folgende Dimensionen bestimmmt: Münchner Wiener Exemplare. Exemplar. Höhe vom After zum Scheitel 13” 09“ 13” 6" 12” 0 SCHWAZ. net. ed ee een ROT AA..6, 13,9 Kopfbreite zwischen den Ohren 2 2 2.83 2 Nach Spix leben diese Affen familienweise in den Wäldern am Solimoes, wo er namentlich einen der südlichen Seitenflüsse desselben, Teffe, anführt, und verbreiten sich gegen Peru zu. Nat- *) Aus Natterer’s Aufzeichnungen füge ich meiner obigen Beschreibung folgende Angaben über ein Weibchen bei. Die Iris ist dunkelbraun; das Gesicht und die nackte Haut des Körpers sehr blass fleischfarbig, letztere ins Bläuliche ziehend; die grossen Ohren gelbbräunlich fleisch- farben und die Nägel kaum etwas dunkler. **) An diesem Exemplare ist offenbar der Schwanz beim Ausstopfen zu stark in die Länge gedehnt worden. Abhandlungen der II. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 55 430 terer erhielt seine Exemplare ziemlich aus den nämlichen Gegenden, nämlich von Borba und der Barra do Rio negro, so dass der Caia- rara also dem nordwestlichen Theile von Brasilien angehört und von da sich weiter in Peru und Columbien verbreiten mag. 2. Cebus nigrivittatus Narr. Der schwarzbindige Rollaffe. C. serdide flavido-brunneus, humeris limboque faciem cingente al- bido-lutescentibus aut sordide albidis; crista verticis angusta longitudinali nec non manıbus nigricantibus aut ferrugineo-fuscis. Von diesem Affen erhielt Natterer 2 Exemplare, wovon er das eine, ein junges Männchen, eine Zeitlang lebend hesass, bis es einer Krankheit unterlag. Ein 3tes Exemplar, unbekannter Her- kunft, das nach dem starken Gebiss ein ganz erwachsenes Männ- chen ist, findet sich ausserdem noch in der Wiener Sammlung vor. Das Münchner Museum hat keinen ähnlichen Affen aufzuweisen; auch ist mir keine auf ihn bezügliche Abbildung oder Beschreibung bekannt, da sowohl der Ü. griseus von Fr. Cuvier und Desmarest, als der Sajou gris von Buffon ‘und “die Simia hypoleuca von Hum- boldt entschiedene Differenzen von ihm darbieten. Die von Natterer zurückgebrachten Exemplare sind sich in der Färbung ziemlich gleich. Die Wangen sind mit kurzen Haaren be- setzt, die nach unten länger werden und über den Unterkiefer etwas herabhängen. Auf dem Vorderkopfe nach seiner ganzen Breite sind die Haare sehr kurz und werden rückwärts allmählig etwas länger. Längs der Mitte des Vorderkopfes verläuft von der Stirne an gegen das Hinterhaupt eine Binde aus längeren Haaren; diese ist anfangs schmal, erweitert sich aber schnell, so dass sie in der Mitte des Scheitels 14 Zoll breit ist und spitzt sich dann bald 431 gegen das Hinterhaupt zu. Diese Binde, welche keineswegs die ganze Breite des Scheitels zwischen den Ohren ausfüllt, sondern jederseits einen grossen Zwischenraum zwischen ihrem Rande und dem Ohre freilässt, ist schwarz und unterscheidet sich dadurch sehr von der übrigen Kopffarbe, welche am Vorderkopfe licht gelbhräun- lich ist, was allmählig trüber wird, und am Hinterkopfe ins dunkler Rostbraune mit helleren Haarspitzen übergeht. Die nämliche Farhe herrscht längs des Rückgrathes und des Anfangs der Schwanz- wurzel; nach den Seiten und dem Unterleibe herab wird sie etwas blasser. Die seitliche Gesichtseinfassung hat anfangs noch den gelb- bräunlichen Ton der Stirnbehaarung, der abwärts aber durch Auf- nahme von Gelb immer lichter wird. Der Vorderhals, der obere Theil der Brust, die Schultern und die ganzen Vorderarme sind weisslich gelb behaart, wobei die Haare einfarbig sind, während sie auf den Vorderarmen in ihren untern Theilen russbraun werden und daher die lichte Färbung trüben. Die Hände sind ganz schwarz- braun, welche Färbung auch auf der Innenseite der Vorderarme von da an herrschend ist, oberwärts zu aber durch die gelhlichen Haarspitzen aufgeklärt wird. Die Aussenseite der hintern Glied- massen ist trüb rostbräunlich, durch viele gelbe Haarspitzen lichter gemacht; auf der Innen- und Vorderseite herrscht das glänzend Fahlgelbe vor. Auf der Fusswurzel der Hinterhände trübt sich wieder die Färbung und diese sind mit fuchsig schwarzbraunen Haaren besetzt. Der Schwanz ist russig rostbräunlich und gelb melirt, auf der schmalen Unterseite eher etwas dunkler. Der Kör- per des jungen Männchens hat eine Höhe (vom Scheitel zum After) von 114“ der Schwanz misst fast 16“. Das erwachsene Männchen, dessen vorhin gedacht wurde, kommt in der Färbung ziemlich mit den beiden andern überein. Es hat gleiche kurze Kopfbehaarung, die nur längs des Scheitels in einem dunkel rostbraunen Kamme hervorsteht. Die Aussenseite ist 55 * 432 schmutzig rostbraun, was auf dem Schwanze am trübsten ist, eben so an den vier Händen. Die Behaarung der Stirne und um das ganze Gesicht, so wie am Vorderhalse und auf den Oberarmen ist schmutzig weisslich. Das Gesicht scheint fleischfarben gewesen zu seyn. Die Nägel sind braun. Die Höhe dieses Individuums ist 144“, der Schwanz misst 17”. Natterer hat seine Exemplare am oberen Rio branco erhalten, Vom Caiarara unterscheidet sich diese Art durch ihre trübe Färbung anstatt der rostfalben, durch ihre weisslichen Vorderarme und die schmale Längsbinde längs des Vorderkopfs, welche das Hinterhanpt ganz frei lässt und auch auf dem Mittelkopfe, wo sie am breitesten ist, über die Seitentheile sich nicht ausbreitet. V. PITHECIA. Schweifaffe. Während ich früherhin bei den andern amerikanischen Affen- gattungen mitunter die Arten zu stark eingezogen hatte, hat mir dagegen die Benützung von Natterer's Sammlungen und Notizen gezeigt, dass ich bei Pithecia die Reduction noch weiter hätte führen dürfen, indem wir jetzt nicht mehr als 4 Species von dieser Gattung anzunehmen berechtigt sind. Die Schweifaffen gehen der ganzen südlichen Hälfte des tropischen Amerika's ab, treten erst in Brasilien gegen den 1öten Breitengrad auf, jedoch hier blos in der Westhälfte, und erst gegen den Amazonenstrom hin erscheinen sie längs der ganzen Breite zwischen den Cordilleren und dem atlan- tischen Ocean, so dass sie, wie schon Tschudi richtig bemerkt, den 50sten Längengrad nicht überschreiten. 433 1. Pithecia Israelita Srıx. Der Judenaffe. P. nigra aut fulvo-fusca, capite, barba crassa caudaque nigris; capillitio subradiato, longitudinaliter diviso. Pithecia [Cebus] Satanas. Horrmasssees, Hums., Gsorrr, Kun. Pithecia Israelita. A. Wasx. in Schreb. Suppl. I. 219 tab. XxXXI: B. Brachyurus Israelita. Srıx tab. 7. Simia chiropotes. Hums. rec. I. p. 358 und 312. Schon nach Ansicht der 4 in der zoologischen Sammlung in Berlin aufgestellten Exemplare bin ich zur Ueberzeugung gekommen, dass Pithecia Satanas und P. Israelita nur Varietäten einer und derselben Art sind, deren Verschiedenheit nicht in der Weise der Kopfbehaarung, sondern lediglich in der Färbung des Pelzes liegt, und zwar so, dass die unter P. Israelita beschriebene Form der Kopfbehaarung die normale ist. Von jenen 4 Exemplaren sind 2 (Männchen und Weibchen) schwarz, und die beiden andern, eben- falls von beiden Geschlechtern, sind braun, aber Kopfmütze, Bart und Schwanz schwarz. Letzterer Varietät gehörig ist die Sümia Chiropotes. Die Berliner Exemplare geben schon zur Genüge zu erkennen, dass die Verschiedenheit in der Färbung nicht, wie bisher ange- nommen wurde, auf einer Geschlechtsverschiedenheit beruhe; auch Natterer hat beiderlei Färbung bei den verschiedenen Geschlechtern gefunden. Eine geographische Differenz scheint ebenfalls nicht zu bestehen, denn wiewohl Natterer seine braunen Exemplare am Rio branco, seine schwarzen dagegen weit davon entfernt bei Para er- legte, also von demselben Orte, woher Graf Hoffmannseyg seinen 434 Cebus Satanas bezog, so sollen doch nach andern Angaben hellfar- bige auch in Guiana und dunkle in Peru vorkommen. Zur genaueren Kenntniss beiderlei Varietäten füge ich noch einige Bemerkungen bei. Ein altes Männchen, das Natterer am Rio branco (einem Sei- tenarme des Rio Negro) am Fusse des kleinen Gebirges Arimani erlegte, hat ganz die Kopfmütze, wie ich sie von P. Israelita be- schrieben habe. Kopf, Backenbart, Schwanz, Unterleib, Innenseite der Gliedmassen und der grössere Theil ihrer Aussenseite, so wie der Schwanz ist schwarz, was an Kopf und Schwanz am dunkel- sten ist. Der ganze Rücken und die Oberarme sind russig semmel- farben. Die Höhe vom Scheitel bis After beträgt 1’ 3“, die Schwanzlänge 1° 1“. Die nackten Theile sind nach Natterer’s No- tizen folgendermassen gefärbt. Die Iris ist haselnussbraun; Gesicht und nackte Ohren schwarz, die Haut am Unterleibe röthlichschwarz, die Sohlen schwärzlich.. Der sehr grosse Hodensack ist bläulich- weiss und der Penis geht ins Violettröthliche über. — Am alten Weibchen von eben daher fand Natterer keine bemerkbare äussere Clitoris. Ein anderes altes Weibchen von der schwarzen Abände- rung, das er im hohen Walde bei Para erlegte, zeigte dieselbe Färbung der nackten Theile. Dieser Affe verbreitet sich von Peru aus längs des Amazonen- stromes bis zum atlantischen Ocean und nordwärts durch Guiana und die Länder am obern Orinoko. T'schudi setzt in Peru seine Südgränze unter dem 10° s. Breite fest; in Brasilien reicht er in- dess nicht so weit hinab, denn hier scheint er kaum bis zum 5° Breite südwärts herabzugehen. 435 2. Pithecia melanocephala Hunms. Der Vacary. P. brevicaudata, dorso flavescente, capite artuumque parle anteriori nigris, cauda femoribusque ferrugineis. Pithecia melanocephala. Hums., Grorrr., Kunt. Pithecia Quakary. Spıx tab. 8. Durch seinen Zahnbau schliesst sich der Vacary zunächst an die P. Israelita an, wie andererseits P. leucocephala und P. hirsuta in dieser Beziehung wieder unter sich übereinstimmen. Durch die Kürze des Schwanzes unterscheidet er sich gleich auffallend von den 3 andern Arten. Von den 3 Exemplaren, die Nafterer mitbrachte, kommen 2 in der Färbung ganz mit dem von Spixr überein, nur ist bei ihnen die- selbe noch etwas lebhafter. Bei einem 3ten Exemplare sind aber nicht-blos die Schenkel und der Schwanz rostroth, sondern auch der Rücken ist rostroth überlaufen. Die Iris giebt Natterer als haselnussbraun an; die nackte Haut des Gesichts und die Ohren schwarz auf röthlichem Grunde, die Finger und Sohlen schwarz, die durchscheinende Haut am Unterleibe schwärzlich auf fleisch- farbigem Grunde; zu jeder Seite des Penis ist ein Hoden, die eben- falls sämmtlich schwarz sind. Der Schwanz ist kurz, dünn, lang behaart und sein Ende wie abgestutzt. Die ganze Länge eines Männchens bis an die Spitze der letzten Schwanzknochen beträgt 2 2”, des Schwanzes vom After bis eben dahin 6” rheinl. Von einem alten Weibchen macht die ganze Länge bis an die Schwanz- haare 2‘ 14“, des Schwanzes 74”. Natterer hat seine Exemplare am Rio Negro erlegt; eines etwas unterhalb Moura, ein anderes bei Marabitanas, also aus Ge- 436 genden, woher auch die Exemplare von Humboldt und Spir stam- men. Der Vacary scheint demnach auf den nordwestlichen Theil Brasiliens jenseits des Amazonenstromes und auf die angränzenden Theile von Neugranada und Ecuador beschränkt zu seyn. 3. Pithecia leucocephala Au. Der weissköpfige Schweifaffe. P. villosissima, unicolor nigra aut luteo-irrorala, manibus nigris. «@) Mas adultus; unicolor niger, limbo faciali albido aut ochraceo. Pithecia leucocephala. Gxorrr. ann. XIX, p. 117. — Kun. Beitr. S. 45. — Desmar. mamm. p. 91. — Is. Georrr. diet. class. XV. p. 58. — A. Waen. in Schreb. Suppl. I, S. 222. — -Scuoms. in Lond. u. Edinb. phil. mag. X, p. 73. Yarkea leucocephala. Less. spec. des mamm. p. 177. Callithrix leucocephala. Georrr. catal. p. 9. Simia leucocephala. Aupss. sing. VI. 1. p. 9 fig. 2. — Hum». recueil I. p. 359. Simia Pithecia. Suaw. gen. zool, I. 1. p. 61; Mus. Lever. p- 169. tab. 5. Saki. Burr. hist. nat. XV, p. SS tab. 12; Dausext. p. 90. Yarke. Cvv. regn, anim. I, p. 103. PB) Femina el juniores; pilis nigris apice lutescentibus. Pithecia rufiventer. Gxorrr. ann. XIX, p. 116. — Kunr. Beitr. S. 43. — Desmar. mamm. p. 89. — Cuv. regn. anim. I, p. 103 —. Is. Grorrr. diet. class. XV. p. 58. Sünia rufiventer. Hum». rec. I. p. 39 und 358. 437 Sünia Pithecia. Liss. syst. nat. XH. — Scnres. Säugth. I, 125. — Auper. sing. VI, 1. p. 7 fig. 1. Pithecia nocturna. Ir. in d. Abh. der Berl. Akad. von 1804 — 1811. S. 107. — Orrers, neue Bibl. der Reisebeschr. XV, S. 198. — Less. spec. des mamm. p. 173. Callithrix Pithecia. G£orrr. cat. p. 9. Pithecia adusta. Ir. a. a. O. — [P. irrorata Aucr.] Ourers 2.2. 0. Pithecia rufibarbata. Kun Beitr. S. 44. — Desmar. mamm. p- 90. Pithecia capillamentosa. Srıx sim. bras. p. 16. tab. 11. Singe de nuit |Yarke]. Burr. suppl. VII, p. 113. tab. 30, 31. Pithecia Pogonias. Gray zool. of the voy. of the Sulphur p. 13, tab. 2. Keine Art ist so vielfach aus einander gerissen worden als diese, und um desto mehr erfreut es mich, durch Natterer die Mit- tel erlangt zu haben, der grässlichen Confusion ein Ende machen zu können. Als ich den Text zu Schreber's Supplementen ausarbeitete, war mir von Pithecia leucocephala nur das männliche Geschlecht, und zwar lediglich nach dem Exemplare der Erlanger Sammlung be- kannt. Temminck’s Meinung, dass Kuhl's P. ochrocephala blos das Weibchen oder Junge davon sey, führte ich an, ohne dass ich im Stande gewesen wäre, sie zu bestätigen oder zu widerlegen. Die grosse Menge von Exemplaren, welche sich Natterer von dieser Art zu verschaffen wusste, hat mir jetzt hinlänglich die Mittel ge- boten, über die Alters- und Geschlechtsverschiedenheiten der P. Abhandlungen der II: Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 56 4383 leucocephala die befriedigendste Auskunft zu geben. Die Anzahl der Arten, welche ich schon sehr zusammengezogen hatte, wird hierdurch noch mehr vermindert. Die alten Männchen einerseits, so wie die Weibchen und Jungen andererseits sind in der Färbung sehr verschieden. Da diese Thiere vor Natterer in ihrem freien Zustande nicht beobachtet, also die Alters- und Geschlechtsdifferenzen aus Beobachtungen nicht be- kannt worden waren und in den Sammlungen solche nicht ermittelt werden konnten, so setzten die Zoologen nach und nach eine ziem- liche Anzahl von Arten fest, die Lesson sogar in 2 Untergattungen: Pithecia und Yarkea vertheilte. Den verschiedenen Alters+ und Geschlechtsständen der P. leuco- cephala sind folgende Merkmale gemein. Die Behaarung ist ausser- ordentlich lang, straff und grob; nur die Unterseite und die Hände sind sehr spärlich behaart; die Ohren kahl. Auf dem Hinterkopf steht ein Haarwirbel, von dem die langen Haare strahlenförmig nach allen Seiten auseinander fallen. Eine kürzere weissliche oder ockerfarbige Behaarung fasst das Gesicht ein und hängt an den Wangen jederseits als ein Bart herab, der jedoch Kinn und die untere Seite des Unterkiefers ganz frei lässt. Noch kürzere Haare derselben Färbung finden sich an den Gesichtsseiten. Der Schwanz ist ausserordentlich buschig, an seinem Ende nicht abgehackt, son- dern spitzt sich hier etwas zu. Die 4 Hände sind schwarz be- haart, was gleich von P. hirsuta, wo sie gelblich sind, unter- scheidet. Das alte Männchen ist am ganzen Körper einfarbig schwarz, nur an den Vorderarmen behalten die Haare meist kurze gelbliche Spitzen. Der ganze Vorderkopf bis zu den Augenbraunen herab ist dicht mit kurzeu lichten Haaren besetzt; diese Binde ist jedoch 439 längs der Mitte getheilt, so dass hier die schwarze Haut der Stirne zum Vorschein kommt. Erwähnte Binde setzt sich an den Wangen weiter herab fort, indem zugleich die Haare länger werden und zieht sich weit in die Gesichtsseiten mit viel kürzeren Haaren hin- ein; um die Lippen stehen ebenfalls einzelne lichte Haare. Diese ganze Gesichtseinfassung von ziemlicher Breite ist entweder fast ganz weiss bis gelblichweiss, was an den Seiten der Wangen herab und namentlich an dem Fortsatze in das Gesicht hinein immer mehr ins Ockerfarbige fällt, oder der Gesichtskreis ist schön ocker- gelb, was nach unten und auf dem nach der Nase hinziehenden Haarbesatz ganz rostroth wird. Da der rostfarbige Gesichtskranz nicht bloss bei jungen, sondern auch bei vielen alten Männchen vor- kommt, so kann man darnach unter den alten Männchen 2 Abände- rungen, die eine mit gelblichweisser, die andere mit rostfarbiger Gesichtseinfassung, unterscheiden. Die Iris ist haselnussbraun, das Gesicht schwarz mit weissen oder rostfarbigen Haaren besetzt, die Ohren schwarz und fleischfarbig gefleckt, Sohlen, Finger und Nägel schwarz. So wie bisher beschrieben ist die ächte Simia [‚Pithecia] leucocephala. Sehr verschieden hievon ist das Weibchen, das in seiner Fär- bung der P. hirsuta sehr nahe kommt *). Alle Haare desselben auf der Ober- und Aussenseite haben mehr oder minder lange gelbe Spitzen; ihr übriger längerer Theil ist braunschwarz. Die spärlich behaarte Unterseite ist licht ockergelb oder roströthlich. Der Schwanz ist von der Farbe des Rückens; die 4 Hände sind schwarz behaart. Am Kopfe lassen sich, wie diess schon Spix bei seiner P. capilla- mentosa bemerklich gemacht hat, dreierlei Haare unterscheiden. Unten am Hinterkopf ist der gewöhnliche Haarwirbel, von dem aus *) Ein solches Weibchen hat Gray als besondere Art unter dem Namen Pithecia Pogonias unterscheiden wollen. 56* 440 die langen Haare mit ihren gelben Spitzen nach allen Seiten hin- fallen und auch den Vorderkopf bedecken, so dass nur die Stirne frei bleibt. Die Stirne ist mit kurzen Haaren besetzt, die beider- seits an den Wangen herabziehen, dabei länger werden und wie ein Backenbart herabhängen. Die Haare dieser Gesichtseinfassung sind nur am Grund schwarz, dann lichtgelb, so dass an ihr die gelbe Färbung, namentlich am untern Bartende und in das Gesicht hinein, vorherrscht. Diese Stirnbinde ist nicht, wie beim Männchen, längs der Mitte getheilt, obschon sich ihre Haare am Vorderrande in der Mitte etwas auseinander begeben. Ausser der eben erwäln- ten Stirnbehaarung sieht man noch eine kürzere Behaarung, die der vorigen von der Nasenwurzel aus sich entgegen wendet und divergirend von dieser aus kurze schmutzig gelbliche Augenbrauen über das Auge aussendet. Gesicht, Ohren, Sohlen und Krallen sind dunkelfarbig. Aehnlich wie die Weibchen sind die Jungen bheiderlei Ge- schlechts gefärbt. Ein besonders lebhaft gefärbtes junges Männchen, etwas mehr als halbwüchsig und eben im Verwechseln seiner Zähne begriffen, das Natterer eine Zeitlang lebend unterhalten hatte, zeigt schmutzig fahlgelbe Haarspitzen auf der Ober- und Aussenseite des Körpers, den Gliedmassen und am Schwanze. Die Unterseite des Körpers nebst der Innenseite der Gliedmassen ist schön roströthlich. Die Stirneinfassung ist breiter als beim Weibchen und geht bis zu den Augen vor; längs der Mitte sind ihre Haare zwar durch eine Längsfurche getheilt, aber diese reicht nicht bis auf die Haut. Er- wähnte Stirnbinde ist ockergelb, indem der dunkle Grund an ihren Haaren ganz verdeckt ist. Diess ist auch der Fall bei dem Besatz der Wangen, der stark in's Roströthliche zieht. Die Hände sind schwarz behaart, mit einzelnen gelblichen Haaren untermischt *). *) Kuhl's P. ochrocephala ist ein solches noch nicht erwachsenes Männ- 441 Mit dem Alter nimmt bei jungen Männchen das Schwarze immer mehr überhand und verdrängt zuletzt die gelbliche Färbung der Spitzen ganz. Dabei breitet sich dann die weissliche oder rostrothe Gesichtseinfassung immer weiter aus und wird ebenfalls einfarbig. Die ganze Länge eines erwachsenen Männchens bis zur Schwanz- spitze beträgt 2’ 83“, die des Schwanzes vom After bis an die Spitze der Haare 154” rheinl. Mit diesem Affen wurden wir zuerst aus dem französischen und holländischen Guiana bekannt. Schomburg sagt, dass er im Innern des britischen Guiana’s in beträchtlicher Anzahl vorhanden ist. Spix hat ihn von seiner Reise nicht mitgebracht; dagegen Nafterer in vielen Exemplaren, und zwar nordwärts des Amazonenstromes, von der Barra und dem Forte de Rio branco, also aus dem bhrasilischen Guiana. Der Amazonenstrom bildet die südliche Gränze von dieser Art, die der östlichen Hälfte des nördlichen Theils vom tropischen Südamerika angehört. 4. P. hirsuta Srıx. Der Zottelaffe. P. villosissima, pilis nigricantibus apice lutescentibus; sincipite manibusque stramineis. Pithecia hirsuta. Srix. tab. 9. — A. Wasn. in Schreh. Suppl. L, S. 221 tab. XXX A, Pithecia inusta. Six. tab. 10. chen, wahrscheinlieh auch seine P. rufibarbalta. Die P. capillamentosa von Spix scheint ein altes Weibchen zu seyn, wo die gelblichen Haarspitzen ziemlich geschwunden sind; wie Wagler (Natürl, Syst. der Amphib. S. 7) bemerkt, kam übrigens dieses Exemplar nicht aus Bra- silien. Unter Simia rufiventer etc. scheinen grösstentheils Weibchen begriffen zu seyn. 442 Pithecia irrorata. Gray zool. of the voy. of Sulphur I, p. 14 tab. 3. Natterer hat diese Affen zahlreich im nordwestlichen Brasilien angetroffen. Als südlichsten Punkt finde ich bei ihm den Wald do Cravari bei Cidade de Mato grosso genannt, von wo sie sich am Rio Mamor& und Madeira abwärts bis zum Rio Negro ausbreitet. Die P. hirsuta ist demnach derjenige Schweifaffe, der am weitesten gegen Süden geht, viel tiefer als die P. leucocephala, die dagegen beträchtlich weiter in nordöstlicher Richtung ausgehreitet ist. Aus Natterer's Notizen füge ich über die Form des Kopfes und die Beschaffenheit der nackten Theile noch Folgendes bei. Der Kopf ist klein und von den Seiten zusammen gedrückt, die Stirne flach und die Schnautze ziemlich hervortretend. Die Iris ist hasel- nussbraun; das Gesicht nackt und graulichschwarz, die obern Augendeckel fleischfarben; die Ohren sind nackt und an der innern Seite etwas fleischfarbig; die untere Seite der Hände graulich- schwarz. Das Scrotum ist sehr klein, schwarz und etwas behaart; der sehr kleine Penis ist an der Spitze fleischfarbig. Die Clitoris ist ebenfalls sehr klein. Von 2 alten Männchen bemerkt Natterer, dass das Gesicht haarlos war, dagegen giebt er es von 2 Weih- chen als behaart an, indem sich vom vordern Augenwinkel bis zum Mundwinkel herab ein breiter Streif von weissen Haaren zeigt. Bei P. hirsuta kommen beide Geschlechter in der Behaarung und Färbung mit einander überein und beide nähern sich dadurch sehr dem Weibchen der P. leucocephala, doch giebt die schwarze Behaarung der Hände bei letzterer Art ein sicheres Unterschei- dungsmerkmal, da bei P. hirsuta dieselben mit gelblichen Haaren besetzt sind. Weitere Unterschiede zwischen beiden Species habe ich am knöchernen Schädel ausfindig gemacht, indem bei P. leuco- 443 cephala der Jochbogen nochmals so breit und weit stärker gekrümmt als bei P. hirsuta ist. Vl1. NYCTIPITHECUS. Nachtaffe. Bei einer Gattung, die vom 25° s. Breite bis zu dem 5° n. Breite ihre Wohnsitze ausgedehnt hat, musste es allerdings in einige Verwunderung setzen, dass über diesen ungeheuren Flächenraum nur eine einzige Art verbreitet seyn sollte. Zwar waren bereits von einigen Systematikern 3 Arten unterschieden worden, aber in so ungenügender Weise, dass einer strengen Kritik ihre Selbststän- digkeit wenigstens sehr zweifelhaft erscheinen musste. Diese Zwei- fel sind nunmehr durch Natterer und Is. Geoffroy gelöst worden nnd wir können jetzt mit Sicherheit 3 Arten unterscheiden, die zu- gleich verschiedenen Verbreitungsbezirken angehören. 1. Nyetipithecus felinus Srix. Der Mirikina. N. supra brunneo-cinereus, gastraeo toto ochraceo, taenia verticis nigra media lateralibus duplo latiore. Nyetipithecus felinus. Srıx tab. 185 A. Wacn. und Narrrrer im Wiegm. Arch. 1843. 2. S. 21. — Is. Georrr. arch. d. mus. IV, p- 19. Nocthora trivirgata. Fr. Cuv. mamm. livr. 43. Nyetipithecus trivirgatus. Rense. Paraguay S. 58. — A. Wacn. in Schreh. Suppl. I. S. 226. (zum Theil), tab. XXI C. 444 Simia Azarae. Hums. rec. I, p. 359. Miriquouina. Azar. ess. II. p. 243. Wenn Gray das Verdienst zukommt, in neuerer Zeit zuerst auf die wirkliche specifische Verschiedenheit des N. felinus Spix von Humboldt’s Aotus trivirgatus, wenn auch nur in wenigen Wor- ten, aufmerksam gemacht zu haben, so hat dagegen erst Natterer durch seine umständliche Auseinandersetzung der unterscheidenden Merkmale nnd der grossen Verschiedenheit in der geographischen Verbreitung die specifische Differenz zwischen beiden zur vollen Evidenz gebracht. Woher Natterer seine sämmtlichen Exemplare erlangt hat, finde ich in seinen Papieren nicht verzeichnet, nur von zweien be- merkt er, dass er sie bei Cuyaba und am Guapore (in der Provinz Mato grosso) gefunden habe. Diess wird auf der Westseite wohl ihre nördlichste Gränze seyn, während ihre südliche erst mit dem 25sten Breitengrade in Paraguay gegeben ist. Auf der Ostseite Brasiliens würde sie dagegen viel weiter nordwärts sich erstrecken, wenn anders die Angahe von Spix richtig ist, dass seine Exem- plare aus den Umgebungen von Para abstammen. 2. Nyctipithecus trivirgatus Hums. Der rückenstreifige ‚Nachtaffe. N. supra cinereus, gutture pectoreque brunneo-canis, albido-inter- spersis; stria dorsali fusca, taeniis verticis tribus nigris ae- qualibus. 3 Aofus trivirgatus. Hums. rec. I, p. 358 u. 305 tab. 28. Nyctipithecus trivirgatus. Gray ann. of nat. hist. X, p. 256.— 445 A. Waen. und Narterer im Wiegm. Arch. 1843. 2. 8. 11. — I. Gsorrr. archiv. da mus. d’hist. nat. IV, p. 24, 28. Diese Art war bis in die neueste Zeit lediglich aus der Be- schreibung und Abbildung von Humboldt bekannt, indem kein Exem- plar davon in irgend einer europäischen Sammlung aufgestellt war. Natterer sandte zuerst von ihr Exemplare an die Wiener Sammlung ein, und viel später kam dem brittischen Museum auch ein solches zu, von dem Gray einige Notizen erhob. Der rückenstreifige Nachtaffe tritt erst nordwärts des Amazonen- stroms auf. Natterer erhielt seine Exemplare am obern Rio Negro und Humboldt fand ihn am Cassiquiare und dem obern Orinoco bei Maypures und Esmerelda. 3. Nyctipithecus vociferans Six. Der wollige Nachtaffe. N. supra fulvido-cinereus aut fulvido-brunneus; taenia verticis nigra media lateralibus duplo latiore; vellere toto lanuginoso. Nyetipithecus vociferans. Srix tah. 19.— A. Wasx. im Wiegm. Arch. 1813, :2.-S. 22; 1846, 2. S. 136. Nyetipithecus lemurinus. Is. Grorrr. arch. du mus. IV, p. 25, tab. 2. Obwohl Spiz den N. vociferans bereits als eigene Art von seinem N. felinus unterschieden hatte, so ist man seiner specifischen Selbstständigkeit doch erst durch Is. Geoffroy völlig versichert worden. Zwar hat letzterer beide für verschieden angesehen, in- dess die Vergleichung des Spix’schen Exemplares mit Is. Geoffroy's Beschreibung und Abbildung des N. Zemurinus hat mir zur Evidenz gebracht, dass beide zu einer und derselben Art gehören. Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II, Abthl. 57 446 Spixz entdeckte diesen Affen in den Waldungen von Tabatinga am Solimoes dicht an der peruanischen Gränze, ‚daher sich: auch vermuthen lässt, dass der von Poeppig in den Wäldern des Hual- laga beobachtete Nachtaffe derselben Art angehörig ist. Is. @eof- froy giebt ihn als gemein an in den Waldungen der. gemässigten Zone von Quindiu in Neu-Granada. VI. CALLITHRIX. Springaffe. Natterer hat diese Gattung nicht blos mit 2 neuen Arten be- reichert, sondern sein reiches Material hat mir auch die Mittel an die Hand gegeben, die schon früherhin aufgestellten, aber in ihrer Artberechtigung von vielen Seiten her beanstandeten brasilischen Arten mit mehr Sicherheit festzusetzen, wobei mir abermals seine Angaben über die Wohnbezirke derselben von wesentlichem Nutzen gewesen sind. Man kann nach der Weise der Behaarung die Arten der Gattung Callithrix in 2 Gruppen vertheilen. a) vellere longissimo laxo, itaque capite, trunco caudaque incrassatis; statura majore. 1. Callithrix personata Hums. Der schwarzköpfige Springaffe. ©. brunneo-flavescens, capite toto manibusque nigris, cauda rufe- scente. Callithrix. personata. Six tab. 12. — Pr. v. Neuw. Beitr. I. S. 107. — A. Waen. im Schreb. Suppl. I, S. 229 tab. XXX A. 447 Die zur ersten Gruppe gehörigen Arten haben unter sich grosse Aehnlichkeit, doch kann man die ©. personata von der ihr zu- nächst stehenden ©. nigrifrons durch den ganz schwarzen und klei- neren Kopf und die Männchen noch überdiess durch den lichten Nackenfleck leicht unterscheiden. Man kennt diese Art nur aus dem Küstenstriche an der Ost- "seite Brasiliens zwischen dem St. Maithäus-Flusse und den Wäl- dern bei Rio de Janeiro. Natterer, dessen Reisen mehr die west- liche Richtung nahmen, hat sie nirgends angetroffen. Ich bin daher zweifelhaft, ob sie, wie T'schudi angiebt, auch in Peru vorkommt, oder ob etwa eine andere nah verwandte Art für sie daselbst auf- tritt. 2. Callithrix nigrifrons Spıx. Der schwarzstirnige Springaffe. Ü. brunescens, taenia frontali lata manibusque nigris; [capite crasso, vellere villosissimo laxo]. Callithrix nigrifrons. Srıx sim. Bras. p. 21 tab. 15. Die unter dem Namen Callithrix nigrifrons, melanochir, Gigot und cinerascens aufgestellten Arten sind bisher den Zoologen zum grossen Anstosse gewesen. Ich hatte sie früher alle 4 unter einer Art begriffen, für die ich den Namen Ü. melanochir auswählte *). Lesson**) ging noch weiter, indem er nicht blos C. infulata und donacophila dazu zog, sondern alle sammt und sonders der C. per- sonata unterordnete, was freilich ein grosser Missgriff war. Tem- *) Schreb. Supplem. I, S. 230. **) Spec. des mamm, p. 163. 57° 448 minck hielt die ©. nigrifrons nur für das Junge von: ©. personata, worin er sich jedoch, ‘wie ich diess schon früher nachgewiesen habe, geirrt hat. Nach Untersuchung einer grösseren Anzahl von Exemplaren bin ich jetzt zur Ueberzeugung gekonimen, dass Spix ganz Recht hatte, wenn er Ü. nigrifrons von ©, Gigot. specifisch trennte. Ferner bin ich der Meinung geworden, dass der Gigo des Prinzen von Neuwied der Art nach von dem Spix’schen abweicht, und dass Ü. canescens ebenfalls eine eigene Art ausmacht. Während ich früherhin von C. nigrifrons nur das eine von Spix mitgebrachte Exemplar zur Vergleichung; benützen nnd von der Standhaftigkeit seiner Merkmale demnach zu keiner Versicherung gelangen konnte, bot sich diese mir leicht dar, als ich in Wien Gelegenheit bekam, nicht weniger als 12 Exemplare zu vergleichen, während ein 13tes schon früher an das Münchner Museum abgege- ben worden war. Aus der Untersuchung dieser 14 Exemplare er- gab sich bald die Gewissheit, dass Ü. nigrifrons sowohl von C. melanochir als von ©. Gigot getrennt werden müsse. Alle 14 Exemplare stimmen in folgenden Merkmalen überein. Die Grösse ist ansehnlich. Der Pelz ist ausserordentlich lang und zot- tig, selbst auf dem Kopfe und rings um ihn, wodurch dieser ungemein dick wird und sich hiedurch gleich von dem viel kleineren Kopfe der ©. personala unterscheidet. Auf dem Rücken und den Seiten- theilen erreichen die Haare eine Länge von 3 bis 34 Zoll und dar- über. Auch der ganze Unterleib und der Schwanz ist reichlich be- haart. Auf dem Gesichte sitzen nur einzelne Härchen, während die Wangen weit einwärts von dem langen Pelze besetzt sind. Die nackte Haut ist schwärzlich. Der vorherrschende Farbenton ist schmutzig lichtbräunlich mit graugelblichem oder rostigem Anfluge. Die Haare der Oberseite 449 sind schwarzbraun und licht fahlbräunlich geringelt, doch ist die Ringelung wenig deutlich. An den Armen herab wird sie merklicher; diese nehmen zugleich gegen die Handwurzel hin etwas mehr Schwarz auf und die Hände selbst sind ganz mit schwarzen Haaren bedeckt. Die hintern Gliedmassen erlangen gewöhnlich abwärts mehr licht Rostroth, das auch noch theilweise den Mittelfuss be- deckt, während die Finger der Hinterhand glänzend schwarz sind. Die Stirne ist von einer zollbreiten, glänzend schwarzbraunen Binde bedeckt, die scharf von der licht graugelblichen Farbe des Kopfes absticht. Diese dunkle Binde entsteht, indem die Kopfhaare (die weiter rückwärts blos in der untern Hälfte schwärzlich, in ihrer obern gelblich und braun melirt sind) auf der Stirne fast einförmig schwarzbraun, nur am hintern Theile mit einzelnen lichten Ringen unterhalb der Spitze besetzt sind. Auch in der Ohrgegend und an den Wangen herab sind die Haare zum Theil schwarzbraun, die Ohren auf ihrer Innenseite mit eben solchen Haaren bewachsen, Das dunkelfarbige Gesicht ist auf der Nasenkuppe, dem Kinn und beiden Lippen mit schmutzig weisslichen Härchen besetzt. Die Unterseite des Körpers nebst der Innenseite der Schenkel ist leh- hafter oder trüber rostig gelblichbraun oder rostgelblich. Der Schwanz ist entweder mehr rosthraunroth oder mehr rostgelblich oder licht rostbräunlich; die äusserste Spitze fast immer schmutzig gelblich. Die Iris ist, nach Natterer’s Angabe, licht umbrahraun, fast haselnussbraun; die nackte Haut des Gesichts graulich schwarz und die obere Hälfte der obern Augenlieder bräunlichweiss, was jedoch nur bei geschlossenem Auge sichtlich wird. Die Ohren sind grau- schwarz mit weisslichbraunen Pünktchen; die Haut der Hände braun- schwarz, das Scrotum dunkel braungrau. Beide Geschlechter sind gleichfarbig. — Die ganze Länge des frischen Thieres beträgt, nach Natterer, 2’ 11” rheinl., wovon auf den Schwanz 1’ 54” kommt. 450 Alle Exemplare des Wiener Museums sind von Nafterer in der Kapitanie von St. Paul und Rio de Janeiro gesammelt worden, Das Exemplar von Spix rührt aus Minas Geraes am Flusse „das Ongas“ her. 3. Callithrix Gigot Spiıx. Der rauchgraue Springaffe. ©. sordide canescens, stria angusta frontali manibusque nigris, [ca- pite crasso, vellere villosissimo laxo]. Callithrix Gigot. Seıx sim. Bras. p. 22. tab. 16. Diese Art ist sehr ähnlich der C. nigrifrons, so dass ich sie früherhin, wo ich nur das eine Exemplar von ihr, das Spix mit- brachte, untersuchen konnte, für identisch mit jener nahm. Jetzt, wo ich in Wien noch 2 Exemplare sah, die jenem vollkommen ähn- lich sind, und durch diese überdiess von der Verschiedenartigkeit ihres Wohnortes überführt wurde, halte ich es besser, beide speci- fisch zu sondern, selbst auf die Gefahr hin, dass künftighin es sich erweisen sollte, dass C. Gigof nur eine constante nördliche Varie- tät von Ü. nigrifrons oder melanochir. ausmachen möchte. An Grösse und Länge des Pelzes kommt sie ganz mit ©. nigri- frons überein, eben so in dem dicken Kopfe. In der Färbung ist der Unterschied, dass statt eines gelbbräunlichen Tones eine trüb braungraue Färbung vorherrscht. Die am Grunde dunkelbraunen Haare der Oberseite sind weiterhin trüb bräunlichgelb und schwärz- lich gesprenkelt. Das Bräunlichgelbe bekommt nur längs des Kreu- zes einen schwach rostbräunlichen Anflug, der jedoch durch die dunklen Spitzen fast ganz verdeckt wird, und in gar keinen Ver- gleich mit dem rothbraunen Unterrücken von C. wmelanochir gebracht werden kann. Die Unterseite ist nicht viel lichter als die obere. 451 Die Stirne ist vorwärts von einem schmalen schwarzen Qnerstreifen begränzt, indem die Kopfhaare hier ganz schwarz sind, oder nur einen schmalen gelblicben Ring unter der Spitze zeigen. Indem diese Ringe grösser werden, wird. weiterhin die Kopffarbe bräunlichgelb und schwarz gesprenkelt. Die Haare um die Lippen sind schmutzig weisslich. Die 4 Hände sind schwarz; die nackte Haut ebenfalls dunkelfarbig. Der Schwanz ist bei dem hiesigen Exemplare trüb und verwischt rostbraunröthlich mit Schwarz untermischt; im weitern Verlauf wird er etwas lichter, ohne eine reinere Färbung zu ge- winnen. Bei dem einen Wiener Exemplare ist der Schwanz an- fangs rostroth, in der letzten Hälfte schmutzig gelblichweiss; bei dem andern, wo jedoch die Spitze fehlt, ist er ganz rostfarben. Die Höhe vom After zum Scheitel beträgt 1’ 41“, der Schwanz misst 1.7”, Spix hatte sein Exemplar aus den Waldungen an der Meeres- küste bei Bahia erhalten; die des Wiener Museums sind ebenfalls von Bahia, Die C. Gigot tritt hier an die Stelle der weiter süd- wärts wohnenden Ü. nigrifrons. 4. Callithrix melanochir Nkuw. Der rothrückige Springaffe. Ü. cinerascens, tergo castaneo-rufo, manibus nigris. Callithrix melanochir. Pr. s. Nzuw. Beitr. II, S. 114 mit. Ab- bildung. Obwohl der Prinz von Neuwied seinen Gigo [C. melanochir] selbst für identisch mit dem von Spir als ©. Gigot beschriebenen erklärt, so besteht doch in der Färbung des Unterrückens eine zu grosse und constante Differenz, als dass man nicht an einer solchen Zusammenstellung irre werden sollte. Bei allen Exemplaren, die ich 452 vom Spix'schen Gigot gesehen habe, ist die rothbraune Färbung, welche den Gigo des Prinzen von Neuwied auszeichnet, gar nicht vorhanden. Ob sonst noch andere Differenzen, wie es scheint, vorkommen, kann ich mit Sicherheit nicht behaupten, da mir die Ü. melanochir aus Autopsie nicht bekannt ist, indem weder die bayerischen noch die österreichischen Reisenden sie aufgefunden haben. Sie mag‘ bis zu weiterer Prüfung als selbstständige Art angesehen werden. Ihre Heimath beginnt an der Ostküste Brasiliens vom St. Mat- thäus-Flusse unter 184° s. Breite und zieht sich nordwärts zu einer noch nicht ermittelten Gränze. b) vellere breviore minus laxo, itaque capite caudaque gracilioribus; statura minore. 5. Callithrix cinerascens Sreıx. Der graue Springaffe. Ü. cupreae magnitudine, cinerascens, dorso dilute ferrugineo-brune- scente, manibus yriseis, cauda nigricante. Callithrix cinerascens. _Srıx tab. 14. Man kennt zur Zeit diese Art, deren Selbstständigkeit ich nun nicht mehr bezweifle, lediglich nach dem einen Exemplare, das Spix in den Wäldern am Putamais oder Ica an der peruanischen Gränze auffand. 6. Callithrix Moloch Horrm. Der mausfarbige Springaffe. C. murina, temporibus, genis gastraeoque flavo-ochraceis; cauda nigro-fusca, apice pallidiore. 453 Callithrix Moloch. Horrm. im Mag. naturf. Fr. I.S. 97. — Is. Gsorrr. arch. d. mus. IV. 31 tab. 3. L) Simia Saki Moloch. Seıx, Denkschr. d. Akad. z. Münch. 1813. S. 330 tab. 17. Diesen schönen Affen hat Natterer am 5. August 1834 bei der Villa de Tagajor im nahen hohen Wald unterhalb der Campina an- getroffen. Obwohl ich diese Lokalität auf der Karte nicht habe auffinden können, so kann doch, der Zeitangabe nach, damit nur ein Ort an der Ausmündung des Amazonenstromes gemeint seyn, also in der Gegend von Para, woher auch Graf Hoffmannsegg sein Exemplar erhielt. 7. Callithrix cuprea Sriıx. Der kupfrige Springaffe. ©. supra dilute fuscescens, genis, gastraeo, artubus manibusque cupreo-rufis, capite superiore toto concolore. Callithrix cupreus. Srix tab. 17. — A. Wacn. im Schreb. Suppl. I. S. 233. Die ©. cuprea bewohnt den Theil Brasiliens, der dem Wohn- bezirke der ©. Moloch in westlicher Richtung gerade entgegenge- setzt ist, nämlich die Waldungen am Solimoes gegen die peruanische Gränze hin. Natterer hat sie auf seinen Reisen nicht wahrge- nommen. 8. Callithrix caligata Narr. Der rostrothe Springaffe. C. supra dilute fuscescens aut rufescens, gastraeo, genis artubusque cupreo-rufis; sincipite nitide atro; manibus nigricantibus, pilis nonnullis dilutioribus intermixtis. Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 583 454 Callithrix caligata.. A, Waen. im Arch. für Naturgesch. 1842. 14.8. 337. Die Callithrix caligata steht in einem ähnlichen nahen Verhält- nisse zu Ü. cuprea, wie Ü. nigrifrons zu Ü. Gigot. Sie hat mit der Ü. euprea die gleiche Grösse; die Wangen, die Unterseite und die Gliedmassen sind ebenfalls lebhaft rostig kupferroth, die Rücken- farbe ist ähnlich oder hat mehr Roth, aber die C. caligata unter- scheidet sich dadurch, dass der ganze Vorderkopf glänzend schwarz, ist, was hinterwärts ins Fuchsige spielt, indess bei C. cuprea der Vorderkopf mit dem Hinterkopf gleichfarbig ist. Während ferner bei Ü. cuprea die 4 Hände mit dunkel kupferrothen Haaren besetzt sind, sind sie es bei C. caligata mit schwarzen, denen einzelne bräunlichgelbe untermengt sind. Natterer hat von dieser Art 2 er- wachsene männliche Individuen mitgebracht, wovon ich das durch seine Färbung ausgezeichnetste näher beschreiben will. Der Rücken und ein Theil der Aussenseite der Gliedmassen ist schimmernd rostrothbraun. Die Wangen, die spärlich behaarte Unterseite des Körpers, die Innen- und Vorderseite der vorderen Gliedmassen, die Innen- und Hinterseite der hinteren Gliedmassen nebst den Unterschenkeln ist gesättigt rostkupferroth. Die Haare der Aussenseite sind am Grunde dunkel rostbraun, dann undeutlich rostroth und schwarz geringelt, während an Ü. cuprea die Ringe- lung sehr markirt ist. Am deutlichsten ist noch die Ringelung in der Kniegegend und auf den Vorderarmen. Der ganze Vorderkopf ist über einen Zoll breit mit glänzend schwarzen, rückwärts ge- richteten Haaren besetzt, die hinterwärts, wo eine feine rostbraune Ringelung der Haare beginnt, einen fuchsigen Ton annehmen. Die Haare des Hinterkopfs sind rostgelb und schwarz geringelt, wobei die hellere Farbe vorherrscht. Die 4 Hände sind mit schwarzen Haaren besetzt, unter welchen sich einzelne rostgelbliche einnengen. 455 Die Ohren sind aussen nackt, innen mit einzelnen schmutzig weissen Haaren versehen. Der Schwanz ist im Anfange schmutzig .gelblich- weiss und schwarz gescheckt, indem hier die weisslichen Haare in der Mitte schwarze Ringe haben. Diese werden kleiner und ver- schwinden endlich, so dass die grössere hintere Hälfte des Schwan- zes einförmig gelblichweiss ist. Gesicht, Ohren und Sohlen sind schwarz, ersteres mit einzelnen schwärzlichen und um die Lippen mit einzelnen schmutzig weisslichen Härchen besetzt; die Krallen sind dunkelhraun. Die Höhe vom Scheitel zum After beträgt 124%, die Länge des Schwanzes 144”. Das eine Exemplar stammt von Borba am Rio Madeira, nicht weit von dessen Einmündung in den Amazonenstrom; das andere ist vom Rio Solimo&. Da demnach ©. caligata in der Nähe von ©. cuprea gefunden worden ist, so bleibt es weiteren Untersuchungen in der Heimath dieser Thiere vorbehalten, ob nicht Mittelglieder zwischen ihnen vorhanden sind, oder ob sie schroff gesondert neben einander stehen. 9. Callithrix brunnea Narr. Der braune Springaffe, Ü. castaneo-fusca, taenia frontali lata manibusque nigris; occipite brunneo-lutescente, cauda fusca. Callithrix brunnea. A. Wasn. im Arch. für Naturgesch. 1842. 1. S. 357. Eine von Natterer entdeckte Art, die sich zwächst an Ü. ca- ligata anreiht, mit der sie in Grösse, Gestalt und der schwarzen Stirnbinde übereinkommt, von derselben aber durch die rostig ka- stanienbraune Färbung, die ganz schwarzen Hände und den dunkeln Schwanz sich unterscheidet. Es könnte auch mit 0. nigrifrons 58 * 456 einige Aehnlichkeit gefunden werden, allein die ©. brunnea unter- scheidet sich ‚gleich durch. ihre Färbung, durch die geringere Grösse, den kürzeren Pelz mit schlichten, nicht zotteligen Haaren, der na- mentlich am Schwanze glatt anliegt und diesen daher dünner er- scheinen lässt, was auch noch von der Kopfbehaarung gilt. Die herrschende Farbe ist ein etwas saftiges und schimmerndes rostiges Kastanienbraun mit lichten hbräunlichen Spitzen. Diese Farbe wird gegen den Kopf ganz licht gelbbräunlich, während sie nach den Leibesseiten und auf den Gliedmassen immer dunkler wird; die 4 Hände sind ganz schwarz. Die Haare sind in ihrer untern Hälfte dunkel russbraun, dann schwarz mit licht gelbbräunlichen Ringen. Auf dem Nacken und Hinterkopf ist die obere Hälfte der Haare einförmig licht bräunlichgelb, daher hier diese Farbe allein auftritt, und scharf von dem dunklen Vorderkopf abschneidet. Die- ser ist in seiner vorderen Hälfte mit glänzend kohlschwarzen Haaren besetzt, die in seiner hintern Hälfte mit Rostroth untermengt sind, indem hier die Haare kurze fuchsrothe Spitzen haben. Die dunkle Färbung des Vorderkopfes schneidet quer über die Mitte des Schei- tels scharf von der lichten Färbung des Hinterkopfes ab. Auch die Seiteneinfassung des Gesichts ist gegen die Stirnbinde zu aus glän- zend schwarzen Haaren gebildet; mit ziemlich langen Haaren von eben dieser Farbe ist das Ohr auf seiner Innenseite dicht be- setzt. Der Unterleib ist spärlich mit schwarzbraunen, undeutlich geriugelten Haaren versehen. . Der Schwanz ist einformig dunkel- braun, mit sehr verwischter Ringelung, doch wird die äusserste Spitze etwas lichter Gesicht, Ohren, die nackte Unterfläche der Hände und das Scrotum sind schwarz, ersteres an den Lippen mit weisslichen Härchen besetzt. Die Nägel sind schwarzbraun, und die Iris haselnussbraun. Die Wiener Sammlung besitzt 4 Exemplare von dieser Art: 457 ein erwachsenes und ein junges Männchen, und 2 Weibchen. Die Höhe vom Scheitel bis zum After ist 124“, die Länge des Schwan- zes 174”. Natterer entdeckte diese Art auf seiner Flussreise auf den Rio Madeira hinab, also an der Westgränze des mittlern Brasiliens. 10. Callithrix torquata Horrm. Der Kragen-Springaffe. C. supra fusca aut nigra, subtus torque collari albido, manibus anterioribus luteis aut albidis. Callithrix torquata, amicta et lugens Avcr. Von einem Weibchen hat Natterer aufgezeichnet, dass die Iris haselbraun ist, Gesicht und Ohren schwarz, die obern Augenlider schmutzig weiss, der Oberrücken dunkel kastanienbraun, was am Unterrücken ins Schwarzbranne übergeht, die Oberseite der Vorder- hände bräunlich gelb und der Schwanz schwarz. Diese Art ist im nordwestlichen Theile des tropischen Süd- amerika’s weit verbreitet. T'schudi giebt den 12° s. Breite in Peru als ihre Südgränze an, von wo aus sie nordwärts sich fortzieht. Im weitern Verlaufe hat sie Spias am Solimo&s gegen die peruani- sche Gränze hin gefunden und Natterer bei S. Gabriel am linken Ufer des obern Rio Negro. Noch weiter nordwärts ist ihr Humboldt in den Waldungen am Cassiquiare und Rio Guaviare bei S. Fer- nando de Atabapo und den niedern Bergen am rechten Ufer des Orinoco hinter der Mission von S., Barbara begegnet, so dass ihr Wohnbezirk vom 12° s. Breite bis zum 5° n. Breite sich ausdehnt, jedoch nur auf die Westhälfte dieser Region sich beschränkt. 458 VIII CHRYSOTHRIX. Saimiri. Durch die Vergleichung der vielen von Natterer zurückgebrach- ten Exemplare mit denen von Spix, so wie mit den vorliegenden Beschreibungen bin ich nunmehr im Stande, 3 Arten Saimiri’s*) zu unterscheiden, die sämmtlich in Brasilien, aber nur in dessen nord- westlichem und nördlichem Theile vorkommen und von da aus in die benachbarten Länder übergehen. Nachstehende Charakteristik wird fortan diese Arten nicht mehr mit einander verwechseln lassen. 1. Chrysothrix sciurea Liss. Der Saimiri. Chr. supra olivaceo-flavescens, nigro-adspersa; dorso splendide au- rantiaco-mixta; capite supra e nigro flavidoque subtilissime punctulato vittisque privato; antibrachis manibusque dilute rubiginoso-fulvis. - Chrysothrix sciurea. A. Wacn. im Wiegm. Arch. 1846. 2. S. 135. Simia sciurea. Scherer. I. S. 121, tab. XXX. Saimiri. Dausent, Burr. XV, p. 67. Fr. Cov. mann. li- vrais. 10. Saimiris ustus. Is. Grorrr. arch. d. mus. IV, p. 6 tab. 1. Es ist dies die nordöstliche Art, die uns daher auch zuerst *) Die grossen Differenzen, welche sich im Bau des Schädels und der Eckzähne kundgeben, habe ich ausführlich in den Abh. der k. bayer. Akad. der Wissensch, II, S, 441 erörtert. 459 bekannt geworden ist. Sie ist offenbar gemeint von Daubenton, Pennant [sein Orange ape], Barrere, Froger und Fr. Cuvier. Is. Geoffroy hat von ihr zwar neuerdings eine zweite Art als Sawmiris ustus abtrennen wollen, aber damit nur Altersverschiedenheiten be- zeichnet, denn sein S. ustus, den er übrigens blos nach dem ein- zigen von seinem ‘Vater aus Lissabon mitgebrachten Exemplare kennt, ist lediglich ein ganz erwachsenes altes Individuum, während sein 8. sciureus die jüngeren Altersstufen der nämlichen Art darstellt. Dass diese Behauptung richtig ist, bezeugen die vie- len von Natterer zurückgebrachten Exemplare aus den verschiedenen Altersstufen, worunter die ganz alten vollkommen mit dem 8. ustus übereinstimmen. Bei alten Individuen ist das Orangen- oder Pomeranzenroth des Rückens sehr lebhaft; die Oberseite des Kopfes, die immer ohne schwarze Zeichnungen ist, und die Aussenseite der Gliedmassen ist gesprenkelt olivengrau, wobei das Olivengelbe vorherrscht; Vorder- arme und Hände sind lebhaft goldig roth, ohne braune Beimischung. Man kennt diese Art schon lange aus dem französischen und holländischen Guiana; in Brasilien ist sie aber erst von Naftterer aufgefunden worden und zwar bei Borba, Barra do Rio Negro und am Rio Branco. Spix hat sie nicht mitgebracht. 2. Chrysothrix entomophaga D’Ors. Der Saguhy. Uhr. supra olivaceo-serina, nigro-adspersa, dorso splendide colorato, capite supra aterrimo ; antibrachis manibusque splendide aureo- fulvis. Chrysothrix entomophaga. A. Wacn. im Wiegm. Arch. 1842 1. S. 357; 1846 2. S. 135. 460 Callithrix entomophaga. D’Ors. voy. tab. 4. Saimiris entomophagus. Is. Grorrr. arch. d. mus. IV, p. 17. Diese Art war bisher nur durch D’Orbigny's Abbildung ange- deutet, bis ich, sie nach den beiden von Nafterer mitgebrachten Exemplaren beiderlei Geschlechtes, durch eine Diagnose näher charakterisirte. D’Orbigny hat bisher noch keine Beschreibung mit- getheilt, wohl aber Is. Geoffroy, woraus ich ersehe, dass die bei- den ihm vorliegenden Stücke noch nicht die vollkommene Färbung hatten, daher ich seine Angaben nach dem Exemplare Natterer’s vervollständigen will. Die ganze Kopfplatte ist kohlschwarz, doch haben die Haare lichte Wurzelhälften, die aber völlig verdeckt sind; von dieser schwarzen Platte verläuft ein schmaler Längsstreif am Nacken her- unter, so wie jederseits eine Binde vor den Ohren herab bis zur Mitte der Wangen. Die Farbe der ganzen Ober- und Aussenseite ist schön zeisiggelb und schwarz gesprenkelt; letzteres ist am mei- sten dem Rücken und nächstdem der Aussenseite des Schwanzes, der Oberarme und der Ober- und Unterschenkel beigemischt.. An den Seiten überwiegt die zeisiggelbe Farbe über die schwarze; auf dem Unterleib und der Innenseite der Gliedmassen tritt sie rein hervor, wird gegen die Ränder an den Hinterfüssen lebhafter und geht so allmählig in die schöne goldrothe Farbe der letztern über, die an den Vorderarmen und Vorderhänden noch weit lebhafter ist. Gesicht und Vorderhals sind mit weisslichen Haaren besetzt, die an den Ohren mehr gelblich werden. Der Schwanz ist auf der Ober- seite dem Rücken gleichfarbig, unten einfarbig goldgelhlich, die ganze Schwanzspitze schwarz. Die Haut der Augengegend ist, nach Natterer’s Angabe, blass fleischfarben, fast weiss; die Nase sammt den beiden Lippen, wie bei den zwei andern Arten, von 461 einem runden schwarzen Fleck bedeckt; die Unterseite der 4 Hände ist bräunlichgelb. Beide Geschlechter sind gleichfarbig. Die Höhe vom Scheitel bis zum After beträgt 11“, der Schwanz misst 144. Natterer entdeckte diese Art am Rio Mamor& im Walde am linken Ufer, wo sie in Gesellschaft zusammenlebt. Der Kundort von D’Orbigny’s Exemplaren ist nicht angegeben, doch lässt sich als solcher wohl der angränzende Theil von Bolivien oder Peru ver- muthen. Der nach Poeppig in den Bergwäldern des obern Huallaga häufig vorkommende Saimiri wird wohl der nämlichen Art ange- hören. 3. Chrysothri@ nigrivittata Wacn. Der schwarzbindige Saimiri. Chr. supra olivaceo-cana, nigro-adspersa; dorso minus splendide colorato; vitla nigra utrinque ante et supra auriculas ducta; antibrachiis manibusque saturate ferrugineo-fulvis. Ohrysothrix nigrivittata. A. Wacx. im Wiegm. Arch. 1846. 2- 87139. So lange ich von dieser Gattung keine andern Exemplare zur Ansicht hatte, als die von Spix gesammelten, hatte ich mit ihm und » Wagler kein Bedenken, dass selbige der Simia sciurea Lass. zuzu- theilen seyen. Nachdem ich nun aber die vielen Exemplare Natte- rers mit denen von Spix vergleichen konnte, habe ich alsbald er- kannt, dass letztere eine besondere Art bilden müssten, der ich den Namen Chr. nigrivittata heilegte. Sie ist bisher nicht beschrieben, denn wenn auch Humboldt's Titi durch die Kopfzeichnung daran er- innert, so passt doch die übrige Beschreibung nicht dazu, wenn Abhandlungen der II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. V. Bd. II. Abthl. 59 462 anders letztere sich nicht auf Chr. sciurea bezieht, da Humboldt wirklich von 2 Arten spricht *). Unsere Sammlung besitzt 3 Exemplare aus verschiedenen Alters- stufen. Die Färbung, ist weit weniger lebhaft als bei Chr. sciurea, und an der Oberseite des Kopfes und der Aussenseite der Glied- massen herrscht der graue Ton über den blass olivengelben vor. Der Scheitel ist schwarz und olivengelb gesprenkelt. Da wo an den Kopfseiten oberhalb der Ohren die weisse Farbe von der ge- sprenkelten des Seheitels sich scheidet, läuft jederseits eine schwarze Binde hin, die sich zuletzt senkrecht an den Wangen herabzieht. Bei jungen Exemplaren ist zwar diese Binde nur schwach angedeu- tet, es kann jedoch gleichwohl keine Verwechslung mit der Chr. sciurea eintreten, da auf dem Scheitel sowohl die schwarze Spren- kelung vorwaltet, als auch das Gelb nur von einem klassen Tone ist. Den Händen und Vorderarmen ist Braun heigemischt, daher diese nur rostig braunroth sind. Die Rückenhaare sind von unten nach oben grau, dann citrongelb, schwarz und rostfalb geringelt, mit kürzeren oder längeren schwarzen Spitzen, daher der Rücken aus Schwarz, Rostfalb und Citrongelb gesprenkelt ist, was am in- tensivsten längs des Rückgraths, an den Seiten aber lichter wird, indem hier das Gelb vorwaltet. Die Haare des Gesichts, der Ohren, des Unterkiefers und Vorderhalses sind weisslich, was allmählig in die blassgelbliche Farbe des Unterleibes übergeht. Der Schwanz ist auf der Oberseite von der F'arbe des Oberarmes und der Schen- "kel, auf der Unterseite schmutzig weissgelblich; seine ganze lange Spitze ist schwarz. Die Innenseite des Oberarmes ist blassgelblich, das an der des Vorderarmes immer mehr ins Falbe übergeht. Die Innenseite der Hinterbeine ist fast ganz gelblichweiss, was erst gegen *) Humboldt's Tili de T’Orenoque scheint in keiner Sammlung vorhanden zu seyn, wenigstens fehlt er auch der pariser. 463 die Fusswurzel ins Rostfalbe verläuft. Die Länge des Körpers beträgt 134“, des Schwanzes mit den überragenden Haaren 16”. Die Jungen haben eine sehr trübe Färbung, die erst mit dem Alter lebhafter wird, doch nicht in dem Maasse wie bei den beiden andern Arten. Spix hat seine Exemplare bei Ega, an der Ausmündung des Teffe in den Solimoes erhalten; Natterer hat diese Art nicht angetroffen. Sollte Humboldt’s Titi de U’Orenoque hieher gehören, was mir aber zweifelhaft erscheint, so würde sich diese Art nordwärts am Cassi- quiare, Guaviare und obern Orinoco weiter ausbreiten. IX. HAPALE. Seidenaffe. Von dieser Gattung hat Natterer zwei neue Arten entdeckt, von denen die eine, Hapale chrysopyga, schon vor geraumer Zeit durch Mikan behannt gemacht wurde, während von der andern, Hapale chrysoleucos, hier die erste Beschreibung zur Vorlage ge- bracht werden soll. Auch über andere, bisher nur unvollständig gekannte Arten, insbesondere über ihre geographischen Verbreitungs- Verhältnisse stehen mir jetzt so viele Thatsachen zu Gebote, dass ich nunmehr eine schärfere Charakteristik der brasilischen Seiden- affen, als sie bisher möglich war, entwerfen kann. Ich behalte da- bei die auf die Beschaffenheit des Gebisses begründeten beiden Gattungen von Geoffroy, Jacchus und Midas, bei, denen ich übri- gens nur den Werth von Untergattungen zugestehe. 59* 464 1) Suhbgenus Jacchus. +) capite penicillato, cauda annulata. 1. Hapale Jacchus Liss, Der weisspinselige Sahui. H. cinerascens, dorso flavo alböque variegato; penicillo albo ante et pone auriculam, macula frontali alba. Hapale Jacchus. Pr. v. Nruw. Beitr. I, S. 128. — A. Wacn. im Schreb. Suppl. I. S. 241. Ouistiti. Burr, Aupes., Fr. Cuv. ß) collo albescente. Jacchus albicollis. Srıx tab. 25. Der Sahui mit weissem Ohrpinsel scheint auf den mittlern Theil der Ostküste Brasiliens beschränkt zu seyn, wo man ihn mit Sicher- heit zwischen dem 14. und 8° s. Breite kennt. Sein Vorkommen im bolländischen Guiana hat sich nach den Angaben Sack’s und des Anonymus in der Isis (1844 S. 92) als unbegründet erwiesen. 2. Hapale penicillata Grorrr, Der schwarzpinselige Seidenaffe. H. cinerascens, dorso flavo alboque variegato; penicillo nigro ante auriculam, macula frontali alba; capite colloque nigris. Hapale [Jacchus] penicillata. Spıx. tab. 26. — Pr. v. Nkuw. Beitr, I, S. 162. — Fr. Cuv. mamm. tab. 75. ß) genis guttureque albis. Jacchus leucocephalus Geofr. Pr. v. Nruw. S. 135 mit Abbild. 465 Die Hapale leucocephala kaun ich nach den Exemplaren, die ich nunmehr in Wien und Berlin gesehen habe, nur für eine Varie- tät von H. penicillata halten, da die ganze Differenz blos in der weissen Färbung des Vorderkopfes und Vorderhalses besteht, und darin selbst Schwankungen vorkommen, indem bald der ganze Vorder- kopf bis hinter die Ohren weiss gefärbt, bald der Scheitel davon ausgenommen und schwarz ist. Zur Verstärkung meiner Meinung dient noch der Umstand, dass die beiden angeblichen Arten gleiche Heimathsverhältnisse haben. Als Wohnbezirk der H. penicillata ist die Ostküste Brasiliens von Rio de Janeiro an nordwärts bis zum 14° s. Breite bekannt, von wo sie sich westwärts (nach Spix und Lund) in der Provinz Minas Geraes ausbreitet; ein von Natterer mitgebrachtes Exemplar, dessen Fundort ich notirt finde, kommt von Porto do Rio Pa- rana *). — Die H. leucocephala hat der Prinz v. Neuwied in den Waldungen am Espirito Santo beobachtet, und daher stammt auch wohl das durch Sellow an Natterer abgelassene Exemplar, das jener bei Campos oder Villa Vittoria erhalten hatte. 3. Hapale aurita Gsorrr. Der weisskämmige Seiden- affe. H. nigra, rufo-mixta; auriculis pilis longis interne obsitis, fronte facieque albo-pilosis. Hapale [Jacchus] aurita. A. Wacn. im Schreb. Suppl. I, 8. 243. tab. XXX. C. *) An diesem Exemplare, einem Weibchen, bezeichnet Natterer die Iris als haselnussbraun, die oberen Augendeckel weisslich, die übrige Haut des Gesichts schwarzbraun. 466 Als Heimath dieser Art wurde bisher zwar Brasilien vermuthet, ohne dass man jedoch einen sicheren und näheren Ausweis hatte. Diesen kann ich nun beibringen, denn Nafferer hat seine Exemplare bei Matto dentro (Sau Paulo) und am Paranä erhalten, so dass also. diese Art auf das südliche Brasilien angewiesen ist. Da die Färbung der nackten Theile bisher nicht bekannt war, so gebe ich sie hier nach Natterer's Aufzeichnungen an. Die Iris ist sehr licht gelbbraun, die Haut um die Augen röthlichgrau und über den obern Augenliedern fleischfarben; die Hand- und Fusssohlen sehr hell graulichhraun. Das Scrotum ist gross und bläulichweiss, mit einigen fleischfarbigen Warzen; die Gegend um den Penis fleischfarbig. jr) eapite penicillato, cauda haud annulata, 4. Hapale chrysoleucos Narr. Der blonde Sahui. H. albida, manibus caudaque splendide rutilo-fulvis, auriculis albo- penieillatis. Hapale chrysoleucos. A. Wascn. im Wiegm. Arch. 1842. 1. S. 357. Eine schöne von Nafterer entdeckte Art, die der Form ihrer Schneidezähne nach zur Untergattung Jacchus gehört und in der- selben ein vermittelndes Glied zwischen der vorigen und letzten . Gruppe bildet, indem die Ohren wie bei jener gepiuselt sind, der Schwanz dagegen wie bei dieser ungeringelt ist. Die Behaarung ist sehr weich und alle Haare sind der ganzen Länge nach einfarbig. Die sehr grossen Ohren sind beiderseits mit langen Haaren besetzt, die den ganzen Ohrenrand mit einem hohen 467 Haarkamme einsäumen. Die sämmtliche Behaarung des Kopfes, der Ohren, des Vorderkörpers und der Oberarme ist weiss, was all- mählig Gelb aufnimmt (an dem einen der 3 von Natterer eingelie- ferten Exemplare schon am Ohrenpinsel), so dass Vorderarme, der Bauch, der untere Rand von der Aussenseite der Oberschenkel, der grössere Theil der Aussenseite der Unterschenkel, die vier Hände, Aftergegend und der ganze Schwanz mehr oder minder rostgelb, ins Rostrothe überziehend sind. Die Haut des Gesichts ist sehr schön licht fleischfarben, gleich der Haut eines Weissen, und mit einzelnen weissen Härchen besetzt; die Nasenflügel sind etwas bläu- lich, die Iris hell haselfarben. Die Ohren, Sohlen und das Scerotum sind dunkel fleischfarben. Die ganze Länge beträgt 2% rheinl., wo- von der Schwanz bis zur Spitze der überragenden Haare 134“ einnimmt. Natterer entdeckte diese Art bei Borba gegen die Ausmündung des Madeira in den Amazonenstrom, wo sie im niedern Walde in kleinen Gesellschaften gefunden wird. it) capite haud penicillato, cauda annulata, 5. Hapale pygmaea Srıx. Das Zwergäfflein. H. omnium minima, supra e brunneo- fulvido nigroque variegata: , i q gata; pilis capitis longioribus, retroversis, auriculas obtegentibus. Jacchus pygmaeus. Srıx tab. 24 fig. 2. Man kennt diesen Affen nur aus dem einzigen von Spix mit- gebrachten Exemplare, das noch dazu nicht im besten Zustande sich befindet. Ich hatte früher Bedenken getragen, ihm die Artberech- tigung zuzugestehen, indem ich in diesem Exemplar nur das Junge eiues Pinseläffchens, vielleicht der Hapale penicillata, dem jedoch 468 noch der Ohrenpinsel fehlte, vermuthete. Weitere Vergleichungen, so wie auch die mir von Herrn v. Martius gewordene Mittheilung, dass er dieses Individuum eine Zeitlang lebend gehalten habe, machen es mir nun wahrscheinlicher, dass in ihm eine besondere, von allen andern verschiedene Art repräsentirt sey. Seine geringe Grösse war es besonders, die mich früher auf den Gedanken brachte, dass es ein noch nicht erwachsenes Junges seyn möchte; indess die Vergleichung seines Gebisses mit dem der Jungen anderer Arten hat mich nun überführt, dass das Gebiss vollständig ausgebildet ist und dieses Thier demnach seine volle Grösse entweder schon ganz oder beinahe ganz erreicht hat. Das Gebiss ist das ächte eines Jacchus, im Sinne, wie Geof- froy diese Gattung’ begränzt. Die Behaarung ist lang, reichlich und weich; besonders lang ist sie auch am Kopfe, zumal an den Seiten- theilen, und dabei rückwärts gerichtet, so dass die Ohren dadurch ganz verdeckt werden. Die Ohren sind auf der Aussenseite nackt, anf der Innenseite aber mit längeren, über den Rand etwas vor- ragenden Härchen besetzt; ein besonderer Ohrenpinsel fehlt gänzlich. Die Färbung der ganzen Ober- und Aussenseite des Körpers ist aus lichtbräunlich Liehmgelb und Schwarz gescheckt, indem die lehmgelben Haare an der Wurzel und Spitze schwärzlich gefärbt sind, wobei letztere häufig noch von einem kurzen gelben Ende überragt wird. Diese rostiggelbe und schwarze Färbung ist in der Weise angeordnet, dass sie auf Kopf und Nacken gesprenkelt, auf dem Rücken aber in abwechselnden Querbinden auftritt. Die Unter- seite ist einfarbig lehmgelblich. Der Schwanz ist aus Rostgelb und Schwarz geringelt; die 4 Hände sind rostiggelb behaart, die Kral- len sind weisslich. Die Länge des Körpers nach der Rückenkrüm- mung beträgt etwas über 6“, der Schwanz scheint beinahe eben so lang zu seyn. 469 Dieser Affe bildet auch ein Mittelglied zwischen der ersten und der nachfolgenden Abtheilung, mit jener durch den geringelten Schwanz, mit dieser durch den Mangel der Ohrenpinsel überein- stimmend. Unter allen amerikanischen Affen ist er bei weitem der kleinste. Das Zwergäffchen ist bisher von keinem andern Reisenden als von Spix aufgefunden worden, der es in den Wäldern von Taba- tinga am Rio Solimoes erhielt. fr) eapite haud penicillato, cauda non annulata. 6. Hapale melanura Georrr. Der weissnasige Sahui. H. supra fusca, infra fulvido-lutescens; femoribus rufo- fuscis, latere anteriore abrupte albidis; cauda nigra. Hapyale [Jacchus] melanura. Gkorrr., Huns., Kun. Es ist dies eine bisher sehr wenig bekannte und in den Samm- lungen nicht häufige Art, von der noch keine vollständige Beschrei- bung vorliegt und als deren Heimath nur im Allgemeinen Brasilien bezeichnet ist. Die mir von Natterer an die Hand gegebenen Ma- terialien lassen das bisher Mangelnde vollständig ergänzen. Die Oberseite des Körpers ist im Allgemeinen gelblich rostig- braun; der Vorderhals gelblichweiss, was an dem Unterleibe ins licht Rostbräunliche zieht, während die Seiten mehr ins Gelbliche fallen. Die Stirne ist schwärzlich, der Vorderkopf dunkelbraun, was auf der Mitte des Scheitels in eine Spitze ausläuft, so dass dadurch ein Dreieck entsteht, das jedoch nicht immer deutlich ist. Die Aussenseite der vordern Gliedmassen ist gelbhräunlich, was gegen die Hände ins Dunkelhraune übergeht; die Innenseite ist hel- Abhandlungen d. II. Cl. d. k, Ak. d. Wiss. V. Bd. II, Abth. 60 470 "ler und hat mehr Gelblich. Die Aussenseite der Hinterbeine ist dunkel rosibraun, während die Vorderseite der Oberschenkel von den Hüften an bis unter das Knie scharf abgeschnitten gelblichweiss ist. -Die Innenseite der Unterschenkel ist lichter rostbraun als die Aussenseite; die Füsse sind auf der Oberseite dunkelbraun behaart. Der Schwanz ist einföormig schwarz; nur an der Unterseite ist seine Wurzel auf eine kleine Strecke hin rostroth. Die einzelnen Haare des Rückens sind in ihrer untern Hälfte schmutzig lichtgelblich, dann dunkelbraun mit kürzerer oder längerer graugelblicher Spitze. Die Haare der Unterseite, der Vorderseite und des Schwanzes sind einfarbig. Die Haare am hintern Rande der Aussenseite der Hinter- beine sind am Grunde roströthlich, dann braunschwarz mit graugelb- lichen Spitzen längs des Oberschenkels. Die Iris ist haselbraun; die Haut des Gesichts dunkelbraun, ausgenommen die zwischen den beiden Nasenlöchern liegende Nasen- kuppe, die blass fleischfarbig ist, eben so wie der darunter lie- gende Theil der Oberlippe.e Von einem Männchen giebt Natterer an, dass die Unterlippe an dieser Stelle von derselben Farbe war, während bei einem Weibchen sich daran nichts Fleischfarbiges zeigte. Die Ohren sind ziemlich gross, ganz fein mit Härchen be- flogen, dunkelbraun, an der Wurzel röthlich, vorn mit einem bläu- lich fleischfarbigen Fleck, der jedoch von den bräunlichen Wangen- hıaaren bedeckt wird. Das Serotum ist blass fleischfarbig; die Soh- len sind hellbraun, ins Fleischfarbige übergehend, beim Weibchen sehr hell fleischfarbig; die Krallen sind dunkelbraun. Das Gebiss ist das ächte von Jacchus. Die Läuge des Körpers beträgt 10% des Schwanzes mit den Haaren 143“. Natterer fand diese Art bei Cuyaba und Caissara in der Pro- vinz Mato grosso, also in der Westhälfte des mittleren Brasiliens. 471 7. Hapale argentata Lanus. Der Miko. H. argenteo-alba; facie, auriculis palmisque rubris; cauda nigra. Hapale argentata Avcr. Lange Zeit war von diesem schönen Aeffehen nur das einzige im pariser Museum aufgestellte Exemplar bekannt, das La Conda- mine, als er auf dem Amazonenstrom durch die Waldungen von Para reiste, von den Landeseingebornen als ein ihnen unbekanntes Thier im lebenden Zustande zum Geschenk erhielt. Aus denselben Gegenden stammen wahrscheinlich die beiden Exemplare in der Berliner Sammlung, da sie von Sieber herrühren. Woher das hie- sige und andere in verschiedenen Museen aufgestellte Individuen gekommen sind, ist mir nicht bekannt. Natterer hat so wenig wie Spix diese Thiere irgendwo angetroffen. Von Is. Geoffroys Ver- muthung, dass der Miko entweder ein Albino von H. melanura oder deren erwachsener Zustand seyn möchte, ist jedenfalls die letztere Alternative unrichtig, da wir nunmehr von dem weissnasigen Sahui durch Natterer die Färbung alter Exemplare kennen; dagegen könnte allerdings der Miko ein Albino von H. melanura seyn, da man ihn nur vereinzelt, nirgends familienweise angetroffen hat. 2) Subgenus Midas. j) capite haud jubato. 8. Hapale Ursula Horrm. Der Neger-Sahui. H. nigra, dorso rufo-undulato, manibus nigris. Hapale [Midas] Ursula Avcr. Diese Art ist längs des Amazonenstromes weit verbreitet, da Natterer sie sowohl in den Umgebungen von Para, woher sie schon 60* 472 längere Zeit bekannt war, als auch bei Barra do Rio Negro auf- fand. Nordwärts wird sie aus Guiana aufgeführt. Nach Natterer's Aufzeichnungen kommt sie im ganzen Habitus und der Form der Ohren mit H. Midas überein; die Iris ist umbrabraun, Gesicht und glänzende Ohren schwarz; Scrotum und Penis schwarzbraun, ober- halb des letztern eine ovale Drüse. Bei dem Weibchen zieht sich von den Schamlippen bis zur Nabelgegend ein breiter flacher Wulst, der eine Art Moschusdrüse zu seyn scheint, aus der bei Druck ein riechendes Oel hervortritt. 9. Hapale Midas Liss. Der Tamarin. H. nigra, dorso flavo-undulato, manibus rufis. Hapale [Simia] Midas Avcr. Midas rufimanus. Georrr. ann. XIX, p. 120. Eine im nördlichen Theil des tropischen Südamerika's weit ver- breitete Art, die schon lange aus Guiana bekannt ist, von Naftterer auch am Forte do Rio branco und nunmehr von T'schudi ebenfalls in Peru aufgefunden wurde, so dass sie in jenem Theile vom Ost- fusse der Kordilleren bis zur Küste des atlantischen Oceans ihr Wohngebiet ausgedehnt hat, 10. H. labiata Georrr. Der weissbärtige Seidenaffe. H. nigra, labio superiore mystace albo; dorso infimo femorumque latere externo flavis aut rufescentibus, nigro- undulatis., Midas labiatus. Georrr. ann. XIX, p- 121. Midas mystax, nigricollis et fuscicollis. Srıx tab. 20 — 22. 473 Spix hat diese Art zwischen dem Solimo@s und Ica bei Oli- venza, also in der Nähe der columbisch- peruanischen Gränze auf- gefunden und T'schudi hat sie nun auch in Peru angetroffen. Nat- terer hat sie auf seinen Reisen nicht wahrgenommen. 11. Hapale bicolor Srıx. Der zweifarbige Seidenaffe. H. corpore anteriore toto albo, posteriore griseo-brunneo; cauda supra nigra, infra apiceque ferruginea. Midas |Hapale] bicolor. Srıx tab. 24 fig. 1. — A. Waen. im Schreb. Suppl. I, S. 251. Von dieser schönen Art brachte Spix nur ein einziges junges Exemplar, und dies noch dazu im üblen Zustande, zurück, so dass seine Beschreibung nicht vollständig ausfallen konnte und es des- halb Cuwier nicht zu verargen ist, wenn er vermuthete, dass diese H. bicolor nur eine Varietät von H. Oedipus seyn dürfte. Jetzt, wo ich alte und junge Exemplare in Natterer's Sammlung ver- glichen habe, kann ich diese Vermuthung als ganz unbegründet abweisen und durch eine vollständige Beschreibung die specifische Selbstständigkeit dieser Art ausser allen Zweifel setzen. Der ganze Vorderkopf bis zu den Ohren und der Mitte des Scheitels ist bei alten Individuen fast ganz nackt, fein runzelig und schwarz, und nur mit feinen weissen Härchen beflogen, die blos an den Augenbrauen und Lippen länger sind; bei jungen Thieren ist jedoch, wie das Spix’sche Exemplar es zeigt und die Angabe von Natterer bestätigt, das Gesicht mehr behaart. Die eigentliche Be- haarung des Kopfes beginnt erst in der Gegend zwischen den Ohren und ist am ganzen Halse und dem Rumpfe ziemlich lang. Der Ohrenrand ist oben etwas übergebogen, unten vorwärts geschlagen. 474 Das Hinterhaupt, der ganze Hals, die Brust und ein spitz auslau- fender Streif am Bauch, so wie die Schultern und die ganzen Vorderglieder sind schön weiss, mit Ausnahme des Hinterrandes der Vorderarme, der ockerfarbig überlaufen ist. Der übrige Rumpf und die Aussenseite der Hinterbeine ist bräunlich gelbgrau, mit etwas Schwarz gesprenkelt, wobei die Färbung auf dem Rücken dunkler als an den Schenkeln ıst. Die Vorder- und Innenseite der Ober- und Unterschenkel ist licht rostroth; die Oberseite der Hinter- hände und der Hinterbauch mehr licht ockerfarb, Der Schwanz ist oben schwarz, auf der ganzen Unterseite und an der Spitze rost- röthlich, was am lebhaftesten längs der Schwanzwurzel ist, Beide Geschlechter sind gleichfarbig. Die Rückenhaare, einzeln betrachtet, sind schwarz, in der obern Hälfte mit zwei schmalen gelblichen Ringen, woran sich meist eine kürzere oder längere schwarze Spitze ansetzt. Aehnlich ist die Aussenseite der Hinterbeine, nur dass die gelben Ringe eine weit grössere Ausdehnung gewinnen. Die weissen Haare sind einfarbig. Die Haut des Gesichts und die Ohren sind schwarz; das Innerste der letzteren und ein Fleck nahe am obern Rande fleischfarben. Die Haut der Finger und Sohlen ist schwarz, die Krallen dunkel- braun. Das Serotum ist schwarzgrau mit fleischfarbigen Flecken. Die Clitoris ist sehr unscheinlich und von den Schamlippen bedeckt, von denen sich ein langer, breiter, flacher, schwarzbrauner, zungen- förmiger Wulst bis zum Anfang des Bauches hinzieht. Die Länge des Körpers beträgt 91“ des Schwanzes 121“. Natterer hat diese Art in den Waldungen der Barra do Rio Negro angetroffen, woher auch das Exemplar von Spir rührt. 475 12. Hapale Geoffroyi Pucn,. Der rothnackige Seidenaffe. H. supra e nigro flavoque undulata, subtus alba; zona verticis an- guste pilosa antice alba, postice ferruginea; cauda nigra basi ferrugineo-micxta. Hapale Geoffroyi. Pucner. rev. zool. 1845. p. 138. Midas Oedipus var. Spix tab. XXI. — A. Waen. im Schreb. Suppl. I, S. 252. Seitdem ich mit der ächten Simia Oedipus bekannt geworden war, hatte ich mich überzeugt, dass das hiesige Exemplar, welches von Spix und mir für eine blosse Varietät derselben gehalten wurde, der Repräsentant einer eigenen Art sey. Diese ist seitdem auch von Pucheran aufgestellt worden; er scheint es jedoch ganz über- sehen zu haben, dass sie schon lange vorher von Spix beschrieben und abgebildet worden ist. Zu ihrer richtigen Kenntniss will ich noch folgende Charakterzüge nach dem Exemplare der hiesigen Sammlung beifügen. Der ganze Kopf ist mit feinen, anliegenden, weissen, hinter den Ohren auch schwärzlichen Haaren beflogen, zwischen denen allenthalben die nackte schwarze Haut sichtlich ist, Nur längs der Mitte des Oberkopfes verläuft ein eigentlicher dichter und längerer Haarbesatz, der gegen die Stirne in einer Spitze sich auskeilt und hinterwärts als eine schmale Binde am Hinterkopf sich herabzieht und dann am Nacken sich ausbreitet, ohne jedoch eine Mähne zu bilden, was schon gleich von der ächten Sinia Oedipus unterschei- det. Die Behaarung am übrigen Körper ist sehr reichlich und lang. Die Färbung ist schon von Spix und mir angegeben worden und kommt mit der überein, wie sie Pucheran beschreibt. Die Länge 476 des Körpers beträgt nach meiner Messung 104“, des Schwanzes > fe} 217 14% Spix wusste selbst nicht mit Sicherheit, woher das von ihm beschriebene Exemplar gekommen war, indem er nur muthmasslich Guiana als Heimath angiebt. Mit Zuverlässigkeit ist für selbige von Pucheran Panama bezeichnet worden und es steht also sehr in Frage, ob diese HM. Geoffroyi etwa noch bis in die nördlichsten Theile Brasiliens sich herabzieht. Natterer hat sie so wenig als H. Oedipus in Brasilien wahrgenommen. 7) ecapite jubato. 13. Hapale chrysomelas Nzuw. Das goldmähnige Löwen- äffchen. H. splendide nigra; juba, antibrachüs striaque dorsali caudae au- reo- aut rufo-fulvis. Hapale chrysomelas. Prinz v. Neuw. Beitr. II, S. 153. mit Abbild. Vom Prinzen von Neuwied an der Ostküste zwischen dem 14 — 154° s. Breite entdeckt; dagegen von Natterer läugs der Westgränze Brasiliens, wo er sich doch lange unter gleichen Breite- graden aufhielt, nicht wahrgenommen, obwohl ihre ausgezeichneten Formen diese Art sehr bemerklich machen, daher es auffallend ist, dass Tschudi sie in Peru auffand, und daraus abzunehmen ist, dass sie in diesem weiten Verbreitungsbezirk nur sporadisch anftritt. 14. Hapale chrysopyga Narr. Das goldsteissige Löwen- äffchen. H. tota nigra, juba concolore; fascia frontali, natibus femoribusque extra intusque flavis. S Jacchus chrysopygus. Mix. delect. fasc. 3 mit Abbild. Eine Art, die von Natterer entdeckt wurde und durch Mikan zur Bekanntmachung gelangte. Sie wurde von ihm in der Provinz S. Paulo aufgefunden und gehört demnach zu den wenigen Arten von Seidenaffen, die ihre Heimath im südlichen Brasilien haben. 15. Hapale Rosalia Lass. Das rothe Löwenäffchen. H tota rufo-fulva. Hapale [Midas] Rosalia Avcr. Als ihren Verbreitungsbezirk längs der Ostküste Brasiliens be- stimmt der Prinz von Neuwied den 22 — 23° s. Breite, worüber sie nur wenig hinauszugehen scheint, da auch Spix und Natterer (soweit mir hierüber von Letzterem Angaben vorliegen) von daher ihre Exemplare gebracht haben. Dass ebenfalls Guiana als ihre Heimath angegeben wird, rührt wohl nur davon her, dass diese netten Aeffchen aus Rio de Janeiro dahin verschleppt und dann von Cajenne oder Surinam aus zu uns übergeführt wurden, wo- durch ihr sekundärer Wohnort für ihren ursprünglichen galt. | Weder Sack noch der Anonymus in der Isis haben sie im hol- ländischen Guiana ausfindig machen können. op} un Abhandlungen d. Il. Cl. d. k Ak d. Wiss. V. B. II. Abthl. A473 Erklärung der Kupfertafel. Schädel der Pithecia leucocephala. Schädel der Pithecia hirsuta. Abbildung der kurzen Muskeln an der linken Hand des Ateles pentadactylus. Diese Abbildung ist genommen von dem Exemplare, dessen Muskulatur ich in Schreber's Na- turgeschichte der Säugthiere, Supplement I, S. 192 be- schrieben habe. Dieses Exemplar hat dadurch ein beson- deres Interesse, dass ihm an der rechten Hand der Dau- men ganz fehlt, während er au der linken vorhanden ist. Dass der Daumenmangel an der rechten Hand nicht Folge einer erlittenen Verstümmelung ist, beweist der Umstand, dass die ihm sonst eigenthümlichen 4 Muskeln ebenfalls nicht vorkommen, folglich jener Defekt ein angeborner ist. An der linken dagegen, wo der kleine Daumen vorhanden ist und aus einem vollständigen Mittelhandknochen und einer vollkommenen Phalanx besteht, sind auch diese 4 Muskeln vorfindlich. Zur Erläuterung der von mir vorhin eitirten Beschreibung der kurzen Muskeln an der linken Hand dieses Exemplars von Ateles pentadactylus soll unsere Fig. 3 dienen, auf der die beigefügten Buchstaben folgende Bedeutung haben: u. opponens pollicis. b. flexor brevis pollicis. ec. abductor brevis pollicis. d. adductor pollicis mit seinen 3 Köpfen. {) 479 e. Sehne des vordern Kopfs des adductor pollicis, von der Kleinfingerseite der ersten Phalanx des Mittel- fingers abgehend. f. adductor digiti indieis proprius. 9. opponens digiti minimı. Bei dieser Gelegenheit muss ich einen Schreibfehler berichtigen, den ich im angeführten Schreber'schen Werke auf S. 193 Zeile 2 und 4 v. u. begangen habe, indem da- selbst statt kleiner Finger zu lesen ist (kleiner) Daumen. Fig. 4 und 5. . Schädel von Isothrix bistriatus; zur Erläuterung der auf S. 256 angegebenen Gattungsmerkmale. Zusatz Die neuen Arten amerikanischer Affen, die im Vorstehenden durch Natterer und mich aufgestellt wurden, sind demnach folgende 1) Ateles varieyatus. 2) Cebus nigrivittatus, 3) Callithrix caligata. 4) Callithrix brunnea. 5) Chrysothrix nigrivittata. 6) Hapale chrysoleucos. 7) Hapale chrysopyga. 61% 480 Von diesen 7 Arten ist nur die letzte schon vor geraumer Zeit durch Mikan publieirt und abgebildet worden; die 6 andern sind noch nicht bildlich dargestell. Von 4 derselben, nämlich von Ate- les variegatus, Callithrix caligata, Callithrix brunnea und Hapale chrysoleucos, habe ich durch die Liberalität der Direction des k. k. Naturalienkabinets in Wien schöne Abbildungen erlangt, die ich zu- gleich mit andern in einer besonderen Synopsis der brasilianischen Säugthier-Fauna in einiger Zeit bekannt zu machen gedenke. a ; u, 5 = ® PR BT an D ae rear zer, u j 11 Pe e u . Wr Re) j j ve „1 1 SS 17 a E u 5 ur 4% 2 1 ER 2 An u gr, u tea N 6,8 vol 5 u 5 ur - a ıL a nt dr ig 2 Ir ig & e er Bi = RE . f i "#5 Re. \ . a 1 ” ® a6 - 5 Fin > ar Au 7a id u A etz YM abe E er >. . Pu un Zr 7 pe AR KG Pa 7 Ber u Ri u IR 5 Eee = £ N - I Fer B Fe [I 5 PL 1 Zi u en Eu D ı a ER 0 Es Fi u 5 u P® v SAFE De we. Fr; az Aa 2 fe» Br i X; an nr‘ £ 6) u JEAN Rz % aD Kr Pr ur,. #7 De y uw 7 5 ar . we een. © 516.00 000 n 5 I ei A ii ° or; ei sh STELLE SEI Ce Br, „) ERBLAREN m, | se re Jan MR er 1 z * 5 u Be I ‚ikea el, ie, we SHE I a in Ber - . \ 2: Ab 7 Ve Y Prinns 13.7 Br nr Pit: R m = n u e Gr . 43 DK) IR J re vr . B en - a ye D i . - a Pan a > - 5 T u £ * | \ 2 E vu u ‚za . } : g REF TER NR dl ua 4 Pe i A „ls a7 ei Pa | DEE er z AreK It 44 e Eraet j Paar e BT 27 is DE in EI > De EIT 12:5 22.12 u BA . en Eu u or ) mL u Fi Kar Pr Be BE} u - u 5 5 ; u 2% She | ö RC Du ’ BIRRN 1 Re j > ai Im sr ei In Fun Be su FR Li D0, 0 fi 5 Du un l Fores Bu 7 I Ei i DL Ah 2A Ge BPE LER TTRRT Jer i IR, 1 Ri 7 Ku DR 2 28 ie en j' AR 7 i re IM, BIRTASNE IE 5 f ER HN n i er b Be; BU2} i in lt A Du gr . A 5 uw IK 2.y ca = RK ur nie)? IEH ER u u . EN a b Mn BE» v0 ı i A fr “ R RN BT 5 re ’ f Ei} Bun LEBE ) PR FIRE, ur , B . ” 2 En iR ii Mr DE Kur I . AR RR E DE e 17 j . k sa ) In j - . e j uy op: vs ’ A i ERDE RE TREEUNT SR ABNT ARTE ler ri nn 1} Er n IRRE Ban IE AR i ’ u . Ari IE De u BT me Br B l Ft, - ER ll: IR u D Ey eo. | u ni N ar 5 Tun i u en | 0% N Eu In IE A nu ö ’ ir j Arten . Nur Fr) Bu Po -— [PR } Au fı a Ger, I Re Er Bu an wer [ BET‘ r) ur Ti sAlr ai a 5 PER Er Ei ZEN ee? Ri ji A auk J RAE BEE RI T SaRe VO ESLT EL ET 0 k N mar BT ee 8 u. un. By ur au J Be j FE a7 AN Bar ar \ - H { Perir F r 1A 15 x Ba I f tl Fr 14 i N VL En IrL 2 5 L . D 1 4 IP f j E urn M D \ D De ei x) i er ie j Eu ir i Ö ur 5 it ame ullık Dee Da) FE DEE ri >, Al Dir: Nie IP, un,» ru u TUT . i _ a 7 2 IL. EHEN EN En URL r) rn PR u = w er f NY wir n aLı8r 5 Bi; i \ı Ad FACE RE Bere Ba a Be 1 Mar a a Ba tr a a SEEN R v 1 5 Las) Ip - . PRLEEN | De as u | u ie Br: u ae PIPR IDEE | H ERAUMGARSAL N: BETTER RR) -} in Ps an si er ar 2, Em RuyUn w I Ri Der CE we ar Pe 5” P ’ y 5 in 20.05 j Ku 3 1ER ET EEE FRE . ” Int, { u rr j ME rn 21 Ri A ? 5 vi) En ’ ua e= ) PrEE [2 5 iR u \ 25 Dat f DIET 4 me ury Dir a oa Du Er SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES 3 7083700295233 nhmamm QL725.A1W13